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Full text of "Encyklopaedie der Therapie v. 2"

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l«-.-'  ^-- 


ENCYKLOPAEDIE 


DER 


THERAPIE. 


HERAUSGEGEBEN 


VON 


OSCAB  LIEBREICH, 

DB.  MED.,  GEHEIMER  MEDIOINALKATH.  0.^.  PROFESSOR  DEK  HEII.yiTTELI.EHRE  AN  DER 
FRIEDRICH- W1LHELM8-UN1VEBSITÄT. 


UNTER  MITWIRKUNOi  VON 


MARTIlf  MENDELSOHN,     lnd       ARTHUR  WURZBURG, 


OR.  HER.  PRIVATDOCENT  DER  INNEREN  MEDICIM 
AN  DER  FRIEDRICH-WILHELMS-rNlVERSITÄT. 


DR.  MED..  KGL.  SANIT.ITSRATH.  BIBLIOTHEKAR 
IM  KAISERLICHEN  GESl'NDHEIT.^AMTE. 


ZWEITER    BAND. 


BEFU^IN  1898. 
Verlag  von  August  Hirschwald 

N.W.  UNTER  DER  LINDEN  68. 


^^^ 


sl^-^ 


Siaphoretica.  Dife  eigentliche  Uebersetzung  des  Wortes  Diaphorese:  Durchtritt  der  ge- 
nossenen Nahrung  durch  den  Körper,  hat  in  dem  medicinischen  Sprachgebrauch  keine 
Geltung  mehr.  Man  versteht  jetzt  unter  Diaphorese  den  Austritt  des  Schweisses  aus 
dem  Organismus,  und  diejenigen  Mittel,  welche  Schweiss*  her\'orrufen,  werden  Dia- 
phoretica  und  auch  Sudorifera  genannt.  Erstere  Bezeichnung  ist  besonders  dann  ge- 
wählt worden,  wenn  der  Schweiss  als  Dampf  unsichtbar  wird,  in  welchem  Falle  der 
Rückstand  desselben  auf  der  Haut  verbleibt;  Sudorifera  dagegen  sollen  solche  Mittel 
sein,  welche  einen  flüssigen  Schweiss  hervorrufen.  Hieraus  ergiebt  sich,  dass  es  nicht 
erforderlich  ist,  lediglich  des  quantitativen  Unterschiedes  wegen,  für  einen  und  den- 
selben Secretionsvorgang  zwei  verschiedene  Ausdrücke  zu  wählen. 

Für  die  Beurtheilung  des  Werthes  der  Schweisssecretion  ist  es  wichtig,  sich  eine 
Vorstellung  von  der  Zahl  der  Schweissdrüschen  und  der  Grösse  der  secernirenden 
Fläche  zu  machen.  Messungen  (Krause)  haben  ergeben,  dass  über  2  Millionen 
Drüsen  beim  Menschen  vorkommen,  und  ihn;  secernirende  Fläche,  bei  der  Gesammt- 
oberfläche  des  Körpers  von  I1/2  Quadratmetern,  1/2  Quadratmeter  beträgt.  Das 
Volumen  der  Drüsen  würde  demnach  dem  Inhalt  '2  Niere  entsprechen.  Bei 
dieser  Berechnung,  die  natürlich  keinen  Anspruch  auf  absolute  Genauigkeit 
machen  kann,  sind  die  schweissdrüsenreichen  Achselhöhlen  nicht  einmal  eingerechnet 
worden.  Die  Vertheilung  der  Drüsen  ist  nicht  gleichmässig.  Am  zahlreichsten  finden 
sie  sich,  etwa  300  auf  1  qcm,  in  der  Vola  manus  imd  in  der  Planta  pedis,  am 
wenigsten  verbreitet  sind  sie  im  Rücken  und  Gesäss,  etwa  50  pro  1  qcm.  Diese 
imposanten  Zahlen  deuten  schon  an,  welche  grosse  Bedeutung  der  Schweisssecretion 
in  dem  Körpersystem  zufällt.  Wird  die  Secretion  an  einer  Körperstelle  aufgehoben, 
so  treten  für  den  Ausfall  der  Absondenmg,  ähnlich  wie  bei  der  vicariirenden  Nieren- 
function,  andere  Schweissdrüsen  mit  verstärkter  Secretion  ein.  So  zeigte  sich  bei  einem 
Soldaten,  dessen  übermässige  Fussschweisse  zum  Verschwinden  gebracht  wurden,  eine 
so  starke  Schweisssecretion  in  den  Handtellern,  dass  er  das  Gewehr  nicht  halten 
konnte.  Nicht  immer  jedoch  findet  die  üntcrdrilckung  der  Secretion  an  einer  Stelle 
einen  Ausweg  durch  Hypersecretion  anderer  Hautstellen.  Es  kann  dann  die  unter- 
drückte Schweisssecretion  zu  starken  Störungen  des  .\llgemeinbefindens 
führen.  Es  ist  daher  die  bis  in  die  neueste  Zeit  hinein  sich  breit  machende  An- 
schauung, dass  die  Schweisssecretion  als  eine  für  die  Gesundheit  unwesentliche  zu 
betrachten  sei,  auf  das  Energischstem  zu  verurthcilen. 

Die  Schweissdrüsen  haben  nicht  allein  die  Function,  dem  (Organismus  Wasser  zu 
entziehen  und  mit  Hülfe  dieser  Wasscrentziehung  Temperatur  regelnd  zu  wirken, 
sondern  si((  sind  auch  Excretionsorgane  fester  Stoffe.  Letztere  sind  anorganische 
Salze,  vorwiegend  Kochsalz,  ausserdem  phosphorsaure  Alkalien  und  Erden,  sowie 
Eisenoxyd.  Von  organischen  Stoffen  sind  vorwiegend  Harnstoff,  einige  unbekannte  stick- 
stoffhaltige Verbindungen  und  flüchtige,  fette  Säuren  gefunden  worden.  Die  geringe 
Quantität  fester  Stoffe,  1/2 — 2,3  pCt.,  hat  bis  jetzt  nicht  erkennen  lassen,  welche 
Stoffe  als  normales  Stoffwechselproduct  auftreten  müssen.  Aber  die  constante  Se- 
cretion fester  Stoffe  in  wä.sseriger  Lösung  weist  auf  die  Aehnlichkeit  mit  dcT  Nieren- 
function  hin.  Für  diese  spricht  auch  das  Auftn»ten  von  Hippursäure  im  Schweiss  nach 
Genu.ss  von  Benzoesäure  (Meissner).  Auch  fremdartige,  selbst  to.Nische,  dem  Orga- 
nismus einverleibte  Körper  können  durch  den  Schweiss  ausgeschieden  werden,  so 
sind  arsenige  Säure,  Arsensäure,  wie  Sublimat  und  eingeführte  h'arbstoffe  im  Schweiss 
erkannt  worden.  Eine  genaue  Feststellung  der  pathologischen  Verändenmgen  des 
Schweisses  ist  bei  der  mikrochemischen  Zusammensetzung  desselben  äusserst  schwierig. 
Wir  wissen,  dass  der  Schweiss  zähe  und  klebrig  wird,  er  kann  aromatische  Fäulniss- 

(I.  I.icb reich,  EiKTklupaeda^  U. |H>nik  ^  \ 


^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^  PinphorettV'«» 

protliict*»  luithaltcii  (Kiist)  odfr  Aotlifrscliwr'fclsäiirc  und  arniiuitisrhe  *>xvsäarcn. 
I''crni.'i'  ist  eine  dein  Skatnxyl  ;ihiilii;In'  Siil).st;mz  bcohachtet  wonicii,  auch  köiHieti 
abiioriiK'  Farbstoffe  auftrcton.  Von  l)i'soii(U'riT  Bedeutung  für  iJi*.'  thcrapcutisclic  Au- 
•^chauung  ist  abor,  dass  lilo  durch  Infcrtionskrankheit  erzeugten  Toxine  im  Sehweiss 
ziu-  Aussrheiduiig  kommen.  I'ies  lehrt  die  interessjuite  Beobachtung  Queirolo's  bei 
Blattern,  Slalaria,  Typlius  und  Geleukrheuuiatisniiis.  I>ie  chemische  Reaetinn  des 
Schweisses  ist,  und  das  kann  uns  l>ei  der  Verschietienartigkeit  der  Aussrhcidungs- 
producte  nicht  wundern,  inconstant.  Man  hat  sie  sauer  oder  alkalisch  gefunden.  Am 
häutigsten  ist  die  schwach  saure  Keactioii. 

Die  Schweisssecretion  kann  eine  selbstiindige  Function  der  Zellen  sein.  Sie  unter- 
liegt aber  a\ich  einem  nervösen  Einfluss,  bei  welrhem  die  Nervenendigungen  el>enfrills 
von  BedeutiHig  sind.  0er  Reiz,  den  die  Nerven  auf  die  Schweissdriiseh  ausüben  können, 
kann  refleetorisch  durch  die  Centren  verursacht  werden,  deren  Sitz  im  Rüeken- 
uiark  angenommen  werden  niuss,  und  ebenso  kann  die  Krregung  eines  tiehinicentrunis 
Ursache  der  Schweisssecretion  sein.  Die  Bahnen,  welche  zu  tien  Hriisen  führen,  ver- 
laufen mit  den  peripheren  Nervenstämmen  gemeinsam  und  stellenweise  gehen  sie 
mit  den  .sympathischen  Bahnen  zusammen.  Die  mechain"sche  Heizung  der  j>eripheren 
Nervenbahnen  kann  daher  Schweiss  hervorrufen.  Das  nervöse  System  kann  natür 
lieh  nur  functioniren,  wenn  die  t'irculatiou  es  unterstützt.  In  erster  Reihe  bewirkt 
die  Erregung  der  Herzaction  eine  Yennehruiig  der  Schweis.s,se<:retion  und  jede  (iefäss- 
enveitening  an  und  für  sich  kann  zur  Sclnvei.s.s.secretioii  führen.  Dass  die  active 
Hyperaetnie  in  der  Nilhe  der  Schwei.<sdrüsen  von  Hedi'iilung  ist,  unterliegt  keinem 
Zweifel,  aber  es  ist  nicht  der  Vorgang  der  Hyiieraeniie  allein,  welcher  die  r>riisoii- 
fimctlon  unterstützt,  sondern  es  muss  die  Reichhaltigkeit  des  Was.^iers  im  Blute  für 
die  Function  eintreten.  Ks  liegen  beim  Menschen  einige  ganz  interessante  Beobach- 
tungen vor,  welche  von  Thierexperimenten  gestützt  werden.  Kendal  1  und  LKchsi[igcr 
beobachteten,  dass  noch  20  Minuten  nach  .Xmputation  eines  Ciliedes  auf  Nervenreizung 
Scliweis-ssecretion  eintrat.  Hier  war  also  von  Circulation  nicht  nn-hr  die  Hede.  In 
einem  anderen  Fall  sah  iJieffenbach  nach  einer  plastischen  Operation  der  Na.se  das 
Auftretxjii  des  Schwei.sses  in  dorn  transpianrirten  Hautstück  erst  nadi  Rückkehr  der 
Sensibilität  in  demselben  wiederkehren,  liier  zeigte  sich  also  der  nervöse  Kinfluss  als 
erforderlich.  D;ifi.s  auch  Schweiss  durch  rein  mechanische  Umstände  bedingt  werden 
kann,  geht  aus  einer  Angabe  Brunton's  hervor,  der  bei  einem  ampulirten  (Uiodi- 
das  .\uftreten  desselben  auch  uhtte  Reizung  beobachtete  und  mit  Recht  als  alb-inige 
Ursache  dieser  Erscheintmg  die  ("iintraction  des  Üewebes  aniiimnit.  Eine  l'>kl;irung, 
die  auch  wohl  beim  Todteiischweiss  statthaben  dürfte,  welcher  allerdings  aucli  regel- 
mflssig  dann  einzutreten  [ittegt,  wenn  Ululstauutigserscheinungen,  also  der  erste  Grad 
der  Cyanosc,  beginnt. 

Da  für  die  llervorrufung  der  Schxveissisecretiou  die  verschiedenartigsten  Fac- 
toren  erforderlich  .sind,  sieht  man  leicht  ein,  dass  auch  das  .\usbleilien 
der  Schweisssecretion,  die  Anidrosis,  auf  deren  Schädlichkeit  für  die  Gesundheit 
schon  hingewiesen  ist,  die  verschiedenartigsten  Ursachen  haben  kann.  Dement- 
sprechend haben  diai»horet.ische  Mittel  auch  einen  ganz  verschiedenen  Angrifl"s|>unkt 
im  Organismus,  indem  sie  auf  die  lirüsenzellen,  auf  die  Nerven,  auf  die  Centra  uiul 
auf  die  ("iivulation  einwirken.  Allerdings  ist  dies  oft  nicht  genau  zu  ('rkinnen,  um 
80  weniger,  als  mehrere  Angriffspunkte  dieser  Erregung  gleichzeitig  vorhaiuieu  sein 
können.  Sehr  häutig  sind  diejenigen  Mittel,  welche  als  Diuretica*  wirken,  besonders  die 
Thees,  gleichzeitig  auch  Diaphoretica.  D.a.ss  d.is  (iemcin.sanie  bei  allen  Thees,  die  \\  arme 
des  W,'i«,sers,  ein  wichtiger  Factor  ist,  kann  zugestanden  werden,  aber  die  jihamia- 
kodynamische  Wirkung  der  in  den  Thees  eiitlialteuen  Substanzen  sjuell  unzweifelhaft 
ebenfalls  eine  grosse  Rolle.  Uebrigens  ist  wii;  bei  den  Diureticis  auch  die  Venneli- 
nmg  des  Wa.s.serreichthuins  im  Onranismus  durch  FlOssigkeitsaufnahme  von  Bedeutung. 
Bei  der  Wirkung  des  Zittmann'schen  Decocts  scheinen  alle  die.se  Momente  gleichzeitig 
vorhanden  zu  sein.  Die  Diapliore.se  wird  auch  durch  warme  Bilder  erzmigt,  aber  man 
muss  berücksichtigen,  da.ss  für  diese  Secrelionsvorgänge  minutiöses  Einhalten  der 
Temperatur  von  ausserordentlichfiii  Einfluss  ist,  denn  ein  warmes  Bad  mit  nachfolgender 
kalter  Douche  oder  naciifolgender  kiilterer  Temperatur  führt  fast  immer  zur  IMurese. 
Bleibt  das  Indi\idnum  nach  eimin  warmen  Bade  jedoch  in  gleichiiiitssig  wärmerer 
Teiupcratur,  soda.ss  kein  Kältegefühl  auf  der  Haut  eintritt,  so  sehen  wir  die  liiurese 
durch  die  Diaphorese  ersetzt.    .\uch  die  Bottwärino  allein  in  ihror  gleichmässigcn  Tem- 


[Dii9l><*i«tiea  —    3    —  Diaphoretiie»] 

peratur  ist  ein  so  wichtiges  Diaphoreticuin,  dass  man  sich  nnr  wundern  kann,  wie 
häufig  gegen  ihre  rechtzeitige  Anwendung  gefehlt  wird,  und  es  ist  ja  auch  von  Senator 
und  anderen  Klinikern  auf  diesen  wichtigen  Heilfactor,  z.B.  bei  der  Bright 'sehen  Nieren- 
krankheit*,  hingewiesen  worden.  Diese  Anregungen  der  Diaphorese  sind  aber  nicht  die 
einzigen,  welche  wir  kennen.  Es  sind  einzelne  Mittel,  welche,  wie  Pilokarpin,  wesent- 
lich peripher  wirken,  während  Hitze,  Kampher,  Liquor  Aminonii  acetici  central 
wirken.  Man  könnte  noch  hinzufügen,  dass  locale  Reizung  sensibler  Nerven  durch 
Elektricität,  reizende  Salben  und  Pflaster  und  forcirte  Muskelbewegungen  als  kräf- 
tige Diaphoretica  benutzt  werden  können.  Aus  dieser  Verschiedenartigkeit  der 
Mittel,  diaphoretisch  zu  wirken,  erklärt  sich  die  praktische  Erfahrung,  dass  es 
nicht  blos  darauf  ankommt,  Schweiss  hervorzurufen,  sondern  dass  die  Art  der 
Schweisshervorrufung  praktisch  jeder  Krankheit  besonders  angepasst  werden  muss. 
Die  anerkannt  günstige  Wirkung,  welche  warme  Bäder  und  Zittmanu'sches  Decoct 
z.  B.  bei  der  Syphilis  haben,  können  nicht  durch  Pilokarpin  ersetzt  werden,  da- 
gegen werden  rheumatische  AflFectionen  der  Augenmusculatur  in  vortrefflicher  Weise 
durch  die  Pilokarpinwirkung  beeinflusst.  So  lAsst  sich  also  auch  nur  allgemein 
sagen,  dass  die  Schweisssecretion  als  Regulator  eines  normalen  Stoffwechsels 
oder  als  Entlastungsmoment  für  die  Nieren  dienen  kann.  Die  Wiederherstellung 
einer  normalen  oder  einer  verstArkten  Schweisssecretion  zeigt  einen  grossen  Nutzen 
bei  Katarrhen  der  Bronchien  und  des  Darms,  ebenso  wie  manche  hartnäckige  Exan- 
theme unter  Schweisskuien  beseitigt  werden  können.  Die  alte  Vorstellung,  dass  bei 
allen  dyskrasischen  Erkrankungen  die  Schwitzkuren  von  Nutzen  sind,  bleibt  bei  der 
heutigen  Anschauung  der  Dyskrasie*  mit  Recht  bestehen.  In  diese  Kategorie  der  wohl- 
thätigen  Schweisswirkung  gehört  auch  die  Anwendung  bei  Vergiftung  mit  Ptomainen  und 
Schlangenbiss  und  bei  Infectionskrankheiten,  d.  li.  beim  Ablaufe  derselben,  und  man 
wird  dieser  Wirkung  die  Anerkennung  nicht  versagen  können,  wenn  man  die  Diaphorese 
nicht  als  Radicalmittel,  sondern  nur  als  Unterstützungsmittel  auffasst.  Wir  sehen  auch 
bei  einer  Reihe  von  Entzündungen  innerer  Organe  durch  Schweisssecretion  eine  Ent- 
lastung eintreten.  Vielfach  ist  die  Einleittmg  einer  Diaphorese  im  Beginn  von  Er- 
kältung im  Gebrauche  und  oft  von  wunderbarer  Wirkung.  Bei  der  Inunctionskur 
ist  die  Diaphorese  übrigens  von  mehrfacher  Bedeutung.  Es  sind  hier  wahrschiein- 
lich  zwei  Gründe  für  die  gute  Wirkung  anzunehmen,  einmal  die  bessere  Re- 
sorption des  Quecksilbers  und  femer  die  Aasscheidung  der  durch  die  Lues  erzeugten 
Producte.  In  Erwägung  zu  ziehen  ist  auch,  dass  durch  Anwendung  der  Diapho- 
rese der  Stoffwechsel  beträchtlich  vermehrt  wird.  Da  wo  bei  chronischen  Erkran- 
kimgen  die  Schweisssecretion  eine  continuirliche  und  länger  dauernde  sein  muss, 
wird  man  zur  Anwendung  klimatischer  Kuren  geführt  oder  zu  systematischen  Bade- 
kuren, welche  besonders  auch  dann  ihre  Wirkmig  als  Diaphoretica  äussern,  wemi  die 
unterdrückte  Schweisssecretion  zu  localen  Erkrankungen  der  Haut  geführt  hat. 

Die  nützlichen  Schwitzkuren  sind  aber  verdächtigt  worden  durch  Üebertreibung  und 
Schematismus,  denn  es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dass  ein  zu  reichliches  Schwitzen 
Ermattung  und  Erschlaffung  hervorrufen  kann.  Da-ss  eine  Hyperhidrosis  auch  zu  einer 
grossen  Schädigung  des  Organismus  beitr:igen  kami,  sehen  wir  ja  bei  der  Phthisis  am 
klarsten.  Hier  ist  daher  die  Diaphorese  contraTndicirt  und  ebenso  hei  allen  schwäch- 
lichen Individuen,  besonders  aber  bei  vorhandenen  Circulationsstörungen. 

Für  eine  allgemeine  Diaphorese  werden  benutzt: 

Acidum  aceticum  Herba  Menthae  piperitae  Radix  Caricis  arenariao 

„       citricum  „       Violae  tricoloris                  „      Chinac 

„       tartaricum  Kampfaer  u.  seine  Praeparatc          „      Hemiariae 

Aetherea  Lignum  Guajaci                             ,      Ipccacuanhac 

Alkoholica  Limonaden,  heisse                          „      Ononidis 

Dampfbäder  Liquor  Ammonii  acetici                 „      Sarsaparillae 

Einpackungen  Opium,  Opium-Praeparatc             „      Serpcutariae 

Flores  Chamomillae  Pilocarpinum     hydrochlori-          „      Valerianae 

„      Sambuci  cum  Species  lignorum 

„      Tiliae  Priessnitz'schc  Methode  Stipites  Dulcamarae 

Heissluftbäder  Radix  Angelicae  Vinum  stibiatum 

Herba  Calendulae  „      Ballotae  lanatae  Warme  Getränke 

„      Jaborandi  „      Bardanae  Wanne  Bäder. 

,      Helissae 


[Diaplioretica 


Diathes 


Zur  Brzeugimg  einer  Incalcn  Hiaphorese  worden  in  Anwendung  gezogen: 

Cbampoon  Locale  Bäder  (mit  Reizmitteln) 

Frottircn  Massage. 

Impermeable  Bedeckung  (Pflaster)  LIEBREICH. 

l)ia)jlitlierln    ist  eioo  Verbindung  von  Ox^-chinolin  mit  o-pbenolsulfonsaurem  OxychinoUn   od« 
(1.1  die  o-Pliennlsnlfonsnure  auch  mit  dem  Namen  Aseptol  bezeichnet  wird,  Oxychinasepto| 

CH     CH  cn     cit 


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o-PhenolsulfonsIturc 

Es  stellt  bernsteingelbe,  durchsichtige,  in  jedem  Vcrbältniss  in  Wasser  lösliehe  Krystalle  da 
Scbmp.  85".  Die  Constitution  dieser  Verbindung  macht  es  wahrscheinlich,  dass  ihr  eine  ant 
septische  Wirkung  zukomme  und  darnuf  hin  wurde  sie  von  Emmerich  und  Stabel  unt 
sucht.  Während  Phenol  in  '/iProc.  Lösung  bei  '/< s'ündiger  Einwirkung  den  Staphylococc« 
pyogencs  aureas  nicht  zu  tödten  vermochte,  genügte  für  diese  Zeit  eine  0,3proc.  Lösui 
von  Diaphtherin.  Auch  Löfner'sche  und  andere  pathogenc  Bacillen  konnten  durch  O.Spro 
Lösung  in  spätestens  10  Minuten  getödtet  werden.  Das  Oxychinaseptol  ist  aber  ebensowenig 
wie  andere  für  medicini.sche  Zwecke  gebräuchliche  Antiscptica  im  Stande,  Sporen  zu  ver- 
nichten. Sowohl  von  Wunden  als  vom  Magen  aus  absorbirt,  zeigt  dieser  Körper  eine  relative 
Ungiftigkeit.  Meerschweinchen  vertragen  dio  grosse  Dose  von  0,2.5  g  subcutan  ohne  Nachtheil, 
vom  Magen  aus  sogar  2  g.  Die  für  die  Wundbehandlung  erforderliche  Liliung  braucht  nur 
Vi — 2proc.  zu  sein.  Es  wurde  zu  Operaüonen  beuutzt  hei  Panarilien,  Phlegmonen,  Car- 
bunkeln  und  zur  Extirpalion  gut-  und  bösartigf-r  Geschwülste,  wobei  Wutiiliufectionskrnnk- 
hciton  nicht  beobachtet  wurden.  Die  Wunde  selbst  wird  durch  das  Mittel  selbst  bei  wochen- 
langer Benutzung  nicht  gereizt.  Mit  Eiseiisalzen  giebt  es  eine  grüne  Fiirbutig.  Es  seheint, 
dass  trotz  der  günstigen  Resultate  in  der  Wundbehandlung  diese  Einwirkung  auf  den  Stahl 
der  Instnimente  die  weitere  Verbreitung  bebindert  hat. 

Das  dem  Diaphtherin  n.ihestohendo  p-Methylojtychinaseptol,  entstanden  durch  EinHihrung 
zweier  Mcthyle,  zeigt  keine  Erhöhung,  sondern  eine  Verminderung  der  desinfieircndcn  Krnft. 
Das  Dioxvchinaseptol,  welches  ein  Hydroxyl  in  dem  .Vscptolrcst  enthält,  ist  gleirhtalls 
von  geringerer  Wirkung.  liebreich. 

Dlftpntbol  it«bt  tn  seiner  CunftilnlioD  d^in  Dinphtherin  g*m  nalie.  Ea  Ut  eine  V«rhinilunK  twc*i(.*r  Oxyehinolin«* 
mit  fJcr  m-PbenoIituironfitlure  statt  der  o-Plif«nolstilfonslfurfr.  Es  bositzi  geringere  de^inflcircmJo  ond  toxisebr  Ei^n- 
flcbaft^n  als  Diaphtherin  nnd  theilt  doBsen  tinangenehmc  Eigonächaft,  tnit  d«ni  Eisen  eine  grUnc  FUrbang  su  liefern. 

h. 

DUIStMC)  ein  ungoformto^  Ferment,  bililpt  sieb  beim  Keimen  der  Gerste  und  anderer  Oetreidearten  und  bewirkt  die 
TcrsnekemDg  der  Gprnte,  J.  i.  ibru  reluTfUbrung  in  Maltose  und  Dextrin.  Sie  ist  ein  eiweisaarti|:er  Kirpor,  der 
HUF  d»*ni  wftsserlgen  MalianM^U);  aU  w«?iss<'S  Piilror  geflült  worden  kHnn.  atmvnvr 

Diatbese,  aus  dem  Griechischen  von  3td  und  HSti/u,  ist  also  schon  seinem  Wortlaute  nach  das- 
selbe wie  d.is  lateinische  .Disposition".  Auch  im  Sprachgebrauch  wird  es  vielfach  damit  identi- 
licirt,  häutig  aber  abweichend  angewandt.  So  hat  sich  das  Wort  nach  zwei  Richtungen  hin 
ausgebildet.  Einmal  in  der  Bedeutung  der  angeborenen  oder  erworbenen  Neigung  zu  einem 
krankhaften  Zustand.  In  diesem  Sinne  bezeichnet  man  die  Haemophilie  oder  auch  die  erwor- 
bene Neigung  zu  Blutungen  mit  haemorrhagischer  Diathese,  die  Neigung  zur  vermehrten  .-Xus- 
.scheidung  oder  zur  Ablagerung  von  hamsa\iren  Salzen  als  Harnsiiure-Di.Tthcse.  Auf  der 
anden-n  Seite  bedeutet  dis  Wort  eine  Vcrallgemcineniug  eines  urspriinglicii  localeii  Zustandes, 
so  als  krebsige  oder  tuberculöse  Diathcsc,  wodurch  es  idcnti.seh  wird  mit  (icneralisalion.  Es 
ist  nicht  zu  verkennen,  dass  dies  aus  früherer  Zeil  stammende  Wort  etwas  ausgesprochen 
Bumoralpathologischcs  an  sich  hat,  es  ist  mit  der  Zeit  immer  ungebräuchlicher  geworden. 
Vorzugsweise  wird  es  noch  für  di^enigen  Zustande  angewandt,  die  man  auch  jetzt  noch  in 
den  Körperflüssigkeiten  sucht,  also  für  haemorrhagische  und  Harnsäure-Diathcse.  Nach  Lage 
der  Sache  ist  in  jedem  Falle  eine  besondere  Behandlung  erforderlich.  hansemann     ~ 


lAMN.    ^H 


[Diat«inaceae  —    5    —  Diazoverbinduiigen] 

IHstOIIIKCM6)  sjn.  Piatoni<>>e  r.  Baoillariaoeae,  sind  mikroskopische,  cinivllige  Pflanzen  (Algae*),  in  wel- 
chen der  grttne  Farbstoff  swar  Torhanden,  aber  durch  einen  gelbbrannen,  das  Diatomin,  Terdeekt  ist.  Charakt»- 
ristiäch  ist  für  die  Diatomaceen,  dasg  jede  Zelle  (also  jedes  IndiTidanm)  ihre  Wand  nach  Art  einer  Sehachtel  mit 
mehr  oder  minder  weit  tthergreifendem  Deekel,  also  ans  zwei  Stttckeln  ausbildet  („Stflckelalgen'*).  SehachtelkOrper 
und  Deckel  sind  stark  rerkieselt  (daher  „Kieselalgen'').  Uan  unterscheidet  die  Klnehenansicht  der  Schachtel  als 
Schalonseite.  die  Kandansioht  als  Oflrtolbandseite.  Beide  Ansichten  sind  frewOhnlich  sehr  Terschieden. 
Das  Diatomin  ist  entweder  an  kugelige  Karbstoffträger  (bei  den  Coccochromatiean)  oder  an  breite  Platten 
(bei  den  Placochromaticae)  gebunden.  Die  Vermehrung  geschieht  unter  suceessivem  Kleinerwerden  der  Indi- 
ridnen  durch  Theilnng  in  nur  einer,  stets  gleichbleibenden  Kiehtung.  Bei  nicht  eintretendem  Freiwerden  bilden 
deshalb  die  AbkSmmlinge  einer  Xntterxelle  ein  Band  (Melosira  n.  a.),  welches  bisweilen  winkelig  in  zickuckfOrmige 
Gruppen  von  Indiriduen  zerreisst  (Diatoma  n.  a.).  Viele  Formen  auf  feuchter  Erde,  andere  Wasserpflanzen  auf- 
sitzend, einige  auf  Qallertsticlen  emporgehoben  (Oomphoncma  u.  a.).  die  meisten  aber  frei  schwimmend  als 
„Plankton"  im  Süss-  und  im  Heereswafser.  Viele  der  letzteren  mit  besonderen  Schwimm-  und  Schweboinrichtuugen. 
Auch  die  Sns.swasserformen  zeigen  Eigenbewegung.  Neben  der  regetativen  Vermehrung  durch  Theilung  findet  sieh 
ein  VeijQngungsact  durch  Auxosporenhildung  (UeberfUhrung  der  kleinsten  IndiTiduen  in  solche  maximaler  Grosse). 
Die  Auxospore  geht  bei  vielen  Formen  aas  völliger  oder  theilwoiser  Copulation  (Conjugation)  zweier  IndiTiduen  her- 
vor. —  Die  Kieselschalen  zeigen  besonders  bei  einigen  Gattungen  (Plcurosigma,  Surirella,  Gramroatophora) 
äusserst  feine  Stmeturen,  weshalb  sie  zur  Prüfung  de.s  optischen  Vermögens  der  besten  Mikroskope  in  Gebrauch 
sind.  Die  Schalcnmassen  fossiler  D.  finden  sich  bisweilen  in  mächtigen  Ablagerungen,  welche  als  Bergmehl, 
Kieselgnhr  und  Tripel  technisch  verwerthet  werden.  Kieseiguhr  dient  ^s  Vehikel  ftlr  das  flfissigc  Nitro- 
glycerin bei  der  Bereitung  des  Dynamits.     Festere  I^.-Hassen  bilden  den  Polirschiefer. 

M. 

Dlazorerbinduigeii.  Die  Kcuntniss  derselben  ist  für  da.s  Verständniss  der  ZusaramciKsetzuiig 
neuerer  Heilmittel  von  Wichtigkeit.  Sie  sind  eine  grosse  Gruppe  von  organischen  Verbin- 
dungen, welche  zum  grössten  Theile  der  aromatischen  Reihe  angehören  und  von  Kohlen- 
wasserstoffen dadurch  sich  ableiten,  dass  in  diesen  Wasserstoff  durch  die  eine  Valenz  der 
zweiwerthigen  Gruppe  N»  ersetzt  wird,  während  die  andere  Valenz  mit  einem  anorganischen 
Radical,  in  den  meisten  Fällen  mit  einem  Säurerest  verbunden  ist.  Dementsprechend 
lassen  sich  die  Diazoverbindungen  als  die  Salze  von  Basen  auffassen  und  werden  in  der  cbc- 
miscbcti  Nomenclatur  als  .solche  behandelt,  wobei  indessen  zu  beachten  ist,  dass  diese  Salze 
nicht,  wie  die  der  meisten  anderen  organischen  Basen,  dem  Typus  der  Amraoniumsalze  folgen, 
sondern  nach  Art  der  Hetallsalze  den  Wasserstoff  der  Säure  durch  die  Diazogruppe  ersetzt 
enthalten.    So  ist  beispielsweise  das  Diazobenzolnitrat  nach  der  Formel 

CgH,,  •  N  =  N  •  NO, 

zusammengesetzt.  Versucht  mau  es  indessen,  aus  diesen  Salzen  die  denselben  zu  Grunde 
liegende  Base  abzu.scbeiden,  so  erweist  sich  dieselbe  als  höchst  unbeständig,  indem  sie  ent- 
weder sich  total  zersetzt  oder,  namentlich  bei  den  einfacheren  Diazoverbindungen  durch  frei- 
willige intramoleculare  Umlagerung  in  die  isomere  Iso-Diazoverbindung  übergeht.  So  entsteht, 
wenn  man  das  oben  erwähnte  Diazobenzolnitrat  mit  starkor  Kalilauge  zersetzt,  zunächst  das 
höchst  unbeständige  Diazobenzolhydrat :  CgIIs  ■  N  =  N  •  OH,  welches  sich  freiwillig  in  daslso- 

diazobeozol :  CgHt "  N<^tj  umlagert.  Die  Isodiazovcrbindungcn  werden  auch,  ihrer  Consti- 
tution entsprechend,  als  Nitrosamine  aufgefasst  und  als  .solche  bezeichnet.  Sie  sind  be- 
ständig im  freien  Zustande,  verwandeln  sich  aber,  sobald  sie  mit  Säuren  in  Berührung  kommen, 
in  die  normalen  Diazoverbindungen  zurück.  Alle  Diazoverbindungen  sind  in  hohem  Grade 
zcrsetzlich,  gewöhnlieh  nur  bei  niederen  Temperaturen  cxistenzräbig,  die  meisten  derselben 
sind  im  trocknen  Zustande  höchst  explosiv,  weshalb  man  sie  gewöhnlich  nur  in  Form  ihrer 
frisch  bereiteten  wäs.srigen  Lösungen  zu  verwenden  pflegt.  Als  verhältnissmässig  beständig 
können  die  meisten  Diazosulfosäurcn  bezeichnet  werden,  man  kann  sie  d.iher  in  vollkommen 
reinem  trocknem  Zustande  in  massigen  Mengen  ohne  grosse  Gefahr  aufbewahren,  wodurch  sie 
zur  Verwendung  als  Reactiv  besonders  geeignet  werden  (Diazo-Rcaction,  s.  u.). 

Die  Bildung  der  Diazoverbindungen  erfolgt,  wie  Peter  Griess  zuerst  entdeckte,  jedes 
Mal  dann,  wenn  salpetrige  Säure  mit  primären  .aromatischen  Aminen  zusammenkommt,  unter 
Wasscrabspaltung  nach  der  Gleichung: 

R-NH,  +  HCl  4-  HNO2  =  RN  =  NCl  +  2  H2O 
wobei  es  gleichgültig  ist,  welchem  Vorgang  die  salpetrige  Säur«  ihre  Entstehung  verdankt,  oh 
sie  fertig  gebildet  zur  Wirkung  gelangt  oder  sich  in  statu  niiscendi  betindot.  Aus  diesem 
(iruiidc  treten  daher  Diazoverbindungen  auch  auf,  wenn  z.  B.  die  Nitrate  primärer  aromatischer 
.-\miiic  bei  Gegenwart  überschüssiger  Salpetersäure  mit  Reductionsmitteln  behandelt  werden. 
Zur  Darstellung  der  Diazoverbindungen  pflegte  man  früher  in  die  Auflösung  des  be- 
treffenden primären  Amins  in  überschüssiger  Salpetersäure  das  als  .Salpetrigsäuregas"  be- 
zeichnete Gemisch  der  niederen  Oxyde  des  Stickstoffs  einzuleiten,  welches  durch  Erhitzen  von 
starker  Salpetersäure  mit  Arsentrioiyd.  Stärke,  Zucker  0.  dgl.  erhalten  wird.  Heutzutage  wird 
diese  umständliche  Methode  nur  noch  selten  angewandt,  sondern  man  bedient  sich  eines  sehr 
einfachen  und  glatten  Verfahrens,  welches  darin  besteht,  dass  man  zu  einer  sauren  wässrigcn 
Lösung  der  betreffenden  Atniubase  die  genau  berechnete  Menge  Natriumnitrit  in  verdünnter 
Lösung  hinzufliessen  lässt.  Die  Bildung  der  Diazoverbindung  erfolgt  dann  nach  folgender 
Gleichung,  aus  der  sich  auch  die  anzuwendenden  Mengenverhältnisse  ergeben,  z.B.  für  Anilin: 

C.HjNHa  +  2  HCl  +  NaNOj  =  CeHjNjCl  -f  2  H^O  +  NaCI. 
Es  empfiehlt   sich,    einen  kleinen  Ueberschuss  an  Säure  anzuwenden.     Da  ferner  die  Bildung 


[Dia)!ovcrbiniluiig;pn 


«>     — 


DinznverbiDduiigei 


einfr  Diazoverbinduog  uiit«r  allen  Urastandeu  eine  siark  exothcrmisoho  ReacHon  ist.  dii 
meisten  üiazovcrbincJungen  aber  bei  einigermaassen  crhühter  Temperatur  nicht  mehr  zu  be- 
stehen vermögen,  so  inuss,  falls  es  sieh  nicht  um  sehr  verdünnte  Lijsuiigen  handelt,  für  gute 
Kühlung  Sorge  gotriigen  werden,  was  am  besten  durch  Einwerfen  von  Eis  geschieht.  Da  die 
hier  angegebene  Itilduugsweise  der  Diazoverbindungen  eine  ganz  allgemeine  ist,  so  kann  die 
beschriebene  Darstellungsmcthode  auf  fast  alle  primiiren  aromatischen  Äminbascn  angewendet 
werden,  es  Mnd  somit  zahllose  Diazovcrbindungcn  in  sehr  einfacher  Weise  zugänglich.  Das 
Verfahren  ist  auch,  ohne  wesentliche  Abänderung,  auf  die  Sulfosäuren  der  primären  aroma- 
tischen Amine  anwendbar.  Es  entstehen  aus  denselben  die  sogenannten  Diazosulfosäurcii, 
welche    indessen    keine    eigentlichen  Säuren,   sondern   die  durch  Ringschliessung  zwischen  der 


1 


Suifo-  und  Diazogruppc  entstandenen  inneren 
z.  B.  die  durch  Oinzotining  der  Sulfanil.säure 
die  Constituliousformcl: 


\/ 


Anhydride    ' 
entstehende 


erartiger  Säuren    sind.     Es  besitzt 
sogenannte  Diazobenzolsiilfonsäurc 


SO, 


Diesem  cigunartigcu  Bau  entsprechend  sind  die  sulllrteii  Diazoverbinduugcti  in  iliren 
Eigenschaften  vielfach  abweichend  von  den  tj-pischen  Diazoverbindungen.  Sie  sind  beständiger 
und  nicht  selten  in  Wasser  schwer  löslich  oder  unlöslich,  während  die  gewöhnlichen  Diazo- 
verbindungen sich  meist  durch  sehr  grosse  Löslichkeit  auszeichnen. 

Die  Diazoverbindungen  gehören  zu  den  reactionsfähigstcn  Körpern,  welche  die  Chemie 
kennt.  Sie  finden  daher  auch  eine  sehr  au.sgedehnte  .\nwendung.  Die  wichtigsten  Rcactioacn, 
welche  bei  fast  allen  Diazoverbindungen  in  gleichmässiger  Weise  eintreten,  sind  die  folgenden: 

1.  Kocht  man  Diazuverbindungen  (bei  Gegenwart  von  Säuren)  mit  Wasser,  so  wird  Stick- 
stofT  abgespalten  und  statt  seiner  die  Hydro^tylgruppe  in  das  Mclecül  eingeführt.  Es  entsteht 
mit  anderen  Worten  da.-,  entsprechende  Phenol  und  wir  könneD  so  von  primären  Aminen 
durch  die  Diazoverbindungen  zu  den  entsprechenden  Phenolen  gehingen.  Ist  die  anwesftndo 
Säure  Salpetersäure,  so  entstehen  nitrirte  Pbenolc. 

2.  Beim  Kochen  der  Diazoverbindungen  mit  .Vlkohol  wird  unter  Bildung  von  Aldehyd 
und  Abspaltung  von  Stickstoff  die  Diazogruppe  durch  Wasserstoff  ersetzt  und  der  entsprechende 
Kohlenwasserstoff  gebildet  (Eliminirung  der  Amid»gni])pe).  Diese  Rcacticn  verläuft  besonders 
glatt,  wenn  man  dem  (icmisch  ctw.is  Kupferoxydiil  hinzufügt. 

3.  Beim  Kochen  mit  Bromwasserstoff.  .Jodwass^Tstoff,  Cyanwasserstoff  entstehen,  nament- 
lich bei  (iegenwart  von  Kupfersalzen,  glatt  die  entsprechenden  Bromüre,  Jndüre,  Cyanüre. 

4.  Brom  wird  von  den  Diazoverbindungen  addirt  und  es  entstehen  die  Diazo-Pcrbromide, 
welche  durch  Behandlung  mit  .\mmoniak  in  die  Diazobenzniimidc  übergehen,  welche  als  die 
organi-schcn  .Subslitutionsproductc  der  StickstoffwasserstoffsUure  aufzufassen  sind.  Die  von 
nitrirtcn  .Aminbasen  sich  ableitenden  Diazo-imide  zerfallen  beim  Kochen  mit  Alkallen  in  die 
entsprechenden  Nitrophcnole  und  Stick.stoffalkall,  aus  welchem  letzteren  freie  Stickstoffwasser- 
stoffsäiu-e  gewonnen  werden  kann. 

.1.  Lässt  man  Diazoverbindungen  auf  Phenole  einwirken,  so  vereinigt  sich  der  Säurorest 
des  Dia/.obenzolsalzes  mit  einem  Wasserstoffatom  des  Phenols  zu  einer  Mincralsäurc,  für  deren 
Absättigung  durch  Zusatz  von  Alkalien,  Alkalicarbonaten  oder  Acetaten  Sorge  zu  tragen  ist, 
und  die  frei  werdenden  Atomgruppen  treten  zu  einem  hydroxylirten  Azokörper  zusammen, 
welcher  unter  allen  Umständen  ein  Farbstoff  ist.  Auf  dieser  Renction  beruhen  die  Dar- 
stellungswcisen  zahlreicher  werthvoller  sogenannter  Azofarbstoffc.  Da  die  Roaction  eine  gonx 
allgemein«  ist,  so  kann  sie  als  äusserst  empfindliche  Prüfung  auf  die  Gegenwart  von  Sub- 
stanzen phenolischen  Charakters  benutzt  werden.  Für  die  Untersuchung  thicrischer  Gewebe 
und  Secretc,  insbesondere  des  Harnes,  ist  diese  sogenannte  „Diazo-Reaction"  zuerst  von 
P.  Ehrlich  benutzt  worden.  Es  werden  gleiche  Volumina  des  zu  untersuchenden  Ilanies  und 
einer  wässerigen  Lösung  von  Diazobenzolsulfosäure  vermengt  und  die  Mischung  wird  mit 
Ammoni.ak  übersättigt.  Während  normaler  Harn  unter  diesen  Umständen  unverändert  bleibt, 
liefert  der  Harn  von  Personen,  die  au  gewissen  Krankheiten,  wie  Abdominaltyphus,  Masern, 
gewissen  Formen  von  Phthisis  leiden,  eine  hell-  bis  dunkelkarminrothe  Färbung. 

6.  Mit  primären,  secundären  und  tertiären  Mono-  und  Polyaminen  reagiren  Diazoverbin- 
dungen in  ähnlicher  Weise  wie  mit  Phenolen  unter  Bildung  des  entsprechenden  Amido-azo- 
körpers.  Da  auch  diese  Körper  intensiv  gefärbt  sind,  .so  findet  diese  Ileactiou  ebenfalls  in 
der  Farbeninduslrie  ausgedehnte  Anwendung.  Ausnahmsweise  entstehen  bei  der  Rcaction  von 
Diazoverbindungen  auf  gewisse  primäre  Monamine  (.\nilin,  Paratoluidin  u.  .a.)  nicht  sogleich 
die  Amidoazoverbindungen,  sondern  als  Zwisehenproduct  die  ihnen  isomeren  Diazo.imidover- 
bindungen,  bei  welchen  der  Diazore.st  nicht  in  den  aromatischen  Kern,  sondern  in  die  .\mid- 
cruppe  des  primären  Amins  substituirend  eingreift. 

Primäre  Diamine  sind  ebenfalls,  wie  die  Mouaminc  zur  Bildung  von  Diazoverbindungen 
befähigt,  welche  indessen  meistens  höchst  zersetzlicber  Natur  sind.  Bei  den  Orthodiaminen 
tritt  durch  sofortige  Ringscbliessung  der  zuerst  gebildeten  Diazogruppe  mit  der  benachbarten 


[Diazoverbindungen  —    7    —  Diffusion] 

Amidogruppe  die  Bildung  der  höchst  viderstaudsfähigen  Azimidoverbindungcn  ein,  während 
bei  den  meisten  Metadiaminen  durch  Einwirkung  der  gebildeten  Diazorerbindung  auf  noch 
intactes  Diamin  Azofarbstoffo  vom  Charakter  des  Bismarckbrauns  entstehen. 

WITT. 

Dlbromapophyllin,  (C;H,Br2V03  4-  ^HjO),,  au>  Emlproaucl  dor  Einwirkung  vun  Brom  auf  BromUrlonin  (von 
Gerichten),  krysUllitiirt  in  seeh8scitig«n  Tafeln  vom  Schmp.  229*^.  Purcb  Einvirkang  von  SaUsäure  bei  20U<* 
zenteizt  e»  sich  in  KohlensBure,  Chlormethyl  und  .Hfi^-I^ihrompyridin. 

SPIEGEL. 

DlchlOrOBSIgSllire )  Acidum  biehloraceticum  s.  Jichloraeeticum.  wird  durch  Substitntion  zweier 
Wasserstoffatome  der  Hethylgmppe  der  Essig^ilure  mit  Chlor  gewonnen 

CBjCOOH        -f-        CI4        =        CHClj-COOH        +        •-•HCl 
EsäigaXnre  Chlor  DiehloressigsUure  .Salzsäure 

Sic  bildet  unter  0°  schmelzend«  Krjrstallc.  Sdp.  189— liU".  Sie  ist  durch  die  energischer  und  gleichralissigcr 
wirkende  Triebloressigslurc  *  verdrltngt  worden. 

L. 

UichOpSlB  Thwaitcs.  IMkutyle  Pflanzongattnug  aus  der  garaopeialen  Ordnung  der  Diu.^py  riua«*,  zur  i^ani.  der 
Sapotaceae*  gehörig,  etwa  30  milchsaftfUhrende  BHume  de>  tropischen  Asiens  umfassend.  Die  bQschelig  in 
RIattaehseln  oder  an  den  Knoten  gt-htuften,  mittelgrossen  Blüthen  Szihlig.  I>.  Gutta  Benih.  ot  Hook.  (=  Iso- 
nandra  Gutta  Hooker),  ein  13m  hoher  Baum  der  Bergwülder  der  malayiseben  Insetu.  mit  rostrothen  Zweigen, 
ledvrigen,  nntenicits  KoldgelbglKnzenden  Bllttem  und  fast  kugeligen  Beeren  mit  zwei  cinsamigen  Ftehern,  liefert 
die  Hauptmenge  der  (Jutta-Pcrcba.    Nahe  Terwandt  sind  Bassia*.    Cbrysophy llnm*,  Aehras*. 

H. 

DiCOtylOM  odor  Dicotylcdonos  nennt  man  diejenigen  BlBtbenpflanzon.  deren  Keimlinge  mit  zwei  Keimblättern 
(Kotyledonen)  ausgestattet  sind  (daher  auch  .ZwoikeimbUtterigc*).  Die  Keimblätter  sind  fleischig,  mit  Besonre- 
xtoffeu  ingefillU  (wie  bei  der  Bohne,  der  Erbse,  der  Rosskastanie,  der  Eichel)  und  erscheinen  bei  der  Keimung 
nicht  Über  dem  Erdbuden,  oder  sie  sind  laubblattartig  dllnn  iwie  bei  der  Buche,  der  Linde,  dem  Ahorn,  Ricinus  u.a.) 
und  entfalten  sich  dann  meist  Qher  dem  Erdbuden.  Die  grosse  Hohncahl  der  Arten  der  Bltltbenpflanzen  sind  D. 
Sie  zeichnen  sich  meist  durch  reichliche  oberirdische  Verzweigung,  notzadrige,  oft  formenreiche  Blfttter  und  viel- 
fach nach  Fllnfzahl  gebaute  Blathen  aus.    Gegensatz:  Honucotyleas*. 

M. 

UiCypOllllllll  Neos.  Pflanzengattung  aus  der  Farn,  der  Lauraceae*.  Vnterfam.  Oroodaphucae,  ausgezeichnet 
durch  dioeciscbe  Blnthen;  mBnnliche  mit  9  fruchtbaren  Staubblitttern.  Die  Gattung  I>.  nmfasst  nur  eine  Art,  D. 
raryophyllatnm  Nees.  Ein  Baum  Brasiliens  mit  papierdflnnen,  lederigen  Blattern  und  grossen  Blntben  mit 
lederigem,  fttheiligem,  bleibendem  Perigon.  Beere  trocken,  vom  fleischigen  Perigon  umgeben.  Liefert  Cortei 
Dicypellii  s.  earyophyllatus  s.  f'assia  caryophyllata,  Netkenzimmt. 

n. 

DIOppCj  Stadt  an  der  KBste  der  Normandie,  NvrdseebaiT  mit  Wasserheilanstalt.    Saison  Juni  bis  Soptomber. 

W. 

01688611  oder  Bayerdiessen.  Sommerfrische  am  Ammersee  in  Oberbayem,  ^AO  m  hoch,  mit  Gelegenheit  zum  Baden. 

W. 

Di6t6Bmnlll6y  Wasserbeilanst«U  in  der  Nähe  von  Wiesbaden,  150  m  lioch.  Au.sser  der  Hydrotherapie  kommen 
Elektro-.  Pneumatotherapie,  Massage.  Heilgymnastik  und  Diaetkuren  zur  Anwendung.    Das  ganze  Jahr  geOffneL 

W. 

IH6TeilOV  bei  Cammin  in  Pommern.  Ostseebad,  auch  das  baltische  Sylt  genannt,  auf  einer  tS  km  langen,  2-  bis 
400  m  breiten,  «um  Theil  bewaldeten,  nach  Westen  Torspringenden  Landzunge  gelegen,  welche  im  Norden  durch 
die  0:^tsee.  im  SUdeo  durch  den  unteren  Lauf  der  DiuTenow  und  den  Caniminer  Bodden  he.spUIt  wird.  Auf  dieser 
Landzunge  befinden  sich  in  der  Richtung  von  Osten  nach  Westen  die  Dörfer  Klein-,  Berg-  und  Üst-Diovenow;  West- 
DieTenow  liegt  gegonflber  auf  der  Insel  Wollin.  Es  können  auch  warme  Sool-  und  Seebäder  genommen  werden.  In 
Ost-IlieTenow  ist  neuerdings  eine  4proc.  .Soole  erschlossen  worden.    Saison  3Iitte  Juni   bis  Endo  September. 

wCrzbubg. 

INCZ  an  der  Lahn,  Stadt  im  Rog.-Bez.  Wiesbaden,  Luftkurort.    In  der  Nähe  liegen  Fachingen  und  Oeilnan. 

W. 

DiAisioii.  Flüssigkeiten,  welche  sich  berühren,  können  ohne  Einwirkung  äusserer  Kräfte  sich 
mischen,  vorausgesetzt,  dass  sie  mischbar  sind.  Dieser  Vorgang  heisst  Diffusion,  .spcciellor 
llydrodifTusion,  zum  Unterschiede  von  der  Dißu.sion  der  (iase,  die  jener  der  Flüssigkeiten 
analog  ist.  Die  Diffusion  lindct  auch  statt,  wenn  Flüssigkeitiii  mit  porösen  Wänden  an  ein- 
ander grenzen:  letztere  Art  der  Diffusion  bezeichnet  man  specieller  mit  dem  Namen  Osmose. 

Graham  fand,  dass  die  Zeiten,  in  denen  der  Diffusionsprocess  vor.schreitet,  für  ver- 
schiedene wasserlösliche  Substanzen  sehr  verschieden  ist.  Demnach  thcilte  er  die  Substanzen 
in  zwei  Classen,  in  die  schnell  diffundirenden  Krj-stalloide  und  in  die  langsam  diffundircnden 
Kolloide.  Er  fand  ferner,  dass  für  verschiedene  Lösungen  desselben  Salzes  die  Diffnsionsge- 
schwindigkeit  der  Concentration  proportional  ist,   sowie,  dass  sie  mit  der  Temperatur  wächst. 

Der  Diffusionscoeffieient  (Fick)  dient  als  Maa.ss  für  die  Geschwindigkeit  der  Diffu- 
.sion:  er  ist  diejenige  Menge  der  diffundirenden  Substanz,  welche  in  der  Zeiteinheit  durch  die 
Flächeneinheit  des  Querschnittes  eines  Cylinders  hindurchgeht,  dessen  Höhe  gleich  1  ist  und 
dessen  Endflächen  auf  Concentrationen  gehalten  werden,  die  sich  um  die  Grösse  1  unter- 
.seheidcn.  Die  Usmose  setzt  sich  zusammen  aus  Endosmosc  und  Exosmosc,  indem  beide 
Substanzen  durch  die  poröse  Membran  hindurchgehen,  jede  nach  der  Seite  der  anderen  Flüssig- 


[Diffusion 


s     — 


Digitalis] 


keil.  Eudosraot  isclius  AcQutvalcij  t,  eine  jetzt  verlassene  Constaoto,  war  bei  der  Osmose 
gegen  Wasser  die  Zahl,  welche  angiebt,  wie  viele  Gewichtstheile  Wnsser  gegen  einen  üewichts- 
theil  der  untersuchten  Substanz  durch  die  Membran  hindurchgehen  (Jolly). 

Neue  Anregung  in  dieses  fiehiel  kam  durch  die  Entdeckung  der  halbdurchlüssigeu 
Membranen,  welche  die  Eigenschaft  haben,  von  einer  Lösung  nur  das  Lösungsmittel  hin- 
durchzulassen, für  die  gelöste  SubsUnz  dagegen  völlig  undurchgängig  zu  sein  (M.  Traube). 
Man  kann  sie  herstellen,  wenn  man  in  den  Poren  einer  Thcnzellc  Niederschläge  bildet,  z.  B. 
von  Fcrrocyankupfer,  welches  durch  Berührung  von  Ferrocyankaliura  mit  Kupfersulfat  entsteht. 
In  der  Natur  geben  uns  die  Wände  der  lebenden  Pflauzenzellen  ein  Heispiel  dieser  Mem- 
branen, .''etzt  man  eine  Thouzellc  der  beschriebenen  Art  mit  einer  Lösung  gefüllt  in  reines 
W.osser,  so  wird  also  nur  letzteres  in  die  Zelle  hincindiffuudiren,  bis  das  Niveau  der  Flüs.sig- 
keit  in  der  Zelle  eine  bestimmte  Höhe  erreicht  hat.  Der  dieser  Höhe  entsprechende  Druck 
häU  der  Kraft,  mit  der  das  Wasser  in  die  Zelle  hineingezogen  wird,  da.s  Gleichgewicht;  er  ist 
ein  Maass  für  die  Anziehung,  die  zwischen  der  gelösten  Substanz  und  dem  W.isser  stattfindet; 
man  nennt  ihn  den  osmotischen  Druck  (Pfeffer).  Pfeffer  fand  bei  Zuckerlösungen, 
dass  der  nsinotische  Druck  bei  constmler  Temperatur  der  Coucentration  der  Lösung  pro- 
portional sei.  Ferner  wurde  ermittelt,  dass  der  osmotische  Druck  mit  der  Temperatur  z,alilen- 
raJLssig  genau  so  wächst,  wie  der  Druck  eines  Gases  bei  constantcm  Volumen.  Da  die  Cou- 
centration einer  Lösung  umgekehrt  proportional  ist  dem  .Volumen*  der  aufgelösten  Substanz, 
d.  h.  demjenigen  Räume,  welchen  eine  Gewichtseinheit  der  aufgelösten  Substanz  in  der  Flüssig- 
keit einnimmt,  so  besteht  also  zwischen  osmotischem  Druck,  V'olumeu  und  Temperatur  genau 
dieselbe  Beziehung,  wie  sie  das  Mariotte-Gay-Lussac'sche  Gesetz  für  Gase  zwischen 
Druck,  Volumen  und  Temperatur  lehrt  (van't  HofO-  Diese  wichtige  Analogie  erstreckt  sich 
sogar  auf  den  Zahlenwcrth  der  in  der  Beziehung  vorkommenden  Constanten,  wenn  man  das 
Volumen  nicht  auf  die  Gewichtseinheit,  sondern  auf  das  Gramminolecül  der  aufgelösten  Sub- 
stanz bezieht.  .Streng  gilt  dies  nur  für  sogenannte  unendlich  verdünnte  Lösungen.  Man  kann 
daher  sagen:  Der  osmotische  Druck  einer  verdünnten  Lösung  gegen  das  reine  Lösungsmittel 
hat  denselben  Werth,  welchen  bei  gleicher  Temperatur  der  Druck  eines  Gases  besitzt,  das  im 
gleichen  Volumen  ebenso  viele  Gasmolecüle  cnth.^lt,  wie  die  Lösung  Molecülc  der  aufgelösten 
Substanz.  Für  die  cicktrolytisch  leitenden  Lösungen  gilt  dies  Gesetz  nicht;  es  liegt  dies 
d.iran,  dass  sich  in  ihnen  ein  Theil  der  Moleeüle  stets  im  Zustande  der  Dissociafion  *  befindet, 
rechnet  nmn  die  Theilc  eines  dissociirten  Molecüls  als  Einzclmolecül,  so  gilt  das  (lesetz  auch 
jetzt,  und  mun  kann  daher  die  Bestimmung  des  osmotischen  Druckes  ziu-  Ermittelung  des 
Dissociationsgrades  in  solchen  Lösungen  benutzen.  Lösungen  desselben  osmotischen  Drucks 
nennt  man  ^isotonische"  Lösungen. 

Die  Gesetze  der  Gnsdiffusion  sind  im  Wesentlichen  dieselben  wie  bei  den  Flüssigkeiten. 
Unter  gewissen  Imständen  können  Gase  sogar  durch  feste  Körper  hindurch  diffundiren.  So 
geht  Wasserstoff  durch  blühendes  Platin  und  Palladium:  Wa.sscrstofr  und  Kolilenoxyd  durch 
glühendes  Eisen.  „ 

'  TH.  LOHNSTEIN. 

Digitalis  Tournefort,  botanisch.  Pflanzengattung  aus  der  Familie  der  Scrophulariaccae*. 
Typus  der  Dnterfamilie  der  Digilaleae  wegen  der  bauchigen,  röhren-  oder  glockenförmigen 
Kronen  mit  ganz  kurzen  Kandlappeii  und  der  wandspallig  2klappigcii  Kapsf^ln.  Die  Gattung  um- 
fasst  LS  auf  Europa.  West-  und  Mittclas-ien  beschränkte  .Arten,  zweijährige  oder  ausdauernde, 
zum  Theil  kräftige  Kräuter  mit  ansehnlichen,  hängenden,  purpurnen,  gelben  oder  weissen  Blüthen 
in  langen  endständigen,  einscitswendigen  Trauben.  D.  purpurea  L.,  rother  Fingerhut, 
zweijährige,  sainmctartig  gr.iufilzigc  Stiude  mit  grossen,  bauchig-glockigen,  hellpurpumen, 
innen  dunkelroth  gcfleclrtcn.  seltener  rein  weissen  Blütben.  In  Westeuropa  vorkommend,  bis 
Södskandinavien  verbreitet,  in  Deutschland  besonders  in  Thüringen  und  im  südlichen  Gebiete, 
auch  auf  Corsica  und  Sardinien  wachsend,  blüht  im  Juli  und  .\ugust.  Die  von  wildwiichsendeii. 
eben  zum  .\ufblühen  schreitenden  Pflanzen  eingesammelten,  uutcrseits  stark  netzadrigen, 
kerbig  gezähnten  Blätter  sind  oiücinell  als  Folia  Digitalis. 

M. 
I)igltali8,  chemische  Bcstaodtheile: 

l>il.'it«lin.  Ein  Glykosid.  I>le  in  flrn  Handel  kommcuilen  Fra^ritratc  sind  indenscn  Ocmlxelio  Ji«sv<  Oljrko- 
0(Ik  mit  «nd<«r9ii. 

l>a«  rfinc  DiKiUlin.  Diftitatinuin  vontin  Kiliani'fi.  dem  nacli  ßoehm'<t  lInU>rsu«hunf;pn  di<'  rbaraklrriHtiHchn 
llrietfirliunK  dfr  IHinlali^  zulconinjl,  if.t  ein  wciKseo.  amorphe«  Pnlrfr.  dig»  b(>lm  Erliitxen  ^i^  i:a.  200°  wpiss  Ittoiht, 
tH'i  ;!1M"  XU  ftinU'ni  b«rinni  utnl  1>ei  217"  unter  sUrIcer  Qeltiflirbunic  strhroilxt.  Itcim  Erbltipn  mit  vftrdllnni'T  alko- 
liuliiteher  SaIt«lior<r  u^rflllll  r»  in  LH  gi  t  s  li|;eni  n  CioHsO^,  Traubenzucker  und  Iiigitaluso  OrlfiiO.^.  Auk  diesen 
Spa]tt:n|.^j»mduc1rn  >'f>recbnet  f>fr.h  als  ^infaclisto  Formel  C^jUmOo.  welche  der  von  Sebmicdfiborf;  Kc'unilenen 
Cnll.O^  profi-ntisrh  »ehr  nahe  »leht:  C.ijII„0„ -)-  H,0  =  C,iiHaO, -f-  CtHijO,  =  C-HuO,,.  Durch  Erhilieo  mit  E«sij(- 
■tftar<^auhydi-id  Kelit  I>iK>lalin  in  da»  Anhydrid  ('^«HmOii  Dber. 

DiKitaliMn.  r'-gH,,,0>  Es  bildet  mikruskiipiseue,  rnndlicbe  Krtmer,  die  in  Wasser  und  Alkohol  leicht,  in 
Aetbcr,  (TTilotof^rm  und  B*>nKol  nirht  Ufhli^h  i-ind.  Vitr1oIi>l  Inst  e«  mit  schmutziKtrrUner  Farbe.  Beim  Korben  mit 
i«'rdD0Dt(*ii  Slluren  rerfallt  o.,  iti  Zucker  und  0  i  ;{i  t  al  i  r  es  in.    C|.,Hgb*^.i.    besitzt  ungeDthr  die  Wirkung  der  l>rog«. 

niyiluzin.  O^^H^O-,  Ea  bildi't  perlniu1terKtliuz'>Dde  Nadeln.  unlfJslirb  in  Wa.sser.  IDslich  in  fTiIurüTDrui  und 
lnMt..em  Alkuliol.  Beim  Kochen  mit  vordllnnten  Süuren  entatebt  Toxiresin.  da*;  kramprerreKend  wirkt.  O.t>02  ist 
lebnn^geflhrtich.  subcutan  nrzeugt  es  phlegnion'i^c  EutzOndung  nnd  Eiterung.  Die  Wirkaug  iirxneilicher  Dosten 
htll  8—10  Tage  an. 

Digitunin,  Cfstt^Ofj,  -)-  HiO.  ein  Ulrkofiil,  Ton  Scbnii«d<iberg  luerat  amorph,  dann  tob  Kiliani  dureh 
Behandeln    mit    H6pruc.    Alkohol    in    feinen,   zn    Wtnchen    rerninigten    Nadeln    erhalten,   die,   im    Oegcnaatx    au 


[Digitalis  —    9    —  Digitalis] 

dem  amorphen  Product,  sieh  in  kallfini  Wasser  nur  sehr  schwer  lOsen,  aas  der  heiss  bereiteten  LOsang  sich  aber 
beim  Erltalten  nicht  abscheiden.  Linksdrehend,  Beim  Erhitzen  mit  verdOnnter  Satzsäure  xerfällt  es  in  Dextrose, 
Maltose  and  Digitogenin,  CijsHa^Og.  Es  kommt  hier  die  Wirkang  nicht  in  Betracht,  hat  aber  dem  Saponin  ähnlieh 
stark  irritireade  Eigenschaften. 

Digitalsäore.  Weisse,  saner  schmeckende  Nadeln  Ton  schwachem  eigenthOmlichem  Oenich,  IVslich  in 
Wasser  and  Weingeist.    Ihre  Salxe  lassen  sich  nar  schwer  krystallisirt  erbalten. 

Digitalakrin,  CnBaoOi,  wird  gemeinsam  mit  OigitaleVn  durch  Wasser  ausgexogen.  Es  krystallisirt  aus  Al- 
kohol in  Bllttchen  (Wati). 

Digitalose.  Nach  Homolle  und  Qnevenne  eine  krystallinische,  schneeweisse,  geruch-  und  geschmack- 
lose Snbstani,  welche  in  Wasser  nnlOslich,  in  Alkohol  oder  Aether  leicht  lOslich  ist. 

DigitoleYns  Su  re  krystallisirt  iu  gritnon.  sternförmig  gmppirten  Nadeln.  Schmp.  30*^.  Hinterlassen  auf 
Papier  rettleeke.  schmecken  sehr  bitter,  lüseu  sich  schwer  in  Wasser,  leichter  in  Aether  nnd  Weingeist. 

Digitalosmin  hat  Wall  das  riechende  Princip  der  Digitalis  pnrpnrea  genannt.  Es  bildet  gelblichweisso, 
perlglänzende  Schnppen,  die  sich  bei  der  Destillation  Ton  Digitalisblattem  aaf  der  Oberfläche  des  Destillates  aus- 
scheiden and  diesem  durch  Aether  entzogen  werden. 

Ton  diesen  KOrpem  winl  die  Araneiwirkang  wesentlich  dem  Digitalin,  DigitaleTn  und  Digitoxin  tagesprochen. 

Als  SpaUuDgsproducte  seien  erwähnt: 

Digitaletin,  CuHaiOu,  entsteht  nach  Walz  neben  Zacker  zuerst  bei  der  hydrolytischen  Spaltung  des  von 
ihm  als  Digitalin  bezeichneten  Körpers,  zerfallt  aber  alsbald  weiter,  theils  durch  Wasserrerlust  so  Paradigitaletin, 
^uHaoO,,,  theils  dnreh  weitergehende  Spaltung  in  Zucker  und  Digitaliretin,  CnH»0«.  Es  krystallisirt  In  weissen 
Warten  und  XOmom,  schmeckt  in  wässeriger  Losung  bitter,  schmilzt  bei  176°  und  zersetzt  sich  oberhalb  206**. 
Es  ist  schwer  loslich  iu  Wasser,  noch  schwerer  in  AeUier,  leicht  iu  Weingeist. 

Digitalinsänre  entsteht  nach  K  o  s  m  a  n  n  aus  dem  Ton  ihm  Digitalin  genannten  Fraeparat,  CuHuOjo,  beim  Kochen 
mit  Natronlauge  Ton  36°  Banm^.  Sie  ist  in  Wasser  nnlOslich,  krystallisirt  aus  kochendem  Alkohol  in  mikroskopischen 
glänzenden  Blättchen  Ton  saarer  Beaction  und  nur  wenig  bitterem  Oeschmack.  Beim  Kochen  mit  TerdOnnton 
Säuren  zerfällt  sie  in  Zucker  und  Digitaliretin. 

Digitaliresin,  Spaltungsprodurt  des  Digitalins  und  Digitalelns,  entsteht  neben  Olykose  bei  kurzem  Kochen 
alkoholischer  LSsungen  genannter  Glykoside  mit  sehr  TerdQnnter  Salzsäure.    Wirkt  krampfeiregend. 

Digitaliretin  ist  Ton  Walz  ein  Spaltungsproduet  des  Digitalins  genannt  worden,  dürfte  jedoch  kein  KOrper 
Ton  indiTidnell  chemischen  Eigenschaften  sein.  Gelbliehweisses,  bitter  schmeckendes,  in  Aether  und  Weingeist, 
aber  nicht  in  Waaser  losliches  Pulrer,  welches  bei  60°  schmilzt. 

Digitaloln.  Walz  gab  ihm  den  Namen  ,l>igi talotnsBure'.  In  Weingeist  und  Aether  lOsliche,  schiefe, 
abgestumpfte  Prismen. 

DigitoneTn.  Entsteht  beim  längeren  Kochen  tou  Digitonio  mit  Terdttnnter  Salzsäure  neben  Zucker.  Kry- 
stallisirt nicht.  Es  ist  in  Aether  unlöslich  nnd  kann  dadurch  Ton  dem  gleichzeitig  entstandenen  Digitoresin  ge- 
trennt werden. 

Digitoresin  entsteht  zusammen  mit  Digitt^neln',  ist  in  Chloroform  und  Aether  leicht,  in  Wasser  schwer  lOslich. 

Digitaligenin  entsteht  nach  Kiliani  aus  Digitaliresin'  bei  vollkommener  Spaltung. 

8FIE0EL. 

Digitalis,  pharmakologisch.  Die  Anwendung  der  Digitalis  als  Vollsäbeilmitt«!  ist  schon  eine 
sehr  alte.  1542  machte  sie  Fuchs  in  Deutseh  land  unter  dem  Namen  Digitalis  als  Arzneimittel 
bekannt,  und  1640  führte  Parkinson  ihren  Gebrauch  in  England  ein  und  veranlasste  ihre 
Aufnahme  in  die  Londoner  Pharmakopoe.  Allgemeinere  Verwendung  fand  die  Droge  erst  auf 
die  Empfehlungen  des  englischen  Klinikers  William  Withering  1785,  der  sie  als  Diureticum 
pries  und  sie  gegen  Phthisis,  Scrofulose  und  Hydrops  anwandte.  Er  kannte  auch  schon  ihre 
pulsverlangsamende  Wirkung. 

Physiologische  Wirkung.  Die  verschiedenen  Thiorspecies  verhalten  sich  der  Digitalis- 
wirkung gegenüber  nicht  gleich.  Für  Carnivoren  ist  Digitalis  weit  stärker  giftig  als  für  Herbi- 
voren.     Auch  für  Kaltblüter  ist  Digitalis  Gift:  der  Frosch  ist  ziemlich  resistent. 

Digitalis  erzeugt  innerlich  stärkere  Magen-  und  Darmreizung,  beim  Menschen  in  grösseren 
Dosen  zuweilen  SchwindelgefOhl,  Sehstörungen,  Ohnmachtsanwandlungen,  Erbrechen,  Am 
meisten  in  den  Vordergrund  tritt  die  Wirkung  auf  die  Circulation.  Injicirt  man  einem  Warm- 
blüter intravenös  eine  grössere  Menge,  so  erfolgt  augenblicklich  diastolischer  Herzstillstand. 
Bei  mittleren  Gaben  oder  bei  subcutaner  oder  auch  innerlicher  Darreichung  sieht  man  am 
Thier,  ebenso  wie  bei  einer  Digitalisvergiftung  am  Menschen  meist  sich  die  drei  T  raube 'sehen 
Stadien  der  Digitaliswirkung  entwickeln.  Im  ersten  Stadium  ist  der  Blutdruck  hoch,  die  Puls- 
frequenz vermindert.  Im  zweiten  Stadium  steigt  die  Pulsfrequenz  plötzlich  in  maximo  auf 
die  Zahl,  welche  das  Individuum  nach  Atropinvergiftung  oder  unvergiftet  nach  Durchschneidung 
der  beiden  Vagi  haben  würde,  wobei  der  Druck  zunächst  noch  steigt,  dann  aber  allmählich 
bis  unter  die  Norm  .sinkt.  Im  dritten  Stadium  sinkt  der  Blutdruck  noch  weiter,  der  Puls 
wird  wieder  seltener  und  unrcgelmässig,  der  Herzschlag  immer  schwächer  und  aussetzend, 
schliesslich  steht  das  Herz  in  Diastole  still. 

Es  fallen  an  diesem  Bilde  zwei  Erscheinungen  des  ersten  Stadiums  auf,  erstens  die  Puls- 
vcrlangsamung  und  zweitens  die  Blutdrucksteigerung.  Was  die  Pulsverlangsamung  anbelangt, 
so  beruht  sie  ausschliesslich  auf  einer  Erregung  im  Vagusgcbict.  Hat  man  einem  Thier  vorher 
durch  Atropin  die  Vagusperipherie,  respective  die  hemmenden  Apparate  im  Herzen  gelähmt, 
so  kommt  diese  Wirkung  auf  Digitalis  nicht  zu  Stande.  Jedoch  wird  auch  an  normalen  Thiereu, 
denen  man  vorher  beide  Vagi  am  Halse  durchschnitten  hat,  durch  Digitalis  eine,  wenn  auch 
weit  geringere,  aber  doch  sicher  constatirbare  Pulsverlangsamung  herbeigeführt.  Es  müssen 
also  durch  Digitalis  in  den  peripheren  Vagusendigungen  im  Herzen  —  unabhängig  vom  Vagus- 
centrum —  Erregungen  entstehen,  welche  die.se  Pulsverlangsamung  bewirken.  Indessen  kommt 
diese  eminente  Pulsverlangsamung  —  z.  B.  von  90  auf  30  —  auf  Digitalis  nur  bei  nicht- 
durchschnittenen  Vagis  zu  Stande.  Es  kommt  also  der  Hauptantheil  an  dieser  Wirkung  einem 
Einflüsse  zu,  welcher  mit  Durchschneidung  der  Vagi  ausgeschlossen  wird  und  der,  wie  sich 
erweisen  lässt,  sowohl  in  einer  gesteigerten  Anspruchsfähigkeit  der  peripheren  Vagtisendigungen 
im  Herzen  gegenüber  Erregungen,  welche  vom  Vaguscentrum  ausgehen,  als  auch  in  einer  Zu- 


IDigiUl 


nabine  dcb  Tonus  rlicses  rentrutn»  benilit.      Diese    IcUttrc    ist    nur  eine    secuniläro  Wirlnitijf 
infolge  der  ebenfalls  durch  Dig;italis  bewirkten  Bluldruekstcigcrung. 

Die  wichtigste  ErM'heioung  am  Warmblüter  ist  ebeu  diese  Blutdrucksteigeruag  im  erstea 
Stadium.  Sie  führt  ?,\i  einer  stärkeren  Durchblutung  der  (iewcbc  des  Körpers;  die  Bhitmeogc. 
welche  in  einer  Zeiteinheit  durch  den  Gesammtriuerschnitt  des  ticfässsystoms  strömt,  uimmt 
mithin  erheblich  zu.  Ohwolil  al.-io  dn.s  Her/,  .seltener  schlägt,  leistet  es  mehr  .Arbeit,  »tei^ 
doch  der  Druck.  Ks  mü.ssen  also  Momente  bestehen,  welche  dieses  Minus  (Infolge  der  Puh- 
verlangsarauiig)  der  geleisteten  Her/.arbcit  übercompcnsireu.  Hierbei  können  zwei  F'actoreo  io 
Betracht  kommen :  entweder  ist  dii^  Arbeitsleisluiig  des  Hentcns  in  l''olgc  der  Digitalis  verstärkt, 
oder  der  Ablluss  de»  Blutes  aus  dem  Aortonsystem  ist  in  Folge  va.socon.strietorischer  EinfliUsr 
erschwert;  oder  es  können  auch  beide  Momente  zugleich  in  Betracht  kommen,  wiis  thatsÄcb- 
lich  bei  der  Digitalis  der  Fall  zu  sein  scheint.  —  Was  zuniichst  die  Wirkung  uuf  den  Hen- 
muskel  anbelangt,  so  sieht  man  bei  den  Fröschen  auf  kleinere  oder  mittlere  DigiUilis- 
dosen  das  Herz  kräftiger  arbeiten:  in  der  Diastole  erschlafft  der  Herzmu.skcl  mehr  ab. 
vorher,  der  Ventrikel  wird  grösser  und  fasst  mehr  Blut  für  die  folgende  Systole.  Diese  dauert 
länger  als  normal,  und  es  leistet,  wenn  man  die  Arbeit  misst  —  z.  B.  Blutserum  in  die  Höhe 
pumpen  lässt  -  jed^r  einzelne  Herzschlag  mehr,  bis  zum  Doppelten  der  nommleu  Arbeit 
Auf  dieses  erste  Stadium  der  verstiirkteu  Arbeitsleistung  des  Herzmuskels  folgt  bei  grosseren 
Dosen  beim  Froschherz  ein  zweites  Stadium,  in  welchem  sieh  die  einzelnen  Particu  des  Hen- 
miiskels  nicht  mehr  glcichmü.'.sig  contrahircn  und  ausdehnen:  einzelne  Stelleu  des  ncnsmuskcl» 
bleiben  länger  (oder  auch  dauernd)  in  Systole  als  andere,  die  bereits  in  Diastole  übergegangen 
bind.  Bei  noch  grösseren  (iahen  folgt  ein  drittes  Stadium,  in  welchem  der  Ventrikel  in  Systole 
stillsteht,  während  die  Vorhöfo  sich  noch  vergeblich  bemühen,  ihr  Blut  in  den  Ventrikel  hin- 
einzupumpen, und  erst  später  diastoli.scb  erlahmen. 

E.S  wird  also  thatsächl'ch,  wie  in  dem  oben  geschilderten  ersten  Stadium  am  Frosch- 
herzen zu  sehen  ist,  der  Herzmuskel  durch  Digitalis  befähigt,  grössere  .Arbeit  zu  leisten.  lu- 
dcssen  genügt  dies  allein  nicht,  um  die  Erscheinung  am  Warmblüter  zu  erklären,  dass  unter 
Digitaliseinlluss  trotz  der  bedeutenden  Pulsverlangsamung  der  Blutdruck  bis  über  das  Doppelte 
der  Norm  in  die  Höhe  getrieben  wird.  Es  kommt  hier  wohl  .luch  noch  der  zweite  oben  er- 
wähnte Factor  mit  in  Betracht,  wie  auch  aus  Versuchen  hervorzugehen  scheint.  Wenn  man 
nämlich  unter  gleichbleibendem  künstlichem  Druck  defibrinirtes  Blut  oder  Blutseium  in  die 
Arterie  eines  überlebenden  Organes  (Niore)  eiufliessen  lässt  und  die  aus  der  abfübronds 
Vene  in  einer  bestimmten  Zeiteinheit  abflie^sende  Blutmengo  misst.  so  sieht  man  diese  Mea 
sofort  bedeutend  (bis  unter  die  Hälfte)  abnehmen,  wenn  man  dem  Blute  Digitalisbestandtbe 
zusetzt.  Es  müssen  also  die  (lefässe  unter  der  Digilaliswirkung  contrahirt  worden,  und  in  Fol 
dcHsen  wird  der  Durchtritt  des  Blutes  bei  gleichbleibender  Triebkraft  erschwert  (Paldrocj 

Es  wird  also  durch  Digitalis    der  licfässtonus    gesteigert    und  somit  der  Blutdruck  auo 
denn  gegen  das  Hindemiss,    welches  durch  die    verengten  Gefisse    dem  BlutabHuss    aus    de 
AortensTstem  gesetzt  wird,    kämpft  das  Herz    unter  dem  Kinfluss   der  Digitalis  an,    indem 
seine  Kraftreserven  zu  Hülfe  nimmt.   Neue  Kräfte  erwachsen  dem  Herzen  durch  Digitalis  nioi 
es  sind  nur  die  Reservekräfte,    welche  es  ausnützt,   und  ein  durch  vorgäugige  .\rbeitslcist 
erschöpftes  Herz  kann  durch  Digitalis  nicht  zu  verstärkter  Arbeit  angeregt  werden. 

Üb  die  Herzwirkung  der  Digitalispraeparate  eine  directc  Wirkung  auf  den  Herzmuskel  od 
auf  die  intrakardialen  (ianglicnzellen  und  Nenenfasem  sei,  muss  vorläufig  dahingestellt  blcibeij 
Manches  spricht  dafür,  dass  Digitalis  —  im  Herzen,  wie  wohl  auch  in  den  Gefnssen  — 
den  Mu.skclfascrn  angreife,  wenigstens  erzeugt  z.  B.  das  Digitoxin  eine  nachweisbare  direo 
Muskelläbmuug.  hat  also  eine  .lusgesprochcne  Muskelwirkung,  und  auch  der  durch  grosse  Dos 
Digitalis  erzeugte  systoli.sche  Stillstand  des  Froschherzens  uiu$s  wohl  auf  einer  directen  Ve 
äiiderung  des  Herzmuskels  beruhen. 

Infolgi'  der  durch  Digitalis  veränderten  Circulationsbedingungen  wird  auch  das  Verhaltf 
der  Körpertemperatur  beeinflusst.     Nach  kleinen  Dosen  oder    im  ersten  Wirkungsstadi' 
grösserer    Digitalisgalicn    nimmt    die    Körpertemperatur     im     Körperinnern    häufig    ab.    v 
rend    sie    an    der    Körperoberfläche    steigt.      Es    ist    dies    eine    f'olge    der    arteriellen   Dr 
»leigerung,  welche  durch  die  beschleunigte  Blutbewegunp  mehr  Blut,  als  in  der  Norm  in  i 
bestimmton  Zeiteinheil  in  die  Gefässe  der  H.iutdccke  scliafft    und  dadurch    eine  raschere 
grössere  Wärmcabgabi-  und  eine  Abkühlung  des  KÖri)erinnern  bewirkt    trotz   etwaiger  Ge 
regulation  von  Seiten  des  Organismus.     Dieses  Kegulationsbeslfbi-n  wird  natürlich  bei  e 
geschwächten,  wenig  rcgulationskräftigcn  Organismus,  z.  B.  im  Fieber,  um  so  weniger  vo' 
folg  gekrönt  sein,  —  .Tcdoch  bcwiiken  .im-Ii  "msse  Dosen  Digitalis  gewöhnlich  ein  Sinkt 
Körpertemperatur.    Durch  die  alsd.ini.  ne  Verminderung  des  Blutdrucks  und  das 

niedorlicgen  der  Circulalion  wird  ein.;  -  .Vervensystera  und  damit  auch  der  die  Kö 

t«»npcratur  regulirende  Mechanismus,    .indorerseit»  werden  aber  auch   dio  wärmcproducin 
Organe,    dio  Muskeln.  Drüsen  etc.    in    ihrer  Ernährung  beeinträchtigt    und    dadurch    in 
Lcistungsfäliigkeil  heralige^utzt.    Hierdurch  wird  der  Organismus  in  >eiuei  Ilcgulationsril 
gegen  die  übcrmä.ssigi'  Wärmeabgabe    an    die  kühlere  rmgebung    und  in  »einer  Wider» 
Fälligkeit  gegen  die  .Abkühlung  ge.schädigt,  und  es  sinkt  in  Folge  dessen  dm  Eigenwarm 

Kino    besiindere  Beachtung    verdient    das  Verhalten    der   Diurusc*.     Bokannllicb 


>if;i(alis 


nipitali.«] 


Idi«  tIarnao(.Tvtioii  iini  so  ri.'ii.'blii-ln.T  stall .  j>-'  reichliclior  Bltil  durch  'lic  Niere  strömt.  In 
Folge  (Jesscu  wirkt  jede  Blutdrucksteigrruog  im  allgemeinen  befördernd  auf  die  Ham- 
secrction.  Wir  sehen  daher  auch  nach  kleinen  Dosen  Digitalis  bei  Kaninchen  eine  aus-  * 
gesprochene,  bei  Hunden  und  Katzen  eine  (jeringfügige  Vermehrung  der  Uamabaonde- 
rung.  Grössere  Dosen  aber  bewirken  im  Gegenthoil  eine  Verminderung  der  Harnsecretion,  • 
und  ebenso  sieht  man  beim  gesunden  Mensehen  nach  Digitnlisdarrcichung  niemals  vermehrte« 
Diurese:  meistens  ist  sie  vermindert,  und  grosse  toxische  Gaben  können  sogar  zuweilen  Anuriv 
erzeugen.  Diese  Verinindening  der  Harnsecretion  im  Stadium  des  gesteigerten  Blutdrucks  ist 
durch  i^nen  Krumpf  der  Nierenarterien  /.u  erklären,  welche  bei  ihrer  eigcnthümlicbeu 
doppelten  Verzweigung  (Glomeruli.  Capillarsj'stem)  im  verengerten  Zustande  ein  um  so 
süsseres  Hiuderniss  für  die  Btutbahn  und  dadurch  für  den  Zufluss  von  Material  für  die  Ham- 
eheidung  abgeben.  Anders  liegen  natürlich  die  Verhältnisse  bei  Patienten,  bei  denen 
orch  Störungen  der  Circulation  und  dadurch  bedingte  venöse  Stauungen  sich  bereits  Krgüssc 
und  Flüssigkeitsansammlungcn  im  Körper  entwickelt  haben.  Hier  erscheint  die  Digitalis  da- 
durch, dass  sie  die  Circulationsverhältnisse  bessert,  die  venösen  Stauungen  beseitij^t  und  eine 
reichliche  Blutdurchströmung  in  den  Nieren  bewirkt,  als  ein  mächtiges  Diurcticum. 

Intoxicationen,    die  durch  Digitalis  verursacht  werden,  sind  meistens  medicinalc  Ver 

»pltungcn.  In  der  Regel  haben  entweder  kurz  nach  einander  wiederholte  grössere  Dosen  oder 
der  uncontrolirte  Fortgebrauch  von  Digitalispraeparaten  in  kleinen  Gaben  die  schliessliche 
lutoxication  verursacht.  Die  erstercn  Fälle  können  unter  schweren  gastrischen  und  ucrvönea 
Erscheinungen,  eventuell  furibunden  Delirien,  wiederholtem  unstillbojem  Erbrechen,  Herz- 
klopfen, fulsverlangsamung  auf  40  und  noch  weniger  Schläge,  Klopfen  der  Karotiden,  Stirn- 
kopfschmerz und  Schwindel  oder  auch  in  schwereren  Fällen  unter  st.irker  Muskelschw.äche  und 
Collaps,  unregelmässigem,  dabei  sehr  frciiuentem  und  kleinen  Puls,  Coma  und  eventuell  Con- 
vulsionen  verlaufen.  In  diesem  zuletzt  geschilderten  Stadium  ist  jode  Mu.skelanstrengung  oder 
psychische  Erregung  äusserst  gefährlich,  da  dieselben  momentane  Herzlähmung  mit  blitzartigem 
Tode  verursachen  können.  Diese  Gefahr  besteht  auch  noch  am  dritten  und  vierten  Tage  — 
I  nach  der  Vergiftung,  wenn  sich  der  Patient  schon  durch  Ruhe  erholt  bat  und  subjcctiv  wieder 
ganz  wohl  befindet.  In  der  Behandlung  der  Digitalisvergiftuugcn  spielt  daher  absolute  Ruhe 
die  Hauptrolle.  Man  vermeide  auch  häutiges  Trinkenlassen,  da  hierdurch  der  Brechreiz  ver- 
'  mehrt  und  eventuell  starke  Bewegungen  ausgelöst  werden  können.  Die  durch  cumulntive 
Wirkung  ent^standenen  Vergiftungen  beschränken  sich  auf  Brechreiz,  Kopfschmerz  und  Benom- 
mensein, denen  ein  Gefühl  von  Schwäche  im  Kpigastrium,  üebclkeit,  Spannung  über  den  Or- 
bitae.  Gesichtsvcrdunkelung,  auch  Funkensehen.  Schlaflosigkeit  und  Ohrensausen  vorhergehen 
I  kann.  Hier  genügt  meist  das  Aussetzen  der  Medication.  Als  Antidot  sind  Tannin  und  ver- 
f dünnte  Säuren  empfohlen;  ferner  sind  bei  drohendem  oder  bestehendem  Collaps  Stimulantieu 
i  anzuwenden.  Eine  Ausscheidung  eines  der  wirksamen  Digitalisbestandtheile  durch  deu 
iHarD  ist  bis  jetzt  beim  Menschen  noch  nicht  beobachtet  worden,  und  auch  bei  Thieren  Ist 
I  nur  ganz  vereinzelt  DigitaleVn  in  Spuren  im  Harn  wiedergefunden  worden.  KIOKKA. 

Thi'r."»i)Puti.sch('  Anwenrluiii;  ilor  Uigitalis.  Die  Digitalis  ist  iini  Kranken- 
bottp  .seit  ihrer  Eiufiihruns  ailiii;ililich  zu  einem  unentbehrlichen  Hülfsniittel  thera- 
peutischcn  H.'uideins  jreworden.  Ks  piebt  wenifce  Arzneikdqjer,  welche  am  richtigen 
Orte,  zur  richtigen  Zeit  und  in  der  richtiiieii  Art  angewendet,  eine  .so  ausserordent- 
liche Wirkung  zu  entfalten  und  schwere  functinnelle  LStörungen  so  zu  i)eseitigen  im 
Stande  sinfi:  dennoch  darf  die  Anwendimg  dersellien  nur  nach  sorgHlltiper  Krwfignng 
aller  Anzeigen  und  Gegenanzeigen  stattfinden  und  sollte  nie  veranlasst  werden,  ohne 

tdass  eine  fortlaufende,  tägliche,  selbst  öftere  ärztliche  Beobachtung  des  Kranken 
mriglich  ist,  denn  nm'  auf  solche  Weise  kann  man  sicher  sein,  schwere  Uebelstande 
zu  vemieiden,  welche  im  Palle  einer  überm.1.ssigen  Einwirkung  die.ses  mächtigen  Herz- 
giftt»  eintreten  können.  Ihre  hauptsächlichste  Verwendung  findet  die  [»igitalis  in 
Erschwerungen  des  Kreislaufes  bei  gesunkenem  arteriellen  Drucke,  niag 
die  ursprüngliche  Erkrankung  in  einem  Klappenfehler  oder  in  einer  Erkrankung 
des  Perikards  oder  in  gewis.sen  Stönuigen  der  Innerv.ation  de,s  Herzens  gelegen 
sein;    ihre  .Anwendung    setzt    das  Vorhandensein    einer    noch  immer  leistungsfähigen 

■  Herzmusculatur   und  eines  noch  ziemlich  guten  Vagustonus  voraus.     Bei  starken  De- 
generationen   des  Myokards,   bei   Myocarditis,    bei  seniler  Schwäche  des  Herzmuskels 
kann  die  dem  Herzen  durch  die  Digitalis  zugemuthete  Mehrarbeit    .-mstatt    mit  einer 
gewünschten  Kräftigung  der  Herzcontracfinn  mit  einer  grös.seron  Schwäche  derselben  "* 
und  mit  einer  endlichen  Herzparalyse  beantwortet  werden.     Ist   femer  der  Herznmskcl 

■  selbst  noch  in  gutem  Zustande  imd  .sogar  die  Innervation  des  Herzens  etwa  durch 
Digitalis  selbst  eine  bessere  geworden,  so  kann  dennoch  ein  allzulanger  Gebrauch 
eine  schwere  Schädigimg  der  Herzarbeit  herbeiführen,  insbesondere  weil  der  Digitalis 
eine  cunialirendi'  Wirkung  zukonunt,  die  wahrscheinlich  von  der  sehr  langsamen 
K  Auaschoiduug  ihrer  in  W:i8ser  schwer  löolicbeu  Glykoside    aus  dem  Organismus  her- 


[IMfrilalis 


—      Kl      - 


l)i|?i«alU 


iialimc  des  ToiiUü  dieses  Ccntrums  bcniht.     Dicsi-    IclitKri'   ist    uur  eine   seeunJSro  Wirkung 
infolRo  dor  tbonfalls  diircli  Digitalis  bewirkten  Blutdruckstcigerutig.  S 

Die  wichtigste  Ersclieinung  am  Warmblüter  ist  eben  diese  Blutdrucksteigeruag  im  crstefl 
Stadium.    Sic  führt  zu  einer  stärkeren  Durehbhilung  der  Gewebe  des  Körpers:  die  Blutmeuge. 
welche  in  einer  Zeiteinheit  durch   den  Gesanirntquerschnitt    des  (lefässsystems  strömt,    nimmt 
mithin  erheblich  m.      Obwohl  niso  dos  Herz   seltener  schlüirt,    leistet  es    mehr  Arbeit,    steigt 
doch  der  Druck.     Es  müssen  also  Momente  bestehen,   welche  dieses  Minus    (infolge  der  Huls- 
verlangsnmung)  der  geleisteten  Hertnrbeit  übercompensiren.    Uierbei  können  zwei  Factoren  in 
Betracht  kumnien:  entweder  ist  die  Arbcitsleistnug  des  Herzens  in  Folge  der  Digitalis  verstärkt, 
oder  der  Abfluss  des  Blutes  aus  dem  Aorten.system  ist  in  Folge  vasoconstrictorischer  Eiiii' 
erschwert;    oder  es  können  auch  beide  Momente  zugleich  in  Betracht  kommen,   was  tha: 
lieh  bei  der  Digitalis  der  Fall  zu  sein  scheint.  —  Was  zunächst  die  Wirkung  auf  den  Herz- 
muskel   anbelangt,    so    sieht    man    bei    den    Fröschen    auf   kleinere    oder    mittlere    Digitalis- 
dosen   das    Herz    kräftiger    .irbeitcn:    in    der    Diastole    erschlafft    der   Herzmuskel    mehr    als 
vorher,  der  Ventrikel  wird  grösser  und  fasst  mehr  Blut  für  die  folgende  Systole.   Diese  dauert 
länger  als  normal,  und  es  leistet.,  wenn  man  die  Arbeit  roisst  —  z.  B.  Blutscnmi  in  die  Höbe 
pumpen  lässt  -    jeder    einzelne  Herzschlag    mehr,    bis  zum  Doppelten    der    normalen  .\rbeit. 
.Vuf  dieses  erste  Stadium  der  verstärkten  .\rbcitsleistung  des  Herzmuskels  folgt  bei  grü<     p 
Dosen  beim  Frosehhcrz  ein  zweites  Stadium,  in  welchem  sich  die  einzelnen    Hartien  des  1 
miiskels  nicht  mehr  gleichm.issig  eontrahjren  und  ausdehnen:  einzelne  Stelleu  des  Uerzni  . 
bleiben  länger  (oder  auch  dauernd)  in  Systole  als  .indere.  die  bereits  in  Diastole  überget:  i 
sind.   Bei  noch  grösseren  Gaben  folgt  ein  drittes  Stadium,  in  welchem  der  Ventrikel  in  S\.-,i..i. 
stillsteht,  während  die  Vorhöfc  sich  noch  vergeblich  bemühen,  ihr  Blut  in  den  Ventrikel  hin- 
einzupumpen, und  erst  später  diastolisch  erlahmen. 

Es  wird  also  thatsächUch,  wie  in  dem  oben  geschilderten  ersten  Stadium  am  Frosch- 
herzen zu  sehen  ist.  der  Herzmuskel  durch  Digitalis  befähigt,  grössere  Arbeit  zu  leisten.  In- 
dessen genügt  dies  .illein  nicht,  um  die  Erscheinung  am  Warmblüter  zu  erklären,  dass  unter 
Digitaliseinfluss  trotz  der  bedeutenden  Pulsverlangsamung  der  Blutdruck  bis  über  das  Doppelte 
der  Norm  in  die  Höhe  getrieben  wird.  Es  kommt  hier  wohl  auch  noch  der  zweite  oben  er- 
wähnte Factor  mit  in  Betracht,  wie  auch  aus  Versuchen  hervorzugehen  scheint.  Wenn  man 
nämlich  unter  gleichbleibendem  künstlichem  Druck  defibrinirtes  Blut  oder  Blutsetum  in  rlie 
Arterie  eines  überlebenden  Organes  (Niere)  einfliessen  lässt  und  die  aus  der  abführenden 
Vene  in  einer  bestimmten  Zeiteinheit  abfliessende  Btutmcngc  raisst,  so  sieht  man  diese  Menge 
sofort  bedeutend  (bis  unter  die  Hälfte)  abnehmen,  wenn  man  dem  Blute  Digitnlisbestandtheile 
zusetzt.  Es  müssen  also  die  Gelasse  unter  der  Digitaliswirkung  eontrahirt  werden,  und  in  Folge 
dessen  wird  der  Durchtritt  des  Blutes  bei  gleichbleibender  Triebkraft  erschwert  (Paldrock;. 

Es  wird  also  durch  Digitalis  der  Gefässtonus  gesteigert  und  somit  der  Blutdruck  auch; 
denn  gegen  das  Hinderniss,  welches  durch  die  verengten  Gefäsjse  dem  Blutabfluss  aus  dem 
Aortensystem  gesetzt  wird,  k.impft  das  Herz  unter  dem  Einfluss  der  Digitalis  an,  indem  es 
seine  Kraftrcserven  zu  Hülfe  nimmt.  Neue  Kräfte  erwachsen  dem  Herzen  durch  Digitalis  nicht: 
es  sind  nur  die  Reservekräfte,  welche  es  ausnützt,  und  ein  durch  vorgängige  Arbeitsleistung 
erschöpftes  Herz  kann  durch  Digitalis  nicht  zu  verstärkter  Arbeit  angeregt  werden. 

Ob  die  Herzwirkung  der  Digifalispraeparate  eine  directe  Wirkutig  auf  den  Herzmuskel  oder 
auf  die  intrakardialen  fianglicnzcllen  und  Nervenfasern  sei.  rauss  vorläufig  dahingestellt  bleiben. 
Manches  spricht  dalür,  dass  Digitalis  —  im  Herzen,  wie  wohl  auch  in  den  Gcf;issen  —  an 
den  Muskelfasern  angreife,  wenigstens  erzeugt  z.  B.  das  Digitoxin  eine  nachweisbare  directe 
Muskclläbmung,  hat  also  eine  ausgesprochene  Muskelwirkung,  und  auch  der  durch  grosse  Dosen 
Digitalis  erzeugte  systolische  Stillstand  des  Froschherzens  inuss  wohl  auf  einer  directeu  Ver- 
änderung des  Herzmuskels  beruhen. 

Infolge  der  durch  Digitalis  veränderten  Circulationsbediugungen  wird  auch  das  Verhalten 
der  Körpertemperatur  bceinflusst.  Nach  kleinen  Dosen  oder  im  ersten  Wirkungs.staflium 
grösserer  Digitalisgabcn  nimmt  die  Körpertemperatur  im  Körperinnern  häufig  ab.  wäh- 
rend sie  an  der  Körperoberfläche  steigt.  Es  ist  dies  eine  Folge  der  arteriellen  Druck- 
sleigerung,  welche  durch  die.  beschleunigte  Blutbewegung  mehr  Blut,  als  in  der  Norm  in  einer 
bestimmten  Zeiteinheit  in  die  Gefässc  der  Hautdecke  schafft  und  dadurch  eine  raschere  und 
grössere  Wärme.-ibgabc  und  eine  Abkühlung  des  Körperinnern  bewirkt  trotz  etwaiger  Gegeu- 
regiilation  von  Seiten  des  Organismus.  Dieses  Begulationsbestreben  wird  natürlich  bei  einem 
geschwächten,  wenig  regulationskräftigen  Organismus,  z.  B.  im  Fieber,  um  so  weniger  von  Er- 
folg gekrönt  sein.  —  .Jedoch  bewirken  auch  giosse  Dosen  Digitalis  gewöhnlich  ein  Sinken  der 
Körpertemperatur.  Durch  die  alsdann  eingetretene  Verminderung  des  Blutdnicks  und  das  Dar- 
iiiederliegeu  der  Circulation  wird  einerseits  das  Nervensystem  und  damit  auch  der  die  Körper- 
temperatur regulirende  Mechanismus,  andererseits  werden  aber  auch  die  wärmeproducirt-nden 
Organe,  die  Muskeln,  Drüsen  etc.  in  ihrer  Ernährung  beeinträchtigt  und  dadurch  in  ihrer 
Leistungsfihigkeit  herabgesetzt.  Hierdurch  wird  der  Organismus  in  seiner  Regulationsfäl 
gegen  die  übermässige  Wärmeabgabe  an  die  kühlere  Umgebung  und  in  seiner  Widerst  ;^_ 
fähigkeit  gegen  die  Abkühlung  geschädigt,  und  es  sinkt  in  Folge  dessen  die  Eigenwärme. 

Eine    besondere  Beachtung    verdient    das  Verhalten    der   Diurese".     Bekanntlich    (iq^ 


[Diiritalis  _     11     _  DigitalisJ 

die  Hanisecretiou  um  so  reichlicher  statt,  je  reichlicher  Blut  durch  die  Niere  strömt.  In 
Folge  desseu  wirkt  jede  Blutdrucksteigerung  im  allgemeinen  befördernd  auf  die  Harn- 
secretion.  Wir  sehen  daher  auch  nach  kleinen  Dosen  Digitalis  bei  Kaninchen  eine  aus-  "^ 
gesprochene,  bei  Hunden  und  Katzen  eine  geringfügige  Vermehrung  der  Hamabsonde- 
rung.  Grössere  Dosen  aber  bewirken  im  Gcgentheil  eine  Verminderung  der  Harnsecretion,  « 
und  ebenso  sieht  man  beim  gesunden  Menschen  nach  Digitalisdarreichung  niemals  vermehrte  ~ 
Diurese ;  meistens  ist  sie  vermindert,  und  grosse  toxische  Gaben  können  sogar  zuweilen  Anurie 
erzeugen.  Diese  Verminderung  der  Harnsecretion  im  Stadium  des  gesteigerten  Blutdrucks  ist 
durch  einen  Krampf  der  Nierenartcrien  zu  erklären,  welche  bei  ihrer  cigenthümlichen 
doppelten  Verzweigung  (Glomeruli,  Capillarsystem)  im  verengerten  Zustande  ein  um  so 
grösseres  Hindemiss  für  die  Blutbahn  und  dadurch  für  den  Zufluss  von  Material  für  die  Harn- 
ausscheidung abgeben.  Anders  liegen  natürlich  die  Verhältnisse  bei  Patienten,  bei  denen 
durch  Störungen  der  Circulation  und  dadurch  bedingte  venöse  Stauungen  sich  bereits  Ergüsse 
und  FlüssigkeitsansammluDgen  im  Körper  entwickelt  haben.  Hier  erscheint  die  Digitalis  da- 
durch, dass  sie  die  Circulationsverhältnisse  bessert,  die  venösen  Stauungen  beseitigt  und  eine 
reichliche  Blutdurchströmung  in  den  Nieren  bewirkt,  als  ein  mächtiges  Diureticum. 

Intoxicationen,    die  durch  Digitalis  verursacht  werden,  sind  meistens  medicinale  Ver-___ 
gütungen.    In  der  Regel  haben  entweder  kurz  nach  einander  wiederholte  grössere  Dosen  oder 
der   uncontrolirte  Fortgebrauch  von  Digitalispraeparaten   in    kleinen  Gaben   die   schliessliche 
Intoxication  verursacht    Die  erstercn  Fälle  können  unter  schweren  gästiisghen  und  nervÖMa. 
Erscheinungen,   eventuell   iuribunden  Delirien,   wiederholtem   unstillbarem   Erbrechen,   Herz- 
klopfen,  Pulsverlangsamung  auf  40  und  noch  weniger  Schläge,  Klopfen  der  Karotiden,  Stirn- 
kopfschmerz und  Schwindel  oder  auch  in  schwereren  Fällen  unter  starker  Muskelschwäche  und 
Collaps,  unregelmässigem,  dabei  sehr  frequentem  und  kleinen  Puls,  Coma  und  eventuell  Gon-  .    _ 
vulsionen  verlaufen.    In  diesem  zuletzt  geschilderten  Stadium  ist  jede  Muskelanstrcngung  oder  p*    " 
psychische  Erregung  äusserst  gerdhrlich,  da  dieselben  momentane  Herzlähmung  mit  blitzartigem  ' 
Tode   verursachen    können.     Diese  Gefahr   besteht   auch    noch    am  dritten    und  vierten  Tage  — 
nach  der  Vergiftung,  wenn  sich  der  Patient  schon  durch  Ruhe  erholt  bat  und  subjectiv  wieder 
ganz  wohl  befindet.    In  der  Behandlung  der  Digitalisvergiftungen   spielt  daher  absolute  Ruhe 
die  Hauptrolle.    Man  vermeide   auch    häufiges  Trinken  lassen,  da  hierdurch  der  Brechreiz  ver- 
mehrt und  eventuell    starke  Bewegungen    ausgelöst  werden    können.    Die    durch   cumulative 
Wirkung  entstandenen  Vergiftungen  beschränken  sich  auf  Brechreiz,  Kopfschmerz  und  Benom- 
meosein,  denen  ein  Gefühl  von  Schwäche  im  Epigastrium,  üebelkeit,  Spannung  über  den  Or- 
bitae,    Gesichtsverdunkelung,  auch  Funkenseben,  Schlaflosigkeit  und  Ohrensausen  vorhergehen 
kann.    Hier  genügt  meist  das  Aussetzen  der  Medication.    Als  Antidot   sind  Tannin  und  ver- 
dünnte Säuren  empfohlen:    ferner  sind  bei  drohendem  oder  bestehendem  Collaps  Stimulantien 
anzuwenden.    Eine  Ausscheidung   eines   der   wirksamen  Digitalisbestandtheilc   durch   den 
Harn  ist  bis  jetzt  beim  Menschen    noch  nicht  beobachtet  worden,   und  auch   bei  Thieren  ist 
nur  ganz  vereinzelt  Digitalei'n  in  Spuren  im  Harn  wiedergefunden  worden.  KIONKA. 

Therapeutische  Anwendung  der  Digitalis.  Die  Digitalis  ist  am  Kranken- 
bette seit  ihrer  Einführung  allmählich  zu  einem  unentbehrlichen  Hülfsmitt«!  thera- 
peutischen Handelns  geworden.  Es  giebt  wenige  Arzneikörper,  welche  am  richtigen 
Orte,  zur  richtigen  Zeit  und  in  der  richtigen  Art  angewendet,  eine  so  ausserordent- 
liche Wirkung  zu  entfalten  und  schwere  functionelle  Störungen  so  zu  beseitigen  im 
Stande  sind:  dennoch  darf  die  Anwendung  derselben  nur  n.ach  sorgfältiger  Klrwägung 
alier  Anzeigen  und  Gegenanzeigen  stattfinden  und  sollte  nie  veranlasst  werden,  ohne 
dass  eine  fortlaufende,  tägliche,  selbst  öftere  ärztliche  Beobachtung  des  Kranken 
möglich  ist,  denn  nur  auf  solche  Weise  karai  man  sicher  sein,  schwere  Uebelstände 
zu  venneiden,  weiche  im  Falle  einer  übermässigen  Einwirkung  dieses  mächtigen  Herz- 
giftes eintreten  können.  Ihre  hauptsächlichste  Verwendung  findet  die  Digitalis  in 
Erschwerungen  des  Kreislaufes  bei  gesunkenem  arteriellen  Drucke,  mag 
die  ursprüngliche  Erknmkung  in  einem  Klappenfehler  oder  in  einer  Erkrankung 
des  Perikards  oder  in  gewissen  Stönmgen  der  Innervation  des  Herzens  gelegen 
sein;  ihre  Anwendung  setzt  das  Vorhandensein  einer  noch  immer  leistungsfähigen 
Herzmuscuiatur  und  eines  noch  ziemlich  guten  Vagustonus  voraus.  Bei  starken  IJe- 
generationen  des  Myokards,  bei  Myocarditis,  bei  seniler  Schwäclic  des  Herzmuskels 
kann  die  dem  Herzen  durch  die  Digitalis  zugenrathete  Mehrarbeit  anstatt  mit  einer 
g«!wünsclit€n  Kräftigung  der  Herzcontraction  mit  einer  grö.sseren  Schwäche  derselben  -"^ 
und  mit  einer  endlichen  Herzparalyse  beantwortet  werden.  Ist  ferner  der  Herzmuskel 
selbst  noch  in  gutem  Zustande  und  sogar  die  Innervation  des  Herzens  etwa  durch 
Digitalis  selbst  eine  bessere  geworden,  so  kann  dennoch  ein  allzulanger  Gebrauch 
eine  schwere  Schädigung  der  Herzarbeit  herbeiführen,  insbesondere  weil  der  Digitalis 
eine  cumulirende  Wirkung  zukommt,  die  wahrscheinlich  von  der  sehr  langsamen 
Ausscheidung  ihrer  in  Wasser  schwer  löslichen  Glykoside   aus  dem  Organismus  her- 


|Diintali.s 


—     12     - 


nig:italia 


rührt.  iiinJ  sich  >o  die  spfitciTii  (ialioii  zu  dim  frübtTcii  siiuiiiiin'ii.  GliicklirhnfJ 
weise  erkennt  man  in  den  meisten  FHlIen  die  Grenze,  über  welche  man  mit  JefB 
Ois^it.'disdarreichung  nicht  herausgehen  darf,  an  einer  deutlichen  Bradykardie  o<ler  docfl 
an  dem  Auftreten  einer  Ailorhythmie,  insbesondere  von  Pulsns  bijjeniinus.  ■ 

Andererseits  werden  diejenijjen  Affectionen,  welche  von  vornherein  mit  gesteigertem 
arteriellen  Drucke    einhergeben,    wie   z.  B.  insbesondere  die  Insul'ticiutiz  der  Aorteii- 
kla|>|>en  (bei  krilftigem  Myokard  un<l  «tarker  Hypertro[)hie  der  linken  Katunier^,  dann 
die  entsprechenden  Krkrankungen  der  gpissen  Gefüsse.    HnilMrtiTÜtis  ehninica,  Aneu- 
rysmen, den  (iebraucli  der  Migitalis  im  Allgemeinen  eonf  raindiciren .   seihst  wenn 
die  Herzaction  eine  frequente  ist;  in  solchen  FSllt-n  liegt  nicht  nur  die  Gefahr  einer 
Verstilrkmig  der  vorhandenen  snbjectiven  Beschwerden,  sondern  sogar  die  einer  Ruptur 
im  Bereiche  der  arteriellen  Gefä.ssbahn,  namentlich  aber  in  den  .-Xiterien  des  Gehirn  vor. 
.  Diese  Gefahr  wird  selbstverständlich  um  so  grösser  sein,  je  weniger  elastisch  und  je 
I  brfichiger  die  l.Jefässe  sind,  also  eher  beispielsweise  bei  der  Aortenklappeninsufficienz 
I  älterer  Leute,  welche  aus  Kndarteriitis  hervorgeht,  als  bei  jener  jugenillicher  Indivi- 
I  (Inen,  welche  gemeiniglich  der  Kndocarditis  den  Urspnmg  verdankt,  und  liei  welrh<T 
'  die  Gefä.sse   lange   elasti.sch   bleiben;   aber  auch  da  wird  ein  lioher  Blutdruck  den  Ge- 
brauch der  Digitalis  coutraiiidiciren.      Noch    mehr   ist    dieses  der  F.ill,    wemi    bereits 
arterielle  Blutungen  da  sind,  z.  K.  Kpistaxis  und  dergleichen. 

Kommt  es  bei  der  .\ortenkla|ipeninsufficienz,  wie  das  gemeiniglich  in)  Fndstadiiuii 
der  Fall  ist.  wegen  F3rkrankung  der  Kranzai-terien  zu  einer  Kmälirungsslörung  des  Herz- 
muskels und  geht  <l;unit  der  früher  sehr  hohe  Blutdnirk  auf  <;in  geringeres  Ma;uss 
herab,  so  kann  bei  grosser  l'ulsfreipienz,  .•Xrhytliniii-  n.  s.  \v.  Digitalis  zeitweilig  ange- 
zeigt erscheinen,  jedoch  nur  mit  sehr  grosser  Vorsicht  und  unter  .steter  Beobaehtimg. 
Dagegen  sind  di«-  Erfolge  der  Digitalis  bei  Mitralklappenerkrankung,  und  insbesondere 
bei  der  Stenose  de.s  linken  venösen  Ostiimis  geradezu  glilnzende,  und  es  gelingt,  wenn 
man  mit  der  .\iiwendung  im  riclitigen  Zeitpunkt  ein.setzt  und  rechtzeitig  wieder 
aufhört,  oft,  .•solche  Schwerkranke  über  mannigfaltige,  itus.serst  gcffdirliche  Phasen 
ihrer  Krankheit  hinanszuleiten  und  eine  erträgliche  ('Duiiieusation  oft  für  viele  .lahre 
wiederherzustellen.  Man  hüte  sich  aber,  di'in  Kranken  dii'  Digit.alis  zum  beliebigen 
Gebrauche  in  dii-  Hand  zu  geben. 

Neben  die.ser  unmittelbaren,  auf  die  Behebung  der  Kreislaul'stönutgen  bezüglichen 
Wirkung  wird  die  Digitalis  sehr  häuHg  zu  dem  Zwecke  angewendet,  die  Diurese 
zu  venneliren  und  durch  die  Steigerung  der  Harnfluth  seröse  .AnsamTulimgeu  in  den 
Körperhöhlen  und  im  subcutanen  Bindegewebe  zu  beseitigen.  Tbatsarhiich  kommt 
ihr  diese  Wirkung  in  hohem  Maa.sHe  zu,  und  man  sieht  auch  bei  .schwerem  Hydrops. 
insbesondere  der  Körperhöhlen,  unter  ihrer  Anwendung  ra.sche  Bessenmg  eintreten, 
wenn  ilie  Ursachen  der  Kreisl.iufstöiimgen  behebbar  sind.  Aber  aui'li  die  nmsclirie- 
lieuen,  hydro[iischen  Krgüsse,  insbesondere  im  Bauthlellsack.  wie  sie  bei  Ubiiteration 
des  l'erikards  öfter  beobachtet  werden,  werdeiv  dnreti  Digitalis  manchmal  äu.sserst 
günstig  lieeinflusst. 

Die  reine  paroxysmale  Tachykardie  wird  durch  Digitalis  selten  direkt  günstig 
beeinflusst.  Man  sieht  sie  zwar  bei  dieser  Beii.andluiig  ebenso,  wie  ohne  dieselbe 
plötzlich  abbrechen,  indem,  häutig  ganz  unvermittelt,  eine  Piilsfri^nuenz  von 
2(M(  bis  800  Systolen  in  der  Minute  dauernd  auf  iso  umi  weniger  herabgeht,  aber 
die  gros,se  mit  jenem  Zustande  einhergehende  Dehnung  di's  Herzens  gestattet  nicht 
einen  boKtinuntr^n  Schlnss  auf  den  Ernäiirungszu.stand  des  Herzens,  und  ist  derselbr 
schlecht,  so  kann  man  mit  Digitalis  auch  unberechenbaren  Schaden  zufügen.  Noch 
mehr  ist  vor  dem  (Tebrau<-h  der  Digitalis  bei  jenen  schweren  Zuständen  von  Herz- 
.Hchwäche  zu  warnen,  bei  welchen  nebeti  Tachykardie  jener  eigenthiimlicbe  detn 
Fnetalpuls  iihnliche  Khythnnis  beobachtet  wird,  auf  den  .schon  Stokes  aufnierksani 
gemacht  hat  und  für  welchen  Hiiehar<l  den  besojideren  Namen  Kmbry>ik;ird  ie 
eingeführt  hat.  Bei  starker  Cnmpen.sationsstöning  im  Vevl.iufe  der  Basedow "schf^n 
Krankheit  sieht  man  von  Digitalis  oft  gera<lezu  wunderbare  Bes.-ierung,  wenn  man 
sie  nicht  in  allzugrossen  Gaben  und  nicht  zu  lange  anwendet.  Schwierig  ist  die 
Irnlicatinnsstellung  liei  solchen  hydroiiischen  Ergüssen,  welche  sich  im  Verhaufe  von 
chrnnischem,  substantivem  l^ungenemphysem  entwickelt  haben,  weil  es  hier,  wenn 
die  Verödung  der  Lungengefässe  eine  sehr  ausgebreitete  ist,  wenn  ferner  eine  sehr 
starke  excentrische  Hypertrophie  de.s  rechten  Herzens  vorliegt  und  die  .Musculatur 
des    letzteren    eine    kräftige    ist,    manchmal    unter    dem   Gebrauch    der  Digitalis    zu 


[Dig:itali8 


Difcitalts] 


I 


N 


Lungcnblutiinfri'n  und  wlbst  zu  i;;rii88('rpn  Infnrrfpii  knmnit,  die  zwar  an  und  für  sich 
eine  Kntlastung  des  Kreislaufes  zur  F'olge  haben,  aber  nianchraal  eine  bedrohliche 
Höhe  erreichen  kftniien.  Die  Empfehlung  der  Difcilalis  bei  der  Haemoptoe  der 
Tuberculosen  ist  auf  jene  Fälle  einzuschränken,  wo  dieselbe  von  einer  beson<lers 
stürmischen  und  frequenten  Herzaction  begleitet  ist,  die  übrigens  vielleicht  oft  in 
der  entsetzlichen  Angst  vor  dem  Bluthusten  selbst  ihren  (inind  haben  dürfte. 
Kiner  besonderen  Beliebtheit  hat  sich  vor  langer  Zeit  die  Digitalis  in  der  Be- 
handlung der  croupfisen,  genuinen  Pneumonie  erfreut;  Traube  und  Andere 
enipfalilen  sie  bis  zu  1 — 2  g  pro  die,  man  ist  später  aber  wieder  davon  abge- 
kommen, bis  vor  einigen  .lahren  Petrescu  neuerdings  grosso  Gaben  von  l>igi- 
talis  (0  g  pro  die)  empfohlen  hat.  I)as  Mittel  ist  imter  allen  Verhältnissen  in 
dieser  Gabe  ein  gefährliches  und  wird  keineswegs  von  allen  Beobachtern 
gleichmä-ssig  gerühmt,  wenn  auch  beispielsweise  Masius  lügitalis  in  Tagesgaben 
von  4  g  als  Herztonicum  empfiehlt,  „es  setze  die  Kieb<?rteniperatur  herab,  habe  auf 
normale  Temperatur  keinen  Kinfluss,  die  Wirkmig  trete  gewöhnlich  schon  nach 
24  Stunden,  manchmal  später  ein;  Tagesdosen  von  3 — 4  g  kfiimteu  während  3  bis 
4  Tagen  mit  grossem  Vortlieil  gegeben  werden;  bei  Pneumonie  sei  günstige  Wirkung 
auf  Herz  und  Temperatur  zu  beobachten,  die  Krisis  trete  am  5. — 0.  Tage  ein,  in 
.schweren  Fällen  bleibe  der  tödtliche  Aasgaug  nicht  aus".  Havas  hat  bei  Anwendung 
solcher  (iaben  heftige  Vergiftungserscheinungen,  dagegen  keine  Coupirung  des 
Krankheitsproce.sses  beobachtet.  Teniperaturemiedrigung  trat  allerdings  ein.  Wir 
möchten  von  dieser  Behandlungswei.se  imisomehr  abrathen,  als  der  Verlauf  iler  croupö.sen 
genuinen  Pneumonie,  wenn  nicht  besondere  Complicatioiien  ihn  compliciren.  erfahmngs- 
gemä.xs  ein  guter  ist.  Bei  anderen  Infectionsk  rankhfit  en,  wie  /..  B.  Typlnu*,  Schar- 
lach u.  s.  w.,  hat  m.-in  Migitalis  öfters  in  der  .Meinung  angewendet,  die  Fieberhöhe  damit 
herabzusetzen.  Ks  stammt  diese  Anschainmg  aus  der  Zeit,  wo  das  Thermometer  in  Ver- 
ge,s.senheit  gerathi-n  war,  und  wo  man  die  Höht-  des  Fiebers  nach  der  Pulsfrequenz  zu 
beurtheilen  pflegte.  Ilie  Erfahrung  spricht  nicht  für  die  günstige  Wirkung  dieses  Mittels 
als  Antipyreticum,  ja  es  sind  Fälle  bekannt,  wo  nach  seiner  Parreichung  geradezu 
ilie  Temperatur  in  die  Höhe  gegangen  ist,  wie  man  es  zuweilen  übrigens  auch  von 
wirklichen  Antipyrelicis  sieht.  Bemerkenswerth  sind  in  dieser  Beziehung  inshwon- 
dere  die  aus  den  .lahreu  1K7()  mid  1875  stammenden  Versuche  von  Otto  nn't  dem 
damaligen  Merck'schen  I>igitalin,  denen  zufolge  nach  subcutaner  Verabreichung  von 
im  Durchschnitt  ';3„  Gran  (=  etwa  0,0025  g)  in  Wasser,  welchem  10  pCt.  Glycerin 
zugesetzt  war,  bei  Epileptikern  binnen  wenigen  Stunden  heftige,  ohne  locale  Reiz- 
erscheinungen auftretende  Temperatursteigerungen  von  typischem  Ai)l3uf  in  zahl- 
reichen I''allen  beobachtet  wurden,  während  Aehnliches  auch  bei  drr  Darreichimg 
per  0»  .stattfand.  Wesentlich  verschieden  davon  sind  allerdings  die  Ergebnisse  von 
von  der  Hayde,  der  bei  subcutaner  und  intravenöser  Einführung  kleiner  Mengen 
von  Digitalin  zwar  constaiit  Temperaturerhöhung  fand,  sie  aber  bei  interner  Verali- 
reichung  oder  Application  per  rectum  vemiisste,  sowie  vier  Benbachtungen  von  Wit- 
kowsky,  bei  denen  die  Temperatursteigerungen  offenbar  an  phlegmonö.se  Entzün- 
dungen gebimdcn  waren,  die  der  subcutanen  Anwendting  folgten.  Möglicherw'eisc 
war  in  den  letzteren  Fällen  ein  gewisser  Gehalt  an  dem  stark  cntzfindungerregenden 
Digitoxin  im  Sjiiele.  i)ie  aus  Nephritis  hervorgegangenen  hydropischen  Ergü.s.se  werden 
durch  Digitalis  genu'iniglich  weniger  günstig  beeinflusst,  wahrscheinlich  deshalb,  weil 
di-r  arterielle  Druck  bei  chronischer,  namentlich  interstitieller  Neplirilis  ohnehin  ein  sehr 
bedeutend  gesteigerter  ist.  Zwar  wird  manchmal  die  Diiiresc  eine  \io\  reichlichere, 
aber  man  sieht  öfters  Epistaxis,  Haeniaturie  eintreten,  und  selbst  Hirnhaeinorrhagien 
können  bei  diesem  Kraiikheitszastande  herbeigeführt  werden.  Indessen  darf  nicht  ver- 
schwiegen werden,  da.ss  manche  Kliniker  die  [tigitalis  geradezu  bei  Schrumpfniere 
empfehlen,  wie  z.  B.  Rosenstein,  ebenso  schon  früher  Christison,  der  sie  mit 
C-remor  Tartari  reichte,  ja  sogar  bei  üraemie  hat  sie  Verwendung  gefunden.  Leube 
empfiehlt  sie  in  diesem  Falle  dann,  wenn  der  bis  dahin  harte  und  langsame  Puls 
beschleunigt  und  kleiner  geworden  ist  und  dabei  vollends  auch  an  Spannung  ver- 
loren hat;  er  reicht  die  Digitalis  als  Pulver  0,1  pro  doni,  5-  i>  Pulver  pro  die  luul 
lä.sst  diese  Dosis  3 — 4  Tage  lang  gebrauchen,  bis  die  Wirkmig  auf  den  l'uls  deutlich 
ersichtlich  ist.  Die  clamit  erzielten  Resultate  sind,  wofeni  das  Herz  überhaupt  auf 
das  Mittel  zu  reagiren  im  Stande  ist,  günstige.  Auch  in  Fällen  von  acuter  Nephritis 
ist  nach  Leube  die  Ordination  von  DigiLalis  da  iudlcirt,  wo  die  Uraemie  nicht,  wie 


[Digitalis 


-     14     - 


Di^italU 


sonst  gewöhnlich  in  solchen  Fallen,  plötzlich,  sondeni  mit  .illrnählirh  sirli  steigernden 
Symptomen  einwtzt;  erst  wenn  man  sich  überzeugt,  tliiss  ihre  Wirkung  zu  lang- 
sam eintritt,  d.  li.  dass  am  er8t<Mi  oder  zweiten  Tag  der  Anwendung  des  Mittels  dUI 
uraemischen  Erscheinungen  sich  steigern  oder  gar  Com.n  eintritt,  ist  von  der  Dig^ 
talis  abzusehen  und  zu  subcutan  applieirliaren  Kxeitantien  ül)erzugi'hen,  von  denen 
man  eine  raschere,  aber  weniger  nachhaltige  Wirkung  als  von  der  Digitalis  i-rwarte 
darf.  In  der  ItehaiKllimg  des  Meliriuin  tremens  alkoholicuin  hat  sieh  ilie  [)igitalis  sei 
ihrer  Empfehlung  durch  .lones  eiiu-ii  gewissen  Ruf  erworben.  Ks  ist  schwer  zu  enl 
scheiden,  wie  viel  in  .solchen  Krdlen  auf  Rechnung  der  IHgitalis  selbst,  wie  viel  ai 
jene  der  geänderten  hygienischen  Verliftltiiisse  des  Kranken  kommt;  sicher  ist,  d 
n.ich  grösseren  Gaben  im  Alkoholdelirium  zuweilen  i)lr)tzlicher  Tod  lieobachtet  wir 
Gegen  Migraine,  und  zwar  besonders  da,  wo  dieselbe  wjihreinl  der  Menstniatioif 
auftritt,  rühirit  Gauchct  Pigitalis  unter  folgender  Anwendung;:  R]).  (hinini  sulfur. 
3,0,  l'ulv.  fol.  liigit.  1,.^,  Sir.  simpl.  0,.'>.  M.  f.  ])il.  No.  XXX.  .b'deti  Abend  eine  Pille. 
Bei  inneren  Blutungen  hat  Pereira.  bei  Metrorrhagien  Llick4'nson,  .\rau 
IHgitalis  empfohlen,  welcher  iMuptehkiug  sich   Ilayem  anschlies.st. 

Als  Hilfsmittel  der  Uigitalis  in  solchen  l'ällen,  wo  iler  Arterientonus  st 
herabgesetzt  ist,  wie  bei  der  Aorteiiinsul'tii'ienz,  bei  der  idiopathischen  Herzdilatatio: 
hei  gewissen  Stadien  tier  Aiterioskleruse,  bei  acuten,  enormen  Krirperiiberanstre; 
gungen,  wo  Iiigitalis  erfolglos  bleibt,  empliehlt  ().  Hosenbacii  die  l'nterstütz 
durch  Seeale  cornntuiii,  bei  erhöhter  Arterienspannung,  bei  erhöhtem  arteriellen  Druc 
bei  chroui-scher  Nephritis  zur  W  egr.'Uiniung  der  damit  verbundenen  Contramdication 
der  Digitalisanwenduug  das  Nitroglycirin  (zwei.stiiiidlich  (t,(K)l — (»,(11  pro  du),  ebeni 
das    Natrium  nitrosum  in    zweistündlichen  (jahen  von  (»,2  g. 

.\nch  bezügliclt  der  I'orm.  in  welcher  Uigitalis  am  Kr.-inkenbelti-  .anzuwenden  ist,' 
gehen    die  Anschauungen  aus  einander,   dtx'h  ist  die  nberwiegenile  Mehrzahl  der  Kli- 
niker   bis  jetzt    der  Üeberzeuguiig,    d.^ss    die    Form    des  Infuses    den    übrigen  (Jal 
nischen  Bereitungsweiseti  bei  Weitem    vorzuziehen    sei.     Gegen   diese  Form  wird   d 
üble  Geschmack    und    die    Erregung    von    Nausea    angefiihrt,     aber    an    Verlässlic 
keit   der  Wirkung  kann    sich  keine  andere  mit  ihr  messen.     Int  hei.sscn  Sommer 
das    InfiLs    nicht    sehr    haltbar    und    kann   gallertig    werden.      Als  l'rsache   für    di' 
Gelatinisiren  hat  Braeutigam  den  Micrococcus  geiatinogenes  erkannt;  sowohl  se; 
Culturen  als  die  durch  ihn  erzeugten  gelatinirten  Nährlösungen  sinil  für  den  niensc 
liehen  und  thierischen  (_>rganismus  uuschädlich  und  Digitalisinfus  in  gelntinirteni 
stand  nicht  wirkungslos.     I>:is  Infus    gestattet    ferner  eine  gleichmäs.'-ige   Vertheil 
kleinerer    Einzelgaben    über  die  einzelnen   Tages.stnnden  luid    ein    )pei|tiemes  Steige; 
oder  Verringeni  der  Dosirung,  was  ger.ide  b4'i  diesem  .\rzneimittel  als  ein  besoiuien 
Vortheil  angesehen  WiU'den  imiss. 

Als  mittlere  Tagesgabe  möchten  wir  ein  Jnliw  von  O.lg  fid.  Migit.  auf  200,O 
Wa.ssor  bezeichnen  und  als  Maximum  l,(t — l,ög.  als  Einzelgabe  1  Esslöffel  =  15 
des  Infuses  jede  Stiuide.  Man  wird  mit  ji'uer  nuttlfifn  Gabe  bei  kräftigen 
w.nchsenon  im  Allgemeinen  sein  Auskommen  linden  und  das  uiti.soniehr.  als  sich  b 
längerem  Gebrauche  die  cumiilirende  Wirkung  ohnehin  einstellt,  ein  Umstand,  d 
manche  Forscher  veranlasst  hat,  eine  systematische  Verringerung  der  Tage 
gaben  bei  längerem  Gebrauche  zu  enipfi'hb'U.  Einzelne  .Vuton'ii,  wie  ■/.. 
Huchard,  empfehlen  einzelne  grössere  (iaben.  Itn  Allgemeinen  wird  mau  mit  gi 
theilten  und  regelmässig  wiederh»dten  Tagesgabeii  bessere  Erftdge  <elieii.  Es  ist  au| 
fallend,  d.-uss  im  Allgemeiucn  die  Kliniker  der  südlichen  Länder  kleinere,  jene  d 
nördlichen  grössere  Gaben  empfehlen,  und  es  scheint  dieser  Umstand  mit  einer  verJ 
Rchiedenen  BcschafFenheit  der  llroge  bezw.  mit  einem  verscliiedonen  Gluki>sidgehal 
zusammenzuh.'ingen.  (ienimere  Angaben  über  diese  Ungleiehmässigkeit  des  (iehal 
hat  in.shesondere  .Strahler  beigebracht.  Für  eine  gute  llroge  siuti  die  erwähnt« 
Gaben  gewiss  die  g(;nügenden;  dem  entsprechend  .schreibt  auch  die  ö.sterreichisc 
Pharmakopoe  als  Maximum  pro  dosi  0,2  g,  /)ro  die  0,tj  g  vor,  während  in  L'eutschla 
0,2  g  tuid  1,0  g,  in  Rasslaiul  Ü,1S7  g  und  0,50  g  und  in  Ungarn  0,2  g  utul  (),«j 
vorgeschrieben  werden.  Hayein  empliehlt  als  Tagesdosis  für  liie  Maceration  U,ö 
1,0  g  Folioruni  Digitalis,  für  das  Infus  0,2 — 0,5  uiui  ist  der  Meinung,  das.s, 
grös-sere  G.aben  verschrieben  worden  sind,  iti  der  Rege!  an  der  Wirksamkeit 
Üigitalisblatter  zu  zweifeln  war.  Oertel,  Ponzoldt  u.  A.  empfeliten  I'ulvis  folioi 
Digit.alis    iu  Gaben  von  0,5  g  pro  die,    in   5  rulveni  2—3   hintereinander:    Creq» 


[Digitalis  —    15    —  Digitalis] 

beobachtete  nach  0,5  Pulvis  folioram  Digitalis  Vcrgifhingsei-sehoimuigeii.  Es  scheint 
das  Digitalispulver  die  üble  Nebenwirkung  der  Verdauungsstörung  viel  mehr  zu  haben 
als  das  Infus,  abgesehen  davon,  dass  dem  Magendarnicanal  die  überflüssige  Arbeit 
der  Auslnugung  und  des  Transi)ortes  der  Pflanzeutheile  zugemuthet  wird.  Ganz  un- 
verlässlich  ist  die  Tinctura  folionim  Digitalis  (10 — 30  Tropfen,  ad  1,5  pro  die  bis 
3,0  pro  die)  und  nur  da  zu  empfehlen,  wo  man  für  längere  Zeit  verschreiben  nuiss, 
weil  das  Infus  nicht  haltbar  ist. 

Zur  subcutanen  Anwendung  hat  Zienetz  0,3  Infusum  foHorum  Digitalis:  10,0, 
2 — 3mal  täglich  eine  Spritze  injicirt.  Weil  der  Digitalis  ganz  entschieden  lociil 
reizende  Eigenschaften  innewohnen,  so  können  diese  zu  recht  schmerzhaften  Local- 
affectionen  an  der  Injectionsstelle  Veranlassung  geben.  Ebensowenig  empfiehlt  sich 
die  epidermatische  Anwendung  oder  diejenige  in  Badern  schon  wegen  der  uncontrolir- 
baren  Dosis  und  der  local  reizenden  Wirkimg. 

Digitalin.  Seit  man  die  wirksamen  Bestandtheile  der  Digitalis  kennen 
gelernt  hat,  haben  namentlich  französische  Autoren  das  krjstallisirte  Digitalin  an 
;  Stelle  der  Drogen  empfohlen.  Neueren  üntersuchmigen  Schmiedeberg's  zufolge 
handelt  es  sich  dabei  jedoch  nicht  immer  um  reine  chemische  Körper.  Diese  gi-ossen 
Bedenken,  die  ausgezeichnete  Beobachter,  wie  z.B.  noch  Nothnagel  und  Rossbach 
(1894)  veranlassten,  dem  Infus  vorläufig  den  Vorzug  einzuräumen,  sind  nur  zum  Theil 
durch  die  ermöglichte  Darstellung  reinen  Digitalins  im  (irossen  überwunden,  dagegen 
steht  allerdings  auch  noch  der  sehr  hohe  Preis  und  die  ziemlich  schwierige  Dosirung, 
sowie  die  grosse  Giftigkeit  des  Digitalinum  venmi  (Kiliani)  und  namentlich  des 
Digitoxins  <ler  allgemeinen  Anwendung  der  letzteren  im  Wege.  Obgleich  das  Digita- 
Unum  verum  günstig  wirkt,  so  ist  vorläufig  doch  noch  den»  Digitalisinfus  der  Vorzug  zu 
geben.  Hayem  verordnet  amorphes  Digitalin  Homolle  und  Qucvcune  (8  mg  in 
60,0  Alkohol,  OOproc,  und  Aqua  destillata  ü).  Man  beginnt  mit  einem  halben  Ess- 
löffel  (1/2  mg  Digitalin)  ujid  steigt,  nur  wenn  nöthig,  auf  1 — l^/o  mg.  Nach  2  bis 
5  Tagen  ist  die  Behandlung  auszusetzen  und  erst  nach  4 — 5  Tagen  wieder  zu  ver- 
ordnen. Bernstein  dagegen  hat  nie  Digitalin  wirken  gesehen,  wo  ein  einfaches  Infus 
versagt  hätte,  wohl  aber  umgekehrt.  Huchard  verwendet  das  krystallisirte  Digitalin, 
von  dem  er  eine  Iprom.  Lösung  (1:1000)  nach  Petit  in  nachstehender  Weise  be- 
reitet: Krystallisirtes  Digitalin  des  französischen  Oodex  1,0  g,  Glycerinum  purum 
(spec.  Gew.  1250)  333  cm'.  Aqua  destillata  147  cm',  1)5 grad.  Alkohol  q.  s.,  um  bei 
15"  C  einen  Liter  zu  machen.  Das  Digitalin  wird  in  450  cm'  Alkohol  gelöst,  dann 
kommt  das  Wasser  imd  das  Glycerin  hinzu  und  endlich  wird  mit  Alkohol  auf  1  Liter 
aufgefüllt.  Er  nennt  diese  Form  Glyceroalcoole  und  rühmt  ihr  als  Vortheile  nach: 
unbegrenzte  Haltbarkeit,  Schwierigkeit  des  Verdimstens  wegen  der  Viscosität  der 
Flü.ssigkeit,  sichere  vollständige  Löslichkeit  auch  bei  Verdüimung  im  Wasser,  Sicher- 
heit der  Resorption  in  flüssiger  Form,  während  die  in  Frankreich  üblichen  Granules 
den  Darmkatarrh  passiren  können,  ohne  resorbirt  zu  werden.  Die  Dosis  dieser  Lösung 
ist  30,  40—50  Tropfen,  das  ist  0,0,  0,8—1,0  mg  krjstallisirtes  Digitalin,  ent- 
sprechend ungefähr  4  mg  amor|)hem  Digitalin,  eine  (iabe,  <lie,  scheinbar  hoch,  nie- 
mals üble  Zufälle  gehabt  h:it,  weim  man  die  Behandlung  sowohl  bei  Hypersystolie 
wie  bei  Asystolie  nicht  mit  Digitalin  beginnt,  sondern  den  Kranken  einige  Tage 
Ruhe  und  absolutes  Milchregime  einhalten  lässt,  dann  konmit  nach  einigen  Tagen 
ein  Purgaus  und  am  folgenden  Tage  40 — 50  Tropfen  der  Solution:  man  muss  14  bis 
20  Tage  warten,  ehe  man  wieder  beginnt.  Man  soll  nicht  zu  lange  bis  zur  voll- 
ständigen Compensationsstörung  (Asystolie  confirmee)  warten,  und,  sobald  ein  leichtes 
praetibiales  Oedem  da  ist,  soll  man  systematisch  ungefähr  alle  3  Wochen  einmal  an 
einem  einzigen  Tage  eine  einmalige  Dosis  von  10  Tropfen  geben  und  so  mitunter 
durch  Monate  und  Jahre,  gleichzeitig  durch  2  oder  3  Tage  alle  Monate  oder  Wochen 
Milchregime.  Er  empfiehlt  deshalb  die  Dose  massive,  weil  die  Digitalis  eine  cumu- 
lative  und  langsame  Wirkung  hat.  Die  Dosis  von  1  mg  Digitalm  soll  aber  nicht  über- 
schritten werden.  Huchard  wanit  davor,  gleichzeitig  Antipyrin,  Morphin,  Bella- 
donna, Amybiitrit,  Mutterkorn,  Trinitril  und  Jodide  darzureichen. 

Von  Kiliani's  Digitxlin  ist  recht  bequem  die  Anwendung  der  Lösung  von  Digi- 
talinum 0,08,  Aqua  destillata  180,0,  Alkohol  20,0;  2— 3  mal  im  Tage  10  cm'  (Stoit- 
scheff).  Diese  Form  ist  eine  sehr  angenehm  darzureichende,  aber  es  giebt  Fälle, 
wo  sie  im  Stiche  lässt,  während  das  Infus  noch  wirkt.  Nach  Stoitscheff  ist  die 
Wirkung   des  Schmiedebergschen  Digitalinum  verum  eine  sehr  prompte.     Sowohl 


[DigiUlis 


10 


Digitalis] 


'■n, 

■^ 


in  t|ualitativer  als  iu  fiuantitativer  Bexifiliiuig  sei  kein  Grund,  dem  Infus  den  Vorzug 

zu  gebt'n  vor  reinem  Digitulin.     Auch  haben  kleinere,  häufigere  Dosen  besseren  Ein- 

fluss  als  grössere  Dosen    iu  längeren  Pausen.      Pf  äff    hat  deutliche,   zum  Theil   con- 

stante  Beeinflussung    des   Circulationsapparates    dujxli   Digitaünum   verum    constatirt. 

Bei  Typhuskrankfu  wurde  Digitalin  durch  5  Tage  bis  Ki  mg  täglich  besser  vertrage.« 

als  das  vorher  verordnete  Digitalisijifas,  welches  starke  gitstrische  Störungen  machte. 

In  einem  f\ille  von  subcutaner  Injection  von  ö  mg  Digitalin  iu  1  cm'  verdünntem 

Alkohol  mit  etwas   Cocain    kamen  keine  Altscesse   an  der  Injectionsstelle  vor,    doch 

waren  die  Injcctionen  selbst  schmerzhaft.     Wesentliche  Unterschiede  zwischen  Digitalis 

und   Digitalin  ergaben  sich  aus  seinen  Versuchen  nicht.    Schmiedeberg's  Digitalin, 

das    auf  der  Strassburger  Klinik  erprobt  wm-de,  hat  vor  dem  Infus  den  Vorzug  der 

sicheren  Dosirung  und  des  Fehlens  aller  Nebenerscheinungen,  kann  aber  in  schweren 

Fällen  von  Herzklappenfehleni  die  Digitalis  im  Infus  nicbt  annähenid  ersetzen  (Klin- 

gcnlierg).     Lepine    hat  bei  40  Pneunionikeni  Digitaliimni    crystallisatuni  Nativelle 

bei  Zeichen    von    Herzschwäche    angewi-ndet,    im    Allgfiiieinen   3  mg    Morgens,     oft 

auch  noch   1 — 2  mg  Abends.     Er   hält  die  lügitilis    nicht    für    ein    Specificuni     bei 

Pneumonie,  schreibt  aber  dem  Digitalin  eine  au.sserorifeiitlicln-  Wirkung  auf  das  Heri_ 

zu.     Man  sieht,   dass  feststehende  (irundsfitre  für  die  Digitalinaiiwendun!:    sich  nocli 

in'cht  gewinnen  lassen;  augeuscheinlich  liegt  der  Gmnd  hierfür  in  der  noch  mangel* 

haften  Kenntniss  der  thatsäehlichen  chemischen  Ue.schaffenheit  des  Digitalins. 

Digito.xin.  Von  weiteren  BestaiidtL eilen  der  Digitalis  ist  geprüft  worden  das 
Digitoxin.  Wenzel  hat  Merek'.sches  Digitoxin  per  cli/vna  versucht,  weil  per  o» 
öfters  Erbrechen  beobachtet  wurde.  Nach  einem  jedesmaligen  Keinigungsklystier 
wurde  zuerst  3  mal  im  Tag,  dann  2  mal,  zulelzt  1  mal  ein  15  g  einer  Lösung  von:  I>i- 
gitoxinum  0,01,  Alkohol  10,0,  Aiiua  de.stillata  21K.).0  auf  HH)  Wasser  enthaltendes  lau- 
warmes Kl_v.>-tier  gegeben,  also  pro  cioni  0,(K)07.ö  g,  deiniiaih  um  i'inige  Zehntel  .Milli- 
granmi  mehr  als  die  von  Sclmiiedeberg  und  l{inz  auf  2  mg  festgesetzte  .Maxinial-^B 
dosis  pro  die.  Zweimal  trat  Erbrechen  ein.  Bei  der  überaus  gnis.seii  Giftigkeit  dc(^| 
Digitoxins,  bezw.  der  aus,serordent lieben  Kleinheit  der  Dosen  und  bei  der  Ungleicli- 
inflssigkeit  der  Resorptionsvorgänge  im  Mastdarm  ist  ausserordentlich  grosse  Vor- 
sicht mit  dem  Mittel  schon  deshalb  nothwcndig,  weil  bei  subcutaticr  Anwendung  \oii 
Vio  "'g  ausgebreitete  iihlegnionöso  Entzündungen  eintreten.  Van  Au  hei  hat  bei  grosscCj 
Herzschwäche  bei  Cholera  Digitoxin  intravenös  angewendet,  man  kruni  ','4 — i/j 
Digitoxin  intravenös  injiciren,  braucht  jedoch  hierzu  25 — öd  cm'-'  Flfi.ssigkeit.  Vi 
leicht  wird  die  Hau]>t\virkung  dun-li  die  Einführung  der  physiologischen  Kochsalz- 
lösiuig  erzielt,  auf  den  l'uls  soll  das  Digitoxin  unzweifeihnit  wirken.  Koppe  hat 
dagegen  durch  eine  Digitoxingalic  von  3,ö  iiip,  auf  ">  Tage  vertlieilt,  an  sieb  selbs 
eine  schwere,  lebensgefährliche  Vergiftuivg  erfaliren.  Corin  h;il  das  Merck'schfl 
Digitoxin  bei  einer  Pneuiiionieepiileniie  angewendet  in  ungi'wölinlicli  hohen  Dosen^i 
3— 4  mg  bei  Erwachsene«,  2— :J  mg  bei  Kindern  \un  !ti— !.">  .Jahren,  .\bgesehen 
von  Erbrechen  sind  nie  üble  Zustände  unii  cunTulnlJM' Wirkung  gesehen  worden.  Man. 
wird  gut  thun,  bei  ferneren  \er.suchen  mit  .sehr  vii-l  kleineren  (jaben  zu  beginr 
da  diese  ganz  ausserordentlich  bocli  gegriffen  scheinen.  Masius  hat  von  diesec 
Praeparat  bei  Pneumonie,  Typlms  und  Morbus  Basedl^wii  2— il  mg  v<Mabreicht,  b« 
nicht  oder  nicht  getiügend  eompensirlen  Herzfehlern  ausserordentlich  wirksam, 
dem  es  in  12—24  Stunden  die  Asystoüe  beseitigt.  Auch  liei  Tarhykaidiu  der  Bas* 
dow'schen  Krankheit  snll  der  Puls  nach  Verbrauch  von  2— :Jmg  fast  tnu-mal  ge 
worden  sein.  pkiukam. 

Praeparate: 
Folia  Digitalis,  Fiugcrhutb  lätter: 

Von  Digitalis  purpurea  L.,  dem  rothen  Fingerhut,  stammen  die  Folia  Digitalis.    Die  ein 
30  cm    langen    und  5  cm    breiten,  am  Rande   gekerbten   Blätter    sind   ciRirmig    bis  «irürim^ 
lanzettlich  und  in  den  Blattstiel  verschmälert,  oberseit»  kurzlinariK,  etwa.s  ruiixlig,  unterseit 
ebenso  wie  die  oberen  Thcile  des  Stengels,  graulrlzig.     Das  Trocknen  der  Blätter  muss  bei 
Zersetzlichkeit  der  wirksamen  Stoffe  rasch  und  gründlich  erfolgen.     Auch    sehr  sorgfiltig  1 
bewahrte  Blätter  dürfen  nach   einem  Jahre  nicht  irielir  ringewaniit  werden,   da  man  annehme 
kann,  dass  nach  dieser  Zeit  ihre  Wirksamkeit  geschwunden  ist.  Ein  gutes  Praeparat  sehn 
widerlich  bitter  und  giebt   einen  bräunlichen,    Lackmus  rötheiiden    Auszug  von   bitterem 
scbmack  und  eigenartigem,  höchst  charakteristischem  Geruch.    Fehlt  dieser  Geruch,  so  ist 
Verwendung  eines  schlechten  Praeparates  zu  scbliessen,     Iu  dem  Auszuge  muss  durch  Eis 
Chlorid  zunächst  dunklere  Färbung,   später  ein   brauner  Absatz,    durch   Gerbsäure    ein   rvA 


Iz- 

is^H 


nmeoli 


rDigitolis  —     17    —  Dij^tsiis] 

lieber,  im  Ucberschuss  nur  schwer  löslicher  Niederschlag  entstehen.  Eine  Spaltung  der  wirk- 
samen Stoffe  kann  auch  schon  im  Infuse  der  Blätter  unter  der  Einwirkung  von  Bakterien  und 
Schimmelpilzen  vor  sich  gehen,  und  ebenso  können  schlecht  conservirte  und  vor  dem  Trocknen 
verschimmelte  Digitalisblättcr  schon  vor  der  Einlieferung  in  die  Apotheke  Digitaliresin  und 
Toxiresio  enthalten  und  alsdann  selbst  steril  aus  ihnen  hergestellte  Arzneien  giftig  wirken. 
■»•.  Dosis  0,06—0,3  in  Pulvern,  Pillen  oder  Infusen  (0,5—2,0:200.0).     60  g  zu  einem 

Bade.    Die  Maximaldosis  nach  Ph.  G.  JII  beträgt  0,2  pro  doni!  1,0  pro  die! 
Das  Infus  ist  frei  vom  giftigen  Digitoxin.    Decoot«  und  Macerationen  enthalten  dasselbe, 
ebenso  die  Tinctur. 

Zu  vermeiden  sind  Gerbsäure,  Bleizucker,  .Mkalicarbonate,  da  sie  zersetzend  wirken. 
Von  Praeparaten  seien  genannt: 
Cataplasma  Digitalis: 

Folia  Digitalis  1,  Placenta  Lini  semiuis  4. 
Mixtura  antasthmatica  Choulaut: 

Folia  Digitalis  2,   Radix  Ipecacuanhac  I,   zur  Colatur   von  120   Sirup  35,   Liquor 

Ammonii  anisati  2,5. 
Mixtura  antihaemostyptica  Lebert: 

Infusuin  Digitalis  (1,2)  150,  Extraetum  Batanhae  2,  Extractum  Opii  0,06,  Sirupus 

Succi  Citri  30. 
Pilulae  diureticae  Pearson: 

Folia  Digitalis  2,  Bulbus  Scillae  2,  Extractum  Geutianae  1,2,  Oleum  Juniperi  0,4, 

Pilulae  30. 
Pilulae  bydragogae  Heim: 

Folia  Digitalis,  Bulbus  Scillae,   Stibium  sulfuratum  aurantiacum,!  Extractum  Pim- 

pinellae,  Gutti  u  1,5.     Piluliie  60. 
Pulvis  diuretious  Brerae: 

Folia  Digitalis  0,1,  Kalium  nitricum  1.    2 — 4stQndlich  ein  Pulver. 
Tiuctura  Digitalis  composita  s.  Elixir  antasthmaticum  Aaskow: 

Folia  Digitalis  1,  Kadix  Liquiritiae  2,  Lignum  Santali  0,2,  Spiritus  5,  Aqua  Foeuiculi  5. 
Tinctura  Digitalis,  Fingerhuttinetur: 

Frisches  Digitaliskraut  5,  Weingeist  6.    Die  Tinctur   soll  von   braungrüncr  Farbe 

sein.     Dosis  0,5 — 1,0  mehrmals  täglich.    Maximaldosis  1,5  pro  dosi!   5,0  pro  die! 

Ph.  G.  m. 

Die  französische  und  österreichische  Pharmakopoe  lassen  die  Tinctur  aus  1  Tii. 

trockener  Blätter  und  5  Th.  verdünntem  Alkohol  herstellen. 
Die  Tinctur  wird  weiter  benutzt  zur  Herstellung  einer  Anzahl  Praeparatc: 
Guttae  diureticae  Hildebrand: 

Tinctura  Digitalis  5,  Tinctura  Colchici  5,  Spiritus  nitrico-aethcreus  1. 
Guttae  sedantes  Oppolzer: 

Tinctura  Digitalis  1,  Aqua  Amygdalarum  amararum  1,5. 
Mixtura  diuretica  Halle: 

Tinctura  Digitalis  18,  Vinum  Colchici  6,  Kalium  jodatum  10,  Sirupus  Sarsaparillae 

50,  Aqua  75. 
Sirupus  Digitalis,  Ph.  Galt.: 

Tinctura  Digitalis  1,  Sirupus  19. 
Tinctura  diuretica  Hufeland: 

Tinctura  Digitalis  5,  Spiritus  Aetheris  nitrosi  5,  Oleum  .Juniperi  fructus  1. 
Tinctura  Digitalis  aetherea: 

Maceration    aus    1  Th.    trockener   Digitalisblätter   und  10  Th.  Spiritus    aethereu». 

Dosis  0,25 — 0,5  mehrmals  täglich. 
Extractum  Digitalis 

wird  aus  frischen  Blättern  und  Aestchen  der  blühenden  Digitalis  bereitet.    Ph.  G.  I. 

Dosis  0,025—0,2  mehrmals  täglich,   zu  0,2  2»'0  dosi!  1,0  pro  die!   in  Pillen   oder 

Lösungen. 
Das  Extractum  Digitalis  enthalten  u.  a.  auch  folgende  Pracparate: 
Emplastrum  Extracti  Digitalis,  Ph.  franco-gallic. 
Unguentum  Digitalis: 

Extractum  1,0:9,0  Unguentum  cereum,  bei  Mastitis  und  Parotitis  angewandt. 
Extractum  Digitalis  liquidum  Denzel: 

5  g  Extract  entsprechen  1  g  Folia  Digitalis. 
Extractum  Digitalis  duplex: 

Haximaldosis  0,051  pro  dosi,  0,251  [m-o  die.     Ph.  Helvetic. 
Extractum  Digitalis  fluidum: 

Maximaldosis  0,11  pro  dosi,  0,5!  pro  die.     Ph.  Helvetic. 
Acetum  Digitalis,  Fingerhutessig: 

Zerschnittene  trockene  Digitalisblättcr  5  werden  mit  Alkohol  5,   verdünnter  Essig- 
säure 9,  Wasser  36  acht  Tage  raacerirt,  dann  ausgepresst  und  filtrirt.    Eine  klare, 

O.  Liebrsieb,  EnejklopMdie.    IL  Bud.  2 


l.riliiiilioliKt'lbo   FliUsigkcit.     Dosis  0,5-1,0   ad  2,0  pro  doli!   10,0  pro  die!    in 
Tropfon.  Mixturon,  Saturationen. 
'''';tVl^l""m'<!Ä:i-  s.    Digitalinum    amorphum    vel     in- 

''7,^!' wÜBnÜlolioii  an»  Distalem  bestehend,  ist  ein  gelbliches,  nach  Digitalis  riechen- 
.hfl,  hlltcr  »cbnicckendos  Pulver.    Es  ist  in  Wasser  und  verdünntem  Alkohol 
.  ri..     i^lrli       Ein    Digitalinum     Germanicum    (H.    Finzelberg)     enthält 
.  -..i,„  Thr  ircrinee  Mengen  des  krysUUinischen  Digitelins.   Dosis  0,0005-0,0015 
;i"''    ,   I  tSol.  0,502  pro  dosi!  0008  prodUt 
i.i,  i«  Inum  "rystallisatum  s.  activum,  Digitahne  globulaire  oristallisö: 
1  1    « II  wolHdOH  krystalliiiisches,   neutrales,   geruchloses   und    bitter   schmeckendes 
I'  I    'r      Kh  ist  in  Wasser,  Aether  und  Benzol  fast  unlöslich,  leicht  löslich  in  Al- 
kohol 'mid' Chloroform.     Ph.  Call. 
1   -.-.i,,iH  xind  foluende  pharraaceutische  Praeparate: 
'''''''"'liJn.u.U  DiKitalinae,  Granules  de  Digitaline,   Homolle  et  Qucvenne-. 
iX    KllKelchen  enthält  0,001  Digitalin. 
Ml. turn  Digitalinae,  Homolle  et  Quevenne: 

(»m)5DigHaliu,  125,00  Wasser. 
^irii'tiuM  Digitalinae,  Homolle  et  Quevenne: 
■    7)Ktali»  0,01,  Sirup  150,0. 
Ilnguontum  Difit*!]"*«'- 

VXiritalin  0,1  :  10,0  Adeps  suillus. 
WlrkHiimk<"''t  der  einzelnen  Praeparate  ist  je  nach  ihrem  Gehalt  an  Digitalin  und  Di- 
.  .      '..ii.l  im  Digitoxin  sehr  verschieden. 

M"»' 'iitällnum  crystallisatum  Nativellc: 

Kiitliiilt  im  Wesentlichen  Digitoxin  (Schmiedeberg),  daneben  auch  Toxiresin  etc. 
Do.His  0,00025—0,0005  als  Einzelgabe,  0,001  als  Tagesgabe. 
Diifitiiliu'um  verum  Kiliani: 

In  alkoholisch-wässeriger  Lösung.    Dosis  0,002  3— 6mal   täghch.    Bis  40  mg  wur- 
den ohne  Schaden  vertragen. 
Idjriloxiuum  crystallisatum  Merck: 

In    alkoholisch-wässeriger   Lösung   innerlich,   per    Clysma   oder   subcutan.      Dosis 
0  75  me  2 — 3  mal  täglich;  im  ganzen  etwa  4 — 5  mg  innerhalb  2  Tagen. 

'  "  KIONKA. 


ikliMin    Hlmll  im  l>'i''-  Baisscs-Alpes.  03U  m  hoch.     2  km  sUdOstlieh  findet  sieh  eine  «ehr  alte  Thcrmalstation,  in  der 
"'■"'•"     |.    ||„,|,roror   38  bis  43°  C.  warmer,   leicht   schwefelwa«8entoffhaltiger   (bis  0,0011)   Kochsaliqnellon    (mit 
it»"  "*',,,     1,:,,  ja  2,51  Natriumcblorid)  «ur  Verwendung  gelangt     Saison  Hai  bis  Angust. 

nlnt'iit     lll'llllt.  ^y^ 

IftIhvilrobdDZaldcbyd«    C7UHO.     Erhalten   dui-cb   Zersetzen    Ton    bromwasserstoffsanrein    Anbydroekgonindibromid 

"'"'       |<]j  mit  Soda  oder  durch  Kochen  Ton  Tropinonjodmethylat  mit  Silberoxyd.    Farbloses.   naehdankelndeH 

/v^^  Ofl    Ton    XU    Thrlnen    reizendem  Oemeh.   Terharzt   an  der  Ituft.    Spec.  Gew.  1,0327  bei  0**,    siedet 

.  .|  ■'^  »11  bt'i  121^  untrr  120  mm  DracV.  Koc^ncirt  ammottakalii^cbp  Silberlttsnog,  FehlTTip^rhp  Lu?ung  qnd 
^1  I  Ka]inm|iJ'ni]ai]gJ4t].it.     &CitL?t  ^chwcfti^snuro  PucbüiiilüEUTi^.    Verbindut  »>«li  mtt  Kalitllubinultit.      Oieht 

uiit  llvcIrexyUniin  und  PIienjlhyLlijiztii  iiuH  xugobnrige  Aldükim  uml  Ifydraioii,  I.iust  !«ieh  mit  Silber- 
nlt|L       yjf  oiyd    nnj  Ammütilak    kii    Dib^tlTobrnzo^'tsAurt?,    C^K^O^,    oiydirun.     G^bt    iIiErcb    Kocll^n     mit   .Alkali* 

carbüiiaU^n  oder  mit  rerdllnntiT  .Hblpetem&nre  in  IJenäaldelivd  llber. 


[Dinsn  —     19    —  Dioxybenzole] 

DUUI,  SUdt  im  D6pt.  CAtes-dn-Kord.  mit  einer  2  l^m  nordwärts  gC'U>goni>n,  zu  Trinkkunm  liiMiuttten  kalten  Eisen- 
qoello  (0,011  doppeltkohlenraures  Eisen,  0,069  fmio  KoblensKore).  ^■ 

Dinird,  Seebad  am  Canal  La  Handle  im  Dept.  nic-et-Vilainc.  W. 

Dioltrobenzol)  CeH4(N03)2,  ist  in  seinen  drei  möglicfacn  Isomeren  bukauut.  1.  Die  Metavurbin- 
dung.  rhombische  Tafeln,  Schmp.  89,9,  bei  25°  in  ca.  17  Th.  absolutem  Alkohol  löslich: 
2.  die  ParaVerbindung,  monoklino  Nadeln  vom  Schmp.  173":  3.  das  Ortho-Dinitrobenzol, 
monokline  Tafeln,  Schmp.  117,9,  löslich  in  3  Tb.  siedendem  Alkohol,  venig  in  siedendem 
Wasser.  Bei  acuter  Vergiftung  tritt  Zerstörung  der  rothen  Blutkörperchen  unter  Braunfarbung 
des  Blutes  und  Bildung  eines  abnormen  Absorptionsstreifens  im  Roth  des  Spectrums  ein,  totale 
Lähmung  der  Extremitäten  und  hochgradige  Dy^spnoe  bis  zur  Asphyxie.  Der  Harn  wird  dunkel 
und  lässt  Dinitrobenzol  nachveisen,  zuweilen  besteht  Haemoglobinurie  oder  acute  Nephritis 
(II über).    Bei  der  Section  zeigen  sich  Leberverfettung  und  Stauungsmilz. 

HAASE. 

Dl]litr0kr680L    I>as  kUofliche, Safransurrogat*  beitelit  nach  Pieard  aus  einem  Oemenge  der  Ealinmsalze  tom 
/OB  Dinitro-o-Krasol  und  Dinitro-p-Kresol.    Es  stellt  ein  rotbes,  in  Wasser  IVsIicbes,  geschmacklos  Pulrer 

—  CHa  vor.  Es  kann,  wenn  das  znr  Darstellung  dienende  Krosol  phonolhaltig  war,  Pilcrinsfture  bezw.  deren 
C„ll2=(N(^     Kaliumsalz  enthalten.  SPIEUEL. 

Das  Hafransurrogat  hat  bereits  zu  Vergiftangen  geführt.  Es  wirkt  redueirend  anf  das  Blut,  aber  nicht  so  in- 
tensiv, dass  darauK  die  grosse  Giftigkeit  des  Praeparates  sich  erkllren  liesse.  Man  wird  vielmehr  annehmen  mtssen. 
dass  es  noch  eine  zunächst  reizende,  später  lähmende  Wirkung  auf  das  Centralnervensystem  ausSbt  (Kobert). 
rnter  der  Bezeichnung  „Ant  iuonn  in'*  sind  die  wasserlöslichen  Salze  des  Dinitro-o-Kresuls  zur  Vertilgung  der 
Konuonranpo  und  in  Verbindung  mit  Seife  als  Mittel  gegen  Hansschwanun  empfohlen  worden. 

KIONKA. 

DlOIlSeft  Ellis.  Pflanzengattung  aus  der  Farn,  der  Droseraceae.  Einzige  Art:  D.  museipula  L.,  Venusfliegen- 
falle, ein  ausdauerndes  Kraut  mit  grundständigen  Blättern,  die  anf  blattartig  verbreitertem  Stiele  eine  zweilappige, 
horstig-gewimperte  Spreite  tragen,  welche  bei  HcrUbrungsrciz  die  beiden  Hälften  nach  Art  von  Muschelschalen  zu- 
sammcnschnellen  lässt.  Die  gefangenen  Insecten  werden  mit  HDife  eines  aus  DrUsenhaarcn  abgeschiedenen  Seerets 
verdaut.  Die  doldig  auf  nacktem  Schafte  emporgehobenen  BInthen  sind  cucjklisch  Aiählig,  mit  meist  l.'>  Stanb- 
blättem  ansgestattot.    Die  einfächerige  Frucht  trägt  viele  riamen. 

M. 

DiOSCOr^A  L.  Pfiaitxengattung  mit  etwa  1>~)0  den  Tropen  angohörigen  Arten,  den  Typus  einer  besonderen,  in  die 
Verwandtschaft  der  iridaeeae'  gehörigen  Familie  der  Diosooreaceae  bildend.  Ausdauernde  Kräuter  mit 
diekknolligen  Rhizomen.  ans  welchen  meist  rechts-  oder  linkswindende  Stengel  mit  gestielten,  herzförmigen  oder 
bandförmigen  gelappten  Blättern  austreiben.  Die  zweihäusig  vertheilten,  getrenntgeschlechtigen  BlUthen  klein, 
unansehnlich,  meist  grünlich,  in  blattachselständigen  kleinen  BlBthenständeo.  Fracht  einu  3-klappig  fachspaltige, 
Skantige  Kapsel,  mit  je  zwei  geflügelten  Samen  in  jedem  der  3  Fächer.  U.  alata  L.  und  D.  sativa  L.,  ursprllng- 
lich  in  Indien  heimisch,  werden  in  allen  Tropenländem  wegen  der  bis  20  Kilo  schwer  werdenden,  nssbaren,  stärke- 
reichen Knollen,  die  als  Yams,  Yamswnrzeln  oder  Ignamnn  oder  auch  als  „Bataten**  bezeichnet  werden. 
D.  Batatas  Deeaisne  ist  nach  Boissier  eine  irrthtlmlicho  Benennung  der  D.  japonica  Thnnbg.,  welche  wie 
die  vorigen  in  Japan  wegen  der  Knollen  gebaut  wird.  Mit  den  von  D.  stammenden  Bataten*  sind  nicht  die  von 
Ipomoea'  Batatas  Lam.  zu  verwechseln. 

M. 

Di081ll6ft6}  eine  Uuti'rfam.  der  Rutaceac',  mit  der  typischen  Gattung  Diosma  =  Barosnia*. 

M. 

DlOAinill,  Glykosid  aus  den  Blättern  von  Diosma  crenata,  bildet  mikro.skopiscbe  Nadeln,  die  bei  raschem  Erhitzen 
bei  243—244^  schmelzen.  Es  ist  fast  unlöslich  in  Alkohol,  in  Alkalien  unter  Zersetzung  lOslicb.  Beim  Kochen 
mit  verdUnnter  Schwefelsäure  zerfällt  es  langsam  in  Olykose  und  einen  KOrper  vom  Schmp.  120—130°  (Spica). 

SPIEGEL. 

DlOSPf rln A6  nennt  man  die  die  Sapotaceae*,  Ebcnaeeae*  und  Styracaeeae*  umfassende  Ordnung  der 
Sympetalae*,  welche  sich  unmittelbar  den  Primuliuar*  anscbliessl,  von  welchen  sich  die  II.  scharf  durch  den 
gefächerten  Fruchtknoten  unterscheiden. 

M. 

DlOSpyrOS  L.  Mit  etwa  153  Arten  über  die  ganze  Erde  zerstreut  vorkommende  Pflanzengattung  aus  der  Farn,  der 
Ebenaceae*,  Bäume  und  Sträucher  mit  dioccisch  vertheilten  BlUthen.  Frtichto  kugelige  oder  eiförmige  Beeren. 
D.  Eben  um  Retz.,  ein  Banm  Ostindiens,  Ceylons  und  der  malayiscben  Inseln  mit  einfachen,  länglichen,  am  Grunde 
verschmälerten  Blättern,  liefert  das  geschätzte  Ebenholz.  D.  Ebenaster  Retz.,  ein  Baum  Ostindiens,  durch 
kahle  Laubknospen  und  eifOrmig-längliche  Blätter  vom  vorigen  unterschieden,  liefert  ebenfalls  -schwarzes'*  Eben- 
holz, das  auch  von  D.  melanoxylon  Kozb.  (Ostindien  und  Ceylon),  sowie  von  verwandten  Arten  in  den  Handel 
gebracht  wird.    Das  Ebenholz  in  Manritius  und  Bourbon  stammt  von  D.  mclanida  Poir. 

D.  Lotus  L.,  ein  Strauch  mit  länglich-eifOrmigen  untersetts  blassgrilnen  Blättern,  in  China  und  im  Kaukasus 
heimisch,  in  den  Mlttelraeerländern,  nordwärts  bis  SUdtirol  cultivirt,  trägt  kugelige,  kirschengrosse,  bläulicbschwarze, 
sUsso  Beeren  (Dattelpflaumen). 

D.  Embryopteris  Pers.,  ein  Baum  Ostindiens  und  Javas  mit  lanzetllichen,  kahlen  Blutteni,  liefert  thera- 
peutisch verwerthete  Fruchte. 

D.  virginiana  L.  Nordamerikas  bringt  eifiirmig-kngelige,  etwa  2  cm  lange,  ruthgelbe  Früchte,  welche  unreif 
als  wnrmtreibendes  Mittel  angewendet  werden:  Frnctas  Diospyri  der  Pb.  f'.  S. 

U. 

DlOXjrbOnZOIß^  CeH4(0H)a,  entstehen    aus  Halogen-  bezw.  Amidoderivaten    des  Phenols   ebenso  wie  dieses  aus  den 
entsprechenden  Derivaten  des  Benzols.    Der  Theorie  entsprechend  sind  drei  Isomere  bekannt: 
CH  CH  CH 


•^y    NrrnRi  Hnr    \ 


HC,-'      >|C(OH)  HCf       ]|C(OH( 


L  I         I  II.  III.  I         ,, 

HCk        !IC(0H)  HcL        IIgH  (HOlCl         l'CII 

CH  0(0H)  eil 

o-Oioiybenzol,  BronikatetUa  ••Dinjkmal,  Bworcin  p-Uioiybenzol,  ll}dr<irhin<iii 

2* 


rbnnaM 


-      2(» 


lliplitherir] 


«»4  all«  *nd*rT*n  fi>|)iuiC5rprliiM<liiiiKtM)  woii)(\m  in  L'V«unK  diiroli  Eisonelilorifl  tcrün  fsrtjkrhi, 
CbArmktcrüU»cb  fUr  ilju  lu-Uiuxjvorbmduiigt'ii  ii^t  itie  EiiteiWliun^;  roit  Fluure^cpUiiMi  bt^uii  Kr- 
»liy^nd     Wr    |t-[>ioTTTerKinilnntf(^n    liof«rn    Itfi    Elnirirkiing  von  OxyJ«t(onsniitU'In   Chinnor, 

SCJEr.EI,. 

MnjBSyhtatiBef  C^JV*:  =  I^^IVOU),.    Wii>   Wi  EmU   iweicr  WaMontolTtttoinf    def    BrnioU    ilnrnh    di« 
4)mVJ»P|»'    f  >*<k  4ri  ra|>ti«i>n  9t»llon|;  der  8iib«tittieiit»n  drei  Isomore  DioxTbenioIe  entxtehen,  m  kennt  i 
«mA    *stm    ****^*    «Mittenrr  Vitr(iinitan|(crt.    w<<lcbp    auf  irleifbn  WniMe    »üh    fintn    Nitiihtalin    hprTur]<t*hnn.     E*    ftfo 
t*  li  — IM  Wkinnl. 

iBiMyllMlCia^bcdfB    ^inti  dm-   VencLjnoIxen  ilcr  Naiibt«liiidiHaironftüuri.*u    oder  Xitpbtulinoii' 
Batinlen  Hjrdrxiiiapbfoehinolio,  f>nt!iteht>n  durch    Redaetion  der  onUpreohnn.l 


ttttimumgm 


Dioajft«  pb  I  al  in  wird  vielfacli  in  df«r  Karlientrtrbnik  hoiinlzt      SnlnM  I<OMin)(on  »«'bwar.'.t  ii  mlIi   ;^ii   «lA 
Jltmirm.  t«  «tira  0.1  [«ruliK  1'lilor  p*Kt'bi>n.  ruft  ns  Mnlbaemoclubinaointf.  ituwio  citi«'  l>ed>Miti'nde  Abn^hli 
■tt^etebrn  heiYor;  Inlttm-  i^ii^t  sit-'b  joducb  nrst  am  3.  Tuu**  dei'  Veririflunir.     V»>r«<«i?t  ui4n  au«es«|^ 
ft^  4»  y*ipi>i.  BlvIJA^nni;   mit  IHoxynapblulin,    »o  tritt   Rclhitt    Imi  i**^  keinr  MetJinumuitlnhjnbil'liinK  ein.     Katf 
lln«*^«B  VajM^lirvbranrh  tritt  Dioxynaiihtjilin  im  Harn  «uF.  der  daber  ulmlirh  ilein  •Kitrlnilliarn'  f:f  fitrbt  ersehoinfj 

KIONKA. 

IMyktlirrie«     IMe  DipLtheiie  ist  zur  Zeit  GegeDst;iii(l  lililinfifv  ('oiitrovcrson,  ilirr  Tht 
npip  daLer  koiiH-swfgs  :il.s  :ii)tji',scliltisst'ii  zu  b(>tracli1cn.     l'ir    luTrschfiiilo  roiitagit 
nivtiacb«^  Li-hn-  wird  nicht  ali.seitij:  ain'i-k.-iiiiit.    Ih'e  Vcrschit'dciihL'it  dw  .\iisclirmiiiipoii 
üimM  in  «len  iiarbstchendMi  r.'iii7,i'lm'ii  AbhumliiirigMii  lilicr  Diphtliorii'  ihriMi  Aiisdi-uck. 

UEBBEII.1I. 

I>iplitlicrie  (anatomisch).    Bestimmte  Kormeii  nberfläclilicher  Nekroscu  der  Schleimhäute  ui 
der  äusseren  Haut    bezciclmct  man    al.s  Diphtherio.     Dieselben  bcstehon    in    einem  Absterbei 
der   Epithelieu,    indem    iu    denselben    die   Kerne    verschwinden    und    Fibrinmassen    sich    ent 
«iekelo.    Dazu  tritt  eine  hyaline  Veriindernni;  der  Gefässe,  des  Bindegewebes  und  der  Fibri« 
fwem.     Dn.s   Ganze    ist  von    Leukocyten  durchsetzt,  die   zum    Tbeil  erhalten  sind,  zum  The 
aber    iu    Fettmetamorphosc    übersehen.     Durch    Ausscheidung    von   Fibrin    an    die   Ubcrflächd 
werden    die    nekrutischeu   Schorfe  verdickt.     Dtu-ch  Imbibition  mit  Blutfarbstoff   erhalten    difl 
.Schorfe    eine  grAU-schniutzig-grüne    und    rothgelbc  Beschaffenheit.     Durch  die   Gerinnung    er 
»cheionn  dioclhen  trocken  und  borkig.     Die    Diphtherie  unterscheidet  sich   von  der  fihrinösei 
Kotzünduiig  dadurch,    dass  diese  sich  lediglich  an  der  Oberiläche  abspielt  uud  die  Kpitbeliel 
darunter   im  wesentlichen    erhalten  bleiben.     Wenn  man    bei  dieser    die  Fibrinfa.sern  abzieht 
«rt  erblickt  man    die    enlzütidetc    stark   gcriilhetc  und    intiltrirtc  Schleimhaut.     Diphtherisch 
Membrauen    lassen  sich  nur  schwer  abziehen.     Geliugl  dies  aber,   so  bleibt  ein  Geschwür  zu 
rück,  dass  mehr  oder  weniger  tief  in  die  Submucosa  eindringt. 

Die  Diphtherie  findet  sich  bei  der  als  Diphtheritis  bekannten  infcctiösen  Halserkranku 
und  von  dieser  ist  der  Name  hergeleitet,  der  dann  wegen  der  gleichartigen  anatomischen  Ver 
auderungen  anderer  Organe  von  Virchow  auf  diese  ausgedehnt  wurde,     .\us.ser  bei  der  Diph 
therie  der  Luftwege    lindel    sich  diphtherische  Entzündung    an    der  Conjunctiva.    im  Obr, 
•.»esophagiis    und  Magen   häufig    im  Zusammenhang  mit  Diphtheritis.     fm  Darm    kommt  die 
Entziindungsform    bei    den  verschiedenen  dysenterischen  Erkrankungen  vor.     Im  Uterus  st 
sie  sich  bei  einzelnen  Puerperalaffectioiicn  ein.     In  der  Harnblase    bei    ver.scliiedcnen  Formet 
der  Cystitis  wird  die  Diphtherie  dadurch  modilicin,   d.iss  sieh  die  Schorfe  mit  liarnsalzcii  in 
cnistiren.     An  der    äusseren  Haut    bilden    sich    diphlhirische  Entzündungen    nur    auf  Wune 
flächen    und  niemals    auf   der   intactcn  Epidermis.     In  der  vnraülisepüschen  Zeit    kam    dies 
Wunddipbtherio    in    Krankenhäusern    unter    dem    Namen    des    Lazarethlirandes    hä,ufiger 
Heut  zu  Tage  ist  sie  überaus  .selten  geworden,     .^m  häutigsten  siebt  mrni  sie  noch  bei  Dipt 
fheritiskranken  mit  zurälligen  Hautwunden    und    bei   neugeborenen  Kindern    am    Nabel. 
Diphtheritis    ist    eine    in    sich    anatomisch    gut    cliarakterisirte    Erkrankung,    bei    der     nia 
verschiedene    ünterformen    unterscheiden    kann.     Die    leichten    und    abortinTi    Erkrankung 
haben  nicht»  charakteristisch  diphtherisches  an  sich.     .Sie  stellen    sich  als  .Vmygdalitis.    Pha 
ryngitis  oder  I/ar\ugitis    catarrbalis    oder    follicularis    dar    und  wcrdfu  bnutig    erst   an 
Folgeerscheinungen  erkannt.     Ist  die  Krankheit  ausgesprochen,  so  kann  mnn   die  membrauös 
Form  (den  Croup),    die   gangraenöse  Form    (die   eigentliche  anatomisclio  Diphtherie)    und 
phlegmonöse   Form  unterscheiden.     Diese  combinircn  sich  in  verschiedener  Weise  oder  komnoe 
auch    rein  vor.     Je  nachdem    (indel    sich  mehr    die    fibrinöse    nberllächliclie  Entzündung,    di^ 
diphtherische  .Schorfl)ildung   oder    die  phlegmonöse  Inliltration   des  Halses,    der  bymplnlrüseij 
uud  des  Mediastinum.     Tritt  die  Diphtheritis  als  Theilerseheinuiig  von  Scharlach,  Masern   ode 
septischen  Erkrankungen  auf,    so  unterscheidet  sie  sich  anatomisch  nicht  sicher  von  der  idia 
pathi.schvn  Form,  doch  ist  sie  bei  Scharlach  vorzugsweise  ^angraenös.     Wenn  die  Diplithcrit 
ausheilt,    so  slosscn  »ich  die  Schorfe    ab  und  man  findet  nun  zunächst  gereinigte  Gosehwiir 
die  Niel  weniger    in  die  Tiefe  gehen,    als  es    den  .Anschein    hat,  da    die  Schwellutii.'    des 
webes  dieselben    tiefer    erscheinen  lässt.     Die  Heilung  dieser  Geschwüre  ist  eine  vollstäudio 
da  alle    belroffen'-n  Gewebe,    die  Schleimhaut,    die    Submucosa    uad    die    Lymphfollikel.    ed 
grosse  Begcnerationsf.ihigkeit  besitzen.     Narben  bleiben  daher  nur  sehr  selten  zurück. 

Bei  der  Diphtheriti.s  finden  .sich  fast  alle  übrigen  Organe  mehr  oder  weniger  veriinde 
.Vbgeschcn  von  den  parenchym,atösen  Trübungi-n  und  Schwellungen  der  Nieren,  der  Lei 
des  Myokard.?,  den  Blutungen  in  den  sorüson  Häuten,  der  Endocarditis  mit  ihren  Folgoersch« 


[Diphtherie  —     21     -  Diphtherie] 

iiuiiguii,  diu  alle  auf  die  septische  Art  der  Krknuikuii^  hiudeuteii,  liiiduu  sich  iiuch  bcüuuderc 
Veränderungen  am  Herzen  und  in  späterer  Zeit  an  den  Nerven.  Am  Herzen  zeigt  sich  eine 
parenchymatöse  Entzündung,  die  frühzeitig  zu  Herzschwielen  und  Dilatation  führt.  Auch  kann 
das  Herz  sich  ausdehnen  durch  die  stärkere  Thätigkeit  in  Folge  der  Lähmung  des  Vagus  und 
alleiniger  Einwirkung  des  Sympathicus.  An  den  Nerven  finden  die  Lähmungen  ihren  anatomi- 
schen Ausdruck  in  einer  Polyneuritis  mit  zelliger  Infiltration  und  degenerativen  Processen 
der  Markscheiden.     Auch  diese  sind  einer  vollständigen  Regeneration  fähig. 

Ein  grosser  Theil  der  an  Diphthcritis  erkrankten  Kinder  stirbt  während  oder  nach  der 
Affection  an  Pneumonie.  Dieselbe  ist  niemals  eine  fibrinöse  lobäre,  sondern  stets  von  den 
Bronchien  fortgeleitete  lobuläre.  In  Folge  dessen  sind  die  Lungen  hepatisirt,  von  rother  oder 
rothgelber  Farbe  und  von  zahlreichen  Infiltrationsherden  durchsetzt,  die  vielfach  mit  einander 
confluiren.  Mikroskopisch  enthalten  die  Herde  wenig  Fibrin  und  sind  fast  ausschliesslich 
zelliger  Natur.  Die  Pleuren  sind  selten  mitbetheiligt,  doch  treten  zuweilen  auch  hier  Ent- 
zündungserscheinungen in  Gestalt  von  Ergüssen  und  fibrinösen  Auflagerungen  auf. 

HAN8EUANN. 

Diphtherie  (klinisch).  Die  Diphtherie  ist  eine  epidemische  Infectionskrankheit,  welche 
sich  zuerst  auf  den  Schleimhäuten  des  oberen  Theiles  der  Respirationsorgane  localisirt  und  in 
nicht  zu  bestimmenden  Zeiteinheiten  zur  allgemeinen  Krankheit  wird,  eine  Definition,  die 
Oertel  bereits  im  Jahre  1868  gegeben  hat.  Selten  ist  der  Sitz  der  primären  Erkrankung 
eine  andere  Schleimhaut,  des  Magens,  Darmes,  der  Viigina,  oder  der  äussere  Gehörgang.  Ob 
die  diphtherische  Erkrankung  der  Conjunctiva  der  epidemischen  Diphtherie  immer  angehört, 
ist  noch  nicht  sichergestellt.  Auch  Wunden,  Verletzungen  der  äusseren  Haut,  Vesicator- 
Wunden,  Intertrigo,  können  diphtherisch  inficirt  werden. 

Die  Ursache  der  Diphtherie  oder  der  Krankheitserreger  sind  Ktäbchenförmige,  speci- 
fische  Bakterien,  der  Diphtheriebacillus *  (Löffler'sche  Bacillen)  und  Kokken,  Streptococcus 
pyogcnes  und  Staphylococcus  aureus.  Oertel  hat  beide  Formen  zuerst  bereits  in  den 
Jahren  1866 — 1868  in  diphtherischen  Membranen  aufgefunden  und  beschrieben,  sie  aber 
nach  den  damaligen  botanischen  Kenntnissen  (Naegeli)  als  eine  Spccies  in  verschiedenen 
Entwickelungsformen  aufgefasst  und  als  Micrococcus  dipbthericus  bezeichnet.  Die  Bacillen  sind 
die  eigentlichen  Erzeuger  des  diphtherischen  Giftes.  Sie  finden  sich  nur  auf  der  Oberfläche 
der  inficirten  Schleimhaut,  selten  im  Innern  der  Gewebe.  Dagegen  gelangt  das  durch  ihren 
Vegetationsprocess  erzeugte  Gift  rasch  durch  Resorption  in  die  Lymphe  und  das  Blut  und 
ruft  schwere  Erkrankungen,  Nekrobiose,  Bildung  nekrobiotischer  Herde  von  Rundzellen, 
hyaline  Degeneration,  entzündliche  und  andere  degenerative  Vorgänge  allmählich  in  sämmt- 
lichen  Geweben  und  Organen  des  Körpers  hervor:  Ansammlungen  von  Leukocyten  und  Bildung 
nekrobiotischer  Herde  in  den  Haufen  derselben  in  der  zuerst  erkrankten  Schleimhaut,  in  ihrer 
Submucosa  und  darunter  liegenden  Muskelschicht  (Rachenschleimhaut,  weicher  Gaumen,  Uvula), 
in  den  zunächst  gelegenen  und  entfernteren  Lymphdrüsen,  in  der  Milz:  dann  bei  secundärer 
Infection  des  Magens  und  Darmes,  zumeist  von  verschluckten  diphtherischen  Massen  aus, 
gleiche  .Herde  in  der  Magen-  und  Darmscbleimhaut  und  in  den  Peyer'schen  Haufen;  ferner 
entzündliche  und  degencrative  Vorgänge  schon  frühzeitig  in  den  Lungen,  im  Herzen,  in  den 
Nieren  und  endlich  im  Gehirn  und  Rückenmark  (grössere  und  kleinere  Haemorrhagien)  und 
in  den  peripheren  Nerven,  die  auf  wefte  Strecken  hin  durch  parenchymatöse  Entzündung  zu 
Grunde  gehen  können.  Das  Gift,  das  bei  seiner  Production  durch  die  Bacillen  direct  mit 
den  Epithelzellen  in  Berührung  kommt,  erzeugt  hier  fibrinöse  Degeneration,  Auflösung,  Zerfall 
derselben,  Nekrobiose  der  ins  Epithel  eingewanderten  Leukocyten  (Herdbildung)  und  führt 
durch  den  Reiz,  den  es  auf  das  subepitheliale  und  mucöse  Gewebe  ausübt,  zu  Faserstoff- 
exsudation, Gerinnung  und  Pseudomembranbildung.  Die  specifisch  charakteristische 
Wirkung  des  Diphtherotoiins  sind  die  Bildung  der  genannten  nekrobiotischen  Herde  durch 
Vergiftung,  Zerfall,  Nekrobiose,  hyaline  Degeneration  von  Zcllenhaufen,  Kxsudation  fibrinogener 
Lymphe  und  Gcrinnungsbildungen ;  dann  weiterhin  hyaline  Degeneration  von  Gefässen,  Muskel- 
fasern etc.  Liegt  ein  nekrobiotischer  Herd  nahe  der  Oberfläche  der  Schleimhaut,  so  kann  er 
bei  seiner  allmählichen  Vergrösserung  diese  erreichen,  durchbrechen,  und  sein  Inhalt  wird  mit 
Massen  fibrinogener  Lymphe  auf  die  Oberfläche  ergossen  (ein  eigentlicher  Sanirungsproccss), 
hebt  das  Epithel  ab  oder  zersprengt  und  zerklüftet  es,  wo  es  noch  nicht  durch  die  directe 
Einwirkung  des  Giftes  auf  die  Oberfläche  zu  Grunde  gcg.ingen  ist.  Durch  Gerinnung  der 
Faserstoffmassen  daselbst  entsteht  gleichfalls  wieder  eine  diphtherische  Pseudomembran.  Die 
durch  das  diphtherische  (lift  sich  bildenden  nekrobiotischen  und  degenerativen  Herde  sind  im 
ganzen  Körper  dieselben,  im  Epithel,  im  subepithelialen  und  mucösen  Gewebe,  die  zur  Mem- 
branbildung führen,  wie  in  der  Submucosa,  in  den  Lymphdrüsen  und  in  den  übrigen  Organen. 
Das  Wesen  des  diphtherischen  Processes  ist  daher  ein  vollkommen  einheitliches.  Der 
pathologische  Vorgang,  der  auf  der  Oberfläche  der  Schleimhaut  sich  abspielt  und  zur  Mem- 
branbildung führt,  ist  der  gleiche  wie  der  in  der  Tiefe  der  Gewebe  und  im  Innern  der 
Organe,  und  der  Unterschied  zwischen  beiden  besteht  nur  in  der  weiteren  Entwickelung  und 
dem  Endschicksal  der  nekrobiotischen  Herde.  Während  der  in  der  Nähe  der  Oberfläche  einer 
Schleimhaut  sich  bildende  Herd  schliesslich  durchbricht,  seinen  Inhalt  auf  diese  ergiesst  und 
zur  PseudomembnabiUBag  führt,  kommt  der  Inhalt  des  in  der  Tiefe  der  Schleimhaut  oder  in 


[i>iplitli«'ri<- 


_       ">o      _ 


niiiiitii«<if 


dcu  iiiii'r' II  Urgaiivii  sich  bildcniivn  nckrubiolisclicii  lli-nles  pntwefiT  «nr  Risurpliuii  <"lcr  <lrr 
Uwd  bi-ill  Im;!  grösserer  liaesion  des  (jewcbes  durch  Karhenbildunj;.  L'nler  dem  Ijinitiissc  der 
Vt: "  .'    odi.T  des  Ergusses  von  Serum  oder  librinogcner  Lymphe  vollzieht  sich  die  Eut' 

gi'"  il'irde.    Nach  der    Entstehuugsweise  der   l'seudomcmbraiie  ri  wcnleri   wir  zwti 

Art'  ti  ii.rsi-lben  zu  iinlcrseheiden  hal>cn:  die  durch  die  AVirkung  des  DiphthcrotDxius  auf 
<ta*  Epithel  »ich  bildeuden  primäre»  Membratien  und  jene,  wii;  sie  Oortel  unterschieden  bat, 

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'■k  rlcs  liowebes  durch  den  Erguss  nekrobinlischer  Herde  und  librinuiirencr  Lymphe 
f({  nehmen,  die  secundären  Membranen.  Die  letzteren  bilden  die  Hauptmasse  ia 
!'  II  diphtherischen  Krkrankung.  .^ie  überziehen  Mandeln,  weichen  iJaumen,  UvuIa 
■  i,  iiwäiide,  bedecken  die  Nasen-,  Kehlkopf-  und  Luftröhrctischleimhaut  mit  mehrorea 
■  iei  dickrn,  weisslichgrauen.  speckigen,  fibrinösen  Autlagcruogeu,  erscheinen  später  durch 
Blutergüsse  bräunlich,  sehwarzlichgrau  und  können  einerseits  unter  der  Kinwirkung  der  sie 
durch«  uchrmden  Strrptokokken  der  Zersetzung,  Fäulni.ss  unterliegen  und  zu  .Sepsis  fUhixo. 
oder  andererseits  in  den  engen  Luftwegen,  Kehlkopf  und  JiUftröbre,  durch  ihre  Masse  den 
Erstickungstod  zur  Folge  haben.  Die  /.weite  Vrt  der  Baktericü,  .Streptococcus  pyogenes 
und  .St.iphy lococcus  ;iurcus.  kommen  nicht  nur,  wie  eben  erwähnt,  auf  der  Oberfläche  der 
.Schi'^inihaut  und  in  den  Pseudomembranen  vor,  sondern  auch  in  der  Tiefe  der  ttewcbe,  in  den 
Lymphgriüssen.  Auch  wurden  dieselben  zuerst  Mitte  der  sechziger  Jahre  io  den  Vasis  affe- 
rentibus  der  .Submnsillardriisen,  die  von  ihnen  angefüllt  waren,  sowie  der  Drüsensubstanz 
»elb«t  hschgewieseu  (Ocrtel).  Aber  auch  in  den  inneren  Organen  hat  man  sie  vorgefunden, 
in  den  Nieren,  in  den  filomerulis  und  Hameanälchen  (Ebcrth.  i>ertel),  im  Herzen,  auf 
dem  Endokard,  wo  sie  dann  auf  den  Klappen  ma.ssenhafte  Vegetationen  bilden  und  zu  ent- 
zündlichen Processen  und  Klappenfehlern  Veranlassung  geben  können.  Ihre  Hauptwirkung 
rntfalten  die  Streptokokken  indess  in  der  Erregung  septischer  Pmcesse  und  coniplicircn  auf 
diese  Weise  das  Bild  der  durch  das  Diphtherotoxin  der  Bacillen  erzeugten  allgemeinen  InfcctiOQ. 

NacJi  den  entzündlichen  ICrschcinungeu,  exsudativen  und  Resorplioiisvorgängen  auf  uud  in 
den  inficirtcu  Schleimhäuten  und  nach  den  Symptomen  der  allgemeinen  Erkrankung  hat  Oertel 
rier  Formen  der  diphtherischen  Erkrankung  iiiiterschiedcn:  1.  die  katarrhalische,  die 
IricJitcste  Form,  bei  welcher  die  Veränderungen  auf  der  Selilcimh.uit  i;nter  der  Einwirkung 
der  Bacillen  und  Streptokokken  nicht  über  die  des  Katarrhs  hinausgehen:  2.  die  croupüse. 
die,  »pecifisch  übcrwiegcude  oder  ausschlics.sliehe  Wirkung  des  diphtherischen  Bai-illus,  Bildung 
nutMenhaftcr  Pseudomembranen  (Faserstoffexsudation)  im  Rachen,  in  der  Nase,  im  Kehlkopf 
lind  in  der  Luftröhre;  3.  die  septische,  wo  es  unter  dein  zersetzenden  Eiiillu.ssc  der  Strcpto- 
krikkcn  zu  Zerfall  und  FKulniss  de  r  l'seudomcmbranen  kommt,  Foetor  ex  ore,  Entwickelung 
allgemein  septischer  Erscheinungen  durch  genannte  Bakterien,  und  endlich  4.  die  gangracnüse 
Form  mit  brandigem  Zerfall,   Sphacelus  der  diphtherisch  erkrankten  .Schleimhaut. 

Die  leichteren  katarrhalischen  Formen  werden  unter  verschiedenen  Arten  der  örtlichen 
und  allgemeinen  Behandlung,  die  keine  Verletzung  und  Reizung  verursachen,  zur  Heilung  konnnen. 
Bei  der  croupöscn  Form  wird  es  von  der  Menge  des  bereits  zur  Resorption  gelangten 
Giftes  oder  der  Möglichkeit  einer  immer  neuen  .Aufnahme  desselben,  also  von  der  andauernden 
Vegetationsthätigkeit  der  Bacillen  abhängen,  ob  der  Organismus  im  Stande  ist,  das  Gift  zu 
überwinden  und  ob  durch  unsere  Mittel  und  Methoden  auf  medieamentö.sem  oder  chirurgisi-hem 
Wege  eine  Heilung  erzielt  werden  kann.  Noch  iingiiiistiger  gestaltet  sich  der  Au.sgang  in  der 
septischen  Form,  bei  welcher  sich  mit  ilcr  kiankheiterregenden  Thäligkeil  der  Bacillen 
jene  der  septischen  Mikroorganismen  verbindet  und  der  Tod  durch  Suffoeatioii  oder  Sepsis  erfolgen 
oder  nach  Ueberwinduug  jener  noch  durcli  diese  eintreten  kann.  Die  Abstossung  der  Membr.ioen 
geschieht  in  sämmllichen  Formen  auf  dem  Wege  reactiver  Entzündung,  Infiltration  des  sub- 
mucösen  Gewebes  mit  Leukocjten,  zum  Theil  auch  der  Membran  (Eiteriniiltration)  und  Ab- 
hebung durch  Eiterung  oder  durch  Auflösung,  Abreissen  der  fibrinösen  Verbindungsfasem  von 
der  Mucosa,  auch  durch  Erguss  von  Schleim  aus  den  Schleimdrüsen  zwischen  Schleimhaut  und 
Membran.     Die  brandige  Form  führt  fast  ausschliesslidi  zum  Tode. 

Ein  haupsächliches  Symptom  der  allgemeinen  Diphtherie  sind  Blutungen  in  die  ver- 
schiedensten Gewebe,  nicht  nur  in  die  primär  iuficirten,  sondern  auch  in  die  tiefer  liegenden. 
Femer  erkranken  schon  frühzeitig  die  Nieren,  und  die  Albuminurie  ist  ein  charakteristi- 
sches .Symptom  der  Diphtherie.  In  schweren  Fällen  allgemeiner  Intoxication,  zumeist  mit  l.ing- 
dauerndem  Verlauf,  kommt  es  zu  secundären  Lähmungen  bis  zu  völliger  At.ixie,  seltener 
zu  spastischen  Contraeturen.  Der  Ausgang  io  Heilung  oder  bleibende  Störungen  wird  selbst- 
verständlich allein  von  der  Grösse  der  Beschädigung  abhängen,  welche  die  Centralorgane  oder 
die  peripheren  Nerven  erlitten,  und  der  Möglichkeit  einer  Wiederherstellung  der  unterbrochenen 
Leitung.  Selten  sind  die  Muskeln  durch  wachsartige  und  fettige  Degeneration  und  Zerfall  der 
Faseni  leistungsunfahig  geworden,  und  ist  die  Lähmung  als  eine  rein  nmsculäre  anzusehen. 
Am  häutigsten  und  ausgedehntesten  werden  diese  degenerativen  Erscheinungen  iu  den 
Muskelfasern  des  Herzens  beobachtet  und  führen  den  Tod  durch  Horzlähmung  herbei. 

Tlior.ipif.  Sic  erstreckt  sich  .tuf  die  locale  Infnetion,  .-uir  die  .illgt-mcine 
Hrkraiikuiig  und  di»-  Naclikr.inkbeituii.  Nach  den  vorliegpiiden  Indirationen 
ist  si«  eine  enusalo,  syniptoiii;itisi-hc  und  palliative.  Die  Aiifg.ib(Mler  causaleij 
Keluiiidluii^  MTl.'ingt:    1.  Die  Veniichtting  oder  Unschadlicbniachutig  der  specißschen 


ffti|ililli«*ri<' 


23     — 


IM|i1itli«>ripJ 


I 
I 


I 


I 


<li|iittli('riKi'lii'li  itiicilli'li  liml  si'plisi'lini  Kiikki-ii  .uil  ili-ii  Srlili'iiiili:'iuli'ii  iiiiil  I'moimIh- 
nieiiiliniiifii  ilcr  Mund-  und  Kaclii-iihiihli'  und  oliiTfii  Liiltw<){;i.'  iibiM'li.'iiipt  ••tc,  sowii' 
2.  die  Z<'rstr>run(;  odor  Neutralisation  dos  tn-rcit«  in  den  KOrptT  aufgonotiiiiinneu 
«pecifisclicn  X'inis,  das  durch  dt-n  Vegetationsproct^ss  drr  Bacillcti  fiv.i-ufrt  wird.  Uio 
ndinndlung  niuss  deshalb  «'ine  locale  und  alipemeint;  simm. 

I.  I..«cale  Bohandlunfj.  a)  Mund-  und  Kachrnhöiili.'.  Mittel,  welche  das 
einmal  aufgenommene  Uift  und  seine  Biinvirkiing  beseitiiien,  stehen  uns  nicht  zu  Ge- 
bote, wohl  aber  gelingt  es  bei  Flinleitung  einer  ausreichenden  Antisepsis,  die 
Bildung  neuen  Giftes  und  seine  Resorption  zu  verhindern.  Die  Ausführung  einer 
ausreichenden  Anti.sepsis  verlangt:  a)  das«  die  Berührungszeit  der  antiseptischen 
Mittel  mit  den  erkrankten  Stellen  eine  genügend  lange  winl;  b)  die  Möglichkeit  ge- 
geben ist.  sämnitliche  inficirten  Stellen,  Nischen,  Buchten,  Talten  in  den  .Mandeln, 
am  Isthmus  faucium  zwischen  <len  Gaumenbfigen  etc.  in  genügender  Weise  mit  anti- 
septi.scher  Flüssigkeit  zu  ilurchtriinken;  c)  da.ss  schw.iche  I^ösungen  nicht  zu  sehr 
durch  Speichel,  Schleim,  Getrilnke  etc.  verilfinnt  werden  und  d)  die  .\pplication  des 
Mittels  keine  Verletzung  der  erkriinkten  Schleimh.iut,  noch  weniger  natürlich  der  ge- 
sunden vemrsacht.  Gegen  die  entzündlichen  VorgSnge  sind  im  Anfange,  wenn 
Schw'ellung  und  Schmerz  hochgradig  sind,  Eisstückclien,  die  der  Kranke  im  Munde 
zergehen  lilsst,  kalte  Compressen  um  den  Hals  von  Nutzen;  sie  wirken  scbuierzstillotid 
und  bescliHinken  die  Schwellung.  Später  wirkt  die  Wärme  vortheilhafter  in  Form 
von  Kinathmung  warmer  M.lmpfe,  die  dann  mit  der  antisepti.schen  Behandlung  zu  ver- 
binden sind  und  die  Losung  und  Abstossuiig  der  Membran  durch  F,iterung  b(>.schleu- 
nigen.  Die  Mittel,  welche  zur  De.sinfection  der  Mund-  und  Kachenhühle  zur  Verwen- 
dung kommen,  sind  Lösungen  von  Sublimat,  0,0.^ — 0,1  proc.!,  Karbols.lure,  0,ö 
bis  1,0  proc.  und  2,0 — 5,0  proc,  Tliyniol,  1  proc.  in  mit  .Mkohol  versetzten  l<ösungen, 
BorsUure,  3,0 — 4,0  proc,  schwache  (0,;j— n,."i  |)roc.)  Lösungen  von  übermangan- 
saurem Kali  oder  Natron,  .lodtinctur.  Lic|.  Ferri  ses<|uichlor.  etc.  Auch 
Schwefelbltunen  wunien  zum  Einblasen  benutzt.  Zu  diesen  .Mitteln  sind  in  neuerer 
Zeit  hinzugekommen  Wa.«serstofl'siipero\yd.  dann  .loil-,  Jodoform-,  Salicyl-,  Kuka- 
lyptolvasogeti,  .lodol  und  die  Sozojo<lolpraepanUe  etc.,  aber  keiner  der  beigegebeneu 
Berichte  vermag  einer  wissenschaftlichen  Kritik  Stand  zu  halten. 

Die  Methoden  der  Applic.itiun  sind  Gurgelungen,  Bepinselungen,  Inhalationen, 
bezw.  Irrigationen  (Spray).  Am  wenigsh-n  genügen  ilen  .\nf orderungen  einer  wirk- 
K.amen  Antisepsis  die  Gurgelungen.  Die  .schwachen  Lösungen  sind  viel  zu  kurze 
Zeit  mit  den  erkrankten  Stellen  in  Berührung.  Zu  den  Hepinse hingen  köimen 
stärkere  Lösungen  verwendet  werden.  Die  l'inseinngen  selbst  dürfen  nur  in  schonend- 
hU't  Weise  vorgenommen  werden.  D.is  Medic.iment  haftet  indess  nur  geringe  Zeit  in 
der  .angewendeten  Concentration,  wird  ra.sch  durch  unwillkürliche  Schluckbewegungen 
entfernt  unil  durch  Speichel  und  Schleim  verdünnt.  Wirkungsvoller  ist,  mit  dem 
Arzneimittel  angefüllte  SchwHminchen  (I'insel)  längere  Zeit  ,iuf  die  erkrankte  Schleim- 
haut anzudrücken.  Allein  hier  sind  die  Stellen,  welche  durch  diese  Methofte  de.s- 
inficirt  werden,  doch  n-lativ  klein  und  erfordern  bei  grosser  Ausbreitung  der  Krank- 
heit zahlreiche  Applicationen,  die  nur  bei  einer  immerhin  kleinen  .<\nzahl  von  Kindern 
durchführbar  sind.  Das  Abreiben,  Abwa.schen  oder  Loslösen  der  Membranen  ist  aber 
stet«  eine  gefährliche  Manipulation,  da  bei  fortschreitender  Krankheit  .in  solclieu 
Stellen  immer  wie<ler  neue  Exsudationen  sich  bilden.  Die  zu  Pinselungen  in  Anwendung 
konmienden  Mittel  sind  die  oben  angegebenen  in  den  st.ärkeren  Concentrationen. 
Den  vorliegenden  Indicationen  am  meisten  entspricht  die  Application  der  antisep- 
tisclien  und  desinficirenden  Mitt4d  durch  Zersfäubungsapparate  mittelst  Dampf, 
wobei  säinmtlicbe  erkrankten  und  anscheinend  noch  gesunden  Schleinihautpartien,  aid' 
denen  aber  wieder,  wie  Oertel  nachgewiesen,  dicke  Schichten  von  Bakterien  lagern 
können,  eine  zur  Durchtränkung  der  Membranen  vollständig  genügend  Lange  Zeit 
mit  hinreichi-nd  starken  Lösungen  überrieselt  werden.  Nothwendig  ist  dabei,  dass 
das  trichterförmige  Zideitungsrohr  von  dem  Kranken  weit  in  den  Mund  hinein  zwi.schen 
die  Zahne  genommen  wird.  Zu  Einathmungen  resp.  Irrigationen  werden  am  besten 
2— 5  proc.  Lösungen  von  Karbolsäure  benutzt,  je  3- -5. Minuten  lang,  2 — 3  stündlich, 
seltener  und  nur  am  Anfange  kürzere  Zeit  hintereinander  stündlich  je  nach  der 
Schwere  des  Falles,  den  Tag  luul  <len  grössten  Tlieil  der  Nacht  über.  Durch  die 
Verdüimung  mit  Wa.sserdauipf  wird  tlie  Stärke  der  Lösung  um  die  Hälfte  herab- 
gesetzt, eine  5  pmr.  LöRuiig  kommt  uj«  2,5  proc.  zur  Einwirkung.     Vergiftungsersrhei- 


[Diplitlicrip 


24 


Diplitherl 


iiiiiiir« 


11    ixliT    scIiHillicIir  NfliciiwirkuiurcM    sind    nie  lii'oUarliti't  wortli' 


Kiiilfft«*! 


ftraulichi!  bis  p-ünlich«'  Kürbuiif;  dient  als  ItulicuUir  l'iir  djus  AussfMzrii  <ii-r  KiirlMdsjItir« 
und  für  di«'  Sulistituiriiitg  (Irrscllton  diirrli  4  \tTW.  Ufirsriiirc  Nur  wo  der  Ihiinitf- 
/.••rstiiuliuiifrsapiKinil  in  dt'r  :iM(;''(J<'l»''nHn  Wri.sf  nirlil  an^'pwrndot  wi-rdfii  kann,  ist 
die  Zi'rstänUnii;;  niittrisf   Lnftdriu'k,   Sj>ray.   zu  l"'nutzfii.  weli-lriT  nii-lit  wi»; 

l)ani|d'  die   Flüssigkeit    l'ciu»  };»'iiu^  \tTtlioill.      I''ür    dif    kurze  Anwi-iiduii«;.    S  -  10       

runden  mit  eltensti  vielen  llalltHU'iMuiHessionen,  ei(|;net  sirh  ^>uhlLuiul  0,05  pCt.  wohl  nm 
besten,   luid    zwar  anfanffs  stüiuUieli,  später  2 — Hstündiieli;  auch  wahrend  der  Nncbt 
sollte  die  Zersläulnuig  niclil   };anz   ausj^esetzt  wr'rden.     Daneljeu  l'inselung  (3 — 4i 
im  Tage)  mit  der  jjjleiclu'n  J^ösini^  uiuf  (iwrjreliuifren   von  Boi-sänre  oder  ehloi'sati 
Kali  zur  Verhütini);  einer  etwaipen  meri-uriellen  Stomatitis.    Aetzutigftn  mit  Arg^ 
tum  nitrieuni    in   Sulistanz    oder  roncentrirten   JÄungen,    Cliromsäure    oder    {rar 
concenlrirter  »der    verdüimter  Salzsäure,    i'beiisu  die  (iaivanokaustik  niü.sseii  aus 
Therapie   der   IMphtherie   jje.strichen    werden.     Cuter  einem  Aetzscborf  von  Argontiill 
uitricuui  landen  sirb  (tlertch    in    einem   tödtlicli  verlaufenden  Kalle  v«ni   septis<-ht_T 
Diphtherie  weit  ausgedehnte  nia.s.sen hafte  Colunieu  von  Streptnkokken. 

Mechanische   Knlferniiug  der  .Meiiibraneii.      Die    Meuibnuien     können    inittnl 

l'insel.  Sehwümniehen  oder  zarter  Leiiiwatullä|i|ti'.heji.  mit  desinfifiren<li'r  l'lüssipkt'it 
ilurchtifinkt,  entfernt  werden.  .lediK'h  ist  \orsiclit  und  frnnidliehe  Asepais  rioth- 
wendig.  Augezeigt  ist  ilie  llerausnahnie.  wenn  uia.sseiihafte  fibrinöse  K.v- 
sudationen  seeuniläre  Membranen  gebildet  haben,  diese  in  Zer.setzung 
und  Fäulniss  begriffen  sind,  Foetor  ex  on-  uuil  die  iiefahr  ausgebrei- 
teter Sep.sis  bestehen.  Wenn  noch  keine  deitiarkireiide  Kiterung  eingetreten  ist, 
(las  Virus  in  den  nekrobiotiseheii  Herden  noeh  fortbesti-hl,  k<imint  es  immer  wiexl^r 
zu  n(!uer  fibrinöser  E.\sudarion,  die  narh  den  gleiehen  Hegeln  antiseptiseh  zu  b«»- 
haudeln  ist, 

Was  die  AnweiHlting  vou  .Meilicamenten  ;inbelaiigt,  wek-lie  diphtherische  Mem- 
branen aufzulösen  vermöge«,  I'apayotin,  Pepsin,  .Milchsäure.  Kalkwasser, 
kuli  lensaures  Lithion  und  Natron  u.a.,  so  ist  ihr  Nutzen  ureist  mehr  als  zweifel- 
haft. lUe  Menge  der  medicamentöseu  Flüssigkeit  niuss,  wenn  .sie  die  Membranen 
auflösen  soll,  eine  weitaus  grii.ss<>re  sein,  als  sie  zur  .Anwfudtin.s  gelirarht  wor«leii 
k;uni.  Bei  den  Hepinseluiigi'ii  mit  Paiiayotiu  und  l'epsin  werden  dureh  lien  merhiuii- 
scheii  Act  des  l'inselns  .selbst  die  obiTfläctilicheii  Schirliten  der  Menibnuieii  losp-lOst 
und  entfernt.  Oft  ist  dieser  Kft'ect  der  hauptsilehliehst(!  des  ganzen  Verfahrens.  Gar- 
gelungen  und  Einathmungen  von  Milchsäure,  Kalkw.-is.ser,  kohlensaurem  Lithion  otc. 
nutzen  wenig.  In  der  Tiefe  des  Larynx  und  der  Trachea  konuneu  sie  kaum  in  ge- 
nügender Menge  zur  Kinwirkung.  Das  Kalkwas,ser  wird  schon  bei  den  ersten  Kxpi- 
rationen,  sowohl  bei  (iurgeluugen  wie  Kiji.ithniuiigeu.  unwirksam  dureh  Ausfällung 
des  gelösten  Kalki's  als  unliislichen  kohleusaiiren  Kalk.  Spontane  .\bstossun{j  von 
Membranen  während  ih-r  luhalatitMi  d.ni  man  nicht  fiir  thera]ieuti.schen  Erfolg  haiton. 
Vor  Allem  soll  uiaji  bei  der  Hikbnig  vou  ['seudoiuenibrauen  in  Larynx  luid  Traelu-a 
die  Zeit  nicht  durch  derartige  Versuche  verlieren.  Oertel  hat  nie  einen  Nutzen  von 
solchen  Inhalationen  gesehen.  I>;uin  darf  niclit  vergessen  werden,  da.ss  die  .spccilischen 
Bakterien  durch  die  genauiiteu  .Medieamente  nicht  lelietisuufjlhig  geiu;icht  werden  und 
auf  den  Schleimhäuten  zurückbleiben.  Kndlich  wird  iiiaii  sich  eriiiiiern  niiissen,  da!>s, 
wie  bei  der  mechani.schen  Ablösung  der  .Metnbraiien,  immer  wieder  neue  Faüerstoff- 
oxsudatiimen  n.ichknnimen,  so  lange  die  Wirkung  des  (jiftes  hik'Ii  nicht  erloschen  ist. 
Audererseit.s  erfolgt  auf  jeder  Schleimhaut  eine  Faserstofi'exsudatiou,  die  auf  irgend 
eine  Weise  durch  Krankheitsprnces.se,  Traumen,  clieuiisrhe  .Aetzungeti  (.Ammoniak, 
Sublimat)  eines  Theiles  ihres  Epithels  tiinl  der  subepilhelialen  SchiclUeu  berauhi  ist, 
bis  eine  reactive  Kitenuig,  Zellenneubihhuig,  erfolgt  i.st.  Nach  der  .\  bstossiiiig  der 
Membranen  bei  eintretender  Heilung  luid  Heinigiiiig  tler  Jlund-  und  Uachenhrtlile 
müssen  die  dcsinlicirenden  lidialalionen  mit  -fproe.  Borsäure,  selten  2  — iJproc.  Kar- 
bolsäure, 3 — 5  -Minuten  lang  nm-li  eiiiigi"  Tagi'  hindurch,  4 — (i  mal  im  Tage  vorge- 
noiuinei)  werden,  da  häutig  auf  di.T  Schleimhaut  unil  in  den  (.iniben,  Wüschen,  Lacimeii 
der  Mandeln  noch  pathogene  liakterien,  dem  Auge  unsichtbar,  sich  beiluden  köniiea 
mid  wiederholt  Recidivc  veranlassen. 

b)  Kehlkopf  und  Luftrölue.  Hat  die  Erkrankung  auf  lieu  Kehlkopf  und  die 
Luftröhre  übergegriflTen,  so  kaiui  man,  so  lange  es  sich  noch  um  einf;iche  entzünd- 
liche Schwellungen    handelt,    die    Tub.-ige    anwenden.     Zur    Heraiisbeförderung    von 


)i|ilillirri(* 


-     2R     - 


Diplithcrir] 


* 


I 


sli'iiosiiTiiilfiii  Sflik'iiii  odi'i-  alk'iiliilts  leiclil  ;ibli.islj;ii'rii  rscudoiiii'mlirjuii'id  k;iiiii  iiiaii 
rill  Hr('climifl<'l  vei-siiclicti  (Tart;irus<  stiWiatus,  ('u|inim  suH'urlcuin.  A|ioiii<irpliin  iiiiK'rlirli 
iiml  in  Kiiispi'ity.iiii}:rii).  Hi'i  MiMiiiiraiiriiltilduiijr  ist  die  Traflicotuniii'  uiilx'iliii^t  iioth- 
wi'tiiii};.  Mniu'liiiial  ;;rliiijri  es,  ilic  dmi  lü-lilkopf  sti-Dusirfiidr  M<;iiibran  diirdi  t'iin>ii 
l'iiistd  mittelst  rotirciid«'!'  BcWf^uii(r<'H  lici'.tu-^xuiii-iiiiK'ii:  liäiilif;  indi-ss  entsteht  aurli 
liier  wietler  eiiii'  zweite  Meiiiliruii.  Mit  iCinatliimin;;  lösender  Mittel  soll  man  die  Zeit 
uiflit  \erlieren.  Wenn  auch  die  HeN|iiratitin  diircli  die  Tnliaj;i'  nütlidürlti^  erhalten 
werden  kaiui,  m»  ist  eini-  {teniijicnde  Ivvpectoratiuii  dnreh  die  Tulie  iloeh  nicht  mfig- 
licli,  die  Ciefahr  der  Krstickunft  nach  Ahlö.sini}:  der  Menihranen  eine  sehr  nahe  iie- 
(!:cndc.  Keim  Zerfall  und  bei  der  Ablösung  der  PsL'Uilonu'mbranen  im  Heilungs- 
process  lieohac-htete  Oertel  .schwere  Pneiinionien  durch  Kesorption  clor  Zersetzungs- 
liruducte  und  Anscliuppntii:  der  Massen  in  den  Kroneliiolen.  Nach  der  Tracheotomie 
la.sst  man  in  der  ei-slen  viertel-  bis  halben  Stunde  i'inen  cjinch  Dampl'  zei-stäuhten 
Strom  von  nproe.  Kariiolsäurelösunp  inid  daini  Taf:  und  Nai-ht  über  einen  gleichen 
von  4iir(ic.  Uiirsäurelösung  üb'T  die  'IVachealöffnung  hiiiwogstreichen;  der  Apparat 
wird  ca.  '/ä  '"  ^""  i'erselben  aufgestellt.  Der  Stiuiu  desinHcirt  und  verschafft  von 
Wasserdanipf  gesättigte  warme  l,uft  für  die  H*.>8piration.  I»ie  weitere  Hehaiullung 
ist  die  bekannte  chirurgi.'iche. 

c)  Nase.  Sowie  die  ei>teii  Zeichen  einer  Hliinitis  sich  einstellen,  Ausflu.ss  einer 
tlie  Nasenöffntnigen  rasch  c(irro<lirenden  Flüssigkeit,  sind  antiseptische  Kiiispritzimgen 
vun  2 — 4pritc.  lauwarmer  Horsäurelösimg  vorzunehmen,  2— Sstündlich.  Woniger  ge- 
eignetsind Inhalatiinien.  Kommt  es  zu  dick'Mi  uieinbraiiöiion  Belagen,  su  benutzt  lUiiii 
die  Nasen  pumpe  (l'utuiie  nach  Art  iler  Scibstklystiere  von  Kautschuk  mit  einem 
für  das  bezügliche  Nasenloch  ]>;is.senden  Ansatzstücke,  Olive,  ähnlich  wirkend  wie 
die  Weber  sehe  N.'usendouche),  durch  welche  die  Nxse  am  besten  gereinigt,  Massen 
von  Se<'reten  und  Membranen  herausbefürdert  uiul  die  Höhlen  desinlicirt  werden 
können.  .\uspuni|iungen  4 — ümal  im  Tag,  je  naeli  der  Schwere  des  l'alles;  /,u  je 
einer  Aus[)unipuiig  '/,  Liter  2 — 4proc.  lauwarmer  Borsfiurelösinig.  Nach  .\bst08.sung 
umi  Kntfernung  der  P.sendiiinembraoeii  sinil  auch  hier  die  di-sinticirenden  Kin- 
spritzungen  mit  der  Naseupum()e  noch  2— 3  mal  tliglicji  fortzusetzen  und  darauf 
iiocii  eiuige  Zeit  lang  (6 — n  Tage)  Au8S|)ritzungeii  mit  leichtcir  Borsäiirelösung  niit- 
tolst    einer    gewöhnlichen    Spritze    vorzunehmen. 

II.  Allgemeine  Hehandluug.  Die  Diphtherie  ist  die  einzige  liifectionskrauk- 
heit,  bei  welcher  wir,  zuerst  durch  dii'  .Xrbeit  von  Oertel  über  die  „Pathogenese 
der  epidemisrheti  Diphtherie",  iMubliek  in  die  Vorgänge  haben,  luiter  welchen  sich 
die  Heilung  der  Kraiiktieit  im  Körper  vidiziehf.  Durch  die  .Arbeiten  von  Behring 
über  die  Wirkung  des  ülut.seruins  durch  Impfungen  mit  Diphtheriegift  immunisirter 
Thiere  erhielten  indess  die  Bestrebungen  nach  einem  die  Diphtherie  direct  bekämpfen- 
den Mittel  eine  bald  greifljare  Form.  Das  in  dem  Senini  iles  inHcirten  Orgiuiismus 
entstehende  Antito.Nin,  dieser  noch  unbekannt«'  Körper,  wird  durch  tias  in  dem  Diph- 
therieheilserura"  der  iminunisirten  Thiere  in  weit  grö.sserem  Maa.sse  enthaltene  ver- 
mehrt und  dadurch  <lie  Heilwirkung  im  gleichen  Sinne  erhöht.  D<fr  nalnrliclie  Hei- 
lungsprocess  erfährt  eine  Steigerung,  welche  der  Menge  des  durch  da»  Heilsenun  in 
den  Körper  eingeführten  Antitoxins  proportional  ist.  Je  nach  der  Menge  de.s  einge- 
spritzten und  im  Körper  enteugten  .Antitoxins  wird  auch  spilter  da.s  durch  den  Vege- 
tationsi)roce.ss  der  Bacillen  auf  den  SchleinihSuten  sich  fortwährenil  bildende  und  zur 
Resorption  gelaugende  Virus  mehr  oder  weniger  mischädlich  gemacht  oder  eine 
Immunisirung  des  (.irganisinus  erreicht  werden  können.  .Nach  der  Injection 
von  Heilserum  wird  man  theoretisch  keine  Erscheinungen  erwarten  dürfen,  welche 
<iin'ch  eine  besonders  uulTallende  oder  stürmisch  verlaufende  Keaction  sich  kenn- 
zeichnen, sondert!  vielmehr  die  gleichen,  wie  bei  einer  mehr  oder  weniger  rasch  er- 
folgenden spontanen  Heilung.  Der  letale  Ausgang  kann  selbstverstiindlicli  in  be- 
züglichen I'"äilen  auch  durch  die  Senirnbehandltmg  nicht  venuietlen  werden  uiul  ist 
abliäugig:  1.  von  der  (irüssc  der  Intoxicatiun  des  bereits  in  den  Körper  .lufgenoni- 
uieneu  Vinis,  von  der  Intensität  der  allgemeinen  Erscheinungen  und  der  Zahl  und 
AiLsdehnuDg  der  nekrobiotischen  Herde  mit  ihren  Folgen,  .Ausbreitung  der  P.seudo- 
membranen  bis  in  die  tiefsten  Luftwege,  secundäre  Pneumonie;  2.  kann  der  Tod  am 
Eufie  oder  nach  Ablauf  der  acute»  Erscheinimgen,  selbst  nach  vollstUndiger  Heilung 
der  Schleimhauterk.nuikung  durch  (.Jewebsbeschildigung  und  ansgehreiteto  Degenenition 
lebenswichtiger   Urgane,    insbe.sondere  des  Herzmuskels    und   des  Centralnervenuppa 


fDridilliorf«' 


-      20 


Iti|>liiliorii>] 


rati's,   >\ii|il  scIti'iM'i'  voll  "l<'ti  Nii-rcii  :ims  iTful^cii.      Nicht    lii'fiii  flusst  ilurcti    «l:is 
llcilscniiii  wird  nnrh  Bohriii};,  wit?  aiicli  OcrtrI  bemts  nii   .»uU^i-oii  (trfiMi   liorvur- 

kfn>|)(>l>oM  linl.  (Ii<-  St ri'iif "kokken-Vogetation  und -Invasion  initl  dif  vnti  tlifSHn 

labli.'lMfripr'  sc]i1isrhp  liiKixication. 

|)ic  Anwi'iidnnt:  jr<'Sfliielit  sultriitan  an  dfi-  soitliclifn  lVttn>ichfii  Tlioraxwand 
oder  an  den  Sflu-nkplii  unil  Natfs,  wciiu  diiiTh  srlnvore  Aflectinn  dor  Lnftwej;«^  dir 
AllimuM"  "•(•tiiiiik'rt  ist  und  dif  Kxciirsioncn  dfs 'I'hnrax  in:lchtint»r  worden.  Hie  Ein- 
s|)ritziink;  wird  unter  stn-ng  antiseptischen  ('autfl(>n,  am  ht.'stfn  mittelst  einiT  lO  bis 
12  ccm  cnthaltir^tidtMi  aseptischen  Uali(Mi«]H-itze  nacli  Kocii  ohne  Stouipel  aufgeführt. 
Auch  Ripritzeii  mit  Asheststeiiipel  können  benutzt  werdeu.  I>ie  Spritze  rauss  jedenteit 
eilt  (jereini^t  und  vor  dem  <iebraiich  durdi  Kochen  mit  Natronl.iuge  sterilisirt  uiiil 
«.septisch  f^emacht  werden. 

Dosirunt!;.  Ailf:<'ineine  Kegeln  für  die  Üosiruiig  la.ssen  sieh  nicht  anfstolleii. 
Die  Menf;e  der  zur  Verweiiduni;  komnieiiilen  .Vntitoxineinlieiten  richtet  »ich  iiacli  iJom 
Alter  de.s  Kindes  bezw.  seinem  K  i">rpor^e\vioh  te,  der  Zei  tilauer  der  bestehenden 
Krkninkntr^  innl  der  Schwere  des  Falles.  Ua  es  nicht  immer  möglich  ist,  die 
Scluvi-re  des  Falles,  d.  b  die  Menge  des  bereits  zur  liesorjition  gelangten  Virus,  aus 
der  Localinrectinii  und  den  Allgemeinersclieinnngen  zu  erschlies-sen,  so  wird  luan 
stets  gut  thun,  die  Zahl  der  Antito,\in-Immtinisirnngseinlieiten  nicht  zu  tief  zu  greifen 
und.  wenn  iiothwendig,  mehrere  Injectioiien  von  stltrkerera  Serum  sich  rasch  folgern 
zu  lassen.  Die  für  (li«'  Schwere  des  Falles  nothwendige  Dosis  miiss  in- 
dess  jederzeit  auf  einmal  eingespritzt  werden.  Wenn  Flasclie  2  oder  3  nicht 
erhältlich  sind,  so  kann  man  in  schweren  Fällen  unbedingt  2 — 3  Fiflschnhen  des 
l'raeparates  No.  1  an  2  Stellen  des  Körpers  iujiciren.  Andererseits  wird  man,  da  das 
K'irpergewicht  des  Kindes  die  Zahl  der  Antitoxiiieiidieiten  bedingt,  bei  filteren  Kin- 
dern sogleich  das  stärkere  Praeparat,  Flasche  N«>.  2,  einspritzen.    In  schweren   Fallen 

LJcnnn    man    nach  12  bis  längstens  24  Stunden  liie  gleich    starke    Dosis    wiederholen 

Fniüssen;  ebenso,  wenn  in  frischen  l'.-illen  nach  24  Stunfleii  Temperatur  und  Puls 
nicht  beeinflusst  werden,  das  Allgemeiiibi-Iinden  schlecht  bleibt  oiler  sich  verschlim- 
mert, ohne  d;iss  Complicationen  vorliegen,  nm.ss  eine  weitere  Hinspritzung  von  «Jem 
gleichen  I'raeparale  oder  besser  noch  von  einem  stärkeren  gemacht,  bezw.  eine 
grössere  Jienge  von  dem  gleichen  genommen  tmd  bis  -.uif  iODO  Antitoxin-Imniitnisi- 
rung.seiniieiten  und  dariilier  hinausgegangen  wiTilen 

Zurückbleiben  von  sjiecifischen  Kaci  I  len  auf  der  Kachenschleindiaut  nach 
Ablauf  der  Diphtherie.  Die  Beobachtungen  haben  sich  in  der  letzten  Zeit  gehäuft, 
dass  nach  anscheinend  vollkommener  (lencsnng  auf  der  wieder  iinrinal  aii.ssidieiiden 
Schleimhaut  der  Mund-  um!  iJachenlirihb-  und  der  Nase  .specilisclu'  Harillen  entdockt 
wurden  und  in  mehreren  Fällen  auch  eine  Uebertragiuig,  seihst  nrit  tödtlicheni  Aus- 
gange, nachgewiesen  werden  kcumte.  Ks  ist  deshalb  geboten,  mit  der  Scrnmbehand- 
hmg  gleich  von  .\nfang  an  die  locab'  Ib'handlung  zu  verbinden,  bezw.  am  besten  Inh.i- 
lationen  oder  Irrigationen  mit  Karbolsäiin',  IJursäure  etc.,  wie  oln-n  angi-gebeii  wurde, 
so  lange  wie  möglieh  vornehmen  zu  bas.sen,  wodurch  der  V"egrtationsproce.s.s  der 
p,atliogenen  Bakterien  in  der  .Mund-  luid  Itacheidiöbb-  etc.  am  schnellsten  unterdrückt 
und   diesetben  zum  Absterben  gebracht  werden. 

Medicamentöse  Behandlung.  In  Fällen,  in  weichen  Serumeinspritzimjten 
gemacht  worden  sind,  ist  eine  medicamentöse  Behamllung  in  der  Regel  nicht  noth- 
wendig.  Indicationen  können  nur  für  eine  symptomatische  Behandlung  vorliegen,  die 
nach  dem  allgemeinen  Kriiftezustaiide  des  Kranken  (robcu'irende  Behandlung)  und 
gegen  schwere,  coni[(licirendi'  F.rscbeinitngen,  die  durch  das  Heilsenuu  nicht  beeintlusst 
werden,  sich  zu  richten  hat.  Wo  die  Ausführung  der  Seninithi-rapte  ans  äns,seren 
(jrün<len  nicht  möglich  ist,  wird  man  versuchen  müssen,  die  locale  Behandlung 
durch  die  bisher  üblichen  Mittel  zu  unterstützen.  Specifiscln'  medicamentöse  Mittel 
gegen  das  in  den  Körper  aufgcnomtnene  diphtherische  Virus  besitzen  wir  nicht. 
Empirisch  haben  sieb  die  <iluecksilbei-[)raeparate  mehrfach  bewührt,  aber  es  ist  .luch 
hier  iler  Schluss  n.ach  dem  Erfolge  ein  sehr  unsicherer,  dn  auch  andere  Fülle  ohne 
Quecksilberpraeparate  gleichen  Verlauf  nelime».  Wissenschaftliche  Beiego  sind  nicht 
eingebracht  worden.  Am  meisten  Anwendung  fand  das  Kalomel,  0,01 — 0,2  und 
selbst  0,3  mehrmals  im  Tage  in  Pulver:  bei  den  stärkeren  Dosen  in  Verbindmig  mit 
etw.is  Opium,  um  die  abführende  Wirkung  zu  beschränken.  Dann  das  Hydrargvnim 
cyanatum,  0,005 — li.Olri   in  Pulver  2 — 3stündlich.  mehr  bei  Erw.tchsenen:  bei  iU'teron 


[Diplitherie  —    27    —  Diphtherie] 

Kiiidt'i-n  am  bcstoi  in  liösuiif:  0,()l:l'2()  striiKllicli  einen  Kiiffoelöffel  voll,  bei  kleineren 
Kinileni  2stündlich.  Kndlich  wurden  Kinreibuiigen  mit  Mercnrialsalbe  und  Sublimat- 
einspritzuiigen,  aber  ohne  besonders  emiunteniden  Erfolg;  in  Anwendung  gezogen. 
Bei  Irrigationen  und  Einpinsohuigen  mit  Sublimat  sind  innerlich  Quecksilberpraepa- 
rate  wegen  der  Gefahr  einer  Hydrargyrose  zu  vermeiden. 

Das  i'^ieber  ist  hier  als  Reafltionserscheinuiig  ganz  und  gar  aufzuf:vssen.  Jeder 
Mcmbranbildung  oder  Vcrgrössemng  einer  bestehenden  geht  eine  Temperatursteige- 
rung voraus.  I>asselbe  wird  der  Fall  sein  bei  der  EntAvickelung  nekrobiotischer 
Herde  in  den  inneren  Organen.  Hohes  Fieber  mit  unbedeutender  Ausbreitung  der 
diphtherischen  Auflagerungen  muss  als  ein  Anzeichen  für  die  Grösse  der  Resorption 
des  Virus  und  seiner  Einwirkung  im  Innern  des  Organismus  durch  weit\'erbreitete 
Nekrobiose  angesehen  werden.  Von  allgemeiner  Behandhmg  des  Fiebers  durch  kühle 
Bäder  etc.  ist  Umgang  zu  nehmen;  die  specifische  und  seprische  Intoxication  wird 
durch  sie  nicht  beeinflusst.  Mit  der  Erschöpfung  des  Giftes  fällt  und  verschwindet 
da.s  Fieber.    Innerlich  ist  Chinin  den  übrigen  Antipyreticis  vorzuziehen. 

Die  hauptsächlichste  Indication  ist  die  Erhaltung  und  Hebung  des  Kräfte- 
zustandes  des  Kranken.  Darreichung  zweckmässiger  kräftigender  Nahrung  zumeist 
in  flüssiger  Form,  stark  eingekochter  Suppen  mit  viel  Fieische.xtract,  Beeftea,  Eier, 
Milch,  Kaffee,  Thee,  Wein,  stärkere  Biere,  Coguac,  Rimi  etc.  Medicamentös:  Chinin, 
Chinarinde,  Roborantien:  bei  Herzschwäche  .\ether,  Digitalis  mit  Aether,  Kampher- 
injectionen  und  andere  Excitantien.  Bei  hochgradigen  Schlingbeschwerden  ernährende 
Klystiorc.  Daneben  absolute  Ruhe,  Vermeidung  joder  Erregung,  sorgfältigste  Ueber- 
wachung.  Bei  vorgeschrittener  Degeneration  des  Herzmusk(>ls  ist  die  Katastrophe 
oft  nicht  abwendbar. 

111.  Behandlung  der  Nachkrankheiten.  Die  Therapie  ist  hier  ganz  und 
gar  abhängig  von  den  Beschädigungen  im  Gehirn,  Kückenmark  und  peripheren 
Nervensystem,  von  der  Intensität  und  Ausbreitung,  sowie  von  der  Möglichkeit,  mit 
therapeutischen  Mitteln  dagegen  einzugreifen.  Der  ganze  Erfolg  der  Behandlung 
hängt  davon  ab,  ob  diese  pathologischen  Processc  ad  integrum  sich  zurflckbilden 
können,  und  dies  geschieht  oft  ohne  unser  Zuthun. 

Die  Mittel  und  Methoden,  welche  zur  Behandluug  herangezogen  wurden,  umfassen 
so  ziemlich  wieder  Alles,  was  man  gegen  ähnliche  Erscheinungen,  wenn  sie  auch  aus 
anderen  Ursachen  entsprungen  sind,  in  Anwendung  gebracht  hat,  Elektricität,  Massage, 
Hydrotherapie,  Strychnin,  Nux  vomica,  raedicamentösc  Einreibungen,  Badekuren  etc., 
und  wer  rein  exspectativ,  symptomatisch  und  palliativ  vorgeht,  hat  den  gleichen  Er- 
folg. Volle  Aufmerksamkeit  rauss  nur  darauf  verwendet  werden,  dass  die  diphtherischen 
Lähmungen  in  irgend  einem  Gebiete  keine  schlimmen  secundären  Folgen  nach 
sich  ziehen  können.  Bei  Lähmung  des  weichen  Gaumens,  der  Schlundmuskeln 
und  Hinaufgelangen  von  Speisetheilen  in  den  Naseu-Rachenraum  während  des  Schluck- 
actes  ist  sorgfältige  Reinigung  desselben  durch  Ausspritzen  nach  jeder  Nahnmgsauf- 
nahmo  nothwendig.  Lähmung  der  Glottisöffnor  (Adductoren),  erschwerte  Respira- 
tion, pfeifende  Inspiration  neben  freier  FApiration  und  Sprachvermögen  in  kurzen 
Sätzen,  soweit  die  Luft  in  den  Lungen  ausreicht,  verlangt  grösstmögliche  Ruhe,  imi 
bei  der  ungenügenden  Einathraung  den  Sauerstoffverbrauch  auf  ein  Minimum  herab- 
zusetzen. Nach  wenigen  Tagen  schreitet  die  Lähmung  auf  die  Glottis8chlies.ser  (Ab- 
ductoren)  über,  die  Respiration  wird  wieder  frei,  dagegen  die  Sprache  aphonisch,  und  die 
Gefahr  des  Verschluckens,  drohende  Schluckpneumonie,  indicirt  die  grösste  Vorsicht 
in  der  Ernährung,  Anwendung  der  Schlundröhre  etc.  Selten  wird  Lähmung  der 
Glottisschliesser  die  Tracheotomie  nothwendig  machen.  Die  gleiche  sorgfältige,  sym- 
ptomatische Behandlung  erfordert  die  Lähmung  der  Blase,  Anlegung  des  Katheters; 
bei  weiteren  Complicationen  entsprechende  chirurgische  Behandlung.  Gegen  Läh- 
mungen der  Muskeln  der  Extremitäten  und  des  Rumpfes  kann  keine  specielle 
Methode  empfohlen  worden,  da  dieselben  von  der  Grösse  der  Beschädigung  derCen- 
tralorgane  oder  der  peripheren  Nerven  abhängen,  und  wir  eine  Heilung  weder  ver- 
anlassen, noch  beschleunigen  können.  Auch  die  Anwendung  der  Elektricität,  um 
degenerative  Vorgänge  in  den  Muskeln  zu  verhindern,  ist  vielfach  ohne  Nutzen,  wenn 
bei  Zerstörung  der  peripheren  Nerven  der  elektrische  Strom  (constante  und  inducirte 
Strom)  keine  Muskelzuckung  mehr  auslöst.  Die  hauptsächlichste  Indication  ist  da- 
her auch  hier  wieder  Erhalttmg  der  Kräfte  des  Kranken,  Hebung  der  Ernährung, 
roborirende  Diaot,    Fleisch,    Eier,  Milch,  Bier,  Wein  etc.,  Ueberwachnng  aller  Func- 


[Diphtiierio 


—     2k 


Diphllieri« 


tioiirMi  iiiiil  Alilialtun^:  nlli-r  srlirHÜiclK'M  EiiiHüssc.     Alli-  Miitt'l  iiinl   Mcdiixlcii.    <iur 
weli'In"  diesen  Atiroi'ilcniiij^fi'ii  edUsjinifliesi  wenleii  kiiiin,  iliuctotiselie,  |)liysik:ilisrh-inecha 


L-lie  (.M:i 


0, 


Aufeiltlialt 


(lebi 


Pll-      I 


hcamoiitose.  I.ullkuren,  H:iüelciireti 
M«t"resstr;m(l  i-tf.  werden,  in  riclitif^er  Weise  verwerthet,  iiut/.brin^end  sein:  dann  vor 
Allem  aber  zmv.-irten  und  mlii;;  niul  niielitern  die  Saclila^ce  nml  lieti  l'>ridii;  lieurtlicileti. 
Audi  l'ntoesse,    rüe    sieh    ülier    \ieie    M<>nat<'.    ein    halbes    liis    ein   Jahr    hiiiiciohcu. 
hat  (lertei    oft    bis    auf  nur  wenige  Störnnuen  versdiwinden    oder  sollkoniiDen    at 
Heilunj;  kiiinnien  sehen.     Wir  können  den  <)r;;anisnnis  in  der  Wiederherstellung    d 
ilnrch    die    Krankheit    jceschiidiplen    Theile    <les    centralen    und    iierijiheren    Nervon 
Systems  vielfach  unterstützen;    diese  Beschädigung  aber  selbst    zur  Heilung    bringui 
kftnnen  wir  nicht. 

Prophylaxis  unil  Hygioiic.  Das  beste  Schutzmittel  gegon  Diphtherie  wS 
eine  ausreichende  Schutzimpfung.  In  der  Familie  ist  vollständige  Isüliruni 
des  Kranken  iintliw  endig.  Die  vor  der  FCrknuiktnig  mit  dorn  Patienten  in  Bi 
rühning  gekenitnenen  Personen,  Kltern.  (ieschwister,  Dienstpei-sonen,  sind  strei 
zu  überwachen:  (.ieschwtstern  ist  der  Schulbesuch,  um  die  Di)ihtheri<'  nicht 
verschleppen,  verboten.  Intimer  Verkehr  der  Fainilienniit:^lii'der  mit  dem  Krank 
und  imter  einander,  wahnnici  ein  l>i(»litlieriet'all  im  Hause  liegt,  iiisbesonilere  Küs 
sind  zu  verbieten.  .\ici  grossheranglich  hessischen  Hofe  wurde  die  Diphtherie 
.lahre  1.S7S  nur  durch  Küsse  in  der  Familie  verbreitet.  Die  (irosslierzogin  selli.st 
starb  als  Opfer  einer  bösartigen  Infection  durch  eine»  Ku.ss  (Uertel).  l)er 
Kranke  miLss  im  eigenen  Zimmer  verpflegt  werden.  Gute  Ventilation  desselben 
und  gleiehmiUssige  Temperatur,  Ifi  — l.s"  (.).,  ist  nothwendig.  Das  Wartepersonal, 
namentlich  Kitern,  Mütter  müssen  sich  vor  Bcschnmtzen  mit  Secroten  und  Pseutlo- 
membranen,  namentlich  w.'ihreml  des  Hustens,  in  .\cht  tvehmen.  L'iinütze 
(.iegenstünde,  an  welchen  .\iisfeckmigsstofte  leicht  haften,  mid  die  schwer  zu  rei- 
nigen sind,  wie  Teppiche,  (jardinen,  Vorhänge  u.  s.  w.,  nnis.sen  aus  dem  Krankotii^H 
ziminer  entfernt  wenlen.  Teller,  Schüsseln,  Trinkgefä.sse,  Ifestecke  sind  auf.s  sorg^^l 
fältigste  zu  desitificiren,  ebenso  die  (lOfiLsse  für  die  Se-  und  Fxcrete,  unil  diese  selbst 
Die  Sputa  simi  in  einem  zur  Hälfte  mit  1  prom.  Snlilimatlösung  oder  ')  ]>roc.  Karliol- 
.saureUisung  gefüllten  (iefässe  aufzufangen.  Wä.sche,  Leinen-,  Wollstoffe  etc.  nifis,s«?n 
durch  hohe  Hitzegrade  sterilisirt,  und  ilie  zu  sehr  mit  lnfections.stoH'  impraegnirtei 
gleich  vernichtet  werden. 

Als    vollkommen    genesen    und     nicht    mehr    infectioiisfähig     ist    «ler    Krank 
eigentlich    erst    zu    betrachten,    wenn    keine    specifischeti    Bacillen     mehr    auf    den 
Schleimhäuten   der   Mumi-   und   Hachenhöhle   nachgewiesen   werden    können.      Ks    ist 
daher  die  locale  Behandlmig.  namentlich  wo  keine  bakteritdogische  IHagnose  gestellt 
wenleti   kann,    sn   lange   wie   möglich,  auch  noch   einige  Tage  nachdem  die  Schleim- 
haut ihr  vollständig  normales  Aussehen  wieder  erlangt  hat,    besondeiy  durch   Kinath- 
mungen  von  4  proc.  Borsäurelösurig  u.  a.  m.,  wie  obeu  angegeben  wurdi',  fortzusetzen. 
Nach    Au.sgang    der    Krankheit,    gleitdiviel    ob    in    (lenesung    odi'r    'Yml,    nmss    »las 
Zimmer,  bevor  es  weiter  benutzt  wird,  durch  .\bn'iberi  der  Wände,  der  Decke,  d 
Fenster,  Thüren,  Fu.ssliöden.    durch   Aufwaschen   mit  Snhlimat  und  Karbolsäure  na 
den  durch  die  Bakteriologie  und  Hygiene    sicher    gestellten  .Methoden  gründlich   de: 
iuticirt  werden.    Da.s  Contagium  kaiui  sich  oft  Jahre  lang  (Beobaclitungen  Uertel 
in  einem  inficirten  Zinnuer    erhalleir    urul    imnn;r    wieder    ni.'ue  Ansteckungen  vei 
Sachen,    sobald    für    die  Knuikheit    disponirte    Personen,    Kinder    in  <la.sselbe    gelei 
werden.      Im     FaHe    der    (jenesung    keine    zu    frühzeitige    Kntlassung    aus    der    Bi 
handlung. 

Um  die  Kinder  weniger  empfindlich  für  Diphtherie  zu  machen,  ist  die  Disposi 
tion  für  Krkaltungseinflus.se  etc.  anszntilgi'n,  kalte  \Naschnngeu,   .\breibinigen  tragi'i 
viel  d.azu  bei;   auch  kühle  Kleider  und  viel  Binvetrung  in  frischer  Luft    bei  verseh 
dener  Witterimg.    Nur  ist  zu  warnen,  hier  die  Abhärtnngsbestrebuiigi'n  zu  üherlrr-ibeii, 
luimentlich   bei   jugendlichen,  schwächlichen,  ;nvaemisrhi-n.  scrofulö.'ien  i'tr.  Individm 
deiu'n  m;ui  empfindlichen  Schaden  (hiich  solclii'  Procednien  /.ufügen  kann,  ohne  sie  .•»' 
zuhUrten.     Auch  dem  Arzte  ist  grosse  .\chtsandveit  und  Reinlichkeit    ?.u   empfelüe 
theils  um  «ich  seihst  vor  der  Krankheit  zu  schützen,  theils  um  dieselbe  nicht  zu  vei 
.schleppen;    scrupulöse  Keinigiuig  der  Hände  und  Instrimiente.     Jede    ßerüluung    r| 
Kleider    mit    der  Wäsche,  mit  dem  Bettzeugi-  ties  Kranken  u.  s.  w.  ist  sorgfältig  zi 
vermeiden.     Bei  Untersuchungen    und    operativen    KingrilTed    ist    gros.se  .\clitsainkoil 


tieH 


[Diphtherie  _    20    —  Diphtherie] 

geboten,  um  durch  Husten  und  Spucken  der  Kinder  nicht  inficirt  zu  werden.  Das 
Aussaugen  des  in  die  Trachea  während  der  Tracheotomie  hinabgeflossenen  Blutes, 
das  schon  so  viele  Opfer  unter  den  Aerzten  gefordert  hat,  ist  zu  unterlassen,  da  der 
Kranke  meist  keinen  Nutzen  davon  hat,  oder  durch  einen  bereit  gehaltenen  Saug- 
a|)parat  auszuführen. 

Auch  für  die  Staatsbehörde,  Stadtgenieinde  und  andere  Vorstände  er- 
geben sich  bei  der  (epidemischen  Diphtherie  bestimmte  hygienische  Aufgaben,  nämlich : 
Herstellung  von  Schulen  und  anderen  Anstalten,  welche  den  Anforderungen  der 
Hygiene  vollständig  entsprechen  und  vor  Allem  genügend  Raum  bieten.  Salubrität 
der  Strasse.  Unnöthiges  Kehren  auf  den  Strassen  und  Aufwirbeln  des  Staubes,  be- 
sonders in  einer  Jahreszeit,  wo  nicht  mit  Wasser  gespritzt  werden  kann,  wie  in 
trockenen,  kalten  Wintermonaten,  wenn  kein  Schnee  liegt,  und  zu  einer  Zeit,  wo  ge- 
rade die  Kinder  auf  dem  Schulwege  sind,  ist  strengstens  zu  verbieten.  Reinhaltung 
der  Kinderspielplätze,  Beaufsichtigung  derselben.  Windfreie  Lage.  Femhaltung  von 
Staub.  Salubrität  der  Wohnungen,  Reinhaltung  derselben,  vor  allem  aber  der  Vor- 
plätze und  Treppenhäuser,  strenges  Verbot  des  Ausklopfens  von  Teppichen,  Vor- 
hängen, Decken  etc.,  wo  möglich  auch  der  Kleider,  namentlich  der  von  dem  Kranken 
benutzten  in  denselben.  Reinhaltung  der  Wohnräume  selbst  bei  ansteckenden  Krank- 
heiten jeder  Art.  Anweisung  zu  ausreichender  Desinfection,  Unterstützung  bei  Mittel- 
losen. Verbringung  der  Kranken  in  Spitäler  bei  ungenügender  Wohnung,  zu  kleiner 
Wohnung,  bei  Unreinlichkeit,  mangelhafter  Desinfection,  Armuth  u.  s.  w*.  Anzeige- 
pflicht in  den  Schulen  und  Beaufsichtigung  der  Kinder,  welche  neben  einem  Er- 
krankten sa.ssen  oder  mit  ihm  in  häutigem  Umgange  standen.  Verbot  der  Aufstellung 
der  Leichen  in  den  Privatwohnungeu  und  der  Annähenuig  an  diese  überhaupt  von 
Seiten  anderer  Personen  als  der  vom  Staate  für  die  lieichenbesorgung  aufgestellten. 
Verbot  des  Verschenkens  oder  der  Aneignung  von  Gegenständen,  welche  mit  der 
Leiche  in  Beriihnmg  kamen.     Allgemeine  Belehrung.  r,^^„„ 

Diphtherie  (epidemiologisch).  Für  eine  schärfere  Beurtheilung  eines  therapeutischen 
Erfolges  bei  der  Diphtherie  darf  man  den  epidemiologischen  Gesichtspunkt 
nicht  ausser  Acht  lassen.  Die  Diphtherie,  welche  in  der  ersten  Hälfte  dieses  Jalir- 
hmiderts  in  Huropa  sehr  wenig,  in  Deutschland  und  den  Niederlanden  sogar  nahezu  gar 
nicht  hervortrat,  hat  seit  der  Mitte  dieses  .lahrhunderts  eine  immer  mehr  gesteigerte 
Bedeutung  in  ganz  Europa  und  Amerika  gewonnen  und  im  neunten  Jahrzehnt  des- 
selben fiberall  ausserordentlich  zahlreiche  Opfer  gefordert.  Es  entsteht  nun  die  Frage, 
ob  wir  für  absehbare  Zeit  mit  der  Diphtherie  als  einem  gleichmässig  unter  uns 
wüthenden  Feinde  zu  rechnen  haben  werden,  oder  ob  auch  diese  Krankheit,  wie 
so  viele  andere  epidemische  Krankheiten,  ja  sogar  die  Endemieen,  einem  bestimmten 
Gesetze  des  zeit\veisen  Vcrschwindeus  und  Wiederauftretens  gehorcht.  Für  die  Fest- 
stellung einer  solchen  Erscheinung  ist  allerdings  nur  die  Geschichte  der  neuesten 
Zeit  zuverlässig,  welche  sich  auf  Statistiken  stützen  kann.  Die  Berichte  über  frühere 
Knuikheiten,  namentlich  des  Mittelalters,  sind  dadurch  getrübt,  da-ss  verschiedene 
Krankheiten,  z.  B.  Scharlach,  .Viasem  und  DijJhtherie,  vielfach  zusammengeworfen 
worden  sind:  in  jener  von  Seuchen  schwer  getroffenen  Zeit  begnügten  sich  die 
Schriftsteller  mit  allgemeinen  Angaben,  wie  grosses  Sterben,  Pest  u.  s.  w.,  unter 
denen  alle  möglichen  Krankheiten  verborgen  sein  konnten.  Ist  ja  doch  die  grosse 
Seuche  von  Anfang  des  16.  Jahrhunderts,  die  am  Niederrhein  und  in  der  Schweiz 
hen-schte,  und  welche  überall  als  Diphtherie  galt,  neuerdings  von  l''eer  für  epidemi- 
sche Pneumonie  erklärt  worden.  Die  Diphtherie  ist  sicher  keine  Krankheit  der  Neu- 
zeit, sie  ist  wahrscheinlich  von  Hippokrates  schon  beobachtet  worden  und  im 
Talmud  als  .\skera  erwähnt.  Genauei-e  Schildenmgen  liegen  von  Aretaeus  von 
Kappadocieii  aus  dem  Jahre  50  und  von  Aetius  aus  dem  .lahre  550  vor.  Dass  sie 
im  Slittelalter  vorkam,  dafür  liegen  eine  Reihe  Anhaltspunkte  vor,  nur  sind  aus 
den  angeführten  (irfinden  die  Mittheilungen  für  ein  Studium  über  den  Verlauf  der 
Seuche  unbrauchbar,  und  erst  allenfalls  vom  Beginn  des  1 7.  Jahrhunderts  an  kann  man 
sich  ein  mit  jedem  Jahrhundert  klarer  werdendes  Bild  über  den  Zug  derselben  machen. 
In  die.sen  .(ahrhunderten  zeigte  die  Seuche  die  deutliche  Neigung,  von  Westen  nach  Osten 
zu  ziehen.  Von  lö!K)—  1020  heri-scihte  in  Sp.-uiien  nach  zuverlässigen  Schilderungen  die 
Kpideniie  äus.serst  heftig,  sie  erreichte  im  „Garrotillojahre  1W1:J"'  ihn'u  Höhepimkt.  Sie 
trat  in  dem  ersten  Jahrzehnte  dieses  Jahrhunderts  auch  in  ganz  Italien  und  Sicilien  ver- 


—    80 


Diphtlieriebacillns] 


tWVt  im  waA  in  Eii^^laucl,  wo  sie  bis  zum  .lahie  10<i4  erwähnt 
^B  JMO  Darb  Anierika  und  trat  am  Ende  des  Jahrlnuulerts 
eh  auf.  Im  1«.  Jahrliuiulcrt  fiiulon  wir  sie  wifHler 
Mitte  der  divissifcer  lalir«  tritt  sie  in  Eiifslaml  auf 
in  Frankr^icli  und  den  NiiMii'rhiiidi'ii:  eist  Aiil'an;;  des  scch- 
»«  von  Nordwesten  aus  nacli  Ik'utsciiiand,  von  Süden  au» 
M  ttmm  später  tritt  sie  in  Selivveden  auf;  in  Deuttichland  niuiint  sie 
2mg  Math  Osten,  sodass  sie  Mitte  der  secliziper  .lalire  d;i.seibst  wohl 
I.  Von  da  bis  zum  Ende  des  .hihrhuiiderts  iinren  wir  ül)erali  aus 
Theiii-n  Kiiropas  Bericlitc  über  iiir  Auftreten.  .\ber  mit  Begiun 
•?•  •••■xeliDten  Jahrhunderts,  zu  dessen  Anfang  sie  hauptsächlieh  in  (Osteuropa 
■)  «idi  tindet,  tritt  die  Diphtherie  überall  in  Europa  völlig  zurürk.  Nur 
i-ich  bricht  von  ISIK  an  die  Diphtherie  von  Neuem  aus,  sie  erzeugt  jene 
^die  durch  die  Studien  von  Bretoiincau  berühmt  gewordeu  Ist;  jetzt  erhalt  auch 
y  Kfaakhw't  deo  heutigen  Namen,  wilhreiid  sie  früher  als  Synanche,  Anj^ina  maligna, 
Cmmter,  Croup  und  (iarrotillo  bezeichnet  wiu-de.  Während  dxs  übrige  Kuropa, 
^■Ewl  Ik'utschland  und  die  Niederlande  g:uiz  frei  vim  lHjditlierie  waren,  breitot 
•«■  4i«t  Krankheit  langsam  über  ganz  Frankri'ieh  nach  Nnrden  ans,  erreicht  etwa 
OD  Jahrv  1«45  dessen  nördliche  Frenzen,  und  seitdem  beginnt  wieder  ein  neuer 
Zoj:  der  Knnkhcit  durch  ganz  Euni|(a  von  Westen  nach  Osten.  Knnf  Jahre  später 
tritt  die  Diphtherie  gleichzeitig  in  Kuglaiul,  Diinemark,  Schweden,  Deutschland,  Italien, 
npauien.  Amerika  auf:  sie  nimmt  .stetig  zu  und  erreicht  in  merkwürdiger,  diesmal 
xaalenraässig  nachweisbarer  L'ebereinstimmung  überall  in  allen  ("eutren,  in  welchen 
«f  endemisch  geworden,  um  den  Anfang  bis  Mitte  der  achtziger  Jahre  ihren 
Höhepunkt.  Seit  dieser  Zeit  i.st  überall  ein  mehr  oder  woniger  steiler  Abfall 
der  Diphtheriesterbliciikeit  in  Kurnpa  mit  Ansnahme  des  l.lstens  zu  coustafiren.  so  «lass 
vielfach  in  Kuropa  zu  Anlang  der  OOer  Jahre  die  Sterblichkeit  auf  die  Hnlfie  und 
Weniger  gegenüber  dem  \ orangegaiigenen  .lahrzeliiit  sresunken  ist.  Diese  Thatsarhe 
wird  gleichiuässig  in  Italien,  Deutschland,  I>ifiiemark.  Trank  reich  <'(instatirt.  Nur  in 
den  ersten  Jahren  des  letzten  Jahrzehnts  war  an  vielen  Orten  Deutschlands  wieder 
'■nie  kurze,  schnell  absinkende  Steigerung  zu  lieiibaclilen  gewesen. 

So  weit  die  Heobachiimgen  der  letzten  drei  Jahrhunilerte  eimm  Schluss  zulassen, 
so  verläuft  die  Diphtherie  in  grossen  Epideniieeii,  welche  mehrere  Jahrzehnte  um- 
fassen, in  sprungweisem  Anstieg  einen  jähen  (uplel  erreichen  unti  dann  spriuigweisc 
mit  zeitweisen  Steigenmgen  langsam  abfallen.  Itann  folgt  eine  I'ause  von  mehreren 
Jalir/elmten  oder  mehr,  in  welchen  die  Dii)htlierie  zeitweise  so  völlig  als 
Seuche  zurücktritt,  dass,  wie  Ilaesi'r  und  Hirsch  ausdrücklich  betimen,  ihr  Wie- 
derauftreten die  vorhandene  Aerztegencration  zuweilen  ohne  Kenntnissi'  von  den  K; 
fahnuigen  früherer  (jeneraticHien  fatul. 

Was  die  gegenwärtig«'  Epoche  betrifft,  sei  lä.s.st  sich  jedenfalls  nicht  Im  \oraus 
sagen,  ob  es  wieder,  wie  in  den  früheren  .lahrhuiiderten,  zit  einen  zeitweiligen  völligen 
ZurücktreftMi  der  Di|)litlierie  für  einige  .lahr/.ehiite  konnneir  winl:  jedenfalls  aber  ist 
es  Thatsache,  fla.ss  seit  lU  .lahn'ii  überall  ein  stetiger,  mir  durch  zeitweise  kleinere 
Steigerungen  bedingter  Ijiickgang  der  Difditheriesterbliclikeit  festgestellt  ist.  Man 
winl  deshalb  bei  ih!r  Heurtheilung  therapeutischer  Erfolge  die  Wandelbarkeit  di 
Seuche  im  Auge  behalten  müssen.  ^  gottstki 


IMphtheriebacillns.  Der  Diphtbericbacillus,  Bacillus  diphtheriao  Loeffler,  -wu 
zwar  zuerst  von  Klebs  1882  schon  bcsclirichcn,  aber  von  Liiffler  1884  gezüchtet.  Die 
I.iifflcr'.schc  Entdeckung  ward  durch  die  Forschungen  von  Koux  und  Ycrsin  über  die 
Oiftwirkung  des  B.icillu.s  über  Immunisirung  und  scliliesslich  über  Bliitsf>nirather,-jpie  er- 
weitert. Dur  Ijöfflcr'sebe  Bacillus  stellt  »ich  morphologisch  als  ein  biiiifig  uiiregelmassig  ge- 
staltetes Stäbchen  von  der  Länge  des  Tuberkclbacillus  dar,  ist  aber  breiter  als  dieser:  »u- 
wtfilen  zeigt  er  eine  leichte  Kriiniinung  und  kolbig  verdickte  linden.  Die  Stäbchen  sind  un- 
beweglich, liegen  öfter  zu  zweien  oder  mehreren  in  Gruppen  winklig  zusaiiiinen.  Er  zeigt 
öfters  eine  dichotomiscbc  Thcilungsfonu  nach  Art  der  Spalt.ilgca  und  bildet  keine  Sporen. 
Mit  fast  allen  basischen  Anilinfarben,  besonders  mit  Löffler'seher  Methylenblatilösung  and 
ZiebTscher  Lösung  färbt  er  sich;  die  Gr.-inrsche  Kärlning  nimmt  er  nicht  an.  Er  ist 
aerob  und  wächst  auf  künstticbcn  Nährböden  zwisclieii  18"  und  42"  f.'.  .\iif  .Serum  bildet  er 
in  zwei  Tapni  dicke,  weisslichc  L'eberzügc,  auf  der  Gelatineplatte  rundliche,  kleine,  nicht  ver- 
nOssigeode  Colonieii,    auf  Agar  wei.sslicbe  Deläge:    in  IJtiuillon    tritt    eine    .-ichwachc   Trübung 


1 


[Diphtheriebaoillus  —    Bl     —  Diphtheriebaoillus] 

ein,  es  bilden  oich  kleine  bröcklige  weisse  Hassen,  welche  zu  Boden  sinken.  Die  Bouillon 
wird  schon  vom  zweiten  Tage  ab  sauer,  später  aber  wieder  alkalisch.  Er  wächst  auch  im 
Harn  und  auf  alkalisch  gemachter  Kartoffeloberdäche,  auf  Eiern  und  in  Milch,  welche  er  zum 
Gerinnen  bringt. 

Für  die  Praxis    zu  diagnostischen  Zwecken   sind  gegenwärtig   besonders   drei  Arten    von 
Nährböden  in  Gebrauch,  nämlich: 

1.  Das  Löffler'sche  Blutserum: 

3  Th.  Rinder-  oder  Hammelserum  vermischt  mit  1  Th.  reiner  Uinderbouillon,  der 
1  pCt.  Pepton,  Vj  pCt.  Kochsalz  und  1  pCt.  Traubenzucker  zugesetzt  sind. 

2.  Das  Alkalialbuminat  von  Deycke: 

10  g  des  bei  Merck  käuflichen  Alkalialbuminats  werden  mit  10  g  Pepton,  5  g 
Kochsalz,  20  g  Agar,  50  g  Glycerin  und  1000  g  Wasser  gemischt,  dann  durch  tropfen- 
weisen Zusatz  von  Salzsäure  ncutralisirt  und  1  pCt.  einer  Sodalösung  zugesetzt,  die 
aus  1  Tb.  Soda  und  2  Th.  Wasser  besteht:  die  Mischung  kommt  in  den  Dampfkoch- 
topf und  wird  durch  Watte  filtrirt. 

3.  Das  Tocbtcrmann'sche  Blutserumagar.  Es  wird  hergestellt,  indem  man  unter  Zusatz  von 

"ä  pCt.  Kochsalz,  1  pCt.  Pepton,  0,3 — 0,5  pCt.  Traubenzucker  eine  2proc.  wässerige 
Agarlösung  herstellt  und  diese  Mischung  mit  gleichen  Tbeiien  Hammelblutserum  (oder  8Th. 
Serum  auf  2  Th.  Agar)  '/4 — V2  Stunde  kocht.  Die  Mischung  verträgt  die  gewöhnliche 
Sterilisirung  im  Wasserbade,  wird  aber  durch  zu  lange  Siedehitze  (4 — 6  Stunden)  un- 
brauchbar. Sie  eignet  sich  für  Röhrcheu-  wie  für  Plattenculturen ;  der  Nährboden 
giebt  schon  nach  8—12  Stunden  mikroskopisch  diagnosticirbare  Culturen. 
Die  Impfung  auf  Blutserum  wird  derart  vorgenommen,  dass  man  kleine  Partikel  der 
Membran  in  sterilisirtem  Wasser  auswäscht  und  dann  über  die  Oberfläche  mehrerer  mit  Nähr- 
substanz gefüllter  Gläser  hintereinander  ausstreicht.  Nach  8 — 10  Stunden  beobachtet  man 
einen  matten  grauen,  hauchartigen  Streifen,  dessen  Oberfläche  fein  gekörnt  ist.  Nach 
24  Stunden  ist  das  Wachsthum  über  die  ganze  Oberfläche  gegangen,  glänzend  saftig  und  leicht 
weisslichgelb  gefärbt,  mit  welliger  Oberfläche  und  erhabenen  Rändern.  Die  mikroskopische 
Untersuchung  und  eventuell  die  Impfung  bestätigen  die  Diagnose.  In  getrocknetem  Zustande, 
in  Pseudomembranen,  wie  in  der  Cultur  erhält  er  sich  beträchtlich  lange  entwickelungsfähig. 
Die  Löffler'schen  Bacillen  sind  für  verschiedene  Thiere  pathogen;  empfänglich  sind  be- 
sonders Meerschweinchen,  etwas  weniger  Kaninchen,  junge  Hunde,  Schafe,  Ziegen,  Pferde, 
Tauben  und  Hühner.  Mäuse,  Ratten  und  Rinder  sind  immun.  Die  spontane  Hübner-  und 
Taubcndiphtberie  sind  andere  Bakterienkrankheiten,  die  mit  dem  Löffler'schen  Bacillus  nichts 
zu  tbuD  haben.  Bei  der  Uebertraguog  der  Dipbtheriebacilleii  auf 'die  Schleimhäute  disponirter 
Thiere  entstehen,  besonders  wenn  gleichzeitig  kleine  Epithellaesionen  vorgenommen  werden, 
nekrotisircnde  Entzündungen,  häufig  begleitet  von  Membranbildung.  Hieran  schliessen  sich 
diejenigen  Erscheinungen,  welche  auf  Rechnung  des  von  den  Bacillen  gebildeten  Giftes  kommen. 
In  die  Gewebe  dringen  die  Diphtheriebacillen  für  gewöhnlich  nicht  ein.  Eine  besonders  ge- 
eignete Impfstelle  ist  die  Vagina  der  Meerschweinchen  oder  die  Trachea  der  Kaninchen.  Bei 
der  Section  findet  sich  Oedem  oder  Schwartenbildung  an  der  Impfstelle,  Hyperaemie  der 
Nebennieren  und  meist  Pleuraerguss.  Bei  Impfung  mit  grösseren  Mengen  der  Cultur  sterben 
die  Thiere  nach  1 — 3  Tagen,  bei  kleineren  Mengen  oder  weniger  virulenter  Cultur  gehen  die 
Thiere  oft  erst  nach  einer  Woche  unter  hochgradiger  Abmagerung  und  Atrophie  aller  Organe 
langsam,  oft  an  Secundärerkrankungcn  ohne  charakteristischen  Scctionsbefund  zu  Grunde. 
Die  Hauptursache  der  pathogenen  Wirkung  des  Löffler'schen  Bacillus  beruht  darin,  dass 
derselbe  ein  starkes  Gift  bildet  und  zwar  sowohl  in  der  Cultur,  wie  im  Thierkörper.  Das 
Gift  wurde  bald  als  Eiweisskörper  (Toxalbumin),  bald  als  Enzym  aufgefasst;  jedenfalls  spaltet 
es  sieb  nicht  aus  den  Eiweisskörpern  des  Nährbodens,  denn  es  entsteht  auch  bei  Züchtung 
der  Diphtheriebacillen  in  eiweissfreien  Nährmedien.  Die  Wirkung  des  Giftes  hängt  von  der 
Virulenz  der  Bacillen  und  der  Conccntration  ab.  Die  Bacillen  lassen  sich  durch  verschiedene 
Verfahren  in  ihrer  Giftbildung  abschwächen  bis  zum  völligen  Verlust  der  Giftbildung,  so 
z.  B.  bei  Züchtung  auf  Glycerinagar  oder  Erwärmung  auf  65 — lO"  C.  Auch  bei  der  Züchtung 
zeigen  die  Bacillen  verschiedener  Herkunft  verschiedene  Stufen  der  Virulenz.  Ja  man  hat 
beim  Menschen  vielfach  einen  dem  Löffler'schen  Bacillus  morphologisch  gleichen  Bacillus 
gefunden,  der  sich  sowohl  bei  normalen  Menschen,  als  vielfach  bei  verschiedenen  Krankheiten, 
wie  Masern  und  Keuchhusten  fand,  den  Pseusodiphtheriebacillus,  dessen  Verhältniss 
zum  echten  virulenten  Löffler'schen  Bacillus  strittig  ist.  Vom  Magen  aus  wirkt  das  baktcrien- 
freie  Gift  gar  nicht,  sondern  nur  bei  subcutaner  oder  intravenöser  resp.  iutraporitonealer  In- 
jection.  Es  wirkt  local  und  allgemein.  Die  örtlichen  Veränderungen  kennzeichnen  sich  durch 
gallertiges  Oedem,  welches  sich  bis  zur  Nekrose  in  weiter  .\usdehuung  steigern  kann.  Die 
Thiere  sterben  unter  allgemeinen  Vergiftungserscheinungen  innerhalb  24 — 96  Stunden  bis  zu 
2'/2  Wochen.  Es  findet  sicli  Pleuraerguss,  braunrothc  Färbung  der  Lungen  mit  Atelektase, 
Injection  und  charakteristische  Rothfarbung  der  Serosa.  Bei  chronischen,  langsamerwirkenden 
Vergiftungen  linden  sich  .Mbuminurie,  Diarrhoeen.  Leberverfettung,  periphere  Lähmungen. 

Gegen  die  Vergiftung  mit  Diphtheriebacillen   ist  eine  Inimunisirung  bei  Thicren  mög- 
lich.   Dieselbe  wurde    zuerst    durch  vorausgeschickte  Impfung  mit  Culturen  bewirkt,   die  auf 


flMplitliPrirbBrillus 


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DtplitliPriphBcilltt» 


ß5— 70°  erhitet  waren.    Dir  Krage   der  Immunisirung  gegen  das  Diplitheriegift  wnrdc  ara 
nnuesten    i'rp(;rimenlcll    von  Behring  ausgebildet.   wckhi.T   eine    gnuze  Reihe  von   Meliux 
angab    luid    .luch    an    grösseren  Thieren    erprobt«.    Die  rauisteu   derselben    gehen   von    abg^ 
schwächten    Culturen  aus,    nur  eine  derselben  besteht    in   der  vorausgeschickten  Einspriti""'' 
von    Wasscrstoffsuperoiyd.      Dasjenige    Verfahren,    welches    Behring    besonders    ausg' 
hat,    besteht    in  der  Vorausschickung  der  Kiiispritzung  des  Giftes  von  Tnlturen,    die   tuit 
trichlorid   abgeschwächt  waren,  und  der  nachfolgenden  Einspritzung  schnell  stark    gesteig 
Dosen  von    immer  stärkeren  (Jiftmeügen.     Die    neue  Einspritzung  wird  vorgenommen,    sob« 
die  auf  die  vorherige  Einspritzung  folgende  fieberhafte  ,Reaction''  abgelaufen  ist. 

Das  Blutserum  der  so  iramnnisirten  Thiere  hat  nun  die  von  Behring  entdeckte  Eigea- 
Schaft,  wenn  es  anderen  Thieren  subcutan  eingespritzt  wird,  die  Vergiftung  derselben  mit  dw 
Producteu  des  Lö(fler"schen  Bacillus  zu  beeinflussen.  Wird  die  Einspritzung  des  Serums 
der  Injectton  des  Giftes  vorausgeschickt,  so  ist  die  Mehrzahl  der  so  durch  die  Senini- 
injectiou  behandelten  Thiere  gegen  die  nachfolgende  Vergiftung  geschützt,  sie  sind  «passiv 
immun*.  Bei  gleichzeitiger  Einspritzung  beider  Substanzen  oder  bei  der  Mischung  d-?r-  i 
.selben  in  bestimmton  quantitativen  Verhältnissen  kommt  es  ebenfalls  bei  dem  grösstcn  Theil^  j 
der  Versuchstbiere  nicht  zu  Vergiftungserscheinungen.  Wenn  aber  die  SerumeiDspritzuiig  erfl 
nach  schon  erfolgter  Vergiftung  ausgeführt  wird,  so  gelingt  e.s  nur,  wenn  die  Seruminjcctioji 
nach  wenigen  Stunden  erfolgt,  einen  Theil  der  Thiere  von  der  Vergittnng  zu  retten.  Die 
Wirkung  des  Serums  wird  von  dem  Entdecker  auf  die  Bildung  von  .\ntitoxinen*  im  Blute  d« 
aotiv  immunisirten  Thiere-s  zurückgeführt  und  für  specüisch  erklärt.  Dass  gegen  die  Spec.ifitit 
der  Wirkung  einige  Einwände  von  Buchner  und  Roui  vorliegen,  ist  unter  Antitoxinen*  aus- 
geführt. Im  Uebrigen  besitzt  auch  das  Blutserum  vieler  Menschen,  nicht  bloss  der  Diphticrie- 
reconvalescenten,  sondeni  sogar  solcher,  die  sicher  niemals  Diphtherie  gehabt,  wie  der  Neuge- 
borenen, deutlieh  antitoiische  Eigenschaften  gegenüber  dem  Gifte  des  Löffler'schen  Bacillus. 
Die  antitoxische  Wirkung  des  Blutserums  der  gegen  das  Gift  des  Löffler'schen  Bacillus  ge- 
festigten Thiere  wächst  quantitativ  mit  dem  Grade  ihrer  Giftfestigkeit.  Zur  Gewinnung  von  An- 
haltspunkten ist  von  Behring  und  Ehrlich  eine  ganz  bestimmte  Terminologie  eiDgefQhrt 
worden. 

Zur  Messung  des  Grades  der  Entgiftung  dient  ein  conventionell  gewähltes,  besonders 
starkem  Diphtheriegift,  von  welchem  etwa  0,8  ccm  des  sterilen  Killrates  ein  Meerschwein- 
chen von  Durchschnitt-sgowichl  tödtet.  Zur  Prüfung  des  Serums  werden  nun  wechselnde 
Mengen  desselben  mit  dem  Gifte  im  Reagcnsglase  gemischt  und  Meerschweinchen  eiii- 
gespritut.  Ein  Serum,  von  welchem  0,1  ccm  die  lOfache  Minimaldosis  des  Giftes  so  vollständig 
für  Thiere  unschädlich  macht,  dass  dieselben  nicht  einmal  mehr  örtliche  Erscheinungen  zeigen, 
wird  als  ein  solches  bezeichnet,  von  welchem  ein  ccm  eine  Normalan titoxineinhei  l  ent- 
hält. Genügt  aber  zu  diesem  Zweck  vom  Serum  nicht,  wie  im  vorliegenden  Falle,  0,1  ccm. 
sondern  schon  eine  Verdünnung  desselben  auf  0,001.  so  enthält  der  Cubikcentimeter  100  Nor- 
maleinbeiten. 

Behring  übertrug  die  Erfahrung  von  der  aulituxisoben  Wirkung  des  Serums  giftfest  ge- 
machter Thiere  aul  die  Behandhing  diphtheriekranker  Menschen.  Das  .Serum  hochgradig  giflfester 
Thiere  wird  in  folgender  Weise  gewonnen.  Das  Bhit  der  vorbehandelten  Pferde  wird  unter 
antiscptisehen  Cautulen  durch  AdcrKvis  gewonnen,  bleibt  zunächst  im  Eisschrank  2 — 3  Tage 
stehen;  dann  wird  das  abgeschiedene  Serum  abgefüllt,  auf  seinen  Antitoxingehalt  geprüft  und 
mit  0,G  pCt.  Karholsäure  versetzt.  Statt  des  K.irbol  setzen  andere  Hersteller  andere  Anti- 
septica  zu,  so  Roux  Kampher,  Aronson  Trikrcsol,  tn  EngLind  wird  der  wirks,-imc  StofI  de* 
Serums  neuerdings  in  Pulverform  dosirt.  Das  .Serum  kam  bisher  in  drei  verschiedenen 
Kormen,  je  nach  dem  Gehalt  an  Antiloxiiicinhciteii.  in  den  Handel.  Es  w.ir  zur  Erzielung 
der  erforderlichen  Menge  die  Einspritzung  vcrhiiltnissmässig  grösserer  Mengen  von  Serum  bis 
10,  20  ccm  und  mehr  nöthig.  Nach  einer  neulichen  Mittheilung  von  Behring  soll  es  ge- 
lungen sein,  ein  Serum  zu  criialten.  welches  schon  in  1  eem  die  einfache  Heildosis  enthält. 
Dieses  Anlidiphtheriescruin  ist  nun  von  Behring  1.S9.')  zur  Behandlung  der  schon 
ausgebrocheuen  menschlichen  Diphtherie  und  zur  Schutzimpfung  zur  Verhütung  des  Aus- 
bruchs ilerselben  ■■mpfohleii  worden,  und  die  .S-nimthcrapie  der  Diphtherie  ist  seitdem  in 
»ahlloseu  Fällen  .ingewendet  worden.  Dir  Kmpfidilung  dieser  Therapie  stützt  sich  auf  die 
Annahme,  das»  die  experimentelle  Erkrankung  der  Thiere,  welchen  der  Löffler- 
»cLe  Bacillus  und  sein  Gift  einverleibt  sind,  aetiolngisch,  klinisch  und  ana- 
tomisch identisch  im  mit  der  Diphtherie  den  Menschen,  dur  Bretonncau'sohe  Diphtheritis. 
Praktisch  ist  diese  Krace  ■•rsl  »eeuiidär.  denn  es  könnt.'  Mch  ja  herausstellen,  diis.s  das  Serum 
von  Einfluss  auf  den  Verlauf  der  Diphtherie  ist,  oIidc.  ilxni  ilu-yKt  Kiiiflu.HS  .«hon  auf  dciiji  riii;>'n 
Ursachen  zu  beruhen  brauchte,  dcn.n  sie  Reh  ring  «uschrieb.  Di«  Wirkung  könnte  |.i  '1'  iti 
.Serum  als  solchem  zukonunen.  ThLorctiseh  aber  steht  oder  fällt  die  Behring'scho  Ther.ipic 
mit  der  Roll.-  des  Löffler'schen  Bacillus  bei  der  Erkr-inkung  dr^  Menschen. 

In  Bezug  auf  das  Vorkommrn  des  LöffUr'helion  B.icillu«  beim  Mensehen 
liegen  nun  folgende  Thats.ichen  vor.  Der  Löfflersche  liaeillux  findet  »ich  In  der  über- 
wiegenden Mehrzahl    derjenigen  Erkrankungen,    wdili     ••  -   ' '• •       '      echte  Diphtherie  be- 

Michnwn,    In  einer  Mindon»hl  der  Fälle,  höchsten*  .  n,  \\tvt  er  »ieh  nicht 


[Diphtheriebacillns  —    33    —  DiphtherieheilserumtherapieJ 

auffinden.  Man  muss  aber  hier  den  Einwand  gelten  lassen,  dass  Mängel  der  Untersuchungs- 
raethode,  unglückliebe  Zufälle  schon  erfolgtes  Ueberwuchern  durch  andere  Bakterien  für  einen 
Bruchtbeil  der  Fälle  die  Entdeckung  des  vorher  wirklich  vorhanden  gewesenen  Bacillus  ver- 
eitelt hätten.  Auf  der  anderen  Seite  ist  der  Einwand  Hansemann's  berechtigt,  dass  viel- 
fache Fälle  von  klinisch  und  anatomisch  echter  Diphtherie  zur  Kenntniss  gelangten, 
welche  aber  wegen  des  Fehlens  der  Bacillen  für  Pseudodiphtiierie  erklärt  wurden.  Der  Ba- 
cillus findet  sich  für  gewöhnlich  nur  auf  den  Schleimhäuten:  in  vereinzelten  Fällen  vermochte 
er,  wie  jeder  Saprophyt*  bei  Schwund  der  Widerstandskraft  der  natürlichen  Resistenz  des 
Körpergewebes  invasiv  zu  werden,  auf  die  Blutbahn  überzugehen  und  in  die  Gewebe  einzu- 
dringen. Eigenthümlich  aber  ist  die  Incongruenz  des  Grades  der  Virulenz  mit  dem  klinischen 
Verlauf  der  Erkrankung.  Im  Allgemeinen  bebalten  die  Bacillen  die  ihnen  innewohnende  Viru- 
lenz während  des  ganzen  Krankheitsverlaufes  bis  zur  Genesung  bei.  Ob  aber  die  Bacillen 
für  das  Meerschweinchen  als  hochvirulent  oder  nur  massig  gefährlich  sich  herausstellen,  so 
wird  dadurch  der  Charakter  der  Erkrankung  des  Menschen  in  keiner  Weise  be- 
cinflusst,  er  kann  leicht,  mittel  oder  schwer  sein. 

Der  Löffler'sohe  Bacillus  tindet  sich  aber,  selbst  in  seiner  voUviruleuten  Form,  nicht 
nur  bei  Diphtherie,  sondern  auch  bei  anderen  Krankheiten  und  sogar  bei  Gesunden. 
Das  ist  um  so  auffälliger,  als  er  vermöge  seiner  Lebenseigenschaften  nicht  in  unserer  Um- 
gebung vermehrungsfähig  ist:  er  kann,  einmal  nach  aussen  befördert,  daselbst  nur  für  eine 
gewisse  Zeit  dem  Untergange  entgehen,  nicht  aber  selbstständig  gedeihen;  er  ist  bei  dieser 
Gelegenheit  vereinzelt  an  hölzernen  Spielgeräthen  eines  Kindes,  sowie  an  einer  feuchten  Wand 
gefunden  worden.  Als  echter  Parasit  ist  er  also  im  allgemeinen  auf  den  Thierkörper  ange- 
wiesen. Und  doch  ist  er  hier,  so  oft  er  beim  Menschen  gefunden  wurde,  recht  häufig  nicht 
von  Diphtherie  begleitfet  gewesen.  Er  hat  sich  zunächst  sehr  häufig  bei  Rhinitis  fibrinosa 
gefunden,  einer  Krankheit,  die  pathologisch  anatomisch  vielleicht  noch  in  eine  gewisse  Be- 
ziehung zur  Diphtherie  gebracht  werden  kann;  er  fand  sich  aber  auch  bei  Phlegmonen  der 
Baut  ohne  jede  Beziehung  zur  Diphtherie,  bei  einigen  Augenleiden,  auffallend 
häufig  bei  Masern,  Keuchhusten,  Scharlach  ohne  jede  Complication  mit  Diphtherie; 
auch  in  Hautblasen,  wie  in  dem  Inhalt  eines  Herpes  oder  den  Blasen  von  echten  Pocken, 
wurde  er  gelegentlich  aufgefunden.  Ueberraschend  häufig  ist  seine  Entdeckung  und  zwar 
als  virulenter  Bacillus  in  der  Mundhöhle  ganz  gesunder  Menschen  gelungen,  als  man  daran 
ging,  systematisch  die  Untersuchungen  an  grösseren  Materialen  von  Krankenhäusern  vorzu- 
nehmen. Dies  geht  so  weit,  dass  C.  Johannessen  bei  einem  Viertel  der  von  ihm  aufge- 
nommenen Kinder  Diphtheriebacillen  fand.  Nun  besteht  aber  wiederum  durchaus  kein  Parallelis- 
mus zwischen  dem  Vorkommen  der  Bacillen  und  der  Uebertragung  oder  dem  .Ausbruch  der 
Erkrankung.  Diese  Patienten  konnten  monatelang  ihren  Bacillus  beherbergen,  ohne  zu  er- 
kranken, andere  derselben  wieder  erkrankten  in  ganz  unregelroässigen  Intervallen,  was 
nicht  wunderbar  ist,  da  es  sich  meist  um  Anhäufungen  von  Menschen  in  Krankenhäusern 
oder  in  Kasernen  handelte,  in  denen  Diphtherie  ausgebrochen  war. 

Der  Löffler'sche  Bacillus  findet  sich  ferner  meist  nicht  allein,  sondern  mit  anderen 
Mikroorganismen  vergesellschaftet;  bricht  in  einer  Familie  Diphtherie  aus,  so  kommt  es  ge- 
legentlich vor,  dass  das  eine  Familienmitglied  an  Angina  follicularis  ohne  Bacillen,  das 
andere  an  Diphtheritis  mit  Löfflerbacillen  erkrankt.  Schliesslich  fällt  gegen  die  aetiologi- 
sche  Bedeutung  des  Löffler'schen  Bacillus  der  von  Hansemann  gemachte  Einwand  schwer 
ins  Gewicht,  nach  welchem  die  pathologischen  Befunde  bei  der  Thiervergiftung  von  der  Er- 
krankung des  Menschen  durchaus  verschieden  ist. 

Der  Löffler'sche  Bacillus  ist  einer  der  vielen  Bewohner  der  normalen 
Mundhöhle,  der  schon  darum  kein  häufiger  sein  kann,  weil  er  langsam,  aber  sicher  durch 
das  normale  Mundsecret  abgetödtet  wird.  In  den  Fällen  aber,  welche  die  Veranlassung  zum 
Ausbruch  der  echten  Diphtherie  geben  und  welche  in  den  Zeiten  epidemischer  Verbreitung  der 
Krankheit  sehr  verschiedenartig  sein  können,  findet  er  als  Nosoparasit  die  Bedingungen  zu 
einer  rapiden  Vermehrung.  Dann  ist  auch  diese  Vermehrung  für  den  Charakter  der  Erkrankung 
sicher  nicht  nebensächlich.  Während  es  für  gewöhnlich  die  Diphtherie  ist,  welche  diesen 
,, Wohnparasiten"  zu  einem  echten  Parasiten  erhebt,  vermögen  dies  gelegentlich,  wenn  auch 
seltener,  auch  andere  infectiöse  Krankheiten,  wie  die  genannten  Masern,  Scharlach  und  Keuch- 
husten. Auch  hier  fehlt  es  häufig  nicht  an  der  Bildung  von  Membranen,  welche  jedoch  oft 
genug  klinisch  von  der  echten  Diphtherie  zu  trennen  sind. 

^        =^  ,  '  A.  GOTTSTEIN. 

DlphtherieheilsemiBtherapie.  Nachdcui  durch  orientirendo  Versuche  von  Henoch  und 
Heubner  die  für  den  Menschen  erforderliche  Menge  des  durch  Immunisining  gegen  Diphtherie- 
bacillen bei  Pferden  gewonnenen  Diphtherieheilserums  festgestellt  worden  war,  wurde  das 
Behring'sche  Serum  durch  die  Höchster  Farbwerke  in  den  Handel  gebracht,  (ileichzeitig 
wurde  dasselbe  noch  von  der  Schering'schcn  Fabrik  unter  der  Leitung  von  Aronson  und 
im  Institut  Pasteur  von  Rons  hergestellt.  Später  wurden  noch  von  Merck  (üarmstadt) 
und  in  anderen  Ländern,  wie  Oesterreich,'  Bolgion,  England,  .\inorika  llcrstellungsstUtten 
unter  der  Leitung  von  Fachmännern  eingerichtet;  für  Deutschland  wurde  dann  eine  st,-iatlicho 
Controlanstalt  begründet. 

0.  Liebreich,  KnarUafM«!«.    IL  ShI.  3 


|IH|)lilli(>rielir!ilserunitlierapic 


34 


Diplithorielipilsorumtltprapiel 


Das  Oiphtheriebeilscrum  sollte,   wie  Behring  1894   auf   der  Naturforschcr-Vursammlun^ 
in  Wien  darlegte: 

1.  gesunde  Personen  iiuaiunisiren,  d.  b.  giftfest  machen  gegen  die  Infcction  mit  Diphtherie 

2.  ein    spei-ilisches  thjilmittel    sein  gegen  die  Erkrankung    an  Diphtherie  und  die  Mortatitäl 
derselben    auf  10  pCt.  der    bisherigen  Sterblichkeit   her.ibdrüeken,   ja    sogar    auf  5  pCt^ 

I  wenn    die  Behandlung    mit  demselben    in    den    ersten   beiden  Tagen  der  Erkrankung  er 

folgte,  und 
•-!.  für  den  Menschen  absolut  unschädlich  sein. 

Betrachten  wir    nun    ao   der  Hand  der  bis   jetzt  verüffentliehten  Berichte,    wie    sich    das' 
DiphtherieheilseruDi  in  Bezug  auf  diese  drei  Punkte  bewährt  hat. 

A.    Die    loim  uuisiruug   mit   dem  Diphthcrieheilscrum.     Die  Disposition    zu   er 
kranken    ist    für    die    einer   Cuntagion  mit  Diphtherie    .lusgesetzten   Kinder    im  tii.'gi'Dsatz 
Masern    und    selbst    zu  Scharlach    eine    recht    geringe.     Es    erkrankt    selbst    bei  Fehlen     von 
jeder  Schutzniaassregel    nur  ein  Thcil  der  der  Contagion  ausgesetzten  Kinder,    dii^ 
Zahl    derselben  ist  wechselnd,    oft    ausserordentlich    gering.    Diese  Thatsache  ist  dur 
zahlreiche  Forscher   der  jüngsten    Zeit   ganz    zweifellos    lestgestellt    worden,    so    von    Uotl 
stein,     Feer.     Kohts,    Wassermann,     Hilbert,     K.    Müller,     Flcsch.      Will     ma 
also  die  immunisirende   Wirkung  eines  Heilverfahrens  beweisen,    so  muss  die  Zahl  der 
träglicb    Erkrankenden    ganz    erheblich    unter    den    sonst    beobachteten    Zalilen    bleiben 
Bei  Feslhaltung  dieses  ficsichtspunktes  Tällt  es    schwer    ins  Gewicht,    dass   ein  grosser   Theil 
der  immunisirten  Kinder    nachträglich    erkrankte.     Ka.ssowit/.  berechnete    unter  Zusamme 
Stellung  der  Literatur,  dass  von  je  13  immunisirten  Kindern  eins  erkrankte.    Die  Erkrankungen 
waren  nicht  etwa  leichte,    denn  ein  grosser  Theil  der    immunisirten  Kinder  starb.     Die   nach-^ 
fragliche  Erkrankung  folgte  der  Immunisirung  zu  den  verschiedensten  Zeiträumen,  die  zwischen 
Tagen  und  Wochen  schwankten.    Die  Schutzimpfung  hat  sich  daher  als  gänzlich  wirkungs 
los  herausgestellt.     Aber  sie  ist  zudem  auch  nicht  einmal  unschädlich.     In  einem   gi'osset 
Tbeilc  der  Fälle  freilich  verlief   sie  ohne  Folgen;    in  zahlreichen  anderen  dagegen  kam   es  zu 
heftigen,  oft  Monate  lang  anhaltenden  Nachkrankheiten,  die  hauptsächlich  durch  das  Auftreteu' 
licberhafter    tielenkausschläge,    Darmkatarrhe    und    Gelenkaffectionen    gekennzeichnet     waren. 
Andere  Fälle,    die  von  Alföldy,    .lohannessen  etc.    beschrieben    sind,    führten    unter  Er- 
scheinungen von  üraemie  oder  Darmkatarrhen  nach  einigen  Tagen  zum  Tode  und  sogar  pIStz« 
liehe  Todesfälle    unmittelbar   nach    der  Einspritzung  wurden  von  Langerhans  und  Anr" 
beobachtet.     So  ist  es  nicht  erstaunlich,    dass  über    die  .Schutzinipfuitgsfrage    sogtir  .Anhänge 
des  Senims.    wie  Vnriot,    zu   dem  Schluss  gekomnien    sind,    dass    es  sich  nicht   lohne,    defl 
günstigsten  Falles    kurzdauernden   Schutz    durch  die  häufig  mit    der  Einspritzung  verbündend 
Uefahr    der  Naehkrankheiten    zu    erkaufen.     Die  Berichte    ergaben    nun    folgendes:    Ehrlicf 
beobachtete  Erkrankung  an  Diphtherie  2  Tage  nach  der  Injection;  Schüler  bei  einem  Kindfl 
7  Tage  nach  der  Injection  von  1  ccm  Senim:  Kossei  Reeidive  bei  3  Kindern,  die  mit  Serut 
behandelt  waren,  und  2  Kinder,  welche  2  Tage  nach  der  Iiijeclioii  erkrankten.     Hilbert 
bei  10  Immunisiningen  mit  einfachem  lleilsenim  4  Erkrankungen  innerhalb  der  ersten  14  Ta 
bei  8  mit  SOfaehem  Serum  injieirten  zwei  Erkrankungen  am  J!.  und  12.  Tiige  und  endlich 
28  mit  GOfaehem  Serum  immunisirten  eine  Erkrankung  am  3.  Tage.    Peltesohii  heohaehtet 
Erkrankung  an  Diphtherie  bei  einem  Kinde    nach  Injection  von  ■' «  ccm  Serum    aia  20.  Tag 
Hob  in  so  n  schwere  Erkrankung    an  Diphtherie  hei    einem  Kinde    am  9.  Tage    nach    der  In 
munisiruriK.    Scholz    Erkrankung    am  3.  Tage.     Hager    imtniuiisirte  35  Kinder,    von    deoeq 
3    erkrankten,     Richter    sah    bei    72    Immunisirten    7    Erkrankungen    nach    c,i.    9  WocbenJ 
.lohannessen   sah  bei  30  Personen,  die  wegen  einer  nautinfeetiun    inimunisirt  wurden,  dreM 
mal  Erkrankung  am  15..  22.  und  56.  Tage.    Strauss  beobachtete,  d.'Lss  ein  Knabe,  der  eiuefl 
leichten   Anfall  von  Diphtherie  nach  Injection  von  400  Anlitoxincinheiten  prompt  überstände 
hatte,  6  Wochen  später  einem  zweiten  Anfall  trotz  Injectien  von  IGÜO  Antiloiineinhciten  erla 
Variot  kommt    zu  dem  Resultat,    dass  ein    so    kurzdaucnider  Schutz  durch  die    gefährliche 
Nebenwirkungen  des  Senims  zu  theuer  erkauft  werde.    Ouippius  inimunisirte  den  Vater, 
'  Brüder  von  4  und   14  Jahren,  eine  Schwester  viin  9  .lahreu  eines  an  schwerer  Diphtherie  ver- 
storbenen Kindes  rait  je  150  Einheiten.    Ein  schon  erkranktes  lijähriges  Mädchen  heilte  lüTa_ 
nach  der  Injection:  an  demselben  Tage  erkrankten  die  iramunisirte  ."^ehwester  und  die  Mutterj 
Während  die  Brüder  die  Immunisirung  gut  vertrugen,  bekam  der  V;iter  am  7.  Tage  SchOttelfr 
mit  39"  Temperatur    und  ein  ausgebreitetes,    bei  Druck    sehr  scbmcrzhiiltes  Er\  thcm  au  de 
lujcctionsstelle  und  Diarrhoe.     Das  Fieber  dauerte  5  Tage  und  nauui  lylisth  ab,  das  Erythe« 
7  Tage.     Eine  Frau,    welche  inimunisirt  wurde,    erkrankte  nach  der  Injection  sehr  schwer 
heftigen  Gelcnkschmerzen,  sodass  sie  5  Wochen  zu  Bett  liegen  musste.      Nolen  sab  2  Kind 
welche    sofort    nach  der  Erkrankung  eines  dritten,    bei   welchem   keine  Diphtheriebacillcn 
funden  waren,  immunisirt  wurden,  schon  nach  24  resp.  48  Stunden  au   Diphtherie  erkr.-\uli 
Gaudard    inimunisirte  7  Kinder,    von   denen    schon   10  Stunden  später    eins  mit  Diphtherie 
belägen  auf  den  Tonsillen  erkrankte.     .lohannessen    hat  2G  Patienten  mit   je  1  ccm   Bei 
ring'schem  Serum  No.  1   inimunisirt.    Von  3  Patienten,  bei  denen  Diphtheriebacillen  geluDdod 
wareu.    erkrankt«;  einer  bald  darauf  an  Diphtherie,  bei  den  beiden  anderen  i'.itiontcii  wi]rd«l| 
die  B.villen    bei    der   jeden    zweiten  Tag    vorgeuommcncü  Untersuchung    noch    am    21.   rc 


[Diphtheiieheilseramtheraple  —    35    —  Diphtherieheilserumtherapie] 

30.  Tage  gefunden.  Von  den  übrigen  immunisirten  Patienten  bekam  einer  8  Wochen 
nach  der  Injection  Diphtherie,  in  einem  anderen  Falle  traten  14  Tage  nach  der  Injection 
diphtherische  Beläge  des  Rachens  auf  und  in  einem  dritten  Falle  entwickelte  sich  22  Tage 
nach  der  Injection  ein  Croup,  der  durch  Behring'sehes  Serum  No.  1  gemildert  wurde,  doch 
erlag  daa  Kind  einer  consecutiven  Pneumonie.  Ein  anderes  Kind  bekam  14  Tage  nach  der 
Immunisirung  eine  fibrinöse  Rhinitis  mit  Diphtberiebacilleu.  Filatuff  beobachtete,  dass  nach 
der  Behandlung  eines  Diphtheriefalles  mit  Heilserum  bei  dem  Recidiv  nicht  einmal  die  Sym- 
ptome durch  das  Heilsenim  abgeschwächt  waren,  bei  einem  3jährigen  durch  4  Injectionen 
geheilten  Kinde,  welches  nach  40  Tagen  wieder  an  schwerer  DiphUierie  erkrankte.  Ebenso 
wenig  wie  diese  curativen  Injectionen,  gaben  immunisirende  Injectionen  eine  absolute  Im- 
munität, sondern  nur  eine  relative  von  14  Tagen  bis  3  Wochen  Dauer.  Auch  die  immuni- 
sirenden  Injectionen  vermindern  die  Schwere  einer  nachfolgenden  Erkrankung  an  Diphtherie 
nicht,  wie  Filatoff  bei  einem  immunisirten  Kinde  beobachtete,  welches  an  Herzparalyse  starb. 
Spriugorum  hat  105  Kinder  immunisirt,  von  den  14  nach  2  Tagen  bis  3  Monaten  an 
Diphtherie  erkrankt  sind,  unter  diesen  waren  5  Schwererkrankungen  und  1  tödtlichcr  Aus- 
gang. Heubner  hat  im  Ganzen  64  Kinder  seiner  CharitSabthcilung  anfangs  mit  150,  später 
200  Einheiten  immunisirt  vom  Säuglingsalter  bis  zu  12  Jahren,  von  denen  keines  einen  Nacb- 
theil  von  der  Injection  hatte.  Zwei  bereits  in  der  ersten  Entwickelung  der  Diphtherie  stehende 
Kinder  erkrankten  leicht  an  Diphtherie  und  wurden  durch  Serum  gebeilt.  Zwei  der  immuni- 
sirten Kinder  erkrankten  später  an  Diphtherie,  ein  Sjähriger  Knabe  nach  ca.  6  Wochen  und 
genas  und  ein  1  jähriges  Kind  nach  8  Wochen  und  starb.  Heubner  zieht  hieraus  den 
Schluss,  dass  der  Schutz  nur  wenige  Wochen  dauere  und  die  Injection  dann  wiederholt  wer- 
den müsse.  Kurt  Müller  hat  125  Geschwister  Diphtheriekranker  mit  je  120  Antitoxineinheiten 
immunisirt  und  in  '/s  der  Fälle  Urticariaausschlag  beobachtet,  während  der  Urin  stets  frei  be- 
funden wurde.  Nach  V4  J*hr  ergaben  die  Nachrichten  von  121  Kindern,  dass  sicher  an  Diph- 
therie erkrankt  waren  3  Kinder  und  zwar  nach  4  Wochen  mit  schweren  postdiphtherischen 
Lähmungen,  nach  14  Tagen  und  nach  2>/2  Monaten;  ausserdem  war  ein  12jäbriges  Mädchen 
nach  2'^  Monaten  an  Augendiphtherie  erkrankt  und  bei  3  Kindern  waren  schmerzhafte  Ge- 
lenkschwellungeu  eingetreten. 

Gegenüber  diesen  schwer  wiegenden  Gründen  der  Nutzlosigkeit  der  Immunisirung  liegen 
Beobachtungen  vor.  durch  welche  die  Autoren  zu  der  Ansiebt  gelangen,  dass  die  Schutz- 
impfung die  Ursache  des  Ausbleibens  weiterer  Diphtherieerkrankungen  gewesen  sei. 

,Üeberzeugend  zu  Gunsten  der  Immunisirungen,  zum  mindesten  für  die  Vornahme  der- 
selben in  solchen  Familien,  wo  die  Kinder  nicht  von  den  Erkrankten  getrennt  werden  können", 
spricht  sich  Kurth- Bremen  aus,  welcher  das  Gesammtergebniss  seiner  Immunisirungen  zu- 
sammenfasst: 

1.  Von  22  Familien,  wo  überhaupt  oder  anränglich  nicht  immunisirt  war  (mit  75 — 100  Ein- 
heiten), sind  bald  nach  Auftreten  eines  ersten  Diphtberiefalles  10  von  Erkrankung  eines 
zweiten  und  (3  mal)  auch  dritten  Familienmitgliedes  betroffen  worden.  Diesen  13  Er- 
krankungen Nichtimmunisirter  steht  das  Gesundblcibcn  nur  der  Erwachsenen  von  15  Fa- 
milien und  von  9  Kindern  in  4  Familien  gegenüber. 

2.  Unter  14  Familien,  woselbst  die  noch  gesunden  Kinder  (insgesarnmt  35)  nach  Auftreten 
eines  ersten  Falles  immunisirt  worden  sind,  ist  nur  ein  immunisirtes  Kind,  38  Tage  nach 
der  nur  mit  60  Normalcinheiten  erfolgten  Immunisirung,  erkrankt. 

3.  Eins  der  erkrankten  und  behandelten  Kinder  ist  2  Monate  nach  Ablauf  der  Krankheit 
von  Neuem  leicht  an  Diphtherie  erkrankt. 

Kurth  ist  der  Ansicht,  dass  der  Impfschutz,  der  gelegentlich  nicht  länger  als  6  bis 
<S  Wochen  dauern  soll,  zweifellos  viel  länger  anhält,  und  dass  man  dabei  auf  die  Ausnahmen, 
welche  durch  das  Vorhandensein  besonders  empfänglicher  Individuen  bedingt  sind,  Rücksicht 
nehmen  müsse. 

In  ähnlichem  Sinne  äus.sem  sich  Allen  Thomas  (New  York),  welcher  in  dem  dortigen 
Kinderhospital  136  Kinder  immunisirte,  von  welchen  keins  später  an  Diphtherie  erkrankte: 
ebenso  Loebr  nach  seinen  Immunisirungsversuchen  auf  der  Heubner'scbeu  Abtheilung. 

B.  Die  Wirkung  des  Heilserums.  Zur  Behandlung  der  Diphtherie  empfahl 
Behring  zuerst  sein  Heilserum  in  3  Concentratiöneu  und  zwar  von  je  10  ccm,  welche  600, 
1000  und  1600  Immunitätseinheiten  enthielten,  später  ein  concentrirtes  zu  GOO  Einheiten  bei 
Fällen  von  reiner  Rachendiphtherie  in  den  ersten  2  Tageu,  1000  Flinbeiten  bei  schwereren 
Fällen  von  Diphtherie,  welche  schon  auf  die  Nachbarorgane  übergegangen  sei,  und  wenn  die 
Behandlung  erst  nach  Ablauf  des  zweiten  Krankheitstages  eingeleitet  wurde,  und  endlich 
1600  Einheiten  bei  ganz  schweren  und  spät  in  Behandlung  kommenden  Fällen.  Heubner 
empfahl,  auf  einmal  die  ganze  Menge  von  10  ccm  des  Serums,  welche  er  mit  einer  Iproc. 
kochenden  Sodalüsung,  sowie  Alkohol  sterilisirte,  am  besten  mit  der  Koch 'sehen  Spritze  (nach 
Aronson  mit  Asbestkolbenspritzen)  zu  injiciren.  Als  Applicationsstullen  wurden  empfohlen  die 
Infrascapulargrubc,  die  Infraclaviculargrube  und  die  Oberschenkel.  Bei  Erwachsenen  und  bei 
Kindern  mit  schwerer  Diphtherie  empfahl  Behring  eine  Wiederholung  der  Injection.  Auf 
Oomplicationen  und  Streptokokken-Infeotioo  habe  das  Serum  keinen  Einfluss  (Behring). 

Uebcr   die  Wirkung  dos  HeilseTnma  bei  schon    vorhandener  Diphtherie   liegt   eine 


[Dipbtliprielieil8entintherapip 


3r, 


DiphtlipriplipilHcrumtherapie] 


iiusserordentlicli  grosse  Zahl  von  Mittbeiluiigen  aus  der  Privatpraxis,  wie  aus  Krankcnhäusuru. 
ferner  amtliche  und  private  Statistiken  vor.  Die  meisten  dieser  Mittheilaiigon  zur  Beurtheilung 
der  Wirkung  sind  statistischer  Natur.  Eine  Zusammenstellung  der  erhaltenen  Resultate  von 
130  bis  zur  Abfassung  dieses  Aufsat/.cs  orsrhienenen  Arbeiten  crgiebt  eine  Zahl  von  10340  in 
den  \erschiedensteu  Verhältnissen  mit  Serum  behandelten  Fällen,  von  welchen  145.S  tödtlicli 
endeten.  Das  sind  14,1  pCt.,  also  eine  vom  bisherigen  Durchschnitt  der  Sterblich- 
keit kaum  abweichende  Zahl.  Das  vorliegende  Material  hat  dabei  aber  noch  eine  Ucihi 
erheblicher  Fehleniuellen,  die  darin  beruhen,  dass  naebgewieseuer  Maasscn  eine  Reihe  leichterer 
Fälle  als  früherden  Krankenhausern  xuslröniten.  durch  die  bakteriologische  Diagnose  der  Begriff  der 
Diphtherie  gegen  früher  verschoben  wurde,  und  die  Behandlung  friiher  als  sonst  üblich  begann, 
dass  ferner  zuweilen  gerade  die  schwereren  Fälle  von  der  Behandlung  ausgeschlossen  wurden. 
Schliesslich  ist  au  vielen  Orten  gerade  in  den  letzten  Jahren  das  Auftreten  der  Diphtherie 
ein  milderes  gewesen.  Unter  ditwen  UmstäDden  kann  der  statistische  Beweis  für  die  Wirk- 
samkeit de>^  Serums  nicht  als  ein  befriedigender  angesehen  werden,  und  i's  ist  daher  verständ- 
lich, dass  auf  diesem  Gebiete  die  Einwürfe  der  tiegner  der  Serurabehandlung  von  den  An- 
hängern derselben  noch  nicht  widerlegt  sind  und  die  Behring'scbeD  Voraussagungen  sich 
bisher  noch  nicht  erfüllt  haben. 

Betrachtet  man  die  Heilserumfrage  vom    rein  klinischen  Standpunkt,    so    steht    gcgcii 
wiirlig  der  grössere  Thoil  der  Beobachter  ut^ter  dem  Eindruck  einer  günstigen   Ein- 
wirkung   des    Heilserums    auf  den  Verlauf   der  Krankheit.     Nach  der  Ansicht    fast   aller 
Beobachter  wirkt    es  auf   die  Lnrynxdiphtlicrie    und    die    durch   dieselbe    verursachte   Lar}"ni- 
stenosc  vortheilhaft  ein,  und  zwar  in  dreifacher  Weise: 

1.  durch  Verminderung  der  Larrnxdiphtheric  überhaupt,  2.  durch  Verminderung  der  durch 
die  Larj'nistenose  vemrsachten  Operationen,  3.  durch  Verminderung  der  Mortalität  für  die 
wegen  Larynxstenosc  operirten  Fälle. 

Sorensen  bestreitet  diese  Beeinflussung  und  schiebt  auf  tjirund  eigener  Beobachtungen 
die  günstigen  Ergebnisse  auf  Aendcruug  der  epidemischen  Verhältnisse. 

Wenden  wir  uns  nun  zu  der  Betrachtung,  in  welcher  Weise  und  iu  welchem  Maatisc  das 
Diphthcriehcilserum  die  einzelnen  örtlichen  und  allgemeinen  .Symptume  der  Diphtherie  be- 
einflusst  hat,  so  finden  wir  in  den  Berichten  der  Beobachter  eine  so  grosse  Verschiedenheit, 
wie  sie  eigentlich  nicht  bestehen  dürfte,  wenn  sich  da-s  Heilserum  als  ein  specitischcs  Heil- 
mittel gegen  die  Diphtherie  erwiesen  hätte. 

Manche  .\utoren  (Rinne,  Rouk,  Heine,  Unterholzner,  Washbourn,  Sonnenburg. 
Grünfeld,  v.  Ranke,  v.  Schäwen.  v.  Muralt.  Baginsky)  berichten  theilweise  in  enthu- 
siastischer Weise  von  einem  ausserordentlich  günstigen  Einfluss  der  Seruminjection  auf  das 
.Mlgemeinbclindeu  der  Diphtheriekrauken. 

Diese  günstige  Einwirkung  Mii  das  Allgemeinbefinden  und  den  Puls  wurde  dagegen  nicht 
beobachtet  von  Katz.  Soltraann.  Vicrordt,  Kohts,  Garighofiier.  Mendel,  Katz  und 
Sei/,  sahen  sogar  am  Tage  nach  der  lajection  fast  regelraissig  eine  Verschlimmerung  dos  .Ml- 
gemeiubefindeus.  Leichtenstern  und  Weudelstadt  haben  ebenfalls  keine  Einwirkung 
der  Serumbehnndlung  auf  das  Allgemeinbefinden  und  den  Puls  beobachtet. 

Ferner  berichten  manche  Autoren,  dass  sich  die  Beläge  rasch  absto.ssen  und  der  Local- 
process  zum  Stillstand  kommt.  Nnch  Rciux  stossen  sie  sich  nach  72  Stunden  ab.  Kalischer 
fand  sie  bei  der  Scction  von  Diphtherii-kranken,  welche  noch  20  Stunden  gelebt  halten,  noch 
der  InjectioM  immer  abgelöst  und  Witthauer  sah  die  Belüge  immer  am  übernächsten  Tage 
an  den  Rändern  gelockert  und  theilweise  abgehoben  und  am  'i.  Tage  völlig  verschwunden. 
Körte,  Ililbert.  Widerhofer,  Leichtenstern  uiid  Weridelstadt  fanden  keine  Ein- 
wirkung des  Serums  .luf  den  Loealprocess.  Springorum  wiederum  sah  die  Membraneo 
schon  nach  12  Stunden  abgestnssen,  Mouti  dagegen  erst  nach  4 — 10,  ja  selbst  14  T.igen. 
V(in  manchi'U  Beobachtern  wurde  sogai  nach  der  Injectioii  noch  ein  Fortschreiten  des  Processcs 
beobachtet.  Aus  diesen  Widersprüchen  ersieht  man,  das.s  die  Frage  an  einem  kleinen  Ma- 
terial nicht  zu  lösen  ist.  (iläscr  weist  an  einem  sehr  grossen  Material  aus  friihiTeu  Perioden 
nach,  dass  auch  damals  die  Abstossung  der  Membranen  in  derselben  W\'i.se  verlief,  wie  jetit 
mit  der  Serumbehandlung.  Auch  iu  Bezug  auf  das  Zurückgehen  der  Drüsenabschwellung 
widersprechen  sich  die  Angaben. 

Aut  die  Diphthericbacilleii  hat  das  Heilserum  nur  eine  geringe  oder  auch  gar  keine  Wir- 
kung. Die  Bacillen  verschwinden  entweder  gleichzeitig  mit  dem  Loealprocess  (Monti)  uder 
bestehen  sehr  oft  noch  nach  vollständiger  Abheilung  desselben  viele  W^xbeii  (Trump  82  Tajte) 
lang  fort,  in  voller  oder  wenig  abgeschwächter  Virulenz,  und  es  hat  keinen  Eintluss  auf  da.» 
Fortbestehen  des  Löffler'schen  Bacillus,  ob  neben  der  Seruinbeh;uidlang  eine  Localbeband- 
lung  besteht  oder  nicht  (Sevoslrc  und  Mery).  Für  die  Anwesenheit  der  Bacillen  nach  der 
-Abheilung  giebt  es  kein  Zeichen  im  Reichen  und  in  der  Nase,  höchstetts  kann  ein  fortdaueru- 
der  .Ausfluss  aus  der  Nase  verdächtig  erscheinen,  sodass  nur  eine  mctbodisrh  fortgeführte 
bakteriologische  Untersuchung  darüber  Auskunft  geben  kann. 

Ueber  die  Beeinflussung  der  Temperatur  bestehen  ebenfalls  widersprechende  Angaben. 
Viele  Autoren  nehmen  einen  '.onstanteii  .Abfall  der  Temperatur  an.  Heubucr  findet  sogv 
einen  dircct  für  die  Serumbehandlung  veränderten  Fieberverlauf,  bei  welchem  sieh  /eigt,   .das* 


fDiphtlierieheilseniintherapic  —    37    —  I>iphth(!>rieheilH.oraintlierapir] 

das  langsame  Abklingen  der  erhöhten  Kürperwärme  in  ein  rasclics,  oft  goradeüii  kritisches  Al)- 
fallen  verwandelt  wird." 

Ganz  anders  lauten  die  von  fi:anzösiscben  Beobachtern  geschilderten  Angaben.  Variot 
beobachtete  im  Trousseau-Hospital  je  nach  dem  Alter  und  der  Krankbeitsform  der  Kinder  im 
Beginn  der  Scrumbchandlung  stets  eine  verschieden  hohe  Temperatursteigerung  bis 
40"  C.  Zugleich  mit  der  Temperatursteigerung  nach  der  Injection  des  Serums  trat  immer 
eine  Beschleunigung  des  Pulses  resp.  der  Herzaction  ein  bis  auf  160  bei  einer  Tem- 
peratur von  39".  Auffallend  häufig  ist  Arythmie  des  Herzens  beobachtet  worden,  welche 
bis  in  die  Reconvalescenz  vorhielt,  welcher  aber  von  vielen  Autoren  kein  Nachtheil  für  die 
Genesung  zugeschrieben  wurde.  Auch  bei  den  mit  Heilserum  behandelten,  nicht  an  Diphtherie 
erkrankten  Kindern  zeigten  sich  ganz  dieselben  Temperaturerhöhungen  und  Pulsbeschleuni- 
gungen und  nach  4 — 5  Tagen  dieselbe  Schwäche  und  Unregelmässigkeit  des  Pulses  zugleich 
mit  der  Arhythmie  der  Herzaction. 

Während  nun  nach  Heubner  das  Verhalten  der  Temperatur  bei  der  Serumbehandlung 
,mehr  von  theoretischem  als.  praktischem  Interesse"  ist,  „da  das  Fieber  an  sich  ja  bei  der 
Diphtherie  kaum  je  Gefabren  in  sich  sohliesst",  bringen  diese  Temperatursteigerungen  nach 
den  Heilseruminjectionen  nach  Hutinel  oft  eine  ernste  Gefahr,  besonders  für  tuberculösc 
Kinder.  Während  Seiz  besonders  betont,  dass  das  Heilserum  andere  Processe  (Tuberculösc, 
Herzfehler,  Pertussis)  nicht  beeinflusst,  fanden  Variot  und  Hutinel  unter  den  mit  Heil- 
serum behandelten  an  Diphtherie  verstorbenen  Kindern  auffallend  viele  mit  Lungen-  oder 
Broncbialdrüsentuberculose,  die  vorher  keine  Symptome  verursacht  hatte,  und  da  die  meisten 
dieser  Kinder  erst  nach  dem  völligen  Verschwinden  der  Membranen  starben,  so  ist  es  wahr- 
scheinlich, das  der  Tod  durch  die  tuberculösen  Affectionen  verursacht  war,  welche  bisher 
latent  waren  und  durch  die  fiebererrgenden  Injectionen  zum  Ausbruch  gekommen  waren. 

Auf  die  nachfolgenden  diphtherischen  Lähmungen  hat  das  Heilserum  keinen  £influss 
(S  ör  e  n  s e  n),  auch  nicht  bei  ganz  früher  Injection  (K a s s o  w  i  t  z).  Diese  Thatsache,  welche  von  allen 
Autoren  beobachtet  wurde,  lässt  sich  mit  der  Theorie  der  Ileilserumwirkuug  schwer  in  Einklang 
bringen.  Nach  Kossei  ist  ein  Ausbleiben  der  Lähmungen  allerdings  nicht  zu  erwarten,  da 
nach  Meyer  eine  Degeneration  der  peripherischen  Nerven  schon  in  den  ersten  Krankheits- 
tagen nachgewiesen  wurde,  nach  der  Theorie  der  Heilserumwirkung  sollte  es  aber  doch  wohl 
möglich  sein,  durch  frühzeitige  Injection  des  Serums  die  Toxine  zu  neutralisiren.  Die  diph- 
therischen Lähmungen  wurden  gerade  bei  der  Serumbebandlung  häufig,  von  manchen  Autoren 
sogar  auffallend  häufig  beobachtet.  Baginsky  glaubt,  dass  die  Lähmungen  jetzt  häufiger 
zur  Beobachtung  kommen,  weil  mehr  Kinder  am  Leben  bleiben. 

Die  Frage,  ob  das  Diphtherieheilserum  die  Nieren  schädlich  beeinflusst  und  Nieren- 
reizung und  Albuminurie  hervorrufen  kann,  geht  ihrer  Lösung  entgegen. 

.Mbuminurie  wurde  von  manchen  Autoren  sehr  häufig  berichtet.  Moizard  und  Per- 
regaux  beobachteten  82 mal  Albuminurie  unter  250  Fällen;  Monti  13 mal  unter  25  Fällen; 
Ritter  sah  sie  8mal  unter  26  Fällen  und  zwar  ungewöhnlich  schwere  Albuminurie.  Möller 
beobachtete  Albuminurie  in  42  pCt.,  Kossei  in  47  von  104  Fällen,  Schröder  in  64,84  pCt., 
Fürth  in  64  pCt.,  Bokai  in  42,5  pCt.,  Soltmanu  fand  nach  der  Injection  von  Serum  in 
72  pCt.  Eiweiss. 

Jedenfalls  geht  aus  diesen  Angaben  hervor,  dass  eine  Eiweissausscbeidung  in  häufigeren 
Fällen  als  früher  beobachtet  worden  ist.  Es  erklärt  sich  dies  daraus,  dass  das  Serum  die 
Entstehung  einer  durch  Diphtherie  erzeugten  Nephritis  nicht  hindert,  ferner  kommt  hinzu,  dass 
das  Serum  selber  eine  Nephritis  erzeugen  kann.    Hierfür  spricht  der  Fall  vonAdac. 

Adae  injicirte  sich  selbst  das  Serum  No.  1,  nachdem  er  vorher  wiederholt  seine  Tem- 
peratur und  seinen  Urin  untersucht  und  normal  befunden  hatte.  Nach  der  Injection  trat 
geringe  Temperatursteigerung  ein,  sympathisches  Erbrechen,  Harndrang,  Oligurie,  der  Harn 
hatte  ein  hohes  specifisches  Gewicht,  dunkelrotbe  Farbe,  war  trübe  und  enthielt  auffallend  viel 
Albumen.  Mikroskopisch  fanden  sich  Exsudatcylinder  mit  rothen  Blutkörperchen.  Erst  nach 
4  Tagen  war  die  ürinsecrction  wieder  geregelt,  doch  blieb  das  Albumin  noch  volle  3  Wochen 
im  Urin  nachweisbar.  Eine  zweite  häufige  Quelle  der  Eiweissausscbeidung  ist  nach  Ver- 
suchen von  Siegert  die  .Mbumosenausscheidung,  verursacht  durch  Ausscheidung  des  fremd- 
artigen Serums.     Hierbei  können  die  Nieren  intact  bleiben. 

Eine  bei  Menschen  beobachtete  Anurie  nach  Heilsenimwirkung,  welche  mehrere  Tage 
anhalten  kann  und  gelegentlich  auch  tödtlich  verlief,  ist  nach  Tbierversuchen  von  Siegert 
ebenfalls  auf  das  Heilserum  zu  schieben. 

Ausser  den  schon  besprochenen  Temperatursteigerungen  und  der  Beeinflussung  der  Herz- 
action resp.  des  Pulses  und  der  Nierenaffectionen  -wurde  fast  von  allen  Autoren  das  häufige 
Auftreten  von  Exanthemen  bei  der  Heilserumbehandlung  berichtet.  Diese  Exantheme  treten 
entweder  ohne  Allgemeinerscheinungen  auf  oder  mit  denselben,  wie  es  Dutmeilh  in  au.«ige- 
zeichneter  Weise  folgen dermaassen  beschrieben  hat:  ,Die  in  Folge  der  Serumbebandlung  auf- 
tretenden Exantheme  können  vollständig  fieberlos  und  ohne  Begleitung  irgend  einer 
Krankheitserscheinung  auftreten,  sind  aber  sehr  oft  nur  eine  Thcilerscheinung  eines 
Symptomencomplexes,  velcher  eine  wirkliche  Krankheit  darstellt,  die  oft  schwerer 
ist,    als    die    Diphthvrie.    welche    die    Behandlung    erforderte.     Die    Pseudo- 


I  IM|tlilli<'ri<'li<>iIs<'riiiut]i«M-n|ii(> 


3H 


hi|ilitUr>rii>ii)>ilsi'rinnlli(>rM|ii<'] 


Jiicnibmiicii  sind  ••tbun  abgcitossun .  das  Fieber  i»l  sril  mrlninn  Taycii  (jischwiiinl'.-.. 
der  Kracke  schon  aufgestanden  und  bolindet  sich  in  voller  UcconvalBsccnz,  als  man  wieilrr 
Tenipcraturstci^ruugen  beobaehtct,  und  plötzlich  oder  nach  einigen  Taigen  Tcmperaturoii  vou 
40"  und  darüber  mit  leichter  tnorgcndlicbcr  Ueinission  auftreten.  Zu  gleicher  Zeit  treten 
Uebelkeit,  Erbrechen.  Verdauungsstöningen,  foetide  Diarrhoc-ii  auf,  ferner  heilig'  Sohmerzen 
in  den  Mu.skclniassen  der  Beine  oder  in  den  (jclenken,  welche  angehchvrollen  sind,  aber  Iceinr 
deutliche  Röthung  zeigen.  Es  können  alle  Gelenke  betroffen  sein,  meiston.K  sind  es  aber  nur 
diejenigen  der  Unterextrcmit;itcn.  Der  Urin  ist  reich  an  ürobilin  und  enthält  oft  Albumeii, 
aber  nicht  coustant.  Dieser  Symptomencomplcx  dauert  5— S  Tage  und  endigt  mit  »elteoeu 
Ausnahmen  mit  Heilung,  lässt  aber  die  Kranken  noch  lange  Zeit  bloss  und  sehr  matt,"  Di* 
Exantheme  gehen  entweder  von  der  Injectionsstelle  aus  und  verbreiten  sich  dann  über  dfn 
ganzen  Körper  oder  sie  treten  an  entfernteren  Stellen  auf,  sie  sind  entweder  ürticnria  und 
dann  nur  mit  leichten  Allgenieincrscheinungen  verbunden  oder  polymorphe  Erjthctne  niil 
starkem  Fieber,  schmerzhaften  Gclenkschwellungen,  wie  populo-raaculösos  Exanthem,  Krjrtbema 
exsudativum  multiforme,  raasem-  oder  soharlachahnliche  ErA'.theme,  letztere  dem  ScbarlMh 
so  ähnlich,  das«  Variot  jeden  solchen  Fall  als  verdächtig  ansieht  und  isolirt. 

Die  Exantheme  treten  meistens  am  G.  bis  10.  Tage  nach  der  Injection  auf  und  ilnarm 
meist  5 — 8  Tage,  doch  kommen  auch  Wochen-  und  monatclange  Erkrankungen   vor. 

In  selteneren  Fällen  (Unterhölzer,  Mendel)  wurden  auch  Ilauthaemorrhagieo  und 
Nasenbluten  bei  der  .Serumbehandlung  beobachtet  Mendel  führt  diese  llaemorrhagien  «o( 
die  Injection  des  Pferdeblut-Serums  zurück,  da  nach  Landois  fremdartiges  Blut  oder  i>cnim, 
in  den  Kreislauf  gebracht,  die  Blutkörperchen  auflöst  und  stets  eine  Tendenz  zu  Blutungen 
bewirkt.  Nach  Ponfick  soll  hierzu  schon  1  pCt.  fremden  Blutes  geniigen.  Bei  Kindern  niil 
einem  Körpergewicht  von  18  kg  machen  .iber  20  ccm  Pferdeserura  ca.  1,75  pCt.  der  xvr- 
bandenen  ßlutmenge  aus. 

Dass  diese  Erscheinungen  auf  Rechnung  des  Pfeide-serums  und  nicht  des  hypothctischtüi 
.\ntitoiins  kommen,  hat  Johanneaseii  durch  Injection  normalen  Pferdeserums  erwiesen. 

Als  weitere  Nebenwirkungen  des  Hcilsenims  werden  noch  ausser  den  schon  hervorge- 
hobenen Störungen  der  Herz-  und  Nierentiiätigkeit  Erbrechen,  foetidc  Stühle,  CoUaps,  Orchitis 
und  sehr  häufig  auftretender  stai'ker  Dnrmkatarrh  von  nelen  Autoren  berichtet. 

.^usser  den  vorgenannten  Nebenwirkungen,  welche  nach  den  übereinstimmenden  Berichten 
der  Autoren  keinen  dauernden  Schaden  hinterlassen  haben,  sind  aber  auch  noch  mehren 
Fälle  berichtet,  wo  das  Heilserum  deti  Tod  des  damit  behandelten  Individuums  zur  Folge  g«^ 
habt  liabcn  soll.  Es  sind  dies  folgende  Fälle:  1.  Ein  Fall  von  Alföldi.  Ein  Kuabe,  d« 
wegen  diphtherischer  Erkrankung  .seiner  Schwester  mit  2  ecni  Behring  No.  1  iininunisirt  wurde, 
war  am  folgenden  Tage  sehr  matt  und  hatte  am  zweiten  Fieber  und  Schmerzen  in  der  Lum- 
balgegend.  Der  Urin  enthielt  grosse  Mengen  Albumen.  Am  dritten  Tage  war  die  Tcmperatm 
.39.5.  nn  den  Beinen  traten  Petechien  auf  und  am  vierten  Tage  starb  das  Kind.  '2.  Ein  Fall 
von  Guinoo  und  Koufilange.  Ein  Kind  von  3  ,l,ihrcn  mit  Nasen-  und  R.ichendipbtherie 
erhielt  am  2.,  3.,  4.  und  fi.  Tage  je  10  ccm  Serum,  wodureh  jedesmal  die  Urinsecretioo 
mehr  unterdrückt  wurde,  sodass  am  7.  Tage  tonische  Krämpfe  bei  vollständiger  Anurie  eia- 
trat.cn  und  das  Kind  starb.  Dabei  war  die  Diphtherie  nur  mitlelschwer  und  ea  wurden  im 
Ganzen  nur  40  ccm  Serum  bei  einem  kräftigen  Kinde  injieirt.  Heubner  hält  diese  beides 
Fälle  nicht  für  beweisend  dafür,  dass  das  Heilserum  an  sich  den  Tod  eines  Menschen  hervor- 
rufen könne,  da  bei  beiden  Fällen  eine  Section  nicht  gemacht  wurde,  in  dem  ersten  Fall  di« 
Möglichkeit  einer  Diphtherieinfcction  von  der  erkrankten  Schwester  vorhanden  war  und  von 
englischen  Acrzten  (Goodall  u.  A.)  Fälle  beschrieben  sind,  wo  die  diphtherische  Infection  an 
sich  in  wenigen  Tagen  zur  Anurie  und  tödtlichem  Ausgang  führen  kaun.  3.  Ein  Fall  too 
Moizard,  wo  ein  Kind  sich  durch  10  ccm  Serum  besserte,  am  9.  Tage  aber  Fieber,  Er- 
brechen und  Diarrhoe  bekam,  am  11.  Tage  Exanthem,  das  sich  .im  12.  Tage  über  den  gan- 
zen Körper  verbreitete.  Es  trat  geringe  Albuminurie  auf.  Am  13.  Tage  trat  unter  Con- 
vulsionen  der  Tod  ein.  Variot  hält  diesen  Fall  nicht  für  beweisend,  weil  keine  Section  ge- 
macht wurde.  Hcuboer  findet  es  auffällig,  dass  das  Fieber  2  Tage  vor  dem  Exautbem  auf- 
trat, welches  Moizard  als  scharlacharlig  bezeichnet,  und  vermuthet  eine  sccundärc  Scharlarfl- 
iufection.  4.-6.  Die  Fälle  von  Kortright,  Langerhans  und  einem  ungenannten  .\rztc  in 
Wheerssburg,  in  welchen  10  Minuten  nach  der  Einspritzung  plötzlicher  Tod  eintrat.  Nur  der 
Fall  von  Langerhans  wurde  secirt,  die  Todesursache  konnte  nicht  festgestellt  werden.  An- 
derweitige Schädlichkeiten  niussten  ausgeschlossen  werden. 

Heubner  betont  mit  allem  Nachdruck,  .dass  nach  wie  vor  der  Satz  von  der  L'nschäd- 
lichkeit  des  Heilserums  vollkommen  zu  iteeht  bestehe".  .Wenn  es  sicher  wäre,  dass  d,is  ^cll• 
serum  allein  auch  nur  in  einem  einzigen  F.ille  einen  tlidtlichcn  Ausgang  hervorzurufen  iu 
Stande  sei.  dann  würde  man  in  leichten  Fällen  von  Diphtherie  zögern  müssen,  ein  no  zwri- 
schneidiges  Mittel  ohne  Weiteres  in  Anwendung  zu  ziehen.  D.inii  würde  aber  der  spccinsohn 
Behandlung  die  Spitze  abgebrochen,  denn  ihr  Wcrth  wird  illusorisch,  wenn  sie  nicht  früh- 
zeitig und  auch  bei  anfangs  leichten  Fällen  zur  Anwendung  gelangt."  Trotz  dieses  wansto 
Eintretens  für  die  Serumtberapie  seitens  Heubner's  ist  nach  dem  Bekanntwerden  der  oben 
angpfiibrten  Thntsaclien    ein  Hücksdilag  in  der  .Anschauung  vieler  Aorzte  nicht  ausgeblicbfli. 


[Di|ihtheri«heil8oruinthcrspie  —     ;in     —  Dipsomanie] 

So  empfehlen  Moizard  und  Puregaux,  da  d,is  Serum  nicht  ganz  iDdifferout  isl,  das- 
selbe bei  Icichteu  verdächtigen  Fällen  von  Angina  und  Laryngitis  erst  nach  der  bakteriologi- 
schen Untersuchung  zu  injiciren.  Auch  Variot's  Begeisterung  für  das  Heilserum  scheint 
durch  die  Beobachtung  der  Nebenwirkungen  abgenommen  zu  haben,  denn  neuerdings  empfiehlt 
er  für  leichte  Anginen  mit  circumscriptem  Exsudat,  bakteriologisch  diphtherisch  oder  nicht, 
statt  der  Anwendung  eines  so  energisch  wirkenden  Mittels,  wie  es  das  Heilserum  ist,  eine  locale 
Behandlung.    Eine  vollständige  Ablehnung  enthalten  die  Aeusserungen  Gottstein's: 

„Vor  meinem  ärztlichen  Gewissen  kann  ich  es  also  gerade  auf  Grund  eigener  Erfahrungen 
verantworten,  wenn  ich  bei  meinen  Patienten  eine  neue  Behandlungsmethode  nicht  anwende, 
deren  theoretische  Begründung  ich  für  falsch  halte  und  deren  praktischer  Nutzen  mir  bisher 
ganz  und  garnicht  erwiesen  erscheint,  die  aber  nachgewiesener  Maassen  zuweilen  schwere 
Nebenerscheinungen  erzeugt." 

Ueber  die  Conservirung  des  Serums  hat  Arloing  sorgfältige  Untersuchungen  angestellt. 
Im  Anfang  filtrirte  er  das  Heilserum  durch  Asbest  oder  Porzellanfilter,  welche  jedoch  die  im- 
munisirende  Kraft  des  Serums  so  sehr  verminderton,  dass  dieselbe  von  100  auf  34,75,  ja  sogar 
auf  30,25  fiel.  In  neuester  Zeit  hat  Funck  (Brüssel,  1896)  das  belgische  Senim  ebenfalls 
liltrirt.  Die  Erfolge  mit  diesem  Serum,  welches  er  unbewusst  von  den  Antitoxinen  befreit  hiit, 
waren  sehr  günstige,  eine  Thatsache,  welche  die  Theorie  der  Serumwirkung  in  bedenklicher 
Weise  erschüttert.  Um  eine  vollständige  Sterilisirung  des  Serums  zu  erhalten,  ohne  die  physi- 
.schen  und  physiologischen  Eigenschaften  zu  beeinflussen,  gicbt  es  daher  kein  anderes  Mittel  als 
den  Zu.<iatz  eines  Antisepticums.  Normaler  Weise  trübt  sich  das  Serum  in  der  Kälte  und  bildet 
einen  Eiweissnicderschlag,  der  sich  bei  20—30"  wieder  auflöst,  während  höhere  Temperaturen 
das  Eiweiss  coaguliren.  Nach  3  Monaten  hat  das  Serum  durchschnittlich  den  vierten  Theil 
seiner  immunisirenden  Kraft  verloren. 

DREWS. 

Diple^e  Ut  und  tzX^ttsoi,  Doppellähmung)  bezeichnet  ein  homonymes,  symmetrisches 
Auftreten  der  Lähmung,  z.  B.  Diplegia  facialis  =  doppelseitige  Gesichtslähmung*, 
Diplegia  brachialis  =  doppelseitige  Ärmlähmung*.  Für  die  IMplegie  der  unteren 
Gliedmaasseil  pflegt  der  Ausdruck  „Paraplegie"  vorgezogen  zu  werden. 

EDLEKBURO. 

Diplokokken  sind  diejenigen  Arten  aus  der  Gattung  der  Mikrokokken  oder  Kugclbakterien, 
welche  regelmässig  in  einem  Zellenverbande  von  je  zwei  Individuen  auftreten.  Da  die 
Mikrokokken,  für  deren  Artbestimmung  die  Lagerung  der  Einzelindividuen  z«  bestimmten  und 
unter  einander  verschiedenen  Zellenverbänden  einigermaassen  charakteristisch  ist,  sich  für  ge- 
wöhnlich durch  Spaltung  der  Einzelzelle  in  zwei  oder  vier  Tochterzellen  vermehren,  so  findet 
man  gelegentlich  bei  den  Culturen  der  meisten  Kokkenarten  auch  Gruppen  zu  je  zwei  oder 
vier,  entsprechend  der  eben  vollzogenen  Spaltung:  doch  handelt  es  sich  hierbei  nicht  um 
echte  Diplokokkenbildung.  Auch  einige  Kurzstäbchen,  wie  der  B<acillus  der  Hühnercholera, 
welche  durch  ein  ungefärbtes  Mittelstück  bei  gefärbten  Kndpolen  charakterisirt  sind,  wurden 
früher  irrtbümlich  für  Diplokokken  erklärt. 

Zu  den  echten  Diplokokken  gehören  von  pathogcnen  Arten  vor  Allem  die  Gonokokken*, 
die  verschiedenen  Spielarten  des  Diplococcus  lanceolatus  capsulatus,  die  bei  Pneumonie, 
Meningitis,  Ohrenleiden,  Erkrankungen  der  Nase  und  ihrer  Nebenhöhlen  und  Eiterungen  seröser 
Höhlen,  sowie  normal  in  der  Mundhöhle  gefunden  werden  und  schliesslich  der  Diplococcus 
intracellularis  meningitidis,  welcher  dem  Gonococcus  sehr  ähnlich  ist,  aber  wie  der  Diplococcus 
lanceolatus  eine  Kapsel  besitzt.  Der  letztere  wurde  bei  einigen  Fällen  von  Cerebrospinal- 
meningitis  innerhalb  von  Zellen  gefunden,  er  stellt  bei  künstlicher  Züchtung  bald  sein 
Wachsthum  ein  und  besitzt  keine  grosse  Virulenz  in  Thierversuchen.  

"  A.  GOTTSTEIH. 

DipSSCSCeae  oder  I>ipstce*e  nennt  man  eine  PSknicnfamilie  ans  der  dikotjlen  Vnterclasse  der  Sympetalae*, 
Ordn.  der  AggreKatae*,  den  Compositae*  nahestehend.  BInthen  raonosymmetriseh  mit  4  freien  StaabbUtteni. 
Der  Fruchtknoten  wie  bei  den  Compositon  aus  einem  Fruchtblatt  mit  einer  Samenanlage  gebildet,  die^e  aber 
hängend,  bei  den  Compoftiten  aufrecht.  Jede  BlBUie  in  den  vielblathigen  KOpfen  ist  von  einem  besonderen,  von  ver- 
wachsenen Torbllttern  gebildeten  Aussenkelch  umgeben.  Hit  etwa  120  Arten  der  Östlichen  Erdhllfte,  besonders 
den  MittelmeerUndem  eigen.  Nnr  5  bezw.  7  Gattungen,  von  denen  Dipsacus,  Scabiosa,  Succisa  und 
Knautift  bei  uns  vertreten  sind. 

Dipsomanie.  Die  periodische  Trunksucht,  welche  nach  Hufeland  als  Dipsomanie 
bezeichnet  (von  ,)it/-a  Durst  und  ßofia),  besteht  in  einem  krankhaften  Zustande,  bei 
welchem  sich  in  gewissen  Zwischenräumen  nach  (lemüthsverstimmung ,  Kopf- 
schmerzen, Praocordialangst,  Schlaflosigkeit  eine  unwiderstehliche  Sucht  zu  trinken 
einstellt.  Diese  Trunksucht  kann  Wochen,  Monate  dauern,  endet  zuweilen  mit 
einem  Delirium  tremens  und  macht  dann  einem  Zustande  Platz,  in  welchem  der 
Kranke  nicht  bloss  grosse  Reue  Aber  seine  Excesse  empfindet,  sondern  auch  häufig 
einen  tiefen  Widerwillen  gegen  all«  geistigeil  Getränke. 


[Dipsuiuanic         ^^^^^^"  _     40    —  ^^^^^^^         Disposititti 

Derartige  Zustäude,    welclic  ni;iii    nach    der    ilusstTun    Krscheitmiig    dw*  Trinke 
als  Dipsoniaiiio  ziLsammengcfasst  hat,  haben  eine  sehr  verschietlene  Kiitsteiiung 
I        1.  Es  sind  periodisch  auftretende  Psyeiioseii,    l)ei  denen  neben  anderen  krnnkh.-ift 
I  Syniptoinen  sich  aiicli  das  einer  gesteigerten  Lust,    geistige  (ietrflnke  zu  sich 

nehmen,  zeigt  iManie,  epileptische,  hysterische  (leistesstöning); 
2.  Fülle  von    geistiger  Schwäche,    welche  zeitweise  mit  Krregungszustündcn    oiuher 

gehen,  in  denen  die  Sucht  nach  geistigen  Geträiiikeii  hervortritt; 
'i.  Periodisch  exacerbirende  Neurosen    und  besoirders    oft    perioilische   Melancholiei 
I  bei  welchen  der  Kranke  den  Alkohol  als  F^rleichterungs-  resp.  Betäubungsmitt 

r  also  als  Medicament,  gegen  seine  Angst  benutzt. 

In   allen  derartigen  Fällen  verlangt  die   Heliandlung,    dass  wahrend    des  Atil'»lls 
der  Kranke    einer    Irrenanstalt    mit    vrdliger  Beraubimg    seiner    Freiheit    Oberwic 
wird,  da  es  nur  iladurch  miiglich  ist,  ihn  vor  dem  weiteren  Missbrauch  zu  schütz 
Hier  wird  man    zur  Heruhigung    des  Kranken  Opinni    bei   Melancholien,    Brom     u; 
hydrotherapeutische  Ktiren    bei  Manien   anwenilen,    und  zur  Beseitigung  der  giftig' 
Wirkungen    des  genossenen  Alkohols  Strychnin,    am  besten  subcutan,    in  linsen   v 
1 — 2 — 3  mg  pro  die  injicircn. 

Wenn  es  sich  aber  nach  lieseitigung  des  Anfalles  darum  bandelt,  für  die  Zukuii 
derartigen  Anfällen  und  speciell  dem  Missbnuich  des  Alkolmls  in  dem  Anfall  vorx 
beugen,  dann  wird  eine  Jahr  und  T;»g  fortgesetzte  Hehaiidlung  in  <-iner  Anstalt  e' 
forderlich  sein,  in  welcher  die  Anfälb'  beidiacbtet  unil,  wenn  diese  selbst  nicht  gi 
heilt,  dem  Kranken  in  denselben  gezeigt  wird,  dass  auch  ohne  die  Finverlciliuiig 
jenes  Giftes  in  dem  Anfalle  ihm  durch  andeie  weniger  schiUlHche  Mitte!  Heruhigui 
gebracht  werden  kann.  Trotz  aller  .iufgeweiideten  .Mühn  wird  allerdings  nur  sei 
selten  eine  wirklich  dauernde  lleihnig  erzielt.  „„„„„, 

MEnDEL. 

DlpterOCarpaCeae.  Pfl«nii>nf«inilip  auh  der  dikotyli.n  Otilmmi!  .Ut  Ci » t  i  fl  ur  «p '.  t.'liirui't  otw«  M2 
.-rltlicislifli  ticpinclit-  Büanio  ron  iai»iftt  betrachllichi>r  Hotif  und  Lfti-irpirlifm  Hülxc  /witt^rblothnn  io  trftubig 
ud"i  h*^iij^'i'ti  Itlutbcn.-.liliidpt),  niiifxUhliK  mit  inuiüt  victeit  StanbblatterD.  hm  rietim  Arten  TergrOsAeni  »ich  2  Ettlq 
t>Utt4*T  XU  Flu^a]ii>ttrbt«n  für  die  V«r1>rf>ilunK  der  FrQchto  {'2  Ktttgel  entwirkf^In  D  iplQ  rocftr  i' us*  und  Hoyilf 
t!  Kllt^ol  Slioroa*.  '.'  gruf^e  und  3  klein«*  Fltlgid  .\  n  i  i>oi>  t  e  ru  ,  f*  {fleirh  ^ri>^!«f>  FIB);ol  D  ry  obal  au»  )*  ^  *;  nVSQ 
In»  blciM  Vati(ii).      Die  l>i|iteruV;ui>acprnbilEaiiic  und  Harrr  sind  lioeliwichtiKi'  PHaaienproducte. 

M. 

Dlpt^rOCarplIS  Ouortn.  T)i>iKCho  PflantenKattunfc  dfr  Familie  der  D  i  [(tero  carp  ace  ae  '  mit  i'twa  ?.'>  Art<<n  iIp 
lri>[ii^olit'ii  A^iiMi  auBeii'irenil.  Büniue  mit  ganarandi^en  oder  bucliti^.fcekertiten  Biüttern  und  gro.ssen,  utifAllund 
Nebeiibluttern.  HlUlhen  grusti,  in  anniilllthigen,  acbflelaUlndigeu  Trauben,  özählig,  mit  Sfncberigttro  FrueUtkooli 
FrOcht«  nicht  aufspringend,  uiil  xwei  Fltlgtdn  dus  bleibenden  Kclebev  ansgertlstet.  1>.  tnrhiuatus  (iaertn., 
incanue  tU/ab..  I>.  trinervis  filujue,  D.  ututu«  tUftb.,  D.  leylanicn«  Thwaitca,  T>.  laevis  Harn.,  D.  iudl 
euf  Bedd.  u.  a,  liefern  tj  nrjun-Bal^am*. 

IL 

Dipter}^  .Schrebcr  i=  Coumarnu  na  Aubl-,  Ta ralea  Alibi.}.  Gattung  dor  Papi  I iooa eeae * ,  Unterfain.  d^ 
l>a  1  t>e  r  [;ie  ao.  mit  H  tropiscb-amerikaniscben  Arten.  Baume  mit  unpaarig  oder  paarig  gefiederten  Blattern  ui 
rioletten  uder  rosenrolben  Blutbeo  in  end&tandigen  Uiipen.  ]>ie  beiden  oberen  KelehxILhne  flUgelfUnnig  entwickelt  (d 
derNuno.  ron  'Jk^  duppelt  und  Trripu:^^  FlUgel).  Die  Höllen  «teinfruchtartig,  mit  holzigem  Gndoknrp,  oii 
sämig.  V.  odorata  Willd.  (=  Coumarüuna  odorata  AuM.),  in  Guiana.  liefert  die  länglichen,  eehwara  f^tj 
glHnicnden,  i—b  cm  langen  Samen,  welche  als  Tonkabohnen  wegen  ihren  Beiehthums  an  Cumarin*  oiisgi 
fllhrt  werden.  V.  üppo5iti  fulia  Willd.  (~=  Coumaronna  o  pposit  i  fol  ia  Aubl.),  in  Ca,Yenne  und  BrasUi« 
heimisch,  liefert  die  kleineren  -engli^^t-ben  Toukabuhnen". 

H. 

Dirsdorf  (Uieradorf),  Landgemeinde  im  Kreise  Ximptech,  Beg.-Bei.  Breslau.  'JM  m  hoch  in  einer  Thaleinsenk 
des  Eulengfsblrgea  gelegen.    Die  beiden  dortigen  sehwofelhalligen  Elsonwätu^er  werden  nur  au  Badern  bennlat. 

W. 

Disposition  ist  ein  .S.iniiiielworl  zur  Bcztiichiiijog  allur  JL^jenigeii  ZustiiudL-  und  Vorgänge,  welchf 
d.ts  Zuslandekoinmeii  eiucr  bakteriullcn  liifi.'i.'tiyii  unter  solchen  Bedingungen  ermöglichen, 
welchen  die  alleinige  Anwesenheit    eines  spucitisehen  Krankheitserregers    nicht    ausreicht,    ua 
Kniokbcilsvorgänge    hcrvorziu-ufen.      In    den    ersten    Zeiten    der    bakteriologischen   Forschtini 
wurde    die  Nothwendigkoit    einer  Disposilioii    überhaupt  bestritten;    man  stand    damals    Doci 
unter  dem  Eindruck  der  Aanahnic  von  der  stets  coastanten  Virulenz  eines  pathogcnen  Micro^ 
Organismus  und  bedurfte  deshalb,  gcstül/.t  auf  den  Thiervorsuch,  nicht  der  Heranziehung  yret 
terer  Ursachen  für   die  Fntstehun)^    des  Krankheitsvorjfaiigs.     Mit    dem  Fortschreiten    unser 
Kenntnisse  wurde  aber  zunächst  festgestellt,  d,iss  die  paihugene  Wirkung  keine  constante  Er-I 
.scheinuDg,    sondern  ein  durchaus  relativer  Begriff  ist,    ein  Product  zweier  variabler  FactoreaJ 
der  an  sich  in  weiten  Grenzen  schwankenden  Virulenz  des  patliogencn  Microorganismus  und  de 
ebenfalls  sehr  verschiedenen  Emplanglichkeit  des  Wiilh.sorganismus.     Die  pathogcnc  Wirkui, 
ist  darum  stets  abhängig  von  den  Zuständen  des  befallenen  Organismus.    .4iidererseit.s  stellt 
es  sich  nachgerade  für   fast   alle   die    gewöhnlich    bei  specifischen  bakteriellen  Hrkrankung 
de«  Meusrben  beobachteten  Bakterien  heraus,    dass  dieselben    in  mehr   oder  weniger  häufig 


1 


[Dtspctsitiou 


-      41 


Dieiputiitionj 


^ 


Küllva  sich  aul  der  Uaut  uud  durSchk'imbaul  gvsuQder  ludividueii  vurKiideii;  sie  sind  Iiierbei 
iiiclit  ohne  Weiteres  schon  yoq  solcheu  Kraiikhcitsvorgäagen  gefolgt,  :ils  deren  Erreger  sie 
doch  bezeichnet  werden. 

Diese  Thatsache  gilt  vor  Allem  für  die  Erreger  der  Eiterungen,  Staphylokokken,  .Strepto- 
kokken, Pneumokokken  und  Colibaktericn,  welche  regelmässig  als  .Saprophyteii  auf  Haut 
oder  Schleimhäuten  sich  finden.  Diese  Thatsache  gilt  aber  auch  fiir  rein  pathogone  Mikroorg.i- 
nismen,  wie  Diphthericbacillen,  Spirillen  der  asiatiM'hen  Cholera,  Actinomyces;  sogar  der  Tuberkcl- 
bacillus  ist  vonStraus  auf  der  Nasenschleimhau l  bei  Fohlen  tuberculi.iser  Laesionen  gefunden 
worden.  Für  den  Typhusbacillus  ist  ein  gleiches  Verhalten  durch  die  Möglichkeil  bequemerer 
Isolining,  welche  die  Elsner'scbe  Methode  der  Züchtung  auf  .lodkaliumgelatine  ermöglicht, 
zu  erwarten;  und  nur  der  Gonococcus  macht  bis  jetzt  eine  Ausnahme.  Zur  Erklärung  dieses 
Verlialteus  war  das  bequeme  nichtssagende  Wort  der  Disposition  willkommen.'  Man  muss 
sich  aber  klar  machen,  dass  dieses  Wort  nur  ein  Notbbeholf  ist,  welcher  die  allcrverschie- 
densten  Vorgänge  zusammenwirft  und  dem  einen  Vorgange,  der  Virulenz  der  Krankheits- 
erreger, willkürlich  unterordnet.  Die  pathogenetische  Wirkung  ist  das  Product  zweier 
ganz  variabler  Grössen,  der  Virulenz  der  Bakterien  und  der  Empränglichkeit  des  befallenen 
Organismus.  Beide  Factorcn  können  von  Ü  bis  oo  soJiwankcn:  wenn  ihr  Product  eine  bestimmte, 
für  jeden  speciellen  Fall  schwankende  Höhe  erreicht  hat,  ist  die  Auslösung  des  Krankheits- 
vorgangs möglich.  Es  ist  aber  nicht  erforderlich,  dass  stets  die  gesteigerte  Virulenz  der  Krank- 
heitserreger diese  Höhe  erreichen  lässt;  es  kann  auch  bei  gleichbleibender,  an  sich  wirkungs- 
loser Virulenz  der  Baktcrieo  die  gesteigerte  Empfänglichkeit  des  Organismus  die  Krankheit 
entstehen  lassen.  Ja  letzteres  scheint  der  häufigere  Fall  bei  den  bakteriellen  Erkr.iukungen 
des  Menseben  zusein;  der  Mensch  scheint  für  gewöhnlich,  unter  normalen  Lebensverhältnissen, 
dem  für  ihn  in  Frage  kommenden  Krankheitserreger  schon  angep.-isst  zu  sein.  Wir  finden 
hier,  da.ns  jede  Partie  der  Haut  oder  Schleimhaut  ihre  ganz  bestimmte  Flora  von  Bakterien 
hat,  welche  fast  alle,  sobald  sie  invasiv  geworden,  die  Rolle  von  Krankheitserzeugern  über- 
nehmen können.  Eine  ganz  geringe  Aenderung  der  normalen  Zusammensetzung  der  Secrete  ge- 
nügt ferner  schon,  um  eine  ganz  .indere  Flora  .luftreten  zu  lassen,  indem  nunmehr  andere 
Formen,  die  bisher  zurückgedrängt  waren,  die  Oberhand  gewinnen  und  die  hi.sherige  Flora 
überwuchern.  Darunter  können  sieh  zunächst  solche  Formen  finden,  die  nicht  au  sich,  aber 
unter  den  veränderten  Bedingungen  pathogeuc  Eigenschaften  erhalten,  aber  auch  solche,  welche 
regelmässig  pathogen  sind.  Die  normalen  Secrete  hemmen  das  Wachsthuni  vieler  pathogenen 
Formen ;  ändert  sich  ihre  Zusammensetzung,  so  hört  diese  Thätigkeit  auf.  So  vernichtet  der  normale 
.Speichel  den  Löff  ler'schcu  Bacillus  dipbtheriae:  wir  linden  daher  im  normalen  Mundluhalte  diesen 
Bacillus  entweder  vereinzelt  und  selten  oder  in  abgcschwheht  virulenter  Form.  Bei  derjenigen 
Krankheit  aber,  die  wir  als  Diphtherie  bezeichnen,  findet  er  sieh  nahezu  regclmä.ssig  in  mehr 
oder  weniger  grosser  Zahl  in  den  Krankhcitsproducten  und  oft  noch  viele  Wochen  nach 
dem  Schwinden  der  Krankheitserscheinungen.  Es  entsteht  nun  die  Frage,  was  wir  als  Anlass 
zum  Ausbruch  der  Krankheit  anzusehen  haben,  da.s  blosse  Eindringen  einer  bestimmten  Bak- 
terienart, wie  dies  nach  dem  Standpunkte  der  Conlagionislen  gelten  soll  oder  die  vorausge- 
gangene chemische  oder  physikalische  Veränderung  der  Eingangspforte,  welche  die  unter  nor- 
malen Verhältnissen  nicht  mögliche  Ansiedelung  der  belrefTenilcn  Bakterien  begünstigt.  Zwei- 
fellos, wie  die  Beobachtung  des  Menschen  lehrt,  kommt  der  letztere  Fall  häutiger  vor  uud 
Liebreich  hat  diese  Vorgänge  als  Nosoparasitismus*  bezeichnet.  Bei  diesem  Begriff, 
welcher  den  der  Infection  nothwendigerweise  erst  vorausgegangenen  Vorgängen  zu  der  ihnen 
zukommenden  Bedeutung  verhilft,  darf  nicht  vergessen  werden,  dass  für  das  schliesslich  ent- 
stehende Krankheilsbild  der  Infectionserrcger  durchaus  nicht  gleichgültig  i^t.  Es  handelt  sich 
bei  dieser  Betrachtung  durchaus  nicht  um  einen  blossen  Streit  um  Worte  oder  um  scholasti- 
sche Begriffe;  denn  unsere  ganze  Therapie  und  Prophylaie  erhält  andere  Bahnen,  je  nach 
dem  wir  den  Schwerpunkt  auf  die  Bekämpfung  der  eingedrungenen  Bakterien  oder  auf  die 
Bekämpfung  derjenigen  Zustände  des  Organismus  logen,  welche  dieses  Eindringen  überhaupt 
erst  ermöglichen. 

Wenn  man  nun  unter  solchem  Vorbehalt  mit  der  Disposition  diese  durchaus  der  In- 
fection nicht  untergeordneten,  ihr  nothwendig  vorausgehenden  Vorzüge  bezeichnen  will,  so 
lassen  sich  unter  sich  die  ganz  verschiedenartigen  Zustände  des  Organismus,  welche  dem  Ein- 
diingen  von  pathogenetischen  Bakterien  Vorschub  leisten,  unter  einige  einlicil liehe  licsichls- 
punktc  bringen. 

Man  kann  zunächst  zwischen  einer  äusseren  und  inneren  Disposition  unterscheiden. 
Die  äussere  Disposition  besteht  in  der  Schaffung  der  Gelegenheit  für  die  Infectionserregcr, 
mit  dem  Gewebe  in  diejenige  enge  Berührung  zu  kommen,  welche  zur  Entfaltung  der 
Wirkung  erforderlich  ist.  W^Min  wir  eine  bestimmte  Menge  Milzbrandbacillen  mit 
dem  Körper  des  für  diesen  Bacillus  disponirtcstcn  Thiercs,  der  weissen  Mau.s.  nicht  in  so 
innige  Berührung  durch  Impfung  oder  nur  durch  Verreibung  auf  der  Haut  bringen,  dass  er 
nicht  mechanisch  abgeslTeift  werden  kann,  ehe  er  seine  schädliche  Wirkung  entfaltet,  so  wird 
es  natürlich  nicht  zum  Ausbruch  des  Milzbrandes  kommen.  Dagegen  muss  man  den  Körper 
des  Kaltblüters  oder  des  Huhns  erst  durch  allgemeine  Schädigungen  in  einen  Zustand  ver- 
setzen,   der  die  Vennehrung  des    eingeimpften  Milzbrandes  ermöglicht,    die  innere  Disposition 


[Disitosltlon 


42 


ItlNpOSlilU 


crsl  schafft.  Dii;  aussen;  Disposilicu  ist.  für  jede  liilcction  selbstvcrstiiiidlit-b,  sie  besteht |H 
der  Continuitiitjitrcnniuii;  der  Haut  und  SchlcimliBul,  der  Abstnssung  ihrer  Deckepitlieluiu ^| 
der  xcitwciligeii  InaotivitHt  der  b.iklcricutüdteBdcn  Palzsüurc  des  Magensaftes  etc.;  ei  «^M 
dies  Bedingungen,  welche  im  ExpcrimeDt  erst  Icünstlich  geMChafTcn  werden  mUsseD,  ahtt^l 
der  Wirkliehkcit  bei  der  Erkrankunir  des  Mensehen  naiiezu  stets  als  vorhanden  roraol^^^H 
werden  können,  l'nter  Disposition  im  engeren  Sinne  kann  nur  die  innere  DispoüitldVi^l 
standen   werden.  ^M 

Dann  kann  man  analog  iriv  bei  der  Immunität  zwischen  erworbener  und  aiig^| 
boroner  Disposition  unterscheiden.  Die  letztere  braucht  nicht  dauernd  zu  sein,  sobd4^| 
kann  nur  für  ein  bestimmtes  Lebensalter  gelten,  wie  die  au.s.sebliesslielie  Disposition  <ir,f,  Kiu'l^l 
alters  fiir  Varicellen,  die  überwiegende  Disposition  dieses  seihen  .Mters  für  Diphtherii",  Sdi^| 
Inch  u.  s.  w.  Die  angeborene  Disposition  kann  vererbt  sein,  so  die  FaniiHeiidispo.Hitioo  l^| 
Tubereulose  und  Diphtherie.  ^M 

Das  Hauptinteres.se  eonccotrirt  sich  auf  die  erworbene  Disposition.  Die  erworbene  Di>- I 
po&ilion  ist  eine  örtliche  und  eine  allgemeine  Disposition  des  gesunden  Kiirpers.  I 

Die  örtliche  Disposition  besteht  in  einer  ürtlieheu  Veränderung  der  (lewebo,  wi-If-he  rifi«  I 
örtliche    Infcetion    an    dieser    Stelle    begünstigt.      Dieselbe    besteht    in    einer    H'  .  I 

der    Zellthütigkeit    an    der    betrcfl'endcu    Stelle    und    kann    mechanisch-pbysikali  :J 

chemischen  ü'harakters  sein.  Alle  mechani.sehcn  Laesioncn  der  Haut  und  des  LiitcrLatiM 
Zellgewebes,  f^uetschiing.  Hydraeniie,  Blasenbildung,  Blutungen,  Verbrennungen,  KrfrieniBgH 
begünstigen  die  Ansiedelung  der  Eiterungserreger  und  l'.'iutnisserreger  im  mehr  oder  wen^H 
nekrobiotischen  Gewebe.  Von  besonderem  Interesse  sind  die  Experimente  über  Nervcndut^| 
sehneidung:  das  neuroparaly tische  Uewebc  ist  för  die  Infection  mit  Bakterien  disponirtcr^l 
dos  normale:  mit  den  Experimenten  stimmen  die  Beobachtungen  rli's  Mal  pcrfrirant,  dev  I^| 
cubitus,  der  ueuroparalytischen  Keratitis,  der  Morvnn'schen  Krankheit  und  der  FocumO^I 
nadi   Vugusdurehsehneidung  überein.  ^M 

Die  örtliche  Disposition  durch  chemische  Ageutieu  ist  eiperinientell  durch  die  EJH 
Hprit7,ung  von  Traubeu/.uckcriösungen,  von  zahlreichen  anderen  gewebstödtcnden  Stoffen.  solH 
von  Antiseptieis,  wie  Sublimat  und  Karbol,  bei  gleichzeitiger  Vcriiiipfunt;  von  Kraukbe^| 
errcgern  dargethan.  Beispiele  aus  der  klinischen  Erfahrung  geben  der  Diabetes  mellitus  ^M 
»einer  Neigung  zu  Furunculosc  und  tiangraen,  sowie  die  Blutvergiftung.'  H 

Von  höherem  Interesse  sind  din  Thatsaehen,  welche  Ichren.  dass  viele  Störungen  all|fl 
meiner  Natur,  namentlich  solche,  welche  den  Stoffwechsel  altcriren,  oder  den  Charakter  tmI 
Vergiftungen  haben,  die  Disposition  für  solche  Infectionen  schaffen,  welche  unter  gowöhnlieheu* 
Umstünden  nicht  zu  Stande  kommen.  j 

Solche    disponirenden   Momente    sind    /.nuüclist   Alterationen    des    .'^loHwechsels.     Ilungfl 
Durst:  Temperaturerniedrigung  und  Terapcraturstcigerungeii  von  längerer  Dauer  können  ThiSH 
welche  .<ionst  gegen  eine  bestimmte  Infection.  wie  z.  It.  Milzbrand,   immun  sind,  dieser  Imn^| 
nität  berauben    und  die  nachfolgende  Infection   erlolgrcioh  ninehen.     IJydracmie  und  Anan^^ 
haben    experimentell    die    gleiche  Wirkung,    während    umgekehrt    die    der    künstlichen     Blut-' 
entziehung  folgende,  übercompen.sirende  Kegeneration  de»  Blutes  eine  gesteigerte  Resistenz  de» 
Organismus  gegen  Infcetionen   schafft.     Ks    liegt  gar    kein    (iruud   vor,    diese    Zustände     beim 
Menschen  nicht  ebenfalls  als  disponircnde  heranzuziehen.    Klinische  Erfahrungen  sprechen   sa]il- ^ 
reich  dafür.     Ein  weniger    gekanntr;»  Beispiel    ist    der    disponirende    Einfluss    des    Mcnstriufl 
zustandcs    für  Infectionen.     Wenn  Frauen    bei    der  Pflege   ihrer  diphtheriekranken  Kinder  ^| 
krankten,    so  betindeu  sie  sich  nioistcns    in  dieser  Periode,    welche   sie  cmpfäiiglicher    für  ^^| 
Infection  macht.     Die  allgemeine  Disposition    kann    ferner   durch    Intoiication    des  GesamdH 
Organismus  bedingt  sein.     Die  Zahl  dieser  Gifte    ist  eine  ausserordentlich  zahlreiche.     Expeiv 
mentell  ist  z.  B.    für  Phloridzin    nachgewiesen,    dass    es    die  weissen  Mäuse    ihrer  Dispositioii 
gegen  Hotz  beraubt:    P)Togallol    und  andere  Blutkorpcrehen    «erstörende  Gifte   machen  Meer- 
schwcinchcu  für  Uühnereholcra  emplanglich:    Weinsäure    und  Traubenzucker    lange   Zeit   hin- 
durch eingespritzt  ermöglichen  die  tubcrcnlöse  Infection  der  sonst  durchaus  refniclären  weissen 
Mäuse.     Eine  Anzahl  giftiger  Substanzen,  Curare,   Chloroform,  Alkohol,  .Antipyriii,  Arsen   etc., 
sind  im  Experiment  als  Stoffe  erwiesen  worden,  welche  durch  allgemeine  Intoxieation  eine  In- 
fection begünstigen.     Von  .allen  toxischen  Stoffen    spielen  aber   als  disponirende  die  toxi.schen 
Bakterienproduetc    selber    die    Hauptrolle.     Und    zwar    sind    es  vor  Allem    die  Productc    der 
Fäulnisserreger,    sowohl    in    den    ersten  wie    den   späteren  .Spaltung^productcu.     Ihre  Einver- 
leibung In  den  Organi.smcn  als  putride  Intoxieation    spielt    eine  Hauptrolle    al.s  disponircndcs 
Moment  nnd  zwar  ist  es  hierbei  gleichgültig,  ob  diese  Producte  von  aussen  kommen   odor  im 
Körper  .luf  des-ien  Schleimhiiuten  .selbst  entstehen  und  durch  gün.stigc  Itcsorptionsbediugutufen 
zur  i\  u  toin  tuxieat  ion*   führen;  es  ist  ferner  gleichgültig,  ob  die  Intoxieation   der  Infection 
vorau.sging  oder  gleichzeitig  mit  letzterer  die  Einverleibung  der  toxischen  Stoffe  statthat. 

Die  Wirkung  dieser  allgemeinen  Hembsetzung    der  Resistenz    des  Organismus    als  disu 
nircndes  Moment  für  die  Infcetion  kann  eine  dreifache  sein. 

Zunächst  braucht  sie  nur  rein  örtlich  als  Disposition  für  begrenzte  Infection  ohue  gloicj 
zeitige  Allgemeininfcction   aufzutreten,      .'^o    kann  Autointoxicatwn    durch    putride  Stoffe  v« 
Darmranal  aus  die  Entalehiing  phlegmonöser  Proee«»«  beitünstige»,   ja   «ogar  schwerere 


[Disposition  —    43    —  Dissociatioii] 

liehe  Ijaesioncn,  wie  Verjauchung  subcutaner  Knochenbrüche  (Riiun-),  Zerfall  von  aiiüscptisch 
behandelten  Operationswunden  (Kocher),  scheinbar  spontane  krj-ptogenctisehe  IVaemien  her- 
vorrufen, die  von  örtlichen  Herden  ihren  Ursprung  nehmen.  Eine  experimentelle  Stütze  haben 
diese  Beobachtungen  durch  die  Versuche  von  Kinne  erhalten  und  durch  die  von  Gottstein, 
nach  welchen  Schnittwunden  durch  die  Haut  von  Meerschweinchen  für  gewöhnlich  glatt  heilen, 
aber  zu  phlegmonösen  Wunden  sich  umwandeln,  sobald  man  diesen  Tliieren  gleichzeitig  mit  der 
Verwundung  Blutkörperchen  zerstörende  Gifte  subcut,in  in  nicht  tödtlichen  Dosen  einspritzt. 

Die  Infection  kann  femer  eine  ganz  allgemeine,  den  ganzen  Körper  betreffende  sein. 
Dies  kann  zunächst  durch  Generalisirung  von  dem  zuerst  entstandenen  örtlichen  Herde  aus 
eintreten.  Sie  kann  aber  auch  von  vornherein  die  Tendenz  zur  Verallgemeinerung  haben. 
Und  hierbei  ereignet  sich  am  häufigsten  der  Vorgang,  dass  die  schon  vorher  auf  den  Schleim- 
häuten vorhandenen  Bakterien  invasiv  werden.  Unter  dem  Einfluss  der  schweren  allge- 
meinen Schädigung  des  Organismus  werden  die  als  Filter  dienenden  Epithelien  füi-  die  auf 
ihnen  wuchernden  Bakterien  durchlässig  und  die  sonst  thätigen  bakterienvernichtenden  Kräfte 
der  Zellen  und  ihrer  Derivate  insufficient. 

Wir  finden  dann  diese  Bakterien  innerhalb  der  Blutbahn  und  innerhalb  der  Gewebe.  Die 
Sachlage  bringt  es  mit  sich,  dass  sich  in  solchen  Fällen  nachgerade  die  meisten  pathogenen 
und  saprophytischen  Bakterien  als  Infectionserreger  auffinden  lassen.  Die  Form  derselben 
wird  von  der  üreache  der  Allgemeinerkrankung  beeinflusst.  Handelt  es  sich  z.  B.  um  eine 
Intoxication  durch  eine  schon  bestehende  bakterielle  Erkrankung,  so  werden  die  bei  der 
letzteren  schon  vorher  in  loco  zahlreich  vermehrten  B.ikterien  invasiv;  wir  finden  dann  bei 
der  Septioopyaemie  die  Eiterkokken  und  zahlreiche  Saprophytcn,  bei  der  Diphtherie  dieselben 
Bakterien  und  die  Löffler'scben  Bacillen,  bei  zahlreichen  Bakterienkrankheiten,  wie  Milz- 
brand, Tuberculose,  Rotz,  welche  Laesiouen  der  Haut  und  Schleimhäute  bedingen,  die  Strepto- 
kokken in  die  Blutbahn  eindringen  als  häufige  „praemortale"  Erscheinung.  Handelt  es  sich  da- 
gegen um  allgemeine  Störungen  anderen,  nicht  bakteriellen  Ursprungs,  namentlich  um  Intoxi- 
cationen  oder  um  Autointoiicationen  vom  Darmcanal,  so  sind  es  besonders  die  zahlreichen 
Varietäten  des  Bacterium  coli,  welche  die  Filter  der  Darmepithelien  durchbrechen  und  in  der 
Blutbahn  oder  den  serösen  Häuten  sich  anhäufen.  Begünstigt  wird  dieser  Vorgang,  wenn 
gleichzeitig  die  Gifte,  wie  es  die  meisten  Blutgifte  thun,  zu  Laesionen  der  Darmschleimhaut 
iführen. 

Ein  charakteristisches  Beispiel  giebt  die  experimentelle  Arsenvergiftung  von  Thicren.  Je 
nachdem  der  Chemiker  oder  der  Bakteriologe  mit  seinen  Methoden  ausschliesslich  untersucht, 
wird  der  eine  die  Arscnintoxication,  der  andere  die  Bactcriaemie  als  Krankheitsursache  hin- 
stellen. 

Für  die  Therapie  der  Einzelerkrankung,  wie  für  die  Prophylaxe  der  Seuchen  crgiebt  sich 
aus  der  Betrachtung  über  die  Disposition  die  Nothwcndigkcit,  in  jedem  Einzelfalle  genau  zu 
erwägen,  welches  von  beiden  Momenten  als  wesentlicher  Factor  im  Krankheitsbitdc  die  Haupt 
bedeutung  hat,  und  welches  im  gegebenen  Falle  die  günstigsten  Aussichten  auf  erfolgreiche 
Bekämpfung  bietet.  Bei  jeder  therapeutischen  Maassnahme  gegenüber  bakteriellen  Krankheiten 
aber  hat  der  Arzt,  wie  der  Epidemiologe  den  Factor  der  Disposition  genau  so  in  Rechnung 
zu  ziehen,  wie  den  Factor  der  Infection. 

A.  OOTTSTEIN. 

Dtesentigj  HCarktfleeken  im  Kanton  OranbBnden,  1150  m  hoch,  klimatischer  Karort  mit  einem  erdigen  Eisensäuer- 
ling (doiipeltkohlensaares  Eisen  0,01,  doppeltkohlensaures  Calcinm  0,22,  freie  Kohlensäure  20»  cem)  nnd  Gelegen- 
heit zu  Milch-  nnd  Molkenkaren.    Saison  Anfang  Juni  bis  Ende  September. 

W. 

Dissoctatton,  elektrolytischc.  Wenn  man  eine  Salzlösung  zwischen  den  zwei  Polen  (posi- 
tiver Pol  oder  Anode  und  negativer  Pol  oder  Kathode)  einer  galvanischen  Säule  bringt,  so 
entsteht  eine  Zersetzung  des  Salzes  (Elektrolyse),  indem  durch  die  ganze  Salzlösung  hindurch 
die  positiven  Bestandtheile  des  Salzes,  die  Metallradicale  oder  Kationen,  zur  Kathode,  die 
negativen  Bestandtheile,  die  Säureradieale  oder  Anionen,  zur  Anode  hinwandern.  Früher 
glaubte  man,  dass  eine  Scheidung  dieser  Bestandtheile  nur  an  den  Polen  stattfinde,  jetzt  ist 
man  allgemein  der  Ansicht,  dass  das  Salz  in  der  Lösung  schon  unabhängig  von  dem  Zer- 
setzungsprocess  zum  grossen,  gewöhnlich  grössten  Theil  in  seine  Theile  Anion  und  Kation 
zerfallen  ist.  Dieser  Zerfall  des  Salzes  in  positiv  geladene  Theile  Kationen  und  negativ  ge- 
ladene Theile  Anionen  nennt  man  elektrolytische  Dissociation.  Sie  gehorcht  im  Wesent- 
lichen denselben  Gesetzen  wie  die  gewöhnliche  Dissociation,  bei  welcher  die  Producte  des 
Zerfalls  ungeladen  sind,  nur  entstehen  einige  für  die  elektrolytische  Dissociation  eigenthüm- 
liche  Bedingungen,  die  Schwierigkeit  der  Trennung  der  Jonen  auf  mechanischem  Wege,  da- 
durch, dass  bei  derselben  die  Producte  des  Zerfalls,  die  Jonen,  stark  elektrisch  geladen  sind 
und  zwar  96000  Coulomb  pro  Grammaequivalent. 

Im  Jahre  1857  zeigte  Clausius,  dass  die  gewöhnliche  Annahme,  der  zu  Folge  die 
Elektrolyten  (Salze  —  hierbei  werden  die  Säuren  als  Wasserstoffsalze  uud  die  Basen  als  Hy- 
drate d.  h.  Salze  von  Wasser  als  Säure  stammend  gerechnet)  aus  lauter  zusammenhängenden 
Molecülen  bestehen  sollen,  mit  der  Erfahrung  über  Stromeslcitung  nicht  in  Uebereinstimmung 
gebracht  werden  kann.    Es  lehrt  nämlich  die  Erfahrung,  dass,  wenn  der  geringste  Potentialunter- 


[DiMHurinlioii 


schied  /»ischcn  zwei  l^uiiklcn  in  einer  b.-tlrhalligcii  Lösung  bcrrselil,  ein  Kk-klrioitiil.'jlraii-ii  i 
entsteht,  welcher  mit  einer  Zersetzung  von  einer  Reihe  von  Salzmolecülcn  zwis  ij , 
den  beiden  Punkten  verknii[tft  ist,  falls  die  Salzmoiceüle  /.usamincnhängen.  Ks  wäre  also  die 
geringste  elektrische  Knift  genügend,  um  den  Zusammenhang  der  MolecGle  zu  /orstörcn,  d.  b. 
die  Kraft,  welche  die  clektropositiven  und  die  cleklroncgativcn  Bestandtheilc  des  Salzes  zu- 
sammenhält, miisslo  gleich  Null  sein.  Clausins  nahm  deshalb  an,  dass  in  einer  Salzlösung 
die  positiven  und  negativen  Thcilc  in  den  Moicciilon  nicht  starr  mit  einander  verbunden  sind, 
«ondern  immer  untereinander  den  Platz  tn\ischen,  sodass  bin  und  wieder,  aber  wahrsehoinlich 
sehr  selten,  die  positiven  und  negativen  Bestaodtbeile,  die  .Ionen,  frei  in  der  Flüssigkeit  sich 
hcrumbewegen.  Diese  Hypothese  erinnerte  sehr  an  eine  andere  von  Williamsoii  zur  Er- 
klärung der  Esterbildung  (1851)  ausgedachte,  nur  brauchte  letzterer  nicht  anzunebmeu.  dass 
die  Theilniolekeln  in  dem  von  ihm  betrachteten  Fall  elektrisch  geladen  seien. 

18S3  übergab  Arrhcnius  eine  Abhandlung  an  die  schwedis'the  Akademie  der  Wissen- 
scbafteu,  worin  er.  die  BetrachtTingcn  von  Clausiu«  fortsetzend,  zeigte,  dass  nur  ein  be- 
stimmter Bruehtbeil  der  gelösten  Salzmolecülc  leitend  und  elektrolyliseb  disscciirl  ist,  und 
dass  dieser  Bruehtbeil  auch  bei  chemischen  Reactioncn  in  Wirksamkeit  tritt.  Kr  zeigte,  dass 
die  Säliren  um  so  stärker  sind,  je  besser  sie  leiten.  Weiter  hob  er  hervor,  dass  bei  den  in 
der  Analyse  verwendeten  doppelten  Deeompositionen  ein  Austausch  der  Jonen  staftlindet,  .v)- 
diiss  z.  B.  nur  diejenigen  eisenhaltigen  Salze  Eisenrcaction  geben,  welche  Kisen  als  pobitives 
,)on  enthalten,  dagegen  nicht  solche,  die  wie  z.  B.  gelbes  Blutlaugensalz  nicht  Ei.seii  als 
positiven  Bestundtheil  enthalten.  Er  erklärte  auch  die  Thats.iehe,  dass  die  Ncutr.iIis;itions- 
wärme  aller  Basen  mit  derselben  Säure  nahezu  gleich  ist  in  der  Weise,  d.xss  bei  dem  Zu 
sammenbringen  einer  vollkommen  dissociirten,  activen  Säure  und  einer  vollkommen  disso- 
ciirten  Basis  immer  nur  eine  Rcaction  entsteht,  nämlich  Bildung  von  nicht  dissociirtem  Wasser 
aus  positivem  Wasserstoff  und  negativem  Elydroxyl  nach  der  Formel 

(H  +  A)  +  (Me  -f-  OH)  =  HÖH  +  (Me  +  Ä), 

«orin  A  das  negative  Jon  (RadicalJ  der  Säure  und  Me  das  positive  Jon  (Metall)  der  Basis 
bedeuten.  Die  geringen  Unterschiede  in  den  Neutralisationswärmen  sollten  davon  herrühren, 
dass  die  Säure,  Basis  und  das  neugebildete  Salz  nicht  vollkommen   dissociirt  sind,  also  nicht 

+       -       +        -  +         - 

vollkommen  den  Formeln  (H  +  A),  (Me  -|-  OH)  und  (Me  +  A)  entsprechen,  wodurch  kleine 
Correctionen  einzuführen  wären. 

In  ilir  endgültiges  Stadium  trat  die  Theorie  der  eloktrolytisehcn  Dissociation  im  .Jahre 
1887,  als  CS  gelang,  aus  zwei  verschiedenen  Erscheinungen  die  firüssc  der  elcktrolytischen 
Dissociation,  den  Dissociationsgrad,  übereinstimmend  zu  berechnen.  Van't  Hoff  hatto  när 
lieh  in  einer  im  Jahre  1886  in  den  Verhandlungen  der  schwedischen  Akademie  der  Wi.ssen 
Schäften  gedruckten  Arbeit  gezeigt,  dass  alle  Körper  in  Lösung  einen  osmotischen  Druck  am 
üben,  der  genau  gleich  ist  dem  Gasdruck,  den  dieselbe  Anzahl  von  Molecülen  dieses  Körper 
besitzen  würde,  wenn  sie  in  Gasform  denselben  Kaum  (wie  die  Lösung)  erfüllte.  So  e.  f 
beüitzt  eine  einproccntige  Kohrzuckcrlösung  bei  15"  nach  Pfeffer    einen    osmotischen  Drua 

von  0,691  Ätmospbaeren,  während  ein  gleich   viele  Molekeln    (  o^a"      Orammmolocüle      pro 

Liter)  haltendes  Gas  bei  derselben  Temperatur  einen  Druck  von  0,687  Atmosphaeren  ausüben 
würde.  Van't  Hoff  zeigte  auch,  wie  man  aus  dem  osmotischen  Druck  den  Dampfdruck,  den 
Siedepunkt  und  den  Gefrierpunkt  einer  Lesung  und  umgekehrt  aus  diesen  Grössen  den  osmo 
tischen  Druck  berechnen  kann.  Es  zeigte  sich  dann,  dass,  wiihreiid  eine  sehr  grosse  Zahl  vo8 
Körpern  dem  van't  Hoff'schen  Gesetz  in  Bezug  auf  den  osmotischen  Druck  folgt,  doc 
eine  grosse  Menge,  besonders  von  anorganischen  Körpern  (Salzen),  eine  Ausnahme  bildet 
indem  sie  einen  zu  grossen  osmotischen  Druck  aufweist. 

Nun  hatte  m.in  früher  gefunden,  dass  einige  Körper  in  Gasform  einen  abnorm  gros 
Dampfdruck  zeigen,  und  man  erklärte  dies  so,  dass  man  annahm,  diese  Körper  seien  the 
weise  dissocürt,  z.  B.  Salmiak  in  NU«  und  HCl.  Man  könnte  ja  auch  in  dem  Falle  eine 
abnorm  hohen  os-motischen  Druckes  (z.  B.  von  KCl  in  Lösung)  eine  solche  Erklärung  ve 
suchen.  Die  GefrierpunktbeslimmuDgen  von  Raoult  zeigten  z.  B.,  dass  eine  einproccntig 
Lösung  von  KCl  einen  1,82 mal  grösseren  osmotischen  Druck  besitzt,  als  man  nach  van* 
Hoff»  Gesetz  berechnet  unter  der  Annahme,  dass  KCl  nicht  dissociirt  ist.   Wenn  man  nun  an- 

-f 
nähme,  dass    die  KCl-Molckeln    zu  82  pCt.  in  K  und  Cl  zerfallen  wären  und  nur  zu   18  pCt 
aus  nicfat-dissociirten   Molekeln    beständen,    so    würde  man  der  Beobachtung  von  Raoult  ge- 
recht werden.  —  Man  könnte  auch  vielleicht  daran  denken,  dass  KCl  zu  82  pCt.  vom  Wasse^ 
in  KOH  und  HCl  hydrolysirt  w.ire.      Diese  Annahme,    die  übrigens  mit  vielen  anderen  That 
Sachen  iu  Widerspruch  steht,  scheitert  schon  daran,  dass  KOH  und  HCl  nach  Raoult's  Ve 
suchen  ebenso  stark  von   dem   van't  Hoff'schen  Gesetz    abweichen,    wie  KCl.  —  Diese  An^ 
nähme  von  einer  Dissociation  zu    82  pCt.    in  einprocentiger  KCl-Lösung  könnte  nbenteuerlic 
erscheinen,  aber  man  kann  dieselbe  auch  in  einer  anderen  Weise  berechnen  und  erhält 
beinahe  dieselbe  Zahl. 


[Dissociation  —    45    —  Dissociation] 

Wenn  eine  bestimmte  Menge  KCl,  z.  B.  1  g.  iu  der  gcgcbenoii  Menge  Lösung  von 
100  cem  sich  befindet,  so  hat  diese  sehr  nahe  1  proc.  Lösung  eine  bestimmte  specifiscbe 
Leitfähigkeit,  135,8 "  10-8  Siemens-Einheiten  bei  18°  C.  Verdünnt  man  diese  Lösung  auf 
das  doppelte  Volumen,  so  würde  man  erwarten,  dass  die  Leitfähigkeit  auf  die  Hälfte  sinken 
würde,  wenn  die  Anzahl  der  leitenden  Molekeln  nicht  ab-  oder  zuniüime.  Und  im  Allgemeinen 
würde,  wenn  man  die  Lösung  auf  das  v-fachc  Volumen  verdünnte,  bei  der  genannten  Vor- 
aussetzung das  Product  des  Volumens  (v)  mal  der  beobachteten  Leitfähigkeit  constaut  gleich 
135,3  ■  10—"  S.-E.  bleiben.  Es  zeigt  sich  aber,  dass  dieses  Product  immer  mehr  mit  zu- 
nrhmendem  v  wächst,  erst  ziemlich  schnell,  dann  aber  langsamer  und  langsamer,  sodass  es 
asymptotisch  sich  einem  Grenzwerth  162,5  •  lO-*  nähert.  Es  ist  dann  die  nächstliegende 
Annahme,  dass  dieser  Grenzwerth  dem  Grenzfalle  entspricht,  dass  alle  KCl-Molekeln  leitend, 
d.  h.  dissociirt  sind.    Unter  dieser  Annahme  findet   man,   dass    der  Dissociationsgrad  (a)  der 

1  proc.  Lösung  gleich  o  =  r-.^'    .  .f,_n   =  0.83    ist.      Diese  Ziffer  stimmt  gut   mit   der   aus 

van  'tHoff's  Gesetz  abgeleiteten  (0.82).  Arrhcnius  zeigte,  dass  eine  ähnliche  üeberein- 
stimmung  in  der  überaus  grössten  Mehrzahl  der  Beobachtungen  (für  etwa  100  Körper)  von 
Kaoult  über  die  Gefrierpunkte  und  von  verschiedenen  Beobachtern  (vor  allen  Kohlrausoh) 
über  die  Leitfähigkeiten  der  Lösungen  vorhanden  ist.  Einige  Fälle,  wo  die  Uebereinstimmung 
nicht  gut  war,  wurden  von  A.  besonders  untersucht,  und  die  neue  Untersuchung  ergab  auch 
in  diesen  Fällen  eine  gute  Uebereinstimmung.  Es  war  durch  diese  Untersuchungen  mit  einem 
hohen  Grad  von  Wahrscheinlichkeit  erwiesen,  dass  die  Salze  in  nicht  allzu  concentrirten  Lösun- 
gen zum  grösst«n  Tbeil  in   ihre  Jonen,   Metall    und  Säureradical    [z.  B.  (NHt)2  SO4  in  2  NU 

und  gQ  ]  zerlegt  sind.  Einige  Salze  der  Schwermetalle,  z.  B.  von  Hg,  die  schwachen  Säuren  und 

die  .schwachen  Basen  sind  weniger  dissociirt.  Für  die  schwachen  Säuren  zeigte  Ostwald, 
•  für  die  schwachen  Basen  Bredig,  dass  die  dissociirten  und  nicht  dissoeiirten  Theile  in  einem 
Gleichgewichtszustand  nach  dem  Massenwirkungsgesetz  (Guldberg-Waage's  Gesetz)  stehen. 
Arrhenius  erklärte,  mit  Hülfe  der  Annahme  der  elektrolytischen  Dissociation,  die  s.  g.  addi- 
tiven Eigenschaften  der  Salzlösungen,  wonach  eine  bestimmte  Eigenschaft  als  die  Summe  der 
Eigenschaften  des  Lösungsmittels,  des  positiven  und  des  negativen  Jons  berechnet  werden 
kann.  Weitere  Erfolge  der  Dissociationstheorie  folgten  schnell  nach  einander.  Die  Verhält- 
nisse von  Mischungen  von  Elektrolyten  konnten  in  ihrer  grössten  Allgemeinheit  berechnet 
werden,  so  wurde  die  Leitfähigkeit  der  Mischungen,  die  Avidität,  d.  h.  das  Vertheilungsver- 
hältniss  einer  Ba.sis  zwischen  zwei  Säuren,  und  der  erniedrigende  Einfluss  von  Neutralsalzcn 
auf  die  Stärke  schwacher  Basen  und  Säuren  in  bester  Uebereinstimmung  mit  der  Erfahrung 
berechnet  (Arrhenius).  Die  Reactionsgeschwindigkeit  bei  katalytischen  Processen  zufolge 
der  Anwesenheit  von  Säuren  oder  Basen  wurde  als  eine  Wirkung  der  anwesenden  Mengen  von 

jj.  resp.   oü-Jonen  quantitativ  berechnet  (Ostwald,  Arrhenius).  Eine  Theorie  der  Hydrodif- 

fusion  und  eine  andere  der  Concentrationsketten,  welche  später  auf  alle  galvanischen  Elemente 
ausgedehnt  wurde,  gab  Nernst.  Die  Neutralisationswärme  bei  nicht  völlig  dissociirten  Säuren 
und  Basen  wurde  aus  der  mechanischen  Wärmetheorie  und  der  Theorie  der  elektrolytischen 
Dissociation  berechnet.  Elektrolyte,  deren  Widerstand  mit  zunehmender  Temperatur  wächst 
—  ein  früher  als  unmöglich  erachteter  Fall  —  wurden  mit  Hülfe  der  Theorie  aufgefunden 
(Arrhenius).  Die  photochemische  Wirksamkeit  der  Silberbaloidsalze  wurde  als  Folge  deren 
erhöhter  Leitfähigkeit  bei  Beleuchtung  erwiesen,  und  die  Leitfähigkeit  der  Alkalisalzdämpfc  in 
der  Bun.senllamme  zeigte  sich  den  Gesetzen  der  elektrolytischen  Dissociation  folgend  (Arrhe- 
nius). Die  Fähigkeit  der  verschiedenen  Lösungsmittel,  die  Salze  in  verschieden  hohem  Grade 
zu  dissociircn.  wurde  als  in  Zusammenhang  mit  der  Grösse  der  Dielektricitätsconstante  der 
Lösungsmittel  stehend  erwiesen  (J.  J.  Thomson,  Nernst).  Die  Erscheinungen  der  elektro- 
lytischen Polaris.ition  wurden  mit  Hülfe  der  neuen  Anschauung  erklärt  (le  Blanc).  Die 
Energie '-Wandlung,  welche  bei  dem  Uebergang  eines  Metalls  in  den  Jonenzustand  stattfindet, 
wurde  berechnet  (Ostwald).  Die  Dissociation  des  Wassers  wurde  aus  seinem  Verhalten  bei 
hydrolytischen,  katalytischen  und  Neutralisatiousprocessen  berechnet  (Ostwald,  Arrhenius, 
Wys,    Bredig)    und    durch    direetc  Messung  bestätigt  (Kohlrausch  und  Hallwachs). 

Da  die  Theorie  der  elektrolytischen  Dissociation  auf  verdünnte  Salzlösungen  ihre  An- 
wendung findet,  und  sowohl  die  physiologischen  Flüssigkeiten  im  Körper  als  auch  sehr  viele 
Arzneimittel  nach  ihrer  Einführung  in  den  Körper  Salzlösungen  sind,  so  wird  voraus- 
sichtlich diese  Theorie  eine  grosse  Verwendbarkeit  auf  dem  Gebiete  der  physiologischen  Chemie 
erhalten.  So  z.  B.  erklärt  sich  in  dieser  Weise  die  Erfahning,  dass  die  physiologische  Wirkung 
eines  Salzes  von  einer  Alkalo'i'dbasc  in  den  meisten  Fällen  unabhängig  ist  von  dem  anwesenden 
Säureradical,  wenn  nur  aequivalente  Mengen  benutzt  werden,  v.  Than  hat  die  Theorie  auf 
die  physiologisch-chemische  Wirksamkeit  der  Mineralwässer  angewendet.  Untersuchungen  über 
Blut,  Harn  und  die  Flü.ssigkeitcn  des  Mageninhalts  von  dem  neuen  theoretischen  Standpunkt 
sind  von  mehreren  Verfiissern  ausgeführt  (Hodin,  Hoffmann,  Köppn,  ."^jörivist.  Tani- 
mann  u.   A.)  und  h.ihcn  zu  wichtigen  llcsult.itcn  geführt. 

ARBHENIUS. 


MnürhiMMiK 


—     46 


Distomum] 


I 


►IstlclilasiB  bcflcutrt  zwei  Kcilipii  vou  Cilieu.  Sie  finden  bicli  sowohl  aii^bAl'iü.  wii-  auch  er- 
worbeti.  Am  liauligstcii  sehuu  wir  sie  bei  .iltem  Trachom,  gewöhnlich  in  Verbindung  mit 
Kntrupion.  dann  iiach  ekzemati'sen  Rnt/.üudungen  der  I-ider,  naoli  Blephiiritis  exalcerani. 
AflUuugcn  und  nach  Diphtherie.  Die  oft  derartig  abweichende  Richtung,  dass  die  Cilie  mit 
ihrer  Spitze  die  Vorderfläche  des  Auges  reibt,  und  insbesondere  zu  Epithelverlusten,  Gc- 
»chwürsbildung  und  zur  pnnnöseL  Hornhiutfrübung  führt,  erfordert  ein  operatives  Vorgehen. 
Einzelne  Wimpern  werden  mit  der  Pincetie  herausgezogen,  kommen  aber  dann  wieder,  sodass 
der  Patient  immerwährend  Beschwerden  hat.  Desh.ilb  ist  es  besser,  die  Haare  durch  lialvaoo- 
k.iutitik  oder  durch  Klektrolyse  zu  zerstören.  Die  dabei  am  negativen  Pole  angebrachte  Ksdel 
wird  in  den  Haarhalg  gestossen  und  nun  der  Strom  geschlossen.  Durch  die  Verwendung  von 
.')  M.-Ampi're  Stromstärke  während  ca.  ''■,  Minute  ist  man  meistens  im  Stande,  die  Cilie 
dauernd  zu  vernichten.  Wegen  der  .Schmerzhaftigkeit  ist  eine  locale  Cocain-  oder  eine  allge- 
meine Anaesthesie  erforderlich.  Liegt  gleichzeitig  Entropion  vor.  so  wird  dieses  operirt.  wo- 
durch ja  auch  die  Cilien  eine  normale  Stellung  hekommen.  Die  Keratitis  wird  unter  Berüek- 
sichtigiiog  des  actiologischen  Momentes  —  bei  eiternder  Kornerkrankheit  z.  B.  1  mal  täglich 
eine  Touchirung  mit  I  proc.  Hölleusteinlösung  —  mit  Atropio.  Cocain  und  warmen  UraschlägcD 
bekämpft  und  heilt  gewöhnlich  in  kürzester  Zeit. 

SILEX. 


"lliiitomoni  Kud.  (Distouia).  Zwittrige  digenc  Trematoden  mit  Mundsaugnapf  und  iu  der 
Mittellinie  gelegenem  Baiiclisaugtiapf.     Die  Tbiere  mtiohcu  einen  tieneratiouswcchsel  durch. 

Distomum  spathulatum  Lcuk.  (D.  sineiise  ('ohb.,  D.  endemieum  Balz,  D.  innocuum  Bäl«, 
D.  j.iponic.um  Blanc.h).  Dem  D.  lanceol.alurn  ähnüi'li.  l.'i  mm  lang  und  4  mm  breit.  Eier 
0,028—0,03  mm  lang.  Der  Wurm  ist  in  Chiiin  und  .Japan  heimiscli.  Er  wurde  jedoch  auch 
einige  Male  in  Caicutl.i,  Mauritius  und  England  beobachtet  und  zwar  an  Chinesen.  Er  ver- 
ursacht   schwere  lieberleiden  und    soll  auch    in  Japan    bei    der    Kake    gefunden  worden   sein. 

Distomum  ophthalmobiuni  Diesing  (Distoma  oculi  liumani  Ammon.).  .Tugendlicbes 
Distomum,  lancettförmig,  mit  grossen  Snugnäpfen,  (.ieschlechtscirgano  noch  nicht  ausgebildet 
I/änge  '/j — '/2  Linie.  Die  Thicre  Stissen  zwischen  Linse  und  Linseuknorpel  eines  5  Monate 
alten  blind  geborenen  Kindes.     Vielleicht  waren  es  nur  junge  Können  von  D.  hepaticum. 

Distomum  pulmonale  Balz  (D.  Ringeri  Cobb.,  D.  W'estermanni  Kerb;.  Dieser  plumpe 
Wurm  ist  dick,  8 — 10  mm  lang  und  4— (!  mm  breit  und  von  bräunlich  rother  Farbe.  IMc 
."^augnapfe  sind  klein,  der  vordere  fast  bauchständig,  der  hintere  etwas  vor  der  Körporjuitte. 
Die  Cuticuta  ist  mit  breiten  schuppenartigen  Stacheln    besetzt.     Der  Schlund    ist   sehr    kun. 

Iliesehlechtsi/ffnung  hinter  dem  Bauchnapfe  links  neben  der  Mittellinie.  Vom  Porus  excretorins 
geht  ein  weiter  sinusartiger  Rückenstamm  aus,  di-r  nach  den  Seiten  zahlreiche  Aeste  entsendet. 
Die  Dottersäckc  sind  mächtig  cnl-wickeU.  Die  Würmer  leben  in  den  Lungen  des  Meuscben 
und  des  Königstigers  in  .fapan,  China  und  Korea.  Die  0,08—0,1  mm  langen  und  0.05  mm 
breiten  Eier  gelangen  mit  dem  .\nsw\irf  in's  Freie. 
Distomum  <'rassum  Busk.  (D.  Buskii  Lankest.  =  Rathonisi  Poir).  Bis  8,5  cm  lange 
und  "2  cm  breite  ovale  Würmer  mit  wenig  abgesetztem  Vorderkörper.  Die  Entfernung  zwischen  den 
Saugnäpfen  ist  sehr  klein.  Der  Schlund  ist  sehr  kurz.  Die  (iesehlechfsöffnung  ist  ctw.is  nach 
links  gerichtet.  Die  ILniit  ist  gUtt  ohne  Stncbelii  oder  Schuppen.  Der  Parasit  fand  sich  im 
Duodenum,  in  der  Gallenblase  und  (iallengängen  und  wurde  einige  Male  per  os  et  anum  ent- 

■    leert.    Die  Heimath  ist  w.ihrscheinlich  Ostindien  und  China.     Entwickelung  unbekannt, 
Distomum  conjunctum  Cobb.     12  mra  lang,  2.b  mm  breit,  mit  Inneettf^irmigem,   nach 
vorn  allmählich  verjüngtem  Körper,  der  hinten  etwas  zugespitzt  ist.  Die  Cuticula  besitzt  Spitzen 
oder  Härchen.     Der  Bauchsaugnapf  ist  etwas  kleiner  als    der  Muudsaugnapf    und    sitzt    dicht 

(hinter  der  (iesehlechfsöffnung.  Der  Parasit  lebt  in  der  Leber  des  amerikanischen  Fuch.ses  und 
der  indischeu  Strassenhundc.  Beim  Menschen  wurde  er  bisher  nur  iu  Indien  und  zwar  in  den 
iallengängen  der  Leber  gefunden.  Entwickelung  unbekannt. 
Distomum  haematobium  Bilh.  siehe  Bilharzia  haomatobi.i. 
Di.stomum  hepaticum  L..  Leberegel.  Bis  40  mm  langer  und  12  min  breiter,  blatl- 
förmiger  Tremalod.  dem  vorn  ein  kegelTürmiger  Theil  aufgesetzt  ist.  Die  Saiignripfe  sind  klein 
und  stehen  nahe  bei  einander,  zwischen  beiden  liegt  die  Geschlechtsöffiiung.  Dii'  Haut  ist  mit 
sehr  kleinen  schiippenförmigen  Stacheln  besetzt.  Die  Thierc  leben  in  den  (iallengängen  der 
Lrber  verschiedener  Säugcthicre  (Rind.  Schaf,  Schwein  ctc.V  Beim  Rind  und  Schaf  ist  Disto- 
mum hepaticum  ein  fast  regelmässiger  Befund.  Bei  massenhafter  Kinw.indenind  erzeugt  der 
Parasit  die  Leberegelseucho.  Ausser  in  der  Leber  findet  man  verirrtcs  Distomum  hepaticum 
in  den  Lungen,  iu  der  Milz  und  in  anderen  Organen.  Distomum  hepaticum  ist  auch  beim 
Menschen  in  der  Leber  und  in  anderen  Organen  gefunden  worden.  Die  ovalen.  0.14  mm 
langen  und  bis  0.09  mm  breiten,  gedeckelten  Eier  gelangen  durch  dcu  Darm  ins  Wasser.  Aas 
ihnen  schlüpft  eine  Lar\e  hervor,  die  in  eine  Wassersehnecke  (Limiiaea  minuta)  eindringt,  ihr 
Witnperkleid  verliert  und  zu  einer  Sporocyste  auswächst,  fn  ihr  bilden  sich  einige  Redien 
und  iu  letzteren  entstehen  ca.  20  Cercarien,  das  lieis.st  dem  Mutterthier  ähnliche,  aber  gesehwäiizlf 
Trematoden.  Diese  verlassen  die  Schnecke,  kapseln  sich  in  W'as.serpllanz''n  etc.  ejn.  verli.i  i, 
den  .Schwanz  und  gelangen  wahrscheinlich  vermittelst  der  Pflanzen  in  die  Leber  des  Wirtlu-. 
thicres,  wo  sie  zum  geschlcchtsrcifcDThicr  auswachsen.  D.  hepaticum  ist  wohrscbeinUehKosmopolJ 


[Uistomum  —    47    —  Ditoiirylsäiire] 

Distomum  hcteropliyos  v.  Siebold.  Der  sehr  kleine  Wurm  hat  einen  lüuglicb  oralen, 
vom  zugespitzten  und  hinten  verbreiterten  Körper,  Länge  bis  1,5  und  Breite  0,7  mm.  Der 
Bauchsaugoapf  ist  sehr  gross  \iDd  liegt  ziemlieh  in  der  Körpermitte.  Die  Gesehlechtsöffnung 
liegt  hinter  dem  Bauchsnugnapf  und  ist  mit  einem  durch  (/hitiostäbe  versehenen  Wall  um- 
geben. Nur  die  vordere  Körperhälftc  ist  mit  Stacheln  besetzt.  Die  Eier  sind  0,026  mm  lang 
und  0,015  mm  breit.  Der  Parasit  wurde  bisher  nur  einige  Male  im  Darm  von  egyptischcn 
Knaben,  aber  immer  in  zahlreichen  Exemplaren  gefunden. 

Distomum  lanceolatum  Mehlis.  Dünner,  lanzettförmiger,  vorn  stärker  zugespitzter 
Wurm  von  8 — 10  mm  Körperlänge  und  2,5  mm  Breite.  Saugnäpfc  um  ein  Fünftel  der  Körper- 
länge aus  einander  stehend.  Die  Excretionscanälc  vereinigen  sich  hinten  zu  einem  gemein- 
samen Stamm.  Die  Gesehlechtsöffnung  liegt  zwischen  den  beiden  Saugnäpfen.  Cuticula  glatt. 
Kommt  ebenso  häufig  wie  D.  hep.  und  bei  den.sciben  Thieren  vor.  Beim  Menschen  ist  er 
seltener  gefunden  worden.  Die  Entwickelung  verläuft  der  vom  D.  hep.  ähnlich,  nur  ist  die 
Larve  kugelig  und  entwickelt  sich  fast  schon  im  Uterus  vollständig.  Der  Zwischenwirth  ist 
wahrscheinlich  Flanorbis  marginattis.     Die  Eier  sind  0,04  mm  lang  und  0,03  mm  breit. 

STADELKANN. 

Pistyrol,  C„Hu  ~  (r,H^  entstellt  als  ciu  in  Tafeln  vuni  Selunp.  Ilti"  krysUllUii-cnilcr  KDrpvr  bei  der  Destillation 
von  ziiDint^Hurem  Calcium  utier  auch  von  Zimintsünre  für  .-«ich  oder  auch  heim  l.Vberleitcn  von  Plienyldibrumaethau 
C.,U-, '  C.HgBrg  Über  |;Ilihenden  Kalk  (Kadsiiüiewskil.  Ein  HBssices  I>i»tjrol  entstebt  auH  Zimmtflnre  beim  Er- 
liiizeu  liiit  SalisKure  auf  I.V)— '.'40"  oder  beim  Kuelieu  mit  SOproc.  Scliwefelsilure.  Ek  siedet  bei  310 -311'0.  hat 
ilas  spec.  <>ew.  I.U'i?  bei  0"  und  l.01)>  bei  15°.  Friscli  ilestillirt  flnoreseirt  es  blau,  verliert  aber  diese  Eiftenschaft 
bei  Innrerem  Stehen  vollständig.  Es  {.-.t  optiseb  Inaetiv.  Bei  mehrstnndigem  Kochen  zerfItUt  o«  in  Stfrol,  Toluol 
und  Cumol.    Es  nimmt  direct  2  Atome  Brum  auf.    Bei  der  Oxydation  liefert  es  nur  Beniofisinre. 

SPIEGEL. 

Dita-Binde,  Cortex  Ditac,  Cortex  Alstoniae,  Corte\  Tabernaeraontana.  stammt  von 
Alstoiiia  scbolaris  R.  Br.  Die  helle  Binde  zeigt  eine  Dicke  von  etwa  0,6  cm  und  trägt 
aussen  schwammigen  Kork.  Das  Innere  der  Kinde  besitzt  körniges  Gefüge.  Man  hat  aus  der 
Kinde  3  .Mkaloide:  Ditamin,  Kchiteniii  und  Dita'iu  (Echitamiu).  sowie  Eehikautschin,  Echi- 
cerin.  Kchitin,  EchiteVn  und  Ecliiretin  isolirt. 

Dita  gilt  in  ihrer  Heimath  als  brauchbares  Stomachicuni,  Vennifugum  und  Antipyreticum, 
kann  jedoch  nicht  entfernt  mit  der  Chinarinde  rivalisircn.  Das  DitaVn  zeigt  Einwirkung  auf 
das  Centralmark.  Injectiou  von  5  mg  bewirkt  Erlöschen  der  Reflexe  und  Muskellähmung: 
elektrische  Reizung  vom  Mark  aus  bleibt  negativ,  dagegen  reagireu  die  Muskeln  bei  localer 
Reizung.    Diese  curareähn liehe  Wirkung  (Harnack)  ist  bei  etwaigem  Gebrauch  zu  beachten. 

JArOBSON". 

l)itamiu.  CiyHiüNO.-!,  wird  der  aetheriscben  L>'(<ung  durch  verdünnte  EssigsUure  entzogen,  .imorphen  Pulver 
vom  Sclimp.  75".  das  sich  leicht  in  .Ukohol,  Aether,  Chloroform  und  Benzol  Inst.  Aus  der  Lnsung  in  Säuren  wirtl 
es  durch  Ammoniak  geftllt. 

Echitamin  (DitalnJ,  IqÜ^iNjO^  -|-  4HtU.  wird  nach  Entfernung  de»  Ditamins  der  mit  festem  Aetzkali  «er- 
setzten I.flsung  durch  Chloroform  entzogen.  Es  bildet  dicke,  glastflunzemle  Prismen,  die  im  Exsiccutor  1  ILO.  bei 
rtO"  weitere  2  HolecDle  H.A>  verlieren:  bei  105"  geht  alle>  Kryst^tllwasser  fort.,  die  Substanz  reagii-t  dann  nicht 
mehr  alkalisch,  liefert  aber  beim  LAsen  iti  Salzsäure  dasselbe  Salz  wie  die  wasserhaltige  Base.  Es  ist  ziemlich  leicht 
löslich  in  Wasser,  nuch  leichter  in  Alkohol,  äusserst  wenig  in  Benzol.  g:ir  nicht  in  LigroYn:  frisch  gefitllt,  Ittst  es 
sich  auch  in  Ohlorofonn  und  .\etber.  Es  ist  linksdrehend,  schmeckt  sehr  bitter  und  reagirt  stark  alkalisch :  Kupfer- 
und  Bleioxyd  füllt  es  ans  ihren  salzen,  vermag  sogar  au>  t,iil<irnatrium  Natron  fn'i  zu  mai:hen  und  wird  selbst 
ilureh  .\uimoniak  nicht  gefnllt.  In  alkoholischer  und  aetherischer  Lösung  ahsorbirt  <>s  leicht  Kohlensaure.  Mit 
Vitriol  filrbt  es  sich  intensiv  ]iurpurroth:  beim  Kochen  mit  conoentrirter  Salzsäure  zersetzt  es  sich  unter  Bildung 
eines  .VIkaloTds.  das  Feh ting 'sehe  Losung  stark  reiiuuirt.    l>ie  Salze  krybtallisiren  meist  gut. 

Wird  die  Rinde  mit  Ligroin  au.sgezogen,  dieses  abdestillirt  und  der  Kllükstnnd  mit  absolutem  Alkohol  erschtipft, 
so  bleibt  Eehikautschin  zurück ;  Echiceriu  und  Eehitin  krystalliri^n  gemeinsam  beim  Erkalten  der  alkoholischen 
Ltisung.  durch  wenig  LigroYn  wird  dem  Gemisch  vorwiegend  ersteres  entzogen :  aus  der  alkoholischen  Mutterlauge 
wenlen  dann  EchiteYn  und  zuletzt,  beim  Verdampfen,  Echiretin  erhalten. 

Echiceriu,  C^-Il^,'»,.  bildet  kleine  Nadeln  vom  Schmp.  I.i7°.  ist  iiusserst  leicht  löslich  in  Aether.  LigroYn.  Chloro- 
form, Benzol,  in  Alkohol  von  CO  pCt.  liei  l.'i"  etwa  1  :  MUl  Es  i.st  rechtodrehend.  Wedi.'r  alkoholisches.  n>ich 
schmelzendes  K:ili  greift  es  an,  Bi-om  wirkt  substitnirend.  Natrium,  in  die  warme  LigroYnldsung  eingetragen,  wan- 
ilelt  es  in  Echicerinsllure  ('...»H^iO^  um.  Ein  Harz  von  ganz  gh-ichur  Zusammensetzung  und  denselben  Eigenschaften 
wurde  von  Ileintz  in  dem  .Milchsaft  von  Oalactodendron  amcricanuin  Kth.  und  von  Tabernaemontu  utilis  gefunden. 

Eehikautschin  (V,ll|>0-,>  bildet  eine  bernsteingelbe,  zllhe  M.asse.  die  unter  0"  >prnde  winl  und  höchstens  spuren- 
weise Ittslieb  ist. 

Echiivtin,  C:,',H..i^t>2.  amorphe  Masae  vom  Schm]i.  .~)2".  in  den  meisten  Lösungsmitteln  leicht  löslich,  reclits- 
drehend.     llciutz  fand  in  der  Milch  von  Oalactodendron  anieiicauuni  auch  ein  mit  diesem  übtM'einstimniendes  Harz. 

EchiteYu,  t;4»U7„0.j.  bildet  Natb  In  oder  Prismen  vom  Schmp.  I'.>5".  sehr  leicht  löslich  in  Aether  und  lUiloroform. 
..chwerer  in  LigroYn  uml  Aceton;  e.-  In-t  -ich  ln'i  l.'i"  in  '.«Ml  Th.  Alkohol  von  w>  pCt.  Kerlitsdrehi'ud.  Winl  vtm 
schnielzen.lem  Kali  kaum  angegrifl'en. 

Eehitin.  Cf£}l.-_.1\..  ItlUttcIleii  vtinl  .Sflimp.  ITIl".  sehr  leicht  I/>s|icli  in  Chloroform  und  heissem  Alkohol,  viel 
weniger  in  Aether.  .Vcetoii  und  Ltgroin.  In  .Mk'diol  *on  Wl  p(*t.  bei  15"'  im  VorlHiltniss  von  1  :  I4:M».  Es  ist  reihts- 
dreliend.  wird  von  schmelzendem  Kali  kiiiiin  iinjregrilfeii.  dtiicli  Brom  in  ein  Mitno)iroinpro<liH't  verwandelt. 

SPIEGEL. 

UltartrylSiinre,  Tartrals»ure.  I',1I„,U,,.  ist  <in  Anlodil.:  il.r  Weni-^iuK'.  au-  2  M.dicUlen  dersellien  durch 
Austritt  von  1  Molccfil  Wasser  gebildet  JCjll.i»,.  -    C,ll,,.0,,  -f  ILO.  die  durch  Erhitzen  v..u  Metawiinsäure  mit  Tar- 

trelsluie  auf  liHI  -170»  entsteht.    Entsprechend   '''•r  t>'"-'i'"ii""  <'''oII .  J  Ij'ojjj  i  [™l',n', '  JvoII    '^'     "'"    '''"" 
aweibuisehe  SUurc.    Sic   i«t  amorph  und  äusserst  yi'illi'v-lich.    l«-l;ch    in  Alkoh").    nicht  aber    in  A'-llier.     In  1!. - 

rührnng  mit  Wa.ucr  geht  »i»  in  Weinsäure  llber.     Hie  s.il/.f.  dii-  nun  nneh  ilnich  Zn-ain nscbraelzen  von  Tartniten 

mit  Tartrelslure  »rhällan kun,  (lad  «Boriili,  meist  haizi:;:  'Innh  p:iliit/.en  :iiir  l.'n     liui"  n.hen  .ie    in  ...iure  meta- 
weinsaure.  durch  Erhitwa  alt  Wamer  In  s»nr<>  weinsaiiri'  SaUe  iil'<'i. 

>|-lKliKL. 


[Ditt(>r!ib«rh 


—     48 


HurfH« 


Oltlcrsbach,  li..rr  in  Rdhmfn.  33»  ni  hooll.  Romrocifn>eli'*  mit  em(>r  Anat»ll  für  wirm»  nini  Firhl«niik4«lha4l*r. 

W. 

Oiiirrtica.  Als  I>iurctica  tjPZficliiH'l  man  iii('i(Miij2;oii  Mittel.  \v<'l('li('  <'hv  Stcigrniiig  fl« 
H;inisori'ftioii  licrNornifi'ii.  |)ic  Fm^'i-  der  (liiiri'tisfhcii  \Virkun,t;swi'isi'  rliosor  Suk* 
i:t:ui7.iMi  liAnfit  iiiiniitt('lli:ir  mit  dein  Vnrs»n^('  der  iiorin;il'-iv  ll.irnalisonderuny  »U- 
s.-itnnion.  Letztert-  liiiiigt  jih  1)  von  ilw  HmIh'  ili's  artcnclk'ii  Ih'ui'kfs,  2)  von  d«r 
.Menge  des  die  Niere  in  der  Zeit<Miiheit  durchstriiniendeii  IJlutes,  3)  von  dum  Reii- 
znstande  und  gcwissgii  liCbctisfunctionen  der  Zellen  des  Nir>renepithels  und  4)  eutUich 
von  gewisstMi,  centi'.il  bedingten,  nervösen  Krreijnngszustiinden. 

Ks  hat  sich  heniusirestellt,  dass  die  Hani:jl>sondernn;r  tun  .-^o  reirhlielier  sialt- 
findet,  je  reichlielier  unt<T  s<iii.sf  jrjeichen  Veihältnissi>n  Blut  diirrli  die  Nieren  strömt; 
die  Höhe  des  .-\nrtendniekes  liezw.  die  Triebkraft  des  Herzens,  duroh  wrlcbeo 
ei-sterer  vor  Allem  bestimmt  wird,  ist  somit  für  lias  Kintreten  der  Diuresc  von  be- 
."«onderer  IJedeiihin;:.  <la  meistens,  je  höher  der  Klutdruck  ist,  desto  geschwinder  und 
desto  reichlicher  das  Blut  in  de?i  Nieren  strömt.  Es  können  daher  nnter  Uinstfintlea 
diejenigen  .Mittel,  welche  eine  Steigerung  des  arteriellen  Dmckes  bewirke»,  »-ine  vcr 
mehrte  Diure.se  zum  Effect  haben.  Solche  ,.Herzdiuretica'',  wie  man  sie  wolil  nennl, 
sind  vor  Allem  die  [Wgitali?,  ferner  Stniphanthus,  ScilLa  etc.  Diese  .Mittel  zeiget)  je- 
docli  im  Wesentlichen  nur  in  (»athologischen  Zuständen  eine  diureti.sche  Wirlcmig, 
in  denen  der  Blutdruck  abnonu  eniieilrigt  ist.  iVnn  in  der  Norm  erreicht  die  Hflhe 
de,s  Aortendruckes  meist  das  Üjitiintini  für  die  Harnsecretion  oder  kommt  iliin  wenig- 
stens sehr  nahe.  Die  Verminderung  der  Harnsecretion  nach  Digitalis  oder  ähn- 
lichen Stoffen  beim  gesmulen  Menschen  wähn-nd  oder  trotz  der  best<?henden  Blut- 
ilrncksteigerutig  erkliirt  si<'h  aus  einem  Kram|)fe  der  Niereiiarterien,  welchen  rilr' 
higitalis  erzeugt.  Hadiircb  wird  der  Zufluss  \on  Hlut  und  von  Material  für  die  Hani- 
swretion  vermindert,  (ibw<dd  die  Strömung  im  Gesanuntijner.schnitt  des  Aorten- 
systems zugenommen  hat. 

hie  Höhe  des  diuretischen  Kffectos  irgend  einer  Sub.stanz  hängt  aber  weiterhin 
noch  ab  von  rfem  \Va.ssergehiilt  des  Organismus,  sowie  von  der  Anwcsenhoii  eini{(er 
harntreibender  Stoffe,  der  sog.  „harnfähigeu  Substanzen"  ini  Blute.  Ih'e  Ai*- 
Wesenheit  einer  gewi.ssen  .Menge  von  Fhiriistoff  utul  Salzen  im  Blute  ist  eine  wesent- 
liche Bedingung  für  die  Harusecretion.  Ks  kann  eine  Vermehrung  der  Haniabsonde- 
nnig  ohne  Hliitdrucksteigenmg  in  den  NiereiK'a]^Hllari'n  vorkommen,  wenn  da«  Blut 
eiru"  Bereicherung  an  Harn-stoff  und  Salzen  erf.ährt  ujni  iimgekebit.  Man  kann  alüO 
eine  Vennehnmg  der  hiurese  erzielen,  wenn  man  derartige  Stoffe  in  den  Organismus 
i'inführt.  Zu  solchen  hanil'ähigen  Substanzen  gehört  vor  .\lb;m  der  Hanistoff  selbst, 
femer  die  sog.  salinischen  jiiuretic.a,  besonders  die  (larbotiate  und  Bicarbonatc 
des  K.ilium  und  Natrium,  ferner  die  Litbiumsalze  und  einige  |iflanzei).saiire  Sähe, 
weiterhin  der  Zueker.  die  der  Harnsäure  nahe  stehemli'n  Körfn-r  der  Xanthingruppe 
u.  a.  An  eine  <lirecte  örtliche  Bi'izimg  di'r  secernirr'ndi'u  Niereneleniente  mos 
man  auch  bei  der  ilinretischen  Wirkung  einzelner  scharfer  Stoffe  und  .letherischer 
Otde,  wie  des  Terpinhyilrats,  der  Gewürze,  des  Pilokaqvins  und  einer  Anzahl  Pflanzcn- 
drogeu  denken. 

Die  direct  die  Nierenthätigkeit  beeinf1us.sendpri  Diuretica  kfinnen  also  in  ver- 
schiedener Weise  wirken:  entweder  sie  steigern  liie  Filtrationsthfitigkoit  im  Glo- 
inenilus,  oder  sie  schwachen  die  resorbiicirde  Kraft  der  K])itbi'lien  der  gewundenen 
ranfilchen,  oder  sie  thnn  Beides  zu  gleicher  Zeit.  IHe  Diiirese  nach  Körjvern  der 
zweiten  (iruppe.  zu  welrtien  die  .Xbkönunlinge  des  Xanthins:  Koffe'in  unil  'rbeoliromiii 
gehören,  kann  daher  nur  d.inn  ausgielijg  zu  St.'uide  kommen,  wenn  es  dem  Orga- 
nismus nicht  an  ..hariifiiliigen  Substanzi'u"  m.'Uigelt.  Ib'i"  Ibiirese  nach  Salzen  hin- 
gegen, die  auf  die  zuei-st  angegi>bene  Weise  wirken,  konnut  aui-h  dann  zum  Vor- 
schein, wenn  die  erwilhnten  Stoffe  versagt  haben,  weil  durch  si(>  im  lllute  und  iu 
den  anderen  (Jewcben  die  erforderlichen  nedingnngen  fnv  Osmose  nnd  Filtration  im 
lilonierulus  geschaffen  werden,  hie  dritte  Grnppe  endlich  steht  in  ib'r  .Mitte  zwischen 
diesen  beiden,  ihr  Hauptrepraesenlanf  ist  der  Harnstivff.  ,,Er  steigert  im  Wesent- 
lichen di-n  osmotischen,  resp.  FiltrationscoefHcienti'u  im  Olonieruliis.  ist  ■,\h^>r  auch 
im  Stjinde.  bei  gcwi.sser  ('oneentration  dii'  resoibin'iidi'  l'imclion  der  Kj)itl)eUeii  der 
Tid)nli  conlorli  zu   verringern"  (v.  Soliieranski). 

Endlich  i.st  noch  zu  erw.'dmen,  d.ass  es  gewisse  icntrale  nervöse  Einflösse  giehj, 
widche  auf  ilie  Harnsw.retion  wirken.    Hierher  gehört  die  Polyurie,  wie  sie  mit  o<|pr 


[DiuKtica  _    40    -  Diuretioa] 

olin«'  Zuckcrf^chalt  des  Harns  bei  der  Bernard  "sehen  Pi(|urc  sich  einstellt,  wie  wir 
sie.  oft  ganz  plAtzlich,  bei  Gchirnleiden,  Migraincanlüllen,  (ieniiithsaffecten  etc.  aul- 
Ireteu  sehen.  IMeser  nervöse,  central  einsetzende  Kiufluss  liann  ein  ilirecUu-,  secre- 
tori.scher  sein,  oder  aber  er  wird  durch  den  osniotischtMi  Apparat  der  Niere  ver- 
mittelt, indem  durch  plötzliche  (üefässdilatation  und  <ladiirch  bedingte  Krweiterung 
der  Niereustronibahnen  die  in  der  Zeiteinheit  die  Niere  durchströmende  Blutmenge 
vermehrt  wird.  Die  Harnzunahuie  tritt  demnach  hier  auch  bei  sinkendem  Blutdruck 
<?in.  So  wirken  ofTenbar  Chloralhydrat,  Paraldehyd  und  anden!  zur  (iruppe  des 
Alkohols  gehörige  Substanzen  auf  die  Harusecretion  mancher  Versuchsthiere.  Auch 
<iie  in  ihrem  physiologischen  Mechanismus  noch  sehr  wenig  nufgeklürto  Diuresc  nach 
Kalomel  u.  a.  fjtiecksilberpraeparaten  scheint  auf  einer  derartigen  Beeinflus.sung  der 
Nierencirculation  zu  beruhen. 

In  allen  Fällen  entsteht  durch  den  Eintritt  der  Diurese  eine  Eindickung  des 
Blutes.  Das  an  Wiisser  verarmte  Blut  sucht  sich  nun  wieder  auf  seinen  normalen 
Wassenrehalt  zu  bringen  mid  saugt  aus  den  Geweben  Wasser  i^in.  Auf  diese  Weise 
entsteht  ein  Flüssigkeitsstrom  aus  den  (.Toweben  in  das  Blut  und  von  dort  wieder  in 
den  Harn.  Daher  finden  auch  die  Diuretica  in  erster  Linie  ihre  therapeutische 
Verwendung  zur  Entwässerung  des  Organisnuis  bei  hydropischen  Zuständen,  gleich- 
gültig ob  sie  durch  Herz-,  Lungen-  oder  Nierenerknmkung  bedingt  sind.  Hier  kami 
man  die  Diurese  einerseits  durch  die  ,,nerzdiiiretica"  oder  auch  durch  direct  auf  die 
Nieivnsecretion  wirkende  Mittel  herbeiführen,  je  nachdem  eine  Steigenmg  des  Blut- 
drucks oder  eine  gesteigerte  Thätigkeit  der  secemirenden  Niereneleniente  angezeigt 
ist.  Verwendet  man  salinisclie  Diuretica,  so  kann  man  sie  in  solchen  Fallen,  wo  es 
sich  um  eine  Entwässermig  des  Organismas  handelt,  mit  verhältnissniässig  geringen 
Flüssigkeitsniengen  einführen.  .\ber  nicht  bloss  die  Ausscheidung  des  Wa,ssers 
wird  durch  die  Diurc!.s««  gesteigert,  sondern  auch  die  der  Salze  und  des  Harnstoffs, 
.ledoch  nimmt  die  Menge  des  Wassers  in  stärkerem  Maasse  zu.  als  die  der  fest<;n 
Bestandtheile.  Man  wendet  daher  die  Diurese  auch  an,  um  eine  .\nhäufinig  stick- 
stoffhaltiger Stoffwechseljjroducte  im  Organismus  zu  verhindern,  so  bei  (ücht  und 
Lithiasis.  Bei  diesen  Leiden  können  sie  in  doppeltem  Weise  nützlich  wirken,  imiem 
sie  theils  durch  die  vermehrte  Was.sernienge  des  Harns  die  Urate  lösen,  theils  auch 
ein  specifisches  Lösungsvermögen  auf  dieselben  zeigten.  Auch  andere  im  Organisnms 
angehäufte  oder  abgelagerte  Stoffe  können,  soweit  sie  im  Wasser  löslich  sind,  durch 
Diuretica  eliminirt  werden.  Vielleicht  ist  hierdurch  ihr  unter  Umständen  sich  zeigen- 
der Nutzen  bei  chronischen  Metallvergiftnngen  zu  erklären.  In  allen  diesen  Phallen 
kann  man  auch  zweckmässig  die  diuretiscbe  Wirkung  verdünnter  Salzlösungen  in 
Form  der  Mineralwässer  benutzen.  Endlich  wendet  man  die  l.igenschaft  der  Diu- 
retica, den  Harn  diluirter  zu  machen,  auch  in  solchen  Fällen  an,  in  denen  es  sich 
dannii  handelt,  eine  stärkere  Durchspülung  der  Harnwege  zu  erreichen;  so  bei  ent- 
zündlichen, namentlich  blennorrhoischen  Zuständen  etc.  Hier  sind  gleichzeitig  gross».' 
Flüssigk(;itsniengen  als  (ieträuk  zuzuführen,  eventuell  solche  Stoffe  ;ils  Diuretic.i  zu 
Itevorzugen,  welche,  in  den  Harn  fibergehi>nd,  die  erkrankten  Partien  local  günstig 
beeinflus.sen,  z.  B.  Balsamum  Copaiv.ae  bei  (ionorrhoe. 

Die  Zahl  der  diuretisch  wirkenden  Substanzen  ist  daher  eine  migemein  gross(\ 
und  der  Arzt  hat  zuerat  bei  den  ganz  verschiedenen  Angriffspunkten  der  einzelmm 
Mittel  die  Möglichkeit  grösster  Auswahl.  Die  sog.  ,,Herzdiuretica",  die  nur  indirect 
durch  Verstärkung  der  Circulation  diureti.sch  wirken,  wie  die  Cardiotonica,  sollen 
hier  unerwähnt  bleiben. 

Zunächst  sind  einige  diuretisch  wirkende  Stoffe  zu  nennen,  welche  man  mehr 
diaetetisch,  als  therapeutisch  verwenilet.  So  kann  man  unter  Umständen  dinch  ein- 
fache Zufidir  von  Wasser  die  Diurese  fördern.  .ledoch  wii'd  für  gewöhnlich  nur  ein 
verhältnissniässig  kleiner  Tlieil  des  mehr  aufgenommenen  Wmssi.ts  durch  die  Nieren 
ausgeschieden,  und  der  hei  weitem  gröss<>re  durch  die  Lungen  und  die  Haut  abge- 
geben. Anch  die  .\ufnalinie  kohlensäurehaltigen  Wassers  i)flegt  meist  lun- 
denselben  Effect  zu  haben.  Besonders  wirkt  nach  vor:uisgegang(Mier.  längerer  Wasser- 
abstinenz (Durstperiode)  nur  die  Zufuhr  von  Salzwassi>r.  nicht  aber  von  de.stillirteni 
Was.ser  diureti.sch.  da  der  im  h^tzteren  Falle  lummehr  nu<  dem  Blute  in  die  Gewebe 
hinein  erfolgende  Flüssigkeitsstrom  eine  .Menge  harnläliigtr  Sulist.in/eu  dem  Blute 
entführt;  und  ebenso,  wie  Wasserentziehung,  biwirkt,  wie  oben  au.sein.inder  gesetzt. 
die  Verminderung  der  ham^igen  Substanzen    des  Biides    eine  .Mmnlinn-  (!■ -r  Harn- 

)).  LiobraieU,  bajUspMiU«.    U.  Band.  ^ 


IltiiirHii-n 


-      SO     - 


Dinretini 


nuRsclii'iilunfr.    1>  ist  iUihfv  klar,  d.iss  ilii'    Viil'nahiii«-  iMiiff  l)Ostininitcii  Mt-iigf  Wa«i 
um  sü  ohcr  und  uiu  so  mflir  diuri'tiMrh  wirkt,  wenn  es  in  l'cirm  einer  S:ilzl'>snnK 
nicht  als  if^incs  Wasser  jrereieht  wird.     liier  sind  auch  ilirer  Wirkiinsrsweis«'   iiacb 
jene  mehr    udt'r  wenif:er    Nalziialtigen    Mineralwässer    zu  nennen,    welch»'    zu  dt 
Zwecke    einer  VerstürkiuiK    dir  l>iiiresc    liei  Nierensteinen,    Neigung    zur  Harnsri< 
hiJdung  ct<'.  gereicht  werden. 

Ferner  ist  die  Milch  als  Pinreticuni  sehr  geschützt:  bei  ihr  beruht  die  diun^tlst; 
Wirkunj:  wohl  ausserdem  noch  auf  dem  tiehalt  an  Milchzucker,  der  v\it>  nnd« 
Zuckerarten  im  Hlute  ebenfalls  als  harnfähige  Substanz  direct   auf  die  Nieren  wirkt. 

Weiter  stellen  die  Salze  —  organische  und  anorganische  —  eine  gross«»  Anzahl 
von  I)iureticis,  von  denen  die  wichtigsten  hier  nur  kurz  aufgezählt  werden  Bollra: 
Kalium  aceticuni  und  citrirnm.  Natrium  .ifeticiim  und  cttricuni,  Lithium  citricum  — 
besser  als  Kitliium  carb()nic«ni  (Mendelxihn'  — .  Lithium  salicylicuin,  Atiintnniinn 
|)hos])honcuni.  Tartarus  horaxatus  -  besser  als  Tartarus  natronatus  i'Raphafh  — , 
Magnesium  btuu-cilricum,  Magnesiumchloriil,  llydrargynrni  chloratum.  Kino  specidschr 
Niereuwirkung  scheint  auch  dem  Alkohol,  bezw.  flen  alkoholischen  Geträuken  zu- 
zukouunen. 

Fernerhin  wirken  diuretisch:  drT  Harnstoff,  weli-luT  Irülu'r  schon  —  meist  al» 
Nitrat  —  zu  0,5  bis  4,0  angewendet  wurde  und  neuerdings  wieder  in  grösseren 
Dosen:  zu  15,0  bis  20,0  empfohlen  wird  (Klemperer),  Koffein,  Theobromin. 
Diuretin,  fenu-r  l'iperazin,  Lysidiu  und  Urotropin. 

Ausserdem  giebt  es  unter  den  Üiuroticis  eine  Menge  vegetabilischer  Mittel 
Kinige  derselben  miijren  widil  ihren  —  übrigens  meisteiitheils  erprobten  —  ijiun-- 
tiscben  Kffect  dem  (iehalte  an  tlieils  anorganischen,  tlieils  organischen  Alk»li.salzpn 
oder  ihrem  Zuekergehalte  verdanken,  so  z.  K.  die  an  Kaliimi-  und  Calciumnitwl 
reichen  ('itronen  und  die  Presssilfte  der  .lohaittiisbeeren,  Molirniben.  W'asKeriiioloneii 
u.  a.;  bei  anderen  wiederum  beruht  er  auf  di'r  Atiweseiilieil  reizender,  aetheriscbtr 
0(de  und  Teqjene.  So  erweisen  sich  z.  B.  das  Terjiinhydrat,  das  Wacliholderhti'n'pL 
das  Oel  der  .laborandibblttcr,  des  l'etersilieusameus,  der  Levisticawurzel,  der  Angp- 
likawurzel  u.  a.  als  stark  diuretisch  (Kaiihael).  Hierher  gehiiren  noch  der  Copaua- 
balsam,  die  ("ubeben,  das  Sandelholzöl  sowie  die  IViatta  orieiitalis.  Von  einer  )^o«8ni 
Anzahl  meist  volkstliümliclier  Mittel  ist  das  wirksame  l'rincip  bisher  nocli  nicht 
bekannt.    Es  seien  die  folgenden  aufgezählt,  die  meist  als  „Thee-'  in  Gebrauch   sinii: 


Aeoiiitutn  Lycoctoaum. 

Acorus  Calamus  (S:imcnau%u5). 

Actaen  spicata. 

Adoiiis  vernalis. 

Alcheiuilla  vulgaris. 

Allium  ursiuum. 

Anemone   patens. 

Apium    p'avcolciis    (Üecoct    der    Wurzel : 

^Sellcricwasser''). 
Arehaiigelica  oflieitialis  (Kadii'). 
Ariatolocbia  Cle.niatiti.s. 
Arteraisia  Absiuthiuni  und  .ibrotanum. 
Asaniru  caropacuni. 
Belula  alba    (Succus  Betulau  rcceiis 

^Birkenwasser"*). 
Callha  palustris, 
l'aimabis  sntiva  (Sameomilchi. 
Carex  arenaria. 

Citrus  inedica  (.Citroneokur"!). 
Cochlenria  .\rmoracia. 
Convullnria  majalis. 
Cucumis  sativa  (Samcuuiilcfa). 
Cucurbita  citrullus. 


Cucurbita  Hepo  und  maxima  (Samen). 

Cynoglossum  ofticinale. 

Daphtie  Mczereuia. 

Equisctum  arveiise. 

.luiiiperus  communis. 

Lappa  major  uud  touieutosa. 

Ijeduin  pahistre. 

Iicvistieum   olliciriale. 

Iiycopodiuai  clavatum. 

Onoois  .spiiiosa. 

Petroseliuum  sativutu. 

Phaseolus  vulgari.'i    und   nudtiHorus 

f.Boluieiibül.'ii'n"). 
T'lanlago  major  und  media. 
Rapbauus  sativus. 
Rubus  Cliamaemoru3  (AVurzel). 
Sambucus  nigra  (Rinde  und  Beeren). 
Solidago  virga  aurea. 
Spiraea  L'lmaria  (Flores). 
l'rtica  urens  und  dioccn  (Samen,  Wuricl),] 
Veratnim  album. 
Viola  tricolor. 

IflONKA. 


IHuretinuin:  Theobroiuiiiuru  Natrio-salicy licum:  Tbeohritniino-Natrium  f\ 
Natriii-salicylico,  r;li.N4t)2Na    CVH/JII  •  COllNa,  vim  firam  1S87  eingeführt, 
enthält  als  wirksamen  Uestaudtheil   <las  Theobroniin*,    zu  4.s  pCt.     Das  Thefiliroii 
lest    sich    mit  grosser  l.eiclitigkeit    in  Alkalien    unter  Bildung  von  .Mkalisaiznn    t 


[Diuretinvm  —    51     —  Dwenbach] 

Das  Thoobroinin-Natriiiin  vereinigt  siili  mit  Natriuinsalicylitt  zu  einem  l>oppelsaize, 
(lern  Diuretin. 

I>as  Diuretin  ist  ein  weisses,  amori)lieH,  liygroskojtisclies  Pulver,  schmeckt  salzif; 
alkalisch,  ist  geruchlos  und  in  gleichen  Theilen  Wasser  Kislich.  I>ie  Lösung  reagirt 
stark  alkalisch  und  wird  durclt  verdünnte  Säuren,  auch  schon  durch  die  Kohlen- 
säun;  der  Luft  unter  Absclundinig  von  Theobromin  zersetzt.  Die  Wirkung  des  Diure- 
tins  sduMut  im  Wesentlichen  in  einer  directon  Heeinflussung  der  Nierenepithelicn  zu 
bestehen  (v.  Schroeder,  Cohustein).  Das  Grösser-  und  Kräftigerwerden  des  Pulses 
nach  Diuretiugebraudi  bei  Hydropsicu  wird  wohl  nur  eine  in(iirect4'  Wirkung  sein 
und  so  zu  Stande  kommen,  dass  die  vermehrte  Diuresc  Störungen  in  der  Blutbahn 
beseitigt  und  dadurch  die  Herzarbeit  erleichtert  wird.  Auf  dieselbe  Weise  ist  wohl 
auch  die  von  Einigen  nachgewiesene,  geringe  Blutdnurksteigerung  zu  erklären,  die 
nach  Diuretindarreichuug  eintritt.  Ausserdem  soll  das  Diuretin  noch  <Mne  anregende 
Wirkung  auf  das  Nervensystem,  ähnlich  der  des  Koffein  ausüben. 

Man  darf  daher  überall  da  eine  günstige  Wirkung  von  seiiu-r  therapeutischen 
Anwendung  erwarten,  wo  es  gilt,  die  Diurese  anzulegen,  und  die  Nierenepithelien 
nicht  schon  so  weit  degenerirt  sind,  dass  nne  directe  Kinwirkung  auf  dieselben  über- 
haui)t  nicht  mehr  eintreten  kann.  Man  wendet  es  mit  gutem  Krfolge  bei  allen 
Arten  Ascites  an.  Bei  nicht  compensirten  Klappenfehlern  ist  in  frischen  Fällen,  wo 
die  Circulationsstörungen  noch  nicht  weit  vorgeschritt^^n  sind,  Digitalis  meist  rascher 
und  sicherer  wirkend.  Erst  nachdem  der  Organismus  auf  Digitalis  zu  reagiren  auf- 
gehört hat.  wenn  die  Veränderungen  weiter  vorgerückt  sind,  oder  wenn  der  Patient 
<lieselbe  nicht  verträgt,  dann  tritt  das  Diuretin  in  seine  Recht»!  und  ist  zuweilen 
von  glänzendem  Erfolge  gekrönt.  Auch  bei  Erkrankungen  des  Hei-zmuskels  kann  «'s 
unter  Umständen  recht  brauchbar  sein.  Im  Allgemeinen  scheint  es  bei  den  chro- 
nischen Erkrankungen  dies«^r  Art  sogar  noch  bessere  Resultate  zu  zeigen,  als  bei 
Klappenfehlem.  Auch  bei  allen  Arten  von  Nierenleiden  wendet  man  es  ähnlich,  wie 
Koffein  an.  Ucberhaupt  ist  Diuretin  in  allen  den  Fällen  statt  Koffein  zu  brauchen, 
in  denen  eine  mehr  oder  weniger  betleutende  Reizbarkeit  des  Nervensystems  besteht 
(Pawinski).  Auch  bei  Kindern,  jedoch  erst  nach  Ablauf  des  ersten  Lebensjahres, 
ist  das  Mittel  ohne  Nachtheil  mit  Erfolg  angewandt  worden  (Item nie).  Die  harn- 
treibende Wirkung  des  Diuretins  tritt  gewöhnlich  am  dritten  bis  vierten  Tage  des  Ge- 
brauches, zuweilen  .sogar  schon  am  zweiten  Tage  ein:  steigt  aber  die  Harnmcnge 
nach  (»  Tagen  noch  nicht,  so  ist  von  einer  weiteren  Darreichung  des  Mittels  Abstand 
zu  nehmen.  Man  soll  auch  nicht  zu  schnell  mit  der  Dosis  steigen,  da  unt<>r  Umständen 
in  l'olge  der  zu  raschen  Diurese  ("ollaps  eintreten  kann,  ähnlich  wie  nach  Punctionen. 
Eine  cunmlative  Wirkung  und  Gewöhnung  an  dius  Mittel  ist  nicht  beobachtet  wor- 
den.    Sehr  gut  hat  sich  die  ('oinbination  von  Diuretin  mit  Digitalis  bewährt. 

Die  seltenen  Nebenwirkungen  bestehen  in  Kopfschmerzen,  Uebelkeit,  die  langte 
anhalten  kann,  Appetitlosigkeit.  Erbn'chen,  Durchfall,  Ohrensausen  und  Schwindel- 
gcfühl.  Angstgefühl  und  Aufregungsziiständen.  Im  Magen  zerfällt  das  Diuretin  in 
stüne  Componentcn:  das  nieobroinin  wir«l  durch  den  Harn  und  die  F.aeces  ausge- 
.schieden. 

Als  einmalige  i>üsis  für  einen  Erwachsenen  giebt  man  etwa  1.0,  als  T;igesdosis 
für  einen  Erwachsenen  5,0  bis  7,0.  Für  Kinder  von  2  l)is  5  .Tahren  0,5  bis  1,5.  für 
ältere  Kinder  von  fi  bis  10  .TahnMi  1,5  bis  3,0.  Sauer  reagireiide  ( 'oiTigentien  sind 
zu  vermeiden. 


DlTdBy  Sooliud  int  l*t'>pt.  i'alvadu»  üid  Caiial  La  Manche. 


KIONKA. 


W. 


DiTlCin;  t-iuHjuNaiOi,,,  hilji-l  sicli  lieiiu  Koch«n  \<>n  Viciii'  mit  vvrdQniitcr  KalilauK''  wler  ScliirpfeliiSiirc.  E.<  hiHrl 
flaelir*  Pri.^mcn.  4io  i.icb  an  der  Luft  rMlilich  uder  brüuDlirligelli  Hlrbrn.  Dio  wHs>eriKc  Lil.siing  zontotzt  sieb  beim 
Verdani|>r>'n.  SilhcrlSüUDR  wird  sofort  redneirt.  Durch  s<-hr  «i'niK  Eisfiichlurid  und  viel  Ammonialc  oatatehl  «ine 
lieflilam-  Flrbang.    In  kalter  Kalilauge  M  en  nnzersetzt  IdsUrh. 

SPIEfiEL. 

DITOIUI69  l)orf  im  Dept.  Aiii  am  Ostliehen  Abhänge  de^  Jura,  47ri  lu  hoch.  Dna  ganze  .lalir  geöffnete  Wasserheil- 
anotalt  mit  eloktriaohan  Udem,  Hileh-,  Molken-,  Traubenknren  uml  Ma^^a^e. 

W. 

DimikMik  oder  Ditiokaak,  KwaniUlt  im  wUrtt«mberi;>''>:hen  (»leiauil  (iei^i^lin^en.  t^iii  m  bn<-li.  mit  einem  an 
KuhlenAliit«  anl  doppeltkoUnnnnB  Kalk  (0,m)  reichen  (lilnerllni-e. 

W. 


[Djamboehlätlor 


—     52    — 


Dontenl 


DjamboeblStter.     Die    vou  Hügel  geprüfte    und  hei  uns  eiogeführtv  Drogv    <>tainmt  atigebli( 
voD  Psidium*  Guajava  Raddi.  einer  MjTtacec.  welche  nach  Drury  al:>  küblviiil<;s  lietxä 
gtgeii  tieberha/te  Krankheiten.  Scorbut,  Lcberkraiikheiten,  als  harn-  und  wurm  treibende» j"' 
in  Java  Verwendung  findet.    Das  Mittel  ist  ungiftig  nnd  kann  deshalb  in  ri>lativ  grosse«  ^ 
verabreicht  werden.    Mit  Erfolg  ist  es  benutzt  worden  bei  Gastroenteritis  der  Kinder  (H( 
Auch  schwere  Gastroenteritis  acuta  der  Erwachsenen  wurde  günstig  becinflusst.     Beim    Tvpll 
abdominalis,  in  zwei  Fallen  angewandt,  soll  es  eine  günstige  Wirkung  auf  den  Stuhlgang 
geübt  haben.     Es  wird    als    Infus  5 :  100.    thee-  bis   esslöffclweisc  1— 2stündliob.    als  Pull 
0.5—1  g  oder  als  Fluidextract  vorabreicht. 

LIEBREICH. 

DJorsStra«  lu  8«b«o<lcii  wrstlteli  «oni  WeUcmsi'p  130  m  bucli  K«l«g«n.  8Ulitb«<l  mit  WM»<rh<<n*ii»t»tt. 

W 

Doberan,  Stadt  in  Mecklenburg-Schwerin,  eine  kleine  Meile  vou  der  Oblscekösto  eiitfL-rnl. 
daselbst  1820  entdeckte  Quelle  führt  ein  8,2"  C.  warmes  alkalisches,    schwach-erdiges  Eis 
wasscr  (46,7  ccm  freie  Kohlensäure.  0,09  doppeltkohlensaures  Eisen),  welches  rein  oder  mit  Kohk 
säure  übersättigt  getrunken  und  zu  Bädern  benutzt  wird.    .■Vusser  St-ihlbädem  kommen  Sä 
Wasser-,  Donche-,  Sool-  (mit  Soole  au.s  Sülze  i.  Meckl.),    Pichtennadel-,  Dampf-  und   mcdij 
mentöse   Bäder,    Pncumato-    und  Elektrotherapie,    sowie  Mas.sage,    Heilgymnastik,    Milch- 
Molkenkureu    zur  Anwendung.     Der  Ort    dient  auch    als  Sommerfrische.     Saison    von   AdM 
Juni  bis  Ende  September.    In  der  Xähe  befindet  sich,  durch  einen  Buchenwald  getrennt, 
seit  1794  bestehende  Seebad  Heiligeadamm  mit  Badehaus  für  warme  Seebäder  und  Dan 
douchen.  ,  „ 

Dolnjn-Tozlllj  äUdt  in  Kurdoiteu  Bosnien»-.  In  ili>r  Nahe  ent«phii|tt  pin  14°  G.  warmer  lükaliioli-criligsr  Sil 
ling  (*]oppettkuhl(>n»aore  Ha^esU  11.102.  frei«' Kohlonsinro  ä,.'100)  mit  Ki^ringvin  Ko«h8alz);«bmlte,  w^lrber  fiftlT 
aU  diaotctiseh^s  Getrink  di«at  und  tod  Mitt<*  Antust  bis  ^ittc  Sept^mlKT  kurmiMifc  gptrunkftD  winl. 

W. 

Domburg  bei  Middclborg  nt  dar  ai«d«rlllDdi«cben  Intel  WaJcbsrvn,  Scebtd  mit  krUtigem  Wellvnacltla);  and 

eiindigi*ni  Strande.    Saison  Anfang  Juli   biv  Endo  JäMptembor. 

W. 

DOBtmegchlngPII.   eudl    >m  itvi.  KuniUm.  (Kl.  VtlliiimKn I.  «U4  m  burh,    äuniniorrriscbe    und   Suulbiul.     Hie  : 
wird  ^ouri^iilrirt  (1!(  pCt.)  auf  ütirrlieim  bpxogon.     Auch  Ptchtennndpl-,  Scbwiiom-,  l>.tinpr-  und  DouoUubailer  kSu 
^enumtDcn  wi'rdun.     Stidtnn  kommen  Inbalationon  und  UiU'bkuren  ^nr  Anwenduni;.     Sai.^on  Mai  bis  Sopt^mh«^ 

W.  ' 

Konnersberg,   Kuranvtalt    aiu    Snduit-Ahbange   des  Uonnersbergea    iu    der  bajrriüebeu  Rbeinpfali,    ituinuiorfria 

«ufli  Ti-rrainkurort. 

W. 

Dorema  Don.  Pflanzcngnttung  aus  der  Fam.  der  Umbellifcrae*,  ünterfam.  der  Peuceda- 
neae.  Mit  4  Arten  auf  Pcrsien  und  Beludschistan  beschränkte,  hohe  ausdauernde  Stauden 
mit  dickem,  nacktem  Stengel  und  pro.ssen,  grundständigen,  Szählig  fiedersehnitligen  Blättern. 
Dolden  klein,  fast  kugelig,  auf  sehr  kurzen  Aestchen  des  rispigen  Oesammtblüthenstandes. 
Blüthcn  weiss  oder  gelb.  D.  Ammoniacum  Don,  in  grösster  Menge  zwischen  dem  Syr-D.'uj» 
und  dem  Amu-Darja,  mit  bis  30  cm  langer  und  S  cm  starker  Uübenwurzel,  :ius  welcher 
frühestens  im  5.  Jahre  die  2 — i'U  m  hoben,  bis  .')  cm  dicken,  innen  hohlen  Stengel  mit  den 
Blülbeustiluden  austreiben.  Die  ganze  jungte  Pflanze  gelblicliffrüii.  von  wisslichem  Flauni 
graugrün  erscheinend.  Nach  der  Blüllie  kalil.  Reich  an  Mili-li--iift.  welcher  an  der  Luft  lu 
idnem  Gummiharz,  dem  .\uimoniacum*.  erstarrt.  Aehnlichc  Producto  liefern  die  cbciifaUt 
in  Persicn  heimischen  Arten  D.  Aucheri  Boiss.  und  D.  robustum  Loftus. 

M. 
ItOrnn-Kftndrenyj  lirmoinde  in  der  Bukowina,  mit  alkalisoh-rrdigen  Eisonslntriingon.    Saison  Juni  bis  S«ph 


Koma-Watra,   Kumrt   im   .ndwi^lllcbun  Wlnkol  dor  Bukowina,  iSU  m  liocb.  Lufltururl  uikI  .Stablbud.      KliU 
alpin.     Dip  pi-*'nrpirh<'n   Saut.tlinp-  wprdpn  «i'il  Anfang  dpt-  Jabrbtindprt.'i  la  Trink-  nnd  B*dMkaiMn  bcniit/t 

Etwa  I''3  Moibni  fU'iwustlicb  befindet  «ich  dpr  kleine  Ort  Pojana  ne):ri  mit  pinpm  an  Koblenfffturv  (7..')Mnn| 
reicben  alkaliscb-erdigvn  Hkucrliuge  (0,04  Eisen-,  fl.OOOH  Litbiam-.  0,0028  Strontium-.  1,1«  Caloinm-,  0,67  NittriiiB-. 
0.3«  klagneHiuinbifarbonat). 

W. 

nomburg,  SUdI  in  .'<acli<..-n-Weiiuar.  12%  ni  hber  dor  Saale,  klimatiseher  Kururl. 

W. 

Uontt^ula  h.  CHauteniraltung  ana  der  famille  der  Crtieaeeae*,  aar  Ünterfam.  der  Moreae  (Maiilbeerbt 
Kebdrii;,  xu  den  Feitcenbliamon  (Artocar peae**!  liberleitend.  Ansgexplcboet  dureb  den  pigenartlspn  Bintben« 
der  einer  fiseb  ■Htg"'»rpit<*|pn  Keiir«-  enlfprieht.  Die  4."^  bekannten  Arten  sind  Bewohner  dos  tr-'iii^t'hen  Atnenka, 
und  Afrika»;  nur  eine  Art  in  Ostindien  vertieten.  Mei«l  an^^dauernüp  Krauter  oder  kleine  Sti.iii.-Ii,.t  mjt  reich* 
liobeiu  Atilr.liKafl.  D.  cintrajerva  L..  mit  c>iindriHi*beni  Kbizoni  ausdauernd,  mit  lnnK|£e^tieIl»u,  tii'il«,rlaiipii;TM 
Blutern,  die  Blutben  auf  npbildfnmiifc  i|uadrati>icbeni  Bllitiienhoden  verpini;£end,  im  tropisclieii  .\mprlkn  vnn  Wesi. 
indien  bi»  Peru  beimiftp.b,  liefert  Itbir.  oma  r  o  n  t  rnj  errae.     Nabe  rerwandt  ist  l>.  b  r  a>' i  I  i  e  n  ^  i  s  T.iiin. 

M. 


[Dontpnia  —    53    —  Donchnn] 

Ithizoma  seu  Kadix  coiitrajcrva  enthiilt  neben  viel  Schluim,  aiitlicriscbeni  Ocl.  Biltt-r 
Stoff  und  Stärke  das  fluorescirendo  Cajapin  und  einen  basiseben  Körper  Co ntrajer vi n. 
Ihr  Geruch  ist  cigenthümlich  aromatisch,  ilir  Geschmack  scharf.  Ihr  Aether-  oder  Chloroform- 
auszug, weniger  der  wässerige,  ist  für  Kalt-  und  Warmblüter  ein  Gift,  welches  auf  die  Cen- 
tralorganc  deprimirend  wirkt.  Während  Verlust  der  Willkürbcwegung  und  Schwinden  der 
Reflexe  bei  gleichzeitiger  Hyperaesthesie  beobachtet  wird,  ist  die  directe  Erregbarkeit  der 
Muskeln  und  peripheren  Nerven  nicht  beeinträchtigt,  letztere  sogar  gesteigert.  Grosse  Dosen 
rufen  Tetanus  hervor  und  führen  Tod  durch  Erschöpfung  herbei. 

Vor  einigen  Jahrhunderten  wurde  die  Wurzel  unter  dem  Namen  Bezoar-  oder  Giftwuracl 
auch  in  Europa  als  Antidot  für  sämmtlichc  bekannten  Gifte,  mit  alleiniger  Ausnahme  des 
Sublimats,  gebraucht,  heute  ist  ihre  Anwendung  auf  ihre  Heimath  beschränkt,  wo  ihr  eine 
Wirkung  gegen  Schlangenbiss,  sowie  excitirende,  diaphoretische  und  antipyretische  Eigen- 
schaften zugesprochen  werden.  Controjerva  wird  als  Pulver  zu  4,0 — 8,0  mg  oder  als  Infus 
(1,0 :  100.0)  gereicht. 

JACOBSON. 

DOStOnSl)  aptherisch««  Oel  des  blühenden  Krautes  Ton  OriKsnum*  Tulgtre  L.,  ist  farblos  oder  blassgclb  Ton  ea- 
«Inigeni.  tlijrmianlbnlicbem  Oeruch  nnb  Gcscbmick,  linksdrebend.  T.a  fiesteht  im  Wescntliehnn  auü  bei  KU  — Ifn» 
siedenflem  Terpen,  welches  Spuren  ron  Phenolen,  die  durch  Eisten  Chlorid  theils  irrQn,  tbeils  violett  itefürbt  werden, 
enthält.    Bei  längerem  Stehen  scheidet  es  ein  Stearopten  ab. 

II. 

Dovamenex«  Seebad  am  atlantischen  Oeean.  nahe  bei  Qnimper  in  Dept.  Finistire. 

W. 

Doschen.  Unter  Douchen  versteht  m.in  alle  jene  Anwendungsforiuen,  bei  denen  Wasser 
von  verschiedener  Temperatur  und  verschiedenen  Aggregatfonnen  von  grösserer  oder 
geringerer  Hfthe  unter  grösserem  oder  geringerem  Druck  mit  der  ganzen  Körper- 
oberflärhe  oder  mit  einem  Theile  derselben  in  Berührung  gebracht  wird.  Es  ge- 
hören also  dazu  auch  Uebergiessungcn  und  Sturzbäder. 

Methode.  Douchen  oder  Fallbäder  sind  alle  jene  Vorrichtungen,  bei  denen  das 
W;u<s<'r  entweder  in  fest  gebundenen  oder  gebrochenen  Strahlen  oder  durch  soge- 
nannte Brauseköpfe  in  einzelne  Wa.<isorstrahlen  zertheilt  oder  in  fächerförmiger  Aus- 
breitung von  einem  feststehenden  oder  beweglichen  Schlauch  mit  vers('hie.don  ge- 
formten .iVn.sätzen  unter  veränderlichem  Druck  herausströmt.  Die  Vonichtungen  für 
Strahl-  und  Regendouchen  sollen  derart  eingerichtet  sein,  dass  die  Druckhöhe,  unter 
der  das  Wasser  in  dein  Zuleitungsrohrc  zu  der  Aitsflussöffnung  steht,  und  die 
Temperatur  desselben  veränderbar  sind,  indem  entweder  die  verscJiiedenen  Ausfluss- 
öffimng(?n  mit  höheren  oder  weniger  hohen  Reservoirs  in  Verbindung  stehen  oder 
an  dem  Zuleitungsrohrc  durch  seitliche  Ableitimg  eine  Verminderung  des  Druckes 
erzielbar  ist.  Das  Wasserzuleitungsrohr  für  jede  dieser  Ausflussvorrichtimgen  muss 
mit  einem  Ventil  oder  Hahn  absperrbar,  mit  einem  Thermometer  und  einer  Mano- 
ineten'orrichtiing  versehen  sein,  um  zu  jeder  Zeit  den  jeweiligen  Druck  und  die 
jeweilige  Temperatur  betfuem  ablesen  zu  können.  Wo  der  natürliche  Wassenlnick 
f€*hlt,  können  auch  transportable  Douchevorrichtungen  hergestellt  werden,  wobei  das 
zu  dem  Fallbade  zu  verwendende  Wasser  in  einem  Mctallkesscl  imter  beliebig  hohen 
Luftdruck  gesetzt  werden  kann.  Solche  Apparate  köiuien  überall  in  der  W'ohnimg 
des  Patienten  aufgestellt  werden  und  ermöglichen  den  Gebrauch  der  Fallbäder  ohne 
geschultes  Wartepersonal.  Der  höchste  Druck  beträgt  5  Atmosphaeren,  man  reicht 
aber  auch  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  mit  einem  Druck  oder  einer  Schlagkraft  von  2 
bis  2*/2  Atmosphaeren  aus,  wenn  es  auch  öfters  wünschenswerth  ist,  behufs  Kr- 
leichterung  der  sogenannten  vollständigen  Reaction  bei  verschieden  erregbaren  Indi- 
viduen mit  einem  massigen  thermischen  Reiz  einen  kräftigeren  mechanischen  Ein- 
druck zu  verbinden.  Im  Allgemeinen  reicht  eine  Wassersäule  von  10 — 12  m  Höhe 
besonders  dann  aus,  wenn  Wa.sser  in  Temperaturen  von  H* — 12*  zur  Verfügung 
steht.  Wird  <lnrch  ein  fein  gelochtes  (iiesskaimensieb  das  Wa.sser  unter  hohem 
Druck  durchgepresst,  so  wird  es  förmlich  zerstäubt,  und  es  entsteht  auf  diese  Weise 
ein  Staubregenbad;  bei  dieser  Fonn  ist  der  niechanischt'  Eindruck  ein  verhältniss- 
mässig  geringer.  Sind  die  Oeffnimgen  des  Siebes  nur  um  etwas  grösser,  so  tritt 
das  Wasser  in  dünnen  Strahlen  aus  der  Brausevorrichtung  und  stellt  das  eigentliche 
Regenb<id  dar.  Endet  das  Zuleitungsrohr  in  eine  einfache  runde,  etwas  konisch 
gebohrte,  1/2 — l'.'x  cm  weite  Lanze,  so  bildet  diese  Vorrichtung  die  stabile  Sti'ahl- 
douche;  hier  ist  es  der  ungetheilte  Wasserstrahl,  der,  wenn  er  nicht  zu  hoch  über 
dem  Fussboden  mündet,  den  kräftigsten  thermischen  und  mechanischen  Reiz  auf  den 
getroffenen  KOrpertheil  ausübt,   .le  nach  d(T  Form  der  Ausflussöffnung  kann  man  hier 


(Dsarhrn 


54 


II  aui- 
n   tü»y 


riiir  Anzahl  vers^-hiMlt'iier  l'ourheartcii  uiitersdioideii:  s"  «lic  Glockoti-.  «Jio  ('irkei-. 
die  Kaji^tllfTidoiioh»»  u.  a.  m.  [He  hfiufigst«  Aiiwcniluiig  zu  tlieraiioutischt'ii  Zwfrken  >>« 
gritaBter  V.  ihfit  in  der  Anwenduiigswuise    errciclit  man  mit  dor  how«'ju;lichfn 

boiizontaJ' I  .  hier  ist  das  Wasserzuleitungsrohr  fiitwotler  mit  finem  Knutsrhuk- 

röhr  vfrKunden,  an  das  sich  erst  die  Ausfliissspitzc  oder  Br:iiise  anscliltpsst,  oder  mit 
eineni  Wendebahn :  es  ist  dies  die  bewegliche  Dnuchc,  l;i  tlmiche  inoltile  der  KrauzOEten. 
Je  nacli  der  Ausflussvorrichtung  unterscheidet  muu  ciin-  horizoiitali'  bewegliche  Strahl- 
doncbe.  horizontale  Regendouche  und  eine  bewegliche  Fäi-herdouche.  Auch  hier  j«t 
«  von  Wichtigkeit,  dass  man  für  diese  Einrichtung  vc>rschiedene  willkürlich  abzo- 
SDdernde  Wassertemperaturen  und  eine  beliebig  zu  vcrilndernde  Üruckhr>he  zur  Ver- 
fBgung  habe,  um  warmes  oder  heisses  Wasser  oder  It;ini]if  und  k;iltes  Wasser  rasch 
nach  einander  auch  durch  dieselbe  Ausflussniündiuig  ;iitf  den  zu  Doucheiulen  ein- 
wirken zu  lassen.  Die  abwechselnd  heissen  iiiid  kalten  Douclien  werden  als  wechsel- 
wanne oder  schottische  Douchen  bezeichnet.  Wenn  an  ein  vertical  vom  Boden  auf- 
steigendes Rohr  diese  verschiedenen  Ausflussapparate  angesetzt  sind,  sn  V>ilc]en 
selben  die  aufsteigende  Regen-  oder  StralilMulnnche. 

Wirkungsweise.  Die  wirksamen  Factoren  sind  thermische  und  inechanL 
Die  Eigeothümlichkeit  dieser  Badeformen  besteht  in  der  Art,  Kraft,  Temperatur. 
Dauer  und  Reihenfolge,  mit  denen  das  Wasser  oder  der  Dampf  den  Körper  treffen 
t»a«  Wa-«ser  fliesst  bestfindig  von  der  Krirperoberfliiche  oder  von  dein  getroffenen 
TLeile  ab,  die  einzelnen  Partikelchen  bleiben  nur  momentan  mit  der  getroiTeoeu 
Hantstelle  in  Berühnmg  und  werden  durch  andere  iKu'liHiessende  ersetstt.  der  thi-r- 
mische  Fi'eiz  erneuert  sich  demnach  continniriirli.  i(azu  Ivommt  mich  die  eigi-nthüni- 
liche  Erschütterung,  der  Stoss  der  failrndfii  W;us.sermiissen.  die  mehr  oder  weniger 
fein  vertheilt  den  Körper  treffen.  In  dieser  Verbindimu;  des  bi-stäiulig  sii-h  erneuern- 
den thermischen  Reizes  mit  dem  eigenihümlii-li  aiistiilliaren  inecbanischen  Kindnuk 
sind  die  Ursachen  der  specili.schen  Wirkuu;;  der  Fall-  oder  Schl.igbilder  zu  tiiichen. 
Die  Wirkungen  aul  die  Olierflüche  des  getroflenpii  Tlieiles  sind  abliiingig  unter  sonst 
gleichen  Bedingungen  von  dem  Druck,  unter  dem  das  Wasser  in  dem  Znleitungs- 
rohr  steht,  von  der  Beschaffenheit  der  Ansflussniiiiidung,  von  der  Dauer  der  An- 
wendang,  von  der  Temperatur  des  verwen<lct('n  \Va.s,sei-s.  Thermischer  luid  ine<'ha- 
iiisrher  Reiz  vereinigen  sich  zu  einer  eigenthümlichen  Erregung  der  sensiblen  |>r. 
ripherischen  Nervenendigungen,  die,  je  nachiiem  blos  einzelne  Körpertheile  oder 
die  ganze  Knrperoberflftche  getroffen  werden,  dtirrh  Fortleitung  der  F.rregunj^  \un 
der  Peripherie  zum  t'entralorgan  Innervationsverändcrnngen  sowohl  an  der  getroffene« 
Stelle  als  auch  in  den  centripetalen  und  c-entrifugalen  lialiuen  sowie  in  ilein  Central- 
org.'me  selbst  hervornifen.  Die  Wirkung  ist  oft  eine  moKn-ntan  sich  unmittelbar 
äussernde  m  der  mannigfaclistr'n  l'inslimuiuiif;  drr  Innervation,  krankhafter  Sensationen 
und  l>«Mtuiigsverrinderungen  im  Nervensystem,  Wirkungen,  dii'  aiirli  als  Ableitung  im<l 
Veränderung  in  der  inuer\atioiisleitung  gedeutet  werden  können.  Wie  .sich  hier 
Analogien  und  .\elinlichkeiteii  mit  der  Wirkung  der  Klektricität  beobachten  hisseti. 
so  theilt  die  Douchewirkung  mit  der  l^lektricltät  auch  die  Eigenschaft,  djtss  nicht 
nur  bestimmte  Nervenbahnen  und  Centra  dun^li  dreK<>lben  erregt,  sondern  auch  fiber- 
reizt  werden  können:  beide  Wirkungen  können  oft  in  dem  Heilplane  angestrebt  wer- 
den. Da  uns  kein  sicherer  Maa.'^sstab  für  die  Heizwerthe  und  Erscliiipfiiarkeit  de^ 
selben  dem  Reizmittel  gegenüber  zur  Verfügung  stellt,  nini  da  l<eituiigs-  und  Reflex- 
babneii,  die  erregt  werden,  mir  uiunllstandig  zti  belierrsrlien  sind,  so  geboren  Dosinuig 
und  Anwendung  von  Elektricität  und  Dnuclieir  zu  den  schwersten  Aufgaben  der  Thera- 
pie. Die  sinntälligsten  physifdogi.^clien  Frsiht'inttngen  der  Douchewirkung  sind  bei 
kurzer  .Xpplicationsdauer  ('i— .">  Seciinden.)  sowohl  bei  niedrigen  al.s  hoben  Tempera- 
turen llyperaesthesie  der  getrofleuen  llautstellen,  Erhöhung  iles  Temperatur-,  l>ruck- 
iukI  Tastgefuhlsi  solche  liinger  amlaneriiden  .\iiwendtmgen  können  eine  Veruiinde- 
nmg  der  Hautemiilindliclikeit  in  allen  ihren  iJualitiUen  hervorrufen.  Dass  über  auch 
in  dem  ( entralorgan  mul  in  centrifugalen  B.aliuen  limervationsviTändenmgen  eintreten, 
ist  luiverkennbar;  die  Muskelkraft,  ergographiscli  und  dynainooietrisi-h  gemessen,  hat 
zumeist  nach  kurzen  kalten  Douclien  eine  Zunahme  erialiren.  wie  Maggior:i  unil 
Vinaj  mit  dem  Ergographeii.  wie  Winternitz  mit  dein  Dynainoineter  dirrvt  iiach- 
wei.seii  konnten.  In  dieser  Richtung  ist  es  von  Interesse,  da.ssaneh  lieisse  Douehen  eine 
Steigeriuig  der  Muskelkraft  bewirken;  es  wird  eben  dt'r  schwächende  Warmereiz  durch 
den  kräftigenden  mechanischen  überwunden.     Die  elektromotorische  I Erregbarkeit    ist 


[Douchcii  —    55    —  Doiiclicnj 

imnst  nach  kurzen  kalten,  wie  auch  tcnii»crirten  |)ouclicn  eine  ^csttüp-rtc.  hie  Vor- 
gfuige  der  Halmung  husseii  sich  daraus  erkennen,  dass  dem  \Villcnseinfluss  durcli 
krankhafte  Vorgänge  entzogene  Muskcigruppen  oft  während  oder  kurz  nach  der 
Douclie  willkürlicbeni  oder  unwiUkttrlicheni  Nervoneinfluss  in  höherem  Orade  zu- 
gänglich sind.  Auch  die  Reflexerregbarkeit  wird  unter  diesen  Proceduren  meist  er- 
höht. Die  Veränderungen  in  der  Kespinition  und  Circulatiou  deuten  auf  roftectorisch»; 
lunervatiousveränderungen  in  den  Centralorganen,  weiche  diesen  Functionen  vor- 
stehen. Die  allgemeiuen  Gesetze  thermischer  und  mcciianischcr  Kinflüsse  von  der 
Haut  aus  zunächst  auf  die  Gefässe  dieses  Organs  kommen  auch  hier  zur  Geltung: 
locale  und  allgemeine  Gefässcontraction,  Gofässerweitenmg,  active  Hyperaemie  und 
auch  Stauiuig  kann  man  nahezu  willkürlich  unter  den  Kallbädern  hervorrufen.  Selten 
wird  man  —  aber  es  gelingt  dies  auch  —  die  Fallhädcr  so  lange  ausdehnen,  um 
eine  Verminderung  der  Erregbarkeit  sensibler,  motorischer  und  va.><omotorischer 
Bahnen  zu  bewirken.  Für  die  localen  schottischen  Douclien,  die  in  der  abwechseln- 
den Einwirkung  kalter  und  lieisser  oder  Dampfdouchen  bestehen,  wird  auch  letzterer 
I'iifect  mitimtcr  therapeutische  Verwenilung  finden  können.  Als  eigentlich  wärmeent- 
ziehende Proceduren  werden  die  Fallbäder  selten  benutzt.  Von  noch  viel  grösserer 
therapeutischer  Bedeutung  ist  der  Rinfliiss  der  Fallbäder  .tuf  die  ("irculation  der 
('entralorgane  und  auf  die  peripheren  Gefä.sse,  indem  wir  die  Herzaction,  <len  Gefäss- 
tonus  und  damit  den  Blutdruck  mächtig  abändern,  (|ualitativ  nicht  anders,  wenn 
auch  stärker  als  durch  die  anderen  thermischen  und  mechanischen  P^ingriffe.  l)ass 
mit  dieser  Wirkung  die  niorphotischen  und  chemischen  Blutverändeningcn,  die  StofF- 
wechselvcränderungen  und  die  Veränderungen  in  der  Blut vert hei lung  in  wirksaraeitM- 
Weise  als  nach  anderen  Proceduren  hervorgerufen  werden,  htnlarf  keiner  weiteren 
Erörtenmg. 

Indicationen.  Die  Fallbäder  umfassen  in  modificirbarer  Weise  das  gesammte 
Wirkungsgebiet  der  Hydrotherapie  und  «loch  ist  ihnen  in  gewisser  Richtung  eine 
eigenthümliche  speciiische  Wirkung  nicht  abzusprechen,  die  durch  ihre  eigonthüni- 
liche  und  niodificirbare  mechauisclio  Einwirkung  geradezu  als  thermische  Massage  zu 
betrachten  ist.  Das  Vorurtheil  ist  ein  ganz  ungen'chtfc.'rtigtes.  dass  die  Failbäder 
unter  allen  Umständen  zu  den  unbedingt  erregend<'n  Proceduren  gehören,  es  ist  das 
reagircnde  Individuum,  das  auf  den  Endeffect  von  iK-stinmiendeni  Einfluss  ist;  über- 
haupt ist  die  primäre  Wirkung  sehr  häutig  von  der  secuiidäreu  entgegengesetzt  ge- 
folgt, und  man  kann  also  auch  bei  einer  momentanen  Erregung  oft  eine  nachträglich 
ganz  wesentlich  beruhigende  constatiren.  Gewiss  wird  der  erfahrene  Therapeut  auch 
hier  die  Dosirung  des  thermischen  und  mechanis<'hen  EtTects  viel  sicherer  beherrschen 
als  der  unerfahrene.  Als  diaetetisches  Mitbd  wird  sich  die  Anwendung  der  Fall 
bäder  um  so  melir  empfehlen,  als  zu  ihrer  Anwendung  ein  geschultes  Wartepersonal 
entbehrlich  ist  imd  überall  die  entsprechenden  Ajiparate  zn  verwenden  sind.  Da 
Temperatur,  Dauer  und  Schlagkraft  beliebig  zu  modificiren  sind,  so  wird  man  sowohl 
bei  erethischen  als  torpiden  Individuen,  bei  Anaemischen  und  Vollblütigen,  bei  Haut- 
si-hwäche  und  Hautenipfindlichkcit,  bei  Neigung  zu  Katarrhen  Nervenreiz,  Blutbe- 
wegung, Blutvertheilung,  .Vnregung  und  auch  Retanlationen  des  Stoffwech.sels  zu 
erzielen  vermögen  und  durch  eine  Gynwiastik  der  Vasomoton^n  die  Reflexerregbarkeit 
herabsetzen  und  tonisirende  und  sog.  abhärtende  Wirkungen  erzielen.  Ein  solcher 
diaetetischer  Gebrauch  von  allmoi^entlichen  Regenbädern  wird  sich  deshalb  bei  allen 
diesen  verscliiedenartigen  Schwächezuständen  bcwähn'n.  Da  ein  so  tonisirter  Orga- 
nismus auch  eine  grössere  Widerstandskraft  gegen  die  verschiedensten  Noxen  dar- 
bietet, so  wird  man  einen  mcthodischi^n  Gebrauch  dieser  Fallbäder  als  Schutz-  und 
Vorbeugungsmittel  gegen  lufectionen  verwerthen.  Die  mannigfachsten  Nervenleiden, 
Neurosen  und  Neuralgien,  mannigfache  lähmungsartigo  Zustände,  mannigfache  Stö- 
rungen in  der  ('irculation,  selbst  organisch  begrüiulete,  mannigfache  Stofl'wcchselver- 
änderungen,  Schwellungen  parenchymatö.ser  Organe,  Leberliyperaemie,  Stauungen  und 
Stasen  in  den  Organen  der  Beckenhöhle,  Amenorrhoe  und  unregelmässige  Menses 
fallen  in  die  Wirkungssphaere  dieser  Procedur,  die  mit  den  mannigfachsten  anderen 
combinirt  werden  kann  und  muss,  wie  z.  B.  mit  Dampfbädern,  Einpackungen  etc. 
Der  Einfluss  auf  den  Stofi"wechsel  lässt  diese  Prucnlnr  l)ei  dyskrasischen  l'rocessen, 
oft  in  Verbindung  mit  Schwcisskun«n,  zur  Anzeige  bringen;  der  Einfluss  auf  die  Re- 
spirationsorgane lässt  diesell>e  bei  verschiedenen  nervösen  und  organischen  Leiden 
dieser  Organe  wie  Asthma,  Tid)erculose,  verschiedenen  katarrhalischen  Erkraukungs- 


[Douchpn  ^^^^^^^  _     5ß     _        n^^^l^tK^f      Dreiaelini] 

fornmn,  bei  EmphysiMii  Nutzen  liriiigcn.  Wo  es  «ich  (lariiiii  hamlclt.  cini'  rasrhe  Re- 
sorption localer  peripherischer  Kxsudate  oder  Infiltrate  oder  solchi?  in  inm^rtm  parnn- 
i-hymatSscn  Organen  anzuivgen,  das  Volumen  bestimmter  parenchymatfisur  Organe  ziu 
Verkleinerung  zu  l)ringen.  kann  man  von  der  Wirkung  localer  und  all^emeiiirr 
l)ouchen  häutig  >'utzen  sehen;  für  chronische  (ielenksleiden,  starre  Exsudat«,  iuiIm 
wegliche  Gelenkig  nach  Luxationen  und  Knochenlirüchen  ist  die  locale  Strahldoncbi- 
oft  geeignet. 

Contraindicationen.  WiM-den  die  Douchen  von  einem  erfahrenou  Arzte  in 
entsprecliendcr  Weise  angewendet,  so  sind  die  Contraindicationen  selir  einzuschrllnkcB 
WirkJich  naditheilig  dürften  die  nmicheu,  namentlirh  locale  Kopfdouchen,  h»»i  allrn 
Formen  der  Manie,  bei  allen  psychischen  und  somatischen  Kxaltationszuständen  seiu 
Gewiss  nur  mit  grösster  Vorsicht  und  zumeist  imr  local  sind  Üouclien  bei  hochgradi- 
gen atheromatrisen  Processen  und  organischen  Herzerkrankungen  anzuwenden,  ehtiiwn 
bei  vielen  centralen  Nervenkrankheiten,  während  der  Schwangerschaft,  im  zarteslr« 
Kindes-  und  htihen  Greisenalter.  wiNTEKJnTi 

DOQg^USy  896bAd  RUf  dAr  Insel  Mun.    Klimii  ftnreir(*ud.  doch  milde.    SaUua  Juoi  bis  Rttplemtior. 

Donndakerlnde   von  Sarcocephalus  esculeotus  wird  von    den  Eingeboreoeu    am  Rio  Nuhm  ah 

Kichcrmittel.  anscheinend  auch  als  Pfeilgift  benutzt.  Eine  in  der  Binde  vorkommondc  Sub- 
stanz ruft  bei  Fröschen  (zu  0,08  g)  und  Meorschweincben  (zu  0,034  g)  einen  eigen thümlicbfi 
kataleptisdicn  Zustand  mit  Erhaltung  der  Reizbarkeit  der  motorischen  Nerven-  und  Huskel- 
contraclilitäl.  Sinken  des  Blutdrucks  und  Pulsverlaugsainung  hcn-or.  Es  erfilgt  hierauf  ein 
Zustand  dt-r  Erschlaffung,  Kaninchen  gehen  uutor  Rospirationslühmung  zu  Grunde.  Die  toxiscbr 
Wirkung  ist  sehr  nachhaltig. 

Bochefoutaine,  Fcris  und  Marcus  nehmen  eine  basische  Substanz  als  Tr.'iger  der 
Wirkung  an.  E.  Heckel  und  Schlagdctibauffcn  konnten  dies  nicht  bestätigen;  e»  bleibt 
daher  die  Frage,  an  welche  Substanz  die  Wirkung  der  Rinde  geknüpft  ist.  offen. 

UEBREICH.  ' 

DOUTllle,  Bc«b*d  in  Di<|il,  Ln  MtDehr.     Strand  sandiii. 

Vf. 

U0V6rj  äudt  in  dnr  Oraftiehaft  Kcut  am  Cuntü  La  Manche.  Sevhail  mit  at«{nig«m  Strande,  dou  0^twinil,«n  nusg 
diilKT  rnr  rofitbare  Personen  nicht  ^ocignel. 

W. 

Drachenliint,  Resina  s.  Sanguis  Dr.iconis.  ist  das  aus  den  Früchten  von  Daemonor« 

Draco  Blume  freiwillig  austretende  Ilarz.  nrachenblut  ist  brauiirotli.  gepulvert  Zinnober 
sehr  spröde,  backt  bei  Körperwärme  nicht  zusammen,  ist  geruchlos  und  fast  gescIiTnackloi. 
Es  löst  sich  in  Alkohoi,  Aether,  Chloroform.  Benzol,  PetroLeum.  Schwefelkohlenstoff,  couceo- 
trirter  Essigsäure  und  Aetzalkalien,  nur  zum  Theil  in  fetten  und  aetherischen  Oeien.  Das  dtucb 
Fällen  der  alkoholischen  Lösung  mit  Wa.sscr  gereinigte  Drnehenblutharz,  Drakoiiia,  Dra- 
Gcnin,  Dracin  genannt,  giebt  mit  Eisenchlorid  einen  gelbbrauiieu  Niederschlag,  mit  Am- 
moniak blutrothe  Färbung,  beim  Kochen  mit  Sodalosuiig  schwach  braune  Lösung,  nach  dem 
Kochen  mit  Äelzkalk  ein  zinnoberrothes  Filtrat,  aus  dem  das  Harz  durch  Kohlensäure  wieder 
abgeschieden  werden  kann. 

Das  ürachcnblut  ist  im  Wesentlichen  ein  Gemenge  verschiedener  Harze.  Das  DrakoniS 
besteht  nach  Dieterich  aus  dem  Benzoesäure-  und  dem  Bcnzoylcssigsiiurcester  des  „Drakore- 
sinotannols",  eines  Alkohols  derForinel  CgHioü.;  das  rohe  Drachenhlut  soll  ausserdem  du 
in  Alkohol  unlösliche  amorphe  ,,Drakoalban".  C^ioH«!.'*,  und  das  gleichfalls  amorphe  in 
Alkohol  lösliche  -Drakorescn",  C2eH..,4Ui.,  enthalten.     Beide  sind  nicht  verseifbar. 

Das  Drachenblut  wurde    früher    als  .Adstringens    und  Stypticnra    benutzt   und    stand  bd 

Speichelfluss,  Lungenauswurf  und  besonders  bei  Durchfall    und  profusen  Schwcissen   in   gutem 

Ruf.    Es  dient  jetzt  nur  noch  selten  als  Färbemittel  für  Z^ilinpulver  und  populär  zu  Pflast 

Es  ist  Bcstandthcil  des  zu  Actziiastcn*  gebrauchten  Pulvis  arscnicalis  Cosmi  sowie  der 

Pilules  alunees  d'Holvetius: 

AJumeu  pulv.  1,  Uesina  Draconis  0,5,  Mel  q.  s.;  f.  pil.  X:  consp.  Resina  Drac 
pnlver.     Ph.  frarn;.  HAA8E. 

Dracnncalas  niediueiiBts  L.  (Filaria  med.,  Fil.  draeuiieuluN,  Dracunculus  Persarura,  Vena 
dinensis).  .Medina-,  Guineawurm.     Von  diesem  Wurm  sind  nur  Weibchen  bekannt,  welche  bis  ' 
80  cm  laug  und  bis  1,7  mm  diek  werden.     Das  Uintcrende  ist  bauehwärts  eiugekrünitnU 
ausgewachseueu    Thiere    sind    aftcrlos    und    ohne  GesehlechtsölTnung.     Der    stark    entv 
Uterus  ist  mit  den  0,57  mm  langen  EmbryoucD  angefüllt. 

STADBt 

Dreiaehr6lly  Trult-f  pU,  Wrllcr  im  Ot)<>r-CUM<.  Aiv  m  hooh,  Soranerfriichv.    Kliina  «nbalpin. 


[Dribnri?  —    57    —  Drogen] 

Orlbiirg,  .Städtchen  im  Kcg.-Bc/.  Minden,  in  oiiiem  Tlialu  des  Toutoburgcr  Waldes  220  m  hoch 
gelegen.  In  der  Nähe  befindet  sich  da.s  gleichnnmigc  .Stahl-  und  Moorbnd  mit  zwei  Austallvu, 
ilcm  älteren  Freiherrlich  Sier.storpffschen  und  dem  1S7.'>  eröffneten  Kaiser  Wilhelm-Bade,  so- 
wie einer  Kuranstalt  für  Damen,  welche  1870  begründet  ist.  Die  beiden  letzteren  .Vnstalteu 
sind  auch  für  Winterkuren  eingerichtet.  —  Die  Driburger  Wässer,  welche  getrunken,  zu  diesem 
Zweck  auch  versandt,  und,  unter  Erwärmung  nach  Schwarz'scher  Methode,  zu  Bädern  be- 
nutzt werden,  sind  erdig-salinischc  .Stahlquellcn.  Die  lO.O"  G.  w.irme  Hauptquelle  enthält 
0,074  doppeltkohlensaures  Eiscnoxydul.  l,b\h  doppeltkohlensauren  K.-i1k  und  Magnesia.  1,936 
Sulfate,  2,433  freie  Kohlensäure,  die  Hersterquelle  0,023  des  Eisensalzes,  1,577  Carbonate, 
1,972  Sulfat«  und  2,056  freie  Kohlensäure.  Die  Zusammensetzung  der  1889  erschlossenen 
Caspar-Heinriühquelle,  0,010  des  Eistcnsalzes,  1,249  Carbonate,  0,058  Sulfate,  1,866  freie 
Kohlensäure,  kommt  deijcnigen  der  Georg  Victorquelle  zu  Wildungen  nahe.  Aus.ser  den  Stahl- 
gel.ingen  Schwefelmoorbäder,  mit  2,46  Eisenoiyd,  25,85  Schwefel,  75,17  Kalksalzen  in  1000 
Theilen  getrocknetem  Moor,  zur  Anwendung. 

Zu  dem  Kaiser  Wilhelm-Bade  gehören  die  Kaiserquelle,  welche  0,043  doppeltkohlensaures 
Eisenoxydul,  2,8  Kalk-  und  Magiie.siumsalze,  2.5  freie  Kohlensäure  enthält,  und  die  mildere 
Wilhelmsquelle.  Daneben  werden  Schwefelmoor-  und  Sehwefeleisenmoorbäder  gebraucht.  Die 
Kaiserquellc  wird  für  den  Versand  durch  Lagerung  nahezu  eisenirei  gemacht. 

Klima  ftiscb  und  anregend  mit  massig  feuchter,  staubfreier  Gebirgs-  und  Waldluft. 

Vornehmlich  ist  Driburg  indicirt  bei  Anaemie,  Neurosen,  harnsaurer  Diathese  und  Krank- 
heiten der  Harn-  und  Gesehlechtsorgane.  —  Saison  Mitte  Mai  bis  Anfang  Octobcr. 

mjBZBUBO. 

Dro^B  im  engeren  Sinne  heis.seu  die  zu  Heilzwecken  dienenden  animalischen,  vegetabilischen 
und  mineralischen  Stoffe,  sofern  sie  lediglich  mechanisch  bearbeitet  worden  sind.  Der  Werth 
einer  Droge  kann  nach  ihrer  Abstammung,  Behandlung  etc.  sehr  variircn.  Die  wirksame  Sub- 
stanz einer  Pflanze  oder  eines  thierischen  Organs  ist  durchaus  nicht  in  allen  Theilen  der- 
selben gicichmässig  vorhanden,  ihre  Quantität  nimmt  /u  und  ab  nach  dem  Stadium  der 
Kntwiekelung,  sie  ist  in  gewissem  Grade  abhängig  von  dem  Standort  der  Pflanze  und  kann 
durch  unzweckmässiges  Trocknen  und  .\ufl)ewahren  der  Droge  vernichtet  werden:  auch  die 
Cultur  kann  einen  günstigen  oder  ungünstigen  Einfluss  ausüben. 

Die  bei  weitem  grös.ste  Zahl  der  Drogen  entstammt  dem  Pflanzenreich.  Diese  vegetabili- 
schen Drogen  sind  zumeist  zur  Zeit  ihrer  höchsten  Entwickelung  einzusammeln:  die  Wurzeln 
ausdauernder  Pflanzen  von  zwei-  oder  dreijährigen  Exemplaren  im  Herbst  oder  Frühling,  be- 
vor sie  auszutreiben  beginnen,  die  Kräuter  im  Allgemeinen  vor  dem  Aufblühen,  die  Blüthen, 
bevor  sie  vollständig  sich  entfaltet  haben,  Früchte  und  .Samen,  nachdem  sie  gereift  sind, 
also  im  Herbst,  Colchicumsamen  im  Frühjahr,  Rinden  im  Anfang  des  Frühlings.  Doch 
giebt  es  einzelne  Ausnahmen;  die  Mohnköpfe  beispielsweise  sind  vor  der  Reife,  Fruetus 
Aurantit  sogar  im  Beginn  ihrer  Entwickelung,  Wallnussblätter,  die  sich  überhaupt  erst  nach 
der  Blüthe  entfalten,  von  der  abgeblühten  Pflanze  zu  nehmen.  Im  Allgemeinen  sind  die 
Vegctabilien,  insbesondere  die  Blüthen,  bei  sonnigem  warmem  Wetter  zu  sammeln  und  mög- 
liehst schnell,  in  dünnen  Schichten  ausgebreitet,  im  Sonnenschein  zu  trocknen.  Bei  einzelnen, 
beispielsweise  bei  den  Digitalisblättcm,  ist  jedoch  das  Sonnenlicht  während  des  Trocknens 
auszuschliesscn,  bei  anderen  k.inn  man  miLssige  künstliche  Wärme  anwenden,  Kaffee,  Cacao, 
Eicheln  u.  a.  werden  sogar  geröstet.  Eine  ganz  eigenartige  Behandlung  erfahren  manche 
Drogen,  wie  Tubera  Salep ',  Rhizoma  Curcumae*,  .Semen  Myristicac*.  Ebenso  werden  natürlich 
pflanzliche  und  tbierisehe  Fette,  Seeretc  u.  dergl.  uach  .speciellen  Methoden  gewonnen  und  für 
den  Arzneigebraueh  praeparirt  Manche  Wiu-zeln  wurden  früher,  in  erster  Linie  mit  Rück- 
sicht auf  ein  eleganteres  Aussehen,  geschält,  d.  h.  von  der  äusseren  Korkschicht  befreit,  in 
Gebrauch  genommen.  Nachdem  man  aber  erkannt  hat,  dass  das  aetherische  Oel,  das  wirk- 
same Princip  der  meisten  dieser  Wurzeln,  vorzugsweise  in  den  äusseren  Schichten  der  Rinde 
sich  findet,  und  auderersi;its  die  an  sich  werthlose  Korkschicht  sich  dadurch  nützlich  erweist, 
da.ss  sie  die  Verdunstung  des  aetherischen  Oels  hindert,  ist  man  von  dieser  Praxis  zurückge- 
kommen. 

Von  Wichtigkeit  ist  auch  die  sachgumässe  Aufbewahrung  der  Drogen,  denu  es  ist 
sehr  erklärlich,  dass  unter  dem  Einfluss  von  Luft  und  Licht,  Wärme  und  Feuchtigkeit  nach- 
theilige Veränderungen  in  ihnen  vor  .-sieb  gehen  können.  Als  Regel  gilt,  dass  man  sie 
gut  lufttrocken  werden  lä.sst,  bevor  man  .sie  in  die  für  ihre  Aufbewahrung  bestimmten 
Behälter  bringt.  Einzelne  büs.sen  aber  auch  bei  der  sorgfältigsten  Behandlung  in  relativ 
kurzer  Zeit  bedeutend  au  Wirksamkeit  ein;  es  ist  daher  durchaus  erforderlich,  dass  sie  stets  in 
möglichst  frischem  Zustande  zur  Verwendung  kommen,  also  im  Allgemeinen  nicht  über  ein  ,Lihr 
alt,  da  dann  neue  \Va.ire  zur  Verfügung  steht.  Bezüglich  Folia  Digitalis  und  Rhizoma  Filicis 
schreibt  die  deutsehe  Pharmakopoe  ausdrücklich  dit?  jährliche  Erm-ucning  vor,  aber  auch  für 
verschiedene  andere,  zumal  narkotische  Drogen:  Beiladunna,  Ilyoscyamus,  fonium,  Stramo- 
nium,  Colchicum,  femer  für  Seeale  cornutum,  Flores  Tiliae,  Flores  Verbasci,  ist  sie  dringend 
erforderlich.  Besonders  die  zerkleinerten  Drogen  werden  leicht  miuderwerthig,  aus  diesem 
Grunde  darf  Seeale  oomutum  in  deutschen  Apotheken  weder  in  Species-  noch  in  Pulverform 
Torräthig  gehalten  weidea.    In  Betreff  der  Faulbaumrindc  andererseits  ist  festgestellt  worden, 


[Ilrogirn 


—     SB     — 


^DroüPracpi 


ila^s  die  Wirkung  <lur  abgclngcrlfii  Diugc  eine  l>i<.ssere  i^l:  dvr  Nai-Iitra^  /.iir  Pb.  (i.  ili  wrtl^ 
deslialb  ao,  dass  tiie  frübc^luns  ein  Jalir  iiiicli  dem  Riiikaul'  zur  \erweiidun){  ((claagt;  e^a^| 
verhüll  sich  die  verwaudlt  Cascara  Sagr.ida.  ^M 

Für  die  Verarbeitung  vsu  galoiiischcu  Pracparnleii  müsseu  dii'  Drogen  7,frkl'.'iiii-rt.  iu  mtM 
oder  weniger  grobe  Spf^cies-  oder  Pulverform  übergeführt  werden,  um  ihre  Ausnutzung  lu  (■ 
müplichen:  nur  einzelne  schleiinrciche  Samen,  Semon  Liui,  Cydouiac,  Psyllii,  werden  uniM 
kleiuerl  in  iiehraurh  gezogen,  da  hier  nur  der  Sehlcim,  welcher  die  Samen  umhüllt,  rS 
werthet  wird.  Für  das  Pulvern  ist  gewiilinlieh  ein  vorgüngiges  Trocknen  erforderlich,  M 
Aber  mit  grosser  Vorsicht  bei  nur  massiger  Wärmn  vorgenommen  werden  miiss,  w>>Dti  fl 
Wirksamkeit  der  Droge  unverändert  bleiben  soll.  Unwirksame  Theile  werden  bei  der  ZM 
kleineruDg  entfernt,    so  der  Holzkern  der  Ipecacuanha,    die  Samea  der  Koloquinthnn   u.  a.  U 

Der  grüsste  Werlh  ist  auf  die  Prüfung  zu  legen.  Ks  genügt  keincsweg«  die  Betrucbtnfl 
des  äusseren  Habitus,  um  Verunreinigungen.  Verwechselungen  oder  Verfal.schungeu  zu  orkennM 
d(l  Wurzeln  oder  Blätter  einander  sehr  ähnlich  sein  können,  ohne  die  geringsten  B<.-zieItung«tt 
zu  einander  zu  haben.  Zumal  bei  zerkleinerten  Drogen  ist  eine  sorgfältige  Prüfung  mitteilt 
Lupe  oder  Mikroskop,  bei  solchen,  deren  Zusammensetzung  oder  Gehalt  an  wirksamer  Sub- 
stanz bekannt  ist,  mittelst  ehemischer  Untersuehungsmelhoden,  unentbehrlich. 

In  neuerer  Zeit  hat  man  sich,  vielfach  mit  Erfolg,  bemüht,  aus  den  Drogen  die  wiit- 
samcu  Substanzen  zu  isoliren,  sie,  wenn  möglich,  synthetisch  herzustellen  und  sie  statt  de? 
Drogen  in  Anwendung  zu  bringen  oder  besser  wirkende  Piaeparate  daraus  zu  gewinnen.  E> 
bietet  dies  Verfahren  den  grossen  Vorzug,  dass  man  die  (iahe  besser  praecisiren  kann  als  ho 
der  Verabreichung  der  Droge  oder  eines  galenischen  Praeparates,  deren  Wirkung- ■■-•'■  ^'^ 
kauntlich  vielfach  ein  recht  schwankender  ist.    In  zahlreichen  Füllen  ist  aber  der  I  r, 

ausgeblieben;    in  anderen  Fällen,    in  denen  man  den  wirksamen  Körper  in  Händci ; ^u 

glaubte,  stellte  es  sich  heraus,  d.ass  man  nicht  mehr  die  ursprüngliche  Substanz,  sOJidcru  ei« 
Umwandlungsproduct  derselben  gewonnen  hatte  (Alropin):  in  anderen  Fällen  (.Akoiiitin,  Di- 
gitnlin)  haben  die  Forscher  anscheinend  reine  Praeparate.  aber  von  sehr  verschiedenem  Wir- 
kungswerth,  erhalten:  in  noch  anderen  Fällen  hat  es  sich  herausgestellt,  dass  der  isolirtt 
Körper,  wenn  er  auch  die  Hauptwirkung  der  Droge  repraesentirt,  doch  nicht  die  Droge  in 
allen  Fällen  zu  ersetzen  vermag  (Morphium.  Chiniii),  oder  weniger  angenehm  wirkt  (Acidiim 
citricum),  da  andere  Substanzen  die  Wirkung  complicircn.  Ks  liegt  hier  ein  Analogon  der 
Mineralwässer  und  Weine  vor,  in  denen  gleichfalls  die  Wirkung  der  wesentlichen  Bc* 
theile  durch  anscheinend  indifferente  Stoffe  modificirt  wird.  «..„_ 

DrA^hedS;   .SrphaJ  in  itür  Orarsrhkn  Luutli  «n  ilor  Ostkdst«  IrUn'b. 

DroitTTlch)  .SUi.lt  in  clpr  nuitlisrlii-n  aruNclufl  Worei-.ilir,  mit  .s»llii.  ii.  K«  wrnli>n  ilorl  U»s  irantp  Jalir  nlii-r  .-'•Hil- 
liail>r  Ti-nibitiirlil  niilloNI  i'iiifr  Suul"',    wolcl»'  ilnn  .-^aliKolllll    •1l•^  Ono«n«  um    lici-  Zi-bn-  lii«  /.wnlrra<-l,t<   alx-Kntl 

W. 

Drosera  L.  UatlunE  aus  >ter  Fan.  dor  Druf  eraeeae*,  aiisilauerndp  Arton  mit  rosettoiiartiic  i;«hKiin>n  Onui4- 
hllltern  ontl  Ton  PrlUcDKflilUen  Bl«!nice1it<>n  roiiharen  BlJtli-rn  (.Sonnpnl  huu-Arli'nl.  I>i«  klehi«n  wvrnn 
BlUttinn  iu  uiuracbcfi  odrr  ^aK^ÜKcn  l>op|>»>lwiuk*-'ln.  Von  don  rtwa  100  Artvn  UA  uns  V.  rutUDdifolla  L.  nil 
runden  Blalta[>rot1(*D.  1>.  auKlicallndf.  mit  f^i^linial  k(?itfljrmig:f>n  nnii  1).  i  ti  ( i^rmod  i  a  H^^no  mit  vnikfhrt' 
cirormlg-kelliKAa  BlHttcrn  in  TurrNQmpron.  M. 

Unter  dem  Namen  Uorba  Rorellae  oderUerba  Roris  solis  waren  schon  im  16.  Jahr 
hundert  verschiedene  Droseraceen  (Drosera  rotundifolia  L..  Drosera  intermedia  Hayne  und 
Drosera  anglica  Huds.)  in  therapeutischem  Gebrauch.  Sie  wurden  im  Decoct  10,0 — 20,0:  ICKJ.U 
bei  Bronchitis,  Grippe,  Pertussis,  Asthma,  Lungenschwindsucht  verabreicht.  Der  Saft  wurdi" 
auch  äusscrlieh  seiner  ätzenden  Eigenschaften  wegen  zum  Vertreiben  von  Warzen  benatit. 
Im  Laufe  der  Jahre  gcrieth  Drosera  bei  den  Therapeuten  in  Vergessenheit,  bis  Curie  (1860) 
und  Vigier  (1878)  von  Neuem  die  Aufmerksamkeir  auf  dieses  Mittel  lenkten.  Nach  Lhuen 
kommt  der  aus  Drosera  rotundifolia  und  loiigifolia  bereiteten  Tinctur  neben  einer  hautrciien- 
den  Eigenschaft  eine  spccilischc  Wirkung  auf  localc  Processe  in  den  Lungen  zu.  üebereio- 
stimmend  wird  eine  auSalligc  Anhäufung  von  Lcucocyten  in  den  Unterlcibsdrüsen  nach 
Verleihung  der  Tinctur  angegeben.  Laniare  betont  bei  Pertu.nsis  die  günstige  Einvrirku 
auf  Zahl  der  Hustenanfälle  und  Appetit.  Diese  appetiterregende  Wirkung  ist  des  Peps" 
haltes  wegen  ein  theoretisches  Postulat  und  verdient  aus  diesem  (irunde  volle  Aufmerksamke 
Tinctura  Droserae,  Aleoolature  de  Drosera: 

Herba  Droserae  recens,  Spiritus  i^a;    macera   per    dies    X.     Ph.  fram;.     Dosis  l| 
bis  15,0  pro  die.    Bei  Pertussis  mit  Tinctura  Bn-oniae  (Lamare)  aa  2,0 — 4,0. 

JACOBSON. 

Droserasaft,   ein  stark  sauerer  Saft,    welcher   tob  verschiedenen  Drosera-Arten  aus, 
schieden  wird.    Er  liefert  neben  freien  Säuren  noch  eiu  Ferment,  welches  Eiweiss  in  Pept 
verwandelt,    sod.iss  der  Saft  als  eine  pflanzliehe  Pepsinlösung    angesehen  werden    k,-inn,     Dfl 
Art  der  Säure  des  ."^aftes  ist  noch  nicht  festgestellt.  ooeldnbr, 

Dr08eracese>  rSanunramili«  aiu  drr  Drdnnng  di>r  t'isti  riora«*,  ansdauornde  KrUuler  mit  meist  grandsUiMl , 
diHilg-liehairlrn  und  zum  Insect^nfang  und  sur  FlelrtchTerdanung  i<ingericbteteu  BUtt<*rii.  l>ie  etwa  110  Arten.' 
ft  (iaituncfu  vcrlhcilt,  «ind  auf  der  ganrcn  Erdp  XQretrent,  f^blpn  abi*r  in  l'DljnrsIfn, 

M. 


jsta^^ 


[Druesenflpbpr  —    50    —  Dnorklieim] 

Dmesenfleber.  Mit  diosoin  Namen  bt;zeichin't  K.  I'foirf«!-  cino  inftictiOs«'.  /uwcilcii  in 
Haascpidciniooii  auftrctonde  fieberhafte  Kikrankuii};  von  unbekannter  L'rsuche.  Die 
Krankheit  befiUlt  überwiegend  Kinder.  In  den  leichteren  Fällen  erkranken  die  Kinder 
plötzlich  mit  hohem  Fieber,  Gliedei-schinerzen  und  l'nruhe:  es  findet  sich  leichte 
Rfithung  des  Schlundes  und  leichte  Schnierzhaftigkeit  des  Halses  beim  Schlingen  wie 
bei  Bewegungen.  Objectiv  zeigt  .sich  sonst  nur  Schwellung  und  Schmerzhaftigkeit 
der  Lymphdrüsen,  besonders  am  hinteren  Rande  des  Kopfnickers.  Nach  wenigen 
Tagen  ist  unter  Entfiehenuig  völlige  (lenesung  eingetreten.  In  schwereren  {''allen, 
welche  eine  Dauer  von  8 — 10  Tagen  haben,  sind  ausser  den  Halsdrü.sen  auch  Leber 
und  Milz  deutlich  vergrössert  und  schmerzhaft:  meist  stellt  sich  auch  Schmerz  in 
der  Mitte  des  Leibes  zwischen  Nabel  und  Symphyse  ein.  Sonstige  Verändenuigen, 
wie  Tonsillenbelägc,  Ausschläge,  Störungen  im  Verdauungsai)parat,  fehlen  vollstUndig. 
A.\illar-  und  Ingutnaldrüseu  sind  nie  vergrössert.  Auch  hier  tritt  völlige  Genesung 
ein,  doch  bleiben  die  Kinder  oft  längere  Zeit  anacnii.sch.  Niemals  gehen  die  Drüsen 
in  Eiterung  über.  In  zwei  Fällen  hat  Heubner  als  ('omplication  dieser  Krankheit 
acute  Nephritis  mit  Ausgang  in  Genesung  beobachtet.  Die  Therajiie  besteht  in  Oel- 
eiureibungen  über  den  geschwollenen  Drüsen  und  llettruhe.  Ausser  diesem  acuten 
Drfisenfieber  beobachtete  1' fei  ff  er  noch  ein  subacutes  Drfisenfieber,  welches  vielleicht 
ähnliche  Ursachen  wie  die  vorige  Erkrankung  hat,  obgleich  ein  Ueltergang  der  einen 
Form  in  die  andere  noch  nicht  b«'obachtet  ist.  Hei  di<'ser  Form  find<;t  sich  eine 
Schwellung  sämmtlicher  drüsiger  Organe  des  Unti'rleibes,  verbunden  mit  hartnUckigen 
Diarrhoen,  leichter  Albuminurie  und  massigem  Fieber  bis  zu  2  bis  il  Monaten. 

Die  Schwellung  der  Milz  und  Leber  ermöglicht  die  Differentialdiagnose  gegen- 
fiiier  einfachem  Darmkatsurh  und  Typhus  abdominalis,  der  günstige  Ausgang  unter- 
scheidet die  Krankheit  von  der  Tabes  niesar.'üca.  Die  Behandlung  besteht  in  der 
zeitw<>isen  Verabreichung  kleiner  Dosen  von  Kalomcl,  in  l'rie.ssnitzschen  l  insclilägen 
und  roborirenden  Medicamenten,  wie  Chinin  und  Eisen.  Unter  dieser  Behandlung 
endet  die  Kranklieit  in  mehreren  Wochen  bis  zu  2 — .'J  Monaten   in  Genesiuig. 

A.  GÖTTSTEIN. 

Drumln  ist  nueh  ReiMt  ein  iu  Eupliorliia  Unimmondii  i>nthalt«n)>!i  AlIcilvTil,  ilessrn  Existeni  je<locli  vuii  andetvr 
Sf^ito  (TaDiiorj  bpstrittcn  wird.  Eä  ixt  TOn  seinem  Entdecker  ul.i  Emutz  dvs  CoeaVns  rnipfohlon  wurden, 
iiide.-^sen  vermochte  Ogritun  nach  Injeetion  von  nruminhydroehlurut  eine  anae.<<thetiäcli<>  Wirkiint;  nicht  zu 
runstntiren,  beuhiielitete  dagegen  eine  lang  andauernde  Schwellung;  der  Haut  an  der  lnjer.tion!4gtelle.  I>af*s  die 
Pflanze  BhriffenH  eine  toxisch  wirkende  Substanz  enthält,  ireht  aus  dem  Umstand  hervor,  da.ss  in  ihrer  Heimath 
Australien  zur  Zeit  der  VeKetationsbOhe  Kinder,  sowie  Sehafe  n.ieh  ihrem  lienuss  unter  l[lhniun|;s- 
arligen  Er.sr heinungen  zu  Grunde  Kehen. 

JACOBSO.K. 

llmSKeniKly  Flecken  im  russischen  (jouvernement  Oroduif,  isn7  als  Badeort  einf^riclitet.  besitzt  Kocbsalzqnellen 
(bis  zu  4.77  Natrium*  und  '2,'ifi  ealciumchlorid.  0,0154  Eisen-.  0..')!>.')  Calrinrnbicarbonat  und  0,:l.iä3  Calciurasulfat). 

W. 

Dr7Ad6a6  nennt  man  eine  Gruppe  der  Rosaceae*  aus  der  ruterfam.  der  Putentilleae,  bei  welchen  die  eiu- 
samiffen,  zahlreichen  NQ^seheu  dem  kef^eifOrmiK  im  Umnde  des  Kruchtkelches  sich  erhebenden  BlUthenboden  flU*- 
reptaculum't  frei  aufsitzen.  Hierher  die  Gattungen  l>ryas.  Fraearia*  und  l*<iten  til  t  a.  Einifre  Botaniker 
bezeichnen  die  D.  als  Frajfarieae. 

M. 

Dryden  Springt  Kurort  in  der  New  Yorker  Urafschaft  Tompkins,  hoch  gelegen,  im  Sommer  ein  kttblor  und  ange- 
nehmer Aufenthaltsort.  Eine  vollstUndigo  Analyse  der  dortigen  Quellen  giebt  es  nicht,  doch  steht  so  viel  fest,  dass 
sie  erhebliche  Mengen  Hagnesiunisulfat  und  Natriunichluriil  enthalten.    Es  befinden  si<>h  daselbst  auch  Stablqnollen. 

W. 

DryObftl&nOpS  Oaertu.  l)ii>t«rokariiaceengattung  mit  nur  einer  den  matayischen  ln.seln  eigenen  Art:  [>.  Cum- 
phnra  Colenr.  (D.  aromatica  Gaertn.).  Ein  stattlicher  Baum  mit  eifTtmigen.  zugespitzten,  dicht  fiedernervigen 
Buttern.  Frucht  eine  an  der  Spitze  dreifttcherige  Kapsel,  halb  vom  vergrnsserten  Kelebgrunde  umgeben,  von  wel- 
chem die  .%  Kelchzipfel  als  fast  gleichgrosse,  bogig-gcJErdmmte  Fldisel  abstehen.    Fjiefert  den  Borneokampher*. 

,M. 

Dnboislft  K.  Br.  (iatlung  der  Farn,  der  Solanaceae*.  Unterfani.  der  Salpiglussideae,  den  bei  uns  als  Zier- 
pflanzen beliebten  Petunien  nahestehend.  Einzige  Art:  D.  myoporoides  B.  Br.,  eine  strauchige  Pflanze  mit  ISnglich- 
lanzettlichen,  ganzrandigen  Bluttern.  nur  aus  .\ustralien  (Neu-Caledonien.  Neu-(iuinea)  bekannt,  enthltlt  Dnboisin*. 

H. 

DnboislB;  in  Duboisi<i  myopuroYdcs  aufgefunden,  ist  nach  Laden  bürg  mit  Hyo:)cyamin,  welches 
«leni  .Atropiii'  i.somcr  isi,  idf-ntisch. 

SPIEGEL. 

Dnerkheim  a.  d.  llanrdt,  kleine  Stadt  am  Eingänge  des  Ibunachthales  in  der  ithcinpfal/,,  HG  m 
hoch,  Soolbad,  Luft-  und  Traubenkurort.  Von  den  8  Knthsalzciuellen  -werden  gewölmlicb  nur 
zwei  zu  Kurzweckun  gebraucht,  der  Blcichbrunnen  (13,8"  C. ;  8,8763  Natrium-,  LS641  Cal- 
ciumchlorid.  0,0183  Brom-,  0,0018  Jodnatriuin,  0.0158  doppeltkohlensaures  Kisenoxvdul)  und 
die  1S.->-— i8.ja  erbohrtf  Maxquelle  (15.2—15,8"  C:   12,71  Natrium-,  3,031  Calcium-,  0,0391 


(Buerkhoini 


—     Rn 


I»uM«t 


l.iOiiiimcliloriil,  0.0172  MngTicsiumbrcmid,  0,(WS|  Sironliiirochlnrid,  O.OÜt.j  SirMi'  -•  "nV 
(icliMiikrii  wirri  ilax  Wasser  der  i-rstereri.  >eliwächeron  Quelle  allein  oilcr  in  Venu  aiit 

(leiiVuiiigcii  der  luniereii  Quelle,  zu  Bädern  di>;iit  das  Wasser  lifidfir.  L'm  letzt-. n.  in  «u- 
dtHrken,  wird  Mutlerliiugc.  welche  053,819  fe.ste  Best.indtheile,  darunter  52ß,49  <'ateittai-. 
'iJI,(!04  Niitriumchliirid,  enthält,  seltener  gradirte  Soolc  zugesetzt.  Zu  Inhalationen  txnmtit 
■nun  die  Sal/.luft  des  tiradirwerks.  auch  die  Dämpfe  der  Sudhäuser.  Endlich  linden  Soole  nt4 
Mutlerlnuge  /.u  Umschlägen  und  Injectionen  örtliche  Anwendung. 

Die  Traubenkur  beginnt  in  der  Regel  Anfang  September.  Auch  Milch  und  Molken  ww- 
den  kurniäsüig  gebraucht. 

Der  Ort  ist  dureh  das  llaardtgebirge  nordwestlich  geschützt.  Das  Kliina  ist  milde,  dit 
Ijutr  Witterung  beständig.     Saison  Mai   bis  November,  für  die  Soolbäder  bis  Mitte   September. 

wrKZBUSO. 

Dierronborg,  I.aiicJa.iui.inil,.  im   Kmisc  .Mcr*nlinrg.    IIJ  in  liucli,    KOniitl.  SooDi«.!.     Ein«-  nulCr  oa 

L"J4  IM  lii  f.'m  Hchnrlili'.  von   17.1)"  C.  TcraiMrulnr   ontliKlt  »3.URII  feste  Bi'stiiidlliellu.    ilmuntT  1.3 

MA^tii'<.liiinc)iluri'l,    .'».(VHO  Uulrium«;iiKftt,   (i.Oti  Eisoiibtcart'ODal.     Ks    werden    .Sr-uUinder    und  l)<<<i  u»f 

UuKtMt-,  .*^i'hw(<rv)badcr,  kowio  InbuUtiouen  sn  den  1821  m  lan^vn  Orftdtrvprk>*n  gehrnucUt.  :5iu:uti  \  um  I.  Mai  ^ 
MK  Hi»iiU»niSi»r.   —  FtiiKflbiit  befindet  sich  »ucli  di*»  XerTenheH-  und  PfiegeKiHtalt  DUrrenbenc-Keti^e  h hur^. 

W. 

l>Bf  rrjieltn,  fii-t  im  UadiicheR  Srliwuxwald.  708  m  lioeh  K^'^K»"-  Soolbmd  aod  Luftkurort,     nie  Snoir  i<nthxn  23« 

N                            I   I  :-'  C«ldumsulr»t.  0.1112  ElBOnWcarbon»!.     Min  verwendet    dort  -                     ~  -  U- 

''i"iieii,  Mm.%.cbc*'.  Terriinkilreii.     Am  Orte  befindet    sich  die  Kii  h^ 

1                                 I— B«d.     Klima  railde.    Saison  Mitte  Mni  bis  Mitte  ortoher.     .«cl  i.i^ 

\V. 

DnetlCII)   porf  im  Krei««  Minden,  sehncho  SehwobIfutUe  >b  Badern.    äai;on  M<i  hi>.  Septomb^r. 

Dnlcanar«,  Stipites  Dulcamarae,  Bittersflssstcngel,  Hindisch  Kraut,  Tigcs  li': 
Dnnreanierc,  Bitterswcct,  Woody  Night-shade,  stammen  von  Solanum"  Dulcamara  L. 
Die  Stengel  und  jungen  Aest«  werden  im  '2.  bis  3.  Jabrc  nach  dem  Abfallen  der  Blätter  ge- 
sammelt. Sie  sind  hin  und  her  gebogen,  häutig  um  die  Längsachse  gedi-eht,  fa.st  fiinfkanlig 
und  mit  Warzen  besetzt.  Krisch  besitzt  das  Kraut  eiueti  Mäuscgenieh,  der  ))cim  Trocknes 
verschwindet  und  einen  widrig  schar/en,  zuerst  bitteren,  später  siis.slieheu  Geschmack.  Ali 
wirksamen  Bestandtbeil  enthalten  die  Stengel  ein  glykosidisches  AlkaioVd  Solaniu  C42H75NÜ1J 
und  ein  Glykosid  Dulcamarin  C^jUaiOio. 

Dulcamara  wirkt  in  grossen  Dosen  toxisch  und  erzeugt  dann  Brennen  im  Pharynx,  Un- 
vermögen zu  schlucken  und  zu  sprechen,  L'ebclkeit.  Erbrechen,  Schwindel,  PulsvcrlangsamuD)^ 
nach  voraufgehender  Beschleunigung,  Mydriasis,  Dyspnoe,  allgemeine  Paralyse  und  Con- 
viilsionen.  In  therapeutischen  Gaben  angewendet,  zeigt  sie  geringe  Einwirkung  auf  Diurese 
und  üiaphoresc.  Früher  galt  sie,  nach  .Art  der  Holztränke  bereitet,  als  .Vntidyscraticuni  bei 
Hautcrkrankungen,  wie  Lepra,  Psoriasi.s,  Liehen,  Pityriasis,  und  bei  rheumatischen  Affeclionen. 
Boerhave  hat  Dulcamara  sogar  speciflscheu  Einfluss  auf  Bronchitis,  .Asthma  und  Pertussis 
zugeschrieben.  Dosis  1,0—2,0  mehrmals  täglich  im  Decoct,  als  Pulver,  Pillen  oder  Speeies. 
Extractum  Dulcamarae,  Bittersiissextraet: 

wird  durch   lü stündige  Digestion  mit  W^asser  gewonnen.     Itothbrauncs,  dickes  El- 
tract,  wird  zu  0,5 — 1,5  öfters  am  Tage  verabreicht,     l'h.  (i.  1. 
I>nleaii)arin    ict    in>lieh    in  Alkubol    und  Esvigaether   and  wird    durch  Bleiesnig   gerollt.     Ihirch    rertllMl* 
Skuren  wird  es  in  i&ueker  nnd  hNrsiges  Duloumkrctin  gespalten; 

OaH«0,„  +  2H,0  =  C„Ha,0,  +  C,H„0.. 

JACOBSON. 

DoIoIr  wurde  das  1888  von  Dr.  Berlinerblau  zuerst  dargestellte 
p-Phenetolcarbamid  C0<(^^[  ^''^*  '  "'■'=^' 

wegen  seines  süssen  Geschmacks  genannt.  Es  soll  ungefilir  200  mal  so  starke  Süsskr.ift  be- 
sitzen als  Btihrzucker.  Das  Dulcin  bildet  farblose  Nadeln  vom  .Schmp.  173 — 174"  (ThomS'. 
löst  sich  bei  15°  in  800  Th.  Wasser,  bei  100"  in  50  Th.,  ferner  iu  25  Th.  90  proc.  Alkohols. 
In  concentrirter  Schwefel.säure  Rist  es  sich  ohne  F.ärbung  auf. 

Nach  iibereinstimmendcD  Beobachtungen  bewirken  grössere  Mengen  Dulcin  (beim  Kanin- 
ehen ca.  2  g)  eine  Herabsetzung  der  Körportemperatur  (Stahl,  Ko.-isel  u.  A.),  es  findtt 
aber  auch  bei  fortdauernder  Darreichung  keine  schädigende  Einwirkung  statt.  Nach  EwAld'l 
Beobachtungen  wird  es  vom  Menschen  gut  vertragen  und  stets  gern  genommen.  AI  dehoff 
dagegen  will  bei  Thieren,  wenn  täglich  1  g  verabreicht  wurde,  schwere  ikterische  Erschei- 
nungen beobachtet  haben.  Vor  dem  Saccharin*,  dem  es  an  Süsskraft  nachsteht,  soll  es  dea 
Vorzug  haben.  da.ss  sein  Geschmack  angenehmer,  rein  süss  ist.  Andererseits  wird  seine  A  (<r- 
Wendung  durch  die  geringe  Löslichkeit  erschwert.  In  der  Küche  und  zu  Conscrveu  dürfte  der 
Gebrauch  schon  deshalb  ausgcschlosscD  sein,    weil  Dulcin  durch  kochendes  Wasser   theilveiso 

in  dl«  geschmacklose  Diparaphcnetolcarbamid    COtfjjjj  .  pu*  ■  nr^n'    verwandelt  wird. 

PPIEOEL. 


[Duicit  —    ß]     —  DQodenalgesohwtiT] 

llVlolt^  aucb  itls  Melam  pyrit,  EToiiymii  und  Dulcose  bozoiubnoi,  C,;K,|0,,.  normalei*  Hcxaoxyhexan,  alio  ein 
6atomiger  Alkohol,  ist  der  fast  ausschliessliche  Bestandtheil  der  Manna  von  Madagaskar,  aus  welcher  er  duroh  Aus- 
ziehen mit  heissem  Wasser  erhalten  werden  kann.  Er  findet  sich  femer  im  Kraut  von  Melampyrum  nemorosam. 
im  Cambialsaft  Ton  Evonymus  enropaens  und  einigen  anderen  Pflanzen,  in  der  Kinde  tud  Fraxinns  sambneifolia. 
Er  entsteht  durch  Redoction  aus  beiden  optisch  entgegengesetzten  CiaUktosen.  Duicit  Viystallisirt  in  monoklinen 
Sünlen  Tom  Scbmp.  188.5°,  IHst  sieh  bei  gewShulicher  Terapemtur  in  etwa  30  Tb.  Wasser,  sehr  wenig  in  Wein- 
Keist,  gar  uicht  in  Aethor.  Spee.  Qew.^^  1,446  bei  Vi".  Er  ist  optisch  inactir.  Der  Duicit  redueirt  Kehling'sehe 
Ltisung  nicht  and  ist  durch  Hefe  nicht  Tergfthrbar.  Er  Terbindet  f^ieh  mit  .'Mauren  sowio  mit  einigen  Basen.  Lftsst 
man  Sturen  in  hoher  Temperatur  (etwa  200°)  einwirken,  so  entstehen  nicht  die  Ester  des  Dnleits,  sondern  solche 
des  Ualcitans*. 

SPIEGEL. 

DnloltUI)  CgHuOn,  ein  inneres  Anhydrid  des  Dulcits,  entsteht  aus  diesem  durch  Ungeres  Erhitzen  auf  300°.  Es  ist 
ein  zähfltlssiger  8irap.  der  in  Aether  unlOslieh,  in  Wasser  wie  in  absolutem  Alkohol  sehr  leicht  lOslich  ist  und  sieh 
schon  bei  120°  merklieh  TerllBchUgt.  Bei  Ungerem  Stehen  an  feuchter  Luft  oder  beim  Erbitten  mit  Baryt  aof 
100°  geht  er  wieder  in  Duicit  Ober. 

SPIBGEI.. 

Dnnbar.  Scebad  in  der  Grafschaft  Haddington,  an  der  Ostkllste  Schottlands. 

W. 

PnnbllUie)  Stadt  in  der  schottischen  Grafschaft  Perth.  um  Eingänge  des  Oentralhoehlands  gelegen.  Wa.-iserheil- 
anstalt  und  Soolbad  (4,3  Katrium-,  2.3  Calciumchlorid).    Das  Klima  ist  ausserordentlich  günstig. 

W. 

DnBdmilly  Seebad  nahe  bei  Downpatrick  an  der  Ostkllste  Irlands,  mit  gutem  Strande. 

W. 

DnnMrqilO  (Duenklrchen),  Seebad  im  Dept  Nord.    Strand  sandig.    Saison  Juni  bis  September. 

W. 

DmunOrC)  Seebad  am  St.  Georgs-Canal  in  der  irischen  Grafschaft  Waterford.    Strand  gnt,  Klima  sehr  milde. 

W. 

Dnodenalgeschirtlr.  Das  Duodeiialgcschwür  i.st  eine  relativ  seltene  Krscheiiiuiig;  nach 
den  vorhandenen  Statistiken  mindestens  lOuial  seltener  als  das  Magengeschwür.  Vom 
Duodenalgeschwür  werden  im  Gegensatz  zum  Ulcus  ventriculi  häufiger  Männer  als 
Weiber  befallen  und  zwar  meist  im  Alter  zwischen  30  und  60  Jahren.  Die  Sym- 
ptome können  oft  vollkommen  latent  sein,  bis  eine  Haomorrhagie  oder  eine  Per- 
forationsperitonitis  plötzlich  die  Krankheit  aufdeckt.  Sind  klinische  Erscheinungen 
vorhanden,  so  gleichen  diese  in  vielen  Punkten  denjenigen,  welche  man  beim 
Ulcus  ventriculi  beobachtet.  Manchmal  kommt  das  Ulcus  duodeni  mit  diesem 
combinirt  vor.  Im  Ganzen  sind  die  .suhjectiven  Erscheinungen  der  Dyspepsie 
nicht  so  constant  und  so  ausgeprägt  wie  beim  Ulcus  ventriculi.  Die  schmerz- 
haften Sensationen  sind  vorwiegend  im  rechten  Hypochondrium  localisirt  und  treten 
besonders  stark  bei  rechter  Seitenlage  auf.  Hinsichtlich  des  zeitlichen  Auftretens 
unterscheiden  sie  sich  vom  Ulcus  ventriculi  insofern,  als  bei  diesem  die  Schmerzen 
schon  relativ  bald  ('/z — 1  Stunde)  nach  der  Aufnahme  unzweokmässiger  Nahrung 
aufzutreten  pflegen,  während  sie  sich  beim  Ulcus  duodenale  gewöhnlich  erst  nach 
1 — 3  Stunden  einstellen.  Manchmal  ist  die  Regio  epigastrica  rechts  von  der  Mittel- 
linie auf  Druck  empfindlich.  Das  Erbrechen  ist  nicht  so  häufig,  wie  bei  Ulcus  ven- 
triculi. Wie  bei  diesem  erfolgt  es  häufig  auch  auf  der  Höhe  des  Schmerzparoxys- 
nius.  Haeinatemesis  ist  bei  Ulcus  duodeni  viel  seltener,  dagegen  Melaena  relativ 
häufiger  zu  beobachten.  Die  Duodenalblutungen  sind  meistens  sehr  reichlich  und 
zeigen  eine  Tendenz  zu  Hecidiven.  Häufigere  kleine  Blutungen,  <lie  nur  durch  che- 
mische Untersuchungen  des  Stuhles  nachgewiesen  werden  köimen,  kommen  indessen 
auch  vor.  Kommt  es  durch  das  Geschwür  zur  Bildung  einer  Duodenalstenose, 
die  unterhalb  der  Papilla  Vateri  ihren  Sitz  hat,  so  kann  das  Erbrochene  die 
gesammten  Charaktere  des  erbrochenen  Duodenalinhalts  besitzen.  Sitzt  das  Ge- 
schwür an  der  Papilla  Vateri,  so  kann  Icterus  entstehen.  Es  l)esteht  meistens 
Obstipation.  Bei  der  Untersuchung  des  Mageninhalts  spricht  starke  Hyperacidität 
mit  einem  gowLssen  Grade  von  Wahrscheinlichkint  für  Ulcus  ventriculi:  aller- 
dings kann  ein  abnorm  saurer  Magensaft  unter  Umständen  seine  gewebsverdauendo 
Fähigkeit  auch  erst  in  den  obf^rsten  Duodenalpartien  ziu-  Geltung  bringen,  wenn 
dort  geschädigte  Gewebspartien  sind.  Auf  der  anderen  Seite  kann  das  Fehlen  einer 
Hyperacidität  des  Mageninhalts  nur  mit  einer  gewissen  Reserve  für  die  diagno- 
stische Abgrenzung  des  Ulcus  duodeni  vom  Ulcus  ventriculi  benutzt  werden,  weil  in 
einzelnen  Fällen  auch  beim  Ulcus  ventriculi  die  Hyperacidität  vermisst  wird.  Im  Grossen 
und  Ganzen  ist  eine  sichere  und  frühzeitige  Diagnose  des  Ulcus  duodeni  nur  in  wenigen 
Fällen  möglich  und  das  Leidt.'n  nur  aus  <loni  gleichzeitigen  Vorhandensein  einer  ganzen 
Reihe  der  genannten,  iinEinzelnen  durchaus  nic^ht  eindeutigen,  Symjrtoine  zu  ei-schliessen. 
Die  Thatsachc,    dass    die    meisten    Duodenalgeschwüre  sich  in  der    Pars  horizontalis 


Diio^Ipniilkiil 

Miiiorinr.  .-«Isf»  nah«*  il«iii  Map-ii  »i»-fi««li'ii,  «eist  nii.s  ilaiaiif  iiiii.   «lass  ili«'   Entsi 


ii>->  ricos  iJaoti<»iule  mit  dem  Vorii.iiidensein  nioes  rerd:iuutigskräfti;;cii 
iii  Za^iimiwiihans  xa  bringen  Ist.  I>er  Magensaft  kann  ilir  ihm  i'ii;cii«'  I"  ' 
«•iiit-r  NMil<?i>tai»tlskraft  geschldigti-^v.  •I<ni  nienschiiohcii  Orgiiiiismus  a.  _ 
wfitr  zu  veriauea,  am  so  intensiver  zur  Geltung  bringen,  je  weniger 
I  »armserreten  iccmudit  hat.  iu  «k-n  «lein  Pyloms  zunächst  ^nlrcrneii 
,    hmxiniuni  haben  wir  ntteh  eioen  Map-nsaft.  welcher  diese  Kl. 

•»  ist  dalier  genrhtfertigt,  ffir  die  übt^rwiepeniie  Mehrzahl  der  Du''.    .ü» 

KnI.stehuugsart  anzunehmen,  wie  für  die  Magengi-schwfin-.  Wenn  ;mch  <ii«r  .spcicicllai 
Inciclicn,  weiche  im  Kinzeifall  eine  8chridip;un^  der  Darmwand  her>'orrufpn  und  timt 
s«  der  Vrnlauung  durch  den  Magensaft  zu^änglirh  mai-hen.  sehr  häufig  nirbt  ni(b«r 
bi-kannt  Bind,  so  i^iebt  es  doch  eine  Reihe  von  Fällen,  in  welchen  die>ic  rrsadm 
offenbar  »iod.  Diese  Ursachen  sind  I.  die  Arteriosklerose,  2.  Verbrennunjjeii  «1er  Hnl, 
'A.  gewiss«'  Infectionskrankheiten.  Ob  loc^le  Traumen  und  ebenso  Krfrieruiigm  dJ« 
von  einzelnen  .\ut<iren  ihnen  xugesjchriebene  ;urtiolo;rische  Bedeutung  ffir  das  Zo- 
Mt^niidekoiMmen  von  Uuodenaigeschwüren  besitjien.  ist  noch  zweifelhaft.  lVl»er  iJi» 
Kntstehuii2  iler  l'uodenalgeschwäre  bei  Neugeborenen  gehen  die  Meinun^n  mA 
auseinander.  Wenn  auch  eine  Reihe  dieser  Ffdle  (besonders  die  l'Irtrra  do»- 
deni)  auf  arteriosklerotischer  Basis  so  lat<-nt  verlaufen,  da-ss  sio  nur  eitts 
zufälligen  Obdurtionsbefund  darstellen,  so  ist  doch  die  Prognose  der  diagaosti- 
cirlen  Fälle  im  .MIgemeinen  eine  schlechtere,  als  diejenige  (los  Magcngoseliwfim 
Denn  die  Hauptgefahren  des  Geschwüres  liegen  in  der  .Möglichkeit  einer  abundaiiKn 
Hlutnng,  sowie  in  der  Möglichkeit  einer  IVrforation,  welche  Zustande  beim  Flcus 
iluiHleni  häufiger  und  in  bedrohlicherem  Grade  auftreten  als  beim  Ileus  vriitricult 
l'ie  Perforation  führt  entweder  zu  einer  diffasen  eitrigen  Peritonitis  oiler  zu  eiucin 
abgekapselten  .\bs«-ess.  sperjell  hat  man  nach  Flcus  duodeni  wiederholt  den  so- 
genannten Pyopneuraotliorax  subphrenicus  beobachtet. 

Kine    specielle   Therapie    für  da-s  Duodenalgeschwür  liegt  nicht  TOr,    sondern  » 
fällt  mit  der   Tlierapie    des   .Magengeschwürs*    zusammen.      Eis    ist   dies   insofern 
günstig  für  die  Directive  der  Therai)ie  zu  bezeichnen,    als   ja    die  differentit-lle 
giio.se  eine  s<i  schwierige  ist.     Bei  der  di.-ietetischen  Behnn<llung  ist  zu  berflcksidi' 
dass   alle  mechanisch,   chemisch,   thermisch    reizendi-n  Substanzen  vermieden   wei 
müssen  und  durch  Alkalien  sowie  Karlsbader  Salz  eine  Abstumpfung  des  übei 
Magensaftes  versucht  wenlen  muss.      Kine   amhulaiite  Behandlung  genügt    wegen 
ünzugänglichkeit  des  I.oca<<  niorbi  und  des  Ernstes  der  Prognos«^  kaum.    Die  einzel 
Symptome  werden    wie    bei  M;igenldutung.    D.irmblutung,    F'erforationsperitonitis 
handelt.     .\uch    Folgezustände,  wie    l>uodenalsteiiose,  Obliterafion    der  OefTiiung 
Papilla  Vateri,  kOnncn  Gegenstand  besonderer  Beh.indlung  wenlen. 

STKAÜS«. 

Paodenalkatarrta.     .Man  tmtcrscheidet  eine  acute  und  eine  chronische  Form.     |>cr 
ileii:ilkatarrli  kommt  entweder  vor  als  Theilerscheinung   eines  diffusen  Darnikata' 
oder  in  seltenen  Fällen  als  isolirter  Katairli  des  Zwölffingerdarms.     Die  acute   Form 
verdankt  ihn-  Kntstehung    entweder  Sch.'idlichkeiten.    welche    in  Kigenthünilirhkeiten 
der    Nahrtnig    liegen,    oder    infectiösen    Momenten,    oder  Stoffen,    welche    durch    dif 
Galle  ins  Duodenum  gelangen.     Die  erstere  Form    ist  in  denjenigen  Fällen  gcc  -  r 
in  welchen  sich  ein   Dumlenrdkatarrh  an  einen  M.agenkafarrh   anschliesst,    die    , 
Form   ist  ganz  bwonjlers    repraesenJirt    in  den   Fällen  von  endeinischem    oder     epnli 
mischem  lrt4'nis.    der  WeiFscheri    Krankheit.     Fälle    der    letztgenannten    Art     findet 
man  bei  i-iner  Reihe  vim   Vergiftungen  (so  hat  Verf.   z.   B.   für  das  Lactoidienin   die*' 
Kutstehiiiigsari  des  Ictei-us  klinisch   nn<l  experimentell  wahrscheinlich  gemacht).    Ei» 
he-<iondere  .\rl    der  .\i'ti<dogii'    ist    für  dii-  genannte  Krankheit    in  ausgeijchnton   V< 
bn'nniuigen  di-r  Körperoljei-flächi'  gegi-ben,    welche    zu    exci-ssiven    H>p<'i":i»'iijien 
DniMlenalscIileindiaiit    mit  Neigm»g    zu  Blutungen.    Verschwäruugeu    niiil    z\i   Perf< 
tionen    tüliren    krmuen.       Dass    auch     Krkältung    zu     Duoden.ilkatarrh    führen     k 
ist    bei   der  <.>niinpntenz  dieses  aetiologischen   Momente    begreiflich.     Die    Iliagnos' 
dP8    acuten    Duodena IkataiThs    ist    in   manchen    Fällen   sicher   zu   stellen,     in    zahl 
reichen    Fällen    dagegen     nicht     möglich.       Das     beweisendste    ohjwtive     SvniiiiMin 
ist  ein   Icivrus,     für   de.-isen   Kutstehnng    kein    .anderer  Grund,    speciell    keine  iU,,U 
lithiasis  n.ichweisliar  ist.     In  denjenigen   l'allen,    in  welchen    das  gi'n:uuite  Sviiiplnui 
/.ufi:unnien  mit  dyspeptischen  Krscheinungen    (Druck   im  Epigastriuni    recht«  von   d«r 


[Diiodenalkatarrh  —    o:t    —  Dnodenalstenosej 

Mittellinie  etc.)  im  Anschluss  an  eine  ausgcdohiiti-  Vfiluenniing  der  Haut  auftritt,  ist 
di(.'  Diagnose  sicher.  Auch  da,  wo  diese  Erscheinungen  direct  zu  einein  noch  !«(- 
stehenden  Magenkatarrh  hinzutreten  oder  auf  einen  schon  abgelaufenen  Magenkatarrh 
folgen,  hat  man  ein  Recht,  einen  I  >uodcMialkatarrh  anzunehmen.  Jn  allen  anderen 
Fällen  kann  man  bei  Bestehen  der  genannten  Erscheiinmgen  einen  Duodenal katarrh 
nur  vennuthen,  aber  nicht  sicher  feststellen,  liei  der  isolirten  Form  des  Dnodenal- 
katarrhs  zeigt  der  Stuhl  nur  dann  eine  aulfallende  Veränderung,  wenn  durch  Schwel- 
lung der  Papilla  Vateri  Icterus  erzeugt  ist,  doch  beschränkt  sich  diese  Verändenuig 
lediglich  auf  <lie  Erscheinung  des  acholischen  Stuhls.  Die  Prognose  und  der  Ver- 
lauf ist  je  nach  der  Aetiologic*  verechieden,  meist  ist  die  Prognose  günstig  und  die 
Krankheit  innerhalb  einiger  Wochen  der  Heilung  entgegengebracht.  Die  Therapie 
fällt  im  Allgemeinen  mit  der  nierajüe  der  Gastritis  acuta  und  der  Enteritis  acuta 
zusammen.  Eine  leichte  Abffihrbehandlung  ist  mit  Ausnahme  der  nach  Verbrennung 
auftretenden  Form  erwünscht.  Es  wird  hierzu  am  besten  das  Karlsbader  Salz  be- 
nützt. Die  Dosis  niuss  so  gross  sein,  dass  die  Stühle  breiig  weich  werden.  Statt  des 
Karlsbader  Salzes  kam)  anch  ein  Kheuminfus  oder  di(^  wäss(>rige  oder  alkoholische 
Rheumtinctur  in  der  Dosis  von  2 — 3  mal  täglich  1  Theelölfel  verabreicht  werden.  Die 
Diaet  ist  dieselbe  wie  bei  der  Gastritis  acuta  und  beim  acuten  Darmkatarrh.  Speciell 
wichtig  ist  die  Vermeidung  oder  wenig.stens  grösstmögliche  Reduction  des  Fett-,  also 
auch  des  Milchgenusses,  da  bei  Verschluss  der  Papilla  Vateri  die  für  die  Verdauung  des 
Fettes  wichtige  Galle  fehlt.  Allerdings  kann  man  bei  der  oft  Wochen  i»etragenden 
Dauer  eines  Duodenalkatarrhs  die  Milch  nicht  inuner  ganz  missen.  Fleisch  darf  nur  in 
derjf.'nigen  Form  gereicht  werden,  welche  im  Magen  rasch  und  leicht  in  flüssige  Form 
übergeführt  werden  kann  (Schabefleisch  und  ges<'hal)tt?r  Lachsschinken  durch's  Sieb 
getrieben  I.  (Jewürze  sind  s(?lbstverständlich  zu  meiden.  Von  Amylaceen  .sind 
höchstens  gepulverte  oder  ganz  fein  gekaute  Cakes,  eventuell  in  späteren  Stadien 
eingeweichter  Zwieback  erlaubt.  Weich  geko<'hte,  gut  zerkleinerte  Eier  können  eben- 
falls gereicht  werden,  doch  soll  im  Anfang  <ler  BehaiuUung  die  Diaet  möglichst  flü.ssig 
sein.  Bei  der  nach  Verbreiumngen  entstehenden  Form  des  Duodenalkatarrhs  ist  wegen 
der  Tendenz  dieser  Art  zu  Haemorrhagieen,  llcusbildung  und  Perforaticm  von  vorn- 
herein eine  .Vbführbehandlung  contraüulicirt,  dafür  aber  eine  Ruhigstelhmg  des 
Darms  durch  Opium  um  so  mehr  geboten.  .\ni  besttm  wird  in  solchen  Fällen  die 
Ernährung  eine  Zeit  lang  einzig  und  allein  durch  Nälirklystiere*  bewerkstelligt. 
Dass  Bettruhe  indicirt  ist,  ergiebt  sich  von  selbst.  Die  Behandlung  etwa  vor- 
handener Schmerzen  erfolgt  nach  denselben  Regeln  wie  beim  acuten  Dannkatarrh'. 
Dnodenitis  chronica.  Die  Krankheit  besteht  selten  isolirt,  sie  ist  meist  nur 
'llieilerscheinung  eines  diffusen  chronischen  Darnikatarhs  oder  l''olge  einer  luider- 
weitigen  Aftection  des  Duodenums  (Ulcus,  Carcinoni,  im  Duodenum  liegender  (Jallen- 
stein  etc.)  oder  der  Umgebung,  von  Pancn'.iserkrankungen,  entzündlichen  Veränderungen 
in  der  Umgebung  der  Gallenblase  irtc.  Das  Krankheitsbild  zeigt  bei  Verschluss 
d<>r  Papilla  Vateri  Icterus  luid  Druckemplindlichkeit  im  rechten  Hypochondrium. 
Der  Kräfte- und  der  ErnährungsznstamI  leidet  bei  langem  Bestehen.  Ist  der  chronische 
Duodenalkatnrrh  nur  eine  l'olge  eines  anderen  krankhaften  Zustandes.  so  conibiniren 
sich  mit  diesen  Erscheinungen  noch  die  von  dem  ursprünglichen  Leiden  abhängigen  Sym- 
ptome. Die  Therapie  imd  ebenso  die  Prognose  richten  sich  nach  dem  (irundleiden.  Die 
Ernährung  folgt  im  (ianzen  den  bei  der  acuten  Dnodenitis  entwickelten  Principien, 
doch  darf  man  hier  neben  dem  Princip  der  Schonung  nicht  das  Princip  einer  hin- 
reichenden Eniährung  verge.ssen,  da  bei  dieser  Krankh<'it  die  (iefalir  einer  clironi- 
schen  Unterernährung  vorliegt,  (iegen  das  Leiden  selbst  siiul  leichte  Abführkuren 
mit  Karlsbader  Salz,  besonders  aber  Brunnenkuren:  Karlsbad  etc..  zu  empfehlen. 

STK.VI'8S. 

Dnodenalstenose.  Das  Kranklieitsiiihl  ist  ein  verschiedenes,  je  nachdem  <li<!  Stenos(> 
oberhalb  oder  unterhalb  der  Papilla  Vateri  sitzt.  Im  elfteren  Falle  haben  wir  lediglich 
die  Folgeerscheinungen  einer  Behinderung  des  .Abflusses  des  ^lageninhalte.s,  also  zu- 
nächst eine  Stagnation  der  Ingesta,  wenn  das  Hinderniss  nicht  durch  eine  gesteigerte 
Motilität  überwunden  ist.  Bei  längerer  DaiK-r  s(dcher  Zustände  und  .Nachlass  des 
Muskeltouus  kaini  es  zu  einer  Dehnung  der  Mageiiwanil  und  damit  zu  einer  Vergrösse 
rung  des  .Magencavunis.  also  zu  einer  Ektasie  mit  niotorisclier  liisuflicienz  konunen. 
Im  zweiten  Fall  linden  wir  die  eben  genannten  Erscheinungen  gleichfalls.  Es  ge- 
sellt   sich    ihnen  aber    noch   eine  Reihe  von  Merkmalen  hinzu,    welche  ihre  Existenz 


riNo4«>nalst4>no8« 


—     «4 


Duodenalsteaa 


rtt'Di  V"rhani|pns4'in  von  G:illi'  iiiiil   P;iii(Tr;Lssf>crot   in  tlon   imtorhiilli  il<»r   Papilla  %■ 
leri  ^«•l>?genen  Partien  dfs  IhuKJeminis  verdanken.     Man   fiiulet    also   in    tlotn   ^togH 
rendeii  Inhalt  dauernd  Galle  und  rancre:is.sccret.     Unter  UiMständrn   k:uiii  fn  otfl 
h.nlli  tier  Stenose  neben  einer  Mag:euerwi'itenin}r  noch  zu  einer  Ijedeutenilen  AusweitnH 
des  Uuodenalrohres  konnnen,  sodass  die   CapacitUt  dieses  l>arnial>sehnittefl   i^inu  >)i><]^| 
ti'iitl  grössere  wird,  als  unter  normalen  Verhältnissen.    Dies  ist  lie.sontiers  leicht  inö^li^P 
wenn  die  Stenose  sehr  tief  sitzt,  weil  sich  zur  Stenose  noch  <l:i^  eine  St.-itrnation   trleicli- 
Umdc   Moment  der  syphonartigen   Gestalt    des    ein   Polygon   bildenden    IhiodenaU^ 
achnitte.^  des  Danas  hinzugesellt.   Man  kann  in  solchen  K.lllen  häufig  trotz  ^rüiidlic^l 
abendlicher  Keinwaschung  des  Magens  am  folgenden  Morgen  im  Magen  eine  mehr  odiP 
minder  grosse  Menge  eines  nur  thcilweise  verdauten,  mehr  oder  woniger  mit  Durin-  bcJ« 
Pankreas-  miil  Gallensecret  vermischten  Kückstandes  aus  früheren  Inge.stion     .     "    'n 
nachweisen.     In  manchen  Fällen    dieser  .\rt    tritt  Nachts    reichliches  Krhii 
trotzdem  der  M.'igeii  Abends  gründlidi  rein  gewaschen  war,    und  in  der  Zv.  : 

keine  Jiahrungszufuhr  stattgehabt  hiitte.    Riegel  hat  auf  die  diagnostische  1,  .; 

diese«  Symptoms  hingewiesen  und  gleichfalls  Ix.'tont.  dass  für  ilen  Mit^eniulinlt  von 
Patienten  dieser  Art  ein  auffallender  und  plntzlich  einti^tender  Wechsel  itn  Säofv- 
grad  und  in  der  Verdauungstüchtlgkeit  des  Mageninhalts  charakteristisch  sei.  IK» 
Gründe  hierfür  sind  in  dem  wechselnden  ZuBuss  des  mit  Darnisecret  vermischt«« 
Duodenalinfaalts  zum  Mageninhalt  gegeben.  Zuweilen  kann  man  bei  DuodonalstenoKeii 
einen  häutigen  Wechsel  i[i  dem  Grade  der  Wülbung  des  Epigiistriums  constatiren, 
da  bei  starker  Aiifnllung  des  Magens  und  des  oberhalb  der  Stenose  gelegvnrn  Duo- 
denalthcils  das  Kpiga.striuni  stark  gewiilbt  ist,  während  es  nach  einor  Kntlefnnic 
dieser  Tlieile  des  Vfirdauungsschlauches  durch  Huctus  und  Erbrechen  eingesuiik<-n  isl. 

Die  diagnostische  .Abgrenzung  einer  oberhalb  der  Papilla  Vateri  gelegenen  Sti- 
nose  des  Duodenums  von  eiinT  Pylorussteno.se  bezw.  von  einer  Magenerweitoriing  i>i 
häufig  sehr  schwer  und  oft  nur  durch  die  genajniten  Schwankungen  der  Aciiiität  d» 
.Mageninhalts,  sowie  durch  häufig  zu  beoliachtendeii  Kiickflu.ss  von  Duoik-nalinhalt 
in  den  zuvor  rein  gewaschenen  .NIagen  zu  vermutheo.  Die  unterhalb  der  PapilJ> 
Vateri  gelegenen  Stenosen  sind  aiusser  durch  die  genannten  Kriterien  nocli  durch  dir 
constante  Anwtsenheit  von  (ialle,  sowie  durch  das  häutige  Vorhandensein  von  Tryp- 
sinferment,  sowie  von  Producten  der  Trypsinverdauung  (Leacin  und  Tyrosin)  im 
Mageninhalt  ausgezeichnet. 

Die  Aetiologie  der  Duodenalsteno.sen  ist  verschieden:  je  nach  der  Eigenart  der- 
selben wechseln  auch  der  Verlauf  und  die  Prognose  und  ebenso  die  Kehand- 
lung.  Letzt^-re  kann  unter  l'mstäiiden  eine  chirurgische  werden,  wenn  es  sich 
um  Obstruction-sstenosen  durch  G.illensfeinp.  welclii'  im  L)iinilenuin  längere  Zi-it  liegen 
bleiben,  oder  durch  Neubilduufren,  durch  Ulciisnarben  etc.  handelt  oder  wenn  es  sich 
um  Compre.ssionssteuosen :  durcii  Dnick  von  aussen,  wie  Druck  von  Tumoren  der  Gallen- 
bla.se.  des  Pancreas,  der  Leiter,  hnick  dinch  Wanderniere  etc.,  Druck  nnd  Um- 
schniirung  des  Duodeminis  durch  chronische  locale  peritonitische  Processe,  hc-sonders 
bei  Entzündungen  in  der  l'ingebung  der  (Jallenblase  oder  durch  chronische  difTiup 
peritonitische  F'rocesse  (tuberculöse  Peritonitis  etc-)  handelt.  Eine  besoiulere  Art  der 
Duodenalstenosen  sind  die  Knickungsstenosen  des  l>uodennms,  welche  dadurch  lu 
Stande  kommen,  d.iss  der  nach  unten  gesunkene  (Knti'ro])toso)  oder  gezogene  M.igen 
(Verlöthungen  des  Netzes  mit  tief  gelegenen  Partien  der  B.'iuchwand  nach  Laparoto- 
mien, bei  Netzhernien  etc.)  die  gut  bewegliche  Pars  horizontalis  superior  duodeni 
derart  n.'wh  unten  zieht,  da.ss  die,se  mit  der  sehr  gut  liefestigten  und  de.sh.ilb  nur 
sehr  wenig  beweglichen  Pars  verticalis  duodeni  einen  spitzen  Winkel  bildet.  Bei 
Bildung  dieses  Winkels  können  dii-  Wände  <lcs  Duodenums  an  der  Kni('knng;si;tell<> 
einander  derart  genähert  werden,  dass  es  an  der  Uebergangsstelle  <les  oberen  hori- 
zontalen .\stes  in  den  verticalen  .\st  zu  einer  schlitzartigen  Verengennip  koumit, 
welche  ausgeprägte  Stenosenersclieinungen,  Stagnation,  Koliken  etc.  erzeugen  kann. 
Bei  der  Enteroptose  haben  diese  Erscheinungen  wegen  der  in  der  abnormen  Bevr(^- 
iichkeit  der  Bauchorgane  gegebenen  .Mögliclikeir  eines  leichten  .Xusgleichs  dieser  Ver- 
hältnisse den  Charakter  eine.s  wechselnden,  intermittironden  Zustandes,  und  können 
durch  Tragen  einer  Leibbinde  gemildert  werdi'u,  bei  Netzhernien  etc.  können  dicee.^ 
Erschi'inungen  einen  mehr  oder  weniger  d.aiKrnden.  luicli  L:ip:in>t>iniii>n  ki'mnen 
einen  acuten  Charakter  besitzen.  Die  symptomatische  Behandlung  h;il  die  Stagnat 
nach  den  Kegeln  für  die  Magenerweitening'"    zu   bekämpfen.      Die    c.hinu*gisehe 


[Duodenalstenose  —    65    —  Durst] 

li:iii(Hung  ist  je  nach  der  zu  ("inindo  lic^gcndcn  ürsaclio  vcrschiodcii.    Von  unbintigon 
.Miinssnnhmon  kommen  noch  Magenausspülungeii '  sowie  Bauchmassagc  in  Betracht. 

STBArSS. 

Durst.  Der  Körper  verliert  beständig  Wasser  durcli  Harn,  Lungen,  Haut  und  Koth.  Die  Ge- 
sammtgrUsse  dieser  Wasserabgabe  schvcankt  auch  in  der  Norm  innerhalb  ziemlich  weiter 
Grenzen,  und  zwar  am  meisten  diejenige  durch  Haut  und  Lungen.  Während  die  Wasser- 
abdunstung  von  der  Haut  durch  höhere  Temperatur  der  Umgebung,  zumal  bei  wenig  bewegter 
Luft,  und  durch  Muskelarbeit,  zugleich  durch  Vcrmittelung  der  Schweissnbscbeidung  mächtig 
in  die  Höhe  getrieben  werden  kann,  steigt  bei  der  Muskelarbeit  die  von  den  Lungen  ab- 
dampfende Wassermenge  bis  auf  das  Doppelte  der  Norm  bei  Körperruhe.  Im  Mittel  giebt  der 
erwachsene  Mensch  in  24  Stunden  bei  Ruhe  2200.  bei  Arbeit  2700—3000  g  Wasser  ab. 
Wird  nun,  auch  bei  son.st  ausreichender  Nahrung,  die  Wasserzufuhr  geringer  als  den 
Wasserausgaben  entspricht,  so  erwacht  das  Durstgefühl.  Zunächst  tritt  es  local  auf,  giebt 
sich  durch  Trockenheit  und  Brennen  im  Schlünde  kund  und  ist  bedingt  durch  Abnahme 
des  Wassergehaltes  der  Mund-  und  Rachenhüble  in  Folge  Austrocknens  derselben,  besonders 
in  Folge  reichlichen  Wasscrverlustes  durch  Schwitzen,  durch  profuse  Diarrhoen  u.  a.  Bei  An- 
fuuebtnng  der  Mundhöhle  mit  W'asser  wird  das  locale  Durstgefiihl  zunächst  beschwichtigt, 
um  indcss  weiterhin  in  ein  allgemeines  Durstgefiihl  überzugehen,  sobald  durch  die  Wasser- 
abgaben der  Wassergehalt  des  Blutes  und  der  Gewebe  auch  nur  wenig  abnimmt.  Dies  allge- 
meine Durstgefühl  kann  nur  durch  Ersatz  des  verlorenen  Wassers  aufgehoben  werden.  Ueber 
die  Nervenbahnen,  die  das  Durstgelühl  vermitteln,  ist  wenig  Sicheres  festgestellt.  Da  nach 
Durcbschneidung  der  die  Mund-  und  Rachenhöhlc  versorgenden  Nerven:  Trigeminus, 
(ilossopharyngeus,  Vagus,  die  Thiere  ebenso  nel  trinken,  wie  in  der  Norm,  erhellt,  dass  das 
Durstgefühl  centralen  Ursprungs  sein  kann;  damit  im  Einklang  steht  die  Erfahrung,  dass  bei 
manchen  Affectionen  des  Gehirns,  sowie  bei  Benommenheit  des  Sensuriums  Durstgefühl  nicht 
mehr  auftritt.  Kann  der  Durst  nicht  gestillt  werden,  so  treten  bald,  wahrscheinlich  in  Folge 
Abnahme  des  Wassergehaltes  der  nervösen  Centralorgane,  zuerst  Reizungs-,  weiterbin  Lähmungs- 
urscheinungen  und  schliesslich  unter  stetiger  Functionsabnabnie  des  Herzens  der  Tod  ein.  Das 
Durstgefühl  ist  so  peinigend  und  tritt  so  sehr  in  den  Vordergrund,  dass  dadurch  selbst  das 
Hungergefühl  zurückgedrängt  und  die  Aufnahme  trockener  Speisen  verweigert  wird.  Der 
Hunger  wird  vom  Menschen  länger  und  besser  ertragen  als  der  Durst.  Während  mit  der 
Dauer  des  Hungers  das  Hungergefühl  mehr  und  mehr  schwindet,  nimmt,  je  länger  die  Wasser- 
entziehung währt,  das  Durstgefühl  in  desto  quälenderem  Grade  zu. 

Für  die  Krankenernährung  von  Bedeutung  ist  die  unzweifelhafte  Thatsache,  dass  bei 
acuten  fieberhaften  Krankheiten  die  Wasserausscheidung  durch  Haut  und  Lungen  beträchtlich 
gesteigert  ist,  ja  noch  in  höherem  Grade  als  die  Koblensäureausscbeidung,  die  eine  Zunahme 
von  37 — 70  pCt.  gegen  die  Norm  erfährt.  Daher  macht  sieh  auch  bei  diesen  Krankheiten 
gesteigertes  Durstgefühl  geltend,  zu  dessen  Beschwichtigung  eine  entsprechende  reichlichere 
Darreichung  von  Wasser  oder  anderen  Flüssigkeiten  erforderlich  ist.  Beachtenswerth  ist,  dass. 
da  bei  Benommenheit  des  Sensoriums  das  Durstgelühl  zurücktritt,  ja  ganz  unterdrückt 
ist,  man  fiebernden  Patienten  bei  Apathie  und  Bewusstlosigkeit  in  regelmässigen  Inter- 
vallen Wasser  einflüs.sen  muss,  denn  kein  acut- febriler  Patient  kann  ohne  Wasser- 
zufnhr  bestehen.  Andererseits  ist  zu  erinnern,  dass  bei  acuter  Gastritis  und  Gastroenteritis,  so- 
lange sich  die  hochgradige  Reizbarkeit  durch  Erbrechen  und  Diarrhoen  zu  erkennen  giebt,  trotz 
starken  Durstgefühles  die  Wasserzufuhr  ebenso  wie  die  Speisezufuhr  vorübergehend,  etwa  einen  Tag, 
unterbleiben  muss,  weil  bei  so  hochgradiger  Reizbarkeit  der  Magenschleimhaut  Alles  oder  bei- 
nahe Alles,  was  per  os  gegeben  wird,  auch  wieder  erbrochen  wird.  Das  Einzige,  was  in  der- 
artig schweren  Fällen  gegeben  werden  darf,  ist  Eis  in  kleinen  bohuengrossen  Stücken  oder 
Eiswasscr  oder  eiskalter  dünner  Theeaufguss,  thee-  oder  kinderlöffelweise  gereicht;  solche 
kleinen,  in  regelmässigen  Zwischenräumen  von  etwa  '/2  Stunde  gereichten  Flüssigkeitsiiiengen 
stillen  den  hochgradig  gesteigerten  Durst,  ohne  Erbrechen  liervoraurufen. 

Endlich  sei  hier  nur  noch  des  gesteigerten  Durstgefühls  der  Diabetiker  gedacht,  das 
durch  die  reichliche  Wasscrausschcidung  durch  den  Hara  hervorgerufen  wird.  Das  Harnvolumen 
hängt  einmal  von  den  grossen  Flüssigkeitsmengen  ab,  die  der  Diabetiker  in  Folge  seines 
Durstes  aufnimmt,  sowie  von  der  diuretischen  Wirkung  des  durch  die  Nieren  austretenden 
Zuckers  und  des  reichlicher  ausgeschiedenen  Harnstoffes.  H.äulig  ist  a\is  letztcrem  Grunde  die 
Hanrniengc  schon  an  sich  grösser  als  der  Flüssigkcitsaufnahnie  entspricht.  In  dem  Maasse 
als  der  Zucker-  rcsp.  Harnstoffgehalt  des  Harns  heruntergeht,  ermässigt  sich  die  Harnmenge 
und  damit  lässt  auch  das  quälende  Durstgefühl  nach.  Entsprechende  Regelung  der  Diaet 
bessert  mit  der  Zuckcrau.sscheidung  auch  das  Durstgefühl.  Zur  vorübergehenden  Stillung  des 
Durstes  kann  man  in  einzelnen  Fällen  central  wirkende  Mittel,  wie  Opium,  verwenden.  Noch 
schneller  als  durch  einfaches  Wasser  wird  das  Durstgefühl  beschwichtigt  durch  massige  Zu- 
sätzi-,  wie  Zucker,  entweder  in  Substanz  gegeben  oder  durch  Kaueu  von  Brotrinde,  wodurch 
auch  Zucker  c'-bildct  wird,  indem  Lösungen  solcher  krystalloVdeu  .StofTe  schneller  p-sorbirt 
werden  als  reines  W^1sser.  In  derselben  Weise  scheint  Brotwassor  zu  wirken.  Von  Manchen 
wird  auch  als  durststlllc-ndcs  Mittel  geriihnit,  die  (lande  in  AVasscr  oinzutaurhi-n :  am-h  Däder 
0.  Liobrsich.  EiiryL.lo|'ai'>lii'.     II.  lS»ti>l.  r 


[Dunit 


—     «6     — 


Dysentei 


»ullvu    luauclimal    dursUtilleud  wirken.     In  beiden  Källcn  handelt    i-s  i>icli  vielleicht    um  ^t 
bibitiou  der  Haut  mit  Wasser,  das  weiterhin  iu  die  Lympb-  und  Blutgefässe  übertritt.        ■ 

Dysenterie,  K  u  li  r.  Die  Dyseuterie  ist  weder  vom  aiiatoiniscliHii,  iiucli  vom  aetiologiädfl 
Standpunkt  aus  eine  iMulieitliche  Krankheit;  nur  (Ia><  klinisclic  Krankhcitsbild  S 
scharf  umschriebt-n.  Dasselbe  tritt  in  r-iner  acuten  und  in  eini-r  ehroiiiüohen,  I 
eiupr  opideinischen,  in  einer  endemischen  sowie  in  einer  sporadischen  Fonn  auf.  fl 
Krankheit  hat  ihren  .Sitz  im  Iiickdami,  und  zwar  vorwiegend  in  den  untersten  nM 
tien  desselben:  sie  greift  nur  selten  auf  *Ien  Hünndarm  über,  Sic  äussert  sicbfl 
einer  baemnrrliagischen  Eutzüiidiuig  der  Schleimhaut  <ler  genaiuiteii  P.irtieen  (H 
nimmt  in  schweren  Fällen  einen  diphtherischen,  j^augraenescirenden  f.'hanikter  ]fl 
während  in  leichten  nur  ein  Katarrh  mit  Neiguuia;  zu  lllutuugen  und  mit  eveutuefl 
Vereit«'rung  von  LyniphknOtchen  zu  constitiren  i.st.  In  schweren  Fällen  komintfl 
durch  Losstossunp  nekrotischer  Srhlcinihautjjartien  zur  Bildung  von  Geschwüren  fl 
Als  l'rsache  für  die  Entstehung  der  Krankheit  kimiuit  eine  gauzf  Reihe  ifl 
Momenten  in  Betracht.  Das  epiileitiische  und  endemische  .\uftroten  der  Dyscntifl 
wei.st  darauf  hui,  dass  bei  der  Entstehiiui;  der  Dysenterie  infectiöse  Einflüsse  <^M 
grosse  Rolle  spielen  müssen,  wie  M;ilariii,  Erkllltuiig,  Diaetfehler.  .\ls  eigentlidl 
Erreger  der  Krankheit  kommt  nicht  eine  specielle  Mikrobeuiirt  in  Betracht,  sondfl 
es  besitzt,  wie  es  scheint,  eine  ganze  [{eihc  von  Mikroben  die  Fähigkeit,  grleichartfl 
anatomische  YeTanderungen  am  Diirni  und  ein  in  seinen  liruiuizüguu  identisches  Krtufl 
heitsbild  zu  erzeugen.  Da.sselbe  ist  hinsichtlich  der  Suhwen',  in  welcher  es  aufhfl 
sehr  grossen  Schwankungen  unterworfen.  In  leichten  Ffillen  sind  nur  geringe  dW 
peptische  Beschwerden,  mehr  oder  weniger  zahlreiche,  mit  Schleim  vermengte,  leiflH 
blutig  tingirte,  mit  Tem-smus  verbundene  Stuhlgiingo  .sowie  Leilhschmerzen  vorh.tndfl 
Das  Allgemeinbefinden  hat  entweder  nicht  oder  nur  wenig  gelitten,  Fieber  fehlt  fl 
weilen  ganz.  In  schwereren  Füllen  .sind  silnimtürhe  Erscheinungen  viel  heftiger.  !■ 
.Mlgenu-inbelindeii  zeigt  eine  scliwere  Störung,  Fielier  kann  zuweilen  bis  30*  «fl 
liauden  sein,  der  Pids  ist  lieschletuiigt  «ml  klinn,  die  Haut  ist  trocken,  oft  zeigt  I 
einen  leichten  Stich  ins  (ielldiche.  die  Wangen  sind  eiiigflallen,  der  (iesichtsausdnfl 
ist  ängstlich  unti  leidend,  die  Zunge  ist  trocken  und  klebrig.  Die  Patienten  klageitfl 
solchen  Fällen  über  stnrki'ii  Durst,  über  heftige  Leibschmerzen  von  zusauinioiiziehM 
dem,  kolikaitigeui  Char.ikter,  sowie  übiT  starken  Tenesinus  vor,  bei  und  nach  M 
Dcfaecation.  tift  strahlt  der  Tenesinus  bis  in  die  Blase  aus  und  die  Patienti>n  zeiaB 
Haniverhaltung.  Das  Abdomen  ist  in  solchen  Fallen  massig  aufgetrieben,  auf  Drql 
an  verschiedenen  Stellen,  besonders  aber  entlang  dem  Colon,  speziell  entlang  dM 
Colon  descendens.  eniptiiidlicli,  das  Colon  (h'scendens  ist  meist  als  ein  weicher,  ifl 
giger  Strang  zu  fühlen.  Die  Anahlffnung  und  ihre  Umgebung  i.st  meist  gerOthet,  fl 
steht  die  .\iml>'>fliiHng  offen.  ller  Stuhl  ist  .sehr  liäutig,  die  einzelne  iMitU^orung  ■ 
an  Menge  gewridniich  sehr  spärlich,  er  enthftlt  entweder  breiige  Faecalniassen  H 
sanunen  mit  blutigem  Schleim  oder  blutigeni  Kiter.  oder  er  zeigt  nur  die  Produfl 
der  haemiirrhagischeii  Entzündung  der  Darniiimcosa.  H.1n(ig  sind  Fetzen  von  abfl 
stossener  iiekrotist-her  Darnischleiiidiaut  iu  ileui  Genienge  zu  sehen.  Der  (jenich  fl 
Stuhles  ist  in  der  Kegel  ein  aashai't  stiidcender  Das  Blut  zeigt  bnid  hellrothe,  bn 
schwarzbnume  Färlmng:  bestehen  dii-  Stühle  last  mir  aus  Schleim,  so  kann  dP 
Stuhl  eine  glasige,  bei  Bewegung  des  (lefüsses  zittenide,  geleeartige  Mas.se  bildcfli 
deren  Farbe  von  den  Faecal-  und  Blutbeimengungen  abhilngt.  in  anderen  Fftikii 
kommen  die  sog.  fleischwasser.'ihn liehen  Stühle  zu  Stande.  Reichliche  Eitcrbeimen- 
guugen  finden  sich  meistens  in  vorgescliritteiii'n  .Stadien  des  Proce.s.ses.  In  «Jett- 
jeuigeu  l'ällen.  in  welchen  die  Dysenterie  nhni'  Com)>!icationen  von  Seiten  der  A^ 
ibiniitialorgane  zur  Abheilung  gekommen  ist,  Ideibt  gevvühidich  eine  sfcirke  An- 
fiilligkeit  des  I »armes  gegen  Noxen  irgr-nd  welcher  .\rt  zurück,  sodass  ein  solcher 
Darm  .lalire  lang,  speciel!  im  Sommer  grosser  Schonung  bedarf,  wenn  man  nicbt 
riskiren  will,  dass  einfache  Diarrhoeeii,  weiche  iu  .solchen  Fällen  zu  einem  lanr 
wierigen  \'erlaul  neigen,  oder  liei-idive  der  Kninkheit  eintreten.  In  vereinzelten  FilikD 
sind  als  Nachkrankheiten  jieripherische  Lähmungen  besimders  der  unteren  Extremi- 
täten, ja  sogar  echte  Rfickenmarkslflhmimgen  beob.ichtet  worden  (.lacobi),  jn  dm 
Tropen  multiple  Leberabsce.sse. 

Die    Behanilliing    der  Dysenterie  hat    1.  dem  Kräfte  verfall  zu  steuern,    2. 
Heizung  der  Dannmucosa  und  der  Darmperistaltik  zu  verhüten,  3.  den  Entzflndl 


[Dysenterie  —    67    —  Dysenterie] 

process  selbst  und  seine  Ursache  zu  b(;kämpfen.  Die  erste  un»!  «lio  zweite  Tndicatien 
werden  vorwiegend  auf  diaetetisrh-hygienischein  Wege  erfüllt.  J)io  Nahrung  sei  reiz- 
los, aber  kräftig.  Ks  gelten  hier  die  gleichen  Principien,  wie  für  die  diarrhoisrbe 
Fonn  des  chronischen  Üarmkatarrhs'',  sowie  für  den  acuten  Darnikatarrh*.  .Mit  der 
Anwendung  der  Milch  sei  man  vorsichtig.  Die  Hvacuatiun  des  Damies  ist  hier 
wichtiger  als  eine  Darmantisepsis''.  Man  gebe  trotz  der  Diarrhoe  im  Beginn  Ri- 
ciiuisöl,  welches  den  Kcizzustand  des  Dannes  nicht  erhöht.  Da  der  Hauptsitz  der 
Krankheit  im  Dickdarm  ist,  so  wird  die  Reinigung  des  Darmes  sehr  gut  durch  Rn- 
teroklyse"  erreicht  und  durch  eine  Abführbehandlimg  unterstützt.  Von  Arzneimitteln 
kaini  man  die  Radix  Ipecacuaubae  und  zwar  in  sehr  grosser  Dosis:  l'^  bis  2,  ja 
bis  4  g  pro  die  allein  oder  mit  15  Tropfen  TincturaOpii,  auch  nach  einem  heissenBadc 
1*2 — 2  g  geben,  und  etwa  10  Stunden  später  sowie  am  folgenden  Tag  eine  kleinere 
Dosis  (0,5 — 0,75  g)  folgen  lassen.  Die  Ipecacuanha  kann,  wenn  per  os  nicht  vertragen, 
eventuell  per  clysma  gegeben  werden.  Sodann  ist  die  Cortex  Simarubae  empfohlen: 
(-'ortex  Simai-ubae  30,0 :  300,0  oder  Cortex  Simanibae,  Radix  Granati  u  10,0,  macera 
in  vino  gallieo  750,0  per  horas  XX.  S.  0 — 8  Esslöffel  täglich.  Subcutane  Morphium- 
injectionen  (Aufrecht),  sowie  der  Gebrauch  der  Opiate  sind  im  Verlauf  der  Behand- 
lung nothwendig.  Die  Wirkung  der  Opiate  in  den  Fällen  von  Dysenterie  ist  nicht 
nur  eine  schmerzlindernde,  also  symptomatische,  sondern  sie  erleichtert  und  be- 
schleunigt durch  Ruhigstellung  des  Darmes  direct  eine  Abheilung  der  anatomischen 
Laesion.  Da  die  Opiumbehandlung  ausserdem  den  Verlust  eiweisshaltiger  Körper- 
.säfte  bei  der  Dysenterie  einschränkt,  so  ist  sie  auch  aus  diesem  Grunde  iudicirt. 
Das  Opiimi  giebt  man  nach  ausgedehnter  Evacuation  zunächst  in  grosser  Dosis, 
um  einen  sofortigen  sicheren  Erfolg  zu  erzielen;  alsdann  giebt  man  kleine,  aber 
häufige  Dosen  weiter,  um  die  erreichte  Wirkung  zu  erhalten.  Man  kann  sowohl  die 
Tinctura  Opii  anwenden,  als  das  Kxtractuni  Opii  oder  das  Opium  pulveratum,  i»e- 
sonders  in  Form  des  l*uh-is  Doweri.  Man  verbindet  gern  mit  Opium  die  .Vdstringentien, 
wie  beim  chronischen  Darmkatarrh  ^,  auch  kann  man  <]amit  die  Darmantisepsis "  com- 
biniren. 

Die  locale  Behandlung  durch  Flnteroklyse"  zeigt  bei  der  Dysenterie  einige  Be- 
sonderheiten. Zunächst  muss  die  Einführung  des  unter  allen  Umständen  weichen 
Ansatzstückes  des  Irrigators  aus  naheliegenden  Gründen  sehr  schonend  luid  vorsichtig 
geschehen,  sodann  lasse  man  nur  bei  halb  geöffnetem  Hahn  und  unter  niederem 
Druck  einfliessen.  Man  wähle  die  Zeit  kurz  nach  einer  Stuhlentleenuig,  bei  Empfind- 
lichkeit des  Anus  gebe  man  zuvor  ein  Cocain-  oder  Eucainsuppositorium.  Je  nach 
der  Indication  gebe  man  Reinigungs-,  adstringirende,  desinficin-nde  oder  narkotisirende 
Klysmen,  dem  ersteren  Zweck  dienen  lauwarme  mit  Zusatz  von  Natrium  chloratum 
(Iproc),  Natrium  bicarbonicuni  (1—2 proc),  adstringirend  wirken  Klysmen,  wenn  sie 
entweder  eiskalt  oder  heiss  (45'*  C.)  verabreicht  werden.  Von  adstringirenden  Zu- 
sätzen empfehlen  sich:  Tannin  1  —2 proc.  selbst  5  pCt.  werden  längere  Zeit  mit  gutem 
Krfolg  verabreicht  (Strauss),  ferner  Argontuin  nitricuni  in  <ler  (/oncentration  von 
0,1—0,3:200,  doch  kann  man  noch  höhere  Concentrationen,  bis  Iproc,  wagen, 
wenn  man  das  Clysma  rasch  wieder  ablaufen  lässt  und  den  im  Darm  zurückge- 
bliebenen Rest  von  Argentuqi  nitricuni  durch  ein  sofort  verabreichtes  Kochsalzclysma 
unschädlich  macht;  ferner  l'lumbuni  aceticum  (0,2  bis  1,0:2(X),0),  Zincuni  sulfuricum 
(0,2—0,5:200),  Alumen  (1,0— 5,0  :  5(J0,0),  Liquor  Aluminii  acetici  (0,5— 1.0  :  20t),()), 
lii<|nor  Feni  sesquichlorati  10  Tropfen  auf  ein  Clysma  von  Haferschleint  verabreicht. 
Von  einer  Scbüttclmixtur  von  Bismuthuni  subnitricuni  10,0— 20,0: 2(K>,0,  wie  sie  bei  der 
Behandlung  des  Ulcus  ventriculi  in  (iebrauch  ist,  sieht  man  gute  Erfolge,  doch  mitss 
hierbei,  da  sich  das  Praeparat  schon  im  Schlauche  absetzt,  der  Einlauf  relativ  nuscli 
erfolgen  und  etwjis  warmes  Wasser  nachg«.'gossen  werden.  Die  Menge  des  Clysma 
sei  bei  den  adstringirenden  Klysmen  nicht  zu  gross,  etwa  2(K)— ;)(K»  ccni,  damit  sie 
länger  zurückgehalten  werden  können,  wälin;n(l  die  Reinigimgsklysm<>n  reichlicher 
(I  IJter)  sein  können.  Häufiger  Wechsel  der  adstringirenden  und  der  desinficirenden 
Substanzen  d('s  ("lysin:is  ist  zur  Vermeidung  einer  Intoxication  angebracht.  Von  den 
l)e>iinticientien  kommen  in  Betracht:  Acidum  boricum  (1  -  2 proc),  Natrium  salicyli- 
cum(."i.O  -  10,0:r>(K),().,  Bor-Salicyllösnng.  Menthol  >  i  '  aprom..  ("reolin  0,5  :  r>(Kl,0. 
Leider  vertragen  manche  l*:itieiiten  wegen  der  Reizbarkeit  des  Rectum  die  Klysmen 
nicht,  sodass  ni:ui  die  Localbeliandhuig  in  diesen  Fällen  einschränken  nm.s.^.  Man 
\erabnMclit  in  inittelscliwereii  und  schweren   Fällen  täi'licli  2     :t  KUsnien.  ein  Kejiii- 


I  Dyspntcric 


DjrsI 


;riiiij;scl>siii:i,  ein  (i(«inflci rentier,  i-iii  adstriiigireiiiles  Clysina.  Am  loichtesti'ii  zu  ^H 
hehren  ist  das  narkotisclu'  Clysmn,  uui  es  bis  zu  einem  gewissen  Grade  zu  erseti^l 
(•rapfiehlt  sieh  ein  Zusatz  von  Gununi  arabicum  TO— 5Ü  g,  sowie  von  lO — 2<)  Trop^f 
Tinctiu-a  Opii.  Kann  man  nur  ein  Clysnia  pro  ilif  geben,  so  ist  am  besten  eine  TanoH 
eingiesRung  von  10,0: 1(X)<J,(),  entweder  lauwarm  oder  heiss.  Hei  hodi^radij^ein  Tenesi^| 
itiinneii  besondere  Klysmen  von  Tinctura  Opii  nothwendip  werden,  lö  Tropfen  Tinct^H 
(l|(iiin  100 — 200  ccm  Stärkeabkochunj:  oder  HaIVM-sehleini.  Oft  wird  man  jedoM 
mit  der  Verabreicbung  von  ()|)iurnsu|)])ositorien  event.  mit  Zusatz  von  Kxtrac turn  Beflfl 
donnae  (0,03 — 0,05)  oder  Kxtractuni  f'annabis  indieae  (0,03 — 0,05)  zum  Ziele  konna^l 
Man  kann  diesen  Stijtpositorien  zwcckraässip  einen  ZiLsatz  von  Tannin  geben.  Manol 
mal  wird  der  Tenesmns  dureli  CocaTn-  oder  Rucainsuppositorien  bedeutend  erleichMtJ] 
l'eiiilicbste  Reinliaifung  der  Umpeljung  des  Anns  (lurth  Sitzbitdor,  }t«>streicli«a| 
des  Anus  mit  I^nmilin  etc.  ist  nöthip,  um  Intertrigo  zu  verhüten;  die  ErsrJiH 
nungen  der  Parmkolik*  und  der  Dnrniblutung*  werden  nach  den  :inr;egehei^| 
Refseln  bekiimpft.  Bei  der  Darmhiutuni;  vviiren  von  iocaltherapenti.<ehen  Mcthoilen  dl 
noch  Eiswasserklysmen,  5  —  10  Tropfen  auf  eine  Tas.se  Hafersrhleim,  oder  heion 
Klystiere  zu  nennen,  sowie  Klysmen  mit  Liquor  Ferri  se,<(|iiichlorati.  CoUapaBt  I 
stände  werden  durch  AnaJeptiea'"'  bek5ni]ift:  bei  l*erforatiiins](erit(initis  tritt  nein  I 
einer  energi.scheri  Opiumtherapie  eventuell  eine  ehirurgisclie  Therapie  in  ihr  Recht  1 
In  der  Behaiullung  der  chroiiisr  jicn  Dysenterie  spielen  Trinkkuren  mit  Karlsbader  1 
Wasser  eine  R(dle.  Man  giebt  Karlsbader  Wasser  alle  2  Stunden  in  kleinen  Hosen,  t.%.  I 
50  g,  und  lauwarm.  Narben  werden  dureh  successive  iJehnimg  mit  Bougies  odal 
auf  operativeiu  Wege  beseitigt.  Leberabscesse  erfordern  ein  chinirgisches  Eingreifet  1 
Anaemien,  Kachexien  werden  in  entspri-ebender  Weise  behandelt.  Wo  Malaria  eiBtl 
Disposition   für  die  Dysenterie  abgab,  ist  Chinin  jier  os  oder  per  rlysnia  indicirt.  ^ 

BTRAUSa      ■ 

DjsidroRis  bedt.'utel  d.-is  Aiiftruten  von  V'csikeln  umi  Pusletn  auf  gerülhetcr  Basis,  die  ni^| 
die  Uandti'jler  und  Kusssohleti,  sowie  Finger  und  Zehen  befallcu  und  gi'wöhnlich  in  ein^| 
Tagen  oder  wenigen  Wochen  zur  Heilung  kommen.  Da  das  Leiden  meist  an  den  H.-indeu  ^| 
bei  Personen,  die  an  Hypcridrosis  manuum  leiden,  vorkommt,  schlug  Hutchinson  die  ^| 
Zeichnung  Cheiroponi  pliolyx  vor,  ein  Name,  der  insofern  nicht  ganz  zutrifft,  als  in  ^| 
einzelten  Fällen  ,auch  das  Gesiebt  mitbctroffen  wurde.  Die  .\ufstellung  dieses  bejioniia^l 
Krnnkheitsbildes  ist  noch  nicht  allseitig  acceptirt,  da  die  .MTeetion  von  anderen  Aut^| 
(Kaposi)  für  ein  einfaches  acutes  vesiculöses  rcsp.  pu.stulöses  Ekzem  erklärt  wird.  Th4^| 
peutisch  kommen  die  für  das  Ekzem'  geltenden  M:tas.snahmeii,  Umschläge  mit  Aqu.i  Plu^| 
BorsäurelüsuDg,  essigsaurer  Thonerde,  Borlanoliii.  Tbilniiinum  molle.  /inkoxydpfla.stcrm^| 
2proc.  Salicylaäureseifenpflaster,  zur  Anwendung.  ^^B 

SAAL FELD     H 

Djrgkrasie.     \on  Hippokratcs    an    bis    zum  Sturze  der  Humoralpathologie   spielte  die  M^| 
von  der  Dyskrasic,    d.  h.  der  schlechten  Mischung    der  Säfte,    eine  grosse  Rolle.     Man  ti^| 
schied  die  acute    und  die  chronische  Dj.skrasie    und  hatte  von  der    letzteren  die   Vorsti?lla^| 
dass  sie  sich    auch  dircct    auf  die  Nachkommen  vererben  künnte.     Dnbei    ging  man   von  ^^k 
Voraussetzung  aus,    da.ss  die  Dyskrnsie  ein    den  Säften  und    speciell  flem  Blute    dauernd  ^| 
haftender  Zustand  werde.     Diese  Voraussetzung    liel  natürlid)  mit  dem  Eintritt  der  Ocllol^l 
Pathologie  und  man  nimmt  nun  an,    dass  nicht  das  Blut    o4cr    die  .Säfte    in    ihrer  schleoli^l 
Zusammensetzung  sich  mangelhaft   aus  sich  selbst  regenerirt-n.    sondern    dass    eine  schlM^I 
Zusammensetzung  des  Blutes  und  der  Säfte  von  kranken  Organen  herrührt,   die   zu   der  Blfl 
bereitUDg  in  Beziehung  stehen.     Nicht  also  der  Beginff  der  Dvskrasie  änrierle    sich    oder  ^| 
verloren    durch    die  Einführung    der  Cellularpathologie.    wie    vielfach    fälschlieh    angenoml^l 
wurde,    sondern    die  Entstehung    der  Dyskrasie  wurde    durch    die  Cellulai-pathnioirie  crlai^l 
und    erkannt.      Die    .Anschauung    von    der    acuten    Dyskrasie    ist    sogar    z.    Tli.     unvcrän^l 
stehen  geblieben,  indem  man  sich  vorstellt,  dass  verschiedene  Substanzen  (Miasmen)   eine  i^| 
unreinigung   (Infection)  des  Blutes    erzeugen  und  direct    zu    einer  Zersetzung  desselben  flH 
inentatiou,  Zymose)  fiihren  können.     Eine  kurze  Zeit  hindurch  ist  versucht  worden,  den  amH 
Hegriff   der    chronischen  Dyskrasie  wieder    aufleben  zu    lassen  und  zwar  von  Seiten   der  B»l- 
feriologcn,  als  sie  fanden,  dass  das  Blut  nach  überstandenen  Infcctionen  gewisse  .\cnderuacel 
eingeht  und  mehr  oder  weniger  lange  Zeit  festhält.    Ja  man  hat  versucht,  diese  Thatsacbc  »1» 
einen  Einwand  gegen  die  Cellularpathologie  zu  gebrauchen.    Aber  auch  die  Bakteriologen  «vi 
allm.^hlich   zu  der  Erkenntnis»  gekommen,    d.asi    es  nicht  die  Säfte  sind,    die    sich  primär   u 
dieser  Weise  verändern,  sondern  die  Zellen  und  Organe,  von  denen  die  Säfte  geliefert  wcrdn. 
Es    »tcht    also  nichts   im  Wege    auch    von    einer   chronischen  Dyskrasie    zu    spreehen.    Ktta 
m.an  sich  nur  klar  ist,  dass  es  nicht  die  S,äfte  sind,  die  aus  sich  heraus  die  schlechte  Wirtam 
producircn,   soodcrD  dass  es  Erankhcitszustäude  bestimmter  Zellen  oder  Organe    sind,    d^H 


[Dyskrasir  —    Ofl    —  DysmouorrlioeJ 

ilic  fortwährend  und   iuimor  wieder   aufs  N«uc   den  Säften  .Stoffo  zugeführt  werden,    die    ihr»^ 
normale  Mischung  verändern. 

HANSEHANN. 

Dyalexle  (<?yc  und  iiytiv).  Mit  dem  Namen  Dyslexic  hat  Berlin  1887  eine  besondere  Art  der 
Wortblindheit  bezeichnet,  welche  sich  in  folgender  Weise  eharakterisirt:  Der  Patient  kann 
beim  Lesen  nur  wenige  Worte  hinter  einander  herausbringen,  er  empfindet  sodann  einen  grossen 
Widerwillen  gegen  weiteres  Lesen  und  bringt  dieses  auch  absolut  nicht  zu  Stande.  Bei  einem 
neuen  Versuch  nach  einiger  Zeit  liest  er  wieder  3 — 5  Worte  correct,  und  dann  gelit  es  nicht 
weiter.  Dabei  besteht  keinerlei  Affectiou  des  Sehorgans,  wohl  aber  sind  Krscbeinungen  vor- 
handen, welche  auf  eine  linksseitige  Uiruaffection  hinweisen,  wie  Zuckungen  im  rechten  Facialis, 
Paraesthesicn  in  einer  rechtsseitigen  Extremität,  rechtsseitige  Hemianopsie  u.  s.  w. 

Die  Dyslexic  gehört  der  grossen  Krankheitsgruppe  der  Aphasien  an.  Sic  ist  in  der 
grossen  Mehrzahl  der  Fälle  ein  Vorläufersymptom  schwerer  Herderkrankung  im  Gehirn, 
welche  in  der  Regel  durch  Gefassaffectionen  bedingt  wird,  und  wird  demnach  immer  als  eine 
ernste  Störung  aufzufassen  sein.  Ob  auch  bei  functioncllen  Erkrankungen  Dyslexio  vorkommt, 
darüber  fehlt  es  bisher  noch  an  sicheren  Beobachtungen.  Die  Möglichkeit  wird  jedoch  nicht 
von  vornherein  von  der  Hand  zu  weisen  sein.  Auf  jeden  Fall  muss  der  Arzt  eine  bestehende 
Dyslexic  als  ein  Symptom  betrachten,  das  die  Entstehung  schwerer  und  unheilbarer  llirn- 
crkrankung  befürchten  liisst.  Die  spcciellc  Therapie  wird  sich  nach  der  Art  der  etwa  nach- 
zuweisenden Arterienerkrankung,  ob  syphilitische,  altieromat^se  oder  andersartige,  richten. 

MENDEL. 

Djslogle.  Dyslogischc  oder  dysphrasischc  Sprachstörungen  heissen  diejenigen  Störungen 
im  Sprechen,  welche  durch  eine  Störung  der  Intelligenz  bei  Krhaltcnbleiben  der  Function  der 
Sprache  hervorgerufen  werden.  Die  Abnormität  kann  bestehen  in  einer  zu  raschen  Sprache 
(Logorrhoe,  Polyphrasie,  besonders  bei  Exaltationszuständen)  oder  in  einer  Verlangsamung 
derselben  (Bradyphrasie)  bis  zur  vollständigen  Stummheit  (Mutitas  s.  Aphrasia  voluntaria, 
besonders  bei  Depressions-,  paranoischen,  auch  hysterischen  Zuständen).  Abgesehen  von  dem 
Ablauf  des  Sprechens  kann  die  Form,  in  welcher  gesprochen  wird,  krankhaft  verändert  sein. 
Es  giebt  Geisteskranke,  welche  nur  mit  erhobener,  lauter,  auch  schreiender  Stimme  sprechen, 
andere  reden  monoton,  noch  andere  declamiren  mit  pathetischem  oder  theatralischem  Ton 
dieselben  ganz  oder  zum  Thcil  inhaltlosen  Phrasen  (Verbigeration).  Die  dyslogische  Sprach- 
störung kann  ferner  in  einer  Veränderung  der  Syntax  bestehen,  wie  Verlust  des  Vermögens  zu 
conjugiren,  Sprache  im  Infinitiv,  Sprechen  von  sich  in  der  dritten  Person,  AgrammatismiLs, 
Akatapha.sie.  Endlich  erscheint  die  dyslogischc  Sprachstörung  in  dem  Inhalt  des  Ge- 
sprochenen, durch  gewisse  Ausdrücke,  Bezeichnungen,  welche  den  Wahnvorstellungen  ihre 
Entstehung  verdanken.  In  manchen  Fällen  kommt  es  dabei  zur  Neubildung  von  Worten  (Neo- 
logismen). Die  Behandlung  dieser  Zustände  wird  sich  in  erster  Reihe  auf  die  psychische 
Krankheit  beziehen,  welche  dem  Symptom  zu  Grunde  liegt.  Einer  besonderen  Behandlung  be- 
dürfen jedoch  die  dyslogischen  Sprachstörungen  der  Idioten.  Sie  zeigen  sich  in 
Sprachlosigkeit,  verlangsamtem,  geschwätzigem  Sprechen,  öft«r  in  der  Form  der  Echolalie, 
wobei  in  der  Antwort  auf  eine  gestellte  Frage  diese  selbst  wiederholt  wird,  und  in  den  eben 
erwähnten  Störungen  der  Satzbildung.  Bei  diesen  Idioten  kann,  wenn  dieselben  nicht  auf 
einer  .sehr  niedrigen  Stufe  stehen,  durch  Sprachlehrer  mit  der  nothwendigen  Geduld  und  Aus- 
dauer manches  erreicht  werden.  Endlich  sei  noch  erwähnt,  das.s  gewisse  dyslogischc  Sprach- 
störungen auch  bei  geistig  Gesunden  vorkommen.  Dahin  gehören  die  Embolophrasie,  das  Ein- 
schieben ungehöriger  Worte  in  die  Rede,  die  Angophrasie  (Gasen  oder  Staxen),  Unterbrechung 
des  Satzes  durch  gedehnte  Vocalc  oder  Diphthonge,  das  Poltern  und  Brudeln  (ßatturismus 
oder  Tumultus  sermonis);  die  Sprache  nimmt  einen  hastigen,  sich  überstürzenden  Gang,  indem 
sie  einem  unruhigen,  sich  überstürzenden  Denken  folgt.  Derartige  Dyslogien  kann  man,  wenn 
sie  bei  Geistesgesunden  vorkommen,  durch  langsames,  lautes  Lesen.  Declamiren  und  einen 
methodisch  geleiteten  Sprachunterricht  bessern  und  heilen. 

MENDEL. 

Dysmenorrhoe.  lUe  Dysmenorrhoe,  oine  besonders  starke  Sohmerzhaftigkeit  zur  Zeit 
der  Menstruation,  ist  keine  Krankiicit  sui  generis,  sondern  nur  ein  Symptom  sehr 
verschiedenartiger  Erkrankungen.  Deshalb  kann  auch  die  Therapie  keine  einheit- 
lirhe  sein,  sondern  mu.s$  sich  an  die  iirsprüngliciien  Jieiden  anlehnen. 

Wir  können  drei  Hauptgruppen  von  Dysmenorrhoe  imterscheiden :  1.  Die  Dys- 
menorrhoe hei  Allgemeinerkrankungen,  2.  die  Dysmenorrhoe  bei  Entwiekelungsfehlern 
der  Genitalorgane.  3.  die  Dysmenorrhoe  bei  Erkrankungen  der  (ienitalorgane:  a)  des 
Uterus,  b)  der  Tuben,  c)  der  Ovarien,  d)  des  Be<'ken-Peritoneums.  Häufig  sind  bei 
der  Dysmenorrhoe  verschiedene  dies<>r  ursächlichen  Leiden  zusanmien  betheiiigt. 

Von  Allgemeinerkrankungen  kommen  für  die  Dysmenorrhoe  hauptsächlich 
zwei  in  Betracht:  die  Chlorose*  und  die  „Nervosität".  Die  Beiiandlung  muss  sich 
gegen  diese  beiden  Grundleiden  richten  und  wird  daher  nnr  in  Ausnalimefällen,  bei 


[Dysmenorrhoe 


70      - 


DysoiRnoi 


glcicfazeittgcii  Genifalerkrankuiigen.   finc  local«-  soin.     NpIk««  passcndt.'»   bv_-=r--  -■ 
Verordnungen,  wie  Bewegiuig    in    freier  Lnft,    gymnastiscben  Uebungen,    ^  lA 

Diaet,  Mastkur,  Vpnneidungc-n  der  Kinschinirutigen  durch  das  Corset,  kuimiiT  d 
das  grosse  Heer  der  Eisenpnieparate  und  dtT  schmerzstillenden  Mittel  in  Hetra^ 
Von  letzteren  sind  besonders  gerfdimt  wfirden:  Antipyrin  (in  grosser  eiiiin:iliger  Itfl 
von  1.3—1,5  g),  Chloralhydrat.  Opiate,  BroDikuli,  belladonna,  Hyoscy.imus,  fl 
foetida,  Tinctura  Strychni  mit  Tinctura  C;istorei  aä  3  mal  tflglieb  15 — '20  gtt.,  H 
tractuin  Vibumi  prunifolii  3 mal  täglieh  1  Theelöffel,  Cerium  oxalirum  in  DoHcn  fl 
0,3  stündlich,  Apiol  in  Dosen  von  2  cg  früh  und  Abends  in  Kapseln.  Daneben  Bfl 
ruhe,  heisse  Sitzbäder,  heisse  Umschläge,  heisse  (ietränke.  Von  vielen,  be«0D^| 
englischen  un<l  franzr>sischen  Autoren,  wird  die  Suggestion  bei  nerviiser  L>y.sinpnonfl 
empfohlen;  ja  selbst  über  Dauerheilungen  durch  Hypnose  wird  berichtet.  In  l>eu]^| 
land  steht  mau,  und  wohl  mit  Rocht,  dieser  Methode  noch  recht  skeptisch  gegeaOlB 
Die  I)ysmenorrhoe  bei  Enfwickelung.sfehlern  der  Genitalorgane  («rfoTd| 
meist  eine  operative  Therapie.  Sie  nimmt  auch  .>*oii8t  -.mdercn  Dysmenorrhöen  gegfl 
über  eine  Sonderstclltnig  ein,  insofern  liei  ihr  der  Alifluss  des  Menstrualblutes  sa| 
oder  auch  gänzlich  beliieulert  i.'<t.  Wir  finden  diese  Dysmenorrhoe  bfsonders  fl 
allen  Atresieu  des  (ieuitalschlauches,  mögen  ilie.^c  nun  sitzen  im  Hymen  (HaendH 
kolpo.s),  oder  in  der  Scheide  (ILienK-itokolpos  und  Haematometral,  oder  im  Cetfl 
(Haematometra  und  Haernatosalpin.x)  oder  nia^  es  sich  fiidlich  um  l'tt-rus  hic4)^| 
mit  Verschluss  eines  Flortis  (Haematometra  lateralis  und  Haematosalpinx)  hand^| 
Die  operative  ISehnmllnng  in  solchen  Fällen  ist  desto  leichter,  je  tiefer  die  Atr«^! 
ihren  Sitz  haben.  Ikn  Verschluss  des  Hytnen  oder  bei  Stricturen  der  Vagina  geni^ 
eine  vorsichtige  Incision  der  Versehlu.s.sineinbran  mit  nachfidgen<ler  Offenhaltung  der- 
selben. .Ii'  höher  oben  aber  die  .\tresie  sitzt,  desto  sclnviTev  gelingt  eine  dauernde 
Offcnhaltung  derselben,  und  di'sto  lifniligiT  liiuicl  sich  HroMnatosalpinx.  In  derartig« 
Fällen  hilft  man  den  Kranken  am  besten  durch  die  La|)arotnmie  mit  Entfernung  d»s 
verschlossenen  l  terushornes  und  der  erkrankten  .\dne\e.  Ebenso  tritt  die  Laparo- 
tomie, und  zwar  die  Castratinn.  in  den  Fällen  in  ihr  Hecht,  wo  es  sich  iini  rudimen- 
täre Entttickelung  oder  <räiizliclies  I'ehlen  des  Iterns  und  st.irke  Molimina  luenstruaUk 
handelt.  Die  lieliandlunj;  der  Dvsnu'iiorrhoe  bei  Erkrankungen  der  Genitalorgane,  M 
mal  bei  Erkrankungen  des  l'lenis,  wird  am  häutigsten  dem  Praktiker  unterkoirniNV 
Wir  treffen  die  liysmenon-hoe  bei  Stvnose  eines  oder  beider  Orificia  uteri,  bei  Po- 
lypen oder  M>()nien  des  rtenis,  bei  L.igeveränderungi'u,  besomlers  bei  iler  Retroflraiii 
und  spitzwinkeligen  Anteflexio,  bei  Metritis  und  Endometritis.  Kür  die  Stenosen  is 
die  beste  und  einfachste  Methode  die  ausgiebige  Er\veit<'ning  des  Cervix  mit  Dib- 
taturen  niul  zwar  in  einer  Sitzung  in  Narkose  cvi'tit.  verlmiiden  mit  einer  Discissiou 
des  äusseren  Muttennundes.  l''ür  f'oly]ien  und  submncöse  Mumie  kommt  .-illein  dir 
Extirp.ition  dieser  tieschwfilste  in  Frage,  für  LageverSnderutigeii  dir- (  orrection  durck 
Pe.ssare.  die  neuerdings  ganz  nnt  lUrecht  zu  Gunsten  einer  sehr  unsielifren  opera- 
tiven llehandhing  (Vaginotixatioii)  bei  manchen  Gynaekologen  in  Misscredit  g;ekonim«fi 
sind.  Für  liie  .Metritis  und  ICiubujietritts  concuiriren  zwei  tlierapentische  Verfahi-en  mit 
einander:  das  Cnrettement  und  der  constante  .sJtroni.  Dii'  Erfolge  des  ( 'urettenieiil 
sind  in  einzelnen  Fällen  völlig  befriedigende,  d.  Ii.  dauernde,  in  anderen  aber  «ehi 
man  schon  nach  zwei  oder  mehr  schmerzlosen  .Menstruationen  dieselben  fieschwerdrn 
wieder  auftreten  wie  ehedem.  Es  ist  deshalb  von  mancher  Seite  (Reainy)  der  Vor- 
schlag gemacht  worden,  in  14tägigen  Intervallen  3— 4  Auskratzungen  lunter  ein. and« 
vorzunehmen  —  eine  Uehandinng,  mit  der  man  in  fler  Praxis  sicherlich  nnd  mit  Recht  in 
den  meisten  Fällen  auf  energischen  Widerstand  stossen  wird.  Rathsamer  ist  es.  die 
Wirkung  des  Cnrettement  durch  s  lU  nachfolgende  intrauterine -lodinjectionen  zu  ver- 
stärken. Die  Behandlung;  mit  ilem  constanten  Strom  venschalft  sich  neuerdings  mehr  un"l 
mehr  Anhänger  ninl  ihre  Wirkung  ist  in  der  That  oft  eine  iilierriisrfieiide.  '/,\i  em- 
pfehlen ist  folgendes  Verfahren:  Kathode  in  .l'orni  einer  Alninininin.sonde  intrauterin- 
Anode  oberhalb  der  Sym]dnse;  Stromstärke  21)  :iu  Milliainpefes:  Dauer  .3 — ö  Mi- 
nuten: .Anzahl  der  Sitzimgen  2 — 6,  Je  nach  dem  Erfolg  evi'rit.  während  mehrerer 
.Monate.  Neben  diesen  beiden  Hehandlnngeiv  wird  nran  der  idiiMi  angeführten  Medi- 
camente oft  nicht  entrathen  können.  Die  Dysmenorrhoe  in  Folge  von  A dnexer kr.in- 
kungen  oder  peritoniti.schen  Processen  erfordert  zuuäch.sl  eine  resorbirende  Behand- 
lung durch  Bäder  aller  Art,  besonders  in  Form  von  Sitzbädern  und  Ichthyol-Gly- 
cerin-ICinl.Tgen,  waime  Scheidendouchen,  Priessnitz'sche  L'mschläge  etc.    Erst  wcno 


[Dysinonorrlioc 


71      - 


DyspliagifJ 


Uit-sc  vpisapl,  ist  ilie  ßxtirjiation  der  Di-kniiikti-ii  AdticM'  mU-r  ilit'  Ijlutigf  Lösung 
der  Adlun'sioncn  entweder  per  v;iginain  oder  |>er  laparotomiam  indicirt.  Die  Massage, 
die  eine  Zeit  laiif;  in  der  (ivnackolofrie  so  sehr  modern  war  tiiid  aneh  für  die  Dys- 
menorrhoe empfohlen  wnrde,  spielt  heute  nur  noch  eine  mehr  untergeordnete  Rolh'. 
Grandin  will  eine  typische  I>ysmenorrlioe  ohne  jede  Genitalerkrankung  durch  Ex- 
tirpation  des  cariösen  Steissheins  geheilt  hahen. 

Kine  eigentliiitn liehe,  nicht  gerade  seltene  Form  ist  die  Itysineniirrlioca  mem- 
branacea,  deren  Aetiologie  noch  gar  nicht  erklärt  ist.  Sie  besteht  darin,  dass  am 
zweiten,  driften  oder  vierten  Tage  der  Menses  unter  starken  Schmerzen  eine  Membran 
au8ge«tossen  wird,  die  der  oberflächlichen  Schicht  der  Mucosa  uteri  entspricht  und 
oft  einen  frirmlichen  Abguss  der  Ttentshöhle  darstellt.  Mikroskopisch  zeigen  diese 
Mendirancn  am  häutigsten  die  ['ormen  der  interstitiellen  Kndoinetritis,  bei  der  das 
liitiTct'llulargewebe  mehr  :üs  die  Stroraaatellen  betheiligt  ist.  l>ie  Therapie  dieser 
Dysmenorrhoe  i.st  leider  noch  eine  ganz  unsichere:  vrdlige  Heilungen  sind  äusserst 
.sfiten.  Davon  ausgehend,  dass  die  Membranen  das  l'roduct  einer  Entzündung  ilar- 
sti'lleti.  hat  man  möglich.st  energische  .Viiskratzungen  mit  nachfolgenden  intrauterinen 
.loilinjrjctiouen  gemacht.  Die  Resultate  sind  aber  schlecht,  sodass  man  keine  Garantie 
für  den  Erfolg  übernehmen  kann. 

Hierher  gehört  endlich  noch  der  sogenannte  Mittelschmer/,.  Auch  über  die 
.\i'ti(»logie  dieses  Schmerzes,  der  in  der  Mitte  zwischen  zwei  Menstruationen  nuftreti-n 
und  'i— H  Tage  anhalten  kann,  weiss  man  noch  nichts  Sicheres.  Steffeck  beob- 
achtete ihn  nu'hrmals  bei  Retroflexio  uteri  und  bei  vorhandenen  oophoritischen  und 
jierioophnritischen  [Vocessen,  jedoch  sind  derartige  pathologische  Befunde  bei  jenem 
Schmers:  nicht  cnnstant  und  deshalb  auch  aetiologisch  bisher  nicht  zu  verwerthen. 
In  der  Behandtiaig  luu.ss  man  sieh  mich  aul  rein  symptomatische  Mittel  (Opiate  etc.) 
beschränken  im<l  zufällige  Coiuplicationen  seitens  der  Genitalorgune,  wie  :iuch  sonst, 
zu  corrigiren  suchen.  stefpeck. 

'  Dyspepsie,  N'erdauungsstrirung.  Dem  Wortlaute  nach  ist  die  Dyspepsie  nichts 
.inderes  als  ein  Symptom,  welches  den  verscliiedensten  Erkraukungen  des  Magen- 
1  Darnicanals  zukommen  kann,  also  die  Bezeichnung  einer  ftinctionellen  Stönmg.  alwr 
I  nicht  eines  bestimmten  krankhaften  l'rocesses.  In  tlii^em  Sinne  kann  man  von  einer 
.\|>epsie  imd  Rradypepsie  als  Abarten  der  Dyspepsie,  von  symptomatischen  und  sym- 
|iatliisclien,  functionellen  oder  organischen  Enrmeii  derselben  sprechen.  Todd  .«teilte 
eine  atonische,  inflamni.atori.sche  irritable  und  folliculiire  ga-strische  Dyspepsie  .auf. 
Dil'  Franzosen,  z.  B.  Damaschinu,  unterscheiden  zwischen  einer  Dyspepsie  acide, 
D\spepsie  es,sentielle.  DysjMjpsie  flatulente,  einer  Dvspepsie  des  liijuidcs.  Das  alles 
.sind  aber  keine  abgegrenzten  Krankheit,stv'i)en,  sondeni  nur  .\eus.serungen  der 
verschiedenartig.sten  .\ffeclionen,  welche  sich  im  Verdauungssc.hl.iuch  vorfinden 
und  .sowohl  .auf  organischer  Laesion  beruhen,  wie  auch  rein  functioneller  Natur  sein 
kfiunen.  Es  ist  daher  nicht  angängig,  wie  man  «lies  früher  gethan  h.at,  aus  der 
,,Dyspepsie"  ein  eigenes  Krankheitsbild  zu  gestalten  und  darunter  Störungen  der 
Verdauung  zus.amnienzufassen,  die  ihrem  Wesen  nach  .sehr  wohl  .auf  einzelne  be- 
stimmte, gut  charakterisirte  Ursachen  zurückzuführen  sind.  Dies  war  so  Lange  allen- 
falls berechtigt  oder  zulässig,  als  eben  diese  zu  (irunde  liegenden  Ursachen  noch 
nicht  erkannt  waren  imd  eine  Einsicht  in  die  feineren  Vorgänge  der  Verd.auungs- 
stcirungen  fehlte,  soda.ss  man  z.  B.  <lie  verschiedenen  Formen  der  kat.arrhalischen 
Erkmiikung  des  Magens  nicht  von  den  unter  ähnlichen  Erscheinungen  verlaufenden 
Neurosen  oder  den  Motilität.s.st/'irungeu  des  Organs  trennen  konnte.  Heutzutage,  wo 
wir  auch  eine  Reihe  von  Krankheiten  der  Verdauimgsorgane,  die  äu.sserlich  imter 
.sehr  ähnlichen  Erscheinungen  verlaufen,  von  einander  zu  sondern  im  Stande  .sind,  und 
unser  Kestreb<'n  dahin  geht,  die  ratbnlogie  nicht  auf  eine  symptom.atische,  sondern 
auf  eine  anatomische  resp.  chemische  Ba.sis  zu  stellen,  kann  der  Begriff  der  „Dys- 
pepsie'' als  einer  eigenen  für  sich  zu  behandelnden  Krankhcitsspecies  nicht  mehr  auf- 
recht erhalten  werden.  ,„.,n 

Dygphafrie,    Schlingbeschwerden.     Krankheiten    der  Mundhöhle,    des  Rachens    und 

j      der  Speiseröhre,    sowie  äusserlicher    mechanischer   Druck    .auf    die    letztere    können 

Schlingbeschwerden  veranlassen.     Auch    bei  Erkrankungen    des  Kehlkopfes    mid    bei 

I      gewissen  Nervenkrankheiten    kommen  Schlingbeschwerden  vor.      Mit  Bezug    auf    die 


lUjMlihai^ir 


72     - 


Dy»| 


i*br»u 


S3u0 


LObH 


Kr;uikh<nt<.-n  der  Miiiullirilil«.-.  des  H.iclii-ns  iiinl  ili-s  K"'hlkojj|(.>s  i;iulioi-fitlö8e(tt~«rli« 
und  lidiltniU'i,    bot    dciioii  ScJilin^beHrhwcrdcii  rfKp.  d:is    L'nveriiirigi;ii    xit    sfclil 
als    secuiidärt'  ErsclKnimiigpii    auftreten,    vcrw t-isoii  wir  auf   die  bi-tr^fToiiden  («j 
(Augiiia    tniisilluris,    Angina    Liidnvici,    Diphtberie).     Die  Vcraniassuni;    eu    Schi 
hpsrhwiTdcn,    dio  \t»ii  der  Spcjscröhr«'  ausgehen  und    sieb  bis   zu    v()lli«;t?r    Vn 
kcit  /,u  schlingen,  d.  h.  die  Schluckniasae  in  den  Magen  zu  bringen,  steigern 
ist  in  organischen   \  erSnderungen  oder  funr-tionellen  Störungen  gelegeu. 
treffen  entweder  die  durch  vei-schbiekte  Fremdkör[M'r  u.  Aehnl.  bedingt«   Un' 
keit  oder  Neubildungen    auf    re.sj).    in    der  Wand    der  .Sj)eiseröhre    (I>ivcrtikof 
schwülfite,  Narben)    oder    acute  Kntzündungen    and   Ulcenitiimen  (idiopathischr  E 
Zündungen,  \  erltrennungen,  Verätzungen,    Traumen)    oder    endlich    sind   di«  Schlii 
bcsrhwerden  durch  abnonuen  Druck  von  aussen    auf    <lii'  Wand   di'S  ite.sophagus 
dingt.    Die  functiunellen  Störungen  sind  nervöser  Natur  und  können  entweder  Rei 
erscheinungen    sein    oder    centralen    Ursprung    haben.      (legen    acute    Rntzüiidui 
sind  Eispillen  r(«p.  Kisw.isser    in  kleiuen  .Mengen    zu  verschlucken    und     bei    hol 
Sitz  der  Entzündung  Hliscravatten  inn  den  Hals  zu  legen.     Von  der  innerlichen 
n'ichung  von  Atlstringentien  wird  man  sich  wenig  versprechen  dürfen,    da    bek 
lieh  die  Schluckni.isse  in  weniger  als  '  ...  Secunde  ilie  Speiseröhre  ilurclilfiuft.     Im 
hin  kann  m:in  es  mit  Gurgelungen  von  Tannin,    Maiui    und   dein    inneren  (j 
von  Tannin  versuchen.      Meist  pflegen  die  Schmerzen  grösser    als  <ler  eveiit.   N'u' 
zu  sein.     Bei  Aetzungen  handelt  es  sich  zunächst  darum,  ob  dieselben  durch 
oder  kaustische  Alkalien    verui-sacht    sind.     Krsterenfalls    bringt    man   Alkalien, 
ilerenfalls  Säuren    zur  Anwendung.      Hieran    werden    verwendet   .\qua  Calciis,    ( 
alba.  iMagnesia  us1a  in  wäs.seriger  Aulschwemnnmg  (1  :  "))   und  .sclileiiuige   alkali: 
Lösungen,  z.  B.  ein  Altheedecuct  mit  Natrium  bicarbnuicum  ixier  .-uidererseits 
gen  von  Acidum   tartaricuin  von  1 — 5  pCt.,    verdünnte  Essigsäure    und    Citronen: 
(lAnzlich  zu  vermeiden  ist  in  scdclien  l'ällen,  wo   es  sidi  zumeist  auch   um   eine 
ätzimg    der    Magenschleimhaut    handelt,    die  .Anwendung    des    Magenscblauehes. 
solchen    l'"ällen     muss    man    mit    der    Hillführung     von    Sonden,     Schläuchen 
Schlundschwämmen    äusserst  voi'sichtig  sein    oder    am    be.sten    ganz    davon   A 
nehmen,    weil    man    nie  wissen  kann,    wie  gross    die  Nekrose    der  Wand    des  (J 
phagus    und    damit    die  Gelegenheit    zu    einer  Perforation    desselben    ist.        ]>!•• 
tenen    syphilitischen    und    tuberculöseii  Neubildungen   inni-rhaib    der  SpoisfTöhre  Im'- 
dürfen    einer    speeitischen    Behandlung.      Bei    ilen    weitaus    die    raei.sten     Külle    um- 
fa.s.senden  malignen  Tumoren    ist  vor  Allem    auf    möglichst    kräftige  Ernähning    der 
Patienten,    die  sich  gewöhnlich    erst   dann  einer  Behandlung  unterziehen,    wenn  Ste- 
noseerscheinungeu  auftreten,  (iewicht  zu  legen.     Im  Allgemeinen  kann  es  sich  <bibei 
nur    um  breiige    oder   flüssige  Nahrung   bandeln.     Da  aber    unter    diesen  Umständm 
regelraä.ssig    auch  die   Magenverdauung  darniederliegt,  empfiehlt  es  sich,  von   Mitteln 
Gebrauch  zu  m.achen,    welche  gegen  den  gleichzeitigen  Schwäcliezustand  der  MAgen- 
function    bei    Magenkatarrh*,    Atonie    des    .M:igens,    Anadilorhydrie     gerichtet    sind 
Wenn    schliesslich    die  Stenose    .so    hochgradig    wird,    dass    eine   Ernährung    per  «9 
überhaupt    unmöglich    und   jede    Art    verschluckter    Speise    oder    Flüssigkeit    rogur- 
gitirt    wird,    so    nius.«    die   Rectalernährung*    erfolgen,    die    übrigens    zwockmässigtr 
Weise    schon    früher,    d.    h.    ehe    es    zu    vollständiger    Unwegsamkeit    der    S 
röhre    kommt,    .ingef.angen    wird.     Schon  vorher    aber    mii.ss    bei    zunehmender  V 
eiigerung    der  Passage   die  Sondenbehaiidlung    eintreten.     Führt  dieselbe    nicht    z 
Ziele  resp.  wird,  wie  dies  in  der  Mehrzahl  der  Fülle  statthat,  eine  l!es.seriuig  dadurrb 
nicht  iKJWirkt,  so  bleibt  nichts  übrig,  als  die  »Vnlegung  einer  Magenfistel,  die  Ga.stro- 
stomie,    die    desto   bessere    Chancen    bietet,    je    besser    der    .MIgemeinznstand    de» 
Patienten  i.st.     Hierzu  sind  verschiedene  Formen  von  Hoiigies  und  Vcrweilsonden  an- 
gegeben.    Gute  Kesulate    sind    nur    bei  n;irbigeii    Stricturen  der    Speiseröhre    /u  er- 
hoffen;   bei  den  durch    maligne    Neubildungen  veranlassten    sind    die  Erfolge    h 
nicht  glänzend  gewesen;  iinmerliin  wird  dem  Patienten  der  .soii.st  so  ijualvolle  Hin 
tod  dadurch  etwas  erleichtert.     Hei  den  Divertikeln  der  Spei.seröhre  kiunnit  ehenlalL« 
die  Schlundsonde  in  .\nwendung,  und  zwar  sowohl  zur  Etitleeriiiig  der  im  Diverti 
»ich  anhäufenden  Speisereste    als    zur  Einbrinpuig  von  Speisen    in  den  .Magen 
den  nervö.sen  Dvsphjigien  ist,    soweit    es    sich   um   centrale  Ursachen  (Biilbilrerk: 
klingen)  handelt,  jede  specifische  Therapie  ausgeschlossen. 

Der  nervöse  .Sp:isnni.s  der  Speiserühre,  d.  h.  die  kranipfliafte  Contraction,  die 


[Dyspliafcic 


—     73     — 


D)  s|»lioiiipJ 


jcdiMii  .Si'liluckiu't  Miirtritt  und  ilas  LuiiK'n  (l«r  S|ieLs<'riilin'  ITii-  ilcii  RisstMi  vei'si»i'crt, 
il«»r  (><<sii|)liagii<iiius.  ist  cino  Nfurost'  und  meist  ein  .Syuii»li>ni  ili>r  Hysterie.  Htiutig 
gelingt  es,  den  Krampf  liurtli  Kinlnliren  eines  ganz  starken  Bongies  zu  über- 
winden, ja  ich  kenne  einen  l':itieiitei\,  der  i'in  solches  fingerdickes  Kohr  vor  jeder 
grosseren  Nahrungsanfnalune  in  den  Magen  scliiei)t  inid  hehanptei,  danach  hesser 
essen  zu  können.  Natur};um:lS8  mnss  sieb  aber  die  Theraiue  in  solchen  Kälien  in 
erster  Instanz  gegi-n  das  Grnndleiden,  lly|ienier\ositUt,  Hysterie,  richten. 

Schliesslich  sin<l  die  entsetzlichen  Schlingkrilmpfe  bei  der  Hund.swnth,  Rabies 
canina,  zu  erwähnen.  Währenil  sie  früher  jeder  Therapie  trotzten,  sollen  angeblich 
die  i'asteur  schell  liijectiuncu  Hülfe  gebracht  haben.  Im  Allgemeinen  wird  man  sich 
auf  Narcotica  in  grösston  l>osen,  Cbloral,  Morphium,  beschranken  müssen. 

EWALD. 
Dyspbasle  (Ju<r  und  <frjfit).  Unter  Dysphasien  verstellt  man  jene  Stüruagen  der  Sprache,  bei 
wclclieu  die  Diction  leidet  (Kussmaul),  d.  h.  bei  welchen  mit  dem  vorhandenen  Beginff  das 
entsprechende  Wortzeichen  gar  nicht  oder  in  nicht  richtiger  Weise  verbunden  werden  kann. 
Dil'  Dysphasien  scblicssen  als  Untcrabtbeilungen  ein:  die  atnklische  und  die  amoeatische 
.\pliasic,  die  Paraphasie,  die  sensorische  Aphasie  oder  Worttaubheit,  zum  Theil  den  Agram- 
inatismu.s  und  die  Akatnphasie.  Die  Dysphasie  ist  in  der  Regel  das  Symptom  einer  schweren 
Hirnerkrankiing(Hcrdorkrnnkuug  in  der  Broca'schen  Windung  oder  im  Gynis  lemporalis  supcrior 
durrh  Gefa-ssaffectiou,  Tumoren  u.  s.  w.),  deren  Natur  die  speciellen  ladicationen  für  das 
therapeutische  Einschreiten  giebt.  Sie  kornmt  im  Uebrigen  auch  als  functionclle  Störung 
nach  epileptischen  und  hysterischen  Aufallen,  bei  schwerer  Hemikranio  vor.  Durch  metho- 
dische SprachübungoD  lässt  sich  in  chronischen  Fälleu  von  Dysphasie  Manches  erreichen. 

MENDEL. 

Wir  bezeichnen  als  «iysphonisi-h  jede  Stimme,  deren  Klang  von  stfireiiden 


Nebengeräuschen  begleitet  ist.    Von  der  .\rt  und   Stürke  dieser  Xebengerflusche  hängt 
OS    ab,    oll    die  Stinmie  nur  belegt,    unrein,    rauh    oder    heiser    ist.     hie  liys)ihonie 


Dysphonie. 

\      kommt  liberall  da  zu  Stande,  wo  die  regelmässigen  Schwingungen   der  Stimmbänder 

!       ilnnh   Mit.schwingen    von  Schleinmiengen.    von    geschwellter    Schleiinhant,    von  Xeii- 

liiidungen,    FrenutkOrpern    beeintrilchtigt  werden    oder  auch  wo   durch  Innervations- 

stünuig'-n    ein  mangelhafter  Glottisschluss    oder    eine  nicht    ausreichende  oder  nicht 

gleichmässige  Spannung  beider  Stimmbänder  vorhanden  ist. 

I)ie  Behandlung  der  Dysphonie  hat  demnach  in  allen  l''Ullen  in  er>ter  Keilie 
sich  mit  dem  zu  (irunde  liegenden  Leiden  zu  beschäftigen  und  sie  winl  hei  allen 
organischen  Hrkrankungen  des  Kehlkopfes,  sowie  bei  denjenigen  Aflection,  welche 
die  den  Kehlkopf  vei'sorgenden  Nerven  entweder  in  ihrem  peripheren  Verlauf 
o<ler  ihren  Wurzeln  und  Kernen  treffen,  sich  darauf  beschränken  müssen.  Da- 
gegen kann  bei  den  auf  rayopathischen  oder  functiunellen  I'.iralysen  und  F'are.sen 
lieniheiiden  l'ysphonien,  wie  sie  besonders  bei  .\naemie,  Chlorose,  Hysterie  und 
nach  l'eberanstrengung  des  Stinnnorgans  beobachtet  werden,  die  c.ausale  Behanil- 
tung  durch  eine  .syni]itomatische  unterstützt  werden,  ja  in  den  meisten  KälleTi 
dieser  .\rt  führt  letztere  früher  zum  Ziel  als  die  cansale.  l'iese  symptomatische 
Hehaiullung  b(;steht  in  methodisch  ausgeführten  Sprach-  und  Singübungen.  Bei 
Tare.sen  und  Paralysen  der  Adductoren  kennen  die  Kr.inken  während  der  Unter- 
suchung mit  dem  Kehlkopfspiegel  zuweilen  einen  lauten  reimui  Ton  hervorbringen; 
man  benutze  die.se  Fähigkeit,  lasse  den  Kranken  wiederholt  „Hae"  intoniren,  ziehe 
n.ieh  und  nach  den  Spiegel  zurück  mid  setze  diese  Uebmigen  fort,  auch  nachdem 
man  die  während  der  l'ntersnchimg  festgehaltene  Zunge  freigegeben  hat.  St-itt  des 
,,Hae"  fordere  man  den  Kranken  auf,  einzelne  Worte  zu  versuchen,  weiterhin  kleine 
leichte  ."^ätze.  Bei  Paresen  des  Stimnibandspanners,  wie  sie  häufig  bei  Sangern,  Hednern 
beobachtet  werden,  geht  die  Fähigkeit,  die  Stimme  mit  gewohnter  Kraft,  .Ausdauer, 
Festigkeit  ert/men  zu  l.isseu,  verloren.  Die  Sänger  detoniren,  die  Kediier  ermüden 
leicht.  Hier  empfiehlt  Moritz  Schmidt  bei  den  Sängern  Singübungen.  Die 
Uebungen  dürfen  nicht  lange  dauern,  höchstens  drei  .Mal  täglich  ."i  .Minuten.  Der 
Kranke  darf  den  Ton  nicht  herausquetschen,  sondern  er  muss  ihn  während  des  .\us- 
athmens  anlauten  lassen  mit  „Hae"  oder  „Ha"  oder  „Hi"  und  zwar  soll  der  F'atient 
nur  die  Tüiic,  die  bequem  in  seiner  Stimme  liegen,  üben,  das  heisst,  sie  an-  und  ali- 
schwelJen  bissen,  sie  zu  halten  suchen.  Alle  paar  Tage  kaim  er  dann  versuchen,  ob 
er  ohne  viele  Mühe  und  ohne  zu  ((uetschen  einen  hflheren  oder  tieferen  Ton  hinzu- 
fügen kann  und  diesen  dann  in  den  Umfang  seiner  Uebungen  mit  aufnehmen.  In 
ähulieber  Weise  können  Redner  durch  vorsichtig  ausgeführte  Sprechübungen  die  vei- 


[Dysphonie 


-     74     - 


loreii  K*'n;:irifr<Mic  Krifl  und  Aiisdaiirr  ihrer  StimiiK'  \vic<lei  t'Hanfren.  NiomaLs  dür|u 
»nlclip  Sin};-.  Sprech-  iiiul  lA'seühuiigeii  bis  zur  Kniiüdutig  «Icr  Stimme  fortf^a^JH 
werden.  In  ähnlicher,  nur  etwas  veränderter  Weise  sind  die  Sprechübungt-n  auszufüh^| 
bei  jenen  Uysphonien,  die  wir  als  „verlängertes  Mntiren  der  Stimme"  |H 
zeichnen.  Mafiche  Personen  beiialten  den  eijienthrimlichen  hoben  Klang,  den  ^| 
StiHime  der  .lünglinge  wüiireml  ihrer  l'ubertfitszeit  zeigt,  über  diese  Zeit  hiM^| 
Die  Stimme  wird  iiirht  zur  MiinMerstimine.  Kordert  ni.'iii  die  Patienten  auf.  ^ 
tiefer  Stininihi^e  zu  sprechen,  so  sind  sie  es  wohl  im  Stande:  sobald  .sie  aV;  I 
nicht  d.irauf  achten,  .sprechen  sie  in  hoher  liiifte.  Um  diese  Hysplioiue  lu  *r  I 
seitigen,  lasse  man  ilif  Kranken  mehrere  Male  t;i^lich  kurze  Sprachfibungeii  au 
lauter  und  tiefer  Stimme  machen.  Man  beginne  mit  kurzen,  leichten  Sätzen,  lasw^| 
etwa  durch  5  Minuten  in  monotoner  Weise  wiederholen.  Nach  2  oder  3  Tagen  kfl| 
man  laute  Leseiibunjjen  in  irleicher  Wei.se  machen  la-s-sen,  deren  l>auer  von  Tag  |l 
T.og  verl.lngert  wird.  Mit  Ausd.auer  kommt  man  in  dieser  Weise  in  iIhd  lueiirifl 
Fallen  zum  Ziel.  _    _H 

Dj-KpnoS.  Kine  Abweichung  der  Atlunuug  vom  normalen  Typus,  welche  subjec^| 
durch  erhöhtes  Athmungsbedürfiiiss  bis  Atbeninoth  hervorgerufen  wird  luid  objce^| 
unter  den  Erscheinungen  gesteigerter  .^thmunjr.sanstrengunf;  sich  vollzieht,  wird  ^| 
dem  Nameu  Ityspnoe  bezeichnet.  Die  Üyspnoe  kann  eine  inspiratorische,  ^M 
pirat orische  und  allgemeine  .sein.  Wenn  die  Schwerathmigkeit  einen  lirad  ^| 
reicht,  da.ss  die  volle  .\ctioii  der  KespiratioiishülfsmiLskeJn  durch  Aufrichtung  ^H 
Hntnpfe.s  nothwendig  wird,  heisst  sie  Krthopiioe.  IHe  Erregung  und  Unt«rh3lti^| 
der  .Mhmung  geht  von  den  im  grossen  (iehirn  und  in  der  Mi-dulla  oblongata  jfl 
legcnen  .Vthraungscentren  aus.  her  Mechanismus  der  Athnnmg  selbst  wiril  durch  ^| 
wegungsnerven  vermittelt,  welche  aus  dem  Rückenmark  zu  den  .\thmungsniiiskebi  ^| 
Rumpfes  gehen.  !>ie  Function  des  Kespirationsapparates  ist  also  in  erster  Linie  ffl 
der  Intactheit  der  Athmuiigscentren,  des  Hiickemnarks  und  der  Bewegungsnerven  dfl 
biingig.     .Mechanische    Insulte,    Heschäiiigungen,   Erkrankungen,  {•irnilliniiiL'  .'<9 

der  .\fhmungscentren  und  der  mit  ihnen  in  Bezii-hung  stehentlim  Gehirnner  ..■ 

Li.'itnnsssirirungen  der  motorischen  Nerven,  von  den  12.  Brustnerven  an,  welclu-^| 
Hanchnniskeln  versorgen,  nach  aufwärts,  werden  die  Leistimgsföhigkeit  des  .XlH 
nnmgsnpparates  mehr  oder  weniger  beeintriichtijren  nn<l  flvspnoisclies  Atliineii  err<^g^| 
Kine  liyspnoe  entsteht,  sowie  rlie  Athmungscentreit  vim  einuni  Blute  d\irrh$trriM 
werden,  in  welchem  Sauerstoff  und  Kohleiisiinre  nicht  mehr  in  normalen  Mon(;eu  v^| 
banden  sind,  (iewöhnlich  erfolgt  die  Erreginig  angestrengten,  beschleunigten  a(H 
vertieften  Athraens  gleichzeitig  durch  SauerstolTmangel  uiyd  KohlensiiureiibvrladtdH 
doch  kann  auch  eines  dieser  beiden  (ia-se  allein  die  Irsaclie  abgeben.  Bei  geriu^| 
Abweichung  der  Athniungsluft  von  der  .Norm  wirkt  die  Koblen.säurezunahme  ät&t^| 
erregend  als  eine  gleiche  Sauer.stof!'.al)nahn)e.  ^^^H 

I)ie  Dyspnoe  kann  unter  physiologischen  und  pathologischen  VerhSH^^H 
zur  Entwickelung  kommen  und  ihren  Ausgang  \om  rircHlatinns-  und  RespilH 
tionsapparat  und  vom  Nervensystem  aus  nehmen.  ^M 

I.  Ityspnoi.sche  Erregungen  in  phy.siologiscben  Zuständun.  B*n 
schleunigtes  und  vertieftes  .\thmen  mit  dyspnoiscber  Erregimg  erfolgt  duri'.h  aubj 
strengte  Muskelarbeit  nnt«'r  ausgiebigem  SauerstolTverlirauch  unil  gesteigerter  KohilS 
sJUirebildung  und  Anhäufung  im  Blute  mit  Verringonmg  der  .Mkalescenz  dessellNH 
Her  Umfang  der  gewöhnlichen  .Xtbembewegungen  zeigt  eine  bedeutende  Zima]|^| 
ilurch  Hereinziehung  der  accessori.schen  Athembewegungen  (pneumatorektische  I>yspn^| 
(iad).  Der  Blutdruck'  steigt  im  Aorten.systeni,  in  beiden  Herzkammern  und  in  dfl 
Pulmonalarterie,  die  Lungen  werden  starr  unter  Abnahme  ihrer  .\tlimung;<:t'ähigktfl 
Den  gleichen  Einflass  auf  das  .Athinung.srentnun  wie  die  veniiebrti'  Bildung  rtM 
Kohlensäure  innerhalb  des  ( •rganismn.s  hat  die  Verselilechtentng  der  Bedingungen  m* 
die  Abgabe  von  Kohlensäure  uml  die  .\ufnahnie  von  SauerstotT  dim-h  ilie  LuugMj 
Bei  Aufn.ihmen  von  Athmiingscurven  findet  man  die  Tiefe  der  Athemzüge  vergrOss^H 
während  die  Zahl  dersellien  keine  Zunahme  zeigt.  ^M 

1.  Die  Dys|)noe  aus  Kob  lensäiirenberladung  der  Luft  entsteht  beim  Alfl 
enthalte  in  kohlen.süurereichen  Gasmengen  in  gnisseren  oder  kleineren  Küunien  fl 
Räumen  mit  ungenügender  natürlicher  oder  künstlicher  Ventilation,  boim  Breni^l 
von  zahlreichen  Lichtern  oder  (iasflammcn  etc.    Kohh-nsilurereiche  Gasmengon  wirMp 


[Dyspnoe 


7S     — 


DyspiioP] 


sofTiir  (I.'iiin  (lyspnoi'errcfjpnd,  WPiiii  ihr  SaiiersfofTgehait  sribst  wh:U  grosser  ist  als 
jener  der  atinosphriorisciien  Luft,  und  (t;is  Hlut  sniUTSto  ff  reicher  (tefunden  wird  ;iis 
in  der  Nonn. 

2.  nyspiioe  aus  Sauerstoffmangel  entwickelt  sieh  in  einer  Luft  von  geringer 
Sauerstoffspanmmg  oder  Sauerstoffniangel,  beim  Aufenthalte  in  verdünnter  Luft,  in 
Höhenluft,  auf  Bergen  oder  hei  Luftsehifl'fahrten,  sowie  heim  Athnien  iniiifTeronter, 
aber  sauerstofTarmer  cider  sauerntofll'reier  (i.-isniengen.  I?ei  intensiver  Ventilation  des 
Blutes  mit  Stickstoff  oder  Wasserstoff  kann  der  Kohiensäuregehalt  in  demselben  so- 
gar vermindert  sein,  und  der  Tod  erfolgt  dennoch  unter  den  Zeichen  der  Erstickung. 
l»ie  Inspirationsanstrengnngen  unter  einer  st.lrkeren  l>\spnoe,  die  durch  Verringe- 
rung des  Sauerstoffgehaltes  der  Athenduft  hervorgerufen  wurden,  erlahmen  viel 
schneller  als  bei  der  Kohlensänre-nyspuoe.  Ausblsung  dyspnoiseher  Athenibewe- 
gting  kann  ausser  durch  Kohlens-Iure  auch  durch  jede  andere  Verschlechterung 
der  Luft  bis  zu  einem  gewissen  (irade,  durch  irrespirable  (iase.  diircii  Staub, 
Rauch  et«,  verursacht  werden.  Auch  eine  TemperatunThähmig  der  Athniiuigsluft 
kann  d>irch  die  gleichzeitige  Verdünnung  derselben  dyspnoisches  Athmen  bewirken. 
Dagegen  wird  durch  erhöhte  Temperatur  im  Körper,  durch  Krwfirmung  des 
Röckeimiarks  von  Thieren.  Kinbetten  der  freigelegten  Karotiden  in  beisse  Knhren. 
wottei  das  Gehirn  allein  von  erwärmtem  Blute  durchströmt  wird,  oder  wie  im  Fieber, 
die  Respiration  wohl  fretjuenter  und  oberflächlicher,  aber  es  besteht  keine  Atheni- 
notb,  soda.ss  hier  eigentlich  weniger  von  Dyspnoe  oder  Wännedyspnoe  als  von 
Tachy|)nor'  gesprochen  werden  kann.  Vom  grossen  liehim  aas  kann  experimentell 
liei  Kaninchen  nach  Oeffnung  des  Schädeldaches  durch  Digitalcompres.sion  der  Ober- 
Hache  i'incr  llemisphaere  (Landois)  ein  beschleunigtes  Athnien  ausgelöst  werden, 
Welches  bei  zunehmender  Compression  in  ein  verlangsamtes  vertieftes,  nicht  selten 
stertoröses  übergeht.  Auch  elektrische  Reizungen  der  von  ilem  (iehini  getrennten 
Medulla  obinngata  lösen  Athenibewegungen  aus  oder  verstärken  die  vorhandenen. 
Wird  die  Medulla  oblongata  nicht  in  hinreichender  Weise  von  nonnalem  Hlut  durch- 
strömt, bei  rnterbjnduiig  beider  Karotiden  oder  beider  Art.  subclav,,  so  folgt  unmittel- 
bar nach  diesen  Kingritfen  bi'schleunigtes  und  vertieftes  Athmen  mit  dvs]Mioi.«icheni 
Charakter.  Bei  abgeschnittenem  Kopfe  treten  in  Kolgo  der  blutleer  gewordenen 
Athmungscentren  schnappende  Athembewegungen  der  (u'sichtsmuskeln  ein.  Venöse 
Stase  durch  Ligatur  iler  oberen  Hohlvenen  bringt  analoge  Erscbeinnngon  hervor. 
Von  den  peri(iheren  Nerven  aiLS  kann  durch  Reizimg  der  Nervi  Vagi  bezw.  ihres 
l'lexus  pttlnionalis  lang  andauernde  hochgradige  Athemnoth  »lurch  Krampf  der  Hron- 
•  liinlnuiskeln  hervorgerufen  werden.  .\ndererseit.s  kann  eine  p'orni  von  Dyspnoe 
ohne  Luftluinger  entstehen,  wenn  man  bei  einem  Tliiere  die  Krregnngsleitung  in 
den  Nn.  vagis  am  Halse  plötzlich  reizlos  unterbri)'ht.  Die  .Mhemfreijuenz  ist  dann 
stark  herabgesetzt,  aber  nicht  wie  bei  der  synko]»iscben  Dyspnoe  durch  Verlilngevung 
der  Athempausen  in  der  Expiration,  sondern  durch  Verlängerung  der  einzelnen  In- 
spirationsanslregungen,  welche  ausserdem  nncli  gesteigert  sind.  Durch  die  l'nter- 
lirecbnng  der  Erregungsleitimg  ist  der  regulatorische  Reflex  von  den  LungeiKi.steri  des 
\agus  aus  fortgefallen,  durch  welchen  die  Inspiration  aufliört,  wenn  die  Lungen  bis 
zu  einem  Grade  .ausgedehnt  sind,  d.ass  durch  ihre  Expansion  die  V.agusnerven  in 
Reizzustand  gerathen.  Dieses  Verhalten  des  Vagus  erklärt  auch  bei  einem  Respira- 
tionshindeniiss  die  Verlängerung  der  Inspiration,  da  jene  .\usdehmmg  der  Lungen, 
bei  welcher  eine  Inspirationsbemmung  durch  den  V.agus  eintritt,  später  erreicht  wird, 
sowie  bei  einer  mechanischen  Erschwening  der  Expiration  die  Vcrlängenmg  und 
Steigerung  der  Expirationsanstrengungen,  indem  die  Limgeu  durch  das  Expirations- 
hinderniss  nur  Langsam  auf  ein  kleineres  Volumen  gebracht  werden  können,  die  be- 
stehende Lungendeinnmg  aber  reflectin-isch  nicht  nur  die  Inspiration  hemmt,  sondern 
auch  active  Expiration  auslöst.  Es  sind  dies  aber  Erschi'inungen,  welche  liei  einem 
inechanischen  Athnunigshinderniss  die  durch  den  Lufthunger  erzeugten  .*<yniptnme  weiter- 
hin charakteristisch  compliciren.  Die  physiologische  Dyspnoe  gewinnt  selbstverständlich 
an  tirö.s8e.  sobald  pathologi.schc  Zustände  in  dem  ftrganisntus  vorhanden  sind,  durch 
welche  die  B(?dingungen  zu  dersellven  schneller  herbeigeführt  und  erhöht  werden. 

IL  Ah  pathologische  Erscheinung  gehört  die  Dyspnoe  der  Symptomen- 
gnippe  des  <'i  rculatinns-  und  Kesi>irationsapparates  an  als  kardiale  und 
respiratorische  Dyspnoe  imd  kann  von  den  Athmungscentren  und  dem  Ner- 
vensystem ausgehen. 


[Dyspiioö 


—     76 


Djrapi 


1.  K:ir(J  iali-  hyspriiM'.  |):i  ln-i  der  Arbnitslpistuii;?  jeili-r  Zflk  K«thlon>rtiin  B 
Itildi't  wird,   koniiut  es  aiirli  Ihm  der  ^tTing.st<-n  l-'uMctionstli:itigkcit   (h^r  *  •  sfl 

sie  cb(!ii  zur  Erhaltung  d<■^s  Lfhciis    in.itliwciulig  ist,    zu   einer  Kohli'nsäui<..iii gfl 

im  Blute,  welche  i>rregciid  auf  die  Atliij)uugscentreii  einwirkt  und  die  Atbcmb«^! 
gungen  auslöst.  Der  Hcstand  des  Organismus  ist  an  diese  Vorgänge  gebuudH 
Während  bei  iiorinaleni  Circulatioiisainiarate  nur  grössere  Aidiäufuiig  von  Koh^| 
sSureinengen  im  Blute  iiarb  nngestrengter  Muskeltliütigkeit  [»ysjMioe  erzeugt,  wird  H 
Kreislaufsstörungen  In  Folge  von  InsuflioieM/'.  iti.>s  llerznuiskels  ohne  oder  mit  Kla.p|fl 
fehlem,  bei  idiopathischer  Hprzliy|>ertrn])bie  iiml  IMlatation,  Fettherz,  ArterioaHl^H 
chronischer  Myocarditis  je  nach  dem  drade  der  Störungen  eine  grCisseri*  odei  M^^H 
Orgati-  bezw.  Muskeltlifitigkett  durch  die  entstantlene  Kolilensäurenicnge  Dyspriot'  b<Y^| 
rufen  können.  Die  circulatorischen  Vorgiinge  sind  in  solchen  Fällen  die?  glei«^| 
wie  in  der  Norm,  Zunahme  des  Druckes  in  der  .\rteria  pulmonalis.  Strurwcrdeu  ^| 
Lungen  unter  Hlutanfülluiig  ihrer  Capillaren  und  .\buahme  ihrer  re»piratori»«H 
Dehntingsf.'ihigkeit,  wodurch  der  üasaustauscb  immer  mehr  eingeschränkt  winL  ^| 
bei  kann  der  arterielle  Dnick,  so  lange  der  linke  Ventrikel  n((ch  hinreichend  leistUflH 
fähig  ist,  erhöht  sein  oder  absinken,  wenn  jener  insufficient  wird  mid  nur  unV^| 
ständig  sich  entleert.  So  kann  bei  hochgradigen  Circubitiiinsstörungen  die  KoblH 
säureproductioii  au.s  der  zur  Krhaltung  des  !,ebens  noiliwendigen  TbUtigkeit  der  fl 
gaiie  Bchon  zur  l'ys]moe  Veranlassung  geben.  Hei  allen  Herzkrankheiten,  aiiG^| 
pensirten  KlaiJjK'nfehlern,  welche  eine  Steigerung  des  lilutdrufk<'  im  linken  VitrllH 
und  in  der  I'ulnionalis  mit  sich  bringen,  wird  ltvs]moi-  daher  besonders  rasch  nr 
Entwickelunp  komiiieu.  Schon  geringe  Muskelarbeit  kann  hier  starke  I)y!*pnoe,  dlt 
zum  Aus.setzen  zwingt,  hervorrufen.  Vorübergehend  knnn  Dyspnoe  bei  Herzkraull 
mit  insuflicientem  Herzmuskel  nach  reichlicheren  .Mahlzeiten  entstehen,  oft  ülH 
gens  bei  besonders  hervortretender  Insufficienz  sogar  nach  nicht  ausserg<.>wiihulichfl 
Vermehrt  wird  die  Dyspuoe,  wenn  nach  dem  Mittagessen  noch  .Muskelarbeit,  einftu^| 
oder  angestrengtes  (»eheii  oder  k>leigeu  liiiizukonunt.  Der  (.irund  liegt  in  «Jer  Lifl 
Verdrängung  des  Herzens  durch  den  stark  atigi'fiillten  .Magen,  dann  in  der  jH 
lastung  des  Gefässapparates,  zuerst  tles  Venensystems  durch  die  resorbirte  Nahn^| 
in  der  Steigerung  des  intracordialen  Druckes  uml  der  Driickzunahnie  in  der  Pulwo- 
nalis, während  der  schwache  linke  Ventrikel  dii'  ihm  veruiehrl  ziLströniende  Khil 
menge  nicht  zu  bewältigen  verm.'tg  und  der  Driu'k  im  .\oi-tPnsysteni  sinkt.  l>ie  Er 
.scheinungen  gewinnen  au  l  nifatig,  wi'uii  zugleich  die  AthiiiHngstläclie  der  Lud??ii 
und  ihr  Blut.stro:iibett  durch  pathologische  Zuständi-  verkleinert  oder  eingeengt  wurd«! 
iH'ui  Circulationsap]iar.tt  gehört  auch  jene  Form  von  Dyspnoe  an,  in  welcher  *- 
durch  ungenügende  .\ufnabme  von  Sauer.stoff  zu  dys|)noi.scher  Krregiing  kommt 
nach  grossen  Blutvorliisten,  Anaemie,  Hydraemie,  (^hloro.se,  Leukaemie  u.  s.  « 
Nach-Weicker  bieten  die  rothen  Blutkörperchen  eines  gesimdeu  erwachsenen  Men- 
scheu  eine  Obertliiche  von  'iKltl  (jm.  In  einer  Secunde  werden  ITß  ccni  Blut  in  tlif 
Lungen  getrieben  mit  einer  respiratorischen  Oberfliiche  von  Hl  ([ui.  Hei  Ahnahn»' 
der  Zahl  der  Blutkörperchen  wird  dalier  auch  die  .»Vthmungstläche  in  gleichem  (irad' 
geringer  und  mit  ihr  die  Sauerstoflaufnahme.  Dieselbe  Wirkung  wird  weiterhin  auch 
die  Abuahme  des  Ihteinoglobingehaltes  der  Bliitköri)erchen  bei  Chlorose  iliissern,  d» 
die  Sauerstoffaufnahnie  jenem  proportiinial  ist.  Fiiie  unverhältnissmassige  Steigeruns 
der  Dyspnoe  wird  aber  in  diesen  Fällen  immer  eintreien,  wenn  eine  Erkrankung  d« 
Herzens  und  Circulationsap|(nrates  u.  s.  w,  hinzutritt.  Ist  nach  grossen  Blut- 
verlusten der  (iaswechsel  im  Athmungscentrum  zu  lange  und  zu  stark  herabge- 
setzt, so  nimmt  die  Reactionsfäliigkeit  desselben  ab.  Zwischen  den  cinzeliiru 
Inspirationen  entstehen  immer  längere  .AthempaiLsen,  die  Expirationsmuskeln  .sottrn 
ihre  Thätigkeit  aus,  uml  ik-r  Thorax  zeigt  mehr  und  mehr  Cadaverstellmis: 
Obwohl  die  einzelnen  Inspiraliotieu  noch  tief,  vielleiclit  tiefer  als  nurmal  sind,  kann 
in  Bälde  Collaps  des  Athnmngscentnnns  eintreten.  Die  Athemziige  werden  seltener, 
der  inspiratorische  Tonus,  durch  den  der  Thorax  seilst  am  Ende  der  Expiration 
noch  inspiratorisch  von  der  (Jadaversteiluug  entfernt  gehatten  wird,  nimmt  ah.  tuitl 
die  synkopische   Dyspnoe  lässt   den  baldigen   Eintritt  des   Todes  erkennen. 

2.  Die  res]nratorische  Dy sjuioe,  welche  von  manniglachen  Erkrankungen  der 
Athuiungsorgane  iiiren  Ursprung  nimnvt,  schlie.sst  sich  hieran  am  nächsten  an.  üas  ur- 
sächliche Moment  liegt  in  allen  Fällen  in  der  Verkleinerung  der  Athniungsfläehe  und  d« 
dadurch  bedingten  Beschränkung  des  tiaswechsels.  ungenügender  .SauerstofTau 


»JSpiHM' 


-     77     — 


Dyspnoe] 


iintl  KohlfiisKiircaiissi-hoi^luiitr.  Bfi  den  ai-utoii  (>iitzrnMllich»'ii  Processen  der 
l.uugen  Lst  die  Reeiriträchtiojiing  der  Respiration  eine  vorübergehende  und  gleicht  sieh 
aus,  sobald  die  erkrankten  l,unKen])artieri  nach  ihrer  Heilung  wieder  in  die  Respira- 
tion hereingezofren  werden.  Andauernd  und  zumeist  im  stetigen  Fortscliritt  begriffen 
erscheint  die  8tönnig,  wo  chronische  Veränderungen  des  l.ungengewebes  be- 
stehen, welche  die  Athmnng  erschweren  und  zumeist  gleichfalls  eine  langsame  Zunahme 
erkennen  lassen.  Hie  häufigste  Fonn  dieser  Erkrankungen  ist  da.s  Pwnphysem.  Die  Be- 
hinderung der  Respiration,  das  rasche  Eintreten  dyspnoischer  Zustände  ist  durch  die 
Ueberdehnung  und  Abnahme  der  Elastieität  des  Lungengewebes  imd  durch  Verödung 
grösserer  oder  kleinerer  Capillarbezirke  der  Lungen  gegeben.  Die  erstere  verhindert 
eine  genügende  Entleerung  der  .Xthmungsluft  aus  den  Alveolen  (Expirations-Insuffi- 
cienz),  während  die  letzfa-n-  keine  genügende  Arterialisation  des  Blutes  znlässt.  Dem 
Kuiphysem  gegenüber,  aber  von  der  gleichen  Wirkung  auf  den  Respirationseffoct, 
steht  die  Verk leinerung  der  Lungenoberfläche  und  die  Einengung  des  Lungen- 
kreislaufes durch  Ranmbeschränkung  im  Thorax  in  Folge  von  Exsudaten  in  der 
l'lenra,  im  PiTicardinm,  rneumotliorax,  durch  Geschwülste  in  diesen  oder  im  Ab- 
domen, durch  Schwangerschaft,  durch  peritonitische  Ergüsse,  .\scites.  zugleich  mit 
l'"uni'ti(Misbeeiiitr!ichfigung  der  Kespirationsmuskeln,  insbesondere  des  Zwerchfells,  und 
endlich  durch  Deformitäten  des  Thorax,  besonders  durch  Erkrankung  der  Wirbel- 
säule, Kyphoskoliose.  In  letzteren  Fällen  ist  bei  guter  Compensatinn  und  ausreichen- 
der Herzkraft  zur  Erhaltung  des  Kreislaufes  so  günstig,  wie  möglich,  <lie  Stärke  der 
(K  spiioischen  Erregmig,  besonders  nach  grösseren  Muskelanatrengungen,  bei  Muskel- 
.-n-beit  verschiedener  Art,  beim  Steigen,  Bergsteigen  etc.,  durch  den  Sauerstoffmangel 
in  Folge  zu  geringer  Aufnahme  desselben  durch  die  eingeschränkte  Athniungsfläclie 
der  Lungen  bedingt.  .\uch  Erkrankungen  des  Thorax  selbst,  welche  eine  Stö- 
rung des  Kespirationsniechanisnms  zur  Folge  haben,  schmerzhafte  Affectionen  am 
Thoraxgerüst  behindern  ilie  .\thnnmg  und  erzeugen  Dyspnoe.  Wenn  die  .\them- 
bewegtmgen  Schmerz  verursachen,  kann  eine  Zunahme  der  .\thnmngsthätigkeit 
bi'zw.  -Anstrengung  fehlen,  indem  die  .Athmung  fretjuenter  und  flacher  wird, 
während  Athemnoth  und  die  Zeichen  des  Lufthungers  bestehen.  Hier  wie  bei 
der  Functionsbeeinträchtigung  einzelner  'ITieile  des  Respiration8api);irates,  bei  er- 
krankten und  defecten  Lungen,  Lähnmug  oder  Krampf  der  Athmungsmuskeln,  bei 
Starrheit  <les  Tliorax  (thoracale  Dyspnoe),  Hocbstand  des  Zwerchfells  vom 
Abdomen  aus  (abdominale  Dyspnoe)  wird  der  die  Respiratimi  bedingende 
Gasweclisel  in  bestimmten  Zeitabschnitten  (1  Minute)  durch  die  Vermehnmg  der 
Athemzüge  hergestellt,  soweit  sie  an  Umfang  verloren  haben.  Reicht  in  solchen 
Fällen  die  Gompensation  bei  grösserem  Sauerstoffbe<lürfiiiss  und  vermehrter  Kohlen- 
Säurebildung  nicht  mehr  aus.  so  kommt  es  zu  .subjectiver  Athemnoth  und  den  davon 
abhängigen  Ei-scheinungen  an  den  (iesichts-  und  Respirationsmuskeln,  Cyano.se  n.  s.  w. 
Ein  bedeutendes  ui-sächliches  Moment  liegt  ferner  in  der  Verengerung  der  liuft- 
wege.  der  Nase,  der  Nasen-Rachenhöhle,  ties  Kehlkopfes,  der  l>uff röhre  und  der 
Bronchien  durch  entzündliche  Erkrankinigen,  Katarrhe  mit  stärkerer  Secretion,  pseudo- 
menibnunisen  Ex.sudationen,  Diphtherie,  Croup,  phlegmonösen  Entzündungen,  Schleini- 
haiithypertrophie,  Neubildungen  und  Tumoren,  weiche  entweder  in  den  laiftwegen 
selbst  entstanden  sind,  wobei  noch  besonders  auf  die  zwar  nicht  häutigen,  aber  häutig 
übersehenen  .sy])hilitischen  Geschwülste  in  der  Tiefe  der  Trachea  über  der  Bifurcation 
.•iufnierks:im  gemacht  wcrilen  inuss.  oder  die  aiisserhall)  derselben  .sich  befinden  miii 
die  Luftwege  cnmiMimircn.  Il\ jiertnijihie  und  carcinomatöse  Entartung  der  Schilil- 
drüse.  der  Cervicaldrüsen.  der  HronchiaUlrüseM.  (Jeschwnlste  im  M<'dia.stinum,  Aneu- 
rysmen der  Aorta  u.  s.  w.  Durch  das  Atbmungshinderni.ss  können  Inspiration  imd 
l'Apiratinn  gleichmässig  erschwert  werden,  oder  es  leidet  nur  eine  Respirationspliase 
unter  der  Stenose,  während  die  andere  noch  freier  von  stritten  geht.  Im  letzten-n 
Falle  können  mit  dem  Luffhunger  noch  jene  Erscheinungen  der  respiratorischen 
Lungendehinmg  eintreten,  welche  in  der  \  agusdyspnoe  ihre  Erklünmg  finden. 

3.  Vom  Nervensystem  aus  entstehen  am  häutigsten  durch  Reizztistände  der 
Vagiisfasern  des  l'lexus  pulmonalis  dyspnoische  Erregungen,  die  bis  zu  asthmati- 
schen .Anfällen  sich  steigern  können  (Asthnin  bronchiale).  Die  refleclorische  Er- 
regung dieser  Fasern  selbst  kann  im  einzelnen  Falle  von  der  P^inathmung  irritiren- 
der  (iase  in  die  Lungen,  dann  von  den  sensiblen  Nerven  <ler  äu-sseren  Haut  durch 
Kälteeinwirknng    oder  vom  Gciiitnlapparate,    besonders    «ler  Hyst<>rischen,    ausgehen. 


[Dj-apnoS 


78     — 


Krachwertes  (lyspnoischec  Athnien  «erfolgt  gleichfiilLs  (liirch  Kcizuii;;  «ior  n«fl 
iriuiigsiicrveii  der  A th«-mbowe(:uiij;,  diu  im  Nervus  lan'iigcuß  «upiTJor  M 
iiil'erior  xerlaurfii,  bei  Keurhhiisten.  •StimiiiritztnikraiM|)f.  s|i:i.stiseher  Aphonie,  UÜimH 
der  Abductoreu,  der  Glottis.  <ler  .Mu-<L-uli  crieo-arylaemiidei  posteriores  in  Folge  rtfl 
mutischer,  diphtherischer  Lähraaii^,  als  I'rodruinalerscheinung  luid  Symptom  fl 
Tabes  u.  s.  w.,  seltener  bei  Kecurrenslühimiiigeii.  Ebenso  kaiui  reflectorist-h  von  §M 
Nasenästen  der  Nervi  trig;eininus.  nlfactoriiis  und  ;;iusso-pbann);cu.s  mxs  djmfl 
»ches  Afhmeii  liis  Asthma  ausgelost  werden,  bei  Erkrankungen  der  Naserischleiaufl 
Hypertrophie  inid  Polypenbildun;;  derselben  etc.  Ueizuuf;  dieser  Nerven  bewirkt  Sfl 
stand  der  Athmung  in  der  Expiration.  Endlich  wird  dnrch  patholo^ibchf  Zuatifl 
in  den  ('entralorganen,  durch  entzriiuliiche  X'orgfinge  im  (iehirn  und  Rfick<*mu^| 
in  den  Meningen,  durch  Tumoren,  durch  (iehirndmck  und  mechanische  KiitwirkM 
auf  die  Athnuuigscentren.  durch  Ulutdrucksclnvankungen  in  denselben,  durt-h  fl 
schwülste,  Aneurysmen  der  (iehiniarterien,  arterielle  Anaemie  und  venOse  !>tM 
Athmen  mit  dyspnoischem  Charakter  bis  »tärkster  Dyspnoe  aasgelöst.  Die  FrrtgDM 
ist  fast  ausnahmslos  eine  infuuste.  fl 

Die  Therapie  der  versrhit^enen  Formen  der  Dyspnoe  hat  sieh  iinniur  juM 
nach  den  diesen  zu  Grunde  liegenden  Erkrankungen  zu  richten  und  muaa  m^| 
wie  möglieh  die  Ursache  zu  heben  suchen,  durch  welche  die  .Xthmunealj^^l 
veraula»(t  wurde.  Da  die  Dyspnoe  kein  ständiges  Symptom  einer  Erkrank^^^| 
CirculstioiM-  und  Kespirationsapparates  ist,  sondern  nur  zeitweise  dureh  dicadfl 
henrorgerafeo  wird,  «so  i*t  sie  in  vielen  Källcn  einer  causalen  Therapie,  sei  il 
<taaB  diese  gegen  eine  Insufiicienz  des  Herzmuskels,  gegen  eine  StOrunjc;  im  Kespill 
tioOMBoant«  oder  fogim  Anom:4lien  der  Blutitildiiitg  sich  zu  richten  hat.  zu^äM 
lieh.  In  anderen  nllea  wird  «ie  eine  symptomatische  sein  müssen,  wenn  I 
nicht  m''>glirb  i*t.  die  Ursachen,  welche  die  Respirationsbemmung  bewirken,  ni  <M 
fimen,  wie  l»ei  den  von  einer  Erkrankung  der  Oentralurgane  auägehendvn,  oder| 
vnrseachritt«'nen  Stadien  der  Herz-  und  l.ungenerkrankungen,  in  welchen  dann  wM 
Dyspooe  mehr  oder  weniger  den  Charakter  der  synkopischen  .annimmt.  In  solcllfl 
F^len  kann  meiNt  nur  eine  kurze  iukI  geringe  subjective  Krleicbtennig  des  Kran^l 
«reicht  werden.  Hat  sich  eine  kardiale  Dyspnoe  entwickelt,  .'lo  ist  ztinäehst  SoM 
XU  tra|;en,  die  Herzarbeit  durch  Herabsetzung  des  l-tliitdrucks  zu  erleichtern  und  die  djM 
imoiache  Erregung  der  Athmungscentren  durch  Vermindenmg  der  HnhlensäureproductiM 
und  Ermfiglichimg  einer  grösseren  .'^anerstnlTaiifnabiue  eiuzu.whräiiken.  In  .schwciH 
Fällen  laust  man  den  Kranken,  w  emi  er  liegt,  aufsitzen  oder  .aufstehen,  da  der  Hlutdnidfl 
beim  Liegen  hoher  als  lieim  Sitzen  und  in  diesem  höher  als  beim  Stehen  ist.  .\uch  (fl 
R«xpirationsmaskeIn  können  in  dieser  Köriierbaltnng  besser  eingreifen,  und  der  ThoM 
»ich  mehr  allseitig  erweitern,  .lede  nicht  absolut  uothwendige  Mnskelbewe.^ung  mxM 
vom  Kranken  vermieden  werden,  um  su  wenig  wie  möglich  Kohlensaure  zu  producii^ 
und  die  Kohlensäureausfuhr  so  viel  wie  möglich  Förderung  erfahren.  Man  l,'i.>sst  dahfl 
den  Kranken  seine  ganze  .\ufmerk.samkeit  auf  die  Expiration  riehten,  die  nach  Kräften  aal 
giebig  luid,  wo  es  thunlich  ist,  in  .saccadirter  Form  ausgeführt  werden  soll  in  der  aS 
dass  der  Kninke  in  zwei  Acten  ohne  iiispiratorische  Unterbrecliung  und  mit  besonder«! 
Druck  heim  zweiten  die  .\nsnthmnng  vollzieht.  Im  Zinuuer  des  Kranken  ist  für  "oM 
Luft  zu  sorgen  und  Anhäufung  von  Kolib-nsiUire  oder  \ Crunreinigung  der  Luft  dur^ 
Staid),  Dünste  etc.  zu  vermeiden.  Wo  das  .\tbtuen  immer  mehr  beengt  wird  und  bis  9 
schwerem  .Asthma  sich  steigert,  S.iuerytoffmaiigid  sich  immer  mehr  bemerkbar  niacM 
verschaffen  oft  directe  Einathmungen  von  Sauerstriffgas  Krleichtcrune  "'U 
führen  über  die  .\kme  «ler  I)y8pnoe  hinweg.  l  in  den  Dnick  in  der  Pulnionalis  mP 
vorgeschrittenen  Stauimgen  herabzu.setzen,  kann  man  dnrch  starke  Hautreiie. 
durch  .Auflegen  \»i\  Senfpapier,  dnrch  Senf-,  Hand-  und  Fussbäder,  durch  troekeM 
Schröplköpfe  eine  Depletion  einer  kleineren  oder  grösseren  Blutmenge  zu  bewirkS 
oder  selbst  durch  eine  Venaesection    den  venösen  .\]»parat  zu   entlasten   vei->;ucheii 

Innerlich  wird  man  erregenile  .M i t te|  verabreichen.  Li(pii>r  .Vmnionii  :inisatn& 
Karapher.  ('astoreiim.  .\ether,  (ognac.  ■starke  Weine  u.  s.  w,  Bei  länger  anhaltendifl 
Dyspnoe  mit  hober  arU-rieller  Spannung  Ifisst  sich  dureli  .\tropin  0,0(J<)3  —  o.OUlfl 
(0,3 — 1,0  nrg,  /iro  iluti  mehrmals  im  Tage.  3 — ö stündlich,  unter  Herabsetzung  dM 
art<*riellen  Spaimung  häutig  ein  Erfolg  erzielen:  M.aximaldnsis  für  tien  Tag  im  lir>chst^ 
Falle  0,(KW  g.  I.»l  Gefahr  pines  Sinkens  der  Herzkraft  zu  befürchten,  kann  .\tropH 
mit  ejiieiii   Digilali'ififu-,  (»..'.    -l.r»  auf  l.'iii.o.  \eibundeu  werden.    1  imtura  Bell.ndonnJ 


[Dyspnoe  —    70    —  DyspnoS] 

initTinctura  Lolteliue,  Valerianae,  Digitalis  oder  Liquor  Ainnioiiii  aiii8atus  wirken  eben- 
falls günstig  durch  Verminderung  des  Tonus  der  Masculatur  in  den  Arterien  und 
Hebung  der  Herzkraft  ein.  In  Fällen,  wo  das  Hera  noch  kräftig  genug,  kein  Klappen- 
fehler vorhanden  ist,  kann  Morphium  am  besten  subcutan  dw  dyspnoische  Athmungs- 
sinstrengung  herabsetzen  uiid  einen  drohenden  asthmatischen  Anfall  verhindern.  Auch 
Jodnatrium,  be.sser  als  .lodkalium  wegen  der  Wirkung  des  Kalisalzes  auf  das  Herz, 
vermindert  die  Dyspnoe  und  wird  längere  Zeit  hindurch  gut  ertragen.  Die  Auf- 
nahme von  Speisen  und  (letränken  regulirt  man  streng  nach  den  Grundsätzen, 
welche  bei  der  Ernährung  chronisch  Herzkranker'  m:iassgebend  sind,  und  lässt 
nur  die  kleinsten  Mengen  in  oftmaliger  Darreichung,  2 — ^stündlich,  zn. 

Wenn  kardiale  Schweratbmigkeit  in  der  Ruhe  nicht  vorhanden  ist,  sondern 
erst  bei  angestrengter  Muskelthätigkeit,  Treppensteigen,  Bergsteigen,  eintritt, 
kann  durch  saccadlrte  Expiration  und  tactmässiges  Gehen,  sodass  Schritte  und 
Athmungen  in  ein  bestimmtes  Verhältniss  zu  einander  gebracht  werden  (1  bis 
2  Schritt  auf  die  Inspiration  und  ebenso  viel  auf  die  zwei  Expirationen),  günstig  auf 
die  Circulation  und  Respiration  eingewirkt  werden.  Durch  die  stärker  als  gewöhnlich 
ausgeführten  Expirationsdrücke,  namentlich  wenn  die  Lungen  infolge  der  Druck- 
erhöhung in  der  Pulmonalis  und  dyspnoischer  Erregung  blutreicher  sind,  werden 
Drücke  auf  die  Herzoberfläche  ausgeübt,  die,  vom  Herzen  summirt,  ähnlich  wie  die 
Massage  wirken  und  die  Herzkraft  beträchtlich  erhöhen.  Zugleich  wird  durch  die 
forcirte  Expiration  ein  grosser  Theil  der  kohlensäurereichen  Residualluft  ent- 
leert und  «für  die  saucrstoflfreiche  Inspirationsluft  Platz  geschaffen.  Die  saccadirte 
Athmmig  kann  beim  Geben  und  Steigen  längere  Zeit  hindurch,  bis  zu  1/4  Stimde, 
eingehalten  werden.  Zu  Hau.se,  wenn  der  Kranke  melir  in  Ruhe  sich  befindet  und 
die  übrigen  Zustände  es  gestatten,  kann  die  saccadirte  Athmung  durch  manuelle 
Pressung,  12—16  Expirationen  hindurch  einmal  im  Tage,  unterstützt  werden.  Die 
F)xpirationsluft  wird  durch  die  einfache  saccadirte  Athmung  um  mehrere  1(X)  ccm 
und  hl  noch  weit  höherem  Maasse  durch  Verbindung  dieser  mit  der  m.-iuueilen 
Pressung  vermehrt.  Wenn  «las  dyspnoische  Athmen  die  Folge  eines  verminderten 
Blutbestandes,  migenügender  oder  krankhafter  Blutbildmig,  von  Blutverlusten  un<l 
Ernährungsstörungen  ist,  wird  nuin  durch  Eisen  und  entsprechende  Diaet  die 
Blutbildung  fördern  und  später  auf  der  normalen  Höhe  zu  erhalten  suchen.  Nach 
grösseren  Blutverlusten  können  die  Transfusion  oder  Einspritzungen  von  physio- 
logischer (Ü,6proc.)  Kochsalzlösung  nothwendig  werden.  Nimmt  die  Dyspnoe  ihren 
Ausgang  von  Störungen  und  Erkrankungen  des  Respirationsapparates,  .so  ist  in 
erster  Linie  wieder  gegen  diese  die  aufmerksamste  Behandlung  nothwendig.  Da 
dyspnoische  Erregimgen  indess  nie  ohne  Betheiligimg  des  (.irculationsapparates  zur 
Entwickelmig  kommen,  so  sind  auch  die  gegen  die  kardiale  Dyspnoe  angegebenen 
Majjssnahiuen  noch  vollauf  zu  berücksichtigen.  Wo  Emphysem  der  Lungen  zu 
(inmde  liegt,  kann  durch  den  .\ufenthalt  in  der  pneumatischen  Kammer  und 
durch  Ausathmung  in  verdünnte  Luft  unter  Benutzung  der  transportablen  pneu- 
matischen Apparate  ein  recht  nennenswerther  Erfolg  erzielt  werden.  Erleichterung 
der  dyspuoischen  Zustände  durch  Vergrösseruiig  der  Expiration  verschaffen  der  Ath- 
mungsstuhl  von  Zoberbier-Rossbach,  sowie  die  methodische  Durch fühmng»sacca- 
dirter  Athnmng  mit  und  ohne  Pressung  (saccadirtes  Athmen  5 — 15  Minuten  lang 
unterhalten,  Pressungen  12 — 2()i.  Wo  di<?  Dyspnoe  durch  Erregung  der  Vagus- 
fasern im  Plexus  pulmonalis  ausgelöst  wird,  zugleich  in  Zasammenhang  mit  Asthma 
bronchiale  oder  nervosum,  i.st  die  Therai)ie  identisch  mit  jener  des  bronchialen  und 
nervösen  Asthmas.  Räucherungen  mit  Herba  Stramonii,  Folia  Belladonnae,  Can- 
nabis  Indien  und  Salpeter|)apier,  mittelst  Räucherker/chen,  -Pa.stillen,  -Pulver,  in 
Form  von  Tabak,  (ligarren  etc.  erleicht<'ni  das  Athmen.  Wo  eine  Stenosimng 
der  Luftwege  die  Dyspnoe  verursacht,  durch  entzündliche  Processe,  Diphtherie 
und  Croup,  durch  Neubildungen  in  «lenselben,  durch  Druck  von  (Jeschwülsten,  welche 
den  Kehlkopf  und  die  Luftröhre  von  aussen  comprimiren,  dun-h  verschluckte,  in  der 
Speiseröhre  fe-stsitzendt;  Fremdkörper  etc.  rii-htet  sich  die  Behandlung  nach  den 
Indicationen.  welche  durch  die  zu  (irundi'  liegenden  Krankheiten  und  anderweitige 
Ursachen  gegeben  sind.  Oft  könntMi  nur  die  Tracheotoinie  und  die  operative  Ent- 
fernung <ler  Stenosirenden  l»ezw.  coni]>rimireiiden  Körper  <lie  Hespiration  wieder 
frei  machen,  (eventuell  d:is  Leben  des  Krankc.-n  erhalten.  In  schweren  Füllen  von 
Dyspnoe  als  Folgezustand  mancher  Firkrankung  und   Beschädigung  des  Gehirns  ver- 


—    m 


«üuugreilm.    Bei  bobw  Bluirfncfci 
BeoMdileistB4^fiÜiigi8t,lcMm  Chloralkj^ 
den  Blntdmck  berabaseteeci  und  de«  7 
Vmek  darf  akbl  rtrgMBcn  «enl<Mi.  il.is»  Chlorallkjrdnt  «ä 
Dm»  da»  Hen  lähmt.    In  den  ^eicbea 
fMftaadca  ist.    leistet  das  Morphimn  sobrntaa 
laCeWiimi  kt  der  Erfolg  der  Behandlimg  von  der 
ben.  der  möglirben  B«iiiflassun£  der  At 

[Ke  8e«piration>»-t<>rungeti.  welche  vom  der  I 
npnmkf   nebmen.    «erhalten  sieh    ebenso    der  1V| 
Mr  BcMÜ^a^g  der  Abdurtorenlähuiung  in  Folge   von  Tabes 
f^egcn  diese  Krankheit  erreicht  werdea  kaant.     Bei 
aafnerksani  zu  ninchen.  dnss  die  L&hanmc  hMrl 
dm   Abdactoren    nof   die    Addurtoren    übergvht    and 
die  ■lyiin^liibe  (iefahr    tx^seiti^.      Rbeiiniati8rhe  etr. 
■^mt  dir  EkklfMlHafie*  ngXaglirb.    Endlich  Reflexnt-nrosen  von  der  NasaBucfa 
taat  am  käanM  daidl  Behandliing  letzterer,  durch  operative  Eingriffr, 
res  SililiMbMtiiilMiiiiifciii  und  Polypen  in  der  Nase  gebeilt  werden. 


■  jeder  Zostand,  in  welchem  der  Vorgang  des  Harnlassens  ewwliwttt  { 
rtrtich  iit.     IÜm  ist  einmal  insofern  der  Fall,  als  die  einzelne   Hameot 
Bcduniscb  schwierigen  wird,    ^ndann   kann  auch  die  Anzahl    Her 
iaaerhalb  eines  bestimmten  Zeitraimies  sich  ijteigem.    und    drittens 
BaaeBtleening   $ell>er    von   quälenden   subjectiven  Emplindun^i'n    begleitet, 
Zoftande  nie  geschieht.     I>ie  Dysurif  muss  demnach  alle  di»-   ZustJ 
in  denen    entweder  der  Harnabfluss   gestört  ist:    oder  in  deiiexi    das 
bedärfniss    gesteigert    ist;    oder   schliesslich    in    denen   Hanizwang    besteht, 
VMBHilei,  die  sich  natürlich  auch  combiniren  können.    Ist  demnach  die  Dysurie 
■Jhitollndige  Erkrankung,  su  tritt  so  hilufig  ihr  Svmptomenbild  In  den   Vorde  ^ 
md  erfaeiseht  so  sehr  eigene  Massnahmen  der  Behandlung,  dass  schon   allein  (Sri 
praktische  Therapie   die  Dysurie    eine  gesonderte  Besprechung  zu  beanspruchen 

Unter  allen  diesen  Zuständen  bilden   die    rein    mechaniscben   Abnorinitäil 
der  Austreibung  des  Harnes  die  iKsiirie  im  engeren  Sinne   des  Wortes.       I>ir 
.Affectionen,    welche  am  hanügsteii  die    Harnröhre    in    ihrem    Lumen  beeinträchtil 
sind  die  Haniröhrenstrictur"  und  die  Prostatahypertrophie':  aber  diese  ,,Vei«ii 
ist  bei  der  Harnröhrenstrictiir  eine  principiell  andere  als  Itei  der  Prostatahyper 
l>ie  Stricturen  sind    thatsäcbliche  \'prengerungen  der  Harnröhre  selber:    cl.is  Nar 
gewebe    macht   die  Hnnirfdire    au  ilieseii  Stellen   zu  einem  engen  und  starren  C« 
die  organischen  Strirtureti  bilden   also  eine  wirkliche  Verengerung  des  Lumens, 
der  Prostafcipertrophie  dagegen  ist  ihr  Lumen  an  sich  nicht  verengert:   nur  wird  ' 
Harnröhre    innerhalb  des  von  der  hrüse  unigelinuen  Abschnittes    mit    der  Weiter 
Wicklung  der  Krankheit  mehr   und  mehr  zusaumieiigedriickt  und  auch  in   der  Län 
richtung  verzogen.     Häher  katiii  luati  ja  auch  H.irnröhrenstrirturen  nur    mit  dünn 
l'riislafahypertrophien  nur  ttiit  dirki-u  Kathetern  überwinden.    Ausserdem  :ihpr  ist 
Harnriitireustrictiir  eine   Incale   Krkraukuu^  nur  der  Harnröhre;    die   Blase     hat 
zuiiäch.sf  uielits  zti  thutt;  die  f'riistatahypi'rlrojdiie  ist  jedoch    keineswegs   eine  l«i 
Krkrankuug,    vielmehr  eine  >()l(!ie  des  ;;au;(eu  harnahU'itenden    Systems,     bei   weW 
Hie  Klase    Ihre  rr<))Milsi(inskrafl  uiclit    nur  ejugeliiisst  hat,    sondern   in  der  diese 
selin|)fung    der    llariililase    ;jeradezu    als    die    hauiits-iehliehste    Erscheinung     in 
\'ordergruiid  <les  Krankheitsliildes   tritt.      lÜe   rein  mechauische  Behinderung:  des 
rtus.ses  ist  also  bei  diesen  beiden  wichtigsten  Affertioueu  insofern  verschieden,  als 
eine    Mal    eine  sehr  l(r;lftige  Blase  <leu   Mani    duri'h  eine  zu  enge  Stelle  hindurc 
treiben    bat.  da«  andere  Mal    einer  zwar  alxuiruieti    und  schwerer  zu  überwindend 
sehliesslirh  jedoch  genfigLMid  aiisweitbaren    llartirölire  eine  zu  schwache  Blnsp    gtew- 
ilbei-steht.     Die  Dysurie    der  Strictur    liegt  in  der  Harnröhre,    diejenige   der   Prn^tati- 
liyi)i'rtr<i|diie    in    der  Blase.      In    iliese   beidi'ii    grossen  Ty))en    der  Behinderimg   dttJ 
Haniabflusses    la«sen    sich  alle  anderen    mi-cliaui.schen  l-'ornieu  der  Dysurie   uiiscbl 
einreihen,      (ianz  besonder-;  f^t    das   ilor   Fall    hei  jenen  srin\ereu   l'"ornien   von 
lichi-r  Lahnning  der  Blascnnninciilalur,  wie  sie  eeutralen  l'rs|imugs  iiarli  l'arnpl^ül 
bei   .M>e|itis,    Taliei-   und   an<|eren    UiiekenniarksafluctiDueu  auftreten,    und    Uei 


fDyanrie  —     81     —  Dysurie] 

I  «lio  Oysiiri«  eine  so  gänzliche  ist.  dass  sie  zur  Harnverhalliing  und  mit  diosor  zur 
pnradoxon  Incontineiiz  wird.  Auch  andorc  Anbisse  führen  zu  inohr  oder  minder  voil- 
stilndigom  Versagen  der  austreibenden  Kraft  der  Blase,  so  besonders  die  Lahnnmgen, 
weiche  sich  durch  eine  ex<'<!ssive  Ueberdehnung  der  Blase  bei  einer  unwillkürlichen 
Hamretention  entwickeln,  gegen  welche  nicht  rechtzeitige  Abhülfe  durch  künstliche 
Entle<'mng  des  Urins  geschieht,  die  aber  auch  bei  übermässigem,  willkürli(;heni  Ver- 
halten des  Haniabflusses  und  bei  einem  Aasserachtla^ä.<sen  des  rechtzeitigen  Entleerens 
der  Blase  in  bewusstlosen,  trunkenen,  typhösen  und  ähnlichen  Zuständen  auftreten, 
und  die  Behinderung  in  der  Harnröhre  tritt  besonders  hervor,  wenn  sich  Harnsteine 
in  der  Harnröhre  einklemmen  und  so  natürlich  die  Haniaustreibung  erschweren,  ein 
wenn  auch  seltenes,  so  doch  zur  Beobachtimg  gelangendes  Vorkommnüss.  Andere 
Behindenmgen  wiederum  haben  in  der  FVostat^i  ihren  Sitz,  die  Entzündung,  die  Tuber- 
culose  der  Prostata,  Zustände,  deren  wesentlichste  Bedeutung  für  die  Dysurie  aller- 
dings in  dem  Refloxreize  liegt,  der  von  der  erkrankten  Stelle  ausgeht,  die  jedoch  in 
gewissem  Maa><se  auch  durch  «lie  rein  räumliche  Veränderung  zur  Geltung  kommen. 
Bei  Tumoren  der  Prostata  ist  das  ganz  ausgesprochen  der  Fall.  Sodann  kann  auch 
l)ei  der  acuten  Gonorrhoe  die  entzündliche  Schwellung  der  Harnr^hrenschleimhaut 
eine  niechani.sche  Behinderung  geben. 

Die  causale  Therapir»  besteht  für  alle  diese  rein  mechanischen  Behinderungen  in 
der  Wegräumung  des  Hindern is.ses.  Für  die  Stricturen  lässt  sich  diese  Indication 
direct  erfüllen  durch  die  Erweiterung  der  Harnröhrenstrictur*.  Bei  <ler  Prostatahyper- 
tropliie  dagegen  ist  eine  radicale  Entfernung  der  Behinderung,  wenn  man  von  «ler 
schon  wie(ler  aufgegebenen  Prostatektomie  absieht,  nicht  möglich:  hier  stellt  der 
regelmässige  Katheterismus  für  die  Prostatahypertrophie*  den  Angelpunkt  der  The- 
rjipir-  dar.  Dass  die  (ionorrhoe*  und  die  Prostatitis*,  dass  die  anderen  Affectionen 
als  solche  zu  behandeln  sind,  dass  eine  Steineinklennnung  in  der  Harnröhre  zu  be- 
seitigen i.st,  versteht  sich  von  selbst. 

Die  zweite  Form  der  „Dysurie"  ist  eine  vermehrte  Häufigkeit  im  Auftreten 
des  Harnbedürfnisses:  man  bezeichnet  diese  vennehrte  Häufigkeit  des  Harnbe- 
dürfnisses auch  als  Pollakiurie.  Mit  ihr  ist  eine  zweite  dysurische  Erscheinung  nahe 
verwandt:  das  Unvermögen,  den  Harn  bei  auftretendem  Be«lürfniss  noch  eine  nennens- 
werthe  Zeit  in  der  Blase  zurückhalten  zu  können.  Hier  spielen  Gewöhnung  und  be- 
sonders psychische,  uns  noch  unbekannte  Factoren  eine  grosse  Rolle.  Unter  nor- 
malen Verhältnissen  vennag  der  innere  Sphinkter  liuige  Zeit  hindurch  dem  Drängen 
der  Detrusoren  zu  wideretehen,  ehe  er  die  ersten  Tro])fen  Harns  in  die  hintere  Harn- 
röhre liindurchpa.'isiren  lässt:  wir  empfinden  das  Harnbedürfniss,  aber  wir  können  es 
bemeistern;  unter  normalen  Verhältnissen  kann  auch  dann  noch,  wenn  schliesslich 
Harn  in  die  prostatische  Hamröhn?  gelangt  ist,  die  willkürliche  Conipression  und 
Anspannung  des  Spincter  extennis  <lie  Austreibung  verhindern  nnd  die  hintere  Harn- 
röhre vorübergehend  wieder  frei  machen:  wir  empfind<>n  den  starken  Harndrang, 
aber  wir  können  ihn  uns  ,. verkneifen".  Hier  d;igegen  ist  das  nicht  möglich:  hier 
besteht  ein  functionelles  Missverhältniss  zwischen  »Umi  Detrusoren  einerseits  und 
andererseits  dem  inneren  sowohl  als  dem  äusseren  Schlie.ssmuskel  der  Blase.  Dieses 
.Mi,ssverhiiltniss  aber  würde  nur  zu  einem  Zustandekommen  des  dringenden,  nicht  des 
iiäufigen  Hanibe<lfirfuis.ses  führen.  Dieses  wird  dadurch  hervorgerufen,  dass  auch  die 
Reflexempfindlichkeit  der  in  den  Blasenwandungen  belegenen  sensiblen  Elemente  hier 
eine  stark  gesteigerte  ist,  .sodass  schon  bei  einem  geringen  Ffillungsgrade  tler  Blasi^ 
der  Keflexact  ausgelöst  wird.  Wann  das  geschieht,  in  welcher  Häutigkeit  und  mit 
welcher  IntensitHt,  ist  ebenf:ills  von  individuellen  und  besonders  von  sogenannten 
..nervösen"  Besonderheiten  abhängig,  unter  physiologischen  Verhältnissen  schon  in 
gleichem  .Maasse  wie  ganz  besonders  hier  bei  der  nervösen  Dysuri«'.  Unter  dieser 
l'ollnkiurie  leiden  öfters  kräftige  und  sonst  völlig  gesunde  Personen,  bei  denen  oft 
durch  die  blosse  Vorstelhmg  von  dem  Vorgange  des  Urinlasscns  ein  unwiderstehlicher 
Harndrang  luisgelöst  wird,  noch  öfter  j(«loch  sind  es  ana<>niisch<^  und  neurasthenische 
oder  hysterische  Individuen,  denen  solches  begegnet.  Gerade  .so  wie  bei  Jedem 
normalen  .Menschen  durch  psychische  Kinflüsse,  durch  geschlechtliche  Kxces,se,  durch 
abgelaufene  locale  .VfVectionen  in  den  Haniwegen.  gerade  so  wie  bei  ganz  Gesunden 
öfters  «linTli  den  Geiniss  bestimmter  Gi'träiike,  besondei-s  von  jiuigem  Bier,  wie  durch 
Erkältungen  mid  andere  ähnliche  Einflüsse  das  Harnbedürfniss  sich  .steigert,  ebenso 
kann    diese    „reizbare  Schwäche    der  Bl:»se"    i)ei    dazu  disponirten,    insbesondere  bei 

O.  I.iehrvich,  Eiirjklu|<ap<li<-.     II.  I!uii<l.  i: 


[Dysurip 


—      82     — 


Dfrail 


nervöwn  mid  rlilorolisclicii  Ppisoiipm  fiiip  s«  aiLSf;»*sprocln>nc'  soin,  «lass   r|f>r  Reim 

schon    bei  eiiieni  geringfngigiMi   Anliiss,   oft  schon  bei    niä-ssiKstcr    Füllung  der  Bl 

i-ntsk'ht  iiml  un.iufhalt.siini  abiAiift.    Eine  Ausnahme  hiervon  sind  (liejeni^jen,  InHM 

scIUnieii  Falle  von  sogenannten  Schrumpfblasen,  wo  nach    tiefgreifenden,   den  KM 

der  Hla.se  in  Mitleidenschaft  ziehenden,  interstitiellen  Rntzündungen  d.is  Organ  M 

Schrumpfungs])rocesse  seine  Kntfaltbarkeit   in  dem  Maasse  eingebüsst   hat,    daat.  ■ 

sprechend  seiner  so  sehr  \  erringerteil  ( 'apacität.  d.is  Harnbedürfnis}»  sich,  sobald J 

Blase  angefüllt  ist,  frühzeitig  geltend  machen  muss.     Diese  Zustünde  sind  einer  H 

rapie  nicht  zugänglich.  j 

Die.  Therapie    hat   gegen    den)  nervösen   Zustnnel    sich   zu    richten    die    Anfn 

insbesondere  ist   eine  sorgfältige  Kegelung  und  Einschränkung  der  Flüssigkeitszoi 

geboten.    Im  l'ebrigen  jedoch  ist  angezeigt,    durch    allgemeine  Kräftigung  und  !s 

kung,  durch  eine  IJe.sseruug  der  nesanimtconstitution  vortheilhaft  aucli   auf  clir  [nä 

•Störung  einzuwirken,  umsomehr,  als  manchmal  «lie  Pollakiurie  ein  frühes  und  ed 

Zeichen  einer  entstehenden  F'>krnnkuiig  des  Oiitralneneusystems   bildon   kann.    I 

Behandlung  dieser  Formen  wird  sich  denmacli  auf  die  Hegelung  der   Hiaet    und  I 

gesanunten   b.Oiensweise  erstrecken,    sie  wird    auf    die  Vcrmeidimg  von    Kxccstrul 

Alkoholgenuss  und  in  sexueller  Itethiitiguug  gerichtet  sein    und  insbet>i>nderc  aofj 

etwaige  Vornahme  der  Onanie  ein  Augeinnerk  haben,  die  erfahnmgsg:ouiäs!s  in  j'm 

Fällen  die  wesentlich  vpranla.s.sende  Urs.iche  für  den  nervösen  H;wndrang  ahgiebt.  Zai 

sind  natürlich  sämmtlidie  roborirende  imd  abhärtende  Maassnahraen,    raedicftmtnl 

sowohl  als  allgemeine,    für  die  Behandlung    mit   heranzuziehen    und    zu  verwerM 

unter  denen  eine    maassvolle  Hydrotherapie    und    besonders    alle  Bcthatigungen  1 

Sports,    in  erster  Linie  das  ganz  direct   gegen  die  Pollakiiu"ie  ompfohlene  K.idfsa 

eine  hervorragende  Stelle  einnehmen:    und  auch    die   psychische  Einwirkung    aiifi 

Patienten  darf  nicht  ausser  Acht    bleiben.       Locale  Ma.i.ssnahnien    haben    keinen  I 

sonderen  Effect  und  sind,    wenn  überliaupt,    nur  mit  der    allergrös.stPn   Vorsicht  ■ 

Zurückhaltiuig  vorzunehmen;  insl)esondere  ist  vivr  jedem  grös.seren  Eingriff»»,  wi"*  1 

ätzeitde  oder  sonst  stark  wirkende  Hinträufelnngen,  oder  häufige  und   copiöse  Rlxi 

ausspülungen,    welche  die  Gefahr  einer  leberdehnimg   der  nur  noch   für  eine  bm 

gesetzte  CapacitHt    ausdehnbaren    Harnblase    mit    sich    führen,    oder     besonders  I 

manchmal  hier    zur    .\nweudung    kommenden    gewalt-samen    Debnungen    des    BUl 

halses    darstellen,    eindringlich    zu    warnen.      Dagegen    emptiehlt    sich     die    alidi 

liehe    Dehnung    der    Bla.se    in    langsamer    und    schonender   Weise    und    die    hierl 

erzielende  Wiederkehr  einer  tiewöhnuiig    des  Organs    an  die  Beherbergung  gtf)^» 

Fliissigkeitsmengen.     Man    bringt    den  Kranken,    anfangs    täglich,    spiUor    in    iin 

mehr  ansteigenden  Zwiscli(>nr;iumei),  reines  Was.ser  in  die  Harnblase,  iti   einer  Udl 

welche  lediglich   von  dem  (iefühb-  des  Patienten  bestimmt  wird,    und   vemniultf 

iliesc  künstlich  eingeluachte  Flüssigkeit  megltchst  iange  bei  sich  zu  behalten,  Mi 

zweckniilssig,    mit   i)M)  ccm  Witsser    zu    beginnen    und  von  diesem  t^uantuin  aus! 

zusteigen,  bis  6(Ki  unil  HC»0  ccm,    was  sehr  gut  erreicht  werden  kann,    ohne  das  i 

fühl  .starken  Harndrangs  in  die  Bla-se  eingebracht  werden  kfinneii.    Aber  die  Ha 

bedingimg  für  ein  (ielingen  ist,  nichts  zu  forciren.  i 

Ausser  diesen  Formen  giebt  es  noch  eine  .\nzahl  anderer,  in  weldien   die  Ret 

erregbarkeit  in   nidits   geäiulert   ist,    dagegen    aussergewöhnlich    abnorme  Reite  | 

dirocten  anatomischen  Lrsachen  da  sind.    Auch  hier  ist  es  wieder  die  Pro.statahyi 

trophie,  deren  erste.K  und  äugen  fälligstes  Sym|)tom  die  Venni'hrung    des   Mambed| 

nisses  ist:  .sodaim  kennen  andere  unmittelbar  wirkende  kürinTliche  Reize,   wie  Blai 

steine  oder  (ieschwülste    der  Harnblase    eine  Vermehrmig    des  Hiu'nbedürfnisiw«  1 

dingen:    doch  iuinier  nur  dann,    vv«'im    liiese    oder    andere  hVemdkörper    den  Bill 

hals  oder  doch  wenigstens  <lie  unmittelbar  um  die  inneri'  Hat-nröbieninünilung  hefl 

belegeneu    Partien  der  Inni-nHäche  der  Bia.se  unmittelbar  zu  beniiiren   und  zu  rdS 

vermögen.    *»ft  sind  sie  es  nicht  einmal  selber,  die  für  das  llarnbedürfnis.s  den  ■ 

abgeben,    sondern    die    aas    ihnen    hervnrgebeiideu    Maassnabnieti.  der  Kathoterifl 

oder  die  bei  Steinen    oder  Geschwülsten   in  der  Blase  häutigen  Blutungen    mit  \m 

etwaigen  Gerinn.selbildungen  sind  der  unmitteibar  als  Keiz  wirkende  Anl.-iss   f3r  | 

Reflexact,  den  auch  katarrhalische  uiul  entzündliche  Vorgänge  abgeben   können,   i 

dieser  Reflexrciz  kann  sogar  von  Punkten  bcrknnnnen,    welche  ganz    au.sserh.Hlb  1 

Blase    und    Harnröhre    gelegen    sind :     entweder     durch     .\ffectionen     benachbati 

(irgajie,    besondei-s  des  Mastd-irnis,    dessen  Nerven  in  ganz   innigen  Beziehungen  i 


[Dysurie  —    83    —  Dysurie] 

denen  der  H.imbljiso  sh'hen,  sodass  scliou  Haoniorihoiden  <l«s  Miistdaiins  zur  Herbei- 
führung gesteigerten  Hanibcdürfnisses  genügen;  oder  der  l{oiz  konnnt  als  ein  «ft 
cliaRiktcristisches  Symptom  von  einer  Pyelitis''  cniculosa  her:  oder  entzündiielie 
Affcetionen  der  weiblichen  Genitalorgane  bedingen  ihn,  oder  aber  der  Reiz  ist 
centraler  Natur,  wie  besonders  bei  der  Tabes  und  der  Uückenmarkssklerose.  Mass 
in  allen  diesen  Fällen  die  Therapie  nur  eine  causale  sein  kann,  versteht  sich;  ins- 
besondere bei  den  entzündlichen  Affectionen  der  Harnwege  selber,  sowie  bei  den 
Steinen  und  Geschwülsten  der  Harnblase. 

Diese  Schmerzempfindung  beim  Harnlassen  ist  das  gemeinsame  Kennzeichen 
aller  der  Formen,  welche  die  dritte  Gruppe  der  dysurischen  Zustande  bilden.  Auch 
hier  ist  die  Behebung  der  ursprünglichen  Krankheitsursache  die  sicherste  und  wirk- 
samste Therapie;  nur  dass  es  oft  nicht  ausreichend  imd  öfter  sogar  von  vornherein 
nicht  einmal  angängig  ist,  sie  in  Angriff  zu  nehmen.  Denn  sehr  häufig  verbietet 
der  ganze  Zustand  der  Patienten  überhaupt  die  Vornahme  der  für  eine  genaue 
Feststellung  der  vorliegenden  Krankheitsursache  erlorderlichen  Mna«isnahnien.  Di<! 
Therapie  hat  hier  alle  (ielegenheitsursachen,  welche  die  Schmerzen  .steigern  können, 
XU  entfernen;  so  tritt  besonders  das  auch  bei  Gesunden  und  unter  normalen 
Verhältnissen  oft  ungünstigen  Einfluss  übende  Moment  der  Anwesenheit  dritter  Per- 
sonen bei  den  Versuchen  zu  uriniren  hier  als  krampfsteigernd  in  die  Erscheinun};:. 
8o<lann  bedarf  in  einzelnen  Fällen  die  BeschafTeuheit  des  Harns  selber  einer  Beachtung 

■  und  einer  Einwirkung.  Es  geschieht  öfters,  dass  er  entweder  Hamsäurekrystalle 
ffliirt,  oder  solche  von  Oxalsäure,  oder  dass  seine  Reaction  zur  alkalischen  geworden 
ist  und  mit  diesem  Umschlage  die  Phosphate  ausgefallen  sind;  dass  der  Harn  also 
entweder  ungewöhnlich  concentrirt  ist,  oder  dass  O.xalurie'  oder  Phosphaturie*  be- 
steht. Diese  Zustände  genügen  schon  bei  unversehrten  Hamorganen,  um  die  Empfindung 
des  Harnlassens  zu  einer  unangenehmen  zu  machen,  kommen  dazu  noch  bei  ausge- 
sprocheneren Abnormitäten  dieser  Art  spitze  und  scharfe  kleine  Krystalle,  so  reizen 
diese  <lie  ohnedies  überempfindliche  Schleimhaut  derart,  dass  sie  ein  wesentlich  nüt- 
wirkendes,  ungünstiges  Moment  abgeben.    Sie  müssen  also  thunlichst  beseitigt  werden. 

•  Die  weiteren,  zur  Verfügung  stehenden  Hülfsinittel  sind  in  solche  allgemeiner 
Art  zu  trennen  und  in  die  localen  Maassnahmen.  Zunächst  thut  man  bei  einiger- 
nia:issen  hochgradigem  Harnzwang  inmier  gut,  den  Kranken  ins  Bett  zu  bringen: 
wirkt  die  Ruhe  allein  schon  günstig  ein,  so  thut  dies  ausserdem  im  vornehmsten 
Maasse  die  Bettwänne,  wie  überhaupt  die  Wärme  eines  der  wesentlichsten  Mittel 
zur  Linderung  der  Beschwerden  ist,  während  die  Kält<;  durchaus  vermieden  werden 
muss,  da  sie  den  Zustand  eher  verschlinnnert.  Die  Wärme:uiwendung  kann  auch 
durch  Umschläge  auf  den  Unterleib  geschehen,  mit  w;innem  Wasser  getränkt  oder  in 
Kamilleuthee  oder  in  ähnlichen  Flü.ssigkeiten,  da  innner  nur  die  feuchte  Wärme  das 
Wirksame  ist.  Auch  vom  Mastdarm  her  kann  man  warme  Eingiessimgen  in  diesen 
machen  oder  mit  einem  geeigneten  Apparate,  der  in  den  Darm  eingeführt  wird,  con- 
tinnirliche  Durclispülungen  mit  warmem  Wasser  vornehmen.  Schlie.sslich  ksmn  auch 
«lie  einfjuthste  Form  der  Anwendung  der  Wärme  in  Gebrauch  gezogen  werden:  die  der 
Bäder,  sei  es  nun  in  b'orm  von  Sitzbädern  oder  :iuch  als  warme  Vollbäder;  die  Sitz- 
bäder beanspruchen  den  Vorzug,  da  sie  beejuemer  und  häufiger  angewendet  werden 
können.  Eine  zweit<>  Sorge  bildet  die  ?>zielung  von  Stuhlgang,  der  nicht  durch 
heroische  Mittel  hervorgerufen  werden  darf,  sondern  nur  durch  Eingiessungen  oder 
durch  Ricinu.söl.  Sodann  ist  das  Getränk  zu  regeln;  es  darf  nur  nnissig,  in  kleinen 
Mengen,  und  nur  von  Zeit  zu  Zeit  gereicht  werden  und  muss  so  gewählt  werden, 
dass  damit  keine  besondere  diuretische  Wirkung  zu  Stinde  kommt,  um  die  Hani- 
nienpe  in  der  Blase  nicht  ohne  Noth  zu  steigern.  l>arani  sind  Mineralwässer  ver- 
boten; am  besten  sind  wanne  schleimige  Getränke,  auch  warme  Milch  oder  Mandel- 
milcli.  Zu  diesem  Regime  tritt  in  allen  ausgesprochenen  und  schmerzhaften  Fällen 
sofort  der  narkotische  Apparat  hinzu.  Sobald  man  sich  zu  dessen  Anwendung  ent- 
schliesst,  soll  man  gleich  mit  Morphium  vorgehen,  und  das  auch  alsbald  sowohl 
innerlich  als  local;  die  zweckmässigste  Form  sind  hier  Suppositorien,  doch  kann  es 
:incli  im  ("lysma  gegeben  werden.  Oft,  wenn  auch  nicht  immer,  erfüllt  Belladonna, 
in  Suppositorien  vom  Mastdarm  aus  angewendet,  den  beruhigenden  Zweck  in  ähn- 
licher Weise:  am  besten  conibinirt  man  das  Medicament  mit  Morphium;  auch  Cocain 
wird  hl  der  gleichen  Art  vom  Mastdarm  aus  angewendet,  doch  tritt  es  in  seinem 
Effect  hinter  die  Morphiumwirkung  zurück.     Ueberidl  aber,    wo  diese  locale  Anwen- 


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dnnp  <]fr  icu'koiisclicii  Arziii*ikrirper    iiifht  aiisvficht.    il;irf    man     nicht    »'"•?•• 
Wirkung  alshald   durch    die  allgt-meino  Morpliiuiiidarreichiuif;    per  os    ■ 
rutaneni  \NVge  zu  verstärken,  oder  aber  ChloRilhydrat  zu  geben,  djw,  ina    n 
vrralircicht,  eine  nocli  höhere  Wirkung  entfaltet. 

Wie  sehr  es  auch  geboten  ist,  nach  Ablauf  der  heftigsten  und  istfiriiii.schcn 
nungen  s<i  früh  als  nioglich  die  Behandhnig  <h'n  ursprüiiglii-hen  Leidpii«  in 
nehmen,  die  dann  fa!-t  immer  eine  locale  ist,  so  wenig  ist  es  erforderlich  t«! 
nur  rweckniäjisig,  die  l>ysiuie  als  solche  mit  localen  Maassnahin>/n  %ii  Imh 
Maa  thut  gnt,  sich  dieser  giln/.lich  zu  enthalten.  Will  man  es  dennoch  versucl 
ist  die  Einführung  von  Instrumenten  überhaupt  möglich,  .so  Ifusst  sich  in 
sichtiger  Weis«'  mit  dem  Psychrophor  ein  therapeutischer  Versuch  wagt-n;  doch 
«txbei  «ehr  leicht  die  Reizung  stärker  werden  als  drr  heilende  EfTo'-'  Ti, 
wirken  medicamentöse  Bougie*i  mit  Cocain,  welche  in  die  Harnröhre  eiiig> 
oft  günstig.  Auch  lilutentziehuugen  am  Damm  sind  überall  da  iiidioiri.  »<  ti 
zöndungszustände  die  Strangurie  unterhalten,  und  wirkfii  sie  durch  llemhst^tiuut 
Coogestion  des  Oefteren  reizniildem<l.  Sonst  aber  hat  die  locale  Kinwirkun;  I 
keine  Bedeutung,  auch  die  elektrische  Behandlung  nicht,  sodass  man  am  ' 
thut,  soweit  nicht  eben  die  Indication  aus  lU-r  <irundkrankheit  es  erforcJort.  von  I 
gnru  abzusehen.  Ganz  allerdings  lassen  sich  directe  Eingriffe  auch  wieder  nicht  <• 
ineidea,  besonders  wenn  eine  bestehende  Harnverhaltung  dringend  den  K.ithet*nB 
noth wendig  m.icht;  und  in  ganz  besonders  srliweren  Fällen,  bei  f|i>n  sogcnxnli 
rebellischen  Blasen,  bleil>t  manchmal  nichts  anderes  übrig,  als  durch  t'incn  operativ 
Eingriff  die  Flarnblase  überhaupt  au.sser  Thätigkeit  zu  setzen,  sie  gänzlich  :tus  • 
ableitenden  Haniweg«n  auszuschalten. 


XEXUKL^oe 


E. 


Eastbonrae,  Htwlt    m  <Iit  Cir>(>rban  Sn^mi    in  iler  SDilkOstc  EmkIiikIs.   8»obiul  iiiiil  Lunknrort.     LuR  (dkl 
krHTti.-'-tid  :  fit  Atti  Wiulrtunffnlliall  iwt  jeJueh  mit  (iem  Xaiigvl  an  Wiuil$«huti  in  rcolincn. 

W. 

EatOn>Rapid<'   Well«,  '..»n.l  Bi»i.r   in  Mirkigaii    sehn»    gfli-KOiie  SUilt.    mit   ciniT    tl. -i-.      ,    _     ..-  ..  -^ 

wr>t(lif>    III    '  m]    ih7(i    aufgxrunitcn    ilDiI    theilwtii^n  mit    i1i*n  Hotels  iliiTct    \  ^ 

kOuiiea  lU.'-  :i    geuoDimou  worijou.     Dia  [tunliiio-iiuelle    i'iithalt    1.4  h'»lv   l-  ~; 

t),M3  C«ieiaaik:iiis<.  114  <  sirium-.  0,07  Magni>elumetrbun&t.  M  rem  Kolilensaun'. 

W. 

Ean-Bonnes,  auch  kurzweg  Bouues  genannt.  Dorf  im  Diipt.  Ba.sses-Pyrcnces.   748  m  boct 
dem  Von  hohen  Btrgcu  umgebenen  Sourdelhal,  demnach  gegen  Wiude  geschützt,  geleg«a.  t" 
Temperatur  ist  im  .Sommer  beis*  und  ziemlich  beständig,  gleichwohl  ist  vegcu  der  sriir  kfflii« 
Mor^-rn  und  .Abende  Vorsiebt  geboten. 

Es  giebt  dort  8  Schwefelquellen,  deren  kühlste  12"  C.  warm  ist,  während  die  TcmpaJ»« 
diT  übrigen  zwischen  22  und  32.75°  beträgt.  Sie  cnth.ilteu  0,0135  bis  •>,01äS  Sdratfcr 
wasicrstoff  und  0,01!<H  bis  0,0219  Schwefelnntriuni  und  besitzen  eine  .sehr  geringe  Alkaliniü 
Hierdurch,  iowie  durch  geringe  Mengen  Kohlensäure,  audrrerseils  nliur  einen  verbältnisstniM 
hoben  Kocbü.ilzgeb.ilt  (0.22  bis  0,28)  unterscheiden  sie  »ich  vmi  den  meisten  anderen  5.1i' 
ijuellen  der  P;renairn.  .An  der  f^uft  zersetzt  sieh  das  Wasser  leicht,  lüs  dient  haupr-nh!. 
■tilein  oder  in  Verbindunj;  mit  Molken,  /.\i  Trinkkuren,  ferner  /.u  luhalatintien,  (lurgi'l'i;.  • 
und  lucalen,  b^•v;Il')^■r^  Hh.irjnxdouchen,  wird  auch  versandt.    Seltener  werden  Bäder  gt'liMUi"-- 

Vorzu(fswei»i;  Verwendung    findet  der  Kurort  bei  Kehlkopf-.    Rachen-  (PharA-ngilis  „n- 
losa>,  Hronchialkatarrticn.    mit  jety.terem  verbundenem  .Asthma  und  den  torpiden    Form  •. 

Phthise,    die    k-'*-  ' "r    bei  Dyspepsie.     Die  Behandlung    von    Ulieuinatismen.     Hauiki-it- 

heitcn  u.  ».  w  mehr  in  den  Hintergrund,     (»egenanzeigen  bilden  ficborh.-ifte,  «t* 

sehe  Zustände  o.i-.   n' iici  .\Mbmu.  —  Saison   Anfang  Juni  bis  .Anfang  September. 

WCRZBrWl 

Eaux-Chaad«t,    kleiner  ort    im  Dept.  Basses-Pyrenccs,    in    der  Nähe  von   Kaux-Bonues    oo  4* 
.Siidspitze  des  D^v.nithalcs   in  enger  .Schlucht  fi75  m    hoch  gelegen.     Das  schon     im   15.  Wf 
hundert  in  Kuf  gekomnu-oc  Bad    besitzt  7  Schwefelnatiiunxiuellen,    von  deneu  eine   P"     ' 
anderen  zwisehen  24  und  ."Ifi"  C.  warm  sind.     Mit  den  i/uellen  zu  Eau\-Bonnes  habii'  • 
schwache  Alkaliniliit  und  den  geringen  KohliMisliuregehalt  gemein,  sie  unterscheiden   - 
von  ihnen  durch    einen    geringeren  .Schwefel-  (0,0047  bis  Ü.OO'.IG  .Schwcfelnalriuni)   u; 
salzgchnlt  (0,066  bis  0,088;.     Drei  ijuellen  werden    zu  den  Bädern,    welche    In  Eäux-CIü-^' 


lux-('liaii<li>s 


-      Rn 


Rfliiiiokukkcnl 


Jir  Uaii|)ts.iclic  siiiil,  verwandt,  die  übrigen  oiiischrK^sslioli  der  kalteu  zu  Triiikkurt-n.  Das 
Yasscr  wird  auch  versandt.  Die  Wirktiiig  desselben  ist  beruhigend,  weshalb  diu  Kur  auch 
bei  erethischen  Zuständen  angebracht  ist.  Vorzugsweise  angezeigt  erscheint  sie  bei  Neuralgien, 
'ligraine,  itheumatisnieo.  Dysmenorrhe,  Scrofulosc  und  Katarrhen. 

Gebirgsklima,  daher  rasche  Temperaturschwankungcn  häutig.    Sai.scn  .funi  bis  September. 

WÜBZBURG 

^BACi^AO,     Pf1uiiz««nr«inilji*  aiiH  ilt^r  Ortjnunc  i]<>r  Ui of px i*' i^ A<^'-     t'mfust  Bliuiuf»  un<l  Strllae1i(*r  olinp  Mllehsart, 
iu"ist  mit  liürtoni,  fietiweroni  Holxe.     üluttor  i^anxriinilig,  K<^ff*^"-  '**^^^  wtrtelt(tiiudit<.     Ulllthon  kloia,  xweiliUncJR  Ter- 
U»(*ill.    FrDchtp  fleiärhiKP  od«r  toilnriffp  Bpentn,    durch  Verltflnimerunif  eilt-  odiir  wouiKäamig.    Hit  ptwii  2*i*t  Arttm 
t  gftnx  don  Tropen  ntid  Sndafrika  Kn|;t>liOi«i)<l.     Pioffjijro^*  und  Mlh»'  lipffim  Rbt^nliolx. 

M. 


Eborfldorf,   in  d<>r  NiIh?  rem  Lulienilvla,  Reuu  j.  L.,  4W)  m  koeb.  I.arikurort. 


W. 


Clierswalde,   rrlllirr  Nouktmlt-Eh^rswaldp,  .'iUdt    im  Rp;;.-Bi-ii.  Potsdun,  30  in  hoch   in  ninnm    fast  altsnlUg 
i:i>;:ctil(is*ii'ni*n  waldigen  tfllxclknsspl  gntoKim,  Somitinrrriifch«.     Der  Ort,  tttdcher  sich  im  Anfange  dipjt^h  Jahrhnndprt« 

Psinrw  |phharl(>n  Vfrkplirv  frfrpnt  habi-n  Rntl,  hp«it«t  drpl  ^rhwachi'  und  tin  Kohlpn^Utiro  armp  Ei-iPm^uclUn.  THo- 
»flhi*n  wprdpn.  mit  KohlpnAlliirp  impmpf'nirt,  nur  t»  llltit4Tn  ircltranplil.  KUina  Kli>iehnlll«''i);  und  mildP.  iiitttiprp 
Tpni|>(Mtitiir  von  Mai  lu?  Senti-nihrr  ir>,H^  (.'.,  lulttlur»  n-Ialivp  KenPhtigk^it  77. ;i  pCt, 

W. 


liriECh ,   Pnrf   in  Kurntcn,   mit    xwpI  krflfUK«o    atkallaehpu  RitfPniiUiiurlingeu,    welche  rurwipgpnd  Tor.^andt  wortlpti. 

W. 

BalUniD  A.  Rieh.  Pllanipngiittiing  ans  dpr  Faniilio  dpr  Cupn  rbi  tacpap',  Unterfam.  Cae  uiup  rin  p*o*,  uiii 
frnur  piner  Art,  E.  Elalpriuro  Rieh.  (^=  G.  arresto  Rehl>.,  E.  offirinalp  Nopü,  Uninurdica  Elatpriiim  L.), 
IWls  Eapls-  t»dpr  Spriltgnrkp  httkannt,  auf  di"  Mitt""!iTn'''rlnni1rT  hp^phrankt.  Dip  dl4ikp  HciMchigv,  wpiialieh« 
TWnntpl  tipitjt    oinpit    his  l.ö  lani^pn,    ftpi^rhi^pn.  i     ^'  '<  ngnl    uhnp  Ranken,    mit    tauggp^tielteH, 

I  hprxfOrmigen.    Uliprhaodi;roMPU    Blatt*?rn.     Die    n<  "ii     nionupci^rh,    gp.4ti*>ll.     Die    4— .'i  cm 

llnngpu,  -Inuni^tarkpu,  elliptüidischen,  weich^-tachil.         i  i'h.  blHnlichgrlln,  trennen  sich  zur  Rpife- 

Vpit  Tom  Frtiehtjtiel,  wobei  die  xaltlreichpn  hrauUL^n,  f;Utt^'n,  oIwa   1  mui  langen  .Sauen  mit^ainint  dein  fiehlpimigen 

Prurht*afte  aii*^  der  basalen  Opffnung  lipritxend  heranfgesehleuderl  werden.     Ilpr  .*^afl  enthalt    Elaterin*. 


^Xcchymosen   .sind   erbsen-   bis   haodtellergrosse   BlutextravasAtc    in    die  Haut;   sie   überragen 
gewöhnlich    das  Bautniveau  nicht,    werden    bei  Finger-  resp.  Glasdruck  etwas  heller,  nehmen 
Jsdann  eine  gelbliche  Farbe  an,    können  hierbei  jedoch  nicht  völlig  zum  Schwinden  gebracht 
rerden.     Sie   kommen    allmählich,    ohne  Pigmeutreste    zu    hinterlassen    —    Ausnahmen    sind 
bellen  und  zwar    nur    bei  ticfgehendco  Blutungen  zur  Resorption.     Ueberragen  die  Blut- 

Fextravasate  das  Niveau  der  Haut  als  Beulen,  so  werden  sie  Ecchymomata  genannt.  Diese 
[■werden  ebenso  wie  die  Ecchyinosen,  wenn  auch  letztere  nur  selten,  durch  Trauma  oder  Ein- 
}wirkuug  verdünnter  Liilt  »uf  die  Haut  hervorgerufen.  Eine  besondere  Behandlung  ist  hierbei 
Igewöhnlich  nicht  erforderlich;  nöthigenfalls  kann  moji  etwaige  Schmerzen  durch  Umschläge 
tTOti  kaltem  Wasser,  Bleiwasser  oder  Eis  bekärnpfeii.  Unmittelbar  nach  dem  Einwirken  des 
■Trauma  ist  der  Druck  mit  dem  Finger  oder  mit  einem  Messer  oder  Geldstück  ein  beliebtes 
IVolk-smittel,  das  insofern  nicht  unzwcckmiissig  Ist.  als  dadurch  eine  Vertheilung  des  E\tra- 
I  va.sates  bewirkt  und  so  die  Möglichkeit  der  leichteren  Resorption  des  Blutergusses  gegeben 
'^wird.  Derselbe  Zweck  wird  bei  Ecchyinoniata,  die  schon  einige  Zeit  bestehen,  durch  Massage, 
hydropathischc  Einwickelungcn  und  sonstige  resorptionsbefördemde  Mittel,  wie  Joilkali-  und 
Ichthyolsalben,  erreicht.  Gewöhnlich  treten  die  Ecchymoscii,  selten  dagegen  die  Ecchymomata, 
als  Symptome  einer  Reihe  von  Ivrankheiten  auf,  so  bei  den  verscbiedeneo  Formen  von  Pur- 
pura*, beim  Morbus  maculosus  Werlhoni*,  beim  Scorbut',  bei  Flecktyphus*,  haemorrhagischer 
Diathese  (Ilaemophilie)*,  .\rzneieianthemen*  und  Vergiftung  mit  organischen  Substanzen,  wie 
I  i'leisch-,  Fisch-,  Wurst-  u,  s.  w.  Vergiftungen,  Diphtheriescrum.  Bei  diesen  Erkrankungen 
[ist  eine  locale  Behandlung  der  Hautblutuugen  nicht  niithig;  die  als  Symptome  aufgetretenen 
"Extravasate  schwinden  bei  der  neitung  der  Krankheit.  _. 

''  SAALFELD. 

okokken,  Hydatidcn,  Hülsenwiirmer,  sind  die  Finnen  (Cysticcrken)  der  Taenia* 
echinococcus.  Sie  linden  sich  in  der  Leber  und  auch  in  anderen  Organen  verschiedener  Haus- 
ibicre,  so  des  Schweines,  Rindes,  Schafes  etc.  Der  entwickelte  Bandwurm  lebt  im  Darm  dos 
Hundes.  Die  im  Darm  des  Zwischenwirthes  aus  den  Eiern  geschlüpften  Embryonen  (Onko- 
sphaeren)  wandern  in  die  Leber  oder  andere  Organe  ein  und  wachsen  hier  langsam  zu  einer 
on  geschichteter  Ciitioula  uingchcnen  Kugel  heran  (Hydatiden),  in  deren  Innern  sich  Flüssig- 
cit  absondert,  und  die  bis  Kindskopfgrösse  erreichen  kann.  Da-s  Wachsthum  geschieht  sehr 
langsam.  Während  desselben  sprossen  an  der  Innenwand  zjihlreicbc  Köpfchen  hervor,  die 
theils  ausgestreckt,  theils  eingestülpt  sind  und  auf  sogenannten  Tocbtcrblasen  sitzen.  Bleibt 
die  Blase  steril,  so  haben  wir  eine  Accphalocyste.  Wird  durch  die  Tochterbla.sen  die  Wand 
der  Mutterblase  buckelf^Jrmig  erweitt'rt,  so  nennt  man  diese  Form  Echinococcus  acolcci- 
pnricns  s.  granulosus  s.  simplex  s.  exogena,  entwickeln  zahlreiche  und  gro.sse  Tochterblasen 
im  Innennium  wieder  vielfach  Enkelblasen,  so  spricht  man  von  Echinococcus  altrici- 
parle ns  s.  hydatidosus  s.  eudogena,  ist  die  Blase  in  eine  Gruppe  kleiner  Bläschen  zcr- 
Tnllcn,  die  in  ein  weiches  Stroma  eingebettet  sind,  so  erhalten  wir  den  .s<igenannten  Echino- 
occiis  multilocularis,    der  f:tst  nur  in  der  Leber  des  Menschen  beobachtet  ist  und  den 


n 


[ErkiaakakkMi 


—       KCl       - 


K«-liijiukokkpii>lR(l 


aaa  bSbtr  ab  Ali--  '■-'  '■  'I  bi-zeieliiii;lc.  Lctztrrc  Komi  ist  wnhrsirhcititicb  durth  m 
aetste  äsacre  Pivli  /i^tundcn.     Kilr  diesen  Wunii  k:iriii    chcuso   wio    für    ilit  la 

•ofiaa  derMcMck  *.-  / -.^...tuwirlh  dienen.  Aus  den  betroffenen  Organen  Tinrlrt  ricilnl 
DiBvUnck  cud  Eröffoni  der  üeschwuUt  nach  missen  statt  oder  in  eiu  h>-nai.'hbarlt*  ■ 
«•faa,  M  Anvfc  die  iüisaere  Uauu  iu  den  Darm,  die  Vagina.  Uarnblosc,  Broitcbir».  m 
E«cyaWblta  and  BlutgirfÄ.s»(>vMen.    Er  kann  ein  Gewicht  von  \h  V^  erlnngeu.  | 

EchiAokokkea-Iafectiop.  Dieselbe  findot  bciiii  Mfnsrh(>ii  vorziifrswuise  diircii  Ucbt>rtra 
junger  Embrj-oivn  voui  Hiindi"  ans  statt.  Bt'Noiulcns  liriiifjl  ilcr  iiitiini-  Verkehnj 
Kindern,  di«  in  ländlirbor  Uuigchung  auf\vaclis«>ii.  mit  lii-n  Haus-  und  Hnfhnnilm] 
Gf-fahr  f  iner  dirccten  LVbertrajcung  <l<<r  Kehiiioki>kktii  mit  sicli,  z.B.  ilijrnh  Kü!e«<«| 
Hände,  Lecken  der  letztrn^n  ülicr  das  Gesicht  der  Kii)der:  aber  auch  alloio  m 
llerühnuip  sind  zahtreidie  Möglichkeiten  der  Uebertrajomp  dieses  AVurmes  |;tM 
Man  findet  iu  Folge  dessen  Kchinokokken-liiiVctioti  ;nii  häufiir^ten  in  ländJichrJil 
gendeo,  wo  viele  Hunde  gehalten  werden  unil  die  Wohnungsverhältiiisse  und  LcM 
weise  der  Bewohner  zu  einem  engen  Zu.saninieiiM-in  mit  diesen  Hnusthierefl^H 
Besonder«  reicblii-ji  findet  man  daher  diese  Krkrnrikuiig  in  Island  und  Gröu^H 
an.s  in  Mecklenburg  und  Vorpommern,  wahrend  dieselbe  in  Süddeutj^rhland  rcJI 
nissmässig  viel  selteuer  ist.  1 

Vom  Magendarmeana  1  aii.s  gelangen  mm  die  Knibr^onen,  ileren  Kihüllen  dJ 
«iie  Einwirkung  der  Verdauungssrifte,  be.sonders  des  Magensaftes,  zerstrirt  werdru 
die  Blutgefässe,  l»csonders  in  die  I'fortader,  und  dringen  von  hier  aus  am  h^afij 
in  die  Leber,  welche  nach  einer  umfas.sen<leii  Statistik  unter  HJGtl  Tällen  12^01 
liefalleu  war.  .Vusserdeni  sind  besonders  die  Lungen,  l'ieura,  die  Nieren  undl 
Peritoneum,  beltener  Muskeln,  Hini.  .Milz,  ii:is  Hecken,  Herz-  imd  Rlutj^efässe,  KnttJ 
Augen  und  Kückeiunark  Sitz  der  Hcbinoknkken,  die  bi'i  ilireii  Waiulei-uugen  <!■ 
den  Körj>er  an  irgend  einer  Stelle  des  Kreislaufs  sitzen  Ideiben  urui  sich  M 
Blxsenwurni,  der  Hydatide,  entwickeln.  I 

Der  Leberech  iuococcus,  die  Hydatidengescluvulst  der  Leber,  bietet  wi 
des  häufigen  Vorkommens  d.is  meiste  lntere.s.se  dar.  IUe  IMagiio.se  stös.st  bei  dill 
tirgane  zuinei.st  auf  weniger  grosse  Sclnvierigkeileu  als  bei  dem  Sitate  des  Wann 
anderen  ttrganen.  Sie  ba.sirt  auf  der  ileutlii-h  nariivveisharen  Vergrnsscrunjj  derlei 
einer  oder  mehren'U  liuckel förmigen  Erhellungen,  an  welclieii  man,  wenn  si«*  m 
flächlich  gelegen  sind,  kleimvellige  Kluctnatioii  und  durch  Auscultatioji  unter  I 
stünden  das  sogenannte  ,.Hy  datideiischw  irren"  wabnielurien  kaiui.  hieseTunMl 
sind  bei  l>ruck  nicht  schmerzhaft,  erzeugen  ein  (ieffih!  von  Völle  inid  I)ruck  in  I 
Lebergegend,  dagegen  keine  Schmerzen,  mul  liefeni  liei  ['robejmnction  eine  IcM 
leicht  gelbliche  Flüssigkeit,  welche  neutral  oder  schwach  alkalisch  re.ngirt.  ■ 
selbe  enthält  zumeist  kein  Eiwei.ss,  ist  reich  an  riilorn.-itrinm  und  weist  benu-IS 
sauren  K';dk  und  Natron  ;iuf,  m.'Uichuul  aitcli  Traubenzucker,  Inosit  und  Leucin.  I 
stricteste  Nachweis  für  das  Vurhauilensein  einer  EcliiiiokokkengeschwuLst  wini  dfl 
erbracht,  wenn  in  der  entleerten  Flüssigkeit  Haken  oder  gar  Isöpfchon  oder  ThJ 
der  eigeuthünilich  geschichteten  lamel lösen  Membran  zu  Tage  gefördert  und  OB 
dem  Mikroskop  erkannt  werden,  tianz  besondeiN  wichtig  für  die  Diagnose  ist  I 
Beobachtimg,  da.ss  Kchiuoknkkengeschwülste  hier  wie  auch  an  anderen  Stellet),! 
Gegensatz  zu  malignen  .Neubildungen,  keine  Kachexie  herbeiführen,  die  KraaB 
vielnielu"  .selbst  hei  EntvNicklung  grosser  Tumoren  sich  eines  verhältnissniassigen  Wj 
s<'ins  erfreuen.  Fieberliewegtmgen  treten  dann  ein,  wenn  der  lüchinococcussack  (■ 
seine  Umgebung  sich  eutziiiiden.  I 

I)<T  ausgebildete  Kcliinociu'cus  ist  durch  imiere  Beh.indlung  nicht  zu  beseidfl 
und  die  empfohlenen  (^hieck.'dllier.salze,  .lodkalrum  mul  Kamalatinctur  haben  4 
nicht  bewährt.  (iegenüber  den  Anpreisuiigen  von  Wunderkuren  durch  ÄDM 
düng  lediglich  innerer  Therapie  nmss  darauf  aut'merksaiu  gemacht  werden,  4 
in  vielen  Füllen  ein  natürliches  Absterben  dieser  IMasenwürnier  in  den  verull 
denstcn  Altersstadien  stattfindet,  ein  Vorgang,  der  wahrscheinlich  durch  pathologisJ 
Veninderungeii  im  Wurme  .selbst  bedingt  wird  und  gewöhnlich  von  di-r  Fli^M 
desselben  ausgeht.  Abgestorbene  Echinokokken  werden  oft  ganz  resorbirt,  ni^^| 
verkreiden  und  verkalken  sie.  ^^^ 

Eine  wirklich  zweckmässige  Therapie  des  Leberechinococcus  kJ 
lediglich    auf   chirurgischem    Wege   eingeleitet  werden.      Ein  rein  bistoriMfl 


fehiiiokukken-InfecUoii 


—     S7 


KcliiiiokokkPii-Iiifci-tiuiiJ 


Interessi»  dürfU-  wohl  ilic  von  liocaiiiicr  .'iiigi-wJiiHU«'  Mt'tlinili'  lialifii,  bei  wol- 
cher  durch  Anwendung  von  Kali  causticuni  oder  Aotzpxste  oder  (^hlorzink  einp  ent- 
zündliche Vorwachsiing  der  Bauchdcckeii  und  Cystenwand  hervorgemfeu  wird,  worauf 
die  Eröffnung  der  Geschwulst  nach  erfolgter  VerlOthung  entweder  durch  ('austica 
oder  dxs  Messer  i-rfolgt.  Ferner  hat  mau,  von  der  Krfahrung  ausgehend,  dass 
nach  Entfernung  der  Flüssigkeit  der  Fchinococcus  abstirbt,  die  Function  der  Cysteu 
vorgenoiiinicn  und  durch  Kxtraction  der  Flüssigkeit  ein  Absterben  lii'rvorgernfen.  In 
energischer  Wvm-  hat  man  dabei  gleichzeitig  das  Zugrundegehen  tiadurch  zu  befür- 
derii  gesucht,  d.ass  man  Mitlei,  wie  verdünnten  Alkohol,  .lo<l-,  Karbol-.  Subliniatlösung. 
durch  (ti'ii  fiiigestochenen  Troicart  eingespritzt  un<l  di«-  Blasen  zur  Ven'idnng  gebracht 
hat.  Weiterhin  hat  niai\  zur  VerlOthung  des  S.nckes  mit  der  Serosa  des  Peritoneum 
noppelpuui-tiiin  mit  gekrümmtem  Troicart  und  nachfolgender  Incision  zwischen 
den  f'uiutiotiswunden  ausgeführt.  Im  Uebrigcn  ist  zur  r.adicalen  Entfernuug  der 
Ciescliwulst  die  breite  Eröffnung  mit  dem  Messer  zumeist  in  zweizeitigeui  Ver- 
fahren empfohlen  worden,  ganz  besonders  in  solchen  Fällen,  in  welchen  die  (iefahr 
einer  Perforation  nahe  liegt.  Tritt  eine  solche  Perforation  iu  die  Bauchhöhle  ein,  so 
ist  sofortige  Laparotomie  und  Hntfernuiig  der  perforirten  Cyste  aus  der  Bauchhöhle 
der  einzige  Weg,  um  der  tödtlichen  Peritonitis  vorzubeugen.  DurchaiLs  ungünstig 
liegen  die  VerhSltiiissc  bei  der  Anwesenheit  eines  multiloculiiren  Kchinococcus,  wel- 
cher sich  besonders  in  Südtleutschland,  Bayern,  Württemberg  und  dt-r  Schweiz  öfters 
findet  uiul  zumeist  der  operativen  Behandlung  nicht  zugänglich  ist.  daher  in  der 
Regel  zum  Tode  führt. 

nie  Echiiiokükkeu  der  Lungen  können  durch  directe  Einwandeiiang  der  Em- 
brj'oncn  zur  Entwicklung  gel.ingen,  in  vielen  Fällen  tritt  .iber  auch  eine  langsam 
sich  vollziehende  Perforation  von  der  Leberkuppe  durch  das  Zwerchfell  imd  die  ver- 
lOthete  Pleura  ein.  Solche  Echinokokken  sitzen  zumeist  an  tler  B.xsis  des  rechten 
Lungenflügels  und  liefern  ausser  äu.sseren  ])hysikali.schen  Erscheinungen  DSnipfung, 
manchmai  CaverneMsymptom«",  besoiulers  ein  charakteristisch  gelb  gefilrbtes  Sputum, 
welches  Membranfetzen  der  Cysten  und  Haken  bei  mikroskopischer  rntei-suchung 
aufweist.  Iiie.se  Lungenechinokokken  können  theilweise,  vielleicht  in  nianclieu  F-lllen 
gänzlich  per  vias  naturales  durch  Expectoration  hlnausliefördert  werden;  in  den 
meisten  l''ällen  aber  erfordern  die  l'l;isen  hier  etienso  wie  solche  ijn  Pleuraraum  die 
operative  Entfernung;  clurch  Hippeiiresection.  Pie  Prognose  dieser  Ansiedlungen  ist 
stet«  betrjlchtlich  schlechter  als  die  der  Leberechinnkokken. 

Die  Echinokokken  der  Niere  ebenso  wie  die  des  Peritoneum  sind  unter 
Umständen  schwierig  zu  diaguosticiren  und  auch  hier  liefert  in  der  Regel  die  Probe- 
puucticn  den  sichersten  Aufschluss.  Die  Entfernung  muss  auch  hier  auf  chirurgischem 
Wege  erfolgen,  zumeist  durch  zweizeitige  Incision,  worauf  die  (ieschwulstsScke  durch 
Re.sectioi)  entfernt  oder  durch  i>rainage  zur  Verödung  gebracht  werden.  Auch  der 
Nierenechinococciis  kann  unter  Umständen  absterben,  zerfallen,  in's  Nierenbecken 
perforircii  urul  per  vias  naturales  entleert  werden.  Zu  den  schwierig  zu  diagnosti- 
cirendeu  Echtuokokkeiige.schwülsten  gehören  diejenigen  des  (iehirns,  welche  nach 
einer  Zusauuiieiistellung  von  Mya  und  Codivill;i  unter  UMI  Fällen  n\ir  8mal  intra 
vilam  diagnosticirt  sind.  I>ie  Entfernuug  geschieht  durch  Tre]ianalio»  des  Schädels; 
manchmal  kann  auch  durch  die  Blase  selbst  eine  Usur  der  Schädelkuochen  eintreten 
und  durch  Incision  zur  Entleennig  gebracht  werden.  Auch  die  Echinokokken  der 
übrigen  Orgaue,  bei>onders  der  Musculatur  und  der  Haut,  können,  wenn  sie  dem 
Messer  zugänglich  sind,  auf  oper.ativem  Wege  entfernt,  oder  die  Cysten  durch  Func- 
tion und  Injection  zur  Verödung  gebracht  werden.  Gemfiss  der  im  Anfang  kurz 
erwähnten  Infectionsiiuelle  für  den  .Menschen  muss  gerade  auf  diesem  Ciebiete  die 
Prophylaxe  luu-hdrücklich  betont  werden,  da  es  unzweifelhaft  gelingt,  durch  ge- 
wisse M a;i.ssna!uueu  die  (iefalir  der  Echinokokkenerkrankung  beim  Men.schen  betrUcht- 
lich  herabzusetzen.  Besonders  nmss  im  Verkehr  zwischen  Menscli  und  HuntI  die 
möglichste  Vorsicht  beobachtet  werden:  die  betheiligten  Personen  müssen  durch  Be- 
lehrung auf  die  Gefahren  dieses  Verkehrs  aufmerksam  gemacht  werden,  be.sdnders  d;us 
Küssen  der  Hunde  ist  geffdirlich,  auch  das  Belecken  lassen  des  Gesichts,  das  Abli-cken 
von  Tetleni,  Sc-hüsseln  u.  dgl.  durch  die  Hunde  muss  vermieden  werden.  Da  in- 
ilessen  gerade  imter  der  läudlichen  Bevölkerung  blosse  Belehrungen  meist  auf  einen 
indolenten  Boden  fallen,  so  mus.s  man  gleichzeitig  versuchen,  Huiuie,  welche  mit 
Echinokokken    behaftet   sind,    durch    zweckmässige   Baiulwnnmuiftel    von    <len  Wnr- 


H<i 


in    (i«n   l«rUi4<n   t  ihn«    i 
wnl««,  adian    i 

Penwr   mhwiLm.    «rtmi    ^idk 

dieaelben  vprnjrbi^'t  'K'-rtlfu.  damit  akfet« 
,______w.    « — u.     Bfi    '•tivnirer  L'el>er«arhai^    diea 

■•  4h-  That  in  manchm  <j<-gen<lt»i  die  Kchinokokkon*! 
imam  bcfirär^llick   rennifi<l«rt.     Audi   an  fin«  Infe«<iaa 
Faecaliflii   ethinokokkenknuikfY   Hondr    tavm 
»-jg  and  Waaehnag  aUer  zur  Vcnkendtuig  kuauMh 
r,  «eicbe  vi«  Salat    roli  genossM-n  werden  —    zur 


E<-hi>*r*rr«*  dvr  Orbits    Ecliiiiococcti8eT«ten  küiutm  sich  in  jr<d«n 
thcil  caMfafcdB,  ia  das  4er  DaiddD«Her  der  Arteri<>n  pnisjer  ist  ab  '/^i,  ZiB,'i 
Ce»  wagdtkr  4tr  DaraluBeaer  dea  Pnweoiex  der  T^ienia  echinococcns    humlni» 
ülcädkwtU   «ad    bUm-  EdiiaoeoeeiMc) stfii   iui  imifri-n   dos    Auges   i 

Sie  koouacn  dagegen,  «ie  übcrhauiit  ^em  im  UnU'rhauu.  ..^.  ■ 
l«r  Lider  vor.  «x>  xich  die  f'vsten  Ifiriit  entfenieii  Umea,  öd 
friteae  Erkrankin^    in  der  Orbita      Von  lvchinocnr€4Lsbl.iscn    in  letzt  -  -     --i\i 
37  Fällr  ttnchricben.     Am   hSufigst^'n    sitzen  die  C'ysti-n  am  »bfr«<n  9i 

der  Orbita,  doch  kommen  nie  auch  au  allen  anderen  Orten  vor.  lue  Lv.str 
einfach  win,  oder  eine  ^ros«  Anzahl  Tochterzfllen  «'nth.ilten.  J»»«  Aiis>-  i^ 
züodM  nnd  M-hmerzhaft,  meist  bestehen  Exophthalmus  und  Brv. 

Wachtithuni  der  Tysten  Ist  irewöhnlirh  ein  sehr  lajisMamen.  .«sa 

vom  Bulbus  durch  die  Lider  oder  die  Conjunrtiva  einen  festen,  d' 
Tnmor.      Ks  empfiehlt  sich   zur  Sicherung  der    lHapnose  (s.  Kcbin  -i-iü«,! 

zuerst  eine  l'robepunction  mit  der  Pravaz"s4-hen  Spritze  zu  machen.  |»:is  foi 
oder  .\nschneiden  der  Cysten  jrenüpl  nicht.  In  allen  Fällen  \«n  eLnfach'-r  r">»'-*l 
mit  KiitltM-rung  der  Flüssigkeit  füllte  die  Cyste  sich  wieder.  Ks  ist  «!. 
möglich,  die  Totalextirpation  zu  erstreben.  Man  kann  versuchen,  den  Builiu^  ii>-| 
zu  schonen,  indem  man  durch  die  Conjunctiva  einschneidet  und  den  Itulbus  ifn] 
zur  Seite  zieht.  Ist  die  Totalextirpation  nicht  pit  angänsip.  so  genügt  c«  n 
schon,  die  Cysto  oder  die  Cysten  vollständig  zu  i'iitleeren  und  nlsdaan  einen ' 
zündlicheii  Process  einzuleiten,  wodurch  die  Cystenw.iud  zer-türt  wird.  D.-isu  r»i*l 
oft  schon  die  Kinle-^un);  eines  !>rainai;erohres,  d:Ls  auf  kurze  Zeit  <rering«  ßtt*n(l 
bewirkt,  .aas.  In  allen  Fällen,  bei  denen  nacii  letzterem  Modus  verf.ihren  wonV,  m| 
eine  .sriinelle  Heilung  ein. 

Echlnorhyuchu  0.  Kr.  Müll.  GAtlun^  der  Akanthocephalen  oder  Kratzer.  Wiimer  ai 
ge.»trccktem,  darraloscn  KOrpcr,  .nm  VordcrcnHc  ein  eiustülpharcr,  hakentragfoder  IWat 
Die  Thiere  sind  getrennten  r;p.<,chlechles  und  ohne  Ausnahme  P.irjisitca. 

Echinorh.rurhu«  gigns  Gocze,  Riesenkratzer,  bis  5Ü  cm  lang.  Rüssel  mit  6  Quentte 
von  je  8  Haken,  lebt  im  Darmcanal  des  Sehweines,  gelegentlich  auch  des  Menscben.  D» 
l.an'cn  eutwickelu  sieb  in  Kngerlingen,  gelaiigeu  in  den  Maikäfer,  alsdann  in  das  WirttudklK 

Kcbiuurhvri'-h<i>^  hnminis  L<->mbl.  .5,6  mm  lang,  0,6  mm  dick.  Rüssel  mit  13Qa«rrcte 
von  je  8  H.i:  rcud  tdeben.     Wurde  nur  ciomal   in  Prag    im  Düund.tnn  eina  « 

Licuka«mic  i<  Jiiden.     Vielleicht  die  iinentwii-keltc  Form  eines  anderen  KntnB 

STADBUUK 
B<MtW  TaanMf.    ftaai 


miWi 


lg  •■•  itr  fuB-  4cr  A>|<e'l'>ll*<e*<i*,   mit  Hwi  .V)  Art««  Europa.    BTiirtiM' 
»irlr»    KrtnUr   ail   »ickeligrii  Blllthpnstunileii.     UmOim    mi    trickWfiftaT 
Kttmi,  —  tm  *  ataMM*«   l»rTurri(*D.     K.  «ul|;>r'!  L..    Nattcrkopr.    liinlii;  ;iii   VVrcrta4«i»  t/ 
*•■  11*1  kl«  StyUailwr  Mnbrnil.     HUtlPr  ichni>l  Univlllirli.     Pr«kfv  •! 

M. 


U»  la  k*«  Mrf  , 


Ki^tcUl  «OB   AdtBldB'  BuobmUnaiii  SchiBi.      Der  Straadi 
4m  4<Mit««li^l4«nt*fHkjiQi«1len  ScbnUgcbietM*. 


Cebajla«  '\)i^Jf  *•*  4«r  *««i  i>*«b«  «8t4(«kt«  «irkoama  Bestandtheil  der  Echt^a*.  Das  £ct* 
jiu,  ein  üJ;lU4i4  tr-»<^-r„ifi  imy  ggg  Actheralkoliot  bei  succe.ssivem  .Xotherztisatz  und  t» 
vMUfir  AWetahl'  >'  immt  in  ftMabiatbeu,  außerordentlich  dünnen,  rarblos.-ri  und  nttk- 

gUaundea  Tafv'<  »'tw    Mdit  Kktlcb  in  Wasser.    Aethylalkohol    und    MethrlalktW 

naIScNeb  ia  unatm  iMitiit>  •  und  Pctrok-umacther.    Es  gehört  das  Ee)i# 

tm  dea  tUntpUmi    iMnmi  >  v  r<'g«lmä.'isig  beim  Frosch  nach  spätestens  30 £> 

aalen   if»>l4i<n»  ll«jata>t«uuO  tMStiti.  cnwMrr-  <iabcri  bewirkten  zugleich  allgemeine  Pn» 
!)•»■.  «Im*  4aa>  4i«  tl»tMn>ti.fH  4«  •  pe/i|tbvfiitdieu  Nert-Muikrl.ippai.itcs  erheblich  l«cein! 


L-hiijiii 


-    SO    — 


Ectropium] 


tuiilc.    Beim  Kaiiiiirhrri  betriii^t  die  tödlliclio  Doüi-»  1,3  mg,  boim  lliimJi' 0,(1  mg  pro  Kilo.    Beim 
[£aiiinclivii    iretun  die  Vergiftuiigssymptomc  V2 — ''','4  .Sliindcu  uach  der  biibeutuiien  lujection  aul 

und  bestehen    iu  waebseiider  Dyspnoe,    .nllgemeiner  Scliwnebo  und    allgemeiuep  t'ouvulsiouen. 

Seim  liundc  zeigt  sieb  Salivntiou,  Erbrechen,  ziitjehmonde  Entlirüftung  und  .'illgemeine  Krumpfe. 

Eine  erheblichere  Blutdrucksteigening  wurde  fast  nie  von  Bochm  beobachtet.    Die  Vergiftungs- 

Symptomc  traten  nueh  bei  intravenöser  Verubreiehuug  nielit  früher  .luf  als  naeh  sul)cutaner. 
rKiinstliolie  Athmung  vcrinoehle  nicht  den  Tod  abzuwenden  oder  zu  viirzögeni. 

FBIEÜLÄNDEI). 

BkfrbCr^^  in  dor  NnhP  von  Stettin  nur  (l(*n  soptn&nntnn  B«)tn>ci>;en  im  Uaiiilt-  rineG  (;ri>äC(*n  WuMcr  go]pgc>ni* 
'  W  i..-st_Ttn'i|ftnstaU,  welcbf*  18«:*  tioKrllndt't  worilon  ist.  Eh  ItoimiiMi  »lort  ilji*  guttzn  \VA*i>;«'rh<'tlriMr»hreli,  rflmiich- 
.  jri'ti'he.  Luft-,  Süiincii-,  Sanclbador,  GymuuiUi,  Uüssagp,  Torrun-  and  Uiaelknren  xar  Anwendung.  IJie  PriflrLtinitX' 
I  Qvoüo  entfaHlt  ein  EiacnvBsser.     Pie  AdiIaU  iit  wAhrend  dcf  ganten  Jahren  geöffnet. 

W. 

Bth>nia.  Unter  Kr.thymn  vorsteht  man  im  All^fmciiitMi  nicht  gar  zn  kJeino,  mehr 
{oder  tti'iiifrer  in  (iic  Tiofe  goheiuk-,  i'iterbiklendi'  Siibst.mzvcrhi.stc  dur  H.iut.  Bi«- 
Kvpüi'n  findet  inaii  d.'ibei  ilas  Vorsta*iinin  dii.'scr  ohcrflächUrhen  ülcerationen  oder  Ex- 


I  (•i)riutiiii)en  vini  i'iifsprcchi'm 


j'rfisson  I'ustt'In    odiT    eitriixi-n  ßl;i.sen    mit   einem  ent- 


I  ziiiidliefu-n  Hof  von  wi'cliscliidfr  Inteiisitilt  und  Aii.sdehuung  umgeben:  oder  die  eitrige 


FIfiehe   ist  dinM:t   durch    mei 


u.sehe    Insulte,    wesenflieli     Kr;itze 


^«lann  iiachtr.'isiii'h  tJurch  Sehinutz,  Bakterien,  elieniiselii 


n,    erzeugt    nu 


e  und  nn'L'Mamse 


he   1 


rntationen 


I 


I 


weiter  eiitziindürh  gereizt  worden.  SpfittThin  hedeekt  sieh  die  ott'ene  Wunde  dureli 
Vertroekuung  des  Seeretes  ndt  Kru.sten,  die  .-in  I>icke  und  l'";irbi-  natürlieli  je  nach 
der  .serils-eitrig-hlutigen  HeschMfi'enlieit  der  Absondonnigeii  uiul  je  nacli  der  M.xsaen- 
haftigkeit  derselben  weeliscdn.  I'ie  offene  Wunde  verheilt  sehliesslicli  zur  Narbe, 
wälirend  (he  Umgebung  geHillinlieh  dunkelbraune  I'igmeutinuig  als  Rest  des  mecha- 
nisch ins  (iewebe  deponirten  Blutes  aufwei.st.  Wahrend  dieses  ,. Ecthynia"  in  der 
älte.ren  nermatologie  eine  grosse  [{olle  spielte  und  ausführlich  in  di.Mi  verschiedensten 
Formen  beschrieben  wurde,  i.st  heutzutage  dieser  Ur'griff  eigentlich  nur  noch  der 
Be(|ueiidiehkeit  halber  in  Hebraui-h  für  alle  die  versrhii.'denen  .Arten  von  nutchainsch, 
d.  h.  durch  Kratzen  erzeugten  Hauldeleeten.  Zumeist  aber  verzichten  wir  ganz  auf 
diesen  Namen  uud  sjjrechen  nur  von  Kr.itz-iVffectcn.  deren  Ursache  in  jedem  einzelnen 
[•'alle  besonders  festzusteileu  ist.  Wir  finden  diese  gn>s.sen  „Kctliynia-Hxcoriationen"' 
liei  vernachlässigten  IVurign-l'-illiMi.  i)ei  sehr  lange  anhaltender  Scabies  uuil  be- 
sonders bei  l'ediculi  vcstinu'ntonmi.  Uebernll  aber  wirri  ihr  Zustandukoinnieii  be- 
dingt durch  einen  ziertdieh  hohen  Grad  von  Vern.achl.lssigting  seitens  des  sich 
Kratzetiden,  besonders  bei  Vagabimtien  oder  sehr  iingütistig  unii-rgelu'achten  .\rbeiteni, 
Ziegehirbeitem  ii.  s.  w.,  sodass  liie  ui-sprünglich  tiiibedeutfiiden  Kratzlaesionen  zu 
breiteren  und  tieferen  Ulceratimisformen  sich  ausbilden  kniinen. 

Kine  Therapie  des  Kcthynia  ISsst  sich  nicht  allgemein  geben.  In  allen  Fällen 
handelt  es  sich  darum,  die  eigentliche  Krankheitsursache  aufzufinden  und  zu 
beseitigen.  Eine  specielle  Behandlung  der  oIjrTfl.'ichlicIuMi  Excoriationeii  erfolgt  uach 
.Abweichung  der  Krusten  nach  den  gewrdinlich<-n  Kegeln  der  Wtmdbehundlimg,  mit 
desiiiticirenden  W.a.schungen,  feuchten  Verbänden  mit  essigsaurer  Thom'ide  1  :  H, 
;{j»roc.  Borsäure,  Aethylendiamin-Kresol  1  ;  KHMI;  mit  Salben  von  .\rgeut.  uitr,,  Peru- 
balsam, mit  Streupulvern  von  .lodolonn,  .\ristol,  Europlien,  Thioform,  Ilcrmatol,  ,\irol 
u.  s.  w.  Meist  geniigen  Bäder;  besonders  nützlich  erscheinen  Schwefelbäder, 
speciell  Bä<ler  mit  Solutio  Vlemiiigkx,  ',  (  1-iter  auf  I  Bad.  !>as  l^cthyma  syphi- 
liticum ist  eine  Form  der  oberfläi-hlichen,  im  späteren  Stadium  auftretenden  ter- 
tiären ulcerösen  Syphiliiie;  ihre  Beliandlung  erfolgt  nach  den  gewöhnlichen  Regeln 
.der  Wundbehandlung  und  Svjdiilis'.  „-,„,,-„ 

Sctropiom  ist  die  AuswärtsroUujig  des  Lidrandes.  Narben  an  der  Haut,  entzfindüehe 
Schwellungen  der  Bindehaut  bei  Ueberwiegen  der  Orbitalparfien  ties  ( »rbicularis, 
L  fnl.sche  Stellung  des  Knorpels  bei  fehlerhafter  Actioii  des  Ringmuskels  und  Lähinun- 
f  gi'ii  des  Facialis  kommen  aetiulogiscli  in  Betracht.  Therapeutisch  ist  zuerst  die  Be- 
handlung devS  Cinuidleidens  in  jVngriff  zu  nehmen.  Beiui  Ectropium  spa.sficum  der  Kinder 
wiril  die  .stark  geschwollene  Conjunctiva  mit  2  proc.  Zinkliisimg  touchirt,  Cocain  in- 
stilliii  und  die  Nid.spalte  erweitert.  Bisweilen  erweist  sich  die  Befestigung  einer  auf 
die  reponirten  Lider  aufgelegten  dünnen  Bleiplatte  mittelst  eines  Mnnoculus  von 
Nutzen.    In  schweren  Fällen,  vorau.igesetzt  da-ss  eitrige  Hornhaiiterkrankungen  fehlen, 


nähe  in 


:iM   die    Lidspa 


.\in    häufigsten   sieht  man    die    leichti'U  und  mittleren 


[Rrtropiiiin 


—    flo    — 


Kiehelka 


(iratip  von  Kctniptuiii  lici  rlininisclicr  Blc|ih:iri><'oiijiiiictiviti.s.    Hier  situl   «li«  Tbrä| 
n'ilircheu  zu  schlitzen,    die  Conjunrtiv.i    mit  2  proc.  Ziiiklösung    til^lich  711  tonrj» 
und  Sallif  auf    den  Liüraiid  zu    streifheii.     Wird  durch  die    sich  jetzt  contrnhir 
Schleimhaut    keine  geuügeiule  Zugwirkuii;;  entfaltet,    so    excidire  mnii  oin    dem 
rande  i>araUel  verlaufendes  2 — 'S  nun  lireites  Schleinihautstück.    Bei   dt-ii  pantlyti« 
Womien    ist   die  Facialislrilunun}:  Gegenstand   der  Behandlung.    Gering«'ro  Gradr 
Kctropium    kann    man  mit    der  Snellen'scheu  Naht    zu    l)escitif;en     vorsuchen 
legentiidi   leisten  aucli  keilförmige  I-Acisioiien  aus  der  ganzen  Picke  ties   Lides 
Dienste.     Für  die    stärkeren  Grade    komnu-n  plastische  Operationen     thcUs  tuit  1 
losen,  llieijs  mit  gestielten  Lappen  zur  Verwendung. 

Edelschafgarbenöl,  irthorische«  Ocl  la  Knut,  Bluthoii  und  FrUcbtea  von  AcUillea  iiahili»  L.,  et«r>  ajkl 
blwKgelh,  tli''kfla96ifr.  Ton  kr&ni|com  Gerueli,  kKmphontrtigem  OfcebmiMsk.    Hp^.  Offw.  0,97—0,08. 

B. 

Edeltanncngertisiure ,  eyillxO,,,    cjnr    in    ilfn  Nadeln    Ton  Abies    prctintti  DC.  MithalUin«>,  Bis»netalo*y  j 

rjrhfntio,  Ir-ir'lit  in  W»*.<er.  Alkobol,  Aetlicr  lOülicht'.  nichl  kr7)*tAlli8irhire  Gi^rttfKuri*. 

R. 

Edenliotieil)  SUdt  in  dor  Pfalt.  Lun-   und  Trauhtnkorort,  mit  riiipr  schwi«h»n  Sehwcf(>1r|u«Ilv,  1TB  m  t 


Egartj  kirincr  Badrort   in  Tirol  nkb«   bei  Xvnn.   Ai)7  m  buch.   Litflkarort  und  Schw*r»lbiid.     KliM»  mild»  «d 
rukigend.    Pic  kalten  AebwefslqoellfM  Bollen  Hbon  ron  altenbsr  bekannt  «ein.    Badevinricbtunfren  slod  i 

W. 

EgCrdlCkj  bei  lansbrock.  öM)  m  hoeli.  «ebwaoh«  alkaliaeb-erdige  Kineralqnelle  mit  Eiuriehtuagvn  tum  Badei 

W. 

Eg^nberg^y  bei  Gru  in  Stfiermark  400  ni  bocb  geirgen,  WtssnrheilunElalt,  in  der  aueb  Kiebl<>noaüiilhlilar,  < 
«cbe  RBdor.  EloVtrinllt  und  Mn#<agn  K^braucht  wprdpn.     KunEfit  ron  Anfantr  Mai  bis  Ende  Octolmr. 

W. 

E^rypten.  Trocken-wannes  Klimn.  Grosse  Gleichmäasigkeit  des  Wetters.  Heiterer  Hin 
Rcf^en  selten.  Heträchtlichc  Aiisstralilung  und  Abltiililung  bei  Nacht.  Starker  Than. 
tische  Luft  durch  Eiuflu.ss  der  Wüste.  Snlzgeh^U  der  Luft.  Hohe  Luftcicktricität.  Nilr 
und  Aufenthalt  in  Obcrcgj-pten.  Alexandrien",  Assuan.  Hülouan",  Kairo*.  Luxor  mit, 
Unterkunft.  In  den  Monaten  März  und  April  wirkt  der  Chnm.siii,  ein  hcisser  Wind  rnitl 
Staub,  nachtheilig.     Er  dauert  meist  nur  1 — 3  Tage. 

Egj-pten  kommt  vor/.ug.iwcise  als  Winteraufenthalt  für  Tiiberculöse  ohne  Heizzustüod 
chronischen  Broncbialkatarrhen  mit  reichlicher  Absonderung,  chronischen  pleuritiscben  F.xsud 
ferner  bei  Nephritidcn,  Khcumatismen,  Neuralgien,  Syphilis  und  IJaiitkr.inkheitcn   in  Beb 

sCKI.I». 

Ehrlich'gcbe  Liisang,    ein  Reagens    auf  Gallcnfarbstoffe,   ist   eine  LlJsung   von  p-Di.i2obcl 
sulfonsäure,  dargestellt  durch  Aullösen  vou  1  g  pAniliiisulfonsäure  (SulfanilsHure)  in  I 
Wasser  und  Zufügen    von  15  ceni  Salzsäure   und  0.1  g  Nntriuinuitrit.     Man  benutjit    »ie 
Unterscheidung  des  Bilirubins  von  den  anderen  nallcnfarbstofTcii.    Versetzt  man   nämlich  i 
Chloroformlö.sung  des  Bilirubins  mit  dem  gleiche»  oder  doppelten  Volum  der  erwähnten  h'4 
und  so  viel  Alkohol,  dass  eine  homogene  Flüssigkeit  entsteht,  .so  fiirbt  diese  sich   roth. 
allmählichen  Zusatz    von    concentrirtcr  Salzsäure  wird  die  Fäibung  violett,    dann   bl.iu, 
Zusatz  von  Alkali  wieder  roth  und  bei  Uebersehuss  des  .Vlkali»  grünblau. 

SPIVOtL. 

ElcnDnhly  Kanton  Born,  .stKt  m  bocli,  litiftkururt  mit  i)(«I(*gonhpit  zo  Sot;lhilil<>rn  uikI  Budern  im  Thanür  9^*. 

W. 

Elchilcacao  des  Dr.  Michaelis  lindet  bei   di.-Q  Sommerdiarrhocii   der  Kinder,    bei    cb 

Reizzuständen  des   D.irmes.  sowie    Brechdurchfall    seiner    tnnisirendon    und    nutritive 

Schäften  wegen  Anwendung.    Mit  Milch  gekocht    bildet   das  Praeparat   ein  wohlscbmeckei 
diaetetisches  Getränk,  welches  mit  Nutzen  als  Ersatz  für  Kaffee  und  Thee  dienen  kann, 
längeren  Gebrauch  ist  es  zu  empfehlen    für  rachitische,    scrofulöse    und  schwächliche  Kia 
selbst  für  Säuglinge  bei  diarrboischen  Zusl.änden,    zeilweise    als  Ersatz    der  Milch,    femer j 
Mädchen  in  den  Entwickelungsjabren,    bei  Bleichsucht,    für  Tvphusreconvalescenten,    bei 
diarrhoischen  Zuständen  der  Phthisiker.     Bei  Nicotinintoxicationeu  durch   übermössigeu  T» 
genuss,  sowie  für  Personen  jeden  .■\ltcrs  mit  geschwächter  Verdauung  und  Relaxationszo 
des  Darmes  zeigt  sich  dieses  Cacao'-Pracparat  wegen  seines  Gehaltes  .in  Ccllulose  freier  Eiii 
gerbsäure  besonders  günstig.    Man  vermeide  beim  Kochen  eiserne  iiefössc. 

JACOBSOX.J 

Eichelkaffee^  aus  gerösteten  und  zermahlenen  Eicheln  hergestelltes  .Vbsud.     Der  wirksamei 
standtheil  ist  die  Gerbsäure.     Man  verordnet  den  Absud  mit  Milch  und  Zucker  gegen 
sehe  Durchfälle  der  Kinder.     Doch  setzt    er  den   Appetit  herab    und  vermehrt  oft  eine 
vorhandene  Dv.spepsie.     Es  empfiehlt  sich  deshalb,  lieber  Eichelcacao  zu  reichen. 

irrt 


IclioliH'! 


—    ßl    — 


KiorJ 


IchdlOdl  9  ifn.^  füMr  (k*l  tlor  9SNi7^Tenehit*ilt<iior  QHt!rm«:iH«»ii,  xu  .1— '^Ct^t^SSSthnn  i*nthttltf«ii.  Ist  dick* 
flU^sic  hU^>(;i>tl>,  Keruchluä,  (un  6n<isltchptn,  «cbwark  krAttrn<|rnt  0(*<«rltmftck ;  leicht  iii  kirelifinlrm  Alkgliul  IOhUcIi. 

H. 

Ioh6n^0rl>8äur6^  Eirb^nriiHloneprlt^iluro.  nAcli  Elti  ('ir1(|bOr„  nanli  Luvwn  C,«H,|(>7.  naeli  BuDltin^ur 
C'|.>U|hO,,.  linilti  «ich  aiuser  in  ünr  Eielienrinüi*  aneh  im  Tltm*  (Rnr  h  I  (m1  itr).  Si<*  i^t  ••in  rtltlilieliwr*!««««  PaWer, 
il»s  bi'i  i:lo— UO*^  in  iJu  hrauiinilbe  Anbydriil,  l'.vHv<^i7  (KttiK  llbt<rgebt,  weniK  Ift.ilipli  in  Waitsor,  UMCbt  in  vor- 
ilnnatcm  Woingolftt,  s(bw«>rer  in  E't'^Jirnvtbrr.  nidtstirb  in  H^nxul.  Mit  Bl«iiteetjil  i>nl<^trUi  fjn  wei-tslichnn^llier  Nii^ 
itcrvcblftK-  >uit  Gisonrhlniid  rinn  tltinicMbUiir'  PUrtmnK  unit,  nach  flro'KPr  Zoit.  niti  nUfiirnllA  donkt^lhUupr  NfndKr- 
«fhlftK-  '''^  l.niiiing  in  4i>br  verdUnnt**m  Alkubol  wird  durch  Loiin  K^rutlt.  Nitrh  BuotlinK*?r  •'paltqt  sich  djn 
SHurn  beim  Kuchen  mit  vprdUnntnn  Sniin'n  odnr  Alkalinn,  nirhl  alinr  ilnrcb  FirniPntwirkiinjif,  in  Kiebcnrotb  und 
OlykuBP,  nc>bf>n  diT  «iRb'i'lwa^  ijtirrrit  findet.  Elti  und  I.oowf  wjdt>rKpr<*eh(<n  Aem  und  lii'strpiten  flit\  Glykoniil- 
natar  der  Eiehf>Dft?rbiftnr*' ;  *■{•>  nibrt'n  da«  AnrtrpttMi  vott  lllyko-'^p  und  (jaor^it  Anf  pId»  unvollkornropnr  R4>ini|cun^ 
der  (tubütanz  zartlrk.  B^'iiti  Kocb^n  mit  T<>rdllnnti>r  SchwurcUaurt'  (I  -.'iO)  entsteht  ein  ruthp.s  Anhydml  C^H^iO,.;. 
b«»iin  Erhltien  mit  verdünnter  S<rhw<>feleiaurc  (!:<')  «uf  llfO— 140'*  wird  ftwiuj  Gallnssllurr  gobjldot;  beim  Erhitien 
mit  pnncentrlrti»r  Suliu^&ure  »uf  IW)— 18«^  «oll  Melhylchlorid  enl^ilvben:  beim  SrhmcUf^n  mit  Kali  erbalt  man 
Protokatechiulnre,  «twas  Bronnkaterhin  und  eine  Spur  PhloroKhirjn.  8to  verbindet  nirb  mit  Br\>iii  und  liefert 
Aeetyl-  und  Beniojlderivato.  Etti  fand  eine  Kwi^ite  EirheniferbsUnre  C'jdHsqO^  die  durch  Eisenehlorid  blaulirhKrDn, 
dann  inten-iiT  K^Qn  lEefUrbt  wird  und  sehlies-tlicb  einen  Krl^nen,  im  rehttpiehUM  ron  E)!>enrhlorid  lOsIfehen  Nieder- 
itrhiag  nb^^heidei.     TMeselbe  bildet  vier  Anhydride  (Phlobaphcn*). 

SPIEGEL. 

Icbenrindenbftder.  Die  Eichrnnndc  junger  Stumme  enthält  vorzugsweise  Gerbaiiurc  und  wirkt 
als  kräftiges  Adstringens.  Das  Bad  wird  hergestellt  aus  einer  Abkochung  voti  Va  Kilo  Rinde 
und  3  Liter  Wa-sscr:  nach  Bedarf  wird  es  verdünnt.  Ks  lindet  beutigen  Tngrs  nur  eine  be- 
schränkte Aiiwenduug  bei  localer,  übermrU-sigcr  Schweissscrretion,  bei  wuchernden  creth>scheu 
Granulationen,  bei  Oedemen  und  flautcntzündungen,  welche  durch  Einwirkung  der  Kalte  (Per- 
nioncn)  entstanden  oder  nach  ^Quetschungen  etc.  /.urückgebliebeii  sind. 

KISCH. 

Ichenroth  (Eifhenphlohaphon),  CuHtoO«  +  VaH^O,  findet  ideh  in  der  Riebenrinde  nnd  enUt«ht  beim  Kochen  ron 
EicbenfcerbiiKnre  mit  verdQnntQn  Sturen.  Pas  rOtblifhbriunu  Pulver  Ist  unlöslich  in  siedendem  WasAor,  kaltem 
Alkohol.  Aether,  siedendem  Beuzul,  EaisiKS&nre,  verdUnnten  Mitieral>4lluren  und  8oda,  IttHÜrh  fn  Eirben^ferbsSurelnsunt; 
und  in  Alkalien  mit  rotbbniiiner  Farbe;  dje  alkali^clio  Ln^iting  ab^o^bi^t  Sauerstoff.  Von  EiHencbl'>riil  wird  es  ^<*- 
«ehwlrzt.  Beim  Srhmelzen  mit  Kuli  liefert  es  PrcitokatcebusRuro.  Etüifr^Hiire  nnd  Phlorofflaüin,  heim  Erbitxeii  mit 
mnohendor  äaU«anre  auf  150  bi.«  230*^  KohlensKure    and    ein    sohwarrnA  FuItit  CtsHuD^  +  ViH^".    vielleicht  l*fr<>- 

PKalloianhydrid.     ts  verbimJet  sich  mit  Brum,  liefert  AcetjN  und  Benzuylderivate.     Loewo  fand  da.«  Elcbenroth  »Wr 
Kiade.  nach  Erhitien  auf  ISO<*.  naeb  der  Formel  CaiHnOu  luvammengeseiit. 
6PIE0EL. 

EICnWAid^  am  Fuüse  den  Entgebirgeü  nahe  bei  Teplitx  in  ß(thmen  :1'ü  m  hoch  gelegener  Luftkurort  mit  iwei  Wasser* 
bi>J]an<:taUf>i),  der  Brecher'nchen  Att«talt  und  dem  Ther^sienbade.     Es  krinnen  dort  Ü oor-.  Plehteonadel-.  rootissirrtnde 

tSalx-.  Ei»en-.    Pampf-,    Scbwimmbldor.  Uasaage.    nlektrisehe,  Dlaet-  und   Terrainkuren  gebraucht    werden.     Mittlere 
Temperatur  Im  FrOhjabr  und  im  Herbst  H,  im  Sommer  17°;  ReireDmenKe  IMh.h  mm.    Saiiton  Mai  hi^  8eptembf>r, 
w. 

Eickel-WuiIIPi  iwüi  Ovmplnilm  Im  Krcisn  Barliam.  Westfalrn,  mit  ilvm  .Soul-  und  TlinnmlbmlK  .VTllhrl  iii4- 
<incllp'.  Die  3-J°  waniK'  guclln  pnthtlt  Hl.lUVl  Nntriam-,  l4.'2-.*7  Cnlciiiin-,  43-*  MnKtipniumFlikrrlil.  I.MM  l'uleiiira- 
trlcarbuttat.  Ausser  tief)  Hool-  und  ThcnuftlhAdrrn  konnion  irihrb-ramiNcliP  Ratifr,  Inlmlntionü-  und  Milchkuren  xur 
Anwpndnnji.     SaUon  Ton  Anfang  Mai  Ms  Mittr  OctnNer.  dorh  werdon  dio  Bndt'r  auch  iin  Winler  vernbr*ichr. 

W. 

£lU0TOldy  SaAutorium  und  Mineralbaü  bei  CUriütiauia,  Gk  werden  dort  TrinJtkureu  mit  dem  Wac«er  einer  EiAen- 
quelle  nnd  hjärntherapentisohe  Kuren  rorgenommen.  auch  Monr-.  Piohtennadel-  und  Mineralbader  Terabreieht 

W. 

Eier.  Die  nls  Nabniiigsinittel  vervrcndcteii  Viigeleicr  sind  bei  weitem  übenricgeiid  Hühner- 
eier, seltener  Enten-,  Gänseeier:  in  Küstenländern  auch  die  Eier  der  Seevögel  (Möven).  Die 
Kibitzeicr  sind  mehr  als  tbeurc  Delicatessen  anzusehen. 

Die  Hühnereier  bestehen  zu  Vs — V9  des  zwischen  45  und  70  g  schwankenden,  im  Mittel 
58  g  betragenden  Gewichtes  aus  der  Schale,  zu  fast  ^'5  aus  Eierwciss  und  zu  •Vio  aus  Eigelb. 
Sicht  man  von  der  fast  ausschliesslich  aus  Calciumcarbonat  bestehenden  Schale  ab,  so  enthält 
d.i.s  Eierweiss  fast  lä  pCt.  Eiweiss  neben  kleinen  Mengen  von  Mineralsalzen,  Fett  und  Ex- 
tractivstoffen ;  das  Eigelb  rund  16  pCt.  Eiweiss,  32  pCt.  Fett  uebeii  Salzen  und  Spuren  von 
Extractivstoffen,  dos  licsammtei  (Eierweiss  und  Eigelb)  1*2,0 pCt.  Eiweiss,  l'ipCt.  Fett  und  1,1  pCt. 
Mineralsalze.  Das  Eierweiss  besteht  somit  der  Haupts,iche  nach  aus  Eiweiss  und  Wasser, 
das  Eigelb  ist  noch  reicher  als  an  Eiweiss  un  Fett  (zumeist  Olein,  weniger  Palmitiu  nebst 
Cholesterin  und  Lecithin).  Die  Eiweissstoffe  des  Eierweiss  sind  fast  ausschliesslich  Eieralbumin, 
die  des  Dotters  Vitcllin,  ein  phosphorbaltigcs  Nucleoalbumin.  Im  Durchschnitt  kann  man  (i  g 
Eiweiss  und  5  g  Fett  als  mittleren  Ochalt  des  Hühnereies  ansehen.  Vermöge  ihres  hohen  Ge- 
haltes an  Eiweiss,  Fett  und  Nährsalzen  (Kochsalz,  Kali-  und  Kalkphnsphat,  Eisenoxyd)  sind  die 
Eier  werthvoUe  Nahrungsmittel,    um  su  mehr  als  die  Trockensubstanz  gesottener  Eier  bis  auf 

*','tD,    das  Eiweiss  bis  auf  Spuren,    die  Fette  bis  auf  '/»  >">  Darm  des  gesunden  Menschen  rc- 
8orbirt  werden.     Dem  Näbrwerth  nach  kommt  ein  Hühnerei  etwa  40  g  fettem  Fleisch  gleich, 
sodass  erst  mit    18 — 20  Eiern    pro  Tag   der  Eiweiss-   (nicht  aber  der  Fett-)  Bedarf  eines  er- 
wachsenen Menschen  gedeckt  wird.    Nur  selten  werden  die  Eier  roh.  meist  im  gekochten  Zu- 
^  Stande,    und    zwar  entweder  weich    oder    halbweich,    „ptlaumeiiweieh"    oder    hart    genossen. 
H  Weich  gekochte  Eier  sind  leichter  verdaulich  und  bekömmlich  als  hartgekochte.    Ebenso  wenig 
Hvie  TOD  Magenleidenden  Fleischstücke  schon  wegen  ihrer  mechanischen  Druckwirkung  auf  die 


[Kicr 


92 


lOiiiblsMl 


i'nipKiidlicho  Schluinibaut    uhiic  Schmerzen  ertragen  werdeu,    ist  das  bei   liartgesoltcavB^^I 
der  Fall.    Letztere,  in  ((unügeud  dünne  Scheiben  geschnitten,  werden  dagegen  vom  kün|^^^| 
Magensaft  nocli  schneller  gelöst  als  vreichgekochtc  oder  rohe.    Iicicht  verdaulieb   sitiii  ai^^^H 
llockigcn  Eigerinnsel.    die    entstehen,   wenn    man    ruhe  Eier    in  nicht  zu  bcisscü   Was9<^^^H 
heisse  Fleischbrühe  eintropfen   lässt  i  Einlauf)  oder  den  Inhalt  roher  Eier  in  mit   heissel^^^H 
.•msgeslrichene,  über  freiem  Feuer  stehende   Pfannen  einlaufen  l.isst  und  ficissig    umrührt!    fH 
Bemcrkenswerth  ist  noch,  dass  Kicr,   schon  in  massiger  Menge  genossen,    das  Gefühl  ^M 
.Sättigung  hcrvomifen,  wahrend  dies  bei  einem  die  gleiche  Menge  von  Eiwelss  und  Kelt  bieti^| 
den  Fleisch-    und  Milchquantuni    nicht    annähernd  der  Fall  ist.     Endlich    sei    noch   ilaran  |fl 
innert,  dass  bei  dem  reichlichen  Ueb.-ilt  an  Wa-sser,  Eiweiss  und  Salzen  Spaltpilze,  von  aiu|^| 
durch  die  Schale  eindringend,  in   den  Eiern  einen  geeigneten  Niihrboden  unter   Anregung  wM 
Zcrsctzungsprocessen    linden.      Aus   dem  Eiwciss   spaltet  sich  Schwcfclalkali  ab,    das  mit  dir« 
bei    dem  Angriff  des  Lecithins    frei    werdenden    Phosphorsäure  Schwefelwasserstoff    und   «itiJ 
PhosphorwasserstofT  liefert:    diese  Gase  sind  die  Ursache  des  ekelhaften  Geruchs  verdorb«|H 
Eier,  der  sich  sofort  beim  Oeffncn  der  Schale  bemerkbar   und   das  Ei  zum  Gcn\i.ss  untaog^H 
macht.     Um    den    Zutritt    dieser    Luftkeime   abzulialten,    legt    man    Eier    in  Kalkw.-vsser  o^| 
überzieht  sie  mit  W.isserglas,  Leinilösung  oder  mit  einer  gipslialtigen  GummilöüUDg  u.  A.    S»  I 
conservirte  Eier  sind  aber  weniger  schmackhaft  als  frische.    Bei  acutem  Brechdurchfnil  künilr  1 
lieh  cniiihrter  Kinder  und  der  Entwöhnten,  ferner  bei  der  Fcttdiarrhoe  verwendet  man  vortfatü 
haft  das   Eierweisswasser:    1  Hühnereierwciss  wird  mit  '/r.  Liter  vorher  gekochtem  Wasw 
und    15  g    gepulvertem  Zucker  sorgsam  verrieben.     Auch    beim  Typhus    und    der  Dysenterie 
Erwachsener  sieht  man,  wofern  Milch  und  Milehsuppcn  nicht  vertr.igen  werden,  vom  Eierweia- 
wasser  Vorthcilc,    nur  muss  man    zur  Verbesserung  des  Geschmackes    1  KinderlöfTel    Oognv, 
Madeira   oder  Tokaycrwein   zuselzcn.      In    der   Diactctik  chronischer    tieberhafter    Kr.itikbeit«» 
empliehlt  sich  das  Eierbicr:  Ucr  Inhalt  eines  Eies  wird  mit  1/4  Liter  nicht  saurem  Bier  i>o4 
30  g  zerstossenem  Zucker  vermischl,  langsam  erhitzt  und  die  Mischung  mit  dem  Schaumscbli|rr 
be.irbeitet;  sobald  man  dem  Siedepunkte  nahe  ist,    was  sich    au   dem  Aufsteigen    von  Blami 
zu  erkennen  giebt,   wird  das  Gemisch  vom  Feuer   genommen  und    einige  Minuten  geschlagen. 
Das  Getränk  enthält  dann  je   5—6  g  Eiweiss   und  Feil    und   40  g  Zucker    resp.  verdnuliciie 
Kohlehj-drate.  ^^^^^ 

Eilseiiy  in  Schauniburg-Lippe  luihü  bei  Büekcburg  in  einem  gegen  Nord-  und  Ostwinde  p- 
schützten,  bewaldeten  Thalc  (i9  m  hoch  gelegenes  Schwefelbad.  Von  den  i^uellcn  sind  dfr 
Julianen-  und  der  (Jeorgenbrunnen  von  11,45  bezw.  12.1"  C.  Temperatur  hauptsächlich  in 
Gebrauch.  Sie  enthalten  etwa  3,0  feste  Bestandtheile,  darunter  "2,09  und  I,!I5  Calcium-.  0.019 
und  0.026  Strontium-.  U.l.S  und  0.25  Magnesiumsulfat,  0.l;i  und  0,11  Natriumchlorid,  0.4* 
und  0,42  Magnesiumhiearbonat,  ferner  0,<)4Ü7  und  0,04l'>7  SrhwcfolwasserstofT,  0,104  und  0,02l> 
Kohlensäure,  0,027  und  0,021  Stickg.is.  ihr  Wasser  wird  zu  Trinkkuren,  zu  Inhalationen. 
Bädern,  Douchen  aller  Art  und  zu  Schwcfelsehlanimbiideni  benutzt.  Letztere  bereitet  maii 
mit  Hülfe  eines  Schlammes,  welcher  frisch  gegraben  und  j^'cschlirkt  12,94  pCt.  feste  Bf.st.inii- 
theile,  getrocknet  46,16  pCt.  organische  Materie  mit  etw.is  freiem  Schwefel  enthält.  Der  Glüh- 
rückstand ergiebt  61.05  pCt.  Kieselsäure,  12,73  Eisenoxyd,  11,53  Thoncrde,  6,66  Kalk,  1.0« 
Magnesia  und  7,79  Schwefelsäure.  Aus.scrdeni  verwendet  man  Milch,  Ziegenmolken,  M-^ssaer 
und  Elektricität.  —  D.is  Klima  wirkt  beruhigend.  Mittlere  Sommertemperatur  18"  C.  —  .Saison 
Anfang  .luni  bis  Ende  August. 

neilanzeigen  sind  vonichmlich  Khcumatismen,  Gicht,   Neuralgien,    Knochen-,    Hautkrook- 
beitcn,  Sjrphili.s,  .Asthma.  Stockungen  im  Pfortadersystem  und  Katarrhe  der  Athmunfcswege.fl 

WtlRZBl'Rö.    ■ 

Einblasnngen  von  pulvcrförmigcn  Stoffen  werdeu  in  der  Therapie  der  Ohren-  Nasen-  uod  Kehl- 
kopfkrankheiten  sowohl  zum  Zweck  der  Absehwellung  der  Schleimhaut  und  der  SecretioD»- 
bcschränkung,  als  auch  zur  rascheren  Heilung  der  verschiedenartigen  ulecrösen  Proce^se  viel- 
fach angewendet.  Die  Stoffe  sind  entwedfr  Adstringeotien  oder  Caustisea  oder  Antiseptic». 
Sie  wirken  d.idurcli,  dass  sie  die  in  der  Schleimhaut  vorhandenen  entzündlichen  Intiltratioueo 
.schneller  zur  Resorption  bringen,  oder  durch  Einhüllung  Reizungserscheinungen  der  defect«n 
resp.  uleerösen  Schleimhaut  verhindern. 

Was  zunächst  die  Ohrenkraukhci tcn    und    besonders  die  chronische  Otorrhoe  betrüTl, 
so  wird  die  Wahl  des  medicamentiiseu  Pulvers  nicht  nur  von  der  Ursache,   sondern   auch  too 
dorn   patbologi.scb-anatomischen  Substr.it  des   Ohrenübels  abhängen    müssen.     Allerdings!    wirf 
eine  Reihe  von  besonders  hartnäckigen  Fällen  uns  zwingen,    die  Mittel    zu   wechseln   o<l' > 
promiscue  zu  benutzen.  Die  Pulvereinbl.asungen  in's  Ohr  dürfen   aber  erst  dann  vorgen. 
werden,  wenn  dasselbe  vorher  durch  Ausspritzungen  mit  lauwarmem  W.isser  oder  durch  tri 
Wattebehandlung  gründlich  gereinigt    ist;    denn   nur    dann    sind    die  Tlieile    einer  si. 
Betr.ichtung  zugängig  und  nur  dann  werden  die  Mcdicaniente  ihre  Wirkung  bethätigen  kuiin'.n, 
Die  Technik  der  Einblasung  besteht  darin,  dass  man    das  anzuwendende  Pulver  in  eine  Itlas- 
röhre  von    ca.  3 — 4  mm    Querdurchmesser   bringt   und    es    mit   dem  Munde  ausbläst.      Viel 
zweckmässiger  wird  aber  die  Einblasung  vermittelst  Piitverbl.äser  vorgenommen.     Sehr  zu  em- 
pfehlen ist  der  Pulverbläser  von  Kabierske-Gottsteiu,    welcher    das  Pulver    in  einem  au 


liiiblAsiiiiKi'K 


-     93      - 


Eiiipackun^] 


Ider  Rohre  des  Apparates  im  rechten  WiiikBl  befestigten  Gla^behäller  enthält:  ans  letzterem 
►entleert  sich  leicht  hei  jedem  Druck  nuf  den  (.iummiballon  das  Pulver.  Je  nach  dem  Zustande 
Mer  Paukenschleimhaut  werden  die  Einblasungen  täglich  oder  seltener  vorgenommen.  In  den 
lel'iteu  .lahreii  wird  besonders  häutig  von  dem  Aciduni  borieum  pulveratum  nnverjuengt  Gc- 
Jbrauch  gemacht:  ferner,  aber  seltener,  lediglich  bei  tuberculöser  Erkrankung,  von  dem  Jodoform, 
[sodann  von  dem  Jndol,  .\ristol,  Dermatol.  Kalomel,  Alauu,  von  letzterem  bei  Granulationen,  Zincum 
Isozo-jodolicum  und  anderen  Stoffen.  Die  schwer  löslichen  Pulver  sind  in  der  Behandlung  der 
rOtorrhoe  mit  grosser  Vorsicht  zu  benutzen,  weil  sie  leicht  bei  enger  und  ungüustig  ge- 
jlegencr  Perforation  des  Trommelfelles  durch  Verstopfung  Eiterrctention  mit  nachfolgender 
pPeriostitis  und  Ostitis  des  Wawenfortsalzes  etc.  hervorrufen  können.  Selbst  gegen  die  relativ 
leicht  lösliche  Borsäure,  welche  zu  den  mildesten  und  vorzüglich  wirkenden  Pulvern  gehört. 
Bind  von  gewichtiger  Seite  (Schwartze),  wenn  die  Perforation  eng  und  hoch  gelegen  ist, 
bedenken  erhoben  worden.  Die  ab  und  zu  auftretenden  Gefahren  haben  dazu  geführt,  von  der 
IPulverbehandUing  bei  der  chroiiischt^n  perforativen  Mittelohrentzündung  nur  in  seltenen  Fällen 
•Gebrauch  zu  machen,  und  viele  Ohrenärzte  wenden  daher  nur  gelöste  Medicameute  zur 
Instillation    an. 

lu  der  Therapie  der  Nasenkrankbeiten    werden  Einblasungen    pulverformiger  Medica- 
fnientc    öfter    angewendet    als  bei  Ohrenkrankbeiteu,    weil   hier  wegen    der  grösseren  Zugangs- 
[pforten  die    nachtheiligen  Folgen  mechanischer  Verstopfung  nicht  gut  eintreten  können.     Man 
[verwendet  thcils  adstringirende,  theils  durch  ihren  Reiz  revulsiv  auf  die  Schleimhaut  wirkende 
[Praeparate.     So    wird    besonders    bei  acuter    oder  chronischer  Schwellung  der  Nasenschleim- 
fhaut,  bei    den    verschiedenen    ulcerativen    Processen,    Lues,    Tuberculose  und  Scrofulose,    bei 
Ozaena  mit  grossem  Vortheil    die  Pulverbehandlung  angewendet.     In   erster  Reihe    steht    das 
I  Argentum  nitricum,    welches    zu  0.2 — QJ>  auf  10,0  Talcum  oder  Amylum  zur  Insufflation  ge- 
' braucht  wird:  fcnier  i.st  zu  empfehlen  Acidum  tatmiourn  (1:1},    Borai    {rein  oder  zu    gleichen 
Theilen    mit  Zucker),    Bismutum    subnitrieum.    Aluminium  acetico-tartaricum,   Borsäure    (Alu- 
minium   acetico-tartaricum    1,0:  Acidum  borieum  5,0),    Natrium  sozo-jodoücum,   Kalomel,    be- 
B  sonders  bei  luetischen  Geschwüren.      Alumen  und  Zinksalzc    sind    zu  vermeiden,    weil  sie  er- 
fahrungsgemäss  die  Ricchzellen  schädigen.     .Auch  hier  muss  diu  N.asenhöhle    vorher   gründlich 
durch  den  Irrigator  oder  Spray  gereinigt  werden.    Die  Applieirung    des  Pulvers  geschieht  wie 
bei  den  Ohrenerkrankungen  entweder  durch  einen   Pulverbläscr,  oder  im  Nothfalle  durch  eine 
H  Glasröhre  von  2 — 6  mm  Durehmesser. 

H  Auch  bei  der  Behandlung  der  Hals-  und  Kchlkopfkrankbeitea  wird  von  der  Ein- 
blasung pulverformiger  Medicameute  oft  Gebrauch  gemacht.  Hier  kommen  in  erster  Reihe 
in  Frage:    Acute    und  chronische    Schwellungen,    tubcrcuUise    und    luetische    Geschwüre.     Zu 

■  empfehlen  sind:  Argentum  nitricum  (0,1 — 0,5  auf  10,0  Amylum),  femer  Acidum  tannicum 
(rein  oder  zu  gleichen  Theilen  mit  Saccbarum  lacticum),  Jodol  (rein  oder  zu  gleichen  Theilen 
mit  Acidum  borieum  pulveratum),  Acidum  borieum  pulveratum  oder  Natrium  bibor.ieicum  (in 
Verbindung  mit  Menthol  [1.0:20,0]),  Cocain  (1,0:20,0)  oder  Morphium  hydrocblorieum  mit 
Plumbum  acetieum  (Morphium  hydrocblorieum  0,1.  Plumbum  aceticum  1,0,  Saccharum  lacticum 
ad  20,0).    Bismutum  subnitrieum  und  andere  theils  deckende  oder  reizmildemdc,    theils  anti- 

Isepti.sche  Stoffe.  Die  Mittel  werden  am  alltrzweckmässigsten  durch  Pulverbläser,  von  Bresgen 
oder  Kabierske-(iottsteiu  unter  Anwendung  des  Spiegels  je  nach  dem  Zustande 
der  kranken  Schleimhaut  täglich  oder  seltener  eingeführt.  Ist  die  Scibstbcbaudlung  des  Pa- 
tienten als  Nothbehelf  erforderlich,  so  wird  der  Gebrauch  der  Inbulationstberapie  Anwendung 
finden  müssen 
Dl 


KATZ. 


Packung:.  Man  unterscheidet  die  feuchte  und  die  irockcne  Einpackung,  letztere  auch 
als  Pricssnitz'schc  Schwcisspresse  bezeichnet  Beide  in  ihrer  Wirkungsweise  ganz  difforentu 
Procedureri  sind  von  Pricssnitz  zuerst  angewendet  und  angegeben  worden.  Beide  Me- 
thoden müssen  wegen  der  verschiedenen  Technik  und  Wirkungsweise  gesondert  abgehandelt 
werden:  die  feuchte  Einpaokting  gehört  zu  den  originellston  der  von  Priessnitz  erdachteu 
Methoden  der  Wasseranwendung. 

Technik  der  feuchten  Einpackungen.  Ein«  wollene  Decke,  für  einen  crw.achsenen 
Mann  von  7  bis  8  Fuss  Länge  und  (!  Fuss  Breite,  wird  glatt  auf  einer  Lagerstätte  ausge- 
breitet. Ueber  diese  Decke  wird  ein  mehr  oder  weniger  ausgewundenes,  in  kaltes  Wasser  ge- 
tauchtes Leintuch  au.sgespannt.  .\uf  d.is  so  vorbereitete  Lager  legt  .sieh  der  Kranke,  nachdem 
demselben,  behufs  Vorbauung  gegen  die  Rückstauungseongestion,  Gesicht,  Kopf,  Brust,  Nacken 
und  Rücken  wiederholt  mit  kaltem  Wasser  benetzt  worden  sind.  Der  ausgestreckt  daliegende 
Kranke  wird  nun  rasch,  zumeist  mit  Ausschluss  des  Kopfes,  derart  in  das  Leintuch  einge- 
schlagen, dass  da.Hselbe  jedem  Körpertheil  anliege.  Das  Leintuch  wird  überall  zwischen  Arme 
und  dem  Stamm  und  zwischen  die  Beine  gestopft,  damit  jeder  Thcil  der  Körperoberiläche  mit 
dem  feuchten  Tuche  in  Contact  sei.  Es  ^oll  das  Tuch  gut  schliesstnd  und  glatt  gefaltet, 
gleichmäs.sig  ringsum  dem  Halse  anliegen.  Kiirpcrthcile.  die  sieh  schwer  erwärmen  und  die 
nicht  viel  Wärme  produciren.  dürfen  von  nur  wenigen  Lagen  des  feuchten  Tuches  bedeckt 
»ein.  Besonders  die  Füsse  sollten,  wenn  sie  sich  kühl  anfühlen,  entweder  gar  nicht  mit  ein- 
geschlagen oder  durch  trockenes  Frottiren    zuvor   erwärmt  werden.     Sobald  das  Leintucb  der 


[Einpackiing; 


04      - 


Rinpael 


Körperubcrflöcbt  überall  anliegt,  »ns  viel  kürzere  Zeit  iu  Aiisprucli  iielimcn  muss.  als  ■ 
obige  Schilderung,  fasst  iler  Diener,  der  an  der  einen  Seite  des  Lagcrü  steht,  derj  an  der  <■ 
gegcngesehsten  Seite  berabhüngendcn  Thcil  der  Wolldecke  und  führt  ihn  möglichst  tt»t  W\ 
dem  Körper  aoschlieüüend  um  diesen  herum.  Dabei  hat  er  durch  Einschlagen  und  Falten  h 
Decke  namentlich  zu  achten,  dass  sie  um  den  Hals  herum  ohne  Spannuug  aiischliusar.  I4 
dies  gescbeheo,  so  wird  der  andere  Theil  der  Kotze  auf  gleiche  Weise  um  den  Körper  henifl 
geführt,  der  freie  Längsrand  fest  angezogen  und  das  untere  Ende  unter  die  Küsse-  zuröeial 
schlagen.  Es  werden  darauf  je  nach  der  beabsichtigten  rascheren  oder  laogsamerea  Wiafl 
erwärmung,  der  Yollständigereo  oder  weniger  vollkommenen  Wärmerctention  Duch  BettMfl 
oder  Federbetten  über  den  eingepackten  Kranken  gebreitet  und  zu  beiden  Seiten  des  Kötm 
uotergestopft.  Es  soll  das  Kinn  stets  oberhalb  der  Decken  liegen,  damit  die  Albmung  noll 
Schwert  von  Statten  gelten  könne  und  eine  sauerstoiTreiche  Luft  zugeführt  werden  kann.  ■ 
diesem  Zwecke  pflegt  man  ein  Fenster  zu  öffnen.  i 

Die  Dauer  der  Wicklung,  die  Wiederholung  der  Procedur,  das  häufigere  oder  seltaM 
Wechseln  der  einzelnen  Eiopackungen,  die  mannigfachen  Modilicationen  des  ganzen  V«iCduM 
roüsseu  nach  den  vorliegenden  Anzeigen  bestimmt  werden.  Weitere  Moditicatioaen  beitdvt 
darin,  dass  auch  der  behaarte  Kopf  mit  Ausschluss  des  Gesichtes  in  feucht«  Tücher  und  6 
Wolldecke  knpuzenartig  gewickelt  werden,  oder  dass  die  Einpackung  nur  ciuen  giiam» 
oder  kleinereu  Theil  des  Körpers  trifft.  Darnach  unterscheidet  man:  Ganze  uud  XJl«U' 
eiopackungen.  ^^H 

Warum  der  Einpaekung  stets  eine  allgemeine  Abkühlung  folgen  muss,  ist  leicht  vjH| 
lieh.  Es  bestehen  nach  der  Einpackung  ganz  die  Verhältnisse,  wie  nach  einem  Dampmc 
Der  durch  die  Wärmestauung  bedingten  Erschlaflung  der  Efaut  muss  entgegengewirkt,  dif  u 
der  Oberflächa  de.s  Körpers  angehäuften  Wärmemengen  müssen  abgeleitet  werden.  Der  fe 
rässiturm  zur  Kaut,  die  Erweiterung  der  Hautgelässe,  also  die  eigentlich  derivatorische  Wir- 
kung der  Einpackung,  wird  durch  eine  .\bkühlung  nicht  geschädigt.  Tritt  mit  der  dnr* 
Wärmcretention  oder  directe  Wärmezufuhr  hocherwärmten  Haut  ein  kaltes  Medium,  besood« 
aber  Wasser,  in  Berühning,  so  wird  zunächst  die  angehäufte  Wärme  entzogen.  Das  GriÖ> 
der  Költeeinwirkung  auf  den  sehr  warmen  Körper  unterscheidet  sieh  wesentlich  von  «lern,  in 
sich  bei  dem  Conlact<';  einer  normal  warmen  oder  sogar  kühlen  Haut  mit  Wasser  vod  de 
gleichen  Temperatur  bemerklich  macht.  Während  in  dem  letzteren  Falle  die  Kälte  ein  b6tttl 
unangenehmes  Gefühl  von  Frösteln.  Frost,  ja  sogar  von  lebhaftem  Schmerz  hervomifeu  kaan 
erzeugt  der  ContKict  der  niedrigen  Temperatur  mit  einer  recht  warmen  Haut  kein  uuasf*- 
nehmes,  sondern  gerade  ein  viel  angenehmeres  Geliihl  von  Kühlung,  Frische,  Wohlbcha^ 
Während  sieh  bei  kalter  Haut  alsbald  die  niedrige  Temperatur  in  ihrem  Einflüsse  auf  ifii 
Muskelgebilde  als  Krampf  in  der  Haut,  als  Bewegungshemuuing  in  den  willkürlichen  Muakdi 
geltend  macht,  zeigt  sieh  hier  nicht  leieht  ein  Hautkrampf  und  auch  in  den  übrigen  Muskeln 
macht  sich  das  Gefühl  der  leichteren  Beweglichkeit,  des  Ausgeruhtseins,  der  Stärkung  fihl 
bar.  Das  Verhalten  der  Haut  unter  der  Douche,  der  Uebergiessung  oder  im  k.ilten  WaoDi» 
bade  ist  ein  anderes  nach  einer  feuchten  Einpackung,  als  wenn  man,  ohne  eine  solcbe  Pr»- 
Cedur  vorauszuschicken,  sich  niedrigen  Temperaturen  aussetzt. 

Wirkungsweise.  Die  Berührung  der  gesamniten  Körperobcrtlächc,  also  sHmotliekv 
seusiblcr  peripherischer  Nervenendigungen,  mit  dem  kalten  Tuche  muss  einen  Nervenrei»  V 
wirken,  der  ein  um  so  mächtigerer  sein  wird,  je  höher  die  Temperatur  der  KörperoberlU^ 
vor  der  Einwickelung  und  je  niedriger  die  Temperatur  des  W;Lssers  gewesen,  iiv  welches  d* 
Leintuch  getaucht  wurde.  Der  thermische  Hautreiz  wird  zu  den  Ceiitralorganen  geleitet,  aii< 
werden  hier  Innervationsveränderungen  hervorrufen,  die  sich  inBewjg  auf  Respiration,  Heraacti«, 
Pulsfreijuenz  und  vasomotorisches  Ceiitrum  äussern  werden.  Da  das  kalte  Wasser  iu  dem« 
der  Einpackung  verwendeten  Leintuclie  in  dünner  Schichte  vertheilt  ist,  da  die  iiingcbcDdct 
schlechten  Wärmeleiter  in  mehrfacher  Schichte  das  Tuch  bedecken,  so  muss  dieses  seine  Ten- 
peratur  bald  mit  der  Körperoherfläehe  ausgeglichen  haben.  Die  Köi-pemberfläche  wird  wl 
demnach  bald  iu  einem  feuchtwarmen  Medium  belinden.  Der  durch  die  Berührung  mit  6«b 
kalten  Tuche  ursprüngliche  kräftige  Nervenreiz  wird  bei  der  ganz  allmählichen  Erwünattflf 
desselben  ebenso  allmählich  abklingen,  daher  wird  die  Erregung  der  riinerN-ation  eine  nach- 
haltige sein. 

Ziemlich  anhaltend  wird  die  Steigerung  der  Frequenz  und  Tiefe  der  Respirationen  seit. 
Dagegen  wird  die  im  Moment  der  Einhüllung  gesteigerte  Pulsfrequenz  alsbald  durch  di« 
horizontale  Lage,  durch  die  allseitige  feste  Umhüllung  der  Körpcroberfläche  uud  d* 
durch  erzwungene  Muskelruhe,  sowie  durch  refleetorischc  Erregung  der  Vagi  verlangsam! 
Constant  bleibt  aber  das  Verhältniss  der  Pulszahl  zu  der  Zahl  der  Athmungen  ein  veria 
dertcs.  Es  kommen  stets  weniger  Pulse  riuf  eine  Respiration,  das  Blut  bleibt  also  länger  an- 
der Luft  in  den  Respirationsorganen  in  Berührung.  Ein  iti  diesem  Sinne  verindcrtcs  Verhilt- 
niss  ist  selbst  dann  zu  beobachten,  wenn  eine  krankhaft  beschleunigle  Athmung  durch  di; 
Einpackung  beträchtlich  verlangsamt  wird,  und  es  ist  dies  für  den  LuDgengaswfchscl  nicW 
ganz  gleichgültig. 

Der  warme  Dunst,  sobald  das  Leintuch  bis  fast  Kur  Körpertemperatur  erwärmt  ist,  wüif 
ouf  die  Haut    und    die    peripherischen  Gerässe    zurück.     Die  Erweiterung  derselben   wird  eint 


ipackunf? 


-     05     — 


EinpackuBg] 


^^m  so  belrScLtlichiTC.  als  iiaclt  «lor  primiiren  Coiilraclioii  die  übciwiegeiitle  Ueiiiuiig  der 
HeniDiungi^Derveij  eine  wichtige  Ryllc  spicieu  dürfte.  Die  Erweiterung  der  periplieriachcu  <ic- 
^raaiie  bewirkt  eioe  Erweiterung  des  Strombettc-ü  für  dat>  Blut  und  damit  eine  Mcrubsetzung 
^bder  CirculatioMswiderständo  (iir  das  Herz,  also  auch  aus  diesem  Grunde  ciue  noch  beträcbt- 
^Klicheru  Vcrlangsamung  der  ller/.action. 

I  Die  Biihung  der  Körperpcripheric  durcli    den  warmen  Wasserdunst,  viclleicbl  die  dadurcli 

bewirkte  Qucüung  der  sensiblen  peripherischen  Nervenendigungen,  jedenfalls  die  ruhige  liOgo, 
lie  fehlende  mechanische  Reizung,    die  gleiehmiLssige  Wärme  sind  Momente,    welche    die    ein- 
retendc    Beruhigung    im    gesammten    Nervensystem    xu    erklären    geeignet    sind.      Diu    von 
iea    Nen'cn    an    der   Peripherie    dem   Centrum    stets    zugeführten  thermischen,  raechauiseheu 
lud  d)-iiamischen,  stets  wechselnden  Reize   fallen  fort.     Die   peripherischen  Nervenendigungen 
befinden  sich  in  einem  der  Innentemperatur  nahestehenden,  gleichroässigen,  nicht  wechselnden 
'ledium.     Auf  diese  Weise    breitet    sich   Beruhigung   vim    der  Peripherie    zum    Centrum    aus. 
)azu  kommt  noch,    dass  das  Blut  von    deu   inneren  Organen    in    das    erweiterte    .Stromgebiet 
der  Haut  abgelenkt  wird,  dass  also  auch  die  vom  Blutstrome  abhängigen  Innervatiousimpulse 
den  nervösen  Centralorganen    sehr    abgeschwächt  werden.     Daraus    erklart    sich  die  grosse 
Scruhigung,    die  Neigung  zum  Schlafe,    die    in    der  Einpackung    auftreten.     Natürlich   ist  die 
5auer  der  Einpackung,    die  mehr  weniger  oft  wiederholte  L'mpaekung,    für  die  Wirkungsweise 
[dieser  Procedur  von    der    grössten  Bedeutung.     Denn  der  Eiupackung    muss  stets  eine  allge- 
tineine,    die  ganze  Körperoberfliiche  treffende  Wiirmeentziehung,  eine  Abreibung,  ein  Regenbad 
loder  ein  Halbbad  folgen.     Es  wird  Ihnen    daraus   ersichtlich   geworden  sein,    dass    die  Grösse 
|der  Wärmeentzichung,    die  Einpackung    und  .'^chlussprocedur  bewirken,    für    den  Erfolg   nicht 
tleicbgültig    sein    wird.     Alle  Vorzüge    einer    wirk.samen    antipyretischen  Procedur  vereinigen 
Jic  bis  zu  wirklicher  F'icbcrerniässigunj;  methodisch  gewechselten   feuchten  Einpackuogen.     In 
Ider  Einpackung  wird  aber  nicht  blos  der  Warmcverlusl  vergrössert.  auch  die  Warmeproduction 
rird  herabgesetzt,    indem  durch    die  enge  Umhüllung    die  Muskeln    zu   voller  Ruhe    und  Un- 
hätigkeit  gebracht  werden,    ihre  tonische  Spannung  lässt    nach    und  so  wird    ein  Factor   der 
'Wärmebildung   vermindert.     Es    giebt    keine    Form    der  Wiirmeentziehung,    welche   die   Puls- 
frci]uenz  so  dauernd  und  tief  herabsetzt,  wie  die  feuchte,  wiederholt  gewechselte  Einpaukung. 

IDass  aber  bei  einer  verlangsamten  Circulation  die  im  Fieber  beschleunigten  Stoffwecliselvor- 
gaoge,  die  Wärmebildung,  die  Consumption  verlangsamt  werden,  unterliegt  kaum  einem  Zweifel. 
Keine  andere  Procedur  bewirkt  ferner  eine  so  günstige  Veränderung  des  Hautorgan-s.  Die 
trockene  fieberhcisse  Haut  wird  weich  und  feucht. 
Indicationen.  Uebcrall,  wo  sehr  schonend  verfahren  werden  soll,  bei  Anacmie  und 
hochgradiger  Schwäche,  wo  die  Wärme  nur  allmählich  entzogen  werden  soll,  wo  die  Haut 
brennend  hciss  und  trocken,  wo  selbst  durch  sehr  energische  Frictioncn  keine  lebhafte  Rötbung 
derselben  erzielt  werden  kann,  endlich  wo  die  Mittel  zu  anderen  antipyretischen  Proceduren 
fehlen,  wird  man  das  Fieber  mit  grösstem  Nutzen  durch  die  methodisch  gewechselten  Ein- 
packuDgco  bekämpfen.  Nur  in  dem  Falle  sehr  tief  gesunkener  Herzkraft,  bei  schweren  Stö- 
rungen des  Bewusstseins  (Sopor.  Coma),  wo  tiefe  Inspirationen  ausgelost  werden  sollen,  werden 
die  feuchten,  sehr  beruhigenden  Einpackungen  weniger  entsprechen.  Hier  finden  zunächst 
flüchtige,  sehr  kalte,  mit  grosser  Kraft,  Stoss,  Fall,  Reibung  den  Körper  treffende  hydriatische 
Einwirkungen  ihre  Anzeige,  Proceduren,  die  die  Herztliätigkeit  mächtig  anregen,  einen  kräf- 
tigen Nervenreiz  ausüben. 

Abgesehen  von  der  antipyretischen  Wirkung  der   gewechselten  feuchten  Einpackung  wird 
dieselbe  bei  zahlreichen  chronischen  Erkrankungen  mit  Nutzen  .\nwenduug  linden  können.    In 

»erster  Reihe  stehen  hier  wieder  die  Nervenleiden.  Wie  alle  wechselwnrmen  Proceduren  wird  sich 
auch  die  Einpackuug,  der  ja  stets  eine  allgemeine  Abkühlung  folgen  muss,  bewähren:  bei 
den  verschieden.sten  Neuralgien  und  Neurosen,  selbst  bei  Psychosen  mit  dem  Charakter  der 
Erregung  und  Reizbarkeit  bis  hinauf  zu  manischen  Zuständen.  Bei  rheumatischen  Affectionen 
ist  wegen  der  auf  das  Dunsten  folgenden  Abkühlung  diese  Anwendungsform  oft  therraiscben 
Kuren  vorzuziehen,   da  sie   Recidiven    vorbeugt.     Der    mächtig    beruhigende  Einfluss    auf    die 

»Circulation  wird  diese  Procedur  bei  allen  mit  beschleunigter  Herzaction  und  gesteigerter 
Pulsfrequenz  einhergehenden  Zuständen  rationell  rechtfertigen. 
Die  Erweiterung  der  Hautgefisse  in  der  Einpackung  macht  diese  Procedur  zu  einer  de- 
rivatorischen.  bei  den  verschiedensten  Congestiv-,  Reizungs-  und  EntzUndungsvorgängen  in 
mannigfachen  parenchymatö.sen  Organen  geeigneten.  Der  retardirende  Einlluss  auf  die  Stoff- 
wechsclvorgänge,  der  auf  der  Benihigung  von  Innervation  und  Circulation  basirt,  macht  diese 
Procedur  geeignet  gegen  alle  mit  SiofTwechselbeschleiinigung  einhergehciiden  depascirenden  Er- 
krankungen mit  dem  Ch.arakler  des  Erethismus.  Der  Einlluss  des  warmen  feuchten  Dunstes 
■  auf  die  perspiratorische  und  transpirntorischc  Uantfiinetiun  erweitert  das  .Anwendungsgebiet 
dieses  Verfahrens  aul  eine  grosso  Reihe  mit  gestörter  Hautfunclion  einhergehender  Krkrunkuugeo. 
Es  gehören  hierher  mannigfache  katarrhalische  Affectionen,  Hydropsien,  dyskrasisclie  Pri«ce.sse 
und  verschiedene  Autointoxicationen,  da  mit  der  Steigerung  der  Perspiration  auch  eine  Anzahl 
saurer  und  riechender,  vielleicht  infectiöscr  .Substanzen  und  mannigfache  nonnalc  und  patho- 
^B  logische  Stoflwechselpruducte  zur  .Ausscheidung  gelangen.  .Auch  dort,  wo  die  Hautfunction 
^F  als  Unterstützung  der  Niercnfunction  eintreten  soll,  in  Fällen  von  Nierenhyperaemie  und  Ent- 
zündung, wenn  es  sich  um  Schonung  dieses  Organs  bandelt,  ist  die  Einpackung  zu  empfehlen. 


[Eiaparkani; 


—    Kfi 


EinpArkaKI 


CoDtraindicirt  wird  die  feucht:  Eiupai.-kiiug   seiu  bei  allen  ausländen  der  Torpiilitäi  oMl 
Trägheit  von  Innenation,  Circulatioii  uud  Stoffwechsel.  1 

Die  trockene  Einpnckiing  gehört  zu  den  schwcisserregcodeii  liydriali>i •' "^iViAfc! 

Technik    der    trockenen    Einparkiing     oder    der    sog'.' nannten     Pr  ^^\ 

SdiweLsspresse.     Der    nackte    Körper    wird    mit    Einschluss    oder    Ausschluss    -..  -  ..^.\ 

Kiipfes  —  das  Gesicht  bleibt    u.itärlich  immer    frei  —   derart   in  die  Wolldecke   u 
schlagen,    wie    dies    früher  bei  Sfhildening  der  Methode    der    feuchten  Einpa'-I.... 
wurde.     Der  so  Eingewickelte  wird  nun  mit  weiteren    schweren  Decken.  Fodr 

deckt,  um  eine  möglichst  grosse  Wärmest.iuung  zu  erzielen  und   gleichfalls   du;    ..        1 

der  auf  der  Körperobertläche  lastet,  durch  die  feste  Umscliliessung  mit  den  Decken,  die  Ti-\ 
kürliche  Musculatur  möglichst  zu  erschlaffen,  ausser  Tfaätigkeit  zu  setzen,  um  die  Haii;'' 
richtuDg  des  Blutstromes  gegen  die  Ilnut  zu  lenken. 

Wirkungsweise.    Die  feinen  WoUh.irchen  der  Kotze  reizen  die  durch  die  ati   ilir^r  ('S*  I 
fläche  angehäufte  Wärme  reizempfänglicher  gewordene  Haut.     Die  Hautget'äs.sc  ors.-' 
Blutcircalation    in  der  Haut  wird    in  der  Wärme  beschleunigt,    das  Blut  wird  nirl, 
an  die  Peripherie  geführten  Wärmemengen  entlastet,  es  kehrt,  ohne  abgekühlt  woniin  .-i; 
in    den    inneren  Organen    zurück,   steigert    deren  Temperatur   um  0.5 — 1"  C.     D.%>   w.air^ 
Blut  wirkt  als  Reiz  auf  das  Herz  und  verschiedene  Nervencentra,  wahrscheinlich   auch  *u(  * 
Secretionsnciren  der  Haut    und  naoh    leichten  Congcstiv-  und  Tcmperatursteigerungii-Krstk' 
nnngen    tritt  Schwciss  ein.    der  die  überschüssig    an  der  Körperoberilächc   angehäuft«  WiBI 
entführt,  die  Körpertemperatur  wieder  herabsetzt,    die  Erscheinungen  von  Seiten    der  Cin^ 
tions-  und  Respirationsorgane  wieder  zur  Norm  zurückführt,  die  Nerven.nufregung  beseitigt  nl 
durch  die  willkürlich  ihrer  Grösse  nach  zu  beherrschende  Schweisssecretion  die  BlntTtiiimiiw  I 
Setzung,    den  Saftstrom    in  den  Geweben,    die  Vorgänge  der  Endosmose    und    i' 
den  gesammten  Stoffwechsel  mächtig  bceinflusst.    Es  scheint  Winternitz  nich: 
wieFleury  will,  ob  man  durch  directe  Wärmezufuhr  wie  im  Dampfbade,  oder  (lurcij  Warn. 
Stauung  wie    in    der    trockenen  Wicklung,   die  Schwcisssccretion   hervorruft.      Ihm    scheint  r 
immer  eingreifender  und  mindestens  verschieden,  ob  die  zur  Erhöhung  der  Haut-  und  Kflrpe 
temperatur   behufs  Schweisserregung   erforderliche  Wärme    vom  Körper   selbst  producirt  »i^ 
von  aussen  zugeführt  wird. 

Der  einzige  Vorwurf,   den  Fleurr    der  trockenen  Wieklung   macht,    besteht    darin,  dw 
c»   oft   stundenlang    dauern    soll,    ehe    der  Körper    in   Schwoiss    geräth    und    doss    die>' 
4 — 5  Stunden  lange  Liegen  die  Kranken  sehr  nervös  und  ungeduldig  mache  und   mit  m 
fachen  Nachtheilen  verbunden  sei.     Verhielte  es  sich  wirklich  so,   dann  wäre  in   der  Th- 
trockene  Einpackung    ein    höchst    lästiges    und   oft    nachtheiliges  Verfahren.      Nun  gi 
aber  gewisse  Behelfe,    die  den  Schweisseintritt    fördern   und  beschleunigen    und    die  nia;i  i 
Nutzen    in  Gebrauch    ziehen  wird.     Man  muss  die  Priessnitz'sche  Schweisspresse    anf  ]'.' 
Fälle  einschränken,    bei  denen  man  auf   die  Blutbeschaffenheit,    auf  den    interstitiellen  Safif 
bestand,    auf  den  Flüssigkcitsstoffwi.'chsel.    auf  Be-  und  .Absorption  Einlluss    zu  gewinnen  i>^ 
strebt  ist,  vorwaltend  also  bei  Blut-  und  Säftekrankheiten,  bei  dyskrasischen  Processen.     Bw 
conditio  sine  qua  non  ist  dabei,  dass  der  Kranke  im  Stande  sei,    vor  der  Procedur  bemoB- 
geben.  weiters.  da-ss  der  Körper  weit  leichter  am  Nachmitta;;.  als  des  Vormittags  zur  SebweÄ- 
absondening    disponirt    ist.     Der    zur    Schwitzeinpackung    bestimmte    Kranke    muss    in    rwb; 
warmer  und  schwerer  Kleidung  eine  Promenade,  am  besten  eine  ziemlich  anstrengende  B«f 
lour,  machen.     Während  dieser  Zeit  wird  die  zur  Einwicklung  bestimmte  Kotze   an   der  S-nv 
oder  in  anderer  Weise  erwärml.     Der  nun  meist  schwitzend   von  der  anstrengeudeu   Tour  ?i 
riickkehrcnde  Kranke  muss  sich  ra.sch  entkleiden  und  wird  schleunigst  in  die  viirboreitetc,  « 
wärmte  Decke  eingepackt.     Unter  solchen  Bedingungen  dauert  es  oft  nur  wenige  Miiiulfii  ur.' 
der  Kranke  ist  in  profuser  Transpiration,  die  nun  nach  Bedarf  länger  oder  kürzer  \- 
wird.     Richter  hat    in  einer  3stöndigen    trockenen  Einpaekuiig    einen  Körpcrgowl'  ' 
von  3  Pfund  beobachtet  und  Hallwanu  will  nach  ß — Tstimdijrer  Eiiipaekiing  einen   h 
Verlust  von  5'/j  Pfund    constatirt  h.iben.     Die    trnekene  Eiiipai-kung  behtifs  Seliweisscn 
d.irf  nicht  über  2  Stunden  währen,    dabei  tritt   im  Maiiminn  ein  Gewichtsverlust  von  0 
also  über  I"/,  Pfund,  ein.    Der  Gewichtsverlust  kuniint  d.ibei,  wie  bei  den  Dampfbäder' 
ausschliesslich  durch    den  Schweiss    zu  Stande.     Während  d»s  Schwitzens    lässt  man    71; 
in    kürzereu    Intervallen    eine    grös.serc    Menge    Irischi'n  Wassers    in    kurzen    Zwischerif . 
trinken,     .\usserdeiu  sorgt  man  für  ausgiebige  Zufuhr  friücher  Luft,  gewöhnlich  durch  O-iSM 
der  Fenster,  mit  der  Vorsicht,  dass  kein  direeter  Luftzug  den  Kingctt-ickelten  treflFe. 

.Icder  Schwelsscrregiing,    sowohl  in  der  Wolldeeke    als  auch    im  Dampfl'adc,     muss  noth- 
wendig  eine  wärmeentziehende  allgemeine  Procrdiir  folgen.     Dies«'  hat  die  Aufgabe,  dpn  diini 
die  Schwcisssccretion  bedingten  Gefassslurni  zur  Haut  zu  mässiifon,  die  erschlafften   •  i 
GefÄ.ssc  zur  Contraction  zu  bringen,    damit    den  Srliweiss    zu  beendigen,    die  üben 
der  Körperoberlläche  angehäufte  Wärme    zu  entziehi-n,    die  Körpertemperatur    zur  N.nm    ■!'■ 
auch  unter  diese  herabzusetzen,    die  durch  die  profuse  Secretioii    beselileiinigtc  HerzactiOB  w 
beruhigen,    der  Erschlaffung  de  Hautorgans   entgegenzuwirken,    dii^  liiiienation  der  sensiM'' 
peripherischen  Hautnenen    zu  erhöhen,    aul    den  Gesammtorgaiiisnuis    tonisirend    i-inzuwir'>' 
und  die  Haut  gegen  thermische  Unbilden  widerstandsfähiger  zu  ni.-ichen. 


üiiipflckuiiK 


—     97 


Kinpai*  kling:! 


I 


Die  Vcrbiuduijg  der  Abküliluiij?   mit  der  Schweisserryguiig    iiisst    vitio    laiinc  Fortsetzung 
ivsvr  Bthandlutig  zu.    Die  Form  der  Wärmuentziohuug    nach    dor  Schweiüsurregung  ist  nucb 
idit    ganz    gleiubgiltig.     Die    adstnugireiidsten,    am    raschesten  Wärme    otitzitbenden,    oineii 
osscn  Eindnick  auf  die  von  der  Hitze  erschlafften  OetTisse  und  ermüdeten  Ner\en  ausübenden 
roceduren  sind  hier  die  cntsprechendslen:    mögliehst  kaltes,  mit  grosser  mechanischer  Kraft 
[den  Kiirpcr   treffendes  Wasser,    dessen  Anvendungsdauer    nach  dem  angestrebten  Zwecke  be- 
cssen  wird,  wie  kalte  Regen-  oder  Vollb.ider,  kältere  Halbbilder  werden  hier  sich  am  besten 
owähren.     Das  Gemeinsame    der  Wirkung    von  Wärmezufuhr,    wie    im  Dampfbade,    oder  der 
irmestauung,  wie  in  der  trockenen  Einparkung,  besteht  in  einer  Zunahme  der  Körpertempe- 
ratur.    Die  Steigerung  der  Korpertemperatur  hängt    auch  von  individuellen  Verhältnissen  ab, 
sie  wird  eine  um  so  höhere  sein,  je  spater  der  Schweiss  eintritt.    Ks  gelingt  leicht,  im  Dampf- 
"  ade  die  Körpertemperatur  bis   zu  hoher  Fieberwärme  in  die  Höhe  zu  treiben,    und  auch    in 
Icr  trockenen  Kinpackung  sah  Winterni  tz  eine  Wärmezunahmc  bis  um  1 "  und  selbst  1,5°  C.  er- 
folgen, ehe  der  Schweiss  ausbrach.     Es  wird  also  das  Wärmercgulationsvcrmügcn  des  Körpers, 
die  Tendenz  desselben,  seine  Normaltemperatur  zu  erhalten,  durch  Wärmestauung  oder  Wänne- 
zufuhr  überwunden,    die  Körpertemperatur   nimmt  zu.     .\uph  diese    künstliche  Steigerung  der 
'Jvörpertemperalur    bewirkt    lieberähnlithe    .^'ymptome,    und    zwar    subjcctiv:    grossen    Durst, 
Ifiappigen  Mund,  Ekelgefühl,  geröthetes  (jesicht,  glänzende,  stark  injicirte  .Vugen,  Schwere  des 
Kopfes,    Schwindel,    manchmal    Störungen    der    intellectuellen  Fähigkeiten,    .\bgesehlagonheil, 
Mattigkeit,    Kopfschmerz,  Ohnmacht:    bei  sehr  hohen  Hitzegraden  Betäubung,  Verdrehung  der 
Augen,  Zähneknirschen.  Convulsionen  und  auch  Tod  unter  apoplektifonnen  Erscheinungen.    Es 
ist  also  der  Einftuss  auf  das  Nervensystem    im  Beginne  der  Wärmezufuhr    ein  erregender, 
bei  längerer  Dauer  und  Intensität  treten  Krschcinungen  von  Adynamie  auf.     Der  Einllu.ss  auf 
das  Circ  ulationssyslem  besteht  in  einer  Beschleunigung  der  Herzschläge,  Volumsvermeh- 
rung der  höher  tempcrirten  Säfteuiasseu,  Druckvcniiehrung  im  Gefässsystemc,  einigermaasscn  ge- 
mindert durch  Herabsetzung  der  Tonicitäl  der  Gefässe    und  Elasticität  der  Gewebe,  Verände- 
rung der  Blutverthcilung  im  Organismus,  UeberfüUuug  der  Hautgeflsse,  relative  Oligaemie  der 
inneren  Organe.    Audi  der  Stoffwechsel  zeigt  lieberähnlichi- VeränderuDgen;  vermehrte  Kohlen- 
säureausscheidung,   vermehrte  Harnstoffausfuhr :    hochsaturirter,    auch  harnsäurereicherer  Urin. 
Die  meisten  Secretiouen    nehmen  ab.    Erst  mit  dem  Eintritte    profuser  Schweis.ssccretion  ver- 
schwinden mit  der  Temperatursteigerung  auch  die  übrigen  lieberähnlichen  Symptome. 

[ndicationcn:  Schweisserregende  Proceduren  werden  daher  angezeigt  sein  als  diaetcti- 
schcs  Mittel  bei  vemachlä,ssigter  Hautpflege,  bei  gestörter  Uautfunction.  Diese  kann  oft  durch 
mechanisch  fest  anhaftende,  die  Ausführuugsgänge  sämmtlicher  Hautdrüsen  verlegende,  ver- 
hornte und  abgestorbene  Epidermislagen,  durch  angehäuften  Hauttalg,  durch  Schmutz  und 
durch  Rückstände  evaporirten  Schweisses  bedingt  sein.  Hier  ist  oft  mechanisch  der  Ga.saus- 
taiLSch  durch  die  Haut,  der  unzweifelhaft  zur  Dicke  umi  Porosität  der  die  oberflächlichsten 
Blutgefässe  deckenden  Schichten  im  geraden  Verhältnisse  steht,  gehemmt.  Zahlreiche  Haut- 
krankheiten können  von  einer  .solchen  Hautbeschaffenheit  abhängen  und  durch  Beseitigung 
derselben  behoben  werden.  Furunculosc,  Acne,  manche  Lichenartcn  finden  auf  diese  Art 
Heilung. 

Mit  der  gestörten  Hautfunction  nimmt  auch  die  Blutmenge  in  der  Haut  ab.  Hyperaemien 
und  Congostionen  zu  mannigfachen  parenchymatösen  Organen,  als  Folge  davon,  können  durch 
Uebung  der  Uautfunction  beseitigt  werden.  Auch  eine  grosse  Erregbarkeit  der  Hautnerven, 
von  der  sämmtlicbe  Erkältungskrankheiten  abzuleiten  sind,  stehen  mit  der  veruacb- 
lässigtcii  Hautcultur  in  Beziehung  und  können  hier  geradezu  ein  die  Grundursache  beseitigen- 
des Heilmittel  finden.  In  ähnlicher  Weise  wie  die  Erkältungskrankheiten  entstehen  bei  ge- 
störter Uautfunction  und  gehinderter  Ausscheidung  mannigfacher  Rückbildungsproductc  dos 
Stoffwechsels  rheumatische,  giehtische  und  andere  dyskrasisehe  Leiden,  die  oft  durch 
methodische  Schwitzkuren  radical  beseitigt  werden.  Die  vermehrte  Ausscheidung  von  Wasser. 
Salzen  und  organischen  Stoffen  durch  die  Haut  mit  dem  Schweisse  wird  auf  die  Blntzu- 
sammensetzung  von  wesentlichem  Einflüsse  sein  und  sich  daher  bei  hydropisclien  Zu- 
ständen, zur  Einleitung  lebhafterer  Resnrptionsvorgänge  bei  Exsudativprouesse  n  und 
chronischen  Entzündungsvorgängen  empfehlen.  Torpide  Scrofulose,  Syphilis, 
Fettsucht  werden  oft  ein  Unterstützungsmittel  für  diu  Heilung  in  Schweisskuren  finden. 
Auch  die  mannigfachsten  Stoffwechsclrctardationen  können  in  der  .Schweisserregung  mit 
DHchfolgenden  kurzen,  energischen  Wärmeentziehungen  ihrer  Heilung  zugeführt  werden. 

Con traindicatiouen.  Wii-  ein  jedes  Mittel,  kann  auch  diese»  durch  seinen  über- 
mässigen Gebrauch  selbst  Gesunden  nachtheilig  werden.  Die  tägliche  Hautreizung  kann  zu 
mannigfachen  Ausschlagsformen  führen .  die  übermässige  Schweisserregung  zu  Ernährungs- 
störungen. Abmagerung  und  hektischem  Fieber.  Der  mächtige  Nervenreiz  ist  bei  allen  Er- 
regungszuständen zu  vermeiden,  sowohl  bei  solchen  in  der  Nervensphaere,  als  auch 
im  Girculationssystem.  Organische  Erkrankungen  des  Herzens  verbieten  diese 
Methode,  ebenso  phthisisehe  Prucesse,  Auch  alle  acuten  Eutzündungsformen  und 
die  meisten  fie.berhaften  Zustände,  alle  Consumptionskrankhei ten  und  pseudo- 
plastischen Processo  contraVndiciren  dieses  eingreifende  Verfahren. 

WtNTEBKITZ. 

O.  Liohroicli,  Elifiybluiiaediu.     11.  baud.  -j 


[Kinwnehspn 


-     »8     - 


Kiuwatlisvn  ili-r  Nilgt'l,  Iiiruni.it in  uiij^uis,  (liiyrliia  odor  Ouvxik  chroniea.  B|l 
Kiiiwachwii  des  Nngpis  winl  :tin  liiliiNpsfi-n  :iiii  AussMuniiidi'  (lt«r  ^rossoii  Zrh<- 
achU't.  Aushcr  cirii-r  Milj-rluiften  Nagcll>ildiiiig  sind  schlei-litps  Srhuhw»Tk  amia{ 
kiu7e8  AIwrhtieideii  den  frcioii  Nagciraiides  die  l'rsarlu'.  In  der  Ficgcl  t.'Utsti!lil  • 
nächst  :iii  dtT  Spitze  drs  Nagelrandcs  ciiic  kleiiu-  Excoriation,  in  Ufn-ii  L'u^^tint 
)'s  zur  Knuriiidun^  und  Schwellung  konuut.  In  Fol^t-  der  Schwolluiig  dringt  Ar 
freie  Nagflrund  in  die  W<'ichtlu'ilf  ein,    und  um  ihn  herum    eiitwickirlt    sieh  rin 


r. 


»rliwiiriger  l'rores.s,  der  ;ilhnählich  den  k^'I'^s''»  SeiU-nrand  des  Nagels    erjrrt'ift- 
Sfhnierzhaftigkeit,  welelie  von  Anfang  :iu  viirliamleii  ist,  nimmt   mit   «ler  An    ! 
des  F'rocesses  immer  mehr  zu;  M'hli(>N.slicli  winl  d.is  liehen  jranz  iiiiinö^lieli 

l'ni  das  Uebel  /.u  Invseitifreii,  kann  man  zunäciist  versuehi-ii,  den  Nagflraiul  »Jui. 
untergescholicne  klt-iite  lleftjtflaster-  oder  Wattestiickclien  allmlililieh  ans  den  Wi-ir» 
theilen  heraiiszuhelien.  Norton  i'ni|iKehll,  die  Watti'stürkchen  mit  eintT  Ral.m 
carbonicuni-Lösung  (1:4)  zu  tränken  unti  l'oriwäiu-end  friseh  anzufeuchten.  Der  N»?< 
soll  dadurch  ganz  erweichen,  sodass  er  leicht  mit  di-r  Scheere  entfi>rnt  werden  tut 
Auch  durch  Adstriiijjentien  und  Aetzniittel,  wie  Tannin,  .lud,  Kssigsäuro,  S:tl{K!t<T(lnrr 
Höllenstein,  Kali  cansticuni,  sucht  man  den  geschwiirigcn  Proc&ss  und  cvent.  /■ 
Nagel  seihst  zu  zerstören. 

Handelt  es  sich  um  ein  liiichj,TadJgeres  Leiden,  so  ist  das  Rationellste  die  \<i 
ständige  oder  theilwcise  Entfernujig  des  erkrankten  Navrels  mit  gleichzeitiger  tot«k 
Entfernung  alle.s  erkrankten  llewebes. 

Die  Operation  wird  am  l>esten  unter  localer  Anaesthesie  bei  Blutleere  in  f(i|p«is 
Weise  ausgeführt.  Man  schiebt  das  spitze  Blatt  eiiver  geraden  starken  Scheere  UBlir 
iler  Mitte  des  Nageln  bis  an  den  hinteren  Nagelrand  vor  und  schneidet  den  Nspi 
bis  hinten  hin  durch.  Darauf  fasst  m:ui  nach  einander  die  beiden  Nagelhülfteu  iw 
einer  kräftigen  Zangi'  unil  dreht  sie  um  ihre  Längsachse  nach  an^:;8en  fihw  «k» 
Nagelfalz  hebelnd  heraus.  Hinterher  wiiil  alles  kranke  (iewebe  mit  der  Srheer«»  ixfa 
dera  Messer  entfernt  Als  Verband  dient  ein  langer  .Indoformstreifen.  welcher 
die  Zehe  heninigewickelt  wird,  wodurch  gleichzeitig  die  Blutung  zum  Stehen  komni 
Die  Wiuide  heilt  in  kurzer  Zeit:  meist  können  die  Patienten  schon  nach  3— 4  Taj» 
lihne  Schmerzen  auftri'ten.  Beim  Verbandwechsel  lässt  man  diu  angetrocknete  unter» 
Lage  der  .lodol'ornig:ize  liegen,  da  dieselbe  die  Wundfläche  am  l>esten  schützt.  V* 
Enimet'sche  \  erfahren,  welches  den  Nagel  intact  lässt  und  nur  die  .seitliehen  Ww^ 
theile  entfernt,  bietet  keine  Vortheile  dar  und  ist  nicht  weniger  schmerzhaft. 

KiRcioiorr. 

Ki8,  Eisw.Tiscr.    Kis  wird  in  etwa  bohnengros.seu  Stücken,  sogenannten  Eispillen,    KU-.,,--.-'« 
zu   1  Tliecloflfcl  bis  1   KssIölTel  bei  entzündlichen  Aflectioncn  des  Mundes  und  Schlu  1 

cicil  bei  .^ugina  simplcx.  Angin»  diphtherirn,  .\ngin.i  phlegmonosa,  sodann  bei  Ciasu.;.,-  _. .J 
mii    starliem  Brechrci/.,    bei  Cholera  no.stras.    Cholcr.i  asiaticn,    hn  Peritonitis  aciita,    endU 
bei    hochgradigem  Durst    und  Trockenheit    des  Mundes    in    .•vcut-fieberhafton  Krankheitnn  tr 
ordnet.     Die  Kulte  wirkt    günstig    auf  die  Byperacmic    und  Byperaesthesie  der  Scbleimbäoi 
AoA  sich    bildendi-  Wasi*or  c.r/rischrnH    und   durstlöschend.     Contraindicirl    sind    Eis    und  Ei* 
Wasser  bei  acuter  Dysenterie,  wo  sie  die  Kolikschmcrzeu  steigern,   bei   starker  Hyperaestbc 
de»  Magens,  da  ancli  eiskalto»  Wasser  erbrochen  wird,  und  hei  erheblichem  Husteureix. 

IJPPELMAJOl 

F.l»beut«l  sind  weiche  Bohältniase.  zur  Aufnahm«  von  Eis  bestimmt,  die  zur  localcn  Antiph1of«( 
dienen,  f^ie  werden  ijewiihiilich  ans  weichem  Oummizeug  hergestellt,  in  der  Form  eines  """^ 
lachen  Beutels  mit  kurzem  weiten  Halse,  der  durch  einen  genau  passenden  Deckel  verschl 
wird;  doch  gicbl  c»  auch  Beutel  in  verschiedenartiger  Form,  welche  der  Conlignration  4 
einzelnen  Körperpartien  iingepasst  ist.  Besonder»  snid  die  Kappen  bekannt,  welche  auf  d(. 
Kopf  gestülpt  werden.  Das  Havipterforderniss  eines  jeden  guten  Eisbeutels  ist.  dass  er  &I 
^olut  wa-sscrdichl  scblies>t  und  nicht  den  Kranken  durch  hindurchsickemdes  SchmelzwasM 
bonetxt;  als  wichtige  Hegel  für  die  Benutanng  von  Eisbeuteln  gilt  die,  dass  sie  nicht 
mittelbar  auf  den  KT-rper  aufgelegt  werden,  sondern  unter  Dazwischenlegen  einer  tnehrfacb« 
Schicht  von  beinen.  eines  zusammengefalteten  Ilnndluchs  oder  einer  Senictte,  Hji  sodI 
durch  die-  nnniitl.  IIi.it.-  .\l.kiihlung  der  Haut  in  dieser  erhebliche  Circulation.sstörungeu  i 
selbst    '  kiinnen:     ferner    darf     da.'«    eingebrachte    Eis     immer     nur 

ganz  kl'  ''n,  um  dem  Beutel  nicht  die  Beweglichkeit  zu  benehmen   und 

überall  sich  aosohnnegcn  ;o  lassen:    auch  darf    es  ganz  besonders  bei   jeder  Füllung    nur 
geririkren  M. ngen  zur  Verwendiuig  kommen,  die  dafür  häufig  erneuert  werden  müssen,  d^ 
,ii ;  I    zu    schwer  wird   und    den  Kranken  drückt.     Eine   sehr  einfache  und  bei 

liiij  11  von  Eisbeuteln  bilden    dir  Schwcinsblajicn,    wie  man  sie  in  jedem  Metz^^ei 


isbeutel 


09      — 


Elften] 


I 


lertiätt;  bei  ihrer  dütinon  Wniidiing  ist  ein  iintnitlclli.iri!»  Auriogon  ^luf  >lic  Haut  erst  ri-clit  /.ii 
iycnucidcn,  auch  niüsseu  sie  beüondcrs  sorgfältig  abgebunden  werden.  Im  Gegensätze  hierzu 
Igicbt  CS  ähnliche  antiphlogistisch  wirkende  (iumtniaufiagen,  welche  besonders  wcrthvoll  werden, 
Kireun  kein  Eis  zur  llainl  ist;  sie  bestehen  aus  einem  vielfach  zusamniengelcjjteu,  dünnen,  langen 
[{tummischlnuch,  durch  dessen  eines  Ende  von  irgend  einem  Punkte  oberhalb  des  Bettes  kaltes 
[Wasser  aus  einem  Gefass.  am  besten  aus  einem  Irrigator,  einläuft  und  durch  den  Endschlauch 
'wieder  austritt;  man  kann  sie  auch  mit  der  Wasserleitung  verbinden.  Sie  bereiten  eine  milde 
Antiphlogose  und  sind,  wenn  auch  thcurer  als  einfache  Eisbeutel,  da  sie  in  allen  Kormon  für 
die  einzelnen  Körperstellcn  hergestellt  worden,  sehr  verwendbar.  „i^vm,  <,^w« 

eu.     Chemisches  Symbol  Fe.     Atomgcvicbt  56.    Das  Eisen  gebort  zu  den  unedlen  sehr  ver- 
tinduiigsnihigen  Metallen:  es  kann  als  zwciwcrthigcs,   drei-  und  vierwertbigcs  auftreten,    also 
II    in  IV 

Tt.  Fo  und  Fe.  Das  Eisen  findet  sich  nur  äusserst  selten  in  der  Natur  als  metallisches  Eisen. 
Ueberwicgend  kommt  es  in  Verbindung  mit  Schwefel  und  Sauerstoff  als  Erz  vor.  Die  letzteren 
Verbindungen  werden  als  Eisenerz  dem  hüttenmännischen  Process  unterzogen,  um  Eisen  zu 
gewinnen.  Da  das  Eisen  von  den  Alchymistcn  dem  ^Mars"  gewidmet  war,  werden  die  Prae- 
arate  auch  heute  noch  als  „Martialia"  bezeichnet. 

Die  RiseiijjnH'iiiiniti'  i'iitraltcii  in  ihrer  Wirkung  eine  solche  .Miiclitifjkoit,  dass  der 
skeptischste  Praktiker  .sich  dieser  Tbatsiiche  nicht  entziehen  kaiui.  Die  leichte  Her- 
stelluii;;  einzelner  Kisenijracparate  auf  rein  euij)irisehein  Wege,  wie  e.s  z.  B.  durcli 
i\a>-  Aiifit'i.sen  von  Eisenrnst  in  Wein  niöjjüch  ist,  iu;icht  es  erklüriich.  d.T*.s  man  ihre  erste 
Anwendmifi  in  sap'nliafte  Zeit  verlegen  konnte.  IMinius  als  Berichterstatter  zeigt,  dass 
das  ICisen  wegen  seiner  alterirendeii  Kigenschafteii  bei  (iraitulatinnen  der  Angenlirier  und 
liei  Uterinleiden  als  llaemost  iticnni  \  erwendtuig  f.and;  in  älinlielier  Weise  spricht  sieh 
Dioskorides  aus.  Bald  fand  man  auch,  ila.ss  zu  starke  Dosen  unangenehme  Neben- 
wirkungen haben  kennen.  Seit  dem  Ui.  .lalirhnndert  wurde  Eisen  als  Rnnnenagogum 
benutzt.  Besonders  aber  fand  die  Anwendung  des  Eisens  eim-  erhöhte  Bedeutimg, 
als  Sydenham  ihm  eini'u  l'latz  bei  der  Behandhmg  der  fhloruse  anwies.  So  hatte 
eine  durch  .lahrhunderti'  festgestellte  Empirie  den  Werth  des  Ei.sens  als  Heilmittel 
beglaubigt,  sie  gewann  aber  eine  mächtige  Stütze  durch  die  Entdeckung  Lemery's, 
daüs  das  Blut  constant  Eisen  enthalte,  und  besonders  durch  die  spiiteren  Betihach- 
tungen,  dass  das  Metall  «'in  constituireiuler  liestandthei!  des  Haemeglohins  sei.  Die^se 
Th:it.sache  forderte  zu  e.xperimeiitelb'n  rntersuclmiigi'U  auf.  Sehr  liiiufig  zeigt  es  .sich 
aber,  wie  auch  hier,  dass  im  Ueginne  experimenteller  Thätigkeit  die  erlangten  Resultate 
zur  Erkläriuig  des  Thatbestandes  nicht  ausreichen.  Theoretiker  leugneten  daher  die 
Wirkmig  de-s  Ei.sens  .sogar  bei  der  Chlorose,  die  Wirkung,  wenn  vorhanden,  sei  nur 
eine  suggestive,  und  so  forderte  der  erste  Referent  auf  dem  Congress  für  innere  .Mediciii 
1S95  auf,  „man  gebe  einfach  Brotydilen  statt  Eisen'"  (Bungei.  Dieses  letztere  schroffe 
und  negirende,  aus  der  Theorie  abgeleitete  Urtheil  ist  ilenri  auch  durch  die  Berichte  de« 
Correferenten  l^uincke  mid  anderer  erfahrener  Kliniker  gegenstaniislus  gemacht  worden. 

Wenn  nun  :mch  für  die  Erklärung  der  Eisciuvirktmg  linrch  Experimente  keine 
vollkommene  Klarheit  geschaflen  wurde,  so  ist  doch,  wenn  man  mit  kritischen 
Augen  die  experimentell  gewonnenen  Tli/itsachen  beti-achtet,  ein  gro.sser  Schritt  für 
eine  festere  Hamihalmng  lier  Eisenpraeparate  vorwärts  geth.an.  Natürlicherweise  tritt 
seit  Lemery"-s  Entdeckung  die  Wirkung  des  Isisens  als  Nährmittid  in  den  Vordergrund. 

Der  Eisengehalt  des  H.-uMuoglobins  in  den  Blutkörperchen  beträgt  0.43 — 0,47  pCt., 
lier  gesamnite  Gehalt  des  Eisens  im  Blute  i'twa  :-5,07 — 3,3  g,  und  da  die  Blutkiir])erchen 
eine  Lebensdauer  von  etwa  nur  11  T:igi'n  halieii,  .so  ist  es  verständlich,  da.s.s  ein  Mensch 
ohne  Eisenaufnahme  ebensowenig  bestehen  kann,  als  wenn  ihm  amieri'  wichtige,  zur 
Bildung  der  Gewebe  erforderliche  anorganis<-he  Verbindungen  viireuthalten  werden. 
Neben  die.sein  Ei.sen  befindet  stell  noch  im  Knochenmark,  in  der  .Milz.  Leber,  auch  in 
den  Nieren  Ei.sen,  welches  als  von  der  l{ückl)ildung  des  Haemoglobins  herrühren- 
des Eisen  angesehen  werden  kann  oder  zum  Theil  als  solches,  weli'hes  zum  Aufbau 
des  Organisinus  wieder  dienen  kann.  Das  bei  der  Rückbildung  abgelagerte, 
sowie  düK  in  der  Leber  zum  Aufbau  dienende  Eisen  sind  iler  directen  Eisenreaction 
zugänglich,  während  der  pjiseiigehalt  des  so  com]»licirt  zu.sanimengesetzten  Haemo- 
globins erst  n:ich  dem  Veraschen  gefunden  wird.  In  [lathologischen  Verhältni.sseii 
können  gro.sse  t^tuantitäten  Haenmglobiii  zu  tirunde  gehen.  In  welcher  Eorin  das  zu 
Grunde  gegangene  Eisi'U  existiil,  ist  nicht  bekannt.  Wir  wissen,  d.xss  die  weissen 
Blutkörperchen  den  Tr;msport  dieses  Eisens  ausführen  (i^uinckei.  .ledenfalls  ist  c« 
aber  sicher,  dass  beim  Zugrumlegelien  \on  Blutkörperchen,  wie  hei  perniciöser  Anaeniie 


[Eispa 


—      100     — 


di*  Ahla^nrunje:  d«;s  KiMMi*.  ilir  Sidpmsis,   oine  li«>4lcttUtiKl  vCTstJIrkte  i*t.      Bn  Etl» 
tasation  ü;t  nbrigcn$:  die  Siderosisbildunu;  in  d>-n  (ieweben  am  b«Bte»  xu  beobactei 

r»ie  ganze  Fnip'  der  Eisen  Wirkung  lüsst  sich  von  dem  f»esi«'bi>  "  Aa  h- 
lühnin^  ans  b«}tra<'hteii,    ferner  von  dem  Ge^icbt.spllnkt*  ans,    oli   t-i  ms  ^ 

Organe   derartig    eintritt,    dass    iudirect  Blnt  in  verstärktem   M  -i 

Die  experimentellen  Untersuehungen  nach  dieser  Richtung  hiii   >• 
abpeschlosseii  ru  betrachteji. 

Die  zunächstliegende  Fra^  ist,  in  welclier  chemisrhea  Verbindung  das  Kiaea  ib 
Zwei'ke  der  Ernährung  sjjgeführt  »erden  muss.  Ein  wichtiger  Fingerzfig  für  die  Bern- 
wortiuig  ist  die  F^mährung  dos  Säuglings.  Wir  sehen  hier  von  der  (iel>«rt  bis  zum  «ite 
Lebensjahre  die  <^>uantität  des  Blutes  imd  des  F^isengehaltes  sich  venlopjK-ln,  selbst  «« 
die  Zufuhr  lediglich  durch  die  Muttermilch  geschieht.  Die  Analys<en  tierselben  küm 
ilarfiber  auf,  da.ss  die  Ziuialime  des  Eisens  im  Blut«  durch  das  von  der  Hihdk  p- 
lieferte  Eisen  vollständig  gedeckt  wird  (Liebreich).  Zur  iHckung  eines  fi» 
mä.ssigen  Bedarfs  des  kindlichen  Eisens  ist  angenommen  worden,  das»  sich  von  da 
foftalen  Lel>eii  her  noch  Eisen  in  der  I/^her  aufgestapelt  finde  (Bungn).  SnbaM^ 
Milclinahrung  verla.ssen  wird,  liefern  fast  alle  Nahrungsmittel  das  für  doti  (.>r]gaiiiflB 
zum  Ersatz  des  Stoffwechsels  noth wendige  Eisen.  Besonders  in  den  Gemüsai  i» 
reichlich  Eisen  vorhanden.  l>er  Aschengehalt  giebt  darüber  Aaskunft.  Es  MtgtJiA. 
d.iss  Sj)inat,  Bohnen,  Linsen  die  Träger  des  reichsten  Eisengehaltes  sind.  I>as  Hrtal 
ist  hier  nicht  in  Form  der  Eisensalze,  sondern  .ils  .\lbuminat.  entweder  als  Pcmtt 
oder  einer  ileui  Ferratin  nahestehenden  oder  ähnlichen  Verbindung.  cnthaJti*«!.  Di 
eine  vermehrte  Elsenziifuhr  lierlieizuführen,  können  wir  natürlich  die  Nahruiigsminr. 
in  denen  der  Eisengehalt  vorkommt,  nicht  l>eliebig  erhöhen,  und  es  ist  daher  "-. 
aiis-serordeiitlicluT  N\  iditiKkeit,  zu  erfahren,   welche  Eiseimiittel  im  Stii    '  .1.  <iir»r. 

zum  Aiifliaii  ili-s  Ilariiinglciliiiis  zu  dienen.     Es  ist  die  Ansicht  ansge^;  «r.r4«. 

d.xsN  das  Blnthaeniogloliin   und  Methaenioglobin  als  Eisennahrungsniittel    il:  ■,» 

(Kobert),  da  diese  .ilier  im  M.igtii  und  im  Pünndann  zu  Haematin  unigewan.. 
zii'hl  man  es  v<ir,  das  ans  dem  IthitfarbstofT  hergestellte  H:iemol  zu  verwerthfu  Fnt 
<iie  Kichligkeit  nnd  .Nützlichkeit  dieser  Anschauimg  spricht  eine  Reihe  von  Krank« 
gi'schichteii  (jJarti'lt;.  Da  das  verabreichte  Eisen  ofTeub.v  in  der  Leb^r  als  Eis» 
alltumin.  als  Ferratin,  sich  anliflult  (Schniiedeberg),  so  hat  r^s  dieser  Autor» 
ganz  raljrnieller  Weiie  verHucht.  d;i8  aus  der  Leb*'r  herzustellende  Eist^npraepaC 
oder  als  Ersatz  deswillen  i-iu  künstliches  Ferratin  in  Anwendung  zu  riehen.  Esi^ 
als  ziemlich  sicher  zu  Ixtracfiten ,  da.ss  d.a-s  Haemoglohin  des  Blutes  Me^i-Dtlicfa  Sk 
zugf^KUirlen  Kisen.illiiMninalen  aufgeliaiit  wird.  Ob  die  Resorption  v(»n  Ki.sensaliM 
el)cuf;ills  /lu-  llihliiin;  loii  Maemoglobin  lühnn  kann.  is1  nach  den  vorliegenden  BM 
achtuiigi'ii  nii'hl  g.inz  alizub-hrien. 

I'ie  l'iuiction  der  Kiwripraepanite  als  Heilmittel  für  den  Organismus  kann  ab* 
nicht  ledi;:lirh  vom  <iei«ichtHpunkte  dt-r  Ernährung  aus  betrachtet  werden.  Vapl 
eine  .lahrlnuiderte  lang  bewiihtle  l'raxis  tritt  ein  zweites,  sehr  wichtiire>  Motn<Mit  iV* 
Ivisenwirkung  In  den  Vordergnnid,  es  ist  dies  die  tnnisirende,  auf  welche  Bim 
mit  Re<|ii  einen  ganz  iM-nomlenni  Werth  legt.  Miese  Wirkimg  tritt  nur  bei  «»■ 
zelniMi  KisenpraeiniralJn  auf,  besotidiT»  kinnint  sie  den  Eisensalien  zu  und  zeigt  sfl 
nidil  bei  den  AlliimiiMul/'ri  uml  solclii>n  l'raeparaten,  die  schon  dnrch  den  Gesclunari 
d:is  Fi'hlen  einer  ad»inii(firiiid<n  Wirkling  \inathen.  liiese  tonisinnide  Wirkung  ist  fürfii' 
Magen  und  |)arniriiii/lioii  von  hftelixter Wichtigkeit,  die  erschlaffte  anaemi.tche  .^.  ' 
haut  de»  V.•rd:luull^';M■al)rll•■  wird  diinli  die  Iterüliruiig  mit  Eis«»ns:dzen  ad-: 
nnd   die  ItiHorption  der  piodiHl.'   erlndil.    Ivs   wird  sich  akso  von  diesem  tu 

siclithpinikl»'   aii"  lorde  ,      nicht  um  b'iclit  lesorbirban' oder  milde  schoie<-keD<l' 

l'raeparat<-  handihi,  Hiiri<|iTM   um  «olche,   welche  gerade  schwer  n-sorbirb.-ir  sind  und x 
••iiii' iibiT  den  Him/in  limmi.  ..  m»  »i-ibreitele   Wirkung  zeigen  können.     Die   Wirkiim 

Uiikononile  des  Organismus  indirect  ernrdireiule  m»' 

VerliftltniiNe  klar  zu  machen,  stelle  man  sich  mt 

il>«rlii»t  anaeniiseh  geworden  st>i  und  eine  niangeluil' 

n.liiiul  die  Verdamm;:   und  Resorption  in  «»-li 

itniMiiius  lieeiiifluKst     W,"ichst  durch  Yeri^ 

MlliiKtrom   für  d.'ii  t  »r>r;misinus.  so   kajui'» 

II     |iii<Hi>  wirkt   in  erhöhtem  M.-utsse  wi«!* 


kann  hier  eine  fflc  di« 

blutliildendc  »ein,     l'u, 

das«  ein  Menm-Ii  diindi  • 

Hvperaemie  ib-r  Magen 

theiliger  Wiime   (lir   ihe 

ri'ichiing  lonl- n  ' 

zu  einer  mtI)< 

auf  die  Mügeri    ut,ii  hmiiimi  Wt'  iiitl.»ui  «im  niwl  no  kniin  in  beschleunigtem  Tempo  ili> 


isen 


RIsen] 


I 


I 


KiM'ii.  iixiriii  CS  de«  « ■fnniliis  vitiosiis  ilurctil>iii'lii.  zur  iThöliti-ii  Hliitbililuii^  l'ühreii; 
tfi»*  Bliilliililiiii(»  ist  also,  wie  gesii^t,  niclit  diircli  das  Imsimi  dirtu't,  smiderii  iiidirect 
•zu  Stand"'  <:(!koiiinii'ii.  Kür  diese  Art  der  Wirkun;;  liandelt  es  sieh  nicht  d;iniiii,  ob 
*iii  {'raep.'init  leiclit  rcsorliirbar  sei,  im  (.iegeiitheil  es  sei  schwer  resorbirliar  und  iiiög- 
iliehst  adstriiifrireiid,  ohne  zu  stark  reizend  zu  wirken.  f>en  l'Vrrovi'rbinduiigen  ist 
'hier  ilunduius  ein  Vorzup;  vor  den  l''erriverbindunf:jen  einzurfiumen.  l'ie  organischen 
Doppelsalze,  welche  auch  ziemlich  nutzlos  zur  subcutanen  Injection  empfohlen  worden 
lÄJnd,  werden,  wie  es  scheint,  ohne  tonisirende  oder  nutritive  Wirkung  zu  entfalten, 
schnell  ausgeschieden.  L>ie  sichtbare  Wirkung  tonisirender  Kisenpracparate  geht  oft 
sehr  schnell  vor  sich,  sodass  manche  derartige  I'idver  als  ,.Rothi>ackiMipulver"  be- 
zeichnet wi'rdeii.  Ks  ist  aber  niclit  ausgescldosseii,  i\nss  die  gleichzeitige  Verabrei- 
chung nutritiver  Eiseiipracparate,  wie  Ferratin.  llaemol,  Haeniatogen,  die  Wirkung 
der  toiiisirendeu  Kisenpraeparato  stützen  kann. 

\  Hit*  Krage  ist,  wenn  man  diese  Theorie  der  Kisenwtrkung  acceptirt,  ob  tii<'lit  andere 
adstrifigirende  und  toiiisireiule  Substanzen  dasselbe  wie  die  Kisenpraeparate  leisten. 
Dies  ist  aller  nur  in  unvollkomnieiier  Weise  der  Kall.  Es  sei  hierzu  bemerkt,  dass 
die  Salze  des  dem  Kisen  so  ähnlichen  M.ingans  reizendere  und  giftigere  Kigenschal'ten 
ausüben,  und  auch  die  organischen  Adstringi-ntia  wie  gerbs;"lurehaltige  Nahrungs- 
.niittcl  leisten  nicht  dasselbe,  weil  die  tierlisäurc  viel  schneller  als  die  Ei.senpr.iepa- 
rate  zur  Resorption  gelaugt  und  daher  auf  eine  weitere  Liliige  des  Darms  hin  nicht 
tonisirend  wirken  kann.  Wir  sehen  bei  der  oben  besprochenen  Auffa.ssung,  d.iss  sich 
hier  eine  natürliche  medicinische  (ini[ipirttiig  der  Bisenmittel  voUzii'ht,  niimlich  in 
solche,  welche  ernährend  und  solche,  welche  tonisirend  wirken.  Die  alkohnlisch- 
aetherischen  IvisrMitinctuveti  nehmen  eine  besondere  Stellung  ein,  hier  ist  es  niclit  die 
tonisirendi'  oder  nutritive  Wirkung,  welche  in  den  Vordergrund  tritt,  sondern  die 
durch  schnelle  [{esorption  des  Eisens  und  des  Alkohols  bedingte  excitireride  Wirkimg 
macht  sich  bemerkbar.  I'iin  matter  Puls  kann  sich  schnell  heben,  die  Bhitzufuhr 
zu  den  inneren  Organen  wird  regniirt.  Hesonders  bei  hy.sterischen,  nervösen  F'ersonen 
tritt  die  Nützlichkeit  dieser  Ei.senprai'parate  hervor.  Die  übrigen  Eintlieiliingen, 
welche  man  vom  ])harmakologi.schen  tiesichtspunkte  au-s  gemacht  hat,  in  .Martialia 
fnrtiora  imd  Martialia  mitiora  haben  für  die  therapeuti.sche  Auffassung  weniger  Be- 
deutung: sie  gliedern  imr  die  .Mittel  in  stärker  und  weniger  stark  adstringirende  unil 
reiziMide  Substanzen,  aber  mit  dieser  Auffassung  reicht  man  für  die  therapeulisclie 
Uetrachtung  doch  niidit  ans.  L'ebrigens  niuss  die  fernere  Krage  zu  beantworten  sein,  ob 
nicht  nach  der  Kesoqititm  der  Eisenpraeparate  aiLsser  der  nutritiven  noch  eini-  be- 
sondere Wirkung,  welche  sich  vielleicht  bis  zur  Intoxication  steigert,  hervortreten  kami. 

Es  zeigt  sich  dies  am  evidentesten  bei  den  Eisentincturen.  liier  wird  leicht  eine 
zu  starke  Einwirkung  .-uif  das  Gefässsvstem  ausgeübt.  Ks  tritt  ein  zu  schneller, 
leiclit  erregbarer  I'nls,  Klopfen  der  Karotiden.  Congestion  der  inneren  Organe  ein. 
Ein  Theil  dieser  Erscheinungen  konnte  sogar  bei  Verabreichung  von  Eiseiisalzen 
beobachtet  werden.  Diese  Intoxicationsei-scheinnngi'ii  sind  als  Contraindicationen  in 
der  Fr;vxis  von  ausserordentlicher  Wichtigkeit. 

Es  sollen  aber  die  anderen  Anschauungen  über  die  Wirkung  der  Risenpraeparato 
nicht  unterdrückt  werden. 

Die  Wirkung  der  Ferro-  und  Ferri-Salze  auf  die  Blutbildung  steht  fest.  Sie  ist  jedoch, 
da  die  Resorption  der  Salze  vielfach  nicht  erkannt  wenlen  konnte,  zuerst  dadurch  er- 
klart worden,  dass  die  Ei.seusalze  als  Desinticientien  dienen,  die  einfach  die  Zerlegung 
der  für  den  (trganisnnis  geeigneten,  in  der  Nahrung  enthaltenen  Eisenalbuininat-Ver- 
bindungen  verhindern.  Diese  Anschaumig  ist  diu'cli  die  l'ntersucliungen  KTirner's 
umgestos.sen,  welche  ergaben,  da.ss  die  Meuge  der  Aetherschwefelsänre  zu  den  Sulfaten 
bei  Aufnahme  von  milchsaureni  Eisen  nicht  verändert  wird.  Wjlre  die  Theorie  HalKs 
und  Bunge's  richtig,  .so  müs.stc  eine  Abnahme  der  Aetherschwefelsänre  im  Hani 
zu  bemerken  gewesen  .sein.  Auch  die  sich  hieran  anschliessende  Theorie,  dass  die 
Eisensalze  Schwefelw.osserstoff  binden,  und  .so  das  Nahnmgseisen  schützen,  lii«st  sich 
dadurch  widerlegen,  dass  Wisnuithsalze,  die  viel  stärker  SchwefelwasserstoflF  binden, 
-keinen  Einfluss  .luf  die  Chlorose  ausüben,  w.ährend  sie  bei  Eisensalzen  .au.sser  Fr.age  steht. 

Zum  Deweise  für  die  Nichtresorption  der  Eisensalze  hat  man  angeführt,  es  sei 
bei  Eisenfütterung  das  gesammte  Eisen  im  Roth  wiedergefunden  worden,  man  muss 
aber  d.ibei  berücksichtigen,  dass  die  Haupteisenatisscheidnng  durch  die  Leber  oder 
durch    ilen    Dann    statttindi't.    und    diese  Versuche   cl.iber   für    ilie    lleurtheiliiiig    der 


[Risen 


—      102     — 


Itesorption    iiirlit    in.iSKgehcnd    sriii    krinnt'n.     .Inloiifulls    ist   «<s    wahrscIieinlM-li   il-' 
die    i^iäetisalze  iiiulit  als  solche  zur  Resorption    kommen,    sondern    dudurch,    ' 
im  Ma);en  mid  Darm  dem  EiseDaibumii);it  iihniiche  Verbindungen  gebildet  h:)l" 
diesen  Versuchen  tritt  die  Schwierigkeit  iiin/u,  dass  bei   l'ütterung:    mit  ELsph 
raten  zunächst  wenif^er  Eisen  in  den  Aasscheidungsproducten  gefunden  weni' 
da    das  resorbirtc    Eisen    in   der   LoIut   sich   anstaut   (Hamburger).      Die   / 
des  Eisenjfchaltes  des  Blutes  allein,  neldie  bis  zu  T,r>:i  pCt.  steigen    kann,  dart  al> 
dinps  nicht  als  Beweis  angcfnlirt  werden,  da  bei  Kisensalzon,  wie  schon  bemerkt,  6 
tonisirenden    und   daher  ilir  Ernähninp  und  Hlutbildung  fördernden    Filigeiuschaftn  • 
IJetracht  zu  ziehen  sind. 

Die  adstringirende  Wirkiuij;  der  Eisensalze  ist  auch  :1usserliph    für  Wtin 
nutzt    worden,    der    sich    bildende  Schiirf  aber  ist  der  Zersetzung   loieht  zu;;.i:;-. 
Am  werthvollsten  ist  das  Eiseucblorid  als  styptisches,  ßlut-coagulirendes  .Mittel. 

Wa.s  die  Uenutzunp;  lier  Eiseiiprneparate  im  AllgenieiTien  betrifft,  so  ist  w 
vornherein  zu  bemerken,  dasa  manche  Menschen  eine  wahre  Idiosynkrasie  gegen  Ei«» 
Verbindungen  habeji,  und  nicht  die  klei]rste  Quantität  irjreud  eines  Eiseiusalzes  vertn^W,] 
ohne  grosse  Störungen  seitens  der  Verdauung  7M  erleiden.  Uatm  sehen  wir  ferner,  da 
alle  Eisen.salze,  wcdche  eine  adstringirende  und  dabei  toiu'sirende  Einwirkung 
üben,  auf  den  Stuhlgani;:  retardireud  einwirken,  und  es  nuiss  dieisem  Uebelstirf' 
durch  Abfflhrmittel  abgeludlVn  werden.  I>eu  nutritiv<'U  Eiseupraeparaten,  welchen  ^ 
tonisirende  \Virkun]t;  auf  den  l>;irni  leblt.  kurnnieiv  ilifse  letzteren  Eigenschaften  uicbt  n. 

Stellen  wir  die  allgemeine  Indicatioii  für  Eisenpraepnrate,  so  sehen  wir,  dj* 
das  Eisen  für  eine  ganze  Reihe  vmi  Krankbeitszustilnden  sehr  nützlich  sein  kaflt 
An.aemie  und  Chlorose  werden  durch  tonisireude  Eisenpraepnrate  entweder  gebwli 
oder  zum  mindesten  tritt  eine  günstige  Wirkung  ein.  Rei  der  ('lilorose  sei»* 
wir  h.'Uifig  mit  ausserordentlicher  Schnelligkeit  die  Sym{)ti>nie  der  Athoninoth.  m» 
gelnde,  unregelmilssige  oder  sparsame  Menstruation  verschwinden  und  einen  reg4 
mfi.ssigeii  l'uls  eintreten.  Hei  allen  nervösen  .AlTectioMen,  ("borea  und  an«lereij  NeuroML 
welche  von  Ernährung.sstorungen  begleitet  oder  von  diesen  abhilngig  sind,  könna 
Eisenpraeparato  geradezu  heilend  wirken,  und  bei  Erkrankungen,  welche  von  ein« 
Anaemio  iles  Gehirns  abzuleiten  sind,  werden  die  Eisen|>raeparate  wirksam  eintn<lei 
können.  Bei  den  Folgen  der  Albuminurie,  bei  stark  .■uiaeniisclieu  Zuständen  solks 
kleine  Üosen  von  .Nutzen  gewesen  sein.  Auch  das  ganze  (_ii>biet  der  als  Scrofulo» 
bezeichuet<'n  Erkrankungen  bietet  für  die  Behandlung  durch  Ei.Hen  liHufip  Vnrthwl 
eben.so  die  constitutionelle  Syphilis.  l!ei  Rhitungen  imieror  Organe  und  besonder 
bei  l.ungenblutuugen  sind  Eis<'upraeparate  nur  mit  .lussenn-dentlicher  Vorsicht  aiiiu 
wenden,  und  die  anaemiscben  Erscheinungen  <ler  l'htbisiker  dürfen  mit  Eisen  weg« 
seiner  den  Puls  erregenden  Fligi'n.schaften  durchaus  nicht  bebandelt  werden,  weil  H»t' 
moptoe  als  Folgeerscheinung  leicht  beobachtet  werden  kann.  Bei  schwangeren  FnuMi 
ist  besondere  Vorsicht  geboten;  m;m  soll  hii-r  die  Eisenpraej)arate  nur  in  mihlesur 
Form  anwenden,  um  Abort  zu  verhindern. 

Falls  die  Patienten  es  vertragen,  ist  i's  am  Resten,  das  Medicanient  auf  die  mög- 
lichst von  Nahnnig  befreite  Schleimhaut  des  Verdauungstractus  einwirken  zu  l:i><sen, 
wie  es  bei  eisenhaltigem  Mim'ralwasser  sehr  häufig  geschieht.  |)ii' IMaet  sei  eine  rob<H 
rircnde,  nur  muss  man  bei  ICisenpracparaten  gerbsilurehaltige  .Materialien  vermeiden, 
weil  die  durch  F.inwirkung  ilerselben  auf  das  Eisen  sich  bildeniieii  Tinten  auf  die 
Schleimhaut  bis  zur  L'nertraglichkeit  reizend  wirken.  Da  die  ni<'isten  Früchte  Gerti- 
säure  enthalten,  so  sind  tlie.se  zu   vermeiden. 

l>:iss  bei  den  Eisenpraeparaten  die  Zfdmu  leiden,  trifft  besonders  bei  Benutzung  dn 
Eiäonsalze  zu,  es  bilden  sich  Rhodanverbindungen,  Schwefeleisen,  welche  den  SchnieU 
der  Zahui'  angreifen,  aber  es  ist  nicht  aitsgeschlo.ssen,  dajss  die  Eisensalze  «lirect 
auf  den  Schmelz  (>inwirken.  Fleissigcs  Spülen  de.s  Mundes,  ßenutzimg  eines  (ilas- 
rohn's,  flüssisre  l'raeparate  gewähren  genügenden  Schutz. 

Diese  hier  gegebenen  .Anschauungen  dürften  für  die  praktische  Wahl  der  Praepa- 
rate  den  richtigen  .\nhalt  geben. 

Mft.-iUiscbes  Eisen. 

Kerrum  liinatum,  I. im.iluri»  Ferri,  Ph.  Bclg.  Feilspähuc  aus  weichem  Eisen,  in 
verdünnter  S*lzs.iuro  unter  Wnsscrdtoffcntwickclung  völlig  löslich.  Heut  zu  Tage  dtirch'  die 
iilirhstfulgcndvu  Pracporate  ersetzt. 


M 


Sisen 


—      10.'? 


Riscn] 


Korrum  pulvi;nitum.  St.nlil  pul  vor.  TiimMturii  Forri  piilvorafa.  Es  wirrl  entweder 
Gusseiseii  gepulvert  oder  die  Limatiirn  Kerri  in  einem  eisernen  Stosamörser  zurkloinort.  Es 
enthüll  grüsserc  oder  kleinere  Mengen  Kohleusloff,  gewöhnlich  auch  Spuren  Arsen,  Phosphor, 
Kupfer  und  Blei.  Da  dies  Pulver  leicht  rostet,  muss  es  vor  feuchter  Luft  geschützt  werden. 
Die  Salzsäure  des  Magens  vermittelt  die  Lösung  de.s  Pulvers;  dem  entwickeltou  Wasserstoff, 
■welcher  durch  Ructus  entleert  wird,  ist  etwas  Kohlenwasserstoff  beigemengt:  das  Pracpar.it 
wird  von  vielen  Patienten  gut  vertragen  und  reiht  sich,  indem  es  Eisoaoxydul  bildet,  den 
Ferrosalzcn  an. 

Ferrum  reductum  Ph.  G.  III  sehr  zweckmässig,   wenn    das  Praeparat  nicht   zu   reich 
an  Schwefel    ist,    worauf   die  Ph.  G.  keine  Rücksicht    nimmt.     Dieses    grau    bis    dunkcigraue 
Pulver,  welches  90  pCt.  reines  KLsen  euthiilt,   wird  durch  (ilühen  von  Kcrrihydrat  im  VV.isscr- 
stoffstrom  erhalte«.     Dosis  0,1-  0,6  in  Pulvern,   Pillen,  Pastillen. 
Eisenchocoladc: 

Ferrum  reductum  5 — 10,  Chocolade  ad  1000. 

Eisenoxyd-    oder   Ferrioiydvcrbi  iidungen. 
Reactionen  für  Ferriverbiudungen: 

a)  Ferrocyankalium  (gelbes  Blutlaugensalz}  z.  B. ; 

3  K«FeCy„ 

FeiTDejrankftUiuii 

Der  Niederschlag  von  Berlirierblau  entsteht  nur  in  saurer  Lösung. 

b)  Schwcfelcyankalium  (Rhodankalium)  giebt  selb.st  in  sehr  verdünnten  Fcrrilösungen  eine 
blutrothe  Färbung,  z.  B. : 

m 
+      FeClj      =      Fe(CyS)3      +      3  KCl 

KE^niichUmil  RhodKDpUen  CnilorkalJam 


+ 


SKCyS 

RtioiUnkitliaBi 


in 

III 

4FeCl, 

FciFcaCy.H 

+ 

12  KCl 

Eiioaclilorid 

Bor)  int*  rill  au 

Chlorkttlinm 

c)  Nitroso-/9-n.-iphtol  Hillt  aus  Fcrrilösungen    in  essigsaurer  Lösung  einen  rothon  Nieder- 
schlag. 

d)  Diaphtherin*  (Oxyehinoseptol)  giebt  selbst  in  sehr  verdünnten  Ferrilösungcn  eine  blau- 
grüne Färbung. 

Aus  diesen,  ebenso  aus  den  Ferrooxydverbindungen  wird  bei  Gegenwart  vieler  organischen 
Säuren  das  Ferrioxyd  und  das  Ferrooiyd  durch  Alkalien  nicht  ausgcf-illt. 

Ferrum  oxydatum  fuscum  seu  Ferrum  hydricum:  Liquor  Fern  sulfurici  oxydati 
40,  Wasser  IGO  in  eine  Mischung  von  Ammoniak  32  und  W.isser  64  eingetragen.  Der  Nicder- 
s"hlag  bildet  ein  amorphes,  rothbrauncs.  geruch-  und  geschmackloses  Pulver,  welches  sich  in 
Salzsäure  löst.  Ph.  G.  I  Dosis  0,1.5 — 1,0,  mehrmals  täglich  in  Pulvern,  Pillen.  Wird  vom  Magen 
gut  vertragen,  greift  die  Zähne  nicht  an.  Wird  durch  das  folgende  Praeparat  vortheilliaft  ersetzt. 
Ferrum  oxydatum  saceharatum,  Kisenzucker  Ph.  G.  111:  eine  Lösung  von  Liquor 
Fern  sesquichlorati  30.  W.isser  160,  gefällt  mit  Natriumc.arbnnatlösung  26  :  150.  Dem  Nieder- 
schlage fügt  man  Zucker  50,  Natronlauge  5  hinzu,  verdampft  im  Wasserbade  zur  Trockne. 
Zusatz  von  Zucker  zum  Gewichte  100.  Es  ist  ein  rothbrauncs.  süss  und  schwach  adstringirend 
schmeckendes  Pulver.  Eisengehalt  2,8  pCt.  In  Wa.sscr  20  mit  schwach  alkalischer  Keaction 
klar  löslich.  Der  Eisenzucker  stcrt  nicht  die  Verdauung,  greift  auch  die  Zähne  nicht  an.  Er 
eignet  sich  für  die  Kinderpraxis,  auch  in  Milch  gebraucht.  Wirkt  nutritiv,  wenig  tonisirend. 
Dosis  0,5 — 4,0,  für  Kinder  0,2 — 1,0  mehrmals  täglich  in  Pulvern,  Pillen,  Pastillen.  Als  An- 
tidot gegen  Arsen  Vergiftung  viertelstündlich  einen  Theclöffel  voll  zu  nehmen. 
Sirupus  Ferri  oxydati  solubilis: 

Ferrum  oxydatum  saceharatum,  Sirupus  simplex  und  Aqua  j^    Dunkclrothbiauoer 
Sirup  mit  1  pCt.  Eisengebalt.    Dosis  3,0 — 10,0  mehrmals  täglich.    Besonders  nütz- 
lich in  der  Kinderpraxis. 
Tinctura  Ferri  coraposita,  Marke  üelfeuberg: 

Eisensaccharat    mit    10  pCt.  Eisen  22,    Wasser  570.    Man    fügt   hinzu  Sirup  240, 
Weingeist    165,    Pomerauzenscbaluntincfur  3.    aromatische   Tinctur   0,75,    Ceylon- 
zimmttinctur  0,75,     Vanillentinctur  0,75,    Essig.aether   2    Tropfen.      Kommt    der 
Athenstaedt'schen  Tinctur  gleich. 
Emplastrum  Ferri,  Strengthening  Plaster  Ph.  U.  St.: 

Ferrum  oxydatum  hydratum  9,    Oleum  Olivarum  5,   Resina   bnrgundica  14,    Em- 
plastrum Plumbi  72. 
Chalybeatc  Piaster  Ph.  Brit.: 

Ferrum    oxydatum    hydr.itum    1.    Resina  burgundica  2,    Emplastrum  Lithargyri  8. 
Beide  gegen  rheumatische  Beschwerden. 
Ferrosol,   ein    flüssiges    Doppels.iccharat    von  Eisenoxyd-Chlomatrium    mit   0,625   pCt. 
Eisen.     Dosis  3  mal  täglich  1  Theelöffel. 

Ferrum  oxydatum  nigrura.  Ferrum  oxydato-oxydulatum  ist  der  nach  dem  Auslällen 
einer  Ferri-  und  Ferrosulfatlösung  mittelst  Ammoniak  erhaltene  Niederschlag.  Schwarzes  Pulver, 
in  verdünnter  Salzsäure  leicht  löslich.     Dosis  0,1 — 0,6  in  Pulvern  und  Pillen. 

Ferrum  accticum  siccum,  FejCCjHjOjjjCOH^j.     Fcrrichloridlösung  10  mit  Ammoniak 


104 


Onk 


10  gefällt.     Das  Euenosydhydrstt  in    rcrdüniiter  Essipäuro  S   gelöst      Die    ItSmaa^   wird  ■ 
Diukeln  bei  35"  verdunstet     Eiii  braanmthes.  in  Waas«r  und  Weingeist  löslicJiM  Pttlvtt 
Liquor  Ferri  subaretlci  Pli.  t;.  lil: 

Lösung    von  Ferrum  aceticum  siccum    in  Wasser,    speo.  Oe».   1,087 — 1,091.  nd 
braune    Flüssigkeit    von    süss-eisenartigem    Geschmack.      Ciseogehalt    4.9  —  5 /\. 
Tageslicht  und  Wärme  bewirkt  Zersetzung.     Dosis  2 — 10  Tropfen   in    'i' 
Tinctura  Ferri  acetici  aetherea  Ph.  <>.  III.  K  lapprotb'scbe  Sta.   . 

Liquor  Ferri    subacetici  S.    Spiritus  1.    Aether  aceticus  1.      Dosis  äO — SO  Ttuftt 
mehrmals  täglich.     \^'ird  aU  Tonico-Nerrinum  beoutxt.     Aehnlicb   wirkt 
Tinctura  Ferri  acetico-formicati  'Uensel}: 

eine  Lösung  Ton  Calciumcarbonat  60  in  Ameisensäure  äOO  und  Waaaer  I&5  tri 
mit  FerrosuUat  31  und  Ferrisulfatlö$ung  30,    beide    gelöst   in    Essigsäure  90  jf.'. 
320   und  Wasser  SO.    gemischt    und    das    Filtrat    mit  Weingeist    400    und   Es% 
aether  15  versetzt.    Touicum. 
Ferrum  benzoicuro,  FeiCCTUjO^^jyOH)! -|- 6HjO.    Der  durch  Fällutig  too  Atamemm- 
beosoat  mit  Ferrichlorid  entstandene  Niederschlag   ist   naeh  dem  Trneknrji  ein  fleisdibitip 
geschmackloses,  in  Wasser  unlösliches,  in  Fetten  lösliches  Pulver. 
Oleum  Jecoris  Aselli  fcrratum  Ph.  G.  Helv.-. 

hergestellt  durch  Auflösen  von  Ferrum  benioTcum  1  in  Leberthran  100. 
Ferrum  citricum  oxydatum.  Fe^^C^HsO;);  +  3  HjO.  Der  Niederschlag,  darrh  Hiitir» 
von  Eisenchloridli'isung  25  mit  .\mmoniak  25  erhalten,  wird  in  einer  L'-sung  von  Citruors- 
säure  9  :  35  gelöst,  die  Lösung  eingeengt  und  bei  50"  getrocknet.  Die  düunen,  nibtsrrt 
durchscheinenden  Blüttcben  enthalten  ca.  20  pCt.  Eisen  und  zersetzen  sich  am  Lieht  li 
Wasser  sind  sie  löslich,  («cschmack  schwach  eisenartig.  Das  Citrat  wirkt  diorctiscb.  «W 
auch  zur  subcutinen  Injection  benutzt  (Glaevike).  Dosis  O.I — 0.6  drei-  bis  Tiermal  tägb) 
in  Pulvern,  Pillen,  Pa.stillcn,  Sirup.  Subcutan  1,0  einer  lOproc.  Lösung. 
Ferrum  citricum  amraoniatum  Ph.  Austr.: 

eine  gesättigte  Lösung  von  Eisenoiydhydrat  in  Acidum  citricum  2,  Ai^ua  S,  *H 
mit  Acidum  citricum  l  und  .^romouiak  bis  zur  schwach  alkalis<^ben  (teaetiiM  nr- 
.<ictzt,  zum  Sirup  eingeengt  und  getrocknet.  Die  amorphen,  granatnoth  dofii 
scheinenden  Schuppen  mit  salzigem,  schwach  eisenbaften  Geschmack  eothattn 
U  pCt.  Eisen.  Dosis  0,1  — 1,0  öfters  in  Pillen,  Trochiscen  und  Solutionen,  «u^ 
culan  0,05 — Ü,.T  einer  2 — lOproc.  Lösung. 
Ferrum  citricum  cffcrvesccns: 

eine  Mischung  aus  Ferrum  citricum  ammoniatum.  .\cidum  citricum,   N.itrium  bwr- 

bonicuin    und  Saccharum    mit    i  pCt.  Eisen.     Dosis  5,0   als  Schacht<rlpultcr.    & 

sehr  zwcckniHssigcs  touisirendcs  Prarparat.  ebenso  das  folgende. 

Vinum  forrntuiii  »ou  chnlybuatum  Ph.  Gall.: 

Ferrum    citricum  ammoniatum   5,    Yinum   Hispanicum    1000.      Dosis    •/,   WciofUi 
il— 4nial  liiglicli. 
Ferrum    nitricum.    Fc(NO,)a,    bt   Bestandtheil    von   Liquor   seu    Tinctar«    Ferr 
nitrici.    Lösen    von  Eisciidrnlil  5    in  S.tlpetcrsäure  60,    Eindampfen  bis  iura  Sirup.    Mi^fw 
mit  Wa,sser  zum  (iiwidil  100.     Dunkelrotfio  Flüssigkeit   mit   ä  pCt    Eisengehalt,    wv  ■  ■ 
neuralgischen    und    (tiehliselicn   Sclimcrzcn,   .schlauen  Geschwüren,  Kondylomen    und  h 
rhoe  angewendet  wird.    Do.si»  innerlich  5     15  Tropfen  mehrmals  täglich  in  Wa.sser. 

Ferrum  manii.itum  nu.-i  Ferrum  suifuricum  3,    Manna   depurata  4,    .\mnioniak    3    na' 
Spiritus  bereitet     Aclinlicli  den  Hlaud'si'hiMi   rillen   wirkend. 

Ferrum  olei'iiicum,  Eisrnsuifr,    durch  Fällen    der    Ferro-    oder  Ferrisalse    mit    Setfct' 
lösung  erhalten.     l)in  dunkclliniunr.  Lösung  dient  als  Verbandmittel    und   zur  snbcutanra  b- 
jcctiou   1  :  15,0—20,0  Olnuni  Oliv.uuin,  jeden  2.  Tag  1,0. 
L'ngucntum  Saponi«  forrici: 

ans  Ferrum  oleVnicum  und  Ccrn  flava  u. 
Ferrum  phosphoricum   oüydnluni,    Fe,(P04)j  -|-  8  HjO:    Ferriphosphat    stellt 
durch  Füllen    einer  Fcriirhloijilliiounn    durch  Nalriumphosphat    dar:    der    entstandene  Nii 
schlag    wird    an  ciiicin  tniixiiin  warmen  Urlo   getrocknet.     Das    weissliebe    bis    weisslicto 
Pulver  ist  fnsf  geschiii.icklos  und  in  Wasser  sowie  Alkohol  unlöslich.    Innerlich  wird  es 
verwendet,  llusseilich  öder  in  Salbenfurm   1,0  —  5,0:  10,0  .\dep.<i  auf  Krebsgtschwüre. 
Liquor  Ferri  phniphonei  »pii  Srhohciti; 

Ferriiihosphat  2,5,  Acidum  phnsplmricuin  80,0  werden  gemischt,  filtrirt  und  auf 
abguilanipft     Bei  /ahnsclimer/en  mit  Watte  in  den  cariösen  Zahn  gebracht. 
Ferrum  pliosphoricum  oiydutuni  cum  Natrio  citrico  Ph.  U.  S.: 

blnnsgrüneH.  wns!<erlösliehe>  uiiil  hiiltliares  I'racparat  von  salzigem  Geschmack  mil 

l.'l,5  pCl.   Eisen,     (ieeigii't  für  »iiliculiine  Injection. 

Ferrum  pvrophonphorleum  utydatuni,  2  FcjÖ'jOj),)  -\-  9  HjO;  Fällen  einer  Lgsini 

von    Eixrnehloriil    100  mil    NiitriumpyropliOKiihal  97.      Ein  weisses,  geschmackloses,  ia  Wasstf 

fast  unlösliches  Pulv«r.    Es  ist  HnuiitbcdliiniUhrll  des  pyrophosphorsauren  Eisenwassers.    Doai 

0,1     0,5    oflei»    in   j'illvn    oder  Pulvern.     Wirkt  iiU  Toiiicuni  adstringens. 


Isen 


—      105      — 


Kispn] 


Natrium  py riJijln)splioricum  ferraliitu  l'li.  lii;rm.   I: 

Natriumpyrupliosph.U  2()0  und  Ferricliloridliisuirg  81  wcrtliMi  duri'li  Weiugoist  gelallt. 
Es  ist  ein  amorphes,  wcisslichcs  Pulver  von  s.ilzigcm  Gcsclimftok.  in  Wasser  leicht 
löülitli,  mit  10  pCt.  Eisen.     Dosi.s  0,2 — 1,0  in  Pillen  oder  Pulvern. 
Ferrum  p vrophosphorieum  cum  .^mmouio  citrieo  Ph.  G.  1: 

Eiseiieliloridlü.sung  84  mit  Nafriumpyrophosph.it  84  gcriillt;  der  Niedersclilag  in 
einer  Lösung  von  Citronensaure  SCu-W,  welche  durch  Ammoniak  .ilkaliseh  gemacht 
ist,  geliJst  und  zur  Trockne  gehraidit.  Plättehen  von  gelblich  grüner  Färbung, 
welche  in  Wasser  löslich  sind  und  schwach  styptisch  schmecken.  Eisengehalt  l.Sprt. 
Als  Tonicum,  Dosis  0,3 — 1.0  mehrmals  täglich  in  Pillen,  Pulver,  Solution. 
Ferrum  pyrophosphoricum  solubile  Ph.  l'.  St.: 

.■vus  Ferricitrat  9,    Wasser  IS    und  Natriumpyrophosphat    10   bereitet.      Hellgrüne, 
durchscheinende,  was.scrlösliehe  Lamellen  mit  10  pCt.    Eisen.     Geschmack  sehwach 
salzig.     Dosis  0,2 — 0,5  in  Pulvern  und  Pillen  und  kohlcnsiiurehaltigen  Getränken, 
Ext  factum  Haiti  ferratuni,  Riscnmalzcxtract.  Pb.  Germ.  I: 

eine    wässrigo  Lösung    von  Ferrum    pyrophosphoricum    cum  .Ammonio  cifrieo  2  :  3 
wird  mit  Extractum  Malti  9J  vermischt.      Dosis:  Ein  TheclölTel  voll  3— 4raal  th^- 
lich  in  -Milch,  Bier,  Wein. 
Liquor  Ferri  sulfurioi  oxydati,  Ph.  tt.  L: 

eine  Lösung  von  Ferrisulfat.    welche    8  pCt.  Eisen    cnthiilt.      Die  braunlich  gelbe, 
klare  Lösung  dient  zur  Bereitung  von  .\titidoluni  .\rsenici.     Siehe  Bd.  l.  S.  234. 
Ferrum  sulfuricum  oxydatuni  ammoniatum,  l'h.  G.  L: 

Amiiioiisulfatlösuiig  28  :  100  wird  mit  Forrisulfallösung  240  vcreicigt.  Die  sich 
ausscheidenden  blossrotheu,  leicht  löslichen  Krystalla  schmecken  stark  styptisch. 
Wirkt  ühnlich  dem  Alaun. 
Liquor  Ferri  subsulfurici  oxydati.  Liquor  haetnostatiuus  Monsel.  Schwefel- 
iSure  80,  Wasser  200  werden  mit  Salpetersäure  150  erhitzt  und  in  das  Gemisch  Ferrosulfat  250 
Eingetragen.  Wenn  die  Entwickelung  der  Dämpfe  der  salpetrigen  Säure  nachgelassen  hat, 
rird  die  gleiche  Portion  FerrnsuUat  zugegeben.  Nach  dem  Erkalten  füllt  man  mit  Wasser 
Kiif  5(X)  auf.  Die  Flüssigkeit  enth.Hlt  20  pCt.  Ferrioxyd.  Verdünnt  mit  dem  lOfachcn  Gi>- 
rieht  Wasser  als  nicht  aetzcndes  Haemostaticum  und  Adstringens, 
(i  ly cerolatum    Ferri    sulfurici    oxydati: 

Ferribubsulfatlösung  200,  Glycerinum  100  auf  200  eingedampft.     Verbandmittel. 
Ferrum  suceinicum  Ke(0H)C«H40,.    Der  durch  Mischen  der  Lösungen  von  bernstüin- 
fsaurcm  Ammonium  und  schwefelsaurer  Eiseno-xydlösung   cnt,stchendc  Niedersclilag  bildet  nach 
idem  Trocknen  ein  in  Wasser  unlösliches  Pulver.    Mit  Erfolg  bei  Gnllenstmung  benutzt.    Do.sis 
'heelöffclwcise,  zweckmässig  in  Verbindung  mit  Chloroform. 
Liquor    Ferri    succinici    cum    Kalio    citrico: 

Eisensuccioat  5,2,  Kaliumeitrat  24,  Glycerin   15,  Wasser  ad  120. 
Ferrum  tannicum,  Fc;(CuH708)(ÜH)3.  Eine  Mischung  von  Eisenhydroxyd  1  und  Tannin  2 
wird  mit  Weingeist  3  verrührt  und  eingetrocknet,  liefert  ein  schwarzes,  adslringirend  schmecken- 
des,   schwer  lösliches  Pulver.     Dosis  0,2-  0,5  öfters  in  Pillen,  Oblaten.     E-s    ist  ein  Tonicum 
^ Adstringens,  das  schwer  vertragen  wird. 

Ferrum    tartaricum,    Fe.j(C«H40e)3  +  HjO.     Müchung  von  Ferrichloridlö.sung  10  iiini 
[■Was-scr  100  mit  Ammoniak  gefällt.     Der  Niederschlag  in  Weinsäure  4  und  Wasser  10  gelöst, 
^aum  Sinip  eingedickt  und  getrocknet.    Dosis  0,1—0,5  in  Pulvern.  Pillen. 
Ferrum  tartaricum  ammoniatum,  Ph.  ü.  St.: 

Der  wie  oben  erhaltene  Niederschlag  wird  in  Weinsäure  und  in  einer  gleichen 
Menge  von  durch  Ammoniumcarbon.at  ncutralisirten  Weinsäuri-lösung  gelöst.  Die 
granatrothen.  wasserlöslichen,  süss-eisenartig  schmeckenden  Lamellen  enthalten 
17  pCt.  Fe.  Dosis  0,2 — 1,0  in  Pillen,  Lösungen,  .luch  zur  subcutanen  Injection. 
Ferrokalium  tartaricum.  Tartarus  ferratu.s,  Ph.  Austr.: 

K(FeO)C4H4  0o.     Der  Niederschlag  aus  Ferrichloriil  mit  Ammoniak  wird  in  Wein- 
stein gelöst.  Schwarze,  in  Wasser  lösliche,  schwach  eisen.irtig  schmeckende  Schuppen. 
Wirkt  zugleich  diuretisch.     Dosis  0,3—0,6  in  Pillen,  Pulvern,  Wein. 
Tinctura  Ferri  tartarici  s.  Tinctura  Martis  aperitiva  Ph.  IIclv.: 

T.irtarus  fcrratus  2  mit  Spiritus  dilntus  2  und  .\qua  IG  diperirt  und  lillrirt. 
Ferrum  valerianicum,  Ph.  U.  St.,  Fe2(C6Hs,Oj)j(OH)t,  durch  Fällung  einer  Natrium- 
carbonatlösuog  15  :  150,  welche  mit  Baldriansäure  4  versetzt  ist,  mittelst  einer  Mischung  von 
Fcrrichloridlösung  20  in  Wasser  SO  und  .Austrocknen  des  Niederschlages  gewonnen.  Das  gelb- 
braune Pulver,  welches  B.-üdriangeruch  und  schwach  styptischen  Geschmack  besitzt,  ist  in 
Weingeist    löslich.     Dosis  0,1—0.2  mehrmals  t.=iglich  in  Pillen. 

Eisenoiydul-  oder  Ferrooxydvcrbindunge  n. 
Reaotionen  für  FerroTerbindungen: 
a)  Ferricrankalium  (rotbes  Blutlaugensalz)  z. 
III  n 

KsFciCy,;       +       SFeClj 
Ferncynakaliuni  Etdoiioblurllr 


B.: 

n  III 
FejFcjCy,. 

Tnmbull«  Blku 


+ 


GKCl 
(.'lilurkolium 


[Eisen 


—      KKJ 


Der  NitHlerscblag  von  Tiimbulls  Blatt  rntsteht  nur  in  saurer  Lüsuug.  ■ 

b)  Kaliunipcminngaiiat  onydirt  Fcrrosal/e  in  schwefelsaurer  Lösung,  indem  w  Otter  bB 

IHrbung  zu  Manganoxydul  rerlucirt  wirri,  z.  B. :  ^B 

III  I 

lOFeSO«    +      2KMn04      +     SHjSO^    =    3Feä(S04)j    +    K,SO«   -f-  2MnS0, +9|B 

Fprrosuiriit        K>liiun[ipnn»nKsnnt      SehwKfpl.iHuro  Fi-rrinnirit         Kilioin-'iilfiil     lCanjnD»iilfii     (^H 

Ferrum  arscuicii^um    Pli.  (iail.,  FcHAsO«,  durch  Fällen   einer  FerTosuifatlösun|l(}:[lH 

mit  Natriumarscniatlösung  60:500.     Das  weisse,  an  der  Lu/l  sich  crün   färhcndn,  cmcMI 

lose  Pulver  ist    in  Walser  unlüslicli.     Dosis  0,003-0,015!  pto  do»i,    0,0i.»  — 0,06!  prvA-H 

Wenig  benutzt.     Zweckmiissiger  werden  Eisen  und  Arsensäure  gesondert  verordnet  I 

Ferrum  carbonieum  saccharatum  Ph.  0.  III.    Vermischen  der  Lösungen  von  FonB 

sulfuricum  5:20    und  Natrium   bicarbonicum  3,5:50.     Der  Niederschlag    wird    unter  ^B 

von  Saccharura  lactis  1  und  Saccharum  album  3   zur  Trockne    gebracht.      Zusatz    de«  Zoctcl 

gcmisches  ad  10.     Ein  grünlich-graues   Pulver  mit  9,5   bis    10  pCt.  Eisen.      Eignet  sich  i^l 

siisslichen  Geschmacks   wegen   für  die  Kindei-praiis.     Dosis  0,2 — 1,0,   drei    bis  rierm*l  ^^| 

in  Pillen,  Pastillen  und  Brausepulvern.  ^^H 

Pilulae   Ferri   carbonii-i    l'h.  fi.  III,    Pihilac   Valleti:  1 

Ferrosulfatlüsung    50  :  200,    gefällt    mit   Natriumbicarbonntlö.suog    35  :  500.  iJM 

Niederschlag  wird  versetzt  mit  Saccharum  H,  Mel  depuratum  2(5   und   im  DaaniMl 

auf  das  Gewicht  54  gebracht.     Aus    dieser  Masse  10    werden     mit   Radix  Aitbäl 

Pillen  100  geformt  (0,02  Eiseogebalt).     Dosis  1—5  Pillen  dreimal    täglich!        I 

Ferrum  glycerino-phosphorieum  wird  durch  Liiseti  von  Fcrrocarbon.it  in    Glrnr»! 

pbosphorsäure  und  Fälluiig  durcli  Alknhol  erhalten.     Der  voluminöse  Niederschlag  lielerl  atil 

<lem  Trocknen  gelbliche,  in  Wasser  und  ui  verdünntem  Alkohol  lösliche,   in   Aether  uufitMl 

Lamellen.     Dosis  0,1—0,15  3  bis  4  mul  Uiglicb.  I 

\  inum  Ferri  glyccrino-phosphorici:  I 

Ferrum  glyccriuo-phosphoricuni    1.    Vinum  Hispanicum  100.     Dosis     1   Liaues^l 

vor  jeder  Mahlzeit.  ■ 

Pilulae  Ferri  glyceri  no-phosphorici  Robin:  I 

Ferrum  glycerino-phosphorieum  1,5 — 3,0,    Pulvis  radieis  Bhei  1,5 — 3.0,    Extrtdal 

Khei  aquosum  4,5—3,0,  Pilulae  60.     Dosis  4— G  Pillen  3—4  mal  täglich.  I 

Ferrum   hypophosphorosum,   FeiPHiOjh   Ph.  U.  .St..    Calciurahypophosphit  10  sl 

Fcrrosulfat  16,4  gemischt  und  zur  Trockne  verdampft.    Grauweis.ses,  wasserlösliches,  gi-sehmvll 

loses  Pulver,  welches  sich  beim  Aufbewahren  leicht  zersetzt.     Dosis  0,1-0,2.  I 

Sirupus    Ferri    hypophosphorosi:  I 

Calcinmhypophosphit  3,  Fcrrosulfat  4,7  und  Wasser  40,  im  Verhültniss  von  87*1 

mit  Sirup  gemischt.     Dosis  theclöfTelwcise.  I 

.*>irupus    hypnphusphitum    cum    Ferro    Ph.  U.  St.:  I 

Sirupus  hypophosphitura  9!).  Eisenlactat  1.  I 

Ferrum  lacticum.  Fe(C3n-,0,)2  +  3HjO.     Caleiumlaet.it  hO  wird  durch  Ferrosulfa!  4'l 

zersetzt.     Die    sich    abscheidenden   Krystalle    werden    mit  Spiritus   verrieben    und   ir'''r"'''    I 

Das  krystallinische,  grünlich-wcisse  Pulver   mit   20  jiCt.  Kiscn  ist  fast  geruchlos,    vcij   sui;.   I 

herbem  Geschmack  und  in  40  kaltem,    12  bcisscni  Wasser,  kaum  in  Alkohol  löslieh.     Fru*! 

oxydirt   es    sich.     Gehört  zu  den   mildesten,    die  ^(Tdauuug  nicht  boUisligeuden  Pr.neparit  >  | 

Dosis  0,1 — 0,75  drei  bis  viermal  täglich  in  Pulvern,  Pillen,  Pastillen.  | 

Serum  Lactis  forruginosum:  1 

Um   300    Eisenmolken    darzustellen,    wird    frische  Kuhmilch  700  in   der  Siedehita] 

mit  3,5  Liquor  Ferri  acctici  versetzt  und  colirt.  1 

Sirupus    Ferri    laetico-phosphorici:  J 

Ferrolactat  4,5,  Phosphorsäure  20,    Sirupus  siraplex  475,    Elaeosacchnrum  Citri  t| 

Dosis  theclöffelweise.  1 

Troehisci    Ferri   lactici   Ph.  Call.: 

Mit  je    0,05   Eisenlactat    aus  Ferrolactat  5,    Zucker   100,    gezuckerter   Vanille  l| 
Traganthschleim  10. 
Eisenmilch:  ' 

Frisch  gefälltes,    noch   feuchtes  Ferriphosphat  10  wird  in  Milch  1000  eingctn^ 
Auch  Calciumpbosphat    wird  neuesten»  dem  Gemisch  zugefügt. 
Ferrum    oxalicum.   Ph.  U.  St.  FeCjO«  -f  HjO.     Der  durch  Mischen   der  Lösung  na 
Oxalsäure  10  :  50,    welche  mit  .\mmoniak  ueutralisirt  wird,    und   von  Ferrosulfat  21  :  42  «ot- 
stehende  Niederschlag    wird   im   Dunklen  getrocknet.     Ein  gelbes,  geschmackloses,    wenig  liV 
liches  Pulver     Dosis  0,1 — 0,6  in  Pillen,  Pulvern. 

Ferrum    phosphoricum   oxydulalum    Ph.  G.  I,    Fei(P04)j.  Ferrophosphat,    crhaltM 
durch  Ausfallen  von  Ferrosulfatli^sung  8:  18  mittelst  Natriumphosphatliisung  4:16.    Es  bilde! 
ein  blaugraues,  genich-  und  geschmackloses  Pulver,  welches  in  Wasser  und  .Mkohol  unlösUcb 
ist.     Besonders  bei  Rhachitis  in  Gebrauch.    Dosis  0,1 — 0,5  öfters  in  Pillen  oder  Sirup. 
Sirupus    Ferri   phosphorici    Ph.  Brit,; 

Lösungen    von    Fcrrosulfat  11,    Natriiimphospbat  20   und  Natriumacetat  5  werdea 


—     107     — 


Risein] 


■  gemischt,    clfir    ausgewaschene  Niederschlag   mit  F'hnspnorsSur«  90  und  Wasser  40 

■  übergössen  und  das  Filtrat  140  mit  Zucker  200  versetzt.    Knthiilt  0,(>4  pCt.  Eisen. 

■  Sirupus    Fcrri    Quininac    et   Strvchninae    phosphatiim   Ph.  U.  St.: 

I  Eisenphosphat  133,    Chinin  188.    Str\chnin  4.    Phosphorsäiirc  80(J.    Zucker  6000, 

■  Wasser  ad   10000. 

I  Kxtractum    Fcrri    poinatum  Pfa.  Cr.  III: 

B  Der    Saft    von    .50    ausgcpressten  Aepfeln   wird   im  Wasserbade   mit  Kisenpulver  I 

■  erhitzt,  Wasser  hinzugefügt  und  das  Filtrat  zur  Consistenz  2  verdampft.  Das 
W  griinschwarze,  in  Was.ser  klar  liisliche  Extract  von  angenehmem  Geschmack  enthalt 
I  C— 8  pCt.  Ei.sen.     Dosis  0,2—0,6  öfters  in  Pillen  oder  Lösung,  gutes  Tonicum. 

I  Kxtractuni    Ferri    cydoniatinn: 

I  In  gleicher  Weise  aus  Quitten  bereitet,  hat  einen  weniger  angenehmen  Geschmack. 

L  Tinctura    Ferri    pomata  T'h.  G.  lil; 

■  Eine  schwarzbraiiue  Lösung  von  Extractum  Fcrri  pomatum  1  in  Aqua  Cinnamoroi  9. 

■  Dosis  25 — 50  Tropfen  öfters.     Wie  das  vorige  Praepnrat  wirkend. 

■  Mixtura   Ferri   aromatica  Ph.  Brit.: 

W  3tägigc  Maceration   von   Cortcx  Chinae  rubrac  28,3,   Radix  Colombo  14,1,    Carjo- 

m  phylli  7,    Eiseiidrabt  14,1.    Aqua  Menthac  piperitae  339,fi.     Das  Filtrat   auf  350 

■  aufgcriillt  und  Tinctura  Cardamomi  composita  85,5  und  Tinctura  Corticis  Aurantii 
I  14.25  zugegeben. 

I        Ferrum    sulfuricum  Ph.  G.  111..  Fe SÜ4 -f- 7  02 0-     Auflösen  von  Eisendraht  2  in  ver- 

Münnter  Schwefelsäure  3  :  8  und  Filtriren  in    Weingeist   4.      Die  sich  abscheidende  Salzmasse 

hrird  mit  Weingeist  ausgewaschen  und  im  Sonnenlicht  getrocknet.     Hellgrünes,    verwitterndes, 

Heicht  in  Wasser  lösliches  Pulver.    Auf  100°  erhitzt,  verlieren  die  Krystalle  ihr  Kryatallwasser 

Buni    grösston  Theil  und  liefern    das    Ferrum    sulfuricum    siecum.      Zur  Pillenbereitung 

Rtcnutzt.     Das  Eisenvitriol  des  Handels,    Ferrum  sulfuricum   crudum.    durch  Rösten  von 

Kisenkies  hergestellt,  ist  mit  den  Sulfaten  von  Mangan,  Zink  und  Kupfer,  mit  Ferrisulfat  und 

ppit  Alaunerdo  verunreinig^.    Es  wird  zur  Biiderbcreitiiug  (30,0—50,0  auf  ein  Vollbad)  und  zur 

p)esinfection  von  .Aborten  benutzt.    Das  reine  Salz  wird  äusserlich  als  Haeniostaticum  und  al.s 

[Adstringens  bei  Hauterkrankungen,  Bleniiorrhoen.  innerlich  bei  Katarrhen   und  Blutungen   des 

■Darms   und  der  Harnwege  angewendet.     Lungerer  Gebranch  stört  die  Verdauung  und  bewirkt 

[Obstipatiou,  in  stürkcrtr  Cnncentration   kann  es  Gastroenteritis  herbeiführen.    Dosis  als  Strcu- 

Ibulver   1  :  5,0    Kohle,    Alaun,    als  Injcction  0,5—2,5  :  100,0.    als  Salbe    1,0—2,0  :  30,0   Fett, 

Bnncrlich  0,05 — 0,25  in  Pillen  oder  Pastillen. 

I  Mixtura    Ferri    composita    Ph.  Brit.: 

1  Eine  grünlich-weisse,  später  rostfarbene  Mischung  aus  Myrrha  6,  Kaliumcarbonat  3, 

I  Zucker  6,  Rosenwasser  415,C,  Spiritus  Myristioao  415.(;.   Fcrrosulf.-it  2,5. 

I  Pilulac   Blaudii: 

I  Gummi  arabicum  5,0,  Aqua  30,0,  Sirupus  simplex  15,0,  Ferrum  sulfuricum  siccuni  30,0, 

I  Kalium  carboniciim  30,0,  Fiant  Pilulae  120.   Diese  alte  Vorschrift  wird  besser  ersetzt 

I  durch  die  von  Bau  ml  er  empfohlene  Verordnung:    Ferrum  sulfuiicuni   10,   Saccha- 

I  rum  10,  Kalium  c.irbonicum  5,  Magnesia  usta  0,5,   Pulvis  radicis  Althacae  0,5,  Oly- 

I  cerini  q.  s.  Pilulae  150.     Dosis:  2 mal  täglich  1—3  Pillen. 

I  Pilulac    aloüticae    ferratae  Ph.  G.  111,    Pilulac  Italicae  nigrae: 

I  Aus  Ferrum  sulfuricum  siccum    und    Aloe    pulverata  »  werden  mit  Spiritus  sapo- 

I  natus  Pillen  zu  je  0,1  geformt.     .Mit  Tinctura  .Moi's  werden  sie  glänzend    schwarz 

I  gefärbt.    Dosis   1—5  Pillen  2 — 8  mal  täglich. 

I  Pilulae    Myrrhae    ferratae    s.    Pilulae    Ferri   compositae  Ph.  U.  St.: 

I  Pulvis  Myrrhae  9,75,  NatriurocnrboDat  4,85,  Fcrrosulfat  4,85,  Sirup  q.  s.  Klulac  100. 

}  Pracparate  der  Halogcnverbindungen  des    Eisens. 

Ferrum  bromatum,  FeBrj,   entsteht  beim  Vermischen  von  Ferrum  pulveratum  mit  in 
Wasser  vertheiltem  Brom.    Diu  Flüssigkeit  wird  zur  Trockne  gebracht  und  im  Sonnenlicht  ge- 
bleicht.    Ein  grünliches,    in  Wasser  und  Weingeist    lösliches  Pulver  von   herbem  Geschmack. 
Dosis  0,05 — 0,2  dreistündlich.     Tonico-nervinum,  wunig  benutzt. 
Liquor  Fcrri  bromati: 

I  Ferrum  bromatum  10,  Aqua  90. 

I  Tinctura  Fcrri  bromati: 

I  Kalium  biomatum  9,6,  Ferrum  sulfuricum  12,  Aqua  40.    Als  Tonico-nervinum. 

I  Aqua  Ferri  bromati  nerviua: 

I  koblcnsäurehaltiges  Wasser   mit  0,165  pCt.  Eisenbromür.     Leicht  verdaulich.    Bei 

I  Neurasthenie,  Chloroso,  Kardialgie. 

I  Sirupus  Ferri  Broniidi,  Ph.  U.  St: 

I  Eisendraht  30,  Brom  75,  Zucker  600,  Aqua  ad  1000. 

I         Ferrum  sesquibromatum  (Liquor  Ferri  perbromati)    wird  aus  Ferrum  biomaium  8,5 

ktuid  Bromum  2.7    bereitet.    Die  Flüssigkeit  wird    auf  100  aufgefüllt.     Dosis  0,02—0,06  drei- 

I  bis  fünfmal  täglich.     Dem  Fernini  sesquichloratuin    ähnlich  wirkend,   jedoch  ohne  Vorzug. 


—      108 


Vtrmm  cblr>ratum.  FeCU  -\-  4U2O:  Lo^un  von  £isviidra)ii  in  Salzsni^f 1  E'wiii^M 

mm  SijutaUbni.    Ein  blossgriines,  liygroskopi!«cbc.s  Pulver  voo  saurer  Re.f  ''^''^l 

Waaser  und  Alkohol  lüslicb.    Der  Guschmnck  bt  tiuteuarlig.    Dosis   O. .      .  .J  md^H 

LSMngen,  als  ijurgelwa.sscr  3,0 — 5,0  :  100,0.    Tonico-nervioum,  ebensu  ^| 

Liquor  Ferri   chlorati   Tb.  G.  I:  H 

Klare,  grünlicbe  Flüssigkeit  mit  10  pCt.  Ktscii.    Dosis  0,2 — 1,0  mehrmals  tägfi^| 

Tinctara  Ferri  chlorati  Ph.  G.  1:  V 

Lösacg  TOD  Ferrum    chloratum  25,    Spiritus  i'2h    und  Acidum    faydrocbloricus  I 

Doä»  5 — 30  Tropfen  3 — 4  mal  täglleli  in  Sirup  oder  Si-hleim.     Touico-ncn'üiffii  I 

Liqaor  Ferri  oxyihlorati  Pb.  G.  111,  Fe-Cla  SCFe^HjUe):  Verdünnte  FerrichloridvJ 

3»:  ISO  vird  mit  verdünntem  .Ammoniak  H.j  :  320  gemischt.     Den  noch  feuchten  NiedTHlH 

last  tm»  in  .Salpetersäure  3  und  füllt  mit  Wasser  auf  100  auf.    Die  braurirothe,  klare  FliM 

hat  »ikmttkt  vrnig  eisenartig  und  enthält  3,5  pCt.  Eisen.     Sie  wird  r.u   Wascbaogeo.  Um 

sar  Blutstillung  1:1  Wasser  benutzt.     Dosis:  Innerlich  0,2 — 1,0    öfters   in  mI 

Ltaiagea.     Hilde  wirkendes  Xonicum.     Gleich  Ferrum    oxydatum   dialysatutn   Pb.  KtM 

Wird  TM  Dieterich  zur  Herstellung  vieler  organischer  Eisenpraeparato  benutzt.  I 

Ferrnm    galacto-saccharatum    solubile.     Milchzucker  30   wird    mit    Li<iiinr  fsl 

86    und    Natriumhydroiyd    7,5    auf  dem  Uampfbadc  zur  krümeligen  lii»se  svl 

«nd  bei  35"  getrocknet.    Milchzucker  ad  100.    Ein  hcllgraubraunes   Pulver  vou  -^»-M 

Geadimack,  in  Wasser  klar  lö.tlich.    Enthält  3  pCt.  Eisen.  I 

~F«rram  glyceriuatum  soluturo.  (Dieterich.)  Natriuuihydrat  12  wird  mit  Glyctnll 

bt  BBd  Liquor  Ferri  oiychlorati  duplex  72,5  hinzugefügt.  I 

Liquor  Ferri    sesquicblorati  Ph.  G.  III  enthalt  10  pCt.  Eisen    in  Form  voo  &>l 

F^fiU-     Ebendraht    wird    in  Salzsiiure    geliist    und   durch  ein  Gemisch   von  SaIi- «1 

TVillwIlilinii    üsydirt.    Die  klare,  tietgeibbraune  Flüssigkeit  zeigt  saure  Reactiou   und  tirr-t 

■dt   ia  Taigeslicbt.     Sie  coagulirt  Blut    und  Eiwciss   und  wird  daher  als  Aetzmittcl  bei  bi 

ifUmeo,  Coro  luxurians,  Diphtherie,    Fluor  albus    und    als  llacmostaticum    nDgewrendet  ^1 

jcrÜTfii  in  Aneurysmen  oder  Varicen  sind  wegen  Gefahr  einer  Embolie  zu  vcrmeideD;  iail 

Scb  bei  Mageo-  and  Darmblutungen.    Dosis  5 — lü  Tropfen  in  starker  Verdünnung,  im  l^.<* 

9 — 10  Tropfen,  als  Gurgelwa-sser  5 — 6  Tropfen  auJ  eine  Tasse  Wasser. 

Tinctura   Ferri    chlorati    aetherea    Ph.    G.   III,   Tinctur.i    tonico-nern« 
Be»tuscbeffii  seu  Lamotti: 

Liquor  Ferri  sesquicblorati  1,  Acther  2,  Spiritus  7  werden  im  Sonnenlicht  rntür» 
Die  Flüssigkeit    ist    klar,    gelb    und    enthält  I  pCt.  Eisen.     Dosis   10 — 40  Trop 
mehrmals  täglich.     Zeigt  die  W^irkung  des  gebildeten  Eisenchloriirs. 
.\mmonium  chloratum  ferratum  Ph.  G.  111: 

Liquor  Ferri  sesquicblorati  U  werden  mit  Ammonium  chloratum  32   gemischt.  It 

Trockne  gebracht  ."stellt  es  ein  rolhgellios,  hygroskopisches  Pulver  dar   mit  2.5)0. 

Eisengehalt.     Am  Lieht  zersetzt  es  sich.     Dosis  0,2  —  1.0  mehrmals  liiglioh. 

Ferrostyptin  von  Dr.  Eichengrün  aus  Acetariilid  und  Ammonium  chloratum  fem* 

gewonnen.      Ein  rothgelbes,    krj-stallinisches  Pulver    von  phenulartigem  Genich   und  bmii* 

salzigem  Geocbmack  mit  20  pCt.  Eisen.     In  Wasser  leicht,   in  Alkohol  schwer    lö.slich.    5e» 

wässrigc  Lösung    coagulirt    auf  Säurezusatz    und    beim  Erhitzen.    Durch  Ammoniak  wiri  'i> 

Eisen  au.sgefällt.     Gut  wirkendes,  nicht  ätzendes  Haemostaticum  und  Autisepticum 

Gossypiuro  styptieum: 

Baumwolle  10  wird  in  ein  Gemisch  von  Ferricblorid  25  und  Spiritus   15  gettiA 
ausgedrückt  und  am  schattigen,  lauen  Orte  getrocknet. 
Chininum  Ferri  chloratum: 

Ein  rothbraunes,  in  Was,scr  und  Weingeist  lösliches  Pulver  von  bitterem  G 
Haemostaticum.     Dosis  0,1—0,2  in  Pillen,  Mixturen. 
Collodium  ferratum: 

Ferrum  sesquicbloratum  10,  Collodium  elasticum  89,75,  Oleum  Salviae  gtt.  3. 
Ferripyrinum  (Hedderich)  Fe2Clg '  3(Ci)Ui2N50),  eine  Doppelverbindung  tod  Ai> 
pyrin  und  Eiseucblorid,  stellt  ein  krjstallinischcs  dunkelrothes,  wasserlösliches  Pulverte 
Es  ist  ein  brauchbares  Haemostaticum  ohne  jede  Aet/.wirkung.  Innerlich  wird  es  bei  Cto' 
rose,  Herzpalpitationen,  Magenblutungen  und  ihronischcn  Darmkatarrhen  empfohlen.  Do» 
Aeusserlich  in  Substanz  oder  in  Lö-sung  auf  Wattebäuschen,  tu  Injeclionen  in  die  Drethia* 
0,3:100  Wasser.  Innerlich  0,05 — 0,2 — 0.5  in  Lösung  oder  in  Substanz  mit  Elaeosaceluffi 
Mentbae.     Zu  vermeiden  sind  Alkalien,  Judkali,  Tannin  und  mehrere  .VlkaloVde. 

Ferro-Chininum  hydrojodatura:  Vennischen  einer  alkoholischen  Lösung  von  Chii* 
bisulfat  20:200  mit  einer  Lösung  von  .lodkalium  12,5  in  Ferrojodidtösung  35.  Die  KelbgrüV* 
Krystalle  sind  leicht  zersetzlich.     Bei  Scrofulosc  und  Interniittens.     Dosis  0,1 — 0,2. 

Ferrum  jodatum,  FeJ2:  directe  Vereinigung  von  Eisen  3  mit  Jod  8,1  in  Wasser  90l* 
theilt.  Das  grünliche,  leicht  zersetzlichc  Salz  mit  18  pCt.  Eisen.  Es  wird  haupsüchlicl)  N 
Anaemien  auf  luetischer  Basis,  bei  Atonie,  Amenorrhoe  und  Scrofulose  benutzt.  Dosis  " '" 
0,3  pro  don,  1,5 — 2,5  pro  die  in  Pillen  und  Lösungen  (Glycerin),  äusserlich  in  Bidi 
bis  50,0,  Injectionen  1,0:100,0,  Salben  1,0:  Lanolin  5,0. 


5  geUiA 


Eisen  —    109    —  Eisen] 

m.  Extractum  Malti  cum  Ferro  jodato,  Ph.  Hei.: 

,-  Extiactum  Malti  96,  Liqaor  Ferri  jodati  4.    Enthält  ca.  1  pCt.  Fcrrojodid.    Zweck- 

C  massig  an  Stelle  des  Ferrum  jodatum. 

Ferrum  jodatum  saccharatum: 

Lösung  von  Ferrojodid  10  mit  Milchzucker  40  zur  Trockne  gebracht.    Ein  gelblich- 
■  weisses  Pulver   von    herbem  Geschmack,  in  Wasser  7  löslich.     Wird  bei   Anaemie 

nach  Syphilis,  Milzhj-pertrophie,  Lungentuberculose,  spinalen  Lähmungen,  chronischer 
B  Nephritis  gebraucht.   Dosis  0,2 — 1,0  öfters  in  Pulvern,  Pillen. 

«  Sirupus  Ferri  jodati: 

f  Eine  farblose  Flüssigkeit  von  eisenartigera  Geschmack,  durch  Auflösen  von  Ferro- 

f  Jodid  in  Sirup  erhalten.     Zur  Haltbarkeit  fügt  man  0.1  pCt.  Acidum  citricum  hinzu. 

j  Der  Gehalt  an  Ferrojodid  nach  Ph.  G.  III  beträgt  5  pCt.,  Ph.  Helv.  1,  Ph.  Austr.  12, 

[  I'h.  Gall.  0,5.     Auf  diese  Verschiedenheit  ist  zu  achten,  da  Jodeisensirup  kein  in- 

>  differentes  Mittel  ist.  Dosis  des  deutschen  Praeparats  1,0 — 5,0  in  Verdünnung. 

Oleum  jecoris   cum  Ferro  jodato: 

Leberthran  100,  Eisenfeile  1,  Jod  0,3.    Enthält  0,36  pGt.  Ferrojodid. 
Pilulae  Blancard 

enthalten  0,05  Ferrum  jodatum.  Am  Besten  mit  eingedicktem  Sirupus  Fern  jodati 

und  Pulvis  radicis  Althaeae  herzustellen. 

Cyan-  und  Schwefelverbindungea  des  Eisens. 
Ferrum  cyanatum  4FeCj-j  "SFeCyj:  Fällen  von  Kalium ferrocyanid  mit  Ferri- 
cbloridlüsung.  Der  Niederschlag  von  Berlinerblau  bildet  ein  geruch-  und  geschmackloses, 
dunkelblaues,  in  Wasser,  Spiritus  und  verdünnten  Säuren  unlösliches  Pulver.  Es  wurde  bei 
fieberhaften  Erkrankungen  und  gegen  Epilepsie  benutzt,  wird  aber  wegen  seiner  Uulöslichkeit 
nur  selten  angewendet.   Dosis  0,1 — 0,6  mehrmals  täglich  in  Pulvern  und  Pillen. 

Ferrum  sulfuratum.  Ph.  Gall.  FeS.  Glühen  von  Eisenfeile  60  und  Schwefel  45. 
Dunkelgraue  bis  grauscbwarze  Masse,  welche  tintenartig  schmeckt.  Ein  Ferrum  sulfura- 
tum via  humida  paratum  wird  durch  Zersetzung  eines  Niederschlages  von  Ferrosulfat 
und  Ammoniak  mit  Schwefelwasserstoff  hergestellt,  (iegcn  Hautkrankheiten  angewendet. 
Dosis  0,05—0,2  in  Pillen. 

Sirupus  Ferri  sulfurati: 

Ferrum  sulfuratum  via  humida  paratum  10,  Zucker  125  und  Wasser  ad  200.    Als 
Antidot  bei  Blei-  und  Quecksilbervergiftungen  esslöffelweise  halbstündlich,   zweck- 
mässig mit  Magnesia  usta  combinirt.    Ebenso 
Antidotum  Duflosii,  Magnesia  cum  Ferro  sulfurato  in  Aqua: 
Ferrosulfid  10,  Magnesia  usta  8,  Aqua  ad  160. 

Ei  senalbuminatpra  eparate. 

Ferrum  albuminatum  sicnum.  Lösungen  von  Eiweiss  und  Ferrichlorid  werden  ge- 
mischt, bei  40"  zum  Sirup  eingedampft  und  getrocknet.  Das  gelbliche,  wasserlösliche  Pulver 
enthält  3— 4pCt.  Eisen. 

Ferrum  albuminatum  cum  Natrio  citiico.  Lösung  von  Eieralbumin  3:200  wird 
mit  Ferrioxychloridlösung  12:200  gemischt  und  mit  Natronlauge  neutralisirt.  Der  Nieder- 
schlag von  Ferrialbuminat  wird  in  Citroiiensäurc  0,3.  welche  mit  Natriumcarbonat  neutralisirt 
ist,  gelöst  und  die  Lösung  auf  dem  Wasserbade,  später  auf  Glasplatten  getrocknet.  Dunkel- 
granatrothc,  lösliche  Schuppen,  kaum  eisenartig  schmeckend  mit  ISpCt.  Eisen.  Leicht  resor- 
birbar,  auch  subcutan  zu  verwenden.     Dosis  1,5  pro  die  in  Wasser  oder  Sirup. 

Li(juor  Ferri  albuminati  Ph.  G.  111.  Trockenes  Eiweiss  35  in  Wasser  1000  gelöst 
wird  mit  Eiscnoxychloridlösung  120 :  Wasser  1000  gemischt.  Der  ausgewaschene  Niederschlag 
wird  in  Natriumhydroxydlösung  3:50  gelöst,  mit  Weingeist  150,  Zimmtwasser  100,  aromali- 
scher Tinctur  2  versetzt  und  mit  Wasser  auf  1000  gebracht.  Eine  rothbraune  klare  Flüssig- 
keit, kaum  nach  Eisen  schmeckend,  mit  0,4 pCt.  Eisen.     Dosis  theelöffelweise  in  Milch. 

Liquor  Ferri  albuminati  Drees.  Füeralbumin  3  in  Zimmtwasser  30  gelöst  wird  mit 
Eisenoxychloridlösung  12 :  40  und  Spiritus  12  gcmi.seht,  mit  Natronlauge  0,75  neutralisirt  und 
mit  Was.ser  auf  das  (Jewicht  100  gebracht.  Trübe,  braune,  wenig  eisenartig  schmeckende 
Flüssigkeit  mit  0,42pCt.  Eisen.    Dosis  theelöffelweise. 

Sirupus  Ferri  albuminati.  Albuminlösung:  1  :  10  wird  mit  Natronlauge  2,5  auf  90° 
erhitzt.  Man  fügt  Ferrioxychloridlösung  18,  Was.ser  15  und  Zuckerpulver,  femer  Tinctura 
aromatica  2  hinzu,  Wasser  ad  100.     Rothbraune  Flüssigkeit  mit  0,6 pCt.  Eisen. 

Ferrum  caseVnatum  seu  nucleo-albuminatum.  Casein  1,  durch  Fällen  von  Milch 
mittelst  Essigsäure  erhalten,  wird  mit  Wasser,  Alkohol  und  Aether  gereinigt  und  mit  Calcium- 
carbonatlösung  1  :  100  gemischt.  Das  Caiciumcasei'nat  enthaltende  Filtrat  füllt  man  mit 
1  proc.  Ferrolactatlösung  und  trocknet.  Das  fleischfarbene  geschmacklose  Pulver  mit  5,2pCt. 
Eisenoxyd  ist  löslich  in  Ammoniak  und  Natriumcarbonatlösung.     Dosis  0,1 — 0.75  in  Pillen. 

Ferrum  peptonatum  siccum  (Dietorich).  Peptonlösung  10  :  100  wird  mit  Eiscnoxy- 
chloridlösung 120  gemischt  und  genau  mit  verdünnter  Natronlauge  neutralisirt.  Der  Nieder- 
schlag wird  mit  Salzsäure  1,5  versetzt,  im  Dampfbade  zum  Sirup  eingedickt  Die  dunkelgranat- 


[Eisen 


—     110     _ 


rüllicii  I>,-iiiiullcn.  wi-l('bi>  >wh  kinr  iu  Was!>i'r  liiüen.   eiitli.-\Ucii  23  pCt.  Ebeu.     Wirkt  i^^m 

.iniidyspeptiscli  iiud  eignet  sich  zur  siibculnneii  Injoctioii.    Dosis  0,1 — 0,2.  I 

Ferrum  pe  ptoaatuiii  cum  N'utrlo  citrieo:  I 

I  Der    wie    oben    erhnltcue  NieiierseLlat;    wini    in    einer  LiiüUiig    von    Citrooental 

I  H.5:12  gelöst  uud  mit  Natriumc.irbnnat  neutralisirt.      Ein   ockerfarbige«,   «chuÄ 

I  salzig  sclimeckendes  l'ulver  mit  15  pCt.  Ktsen,  Iciclit  lüslich  ia   M'asscr.  I 

Caruiferriii  Siegfried,  ciue  £iseDverbindung  der  Pbospborfleisebsäure,  aua  KloisckntJ 
und  Eisenverbindungcn  erhalten,  mit  30  pCt.  Eisen.  I 

Ker  errmol  (Merck),  eine  Eiüctiverbindutig  des  BlutfarbstofTes.  Man  mischt  BIuIÜmI 
mit  vcrdiinutcr  nculrnler  Eisenlüsung,  neutrali.sirt  mit  Natriumcirbonat  und  trockutt  M 
Niederschlag  bei  0°.  Braunes,  fast  geschmackloses  Hulver  mit  3  pCt.  Eixeo,  ia  Ntnf 
nmmoniakalisclicm  Wasser  roth  lüslich.     Dosis  0,3 — 0,5  3 mal  täglich.  I 

Fcrralin  Scbmicdeberg.  Eine  Albuminlösung  wird  mit  .\lkalitArtrat,  Biseutml 
uud  Natriumhydroxyd  erhitzt  und  nach  dem  Erkalten  mit  Weinsäure  gefällt.  Es  sl^lll»!»! 
ucutralcb,  bellbraunes,  geruchloses,  ctwa^  nach  Lein  schmeckendes,  iu  Walser  unlüiikkl 
l'ulver  mit  7  pGt.  Eisen  dar,  welches  mit  der  von  Marfori  und  Schmiedeberg  b  M 
Leber  a\ifgefundonen  Eiseneiweissverbindung  chemisch  und  physiologisch  identisch  «äa  M 
Letzteres  wird  aber  von  Robert  und  Bunge  bestritten.  .\uch  eine  in  Wasser  löslirhelM 
triumverbimtung  ist  hergestellt  worden.  Ferratin  wird  als  leicht  resorbirbarcs  Ei.«rnpra(|0l 
überall  da  verabreicht  werden  künneu,  wo  in  kürzester  Zeit  mögliehst  viel  .oss;  <  ^4 

dorn  Körper  zugeführt  werden  soll  (Langgaard).    Dosis  0,5—1,5  t^iglich  in  «'  '^^4 

Wasser  angerührt,  die  Natriumverbindung  als  Pulver  in  Milch,  Suppe  oder  in  w;tsscng'.T  LölHH 

Ferrosinum  aus  Eisonoxyd  70— 75pCt..  Kalk  10— -.'O  pCt.,  Eiwciss  und  WasMT  ISkI 
15  pCt.  bestehend.     Es  wird  zur  Desinfoctioii  von  Trink-  und  .Vbfallwässern   b^uutxt  I 

llae  mal  bumi  n  Da  Innen  mit  49  pCl.  llaemntiii  und  llaemoglobin.  Ein  säMin 
schmeckendes  Pulver  in  heisscm  Wasser  und  Wein  löslich,  flaemalbumin  I  entspricht  Btüf 
und  Liquor  Kcrri  albuminati  25.  Wirkt  appetitsteigernd.  Do.sis  1.0  in  Substanz  oder  in  UaM 
3 — Gmal  täglich.  | 

Haematinalbumin  (Einsen  und  Halk),  >>in  braiinruthtis  geschmacklosos  Fotrcr,  al 
getrockneten  Blutalhuminsloffen  bestehend.    Dosis  1 — 2  Theelöffel  3mal  täglich  in  Wasser,  KtM 

Haematogcu  Hommel  besteht  aus  entgastem  Haemoglobin.  Eisengehalt  0,05 — O.OTftll 
Dosis  theelöffelwcisc.  I 

Haematogen  Marfori.  Alkalisehe  Eiweisslö.sung  wird  mit  Eisentartrat  rcraetit  M 
mit  Essigsäure  gefällt.  <Jelbes,  iu  Alkalien  lösliches  Pulver  mit  0,7  pCt.  Eisen.  Dosb  IN 
2  EsslöfFcl  täglich  vor  der  Mahlzeit.  I 

Haeminal  Groppler,  ein  aus  Kinderblut  gewonnenes  braunes,  amorphes,  gerueUMi 
Pulver  von  säuerlich  fadem  Geschmack,  in  Wasser  und  .\lkohol  löslich.  Eotliält  SSM 
Eisen  und  9.4  pCt  Eisenoxyd.     Diaeteticum.  I 

Hat  inoglobin  (Pfeuffcr).  Defibrinirtes  Blut  wird  mit  gleichen  Theilen  jpro«  ">»l 
Iriumcbloridlösung  versetzt.  Der  Bodensatz  wird  mit  dem  halben  Gewicht  Rohr-  oder  Tr»«!»»! 
Zucker  gemischt  und  bei  5"  zur  Pilleueonsistenz  eingetrocknet.  I 

Haemolum    (Robert),    durch  Einwirkung   von  Ziiikstaub    auf   Blutfarbstoff   gewoDM 

stellt  ein  .schwarzbraunes,    leicht  rcsorbirharps  Pulver  dar.     Dosis  0.1 — 0,5   in   Pillen,    Palifl 

uud   Choeoladepa-stilleu.      Zahlreiche    Verbindungen    des    llaemols    mit    Zink,    Kupfer.   fiiU 

Quecksilber  sind  gleichfalls  in  die  Therapie  eingeführt.  1 

Uaemolum  bromatum  I 

I  mit  2,7  pCt.  Brom  bei  Epilepsie.  1 

I  Haemolum  hydrargy  ro-j  odatum  1 

I  mit  13  pCt!  Quecksilber   und    28  pCt.  Jod    gegen    S>-philis    in    späteren    SlaM 

I  Zeigt  keine  Aetzwirkung.     Dosis  0,1—0,4  3 mal  täglich  in  Pillen.  J 

llaemogallolum  (Robert),  ein  rotbe»  Pulver,  durch  Behandlung  von  BlutlosoDg  M 
Pynigallol  erhalten.     Dosis  0,1—0,5  in  Pillen,   Pulvern.  ] 

Ferrum  spiuaceum,  Spinolum.  ein  trockenes,  gelbes  Pulver  von  mildem  iewW 
extractäJinlichem  Geschmack  mit  0.57  pCt.  Eisenoxyd.     1,0  enthält   d,-»s  Eisen   von   50  Spw 

EUenacbii  gudt  im  OroHli(!ra«|>thnni  HKlieon,  22A  lu  liot'U  am  Fuw>!  ilt'r  Warlburn  lieleitou.  Soniin<-rtn»«hi.  H 
Klima  wirkt  Krfriurln-iiil  atiil  rtarkonJ.  MilllFri'  TpinpKralur  Im  Sumnipr  K»,  im  Ksiisnii  ]*hr<>  T.,"."  C.  mMM 
Jahn'«f<<iicbtigko)t  7'1  i-f^L.  Kf*K<'limi?tigo  n8H.ft  mui.  TorlM'rr»ch<'nJc  Wiiidriolilun»;  SW  bi?»  W.  T't»tfjV  tlor'wwtf^ 
bii|in*ti*t  sich  auf  dorn  Hai n« tpinbor cf«  t*in  Kurliau.«,  In  wolebem  Ujtiro-,  Klt>ktrvi'  und  rtiunmiit,,tlif>ranie  wm 
Wendung  kuinmcn.     Auch  kOnn«n  dort  Diact-  nud  Tnrrttinkur«'ii  vorirfiioinincn  wtrdpn.  H 

W. 

EtSGnDAChy  .Soniii)f<rfri»che  im  badisohen  Sehwartwald,  '-ilit  m  boüh,  uil  iMiter  Eisenquelle.  i 

W.  J 

Eisenbäder.  Zu  Eisenbädern  werden  verwi'ndet:  die  kohlensauren  und  schwefelsaiireu  {SM 
alUsi-r.  Erstcrc  enthalten  doppeltkohlensaures,  letztere  schwefelsaures  Eisenoxydul.  )b  m 
kohlensauren  Eisenhädern,  den  sog.  Slabibiiderri.  i.st  der  chemisch  wirksame  Be.st.'%ndtheil  9 
Kohlensäure,  welche  in  reichlicher  Menge  vorhanden  ist.  ILxs  kuhlens.iure  Kisenoxydul  ist  iH 
löslich,  wird  aber  leicht  löslich  durch  Hinzutritt  von  Kohlensäure,  da  liicrdureh   doppellktm 


senbädcr 


—     111     — 


EisenbädcrJ 


I 


saures    Eiscnoxjdiil    entslobt.     Diese    Büdcr   sind    durch    den  rciclien  tieh.ilt  an    Kohlensäure 
farblos  und  klar.     Erst  wenn  -l.  B.  durch  Stehenlassen  an  der  Ijuft  die  Kohlensäure  entweicht, 
heidet  sich  das  Icohicusaure  Eisenoxydul  diu-ch  Aufnahme  von  Sauerstoff  wieder  aus. 

Eine  Uesorption  dos  Eisens  durch  die  Haut  in  dem  Badu  tiudet  nicht  statt:  in  eiuom 
iscüwasserbad  kommt  somit  nur  der  grosse  Itciehthum  an  KohlcDsiLure  in  Betracht,  zum  ge- 
JDgen  Theil  vielleicht  auch  der  uiibedeutcude  Salzgehalt.  Obgleich  daher  die  Wirkungen  der 
ohlcnsäurereiehcn  Eisenbäder  gleichzusetzen  sind  den  Wirkungen  einfacher  kohlcnsäurehaltigcr 
äder,  so  hat  das  mit  flüssiger  Koblcasäure  hergestellte  künstliche  kohlensaure  Bad  doch 
ieht  den  gleichen  therapeutischen  Werth,  wie  das  natürliche  kohlensaure  .Stiifilbad.  Es  be- 
bt dies  darauf,  dass  in  dem  natürlichen  Stahlwasser  die  Kohlensäure  nur  zum  geringsten 
'heile  fertig,  zum  grösseren  in  Statu  nasceudi  vorhanden  ist.  Diese  letztere  stellt  das  wichtigst«! 
gens  dar  und  kann  in  ihrer  Wirkung  durch  die  künstlich  in  Wasser  eingeleitete  Kohlensäure 
icht  ersetzt  wenleii.  Es  ist  daher  von  Wichtigkeit,  dieses  leicht  flüchtige  Gas  beim  Erwärmen 
es  Bades  durch  zweckmässig«  Einrichtungen  möglichst  sparsam  entweichen  zu  lassen.  Dies 
■  d  durch  die  Pfriem'sche  Methode  (Zuleitung  von  heissen  Dämpfen  direct  in  das  Badc- 
asser)  oder  noch  besser  durch  die  Schwarz'suhe  Methode  (Einleitung  von  heissen  Dämpfen 
den  Zwischenraum  eines  doppelten  Bodens)  .ingestrebt.  Weun  auch  beim  Erwärmen  dem 
ade  schliesslich  nur  W)  -70  pCt.  erhalten  bleiben,  so  genügt  doch  diese  Menge,  um  die  der 
oblensäurc  cigenthünilichc  Fteizwirkung  auf  das  Nervensystem  zu  er/ielen. 

Beim  Einleiten  von  heissen  Dämpfen    in    ein    sehr    kohlensäurercichcs  Bad    moussirt  das 

[Wasser  wie  Champagner.     Die  Haut  des  Badenden  überzieht  sich  mit  zahllosen  abstreifbaren 

"Sasperlen.     Diese  stoben   um    so    dichter,   je  weniger  die  Haut  mit  einer  Fettschicht  bedockt 

it,    und  vcrgrössern  sich  mehr  und    mehr,   je    niedriger  die  Temperatur    und    je    länger    die 

auer  dos  Bades  ist.     Di<:se  Bäder  wirken  hauptsächlich  durch  den  flüchtigen,  aber  intensiven 

iz  der  Kohlensäure  auf  die  Hautnerven;  sie  werden  wärmer  empfunden,  als  sie  in  Wirklich- 

eit  sind  und  können  daher  bei  hautschwachen  Personen   mit  tardiver  Reaction  in  niedrigerer 

'emperatur,    von    25—32"  C,    verordnet    werden.     Der    BadccfTcct    ist    also    ein    doppelter. 

'ährend  des  Eint.-iuchens  empfindet    der   Badende   eine    geringe   Beklemmung    und    zuweilen 

in  lebhaftes  Schaudergcfühl,  die  Capillaren  vercngcru  sich  und  die  Haut  erblasst.    Aber  bald 

tt  die  Reizwirkung  auf  die  ceiilripetalen  Nerven   ein,    die  Haut   beginnt  sich  zu  röthen,    es 

ntsteht  ein  peripheres  Wärmegefühl,  welches  sich  zu  förmlichem  Prickeln  und  Brennen,    be- 

londers  am  Hypogastrium  und  Scrotum.  ja  an  emplindlichcn  Körpertheilcn  bis  zum  Schmcrz- 

;efühl  steigern  k.inn.     Durch  die  Contraction  der  glatten  Muskelfasern  crigircu  sich  die  Brust- 

arzcn,    das  Scrotum  wird  derb  und  die  Haut   erscheint    lurgescent.     Die    inzwischen    einge- 

Itretene,    lebhafte,    diffuse   Röthc   der  Haut  bleibt  bestehen.     Durch    die  Kohlensäure-Bläschen 

ird  das  Wasser  von  der  Haut  abgchübcii,  d.  h.  zwischen  beiden  eine  cliistische  Schicht  ein- 

eschaltct.     In  Folge   dessen    wird    der    Druck    auf    die  Hautcapilhirfn  vermindert,    die  Blul- 

circulatiou    und   die  Arbeit   des  Herzens  erleichtert.     Der  Badende  hal  ein  Gefühl  des  Wohl- 

ehagens    und  der  Leistungsfähigkeit.     In  welcher  Weise   die  Kohlensäure-Einwirkung  auf  die 

Baut  die  rellectorische   Erregung   im  Nervensj'stcm    auslöst,    ist    bis    heute    nicht   aufgeklärt. 

Thatsächlich  besteht  diese  Reizwirkung. 

Wir  besitzen  daher  in  diesen  Bädern  ein  vortreffliches  Mittel,  die  Haut  durch  Verbesse- 
rung ihrer  Ernährung  zu  kräftigen,  die  inneren  Organe  durch  die  Hypcraemie  der  Haut  zu 
entlasten  und  dem  gesammten  Stoffwechsel  eine  mächtige  Anregung  diu-ch  den  vermehrten 
AVärmeverlust  zu  geben.  Der  Reiz  überträgt  sich  auf  das  Gefiisssystem  und  es  tritt  eine  Ver- 
laugsamung  des  Pulses  ein.  Das  Bad  wirkt  anregend  und  beruhigend  zu  gleicher  Zeit.  In 
sehr  kohlensäurereichen  Bädern  ist  für  eine  gute  Ventilation  der  Badecabinette  Sorge  zu 
tragen  und  die  Wanne  zu  bedecken,  um  die  Einathmung  der  Kohlensäure  zu  verhindern.  Bei 
Ausserachtlassung  dieser  Maassrcgcl  können  eventuell  Schwindel  und  Cj-anose  entstehen.  Ferner 
Diuss  im  Bade  ein  ruhiges  Verhalten  beobachtet  werden,  um  nicht  den  Gasverlust  zu  vermehren. 
Ueberdies  hat  man  die  Intensität  der  Badewirkung  in  der  Hand,  d.  h.  m.vi  kann  die 
Bäder  ohne  Schwierigkeit  den  individuellen  Anforderungen  anpassen.  Da.  wie  oben  erwähnt, 
die  normale  Fettschicht  der  Haut  die  Kohlcnsäurewirkung  aufhält,  so  k.mn  durch  ein  vorher- 
gehendes Seifenbad  die  Wirksamkeit  der  Kohletisäure  schon  vom  Beginne  der  Bakekur  an  voll  aus- 
genutzt werden.  Andererseits  ist  eine  allmähliche  Steigening  des  Effects  durch  anfangs  höhere, 
sp.ätcr  niedrigere  Erwärmung  des  Bades  erreichbar,  da  hierdurch  mehr  oder  weniger  Gas  wäh- 
rend der  Herrichtung  des  Bades  entweicht.  Zur  Abschwächung  der  itcizwirkung  der  Kohlen- 
säure können  aber  auch  mitigirende  Zusätze  von  Malz  und  Kleie  dienen.  Die  Dauer  des 
Bades  beträgt  10—30  Minuten. 

Indicationen:  In  Folge  der  Kohlensäure-Einwirkung  auf  den  Stoffwechsel  und  das  Nervei) - 
5>"stem  sind  die  kohlensäurcreichcu  Stahlquellen  dazu  berufen,  den  internen  Eiscngcbranch  zu 
unterstützen.  In  den  Fällen  idiopathischer  und  symptomatischer  Anaomie.  bei  Basedow'scher 
und  Wcrihorscher  Krankheit,  nicht  aber  bei  perniciöser  Anaemie  und  anderen  tiefergehenden 
Constitutions-  und  Blutanomalien,  endlich  in  Fällen  von  Chloruse  der  Pubertätsjahre,  hei  Er- 
krankungen des  Nervensystems,  bei  Neurasthenie,  Hysterie,  Neuralgien  und  peripheren  Läh- 
mungen;   bei    chronischen    Metritiden.    Parametritiden  u.  s.  w.,   wenn  es  sich  darum  handolt. 


auf  c-ntzündlichc  BliitnbirfiilUing  der  Organe  abliitcnd  zu  wirlrn:  bi'i  Miiistrunl 


li'ri<:ilMMM.I 


lie 


—     112     — 


i.r,.ir  l~t.T-;i,i;>i>rri,. .,    V.  ;...,,.jt  »uAtMct  oiid  u»A  «ftciatrrta  BiigTif«a.     Jetimlalb  itj 

wean  Exacerbolieaea   4er  Piafit   nicbi    zu 

:    Kar  ein.  ft>  ist  lebterc  «onasKata.  bis  die  Etacitiau 

..'lasset!  habrn.   Venter  kommen  in  B«tncht  Etfcxaakuafea  der  oüanBdbca  < 
'  rii-'-he  iionorrho?.  Impotrnz  und  PoHotioata.     Vir  Sciefuluae    siod    fie 
venigrr  K^rifrnet:  sie  Tird   bcMW  oad  aveckmiasifer  mit  hihlmwi 
").'1t.   n),^|,.;,:-h  ii  die  ko!i;>-r.aiadMMig(iiKder  des  kotikiisäntellMl 

lg  fMekca.  ist  ifeeh  in  l«tit«f«a  4areb  wi 
für  SerofDloae  gtestigni  Weis*  aad&kirl 
liegenanzeichea  (kr  i  lind:    alle  febrilen  Zostäsde,   N«ig«iif  tm  Blatappsl 

wliiedeiier  Art,  jrrosse  n--'  i-arleit  mit  stark  fcesaokeaer  Rcactioa. 

Die  schwefelsauren  £isi;n«ä$ser  enthalten  scbvefeUaores  Biaeao- 
bedeutendcr  Menge.    0.04— -2.4  in  1000  Tbeilen,  aber  keine  Kobl«s«Siij«. 
Eisenbäder  zeigen  eine  adstringirende  Wirkung,  besonders  auf  die  Sebleimb  1 
cirt  bei  cbronisehen  Katarrhen  der  Vaginalsrhieimbaut.     Aach  verdea  sie   i 
tismus,  rhrouisrhen  Hautausscb  lägen  mit  Nutzen  angewandt. 

Bei  der  Wahl  der  Kisenbäder  bildet  das  Klima  einen  weseotlicben  Paetor. 
Kohlensaure  Kisenhadcr    sind:    Pyrmont.    Driburg;.    Schwalbach.    Brückeaatt,    Li) 
Spaa.  Sciiacz,  Lang<.'iiau.  Liebwerda,    Imnau.    Cudowa,    Preiersbach.    Petersthal, 
Elster,  Ijolienstein.  Klinsberg.  .Angogast.  Griesbach.  Reiner».  "        '  "     i.    Köoinvart. 
bad.  Sieben,  St.  Mnritz.     Kurorte  mit  schwefelsauren  EiscnV  :  Alesiäad,  Klk 

Muskau:   ferner   mit  Alaun-  und  Arsenlkgebalt:  Ratzes,  L«tico,  Koaaebj,  Repcegn*. 

TOtK 

Eisuillchknr.    Die  systematische  Darreichung  von  Kuhmilch,  die  auf  6—7*  C.   abgckäklt ' 

ist  iiidicirt,    wenn  der  M-igcn  die  Milch    in  der  gewöhnlichen  Temperatur  nicht  rertzäft.^ 
insbesondere    bei  Hyperaesthcsie   des  Magens.     Als  besonder«  heilsam    rühmt    P 
Ei.smilcli  bei  Magenerweiterung,    die  mit  hartnäckigem  Erbrechen  verbunden   ist 
sie  mit  fein  zerstosscnem  Eis    und  Hess  sie  dann    in  kleinen  Portionen    trinkrn.     l'j  : 
milch  nicht  seilen  kirdi.itgische  Symptome,  Kolifcschmerzen  und  Durchfälle  hervorruft. 
Vorsicht  geboten.    Nie  darf  sie  hastig  getrunken  werden. 

ElBTcrginun^.    Vergiftungen  durch  Speiseeis  gehören  nicht  zu  den  Seltenheiten.    Am 

führt    Vanilleeis    zu  Vergiftungen,    seltener    sind    sie    nach    dem    Genuss    ton    FraebttMii 
einer  Reihe  von  Fällen  mag    es    sich  hierbei  wohl    um  Metallvergifttingen    bandeln.    Bdl 
meisten  Vanilleeisvcrgiftuugcn    liegt   jedoch  eine    andere  Trsache  vor.     Ueber    die  Xatur] 
Giftes    und    über    die    Bedingungen    seiner    Entstehung    herrscht    Dunkrl.       Man    hat 
nommcn,    dass  das  giftige   Prir)cip  von  der    zur  Bereitung    des  Eises    h-nutzteo   Vaaillf'l 
rühre.     Es  ist  jedoch  in  keinem  l'allc  gelungen,  den  Nachweis  für  die  Richtigkeit  dicMr] 
schauung  zu  führen.     Wahrscheinlicher    ist    es.    dass  die  Uiftwirkung    bedingt    ist 
Gegenwart  des  von  Vaughan    in  giftigem  Käse   nachgewiesenen  Tyrotuiikon*   oder  Shal 
Stoffe,  wie  solche  sich  in  Milch  oder  mit  Milch  bereiteten  Speisen  durch  Bakterien  bildoj 
ihr  giftige  Eigenschaftf'n  verleihen.     Vaughan  gelang  es.    aus  einem  giftigen   V-inill«»! 
stalle  durzustellen,    welche  bei  einer  Katze  Brechdurchfall   erzeugten  und  die  er  für  id« 
mit  dem  Tyrotoiikon  bM.     Die  Vergiftungen  durch  Vanilleeis  verlaufen   unter    cho!» 
Brsebuiuungcu.    Die  Behandlung  ist  eine  rein  symptomatische  und  die  Prognose 

Biter  (anatomisch).     i;ntcr  Eiter  versteht  man   eine  trübe,  flüssige  oder  crt'meartjge 
als    ein    Prnd»'-i    ■•■■'•■.■..lijcher   Proccsse    entsteht.     Er   setzt   sich    aus    einer    eiweus^ ' 
rau'-inhaltigrn    I  zusammen,    in    der    Zellen    suspendirt    sind.     Uebor    die 

der  Zellen    i«!  \.  .  ^     ..iileii  worden.     Ursprünglich  wurden  sie   allein  vou   dem   Biod(g(*k| 
abgeleitet.     Noch  Entdeckung    der  Auswanderung    der    weissen  BlutkSrpercheu     .iiui   d«  f 
rii.ien  glaubt«!  man    in  den  Kit<!r/.i'lleii    lediglich    solche  ausgewaudort<;n  Zellen     /«  ,tWieU| 
Die  weiteren   rnler^uchiingen   haben  ergeben,    dass  dii;  Wahrheit    in  der  Mittfl    '  :A 

»owolil  ,iii-;;.»;iiidertr  Lciili.,. ,  t.i,.    aln  auch  mobile  ncugebildetc  Bindegewebs?.,  i  :;<| 

ilcm    Übel  wiegender  Zahl.     Das  Verhältuiss  der  Zcllffl»! 
nz    de»  Eitcns,    auch    ki'mnen  EibringerinnuiigeQ    in  In 


vorh.' 

drr  I 

Eiter  entutehrn. 

onf  den  »<'r'>iri 

Der  r 
■^inen  eigi.' 
producten  kunn  d-i 
ein   st.Hrkcre«  (iriiv. 
indem  dir  Mo»" 
Kotli  kann  der  I 

Die  Eitrrut. 
Höhlen  drr  Pin 
veutrikol.     Au'-i 


eriten; 
bedingt 
M>daM 

IflUlT-^i, 


I  rnlir.inartige  Ucberzügc   bildet.     Das    geschieht    besas^l 

und   de»   Peritoneums. 

i.ile,  hat  eine  grünliche  rahmartige  BesrI 
■-larkcn  Geruch.     Durch  Beimischung  v,,;, 
[,<!   werden.    tJlelchzeitig  verändert  sich  auch   die  Fübi» 
Cr.iubraun  u.  s.  w.     Auch  die  Cousistenz  veräiidtrt 
Durch  BcimiHcluing  von  Blut,  Gal lenCarbstofi 
'••n  Vcranderuiifcn  durchmachen. 

\>r  bei  Wunden  und  (Jcschwüren  und  in  den 
irdiums,  der  liclcuke,  der  Meningen  uad 
kJUmj  »'ju  biUileimhiluten  der  Athmuugswege,    des 


^^EnnüT^rtes  Nipronbeokfii»  vnü  di-r  Unrnblnsp,  der  (rnllenwcgp,  dfs  Utrrii»  und  iler  Srlicidf 
^^■öniicn  Eitcransammlungvu  erfolgen.  Alle  diusc  Zu!<t»ndc  be/.eivhuet  miiu  als  Oberfläcbeii- 
^^■itcrun);eii.  Bei  Riterniisamnilurig  in  der  Pleurahöblr;  und  der  (iailvnblnsc  spricht  man  von 
^^Bmpyi'in,  rbenso  bei  solchen  in  den  Ventrikeln  dc^  Gehirns,  wo  man  die  Eiterung  auch  als  Pyo- 
^^tephalus  beicii'hnct.  Die  Kiterung  erfolgt  zweitens  in  die  Gewebe  hinein,  indem  sie  dieselben 
^^Bußllrirt.  Die  bctrofTenen  l'nrtien  sind  prall  gespannt,  fühlen  sich  strafl"  oedematös  an  und 
^^■ind  gerölliet.  Beim  Einschneiden  entleert  sich  eine  stark  getrübte  Flüssigkeit.  Diesen 
^^HUstand  bezeichnet  man  als  Phlegmone'.  Die  eifrige  Inliltration  der  Gewebe  führt  häutig  zur 
^^Bchmelzung  derselben,  dann  entsteht  der  Absress.  Die  Schmelzung  der  Gewebe  ist  ein  com- 
^^ftlicirtcr  histologi.scher  Process,  wobei  unter  der  Einwirkung  chemischer  Producte  und  der 
^^BrhHtigkeit  der  Kiterzellen  die  Gewebszellen  in  Fetlmi'tamorphose  und  Kernzerfall  übergeben, 
^Hdic  [nlerccUularsubstanzen  gelöst,  elastische  Membranen  und  Fasern  vernichtet,  zertheilt  und 
^Hiium  Theil  resorbirt  werden,  während  ein  anderer  Theil  .sich  dem  Ab.see.sseiter  beimischt. 
^HGatize  Gewebsstücke,  besonders  der  Knochen,  können  dabei  nekrotisch  und  sequestrirt  worden. 
^K^  Der  Abscess*  hat  eine  bestimmte  Lchcnsgeschichte,  die  sich  mit  geringen  Mndilicationeu 
^^■ricdcrholt,  wenn  er  zur  .Ausheilung  kommt,  ohne  dass  der  Eiter  nach  aussen  künstlich  ent- 
^^■eert  wurde,  oder  durch  Schmelzung  der  Gewebe  auf  natürlichem  Wege  nach  aussen  oder  in 
^^feioc  Körperhöble  durchbrach.  Die  Zellen  in  einem  solchen  Abseess  sind  zun.äehst  wohl  er- 
^^malten.  gehen  aber  sehr  bald  in  Fettmetamorphose  über  und  zerfallen  schliesslich  in  einen 
^^feettigen  Detritus.  Dadurch  wird  der  Eiter  gelber  und  flüssiger.  Mikroskopisch  lindet  man  dann 
^Bteine  oder  nur  wenige  zellige  Elemente  darin.  Nun  beginnt  die  Resorption  der  Ma,sse.  die 
^Hjedoch  nur  vollständig  möglich  ist,  wenn  der  Abseess  nicht  zu  gross  war.  Um  den  Abseess 
^Bierum  finden  gleichzeitig  /ellwucherungen  statt,  die  zur  Bildung  einer  derben  bindegewebigen 
^^Bfembran,  der  pyogenen  Membran,  führen.  Je  weiter  diese  entwickelt  ist,  um  so  schwieriger  wird 
^Bdie  Resorption,  die  also  mit  abnehmender  Geschwindigkeit  vor  sich  geht.  Schliesslich  wird 
^Hpur  noch  die  Flüssigkeit  resorbirt,  während  der  fettige  Detritus  und  die  Zellreste  liegen 
^^nleibcn.  immer  mehr  eintrocknen  und  schliesslich  eine  breiige  oder  trocken-krümelige,  k.isigc 
^^Blusse  darstellen.  Aehnlich  wie  beim  tnbcreulöscn  Käse  können  sich  in  diese  Massci]  Kalk- 
^^nalzc  ablageni.  Solche  Dinge  bleiben  dann  zeitlebens  über  unverändert  liegen.  Wird  der 
^^wbscess  nach  aus.sen  entleert,  oder  bricht  er  spontan  durch,  so  kann  er  ohne  weiteres  aus- 
^^Ueilen.  Besteht  aber  eine  Ursache  zur  weiteren  Eiterung,  so  kleidet  sich  in  der  Regel  die 
^^p)urchbruehstelle  mit  einer  bindegewebigen  oderepithclialcn  Membran  aus  und  entleert  fortwährend 
^^Kiter  aus  den  tieferen  Partien.  Den  so  entstehenden  Ciual  bezeichnet  mau  als  Fistel*. 
^B^  In  früherer  Zeit  war  man  der  Ansicht,  dass  die  Eitening  die  nothwendige  Bedingung  zur 
^^W/undheilung  sei.  Die  Fortsehritte  der  Anti-  und  .Asepsis  haben  gezeigt,  dass  dies  nicht  der 
^^Vall  ist.  Eine  Wunde  kann  per  primam  heilen,  d.  h.  ohne  makroskopisch  sichtbare  Eitor- 
^H>ildung.  Für  die  mikroskopische  Betrachtung  aber  beginnt  auch  dabei  der  Process  mit  einer 
^H&uswandenjng  weisser  Blutkörperchen,  die  sich  an  der  Oberfläche  der  Wunde  und  im  Gewebe 
^Hder  Wundräiider  ansammeln.  Zwischen  dieser  mikroskopischen  .Anhäufung  von  Li^ukocyteu 
^Kind  der  makroskopisch  .achtbaren  Eiterung  giebt  es  so  allmähliche  Uebergäuge,  dass  man 
^Htheorctisch  eine  scharfe  Grenze  zwischen  beiden  Processen  nicht  ziehen  kann.  Für  die  prak- 
^Ktiscbc  Beiirtbeiluiig  des  OeÜLingsvorganges  ist  zu  unterscheiden  zwischen  deutlicher  Eiterung 
^■bci  der  Heilung  (secunda  intentio)  und  mikroskopischer  Leukocytenauswandorung. 
^  HANSEMANN. 

Eifemn^  (••jiirurgi.sch).     Kiteruiif;  ist  die  contiiiuirlicjit'  uini  progrodieiite  Bildung  cirii'.s 

vonviogend  zellh.Tltigwi  Kx.sudatcs  .•luf  cntzünillichcr  R.nsi.s.    Si(<  hat,  wie  jeder  jjatlio- 

loj:i,scb«'  Zustand,  ihr  (ihysiologiscbps  l'aradip;iiia,  und  als  solches   hat  Vircliow  dii> 

Kitoniiij;  mit  der  Milohsecretion  verfflicbeij  und   den  F.iter  „die  iiatlmlngisrhe  Milch" 

^B  gen.innt.     In  der  Tiiat:    was  innerhalb  dei'  producirenden  Milrh-  nmi  S)ieii-heldrüscn 

^Bdas  speci tische,    autoi'htinine  Zellmaterial     -   die  Helegzelltm  «ler  rtrüsenlätiprhen  — 

(       (hireii  iiinner  neue  Kef^eneration  auf  <lie  freie  Flüche  der  Alveolen  liefert,  das  liefert 

unter  Umstrinden  auch  in  krankem  Zustand  jedes  beliebige  (ieweUe:  neues,  nicht  zum  pro- 

dnctiven  (ie\vel).>iaufhau  verwandtes  Lyniph/ellmareriai  in  dauernder  Folge,    .le  nach  der 

Auffassunis;,  welche  man  von  dem  Kntziim)iin!;s|trohlem  hat,  variirt  natürlich  die  Mefi- 

nition  der  Kiterung  —  sie  ist  eben  eine  ('onswinenz  des  jeweiligen  Standes  der  Knt- 

»ziindungslehre  im  Allgemeinen.  I)ei)  Chirurgen  interessirt  naturgemä.ss  mehr  die 
aetiologische  Seite  der  Frage  als  ihre  bi.stogenetisdi-descriptive.  \Vir  fragen  daher 
in  erster  Linie,  auf  Grund  welcher  Störung  heilt  eine  Wunde,  ein  Ge.schwür,  eine 
Entzündimg  nicht  vermittels  der  ersten  reparativen  Intentionen  des  geschädigten  Ge- 
webes? Denn:  Kitenmg  bedeutet  eine  Stfirung  des  Aldanfes  der  Wundheilimg,  eine 
Complication  der  natürlidien  Vorgruige  zum  Zwecke  der  I«ei)aration. 

Firie  Wunde,  welche  nicht  per  primam  intentionem  verheilt,  kann  cIk-u  nur  noch 
Jaiif  dem  Umwege  der  Kiterung  zur  Heilung  gelangen.  Kine  Eiterung  kann  nur  statt- 
^finden,  wenn  zu  irgend  einer  Zeit  im  Verlaufe  einer  Krankheit  ejnm.aj  und  sei  es  .in 

0.  Livitrticb,  Eucyklupupilie.     It.  Bkinl.  c 


(IHcfUff 


—     114     - 


■i-i 1 11  vTij-lktfoTi   /m 


■'f  irii'fpKI  I 

■in  tritt, 
'••*n.  kli 


iMK'h  xo  Icl^aMirMItfe  Hiü*  VtYwiuidaof:.  piim?  ü^rrptwaitg  >)'->- 

hallt;«  d«r  <j«vflbalkeile  «tatt^undeu  hat.     Die  Laeirio  coi 

Siniw  die  xintTÜMlieh«  Vori>eding:utig.     Aurh  Haut  tuid  j^iuvi 

irintiuil  viirhergeijÄueeii*"  l.ju?<ion  nirht  zu  i'iicni.     S<*lbst    i«Ti«> 

(!<•«  K:i(M'rli'<  <1<t  ^'  '  '       '      •      und   d«T  H.iiit    iiiÜKKen,    che  K 

aiii'h  nur  im  iiiikr'  uu'  verletzt  pr-wciPii  wiii.    Kpitli 

förmig«'  Abhcbuii);i  II  (li>  «Jickcmk-ii  Zcilsannio.  kiciiii-  Khagadcu,    - 

>:ij;e  NirkrotiÄiruiiKeii  wirken   allt»  in  dickem  Siiuii':    sie  enu<"i(;liclit*ii 

(•it<'ri'rn";;iii(l<.'ii  rn<:i<-hf  mit  miIcIumi  (icwobfii.    wolchf  ihrer  Kntwicktri 

ii:u'h   nicht  :iiip'|iajtKt  ^illd,  ohii<-  D<'ckc  zu  i-xistin-ii.    Hnt  riiinial  die  Brrnhruiur 

wi-liK.strii.'ki-K  mit  d<-r  Au>wc'riwclt  Ktaftp^fiimlcii.  so  vermag  freilich  <lio 

sa<'lic,  da  nie  die  Käliiffkcit  der  tiDanfliörlichcn  Knioucninp  ihrer  selbst  i) 

80Wohl  iia<?h  <ler  Klftchc,  wie  in  die  Tiefe  ihre  in  gleicher  Weise  schädig 

zu  nehmen.  K»  iiiukh  alno  stetn  der  Hpecifinchen  Krkrankung  eine  ali^i.m.iii't» 

iiiacliitii|!    lies    betrofTenen  Gewebes    vorangehen.      Wenn    Jemand    narh  .li; 

oder  nach  ileni  reichlichen  lleniMH  von  Ketten,    z.  B.  (iänseschmalz,    einen  Fi 

bekiiiuint,    so  ist  nur  anzuneliiiien,    dass  der  in  der  Haut  auKf;e^cl)i(«di*no  frw 

Ätandtheil  hinreicht,    um  Kpidermislaesion  hervorzunifen.  und    wenn    nun  iler 

hier  :ui\veseiide  Staphylococcus  in  diesoni   für  ihn    bewohnbar  gemachten 

einnitilef,    so  wird  i-iiie    alluiilhlicii    wegen    der  Neuontwickelunp    vnn    Pi. 

proKn-ilienfe  KitiTiiii^;  sich  einstellen.     An  ilie.seni  Beispiele  zeigt  sich,  da.H 

die  Beiiinguiig  zur  Iviteninf:   niclit   so  einfach  mit  dem  Schulsatze    auszu-sprerln*] 

Eitenmg  entsteht  durch   Kiterkokken.     l'orra  wie  .\usdehuuiiK  ijer   Kitening  k' 

w««seiitlich    unter  Einwirkung  wolilfli.irakterisirter  .Mikroiirganisnieii    zu  Stande 

diu  Anwesenheit  pathogeiier  .Mikroorgntiisuien  genügt  nicht  allein,  Kitening  zu  ei 

F'er  möglichsfi-n  l'Vnilialtuiig  bakterieller  Keime  d.  h.  der  .Xsep.sis*  venl 
C'hinirgii'  mit  ihrer  uiivernieidtichen  Nnesin  eoutiuni  den  grrissteu  l*"ort.sfhnU. 
hesinfectiou  der  Hunde,  der  Instniiin'nte.  der  VerlciiidstofTe  erfüllt  zwar  ilv 
derungen,  welche  an  eine  exacte  Reiiiliclikeit  zu  stelli-ti  sind.  Aber  ein  seh' 
l'unkt  ist  in  dem  Hüstzeug  der  inedenieu  Cliirurgeii  vorhanden:  das  ist  das 
luid  Untcrbindungsmateriai.  Das  chirurgisch  iiumer  noch  gelu-auchte  Catgnt  k-inn 
peinlichfiter  Sterilisation  eine  t,Uielle  der  Eitenuii:  abgetieu  i  Popper),  weil  scins 
kiuift  au-s  dem  Thierdanu  in  cheniischeni  Sinne  tnkliseh  wirkt.  .Man  vermeide 
ganz  die  Verwendung  von  Catgut    uiul  substituire  ihm   die  wohl   sterilisirbare 

Von  dem  Postulat,  das.s  stets  eine  Laesio  coiitiruti  der  Eiterung  vorangehen 
machen    ^heinbar   Prü.sen-  und    manche   reritouealeitenuigcti    eine    .Aiii--' — 
früher  in  die  Driiseii  etc.  transportirten  Keime  kr>nneu  durcli  Tratiina,  leb. 
vielleicht  dorrh  giftige  Substanzen  einen  günstigen  Ibulen  für  neue  Entw  irK'Uin 
kommen.     S«  ist  bei  traumatischen  Bubonen  doch   irgiMuhvo   au    der   ExtremilM 
alte  ?i«rt»,  «De  Schrunde    oder  .\ehnliches    zu   entdecken,     lui  .Vbdonien 
mfigm  siriKTtirk  irgwid  welche  ('irculationsstrtningen  durch  Obstipationen,  Iai 
Prt'SMni,  I'rängen  «-tc..  von  Neuem   durch    .Vuflockerung    der    narbigen    U 
einen  Hoden  für  frisch»-  Propagation  der  Mikroorganismen  zu  schafifen.     D<i 
s erhalt  tritt  bioftg  vor  den   Arzt,  z.  B    wenn  die    Unfallh.hnrde  rien   Zus* 
zwischen  Ahscesseo*  aod  vielleicht  .lahre  voraus  liegenden  Liesionen   l>fz«rrif<lt; 

Im  Allgemeinra  überhaupt  praedisponirt  jeile  einmal  gesetzte  Gew. 
namentlich  b«  jtogenannten  inneren  Eiterungen,  unbedingt  zur  Bildang  %~oa 
phleginoniVen  uml  absredirenden  Zuständen:  indem  die  Mortificimng  des  Ge*'*' 
Hei  sie  primir  auck  rdll^  aseptisch,  dennoch  secundSr  zur  An8iedeliing  von 
Yeninlassaiif^  gebea  kaiB.  Ctaasisch  dafür  ist  die  Beziehung  des  LeherabmseaM» ^ 
Haematoin  der  Leber,  «elelMS  «atstehen  kann  durch  F.ill,  Sprung,  Stoss.  m 
Ligamentum  stapenaorimii  hapatia  d»  .sehwere  pendelnde  Organ  beim  K.-»ll  oder 
zwar  hält,  aber  mehr  oder  weniger  tiefe  Einrisse  ins  Pan-nchyin  veranlasBl  Ih» 
geMct/te  llaematom  kann  fine  Brutstätte  für  Bacterium  coli  werden,  s«  »,  ' 
dasselbe  durch  die  offenen  GallenwegB  «Dwandert,  sei  es,  das»  tonst 
Blut  kreisend  hier  sich  einnisten.  IXms  fiberhaupt  Bakterien  an  subcotaa 
Stellen,  durch  <len  Blut-  oder  Lvt^lMtrnin  tninsportirt.  einzudrineren 
haben  Kinnes  Verenche  bei  Hunden,  denen  er  fcmab  von  einem  Ihnnbniw 
Knochen   fractimrte,    welche    nachträglich    vereiterten,    übeneogSBd  ^ 

Abdomen,    in  diT  Nähe  des  Danaes  aber  »t  öberall  Ueberwanderang  «|c^ 


Kerunfc 


'—      115     — 


Ritcriiti^] 


Icdli  aus  (liMH  [);irmlumoM  in  gf.srhäilij:te  (.ulliin'iriiii^  vfrklt^iti',  zcrrisscin!)  l'artioii 
■des  Pt'ritonuums  sichor  beobachtft  wonk'ii.  Ilass  iiitn'rlialb  gesell lossciicr  Hohlräuim; 
Iinit  Aiisfiihniiip<;;:infri>ii  Bakfcricir  um  Lori  iniiiuris  resisU'iitiar  sidi  ciitwickrlii  und 
I  Ritcnmp  i-rri'tceu  ki'inncn.  Icljrt  jt-di'  Parotitis  abscedens  nach  Spi-ichelstein,  jc<lo  Mastitis 
•puruli'nta  nach  Mnmmillarsfhnnidfn,  J'hIc  f>titis  mi'dia  nach  Tubi-nkatbctcrisnius.  Für 
Ivielc  der  sogonainiten  uietxstatiscbcn  KikTitngen  ferner  ist  jener  Mcchanisniui«  ursäeh- 
Uiüh  anzusprecbeti.  welchen  Rinne  exiterinientell  erzeugte:  irgendwo  befindet  »ich  ein 
^primürer  Kiterherd,  durch  Infection  bedingt,  und  an  einer  entfernt  gelegenen  Stelle, 
weli'liP  irgend  einem  schädigenden  Eiiifltiss  unterliegt,  bildet  sich  eine  secundftre 
Kiteiiuig.  So  beruhen  die  nieLsten  Mastitiden  nicht  auf  den  sti'ts  vorhandenen,  alier 
|durciiaiis  iiielit  immer  nachweislich  inli<'irteii  Manimillarsrhriinden.  stiniiern  dürften 
leher  als  leichtero  jinerperali'  Infectictnen  mit  Loi'alisatien  an  dem  von  Jlilchstanung 
lütrotzenden,  mit  fast  entziiiidlich  gesteigertem  Stoffwechsel  behafteten  Brnstdnisen- 
I Organ  aiifzufass4*u  sein ''Seh  !e ich).  In  sonderbarer,  fast  gesetzmilssiger  metastatischer 
lReci|)riH-it:lt  stehen  manche  Organe,  wie  z.  H.  Hoden  imd  l'amtis,  Urethra  und  Knie- 
lgelenk, auch  in  Bezug  auf  Kiterungen.  l  nerwähnt  natürlich  dürfen  hier  ji-nc  l'älle 
inetastalischer  Kiterung  nicht  bleiben,  welche  bii  pyaenjischen  Zustanden  auf  dem 
f  materiellen  Transport  der  Verecbleppung  iiifectiösor  Partikel  mit  der  Blutbithn  bo- 
Lruhen,  Mechanismen,  zu  deren  Aufdecknng  die  classischen  Arbeiten  Virchow's  das 
hneiste  beigetragen  haben. 

jlass  in  gleicher  Weise,  wie  Gewebspartikel,  die  Krreger  niet.tstatischer  Eiterungen 
auch  anilero  materielle  Deportationen  bilden  kOnnen.  lehren  die  nndti[)len  Kchino- 
cocciis-  iuhI  Actinomyceseiterungeii,  vmi  weldien  die  ersteren  ja,  gleichwie  die  Lelier- 
liaeniatii!Me,»>ecundäre  Vereiterung  dntch  Bacterium  coli-Ansiedehmg  erfahren,  wäliretnl 

Idcr  Slrahlen|Ml/,,  wii'  si-hon  r-rwiihnt,  an  umi  für  sich  Kiter  zu  erregen  vermag. 
IMe  bisher  besproclieni'ii  Eiterimgen  betrafen  meist  Beisjuele  von  höhlenförmiger 
Ansanmihmg  von  Exsudatniassen  zu  einem  circnmscriptoii  Herde,  d.  h.  Formen, 
Welche  unter  den  Begriff  des  Abscesses"  unterziireihen  sind.  K.s  bleiben  uns  zu  be- 
spredu'»  übrig  die  diffus  im  Gewebe  auftretende,  die  progredient  phlegmonöse 
Form  niul  /,weit<'n.s  die  Flücheneiterungen.  !>ie  Phlegmone,  d.  Ii.  dii'  progrediente 
Kitening  imierhalt)  bindegewebiger  tiewebsspalten,  folgt  gewis.sen,  durdi  Biudegewebs- 
iind  Fa.scieidjüiidel,  Gefäss-  und  Nervenhüllen  praeformirten  Strassen;  sie  ist  also  an 
den  anatomisdipu  Verlauf  des  Bindegewebe-s  innerhalb  der  verschiedensten  Organe 
gebunden.  Sie  kriecht  die  GefiLsshüllen  entlang,  bei  Periphlebitis,  Arteriitis,  l,ym[)li- 
nngoitis,  sie  folgt  dem  Neurilenuu,  den  Muskelhülleii,  ilen  f;vseialen  .\ii,sstrahlungen 
((^ongestionseiterungen)  und  den  kajiselartigen  L'mliüilungen  der  Llrüseu  (Pi'ri.adenitis 
jmrulenta),  sowie  den  radiären  oder  iiotymorpheu  Ausstrahlungen  derselben  innerhalb 

»des  Parenchyms  (.\denitis   interstitialis    diffusa   phlegnmnosa).      Sie    macht   .•luch    vor 
dem  Knochen    und    dem    Knochenmark    nicht   Halt  (t^steomyelitis,   Periostitis,  Ostitis 
|uu-ulenta,  ("aries),    während    tler   Knm-pid    durch    die  Kiterung  zwar  gel5st  iiml  gc- 
L  lockert,  nicht  aber  v<"dlig  einge.schniolzen  werden  kann. 

■         Ueberall   in   bindegewebigen    Organen,   auch    im  Fettgewebe,    dringt   die  Noxe  in 

W  Lymphspalfen,  praeformirteii  Lymphrüumen  nml  Gewebsbündelii  vor  imd  .schiebt  sich 

wie  eine  Intiltrationsraasse   in   iler   Richtimg    de.s    geringsten   Widerstandes    vorwärts. 

»IMese  Richtung  ist  tyidsch,  was  für  den  anatomischen  Verlauf,  wie  für  die  tbera- 
pi'Utischen  KiiigrifTe  von  höchster  Wichtigkeit  ist.  Man  kann  tiadurch  nämlich  l>rai- 
nagen,  Incisionen,  Spaltungen  in  zweckmässigster  Weise  gleichsam  in  der  Richtung 
der  erfahrinigsgemä.ssen  Bahnen  der  Krkrankung  anlegen  und  so  gewissermaassen 
ilem  I.auf  der  Kitening  von  vornherein  die  Wege  abdämmen.  Die  Eiterung  wühlt 
stets  die  lockerste  Gewebsrichtung:  man  muss  bei  Phlegmonen  z.  B.  des  Halses 
und  der  Hand  diese  Wege  unbedingt  ki-nnen,  inn  sachgemäss  zu  incidiren.  Kine 
vollendete  Operation  einer  Phlegmom-  wird  .stets  in  gewissem  Sinne  praeparatorisch 
:ins7,iifnliren  sein;  eine  einfache  blinde  Incision,  sei  sie  noch  so  „tief  uml  weit", 
bietet  keine  Gar.intie  für  den  siegreichen  Krfolg.  Jede  Incision  sei  so  angelegt, 
«lass  die  gekannten  Bahnen  der  Progredienz  Schritt  für  Schritt  inspicirt  werden 
kfinnen,  or.st  im  absolut  int.acten  Gewebe  darf  man  Halt  machen. 

Eitemngen  der  serösen  Hiiute  sind  f.-Lst  niemals  ohne  gleichzeitige  Production  von 

F;i>ierstoff,    das  K.\8udat   ist   gemischt  eiterig-tibrinös.     Wie  fast  überall,    bildet  auch 

hier  die   Eiterung  gleichsam    einen    über    dxs    Ziel    hinaiisscliiessendeu  Vei-such  ■mr 

Kf  roduction  von  neuem  Bindegewebe.     F)ie   katarrhalisch    immer    von  Neuem  auf  der 

■ 


rf*i.ii  Flürh.'  iliT   S..r..s;i    pimlncirtiM.    nii.l    .l.s.iu.nnirton    Zolk'ii     hihlw  ja  m 
««•«iw  Sti-iKmiusr  .l«.s  tiurli  Lei  productivor  Zrllprolifonition  /werk«  .)nr  >rfk-« 
X»H<T  Bir.tt.rr  r.-sp.   iiali.-li^pMidcr  Sfros:if;.ltrii  .<iitwi.-ki'lt<-n    Hoilyor^angi-v    Wi 
h'h  %n  iiit.msiv,    .lass   d:is  Iii.T/.u    niUlii}:.-  M:i;iss  übf'i-scl.ntt.'ii   wird,    wi   k«.in*<| 
wrd.T  zur  V..rkl.-'ljung,  iiorli  zur  Auf  lafreru.ifj  oin-r  .lcck.ui<l.-n    I-ibYinsrhirbt  imoil 
im  rnrhfuro  p'stu.hdtc  Nfubilduii|,'   von   Z-dl.-n    Lüdet  einoii    .lickn.  Kahm  »wl 
-rhwiuu-n  Kxsudatrs.     Wo  zwi  F llUhot.  rosp.  IMättrr  sorr.ser   flaut.-    Mch   luk'  *-I 
rflhren  flJ:imis<liling.!ii,  Perikard.  Pleura,  Turiica  vagiimlis  t.-stis  ctr),  da  koniml  «' 
(••Tad.-  viTinAg^  dor   plficlizritii^r-u   Production    von    vfirlötheiid.«n     und    it-rtl '■ 
FILrinsthi.-lit.^ii  trof/.  hi'ftigi-r  lU-izung   zur  definitiven  Verlöthunp.    ^^1-*^'^ 
\«ii  einer  Seit.'  zur  anderen  und   der  Leiderseits  gesdilossene  neue   Kreislai. 
lirht  die  rinwandlung  des  pAsudats  in  ein  re„sorbirLares  Transsudat.     ">>•"'«. 
VerkleLungei,  Lei  pariiollen   eiterigen  Kntzündungon,    welche    eher   nach   Mi 
nach  Stunden  zu  /.iihien  sein  diirften.    retten    oft  genug  den   Kranken    vor  ■: 
lirhHten  Gefahren,  und  wenn  irgendwo,  niüs-seii  hier  der  Chirurg   mifi   der  .\i' 
Zwe.-knirisnigkeit   gewisser   natiirlieher  Vorgiinge   anerkennen,    aul     deren   1.- 
und  Yoniussielit  die  kiilnisten  M:ia«suahnieiv  rliirnrgisiher  Therapie   ba.sirt^siuU^ 
Keposition  einer  Llauschwarzen  Darnisvhlinge,  die  Pmteroana-stoniosen,  di 
am  Dann— sie  idle  wären  nicht  möglich  ohne  diese  ungeheure  Verkl.t 
de«  Peritoneums    an  Stellen   eireumscripter  eiteriger  Kiitzündnng.       „K. 
kann  man  so  viel  zumuthen.  als  dem  reritonemn !"    (Georg  Wegner.) 

iHe  Riteningen  der  (ielenkflUelien  bieten  im  Wesentlichen  dasselbe  Bild,  wi» 
der  grossen  serösen  Knrperhrdilen.  Hie  katarrhalische  Kiterproduction  kann  hirr  • 
hrdiere  Grade  von  l-'üHungen  des  Hohlraumes  erreichen,  als  i.  B.  beim  Peritw»«* 
a>>er  von  Pleura  und  vom  Perikard  kennen  wir  ähnliche  pralle  Anfüllunf?en  mit  in« 
Kiter  wie  an  den  Gelenken.  Auch  hier  vermag  Heilung  nur  auf  dem  Wep.-  4« 
produntiven  Gewebsbildung  und  schliesslieher  VeriWlnng  des  Gelenkes  einiutn-toi 

Hie  echten  eitrigen  Katarrhe  der  Sfhleimbfiute  zeigen  nichts  von  diesif  W 
klebungstendenz,  wenn  nicht  vriilig  die  sie  umkleidende  Epithelsrhicht  verlorfn  r 
gangeir  ist,  gerade  .so  wie  auch  auf  der  Haut  eine  reine  Kiterung  nicht  zur  S>nK^ 
XU  führen  pflegt.  I.etztere  tritt  bin  der  Haut  erst  ein,  wenn  durch  ulceröse,  Oft' 
greifende  Processe  die  Stratae  sul)nuiiosae  oder  cutanea«  freigelegt  sind. 

l>ie  fl-Uhenhaften  Eiter.ibsonderungen  <ler  Schleimhäute  gehen  .selten,   wie  di»  <• 
Haut  f.ist  regelma.ssig,    mit    blilschenförnnger  .\Lliebung   der  obersten   Epithelsrhi«^ 
vor  sich,  wenngleich,   wie  bei  ajibthöser  Riterherdbildimg,    auch  dieser  Modus  ni*l 
ausgeschlossen  ist;   im  Allgemeinen  keniizeichm-t  sich  die  Schteimhanteitening  dur« 
Rin  directes  Durchwandern  der  Eiterköi-perchen  zwisr-hen  den  natürlichen  Lücken  iV" 
l'-pithelmembran  aus  den    fotlicul.Trlvmphoiden   Apparaten  der  Submucosa,    ein  V 
hilltniss,    welches  den  ganzen  Process    auch  hier    tun-   .ils    eine  Steigerung  physinl«* 
gischer  Zellwanderung    durch    die  K])ithelmembrauen    erscheinen    lä.s.st.      Stnhr  tu 
diesen  Modu.s    für    die  Tonsillen    auf    das  Cliar.ikteristischste    bes<-hriebeii.      ferfi-JI" 
bat  aller  auch  eine  gewisse  allgemeine  (iöltigkeit  (ür  alle  mit  Lymphapparaten  <Fi 
likelii)  ausgestatteten  Schleindiaute.    Man  imuss  anm-hnien.  dass  iliirch   die  n.atiirlich« 
l''.l>itlie||ücken    leichter    die  Noxe    eindringen  kann,    als   durch    die  Kpid<«nnis.    dw« 
bei  der  letzteren  kann  sich  Eiterung  nur  bilden,    wenn    die  Epidennisdecke,    sei  *♦ 
von  aussen,    abgehoben  wurde    (Verbrennung,  Erfrierung.  .Aetzung,  raechaniKeb«   V**- 
hebung),   oder  durch  ilie  vom  Papillarkörper  gelieferte,    anfänglich  meist  sorfi^'    i 
sudation  von  innen    her    hochgehoben  wird.     Tvjiisch    für    diese    dann    naturgei 
meist  pu.sfulöseii  Formen  der  Hauteitemng  ist  die  Variola-Pustel.     Fast  .iHi-n   pu! 
lösen  Formen  der  Dermatitis    ist    dieser  Typus   eigen.     Natürlich    kann    die   U 
dieser   sube\iidennoidalen  Eiteran.sammlung    eine    sehr    verschiedene    sein:     sie 
ineciiauiseh,    thermisch    (Verbn-nnung,    Erfrierung),    chemisch    (.Vetzung),     baktei 
(Pustula  maligna.  V.iriola,   Varicellen,    Ecthyma,    Ekzem),    sykotisch    Hnipetigjo 
tagiosa,  Sycosis  parasitaria),    sie  kann  .auch    trophoneurotischen    Irsprunges,   wie 
||er[ies  zoster,  -sein.     Selbstverständlich  complicirt  die  Eiterung  die  allervers<-hii 
stell  Krankheitsbilder  der  Haut  und  ebenso,  wie  sie  sich  zu  syphilitischen,    leji; 
[iiberculösen  UU-erationen  gesellt,  begleitet  sie  auch  nichtinfectiöse  Formen    dos 
websierfalles    (Decubitus.    Kreb.sgesciiwüre.    Noma  etc.).     Ist    einmal    <lie    nntnri 
Rpidermisdecke  verlonMi  gegangen,  liegt  der  Papillarkörper  frei,  so  vernuig  eino 
zalil  s|H'<-ifi.<cher  und    nichtspeci1i.«cber  Reize  H.iuteitening  zu  erzeugen,  deren   P( 


MTinff 


Frünff 


I 
I 
I 


I 


teuslaiiili'  ilcti  gniiK-n  Cyklus  plil<'<;iiiciiiös)'r  iiiitl  ulci-röscr,  productivor  und  regressiver 
jZelltiiütijjIveit  n;idi    sich  niolipii  können:    {\:ts  Hautorysipel,    die  Haut|)lilpgnionf',    dii" 
B^ymphungitis,  die  Haiit.iUscessc,  kurz  rille  Funiifn  vini  Herd-  oder  Si'liirht('M|)lilej;inflii(;n. 
I        Im  (iegciisatü  r.n  ;illen  bisher  bi'S|>rochenen   l'ornifn  der  Kiternng   finden  wir  bei 
per  l•'lächoueLIe^ll)^;  der  Wunden  den  (Inntaet  mit  der  ftusseren  Luft  und  ihren  Noxen 
Bn  ausgedehnteren»  Mxtsäe  gegeben.    Ist  es  bei  jenen  Pormen  bLsweilen  sogar  schwer, 
pten  Nachweis  der  Laesio  coritinni  tiiid  des  Contacte.s  innerer  Gewebsstraten  mit  der 
EA.ussenwelt  naehznweisen,  si»  liegt  bei  den  Wunden  solbstverständlieh  diese  Beziehung 
Klar  zu  Tage.     Und    in    der  That:    es    giebt    keine  Wunde,    welche    frei    wäre    von 
[Bakterien:    vennireinigt    in    niikreskopischeni  Sinne    ist    sehlechterdings    jede,    auch 
Wie  a.se]ttisehstf  Wiitide.     iMtie  andere  [''rage    ist    es,    ob    diese  natnrgem;i.«ise  Verun- 
[reinignng  liinreieht.    um  die  Gewebe  /.u  inliciren.  otli-r  ob  uieht  die  natürliidien  Alj- 
twehrraeelianistnen,    Fortspülung    durch    l'dtitstroni    und    Lyniphsecretion,    IJesorptioii, 
IPh:igoeytüse,    Kiit/iehung  des  SauerslolTes,    l'roduction    bakteririder  (Hobuline,    Auti- 
^toxin  und  l'toniaiiiliildunp,  Ausscheidung  bakteririder  Stott'wechselproducte  der  .Mikro- 
' Organismen   selbst,    genug,    der    gansto  Kampf  ums  l>a.sein  zwischen  (trgan-Zelle  und 
iMikroorganismus.  di'ssen  Möghchkeiten  theoretisch  völlig  unerschöpfbar,  dessen  That- 
|8ächliehki'it  nneh  immer  gleidi  schwer  erweisbar    ist,    hinreichen,    die    zur  Eiterung 
^frdirenden  Heizungen  zu  elirniniren  oder  zu    paralysiren.     Es    ist    bekannt,    da.ss    die 
I  Fähigkeit,    l'iitenmg  an)'  Winnie»  zu  erziuigen,    durchaiLs  nicht  .allein  den  Mikroorga- 
nismen zukommt  (Terpentin,  ('ailavi'rin,  Crotonöl);    es    ist    aber  ebenso  augenschein- 
llich,   dass  die  l'rngreciienz  dei-  Kiterung  wohl   nur  an  Mikroorganismen  geknüjtft  ist. 
,  l)a  nun  eine  Wunde  niemals  frei  von  Bakterien  sein    kann,    so    wird    es    zum  Theil 
auch  von  tler  Viridenz  der  liakterii-n  abhiingen.  wie  die  Bakteriologen  nieincti.  ob  Kite- 
rung  eintritt  oder  nicht.     Unserer  Ansicht   nach    ist   die  Virulenz  aber  aucff  von   der 
I  Widerstandskraft  der  Zellen  abhängig.     Wie  anders   wilre   sonst    zu    verstehen,    diLss 
Infectioiien    an  derselben   Stelle  bei   verschiedenen  Thier-   utid   Menschenindividuen    sn 
wesentlich  (liflerente  Infectionsmodi  abgeben.     Vielleicht    ist    die  Vindeiiz  des  Eitei'- 
«•rregers  abhängig  von  seiner  l'roductiunsfiihigki'it  von  Ptoinainen.     Bei   der  völligen 
Unklarheit,    welche  bisher  über  iliese  fi'ini'ren  Modi   der  Infeetion    herrscht,    nuis.sen 
wir    uns    begnügen,    gewisse  Krfahrungssätze    für    unser   therapmitisclies  ILunlidn  an 
Stelle    iler    theoretischen    !'-insiclit    zu    setzen.       Hii'r    interessirt    dann    vor    Alb'in 
die    Frage,     ob    eine    Wunde    in     jedrnn    Zeitpunkt     ihres    Besteiiens    gleichmilssig 
leicht    inticirt    werden    kanai'     hii'se    Frage    ist    zu    verneinen,     tlanz    gewiss    liegt 
die    grösste    Uef.alir    schwerer  Wutidinfection,    soweit    die    [irogrediente    Eitening    in 
Betracht    kommt,    iniierh;db    der    ei-sten    h— lo  Stumlen    des  Bestehens   der  Wiuide. 
In  der  Zwischenzeit  hat  namlieh  die  nicht  inlicirte  Wuinlfiache  Zeit  gehabt,  theils  durch 
Fibrinbeschlilge  Lücken,    Spalten,    Kitzen    und    toilte  Kilunie,    die    beliebtesten  Brut- 
st.ltten   der  Bakterien,    zu  überkletden    und  so  dem  nachsickernden  Saftstrom  besser 
(.ielegenheit  zur  Abspfdung  von  Keimen  von    der  glatten  Flüche    zu    geben.     Es  hat 
ferner  die  Umgebung  der  Wundhöhle  Zeit  gehabt,  rings  um  die  verletzte  Zone  einen 
Lcukocytenwall  zu  stellen,  welcher  nach  Schimmelbusch  den  ausgiebigsten  Schutz 
vor  Infectionen  .selbst  gegen  Milzbrand  zu  liefern  im  Stande  ist.    Drittens  i.st  sowohl 
ilurch  die  collaterale  Hyperaemie,  durch  den  Saftstrom  und  durch  den  liewebsdefect 
an  sich  die  freie  Fläclie  der  Wunde   der  Ort  des  geringsten  Widerstandes  geworden, 
nach  welchem  mechanisch  Mikmorganismea  eher  herausbefördert  wi'rden  können,  als 
sie  der  ceiitrifugalen  Hesorption  anheimfallen.     Ks  ist  zu  bemerken,    da.ss   ilas  unbe- 
dingt zweckmiissige  Aussaugen    frischer  Wiuiden    oder    ihre   Hehandlung    initer    ilem 
trockenen  Schröpfkopf,    da;;  .\usblutenlassen,    das   vorsichtige  Auspressen    derselben, 
das  Absaugen  durch  sterile  (iaze,  Enveit«,'nmgen  durch  Schnitte  etc.    nur    daraufhin 
abzielen,  die  Wundflilche  zum  Orte  des  geringeren  Widerstandes  zu  gestalten.     Dass 
Wunden,  in  welchen  schon  Granulationen  gebildet  sind,  weniger  leicht  resorbiren,  ist 
eine  allbekannte  Thatsache.     Ist  überhaupt    erst  Eiterung   auf  einer  Wundflüche  ein- 
getreten —  ihr  vorher  geht  eine  Trübung  und  Beschlageidieit  der  soust  glasig-glfin 
zcnden,  bei  seitlicher  Beleuchtung  dui-chscheiueuden  Wundfläche  — ,  so  ist  gewöhnlich 
keinerlei  Gerinnimg    seitens    des  Eiters  vorhanden.     Diese   eigenthitinlii-he  Thatsache 
beruht  höchst  wahrscheinlich    auf  der  Fähigkeit  der  Bakterien,  das  lilirinogene  Fer- 
ment aus  Blut,  Senmi  und  weissen  Blutkörperchen  schnell   zu  ])eptonisiren,  wodurch 
die  vorh.audene    Hbrinoplastische    Substanz    unveriindert  bleibt.     Damit    ist  die  That- 
sache gut  vereinbar,  d:uss  nichtbakterielle,  also  chemiscb-DKHlicamentöae,  nicehani>cbn 


[Kilcruiip; 


-     IIK     - 


Kitfruaü 


iiiiii    vcrliMiulstoffiirlif!;«'  Hci/.uiip'n    der  (iiMiiHLiümisfliH'lic,    vuriit-liinlicli     Whrinrw«-  ft 


schlage  zuwege    zu  liriiiften    jiii  St;iiul(^ 


SIIUl 


Hei    Versuelicn    zur  Wuiiillu'iluii;;  oiii 


Ferraeuteu  zeigte  sieh,  (hixs  SjM-icliel  und  F'ty.tliii.  iilsn  nieht  iieptduisirendf  I<V«nn«>uk'. 
durcliweg  tibrinöse  Beselilä^e  lierviiriiniipreu,  \v:iliren<l  IVpsiTi-Salzsilure  zwar  ein«  u» 
geheurf!  (Seerefitm  heller  seröser  Kliissif^keit,  ;iber  keiiii>  l'ihritibildung  zu  erz»*upen  vr 
mochte  (Seh  leich).    Hierauf  (inigeii  die  l-'iliriiibihfiingi'ii  durch  den   Bacillus  LoeHIrr 


welchen  Bruuner  au 
ruiigsveriTiögr'n    nicht 


f  Wunde 


uniliMi  nacliwie>.  beruUeii,  ilinn   Inr  iliii  konnte   das  i  cptonis 
«iescn   werden,    wahn-nil  bri    IHiilitherii'.    sicher    bei    Wund- 
diphtherie  tibritir»sc  Bcsclihige  um  so  wi-nigi-r  ausgeiiriigt  sind,  je  reichlicher  pepln- 
nisirende  Stapliylokukketi  un<l  ^Streptokokken  4li'n  l'rocess  cimipücireii. 

Die  Production  des  Kiters  auf  der  Wurnle  kann  eine  inilividuell  nach  Parbe,  Cofl- 
sistenz,  Menge,  Zetlreichthum,  Fett'.  Cholesterin-  und  Alkaloidbeiiuetigrungen  1l^ 
gemein  variable  sein.  Die  Farbe  ist  zum  Theil  abhängig  vom  Ciehall  an  Bloi. 
welches  denselben  vom  zarten  Kusa  bis  ins  Duukelbraunschwarze  tingiren  kann.  Pi* 
grünen  und  blauen  Fürbuugen  sind  vom  Staphylococcus  pyocyaneus  abhängig,  einrt 
nicht  im  Gewebe  jirofrredionteD,  als«  eigentlich  nicht  iufectiOsen,  aber  stark  cx)nl3- 
giösen  Bakterienart,  bfdtngt.  Wie  schon  ervvrdint.  giebt  es  F.iterungen,  deren  Z«'!!^ 
material  relativ  wenig  zahlreich  ist,  des.sen  Kitcrseruiu  aber  immense  (irndo  erreicbfc 
kann.  Von  diesem  relativen  Verliiiltniss  \onj  Fiti-rstrouia  zum  Serum  ist  die  Cun- 
.sistenz  des  Kiters  abbSugig.  So  liefern  Tul>erculri.<ie,  Chlorotisclie  einen  (lünnflüsKigm, 
oft  mehr  schleimigen  Kiter,  der  bei  l)ei<ien  ebiMifalls  leicht  blutig  tingirt  sein  kamt 
w<>gen  der  leichten  Zerreisslichkeit  der  (Jefiissspro.ssen,  w:vs  auch  neben  oeideniat'Vn 
Ciratmlationen  hei  ,Nephritikern,  hei  Diabetes  innl  bei  Amyloiddegeneratioii  der  Kill 
»ein  kann.  Einen  sehr  .starken  Seniragelialt  hat  auch  der  Kiter  bei  Pyocyaneji*-.\n- 
Wesenheit,  wobei  dicke  Lagen  Verbandstoff  mit  fa<le  riediendem  Eiterseniin  dnrrb- 
tränkt  sind.  Stauungen  localer  oder  allgemeiner  Natur  erhidien  ebeufalKs  den  Sernm 
gelialt  des  Kiters,  wie  auch  jede  mechanische  Irritation  der  Wunden  durclj  Vrrbamt- 
stoffi-  und  Binden.  Das  .lodoform  wirkt  bei  manchen  Individuen  sehr  stark  .s^H•r^ 
tifmserböliend  auf  die  tiramdatioueu  und  die  iltzeiule  Fiiis.sigkeit  viirkt  auf  die  Kpi- 
ib'nnis  gerade/u  wie  eine  Liiuge,  wie  übi-rbaiipt  Kpidermi.sahhebung,  l>ii||r>.KC  De»)!»- 
nuitiou  und  Kkzein  Begleiterscheiium^en  der  hypersecretorischeu  Kiterbildung  sind 
In  gewissem  Sinne  ist  die  l''nrm  der  KitiTliildnn;i  abhängig  von  dem  Aufl>an  der 
(ir.iiiulationen:  wo  die  ZeHbildung  die  Va.scularisaMou  und  Serimiprodnctioii  üb« 
Iritft,  linden  wir  ilickeii,  ralimigen.  ,,gnten''  Kiter,  im  anderen  Falle  dünnflrissigrii, 
nmlkejShiilictien,  serösen,  trüben  und  gi'fiirbteu  Ktti'r.  M:ui  kann  bei  einiger  Krf.ili 
ruiig  aus  dem  Zustaiui  der  tiranulatiimen  und  di's  l'jiters  sehr  su'liere  Kückschlüsv 
auf  die  allgemeine  Cruistitution  des  Indiviiiitums  machen,  und  nicht  allzu  selten  g«' 
staltet  der  Zust.iiul  der  (iraiiiitationen  geradezu  eine  Di.agiiose  eines  zti  Grunde  liegen- 
den Allgenieinleideiis.  —  Die  .\usheilimg  eiternder  Wunden  geschieht  im  Allgenieiiii'" 
um  .so  Nchmdter,  je  tmdu"  der  productive  Anbau  der  Zellen,  inclusive  der  Va.srubin- 
sation,  den  der  Abstosstuig  regenerirten  Zidimaterials  auf  dit'  Wundfl;1c.he  überwiest: 
so  lange  die  (iraiml.'ttimien  in  scbwammartiger  l  eppigkeit  reichlich  Kiter  produciren, 
besteht  auch  noch  ii'gend  ein  Keizztistaud  .allgemeiner  oder  localer  Natur,  wie  z.  K 
die  .Anwesenheit  auch  kleinster  (ieweb,ssei|uestpr  in  der  Tiefe,  die  ganze  Uranulatioivi- 
tliiclie  in  fungusartiger  Luxnriation  erhalten  kann,  wie  eine  zu  fest  sitzende  Hindentour. 
ein  zu  frühes  Agiren  mit  dem  kranken  Gliede,  Kleiderreibung,  dauerndes  Herab- 
hängenlassen,  Intoleranz  gegen  gewisse  Ai-ziH>imittel  ilem  Fortbestand  der  Riteruiig 
förderlich  und  »ler  Kiickbildmig  der  Granulationen  zu  Dauergowebe  hinderlich  srin 
können.  Ueberall  kann  eine  gewisse  Anpasi>ung  des  provi.sorischen  Grannlationsp- 
wehes  eintreten,  welche.s  einen  torpiden  (,'harakter  erhfilt  und  erst  beim  Wech.sel  ib'r 
Therapie  zur  Norm  zurückkehrt.  Blutungen  in  den  Granulationen  selbst,  öfter  waliR 
Angiome,  unterludten  ebenfalls  lange  die  Kiterung,  wie  auch  Abscessbildungfv. 
Tuberkeleruptionen.  Nekrosen  die  Umhildimg  zu  Dauer^ewebe  erschweren. 

Die  Therapie  der  Kitenmgen  gehört  zu  ilen  dankbarsten  und  segensreichstw 
M.'iassnahmen  des  Chirurgen.  Im  Allgenu'iiii'n  ist  die  Umwandlung  der  intraparun- 
chymaULsen  Kilerungen  in  FliicheneiterunKen  das  erste  Erfiu-tlcmiss  chirurgis^-hir 
Therapie:  Absces.se  werden  geöffnet,  phlegmimö.se  Str.a.s.sen  freigelegt,  pustulüse  Decke« 
entfernt,  fistulöse  Canäle  gespalten  und  überall  das  Gewebe  vom  Dnick  entlastet,  so- 
dass diT  Druck  der  Hyperaemie  und  der  Secretion  ohne  Widerst.iuil  auf  die  fiw 
Kljlube  au  kvirkon  verning. '  Wir  habe«  schuu  bei  der  Besprechung  der  phlegmoDüsc« 


eruiig 


IUI     — 


Eitcrmii;] 


|^Bitfiiiii{?<iri  :iii|;t.-ikMiti;t,  wii-  viel  hier  t'iiu>  s:ii'likuiHli|£i'  Tlicrapio  ihircli  firnpliyhik- 
5»  tisclif  Krci legung  erfahruiigsgt'niässer  Eitorstrasscn  zu  leiston  vorniiig,  und  Ix'i  den 
5«fillirliflistnii  und  dircct  IfbcnshwlroLoiidcn  Kitt'i-uiijren  progredienter  Art  innerlinlli 
Useitig  gesclilüsst'iii'r  Gewebsstratun  ist  nicht  genug  die  iincparatoriscli-systeni.itisch«' 
iul'spiirung  auch  f<'insti'r  Vorilstelungcn  der  vit-lvcrzwcigtcn  Infcctionswpge  aivzu- 
Empfehh'M.  Hier  v(Tm;ig  d^r  zielbpwusstc  niei'iiaiiischn  Eingriff  viel  mehr  als  alle 
ntipliingistische  und  nicdicamcntösi'  Therapie.  Diese  Tordcnuig  der  mechanischen 
'reik'^ung  des  Eiterhi'ides  führt  oft  zu  den  küinisten  und  rücksichtslosesten  Kingriffen: 
totale  Anfnieisseliiiig  eines  Knhrenknochens  zur  Anfündung  einer  osteomyelitischen 
Herdphh'grnnne,    die    Eröffnung    di-r   knöchernen  Antra,   die  methodische  Freilegimg 

kder  l)ura,  eventnell  die  Resection  eines  Stückes  pyo-thrombntischen  Sinus;  die  tVnh- 
tcitige  Freileguug  des  perityphlitischen  Absccsscs,  eventuell  die  primäre  Resection  dos 
?rocP8su8  vermiformis  sind  Reispi(de  für  die  Energie,  mit  welciier  dieser  Indication  nach- 
gegangen werden  kann.  Freilich  darf  auch  hier  nicht  über  das  Ziel  hinaiisgescho.ssen 
Verden,  und  in  Füllen,    bei    welchen  erfahruiigsgemä.ss  die  natürlichen  Heilvorgfinge 

lau  einer  Elimination   der  Gefahr   führen,    wie  z.  B.  bei  I'yosalpinx,    manchen   Fidlen 

p-on  Empyem  inui  rerity[>lilitis  lasst  sich  der  Satz :  ubi  pus  ibi  incidatur,  nicht  stricte 
e^rfidlen.      Ist    doidi    innnche    dieser  problematischen  Operationen  deietUrer,    als    das 

K'fondleiden  selbst.  Denn  wo  die  Natur  selbst  Heilwege  einschlägt,  hat  man  kein 
Hecht,  ihr  ohne  Noth  zuvorkommen  zu  wollen.  Erst  werm  auf  (inmd  sorgfältigster 
Erwägung  am  besonthTen  Falle,  aus  irgend  welchen  Symptomen  er.srhlos.sen,  dieser 
natürliche  .Ausgang  nnwahrsciieiiilicli  ist,  ist  ilie  ganze  !{ncksichtslosigkeit  chiriu'gi- 
ehen  Hamlelns  am  l'latie.  I'iir  die  .seliwierigen  Erwägungen  über  den  Zeitpimkt 
der  Üpcratiim  in  solchen  heiklen  l'"."illen  bei  Otitis  media,  Empyem  der  Sinus,  des 
Tliora.v,  des  Herzbentejs,  der  Perityphlitis,  des  Pyosalpinx,  der  IJeckeneiterung  niiiss 
auf  special-chinirpische  Artikel  verwiesen  werden.  Man  kann  im  Allgemeim-n  sagtin ; 
man  lege  jeden  Eiterherd  frei,  falls  durch  den  Eingriff"  an  sich  keinerlei  Complica- 
tionen  für  ilen  l'.itienten  wahrscheinlich  sind,  und  nur  dann  .scheue  man  auch  die 
ilurch  Ojieration  tieugc.sotzten  Gefahren  nicht,  wenn  das  Grnndleiden  an  sich  ganz 
ilirect  das  Leben  zu  vernichten  droht.  Für  ilie  durch  die  Operation  unabweisbar 
liisweili'u  geboti-nen  .secundären  Sir)nmg<'n  <ler  Fum-lion  stehe  man  auf  dem  Stnnd- 
jnmkte,  da.ss  erst  die  Imlicatio  vitatis  zu  erfüllen  geboten  ist,  uiui  dass  Fel»>rlegungen, 
r,.  |{.  i>b  eiju'  Si'bnensrheidi-  zu  schonen  ist  oder  niclit,  keinesfalls  auf  Kosten  des 
absichtlichen  Weiterbestihi'nlassens  eim-r  directen  Leltensgefahr  i^itschieden  werden 
dürfen.  Für  die  \Veiterbeh.»inlhmg  freigelegter  Eiterhrdilen,  Fisteln  und  phlegmonöser 
Hahnen  linden  dieselben  rrinci|jien  Anwendung,  welche  über  die  Fülcheneitenmg  im 
Allgemeinen  aufzustellen  sind.  Es  kann  also  die  Therapie  der  Ahscesshidilen, 
der  inticiiten  Wunden  und  di'r  Schleirnliauteilerungen  gemeinsam  bes)»rochen  werden. 
Auch  hier  mu.ss  nach  allen  moderm'u  Erfahrungen  betont  werden,  dass  die  mecha- 
nische häutige  Befreiung  der  Flächen  vom  Eiter,  seine  dauernde  Abflussmögjichkeit, 
.seine  stetige  Aufsaugung  in  gul  poröse  rdcht  verbackende  Verbandstoffe,  .seimt  Fort- 
ricselung  durch  möglichst  imlilTerente  Flüssigkeiten,  wie  Kochsalzlösung,  .sterilisirtes, 
lauwarmes  Wasser,  die  allermeisten  Ck.-mcen  für  regulären  Ablauf  der  Heilung  bieten. 
Das  ist  nicht  anders  bei  einem  eitrigen  Blasenkatarrh,  beim  Tripper,  wie  bei  der 
Behandlung  eines  Empyems  oder  einer  Halsphlegmone.  Da  wir  nicht  im  Stande  sind, 
auf  antiseptischera  Wege  die  Bakterien  zu  vernichten,  bleibt  mu-  tler  Appell  an  das 
Gedeihen  des  Wundrasens  eventuell  der  entzündeten  Schleim-  oder  stjrösen  Membranen 
übrig.  Da  ist  dann  zu  bedenken,  d.iss  der  liegenbleibende  Eiter  selbst  mit  seiner 
■Entwicklung  von  Sepsin,  Pyocyaniii  und  giftigen  Fermenten  aller  Art,  mit  seiner 
Nährfähigkeit  für  fast  alle  Bakterienarten  für  den  Fortbestand  der  Eiterung  d:us 
:illerschüdlich.ste  Agens  bedeutet.  Setzte  die  permanente  Irrigation  und  das  Dauer- 
bad nicht  an  sich  Schädlichkeiten,  wie  (^uellung,  Cullii|uation  der  Gr;uudationszcllen, 
Verhinderung  der  Gef;is.sspro.ssung,  so  würden  sie  noch  mehr  und  dauerndere  Erfolge 
haben,  als  in  Form  [läuGg  wiederholter  Spülungen  und  Bäder  in  möglichst  steriler 
{•'lü.ssigkeit  gelegentlich  zu  erzielen  sind.  Der  häutige  Verbandwechsel,  die  sorgfäl- 
tige Absangung  der  Secrote  durch  sehr  zartes  Tupfen  mit  steriler  Gaze,  die  Anlage 
siimgeniäs.ser  [»rainage  mittelst  capillaransaugender  Gaze,  das  sind  Grundzüge  einer 
erfolgreichen  Therapie  der  P^iterung.  Nach  Fehlschliigen  der  eigentlichen  Antisepsis  bleibt 
nur  der  Appell  an  die  Gewebszellen  selbst  übrig.  Sie  zu  kräftigen  und  zur  Widerst.inds- 
fahigkeit  gegen  die  Mikroorganisnwn  zu  befilhigeii,  ist  <I:ls  Hauptziel  ji-iKt  NN  inidtlierajiie. 


I 

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[Kiteruiip 


—     12()    — 


SiteruRgMimfwl 


Schlpich's  BestrebuiiirHn.iiiitt«!!!*  bcsoiiders  pmcparirtor Golatinc,  dcsGlatoU'.fal 

Zellstratuin  die  Mösilirlikcif  iitastisfhcr,  gesteigerter  Vitalitfit    zugleich     untt^r    i*ll*l 

thäitiger,   dauernder   Abspaltujig  tles    Fitrm.iklehyds    als    Antisepticum     äu    g«wihrni| 

sind  glücklicher  Weise  von  überaus    eriiiuthigenden  Erfolgen  begleitet  gewijsi'n.    sl 

beziehen   .sich  aber    naturgeniäs«    mehr    auf    die   priiiulre    Entfaltuug     eines    abwlt<l 

sicheren  .Sehiitz&s  gegen  die  gefahrdrohende  F'rngredii'n/.  der  Eiterungen,  als  »uf  ewi 

Sistirung    des    schon    etablirten,    aber    liu'al     begrenzten     Eiteningsproeesses.      R;-l 

liut  man   sich  je  langer  desto  mehr   davon  übcneugt,   dass   häufiger   Verliantlwech»  I 

mit  steriler  (Jaze,  Bäder,  feuchte  (."onipressen,  l^uecksilhorinunctionen,  .Inrlknliun]  in^l 

altgeineine  Hoboration  der  Kräfte,    d.  h.  die  Hehatidhing  nicht  nur  der    Wunde.  -■••  | 

dem  des  ganzen  Men.scheii,  liie  wirksamsten    Methoden  abgelten  (Schleich). 

soll  nicht  geleugnet  werden,  dass  eine  Reiiie  von  Mitteln  wohl  geeignet  ist,   Sfr.r 

im  Verlauf  der  Wundheihm«:  unter  Eiterung  auf  das  Uünstigste  zu  eompei 

Secretion    einschnnikende   Wirksamkeit    iles    .lodofonns,    des    Derniatols,     \  _.     _ 

Airols,    der    Wisiiiuths.ilze,    der    Silbersal/.e,    der    ibira.xsalicyllösungfn ,    der    l•^■l'. 

s.iuren  Thonerde    k.iiiti    nicht   bestritten    werden.      Die  Hemuiiing    luxuriirendi-r  li.- 

nulationsbildung  durch  den  Silberstift   und  d.is  Chlorzink   ist  gewiss  aug-enschi^iiihii 

\Hr  Specitität  des    AUttnininin  aceticuni  gegen  l'vocyam-us-Eiter  ist    unleugbar.    .\i<' 

mögen  manche  Verschorfmigsversuche  eiternder  Elächeii  mit  Borsäure-,   Salicylsäim 

WisnnithpnlviT,    namentlich  bei  Verbrennungen,    gelegentlich    vom  be.><ten   Krfolgr  i.- 

die  Sistirung  der  Eitenmg  si'in,   im   Allgemeinen  aber  muss  es  (.irundsatz  sein.   'Iiii 

die  Behandlung  eitenider  Flächen  wi'uiger  dm-c-h  chemische  .\ction,  als   durch  I 

Stützung  des  norm;den  .Vblaiifes  des  Eit(>rimgsprücesses  leistet.     Die  Kitenuig   i- 

Eolge    eines    biologi.schen    Processes    zum    Zwecke    der    Hi'iltmg,    die    Granul;ii 

stellen    ein  provLsori.sches  Gewebe    dar,    welches    erst    auf    dem    Umwege    iler   t 

rung  in  das  Dauergewebe   der  Narbe   sich    allmählich  umzubilden  vermag.      Die  Eiit- 

lallmig  und  Erhaltinig  solchen  für  die  KegcmTation  befähigten  und  gokräftigten  Zcl' 

tiiateriales  ist  vielmehr  von  der  Kraft   und   vitalen  Energie  des  ganzen    Menschen  %< 

von  unserem  Einfluss  auf  die  citerndRU  tjuwebstheile    abhängig.      Bei    gesunder  < «« 

.stitntion,    bei    jugendlicher  Vitalität,    bei    gutem   l^rnährungszustande    heilen   Wuiidm 

auch  mit  Eiterung  in  crstacuibch  kurzer  Zeit.    Alle  Formen  (hT  Dyskrrusie  aber,  iill- 

Störimgcn  des  AllgcmeiMlietindcns,  :ini'h   Fieber  umi   |)sych)si'lie    Depression    verzögiT" 

den  reparatorischen  .\blattf  des  Ers.atzes  des  provi^iiirisrheti  ticanutntiuii.sgowebes  diink 

das  di'tinitive  Dauerircwclie,  die  Narbe. 

"  aciaEicn. 

Eiternn^crreKer  sind,  wörtlich,  Mikroorganismen,   welche  Kitcrung  erregen.     Die  Bildung;  »  • 
Eiter  ist  aber  eine  Rcaction  des  Organismus,  welche  durch  r|iinlitativ   und  quantitativ  diii 
rente  Reize,    unter  anderen  auch  durch    die  Lebensthätigkeit    gewi.sscr  Mikroorganismen  hr: 
vorgerufen  werden  kann.     Die  Eiterung  ist  also  nicht  oothwcndig  durch  Mikroorganisrurn  i^- 
diogt.     Auf  der  anderen  Seite  können  verschiedene  Formen  von  .Mikroorganismen  je  nach  •:'■ 
Bedingungen  des  besonderen  Falles,    in  welchem  sie  sich  linden,   bald  Ertliche   Kiterung.  biü 
allgemein  septicaemische  Erscheinungen  hervorrufen.    Die  Kitonmg  ist  also  niemals  die  l'uif 
einer  specilischen  Lebensthätigkeit  besonderer  Mikroorganismen,   sondern  sie   ist  das  Ergeliiis» 
der  Wechselthhtigkeit    zweier    Factoren,    der  Th.itigkeit    von    bestimmten  Bakterien    und   ■t'' 
R«action  des  Organismus  auf  dieselbe.      Nur  insofern,    als  in  der  Regel    die    im   menschli-i 
und   thierischen  Körper    beobachteten  Eiterungen  von    ganz    bestimmten   Bakterieuformcti   If 
gleitet  werden  und  als  diese  selben  Arten    in  der  Regel   auch  in  Experimenten   Kiterung  k«- 
vorrufen.  ist  man  berechtigt,  von  Eitererregern  im  engeren  Sinne  zu  sprechen. 

Eiterbildung  kann  zunächst  durch  chemische  baktcrienfrcie  .Substiuizen  herrorgeroia 
werden.  So  vermögen  Terpentinöl,  Argentum  nitritum.  Digitoxin  und  andere  Stoffe,  subcntat 
eingespritzt,  Eiterung  zu  erzeugen.  Die  gleiche  Wirkung  kommt  einigen  Substanzen  zu,  welci» 
zu  Bakterien  Beziehungen  haben,  nämlich  erstens  gewissen  StolTweciiselproducten  der  Brt- 
terien,  wie  Cadaverin,  zweitens  den  abgestorbenen  Leibern  von  vielen  Bakterien,  selbst  ««• 
diese  an  sich  nicht  eitcrerregtnd  sind.  Dies  ist  für  den  Tubcrkelbacillus,  den  Prodift(MiB> 
Bacillus  pneumoniae  Friedländcr  und  andere  beobachtet.  Auch  Proteinsubstaiiten  ni^ 
bakteriellen  Ursprungs,  aber  von  chemotaktischer  Wirkung,  wie  XilutenciiseTn,  haben  Uli 
Buchner  eitercrregende  Eigenschaften.  Alle  diese  chemischen  Eitererreger  können  an(  iW 
Ort  der  Einspritzung  beschränkte,  niemals  aber  progrediente  Eiterungen  hervorrufen. 

Wo  sich  jedoch  im  menschlichen  und  thieri.schen  Körper  spontane  Eiterungen,  nam- 
progredienten  Charakters,  vorfinden,  da  sind  dieselben  auch  stets  von  ganz  bcstimmtei. 
terien  begleitet.  Die  bei  den  Eiterungen  sich  vorfindenden  Bakterien  sind  je  nach  du  >^ 
trolTencn  Region    typisch  verschiedene  Formen,    welche    alle    das    gemeinsam  haben,    d.av  ■^ 


Bitcruiigscrreger 


121 


Rklampsiel 


kusser  der  Eiterung  .luoli  uocli  uiitur  besonderen  Umständen  andere  Vorgänge  auszulösen  ver- 
b&ögcn,  so  Ürgnaerkraiikungen,  Septic.iemipn  oder  iutoiicationen. 

I  1.    Die  Eiterungen  der  Haut    und   des  Unterhautzcllgewebes,    die  Furunkel,  Pann- 

Iritieu,  Phlegmonen,  Absecsse,  oder  die  znlilrcichen  mit  Eiterung  verbundenen  Erkrankungen 
id«  Epidermis,  vor  Allem  die  meisten  acuten  Knochen-  und  Knochenmarkscrkrankungen  werden 
[■von  wenigen,  aber  ungemein  verbreiteten  Bakterienformen  begleitet,  welche  mau  als  Eiter- 
rtrrcger  im  engeren  Sinne  bezeichnet.  Hierzu  gehören  der  Staphylocoecus'  pyogenes  aureus  mit 
seinen  Abarten  albus  und  citreus:  dann  der  Streptococcus*  pyogenes.  Beide  Formen  linden 
sich  nahezu  überall  in  ihrer  Umgebung  und  sogar  auf  unserer  Oberhaut  und  unseren  Schleim- 
ibäuten.  Sie  vcrmügcn  progrediente  Eiterung  zu  eiregcn,  sobald  sie  durch  eine  Continuitäts- 
ttrennung  unter  die  Haut  und  ins  Unterhautbindegewebe  gelangt  sind.  Experimente  beweisen, 
idass  die  Einreibung  von  Culturcu  in  die  Haut  allein  schon  Eiterung  zu  erzeugen  vermag.  In 
Jen  meisten  Fällen  aber  bedarf  es  ausser  dem  Eindringen  noch  einer  besonderen  Dispo- 
[sition.  Dieselbe  kann  mecbauLscb  sein,  z.  B.  durch  i^uetschung  hervorgerufen  oder  durch 
["vorhergegangene  Zelllaesion.  So  ist  z.  B.  das  durch  anderweitige  Erkrankung,  wie  Tumoren, 
lAktinomykose,  Tubcrculose,  Pocken,  veränderte  Oewcbe  besonders  disponirt  für  den  eitrigen 
ly^erfall  durch  Staphylokokken  und  Streptokokken.  Bei  der  reinen  tuberculösen  (iewebscolli- 
fquation,  dem  kalten  .\bscess,  linden  sich,  so  lange  er  von  der  Aussenwelt  abgeschlossen  ist, 
leine  Eiterbaklerien;  dieser  Umstand  ist  direet  von  diagnostischer  Bedeutung.  Die  Disposi- 
Ition  k.inn  ferner  chemisch  .sein,  wie  die  vorhergegangene  P^in.spntzung  von  Zellgiften,  von 
[Traubenzucker,  Sublimat  u.  s.  w.  bewiesen  hat.  In  der  Praxis  spielt  besonders  die  vnrhei- 
[gegaugenc  oder  gleichzeitige  örtliobc  Intoxicatoii  durch  K:iuliiis.sgifte  eine  Rolle  (Blutvergif- 
Itung*).  Schliesslich  kann  die  Disposition  dureli  eine  allgemeine  Herabsetzung  der  Wider- 
fstandskraft  des  Organismus  bedingt  sein,    wie  Diabetes  oder  trophoncurotische  Störungen  (ex- 

Scriraentelle  Ischiadicusdurchschneldung,  in  der  Wirklichkeit  centrale  Anaesthcsicn,  welche  zu 
al  pcrforant.  Decubitus  etc.  disponiren).  Die  genannten  Mikroorganismen  sind  auch  bei 
I  Kiteruiigeri  im  (iewebsparcnchym,  wie  Lungcnabscesscn,  Leberciterungen,  Nierenherden,  fcnicr 
^bei  (lelenkeiterungen  vielfach  betheiligt.  Sie  können  unter  veränderten  Körperzuständen  auss(^r 
I  örtlicher  Eiterung  noch  andere  Vorgänge,  wie  Septicaeraie,  Endocarditis  hervorrufen. 

2.  Bei  Eiterungen  der  serösen  Häute  finden  sich  meist  andere  Bakterien.  Spceicll  ist 
[bei  Eiterungen  der  Pleura,  des  Perikards,  der  Meningen,  auch  zuweilen  des  Peritoneums  und 
[der  Oelenkp  der  Diplococcus*  lanceolatus  pneumoniae  Fraeukel-Weicbselbaum  hesonders  häutig 
[gefunden  worden.  Bei  einzelnen  Fällen  von  Meningitis  fand  sich  der  Diplococcus*  intraccllu- 
rlaris  Weichscibaum. 

3.  Bei  Eiterungen  im  Beroich  der  vom  Peritoneum  überzogenen  Organe,  namentlich 
I  Eiterungen  der  Hartjbla.se,  fTallertbliLse.  Lcberabscessen,  Perityphlitis  und  Perforation  des  Pm- 

cessus  vermiformis,  Peritonitis  piirulenta,  hat  man  vielfach  als  einzigen  Begleiter  der  Eiterung 
I  d;is  Bacterium*  coli  commune  gefunden.  Doch  bat  sich  dieser  \Vohnpara.sit  auch  bei  anderen 
■  Eiterungen  gelegentlich  gefunden,  so  bei  Struniitis,  Panaritien  und  Decubitaleiteningen. 

4.  Bei  Eiterungen  gewisser  Schleimhäute,  welche  einen  eontagiösen  Charakter  haben,  findet 
.■»ich  eine  specifische  Bakterienart,  der  Gonococcus*  Neisscr.  Derselbe  ist  zunächst  der  regel- 
mässige Begleiter  der  Gonorrhoe  des  männlichen  und  weiblichen  Geschlechts.  Als  solcher 
findet  er  sich  bei  den  genitalen  Localisationen  dieser  Krankheit,  in  der  Urethra  und  den  mit 
ihr  zusammenhängenden  Drüsen,  der  Uterusschleirahaut  und  deren  Adnexen.  Auch  die  gonor- 
rhoischen Aflectionen  der  Conjunctiven  des  Auges  lassen  den  Gonococcus  aulfinden:  das  Vor- 
kommen desselben  bei  Otitis  media  acuta  und  Rhinitis  von  Neugeboienen  ist  noch  zweifelhaft. 

I  Dagegen  scheint  es  ziemlich  erwiesen,  dass  ein  Theil  der  secundären  Gelenkeiterungen  nach 
I  Gonorrhoe  durch  den  Gonococcus  verursacht  werde;  für  die  Endocarditis  gonorrhoica  ist  das 
Vorhandensein  von  Gonokokken  ebenfalls  behauptet  worden.  Sicher  ist  ein  Theil  der  eitrigen 
Complicationcn  der  Gonorrhoe  durch  sceundäre  lufcction  mit  anderen  Eiterkokken  auf  dispo- 
Dirtrm  Boden  verursacht.  Erkrankungen  anderer  Schleimhäute,  besonders  Bronchorrhoe  zeigen 
gonokokkenähnlichc,  mit  ihnen  aber  nicht  identische  Bakterien. 

5.  Ausser  den  obigen  (iruppen  giebt  es  noch  einige  Bakterien,  welche  gelegentlich  allein 
^oder  in  Begleitung  anderer  Bakterien  als  Eitererreger  auftreten.  Hierher  gehört  zunächst  der 
^Bacillus  typhi  abdominali.« *,  welcher  dem  Bacterium  coli  so  nahesteht  und  zuweilen  als 
.  der  alleinige  Begleiter  posttyphöser  Eiterungen  in  Parenchymen  und  Knochen  gefunden  wurde. 
I  Es  gehört  ferner  hierher  der  Bacillus  pyocyaneus*  und  der  Microeoccus  tetrngenus.  Letzterer 
^findet  sich  im  Speichel  des  gesunden  Menschen  und  huulig  im  Eiter  von  tuberculösen  Lungen- 

cavemen  als  symbiotischcr  Parasit.  Er  tritt  in  Gruppinmgen  von  vier  Zellen,  umgeben  von  einer 
gemeinsamen  Kapsel,  auf.  Er  bildet  weisse,  glänzende,  die  Gelatine  nicht  verflüssigende  Cul- 
turen  und  bleibt  nach  der  Gram'schen  Methode  intensiv  gefärbt.  Weisse  Mäuse  und  Meer- 
schweinchen tödtet  er  langsam  durch  Septicaemie.  Für  andere  Thiere  ist  er  nicht  pathogen. 
Er  wurde  wiederholt  bei  Zeilgewebseiterungen  des  Menschen  gefunden.  hott^tpiv 

Eklampsie.      Die  Kklainp.sie,   jene    .tetiologisch   noch    nicht    aufgeklärte,    epileptifonne 

Knunpfforni  Schwangerer,    (iebälrender    oder   Wöchnerinnen,    ist    eine    der  ernstesten 

— ^  (.'oiiiiilicKtionfn    iler  Liel>uil.     |)ie  stets  bei   de«  Anfallen  vorhandene  Gehirii.nnaemie, 


rKklainpsic 


—      122      - 


die  häufig;  glrii-li/.t.Mti^  licsU-lirinlo  Ni-pliriiis  und  i^inllii'li  ilic  Krfaliriing,  iln»  rtnl 
in  ;iO— 40  pCt.  der  Kflllf  diu  Kklampsii-  mit  Beeidigung  ilor  li«>l)iirt  aitriiArt.  g»l"| 
die  Icitcndoti  Gcsiclitsjuinktc  für  die  'rhürapii'.  M:in  wird  d.-dior  als  ersten  Z««i| 
liei  der  13eli:ui(llurig  diic  künstliclif  (iotiissorweitonuig  im  Auge  Iiaben  iiiü.sstij  n< I 
dem  gem"i;?t  mau  durch  di<.'  Kinlcituu«!;  einer  Nurkosc.  VVillirend  frOln-r  tlfin  ChW  I 
form  /.tir  KrzieiuiiK  dersellien  der  \  orzuj;  (;i'';el>en  wurdr,  wendet  iiia.ri  heutiutv  I 
liaii|its:ic!ilieli  M(n'|ilii(im  an,  subcutan  inid  in  sehr  grossen  Dosen,  mit  <>,OH  f  k»  I 
{finnend.  In  leichteren  Fäih-n,  d.  Ii.  iti  l^iih'ii.  wo  nur  kurze  Krniniifanfüih'  orl 
kurzen)  Couia  in  langen  Pausen  auf  einaudiT  folj;<'n,  (renü^  aueli  »las  Cblnrul.  ffl 
rectum  veraltfolgt.  Die  in  der  Hef;el  stark  herabgi'miuderti-  UrinaiisschciduMp  «adcl 
man  durch  l>ia|diorese  zu  ersetzen,  am  besten  und  untrefährliclisten  durch  Pries»  I 
nitz'sche  Einwickelungeii  des  ganzen  Körjiers.  Vom  l'ilokarpin  ist  cutsebiedea  i^  I 
zurathen,  wenn  der  Puls  kleiu  und  fre(|uent  ist,  und  wenn  tiefes  Coma  und  behindd*  1 
Kespirattou  bestehen.    Hier  kann  das  l'ilokarpin  sogar  direct  lobeiisgefabrlich  wirka  1 

Der  dritte  Punkt,  das  häufigi'  Sistiren  der  Anfälle  mit  Beendigung  der  G««I>ikI 
führt  auf  die  rein  geburtslu'ilflichc  lieh.tndlung  der  Eklampsie.  Die  Krfahrung  Uk«! 
einerseits,  da.ss  ganz  unabhängig  von  einer  Wehcnthätigkeit  die  Kk'laiiipsie  in  i^  I 
tSchwaiigersehaft  oder  im  Worhenliett  auftritt,  anderer^ieits,  dass  mit  Beeiidigmi^  il>' 1 
Gelturt  durchaus  nicht  m  allen  l'iilleu  auch  die  Kklam]isi«'  ihr  Ende  erreicht.  \»u 
soll  daher  bei  seinem  geburlshülflichen  Handeln  vor  .\liem  d;us  Wohl  iler  Mntt<'r.ii| 
Auge  haben,  sieh  nicht  durch  ein  zu  grosses  Iiitere.ss(>  für  (las  Kind  verleiten  l.i>«  I 
und  soll  Hns<'rer  Ansicht  nach  nur  dann,  aber  dann  auch  stets,  eingreifen,  wenn*! 
.MTiglichkeit  vorliegt,  die  Geburt  ohne  voraussichtlich  grosse  (iei'aiiren  für  die  MugtI 
zu  beenden.  Unter  diese  „grossen  (iefnliren"  sjnti  auch  die  vmi  Dührssen  so  flami 
empfohleneu  tiefen  Cervixincisioueu  bei  noch  erhaltenem  ("ervix  (boi  verstrichrtr*  I 
Cervix  sind  sie  ungefalirlich)  zu  rechnen  und  ferner  vor  Allem  der  Kftiserxclimii  I 
Denn  wenn  auch  in  letzter  Zeit  einzelne  Operateure  geradezu  glünzentU-  K'-*  I 
täte  erzielt  haben,  so  bleibt  der  Kaiserschnitt  trotzdem  eine  der  gel':ilirlirli-ii  I 
Operationen  und  wird  niemals  Allgemeingut  der  Aerzte  werden  können.  Man  ••>  I 
aber  eine  olmehin  schon  genug  gefährdete  l'^klani)itisclie  nicht  uocb  neuen  tirf.ilir<  I 
durch  die  Operation  au.s.sotzeu,  zumal  mau  ni<'ht  weiss,  ob  u.ach  der  <!)peratiriii  'l' I 
Eklampsie  aufhören  wird.  Als  ultimum  refugiuni  bei  einer  aufgegebenen  PaliciU'  I 
mit  noch  lebi'ndein  Kind  ist  dir  Kaiscrsclmitt  als  bi-recbtigt  anzuerkennen,  sonst  iiifli!  I 

In  den  meisten  Füllen  kummt  lu.in  mit  einer  rechtzeitig  ausgeführten  N>  enilns  I 
oder  Zangenextraction  oder  auch  Peiforaliim  zum  Ziele.  Als  Hau[)tn'grl  gelte.  iH' I 
iliese  Operationen  in  tiefster  rhluroforumarkose  auszuführen.  I*ie  Vcnausectiniiri  I 
die  ab  und  zu  liesonders  von  anu'rikaiiischeu  und  franziisiseheu  tieburtühelfer»  »^  | 
„bestes"  Mittel  empfohlen  werden,  allgemein  anzuwenden,  ist  lüeht  ricbtiK;  nntt  I 
wendig  dagegen  können  sie  bei  be.sonders  vollblütigen  Kreisseuden  mit  Zeichen  i"] 
Ueberfüllung  des  kleinen  Kreislaufs  werdi'u.  I 

Die  Prophylaxe  ist  wegen  der  Unklarheit   liber  die  Aetiologie  ziemlich   ohnmic^l 
tig.      Wollte    man   jede  Nephritische    als    ib-r    l^klampsie    verfallen    un«I     jpdr   riifiitl 
nephritische  Hchwangere  für  ungefährdet  halten,  so  wiinlemau  oft  gar  sehr  getäiiäfk'l 
werden.    Trotzdem  aber  empfiehlt  es  sich,  bei  Nephritis  in  der  Schw  arigerschaft  rin« 
absolute  Milchdi;iet  bis  zum  f^chwiiideu  der  Svniptome  einhalten  zu   la.ssen   und  lU« 
tuell  bei  zunehmendem  Hydrops  den  künstlichen  Abort  einzuleiten. 

Itie  bisher    bei<ten  Kesullate    bei    einer  IJehandlung    nach    diesen   l'rincipien   ''" ' 
kilrzlich  Bidder  ans  «lern  St.  Petersburger  (ieburtshaus  berichtet:   unter  465  l  .i 
von  Eklampsie  eine  Mortalität    der  Mütter  von    17,.3pCt.,    davon    auf  Kechnonp  •i'- j 
Eklampsie  selltut  nur  lO.'i  pCt.,  und  eine  Mortalitftt  der  Kinder  von   13,1  pCt 

STEPPE«. 

Eklampsie  der  Kinder.     Fropkylaktiuch  ist   besonders   bei    Kindern    mit  ererbter  uriii'» 
patliischer  Veranlagung    Alles    fernzuhalten    und    zu   beseitigen,    was    als    Reiz(|urü' 
den  Au.sgangspunkt  <ler  eklamptischeu  Coiivulsionen  abzugeben  geeignet  ist;   es  nnis^ 
also  Ern.'ihrung    und  Pflege    i«dcher  Kinder    mit  ungewnhnlicher  Sorgfalt   rdierw.vM. 
OS  müssen  Kachiti«,    angeborene   I,ue«,    O.xHtrointi'stiualart'ectionen  u.   s.   w.    ener^i«''' 
beknmpft,    es  müssen  M-bHdlicbe  Heizungen    der  Sinnesorgane    und  der   I'syche  n**j 
Kräften  vennicden  werden.     Kotnmt  e«  dennoch  zu  Anfällen,  so  be.steht   die  B«lua>^| 
lung  des  einzelnen  .\nfall»  weKintlich    nur  in  der  Sorge   für  zwecknul-ssige  Lagcn^l 
und  für  ruhiges  unlieliiuderte-  Ailimen;    letzteren  ist,    wenn  es   ins  Stocken  geralfc*! 


clainpsip 


—     123     — 


Kkzpm] 


kolllf,  iliircli  Aii8lti'it/.cii  mit  k:ill<>ni  Wasser,  nötlii!i;t'iir;ills  ilurnli  küiistlidK-  k««iiira 
kioii  Hiiziirt^pi'ii:  invi  anhulttinlcni  (louia  sind  iilii'nlii's  küliln  l'cl)nrj;icssuiigi'i)  in  laii- 
mrnruK'iii  Kiuk'  von  VnrHn'il.  Ym-  der  l)i'licl)l('n  Ki'<lifiiti|-A|)|(licMtion  withrend  des 
kAnl'iilli's.  cIh'iisi)  wie  vor  ('hlKrtiriirni-liilialatioii,  Kinreiliiinucn  \oii  ISelladdiina.salbu 
m,  s.  w.  isl  zu  wanifH.  Als  rraovciitivniilti'l  wcilcrfr  Aiiliillo  liabon  sicli,  von  einer 
|lcriifti|;i'ndeii  l-'niälmniju;  und  latiimidleii  Kiirperptlcgo  abgeseilten,  wiizii  selb.stverstiind- 
Hieh  auidi  die  Sorge  für  regelnifissigi'  Marnieiitleeruiig  gehflrt,  von  modicaineutOüeii 
[Mitteln  (!hlora!liytirat.  und  lirmnkaliuni  i'nt.sehi<Mlen  am  meisten  bewUhrt:  ni.'m  giebt 
feie  iuiierlieb,  auch  liänfig  mit  einander  nimbinirt,  in  <lcr  für  die  Altersstufe  der 
rKinder  geeigneten  Form  und  Idisis,  eiienso  auch  Cliiorallivdral  mit  kleinen  l>08en  von 

P'"'"!*'''"'"-  ETLENBURO. 

kzem     ist     „eine     sehr     oft     acute,     zumeist    jedoeli     eiirnnisrli      verlaufende,     mit 
.lucken  verge,sellseh.iftete  Hautkrankheit,    welche    in  Korni    von  thoil.s  unregelniilssig 
^verstreuten  oder  diehtgolrängten  Knotrhen.  ülaschi-n  und  l'usteln.  tlieils  von  diffuser 
iKrahung  und  Schweihmg  der  Haut  sich  darstellt,  deren  (tberfläche  alsdann  sehujiiK'ud, 
luiit    Knötchen,    Bläschen    oder    l'usteln,     nOsseud    oder    mit    gelben,    gummiartigen 
I Borken    bedeckt    erscheint."    (Hebra.)     Die  Ursachen   des  Kkzems  lassen  sich  nicht 
[immer  klar  erkcmien,    sie  k^mnen  ausserhalb  und  imierhalb    des  Organismus    lii'gen. 
In  Frage  koiimien  bei  den  ersteren  chemi.sche,  thermische,  mechanische  und  parasitäre 
lEinrtüsse,    bezvv.  eine  Combination    mehrerer   hiervon  gleichzeitig.      |)ie  ICkzeme  eut- 
Istcheji  häutig  bejm  Gebrauch  sch.-irfer  Seifen,  H.narwuch.smittel  und  populär  beiuitzter 
'osmetica,    besonders    schlechter  Schminken    uinl    l'iider.     Audi    ilie  15eiüit/.uiig   von 
jArzneikr.rpern  wie  graue  Sallie,  nleuni  Lauri.  .Aiitiseptiea,  hydropnthischc  und   Hafer- 
l^riitzunischläge    sind    Ursachen    des    Ekzems.      In     dieselbe    Kategorie    gi'ivören    die 
pEkzeme  der  WäschiTinneit,  die  Cementkrittze  der  Maurer.  Üakers  itcli ',  und  die  ver- 
Iscliiedenen   anderen   (Jewerbeekzeiiie,    bi-i    denen    zum  Tlieil     Säuren,  Alkalien.   Farb- 
stoffe, 1  vin  mit  aiumoniakalischer  (lidirung,  wie  bei  den  (ierbcrn,  i'in<>  Kolle  spielen. 
Zu  den  Kkzemen,  die  durch  chemische  Kinllüsse  bedingt  sind,  gehon-n  noch  diejeni- 
51m,  welche  in  der  Nähe  oder  der  Umgebung  der  natürlichen  Körpeniffnungen  auftreten. 
Andererseits    greift  auch  nicht  seilen  eine  i-kzeuiatöse  Krkrankung  der  Haut  auf 
lie  benachiiarte  Schleimhaut  über,  spcciell  bei  Augen  und  Ohren.     In   letzteren  stellt 
lüicli  eine  tititis  externa  ein,   die  besonders   durch   Complication  mit  l''unuikeln   lästig 
^iiiid  schmerzhaft  wird.     IHe  Furunkel  zeigen    sich  au.s.serdem  niclit    .selten    .als  l'om- 
plic.-ilion  bi'im  Fkzem  der  beliaarti-n  Ko])fhaut   und  bisweilen  .auch  an  anderen  Stellen 
di's  Kiirpers.  wo  auf  Kxcoriationen  staplivlukükkeiihaltiges  Material  direct  eingeimpft 
^wird.     Bei  Personen  mit    emplindlicher  Haut  bewirkt    oft    schon  der  Salzgehalt    des 
BSoewnssers  oder  auch  die  Seeluft  einen  scbädlicbeu  Kinfliiss. 

B        Uebennilssige  Hitze  oder  Kälte    bedingen  einerseils  das  l'k-zema  solare,    anderer- 
Bseits  die  Rauhigkeit  und  Sprodigkeit  der  Hände,  Lippen  und  des  Gesichts. 
H        Zu    den    mechanischen    Schädlichkeiten    gehört    der    Druck    von    nnzweckmässig 
^sitzenden  Corsets,  Hosenträgern,   Suspensorien,  Verbänden  und  Strumpf bänderu.     Bei 
letzteren    kommt    noch    ein    zweites  mechanisches  Moment,    das  der  Stauung    hinzu. 
Durch  die  Circulationsstörung  wird    ein  Juckreiz  erzeugt,    welcher  zum   Kratzen  und 
dadurch  zu  einer  neuen  Ursache  des  Kkzeins  führt.     Da  der  .luckreiz  eine    sehr    ge- 
wöhnliche   Begleiterscheinung   von  Hautkrankheiten    i.st,    finden    wir    das    durch   das 
Kratzen  bedingte  Ekzem  sehr  oft  als  Complication  der    verschiedensten    Dermatosen, 

»wie  Prurigo,  Liehen  raber,  Pruritus  senilis,  seltener  Psoriasis  vulgaris  11.  .1. 
Der  .luckreiz  spielt  auch  eine  wesentliche  Rolle  iiei  parasitärer  Ursache.  Die 
Pediculi  capitis,  oft  kaum  nachwiMsbar,  rufen  besonders  bei  Kindern  hartnäckige, 
nicht  selten  fUlschlich  als  scrofulös  bezeichnete  Kopt-  uud  tiesichtsekzeme  hervor, 
lie.sgleiclii'u  Pediculi  pubis  hauptsächlich  solche  der  Scham-,  Bauch-  und  Achselgegcmi 
un<l  i'cdiculi  vestimcntonim  speciell  .nuf  dem  Riicken  luid  der  Kreuzbeiiigegeiid. 
Kratzekzeme    zeigen    sich    noch    bei  der  Scabies  uud  bei  den  ilurch  rtcrmatodectes* 

»bedingten  Hautverändenmgen. 
Seltener  als  die  durch  äussere  Schädlichkeiten  bedingten  Ekzeme  sind  diejenigen 
aus  innerer  Ursache,  die  Ekzeme  bei  Nephritis,  Diabetes,  Chlorose,  chronischem  M.agen- 
darmkatnrrb,  der  gewöhnlich  von  Obstipation  und  bisweilen  vim  ILuMHorrlioiden  imd 
auch  Proctitis  begleitet  ist;  ferner  die  klim.ikteri.schen  und  dii'  oll  fälschlich  für 
Erysipele  gehaltenen  Meiistruation.sekzeine. 


[Ekzem 


—     124     — 


Boi  ifcr  Tli('i':t])if  il(>j>  H2kz<*iiit>  ist  fs  wichtig,  iliü  Lirsach«*!!,  (Iti*  Localisatiitu.  4l 

Stadiiiiii  der  Krkniiikuni!;,  feriH'r  das  Altor  di-r  F'iitimiten  zu  bcrürksichtigeD.  I 

Allerdings  fjilt  hier  nicht  immer  der  Siitz:  Suld.it.i  eins;»  tollitur  effectoic,  teB 
auch  nach  Auflindinig  der  Ursache  ist  eine  seiiiiclle  Heihitig  nicht  ohne  «reiteret  ril 
Sicherheit  zu  emarten.  Für  das  Eczema  seliorrhoicum  ouipfiehlt  sich  tnmr  !•■ 
sprechung  im  Zusammenhang  mit  der  Seborrhoe'.  H 

Die  rlienrischet)  Schädlichkeiten,  die  ein  Ekzem  bedingten,  müssen  fortan  fffl^l 
halten  werden,  eine  Fordi-rung,  die  besonders  bei  den  liewerbeekzonM.'!»  oft  «dWI 
zu  erfüllen  ist.  Kkzeuipatienten  oder  l'ersunen.  die  leicht  zu  Ekzeini'ii  neigt»ii.  ist  ^1 
Aufenthalt  an  tler  !>ee  zu  untersagen.  Hat  »^irh  Iiii-r  ein  Ekzem  ein^c>8tellt,  wi  UrI 
falls  sich  bei  Behandlung  nieht  bald  eint-  l?i'ssenuig  einstellt,  die  Abreise  .ingenlkil 
werden:  im  <jegen.satz  hierzu  stehen  (liejcnigfii  Kranken,  besonders  Kinder,  bti  tttal 
das  F^kzem  auf  .scrofulöser  Basis  beruht:  durch  Besserung  der  Scrofulo.se  in  Folgeial 
Seeluft  und  Se<'bädern  wird  auch  das  <Iarch  erstcre  bedingte  Ekzem  günstig  lieiMotel 

l'as  Eczema  solare  hlsst  sich  vermeiden  oder  nuldern,  wenn  man,  besontlmb"! 
Btjrgtoun'u  oder  an  der  See,  das  Ciesirht  prophylaktisch  mit  einem  inilitTrnnlnl 
Puder  ein]iuderji  oder  ausserdem  noch  einen  Schleier  tragen  und  die  Hunde  iMl 
Handschuhe  schützen  l:1s.st.  l)a.ss  bei  einem  bereits  bestehenden  Ekzem  jt>der  tWrl 
mische  Keiz  hintangehalten  werden  muss,  ist  .selbstvetstäruUich.  .Man  wird  daher  ■'inxl 
Patienb'n  mit  einem  (iesichtsekzem  verbieten,  sich  den  Sonnenstrahlen,  sowie  i'M 
Hitze  der  hanipi',  des  Ofens  imd  des  ivochherdes  auszusetzen.  Bei  Personen,  diftB 
Ekzemen  in  Folge  von  Kältevvirkung  lu^igen,  l.'isst  man  [irophylaktisch  die  Lipl«! 
mit  Lippenpoinade',  die  Hände  mit  l,aiioliiicreme'  einreiben  und  einpfieiilt  deiii'-B 
br.'tuch  weicher  lyederhandschuhe.  I 

liie  iiiechani.schen  Schädlichkeiten  las.sen  sich  meist  leicht  venneitlen,  resji.  i<  H 
.seitigen;  nur  der  durch  innere  Kraukheiteir  gesetzte  .luckreiz  ist  schwor  zu  bekäni|i!':' I 

Bei  jeder  localen  Ekzembeha  ini  I  uiig  ist  eine  besonders  genaue  ßeobacbtunil 
er(Vtrd"rlich,  weil  ilie  Therapie  häufig  individuellen  Schwankungen  unterliegt.  I 

Stehen  beim  acuten  Ekzem  die  Entzünthmgserscheinuiigen  im  Vorderjrrumi  ""I 
Symptome,  so  ist  imtiphlogistisch  vorzugelieii  und  zwar  mit  l'riischlügen  vnn  BIr  1 
was.ser,  3proc.  Borsäurelösung  oder  l)eitleu  zu  gh'ielieii  Theib'u,  ferner  mit  Ie-I 
.schlügen  von  1  prum. 'rhvmolb'isung,  '^.|hüc.  e.ssig.saurei- Thonerde  oder  i/«  {troc- /•'O^'l 
sulfatlÖ.siiMg,  schwaclier  Kaliiim|)ennaiig:(narl(ismig  oder  Kamillenthce.  l)ic  L'niscbJifl 
müssen,  soliald  sie  wann  geworden  .sind,  gewechselt  werden.  Bei  sehr  stafL'l 
Schwellung  einzelner  Tlieile  sind  ilie  geiiamiteu  Umschläge  auf  Kis  zu  knhl^l 
oder  es  ist  von  dem  Leiter'schen  Kühlapparat  (icbrauch  zu  machen.  B»l 
einem  Ekzem,  das  bereit.s  von  ariderer  Seite  mit  einem  in  seiner  Ziis:uuinn-I 
sctzimg  nicht  bekannten  .Mittel  behandelt  ist,  verorilnc  man  im  Anfang  kein  lU-"  1 
praeparat;  das  erste  Mittel  kann  vielleicht  Schwefel  enthalten  haben,  tjs  bildet  «t»l 
alsdaim  Si'hwefelblei,  das  sich  in  seiner  dunklen  l'"arbe  auf  der  Haut,  speciell  *»l 
Gesichts,  recht  unangüiwlim  bemerkbar  macht,  .\ehnlich  liegen  die  ^'e^h:^ltuL»c  t«'l 
der  Anwendung  von  Schwefel-  uiul  <tbiecksilberprae|Kir;iteii,  bei  denen  sich  eine  dunbll 
gefärbte  Schwefehiuecksilberverbindung  ergiebt.  .Mit  Rücksicht  auf  die  auch  n»"*! 
äusserer  Anweniiung  von  Bleiprae]Kvraten  besonders  bei  Kindern  beobachU-ti  '  1 
cationeir  .sei  man  mit  der  Verwendung  von  Bleiwas.wr  und  llieisalben  für  aii-_'  I 

Stellen  und  für  längere  Zeit  recht  vorsichtig.  Muss  aus  irgend  einem  (.innide  «'*! 
der  feuchten  Behandlungsweise  zeitweise,  während  des  Schlafes,  des  Verl.TS*«! 
der  Behausung  etc.  Abst^iiid  genouiiiiea  werden,  so  treten  an  ihre  Stelle  die  Str»! 
pulver,  Talcum  Venelura,  Zinkoxytl,  .\iiiylmu,  Federaiaun  u.  älinl.,  denen  man  g^l 
gebenen  Falles  zur  Parfüniirung  lü— 21)  pt't.  Pulvis  radicis  Iridis  Florentinac  »l 
setzen  kann.  Bei  sehr  ausgebreiteten,  speciell  den  universellen  acuten  KkiccKal 
machen  diese  Puder  den  Haupttheil  der  Behandlung  au.s.  Iier  im  Bett  befindlici»! 
Patient  wird  alsdann  di<'k  eingepudert  untl  in  ein  mit  l'tider  bestreutes  Laki  '  "l 
und  möglichst  leicht  und   luftig  zugedeckt.     Handelt  es  sich  nicht  um  ein   i.  I 

sondern  um  ein  pa[tulrises  oder  vesiculöses  Ekzem,  so  lässt  man,  un»  deu  r<"J'J 
besser  haftend  zu  machen,  erst  eine  dünne  Schicht  Olivenöl  auftragen.  Contrrrn;(lif"l 
ist  die  Anwendung  des  Puders  auf  deni    behaarten   Kopf,    da    sich    hier     1.  1 

Verfilzung  der  H.aare  einstellt.    Erfahrmigsgemäss  hat  sich  gezeigt,   das.s   lu;  n  I 

Ekzem  der  Zutritt  der  Luft  schädlich  wirkt  und  un;uigcnelim  empfunden  wird;  irl 
selben  Nachtheile  bewirkt  jeder  andere    vou    aussen    einwirkende   1{(mz;    e-^    mii'''W*I 


clni 


I 


rliilirr  sicli  hnnihrr'nflo  »•kromtiiiis  (Tkraiikti'  ri.'iiitNipll<>n  durch  mit  Pu<lfr  ;innirlc 
Vi'i"l):ui»l-  (iiiclil  Saliol-)  \V:itti'  (idi-r  Vi-rhilmlc  vi>r  fii-ffi-uscitimT  Berührung  geschützt 
wcrdfii.  NiH'li  M-liiiillidicr,  als  licr  Luftzutritt,  s<>llf4',  wie  ni:iii  bis  vor  Kurzem  ,111- 
ii.'ihin,  die  Ai)wcii(iiiii^  von  W.'i.sscr  uml  Seite  wirken.  Wenn  auch  zugestanden  werden 
muss,  dass  gewiiluiliclieis  VVaiiser  und  .Seife  nicht  immer  von  der  ekzem.-itös  erkrankten 
Haut  vertriifron  werden,  so  nu'issen  wir  doch  ziigebc^n,  diiss  in  nelen  Ffdlen  durch 
Wasseranwendung  Nutzen  ^^Ipist^t  wird.  Wir  können  durch  kein  Mitt<-I  die  krank- 
haften Auflap^nmgen  der  Haut  hesser  entfernen,  als  durch  ein  Had.  Oft  leisten  hier 
Zusiitze  von  Kleie  und  Knuiillen  oder  heiile  f;!eichzeitig  gute  Dieu.ste.  In  Fällen,  in 
welchen  die  Entziindniifr  und  das  .lucken  durch  kalte  medicamentöse  Umschläge 
nicht  f;<'inindei-t  wer(!en,  erzielt  man  <lnrch  inöKlirhst  heisses  W.asser  oder  hei.sse 
tiiedicamentöse  I.,(isungen  ^uto  Erfolge  und  zwar  bcsiinders  heim  Jodoformekzem.  Zur 
Vermeidung  von  Kkzemen  hei  Anwendung  von  antisejitischen  Streupulvern  hedeckt 
man  hei  emplimllicher  Flaut  die  l'mgehung  der  Wunden  von  vornherein  mit  einem 
Streujuilver  {in|)n)i'.  Fior-Talcum).  Heisse  Sitzh.'Uler  wirken  oft  auch  günstig  bei 
«li'in  Kratzekzeui  der  Vulva,  des  Penis  und  des  Scrotum,  da  diu-ch  d;us  heisse  Wasser 
die  Ursache  des  Kkzems,  der  Pruritus,  getioben  wird.  Mohr  berechtigt  als  die  Per- 
Iiorrescinuig  des  Wassers  beim  acuten  Ekzem  ist  die  der  Antiseptica,  die  zum  gi'össten 
Theil  ein  Ekzem  hervomifen  können,  flie  antiseptisehe  Beliandhmg  der  Ekzeme 
wird  von  dem  Stand()iinkt,  dass  das  p'kzem  eine  ansteckende  Krankheit  sei,  abge- 
leitet. |)iese  .Ansicht  ist  aber  nur  bedingt  richtig.  Penn  von  einer  hifertinnsnifig- 
lichkeit  iles  Ekzems  kann  nur  insofern  die  Rede  -sein,  als  mit  Eiter  versehenes  Ekzem- 
«>cret  diin-h  Kratzen  in  bisher  intacte  Stellen    eingeimpft  wird. 

Waren  die  .soeben  genannteii  Maassiiahiiien  ziendich  milder  Natur,  so  muss  hier 
erwähnt  werden,  dass  gerade  hei  dem  durch  .sein  .Jucken  .stark  belästigenden  acuten 
jiapulö.sen  und  vesiculösen  Ekzem  oft  durch  energisclie  Anwendung  von  Theer  ent- 
weder rein  oder  in  spirituöser  Lösung  gute  Erfolge  erzielt  werden. 

Nachdem  das  Ekzem  das  St-idium  der  Blü.schenbihlung  erreicht,  kann  durch 
I^Rj-soi-ption  des  Vesikeliidi3lt,s  eine  restitutio  ad  iutegnun.  die  Heilung,  einti-eten, 
o<ler  aber  der  1'roce.s.s  schreitet  weiter  fort,  indem  sich  d.os  Eczema  inadidans 
oder  das  Eczema  pnstulosum  bildet.  iKis  Eczema  madidans  wird  meist  durch  medi- 
camentöse Um.schinge.  die  gegebenen  Ealles  durch  I'uder  ersetzt  werden,  erfolgreich 
bekämpft.  S.dben  unti  Kette  wi-rden  gewöhnlich  auf  nfi.ssenden,  ekzematösen  Stellen 
nicht  gut  vertragen,  oder  man  muss  Fettmischungon  mit  einem  grossen  Procentgehalt 
fester  l'estandtheile.  wie  das  Ziiiköl'"  oder  riie  Pasten*,  in  Anwendung  ziehen.  Hie 
Uelierhiiutung  der  niLs-senden  Stellen  wird  oft  duri'h  'imal  f.'iglich  vorzuneluiieude 
Einpiii.si'lungen  einer  1  —  2pruc.  Höllensteinlösung  befördert,  über  die  dann  ein  Puder 
oder  aber  auch  eine  medicamentöse  l.,ösung  oder  Paste  kommt.  Hat  sich  .aus  dem 
vesiculö.sen  ein  jiapnlöses  Ekzem  gebildr-t,  so  wendet  m.an  die  beim  cmstösen  Ekzem 
gleich  zu  erwähni-iidi'H  Maassnahmen  an.  Bemerkt  sei  hier  imr,  dass  bei  otw.%s 
lilngere  Zeit  be.stehendcn  pustiilösen  Ekzemen,  die  gewöhnlich  die  Tendenz  der  Weiter- 
nufibreitung  haben,  oft  gute  Erfolge  erzielt  werden  mit  einer  .schwach  autiseptischen 
Salbe,  am  zwecknifissigsten  .t — lOproc.  Perubalsam-I.anolin,  das  auf  den  Pustclinhalt 
desinlicirend  und  gleichzeitig  antiekzematös  wirkt.  Dieselbe  Zusammensetzung,  even- 
tuell in  etwas  stärkerer  f'oncentration.  erweist  sich  auch  als  zweckmässig  bei  dem 
durch  Scabies  bedingten  Kratzekzem,  bei  dem  man  nicht  genau  eruiren  kann,  ob 
das  fifich  vorhandene  .Jucken  tuir  eine  Folge  des  letzteren  ist  oder  ob  that.sächlich 
noch  l'eberreste  von  Scabies  bestehen.  Beim  Eczema  cnisto.suni  ist  die  erste  Auf- 
gabe der  Therapie  die  Entfernung  der  Krusten  und  Borken.  Zu  diesem  Zweck«' werden 
die  Auflagerungen  mehnnals  am  Tage  dick  mit  Oel  durchtrilnkt  und  mit  öldurch- 
trSnkter  Leinewand  bedeckt:  darüber  konnnt  imilurchhlssiger  Stoff,  am  besten  Fla- 
nell: im  (iesicht  wird  eine  Leinewand-  und  l'lanellinaske.  für  den  beh.aarten  Kopf 
eine  eheu.solche  Kap])e  angewandt,  die  durch  angen.lhte  Bän<lcheu  oder  Sicherheits- 
nadeln entsprerhend  befestigt  werden.  Erreicht  man  durch  die  ()ela]iplicationpn  nicht 
die  Entfcnumg  der  Borken,  so  k.aun  man  die  aufgeweichten  Ma.ssen  durch  Wa.schen 
mit  :ilkalischem  Seifenspiritus  und  w:irmem  Wiusser  beseitigen.  Erst  n.ach  Ent- 
fernung der  Krusten  kann  die  eigentliche  auf  das  Ekzem  gerichtete  Therapie  Platz 
greifen.  Hier  kommen  in  erster  Beihe  f'ette  in  Betrai'ht,  die  :iuf  die  entzündete 
H.iut  einen  günstigen,  physiologisch  noch  nicht  völlig  aufgeklärten  Einfluss  aus- 
üben.    Zuerst  werden  indifferente  Oelo   und  Salben,    1.  Zinköl*    (Ziucum  oxydattu 


-      12G     - 


CNrmn  Ofiv.nruin  ««),    2.  üii;;ui'iiliim  Hi.'liru',  il:is  abnolut  frisch    sein   imit««  oi]rr  > 
dt»    OpIs    Y.'isoliii,    (lax    rnpiciitiiiii    \  asi-lini    pluiiibicuiii    (Kaposi),    oder 
(GAldiuanii)    t'iillialt«ii    ninss,    3.   Viisclin,    4.  Luiiolin,    boide   rein    twlrr   mit 
«nf»  f, —  lOproc.    Borsiluri-,  ö.  1'iipiciitiini  und  Pasta    Ziiu'i,  0.  Unffiit'ntmn    Wi 

Miim  inollr  1111(1  H.  KülilNaiben,  tut- auf  der  Kifjenschaft  des  Lauolin», 
I  •'II   Wassors  aur/iinrhiiifii,  bcruliMi,  zur  Aiiwi-ndung  gelogen   w««rdco»^ 

di<-  halben    kann    oiii  l'udcr    odor    ausser    dicsciu    noch    ein  LeinewandverhanJ  I 
Hiit»'r  Weglassunjr  des  l'udcrs  ein  Salbeiiverband  kommen.    Schreitet  die  Uoiloof  I 
l»*!»ti'lit  aber  noch  Nässen,  so  können  etwas  differentere  Salben,  wie  eine  2prc>c. 
nripatttf;,  eine  5— lOproc.  weisse  Praecipitat-.    oder  2 — 5proc.  Resorciusallw< 
wnndung  gezogen    werden.      Einpiiiselungen    mit    I  — 2proc.  HüllenstcinliVsua 
»chleunigen  hier  hAulig  die  l'eberhäutung.    Für  die  etwa-s  umständliche  Sali 
cation  sind  in  letzter  Zeit  mehrere  Ersatzmittel   angegeben    word«"n,     so    di« 
und  rflasleriiuilie,    besonders  der  Borsilur»--  und  Zinkoxydpl1a,stor-  resp.   -Sallti 
da.s  Lliiimriitum  exsiccans    sterilisatum    iPick).    Ziukleimverb.lnde    ouil    dir 
Ixt  heim  acuten  Ekzem    das  Nii.ssen  geschwiuiden    unil  da-s  Stadiimi   si|« 
getreten,    so  müssen  etAv;».s  stärker  wirkende  Mittel  zur  Anwendung   gv^xogen 
loproc.  weisse  Praecipitat-    tider  Reson'insaiben,    öproc.  SaUcylsalben    resp.   - 
oder  -Salben-  und  -Pflasterrauile.     l>as  souveraenste  Mittel  beim  schupp«nd«a 
ist  jedoch  der  Theer,  der  als  Oleum  cadinmn,  Olemn  Fagi,  Oleum  Rosci,  ais  ~ 
Riisci    oder    als    der    sehr  zweckmässige  Liquor  Carbonis  detergen»     '-r    ^• 
kommt.    Es  ist  Kegel,  bei  jeder  Theorauwendiing  zuerst  an  einer  kl< 
schwache  Cimceiitration  zu  versuchen,    so  verwendet  man  zuerst    öpi...      la 
ftiitT  -Pasten  oiler  Theeröl.    Diese  Compositioiien  wenlen  ebenso  wi»-  «ler 
mit  einem  Borstenpinsel    hi    dümier  Schicht    auf   die    erkrankte  Fliehe 
und  darülx-r  wird,  mit  Ausnahme  bei   den  Pasten,    dick  gepudert.     Statt 
salben  kann  auch  reiner  Theer   in  dünnster  Schicht    eingerieben    und 
indifferente,    am    besten  Zink-  oder  Wilson'sehe,    Salbe  oder  Paste    didE 
werden.     Der  The^-rgehalt  in  den  entsprechenden  Zasammen.setzujig«n  «rix^d 
gesteigert,    bis  man  schliesslich  zum  reinen  Theer  übergehen   kann. 
(lie  der  Theer  in    den  angegebenen  Anwendungsweisen    zu  stark  reixtrnd  «if%i 
tragen  häufig  den  Theer  in  Form  der  Theerbäder  gut.      Ist  nun  die  Sei 
KOthuug  beim  Stadium  sqoamoisum  des  acuten  F^kzems  gescliwunden,  und 
noch  eine  geringe  Spannung  and  SprOdigkeit  der  Haut,  so  haben 
mit  einer  der  genannten  indilTeienten  Salben  stittzufinden. 

Die  Principieo  bä  der  Brfiandlimg  da  chronischen  Ekiems 
denen  des  acoteo  Ekuna,  aar  ■tu da«  bei  eisterem  im  Allgeme' 
kende  Maaaaiegehi  Killliilw  ■i»wii      Betm   chronischen  nlrrrrnilrii 
etwaige  Kmtea  mit  hörn  arataa  Eeaeina  cnutoeum  durch  Oelaaft] 
und  durch  SeUeanwfanig  «atferat  «erdea.     Auf  die  erkrankte  Haut 
die  stärkerea  heia  EadikwuB  de»  acalen  erastOeen  Ekzenus  rrtrihnau 
hiermit  «ine  BunraBf  mekt  cnidt,  w  ■■■  das  chronische 
wie  die  chroiuHJMa  mititinmäm  aaiMilSaea  imd  vesiculiuren 
Kaiiis  einer  T\f*ai»etamikmf  tfeöM  aut  üngimtiun  Wilkinsonü* 
Führt  dien«  nidit  xMB  ZMe   «dir  «vd  der  Tlwer  nicht  vertiagva,    •» 
beim  chroni»rl»m  a§miti4em,  aatt  Kii »i/tdiBbildiing   cinhergeheaden 
lungen  mit  2—'dyme.  UMrmK>,  mitiukt  Chafpimnaek,    zur 
Entfernung  der  vewdiddM  EpMaradiMaaKa  mm  uidite  Blutmig 
d:uin  da»  eknwiac^  tks»m   ia  «■   aa 


gcl>enea  GtmtiatUem  tiAididt  «rfted 
mfiawHi  n 


pinarfMK  kaaMHt  dfa 
tttr  AwaadaM  aad  m 
riecam  «der  aw  &|H«e 
nAartanattll.    ^Mlifgit  Van 

wadcw  kdMrtM  aad  ii 


«■taa  «erwaadelt,   das  aadh 
nach  der 
und   zur  Lii 
t  Verden 
la  am  twatca  Ketal^Ttkäs 
adt  h—tutftm  {'«Uadina.  GeiatiBe  öidcr 

oder  S— 10— Süiaw. 
eoaeeatrirte  Reaeii»-. 


Di»  A 


tSkanai  iad«  der  IVer  die 
mM    itirr   dieaelW    trie  die 
iuor  kaii  a 


[üPin 


■—      127     — 


Ekzpinl 


I 

I 


gi'H^iiif;''''  w<'nl<'M  k.'iiiti.  l'VriH'r  isf  ilir  Hinzu füj^unp  itus  Sfliwofols  zum  TIuhm*  wio  in 
ÖiT  Wilkiiison'si'lii.'ii''  Salbi?  itft  von  j;rns,scin  Vortlinil.  lias  Kcz«m;i  licIioiiDides  wird 
toiit  lief  Uniia'sclicii  Sulili[n;it-  (1 — 2proiii.),  Karliol-  (4proc.)  Zinksalbe  otler  -Paste 
IJfwrihnlii'li  zur  Hi'iliiiij;  f^«' Israelit. 

j  Bei  jrder  Kkzi'iubf'haiitlluiif;  iniiss  im  A\i(;i'  belialh'ii  werden,  d;Ls.s  dif  I'atientiMi 
sirli  oft  sehr  schnell  an  ein  Medicament  ^ewnhnen,  das  dann  seine  ursprüiigliebii 
Wirksamkeit  einbüsst-,  anderseits  werden  bestiunntc  Arzneimittel  länjroro  Zeit  pit 
vertragen  und  rufen  dann  iikitzlicli,  ohne  dass  ein  plausibler  (innul  hierfür  zu  oniiren 
Are,  eine  st.irke  Ri'izung  hervor.  Die  Ekzem-Patienten  inü.s.sen  daiier  öfter  iintersueht 
>\erden;  nfithip'u   Falles  sind  die  Mediramentc  zu  wechsidn. 

l)ie  l.iicalisatiim  des  Ekzems  ist  insofern  von  Einfluss  auf  die  Therapie,  als  au 
liestiramten  fStellen  mit  bestinniiten  aetiologisehen  .Schätlliehkeitcn  zu  refhiien  ist, 
als  ferner  an  erfahruiigsfjemäss  emphmiürheren  Stellen  eine  ent-spreeliend  niiblerc 
BehainlhniK  Platz  greifen  muss,  ausserdem  aber,  iler  ('onfij;uration  des  Locus  affectiis 
entsprecbi-nd.  ein  passender  Verband  angelegt  und  auch  ilii>  Consistenz  der  Arznei- 
niittel  lieriicksiclitifct  werden  muss.  So  werden  beim  t-kzem  des  behaarten  Kopfes 
ini  AlljjeuieiiTeu  flüssigere  Arzneitormen,  Oele,  Theerspiritus,  Theeröl  oder  durch  Zu- 
satz von  L>el  oder  Vaselin  ifünuHiissif;  gemachte  Salben  oder  die  viel  Flüssigkeit  ent- 
haltenden Kühlsalben  oder  das  Thilaniimm  molle  Verwendung  finden.  Beim  Kkzein 
der  Oberlippe  und  bei  dem  Hartekzem,  das  an  der  OlteHfppe  .seinen  Ursprung  go- 
numinen  hat,  ist  eine  gleichzeitige  Kehandhmg  de.s  N;Lseniiiiiern  meist  erforderlich. 
I)ie  bei  chronischer  Ixhiuitis  sich  .•tusbildeudeii  iiililtrirteu  Hk/eiue  der  Oberlippe 
wenlen  durch  ( "oniftression  nn't  Streifen  von  amerikaiiisdieni  Heftpflaster  meist  zur 
Rückbildung  geliraclil.  Has  l^kzem  des  Liiir.uub's  wirtl  gewiplmlieh  durch  Einpinse- 
limg  einer  Salbe  von  .'1— r>proc.  Hydrargyrtim  oxyilatuni  flavuin  günstig  beeinflns.st. 
Heim  Ekzem  th-f  (.lesichtes  sind  Seifenwaschuugen  zu  unterla.ssen;  zur  Ueirrigung  dienen 
Abreibungen  mit  Oel:  e\entuell  können  beim  chronischen  Ekzem  zur  Entfernung  vtm 
Borken  und  Schiipjien  Waschungen  mit  abgekochteni  \Vas.ser,  dem  etwas  Glyccriii 
zugesetzt  ist,  und  Mandelkbie  oder  einer  neutralen  Seife  ab  und  zu  erl;uibt  werden. 
Theer])raeparate  sind  beim  Ekzem  des  Gesichtes  zu  vermeiden,  ila  sie  hier  häufig 
irritirond  wirken.  Bei  den  stark  juckenden  Ekzemen  des  Scrotuni  erweist  sich  die 
Anwendung  von  Ai|ua  Plumbi-  um!  ähnlichen  Umschliigen,  von  Kühlsaltien,  besonders 
mit  Theer,  von  Thilanimim  mollo  allein  oder  mit  Atpia  Plumbi  oder  .3proc.  Rorsäurc- 
Ifisung  zu  gleichen  'llieilen  oder  das  l.inimentinn  exsiccans  mit  Saiieylsäure,  Kesorcin 
u.  dergl.  von  Vortheil.  Als  Nerb-inde  kommen  in  der  Genital-  und  Analgegend 
Suspensorien  uml  T-Binden  zur  Verwetnltnig.  Hei  den  chronischen  infiltrirtcn  Unter- 
schenkelekzenien,  besonders  den  varicösen,  ist  von  di'r  Theerapplicatiou  Abstand  zu 
in'hmeri  und  statt  ihrer  Saiieylsäure,  Ke.sorcin,  < 'hrysarobin,  Pyrogallussiiure  und 
Menthol  zu  viTwenden.  Pei  den  Ekzemen  der  FAtreuiitali'u  mü.ssen  die  sehiidlicheii 
Momente  der  Blutstauung  mngliclist  aufgi'hnben  und  dementsprend  eine  Siis]ii'nsion 
resp.  ('onipre.ssion  dnn-h  Bintlen  angeordnet  werden.  Heim  isolirti'ii  Ekzem  der  Hohl- 
liilnde  wird  meist  ein  schnell  eintrocknendes  Vehikel,  wie  Gelatine, Linimentum  exsiccans. 
Traumaticin  (für  Chrysarobin)  oder  ein  Pflastermull  zur  Anweinlung  kommen. 

.\ls  Palliativmittel  gegen  d.^s  .lueken  kommen  Betupfungen  mit  juckstilleuden 
Mitteln  wie  beim  Pruritus'  zur  Anwendung.  Hierher  gehören  *J— 3proc.  Karbol- 
lösungen, 1  — 2prnr.  Salicylspiritus,  ferner  eine  Miscinuig  aus  Mi-nthnl  i2— o  pCt,), 
Aelher  aceticus  (10  pCt.),  Spiritus.  Von  inneren  juckstilb-ndiMi  Mitb'ln  kommen 
Plienacetin,  Antipyrin  und  Chinin  besomlers  bei  anfallsweise  auftretendem  .lucken  in 
Frage:   eventuell    nuiss    für  die  Nacht  zu  llvpnoticis  die  Zuflucht  genommen  werden. 

I>ie  interne  Behamllnng  des  Ekzems  hat,  iusidern  als  es  sich  um  eine  .spccitische 
handi'lt.  wenig  Werth.  |)er  .Arsenik  enveist  sich  nur  in  wenigen,  chronischen,  Füllen 
von  Vortheil.  Bei  arutHm  nntl  dem  durch  Magendarmstörungen  bi'dingten  chroni.schen 
Ekzem  ist  der  interne  (Gebrauch  des  Arseniks  ilirect  contrahniicirt.  Die  Erfolge,  die 
l^ewin  mit  der  Darreichung  gro.sser  Ergotiiido.s<'u  erzielte,  siini  von  anden'r  Seite 
niidit  bestätigt  worden.  Magegen  kounnt  der  iiitenien  Behandlung  eine  Beduutmig  zu, 
wenn  es  durch  dieselbe  gelingt,  ilie  innerhalb  des  Organismus  liegende  Veranlassung 
des  Ekzems,  Nephritis,  Diabetes  u.  8.  w.,  zu  heben  oder  zu  lindern. 

Bezüglich  der  Behandlung  des  Ekzems  im  Kindesalter  mii.ssen  wir  auch  zwischen 
den  durch  ilussere  und  den  durch  iimere  rrsachen  bedingten  unterscheiden,  wobei 
im  Auge  zu  behalten  ist,    dass  nicht  selten    beide  Ursachen    gleichzeitig    einwirken. 


[lilkxfni 


—     128     — 


ElaotiMHTwl 


Abgfsi'hon    vihii    Eczfnia    Iiit<Ttri;r(i    liiulct    sicli    l>ci     iilM'rin;l.s.sijt     ('••tti-ii    ••hvtTpn»! 


Kiiuk' 


Ucbr 


tlltTNoll 


fli'ihc 


ibci 


lli-il 


Kürjtfrs  in  den  versfliicdi-iisten  Fonin'ii  uiiil  Kfflün'.si-cnzoii  auftn-feml' 
iMian>ri'ni'hni.sti'n  zeigt  .«ich  (];is  j-^kzrni  in  l'"i>nn  (lt>s  iiilsseiidr'ii  miil  cru- 
Kopf  lind  im  (iesicht.  Mic  hei  älterpii  Kiri<lcrn  :iiil'treti'nden  Gesichts-  nml  Kyl 
rkzi'ino.  (lif  noch  vielfach  als  srrofulris»'  hrzficlmet  wcrdi-n,  sind  f;ist  au8n:üim'»l 
durch  Pedicuio.sis  capitis,  und  die  auf  dem  Körper  verhreitfiten  nicht  selU'ii  ik 
Scabies  bedini^t.  Eine  enisU-re  Kri<rankuii^  knan  das  Ekzem  nur  iusofcrn  rrp 
wntiren,  als  von  den  Laesionen  der  Haut  aiLS  sich  ein  Erj'.sipol  oder  ein«?  Lymphsl 
ptiB  und  Lyniphadcuitis  bilden  kann.  (ielingt  es  nicht  bald,  die  C'siiisa  morhi. 't>l 
Obesitas,  zu  beseitigen,  so  warne  man  vor  zu  vielem  Experimentiren  beim  NaLnuc-l 
Wechsel,  vor  Allem  aber  davor,  ein  sonst  blühendes  Kind  wegen  cincis  Kkzenu  nt| 
der  Bni-st  zu  entwöhnen. 

Bei  den  rnistösen  Ekzemen  müssen  in  erster  Reihe  die  Borken  ontferrt 
Oft  vertragen  die  Kinder  abs<dut  keine  Fette,  weder  Oi>l  noch  Salben:  aurh 
im  (iesicht  beim  pajMilö.sen  oder  nilssendeu  Ekzem  etwa  zur  Anwendung  kKninirir^l 
f'nder  bringt  keine  Be.sserung.  Hier  erweisen  sich  Einreibungen  mit  8ahuc  i^\ 
häufig  fri.sch  zu  befeuchtende,  nicht  zu  oft  zu  wechselnde  üm.schläge  mit  '^l"»  [ 
Korlösung  «der  von  Kamillenthee  von  Nutzen,  Bleiw;isser  ist  wegen  der  Intoxir.it)ite-| 
gefalir  zu  vermeiden.  Während  des  Schlafes  braucht  man  die  Draschläge  nicht  t[ 
oft  zu  erneueni.  Von  Vortheil  erweisen  sich  ferner  mitunter  hei  Kinderekiecnl 
Abkochungen  von  Vaccinium  Myrtilli,  die  mittelst  eines  Borstenpinsels  aiifgvla{a| 
werden.  Die  BehaLullimg  der  durch  I'ediculi  oder  Scabies  bedington  Ekzemf 
Kindesalter  ist  ilieselbe  wie  die  beim  Erwachsenen.  Nur  sei  hier  noch  empfohl«! 
öfter  eine  rrinuntersuchung  vor/uiieliinen.  da  erstens  Ekzem  bei  Kindern 
Säuglingen  mit  einer  Nierenentzündung  romplicirt  ist,  und  zweitens  <li»>se  hei  i)<»| 
emi)fiii(llichen  Organismus  tles  Kindes  sich  nach  Anwendung  der  Balsamira 
sonstiger  scliHrferer  .Mittel,  die  zur  Bekätn]ifung  der  Epizoen  gebraucht  ww 
einstellen  kann.  Mie  Enipfiiidlichkeit  rles  kiiuiliclien  Körpers  sowie  der  Haut  ist  wil 
der  Grund,  dass  man  bei  der  Ekzembeliandlnng  des  Kindes  im  Grossen  und  <iaiis*| 
den  Theer  nur  selten  anwenden  uiul  gegebenen  Falls  nur  in  schwächerer  VerdQiinotl 
benutzen  soll.  Meist  kann  er  durch  Salben  von  weissem  Praecipitat  in  verscbi*<ii>| 
starker  ('oncentratidn.  durch  Resorcinsall)i'n  und  ähntiches  ersetzt  werden.  Auch 
Brauch,  kleine  Kinder  täglich  zu  badeti,  wirkt  oft  als  veranla.ssendes  Moment  füfil 
Auftreten  von  Ekzemen,  da  die  Haut  hierzu  ihres  natürliclien    Schutzes,    des  Fe« 

lieraubl   wird.    Weim  Bäder  bei  ekzematösen  Kiiid'i 
si<;  noch  Kleie  oder  Kamillen  oder  tjeiiles  zusamn 


oft  in  zu  au.sgcdehnteni  Maa.'ise 
zur  Anwendung  konmien,  sollen 
als  higredienzien  enthalten. 


SAALFKUt 

EueiB   Jaei|.     Palinrnüaltuni:   iiiis    der    l'nlerriin.    der   Coroiylinie    (Paluite*),     lar   Trihns    der    Cuii*l«> 
(t'oco^'t  pphorift.     E.  (cuincensi.«  L..  Opliialmc.  wichtiger  Baum  des  trnpisclini  Afrilm.^.  mit   bis   40  Kiw«  1 
dickem,  aorrf'Cliteiu  Stamme    und  kleinen  FiUcltten.    welehe    »ti  «00  —  800  im  KoUien    xii!(«mnienL-.-<tr   '. 
pflaumenulinliclie,  tauben-  bi«  hühneroifcrosüe  Frucht  ist  gelb  bis  urangeroth.  kahl;  da«  Fniehttr 
reich  an  Fett  iralmOll,  von  butterartiger  Confistenz  und,  friscll  auifgepresst.  lebhaft  omn^i';;, 
Lnft  wird  e»  bald  woi»^  und  ranxif;.     E."  wird  natnenUieh    an  der  WettkUüte  Aftikac  ausgenihit.     .i.  ,|,.   tnm 
llftit  einen  knorhenhurten  eifftnuigen,    t*rhwach  ^tkantigen  Bleinkem    Ton   BuhnengrOsse,    in   wi9leh«*m   ein  I 
fettreichem,  hornigen,    in  der  Mitte  liuhlen  Nabrgewehe  «ittt.     Dax  aus  diesem    in  Europa  ßewoniioni*   Fl 
kannt  als  Falnik  ernOl.     Es  wird  wie  das  dem  Ueaokarp  cotatammende  Fett  zur  Seifonrabriention  baosW^ 

M. 

£lftOOCftrpilB  L.  Pfiantengattung  au&  der  Familie  der  Tiliaeeae'.  ausgezeichnet  durch  x,  f 
/.Hhnle,  in  der  Knospe  ctiiwUrlji  klappige  Krunbliltter  und  das  t^ammt  dem  Fruchtknoten  auf  drU.., 
emporgehiibene,    von  der  Krone    gelrennte  Androeceuin.     Staubbeutel    mit    (|nerer  Kluppe    aiir>^-< 

Elaeo  C4r  p  •■  A  ei.     BSume    und  Strtfarber    de^    tropischen  Asiens,  Australiens    und  Ostäfrikas.    tletvn   Frac] 

rielfarh  gegessen  wird,     tiie  BlKtter  der  meisten  Arten    sind    adstringirend,   die  Rinde   ist    aroniatiscTi    oim 
und  gerhstvffreich. 

M. 

£IA60C0CCQB   Cominers   t^=  Klaeocoeea  A.  Jim.)     Pflantengattung  der  Farn,  der  Enphor  h  i  a  c  r  ar 
Crotoueae*.   jetxt    als  Section    der  Oatlung  Aleurite*'    einverleibt.    Nur    wenige  Arten    li.'i 
tropifchrn  tislanien..    und  der  Inseln    de*    *tillen  Oceans,    mit    grossen    ^teinfruchtartigen  KrUet. 
Bxokarp    fleischig.     I*ii*    grossen    Kamen  mit    holziger   Schale    und    hartem,    fettreichen     NHbrjr. 
E.  Ve  rn  ie  is  Jnss.  (c=  II  ryandra  Vernicia  Correa,  Vernieia  montana  Loureiroi.  ein  Baum  t'hinw"'i 
eoau«  Juss.  (^=Alenrites  cor  data  R.  Br..  Prvandra  cor  data  Thunb.,  I>.  ölet  fe  ra  Lam.i,  odt  Q^^ 
liefern  »ur  Lackhereilung  virwendete«  Fell,  ebenso  wie  Alenrites  laceifera  Willd.  (=  Croton  >roi.. 
I..  p.  p.,   t:rotun    laceiferum  L.)  Ostindiens    und  Alearites   molueeana  Willd.  ('s  A.  trilnb»  Forrc' 
troptta  fnnluccana  L.)  der  Slolukken  und  Ceylon«.  ^ 

Die  Hamen  der  Elaeococensarleo  enthalten  ra.  40pCt.  trocknende  Gele,  welche  ans  den  Gt\  i 
margsriiisSate,  C|-Ha,02,  und  der  HtearoKlnre,  C't.HvftV  bestehen  sollen.     .Sie  .^ind  llUssig,  Terwi,< 

Liebt    in    erst   bei    .'12"    schmeltende*    Fett.     Oie  ElaeococensOle    wirken    abweichend    von    den    

Kuphofhioeeen  (Crelon,  Jatropfaa.  Anda  etc.)  nicht  pnrgirend.  P 


lapuptnir 


i'2r> 


KlHlorhiitil 


ICOptone  »lu'l  dl"  nuMtigün  AnUinle    iulcb«r   anlhorisrlicii  OeW',    ilir  in  ilrr  Kfl 


BlolTv  Miifueliriilrn. 
8. 


leosaccbam  ivon  ikmov  Od  »ik!  mixj^npm  Zucker  abgeleitet),  Oelz uckcr.  sind  iiemuiij:e 
letlirrisi'lipr  Oele  mit  Zucker,  im  Vi-rhältuiss  1  :  50  Pli.  0.  III,  d.  i.  1  Tropfen  auf  2  g  Zucker. 
pie  sitiil  jedesmal  Irisch  zu  bereiten,  da  bei  längerer  AufhewalirunR  das  fein  verlheilte  Ocl 
picht  nur  abdunstet,  sundern  auch  leicht  verliar/.t,  und  dadurch  das  Klaeosaccliarum  in  gleicher 
ITcisc  an  Wirksamkeit  wie  an  tJeschmaek  und  Wohlgeruch  verliert.  Aus  denselben  Gründen 
rfolgt  ilic  Abgabe  an  den  Patienten  in  gut  verschlossenen  Gläsern,  bei  getheilten  Pulvern  in 
Vachsp.'ipierkapseln.  Elaeo.sacehara  linden  besonders  in  Pulvern,  als  Geschmacks-  und  Ge- 
^    ruchsc(.rrii;entien  oder  wegen  der  Wirkung  des  aetherischen  Oels,  hauligu  Verwendung. 

^_  Als  i.lclzucker  werden  auch  die  Verrcibungen  von  Zucker  inil  der    äusseren  Fruchtschale 

^Bder  Cilrone  und  Orange,    Elaeosacchanim  ll.ivodinis  Citri  und   .Viirantii  (eine  Frucht  auf  etwa 

^BK)  g  Zucker'),  sowie  mit  Vanille  (im  Vcrhältniss   1  :  10)  bezeichnet. 

^B  KAAKE. 


Elaul 


aidin^anrey  ('ln*ri<'^^  isomer  dor  DuUfturp,  üii«  wt^lnlier  «It*  durcl»  Einwirkuiitr  von  rtul|iPtri|{rr  Süuro  eitUtplit,  («I 
rp«!   iinl  l>r>'>talltsirt    iu>  Alkolinl    in  HlJIttcbcii.    Srhin|i.  44  — 4;i''.     In  Alkohol    int  tw  »ehr  leicht  lOtlieh.     Si«  rer- 
biudrt  «ich  direct  mit  Brom  iiud  lerfullt  beim  Sehmeliea  mit  Kali  in  E.'Miüslare  und  Ptlmitioslnre.     Ka<  dorn  Ueber- 
ig  des  Aduigen  TrioleTni  in  fette«  TrieUIdin  berabt  die  KUTdinproh«  bei  der  l.'ntonucbunK  der  Oele. 

.SFIEOEL. 


jlaphOmyCt^Bt  fine  AskomyrelenKuttunK  »»it  lier  Fkuitlie  der  Tu  be  rao«  ae*  lTrllffel|>ilze),  von  den  Trllfft'lu  unlnr- 
^^  •cbifiltMi  iluroh  dio  fMt  holzige  Ii»rto  Binde  der  im  Innern  xu  einem  «ebwftntßn  Pulver  xerfftllenden.  nnlerirdi-fcb 
^^«icb  entwirkelnden  FruefatkOrper.  Bei  iinii  in  Kiebtenwlldeni  hlinflg:  E.  cmn  u  latuii  Fr.,  HirKObtrUffol.  in  der 
^^^fkarmitein  itlrtBolftu«  ccrvina^,  HiniehplU,  bekannt.    Dient  beifondera  in  der  Veterinterpraxi«  aU  Aphrodi.iiaeuni, 

B>pt 


tphrinui  Jaeq.     Pflnntengsttnng,  welche  neuerdingi  ils  Unt«rg»ttang  «ur  Gattung  Burcera  Triana  et  l'loncbun 
^^gpsogen  wird.    E.  tomentoKum  Jacq.  =  Bnrsera  tomnotova  Triana  et  PI.  liefert  Tacamabacu. 

H. 


Elsterinm,    Extractum  Elaterii.    wird    aus    den  Früclilcn    von  Ecbaliiim*  Elaleriuin  s.  Mo- 
mordica  Elaterium,  Esels-  oder  Spritzgurke,  gewonnen.     Der  Name  Spritügurke  leitet  sich  von 
'  Jer  Eigenthümlichkeit  der  Pflanze  her,  bei  der  Reife  die  Flüchte  von  ihrem  Stiel  plülzlich  ab- 
dustossen;    durch  die    so  entstandene  Oi;fl"nung  wird    dann    gleichzeitig    der  ganze  Inhalt    der 
»rüchte,    Fruchtsaft    und  Samen,    bcrausgoschleudert.     Man    hat    aus    der   Pflanze   Prophetin. 
Skbalin  oder  Elaterinsäurf,    Hydroelatcriii    und  Elaterid  gewonnen.     In    den  Früchten    findet 
tteh    neben    einem    amorphen  Bitterstoff,  Wein-,  Citronensäure   und  Zucker  Elaterin,    dem  die 
*flauze    ihre    therapeutische  Wirkung    verdankt.     Zur  Gewinnung    von  Elaterium    bringt  man 
Tnichtsaft  der    aufgeschnittenen  Früchte    auf  ein  Haarsieb.     Die  abgelaufene  l'lüssigkeit  wird 
lach  längerem  Stehen  dckanthirt    und  der  satzmchlarligc  Bodensatz  bei    massiger  Wärme  ge- 
trocknet.   Die  so  erhaltenen  leicht  zerreiblichen,  schwach  gekrümmten,  grünlich  oder  gclblich- 
ranen    Kuchen    mit   feinkörnigem  Bruch    stellen  d;is  Elaterium   album  s.  anglicuni  dar. 
)asselbe  soll  20  pCt.  Elaterin  enthalten,  doch  kann  dieser  Gehalt  im  Sommer  bis  auf  40  bia 
50  pCt.  steigen.     Ein  mindcrwerthiges  Producl,    da.s  Elaterium  nigrum,    mit  kaum  5  pCl. 
"Slatcrin  wird  aus  dem  Saft  der  zerquetschten  Früchte  durch  Eindampfen  zum  Extract  erhalten. 
Elaterium  ist  ein  äussert  heftig  wirkendes  Drasticum,  jedoch  ist  die  Stärke  der  Wirkung 
rescntlich  von  der  Zeit   der  Einsammlung  abb äugig,   da  der  Gehalt  des  wirksamen 
ülaterins  nach  der  Reife  der  Früchte  bis  auf  0  pCt.  herabgeht.  Da  Elaterin  ein  Säureauhydrid  ist,  so 
rirkt  Elaterium,  wie  dies  bei  den  Abführmitteln*  bereits  erwähnt  ist,  nur  bei  Gegenwart  von 
jGnIlc.     Elaterin    zeigt    nach  der  Resorption  eine  Einwirkung    auf  das  Nervensystem,    wie  dies 
'auch  bei  Thieren  festgestellt  ist.     Wird  das  Mittel    diesen    .subcutan    oder    intravenös  einver- 
leibt, so  tritt  nur  die  nervöse  Einwirkung  zu  Tage,  nämlich  Bewusstseinsstöning,  Speichclfluss, 
.\nacsthcsie  und  Dyspnoe.    Erbrechen  oder  Durchfall    fehlt  stets,    ebenso   jedes  Zeichen   einer 
Darmentzündung.     Letzteres  erkl.irt  sich  dadurch,  dass  die  Einwirkung  der  Galle  fehlte.     Die 
örtliche  Wirkung  bei    stomachaler  Verabreichung    erfolgt    durch    directe    Reizung    der   Darm- 
scbleimhaut,    nachdem    die  Umsetzung  mit    der  Galle  erfolgt    ist.     Bereits  nach  '/z — 1  Stunde 
erfolgen  wässerige  Entleerungen,    nicht  selten  auch  schon  bei  Anwendung  medicinaler  Dosen, 
von  Kolikschmerzen,    Erbrechen,    Kopfschmerzen    begleitet.     Grosse  Dosen    (mehr    als  O.G  des 
frischen  Saftes  und  0,01  Elaterin)    können    den  Tod    herbeiführen.     Die  Ausscheidung    erfolgt 
durch  Stuhl    und  Harn.    Beftcbtenswerth    ist,    doss   Elaterium   auch    in    die  Milch    stillender 
Frauen  übergeht. 

Elaterium  wird  bei  uns  nur  selten  angewandt  bei  Obstipation,  BIcikolik,  Hydropsien  und 

ils  ableitendes  Mittel    bei  Rückenmark-    und  Leberaffectionen.     Bei    geschwächten    Personen, 

(indem  und  alten  Leuten  erscheint  sein  Gebrauch  contraVndicirt.    Wegen  der  l'nregelmässig- 

kcit  der  Zusammensetzung  dieses    .sehr   energischen  Mittels   hat    eine  verbreitete  Anwendung 

bisher  mit  Recht  nicht  stattlinden  können.     Dagegen  ist  durch  das  Elaterin.  dessen  Wirkung 

oit  dem  Elaterium  identisch  ist,  die  Möglichkeit  einer  genauen  Dosirung  gegeben.     Dosis  des 

Slaterium  album  0,00.5—0,03,  des  Elaterium  nigrum  0,01—0,0.")  in  Pillen  2— 3 mal  täglich. 

Elaterinum.  Elatorina,  Momordicin,  Elaterine,  Elaterin,  ist  in  den   Früchten 

'je  nach  der  Einsammlungszeit  in  wecbscluder  Menge  enthalten.    Während  man  im  Juli  0,4  bis 

U.  I. iabreiob,  Euejrklopaedie.     tl.  Uand.  y 


% 


IKluti'riiim 


130 


KlekUinlMl 


0,5  pCt.  iiiilrifft,  ^l<•ig(  der  (iclialt   an  Elaterin  vor   der  Keife    im   August    '■'  *"*'"' 
im  September  gän?,lici>  zu  verschwinden.     El.itcrin  entspricht  der  Formel  C. 
El-itcrins;iurcnnh)drid    anzusehen.     Es  bildet  kleine,   farblose  Tafeln    von    ii..  .■- 
die  luftbestiindig   sind    und    einen    bitteren,    scharfen  Geschmack    besitzen.      W 
W.'Uiscr    unlöslich,    in  Aethor  schwer    ISslich  sind,    lösen  sie  sich    in    siedender:; 
AlknlicD  leicht.   Bei  200"  schmelzen    sie    unter  ficlbfärbuDg.     Zur  Darstellung 
wird   Elaterium    albuin    mit   kochendem  Weingeist  ausgezogen,   mit  Wasser    g<::.i.. 
hcis.sem  Alkohol  umkrvstallisirt. 

Dosis  0,0025—0,00.5  2— 3 mal  täglich  iu  Pillen,  Pulver  oder  Lösung. 

Proplictin,  (V^ab^T'  <^>"  ir**lblich¥reitifieF.  bilt«rf4  PiiWcr,  wenig  in  Wui^er.  leicht  in  Alkohol  ontl  J 
liiili.   Ausser  in  Ecltiiliiim  Elnicriiira  ist  o»  in  den  Fruchten  Ton  Cncumis  rroip|i<*tanini  outhalt*.>ii  OVittLIvr). 
raff  vrrdflnnWr  Halimllnr«?  ^pftlt4^t  pa  in  01yko«c  und  Fro|)hi*ritin,  Cj^spO^,  ein  nntorphps  llarx. 

llf  droOIato  r  in ,  C3„lI,,,Or^  i>iu  Mniorpher  >;elbcr  KOn*'^r,  in  Wuifier.  Alkuhut  und  Auther  l(t»ki4tXi, 
Elatcrid,  Cy^llxt^^.  iichArf  bitter,  in  Alkuliol,  Alk^Iinn  lOsUch,  in  WoeArr  und  AiUhor  uulOylti'l* 

Ekhmlin  üdcr  El  atorin  tKorp  ut  vm  Walt    nolipn  anderen  BitlorvtofTpn  auR  Ecli»llum   ( 
weiches  Uafx  dargestellt  worden,    Ut  Ton  »ehr  bitterem  kratzendem  tiefiehniack,  lOiit  sieh  sehwror  >r 
in  Weiii|Eei*t,  Aethvr  Bud  wlaiorigcn  Alkalien.    Von  Salpeteniluro  wird  ob  mit  »eiarotlier  Farbe  outii  . 
Zeriietsung  gclnst. 

(JÜEL. 

Electuarla  {to  ixiety/m.  d.  i.  ein  Brei  zum  Lecken),    Latwurgeu,  von  Frauzoaen,  Fii;:lw''^| 
und  .Amerikanern  Confectio,  von  Erstcrcn  häufig  auch  Opiat  genannt,  sind    I 
misehungeii  von  einer  Consist^nz,    dass  sie   nicht  fliesscu,    sich  jedoch    mit    dei 
abstechen  lassen.     Sie  bestehen  aus  meist  veget.nbilischeti,  seltener  miueraliscben  1'; 
Salzen,  die  mit  tittracten,  LSinipen,  Honig,  Pflaumen-,  'famarindenmus  etc.  verarhHt 
auch  Tiiicturen,    Balsame,    fette    und   aclherischc   Oele   etc.    können    in  Latweiv 
werden.    Ph.  (}.  III  bestimmt  hinsichtlich  ihrer  Bereitung :    „Die  festen  Stoffe   ri; 
Pulverform  verwendet  werden  und  vor  dem  Zus.itzc  der  flüssigen  oder  halbflüssij;eii  Üt'-'. 
ihcilc  unter  sich  gut  gemischt  werden:    sind    mehrere    der    letzteren  vorgeschrieben,   to  i>i\ 
auch  sie  vorher  iu  der  Weise  zu  mengen,    da.ss  der  dickere  StolT  allmählich    mit  du 
verdünnt  wird,    wenn  im  Einzelfalle    etwas    anderes    nicht    bestimmt  ist.     Zur  Aull 
bestimmte  Latwergen  .sollen,   sofern  sie  niehl  leichtflüchtige  Bestandtheilo  enthalten. 
Mischung  kurze  Zeit    im  Danipfbadc    erwärmt  weiden.     Latwergen    müssen    durcb.i  . 
massig  gemischt  sein."     Das  Erwärmen  ist  für  die  naltbarkcit  der  Latwergen  vou  W: 
da  diese   .sehr  leicht  in  Gährung  übergehen;   m:in  verordnet  zweckmässig,  zumal   w.. 
wärmeren  .Jahreszeit,    nur  einen  für  wenige  Tage  reichenden  Vorrath  oder  liLsst  (]!■ 
etw.ns  derbe  als  Electuariura    spissum    bereiten.      Sollen    specifisch    sch-were    \ 
Latwerge  verabreicht  werden,    so  miiss  die  Cousistenz  natürlich  gleichfalls    eine  den 

Die  Latwerge  war  ehemals  eine  sehr  beliebte  Arzueiform;  der  Theriak  und 
diese  in  früheren  Jahrhunderten  so  sehr  geschätzten  Medieamcnle,  sind  Repraesent 
selben;  jetzt  ist  .sie  fast  nur  noch  iu  der  Kinderpraxis  gebräuchlich.  Sie  ist  für  s.  . 
angenehm  schmeckende  Mittel  zn  empfehlcu,  welche  in  grösserer  Menge  zu  nehmen 
die  daher  die  Pillen-  und  Pasfillcnform  weniger  geeignet  sind.  Um  einen  üblen  '• 
noch  mehr  zu  verdecken,  kann  mau  das  Eloctuarium  iu  Oblaten  nehmen  lasseu. 
diffcrcnten  Mittel  ist  es  seiner  ungenauen  Dosirung  wegen  zu  vermeiden. 


Officinell  ist  das  Electuariura  e  Senna*. 


BAASE. 


KlektricHael«     Die  elcktrisehcu  Erscheinungen  zerfallen  unter   mancherlei  Ucbergäiiiti.-n 
der  statischen  (ruhenden)  Elektricität  und  die  des  elektrischen  Stromes  (strömeud».-  ^h':\ 
Statische  Elektricität.     Ihre  Erscheinungen  werden   am  einfachsten  durch  \' 
verschiedener    Körper   an    einander    lier\orgeniffu;    liierhcr    gehören    alle     Harze ,    ! 
Schwefel,  tilas,    Gummi  u.  s.  w. :    Metalle    sind    dagegen    auf   diese    Art    nicht    clil 
machen.    Es  liegt  dies  nur  daran,  dass  sie  in  ihnen  erregle  Elektricität  schnell   for' 
dass  der  elektrische  Zu.stand  nach  aussen  nicht  zur  Wirlning  gelangt;  die  crstgen:iniJi 
dagegen,  welche  die  Elektricität  festhalten,  nennt  man  Isolatoren.    Zwischen  beiri 
von  Körpeni  stehen  die  Halbleiter,  wie  Alkohol,  Holz,  trocknes  Papier.    Die   EUk 
die  erzeugt  werden,  wenn  ein  Glasstab  und  eine  Schellackstange  mit  Seide   gerieben    »«'^1 
stehen  in  einem  Gegensatz  zu  einander;    man  nennt  sie   positive  oder  G  las-Eleklrit'-''f 
und  negative  oder  Harzelektricität.     Zwei   gleichartig  geladene  Körper  stosscu  ciiiw- 
ab.  während  ungleichartig  geladene  einander  anziehen  (Goldblattelek  troskop).  —  Aü-'i 
oben  kurz  angedeuteten  Thatsachen  beruht  die  Hypothese  der  elektrischen  Fluid»,  wcl*^l 
wenn  sie  auch  jetzt  nicht  mehr  als  wirklicher  Ausdruck  der  Thatsachen  betrachtet   wirf.  •'I 
der  rechnerischen  Betrachtung  der  elektrischen  Erscheinungen    einen  gutea   Leitfaden  ab(i^| 
Gegenwärtig    betrachtet    man    die  Elektricität    als  eine  besondere  Zustand»-  resp.  B«wtfal 
form  des  Licht-aelhcrs.    —    D.is  Wirkungsgesetz  der  Elektricität  ist  von  Coulomb  lutfg^ 
(1785).     Zwei  Elcktricitätsmengcn  e  und  e',    deren  gegenseitige  Entfernung  r  ist,  wiricoi  ' 

d.  h.    nach   demselben  Geseta,  welches 


e    e 
einander  mit  der  Kraft  k  =  — -  — 

r^ 


zwci(.'r  Massonpunkte  regelt  (Gravitatiousgesctz   von  Newton).      Dos 


die   Amiek* 
Couloiab*«ehe  »>• 


l(»ktriri(«i>l 


—     131     - 


Klcktricitact] 


PI 


I 


lehrt  ans.  die  filfklriuitritsinciigcti  in  iibsolulcm  M;iu.ssc  xu  tnus.Hüii.  (Dem  absulutun  Ma:i&>>- 
■ystem  liegen  die  Eliihciteii  der  Länge,  Maasse  und  Zeit  zu  Orunde:  im  C.  G.  S.  System 
■Ccntimeter.  Gramm  und  Secuude.)  Einheit  der  Kraft  i.it  diejenige  Kraft,  weicht.'  der  Masüen- 
cinheil  in  der  Zeiteinheit  die  Einheit  der  Geschwindigkeit  erthcilt.  Zwei  gleiolie  Elektrioitäts- 
leugen,  die  von  einander  um  die  Jjlingeneiuheit  entfernt  sind,  enthalten  jede  diu  Einheit  der 
tektricität  in  absolutem  Mnasse,  wenn  sie  einander  mit  der  Krafteinheil  anziehen. 

Aus  dem  Coulomb'achcn  Gesetz  folgt,  dass  das  Potential'  einer  in  einem  I'unkt  ver- 

_ einigten  ElektricitütsmeDge  E  in  einem  Punkte,  der  von  ihr  die  Entfernung  r  hat,  gleich  — 

t.    Unter  Capaüitiit  eines  Leiters  versteht  man  diejenige  Eloktricitätsmengo,   mit   welcher 
\r  geladen  sein  muss,  damit  sein  Potential  den  Werth  l  habe. 

Influcnzclcktricität.  Ausser  durch  Reibung  kann  elektrische  Ladung  auch  durch 
ertheilung  oder  Influenz  erregt  werden.  Bringt  man  einen  isolirten  Leiter  in  die  Nahe 
ue,s  mit  einer  bestimmten  Elektricitiitsmenge  geladenen  Körpers,  ao  sammelt  sieh  auf  dem 
citcr  an  den  Theilen,  welche  JL'nem  Körper  näher  sind,  Elcktricität  der  ontgcgengesetzlen 
'Art  an,  auf  seinen  entlernteren  Theilen  Elcktricität  derselben  .\rt.  In  uiclitelektrischem  Zu- 
stand enthält  der  Leiter  gleiche  Mengen  positiver  und  negativer  Elektricilät:  diese  werden 
entsprechend  der  Anziehung  der  ausserhalb  bcliudliclien  Elektricitätsmeugc  in  der  angegebenen 
Weise  auf  ihm  verthcilt.  Um  grljsserc  Mengen  statischer  Elcktricität  zu  erzeugen,  bedient  man 
sich  der  Eleklrisirraaschinen.  Es  gicbt  zwei  ILiuplarten  derselben,  die  Rcibungselektrisirmaschiue 
und  die  1865  zuerst  von  Holtz  und  Töpler  construirten  sogenannten  Inilucnzmaschinen.  Bei 
der  ersteren  wird  Elcktricität  durch  Reibung  iremer  von  neuem  erzeugt,  bei  den  letzteren  wird 
aus  einer  von  aussen  her  oder  in  der  Maschine  selbst  erzeugten  Elcktricitätsmenge  durch  Verthoi- 
lung  eine  stetige  Entwicklung  vnn  Elcktricität  erzielt.  M.tii  kann  mit  den  Influenzmaschinen  hohe 
Potentialwertlie  erzielen;  mau  hat  dabei  eine  entsprechende  mechanische  Arbeitsleistung  auf- 
zuwenden. Bei  der  .Auwcudutig  statischer  Elektricität  für  therapeutische  Zwecke  bedient  mau 
»ich  grosser  Influenzniosehinen  (Frauklinisation). 

Elektrische  Ansammluugsnpparatc  dienen  dazu,  die  mit  den  Elcktrisirmaschinon 
raeugten  Elektricitätsmengen  aufzuspeichern.  Sie  bestehen  aus  zwei  plattenfürmigcn  Leitern, 
die  durch  eine  nichtleitende  (isolirende)  Zwischenschicht  getrennt  sind  (Lcjdener  Flasche,  Cou- 
dcnsator).  Auf  den  Condensatoren  kann  m.an  Elektricität  in  grösserer  Menge  aufhäufen,  als 
in  Leitern  gewöhnlicher  Form;  durch  Vergrüsserung  der  Platten  und  Verkleinerung  der  Dicke 
der  isolireiiden  Zwi.schenschicht  wird  die  Capacität  des  Condensators  erhöht.  Die  Capaeität 
eines  Condensators  hängt  ausser  von  den  geometrischen  Verhältnissen  auch  von  der  Natur 
der  isolircnden  Zwischenschicht  ab.  Besteht  die  isolirende  Zwischenschicht  aus  Luft,  so 
bat  der  Condensator  eine  andere  Capaeität,  abi  wenn  die  Zwischenschicht  Uartgummi,  Glas, 
Schwefel  u.  s.  w.  ist.  Das  beweist,  dass  die  Wirkung  zweier  Leiter  auf  einander  durch 
das  zwischen  den  Leitern  befindliche  sogenannte  isolirende  Medium  vermittelt  wird.  Das  iso- 
lirende Medium  ist  jedenfalls  an  dem  Vorgang  als  wesentlicher  Factor  betheiligt;  es  wird  nach 
der  .Annahme  von  Faraday  und  Maxwell  in  den  Zustand  der  sogenannten  dielektrischen 
Polarisation  versetzt.  D.is  Verhältni.ss  der  Capacität  eines  Condensators  von  gegebener 
Form,  wenn  als  Zwischenschicht  einmal  ein  bestimmter  Isolator,  das  andere  Mal  Luft  genommcti 
■wird,  nennt  man  die  Diclektricitätsconstantc  der  betreffenden  isolircnden  Substanz. 
Dass  ein  Leiter  mit  Elektricität  geladen  ist,  giebt  sich  auch  dadurch  zu  erkennen,  dass 
er  bei  einigermaassen  hohem  Werth  des  Potentials,  wenn  ein  anderer  Leiter  in  sein«  Nähe 
gebracht  wird,  unter  Wärme-  und  Lichterscheinungen  durch  die  Luft  oder  andere  Isolatoren 
hindurch  sich  entladet.  .le  nach  der  Höhe  des  Potentials  kann  der  elektrische  Funke  mehr 
oder  weniger  lange  Strecken  der  isolircnden  Zwisehensubstanz  überspringen.  Zur  Messung  des 
"Potentials  elektrisch  geladener  Körper  dienen  die  sogenannten  Elektrometer.  Das  jetzt  ge- 
bräuchlichste Instrument  ist  das  von  .Sir  William  Thomson  construirte  ijuadrantcn- 
Elektrome ter,  welches  für  relative  Messungen  eingerichtet  ist.  Zu  absoluten  Messungen 
dient  das  absolute  Elektrometer  Thomson's.  welches  auf  der  Acquilibrirung  der  Anziehung 
und  Abstossung  elektrisch  geladener  Körper  durch  Gewichte  auf  der  Wage  beruht 

Contactelektricität,  Galvanismus  (Volta).  Bringt  man  zwei  Platten  aus  ver- 
schicdcnem  Metall  mit  einander  zur  Berührung,  ■/..  B.  eine  Kupfer-  und  eine  Zinkplattc,  die 
beide  isolirt  .sind,  so  zeigen  sie  sich  nach  der  Berührung  elektrisch,  das  Zink  wird  positiv, 
das  Kupfer  negativ  elektrisch.  Man  kann  das  am  einfachsten  -im  GoldbLittelektroskop  zeigen 
(Volta 'scher  Fundamcntalversuch).  Durch  die  Berührung  wird,  wie  man  annimmt,  eine  Po- 
tentialdifferenz  zwischen  den  beiden  Metallen  erzeugt,  deren  Grösse  nur  durch  die  Natur  der 
beiden  einander  berührenden  Metalle  bestimmt  wird.  Man  hat  gefunden,  dass  alle  Metalle 
sich  in  eine  Spannungsreihe  anordnen  lassen  derart,  dass  jedes  Metall  durch  Berührung  mit 
einem  in  der  Reihe  hinter  ihm  stehenden  Metall  positiv,  durch  Berührung  mit  einem  vor  ihm 
stehenden  negativ  elektrisch  wird.  Femer  ist  die  Potentialdifferenz,  welche  durch  Berührung 
zweier  Met.ille  entsteht,  um  so  grösser,  je  weiter  sie  in  der  Spannungsreihe  auseinanderstehen. 
Au.sser  den  Metallen  fügen  sich  in  die  .'•pannungsreihe  Kohle  und  einige  .-^.luerstofT-  und 
Schwefelvcrbindungcn  der  Metalle  ein.  Die  Reihenfolge  der  Glieder  der  .Sji.inuungsreihc  ist: 
Zink,  Blei,  Zinn,  Wismuth,  Antimon,  Eisen,  Kupfer,  Platin,  Silber,  Gold,  Kohle,  Schwcfeiki*» 


[Elpkiru-ita4?t 


132 


eipkUiciti 


Brnunstein.     I''iir  rlin  Spamiungsreihc  hestclit  da-s  Spaiinungsgesct/,    wi-lchcs    svincn  An 
in  licr  Gleichung  lindi.'l:  a|c  =  a|b  +  b|c;a|b  bedeutet  hierin  die   bei  der  BbtbI 
df.T  beidi-n  Metalle  a  und  b  entstehende  Spannungsdifferenz;    analoge  Bedeiit--   - 
und  b  I  c     In  Betreff  der  Erklärung  der  Toten lialdiffercnz,    weleho    bei    der 

sieht,  sind  zwei  Hypothesen  aufgestellt  worden,  die  Contaotthcorie  und  die   il 

Eine  endgültige  Eiit.sch<-idung  zwisehen  beiden  Theorien  steht  zur  Zeit  noch    aus.      Andi  I 
der  Berührung   von  Metallen  und  Flüssigkeiten,    sowie    bei    der  Berührung    von   Vii 
unter  einander  entstehen  I'otentialdifferenzen :    aber    die    Klüs-iigkeitcn    l.assi;ii    sieb    nidil  ( 
den  Met^illcn  in  eine  Spannungsreihe  bringen.    Dieser  Umstand  führt  zu  der  Gruppe  tob  i 
Irisehen  Erselicioungen,   die  man  als  galvanischen    oder  elektrischen   Strom    boteid 
Verbindet    man    zwei    einander    berührende    Metalle   durch   einen    Draht    ntis    einem 
Metall,    so    erhält    man    eine    geschlossene  Kette   mit  drei  Berührungsstelleti,    an    deren, 
zwischen  den  einander  berührenden  Metallen    eine  PotentialdifTerenz  statltindet;    au» 
Ziehung  a|b  +  b|c  +  c|a  =  0  folgt,  d;iss  auf  jedem  einzelnen  Metall  das  Polen 
stant  ist.  es  findet  daher,  wenn  die  Kelle  dauernd  geschlossen  ist,    innerhnll)   ilcrs>'Hi 
Bewegung  der  Elektrieität  statt,  d.  h.  kein  nach  aussen  sich  bemerkbar  mach'  ti{ 

Vorgang.     Wenn  aber  die  Kette  aus    zwei  Metallen    und    einer    leitenden   Fl    - 
so  folgt  aus  der  Thatsaehe,  dass  die  Flüssigkeiten  mit  den  Metallen  sich  nicLit    in    die 
Spannungsreibe  einordnen,  dass  in  jedem  Metall  das  Potential  von    einem  Ende    xum 
variirt:  daher  findet  in  jedem  Stromkreis  ein  dauernder  Uebergaug  von   Klektricität    tob 
.Stellen  hiibercu  Potentials  zu  den  Stellen    niedrigeren  Potentials    statt;    diese   Bi»wc* 
Elektrieität  in  dem  Stromkreis  wird  als  elektrischer  und  galvanischer  Strom 
Der  Sti-om    dauert    so    lange,    als  Potcntialdifrercnzcn    an   den  einander  borQhreodeBj 
keilen  und  Met^illen  vorhanden  sind.     Falls  die  Beriihrungstlächcn  nicht  durch   die 
erwähnenden  chemisclien  Vorgänge  im  Stromkreis  geändert  werden,  bleiben  die    l'otenti 
rcnzeu  constauf.  —  Die  Summe  der  in  einem  Stromkreis  vorhandenen  Polentialdiffer 
zciehncl  man  als  eine  elektromotorische  Kraft  (d.  h.  Ursache,  welche  die   Elekt 
Bewegung  setzt).     Combinationeu  von  Metallen  und  leitenden  Flüssigkeiten  (Säure-  uD 
Ifisnngen),  welche  durch  ihre  Berührung  elektromotorische  Kraft  erzeugen,   iieiint  man  gil« 
nische  Eleu\ente,  Combinationen  von  mehreren  PHementen  galvanische  Batterie. 

Die  primären  galvanischen  Elemente    oder  Ketten    besteben    also    aus    ivrei    vcrscbio 
artigen  metallischen  liCitera.  welche  in  eine  oder  zwei  leitend  verbundene  Flüs.sigkciten  I 
Elemente  aus  zwei  Metallen  (z.  B.  Kupfer  und  Zink)    und    einer  Flüssigkeit    (z.  B.  vc 
Schwefels.iurc)  haben  keine  constante  elektromotorische  Kraft:  in  Folge  der  durch  den  SQ 
veranlassten  chemischen  Vorgänge,  der  Elektnily.se,    wird  an  der  Kupferobertläohe   Wt 
ausgeschieden,  dadurch  sinkt  die  elektromotorische  Kraft.     Deshalb  bezeichnet   man  die«  i 
ähnliche  Elemente    als   inconstantc  Elemente.      Die  Schwächung   der  elektromotoriscbeo 
eines  Elementes  durch  chemische  Vorgänge  bezeichnet  man  als  Polarisation.     Man  birt  i 
Einlluss  der  Polarisation  durch  Constniction  der  constanten  Elemente  und  Ketten 
lieh  gemacht;  sie  bestehen  meistens  aus  zwei  Metallen  und  zwei  Flüssigkeiten. 

Die  wichtigsten  davon  sind  folgende;  Danieirsches  Element:  amalgamirtes  Zmil 
verdünnter  Schwefelsäure  resp.  Zinksiilfat:  Kupfer  in  Kuplersulfatlüsung:  die  beiden  Flfia 
keilen  sind  durch  einen  pori.iscn  Tbuneylindcr  getrennt.  Bunsen'sches  Element:  Zmkj 
verdünnter  Schwefelsäure,  Kohle  in  concentrirtiT  Salpetersäure,  beide  Flüssigkeit«a  t\d 
durch  einen  porösen  Thoncylinder  getrennt,  licelau  ehi'-'sches  Element:  Ein  p-iiA 
Thoncylinder  enthält  eine  Kohlenplalte  und  als  Umhüllung  derselben  Stücke  voti  Braunst 
welches  den  frei  werdenden  Wasserstoff  zu  Wasser  oxydirt.  und  grob  gepulverte  iia>rctnt1 
kohle.  Der  Thoncylinder  befindet  sich  in  dem  mit  conrcntrirter  Salmialtlösung  gefüllten  tiM 
eylinder;  in  die  Salmiaklüsung  taucht  ein  Hohlcylinder  aus  amalgamirtem  Zink.  Chr«^ 
säu  re-Tauchelement:  Eine  Kohlenplatte  und  ein  Zinkstab  t:iuchen  in  eine  Losung  i 
folgender  Zusammensetzung:  Kalium  bichrouiicum  80,0.  Aqua  fontana  1000,0,  Acidum 
ricum  100,0,  Hydrargyrum  sulfuricum  20,0.  Beim  (lebrnuch  tauchen  die  heideo  Elekt 
in  die  Flüssigkeit,  beim  Nichtgebrauch  werden  .sie  her.au.sgezogen. 

Wirkungen  des  elektrischen  Stromes.      Man    nimmt    den    elektrisehen  Stna  I 
durch  die  Wirkungen  wahr,    die    er    nach  aussen  ausübt.     Diese  Wirkungen  bestehen  it 
gendem:    a)  mechanische  (motorische)  Wirkung    auf  Magnete  und  andere  Ströme,    b)  Win 
Wirkung  dos  Stroms,  c)  chemische  Wirkungen,  d)  Mngnctisiniiig  von  weichem  Eisen,  e)  pbji 
logische  Wirkungen.     Diese  Wirkungen   sind    natürlich    in   erster  Linie  von    Bedeutung  »« 
der  ausgedehnten  Anwendungen,  welche  sie  gefunden  haben;  in  zweiter  Linie  deshalb,  w«il| 
fi»st    sämmtlieh    dazu    dienen    können,    die    beim    elektrischen  Strom  in  Betracht   komme 
Grössen  (Stromintensität,  elektromotorische  Kraft,  Widerstand)  zu  messen. 

Motorische  W'irkuugcn  des  elektrischen  Stromes.  Ein  von  einem  g»|vMik 
Strom  durchflossener  Draht  wirkt  auf  eine  Magnetnadel  ein  (Ocrstod  1820).  Ampere  I 
dafür  folgende  Grundregel  aufgestellt:  Denkt  man  sich  in  einem  Sfrom  einen  MeuäfM 
schwimmend,  sodass  der  Strom  bei  den  Füssen  ein-  und  aus  dem  Kopfe  austritt,  und 
diese  Person  üir  fiesicht  der  Nadel  zu,  so  wird  der  Nordpol  der  Nadel  nach  links  abgclfl 
.\uf  dieser  Eigen5ch.-ifl  der  galvanischen  Ströme  beruht  die  Messung  des  elektrischen  Stnt 
Unter  elektrischer  Stromstärke  und  Inlensttät  versteht  mau  die  Elektrieitätsmeoee, 


K 


So  der  Zeiloinlieil  tlurcli  dcu  liuersclmilt  di;s  Leiters  llicssf^lJieJciiigo  Inli'iisitlil  ist  gleich 
Bitus,  bei  welcher  iu  der  Zuitciiiheit  (Secuiide)  durch  den  Querschtiitt  des  Leiters  die  Ktek- 
■ricitätsnitinge  Eins  (dieselhe  iu  deui  oben  defluirten  elektrostatischen  Maoss  ausgedrückt) 
■iesst.  \V.  Weber  hat  jedoch  eine  .nndorc  Stromeinheit  eingeführt,  die  jetzt  allgemein  acccptirt 
jund  die  lirundlngc  des  elektrischen  Maasssvstems  geworden  ist.  Kr  hat  diejenige  Stromstärke 
gleich  Eins  gesetzt,  welche,  einen  Leiter  von  der  Länge  Eins  umtliesscnd,  auf  einen  im  senk- 
rechten .\hstand  1  bcüudlichen  Magnetpol  von  der  .Stärke  1  die  Einheit  der  Kraft  ausübt. 
Weber  geht  also  ausser  von  der  früher  delinirten  Krafteinheit  von  der  Einheit  des  Magnetis- 

lus  aus.    Letztere  wird  auf  (iruud  der  magnetischen  Atlractionsgesetze  in  analoger  Weise  wie 

ic  elektrostatische  Einheit  der  Elektricitätsmenge  dcfinirt.    Das  auf  Grund  dieser  Festsetzung 

er  Inicnsitätseinhcit  aufgebaute  elektrische  Maasssystem  hcisst  d.is  elektromagnetische  ab- 
HOlute  Ma:isss)stcm.  .Aus  praktischen  Gründen  hat  man  die  absolute  elektromagnetische  Ein- 
heit ilcr  .^Iromstiirko  nicht  selbst  zur  Gebrauchseinheit  gewählt,  sondern  den  zehnten  Theil 
•lerselben,  und  mit  dem  Namen  ,1  Ampere"  (abg.  A.)  bezeichnet.  Elektromagnetische 
Kinheit  der  EIcktricitatsme  uge  («Coulomb")  ist  diejenige  Elektricitätsmenge,  welche 
bei  dem  Strome  von  d«r  Stärke  1  in  der  Zeiteinheit  durch  den  Querschnitt  des  Leiters  lliesst. 
D;is  cinl.ichsto  und  früher  gebräuchlichste  Instrument  zur  Messung  des  Stromes  ist  die 
iTangen tenbussole:  bei  ihr  ist  die  Stromstärke  proportional  der  trigonometrischen  Tangente 
des  Winki'!»,  um  welchen  die  Nadel  durch  den  Strom  aus  dem  magnetischen  Meridian  abge- 
lenkt wird.  Für  die  Messung  von  schwachen  Strömen  benutzt  man  die  sogenannten  Multi- 
plicatorcn:    in    ihnen    wirkt    eine    aus    zahlreichen   Windungm    bestehende   Spule    auf   ein 

itatisehes  Nadelpaar  (aus  zwei  entgegengesetzten,  übereinander  befindlichen  Magnetnadeln 
bestehend);  der  obere  Theil  der  Spule  befindet  sich  zwischen  den  beiden  Nadeln.  Die  Ab- 
lesung der  Ablenkung  geschieht  entweder  direct  oder  für  feinere  Messungen  mit  Scal.i  und 
"■piegel  (Spiegelablesung.  Spicgelgalvanometer).    In  die  Elektrotherapie  und  Elektrodiagnostik 

urden  1882  durch  v.  Ziemssen  und  Edelmann  iu  München  die  sog.  Einbeitsgal vano- 
■mctcr  zur  Messung  (Dosirung)  der  Stromstärke  eingolührt,  welche  den  zur  Verwendung 
~  ommendcn   Strom   direct    in  Milliamp'''rcs    (Eintausendstcl    Amperes)    angeben.     Eine  andere 

rt,  die  Stromstärke  zu  messen,  geschieht  durch  das  Voltamcter  mittels  Elektrolyse*. 
Die    Stromstärke    J    eines    einfachen   (unverzweigten)  Stromkreises    ist    direct   propor- 

ional    der    Summe    der    elektromotorischen    Kräfte    (E)    und    umgekelirt   proportional    dem 

W 

iderstand  W  desselben:  J  =  -=-  (Obm'sches  Gesetz).     Der  Widerstand   eines   Leiters   ist 

cstimmt  durch  die  räumlichen  Dimensionen  desselben  und  durch  das  Material,    aus  welchem 

r   besteht.     Sind  Wj ,  W^,  ...Wn    die   Widerstände    der   einzelnen   Theile    des  Stromkreises, 

r 

iso  W  =  W,  -f  W»  -f  ...Wo.  so  ist  .T  =    -.,    ,  „.     , — -^ü7— .      Die    Stromstärken    in    be- 

Wi  +  «2  +  ...Wn 

iebig  verzweigten  Drahtsystemen  hat  G.  Kirchhoff  zu  borccbueu  gelehrt  (1845). 

Von  der  .Stromstärke  wohl  zu  unterscheiden  ist  die  Stomdichtc,  eine  für  die  Elektrothcrapiu 

ind  Elektrodiagnostik    wichtige  Grösse;    es  ist    die  Elektricitätsmenge,    die    in  der  Zeiteinheit 

tdurch  die  Flächcucitihcit  eines  Querschnitts  flicsst.    Der  Widerstand  eines  Mctal  Idrahtcs 

k-vou  der  Länge  1  und  dem  (juerscbnitt  q  wird  nach  der  Formel  W  =    —  •   —    berechnet; 
\  /'  '1 

Id.  h.    der    Widerstand    ist  direct  proportional    der  Länge   und   umgekehrt    proportional    dem 
Querschnitt   des  Leiters;    ausserdem  hängt  er  von  einer  Matcrialcouslante  /i  ab.     Kurze  dicke 
Jriihte  liiibcn  also  einen  geringen,  lange  dünne  Drähte  einen  grossen  Widerstand.     ,u  ist    die 
Ipspecilische  Leitungsfähigkeif   des  Materials.     Früher   nahm    man    die    Lcitungslaliigkeit    des 
[Quecksilbers  zur   Einheit.     Der  reciproke  Wcrtb    der  speciflschen  Leitungsfiihigkeit   hei.sst  der 
'«pccilischc  Widerstand.    Der  specilische  Widerstand  der  Metalle  vermehrt  sich  im  Allgemeinen 
durch  Temperaturerhöhung.    Der  specifische  Widerstand  von  Säure-  und  Salzlösungen  ist  ganz 
erheblich  grösser  als  derjenige  der  Metalle.    Der  Widerstand  bestleitendcr  Schwefclsäurelösung 
ist  ca.   15000  mal    so  gross  wie  der  des  Quecksilbers.     Bei  den  Flüssigkeiten  wird    der  speci- 
lische Widerstand  im  .Allgemeinen  durch  Temperaturerhöhung  vermindert.  —  Den  Widerstand 
von   galvanischen  Elementen  und  Batterien  bezeichnet    man   als   inneren  Widerstand;    da    die 
Flüssigkeiten  in  den  Elementen  einen  sehr  grossen  Querschnitt  und  geringe  Länge  haben,    so 
ist  er  meist  relativ  gering.  —  Nach  dem  Gesetz  von  Joule  wird  in  jedem  Leiterstück  in  der 
Zeiteinheit  eine  Wärmemenge  Q  erzeugt,  welche  dem  Widerstand  W  desselben  und  dem  Qua- 
drat   der  Stromstärke    proportional    ist:    also  Q  —  /  .  W  .  J-.     Nach  dem  Gesetz  von  Aequi- 
valcnz  von  Wärme  und  mechanischer  Arbeit  ist  eine  Wärmemenge  einer  bestimmten  Arbeits- 
menge   aequivalent   (Uobert  Ma>cr  1842).     Ein  Strom  producirt  also   in   einem    Leiter  eine 
bestimmte  Arbeitsmenge.     Die    Einheit   des   Widerstandes  wird  nun    folgendcrmassen 
delinirt:  Derjenige   Widerstand  ist  gleich   Eins,  in  welchem  ein  Strom  von  der  Intensität  1  in 
der  Secunde    die   Einheit   der  .\rbeit  erzeugt.    Arbeitseinheit  ist  diejenige  Arbeit,  welche  zur 
Uehcrwiuduug  der  Krafteinheit  längs  des  Weges  1  cm  erforderlich  ist.    .\us  praktischen  Gründen 
hat  man  als  Gebrauehseinheit  nicht  die  eben  dctinirte  absolute  Einheit  selbst  genommen,  son- 
pdcrn  das  ICfachc  derselben  und  als  1  Ohm  (1  ii)  bezeichnet.  —  Vor  Einlührung  des  absolntc» 
Btlcktromagnetischcu  Moas-ssystcms  war  aln  Einheit  des  Widerstandes  diu  von  Werner  Sioiui 


[Elektrioitact 


-      134      - 


KIPktrirlta«! 


eingeführte  i/iierksilbcrciiilieil.  in  ric'l)rnupli:  es  yr.ir  dies  derjeiiige  Widt^rstaud,  wcldioi  lal 
i^ueelcirilberääule  vou  1  m  Liingu  und  1  qmm  ijiierschntU  bei  0°  i)«sit2i.  —  1  £  ist  tM(<Al 
gleich  l,0(j  yueckailbereinheitcn.  I 

Einheit  der  elelftromotorischen  Kraft  ist  diejenige  elektromotorische  Kritt.  »^1 
in  einem  Stromkreis  vom  (iesaiumtwiderstand  Kins  die  Einheit  der  Stromstärke  entMigi.  ul 
praktische  Einheit  gilt  diejenige  elektromotorische  Kraft,  welche  in  einem  .Str>>cakr!M  «1 
Widerstand  1  ii  einen  Strom  von  der  Intensität  1  Ampire  erzeugt;  sie  wird  als  rm  T«  I 
(1  V)  bereichnet.  Das  Volt  ist  das  lO^fache  der  eigentlichen  absoluten  Einheit  für  die  »ilet»! 
motorische  Kraft.  Die  elektromotorische  Kraft  eines  Daniell 'sehen  Elementes  ist  mI 
1,08  V.  die  des  Bunsenclemcntes  1.8  V,  des  frischen  Chromsäure-Tauchelcnjents  2  V.  GAl| 
chemische  Wirkungen  des  elektrischen  Stromes  siehe  unter  Elektrolyse.  I 

Die  Erzeugung  von  Licht  durch  deu  elektrischen  Strom  findet  in  zwei  FormcD  «U.  1 
als  Bogenlicht  und  als  Glühlicht.  Für  die  Zwecke  der  Medicin  (Erleuchtung  von  Körjul 
höhlen)  benutzt  man  das  letztere.  In  der  tilühlampe  wird  ein  praeparirter  Kohlcfadn  il 
einer  luftleer  gepumpten  Glasbirne  durch  die  Stromwärmc  zur  Weissgluth  crhitrt.  D:jSf^l 
benutzt  man  in  der  Medicin  zur  Beleuchtung  auch  an  der  Iiuft  glühende   Plr\:  I 

Magnetisirendc  Wirkung  des   elektrischen   Stromes.     Der  eleki  nl 

im  Stande,  unmagnetische,  wcichn  Eisenmassen  in  Magnete  zu  verwandeln.     Weiden  *aj  i-      ' 
Windungen    eines   kräftigen   Stromes   um    einen    Eisenstahl   geführt,    .io    -wird    er    ein  ki . 
Magnet,    sogenannter  Elektromagnet.     Die  magnetisirendc  Kraft    ist    im    t'illgemein>;u  f 
portiooal  der  Stromstärke  und  der  Anzahl    der  die  Eisenmassen  umgebenden   Windungtii; :] 
dess    giebt   es    für  jeden   Eisenstah   ein  Maximum  des  Magnetismus.    In  der  Medicin  h«l< 
Elektromagnet  Anwendung  gefunden,  besonders  als  .Vugenmagnct". 

Thermn-Elck  trieität.  Sind  zwei  verschiedene  Metalle  mit  einander  in  Brr 
und  werden  bei  geschlossenem  Kreis  die  beiden  Berührungsstellen  auf  verschiedene  T*i 
turen  gebracht,  so  fliesst  in  dem  Kreis  ein  elektrischer  Strom;  es  wird  nämlich  eine  eWt 
motorische  Kraft  er/.cugt,  deren  Bctr.og  von  der  Natur  und  den  Temperaturen  der 
Metalle  abhängt  (annähernd  isf  sie  proportional  der  Temperaturdifferenz).  Dadurch,  iu*i 
die  Anzahl  der  Berührungsstclleii  vermehrt,  indem  man  eine  Anzahl  von  F*.iar<'n  d«r  bn*«! 
Metalle  hintereinander  verbindet,  und  die  Beriihrungsstellen  gerader  und  «mger.-ider  Ordw 
auf  je  zwei  verschiedene  Temper.itiireii  bringt,  kann  mau  die  elektromotorische  Kraft  M 
steigern:  Tbermosäulc.  Die  Metalle  lassen  sich  in  eine  Heihc  ordnen,  derart,  da 
man  aus  zwei  Metallen  dieser  Reihe  eine  Kette  bildet  und  an  der  einen  Berührung 
wä.rnit,  an  der  erwärmten  Stelle  der  positive  Strom  von  dem  in  der  Reihe  tiefer  stt 
Metall  zu  dem  hiiher  stehenden  übcjrgrht.  Diese  Rcibi?  beginnt  mit  Antimon  und 
mit  Wisniuth.  Die  therinoeicktriwhc  Dilffrenz  zweier  Metalle  ist  um  so  bedeutender,  jei 
dieselben  in  der  thermoelcktrischen  Spaiinungsreihc  auseinandcrstehcn.  Bei  gleicher  Tfmf 
raturdifiercnz  der  Bcrührungsstelleu  wini  also  ein  Element  aus  Antimon  und  Wisn 
stärkste  elektromotorische  Kraft  geben,  .\iieh  Eisen  und  Kupfer  stehen  in  der  tbermd 
sehen  Spannungsreihe  ziemlich  auseinander  und  geben  ein  relativ  kräftiges  Tbermoelen 

Bewegt  man  in  der  Nähe  eines  geschlosseneu  Leiters  (etwa  einer  Spule   aus   Kupferdn 
einen  Magnet,    so  zeigt  ein    in  dem  Kreis  belindlichcs  (ialvaiiLimcter    durch     seinon   Ati 
das  Auftreten    eines  Stromes    an,    welcher    so    lange    dauert,    als    der  Magnet    bewe 
(Magnetinduetion,    Karaday  1831).     Wird  ein  Magnetslab  rasch   iu  eine   Drahtsp 
Richtung    ihrer  Axe    hineingeschoben,   so    wird    iu    der  Spirale    ein    Strom    inducirt.    «R 
diejenige   Richtung    bat,    dass    er    den    unm.ignetisch   gedachten    Stab    umfliessond    za   ei» 
Magnet  mit  entgegengesetzter  Polarität  machen  würde.     Wird  der  Magnet  aus  der  Holle  I 
ausgezogen,    so  wird  ein  Strom  von  entgegengesetzter  Richtung    inducirt.     Ebenso  werden 
einem  geschlossenen  Kreis   aus  Ijeitern  StriJme  inducirt,    weiiu    irgend  ein  anderer  Stramt 
relativ  zum  ersten  sieh  bewegt.     Schiebt  man  eine  Drahtrolle,  durch  welche  ein  Strom  flie 
in  eine  zweite  geschlossene  Rolle    in  Richtung    ihrer  Axe  hinein,    so  entsteht    in  der    »wnlal 
Rolle  ein  entgegengesetzt  gerichteter  Strom;  entfernt  man  die  erste  Rolle,  so  entsteht  in4»| 
zweiten  Itolle  ein   gleichgerichteter  Strom.     Unterbricht  man    den  Strom    in   der    einen  BoU 
während  sie  sich   in  der  zweiten  Rolle  befindet,    so  hat  das  dieselbe  Wirkung,    als  -wenn 
erste  Strom.spule  plötzlich  in  unendliche  Entfernung  von  der  zweiten  gebracht  w.^re,  es  wird  »H 
ein  gleichgerichteter  Strom  in  der  zwiteu  Rolle  erzeugt.     D.as  .Schlicsscn  des  Stromes  ia  «4 
ersten  Rolle  wirkt  ebenso  wie  das  schnelle  Hineinschieben  der  ersten  Rolle  in   die  zweit*. 

Für  die  Richtung  sämmllicher  inducirter  Ströme  gilt  das  1834  von  Lenz   aufgestellte! 
setz:    In  allen  Fällen  der  Induction  haben  die   inducirten  Strürne  eine  solche   Richtung, 
sie  vermöge  ihrer  magnetoniotorischen  resp.  elektrodynamischen  Wirkungen  die   sie  erzeug 
Bewegung  zu  hemmen  streben. 

Die  Induction  durch  .abwechselndes  Oeffnen  und  Schliesscn  des  Stromes  findet  Anwendni, 
besonders  in  den  für  physiologische  und  clektrotherapeutische  Zwecke  construirtcn  IndnJ 
tionsapparaton  (faradische  Ströme).  Ein  Inductioiisapparat  besteht  aus  zwei  Rotleo; 
der  einen,  der  primären  Rolle,  fliesst  ein  durch  eine  constante  Elcktrieitätsrjuelle  (galvani« 
Element  oder  Accumulntor)  erzeugter  Strom,  der  durch  einen  selbstthätigen  Unterbrefii 
(Necf- Wagnerischen  Hammer)  in  rascher  Folge  abwechsciud  geöffnet  und  geschlossen  »il 


Icktrifitact 


-     135     - 


Klektrisvhe  V(>rIctziiii|;oii] 


^■}io  Aii/alil  licr  l'iitürbrocimiigcii  in  der  SccuikIc  kann  durch  eitic  Kedi.r  oder  iilmliclie  Vor- 
^Kichtung  itiii>.^rb!il))  beslimmter  Greuzen  variirt  worden.  Durch  das  ahwechsciude  Üeffiicn  und 
^Bofaliessen  des  Stroms  der  pririiHren  Rolle  werden  in  der  secundjiren  Rolle  kurz  dauernde 
^Httrönic  von  wechselnder  Richtung  inducirt.  In  dem  Schlittcn-Inductorinm  von  K.  du  Bois- 
^^Reymond  kann  vermöge  einer  Sehlitteuvorrichtung  die  Kntferuung  der  beiden  Rollen  in 
^^Kicbtnng  ihrer  gomcinscbaftlicben  Aie  geändert  werden.  Dadurch  wird,  wenn  alles  andere 
^KoDgcändert  bleibt,  die  Stärke  des  inducirten  Stromes  geändert:  denn  die  inducircnde  Wirkung 
^Kweicr  Stromkreise  auf  einander  ist  eine  Function  ihrer  gegenseitigen  Entfernung.  In  anderen 
^Mndactions.ipparaten  befinden  sich  die  Rollen  in  unveränderlichem  Abstand  von  einander:  ihre 
^Unductionswirkung  auf  einander  wird  dadurch  variirt.  das  man  ein  Bündel  von  weichen  Riscn- 
^BdrähtCD,  welcher  die  inducircnde  Wirkung  sehr  verstärkt,  verschieden  tief  in  sie  hineinschiebt. 
^PLEodlich  gicbt  es  Apparate,  bei  denen  die  Stärke  der  Induction  durch  llincinscblebcn  einer 
^■Messingröhre  abgestuft  wird.  Die  Windungen  einer  Rolle  wirken  auch  auf  sich  selbst  indu- 
^Beirend,  wodurch  die  gegenseitige  Induction  geschwächt  wird  (Selbstinduction). 
^B  Die  elektromotorische  Kraft  der  in  der  secundären  Rolle  inducirten  Ströme  ist  w>- 
^Knäbernd  proportional  der  Anzahl  ihrer  Windungen.  Durch  Vervielfachung  der  Zahl  der 
^^■Windungen  kann  man  die  Spannung  in  der  secundären  Rolle  beliebig  erhüben.  Man  nimmt 
■  deshalb  als  secundäre  Rolle  eine  Spirale  aus  zahlreichen  Windungen  dünnen  Kupferdrahtes. 
^pln  den  grossen  Ruhmkorff'schen  Inductorien.  bei  denen  die  secundäre  Rolle  aus  vielen 
^Krausenden  von  Windungen  besteht,  ist  die  durch  Induction  erzeugte  elektromotorische  Kraft 
^Kso  gross,  doAS  bei  ungeschlossener  Sccundärspirale  durch  die  Luft  hindurch  decimeterlange 
^BEntladungsfuuken  auftreten.  Findet  die  Entladung  durch  hochgradig  evaeuirte  (leissler'schc 
^n>der  Crookes-Hittorf'sche  Röhren  hindurch  statt,  so  treten  in  denselben  gewisse  Licht- 
^■erscheinungcn  auf;  von  der  Kathode  gehen  in  der  Röhre  die  sogenannten  Kathodenstrahlen 
^Baus;  die  Stelle  der  Glaswand,  welche  von  ihnen  getroffen  wird,  fluorescirt.  Von  dieser  Stelle 
^■gcht,  wie  Röntgen*  gefunden  hat.  eine  neue  Art  von  Strahlen  aus,  die  sogenannten  .\-Strahlen. 
^B  Die  Erzeugung  elektrischer  Ströme  durch  Magnetinducti>rn  tindet  ausgedehnte  .Anwendung 
^Wii  der  modernen  Starkstromtechnik.  Sowohl  Gleichstrom  wie  Wechselstrom  sind  in  Gebrauch. 
^■Der  Gleichstrom  wird  in  den  auf  Grund  des  Sie  mens' sehen  dynamoelcktrischcn  Princip» 
^■construirten  Dynamomaschinen  erzeugt:  der  geringe  renianente  Magnetismus  weicher  Eiscn- 
^■niassen  wird  hier  zunächst  zur  Erzeugiing  eines  schwachen  Stromes  benutzt,  welcher  seiner- 
^Heeits  um  die  Eiseutheile  geführt  sehr  kräftige  m.iguetiscbe  Felder  erzeugt,  wodurch  es  zur  In- 
^Bduction  sehr  kräftiger  Ströme  kommt.  Bei  den  Gleichstrommaschinen  werden  durch  ent- 
^Bsprecbende  Commutatorvorrichtungen  die  ursprünglich  entgegengesetzten  Ströme  in  gleiohgo- 
^■xichtetc  verwandelt.  Daneben  erfreuen  sich  die  Wechselstrommaschinen,  besonders  in  der  Form 
^Bder  Mehrphasenmaschinen,  gegenwärtig  wieder  grosser  Verbreitung,  besonders  zur  Erzeugung 
^■lloher  Spannungen  (bis  zu  200(X)  Volt),  die  eine  oekonomische  Fernleitung  <ler  Elektricität  er- 
^fclnöglichcn.  .'An  den  Verbrauchstellen  wird  die  hohe  Spannung  durch  Transformation  in  niedrige 
^^rerwandelt.  Als  Kraftquellen  zum  Betrieb  der  Dynamomaschinen  dienen  Gas-  und  I'ctroleum- 
Hmotoren  (für  kleinere  Maschinen),  sowie  Dampfkraft  (für  grössere).  Wo  sie  zur  Verfügung  stehen. 
H  linden  auch  Wasserkünste  Verwendung.  Für  den  Bedarf  von  ganzen  Bezirken  in  kleinen  und 
V  grossen  Städten  wird  der  elektrische  Strom  in  Centralstationen  erzeugt.  ,\ucli  elektromedici- 
nische  Apparate  können  an  die  Centralstationen  angeschlossen  werden.  Die  für  Glühlampen 
gebräuchliche  Spannung  von  10  Volt  wird  dadurch  auf  die  für  clektromedicinische  Zwecke  er- 
forderlichen geringeren  Spannungen  herabgesetzt,  dass  man  an  den  Anschlussstellen  Wider- 
stände vorscbaltet,  durch  welche  der  Strom  passirt,  ehe  er  in  die  elektromedicinisehen  Appa- 
^rate  selbst  geleitet  wird.  ^  lohnsteik 

ElektrI.HChe  Yerletzangen.     Die    Verbrennungs-    und    Lähmungs- Erscheinungen,    welche    bei 

»den  vom  Blitzschlag  Getroffenen  zu  beobachten  waren,  sind  Gegenstände  der  Darstellung 
in  einer  umfangreichen  älteren  Literatur.  Ihnen  experimentell  nachzugehen,  stellten  sich 
Forscher  a>is  der  zweiten  Hälfte  des  achtzehnten  Jahrhunderts  zur  Aufgabe:  Priestley  17GC, 
Fontana  1775,  Marat  1784.     Der  Erstere  stellte  bereits  die  Thatsacbc  fest,    dass    der  Tod 

Iherbeigcfiihrt  werden  könne  durch  die  Erschütterung  des  Entladungsschlages  allein,  ohne  dass 
Veränderungen  an  den  Geweben  nachzuweisen  wären.  Fontana  machte  mit  einer  Leydener 
Fla-sche  von  50  i^u.adratfuss  Belegung  an  Lämmern,  Ziegen,  Hühnern  Versuche  mit  dem  Re- 
sultat, dass  Muskelveränderuogen,  Herz-  und  Zwercbfells-Lähmungen  als  die  hervorragendsten 
Folgen  des  elektrischen  Schlages  erschienen,  soda.ss  er  „den  Verlust  der  Reizbarkeit  des  ge- 
samniten  Muskelsystems''  als  Hauptwirkung  proclaniirte.  Marat's  physiologische  Versuche 
über    die    Wirkungen    von    Entladungsschlägen    der    Leydener   Flasche    an    Hunden,    Katzen, 

»Tauben,  Ratten,  Fröschen    sind    verdienstvoll,    weil    die  Thicre    obducirt    und    die    allerdings 
nicht    sehr    hervorstechenden    Befunde    beschrieben     wurden.     Eine    eingehende    neurologische 
Untersuchung    über  die  Folgen    des  Blitzschlages    ist    die  von  Nothnagel  1880.     Durch    sie 
wurden  besonders    die  directen  peripheren  Lähmungen  dem  Vcrständniss    näher  gerückt.     In- 
K  zwischen  hatte  Duchenne  Alles  was  bis  zum  Jahre  1860  über  die  Wirkungen  und  die  Ver- 
H  breitungsart   schwacher   elektrischer    Ströme    bekannt    geworden    war,    zusammengestellt    und 
B  durch  Beobachtungen    am  Menschen    constatirt:    Zusammcnzichung  der  Muskeln,    starke  l^H 


[Elektrische  Verlptaungeii 


I3ß     — 


Klektnl}*! 


tusion  derNerven.  Aufbetiuug  derCapillaroirculation.  du  Bois-Rey  mon  d's  „ünttnackiiM 
über  die  Uiiemclic  ElektriciUit*   liefertet!  neue  Grundlagen  lür  die  Erklärm  i'hMBWu 

Die  Grtiuduug  der  Dynamo-Maschinen  und  die  bei  ihrer  Benutzung  ■'.■  itofsutafn 

hcnorgetretenen  Unglücksfälle  durch  die  continuirlichen  Gleich-  und   Wc  -  li-l 

und  sehr  hoher  Spannung  führleu  zur  Krweiterung  der  elektiophysiologiscben  -•<  «1 

zur  Inangrifliiahnie  neuer  Aufgaben.  d'Arsonval  (1887)  studirte  die  diiuLte  Wirte;! 
üoltz'scher  und  Gramme'scher  Masciünen  auf  die  Körpergewebe,  den  ^Effet  di»rupti*r*  fl»».I 
wie  die  ,Action  reileie";  Brown-Seijuard  gleichzeitig  die  „Inhibition"    und  «Dy  • 

Die  statische  Entladung  erwies  sich  nur  dann  als   tödtlich,    wenn    mittelst    genau 
Entladungen  (Energie  =  3  kg)   direct  das  verlüngerto  Mark  gclroffeu  war.     Lnfi  _ 
Einwirkung   verloren    die    verschiedenen  Gewebe    (Nerven,  Muskeln  u.  s.  w.),    durch    dif£»| 
ladung  einzeln  getroffen,    ihre   physiologischen  Eigenschaften  in  unheilbarer   Weise.     Brf 
derer  Energie  übt  die  Entladung  auf  deu  Bulbus  des  verlängerten  Marks    einen   Bei«  »u»  i 
erzeugt  Erscheinungen  von  Athmungs-  und  Herzstörutig.    von  Blutungen    unter  dem  Bti 
Lungenerweitcrung,  Störungen  des  Stoffwechsels. 

Den  Tod  kann  man  mittelst  einer  Batterie  von  43ü  Volt  erst  her>-omjfeN  durch  hädlr| 
Unterbrechungen  und  lange  forlgcsctalc  Einwirkung.  Auch  ist  dann  der  Tod  meJir 
durch  den  Strom  erzeugten  Tetanus  zuzuschreiben  als  der  dirccten  Stromwirkung.  IV 1 
Grarame'sche  Wechaelstrom-.Maschine  lührt  erst  bei  Spannungen  von  120  Volt  und  dank] 
den  Tod  herbei.  Die  in  der  Industrie  zur  Anwendung  kommenden  Ströme  tödtcu  in  derR<| 
durch  Störung  der  Ke^piration. 

So  scheint,  den  .Symptomen  im  Leben  nach,  die  Elektricität  den  Tod  io  doppelt«  W»| 
herbeizuführeu :     1.    durch    llervorbriiigung   mechanischer  Verletzungen    der  Gefässe    und  *»| 
Nervensystems  (Wirkung  des  Blitzes    und  der  statischen  Entladung  mächtiger   Baltcriciit  l»| 
ruplive  Wirkung),    2.  durch  totale  oder  partiellu  Inhiliirung  der    lebenswichtigen  Tliätigteiol 
der  Athemorg.inc.  des  Her/.ens,  auch  durch  llciiimiiiig  des  Stoffwechsels  zwischen   den  Gf»«iöl 
und  dem  Blute  u.  s.  w.  (Wirkung  der    in  der  Industrie  vorkommenden  Unf-ille   und  Stmoi!!' 1 
rührungen).     Kratter  (1896i    ,Ueber  den  Tod    durch    Elektricität")  hat,    wie   durch  gP"i» 
Keihcn  von  Thiercxperimentcn,  so  besonders  auch  durch  eine  kritische  Prüfung  der  Leicb<»W  1 
funde,    die  Kenutuiss  der  elektrischen   Verletzungen  wesentlich   bereichert,     .■\cu.sserlich  oroel 
am  meisten  hervor:  starke  Leichenstarre,  intensive  Entwicklung  der  Todtenflcck«,  BrainUftAl 
an  den  Eintrittsstellen  des  Stroms  (Epithclialnekrosc.  BlaseiihiUlung)  und  seinen   A ustrittstteU*  I 
(Verfärbungen).     Innerlich  charakterisireii  die  elektrisclie  Wirkung:    die  .AIIgemcinbcfuDiic  i(| 
Erstickung  in  sehr  chürakleristischer  Weise,    in    den  Lungen    nicht  selten   Luiigenocdcm.   Ul 
centralen  Nervensystem    überwiegend    negalivc  Befunde;    nur    in    einzelnen   Füllen    bekuotel 
kleine,    puukt-  und  streifenförmige  Blutaustretungeii    in  der  Wund   des  4.  Ventrikels  odff  »I 
den    Uirnhäuten    eine    mächtige    im    Gehirn    luealisirtc    traumatische    Einwirkung.      Der  W-i 
welchen  der   elektrische  Stroni    im    Kiirpcr  geiiüninien    bat,    ist  mitunter  durch   Blulunge; 
zeichnet,  die  sich  dann  vorzugsweise  au  den  Seheiden  der  grossen  Gewisse  und  Nerven  finäa  1 
Für  die  anatomische  Diagnose  sind  die  Verbrennungen  verschiedener  Grade   besonders  an  ite 
Eintrittsstellen    von    entscheidender  Bedeutung.     Im  verlängerten  Miuk  fehlten  jeweilig  kl«*! 
Blutaustritte  bei  verschiedenen  Sectionco  nicht:  doch  müssen  es  melu"  molecularc  Veränderioje 
innerhalb  der  Nervenzellen  selbst   sein,   welche    den    schweren  Erschöpfungszustand    des  n' 
lungerten    Marks    begründen,    welche    die    innere  Erstickung,    die    centrale  .Vtbmangsl.Ähoiu;  1 
zur  Folge  haben. 

Die  Rettung  der  auf  diese  Weise  Verunglückten    scblicsst   sieh   an  die  Therapie  d«  &■  1 
.«itickungsgcfahr    unmittelbar    an.     Grundvoraussetzung    der  Kettung    ist    das   Abschneiden  i> 
elektrischen  Reizes,    dann  küustliehe  Athmung,    .starke  Gegenreize    auf  die  Haut    angcwcndA 
Beim    Unterbrechen  des  elektrischen   Slroines   hat  der   Retter    sieh  vor   Allein    zu  hüten.  ^  ' 
Leitung    oder  den  Körper  des  Verunglückten  mit  der  Hand    zu    berühren  (fiumniiliaud'sctjul- 
trockene  Zwischenpolster  und  Decken).     Ist  der  Verunglückte  von  den  Drähten   befreit,  >»  U 
.seine  weitere  Behandlung,    auch  die  Entfernung    der  Kleider,    das  Verbot  der   Cinflössuog  t* 
Branntwein  u    s.  w.    mit    der    Behandlung    eines  Ertrunkenen    die    grösste  Aehulichkeit.    to 
Uebrigen  beruht  die  Prophylaxe  gegen  elektrische  Verletzungen  in  einer  rationellen  Ausbilduif 
der  Sicherheitsvorschriften  für  elektrische  Starkstromanlagen :  Völlig  gesonderte  AufstelluDC  4^ 
letzteren    in    anderweitig    nicht    benutzten    Räumen;    auffallende    Waniungsaufschriften;    i-; 
sondere  Isolirung  der  Apparate  von  der   Erde,  der  Apparattheile  von  den  tragenden   üestcllfo. 
Eine   besondere  Technik  hat   für  blanke  Leitungen  zur  Anwendung  zu  kommen.      Periodisch 
Untersuchungen  und  Untersuehuugen  nach  allcu  Störungen  sind  vorzuseheu. 

WEBNICH. 

ElektrolfBe.  Der  elektrische  Strom  verursacht  in  einem  flüssigen  Leiter  (Säure-  und  Salzlösw^ 
geschmolzene  binäre  Verbindung)  eine  chemische  Zersetzung:  Elektrolyse,  die  Flüssigkri 
.selbst  wird  als  Elektrolyt  bezeichnet.  Die  Zersetzungsproduote  scheiden  sich  an  den  Elek- 
troden (Platten,  in  denen  der  Strom  der  Flüssigkeit  zugeleitet  wird)  ab;  sie  heisscn  Joatt 
Mao  bezeichnet  als  positive  Richtung  des  Stromes  die  Richtung,  in  der  die  po.sitive  F'  '"■ 
cität  sich  bewegt,  die  beiden  Elektrrjden  als  .\npde  und  Kathndc,  je  nachdem  dri 
durch  sie  iu  die  Flüssigkeit   eintritt    resp.  austritt.    Die  Zersetzungsfiniibii'i..    hcissen    i 


leiktrolysc 


—     1.17     - 


KIpktrulyap] 


» 


I 


nod  Kation,  je  oactidviu  «lic  sich  ati  der  Auode  oder  Kathode  ausscheiden.  Di«  wichligsteii 
Elekti'ulrseii  hiud  diu  der  Losungen  von  Säuren  und  äaUen  in  Wiisser,  i.  B.  Schwefel-,  Sal- 
betcr-,  iSalisäure,  Kochsalz,  Kupfer-,  Zinicvitriol ;  ausserdem  viele  binäre  Verbindungen  im  ge- 
iohmolzenen  Zustand,  t.  B.  Chlor-,  .lodsilber.  Au  der  Kathode  scheiden  sich  bei  der  Klektro- 
k-se  aus  alle  Metalle,  ferner  WasserstofT  und  inetnIIHhnliohe  Kndicalu  der  Sal/.e  und  Basen; 
Ell  der  Anode  Chkir,  Brom,  .lod,  die  Saureradicale  und  das  llydroxyl  der  basischen  Ki'>rpcr. 
Der  eigentliche  Vorgang  der  Elektioivse  wird  oft  dadurch  complicirt,  dass  die  sieh  au>scliei- 
Hvuden  .Ionen  nicht  direct  trei  werden,  sondern  chemische  Umset/.ungen  mit  den  Elektroden 
•der  dem  Elektrolyt  selbst  erleiden.  Zersetzt  man  z.  B.  eine  Kochsalzlösung  zwischen  l'latin- 
plcktroden,  so  wirkt  d.is  ursprünglich  ausgeschiedene  Na  auf  das  Wasser  der  Losung,  es  bildet 
»ich  Aetznatron  und  Wasserstoff.  —  Auch  die  Wasserzersetzung  durch  den  elektrischen  Strom 
Ist  ein  secundärer  Vorgang.  Heines  Wasser  ist  kein  Leiter  oder  Elektrolyt,  sondern  ein  Iso- 
Sator;  Wasser  leitet  den  elektrischen  Strom  nur  vermöge  der  in  ihm  gelösten  Salze  oder  Säuren. 
(Dm  das  Wasser  zu  zersetzen,  säuert  man  es  gewöhnlich  mit  HjSOi  an;  die  Schwefelsäure  wird 
«ersetzt,  an  der  Anode  wird  SO^,  an  der  Kathode  Hj  ausgeschieden;  da»  SO4  an  der  Anode 
[Csrsotzt  sich  sofort  in  SO3  und  0;  SOj  verbindet  sich  mit  HjO  zu  DjSÜ«,  0  wird  an  der 
.Anode  frei:  an  der  Kathode  wird  H2  frei,  das  Resultat  dieses  Vorganges  ist  also,  dass  das 
iWasser  in  seine  beiden  Componontcn  Hj  und  U  zerlegt  ist. 

I  Die  Menge  der  in  einer  elektrolytischeii  Zelle  zersetzten  Substanz  resp.  der  ausgeschie- 
(deneu  .Ionen  ist  für  jede  Substanz  der  Stromstärke  proportional  und  vollständig  unabhängig 
von  den  Dimensionen  der  Apparate  und  von  der  Substanz  der  Elektroden.  Daher  ist  die 
Menge  der  .lusgesehiedcneu  .Ionen  ein  Maass  für  die  Stromstärke  (chemisches  Stromm.i.iss). 
Apparate,  in  welchen  man  die  Menge  der  ausgeschiedenen  Jonen  gewichtsanalytisch  oder  volu- 
metrisch  (bei  der  Wasscrzerselzung^  bestimmen  und  daraus  die  Stromstärke  herleiten  kann, 
Ijeissen  Voltameter.  Ein  Strom  von  1  Amp.  scheidet  aus  einer  Silberlösung  in  1  Secundc 
1,118  mg  Silber  (07,1  mg  pro  Minute),  aus  einer  Kuplersulfatlösung  0,328  Cu  in  1  Secundc 
(19,68  pro  Minute),  zerlegt  0,0933  mg  HjO  in  1  .Seeunde  (5,60  mg  pro  Minute)  oder  erzeugt 
•0,1740  00,44)  cm^  Knallgas.  Die  Mengen  der  in  der  gleichen  Zeit  von  demselben  Strom  in 
vci-schiedencii  elektrolysirtcn  Kliissigkciten  ausgeschiedenen  .Ionen  verhalten  sich  wie  ihre 
.iequivalcntgowichte  (Karaday).     Die  Massenverhältnisse    der    von    dem  gleichen  Strom  aus- 

lesohiedencn  Elemente,  bezogen  auf  \Va.sscrstoff  als  Einheit,  nennt  man  elcLtrolytische  Aequi- 
lyalente,  diese  sind  gleich  den  Atomgewichten  dividirt  durch  die  Valenz.     Bei  Elementen,   die 

ie  Cu  ein-  oder  zweiwerthig  auftreten  können,  ist  darnach  da»  elektrolytische  Aei]uivalent 
'verschieden,  je  tiaehdem  da.s  betreffende  Element  in  einer  Verbindung  einwerthig  oder  zwei- 
irerlhig  ist.  —  Kür  die  gleiche  Stromstärke    sind    die    in  der  gleichen  Zeit  von  den  vcrschie- 

ieueo  .Ionen  an  die  Elektroden  abgegebenen  Elektrieitätsmengen  die  gleichen;  jedes  Jon  führt 
lermaassen  die  gleiche  Menge  Elektricität  mit  sich.     Zur  Erklärung    der  elektrolytisehen 

Orgäuge  in  Lösungen  nimmt  man  an,  dass  in  jeder  Lösung  ausser  den  unveränderten  Mole- 
cülen  in  jedem  Augenblick  eine  Anzahl  freier  Jonen  vorhanden  sind:  diese  sind  elektrisch 
geladen,  die  einen  positiv,  die  anderen  negativ.  Beim  Hindurchgehen  des  Stromes,  z.  B.  durch 
eine  NaCl-Lösung,  werden  die  positiv  geladenen  \a-Jonen  nach  der  Kathode,  die  negativ  ge- 
ladenen Cl-JoDcn  nach  der  Anode  hingezogen;  es  findet  so  ein  Transport  von  Elektricität  nach 
der  einen  und  der  anderen  Richtung  statt,  entsprechend  der  Stromstärke;  au  den  Elektroden 
geben  die  geladenen  Jonen  ihre  Elektrieitiitsmenge  ab.  und  vereinigen  sich,  unelektrisch  ge- 
worden, zu  Molecülen,  als  welche  sie  frei  werden  resp.  weitere  chenmchc  Umsetzung  erleiden. 
Die  Jonen  bewegen  sich  im  Elektrolyten  mit  verschiedenen  Geschwindigkeiten  (Hittorf). 
Zur  elektrolytisehen  Zersetzung  des  Wassers  müssen  mindestens  zwei  Daniells  verwandt 
werden.  Der  Grund  dieser  Erscheinung  liegt  in  der  sogenannten  galvanischen  Pola- 
risation. Wenn  mau  nämlich  einen  elektrischen  Strom  durch  einen  flüssigen  Leiter  sendet, 
dessen  Elektroden  aus  dem  gleichen  Metalle  bestehen,  der  also  selbst  für  gewöhnlich  keine 
elektromotorische  Kraft  besitzt,  so  kann  man  durch  geeignete  Versuchsanordnungen  nach- 
weisen, dass  er  nunmehr  eine  jener  der  Slromi:|uelle  entgegengesetzte  elektromotorische  Kraft 
hat,  dass  er,  vrie  man  .sagt,  galvanisch  polarisirt  ist.  Gänzlich  unpolarisirbare  Elektroden 
werden  nach  du  Bois- Key  mond  erhalten,  wenn  amalgamirte  Zinkplatten  mit  einer  Lösung 
von  Zink  Vitriol  oder  Chlorzink  in  Berührung  sind.  Als  Ursache  der  galvanischen  Pol.irisation 
betrachtet  mau  verdichtete  in  Folge  der  Elektrolyse  entstehende  Gassehichtcu,  die  an  der 
Uberfl.äche  der  Elektroden  festgehalten  werden. 

Secundarelemcnte,  Accumulatoren.  Die  Elektrolyse  kann  in  dieser  Weise  auch 
dazu  benutzt  werden,  um  elektrische  Energie  aufzuspeichern,  indem  die  Elektroden,  in  be- 
stimmter Weise  durch  hindurchgcschickte  Strome  verändert,  durch  galvanische  l'ohirisation 
der  Sitz  constantcr  elektromotorischer  Kräfte  werden.  In  Gebrauch  sind  gegenwärtig  vorzugs- 
weise die  B  lei- Accuuiula  toren.  Ein  Blei-Accumulator  ist  im  Wesentlichen  eine  Zer- 
setzuogszelle,  deren  Elektroden  aus  Bleiplatten  resp.  aus  mit  BIcioxydcD  impraegnirten  Blei- 
gitteni  bestehen;  als  Elektrolyt  wird  gewöhnlich  verdünnte  Schwefelsäure  genommen.  Beim 
Uindurchleiten  des  Stroms  bildet  sich  an  der  Anode  durch  das  ausgeschiedene  0  Bleisuper- 
oxyd, an  der  Kathode  eine  Schicht  von  schwammigem  Blei;  es  entsteht  so  ein  Element  mit 
der  hohen  cleklromotori.scbcu  Kraft  'i,l  V.     Das  Uindurchleiten  des  Stroms   durch  di^^^i^ 


[Klcktrolysp 


-     13R     - 


Rlfk« 


inulaUinellu  /.iiiu  7,yrvi:k  der  niigogvhiBDi'ti  FormiranK  ilcr  Klektru'leii  nuiint  mau  in  .Life 
de»  AccumtilalDrs'*:  gu'bl  dor  Aoouraulator  seiuerseils  Strom  ab.  so  „entladet*  er  liiii  LJ 
Leistung,  Capacität  der  Accumul.itorcti,  hängt  von  der  ('»■sammtoberrtärho  der  EitUnn 
nh:  durch  Vcrgrüsserung  derselben  k.iiiii  man  Accumul.itorcn  constniircn,  welche  grni4ftl 
von  Energie  aufzuspeicliern  vermügen.  Man  drückt  die  Cap.ieitnt  eines  AcciiDiul'iti)fS^^| 
piTestundcn"  aus;  ein  Aceumulator  von  10  Amperestunden  Capacität  liefert  eiiirii  i^^| 
I  Ampere  10  Stunden  lang,  oder  einen  Strom  von  '!■.  Ampirc  '20  Stunden  laue  #«^H 
Tiiidiing    der    Accumulatoren    benutzt    man    meistens    den    von    Pynamoiu.i  jJJ 

Strom.  —  Für  elektromcdicinische  /wecke  werden   in    neuerer  Zeit   viel/.i.-I  ''wB 

toren  benutzt;  um  sie  besser  transportf/ihig  zu  machen,  hat  man  die  Schwc/iiv^im  •lurtll 
satz  von  Kieselsaure  u.  ä.  in  eine  Masse  von  gallertig  fester  Consistenz  verwaudelL  De  II 
7.ug  der  Accumulatoren  besteht  in  ihrer  hohen  elektromotorischen  Kraft  und  grosis<Ti  OaüJ 
ein  N.aehtheil  in  ihrem  verhnltnissmässig  grossen  Gewicht.  j 

Die  Flektrolysc  hat  nicht  nur  ausgedehnte  Anwendung  in  der  Technik  gefusdea  >1 
vanoplastik,  ReindarstcUung  von  Metallen  etc.).  sondern  auch  für  therapeutische  Zweckt  d 
bei  wird  die  Gewebsflüssigkeit  clektrolytisch  zerlegt.  •««.nJ 

In  dor  Durmatotherapie  kommt  di«  Klektrolyse  zur  Entfernung  an  abniiil 
St«MIeu  gewiu'liscner  Haaro.  zur  Hcseiliguiif;  von  Warzen  (Aciiniiui»teni.  LM 
flei'ken,  Angiomen,  Teleangiektasien  (Acne  rosace.a),  Xantljomi^ii,  Kulniiieo  I 
seil liessl ich  bei  der  Kphanilluii;;  des  Lupn.s  viilfc.iri.s  zur  Aiiwen«Iiing.  Im  kA 
meinen  kommt  hier  die  inonojioiare,  nur  selten  die  bipolare  Mfthode  tra  I 
Wendung;  die  letztere  hat  den  VrH-tlieit,  da.ss  der  Strinn  einen  goriiigoren  Widertl 
zu  überwinden  hat,  und  man  niit  einer  gerinjcen  .\n7.ahl  von  Klementen  rrga 
Wirkiiiigeii  ;i!s  mit  der  mi>ti"i|)(ilaren  Methode  erzielen  kami.  J 

IHe  Klektndyse  gielit  bei  den  geiKitniti-n  AlTeetinnen  hiiulig  l>essere  KesiilHH 
andere  liehandlungsweisen  und  soHtr-  dahiT  hiiufiger  zur  .Xnsfnhning  geloa^H 
tliatsächiieji  geschieht.  Allerdings  nimmt  die  f!ehandliiiig  et\va.s  Zeit  in  Amml 
andererseits  aber  bietet  die  Technik  der  Kh'ktrelysi',  alig<-sehen  von  der  elektrin 
Ivpilation.  aucli  weiter  keine  Srliwierigkeiten.  .Als  Nadeln,  deren  man  sieh  geirt| 
lieh  bei  der  Klektrolyse  liedii-nt,  n-iehen  im  Allgemeinen  Stahl-  (Näh-)  Nadeln  | 
nur  bei  der  bipolaren  Methodi-  benutzt  man  zweckmässig  Nadeln  :uls  Platin-lri<| 
oder  (iold:  die  Nadelhalter  sind  besonders  zu  diesem  Zweck  cuiistruirte.  l>3( 
behandelnde  Territorium  wird  vor  dem  Kingriff  ilesinficirt;  die  zur  Verwendung  Id 
mendc  Nadel  wird  vor  jedem  Kinstieh  in  Karbollösiing  getaucht.  Der  Seh  inert  i 
der  Elektrolyse  i.st  im  Allgemeinen  gering  un<l  kann  mit  .\usnahme  der  über 
Hautniveau  .sehr  erh:ibenen  Nenlnldungen  (.\cnminaten,  liauthörner)  durch  K.-ttaphoi 
\on  ("iicainliisUngen  beseitigt  wenleti. 

Bei   liiT  elektrolytischeii  1{  ad  i  cal  epi  I  n  t  i  on  wird  eine  feine  Niihnailel .   sogonam* 

I'erlnadel,    oder  IMatin-lridiimi-Nadel  an  einem  zweeketitspreehenden    Nadelhalter  W- 

kfcstigt,    der    durch    eiue    h^ichte  Leitungs.schmir    mit    dem    negativen    Pol     einer   Uli 

rtialvanoDieter  und  Üheostaten  versehenen    galvanischen  Hafterie    \erl)unden   ist.     Di» 

Bositive  mit  .Salzwas.ser  bi-feiu-htete  Klektrode  wird  von  der  l'atientin  iu  der 
laad  gehalten.  Die  Nadel  wini  in  den  Kollikel  parallel  der  Richtung  dos  H.i«» 
gew  isserm.assen  gleitend  eingeführt,  l)is  sie  .auf  Widerstand  stösst.  Dann  .schli«»' 
man  entwediT  durch  eine  Vorrichtinig  am  Nadelhalter  oder  durch  Aufsetzen  der  pos- 
tiven  Klektrode  auf  die  Hand  der  l'atientin  den  Strom,  hlsst  ihn  vermittelst  dr 
Kheo.staten  auf  ','2  -  -  Millian)()>'re  ansteigen,  '/j — 1  Minute  einwirken,  gellt  dant 
allmilhlich  auf  den  Nullpunkt  zurück  und  entfernt  die  Nadel.  Dii^  Haut  über  imd 
um  den  l'Vdlikel  wird  wäliriiid  der  Procedur  zuerst  für  einen  .Augenblick  roth.  iLinn 
Idass  und  erhel)t  sich  (|uaddidarlig;  aus  drm  Follikel  steigt  weisser  Schaum  euip" 
Folgt  jetzt  nach  dem  Herausziehen  der  Na<lel  das  Haar  mit  geipiollenen  Wune 
scheiden  einem  leisem  Zuge  der  l'iiicette,  so  kann  man  sicher  si'in,  dass  es  radicxi 
entfernt  ist.  Aiulernf:ills  nniss  die  Operation  wiederholt  werden.  Bisweilen  wenl« 
durch  i'iiie  weiter  um  sich  gn-ifende  Wirkung  des  Stromes  ein  oder  mehrere  Haan* 
der  L'nigi'bung  der  ursprünglich  behandelten  Stelle  ebenfalls  gelockert.  Das  Aa* 
xiehen  des  H.-iares  mit  der  Cilienpincette  erleichtert  die  ('mitrole,  ob  das.selbo  wirk- 
lich von  der  P.ipille  abgehoben  ist;  andernfalls  kann  man  das  Ha.ar  in  dein  Follikel 
bol.aKscn,  ans  ilem  es  beim  Wa.sehen  oder  durch  zufällige  Berühnmg  entfernt  winL 
An  der  epilirten  Stelle  bildet  sich  ein  minimaler  .Schorf,  iler  n;u-h  wenigen  Tageii 
rabfUllt:  zur  Bildung  von  sichtbaren  Narben  kommt  es  im  AllgemeiiM'ii  nicht;  treten 
Ulie.se  dennoch  juif,  so  liegt  der  tirund  >>ntweder   iu  nngenüg<'nder  .\-;e|)sis    od».r  siw- 


iPKtrolyaf] 


Bterrr  liifi'ctinii  \(iii  SiMti'ii  tli'r  rntii-titiii:  aassordoiii  kniiii  i'ini'  zu  .i;r<is.so  Stiirkf  uiiil 
H«u  l:iii;;f  Hinwirkunf;  des  ÜlroiiK'.s  Anlatis  zu  i'xcessiver  Narbctil.iilriuuj;  gebi-ii;  schliessi- 
Hlicli  sei  norli  daniuf  hingpwiespn,  dass  bei  dazu  «lisponirten  Personen  sich  Keloide 
Haiisbildeii  kniinen.  In  einer  .Sitzung  künnen  10— 3(»  Haure  entfernt  werden.  Man 
Htinit  f;ut  in  einer  Sitzung  nicht  zu  viel  n<'ben  einnntler  stehende  Haai-e  zu  e|)iliren. 
^(l:i  leiciit  eine  Hautreizunf;;  nuffreteii  kann,  die  durch  Unisrhinge  mit  Aqua  l'ltnniii 
oth-r  l'udiTn  beseitigt  werden  kntnite.  IMe  Procentzahl  der  wieder  wadisonden  Haare 
Hwird  verscbieden  angegeben. 

B  Zur  Beseitigung  der  Warzen  tnui  Annminaten,  sowie  der  Xanthome  wird  die 
r  Nadel  entweder  flach  (parallel  der  Oberfläche  der  Haut)  oder  efwxs  schrilg  einge- 
i  atochen  und  nach  einer  bis  drei  Minuten  (entfernt,  dieselbe  l'rocedur  niniuit  man  dann 
an  einer  anderen  Stelle  der  Warze  vor,  bis  der  grosseste  Theil  der  Neubildung  be- 
handelt ist.  f?ei  zu  gros.ser  Ausdelminig  der  Excre.scenzen  und  hei  euiptin<llichen 
Personen  sind  mehrere  Sitzungen  erfunlerlich.  fSei  den  kleineren  Geschwülsten  diT 
Haut  kann  man  bisweilen  mit  Vortlieil  sich  lier  bipolaren  Methode  bedienen.  Durch 
Wechseln  des  Stromes  wird  der  bisher  positive  Pol  zum  negativen,  wirksamen  und 
auf  diese  Weise  wird  die  Anzahl  »ler  Nadeluintuhrungcn  verringert.  Analog  ist  da."» 
Verfallren  bei  der  Beseitigung  von  Leberflecken.  Ist  die  Neubildung  .sehr  ausgebreitet, 
so  kann  man,  um  scbnellere  Kesuitate  zu  erzielen,  mehrere  Nadeln  an  verschiedenen 
Stellen  gleichzeitig  einstechen  und  sie  vermittelst  eines  Kabels,  an  dem  Schrauben 
oder  Klemmen  befestigt  sind,  mit  der  Batterie  verbinden.  Bei  den  mit  Haaren  be- 
setzten Warzen  und  Leberflecken  wird  mit  der  Kntl'erining  der  H;i;ire  glinchzeitig  ein 
llieil  des  Neoplasma  beseitigt,  währi.^nd  zur  Entfernung  des  Restes  die  erneute  An- 
we-ndung  de,s  Stronu^s  m'ithig  ist.  Angiome  werden  in  derseibeii  Weise  behandelt: 
bei  gWis.seren  Cieschwülsten  nni.ss  man  stilrkere  Nadeln,  die  durch  die  Basis  des 
Angioms  gestossen  werden,  anwenden  uu<i  den  Strom  längere  Zeit  (5 — lu  Minuten) 
einwirken  lassen;  bei  den  Teleangiektasien  (specieli  der  Rosacea)  ist  es  üblich,  ein- 
zelne isolirt  .stehende  fiefä.sse  dadurch  zur  Vertldung  zu  bringen,  dass  man  die  Nadel 
direct  in  das  Gofü.ss  der  Länge  nach  i>infnhrt.  |)ie  Kntfernung  der  KeJoidi'  geschieht 
in  derselben  Weise  wie  die  der  Warzen,  nur  darf  man  hier  bezüglich  des  Resultates 
des  KingrifTes  nicht  zu  optiutistisch  sein,  lia  die  Prognose  hier  ebenso  wie  bei  den 
anderen    Rehaiif!!ungsniethi)den  oft  eine  recht  zweifelhafte  ist. 

Mit  der  ebktrolyti.sclien  Uehamllimg  werden  lerner  gute  14<'sultate  eraielt  bei  den 
umschriebene))  verrucrisen  Inliltniten.  wie  sie  sich  auf  ilen  Strerkseiten  der  Hände 
inul  Pinger  specieli  über  den  Gelenken  bisweilen  zeigen.     l>ie  Klektrolyse    ist  ferner 

»in  Auwi'tiduug  gezogen  zur  Zerstönmg  des  Seliankei's,  din'h  sind  fiie  bisher  <larüber 
niitgetheilttn  Erfolge  nicht  .sehr  ermuthigend.  In  geeigneten  Pälleii  k:inn  die  Ktektro- 
lv.se  zur  Verwendung  gezogen  werden  bei  tlen  inunerbin  seltenen  Fällen  von  Cornu 
cntaneum  und  ausserdem  beim  Kibroma  pendulum.  I'iinzelne  hartnäckige  I'lai|Ups 
eines  chronischen  iidiltrirteu  Kkzems  dürften  vielleicht  ebenso  wie  die  oft  ri'sistentcn 

IPla(|ues  des  Liehen  ruber  planus  und  specieli  des  verrucosus  auch  in  die  Ooinaenc 
der  Klektroly.se  gehören;  elieusn  kütinte  man  die  Hauttubercnlo.se,  besonders  die 
vi'rrncöse  l-'orm  in  die.ser  Weise  lu-liandehi;  auch  die  oft  jeder  Therapie  trotzen<le 
Leuknplakia  oris  wäre  vielleicht  für  die  ICIektroly.se  ein  dankbares  Object. 
Die  elektrolytische  Behandlung  des  lAipus  vulgaris  wird  er.stens  in  einer  dem 
bisher  gescbüder'ten  Wrfahren  anabig(>n  Weisi-  ausgeffllirt;  in  jede.s  einzelne  Knöt- 
chen wird  «'ine  Nadel  von  etwas  dicken-m  ('aliher  eingeführt,  h.a  die  Klektrolyse 
ähnlich  wie  zahlreidie  Medicaniente  bei  ihrer  Anwendung  auf  erkrankte  Steüi-u  einen 
zerstörenden  Kinfluss,  auf  gesunde  dagegen  keinen  oder  nur  einen  geringen  ausübt, 
liat  man  eine  grö.ssere  Stelle  mit  zaliln'iehen  Nadeln,  die  gleichzeitig  in  die  Haut 
gestossen  werden,    zu  behandohi    versucht.     i*ie    eleetive  Wirkmig    de.s    elektrischen 

»Stromes  auf  krankhaft  verändertes  Gewebe  führte  zur  elektrolytischen  Fiächenätzung. 
Als  negative  Elektrode  dient  hier  eine  nicht  überzogene  Silberplatte  von  ca.  2  qcm. 
Hierdurch  wird  eine  Zerstörung  der  oberflächlich  gelegenen  Lupusknötchen  bewirkt, 
während  die  ge.siuide  Haut  ziendich  intact  bleibt.  Bei  eini-r  Dauer  von  ungefähr 
1()  Miimten  ist  eine  Stromstärke  von  5—  10  Milli.-unpere  nöthig.  Einen  dauernden 
Nutzen  hat  diese  Behandlung  nicht  erzielt.  saalfelü. 

In  die  Gynaekologie  ist  die  Elektrotherapie  nach  dem  Vorschlage  von 
Apostoli  in  Form  des  constanten  Stroms,  und  zwar  in  bisher  unbekanntj.'r  Stärkn 
(bis  zu  2Ö0  Milliamperes),    emgeführt  wordon.      Besonders  eiiipfoiilen   als  Kmt 


[Clpktrubsr 


-    ms    — 


Rlrkml}«! 


rouUtorzc'llc  zum  Zweck  der  niigcgchnncii  Formininfc  ilvr  Klektrurluu    nuiint  man   ih?  .I.r 
d«  .•\ccuinalali>rs'* ;    giebt  d«r  Accumulntor  seiucrscib  Strom  ab.    so   .entladet*  er 
Leistung,    Caparität  der  Accumul/itoron,  hängl    von   der  (ri.'sammtoberfl.Hrhf    Ht-r 
ab:  durch  VergriisseruuK  dersiMbcn  kann  man  Accuinulatoren  construiron,   ■»• 
von  Energie  aufzuspcicbcrn  vermögen.    Man  drückt  die  Capacttät  •.■ines  Ac- 
pcrestunden*  aus;  ein  Accumulator  von  10  Ampercstundeii  Capacitiit  liefert.  • 
I  Arapi'-re  10  Stunden  lang,    oder  einen  Strom  von   '/;  Amp^Te    -0  Stunden    I 
Ladung   der   Accumulatoren    benutzt    man    meistens    den    von    Dynamom^  (tM 

Strom.  —  Für  clektroraediciniscbe  Zwecke  werden   in    neuerer  Zeit  vielf.i'  .Ae 

toren  benutzt-,  um  sie  besser  transportf-ihig  zu  machen,  hat  man  die  SchwelcUiuru  da 
satz  Ton  Kieselsaure  u.  ä.  in  eine  Masse  von  gallertig  fester  Consistenz  verwandelt. 
*ug  der  .\crumulatoren  besteht  in  ihrer  hohen  elektromotorischen  Kraft  und  groiseo  < 
ein  Xnchtlieil  in  ihrem  verhältnissmässig  grossen  licwicbt. 

Die  l'lektri^lrse  hat  nicht  nur  ausgedehnte  Anwendung  in  der  Technik  ^fundes 
vaoopUstik,  Reiudarstellung  von  Metallen  etc.).  sondern  auch  für  therapeutische  Zwecke- 
liei  wird  die  Ucwcbsllüssigkeit  elektrolytiseh  zerlegt.  tnuMTBl 

In  (l(T  Di?rmatothcr;ipie  kommt  die  Elektroly.se  zur  Entfemune  «n  abnoiMl 
Stirllcn  gewaclLSi'uer  Haaro,  zur  Beseitiguii;^  von  Warzen  (Aciiminatoiii,  Li*\ 
Hecken,  Angiomen,  Teloanfpektasion  (Acne  ro.sacea),  Xanthomoii.  Kt»lM»dea 
schliesslich  bei  der  Behandlung  des  Lupus  vulf^.iris  zur  An\vendun|r.  Im  AM»! 
meinen  kommt  hier  die  monopolare,  nur  si-lten  die  bipolarf'  .Mi-thodc  xor  vt\ 
Wendung;  die  letzti-re  hat  den  Vortlieil,  d.iss  der  Stront  einen  {;ering»'rru  Wider 
zu  überwinden  hat,  und  ni.in  mit  einer  geringen  .\nzahl  von  Klomonteu  Ktiiani| 
Wirkungen  al.«  mit  der  m(Mio[)(d:ireM   .Methode  erzielen  kann. 

|lie  lviektroly.se  gielit  Ijei  den  j;en;iniiten  AlTectionen  liäutis  l>es.sorc  Hesultoie  ärl 
andere  Ileb.iiidlungsweiseu  und  .'iitllte  daher  lilUiliger  zur  .Vu.sl'ührung  gelangco,  i4| 
thatsSehlich  geschieht.  Allerdings  nininit  liie  Behandlung  etwa.s  Zeit  in  An9|inik,| 
:nidererseits  .aber  bietet  <lii«  Technik  der  Elektrolyse,  abgesehen  von  der  elcktcMRl 
Epilation,  ;iuch  weiter  keine  Sciiwierigkeiten.  .Ms  Nadeln,  deren  man  sich  g**öl*l 
lieh  bei  der  Elektrolyse  bedient,  reic-lieii  im  .Vllgeuieinen  Stahl-  (Näh-)  Nadeln  ; 
nur  bei  der  bipolaren  .Methode  beiuitzt  man  zweekuifissig  N:iiielu  aus  Platin-Iri^vl 
oder  Gold:  die  Nadelhalter  sind  besonders  zu  (üi'sein  Zweck  construirte.  Uit»\ 
behandelnde  Territorium  wird  vor  dem  EingrilT  desinticirt;  die  zur  Vprwj^uduuf;  )m\ 
niende  Nadel  wird  vor  jedem  Einstich  in  Karbol bisinig  getaucht.  l)er  Sehmert  I» 
«ler  Elektrolyse  ist  im  Allgcnieinen  gering  itiul  kann  mit  .\asnalinie  der  über  iti  | 
Hautniveau  sehr  erh.-ibenen  Neubildungen  (.\cuniinaten,  Hauthrimer)  durch  Kataphoi" 
von  rocainliisluigcti  beseitigt  werden. 

Bei  der  eli'ktridytisclien  lladicalepi  1  a tion  wird  eine  feine  Nfihnadt?!.  üOg«usiiii>| 
l'erlnadel.    odiT  l'Iatin-lridiuni-.Xadel  an  einem  zweckentsprechenden    NadelhaJter  W- 
festigt,    der    durch    eine    leichte  l>eittuipssrhnur    mit    dem    iieg.ativen    I'oi    einer  ■» 
(ialvanometer  und  l'lieostaten  versehenen    galvanische.n  Batterie    verbunden  ist.     P»! 
positive    mit    8alzw:is.ser    befeuchtete    Elektrode    wird     von    der    Patientin    in  dffl 
Hand    gelialten.      Die  Nadel  wird  in  den   l''oliikel  parallel    der  Riclituiig   des  Hurel 
gewissennassen  gleitend  eingeführt,    bis  sie    avif  Widerstand    stösst.       l)ana    .srhlJ«"' | 
man  entweder  durch  eine  Vorrichhmg  am  Nadellialter  oder  thirch  Aufsot/.««n   der  i»» 
tiveii  Elektrode  auf    die  Hand    der  l'.'itientin    den  Strom,    lässt    ihn     vennittcist  i*  1 
Itheostaten    auf    '  j --   Mütiampere    ansteigen,    '/j — 1    Miinite    einwirken,     geht    <b«' 
allmjihlich  auf  ilen  Null|(Mnkt  /unick    und  entfernt  die  .Nadel.      I>ie   Haut    rd>er  ui»l  1 
um  den   Follikel   wird  wjiiin'ud  der  frocedur  zuerst  für  einen  Augeiddick    roth.  dai" 
blitss  und  erhebt  sich  ini.-uliielartig:    ;tus  dem  Follikel  steigt  weisser  Schaum  emp"' 
Folgt   jetzt  nach   dem  Heranszieheii    der  .Nadel    das  Haar    mit    gC((uollen(n]   Wun*! 
.scheiden  einem  leisem  Zuge  der  i'incette,   so  kann  man  sicher  sein,    da.ss?  «^  radinl  1 
entfernt  ist.     .Xndernfalls  nmss  die  (liieration  wiederholt  werden.     Hi.sweiien    w«»d»* 
<lurch  eine  weiter  um  sich  greifende  Wirkung    de.s  .Stromes   ein  oder  inehruro  Hau» 
der  Umgehung    der  ursprünglich    behandelten  Sttdie    ebenfalls  gelockert.       ]>as  .W 
ziehen  des  H:iares  mit  der  ('ilienpincetti'  erleichtert  die  Controle,    ob   das!«elhe  wir'» 
lieh  von  der  Papille  abgehoben  ist;  andernfalls  kann  man  das  Haar  in   dorn  Kolli- 
bela.ssen,    aus  dem  es  beitn  Waschen    oder  durch  zufällige  Berührung    entfernt  wi'^ 
.\n  iler  epilirten  Stelle  bildet    sich    ein  minimaler  Schorf,    der  nach    wenigen    l'a,:'' 
abfällt:  zur  Bildung  von  sichtbaren  Narben  kommt  es    im  Allgemeini'n    nicht:  triM' 
diese  dennoch  auf,  so   liegt  der  finind  entweder   in   ungeniigemler  .Vsepsis    mler  -im 


lekfroI)st» 


-      141      - 


Kli'klriitlifrnpie] 


riel  Anhänger  ;ri'ftiinliii.    l»ic  Hi'li.iiHlltms:  ist  nitsiclicr  imhI  IuiI  .inssi'i'iii'm  ilcn  N:icli- 
theil,  (liiss  eilin  i'vrntui?ll  s]wt<'r    iloch    docIi    iiKtliwondig  wi-nloinli-    l  )|K;i-:i(i(>ii  ilurcli 


Jii>  Vt'rwarli.Hiiniit'ii  mit  iIit  li;iut  rrlirMicli  frsfinvci-l  wird. 


KIBCHHOKF. 


Hi'i   n.'irtin'ilnTiistrir  lurcii    ist    ilii'  Kli-ktrolysc  niii  tlii'r.ipiutisclii's  V('rf:ii)r»ii. 

l\\-ds  in   [)('ii{sr)il.tii(l  sich  gamk'hl  odor  wi'nif;  hat.  cinlnirpTn   kinitiiii  und  dirsi's   iiiil 

cht.     I'ic  HriiMiidiiinj;    dir  Stricturfu    mit    dem    cntistiiiitiii  Strnm  verdient  diesen 

amen  nur  in  so  weit,  als  tlurdi  denseilien  i<eini'  Aet/.wirkuiis'  hiTvorj^ehracht  wiril. 


hlst  tier  Strom  sn  .stark,    das,s  das  (iewebp  verfilzt  wird,    durch  Alka! 


uri'h  Saure  am  negativen 


I'ol 


siiriehf 


I  am    |)usitivcii, 


man  hesser  von  (iaivanokaustik  der  Ure- 


fthralstrictnren,  (He  gänzlich  veraltet  und  höchst  irrationell  ist,    ija  ja  ilie  Verfttznng 
jdes  (iewehes  zu  der  vorhandenen   N'erengorung    neues  .Narheiigewehe  hinzufügt.     I>ie 
lAnwi-nilinig    sehwacher    constanler  Ströme  .soll  dagegen  ein«'  Kesorptidn  des  \<irhan- 
]  ilenen    intiltrirendcn  vcreiigenuleii  Narhengewehes    herlieitiihren.     \Ian    unterscheidot 
^zwei  Arten  der  .Vnwenduiig.    Nach  der  einen  führt  man  fiiie  ilie  Verengerung  an  Griiss«.' 
üliersti'igende,    an  einem  isolirenilen  Seliaft  sitzende  Metallolivi',    die  mit  dem  nega- 
tiven I'o!  verbunden  ist.  his  zur  Strictiir,  setzt  den  positiven  l'id  an  iler  Kiirpernher- 
iflfiche  an  und  liält  während  der  Durchschickung    <les    schwachen  Stronn-s  die  Olive, 
Jtlie  auch  auf  einem  Lcitbcmgte  aufgeschraubt  sein  kann,    au  die  Strictur  auf    ö  — lt> 
IMinuteti    aiigopresst.     Bei    der    zweiten    Methode    nimmt    man    ein    langes    filifonm^s 
[-Baugie,    das    sich    nach    hinten    viTdickt  und  am  Uebergang  beider  Theilc  i.>ino  mit 
Jem  Aussenende  metallisch  verbundene,  vors]iringeude  Phitiiiklingp  trägt.    I)iese  mit 
[dem  negativen  Pol  verbunden  soll,    an  die  Strictur    ari^repre.sst,    die    letztere    ilitreh- 
Bclineiden,    nachdem  mau  tien  Strom   für  kurze  Zeit    durcb  Aufsetzen    des    jiositivon 
iPoles  geschlossen  hat.     Beide  .Metlutden  sind  unsicher  in  ihrer  .\u\vi'udung  und  auch 


|fiherflü.s.sig.    da    die    übrigen  Verfahren    für  die    bichtercu  Trille 
schweren  Fällen  die  ICiektrolvse  aber  nicht  ausreicht. 


genügen,    bei 

C-VSPEB. 


dKU 


Elektrotherapie.  l'"iir  nicht  chirurgische  therajieiitische  Zwecke  kon>iiit  <lie  Klektri- 
cität  in  dreifacher  Wei.se  zur  Aiiwr-mbing:  a)  in  der  l'"nnu  von  infi'rmittireuden 
^bi^tr^unell.  IndiiitiiHi.sströmen,  al.s  l'aradntherapio;  b)  in  der  Komi  von  rontinnirlicheu 
™  galvanischen  Strimien,  Balterieströnien,  al.s  Galvanotherapie:  ci  in  der  Form  von 
hochgespannten  Influeiizma.schiiieiiströmeii,  als  Fr;iiiklinotliera|iie.  .lede  dieser  An- 
weiidungsweiseu  verlangt  für  Heilzwecke  ihr  eigenes  .\rniaiiientarium,  besitzt  ihr  dem- 
entsprechendes  ludicationsgebiet  und    ihre  mehr  oder  weniger  reicii  gt^staltete  thera- 

•  peiitischo  .Methodik. 
Faradothcra|iie.  I>i<-  hiduction.sströnie  entstehen  bekanntlich  in  metnllisclien 
l.i'itern,  gewöhnlicli  vielfach  gewundenen  lirahtrollen  eines  mehr  oder  weniger  dicken 
Kiipferdrahte.s,  mit  F,isetikern,  worin  bei  Schliessung  und  OeR'nung  eines  [irimären 
galvanisclieii  .'Stromes  oder  bei  nischer  .Annäherung  und  RnHeniung  e'ines  Magneten 
Ströme  von  miinient;iner  Dauer  und  von  abwechselmier,  „altertiirender-'  Richtung  her- 
vorgerufen werden.  Wegen  der  nur  momentanen  Dauer  der  einzelnen  aiil  solche 
Weise  erzeugten  Schlie.ssungs-  und  Oefl'aungsscbläge  sind  Vorrichtungen  notli wendig, 
die  eine  beliebig  ra.sche  und  häutige  Unterbrediung  des  primären  Stromes  und  da- 
durch die  Anwendung  schnell-  oder  langsamschlägiger  intennittirender  Ströme  ge- 
statten; dies  geschieht  mit  Hülfe  des  selbsttliätigen  Neef- Wagner'scheii  Ilnmiuers 
durch  l'eder-  und  Kngehmterbrecber.  Als  Stronnjuelien  können  voltiscbe  Klementi' 
und  Batterien,  Magnete,  Thermosäulen.  .Xccumulattu'en  und  die  von  Dyiiamo- 
masciiinen  erzeugten  Ströme  benutzt  werden.  Für  die  l'raxis  kommen  bi.sher  fast 
ausschliesslich  die  voltaelektrisclien  luductoren  in  Betracht.  Welches  auch  die 
benutzte  Stronnjuelle  sei,  so  müs,sen  wir  von  jedem  Iiiduclionsap)i;ir.ite  vor  .\llem 
vi-riangen.  da.ss  er  einen  für  therapeutiscbi'  Zwecke  ausreichend  starken  Strom  liefert, 
und  /.war  gilt  dies  insbesinidero  für  den  Iinliictionsstroni  iler  äusseren,  seciindän-n 
Spirale.  Der  secundäre  Induction&stroni  wird  für  die  F.ii'adisation  fast  allein,  und 
d<'r    Imlurticmsstrom    der    inneren    Spirale,    der    „primäre    InductioiLsstroni  ••    oder 

•  „Kxtraciirreiit",  nur  ausnahniswei.se  verwendet.  [lie  Windungen  der  secundären 
Spirale  müssen  d.'iher  möglichst  zahlreich  sein,  da  die  Stärke  der  Induction  der 
Windungszahi  entsprechend  zunimmt.  Weiter  niiiss  eine  gute,  gleiciunä.ssig  fiinctio- 
nirende  l'nterbrechungsvorrichtung.  am  besten  ein  Kngelunterbrecher,  auch  eine  anf 
hecpieme.  praktische  Weise  abstufbare  und  wenn  inöglieh  nie.ssbare  itegulir 
ätronistärku  zu  Gebote  stehen.     Letzti-res  ge.schieht  hei  den  '^itationären  .\ppj 


[Elektrulysc 


—     UO     - 


Klrktnl« 


operativoii  Bi'li:mdluM|»  bei  Utcnwinyomeii,  wiinJ«'  ilic  KIcktriritat  zum  Sdiarf'n  <fl 
Mfthodo  l):ild  für  alle,  inö^lichoii  Krkr:uiki(ii;rf*n  'Iks  (ietiitnlapp.tratos  .il$  HeikdA 
f^fpricsdii.  So  kommt  es,  diiss  jetzt  tiacli  Siclittnip  der  ern-ichton  Kroululr  «■ 
nach  weiterer  Verbesseniiisr  d<T  Myoin-OptjratiiJiH'ii  die  Klcktrotliorapi«!  btsleiit'nJ  ■ 
Ti-rrain  verloren  hat.  Nicht-sdr-stinvenlger  ist  iiacii  den  Bfriehton  oinn  andsfrua  M 
nl)aehtor  die  elektrisehe  Behandluitfr   hei   {jewissi'ii  Kraiikht'iteii    kaum     xu  rntiiiliiH 

Was  zunächst  die  He.«idta1e  hei  Myomen  des  Itcnis  hetrifft,  so  ist  nnvirkiM 
har,  dass  ein  Symptom  dieser  Ni'uliilihm;:,  die  Üliitungea,  oft  in  sehr  ;;ttiiit|fl 
Wfise  heeinfliisst  wenteii.  Oft  allei'dlnf;s  kommt  auch  die  haeniostatisrh»-  Wiikjfl 
nicht  /um  \  orsrliein,  sodass  man  Für  cIdmii  sicheren  Hrfolii;  in  dieser  RidlJ 
nicht  eintreten  kann.  Noch  weniger  sicher  wird  lias  Waclisthum  «ler  MyomaMH 
schrankt  nnd  endlich  in  noch  seltenerf-n  l-'jil!en  wini  die  w'ünscbeii8>vcrtho  Vefl^H 
rnng  der  Myome  erreicht.  Natürlich  trügt  <ier  Sitz  der  Myome  sohr  mm  (nl 
res|t.  MisseriVdg  hei.  Inlranmrale  .Myome  werden  am  günstigsten  beeiiil1u--<st:  im 
imiCMse  und  siihseröse  weniger  gut.  Im  (.>Hn/.en  iietrachtet,  ist  boutv  wnhl  iter  SliM 
puiikt  gerechtfertigt,  dass  hei  langsam  wachsende«  interstitiellen  Myomen  mit  stvw 
Ulutongen,  besonders  hi'i  jugeridlicticn  Individneii,  ein  Versuch  der  Elcktrntbcr« 
angezeigt  ist,  dass  aber  bei  schnellem  Waclisthum  uiid  hei  subumcösen  und  subüeri^ 
Myiiiiieii  von  vornherein  die  operative  Hidiandlung  ins  .Vuge  zu  fassen  ist.  B"| 
amieren  Geschwulstbildnngen  im  (ienitalsysieni,  wie  bei  Ovaria  1  tuniorco  tt\ 
Tuhentnmoreii  und  li<'i  i^'x  t  ran  terin-<i  ravid  i  t:it  ist  die  Elektrotherapie  gondaj 
contratndicirt.  J 

Br'i  Meiistruationsanonialifii  dagegen  leistet  der  coiistantc  Strom  oft  *■ 
uerth\cdlc  l'ien.ste  und  zwar  snwolil  hei  Menorrhagien,  wie  besnndei-s  li«>i  Amenontfl 
iMiil  ilysnieiiorrhoe.  Die  Schwierigki'it  hit'rln'i  liegt  nur  in  der  rielitigen  Aiisvill 
der  Fälle.  So  kann  man  hei  .Menm-rhagien  mir  dann  atif  einen  Krfolg  rvclinen.  ndi 
der  Grund  der  Blutungen  allein  in  i'iner  Kndtimelritis  zu  suchen  ist  oder  im  l" 
ginm'iiden  Cliiiiacteriunr,  liei  Ameimrrhoe  nur  dann,  wen«  keine  .\llgetncin(<rknuih» 
gen  das  I'Viden  der  Menstruation  v(>rnrsachen  und  hei  l>ysmenorrhop  nur  in  iVt 
rälleii,  wo  es  sich  um  sogenannte  „iierM'ise  l>ysinenorrhoe"  oder  um  DysmcnortW 
infolge  von  Stenosen  handelt.  Bei  allen  com(iliciivnden  Adnex-Hrkrankungen  k» 
gegen  ist  auch  liier  die  Klektricität  cimtraindicirt. 

Fast  allein  beherrscht  die  Kleklrotherapie  ()as  (Jebiet  bei  allen  11  y  pe  rae.sthe»i" 
des  (ienitalapparats,  be.'ionders  bei  den  iKaralgien.  .Mlerdings  sind  un.«5erer  Ansck' 
nach  <Iie  reinen  Hyperaesthcsicn  ebne  iTkeunban-  pathe|ogiscl»>  Krkraiikung  dcri^r 
gane  äus.scrst  ,<ietten  und  dann  gewidiiiliib  durch  llysti^rie  bedingt.  Kino  Ausn.ihw 
hiervon  macht  die  Koccygodynie,  bei  der  mit  dem  faradischen  Strom  in  tnehtwrs 
Fällen  sehr  gute  Kesultatc  erzielt  worden  sind,  hie  .Methode  der  Klektrotherapi»'  l>< 
in  der  (iynaekologie  der  cnnstante  Strmn  nnd  zwar  der  eine  l'ol  intrauterin,  J« 
andere  auf  den  Bauchderketi.  Hie  Stärke  schwankt  zwi-fchen  5  und  4()  Milliampci"' 
nur  bei  Myomen  hat  man  starke  Ströme  l)i«  zu  200  Milliampi'res  empfohlen. 

In  der  t!eb  iirtshülfe  hat  man  gleichfalls  die  Anwendung  des  consLanten  Stroni 
versucht  und  zwar  zur  Erzeugung  ven  WebiTi.     l'ie   Besultate    alter    sind     ganz   » 
sichere  gewesen  und,  abgesehen   mui  einigen  wenigen  Knthiisiastea,  die   zur  Kinl'i'i!  ■ 
der  künstlichi'U   Frühgeburt  die  Flektricität  auch  heute  noch  empfehlen,    ist  dii    il 
tinide  so  gut  wie  verlassen.  stcffeck. 

\\m  (reschwülsten    li.tt    man   schon  lange,    bevm-  man  die  Elektrolyse  zur 
handlung  von  HariHtdirenstricturen  und  in  der  (iuiaeknhigie  venvandte,   div   versci 
ihnstfii  Arten  mit   llidb'  des  idektrischen  Strome^;  zu  zerstiiren  versucht.    Kine  all 
meine  Anwendung  hat  aber  diese  Behandlungsmetliode  niemals  gefunden.     Sobald 
sich  iini  grössere  leicht  zugängliche  (jeschwulstbildungen  handelt,  verdient  die  op 
tive  Beseitigimg  jedesmal  den  Vorzug.     Nur  bei  kleincreji  Bildungen,  wie  bei   Wa 
und  bei  kleinen  Gefä-ssgeschwütsten   und  bei  Tuinori'U  an  .schwer  zugänglichen  St 
ist  die  Elektrolyse  am  f'latze.     Sit  sind  vor  allen    die  l-'ibrorue  im  Na.senruchonr 
ein  dankbares  Object  für  die  elektrolyti.'icbe  Behamihing.    Weniger  geeignet  sind 
artige  Geschwulstbililnngen;  bei  ihni'n  vermag  mati  wohl  kaum  einen  dauernden 
folg  zu  erzielen,  wenn   man   auch   das  Waclisthum    für  kürzere  oder  längere  Zeil 
schränken    kann.      Und    in    dieser  .Misicht  werdm  dfun  aiicli    zuweilen    Sarkome^ 
Nasenrachenrnnni   und  im  Schtumie   elektrolytisch    behandtdt.     hie  '■lektrolvtisehe 
haudlnng  mmi  Strnmi'O,  «eiche   vun   einigen  Seiten  warm  empbdden  wiinli^     l.-ii  ., 


Slpktrolynp 


-      141      — 


Kh'kirollii'rnpit'l 


^ 


viel  Aiih;iiigi>r  ni'fiiiuli'ii.  r>ic'  Hflinniiliiiii;  ist  iiiisiclii-r  iiikI  IkiI  .uisx'rdtin  iIimi  N:ifli- 
thfil,  H:u«s  fiiic  i'veiitueil  sijäli'i-  liocli  iincli  nutiiwpnilif;  witiIi-ikIo  ( »jK-nlion  liitrrh 
dii'  Vcrw.-icliHim.spii  mit  lim'  Haut  frlii-lilicli  cischwcil  wirii,  kircmiiokk. 

Hei  H  uninilirciistrii- hiri'ii  ist  liic  ICli-ktroljsc  i-iii  tliri;i|»ciilisrlK's  Vfi-falin^ii, 
»I:i8  in  |li»titst:lilrinil  sii'li  g;iniii'!it  oder  wnii^  h;it  cinliiirfji'rii  köiiiicii  inid  dii'scs  mit 
Kcriit.  Mir  Bidiiiiidliiiii;  der  Siricturr-ii  mit  dpiii  cnnstjntin  SliDui  MTilicnt  dicsttn 
Nanirii  mir  in  so  weit,  als  durch  dfiistdlit'ii  kcini'  Actzwirkimg  ln'rvrirp'tirai'lit  wird. 
Ist  diT  Striitn  so  stark,  dass  das  üewclic  vi/rätzt  wird,  ilundi  Alkuli  am  ijositiveii, 
durch  Sfiurf  :mi  iit-gativfii  I'ol,  so  si»rirht  man  besser  von  (inlvanukaustik  der  L're- 
tbralstrictdrcn,  diu  gänzlich  veraltet  und  höchst  irratioiiell  ist,  da  ja  die  Verätzung 
des  (iewebes  zu  iler  vorhanileiieu  Ven'n;:eriiiiji  neues  Narbenjjewebe  hinzufügt.  )>ie 
AnwendiiiifT  .schwacher  coiistaiiter  Ströme  .soll  dage};en  eiiu'  IJesor|dion  des  vni-haii- 
denen  inliltrirendeii  verciifieriKleii  Niirhengewebes  herlieiiiihren.  >lan  iiaterscheidel 
zwei  Arti'n  der  Anwendung.  Nach  der  einen  führt  man  eine  dir  Verengennig  an  Grösse 
übersteigende,  an  eiui-m  isidirendeii  Schaft  sitzende  Met.dlolive.  die  niit  dem  lu'ga- 
tiveii  l'ol  verbunden  ist,  Ids  zur  Strictiir,  setzt  den  positiven  IVd  an  diT  Köriiendier- 
fläche  an  ntiil  hiilt  wahrend  der  Durch.schickung  <hs  scliwachen  Stromes  ilie  Dlivc, 
dii'  auch  auf  einem  I><Mtl>nugie  aufgeschraubt  sein  kann,  an  die  Stricttir  auf  Ti — ]() 
Minuten  angejiresst.  Bei  der  zwi'iten  .Methode  tnuTUit  nuin  c-in  langes  filiformes 
Boiigie,  das  sieh  nach  hinten  vrirdickt  und  am  Uebergang  beitier  Theilo  eine  mit 
dem  Aussenende  metallisch  verbundene,  vorspringende  l'latitikliiige  trägt.  |)iese  mit 
dem  negativen  Pol  verbunden  soll,  an  die  Striciur  ange]ire.sst,  dii;  letzlere  diircli- 
srhneiden,  nachdem  num  den  Strom  für  kurze  Zeit  durch  Aufsetzen  des  jiositiveii 
Poles  geschlossen  hat.  Heide  .Methoden  sind  unsicher  in  ihrer  .\n\\endutig  und  atich 
fdierflüssig.  da  die  vibripen  \  erfahren  für  die  leichteren  Fälle  genügen,  bei  den 
schweren   Fälieii  die   Elektrolyse  aber  nicht  ausn-icht.  cispph 

Klektrotlieraiiie.     Für    incht    chinirgi.sche    therapeutische  Zwecke    koninit    die  fvlektri- 
eität   in  dreifacher    Weise    zur    Anwendung:     a)    in    <ler    Form    \tm     ititermittirenden 

I  Strömen.  Indur'tionsströniei].  als  Faradotheraiiie;  !>)  in  der  Form  von  coutinuirlicheii 
galvanischen  Sti-önien,  Batterieströmen,  als  Galvanotlu'rapie;  ci  in  der  l'"orm  von 
hochgespannten  Influeuzmaschinenströmen,  als  Franklitiofheraiue.  .lede  dieser  .\n- 
weiidungsweivSen  verlangt  für  Heilzwecke  ihr  eigenes  .\rtnauuMifarium.  besitzt  ihr  dem- 
entsprechendes  ln<lii'ation.sgebiet  und  ihre  niehr  r>d(>r  weniger  reich  gestaltete  tlu'ra- 
pinitische  Methodik. 
Faradritherapie.  IHe  InductionsströuH^  entstehen  bekanntlich  in  nietalli.schen 
lH.<itern.  icewöliidicii  vielfach  gewundenen  hrahtrollen  eines  mehr  oder  weniger  dicken 
Kiipferdrahtes,  mit  I'-isenkern,  worin  bei  Schliessung  und  (ti^rinung  eines  primären 
y:alvaru.schen  Stromes  oder  bei  rascher  AmiähermrL.  und  Enlb-rnung  eines  Magneten 
Ströme  \on  momiuitaner  Dauer  und  von  abwechselmler,  „alteniiremler'"  Richtmig  her- 
vorgerufen werden.  Wegen  der  mir  momentanen  l>;uier  der  einzelnen  auf  solche 
IWiMse  erzeugten  Schliessung.---  unii  ttfUnungsschiäge  sind  Vorrichtungen  nothwendig, 
die  eine  beliebig  rasrhe  und  häutige  Uuterbrechung  des  primären  Stronu-s  ujul  da- 
durch die  Anwendung  schni'll-  oder  langsamschlägiger  interinittirender  Ströme  ge- 
statten; dies  geschielit  nnt  Hülle  des  selbstthfitigen  Neef-NVagner'schen  Hammers 
durch  Feder-  und  Kugeluntcrbrecher.  Als  Sti-nm(|uellen  können  voltasche  Klemento 
und  Batterien,  Magnete,  Thennosäulen.  .\ceumulat()r''n  und  die  von  Pyn.imo- 
maschint'n  erzeugten  Ströme  benutzt  werden.  Für  liii'  Praxis  kiunmen  bisher  fast 
ausschliesslich  die  voltaelektrischen  Iniluctop'ii  in  Betracht.  Welches  auch  die 
benutzte  Stronujuellc  sei,  so  müs,sen  wir  von  jedem  Inductiotisapiiarate  vor  Allem 
verlangen,  da.ss  er  einen  für  therapeutische  Zwecke  ausreichend  starken  Strom  liefert, 
und  zwar  gilt  dies  insbesondere  für  den  Induction.sstrom  der  äusseren,  secnndären 
Spirale,     l'er  secundäre  Iiiductionsstroni    wird    für    die  Faradis.-ition  f.-ist   allein,    und 

Pder  Inductions.stroni  der  inneren  Spirale,  iler  „primäre  Inductionsstrom "  oder 
„Kxtnuurrent",  nur  ausnahmsweise  verwendet.  Die  Windungen  der  secundärcn 
Spirille  müssen  daher  möglichst  zahlreich  sein,  da  die  Stärke  der  Inductioii  der 
Windungszalil  entsprechend  zunimmt.  Weiter  nui.ss  eine  gute,  gleichmässig  functio- 
nirende  Fnterbrechungsvorriehtung,  am  besten  ein  Kugelunterbrecher,  auch  eine  auf 
bequeme,  praktische  Weise  absfnfbare  und  wenn  möglich  messbare  Hegulirung  der 
^^  Stromstärke  zu  Gebote  stehen.    Letzteres  geschieht  bei  den  stationären  Apparaten  in 


[Elektrotlieropif 


-      14-2 


Klektntthe 


.SchlitU'iifnrm  vorziigswcisr  diircli  RnllrDvcrschii-liiiiij:,    ln-i  ili-n    t raiisportsblpti  Apfl 
raten  vorziicswi'isc  durdi  YcrscliiclHin;;  des  im  Iiinorii  «Im-  primären  Roll»'  bffindlii«! 


I 


Eisenkerns,  uder  durrli  ruDiMnirtc  AMWiMidiiiij;  beider  üilfsniittel;  lior  Schlitten.  i^B 
dem  sicli  die  verschiehbare  Kollo  Itewept,  uder  der  Kiseiikern  sind  mit  «'inn  Vi^H 
iMet<'rsrala  versehen.  Kndlii'ii  niilssen  Vorrii-hlungen  zur  Kinsehnltuiifj  rle*  Sti^^H 
für  die  beiden  Strnin:irten  vorhanden  simii.  Als  Stroitii|iiello  koininiMi  \on  voltiigrt^H 
Elementen  die  eine  Moditieation  der  enn.staiiten  Kiinsi-n\s('heii  Kette  il:iri<lrik^^| 
Hraunsteinelemente  (Leel :itic-h o-Eletiierite)  inul  Cliromsiinre-Klenniiite  in  l^^^H 
Die  neueren  bei|uemeii  I^eclanelie-Elemente  bieten  jrrosse  elcktroinotoriäC^^^^I 
(],4  Volt)  bei  .^^chr  (leringeni  irniereni  Widersland  (kaum  1  Uliin)  tind  git>nl|^H 
stanz,  und  l)edürfen  nur  einer  seltenen  Auffflllunp  mit  lUijtrnc   Saliniakl'rsun(f.    ^H 

Kür  die  Praxis  jieeipnete  luductionsapparafe  sind  1.  die  von  li  i  rschmaDi^| 
Herlin  eonstriiirten  trans])0i1ableii  .Apparate  mit  einem  oder  mit  zwei  hinten-iiuo^B 
freseluilteten  Lerlanche-Klenienten:  2.  die  liillipereii  lnduction»;np(>.-initp  t^H 
Spamer'sehem  Typus  mit  Chromsäure-Element,  aueh  neuerdings  von  Hirscbni^| 
verbessert;  'S.  .\[iparate  mit  Accumutator  (am  besten  mit  trockener  Füllung,  Td<II^| 
System).  An  Orten,  wo  sich  elektriselie  Centralen  belinden,  kann  bei  vorhuid4l^| 
Stras.s(Mi-  und  HausleitunK  auch  der  von  der  Dyiianmmaschine  gelieferte  Striiro  ^| 
den  Betrieb  stationärer  Inductionsapparate  heraiiRezogen  werden,  wobei  durch  ra^M 
ei)ts[ireclien(ieii  l'mselialtwiderstand  die  Stnmistiirke  auf  angemessene  Weise  m  f^^t 
tiren  ist:  ich  bi-nutze  bei  einer  Voltspamiuiig  von  1  Id  einen  Widerstand  von  3UT  ll^l 
vorgeschaltet:  Slrorastrirke  also  =  110  :1G7  oder  .trleieh  0,3  Ampere.  ^M 

(ia  I  vanotherapie.  Mio  galviuiischen  (eoiistaiileni  Ströme  in  iler  Elcktrodur^l 
liefern  entweder  (;;rris,«ere  Stationärhatterien  oder  transportable  Batterien.  In  j<^H 
F:dle  müssen  auili  hier,  falls  die  .Apparate  als  tlierapeutisch  brauchbar  {celtcn stfllH 
gewisse  .Minimnlforderungen  imter  allen  l'mstSnden  erfüllt  werden:  [»ie  i^ti^l 
stärke  mnss  ausreichend,  niuss  durch  entsjn-ecliemle  Vorrichtung  be4|uon]  regulilt^| 
uiul  ab.stufhar  sein,  muss  vor  Allem  mit  Hülfe  eines  geeiirneten  Mettsinstriiioal^H 
eines  n;ich  absniiitenr  Ma;us.se  geaicbten  (Jahanometei-s.  in  Tausendsteln  eines  Anif^| 
f.Milliampere)  be>tinutit  und  leicht  abfreleseii  werden  köimen.  .Ausserdem  muss  ein  g^| 
Stromwender  vnrhatiden  sein.  N;itürlich  sind  auch  die  Anfordemngen  hinsichtlich i^| 
Nebenajjparate  (Elektroden)  hier  viel  weitgehender  in  liezuj;  auf  Hesch.nffenheit,  F4^| 
nnd  (irrisse  ((,|nerschiiittfl;iche  der  Elektroden)  u.  s.w.,  da  hier  die  Verhrlltnis»'- ^| 
Stromdichte  an  den  Imji-  mid  .Austrittstellen,  .wwie  die  Stnonvertheilung,  «Jer  Leituo^| 
willerstand  in  den  diirchflo.ssenen  Kc"ir(ierthi'ileii  f'erücksichtigimg  erheischen,  ww^B 
überhaupt  die  galvanotheraiieutische  .Metlimlik  viel  schwieriger  und  ciiinplicirtrr  ^| 
uiul  insbesondere  auch  ein  viel  eindringlicheres  X'erstandniss  der  physik:tlisc-li-ph\'si<^| 
gischen  Elektricitätswirkungeii  erfordert  als  die  therapeutische  Anwendung  di'ü  |H 
dnctionsstronu's.  Hirsch  mann 's  stationärer  .Apparat  für  galvanischen  und  faraditclH 
Strom  in  Schraukfunn  enthalt  40  modiJicirte  Lee  l;i  nche-Eleuiente  für  den  consta)il^| 
sowie  ausserdem  zwei  grössere  Eb-rto'Ute  für  den  iiiducirten  Strom,  ein  Horizontal-Gaii^| 
nomc>ter  für  absolute  Stronnnessung,  lndiictiiinsap)Hiral  in  Schlittenfonn,  Metallrh(i<4^| 
mit  4.')  ( 'ontacten  und  KKKKMI  Olirn  Widerstand.  Flüssigkeitsrheostat,  Elenientenxit^l 
Str<)mwender,  Stromwerhsler  zur  Kinschaltung  galvanisclter.  laradLscher  nnd  gabl^l 
faradischer  Ströme,  l'iiiscballungen  für  Widerst  andsmessnng,  Ableitungen,  Neben:ipiKU^| 
herselbe  .A])|iarat  wird  auch  in  Tischforiii  für  entfernt  aufgestellte  Batterien  gvlinlH 
Wo  Gelegenheil  zum  .\nschluss  an  elektrische  Centralen  (Beleuchtnngsaulagen)  nl 
banden  ist,  bedarf  m:ui  natürlich  kr-iner  Elementen-Batterie,  sondern  k.nnn  silH 
tier  von  der  Ilynamonuischine  gelieferten  Stnime  znr  (iidvanisation  und  xtir  P^ 
radisntion  direct  bedienen.  In  diesem  Falle  müssen  entsprechende  N'orschattwidif'l 
stände  vorhanden  sein,  die  der  von  der  Dynamomaschine  konnnende  Stntm  »I 
nächst  und  nnter  allen  Umständen  ])a.<sirt,  Zahl  nn<i  (Jrösse  dieser  .NVidersriii*  I 
richten  sich  nach  der  Beschaffenheit  des  zugeleiteten  Stromes.  Gleiehstr<im  oJffl 
Wechselstrom  von  mehr  oder  iiiiiuier  hoher  Spannuiig.  und  nach  den  speciull*  1 
Zwecken  der  Strorro-ntnahme:  Galvanisation  IJirdert  viel  höhere  Widerstiindo  als  F»  1 
radisation  und  Ivlekirolyse.  f)ie  zum  Anschluss  dienenden  Ap]Kirate  können  i» 
sammengestellt  in  Schrankforiti  ndi-r  Tischform,  als  Wandtabiejui.  oder,  ITir  Krank»- 
häuser  besoiKlers  passend,  in  versciiliessb;iren  K;isteii  transportaiii'l  angefertij»t.  darri 
.Anbringung  entsprerhenrier  .Miiditic.iilimn'M  auch  zu  Bi'b'uchtnngszwerktMi  niu\  zu  pi- 
v:uiokausti.schen  Zwecken  benutzt  werden.     Von  den  iransjiortableii  Appriraten   für  <^ 


Sivktrotlierapio 


US 


Klt'klrotlivrapii'] 


I 


I 


consiuntcn  Strom  sind  hrutziitagc  f:ist  uussclilicsslicli  tlifjoniycii  iiiil  ('hniiiis;iiirc-Kln- 
montt-n  (Tuuclihatturic)  v<!rbrcitet  luul  in  ilireii  bt-sscn-ii  Ausfiilimngoii  als  praktisrli  zu 
um|ifi!liien.  Zu  citK.'r  ausri'ii'licndcii  BattfriotArUr  {;chrinMi  iniji<lc-äteii8  30  soli-hcr  Kle- 
in«>iite,  gi'wOlinlk'h  in  dn.'i  Kfilieii  von  zehn  zu  zolin  anp'onlnct,  von  dtnicn  joilit  i'iiizflni' 
si'lltstständi};  und  in  iK-lii'hijriT  Auffinandürfol^e  i)i"nutzt  wcrdi'U  kaiui.  IHo  Kinseliaituu}; 
ilcr  l''di'nu!ntc  gesrlvii-ht  .un  Ih-sU'Ii  ilnrrh  einen  auf  iloii  Kli.'ini'nti.'nköj)ffn  sich  hcwc'tipn- 
dcn  Srhlussschiobor.  l>i^r  durch  •■im- Hchuvorriclitunj;  bL-wc^lichc  Zidlcnkastcn  wird  mit 
ciuor  MisrinniK  von  Chromsäun-,  SchwidVI.säurr,  t,luc'cksill)(;rsulfat  und  Wasser  beschickt. 
(Acidum  chriuniciim  öO,();  Aciiluni  sulfuricuni  U)(),0:  Hydrar(;ynini  sulfiiricuni  oxydulat. 
2l(,0;  A().  !MiO,0.)  Zum  Apirarat  gehört,  ausser  Ableitungen,  Stromwender  u.  s.  w., 
als  iiDthwendiger  und  unentbi-hrlicher  Bestandtheil  (üu  absolutes  Messinstruuient,  am 
besten  Hoiizimta!-(ialvani>metrr  mit  schwimmendem  Anker,  wobei  der  Magnet  oluie 
die  zerbri'chliehe  KadiMi-  mid  S[)ifzi'itsu.'i]iensif>n  in  eim-r  ihn  tragenden  l'lüssigkeit 
sicii  ajK'riodiscli  bewegt,  in  kleiner  Fenn  bis  zu  '20  Milliaiii|MTe  direcl  anzeigend. 
Sehr  rathsam.  wenn  auch  nicht  so  unbedingt  netluveudig  isl  liir  thi>raj)eutisclii^  Zwecke 
auch  dii'  Verwendung  des  kb^nen  l'Müssigkeit.srheüstaten  Kulenburg's.  Dieser  gestattet 
initti'1-.t  cinf.'iclier  Srdiraubendrehung  des  Knopfes  die  langsam  .stetig  ansch wellende 
Ein-  und  Ausschaltung  \on  WiileiNtänden  zwi,schen  löO  \  idt  als  Minimum  um!  un- 
gefähr KKHMMI  als  Maxinuiin,  somit  ein,  ii;unentlich  :ui  empfin<ilichen  Köiperslellen 
sehr  erwünschles  l-ju-  uiul  Aus.schleichen  des  Stronie.s,  das  übertiies  die  Benutzung 
von  ElementenziÜilern,  Sdilussschiebern  u.  dgl.  entbehrlich  macht,  da  es  stets  die 
Einschaltung  der  gesainmten  Batterie  und  sornit  eine  gleichniässig«^  Ausnutzung  der 
säDuntlichen  Elemente  zuliisst.  Neuerdings  sind  übrigens  auch  vielfache  Versuche 
im  Gange,  die  rhrumsaure-Klemente  für  Iransjiortalde  Batterien  durch  24  oder  32  ino- 
dilicirte  Lcchinche-Elemente  zu  ersetzen,  wobei  durch  sehr  dichten  Verschluss  ein 
Austreten  der  Salmiakblsung  beim  Transport  uimiüglich  gemacht  ist.  IHe  Erfalirun- 
gtm  sind  darüber  noch  nicht  ausreichend,  jedenfalls  sind  solche  A)i[iarate  etwas  uni- 
faiigreicher  und  schwerer,  daher  minder  be)[uem  lrans|)ru'tabil.  l'üv  ther.ipeutische 
Zwecke  bedarf  der  Arzt  sodaim  mehrerer  Elektrodenhehe  \on  zweckm;issig<'r  Enrm. 
nicht  zu  klein,  nicht  zu  dünn,  einer  llebel-Elektnide  mit  Ititerbrecher  im  Heft  und 
einer  Collection  viui  Klektnideii  mit  eingravirter  .Xngalie  oder  sonst  deutlicher  ßü- 
zpichnuug  von  (,>uadrattl:Uhen  oder  Durchmesser:  mindestens  zu  lU<t,  öl),  2(1,  lU, 
3  (|cn»,  die  grilsseren  theils  nind.  theils  viereckig,  oblong  oder  ipiailratisch.  Sehr  .schiltz- 
bar  sind  die  biegsamen  Bleipl.'itten-Klektnulen.  die  von  verschii-denster  Form  uml 
Grös.sc,  von  1  bis  zu  fKH)  i|cm  i^uenschnitt,  sich  der  Körperoberrtäche  alb'iitlialben 
genau  adaptirend,  gar  nicht  zu  entbehren  sind  für  die  Behandhmg  am  lium|)f, 
uamrntlich  am  Abdomen  und  an  den  (ielenken.  Eine  sehr  angeiiebtin'  IvrleiclrtiTuiig 
bei  I>estiuimten  (ialvanisationsweisen  am  Ko[)f,  un  der  Wirbelsäule  gew.'ihreu  auch 
die  biegsamen  Nacken-  und  Kücken-Elektroden,  rninibehrlii'h  für  iherapeutischi' 
Zwecke  sind  ilie  zur  Hautreizung  dieneiulen  .Metallpinsel  oder  grösseren  l'rahtbürsten 
und  Poppeldrahlbürsti-n  für  beide  Pole,  sowie  ferner  die  zur  Ausübimg  der  Elektro- 
massage  ilienentlen  Walzen-Elektroden.  Für  uiehr  specialistische  Zwecke  sind  vielfach 
iu  verschiedener  Form  angefertigte  Local -Elektroden  für  Auge,  Ohr,  Niuse,  Hachen, 
Kehlkopf,  .\l;igen,  Itoriis,  Blase,  Mastdarm  u.  s.  w.  unerhl.sslich. 

Franklinotherapie.  Man  vei-steht  darunter  die  therapeutische  Benutzung  hoch- 
gespannter Ströme  der  sogenannten  Influenzmaschinen.  Man  gebrauche  dazu  eine  nach 
Hol ti-Toepler'schem  IVincip  coitstruirte  selbsterregende  lnl1uenzni:i.schinc,  die, 
tun  sie  vor  Staub  zu  schützen,  von  einem  (ila.sgehäuse  umschlossi-u  auf  geeignetem 
Tisdie  aufgestellt,  und  mit  einer  Kurbel  zur  Handhabung  vin'seheii  ist:  statt  der 
letzteren  kann  natürlich  ein  pa.ssender  Motor,  lieissluftmotor,  Wa.sserniotor,  Elektro- 
motor, zur  Anwendung  koiimien.  Der  Glaskasten  kann  zum  Zusanunenstellen  und 
Auseinandernehmen  der  .Maschine  an  seiner  vorderen  Seite  geöffnet  werden.  Nach 
oben  ist  er  von  »len  .VbleitimgiMi  durchbohrt,  ilie  nach  oben  und  n:icli  unten  in  Metall- 
kugelii  enden,  und  u;ich  unten  durch  eingeschobene  Metallspiralen  mit  den  (.'orulu<-- 
torenden  -f-  und  —  in  Verbindung  stehen.  Den  Durch leitungen  gegenüber  stehen 
zwei  Säulen,  die  nach  oben  Ableitungskugeln  tragen,  und  deren  hinteres  Ende  mit 
je  einem  beweglichen,  ebenfalls  in  Metallkugeln  ruhenden  Arm  verbunden  ist. 
Zwischen  diesen  Säulen  und  ilen  Durclileilungen  sind  zwei  Condensatoreii  (Frank- 
linsche  Tafeln)  eingeschaltet,  deren  Belege  sich  einerseits  gegen  die  Kugelenden  der 
Durch  leitungen,  midorerscits  gegen  die  beweglicheu  Arme  der  Säulen  :uilehiicn,     Ib-r 


tEleklrwtliprapie 


-     in 


Kl4>klrvllirn|»| 


StTfiiii  kann  nun  imiIammIit  von  ili'ii  iHin'lilriliiiijrcii  rritiioniiiiei!  wpnlen,  wob«  *| 
(\iiidons:ilor))t:ittfii  niisfjpschaltet  sind  (ilirtTte  Miisi-hiinMiahlcitunit)  cxirr  »oa 
Säulen,  vvolioi  der  Kr»rp<?r  in  den  Kreis  der  äusseren  Belepingen  tl»»r  Tafrlti  nvl 
M'haltet  ist.  Hieraus  crftelieri  sieh  versehiedi'ne  Aiiweiidungsweispii  iin<i  MeriiudHl 
V(in  NehentlieiliTi  sind  nnch  erfiirderlieli:  Klekfni<ien  (lan)re  porad«»  Mrtalb^täl»'.  s| 
deren  liervorsteliendcn  Melallenden  passend  !!;efornite  Spitzen,  Kii;rolii  ii.  s.  «  tf| 
gesteckt  werden  kr»nn<'n),  eine  iilter  dem  (ii'liäiise  an  einem  steilhami  t«n<l  verlfa 
baren  Arm  liefestij;te  „K(ipf|j;ioeke"  und  ein  Isolirsehi'niel  oder  nur  ein«'  iselin 
l''Mssplatte  aus  [|:irt^;ttnimi  mit  Messin;;<'inl:iixe,  sinvie  mit  stil'tfiinnij^fii  Kinien  iliul  cl 
ni<i;;licbst  dicken,  wi-ii'iicn  (inmminnihfdlnn;;en  versehene  metallische  Ahleituii(^k»l'-f 

Therapeutische  Leistiiiiiien    unii   MctluMien.     I'aradisa  ti  o  ii.       r>ie   Fr 
(üsalion    ktnrunt    r.u   Heilzwecken   entweder  in   htcalisirter  Form   in   Anwoixhin^  'I'» 
cli(>niiei    (»der    in  Form    der   sogeniuniten  alli;emeifien   Faradisation   (Tiorkwell 
Hcard).     l'er  Incalen  Faradisatinu  lafc  hokanntitcli  die  Thatsacho  zu  <inij)ilo,  il» 
fjelanj:,  den  Strom  auf  hestimnite  Punkte  unter  der  Haut  zu  „localisireii",  indem  i 
die  Spitzen  der  SlrnnifreWer  mit  einem   reucbten  I.,eiter  unigali  un<l   unter  ein« 
tijjen  hruck  auf  die  Haut  aufsetzte.     Hieraus  entwickelte  sich  zuiLlchst  als 
die  Faradisation  der  unter  der  Haut  lie^endeu  (iehilde.  sj)eciell   der  Miiskrin 
niittori.schen  oder  gemischten  Nervenstämriie:  die  directe  intrainusr u  I  5re  und  i 
indirecte  extramusculUre  Far.'idisation  der  Muskeln   —   im  Gegensatz  zur  Fjr 
disation   der  Haut.  d.  h.  ?,ur  Finwirknn^c  auf  die  im  Hautorpiii    lieirenden  NV 
enden,  (iefässe,  glatten  Muskelfasern  u.  s.  w.,  die  mittelst  trocknor,   ohne  F>rtirk 
ilie    miangefeuclitote  Haut  aufgesetzter  Klektroden   und,   wenn   eine  stärkere  Rein 
lieahsichtigt  wird,  als  faradische  Pinselung  mit  Klektroden  in  Pinselforin   geübt 
(kleiner  l,tuerschnitt,    grosse    Stroindichte    in    tien    einzelnen   StronifiUlon).    l»ie«  ' 
auch  gegenwärtig  noch  die  Hau)>tiiir>thoden  der  localen  l''aradisation,  detu*n  sich  MU 
liin  die  Faradisation  innerer  Organe,  lies  Rachens,  des  Kehlkopfs,  Marens,  l'a 
der  l'rogenitalorgane  in  theils  äusserlicher,  theils  innerlicher  Application    mit 
in^teti  Specialvorrichtiuigen  in  inmier  wachseiider  Hedeutung  hinzugesollt   hat. 

lieber  die  therapeutischen  Leistungen  der  localen  l-'aradisation   darf  man  «ifli ' 
.\llgemeiuen   etwa  folgende,  mit  der  concreten  Einzelerfahruiig  wohl    iiberciii 
Voi-stelhmg  lu'lden :  Was  zunäihst  die  nuisi-nläre,  directe  und  iiulirecte.   Far.Tii  - 
betrifft,  so  ist  der  Ktfect  tier  dabei  entstehenden  tetanischcn  Mnskelzuekunf;   rein  an« 
betrachtet  in  vielen  Fällen  nu'chanisch.  insob-rn  er  die  Holle  einer  localisirttMi  (iyraii.vd 
in  au.sgezeiehueter  Weise  vertritt,  eine  grössere  Heweglichkeit  bei  Muskt-Ispannuiic 
Contracturen.  Gelenk.steitigkeiten  herbeiführt  und  diT Ausbildung  vnuDeforniationea, ' 
Ankylosen  in  abnormer  Gelenkstelhiiig  u.  s.w.  entgegen  arbeitet.    Von  diesem  Oi»ich< 
punkte  aus  findi't  die  nmscnläre  Faradisation  ilin'  Stelle  bei  Re.siduen    vieler    acu* 
und  chroni.scher  Gelenkleidiii,   nach   0])eratirmen   au  den  Gidenken   und    in    den'n  l* 
gebung,  nach  Verletzungen  der  Knochen  und  tödenke,   l'racturi'ti,  Luxationen.     Ind 
ferner  die  faradische  Tetanisinurg  die  Kiniibrnng    unii   den  StotTwechsol    tler  Mu 
beeinflusst.  Temperatur  und   Volunieti  derselben    sti'igeit,   die  Oxydationsvorgä 
sclileunigt,  den  Lymphstrmn   in  di-u   .Muskidn  lielerdert,   n'chtfertigt  sich    ihre 
düng    bei    primären    lunl    secundäri'u    F.ruährnngstoruiigeu    der   Mnsculatur.    hct 
activitätsatrophie,    nach  fCxtensionsverbäiHlen.    auch  7nr  Resoriitiou  myositiscber 
sudaf«  u.  s.  w.,  natürlich  nur  in  solchen  Frdlen,  wo  diurh  Frhalteusoin   d«T  far 
nmsculSren  C'outractilität  für  eine  heilsame  .\ciion   des  Imluctionsstrome.s     über 
noch  ein  Spielraum  gegeben  ist.  Schwache,  inti'nnittirende  Ströme  vermögen  fem 
auch,  wie  wir  wis.seu,  die  gesunkene  Erregbarkeit  der  .Nen  enstämme  in  ^ünBtip>in  Sin 
zu    beeinflussen    und    dadurch    bei  Paresen   uud  Paralysen  peripherischen    l'rspnm 
liei  heraligesr'tzter  Nervenerregbarkeit  nützlich  zu  wirken.      Man    denke    nur    .in 
faradische  Phrenicusreizung  bei  Seheintoil,  wobei   allerdings  wahrscheinlich   auch 
centripetalf  .\nregiuig    des   Athemi'entruins  wesentlich    in   Refracht  kommt.      Star 
inlermittiri'ude  Ströme    können    umgekehrt    durch   Feberreizuiig    vorüliergohendi« 
müdungs-    tuid    Schwächeznstände    der    Nerven    herbeiführen.      Ihre  Anwendung 
daher  im  Allgemeinen    überhaupt    zu    widerrat hen    und    jedenlalls    auf   seltene  Si 
n.'dimefälle  zu  beschränken.     Der  F/ffect  der  faradischen  Pinselung.    die    ührigens 
verschiedener  Weise  \ollzogen   werden   kami    (elektrische  Geissei,  .Moxe   ii.   s.    v.\ 
steht  der  gehräiichliirhsten  Yorstelhuig    zufolge  zunächst  auf  der  intensiven    flrtlW 
ICrregung  sensibler  Hautnerven.     |)iese  kann  einerseits  diri'ct  ilem  Heilzwecke 


|Klf!k4i'ollii>rii|iio 


—     14B     — 


Klrktrotlirrapic] 


lieh  wirkt'ii,  hei  hcnib^i'st^tztiT  Ha«t.seiisil>ilitat.  Ilvpafstlu'.siu  iiiiil  Aiiacsthosic, 
andererseits  indirect,  insofern  liurcli  den  .M-hmerzhafteii  Hantreiz  als  solrheii  Aigieii 
in  HMtforntiTon.  naiiyrntlii-li  tirflicfreinien  Ncrvctibiilinen  frünstif:  lieeinflusst  luirl  selbst 
vnrülierjielieiul  oder  naclitraltif:  zum  Versrliwinden  «rebrnrlit  werden;  Anwendnuji  Itei 
Neuralgien  der  verscliieiieiiNten  Art,  Myalgien  luid  Artln-alp;ieii  n.  s.  w.,  und  zwar  iiielit 
bloss  in  loeo  tnnrhi,  sondern  seihst  von  entfernteren  ReizstellRii  ans.  Hier  wie  bei 
manrhen  anderen  Aiiwinidungen  di>r  eiitanen  Faradisation  ist  aueli  an  ilie  reflecto- 
risrhe  Wirkung  der  Hantreize  auf  die  Herz-  und  (iefitssnerven  zu  donken,  wobei  sieh 
bekanntlirb  ein  verscliiedenarti-res  Verhalten  seiiwarber  und  starker  Hautn'ize,  bei 
schwacher  Pinsciun.i;  Besehlennifrun!;  des  Blutlaufs  uiul  Steiperujifr  des  arteriellen 
Tonus,  hei  starker  Pinselunjr  Verl.nifrsntiiuDf;  des  liliitlaufs.  Krschlaffung  der  Blut- 
•jefSsse,  durch  Tonusvermimicrunf;.  ancb  am  Menselien  herausstfllte. 

Die  sogenannte  ailE;eineine  I'nradisation  narh  Hoekwell  U[id  Beard  besteht 
darin,  dass  di-r  eine  l'ol  tiaeli  einer  nn't  feuehteni  Leinen  überzogenen  Fnssplatte  ge- 
leitet wird,  «ährenil  der  andere  l'ol  bei  ni;issiger  Stroni.stfirki-,  sodass  elien  deut- 
liche MuskelrontraetioiRin  ent.sti'lien.  narh  und  nacli  über  (iesicbt.  Hals  und  Huiilitf, 
Ober-  und  rnt<'rgliedni;Lssr'n  etwa  !.">  Minuten  oder  länger  hiiigidölnt  wird.  Dieses 
etwas  umstand  liehe  und  .schwerfällige  Verfatircii  sidite  sich  hesomiers  bei  den  .soge- 
luumten  allgemeinen  Neurosen,  diT  Neurasthenie  uml  Hysterie,  .sowie  bei  allgemeinen 
Schwrichezuständen  als  ein  erfrischendes  und  kräftigendes  Heilnuttel  bewUhren. 

Galvanisation.  Auch  hier  haben  wir  die  sehr  verschiedenartigen  und  zahl- 
reichen .Methoden  localer  Ai)]>lieatioii  des  constanteii  .Strome»,  wie  sie  sich  seit  der 
Reniak'schen  Schöiifiing  der  (ialvaiiotherapie  (IM.'iS)  empirisch  entwickelt  haben, 
luid  die  sogenannte  allgemeine  Galvanisation  zu  rmterseheiden.  Bei  den  localen 
(iaivanisatiotisvvei.sen  pflegte  tnnti  lange,  obsclioti  mit  ziemlich  zweifelhafter  Berechtigung, 
die  TreiiDimg  der  sngenatmteu  ..centralen"  und  der  „  ]ieri  plii'rischen  (ialvanisa- 
tion"  vorzunehmen.  l  nter  ..centraler  (iai  vanis.i  tion  "  wurden  gewisse  .Stroni- 
applicafioDi'u  am  Kopf,  rm  derWirbelsänle  und  merkwürdigerweise  auch  .■([))  Halse  wegen 
der  dadurch  erzielten  oder  wenigstens  iM'nbsiclitigti'ii  Einwirkuiigi'ti  auf  (iehirn, 
Hiifkeinnark  und  auf  den  Halssym[»athicus  vei-stairden.  .\lle  sonstigen  Applications- 
weisen  galten  als  perijdierisch.  Zu  den  centralen  Methoden  im  obigen  Sinne  zTddten 
insbesondere:  I.  itie  sogenannte  (Jalvanisation  durch  den  Kopf  in  der  liichtung  der 
l'feilnaht,  eine  Klektrode  in  der  Hinterkoi)f-N:u'kengegend,  die  andere  auf  die  Stirn; 
•J.  die  transversale  (ialvatii.sation  des  Kopfes,  (^iierdurchleitung  mit  .Aufsetzen  der 
Elektroden  auf  beide  Processus  mastoidei  oder  iti  beiden  Scliiäfi'H  u.  s.  w.;  3.  Gal- 
vanisation längs  der  Wirhidsiitile,  Aufsetzen  beider  Elektroden  .auf  die  Hornfortsiitze 
der  Wirbelsäule  in  verschiedener  Höhe.  Bi-i  der  „centralen"  Methode  ist,  nament- 
licli  am  Kopf  und  am  H:dse.  wegen  der  Nähe  der  Sinnesorgane,  des  leichten  Ein- 
trittes von  Schwindelemplindungeii  u.  s.  w.  grosse  Vorsicht  geboten;  Ein-  inid 
Aussddrichen  des  Stromes  nvittelst  Rlieostat,  verhültiiissniässig  geringe  Stromstärke, 
njunentlich  geringe  Strotiidichte  (durch  mögliehst  gross  gewählte  Aufsatzflächen  der 
Elektroden),  geringe  Ilaner  der  einzehien  Sitzungen.  Vor  Allem  gilt  dies  für  die 
•ifuerdurchleitung,  doch  auch  für  die  lihrigen  .\pplicarionen;  der  sehr  verschiedene 
(Jra<l  individueller  und  kranki>;d't  gesteigerter  oiler  herabge.setzter  Empfindlichkeit  ist 
n.-itürlich  dabei  maas-sgebend.  Erwähnt  sei  noch  Miiller's  „stationsweise  (ialvani- 
sation  des  Riickeinnarks"  in  ili.'tgonaler  Kichtutig,  wobei  der  eine  Pol,  gewöhnlich 
der  positive,  auf  dem  ,,oberstet!  H;dsg;iiigli(m"  des  Sympathicus,  in  der  Fossa  auriculo- 
inastoidea  verbleibt,  wilhrend  d<'r  andi're  successiv  auf  der  anderen  Seite  neben  den 
l'ornfort.sätzen  der  Wirbelsäule  herahgefiihrt  wird.  Als  „peripherische  Metho- 
den" bezeichnet  man  im  neurologischen  Sinne  gegentlber  diesr>n  ..centraltm"  <iie  (lal- 
vanisation  an  den  Wurzeln,  Plexus,  Nervenstäninieii  und  Muskeln.  .Je  nach  der 
Applicationsstclle  der  beiden  Pole  kotnite  hier  wieder  von  Kfickenmarkswm'zidstrüiiien, 
Rückenni.irks])lexusströinen ,  Rnckenmarksncrvenströmen ,  von  Plexnsiiervenströmen, 
Nervmuskelströmen  u.  s.  w.  gesju'ochen  werden.  Alle  die.se  Einzehnethoden  konnte 
man  n.a<'l)  der  Ap])licationsweisc  der  beiden  Pole,  dem  mit  Unrecht  vorausgesetzten 
oder  schi-matisch  zu  Grunde  gelegten  Stromverlaufe  entsprecheiul,  als  „absteigend" 
loder  „aufsteigend"  bezeichnen;  also  z.  B.  „Galvanisiitimi  durch  den  Kopf  mit  auf- 
I  Kt«'igendein  Strome"  bei  .\pplic3tion  der  positiven  Elektrode  in  diT  Hinterkopf-Nacken- 
i  gegend,  der  negativen  auf  der  Stirn.  Die  Indicationen,  die  man  für  auf-  und  absteigende 
Richtung    znntal     bei    der   centralen    Applicatioiisweisc    fonnulirte,    waren   ziemlich 

ü.  Livbreieli,  Enejklop«edie.     11.  Baud.  in 


[Elektrolliprapip 


—     146 


Klekir*« 


willkiirlii'li  iukI  liabi'ii  ilt,'r  Krfuliniii};;  iiiclil  Stand  Ki'lialtoii.     Sit«    luiis.sU'ii    miA  H 
tliciinnischpii  (ic'sichfspunkte  nu'hr  um!  tiii^lir  ziin'irktrotfii.    als  man     i-iiiprepiti 
Brr'iiner's    Eiiifluss    dahin    f;et'ülirt    wurde,    der    so^onannten    „polnrv^n    M«»!»* 
auch  in  der  Therapie  grCisscrc  Ik-dputunp  zuzuschreiben,  luid  daher   auf  varrti 
oder  ausschliessliche  l^ocalisation  des  einen  „di  ffcrenten''  I'oles,   d<' 
^gebenen  Falk,' angestrebt  w  urde,  bei  mMfrlichsfcr  Kntfemung  und   iiid  i, 

cation  des  anderen  Poles  Bedacht  /u  nehmen,  andererseits  dem  Verh.-illen  dir  »fc> 
luten  Stromstärke  und  natiieutlich  der  Stromdichte  an  den  Kin-  und  Ausstrittjätru- 
sowie  in  dem  durchflossenen  Gebiete  wachsende  Aufmerksamkeit  schenkte.  Ti» 
der  Herrschaft  der  pidarcn  Methode  gelangte  man  so,  wiederum  mit  sehr  dtuciaii 
l'ebertreibung  dahin,  von  einer  „erregenden''  Wirkung  <ler  Kathode  im  GtpKi 
zur  „bendiigenden"  oder  rei/.mindernden  Anode  tu  sprechen,  oi1«.t  ebenso  lii»  ' 
regende  Wirkung  gewisser  Sirompbasen  (Reizmomente),  namentlich  der  Kalhi4' 
Schliessung  und  AnodeiinlfiHmg  :un  motorischen  Nprvei\  zu  betonen,  wälirend  a«r 
kehrt,  wenn  eine  ,,henihigciide"  Wirkung  angestrebt  wurde,  iliese  Reizmonifnlr  a« 
liehst  auszuschalten,  geschlossene  Kette,  Kathoden-  oder  Anodend.iuer,  Eiii-  s 
Aiisschlcicheji  des  Stromes  zu  bevorzugen  sein  sollten.  Von  ähnlichen  Ajitiahini^usi 
auch  die  hidicationstellung  für  ..stabile"  uini  „labile"  Ströme  in  der  Thempif  o 
l'uter  „stabilen"  w\irdcn  solche  Ap[dicatioiisweisen  verstanden,  wobei  die  beiden  f--» 
troden  unverrückt  auf  dem  K(ir])er  verharrten,  während  bei  der  „labilen"  Applini" 
die  eine  lölektrode  streichend  hin  und  her  geführt  wurde,  und  damit  mehr  ■* 
weniger  beträchtliche  hitensitiitsschwankungen  bei  geschlossener  Kette  her\-or|W^ 
wurden.  lÜe  ,.laliileu"'  Ströme  galten  daher  als  vorzugsweise  anregend  im  \mi^ 
zu  den  stabilen,  und  sollten  nach  ihrem  ersten  Kmiifohlnr  R.  Remak  aoA 
di(;  Errirdir\iT)g  der  Muskeln  besonders  günstig  wirken,  weshalb  sie  bei  Para)', 
utut  .Musketatrophien  mit  Vorliebe  benutzt  wurden.  Zur  labilr-n  Stn>mapplial 
gehiirt  natürlich  .-lucb  die  (i  al  vanoniassnge.  Von  weit  grösserer  Bedeuttuu 
für  die  elekfrotlieraiteutische  Praxis  ilie  l'erücksichtigung  der  (in  MiiliMif 
KU  messenden)  absoluten  Stromstärke    und    der   Stromdichte,    die    n.ich    der  F* 

L>  :=  — p.—  durch  das  Verliäitniss  <Ior  absoluten  Stromstärko  zum  i  juerscbuitt  u 

Kill-  und  Austrittstellc  (Elektrodentjuerschnitti  bestimmt  zu  werden   pflegt.    Z.KJ 

bei  einer  Stärke  von  5  Milliampere,  eiinMu  (Querschnitt  von   KX)  qcm  die  Dichte  =.; 

zu  setzen.    Man  bevorzugt  neuerdings  in  der  Klektrother.ipie  mit  Reclit  grosse 
trodcnflSchen,    geringe  Stromdichle,    braucht    aber    darum    nicht    so    weit  zu 

wie  Milllor,  der  eine  Stroindichte  von  -\^  forden  „Durchschnitt  der  Falle" 


18 


eriiclitet,  oder  gar  wie  Sperling,  der  mit  der  Stromdichte  -.Tjrr  (  resp.   — i— ) 

grüssten  und  ül)err.T.sclien(lstin  Erfolge  erzielt  haben  will.    AIIge7iii>iiU'  .Angaben  la 
.sich  eben  ,*tuf  diesem  (iebiele  durchaus  nicht  geben,  die  galvanische   ßehaudlungi 
vielmehr  gleich  jeder  anderen  .selbstverstUndlich  in  durchaus  individualisirendcr  ^i 
geübt  werden,    und  die  .•Xaswahl    der  ])assenden   Methode,  Stromstärke.  Stroindi/ll 
Sitzungsdauer,    stellt    .an    die    praktische  (leschicklichkeit    und    Erf.ihnmg    d«  • 
übenden   nicht    geringe  Anfordeningen.      Im  ,\llgemeinei)    hat    man    sieh    dabei 
einem  „Zuviel-  allerdings  weit  mehr    zu  hüten,    als  vor    dem  „Zuwenig".      In,, 
lieber  Weise  wie  die  Karadisation  wurde  von  Hock  well    und  Be.ard   auch 
vanisation  zur  allgemeinen  Behandlung  vcrwerthet,    imieju  der  eine   l'id.    gp 
die  Kathode,    zu  einer    inetallisclien   Fussplatte    geleitet,    rait   dem   anderen  suc 
über  den  ganzen  Körper  gestricheir  wurde,      .\ii.sser  dieser    im  engt-ren   8inD(<  »\ 
zeichneten  „allgenninen  lialvanisation"    empfehlen    ihre  Urheber    auch   als  „c 
(iaivani.sation"  ein  ziemlich  analoges  Verfahren,  wobei  aber  die  Kathode  in  der  Vi 
((eisend  applicirt  und  mit  der  .•Vnode  successiv  über  Kopf,    Hals   »nid   Wirhelsäoi*] 
(ianzen  etwa  .5  bis  10  Minuten  gestj'ichen  werden  sollte.     Soweit  wirklich  eil 
zeitige  elektrische  Kinwirkuiig  auf  die  ge.sammte  Körijeroburflilche    bei    ge 
gleiclimässiger  Stronidichte  dabei    angestrebt  wird,    sind  diese  Verfahren   alal 
zu  betrachten  und  durch  da.s  galvanische  Bad  in  seinen  verschiedeiu'ii   Anwfl 
(raouopolar,  dipolar)  zu  ersetzeit.     Therapeutisch   leistet  gerade  bei  dau  »11 


[Kloktrotlirrapic 


-      147      - 


Rkktrotlicrnpf 


NcurosL'ii,  um  die  i-s  sich  hier  vnr/ugswi-isc  h:ui<li-lt,  ilif  Fi'.-iiikliiicithi'raiiie  bei  zwcck- 
PiitsprcchfiKUT  Anwenihiiij;  in  d<:r  Regel  mehr  als  die  obifjeii  Procediiren. 

l)io  eiuiibiiiirte  Aiiwcudunj;  des  galvanischen  und  furadisfheii  Stromes,  die  sope- 
ii.-innte  „(iai  vaiinl'aradofherapie'',  kann,  von  ^^ewissen  seltem-n  Ausnahmsfällen 
al)j;esi'hen,  wii  e.s  sich  um  Krzielung  besonders  starker  mechanisclier  Kffeete  oder  um 
mehr  [»sychisch-suggesfive  Einwirkun){en  handelt,  wohl  kaum  i'inen  erheblichen  thera- 
jii-ittisi-hen  Nutzen  darbieten. 

K  ranklinisat  ioii.  lUe  Influenzmaschinen  gelaiipeii  entweder  ohne  oder  mit  Kin- 
schaltunj:  der  Frank lin'schen  Tafeln  zur  thera[ienti.schen  Vpr\ven(lun^.  Im  ersteren 
Falle,  der  direkten  M  asch  inenablei  tun-;,  iverden  die  Rndeii  der  Ableittingskabel 
an  den  lüipdenden  P  und  N  an;;e.stiTkt.  Die  (."onductorkugeln  (-|-  imii  — )  müssen  so 
wi-it  von  einander  entfernt  sein,  ilass  /\visehi;n  ihnen  keine  l'jitladnrifci'n  mehr  statt- 
finden künnen.  Hie  haufstsfichlichen  therapeutischen  Methoden  sind  die  Spit/.enaus- 
strömung  (tizoiiisirunj;),  ilie  l'ranklinisatioii  am  Kt>j>fe  (Kopf(<;lfjcke.  Frank  lin'sche 
Kopfdoiiche),  die  unipolare   Ladrmg,  das  Fimken/.iehen. 

Für  die  Spitzenausstroimingen  (OzonisiruiTp)  muss  der  positive  l'til  in  Form  einer 
auf  ilas  Klektrodenheft  aufgesetzten  Spitze  tioiii  K/'ir]>er  (tiesii-ht)  genähert  werden, 
wilhrend  der  negative  Pol  zur  isolirten  Fussplatfe  hingeführt  oder  nach  dem  Erd- 
boden abgeleitet  werd<Mi  kaim.  Zur  Polbestininiuiig  dient  am  einfachsten  das  Ver- 
fahren von  Mund:  man  nähert  die  Condtictorkugeln  bis  auf  ungefiihr  2  cm,  der  als- 
dann übergehende  lüinken  zi-igt  am  positiven  Conductoreiide  eine  hellgtilnzende,  weiase 
Strecke,  die  sogen,  „positive  Leuchtstrecke".  während  am  negativen  nur  ein  weisser 
leuchtender  Punkt  wahrzunehmen  und  die  Fimkenstrecke  dazwisclu'ti  violett  gefiirbt  ist. 
lebrigens  giebt,  wie  ich  gefunden  habe,  bei  der  !Spitzenau.«strömimg  sehun  der  Charakter 
ties  dabei  bemerkbaren  tieriiitsehes  ein  sicheres  Kennzeichen  für  die  Polarität.  Das 
auch  ais  elektrischer  Haucli,  Witnl  u.  a.  w.  bezeiclmete  \  erfahre»  kommt  bestmdei-s 
bei  H\  [leraesthesicii  und  .Mgien,  sowie  aucii  wegen  der  dabei  stattÜndeniien  lietrficht- 
lichen  ( Izoncntwitklung  als  Nervinnm  und  Sedativum  zur  Anwi'ndung.  (Sei  der  Fran- 
klinisation am  Kopfe  (Kopfdoindie)  wird  gewnlmlieh  der  positive  Pol  zur  isolirendon 
Fus^platte  oder  zum  Isolirschemel.  iler  negative  mittelst  eines  kurzen  Kabels  zin- 
verstellbaren  Kopfplatte  (Kopfgbicke)  hingeführt.  Ks  ist  dies  ein  sehr  wirksames  und 
empfehlensworthes  Verfahren  sowohl  als  allgemeines  Sedativum,  wie  auch  local  bei 
functiomdlen  Neurosen  mit  sensiblen  Heizung.serscheinungen  der  Ko]>fnerven.  Migraine, 
Kopfdnick,  nervöser  Insomnie  und  anderweitigen  cephalischen  Syiu]itomen  (Dauer  der 
Sitzung  .")  bis  20  Minuten).  Weniger  genügend  festgestellt  sind  die  lirdicationen  für 
die  sogenannte  unipolare  li.idung  (gi-wöhnliidi  mit  dem  positiven  Pol),  die  .luch  oft 
mit  der  voraufgegaugeiien  Methode  verbimilen  zu  werden  pflegt,  indem  man  nnt  posi- 
tiviT  Ladung  beginnt,  und  für  clas  Funken/.ieheti.  Wo  es  sich  um  mehr  Incale  An- 
wendungen hoi-hgcspannter  Ströme  zum  Zwecke  franklinischer  Nerven-  und  .Muskel- 
reizung, bei  Lähmungen.  Muskelatrophieii,  Anaesthesien,  auch  bei  Gelenkatl'eetioneu 
u.  s.  w.  handelt,  bedient  man  sich  gewi'dmlich  der  Einschaltung  lies  Körpers  zwi.schen 
die  äusseren  Belegungen  der  Franklin'schen  Tafeln,  wobei  die  Ahleirungskabcl  an  den 
Säulen  angehängt  werden,  die  f'onductorkugeln  nur  so  weit  von  einander  entfenit 
sein  dürfen,  d;iss  zwi.schen  ihnen  Funkenentl.iduiigen  entstehen,  denen  dann  an  Stärke 
gleichkommende  Entladungen  innerhalli  des  Körpers  entsprechen.  Durch  verschiedene 
Länge  iler  an  einer  Scala  .tbli'sbaren  intrajHilaren  Fimkenstrecke  (Schl.agweito  der 
M.'iticidne),  sowie  dundi  die  Wahl  von  t'ondeiisatorplatt^'u  mit  versehieilenei)  Capaci- 
täton  (2ö^l0<.)  ((cm  Bidesflärhe)  kann  man  die  Knersiewerthe  des  \iin  der  .Maschine 
gelieferten  Stromes  innerhalb  sehr  weiter  (in-nzen  beträchtlich  abstufen.  Thera|H'utisch 
bildet  diese  locale  Faradisation  bei  schwachen,  ver.altcten,  auch  mit  hochgradiger,  mecha- 
nischer Immobilität,  durch  Contr.actur,  Ankylose  u.  s.  w.  verl)undenen  Lähmungen  un<l 
ähnlichen  Zuständen  mitunter  ein  beachtenswerthes  Heilagens,  ila  sie  gewissem! aa.sson 
eine  Kombination  der  elektrischen  und  eigenartigen  mechanischen  Heizung  (Erschütte- 
rung) darstellt,  jedoch  ist  dabei  nicht  zu  übersehen,  dass  die  für  starke  faradische 
[Ströme  völlig  unerregbar  gewordoneu  Muskeln  in  der  Kegel  auch  für  Frankliu'scho 
Reizung  nicht  mehr  empfilnglich  sirul,  während  sie  dagegen  auf  galvani.sche  Ströme 
oft  bekanntlich  noch  in  i|Uantitativ  und  (pialitativ  veränderter  Weise  (,,completP  Flnt- 
L  artiingsreactiou"')  reagiren. 

P        Elektrische  Bäder.    Als  elektrische  Bäder  im  engeren  Sinne,  oder  al.t  hydroelektrische 
Bäder  bezeichnet  mau  solche  Formen  der  Elektricitätsanwcndung,  wobei  die  Elektricilät  dem 

1  10'  i 


|Kirklrotlior«|tit> 


US     - 


EI«ktrollirrai 


im  Rado  hnfindlichen  Kiirpcr  dirrch  Vermittlung  der  Bndefliissigkeit  zugeführt  wird.    Die 
kiiniirn  Vollbäder   oder  Theilbnder.    Douchen  u.  s.  w.  sein;    die    Elektricität    k.-iun    in   Von 
fiinidinclicr  und  gnivmiisebcr  Bäder  zur  Anwendung  kommen.     Die   faradiacheo,    weil    leichtrr 
bcrvtcllliiir  und  bonuenuT  i'ontrolirbar,   werden  in  di;r  Regel  vorzugsweise  verordnet  und  nai 
luicb.    weiiig-sleiis  liir  die  Mehrzahl  der  Fülle,    zu  therapeutischen  Zwecken  ausreichend.     Ei»« 
weitere  Eintbeiluug  der  elektrischen  Bäder  ergiebt  sich  daraus,  duss  entweder  beide  Pole  de 
slmmiuleitenden  Vorrichtungen  in    die  Badeflüssigkeit  eintauchen,  der  .Strom  also  ausschlir»- 
lieh  durch  deren  VermitUung  in  den  Körper  übertritt,  oder  dass  nur  da.s  eine   Poleiide  In  if. 
Klü.viigkcit  taucht,  wüliroud  mit  dem  anderen  auf  dem  Körper  des  Badenden  selbst  die  KetV 
grschlossen  wird.  Die  erstereProccdur  pflegt  man  nach  Eulen  burg's  Vorgange  als  „dipolares'.dij 
leLitcre  nl.i  „monopolares"  (faradischc.«i  oder  galvanisches)  Bad  zu  bezeichnen,  und   mau  sprichi 
bei  galvanischen  Badern  von  einem  Anodenbad   oder  Kathodenbad,  je    nachdem  Anode   od<T 
Kathode  den  eintauchenden  Leitungspol  bildet.     Die  Pole  bestehen  beim  dipolareo  Bade  gc- 
widinlich  aus  grösseren,   in  die  Flüssigkeit  eingehängten  Hetallplatten,    die  mit  einer  vielta/-!! 
durchbohrten  Holzverkleidung  überzogen  sind,  und  deren  eine  mehr  oder  weniger  t'ros^.   Z.it! 
duich  Tlicilung  der  betreffenden  Polenden  zur  Verwendung  kommen  kann.    Beim    ■ 
Bade  wird  der  Strom  auf  dem  Körper    entweder  mit  einer   stahförmigen   Handelt., 
nwcckmässigcr    mit    der    verstellbaren,    einen    grossen   Querschnitt    (ea.    400   qcm)    bi 
.Ilückcnkisscnelektrodc"  geschlossen.    Ob  ^monopolare"  oder  »dipolare"  Bilder  als  rai. 
tu  betrachten  und  zu  bevorzugen  seien,   ist  wohl  kaum  unbedingt  in  dem  einen  oder  in  dea 
anderen  ."^innc  /»  entscheiden.     Beiden  Formen    haften    gewisse  Vorzüge    und  N.-ichtheitc  jr, 
Iti'ini  mnnopnlarcn  Bade  geht  der  (tesammtstrom  durch  den  Körper,    und  wirkt  in  ani 
ziemlich  fileichniiissiger  Dichte  auf   die  Körpcroberfläche  ein,    mit  Ausnahme  der  den  :- 
auf  dem  Körper  .selbst  vermittelnden  Elektrode  (^Nebenelektrode"  im  Gegensatz  zu  der  ins  Bm 
eintauchenden  .Hauptelcktrode").     .An  der  als  Ein-  oder  Ausgangspfortc  des  Stromes    dienen- 
den Ni'beneleklrode  ist  die  Stromdichte  natürlich  verhältnissmä.-isig  bedeutend:  jedoch   lisst  sici 
ilicser  l'cbolstand  nul  ein  praktisch  völlig  belangloses  M.iass  rcducircn.  indem  dieser  Elektrode, 
wie    bei    dem    oben    crw.ihnten    Rückenkissen,    ein    möglichst     grosser    Querschnitt    gegeben 
wird.     Im  dipol.aren  H.ide  wird  ilcr  Körper  nur  von  einem  mehr  oder    minder    grossen  Theil- 
strom  durchllivsscn,  insofern  der  Körper  des  Badenden  dabei  einen  Theil  des  aus  heterogeu«ii, 
nicht  gt'trcnnten  ."^ubstantcu  (Ttadciliissigkeit  und  Körper)  bestehenden  tiesammtleiters  datst^llL 
Immerhin  kommt  es  jedoch  darauf  weniger  an,    als  auf  gewisse  Nebenumstände,    w     '      ■     . . 
wirkt  wird,  dass  der  Widerstand  der  umgebenden  AVo-ssersäule  möglichst  gross  au-  . 

über  dem  des  Körfiers;    da    nun    der  Widerstand    sich    direct  proportional  dem  Ijaiij;», 
umgekehrt  proportional  dem  Querschnitt  verhält,    so    sind  Behälter  (Wannen)  zu    be« 
ilerrn  Länge  uiigofJihr  der  Korperläugc  entspricht,  jedenfalls  nicht  wesentlich  über  did 
•ujtg^'ht.     .\iich  die  Ti-mpcratur  des  Wa.ssers  ist  von  Eintluss.    insofern  der  Wa.>>ser«rid 
mit  waeh<<cnder  Tempcralur   sinkt,    mit   abnehmender  Temperatur   steigt;    durch    Sali 
wird  er  natürlich  \pnniudert.    SUche  /.u.sätte  sind  daher  bei  dipolarem  Bade  uuzweo 
Kiiie  wescntlieho  .Absehwächuiig  des  .'^tromes  im    dipolaren  Bade    durch  Tiegenströme, 
der  Entwicklung  von  .rolarisalinnscrscbcinungen''.  ist.  wie  Versuche  von  Stein  gezoigt  hab 


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•'■'•i'  •'' .luch  IHsst  sich  durvh  /.crtheiluug  der  einzelnen  Batteriepole  in 

n  oder  durvh  .i]uen>  Durchstnimung*  des  Körpers   im  W^iuser  (St«i 

^..  .:,     [■■ !.  s  Stromes  in  den  verschiedenen  Körpertheilen  erzielen. 

W^vi   di»    functiünellen    phyiiologischen  Wirkungen    betrifft,    so    sind    manche    dcrscl! 
l.^.iMii.i,    ,1, 1-    \l.,i;i,t,t,    der    ,S>nsil>ilitjit.    der    Puls-    und    Respirationsfrequeni  u. 
im,  oder  hoehstoiis  im  dipol.vien  Bade  etwas  stärker  hervoi 


..     W  .ikung  auf  den  li 
als  IUI  monopotarvn  K'i! 


!»d 


'    U'Ullll'lMli' 

wirkt  ! 

.Im     l,:l,. 


mt^toffwecbsel  erheblich  stärker  im  dl|| 
.  als  Steigerung  der  Harnstoffaussct 
W   ;'Minc  ist  im  dip.Mnreri  Bnd.    stärkt 
viin    deti  ■ 

icr).    Die 
;  de»  Appetits  und  der  VwtUuun. 
u  und  gi'isiL-.ii  Kuerri«.   oft   auc 

Kdcn,   aekr   hsuüi    l 
n  B««h«ek»«BCfn  «>  Krs; 
Hclter  Bäder,  die  E  u  I  e  u  t. 
-  'itlifhen  onr  mit  einT.  nti 


\u,-!i  ,i;o  ,i;i; 


nach    g:) 

und   dii. 


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in   ,iim!i'.'. 
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M.A.VS-SO    ^      ■■ 

ichc  n*ch  die  ikx  .k.  :£::ncit;eaj 
,  citktröebr  VUet  bilden   gc« 


islÄndc    mit 
.!.■       Weir 
»'he  und  .1 
ndem    KinlluMe 


[Klektrotliprapip 


•—      140     - 


RIppliantiasis] 


bei  den  verschifdeiieo  Konnüu  diffuser  couvulsivisclier  Neurosen,  wi«  bei  iiliupatliiächeiii 
und  toxischem  Tremor,  Paralysis  agitaiis,  Chorea.  Athetose,  auch  bei  Basedow'sehtr  Krault- 
heit:  nicht  ungünstig  bei  veralteten  multiplen  Neuralgien,  sowie  auch  bei  einzelnen  Formen 
schwerer  l.ocalneurosen  (namentlii-h  Iscliias).  Bei  organischen  Erkrankungen  des  Nerven- 
systems   (multiple  Neuritis,  Tabes,  Henlskierusc   ti.  s.  w.)    ist    wenig    zu    erwarten.     Einzelne 

*  günstige  Erfolge  wurden  bei  altem  eliroiiischem  Gelenk-  und  Muskelrhcumatismus  beobachtet. 
Für  die  .Anwendung  bedarf  man  einer  nicht  metallischen,  am  besten  hölzernen,  oder, 
wofern  sie  metallisch  ist,  durch  Ueberiirnissung,  oder  durch  eine  Ilolzeinlnge  passend  isolirteu 
Wanne,  deren  Länge  und  Querschnitt  dem  Kiirper  des  Badenden  ungefalir  entsprechen;  die 
Temperatur  des  Wassers  ist  am  besten  die  der  iDdifferent-warmcn  Bäder  (35 — 37  Grad).  Als 
EIcktroilen  dienen  Metallplattcn,  die  an  beliebiger  Stelle,  für  gewöhnlich  am  Fusscnde,  ein- 
fach oder  mehrfach  getheilt,  eingehängt  wenion,  und  das  Rüekenkissen.  Zur  lirllichen  .Strom- 
application  im  Bade,  falls  eine  solche  beabsichtigt  wird,  kann  man  ilie  von  Stein  empfoh- 
leneu „Schaufelelektrode"  benutzen.  Als  Stromquelle  dient  beim  faradischen  Bade  ein  ent- 
sprechend starker  Inductionsapparat  mit  2 — 4  grossen  LeclaDeh>''-Elemenlen;  man  benutzt  am 
besten  die  aus  starkem  Draht  hergestellte  primäre  Spirale,  und  regulirt  die  Stromstärke  durch 
Verschiebung  des  Eisenkerns  in  bekannter  Weise.  Für  das  galvanische  Bad  kommen  Batterien 
von  40 — 60  Ledanche-Elcmenten  zur  Verwendung;  ausserdem  ein  WanrJtableau  zum  Aufhängen 
im  Badezimmer  mit  absolutem  Galvanometer,  Kurbelrheostat,  Inductionsapparat,  Strom- 
wechsler, sowie  Umschalter  für  die  Elektroden,  oder  es  wird  die  Drahtleitung  aus  einem 
ausserhalb  des  Badezimmers  belindlichen  Batteriescbrank  entnommen,  um  letzteren  auch  noch 
für  anderweitige   elektrotherapeutische  Zwecke    benutzen    zu    können.     Die  Dauer  der  Bäder, 

'  oft  mit  5 — 7  Minuten  beginucud,  allmählich  steigend,  Temperatur,  Stromstärke  u.  s.  w.  müssen 
genau  vorgeschrieben  und  ärztlich  überwacht  werden:  unter  keinen  Umständen  ist  die  Verab- 
reichung elektrischer  Bäder  dem  ungebildeten  niederen  Heilpcrsonal  allein  zu  überlassen.  Ueberden 

I  Nutzen  elektrischer  Douchen  liegen  noch  wenig  Erfahrungen  vor:  desgleichen  über  elektri- 
sche Partialbäder.  Eine  besondere  Specialität  der  galvanischen  Bäder  ist  das  Gaertner'sche 
Zweizellenbad.  Die  trogßrmige  Wanne  zerfällt  durch  ein  dem  Körper  des  Badenden  wasser- 
dicht anliegendes  Diaphragma  in  zwei  Abtheilungen  (Zellen),  die  allenthalben  mit  Elektroden- 
platten übcrkleidct  sind,  in  der  Weise,  dass  die  Wände  der  einen  Zelle  mit  dem  positiven, 
die  der  anderen  mit  dem  negativen  Pol  in  Verbindung  stehen.  Der  Strom  muss,  um  von 
einer  Zelle  in  die  andere  zu  gelangen,  den  Körper  des  Badenden  passircn;  die  Stromstärke 
soll  dabei  bis  auf  10(J  M.-A.  gesteigert  werden  können,  ilie  Stromdichte  fast  an  allen  Stellen 
der  Körperoberfläche  annähernd  gleich  sein.     Die  Wirkung  der  einzelnen  Pole,   bezüglich  der 

Hautsensibilität  u.  s.  w.,  kommt  natürlich  hier  besonders  zur  Geltung.  „ 

"  ECLE.VBDBO. 

Eleml.  Gummi  Elemi,  Resina  Elemi,  Elemtharz  stammt  von  verschiedenen,  zum  Theil 
botinisch  nicht  näher  bekannten  Bäumen  aus  den  Tropen,  Die  Ph.  lii.Tm.  Ilt  sowie  die  Br. 
Ph.  fordern  Manila- ßl  cm  i,  das  wahrscheinlich  von  einer  Canariumart,  vermuthlicb  dem 
Canarium  commune  L.  (Arbol  a  brea,  Abilo)  herrührt.  Das  von  der  Ph.  Austr.  und  dem 
Cod.  fraui;.  verlangte  brasilianische  Elemi,  von  Icica  Icicareha  kommt  im  Handel  gar  nicht 
mehr  vor,  das  von  der  Ph.  Germ.  I  geforderte  meiicauische  oder  Yucatan-Elemi  nur  unregel- 
mässig. Das  Manila-Elemi  besteht  aus  festen  oder  weichen,  zähen,  klebrigen,  halb  durch- 
scheinenden, körnigen,  grünlich-gelben  oder  orangefarbigen  Massen  von  eigenthümlichem,  aro- 
matischem Geruch  und  gewürzigem,  bittcrem  Geschmack.  Mikroskopisch  betrachtet  erscheint 
es  vollkommen  krystillinisch;  es  verflüchtigt  sieh  leicht  und  löst  sich  in  Chloroform,  hcissem 
Alkohol,  Aether,  Benzol,  fetten  und  aetherischen  Üelen.  Es  besteht  aus  einem  dem  Terpen- 
tinöl isomeren,  aetherischen  Gel,  einem  amorphen,  saureu  und  einem  nicht  sauer  reagirenden, 
krystallisirbartn,  in  Alkohol  schwer  löslichen  Harz,  welches  Elemin  oder  Amyrin*  genannt 
wird.  Ferner  wurden  im  Elemi  Elemisäure  (Buri),  C.^öHjoLIj,  und  zwei  in  Was.ser  lösliche 
Körper,  Bryoi'din*  und  Breidiii  (Baup),  aufgefunden.  Die  Elemisäure  bildet  kleine,  glän- 
zende Krystalle,  Schmp.  215",  unlöslich  in  Wasser,  leicht  löslich  in  Alkohol  und  Aether  und 
dreht  nach  links.  Wird  nur  selten  angewandt,  und  zwar  in  Gestalt  von  Salben  bei  schlecht 
heilenden  Geschwüren  und  als  Zusatz  zu  erweichenden  Pflastern. 
Unguentum  Elemi,  Balsamura  Arcaei: 

Elemi,  Terebinthina  laricina,  Sebum,  Adeps  suillus  üi. 
Emplastrum  opiatum,  cephalicum,  Hauptpflaster  (früher  officioell): 

Elemi  8,  Terebinthina  15,  Gera  flava  5  werden  geschmolzen  und  colirt;  man  fügt 
hiiizu:  Ulihanum  8,  Benzoe  4,  Opium  2,  Balsamum  Peruvianum  1.  Sohmen  liii- 
denidcs,  nach  Erweichen  in  warmem  Wasser  gut  klebendes  Pfla.ster. 

FKIEDLÄNDEK. 

jpephaatlasia  kurzweg  nennen  wir  jetzt  die  früher  als  Elephantiasis  .\rabum  bezeichnete  Krank- 
Kheit:  die  früher  als  Elcphantia.sis  Graecorum  bekannte  Erkrankung  ist  die  Lepra.  Sie  besteht 
Bin  einer  erworbenen  diffusen,  auf  einzelne  Körpertheilc  beschränkten  Hypertrophie  der  Cutis 
^■und  des  L'nterh.iutzcllgewebcs.  Nach  dieser  Definition  scheiden  wir  die  als  Fllephantiasis  cun- 
Hgcuita  beschriebenen  Fälle,  welche  entweder  Jingeborenc  Angiome  oder  Lymphangiome  oder 
HMeurofibromc  sind,    hier   aus.     Diu  Elephantiasis   scheint  meint  als  Fulgcziutand  von  anderen 


[Klcphantia^iN 


—      löD      — 


Eil 


Krankheiten  vorzukummcn.    ilic  zu  SUuuiif(Cii   im  Oofiisssyslom,    insbesondere    in  dw  L,n 
bahnen,  führen.     Dazu  gehüri-n   chronische  F)kzuint.'.    Lymph:ingitideii,     Pblebitidco,  li« 
Lupus  vulg.oris  u.  a.  m..    ferner  diu   in   den  Tropen  heimische  FilarieDCTkr;iriWiiT,e 
die  I.ymphbalincn  verschliessenden  Narhcubildungen  nach  vollständiger  Kxtii  •  rl 

drüscn,  welche  zur  Elephantiasis  genitalium  führen.    Neuerdings  hat  K.  Her\ 
Zeugung  gewonnen,  da-ss  die  Krankheit  sich  auch  aus  Oedemen  toxischer  Natur  rntwi« 
/.  B.  bei  Erjsipelas.    Es  erkranken  am  häuligsten  die  unteren  EilremitHtcn    un.!  (i\'- 

Die  Therapie  hat  nach    dem  Erörterten    zunächst  zur  .\ufgabe,    der    i 
heilen  Herr  zu  werden,    die  meist  nicht  blos  zu  chronischen  Stauungen   fii! 
die  Eingangspforten  für  das  Gift    der  Er>-sipelc   und  Lympbangitiden  abgebcu.     l  lc<rH 
Lupus    vulgaris,    Gummata    müssen    nach    therapeutischen   Kegeln    behandelt  werJm. 
chronische  Ekzeme.    Die  bei  letzteren  häufigen  acuten  Exacerbationen  werden  zwevt 
Lotio   Zinci   oiydati    (Ferrum    oxydatum    0,05,  Ziucum  oxydatum  10,0,   Glyccrinum  Ätt . 
Kosanim  35,0),  dem  Arning'schcn  Anthrarobinlirniss  und  ähnlichen   Medicamenten  b(Uq 
die  eine  schnelle  Heilung  erwarten  Ins.sen  und  gleichzeitig  gute  Deckmittcl   sind. 

Ist  die  Elephantia.si$  cruris  noch  nicht  selir  ausgeprägt,    so  wird  man     mit  H(>dila( 
gleichmässiger  Comprcssion    und  Massage    in    m.inchen  Källcn    einen    zeitvrrlligi'B  Stilä 
des  Processes  erreichen.     In    liochgradigcren  Fällen    hat    man    der  Geweb-I  bi«  i 

Verminderung  der  Blutzufuhr  Einhalt  zu  thun  versucht,    indem    man    die    I  lioil 

primirtc  oder  eine  Unterbindung  derselben  vornahm.  .ledoeh  sowohl  diese  Mu.li^u»Jlll 
auch  die  elektrolytische  Behandlung  haben  bisher  sichere  Resultate  nicht  erzielt.  Vo»  < 
.Amputation  des  erkrankten  (Jliedes  muss  im  Hinblick  darauf,  dass  die  meistcu  so 
l'atientcn  an  den  Folgen  der  Procedur  gestorben  sind.  Abstand  genommen  werden. 
Iiat  die  Eicision  grosserer  clephantiastischcr  Flächen  bei  manchen  Kranken  xu  günstif 
sultaten  geführt.  Bei  Elephantiasis  genitalium  ist  die  operative  Entfernung  des  hrj 
Kchen  Gewebes  die  einzig  richtige  Methode. 

KAHL    HKUH 

Eleti&ria    Wliilr  et  Malon.     rHaiiirnKiltunil  aus  drr  FaiD.  in  /  i  n  ifibprur  i'av',    Unloi  faiii.   A  m  »nixl.  I 
nnlati).rlic  ArU'n  mit  khoclicndpin  Rliitom,    üruitifr  beblättert**!)  Stengeln    unil  laiig»ebei(lixi«n,   na  ijer  Bf. 
mit  i'itieoi  ZUngi'lcben  (IlSut^beiil    versehenen   BIUTtcm.     1>ie    tratibi);en   BtUthenstKnilt*    lialb     ini    Bo4«a4 
lltier  (IxintieUten  tioritonlAl  binknerbenrl.     AeUAi^ere»  Pen)|;on  eine  ilreiiltbnifie   BObre.    trincrf)»     «^l>»nfal 
ilrei  Knpjjen  au)f|4ehen«l.  Von  der  miF-  Ktaubblullern    abciileitenden  Lippe  UberraRt     Kapat^ln     Ifileru' 
kanti);,  mit  vielen   fast  if.(mi(!eii  Barnen,  deren  jeder  Ton  einem  xartbllntii^en  Hantel  (Arilliifrf    > 
dani'imn  in  White  et  Mat.  l=.Alpinia  Card^ranm  Ruxb.,  Amoinum  repenel  Sonnerat),  m\' 
tind  grtlnlirli-gelben  Bltltben,    wild  und  cultivlrt    in  den  (^ebirgHwAIiiern  der  Halabarkll^l«*.    .l  . 
pflanat,  liefert  die  ofScinellen    kleinen  t.'ard  amenien  iFructufl    et    Semen  Cardamomi   ».    < 
malabarienm),    deren  Samen    dai«    C  ard  am  om  en  Ol  *    enthalten.     E.  major  Sm..    K'''^A^ere  •. 
bogig  cekrtlmmto,  deutliche  Kapseln  (llhreod.  gohOrt  dun  WiLldcni  Cojloui  an  und  liefert  die  1 ....  . 
CardamoiaDD  des  HandvU.    Ueber  runde  und  andere  Cardamomen  >.  Auomura. 


ElgersboriC;    l>orf  im  Uenuirtbnm  liotlia,  .^'J<l  ni  bocb  am  ndrdiichon  Abhänge  de«  .SehneekoprnH   sehr 

legen,  Snmmerfrihr.he  mit  drei  Waf^<;erheil-  nnd   Kuranstalten  (thiMls  .seit  IH37),  in    denen   dfts  K*.>«Aluut«  Wai 
vvrfahffn  nebut  Elektroüinrapie,  Ha^nag«,  dlaotetlseheD  Knrvn  i.nt  Anwendung  gelangt.    Mittler«  TvnpMstirl 

W. 

KHmination.    unter  Elimination  versteht  man  einen  Vorgang,    durch    welchen    der  üi 
sich    von    eingednnigeiien ,    körperfremden  Stoffen    befreien   kann.     Die    meisten    ins 
lajigten  .'^tofTe    gehen   unverändert    als    sogenannte  Orgaiiodecursoren    durch    den 
hindurch  nnd  werden  von  den    secernirenden  Lirgaiicn    abgeschieden.     Ein   anderer 
von  bestimmten  Organen  festgehalten,   fixirt,    und  endlich  kann  drittens  iler  Organisinuj 
eingedrungene  giftige  StolTe    in  relativ    iiiiscimdliehe  Verbindungen    umwandeln     und  sic4' 
diese  Weise  cntgilten. 

Die  Ausscheidung  oder  Elimination  der  Giflc  erfolgt  im  Wesentlichen  durch  die 
iiirenden  Drüsenappnrate.  Ga-sHirmige  oder  leicht  flüchtige  Stoffe  werden  auch  darcii 
Lunge  abgegeben.  Die  sämmtlichen  sceernirenden  drüsigen  Organe  kommen  hierbei  in  i^ 
traebt.  In  erster  Linie  ist  die  Ausscheidung  durch  die  Nieren  ?.\i  nennen:  zahlreiche^ 
stanzen  treten  bald  nach  der  Eingabe  in  den  Körper  unverändert  wieder  im  Harn  auf.  Wo"' 
hin  ist  für  manche  Substanzen  die  .Ausscheidung  durch  die  Magen-  und  Darmdrilsen  r« 
Wichtigkeit.  Durch  die  Untersuchungen  von  Rose,  Solo weitsehyk,  Leineweber,  Alt 
Kandidoff,  Blanchier  und  Roc.hefontaine,  Bongers  u.  A.  ist  von  einer  gro5>tii  ^> 
zahl  Stoffe  die  Ausscheidung  in  den  Magen  nachgewiesen  worden:  von  Jod,  .lodkali,  Br<ii:iki'' 
.\ntimon,  Arsenik,  Quecksilberchlorid,  Chlorlithiuni,  von  aromatischen  Substanzen :  Salicylü^ 
und  salicylsaurem  Natron,  von  Fcltkörpern:  Chloroform,  Chloralhydrat,  Aethyl-  und  Mtitr 
alkohol,  Aceton,  von  .Mkaloiden:  M^riihin,  Brucin,  Strychnin,  Chinin,  Atropin  und  ihri-r.  !'• 
liehen  Salzen,  von  Veratrin.  Koffein  und  Antipyrin,  ferner  von  Schlangengift.  Jedoch  'li* 
nicht  verschwiegen  werden,  dass  nach  der  Ansicht  Nencki'.s,  die  übrigens  kürzlir) 
mm  von  Chiromanos  bestritten  wurde,  alle  diese  Versuche  anfechtbar  sind,  da  n.i;'!  " 
Versuchsanordnung  der  oben  genannten  Autoren  es  möglich  ist,  dass  durch  -rückläulig»'  F:i" 
staltik",  durch  welche  nach  Grützner  .sogar  .Stoffe  aus  dem  Rectum  bis  in  den  Magen  r 
langcu  können,   die  in  die  üallcnblMC  secernirlen  Substanzen    mit    der  Galle    in    den  Mij» 


.[Eliiniiiatioii 


—     löl     — 


Klstpr] 


fekummoti  sind.  Von  niiflereii  Drüben  sind  an  der  Kliinination  bvlLeiligl  die  Leber,  das 
'knkreas,  die  Spvii'bel-  und  Milebdriist,'n  und  selbst  die  Hautdrüsen.  Eine  besondere  Rolle 
kommt  hierbei  der  Leber  zu,  da  diese  nicht  nur  die  Ausscheidung  vieler  Gifte  mit  der  Gallen- 
.secrctiou  vermittelt,  sondern  auch  im  Stande  ist,  eine  Auünhl  Gifte  zu  deponiren,  ricl leicht  in 
Form  einer  chemischen  Bindung  festzuhalten  und  sie  .so  auf  längere  oder  kürzere  Zeit  dem 
allgemeinen  Kreislauf  entzieht,  ihre  Elimination  verzögert.  Die  Drüsenelemente  werden  häufig 
durch  den  Vorgang  der  Ausscheidung  selbst  geschädigt.  So  sehen  wir  infolge  directcr  Ein- 
wirkung der  ausgeschiedenen  Gifte  zuweilen  mehr  oder  weniger  starke  Entzündung  der  he- 
trelTenden  DrüsenzcUen,  unter  Umständen  selbst  Nekrose  eintreten  (Arsenik,  Metalle  —  Drüsen 
der  Darmschleimhaut,  Niere). 

Die  Scbuclligkeit,  mit  welcher  die  ElimiDation  eines  Giftes  vor  sich  geht,  ist  von  grossem 
Eiflfluss  auf  den  Verlauf  einer  Vergiftung,  denn  durch  diesen  Vorgang  einerseits  und  die 
Schnelligkeit  der  Resorption  andererseits  wird  dif-'jciiigo  Menge  eines  Stoffes  bestimmt,  welche 
zu  einer  gegebenen  Zeit  im  Blute  anwesend  ist.  Von  dieser  Menge  aber,  die  zu  gleicher  Zeit 
in  Circulation  ist,  hängt  allein  die  Intensität  der  Wirkung  ab.  So  lässt  sich  z.  B.  durch, 
auch  wiederholtes  Eingeben  vnn  Curare  in  nicht  zu  grossen  Mengen  in  den  Magen  keine 
Wirkung  erzielen,  da  die  .\us3cbeidung  des  Giftes  durch  die  Nieren  und  den  Darm  ebensu 
.schnell  stattfindet  wie  die  Resorption,  und  so  die  Zeit  nicht  zur  Ansammlung  der  für  die 
volle  <iiftwirkung  nothwendigen  Menge  im  Blut  ausreicht.  Umgekehrt  kann  infolge  einer, 
z.  B.  durch  die  Thätigkeit  der  Leber,  verzögerten  Elimination  bei  wiederholter  Darreichung 
durch  inzwischen  wieder  von  frischem  resorbirte  Giftmengen  eine  Anreicherung  des  Organis- 
mus mit  giftigen  Substanzen  stattfinden  (cumulative  Wirkung).  ...„„t 

KIONKA. 

Ellxlria,  Elixire,  vom  arabischen  eksir  oder  iksir,  d.  i.  Stein  der  Wei.sen,  abgeleitet,  wur- 
den ursprünglich  weingeistige  oder  weinige,  häufig  saure  oder  alkalische,  gehaltnache  flüssige 
Auszüge  von  Drogengemiscben  genannt,  denen  man  eine  besondere  Heilkraft  zuschrieb. 
Seltener  wurden  einfache  Mischungen,  z.  B.  Miitura  sulfurica  acida  =  Elixir  acidum  Halleri, 
so  benannt.  Die  Erstcren  nennt  die  Ph.  G.  jetzt  Tiücturae  composiLie.  So  ist  die  Tinctuni 
.Mnes  composita  das  frühere  Elixir  ad  lungam  vitani,  Tinctura  Cbinae  composita  d.is  Eliiir 
roborans  Whyttii,  Tinctura  aromatiea  acida  d.is  Elliir  vitriolt  Mynsichti.  Dagegen  .sind  die 
Elixire  der  Ph.  (i.  111:  Klisir  amarum,  Elixir  AuraiiHorum  compositum  und  Elixir  e  sucro 
Liquiritiae.  keine  reinen  .-Vuszugsformen,  sondern  Extractlösuogen  mit  Beimengungen. 


b 


iXllagSÜare,  C„H^O,.f  2H,0.  ein  pt-lbliches  KrysUllpuWcr.  And»!  «ich  in  viniKon  uriontalisrhon  Büioarnn  '  (Wnlitrr 
iiiiil  M  •' r  tt  !*•  in),  im  CiuCurvuiii  (>V{1hler),  in  dun  IliTidiri-Sehuten  C1'0''VJ  nnij  Vinibulauon,  in  ilfr  Kicbenrind'' 
iRtti)  iinti  Fiehti'nrindp  (8  trolimi^ri;  tti*^  i^nUtolit  rIs  SpaUangs{iruilDCt  ncbon  Zuckor  b«i  ilvr  BcbAmllung  tun 
(irunuWiint>lrinilcn|^erl»Sari<  mit  TprdBnoten  .Sliuren  (K(>tnbolil)  und  bildet  sioh  au«  OftllnfsBnre.  Sit*  Ist  Hckwrr 
lOfllieb  in  kucbondom  Wusor  und  in  Alkoliul,  niobt  in  A^lbpr.  Duri*b  Kitlilitug«  ontftttbt  oino  tief|eeIbo  LöKun^.  dii> 
><ich  «n  der  Luft  tief  rotb^elh  fKrbt  und  9ehUeü<,lifh  schwane  ICry^lnUe  von  ^laukonielansaureni  Kalium,  KjCi^HiO^ 
uuMchuidet.  Mit  Eisenchlurid  färbt  sie  sich  grtln.  dann  hlansetiwari.  Sal|ietrt|te  Sltiiru  «ntbaltende  .^atpetentlnre 
fürbt  blutrtitb  (O  riesffmajror).     Beim  OIhben  mit  Zink^taub  liefert  ^ie  Fluoren  C',,H,„. 

SPtEOEL. 

£lnien,  .-iuch  Altenaalza  genannt,  bei  Gross-Salze  in  der  Provinz  Sachsen,  48  m  hoch,  seit 
1S02  bestehendes,  ältestes  deutsches  Soolbnd.  Es  liegt  hinter  dem  etwa  2  km  langen  Oradir- 
werk.  gegen  Ostwinde  geschützt.  Die  zu  Trinkkuren  dienende  Victoriaqiicllc  enthält  2'i,4  Na- 
triumchlorid, 0,21  Natriunibromid,  1,37  Calcium-,  0,68  Magnesium-,  0,2  Kaliumsulfat,  35  ccni 
freie  Kohlensäure,  die  Soolbadcquclle  49,0  Natriurochlorid,  42  ccin  Kohlensäure.  Letztere  wird 
zu  Soolbädem    und  Inbalatiooen  verwandt.    Saison  Mai  bis  September.  _„ 

EIOOpAtAKy  aui*b  Arapatak  genannt,  neben  dem  gleiebnami){en  Dorfe  im  .Hildotiten  SiebenbOrgpn»  in  einem  engen 
Tbalkes^el  (124  m  bocli  geschützt  gelegen,  einer  der  be.surbtej<ten  Kurorte  doi  Landes.  Von  den  schon  seit  Jahr- 
hunderten bekannten  alkalisch-erdigen  Ei<ien<:auerUngen  werden  einige,  daninter  der  ^lamuibrunnen  mit  0,.'11D  Eisen-, 
:!.n  Natrium-,  !,'.•  Calcium-,  1,:K)  Magne^iumhicarbouat,  l.t)H4  freier  Koblenp.11ure.  nur  iuio  Trinken  und  zum  Versand»  he. 
nutzt.  Xu  blidern  dieniMi  ein  Mineralwasser-Vollbad,  lAibogi^,  eine  Warmliadeanstalt  und  eine  .^l1sswa«r>erscbwlD)ra- 
scbnle.     Zu  Milchkuren  wird  nach  altem  Herkommen  Ziegenmilch  gebraocht.     Saison  Mitte  Mai  bi:.  Ende  MeptemlN>r. 

WORZBIKO. 

Elster,  B.id  im  sächsischen  Vogtlande  473  ra  hoch  in  einem  waldreichen,  besonders  gegen 
Osten  geschützten  Thale  gelegen.  Der  Gebrauch  der  dortigen  (Juellen  reicht  zum  Theil  bis 
auf  das  Jahr  1G6H  zurück.  Eines  regeren  Verkehrs  erfreute  sich  d.is  Bad  seit  1849.  Die 
13  tjuellcn  Elsters  sind  mit  .\usnahme  der  Salzquelle  alkalisch-salinische  Eisen- 
säuerlinge, von  denen  die  Moritz-.  Marien-,  Alberts-,  Königsquclle  innerlich  und  äusser- 
lioh,  die  übrigen  nur  äusserlich  verwandt  werden.  Am  gehailreicbsten  i.st  die  Maricn- 
quelle,  welche  6,131  feste  Bcstandtheile,  0,063  doppeltkohlensaures  P^isenoxydul,  0,01.')  desgl. 
Manganoxydul,  0,727  Natrium-,  0,206  Calcium-,  0,241  Magiicsiumbicarbonat,  1,872  Natrium-, 
0,015  KaÜumchlorid,  2,948  Natriuntsulf.xt,  0.044  Kieselsäure  und  1112,77  ccm  freie  Kohlen- 
säure enthält.  Einen  noch  höheren  Kyhlensniiregehalt  besitzen  von  den  genannten  Quellen 
die  Moritz-  (12GC,12)  und  die  Königsquelle  (1310,92),  welche  letztere  auch  0,108  Lithiiim- 
bicarbonat  unter  ihren  Bestandtheilen  aufweist.  Der  (irhall  an  Eisenbicarhoiiat  steigt  bis  zu 
Ü,0ä6  in  der  Morit/.-.  an  Natriuinsulfat  bis  3.164  in  der  Alberts-,  an  Natriutnrhlorid  bis  2,475 


fElst«r 


—      152     - 


Kmilical) 


in  der  Königsquell''.  Diu  Snlziiucll".',  t-iu  eisenhaltiges  GlaubeisnUwasser.  bat 
jiholiche  /ubaiiimcnsetzurig  wie  der  Marienbader  Kreuzbrunnen.  Sie  enthält  8,325  fest«  Be- 
standtheile,  5,2fi2  Nntriumsulfnt,  1,685  Natrium-,  0,063  Eisen-,  0,0086  Mangan-,  0.182  C*J- 
cium-,  0,169  Magnesium-,  0.026  Lithiumbiearbonat,  986,84  ecm  freie  Kohlonsäare.  Weiltrt 
Kurmittcl  bilden  die  mittels  des  im  Quelleirgebicte  von  Elsti'r  gewonnenen  salinischeii  Eisca- 
moors  bereiteten  Moorbäder,  die  mit  Kohleasiiurc  impr.iegnirten  und  als  Sprudel bäder  l«- 
zeiehiieten  Mineralbäder,    clcktri.-sche,   Fichtcutiadelextraetbäder,  Massage,  Milch,  Molken,  K<| 

Die  wesentlichsten  Heilauzeigeu  bieten  Anaemie.  Chlorose,  Katarrhe  der  Athmungs-, 
dauungs-,  H.im-  und  Geschlechtsorgane.  Gicht,  Rheumatismus  und  Nervenkrankheiten. 

WÜRZBt'Bö.l 

Eilllttfrut  Uriäebueli  gi\i  beut  als  UnterKattuiii;  der  GattuDg  CrotOD*.    8io  TOroiniKt  die  Arten,  boi  w("l.'^>.'tt 
lieben  und  weiblichen  Btlllhen  die  Kroae  entwickelt  ist. 


LinhOiill  Burm.  PlIansenptttanK  aas  der  Fain.  dnr  Uyrainaoeae',  Tribiu  Eumyrsineae,  oHattrtlmc^  mA  i»i 
Gatliint;  ."^atnarn  L.  rereinigt.  Strllnebor  nnd  BHamchen  de«  tropisoben  A.*iien»  and  Afrikas,  Nea-CaleJuDifir«  tnJ 
lief  Sandwichy-Inffcln.  Von  den  .^ü  Arten  liefert  E.  Bibeü  Burm.  (=E.  dentata  HamlU..  E.  Gro  sa  «  1  a  r  i  <  B»U. 
E.  indica  Omel.,  A  ntidesma  Ktliu»  Kaetiseh.,  E.  ribesioides  L.)  Ostindiens  erfrischende  Beeren.  B.  rabati* 
Koib.  OiitindienH  hoII  nUfnlireud  wirken.  M. 

Dir  Pfl.inzn  i^l  <r>it  den  ältesten  Zeiten  unter  dem  Namen  Vidant;a  (Duj  nrdin-Bea  umeta)  als  Ant  i 
AUeranfi  und  Ttmitrum.  ä[>Utor  aurb  nU  CarruinatiTum  und  Stomaebleuro  in  Anwendung  gebogen  worilen.    K 
(to.^  Animoitiiim  eniliflicum  benutzt,    hii.  RmheUas&uro  C7H,3'COOH  wird  durch  Gxtraetiou  mit  Chlnrt.r. 
•Ja«  mit  Salzriaure,  dann  mit  Natronlauge  ariAge^cbOttelt  wird.      Aum  dem  Natrousalx  wird    dur<^li  Sal.- 
Haure  abfrt'sebiudt'n.    In  WaA*er  unln^lieh,  ist  sie  in  AUohul.  Actber,  Beniol  und  Chlorofurni  leicbl    1 
^t«1Ii.si^t  ans  letiterem  in  goldgelben  Bl&ttchon,  Schm^v.  140^',  und  lersetfft  sieh  bei  15.^°.    Uit  Aiuidl'u. 

Ammonium  embeiicum,  C^Hij  '  CÜUNII^,  ein  krapprothes  Pulver,  weichest   in   Alkot 
Glycerin  und  .Acther  löslich  ist.     Das  Salz  ist  nicht  giftig.     Erst  3,0  g  rufen  beim   Kaninc 
Schläfrigkeit,    Herzklopfen,    Dyspnoi'    und  Linken   der  Temperatur  um  2"  hervor.      Die  bet! 
bcnde  Wirkung  des  Salzes  auf  Tiienitn   und  .Askiiriden  steht  derjeiiigiu  von   Pellctierin, 
tnnin  und  Granatvrurzelrinde  nicht  nach  (Coronedi).     Wegen  seiner  Geschmack lusigkeit 
Kehlen  übler  Nebenwirkungen  —  nur  Kolik  ist  beobachtet  —  verdient  Amnionium  enibclio 
besonders  in  der  Kinderpraxis  alle  Beachtung. 

Dosis  für  Kinder  0,2,   für  Erwachsene  0,4    in  Pulvern    oder  Pillen    am  besten    in  Ho 
oder  Sirup.    Vor  und  nach  dem  Gebrauch  ist  Oleum  Ricini  r.u  n-ichea  (Warden). 

JACOBSOS. 

EmboUe  (von  ißißdXXtv^  hineinwerfen)  bedeutet  die  Verstopfung  eines  Gefässes  durch  eine 
Ort  fremde  Substanz.  Der  Embolus,  das  Hiucingeworfeue,  entsteht  meist  au  anderer  Stelle 
Körper.  Auch  von  aussen  in  den  Körper  eingt;)ührte  Dinge  können  zu  Embolien  Veranlo^tl 
geben.  Zu  der  ersten  Gruppe  gehören  zunächst  Blutgerinnsel.  Dieselben  entstehen  entwed 
in  den  Venen  und  gelangen  dauu  durch  das  Herz  in  die  Lungen,  oder  sie  entstehen  an  den 
llerzkUippen  und  den  .Xrlerienwäudeu,  und  werden  direct  in  die  verschiedensten  Org.ine  trans- 
portirt.  Am  häutigsten  betrolTen  sind,  ausser  den  Lungen,  das  Gehirn,  die  Milz  und  die  Nieren. 
Merkwürdiger  Weise  gelangen  Embolien  aus  dein  Herzen  und  der  Aorta  seltener  auf  dem  p- 
raden  Wege  in  die  unteren  Extremitäten  und  die  Gefassc  der  Baucheingeweide,  als  in  dia 
seitwärts  gelegenen  Organe.  Auch  im  Gehirn  zeigt  wieder  die  Arteria  lossae  Sylvii  eine 
sondere  Disposition.  Bei  traumatischer  Zortriinmierung  de.'i  Fettgewebes,  z.  B.  bei  Knorhc 
brüchen  und  schweren  Geburten,  kommt  Kett  in  den  Kreislauf  und  füllt  die  CapilUreti 
Lungen  mehr  oder  weniger  an,  kann  auch  durch  diese  hindurchgehen  und  sich  in  den  Nier 
im  Gehirn  und  anderwärts  linden.  In  den  meisten  Fällen  sind  diese  Fettembolien  unsolu 
lieh,  da  sie  leicht  resorbirt  werden.     Zuweilen  aber  führen  sie  den  Tod  unmittelbar  herbeij 

Von  zelligcn  Embolien  sind  Leber/eilen  und  Epitliclien  der  Chorionzotten  gefunden  Word 
Die  häufigsten  und  wichtigsten  Zcllcmbolien  aber  stammen  von  malignen  Geschwülsten. 
Zellen  wandern  von  diesen  zunächst  in  die  Lymphbaiiucn    oder    brechen    direct    in  die  Uli 
gelä-sse  durch.     Sic  haben  deshalb  eine    so  grosse  Bedeutung,    weil    sie  Veranlassung    ru 
ücbwulsthildungen  an  entfernten   Körperstcllen  geben  können.    Von  eingeführten  Kremdkör 
xind  die  wichtigsten  die  Bakterien,  die  Embolien  in  die  kleinsten  Gefässe  machen  und  von 
aus,   je  nach  ihrer  Fähigkeit,  ihre  schädliche  Wirkung  entfalteu,    Eiterung  erregen,    Tubt-rll 
erzeugen  u.  s.  w.    Embolien  folgen  in  der  Regel  der  Richtung  dos  Blutstroins.    Man   kennt  all 
auch  retrograde  Embolien,  die  dem  BluUtrom  entgegen  stattlinden  und  durch  rüekläulige  BlH 
wellen  entstehen.    Bei  Offenbleiben  de»  Foramen  ovale  oder  des  Scptum  ventriculorum  cor' 
können  Emboli  unmittelbar  vom  kleinen  in  den  grossen  Kreislauf   übergeben  und  umgekch 

Die  Folgen    der  Embolien  hängen,    abgesehen    von    den    specifwchen  Wirkungen    der 
schwulstzellcn  und  Bakterien,    ab  von  der  Grösse  und  der  Art  der  betreffenden   GefiUsregifl 
Bei  (icfässen  mit  mangelhaften  Collateralen  entsteht  der  Infarct.    Der  Verschluss  der  Lun« 
artcric,  grossen  Gchirngcfässe  und  der  Aorta  kann  sotortigcn  Tod  zur  Folge  haben. 

Die  Therapie    der  Embolie    besteht    vorzugsweise    in    der  ProphjMaxe.      Sind    die    Gm|j 
einmal  entstanden,  so  richtet  sich  die  Therapie  allein  auf  die  Folgeerscheinungen. 

HAN8I 

Eiulllcnbady   im  bailK^ehen  Amt  Lllrreeh  gegen  l>«t-  nnd  Nordwinde  geaohDtit  770   ni   hoeh    «n  Vrum»   4aa  < 

l'iTi.-    g>.lrifen.     gnetle    viin    lo,,'!"  ('.    und   ';IK    fi-fiten  Uestandtbeilen.    darunter   H.-Js  Natrium-    1,1   t'altdnM 


[Kinilifiibad 


-     I5S     — 


EinpfliifT] 


l>ti  N»triuint*liluftil,  Ü,T3  Calcium-,  (i.OI   Kifirnbicartiuujkt,   i^iü    tri*i*>  KuhUMitfaiirc,  ilnilpt   *u   Trink-  iimt   flBflf>kiir«'ii 
bei  GrtlK'ii-teiiH'ii,  L«»l)rr-.  M4gi*n-,  tUi'iitlciiltm.  Krltli-iliigkrit  nml  Krunklietti-n  der  HamiirKAiii*  V'irwfinluii^., 

WCKZHritn. 

Knimenagoga.    Als  in  der  Oynaekologie  'lie  Erforschung  der  p.itlioloj;iscL»Ti  Zustände  iiooli  nicht 

Lweit  vorgeschritten  war,  sah  man  die  pathologische  AmCMiorrboe'  als  eigene  Krankheit  an  und 
behnudeltc  sie  mit  Mitteln,  welch«  entweder  eine  Hyperaemi<;  der  Utorusschleinihaut  oder  eine 
t'ontraction  der  glatten  Muskelfasern  herbeiführen.  Zu  der  ersten  Clnsse  gehören  Sabina, 
Thuja,  Aloe,  Koloquin then,  Safran,  Terpentinöl  und  andere  aetherische  Oele,  zur 
zweiten  vor  allem  Secalc  cornutum,  Extractum  fiossypii  radicis  fluidum,  Foli« 
iivac  ursi  und  Borax.  Nachdem  man  erkannt  hat,  dass  da.s  Fehlen  der  Menstruation  nur 
ein  Symptom  anderweitiger  Veriindcrungen  der  Genttalorgane  ist,  wird  das  Grund  leiden  be- 
handelt und  die  Emmenagoga  als  solche  wenig  in  Betracht  gezogen. 
riUEDLÄMDER. 

Emmetrople.  Wir  nennen  ein  Auge  emmctropiseh,  wenn  parallel  auf  die  Uonihaut  aufTallende 
Strahlen  gerade  auf  der  Netzhaut  zu  einem  scharfen  Bild  vereinigt  werden.  Die  Netzhaut 
liegt  ini  Hauptbreiinpunkti.'  des  dioptrischen  Apparates  des  Auges.  Das  cmmotropisch  gebaute 
Auge  ist  das  optisch  vollkomnienstL>  oder  das  eigentlich  uonnalo  Auge,  da  es  nicht  nur  in 
der  Ferne  deutlich  sieht,  sondern  auch  vermöge  eines  Einstellungsapparates,  des  Accommo- 
dationsapparates,  im  Stande  ist,  sich  für  beliebige  kürzere  Strecken  vor  dem  Auge  scharf  ein- 
zustellen. Das  emmctropische  Auge  bedarf  also  in  keiner  Weise  einer  Correction.  Leider 
gilt  dieser  Satz  nur  zu  recht,  so  lange  die  Linse  ihre  jugendliche  Elasticitiit  besitzt.  Im  Alter 
wird  die  Linse  flacher  und  somit  der  Kernpunkt  des  Auges  weiter  hinau.sgeriickt.  Ein  Emmc- 
trop  wird  mit  etwa  55  .Jahren  zu  einem  Hypermetrop  von  0,'<Jö  Dioptrien,  mit  65  Jahren  von 
etwa  0,75  Dioptrien,  mit  75  Jahren  von  etwa  1,75  Dioptrien.  Es  würden  dementsprechend  zu 
genauem  Sehen  in  die  Ferne  Convexglrlser  nüthig  sein.  Noch  uachlheiliger  wirkt  bei  Emme- 
tropie  im  Alter  der  Nachlass  der  Accommodation  für  das  Sehen  in  der  Niihe.  Je  mehr  die 
Sklerose  des  Kerns  in  der  Linse  zunimmt,  um  .so  mehr  liisst  das  Accommodalionsvermogen 
nach.  Mit  45  Jahren  betrügt  die  Accommodation  durchschnittlich  nur  noch  .^,5  Dioptrien, 
d.  h.  es  kann  nur  bis  etwa  auf  28  cm  von  dem  -■Vuge  gesehen  werden.  Es  ist  dies  schon 
eine  zum  Lesen  und  zu  feinen  .\rbeitcn  unangenehm  weite  Entfernung.  Der  Emmetrop  muss 
also  von  etwa  45  Jahren  ab  für  die  Niihe  ein  Convcxglas  tragen,  das  von  Jahr  zu  Jalir  stärker 
werden  muss,  entsprechend  dem  Nachlass  der  Accommodation*. 

Emolllentia.  I'if  Mrdicninenta  «'uioi'iifiitiii  uiiifiissi-ii  dit!  2.  Clas.'ic  de»;  M  i  t.-<ch  i>r  I  ic  li  ".schfii 
Systems.  In  ihrer  Wirkung  ilt'ii  .•idstringireinicii  und  tonischen  .Mittidn  ilirect  fut- 
gi!genge.sf.'tzt,  sollen  die  l-niollieiitJ;i  den  Toiui.s  di's  lebeiideti  (iewebes  venniirderti, 
also  Krvsi'ichuiig  und  Hrselil;ilVuiig  liervorrufen.  Von  ilinen  sind,  als  besondere  liitcr- 
;d)tlit;iliiiij;  die  t>omulcentia°  abzutrennen,  wtdche  die  (Oberfläche  vor  Reizen  zu 
seh  fitzen  biibei).  i^ine  (irenze  ist  aber  schwor  zu  ziehe»,  d;i  viele  Stoffe,  besonders 
die  l>lt'0.sa  und  Aniylafea,  zu  beiden  .Mitteln  geretduiet  werden  müssen.  I'us  Gleiche 
gilt  v(»n  der  Unterscheidung,  da.ss  Kmnüentia  auf  Uussere  Haut,  l'emiiicentia  dagegen 
.'luf  Scideinihiiute  Amveudung  tinden.  I)ie  Wirkungsweise  der  Kniollientia  ist  nicht 
einheitlicii.  huchfe  Wiinni',  widche  in  iiiannigfaelier  Wei.se  zur  Anwendung  gelangt, 
bewirkt  eine  \'»'rniinilerung  der  Hitze,  dei-  S|iannung  und  des  Sehnierzes  bei  Knt- 
znndungen  i'iiinial  durch  F.rueilerntig  der  ('idlateralgefiLs.se,  dann  aber  auch  durch 
Verminderung  der  (.'oliaesitm  utid  des  Ih'ucks  auf  die  siMisibleii  Nerven.  IHi-  Olensa 
rufen  eine  Hrweiidinng  der  Haut  lii'rvor,  die  durch  ihre  .\[)jdicatieii  si'lintiegsamer 
und  nachgieliiger  vviid.  .\uf  Scideimhiluti'  wirken  sie,  wii'  aiicii  die  iibrigi'n  Kniol- 
liuiitia,  mehr  di'nndcireiHl,  durch  mechaiiischi' Einhnihing  mid  Abhaltung  \im  Ueizen. 
Ihre  ,\nvveiutiing  lintlen  die  Kiiitdlientia  bei  Kntziiinbnigsschnn'rz  und  sdinierz- 
hal'ten  (ie.schwüren  iler  Haut  nml  Srhleindiäute,  hei  Affectinnen  der  Athnnmgswege 
und  Leiden  der  lieiiitalorgane  und  Harnwege.    ALs  Ktnullientia  seien  aufgeführt: 

a)  Wiissrige:  Wasrlmngen   mit  Wasser  von  mindestens   K!",  heisse  Schwiimniü,   Dumpfe, 
Bähungen,  KalapLismen,  Inhalationen,  Irrigationen,  Klysmen. 

b)  Schleimige:  Gummi,  Traganth,  Althaca,  Feigen,  isländisches  Moos,  Sarsaparilla,  Lein- 
samen, .Mandeln,  Mohnsamen  etc. 

c)  Aniy lumhaltigc:  Stärke,  Weizenmehl,  Gerste,  Hafer,  Tapioca,  Arrow-root,  Sago. 

d)  Zuckerhaltige:  Zucker,  Honig,  Süssholz. 
v)  Fettige:    Glycerin,  Butter,    Speck,    Talg,    Spermacctum,    Lanolin,  Vasciin,    Paraflin, 

Lein-,  Mandel-,  Mnba-,  Oliven-,  Palm-,  Sesamöl,  Seifen  und  Liuimentc. 
f)  Eiweissartige:  Eiweiss,  Leim,  Uausenblase,  Milch,  Uirscbhorngallerte. 

JACOnSOK. 

f^  lulrr  A  vitip  ri  ti  i;,    ktt*in(*x  Hüll    in  OhcrhAjern,    öTO  m  hnah    inmitten    aus}(«ilpkntfr  Fic)(t«iiwml>tiniK«fl  g0* 
ftlli*ett*i  bud  ili*«  Chif>M>i:aiif^.     Oit*  srhwarli  i*r<li|f-alkA)lsob«<  Quellt*  «lli*iit    xu  Trink-    itml  BAilt<kitn*n. 

W. 


ruM'rii 


[Einpliyscni 


—     1S4     - 


Emfbj« 


Emph;tieni  tli-r  Liuigf  ist  i'iuv  iiusKcronftMitlii-ij  liUnli^<'.  cliroiiiHclu!,  miMHt  liurrii  ifl 
lange  Roilif*  von  .laliren  vorlaufi-nde  Verilndcrnng  des  Luiigeuparenchyins,  ilfin-fl  liaa 
siichliclipr  rharaktcr  auf  ciiifr  Vomiindcning  der  Klasticitfit  des  Luiigengewilafl 
V'^crklf  i  ncrung  di-r  [•' vcursions-  und  nanu-ntlicli  Kxspi  r.'i  t  ioiis-Fi^^H 
d<*r  l>un<;f  h<;rulit,  und  \vi'lcli<>  in  dfn  aii.<)<;o.si)rnc-heuen  Können  zu  allseit^^| 
•jrrnsücnnip;  dets  (Jrganes,  i.-int^ni  Volunii-n  |iulinniiiini  auctuin  (Tmube;,  fükf^^H 
Zeit  liat  Iichattf  tlarülnT  hi'standcn,  oli  bei  der  Kntstoluing  rlifSHr  Veründti^^^l 
aussen  knnimeiul»'  „inceliaiiisch*'''  Bt'dinfrunpcn  inh'r  aber  „nutritive"  Stöni^PH 
Luiigengewflif's  dif  llau[i!mll('  spielen.  Naidi  iifutigcn  Anscliaiinngen  ist  dir  r« 
nation  lieidcr  Momente  als  (irundlafje  der  Krairklieit  anzusehen:  Ausser  einer  aa 
bnrenen,  haufif:  wohl  erbliclien  Srlilafflieit  des  Liingengewebes,  welche  «ift  mit  >m 
abiiornieu,  fassfürinigen,  t|Uadratisclien  Thnraxfiirra  in  Verliindung  steht,  ist  b«  M 
Bni|ihyseniatikern  eine  Neigung  zur  Entstehung  entzündlicher  und  atroplM 
der  I'rocesse  in  dem  int<'rstitiellen  Gewebt}  der  Alveolar-Septa  und  in  der  m 
gebnng  der  Broncbiolen  in  Folge  gewisser  Reize,  namentlich  Bronchitis.  litirill 
Delmung  und  Zerrung  d<w  (ieweben,  aiizuneliineii.  Diese  Processe  führen  tu  (•♦(■I 
obliteration,  Atrophie  nnd  Harel'artion  in  den  genannten  Geweben,  und  in  F4| 
hiervon  unter  der  fortdauernden  Hiiiwirkung  der  eventuell  gesteigerten  l'UM 
\entilation  zur  Kkfasie  der  Alveolen  und  Infundibula,  bei  stark  nusgcAproclM 
Filllen  unter  Selivvuiid  vieler  Septa  nnd  ZusaniitienHiessen  eines  Theil es  der  AJiw 
7.n  grösseren  Blllscben.  heu  Anstoss  zur  interstitiellen  Erkrankung  luul  zur  .Kam 
düng  der  ausgesprochenen  Lungen-Ekfa.sie  gelien  jedoeh  in  der  Mehrzahl  der  Fl 
Umstände,  welrhe  zu  mechanischen  Störungen  in  den  feinen  LtuigeMHH 
führen,  und  zwar,  indem  sie  die  Athinung  erschweren  oder  verstä(l^^| 
datnit  den  die  Ventilation  in  den  Alveolen  lievvirkenden  Druck  nuf  verafl^l 
Weise  erhöhen,  l'ies  kann  theils  durch  Lebenswei.se  und  Hesi'hiiftigung,  thetUH 
krankhafte  Vorgänge  in  den  Lungen  hediugt  sein.  In  ersterer  HezieJmng  g>(R| 
viele  (iewerlie  und  Berulsarten.  vvelrhi'  durch  dauernde  Vertiefung  der  In-ipil 
tion  und  relieranstrengung  der  Atlii'iuniuskeln  Kin|»hysem  erzeugen  können:  Sf^ihM 
Sidnniede,  Maschinenbauer  etc.:  audi  I'redigcr,  Säivger  u.  ähnl.  I)eni  stt^h«  I 
scbriftigtingen  gegenüber,  bei  denen  erschwerte  und  ilaher  forcirte  Kxspiralll 
dii'  Hauptrolle  s|tielt:  Lasttrilger,  TroTiipefer,  (ilasbläsiT  u.  fihnl.  Von  kranllul 
VerändiTungen  sind  besonders  solelie  an/.usehnhiigen,  welche  ih'o  Bronrhial.Hcbm 
haut  zur  fscliwellung  bringen  oder  starken  fltisten  erzeugen,  al.so  forcirte  In-  un^l 
spiration  machen;  das  sind  namentlich  wiederholte  Broinhiliden,  welche  di*  4 
figkeit  <les  Emphysem  bei  ÜSckerii  und  anderen  dem  Staub  besonders  ausgiwvui 
Gewerben  erklären.  Zu  denselben  Folgen  können  in  mehr  ;icuter  unfl  häufig  «■ 
vorid »ergehender  Weise  Keuchhusten,  wiederholte  .\nfillle  von  Hrmichialasthiua  D.  ilil 
führen.  |)ie  in  hölierein  Aller  eintrelenden  :itro|diischen  Zustiindi.'  des  LtnM 
gewelies  können  auch  ohne  Mitwirkung  besonderer  entzütidiicher  Vorj^finge  ibilGi 
Erscliliiffung  des  Lungr^nparencliynis  erzeugen;  Seniles  Eni|diyseni.  Hierbei  i.Nt  iiil 
Kegel,  schon  wegen  iler  .senilen  Starrheit  des  Tdora.v,  die  Ektasie  der  Alveoli'iiJ 
ringer,  die  Vergrösseiung  der  Lungi'  kaini  überdanjit  fehh'U.  i\ehnlicli<>  Ernühnirf 
Störungen  der  Liuige  köinien  ;iuch  iiv  jüngi>ren  .lahren  bei  scIHerht  cntwii-kiU 
starren,  eventuell  auch  ;isyninietrisclien  'l'horaxfonui'U,  wie  .sie  namentlich  die  h'll 
von  Rachitis  sind,  sich  bilden.  Solche  Lnngenformen  zeigen,  audi  ohne  VolJ 
auctuni,  dieselbe  tnangelhafte  Athinungsfäliigkeit,  namentlich  in  Bezug  nuf  das  1 
spiriuni,  wie  die  wahren  Ein|diysenilungen.  Hiervon  .sind  die  Fornu'n  von  rjrJ 
scriptem,  „vicariirenilem"  Emphysem  7.n  tri'unen,  wie  es  sich  in  jler  Umgebune  I 
grö.sseren  Infiltraten  der  Lutige,  tutierctdösen  Herden,  Atelektase  etc.  in  Folp-  J 
verstärkten  Ventilation  der  lietrefTenden  hiingeii|(artien  bildet.  Auch  »las  n''***l 
tielle",  sulipleurale  Lungenemphyseni  ist  zu  untei-scheiden,  weh-hes  nicht  selb«! 
Folge  l'ebertrittes  von  Luft  durch  die  rareticirten  Alveidenwände  in  das  unige)>4 
Bindegewebe  entsteht  und  weiter  zu  Hautenipliyseni  führen  kann.  ho<-h  sind  >ll 
ZustäiKh"  einer  specielten  ThiT;ipie  in  der  Regel  nicht  zugänglich.  I 

Mie  Folge  des  atlgeitunnen  Enrphysenis  ist  zunächst  eine  zunehnieudc  Bebill 
rnng  der  mechanischen  und  der  chemischen  Athinung.  Uem  entsira 
klinisch  eine  zmiehmende  Dyspnoe,  die  theils  eine  dauernde,  nach  Anstreiu|i)fl 
sich  verstärkende  ist,  theils  in  (|urdi-tnlen  Paro.xysmen  auftritt.  Nicht  selten  pW 
sich     :itif    die     licschwerden     des    EiMjihysems,      bei     Hinztitritt     rlcr     ({ronchiofll 


Empliysciii 


—    i5r,    — 


Eiiiphy.som] 


•■uich  <l:is  f{il(l  \virkli<'lnT  Anfälli-  vom  BrniK'liJalastliiiia  .'Hif.  In  /.weiter  Liitic  reigrn 
sich  <1if  l''olg»'ii  dt*  Kiiipliyscnis  im  (Jiiculatidnssysteni.  Theiis  in  Kolpn  des  L'hUt- 
gaiiges  VOM  Gefässcn  ini  Lunpciigowclie.  noch  mflir  aber  durch  die  niiuigelhafti' 
UnlerstützuMg,  weicht-  die  Kntleening  der  grossen  Venenstäinine  in  den  herabgesetzten 
Athembewegungen  liridet,  tritt  Neigimg  zu  reiierfiillung  des  Venensysteiiis  im 
grossen  Kreislauf  ein.  ?>«i  lange  die  nie  fehlende  hilatationshypprtropliie  de«  recliten 
\  entrikels  die  StTinuig  e(tm|iensirt,  sind  ihre  Symptome  wenig  merklirli:  bei  dem  im 
spftteren  Kraiikheit.sstadiuiii  sicli  einsteilenden  Nachla.ssen  der  Herzmuskelkraft  treten 
Nie  in  Form  von  I.,elier-  und  Niereiistauung.  Haeinorrhnidalerscheinungon  aller  Art, 
Oedeiu,  Ascites  etc.  in  den  Vordergrund. 

l>Rr  Entwicklung  des  Emphysems  entsprechend  kajui  die  Therapie  ihm  gegen- 
über zunächst  hHuHg  in  prophy laktisclier  Form  wirken.  Wo  eine  Disposition 
tum  Kmpliysem  vorhanden  zu  sein  scheint  (was  an  einer  beginnenden  Fassfonn  des 
Thorax  oder  einem  vorzeitigen  Starnverden  desselben  oft  schon  frfdi  zu  bemerken 
ist),  oder  wo  Keuchhusten  nrul  äliu liebe  llustenerkrankungen  in  der  Kindheit  die 
Anfänge  des  Leidens  hinterlassen  haben,  sind  das  ganze  .lugendalter  hindurch  alle 
Schädlichkeiten  und  Kinfliisse,  welche  zu  forcirten  Athenil>ewegimgen  zwingen,  nifig- 
licbst  zu  vermeiden.  l>ies  ist  für  die  männliche  .lugend  besonders  auch  bei  der 
Wahl  des  Herufes  zu  berücksichtigen,  sod,i.ss  hier  Beschäftigungen,  wie  die  oben 
genannten,  welche  tlieils  einseitig  angestrengte  Lungenarbeit,  theils  Aufenthalt  in 
staubiger  Atmospli.'U'n'  verlangen,  sich  verbieten.  Vor  .\lleni  ist  die  Neigung  zu 
den  bei  Kniphyseni;udage  so  schädlichen  Lungenkatarrhen  zu  bekitiiififen.  Wo  der 
Thorax  schwächlich  oder  .sonst  abnorm  gebaut  i.st,  namentlich  wo  rachitische  Ver- 
änderungen bestehen,  welche  zu  frühzeitigem  Starrwerden  oder  zu  Detormiamg  des- 
selben dis[ionireii,  müssen  methodisch  gesteigert«"  Athembewegungen  zur  mjrnialeii 
Kntwickinng  viui  Lunge  und  Thorax  nachhelfen.  Hierfür  werden  in  vielerr  l'\-illei) 
die  allfjeinein  eingeführten  Turni)evvegungeu  oder  rationelle  S[)ortübungen,  Kn<iern, 
Schw  inniieu.  Radfahren  etc.  genügen:  in  imderen  ist  hierzu  eint»  metliodische 
(jyuinustik  res]>.  oitbuiiaedi.sche  Heh.andlung  iiclthig,  welche  durch  gesteigerte  IJrust- 
bewegiiiigeti  tlie  Klasticität  von  Thor.a.v  und  Lunge  zu  fördern  hat.  Natürlich  niu.ss 
difs  Alles  «tline  einseitige  Ueberaiistrengung  gi-scbehen;  und  wenn  auch  hier  das 
Haiiiitgewicbt  meist  auf  eine  Uetiiätitrung  der  Kxspirationsbewegungen,  welche  scbou 
im  ersten  lieginii  des  Emphysems  vermindert  sind,  zu  legen  ist,  so  scheint  doch  bei 
vielen  Formen  von  schwächlichem  Thorax  auch  eine  niethodi.sche  l'ebung  der  inspi- 
ratorischen Ausdehnung  desselben  nuerlässlich.  Die  für  rlen  speciellen  F'all  |ia.s,sende 
Auswahl  der  Hebungen  und  ihr  richtiger  tirad  i.st  bei  der  heutigen  Verfeinerung  der 
gymnastischen   Methoden  und  ihrer  nni.scliinel!en  Technik   leicht  durchzuführen. 

Ist  das  Lun;;eiu'm]diyseni  ausgesprochen,  so  mii.ss  seine  Behandlung  in  der 
llan()tsache  sy  iu(it  «unal  isch  sein.  l>ementspre<'hend  li.at  dieselbe  sich  in  erster 
Liuir  gegen  dii-  das  ganze  Leiden  be^leiten<b'  Hauptbescbwcrde,  dii>  Dyspnoe,  zu 
wenden,  (iegen  diese  sind  iiacli  allseitijrer  ICrfabruug,  wt-lcbe  mit  dem  Wesen  der 
Krauklieit  im  Kinklaug  steht,  keine  anderen  liebaudhnigsmitboden  nacblialtig  wirksam, 
••ils  diejenigen,  welche  direct  die  Athunnig,  n."uu<'ntlich  die  1-Aspiration,  zu  erleichli'rn 
und  zu  \ertii-fen  suchen.  Zu  diesem  Zweck  sind,  da  die  eben  genannte  Luiigen- 
gyunuistik  bi-i  älteren  Ivtuphy.sematikem  fast  ausnahmslos  nicht  melir  .lasreicht,  resp. 
tiiclil  mehr  anw>'ndbar  ist,  verschiedene  Mittel  .■tngegeben.  So  ist  die  künstlicbi' 
Verstärkung  der  K.\spiralion  durch  Händedruck  empfohlen  ((ierhardt):  eine  Me- 
lliode,  welche,  wenn  sie  i'nergisch  durchgeführt  wird,  die  Dyspnoe  wesentlich  bes.sern, 
.illerdings  dabei  auch  leichte  Luiigerib!nttmfr<'n,  Schwindel  Lmd  .Miiskelzuckimgen  her- 
beiführen kann.  Ileu.selben  Zweck  erreir'ht  mau  noch  gleichmässiger  durch  gewisse, 
liierfiir  aiigegeberu'  .Vpparate,  wie  einen  ,..\thuuuigssiuhl"  diossbach),  bei  welchem 
mittelst  angebrachter  (iurte  die  .\rmbewegttng''ii  ihs  Kranken  ilie  cxspiratoriscbe 
Compression  des  Thorax  veranla.ssen:  ferner  durch  elastisclu"  ('orsets  (Schreiber 
u.  A.)  oder  einen  während  der  ICxspiration  sich  mit  coiupriinirter  1-nft  fülbuiden 
,..\tbitiuug.sgürtel"  (Steinhoff).  Am  etnfaciisten  und  naclihaltigsteu  wirkt  aber 
in  dieser  lüclituiig  die  im  engeren  Sinn  pneumatische  Beliand jttng,  bei  welcher 
die  für  die  .\thnning  in  l''ra.ge  konnnende  .AussenUift  in  geeigneter  Weise  verilndert 
wiitl.  Dies  kann  theils  durch  die  trans]torlablen  pneumatischen  Apparate,  theils 
durch  pneumatische  l'abiuette  erreiciit  werden.  Für  das  Kmphy.sem  sind  erster«' 
d.is     weitaus     wichtigere     llilfsuiitti'l,     da     sie     in     besomlei-s     leicliter     Weise     die 


[Emphysem 


tR6     — 


Kmphjwl 


Kxsiiinitioii  in  vrrdiiiiiitr  l>iift  jjoslatti'n.  )>ii'  IjrkiiDiiU'stc  Form  .solrber  Ap|nrt 
ist  die  g:isoiiifterfönnigo,  wii- sie  zuerst  Huiikr  angnb  uiid  daiin  besonders  Walil« 
bürg  ausbildete;  viele  .ModificatiDiien  dieser  Form,  sowie  auch  älinlirh  wirk«* 
Instrumente  von  aiideretii  l'nju-i|(  (Sc-liiipfrad-Yeiitilator  von  Cieigel  und  Mayr»* 
Sinti  constniirl.  hie  Wirkun;:  dieser  pneiiinatisclien  Apparate,  ilen^ii  Atiweiidun;  > 
neuester  Zeit  mit  l  nreclit  in  (Jen  Hinterprinid  ;j;etreten  ist,  pflegt  lu-i  niclit  zu  >« 
geschrittenem  Kin])bvseni  eine  scluK-lie  zu  sein.  Kine  kleine  Anzalil  yop-ichbr 
Sitzungen  mit  Exs|)irnti<m  in  verdünnte  l^iuFt,  wobei  tiiireh  directe  Aussauifunj  il' 
Lunge  Vertiefung  der  Alliiiiung  stattfindet,  hat  oft  schon  merkliche  .Steigenm»  ^ 
Atlnnungsfähigkeit  inul  Al)ri:ilinie  der  Dyspnoe  zur  Folge.  Aber  aucli  du-  In<|w-. 
tion  comprimirter  Luft  ist  durchaas  geeignet,  dein  Kinpliysem  entge^iiziiwirl«. 
und  man  thut  gut,  sie  entweder  von  Anfang  an  oder  nach  gewisser  Zelt  rail  *> 
Anwendung  verdünnter  Luft  zu  coniliiniren.  Sie  kaiui  mit  demselben  transporohl« 
Apparat  oder  in  einer  pnenuiatisrhen  (ilorke  ansgefülirl  werden.  In  beiden  Folln 
.scheinen  bei  ihrer  günstigen  Einwirkung  auf  das  Knipliysein  theils  die  VerbiffK 
der  Lungenexcursionen,  fheils  der  gesteigerte  Sanerstoffgehalt  der  eompriniirten  Li' 
als  Hauptmomente  mitzuspielen.  F,ine  nai'b  solchen  Principien  mit  allm;'ila» 
Steigerung  lier  Sitzungsdauer  und  des  (irades  von  Lultverdiinnung  resj».  -verdichte 
durch  etwa  2 — ^3  Monate  fortgeführte  )Mrennuifische  Kur  hat  oft  vorläufig;  geiiteft* 
Besserung  zur  Folge.  In  einzelnen  Fällen  ist  diese  Ht-ssening  auch  ubjeetiv  :ui  f 
Lunge  durch  Nachweis  einer  Verkleinerung  ihres  Volumens,  am  Höherriickcn  »' 
«nten-n  Lungengrenze  erkenntlich,  und  einer  Zunahme  der  vitalen  l..nngeiu'ap'>'iä 
zu  bestätigen.  Die  Nachwirkung  der  Ijehaiidlung  pflegt  in  günstigen  Fällen  miir 
stens  einige  Monate  anztdialten,  sodass  anfangs  viertel-  bi.s  halbjährig«,  äiöt* 
noch  längere  Pausen  die  Kurperioden  unterbreche«  können. 

Durch  Klimawechsel  kann  in  ähnlicher  VVei.se  gegen  die  Dyspaue  der  Km|iii' 
scmatiker  gewirkt  und  eventuell  der  durch  künstliche  pneumatische  Kur  erzielti' Ef 
folg  verlängert  werden.  Den  meisten  Kranken  zeigt  sich  Hergluft,  namentlich  »«' 
die.selbe  mit  sauerstoffreicher  Wald luft  combinirt  ist,  be.sonders  zuträglich.  Dies  «rt 
mit  der  Natur  des  Leitlens  im  Einklang,  da  bei  dem  Aiireiithalt  unter  erniedriivt 
Harometerdruck  eine  .„Verengung  der  Lungeiisleilung"  ((i.  v.  Liebig)  und  eiiii- Ei 
leichterung  di-r  Exspiration  anzunelimen  ist.  Aehnliche  Krleichterung  niü.sstc  iH 
Theorie  nach  dem  Emidiysematiker  auch  durch  künstliche  Ziiführinig  von  Sauent»! 
gewährt  werden.  Doch  sjnicht  die  prnkti.sche  I-Xahnuig  nicht  dafür,  d.'iss  di«  SiiW 
Stoff-Zuführung  in  Form  von  .\(|tia  o\ygenata  oder  Kalium  chlnricum  imierlieh  m 
zweifelhafte  Erfolge  gezeigt  hat. 

Neben   der  pneumatischen  Behandlung    der  Athembeschwerden  sind   ab«r  M«iii- 
namente  gegen  dieselben,  seien  sie  dauiTnd  oder  paroxysmenartig,   nie  zn  entbvlir'v 
Im  Allgemeinen  fällt  hier  die  Hebandtung    mit    derjenigen    des    .Nsthma*    überti.n'r 
und  s|ieciell  des  .Asthma  bronchiale.''  zu.sammen.    ['ie  .Melnv.abl  der  dabei  in  Bi-trif' 
kommenden    Mittel    gehurt    theils    den    N.-irctitica    und    v<T\vaiidti>n    Gruppen,    ili'i  • 
den  Kxcitantien  an.     .Ie  mehr  liei  den  Kranken  senile  Veränderungen  und  Sclnvfi'ä' 
'zustände  vorwiegen,    um    so    vorsichtiger    sind    i-rstere    und    nm    so    energischer  •!' 
letzteren    anzuwenden;    .-vus    tier   Hcihe    der    narkotischen  und  krain|>fstilleiideii  ^i- 
«tanzen:    Morphium,  Oiiium,    besonders  als   Tincttira  crocata.  Hellad(inn:i,     Extr.i'i 
r:ujnabis,    Stranioniuni    (als  'l'inctur,    Extract    oder  in  Form  von  rigarrotten),    .V|*' 
Amygdalannn,  Chlond,    Einathniungen  von   Clilondorin,   .Indaethvl  (See),  Atnylin!' 
etc.,   :ui8  der  Reihe  der  excitin-nden   Mittel:  Kani[)her,  Benzoe.säure,   Mo.sr>hu.s,  .\>"l' 
und  Terpentinöl  (innerlich  und  als  Inliala(ion),  AninKniiak  (innerlich,   inh:\lirt  umi 
der  venilteten   französischen  Form  von  Eiiijdnselung  des  (>:uimeiisegols),   sowie  :inil'' 
Ammoniak:ilien    (Li(|Uor  Amnionii    ;inisatus  etc.).      .\ls  l'rophylacticum    für    drohen')' 
jV.stbma-Anfälli'    sind    gewi.'-se   .Miscliungen   der  genannren    Mitlei,   ■/..    \\.     von    Liii"«' 
Ammonii  anisalus,  Tinctura  f>pii  crocata    und  Tinctura  Stramonii.      Ausst>rdeiu   wi»^ 
in    neuerer    Zeit,    wie  liei  Asthma,    so  auch    hier,    iler    längere    ( Gebrauch    von  Jix'- 
kaliuni  mit  oft  gros.sem  Erfolg  :ingewendüt;    ob    die  Wirkung  der  Hauptsache  rufk. 
wie  beh.iuptet  wird,  auf  günstige  Beeinflussnng  des  llronchtid- Katarrhs   ziirückzufüJirni 
oder   in  gewissem  (irad    specifi.sch  i.st,    erscheint  noch  zweifelhaft.      Sinapismon   UihI 
wizende  Einreibungen  iles  Thorax    mü.ssen  be.sonders    bei   besti-liendein   Bru-stsclim«« 
die  Wirkung  der  inneren  Mittel  unterstützen.     Ausserdem    ist  auf   genügemle  l»:irui 


|Kiii|)li>.s(>in 


—     157     — 


Kiii|ili}-s(>in] 


fiitli't'iiiiifr  streng  zu  aclitvn,  (Im  H.-is-  und  Kotliaiihiliit'uiig  in  di'ii  l>:iriiii'n  ilii-  i-nipliy- 
si'rn;iHsolu'  Atlu-mnoth  stark  zu  stoigorn  [iflnjrt. 

Viclfiifh  ist  die  Bronrhitis  zu  bch.-indeln,  welcln-  in  den  fnllicrpu  Stadion  hiiuli^ 
recidivirc'n<t,  im  sfifitcnMi  Verlauf  meist  beinahe  constant  das  Kmpliysein  bef^ieitet. 
Da  das  Hronobiaisecret  hier  gewrdinlieh  zfdier  Natur  ist,  sii  passen  am  häufigsten 
verflüssigi-iide  Kxpei'toran tien,  wie  Ipeeacuaiiha,  Salmiak  oder  Apomorphin,  unter- 
stützt durch  Inlialatimien  mit  Kochsalz,  kohlensaurem  Natrium  i)der  anderen  Alkali- 
salzi'u-,  aufh  l'ilnkarpiii  (_jeden  2.  Tag  (1,01  siibcutani,  welches  starke  Transsudatitm 
in  die  Bronchien  hervorruft,  wirkt  hüufig  sehr  gut.  Daneben  sind  bei  der  Exspira- 
tions-Sc!nv}iclie  uft  Husten,  anregende  Kxpwtoranticn  iSenega,  Aeidun»  benzoicum,  I..i- 
<(U<ir  Amnionii  anisatus)  brauchbar;  früher  genoss  Herba  Polygalae  besonderen  Ruf. 
In  einer  Heilie  von  Küllen  ist  das  Secret  der  Bronchien  dagegen  dünnflüssig,  so- 
da.ss  bisweilen  sogar  Bronchorrlioe  stattfindet.  Hier  sind  die  secretinnsboschrän- 
kenden  Mittel  am  Platz,  namentlich  Ualsamica  lifalsaniumCopaivae,  Terpentinöl.  Terjdn- 
hydrat)  und  -Xdstringentien  (IMiimbiun  aceticum.  Inhalationen  mit  Tannin,  Alaun,  Zincum 
sulfnricum).  Zeigen  die  Sputa  putride  Kigcn.schaft.  wie  dies  nicht  selten  Folge  von 
BrfHii-hiektasien  i.st,  so  sind  Inhalationen  von  Terpentinrd.  Karbolsilure,  Oleum  cadiiiiim 
und  anderen  Theerprae])araten  von  guter  Wirkung.  Das  oben  erwähnte  .lodkaliuiii 
zeigt  bei  consei|uentem  Gebrauch  oft  energische  B<'si-hränkung  der  verschiedenen 
broiK-hitischen  Be.sehwerdeu.  Weiterhin  sind  Brunnenkuren  hier  fast  niemals 
zu  entbehren,  für  welche  besonders  alkalisch-muriati.sche  <,tuellen  (Ems  u.  älinl.)  und 
Scinvefeivväswr  (Neimdorf,  Weilbach  etc.).  letztere  namentlich  auch  in  Eorm  von  Iii- 
halatiunen.  in  lluf  stehen.  Endlich  ist  für  die  bronchitisclien  Sym]>tome  gerade 
von  einem  Klimawechsel  oft  die  nachhaltigste  Besserung  zu  erwarten,  und  zwar 
können  in  dieser  Beziehimg  sehr  versi'hiedene  I^uftarten.  vorausgesetzt,  dass  .sie 
staubfrei  sind,  von  Vortheil  sein.  So  ist  es  wohi  auch  zu  erkiiiren,  da.ss  viele 
Emidiysemafiker  nicht  mir  in  di-n  genannten  Höhenorten,  sondern  auch  in  .sehr  tief 
gelegenen  Gegenden,  sowfdd  feuchten  (Seekü.ste),  wie  besonders  trockenen  (Hgyptcn), 
sich  wohl  liihk'ii  können  Von  einer  .Mdiärtung  gegen  Temperatiii-  mid  Wetten'inflfisse 
darf  bi'i  ausges[irorhefiem  Emphysem,  namentlich  iilterer  Individuen,  iiielit  mehr  die 
Rede  sein.  Vielmehr  sind  hier  alle  Gelegenheitsursachen  zu  Katarrhen  und  Schädlich- 
keiten, welche  dieRespiralionsorgane  reizen  können,  sorglich  fern  zu  halten  (Wollkleitlung, 
Vermeidung  von  Wind  und  Stanb.  Tr.-vgen  eines  Respirators  beim  .Vusgohen  u.  ähnl.j. 
Es  ist  Erfahiungssatz,  da.ss  in  kalten  Klimaten  der  Emphysematiker  zitr  rauhen 
.I.direszcit  in  d<'r  Kegel  sich  ara  wohl.sten  liei  (huierndein.  möglichst  ruhigem  Aut- 
eiitlialt  in  ;:leichniässiger  Slubenwäriue  fühlt.  Das  liberschlagen  des  Winters  in 
südticiiciii  Klima  ist  oft  die  werthvollste  therapeutische  .Maassregel. 

Es  sind  noch  Mittel  zu  erwähnen,  denen  eine  .s|)ecifisrhe  Hiiiwirkiiiig  auf  das 
Em(ihysem  zugeschrieben  worden  ist,  ohne  da.ss  die  Erfahrung  dii's  bestätigen  konnte. 
So  wurden  die  Brechmittel  empfohlen,  um  eine  methodi.sche  .Vuspressung  der 
überfüllten  Limgenalveolen  zu  erreiclien.  Eerner  wurde  deni  Strychnin.  resp.  der 
Niix  vtmiica,  in  innerlicher  wie  subciU;uier  Anwendung,  die  Fähigkeit  zugeschrieben, 
die  Cimtr.tctilität  der  .Mveideiiwände  und  der  kleinsten  Bronchien  in  dem  i'nipliyse- 
niati.scheii  l.iiiigeiigewebe  nnzuregen;  auc!i  hier  ist  der  pr.tktische  Erfolg  des  Mittels 
zweifelhaft  geblieben.  |)asselbe  gilt  von  dem  innerlichen  (.Gebrauch  des  Seeab'  cor- 
ttiiliiiii,  der  Ariiica  etc.,  der  methodischen  .\invenduii.i;  \oii  Hau trei/.en  auf  den 
Bnislkorli  in  l''orm  von  D(nii'hen  und  reizeiulen  Einreibungen  f.Ammoiiiaklinimcnti'n, 
('rot<Miöl,  Brechvveiiisteiiisallie),  .sowie  \on  dcr.Vpplication  der  EIek  t  lic  i  tä  t  auf  den 
Thorax.  Endlich  ist  die  Besserung  i'inphysematisclu'r  Erschi-inungen  unter  Gebraucli 
von  Arsen,  zum  Tlteil  in  Verbindung  mit  .\ntiinon,  liehauptet  worden:  ein  speci- 
ti.scher  Einfluss  des  .Mittels  ist  unwahrscheinlich,  während  seine  roborirendo  Eigen- 
schaft wohl  zur  GeltutiK  komnieii   k.iim. 

Sind  im  weiteren  Verlauf  des  Emphysems  Zeicheu  von  naclilassender  Herzaclimi 
nnt  Stauungserscheinimgeu  im  Venensystem,  namentlich  im  Gebii't  der  unteren  Hohl- 
voiio,  vorhanden,  so  ist  Kräftigung  des  Herzens  durcli  Digitalis  oder  seine  SiUTO- 
gate,  Strriphatithus,  KotfeVn  etc.,  und  Excitaiitien,  wie  aetlierische  Ttiictureu  und  starken 
Wein,  indirirt.  Gleichzeitig  sind  zur  Entlastung  des  abdominellen  Venensystems  je 
nach  dem  Kräftezustand  stärker  oder  milder  wirkende  Laxantien  (Senna,  Aloe, 
Gummi  (hitti,  Hheuiii.  salinischej .Abführmittel  etc.)  anzuwenden-,  häufig  sind  ab- 
leitende   Bnniuenkiiren    mit    eijiem    alkalisch-salinischcii    Brunnen   (Marienbad, 


[Kinpliyscin 


—       löK      — 


Tnrasj)  u.  Sliiil.i,    pincr  Koflisalz<|Uflk'  (Hoinlnirg.  Naulii'iui  iiU*.)     oder  fiuein 
Wiisspr  vorthcilliaft.    Stellt  die  Nierenstnuimp  mit  HyflrO|is  im    Vordorgruod,  «o  i 
.'tuf  eine  rationelle  S^teiperung  der  IMurese,    wozu    ausser  .scliwaehe'U    |)igitilis' 
lue  diuretischen  Salze,    die  Scilla    und    nach    ut^uen    Krfahruiigen   bfsonders  gal| 
Kaloinel  (zu  0,2  3— 4inal  til^lieli)  zu  verwenden  sijKl,  Wertli  gelegt  werden. 
inethotlische  Diaphorese  meist  nur  vorsichtig  augewentlet  werden    kann. 

Je   mehr   in   den  späteren  Krankheitsstadieii   die  Zeichen  der   Herz.-- 
allgemeiner  seniler  Atrophie  hervorfrt'ten,   um  so  mehr  miiss  die  Allgenn-  ■  i< 

roborirend    sein:    duri-b    touisireiidi'   Hiaet.    der    unter  Umstanden    ciw   Sliirliit 
eventuell  mit  ("ognac  oder  Kum    (.'iitspricht.    Alknholir'a,    Leherthnin,    Kisea. 
Hier  kann  auch  das  oben  erv^fihute  Arsrnik  als  lioborans    nützen.      Bei    einer  aii»l 
ganz  seltenen  Complieation  der  Krankheit  mit  [-"ettlcibigkeit*  kann    eine    vor»irh>?| 
Kntfettnngskur  Vortheile  bringen. 

I)ass  ein  :ai.sgcs]>r()cbi'nes  Limgfni'niphysi'in  im  strengen  Sinn  vollkominrn  hnkl 
kann,  ist  aus  anatnniisclnni  (irtmdi>  nicht  anzunehmen.  .\b<T  betont  iltui  wcHl 
dass  bei  Erfnilung  aller,  nanu'ntlieb  mich  kliiuatisclu'ti,  Indicationon  die  KrajikWll 
bis  in  hohes  .Mti-r  hinein  mit  nur  iitilssigen  Symittonii'u  verlaufen    knnn. 

Emplastra)  Pflaster,  sind  für  ausserlicbe  arziieiltclie  Artweii')iiug  bestimmte,  in  ■^- 
brücbige,  beim  Erwäruicn  zähe,  klebende,  leicht  scbmel/,iMnle  M.is.scii,  deren  Grnn':i 
pflaster  oder  Harze,  Wachs  mit  Zusatz  von  Terpeiiliii  oder  Od  bilden.  Iläußg  gebeu 
harze,  Balsame,  Kampher,  aetherische  Oele,  Seife  etc.  in  die  Ptlastenna-sse  ein.  Von  Titifi 
und  anderen  Spirituosen  und  wässerigen  Flüssigkeiten  werden  nur  sehr  geringe  Men;^ 
Beeinträchtigung  der  Consistenz  aufgenommen:  wässerige  Extractc  lassen  sich  gut  yi 
wenn  sie  zuvor  mit  dem  halben  bis  drittel  Gewicht  Terpentin  verrieben  wurden,  Gummi 
und  schwer  schmelzende  Harze  müssen  zerkleinert  und  mit  Terpentin  digerirt  werdeD.  Kl* 
schnk  und  Guttapercha  werden  mit  einem  Theil  (ier  Fflastermasse  längere  Zeit  auf  100— Ü' 
erhitzt,  oder  in  Benzinlösurig  zugegeben :  Pulver,  vegetabilische  wie  mineralische,  kiinnen  in  gr»*, 
Menge  (20 — 30  pCt.)  zugesetzt  werden,  doch  ist  Sorge  zu  tragen,  dass  sie  vollständig  trocken  fflt. 
Die  Bereitung  des  Pflasters  erfolgt  in  der  Weise,  dass  zunächst  die  schwerer,  dann  die  kitiB 
schmelzbaren  Bestandtlieile  geschmolzen,  und  die  übrigen  Zusätze  der  halb  erkalteten  rrat. 
colirten  Hasse  zugefügt  werden.  Sollen  fertige  Pflaster  mit  einander  oder  mit  medicnnitutlM 
Stoffen  gemischt  werden,  so  ist  in  den  meisten  Fällen  ein  Schmelzen  nicht  erforderlich,  ■■ 
erweicht  sie.  sofern  sie  nicht  schon  genügend  plastisch  sind,  iu  warmem  Wasser  und  nurti 
durch  Mahixiren;  nicht  anwendbar  ist  diese  Methode  jedoch,  wenn  das  Pllastcr  in  Wisk 
lösliche  Stoffe  enthält.  Das  fertige  Pflaster  wird  zu  .Stangen  ausgerollt  oder  gepressl,  in  Tita 
oder  Krukeu  gegossen  oder  gestrichen  dispensirt. 

Unter  Pflastern  im  chemischen  Sinne  versteht  man  die  Schwc-rmi-tall-,  in  erster  l-a> 
die  Bleisalze  der  in  den  Fetten"  vorkommenden  Säuren.  Werden  die  Fcttu  mit  Bleioivil  ii>* 
WaÄser  gekocht,  so  tritt  Verscifuug  ein  nach  folgender  CFleicbung: 

CHs(C,,H,50i) 

2CH(C„H,50,) 
I 

CHj(C„H,sOi) 
Trislcarin 


+      3PbO      +      3IInO     =     3[Pb(C,sH„0j)sJ      + 


steariusaures  Blei 


CH;,  •  OH 

CHOU 

CH,  ■  OH 
tJlycerin 


BIcioxjd         Wasser 

Der  wichtigste  Kepracsentant  dieser  Pllaster  ist  das 

Emplastrum  Lithargyri.  Bicipflaster,  Emplastnini  Plumbi  seu  di«cb]rlN 
simplei: 

.Adeps  suillus,  Oleum  Olivaruin  commune,  Ijithargjrum  du.     Ph.   G.   Ilt. 

Das  Blcioiyd  wird  sorgfältig  verrieben  mit  dem  Fettgeiniscli  unter  stetem  Zusatz  \on  WasBt 
gekocht,  bis  n.'ich  2 — 3  Stunden  eine  gieiehmässige  Masse  von  T'llastereonsistenz  .  .  .< 

diese  wird  darauf  zur  Eutfcrriung  des  gebildeten  Hlycerins  in   warmem  Wasser  r-  isi 

sehlie^sbcb  durch  Erhitzen  im  Dampfl)ade  von  Wasser  befreit.  Das  Bleipflaster  der  I'h.  U.  at  « 
tjcmcnge  von  überwiegend  oleui-,  mit  pahnilin-  und  slearinsauren  Bleisalzen,  und  zw»r  b« 
sehen  Verbindungen,  da  Pb.  (i.  einen  Uebersrhuss  von  Bleioxyd  vorschreibt.  Es  bildet  t:v 
ziemlich  spröde,  .amorphe,  gelblich-wcissc,  in  .-\lkoliol  und  Actlier  nur  zum  Tbeil,  in  Wtö*" 
nicht  lösliche  Ma.ssc.  Für  sich  kaum  angewandt,  dient  es  als  Grundlage  für  zahlreiche  PDasI«' 
und  einzelne  Salben.  Schon  im  .Mlerthura  wurde  es  unter  Beinilzung  verschiedener  l'flani» 
safte  bereitet,  daher  der  Name  Diaclivlon  von  otä  yi)}.üni,  d.  i.  mit  S:ift  bereitet. 

Emplastrum  Litbargyri  compositum,  Plumbi  seu  diacbylou  compositui 
guramosum,  (tummi-,  gelbes  Zugpflaster: 
Emplastrum  Lithargvri  24,    Gera  flava  3,    Ammoniacum,    Galbunum,   Terebinltet J 
«  2.     Ph.  (5.  III. 


[Empiaslra  —     15»    -  Empyema  pleurae| 

Emplastruin  Lithargyri  mollc,  Matris  albuni,  weisses  Mutturpflastcr: 
Emplastrum  Lithargyri  S.  Adeps  suillus  2,  Scbum.  Gera  flava  '^  1.    ?h.  G.  I. 
UuguüDtum    diacbyloii.     diachylon    Hebrac,    Diachylou-,    Ilebra'scliu 
Bleisalbe: 

Emplastrum  Lithargyri,  Oleum  Olivarum  ü.     Ph.  (i.  lU. 
Uiiguentum  diachylon  cum  Lanolino: 

Emplastrum  Lithargyri  35,  Oleum  Olivarum,  Lanolinum  ä*  10.    Liebreich. 
Emplastrum  ad  fonticulos,  Fontanellpflaster: 
Emplastrum  Lithargyri  36,  Rcsina  Pini  8,  Sebum  1. 
Emplastrum  adhaesivum,  Heftpflaster: 

Emplastrum  Lithargyri  100,    Ccra  flava  10,   Rcsiua  Daiiimar,  Colophonium  ü  10, 
Terebinthina  1.    Ph.  G.  III. 
Emplastrum    adhaesivum    uigrum    seu    edinburgensc,    schwarzes    Heft- 
pflaster: 
Acidum  oleinicum  crudum  18,  T^ithargyrum  10,  Pix  nigra  3.  Sebum  1.     Ph.  (1.  1. 
LithargjTum   und  Acidum  oleinicum  werden   im  Wasserbade   bis    zur  vollendeten 
Pflastcrbildung  digerirt,  dann  die  übrigen  Bestandtheile  hinzugefügt. 
Emplastrum  stomachicum  Klepperbein,   KIcpperbein'sches  magcu-  und 
nervenstärkendes  Pflaster: 
Emplastrum  Lithargyri  450,  Gera  flava  80,  Resiua  Pini  40,  Terebinthina  20,  Cam- 
phora  trita  5,  Oleum  Petrae  italicum  8,    Oleum  Absiuthii,    Oleum  Calami,    Oleum 
Ijavandulac,  Oleum  Mcnthae  piperitae  u  1,  Oleum  Aurantii  corticis,  Oleum  Caryo- 
phyllonim,  Oleum  Rosmarini  ü  2.    Hager. 
Ferner  ist  das  Emplastrum  Lithargyri  Bestandtheil  des  Emplastrum  Ccrussae,  Emplastrum 
Hydrargyri,  Emplastrum  saponatum  und  zahlreicher  nicht  officinellcr  Pflaster. 
Im  Wesentlichen  gleichfalls  Bleipflaster  ist  das 

Emplastrum  fuscum,  Matris  fuscum,  schwarzes  Hutterpflaster: 

Minium  32,  Oleum  Olivarum  64,  Gera  flava  16.     Ph.  G.  I. 
Emplastrum    fuscum    camphoratum,    Mutterpflaster,    Emplastrum  Minii 
adustum.    Noricum    seu    universale,    Hamburger-,    Nürnberger-,    Uni- 
versal-, Tafel-,  Chocoladen-,  Wunder-,  Altschaden-  etc.  Pflaster: 
Minium  30,  Oleum  Olivarum  commune  60,  Gera  flava  15,  Gamphora,  Oleum  Oliva- 
rum i„i  1.    Ph.  G.  ni. 
Emplastrum  fuscum  und  Emplastrum   fuscum  camphoratum  werden  bereitet,   indem  man 
die  Mennige  mit  demBaumi.il  ohne  Zusatz  von  Wasser  kocht,  bis  unter  Entwickelung  von 
AkroleVndämpfen  eine  gicichmässig  schwarzbraune  Masse  von  Pflasterconsistcnz  entstanden  ist: 
die  übrigen  Zusätze  werden    der   halberkalteten  Masse  gemacht.    Durch   die  Einwirkung   der 
Mennige  wird  das  Oel   ebenso  wie  durch  Bleioxyd  verseift.    Hierzu  ist  unumgänglich  Wasser 
erforderlich,  dasselbe  wird  aber  nicht  in  Substanz  zugegeben,   sondern  erst  durch  Zersetzung 
des  Fettes   resp.  des   bei   der  Verseifung   gebildeten  Glycerins  gewonnen,    d<iher   ist   für  die 
Pflasterbilduug   eine  wesentlich   höhere  Temperatur   erforderlich    und  das  Product  nimmt   in 
Folge  dessen  eine  dunkle,  von  Zersetzungsproducten  herrührende  Farbe  an. 

Die  Pflaster,  eine  mehr  im  Publicum  als  bei  den  Aerztcn  beliebte  Arzneiform,  dienen 
theils  als  Deckpflaster.  Ccmpressions-  und  Fiiirungsmittel,  theils  als  Excipiens  für  medica- 
mcntöso  Stofl'e.  welche  längere  Zeit  auf  erkrankte  Körpertheilc  einwirken  sollen.  Sie  werden 
auf  [jcinen,  Shirting,  Leder,  Papier  u.  dergl.  in  1—2  mm  Dicke  gestrichen,  sodass  auf  Je 
10  i|cm  Fläche  1 — 2  g  Pflaster  kommen.  Bei  der  Verordnung  gestrichener  Pfljislcr  ist  die 
Grösse  zu  bestimmen,  indem  man  entweder  den  Flächeninhalt  nach  Quadratcentimetcru  an- 
giebt  oder  sie  von  der  Grösse  einer  Spielkarte,  Handfläche,  eines  Octavblattes,  eines  Thalers 
u.  s.  w.  verlaugt  oder  ein  Muster  von  der  erforderlichen  Form  und  Grösse  vorlegt.  Schlecht 
klebende  Pflaster  lässt  man  zweckmässig  mit  einem  Heftpflasterrand  von  1— 1'/2  cm  Breit« 
umgeben  oder  direct  auf  Heftpflaster  streichen. 

Fabrikmässig  hergestellte  gestrichene  Pflaster  grösserer  Ausdehnung,  in  erster  Linie  dits 
gestrichene  Heftpflaster,  werden  als  Sparadrap*  bezeichnet.  Dahin  gehören  auch  die  Kaut- 
schukpflaster, die  Pflastcrmiillc,  das  Emplastrum  anglicum  und  ähnliche  Praeparate. 

IIAASG. 

Enplennmi  SnUmlcr.  Pflanz(>n),'attun^'  aus  ilpr  Fani.  -Irr  Kutaf  ob«"*,  rntcrfaiii.  Kiusmi-ao.  mit  nur  i'iin'r  .\il. 
E.  «errulatum  Aituii.  auf  ilas  Oap  Ix-srhrankt.  aUüKOzi'icIinet  Jiireli  die  4iillili|.'i>ii.  kroiiciiloscii  Bltlthcn ;  liori'it 
eiiion  'Hicil  di-r  langi-ii  BurrublUttcr  fsielic  Barusina'  iiml  Baoeo'l. 

M. 

Eaipyema  plenrae.  Bei  der  Flitcraii.xaiiinilung  im  Bnistfellsark  lii-gt  dw  Eiter  entwedtr 
frei  zwischen  Pleura  ])ari<.-t:ili.s  iiiid  tier  frei-bewejiliehen,  alxn*  mehr  oder  weaij^er 
compriinirteii  Lunffe,  die  auf  ihm  scliwimmt,  oder  da.s  Exsudat  ist  abgekapselt,  und 
an  den  Grenzen  des  Er-^usses  sind  ht'hU'  IMeuiahlätttT  durch  Fibringerinnstd  verklebt. 
Dann  nimmt  das  Ex.su(iat  die  ti(;l'steii  Tlicile  des  Cavum  pleurae  ein;  nur  selten  ist 
es  auf  höher  liegende  Stellen  beschränkt,  wenn  durch  frühere  adhaesive  Entzündungen 


[Knipycina  |ilrtirni' 


ir.() 


Kiiipyein«  ptnt»| 


der  uiiUto  Aliscliiiitt  des  Plfuraniuiiis  vcrötict  ist.     Oder  iIit  KitorrTtr''----  '•''■■■    i  W 
eüihfitlichcs    (jiinzos.    sondorn    ist    durch    fibrinöse    oder  fibröse    8cli<  1 

durch  wandstäiulifct*  und  fest  venvachsene  lAinjrc  in  Kammern   getheilt.       pw  \3nL 
iiiin^  des  Exsudats  im  I'leurxsack  ist  für  dif  Therapie^  nirhf   ohne   Bislang.  ■ 

Für  saDimtlirhc  Empyeme,  f:ross<'  wie  kleine,  kommt  ausser  einer  zwecknäi^l 
ailgemeiiien  Behandlung  die  Frage  der  Eiterentleerung  in  Hetracht.  IMese  miHi«! 
bald  die  Diagnose  gesichert  ist,  dauernd  im  Auge  Ijehaittm  werden.  I'och  iyt  <'il 
Entleerung  des  Eiteiv  nicht  in  jedem  Falle  so  schnell  als  möglich  nnzubahnen:  ul 
wiifl  vii'linehr  zu  sehr  verscliicili'nm  EntsrhiOsscn  koiinneii:  jiber  man  mu>*  ji'^B 
Augenblick  auf  Oberrascheinle  Wendungen  gcfjLssl  sein.  In  wenigen  Fällen  IM  4>l 
Diagno.se  durch  den  sich  vorbereitendeu  o<lfr  erfolgten  Anfbrueh  des  Empvein»^  oitl 
iin.ssen  'Enipyema  necessit,atis)  oder  naeli  anderer  Hichtung  hin  (Bronchien)  g«!?*«'! 
sonst  muss  die  FVobepunction  eintreten,  dio,  diirihaus  ungefährlich,  für  ilU'  Bfivtm 
lung  wichtige  .Aufschlüsse  giebf.  Sie  zeigt  die  HeseUaffenhcit  iler  Wnndschirht  al 
(d>  .>:ie  dünn  oder  dick  ist,  ob  derbe  Schwarten  d;i  sind  oder  nicht:  und  luvwArl 
die  Natur  des  Exsudats.  Aus  den  Sunptonicn  lässt  sich  die  Art  des  Kx.'<uÜ3t>.  <•■ 
citrig  oder  nicht,  nur  als  wahrsrlieitilicli  i'rkennen;  die  l'robepiinctioii  M'halli  li*l 
Sicheiiieit.  EntluUt  die  Spritze  Eiter,  so  ist  kein  Zweifel:  enthält  sie  aber  nur«! 
trübe  Flüssigkeit,  welche  allerdings  recht  zellenreich  ist,  sodass  i-s  fraglich  t»t*l 
das  Exsudat  eitrig  ist,  so  ergiebt  dann  oft  eine  zweite  rrobepiniction  wriKr  almJf^l 
Eiter,  manchmal  allerdings  erst  uacli  nu'hreren  Tagen.  ISei  Exsud.nten,  welche  ^sllw  I 
phyten,  Hacteriuin.coli  commune  entli;i!ten,  i.st  eine  spontane  Kesorptioii  des  Ewwl*  1 
so  gut  wie  .lusgeschlossen ;  hei  Exsudaten  mit  Stre])tokokken,  Tuberkel b:iri Heu  ta  I 
mindesten  unwahrscheinlich:  bei  P^xsudaten  mit  F'neumokokken  nicht  j^:inz  seltm    1 

Sofortige  Operation  kann  geboten  sein  a)  durch  die  (.Jrösse  tle.s  Ergn«»' 1 
b)  durch  die  Art  des  Ergusses.  Bei  sehr  grossen  Ergü.ssen,  welche  hinten  fx'it*! 
Kuppe  des  Bmstfellraunis,  vorn  die  zweiti-  l!ip]ie  erreicht  haben,  soll  man  iwi  I 
warten,  bis  beunruhigende  Anfälle  von  Erstickung-iiioth,  Herzschwäche,  Ohnm.Miii"  I 
d''n  Eingi-i IT  gebieterisch  fordern.  .Jede  Mimiti'  k;nm  Lehensgefahr  bringen;  aacli  bn  I 
mittlen-n  Ergfis.sen  kann  das  zutreffem!  sein,  wenn  neben  dem  Enipyeni  noch  wnlrr.  I 
complicireiide  l>kr:uiknngeii  der  Attimungsorgane  oder  des  Herzens  dfii  4ix«neck(iJ 
und  ^{^'l\  Kreislauf  beeinträciitigen.  Hier  kommt  es  zunächst  auf  die  Kntla.->tun^  ^| 
Thrraxbinnenrautns  \on  !>nick  und  canniln. schränkender  Mas.se  an.  Bei  der  Schwärf»! 
der  I'ationten  mnl  der  dridiendi.'u  Herzschwäche,  die  eine  Narkose  ni<'lit  gestaltlJ 
eniptiehlt  es  sich,  zunächst  von  einer  Radicaloperation  abzusehen  unti  nur  ein«  M 
wisse  Eitermenge  nsittelst  Saugspritze  zu  entleeren.  Meist  genügt  die  Abzapfutic  "fl 
12(X) — 1H(M»  ccni.  um  die  (iefahren  der  Suffoi-atirm  zu  beseitigen.  Danach  >-tU\n 
d;is  Athmen  leichter,  der  Puls  wird  kräftiger:  aber  niebt  für  l.ingi\  da  gro.s.se  ritr« 
Ergüsse,  unvollständig  entleert,  schon  nach  wenigen  Tagen  wieder  ansehnlich  wachs»! 
.Man  mus.'i  daher  in  der  kurzen  Zeit  der  Ivuphoiie  der  l'undiim  nach  1  oder  'iTayfl 
die  Radicaloperation  folgen  lassen,  lileibt  zur  F'nnction  nicht  die  Zeit,  ist  der  Knuü4 
[lulslos.  cyruiotisch.  nieheind,  mit  den  Zeichen  iles  l.ungenoedems,  helfen  Kxdtiali4 
nicht  mehr,  so  niiiss  sofort  ein  Messer,  eiiu'  Sclieere,  eine  Lancette  o»li»r  wai.  tm 
H.and  ist,  eingestossen  werden,  wodurch  man  dii'ect  lehensrettend  vvirkefi  kann  Itil 
ilie  i'robepunctiou  ein  jauchiges  Exsuitat  erwiesen,  so  muss  gleichfalls  sofort  »jM'rti 
wenlen,  wenigstens  dann,  wenn  hohes  Fieber,  Herzschwäche,  rmnehhuig  der  Sini« 
die  Kesorptiori  fauliger  Zersetzungsproducte  verrathen.  Bei  der  Aufnahme  to.viKM 
Substanzen  in  da.-*  Blut  könnte  bis  zum  nächsten  Tagi'  (jefabr  eintreten,  liier  ist  m 
Entleerutig  tnit  der  S|tritze  direct  contra'indicirt:  demi  der  tlieilwei.sen  Entli-eruo^H 
in  der  Regel  lebhaftere  Resori)tion  der  l'lü.ssigkeil  durch  die  von  I>riick  futt^^| 
l.ymphsp.'illen  der  Pleurawand,  was  man  gerade  vermeidni  will.  IMe  giftig  FISb 
keit  muss  vollständig  entleert   werden,  das  lei.stet  mn-  die  Uadiiabvperatiou.  | 

!-äiigeres  Zuwarten  ist  erlaubt  bc^.w.  geholi'u:  bei  kltnniii  eitrigen  Ergüsse« 
welche  nach  croupö.ser  Pneumonie.  Influenza,  i'uiholisehi'v  Pnenmoiii«.- ,  haemorrülj 
gisclK'ui  Infarct,  Lungenabsecss  entstehen.  Hei  kralligen  Individuen,  welche  j  MJ 
3  Wochen  Fieber  ertragen,  kann,  wenn  der  Ergtiss  nicht  ra.scb  steigt  nntl  nicht  Um 
lige  VfU'gHDge  (Probepunction)  da  sind,  hei  pus  honuni  et  lauriabile,  nicht  nur  «j 
lauht,  Hondern  geboten  werden,  mit  der  Operation  zu  warten.  Denn  hier  tritt  MM 
häufig  eine  spontane  Rückbildung  des  Hiterhenles  ein:  entweder  selten,  durch  niti 
fache  Resorjition,  oder  häufiger  durch  Einbruch  des  Empyems  in  die   I..iuige  und  fj» 


iiipyoiiia  pU'iirap 


—     161     - 


Einpypiiia  plcurae] 


i)4'ctiir:iti<iti   ilcr  Eitmiiassc 


Ili 


k<- 


[Ml     nntnrlirli  nefnlircii    ciitsti'lu'ii :    rcbi-r- 


wliwriiiniiKi;.'  <I<T  Bronrhinn  mit  Kifer,  riiPiiiiintlinr.-ix.      l''iir  ^('wrilinli<'li  at)t'r  erfolgt 


(Ifi-  K 


lor  Kiiilinicli  in  tlio  Lunß<<  nicht  plötzlirh,  sondern  :illm:1lilii'li,  ohne  cla.ss  Luft  in  den 
ri(Mir:iniiiiii  iiticrtritt  (vprdeckter  Durclibnicli).  Rs  dnnnrt  ninige  Taire,  ni:iiic)i!i);il 
jiurh  2 — ;!  Woclion.  l)is  narli  dem  ersten  Auftret»»n  oitripi-r  Sputa,  luitpr  fortdauiTU- 
dcui,  d<>n  Sflilaf  stimTiilcn  Hüsteln  und  Husti-u,  dio  t;an/.t'  Masse  ilt-s  Kxsudats  cx- 
pectorlrt  ist.  Wfihrfnd  der  Kiter  ans^p.iuistet  wird,  sontlern  die  Wfinde  der  Flülile 
noch  |;infce  Zeit  ni'uen  Kitur  ali.  I>a.s  sehr  unangeuohme  Aiisliuston  ist  günstiger  als 
die  llüiiunu:  durch  Opt'ration.  die  in  der  Regel  ebenso  viele  Monate  erfordert,  wie  das 
Aiislnisten  Wochen.  I>ie  Selbstheilung  ist  um  so  sichen'r,  je  gewis.ser  das  Kmpyem 
«in  mctapneuinoni.sches,  durch  Pnenmococens  lanceolatus  be<lingtes  ist,  daher  die 
Bedeutung  der  bakteriologischen  rntersuchnng.  Das  Abwarten  darf  aber  bei  acut 
entstandinen  Krnpyeuien  nir-innls  über  '2 — '.i  Wochen  dauern.  Hut  dann  die  Hi>Norptioii 
nirlil  l)i';;(>niifn,  ist  (-in  verdeckter  lliirclibnich  nicht  erfolgt,  so  Ke.schieht  es  auch 
nicht  mehr.  Würde  aber  ein  Durclibnich  in  liie  Lunge  unter  Hildung  von  Pneunio- 
thnrax  n<li'r  nach  au.ssen  unter  den  Erscheinungen  des  Rinpyema  necessitatis  erfolgen, 
.so  wjtre  jeder  VortheU  verloren.  Bei  lang.«iatn  wachsenden  oder  still  steheiiilen 
Enipyeiiien  TubercijÜBcr  ohne  stiirkere  Beschwerden  durch  das  Knipyeui  und  ohne 
hohes  l'"iel)er  kann  f!;ewartet  werden.  Man  nuiss  möglichst  viel  Zeit  gewinnen,  den 
Krilfte/.u.'*taiid  durch  Nahnuigszufiihr  und  Pflege  zu  heben:  dann  hat  die  Operation 
viel  günstigere  Aussicht  auf  vrdlige  Beseitigung  des  Eiterherdes  uuil  auf  Besseniiii; 
des  Lungenleidens.  Allerdings  scheint  bei  selir  geschwHchteii  Individuen  iler  Brustscliiiilt 
<bi.s  Ende  nur  zu  beschleunigen.  In  allen  übrigen  Fällen  mu.ss  der  VAUt  balil  eiit- 
Iwrt  wei-den.  Langes  Warten  ist  zwecklos;  das  Fieber  würde  die  Kräfte  consu- 
tuiren,  doch  inüs.sen  der  Kr.inke  oder  die  Angehririgen  sich  mit  Hein  (iedanki'u  der 
Oper.Htion  vertraut  luaclien  und  die  Operation  und  die  Nachbehandliiiifr  \orlie- 
ri'itet  werden.  Operirt  miiss  dort  werden,  wo  ein  spontaner  l>urchbruch  der  Bnistwan<l 
sich  vorbereitet,  denn  bei  itie.sein  kann  kaum  jemals  der  Eiter  gut  abfliessen,  sod.i.ss 
CS  nach  dem  Ibirclibnich  nötbig  ist,  die  Abzugswege  kün.stlicii  zu  orweitom,  und 
«war  baid.  sonst  geht  kostbare  Zeit  verloren. 

Methoden  der  Eiterentleeriiiig  sind  der  Bnistschnitt  mit  Resection  einer 
Kippe  und  der  Bruststich  mit  Einfügung  tuftdiclit  anliegender  Köhre  und  nachfol- 
geniler  daiienider  Heberdrainage.  .\inlere  Methoden  werden  kaum  noch  geübt:  denn 
tUe  einfache  Punctirm  ohne  dauernde  .\bleitung  hat  bei  Eiter  schlechte  Erfolge,  her 
EittT  .sammelt  sich  inuuer  neu  an;  nur  zur  vorläufigen  Entlastung  ist  sie  dienlich. 
Aiicli  der  einfache  Brustschnitt  ohne  Rippenresection  ist  unzweckm.xssig;  denn  die 
Intercostal räume  sind  so  eng,  d.iss  V'erstopfungen  der  OefTnung  eintreten.  .\ni  häu- 
figsten geübt  und  am  sichersten  wirkend  ist  der  Bnistschuitt  mit  Rip|ienresection. 
In  der  Regel  wird  nur  eine  Ripiie  resecirt,  manchmal  ist  aber  eine  umfangreichere 
Operation  iiöthig.  Falls  keine  dringende  ('ontr.iTndication  vorliegt,  wird  Narkose 
vorgenommen.  I>er  Patient  wird  :iuf  die  gesunde  Seite  gelagert,  es  wird  an  einer 
möglichst  tief  gelegenen  Stelle,  et^va-s  oberhalb  des  normalen  ZwercbfeHstandes,  ein- 
geschnitten. Gewöhnlich  dürfte  die  Höbe  der  VIII.  Rippe  in  der  hinteren  Axillarlinie 
die  zweckniassigste  sein.  Natürlich  bat  man  sich  vorher  durch  Probepunction  über- 
zeugt, d.-iss  an  der  gewilhlten  Stelle  Eiter  ist.  I>er  Schnitt  wird  auf  der  Höhe  der 
Rippe  parallel  ihrem  Verlauf  mindestens  7  cm  lang  ausgeführt;  ein  erster  Schnitt 
durch  die  Haut,  ein  zweiter  direet  auf  den  Knochen,  da.s  Periost  spaltenil.  Die 
unbedeutende  Blutung  kann  durch  Klemmen  gestillt  werden.  Da."  Periost  wiril 
mit  dem  l.'aspatortiim  vor  und  hinter  der  Rippe  abgehoben  ohne  Verletzung  der 
Pleura  costalis,  die  von  Periost  befreite  Rippe  am  oberen  und  unteren  Wundende 
mit  st:irk  gekrümmter  Scheere  <lurchschnitfen  und  nach  ihrer  Entfernung  ein  den 
Ripjien  paralleler,  ilas  abgestreifte  Periost  mit  seinen  Gefissen  vermeidender  Schnitt 
in  ilie  Tiefe  geführt.  I>ie  zu  durchtrennende  Schicht  i.st  bei  frischen  Exsudaten  fast 
liapierdümi,  bei  alten  Ex.siidaten  1  —  2  cm  ilick  und  unter  deni  Messer  knirschend. 
Die  (teft'nimg  der  Pleura  wird  durch  den  Finger  oder  durch  d.xs  .Messer  ausgiebig 
erweitert.  Nach  Abfluss  der  Flüssigkeit  durch  Lagerung  auf  die  kranke  Seite  werden 
istarkwandige.  gefensterte,  lange  und  weilte  Gunimiilrains  eingelegt  und  mit  reich- 
licluMi  Schichten  qrut  aufsaugenden  Materials  verbumleii.  Der  Verband  wird  Anfangs 
alle  12  Tage,  sobald  die  Secretion  geringer,  alle  3 — 4  Tage  gewechselt.  Ent- 
sprechend der  Wicderentfaltung  der  Lunge,  der  Rückkehr  des  .Mediiustinum  nach  der 


O.  Licbruich.  En^yUiipAcJie.     II.  Band. 


11 


[Empyenia  pipurap 


-      102 


KinpjFMmi 


I  r'        '•  11  Sfiu-.  der  Schruin|ifuiijj:  der  Brustwäiidc  wmlt'ii  die  Mrains  riTkOnt;  jl 
-,  der  Eit^rhöhle  sind  iilxTlIüssig  und  zu  vermeiden.      Nacb     0 — 10  WoM 

darl  der  Schluss  der  Wunde  orwartct  werden.  ■ 

Von  diesem  einfachen  Verf;iliren  sind  unter  Umstanden  Abweichungen  n>^tiuc.  ■ 
kann  aiK>  der  Wunde  nur  wenifr  Eiter  sich  entleeren,  während  inait  ■viel  Eitrr  I 
vaiiete:  e»  handelt  sich  dann  meist  nm  ein  mehrk.'imnieri^es  Exsudat.  Mja  (■ 
mit  den  Finger  vorsichtig  ein  un<l  versucht,  durch  I-osung  weicher  Gcrinuäel  iofl 
rv«!hc  Kammer  zu  gelangen,  (iewalt  ist  zu  vermeiden.  Oder  niuii  wartet  «äM 
Tag*,  da  sich  in  der  Regel  diese  Verliindung  von  .selbst  herstellt  unil  dun-li  pIM 
hcbr  Vtnnelirung  des  Anfangs  .spärlichen  .Socrets  anzeigt.  Gewöhnlich  sinkt  kl 
AwaHila«  anderer  fiehererregender  Ursachen  die  Temperatur  schon  am  Tap  m 
Opefsboa  zur  Norm  ab;  i)leibt  sie  hoch,  so  ist  der  Abfluss  unvollständig:  entfl 
iponliae  Ihirrhbnirh  neuer  Kammern  erniedrigt  sie.  Kommt  es  nicht  von  .seUirtH 
Anfbraeil  der  entfernteren  Ex-sudatkaramem  oder  ist  derselbe  ohne  Gefahr  der  Ltool 
iiaiM—mg  nicht  kün.stlich  zu  bew<>rk.stelligen,  .so  mu.s.s  ahsbald  die  Brusthöhle  .la  oM 
rwriten  Stelle  eröffn«;t  werden.  Steigt  während  der  Reconvalescenz  <la.s  Fieb«  H 
N<-up  und  wird  d:is  Sccret  spärlich,  so  ist  Kiterverbaltung  da  und   die*c  xu  besrilijl 

Ist  «lie  Lunge  nicht  mehr  entfaltliar,  wie  in  verschleppten  Fällen,  .so  dniktfl 
Gefahr,  dass  die  Verschiebung  des  Metliastiiium.  die  Hinaufdrängunp  der  (UfM 
die  Kinbiegiuig  der  Wirbelsäule  und  die  Schrumpfung  der  Krustwan«!  in'cht  gd^H 
den  Hohlraum  zu  schliessen.  Es  lileibt  eine  grosse  H«"ihle  mit  eiterseccnuniH 
Wänden:  Fieber  fehlt,  aber  Siechthuni  und  häutig  aniyioide  I>e^eneratiou  in  ll 
schiedenen  Organen  folgen.  Hier  em]diehlt  Sche<le,  Ri])pen  und  Zwi.scheiuipffl 
nmscnlatur  von  der  IV.  bis  X.  Rippe  herab,  vom  Kunrpi'lausat/  liis  zum  Ki|iM 
Winkel,  zu  reseciren  und  den  I>efect  mit  den  erhalti'uen  Muskeln  und  der  Haut  m 
nrustw;uid  zu  decken.  Uie  kiihtie  t(peratiiin  hat  starke  Entstellung,  den  Verlwi  B 
einer  ganzen  Brusthälfte  zur  Folge  —  aber  sii-  rettet  liiiulig  ihus  Lehen.  Um  <l 
weniger  gros.se  Höhle  zu  .schliessen,  kann  man  sich  auf  die  Heseclinn  weniger  h 
reicher  und  kleinerer  Rippeiitlieil<>  bescluüiikeu.  Die  Entstellung  wird  ilaiui  ■ 
ringer.  I>a  der  Brustschuitt  otfeiieii  Piieuinothorax  bringt  und  so  die  Wii.tlfnJ 
faltung  der  Lunge  erschwert,  sind  vii'lfai'li  aixleri'  .Methoden  zur  Vermeidung  fl 
Pneumothorax  vorgeschlagen.  Sie  giplVIu  darin,  da.ss  ein  nulglichst  weiter  Tfl 
cart  in  die  Thoraxwand  einge.stos.sen  wiril  und  zur  dauernden  Ausheherung  d»  ■ 
sudats  dient.  Durch  ihn  wird  ein  gefenstertos  (nunmirohr  eingeführt;  at  ■ 
meterlang  nach  aussen  hervor  urul  dient  zimi  Abfluss.  Es  ist  im  l'rincip  el(^ 
giltig.    ob  man  zur  (Gewinnung  der  Saugkraft  den  Schlauch    unter  den   S/  ^^ 

;ini  Boden  stehenden,  mit  desinticin-nder  l'lüssigkeit  beschickten  Flasche  h 
oder  ^ich  der  negativen  Druck  erzeugenden  Apparate  \  nii  Revillind  «nb  r  !'«!-' 
bedient.  Verstopfungen  des  Drains  können  in  der  Regel  durcli  vorüliergeherule  üi'fS** 
lung  [»ositiven  Drucks  beseitigt  werden,  z.  B.  durth  Erheben  <ler  am  Boden  strhrok« 
Flasche.  Zweifellos  leistet  oft,  nanieiitlicli  bei  KiiMbni,  lenier  bei  uietapneumoDivin 
Empyemen,  dii;  Methode  tlas  Gewünschte:  guten  Abtlus-.  des  Eiters,  Wiedcrausdülim* 
der  Lunge  io  dem  Maasse,  wie  sich  die  Hiterhöhle  verkleinerte,  Vermeidiiu^  "" 
l'ueuinothorax.  verhältuissmässig  schnelle  Heilung  ohne  Thoraxdeformität.  Oft  «l»' 
gelang  e«  nicht,  dauernd  den  in  der  Wunde  liegiiiden  Trojcart  kiftdieht  ta  <* 
ankem;  Luft  trat  ein,  I'nemnotliorax  entstund,  wie  beim  Hipitenschnitt,  aber  mitii« 
Xachtheil  einer  kleineren  Ausflu.ss(ifTimng.  Andere  Male  verkleinerte  sich  die  Wi^ 
nicht,  die  Lunge  folgt«.*  nicht  dem  Zuge  des  Hebers,  der  Ausfluss  stockte  und  .^-hl/* 
lieh  moaate  dennoch  der  Rii)pensrhnitt  naeliträglieh  ausgefidnt  werden.  Die  V'üi'' 
hat,  wenn  Jauchung  ausgeschlo.ssen,  eine  Berechtigung  bei  sehr  elenden  Krml* 
wekhcd  man  zunäch.st  den  schwereren  Eingriff  des  Rip]>enschnitts  ei-sparen  will:'' 
iat  febetea  bei  Kranken,  deren  zweite  Lutigeidiälfte  für  das  Athmen  untauglich  '■ 
Imoer  nnuH  man  darauf  gefasst  sein,  später  die  Radicaloperatioii  dennoch  ausftUn» 
zu  nfiaam,  wodurch  das  Vertrauen  zu  der  dauerudeii  .\s|)iratif>nsdraina^  crsrhuiW 
wurde,  ßruii^  hat  versucht,  bei  Eni]iyenien  Tuberculöser  das  Exsudat  durch  ejnlV» 
Function  grfisKtentheils  zu  entlenien  iiml  dann  .Kidofonuöl  in  die  Pleurahöhle  '•mn 
spritzen.   Ueber  die  Erfolge  der  Methode  läs.st  sich  uuch  nicht  ali.schliessend  urtbei»» 

Allgemeinbehandiung.  Neben  der  operativen  Behandlung  des  Enip»'»^ 
welche  die  unb'Hlingt  wichtigste  ist,  koimnt  vor  Allem  die  diaetetische  Beh.iuill«« 
in  Betracht.      Alle  Hülfsndttel    der  Diaetetik    sind  heranzuziehen,    um  <leiu  KnJili» 


i|iy<'iiia  pleurac 


—     163      — 


Kiiisl 


^ 


^ 


eine  iiiOfilichst  {grosse  Monp*  \v;ilii-er  Niihrungs-stoffe  i-iiizuvorlfibcn.  ?:^ol:iii{;f  ilas  Kui- 
pyeiii  iiiiniiu'rirt  ist,  hat  lüp  Ihircliftilirang  grosse  ScliwierigkeitPii;  man  inuss  ilvv  fott- 
rc-irlii'ii  Milch  oiiieii  in'ivrjrra{;fiiiden  Platz  in  dem  Kostzfttfl  ciiiräuinfi).  Nach  (li>r 
OjicrntitMi  iii-!>t  sit-li  iii  tirr  Rf(r»'l  der  Appptit  und  bei  Zufuhr  von  Kiwi-issköritprn, 
l'Vtti'ii  uiui  Kohiniiliydratfu  in  get'igiu'ti'r  Zubcrcitunf;  ist  alsbald  wp^iontlichi'  Zii- 
tiahmi'  di's  Krn-p(Tf;i:w ii-htes  zu  vorzeicluieii.  Stiisst  reichliche  Nahniug  auf  uniilmr- 
winillirhe  Schwierig;ki'iten.  wie  bei  Lurifrr'ti.si'hwitHlsfirbtifji'n,  so  sinken  die  Aussichten 
anf  Wicderlierstellunf;  der  Kräfte  und  die  Krhaltuiig  de.s  Lebens  bedeutend. 

Medit-amente  kiinnen  den  Krankheitsprocess  an  iler  Pleura  nicht  bi'einflussen. 
Auf  der  Höhe  der  Krankheit  werden  je  nach  deu  symptomatischen  Indicationeii  ISto- 
tnachii'a,  Narcotica,  Stiiimlautia,  hin  und  wieder  auch  ein  Antipyreticuni  am  Platze 
sein.  Wird  das  Kmpyeiii  auspiehttstct,  so  empfohlen  sich  Inhalationen  von  Terpentin 
u.  (lergl.,  ferner  die  innerliche  Karreichung  von  ti  riffilh  "scher  Mixtur  (Mixtura  l'^erri 
composita.  Ph.  Brit.).  Beides  wirkt  desinficirend  auf  den  Inhalt  der  Bronchien.  l)<>r 
Husten,  welcher  die  Entfernung  der  Kiterni.-issen  fördert,  diirf  imr  voriibergeliend 
durch  Narcotica  bekilmi)ft  werden.  In  der  Reconvalescenz  scheinen  kleine  Chinin- 
innngen  gute  Dienste  zu  leiüten.  Itaneben  sind  Ei-senpraeparate,  Leberthrau,  Wein 
vorsichtig  zu  gebrauchen. 

Können  die  Patienten  Bett  unti  Zininicr  verlassen,  so  soll  das  geschehen.  Syste- 
matische .\thenvübungen:  Kinstenunen  der  Hand  in  die  gesunde  Seite,  Beugung  des 
Humpfes  ii.ich  derselben,  tiefe  Inspirationen  ffdgen  dann.  Kann  man  thn  Heconva- 
lescenfen  im  Winter  in  einen  süiüicheu,  im  Sommer  in  eim-n  waldigen  Kurort  auf 
Diilssiger  Höhe  .senden,  wird  die  volle  Wiedererlangung  der  Krfifte  beschleunigt. 

V.  NOORHEN. 

■pyrenmatica  (von  ißirüpeu.ua  =  das  Angebrannte,  Brenzlichte)  sind  Mittel,  welche  einen 
Itrcnzliclicn  Geruch  besitzen  und  auf  dem  Wege  der  trockenen  Destillation  nu.s  deu  ver- 
schiedensten Stoffen  gewonnen  werden.  Ihre  Zusammensetzung  ist  dementsprechend  eine 
»echselnde.  Es  gehören  hierher:  das  Dippel'sche  Tbieröl,  Ammonium  carboiiioum  pyro- 
Hleosum.  Oleum  Asphalti  aethereum,  Oleum  cnipyreumaticnm  c  Ligno  fossili  (Br.nunkohlenöl), 
DIeum  Juniperi  cmpyreumaticum  (Oleum  cadiiium),  Oleum  Lithantbracis  (aulherisehes  Stein- 
kohlenöl),  Oleum  Rusci,  Oleum  Succini,  Pix  lii|uida  (Kcsina  empyrcumatica  liquida),  Pix  ni- 
valis (Resina  cmpvrcumatica  solida),  auch  die  ofticinelle  Benzol.'säurc  u.  a. 

LAKGOiABD. 

liegt  am  nordwestLicheu  Ende  des  Taunus,  an  beidco  Ufern  der  Lahn  in  einem  von  steilen 
öhen  umschlüsscuen  Thale,    Ul   m  ühcr  dem  iMcer.     iSaisondaucr  vom  1.  Mai  bis  I.  Octobor. 
Das  Klima  ist  im  Allgemeinen  mild  und  gleichmässig.    Die  mittlere  Feuchtigkeit  beträgt 
'6  pCt.     Vor  den  Nord-  und  Ostwinden    ist  der  Ort    durch  Höhenzüge    geschützt.     Die  Berg- 
ände  und  das  enge  Flussthal  mit  den  in  dasselbe  miindonden  Seitonthälerii  bedingen  jedoch 
amentlich  am  .Vbend  und  Morgen  kühle  Luftströmungen,  die  zwar  an  lästig  heisseu  Sommer- 
tagen eine  energische  Ventilation  lei.«ten,  aber  durch  ihr  fast  unvermitteltes  Einsetzen  empliod- 
lichen  Kranken    gefährlich  werden    können,    wenn    sie   sich    zur   Zeil    des  Sonnenunterganges 
nicht  genügend  vorsehen. 

Die  Quellen  gehören  zur  Gruppe  der  alkalisch-muriatischco  Säuerlinge  und  ent- 
halten kohlensaures  Natron,  Kochsalz  und  Kohlensäure.  Alle  haben  ungefähr  die 
gleiche  Zusammensetzung,  in  1  Liter  2  g  kohlensaures  Natron,  lg  Chlornalrium,  .500— 600  ccm 
eie  Kohlensäure  und  unterscheiden  sich  von  einander  nur  durch  ihre  Temperatur.  Quellen 
d:  Kesselbrunnen  47".  Krähnche»  36",  Fürstenbrannen  39",  Kaiserbninncn  28".  Victoria- 
uelle  2S»,  Augustaquellc  5{9",  Römcrquelie  4-t",  eine  leichte  Eisenquelle  22"  und  die  neue 
ade<|uelk'  M"  C.  Das  Wasser  ist  krystallhcll  und  hat  einen  leicht  salzigen,  sehwach  laugen- 
iiften,  ])rickelnden  Oesohmack.  Der  therapeutisch  wichtigste  feste  Bestandtheil  ist  das  dcppelt- 
kohlensaure  Natron.  Die  lOmser  Quellen  wirken  säuretilgend  und  schleimlösend  und  hefürdorn 
durch  .Anregung  der  Peristaltik  die  .\bfidir  der  in  den  Verdauuugswcgen  angesammelten  Schleim: 
nassen.  Die  Gallen-  und  Pankrcassaftahacheidung  wird  quantitativ  v<;rmchrl,  der  Alkali- 
Kehalt  des  Blutes  dagegen  nur  vorübergehend  erhöht.  Wasser,  Natron,  Kochsalz  und  Kohlcn- 
■Hurc  wirken  auf  die  Diurese  und  haben  eine  verraelirte  Ilamsnureausscheidung  zur  Folge. 
I  Die  Bäder  können,  mit  Kühlvorrichtungen  versehen,  in  jeder  gewünschten  Temperatur 
fccgeben  worden.  Ks  befinden  sich  darin  Voirichtungen  für  kalte  und  wanne  Douchen,  Vaginal- 
^tcrmtdoucbcn  mit  Kegulirung  der  Temperatur  und  des  Druckes;  ferner  werden  hydrothura- 
^^^■■LProi^ednrco,  Massage  ausg>^führt.  Die  Einrichtungen  für  Inhalationen  mit  zerstäubtem 
^H^^^dcr  und  mit  anderen  medicamenlöscn  Flüssigkeiten,  Koniferengeist  sind  mustergültig. 
^^^^5"»»»  der  Kurort  gut  eingerichtete  pneumatische  Kammern,  Anstalten  zur  Ausathmung 
l  <ir  Eijiathmung    verdichteter   Luft,    letztere  kann    mit   flüchtigen   Hedi- 

^^L  Lösuugeu,  trockeo  oder  mit  W.isserdampf  verwendet  werden.     Aus 

^H^  11* 


Kle 
^—irei 

^ku( 


—     16-»     — 


fihw  4»  <}«r{lrn  verdeu  Pastillen  gewnuiieii,   welche    vorwit^gciid    duppeltkokli 
«alkahca. 

■  ■dieatioBCo:    Vor  Allem  die  eitifacheo    nhronisclicn,   nicht    auf    r---- 

Irwliwfiil    kcrakraden  Xo.'^n-,    Kachcii-    und  KehlkopftaUin-be,    der     i  ' 

kstanh,  beoa^aa  vetm  er  mit  cbroniscb-dyspcptiscben  Zustäudcn  complir 

katarrt  beäs  Emphysem  und  Asthma;    ferner  die  brouchopneumonisclien 

lauf  der  febtiln  Erscheinungen,    die  Brüncbiektasien  und  die  Nachkraük! 

thnmuht  Katarrbe  der  Magenscbleimhaut   mit  abnorm  gesteigerter  SUur>  lild 

tioa:   Hjperaemie  und  Anschwellung  der  Leber  mit  Gallenstauung  und   I  nL 

tmn  Gtädea.    Die  Ausspülungen  bei  einfachen  Viiginal-  und  Cervicalkatan 

die  znweileo  Sterilität  bedingende  abnorm  saure  Beschaffenheit  des  Vagiii;\! 

der  .Bubenquellc*  einen  Weltruf  vcrscbafTt.     Uiinstigcn  Einfluss  hat  die  Trink-  u: 

auch    bei  iticht    und    clironischem  Rheumatismus,    besonders    wenn    vorwicLTvrj'Ic    ' 

DyspepMe  und  DarmkatarrhcD  und  Katarrhe  der  Kespirationsschleimhaut  fl: 

ContraVndlcirt  ist  Ems  bei  hübcren  Graden  von  Hyperaemie    der  ScM 
erregbarem  Gefä.ssi.y>.tcm  und  Neigung  zu  activen  Congcstioncn,  bei  Neigung  atu  en 
Nachschüben,  insbesondere  bei  ausgesprochener  Lungenphthisc  mit  Neigung  zu  Hi 

EuIQIhiII    (äynai'tase),  <'tn  amorpher,  civpissartif^cr  KOrpor,  i»t  lia.«  Kerin^at  dfr  Mtt«rpn   l(»nt)oIn     ■-'• 
kunK    du  ielriehl(*itiR  Tork'iminendi?  Amygdalin*    c^rlcgt    wird.     Auell   aodcr<>  Olykoftide  Tpna*>. 
Mtionp  lom  i^ied*'n  orhiUi,  rerltcrt  ok  Boiae  WirkfiuukolL  Trocken  verträgt  du  Emulsin  eine  'l 

^rl^'•.• 

Emnlsioneg,    Emulsionen,    Emuisa,   sind  milchartige  Mischungen  von  Fetten.   Harr^ 
samcn  und  anderen  in  Wasser  nicht  löslichen  Stoffen  mit  Wasser,  welche  unter  Zuhül 
eines  schleimigen  Bindemittels,  des  Emu I gen s,  hergestellt  werden.     Ist   letzteres  iifb«» 
Emulgcndum  in  der  zu  emulgirenden  Substanz  enthalten,    wie  in   den  S.imen  um!  Oo= 
harzen,  so  bezeichnet  man  die  Emulsion  als  wahre,  emulsio  vera  seu   genuiru.    ir.^T 
satz  zu  der  Schein  emulsion,   emulsio  spuria.  welche  Zugabe  eines  Em 

Die  Samenemulsion,  emulsio  seminalis,  wird  bereitet,  indem  man  den  > 
Wasser,  oder  nachdem  man  ihn  einige  Minuten  in  warmem  Wasser  hat  erweichen 
zarten  Brei  zerstampft,  unter  stetem  Heiben  ganz  allmäblich  mit  der  erforderl 
Menstruums  mischt  und  das  fertige  Emiilsiim  colirt.    Auf  diese  Weise  entsteht  die  ^ 
.Als  Emulgens  wirken  Eiwti.ss-  und  ."rchleimstoffe,  welche  sich  in   allen  Samen 
Darstellung  der  Üelemulsion.    emulsio  oleosa,    mischt  man  am  zweckmässig 
mit  1  Th.  Gummi  arabicum,    gicbt  l'/2  Th.  Wasser  .luf  einmal  zu,    agitirt    It 
vollständig  gleichmässige.  zähe  Mischung  entstanden  ist  und  verdünnt  nun   alli 
Mcnstruum.     Zuweilen  genügt  schon  ein  geringeres  als  das  hier  angegebene  <.' 
so  giebt  besonders  Ricinusiil    schon    mit    '/^ — '/o    seines  Gewichts  Gummi    gei 
Emulsionen.    .Ausser  Gummi  linden  hauliger  Eidotter  und  Traganlh  als  Emuig. 
und  zwar  entsprechen    ein  Eidotter    bezw.  1   g  Tragauth  etwa  10  g  Gummi; 
von  Samen,  wie  Mandeln,    Mohn-  und  Hanfsamen,    von  denen  mindes-tens   das 
erforderlich  ist,    lassen  sich  die  Üele  emulgiren,   ferner  finden  zuweilen  Carrn^' 
Casein  und  für  extern  anzuwendende  Emulsionen  Seifenpulver  oder  Alkalien  A: 
Borax  und  Saponin  sind    in    manchen  Fällen    brauchbar.     Balsame  werden   wie    in.-  "rr  • 
handelt:    Wachs.    Cacaoöl    und    andere  feste  Fette  werden    geschmolzen     und    im   erwärs»! 
Mörser  mit  heissem  Wasser  emulgirt.     .Aetherisebe  Üele  erfordern  etwa   ihr  doppelt«  Ci<rr^\ 
an  Gummi,    sie  werden    aber    am    besten  mit  Eidotter  emulftirt,    ebenso     erfordern  Kiaf** 
Men'^'^'    -i' •!  und  ähnliche  Stoffe,  ferner  Kreosot  reichlichere  Mengen  des  Emulgens:  haltV 
Emu  fem  dieselben,    wenn  sie  zuvor   in    fettem  Oel   gelöst  werden.     Durch;ias  »-• 

Mituil.^  „;  ..^  vorgängiges  Lösen  bei  Phosphoreraulsionen:  der  Apotheker  nimmt  es  «itt» « 
aodl  im  Falle  e«  nicht  ausdrücklich  verordnet  sein  sollte.  Auch  Chloroform  und  Aethcrl»» 
•Ml  ««alaMaiartig  vertheilen,  wenn  sie  mit  einer  hinreichenden  Quantitiit  (»el  vcnBa** 
«crleo.  Harz«  und  harzreiche  aetherisehe  Extracte  lassen  sieb  recht  gut  mit  MiuidcUi»« 
nwitäw,  -wird  Gnmmi  gewiihlt,  so  ist  der  Zusatz  einer  geringen  Menge  Alkohol  der  H»ltb« 
kciimaMk.    Gntmibarze  geben  ohne  weitereu  Zusatz  Emulsionen,    wenn  m.in  sie  iemp^i 

.  ▼MMirt  «ad  dam  mit  kleinen  Mengen  Wasser  verreibt  oder  bis  zur  Ilonigoonsisleni  '•' 
MMgt  «ad  Mit  vannem  Wasser  emulgirt;  doch  sind  so  bereitete  Emulsionen  venig  baltte 
«MaMftr  bt  Zapfc«  eine»  Emulgens  stets  zu  empfehlen. 

M  ÜMinr  AaftiewahruDg  einer  Emulsion  tritt  Entmischung  ein  und  zwar  unt«r  >^' 
tMlkm  BwMiafca  «n  m  schneller,  je  grösser  die  Menge  des  Menstruums  ist:  ZdiU- 
Stn^K  OlywJ»  wraSgeni  diese  Entmischung,  während  Salze.  Tincturen  und  Säum,  ♦ 
jtattEt.  dieselbe  hervorruien.  Es  ist  daher  die  Verordnung  solcher  in  E*' 
»enneiden,  keincnfall»  dürfen  sie  unverdünnt  letzteren  zugefügt  odwi«* 
ICel'At  werden.  Emulsionen,  für  welche  die  Menge  der  zu  verarbfit«** 
Üt  der  Verordnung  nicht  angegeben  wird,  werden  nach  Vot^hf^* 
PK  G.  Im  dar  V«iK  kerntet,  dass  zu  10  Th.  Emulsion  1  Th.  Samen  bczw.  Oel  eK.  <"■ 
»e»drt  vwd.  Ht  EmUu  oleosa  wird  aus  Ülcum  Amygdalarmn  bereitet,  sofern   nicht  dxM 


£■ 


I 


^nniiTsfonl 


—      105     — 


Knclioiidronn 


i's  Oeics  vorgeschrieben    isl.     Als    Ge.sclitiiackscorrigcutieii    fiir    KmuKionen    cigucn    sich  am 
lesten  die  arümiitischcn  Wässer  und  Sirupe  und  die  aetherisehon  Ocle. 

HAASE. 


.C&nSSOy  Kunirl  im  li^pt.  lUnto^Osroiine.  360  m  hoch.    Derselbe  beiitxl   twpx   Gips(|uoll*<u  i'I.THti  Calctnni-,  n,ri77 
"AviiCftianisnirBt,  0«n23  NKtriiimehlonJ)  von  otw»  20**  V,  T«mpprfttar.  w«lRht>  zu  Trink-  nitd  Baili*kart^n  dietipn. 

W. 


Enceiihnlitls.  Itie  Enrephalitis  komtnt  in  iwei  Formen,  der  oirruinscripten  eitrigen 
Form,  ilcm  (ifhinmbsress*,  tind  einer  acuten  niclit-oitrigen  Form  vor.  Pathologisrh- 
nnatoniisch  tritt  letztere  balii  Iwi'moiThagiseli ,  imid  h>'])urp!:istisi'li  aul'.  Für  die 
h:ieiiiorrli:igisclie  Varietüt  (Weriiiclii.')  ist  ii:is  Hiii/.iikoiiiinen  zahlreiehen'r  und  stär- 
kerer Auswanderungen  rother  Blutktir]ierrh('ii  zu  der  l,eükocytoiiiiitilti-:ition  eliarak- 
t«'ristiscli ,  l'iir  die  hyiierplastisciie  Varietüt  (Hayi'ni)  das  frülif  Hiuzukoninu-n  einer 
intensiven  Wuehernuf!;  der  Gliaeleinentp.  Ibs  Ivnderitebnisis  ist  meist  ein  leidlich 
rircuniscriiiter,  nnbesrimriit  begrenzter  Erweiehungshi-rd,   in   dessen    Dereic-h    die    ner- 

[Vösen  Kiemente  zum  Theil  zerstört  sind.  nft  koumien  secunditre  'rhroiiiliosen 
liiizu.  Bleibt  dys  Leben  erhalten,  so  erfolgt  liiklung  einer  Narbe  oder  Cyste. 

Aetiologi.srh  spielen  Traumen,  Intoxieationen  und  Infectionskrankheiten  (Influenza, 

Ißcarlatina,  Endoearditis  ulcerosa  etc.)  eine  Hauptrolh'.  [1er  Verlauf  ist  peraent  oder 
i'ut.  Krbrechen  uiul  Kopfsehmerzen  koninien  als  Vorboten  vor.  Binnen  einiger 
Stunden  entwickelt  sieh  in  den  peraentcn  Fallen  abs(dutes  Coma;  dabei  steigt  die 
Temperatur  enorm.  I)ie  Herdsytn]»tome  liängrn  von  dem  Sitz  des  Herdes  ab.  Meist 
erfolgt  (li-r  Tod  am  2.  oder  3.  Tag.  Etw.is  larigsann'r  verläuft  die  ;on  W  ernicke 
l)escliriebene  l'oiienreplialilis  superior  haeinorrhagiea  acuta,  welche  sich  im  Ivi>riigntn 
ier  Augennmskehiervi'n  altspielt.  Sonmolenz  und  Schwindel  leiten  das  Kriiiiklu'itsbild 
in.  Oft  lindct  man  Erbrechen  untl  Neuritis  optica.  I>er  Gang  ist  gestTirt.  Itazu 
conimen  progressive  Augenmuskfdlähmungen.    Selten  fehlen  Delirien,  ll;illiii-iuationcn, 

IVerwirrtlu'it,  motorische  l'undie.    I'iebfr  kann  t'ehlen.    \Hr  nn'isten  Fälle  enden  binm-n 

|] — 2  NNochen  tödtlich.  L*as  [liiuligste  aetiidogisch«-  .Moment  ist  elironi.scher  .\lkolio- 
lismus,  auch  Schwefelsfiurevergiftung,  Üb  auch  eine  analoge  Polieiicephalitis  inferior, 
Im  Gebiet  der  Kerne  der  untiTcn,  bulbaren  llirnnerven,  uml  eine  l'oliencephalttis  cor- 
ticalis  im  Grau  der  Hirnrinde  vorkommt,  ist  noch  zweifelhaft. 

Therapeutisch  ist  bei  der  acuten  haenmiThagischen  Enci'phalitis  dieselbe  Behand- 

llung  wie  bei  der  Hirnbhitiiiig"  durchzuführen.  Ab.>iolufe  Ruhe,  Hoihlagennig  des 
Copfes,  Ap]jlieation  von  Eis  sind  in  erster  Linie  anzuordnen.  Ein  Versuch  mit 
Krgotininjection   ist  statthaft.   Sobald  die  peracuten  Erscheinunjien  vorüber  sind,  sind 

iLaxantien  und  l>iuretica    zu    verabreichen.      Ausserdem  gebe  man   Natriiun  jodatum, 

ta.   I  g  itro  (lii\     (iegenüber    den    deliranten    ZustAiiden  emptiehlt  sich   i'inc  ähnliche 

Uehaudlung  wie  gegeiiiiber  dem   Itelirium  tri-moiis;    Chlorai  sollte  man  wegen  seiner 

^Wirkung    auf  die  Gefä.sse  vermeiden.      Zur    Beruhigung  ties  Kranken  empfehlen  sich 

ielniehr,  neben  nicht  zu  kärglichen  .\lk(diolilosen  bei  Alkoholisten,  nami'utlich  t)()inm 

oder    Morphium    in    oft    wiederholten  kleinen    Dosen.      Auch    Opiuni-Trionalklystiere 

Itönnen  versucht  werden  (2,0  Trional,  0,1   Opium,  2,0  Natrium  chloratum,   1  Esslöflel 

\nivluni  auf  2(K>  g  Wasser).  .,,„„„„ 

Bncephalomalacle,  llirnenveichung,  ist  ein  Folgezustaiid  verschiedener  patliologi.scher 
l'rocesse.  .\m  häufigsten  tritt  sie  in  Folge  einer  Gehirn-Embcdie'  oder  -Thrombose* 
^■pierdförmig  auf.  Ferner  stellt  sie  sich  in  der  Umgebung  von  (le.sidiwülsteii.  Ifhitungi-ii 
^^ktc.  ein.  I)ie  pathologisch-nnatoniische  Untr-rscheifhiiig  einer  weissen,  rothi'u  und 
^^kelben  Erweichung  ist  für  die  Therapie  vorläutig  ohne  Bedeutung  geblieben.  Die 
^BBezeiclmung  „Hirnerweichung"  für  Dementia'  paralytica  ist  unzutreffend,  da  bei 
^■dieser  die  Gewebsconsistenz  gerade  umgekehrt  meist  pathologisch  gesteigert  ist. 

^P  ZIEHEN. 

Enchondrom,  Chondrom,  Knorpelgeschwulst.  Von  jedem  Knorpel  ans  können  sich  Ge- 
schwülste entwickeln,  die  entweder  mit  den  Knorpeln  im  Zusammenhang  bleiben  (Ecchon- 
'rom)  oder  auch  als  selbstständige  Gebilde  auftreten.  Zuweilen  entwickeln  sich  dieselben  aus 
iibr>-onalen  Knorpelresten  im  Innern  von  Knochen  und  werden  dann  speeiell  mit  dem  Wort 
ncbondrom  bezeichnet.  Chondrome  und  Enchondrnme  linden  sich  datier  gcwöhnbch  in  den 
pipbysen  der  Röhrenknochen,  in  der  Umgebung  der  Gelenke  und  der  Gegend  der  Tracheal- 
nd  Bronchialknorpel.  Bei  Enchondromen  der  Epiphysen  liisst  sich  fast  immer  eine  über- 
andcno  itnchitis  nachweisen,  im  Uebrigcn  ist  die  Aetiologie  dieser  Geschwülste  gänzlich  un- 
^kaunt,     Die  Enchundrono   sind    mit  ganz  geringen  .Vusnahmen  stets  gutarti|je  GeschwwVvite, 


[BncTinndroin 


—     t6fi     - 


Knd« 


die  wrdcr  Neif;uiig  vm  R«ri()ivcri.  noch  zu  MctasUscn  xcigvti,  und  ilercii  einfacli«  EootJcM 
zur  dctiiiitiveij  Heilung  fiilirt,  »ur  selten  wird  ein  üebergang  zum  Sarkom  bcobaehld  Bl 
selben  treten  vielmehr  gewöhnlich  primär  als  Chondrosarkome  auf  und  unter-  '  "  .1 
diesen  durch  ihren  vorwiegend  cellulürct  Charakter  mit  geringer  Intfrcellulai  t 

die  Enchondrome  den  typischen  Bau  des  Knorpels  zeigen.  Eine  besondere  ."-t'.iiiiat  n-wJ 
die  Knorpelgeschwülste  der  Parotis  ein.  Früher  zu  den  Teratomen  gestellt  und  von  Kmi'I 
rcst«n  der  Kicmenbögen  abgeleitet,  werden  sie  jetzt  zu  den  Endotheliomen  •  (^reefawt,  (im 
Stroma  eine  hyaline  GestaH  angenommen  hat.  ha»«i«iäI 

Endivie,  Cichoria  Endiviae,  Pflanzcngattuog  aus  der  Familie  der  Compositeo.  nit  purol 
Rlüthenstielen,  blauen  Blüthen  und  langen  gezähnelten  Blättern,  ist  eine  0.6 — l,$BliJ 
Pflanze,  heimisch  in  Ostindien,  Egypten,  Griechenland,  wird  bei  uns  io  Gärten  culöm  ll 
grundständigen,  lockere  Rosetten  bildenden  und  meist  zu  Köpfen  zusammcnschr  ~     I 

besonders  von  der  krausen  Varietät  (Cichorium  crispum),  wird  zur  BereitUD_  | 

salat  benutzt.      Za   diesem  /weck  werden  sie  durch  Lichtentziehung    gebleicüi;    nt   jc 
dabei  zarter,  allein  auch  dann  sind  sie  noch  härter  und  starrer  als  gewöhnlicher  Siiat  te 
deu  vorliegenden  .\nalysen  stehen  Endivien  ihrer  chemischen  ZusamniensetzuDg  narh  rrr^ 
Kopfsalat  (Garteulattioh,  Laetuca  sativa)    und  Feldsalat    (Rapunzel,   Valeriani'lla  lo.u<'.i 
enthalten  Wasser  94,1,  Eiweisssubstanz  1,8,  Zucker  0,8,  stickstofffreie  Extractstoßr  1,*.  ■• 
lose  0,6,    Asche  0,8  pCt.     Sind    schon    die    vcrhältnissmässig    zarteren    Kopf-    und  f'A-,- 
wegen    ihres    derben,    pflanzlichen  l.iefilges    aus    der  Kranken-    und  RüconvalesceDienili«:« 
.streichen,  so  trilTt  das  vollends  für  den  noch  derberen  Endivicnsalat  zu.  

Kndoc'ardltis.      IHe  acute  Eiitzüiulung  des   EiKlocartliimis   wird    in    der    überwiepti* 

Mfhr/.Mht  lief  Fülle,  wenn  aucli  noch  nirlit  überall  nachgewiesen,  durch  Miknxo 
iiiMiieri  erzeugt,  welche  auf  irgend  eine  Wei.se  in  il;i.'<  miit  gehingt  sind  und  anf  «t 
Kiidncardiuiu,  naiiieiitlit-li  am  Kla[i|)enapj)arate,  hatten  blieben.  Nach  ihrvr  A<*» 
logie  ist  daher  dif  Hinidcarditis  eine  einheitliche  Krankiieit,  iJie  nur  durch  • 
Iiit<'nsit.'it,  unter  welcher  die  Ersclieiniait;eit  je  nach  der  Viralenz  der  von  den  W 
terien  erzengti.'n  Tnxitie  aid'treten,  ]Kitliülogisch  .sich  verschieden  ge.staltHt  H» 
unterscheidet  se  eine  leichtere,  vermesse  und  schwere,  maligne  oder  ulcerris«"  F« 
Während  hei  der  verruci'i.seü  Furni  der  exsudative  Process  und  die  ProlifiTi« 
von  entzütidlieheni  tiranulationsgewebe  iji  riiannigl'aclisten  Bildungen  von  «pioa 
warzigen,  uieiir  breiten,  kurzen  und  längeren,  halinenkainui förmigen,  roflir  ♦* 
weniger  leicht  ahreissbaren  Kxcrescenzen  vorwiegt,  kommt  (*s  bei  der  mali^nnt 
tief  greifende»  Nekrosen  luul  Geschwürsbildnngen,  zu  K!a])])enaneur}-sm.i,  WdoriW 
viHi  Klappen,  .\lireiM.sen  vnn  SehnenfiUlen  etc.,  und  vcni  dir  Kla]>|)eiierkr.inkung  <Hsi 
wieder  zu  septisch-pyaeuiischer  liifertioii.  .Andererseits  kaim  aber  auch  eine  leickv' 
Kirlziifulung  des  Kiidtjcardiums,  die  verniciise  Form,  durdi  secunilärc  Anschwnui 
.septischer  oder  infectiöser  Hakterien,  ilurch  Mischiiifectinn,  in  eine  schwerv  Fol 
übergeführt  werden.  Fmilich  hat  man  nneiv,  wenn  die  luidocarditis  lang>.tnirr  •■^1 
läuft,  wenn  sich  derbes  lilin'V.ses  Narbengevvebe  bildet,  wohei  die  Klappen  Uiril 
Sdirunipfung  desselben  verdickt,  inisshihiet  uiui  mehr  oder  weniger  functionsunfüd 
werden,  eine  fibrös-indurative  Etulocarditis  beschrieben.  .\lle  drei  Formen  sind  ui4*l 
nicht  wesentlich,  .sondern  tiur  gradweise  von  einander  verschieden  und  könneo  rf*| 
fach  in  eiuand<'r  übergehen.  .Maxs.sgehend  für  die  Schwi're  der  Erkrankung  Ist  imr» 
die  Virulenz  der  Daktt^rien,  oder  der  durch  ihren  Vegetationsprooe.s.s  erzeugten  Toi;»| 
.\iil'gi'f(iTuleii  w Linien  hislier  iti  den  eiHlokarditisclien  Herden:  Staplivlneoccus  t»»;^ 
aiireu.s  um!  albus,  Jstaphylococcus  cereus  alhu.s,  .Staphylococcus  flavus  nun  pvft^w^l 
b.icillus  pyogenes  foetidus,  Stre|)tocotcus  pyugenes,  Oiplococcus  pneunionia/'.  fi«'^ 
coccus  Neis.ser. 

Von  den  Krankheiten,  welche  die  Endocarditis  am  hantigsten  erzeugten,  ist  die  hvi^l 
.sSchlicliste  der  acute  (ielenkrhi'uniatisnuis,  alsdann  die  I'eliosis  rheinnatiea,  die  infwB^ 
Arthritis,  die  tioiiorrhoe  mit  (ielentierkrankutigen,  die  Influenza,  Malaria,  die  ('hufU 
{Seltener  wird  da.s  Emlocardiuui  durch  die  Krankheitserreger  der  Diphtherii'.  *H 
Scharlach.s,  der  Jlasern,  iler  l'orketi,  der  .Angina  tonsillaris,  der  Pneuraoni»  '*| 
Pleuritis,  acuter  und  chronischer  Nephritis  iidictrt.  Endlich  können  alle  srh»*H 
septischen  Erkrankungen  und  pyaetidscheii  Affectioneii,  das  Puerperalfieber,  die  P"<1 
Phlebitis  und  C'arii's  des  Mtttelohrs,  eiternde  Wunden  u.  s.  w.  vielfacli  schwerv  aH 
rös<'  Endokanlitiden  hfi-beifühn'ti.  Sie  .siiul  als  Theilerscheinung  und  Localissß^j 
des  allgemeinen  septischen  l'rocesses  auf  dem  Endocardiiun  aufzufassen.  Wo  »• 
acut«'  Entzündung  des  Endocirdiums  einmal  beslamlen  nn<l    zu  chronischen  VertiH 


rKiitlocarditis 


—     167     — 


Rndocarditis] 


riiiifiru  (ti'sscUicii.  Kla|i])i'iifi'hli'rii*.  geführt  liat,  koinnit  es  loicht  zu  Kecitlivcn  der 
Krankheit,  thcils  ilturh  die  frlcichtii,  thoils  ilurch  uiKlprc  Ursachen,  üelonkrheunui- 
tismiis,  lnf!uenzn.  septisclic  Infwtionen,  Pnerporiuni  oder  mechanische  Insulte,  üeber- 
austrengans;  des  Herzens:  acute  recurrirende  Kndocarditis.  Im  extrauterinen  Leben 
sind  es  fast  ausscliliesslich  die  Kla)»|jcti  des  h'nkcn  Herzens,  di<!  von  der  Entzündung 
ergriffen  werden,  wiihreud  beim  FoetiLs  vorzü(;lich  jene  des  rechten  Herzens  erkranken. 
Die  Ursachen  davon  sind  noch  nicht  klar  gestellt.  Oh  der  Wedisel  des  Sauerstoff- 
gehaltes  des  Blutes,  intra-  und  extrauterin,  oder  die  grö.ssere  Anstrengunjc  des  linken 
Ventrikels  uach  der  Geburt  im  Gegensatz  zur  Mehrleüstung  des  rechten  vor  derselben, 
oder  iuidere  Ursachen  diesen  Erscheinungen  zu  Grunde  liegen,  kann  nicht  mit  Sicher- 
heit entschieden  werden. 

Die  schwächere  F-linwirkiing  der  Bacillen  ujid  ihrer  Toxine  bei  der  einfachen  ver- 
rucöseii  Form  beiiiiif!;t  auch  eine  geringere  allgemeine  Reaction.  iJas  Fieber  steigt 
selten  über  ;5k,,"i<>,  I'uIs  K(I— 1211  Schläge  in  der  Minuti>.  llie  Schmerzen  in  der  Herz- 
gegend und  unter  dem  Sternuni  erreichen  keine  besondere  Intensität,  dagegen  kann 
die  Athnmng.sfreiiuenz  mehr  oder  weniger  bedeutend  erhobt  sein  und  sich  bis  zu 
starker  l>ys|moe  und  .«selbst  Orthopnoe  steigern.  So  kann  es  kommen,  liass  die  lindo- 
carditis  Anfangs  und  .selbst  voHstfindig  unbeachtet  bleibt,  namentlich  wahreml  eines 
geringgradigen  Gelenkrheumatismus,  bis  später  bei  besonderen  Gelegenheiten,  Stel- 
lung zum  Militärdienst,  Aufnahme  in  eine  LebeiLsversichening  etc.,  ein  Herzfehler 
entdeckt  winl.  Weit  ernster  und  nicht  zu  übersehen  sind  unter  der  hohen  Virulenz 
der  Bakterientoxine  die  Symptome  der  schweren,  ulccrösen  oder  malignen  Form. 
IMe  subacute  oder  chronisch  verlaufende  Entzündung  unterscheidet  sich  in  ihren  Sym- 
ptomen wenig  v(ui  der  vorausgegangenen.  IMe  pyaemisch-infectii'ise  Erkrankung,  die 
iufectiö.se  Tliroml)ose  des  Sinus  petrctsus,  die  l'ylephlebitis  luid  Phlebitis  uterina  haben 
beri'its  geraume  Zeit  bestanden,  und  nur  die  erratisch  auftretenden  Frostanffdle  weisen 
auf  ilcn  Ent.st  der  Lage  hin.  .le  acuter  die  ulceröse  Form  verliluft.  um  so  bedrohlicher 
gestalten  sich  die  Erscheinungen.  l>i<'  Klagen  der  Kranken  siiiil  unbestimmt,  über 
Mattigkeit  und  Benommenheit,  seltener  über  Beschwerden  des  Herzens.  Die  Kranken 
liegen  thctInuhmsloK  da  und  müssen  aus  ihrem  schlafsüchtigen  Zustande  zur  Auf- 
nahme von  Wasser  oder  flüssiger  Nahrung  geweckt  werden.  Die  unregelmlUisig  auf- 
tretenden erratischen  Fröste,  unt«r  welchen  die  infectiösen  Stoffe  in  die  Circulation 
eingeführt  werden,  und  Embolien  in  den  verschiedensten  Gefässbezirken,  im  Gehirn, 
in  der  Milz,  der  Leber,  den  Nieren,  der  Haut  entstehen,  haben  Temperatursteige- 
ruugen  bis  zu  H!)  und  41.  selbst  42''  und  eine  Tulsfreipienz  bis  zu  120  Schlfigen  und 
darüber  zur  Folge.  Durch  Embolien  im  Gehirn  entwickeln  sich  furibunde  Delirien, 
zu  <lenen,  vveim  eine  lömbolie  der  Arteria  fossae  Sylvii  stattlindet,  Lähniung.serschei- 
nungen,  überwiegend  der  rechten  Seite,  noch  hinzukommen.  Der  Tod  erfoljrt  meist  in 
wenige«  T;igeii.  \  on  l'svchosen  wurde  .icutes  Delirium  bei  En<loc.irditis  im  l'uer)ierium 
beobaclitet.  Imliviiluelle  Disposition  und  Ern:iliruug.s,st<">rmi'.'eu  durch  zahlreiche  kleine 
Embolien  mtigeii  hierzu  Veranlassung  gegeben  haben.  Blutungen  in  der  Ketina  bildi-n 
ferner  ein  fa.st  regelmllssigesVnrkomnuiiss  bei  der  malignen  Endoeaniitis.  Auch  let^'rus, 
am  wahrscheinlichsten  durch  rolycholie  in  Folge  des  Zerfalls  zahlreicher  rotlier 
Blutköriterchen  erzeugt,  ist  eine  nicht  zu  .seltene  Erscheinung.  Sehr  bemerke.uswerlb 
siiul  endlich  noch  die  Hautembolien,  blassrothe  Flecken  mit  farblns<-r  Stelle  im  <.'f\i- 
trum,  wo  der  Embolus  liegt. 

Nur  in  .selteiu'U  l'iillen  heilt  die  acute  Ejitzündung.  ohne  Gewebsveriinderimgeu 
nm  Endocar<liuin  luul  nacnentlieh  an  den  Klappen  zurück zul.-isseii.  F.-ust  immer  ent- 
steht, wenn  der  Klap|)eiiapparat  der  Sitz  der  Erkrankung  war,  eine  Schlussiuiffdiig- 
keit  der  Klappen,  oder  eine  Verengenmg  des  Ostiums,  nicht  selten  eine  Coiiibinatitm 
beider  dijr<-h  Venlickung,  Wulstung,  Kigidität  des  Kla|)]>engewebes.  Auch  die  l'auer 
des  l'rocesses  i.st  unltestimmt.  Eine  scheinbar  gut.irtige  Erkrankung  kann  durch  I!e- 
(idiviren  des  Proi-osses,  durch  schwere  Embolien  in  lebenswichtigen  Org.-inen  oder 
durch  plötzliche  Herzschwäche  schliesslich  noch  einen  tödtlichen  Ausgang  nehmen. 
Die  ulceröse  st^ptische  Form  verläuft  unter  Perforation  der  Klappen,  Abreissen  der 
SehioMifäden,  F;mb(dien  und  allgemeiner  Sepsis  immer  schwer  und  stürmi.sch  und 
emlet  letal. 

Die  llntersuchuiig  des  lli-rzens  ergiebt  selten  negativen  Befund.  Die  charakteristi- 
schen blasenden,  schabenden,  kratzenden  Geräusche  Iwi  <len  verschiedenen  llerzactionen 
fohlen  nur,  wenn  die  Entzündung  entweder  ansserhalli  des  Kl.'ippeiiapp.irates  sich  ent- 


[Endocarditis 


ir,8    — 


end« 


wifkplt  hat  (iilrr  diu  Veriindrniii^iii  auf  ili'ii  Kla]»])!-!!  fiu^stTst  zart,  loicht  U-ve^Ofl 
flottireiul  sinil  und  dem  Blutstruiii  wenig  Widerstand  hieten.  Die  Hcliwen:  itt M 
guuK'ini'ii  Iiifpction,  di<'  erratischen  Frostanfälle  und  spAterhin  nicht  zu  vorkeimmfl 
|)yaeniisehen  Kr^cheiiiungen  sichern  weiterhin  die  Diagnose,  wäbrouii  <li<?  IJntcmdM 
lies  Au^eiihiiiterirruniles  unter  Nachweis  von  Blutungen  in  rler  Kctiiia  die  Kaitoa 
ditis  niali^riKi  vuni  'lypiius  und  d<'r  Mihartubercuhjse  unterscheitlet.  ■ 

Therapie.  Pie  Endocarditis  in  ihren  verschiedenen  Formen  gehört  «inirrÄ 
jenen  l\r:uil<heiten,  auf  welche  wir  liis  jetzt  nur  wenig  directen  Kiiifln.<<s  gcwn«^ 
ti.'dien,  sowoiil  propli\l:iktis<'!i  ihre  Kiitstebung  zu  verhindern,  als  aueli  fl;m  AnwacM 
ihrer  schfKlIirhen  \Virkungen  eiiizuschrfinken.  tiegen  die  Ansiedelung  der  Bll 
terien  und  ihre  Kntwickelung  zu  uiiifangreichen  \  cgetationen  und  gegen  ihr  VavM 
der  von  ihnen  producirten  'i'oxine  haben  wir  zur  Zeit  kein  Mittel,  das  auch  inirrinqfl 
tnaasäen  Erfolg  erwarten  Hesse.  Die  t^uecksilbiTpraeparate,  Kaloniel  und  Sublinuii  mim 
lieh,  Kinreibung  von  Unguentuni  cinereuin,  und  das  baktericiden  Ruf  goniossende  benM 
saure  Natron  haben  sich  erhdglos  erwiesen  und  einzelne  günstige  Mittheilungeu  kcitirM 
stätigung  erhalten.  Nicht  einmal  die  den  tielenkrhi'iiinatisnnis  begleitende  KndnotM 
kann  durch  salicylsaiin-s  Natron,  so  sehr  dassellic  dem  (ielenkrheumati.sniti»  se.ltmM 
gegenwirkt,  in  ihrer  l'.ntstehung  utui  Ansbri'ilung  gehindert  werden.  Nur  durcli  frähttitr| 
Heilung  des  tieltiikriniiniatisitius  siinl  wir  einer  später  sich  entwickelnden  Kudoßinfit» 
vorzubeugett  im  Sf:inde.  |)ic  liestrelnnigeti,  durch  liisendi'  M  ittel,  Natrium  carbimirai 
Ammonium  hvdrochloririim  .■iiddi-ni  Wege  diT  K.inathnmng  oder  innerlich,  dann  dtirrh*' 
Tht'rnialsoolbiirler  in  Nauheim  u.  a.  die  l-'ibrinaus.scheidimgeii  auf  dem  Kndocardiiiinu 
L^isung  zu  bringen,  oiIit  auf  die  liückbildnng  und  IJesnrptiou  vorgeschrittener  mJ» 
karditischer  Kntziitid\nigs|»ro(lucte  und  vernicöser  Auflag(Tungen  günstig  einxuwuin 
unterliegen  den  Täuschungen,  welche  durch  die  natürlichen  Ileilungsvorgängf  »»* 
durch  den  Schlnss:  „post  lioc,  ergo  projvter  hoc'  entstehen.  Wenn  man  hiilfuli 
wie  wenig  wir  durch  Kitiatlimung  Ifisemler  .Mittel  gegen  die  Fibrinausseheidunji'n  ' 
ileii  Luftwegen  bei  Uiphtlierii'  ausgerichtet  li.aben  und  wie  wenig  wir  andere  i-ntiii»' 
liehe  l'roducti?,  Zellen-  utid  lündegewebsbildungen,  womi  sie  nicht  der  dirwi" 
mechanisch-chirurgischen  Behandlung  ziigäugig  sind,  durch  ni<.>dicanientöse  MiiH. 
durch  Mineralwxs.ser  urul  Hader  heeiuflusseu  kiimien,  müssen  solche  therapeuti«* 
Maassnahuien  von  vornherein  als  aussiiditslos  angesehen  wenleii. 

Die  Behandlung  der  Endocarditis  in  ihren  verschiedenen  Formen  kaim  nur  »• 
symptomatische  sein.  Die  vorlii'genden  Indicatiojieu  beziehen  sicli  dabei  1.  auf  if» 
Erkrankung  des  Herzens  selbst,  auf  die  l'ekämptiing  uml  iMu.schränkiing  der  entiunt 
liehen  Vorgänge  am  Klapperiajiparate  mni  der  davon  abhängigen  8tönuigen  im  Kfc 
lauf,  und  2.  auf  da.s  allgemeine  Itetiuden  des  Kranken,  die  Erhaltung  und  Hebung  sein'" 
Kräftezustandes  unter  möglichster  Hekäni)ifuug  der  da.s  lieben  gefährdenilen  Svmjii"» 

Die    leichte    Form    der    im   Verlauf   di's    Ueli'ukrhi'uuiatismas  auftretenden  Km!-' 
cardilis  bedarf  meist    keiner  liehaudlung.      Die    Kutzündung    auf    dem     Kndocanlid 
heilt,  jedoch  selten  ohiu'  Zunickla.'JSiMrg  eines  Klait]ienfehlers,  in  der  Itulie.   Bettrnl«. 
wie  sie  durch  den  tielenkrhfMimali.sums  schon  .selbst  sich  ergiebt,    iilinr   liass  ein  Ir- 
sondere*«  ärztliche.s  Hitigreifeii  nothwendig  wirtl.     Verläuft  die  l'intzünilung  unter  \t^ 
haften  Schmerzen,  ()p]iressiou  und   Herzerregung,  so   wirken  Kisbla.se,   Eisbeutel  ixiif 
der  Leiter'sche  Kiihlapparat  auf  liie  Herzgegend,   am  besten    über    ein     entsprech'*' 
gro.s-Hc«  Stück  Leitiwaiid  oder  Flanell  gelegt,    nicht  nur    günstig    antiphlogistisch  xi 
die    entzündlichen  Vorgänge  ein,    vermindern  die  Schmerzen  und  bessern  »la.^  '::'•!'- 
tive  Befinden,  sondern  vermögen  auch  flie  Erregung  des  Herzen.s  oft  recht  hetr:i'  i.' 
herabzufw'tzen.  I>ic  Herzcontraclionen  verlangsame  sich  unter  der  KinwirkuuL'  iI'T  K"- 
.%oda.vs  auch  die  Gefahr  der  Eiidtolie  dadin-ch  abnimmt,  die  Herzkraft  sich  liiii-ir  iru 
und  «ine  frühzeitige  Bildung  von  Tlironilien  im   Herzen  und  in  den   Pulmonalg'-bi-^ 
vermieden  wird.    Die  Eisblase  bleilit  ;)ni  l)est<Mi  Anfangs  längere  Zeit  uniniteriir"'"^ 
liegen,  und  erst  später,  wi'ini  liir'  Erscheinungen  der  Hesserung  unverkfnribar  : 
treten,  kann  diestdbe  für  kürzere  Pausen  weggelassen  werden.     Die   feuchte  l\ 
Fori«  von  in  Wasser  aasgerungenen  kalten,  bei  etwas  längerem  Liegen  immer  wiflif 
sich  erwärmenden  f'onipressen  ist  weniger  wirksam  und    wird    auch  weniger  l'h«  -••' 
tragen  als  die  conslant  wirkende,  trockene  Kälte  des  Eisbeutels  und  der  Kühlapj 
Von   Sinapismen,   Vesicantien,  .lod-Einpinselungen  u.  s.  w.  ist    eine   antiphlojfoü 
oder  ableitende  Wirkung  auf  das  Herz  nicht  zu  erwarten. 

l'^ine  besondi-re  Verwendung    liat    das  Chitiin    bei    iler   vorrucösen   und   ulci 


[Riiilocarditis 


—     160 


RnihM-Hrditis] 


* 


^ 


Komi  (|i-r  Eiiclocanlitis  ;:;i'hiinh'n.  imlciii  i-s  tlii-  Kiirjii'rteniiirratur  liiTiiljNot/.i'ii  soll 
und  ilii.'  Frostaiifälli' si'ltciicr  würclcii.  .Seine  An\vi>iiiliing;swei.se  wfiro  0,n — 1,0 /jrorfo«» 
zwtii  liis  tirei  Miil  im  Tage  iniil  nn-hrcre  Tilge  hintereinander.  LHsst  das  Fieber 
nicht  nach,  so  soll  iii.in  die  <:;|firheii  I losen,  aber  seltener,  mit  Intervallen  von  zwei 
l>is  drei  T.is;cii  fortgehen,  his  nach  zwei  his  drei  Wochen  die  Krankheit  sich  zum 
Uessern  wendet.  liei  wiiuierkehrenden  eiratischen  Frösten  nnlsste  noch  einmal  ('hinin 
gegeben  werden.  In  wie  weit  die  Herabsetzung  der  Körpertemperatur,  deren  Stei- 
};orung  als  Unaction.sersclieinnng  aufziifn.ssen  ist,  den  VerlauC  der  Krankheit  günstig 
becinflusst,  wenn  sie  nicht  eine  gewisse  Riiphorie  bei  dem  Kranken  zu  i-rzcugen  ver- 
mag, mu-w  dahingestellt  bleiben.  Auch  eini'  {{eeiiiflu.ssung  der  l-'rnKtanfiille,  <lie  in 
der  llaniU.sache  von  iMidinlieti  abhängen,  durch  das  (Chinin  erscheint  recht  l'r:iglieh. 
Krwfigt  man  aber  ferner  noch,  ilas.s  die  Kndocarditis  aucii  unter  dem  ( 'hiningebrauch 
ihren  wechselnden,  2-  li  Wochen  latigeii  Verkiuf  nimmt,  so  kamt  die  Wirkung  des 
Chinins  sowohl  aut  die  entzündlichen  inni  septischen  IVocesse,  .sowie  auf  das  Allgeniein- 
belinden  des  Kranki'U  mir  als  eim-  wenig  i'utscheidende,  kurz  dauerntle,  niiiglicherweise 
nur  nielir  tonisiretule  angesehen  werden,  wenn  diese  Wirkinig  ainlererseits  nicht 
wieder  tlurcli  den  schwächenden  lüiifluss  des  Chinins  .luf  das  Herz  beeinträchtigt  wird. 
Noch  weniger  Krfolg  verbürgend  sind  die  anderen  .\nfiiiyreiica,  die  ausserdem  noch 
ungfinstiger  auf  das  Herz  einwirken,  wie  d;iü  Kalium  oder  Natrium  intricnm  mit 
oder  ohne  Digitalis  u.  a. 

Wenn  im  Verlaufe  der  Krankheit  die  Herzth.ltigkeit  immer  mehr  abnorm  sich 
gestaltet,  der  Puls  aid'angs  unter  stärkerer  Spannung  mehr  beschfeunigt  ist  und 
später  mit  immer  deutlicher  hervortretender  Insiit'licienz  des  Herzmuskels  freipient, 
klein  und  unrcgeluTässig  wird,  ist  von  der  Digitalis  in  einem  Infus  von  1,0-  l,">  auf 
150,0,  zweistündlich  ein  Ivssliiffel,  (tebniuch  zu  machen.  Ks  besitzt  das  Herz  wohl 
einen  vortrefflichen  Hegulir,i|)parat  in  sich,  der  es  i'rmöglicht,  wie  experimentell  nach- 
gewiesen wurde,  auch  jdüt/.iich  eintretende  Stönmgen  sofort  zu  überwimlen,  .sodass 
für  die  Anwendimg  der  l'igitalis  daher  nicht  sogleich  mit  der  |)iagiHis(;  der  Kndo- 
carditis  eine  Indication  vorliegt,  aber  im  weiten-n  Verlauf  der  Knuikheit  dürfen  die 
Zeichen  der  ungenügenden,  zu  stark  erregten  oder  rasch  sinkenden  Herzthiltig- 
keit  (Ulli  allgemeinen  ( ■irculatiuns.störungen  nicht  zu  spät  Kerücksiditigung  tinde]i. 
Weitere  Mittel  sind  einerseits  zur  ilerab.setzung  der  gesteigerten  Herzerregtmg,  wie 
schon  erwähnt,  die  Kisbla.«e  und  aiulererseits  ziir  Hebung  der  mehr  oder  weniger 
rasch  sinkenden  Herzthätigkeit  und  ungenügenden  ('irculation  der  Alkohol,  l'och  ist 
in  Bezug  auf  <ien  letzteren  sowie  auf  die  Reizmittel  idM*rliait|)t  vor  zu  gros.seii  (iahen 
und  zu  häutiger  l*arreichung  des  T.'igs  über  zu  warnen,  da  dLirch  eine  off  rasch  ein- 
tretentle  stünni.sche  Herzaction  von  den  verrucüsen  \\  uchermigen  l'heile  abgeris.sen 
werden  und  lebensgefährliche  Kmboiien   hervorbringen  kiuuien. 

Wenn  unter  geringer  Virulenz  der  bacübiren  Toxine,  wii'  bei  der  leichteren,  vom 
(ifdenkrheumatisnms  abhängenden,  vorwiegend  vernicösen  Fonn,  die  Krankheit  einen 
jirotraliirten  Verlauf  nimmt,  ist  auf  die  Krlialtung  der  Kräfte  des  Kraidien  durch  eine 
den  Umständen  entsprechende  Nahrung  die  grüsste  .Sorgfalt  zu  verwenden.  Leider 
ist  es  oft  nur  zu  schwer,  »ien  Kranken,  namentlich  wctui  die  Kndocarditis  einen  ma- 
lignen ('barakter  trägt,  einigerma.assen  .Nahrung  beizuhringen.  Die  Nahrung  wird 
anf.<uigs  je  nach  der  Schwere  des  Falles  ausschliesslich  oder  haupt.sächlich  in  flüssiger 
Form,  Suppen,  einfacher  Fleischbrühe  oder  unter  Zusatz  von  Fleiscbe.xtract,  Kiem, 
.\lbumosen-  nml  Peptonpraeparaten,  (ielatine,  Leim,  Heeftea,  Milch,  Theo,  Cacao  ge- 
reicht werden  mü.ssen,  später  unter  fortschreitender  He.sserung  oder  bei  weniger 
schlinmien  Fällen  und  bei  günstiger  Verdauung  und  .\u.snutzung  der  Nahrung  etwas 
mehr  consistente  Speisi'U,  neben  Suppen  weiche  Kier,  geschabtes  Ochsenfleisch, 
llamnieltilet,  d.mn  Kalbsnulch.  Mehlbn^i  (Mus),  Auflauf  u.  s.  w.,  bis  man  dann  endlich 
zu  gebratenem  Fleisch,  Huhn,  Kallifleisch,  Ochscnfleisch  übergehen  kann.  Keines 
Weissbrot  wird  am  Aidang  am  besten  in  Suppen  oder  anderen  Flüssigkeiten  gegeben. 
Als  tietränk  wird  in  der  ersten  Zeit  je  nach  der  Höhe  des  Fiebers  und  dem  st.irken 
Durstgefühl  kühlendes,  säuerliches  Getränk,  gutes  Bnunuinw.ns.ser,  frisch  oder  in  Kis 
gekühlt,  W:u>ser  mit  Säun-n  oder  Fruchtsiiften,  Citrom-n-,  Orangen-,  Himbeersaft  mit 
einigen  Tropfen  verdünnter  Salzsäure  versetzt,  sich  empfehlen.  Auch  einfache  Säuer- 
linge mit  wenig  Kohlensäure  können  für  sich  oder  unter  Zusatz  von  leichtem  Wein 
uiul  Frucht.säften  gegebtMi  werden.  Selbstverständlich  sind  aucli  stärkere  Weine, 
wemi  die  Indication    für    sie  vorliegt,   zulässig.     l>ic  Höhe  des  Fiebers  bildet    k.«vvvtt 


|Rndo4.-«rditis 


r—      170 


Eado 


Oiircl  iiotliwondiji:  aber  wiTiIcii  iWcsi-  Wciiin,  P«irf.w«'in,  Sln-rn.  V4fl 
Mancila,  Tokayor,  sowie  klciiu'  (jabcn  von  rognac.  wi'nii  (k-r  allgemeine  KrUfUn^l 
sich  beeintnichtirft  zeigt  imd  der  Puls  auf  t>iiic  ilrohc-udo  insufficieiiz  des  HeiXD^H 
hinweist.     Hfi  der  Krnähriiti^:  d<-.s  Kranken  ist  bcitonderti  darauf  zu  acbtni,  d^H 
Darreichunp  der  (ietriinke   iintl  Speisen,    wemi   grösseres  Vorlaiifrcn    dartiacli  dl^| 
nicht    eine    zu    reichliclie    wird    in  der  Sorge,    die  Kräfte  des    Kranken    ra  "^^1 
und   zu    heben.     Da    das  Kudn<-:u'diiini    in    entzündlii-hem  Ztistando    ist,    dum  ^| 
jeder  grössere  intracordi.ile  Itruck    und    die    davon   abhftturige  starke  Si>:iipnun<^B 
Herzwand  durch  die  Verinebriinji  der  Blutmetifjo  in  Folge  ausgiebiger  I;  •U 

mieden    werden,     liifl'ereiizbestiinniungen    über  Flüssigkeitsaufnahmo*    ......    ....^1 

Scheidungen  werden  einen  Kinblick  in  die  jeweilige  Flüssigkeitsbilanz  (le»  Ki^B 
und  in  die  von  der  Herzkraft  ahhilngigen  circulatorischen  Vorgänge  geben.  Ifl 
im  späteren  Verlauf  und  unter  allniahlirlieni  Rückgang  des  Fiebers  ananifl 
Zustände  hervortreten,  k.inn  niati  mit  der  roborirendcn  Diaet  die  Darreichuigfl 
Eisen  für  sich  oder  mit  Zusatz  von  China  oder  Arsenik  verbinden.  Die  HrhalM 
und  Hebung  der  Kraft«?  des  Kranken,  namentlich  unter  langs.ninem  Verlauf  mM 
der  Heconvalescenz,  ist  umsnuielir  nutliwenilig,  als  d-is  Herz  dadurch  und  untirH 
Hertruhe  am  besten  vorben'itet  und  in  den  Stand  gesetzt  wird,  de-r  durrhfl 
Kndocarditis  verursachten  Kla[)[)enlieschSdigung  sich  soviel  wi»-  möglich  zu  lofl 
modircn.  Wo  wie  bei  der  malignen,  nlceröseu  Form  die  Herzkraft  rasch  sinkt,  »i^l 
die  Anwendung  stärkerer  Keizniittel  neben  alten,  schweren  Weinen,  Cogn>-  '''' 
Aether.  Kanipher  innerlich  und  suhcutan,  ('astoreum  ohiuj  oder  mit  VaJeri: 
Mosebus  u.  s.  w.  selbstverständlich  indictrt  .sein,  wenn  auch  der  Erfolg  ein 
aussichtsloser  ist.  In  den  meisten  Fällen  indess  wird  das  Leben  wenigei 
durdi  die  Kndocarditis  venirsachte  Herzschwäche  bedingt,  als  vielmehr  von  deiii- 
plicationen  und  Folgezustfinilen,  <len  emhnlisch-tliroitibotischen  Schädigungen  «tvli»! 
.■schweren  allgemeinen  sr'|)tischen  Vorgängen,  wtjb'he  ihrerseits  wieder  von 
lität  der  Hukterien  und  der  von  jenen  producirten  Toxine  abbringen.  ^ 
eigenttii'heti  Therajue  (h'i-ser  Frscheiniuigen  k.inii  mit  dm  uns  gegenwärtig  lo  tu**! 
stellenden  Mitteln  keine  Hede  sein. 

OEli 

Endometritis.     Fndomelritis   ist  die    Entzündung   des    Eiulonietriuni:    je    nacliui...  - 
Corpus  uteri  oder  der  ('ervix  betheiligt  ist,  tbeilt  man  tlie  Krkninkung  ein  in  Fji» 
metritis  corporis  und   Fndometriris  colli.      Häufig    besteht    eine    C'onibinalion  boi« 
Praktisch  ist  es  aber  zweckmässig,    den  L'iiterschiwi  aufrecht    zu   halten    und  nafS 
beachten,  da.ss,  wenn  hoclignidig  entzündliche  Vcrändenmgen  an   der   Portio  saiio 
bestehen,  auch  Erkrankung  des  Kndonietrium  corporis    vorliegt    und   daher  duKb 
isolirte  Heilung  der  <'ervicalen  Ver.-iiidenmgen  der  Symiitomencomplex  nicht  um  "■' 
heit  beseitigt  werden  kami.    Wenn  auch  liakteriidogisclie  1'r.sachen  nicht   iniiii'r  i 
weisitar  sind,    so  ist  <locli  Itifectioii    bei    den  sexuellen   Beziehungen     für    viel,  li 
Erkrankungen  sicher  die  Ursache.    Neben  der  Inteetion  spielen  sexuelle  Reizunj;iii 
verschie<lensten  Art  eine  l'rdle  in  der  .\etiologie,  gewisse  Uehermaasse  iihTsiolo^niiek« 
Acte    oder    |)atlioI(igisch<'    keizungen,    .Mnsturhation,    luiputenz    des     Mannes  Q.  t » 
Auch  können  Erkrankinigen  des  lienis,  Myom  und   Carcinom,  sowie    Affection«  ** 
Uterusanlifinge  katarrliali.scbe   Verändenmgen  auf  der  Schleimhaut  hervomifcii.    ** 
Allem  aber    spielen    auch    allgennjitn'   Fntwickinngs-    und  Ernährungsstörungen,  •» 
("liloro.se,   Anaeniie  etc.,  eine  grosse  Holle  in  der  Aetiologii'  der   Endometritis. 

Für  «lie  Tlier.'ipie  ist  die  Kenntniss  der  aetiologisehen  Momente   von  BedeiU« 
Wenn    auch    zunächst  die   gesetzten    Veränderungen    zu    beseitigen    sind,    muss  <W 
durch  die  He.seitigung  der  aetiologisehen  Moniente    die    Wiederkehr   verhüte«  i^'T*» 
Erstores    ist    sehr    \iel   leichter  als    das    letztere.      Für  die    Therapie   ist  W'  • 
gross«?r  Bedeutung  die  «eniitni.ss  der  anatomischen  \  erändenmgen,  welche  iii. 
metritis  charakterisiren.     Im  Corpus  uteri  unterscheiden   sich    die  interstitiel'' ' 
Zündungen,  welche  in  der  MehraabI  auf  Infection  beruhen  dürften,  von   den  .1 
Hyperplasien,  für  die  allerhand  nicht  infecliilse  Keizuiigeti  des  Uterus  anzusrln.    - 
sind,    und  welche    übrigens   auch    nach    liingerem  Bestehen   chronischer  inter-:  ^ 

Processe    .auftreten    können.     Mit    diesen    anatomischen    Veränderungen    köi ■ 

Erkrankungen  der  Tube  vergesellschaften,   und  zwar  voi"wiegend   wieder  hei 
Infection  verdächtigen  Fällen. 

Die  Erscheinungen  iiuHbesondere  der  ilrüsigen  llypei[jl:isie   beätcheii    in  dem  V 


n 

1 


[KiidoinetriUs 


-     171     - 


KndaniPtritiN] 


I 


trol<'ti  lii'ftifffi'  Sclmicrzt'ii.  vor  AUrni  lici  ilcr  McnstniiitKiii,  iiiiil  tici  iti^<'ii(lli<-lii-ii 
liKliviiliii'ii  in  ^li-ii'hzi'iti^  l:iiigi>  sicli  liinzichoiHloii,  wenn  auch  niemals  extrem  starken 
BiiitiinftPii.  Ueinnnriist  ist  die  veniiehrte  scbleiniip',  scliieiniiii^-eitripe  und  rein 
eitrifie  Seerptinn  ein  ividitiges  Syniiitiun,  liei  dem  maji  i;e\vi')hiilich  interstitielle  Knt- 
zündun)!;,  eventiH'll  mit  hrflsonliyjierjilasie,  vorfiniiet.  Klutunj^eu  ziir  Zeit  oder  :iiis.ser 
der  Zeit  der  Mmstriiatifm  sind  ein  weiteres  Zeichen  trewnliiiiieh  recht  langdaueriider 
interstitiell<*r  Kmleinetritis.  Relativ  geringfügigere  Veränderungen  des  Kndometrinin 
eiidlieh  kiinnen  zu  Abortus  ffihren,  nft  sogar  zu  wiederholtem. 

Liegen  nach  dem  Krgelmiss  der  Untersuchung  und  den  Symptumen  allgemeine 
St4)rungen  der  Hrkrankung  zu  Grunde,  so  ist  in  erster  Linie  eine  allgemeine  toni- 
sirende  Behandlung  angezeigt.  Sie  kommt  in  Frage  bei  virgiiiellen  Patientinnen. 
Hier  ist  von  ,\lters  lier  mit  liesteni  Krfolg  eine  längere  Zeit  hindurch  die  Darreichung 
von  Ki.senprae])aratejT  im  (ieltrauch,  oiler  Hade-  und  Trinkkuren  in  Scliwatltach,  Pyr- 
mont. Kister,  Fran/,ensbad  und  aiidiTeii  Pliltzen.  Von  weiteren  Mitteln  ist  das  lO.x- 
tractuin  Huidum  llydra-stis  canadeusis,  ITir  tilngereu  (ieliraiicli  wegen  de.ssen  wider- 
lichem Ge.schmack  das  l-Atractuin  siccum  in  Pillen  mit  Recht  beliebt  gewordi'ti. 
Nebenbei  werden  alle  diejenigeji  Methoden  angezeigt  sein,  welche  eine  Kräftigung  des 
tiesammtorganisnuis  herbeifidiren.  Iliirch  strenge  Diaet  und  Regelung  iler  \'erd;uunig 
wird  hierbei  ebenso  viel  geleistet,  wie  durch  die  Uehimg  der  köriierlichen  Kräfte, 
sowie  bei  unverheiratheten  Per-sotien  durch  die  Vermeidung  sexuell  aufregender  l'<in- 
rtüsse.  Die.se  Allgemeiiibehandlung  bei  virginellen  Patientinnen  darf  auch  nicht  bei 
den  übrigen  Formen  lier  Hndometritis  veruadilässigt  werden.  Gehen  bei  virginellen 
Patientinnen  die  Krscheiiiiiiigen  nicht  zurück,  so  kommt  besonders  für  die  zu  Dys- 
menorrhoe und  länger  ilaueniden  lilutungeu  fiihri'uden  Formen  die  .Auskratzung  des 
Uterus  in  Frage,  an  die  sich  eine  l;ingere  oder  kürzere  adstringirende  oder  Htzende 
Behandlung  der  Fti-nisinnenfläche  .anzuschlie.ssen  eniiifiehlt,  sowie  der  wiederholte 
Gebrauch   der  allgenieitu-u   l'.ehandlimg. 

Die  rein  katarrhal  isclien  ICrseheiuungen  der  Hndometritis  W'erden  wenig  durch 
allgemeine  Hehandluug  beeinflu.sst:  hier  tritt  die  iocale  Therapie  in  ihr  Recht.  Es 
führen  die  verschiedejisten  .Mitte!  mit  Sicherheit  zum  Ziid,  so  die  FrvM'itenmg  iJer 
Üterushiihle  mit  .lodot'ornigaze  und  nachfolgender  Draituige  oder  l  terusausspüliijig, 
die  Krweitenmg  <les  {.'ervicalcanals  mit  t^uellniei.sseln  und  anschliessenden  Uterus- 
aussjin hingen.  .\uch  leistet  die  Hiiduhniiig  von  Aetzmittelii  in  die  Utertish'ihle  Gutes. 
Eine  Aluniiniumsonde  nach  Playfair  oder  ein  dünnes  Silberstäbchen  nach  Sänger 
wird  mit  Watti-  umwicki'lt  und  mit  dr'in  Aetzniittel  getränkt  in  den  Utenis  einge- 
führt, .lodtitictur,  Karbolsäure,  Tannin,  Argentum  nitricuni  und  liesonders  Chlorziiik 
in  10 — r)l)])n>c.  Losung  wenlen  hier  gern  angewendet.  ,1.  Hoffmaiin  und  neuerdings 
Lantos  benutzen  eine  Spritze,  deren  vielfach  durchbohrtes  Knde,  mit  Watte  um- 
wickelt, in  den  l'teriis  eingeführt  und  mit  dem  Aetzmittel  erst  getränkt  wird,  wenn 
sie  im  Uterus  ist.  Medicamentöse  Stäbchen,  besonders  mit  Tannin  impraegnirt,  wandte 
schon  K.  Martin  an.  Alle  diese  Mittel  führen  durch  ihre  .vlstringirende  Wirkung 
zum  Ziel,  ganz  besonders  die  Chlorzinklösung.  Das  einzige  Bedenken  liegt  mir  im 
Dauererfolg.  Kine  erkrankte  und  (feitiiiiichst  geheilte  Uterns-sch  leim  baut  b.anii  natur- 
gnmäss  wieder  inficirt  werden.  Bleibt  daher  da.s  Kndometrium,  ohne  da.ss  etwa  der 
inficirende  Gatte  geheilt  wird,  auch  in  der  Zukunft  unter  <!eui  inficirenden  Kinftu.ss, 
so  ist  die  Patientin  vor  Rückfällen  nicht  sicher.  Dann  hilft  nur  stärkere,  durch 
Aetzniittel  herbeigeführte,  fast  einer  Zerstörung  ühnliche  Kinwirkung,  wie  die  längere 
Anwendung  einer  öOproc.  (Jhlorzitd<lö.>iung.  Hierzu  wird  man  sich  mir  selten,  z.  B. 
bei  tb'u  immer  recidivirenden  Formen,  entsch Hessen:  für  ganz  hartnäckige  f-'älle  hat 
Dumon  tpa  I  lier  tlie  Kinlegung  von  .'Sri' '^proc.  f-hlorzinkpaste  in  den  Utenis  aiige- 
rathen;  nach  4 — (i  Tagen  wird  das  ganzi'   F.ndometrium  gangraenös  ausgest«,s.sen. 

Bei  denjenigen  Formen  der  Endometritis,  welche  zu  Vermehuing  der  Blutung  bei  oder 
au.s.serhalb  der  .Meiistniatioii  führen,  wird  man  die  Erweiterung  der  Uterusböhle  mit 
Laminaria  oder  mit  dilatiremlen  Sonden  vornehmen  oder  auch  ohne  dieselbe  die 
Schleimhaut  des  Ufi.'riiskörpers  mit  der  (Jnrette  oiler  mit  dem  scharfen  Löffel  ab- 
kratzen. <iewöhnlic!i  sind  polypöse  Wucheningen  auf  der  Schleimhaut  die  Ursache 
der  Erkrankung,  und  dr-mentsprechend  wird  eine  allgemeine  Tlierapie  oder  eine 
Actzung  der  Schleimhaut  wenig  Krfolg  haben  können.  Man  wird  hier  im  All- 
gemeinen immer  auf  die  kleine  Openition  zurückzukommen  haben.  Da  nach  der 
Utenisauskratzung    regelmässig    die  Schleimhaut    sich    fast    ganz  in  derselben  Weise 


[Endometritis 


—     172     - 


Eadoue 


wieder  bildet,  wie  sie  voriier  war,  ist  es  zweckniiissi^,  wülirctiii  dit*  StriH 
Ausheiliuig  luid  der  Wiederbildung  die  L'türussi'hleinihaut  mit  Aetxnii' 
handeln,  nicht  nur  ein  Mal,  sondert!  fortgesetzt,  zwei  bis  ilrei  Wochen  lang,  iiaal 
benutzt  man  Kinspritzuiigi'U  vofi  .Iddfiuftur  oder  Aetzuiigeii  nüt  10  —  öOproc 
zinlilüsuiigen.  Beide  Mittel  :idstrin};ireii  in  wirksamer  Weise  (iio  sich  wieder^ 
Si'hleimhaut,  die  .ludtiiietur  scheint  <lem  riilor/.iiik  insofern  überleben,  ak  da 
gen;  (Jhlorzinkbelmudhuif;  (ift  eine  zu  starke  ZiTstörnng  der  Sehleiinhaut  eintreH 
doch  darf  man  t'lilorziiik  niemals  eiiis)iritzen  wnlli-n,  sondern  nur  nnif  der  Af<tx.sn 
führen.  Auch  bei  den  anderen  Formen  d<'r  Kiiilometritis  hat  man  mit  Krfolf;  von  < 
Auskratzung  liebrauch  gemacht.  Itisbesendere  kommen  auch  bei  virgiiiellen  Pii 
tinnen  schwerere  Formen  der  glandulären  Hyiierpia.sie,  welche  zu  DysmenorThm-  füii 
in  Frage.  Gelingt  es  hier  nicht,  durch  eine  aügemeine  tonisirondo  Behnntlluns  4 
durch  Hydra-stis  und  Seoale  cnrtiutum  sowie  durch  abliilrtende  Mittel  einen  Erfolg  hn 
zuführen,  so  ist  in  der  l'terusauskratzu]ig  und  Nachbehandinng  der  Schleimhaut  i 
.lodtinctur  ein  guter  Krfolg  zu  erhntl'eii.  Hei  der  Kndometritis,  welche  zu  Abortnji 
zur  Wie<lerkehr  des  Abortes  fnlul,  muss  man  mit  der  Auskratzung  ein  wenig  inrsid 
sein,  weil  durch  <Jie  stärkere  Kiiuvirknng  der  .\etzmittel,  wenn  man  zu  frühir. 
nach  dem  Abortus  auskratzt  und  ätzt,  eine  solche  Zerstürung  der  Schleimhaut  HffolS 
da.ss  von  C'onception  später  nicht  mehr  die  Kede  ist.  Wenn  e.8  sich  dabw  i 
haeniorrhagische  Arten  der  Kndometritis  handelt,  ist  die  .\uskrat2uug  imniir  «< 
einige  Monate  nach  dem  Abortus  au-szuführen  und  sind  die  Jodinjectionen  nii'iil  i 
lange  anzuwenden  oder  zu  häufig  ?-u  wiedi'rlnden.  Für  die  mehr  katarrhaii«« 
Formen  ist  es  hier  zweckent.sprechendrr,  entweder  ohne  Auskratziiuig  oder  mit  > 
selben  längere  Zeit  desinticireud»!  Aii.ssnülungen  des  l  terus  vorzunehmen,  und  hi« 
empfehlen  sich  Kiiuspritzuiigen  mit  Hülfe  di's  doppelläutigen  Mozeman-  oder  Wm> 
hold  sehen  Katheters  mit  schwachen  Karbolsäure-  <ider  Lysollösungen. 

I'ie  Behandlung  der  Fndometri  tis  cervicis  ist  lu'uenlings  zurückgeti' ' 
hat  erkannt,  da.ss  sie  \ielfacli  r-jue  neben.süi-hiiche  B<'gleiters<"lieinuug  der  I!; 
corporis    ist    und  von  selbst  zur  Heilung  gelangt,    wenn    die   letztere    beseitigt  «iri 
doch  bedürfen  einzeliu-  Formen  des  (Jervicalkatarrhs  einer  besonderen  Therapie, 
ist  diejenige  Veränderung  des  Cervix,  Ix'i  der  Krosioneti  nvit  F,inris.sen   .sich  vcreinip 
das  Ectropium.     Bei  diesen  hat  man  gleichzeitig  die  gewucherte  Schleimhaut  »in 
fernen  nud  die  Fnrntverilnderung  des  ('ervi.x  zu  beseitigen.    Emutiet  hat  hierfür  (ii 
Operation    empfohlen,    welche    in    zweckmässiger  Weise    von    Sclirooder  modifi 
worden  ist. 

Weiter    ist    in  einzelnen    Fällen    der   äussere   .Muttermund    operativ    zu   dilati 
wenn  hinter  einem  engen  äusseren  Muttemnmd  katanhali.sches  Secret    sich  amianio 
und  den  Cervicalcanal    mehr  oder  weniger  stark  geilelmt  hat.     .Man   kann  durch  i 
Erweiterung    des    äusseren    Miitternumdes    und    die   Erleichterung    de.s   Abflusses 
Secretea  den  Katarrh  nicht  .luf  die  hauer  beseitigen,   aber  weini  gleichzeitig  die  l« 
Sachen  der  Entstehung  d<'s  Katarrlis,  die  etwa  vorliaiidt^iie  gonorrhoische  Affectinn  >' 
Mannes,  beseitigt  werden,  ist  wenigstens  die  .Möglichkeit  einer  l'auerheiliing  gegriv 
Sehr  vielfach  bat  man  in  früherer  Zi'it  die  V^ränderangeii  der  Portio   vaginalis.  iB 
Erosionen,  besonders  behandelt.    .\ber  gerade  hierfür  halten  wir  den  Standpunkt 
recht,  dass  durch   Beseitigung  des  Katarrhs  des  (Nirpus  .sehr  vielfach   von  selbst 
Heilung  der  Erosionen  eintritt.     Man  muss  vielleicht  nicht  so  weit  geben,  dass 
nun  gar  nicht  mehr  die  Erosionen  behandelt,  aber  man  soll  jcdenfall.s   nicht  zu 
Bedeutung    dieser    etw.xs    kleinlichen  Therapie  iieilegen    und   .soll   im   .\ugp  behalti 
wieweit    die  Piagnose    auch   auf  gleichzeitigen  Corpuskatarrh  z«  stellen   ist.     Be«* 
ilers  muss  mau  noch  die  tVdliculärcn  Veränderungen  der  Portio  als  ein  katarrhali.<rli( 
Endresultat  ansehen,  das  einer  Behandlung  direct  lnHiarf.     liurch  Stichelung  der  eil 
zelnen   Follikel  wird  man  eine  wesentliche  Ah.schuelluiig  der  Portio  herbeiführen 
mancherlei  ind>ei|Heme  Erscheinnngen  lieseitigen,  inilem  nuui  nicht  auf  die  Dauer  i 
Erkrankung  heilt,  sondern  mir  ein  Haiiptsyniptoni  dersell)eii  hebt. 

Als  Vorbedingung  jeglicher  Therapie  gegen  Endometritis  corporis,  sei  es, 
man  ätzt  oder  dass  man  den  l'terns  auskratzt,  ist  aber  unter  allen  Umständen  f« 
zuhalten,  dass  eine  Veränderung  der  Tuben  nicht  vorliegen  darf.  Besteht  eine  .sok 
so  ist  jegliche  locale  Behandlung  des  L  teru.sk ürpers  coiitraindi  cirt,  weil  nur  allj 
leicht  die  bis  dahin  auf  die  Tuben  beschränkte  Erkr.mkung  in  das  IVritonemn  wt 
greift  und  direcl   lebensgefälirliche  l'>kraiikungen    lii'rvciiTiiri'ii   katni.    sndasM  di«* 


[EndoinKritis 


-     178     — 


Eiiprgetik] 


r.i|)ii'  (liT  Palinitiri  tm-lir  Scli:i(l<>n  .'ils  Niitzt'ii  briiif^t.  Ptir  sidrlic  Fälle  triff  natür- 
lich (li<^  palli:»tivc  Tlifriipie  in  ihr  Ri'cht,  ebenso  wie  sie  dann  anprzeij^t  ist, 
wi'nn  CS  anf  kf'im  Wcisr  (jcliagt,  die  Ursache,  die  {rlr-iclizeitigo  Krkranknnp;  lii-.s 
Manne*«,  zu  licseitifjeii.  Hier  hat  es  keinen  rechten  Zweck,  das  Kiidoiiietriniii  loeal 
zu  lieliandehi.  l)enn  entweder  nniss  das  j^anze  Kndonietriuni  zerstört  werden  in  der 
angedeuteten  Weise  durch  sehr  starke  fhh)rzinkeinwirkunK<Mi,  oder  man  l)e<;nii?;t  sich 
mit  der  Reseitijctiiig  der  unbei|Mems(en  FolgeerscheiiHui!j;cn  der  Endometritis.  Ki-sten- 
Mittel  sind  mir  ganz  atisn;dnusweise,  letzteres  Mittel  dagegen  vicHach  anzuwenden. 
Dassel!)!'  besteht  in  Kinspritzungeii  in  die  Scheide,  welche  die  Patientin  sich  selber 
macht.  Wir  gestchen,  da.ss  wir  kein  grosser  Freund  dieses  Mittels  sind.  Die  Fort- 
HciiafTung  des  Secretcs  aus  der  Scheide  geschieht  auf  einfachere  Weise  von  selbst. 
Kine  Desiivfectinn  der  Vagina  durtdi  die  Kinspritztiiigen  kaim  (he  Patienfin  nicht  bei 
sich  selbst  vornehmen.  Die  einzige  Wirkung,  welche  wir  den  lviiis|iritzmigen  zuer- 
kenn<'n,  ist  die  Coiigulafion  des  Secretes,  l>nrch  iliesellie  wird  verhimiert,  dass  dus 
Secret  dauernd  heransflie.sst,  und  d:uss  dadurch  Wundscnn  der  äu.sseren  rienitalicn  lier- 
bfngefrdirt  wird.  Man  lenüfzt  daher  am  besten  leicht  co;igidirende  Mittel  zu  den 
Kinspritzungen,  und  hiei-zu  empfehlen  wir  insbesonden^  Alunieii  oder  rn|irmn  aluiiii- 
natuni,  sulfiiricum,  ZiiU'um  sidfuricniii.  snlfocarbolicnm  in  etwa  '-jpnic.  Lfisuitgen. 
Immer  ist  dies  .dier  ein  Palliativum,  welches  nur  imter  ausiialunsweisen  Verhältjii.ssen 
angewendet  zu  werden  verdient  und  nicht  oline  genaue  Diagnose  vorgeschrieben 
werden  darf.  Nur  wenn  di<>  Ursache  der  Kndornetritis  immer  weiter  besteht  und  eine 
Heilung  ausgesehlos.sen  werden  mu.ss  oder  wenn  Erkrankungen  der  Tuben  jede  Behand- 
lung der  Kndomctritis  verbieten,  pflegt  man  von  diesem  Mittid  (iebraui-h  zu  machen. 

VFIT. 

Eodofhelsarkom,  Kndnthi.-liom.  Eniiotigcit-arcinom,  Sarcoiiia  alveolare,  ist  einu  iiv- 
schwtilst,  die  sich  aus  dfo  (lefassendothclicn  entwickelt,  die  ebenso,  wie  bei  der  GranulitioD.>i- 
hildunfc,  einen  cpitheloideu  Charakter  annehmen  können.  Die  Oe.scbwülstc  haben  daher  eine  deut- 
lich alveoläre  Slructur  und  la.ssen  ein  Stroma  und  ein  Paretirhyni  unterscheiden,  in  Folge  dessen 
sie  von  Vielen  auch  zu  den  Carcinoinen  gerechnet  werden.  Besonders  sind  zahlreiche  Beob- 
achtungen in  früherer  Zeit  über  Carciuome  in  Organen  der  Bindesubstanzroiben,  z.  B.  in 
Fascicn.  Knochen  u.  s.  w.,  als  Endothcliomc  aufzufassen.  Diese  haben  im  .MIgcmeiuen  eine 
geringere  Neigung  zur  Meta.stnseubildung,  wie  dii;  übrigen  Carciuome,  tragen  jedoch  stets  einen 
durchaus  maligncu  Tharakter  und  neigen  besonders  zur  iirtlicben  Reoidivirung.  In  Bezug  auf 
Aetiologic  und  Therapie  gilt  dasselbe  wie  von  allen  bösartigen  (leschwülsten. 

Energetik,  Euergie.  Wenn  eine  Masse  von  m  Gramm,  die  an  der  ErdoberRiichu  einer  Kraft 
von  mg  (in  unseren  Breiten  m.  981)  Kraffeiidieiten  oder  Dyiien  unterworfen  ist.  unter  dem 
Einflüsse  dieser  Kraft  die  Uijhc  von  b  Centimi.'teni  durclifiilU,  so  erlangt  sie  eine  Geschwindig- 
keit V  vou  solchem  Betrage,  dass 

1)   -^  w\-  =  mg.h. 

Dies  folgt  in  einfachster  Weise  aus  den  Galilui'ncben  Gesetzen  den  freiuu  Falles,    nach 

welchen  am  Ende  der  Fallzeit  t  v  =  gt,      s  =    —  gt*. 

Man  braucht  nur  t  aus  den  beiden  letzten  Gleichungen  zu  climiniron,  um  Gleichung  1) 
zu  erhalten. 

Ist  ferner  die  anfängliche  Geschwindigkeit  incht.  wie  bisher  vorausgesetzt  war,  Null, 
.•>ondeni    Vi,  -    -      - 

V2  an.  dass 


so    wächst    sie   während    des  Falles  durch  die  Höhe  h  auf  einen  solchen  Betrag 


1 


mg. 


wie  sich  auf  gauz  eotsprccbonde  Weis«  berechnen  lässt. 

Diese  Beziehungen  l)  und  2)  sind  nun  einer  viel  weiteren  Verallgemciuerutig  fähig,  als 
die  Gleichungen,  aus  denen  sie  hergeleitet  wurden.  Sie  gelten  nicht  nur  für  den  verticalou 
Fall  diu'ch  die  Höhe  h,  sondern  für  jede  unter  dem  alleinigen  Einitussc  der  Schwerkraft  die 
Höhe  h  durchmessende  Bewegung,  für  den  Wurf  ebenso  wie  für  das  reibungsfreie  Hinabgleiten 
auf  schiefen  Ebenen  oder  krummen  Flächen.  Dabei  stellt  immer  die  rechte  Seite  der 
Gleichungen  1)  und  2)  das  Product  aus  der  Kraft  mg  und  der  Projection  des  unter  ihrem 
Einflüsse  durchlaufenei;  Wegstückes  auf  die  Richtung  der  Kraft,  d.  h.  hier  der  Verticalpro- 
jcction  des  durchlaufenen  Weges  oder  der  durchfallenen  Hijhe  dar. 

Man  nennt  dieses  Product  die  von  der  Schwerkraft  mg  bei  Durchlaufen  der  Höhe  b  gc- 
IciAt^to  mechanische  .\rhcit  und  bezeichnet  übcrh.vipt  allgemein  d.vs  Product  jeder  be- 
liebigen Kraft  und  der  im  Kraftsinue  durcbmesscuen  Wegstrecke  oder  genauer  das  Product 


[Enpriirctik 


—      174     — 


Cifll9PW« 


dtfl 


Kraft  mal   l'rojuctioii    des    unter   ihrem   Einnusso    durchluufuuuu    WegslQckei  wl  b 
Richtung  der  Kraft 

als  mechanische  Arbeit.     Aeiidert  sich  die  Kraft  wührvod  der  Bewegung,    so    irajj«  dm  • 
i\\>  Ordinate  zu  dem  im  Kraflsinne  gemessenen  Weg  aU  Absrisse  auf  uud   erhält   ein  Dl^oibi 
iJcsscu  Fläche  die  mechanische  Arbeit    misst,    da   jeder   zwischen    zwei    aiifein.i"fl'^  '  ■' 
ordinalen  liegende  Flächenstreifen    das  Product  aus  Kraft  nnd  zugehörigem   ^^ 
teilt.     So  wird  die  Arbeitsleistung  des  sich  contrahirendcn  Muskels  durch   da- 
messen,  das  zur  Jeweiligen  Verkürzung  als  Abscisse  die  Muskelspaniiuog   als   i  >i 

Andererseits  ist  für    das  Product,    das   auf   der  linken  Seite  der  Gieichni  ^ 
erscheint,  in  neuerer  Zeit  der  Name  kinetische  Energie  (artuelle  Energie.  Wuebtj  gttmi 
lieh  geworden,  so  dass 

Kinetische  Energie  =  halbe  Ma-sse  mal  Oeschwindigkeitsiiuadrat, 
während  früher  diese  Grösse    und  noch  öfter  ihr  doppelter  Betrag  als  lebcodige  Krtftli 
xcichnct  wurde. 

Das  Maass  der  Energie  ist  hiernach  aus  dem   der  Masse,  dem  Gramm,  und  dem  i!ff* 
»chwindigkeit,  Ccntimotcr  dividirt  durch  .Sccunde  (Ccntimeter  pro  Secunde),   nach  •'. 
g.cm-:scc-  zusammengesetzt    und    heisst   das  Erg.     Auch  kann  man    es,    dem   .Kr'i 
»ufolge,  als  das  Product  aus  dem  Kiaftmaass,  der  Dync,  und  dem  Centimeter  darst 
wenn  die  Kraft,  wie  es  in  der  Technik  üblich,  durch  das  Kilogramm  gewicht ,  der  V  .  .-■ 
das  Meter  gemessen  wird,  so  folgt  als  technisches  Maass  der  Arbeit  und  Energie 
1   techn.  Kilogrammmetcr  =  981  '  100000  Erg. 

Nach  Einführung  dieser  Namen  sprechen  sich  nun  die  Gleichungen   1)   und   2)  in 
aus:    die  Zunahme  der    kinetischen  Energie    ist  gleich  der    geleisteten  A 
und  die  theoretische  Mechanik  hat  gezeigt,  dass  dieser  Satz  keineswegs  nur  für  die 
der  Schwere  gilt,   sondern  ganz  allgemein  in  allen  den  Fällen  zutrilTt,    in    denen   aus 
nischer  Arbeit  nichts  entsteht  als  kinetische  Energie. 

Der  Werth    dieses    Satzes    liegt    ganz    wesentlich    in    der   Auffassungü-weise 
Wegungsvorgänge,    zu  der  er  führt,    und  diese  Seite  der  Sache  ist  auf  dem   Gt!  ■   '     ' 
tischen  Mechanik  und  Tecbirik    weit    früher    diircbschaut    worden,    als   iu   der 
Der  Sjitz  legt  nämlich  den  Gedanken  nalie,    sich    die.   kinetische  Energie   als  i-iuen  d- 
bewegten  Körpers    vorziistelleii,    den    er    erlangt    hat.    der    in  ihm  aufgespeichert  wui 
Kosten    der    von    der  wirkenden  Kraft  auf  ihn  geleisteten  Arbeit,    und    den     er    nur 
indem  er  neue  Arbeitsfilhigkcit  hervorruft.      Denn    indem   z.  B.  der  fallende   Körjier  d 
kung  der  Schwere    folgend    an  (ieschwindigkeit    und    damit   an    kinetischer  En 
verliert  er  an  Hfihe.  und  damit    vermindert    sich    für    die  Schwere  die  Möglicl 
leisten:    während    bei    .•.teigender  Bewegung    eines    geworfenen  Körpers   diese  il.-j..v... 
vermehrt,    dagegen    die    kinetische  Energie    des  Körpers   abnimmt.     Diese   Beziobungva 
ihren  knappesten  Ausdruck,  wenn  man  die  Arbeit,   welche   die  Masse  m   beim  Herabf 
zu  einem  willkürlith  gewählten  Bezugsniveau,  wie  es  z.  B.  die  Bodenfläche   des  Zimmci 
das    Meeresniveau    darbietet,    durch    ihre    Schwere    leistet,    als    potentielle    Euer 
lente,  Spaunungs-,  liadungseucrgie)  der  Schwere   hinsichtlich  dieses  Bezugsnivcaus  bwi 
Fällt  dann  m  aus  der  Höhe  bi  in  die  Höhe  hj  über  dem  Bezugsuiveau   her.ih,  sodasa^ 
die  Höhe  h  =  hj  —  b-,  gef.allen  ist,  so  lässt  sich  tileichuug  2)  in  der  Form 

—  mv    =    mg.h^  —    mg.h^ 


-^  mv 
darstellen,  oder 


+    nigh  : 


sie  besagt,  da.ss  die  aus  kinetischer  und  petctitieller  Energie  zusammen  be<sir;hcnde 
mechanische  Energie  zu  Anlang  der  Bewegung  deusclbcti  Werth  hat,  wie  zu  ei 
llebigcn  sp.iteren  Momente  derselben.  So  ergiebt  sich  das  Gesetz  von  der  Erbat  tun 
mechanischen  Energie:  Während  der  Bewegung  verändert  sich  die  ges« 
mechanische  Energie  nicht,  d.  li.  die  kinetische  Energie  wächst  auf  Kosten  der  | 
tiellen  und  umgekehrt.  Die  Mechanik  weist  nacl),  dass  dieser  Satz  gan»  allgemein 
reinen  Bewegungsvorgänge  gilt.  d.  h.  für  alle  Erscheinungen,  bei  denen  nichts  ges  " 
Veränderungen  der  Lage  und  des  Bewegungszustandes. 

-Ms    potentielle  Energie   wird    dabei   immer   die  gesammte  Arbeitsfiihij^keil 
bezeichnet,  d.  h.  die  gesnmmte  .^rbeit.    die  sie  leisten   würde,    wenn   der  bewegte  K'nt] 
seiner  augenblicklichen  Lage  in  eine  fest  gew.ählte  Normallage  liinbewcgt  -würde.     Dabei! 
sich    die    mathematischen  Untersuchungen    über    die  Polentialfunction ,    die  Gfi^eai] 
und  Gauss  1S40  vcröfTentlieliteti,  von  grosser  Tragweite  erwiesen;  nach  diesen  Untersuch 
ist  CS  immer  möglich,    die  Kr.iftwirkungen,    welche   nach  dem  Ncwtou'schen   oder  ein« 
deren  Fernewirkungsgesetz  erfolgen,    durch  eine  einzige  mathem.itische  Function  da 

dV 
Heisst  m  die  bewegte  Masse,   V  diese  Potentialfunclion,  so  ist  —  m  -j—   die  in  der  B 

X  auf  m   ausgeübte  Kraft  und  m.V  die  potentielle    Energie,   die   sich    in    kinetische 
von  m  umzusetzen  vermag. 


liiergotik 


—     175     — 


Kuergetik] 


\         Durch  diese  Arlioitcu  ist  die  Auffiissutig  gewccltt  und  befestigt  worden,  nach  der  man  sich 
Idie  Energie    als    ein  unzerstörbares  Quantum,   wie   das   des  Stoffes  vorzustellen  und  alle  Ver- 
änderungen nicht  dualistisch  als  Vergehen  und  Werden,  sondern  monistisrh  als  Umformungen 
[anzusehen  hat.     Solchen   philosophisch   allgemeinen  Wendungen   gegenüber  ist  es  aber  zweck- 
mässig, hervorzukehren,  dass  die  Unzcrstiirbarkeit   nichts  anderes  zum  Ausdruck  bringen  soll, 
als  bestimmte  Erfahrungen  über  die  bei  allen  Bewegungserscheiiiungen  auftretenden  (|uantita- 
tiven  Beziehungen,  wie  sie  sich  für  das  Beispiel  der  Schwere  durch  die  Gleichungen  1),  2)  oder 
)  S)  darstellen  lassen. 

Diese  AufTassungsweise  hat  sich  uun  weiter  durchführbar  und  fruchtbar  erwiesen  auch  für 
nicht  rein  mechanische  Vorgüngc.  Lfeberall  wo  Reibung  sich  einer  Bewegung  cntgegen'itellt, 
wird  weniger  kinetische  Energie  entwickelt,  als  bei  Verminderung  oder  Beseitigung  der  Rei- 
bung, aber  trotz  des  Fehlbetrages  erwies  sicli  die  .\nsichl  von  der  ünzcrstörbark  eit  der 
Energie  als  zutreffend:  Rumford  und  Davy  zeigten  am  Beginn  unseres  J.ihrhunderts.  dass 
bei  der  Reibung  Wärme  .luf  Kosten  der  mechani.schcn  Energie  entwickelt  wird  und  nach  fast 
über  ein  Jahrzehnt  ausgedehnten  sorgfältigen  Messungen  konnte  Joule  1850  feststellen,  dass 
1  Calorie,  d.  i.  die  Wärme,  die  ein  Kilogramm  Wasser  um  1"  erwärmt,  entsteht  auf  Kosten 
von  423,5  Kilogrammmeteni  nicchani.scher  Arbeit  oder  415.5  "  10'  Erg.  Neuere  Messungen 
führten  auf  etwas  grössere  Werthe  dieses  mcchanisehen  Wärmeiiei|uivalen ts. 

Inzwischen  war  die  Auffassung  von  der  Uozerstörbarkeit  der  Energie  klar  und  umfassend 
durchgearbeitet  worden,  zuerst  1842  von  Robert  Mayer,  dann  in  mehr  fachgerechter  physi- 
kalischer und  mechanischer  Behandlung  von  Hermann  Helmholtz  1847. 

Zwar  die  Uleichungen  1)  und  2)  und  ihre  Vemllgemcineningen  waren  den  Vertretern  der 
theoretischen  Mechanik  bereits  bei  Beginn  des  18.  Jahrhunderts  bekannt  und  geläufig.  Sie 
veranlassten  Leibnitz,  in  dem  auf  den  linken  Seiten  der  <jleichuiigen  1)  und  2)  auftreten- 
den Produet  aus  Masse  und  Ge.schwiiidigkeitsquadr.it  das  wahre  Maass  der  Kraftwirkungen 
zu  sehen,  die  auf  die  bewegt«  Ma.sse  ausgeübt  worden  sind,  während  die  .Anhänger  Descartes 
in  dem  Produet  Masse  mal  Geschwindigkeit  das  richtige  Kraftinaass  erblicken  wollten.  In  dem 
hierüber  entbrannten,  durch  J.ihrzehnte  fortgesetzten  Streite  wurde  kein  Abschluss  erreicht; 
es  waren  verschiedene  Begriffe,  die  von  den  Gegnern  als  Kr.ift  bezeichnet  wurden,  aber  das 
\  We.scn  dos  Unter.schi!;des  und  die  gegenseitigen  Beziehungen  dieser  Kraftbcgrille  wurden  nicht 
I  durchschaut.  Den  Knrtesianern  sehwebte  das  vor.  was  wir  auch  heute  noch  Kraft  nennen, 
eine  Grösse,  welche  die  Tendenz  und  die  Intensität  der  Bewegungsänderung  misst;  licibnitz 
dagegen  beschäftigt  sich  mit  dem  l'nzerstiirbaren,  wa.s  wir  als  Energie  bezeichnen  und  was, 
wie  oben  ausgeführt  wurde,  nicht  von  der  Kraftintensität  allein  abhängt,  sondern  auch  vom 
durchlaufenen  Wege  und  dessen  Lage  gegen  die  Kraftrichtung. 

Die  .Auffassung,  dass  die  in  letzterer  Weise  bemifssenc  Leistung  der  Kraft,  die  Energie, 
der  Menge  nach  unzerstörbar  ist,  wie  der  Stoff,  und  dass  die  Naturvorgänge,  sie  mögen  nun 
mechanischer,  thermischer,  elektrischer,  chemischer  oder  sonst  welcher  Art  sein,  ganz  aligemein 
als  Aenderungen  der  Form  dieser  Energie  angesehen  werden  können,  hat  zuerst  Robert 
Mayer  durchgearbeitet.  Auch  hat  er  betont,  dass  jeder  Widerspruch  gegen  diese  Auffa.s,sung 
zur  Anerkennung  eines  Perpetuum  mobile  führen  müsse  und  zuerst  auf  einem  richtigen  Wege 
berechnet,  wieviel  Kilogrammmeter  bei  der  Energieumformiing  ae'|uivalent  einer  Calorie  sind. 
Angeregt  war  er,  als  Arzt,  zur  Durchführung  seines  Grundgedankens  durch  die  Beobachtung 
der  rüthercn  Färbung  des  Venenblutes  in  den  Tropen  und  hat  vimj  Anfang  an  seine  Ideen 
auf  physiologische  Probleme  angewendet.  Je  grösser  der  Temperaluruntcrscliied  zwischen  dem 
Organismus  und  der  Umgebung,  um  so  mehr  Energie  muss  das  Arterienblut  während  des  Ver- 
hrennungsprocessos  im  Organismus  abgeben,  um  so  grösser  wird  daher  der  Farbeuunterschiod 
des  .Arterien-  und  des  Venenblutes  zu  erwarten  .sein.  Da.ss  die  thätigstcn  Körperthcilc  am 
wenigsten  zu  schwitzen  pflegen,  da.ss  der  Schmied  das  Eisen  warm  hämmert  auf  Kosten  der 
Wärme  seines  Armes,  sind  bezeichnende  Aousserungen  der  Auffassung  Maycr's  von  der  L'n- 
zerstörbarkeit  der  Energie,  und  er  unternimmt  es  bereits  mit  den  physiologischen  Kenntnissen 
seiner  Zeit,  die  mcehanische  Arbeit  des  Herzens  und  einzelner  Muskelgruppen  zu  berechnen. 
Nachdem  Helmholtz  gezeigt  hatte,  dass  im  Wesentlichen  das  Princip  von  der  Unmög- 
lichkeit eines  Perpetuum  mobile  genügt,  um  die  Erh.iltung  der  Energie  zu  beweisen,  und 
nachdem  Joule"s  Experimente  diese  Erhaltung  bestätigt  hatten,  wurde  von  Wilhelm  Thom- 
son und  von  Rank  ine  die  jetzige  Terminologie  eingeführt.  Als  Eigenenergie  eines  Körpers 
bezeichnet  Thomson  1851  die  gesammte  durch  seine  Lage.  Bewegung,  Temperatur,  wie  durch 
seinen  chemischen,  magnetischen,  elektrischen  Zustand  bestimmte  Leistungsfähigkeit,  also  den 
(iesamnitbetrag  mechanischer  Arbeit,  den  man  aus  diesem  Körper  gewinnen  könnte.  Messen 
kann  man  nur  den  Unterschied  der  Eigenenergie  eines  gegebenen  Zustandes  gegenüber  der 
eines  Normalzustandes,  z.  B.  die  Eigenenergie  einer  chemischen  Verbindung  vcrgleichiii  mit 
der  ihrer  elementaren  Bestandtheile,  die  des  Dampfes  mit  der  der  gleichen  Was.sermenge  von 
0*,  die  des  elektrischen  Körpers,  des  tetanisirtcn  .Muskels,  mit  der  im  normalen  Zustande,  u.  s.  f. 
[Jede  Veränderung  eines  Körpers  ist  eine  Veränderung  im  Betrag  seiner  Eigenenergie. 

In  vielen  I''ällen  hat  es  sich  nützlich  erwiesen,  die  Eigenenergie  nur  in  zwei  mecha- 
1  niscben  Fonnen  sich  vorzustellen,  als  kinetische  und  potentielle  Energie,  auch  dann,  wenn  bei 
[Aenderung    der     Eigenenergie     nicht-mechnnische    Vorgänge,     z.   B.    Temperaturänderungen, 


[EiiPrgpfik 


170 


Rnrixrtii 


rlicmischc  Zersetzungen    un<i    di-rgloidicn    statllimlin.     Dii.','.  winl  i-ntwrdi:r  dnr.-;    Vr 
von  Lagen-  und  Bcwegiingsänderungen    an  SIbUc    der    wirklich    bcobai'htctuii 
durch  mechanisclK-  Hypothesen,   ermöglicht  oder  bhis  dadurch,    dass   man   /    _ 
Analogie  der  Bewcgungsgleiehungen  gebaute  mathematische  Beziehungen     'loti    b«ob* 
Vorgang  zu  beschreiben  vermögen,    ohne    dass   man  sich  weiter  auf  die  anschauli-hi- 
dieser  Beziehungen  cinliisst.     Der  erste  Fall  eioer  mechanischen  Hypotbcse   li' 
der  Annahme,    dass  Erwärmung    eines  Körpers    in  Verschiebung    und   Erschiiti 
Theile  desselben  bestehe,  der  kinetischen  Molceularhj-pothese.      Der  andere  Kall  bot  Tid 
Anwendung  zur  Beschreibung  clcktro-magnetiseher  Erscheinungen  gefunden. 

Diesem  Standpunkte  mechanischer  Weltanschauung  gegenüber  ist  viededuiU ll| 
Versuch  her\'orgetrelen,  die  Eigenenergie,  der  Erfahrung  gemäss,  als  eine  nur  d-m  •5'« 
betrage  nach  uns  bekannte  Function  des  jeweiligen  Zustandes  anzusehen  ui  ' 
über  die  Form  dieser  Energie  als  unberechtigt,  ja  die  Frage  darnach  als  sii 
weisen.  Denn  ein  fSas  kann  sowohl  durch  Wärmezufuhr  wie  durch  Zusaniineii'ir.if.tii 
höhere  Temperatur  gebracht,  aber  auch  sein  Volum  kann  durch  diese  beiden  Kn(-r^iiiline| 
verändert  werden.  Es  ist  also  aiis  Temperatur  und  Volum  des  (Joses  iiiehl  er»cMi«n4»I 
welche  Energieformen  ihm  zugegangen  sind  oder  später  aus  ihm  gewonnen  werdea,  bvt  »1 
(Jesammtmenge  der  Energie,  die  es  bei  Uebergang  in  einen  vorgeschriebenen  andeni  Zo^| 
aufzunehmen  oder  abzugeben  vermag,  kann  angegeben  werden. 

Diesen  Standpunkt  halten  die  Vertreter  der  neueren  Energetik  für  den   allein  iuIm 
Es  ist  eine  gleichgültige  Sache,  welche  hypothetische  Vorstellung    man    sich  von  dem 
Zustande  des  Dampfes  in  der  Dampfmaschine  mai'ht;   worauf   es  ankommt   ist  nur,  r:  »w*  | 
welche  Beziehung  zwischen  der  ihm  zugehenden  und  der  von  ihm  abgelieferten   lOnergif  »w 
lindet.     .TcdenfalLs    ist   es    von    hervorragender  Bedeutung,   in  der  Energetik  eine  Met^irdtBl 
haben,    welche    gestattet,    von    innercu  Vorgängen,    z.  B.  von    dem    inneren   Mechanismut  is  I 
Muskcithätigkeit  oder  der  nen'ösen  Centren  abzusehen,    und  doch  das  Eingreifen  derscll»a  « 
die  Naturvorgänge  vollständig  zu  beschreiben.     Dieser  .Anpassung  an  die  uiibcuEsamen  Fn 
ruugen  erfahrungsmässigcn  Erkcnuens  ist  die  mechanische  Weltanschauung    nicht    (äh\t.  i 
sie  kinematische  Zusammenhänge  in  die  Erfahrung  hypothelisch  einschieben   muss. 

Nennt  man  d  E  den  Zuwachs,    den    die  Eigenenergie  E  eines  Körpers    bei    einer   kl»i»»j 
.\cnderung  .seines  Zustandes  erfährt,  di3  aber  den  dabei  stattfindenden  Zugang  an  EntTzie* 
bestimmten  Form,  z.  B.  an  Wärme  oder  an  mechanischer  Energie,  so  ist 

4)  dE  =  Ide, 

wobei  die  Summe  rerht-s  soviel  ftlieder  umfasst.  als  verschiedene  Energieformen  in  Wirb»! 
keit  treten.  Die  Erfahrung  lehrt  nun  nach  der  in  Rede  stehenden  Ansicht  nichts  über  E* 
dass  es  eine  vom  augenblicklichen  Zustand  des  Körpers  völlig  bestimmte  Function  ist.  di(t^l 
sind  die  verschiedenen  Energieformen  c,  deren  Aendening  zum  Gesammterfolg  die  Aendsn  I 
der  Eigenenergie  hat,  der  Erfahrung  im  Einzelnen  zugänglich.  Diese  am  Beispiel  der  Tk«»  I 
dynamik  ausgebildete  .^ulTa.ssung  kann  man  im  Gegensatz  zu  der  oben  Kcsi'hildertrn  me^  I 
nischen  die  f hermodyuamisehc  Richtung  der  Energetik  nennen.  Neuerdings  hat  s«| 
spcciell  die  letztere  Richtung  als  Energetik  bezeichnet  während  die  theoretiseben  Xrrm^  I 
Rankine's,  von  dem  der  Name  Energetik  herrührt,  keineswegs  ausschliesslieh  dieser  Ricbtxal 
angehören. 

Ostwald  und  Helm    haben   in  letzter  Zeit  die  gemeinsamen  Eigenschaftcii  d«  Kiin?»l 
formen    betont,    auf   die    schon  früher   Rank  ine.  Zeuner,  Mach  n.  A.    hingewiesen  h*!» 
Ist  der  mit  d  bezeichnete  Vorgang  umkehrbar,  d.h.  kann  er  recht-  und  rückläufig  (Wi»"'' I 
werden,  so  ist  jede  .Aendening  de  einer  einzelnen  EmTgicform  als  Product  J  •  dM  dar»t-lll« 
wobei  J  und  M    durch    den    augi;nblicklichen  Zustand    des  Körpers   völlig  bestimmt«  Cwrim  \ 
sind.    J,  die  Intensität,  bestimmt  die  Tendenz  der  Energieform,  indem   diese  nur  fähi^  * 
von  einem  Körper  auf  einen  andern  üherztigehcn,  wenn  letzterer   niederere   Intensität  lui  •*  1 
crstcrer.     M,  die  Capacität.  vermindert  sich  bei  jedem  reinen,  d.  h.  ohne  gleiehzeitii^  T« 
formung  der  Energie  stattfindenden  Ueberirang  in  dem  einen  Körper  soviel,    als    sie    sA  •! 
andern  vermehrt,  ändert  also  bei  blossen  Ueberpingcn  ihren  Gesamratbctrag  nicht.    B««p«* 
weise  heissen 


für  die  Energieform: 
Wärmeenergie 
Volumenergie 
Oberfiächencnergie 
Kernewirkung 

Chemische  Energie 

Elektrische  Energie 
Kinetische  Energie 
Ist  der  mit  d  bezeichnete 
energie  nicht  als  das  Product 
Grössen  zurückgeführt  werden, 
auch  von  der  besonderen  Art 


die  Intensität: 
Temperatur 
Dnick 
Spannung 
Kraft 

{Chemische  Intensität 
Chemisches  Potential 
Elektrisches  Potential 
Geschwindigkeit 


die  Capacität: 

Entropie 
Volum 
Oberfläche 
Abstand 

Masse 

Elcktricilätsmeiige 
Bewcgungs  grosse. 


Vorgang  nicht  umkehrbar,  so  kann  wenigstens  die  Wi»«'' 
Temperatur   x    Entropie    dargestellt    und    überhaupt    i'i'''' 

die  vom  augenblickliehen  Zustand  des  Ki'>rpers  allein  unl  ^ 
des  Ucbcrgaugcs  abhängig  wären. 


[Kiipr(;i>tik 


—    177     — 


KiitltiiKiiiiiK] 


Oii'  (hi;riiio'lyiismische  Kiclituiig  Ocr  Energetik  hitt  iiussor  in  diT  Würmclliuorii'  und  Wüthil'- 
tvchuilc  ein  durchgearbeitetes  iiebiet  der  Aiiweiidiiiig  besonders  durch  Gibb.s  io  der  mathe- 
miitisehcii  L'nlersuehuiig  chemischer  Vorgänge  gefunden. 

Der  Anspruch  der  Energetik,  dass  sie  die  Mechanik  als  einen  Specialfall  umfasse,  sowie 
die  besonders  entschieden  von  Ostwald  vertretene  Behauptung,  dass  die  mechanische  Well- 
nuschauung  von  der  Energetik  iibonvunden  werden  müsse,  hat  lebhaften  Widerspruch  erweckt, 
der  189,")  auf  der  Lübecker  Naturforscher- Versammlung  durch  Boltzmann'.s  Auftreten  gegen 
Osiwald  und  Helm  ;:u  heftigem  Aasbruch  kam.  Wiedemana's  Ann.ib'n  der  Physik  und 
Chemie.  Bd.  57  und  58. 

HELM. 

EüK^steiB)  BiiJ  im  Kanton  Büni.  71)1  ni  bor.h,  »olt  Atta  M.  Jsürliundcrt  brkinnt.  l)io  tn  KolilvnsUur»  anii".  crillgn 
Eisrniiuell»  (O.OI'.IU  Eisun-,  0,4  Calelnm-,  O.IKttt  Magnoiiuiiihiearlioiiat)  wird  lu  Trink-  nn<l  Bailoliurou  T»rwan<lt. 

W. 

EnKhiPn-1e8-Bain8,  Llcim-  KUiII  m  iln  Nlh«  mn  Parin,   üO  m  hocb.     Di«  I)  8cli«erelkalkqiii-llon    ü«  Ort»«    »ut- 

^^-     li.iU>'u  u.ui.M    liis  il.04«:l  äehwnroIwuternloH'.   O.lsll    )ii>i  0..')2M  kohlcnnarim    nnd    O.löiM  liis  Ui^aSi  (ichwrrelMnren 
^^B    Kallc.     Da»  Wasser  wjnl.  i;rwölinlieti  mit  Mileh  rormifiobt,  petrunken  nnil  za  Bailem.  Douobon,  Inhalationen  bennttl, 
^^B    ancb  versandt.     E«  Kiebt  dort  femer  eino  WasserbeiUriütalt.    Saigon  t.  Jan!  bi§  1.  October. 
^M  \Vl)RZBUK6. 

^^Znophthalmus  ist  ein  Zurückgesunkeusein  des  Bulbus.  Er  entsteht  auf  Iraumatiscbom  Wcgu 
durch  narbige  Schrumpfungen  in  der  Orbita  oder  durch  Fettscbwuud  und  ist  demgemäss  der 
Therapie  nicht  zugünglieh.    Recht  häulig  ist  gleiclizeitig  das  Sehvermögen  hochgradigst  altcrirl. 

£n8fttai'*      V.>fi   L  i  II II  !•  eiiif'rulii-te   R)'/i>irliniiiij:  der  {'irniipc  der  Hflbwerllilien,  I  r  i  d  a  e,*  ue  •. 

M. 

CillUlUA  Adiiii...  Pllaiizt'it^attqiii;  aus  der  Ordnung  der  l.e  ^  ii  lu  i  ri  <j  ^  a»- *.  Kala,  der  X  i  mu  >  a  c  •■it***.  MeinI  Klutter- 
•itrUtieher  tnil  zweijnchiK-geflederten  Bliittern,  deren  Ficdem  je  nach  der  GrAsäe  der  Fiedcrclien  mehr  oder  minder 
r-ahlreirlte  Fiederblftlteben  traiten.  Die  in  quer«  (jtieder  xerfallenden  Hnbien  Itei  einigen  der  10—12  Arten  »ehr 
)Crufi!*.  In  Ameriku,  A^ien.  Austniljen  nnd  im  trupi»chen  Aftika  heiniiseb.  E.  .«eanden.^  Bentlt.  (=  E.  Oiga- 
iMihinm  |iC.,  E.Pnr^aetha  DC.  Mimo>ia  scandenf  Sw.)  mit  «ehr  grusnen  Hülfen.  ra»t  in  allen  TropenUndorh 
eingehDrgeil.    Die  Samen  dienen  in  Indien  als  Fiebermittel;  gerüstet  bind  sie  esshar  (MakvBohnen). 

U. 

Eiitliindninr.    l'ii"  nnnnale  (ifburt  i.st  ein  pliysiolnirischi'i'  Vörjcnnji  und  bi^iiarf  al.s  srilchur 
ki'iinr  Hcliiiiiiliuii;;.     Nicht.>s(l<'.sto\vi'iiip'r  kiiniiun  selbst  unter  ganz  iii>rni:ii<'n  Vcrliält- 
I  iiisscii  bei  jeder  Kntbindnnfr  iiiKM-wartete  Zft isrhonfillle  einticten,  die  eiae  s.ichfjtenifisse 

L  iA'itiin^  der  (ii'lairt  erfnriiern.  und  vor  .Vlleni:  es  kiainen  sejb.st  n.ich  ffiniz  norm.-ileni 

^K  Verlauf  im  W<iclienbptl  sclnvere  Krkrankun;;en  erfoljreii.  die  (l:is  Letien  der  Mutter 
^B  ;;efttlirden.  I'iese  Erfnlirnnpen  zwiiipen  uns,  wenn  irgeial  iiir>g;lich,  bei  jedei-  (5i'bnrt 
^B  büstiintnte  Viirsichtsma.is.srt;gelti  zu  üben.  Grösstniriplieh.ste  J^auberkeit  und  FernlniltUMf; 
^B    ;tller  infectiö.si>n  Stoffe  bilclen  da.s  H.inpterforderniss. 

^H  Kin  lauwarmes  Vollbad  im  l{<-piim  der  Welienthatigkeit    und    saubere    Leib-  und 

^B  Bettwäsche  ebenfalls  beim  Besdnn  der  Geburt  genügen  der  ersten  Knrdernng.  Nicht 
^H  so  leicht,  ja  inanelimal  sogar  unmöglich  ist  die  sichere  Venneidung  einer  Infectinn. 
^B  l>er  langjährige  Streit,  ob  der  (ienitalranal  der  Frau  pathogene  Keime  beherltergt 
^B  oder  nicht,  nb  also  eine  sog.  Selbstinfectinn  möglich  ist  oder  nicht,  soll  liier  nicht 
1^  erörtert  wi'rden.  Lnserer  Ansicht  nach  ist  diese  Frage  noch  lange  nicht  ent.schiedeti 
und  wird  .so  lange  unentsciiieden  bleiben,  als  wir  über  das  Zustaiidekojnnu'n  eini-r 
Inlection,  oder  über  das  .\u.sbleiben  derselben  trotz  .\nwesenheit  ]>ath(igener  Mikro- 
orgjiiiisinen,  nncli  nichts  wissen.  Für  den  Praktiker  re.sultirt  hieraus,  d.a.ss  er  deu 
lienitalcanal  der  Frau  bei  jeder  Fiitbiiuhmg  bezüglich  der  |)esinfertiou  ausser  .\clit 
Uissst,  und  dass  er  nur  eine  Desinfcction  der  eigenen  Hiinde  und  Instrumeute  und 
eine  Desinfection  der  äusseren  Geselilechtstheilc  vornimmt. 

nie  Vorbereitung  zur(iebnrt  beginnt  mit  der  Kntleenmg  von  Hiase  und  Mastdarm. 
Nach  derselben  werden  die  äu.ssereti  lie.schlechtstheile,  der  Bauch  und  die  Oberschenkel 
mit  Wasser  unil  Seife  und  n.achher  mit  .Subiimatlösung  gewa.sclieu.  I>ann  wird  n.icii 
Mesiufection  der  eigenen  Hände  mit  Wiussier  und  Seife,  Alk<diiil  iiml  Sublimat  die 
äussere  Untersuchung  der  Kri'i.ssemlen  mid  endlich  nach  nochmaliger  Iiesinfection  der 
Hfinde  die  innere  Untei-snchnng  vorgenommen.  Man  kann  die  neuerdings  auftimchi'n- 
deu  Kmj)feh hingen,  eine  Geburt  nur  durch  üiissere  Untersuchung  zu  leiten,  itein 
Praktiker  nicht  rathen.  Denn  abgesidien  davon,  das,s  er  die  äussere  Untersuchung 
früher  nicht  ausreichend  erlernen  konnte,  würden  selbst  dem  Geübtesten  manches 
enge  Becken  inid  manche  fehlerhafte  Ivindesl.'tge  entgehen  und  er  würde  hierdurch 
der  Kreis.senden  mehr  schaden,  als  durch  eine  innere  Untersuchung.  .Ja  man  miiss 
sog:u-   Eiagcn,    die  Furcht  vor  einer  Innoren  Untersuebung  ist  recht  sehr  übertrieben, 

0.  Llebteteb,  Encjiklopaodio.     11.  Band.  ^^ 


[KiitliiniliiiiK 


—      17H     - 


r.nlbiiau 


vtir.'iiisp'sctzl  (lass  keine  Vcrlelzuiineii  hei  (ici"sell>*»ti  gesot/.t  wenh'ii.      Wir  i'iimf.S 
(leiniiach    in    allen  Fälipii    eine    zweite  innere  Untersirclinng   tiarh   «TfolL 
spriuig,  einerseil-s  uiu  iIm.s  Kortsclireiteu  einer  (Geburt,    andererseits   um  »..ai. 
kleiner  Theiic  oder  der  Nabelsi-hnur  sicher  erkeiineu  zn  können.      Bitie  driC" 
rntersiichujijr    ist    nur    erfonlerlieli   bei  abnom»  langem  (jeburtsvcriauf.      K« 
vorliegende  Tlieil  zum  ,. Einschneiden",  so  ist  die  Kreissende,  ilio   hisher  die  Rüc^ 
liiere  eingenoniiiien  hatte,  auf  die  Seite  zu  lagern  und  der  Ilanmischutz   in  Seit 
auszuüben.     Xaili  dem  I>uri"lilritt  des  vurliogenden  Theils  ist  wieder  die  Kücke 
einnelimcn    zu    la.ssen,    um    iiaeh    erfolgter  tieburt    ein  Eindringen    von  LatX  in  | 
Uterus  zu  veruieideii. 

Die  Nachgebin-tsi)erio<ie  i.^t   der  Natur    zu    iiberl.'issen;    nur    bei  Rlutung«n 
abnorm  langer  Kelentiou  ist  die  I'lacenta    künstlieh    zu    entfernen.      Itn   AUgninfl 
genügt  eine  halbe  Stmule  zur  Lö.sung  iler  Nachgeburt,  ilie  dann  am  btwten  durrbi 
Siuiften  Uruck  auf  den  coulrahirteu  Uterus  leicht  ausgestos.sen  winl.     Kino  de.si« 
Ausspülung  der  Vagina  oder  gar  des  Uterus  nach  der  Geburt  ist   zu   unterta 

Blutungen.  Therapeutisch  inten.'ssireii  nur  die  ])athologischen  Klutun 
der  Kntbiiidung,  und  zwar  entweder  die  wfdirend  oder  die  nach  derselliMi 
tretenden.  I'ie  pliysiologi.schen  geringen  Blutungen  im  lleginn  der  Kri'ifTniingjfiiri 
das  sogenannte  „Zeichnen"  der  Kreissenden,  und  tlie  sti'ts  vorhandene  Bliituu; 
der  Nacligelnirtsperiode  bedürfen  keiner  Behamlhnig.  l)ic  pathologi.sclien  Hliittii 
während  iler  Geburt  sind  in  den  meisten  l*';illen  iiedingt  durch  einen  M 
haften  Sitz  der  Flacenta  im  unteren  Uterinsegment,  also  durch  Placenta*  |ii 
Weit  seltener  ist  die  Ursache  der  Blutungen  in  der  Geburt  durch  eine 
zeitige  ).iösung  der  Placenta  bei  normalern  Sitz  derselben  gegeben.  Die  Gefaiwt 
dabei  sind  gleich  gross  für  das  Kind,  wie  für  die  Mutter:  für  «las  Kind  desbalL 
weil  der  nfithige  Gasaustaasch  im  Uterus  vermitulert  oder  ganz  aufgehol»en  wild;  ft 
die  .Mutler,  weil  die  Blutung  meistens  eine  iiuiere  ist  und  dem  Unpeühti-n  dort 
Fehlen  jeiler  äusseren  Blutung  leicht  verborgen  bleiben  kann.  Ther.ipeutisch  mi^ 
tirt  hieraus  die  stricte  Indicatioii,  die  Geburt  so  schnell  wie  möglich  k"!!!»^ 
zu  beiMideu.  Deutet  also  ein  jdöf/.licher  Collaps  der  Krei.ssenden,  eine  alirnnB 
Kiii|)findlichkeit  des  Uti'rus,  eine  mein'  nmdi-  Gestalt  desselben  und  ein  Siukrti  J» 
kinillicheii  I lerztruie  auf  eine  stattgehabte  iuinTe  Blutung  hin,  so  werden  wir  unp 
sjimnt  bei  genügender  Erweiterung  des  f'ervi.x  die  Geburt  durch  Zange  resp,  W» 
(lutig,  im  äussersten  Falle  auch  durch  Perforation  zu  beemieti  haben.  Hei  nu<h  p- 
schlos.seneni  Cervix  werden  wir  fest  tam]ioniren,  oder  den  Cervix  durch  nunn^ 
oder  iu.stnuiietitelle  Hülfe  wenigstens  so  weit  enveitern,  bis  man  mit  zwei  Fii 
eingehen  und  die  coml)inirte  Wemlung  ausführen  kauTi,  Nach  herabgeholtem 
hat  man  an  diesem  die  Handhabe,  tlie  Kxtraction  uii'iglichst  bald  anaii 
Die  Blutungen  nach  (ieburt  (h's  Kitides  stammen  entweder  aus  Zerrei; 
Weirhtheileu,  wie  Uterus,  ('ervix,  Vagina,  Damm,  Clitoris,  oder  sie  entstehen  bei 
h.ifter  Liisung  der  Nachgeburt,  odiT  endlich  s'u-  sind  tlie  Folge  einer  Utenisatow 
nach  Ausstossung  der  Placenta.  Die  Blutungen  wird  tnan  am  be.sten  propb^Ul' 
tisch  behandeln  diu-ch  eine  sachgema-sse  Leituuf:  der  Naehgeburt.sporiode.  B*  "k* 
nicht  drinirend  genug  ln'toiit  weriien.  gerade  in  dieser  dritten  G<?biirt}.neriode  J*' 
Natur  freien  l>auf  zu  la.sseti.  Das  sofortige  Betasten  und  Kneten  des  Utenis  plci/l 
na<'h  der  Geburt  des  Kindes  ist  eine  leider  so  eingewurzelte  imd  ininier  und  im» 
wieder  geübte  Unsitte,  dass  man  Hiebt  genug  dagegen  ankämpfen  kann.  Nur  in» 
eine  einzige  Pflicht  hat  man,  den  Stand  des  Utenis  nach  der  Entbindung  etwa  il^ 
ö  Minuten  durch  sanftes  Nachfühlen  (nicht  Kneten)  zu  controliren:  t<>toht  er  oittt 
inelir  als  handbreit  oberhalb  des  Nabels  und  blutet  es  nicht  nach  au^SMen,  so  «rf 
man  jede  uunüthige  Benihnuig  des  Utenis  unterlassen.  Anders  ist  die  Sache,  «t« 
es  stark  nach  aussen  blutet  und  wenn  der  Uterusfundus  .am  Rippenbogen  steht.  &* 
hat  mau  durch  Beiben  des  Uteriw  eine  (Jontractiou  desselben  anzuregen  und  e\entu''l 
durch  ein  sachgemiisses  .Xnweuden  des  C  rede  "scheu  Haiuigritfs  die  Plnceiita  tu  '«' 
lernen.  tJelingtdies  nicht  und  blutet  es  weiter,  so  ist  dir- manuelle  Lösung  der  NV» 
geburt  iiulicirt.  Nicht  zu  vergessen  ist  als  Ursache  einer  Piaceiitarretentiou  <lie  sork 
gefüllte  Harnblase!  Die  atonischeu  >'achblutunf;en  bek;irn)iff  man  durch  Ma.s.s.igi'  'l"- 
Uterus  und  sorgfültiges  Bewachen  desselben,  durch  suHcutaue  Ergotineinspritiuuf"'- 
durch  heisse  intrauterine  Ausspülungen  mid  im  Notlifali  durch  eine  T.amponade  der- 1  >** 


t^lltlMIKlllll? 


Kiilhiinliiii^] 


I 


I 


null  iltT  V;if;iii;i  mit  Jodoforingiizu  (»ItT  storiler  Watte  (uTado  (li<j  li'tzti'  Hf-h:iiHlliiiigs- 
wpise  ist  ('i)j  fast  soiivcraonos  Mittpi,   mit  (icrn  iiiuii  nicht  ullzU  liiiif^o  \v:irtiMi  sollte! 

Lilhmiin^en.  Die  nach  Kiitliiiiilnns'^n  auftreteinleM  l,;Uinuni;;on,  die  .-»in  hiiiifipsti'ti 
tl.-is  (icbii't  (los  .Nervus  iKToiimis  ninl  tihialis  betreffen,  sind  Dnu'kliihniunjjeii,  herbei- 
•refiihrt  entweder  allein  durch  die  Wehenkraft  vom  kindlirhen  Schädel,  nder,  was 
hiinfijier  ist,  rlurch  .\nk>frim(j  der  Zaufre  hei  am  Beck<*neinf;ang  feststehendem  Kopf. 
.Man  wird  daber  der.irti;:e  l,rihnnin(;en.  die  in  den  ersten  Wochenbettstagen  aufzu- 
treten pflegen,  :tiTi  erfolgreichsten  |)ropliylaktisch  bekiim|d'en  durch  richtige  I<eitung 
der  Geburt.  Ist  aber  eine  Lfihinung  eingetreten,  so  bi-handelt  man  diese  mit  Mas.sage, 
Klektricitilt  und  Bildern.  Wichtig  ist  für  den  Praktiker  die  frognose:  Ist  die  clek- 
trisdie  Krregharkeit  der  betreffenden  Muskeln  nicht  stark  hendigesetzt,  so  ist  eine 
baldige  Genesung  zu  erwarten:  besteht  partielle  oder  gar  complete  Kntartuiigsreactinn, 
so  ist  eine  lange  bestehende  Liihmung  zweifellos. 

K.vtreniitiltenvorfall.  Uas  Vorfällen  von  Kxtremitäten  ist  ein  im  Ganzen 
seltenes  Vorkommniss.  Am  h.'Uiligsten  bt>obachtet  man  es  bei  früh  ahgeslorbeni'n, 
macerirten  KriichtiMi.  liier  aber  bilden  die  vorgefallenen  KNtreniit.'iteii  kein  Gelturfs- 
hinderni.ss  und  bedürfen  keiner  Hehandlung.  Solche  Kinder  werden  siiontan  geboren, 
gleich;rültis  in  welcher  l-;ige  sie  sich  beliiiden.  Andei-s  gestaltet  sich  die  Geburt,  wenn 
bei  reifen  lelieuden  Kindern  ein  Vorfall  von  l-lxtremitJiten  statthat.  .Meist  findet  sich  da 
der  vordere  Arm  vorgefallen,  üeim  normalen  Becken  ist  das  selten  um)  kommt  mtr  vor 
entweder  bei  ungewöhnlich  reichtichem  Fnicht>v:wser,  oder  nach  Umsvaudhtiig  einer  nr- 
s](rnnj;lichen  Schräglage  in  eine  Gradlage.  Beim  verengten  Becken  nniss  selbstverständ- 
lich ilas  Vorfallen  von  Extremitäten  hilnfiger  sein.  Die  ßeliandlung  derartiger  Fälle 
richtet  sieh  danach,  ob  der  Kopf  noch  beweglich  im  oder  über  dem  Beckeneingang 
steht,  oder  «b  er  bereits  in's  Becken  fest  eingetreten  ist.  Im  ersteren  Fall  himli-rt 
lue  vorgefallene  Extremität  den  Kopf  am  Flintreten  und  man  hat  liaher  das  fliiider- 
niss  durch  manuelles  Keponiren  tier  Kxtremitjit  zu  beseitif;en.  Steht  die  Blase  nodi, 
so  ist  dieselbe  nach  der  Reposition  zu  sprengen  und  der  Kopf  von  aussen  auf  den 
Reckenein  «lang  zu  pressen.  I.';t  das  Becken  aber  so  eng,  dass  voraussichtlich  <1it 
Kopf  doch  nicht  in  dasselbe  eintreten  wird,  so  soll  man  sich  mit  der  Reponinmg 
der  Fvxtremitüt  nicht  aufhalten,  sondern  dieselbe  anschlingen  und  die  Wendung  machen. 
Im  zweiten  l'all,  wenn  neben  dem  fi'st  im  Becken  stehenden  Kopf  eine  vorge- 
fallene Kxtreraitiit  sich  findet,  so  kann  man  bei  guten  Herztönen  des  Kindes  ab- 
warten, ob  nicht  doch  das  Kind  sjmutan  geboren  wird.  Meistens  aber  ist  das  nicht 
der  Fall  und  man  ist  genfithigt  die  Geburt  durch  die  Zange  zu  beenden.  Natürlich 
wird  das  betreffende  Blatt  der  Zange  zwischen  Kopf  uiul  Extremitiit  voi-gesidioben. 
weil  sonst  die  letztere  leicht  brechen  köimti».  Ist  das  Kind  bereits  abgestorben  und 
die  Zangenexti-action  eim-  sdiwierige,  so  soll  man  mit  der  Perforation  des  kindlichen 
Schädels  und  späteriT  Kranioklasie  nicht  zaudeni. 

Die  Narkose  bei  normalem  (ieburtsverlauf  ist  mehr  eine  individnelle  IJeb- 
haberei,  .'ds  eine  wii'kliche  Therapie.  Es  bleibt  dem  (nitdiinken  jedes  GeburtsIieH'ers 
überlassen,  am  Ende  der  Austreibungsperiode,  d.  h.  dann,  wenn  der  Kopf  durch- 
schneidet, eine  leichte  Narkose  einzuleiten  oder  nicht.  Die  Wirkung  des  rhhn-olorms 
auf  die  Wehenthätigkeit  ist  eine  sehr  verschiedene;  meistentheils  wird  mau  eine  ge- 
ringe .\bnahme  um!  ein  selteneres  .\uftreten  der  Wehen  constatiren-  können;  in 
anderen  Fällen  aber,  zumal  bei  sehr  sensiblen  Frauen,  wird  tlie  Bauchpresse  nach 
An.s.srhaltimg  des  Schno^rzes  durch  <'hlorofonn  stärker  und  die  Gehurt  schneller  be- 
endet. Man  sieht  sehr  bald  nach  Eiideitung  <ter  Narkose,  wie  diesellie  auf  die  Wehen 
wirkt  und  winl  hiernach  sein  weiteres  Handeln  einrichten.  Directen  Sciiaden  wird 
man  mu'  «lann  durch  die  Narkosi'  anrichten  können,  wi'im  mau  zu  früh,  also  vor 
ilem  Einschneiden  des  Kopfes,  chloroformirt  un<l  die  Geinirt  dadurch  uiniöthig  in  die 
Lunge  zieht.  'rhera|)eutisch  kommt  die  Narkose  in  Betnicht  bei  sogi'iunmten  Krampf- 
wehen, d.  h.  bei  dauerndem  Contractionszustand  des  Iti-rus  ohne  ]ieriotlisclie  Er- 
schlaffung. Hier  wirkt  das  Chloroform,  eben.so  wie  Morphium  untl  f'hloral.  günstig 
auf  die  Wehenthätigkeit  ein.  Die  Narkose  als  Beliandluug  der  Eklampsie  ist  jetzt 
mehr  und  mehr  verla.sseii  wegen  der  schädlichen  Wirkung  auf  die  .Niereu.  Bei  allen 
pathologischen  Geburten,  die  ilurch  operative  Eingriffe  beendet  werden  müssen, 
sollte  man,  wenn  irgend  genügend  Hi'dfe  zur  Hand  i.st,  stets  die  Narkose  einleiten 
und  zwar  oine  tiefe,  zumal  bekanntlich  gerade  von  Kreissenden  d.'ts  Chloroform  am 
besti-u  vertragen  wird.     Man  beseitigt  hierdurch  uidit   tmr  den  oft  sehr  erheblichen 

Vi" 


[Knibiiiiliiiifc 


IKO        — 


Knlpro|tli 


S<-liiiifrz,  sondern  iTliMcfitrrt.  vicb  aufli  il;is  ( »pcriri'H,   liisomlcrs 
düngen,  ganz  ausseronlfnllich. 


lM.ri 


Eut«ritl8    menibranacea.      Diose    von    Nothua,i;el    (/olica  niucosa,     i^chleinikoBk.  fl 

nannte  Krankheit,  liestfht  in  i-ipienthüinlichcn.  aiifallsweisc  aul'tr<'ten()oii,  ki>Iil£afiiiB 
Schmerzen  inv  Atidnnien,  die  anfhCiren,  sobald  ei^reiithümlich  geloririt«-,  handiDM 
oder  rf'hrenRVrniige  Sehleimniassen  ans  dem  Uann  aiisgeslossen  .siinj.  Dirsf  <m 
ineist  von  seh  leimiger,  selten  allmminnider,  fast  nie  (ibrinöser  Bfscli.-ifffnbeii.  H 
hSufiger  bei  Frauen  als  bei  Männern  vorkoinnn'nde  Hrkrankuii!;  ist  von  horhgn^fl 
Nervosität  sowie  von  ehroniseher  Obstiiiation  tiegleilet.  Ks  treten  pornnwB 
Sehmerren  im  Colon  descendens  und  Colon  transversum  anf,  die  in  das  fihrigrjfl 
dornen  sowie  in  das  linke  Hein  ausstrahlen.  l>ie  Betastung  des  Colon  deswwkn 
ist  in  solelieu  Fällen  oft  sehttierzhaft.  Da  nieht  immer  ein  erkennbarer  l>anukatxii1 
vorhanden  ist.  so  hat  niaii  das  Wesen  ih^s  Processe'i  als  eine  Seoretionsnennv«  '<  I 
zeichnet.  I>ie  Behandlung  der  Krankheit  ist  dieser  Auffassung  ontsproch«-nr|  in  tel 
meisten  Fällen,  d.  h.  in  denjenigen,  in  welclierr  niefit  ein  vorhandener  wirkiidfl 
Katarrh  eine  s|)ecielle  [ndicaliou  für  die  Tberajiie  abgiebt,  einmal  frc^ren  «iaii  (inM 
leiden,  die  allgemeine  Neurose,  sowie  pegen  die  ibronische  Obstipation,  sodann  prs«! 
den  .Anfall  selbst  ?.ii  richten.  Die  Behanillung  der  allgemeinen  Neurose  erfolgt  ii>i  I 
den  lie;:eln  mit  bydrotherajieulisclier,  lialnenfhrraijeutiscber,  medicamoutAser  llfhurf- 
lung,  (iymmustik,  Massage  und  HlektrieitHt.  liei  der  IJeliandhmg;  der  cLrnni«rku 
Obstipation  konnnen  .'msser  den  gewühnlirhen  .Mitteln  die  Fleiner "schon  Ot*lklj3ifl 
in  Betracht,  hi  denjenigen  Fallen  von  Knteritis  niembranacea,  in  welciien  (H 
Fnteroptnse'  besteht,  empfiehlt  sich  das  permanente  Tragen  einf^r  ^ut  sitzenden  Lm 
binde.  Im  .Vnfall  selbst  suche  man  entsprechend  der  Krfnhnmg,  clas-s  die  Srbmenfl 
mit  der  Fntleenmg  der  Schleinuuas.sen  aufhören,  die  .•\ussto.ssung  der  Scldoimg^ill 
zu  l)eschleuuigeu  und  zwar  dinvh  Heiniguugsklysmen  mit  ü,»)proc.  Koch^<,'^lz-L■)sull^.  «■ 
Seifenwasser,  mit  Iiiciiiusölinischungen.  mit  reinem  Olivenöl,  S&s.-iniMl  oder  I>'iM 
(iegen  die  Obstipation  wühle  man  nur  die  milderen  .Abführniittcd  und  gegen  41 
kolikartigen  Schmerzen  wende  mau  heis.se  Fmst'hlrige,  Kataplasmen,  iiuterlich  (';iflM 
uativ  a  an.  Von  Narcoticis  verdienen  be.-iomlers  die  Knca'in-  oder  Co<'aTn-Snppn>.itonft. ' 
dann  d.as  Kxtractum  C.inuabis  indicae  [ler  os  oder  .ils  Suppositnriuni  eine  Kni|»f''liluK 
In  ganz  schweren  Ffdleu  wiTide  man  ^(orphium  oder  he.sser  0|Hnni  an,  das  die  jtir»- 
Peristaltik  nicht  in  sn  hohem  Gr:ule  lähmt.  Dii'  locah'  Bi'liandhing  mit  .\rgi-nm» 
klysnn'ii.  Taiininklysmen  hat  wohl  seifen  und  wohl  nur  liann,  wenn  I'arnikatarrh  '^■• 
stand,  einen  dauernden  Erfolg.  Leider  ist  die  Behandlung  wenig;  anssiehtsvell'.  - 
gelingt  oft   nur,    die  hervorstecheudstiMi  Synrptonie    für   eine  Zeit    lang    zu   he.seili;^ 

STHAI'.SS. 

Eiiterol.  Mit  dem  Namen  Tiikrcsol*  Ist  ein  Gemisch  bezeichnet  worden,  das  die  drei  iwin^ 
Krcsole'  in  chemischer  Reinheit  enthält.  Ein  Tribre.sol,  in  welchem  sich  die  drei  UMravr. 
in  (Icrselbou  procenlualen  Zusammensetzung  litidcii.  wie  sie  bei  der  Darmfaulni.ss  aiiftnc 
wird  Enterol,  Darraöl,  genannt  (Foss).  Es  ist  in  Tagesdosen  bis  zu  0,001  un^ftig,  iBsK» 
dere  ist  Nicrenreizung  nieht  beobachtet  werden.  Im  Darm  zeigt  es  atitiscptische  Eigeiii.ih.itV 
auch  hemmt  es  die  Harnfauluiss.  .Angewandt  wird  es  als  inneres  Antiseplictim  bei  Erkr» 
kungen  des  hite.stinal-  und  UrogonitaHractus. 

Dosis  0,0002—0.001    (1—5,0  einer  0,02  proc.  Lösung  in  Wasser)   j>ro  die,   des  Qblco  li~ 
ruehs  wegen  in  Pillen  oder  Kapseln,  zweckmässig  in  Verbindung  mit  Ahführrnilteln. 

JACOBSOX 

Eiiloroptose,  Glenard'sche  Krankheit,  ist  ein»  Erschlaflung  der  Bandajip.trate  ik 
rnterleibsorgane,  im  Besonderen  des  Magens,  der  Däriiie,  der  Xii.Ton  und  der  Mili. 
weldnr  zu  einem  Tiefstand  derselben  fiihn.  Hifrdnrch  wird  eine  f{oihe  von  P* 
.scliwerilen  hervorgerufen,  welche  theJIs  durch  die  veränderten  ( ■irculationsViedingun?' 
nml  ihre  Rückwirkung  auf  die  secretorisclien  Elemente  der  Schleimhaut  und  ir 
Driisenparrnchyms  bedingt  sind,  theils  durch  meehaiiischen  Dnn-k  und  Zerrung  »«- 
gelöst  werden.  Im  .Mlgemeinen  setzen  sich  die.selbeii  demgemäss  /usanim(-fl  a- 
ilyN|)eptiseheii  Beschwerden  directer  Art  und  .-ms  m-rvösen  Sym]»toinen  localcr  u»^ 
allgemeiner  Natur.  iUe  (ibje<'tive  rutersuchuug  ergiebt  eine  mehr  oder  woniger  statt' 
Yersrhiebbarkeit  resp.  Verlagerung  einer  oder  heider  Nir'ren,  eim-n  Tiefstand  ih 
.Magens,  Gxstrnptose,  und  Tiefstand  der  Leber  uml  des  (Jiierdarms,  wahrend  'b 
dünnen  DSrnie  weit  in  das  kleine  Becken  herabgesunken  sind.  Diose  Verlagert; 
kaini  entweder  die  Folge  vorausgegangener  eutzüiullicher  Processe  sein,  daurt  g>*lK>^ 


Sntoroptoso 


—      181      - 


Eiituzucnl 


I 


sie  aber  nicht  /,»  (li'ni  (_i  lenarcrscluMi  !S\inptntiR'ncoiu|)lcx,  oilfr  sie  ist  nliiic  jede 
greifburc  Urs:icliP,  jedenfalls  iiiclit  in  l-'iilfcr'  n;icln\eisli:irer  i'ntziiitdliclK'r  Vorgänfic, 
••ritstnndcn.  VieUndir  handelt  i's  sich  meistens  um  i-ine  nllinäliliclu>  KrschlalTnii);  der 
liotreffemlpii  l{.ind:ii)|):iiati',  dr-ren  erste  Ursaelie  vielleielit  noeh  in  die  Koetalperioile 
znrüekreiclit.  Auf  die  enj^en  l{ezi<'hunj;en  zwischen  ('lili»r(isc  und  (iastr()|)toso  resp. 
Knternptose  hat  in  jüngster  Zeit  Meynert  hingewiesen. 

Pie  therapeutischen  Maassnaiinien  müssen  unter  diesen  Linstiindrii  zunächst  rein 
fiusw.'Hiche  sein.  Es  konnnt  darauf  an,  den  Hescensus  der  Banchorgane  zu  liehen, 
ilen  gesunkenen  resp.  dislucirteii  Organen  eine  Stütze  zu  geben  und  dem  etwa  vor- 
handenen l'rolaps  der  Itauchwand  einen  Halt  zu  verschaffen.  l>ies  wird  ajn  besten 
durch  eine  Leibliindc  oder  eine  breite,  dem  Unterbauch  angelegte  l'elotte  erreiclit, 
welche  den  Inhalt  der  .Mxlominiilhöhle  von  unten  nach  oben  driingt,  und  damit 
auch  den  nach  unten  gerichteten  Zug  der  Darme  mit  ihren  Mesenterien  an  den  idier- 
wärts  gelegenen  Organen,  Magen.  Leber,  Niere,  aufhebt  oder  verringiTt.  Aus  diesem 
(irundb  entsprechen  alle  diejenigen  Leihbinden,  welche  den  Leib  gleichmä.ssig  um- 
greifen, (KJer  diejenigen  Pelotten,  welche  nur  radiahvürts  in  die  Tiefe  nach  Art  der 
ISruchbiinder  auf  ein  bestimmtes  Organ,  z.  B.  auf  die  Niere,  wirken,  nicht  der  Indicatio 
morbi.  Am  ehesten  würde  von  diesen  Kamlagen  noch  die  sogenannte  TeuffeTsche 
Rinde  zu  gi-brauehen  sein,  welche  in  der  Unterbavichgegend  fest  angezogen  werden  niu-ss. 
Kwald  urnl  Kuttner  benutzen  eine  oval  gefornite,  der  EntfiTunng  beiiier  l'arni- 
beinkanten  von  einander  bezw.  der  Weite  des  vorderen  Beckenrandes  entsprechende 
Blechplatte,  die  confonn  der  Oberfläche  des  Bauches  leicht  gebogen  i.st  und  nach 
innen  so  ausgepolstert  wird,  da.sa  ein  von  unten  nach  oben  sich  verjüngender  Wulst 
entsteht.  Auf  der  Aussensoite  sind  zwei  starke  Federn  angelöthet.  llurch  Becken- 
gurt und  Sclienkelrienien  kann  die  l'elotte  so  befestigt  werden,  dass  sie  schräg  von 
unten  nach  oben  gegen  die  Batichwand  drückt,  die  Bauch  ei  ngeweide  gleichzeitig 
hebt  und  als  Stützpunkt  dersellien  dient.  IHese  Bandage  hat  sich  gut  bewährt  uml 
ihre  Aidegung  führt  oft  eine  fast  augenblickliche  Lindenmg  der  Beschwerden  lierbei, 
die  wieder  auftreten,  wenn  die  Bandage  .abgelegt  wird,  j-eider  ist  es  nicht  leicht, 
die.selbe  bei  mageren  Personen  gutsitzend  anzufertigen,  und  unbeilingt  nmss  dieselbe 
L    für  jedes  Individuum   unter  Ueberwachung  des  .\r%tcs  besonders  ausgeprobt  werden. 

P  EWALI". 

KntozoSn.  Die  tliierisclicn  Parasiten  des  Menschen  können  in  verschiedenen  Kiirperhöhicn.  be- 
.senders  im  Unrmrohrc,  ferner  in  Körperflüssigkeilcii,  MiLskeln.  auch  in  sonstigen  Organen  vor- 
kommen und  gehören,  soweit  sie  für  die  Pathologie  Interes.sc  haben,  folgendun  Typen  an: 


I.  PrntüKuBii:  Pftrmsit«n  hda  der  Cla-sjw  der 

Aiiio*beo:        Amocba  coli  (UyKenterip*). 

HAemüniaeba  (MaUria'). 
tiregArlnon:  Koeeidicn  (Lvhi^rcTiitcn *). 
I  n  r«  «oriiin  :    Cpr(*u  Rionat>  in  to.t  t  i  nal  i  m. 
Triehomun««  vftpinalj«4^t 

fnt0.>jt[nAlis. 
Bttlantidlam  coli. 


I*  I  K  t  )i  p  1  IM  i  n  t  )i  m 
Trxmfttitjpn: 


TttAtiia  tnftdMKii^cAnciiNK. 
T«<inia  cticninf*n'na. 
Tmenia       Buthrtoeepha- 
I II  s  *  1  ft  t  u  s. 

111.  N r ni n  1  h p I Uli II t h « n ; 

Ni>iii.\tii<li<  n;  Adeariii  lumtirieoidps'. 
.        mjiiUut, 
Oxyuzin'  rermieiilmrl». 
EiistmnifyliH  ttig**: 
I>ucliniiii5  duodcnati<lAii- 

RhyloätoiuijiftiB*). 
Triehu«rpbklnf'  üldpBr, 
Trieb  in 4*  üpi  rftli^. 
FilArtassn^uiiii»  bnniini« 

f  Filarie*- Brkrunknn|{). 
Kilaria  difdiui'iüfiü,  Otiiupitwitriti. 
Ati|;uillulu  inteMUiiali!*. 
RbAbilitin  üiorMiuliii. 


Arthrupüllcn: 

Sitroofites  iioabiei  (Krltu*). 


und  «war; 

hiiitoma  bi*[iatit!itm. 

I>[st4>iiid  eruiiiuRi. 

D  i  fl  t  u  m  a  I  li  II  (1  n  r>  1  a  t  II  in. 

l>l«tuma  oi'bthatniiibiiim. 

I>  IM  tu  10»       h  ttPin  nloblu  m  , 

Bilhan. 
Cfsluden*        Tavniiteuliuai  i  Bandwurm*). 
Tapntamodiucauellata  f. 

saginata  desKl. 
Tavnia      ecUinoeoeona 

tEebinukokkoo-Inffction').  IV. 

Tiipnia  nana. 
Tufnia  Oavopuoetata. 

Diese  Entiizocn  spielen  in  der  menschlichen  Pathologie  eine  sehr  verschiedenartige  Rolle, 
welche  im  Wesentlichen  au/  zwei  Factorcn  zurückzuführen  ist.  1.  auf  den  .Ansiedelungsort 
dua  PariLsiten  im  menschlichen  Körper,  'i.  auf  die  biologischen  Eigenschaften  desselben. 

Die  Schwere  des  Krankheitszustandes  ist  in  Folge  dessen  bei  den  verschiedenen 
Kntozoenarten  äusserst  verschiedenartig,  und  zwar  giobt  es  zunächst  eine  ganze  Keihe  der- 
selben, welche  als  völlig  bedeutungslose  Schmarotzer  anzusehen  sind,  die  irgend  einen 
nachweisbaren  schädigenden  Einlluss  auf  die  Oekoiiomie  des  Körpers  überhaupt  nicht  haben. 
Hierher  sind  die  Infusorien  zu  rechnen,  welche  besonders  im  Darm  und  Yaginalschleitn 
vegetiren  und,  soviel  bis  jetzt  bekannt  ist,  keine  pathogene  Rolle  beim  Menschen  spielen. 
Vereinzelte  Befunde  von  Monaden  in  der  Blase,  im  Inhalt  putrider  Massen  bei  Lunguu- 
gnngraen  und  jauchiger  Pleuritis    haben  bisher    nur    die  Bedeutung    aocidentcller  Veruiireiui- 


[Entozoen 


182     — 


•awfl^^^  I 


gungen,  ohne  pathologisches  Interesse.  Audi  gfwiss(3  Helminthen,  wie  Trichocepbali»  üfs  I 
scheiaeii  keiuen  weseiillichun  Eiofluss  auf  das  Beriudeu  auszuüben.  I 

Eine  /.weite  Reihe  der  Entozocn  Lst  dadurch  charakterisirt,  dass  die  Würmer  dsü  I 
ihre  Ansiedelung  beim  Menschen  /.war  gewisse  Krankheitserscheinungen  hcrvorruftu.  d.ia(i»l 
aber  theils  geringfügiger,  theils  localer  Natur  sind  und  der  Gcsammtorganisnius  nicht  in  t*m 
leidenschaft  gezogen  wird.  Hierher  sind  besonders  Distoma'  hepaticum  und  lanceoUtinl 
sowie  Coccidium  oviforme  zu  rechnen,  welche  beim  Measohcii  selten  iu  dffU!«'! 
vorkommen  und  manchmal  symptomlos  bleiben,  in  anderen  Füllen  mehr  od«  »fwrl 
.schwere  Lebererkraukuugen  bedingen  kiinnen.  Hierher  gehört  ferner  der  bei  uns  hiutii  •«  I 
klemmende  Madenwurm,  Oxyuris*  vcrmicularis,  dessen  Hauptsymptom  Jucken  am  .Vfta*  I 

Bei  der  dritten  iiruppc  zeigen  sich  die  Entozoen  als  echte  Parasiten,  welrlit ti»i  I 
nur  auf  Kosten  ihre»«  Wirthcs  leben,  sondern  das  Dasein  desselben  zugleich  in  vrrvri  i  I 
artiger  Weise  gefährden.  Verhiiltnis.smässig  gut  bekannt  ist  in  dieser  Gruppe  die  Wirk  :„.  I 
weise  der  verschiedenen  Blutparasiten,  von  welchen  die  Qaomaniocba  (Malainfiirni  I 
Plasmodium  mal.iriac,  Laverania)  die  rothcn  Blutzellen  direct  vernichtet  und  .somit  zut  Ank»  I 
führt  (Malaria"),  wälireud  Distoma  haematobiuni  (Bilharzia*  haematobia),  »owie  Fi!«.'' I 
sanguinis  hominis  vorzugsweise  die  BlutgcriLsse  schädigen  und  A  n  k  ylostomum  (i«'  I 
dennle*  durch  dircctcs  Ansaugen  von  Blut  aus  der  Darraschleimhaut   Anacmie  h'-rvi^  ü     I 

Vielseitiger  und  schwieriger  zu  erklären  sind  die  Symptome,  welche  unsere  g>!»  tml  I 
Eingeweidewürmer  hervorrufen.     Verhältnissmässig  gutartig  ist  die  Taenia*    echirn'  I 

welche  selbst  bei  der  Bildung  grosser  Geschwülste  den  ticsammtorganismus  sehr  wenij:  ^-l  y' .  I 
sondern  wesentlich  durch  ihr  locales  Waclisthum,  Terforation  in  Nacbbarorgane  und  die  gn-jn  I 
KürperLöblen  etc.  (ief.ihrcii  bedingt.  Dagegen  bedingen  die  Taenin  saginata  und  Tuns  I 
holium  ebenso  wie  auch  die  Askariden*  schon  durch  ihr  Schmarotzerthum  im  Dafiijr  :;  1 
reiche  Krankhcit.serscheinungen,  wie  Anacmie,  Gefühl  von  Druck  und  Vollsein  im  li!:-  I 
Hcisshungcr.  Verstopfungen  oder  Durchfälle,  besonders  aber  bei  Kindern  und  n^  r;  -t:  '  I 
wachsencn  .schwere  ."Symptome  von  Seilen  des  Centralnerveiisystems.  wie  Krämpfe,  cli  ••■i  i  1 
Zustände,  Taubheit  etc.  und  hierzu  kommen  dann  noch  bei  der  Taenia  sulium  uni'.r  l-  I 
stindcD  die  localcn  Erschcinwngeii,  welche  durch  den  ausgewanderten  Cysticercus'  c  lli  I 
losao  in  den  verschiedenen  Urganen  bedingt  werden.  Leber  die  eigentliche  Kntt('!i"'r  I 
Ursache  der  Allgemeinsyniptome    beim  Vorhandensein    dieser  £ntozoi:u    hat    man    ln-i.  I 

keine  volle  Klarheit.  Zweifellos  usurpirt  der  Darmschtnarolzer  einen  Theil  der  eng' .  1  I 
Nährstoffe  zu  seinem  eigenen  Kiirperaufbau  und  schadigt  damit  die  Ernährung  sein'-'  V\  ^.  1 
Ausserdem  spielen  wahracheiullcb  nervöse  RcizuDgeii  bei  diesen  Syinptomen  eine  *■  '  1 
von    den    grossen    Unterleibs-GcDecbten     relleclonsch    auf  verschiedene    Theile    A^  1 

uerveu-systcms  übertragen  werden,  und  als  driües  Moment   kommt  .schliesslich   die   .^i  ,,  I 

iu  Betracht,  dass  die  genannten  I'arasiteu  durch  ihren  Stoffwechsel,  vielleicht   auch  durch  f  1 
legcntliches  Absterben   und  Verwesen,   Giftstoffe  produciren,    welche  vom  Darm    aus    reviii.'  | 
werden  und  auf  das  Centralnervensystem,  ausserdem  auch  auf  die  blutbildenden  Vti:  i- 
digcnd  einwirken,  was  besonders  für  jieu  Bothriooephalus'  latus  wahrscheinlich  gew.rJ' 

Wiederum  in  anderer  Weise  wirkt  die  Aiiguillula  stcrcoralis  und  intestuii 
welche  durch  Erzeugung  schwerer  Diarrhoen  in  tropischen  Gi'genden  (Cochinchinadiarrho'.-  >-  1 
mälilich  fortschreitende  Anaeinie  und  KacKeiic  bedingt  und  die  Amocba  coli,  welche  durtJ 
ihre  Ansiedelung  iu  der  Dickdarmschleimliiiut  dysentciiselie  ticschwüre  (Dyseuterie*)  mit4llfi] 
Folgeerscheinungen  bewirkt  und  .schliesslich  die  Trichina*  spiralis,  welche  bei  massenhiAir  ] 
Invasion  die  Erscheinuiigcn  cinec  acuten  liifeclioiiskraiikheit  hervorruft. 

Bezüglich  der  Therapie  ist  zu  berücksichtigen,  dass  bei  einzelnen  Ento3so<:a  wie  bei  dn 
Imrmlosen  Infusorien  von  einer  Behaiidhing  überhaupt  keine  Kode  ist,  und  dass  bei  and'T'ü 
nur  dann  eine  Therapie  einzuleiten  ist,  wenn  sie  zu  deutlich  nachweisbaren  Krankheit-.-- 
ständen  führen  und  die  Diagnose  sicher  ist.  Hierher  sind  besonders  die  erw.T,hnteu  An*i.';- 
lungen  von  Koccidien  und  üistomen  in  der  Leber  zu  rechnen,  welche  in  seltenen  Fäll>Tr 
stische  Geschwülste  bilden,  deren  Natur  durch  eine  Function  und  mikroskopische  l-r  ' 
suchung  des  CysteninhaMcs  erkannt  werden  kann.  Auch  der  Befund  von  Distomen  in 
Facces,  mit  denen  sie  iifters  entleert  werden,  kann  znr  Diagnose  führen.  Die  Entfer;:  . 
dieser  Parasiten  kann  spontan  durch  Entleerung  nach  dem  Darm  erfolgen  oder  opcratii  I' 
wirkt  werden,  wobei  dann  die  für  die  Operation  der  Echinokokkengeschwülste  gegebenen  K»- 
geln  in  Anwendung  kommen. 

GBAWITZ. 

Entropie.    Sadi  Carnot  hat  1824  wichtige  Sätze  über  die  Wirkungsweise  der  Dampfmisiii 
.lus  dem  Princip  hergeleitet,  dass  die  Wanne  von  selbst  nur  aus  höherer  zu   niederer  Ter 
ratur  überzugehen  vermag.     Nachdem  Clausius    und  Thomson   1850    seinen   Gedankf nr" . 
mit  dem  inzwischen  entdeckten  Energiegesetze   in  Einklang  gebracht  haben,    stellen    sicli  ■'< 
Hauptzüge  der  so  erwachsenen  theoretischen  Untersuchung  in  lolgcuder  Weise  dar. 

Von  der  Wärme  ^o.  die  .lus  einer  Wärmequelle  von   der  Temperatur  »Vo   (bei  der  Ihnti 
ninschine  aus  der  Kesselwand)    in    einen  Kühlraum  von   der  Temperatur  iVo    (bei    d"     ' 
maschine  in  den  Kondensator  oder,  wo  dieser  fehlt,  in  die  freie  Luft)  übergeht,  kam, 
in  mechanische  Arbeit  (bei  der  Dampfmaschine  im  Arbeitacylindcr)  umgeformt  werden.    1">''  J 


[Entropie  —    183    —  Entropie] 

möge  in  der  Weise  geschehen,  d.iss  der  die  Wärme  theils  überführende,  theils  in  Arbeit  uni- 
•wandelude  Körper  (bei  der  Dampfmaschine  der  Dampf)  einen  Kreisprocess  ausführt,  d.h.  in 
seinen  ursprünglichen  Zustand  zurückkehrt  (wie  der  Dampf  in  einer  vollkommen  geschlossenen 
Dampfmaschine),  sodass  kein  Theil  der  ihm  als  Wärme  zugegangenen  Energie  in  ihm  als  Be- 
staudtlieil  seiner  Eigenenergie  zurückbleibt.  Am  meistcu  wird  umgeformt,  wenn  der  Wärme- 
übergang umkehrbar  erfolgt,  d.  b.  in  einer  recht-  wie  rückläufig  ausführbaren  Weise,  und 
zwar  ist  es  dann  gleichgültig,  aus  welcher  Substanz  der  die  Wärme  fiberführende  und  dabei 
Arbeit  leistende  Körper  besteht:  der  in  Arbeit  umgeformte  Bruchtlieil  von  (V«  ist  dann  bei 
allen  Sub.stanzen  der  gleiche.  Lst  also  Qu  die  iin  den  Kühlraum  abgegebene  Wärme,  folglirh 
Qo— Qu  die  in  Arbeit  umgeformte  Wärme,  so  ist  bei  allen  umkehrbaren  Kreisprocessen  der  in 
Rede  stehende  Bnichtheil 

Qo-Qtt 

Qo 
von  gleichem  Betrage.    Das  wird  dadurch  bewiesen,  dass  man  zeigt,  wie  das  Gegcnthcil  stets 
zu  einem  Widerspruch  mit  dem  eingangs  erwähnten  Carnot'.schen  Prineip  führen  würde. 

Nun  lilsst  sich  dieser  Bruchtheil  lür  eine  gewisse  Substinz  angeben,  nämlich  für  das  voll- 
kommene (ias.     Indem  man  der  bei  allen  solchen  Gasen  gleichen  Wärmeausdehnung  mit  dem 

AusdchnungskoefticicMten  - —  durch  Einführung  der  .sogenannten  absoluten  Temperatur  Kech- 

nung  trägt  und  als  die  absoluten  Temperaturen  für  die  Wärmequelle  und  den  Kühlraum  die 
Zahlen  273  +  >%  —  #o  und  273  +  *u  ■=  #q  einführt,  findet  man,  dass  ein  vollkommenes  Gas, 
wenn  es  Wärme  zwischen  diesen  Temperaturen  überführt  und  dabei  Arbeit  leistet,  selbst  aber 

wieder  in  seineu  ursprünglichen  Zustand  zurückkehrt,  höchstens  den  Bruchtheil    — -  —      der 

Wo 

aufgenommenen  Wärme  in  Arbeit  umformt,   bei  jedem  nicht  umkelirbarun  l'rocess  weniger. 
Somit  folgt  für  alle  Substanzen 

•  \    Qo— Qn  ^  Ba—m 

und  zwar  gilt  das  Gleichbeit.szeichen  für  umkehrbare  Processe. 

Da  wir  hiernach  nie  im  Stande  sind,  eine  gebotene  Wärmemenge  Qo  völlig  in  .Arbeit  um- 
zuwandeln, sondern  ein  Theil  als  Wärme  abgeht,  wenn  der  arbeitende  Körper  in  seinen  An- 
fangszustand zurückkehrt,  oder,  wenn  die»  nicht  der  Kall,  auch  noch  in  der  Eigenenergie  des 
Körpers  angesammelt  ist,  so  ergiebt  sich,  wie  Wilhelm  Thomson  bemerkte,  dass  die 
Energie  im  Laufe  des  Naturgeschehens  allmählich  mehr  und  mehr  in  Wärme 
übergehen  muss.  Wenn  man  sich  die  Wärme  nach  mechanischer  Weltanschauung  als  Be- 
wegung der  Rörperatome  vorstellt,  kommt  man  zu  der  Ansicht,  dass  allmählich  die  Energie 
der  grösseren  .sichtbaren  Massen  in  Energie  kleinerer  und  kleinster  Theile  übergeht.  Dies 
Ergebniss   der  Theorie   i.st  Dissipalion,    auch  Degradation    der  Energie  genannt  worden. 

Von  der  mathematischen  Beziehung  1)  gelangt  man  andererseits  zu  dem  I8ß4  v^m 
Clausius  eingeführten  BegriiTe  der  Entropie,  indem  man  sie  zunächst  umrechnet  zu 

Qn  >  Q?.  * 

nn    ~^^  tfo 

oder  auch 

^  +  (-  0^)  <  0 

Es  lässt  sich  dann  weiter  zeigen,  dass  auch,  wenn  mehr  als  nur  eine  Wärmequelle  und 
mehr  als  nur  ein  Kühlraum  vorhanden  sind,  immer 

2)    i'*^^0 

i.st,  und  zwar  hat  man  in  dieser  Summe  alle  vom  arbeitenden  Körper  aufgenommenen  Wärmen, 
wie  Qo,  positiv,  alle  abgegebenen,  wie  Qu,  negativ  einzuführtm. 

Führt  man  nun  irgend  eine  Substanz  aus  einem  Normalzustände  A  in  irgend  einen  an- 
deren Zustand  B  auf  umkehrbarem  Wege  über,  indem  man  ihr  Wärme  und  Arbeit  zuführt 
und  entzieht,  so  wird  <li(;  mittelst  der  Temperaturen  der  dabei  benutzten  Wärmequellen  imd 
Kühlräume  zu  berechnende  Summe  1'{Q:0)  einen  Werth  S  ergeben.  Führt  man  hierauf  die 
Substanz  auf  irgcud  einem  anderen  Wege  .lus  dem  Zustande  A  in  den  Zustand  B  über,  so 
wird  die  für  diesen  anderen  Weg  gebildete  neue  Summe  2'(Q:W)  wieder  den  Werth  S  liefern 
müssen,  wenn  der  zweite  Weg  auch  umkehrbar  ist.  Denn  lä.->st  man  ihn  rückwärts  durch- 
laufen, so  schliesst  er  den  ersten  Weg  zu  einem  Kreisprocess,  für  welchen  nach  Gleichung  2) 
die  Summe  0  sein  mu.ss.  Es  ist  also  die  Zahl  S  eine  dem  Zustande  B  cigenthümliche  Grösse, 
etwa  wie  das  Volum,  das  die  betrachtete  Substanz  in  diesem  Zustande  besitzt,  eine  Grösse, 
die  unabhängig  von  der  Art,  wie  der  Zustand  B  hergestellt  wird,  sich  immer  wieder  gleich- 
zeitig mit    ihm    vorfindet.    Die  Grösse   heisst  Entropie   der  Substanz   in  jenem   Zustande. 

Führt  man  ferner  den  Ucbergang  aus  dem  Zustande  A  in  den  Zustand  B  auf  einem  nicht 
umkehrbaren  Wege  aus,    so  wird  die  für  diesen  grbildetc  Summe  i'(Q:W)  kleiner  .sein  müs.scn 


(Kntropiri 


1H4     - 


Gntwöhnun^anawüii 


als  S,  weil  »ie  durch  den  eben  boli.niidellcn  Rückweg  211  diiem  uicht  utiikcbrbartc  UH 
process  geschlossen  wcrdeii  kann.  Nun  ist  aber  die  Summe  i'CQ:©)  gleich  Null,  •ma  itl 
Ucbergang  AB  ohne  Wiirmezu-  und  -Abführung  erfolgt,  also  ist  dann  S  <•■■}■-'  ".sj»;^^ 
man  nun  jeden  Antangszustand  A    als  Norm.ilzustand  ansehen  darf,    so    g<  "^^H 

Satze,  dass  bei  jedem  ohne  Wärmczu-  und  -abgang  erfolgenden  1'.  ...  .^  l^V 
Irnpiu  zunimmt,  wenn  er  nicht  umkehrbar,  erhalten  bleibt,  wenn  er  ualiB 
bar  ist.  Dabei  i.st  aber  zu  beachten,  dass  hier  n^ir  von  Processen  die  Rede  ist,  den»  V 
fangs-  und  Endzustände  auf  wenigstens  einem  umkehrbaren  Wege  iu  cin.iLidrr  übtTjiA; 
werden  können,  weil  liir  andere  die  Zahl  S  nicht  definirt  ist.  Solche  Anfang«-  und  la 
zustände  sind  aber  stets  Zustände  der  inneren  Ruhe,  des  Gleichgewichts  der  Subsl&at.  Diit 
ist  die  prägnante  Form,  in  der  Clausius  seinen  Satz  veröffentlicht  bat:  ^Die  Eutnpit  tr 
Well  strebt  einem  Maximum  zu",  sehr  geeignet,  nnbegriindcti'  .Ansichten  hervorzurufen.  Um 
wenn  man  auch  von  der  Welt  sagen  kann,  dass  sie  die  Beiiingung  erfüllt,  immer  von  Wo» 
zu-  und  -Abgängen  frei  zu  sein,  so  zeigt  sie  doch  als  Ganzes  nie  einen  (tleicligcwiebtsiuitiit 
Dagegen  ist  das  Gc.ietz  von  der  Entropievermehrung  sehr  bedeutungsvoll  g«wörd(*,  » 
die  Richtung  zu  charakterisiren.  in  der  die  Naturvorgängc  verlaufen,  bpsoader«  dir  Bieha^ 
der  chcmisclieu  Umsetzungen.  Eine  sehr  kleine  Wännezuführung  dQ  bei  der  absoluten  Ti 
peratur  tl  ändert  diu  Eub'opie  um  dS,  so  dass 

-J  <  dS.        dQ  <;  «WS 

Irgend  ein  Stoff  kann,  so  lange  Wärmezu-  und  -Abgänge  ausgeschlossen  sind,  in  keiii«o  aa 
Dauorzu.stand  übergehen,    in  dem  er  niedrigere  Entropie  hätte,    als  vorher;    und  wenn   r; 
einen  Zustand  mit  hciherer  Entropie  übergegangen  ist.  kann  er  ohne  Wärmezu-  oder  1!  1  - 
nicht  wieder  in  dun    Vtifaugszustand  gebracht  werden.    Aus  diesen  Erwägungen    ! 
und  l'lanck  werthvnllc  Ergebnisse    für    die    matbematische  Behandlung    chemi- 
nnngcn  gewonnen. 

UCX,M. 

Entropium  ist  die  Kiinvälrt.'^rolitiiij;  des  Lidntiidt's.     Il<3r  örsnchen    giebt   css   vicjp.    *« 
limk-n  i-s  bei  starker  (Joiitrnctidn  der  ljilratul[»:irtif!i  des  Urbicularis,  bei  cntxüodlichB 
Zu.stätiid<;ii  am   Auge,  bei   Sclinim|»fniij;(*ii  iIit  Conjutic.tiv;!  und  lies  Tarsus,  bcnoito 
'iVachoni.   luul   biswoilen    nach  Blei)haritts.     Die  Soliäcilichkcit   für   ila.s  Aiigt»  lief!» 
(|iT  i'^inwifkung  «Icr  ("ififn  :nif  die  Hiirnh.iut.     Bei  dr-m  l-ntropiimi  .spa.stirurii,  n.initt.' 
licli  ültiTiT  Lfuti-,  ^i»Im*  tiian  (ocainiiislilhitioni'ii   2  nial   tilglich  (2proc.)    und   lirinr 
dun  Liilniiul  durch   Hd'tpfl.-i.stcrvStrcircti  oder  ('(iljoilinniantpinseiungen    in    dit-  riiu'o 
].i\p'.     In  Hiidrn'u   [''iillcii  siiuf  Suturutv,    die   t'iiii'  H.tutfalti'  fassen    untl    so  die  Hu 
<li"i  L  fitt'rlidr'.s  verkür/fi),   am  !'l:tt/.f',    oder  Kxcisiorii'n  <>ini'.s  Stückes   Haut.     Sani. 
lirli  wirkt  fitu'  mittflst  di's  l':u'(jufliii   am   unteren  Lid   angelegte  Br.indwunde     H» 
Kiiulcrri,    wo   wir  häuHj:  gleichzeitig  eine  \ereiigte  Lidspalte  linden,     ist   oft  dl''  L'f 
.sp^dtenerweitening  von    überraschender  Wirkurij:;,     Hie   hier    gewöhnlich     vorli': 
KeriJitis  phljctaeiiulnsa    « ini    l<ical    mit  Atropiii   und  CociVn  und  gelber  SuUie    i"- 
allgenieirt    <lurcii   Vollbäder,    Siiubenmg    des   Kopfes    von  Lkzeineu     und    Läu.sen   ii»J 
cntsprecht-nder   iüaet   in   Angrifl'  genoinmen.     Sidirumitfungen    in   der    liindohiiut  u»" 
im  Tarsus  erfonleni  einiireifeiulere  Oiierationeii.    Von  den  vielen  Oper,iti«nsnit'th"»l' 
dürfte  l'olf^ende  die  lotste  sein:    Nuchdeni   in  Narko.se  eine  Lidspaltenerweitermig  p- 
tnaelit  ist,  vollfülirt  man  circa  2 — 3  mm   vom  I»idranii   i>arallel    zu    ihm,     soweit  il» 
[■;nlr<)pinm  n-icht,    einen  Sidinitt   durch  die  Haut  hindureh   bis  zum   Tarsus.      Ili  - 
tiili;t  eine  Kxi'ision  von  (Irbiculari.shiindelii  unil  eines  mit  der  Ba.sis  zur  NVuncje  >;•  i: 
den   Keili's  des  Tarsus,  ohne  da.ss  »iie   Conjmictiva  dnrchsrhiiitten  wird.      Die  Wumi- 
wird  durch    vier    folj^endermaasseu   ."iny.uh'f^eiide  st.arke  ( 'atgutfiiden   ge.sehlossen:  K'i 
stich    von    aussen    diireli    den    oberen    Hautrand,    Kassen    des    oberen    Trirsn- 
Weitergeben  mit  der  Nadel  und  Fiusscn   tier  Fascia  tarsaii.s   unterhalb    des   e.\.  ...... 

Keiles,  Ausstich  ilurch  die  Haut,  Knüpfung;  4  solche  Käden!  Auch  mit  anil<'m 
Operationsmotlioden,  z.  B.  mit  der  Transjdautation  von  Haut  oder  Schlcinibant  » 
einen  klaffen<l  gemachten  interm:u-giualen  Sclmitt,  la.ssen  sich  gute  Re.sult.iti>  enielrt 

Entnühiinngsanumalien.  Die  Hntwöhimiig  eines  Säuglings  bat  in  so  bäufigon  Flltoi 
Störungen  im  Gefolge,  bririgt  zimi  mindesten  so  mancherlei  Schwierigkeiten  mit  «iA 
ilas.s  eine  Beüprocbung,  wie  s(dche  Anomalien  zu  verhüten  bezw.  zu  boilea  »• 
Wühl  geree)itf(Ttigt  erseheint.  Wie  Oberall  auf  deu)  Gebiete  der  Therapie,  soll  8«iw» 
des  Arztes  das  Hauptgewicht  auf  die  Prophylaxe  gelegt  werden.  Da  gilt  der  KrfalinifliP- 
«atz  als  fest  stehend,  dass  man  es  thunlichst  vermeidet,  zur  Zeit  der  gross(ui  Smiiik«' 
bilze,  welche  an  sieb  die  Entstellung  der  vr-rscbiedenen  Digestionserkraukuugeu,  sj)«"^ 


[Eatwölinungsanomalien  —     1H5    —  Entwöhnuiigsanonialieii] 

dos  Brechdurchfalls,  hcgüiistixt,  ein  Kiiul  von  der  Mutter-  oder  Aninieiihnist  abzuijetzen. 
Man  entwöhne  entweder  schon  im  Ausgunge  des  Frühjahres  oder  suche  den  Säugling 
während  der  Hochsonnnermonate  noch  mit  der  natürliclien  Nahrung  weiterzubringen. 
Lässt  sich  dies  nicht  ganz  durchführen,  so  gebe  man  als  ßeikost  eine  Nahrung, 
welche  weniger,  wie  die  Thiormilcli,  die  Gefahren  einer  Infection  des  Vei'dauimgs- 
cauales  in  sich  trägt  und  liabei  dennoch  geeignet  erscheint,  das  geforderte  IMus  an 
Nährmateiial  zu  liefern.  Bei  Kindern  jenseits  dt?s  ersten  Halbjahres  kann  man  sich 
da  .sehr  wohl  mit  der  Verabreichung  frisch  bereiteter  Bouillonsuppen  mit  verschie- 
denen Mehlen  als  Zusatz,  mit  Eieni,  leichtem  Gebäck  u.  dergl.  behelfen.  Jedoch 
braucht  man  genide  bei  Kindern,  bei  denen  es  sich  imr  darum  handelt,  einer  nicht 
mehr  ganz  ausreichenden  natürlichen  Nahrung  nachzuhelfen,  bei  denen  also  nur  eine 
theilweist^  l^ntwöhnung  in  Frage  kommt,  nicht  allzu  ängstlich  zu  sein.  Erfahrangs- 
mässig  vertragen  Säuglinge,  welche  daneben  noch  einige  Male  die  Brust  erhalten, 
die  künstliche  Ernährungsweise  auch  mit  Kuhmilch  sehr  gut,  gedeihen  gewöhnlich 
*  befriedigend  und  erleiden  nicht  leicht  Störungen  ihres  Befindens. 

Ungleich  schwieriger  gestaltet  sich  die  vollständige  Entwöhnung;  zur  Sonnners- 
zeit  bringt  dieselbe  mizweifelhaft  Besorgnisse  und  Gefährdungen  mit  sich.  Aber  auch 
in  den  kühleren  Jahreszeiten  hat  der  üebergang  von  der  natürlichen,  leicht  verdau- 
lichen, wenn  auch  nicht  aseptischen  Muttermilch  zur  Thier-  resp.  Kuhmilch  Schwierig- 
keiten iui  (iefolge.  Die  geringste  derselben  besteht  daiin,  d:»ss  das  an  die  Brust 
gewöhnte  Kind  im  Anfange  die  Aufnahme  der  ungewohnten,  nach  Gehalt  und  Form 
fremden  Nahnmg  verweigert.  Bei  sehr  eigenwilligen,  trotzigen  Individuen  kann 
man  es  erleben,  dass  der  Widerstand  gegen  die  neue  Ernährungsmethode  selbst  bis 
zu  einem  geringen  Grade  von  Inanition  geht,  sodass  man  Mühe  haben  kann,  die 
besorgte  Mutter  zur  consccjuenten  Durchführmig  der  Entwöhnung  zu  bestimmen. 
Ein  solches  eigensinniges  Kind  kaim  sogar  volle  24  Stunden  und  länger  jede  Nah- 
rung ablehnen.  Die  beruhigende  Versicherung  an  die  Mutter,  dass  noch  kein  Kind 
bei  der  Flasche  verhungert  ist,  dass  der  Hunger  sich  auch  hier  als  der  beste  Koch 
beweisen  werde,  pflegt  sich  schliesslich  zu  bewahrheiten.  In  jedem  Falle  erscheint  es 
zweckmä.ssig,  dass  nicht  die  Mutter  oder  die  Animc,  welche  dem  Kinde  bis  dahin 
die  Brust  gegeben  hat,  die  neue  Nahrung  reicht,  sondern  eine  andere  Person;  geht  dies 
nicht  an,  so  biete  man  tue  Flas(^he  wenigstens  im  Dunklen  an  oder  .suche  das  Kind 
dadurch  zu  täuschen,  dass  man  es  im  verdunkelten  Zinnncr  scheinbar  anh^gt,  in 
Wirklichkeit  ihm  unter  der  Brust  die  Flasche  hinhält.  Ungleich  leichter  (-rfolgt  die 
Entwöhnung,  wenn  man,  was  sich  auch  aus  anderen  Gründen  empfiehlt,  schon  von 
den  ersten  L<-bensmonaten  an  dem  Säugling  täglich  nebi^n  der  Brust  einmal  die 
Flasche  gegeben  hat.  Wenig  belangreich  erscheint  es  auch,  wenn  der  kindliche 
Magen  den  Anfangs  auf  den  Keiz  der  ungewohnten  Nahrung,  die  in  derberen,  festeren 
Gerinnseln  coagiiiirende  Kuhmilch,  häufig  auch  auf  Bouillon  und  Ei  mit  Erbrechen 
reagirt;  wiederholt  sich  dasselbe  nicht  zu  häufig  und  ist  es  nicht  von  Anzeichtsn 
von  Dy.spepsie  begleitet,  so  erfordert  diese?  Erscheinung  kein  näheres  Eingehen. 
hl  jedem  Fall  empfiehlt  es  sich,  den  Üebergang  von  der  natürlichen  zur  künst- 
lichen Nahrung  ganz  langsam  und  allmälig  zu  gestalten.  Es  giebt  zwar  Kinder, 
welche  .sich  bei  einer  solchen  langsamen  Entwöhnung  gar  nicht  an  die  Flasche  ge- 
wöhnen wollen,  täglich  von  Neuem  Schwierigkeiten  machen,  bei  denen  man  die 
Ablactation  also  von  einem  Tage  auf  den  andern  vornehmen  muss.  Im  All- 
genuHnen  erscheint  jedoch  ein  vorsichtiger,  stufenwoiser  Üebergang  rationeller.  Man 
ersetzt  zunächst  eine  Mahlzeit,  möglichst  die,  bei  der  das  Kind  den  grössten  Hunger 
hat,  also  frühmorgeiLs  oder  nach  dem  Bade,  durch  die-  Flasche;  nach  einigen  Tagen 
giebt  man  zu  zwei,  dann  zu  drei  Mahlzeiten  die  künstliche  Nahrung  und  entwöhnt 
80  allmählich  binnen  2 — 4  Wochen.  Auch  wird  <»  wohl  rathsam  sein,  im  Bcgimte  die 
Nalirung  nicht  zu  concentrirt  und  nicht  von  Anfang  an  gleich  mannigfaltig  zu  reichen. 
Man  giebt  die  Milch  stets  etwas  verdünnter,  als  dem  Alter  eines  von  früh  an  ge- 
päppelten Kindes  entspricht.  Noch  viel  wichtiger  ist  es,  das  Volumen  der  Nahruiig 
nicht  zu  gross  zu  nehmen.  Kann  man  an  der  Mutterbrust  mei.st  ungestraft  in  dieser 
Richtung  sündigen  lassen,  so  rächt  sich  bei  der  künstlichen  Ernährung  der  Mangel 
eines  fesbm  Maassos  gewölmlich  bald  und  schwer.  Man  halte  sich  deshalb  wenigstens 
80  lange,  bis  erprobt  ist,  welches  Quantum  gut  vertragen  und  verdaut  wird,  streng 
an  die  durch  z:üilreiclie  W'ägungen  von  Brustkindern  empirisch  festgestelltc^n,  für 
jede   Lebenswochc?  normirten  Gewichlsmengeji. 


[Kntwöhniinprsaiiomalipn 


—     isß     — 


NViMtous  die  häuligstcn  und  vviclitif^steii  F,iit\vri)iiiuiigK:inoninliiMi   sind  ili«  aaf  ( 
(jebiptn  d<?r  Digestion  sich  ciiisti-llnidcn  lirkratikuiigen,    welche  unter  dorn  Sj 
tiamen    der  |)yspe|)si;i    :ibl;ict(irmii    jcelien.      Ihre    gelindeste    Form     i.«t    die  b«  i 
UeliergMiig    zu    reiner  Kuliinih>!iu:iliriing    liäutig  eintretende  ()hsti|i.-ition,    noch  H 
lescenz;    bedeiits:imi'r    sintI    liie    mit  Anorexit«,    dy^peptischeiii   Krhrechcn,  Di« 
n.  dergl.   einhergehenden  Störungen.  nir-ssi 

Entciehongskoren  l:oiiimcu  iii  Frag?,  wonii  •:■»  sich  danim  handelt,  cinu  Kodnetiixi  du  I 
bestandcs  herbcixufrdircn ,  vor  Allem  bei  Fettleibigkeit*,  oder,  wenu  iniin  br»h«itl 
die  Ablagerung  von  Uraten  zu  bekämpfen,  wie  bei  der  Gicht*,  wo  die  ^fiii«, 
weisses  einzuschränken  ist,  oder  wenn  es  indicirt  ist,  die  Verdauungsoi 
M.ogen  zu  schonen,  oder  wenn  der  Körper  ausser  Stande  ist,  die  ihm  . 
von  NährstofTon  zu  verdauen  oder  zu  verwerthen,  wie  im  Fieber,  oder  endlich,  wenn  niia  I 
durch  Entziehung  von  Nährstoffen  einschliesslich  des  Wassers  alte  Krankhcitsrrsidueu  lurl 
Sorption  zu  bringen:  Trockenk  urcn*.  Alle  diese  Kuren  erfordern  Vorsicht,  da  »e  | 
Urgaiiisraus    schädigen  können.      Dies  gilt  besonders  von  den  hintfettun^-   und  Trocko 

rrr 

EatzUndnn^.    Der  BegrifT  der  Entzündung   hat   im  Laufe    der  .lahrbunderto    und  besoodi 
neuerer  Zeit  wi-scntliche  Wandlungen  erfahren.     Die  ursprüngliehcn  Cardinal  Symptome,  Ti 
Jtubor,  Calor  und  Dolor,  zu  denen  dann  uocli  die  riim-tio  laesa  hinzukam,     traten  alli 
in  den  Hintergrund,   je   weiter  die  anatomische  Forschung  in  das  Wesen   der  liiBge  aw 
Man  fand,  dass  dem  Tumor  eine  Rxsudatiop  und  Wucherung  des  Gewebes  entsprach^ 
der  Rubor  hervorgebracht  wurde  durch  Krwi'itcning  der  (iefässe  und  durch   Austji 
oder  Blutfarbstoffen,  der  Dolor  und  Calor    blieben  lediglich  als  klinisches  Sympt">m 
Lange  Zeit  wurde  der  BegrifT  der  EntziJiidung  beherrscht  durch  die  P^xsudation,   be^ouden 
die   Auswandenuig  der  weissen  Blutkörperchen  dircct  unter  dem  Mikroskop   uachgewf 
Die  Ursache  für  diesen  Zustand    suchte  mau    in    einer  Krkraiikung  der  Gefässwändi 
kam  es.   dass  Erkrankung  der  Gefässwäude  und  Entzündung  identilicirt  wurden.     Vi 
Seite  wiederum  wurde  die  Wucherung  des  fixen  fiewebes  in  den  Vordergrund  gestellt  aw 
dieser  l'rocess    als  Vorgang    der  Entzündung    aulgefasst.     Der  \irspriiugliche  klinische  " 
der  Entzündung  löste  sich  also  anntonii.seb  auf  in  einer  ganzen  Reihe  von  Ver.^rideruBL 
lusudalion,    der  Auswanderung  der  weissen  Blutkörperehen,   der  Blutungen,  der  Krweii 
der  (icfässc  und  der  Wucherung  des  Gewebes.     Es  gebt  daraus  hervor,  dass  vom  rem 
mischen  Standpunkte  aus  betrachtet  eine  Entzündung  nicht  existirt    und   es  fc;hlt  daher 
nicht    an    Stimmen,    die    dafür    eintreten,    da»  Worl    Kritzünduiig  überhaupt  fallen  zu 
Während    sich    die  Anatomie    auch  ohne  den  Begriff  Jcr  Entzündung  wr.hl   fiehelfeu  kinl 
kann  der  Kliniker  ohne  denselben  jedoch  nicht  auskommen,  und  was  derselbe  :ils  Eutzüuili 
bezeichnen    will,    hängt  in  vieler  Beziehung  von  dem  Belleben  des  Einzelnen  ab,    wobei 
heutzutage  noch  die  vier  Cardiiialsymptornc  als  massgebend  betrachtet  werden  müssen.  J' 
falls  würde  es  unrichtig  sein,  wenn  man  hei  der  Delinition  der  Entzündung  ganz  einsfil 
den  Vorgang  der  Exsudaticn  oder  der  (iefässveränderuiig  oder  der  Wucherung  ins  Auge 
wollte.     Vielmehr  gehören  alle  diese  Dinge  zusammen,  um  das  Bild  der  klinischen  Entii 
zu    ver%olIständigen,    und    wenu   man  auch  die  Wucherung  als  einen  secundären   Prn«««t' 
eine  Art  der  Heilung  vorangegangener  Zerslönnig    der    Gewebe,    aulfasson    will,    ist   dii 
doch    so  mit  dem  Bilde  verknüpft,  dass  sich  praktisch  eine  Scheidung  nicht  vornchnwn  li* 
Wenn  man  die    Entzündung  vom    anatomischen    Standpunkt   betrachten    will,   ohu'  'W- 
den  Zusammenhang  mit   den  klinischen  Erscheinungen  zu  verlieren,  so  muss  mau  sich  in  ^^ 
klinischen  Cardinalsyniptmne  anlebiicn  und  zu  untersuchen  streben,  welche  an.-itonii<<-h<-n  V.-' 
hältnisse  zu  Grunde  liegen.   Davon  ist  iler  erste.  derTumor,  anatomisch  der  wichii_  - 
die  meisten  anatomüicb  nachweisbaren  Veriinderungcn  entsprechen.    Es  kommen  hi' 
drei  Affectionen  in  Betracht:  die  Durchträukung,  Inliltration,  die  Schwellung  der  Klirnu  :.!■  j^ 
die  Wucherung.    Die  ersten  beiden  gehen  Hand  in  Hand  und  treten  gleichzeitig  .luf.    Dir  It- 
tration  ist  eine  rein  seröse  (Uedem,  Succulenz),  oder  es  sind  der  Flüssigkeit  mehr  oder  wtiri"" 
zellige    Elemente    heigemischt.      So    entsteht    die    seröse  Entzündung    oder    (las    entzunJIi'* 
Uedem,  die  zelligc  Inliltration,  die  sich  bis  zur  Phlegmone  steigern    kann,     umi     dj».    h-war^ 
rhagischc  Entzündung.   Wenn  das  entzündliche  Exsudat  eine  besondere  Neigung  zur  tii-iinnM 
zeigt,    90    bezeichnet    man    das    als    librinöse  Entzündung.     Diese  verschiedenen   Von 
nicht  uothwendig  graduell  von  einander  abhängig.      Es    braucht    die   eine   weder  der 
zu  folgen,  noch  braucht  die  andere  der  einen  voranzugehen.    Es  kann  aber  auch  eine 
düng    als    seröse    beginnen    und    eine    citrige    oder  haemorrhagische  werden.     Die  lulill 
stammt  aus  den  Blut-  und  Lymphbabnen,   indem  die  Flüssigkeit    diese    vcrlässt    und  | 
zeitig  die  Zellen  durch  die  Wandungen  der<.elben    austreten.     Der  Flüssigkeitsstrom 
aber  nicht  lediglich  durch  Diasmose,  sondern  die  Zellen  betheiligen  sieh  nctiv  an 
der  Flüssigkeit  nach  Art  einer  Sccretion.     Es  ist  vorauszusetzen,  dass  diesem   Proei 
Vcrändenmgen  an  den  GefHssen  von  vorne  herein  eutspreohen,  obwohl  dieselben  ■ 


Rntzündiiiif; 


1^7     — 


Entziiiidunf^] 


I 


den  Aiifaiigsstadicii  nicht  nachgewiesen  sind.  Cohulit-im  eraclitcte  sie  für  so  wichtig,  dass  er 
sie  als  das  eiguntlicbe  Wesen  der  Entzündung  auffiisste.  Die  zweite  Veründerung,  die  den 
Tumor  ausmacht,  ist  die  i^cbwellung  der  Zellen.  Mikroskopiseh  kann  man  sie  am  deutlichsten 
an  den  Parenchymzellcn  der  grossen  Drüsen,  der  Niere  und  Leber  nachwcLsen,  doch  besteht 
sie  auch  an  allen  anderen  Zellen  und  i.st  von  Virehow  zuerst  an  der  Cornea  beschrieben 
wnrden.  Sie  besteht  in  einer  Anhäiilung  feinster  albuminüser  Körner  in  den  Zellen,  die  sich 
ihrer  eheniischen  Slructur  entsprechend  in  Kssigs.iure  lösen.  Diese  Granula  lassen  sieh  in 
ki'iniT  Weise  (hiren  und  entsprechen  nicht  den  Körnern,  die  bei  Hiirtuiig  in  Sublimat.  Alkohol, 
Osmiuinsnure  u.  a,  auftreten.  Man  kann  sie  nur  am  frischen  Objcetc  wahrnehmen.  Von  der 
Körnuiig,  die  an  faulenden  Organen  in  den  Zellen  auftreten,  unterscheiden  sie  sieh  durch 
die  Schwellung  der  Zellen,  die  bei  der  Friulniss  fehlt.  Die  Vermehrung  der  Zellen  und  vor 
Allem  die  Anhäufung  kleiner  Rund/.ellen  wurde  von  Virehow  auf  eine  Wucherung  der  Binde- 
gcwcbszcllen  bezogen,  bis  (.'ohnheim  die  .Auswanderung  der  Leukoeytcn  nachwies.  Kr  konnte 
an  dem  Mesenterium  und  der  Zunge  von  Fröschen  zeigen,  dass  der  ßlutstroni  in  den  ficnissen 
zuerst  langsamer  wird,  dann  die  Lijukocytcn  sich  an  die  innere  Wandung  der  GefUsse  anlegen 
und  durch  aetive  Bewegung  durch  die  Wandung  hindurchdringen.  Die  Ursache  vermuthete 
er  in  der  Veränderung  der  Gelasse.  Pfeifer  hat  iu  neuerer  Zeit  erwiesen,  dass  gewisse  che- 
mische Substanzen  in  bestimmter  Concentration  im  Stande  sind,  bewegliche  Zellen  anzulocken, 
ein  Vorgang,  den  man  als  Chemotaxis  bezeichnet.  .Seitdem  hat  sich  die  Meinung  dahin  prae- 
cisirt,  dass  die  Leutocyten  durch  Stoffwechsclproductc,  die  entweder  bei  der  Entzündung  aus 
den  Geweben  entstehen,  oder  von  Bakterien  producirt  werden,  angelockt  werden,  und  so  ihr 
Austritt  aus  den  Gefisseo  sich  erklärt.  Die  Cohnheim'sche  Lehre  wirkte  so  mächtig  auf  die 
Forscher,  dass  man  eine  Zeit  lang  die  Wucherung  der  fixen  Zellen  ganz  leugnete,  bis  daiiti 
der  Nachweis  von  KenitheilungsBguren  wiederum  einen  Umschwung  in  den  Ansichten  Itervor- 
hrachte.  Man  weiss  heutzutage,  dass  die  kleinzellige  Inliltration  von  verschiedenen  Quellen 
herrührt.  Einmal  wandern  Leukocylen  aus  den  Gefässen  aus.  Zweitens  kommen  ebendahir 
Lymphoeyten,  die  aber  im  Stande  sind,  sich  im  Gewebe  dann  durch  Karjokinese  zu  vermehren. 
Drittens  betheiligen  .sich  auch  die  fixen  Gewebszellen  an  der  Wucherung  und  zwar  nicht  nur 
die  Bindegewebszcllcn,  sondern  alle  Zellen  im  Bereich  des  Entzündungsherdes  mit  Ausnahme 
der  Ganglienzellen  und  der  quergestreiften  Musculatur.  Dieser  Wucherungsprocess  ist  ein  inte- 
grircndcr  Bestandtheil  der  Entzündung  und  stellt  durchaus  nicht  immer  einen  Heilungsvorgang 
dar.  Ebenso  wie  es  Formen  der  Entzündung  giebt,  bei  denen  die  Zellenwanderung  auf  ein  Mini- 
mum beschränkt  ist,  so  giebt  es  auch  solche,  bei  denen  die  Zellwucherung  fast  gänzlich  fehlt. 

Der  Ruber  verdankt  seine  Entstehung  dc-r  Dilatation  der  Gefässe  und  der  Anhäufung  von 
Blut  in  denselben.  Zuweilen  können  auch  Bhitextravasate  die  Röthung  mitbewirken.  In 
späterer  Zeit  kommt  auch  die  Neubildung  zahlreicher  Capillarcn  hinzu,  um  diese  Erscheinung  zu 
steigern.  Der  Calor  stammt  aus  zwei  liuellen.  Die  eine  ist  identisch  mit  der  des  Rubor,  der  ver- 
mehrte Blutzulluss  aus  dem  Innern  des  Körpers  bewirkt  besonders  an  äusseren  Körperstellcn 
die  objcctive  Erscheinung  vermehrter  Temperatur.  Zweitens  aber  kommt  eine  grössere  Wanne 
durch  die  locale  Steigerung  der  Oxydation  zu  Stande.  Der  Dolor  rührt  im  Wesentlichen  von 
einer  mechanischen  Reizung  der  »ensorischen  Nerven  her.  Durch  die  Schwellung  entsteht  eine 
Spannung  der  Gewebe,  die  sich  direet  auf  d\e  Nerven  fortpflanzt.  Es  sind  daher  nicht  immer 
die  entzündeten  Partien  selbst,  die  schmerzen  und  in  denen  die  Nervenendigungen  ganz  ver- 
nichtet sein  können,  sondern  häufig  ist  es  die  nächste  Umgebung.  Besonders  tritt  das  bei 
den  inneren  Organen  hervor,  wo  durch  die  Vergrösscrung  eine  Spoanung  der  Kapseln  eintritt, 
wodurch  dann  der  Schmerz  ausgelöst  wird. 

Die  praktische  Behandlung  des  Wortes  „Entzündung"  weicht  in  mancher  Beziehung  von 
den  vorher  beschriebenen  Verhältnissen  ab.  Man  unterscheidet  eine  acute  und  eine  chro- 
nische Entzündung  und  die  Kliniker  nehmen  noch  eine  subacute  Form  an.  Nur  die  acute  und 
subacute  Entzün(>iing  zeigen  in  der  Regel  die  vorher  geschilderten  Erscheinungen.  Die  chro- 
nische ist  ein  Gemisch  der  verschiedensten  Krankhcitszuständc,  die  z.  Th.  Folgen  einer  acuten 
Entzündung,  z.  Th.  eine  continuirlichc  Reihe  acuter  Entzündungen,  z.  Th.  aber  auch  von 
vornherein  langsam  einsetzende  Veränderungen  darstellen.  Besonders  in  dem  letzten  Falle 
fehlt  in  der  Regel  der  Calor,  zuweilen  auch  der  Dolor  und  Rubor.  Ja,  es  kann  geradezu  das 
Gcgenthcil  eintreten,  indem  Empfindungslosigkeit  und  Blässe  entstehen.  Die  Zugehörigkeit 
dieser  chronischen  Veränderungen  sind  ebenso  strittig,  wie  der  Begriff  der  Entzündung  selbst. 
Sie  ergiebt  sich  aus  dem  pniktischen  Bedürfniss  der  klinischen  Beobachtung. 

Die  Ursachen  der  Entzündungen  sind  sehr  mannigfaltig  und  beruhen  auf  thermischen, 
mechanischen  und  chemischen  Einflüssen  verschiedenster  Art.  im  weitesten  Sinne  des  Wortes. 
Ebenso  sind  die  .Ausgänge  einer  Entzündung  sehr  vorschieden,  sie  hängen  ab  von  Qualität 
tind  Quantität  der  Erkrankung,  von  der  Widerstandsfähigkeit  des  Organismus,  von  der  Rege- 
nerationsmöglichkeit der  betroffenen  Gewebe. 

Eine  allgemeine  Therapie  der  Entzündung  giebt  e.s  nicht.  Dieselbe  richtet  sich  nach  der 
Art  der  Entzündung  und  nach  dem  erkrankten  Organ.  Es  können  innere  Mittel  in  Betracht 
kommen  und  auch  chirurgische  Kingriffe  nothwendig  werden;  local  sind  Antiphlogosc*  und 
Blntentziehung'  von  Bedeutung. 

RANSEXAND. 


|Knur(>i<is 


—     i«s    — 


Km 


Kiiiiresis  ln-di-utct  einen  jeden  Vorijnn^  in  weleUem  die  MiinihhiM-  mn  m  ■ 
enthniteni'ii  [tarn  nieht  zurüek7.iilialt«n  verrau^,  soiidcni  ihn  uiiwillkürlicb  i'ntliM 
Kh  füllt  iilso  (Mn  jeder  nnfreiwilli^er  Hiirnabganjr  unter  den  Hfgriff  der  F.nonfl 
ntid  SU  ist  diese  nur  ein  Symiitom,  das  zu  einer  Anzahl  verseliiodenaitijfer  K;H 
liciten  geliTirt.  jioch  hat  man  sieh  gewöhnt,  diejenigen  I''<iriiien,  in  denen  :ui3tMdH 
naebweisliare  Verändenuifrcn  zur  linnullage  des  mangelhaften  Harualiscliltissi»»  n^| 
als  incoutinenz*  zu  lieuennen,  und  unter  Enure-sis  nur  die  rein  fuiictionelleu  Stüna^ 
zu  verstehen.  Ih'ese  functinnelle  S^nun^sis  hetrifFt  voriiehinlich  gauz  JiigenillirlwV 
disiduen,  und  das  so  sehr,  dass  di<'  Enuresis  nocturna  als  eine  aiu^^esprochene  Ku^| 
lirankheit  zu  bezeichnen  ist.  Mit  Eintritt  der  Pubertät  pflegt  sie  denn  aacki 
.schwinden.  Doch  datirt  der  Anfang  de?*  Leidens  nicht  immer  aus  <iem  alWrmfl 
Lebensjahre  her,  obschon  das  hriutig  genug  der  Fall  ist;  die  in  »Icn  ersten  ifl 
I^'hensjahren  noch  fehlende  Schliessfiihigkeit  des  Blaäenschliessinuskels,  weltb"  fl 
normaler  Weise  erst  n;icli  dem  Zahnen  in  ausreichendem  Maas.se  herzustollpu  fifl 
bleibt  hiiT  zunächst  aus,  uiul  die.  Kinder  lernen  fdjerhaiipt  nicht,  ihren  Harn  gf^fM 
lange  bei  sich  zu  behalten.  In  vielen  anderen  Füllen  hingegen  kommt  es  .locil 
ilen  späteren  .lahren  der  Kindheit  zur  Ausbildung  der  Affection,  voniohiniich  bctfl 
schwächten  Kindern.  Und  da  man  nicht  recht  zugeben  niag,  dass  eine  knattfl 
Erscheinung  ohne  eine  nachweisbare  Erkrankung  des  betreffenden  Organs  tor  d 
gehen  könne,  wurden  nicht  nur  aligemeine  Dyskrasien,  Scrophuloso  und  RtuwVfl 
Anaemie  und  Plethora  als  Lrsache  angesprochen,  sondern  Eingcweidewilrmw  H 
Fissuren  am  After,  Phimosen  und  organische  ItlasenafTectiouen,  ja  selbst  Himll^| 
heilen  zur  Erklärung  herangezogen:  während  hier  in  einem  niangelbaftcn  Zottig 
des  nervösen  Apparates  der  Uruiid  des  Uebels  erblickt  wurde,  sucLte  man  dort  pfl 
bare  anatomische  .Mängel  im  Verschlusse  der  Blase  aufzufinden,  l'nd  iloch  iHtH  dl 
der  einfache  Vorgaug  einfach  erkiliren.  Bei  einer  Anzahl  kindlicher  Individurnfl 
iler  Schliessapparat  der  Blase  nicht  kräftig  genug  ausgebildet,  mn  rdinc  BnMl 
durch  die  NVillensiinpiil.se  bei  eintiTtendem  Hanidrängen  dem  Andrang  der  r»<l»<B 
risch  gereizten  hetrusoren  ausreichenden  Widerstand  leisten  zu  können,  (iani  H 
sonders  docunientirt  sich  die  Schwäche  des  Verschlussapparates  in  einer  dradfl 
cotist.itirbareM  iiiangelliafteti  oder  selbst  noch  ganz  fehlenden  Entwicklung  der  Proilfl 
welctie  als  (.icschlechtsorgan  —  und  mit  ihr  der  innig  zu  ihr  geliörende  Sphüfl 
internus  —  erst  mit  dem  Eintritt  der  Pubertät  zu  ihrer  weiteren  Entwicklung  fl 
laugt,  einem  Alter,  ifi  welchem  ••rfahning.sgemä.ss  auch  die  Enuresis  zu  srhwilfl 
pflegt.  Wälirenrl  bei  Kindern  mit  .solcher  Anomalie  der  Harndrang,  wemi  er  ■ 
eiiu'iti  bestimmten  Ffdluiigszustand  der  Blase  durch  ein  Eintreten  von  llai"n  in  "1 
lilaseuhuls  und  eine  hierdurch  ausgelöste  retlectnrische  Heizung  der  hetnisomnl 
Stande  kommt,  zwar  im  wachen  Zustande  diurh  den  Willen  und  dm-cli  die  ,ict«»| 
rischen  Schliessmuskeln  bis  zur  nächsten  (ielegcnheit  einer  spontanen  Harneiitimvl 
bekämpft  werden  kann,  vermag  (lii\ser  Sphiiuter  im  Schlafe,  wenn  es  zur  rvflKtir  I 
sehen  Heizung  der  Ik'trusoreii  gokontmen  ist,  für  sich  alli-in  einen  genügenden  \^i<tx  I 
st;«id  niclit  zu  bieten.  So  kommt  es  liauu  bei  dii-sen  Kindern  im  Verlaufe  iIi«.pI 
verhältnissmlLssig  laugen  Zeitabsciuiitles,  widclien  «iie  n)it  Schlafen  znliriiigeii,  jr  ij«»| 
der  lietrefTendeii  hidividualität  zu  eiru^r  frülieren  oder  späti'ren  Stunde  der  .N.vM«! 
ebensolchen  Malmungeu,  die  aber  bei  dem  tiefen  Schlafe  der  Kinder  von  diesen  tUU 
empfunden  werden  und  deinen  deshalb  durch  eine  Mithilfe  willkürlicher  Schüfl 
nniskeln  niclit  begegnet  werden  kann,  so  dass  die  reflectoriscjic  Tliätigkeit  ilttfl 
diese  erhöhti' .Srbeitslei.stung  in  seiner  Ausbildung  zu  schwach  gel>li>d)eiu-n  \ CnictilJ 
apparates  allein  nicht  genügt,  dem  Andrang  der  in  Action  tretenden  hetruf^l^l 
widerstehen.  I>ie  Affection  ist  eben  nur  eine  itiinderwerlhige  FiuietionsleLstq^^l 
bestimmten  Organes,  nur  der  Ausdruck  einer  noch  niclit  zur  Entwicklung  S^^^l 
neu  oder  durch  intercurrente  Schädlictikeiteu  iii  der  norm;deu  i'^itwiekltmc  s^^l 
teu  Leistungsfähigkeit  eines  an  sich  noriiialeti  A)>pai'ates.  Das  dürfte  der  rlofdl 
Vorgang  hierbei  sein;  und  die  Zweckmäs.siglveit  und  tier  oft  üliemiscltend  tcbifl 
eintretende  Erfolg  einer  Behandlung,  welche  von  diesem  tiesichtspmikte  aannM 
spricht  für  die  Richtigkeit  der  Anschauung.  Da.s.s  Kinder  mit  Enuresis  denü^l 
häutig  ein  verschüchtert<'.s  Wesen  aufweisen,  ist  offenbar  bei  weitem  mehr  Folft  fl 
Ursache:  das  g:uiz  f;dsclie  und  doch  so  verbreitete  System  üb(?rmässig»?r  Straa| 
gegen  die  „Unart"  zeitigt  diesen  Zustand,  der  noch  dadurch  verschliminrrt  »m 
dass  unverständige   Eltern   oiu   .^olchi'S   Kind   gar   aus    dem    sauberen   lii-tte  vrrballfl 


Snurexis 


—      ISO      - 


Kiiiirt'.sisl 


ikI  ih 


in  ««ine  Hclil('<-lit('  iiiul  .■il>''cl<'i,'c 


I, 


ijCcrstiUtc  iiinvi'iscn. 


N:itfii'licli    ist  CS  iii 


^ 

I 
^ 


iiKiIs  aiis';est:hlossen,  dass  :iji  Kiiuleni,  wolcht»  das  Lfiden  aufwniscn.  nun  auch  diese 
oder  jene  itiirjxTlicIie  Anomalie  sich  zeigt,  ja,  dass  hestimmtc  krankhafte  Zustände 
da  sind,  von  denen  aus  sii-h  eine  Reflexxvirkuns;  auf  die  l-'unetinn  der  Marribixso  als 
wahrscheinlicli  atniehnieii  lasst,  So  können  Würmer  im  Mastdarm  oder  nndauenide 
inid  wiederliolte  Stapiiationen  von  Kothmassen  zu  Conj;estionen  iiacli  dem  Becken 
und  zu  derartijron  Reflexen  Anlass  gehen,  ebenso  wie  Reizungen  diireh  Masturbation 
oder  infolge  einer  bestehenden  Phiniosis*.  Immer  aber  sind  dies  nur  mitwirkende, 
nicht  ansschlies,«ilirh  maassgebende  Momente,  die  allerdings  dort,  wo  sie  vorhanden 
sind,  auch  auf  eine  eingehendere  [ieaehtung  Anspnu'h  haben.  Sonst  ist  für  den  ^  erlauf 
der  Affection  die  allgemeine  Heliandliiiig,  welche  die  Kinder  im  Hanse  und  in  der 
Schule  erfahren,  von  der  allergrösslen  Hedeirtunsr.  Wi'un  man  ihrer  Schwäche  Rück- 
sicht trflgt,  wenn  man  sie  nicht  als  rebelthiiter  behainlelt,  sondi-rn  sie  an  liegel- 
nifissigkeit  in  ihrer  Hanientlüerimg  gewi'Uint.  und  auch  des  Nachts  Gelegenheit  ninunt, 
eine  solche  Regehnässigkeit  der  HarnentleiTung  stattfinden  zu  lassen,  vor  allem  aber 
ilie  Flüssigkeitsaufnalime  derart  regelt,  dass  in  erster  Linie  zur  Nachtzeit,  (iann  aber 
xvälireiid  der  Schulstimden  und  zu  sonstigen  Zeiten  einer  behinderten  Gelegenheit  zur 
Harni'Ulleenmg  der  Inhalt  der  Harnldase  stets  ein  niöglichst  geringfügiger  bleibt,  so 
nimmt  dxs  Leiden  keine  besoiHleron  himensionen  an  und  pflegt  auch,  wenn  es  ziidom 
noch  zweckmässige  anderweitige  Behandlung  erfährt,  bald  zu  verschwinden:  aller- 
dings nicht  immer  dauernd  und  oft  nur  für  kurze  Zeit,  wenn  die  nothwendige  Sorg- 
falt nach  dem  Aussetzen  des  l'ebels  wieder  mehr  und  mehr  nachgelassen  hat. 

Es  ergieht  sich  daher  ohne  weiteres,  dass  eine  erfolgreiche  Rehaiidlung  der 
Krankheit  im  wesentlichen  nur  darin  bestehen  kann,  dass  man  der  Schwäche,  in 
welcln'i-  der  Mantapiiarat  der  jugendlichen  Individuen  sich  nocli  befindet,  der  ver- 
minderten Lei.stuiigsfilhigkeit  (ler  lil.-ise  Rechnung  trägt.  Hie  Tlierapie  muss  sich 
linu]>tsächlicli  dahin  richten,  nicht  sowohl  die  Harnblase  zu  erhöhtem  Fimctioniren 
zu  bringen,  als  vielmehr  Vorkehrungen  zu  treffen,  dass  iiu'  nicht  grössere  Leistungen 
zugemutliet  werden,  als  sie  thatsächüdi  zu  bewältigen  im  Stande  ist.  Ein  solcher 
Hehandlnngsmodus  beans|iriicht  allerdings  gro.s.se  ('onse(|uenz  und  geduldige  hiircli- 
fnhrung  nicht  nur  von  Seiten  der  kleinen  Patienten  und  d<'ren  rmgehung,  sondern  auch 
von  dem  Arzte  selber.  Von  aileu  »liesen  Vorschriften  die  wichtigste  i.st,  die  Kinder  am 
Abend  keine  Flü.ssigkeit  zu  sich  nehmen  z\i  las.sen,  in  stark  ausgeprägten  Fällen  ist 
ein  derartiges  Verbot  mit  voller  Strenge  durchzuführen,  vom  Nachmittage  an  erhalten 
die  Kinder  nichts  Flüssiges  uuhr.  Aber  nicht  allein  die  Zeit  der  Verabreichung  und 
die  Menge  der  aufgemunmenen  l'lüssigki'it  ']•<(  zu  regeln,  sondern  aucli  die  Art  <les 
in  (iebrauch  gezogenen  Getränkes:  oft  sind  den  Kindern  bestimmte  Flüssigkeiten  mit 
einem  gewissen  (iehalt  von  .Mkohol  nder  Kniden.sjiure  besonders  si-hüdlich,  und  das 
Leiden  steigert  sich  oder  tritt  fiberliau)il  lienor,  wi'un  sie  genide  solche  Getränke 
zu  sich  nehmen,  während  es  sonst  wegbleibt:  uihI  oft  bestehen  in  dieser  Hinsicht 
genidezu  Idiosynknusien,  ganz  individuelle.  Im  Hinzelnen  inchl  tiäher  zu  beschreibende 
Kinwirkuugen  gewi.sser  (ietränke,  ilie  an  sich  durchaus  reizlos  sind,  auf  bestimmte 
Individuen  jedoch,  welchi'  unfehlbar  danach  von  nächtlicher  Enurese  befallen  vN-erden, 
iiu.sgesprocben  .schädlich  wirken.  .Jedenfalls  erhalten  ilie  Kinder  nur  eine  aus  fester 
.Nahnuig  bestehende  Abendmahlzeit,  und  mü.ssen.  wie  sie  überhaupt  zur  regelmilssigen 
Kntteermig  ihrer  Rl;ise  angehalten  werden,  alle  2— .3  Stunden  einmal  und  daim  nn- 
mitlclbar  vor  <lem  Zidiettegehen  ihre  Bla.se  entleeren.  Und  zw:ir  muss  das  unter 
Aufsicht  geschehen,  jeden  T:»g  zur  gleichen  Stimde  utxl  insbesondere  unter  sorg- 
fältiger Controle  darüber,  dass  die  Blase  auch  thatsächlich  vrdlig  entleert  wird. 
Während  mm  aber  bei  leichteren  Zuständen  die  trockene  .Xbendnahrung  und  die 
Regehmg  der  Flüssigkeitsabgabe  genügt,  um  die  während  der  N:»cht  ent^tandeni' 
llanunenge  .auf  denjenigen  Umfang  zu  beschränken,  welchen  der  nicht  vollständig 
leishmgsfähige  Sphincter  eben  noch  bewältigen  k.aim,  muss  hei  stärkereu  Graden 
des  Leidens  noch  ein  weiterer  Kunstgrift'  den  Schli«s,sniuskel  vor  zu  starker  Inan- 
spruciinahme  schützen.  Her  gewöhnliche  Vorgang  bei  der  Harnentleerung  i.st  derart, 
da«.s  bei  einem  bestimmten  Füllungszustande  der  Bl.ase  —  und  zwar  bei  einem,  für 
ein  jedes  Individuum  anders  benies.sencn  Fnllungszustande.  für  welchen  seine  Blase 
gerade  eingestellt  ist  —  durch  den  auf  <lie  Rlasenwandungen,  die  nun  einen  bestimm- 
ten Spannnngsgrad  erreicht  haben,  aasgefibten  |)ruck  des  Harnes  refle<-torisch  fiue, 
zunächst  in  niässigen  Grenzen  bleibende  Conti'action    der  üetnisoren   ausgelöst  wirdlj 


[KimrcHiM 


—      IIJO     — 


Fnurt^ 


wt'lrlii'  i'iiU'    kli'iiii'  MfiiKP  von  H;ini    in    den    .snp'iiMtiiiti-ii   lilasi'iili.-ils,     als.i    in  ^ 
zwIkcIhmi  SpliiiicttT  iiitiTiiiis  und  extrrtius  l)('lcjü;om'n  Absrliiiitt  der  Harur»"thn%  bii^l 
ItifN-st;    iliircli    ficii  Re>iz    diiÄOs    in    dmi   Bliisnihals    cinti-ftmulfn   H;u-riHs   wpÖJcii  ran 
In  noch   hölicrcm   M;i.usso  n'fl»'ftorisi-li  die  Dt'tnisorcn  der  Blase,    die    Musoiilatiir  «Irt 
Biaxonw andmi;;,    fcm-izt,    und    dir  ("ontr.n'tionsvfisuclu-    dieser  werden    subjiTtiv  if. 
H;iiid)t'dilrfniss  iMiipfundrn  werden.      Diesen   Versuclien,  den  H:im    aus  der  HUst  lli^ 
jiiis/.ulreilien,    wird  d.idurch    bege;<net,    dass  die  Contractionen  der   IJetnisoreii  v-Hrt 
tiiriMcli  ilen  Sidiincter  exti-rrms    der  Blase,    ihren    Hau])t.scliliessmiKskpl,     w«<lc!ier  An. 
IllasenliaU  rin(;fr.nnig  uinKi<'l't  und  ihn  nach  der  Haniröhre  zu  ringsherum  alxsrhli»»; 
zur  l'nniractinn  brinffen,    und    dass   dergestalt  ein  Abfliessen  des   HarnK,     sobald   flif 
Detriisdritn  in  ilire  ebenfalls  auf  refl(?otoriscbem  Wege  hervorgerufene  Thäfißkeit  ein 
treten,  vermieden  wird.     Der  ganze  Vorgang,    welcher  bei  auftretendem   Hnni 
ni.ss  sich  abspielt,    bildet  demnach  einen  in  sich  gesrhiossenen   Kreis:     er    iri  i; 
Blasenhal.s    aus,    der    dun-h  den   in   ihn  eindringenden  Harn  gereizt   wird;    hi' 
konunt  es  zu  reflectorischen  l'üntractiinien  der  Blasenwandung,    um    den    Inli , 
ll.irnlilasi'    auszutreiben;    diese  ("ontnictionen    erzeugen    tum    ihrerseits   wiederum  m> 
ili'ni  nrspriincliclien  Ausgangspimkte  des  Keflexringes,  dem   Blasenhalse,   eine  n'Ri«^ 
fische  l'nntraction  des  dort  belegenen  Blasensphincters,    und    so  wird  norru:üer«(fl 
der  Harn  so  lange  in  der  Bhise  zuriickgehaltcn,  .bis    ein   unwillkürliches   Flrschla^l 
des  .^phinrters  und  eine  willkürliche  höhere  AiLS|iannung  der  Dotnisoren   mit   a^l 
stützender  Wirkung  der  Bauchpresse    ihn    entleert.     Hier    ist    natürlich    das  GIH^I 
der  Kall,  nur  dass  der  Sphincter  eben  keine  genügende  und   ausreichemle  l>!L<itua| 
filhigkeit  besitzt,  um  ilein  .\nsto.ss  der  Detrusoren  zu  widersti-hen.      Ks  kommt  düiM" 
zur  Krzieliing  eines  ,\u.sgleichs  in  erster  Linie  darauf  an,  von  Seiten  der  Detneorau 
weini  möglich    überhaupt    keine,    oder  iloch  eine  thuulichst  be.schrsinkte   Contrartifl 
auszub'iseii,  und  das   iH-sst  sich  dadurch   am  einfachsten  en*eichen,  d.-iss   man  du^| 
an>:imnieliideii  rrin    möglichst    spät    erst    das  (IrtKcium  interniuu   der  l1:irnHd^^^| 
ri>ichen   l;i.sst.     Man  sti'llt  zu  iliesein   Behüte  die  Betten  der  Kinder  so,   dnsu  tiJi^| 
ende  höher  zu  stehen  kommt  als  di-r  Kopf,  und  erzielt  damit,  dass   der   wühn'iid^| 
Nacht  aus  den  Nieren  fliessende  Hani  sich  zunächst  im  hinteren  oberen  Sepmeni  ^| 
Bla.se  »nsiimmelt   luiil,    parndoxerweise.    ihren  Scheitel  eher  ausfüllt  als  den  Fumt^l 
Die  Neigung  diiN  Bettes  kaiu)  zu  einer    ganz    betr:lchtlichen  Höhe    gebracht  wml^| 
ohne  dass  ilen  Kindern  ein  Unbehagen  daraus  erwüchse  oder  sie    etwa    im  Schli^l 
ihidurch  geuirt  würden.  Der  Krfolg  ist  oft  ein  geradezu  überraschender:  und  ni»nchfl^| 
M'hon  nach  einigen  Tasren.   hier  und  da  sogar  ganz  unmittelbar,  ist   der  Zwiscbcnfifl 
bi'.seitigt.     \V<>nn  unter  diesen  .M:u-ssnahmen    das  Bettnä.ssen    geschwunden    ist,    ilifl 
man    i;ul.    die  Kinder    noch    eine  Zeit    lang  unter  der  zur  Anwendung  ffekoninwaiB 
.Miw.'krtslagerung    zu    bela.>:.M>n,    noch    S  oder  auch   14  Tage  nach  dem   Aufhöfl|^^H 
l'.rsclieinuntr;    ihuui  wird  i's  nothwendig    sein,    einen  allm;'dilichen  Ueberpuig  H^l 

fnwnhnlichen  Bi'ttlage  herbeizuführen.  Man  lüsst  zu  diesen)  Zwecke  das  Bett  je^| 
ag  am  Küssende  eni  klein  wenig  tiefer  senken,  so  d:tss  wiederum  8 — 14  Tag»-  blfl 
gKlu'U,  ehe  w  seine  ursprüngliche  horixont.ale  Stellung  erreicht  hat.  M.-tnrha^| 
kommt  e«  ja  dannrb.  «umal  wenn  .lurh  die  Lebensweise  wiederum  die  aJte  Venia^B 
lt\M<igung  erfKhrt.  bald  zu  Kückfällen:  oft  ji>do«-h  hat  die  w.ahrend  *iner  längwj 
Zell  durchgeführt»'  Schonung  der  KI;»enwMMiung  und  die  allniähliebe  N\'ieden:ewifl 
nung  duxfter  ,>n  ihre  natürlichen  Reize  gCOflft,  uu>  den  SchliMSxppamt  der  Blxse  (^ 
eim>r  fortan  geri'grlliMi  lnanspruchn:»hme  nunmehr  auch  seine  Fauctioii'  •■gHl^ 

\Nei>.e  i-rfüllen  «u   la:*cn.     Kiueu  sehr  •.vie'<tir-ii   und  uot.Tstützenden  i  lia»W-_ 

ditnn  eine   medicainenlöse  Itehaiulluti^  °'''a     Das  Medic:tnieul  «^^^M 

durch  »eine  \\  irk.<amkeit  niancluual   I"  laug.  ."»Is  habe  r.^  ein^^^H 

«pecilUche   Kinwirkiing  auf  diese /-u«;t;Vide:  in  welcher  W.-ise  diese  t\i  '^^^l 

Ut  jedoch  nicht  ausivichend  erforscht.  w*hrscheinlich  ist,  dass  es  die  i      , 'i^^^H 

der  IHnoenniündung  lierabsctzt,  und  so  die  xon  hier  ausgebende  reflecti.rische  Reiio^l 
der  |>t>ini»oren  liintaHh.dt  .M.-«ii  g>e<>l  \*m  »Jw  Tinrtura  Rbois  aroniaHc.ie  H*— ■ 
hiiofeii  mehrmaU  den  lagwt;  in  Kj»Heii  von  fvinrr  Enuresis  noctnma  eitunai  dB 
Niiehmitl^r»  >i»">l  einmal  des  Abend«,  «nmindbar  vwr  dem  Zubettgehen,  1h  Tropftfl 
\oii  »i'iieii'o  \iiiieikör|)ern,  wviek»  M  MMT  inaerlicben  Behandlung  xar  V^| 
wemlM  i«t  in  ikllen<nitwr  Uni»  ^  Mhdonna  n;  '~*^^| 

Die  \\  iner  HcriKv-ettw«  *r  »W«g««»»  R'  ''^^1 

beruhen  i  die  .\nf»nK»doHii«  I  r  yHuaaw  Kinder  eia  (.cbUgnuaiu,  für  Vl^^M 


[Enuresis  —     191     —  Enuresis] 

ein  halbes:  sit-  wird  zunäclist  längere  Zeit  lihuliircli  forf  f;e};elien,  um  dann  nnter 
allmählicher  und  langsamer  Stcigenuig  bis  ziun  nielirfachen  (Quantum  verabfolgt  zu 
werden,  manchmal  selbst  bis  zur  zehnfachen  Dosis.  Ks  bedarf  keiner  besonderen 
Erwähnung,  dass  ein  so  differentes  Mittel,  wc^lches  noch  dazu  woclicn-  und  monate- 
lang gegeben  w«Tden  muss,  wenn  ea  entbehrt  werden  kann,  besser  bei  Seite  g(?lassen 
wird.  Auch  ist  der  Krfolg  nur  ein  zweifelhafter,  wenn  er  auch  manchmal  dort,  wo 
or  ausbleibt,  durch  eine  Combiiiation  der  Ijelladonna  mit  einem  Präparat  der  Nux 
vomica,  deren  Extract  oder  dem  Strychnin  erzielt  wird.  Ein  anderer  Arzneikörper, 
welcher  bei  der  Enuresis  ausgedehnte  Anwendung  findet,  ist  das  Chloralhydrat,  wel- 
ches in  der  That  manchmal  gute  Dienste  leistet,  wenn  man  auch  aus  seiner  Wirk- 
samkeit durchaus  nicht  immer,  wie  es  geschtrhen  ist,  den  Schluss  ziehen  darf,  dass 
dits  Wesen  der  Enuresis  in  einem  Krämpfe  der  I>etnisoren  best(?ht,  welchen  dcT 
8phincter  internus  zu  schwach  ist  zu  bekämpfen,  und  in  dessen  Beseitigung  die 
günstige  Wirkung  des  Ghlorals  zu  suchen  sei.  Aasser  diesen  direct  wirkenden  Medi- 
camcntcn  kommt  sodaim  das  grosse  Heer  der  Roborantien  in  Betracht:  Chinin,  Eisen 
und  wie  sie  alle  heissen  mögen,  die  natürlich  bei  anämischen  und  .schwäcldichen 
Kindern  in  Verbindung  mit  einer  hygienischen  und  diaetetischen  Behandlung,  welche 
auf  eine  allgemeine  Stärkung  und  Kräftigimg  der  Patienten  hinzielt,  von  guter  un- 
gemeiner W^irksamkeit  sein  können. 

Die  mechanischen  Maassnahmen,  welch«'  hier  sc^hr  vielfiu-.h  neben  der  medica- 
mcntöscn  Einwirkung  im  Gebrauche  sind,  streben  nach  zwei  Indicationen  hin:  ent- 
weder dem  austretenden  Harn  den  Weg  zu  verschliessen,  oder  aber  die  Kin<ler 
rechtzeitig  zu  erwecken  oder  doch  nicht  zu  so  tiefem  Schlafe  kommen  zu  lassen, 
dass  der  unfreiwillige  Harnabgang  vor  sich  gehen  kann.  Alle  diese  (juälerischen 
Msiassnahmen  sind  jotloch  auf  das  .Mierstrengste  zu  venirtheilen ;  und  die  Weckappa- 
rate für  Bettnä.sser,  wie  sie  immer  noch  in  regelmässiger  Folge  erfunden  werden, 
quälen  und  erschrecken  die  Kranken  und  machen  sie  nur  noch  reizbarer  un<l  empfind- 
licher. Die  gleiche  Vorsicht  ist  für  locale  Eingriffe  am  Locus  affectus,  dem  Blasen- 
halse, geboten:  denn  sie  können  untrer  Umständen  mehr  schaden  als  nützen.  Auch 
ist  eine  locale  Behandlung  von  vorn  herein  nicht  sehr  aussichtsvoll,  kann  jedoch, 
wenn  sie  umsichtig  und  vor  allen  Dingen  mit  Maass  und  der  gerade  hier  wieder  so 
sehr  nothwendigen  Beschränkung  ausgeführt  wird,  nicht  ohne  unterstützenden  Wertli 
sein.  Auf  alle  Fälle  jedoch  ist  jeder  energischere  Eingriff  gänzli<'h  zu  vermei<len, 
und  Vorschläge,  wie  die  Ausführung  der  Circumcision  oder  das  Anbringen  von 
BI:isenpflastern  auf  die  Kreuzbeingegend  bei  Knaben,  od«'r  auch  dii-  Aetzung  des 
Blasenhalses  mit  starker  Höllensteinlösung,  lauter  schmerzhafte  und  hier  ganz  un- 
nütze (Quälereien,  haben  kaum  n»ehr  als  historischen  Werth.  Auch  mit  der  Flin- 
■  fülirung  und  dem  Liegenlassen  von  Bougies  in  tler  Harnröhn'  wird  man  recht  vor- 
sichtig sein,  wenn  auch  nicht  in  Abre<le  gestellt  werden  kann,  dass  manchmal  das 
Ix;iden  naclilä.sst,  wenn  bei  Knaben,  zumal  bei  schon  erwachseneren,  systematisch 
ganz  weiche  Nelaton-Katheter  in  die  Harnröhre  eingeführt  und  dort  2 — 3  Minuten 
lielassen  werden.  Am  zweckmässigsten  erweist  sich  noch  die  local(^  Behandlung  des 
Blasensphincters  mittels  des  elektrischen  Stromes.  Durch  diese  Ma:i.ssnahme  gelingt 
es  manchmal,  den  zu  schwachen  S<-hliessnuiskel  soweit  zu  kräftigen,  dass  er  :iucli 
olme  dit;  Unterstützung  des  Willens  im  Schlafe  der  AnfüUung  der  Blase  standzu- 
halten vermag.  Da  der  Spliincter  der  Bl.ase  in  innigem  Zusammenhange  mit  dem- 
jenigen <les  Mastd.'irms  steht,  lässt  sich  die  eine  Elektrode,  welche  natürlich  ent- 
sprechend geformt  sein  mn.<»s,  in  das  Rectum  einführen,  während  der  andere  Rheo- 
phor  aus  einem  gewöhnlichen  Schwannuträger  besteht,  welcher  ausserhalb  des 
Körpers  aufgesetzt  wird,  bei  Knaben  auf  die  Ra]>he  des  Dannues,  bei  Mädchen  in 
eine  Beckenfalte,  doch  steht  nichts  entgegen,  bei  diestni  die  erste  Elektrode  auch  in 
die  Scheide  zu  appliciren.  Zunächst  muss  der  faradische  Strom  äu.s.serst  schwach 
einwirken,  sodass  er  von  den  Kindern  überhaupt  nicht  gefühlt  wird,  sclnm  allein 
aus  dem  (irunde,  <lass  sie  nicht  erschreckt  werden;  nach  einigen  Sitzungen  steigert 
man  die  Stromstärke,  bleibt  jedoch  immer  durchaus  in  den  (JnMizen  des  Erti'ägliclien. 
In  4 — 6  Wochen  lässt  .sich  dann  .luf  diese  Weise  unter  einer  täglichen  Behandlung 
von  ') — 10  Minuten  Dauer,  ein  Schwinden  des  Uebels  erzielen,  natürlich  nur  dann, 
wenn  man  gleichzeitig  die  anderweitig<'n  nothwendigen  Maassnahmen,  wie  sie  bereits 
Besprechung  gefunden  haben,  trifft  und  sich  nicht  allein  auf  den  Erfolg  einer  nur 
.  locaien  Behandlung  verlässt.     Länger  als  eine   solche  Zeit   kann    man    (lie    tägliche 


[Kiiurcsls 


—      H(2     — 


Application  iIck  iiiiliicirt4.-n  Stromes  nicht  vonK-linim;  wenn  Rückfallo  ?«ich  oavMM 
kann  die  Behandlung  wieder  aufgenommen  werden,  niufis  abi<r  daiui  strh  anfSM 
gen  mit  drei-  bis  viertäjjigen  Intervallen  beschranken.  M 

Sind  so  die  Hülfsniittel  bei    der  Behandiun}::    der  H^nun<siii    vifllfache    uDii  «■ 
same,  so  werden  sie  alle  aufs  vortheilhafteste  uiiterstfitzt  durch  fini'   all  "J 

Wirkung  und  Behandlung.     Piese    hat,    al)gesehen  von  den  bereits   «»rw:»i  -«l 

nahmen  der  Gewöhnung  an  Regelniässipkeit    in    der  Kinssiprkeits.'tufnahnif    uuil  411 
gäbe,  besonders  dort  eine  Bereehtigung,  wo  der  aÜKenieine  Zustand   der  Kiniis  M 
Kr."iftiü:ung  und  j^tärkung  erfordert.     Wo  man  sfliwftchlirhe  und    reizbare  Kinder  ■ 
sieb   hat.    wird  man  natiiriieii  an  sich  schon  AHes  tlum,    um    si«i   zu   stärken  uii'ln 
kraftigen,    ob    mit  Medicauienten,    oder    mit  bestimmter  EniSbrung,    oder    rn  ■  :    1 
Wechsel,   oder    mit    allen    diesen    Dingen    auf   einmal,    müssen    die  Verb''''"         ' 
einzelnen  Falles  ergeben.     Immer   jedoch    hat    hier    der  Arzt  die  nicht 
Aufgabe,    das  Vertrauen    seiner    kleinen  Patienten  sieb  zu  erwerben,    um    i 
einen  Eiidilick  in  schlechte  (.lewobnheiten  und  ilble  Bethatigungon   der  Kind' 
winnen  luid  diesen  Ivinhalt  zu  tluin,    soiulern  vor  .\llem    auch,    lun    eine    d 
und  gern  geiibte  Unterordnung  tniter  die  anitlichen  Vorschriften  zu  Wege  zu 
wie  sie  hier  ganz  besonders  Noth  tbut.     Heim  Zwang  und  Strenj^e  oder  ga; 
Züchtiglingen  sind  bei  diesen  oft    obiu'hiii    versclu"ichterfen    kleineu   Patient' 
vom  Uebol.     Man  gewidine  tlie  Kinder  aa  ein  regelmassiges  Functioniren  alS 
allein  der  von  der  Krankheit  betroffenen  Drgane,    sorge  insbesoudero    für  eii 
massige    Stuhlentleenuig    und    eine    geregelte    Hautpflege    durch     Waschun. 
Bäder,  unter  denen  die  kühlen  Sitzbader  den  warmen  vorzuziehen  sind,  mrr 
ein  zweckmässiges  Nachtlager,    das    nicht  zu  warm  sein  darf,  ohne  Fc<|erb' 
dass  die  Kinder  direct  auf  der  M.atratze  ruhen,    die  am  besten  eine  liumnji" 
tragt;  ganz  besonders  aber  sehe  man  auf  zweckmassige  Körperülmngen  durcii  " 
gange  und  Turnen,    auf   einen    ausreichenden  Aufenthalt  der  Kinder  in   fris 
uihI  auch  auf    eine    methodische  Uebung  und  (iewülniting    ihrer   Harnblaso 
dass  man  sie  am  Tage  versuchen  lässt,  dem  auftretenden  Harndrang,  soweit 
y.n   widerstehen,    ohne    jedoch    ein    fon-irtes    Zunickbalten    mit    Gewalt    or. 
wollen,   w.'ts  hier  nur    schiiiüich    wirkiTi    k'mnte.     |)ie  Behandlung  der   Kinder 
streng  individualisireii;  daini  ist  in  den  meisten   Fällen  ein  Krfolg  zu   erzielen. 

MEVUC 

Enxfme  werden  nach  Kühne  die  iu  Wasser  lö>licheii  clicinisctieti  ndcr  unjfeforinir.u  Kd 
im  (iegonsat/.  zu  de«  «organisirten  Fermenten"  genannt.  Sie  tindeii  sich  rit)erall  wv' 
lliätig  sind:  im  keimenden  Snmeti,  in  den  Trieb-  und  Blattknospen  der  Pflau/i-ii,  in  d^n  Di 
Organen,  Muskeln  und  Blut  jeden  Tbieres.  Sie  sind  Produote  d'-s  /ullcnicbeiis.  wclciic 
au.s  drüsigen  Organen  nach  aussen  abgeschieden  werden :  seltener  gelangen  sie  nur  iffl 
inoeru  als  iutracellulare  Enzyme  zur  Wirkung. 

Die  Enzyme  stehen  in  nahrr  Beziehung  zu  den  Eiwelsskörperu.  Ihre  Kcindar^trlli 
bisher  incht  gelungen.  Hi>chstwahrschcinlich  sind  .sie  stickstoffhaltig  und  ProtcTnstoffe.  I 
und  PapaVn  sind  nicht  schwefelhaltig. 

Die  Enzyme  haben  die  Aufgabe,  das  aufgc.<.pcicberte  oder  aufgenommene  NShruul 
eine  für  die  .Assimilation  geeignete  Form  zu  bringen.    Dies  gelingt  ihnen    vermöge 
keit.  eomplirirte  organische  Verbitidungcn  —  die  .Substrate  —  in  einfacher  zus.im 
Körper  nm/nformen    oder    zu    spalten.     Diese  Substrate,    welche   alle  esterartiger 
erleiden  eine  cbarnklflristi.sehe  Zersetzung  nur  durch  ein  bestimmtes  Enzym,  dc.8scn 
Wirkung   kein   audcre.s  ersetzen   kann  (Fennentwirkung*).     So  wird  ein  Glykosid.   däS^ 
daliu*.  durch  Emulsin.  das  in  den  Mandeln  enthaltene  Enzym  in  Zucker,    BittcnnandeUll 
Blausäure  ge.spaltcn.     Invertin.    das    lösliche  Enzym   der  Hefe,    spaltet    freilich    auch 
dalin.  es  tritt  aber  hei  dieser  Spaltung  weder  Bitttrniandeli'd  noch  Blausäure  auf. 

Die  Zerlegung  der  Substrate  erfolgt  mit  alleiniger  .\usnahme  des  Myrosins*  unter  A' 
der  Elemente  des  Wassers.     Man  hat  aus  diesem  Orunde  die  Enzyme   auch  als   bydrulj 
Fermente    bezeichnet.     Die    Produote    der  Zerlegung   sind  je  nach  dem  Substrat  «i 
Von  Kohlehydraten    wird    Stärke    in    Traubenzucker,    Rohrzucker    in  Dextrose     und 
gespalten,  Fett«  werden  verseift,  (ilykoside  in  Dextrose  und  ammatisehe  Vcrbindungco 
Eiwci"s  in   Peptone  und  schliesslich    in  .Amidosäurcn   verwandelt  u.  s.  f.     Die   Kinwirkiu(| 
Etizym»    auf  das  Substrat    erfolgt  allmählich,    indem    immer   neue  Theile    mit   dem  K 
Berührung  gebracht  werden.    Nur  die  Labfermentc  weichen  von  diesem  Modus  ab,  da  bo 
Einwirkung  die  Gerinnung  plötzlich   durch   die  ganze  substralhaltige  Flüssigkeit    rrfolit 
Enzym  scheint  hier  eine    sich    fortpflanzende  Molecularbcwegung  einzuleiten   O'ick), 
'  Wesentlich    unterstützt    wird    die    Wirkung    durch    die    Temperatur.      Für    nlli 
Enzyme    ist  eine  optimale  und  eine  Todtungstcmpcratur  bekannt;  die  urstere  liegt 


[  Kiizyme 


-      19.1     — 


Enzyme] 


* 
» 


der  Blutwiirmc  zwischcu  40"  und  50",  die  letztere  zwisehen  HO"  iiiid  80".  In  trockenem  Zu- 
stande können  sie  bis  auf  IGO"  erhitzt  werden,  ohne  an  Wirkung  Einbusse  zu  erleiden.  Tief« 
Temperaturen  ausscni  nur  hemmenden  Einlluss.  Die  Fermentwirkung  i.st  .sodann  von  der 
Heaction  abhängig.  Während  z.  B.  Ptyaliii  nur  in  schwach  alkalischen  Flüssigkeiten  dia- 
»tatiseh  wirkt,  zeigt  Pepsin  nur  in  saurer  Lösung  poptouisircnde  Eigenschatten.  Man  nimmt 
in  lotzl^rem  P'alle  an,  dass  das  Pepsin  in  den  Labdriisen  des  Magens  als  ein  Zymogcn  (Pcp- 
-sinogcn)  enthalten  sei.  aus  welchem  durch  die  Salzsäure  des  Magensaftes  Pepsin  abgespalten 
wird.  Nach  einer  anderen  Theorie  geht  das  Pepsin  mit  Salzsäure  eine  lose  Verbindung  ein, 
die  an  Eiweiss  unter  Bildung  von  Aeidalbumin  die  Säure  abgiebt  und  dann  von  Neuem 
sich  mit  Salzsäure  vereinigt  (von  Witfich,  Hoppe-Sey ler).  Ein  fernerer  Factor  für  die 
Wirkung  ist  die  Conccntration  der  substrathaltigeu  Flüssigkeit.  Theoretisch  wird  das  Enzym 
bei  seiner  specifischen  ThätigkeH  nicht  verbraucht,  trotzdem  beobachtet  man  nach  gewi.sser 
Zeit  eine  Abnahme  der  Zersetzung.  Einmal  nämlich  verursacht  die  Zufuhr  neuen  Zersetzungs- 
niaterials  eine  starke  Verdünnung,  zweitens  wird  durch  Anhäufung  der  Zersetzungsproductc 
eine  Hemmung  der  Wirkung  herbeigeführt.  Kann  das  Enzym  durch  geeignete  cbemisehc 
.\gent.ien  wieder  isolirt  werden,  so  zeigt  es  sich  wieder  völlig  wirksam. 

.\l3  allgemeine  Fermentrcaction  saJi  Schönbein  die  (Jun.iakbläuung  an;  diese  hat  jedoch 
mit  der  Enzymwirkung  nichts  gemein  (Nasse).  Das  Gleiche  gilt  von  der  den  Fermenten  vin- 
dicirten  Fähigkeit,  WasscrstofTsuperoxyd  zu  zerlegen.  Es  gelingt  leicht,  diese  Fähigkeit  zu  zer- 
stören,  ohne  dass  gleichzeitig  die  specifiscbe  Wirkung  geschädigt  wird  (Jacobson).  Die 
Protoplasmagifte  wirken  nicht  allgemein  auf  Enzyme  ein.  Alkohol  füllt  dieselben,  schwächt 
sie  aber  nur  bei  längerer  Einwirkung,  Sublimat.  Bor,  Säuren  auch  nur  in  stärkerer  Co^cen- 
tration.  Fliiomatrium  ist  für  sie  im  Uegcn.satz  zu  den  organi.sirten  Fennenten,  ebenso  wie 
Chloroform,  kein  Gift  (Arlhus  und  Haber.  Salkowski). 

Als  eiweissähnliche  Körper  difTundiren  sie  nicht  durch  Membranen,  sind  aber  durch  Am- 
monsulfat  aus.salzbar  und  wurden  aus  ihren  Lösungen  durch  feine  Niederschläge,  wie  phosphor- 
sauren Kalk  oder  Cholesterin,  niedergeris.sen.  Dies  benutzte  Brücke  zu  ihrer  Reindarstellung. 
In  Glyceriu  sind  sie  löslich.  Wittich  verreibt  daher  die  Substanzen  mit  Glycerin  und  fällt  das 
Filtrat  durch  Alkohol.  Die  abgeschiedenen  Flocken  werden  wiederholt  gelöst  und  gelullt. 
Erlenmeyer  wendet  statt  filycerin  salicylsäurelinltiges  Wasser  an.  .Us  Criterium  ihrer  Rein- 
heit dürfen  Enzymlösungcn  weder  durch  Tannin  noch  Sublimat  gefällt  werden,  sollen  auch 
keine  Xanthoprotei'nreaction  geben,  aber  durch  Blciessig  und  Platinehlorid  gefällt  werden. 

Nach  ihrer  Wirkungsweise  lassen  sich  die  Enzyme  in  lolgcnde  Gruppen  zusammenstellen. 

\.  Invertirende  Enzyme  spalten  Rohrzucker  in  Dextrose  und  Laevulose.  Zu  ihnen 
gehören  Invertin,  Darmsaft,  Magensaft  (Leubc).    Im  Pflanzt^nreich  sind  sie  verbreitet. 

2.  Saccharificirende  (verzuckernde  oder  amy lolytische)  Enzyme  verwandeln 
Stärke  mit  der  Zwischenstufe  „Maltose"  laugsam  in  Traubenzucker: 

CisHaoO.s  +  Hjü  =  C,iH„0„  +  C.HioÜs 
Stärke  Maltose  Dextrin 

Nebenbei  wird  noch  etwas  Achroodextrin  gebildet.  Zu  dieser  Gruppe  gehören  Diastase*, 
Ptyalin',  Pankrcasdiastase.  die  diastatischen  Fermente  der  Leber,  des  Blutes,  der  Schleim- 
häute (Trachea,  Gallenblase)  und  der  Gewebeinfuse  (von  Milz.  Haut,  Nieren,  Hoden,  Ijuugen, 
Lymphdrüsen,  Muskeln).  Im  Pflanzenreich  sind  saccharificirende  Enzjine  häufig,  besonders  in 
den  Blattknospen  und  im  keimenden  Samen  vorzugsweise  der  Cercalien  und  Leguminosen.  Von 
bakteriellen  Enzymen  sei  hier  die  Taka-Diastase  von  Aspergillus  Orjzae  erwähnt. 

3.  Peptonisircnde  (proteolytische,  eiweissverdauende)  Enzyme  greifen  das 
Eiweissmolecül  an,  indem  zuerst  Aeidalbumin.  aus  diesem  Hemi-  und  .\ntialbumose,  hieraus 
wieder  Hemipepton  und  Antipeptou  gebildet  werden.  Auch  Collagen.  Leim  und  Elastiu  werden 
durch  diese  Enzyme  gelöst.  Proteolytisch  wirken:  Pepsin*,  Trj-psin*.  Pap.iyotin.  Man  lindot 
femer  Enzyme  dieser  Art  in  vielen  Pflanzen  (Caunabis  sativa.  Linum  usitatissimum,  Bromelia 
Ananas  etc.),  in  Keimlingen  von  Gerste,  Mohn.  Hüben,  Mais,  Weizen,  vor  Allem  in  den  fleisch- 
fressenden  Pflanzen  (Droseraceae.  Nepenthaceac,  SaiTaceni.iceae). 

4.  Eiweissgerin  nungsenzyme  (Labfermente)  scheiden  aus  der  Milch  das  Caseiu 
in  unlöslicher  Form  ab.  Es  sind  dies:  Lab  oder  Chymosin,  Fibrinferment  und  das  allerdings 
noch  hypothetische  Myosinferment.    Von  Pflanzen  führen  Artischoken  und  Disteln  Labfermcnlc. 

5.  Fettspaltendc  (glyceriubildcndc)  Enzyme  bewirken  die  Zerlegung  der  Fette 
in  Fettsäuren  und  (ilycerin  (Verseifung).  Als  einziges  thieriscbes  Enzym  ist  hier  das  Steapsin 
aus  dem  Pankreas  zu  neunen,  während  sie  in  Pflanzen  häufiger  gefunden  werden  (so  in  den 
Früchten  von  Ricinus.  Papaver  somniferum.  Cannabis  sativa,  Linum  usitatissimum  etc.). 

6.  Gly kosidspaltende  Enzyme  zerlegen  Glykoside*  in  Zucker  und  aromatische  Sub- 
stanzen. Sie  finden  sich  in  höheren  Pflanzen,  wie  das  Emulsin*,  da.s  Myrosin*  und  in  Betula 
lent«  die  Betulase.  Auch  das  Erj-throzym  der  Krappwurzcl  gehört  hierher.  Von  thierischen 
Enzymen  kommt  nur  dem  Speichel  eine  geringe  glykosidspaltende  Eigenschaft  zu. 

7.  Harnstoffzersetzendc  (ammoniakbildcnde)  Enzyme  spalten  Harnstoff  in 
Kohlensäure  und  Ammoniak.  Sie  sind  sämmtlich  bakterieller  Abstammung  (Micrococcus  ureae, 
Bacterium  ureae.  Bacillus  fluorescens  etc.). 

Werden  Enzyme    dem  thierischen  Organismus    durch    subcutane  liyection  einverleibt, 

0.  Licbriticli,  Euojrklujiaedie.     II.  B*ud.  jg 


erfolgt  ii.icli  kuruT  /uil   ein   Ansteigen    Jer  Temperatur    (.Feriiieiilliobcr),     da»   von  MtKit«. 

Zittern,  Taumeln,  Hyperaesthesie,  D)-spnor,  Erbrochen  und  Coma    gcfulgt    ist,      Pi^st  b« 

finden  sich  Haemorrh.igicn  im  Tractus  intestinalis,  Endokard  und  Lungen.     D«r  Tud  Irit;  in 

Kaninclicn  nach  Injection  von   0,1   Pepsin,  hivertin,  Diastnsc,  von  0,0.5   Emulsin    liud  Mfn» 

pro  Kilo,    beim  Ifunde    nach    0,1 — 0,2    Pepsin    oder  luvertiu    pro  Kilo   nach    2  -  4  T^pi -j 

(Hildebrandt).    Intravenöse  lujcclion  von  Di.istase  (0,3.5  pro  Kilo)  oder  Pankreatin   O.lo- 

Kilo)  tödten  Hunde  unter  schweren  Allgemeinstörungen  (Bechamp  und   B.iltii-'      V  •  i- 

beim  Menschen  liegen  nur  in  geringer  Zahl  vor.    Chymosin  crxeugt  subcut.in   b»^' 

.Schmerz  und  lasst  die  Temperatur  unter  Schüttelfrost    bis  a\if  39"    ansteigen. 

iDJcctioncn  von  Myrosin    (1  —  2  ccm  einer  lOproc.  Lösung)    zeigen  diese  Ternp' 

Andere  Beobachter  (Fcrmi  und  Pernosi)    sprechen    den  Enzymen   jeden    tox 

ab,    da  sie  selbst  in  grossen  .Mengen,    wenn    steril  iujicirt,    keine  Schädigung  .! 

herbeiführen.      Es  ist  aber    sehr  fraglich,    ob  es  gelingt,    sterile  Enzymlösungfi, 

f^iue  vollkommene  Sterilisation    wird   jedeiif.iils   auch  das  Enzym  unwirkHant   ma':b>'n.    1»h< 

die  Blulbahn   aufgenommene  Enzym  wird  lang.sam  durch  die  Nieren    ausgt^cbiedeu.     ED«bi 

I.TSst  sich    10  Minuten  nach  der  Injection  im  Blut  nachweisen.     Nach  3   Stunden  ver^  ':' 

es  und  findet  sich  danu  in  der  Leber,    spiitcr    in  F'ankreas    und  Milz.       Die   Leber  %.li 

aufzuspeichern,  wobei  sie  selbst  eine  Degeneration  und  .\trophie  der  Zelleu   erleidet 

Die  therapeutische  Verwendung  der  Enzyme  ist  eine  beschränkte.    Meist  sind  es  Anoaito 

der  Magendarmfunotion ,    zu   deren   Beseitigung    die  Thätigkeit    der  Enzyme     in   ^Vnspnuir 

nommcn    wird.      Von    den    proteolytischen    Enzymen    wird    Pepsin    bei     VerdauungMctni» 

Tr^"psin  als  Zusatz  zu  Nährklystiercn,  Papayotin  als  Lösungsmittel  der  Diphtheriewii'' 

benutzt.     In  neuester  Zeit  ist  ein  diastatisches  Enzym,    die  Tika-Diastasc,    von   L''    ' 

st.änden,    welche    mit  mangelhafter  Speichelsecretion    einhergehen,    in  dii^  Therapie    •  '■: 

worden.   Ob  in  der  modernen  Gcwebssnft-  und  Serumhebandlung  auch  den  Knzpnen  i.i::    • 

Holle  zufällt,  darüber  IHsst  sich  bei  der  noch  unpenügendcn  Begründung  dieser  Ther.i 

Bestimmtes  auss.agcn.    Mit  grösserer  Wuhrscheiiiliclikiit  lassen  sich  dagegen  die  Erf 

Behandlung  der  (ieschwülste  durch  Impfung  mit  Erysipelslreptokokken  .Tuf  Enzymwi 

riickführen. 

,tAtoii-  ^ 

EoBino   (vun   £WT,  MorgoiirOtbo)   sind  RuIiütitutioDaprodurte    dn^  FluoroM celiiä *.     Man  unTor>.*1t.**i,l<-c    .t«  .l*r  T^^ 
KoKin  n.  Ailh  Alkuliiiiilz    t\r-  Tptrajodl1iinrf>set.Vi)s.  .lo^  EoKin  J.    du«  Alkali<4Atx    di<5  'IVli 
WMHnr  IO».ltrlt  mit  Ko<(ariti Innig  nnd  ((«»Ibpiliior  Flin)resp*?ni.  und  din  aIkohfdlnslipht»n  K  •. , 

der  &aili*>li   Mellivl-  oder  Arniylaot)ii?r  di^r  wässorlOsliehcn  Eu^tlin.     Ilit'  KoHlnp  Biinl  Vni:    ^     , 

Kürltt'n  vuii  SpirlwoarLMi,    in    dor  Seidt^n-  und   Wollrirborei,    hpioi  Buchdraek    nnd    ziiiii    t'krlion    k 
ltoiiulr.t     Purch  Fi»rLor  sind  pio    in  dii<  HiAt.ilot^io  pinpofUhrt  worden.     VonuKFwcihp  wen|r>n 
drr  rntlipn  BlntkOrperclion  (HaMiioglobin)  und  dfin  OsAificationsrandes  (BuBeh}  beauist. 

J. 

EpftCrin«     T,r))i«(c1i(>  Gattung   dor  dikotvlfn.   dnn  HuidokrautgKW&ebüeu    nKcb^t  rorvandton  Familiß    ditr  K-    - 
ouf.     IniinorgrUno  ,'^trUucher  oder  kl(*ino  DUanin  mit  Htrahlig-Kobauten,  ,^lSbH|;i.n  Zwittorblntheii.     Ui<   ' 
vortritt  luglcicb  die  l'nterfara-  der  Epacrcau  wegen   der   Tielsamigen,   facbspaltigen  KApseln       Vun  -lir 
Arten  gebtfrt  die  Mehrxabl  Auatralien  an,  wenige  den  malafücben  Inseln  nnd  Neuseeland. 

H. 

Kpendyniitis  granalosa.    Als  l'"pendymitis  granulnsa  bezeichnet  man  eine  verbreitete  gr-o- 
an  ein  Reibeisen  eriniienide  Verdickung  des  Veiitrikelependyms.    .Sic  beruht  auf  ciii-rW 
rung  des  subendymalen  tJliagewebes.     (ielegentlieh  findet  man    sie    auch    bei     gestini' 
viduen  in  vorgerücktem  .Mtcr,    häufiger    ist    sie    bei  organischen  lliruerkrankui.."  >> 
nientia  paralytica    fehlt   sie    sehr  selten,  nur  bei  ca.  3  pCt.     Meist    besteht    /; 
ccphalus    internus.      Besondere  Symptome    scheint    die  Ependymitis    al»    solch 
zurufen.     Eine  besondere  Therapie  beansprucht  sie  daher  niemals. 

Epheilrft  L.     Gattuug  an«  der  Familie  der  tlnetbaceae.     Etwa  IK  verschiedene  Speoles  sind  in  Euro|»a.  A^l««.  i^ 

und  .\ffierika  Terbreitet  nnd  werden  in  ihrer  Heimath  «rhon  Reit  langen  Zeiten  tu  Iher». »-.-•> —  .#-..-..  .^^ 

E.  Tulgari»  Hieb,  ist    ein    in  Sfldeuropa    nnd  Aktien    einheimischer  i^trmnrb.     IHo  Bll.' 
waren  froher  alsHerba  uvae  marinae,  .Kecrtranbe'^,  in  Gebrauch  und  dienen  in  H> 
mittel  gegen  Dnrchfall    und  Gicht.     Ein  Deoect    der    getruekneten  Wunel    und  Zweig*-    ^,>i 
M^^kelrll(>unlutihm^«  wirksam  erwietien  haben.    E.  a  n  t  isf  phi  lit  i  c  a  wird    in  ihrer  Heimat!. 
Küglirbeh  Mittel    gegen  Luen    und  Gnnorrboe  gepriesen.      £    andina    Phil,  ist   in    Chili    oitif 
l*fi«nto  stammt  die  Pingu-Pingo-Warzel,    eine  fa^st  mel«>rlunge,    blei^tift-  bis  danmendieko,  wviii^ 
mit  Aasliufem.     I>ie  Itinde    der  Droge    ii.t  karminrulb  nnil  mit  rntlibrauner  Borke  bedeckt;     das    t 
hart-  und  auf  dem  Brache  »plittvrig.      Man  wendet    die  Proge  in  Form  von  Decocten    odi?r  Extf»ctL„ 
leldeu  an. 

Die  Ephcdraspecies  enthalten  stark  wirkende,  einander  ähuliche,  doch  nicht  idoii&<* 
Körper.  Dargestellt  und  untersucht  sind  die  beiden  AlkaloVde  Ephedrin  und  Pscu-i  ■■' 
drin.  Sic  bewirken  in  kleinen  Gaben,  ^ct'  o«,  subcutan  oder  iiitr.nvenös  eingeführt,  i 
vorübergehendes  Steigen  des  Blutdrucks,  sowie  Verlangsamung  uuii  .\nfangs  Vcrst.ärkiini;.  ■','' 
Abschwächung  der  Ucrzcontrnctionen.  Letzteres  soll  niif  eine  Pare.*i2  der  NerNi;ii.."tji{ig^!>r' 
wahrscheinlich  auch  der  glatten  Muskelfasern  des  Ib-rzeiis  selbst  beruhen.  Grösscnr  <•»■*' 
verursachen  Sinken  des  Blutdrucks,  in  Folge  Lähmung  der  Vasomotoren.  Stets  wird  <ii<  "^ 
Herde  der  Vergiftung  in  ihrer  Stärke  abhängende  Parese  des  Nervi  vagi  hervorgenifeti- 


fKplK'ilr« 


—     195     — 


K]ii<li<niicii{ 


I 


Epbi'driu,  CioIImNO,  auch  Epliedliu  oder  El'udlin  griLiuiiL,  liii  dua  der  L^phcdiü 
vulgaris  von  Nagai  isolirtes  AlkaloVd.  Rs  ist  (lüssig  und  destillirt  boi  245"  unter  thcilweiser 
Zersetzung.  Angewendet  wird  divs  salzsaurc  Salz:  Ephedrinum  liydrocliloricum.  Dasselbe 
krjslallisirt  in  weissen  Nadeln,  ist  in  Wasser  leicht  lijslich  und  besitzt  mydriatische  Eigen- 
schaften, welche  sich  bei  vielen  Thierarten,  wenn  auch  in  verschiedenem  Cirnde,  äussern.  Bei  Katzen 
wirkt  das  Mittel  garnicht.  Bei  Menschen  tritt  die  mydriatisrhe  Wirkung  nach  Einbringen 
einer  lOproo.  Li'sung  auch  nach  einigen  Minuten  schon  ein,  und  erreicht  n.ich  etwa  -K)  Minuten 
ihr  Maiirnum,  verklingt  dann  auch  vurhältnissmJissig  rasch  wieder,  sodass  nach  4 — 6  Stunden  die 
Pupille  wieder  normale  Weite  zeigt  ((iroonouw),  nach  .Anderen  dauert  das  .Vbklingon  der 
mydriatischen   Wirkung  etwas  länger,  5—20  Stunden  Me  Vriis). 

Mydrin.  l'nter  diesem  Namen  wird  von  Merck  eine  nach  folgendem  Reoept  herge- 
stellte Lösung  in  den  Handel  gebracht:  Ephedrinum  hydrochloricum  1.0,  Ilomatropinum  hydro- 
chloricum  0,01 .  Ar|ua  destillatn  10,0.  Diese  Ephedrin-Honiatropin-Mischung  ist  von  (iroenouw 
in  die  Praxis  eingeführt  worden  auf  firund  der  Beob.achtung.  dass  sieh  durch  Zusatz  einer  ge- 
ringen Menge  Homatropin  zu  einer  Ephedrinlösung  eine  auffallende  Verstärkung  der  mydriati- 
sehcn  Wirkung  erreichen  liess.  Die  Anwendung  des  Mydrins  ist  überall  da  zu  empfehlen,  wo 
für  kurze  Zeit,  z.  B.  zu  rein  diagnostischen  Zwecken,  die  Pupille  stark,  wenn  auch  nicht 
gerade  maximal  erweitert  werden  soll. 

Pseudoi^phedrin,  ebenfalls  CioHijNO,  ein  von  Merck  aus  verschiedenen  Ephedraartcn 
liergestclltcs  AlkaloTd,  welches  auch  raydriatisch  wirkt.  Da.s  leicht  lösliche,  salzsaure  Salz, 
welches  farblose  Nadeln  oder  Blättchen  bildet,  wird  in  10 — 25proc.  Lösung  benutzt.  Die  sich 
allmählich  vollziehende  Mydriasis  erreicht  nicht  die  Weite  derjenigen,  welche  durch  Iproc. 
Homatropinlösung  zu  erzielen  ist.  Sie  ist  nach  einmaliger  Anwendung  einer  10 — Ijproc. 
Lösung  erst  nach  .50 — 60  Minuten,  nach  2 — Smaliger  nach  40 — .50  Minuten  und  nach  Bei- 
bringung einer  20 — 25proe.  Lösung  nach  30—35  Minuten  ma.ximal.  Bei  Kindern  ist  dieser 
Erlolg  etwas  früher  als  bei  Erw.ichsenen  zu  erzielen.  Einzelne  Individuen,  selbst  gleichen 
Alters,  zeigen  zuweilen  eine  verschiedene  Empfindlichkeit  gegen  die  dilatirende  Wirkung  des 
Pseudoöphcdrins.  Die  mydriatische  Wirkung  hält  wie  nach  Ephedrin  durchschnittlich  10  Stunden 
an  ((iünzburg).  Bei  Entzündungen  der  Iris  versagt  dns  Mittel  manchmal  den  Dienst.  Bei 
einigen  Kranken,  die  relativ  viel  PscudoSphedrin  erhalten  haben,  zeigt  sich  auf  der  Höhe  der 
Einwirkung  eine  messbare  Erweiterung  der  Lidspalte,  verbunden  mit  ganz  leichtem  Hervor- 
treten des  Bulbus.  Während  der  Mydriasis  kommt  nur  äusserst  selten  vollständiges  Schwinden 
der  Reflexe  auf  Licht  und  Aecoramodatiou  vor.  Bei  Kat.irrhen  oder  leichten  Entzündungen 
übt  das  Pscudoephedrin  in  10 — löproc.  Concentration  einen  leichten  Heiz  aus.  Starke  Lösungen 
(20 — 25  pCt.)  thun  dies  auch  am  gesunden  Auge.  »^-,m.- 

KIOnKA. 


Iphi^ahnr/    »l  ein  »as   >Iten  Btlmnieii    von  Hnder»  Hellx  I,.  fr«iwilllg   ■u<lli»iuiond«  Ouninilbun.    diirehMjbviuniiil, 

(inrueb.  »rhwacli  hittcroni  und  luglfieb  ttehttrfum  Gc.<tehniHck. 
'  IL 

EpIdomlpD  sind  zeitweise  Steigerungen  der  durchschnittlichen  Morbidität  oder  Mortalität  einer 
Htvölkrrung,  welche  durch  dos  Vorherrschen  einer  r>di'r  mehrerer  klini.ich  bezw.  aetiologisch 
einheitlicher  Krankheiten  herA'orgerufen  sind.  Die  Krankheiti-u,  welche  epidemischen  Charakter 
erlangen,  sind  entweder  einheimische  Endemien,  welche  in  der  betroffenen  Bevölke- 
rung stets  vorhanden  sind,  aber  zeitweise  unter  dem  Einfluss  besonderer,  an  .sich  oft  ver- 
schiedener Ursachen  gehäuft  auftreten;  oder  es  sind  exotische  Krankheiten,  welche  für  ge- 
wöhnlich unter  der  betroffenen  Bevölkerung  überhaupt  nicht  vorkommen,  sondern  nur  unter 
bestimmten  Ursachen  sieh  auf  dieselbe  iibertragen.  Die  in  Frage  kommenden  Krankheiten 
lassen  sich  hinsichtlich  ihrer  .\etiologie  in  drei  Gruppen  eiutheilen,  erstens  in  solche  Krank- 
heiten, welche  durch  das  Vorkommen  eines  specifischeu  pflanzlichen  oder  thierischcn 
Micruorgauisraus  charakterisirt  sind;  zweitens  in  solche,  welche  höchst  wahrscheinlich  eine 
gleiche  Aetiologie  besitzen,  bei  welchen  es  aber  bisher  nicht  gelungen  ist.  den  begleiten- 
den Microorganismus  aufzufinden;  drittens  in  solche  Krankheiten,  welche  nicht  durch  da.s 
.Auftreten  von  Mikroorg.anismen  charakterisirt  sind,  sondern  ihre  Ursache  in  der  Auf- 
nahme von  Giften  linden,  welche  sowohl  Bakterienproductc  (Fleischvergiftungen,  Fischver- 
girtungeu  u.  s.  w.),  als  auch  anderer  Herkunft  sein  können  (Kriebelkrankheit).  Die  Verbrei- 
tung einer  epidemischen  Krankheit  geschieht  auf  ganz  verschiedenen  Wegen,  welche  von  deren 
Ursachen  durchaus  abhängig  sind,  entweder  durch  Contagion  *,  direct  oder  indirect,  oder  durch 
das  Eintreten  von  Bedingungen,  welche  ganze  Bevülkeruugsclassen  in  den  Zustand  der  Em- 
plänglichkcit  für  eine  infectiöso  Schädlichkeit  versetzen,  für  welche  sie  unter  gewöhnlichen 
Umständen  nicht  disponirt  sind,  z.  B.  Epidemien  der  Sommerdiarrhoen  der  Säuglinge,  Grippe- 
epidemien im  Winter,  Kriegs-  und  Hungertj-phus.  Es  widerspricht  daher  den  Thatsachen, 
wenn  man  vielfach  epidemische,  contagiöse  und  infectiöse  Krankheiten  identificirt:  es  giebt 
viele  infectiöse  (bakterielle)  Krankheiten,  welche  niemals  contagiüs  sind,  geschweige  denn 
'  epidemisch  auftreten,  und  e.s  giebt  Epidemien,  welche  nicht  bakterielle,  sondern  toxische 
[Ursachen  haben;  es  giebt  ferner  contagiöse  Krankheiten,  welche  in  grösseren  Bevölkerunna- 
I  ceutren    stets    in    geringeo  Grenzen    durch  Ucbertragung   sich    ausbreiten,    deren  KronUk 

13* 


[Kpi(li*iiiuMi 


—     lOfi      - 


EpMi 


errc^gcr  nlsfi  st<;ts  vorliaiiileii  sind,  ohnn  z>i  echton  Epidemioti  zu  führen,  bis  Juif  einmal  »fij 
bar  nbne  eritcnnbnreii  (inind  die  bttrcffende  Krankheit  epidemische  Verbreitung;  erläfarl 
die  Entstehung  der  Epidemien  kommt  demnach  ebensosehr  die  Empfänglichkeit  der 
Bevölkerung,  wie  die  Verbreitung  eines  bestimmten  KrankheitsstofTes  in  Frage.  Dir 
breitung  jeder  Epidemie  zeigt  einen  typischen  Charakter,  welcher  für  jede  eiDz«l 
heit  vorschieden  ist.  Im  Allgemeiuen  unterscheidet  man  zwei  Verbreitungstypenj 
explosionsartigen  Verbreitung  wird  fast  plötzlich  nach  kurzen  Anfängen  ein 
der  Bevölkerung  gleichzeitig  von  der  Krankheit  befallen,  welche  nach  kurzem  Bestand« 
ebenso  schnell  abßllt:  bei  der  kettenförmigen  Verbreitung  zeigt  die  Curve  der  EpU 
ein  sanftes  halbkreisförmiges  Ansteigen  mit  ebensolchen  Abfällen.  Natürlich  sind  dies«  Cu 
niemals  mathematisch  regelmässig,  sondern  durch  kleine  Anstiege  und  Abfälle  iint.nlr 
Man  hat  die  Ursache  dieser  verschiedenen  Verbreitungsweisen  cont,igionistisch  d;i' 
dass  im  ersten  Falle  der  KrankheitsstnfT  ausserhalb  des  Menschen  liegt  und  gli-i 
grösseren  Zahl  derselben  zugeführt  wird,  z.  B.  durch  d,as  Trinkwasser,  im  letzten  l-alif  i 
sich  durch  den  Verkehr  von  Mensch  zu  Mensch  fortpflanzt.  Diese  Deutung  erklärt  emni  1 
der  Erscheinungen,  aber  nicht  Alles.  Der  Verlauf  einer  Epidemie,  ihre  Curve,  ist  vitll 
erster  Linie  abhängig  von  dem  Bruclitheil  der  empfänglichen  Individuen,  welcher  sieb 
der  bctrolTenen  Bevölkerung  befindet.  Ist  derselbe  erheblich,  ist  vielleicht  sogar  durch  1 
rungs-  und  /indere  zeitweilige  VerhHltnis.se  die  Gesammtzahl  empfänglich  geworden,  M 
der  raschesten  Ausbreitung  des  kraiikheitsverbreitenden  Stoffes  auch  bei  direct 
Krankheiten  kein  Hiiiderniss  entgegen:  ie  geringer  aber  der  Bruchtheil  der  etnpfäog^ 
dividuen  ist,  desto  flacher  wird  die  Cun-e  der  Epidemie  in  ihrem  .Anstieg,  «.'ine  destaij 
Höhe  muss  sie  erreichen.  Fehlt  es  au  Empfinglichen,  sei  es  dass  dieselben  diirrh« 
■  ider  dass  die  äussere  Ursache,  welche  die  Bevölkerung  für  das  Contagium  (■:■■■ 
hinweggcfällt,    so    muss    die    Epidemie    abfallen    und    erlöschen    (exotische  <«ltf| 

kleinsten  Maassstabc  fortschwdien.      Kommen    nun    im  Laufe    bestimmter    I'criL'den    ue«< 
pfängliche  Indinduen    hinzu,    so    bei    contagiösen  Kinderkrankheiten  das    Hernnwacbsta  i 
(icscblechter,  so  sind  die  Bedingungen  für  das  Neuerwacheri  solcher  einheimischer.  epi<i« 
Krankheiten  gegeben.     Die  letzteren  zeigen  daher  einen  dr-uttichen  periodischen  Ck_ 
Die    exotischen  Krankheiten,    für    welche  die  einheimische  Bevölkerung    für    gewöhnlicb 
empfänglich  ist,  zeigen  eine  kurze  Dauer  von  wenigen  Mouuten  und  tauchen   erst  ilano 
auf.  sobald  das  Zusammentreffen  der  für  sie  günstigen  Bedingungen  von  Neuem   gescjiafcil 
Die  einheimischen  epidemischen  Krankheiten  zeigen  ein.'n  periodischen  Charakter  und  Jwal 
die  Masern  steile  Epidcmicperiodeii    von    3  Mon.iten    mit  freien  Intervallen  von  2 — b  ii 
Scharlach  flache  zwei-  bis  dreijährige  Curven    mit    Intenallen    von  6 — 10  Jahreu.    Dipl» 
langwellige  unregelmassige  Cun^en  von  4  —  5  .luhraehnten  mit  etwa  eben   so   langen  Inten» 
Rs  giebt  Epidemiccn,  welche  sogar  für  .lahrhiinderte  aus  g.inzen  Erdtheilen  gescbwuud(;ii  «j 
so  die  Pest  aus  dem    grössten  Theil  von  Europa,  die  Lepra,    welche    in    neuester  Zeit 
weitere  Verbreitung  zu  gewinnen    scheint,    der    englische  Schweiss,    dessen    verbeerend» 
kurz  dauernde  Epidemien  seit  einigen  .lahrhundertcn  Europa  nahezu  verschont  haben. 

Die  Maassregeln  zur  Bekämpfung  nnd   Verhütung  der  Seuchen    haben    entspr 
den  zwei  hauptsächlichsten  verschiedenartigen  ursächlichen  Momente,  dem   Contagium  und! 
Kmplanglichkeit,    besonders    nach    zwei  Hichtuiigeii    sich   zu  erstrecken.      Die   Ma.-usreerUJ 
Bekämplung    des    Cont.ngium     umfassen     zunächst    Vorkehrungen     zur    Verhütung    drr 
schlcppung  aus  verseuchten  Ländern  durch  Menschen    und  Cregunstände.      Zu     diesem  Zi 
sind   internationale  Abmachungen    zur  Boaufsii'btigung    des  L.-ind-    und  Seeverkehrs    geö 
ferner  werden  von  Fall  zu  Fall  von  den  bedrohten  Ländern  behördliche  Aufsichtsm,iassDt 
getroffen.    Bei  ausgebrochener  Seuche  treten  behördlicherseits  die  in  .-illen   civilisirten  ü 
bestehenden  gesetzlichen  Bestimmungen  in  Kraft,  welche  die  Desinfection  •   fordern    für  Sd 
Marktverkehr,  Beerdigungswesen  u,  s.  w.  .Anordnungen   treffen.     Seitens  der  kleinen  Vei^ 
ist  dem  Transportwesen  der  Kranken  und  liestnrbenen,  der  Errichtung  ausreichend«  Krjulj 
anstalten  Aufmerksamkeit    zu    schenken.      Der  Einzelverbaiid    der  Familie    wiederum   btt] 
die  möglichste  Isolirung  des  Erkrankten,  die  Unschädlichmachung  der  Kraakheitsprod 
auf   die    persönliche  Prophylaxe    durch  Lebensweise   und  Ernährung  seine   .Aufmerksa 
richten.     Ein  genereller  gesetzlicher  Zwang,  ansteckende  Kranke  aus  der  Familie  in 
häuscr  zu  briogeo,  besteht  in  DeutschLind  nicht.     In  gewissen  Fällen  hat  sieh   die  Ev« 
grösserer  Menschenmas.sen,  wie  Truppenkiirper,  nützlich  erwiesen.   Zur  Verhütung  der 
Seuchengetahr  dient  noch  die  prophylaktische  Irnnninisirung  der  (iesammtbevölkenuic. 
selbe  hat  bisher  nur  bei  den  Poiken  mit  Erfolg  .\nwendung  als  Kuhpockcniinpfung  gefiinl 
Bei  Diphtherie    und  Cholera  sind  neuerdings  Vorsuche    in   gleicher  Richtung    angestellt    ' 
das»  sich  bisher  über  deren  Wirkung  ein  Urtheil  abgeben  liesse. 

Die  Maassregetn  zur  Bekämpfung  der  Empfänglichkeit  für  eine  Seuche  umf.t&sco  sol 
lieh  diLs  Ges.-iramtgebiet  der  öffentlichen  und  privaten  Uesundheitspflege.     Bei  .schon 
der  Epidemie  hat  der  Einzelne,  der  sich  den  allgemeinen  Einflüssen  des  Klimas  u.  s,  w. 
entziehen    kann,    auf   das  .'Strengste    die    hygienischen  Vorschriften  in  Bezug  auf  Reiulici 
Massigkeit  u.  s.  w.  zu  befolgen,  iiidess  scheitert  die  Ausführung  oft  weniger  am  guten  ^~ 
als  an  socialen  Missstäudcn  (Armuth,  Wohnuogsnoth).      Zur  Vorbeugung    des  Ausbrorh? 


der  Ausbri.'ilung  vou  Seuchen  hat  in  dem  U-Iztco  hniben  Jahrhundert  vorzugsweise  miler  dtin 
Druck  der  (.'holeragefahr  di«  öffentliche  Gesundheitspflege  der  StSdte  weitgobeude  Miwssuahmen 
für  Reinigung  des  Bodens  durch  Abfuhr  und  Canalis.ition,  für  gute  Trinkwasserversorgung  u.  s.  w. 
gctrolTen.  Es  lässt  sich  durch  zahlreiche  Beispiele  aus  der  Seuehengeschichtc  beweisen,  dass 
derartige  Maassnahmen  für  die  Verhütung  vou  Seuchen  von  wesentlicher  Bedeutung  sind.  So 
ist  zum  Beispiel  Kopenhagen  erst  dadurch  von  schweren  Seuchen  freier  geworden,  dass  es 
1728  abbrannte  und  neu  und  gesundheitsgemässcr  aufgebaut  wurde. 

Der  iiauptnaohdruck  in  der  Scucbenprophylaie  ist  danach  auf  die  Verbesserung  in  unseren 
gesammten  hygienischen  und  socialen  Verhältnissen  zu  legen.  roTTsTPiw 

(pldemiEiclic  Geisteskrankheiten.  Dem  Wortlaute  entsprechend  (iTn&r,ftstt>  =  über  ei»  Volk 
licrfnllcti  oder  hireiiibrcchcn)  sind  epidemische  Geisteskrankheiten  wohl  zu  unterscheiden  von 
endemischen  (t.ÖTiititi./  =  einheimisch  sein).  Für  die  letzteren  bietet  der  Cretinismus*  ein 
typisches  Beispiel,  hierher  gehört  vielleicht  auch  die  Schlafsucht  der  Neger,  Nona',  über  deren 
Natur  wir  allerdings  noch  nichts  Sicheres  wissen.  Die  Ueschichte  des  Menschengeschlechts 
zeigt,  dass  von  .\lters  her  bis  in  die  allenieuste  Zeit  bei  den  verschiedensten  Völkern  (leistes- 
krankheiten  epidemisch  vorkamen,  so  im  Alterthum  die  Krankheit  der  Scythen,  welche  Uerodot 
und  Hippokrates  beschreiben,  bei  der  Männer  und  Weiber  sich  verwandelt  glaubten,  die 
Lykanthropie,  vorzugsweise  in  -■Vrkadien,  bei  welcher  Menschen  in  Wölfe  rael.imorphosirt  sich 
dünkten.  Diese  Krankheit  trat  im  Mittelalter  (auch  als  Kynanthropie:  Verwandlung  in  einen 
Hund),  begünstigt  durch  den  Glauben  an  Hexen  und  den  Teufel,  in  Deutschland,  Frankreich, 
Italien  zuweilen  noch  epidemisch  aut;  jetzt  treten  derartige  Zustände  ebenfalls  noch  spora- 
disch auf.  Im  14.  Jahrhundert  zeigte  sich  in  Deutschland  die  Taupwerts  mit  epileptiiormeu 
Anfällen  und  Hallucinationen  als  epidemische  (Jeisteskrankheit,  der  —  ebenfalls  epidemisch  — 
in  Italien  der  Tarantismus  folgte.  Ihr  folgte  im  15.,  16.  und  17.  Jahrhundert  das  epidemische 
Auftreten  des  Be sessenscins  (Dnemonomanie,  Daemonomelancholie),  das  übrigens  auch  noch 
in  unserem  Jahrhundert,  1861  und  18H4  zu  Morzine  in  Savoyeu,  gewüthet  hat.  Auch  in 
Schweden  traten  solche  Epidemien  noch  in  der  Neuzeit  (1858)  unter  dem  Namen  der  Blocks- 
bergsfahrten auf,  in  Gegenden,  in  welchen  bereits  1441  und  1442  die  Predigerkrankheit  als 
epidemische  Geisteskrankheit  sich  gezeigt  hatte.  Kleinere  locale  Epidemien  von  Geistesstörung, 
in  der  Itegel  an  das  Au/treten  grosser  .Wunder"'  sich  anreihend,  wurden  hier  und  dort  beob- 
acht4.'t,  haben  aber  im  letzten  halben  Jahrhundert  nirgends  eine  grössere  Ausdehnung  gewonnen. 

Geht  man  auf  die  Aetiologie  dieser  epidemischen  Geisteskrankheiten  ein,  so  muss  mau 
unterscheiden  die  Praedisposition,  welche  in  ausgedehnter  Weise  vorhanden  sein  mus.s,  um  eine 
derartige  Epidemie  zu  erzeugen,  und  das  veranlassende  Moment,  welches  die  vorhandene  Dis- 
position zur  Krankheit  macht.  Als  praedispon  i  rende  Momente  erscheinen  auf  der  einen 
Seite  Unwissenheit  und  der  damit  häufig  verbundene  .■\berglaube,  auf  der  anderen  Seite  aber, 
nicht  selten  mit  jenem  verbunden,  gewisse  krankh.ifte  Zustande  des  Nervensystems,  unter 
denen  geistige  Schwäche.  Hysterie  und  Epilepsie  die  hervorragendste  Rolle  spielen.  Diese 
Momente  traten  mit  besonderer  Deutlichkeit  in  den  epidemischen  Psychosen  des  Mittelalters 
hen'or.  .Auf  dem  Boden  des  Aberglaubens  und  der  Lehre  vom  Teufel  entstand  der  Glaube 
an  die  Heien,  zum  grössten  Thcil  waren  diese  selbst  hy.stcrische  Geisteskranke,  wenn  auch 
andere  Formen,  wie  Epilepsie,  Imbccillität  u.  s.  w.,  nicht  ausgeschlossen  waren.  Das  ver- 
anlassende Moment  bildete  der  heftig  entbrannte  Glaubensstreit  und  die  Aufregung,  welche 
von  den  Priesteni  in  das  Volk  getragen  wurde.  .\ber  auch  somatische  Einflüsse,  wie  die 
Epidemien  des  Mittelalters  in  Gestalt  des  „schwarzen  Todes",  mussten  mit  dem  Schrecken, 
welchen  sie  verbreiteten,  und  dem  Niedergang  der  Ernäiirung  des  Volkes,  der  durch  sie  hcrbei- 
gclülirt  wurde,  den  Boden  für  die  Entstehung  epidemischer  Geisteskrankheiten  ebnen. 

Die  Therapie  der  epidemischen  Geisteskrankheiten  besteht  in  erster  Reihe  in  der  Pro- 
phylaxe d.  b.  in  der  Herstellung  solcher  socialen  Verhältnisse,  welche  keinen  Boden  für  die 
Ausbreitung  einer  Geisteskrankheit  bieten.  Vor  .Mlem  ist  obligatoriseher  Schulunterricht  mit 
reichlicher  Einfügung  des  naturwissenschaftlichen  Unterrichts  in  den  Sehulplan,  Verhütung 
von  Entwicklung  von  Aberglauben  durch  den  Einfluss  einer  aufgeklärton  Geistlichkeit,  und 
allgetneiiic  Hebung  der  socialen  Verhältnisse  erforderlich.  Zeigen  sich  aber  Symptome  dafür, 
dass  vou  einem  bestimmten  Punkte  aus,  in  der  Regel  von  irgend  einem  „Wunder",  eine 
Wahnbildung  grössere  Kreise  zu  erfassen  droht,  dann  tritt  die  Polizei  mit  der  Sequestrirung 
der  ersten  Fälle  in  einer  Irrenanstalt  in  ihr  Recht.  „»„„u. 

Ept<lermolyst8  tuillos:i  hereditaria  ist  ein  sehr  selten  beobachtetes  und  exquisit  heredi- 
täres, hei  mehreren  Faniitienniit^jifdern  anftretende.s  Leiden,  (hi.s  »k\\  dun-.li  Bl:i.sen- 
liihlmi^  auf  nonii.'ilcT  Haut,  nii-ist  durch  panz  fCcringen  DnK'k  der  Kleidunr^sstücke, 
artifir-ifll  '.lurh  linri-h  Rpiljfn  mit  dem  i''inper  liedinj^t,  kcnnzeiehnet.  Da  die  ür- 
saehc  der  .\flVTtion  bisher  durrhans  (hmkel  ist,  kann  die  Therapie  nur  die  geplatzten 
HIa.sen  durch  Puder  und  :ihnlich<'  Mittel  zum  Kintrocknen  bringen  inul  vor  Vonm- 
reiniirmig  scliützcn.    Bisweilen  soll  Kinfetti'ii  <ier  ll.int  die  Blasenbildung  verliiuderii. 

SAAI.KBI.I». 


(Epididymitis 


!(»«     - 


KpieloUiiU 


Ni-Iiciilimlciis,  ist  iiu'isl   iliiri'li  (IoikiitIhh-,   sfllfii'T  duitt 
rrippcr  siinl   fs  Kxcosse  in   Bacchn  ot    Venera,   krirperlirli'- 


E]iidid,viiiitis,  F^iitzriiulunjr  d* 
Trauma  verursacht.    I{i'ini 

Aiistrrng(ingi'ti,  fehk'Hiaftf,  Ix-sotiiiors  imsaiibery  BiOiamllung;,  aber  auch  ouhekann'j- 
Momente,  welobe  diese  Ctuinilicatinn  lirTheiführen.  Die  Krkraiikung  ist  meist  mun« 
latural.  Her  Sampnstraii<;  kann  iiberspniiigeti  wcnle»,  i.st  aber  meistens  mit  erkrankt; 
in  sehr  seltenen  Fallen  ist  er  der  alleinige  Sitz  der  Krankheit.  Her  Nebenhoden,  il>*r 
deutlich  abgrenzhar  dem  Hoden  anfliegt,  ist  geschwollen  uru1  vergrössert  sich  inntir- 
halb  der  ersten  acht  Tage  nuter  excessiven  Schmerzen,  die  bei  Hewegung  so  stark 
sind,  dass  sie  nicht  .selten  zu  (')linmachten  führen.  Der  Schmerz  lä.ssi  iiach,  «obaW 
das  Scrotnm  ruhig  gelagert  wird.  Die  Kranklieil  setzt  mit  Fieber  ein,  ist  nach  acht 
bis  zehn  Tagen  anf  der  Höhe,  nm  dann  unUn-  Kleinerwerden  der  Geschwulst  uiid 
Nachlas-sen  der  Kmpiiiidlichkeit  in  Heilmig  überzugehen.  Kleine  knotige  Infillrai' 
bleiben  .Jahre  lang  zuriiek. 

Die  Therapie  beginnt  mit  ^  erordnniig  stri-ngster  Bcttnilie,  blander  [>iact.  An» 
.setzen  der  vorher  angewandten  Urethrall)ehandhing:  anch  d.is  Kinspritren  L<<t  v?r- 
boten.  (!i leichzeitig  gebe  man  ein  L.ixaiis.  kleine  l'nsen  von  .\eidiini  oder  N.itrium 
saiicyliruni  (1,1)  pro  die)  und  la-sse  rlie  ersten  zwei  Tage  Eisuni.^chläge  auf  das  Scrotmii 
machen.  Schon  vom  dritten  Tage  ab  kann  die  ambuhuite  Behandlung  lieginnrn. 
deren  Aufgabe  es  ist,  den  Nebeidmden  zu  innnobilisiren  und  zu  comprimimi 
Durcli  das  erster«  wird  die  Schmerzlosigkeit,  durch  das  letztere  die  Aufsaugung; 
des  Infiltrats  bewirkt.  Zum  Zwecke  dieser  Immnbilisirung  benutzte  man  früher  d»« 
bekannten  Fricke  sehen  Hi'ft|)t1asterverband  oder  auch  Cnllodinmeiiispannung.  Bnd« 
ist  unzweckmri.s.sig  und  jetzt  verl.issen.  Wir  besitzen  eine  lier\  nrragende  Methode, 
den  ganzen  Hoden  festzulegen  und  ihn  gleichma.ssig  zu  compriniiren  durch  tla> 
Suspensorium  von  Zeissl -Langlebert,  »las  auch  unter  dem  Namen:  Wiener  od« 
t'asper'sches  Suspensorium  im  Handel  ist.  Die  letztere  Bezeichnmig  geschieht  iii 
Unrecht,  da  Casper  nur  kleine  \  erjindenmgen  an  dem  vorher  bekannten  Motlell 
angegeben  liat.  Man  salbt  das  Scrotum  ganz  luni  gar  mit  l'elt,  am  he.sten  Lsuiohx 
mit  Vaselin  «T.,  ein,  überdeckt  es  nn'l  weicbi'r  tiaze  und  legt  Jiun  eine  gro.sse  Men^r 
Verbandwatte  über.  Dann  wird  das  Siispensuriuni  üliergethan  und  an  den  verschie- 
denen Kiemen  so  fest  angezogen,  dass  der  Hodensack  gut  ci>niprirairt,  gegen  dfii 
Bauch  zu  elevirt  und  urd>eweglich  gemacht  wird.  Unmittelbar  nach  Anlegung  di«t"5 
Verbandes  verm;ig  der  Kranke,  der  noch  vorher  bei  der  leisesten  Bewegung  vor 
Schmerz  sich  kriunnite,  gut  und  schmerzlos  herumzugehen.  Der  Verband  bleilil 
vier  bis  fünf  Tage  liegen,  wird  dann  in  gleicher  Weise  erneuert,  bis  naeh  etwa  drei 
Wochen  die  schmerzhafte  Periode  ganz  vorüber  ist.  Die  ausstrahlenden  Schnien«'!! 
nach  der  Seite  und  Hüfte  zu,  die  im  Anfang  auftreten,  worden  dmch  den  Verband 
zwar  etwjLS  gebessert,  aber  nicht  gänzlich  beseitigt. 

In  dem  schmerzfn'ien  Stadium,  also  etwa  von  der  dritten  Woche  an.  behandeh 
man  die  zurückbleibenden  hiiiltrate  mit  .lod,  am  besten  und  energischsten  durch 
Aufpinselung  von  .lodtinctur,  i'ventuell  F-inn/iben  von  .lod-.lodkali-  oder  lUproc.  Jod- 
bleisalhe  oder  .lodvasogen.  Auch  feuchte  Wärme  in  Form  von  Priessnitz'schen  Um- 
schlägen um  das  Scrotum,  auf  längere  Zeit  angewendet,  übt  eine  gute  Wirkung  aus. 

CASPSB. 

EpigaCk  I,.  ritmiixnKottang  aun  tlor  Fmn.  ilor  Er ienocar*.  TrMuis  diT  AmlrDmcdno*,  Tervamn  aii  Ot«l- 
thrii«*.  itio  Kivno  iWr  hi^hUigoH  llIQtli(«n  inni>n  luttig  bohaart.  ilii*  SUubl]eut«>l  introrv  mit  iwri  LAaffwifltf« 
)tur'<|irtnf(i<iiil.  kaps*<ln  .'«Kpaltii;  iorulici«!  iintl  «eptifru|;  fticti  Ulfiiimd,  riclFiamig.  NifMi*rU«K*'n'l''  Straurhrr  «ft 
lffd(>rl|(tfn,  auittUtiifrnilnn  lun^lichon  biK  ruiiil]i«li  liprxfflnDigtMi  Bluttprn.  Nur  'i  Art<*n.  (Jrn>n  <<ln<«  im  ndtliebrn  ^ort* 
■nwrilLa,  d>rcn  indctni  Im  Japan  li('iiiiiii«li  ML     E.  eordifolia  3w.  =^  Uallltheria  oordifolia  Rai^us^h. 


Epiglottiti»,    Kehldeckelerilzündung,    ist    gewöhnlich    ein    Tlieil    der  Kehlkupfent- 
zündnng;  manchmal  jedoch  tritt  die  Kntzflndung  der  übrigen  Partien  des  Keidkopfrs 

gegen  die  des  Kehldeckels  so  sehr  zurück,  dass  man  berechtigt  ist,  von   eiucr  Kehl- 

tdeckelcntzünilnng  zu  sprechen.  So  i.st  die  acute  Pharyngitis  und  Tonsillitis  nicht 
1  selten  mit  einer  F.piglottitis  vergesellschaftet;  bei  Verbrühungen  und  Tratauen  ist 
der  Kehldeckel  häutig  ergriflen.  Seine  Schleimhaut  er.scheint  dabei  gleiclimässrg 
geschwollen,  roth,  glänzend,  und  die  rarbennuancen,  welche  im  normalen  Zustand« 
um  Rande  und  in  (Ten  Valleculis  in  Folge  des  gelblich  durchscheinenden  KiiorpcU 
«u  sehen  sind,  verschwinilen  alsdann.  Auch  ändert  sich  durch  die  Schwellung  dit 
(iftslalt  der  Epiglottis,  die  ein  mehr  koll»enförmiges  Au.ssehen  aimimnit.  Bei  drr 
chnmi.scheii  Form  ist  es  hauptsächlich  tlie  vom  Pharynx  fortgeleiteti-  Kntzilndung,  di« 


fEpifflottitis 


Rpilppsia  retinae] 


sich  aiit  Kt'hldfcki'I  lirnicrkt);ir  iiiiirlit.  XiiTiicntlicli  Itei  RiiiilVrii  ist  ilcrsflbf  ol't  so  t-r- 
hfblich  gt'sclnvollcii  und  verdickt,  d:i.ss  seine  Beweglichkeit  darunter  leidet.  Seiteuer 
iVt  die  Epiglottitis  als  die  erste  ICrscheinuiisr  der  Larynxtuherculose  zu  beobachten. 
rro])hylaktiscli  wird  man  bei  den  acuten  Katarrhen  eine  enerj;ische  Eisbehaiidinii;; 
anrathen,  um  einen  Uebergang  auf  den  Kehldeckel  zu  verhindern.  .\uch  wird  diese 
'l"liera]iie  bei  schon  ergriffenem  Kehldeckel  ge^cn  die  unangeiiebmen  Schnierzemplin- 
diinirfn  beim  Niederdrücken  desselben  durch  Speisen  und  Schluckbewegungen  von 
grnsstem  Nutzen  sein.  Bei  sehr  em|ifitidlichen  Personen  eniphehlt  sich  die  Kinpinselung 
oiuer  2 — 3proc.  Morphiumglycerinliisung  oder  einer  h — lOproc.  (/oeaVnlüsung;  aucli 
Einpulvenrngcn  mit  diesen  beiden  Mitteln  sind  von  Werth.  Bei  der  chronischen 
Fiirui  wird  auf  die  Abstinenz  von  Spirituosen,  Tabak  etc.  (iewicht  zu  legen  sein; 
daneben  sind  ICinpinselungen  mit  3—5 — lOproc.  HöllensteinlHsung  anzurathen. 

Ll'BLINHK'l. 

Epilation  bedeutet  das  Verfahren  zur  Entfernung  von  Haaren.  Man  unterscheidet  die 
iMiifjHlie  K|iilation.  bei  der  nur  die  Ktitfernung  eines  erkrankton  Ilaares  beab- 
sichtigt wird,  ohne  Kürksicht  auf  das  s[t:ltere  Wiederwachsthuni  des  Haares,  und  die 
l{adicale[(ilatiou,  welche  die  permanente  lie.seitigung  eines  Haares  bezweckt.  Krstere 
kotiinit  zur  Anwendung  bei  den  parasitären  Haarerkrankungen,  Herpes  tnnsurau.s,  Sycosis 
parasitaria,  Favus,  Sycosis  vulgaris.  Bei  jeder  Epilation  i.st  gute  Beleuchtung,  bequemer 
8ttz  des  Patienten  und  zweckmässige  Stellung  des  Arztes  erste  Bedingung,  üie  zu  epi- 
lirende  Stelle  wird  mit  dem  linken  Daumen  und  Zeigefinger  oder  dritt'On  Finger  oder 
besser  beideti  gespannt.  Mit  einer  Cilienpincette  wird  alsdann  das  Haar  kurz  über 
seiner  Austrittsstelle  aus  dem  Follikel  gefasst  und  mit  einem  schnelleti.  der  VVachs- 
thumsrichtung  des  Haares  entsprechenden  Zuge  entfernt.  Bei  dicht  stehenden  Hiuiren 
kann  man  bisweilen  mit  einem  Zuge  mehrere  Haare  entfernen.  Niemals  jedoch  darf 
ein  tlaar  gefa-sst  werden,  wenn  sich  noch  ein  anderes  in  der  l'incette  befindet. 
Die  früher  angewendete  Epilation  durch  .\uflegfn  von  Pflastern  oder  einer  Pecli- 
kapjM'  auf  den  behaarten  Koiif  und  schneller  Entferruing  derselben  ist  wohl  allge- 
mein verlassen.  Um  die  kleine  Ojieration  möglichst  schmerzlos  zu  machen,  hat 
man  die  Haut  durch  Katapliorese  von  t'ocalnlösungcn  anaesthetisrh  zu  machen  ge- 
sucht. Uasselbe  Verfahren  ist  auch  in  Anwendung  gezogen  bei  der  Radicale|iilation. 
Uieselbe  kommt  zur  Ausführung  bei  der  Hypertricbosis.  Zur  vollständigen  Ent- 
fernung der  Haare  hat  man  De]Hlatorieii*  angegeben,  die  aber  nur  zum  aller- 
geringsten Theil    ihren   Zweck    erfüllen.      Bei    der   Radicalepilatioii    handelt    es   sich 

t  stets  darum,  die  Haaqiapille  zu  zerstören.  Zu  dem  Zwecke  hat  man  eine  feine 
Nadel,  feinste  .Nähnadel  oder  die  von  den  Uhnn.-icliern  gebrauchten  Reibahlen,  in 
den  Follikel  eingestnssen  und  die  Papille  durch  dreliciub'  Bewegungen  der  .Nadel  zur 
Vcröciung  zu  bringen  gesucht.  Mit  dieser  mechanischen  Wirkung  wurde  noch  die 
chemische  verbunden,  indem  die  Nadeln  vorher  in  eine  Kali  causticum-Lösung,  in 
Karbolsäure  oder  C'hronisäure  getaucht  wurden.  Au.s.serdeiu  werden  die  Haare  vcr- 
ntittelst  ffunster  galvanokaustischer  Brenner  radical  entfernt.  I>ie  eben  geschilderten 
Methoden  werden  jedoch  jetzt  nur  selten  ausgeübt,  da  sie  in  jeder  Hinsicht  von 
der  Elektrolyse  *  flbertrolTen  werden. 

Epilepsta  retinae.  Jackson  bezeichnete  IHßll  mit  dem  Namen  Epilepsia  retinae  vor- 
iibcrgcbeude  Hrbliiidungeu,  welche  er  den  i-pilfptiscben  .\nfjtll<'n  verglich.  Später 
8etzt4'.  er  an  Stelle  dieses  Namens  ^lassendiT  den  der  epi  le))li  formen  Amaurose 
(ISOH).  Bei  der  eigentlichen  idiojiatbischen  Epilepsie  koniuieii  diese  plötzlichen, 
vonibergehendt'ii  Erblindungen  nicht  vor.  deiui  wir  kOiinen  die  kurzen  Veriiunkelungeii 
<les  (iesiclitsfeldes.  welche  bei  epileptischen  Anffdlen  und  Ohnmächten  rlirect  vor  dem 
Anfall  sich  einstellen  und  einfach  auf  i'ineui  niaiigelhaften  Zitführoii  von  Blut  zun» 
(iehirii  berulien,  nicht  hierher  rechnen.  Anfälle  von  plötzliclu-r  l'>blindiing  auf  einem 
oder  beitlen  Augen  kommen  nicht  selten  mit  epileptifornien  .Anfällen  bei  liysteri.schen 
Frauen  vor.  lier  Augenspiegelbefund  ist  dabei  negativ.  Es  ist  heutzut.oge,  besonders 
nach  den  Untersuchungen  von  Charcot,  nicht  mehr  zweifelhaft,  dass  solche  Erblin- 
dungen nicht  ihri'u  Sitz  in  der  Retina  haben,  sondern  cerebral  bedingt  sind.  Dasselbe 
gilt  von  den  vorübergehenden  Erbliiulungen,  welche  sich  zuweilen  bei  (iehirnleidcn 
einstellen  und  bei  denen  .lackson  zumeist  seine  E]»ilepsia  retinae  (leoh.'ichtet  Italien 
wollte.  Oplitlialmoskopi.sch  findet  sich  meistens  das  Bild  der  Stauungspapille,  doch 
war  es  ein   Irrthuni.    die    vorübergehende  Erblinilung  auf  ilie  St.auung.spa[>i!li'  zu  lie- 


lEpilcpsia  retiiiap 


2flO     — 


Kpilff» 


ziehen,  die  ErMiiuluiif;  li;it  viclfuehr  zweifellos  iliri>n  Sit«  iiu  Gekirn.     Ks  Isl  •!-'■ 
besser,    den  Namen  Bpilcpsin  retinae    fallen    zu    lassen    iind  solche  vorüber. 
Krblinrliingen.    selbst  wenn  sii-b  dimeben  ein  Sj)ieg;elbefnnd  ergiebt,     :»ls  a-n-'^' 
diii^t  aufziifnssen.     Tliernpeutisrli    würde    dann    das    zu  Grunde     liegende  Lf  .|.  ü  . 
Iicliaiiilehi  sein.     Die  l'rognose  ist  meistens  bei  Hysterie  günstig  zu  stellen. 

cREErr. 

E|iilei)8ie.     hie  lifliandlung  der  H]»tli'psie  begiinit  eigentlich  schon  vor   <ii 
K|(ili'|(tiker;  ili-nn  <'s  wäre  eini'  würdige  Aiifg;ibe  der  Aerzte,  auf  die   m    - 
irundcruMg  einer  zur  Kiiilcpsie,  wie  iilierhaupt  zu  schwerer  Neuro-   und   i'»Tcha|i 
])raedisponirten  Nachkommeiisebuft  hinzuwirken.     Zu  dem  Zwecke  w5re  es  mit( 
anzustreben,    d:uss    die    Mitglieder    „erblicii    belasteter"    Familien     überhaupt 
hi'initheii,  unter  allen  Umstiiiulen  aber  nicht,  wie  es  gerade  bei  i-'arailien  der  luV 
Stünde  nicht  selten  «b-r  Fall   ist,  untHr  einander  luMrathon;  überhaupt  wilren  ilirf 
Schliessungen    unter   Blutsverwandten    miiglichst    zu    verhüten,    noch     mehr   di« 
Schliessungen    von  Trinkern.     Leider    werden    die    hierauf    gerichtoU'n    Bcstreboi^ 
ebne  eine  sehr  i'iiergischc  l'nterstfitzung    durch   die  allniühtich-  nufzu klärend«  "1 
liebe  Mi^iuung  und  durch  die  staatlicbf  Gesetzgebung  wohl  noch    hm^^  Zeit  fn 
Wunsch  bleiben,     l'ie  <lHrcb  Erblichkeit  u.  s.  w.   mit   neuro-psychopathischer  I<i 
sition  behafteten  Kiniler    sind    natürlich    mit  verd(»p]Milter  f5orgfalt    zu   erziehen,  i 
ibre  [diysische  und  psychische  .'\bh;utimg  und  Kriiftigimg  ist  von  Anfang  an  uiill 
grüssteii  F-iiergie  Hedachl  zu  uehunni;    wo  möglich    sollten    sie    gar    nicht  im 
der  Kltern,    ziunal  ni<'ht  in  Gros.<stUdt.en,    sondern  auf  dem  Lande,    in    den   de« 
einfachsten  Verhältnissen,  später  in  geeigneten  paedagogischen  Instituten  heranvra 
tu  prnplivlaktisclier  Hinsicht  von  grosser  Wichtigkeit  ist  die  Behandlung  von  i 
Verletzungen  l)ei   Kindern  an<l  von  nicbt-traumati.sclien  infantilen   Cerebral lähmn 
die    in    einem    so    grossen  l'rocents.itz    4ler  Falb-    später  Kpilepsie  zur   Folge 
hier  wird  gewiss  vielfach  durch  geeignete  operative  Eingriffe,    falls   sie  nur,    «J 
besonders  Werth  zu  legen  ist,    früh    geiuig    vorgenommen   werden,    der   Fntnirkl 
der  l'ipilepsie  vorgebengt  weriten  kiimien:    ebenso    wird    »lies    in   zaliln^iehen  iinJ 
Fidb'ti  durch  eine  sehr  sorgfältige  und  tuiuutiti.se   l»i4iamlluMg  aller,     y.uin.'il    bri 
|Minirteii    Individuen    im    kindlichen  Alter    auftretenden  Organerkrankungen,    s\>t 
der  Erkrankungen  an  Nase,  Ohr,  Rachen,   ivelilkopf.  (ia.strointestinaltractus  unii 
genitalorgiuien,  ernniglicbl   werdi'U. 

liei  schon  bestehender  und  sich  durch  Anfälle    kundgebender  „npileptischer ' 
älnderuiig"    haben  wir  einerseits  eine  Heseitigmig  und  Ausheilung    oder    doch  w< 
sti'us  eine  Herabsetzung  dieser  krankhaften  Verändenuig  anzustreben,  somit  alwl 
(jesanuntzustand  in's  .\uge  zu  f:us.sen;    andererseits    zur  Abschneidujig    oder   \i 
jeung  des  einzelnen  Anfalls  seihst  oder  einer  gefährlichen  .\nfallfolge,   des  Status | 
lepticus,  etat  de  mal,    therapeittische  Maa.ssregehi  zu  trefl'eii.     Wir  haben    somit  I 
eigentliche  Krankbeitsbebandlung    und    die  Anfallsbehatullung    bei    Kpileptischenl 
unterscheiden.     Was  zunächst  die  letztere  betrift't,  so  werden   wir  luis    hier   vor 
Zuviel  in  Acht   nehmen  müs.sen  ujid  uns  zumal   leiclitereii,  typischen   untl  verein 
Anfällen  gegenüber  in  der  Hegel  auf  ein  .Minimum  von  Eingreifen  be-schränken. 
ilies  übrigens  die  N:it(U-  der  Sache  .selbst  mit  sie!»  bringt:    ruhige  und  siclu-n« 
rung  der  Kpilepfisclien    im   .'\iifalle,    Lösung    aller    beengenden  Kleidungsstücke 
nberbruipt  möglich.sto  Freihaltung  der  Respiration;  im  Nothfall  Anregung  der  leti^ 
durch  Anspritzen  mit  Was.ser,  Hautreize,  Hervortiehen  der  Zunge,  dio   bekannten' 
fahren  kün.stlicher  Respiration.     l>ie  Versuche  der  Coupinuig  einzelner  Anf.'dle  d^ 
die  euipfohlenen  Vesicantien  und  .Abschnürung  von  (iliedern,    von    denen    die 
ausgellt,  Carotiscompression,  Einathmung  von   Aniylnitrit  u.  s.  w.  sind   meist  im 
(Jnälereieii.     Beim  Status  epilepticus    mag    man    die  .Amylnitrit*- Inhalationen, 
Tropfen,    inrmerhin    versuchen;    grosseres  Vertrauen    scheint    in    solchen    Fällen* 
möglichst    frühzeitige    subcutane  Injection  von  Morphium    oder  ("hloralhydrat, 
oder  mit  .Morphium  innerlich,    zu  verdienen.     Bei  schwerem  sopon"is;-koiuatö.sem ; 
Stande  sind  Eisap]jiication  anr  Kopfe,    külih'  Uebergiessungeu    in    lauwannen 
Analeptica  nicht  zu  entbehren. 

Die    eigentliche  ,.lndicatio  uiorbi"    erheischt    vor  Allem    die   Herab.setzung  j 
normalen  und  krankhaft  gesteigerten  Erregbarkeit  der  Gros.shirnriude,   worin  diti 
leptist'he  Verändenuig  wurzelt.     Diesem  Zwecke    sind    im  Laufe    der  Zeit   dir 
Verschiedensten,  als  „Antiepileptica"  geltenden  metallischen  unil  vegetabilischen  I^ 


[Epilepsie 


201 


Kpisfloritls] 


viiiM,  Mir  Alk'cii  ilif  ZiiikpracpiiraU-,  aucli  Ku|if<T,  Silber,  NVisniuth,  Arsen  u.  s.  w., 
von  vf'gtetaliilisclien  Mitteln  ganz  besonders  die  Beliadoniiapraeparate  und  Aehnliches, 
Cannabis,  Lobelia,  Digitalis,  dann  rur;ire  u.  s.  w.  (iienstbar  gemacht  worden.  Heut- 
zutage bfstebt  die  niedieanicntiise  Therapie  der  Kpilepsie  überwiegend  in  der  uacli 
Form,  Dosis,  Zeit  und  Dauer  der  Anwendung  mannigfaltig  abgestuften,  innerlichen 
Durreiehung  der  l{romprae]Kirate.  Auch  luiter  diesen  erfreuen  sieb  nur  die  drei 
Alkatiliroiniile,  IJronikalinni,  Bromnatrium  und  UronraMHiionium,  einzeln  oder  mit  ein- 
ander roinbinirt,  einer  überaus  \nnfangreicheii  Verwerthung,  während  die  sonstigen 
noch  vorgeschlageneu  metallischen  Bromsalze,  wie  Brnniütliium,  Bromcalciuni,  Brom- 
rubidium, Bromstrtvntiuiii,  ferner  auch  Bromeisen,  Hronmickel,  Broincadinium,  (jold- 
broniid  u.  s.  w.,  sowie  auch  die  organischen  Bromverbinduugen,  Brnni.dhydrat,  Brom- 
kaiiipher,  Bromzink,  Bromaethylen.  Broniessigsüure,  sich  keine  dauernde  .Stellung  in 
der  Ki)ile]isielicljandlung  zw  erringen  vermochten.  Sehr  beliebt  sind  besonders  Com- 
Ijinatiijiien  der  drei  obigen  Alkalibnunide  im  Verhältnisse  von  2:2:1,  in  grö.sseren 
Mengen  von  kohlensaurem  Wasser  gelöst,  wie  im  Krienmeyer'scheu  iiromuiwser, 
oder  mit  entsprei'hendem  Zusatz  vun_  Alkalicarbonaten,  wie  im  Sandow  sehen 
brausenden  Bromsalz.  Die  tägliche  Dosis  schwankt  in  der  Hegel  zwischen  4  und  10, 
Iirichstens  12  g,  auf  zwei  oder  mehr  Kiir^eldosen  vertheilt,  z.  B.  nach  den  ,\nfalls- 
zeiten,  und  am  besten  nach  den  Mahlzeiten  genommen.  Die  Brombehandlung  muss 
«wei  oder  drei  .lahre  selbst  nach  v<"iiligem  Au.'^setzen  der  Anfälle  noch  fortgeführt 
werden.  Auf  die  Einzelheiten  einziigeheti,  ist  an  dieser  Stelle  nicht  niöglich;  <lie 
Uefahren  der  chronischen  Bromintoxication,  des  „Bromismus",  die  übrigens  vielfach 
übertrieben  werden  und  bei  vorsichtigem  (iebrauche  nur  selten  zu  fürchten  sind, 
müssen  durch  eiJi  geeigm-tes  hygicinschos,  tonisirendes  Verhalten  überwunden  werden: 
iK'ithigenfalls  lässt  man  zeitweise  einmal  andere,  allerdings  unsicher«'  oder  aurli  nirhf 
unbedenkliche  .Mittel  wie  Arsen,  Atropin,  das  neuerdings  empfohlene  Amyli'iiiiydrat, 
Antipyrin,  liorait  u.  s.  \\.   dazwi.sclien  gebrauchen. 

Von  grosser  Bedeutung  sind  hygienisch-diaeteti.sche  Ma.'i-ssregehi :  eine  Regelung 
der  gesammti-n  Lebensweise,  wie  sie  allerdings  in  vi>llkommener  Strenge  und  Sicher- 
heit nur  in  den  für  Epih-ptikcr  specioll  bestimmten  Anstalten  durchführbar  erscheint; 
kräftigende  reizlose  Kost,  Fernhaltung  aller  Spirituosen,  aller  schädigenden  emotio- 
nelleti,  namentlich  auch  sexuellen  Erregungen,  reichlicher  Aufenthalt  und  Bewegung 
im  Freien,  unter  Ltnstän<len  lliihenklima,  besonders  in  Verbindung  mit  geeigneten 
milden  hydro-therapeuti.schen  rrocfdtu'en,  wie  kühlen  NVasclmngen,  Halbbädern;  auch 
dna  genau  zu  überwachendi- Tragen  des  Chapm:iu '.sehen  Hückenschlanches  gehiirt  hier- 
her. Wenig  ist  von  einer  elektrischen  (galvaiii.scheu),  gar  nichts  von  der  suggestiv- 
hypnotischen Behandlung  der  Kpilep.sie  zu  erwarten.  Chirurgische  Eifigrifl'e  ki'mnen 
von  Nutzen  sein,  wenn  es  gilt,  schädliche  l!eiz(|uellen  im  Organismus  zu  beseitigen, 
bei  der  sogenannten  „peripherischen"  oder  „Heflex-E)iilepsie":  es  sei  an  die  zu 
diesem  Zweck  utiteriuuumenen  Excisionen  von  N:irben,  Exstirpation  von  .Neuromen. 
Norvendehmmgen  und  .Nciirektomieii,  l'lumosenoper:itii>nen,  Castrationen,  an  ilie  K:ui- 
U^ri.sationen  und  (ieschwulstoperationen  in  Ohr,  Nase,  Kachen,  Kehlkopf,  an  die  Tre- 
panationen nach  Kopflramnen  u.  s.  w.  erinnert.  Im  Ganzen  sind  definitive  Erfolge 
allerdings  selten,  so  rationell  derartige  Eingrille  ;mch  erscheinen.  Die  vielfach  ge- 
übten Oper.itionen  .'im  (irosshirn  (Kindenexcisioneii)  haben  bei  echter,  genuiner  Epi- 
lepsie ziemlich  dtirftigi-,  gewöhtUich  rasch  vorülx-rgelientU'  Erfidge,  dagegen  nicht 
wenige  Todesfälle  zu  verzeichnen,  EüLENBrRO 

Splsclerltls  ist  eine  Kiitzfuidung  des  auf  der  Sdeni  gelegenen  Gewebes,  meist  unter 
Mitbetlieiligung  der  Sclera  sellist.  Dicht  am  Hornliauti'arul  oder  einige  Millimeter 
eiitfertit  linden  sich  circum.scripte ,  ursprünglich  hellroth,  dann  violett  aus.sehende, 
mehr  oder  weniger  geschwollene  Herde,  die  in  circa  vier  Wochen  unter  Annahme 
einer  .schmutzig  graublauen  Farbe  abblassen.  Durch  viele  sich  fojgendi-  Eruptionen 
wird  die  Krankheit,  zumal  .sie  fast  ininier  mit  Schmerzen  einhergeht,  sehr  lästig  urrd 
langwierig.  Die  Prognose  ist  gut  bei  <ler  (•iiifacliHn  Episcleritis,  dubia,  oft  schlecht 
bei  der  complicirten,  d.  h.  der  Form,  die  mit  Keratitis,  Iritis,  ("yclitis  und  Chorioi- 
ditis vergesellschaftet  ist.  Die  erstere  ist  meist  einseitig,  die  letztere  häufiger  doppel- 
seitig und  in  der  Kegel  mit  Stirn-  und  .\ugenschinerzen,  Licht-scheu  und  Thränen 
verbunden.     Frauen  erkranken  häufiger  :ils  Männer,  Kimler  sehr  selten.    Aetiologisch 


|K|iiNrtpritis 


20'' 


V.pni 


koiiirnfii  kliiMiiiiiitihiiiiis,  (üclit,  Syphilis,  TiibcrculoH'   und   Menstruatiotisaiionialirn  u 
Kirtr.'K'lit;  oft  ixt  dii?  Aetiolugio  nicht  zu  eruireii. 

l»ii'  Hi.'h.aii<l!iijt(;  riclitot  sich   in  frstfir  Lhiic  gegeu  das  (iruiidleiden:   meist  «jrt<! 
Scbwitzkuron  mit  Niitriuiu  s.-ilicvlicuin    und    iici    den    Ittii/iiteren    Foniien    abfüLtMU* 
MiiicralwilHsor    um!   Hflilrr    in    Tcjditz,  N:uihniii,  Krpuzniicii  u.  s.   w.     günsti".     l/rn 
sind  zu  »'Miitfciilt'u   Cocnin-  und   Atroi>inii)stillati(inen,    w.iriiip   Iniscblftg«'    und   htilf. 
]i:illiisrln'  \  itIiüiuIi'.    Hiswcilrn  sind  eh'l<trisch("  AuKenijäder  von  vorzüglii-her  Wirbm: 
hi-r  liiliJilt  i'iniT  AujjiMdKufcw.Tnno,  :un  iii-stcii  tnui?  1  ]tror.  Lithionsalicvlicuiulösiiiv.'   '■• 
mit  df-ni  iiepalivcn  l'oi   in   Verhindinr;;  jcchracht.    her  positive  lit'gt    auf  deni  ' 
Ati  ilas  cocainisirtc  Augo    wifd    dk'  \V;unu'  gpl>racht  und  ein  Strom    von  2  ü. -.11111 
2  Miiuiton    lang    durchgelassen.     Wöchentlich  3  Sitüungen.     Sind    dip  Augen  ivizl» 
gdwonh'n,  so  wird  mit  Vorthoil  eine  Ma.ssnge  der  Augen  mit  gelber  Praeciiii!  t    " 
(2|iroc.)    odiT    einer    grauen    Salbe    einmal    täglich    vorgenoinmea.        Boi     I 
Sclimer«cn    sind    Mor|duuTninjertinnen    in    die    Scliläfe,    Jodanstrich     «lasclbst    uwl 
Blutegel    7.U    ajiidiiirrn.      Gelegentlich    siud    Searificationen    des    geschwollenen   (ir- 
webes    und    liei    tuberi-uliisen  (ieschwürsbikhuigeu  Anslöflelnngen    und     beim    IVI^r- 
gnng    der  i",rkr;iiikung   auf   die   Hnndiaut  galvanokaustischi'  Ketupfungfu   von   NatMj 

SILEX.        ^H 

KpUtaxIs,  Nasenlilulcn.     liiutungen  au:;  der  Nasonschleimhaut  könucii   sein:  B 

1.  traumatischen  rrs|Hiitigs,  dunh  Stoss,  Schlag  gegen  die  Uussere  Nase  oder  durrii 
i.aesioiien  der  Sclileiuili.itil  mit  dem  Kingernagel  etc.  entstanden.  I>ios<<  sind  la 
hiluligstcii.  <iani«  be.sonticrs  leicht  inul  hartnackig  wird  eine  Blutung  dann  eintrctra 
wenn  bereits  Krkrnnkungen  der  Sclileimhaut  oder  der  Gefässwandungen  best^hoo  wi» 
l)eis|iiels\vei8e  bei  Lues,  Tubert'ulose,  scrofulfisen  Ulcerationen ,  hni-morrliari^lii^r 
lüathese  etc.  ^m 

2.  Infolge  von  |ia.ssi\en  Blutstauungen,  z.  B.  bei  organischen  Herzfehlern  Luniri^l 
i<m|vhyseni,  grossen  Kni|ireu.  bei  gros.sen  Tumoren  im  Abdomen,  welch(:>  da»:  Zwrr^| 
lell   lilicuil'drängen   und  die   lles[)iration  beschränken.  ^_^H 

II.  Bei  .'ilb-n  activen  .'irteriellen  KInxionen  nach  dem  Kopfe,  wie  bpiKpiels'tn^^^H 
starken  knrpiTlichcn  An-^trengungen,  \»'i  acuten  Infectiunskranklieiteii  mit  fl^^| 
Kiober  imd  nach  erlieblichem  Genuss  von  alkoholischen  Getränken  etc.  ^^H 

Zur  richtig)>n  Piagnose  uml  zweckentsprechenden  Therapie  ist  <Ue  Spiegel 
unterNUchinig  des  Naseniiinern  sowie  des  Rachens  unbedingt  nothwendig.  (vs  kon^l 
in  jedem  {'"alle  von  erheblicher  Nasenblutung  wesentlich  darauf  an,  die  Quelle  ri^^ 
selben  mit  Bestiniintlieii  nach/uweisen.  Manchmal  sind  auch  kleine  TeUngiektasin  ] 
auf  der  Scbh'inili.uit  des  S<>ptuins  die  Veranla.'^.suiig  zu  hartnäckiger  habitueller  Kpistaxi* 
Wilhn-nd  bei  .iiifrecliler  Lage  des  i  Kierkörpers  ilie  Blutung  meist  nur  aus  der  Nasen-  J 
i'dTmmg  '/nm  \  orschein  kommt,  kann  bei  horixontalcr  Lage  Blut  an.s  dem  MuoiH 
ansgespien  resp.  ausgehiislet  werden,  wodurch  leicht  zu  falscher  [>iagnuse  Ven^H 
la.sMung  gegeben  werden  kann,  l'raeililections  Stelle  der  Blutung  ist  djis  knorplij'] 
Septuni  uarium  nn  seinem  l'ebergsuige  theils  nach  hinten  in  das  kaöcheme  Septu^j 
tlii'ils  nach  vorn   und    initen  in  den    niendirannsen  Tbeil.  ^M 

Was  die  Therapie  b<>trifrt,  so  stehen  leichtere  Blutungen  bekanntlich  omN 
von  Mellisl;  bei  irgtMulwie  erheblicher  Blutiuig  ist  aber  zunächst  für  absolal»  1 
Unlii-  in  Mitfri'chtem,  ruhigem  Sitzen  im  Bett  oder  auf  dorn  Stuhle  zu  sorg^ii^^U 
AnrMchniiitlieri  von  kaltem  Wxsser  ist  xu  vermeiden,  da  dadurch  keine  geo^^^H 
«typtische  Wirkung  in  der  Na-sensclileinihaut  hervorgebracht,  vielmehr  di>;«nlü^^H 
ein(«n  schlldlichen  Beix/ustami  \ers«>txt  winl:  iweckmiLssiger  ist  jedcnfalk  W.-uanH 
von  )li'>-  MH  Grad     Ist  die  t.Hielle  der  Blutung  mit  dem  Auge  imter  S  l«>ur^~ 

lung  erkannt,  so  genügt  in  den  meisten   FSllen  ein  Wattetauiiwn,  weh  .    ..u  die    ■ 

blutende  Stelle  angedrückt  wiitl.    Für  gi'wöhnlich  kommt  man  mit  storil.-r  Verb:u4fl 
walte  vollHtUndig  aus;  in  m;uichen  harfnäckigf^n  Fällen  kann  man  dieselbe   mit  Eimi^^ 
i'libiridwalte  vortheilhaft  vertauschen.     Oir  Hauptsache    bleibt   in  jedem  Falle,  di» 
lier  Tampon  fest  luiliegt  und  eventuell  «">fter  erneuert  winl.     H;uidelt  es  sich  um  eiiic 
kleine    telangiektalische    Stelle,    ««dche    erkennbar    ist,    dann    ist    die    Aetzung   mit 
(■hrontNnure  oder  Trieb loivssigsäure,  w<>lche  mau  an  einer  Sonde  anschmilatt^schr  m 
empddilen      Aehnlich  wirkt  auch  der  lialvauokaiiUT.    Die  früher  üblichen  Tamp«^    1 
welche  ni   l.iipim-  Fern  M-si|iiuhlorali  getaucht  wurden,  sind  nicht  anzuvvenden^HHH 
dievr  Heim«  »tjehde  Wirkung  alliu  weit  \erbr»'iU't.    Tannin  in  Pidverfonn  ist  erfall^^H 
/(i>tiiA.>M  (»liiie  jede  W  irkung.    Handelt  t<s  sich  um  eine  Nas»>nblutung,  «leren  l'nqn^H 


Kpistaxis 


—     203     — 


lÜpieoeii] 


in  <li'ii  ti(>fiT<>n  Tlu'tlcn  der  Nxsc,  ri'sji.  in  der  Nriln>  der  Clinnncn  lii'jrt,  und  dir  nicht 
si'ftPii  \  im  (li'iartipT  Hartnäckigkeit  nnd  Stärki'  sein  kiiiin,  d.-iss  Ixidcnklii'lic  Anatomie 
mit  OhniiiMrlitts-Anfälien  und  fadcnf/lrniiicmi  Puls  ointritt,  dami  ist  die  T;im]]onade 
mit  HillV  d<'r  1)<'1  lnci|'sclifn  Hilhre  das  souvcrat'ne  Mittid  und  muss  sofort  in 
rorrt'ctcr  und  vorsiiditip-r  Weise  in  Anwendung  gczogpii  werden,  i'er  Tamiion  niuas 
circa  24  Stunden  liej^en  bleiben,  um  eine  wirksame  BlutstiMuiifr  zu  bewirken.  Kine 
innere  Uebaiidluiif;  durch  Haeniostatiea  i.st  mei,'<t  nicht  erforderlich.  Man  sorge  für 
kühlende  Getränke  und  vermeide  alle  stark  orrcgenilen  nnd  erhitzenden  (ieniiss-  und  ' 
Nabningsniittel.  Handelt  es  sich  jedoch  um  ulcerative  Processe  iu  der  Nase,  welche 
die  Blutiuig  verschulden,  dann  Ist  auch  gegen  dxs  (iiimdleiden.  Tulterculose,  Scro- 
fulose,  Lues  etc.,   vorzugehen. 

Epithel  (von  iä  auf.  Ij  ifr^krj  Bnistvarze).  Ursprünglich  von  Ru>'sch  für  das  Häutrbeu  an  der 
Brustwarze  erfunden,  wurde  dos  Wort  bald  auf  die  Zellbedcckung  der  Schleimhäute  über- 
tragen. Später  verallgemeinerte  man  den  Begriff  auf  alle  eine  Oberfläche  bedeckenden  oder 
eine  Höhlung  auskleidenden  Zellen.  In  neuerer  Zeit  hat  man  Epithclieu  als  Zellart  aufgefasst 
und  sowohl  den  Bindesubstauzen,  als  den  Endolhelien  (GefassepithelieD)  gegenübergestellt. 
Es  hat  sich  jedoch  erwiesen,  dass  sich  eine  einheitliche  Definition  der  verschiedenen  Epithelicn 
nicht  machen  liisst  und  das»  auch  Biodesubstanzen  und  Eudothelien  epitheliale  Verbünde  ein- 
gehen können,  besonders  unter  pathologischeo  Bedingungen.  Daher  bleibt  die  Situation  dos 
einzig  maas.sgebende  für  den  Begriff. 

Man  unterscheidet  je  nach  der  Fonn  und  Anordnung  der  Zellen:  mehrschichtige  und  ein- 
schichtige Epithelicn,  ferner  Platten-,  Pflaster-,  kubische  und  Cylinder-Epithelicn.  Auch  die 
Drüsenzellen  werden  den  Epithelicn  zugerechnet,  indem  man  sie  als  die  Bekleidung  der 
Drüsengänge  auffasst.  Wo  sich  Klimmerh.iarc  befinden,  spricht  man  von  Flimmcrepithelien, 
und  verhornende  Epithclieu  werden  als  Epidermis  oder  als  epidcrmoidal  bezeichnet. 

HAN.HEIUNN. 

E|>izoi'n,  E|ii/O(iiio,seji.  Kiiizooriosen  sind  Haulerkrankungeu,  die  durch  thierische 
r';ir;Lsiten  bedingt  sind,  welche  nur  vunibergt-hend  dir-  Haut  aiilsiichi>ii,  um  dort  ihn' 
Nahrung  zu  holen.  Sie  nehmen  ihren  Wohnort  zwischen  den  Hnareir,  iu  den  Kli'i- 
rieni  oder  wohnen  auch  nur  in  tier  Umgebung  des  Men.'^cbeii.  Aiidi-re  wieder  suchen 
die  Haut  iiielil  .-mf  und  verursachen  Hauterkrankungeii,  indem  sie  durch  Zufall  mit 
dieser  in  Henlhrung  kommen. 

Epizoono.seu  werden  durch   fcdgende  I'ar.'isiten  bedingt: 

1.  Pediculus  cipltis,  die  Kopfl.ius.  5.  Cimex  lectularius,  die  Wanze. 

2.  Pediculus  vestimcntorum,  die  Kleiderlaus.  6.  Culex  pipieus,  Mücken  Gelsen. 

3.  Pediculus  pubis,  die  Pilzlaus.  7.  Bombyr  processionea,  Kanpen,  Processions- 

4.  Pulex  Irritans,  der  Floh.  •  raupe. 

Hie  Symptome,  welche  diese  Thien"  auf  der  H:iut  hervorrufen,  sind  sehr  verschie- 
dener .\rt  und  vor  altem  von  der  Intensität  und  Hauer  des  H.tutin.sult.^  abhiUlgig.  Ausser- 
dem hilngeir  sie  noch  von  der  Keactionsfähigkeit  tier  Haut  des  betreffenden  P.itietiti'u 
ab.  Wo  bei  dem  Kineu  nur  eine  geringe  Wirkung  sich  zeigt,  entsteht  bei  dem  .Viiden-n 
eine  heftige  Keaction  un<l  stellen  sieh  intensive  Kntzfmdimgserscheiuujigen  ein.  Ferm.'r 
I11U.SS  iHicJi  bemerkt  werden,  das.s  die  Sym|)tome  entweder  directe,  d.a.s  hei.sst  durch  den 
Bis,s  oder  die  immittelbare  Wirkung  des  l'arasiten  hervorgerufene,  oder  indiri'Cte,  ilurch 
den  Kratzeflfect  de,s  Nagels  des  Patienten  oder  durch  Misehiiifection  bedingte  sind. 
So  tiiirlen  wir  z.  B.  bei  der  Kojifpedlculose  in  einigen  Fällen  ausser  dem  \'or- 
h;indensein  der  Par.isiten  auf  dem  behaarten  Kopfe  k.^um  elm'  Reactinii,  höclistens 
ein  ]iaiiiilöses  Kkzem  auf  der  Na<'kengegend-.  in  anderen  Fällen  schwere  acute, 
criLstäse,  nässende  oder  impetiginöst^  Ekzeme  des  Kopfes,  der  angrenzen<ien  Haut, 
I>rü.senabscesse  u.  s.  w.  So  .sehen  wir  durch  l""!ohstiche  bei  den  meisteti  Patienten 
tyiu.sche  Erscheinungen  auftreten:  die  centr.ale  dunkellarbige  Ecchymose,  den  hyper- 
aemlschen  Hof  und  darum  den  weis,sen  anaemi.schen  Halo:  bei  anderen,  l>esonders 
bei  Kiiuiern,  dagegen  :iusge?i|)rochene  (^iiaddflii,  succulente  Lockerungen  der  Kiiidermls. 
Einigen  i'arasiteti  kotTutit  eine  ganz  siiecilische  Wirkung  zu,  die  höchst  wahrscheinlich 
der  giftigen  Secretion  specieller  Drfisen  des  Thieres  ziizusch reiben  ist.  Es  sei  nur  an 
die  „Tiiohes  bleties"  bei  Pediculus  pubis,  Efflorescenzeii,  wie  .sie  Ähnlich  bei  keiner 
anderen  Uautaflection  zu  lincien  sind,  erinnert.  l>ie  Symptome,  welche  die  Epizoen 
lier\orrufen,  sind,  wie  itum  sieht,  äusserst  variabel  und  in  keiner  Weise  einheitlich. 
Sie  konmien  vom  einf.ichen  Fleck  bis  zu  Ai'W  liochgradigsten  Alter:itionen  der 
Haut,   von   <ler  uniscliriebenen  Uyperaeniie  bis  zu  den  Verdickungen  des  Zellgewebes 


[EpizuPii 


—     -204     - 


mit  colossiilcr  rigiiieiitulioii,    wie    wir    sie    l»'i    dor    reciiliviix'iiden   Körperpvliofl 
beoliachten,  vor.  ■ 

l)ic  Lncalisation  (1(t  Kpiznoriospii  ist  iis  dfii  meisten  Fallen  eine  tTps(befl 
für  die  Iij.ignosR  sciir  oft  tnassfreliciHJ.  So  siml  die  Krsclifiiiuiigeu,  wi-lr'li*  di?  «I 
schiodeiien  Arti'ti  von  Läusen  hcrvorrurcn,  für  die  I'i'dicuii  capitis  an  die  KopU 
und  don-n  Beprcnziiug  gelnituiuii,  für  dii'  iViiiculi  |jubis  an  «lie  b(rha,irti<n  ^tfl 
ili'S  KöriKTs,  und  für  die  rfdicuti  vfstinu'iitunini  an  difjciiigen  8tpllen,  wodirFM 
d<T  ISfkli'idnng  ong  an  dem  Körjicr  :iidi<'K('n.  Diejcaigcn  df^s  Pules  irhla&i  «1 
zerstreut  ülicr  den  ganwn  Körper,  :il>er  in  iiirer  Fori»  so  eigenartig,  da«s,  aus«» 
Kindern.  Ueiiu'  Verwechselung  nuiglieli  ist.  I'ür  ilie  drei  letzten  Kpizoen,  Wiob 
Mücken  und  K;ui]ien,  sei  InTvorgehoben,  dass  ihre  Wirkung  sich  besonders  m  i« 
fnuliegf^nden   Ki'irpersteilen,    welclie  dem  l'arasiten  leicht  ern^ichbar  sind,  kimrir* 

|)as    allpenieine    IVincip    der    Therapie    der    parasitären    Hatitkraukheltin  .'■  ' 
nirhtnng    der  Parasiten"    ist    liier    nicht    in  allen   Fällen  so  leicht   «u  erföllfu.   i. 
die  Pediculi  ist  dies  allerdinjis  einfach;    einige  Einreibungen    mit     einer  quwbÄt 
hattigen  8albe    genügen    bei    Pediculi    capitis    und    pubis.   um   die    Lfiiisc  zu  t"«lte 
die  entzündlichen   Kreclteinungen  wenien   nach  den  Princiiden     der   Ekzeuibehaoilla» 
beseitigt.    Für  den  Pediculus  vestimentoruni  ist  dies  noch  einfacher:    tue  l)<isiiif'.-- 
der  Kleider    und    der    Bettwäsche    genügt,    um    die   l'rsaclie  zu   entfernen;  »ir  I 
diven  zu  schützen  ist  bei  (b-r  Katigorie  von  Patienten,  die  in  Spitälern  mit  Pi-'!'  '■' 
zur  iSebandluug  koniraen,    .illenlings    schwieriger.     Für  die  Kj)izi)«7'n,    die   nu.'  n  • 
ümgelmng  des  Menschen  leben,  ist  es  nicht  immer  leicht,  sie   femzuhallen. 

V,fy]ftUty    Stiill   in  ili-r  BotilUhaiiptlnannsrrmn    Hotni.   txO  m  Imrii.  Tr»i1i«iikiii>rrt. 

W. 

K|)]istcln    :im  Tuiiiufi.  Flpflinn  im  R«g.-Bci.  WienbKilcn,  IHS  n  booli.  SummerTriubc. 

W. 

Epnlis.   Epulis,  znsamniengesetzt  au.s  i-i  und  r»  ov<io>,  d.  i.  das  Z:ihnf1eiscb,  li 

urs|iri'inglich   eine  Geschwulst,    welche    ilnin    Urs]jnnig  vom   Z:Unifleisch    an 
Im  Laufe  dor  Zeit  wurde  der  Hcgrifl'  liei'  Kpnli.s  alier  sehr  erweitert,   .so<la*s  n 
am  Zahnrand    der    Kieb-r    vorkomnieride   (ieschwnist    als  Kpulis   bczeiel: 
da.ss  (licsellie   vom  Zahnfieisch,   vnni  Periost  di's  Z;dinsäckchens,   vom    Pro.  >    - 
laris    oder  venu  Knoeheeimark  des  Kiefers  an.sgeht,     llabei    wir«l    die   feinere  f<tnrt» 
der  (iescliwulsf  gar  nicht  beriicksi<'htigt;  licdingung  ist  nur,  da.s.s  es  sich  um  eine«iri 
liehe  Neubildung,    nicht  um    entzündliche  .S-h\vellnng  (Parulis)    handelt.      Iicm* 
sprechend  unterscheidet  man  gut-  und  bö.sartige  K|)uliden.    Will  man  die  histi'if-."- 
Ije.sch.tffenheit  genauer  bezeichnen,  so  spricht  inaft  von  einer;  E[mlis  Hbro.»<a,  san 
carcimnnalosa   u.  s.  w.      Die    meisten    Kpuliden    gi'höreii    der    Bindegeweb.srcun   ■  i 
(iesciiwülste  .an,  es  handelt  sich  in  der  Mehrzalil  der  Fälle  mn  Fibrome  oder  iSarkwl 
(Hiesejizellensarkonie,    Mycloidsarkome),    von    denen   die    ereteren    derb    und 
letzteren  gewöhnlich  weiclier  sind.     Im  tiegensatz  zu  den  Sarkomen  an  ander<ii 
stellen  zeichnen  sich  die  sarkmiratösen  F]mfiden  dnriii  eine  gewi.sse  (iiitartigrkeit 
wachsen  langsam,  bilden  selten  Metast.xsen  und  recitiiviren,  radical  operirt,  g«-". 
nicht.    So  .sehr  sich  die  einzelnen  Formi'ti  der  F]Hili<len  bezüglich  ihres  hi.stn!!  . 
Aufbaues  von  einander  unterscheiden,  so   haben  sie  doch  .so  viele  gemelnisauj'  1. . 
tinirnlichkeiten,    dass    der    gemeinsame  N';nni'    eine    gewisse    Berechtigung    hat    v 
sitzen  pilzförmig  am  Kieferrand,  meist  in  der  Gegend  der  l'raemolarcn  zwischeu«»' 
Zähnen,  und  häufiger  an  der  Aussenflilche  de.sselbi-n  auf  und  liussen   einen  schmilz* 
oder  breiteren  Stiel  erkemien.     Ihr  Wachsthmn    ist    langsam    und     verursacht  in  *? 
Regel  keine  Schmerzen;  ei-st  wenn  ihre  Ohertläche,  dem   fortwährenden    Insult  iI'Jp'' 
die  gegenüberstehenden  Zähne  ausgesetzt,  üb  erirt,  verursachen  sie  jrrOssere  !'• 
^U'n  beim  Sprechen,  Kauen  und  Schlucken.     Ihri'  Grö.s.se    schwankt     betr;'\cli! 
kommen  erbsen-  bis  hühnereigro.sse  Kpuliibni  vor.    Bei  indolenten  Patienten,  du- 1^ 
erst  spät  zu  eiiieni  oi)eratiien  Fingrifl"  ent.schliessen  kimnen,    werden    zuweilf'n   ic^ 
grös.sere  Gebilde  beobachtet.    In  Ur'zug  auf  das  Alter  lässt  sich  keine  Norm  (■ 
sie  finden  sich  in  allen  .\ttersc!assen.     l'V;men  sollen  bäuliger  erkranken  als 
Dr-r  Oberkiefer  seil  häufiger  als  der  Unterkiefer  Sitz  der  Geschwulst  sein. 

Therapeutisch  kommt  bei  allen  Kpnlisfonnen  nur  die  Operation  in  Krazf, 
zwar  nniss  dieselbe  jedesmal  so  griiiidlich  .als  mir  möglich  vorgenommen  «' 
d.  h.  es  nuiHs  stets  itii  absolut  gesnndiMi  (iewel)e  operirt  werden.     M;ni  darf  siel 


Spulis 


—     2(1.1     — 


Krbn'clipn] 


nicht  i'lw:i  daniiif  bi'sclirniiki'ii.  die  Goscliwulst  mit  «Irtii  P;uj  ui'iiii'sclu.-ii  IJri-nnor  zu 
zorstfircn  otK-r  g.ir  einfiicli  iihüusclinr'ifk'n,  sondern  nniss  stets  den  (Jniiid  der  Nfii- 
biiduiiR  mitsaniint  dem  iinifti-liciult'n  Periost  und  einen  Thoil  des  untpriiegeiiden 
Knoi-lieiis  mit  fortnehmen.  Zu  diesem  Zwc'fii  bech'ent  man  sich  des  Meisseis  und 
Hammers  oder  einer  kr:Trti{:en,  nach  Art  der  l^üer'schei;  Zanfre  };e;ubciteteii  Knochen- 
i:iii(:e.  Jiie  zuweilen  recht  erhebliclu'  Ulutmi};  wird  vermittelst  des  Tbermokauters 
und  durch  ( "ompressiou  /.um  Stillstand  p-lnacht.  Handelt  es  sich  um  bösartige  Ge- 
selnvulstformeu,  so  koinint  die  totale  Resection  des  Kiefers  in  Frag«. 

KIECHHOKF-. 

i^pU8CulceS0«  Ortlnunfc  (atxl  zii|;|pic1i  in  dit>!)ri'  i1{p  pinitifrf*  Fnmilie  hildmtd)  (li>r  krypto^ftmen  Cl&s^e  t\pr  ^1)111- 
■  otinft?.  rhArnktpri^tiKcbi*.  antor  <]em  Namen  .Scli  ach  t  i*lh  al  rap~  bek^Date  rfl«ninn);nip[in  mit  i'twa  2!}  Ilher 
die  K^^n^'*  Zrdv  (mit  Aa^niilimr*  Npnliullanü^)  Terlirnitetoo  Arten.  Au»  dem  aU5il«u«»rntit'n  Kliiioin  erhüben  tficb  kalile, 
kf(*spl8l(nrvr4-iche  S]>rus»e  mit  gerieften  Intemodien  und  rio^rnnniii:  ijc^clilossenen,  !;exlUintt>ii  Hlatt«<*lieiden  (die 
Zmhl  der  Zabne  enl»i>riebl  der  Ancalil  der  nur  Sebeide  Terwftcbwenen  BUtter  oiues  WirtoUi,  Ihe  •>l>erirdt4obei) 
ßprosse  sind  iinTerrweiitt  oder  trogen  wirtelig  ffeordnete  Ae«ite  vom  Brno  der  Mnttersprtisiie.  r»ie  friirbtltireu  Sprosse 
onden  mit  einer  xa|(fenlLbn)icben  Aebre  au»  (Quirlen  fcliildrormif;  ^efUlteter  Bitttter,  welche  «n  der  Unterseite  de« 
Seliilde«  eine  grn.s<icre  Antahl  Ton  Siiorangien  tragen  ^Sporensdel^e).  in  welchen  nur  einerlei  .S(ion>n  mit  xu  Schleu- 
dern .«irb  umKestnltender  Anif»enbaat  als  gelblicbeä  Pnlrer  erxeatft  werden.  Die  Sporen  keimen  tu  flUchenfOrraigeu 
Vorkeimen  (Protballien)  aux.  an  welchen  Spermatoaoiden  bildende  .AnUicridien'  ond  je  eine  Eiielle  umnebliessende 
•Archegonien"  entMtoben.     Nur  eine  Gattnng:  Equisetam*. 

H. 

klltisctuin  L.  Tyiilscbe  nnd  eintige  Gattuag  der  B^niiettoete*,  bei  uns  dnreb  Tiele  Arten  vertreten.  E.  ar- 
venf^e  1...  Acker»ebacbtelhalm.  bei  na«  gemetneiE  nnd  »chwer  tu  rertilgendea  Cnkniut.  Fmehtbare  Triebe  unrer. 
xweii^t,  rJitblicb.  bald  welkend,  unfruchtbare  reich  Terrweitft,  oft  nied».rlie»:end,  ^lantlns  grfln,  raub:  Scheiden  klein. 
K.  Telmnteja  Ehrh.  tirOsüte  deut<rbe  Art,  bi»  raoterbuch  werdend,  auch  in  Nordafrika,  NonJaeten  nnd  Nord- 
amerika. Nach  der  Frucblreife  (.BlUtbe*)  renweigt-  Galt  als  Uiureticum.  In  SOmpfen  h&uHg  E.  paluMtre  L. 
und  daä  «ehr  weiche,  glatte  E.  limuvum  h.  Auf  »andigen  Abhingen  und  in  Wuldeni  <]aä  sehr  harte,  meitt  un- 
»enweigte  E.  bieroale  L..  welches  tum  Potiren  benutit  wird.  War  als  Uerba  Equi^eli  majorii^  s.  mechaniei,  auch 
aJ*  Piuretieam    in  Oebraueb.   in  Nordamerika   aU  AdjuTani   bei    Df gitalis-Auwendiing  benutxt. 

M. 

irbreciien  ist  uiu  Symptom,  das  bei  den  vcrsdiicdenartigsteti  Zuständen  vorkommen  kanti.  Es  ist 
zu  unterscheiden  von  dem  sogenannten  Begurgitircn,  wclclics  bei  Ocsophagusstenosen  vorkommt 
tiod  ohne  Nausca  eiohcrgeht.  Das  Erbrechen  kann  veranlasst  werden  durch  Reize,  welche 
die  in  der  Magenschleimhaut  gelegenen  scnsiblfn  Endapparato  treffen,  ferner  durch  Reizung 
des  iu  der  Mcdulla  oblongata  gelegenen  Brcchcentrums.  Manchmal  erfolgt  Erbrechen  gewisser- 
inaassen  accidentell  bei  starken  Uustenstösscn.  Eine  Reizung  der  in  der  Magcnwand  gelegenen 
sensiblen  Eudappaiate  kann  erfolgen  durch  org.inische  Veräudcrungcn  der  Magenschleimhaut, 
bei  Ulcus  ventriculi,  bei  Gastritis  acuta  und  chronica.  Eine  besondere  Stellung  nimmt  hier 
der  Vomitus  mntutinus  potatonim  ein.  Bei  Ectasia  ventriculi  giebt  die  abnorm  grosse  In- 
haltsmenge, die  gewöhnlich  noch  Zersctzungsproductc  enthält,  einen  Reiz  zum  Erbrechen  ab. 
Tumoren  können  ebenfalls  zu  Erbrechen  Veranlassung  geben,  meist  ist  dieses  jedoch  die  Folge 
der  durch  sie  erzeugten  Stagnation.  Nicht  bloss  bei  den  Emeticis,  sondern  auch  bei  andern 
Mitteln,  wie  Digitalis,  Natrium  salicylicum.  Diuretin  u.  a.  kann  Erbrechen  eintreten.  Rcizzu- 
stände,  wie  sie  bei  functioncllen  Neurosen  vorkommen,  können  gleichfalls  aetiologisch  in  Be- 
tracht kommen.  Von  der  Medulla  oblongata  aus  kann  Erbrechen  zu  Stande  kommen  bei  Druck- 
steigerungcn  im  Cavum  cranii:  bei  Meningitis,  Hydroccphalus  acutus  und  chronicus,  bei  Hirn- 
tumoren, bei  Apoplexien,  sowie  n.ich  traumatischen  Ergüssen  in  den  .'^chädelraum.  Vom  Körper 
gelieferte  (jiftstoffc.  z.  B.  bei  der  Uracinie.  können  Erbrechen  hervorrufen,  ebenso  schlechte 
Eruiihrung  des  Ochirns,  z.  B.  bei  Chlorose.  Anacmic,  in  der  Reconvalescenz  von  Infections- 
krankbeiten,  wie  Scharlach,  Typhus.  Auf  rein  p.sychischem  Wege  kann  Erbrechen  bei  manchen 
Fällen  von  Hysterie  zu  Stnndc  kommen.  Die  Pathogenese  des  Erbrechens  bei  der  Bergkrank- 
heit und  bei  der  Seekrankheit  ist  noch  nicht  ganz  klar. 

Für  den  Therapeuten  ist  die  Feststellung  der  rcflcctori.schen  Formen  von  Erbrechen  von 
Wichtigkeit.  Reflcctorisch  bedingt  ist  das  Erbrechen  bei  circumscriptcr  und  diffuser  Peri- 
tonitis, bei  L'rogeiiitalaffectioiien,  Urolithiasis,  Perimetritis,  bei  Lageverändcningcn  des  Uterus, 
bei  Gravidität;  ferner  bei  Cholelithiasis.  bei  Incarcerationen  von  Dnrmstücken.  bei  Helmin- 
thiasis,  spccicil  bei  Bandwürmern.  .\uch  das  vom  Pharvnx  aus  erieugte  Erbrechen  gehört  in 
die  Rubrik  des  retlectorischen  Erbrechens.  Mechanische  Momente  spielen  eine  Holle  bei  dem 
Erbrechen,  welches  raau  bei  Darmsteuoscn  und  bei  der  Darmparalyse  beobachtet. 

Für  die  Behandlung  sind  die  genannten  aetiologischen  Momente  von  grossei^Bedeutung  insofern, 
als  sie  eine  causalc  Indication  für  die  Therapie  abgeben.  Eine  Behandlung  der  Grundkrank- 
beit  ist  auszuführen  bei  Ulcus  ventriculi,  sowie  bei  den  verschiedenen  Formen  der  liastrili.s. 
Bei  der  Ectasia  ventriculi,  ebenso  bei  D.irmstenosen.  bei  Darmparalyse  aus  irgend  welcher 
Ur.'iache.  ferner  bei  Erbrechen  auf  toxischer  Basis  sind  M.igenausspülungen  indicirt.  die  auch 
in  manchen  Fallen  von  «nervösem*  Erbrechen  auf  psychischem  Wege  günstig  wirken.  Bei  letz- 
teren Formen  empfiehlt  sich  besonders  die  Berieselung  des  Magens  mit  Chloroformwasser.  Im  Blute 
circulirende  Gifte  sind  durch  Anregung  der  Diurese  und  der  Diaphorese  zur  Ausscheidung  zu 
bringen,  auch  Magenspülungen  können  hier  in  Betracht  kommen.  -Arzneimittel,  welche  eine 
locale  Reizwirkung  auf  den  Magen  ausüben,  sind  entweder  auszusetzen  oder  auf  rectalem  Wege 
weiter  zu  verabfolgen.    Anaemien  sind   auf   diaetetiscbem  und  medicameutösem  Wege  zu  be- 


|Erl)n>flu'ii 


20«     — 


Erhi 


liaiidclii.     llRlriiiiillieii,    pcrilfmitisclie  Prooesse,    StciiibililuiigiMi  crfordorn  Ji«   für  diesn  Ks 
hciteii  in  Betracht  komiiiCDde  Therapie.    Dasselbe  ist  hei  den  allgemeinen  Neurosen  di^  '. 
Am  obnniiichtigstcn  ist  die  c.iusale  Therapie  bei   den    durch  Steigerung    des   Hirndniclt» 
ntaiicicneii  Formen  des  Erbreeheti.f.    Hier  kommt  fast  nur  eine  sedative,  narkotisch«;  Themp 
B>'lracht.    Am  raschesten  und  sichersten  gelingt  die  Beseitigung  jedweder  Form  von  Erbn 
dadurch,  dass  man  die  Nahningszufuhr  per  os  tür  eine  Zeit  lang  vollständig  aufliobt.    D«r| 
weilige  Ersatz  der  natürlichen  Erniihning  durch  die  Reetaloniährung  ist  nicht    nur    h?i 
niickigem  Erbrechen  im  Gefolge  von  L'lcus  ventriculi.  sowie  von  Eetasia  veutriculi   zu  r»n 
sondern  in  allen  Formen  von  sogenanntem  , unstillbarem  Erbrechen*  durchzuführen, 
bei  den  auf  dem  Boden  functioneller  Neurosen  entstandenen  Formen  hartnäckigen  Erbred 
ist  möglichst  früh  mit  diesem  Regime  zu  beginnen,  da  das  .\ufliören  des  Erbiecbens  iu 
Fällen  oft  schon  nach  einigen  Tagen  auf    psychischem  Wege    einen    dauernden   Erfolg  uiü^  1 
wenn  nicht  schon  die  Drohung  einer  ab.solnten  F^ectalcniShrung  allein  zum   Ziele  geführt  litj 
Auch  bei  organischen  Nervenkrankheiten  kann  man  sich  gezwungen  sehen,  infolge   permM 
Erbrechens  wnchcu-,  ja  monatelang  die  rectale  Erniihning  durchführen  zu   mÜHScn.     Mjui  , 
nie  von  der  Reetalernahrung  direet  zu  der  gewöhnlichen  Kostdarreichung    über,    «ondeni' 
folge    während    einer    gewissen  Dcbergangsperiode    diejenigen    Regeln,    welche    bei    leicht) 
nicht  zur  Kectaleniährung  Veranlassung  gebenden  Formen  von  vornherein  in  Betracht  kon 
Diese  Regeln  bestehen  in  der  sachgeiniisstn  Dosining  und  .Auswahl  der  N;ihruii8r,   sowie  ia( 
Anwendung    des    antivomitiven  Momentes   der  K.ilte.     Man    gebe    in    solchen     Fällen 
Nahrung,    am    besten   Milch    in  kleinen  aber  hiiiiligen  Dosen,    csslöffelwei.se  ndrr   eine  TU 
lasse    voll    alle  '/i — Vi  Stunde,    auf    Eis   gekühlt,     .\usser  Milch  kommen   hier   noch    in 
selben  Darreichungsforin  in  Betracht:    Champagner,  ."^elters,  Limonade.    Thoe  auf  Eis,   «h 
Eiweisswasser  auf  Eis;  daneben  hisse  man  noch  viertelstündlich  Eisstückchen  schlucken. 
Vorhanden.5ein  einer  grösseren  Toleranz  des  Magens  gehe  man  zu  einer  Kostdarreichun^ 
.Hhnlieh  wie  in  den    ersten  Wochen    der  Bchaiifiluii|.r    eines  M.igengeschwürs.     Mau    gebe 
den  Magen  mechanisch    nicht    oder    nur    wenig    reizende  Nahrung    in    kleinen     aber 
Portionen.     Da,    wo    die    diaetctisehen    und  prophylaktischen  Maa-sstjahmeu     nicht    auuci4 
muss  man  zu  medicamentiisoii  Mitteln  greifen.     In  denjenigen   Fällen,  wo   das  Erbrccheo  ■ 
retlectnrischen  Ursprung  hat  oder  da,  wo  eine  abnorme  Reizbarkeit  des  Ccntr   ' 
sensibli'i]  Nerven  der  Magenwand  vf'rlicgt,  ist  die  Darreichung  von  -Scdativis 
schwersten  Fällen  muss  man  zum  Morphium   greifen,    in    minder    schweren    l'.iwin  gea 
Verabreichung  von  Cocain  oder  von  Tinctura  Bclladoiitiae.    In  manchen  Källcij   ist  eine  Ci« 
nation  von  C^icaVn  und  Belladonna  ev.  mit  Zusatz  von  Morphium  angezeigt.     Zuweilen  pv 
5 — ti  Tropfen  Chloroform,  auf  Eisstückchen  oder  iu  eiskaltem  Wasser  genommen,  o*ler  I 
löffel  A(|ua  Chlorofonnii,  um  d;is  Erbrechen  zu  sistiren.    Auch  das  Menthol  (Meutbol 
lus  rcctiticatns  20,0,  Aqua  destillata  ad  250,0,  stündl.  1  Essl.),  ebenso  das  Kreosot  (Kreosot 
-Aqua  Mcnthae  piperitae  180,0,  Mueilago  Saiep  2.0,  2  stündl.   1  Essl.),   ferner  die  Tin* 
(2—3  Tr.  in  Haferschleim  oder  Tinctura  .lodi  gtt,  XV,  Aqua  destillata  «0,0,  2  stündl.  1  Tbecl)! 
nügen  manchmal  zur  Beseitigung   des  Erbrechens.     Chloralhydratklysmen,     Supposilorien 
Opium.  Cocain,  Extractum  Belladonnae  können  zuweilen  in  Betracht  kommen,   auch  sieht  I 
manchmal  vau  einer  derivatnri.schen  Therapie  durch  .Auflegung  von  Sinapismcn   auf  die  U^ 
gcgend  oder  durch  Bepinsciuugen    mit  Jodtinclur    einen   Erfolg.     Eine    Eisblase,    die   aal  ( 
Magengegend  applieirt  wird,  wirkt  ebenfalls  günstig,  in  anderen  Fällen  erreicht  imui  u>ekr| 
einem  hydropathischen  Umschlag,    in  wieder  anderen  Fällen  mit  der    percutancn    oder 
veiitriculären  Elektrisation.     Der  Erfolg  der  Therapie  ist   in  judem    einzelnen   KaHc    abk 
von  einer  mögliehst  ei.icten  .Analyse  der  aetiologischen  Momente.    So  bat  es   keinen  San.] 
Ektasien,  bei  Heus  etc.  langdnuernde  Versuche  zu  machen,  das  Erbrechen  auf  medican 
Wege    zu  bekämpfen,  während  regelmässige  Magen- Ausspülungen    das    naturgemüsso 
darstellen,    andererseits  wird  man  Au.sspüluiigen  nicht  versuchen  bei  Erbrechen  auf 
einer  Steigerung    des  Hiriidrucks.     Dass    die    nerväsen  Formen    des  Erbrechens,    speciell  ' 
-Hyperemesis  gravidarum,    eine    intensive    psychische   Behandlung    erfordern,    bedarf   nar 
Erwähnung.     Eines  der  besten  Mittel  stellt  auch  hier  die  frühzeitige  Rectalernäl)rune  •'»'•1 

STRArSS. 

Erbgcn,  Pisum  sativum,  arvense.    Ptlaiizengattuiig  aus  der  Familie  der  Pupilion.iceen,  einf 
Kräuter  mit  ästigem  Stengel,  paarig-gefiederten  Blättern,  achselständigen  langgestielteii  Blitl 
Irauben  und    länglichen  vielsamigen  Hülsen.    Wegen  der  Hülsen  bezeichnet  mau   sie  locb  I 
Ijcguminosac  oder  Hülsenfrüchte:  dazu  gehören  auch  Bohnen,  Linsen  u.  a.     Es   entiultt 

Wasser:    Eiweiss:    Fett:     verdauliche  Kohluhvdrate:     CelluloM: 
Erbsen,  roh  ...  .  15,0  22,9  1,8  52,4  5,4 

.       geschält   .  12.7  21.1  0,8  61,0  2,ß 

Sie  sind  somit,  wie  die  Leguminosen  überhaupt,  durch  ihren  sehr  hohen  UehaU  an 


ausgezeichnet,  der  denjenigen  aller  übrigen  pfl.anzliehen  Nahrungsmittel  übertriffl; 
Hälfte  vom  (Jewicht  der  Samen  findet  sich  in  Form  löslicher  Kohlehydrate.  D;is  zui 
tiruppe  der  Globuline  gehörige  Eiweiss  wird  auch  als  lAigumin  bezeichnet. 

Zum  Zweck   des  Genusses   werden    die  Erbsen    mit  weichem  Wasser    langsam  ai 
wobei   die  Hülsen    unter   dem   mächtigen  Druck    der  quellenden  Stärkemuhlkömer 


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EnÜKP  MilicrHiwttKsrrJ 


Ulli)  zugleich  das  ruhe  Stiirkeiuuhl  in  Sliirkekleister.  ilii-  Kiweissstüffe  /..  Th.  in  Liiüuiig  iiluT- 
gcführt  werden.  Hartes  Wassur,  das  kohlcnsiiurcii  Kalk  entliSlt,  ist  durchaus  ungecipiot. 
weil  das  Lcguniin  mit  dem  Kalk  eine  unlösliche  Verbindung  eingeht,  die  das  Weichwerden 
der  Erbsen  hindert.  Hat  man  nur  hartes  Wn.sser  7.ur  Verfügung,  so  setzt  man  etwas  Soda 
oder  Natriumbiearbonat  hinzu.  Dos  Kochen  ist  so  lange  fortzusetzen,  bis  das  ganzu  eine 
breiartige  Consistenz  hat.  Erbsenbrei  mit  22—30  pCt.  fester  Theile  und  Erbsensuppc 
mi(  10 — 20  pCt. :  zur  Entfernung  der  Hülsen  werden  Brei  resp.  Suppe  duri'h  ein  Sieb  hin- 
durcligeschliigcD.  Zur  Erzeugung  von  Si^hmackhaftigkeit  in  dem  an  sieh  fade  schmcckctiden 
Brei  oder  Suppe  wird  Salz,  Gewürz,  Speck,  Fleischwtract  dem  Hochwasser  zugesetzt. 

Da  die  Verdaulichkeit  und  Bekümmlichkeit  der  Erbsen  um  so  grösser  ist,  je  feiuer  vcr- 
Iheilt  utid  je  besser  durchgekocht  der  Samcninhalt  ist,  so  sind  in  dieser  Hinsicht  am  geeignet- 
sten die  praeparirten  Erbsenmehle  von  Knorr,  Hartenstein  u.  A.,  die  in  Suppen-  und 
Breiform  bis  auf  i)  pCt.  ausgenützt  werden,  sodass  ihre  Verwerthung  im  Darm  sieh  annähernd 
ebenso  gut  gest^iltct  wie  die  der  besten  Mehlgebäckn  (Weissbrot,  Nudeln  u.  a.).  Allein  selbst 
bei  sorgfältigster  Zubereitung  steht  ihre  Schmackhaftigkcit  der  der  Mehlgebiicke  erheblich 
nach  und  büsst  in  Folge  tiiglich  sich  wiederholenden  (ienu.sses  immer  mehr  ein.  Endlich 
bewirken  bei  nicht  wenigen  gesunden  und  verdaauagskraftigen  Individuen  .schon  massige 
Gaben  von  richtig  zubereiteten  Erbsspeisen  mehr  oder  weniger  starke  (lasbildung  (Kohlen- 
säure, Gnibengas)  im  Darm.  Aus  allen  diesen  (iründen  nehmen  ungeachtet  des  höheren 
Nährwerthes  und  des  niedrigen  Preises  die  Leguminosen  überhaupt  bei  weitem  nicht  den  hohen 
Rang  ein,  wie  die  Ccrealien. 

Aus  fein  gemahlenem  Erbsmehl  wird  durch  Zusatz  von  Fett,  Suppenkraut  und  Salz  so- 
genannte eondeusirte  Erbssuppc  fabrikmässig  hergestellt,  deren  Substanz  nur  in  kochen- 
des Wasser  eingetragen  zu  werden  braucht,  um  schnell  eine  schm.iekhaftc  und  nahrhafte  Suppe 
zu  geben;  die  Consene  für  die  condensirte  Erbssuppc  enthält  Eiweiss  10.  Fett  25  und  lös- 
liche Kohlehydrat«  36  pCt.  Erbsmehl,  Speck,  Zwiebeln,  Salz  und  Gewürze  bilden  die  Bc- 
standtheilc  der  sogenannten  Erbswurst  (Eiweiss  IG,  Fett  40,  lösliche  Kohlehydrate  29  pCt.): 
leider  wird  letztere,  sonst  ganz  schmackhafte  und  nährstoffreiche  Conserve  leicht  ranzig  und 
damit  büsst  die  Schmackhaftigkcit  ausserordentlich  ein.  Das  praeparirte  Erbsmehl  kann  auch 
in  der  Krankenernäbrung  als  Suppe  Verwendung  linden,  wobei  allerdings  zu  berücksich- 
tigen ist,  dass  es  selbst  in  Suppenform  nicht  so  leicht  verdaulich  und  bekömmlich  ist,  als 
die  lietreidcmehle.  Deshalb  eignen  sich  .solche  Erbssuppen  nicht  für  verdauungsschwache 
Individuen,  ebenso  wenig  für  acut-febrile  Zustände,  wohl  aber  für  viele  chroni.sch-febrilc  Leiden, 
für  Keconvaleseenl«n,  für  anaemiscbe,  in  ihrem  Ernübningszustaudc  stark  heruntergekommene 
Individuen,  wofern  dieselben  nicht  an  Verdauungsschwäche  leiden.  mit»»- 

[Erdheercii,  Fragaria,  aus  der  Familie  der  Rosaceen,  gehören  zu  den  Obstfrüchten  und  zwar 
zur  L'aterabtheilung  der  Beerenfrüchte.  .Sic  enthalten  Was.ser  87,7,  Eiweiss  1,1,  freie  Pflanzen- 
.säure  und  deren  saure  Salze  0,9,  Zucker  (Trauben-  und  Rohrzucker)  6,3,  Asche  0,8  pCt., 
ausserdem  wchlrierhende  Substanzen,  sogenannle  Fruchtaether.  Wegen  des  angenehm  frischen 
und  kühlenden  Geschmackes  und  aromatischen  Geruches  sind  Erdbeeren  ein  sehr  beliebtes 
(lenussriiittel;  die  freie  Säure  und  die  sauren  Salze  bedingen  eine  schwach  laxirende  und  diu- 
retischc  Wirkung,  die  allerdinp  erst  bei  Genuss  grösserer  Mengen  in  die  Erscheinung  treten  kann. 
In  praktischer  Beziehung  ist  daran  zu  erinnern,  einmal  daiis  der  Genuss  von  Erdbeeren 
bei  Manchen  l'rticaria  hervorruft  und  zweitens  dass  die  Erdbeeren  bei  aller  ihrer  Zartheil 
doch  im  frischen  Zustande  in  Folge  ihrer  pflanzlichen,  z.  Th.  derbfaserigeu  Structur  von  Ver- 
dauungsschw.ichen  manchmal  nicht  ohne  Beschwerden  und  Schmerzen  vertragen  werden. 
Dieser  N.achtheil  liisst  sich  bei  Darreichung  von  Erdbeersaft,  dem  ausgedrückten  Saft  der 
Erdbeeren  vermeiden.  W'ie  andere  Fruchtsäfte,  wird  auch  Erdbeersaft  käuflich  vorräthig  ge- 
balten :  die  wässerigen  Extractc  oder  Deeoctc  der  Erdbeeren  werden  zum  Zweck  der  Gewin- 
nung einer  Conserve  entweder  für  sich  oder  unter  Zusatz  von  Rohrzucker  zu  Gelte  einge- 
dickt. Solch  käuflicher  Erdbeersaft  oder  Gelee  enthält  neben  freier  Säure  resp.  sauren  pflanzcn- 
sauren  Salzen  bis  zu  60  pCt.  Zucker. 

Wie  Weintrauben  finden  auch  Erdheeren  zu  besonderen  Kuren  Verwendung.  So  werden 
Erdbeerkuren  bei  manchen  Hautkrankheiten,  insbesondere  Psoriasis  und  Eczema  .squamosum, 
gerühmt,  sollen  auch  bei  Lithiasis  und  Arthritis  urica  erfolgreich  sein;  in  letzterem 
Falle  dürfte  die  günstige  Wirkung  wohl  darauf  zurückzuführen  sein,  d.iss  die  sauren  pflanzen- 
saurcn  Salze  im  Körper  zu  kohlensauren  Salzen  oxydirt  werden,  daher  die  .^cidität  des  Harns 
abnimmt  und  damit  das  Lösungsvermögen  des  Harns  für  l'rafc  ansteigt.  Doch  darf  nicht  ver- 
schwiegen werden,  dass  solche  Erdbeerkuren  sich  nicht  für  jeden  Arthritiker  eignen,  da  sie 
mitunter  Verdauungsstörungen,  und  so  f.ist  immer  Verschlimmerung  des  Leidens,  her\orTufen. 

MINK 

Erdigre  Mlneralwüsser.  Diese  durch  Ueberwiegcn  von  kohlensaurem  oder  schwefelsaurem  Kalk 
und  Magnesia  charaktcrisirten,  daher  auch  Kalkwässer  genannten  Mineralwässer  haben  an 
therapeutischer  Werthschätz.ung,  zu  deren  Begründung  früher  sehr  precaere  Wirkungen  der 
Kalksalze  herbeigezogen  wurden,  in  jüngster  Zeit  wesentlich  eingebüsst.  Bei  dyspeptischen 
Erscheinungen    mit  Uyperacidität   lässt   sich    immerbin    noch    auf  die  günstige  Wirkung   der 


[Erdige  Mineral  Wässer 


•iOK 


Kalksalze  als  Lcutralisirt-LdiT  Mittel  und  .somit  zur  Hebung  ii«r  ErnHIini'i? 
Die  unbestreitbar  glänzenden  Erfolge,  welche  aber  die  Matadore  der  Miuen»!- 
•  iruppe  bei  bestimmten  Krankheiten  empirisch  aufweisen,  sind  auf  einem  •; 
biete,  als  dem  pharmaljodynamischen  des  Kalkgehaltes  zu  suchen.  Es  ist  näinlich  in  wMa 
Fällen  einerseits  der  grosse  Reiehthum  der  Quellen  an  freier  Kohlensäure  OfJcr  auderfMk 
die  Thermalität  des  Wa.ssers  als  therapeutisch  bedeut.>!am  anzusprechen.  Wenn  dir  l^lts 
in  Wildungen,  von  denen  die  fieorg-Victorfiuelle  iu  1  Liter  0.712  g  doppolt.knht«B5Um 
Kalk  und  0,53.')  doppeltkohlensaure  Magnesia,  die  KBnigsquelle  1,226  dopipellkohlei 
Kalk  und  1,094  doppeltkohlensaure  Magnesia  enthält,  mit  Rerht  sich  hervormgrndeo 
bei  Krankheiten  der  Haniorganc,  bei  Nieren-  und  Blnsonsteinen  erfreuen,  so  ist  »ohl 
(Jehalt  von  1322  ccm  freier  Kohlensäure  in  Betracht  zu  ziehen,  sowie  die  Wirkung  des  Tl 
eines  kohlensäurereichen  Wassers  auf  Ausseheiduiig  und  Beschaffenheit  de.s  nnriifs.  Eta: 
gilt  von  der  tTesferquelle  in  Driburg,  welche  in  1  l/iter  Wasser  1,51  g  kobicnsai 
und  Magne.sia  enthält,  d;ibei  1043  ccni  freie  Kohlensäure,  von  dem  Wasser  BorsxJki. 
2,20  g  kohlensauren  Kalk  und  Magnesia  und  15^9  ccm  freie  Kohlensäure  besitil,  »cwit 
der  Hudolfsqucllc  in  Marieubad.  Wenn  die  Quellen  von  L  ipp.springe, 
kohlensauren  Kalk  und  Magnesia  in  1  Liter  Wa.sser  enthaltend,  mit  einer  Temperatnr 
21,2°  C,  innerlich  gebraucht,  sich  bei  Katarrhen  der  Respirationsorgane,  namentlich  bei  Kei- 
zuständen  des  Kehlkopfes  und  chronischen  Broncliitiden,  günstig  erweisen,  das  zähe  ßronrlal 
socret  verflüssigt,  die  Expector.ation  erleichtert  und  das  Allecmeinbefinden  gebessert  »irl 
so  ist  der  .\iitheil  der  Thermalität  an  dieser  liisendcti  Wirkung  nicht  .lus-scr  Acht  ti 
lassen.  Dasselbe  gilt  von  der  Trinkkur  mit  den  Quellen  in  Inscibad.  welche  0,4!>  { 
kohlensauren  Kalk  und  Magnesia,  eine  Tenipcratiir  von  IS.S"  C.  haben.  Weissen  bürg  inilOOTi 
kohlensaurem  Kalk  und  Magnesia  und  3fi.O"  (.'.  Temperatur.  Leuk  mit  0,01  kohleDMone 
Kalk  und  Magnesia,  Temperatur  51"  C.  Bath  mit  0.12  kohlensaurem  Knlk  und  ll*tT)»«i 
Temperatur  47"  C,  und  Szklen'i  mit  0,10  kohlensaurem  Kalk  und  Magnesia,  Temp  ' "'' 

Die  erdigen  Thermalquellen  werden  ausser  zum  Trinken  auch  zu  Badekuren 
welchen  letzteren  selbstredend  nicht  der  Kalkgehalt.  sondern  nur  die  Temperatur  •!■  -  r.  ." 
Wassers  und  die  in  mehreren  solohen  Kurorten,  so  in  Leuk,  geübte  Methode  des  prolongirta 
mehrstündigen  .Vufenthaltes  im  Bade  eine  ther.apeulische  Rolle  spielt.  Solche  Bädrr  »■ 
besonders  bei  einer  Reihe  chronischer  Hautkrankheiten,  wie  Psoriasis.  Pruritus,  hei  chrnni«! 
rheumatischen  und  arthritischen  Beschwerden  eerühml.  Die  kohlensäurereichen  kalten 
Wässer  linden  gleichfalls  Verwendung  zu  Bädern,  bei  denen  die  reizende  Wirkung  dfl 
Kohlensäure  auf  die  peripherischen  Nerven  und  hierdurch  veranlasste  Auslösung  einer  Rc* 
von  Reflexen  zur  Geltung  kommt.  Eine  locale  Wirkung  auf  die  Kespirationsorgaue  sucht  n.i 
iu  einzelnen  Kurorten  mit  erdigen  Quellen,  so  in  Lippspringe.  Inselbad  durch  Benutzuni  'i'" 
verdunsteten  Wassers  zur  Inhalation  zu  erzielen,  wobei  als  speciHsches  Agens  ein  lt  <■ " 
(rehalt  an  Stickgas  hervorgehoben  wird,  thatsächlich  jedenfalls  der  Einfluss  grösseren  Fi'.i.ü; ; 
keitsgehaltes  der  cingeathmetoD  Luft  zur  Geltung  gelangt. 


F^rdmAndelol    ist  ilmr   fotW'  0«t  rlT  Wut-xi'lknollen  Tun  Cypom»  PsralcMtuF,   iler  Erilm«ii*t(>ln. 
iipinn  ha-'-plnusvartiffon  Oemcb.  ^cl)nleckt  schwach  nacli  Kampher  tiiiH  ist  loiehl  renmifbar. 


Kisni. 

GOKI.PVEK. 

ErdnOBsSl,    m  itm  Samm    ron  Arachis  hypui^v»  L.  in  'M—!<n  |iCt.  enthtltenta    fetW»  Oel.    icrflnlicli,    fiel  c^-^ 
lod,    Ton  mild^ui  6«9cliiiittck ;   «rsUrrl    bei    ptwa  O*'.      Ea   i'nlhult    >lio   Glyrcrtdo    ilrr   Oolitturv.    der    Af««lt;ti' i<- 
t^Hn.Oj.  und  der  HypcigaoaiiHuro,  Cj^^t^iOj.     Erdniis&i'tl  dient  »Id  Speist'-  und  BrenoDl.  sowio  lur  8»»if»»nf«t"-'*" 

H. 

Erdoeb^nye^  oinr  halb«  Stnod«  ron  d«r  BtadI  ititiebcn  Nammi  in  unKaritehen  ComiUle  Zemplrn  inmiUai  *" 
topinannton  ToLaj-nf*gyalja  '.'37  nt  hüch  goletcouefl  Bad.  Das  In  den  icrn^^nn  Hoharht«u  Act.  Tn»«h;t|fobir:si«l>a 
•iicb  Im  Winter  Hnt^iiniinetnde  AVaxüer  «litttf:t  sich  durl  mit  Alaun  und  EifeuTitriitl.  worauf  e-^  im  .St)tnai(>r  beraaa*^ 
pumpt  und  liauptKNcblich  tu  Iludern  bei  Annemie,  rbenmatiNchen  und  itirhtt^ehen  Znstilnd^n.  Frauen-  nn4  1 
irankboitvn.  mitunter  aucb  e^;ilütrrlwei*«e  gegen  chronische  Piarrhoen  RohniDebt  wird.  Dip  .Aoiüjna  »riak  I 
Ki^en-,  tl.O'<  Aluminium-,  O.OT  Calcium-.  0.0.S  Magnesium-.  0,04  Kalium-,  0.0:i  NatriurHBUlfat.  Erdnb^o>e  vi(l«t4 
HiK'h   Ulm  l.urt-  und  Traubenkurort.     Pas  Klima  ist  miMc,  die  hafit'  anmutbig  und  pe.-+pbUt«t. 

wPExBriw. 

Krfrierunfj,  ("ongpl.itin,  bringt  .-luf  der  Haut  Veriltidenmgcn  hervor,  welche  in 
(irade  unlefsehicden  wcrdoii  kriiincn,  nämlich  als  erytliernntöses,  bullöses  und  twfh 
rotisehcs  Studium.  .\m  li.ltifigsten  Ijpf.illt'n  simf  die  Finger  umi  Zehen,  ferner  Ss'^t^ 
spitze,  fHireji  umi  Wungeti.  Ilje  in  der  Praxis  :tm  hriiifi;,'stcn  vorkoniinciidc  Komi  'I''- 
••fsteii  .^'^tadiiims  sind  die  Frostbeulen,  Penriones.  (icgen  dieselben  ist  t>ine  p-ov» 
Keilte  von  \ttttehi  einiifolileii  woriieu,  von  denen  sielt  .im  meistt^n  be«äliti 
liaiieii;  .lodtiiH'tnr.  verdünnte  Siiiircii,  wie  F-.>^ig-,  Salpeter-,  Citronensäui»- 
♦  "ollodiutn  und  Trauni^tieiii,  l\am])lier.  Peruha,lK;im,  W(?is8e  Praeripit-itsani»- 
Petroleum,  Terpentin,  ferner  heisse  H.iiiil-  und  Fus.sbridor,  eventuoll  mit 
Zusatz  von  1  Kssiöffcl  Chlorkalk  auf  ein  Handbad.  Neben  diesen  letzietrp 
wurde  von  dem  fiebrauche  von  Irhthyoljiinsehingen  oder  ]ehthyol.s.aIbeu  'ß  l«' 
25  proc.)   einiger  Nutzen   gesehen.      .Auch   eine    gut    durchgeffihrte    Massagr  isl 


rripmiip 


—     20f» 


Hrpotinj 


^ 

^ 
N 


«•in|)fplil"'ii.  KirrhlidlT  halte  suteii  Krfol;;  von  i)ii'lirni:ili}ji'ii  Wasch iiiigcii  mit  iilicr- 
fctti-tor  Ivfr^dtiiiseifc  iinil  tiacht'olfjenilpm  Yfrbaml  mit  Aciduni  citrinini  2,0,  H^lstimum 
pi-niviumini  "1,11,  ünKUontiini  Zinri  45,0,  C.  Boi'ck  \oii  B('|iiiisi'iunp'ii  mit  Ri'sntTin.  [rh- 
t.h\()l  Z,  1,0.  Taiiiiiii,  A(|ua  desfillata  »7  5.0.  Besonders  wichtig  ist  die  All;reiiieinhehrintl- 
lini^  und  die  Prophylaxe.  Finstere  hosteht,  da  es  sich  meist  um  anaemiscini  Imüvidut'n 
handelt,  in  der  Darreichuni;;  von  China-,  Kisim-,  Arsenpraeparaten,  Leherlhian,  Se- 
samrd  etc.,  in  nitinneiler  Ernjihnm^,  BewpfOintren  in  freier  l^uft  imd  ähniiclien  Maa.ss- 
uahincn.  I>ie  Prii]>hylaxo  geschieht  durch  .■kbhärtujig  in  der  wilrmeren  und  W'arm- 
balton  in  der  kSltercn  .lahreszeit.  Am  be.><ten  i.st  andauerndes  Tragen  von  mit 
W(dl('  f>der  Pidi  gefütterten  Handschuhen.  Haneben  sind  Wa-schuiigen  mit  .\lkohfd 
absnhitus  oder  heisse  Saudbäder  (Buzzi)  recht  zweckmässig. 

Si^hr  häufig  sind  Befidive,  wenn  eio  Individuum  *(iiun.-il  befallen  war.  |)azu  genügt 
tl.Din  schon  eine  Temperatur  von  4 — .5"  über  dem  (k'fricrputrkte.  l'nter  rmstlindon 
kann  die  Röthe  nach  der  F'.rfrierung  auch  dauernd  werden.  Oiese  permrinenti"  (ief;is>.- 
paralysu  stellt  sioii  besonders  leicht  nach  Ivrfrienuigen  der  Nase.  Wangen  um!  Ohren 
ein.  tJewöhnlich  reichen  zur  Iloiluni;  derselben  die  oben  genannten  Mittel  nicht  aus, 
und  in.Tn  nui.ss  zur  Verodimg  diT  r.'ipilluren  sieh  der  8tichelung,  der  S<Mrification, 
di-r  nherlliichlichen  Pai|Uelinisirung  odi^r  der  Kiektrolyse  bedienen.  I>ie  durch  Stiche- 
lung  oder  ScariBcation  henorgerufene  Blutung  aus  den  erweiterten  Capillaren  ist 
mitunter  recht  stark,  liliJSt  sich  jedoch  durcli  Compression  stillen,  [m  vielen  Fällen 
ist  die  dauernde  Erweiterung  der  ('apillaren  unheilbar.  Im  zweiten  St.adium  sinil 
«ur  Heilung  der  wunden  Stellen  Argeutinii  nitriemn-Salben,  ferner  solche  mit  Bal- 
.s;iraum  [»eruviamim  und  das  Unguentum  camplmratum  eni])fohli'n.  Bin  starker  Secre- 
tioii  lasse  man  Umsi^hlilge  mit  loproc.  Litpior  .Minninii  nectici  oder  mit  Kre.solamin 
it),l  :  SCM)  A«(ua)  und  bei  geringer  Secretion  Vr-rbiindi'  mit  <ler  Lassar  sehen  Zink- 
piLste  ohne  Zusatz  von  .Aciduin  .salicylicum  ujid  rveiituell  mit  Zusatz  von  Derniatol 
machen.  Zur  Beseitigung  von  Rhagaden  dient  eonseiimrite  Bedeckung  mit  fest  an- 
zuilrückendeii  Streifen  von  gut  klebendem  Salic.yIseifeupflMster|>apii'r.  Oft  sind  die 
Rhagaden  hartnäckiger  luui  weichen  erst  einem  ausgiebigen  Gebrauch  von  Aefzstiften, 
Lapis-,  Chlorzink-  oder  Kali  cau.sticum-Stift. 

Teber  die  Tlierapie  der  Escliara  sind  die  Meinungen  noch  getheilt.  Wrdirend  von 
der  einen  Seit«  gerathen  wird,  die  Begrenzung  der  (iangraen  abzuwarten,  haben 
Audere  eine  möglichst  frühzeitige  Amputation  befürwortet.  Im  .MIgemeinen  .scheint 
es,  als  oll  das  Zuwarten  bei  verticaler  Klevation  der  erkrankten  Glieder  für  die 
Kranken  vortheilhafter  sei,  doch  ist  nicht  selten  auch  willirend  des  Zuwartens  Septi- 
c.'iemie  eingetreten.  Auch  über  die  Behandlung  von  Personen,  die,  oft  im  trunkenen 
Zustande,  allgemein  erfrierungs.starr  aufgefunden  werden,  sind  die  .\cten  noch  nicht 
geschlossen.  Die  meisten  .\utoren  [ilaidiren  für  Ivinreibungen  mit  Schnee  luiil  all- 
mäligen  Uebergang  zur  Wäron'.  I>em  gegenüber  stehen  Versuche,  die  man  an  grossen 
Hunileii  vorgenommen  hat  und  welche  ergaben,  dass  die  im  hei.ssen  !!:ule  ra.sch  er- 
wärmten Thiere  sieh  schneller  erholten  und  weniger  an  den  Folgeerscheinungen  der 
Erfrienmg  zu  leiden  hatten,  als  die  langsam  erwärmten.  Danach  wäi-en  heisso 
Bäder  und  Bürsten  und  Frottiren  der  Haut  angezeigt.  Daneben  muss  selbstverständ- 
lich Hinleitung  der  künstlichen  .\thmung.  Api)licati<m  von  Aether-  und  Kampher- 
injectionen  u.  s.  w.  versncht  werden.  ^^^^  hebxheimf.b. 

Krgotiii.  Mit  diesem  Namen  sind  verschiedene  aus  Secale"  cornutuiii  dargestellte  Sub- 
■itaiizen  bezeichnet  worden.  Wenzel  1  isolirte  im  .lahre  1HU4  aus  dem  Mutterkorn 
einen  Körper  mit  basischen  Eigenschaften,  den  er  „Ergotin"  nannte.  Derselbe  sti-ilte 
ein  braunes,  .imorphes,  in  Wasser  und  .\lkohol  losliches,  in  .\ether  und  Chloroform 
unlösliches,  alkalisch  reagirendes  Pulver  dar  von  bitterem  lieschmack.  Nach 
M anasse witz  komn)t  ihm  ilie  Formel  C50H52N2OS  isu-  t'""  's'  jedoch  kein  reiner 
Körper.  Nicht  unwahrscheinlich  ist  es,  da.ss  das  Wenzel  l'sche  Ergotin  mit  dem 
Kobert "sehen  Cortmtin  identisch  i.st  oder  doch  als  wirk.samen  Bestandtheil  Cornutin 
enthält.  Für  gewöhnlich  verstehen  sowohl  Aerzte  als  .luch  Pharm.-iceuten  unter  Ergotin 
mehr  oder  weniger  gereinigte  Mutterkoruextr.icte.  So  ist  da:^  Ergotinum  Bonjean 
(Extractuin  haemostaticum  ßoiijean)  ein  wässeriges,  durch  Behandeln  mit  Al- 
kohol gereinigtes  Extract.  welches  als  wirk.sanien  Bestandtheil  Ergotinsäiu-e  in  wcch- 
seludeu  .Mengen  entliält.  .-Vehnlich  verhält  es  sidi  mit  dem  Ergotinum  dialysa- 
^Uuiu    von    Wernich,    dem    Ergotin    von    Yvon,    Bombeion,    Denzel.     \ai:U   vVäs> 


^ 


10.  LiobrcUli,  Eucjfklupirili«.    II.  Itoml. 


\\ 


lErKotin  ^^^^^^^^"--     2  in     —     ^^^^^^^  RrkarhiBc 

Wi;r;;rrs\sclu*  Ei'j;t)tin  i>t  k»in  n-hiiT  Knr|)cr.  Erp»tiiun,  Krt;otinsaure   u  j 

(Irin  Mutterkorn  hergestellte  Körper  werden  unter  Sccalc*  eornutuin   a'^ 

EriCA    L.     PIIaii/(Mig«tluii}:  nu^  iloi    Farn,  der  Kriracup*,    T>i>u»  iU>r  K  r  iej  n  i*  n  <.'    und    ijer  Ttibu«    (l<r  Kri?n< 
ttUkjitvtt'ictirH'1  (tiirch    ilie    ^looki^Pn.    iiacli    dem  Welken    Hitxcnblriliendoii  Kioni'U    *ir>r  nteLtt    sartrvs*   ii4m  «Wh« 
Bllltliien  (Ü)o«kcu)iaiden).     Bei    uiik  E.  TutrAlix  h-,    Humiir-Olockonhftide:    t.  eineroa  L.    solUn.    K.  f«rtt*i 
KerstrpuU    Von  tlou    vtwa  400  Attvn    disr  Gattung  die  incihtcii    in  SUdArHka.    Viele  dnTon    mi»  2i>rptt«aiM  Wi 
elDKefnbrt.    E.  rulearis  L.  s=  Cüllnna*. 

K. 

ErlCAC6a6>     rRutitenrumilie  nus  der  dikul>len  Utitprcli^)>e  der  äyropc  t  aIko*,  OrdDiing  d««  Ilicornf  • 
wi'IcIk!  Ictxlerr»  aiiR^ezpirhnet  nind  sarcti  dax  tibdlpIostenionfBcbe  Androeceoia,    d.  h-  nlle  lM:--«itrt*n  in  • 
Diagramm  dor  Bllltbc  iwei  StaubbUtlkroi^e.    ron  deiioii  der  Über  den  Kroiiati^chnitteii   Rtfli- 
Uu»'sen'ii  KiMPc  geworden  ii-t.     Drr  Pollen  besteht  aus  Vierlinp.skflrnern  ^Tetiadf-n)  iinii   wir 
!<ieh  OfTnrndfti  cweihtfmifren  Statibbeiileln  uu»<gef:treat.     Die  Familie  umfa^st  Strlliicber   und  i 
mit  lueist  ^okr  kleinen  BllUteni.  wodurrli  eine  besondere  Vr'uchäfonn  (die  ehkotde  <ider  hail 
Typüi'  liifirUi  ii^t.  uni^er  poineines  Ilaidekraut.     Die  oft   ticrltülien  weistinn    oder  ruthon    Ulli 
KlorkiKi'i  Kri'iie,  nur  bei  den  Pirolrae  und  Hunutropeae  freiblfttteri^.    Frucht«*  t^ind  Kapäolti.  I(      . 
Mit  etwa  ll'IM)  j\rteii  Tornehmlicb  den  gi*mU«»tt;ten  und  wannen  Erdstriclien  angehnreiiU.     Man    ini 
tiTfani.  K  r  i  ci  n  eao  (HaidekrButer)  mit  ^lockig-verwacb^eiieu  Krunbllltleru  nud  uberittiludigem  Fr 
lerfani.  It  liod  or  aceae  (Alpenhluiuen)  mit  trirhterfOnniicer,  oft  arbwach  ajrBumori»b(>r  Krone;   3.    ' 
ninan  iHnidelbeereu)  loit  )rl(iekif,'er  Krone    auf  uiiter^tandigein  Fntcbtknoten ;    4.  Untnrfani.    Pir 
Arlenl    mit    freiblntteri^en  Kronen    und    ober>>tandigero    Fruchtknoten.     Halb^chu1Brotxor ;    5.  Vn< 
pea  e.     Sebii|iiM>tiblaitor    tragende    rhiuropbfllfreie  ScbraaroUer.    im  BlTit benbau    den  Piruleeo     i. ; 
llmxn  irohl  alis  H  v  i'opitjraeeae  rereiul.     Bekannte  Ciattnnf:«in  A  rotobtapby  I  us*.    Oaultli- 
A  ndrumeda*,  Calluna*,  Erica*,  Led  um,  Rhododendron  einsebliecislieh  Axalca,  Vacciiii 


Lrig'l^ron    L.     l'flanxengattunK  au!^  der  Faiu.  der  Compoai tao *,  Trib.  der  Aftteroideae.   Uutorf»«.  dar  A*lr> 

nfAi-,  nucbxt  verwandt    untterem  (tHnseblQmcben  |(l*<tlip  perennis),    umfas^t    etwa   1(H)   Arte^n    in    «Itet  TW^ 
der  Rrdobiirflucbu.     EinjRbrip'  und  auKdauernde  Kräuter  mit  bald  welkenden,  einxcinen   oder  tratihii;  tu  rtiN  * 
rinlen,    inmtft    kleinen    BlütlirnkOpfen.     Die  KandblUtben    schmal    aungcnrönoiu.    mehrreihig,    die    ächeiWvUn» 
l<ibrenr6iin)f*,    »ehr  unscheinbar.     Achaenen    linealisch-lKnglich    mit    eitiero  Pappus    au.^    einer   Krihe    ratib't.  mm 
Wf^tf-f-llcher  nder  gelblicher  Ha^re.     Bei  an«  httullf;    auf   sandiRen  BOden.     E.  acer  L.   mit   liluulickftt  "iriMWIH* 
und    wenip'n  KOpfen.     ZweijUbriges    und    auüdauenidett,    bis    30  cm    hohejt.    raubhaari^cet    Kraul       f      '    -      '*     ■ 
ErtperoutiK  h.  l'onyxae  coeruleae.     EinKCbcbleppt    und  durch  ganz  Enr»pa  Terbreit<»t :     K. 
ein  Kchlanke»,  »chmalblBtterive^.  rauhes  Kraut  von   1^3  Fubs  Hohe  mit  aahlroirhon  kleine»,     irel" 
ii*ipi(;er  Anujdnung.    EnUiftll  Erif^eron  Ol'.     In  Nordamerika  E.  heterophyllu-i  Mllfal.  uml    E.   p  h  i  |  alt  l^'k'* 
L.  uiMlicintsch  anf^ewrndet.    E    siiuarroHUi  CUirv.  ist  ^^JrnunJ^m  zu  Co  ny  za  sq  u  arrosa   L.         M- 

Da^  Kraut  V(<n  Ericerun  accr,  Berufkraut,  wird  als  Vulk^mittel  xu  Waschungen  Kebraiicbt,  uud  fiai  TrA* 
alh  Ilerba  l'onytae  coeruleae  »eu  minoris  hei  Ürustleiden  uml  zu  Zanbertrünkou  Venmidun^.  Uta  ■<  i 
wieder  wird  e^  alti  Ualaktopoion  benutzt.  | 

Eri^eron  canadenitiK  enthält  in  eeinen  BllUteni  eineb  BitteiBtufT,   Gi-rbäUure  und  avlherlvobf  i^'    ^* 
riobrit  liecbt  e»  eigeniliUmllcb  iiowllrzhuft  und    hclimeckt  brennend  &cbarr.     Efl  bestixt  vorau(|^we>ise  a! 
und  diuretiKcbr  Eiften^cbalten  und  wird  in  Amerika  bei  uterinen  Blutungen,    BlasenleideD,  ]lvdni|*»  antl 
unp'wendeL     Dosis  O.Ori-O.l  als  Pulrnr.  Infus  (ir,-30.l» :  L»(KM»)  und  Fluideitrael. 

Krigeron  b elcrop  hyl Iu§  und  ph tl ad elp Ii icu (<  weiden  im  Infus  1^,0:100,0  ftU  UmnUeam  bcaaliL       I 
Ulcnra  EriReronti*,  Dil  uf  Fleabane  Pli.  V.  8. 

it>t  blassgclb,  von  gewtinihari  btechcndnm  Ocruelt,  \),HU  »pec.  <Jew..  lJ5blieh  iti  Alkoliot.  X%4hI^ 
ofvdirt  ea  ^ich.  Es  )>esleht  voreug«wei!4e  .awh  Limonen  und  Terpineol.  Auf  der  Haut  Wwitil  * 
K9tbung  ubnn  BUf-rnhilduuR.     Dusi"  5— Ul  Trupreii  ^tflndlich  rein  oder  in  alkulioli^eher  L4MU 

Krikoün«  <  .^H^,<»3,  oder  C^it.O.v  •'in  lnaunKotbo».  kleliendes.  sehr  bitleros  llare,  findet  nicb  in  rlen  ItllUaa  v 
A^clo^lapbrius  uva  un;i  (Kawaljer')  uud  LeJum  palu^tre  (Hurhlodor,  Scbwaro  und  anderen  PAanmfT)«!^! 
E;«  xeif.ilK  heim  Erbitxen  mit  verdQnnteii  Suuren  iu  Xucker  und  flilssigeir,  fluchtiges  Ehcitiul  t-',oH|i(> 

sriKGSL. 

ErlollOtryA  Ltndl.     PflanzengattunK  uuf;  der  Farn,  der  Kufaceae*.  I'nterfara.  der  Pumeav*,  iijioltjit  »r»ao44«^ 

i'uluru-a^lPr,  von  Bentbani  und  Hocker   ratt  Photinla  Z«indl.  vereiniRt.     Uanmo  Ostindien^     e^ i»- 

und  t^ulilomicn?'.     E.  japunica  Lindl.  (±=3  Cratae^UM    Bibas  Lour..    M  e»piluK  japuiii  ea  T 
l'bina»  und  Japans,  deinen  Fhlehle    «ehr  an  einen  Apfel  erinnern.     Sie  sind  kugelrund,    dub   fest* 
fttnf  knorpelige  .'^teinkerne.  welche   einen    od«r   iwei  Samen    ohne  Nährgewehe    umsehiie»feii.     1>>^ 
China  und  Japan  viel  cullivirt  ijapanisrhe  Mlx]tel). 

■si 

KriodIctyOll  BentJi.  Pflanzeilgattung  auf^  der  Kam.  der  Hyd  ro  p  h  jrltaceue.  Trthus  der  Numear,  aamltW>V  i 
\rrw»iidt  der  Gattung  Wigaiidia.  zur  Farn,  der  Borr  agi  n  ac  eae'  Überleitend.  Mit  drei  Artrn  (Btrkaeh'r)  mt  i 
da»  we&tliche  Nordamerika  bturbrHnkt.  M 

Folia   Eriodictyi,  auch  Verba  sania,  Bcar's  Weed,  ConäumptireV  Weed.  Hountain-balm   geii«nnt,  ealM'*  ' 
c^ub»1antrn.  welche  bis  jetzt  nicht  nicht  gut  charokterisirt  sind:  die  Eriüdictyou&iture  und  Terseliicdeo"  M^nf    '  ' 
Blatter  und  Uoglicb    lanxetininuig    und  gezUint,    von    sehr    aromatisch    baUamtBChem  t^erurh    ood    «n-  ' 
»chmaek.     Sie    li'wd    »l^  Diurfliciim    und  Ezpecturans  empfohlen.     Das  Hauptinteresse    knUpft    aieh    mu 
iichaflen  de»  Eitractes.    den  Oebchmack  bitterer  Stoffe  zu  verdecken,  und    so  IIL»8t  mau  den  üjlrup   mit  iunKu  ■ 
anderen    hiltiTen  Heilmitteln    verbinden.     Diese  Wirkung    int  durchan"  nicht    »icher    nud    vnu  wentg  »aUiiiffg'  I 
Ucdeutunic.    Zu  grosse  Du«en  bewirken  Vergiflungaei-^cheioangen  durch  Hon>  und  Kespiratioubl&hrayap 
Eitructunt  Eriodictyi    fluidum  (Fluidcxtract  Verha  Snnta] 

i»t  mit  Wasser  nicht  mischbar.  ItSsl  sich  aber  auf  Zusatz  von  Alkali.     Dosis  1,0—4,0. 
Sirup  US  Eriodictyi: 

aus  Extract  I.  Sirup  3.     AU  Geaehmackscorrigen!'  in  MiUuren.    20,0:200.0. 

L. 

Erkaollnng.     Der  Ausdruck  Krkällung  wird  vielfai-h  in  »loppeltcm  t^innc  gebrauehl.     M^n 
iiLiri  h.ibc    sich    erkältet,    wenn    uuler  dorn  Kinfluss  von    niederer  Temperatur.    Rcgco, 
Zugluft    eine    abnorm    .starke  Abkühlunp  des  Kijrpers    zu  Stande  gekommen  ist.     Audi 
brnucben  den  Ausdruck  uur  in  dem  Sinne,  dass  an  eine  starke  allgemeine  oder  locale  Wä 
cutzicbuug  sich  Folgezustände,  d.  h.  Erkrankungen,  angescblossen  haben. 


[Erk«Altuii|^  —    21]     —  KrkaeltuiigskrauklieitcnJ 

Oertlichc  Laesiorieu  durch  Kälte  kütnmoii  als  Folgen  lAuvr  .Erkältung"  nicht  in  Betriicht. 
Wäbreud  man  früher  die  Erkältunf;  als  eine  sehr  häutige  Krankheitsursache  ansah,  gehen 
manche  Acrzte  heut  zu  Tage  soweit,  alle  durch  Erkältung  zu  acquirirendeu  Schäden  zu 
leugnen;  dass  diese  letzte  Anschauung  eine  irrige  sei,  kann  man  ziemlicht  leicht  erweisen. 

Unzweifelhaft  spielt  bei  den  Erkältungen  die  sogenannte  individuelle  Disposition 
eine  wichtige  Rolle,  manche  Menschen  können  sich  ungestraft  Erkältungscinllüssen  aussetzen, 
welche  bei  anderen  schwere  Folgeerscheinungen  erzeugen. 

Auch  der  Symptomencoraplex,  der  einer  Erkältung  folgen  kann,  zeigt  sich  verschieden; 
wiilircud  des  Entstehens  einer  Erkältung  lindet  man  bei  Vielen  Unruhe,  dann  leichtes  Kälte- 
gefühl, die  Uesichtshaut  wird  blass,  Kolikschmerzen,  kalter  Schweiss  auf  der  Stirne  treten  auf. 
Auch  Harndrang  wird  oft  bemerkt.  Diesen  Symptomen  folgt  nach  Ablauf  mehrerer  Stunden 
ein  mehr  oder  minder  starker  .Schnupfen.  Langhalsige  und  Personen,  deren  Beruf  ange- 
strengtes Sprechen  oder  Singen  erheischt,  werden  namentlich  von  Katarrhen  des  Kehlkopfes 
befallen.  Zahnbeinentzündung,  Mandelentzündung,  Schwellen  der  Halsdrüsen,  Rheumatismen 
sind  Vorkommnisse,  welche  bei  Manchen  mit  Bestimmtheit  an  eine  Erkältung  sich  anschlicssen. 
Die  meisten  Veränderungen  gehen  alsbald  wieder  zurück.  Rheumatische  .'^tollen  bleiben  aber 
oft  jahrelang  gegenüber  Wärmeentziehung  empfindlich.  Die  Erkältung  giebt  offenbar  auch  für 
das  Eindringen  von  Infeciionserregern  bei  Respir.itionskrankheiien   eine  günstige  (lelegenheit. 

Erkältungen  treten  auf  bei  raschen  Tenipcraturverändcrungen  im  Freien:  der  Herbst  und 
beginnende  Winter  sind  die  Zeit  für  die  meisten  Erkältungskrankheiten  °.  Unerwartete,  nicht 
vorauszusehende  Temperatursprünge  sind  am  gefahrlichsten.    Gefürchtet  ist  auch  feuchte  Kälte. 

Erkältungen  hängen  offenbar  mit  dem  üebergang  der  physikalischen  zur  chemischen 
W.irmcregulation  zusammen.  Sie  entstehen  bei  Körperruhe,  welcher  eine  .starke  Wärme- 
production  vorausgegangen  ist.  al.so  nach  körperlicher  Arbeit,  besonders  nach  Schweisssecretion, 
ferner  nach  der  gesteigerten  Wärmeproduction  durch  ein  reichliches  Mahl  und  durch  Alkohol- 
missbrauch.  Der  Körper  geräth  aus  dem  Zustande  der  Ueberwärniung  in  den  Zustand  ab- 
normer Wärmeentziehung. 

Die  verschiedenen  Möglichkeiten  der  Erkältung  durch  Wasser,  Contact  mit  kaltem  Boden, 
kalter  oder  lebhaft  bewegter  Luft  haben  das  gemeinsam.  da.ss  es  sich  immer  um  eine 
innerhalb  eines  kleinen  Zeitintcrvalles  nur  unbedeutende  Wärmeentziehung  handelt,  die 
aber  mit  der  Länge  der  Zeit  eine  recht  wirk.tnme  werden  kann.  Besonders  gefürchtet  ist 
die  Zugluft:  Luftströmungen  von  unter  0..'>  m  (iesehwindigkeit  pro  1  Secunde  fühlt  man  bei 
trockener  Haut  nicht  und  doch  entziehen  solche  reichliche  Wärme.  Diesen  sehwachen  Reizen 
K«;gcnüber  versagen  bisweilen  die  wärmeregulatorischen  Einrichtungen  unseres  Organismus  ihre 
Vanction. 

Als  Mittel  zur  Vorbeugung  von  Erkältungen  wird  Abhärtung  der  Haut  durch  kaltes 
Wasser  empfohlen;  gewiss  kann  dadurch  Nutzen  gcsehnffcn  werden,  den  man  aber  vielfach 
überschätzt.  Bei  vielen  Personen  kommt  trotz  der  sogenannten  Abhärtung  durch  Waseliuiigen 
eine  Widerstandskraft  gegen  Erkältung  nicht  zu  Stande.  Die  Ursache  liegt  wohl  daran,  dass 
die  eine  Erkältung  bedingende  Wärmeentziehung  einen  bestimmten  Verlauf  nehmen  muss.  den 
man  durch  das  Waschen  oder  ähnliches  nicht  nachmachen  kann.  Möglicherweise  stellt  die 
Zuglufterkältung  einen  besonderen  eigeniirtigen  Reiz  dar,  für  welchen  die  Haut  durch  kalti; 
Waschungen  überhaupt  keinen  Schutz  erlangt.  Am  Sichersten  kann  man  die  Haut  an  diese 
Art  der  Kälteeinwirkung  nur  gewöhnen,  wenn  man  dafür  Sorge  trägt,  dass  die  Umspülung 
der  Haut  durch  schwach  bewegte  Luft  nie  ausgeschlossen  wird.  Letzteres  lässi  sich  durch 
eine  für  Luft  gut  durchgängige  Kleidung*  erzielen.  „.-uvl-i, 

Erkaeltnngsknmkheiten.  Die  Thutsache.  dass  nicht  selten  nach  localen  oder  allgemeinen  Abküh- 
lungen des  Körpers  mehr  oder  weniger  unmittelbar  (iesundheits.störiingcn  zur  Beobachtung 
kommen,  hat  zur  Aufstellung  des  Begriffes  der  Erkältung'  (Verkühlung)  geführt.  Die  Er- 
fahrung hat  weiter  ergeben,  dass  niedrige  l.'mgebungstemperaturen  an  sieh  weniger  zu  Erkäl- 
tungskrankheiten disponiren,  als  starke  Schwankungi;n  der  Teniiieratur  der  Atmosphaere,  wobei 
man  schliesslich  dahin  gelangt  ist.  ganz  entgeg'^n  dem  Wortsinn,  von  Erkältung  auch  dann 
itulsprechen,  wenn  krankhafte  Erscheinungen  beim  Üebergang  von  Kälte  in  Wärme  eintreten. 
Da  von  den  klimatischen  Faetoreu  kaum  einer  einem  so  häutigen  AVechsel  unterworfen  ist, 
wie  die  Temperatur,  so  ist  es  erklärlich,  dass,  als  man  einmal  auf  den  Zusammenhang  zwischen 
Tcmperaturwechsel  und  gesundheitlichem  Verhalten  aufmerksam  geworden  war.  man  dazu  kam, 
eine  sehr  grosse  Zahl  von  Erkrankungen,  deren  Entstehung  sonst  uuerkliirlieh  war,  durch 
dieses  Moment?zu  erklären.  Die  aetiolcigisehe  Bedeutn»;;  der  Erkältung  nahm  infolgedessen 
einen  beträchtlichen  Umfang  an.  .Sie  erstreckte  sieh  auf  so  differente  Krankheiten,  dass  es 
nicht  Wunder  nehmen  kann,  dass  man,  als  Reaction  gegen  den  doch  immerhin  vagen  Begriff, 
SU  der  Zeit,  wo  man  unmittelbare  Krankheitsursachen  in  Form  von  Bakterien  entdeckte, 
Erkältung  als\Krankheitsursacbc  nicht  mehr  anerkennen  wollte.  Doch  ist  dieser  Stand- 
punkt mit  Rücksicht  auf  vielfältige,  geläuterte,  klinische  Erfahrung  und  aufgrund  der  neuereu 
baktcriologLschen  und  experimentellen  Befunde  sicher  nicht  richtig,  und  Erkältung  fi'u-  eine 
Beihe  von  Erkrankungen  zum  mindesten  die  praedisponirende.  für  manche  vielleiehl  die  directe 
Umche.    Zunächst  hat  sich  geseigt,   dass  das  Vorhandensein  pathogener  Mikroorganismen  im 


[ErkHPitiingskranklinIpn 


—     212     - 


Erkaeltun^krankhrH 


Körper  noch  nichl  geiiüjft.    die  von  iliupn  bedingrt'-  specilisclii^  Krankheit   7.11   er  • 

im  gesunden  Körper    das  Vorhandensein    von  Pneumokokken,    Diphthcriebarill- 
eill«n  u.  a.  wiederholt  constalirt  wordeu,    und    nicht  etwa  todtcr    oder   unvini! 
solcher,    die,    verimpft,    die    typische  Krankheit  erzeugten.     Weiter  i.<it   aber  v^' 
wiesen,  dass  starke  Wärmeabgabe  die  Widerstandskraft  des  Körpers  herabsetzt.    .-"  u;-     .^r 
in  Versuchen  von  Sapal.ski.    Murri,    Naiiiiyn.  Rovighi  u.  t\.  abgekühlte    iolicirlc  Te^ 
stct-s  schneller  der  Infection  als  vor  Wiirmeabgabe  geschützte.    In  welcher  Weise  dio  Aht-Ulu, 
hier  schädigend  wirkt  ist  nicht  sicher  zu  sagen,    möglich,    dass    die  von    Pflüger  uri'i  ^rt-- 

Schule  festgestellte  Einschränkung    der  Verbrennungsprocesse    mit    sinkender  T- .-     • 

Thicres  eine  Rolle  spielt.  Wa.';  sonst  über  die  Wirkung  der  Kälte  auf  den  I 
Vannt  ist,  kann  theilwcise  die  klinische  Erfahrung  erklären.  .An  erster  Stelle  v 
llnssung  der  GefiLssmusculatur  zu  nennen,      .'^ie  macht  sich  am  Orte    der  K;iltf 

und  an  davon  pntferiit.en  Korperst-ellcn  geltend.     Letzteres  geschieht  auf  rcflokl>.. .  . 

crslercs  durch  directe  Wirkung  auf  die  defässmusctilaliir  oder  gleichfalls  rcflectoriscb  tob  4» 
erregten  Hautnerven  aus.     Die  Kälte  bewirkt  eine  i'oiitraetion  der  fiefdsse,   bescmd'r-.  i.ri» 
filsse  der  Haut  mit  ihren  Folgen  auf  den  Bhitdrui-k°.  auf  die  llerzthiitijjkcit,   m. 
thcilung.     Das  ans  den  Blutgefässen  der  Haut  verdräagle  Blut  strömt  in   anderr 
die    dadurch    übirfüUt    werden.      Sichergestellt  ist   ein  gewisser  Antagonismus 
Hautgerässsystem  und  dem  der  inneren  Organe,  speoiell  den  (lefässen  des  Baiieliri 
Schiiaelhöhle.     Entleert  sich  ersteres.    so  füllt    sich  letzteres.      Die   Ueberfüllung    du  ' 
der  Schadelliöble  kann,    zumal    bei  degcnerirtcu  GcfässeD,    leicht   zu  Zerreissungrn   'i    ■ 
und  den  damit  zusammeuhäugenden  Erkrankungen  führen,    die  der  Bauchuingewcido.    ii"  • 
der  .Sehleimhaut  des  Magcndamicanals,  zu  Transsudationen  in  dasDarinrohr  und  dlirriri--^ 
Entleerungen,  wie  Lassar  experimentell  gezeigt  hat.    Rossbach  wies  naeb.  das»  n.v-  ' 
l'mscbliigen  auf  den  Bauch  reflectorisch  zuerst  eine  Verengerung  der  Gefä^ise  der  S-l 
der  oberen  Luftwege,  nachher  eine  Erweiterung  dersi'lbcn  mit  Hyperaemie  und   l^ 
Erkrankungen    der  Theile  auftreten  kann.     Wichtig    ist    weiterhin,    dass  Abkül> 
zeliier  Theile   der  Körptroherfläclie    reflectorisch    die  GeOisse  anderer  Theile   bc' 
nur  die  symmetrischen  der  anderen  Körperseite,  sondern  auch  die  entfernten   (ii 
ja  die  der  gesammten  Körpcroberfläche.      So  wird  es  verständlich,    dass,   -wenn  auch  1 
kleine  KörperstcUe  der  .Abkühlung,    z.  B.  durch  Zugluft  ausgesetzt  wird,  doch  die  ?•  : 
den  Blutkreislauf  und  die  Wärmeoekonomie  erheblich  sein  können.    Endlich  kann  Abkühliui  .- 
wisser  Theile   der  Körperobcrlläche    auch    zu    refleetorischer  Verengerung  resp.   Ver^chho^i'. 
innerer  Gcfas.sc  führen.      .So  gelingt  es  oft  mit  der  Sicherheit  eines  Experimentes,    duti  ■   r 
tauchen  der  Vorderarme  in  kaltes  Wasser  Lungenblulungen,  durch  kalte  Sitzbäder  N 
tungen  zum  sofortigen  StiUst.ind  zu  bringen:    R.ilteapplication  auf  die  Fiisse  oder  Fii>--  .  ; 
führt    n.ich  Winternitz    zu  Verengerung  des  Gerasse    des  Kopfes    und    /,ur  Beseitigunc  i' 
Symptome  von  Blutandrang  zum  Schädel.     Bemerkenswerth  ist  der  Eflfect  der  Ahkül '  . 
die  Blulkorperchen  gewisser  Personen.    Bei  der  als  paroxysmalen  Haemoglobinurie  *  be/' 
Krankheit  wird  nach  jeder  erhebUehtn  .Abkühlung  haemoglobinhalliger  Harn   ausgescbi' 
ist  dies  die  Folge  des  Unterganges  zahlreicher  rulhur  Blutzöllen    mit  Uebertritt  des  \J 
Stoffes  ins  Plasma.      Bei  mit    dieser  .Vtfection  behafteten  Individuen   konnte  Ehrlicl; 
mcntell  die  Wirkung  der  Kälte  auf   d»in  Zerfall  der  Er}-thri5cyten  dcmonstrircn  :    Um- 
eines  Fingers    mit    einer  elastischen  Ligatur,    Eititnuchen  desselben    in  kaltes  W'ass'-r 
einem  aus  dem  Finger  entnommenen  Blutstropfen    die  Degeneration  der  rothen   Blut/ 
kennen.     M.an    lindct   in   Poikilocyten    mehr  fider   minder  entfärbte  Stromata.      F.r.. 
ist  auch  ein  Zusamm-'nhang  zwischen  .-VbküliUing  und  Contractionen  glatter  Mus«   . 
gestellt.     Kälteeinwirkung  auf  die  Lendenwirbclsäulc  und   die  innere  Oberscheuk'  ;:.  . 
rcncetorisch  Uteruscontr.actionen    herbei.     Dieser  Uehergang    von  Hautreizen    auf    da'.  '■'    ■ 
System  ist  wohl  in  pjirallek'  zu  stellen    mit    den  in  Form  von  Zittern    zu  beobachten':      i 
wcgungen  der  quergeslTciftcn  Muskeln,  die  nach  plötzlichen  Abkühlungen  einsetzen. 

Aus  den  angeführten  Beispielen  geht  hervor,    dass  man    eine    Reihe    von     pathi  1".;  ■  i' 
Vorgängen,  die  man  als  Folgen  der  Erkiiltung  betrachtet,  experimentell  in   der  That  al^  •  ■ 
urwei-sen  kann.      Wenn  dies  bis  jetzt  nicht  bei   einer  grösseren  Zahl  der  Fall   Ist.    so  mu  -• 
au  den  noch  lückenhaften  experimentelleD  Festslellungen  liegen. 

Was  die  AfTcctionen  anlangt,  die  man  auf  Grund  klinischer  Beobachtung  von  Erkälturr' 
abhängig  sein   lässt,  so  wären  solche  zu  nennen,  bei  denen  die  Abkühlung  nur  die  Di-; 
tut  Erkr.aukung   schafft,    und    solche,    bei  denen  sie,    wenigstens  auf  tirund  unseres  1 
Wissens,  direct  schädlich  wirken  knnu.    In  letzterem  Sinne  müssen  vorläulig  die,  Erk.. 
folgenden,  sogenannten  rheumatischen  Facialislähmungeu  *  aufgefasst  werden,   die  Mu>i 
matismen*,  die  sich  aul  Durchnässungen,  auf  Schlafen  im  Freien,  nach  Einwirkung  von 
einstellen,    ferner    manche  Fälle    von  Trigeminusneuralgie*  und  Ischias*,    eine  Reibe  ' 
riosfitidcn*.     Auch  scheint  es  sicher  zu  sein,   dass  k,itarrh,-ilische  Erkrankungen    der  ^ 
häute  durch  Erkältung  direct  hervorgerufen  werden  können,   so   acute  Endometritis,  l  ■ 
wenn    die  Erkältung    unmittelbar    vor.    während   oder   nach  den  Menses  staltfindtil,    v. 
nicht  selten  zu  Suppressio  mensium  kommt.     Unter   gleichen  Umständen    sieht    man  ;    ■ 
auch  pcritonitiscbe  Erscheinungen  auftreten.   Ungleich  häufiger  begegnet  man  jedoch  K«ur7>- 


irkaeltuiif^skraiikhpitpn 


—     21.1     — 


Erirnfarbstoffj 


ilcr  ."rchlfimhiiiito  des  Kcspiratioiiaai)p:ir.il(.'a  ii.icli  Krk;iUuiigcii:  Kntarrlir-ii  der  Niisc,  dos  La- 
rj-nx,  der  Bronohien,  für  deren  EiiUtclieii  vit'llcicbt  der  oben  erwiihiito  Ro.sü  h.icb''8che  Ver- 
such eine  Erkijiruug  giebl.  Hierher  gebort  auch  das  Auftreten  von  Asthma*  broiiehialu  nach 
Erkältungen.  Nicht  selten  sind  weiterhin  Magen-  und  zumal  Darmkatarrhe,  welche  letzteren 
ihr  Analogon  in  den  gleichfalls  genannten  Lassar'schen  Untersuchungen  finden  dürften.  Be- 
kanntlich können  Magcndarinkatarrln;  nach  einem  sehr  kalten  Trunk  auftreten.  Ob  auch  diese, 
wie  es  vielfach  geschieht,  auf  Erkältung  bezogen  werden  dürfen  und  nicht  auch  auf  im  (ic- 
triinke  enthaltene  toxische  Substanzen,  muss  fraglich  erscheinen.  Dagegen  darf  als  erwiesen 
gelten,  dass  starke  Erkältungen,  besonders  in  Folge  intensiver  längerer  Durchnässung,  acute 
Nephritis  im  Gefolge  haben  können. 

Vielfach  sind  Fälle  von  acutem  Glaukom,  zuweilen  von  Homhautcrkrankungen  (Hornhaut- 
abscess,  v.  Arlt)  auf  Erkiiltungcn  zurückgeführt  worden;  dass  Conjunctivitiden  dadurch  ent- 
stehen, dürfte  unzweifelhaft  sein.  Ebenso  sprechen  klinische  Erfahrungen,  abgesehen  von 
den  experimentellen  Beweisen  Ebriich's,  sicher  dafür,  dass  die  paroxysmale  Hacmoglobinurie 
plötzlicher  Abkühlung  ihre  Entstehung  vordankt.  Schon  das  Verlassen  des  Zimmers  im  Winter 
hat  sie  oft  unmittelbar  im  Gefolge.  Nicht  selten  tritt  dem  Arzte  ein  Krankheitsbild  entgegen, 
bei  dem  es  sich,  ohne  dass  eine  LocalafFcction  festzustellen  ist,  lediglich  um  das  Auftreten 
fieberhafter  Symptome  handelt,  die  in  geringem,  aber  auch  in  erheblicherem  Maasse  ausge- 
prägt sind,  jedoch  stets  schnell  vorübergehen.  Das  als  Ephemera*  zusammengefasste  Krank- 
beitsbild  wird  gleichfalls  auf  Erkältung  zurückgeführt  und  ist  von  Seitz  direct  als  Erkältungs- 
fieber  bezeichnet  worden.  Eine  gewisse  Berechtigung  hierzu  kann  man  aus  den  Thierver- 
sucben  Lassar's  entnehmen,  der  einer  künstlichen  Abkühlung  mit  Sinken  der  Körpertempe- 
ratur ein  Wiederansteigen  der  letzteren  über  die  Norm  hinaus  folgen  sah. 

Als  praedisponirendcs  Moment  anzusehen  ist  die  Erkältung  .sodann  für  den  Ausbruch 
mancher  Infectionskrankheiten,  zunächst  für  die  fibrinöse  Pneumonie,  dann  für  den  acuten 
Gelenkrheumatismus',  endlich  für  den  Ausbruch  einer  oft  acut  verlaul'en'Jen  I'hthisis  pulmo- 
num. Wenn  endlich  eine  Anzahl  von  functioncllen  und  organischen  Erkrankungen  des  Cen- 
tralnervcnsystems  auf  Verkühlung  bezogen  wird,  so  ist  wissenschaftlich  der  Modus  des  Zu- 
sammenbanges noch  nicht  klar  zu  erkennen.  Zu  nennen  wären  hier  Fälle  von:  Sclerosis 
multiplex,  Tetanie,  .Mhetosi»,  Tabes  dorsalis,  Paralysis  agitans,  multiple  Neuritis. 

Die  Aufgabe,  die  die  praktische  Medicin  gegenüber  den  aus  Erkältungen  entstehenden 
Gefahren  hat,  besteht  einerseits  in  prophylaktischen  Massnahmen,  durch  die  die  Emprdnglich- 
kcit  des  Körpers  gegenüber  Erkältungen  vormindert  wird,  andererseits  darin,  die  schädlichen 
Folgen  einer  eingetretenen  Erkältung  möglichst  zu  beschränken.  Was  den  ersten  Punkt  an- 
langt, so  ist  zunächst  alles  zu  empfehlen,  was  die  Widerstandskraft  des  Körpers  im  Allge- 
meinen erhöht;  so  köi-pcrlicbe  Uebungcn,  wie  Turnen,  Reiten,  ausgiebige  Bewegung  in  freier  Luft, 
Radfahren.  Besonders  werthvoll  ist  jedoch  eine  planmässige  Abhärtung  gegenüber  Witterungs- 
einfiüssen,  d.  h.  eine  Gewöhnung  der  Flaut  an  Kälteeinwirkung,  die  am  besten  von  Jugend  auf 
bt  wird.  Sie  besteht  in  kalten  Waschungen,  Douchen,  Bädern,  Hautmassnge.  Auch  häufige 
ampfbäder  wirken  in  diesem  Sinne,  Nicht  zu  vernaehlässigen  ist  die  Rücksicht  aul  zwcck- 
m.ässige  Kleidung,  die  den  Wärmebedürfnissen  des  Organismus  genügen,  dabei  zugleich  aber 
die  nothwendige  Luftcirculation  am  Körper  gestatten  muss.  Machen  sich  jedoch  die  Symptome 
eingetretener  Erkältung  als  allgemeines  Unbehagen,  Frösteln,  katarrhalische  Erscheinungen 
bemerkbar,  so  handelt  es  sich  darum,  gegen  diese  einzusehreiten.  Wie  die  Erfahrung  gelehrt 
hat,  gelingt  es  nicht  nur,  sie  zu  mildern,  sondern  unter  Umständen  sie  zu  coupiren,  und  zwar 
vorzugsweise  durch  ein  diaphoretisches*  Verfahren,  sei  es  durch  Bettwärrae  mit  Genuss  hcisser 
Getränke,  Linion.iden.  Thee's,  sei  es  durch  heisse  Bäder,  Dampfbäder,  römische  Bäder. 

(st  es  zur  .\usbildung  einer  Localaffection  gekommen  oder  hat  es  sich  von  vornherein  um 
eine  solche  gehandelt,  so  sind  die  der  Natur  derselben  entsprechenden  Massnahmen  zu  trefTen. 
Die  Vielgestaltigkeit  der  durch  Erkältungen  bedingten  Erkrankungen  lässt  es  nicht  zu,  die 
Therapie  von  einem  einheitlichen  Gesichtspunkte  aus  zu  betrachten.  Festzuhalten  ist,  dass 
eine  Anz.ibt  von  krankhaften  Processen,  sobald  sie  durch  Erkältung  entstanden  sind,  zunächst 
eine  diesen  aeliologisehen  Factor  speciell  berücksichtigende  Therapie  erfordern,  .so  functionclle 
Erkrankungen,  wie  Gesichtslähmungen,  Ischias,  ferner  Muskelrbeumatismen.  Katarrhe  der 
Scbleimhäutc.  Die  Therapie  fällt  hier  mit  der  Allgemeintherapic  der  Erkältung  selbst  zu- 
sammen. Dazu  kommen  d.-inn  eventuell  localtberapeutiscbe  Maassnahmen,  wie  bei  den 
Kat.arrhen  der  oberen  Luftwege,  ebenso  specielle  therapeutische  und  diactetLsehc  Maa,ss- 
nahmen  bei  den  Erkrankungen  des  Darmes;  unter  Umständen  auch  operatives  Eingreifen,  wie 
beim  Glaukom.  Uebcrhaupt  muss,  wenn  in  Folge  von  Erkältung  ein  localer  Process  zu  voller 
Ausbildung  gelaugt  ist,  da>  therapeutische  Eingreifen  gegen  diesen  mit  den  geeigneten  Mitteln 
gerichtet  werden,  ebenso  wie  wenn  er  idiopathisch  oder  aus  anderer  Ursache  entstanden  wäre. 

LOBWV. 

ErlAlly  i>Ji>r  Egor,    HutiptiUiJt  dnk  angkriüelien  rotnitfttc»  Uotm,    180  m  hoch,    bosilzt  30,7    hU  32,4"  G.  w&nnc    in* 
tlllTerfnl«*  Q(i'*1li'n.  wclrbp  schon  xor  Zeit  dor  Tllrkonhomohart  m  Spicü^lhiidorn  1»«nutxt  wunleu. 

W. 

ErleDfaHüttoir)    <'2;ll^<iu.    in  'Inm  IIoI>    von  Alnu»  glutlnof»  Oaortn,  »ath»lt"n,    ist    hanartli;,   hrann,    iti    rvtbi 
HLfulipr  x^rrrOilir.h,    ti*iehi  tOMlIrth  in  wnlUnntem  Wf*ingf*ial.   Nebwvrer  in  wttiuerfrviHtn    nml    in  WM«t«r.    unInkUeU 


N 


[Erleiifarbstofl' 


—     214 


Um 


Arthor,   Uontol.   Sclmori-lkultIonitU>ir.      Er    iiiolit   uift  ^vljwomi»tiül*AUi*n  VorbmiluiigKii  von  r*m<«Ubl*T 
ssUiing.    DoreU  llydrulyen  tpi/IUIt  or  in  Zuekor  und  Erlenrolh  (C^g„OT  -(-  UgO). 

Emaebrnng,  kÜDsdichc.    Es  knnn  hier  nur  von  der  sogenannten  kü  nsti  icbcn  Erni 
(Jcr  Säuglinge  und  den  bei  Erwachsenen    la    verabfolgenden  Nährk  I ystiorco, 
den  Nührpracp.irateu*  die  Rede  sein. 

Jede  künstliche,  d.  Ii.  nicht  au  der  Mutterbrust  stattfindende  Eroäbrung  d«s  S 
soll  die  zum  jNufbau  des  kindlichen  Kiirpers  nothweudigcn  Nrihrstoffe  möglichst  in  »!< 
Vcrhültoiss  wie  iu  der  Muttermilch  und  von  möglichst  gleicher  Beschaffenheit,  d.  h.  0 
Verdaulichkeit,  Temperatur,  Reinheit  und  gutem  <!eschmack,  enthalten.  Denn  da  die 
milch  die  natürliche  und  bestbekömmliche  Nahrung  des  Säuglings  ist,  so  kann  ir.i 
Ernährung  desselben  nur  das  eine  Ziel  haben,  der  Muttermilch  sn  viel  wie 
kommen.  Wie  aus  der  folgenden  Zusammenstellung  hervorgeht,  unter.scheiiiei 
milch  in  folgenden  Punkten  von  der  Kuhmilch:  1.  durch  einen  bübcren  (tehalt  ah 
2.  durch  einen  viel  geringeren  Gehalt  an  Eiweiss  (mit  relativ  mehr  Albumin  .■»!* 
ii.  durch  einen  geringeren  (lehalt  an  organischen  Salzen,  insbesondere  vcniger  Kalk, 
Pho.spliate.     Nach  Leon  und  König  lindel  sich: 


in   100  Theilen 

FraiR>niuik'h 

Kuhmilch 

Ziegenmilch 

Wasser 

Slt.ß 

87,7 

87,3 

Casein 

1.4 

3,0 

3,0 

Albumin 

(l.ti 

0,4 

0,5 

Fett 

3.1 

3,7 

3,9 

Zucker 

."i, 11- 7,(1 

4,5 

4,4 

Asche 

o,:{ 

0,7 

0,8 

.Sliuglinge 

Säuglinge 

38,7  pCt. 

99.5  pCt. 

93,5     , 

97.5     , 

6R,3    , 

90,0     , 

100,0    , 

10(1,0     , 

92,0     , 

«7,0     „ 

Femer  bildet  das  KuhcascVn  bei  der  Gerinnung  durch  Labferment  derbere  Co 
rcnd  d.\s  FrauencaseVn  feinllockiij  ausRIlt.    Endlich    hat   die  Frauenniilch  kleinere 
eben  und  einen  niederen  .Schmrlz-puiikt  des  Fettes.    Auch  der  Ausnutzungswerth  beid 
arten  ist  ein  sehr  verschiedener.     Kr  gestaltet  sich  nach  Uffelmann  «ic   folgt: 

Kuhmilch  Frttiionmilrh 

Erwachsene 

Eiweiss 98.«  pCt. 

Fett 94,.^     „ 

Salaie 50.4    „ 

Zucker 100.0     , 

Gcsamrattrockensubslanz     91,U     „ 

Es  steht  also  die  BeschafTenheit  der  Kuhmilch  hinter  jener  der  Frauenmilch 
zurück  und  die  Aufgabe  der  Herstellung  einer  /.um  Ersatz  der  Frauenmilch  geeigne 
milch  wird  demnach  zunächst  die  .sein,  dii^  letztere  durch  entsprechende  Verd 
einerseits  und  Zusatz  von  Zucker  und  Fett  andererseits  der  Frauenmilch 
zu  nähern.  Hierzu  kommt  des  Weiteren  der  Umstand,  d.iss  sich  die  Krauenmilch 
Geburt  ab,  d.  h.  von  dem  Beginn  der  Lactationsperiodc  ab,  in  ihrer  Zus.-in\meusetxu 
—  sie  ist  bekanntlich  zu  Anfang  erhcblieh  fettreicher  —  und  dass  sie  bei  einjgvi 
reinlichen  Frauen  mikrobenfrci  oder  so  gut  wie  mikrobenfrei  iu  den  Vcrdaunngsl 
Säuglings  gelangt.  Die  Colostrummilch  der  Kühe  zeigt  aber  mehr  Eiweiss  und  Salze, 
Milch  späterer  Perioden,  während  Feit  und  Zuckcrmenge  nur  wenig  geändert  sind, 
milch  hat  überdies  erhebliche  Schwankungen  in  der  Zusammensetzung,  je  nach  der  Fi 
(Trockenfutter,  .Schlempe,  (iriinfutter).  dem  Alter,  der  Race,  der  .lahrcszeit  und  sie  ist 
bei  der  gewöhnlichen  Art  des  .Melkens,  des  Aufbcwalirens,  and  gelegentlich  auch 
dünnung  mit  W.isser,  Trägerin  zahlreicher  gährungserregender.  unter  Umständen  sei 
fectiöser  Mikroorganismen.  Es  tnuss  also  .-luch  auf  den  Ausgleich  bozw.  die  EntfcmuD] 
DifTercnzen  und  Schädlichkeiten  Rücksicht  genommen  werden 

Was  den  letzteren  Punkt  betrilTt,  so  geschieht  dies  durch  die  Sterilisation  di 
zu  welchem  Zweck  eine  erhebliche  Anzahl  von  Verfahren  angegeben  ist.  die  .ille  d: 
ruhen,  etwaige  fermcntirende  oder  pathogrMi  wirkemle  Keime  durch  die  Siedhitze  odi 
temperirtc  Dampfspannungen  abzulödlen.  Der  jetzt  bekanntoste  und  am  meisten  geh 
Apparat,  weil  zuverlässig  wirkend  und  leicht  zu  liandliaben,  ist  der  Apparat  von  So; 
in  dem  die  Milch  im  Danipfslrom  bei  ca.  102"  C.  a\ifgekocht  wird.  Die  nähere  Bcseh) 
desselben  ist  hier  nicht  am  Phitzc  und  auch  übcrilüssig,  weil  derselbe  überall  leicht 
lieh  und  einzusehen  ist.  Wohl  aber  iniiss  bemerkt  werden,  dass  zwar  alle  patbngeJOi 
tcrien,  soweit  wir  wissen,  ilurch  die  Tempemtnren  von  ca.  102"  C,  die  im  Snthhite 
werden,  zerstört  werden,  aber  nicht  alle  anderen,  besonders  nicht  gewisse  peptout 
Mikroorganismen  und  ihre  Sporen  zu  Grunde  gehen.     Dieselben  spalten  vielRiehr   dos 


[Briuehrang  —    215    —  Ernaehrang] 

der  Milch,  wenn  dieselbe  nicht  n.ich  dem  Stcrilisircn  bei  niederer  Temperatur  (10—12"  G.) 
gehalten  wird,  und  geben  ihr  einen  unangenehm  bittereu  Cieschmiick,  der  übrigens  zum  Theil 
auch  schon  während  des  Sterilisirens  entsteht  und  manchen  Kindern  absolut  zuwider  ist.  Man 
moss  dann  zu  anderen  Verfahren  der  Keimtüdtung  greifen,  die  meist  auf  einfaches  längeres 
Kochen  der  Milch  im  offenen  Topf  hinauslaufen,  wobei  es  dann  versehiedenc  Mittel  resp.  Vor- 
richtungen giebt,  um  die  Milch  ror  dem  Anbrennen  zu  schützen.  Die  stcrilisirte  Milch  ist  gut 
▼erschlossen  —  bei  Soxhlet's  Verfahren  geschieht  dies  durch  einen  selbständig  wirijenden 
Verschluss  —  in  kühlen  Räumen  aufzubewahren  und,  wenn  die  Gcfässc  einmal  geöffnet  sind, 
entweder  sofort  zu  verbrauchen  oder  der  Hest  ist  möglichst  vor  Verunreinigung  und  Zutritt 
schlechter  Luft  zu  schützen. 

um  die  Kuhmilch  resp.  Ziegen-,  Stuten-  oder  Eselsmilch  der  Frauenmilch  in  Bezug  auf 
ihren  fiiweLss-  und  Salzgehalt  gleich  zu  machen,  muss  man  sie  im  Vcrhältniss  von  2  : 8,5 
entsprechend  verdünnen.  Da  man  dadurch  gleichzeitig  den  Zucker-  und  Fettgehalt  der  Kub- 
milch unter  den  der  Frauenmilch  herabsetzt,  muss  dieser  Fehlbetrag  durch  Zusatz  von  Fett 
und  Zucker  ergänzt  werden.  Je  nach  dem  Lebensalter  des  Kindes  muss  die  Verdünnung 
eine  andere  sein,  entsprechend  der  Veränderung,  welche  die  Muttermilch  von  der  (leburt  .ib 
stetig  erleidet   Uffelmann  empfahl  folgende  Scala  der  Verdünnung: 

am  1.  und  2.  Lebenstage  1  Theil  Milch  auf  3  Theile  Wasser 


vom  8.  bis  30.          „ 

1       - 

r      2 

im  2.  Lebensmonat 

1      , 

,      1 

im  3.-6.  Lebensmonat 

1      , 

,  v* 

im  7.-9. 

1      ,        . 

.     V2 

vom  10.  Monat  ab 

Vollmilch. 

Wenn  irgend  möglich  muss  die  Verdünnung  durch  abgekochtes  Wasser  erfolgen.  Als 
Zuckerzusatz  wird  am  besten  den  physiologischen  Verhältnissen  entsprechend  Milchzucker  ge- 
nommen, und  zwar  würden  den  oben  angegebenen  Werthcn  gemäss  auf  1  Liter  unverdünnter 
Kuhmilch  etwa  12  g  =  3  Theclöffel  zu  geben  sein,  wonach  sich  der  Zusatz  bei  Verdünnung 
der  Milch  leicht  berechnen  lässt  Also  z.  6.  bei  250  Milch  auf  250  Wasser  ^=  6.0  (genau 
6,8)  Zucker  oder  IV2  Theelöffel,  bei  250  Milch  auf  125  Wasser  =  3,0  oder  'U  Theelöffel  etc. 
Für  die  Pra.Tis  reicht  es  aus,  auf  je  100  ccm  Wasser  5  g  =  1  gehäuften  Theelöffel  Zucker  zu 
geben.  Hierbei  ist  aber  auf  die  Fettverarmung  der  Kubmilch  keine  Rücksicht  genommen.  Ks 
Iäs.st  sich  überdies  leicht  zeigen,  dass  auch  bei  der  üblichen  Wa.sserverdUnnung  und  Zusatz 
von  Zucker  bis  etwa  5  pCt.  das  Kind  eine  ungenügende  Menge  von  Nahrungsstoff  erhält, 
irenn  man  die  Gesammtflüssigkeitsmenge  der  künstliehen  Nahrung  nicht  über  Gebühr  hinaus 
steigern  will.  Diesem  Uebelstande  sucht  Biedert  durch  sein  Kahmgemenge  abzuhelfen. 
Dasselbe  geht  von  einer  Grundmischung  aus,  die  1  pCt.  CaseTn,  2  pCt.  P'ett  und  4  pCt. 
Zucker  enthält  und  durch  Zusatz  von  Rahm  zu  einem  entsprechenden  Gemenge  von  Wasser 
und  Milchzucker  hergestellt  wird.  Durch  Zusatz  von  Milch  wird  der  Gehalt  dieses  Gemisches 
allmählich  gesteigert  und  der  Kuhmilch  genähert.  Auf  diese  W'eise  ergiebt  sich: 
im  1.-2.  Monat  =  125  Rahm,  375  Wasser,  15  Milchzucker 
„    2.-3.       ,       =125      .       375        ,        15  ,  75  Milch 

„   3.-4.       ,      =125      ,       375        „       15  .         125      . 

„   4.-5.       ,       =  125      ,       375        ^        15  ,  200      , 

„    5.— G.       ,       =  125      ,375        „        15  ,  375      , 

6.       „       =    —       ,       250        ^        10  ,  500      „ 

Wo  es  an  frischem  Kahm  fehlt,  kann  das  von  Pizzala  auf  Biedert's  Veranlassung; 
hergestellte  „künstliche  Kahmgemenge*  benutzt  werden.  Uebrigens  darf  nicht  ungesagt  bleiben. 
dass  Biedert  sein  Rahmgemenge  vornehmlich  für  solche  Säuglinge  angegeben  hat.  die  in 
gewöhnlicher  Weise  mit  Wasser  verdünnte  Kuhmilch  nicht  vertragen.  Indessen  erscheint  das- 
selbe aus  dem  angeführten  Grunde  überhaupt  rationell.  So  vertreibt  ein  Berliner  Milch- 
Institut  folgende  stcrilisirte  Gemenge  in  Flaschen  zu  100  resp.  1.50  und  200  ccm  Inhalt: 
I.  für  Säuglinge  bis  zur  3.  Woche  200  Kuhmilch,  584  Wasser,  10  Kahm 

.       206 
450 
,       .550 
700 
,       800  , 

vobei  dann  noch  jeder  Flasche  das  entsprechende  Quantum  Milchzucker  zuzusetztni  ist. 

Escherich  ging  von  einem  anderen  Princip  aus.  Er  berechnete  den  Uohalt  an  Nähr- 
stoffen, die  in  der  täglich  vom  Säugling  getrunkenen  Menge  Muttermilch  enthalten  .sind.  Diese 
Mengen  sind  durch  die  Bestimmungen  von  Pfeiffer,  Camerer  u.  .A.  bekannt.  Es  wird 
nun  soviel  Kuhmilch  gegeben,  dass  die  gleiche  Menge  Nährstoffe  in  ihr  enthalten  ist,  und  bis 
sa  der  bekannten  Quantität  mit  Wasser  aufgefüllt  Z.  B.  ein  4  Wochen  altes  Brustkind 
trinkt  in  7  Mahlzeiten  per  Tag  550  ccm  Muttermilch,  entsprechend  350  ccm  Kuhmilch,  die 
dann  auf  550  verdünnt  werden,  d.  h.  200  ccm  Wassi.Tzus;itz  bekomnii-n  niuss.  Danach  soll 
mit  150  Kuhmilch  -f  250  Wa.sser  beginnen,  im  •>.  M.iiiat  4(m:i  M    f    400  W..  im  4.  Munat 


IL 

II 

.      .    5. 

III. 

» 

,    V.  d.  5.-12. 

IV. 

n 

,     ,    ,  12.-20. 

V. 

V 

,     ,    ,20.-30. 

VL 

ji 

,     ,    ,30.-40. 

520 

n 

24 

716 

34 

604 

•* 

46 

450 

•1 

50 

350 

m 

50 

[Kriiaehruiig 


—     216     - 


Erna» 


«00  M.  -f-  400  W..  im  8.  Moiial  1000  unvurdünntu  MiU-h  geben.  Abgcsclicb  ..'.n,  v  '^ 
obige  Angabe  iiiclit  stimmt,    iudem    in  Ö50  com   Frauenmilch  praeter  propter  '.'■'  ■ 

in  350  ccm  Kuhmilcl)  aber   nur  234  Cnlorien    entlialtcn    sind,    weno     auch    der  _    J 

beider  Portionen  mit  10,1  und  11,9  Eivreiss  ungefähr  der  gleiche  ist.  leidet  dies  Sosüh 
an  dem  Tcbelstand,  der  überhaupt  der  jetzt  so  beliebten  Berechnung  der  Nlihr'st.iffr  ja  Ckfl 
rien  anhaftet,  dass  es  uümlirh  die  Qualität  der  Niihrstoffc  nicht  beruoksicL!  <s  tifl 

dem  Orgauibmus  und  ganz  !iicher  dem  kindlichen  Organismus  keineswegs  gl'  .   ii  ifl 

eher  licstall  der  Niihrstöff,  ob  als  Eiwoiss.  Fett  oder  Kohlehrdrat,  zugeführt  wij<J.  uii<l  mMfl 
VcrhUltniss  die  ein/.elneu  NährstolTr  zu  einander  haben.  Am  radicalätcn  sinij  iu  diratr  !^M 
iluubner  und  Hoffmann  vorgegangen.  Sie  empfehlen  fUr  die  ersteu  9  LebeoaMifl 
unterschiedslos  eine  Mischung  von  1  Theil  guter  Kuhmilch  auf  1  Tbeil  einer  6  proc.  «äadlfl 
MilchzuckerlosuDg,  welche  dann  rund  1,7  pCt.  Eiwciss,  1,8  pCt.  Fett,  5,4  pCt.  '/.tuSK^M 
0,4  pCf.  Salze  enthält.  Nur  für  sehr  sehwiiche  und  recouvalescente  Kinder  soll  1  Thrill^^H 
2  Theilc  einer  4'/;  proc.  Zuckerliisnog  gegeben  werden.     Auch  diese  Mischung  ''^^H 

ihres  Fettgehaltes  der  Frauenmilch  nach.     Wenn  dieselbe  dennoch  nach   Aij.  J^i^l 

für  eine  gute  Ernährung,  trotzdem  sie  den  Wechsel  in  der  Zusanimeiisetzuiig   iJ..t  tUwcvS^ 
nicht  berücksichtigt,  ausreicht,  no  zeigt  dies,  wie  gross  das  Adaptationsvermögcn  dei  gtnah 
kindlichen  Organismus  ist,  und  dass  sich  die  Natur  hier  wie  alierwärts  eine  gewisse  Brtitt  M 
functiouellen  Leistung  gewahrt  um)  sich  nicht  in  zu  enge  Schranken  gezwängt  hat.  ■ 

Dies  gilt  offenbar  auch  von  dem  Unterschied  in  der  Gerinnbarkeit  der  Frauen-  ubd  Mn 
milch.  Der  gesunde  Kiudcrmagcn  siflit  darüber  fort,  trotzdem  die  Kubmilrh  grobflocki^p- 
rinnt  und  nach  den  Untersuchungen  von  Biedert  aut'h  chemische  VerschicdenheittD  ä» 
Eiwcisses  von  dem  der  Frnucumilch  zeigt.  Aber  für  den  emplindlicheren  oder  kracikcn  It^ 
ist  dies  keineswegs  gleichgültig  und  hier  muss  man  iu  verschiedener  Weise  sucbou,  di:  V«- 
daulichkcit  der  Milch  zu  crhühen.  Die»  gelingt  schon  dadurch,  dass  man  statt  dcJ  Wiw^ 
Zusatzes  schleimige  Abkocbuugfii,  (Jcrstcnschleini  udcr  (iricssuppe,  ILiferwasscr,  ev(>ii'  fr»- 
parirte  Hafermehle  (Tirape,  Knorr,  Kufekc,  Löfflund,  Radcmanu's  AvenariÄ  <('■.  '•' 
wendet.  Uffelmann  zeigte,  dass  von  der  mit  Schleim  versetzten  Kuhmilch  das  Eiwcu»  :j 
911,7,   das  Fett  zu  96. (i.    der  Zucker  zu  100,    die  Salze  zu  57  pCt.  ausgenutzt  werdc^o. 

Die  Rieth'sche  A  Ibumoseumilch  sucht  das  oben  gestellte  Desiderat  dadurcli  zu  ernilK 
dass  die  Kuhmilch  mit  Wasser    verdünnt    wird,    bis    ihr    Casei'ngehalt    dein    der   Krau-fi-r  *. 
gleich  ist.     Dann  enthält  das  (lennscb  aber  zu  wenig  Albumin,    welches     durch    die  linm  f- 
hitzen  von  Hühueroiweiss  auf  130"  entstehende  Albumosc  ersetzt  wird.    Der  geringere  Zurt::- 
und  Fettgehalt  des  Gemisches  wird  durch  Zusatz  von  Sahne   und  Milchzucker    auf   dca  •''' 
sprechenden  Frocentgehalt  der  Fraucuniilcli  gebracht.     Diese  Albumoscumilch  gerinnt  mlh 
satz  von  Uabsaft  so  feinflockig  wie  Fruuoiimilch.     Sie  soll  auch  von  schwachen     und    ilr-j« 
tischen  Kindern  gut  vertragen  werden,  hat  aber  den  Uebelstand,   dass  Stühle  und  Fl.i'ii-  i' 
betreffenden  Kinder    meist    einen    sehr  üblen  (ieruch  annehmen.      J.  I.  ehm.'inn    verein/«..!'' 
ebenfalls  mit  gutem  Resultate,   dies  Verfahren  dahin,    dass    er  die  Kuhmilch   mit   i/j  Vüliiert 
Wasser  verdünnt  und  so  viel  Kahm,  Milchzucker  und  Ilühncreiweiss  zusetzt,    wie    nSthir   "■ 
Am  rationellsten    wäre    es.    das  Eiweiss    der  Milch    ausserhalb    des  Körpers    zm  pep' 
und  hat  man  in  der  That  derartige  Versuche    mit    Zusatz    von    Pankreassaft    oder   l'  • 
fermeut  angestellt.     Dem  steht  der  Umstand   entgegen,    dass    die  Peptone    einen   iin.i: . 
bitteren  Geschmack  haben,  welcher  verdeckt  werden  muss,  damit  das  Kind  die  bctrellci.  • 
trinkt.     Mit  Pankreatin  resp.  Pankroasextract  ist  Lahrmann's  peptonisirte  Muttermil^L  jJ 
Voltmer's    peptonisirte    Milch    hergestellt,    und    der  schlechte  Geschmack  durch  Zu>i\!i  '< 
Rahm  möglichst  verdeckt.     Die  letztere  ist  keimfrei,  enthält  1,7  Eiweiss,    1.2  Fett,  6.1 
0,4  Salze.   Löfflund's  peptonisirte  und  condeusirtc  Kindermilch  enthält  9,8  Eiweiss,   ll'. 
8,6  Dextrin,  12,6  Milchzucker,  33,S  Maltose  und  2,2  Salze.     Sie    muss    selbstvcrständl;  i:  ■ 
dem  Gebrauch  entsprechend  verdünnt  werden,  hat  aber  unter  allen  Umständen   den  N.ictiti<- 
dass  die  Kohlehydrate  dem  Eiweiss  gegenüber  unvcrhäitnissmässig  praevaliren. 

Dass  das  Stcrilisircn  der  Milch  ihre  Verdaulichkeit  in  keiner  Weise  beeinträchtigt,  is 
Gegentheil  den  kindlichen  Darm  vor  mannichfachen  Erkrankungen  schützt,  haben  wir  bri^i^' 
oben  erwähnt.  Noch  in  jüngster  Zeit  hat  Bendii  eine  eingehende  Prilfung  über  di'.  Vt 
daulichkeit  der  sterilisirten  und  nicht  sterilisirtcn  Milch  .ingestellt  und  gefunden,  dan  ^ 
Unterschied  in  der  Verwerthung  des  Stickstoffes  und  des  Fettes  bei  gesunden  Kindern  IJ^^ 
auch  bei  kranken  Kiudcni  unter  Berücksichtigung  der  herabgesetzten  Resorption  nii'h'  ' 
banden  ist.  Bendix  sagt  auch,  entgegen  Ewald's  oben  mitgetheilton  Erfahrungen,  'ii- 
sterilisirte  Milch  von  Kindern  ebenso  gern  als  die  einfach  aufgekochte  genommen  wird.  !-■ 
lieh  hält  er  dafür,  dass  die  Methode  des  Sterilisirens  gegenüber  dem  Pasteurisiicu  (ISHiiial« 
langes  Erhitzen  auf  75")  ent,schiedenen   Vorzug  verdient. 

.Wl  die  Leistung  der  künstlichen  Ernährung  gegenüber  der  Muttermilch  einzugehcü.  a' 
hier  nicht  der  Ort.  Trotz  aller  Bemühungen,  und  wie  mau  sagen  darf,  gerade  in  letzter  Zfii 
mehr  wie  je  erfolgreichen  Bemühungen,  die  Muttermilch  durch  eine  künstliche  EruähniJ)|  n 
ersetzen,  wird  die  erstere  immer  ihre  dominirende  Stelle  behaupten,  weil  sie  dos  Toa  i" 
Natur  gegebene  und  in  seiner  verschiedenen  Zu.sanimt>Dsetzung  während  der  ganzen  I^ctiüi« 
auf  das  feinste  geregelte  Nährsubstrat  darstellt,  dem  wir  auf  künstlichem  Wcgi-  nnt  In  crif-' 
und  annähernder  Weise  nachkommen  kljnnen. 


laehruug 


217     — 


Eniaehriuig] 


^ 

^ 
^ 


An  Stcllu  der  frisi-hcii  Milch  werde»  auch  »(igt-naiinto  Milchpouscrveii  bcuuUl,  welche 
durch  Kiiikoohcn  reiner  oder  luil  Zucker  versetzter  Milch,  oder  durch  Herstellung  sogenannter 
keimfreier  Dauermilch  erhalten  werden.  Von  diesen  Praeparaten  i.st  die  mit  Rohrzucker  versetzte 
Milch  ganzlich  ungeeignet  für  die  Ernährung,  weil  sie  b<-i  entsprechender  Verdünnung  ent- 
weder viel  zu  viel  Zucker  oder  viel  zu  wenig  Kiwei.ss  und  Fett  hat.  Die  Dauermilch  wird 
durch  fractionirtc  Sterilisation,  d.  h.  durch  ein  halh-  bis  cinstündiges  Erhitzen  im  Dainptstrom 
tili  wenigstens  3  auf  einander  folgenden  Tagen,  erzeugt,  aber  dabei  im  (resehmaek  und  Aus- 
sehen erheblich  verändert.  Kndlich  mögen  noch  die  bereits  erwähnte  peptonisirtc  Kindermilch 
und  das  künstliche  Kahmgemenge  von  Biedert  besprochen  werden.  Letzteres  wird  in  der 
Weise  bereitet,  änss  mau  60  g  Kierweiss  mit  300 — 3.W  ccm  Wasser  verrührt,  4  g  Kalihydrat 
in  fiü  g  Wasser  hinzusetzt,  die  entstandene  Gallerte  zerkleinert,  wäscht,  unter  Erwiirmung 
mit  l'20  g  Zucker,  130  g  Butterfett  und  so  viel  Wasser  vermi.scht,  bis  eine  milchige  Emulsion 
erzielt  ist,  dann  die  Milchsalze  hinzufügt  und  da.s  Ganze  auf  ein  Volumen  von  30*1  g  bringt 
Das  nunmehr  fertige  Gemenge  enthält  auf  1  Theil  Eiweiss  25  Theile  Fett,  4  Theile  Zucker 
und  0,2  Theile  Salze.  Die  Salze  siud:  phosphorsaurcs  Natron,  phosphorsaures  Eisenoxyd,  Chlor- 
natriuin,  Chlorkalium,  unterphosphorsaurer  Kalk,  kohlensaure  Magnesia. 

Die  Nährk  lystiere.  Die  Xahrklystiere  sind,  genau  genommen,  nicht  sowohl  eine 
künstliche,  als  eine  unnatürliche  Art  der  Ernährung,  indem  sie  bezwecken,  da,  wo  die  Ein- 
fuhr der  Ingesta  auf  dem  natürlichen  Wege  per  os  uumtiglich  ist,  oder  die  Magcnverdauuiig 
aus  irgend  welchen  Gründen  versagt,  Nährstoffe  in  passender  Form  vom  Dann  aus  zur  Re- 
sorption zu  bringen.  Diese  Ma,i5snahme  ist  keineswegs,  wie  man  glauben  möchte,  neuesten 
Datums,  sondern  reicht  bis  in  das  Alterthum  zurück.  Doch  werden  die  N.'ihrk lystiere  erst 
häufiger  in  Gebrauch  gezogen,  seitdem  durch  die  Arbeiten  neuerer  Forscher  (Rosenthal, 
Eicbhorst,  Ewald  u.  A.)  der  Nachweis  erbracht  ist,  d.ass  in  der  That  durch  die  Ernährung 
vom  Mastdarm  aus  ein  nicht  unbeträchtliches  Quantum  NährstofT  in  den  Körper  eingeführt 
wird  und  für  die  entsprechende,  per  os  eingebrachte  Menge  eintreten  kann,  mit  anderen 
Worten,  dass  es  auf  eine  allerdings  nur  beschränkte  Zeit  gelingt,  den  Körper  im  StickstofT- 
gleichgewicht  bei  ausschliesslicher  I'>nährung  vom  Mastdarm  aus  zu  erhalten.  Dabei  darf 
Ireilich  der  btoffwechsel  nicht  zu  rege  sein,  sondern  muss  sich  innerhalb  eines  massigen  Um- 
satzes halten,  wie  dies  ja  auch  bei  den  in  Betracht  kommenden  Persoucii  meist  der  Fall   ist. 

Das  Verfahren  der  Ernährung  vom  Mastdanu  aus  ist  dadurch  wesentlich  erleichtert,  dass 
sich  gezeigt  hat,  da.ss  die  Mastdarmschleimhaul  die  Fähigkeit  besitzt,  Eiwcisssubstanzen  ohne 
vorgängigo  Peptonisation  zu  resorbiren,  während  man  früher  der  Ansicht  war,  dass  letzteres 
eine  Conditio  sine  qua  non  sei.  So  hatten  Leubc  und  Rosenthal  ein  Gemisch  von  Eiweiss 
resp.  Fleisch  und  Pankreas  verwendet  und  auf  diese  Weise  eine  Pcptonisirung  des  Eiweisscs 
im  Darm  erzielen  wollen.  Nach  den  Versuchen  von  Ewald  und  Huber  genügt  es  aber,  eine 
Eiweisslösung,  eventl.  mit  Zusatz  von  etwas  Salz,  in  den  Darm  einzubringen.  Da  man  jetzt 
übrigens  überall  und  rail  Leichtigkeit  Pepton-,  d.  h.  Alburaosenpraeparate  erhalten  kann,  und 
die  Albumosen  vom  D.irm  aus  resorbirl  und  nicht  durch  die  Nieren  wieder  ausgeschieden 
werden  (Ewald),  so  steht  nichts  im  Wege,  dass  man  diese  Praeparate  verwendet.  Im  .\llge- 
meinen  wird  sich  daher  folgende  Mischung  für  die  Nälirklystiere  empfehlen: 

Man  nehme  2  EssIöfTel  besten  Weizenmehls  und  koche  dieselben  mit  etwa  '/«  Liter  Wasser 
auf.  Zu  der  fast  abgekühlton  Masse  quirle  man  I  oder  2  Gauzeier  ein  und  setze  eine  Messer- 
spitze Kochsalz  zu.  Eventuell  kann  man  den  Nährworth  durch  Zusatz  von  Pepton,  z.  B.  einem 
TheelöfTel  Kcmmerich'schen  Fleischpeptons,  Denay  er 'sehen  Peptons  u.  a.  steigern,  und 
durch  ein  zugesetztes  Glas  Wein  eine  excitirende  Wirkung  hervorrufen,  auch  wohl  etw.is 
Zuckerlösung,  am  besten  Traubenzuckerlösung  (SOpmc),  hinzusetzen.  Es  liegt  auf  der  Hand, 
dass  man  hier  verschiedene  Veränderungen,  je  nach  Bedürfnis»,  treffen  kann.  Hauptsache  aber 
ist  folgendes:  Die  Masse  des  Klystiers  soll  so  beschaffen  sein,  dass  sie  möglichst  wenig  die  Darm- 
schleimhaut reizt  und  das  Klystier  soll  langsam  mögliehst  hoch  hinauf  und  iu  den  leeren  Dann 
eingebracht  werden.  Zu  dem  Zweck  soll  dem  eigentlichen  Nährclysma  ein  Reinigungsklysticr 
vorangehen.  Man  thut  gut.  etwa  l  Stunde  bis  zur  Application  des  eigentlichen  Nährclysm.ns 
zu  warten,  um  den  Darm  wieder  zur  Ruhe  kommen  zu  lassen.  Das  Clysma  werde  mit  Hülfe 
eines  weichen  Gummischlauehes  von  ca.  25 — 30  cm  Länge,  der  möglichst  hoch  in  den  Darm 
eingeführt  wird,  in  der  linken  Seitcnlage  des  Patienten  applicirt.  Dasselbe  soll  leicht  erwärmt 
und  allmählich  unter  geringem  Druck  eingebracht  werden.  Auf  die  Weise  gelingt  es  in  der 
grossen  Mehrzahl  der  Fälle,  alle  störenden  Reflexe  zu  vermeiden,  sodass  die  Patienten  diu 
eingebrachte  Flüssigkeit  vollkommen  zurückhalten.  Nur  selten  wird  es  nöthig  sein,  den  Darm 
durch  Zusatz  einiger  Tropfen  <)piumtinctur  ruhig  zu  stellen.  Man  kann  3  und  4  solcher 
Clysmata  per  Tag  geben,  wobei  naturgemäss  beim  2.  und  3.  Male  das  vorgängige  Rcinigungs- 
klystier  fortfällt.  Mit  diesen  Niihrklysticren  kann  mau  ziemlieh  erhebliche  Mengen  Nährstoff  in 
den  Darm  und  auch  zur  Resorption  bringen.  Indessen  darf  man  sieh  darüber  nicht  täuschen, 
dass  es  sich  schliesslich  doch  immer  nur  um  verhältnissmässig  kurze  Perioden  handelt,  inner- 
halb deren  man  die  Kranken  auf  diese  Weise  erhalten  kann,  mit  anderen  Worten,  dass  die 
Nährklystierc  nur  dazu  dienen  können,    vorübergehend  für    die  Ernährung  per  os  einzutreten. 

K rii :"i h r IUI >;  <ipr  Kranken.  [>ie  riitioiielle  Kmilhrunjf  der  Krankon  hnt  in  der 
Mehrzahl  der  Falle  das  Ziel,    die  Kräfte  des  Kranken    nach  Möglichkoit  zu  erhaltüa 


[RiTiaelinin^ 


-     218 


I'IniMii 


iiiul  (lailiurli  •;iiiisti)i  :uif  tlcii  Ablaiif  ilcr  Kraiiklu'it  ciiizuwirkcni.  Nur  tu  oiwr  M 
dt'r/.:ibl  von  Filllen  ist  os  unsere  Antfjiibe,  liie  Krnälinnio;  so  zu  gestalten,  dad  fl 
Kranke  mit  einer  absichtlich  herboigi'ffihrten  rnterernShning  aitskommeiBH 
In  einer  driften  Kategorie  vernnincn  wir  eine  nach  einer  bestiniiiiteii  Hichtil^|H 
inirte  Diaet.  <tie  einer  bestimmten  therapentisehon  Anfgabe  dient,  und  sprechen  dfl 
nielit  mehr  von  Kraiikenernähnnifj  soinlerii  vi»n  „diaetetischen  Kuron.''  In  :illen  Fifl| 
muss  aber  sowdlil  auf  die  Natar  der  Krankiieit  als  anf  die  Individualität  di^s  KnolB 
liürksieiit  f:enoniitien  werden.  Ks  sollen  die  diaetetischen  Maassnalmien  «ietn  (.'lunkkr 
des  Leidens  aiigei>:isst  «ein  und  den  allgemeinen  therapeutischen  Anordnungm  vri 
hidicationen  cnnform  bleiben.  Sie  .sollen  dem  Zustand  und  der  LeisttingafSiii^ 
der  Verdaiiungsorgane  entsprechen  und  die  besonderen  Verhaltniss««  «los  KruÜ& 
sein  Alter,  seine  (Constitution,  seinen  Krüflexustatid,  seine  Gewohnlieiten  tierücluML 
tigen,  mit  einem  Wort,  die  Kraiikendiaet  soll  unter  allen  Umständen  afl 
(iruiid  einer  möglichst  scharfen  I ruli vidualisirung  des  Kranken  i»- 
•jcordnet  werden.  Es  giebt  keine  allgemeine  Krankenkost,  sondeni  j«*!'^ 
einzelne  Fall  ist   für  sich  zu  befrachten  imd  nach  seinen  Krfordernissen  zu  liehwiil«-!!! 

hies  darf  allerdings  tu'cht  hindiTu  gewisse  Nonnen  aufzustellen,    welche   für  iIb 
Krankenernähruiig    verbindlich    sein    sollten.     Ks   handelt    sieh  entwp'der  daruin  d| 
?..  H.  in  /ahlreichen  Piillen  von  Magen-  und  DarmerkrankiHigen  das  betrefTondo  LoiM 
einfach  durcli  KegeluDg  der  Zufuhr  des  Nährmaterials,  durch  Vorschriften  über  T'B- 
peratiir  inid  Zubereitung  der  Nalmiiig  zu  bekämpren  und  deni.sell)en  Sfineji  BodeniL 
entziehen  oder  umgekehrt  in  vielen  acuten,   besonders  lieberhaften  und   allen  rhrufl 
sehen  Krankheiten,  ganz  besonders  auch  in  der  lieconvalescenz,    bei    hnruntei^ekoH 
nn>nen  Individuen,    nardi  starken  HInf-  und  Säfteverlnsten  u.  s.  w.    den    Kruälinuil 
zustand    zu    vevbes.sern    (ider  doch    wenn    irgend    möglich    auf    dem     Statu.s    <|uo  ■ 
erhalten.     Zu  diesem  Zweck  ist  es  nothwendig  wenigstens  annähernd  diejenige  ^u^l■ 
von  NShrstoffen  in  den  (b-ganistnus  eitizuführen,  deren  er  nachgcwieserii>rmaas.sen  fl 
.seine  Krhallung  lierlarf.     Wir  ])tlegeii  diescdbe  der  Einfachheit  wegen   in  (,'alarien  ;i4 
zudrücken    und    wissen  durch  die  rntei-sncliungen  von  Rubner  u.  A-,    dass  der  g^ 
sundi'  kräftige  Mann    pro  Kilo   Körpergewicht    ca.  33  Calorien   oder  bei  einem  nuö- 
leren    (.tewtrht    von    "0    Kilo  ca.    'i3(K(   Calorien    zu   seiner  Erhaltung     bedarf.    !•« 
Kranke  und  Keconvalescent    hat  enfsprechemi  weniger  nöthig    und    wir«!    annäbnaL 
ca.  r2(NI— ]50(),    höchstens  aMKl  Calorien    pro  Tag    brauchen.     Ks  wird   also  unw 
Aufgabe    sein,    diesen    Werthen    in  <ler  Diaet,    so  lange  es  sich  um   Erhaltung   odB 
Hebung  der  Körperkrilfte  handelt,    möglichst  nahe  zu  kommen,  ohne  da««s  selh-strH 
ständlich  dem  Kranken  daraus  ein  Schaden  erwächst.     IHes  ist  aber  nur  dann  niiVF 
lieh,  wenn  wir  gleichzeitig  die  Abw'eiehungen  vom  normalen  Stoffwechsel,   unter  «I-^j 
der  Kranke  leidet,  kennen  und  berficksichtigen,  denn  es  i.st,  um  nur  ein  Beispiel  i» 
zuführen,  keineswegs  gleichgültig,    ob  wir  einem  Diabetiker  liie  verl.-uigt<.'n   l.ötxi  I'- 
2(HKi  Calorien  in  Kohlehydraten  oder  Tetten  und  Eiweiss  geben.     UeberUanpt  wüni' 
nichts    unrichtiger    mul  unzuträgliclier  für  <len  Kranken  .sein,    als  wenn  man  dir  l-- 
uamite  Caloriensumnie  gleichgültig  ans  welchen  Nährstofleii  .mfbanen  wollte  unil  ; 
etwa  ohne  Berücksichtigung  der  Natur  der  Krankheit   und  ites  Patienten   aus-schlir- 
lieh  oder  doch  zum  grössten  Theil  nur  aus  einem  der  bidcamifen  Niihrstoffe,  Kiw'i- 
l'ett    o<Ier    Kohlehydrate  bestehen  Hesse,    d.  h.    in  der  Wahl  de.s  betreffenden  Nihr 
Stoffes  giinz  willkürlich  verfahren  wollte.     Vielmehr   ist  tier  Stoffwechsel   in  den  fin- 
zelnen   Krankheiten    bald  nach  der  einen   bald  nach  der  anderen  Seite  hin  gestei 
oder    herabgesetzt    und    gilt  es    babl  die  Eiwi-isszufuhr.    liald    die  Fette  oder  Kohk 
hydrate  ziLsamnieu.  bald  mu'  deji  einen  dieser  Factoren  zu  steigern  oder  herabziL'<etir 
mit  einem  Wort  besonders  zu  berücksichtigen.     Auch   ist  es   die  fernere  Aufgabe 
Kraiiki'nernäbruMg.  die  Kost  innerhalb  des  (hirch  die  Krankheit  geforderton  Rahmiv 
eine  möglichst  maimigfaltige  sein  zu  lassen    und   nicht  nur,    wie  schon  oben  g«««gt, 
auf  die  Gewohnheiten  und  die  Geschmacksrichtung  des  Kranken   so  weit  wie  irgci»! 
tlnudich  Kücksicht    zu    tiehnien,   soutlern   auch  die  Herrichtung  und   Darreichonp  * 
eiiizuri<'hten,  dass  sie  dem  Kranken  möglicdist  angenehm  ist.    Schon  der  Gesunde  li"?i 
sich  durch  derartige  Aeusserlichkeitcii  beeinflussen,  um  Vieles  mehr  der  Kranke,  l« 
dem  viel  seltener  die  Aufgabe  vorliegt,  einen  übermässigen  Appetit  cinzudänunen,  iil« 
ein  geringes  Nahrungsbedürfniss  und  eine  damiederliegende  Appetenz  zu  steigeni. 

Aber  der  Mensch  lebt  bekanntlich  nicht  von  dem,  was  er  isst,  sondern  von  ilfin, 
was  er  verdaut.     Neben  der  Keuntniss  des  Stoflliedarfes    st<'ht    also    die  niindesM 


[Eniaehning  —    210    —  Erosion] 

ebenso  wichtige  Fnige  nach  der  Venlaiuinj;sfäliigi<i'if,  <1.  h.  nach  ticr  Aiisnutzund!;  der 
eingebrachten  Nährstoffe.  Ks  ist  klar,  dass  sich  di('selh(>  in  den  einzelnen  Krank- 
heiten und  bei  den  einzelnen  Individuen  sehr  verschieden  gestaltet  und  nicht  nur 
generell,  sondern  von  Fall  zu  Fall  entschieden  werden  muss.  Ks  ist  ebenso  klar, 
dass  in  jedem  Fall  die  Xatur  der  Nalinuigsniittel  eine  möglichst  verdauliclie,  ihre 
Beschaffenheit  und  Zubereitung  die  beste  sein  sollte.  Das  objective  Krmessen  des 
Kranken,  sein  Appetit,  sein  Zustand  nach  dem  Kssen  atc.  giebt  über  sein  Venlauungs- 
vermögen  nur  einen  annähernden,  nicht  selten  geradezu  falsclien  Aufschluss  luul  es 
bleibt  vielfach  nichts  übrig,  als  die  Leistung  der  Verdauungsorgane  direct  mit  den 
hierzu  geeigneten  Methoden  zu  prüfen  und  danach  die  Kostonlnung  aufzustellen.  Dies 
zeigt  sich  nirgends  <leutlicher  als  bei  den  Fallen  sogenannter  nervöser  Anorexie,  wo 
die  zum  Skelet  abgemagerten  Kranken  nichts  vertragen  zu  können  behaupten,  wfihrend 
die  Untersuchung  des  Vertlauungschemisraus  ein  normales  Verhalten  und  eine  darauf 
hin  zwangsweise  durchgeführte  Krnährung  die  besten  Erfolge  giebt.  So  beansprucht 
also  jede  Krankheit  und  beinahe  jeder  Kranke  seine  eigene  Kostordmmg,  welche  bis 
aufs  Kleinste  festzusetzen,  womöglich  dem  Patienten  resp.  seinen  Angehörigen  schrift- 
lich zu  geben,  eine  besondere  Sorge  des  Arztes  sein  sollte.  ..«..t.» 

Evi  ALI'. 

EVOdiniU  CiCIltArillllly  einn  OorAnincoe *.  ist  nach  Ki)moro witsch  oin  vorzUgliclios  lUoiuostatienm.  wolcho.i 
nntpr  UmnUniloii  sieheivr  al»  Seeale  uml  Ilyilrasti«  wirken  soll.  Es  finilet  Anwenduni;  hei  nterinen  Bliitungen  aller 
Art.    Dof-is  1n,0  im  Infus  l.n;18(l  zweifftttndlieli  oder  als  Gxtrnetuni  Krodii  eicutarii  aquosum  -^pisnum. 

J. 

Erosion.  Unter  Erosion  der  Portii»  uti'ri  vaginalis  vei-steht  man  (-ine  dem  Ge- 
schwür sehr  ähnliche  Erkrankung  der  Portio,  die  darin  besteht,  dass  sie  ihrer 
normalen  Platteiiepithelbi-kleiduiig  beraubt  ist.  .\ii  Stelle  des  Platteuepithels  ist  das 
Cylinderepithel  des  Cervicalcanals  getreten,  das,  in  entzündlicher  Reizung  hegriflen, 
drflsenartige  Epithelschläuche  in  die  Tiefe  des  Portiogew<'bes  hinein  bildet.  Die  Sym- 
ptome dieser  Erkrankung  best(>hen  in  Ausfluss  und  in  schwereri'ii  Fällen  in  lllutungcn, 
besonders  nach  der  Oohabitation.  Diagnostische  Schwierigkeiten  entsstehen  nur  bei 
sehr  veralteten  Fällen,  in  denen  eine  Verwechselung  mit  beginnendem  Carcinom  mög- 
lich ist.  Hier  entscheidet  die  mikroskopische  Untersuchung  excidirter  ticwebsstflcke. 
Im  Uebrigen  ist  die  Diagnos«;  einfach:  Man  fühlt  die  Umgebung  des  Muttermundes 
rauh  und  man  sieht  im  Speculum  statt  der  glänzenden  normalen  Schleimhaut  in  der 
Umgebung  des  Muttemmndes  eine  hochrothe,  leicht  körnige,  halbkreisförmige  oder 
ringförmige  Zone.  Schon  dieses  constantt*  Auftreten  der  Erosion  in  unmittelbarer 
Umgebung  des  Muttennundes  beweist,  abgesehen  von  dem  mikroskopischen  Befund, 
die  Abhängigkeit  der  Flrosionsbildung  von  der  Cervixschleimhaut.  Eine  Erosion  ist 
daher  im  Grunde  genommen  keine  Erkrankung  an  sich,  sondern  nur  ein  Symptom 
eines  weit  vorgeschrittenen  Cervixkat^rrhs. 

Die  Behandlung  der  Erosion  besteht  in  der  Application  von  Acistringentien  oder 
leichten  Aetzmitteln  (Holzessig,  öproc.  llöllensteinlösangen,  10— öOproc.  Chlorzink- 
lösungen)  im  Röhrenspeculum  mittelst  getränkter  Wattebäusche.  Nach  1 — .'5  monat- 
licher Behandlung  sieht  man  die  Bildung  des  normalen  Plattene|)ithels  mehr  und 
mehr  fortschreiten.  Bei  gleichzeitiger  starker  Schwellung  der  Portio  sind  wieflerholte 
Functionen  derselben  sehr  einpfehl(«.swerth.  In  schwereren  Fällen  ist  die  Behandlung 
des  Cervixkatirrhs'  resj).  die  Excisioii  der  erkrankten  Partien  erforderlich. 

STEFFECK. 

Erosionen  der  Nase  kommen  sowohl  am  Naseneing.ing,  also  am  Ueberg;ing  der 
Cutis  in  die  Schleimhaut,  als  .auch  au  der  Nasenschleimhaut  selbst  nicht  selten  vor. 
Am  Na.seneingang  können  dieselben  entstehen  entweder  durch  mechanische  Insulte,  z.  B. 
Kr.itzen  mit  den  Fingernägeln,  oder  durch  das  iiiacerirende  Secret  des  einfaduui 
Schnupfens  oder  der  chronischen  Rhinitis.  Diese  letztere  kaim  bekanntlich  die  ver- 
schiedcntlichsten  Grundursachen  haben,  so  beispielsweise  Lues,  Tuberculose,  Scro- 
fulosc  etc.  Für  gewöhnlich  sind  die  Erosionen  das  Anfangsstadium  tieferer  Exceriationen 
resp.  Ulecirationen.  Die  Bt^handking  der  Erosionen  wird  denniach  je  nach  der  be- 
treffenden Grundursache  eine  locale,  oder  gleichzeitig  auch  .allgenieine  .sein  müs.seii. 
Bei  einfacher  Erosion  sin<l  nach  stattgehabter  Ki'iiiigung  derselben  mit  trockener  oder 
durch  Borsäurelösiiiig  befeuchteter  Watte  Pinselungen  mit  Argeiitiim  iiitricuiii  Qi  bis 
Oproc.)  zu  empfehlen  mit  nachfolgender  Anwendung  von  Borsalbe  oder  weisser  Prae- 
cipitatsalbe.  Die  Argentnm  nitricuni-Pinselungen  sind  einen  Tag  um  den  anderen 
vorzuuehraen.    Handelt  es  sich  um  eine  chronische  Rhinitis  mit  Ausfluss  eines  ätzen- 


[Erosion 


—     220     — 


'U'ii  Spcrt'N's,    so  ist  KpllistvcrstAiullirli  orst  ilii-  lUiiiiitis    in  ratimwllor  Wow  ml 
li;iii(lclii,    wobei  bosoiuiers  in  Betriu'ht  zu   ziehi'ii  ist,    ol»  nicht    «.-ine   Erkruiikon;* 
HisrlinifiiMhöhlf,  tics  Sinus  frontalis  oder  der  .Siebbeinzellen  vorliegt.     In   nirjit  wlt 
l'Yillcn  kann  aiicli  t-in  FrrmilkiifiifT  in  dpr  N:ise,  ilcr  unbemerkt  seit  Jahren  im  CiTl 
n;is:ilc  ruht,    \vi(-  (ihi-iiicrlen.    Holmen,    l'apierstürke,    Steine,    oili>r   «-"in  al)^ti 
Si'ijuestLT  bei  Lues,  Tiilien-iiln>ic  oder  Scrofiilnsf.  eine  ehroniKi-hr>  lihinitit«  mit  Bp 
veranlassen.     In  diesem  Falle  wird  die  Kntfernunf:  des  Frenidkörpon«  .'in^cbradil  < 

KAT2. 

Krnsiorien  der  Haut  nennt  man  oberfliichlirhi'  (iescliwiire  lit-r  Haut,  ilit- in  N 
von    entziind liehen    oder    speciliscben   IVoeessen    entstellen    und    obiip   Nnrbeu 
heilen.     Sobald  Zerstiinuif^en   des  ganzi'u  l'n])illarki'>rpers  oder  des  Coriuin«  sie 
so<l.'u<<s  die  Heilung  nicht  ohne  Narbe  f<esclieheii  k.inn,  ist  man  nifht  mehr 
von  Krnsion    zu    siircuhen,    e.s    handelt    sich   dann  itm  ein  ülüus.      Der    gewöhaliS 
Spraehp-brauch  identificirt  oft  Erosion  und  Excoriati  oii:  jedoch   sollte  Iptzti       " 
nur  für  mechani.sche  Defecte  gehrauclit  werden,  wie  sie  durch  den  kratzend 
liei    juckenden  Hautkrankheiten  hervorgerufen   werden.     IMe  nässende,    umsc 
['"lache,    welche  in  Folge  der  .\bhebung   einer  Impetigoknutte  entsteht,   wird  also  I 
Krnsion  zu  bezeichnen  sein.      I",s  ist  jedoch  nicht  immer  leiclit  eine  Auseinanderbalti 
der  .Ausdrücke  durchzuführen,  da  diese  Kro>itm  durch  Kratzen  weiter  cxcoriJrt  «mb, 
(uid    .sich    in    ein  Geschwür   umwandeln  kann.     Als  Erosioneti  würden    daher  zu  I 
zeteimeii    sein     die     durch    BUlsclieii,     Ulasen    oder    oberflächlich     sitzende 
durch  Epidinncvidalzerfall    \o(i  l'ajieln    oder  'Quaddeln    ent-standenen     oherflS 
Defecte.     Zu  den   letzteren  gehrirt   z.  R.   tue  „Krosion   chancriforme",   eine   dur 
Sitz  bedingte  Modilication  der  Initialsklerose.     Uie  Hehandlung  der  Kro.sioneii  rifl 
sich  nach  dem  ni'.säclilichen  Moment,    ivelches    diese  bedingen.       In    einfachen  Fl 
genügt   irgend  ein  Deckmittel,    wie  Collodiuni.  Zinkjifta.ster  und   Pasten  etc.,   in 
cifischeii    muss    man    sich    aasser    der    Localbehaudlnng    an    die    Allgenieinth* 
halten.     Die  Hehandlung  iler  an  .sich  keine  iJignitat  beanspruchenden  Krosioncn  ki 
insofern  von  Wichtigkeit  sein,    als  von   ihnen    aus    unter  Iwiständen    eine  Infeciili 
sogar  Hlutvergiftimg  entstehen  kann. 

EntCA  Tourn.  PflanirngaUuiig  «us  der  Farn,  der  Cmeiferae*.  Trihn«  der  Bra>«ic»ai>,  nähr  TerwanJI  tmX 
Bra$>iiea*.  Ein-  od«<r  EwoijlLhri)fe  KrMuter  mit  Sed^rlappiKen  Bliltli<rn.  Drei  Arten  auf  Biirupa  und  Wwlii 
beschrankt.  l>ti'  Melinahl  dfr  frtllter  zu  K.  gerllliUen  I'Hutixtinarten  sind  j«tr.l  als  .'*'is  jr  mH  ri  u  nJ -.  Barbar«! 
Dipl  o  tax  is-,  ßraf«Eica-  nnd  Er  u  r.  a  «  tru  ro- Arten   im  .^^vtcm  xerntreul. 

X. 

EmCBSfinrey   C^slIuOi.    tindet   sich    bU  Oljreeriil    im    fetten  Oel  dea  schwanen  nnd  weissen   Sr'nrMimrit« 
Ton  Bras*^ira  naiiuit  und  im    fetten  Oel  der  Traubenkeme.     Sie  kry^tollisirt    »u^  Allcoliol    iu   lu< 
Tum  Sebmp.  :13— 34^,  itft  cebr  leicht  IQsIieh  in  Alkobul.     Mit  Brum  rerbindet   sie  4i<*h  direct. 
JudwuwerfflMfrstture  und  Pbovplior  gebt  ftie  in  die  Keatttti|;te  BehensHnre  Cj3lf440'j  tlber.     Salpotri^.-  .-.,..i. 
Nie   in  die   «lereeisomere  Brassidin^Kure.     Durch  scbmelxendeH  Kali  wird    sie    in  ERslf^Unre    iin<l  Aracliimlara  ^  ' 
spalten.     Da«  Bloi«ali  i«it  in  Aether  und  Benxol  in  der  Kiiltn  schwer,  in  der  Hitze  leicht  lOKlieh. 

EfTlUn  Tourn.     Mantengattung  au<  der  Farn,  der  Pat>iIio  naeeae*.   Oruppe  der  Vieioideae,    S««tio»  Viri« 
fWirkengewlcbse).  ausgeieichnet  durch    paarig  geflederlf;  Blatter  mit  Kudranke    und  bitlbpreilf^lrmiice   XetienbUlW^ 
Htaubblltter  zu  B  verwachsen,  das  10.  frei.     Hülfen  einfHchertg.    sich  'JkUppig  CffTiend.     Von   Vicia.    mit  < 
Gattung  ErTum  oft  vereint  wird,    antenchiedeu    durch    den  unter  der  Narbe    rinffvnro  (nicht  ein^eiliK) 
Ciriffel.     E.  Lens  L.  f=  Lenif  esculenta  MOnch,  Latbyrn.^  Lens  Telenn..    Cicer  Lena  Willd.i,  C 
wefjen  der  Samen  riet  ^bant.     Aufreeht^ie.    bis  3t)  em  hohe»  Kraut    mit  6jochiKen  FiederblAtterti.    bUa 
Blnthen  in  1 -SblUthigen  Trauben.    Die  Iltllto  iwelüamii;.    Samen  tjrpisch  .linsenförmig'. 


Eryn^nin  Toum.    FHantengattuni;   aus    der  Farn,  der  l'm be  11  i ferae',    Cnterfun.  Orthasparaa*^ 

Sanicnleae,  umfasst  etwa  IbOA/len  von  distelartii;em  Aussehen.    Dulden  kOpfebenartig  »ammeaKUogeB.  t<»\ 
ansehnlichen  HQllblatteni  umgeben.    Von  den  bei  un»  heimisrhen  Arten  war  ofßoinelt;  E.  campest  re  L..  Xu 
treu,  etn  ausdauemdei«  Kraut  mit  stark  TerasteU4>m.  lü—AO  cm  hohem  Htenpil.    BlatbenkOpfe  fa^t  kajrelif;.    Lieht  < 
IlUffel  und  Wegränder;  blOht  Juli  bis  August.    Hüllblätter  ficbraal-laiuottlich.    E.  m  ari  t  im  nm  L..  bekannte  difUUiltr 
Meerstrandspäanze  mit  silberweissen,  blau  oder  rOtblich  schimraerndun  VegetatiunsorKanen.  M. 

Radix  Errngii  seu  Lyringii  »eu  Actis  Veneria  Tun  ErjrnKium  cumpestre  bildete  einen  Bealaadlhad  * 
Radices  quinque  aperientes.  In  Deutschland  nicht  verwendet,  in  Frankreich  ali«  Panicaut  ou  ehanlAa  Kai»' 
ofttcinell.     Sie  wird    im  Decoct  aU  Dinreticum.    Laxans  und  Emmonagogum  betmtxt. 

J. 

Eryslmnm  L     Pttanaengaltung  ans   der    Farn,  der   Cruciferae*.    Cnterfam.  der   Notorr  hii  eae,    Tn'b,  dat  ^^ 
symbrieae   und    als   solche  ausgezeichnet  durch    linealische  Hchoteo  mit    einreibig  geordneten  tarnen.     T««  t 
etwa   (0  Arien  (mei«t  Bewohnern  der  Gebirge  Stldeuropas  und  des  mittleren  Asien)    bei    uns  gemein   E    ebalr« 
t  holdes  L.,    ein    ein-    oder  tweijtfhriges,    aufrechtes,    Sstiges  Kraut  mit  4kantigen,    aufreobti--  ^ul  i^ 

•teilenden  Büelen.    Die  kleinen  Blothen  goldgelb,  die  blähenden  oft  kranifDrniig  die  Knospen  m  i .  .rt- 

einale  L.  =  9isf  ubrinm  officinale  Seop.  ist    ein  auf  AeckSm    und  Schatt  gemeines  cii>  -.  mt  ad 

«parrig  verlslelten  Frucbtetlnden.  an  deren  Ae«t*n  die  Schoten  der  A.xe  angedrückt  «ind.  M. 

Eryiimum  offinale  liefert  Herha  Erysimi.  Herbe  ani  Ohantres.  Velar  und  Tortella,  rt. 
und  Belg.     Das  Kraut,   welches  einen  sehwacfa  aromatischen  Geruch  und  scharfen  Geschmack  he^iiat.    xei| 
turirrnd«  Eig«ntebtn«ii,  und  wird  bei  Bronchitis  angewendet. 


—     221      — 


Erysipel] 


A  ir  i[|'  uo  Kr  y-iim  I  itün|to»iiii  v,  8  1 1  ii|i  •!'£[>  «-i  iiiitni  com  jiosC  Fft.  Ukll 

HD^d^um  docortichlUDi  'h  mil  Wa^^i^r  *'AHHi  K'^l^t^^cht  ituil  tineli  Zusali  vnit  rturlu^i  ViIia  vmiferat>  il» 
Mftla^  "."i.  Folia  Bnrairini«  IW.  Foli»  Cifborii  lOO  in  »»jup  MiftrhitnK  »on  Ilf^rba  Erysimi  r*»ci«nit  ron- 
lii'iB  l'>0(t.  Radi\  Liquiritiae  j.S,  Kadix  Holr.nii  KMI,  Ilcrba  Adiaiiti  podali  25,  Summitatt'"  Kufinarini  2M, 
Summilalt»!  SUtpfliad">f  ifu  und  Fnictus  Atiiwi  'J.i  c^dirt.  Nairb  lU'in  Kllitoti  mit  Et**t'i'*<  wird  SaCfha- 
nitn  2000  ond  Mfl  albiim  r>l)0  iiiftcfll^'t  und  durcli  EiiikucliPii  auf  da«  5|>pf.  Gow.  1,2'>  ;;t>>irac1it. 
Von   K-  UarbarcB  (Barbaiva  rntgans  KBr. )  vordcu  ülütUtr  und  Saft  alü  Antiucirbuticaiu,  di»  Samen  ab<  Dtn- 

r«*Lirum    und  I.axanii    beuutxl.     R.    c  reptd  i  f  u  I  i  um  Arbb.,    da«  GHnsPriterbokruul,    tfldli't    OünsP    untrr    F.rbrecbfn. 

Kriinpr-  lind  l.&bniungvinatlindeo.     Auit  dnm  l>ei*tlUat  dcA  Krauts»  prbieli  Zopf  ein  OUebliK«»  Alkaluld,  wulohff«  auf 

Tliicr  und  Ucn«(h  giftif;  wirkt.     Nähere  Eigvnsebaflon  sind  noob  nicht  studirt. 

Erysipel.  I'as  Ensi])«!  (ipüio  und  miat),  dpr  Rothluiil',  tliii  Roso,  ist  eine  hus- 
gos|ir(irliiMi  )>ro(;rc(liPntr  Oorniatitis  vrm  ii;icliwpisliar  <'.itnt;i]|ri'"'sciii  Chariikter,  theils 
nach  V(Tvvinuluiig(.'ri,  tlioils  srheinlmr  idiopathisch  boi  (lf>r  Bcobacblunp  Piileohinulcii 
kleineren  VerletziirifCfii  aiiftreleml.  Ihre  Ausbreihiii};  erfol(;t  mehr  nacii  der  riüche  als 
<l«^r  Tiefi-  nach,  sie  ist  mit  sciiwereii  toxischen  Allpeineiuei*sclieiiiun,!;en  und  mit 
hohem  Kieber  conii)licirt  und  vfrinag  nach  mehr  oder  wenipcr  umfanj;reicher  WaiidrTiinj; 
flljer  die  Krrrperfl.lche  spontan  unter  8chu]>pinig  der  Haut  zum  Stillstand  zu  knnimen. 
Die  lange  Zeit  vennuthetc  Identität  des  Fehleisen'schen  Er)'sipeIcoccus  mit  dem 
Streptococcus  pyogeues  ist  nach  vielfachem  Streit  ffir  und  wider  die  Speciticität  des 
Roseerregers  neuerdings  durch  Pietrusky's  Arbeiten  im  Sinne  der  Nichtspecifität 
des  Coiit:igiums  endgiltig  erwiesen  worden,  l'ii'trusky  erzeugte  am  Mensdien  echtr>s 
Krysipei  (zu  Heilzwecken!)  mit  Reinculturen  von  Streptokokken,  welche  jililegmo- 
nösen  Processen  entnommen  waren.  Painit  ist  vieles  aufgeklärt  für  die  bisher  dunkle 
Geschichte  der  Beziehungen  zwischen  phlegmonösen  Zustünden  und  der  Ho.se:  es  wird 
verständlich,  waruin  im  .\blauf  phlegm(>tu").ser  Processe  intercurrirende  Erysipele  auf- 
«iitreteii  vi-rmögfu,  und  es  wiTiieii  die  Beobachtungen  friTlierer  Autoren  von  den 
innigen  Beziehungen  zwi.schen  Kose  und  Pyaemie,  von  dem  gleichzeitigen  Auftreti'ii 
von  pyaemischen  Zustünden  bei  glei<'her  InfectioiLstpielle  als  zutreffend  hinge.stellt. 
Pyaemie  und  Rose  sind  .'ilso  in  der  That,  wie  Fischer  sich  ausdrilckt,  (ieschwister. 
Was  aber  durch  diesen^. Nach  weis  nicht  erhellt,  das  ist  die  Krage,  wanim  denn  durch 
den  gleichen  Coccus  bald  ein  Krvsi|»'l,  bald  ein  phlegmonöser  Znstand  erzeugt  wird. 
Da  die  verschiedene  und  wechselnde  Virulenz  des  pyogencn  Cocciis  doch  nicht  die 
Dehnbarkeit  besitzt,  um  zwei  so  völlig  verschiedene,  klinisch  und  anatomisch  scharf 
definirbare  Zustände  zu  umfa.ssen,  so  bleibt  unserer  .Ansicht  nach  nichts  übrig,  als  die 
ftifferenz  durch  rein  miatoinische  VerhSltnisse  des  inficirten  Imiividuums,  durch  die 
jetlesmalige  Besonderheit  des  (iewebos,  durch  besondere  Siructurverhältnissc,  durch 
praedisponirende  Störungen  anderer  Art  zu  erklären. 

Allgemein  bekannt  ist  die  Neigung  der  Erysipel kokken,  sich  iiuierhalb  der  l>ympli 
räume  der  Haut,  im  (legensatz  zur  echten  Phleguioue,  fortzuentwickeln:  die  sehr  früh- 
zeitige I'rüsenscliwelhmg,  oft  das  erste  Symptom  eines  Er>sipelas,  die  vorangi^hentlen 
lymphangoitischen  Höthungen  und  Schmerzen,  die  g:uize  klinische  Verbreitungsweise 
der  Kose  decken  sich  vollkommen  mit  dieser  anatomisch  fest  begründeten  Thatsache. 
I>ie  phlegmonöse  Infiltration  nimmt  von  vornherein  ihren  Weg  durch  die  H.iut  Iiiii- 
ilurch  in  die  Maschen  der  Siibcutis,  sie  folgt  dem  lockeren  fiefüge  der  die  lVttl;i|ip- 
chen  umrahmenden  lockeren  Bindegeweb.sf;isem ,  sie  läuft  die  Gefäs.shüUen,  die 
Schnen.scheidf'ii,  die  Neurilemme,  das  Periost  entlang.  Anilers  die  Rose,  welche 
erst  spät  auf  die  Subcutis  übergreift,  ja  die  Cutis  sogar  :"iusserst  selten  überspringt, 
dagegen  aber  von  vornherein  ihre  flftchenhafte  Auslireitung  im  (iefüge  der  Cutis  und 
f:tst  nur  innerhalb  dieser  zu  nehmen  pfli-gt.  Sinti  doch  nach  Felileisen  und  R.  Knrli 
die  Lymphräiime  der  befallenen  Haut  genidrzu  mit  völlig  gleichgestalteteii  Mikro- 
organismen vollgestopft  und  fehlen  diese  dichten  Obstructionen  der  I.ymphbahiien 
•loch  völlig  wenige  Millimeter  vom  Flanimensaum  des  Erysipels  sowie  in  den  Lynrph- 
wegen  iintl  Biudegewebsspalten  der  Subcutis.  Wenn  man  bedenkt,  wie  häutig  Erysi|)el 
und  lockeres  (iewebc  bei  entzündlichen  Zuständen  eine  gewisse  Beziehung  zu  einaiuler 
haben,  wie  häufig,  worauf  Pfleger  zuerst  aufmerksam  gemacht  hat,  der  Verlauf 
des  Erv'sipels  sich  mit  dem  Verlauf  der  Lauger'schen  Spalt-  resj).  Spannungslinien 
der  Cutis  in  Zusammenhang  bringen  lässt,  wie  das  Erv'sipel  da  fehlt,  wo  aus  der  Tiefe 
Spaimungszüge  aus  Bindegewebe  in  die  Cutis  übergehen  und  wo  sie,  wie  am  Ilarm- 
beinkamm,  Ligamentum  Poupartü,  Trorhanier  major,  Processus  xiphoideits.  Gelenk- 
kondylen  etc.  die  Haut  straff  auf  der  festeren  rntcilape  anspannen,  da  liegt  tloch  eigent- 
lich eine  gewisse  Beziehung  von  Weite  der  I,\  nipliraume  imd  erysipelatösem  Infectious- 
mecli  anisin  US  durch  den  Streptococcus  auf  der  Hand.    Und  fragen  wir  weiter,  ob  denn  in 


[Erysipel 


ooo    * 


Kn» 


ck'f  Tlial  ;;ru.s>if  8urcul<*iiz  und  ilavun  nldilwigijri'  Woiti;  der  Hüutlymirlili.-ilif 
und    aiiatiiinisrhc  jiarallc'li'  I'n/ai'huiijri-ii  haben,    so  ist  dafür  «locli    ein'-   . 
absolut     fVststf'hi-ndi.T    Tliat.sacbeii    aiizutTdircii.       I)ie    habituellem     \: 
idc|pli!»iitiatisclien   Haliitus  der  l'titersehenkel  mit  Ulcus,  die  H:iiiK^k' 
am  «ledematösen  Nabel  der  Neiipicbon.MiPri,    die  Häidisrkeit  derselben   am  sal'ti 
Gewebe  der  Haut,  Gfsicht  und  lüiiit,  an  Stidien,  welche  der  Lympiist:(uun^  ba 
ausjL^esetzt  sind,  am  l'raeputiuni,  Serntuni,  an  den  Labien,  die  besondors  fräh 
Bezicliunj;  von  Hydrops  und  Krysipel,  die  grosse  (iefahr  des  Krysipcls  bfi  hydr 
bei    dyskrnsischen   Zuständen,    wie    Alkobolisnuis   und    lynipliatiscbem  Habito», 
Ix'i    Herzleidenden,    —    das    alles    sind    doch    'l'bat>iaeben    jafenug,     welelie   den 
dankfii  nahe  legen,  d:iss  es  gerade  die  dundi  die  versehii'denartifrsten  Zustünde 
loealon    iAni|dierweiterutif;('n    sind,    wcb-lu-    geradezu    eine    auntoiniseln-    l>i*p 
für    eiiK-    iTNsipelatilse   und  nii'lil  idilefirnonösc  Ausbreitung    des    ( "diitajiium 
Itcdi-uten.     hie    Streptokokken    breiten    sieh    eben    in    lier    Kie.htiiii^    des 
Widerstandes    aus    inid    wo    sie  in   der  Haut  durch   p:illii)lo(.'isehe    l.yiiiphrkt: 
gehiiulertes   Wachstlium   enMüi:tirheu   können,    da   entwirkeln    sie    sich   ntich  in 
Richtung  und  der  Keiclithuiii  der  Haut  an  (iewebssat't,  für  sie  fjiTadezu  ein  typ 
Nährinaterial.  gestattet  ihnen  eiiu'    viel   schnellere  luid  iingehindei-tere   Kntwirki 
als  die  viel  weniger    lyropbreielien  derberen  und  diehtereu,    saftanneren  Stralso 
Subeutis.  Damit  ist  die  Thatsache  sehr  gut  zu  vereinigen,  d;tss  iin   VVrhiuf  jihl 
nüser  Wumlprore^se  so  leicht  inteniirrirenii  ein  Krysipel  ausbricht;   in   der  U 
gereizter  \Yunden  sind  ohne  alle  l'iage  die  Lunphbabiien  weiter,   saftreieher  nwl 
Cutis  im  (iaiizen  lockerer,  als  es  im  iJeginn  der  Inb'clion  tier  Fall  war.     Damit  « 
auch  erklärlich,  warum  es  gerade  die   kleinen,  rtberMaeblichen,   die   Cutis   nicht 
trirend<;n  Wunden  und  Kisse  ekzematöser  nml  erytlieiiiatöser  HaiitstelN^n  sind,  »H 
ein   t'irvsipel   \eraiilassen,    wülirend    bei    der   l*lilegiiioiie    von    voriiluTein    der  <'< 
tiefer  in  die  (iewebe  eingedrungen   ist  und  dun'h    kleine    Nekrosen,   Lvrnphorrb; 
und  Haemutombiblungen  reichlichen'  Kntwickidungsliedingungen   findet. 

Diu  Sjmptome  des  Krysipels  sinii   denn    auch    im  Wesentlichen     div  iler  flirl 
hatten  .\usdehiinng  des  Micniorganistniis  in  der  Cutis.    Wegen  der  vielfachen  exi 
meiitellen  und  klituscben  Impfungen  (Rrysi)M'le  salutairet  kennt    man    den   Iiiferti« 
no'chaiiisiuus    sehr    genau.      Die  Incubatmn    dauert    10  Slmiden   lii.s    2  Tage  (Ki 
mann).     Mau  siebt  anfanglich  eine  leicht  fleckige  Hrhebting  der  Haut,  eine  grew 
Tnrgesc<Miz  und  glänzendere  Spannung  bei  erheblicher  Schmer/haftigkcit  zugl«*ifli 
Schüttelfrost   und  liohein   l'ieber  auftreten.     Dieses  Kieber  remittirt  weuig  und  ilai 
zwischen    S — 12  Tage,      (jleich    im  .Anfang    pflegen   die  regionären    Lymplidriwii 
scliw(dlen  und  lymjthangitiscbe  Streifen  sichtliar  zu  werden.      Die    bal<l     liemerk 
und  fl.ituitieiiartig  sich    ausbreili-ndi'    helle  Hötimng    der  Haut    weicht    unter  Dclli 
liibbmg  auf  FingerdriU'k.    i>ie  K<itliuiig  breitet  sich   nieist  schnell   aus,   sie  gleicht 
Flamiru',  die  das  I'apier  auffrisst  ("V olkin.'inu),  die  Flecken  conflniren,  die  Haut  wij 
glatt  und  blank  und  ganze  {ilieder,  der  Kiuiipf,  der  Kopf  werden  flberwandert 
Stellen    lockerer  .\iiheftung    der  Haut,    wie   an  Augenlidern,    am  Scrotum    nu«i 
Labien,  entsteht  dabei  ein  oft  etioniies  imd  inoiiströs  ent.-itellendes  Oedein. 

Das  Wandern  ist  absolut  tjpisrh  für  Fr\sitiel,   es  flammt  eine  Extremililt  liiiud 
und  hinall.  läuft  wie  eine  Welle  liber  den  SamI  (Krysij)el:i.s  migrans  und   aiuliul:ms    P' 
Säufr-rn  linden  sich  gleichzeitig    mehrere    unter  einander  nnverbmidene  Fleck<  ti.   ' 
als  KrysijMdas  vaguin.    erratieuin  liezcichnet  werden.      .\uf  der  geröthet<in   H.in-  '  ' 
wickeln  sich  .•Viifangs    helle,    später    trübe    und    eitrige,    blasenförinige    Abli>''M  : 
(Krysipel;is  vesiculosmn.  bullosum,  niilt.ire.  pemphigoides),  welche  platzen    1 
dann  eintrocknen.     Die  Kopfhaut  bleibt  übrigens  stets  frei  von  solcher  bin 
ipiamation.    Die  kleinzellige  Inliltration  der  Haut  kann  so  hohe  (Jrad»-  erreichen,  d»*' 
die  Circulalion  stockt  und  IJratid  der  Haut  eintritt  i  Erysipelas  gangraeno.sumV    Mn! 
tiple  Abscesse    (meist  ])erilym|jh:mgoiti.schcr  Natur)    im  Uoterhautzellgewebe   Iv 
eintreten,  wenn  eine  phlegmonöse  .Ausbrcitnug    in  die  Tiefe  erfolgt    und   die  I 
können  .aus  den  Abscessöflhuiigen  in  gros.sen  l'etzen  herausgezogen  werden.    !• 
Kückbildung    tritt  Des(|uamati(tn    in    gi'össeren    oder  kleineren  Fetzen  ein,    di' 
schnnnpelt,  die  Haare  fallen  aus.     Die  gleichzeitig  mit  der  Kruption  tler  Roth 
hergehenden    \llgetm"iiisym[)tmne  sind  vorwiegend  toxischer  Natur.       Oft    ^ 
Schüttelfröste,  Kopfschmerz.    Mattigkeit,    reichlicher  Iturst,   Diarrhoe,  Ucl^     . 
brechen,    hober  l'uls    sind  fast  regelmässig    zu    beobachten.      l»ie    rein    b<!<|iti««b* 


Er)'s<ppl 


—     223     — 


Erysipel] 


Form  dfü  Ensi|M;l!»  chaniktcrisirt  sirh  lUiirh  ;iittT;illi>ii(J  geringe  Localsviuptniu)'  uml 
desto  aiispesprochencren  KrKfteverfall,  sie  kann  1ii>l)crlos  verlaufiMi  nnil  ist  in  doii 
mi'istf'H  riklleii  tödtlicti.  Kleiner  friMnioiitcr  Puls,  Inanition,  iktorische  Färbung,  an- 
ilauernde  [lelirien  .sind  ülieiiiauijt  von  übler  iirognostischer  Bedeutung.  I>ie  Conijdi- 
wition  mit  Icteni.s  giebt  dem  Krythoni  eine  besonders  ••luffällige  Oraiigofärbung.  l>er 
Icterus  kann  durcli  fieberhaft  gastrische  Zustande  bedingt  .sein,  er  kann  haematogen 
sein,  aber  auch  hepatogen  wie  bei  gelber  l^eheratrnphie  und  Phosplnirvergiftung. 
('oniplicirendc  Magendarnikatarrhe  mit  hohem  l'ieber,  bisweilen  mit  (ieschwfirsbil- 
tlungcn  im  Darme,  ,1bnlich  wie  bei  Verbrennungen,  und  direct  typhöse  Zustande 
treten  auf  iKr>sipelas  typhosura).  Vielgestaltig  .sind  die  beim  Kopfery.sipel  beobach- 
teten Formen  des  Delirinitis.  l)ie  Therapie  derselben  hüngt  von  der  Art  der  psy- 
chischen Stöning  im  Kinzelfall  ab.  Bei  chronischem  .^lkohi>lisnuis  ist  die  furibiinde 
Form  h.'iutig;  die  von  meningiti.schea  Coni])lic.itionRn  herrühi'i^nden  Helirii-n  unttT- 
brochen  von  Sopor  mit  Tunvulsionen  sind  meist  depressiver  Natur,  zuweilen  von 
Nackenstarre,  (»liederzucken,  andererseits  auch  von  LiUiraungen  begleitet,  zumal  wenn 
der  entzündliche  Process  direct  sich  auf  dem  Wege  der  orbitalen  und  nasalen  Aus- 
breitung zimi  (jehirn  fortpflanzt.  Meist  ist  eine  eitrige  Meningitis  direct  in  fVmti- 
nuitüt  mit  cariösen  Proc&s.seii  des  Schädels  oder  durch  fortgeleitete  purulente  Sinus- 
thrombosen nachweisbar.  Aber  auch  anatomisch  nicht  nachweisbare  Störungen  der 
Hmifunction,  wahrscheinlich  In;un)ioiisdelirien  werden  beobachtet.  Auch  nach  Ablauf 
det-  ganzen  Processes,  wenn  Fieber  und  Hotlilauf  schon  verschwunden  sind,  krinnen 
rolla])serscheinungen  mit  IH-lirien  ähnlich  wie  beim  Typhtis  unter  Hallucitiationeii 
auftreten.  Die  Nieren  erkranken  unter  pareucliyraatöser  Schwellung,  üraemie  folgi 
zuweilen,  wenn  schon  vorher  Granularalrophie  bestand.  Die  Lungen  zeigen  lierd- 
fftrmige  Anschoppung.  i>ie  Kronchieu  sind  meist  im  Zu.stande  katarrhalischer  Reizung. 
Gcwi.sse  Erysipelformeii  lieginnen  direct  mit  (»edemen  des  R.aclu'iis  und  kCtiiiien  in 
wenigen  Stunden  durch  Larynxoedem  oder  .septi.sche  Zustände  let;il  endigen  (Senator). 

Kein  serii.se  K.vsudate  krmnnen  im  Verlauf  des  FOrysipels  an  Pleura.  Perikard 
iijid  (ielenkhöiilcn  als  (omplication  häufig  vor.  Die  zuweilen  eitrigen  Kxsud.ite 
wei.sen  auf  ein  lebergreifen  des  specifi.schen  l'rocesses  hin.  Der  Verlauf  des  Frysipel.s 
ist  trotz  seiner  vviuidelliaren  Erscheinungen  charakteristisch,  l'ieber  und  die  schweren 
Allgemeinzustäude  unterscheiden  es  hiniT-icheud  von  dem  einfachen  Erythem. 

I)ie  Heilung  der  Ko.se  kann  in  mehr  <ider  weniger  typischer  \Veis<'  spontan  ein- 
treten. Ein  zuverlä,ssiges  Mittel,  ihren  Ablauf  zu  beschleunigen,  ihn  zu  unterbrechen 
mler  deni  Erysipel  eine  tirenze  zu  setzen,  giebt  es  nicht,  trutzdem  eine  Reihe  von 
therapeutischen  Versuchen  dieser  .\rt  vorliegt.  I)ie  Behandlung  nutss.  wi-nn  man 
lliclit  die  später  geschilderten  ('(Uii)iningsvei'suchc  einleiten  will,  vornelimlirh  sich 
ciarauf  beschränken,  die  Unbeijuemlicbkeiten  uiul  Srhmenten  zu  liiuiern.  den  Kräfte- 
zustand  zu  erhalten  oder  zu  verbessern,  dir' ('nmplicationen  zu  \erlniten  und  in  jedem 
Falle  symptrimatisch  die  consecutiven  Ivrkr.-mkungen  cier  geschädigten  Organe  zu 
behanfleln.  Um  die  schinerzh.afte  Spannung  der  Haut  zu  limtern,  bestreicht  m;ui  die 
befallenen  Partien  mit  Lanolin,  Vaselin  oder  filycerin,  dem  K;irbol-,  Salicyl-,  Borsäure- 
oder SublimatziLsiltze  gemacht  werden  können.  Auch  Zink-,  Blei-  und  Silber-Resorciu- 
Salben  können  in  dünnster  Schicht  utui  für  kleinere  Flächen  Anwendung  finden. 
I>och  ist  bei  diesen  Ziw^ätzen  zu  bedenken,  dass  die  entzümli-te  Haut,  iiamentlicli 
wenn  dii'  Epidermis  abgehoben  ist,  in  erhöhtem  Maasse  resiu'ptiimsfiiiiig  ist:  dies 
gilt  besonders  für  Blei-,  Karbol-  und  Subliniatsalben.  Das  aufgepinselte  Irhthynium 
liquidum  leistet  gut<'  Dienste,  indem  es  wie  jene  Salben  il.as  ."^pamuuigsgefülil  und 
die  SchmiTzen  lindert.  Auch  Pinsehmgen  von  Tlieer  (Hneter),  Terpentin  'Lücke), 
Compres.sen  von  Bleiwas.ser  combinirt  mit  iler  Apjjlication  der  Eisblase  haben  sich 
nützlich  erwiesen.  Im  Allgenurinen  vermeide  man  die  Eisblase,  sie  kann  durch  langes 
Liegenlassen  die  Gangraengefahr  steigern.  Will  man  ihre  .schmerzliiulenide  Eigen- 
schaft benutzeu,  so  soll  sie  in  Pausen  nicht  läjiger  als  15  Minuten  liegen  bleiben 
und  niemals  ohne  Unterlage  aufgelegt  werden,  .lodtinctur,  ("ollodium,  Unguentmn 
cinereum  haben  nach  Fischer  und  Tillinanns  keinen  hesonilei"s  lindenulen  Einfluss 
auf  die  Schmerzen.  Die  so  eingefettete  Haut  wird  am  besten,  um  sie  ganz  gleich- 
massiger  Temper.atur  au.szusetzen,  mit  weicher  Watte  völlig  umwickelt,  die  mit  ganz 
locker  gelegten  Binden  zu  fixiren  ist.  Die  Watte  wird  jedoch  nicht  immer  vertragen. 
Auch  feuchte,  aber  nicht  na.sse  ('om|iressen  mit  essigsaurer  Thonerde  (2''jproc.)  odi'r 
Boi-salicylsaure    kOuuen   angewendet    worden    (Acidum  salicylicuin  1,5,    Natrium    bi- 


[Erysipel 

honiciruiii  .'l.O,    A(|(i;i  ilotillat.'i  l(K>,(>'i.      lA't/.tPir    wird    aucli     Iwi    }'.■ 
cxcoriirtcii  Stclloii  :iii(;i'ii<'liiii  ('inpriiiiiirn.    W.-isscrdichti-  Deckrii  nnipi' 
weil   dif  Haut  lf>ic!it  unter  iliiicii    ni:icoriri.      Hie  Kröffniinjc  der   Bl:vsi  ii 
st.irk  citrif^cr  Trülmiip  uiibcdinpt  i'ifunli'ilirli.    Wo  sio  [Toöffiicl  HJud.   darf 
Vfrwt'iidft  werdwi,  diftsr-lhc  verl)ackt  util's  liiianf^ciii'hmstc    mit    dor    svui 
llipf  niüswii  lirnitc  Salb('irlap]it'ii  dfcsrllipii   ülii'rbreitft  wt-rdeii.      Von   ilfn 
dii'  iiuirpn.ilp  Bc{!;rpiizuii;i  dp<<  Krysipcl  fiiuT  ticHiuHlori'n  Thonipic   zu   iiiitnni«*li' i 
das  Wcifwwandcni  dcisellion  zu  Iipiiiuioi,  sind  zu  uf-nncii: 

1.  Hüters  Methode  der  iutra-  und  subcutanen  Injcction  von  :jprtK-.  Kvitotdi^ 
(l>ie  Spritze  iiiuss  von  j^esunden  Partien  ^egen  dir  krankfii  geführt  worden.) 

2.  Ziielzer  einpfald  die  Injeclion  von  Kr^otin  (in  S|)iri(us  iiiiil  Cilycerin  •>)  ■  ^ 
Absieht,  auf  die  Va-somotoren  /.u  wirken. 

:5.  Kstiander  injicirtc  Mor|ih.  inur.  0,12  auf  4  g  W:iss«t,  ilnvoii  1 — 2nal  U«yi 
den  vierten  Tbeil  /.u  injiciren. 

4.  Volknianii  machte  eilten  Hnilensteinntrich  um  die  vorher  urervini^,  ij^nl* 
Haut  an  der  (irenzo  des  Erjsipelsamnes.  .lede  neue  Efflorcscenz  wird  nnu  hi^waiti 
mit  Lap.  inf.  ( I  :  n). 

5.  Di<^  .\i)p]ioati<ui  von  HeftpHastcrccinstiictioiir!!  ring;fi")nnif;  um  <lie  Esti»iiiiO 
mehrere  Centimt'ter  vom  Kry.si|)cirandi'  «'ntrernt;  die  'l'oitren  sind  zicmiieh  fest  aiuaii«!» 
selbst  auf  die  Gefalir  Oedeme  zu  niai-ken.  weiche  natürlich  überwaelit  werden  taüm. 

ß.  Kühnast  und  Kra.ske,  aticli  Ki<MlcI  machten  eirculfire,  niultipl«»  H.nitin'-.™... 
theils  in  die  {'"iainnien/one,  theiis  in  an;iren/.ende  gesunde  Haut   uiul    iiia<  i 
umschlüge.     Diese  sclimerzhafteii  inid  ebenso  heroischen  Mittel    wie  die   liMniwrn», 
der  rosifjen  Zone  mit   l'Vmim  catidens  liaben  sich  kein  JJürgerrecht  erworben 

7.  (iottstein  em])fahl,  eine  Crmibinirunj;  mit  Sublimat  (1  :  KKXJ)  wiwleriiBH  s 
die  («renze  der  vornickenden  Köthun^  einzureiben. 

H.  l'Vanzilsisclie  A<'rzte    haben    ix'O  durch  circuläre  Verwenduufj   von   Vr>i'     ' 
(Kanthariden,  Seiifiil,  auch  IJiiuor  Kerri  ses(|uiclilorati »  Krvsipelc   eoupireii  köiu- 

Es  sei  aber  bc-nierkt,  dass  die  äusserlich  sichtbaren  Grenzen  nicht  die  Auvdcliinr-: 
des  Klamniensaiiint's  anzeigen,  sondern  dass,  wie  mittelst  der  phancruskopisclun  B»- 
leuclitunfT  festp'stelll  werden  kann,  sie  weit  über  den  Flamniensauni  h in.-iusnnchi-n, 
dass  hei  den  Kinwickelungeti  mit  Hertpl1:ister  sowie  bei  den  Scarificationen  umt  11 
schneidnngen  ilii'  Zone  dfP  A))plicati(ni  um  ein  Beträchtliches  entfernter  gelegt  « 
uuiss.  Vielleicht  sind  auf  die  Niclitkeniitiiiss  dieses  Verhiiltnisses  manche  Miasisfi 
dieser  Methode  zu  schieben. 

Innerlich  ist  der  .\lkohnl  in  vielen   F<irmeii  (f'of^nac,  Rum,  Shern ,    ('hsuD 
Koridiranntwein)  je  nach  tiewohnlieit  uiui  Zufränplichkeit  als  .Stimnl.intien   fast  ni 
i'ntbehren:    .\ueh  Chinin   ;ds  Tonicuiti,   Natrium  salicylicuin,  Natrium    benzoicum 
Chloralhydrat  sind  wann  empfolileii  worden,    liei  hyjieqiyretischen  'reniperaturro 
ineninnitischen  Erscheiiiunifi'n  k>"inneii   ferner  kalte  l^äder,  systemati.sclie  Kiuhüllaoi 
in  kalte  Tücher,  kalte  Kiripackuiigen  ti.  s.  w.  von  •grossem  Vortheil   sein 

hie  HebandlunfT    der  tianf;raen°    und  .Miscessbildnufi''    hat    nach     den   l'rin(i|ii'' 
dieser  Hehaiidlunfrsnietliodeu    zu    geschehen.      Die  Therapie    der  Complicationon   h- 
iiacli  .■Ul^i-iii einen  l'rincipien  zu  erfoljren.     Wie    überall    wird    man    ruich   hier  iinl 
dualisiri'U  müssen,  so  z.  Ij.  ist  bei  I'otatorou  von  vornherein  durch   Verabfolguuj:  '* 
Wein,  Kamplieremulsiotien  die  .\ction  des  Herzi'iis  zu  unterstützen. 

Die  i'rognose  des  Ervsipcls  ist  im  .Mlpemeinen  nicht  ger.ide  unpinstig-,  innii'rtr 
ist  eine  Mort^tlität  von   11  pCt.  berechnet  worden  (Zuelzerl.     I>ie  tiefälirliehli' ir  ' 
Kopfrose  vor  anderen  Erysiiteln  ist  bekannt,  doch  scheint  hier  die  reciilivinnidc  lii" 
eher  .xii  Intensität  ab-  als  zuzunehmen,  w.ährend  sonst  lioserecidive  eher  heftiirer  mJ 
gefährlicher  sind.    Erysipele  des  Humpfes  sind  di-letiirer,  als  .solche  der  Kxtrei 
Erysipel  nai'h  Mannnaamputatiunen    war    früher    liäulij^    und    sehr    gefüre htii 
l'ormeu  von  Merzschwfiche,  vor  Allem  auch  .Mkoholismus  unil   andere  tnxisch. 
krasien  erhidien  die  (ief.ahr  des  Leidens  ebenso    wie    jede  der  besprochenen  < 
cation    n.ich  .Maass    der   fum-tionellen  Wichtigkeit  des  befalleiieit  Organs.      Im 
meinen    sind    die    dunkler    tingirten  Fälle    von  Kose,    wegen    der    damit    «(Tcii.u,. 
('irculationsbelastiiiig,    prognostisch    ungünstiger,    wie    auch    beim  Verl:iuf    der  Bow 
cyanotischere  Färbung  des  Exanthems  von  ominüser  Bedeutung  zu  sein   pflogt. 

Die  l^rophylaxe  der  Wundrose  ist  identisch    mit  jeeier  aller  übrigen    accidealellM 
Wundkrankheiten    und    fällt  zu.sammen   mit  den  Methoden  der  Anti-*  und  Xsttym' 


4i 


i 


fErysipp! 


oo^ 


Krytilpnia] 


Bi'soihIi'i-.s  iiiirincrkHani  imiss  Her  Vi-clj;iiuiwechscl  vor):i>iiiiiiiint>n  \vi'r<li'ii  tiiiil  ist  i-s 
dringend  (reboteii,  diesen  ebenso  unter  nllen  He<;etn  aseptisrher  Metliodik  vorzunehmen, 
wie  eini'  <)peration.  Die  durch  den  operativen  Hinpriff,  diireh  <iie  VerleUunp  j;e- 
sctzten  (rutartigen  vermehrten  Plasuiaanseho()[iUMfrpn  in  der  nnuiittelbaren  Uingoliung 
der  Wunde  erhöhen  die  Disposition  zur  Ansir'iihin;,'  von  Kokken  in  den  Hautucisc.hen. 
I>ass  bi'i  einniali^eni  Ausbrechen  der  Hose  doppelte  \  o|-sicht  gel>oten  ist,  ist  .selbst- 
vcrständlich:  man  suche  den  Kcind  aber  an  Firigem,  Verbandstoffen,  Instrumenten, 
Seiden  und  Catgutfäden,  al)er  nicht,  wie  früher,  luiter  aufgerissenen  Dielen,  nieder- 
gelegten Mauern,  in  zugeschi'ittcten  Orüiien  oder  in  b(>sonderen  Winiirichtungen!,  bei 
denen  niclit  opcrirt  werden  durfte.  o/.,i.  «.iz-u 

Erysipclkokken,  die  bei  dem  Er\-sipelas  Hc»  Menschen  in  den  Lympbgefdsscn  und  Uewebs- 
üpJiUoii  sich  liiideudeo  Kettonkokken,  wurden  mikroskopisch  schon  durch  Koch  entdeckt. 
Fchloiscn  gelang  es  1882.  dieselbeli  rein  zu  züchten  und  durch  KinimpTuiig  auf  Thiere  er)'- 
Bipclatiisc  Processe  zu  eraeugon.  Auch  die  wiederholt  vorgenommene  L'cberimpfung  dieser 
Kokken  auf  inoperable  Tumoren  erzeugt  Krysipele,  wodurch  ihre  krnnkheilserzeugende  Eigen- 
schaft dargethan  ist.  Allein  zahlreiche,  bis  in  die  jüngste  Zeit  forlgesct/te  Untersuchungen 
haben  alisolul  sicher  erwiesen,  daas  es  sich  bei  dem  Krvsipelcoccus  nicht  um  eine  specitisehe, 
nur  dieser  Krankheit  zukommende  Kokkenart  handelt.  Vielmehr  ist  der  Streptococcus  erysi- 
pclalis  Kehleisen  durchaus  identisch  mit  dem  Streptococcus  pyogenes',  der  sich  bei  den  ver- 
schiedenartigsten Erkrankungen  des  Menschen  von  der  progredienten  Phlegmone  bis  zur  Sepli- 
caemic  fuidet.  Weder  culturell  noch  im  Thiervcrsuche  bestehen  irgend  welche  Unterschiede. 
Es  ist  auch  nicht  auf  eine  verschieden  hohe  Vinilenz  des  Streptococcus  zurückzuführen,  wenn 
derselbe  d.is  eine  Mal  ein  Erj-sipel,  das  andere  Mal  eine  Phlegmone  oder  eine  allgemeine  Sepsis 
hervorruft.  Die  Form  des  Krankbeitsprocesscs,  welcher  durch  den  Streplocoocus  ausgelöst 
wird,  ist  Nielmehr  allein  eine  Folge  der  jeweiligen  Reactionsthätigkcit  des  befallenen  Orga- 
nismus und  nur  von  de.ssen  Zustanden,  nicht  aber  von  der  jedesmaligen  Beschaffenheit  des 
Streptococcus    abhängig.      Vereinzelt  sind  bei  F.rj-sipel  nur  Staphylokokken  gefunden  worden. 

A.  OOTTSTEIN. 

Irythema,  von  ipü'irißa^  Höthe,  Hautnlthe.  .Ms  Krythema  werden  diejenigen  llaut- 
enipiionen  bezeichnet,  hei  denen  die  Efflorescenzen  entweder  ausschliesslich  durch 
aetive  Hyperaemie  oder  durcii  Hypenieniie  mit  einer  uiohr  odrT  weniger  starken 
Tr.nnsstulation  von  Bliitbestandtlieilen  gebildet  werden,  .\ucli  Haeniorrhagien  können 
sich  :ui  dem  Process  betheiligen.  Dagegen  fehlen  erjiebliche  zellige  hitiltrate  und 
bleibende  Störungen  der  (lewebe.  l)ie  Heilung  führt  bei  allen  Krythemen  zu  einer 
vollständigen  Restitutio  ad  inlegniui.  Die  rein  hyperaeuiischen  Krvthenie  können 
entweder  in  circumscri|iten  Flecken  (Roseola)  oder  in  diffuser  Form,  ganze  Körper- 
strecken oder  den  ganzen  K'irper  ül»erziehend,  .luftreten.  Die  exsudativen  Krytheinu 
treten  immer  nur  in  circum.seripten  Herden  auf,  die  gewöhnlich  peripberischos  Fort- 
whreiteii  bei  centraler  Abheilung  zeigen. 

Die  Krythenie  komtnun  in  letzter  Linie  durcli  Schädigtiugen  der  (iefässwände 
oder  <lurcli  Störungen  der  (u-fiLssinnervation.  verinutlilich  durch  eine  Lähmung  iIit 
V;isoconstrict«ren,  zu  Staude.  Die  Ursachen  sind  ganz  ausserordentlich  mannigfaltig  und 
l.-ussen  sich  in  drei  grosse  Gruppen  theilcn:  1.  centrale  nervöse  Einflüsse;  2.  locale 
äussere  Kinwirkungcn;  3.  Reize,  welche  durch  einen  im  Blute  befindliehen  schädlichen 
Körper  hervorgerufen   werden. 

Erste  Gnippe:  centrale  nervöse  Einflüsse.  Hierher  gehört  das  Erythems  e 
jindore,  die  Zornröthe.  die  Uötlie  bei  freudiger  Erregiuig,  Röthungen,  die  diffus  oder 
fleckweise  auftreten  und  sich  gewöhnlich  .uif  Gesicht,  Hals  und  «lie  oberen  Theile  di'r 
Brust  beschränken.  Ebenso  rasch  wie  d.a.s  Erythem  kommt,  verschwindet  es  wieder 
(Krv'fhenia  fugax).  Es  giebt  Personen,  die  selbst  bei  geringen  ICrregimgen,  sowie  sie 
z.  B.  vor  .Anderen  sprechen,  rutli  werden.  Diese  Labilität  tler  Va-snmotoren  ist 
manchmal  erblich.  Zweite  Grui>pe:  locale  äussere  Ein  wi  rkniigen.  Durch  Traumen, 
durch  Kälte  und  Wärme  werden  Erytheme  hervorgenif<>n.  ferner  durch  d;is  Licht,  wie  es 
scheint  besonders  durch  die  ultravioletten  Strahlen.  Daher  kommen  die  stärksten  (irado 
des  ..Verbrenneiis"  hei  Wanderungen  auf  .sehr  hoch  gelegenen  Sehneefeldeni  im  Sonnen- 
schein zu  Stande.  Hierher  gehören  femer  die  durch  .\pplicatioii  irgend  welcher 
irritirender  Stoffe  auf  ilie  Haut  hervorgerufenen  Erv'theme,  bei  Anwendung  von  Sina- 
pisraen,  .lodtinctur,  ( 'hlond'onn,  Aether  u.  s.  w.  Ein  Theil  der  auf  dem  letzterwähnten 
Wege  zu  Stande  gekommenen  Erytheme  steht  insofern  in  Beziehungen  zu  den  ent- 
sprechenden Erythemen  der  nächsten  Gruppe,  «Is  bei  einigen  .\rzneimitteln    (t^uerk- 


U.  Llclireieli.  EncyklopKeüto.     II.  Hntiil. 


15 


[Grytli  ema 


—     220     - 


silbfr,  Salicylsäurt'  ii.  A.)  dipseUiPii  Vcräiulcntngen  an  der  Haut  hei'V"-_-  ••■'■-'  ''O'^H 
);anz  gleich  oli  dxs  MedicniiK^nt  von  :iusseti  auf  die  H:uit  res]),   liio  I  '  »^H 

Haut  einwirkt,  oder  von  innen,  indem  es  im  Blut  circiilirt.  Dritte  Liiupiiv:  innti^H 
durch  einen  im  lilute  befindlieheii  !<cli;i(lliL'hen  Kr(ri)er  bedingte  Reize.  Dirr  ,\^H 
ftchbij;  könnte  bei  den  dieser  Oruppe  angehririMulen  Hrvtliemen  entwediT  doith  «^| 
Einwirknnfj  anf  die  nerv'isen  ('entralorgane  hervorgemfcn  worilen.  mier,  war^H 
walirsclieinlicher  und  für  einzelne  Fiiile  so^nv  bewiesen  ist,  (lurch  (lirectei^^^l 
knnp;  des  Nocens  anf  die  Blutgefässe  der  Hant.  Diese  (iruppe  der  KrythenMH^H 
uinfanfircif liste  und  wichtigste.  Hierher  gehören  einmal  die  uiaiini^faltigen,  <M^| 
die  yersehieiiensteii  Mittel  hervorgerufenen  Arxneiaus.sc,lii!ifce,  gieichgültif";  auf  weld^H 
Wege  die  Resorption  ites  betreffenden  .Medicamentes  stattfand.  Hierher  |;«lril^| 
ferner  die  Kiythemc  bei  acuten  und  chronischen  Infectionskrankhciten,  M»s«nJd^H 
hu-ii,  das  Proch-omalexaiBtlK'm  bei  Pocken,  Roseola  bei  Typhus,  bei  ^^yph^^^H 
Im]derytheme  u.  a.  m.  Bei  den  in  zweiter  Linie  genannten  Erythemen  raSB^H 
v<n'  (!er  Hand  noc.li  dahin  gestellt  bleiben,  ob  die  Hauteniption  (liircb  dasVirw,^H 
Bakterien  selbst,  oder  durch  ilie  von  diesen  iiniducirten  Toxiuo  hervorgerufeu  *t^| 
jlass  Toxine  im  i^tande  simi,  Krythenn'  liervorzuiufen,  wird  durch  die  Ausschlijc«  ^H 
Ttibercniin-  und  Senmiinjectioiien  bewiesen.  Mierher  gehören  ferner  iioeh  die  mis^H 
faltigen  ErytheiiU'  bei  schweren  seiitisciien  Processen,  bei  DIplitherie.  bei  S|^| 
caenjie,  bei  Pueqieraliiifection  (I'uer])eralscharlach').  Aber  auch  die  bei  der  Mens^H 
afion  imd  wahrend  der  (jravidität  manchmal  auftretenden  KrytUeuie  dürften  iuilil^H 
Gruppe  unterzubringen  sein,  wobei  allerdings  noch  die  .Möglichkeit  offen  ß«lial^| 
werden  niuss,  da-w  es  sich  bei  einigen  dieser  letütcren  Ffille  um  reflertnrisdi ^| 
Stande  gekommene  centrale  Reize  handelt.  Und  srhlies.slich  sind  auch  <l:is  Errtbr^| 
exsudativum  multiforme  und  das  Krythema  nodosnm  hier  anzuführen,  ^| 
wohl  zweifellos  acute  Infectioiiskrankheiten  .<ui  generis  sirul,  <las  erstere  eine  Infe(t|^| 
ausser(U<leiitlicli  !ei(diter  Art,  iiu'ist  ohne  besondere  .\ilgemeinsymptoiiie,  wahrwii)  ^| 
der  zweiten  Kraidcii<'it  gewöhrdich  erhebliche  allgemeine  Störungen  vorhandro  l^H 
unil  eine  Reihe  von  Krscheiiumgen  eine  nahe  Verwandtschaft  tier  AfTeetion  mit  4^| 
acuten  (ieleiikrheutnatismus  wahrsc-heinlicli  macht.  Während  bei  vielen  der  der  drÜ^H 
(iruppe  aMgehoreiiden  Krythi'iiie  keine  erhebliche  l'",niähnings.st<.>run^  der  Haut  <>ild^| 
und  dieselben  daher  ohne  hervortreterule  Alwchuppung  wieder  verschwinden,  $»^1 
wir  bei  anderen  stärkere  Störungen  auftreten,  .selbstredend  bei  den  blasenblldra^H 
Formen,  aber  auch  ohiio  Bla.senbiUhmg  führt  oft  die  Ernährungsstöning  in  der  I^H 
dermis  zu  mehr  oder  weniger  starker  .\bstfissnng  der  Honischicht,  so  bei  8ch»ll^| 
l>ie  stärksten  Alischu])[umgi*n  kommen  hei  (,tuecksilbererythemen  vor,  bei  denpu  ^H 
m.anchmal  die  Horuschicht  der  g.mzen  Hand  oder  auch  des  Kusses,  in  euntinuo,  ^| 
ein  Haiuischuh  abtö.st.  ^H 

l'nr  die  Behandlung  lassen  sich  .selbstverständlich  bei  der  grossen  Verschi(4^| 
artigkeit  der  die  Erytheim*  hervorrufenden  l'rsachen  keim-  allgemeinen  Gruodsivl 
aufstellen.  Hei  der  ersten  (iru|)pe  wini  natürlich  von  einer  Behandluns:  in  «Icr  Rf»'- 1 
keine  Rede  sein.  In  einzelnen  Fällen  wird  es  versucht  werden  kimtien,  durch  lüi  I 
meine,  den  Körper  kräftigende  Maa.s-Miahmen  auch  die  Widerstantlsfähipkeit  di  ^  vi-  I 
motorischen  Nervensystems  zu  erhüben.  Bei  der  zweiten  («nippe  tritt  unter  \mv.  I 
düng  imlifl'erenter  liehandlung.  wie  einfacher  Salben,  Stn-upulver,  stets  nisclie  IK'iit,  I 
ein.  l>as  wichtigste  ist  natürlich  die  Fernhaltiuig  <les  schüdigenden  Reize«,  aurli  la  1 
projdiylaktischen  Sinne.  .\uch  hier  ist  unter  Umständen  die  Beseiiigunft  vorhur.l- '  1 
allgeToeiiier  Stönmgen  von  Wiclitigk'-it,  denn  nitdit  selten  erträgt  zeitweise  d'  'i 
einen  bestimmten  Reiz  ohne  .Nachtheil,  während  bei  demselben  Individuum  / 
anderen  Zeit,  in  der  durch  irgend  welche  Umstiindo  die  Widerstandsfilhi^keit  1 

gesetzt   ist,   Erythem   auftritt.     Gegen  das  „Verbrennen"   ist  vorheriges    1 
Gesichtes    mit    Borlanoliuvaselin    zu    empfehlen;    vielleicht   könnte  das    i  '  ^ 
dichten  rothen  oder  orangegelben   Schleiers  versucht  werdi-n. 

Rei  den  <ler  ilritten  (irupjie  angehörrnden  Arzneiaus-schlügen  genfigt  in  ib  i 
«las  Aussetzen  des  .Mittels,  um  in  kurzer  Zeit  die  lleihmg  herlieizuffihren.     N   : 
ist  auch  hier  die  Prophylaxe  von  gro.sser  Wichtigkeit  und  day.u  gehört  vor. \: 
Fest-stellung,  dass  der  Aus.schlag  durch  ein  bestimmtes  .Medicament  hervorgcn. 
Uiese   FeststeRung   ist    nicht  in  allen  Fällen  ganz  leicht  bei  der  so  grossen   \i m   . 
faltigkuit  der  Exantheme  selbst  und    bei    der  „l^egion''    der   modomen    M>  du  uiii'ü'' 
Bei    den    Infectionskrankheiten    sirul    meistens    die    Erscheinungen     von    äcit<»    *» 


NfErytlipma 


—     227     — ' 


Kry1lir»sni»|' 


I  AusM'liInjrcs    sii    luihi-di'UliMitli'    und    rasrh  \<inilii'r>:t'lii'iiilt',  iJi<'  uiiilfrwfitif^i'ii   Kniiik- 

I  heilssyiniitomc    sind    dagegen    so    wirhligc,    tl.nss   dJH  K<-hatiilIuii<;  sifh  in  der  Hepel 

I  allein  itiit  difscn  letzteren  zu  hpsciififlij^cn  hat.     Auch  bei  dc-ni  Knthema  oxsudativuni 

I  inultiforini"  iiiüsKon  wir  uns  mit  Kiiipu<ifrn  der  Maul  bf'guiij^i'n,  da  wir  irgend  ein  auf 

I  den  Verlauf    der  glücklicher  Weise    ja    fast  iuiiner  in   kurzer  Zeit  spontan  heilenden 

l  Krankheit  gilustig  wirkendes  Mittel  nicht  kennen.     Auch  gegen  die  so  häuHgen  Wie- 

[  derholungen    der  Krankheit    sind    wir  machtlos.     An<lers  ist  dies  bei  dein  Erythenia 

I  iiodosiini,    hei  welchem   die  Salirjlpraeparate    einen  entseliiedenen  Nutzen  gewähren, 

I  ontsprechend    den   nahen  Beziehungen  der  Krankheit  zum  Ithcumatismu-s  artieulorum 

I  acutus.     Hei  dem  Rnithenia  nodosutn  ist  es  gerathen,    die  gewniuilich  schmerzhaften 

f  Knoten    mit  Inischlfigeii  -»ou  Liijmir  Aluminii  ac(.'tici    oder    Bleiwasser  zu  liehntKlelu 

und  die  Kranken  hinreichend  lauge  im  Bette  zu  halten.  ,„ 

[Erylhrnca  Rieb.  Pflanzengnttung  aus  der  Farn,  der  Gentianaeeae*,  ünterfam.  Uentinncac, 
etwa  ;50  Arten,  einjährige  oder  ausdaucrade  Kräuter,  der  nördlichen  Erdbälfte  umfassend. 
Ausgezeichnet  durch  den  kantig-röhrigen  Kelch  und  die  triehter-  oder  stieltellerlömiigc,  meist 
rosaroUie,  seltener  weisse  oder  gelbe  Krone.  Staubbeutel  nacli  dem  Bestäuben  ähnlich  wie  die 
Zipfel  der  Blumenkrone  nach  dem  Verwelken  spiralig  zusammengedreht.  E.  Centaurium 
Pers.  (lientiana  Centaurium  L.,  Gbironia  Centaurium  Sm.)  bei  un.s  auf  Wiesen  und 
Triften,  mit  schönen  rosenrotben  Blütbeu  in  Doldenrispcu.  bekannt  als  ^Tauxendgüldeu- 
kraut".  Ein-  und  zweijährig,  mit  sitzenden,  IHnglich-eirörmigen,  oberwärts  schmäler  wer- 
«lenden  paarig-gegenständigen  Blätteni.  Liefert  Herb.i  Centaurii  minoris.  Enthält  neben 
Bitterstoffen  Erythrocen taurin.  E.  linariaefolia  Pers.  (Oentiana  liuariaof.  I,am.. 
E.  angustifulia  Wallr.)  ist  von  voriger  nur  durch  schmälere  Biälter  unterschieden.  Viel 
kleiner  ist  die  auch  bei  uns  heimische,  oft  reich  verästelte  E.  pulchella  Er.  (E.  ra- 
niosissima  Pers..  Gent,  ramosissima  Vill.,  Chironia  inaperta  Klh.).  Aus  Chili 
kommt  E.  cbilensis  (E.  cachnniahuan,  Chironia  ohil.)  als  Concbalagua  oder  Cachen- 
layien.  ••• 

Kry t liroecntkurju,  C^HmOh.  bililei  ktomp,  v^rueli-  und  geMehiii«ck.lMse  KrynUlle,  Sclimp  i:UI^.  nirlit  fluch- 
tig, ufiLiücfa  inir.liv.  In  n*in)fni  Wuiwr  ist  es.  wuntgffU'n«  in  il^r  Kttitv,  seliw^r.  leichtnr  in  »narehttlligom,  am  leicb- 
t«Kt?n  in  Benxul  und  HehvefolkuhlonstolF  lasllclt.  Am  SutinFnlicbt  Flrbt  m  lieb  rolb;  doch  renehwindct  rlivso 
KirImnK  ilureb  .«obuidteii  ("1fr  l'ii>linr»|jilli!iiri>n. 

SPIEGEL. 

ErythraHDia,  eine  der  l'ityriasis  versindor  äliuliche  .MTectiun,  bei  welcher  die  Flecken 
aber  eine  rothe  oder  braunrothe  FUrhung  zeigen,  und  die  sich  bei  M.Innern  fast  immer 
in  der  linken  Sehenkelbeuge  und  am  oberen  Thei!  des  Oberschenkels,  der  in  Bi'- 
rühning  mit  dem  Scmtuiri  konimt,  bei  Weibern  in  den  buidi'ii  Inguinal-  und  Labio- 
rruralfalten,  am  oberen  Tlieil  der  Oberschenkel,  unter  Uiingelirüsteu  und  in  der 
Achselhöhle  iocalLsirt.  ['ie  Itäuiler  diT  befallenen  .Stellen  sind  uuri'geltiiiissin;,  ge- 
x:ickt,  die  Flecken  nicht  üIht  dem  Hautuiveau  erhallen.  Her  der  .\ffectirui  zu 
Gnuide  liegende  Pilz,  Mikn>><por»>n  ininutissinmm,  ist  iuikroskii[)iscli  viel  schwerer 
nachweisbar,  als  das  Mikrosptimn  furfur;  es  besteht  aus  feinen  (ioniiiienkitteu  "der 
kurz  gegliederten,  wenig  verzweigten  .Mycelladeii;  hier  und  tia  sind  kleine  Sporen  ver- 
einzelt oder  zu  kleinen  (iruppeu  vereinigt  zu  timleii.  Die  Subjectiverscheinungen  sind 
sehr  geringfügig,  .sodass  die  meisten  ratienten  ihre  Krankheit  unbewusst  tragen;  der 
8itz  der  Pilzelemente  reicht  in  lier  Epidermis  etw;is  tiefer  wie  bei  Pityri.asis  versi- 
color,  daher  auch  die  lebhaftere  Riltlie  der  befallenen  Steilen  und  unter  rmstiln- 
clen  eine  entzfindliilie  Reaetion,  die  zu  ekzematösen  Krsfhi'imingeu  ffilin-n  kann. 
Viele  der  Meiliramente.  die  hei  Pityriasis  versicolor  zur  Anwendung  kommen, 
sind  auch  hier  am  Platze,  nur  dass  stärker  reizende  Substanzen  nicht  berück- 
sichtigt werden  sollen.  Hauptsächlich  geliört  aber  zur  Heliaudlimg.  (la.ss  die  er- 
krankten Stellen  trocken  pdialteu  wenien  müssen.  I>a  ein  gewisser  (iraii  von  Feuchtig- 
keit zur  Kntwicktdung  d<'s  Pilzes  iiotliwendig  ist.  so  niuss  man  die  erkrankten  l'artien 
80  trocken  wie  möglich  halten.  Oie  Kehaiidlung  besteht  d.arin,  dass  man  zuerst 
die  Abschilferung  der  Epidernns  durch  Seifenwaschungen  begünstigt,  dann  eine 
anti-parasitär  wirkende  Salbe  in  düinier  Schicht  anwendet,  und  darüber  austrocknentle 
Pulver  und  den  Contact  der  ilautfalten  verhindernde  W'attebilusclicheu  ;rpplicirt.  lÜe 
Wiiscliinigen  werden  mit  Schmierseife  odi-r  niedicamentösen,  Theer-,  Schwefel-,  Naphtol- 
seifon  etc.  ausgeführt.  .\ls  Salben  kommen  ziu'  Anwendung  Sublimat-.  Kalomtd-, 
Schwefel-,  Kesorcinsalben;  bei  vorhandenen  entzündiichen  Zuständen  ilrT  ll.mt  wiivl 
(*  angezeigt  sein,  zuerst  I>ecksalben  oder  l'iusten  zu  ap|diciren,  bis  diese  verschwmiden 
Bind,  um  dann  erst  zu  den  \V.i.schunfren  zu  greifen.  .-Vis  Pulver  werden  indifferente 
i'utver,    .'Vmyluni,  Taicuui  oder  auch  Dennutol,    ßismuthum  subuitricum,   mit  Zusatz 


fEryllirflsinÄ 


22H     —  ■ 


Kr^'thromflftlofiJ 


von  ilosintirin-iulcn  .\g<'iiti*'n. 


ivlsiiun*  1— 2i»(*t.,  Hoi-säiin»  lO  pCl..  K 


elr.    nnj^owandt.      Die  H*'li:iiullunf?  inuss  lungere  Zeit  nach    iler    Hciluni 
SeifenWHsehunpon    und    l^instnHieii   vun  Puder  unterstfitzt  werden.      SponUn**! 
ist  lieobrichlet  worden;  die  Kr.'uikJu'itsersrlii'irnjn^pu  nclnnen   gew5hnlieh  in  tk 
Jahreszeit,    wo    die    seeretnrisehe  Tli.iti;;keit  lU'V  Haut  ^^erin^rigrijrtT  ist,    jb. 


den  u'Ürinereu  Monaten  wieder  zuzunehmen.    Ueber  dir 
lisationsstellen  reicht  die  Affection  niemals  hinaus. 


um  ] 
i  irenziMi    ih-r   »*rw  HhritMj  l.« 


Erytbrillf  C^.MaUi,,  -l-    P3H3O.    «woirach  oni(>Ilin<taur<«r  E(7tbrit.    findet  nioh    in  Tcnücliicflenvri  Tletktmi.  * 
(loi    GattuHK   Rücnella.     En    lüldet  mikrtikryKtmlUiibtcht'.    kug^i^e  Musen,    «lif)  bei   100°   t\»s   Kr^^i^]im^.t 
und  dann  Wi  137°  »phioolzon  (llotKet.     In  kaltom  WoftHor  und  in  Acthor    ini  fH  Kohwer    !•' 
I)if<  alkobolio-cfac  Lfl5Un|f  Hlrbt  sieb  mit  wnnit:  Eittfnehlorid  parptirriolett.    mit    mehr  l>r»unr>  ' 
WÄWPr  xerrallt  or  in  OrscUinsanre  und  Pikroerytbrin,  C,aH,„0;  -f  ;»HaO.  beim  Kochen  mit  All 
.   ltr»rUin«ftaro4*<?t«r.     Beim  8t<>bcn  der  Ldsuo^    in  Kalkmilch,  srhiioUer  beim  Koeb'^n   mit    tltipi  ~.«Ui 

e»-  Ar\\  in  KohlonüHnre.  Orcin  und  Erj-tbiit.  Mit  lUoiltJMtmttnn  giebt  ni  Tnnicbiodoii   kussthtk-' 

N«hp  vorwÄndl  t^t  das  in  einer  T*MkUmmiTt*»n  Art  Tun  Kuret-dla  furifürmia  von  M  ■ 
;^-Erjthrin,  Cv|U}|0,n  -f  HgO,  da«  undeutlirb  krystalliniseho,  kugfli^e  Ma^yiMi  Tum  - 
M'asKf'r  fi*4t  unlöslich,  in  Alkohol  nnd  Aether  löblich  init.     Bi^im  Kochen    mit  Wasser    k>  <  . 

CuHicOfi  and  UntelHnsiure ;  erstere«  liefert  beim  Kochen  mit  Barjt  neben  KohlensMur«   unU  i^Qlitni  -Onte. 

SPIBGKL 

Kry'"'^''^    1-     PHanten^atluu);    au^    der  Farn.    <ler    Tapi  l  ion  n  ce  »  e*.    liiiterrum.     P  It  m  i<  •-  - 
«rilrb^et.  S»>rt.  Erytbrlneue.     rmfa»«!   Arten  mit  fiedreiten  BlUttorn  und    acii-ieUtniidigeii, 

t$rüS5i>u  Ülülben.     E.  Coralludendron  L-,    ein  Baum    der  Caralben-Inseln.    ist    der     in   Pü.ix .   ..     <JiH»| 

rallenbaum.     In  Kaffee-    und  CacaoplantiitC^n   dient   er   alK  Sehatteobaum.    Verwandt    ist  E.  Brutvr«L 

IL 
ErTthrina  Coralludendron  L.  (Erytfarina  mulangu  Benth.)  enthielt  in  der  Rind«  pin  AlkaJoM  I 
welches    Lithraung    det«    Contralmark^    erzeugt,     ohne   jedoch    die    motoritiebc    Riüxbarkeit     und     Coou 
Muffkeln    nufr-ubeben  (Hoc  b  efo  nlain  e    und    Rey).     Anrb    ein    Glykosid    Ml)£arrhin     itt     «ufcefutid 
papillenerweiternd    wirkt  lYoung).      Aus    den  Samen    int    Ton    Loxa    ein    toxificb    wirk.f*n'1ff«   Alkaloltl  ! 
koralloldio  isolirt  worden. 

Erjrthrinin.  Ann  der  Kiude  ron  ErTthrina  Brotoroi  i«t  Ton  Greahuff  ein  AlkaluTd  KrjUirlttla  i 
worden,  das  »ich  alt»  Gegenmittel  bei  Str^chninTeririftungen  bflwtbrt  hat.  Naeta  Plagg«  wirkt  «s  rvspir 
mindernd  und  bewegnniJtKhemmend.  ftbnlicb  dem  Clytitiin*. 

J. 

Erythrit.   Erythrogluciu.  Pbycit,    Erjth  romanu  it.  OiHic.O^  =  C^BjOITi^.  letis  von   HtPtihoaaai 
iftt    der    niedrigste  4aiomiKe  Alkohol,  dessen  habere  llGmologen  deshalb  aU   Penta-,  H«*xtt-  Mr.  ErTtlirilr  Wm 
werden.     AU  EÄter  der  OreeUinsHure  findet  er  sich  unter  dem  Namen  Erythrin;  doch   komiul.   er    aueh  ia  fTw« 
blande  in  der  Alge  Prot<>eoceu&  Tulgaris  vor.  Er  krystallisirt  in  tetragonalen  PHüUien  vom  Scbn)|t.  Iifl".  ri# 
trewOhnlicbem  r>ruek    bei    :i'iC<-H3l^   unter  200  min  Druck   bei  2&4  bis  20(1*^.    KKt  sich  leicht   in   W«>««r 
Alkohol,  nicht  in  Aether.     Er  ist  optisch  inaetir  und  »cfameckt  «ehr  »Uas.    Sebwaebe  Hjüpotomtor»  ojy^irt  i 
thritskure  (T^rythrugluciasBure/    C^H^Os.    ^tSrkcn»    »»  OxalüHure    und    (Anti-i  Mesowrm^itnre        tturrh    ßlr..««y|J 
steht    keine  Ptfllnng,    alkalische  KnpreroxydlOsung    wird    nicht    reilucirt.      Hefe  v» 
erzeugen    in  Gpgenwarl    von  Calciumcarbonat    huupL^tloblicb  BernitteinHUnro    und     ' 

Lfiüung  lOst  tiieb  Aetikalk  reicblicb  auf:    beim   Erhitzen  gerinnt    die  LOfioog.  bei  /.  -4  i 

Kalkverbindung  des  Erythrits  ansfallou. 

Erj-thrit  bildet  zwei  Anhydride.    Das  erste.  Ery  th  ran  CtHoOCOfl)^  vermuthliah  CH(OH)  ■  CB<OHk  «te 

CH,  CH* 

Etliilten    mil  TenJUnntfr  8ohvi>r<<l<i(un>  utowonnpn,    iit   llDtsii;  nnil   üirdrl  bui  IM— lüö"  uot«>r   l''  niii  Drak 
«Wfili-.  Erytlirildioiyd,  C.H^Ü,,  iremintliljrh  CH,  ■  f'H  ■  CH  •  C'Hj,  CDlsWht  «iis  Erytkrit'lichlorlitiSnD 

\o/         \0'' 
wirtiini:  too  iptiktli  aU  farblosp,   bpwegljcbD  Fllkisigkelt  Ton    •ngmehmrin  0«rurli    nnd    hrrnnoadK«  (<* 
Sd[t.   V'W^,  dfe  iich  gauz  wie  ActhyhMtozyd  vt^rhllt. 

Ein  NitrimnjjepniJurt    du«    Erjlbrit«    ist    das    Er.r  th  rol  ii  il  r  »l,    (CH,OXOj).j     (TH   •   n\ 
wrlrhp  in  Wasser  unlöslich,  in  Alkohol  löslich  «lud.     Sclimp.  «1 ".     Durch  schnelles  Erhitzen    uu  *  in.-  -' 

Er^thrülnjn  tctranilricum  wirkt  nach  Bardeur;  wie  alle  Ifl^lichrn    urgaiiiseben  Nitrate  gorä^,-i  .....^  uuj  ^ 

ähnlich    wie    Amyloilril*    und    Nitroglycerin*   angoweudet.      Ea    wirkt    •'ohwlcher.   aber    langer    andaaend.    Da«  i 
o.üll— 0,(MI,  am  he«t«n    in  Tablettenrorm  mit  Clioculade,   wenn  ntithig.   nueb  4— n  Stunden  eine  iweite  tWa. 

SPIEGEL 

Erjthromrlalgie   ist  ein  zuerst  von  Weir  lliti'lu'll  bt-schriebeues  Krankheitsliild.  i" 
sich    lifsoiiders    bpi    Maniieni    iiarli  laiiftor  ();iiit'm()rii  fifherhaftcn   KraukheitPti,    \^ 
strcnguiigpii  oder  iflngereiii  Aufenthalt  in  iIit  Kulte  7.ei(;t:    es  triften   .in   den  Kii^^"' 
besonders    an    der    grossen    Zeiio,    ileni  Hacken   fidcr  Brillen,    sowie   an  den  H   • 
R'sp.   Fingern  Selnnerzliaftipkeit,  Höthiiiifr  und  geringe  Sehwellung  auf:   die  ni-m   '- 
artigen  Hcliinerzen  gehen  bisweilen  über  die  sichtbar  t^rliraiikten  Stellen   hiuaus:   «» 
ireten  in  inaiiclieii   l'':illen  zn  besfininiteii  'l'nges/.eiten,   naiiii'iitlich   Abenils  .auf    \.----'i 
Ix'i  Einwirkung  von  Kälte  im  Winter  und  bei  Hoelihigcning  des   erkrankten    ' 
nach;    der    Verlauf    der    Erkrankung    ist  Jiusserst  chroniMfh.     Der   Kniiikheii-- 
wird  als  eine  Angio])aralyse  aufgefasst  im  Gegensatz  zwr  Haynaud'schen  Kr. 
die  als  ein  Leiden  angiospastisrher  Natur  angesehen  wird.     Die  in  tlon  letzten   ^ 
inehrfaeli  angestellten  üntersiichungen  über  die  lOrvthronielalgie  haben  zu  der  .\i!  j 
geffihrt,  «las-s  e,s  sirli   hier  tii<'ht  um  ein  selbstständiges  Leiden  haiultdt, 
mehr  um  einen  8yinjitiinieiicoiu|dex,    der  liei  den  verschiedenartigsten    Xi-n*« 
kungeii  sowohl  ceutraler  als  auch   [leripherischer  Natur  vorkommt.     Die 


k[I!rythroninlalgie  —    '2-2(>    —  Erythroxylaceae] 

der  £rythroint*Iaigic  ist  von  Erfolg  gekrönt,  wenn  es  gelingt,  die  bedingende  Xerveii- 
:  affection  zu  beseitigen.  Eine  Besserung  tritt  gcwölinlich  im  Winter  und  bei  Hebung 
t  des  Allgemeinzustandes  ein;  auch  die  directe  Anwendung  der  Kälte  bringt  in  den 
r     Anfällen  manc^hmal  Nutzen.     Ferner  wird  das  l.,eiden  in  manchen  Fällen  günstig  be- 

einflasst  durch  die  Nervina,  Antipyrin,  I'henacetin  und  besonders  Natrium  salicylicuni 
•     und  Ergotin:    ausserdem   ist   durch   elcktrotherapeutische  Maa.ssnahmen  in  Form  des 

faradischen  und  galvanischen  Stromes  mehrfach  Nutzen  erzielt  worden. 

SAAT,FELI). 

: fii^^lhrOIlllini  L.  Pflanzeugattun)^  aus  der  Fam.  dor  Liliaecap*,  Tribufl  Tulipoideap,  xiir  (.iruppo  der  echten 
Tulpen  (Tnlipeae)  gebOrif;.  I>er  aus  der  Zwiebel  hervortretende  lilUthenstiel  trägt  nur  zwei  fleiKehig-kratitigi> 
Blttter.  Au  der  endsUndigen  grossen  RlOthe  schlagen  sich  die  Perigcnblutter  in  der  Fnichtknotenregion  scharf 
xnrllrk.  Von  den  •'•  Arten  in  der  westlichen  Schweiz,  im  Hittolmeergebiet  und  in  Krain  verbreitet:  E.  I>ens 
eanis  I<.    Blllthen  gros.«,  pnrirarn,  selten  weiss.     Blütter  braungeteckt. 

H. 

SnU^^P'^lOeilin«  PHanzengattung  aus  der  Fam.  der  Bliniosaeeae*.  rnterfam.  der  Pa  rkieae.  Itüume  der 
Tropen.  E.  guineenüe  (R.  jadicale  Dun).  Ruthwas-serbanm,  in  Westafrika  beimisch,  ancb  Hanyone  oder  Kuurane 
de«  Floups  und.  von  den  Eingeborenen.  Tall  genannt.  Die  ruihbraune,  sehr  harte,  geruchlose  Kinde  wirti  als 
M'Cattsa-  oder  Sassyrinde.  Cassa  bark  bezeichnet.  M. 

ErjthrophloeYn.  ein  giftiges  AlkaloYd  unbekannter  Zusammensetzung,  wurde  von^rallois  und  Hardr 
in  der  Kinde  von  Erythrophlooum  guineense  vorgefunden.  Es  kann  der  Binde  durch  Alkohol  und  WeinsBure  ent- 
■ogen  werden.  Es  ist  krystallinisch,  lOslich  in  Alkohol  und  Est>igaether,  wenig  in  Aether,  Chloroform  und  Benzol. 
nnd  liefert  ein  kiystallisirendea  C'hlorhjrdrat.  SPIEOEL. 

Die  N''Cas.sarinde  vird  von  den  Eingeborenen  zum  Vergiften  von  Pfeilen  und  besonders  zu 
Gottesurtheilen  benutzt.  Jeder  der  Zauberei  Angeklagte  mussN'Ca.s$a  essen:  erbricht  er,  so  gilt 
er  für  unschuldig  und  bleibt  auch  meist  am  heben,  da  dann  eben  nur  wenig  von  dem  Gift 
Tesorbirt  worden  ist;  erbricht  er  nicht,  so  stirbt  er  mcLst  innurlialb  kurzer  Zeit.  Das  wirksame 
Agens  der  N'Cassarinde  ist  das  Erythrophlocin,  das  die  Wirkung  der  Digitalis  mit  der  des 
Pikrotoxins  in  sich  vereinigt.  An  Thien-n  sind  bei  subcutaner  Application  die  Digitalin-Kr- 
scheinungen  schwer  zu  studircn,  da  kleine  Dosen  nicht  schnell  genug  wirken  und  grosse  die 
Pikrotoxin-ErschcinuBgcn  zu  rasch  eintreten  lassen.  Es  sind  bei  Warmblütern  Blutdrucksteige- 
rung, Pulsverlangsamung,  Erbrechen,  Schwäche,  Dyspno«"-,  Lähmung  der  Extremitäten,  Krämpfe 
und  schliesslich  systoli.schcr  Herzstillstand  beobachtet  worden;  Hunde  gehen  nach  0,02  zu 
Grunde.  Zur  Verwendung  gelangt  das  Erj'thropliloeVn  in  Form  des  salzsauren  .Salzes,  eines  gelb- 
lichen, kry.stalliniscben,  in  Wasser  leicht  löslichen  Pulvers.  Das  Erythrophloein  win^de  schon 
1832  als  schmerzstillendes  Heilmittel  empfohlen,  aber  erst  in  den  sicbenziger  und  achtziger 
Jahren  genauer  untersucht.  1888  versuchte  L.  Lewin.  dasselbe  als  locales  Anaesthcticurn, 
namentlich  für  das  Auge,  in  die  Praxis  einzuführen,  da  er  nach  Kinträufelung  von  einigen 
Tropfen  einer  0,1  — 0,2proc.  Lösung  eine  Viertel-  bis  eine  Stunde  später  eine  Anaesthesie  von 
mehrstündiger  Dauer  eintreten  sah.  Zuerst  von  Liebreich,  dann  auch  von  anderen  Autoren, 
wurde  die  Richtigkeit  dieser  Beobachtung  zwar  anerkannt,  zugleich  aber  Folgendes  festgestellt :  Das 
Erythrophloein  bewirkt  nur  eine  Anaesthesie  der  Cornea,  nicht  auch  der  Conjunctiva,  vielmehr 
wird  letztere  lebhaft  gereizt  und  stark  hyperacmisch.  Die  Anaesthesie  kommt  durch  eine 
Actzung  zu  Stande,  die  am  Auge  ihren  Ausdruck  in  einer  längere  Zeit  persistirenden  Trübung 
des  Corneaepithels,  undeutlichem  Sehen,  Int^rfercnzerscheinungen  und,  oft  unerträglicher, 
Schmerzhaftigkeit  findet.  Auch  die  Versuche,  das  ErylhrophloeTn  subcutan  als  Anaestheticum 
zu  benutzen,  z.  B.  um  Zähne  zu  ziehen,  kleine  Operationen  vorzunehmen,  neuralgische  Schmerzen 
EU  beseitigen,  mussten  bald  als  gescheitert  angesehen  werden,  da  stets  nur  eine  ganz 
kleine  Zone  des  Injcctinnsgebietes  nach  längerer  Zeit  anaesthetisch  wurde,  und  ausserdem  die 
Patienten  von  den  heftigsten  localen  Schmerzen  gequält  wurden.  Es  kam  noch  hinzu,  dass 
oft  VcrgiftungscTscheinungcn  wie  Schwindel,  Schwäche,  Ekel,  Erbre(^hen.  Flachheit  der  Ath- 
mung,  Verlaugsainung  des  Pulses  u.  a.  beobachtet  wurden.  Das  Erythrophloein  gehört  zur 
Gruppe  der  Anaesthetica*  dolorosa  (Liebreich)  und  h.it  vor  vielen  dieser  Körper  noch  den  Nach- 
theil der  grossen  (iiftigkeit.  Letzterer  Umstand  verhinderte  auch  seine  Verwendbarkeit  als  Ersatz- 
mittel der  Digitalis.  In  der  neuesten  Zeit  wird  von  Merck,  vcrmuthlich  aus  einer  anderen 
Sorte N'Cassa-Rinde,  ein  salz.saures  Erythrophloein  dargestellt,  welches  sich  nach  Ilarnack's 
Untersuchungen  in  mehreren  wichtigen  Punkten  von  dem  früheren  Praeparat  unterscheidet, 
vor  allem  darin,  dass  es  bei  Warm-  und  Kaltblütern  nur  die  Digitalin-  und  nicht  auch  die 
Pikrotoiinwirkung  hervorbringt.  Die  Giftigkeit  des  Salzes  ist  trotzdem  eine  sehr  bedeutende, 
da  S  mg  subcutan  eine  Katze  tödten.  Immerhin  ist  jetzt  die  Möglichkeit  vorhanden,  das 
Erj-throphloeVn  als  Ersatzmittel  der  Digitalis  zu  versuchen.  „„,„.,••.,„„, 

Sr j UurOpbyll  findet  steh  neben  (..'blurophyll  *  in  grllnen  Ptlanzentheilen  und  ist  wahrscheinlich  ein  Zersetzungspro- 
dnct  des  Chlorophylls.  Man  erhült  es  durch  Extrahiren  mit  kuchendfm  Alkirhul  aus  Grasblitttern.  die  durch  Kebaiid- 
laog  mit  Aether  von  Wachs  befr*»it  sind.  Es  scheidet  sich  in  ruthen,  grnneu  Keflex  zeigenden  Blüttchen  ab.  Ery- 
throphjll  ist  unlöslich  in  Wa.sser.  wenig  inslich  in  Alknhiil,  Aether.  verdttnnten  SUuren  und  Alk.ilien.  leicht,  und 
iwar  mit  gelbrother  Farbe,  in  Chloroform  und  Benzol,  mit  rusenrother Färb«;  in  .Schwefelk^.bleU'^tofr.  Nach  ll,ansen 
igt  das  Erythrophylt  wahrscheinlich  identisch  mit  Antlitixantbin*.  Carotin*.  Chrysophyll'  und  Etiolin*  reVp.  von 
diesen  nur  durch  den  Reinheit{<grad  unterschieden.    Es  wurd*>  zuerst  von  Bongarel  aus  Pür^^ichblutteni  isolirt. 

H. 

iRttrOXyiaCeaea  Pllanzeufamilie  aus  der  Ordnung  der  .Veuculinae*.   von  den  verwandten  Familien  geschieiien 
*    iaTBli  die  streng  aktinomorphen  Itlltthen.     BUume  um]  .^triiucher   mit  kantigen,   <>ft  fa-^t    zweiscbnei<hgen  Zweigen, 


[Erj'throxylaceac 


—     230     — 


wclrlio    unferwlirt«    mit  Si^hilii|>i>rilttHttetii    K(>i»etzt    sind.     BUHor    ftet»    itunzrtiiulijf,    mit      BI»ttTkiig«i«4n  • 
tiolafTitipelri).      blUtticu    LI<MU,    Wi'if^slirli,    örilbllp.      äUubhtüttcr    am    OruHfl«.'    tniiriK     venrarliA<>a<     \^m  ä%  i 
•VI  Art^n  Mt  xii  Rr)' tli  roxy )  (■  n  '  gt'liOrig.  davon  42  in  SUdainerik«,  di**  ttbrii$<-n   in  Afrika,  O^tinrUin  i 


LrythrOXylon  I,.     in  d^r  fimilip  der  Erythroxylaeeae  fi«kennaeiehnel  darcli  <lio  .ilniiprlniirvitlf«  L«iU<j 
Kmnblutli^r,  d. b.  ftuT  JHdnm  Kronblntt  sitzen  zwpt  um  Rand«  wollig-kraas*>,  bUltartif^e  Auswtteli»*  t9*Jku  «MC 
V4<n  il(>r  Mittellinie.     Frucht  i<ine  r>inRaniigi>  Stpinfrucbt.     E.  Cora  Lam.,  «io    1—:?  m    Itohrr  8tranrb  Nra  nl| 
dstlirlicn  BiiltTirns  mit  uberspilK  belt^rUnon,    uutvrseit«  blpiehvrpn,    Tajit  blnuKrtlnen.     aurt  krtuli|n>a  I 
Illn{£lifli-)'if(trnitK«.  in  '>inf?n  kurxon  Stiel  Teracbmalerte,    teaairandige  Spreitn    IttAst  i^egpii    «Iim  Lickd  i, 
bO|{i^  Terliufeltdtt  Lüni^olinien    xu  beiden  Seiten  deii  Hitleluerven,    etwa    in  balher  Kntfi*muO)C    bis  Uta  I 
binciehend,    erkennen.     HIOllien    an  3- tl  lieififtnitnen.     Früchte    eifltrnii^-Unclieli,    xuf;f>f<pitat,     ^rharUfkl«!^  1 
fleischig,     hie  Blulter  enthalten  da«  Cocain'  neben  ('ucaKerbHliuro. 


ESMldU  (Le>),  Flecken  im  HeiiL  l'vr/'niW's-Orienlalen,  1350  m  hoch.  Truti  dieser  llolle  i»l  üip  Lac«  iI»  ■>•<•  I 
WiudHrhuty.  eine  bet*ürxu|ete.  Ihn  tjuellen  aind  MtüfTarme  SchweFeltJieniitfa  mit  einem  ttohalt  Tun  0,0111  IM I 
NalriumBulfld  und  II.UI2ri  bis  O.OIA  Natriuulhjrpusnlllt.  Zwei  kOhlerr  detKellii^n,  vnn  Im,.!  unil  J<l,l*  C. 
Trinkkuren,  drei  andere  von  33  bi.«  42,3^  TeMi|teratur  tu  Htldeiit. 


£sch8CholtjEift  ChamUsu.    PflanaengattunK   au«   dor  Fam.   der  Papavaraeeii«*,    wegon    il*r    pttigjwtt 

TypuK  der  llnterfant.  Eüc li >c Uul t «ieae.     IMe    beiden  Kelehblltter  mDtxenfKnnig  renraekMsn,    4i»  ^i4aa  I 
hlatter  eine  Hchote  bildend.     E.  calirnrniea  Cham.,  in  Catifurnien    heimisch,    einjkhri^,    Wfff^n    4ar  i 
BtQthen  auch  hei  nnf>  aU  Zierfiftanto  cultivirt  (.Ooldmohn").  X. 

Im  Kraut  und  W'untel  sind  hisher  l'rotopln  C.,H,7N0-  und  Chelerythrin   C^jHcXOj  i 
fundrii    worden.     Niii-h  Adrian    und  Ilardcl    soil   auch  M>irphiu   in    der   Pflanre  sich  1 
jedoch  lassen  neui-re  Untersucliungen  (Kcuter,  K.  .Schmidt)  dies  zweifelhaft.    Die. 
der   Prüfung  ihrer  pharmakodviKimtschcn   Eigenschaften  (Ter  Zakari  an  t.  DujariiiQ-6<j 
metz)    niitbigen  freilich  zu  der  Aimahino,    dass  ein  inorphiul-ihnlicher   Körper  vnrkoB 
alkoholische  und  wässerigi'  Kxtract  wirkt  in  Gahen    von  2,5  pro  Kilo   bei  subcutaa« 
pro  Kilo  Thier   bei  interner  Einverleibung    toxisch.    Man  beobarhtct    Mattigkeit.  Rc 
beschleunigung.  Verlangsamung    der  Circulation,    completc    Muskelparalysc.      Im    C«B 
aflicirt    es  zuerst  die  motorische  Sph.ierc,    später  die  sensible.     In  medicamentösen 
das  Extract  ein  werthvolles  und  \iiigefährlii-hes  Hypiicticum  und  Analgetiouni.  de»se 
noch    l.'ingcre  Zeit  nach    deru  Aussetzen  anhält.     Es  kann  als  Ersatz    für  Morphin 
augewandt  werden,  wo  der  Gebrauch  von  letzterem  eoiitrai'ndii'irt  erscheirit,   also  bei  Ri» 
alten  Leuten    und    bei  Cireulationsstürungeo.     Dosia  2,5 — 10,0    des  Extracis  pro  ilit  in  1 
turcn,  Sirup  oder  Pilleu. 

E.  cristata  wird  in  China  als  Choleramitlel  „fleung-Yu*  geschätzt, 

J. 

ESCOriUCfty   kloine  Htadt    in  der  <4paniHeheu  Provinz  Onipuxcoa.     EU  giebt  dort  kalte  SchwerelkalkqaelUn  | 
KchwefelwiLvserslotr,   1.334  Culcium^nlfat,  0,2'»'i  Calciumcarbonat),  «relchi>  innerlich  und   Jlu9««>rlirh  verwan-ll  ' 
Hi.'wif  ein"  Eisennuelle,  deren  Was!«er  nnr  getninken  wird. 

W. 

£sC0Q10Ubr6>  Schwefolthonne  im  Iiept  Ande,    mil  fUnl  xu  Bsdoru  und  Trinkkuren  verwandten  jjtjKufn  I 
von  '.>!,!!  hi«  4(1°  Temperatur  (».UllA  bi»  0,0141   N>trinni!<nind    und  0MY2Ü  \i\i  0,00»  K*lriumhyt'n!>utfll>. 

W. 

£svnD6CKlft»    PtianxengatlunK  auR  der  Fam.  der  Rutaceae*,  t'nlerfam.  der  CuaparieAe  (Cusparia^V  C  ItV^I 

fu  ga  Martiub,  eiu  Baum  RrasitJenH  mit  dreixfthligen  BDtttern,  liefert  eine  .falitohc  AnguNtorariiule'*.     ÜL  1 

Bflo  n  heck  iah)  tte  ratofre.     Die  Kinde  der  bnti^iliaui^chrn  Angu^tora  oder  China  entlllll   nahen  ^»afcnlx  1 

uucli   xwoi    ander«  Hitterttuffe   von    neutraler    Keaction,    Tun    denen    der   eiue   als   wetsaos    «morpfaes,    mIi  ^^  ' 

«ehneekeiides  Pulver,  der  andere  aU  farbloKc,  «ehr  bitlere  Kry^talUohnppen  erhalten  worden  ist.        Ot')ELD5C]il 

Eaenheckin  nannte  Iir.    am  Ende    ein    in  Oktaedern    ktTstalluirendex  Alkalold    nn«  EinnluiiskTa   M«M 
Marliiu. 

sPtBan.        I 

EsparrS^^ril;  Pruvini  Barcelona.  Die  etwa  30°  C.  wannen  Hehwerelquellen,  welolte  theilweiee  in  nie»»  f 
hüreu  und  den  Namen  Fuentos  de  la  Puda  fuhren,  enthalten  neben  12  eem  ^ebwefeiwa«ser«toir  Toraehabck  C^ 
ciumenltat  ond  Natriumchlorid  und  werden  innerlich  nnd  aneeerlioh  gebrancht.    Saison  Jnni  >ti#  S^nteoilmr. 

W. 

EsBentlae,  Essenzen,  sind  dem  urspruDglichcn  BegrifTe  nach  Auszüge  irgend  welcher  DrvgsL 
Auszüge,  welche  die  wesentlichen  Bestandtheile  derselben  (Essentia  =  das  Wesen  ein-'  ■  '■ 
stanz)  repraesentireu.     Später  wurden    vorzüglich    coricentrirte  weingeistige  Auszüge 
stillafe  aromatischer  Stoffe,  weiterhin  Liisungen  und  Mischungen  aetherischer  Oele  n'«! 
lieh  auch  andere  Substanzen  (Essigessenz),   welche  zum  Gebrauch  mit  Wasser,   \\ 
und  dergl.    verdünnt  werden    sollen,    als  Essenzen    bezeichnet.     In  Frankreich,     i;  ,^ 
•Spanien  ist  der  Ausdruck  für  aetherischc  Oele  tibliih,    in  Deutsehland    wird    er    hau'  . 
die  durch  Pressung  gewonnenen,  Ulcum  .^urautii,  Bcrgamottae.  Citri,  gebraucht.     Die  il 
Pharmakopoe  kennt  Essenzen  nicht;  die  sächsische  verstand  darunter  die  aus  frischen  K 
hergestellten  narkotischen  Ttncturen,  und  ebenso  bereitete  Tincturen  belegt  auch  die  Ei: 
p,-ithie  mit  diesem  Namen.     Auch  Geheiuimittel,  deren  Zusammensetzung  und  Bestiuimung  ttv 
sehr  verschiedenartige  sein  kann,  werden  häufig  Essenzen  genannt, 

HAASK. 

£W6Dtnkt|  Hineralbad  im  Kankasui.    Die  uhlreiehen  Quellen,  welche  innerlich  und    Hauerlieh    tiMMa^M« 
Urrhen    der  VenUnungs*  und  Hamurgane,   «owie  hei  Btelnleiden  nnd  Herafola««  gehnneht  werdvis^ 


EssentiikJ 


tur  Gnippe   der  »Ik*li^cll■TT;-:- 
Letxtorp  «i»i»pn  bis  m  0,'»: 
muri&tifir.hpii  Quelinn  hin  7i> 
bicarbonat,  dio  alkAÜ^icli'^alint: 


-     231     — 


Essigsaeur«] 


"K    rn    ilprjpniffPti    dor   alk«li«oti-!4ftlinijff)i(<n    iinJ    ilor  SehwefoliiuulK'u. 
ttifl.  1,7  Nutriuruchloriil  und  :^,fi  Natii(im)))carlK>niat  auf.  ilir  aUali^eh- 
^1.  O.nnil  NalriuiDJoiliil.  0,01  Natriumlironiid.  (1.4  Natrium-.  U,0V5  Ei.i(>n- 
NaUnumsulfat,    1,2  Natriambtearhonat.     Saison  Mai  liis  Bept«^io1itir. 

WCRZBI'RO. 


EsH^eüchirre,  Trink-  und  Kochgeschirre.  Alle  Gcräthc  dieser  Art  müssen  iu  erster  Linie 
durchaus  sauher  sein.  Dies  fordert  die  Rücl(sicht  auf  die  Appetitliehiceit  der  Speisen  und  auf 
den  Wohlffpschinack.  der  sonst  oft  leidet.  Zur  KeitiiKung  verwende  man  hcisses,  laues  oder 
auch  kaltes  W.xs-scr,  Bürsten,  feinen  Sand  oder  Soda,  dagegen  niemals  Schrotkugeln.  Völliges 
Blankhalten  ist  besouders  nöthig  bei  Kupfer-  und  Messinggcschirr;  auch  dürfen  die  darin 
gekochten  Substanzen  niemals  bis  zum  Erkalten  stehen  bleiben,  /.umal  wenn  sie  Fette  und 
Kochsalz  enthalten.  Inticirtc  oder  infectionsverdüchtigo  Geschirre,  beispielsweise  Diphtheri- 
scher oder  Tuberculüser,  desinlicirt  man  durch  .Vuskochen,  durch  Ausbürsten,  Scheuern  und 
nacbherigps  Kochen,  oder  wenn  es  sich  um  metallene  handelt,  auch  durch  Erhitzen  in  oder 
über  einer  Flamme.  Eine  weitere  Fordening  ist  die,  dass  die  Ess-,  Trink-  und  Kochgeschirre 
aus  unschädlichem  Metall  hergestellt  werden.  Tupfe  und  Pfannen  aus  Kupfer,  Zink,  Blei 
oder  mit  einem  bleihaltigen  Uebcrruge  sind  zu  verbieten,  solche  aus  Nickel  und  Aluminium 
ungefährlich,  zumal  wenn  mau  eine  längere  Aufbewahrung  der  Speisen  und  Getränke  in  ihnen 
vermeidet.  Sehr  nachtlieilig  sind  die  Geschirre  mit  bleihaltiger  Glasur  oder  Emaille,  zumal 
die  billigen,  weil  sie  nicht  stark  gebrannt  sind,  und  das  Blei  deshalb  löslicher  ist.  Nach- 
theilig sind  ferner  die  Gerüthe,  welche  aus  bleihaltigen  Legirungen  von  Zinn  oder  von  Zinn 
und  Kupfer  heigestellt  sind,  sowie  die  mangelhaft  verzinnten  kupfernen  rcsp.  messingenen 
Gefisse.  Eisernes  Kochgeschirr  verleiht  den  Speisen  leicht  einen  tintenarügen  Geschmack  und 
ntissfarbenes  Aussehen.  Wird  solches  Geschirr  verainnt  oder  emaillirt,  so  darf  beides  nicht 
mit  schädlichen,  bleihaltigen  Ma.ssen  vorgenommen  werden.  Für  die  Uerstellung  gri5sserer 
(juautit.,iten  bedient  man  sich  der  Dampfkochapparate*. 

ITFrKLMAlCN. 

Essigactber,  Aether  aceticus,  Acthylacetat,  Ether  acetiiuc',  stellt  eine  klare  farblose, 
nfutr.il  rcagirende,  angenehm  riechende  und  schmeckende  Flüssigkeit  dar.  von  0,!)- -0,904 
spec.  Gew.  und  74 — 76"  Sdp.  Mit  Weingeist  und  Aether  ist  er  in  allen  Verhältnissen  misch- 
bar und  löst  sich  in  13,5  Th.  Wasser.  Zu  seiner  Darstellung  wird  geschmolzenes  und  ge- 
trocknetes Natrium acetit  mit  einem  Gemisch  von  Weingeist  1  und  englischer  Schwefelsäure  2 
Übergossen  und  nach  'H  Stunden  destillirt.  Das  DcstilUt  wird  mit  gebrannter  .Magnesia  und 
daniuf  mit  gesättigter  Kochsalzlösung  geschüttelt,  abgegossen,  mit  Chlorcalcium  entwässert 
und  rectificirt.    Wässriger  Essigaether  zersetzt  sich  leicht  unter  Bildung  saurer  Keaction. 

Der  Essigaether  gehört  zu  ileii  brauchb.ireii  Kxcit.iiitifii.  Kr  Ifistot  zwar  w«nigor 
wie  Aether,  wird  aber  besser  wie  dieser  vertr;»gpu.  14  Tage  lang  kann  er  bis  zu 
40  Tropfen  jim  die  ohne  l'iKestion.<stririiiigeii  vertragen  werden  (Kiiliieff).  Subiutan 
eiuverjeilit  ist  er  weniger  sehmerzhaft  nl.s  Aether  und  bewirkt  Kespiratiunsveriuelirung, 
jedocli  erzeugen  grosse  Uo.sen  (11  cciu)  Ihspnoe,  Betiinhung,  Kräiuiife  und  Tod  durch 
Ltmgenhaeiiiorrii.igie.  In  der  Blutbahn  zerfjtllt  er  in  Kidiiensäure,  in  Natriiimacetat 
und  Alkohol,  der  grnsste  Tlieil  wird  aber  durcli  die  Lungen  ausgeschieden.  Gros.so 
interne  Du.son  setzen  den  Ultitdiin-k  lierali.  Anwendung  fitiiiet  er  als  Einreibung, 
Kiechinittel  und  intern  zu  ."> — 20  Tnnifeti  bei  Ohninachten,  Krafiipfeii,  Erbreidien, 
Hysterie,  Bnmeliorrhoe  zur  Verniindennig  der  Seeretion,  als  Inlialation  bei  Astiinia 
ist  er  selir  braucJibar,  in  \'erbinduiig  mit  Kain]»her  bei  Lsehijt;  und  rheurriatischen 
Affectionen.     Bei  Influenza  ist  er  zu  2mal    1,5  Tropfen  gerühmt  worden. 

kSalubrin: 
Essigsäure  '1,    Essigaether  25,   Spiritus  50,  Wasser  23   gilt  in  Schweden  als  Anli- 
scpticum  und  Hacmostaticum.     Mit    Wasser  5    dient   es  zu  Waschungen  und  Um- 
schlügen bei  Haemorrhoiden,  varicösen  Fussgeschwüren,    wird  auch  bei  Diphtherie, 
Tuberculose  und  Lupus  gebraucht.    Eingeathmet  zeigt  Salubrin  eine  ähnliche  seda- 
tive Wirkung  wie  Brompracparate. 
Polio  Turnbull: 
Potio  gummosa  100,0,  Essigaether  20  Tropfen. 

Cssi^aeure,  Eisessig,  Aciduni  acctiruiu.  Die  w.xsserfreie  Rs.sigs.lui-e  stellt  eine 
farblose  klare  Flüssigkeit  dar,  von  stechendem,  zu  Thrünen  reizendem  (ieruch.  Trotz 
des  hohen  Siedepunkts  von  118,1"  verdampft  sie  bei  gewöhnlicher  Temperatur  luerk- 
lich.  Sie  ist  die  zweite  Säure  in  der  aliphatischeu  oder  Fettsfturen-Heilie,  welche  den 
einatomigen  primHren  Alkoholen  entspricht.  Eine  der  Essigsäure  isomere  Säure  existirt 
nicht.  Chemisich  rein  und  w-xsserfrei  krystallisirt  sie  abhängig  von  dem  Wassergehalt 
bei  verschiedenen  Temperaturen  (Hü dort').  Dies«  E.lhigkeit,  zu  erstarren,  bat  ihr 
den  Manien  „Eisessig"  gegelien. 


JACOBSON. 


[Essißsaeure 


—    -in-i    - 


E.Hsii 


IHe  Essigsfnirt'  ist  mit  \V;isser,  Alkohol,    Arthrr  luul  (.'hloroform     in   jrii««  T< 
hältniss  mischbar.      Dir»    concpiitrirte   Säure  wird  durch    Destillatioii  «ler 
8alzp  mit  Schwefflsfiurchydnit  pcwoiuifu:  zur  Zfi>n'tz«iip  ist  von    2   Molf^O 
'1  X  ^'-  wasserfreiem  e.ssi<rsuureni  Natron    1  Mtitecül  oder  t)H  Th.    SchwefelsAd 
erforderlich.     Sie  hat  ein  ausserordentliclies  Lösungsvermögen    für    Harze, 
Oeh-,    Kani|iiier,    Karholsäure  und  andere  sonst  schwer  liislirlie    KörjMT;    w-l 
Irist    sich    in    ihr    zu    einer    klaren    Flüssigkeit,    utnl     erst    beim     VerrfünnfB 
eine  AbflcheiihiiiJT  der  Fettsäuren  ein.      Eiweiss  wird   durch   Kssigsäurp    iva  VOfft 
und  zur  Lösung  gebracht:    Hlutfarlistofl"  geiit    unter  Zersetzung    ffhenfall-«  in  Uj 

flie  Kssigsiiiire  bilde»  keinen   constituireiiden  Bestandtheil    de«   ( Irgaiiisina«. 
winl  sie  in  ihm  liäulig  wahr.-icheinlich  als  Zerset7.ui)gs]u-oiluct  f»-t'fun«len.    Im  Sriimi 
und  in  den  Muskeln  i>;t  sie  nachgewiesen,  ebi-n.so  reichlich  hei  abuomior  <iäliTi<iig  j 
Magen  und  Uann. 

Die  l<is<Mide  Kraft  der  starken  Essigsäure  wird  äusserlicli  als  Aetziuittel* 
die  E|)iderniiN  i|uitlt  auf,  sjiäler  stö.sst  sich  die  durch  die  Es.si^s:luif   verämlcrt»  i 
hörnte  Masse  ali.     I'as  geschieht  bei  der  ininiialen   Haut,  indem   untor  Schnir 
i-iiie  Dermatitis    mit  wei.ssem   Schorf  sich  bildet.      I)ie  .\et7.ung 
uul<T    dem  Schorf,    iler  sich    je    nach    der  Stärke    der  Aetzung     früher    oder  np 
höchstens  in    14  T:igen   abstösst.    zeigt    sich    eine  Ei»iderniisbildung.      Diese   30 
Wirkung  ist  für  die  Vertilgung    von  War/.en*    zn  benutzoii.   allerdings   wirkt  ilif 
ehlfiressigsäure  besser.     Auch    für  l'^iHthelinnte    und  Caiicroide   ist  sio   in   Anfti^wl«* 
gezogen,  aber  nicht  allgemein  üblich  gewtinien. 

Zur  Ausführung  der  Idee.  Neubildungen  durch  chemische  Mittel  /u  desti 
ist  auch  die  Hssig.säure  versucht  vvoi-den  von  liroadbent,  Moore,  (iiienot  (Nl 
Trotz  einiger  günstigi-r  Resultate  hat  diese  Methode,  wie  alle  übrigen  filinlichHi.  ■ 
jetzt  keine  Verbreitung  gefumleti.  Im  Uebrigen  ist  die  Einspritzung  essigsänn-h.iltij 
fraeparate  wegen  der  blutliisenden  Eigeiischaffen  der  Essigsäure  gefährlich.  Ix*"n 
bei  der  .\nwcn<lung  des  Liij  uor  eorrosi  viis  ((.iipruni  sulfuricuni,  Zincnui  salfuhrt 
M  (),n,  Acetuni  TO.lt,  Lii|U(H'  l'luiubi  subacetici   12,0)  zur  .Vetzung  fistulTiser  Gäop 

1*38  ^'erschluckell  coticentriitt-r  E.ssigsäure  führt  zur  Zi'rstöruiig  «Icr  Scbleiinhim^ 
In  Folge  einer  (iastroeiiteritis  geben  dir  lndi\iduen  zu  (irunde.  Die  Behan<lla 
i'iner  acuten  Vergiftung  wird  in  Ilaneiclumg  reicldicher  l^uantitäten  kalten  Wa 
Kierwei.sswasser  und  in  vorsichtiger  ailiiiählicher  .\riwenilung  von  Alkalien  liestrll 
müssen.  Bei  tief  gehender  Einwirkung  der  E.ssigsäure  auf  die  Schleimliüiite 
die  Behandlung  erfolglos  .sein.  Iter  Charakter  der  ätzenden  Wirkung  ändert  »H 
ähnlich  wie  bei  <len  Miiieralsäuren  mit  dem  (irade  der  Venlünnung.  Als  Aciilu* 
aceticum  dilutiini  bezeichnet  die  l'h.  (i.  i-ine  30|jroc.  Essigsäure,  die  gpradr- » 
dieser  \  ('rdüiiiiung  in  tler  Therapie  von  keinem  besoiuleren  .Nutzen  ist.  Die  weitpiw 
Verdünnungen  werden   als  .Vcetuiti  oder  l'^ssig  bezeichnet. 


Das  .Vcetum  der  Tit.  (i.  enthält   li  pCt.   1', 


ein  ungefähr  gleiche 


centsatz  findet  sich  in  tlen  meisten  Pharmakopoen  der  übrigen  Länder.  Naturt,''i»i- 
kann  der  Essig  durch  Verdiimien  des  .\ciduin  acetii-um  mit  Wasser  hergestellt  wenlT 
und  erhält  man  auf  diese  Weise  die  reinste  l'orm  des  E.ssigs,  allerdings  nicht  lii' 
angenehmste,  da  die  aroinatischen  Stoffe  fehbu.  Es  ist  für  Flssig  charakteristi.vh. 
dass  ihm  von  der  FLiitstehtnig  her  eine  Heihe  vmi  Beimengungen  anhaftet,  ilie  iliis 
einen  eigenartigen  (ieruch  und  (ieschmack  verleiiien.  So  ist  der  Wfinessip.  der  Bier- 
essig,  der  Obstessig  zu  culinarischeni  (iebrauch  sehr  angenehm:  doch  wird  der  E-*tt 
des  Handels  hauptsächlich  durch  die  sogenajinte  Schnei lessigfabrication  aiw  v»r 
dümitem  Branntwein  gewonnen.  Kür  die  Arzneibereitung  hat  das  Acetum  eine  »r- 
wisse  Bedeutung,  da  eine  Keihe  von  .Arzneimilti-In  sich  in  Essig  mit  Leichtigkeit  \M 

Der  Essig  katm  gewoimen  werden  1.  durch  directe  (hydation  des  Aethylalknii"!- 
2.  durch  Reinigung  der  Destillationspioducte  des  Holzes.  Die  Oxydation  des  .V'Sln' 
alkohols  ergiebt  die  verschiedenen  Arten  Essig,   welclie  sich  im  Handel   vorfinden. 

Besonders  werden  in  Weingegenden  für  die  Essigfabrication  Weine  benutjt.  Av 
tu  Bottichen  von  125  Litern  in  einem  2tl— 2ö"  ervviinuteu  R.aunie  stehen.  K-  ■■'■ 
auch  ein  .Malz-  und  Bieressig  hergestellt  worden,  jedoch  besitzen  dieüe  Kssig»-  laili'" 
(ieschmack  und  starken  Milchsäuregchalt.  Kuben-  und  übsti'ssig  werden  in  gros*«»* 
Fabrication  nur  gelegentlich  hergestellt.  Femer  wird  aus  verdünntem  nranntttM«. 
dem  Nährsalzo  zugesetzt  sind  und  welchen  man  über  Buchenholzspäne  laufen  ls»t. 
mit   Hülfe   aerober  Bakterien  Essig  gewonnen  (Schnellcssigfabrication). 


IflslgsMiue  —    283    —  Essigsaeure] 

1  Die  aus  dem  Holze  dargestellte  Holzessigsäure  wird  als 

(■  Acetum   pyrolignosum    cruduin    bezeichnet,    welches    durch    Reinigung    in 

;!  Acetum    pyrolignosum    rectificatum    übergeführt    wird.     Man   ist    in    der 

9    That    dazu    gelangt,    diesen  Essig    von    den    enipyreumatischen  Stoffen  zum  grossen 

b    Theil  befreien  zu  können,  und  ihn  sogar  zu  (ruiinarisrhein  Gebrauche  zu  verwerthen. 

y  Das  Acetum  selber  ist  ganz  zw (>ckniässig  als  Lösungsmittel  für  Arzneimittel   be- 

'    nutzt  worden,  indem  man  diese  mit  Kssig,  gewöhnlich  unter  Zusatz  von  etwas  Alkohol 

ansetzt,  um  daraus  gewissennaassen  den  Tincturen  ähnliche  Praeparate  zu  gewinnen. 

Bei  diesen  I'raeparateu  hat  der  Kssig  nur  seine  Bedeutung    für  die  Lösung,    und  die 

Wirkung  ist  in  vollster  Weise  nur  der  gelösten  Substanz  zuzuschreiben. 

In  Betreff  der  desinficirenden  Wirkung  der  Essigsäure  zeigt  sich,  dass  eine  stUrkere 
als  lOproc.  Essigsäurelösung  ähnlich  wie  der  Alkohol  auf  die  Hefezellen  einwirkt 
und  das  Mycoderma  abtödt^t.  Diese  ('oncentration  wird  aber  äusserlich  und  inner- 
lich für  den  menschlichen  Organismus  schiecht  vertrag<m,  luid  so  schnunpfen  alle  die 
Behauptungen,  <lass  Essigsäure  an  und  für  sich  ein  desinticirtMides  Mittel  sei,  in 
nichts  zusammen,  da  in  der  verdünnten  Essigsäure  niedere  Organismen  ganz  ruhig 
vegetiren  können  und  einige  Enzyme  garnicht  von  der  Essigsäure  boeinflusst  w«!rden. 
Der  Nutzen  der  Essigsäure  besteht  in  der  lösenden  Kraft  einer  Reihe  von  Desin- 
ficientien,  und  es  ist  daher  je<Icr  leicht  in  der  Lage,  nasser  den  bekannten  desinfici- 
renden Essigen  sich  beliebig  andere  D(>sinfectionsessige  für  die  Haut,  für  Wunden, 
für  den  Mund  und  zu  Injectionen  herzustellen. 

Was  die  innere  Anwendung  des  Essigs  betrifft,  .so  ist  derselbe  vielfach  in  Linio- 
nadenform  verabreicht  worden;  als  Oxycat  bezeichnet  man  eine  Lösung  von  Acetum 
80,0,  Sirupus  1()0,0  in  Wasser  bis  auf  eiiM*n  Liter  verdünnt.  Der  dauernde  (.iebrauch 
des  Essigs  führt  zur  Abmagcnmg,  eine  Thatsache,  die  seit  dem  14.  Jahrhundeit 
durch  Varignana  bekannt  ist  und  vielfach  später  Bestätigung  gefunden  hat;  es 
treten  durch  Es.siggenuss  starke  Abmagenmg,  Verdauungsschwäche,  scorbutähn lichte 
Geschwüre  im  Munde  auf,  ein  Bild,  weiches  eigentlich  nicht  den  Säuren  zukommt, 
sondern  mehr  dem  übemjä.ssigen  Genuss  von  Alkalien:  dieser  Vorgang  lässt  sich 
dadurch  leicht  erklären,  da,ss  die  Essigsäure  im  Organismus  zu  Kohlensäure  ver- 
brannt wird,  gerade  so  wie  dies  von  den  essigsauren  Salzen  bekannt  ist,  «lie  auch  den 
Urin  beim  Menschen  alkalisch  zu  machen  vermögen.  Diese  Thatsache  mag  als 
Warnung  dafür  dienen,  da.ss  man  bei  fieberhaften  Zuständen  als  durstlöschendes 
Mittel  statt  MineraLsäuren  nicht  diese  im  Organismus  leicht  verbrennbare  Säure  ver- 
ordnet. Der  erste  Effect  sedativer  Wirkung  auf  d:is  Herz  ist,  wie  bei  anderen  Säuren, 
auch  bei  der  Essigsäure  wohl  zu  bemerken  nnd  durch  die  bekannten  Bobrick'.schtMi 
Versuche  festgestellt  worden,  da.ss  die  Essigsäure  in  Fussbädern  durch  die  Epid«'r- 
mis  hindurch  zur  Resorption  gelangt  und  danach  sedativ  wirkt.  Man  wird  sich  des- 
halb des  medicinischen  Gebrauches  der  Essigsäure  in»  Wesentlichen  nur  dann  be- 
dienen, wenn  es  sich  darum  handelt,  eine  dinretische  W'irkung  zu  erzielen;  dann  ver- 
wendet man  zweckmässig  die  Essigsäure  zu  Saturationen  von  Kniiumcarbonat. 

Praeparate  des  Acetum: 

Acetum  Scillae:  _ 

Stägige  Maceration  von  Bulbus  Scillae,  Spiritus  u  5,  Acidum  aceticum  dilutuin  t). 
Aqua  86.  Das  Verhältni.ss  von  1  :  10  ist  in  der  Ph.  U.  St.  und  in  der  Ph.  franc;., 
sowie  in  der  Ph.  Austr.  bewahrt.     Die  Ph.  Br.  hat  da.s  Verhältni.ss  1  : 8. 

Acetum  aromaticum  Ph.  (i.  111: 

Zimmtöl,  Wncholderöl,  Lavendelül,  Pfefferminzöl,  Rosmarinöl  m  1,  Citroiicnül  und 
Nelkenöl  u  2,  Weingeist  450.  verdünnte  Essigsäure  650  und  Wasser  1900.  Zu 
der  Lösung  der  Oele  in  Weingeist  werden  die  Säure  und  das  Wasser  hinzugefügt. 
Nach  Stägigem  Stehen  wird  die  trübe  Flüssigkeit  filtrirt.  Eine  klare  farblose 
Flüssigkeit  von  aromatisch  saurem  (leruch.  die  sich  ohne  Trübung  mit  Wasser  in 
jedem  Verhältniss  mischt. 

Manche  Pharmakopoen  wenden  aetherische  Oele  zur  Bereitung  des  Essigs  garnicht  an,  sondern 
nur  Auszüge  von  Pflanzen.  Die  Bezeichnung  dieses  Essigs  als  Acetum  quattuor  Intronuni 
kommt  daher,  dass  Räuber  während  der  Pest  in  Marseille  1720  bei  ihren  Raubzügen  während 
der  Epidemie  sich  durch  Anwendung  eines  aromatischen  Essigs  vor  Ansteckung  geschützt 
haben  sollen;  jedenfalls  wird  man  der  milden  Zusammensetzung  des  houtifien  Essigs  eine  su 
stark  desinficirende  Wirkung  nicht  zuschreiben  können. 

Acetum  cantharidatum  Ph.  Brit. : 

Kauthaiiden  1,  Eisessig  1,  Essigsäure  33proc.  10. 


[Essigsaeure 


-     234 


Acetum  Digitalis  Ph.  G.  II: 

DigitalisblUtter  5,  Weingeist  5,  verdüunte  Essigsäure  9,  Wasser  86.     KUf»  l«fc>  I 
liehgelbc  Flüssigkeit  vou  saurem  Gcrucli  und  (leschiiinclc. 
Acetum  Colchici  Pb.  Gall.: 

Stägige  Digestion  von  Semen  Colchici,  Spiritus  u  1,  Acotani  purum  9.    Otü 
klare  Flüssigkeil. 
Acetum  Lobeliae  Ph.  U.  S. : 

HerbaLobeliae  10,  Acetumpurum  5  werden  porcolirt,  Acetum  zum  Fi I  trat  100>ag 
Acetum  Opii  Ph.  Uelv. : 

ExtraetuiM  Opii  1,  Acidutii  acetionrn  diluluro  3,  Aqua  7.      1,5! 
Acetum  Opii  aromaticum 

in  England  vielfach  gebraucht    unter    dem  Namen  Black  Drops.     D«i^ 
halt  wird  vun  den  Phannakopoen  verschieden  vorgeschrieben. 
Acetum  Rosarum  Ph.  Gall.: 

Flores  Rosarum   100,  Aridnni  aeeticum  crystnllisatum  20,  Acetum  980. 
Acetum  Rubi  Idaci  Ph.  G.  1.: 

Sirupus  Rubi  Idaei   1,  Acetum  purum  2. 
Acetum  Rutae: 

Maceration  von  Herba  Rutae   1   mit  Aretiim  7. 
Acetum  Sabadillac: 

Semen  Sabadillac  1,  Acetum  8. 
Acetum  Sanguinariao  Ph,  U.  S.: 
Rhi/.oma  .Sanguiiiariac  piiheratum, 
Acetum  caiiiphoratum  Ph.  (iail.: 

Camphorn,  .\cirium  aeeticum  cr)"stallisatum 
.\cctum  carbolisaluni   Ph.  Gall.: 

.\cidum  carbolicum  crystallisatum   1,  Acidum  aeeticum  SOproc.   20,   Aqu«  98( 
Ausserdem    ist    mit  Hülfe    des  Acetum  eine  Reihe  von  kosmetischen   und  /.um  ~  " 
iiilicirenden  Praeparaten  hergestellt  worden  (Viiiaigrc  de  toilette),  w>.-lchc  aus  Tincturu  I 
Lavandulae,    Balsamuni  tolutanuiu  hergestellt  werden    und    als  Mundwasser,    Ac«t1 
tifricium,  .Acetum  odoralum  gebraucht  werden. 
Eine  MiscbuQg  vou  Essig  mit  Honig  wird  als 

üxymel  beieicbnet.    Reine  verdünnte  Essigsäure  mit  flonig  im  VerhSUnis»  1  :  40  bilä 
Oxymcl  Simplex,  der  wegen  seines  guten  (iesehnKickcs  gern  als  Zusatz  zu  Uurnli 
nder  /,u  Limonadeu  Verwendung    findet.     Natürlich   erhält  man,    wenn    man    statt  d» 
Essigs  medieinischc  Essige  verwendet,  auch  die  entsprechenden  Oxynielartcu.    So  entsteht  t 

Oxymel  Colchici,    eine  Mischung    von  .\cetum  Colchici  1,    Mel  dcpuratum  2,  hi»^ 
zwei  Thcile  auf  dem  Wasserbade  eingeengt. 

Oxymel  Scillae,  mit  Honig  und  Acetum  Scillae  in  derselben  Weise  hergestellt, 

ES8ifl[SA1ir6  SalZQ}  .Vüctati*.  «iml,  iIm  IUP  E.«((i|C9llarn  pinbuiiteh  ist,  folKi9n<l«nnika«i$9n   MutmmmmngmH't^: 

fHjCOOB« 


Aeelinn  purum  q.  s.  ad   100. 
25.  AceUiin  950. 


ni«*   tlkaliKhen  Griinn    ixU   xweiwsrtltigu  Atome   ergeben    ncutr&le  VerblnJuiigeii    ron    «Ifr  Funnel 


I 


CH(,CO\^' 
Ott.  ■  nn  .■ "» 


CII, 


Die  Saite  ilea  Bleis  akl  I 


Knyfr 


Aelinlieh  Terbtlten  >ie)i  die  MettUulie  CH»  ■  COOAg  CBg '  00^ 

^itberaoetat  ijaeeksilberacetat 

Ei)**iii.H  und  Alnmiuitiius,   wolchp  fUr  tlit>  Mrdicin  lip.4niidHn(  in  Betraclil  kommen,  «eigen   t\iv  NciirauE,  buin^"  * 
xa  bilden  aod  rvegiren  nlkklineti,  nj^lit  wii<  die  nentralen  8»lfto  s&noi. 

CH,  •  COOXp,,  CHj  •  C00\~     ,    pLirtwu 

CH,  •  coo/""  ch'  •  COO/""  +  PHOH), 

,  Bleiioeker  Bloisnbaoetat 

Knpferaoettt  f,»' .  »Q  ^Cu    bildet    sieti  beim  Aanueon    ron   Kiipreruijrd    in    EsKigtlurv.     I>ar 

Bandele  beitehl   aiu    uulaeh   euiguoren  Kupfiriialien.     Dw  Seliwvinriirter   OriSn    i>t    ar-,  > 

Auxuer  orgaaisehon    essigseoren  Verbindungen  ßudeti   in  der  Thf-nipio  die  e^äig^anren   Setr- 

moniftke  und  dee  Eijens  Anwendung.     E!,    «ind    aber    auch    die  AUalien  und    ntkaliacheo   >'..      ..  -.«.i. 

iiebDu^ige  E^sigsllure    fu    binden    und    Dbersaure  Saite  xti    bilden.      So    sind    neben    dein     n<>oli  ■ 

eil,    COüNa  4-  SHjO  ein  oinfaeh  sauren  Sali  LH,-  COtlSa  +  CH,  ■  COOH  +  11,0    and   ein     »«. 

Ca,-COO.Na  +  aUHj  COOH  +  H,0  bekannt,  neben  (CH,COn),Ba+  H,f>  ein  Sali  (CH,CO0i,B«  +  cn,  l.< 

nnd  ein  l«ali  (CHj-  COO),Ba  +  2CH,  •  COOH  +  2H,0 

UKBUIC 

Ester  nennt  man  die  Verbindungen  zwischen  Säuren  und  Alkoholen,  die  au.<i  Säima  iw4  , 
holen,  ähnlich  wie  die  Salze  aus  .S.iurcn  und  Basen,  unter  Wasseraustritt  eotstebrn: 

-f-      CjHsOlI       =      CHj-COOCjHs       + 

Aelhflalkuhol  Efisigeeter 

Man    kann    also    die  Ester   ebensowohl    als  .Mkobolc    nuifassen,    in    denen    iIm 
Wasserstoffatom  durch  ein  Säurcradical  ersetzt  ist,  wie  als  Säuren,    in  denen  der  W* 
der  Hydroxylgruppe  durch  Alkyl  ersetzt  ist. 

Bei  mcbrwcrthigcD  Säuren  wie  Schwefelsäure  können  entweder  alle  U/drosrlgrupMi  i 


CH,  •  COOH 

Efiiijgslnre 


HjO 


—    285    —  Ettenheinununster] 

Veränderung  erlitten  haben  oder  nur  ein  Theil  derselben.    Man  bezeichnet  nur  die  im  ersten 
f      Valle  entstandenen  Körper  als  Ester,    die  anderen,    welche  den    saueren  Salzen    entsprecheu, 
als  Alkrlsäuren: 

'^"=\0H  ''"2<^0C,H.-,  ^"^OCjHb 

Sebwoft'Uänra  Aetlijlsehwefelsäuro  Schwefclsäureaetbylefttor 

Andererseits  könni-n  in  niehrntomi(;eti  Alkoholen  entweder  alle  Hydroxylgruppen  »der  nur 
ein  Theil  derselben  verestert  sein :  es  kann  ferner  der  Ersatz  des  WasserstoiTs  entweder  durch 
dasselbe  Säureradical  oder  durch  die  Kadicale  verschiedener  Säuren  stattfinden : 

/OH  /OH  /OH  /OCOCH3  /OCOCjHm 

CaHs^OH     CaHsf-OU  C:,Hr.^0  •  CO  •  CH,    C,H,f-0  •  CO  •  CH,     Q.Hr.f  0  •  CO  •  CkH,^ 

\0H  \OCO-CH,  \0CüCH.i  \oCOCH3  \0P0(üH)„ 

Ulyerrin  Honaacetin  Diacptin  TriMPtin  I>ii)t«>0lglyeprin-~ 

Ithunphoniiurp 

Die  Bildung  der  Ester  kann  durch  einfaches  Vermischen  der  Coniponenten  erfolgen.  Da 
aber  das  hierbei  gebildete  Wasser,  wie  weiterhin  geschildert  wird,  umgekehrt  die  Zersetzung 
der  Ester  in  ihre  Componenten  bewirkt,  so  erfolgt  diese  Umsetzung  nicht  vollständig,  sondern 
es  tritt  ein  Gleichgewichtszustand  ein.  Derselbe  wird  nur  langsam  erreicht,  und  es  ist  daher 
müglich,  durch  Titration  der  freien  Säure  in  Proben,  die  in  bestimmten  Zeitabschnitten  ent- 
nommen werden,  den  Verlauf  der  Beaction  zu  verfolgen,  die  EsterilicirungsgeschwiDdigkeit  zu 
messen.  Letztere  ist  der  Ausdruck  für  diejenige  procentische  Menge  der  Säure,  welche  in  der 
Zeiteinheit  in  Ester  übergeführt  wird.  Soll  eine  vollkommene  Esterificirung  erzielt  werden, 
so  ist  es  nöthig.  das  entstehende  Wasser  zu  binden.  Zu  diesem  Zwecke  fügt  man  dem  Ge- 
misch von  Alkohol  und  Säure  eonccntrirte  Schwefelsäure  xu  oder  man  leitet  in  die  alkoholische 
Lösung  der  Säure  Salzsäuregas  ein.  Bis  vor  kurzem  hielt  mau  es  für  nöthig,  die  Lösung  mit 
Snlzsäuregas  zu  sättigen:  doch  ist  neuerdings,  besonders  durch  E.  Fischer,  gezeigt  worden, 
da.ss  in  vielen  Fällen  die  Anwesenheit  ganz  geringer  Mengen  Salzsäure  genügt. 

Andere  Darstellungsmethoden  beruhen  auf  der  Wechselwirkung  zwischen  Säurechloriden 
und  Alkoholen  oder  zwischen  Halogenalkylen  und  Salzen: 

GH, -CO-CI      +  CjHbOH  =  CH3COOC2HB  -i-  HCl 
CH3  •  CO  ■  OAg  -t  C2H5J         =  CH3  •  COOCjHb  +  AgJ 

Die  Ester  sind  flüssige  oder  feste, '  meist  unzersetzt  flüchtige  neutrale  Substanzen.  Im 
Gegensatz  zu  den  analog  coustituirten  Aethern  sind  die  Ester  verseifbar,  d.  h.  sie  zerfallen 
unter  dem  Einfluss  von  Wasser,  indem  sie  die  Bestandtbeile  desselben  aufnehmen,  in  ihre 
Componenten.  In  vielen  Fällen  wird  diese  Verseifung  durch  Erhitzen  mit  Wasser  unter 
höherem  Druck  bewirkt.  Sonst  bedient  man  sich  des  fördernden  Einflusses,  den  verdünnte 
Mincralsäuren  oder  Alkalien  ausüben.  Da  die  Ester  der  höheren  Fettsäuren  in  Wasser  nur 
sehr  wenig  oder  gar  nicht  löslich  sind  und  in  Folge  dessen  von  wässerigen  Reagentien  nur 
sehr  langsam  angegriffen  werden,  so  verseift  man  dieselben  meist  mit  alkoholischer  Kalilauge: 
neuerdings  hat  sich  auch  ein  Verfahren  eingebürgert,  die  Verseifung  durch  Natriumaethylat 
in  aetherischer  Lösung  zu  bewirken  (Kossei,  Obermüller). 

Die  Ester  der  niederen  Fettsäuren  zeichnen  sich  vielfach  durch  angenehmen  Geruch  aus 
und  finden  deshalb  als  Fruchtaether  vielfache  Anwendung.  Unter  den  Estern  der  höheren 
Fettsäuren  sind  besonders  die  Fette  (Triglyceride-  der  Palmilin-,  Stearin-,  Oleinsäure  und 
einiger  ähnlicher  Säuren  bezw.  Ester  des  Cholesterins  und  verwandter  aromatischer  Alkohole) 
und  Wachse  von  Interesse,  ferner  die  Glykoside,  Ester  des  Traubenzuckers.  Von  den  Estern 
anorganischer  Säuren  ist  am  bekanntesten  das  Nitroglycerin,  welches  nicht,  wie  der  Name  an- 

■     /O-NOj 
deutet,  ein  Nitrokörper,  sondern  Glycerintrinitrat.  C3  Hsr-O "  NOj,  ist. 

^0  '  N'^s  SPIEGEL. 

EttUl  Springs,  Badeort  dor  Qrafiichaft  Estill  in  Kentnricy.  Es  giebt  dasplbst  Bitt«r-.  EiHPn-  und  .Sehwer«li|u«llpn. 
Du  Bittermser  enthtlt  h«i  Sfl  festen  Beütandtbeilpn  3.7  Magnesinnisnlfat.  die  StabUineUe  0.02)1  Einen-,  fl.üf  <'al- 
ciomearbonat,  0,14  Kagnesiam-,  0,24  Calciumsulfat,  130  cem  Koblensüare.  Vun  den  drei  Scbwerelquellen  ist  eine 
doreb  einen  Oehalt  von  0,ür>7  koblensaurem  Eisen  aasgezeiehnet. 

W. 

EftOrll)  Beiirk  Liisabon.    27  bis  'M'  C.  warme  Kocbsaluiuellen  (2,2H  Natrinmehlorid)  dienen  lu  BSdem. 

W. 

BnngOIlOelf  daa  grUnllebe  actberiscbe  Oel  der  Butler  Ton  Artemisia  Dracunculns  I..,  in  ',',  bis  •  ,  pCt.  darin 
enthalten,  Sdp.  200—200°.  spec.  Gew.  0,1)2— O.W).    Besteht  ans  einem  Terpen  und  Überwiegend  Anethol*. 

H. 

XUolUI  ist  nach  Pringsheim  ein  im  Cbloropbyll  der  Pflanzen  enthaltener  f;e1ber  KarbstofT,  welcher  dieselbe  spec- 
tmlanalytiselie  Charakteriatik  wie  das  (.lilorophylL  selbst  zei>;t. 

QOELDNER. 

8U6lAw  Seebad  im  Dept.  8eine-Inf«Vieure  am  Canat  La  Manche.    Saison  Mitte  Juni  bis  Mitte  September. 

W. 

KtteBksinnillUtM'f  st.  LandoUn,  gnt  zesnhntzter  Lurtkunirt  im  badiseben  Schwariwald,   300  m  hoch. 

W. 


[Eucainuin  hydroclilorii-um  —     '23(i    —  Eucalnam  hydraeklttMl 

Encalunni  hydrochloricnm,   sal7.$aures  Eiirain.     Das    EuraTn    ist  ein    vmi  Mfrltkcrl 

tliptisnli  dargifslclllos  AlknloVd,  C|<,Hj7NU|.  seiner  Constitution  nach  I 

».•Hj     vu,  I 

\./  I 

CH.ooC      ^^-^ / 

CH,      CHj  I 

ein  n-Mctliji-BenzovI-Tetr^mfthyl-p-oxypipcridincarbonsjiurometlijrlester.  I 

Es  wurde  von  (i.  Vinci  im  lit^rlirier  pharmakologischen  Institut  physiologisch  untenB(ll«(l 
nis  locales  Anaeslheticuin  oiiipfolilin.  1 

Die  froie  Base  (farblose  Krj-slallc)  ist  in  Wasser  schwor,  in  Alkohol.   Aelhtir.  Cbl  ' 
Bt-nzol  leicht  löslich.    Schmp.  104  — 105»  C.    Mit  Sauren  bildet  es  krjstallisir-tidr.  ra- .    .  1 
weniger  leicht  lösliche  Salze.     Medioiniscli  benutzt  wird    das    aus  Wasser   )  ;  iilM 

saure  Euea  III  L'nE-jN^O- HCl  +  U.U.     Dasscibu  bildet  gläiiy.cnde.   lufthr  "-Mr^ 

iidcr  Talcln,    die    sieh    in  etwa  (i  Th.  Wasser    von  Zimmertemperatur     lösen.      I 
Lo.sungen  können  zum  riiterschicde  vom  Cocain  durch  Kochen  ohne  Zersetzung  «Ici 

Kausti.svhe  und  kohlensaure  .Alkalien,  sowie  Ammoniak  fallen  das  EucaVri.     ■- 
einen  wcLsscn,    üproc.   Chromsäurolösung    einen    krystallinischen    eitroncngelhe'n 
Auch  die  meisten  anderen  Alkaloi'drcngentien  erzeugen  Fällungen.    Beim  V'  i 
einer  Iproc.  Euc.ainlösung  mit    3  ccni   einer   lOproc.  Jodkaliumlösting    tritt 
ein  und  nach  kurzem  Stehen  erstarrt  die  ganze  Lösung  durch  Abscheidnng   i 
von  jodwasscrstolTsaurcm  EucaVn  zu  einem  dünnen  Krystallbrei.    CoeaTnlosm  _ 
gleichen  Bedingungen    klar.      Diese    und    die  Chromsäure-Reaction    unt*>rscht;iilcn    il.;-  i 
>om  Cocain. 

Wirkiiiip.     2 — riproc.  l.ösun^c-n  von    .sahsaiireni  KiicaTii,    Thitirj-n    in  ll;l^  '  . 
geträufelt,  rulcn  nach] — Il  Minuten  eint'  voUkoniinene  Anuesthesic   zuerst  il'-r  i 
«iann  auch  <lcr  Coiijunctiv.'i  hervor,  welche  20 — 110  Minuten  (iaui.Tt   und   il 
liolte  Kiiitrfiufniunp'n   lielieliif;   verlüiiirerl  werden   kiinii.     lCrliel)|i<-)ic  Kcixei    ■ 
ft'lilen.    Man  beobachtet  uiimitteMinr  ii.icli  ilcr  i-'-inträufelung  itn-istens   nur  rin  in 
Zwinkern    der  .\u;:enli<liT    ntiit  eine    leichle  Hy)ieraeini<'    der  Conjuiurtiva.     I'i' 
spalte    niifl   l'iipille  wenleii    nach   \'iiici    iiielit    erweitert    und     Iftztere   mfitt 
priMnpt    auf  Lichtein  fall.     Nach  Best  verhalten    sich  Thiere    grösseren   Dosen 
4proc.  Lösiuig  gegenüber  verschieden,    inilein  bei   Hnnden  und   Mperschwoinrlnüi 
Weiterung,  bei  Kaninclien   Verengerung    «ier  riipille  eintritt.     Glficli    dfm   Cocain  I 
wirkt  «ia.s  Kucain,  wiederh<dt  eingetr.'hifelt,  in  Folge  der  .\ustrorkriung   eiiip  Trük 
der  oberflärhlielien   Schichten   der  Cornea,    doch  scheint   die.'se  Wirkiin;;     dem  ¥,M 
in  geringerem  tirach"  /.nzukoinineu  als  ilem  ','ttcatii.      .Vuch  I'inselungot»  «ler  Schlfl 
hAute  und  subcutane  Injectionen   erzeugen  örtliche  .\naesthe.sie. 

Itenierkenswerth  ist    die  Angabe,    tixss  Euciiin,    in    2— 5proc.   erwännt^r 
in  da.s  Ohr  getriiufeit,  eine  Anae.sthesie  des  Tvoninielfells  hervorruft. 

|)ie  allgi-meine  Wirkung  besteht  in  einer  Krregung  des  gesauimtoii  CeiitralntT 
Systems  mit  narlil'olgeniier  l.fdiniung.     Kleine  Hosen  eriseiigen  Unruhe   iuhI  Steig 
der  Reflexe,    mittlere  ((),()2--0,(K    pro  Kilo   Kaninchen»    und    gro.ssp   (0,1—0,15 
Kilo  Kaninchen)  (iahen    heftige    klonische    und    tuni.sche  Kr.'impfe,    auf  welch«- 
nning    folgt.     Die  Zahl    der  HerzciHitractionen    wird    anfänglich    in     Folge    centr 
Vagnsreizung  vermindert,  der  Ütutdruck  iliirch  Heizung  des  vnsontütnri.schiMi  C«nti 
erlifdit.     Nur  nach  sehr  grossen  Dosen  beobachtet  man   ein  ](löt7,Iiclie,s  tiefe«  Sin 
«les    Blutdrucks.     Da.s  .\thmungsceii1runi    wird    erregt    und    die    .\thniung    wird 
schlennigt  und  dyspno'tscli.     Durch  grosse  Dosen    tritt    später    eine    LiUiinung  dia 
Cenirums  ein,  an  welcher  die  Thiere  zu  Grunde  gehen. 

Heim  Menschen  erzeugen  Hiiiträufelungcn  einer  2proc.  Lösung  ein    ieicli' 
Sccuiiden  anhaltendes  Brennen    und    eiiu-    geringe  Hy|)eraemie  mit  Thriin.  i    ■ 
l>ie  Anaesthesie    beginnt    nacli  2 — 8  .Minuten  und    hiilt    durciischnittlleb    10 — lö  Li- 
miten an.     Die  l'upilh«  wini    beim  Menschen  nach  Anwendung    einer  2proc.  Lö« 
nicht  erweitert  (Vinci,    Best,  Deneffe);    nach   läntriUifelung    von    10—12  Tr«(l 
einer  4  proc.  Lösung    betdtachtete  Best    eine  Krweiterung    um   '/« — 1   mm,    VolU 
nach  einer  grös.seren  Gabe  einer  öproc.  Lösung  eine  solche  von  2 — 3  mm. 
der  .\ccommndation  gehen  die  .\ugaben  aus  einander.     Nach  Vinci,  Rest.  Denrl 
wird    die   Accomnio<lation    nicht    beeinflitsst,    nach    Vollert    findet    schon   iiacli 
nialigeni  Einträufehi  einer  5 proc.  Lösung  ein  geringes  Hinausrücken  deei  N.diepmik 


fEuealnnm  hydrochlorirum  —    2:t7     —  Gucainum  hydrocliloriiMiin| 

statt.  Der  intrnoculnere  Druck  wird  iiiii  .'$—.")  Milliinctor  <^ii»'cksilber  hcralifcesctzf 
(Vol  lort).  Das  BuoaYn  zeigt  in  soiner  Wirkung  eine  grosse  Aehnlichkcit  mit  dcui  ('ocaTtii. 
Aber  es  sind  doch  einige  Interschiede  vorluuiden,  welche!  für  die  praktische  Anwen- 
dung nicht  ohne  Bedeutung  sind.  Vor  .\lleni  besitzt  das  Eucatn  die  für  ('oerain  charakte- 
ristische ischaeniirende  Wirkung  nicht:  es  macht  vielmehr  eine  leichte  Ilyperaeniie 
und  nimmt  dadurch  in  der  Gruppe  der  locnlen  Anaesthetica  eine  MitttdstcUung 
zwischen  Cocatn  und  den  Anaesthcticis  dolorosis  ein.  Ein  weiterer  rnterschi<>d  ist 
der,  dass  es,  wenigstens  in  2proc.  Lösung,  weder  Pupillenenveiterung  noch  Accom- 
modationsparese  erzeugt.     Ferner  ist  es  weniger  giftig  als  Coca'di. 

Therapeutische  Verwendung  lindet  dits  salzsaure  Hucatn  aus.s<hliesslich  als 
locales  Anaestheticuui.  In  der  Augenheilkunde  wird  os  an  Stelle  von  focafii  benutzt 
in  Fällen,  in  denen  es  sich  lediglich  um  Erzeugung  einer  localen  Anaesthesie  han- 
delt, wie  zur  Entfernung  von  l'remdkörpern,  und  wenn  eine  gleichzeitige  Ischaemie 
nicht  erforderlich  oder  sogar  nicht  erwünscht  ist,  während  bei  entzündlichen  Zu- 
ständen von  der  .Vnwendung  Abstand  zu  nehmen  ist.  .Am  zweckmä.ssigsten  benutzt 
man  2proc.  wä.s.serige  Lösungen,  die  durch  Kochen  sterilisirt  werden  können.  Stärkere 
I^ösungen  bieten  keine  Vortheile.  Berger  hat  empfohlen,  zuerst  einen  Tropfen  einer 
Iproc.  lAsung  und  nach  2 — 3  Minuten  einen  Tropfen  einer  2proc.  I.,ösung  einzu- 
träufeln, um  auf  diese  Weise  d:is  Brennen,  welches  die  Einträufelung  verursacht,  zu 
vermeiden.  Der  beabsichtigte  Zweck  wird  jedoch  dadurch  nicht  erreicht.  Auch  di«- 
Ipruc.  Lösung  erzeugt  ein  leichtes  Brennen  und  die  nachfolgende  Einträufelung  einer 
2proc.  LOsimg  ghüchfalls.  Die  Hyperaeinie  kann  nach  Deiieffe  durch  eine  Coni- 
bination  mit  ('ocaYn  vermieden  werden.  Er  empfiehlt  zu  die.seiii  Zwecke  folgeiMb* 
Lösung:  Kucainuin  hydrochloricuni  0,1.  Cocainuni  hvdrochloricuin  0.05.  .\(|ua  destil- 
lata  5,0. 

Mit  Vortheil  lässt  sich  EucaYn  au  Stelle  von  Cocain  in  der  kleinen  Chinirgie 
und  in  der  Zahnheilkunde  benutzen.  Hier  können  5-  und  lüproc.  Lösungen  zur  An- 
wendung kommen.  Aber  man  berücksichtige,  d:iss  das  Mittel,  wenn  auch  weniger 
g;iftig  als  CocaYn,  doch  nicht  als  ganz  luigiftig  und  harmlos  anzusehen  ist. 

Füller  hat  die  Bcobachtiuig  gemacht,  da.ss  das  Eucatn  in  der  angeführten  Coii- 
centratiou  die  Eigenschaft  besitzt,  das  (iewebe  zu  härten.  Wenn  anch  der  Fleilung.s- 
process  hierdurch  in  keiner  Weise  beeinflusst  wird,  so  ei-schwert  es  doch  das  -Vn- 
tegen  einer  Naht,  da  die  Nadeln  nur  mit  Schwierigkeit  eindringen  können,  und 
Füller  räth  daher,  wenn  Wundvernähungen  erfonlerlich  sind,  lieber  sich  des  Cocains 
zu  bedienen.  Auch  für  Operationen  in  der  Nase,  für  Tonsillotomien,  in  der  Laryn- 
gologie  werden  5 — lOproc.  Lösungen  benutzt.  Zur  .\nae.sthesiruug  des  Trominelfells 
behufs  Ausführung  der  Paracentese  wird  zweckmässig  eine  öjiroc.  erwärmte  Lösung 
eingeträufelt  und  «iie  Flüssigkeit  durch  Neigen  des  Kopfes  auf  die  entgegengesetzte 
Seite  5 — H  Minuten  lang  im  Gehörgang  zurückgehalten. 

EncaYn  B.  Neben  dem  oben  abgehandelten  EucaYii  gelangt  ein  anden's  l'rae- 
jiarat  unter  dem  Namen  EucaYn  B  als  locales  .\naestiieticuin  in  der  .\ugeniieiikunde 
zur  Anwendung.    Seine  Formel  ist  C17H21NO2 '  HCl. 


C-.H., 


ClI,       11 

\/ 

coo ,      *'!'» 

(.' 

^-< 

'\nh 

"           CH, 

/ 

/^. 

CH,     ClI, 

llrl 


Es  ist  salzsaures  Benzoyl-Vinyl-Diacetonaikamiii  und  stellt  ein  farliinses.  krystailiiii- 
liches  Pulver  dar,  welches  in  etwa  3*  j  Tli.  k;ilteiii  Wasser  löslich  i-it.  Die  wässerige 
Lösung  läs.st  sich  eben.so  wie  diejenige  <les  Kuc:rfn  oline  Zersi'tzung  durch  Kodu^i 
sterilisiren.  Den  meisten  .MkaloYdre.igentien  gegenüber  verhält  es  sich  dem  Eiica'üi 
gleich,  nur  mit  5proc.  ChromsäiirelÖMmg  giei»t  es  nicht  einen  krystailinisehen.  .sondern 
einen  amorphen,  sich  zusammenballenden  Xiedei-sehiag. 

Das  KucaYn  B  ist  .sehr  viel  weniger  giftig  als  das  KiicaYn.  Hei  Kaninchen  und 
Meerschweinchen  beträgt  die  tödtliche  Do.sis  ungefähr  das  Doppelte  bis  Dreifache  der- 
jenigen des  EucaYn.  Bei  gro.ssen  Gaben  kommt  <s  nach  kurz  daueriuler  Erregung  zu 
einer  Lähmung  des  (Vntralnervensy stein«..     Der   lud   tritt  durch  Kespirationslähmuiig 


IRucfliniiin  IiydrtH-Iiloriciiin 


—     'J3S     — ' 


oiii.     Nach  klfiiieii    uinJ  inittfcrcii   |)iiscn  ni'lmicii  I'iil.sfrf«|Ut"ii/     iiikI   Blutdr 
al).    TöHtlirlie  (l.iheii  bewirken  ein  ]ilrttz)icln's  iiiul  Ix-deuU-iides  Sinken  <t« 
timl  •■iiic  starke  Abnalinic  der  rulsfnM|in>ir/..  wrlrlie  vi»in  VaRiia  uiia' 
lirrc^^harkfit  <li's  \'agii.s  wird  nach  i:n).sst'ii  (ialn-ii  MiUstiiiulif!;  aiifgohi' 
('(•ntralrRTVfiisysteni  wcrdfii  auili  <lie  KiitliViinj;c'ii    der  niotorischeii   Nifrvi-n  , 

l'ie  Incal  aiiaestliesiremle  Wirkuiij;  ist  iiarh  Benbaelituiigen   vnn  Vinci 
deripiiifipii  des  Kticafn  an   Intensität,   Dauer  und  Selnielli}rkeit     des    Kiiitretcns  jtti( 
l>ahei  scheinen  Keizerscheiiuitigen  .seltener  und  in  norli  geriiipercm  Gra<le  au 
als  beim  Huca'tn,  vv;is  ebenso  wie  die  geringere  tliftiffkeit  als  ein    niflit  unw« 
Vorzug;  zu  bezeiclinen  ist.     Accoimnodation   uivd  l'upillo  werden    iiarh  ileii 
liehen   Dosen  nielit  beeinflu.sst;  nach  wiederholten  P^inträufeliuigeii   tritt  da 
,    fieriiip'  F'u[dllenervv<Mteruiif:,    etwa    um  "2~1   '"i"  •"'"•      '"  der   Aujrenhcilk 
latipen  2pr<ie.  Liisuiifren  zur  .\nweiidung.  l  «m 

Encalfpfug  I/Ht-ritier,    Pflnnzengnttung  aus   dar  Farn,   dar   Myrtaceae*,    Uoterfiun.  LtfÜ 
.sperni.'ae,  mit  100  Arten  fast  ganz  auf  Australien  beschränkt;  wenige  Arten  auf 
Hint-erasiens.     Hohe  Bäume  mit  lederigen,  meist  blaugiÜDen,  anfänglich   gegenständig 
wech.selständigcn   Blätti-rti.     Bliilhen    einzeln    aohselständig   oder    zu    3     bis    «    gcb 
einem  krciselforinigen  Fruclitkiioten    bestehend,    de.sseu  Saum    als  Kelehrand   vier 
Zähne  erkennen  lässt.     Die  Krtme  bildet  eine  mehr  oder  weniger  lederige.    lu^spii 
Unter  derselben  sitzen  zahlreiche  einwärts  gekrümmte  Staubblätter  von   hullgcllier  K« 
3^5  rächerige  Fruciitkuoten  mit  llacher,  oben.T  Drüsenscheibe  und  eiof.ichciu   Oriff";! 
einer  vielsamigen  Kapsel.     Viele   .Vrtcn    liefern    nus    dem    Innern    ihrer  Ricsetistäma 
austräte,    welcher    in  Australien  sehlcchthin  als  -Gummi''  bezeichnet  wird,    wesbaH 
Bäume  auch  „australische  Gummibäume''  hcissen.    Euealyptuskino  bildet  unregelm.ü 
Massen,    ist  geruchlos,    beim  Kauen  klebrig  adstringirend.    in  Wasser  und   Alkohol 
Farbe  liislich.     £.  globulus   Labillardiere    ist    in    den  Mittelmeerlandern    zu    nsth 
düng  sumpfiger,  der  Malaria  Vorschub  leistender  Gegenden  aiigi-pflanzt   (daher  „Piet 
Er    entzieht    nämlich    dem  Boden    gru.sse  Mengen  Wasser    und  ozoni.sirt  wabrscheinth 
balsamische  Ausdünstungen  die  Luft.   .Seine  blühenden  Triebe  werden  jetzt  bei   uns 
als  Zierblumen  eingeführt.     Seine  Heimath    ist  Victoria  und  Tasmanien,    doch   ßndet  «T 
iuich  in  Nou-Siid-Wales  und  in  Neu-England.     Der  Bnum  erreicht  300   Fuss   Höbe  ba 
ordentlich    schnellem  Wachsthum.     K.  amygdalina  Labill.,    in    Siidost-.^u-strnlien,    dort' 
weisser  oder  brauner  l'felTermünzbaum  oder  Kiesengummibaum  bezeichnet,  wird   überiüOI 
hoch  bei  uahezu  70  Fuss  Umfang.     Liefert    wie    die  verwandten  .Arten    Kncalyptasftl 
Kino.     Zu  neuneu  sind  hier  noch  E.  calophylla  H.Brown  in  Sfid-Westanstralico  (rti  i 
Iree),  E.  eapitellata  Sm.  in  Südost-.\ustraIien,    bis  200  Fuss  hoch,    E.  citriodor*  H» 
iu  Queensland,  nach  Citronen  duftend,   E.  urnigera  Hook,  de^  südl.  Tasmaniens,  bis  IJOI 
hoch,  E.  coryrabosa  Sm.  in  Neu-Süd- Wales  und  Queensland    wegen    der    kinoreich 
Bloodwood-tree  genannt,  E.  diversicolor  F.  v.  Muell.,  in  Südwest-.Auslralien.    bis 
hoch,    E.  Leucoxylon    F.  v.  Muell.,    iu    Victoria,    Süd- Australien    und    Neu-Süd-WsST 
100  Fuss  hoch,  E.  macrorrhy ncha  F.  v.  Muell.,  in  Victoria  und  Neu-Süd-Wales.    E.  •)>! 
qua  l'Hcrit    in  Tasmanien    und  Victori.i.    bis    300  Fu.ss    hoch.    E.  oleosa   F.   v.  Muell.. 
Ust-  bis  Westaustralien  verbreitet,  bis  r20  Fuss  hoch,  E.  rnstrata  SchlchtdI.,   in  Südjustj 
fred  gumtrcc).  bis  200  Fuss  hoch.    Ausser  Kino  und  E.-Oel  liefern  sie  Gerbstoffe  und 
liehe  Hfilzcr.     E.  mannifera  liefert  Eucaly pliis-Manna.  m. 

Eucalyptusöl.     Als  der  wirksamste  Bcstaiellheil  der  Blätter  gilt  neben  Gerbstoff,  BilJ«- 
Stoff,  Hara  etc.  ein  »etherisches  Oel,  das  Eucalyptusöl  (i)leum  Eucalypti).      Die  rcrtchiciieM 
Eucalyptusartcn  enthalten  in  ihren  Blättern  dieses  Oel  in  verschiedenen  Mengen  fbis  zu  6pC 
.Sein  .\usseheii,   die  chemische  Zusammensetzung,  besonders  aber  Geruch  und   Geschmack 
je  nach  der  Art  verschieden.     Die  Verschiedenheit  des  i>i'Ie.s  im  Handel  wird   aber  uu 
den  Umstand  erhobt,  da.ss  os  nicht  immer  aus  Blättern  einer  und  derselben  Art  drstill 
Man  soll  deshalb  immer  nur  ein  Oel  vnn  ganz  bestimmter  Provenienz  und  Be.sch.\ffeoi 
wenden.    Ein  für  therapeutische  Zwecke  pas.scndes  GlobuUisöl  ist  farblos  oder  lichtgelb  ( 
langsam  nach),  dünnflüssig,  von  kampferartigem  Gerüche,    gewürzhaft  stechendem  Ge» 
mit  nachfolgendem  Kältegefühl;  .speo.  Gew.  0,910— 0,930  bei  1.^",  polarisirtes  Licht  nicht  i 
als  um   'li  Grad  nach   rechts    oder  links  drehend,  von  neutraler  ReactioD,  Sdp.    170"  i?', 
.Spiritus    leicht    mischbar.     Es  stammt   vorzugsweisi'  aus  .\ustrfvlicn.  Algerien  uud  Califoniil 
kleine  Mengen  liefern  Süd-Frankreich  und  Süd-Spanien.     Die  aus  anderen  Eucalyptusartfo  |_ 
woDuencn  üole  sind  gelblich  oder  gelblich-grün  und  verharzen  leicht  an  der  Luft.    1.  Cumia<'' 
Eucalyptusöl   (Schwanenmarke)  aus  Adelaide  in  Süd-Australien,  cuminähnlich  rieche* 
ohne  jedoch  Cuminol    zu    enthalten.     Aus   den  Blättern    von  E.  onacorifolia    oder  E.  «If' 
2.    Das    Ucl    der    Company    of    Los    Angeles  (Süd-Galifornien);    hell-bemsteingelb 
genehm  kampherartig  riechend.     Aus  den  Blättern    von  E.  globulus  und  E.  rostr.ita.   '~ 
rohen  Oele  wegen  ihres  Gehaltes  an  .Mdehyden  eine  reizende  W'irkung    auf    die  Seiillj 
auszuüben  pflegen,  bediene  man  sich  stets  eiues  rectiticirten  Oeles. 


Eucalyptus 


—     230     — 


Eucalyptus)! 


Oleum  Kucalypli  fand  bisher  in  li  l'liarmakripotfii  (Ph.  Brit,,  Uiirij.'..  .l.ip..  Norv.,  Kmii. 
und  V.  St.)  Aufnahme,  die  an  das  specitische  Gewicht  verschiedene  Anforderungen  stellen.  Die 
Eucalyptusöle  enthalten  Kiikalyptol  (Cineol,  C,oH,»0  odcniach  Cloi-z  C,„HjoO:  30—70  pCl.). 
Kukalypten  (C,oHie),  Pincn  u.  a.  Tcrpene.  PliijUandrsn  fehlt  im  lilobulusöl,  ist  aber  in  an- 
deren Kucalyptuscjlcn  zugegen  (l>is  10  pCt.  Holme.s).  Nach  Cloi-z  wird  das  Eukalyptol  Uurcii 
Salpeliirsiiure  in  eine  der  KanipfersSure  analojte  Säure  übergeführt  und  geht  heim  Destilliren 
über  Phosphorsiiureanhydrid  in  Eukalypten  (1G5"  Sdp.,  spec.  üew.  0,836)  und  Eukalyptolen 
(polymere  Form  des  Eukalyptens  (C,2H|,)xJ  über.  Die  Asehe  der  Ode  ist  reich  an  Kalk-  und 
Alknlicarbonatcn.  Da  die  Wirkung  der  Eucalyptusöle  von  der  Höhe  des  Gehaltes  an  Eukalyptol 
abbHngt,  so  soll  bei  der  Auswahl  nicht  so  sehr  die  Abstammung  oder  Herkunft  als  vielmehr 
der  Eukalyplolgehalt  maassgcbend  sein.  Dieser  Körper  ist  vonugsweisc  in  dem  Oelc  von  E. 
globulus  und  K.  oleosa  nachgewiesen  (nach  Schimmel  (iO— 70  pCt.). 

Da."!  reine  Eukalyptol  (Eucalyptolum  cryslallisatum)  ist  eine  farblose  oder  gelblich  ge- 
färbte, kampherartig  riechende,  neutrale  Flüssigkeit,  die  bei  0"  xu  einer  aus  nadeiförmigen 
Kn'stallcn  bestehenden  Masse  erstarrt,  bei  — 18"  krN'stallinisch  wird,  um  bei  — 5"  «der  —1" 
wieder  zu  schmelzen;  spec.  üew.  0,930  (0.922—0.924)  bei  15"  C.  Sdp.  176—177".  optisch 
inactiv,  um  ca.  '/i  Grad  nach  rechts  oder  links  drehend.  Es  muss  frei  von  Aldehyden  und 
Ketonen  sein  und  nicht  gefälscht  mit  Alkohol  oder  Phenolen  (Kreosot).  Eukalyptol  ist  in  diu 
amerikanische  und  portugiesische  Pharmakopoe  aulgenommen.  Die  im  Handel  vorkommenden 
Eukalyptole  entsprechen  nicht  immer  den  erforderlichen  Ansprüchen. 

Die  Wirkung  des  Eucalyptusöles  entspricht  so  ziemlieh  derjenigen  des  Terpentinöles'.  Ks 
gilt  nicht  nur  als  gähmngs-  und  (liulnisshcmmcndes  Mittel,  sondern  auch  als  Bakteriengift. 
Ziemlich  energisch  soll  es  Diphthericbacillen  angreifen,  weniger  die  Erreger  des  Milzbrandes. 
Schimmelbildung  wird  verhindert.  Die  Beeinflussung  des  Protoplasma  geht  so  wie  bei  Chinin 
vor  sich;  auch  hier  wird  die  Auswanderung  der  weissen  Blutkörperchen  aufgehoben.  Auf  die 
Haut  wirken  die  Eucalyptuspracparate  reizend,  auf  Schleimhäute  hyperaemisirend,  dann  secre- 
tioDsbeschriuikend  ein.  Innerlich  verabreicht  verursachen  einige  Tropfen  Kältt'gefühl  im  Munde, 
Oesophagus  und  Magen,  grössere  Mengen,  10 — 30  gtt.,  Trockenheit  im  Munde.  Brennen  und 
Schmerzen  im  Schlünde  und  Magen.  Eukalyptol  zu  1,0  soll  den  Appetit  noch  nicht  stören,  wohl 
aber  bedingen  2 — 4  g  Aufstossen  und  unangenehmen  Druck  im  Epigastrium.  Siegen  will  5  g 
Eukalyptol  in  i'U  Stunden  ohne  Schaden  eingenommen  haben.  Die  Puls-  nnd  Respirations- 
frequenz sind  anfänglich  erhöht,  manchmal  auch  die  Eigenwärme.  Bei  einzelnen  Individuen 
stellen  .sich  ein:  l'nruhe.  .Aufregung  mit  oder  ohne  Lustigkeit,  Bewegungstrieb.  Steigening  der 
Körperkraft,  zuweilen  auch  des  Geschlechtstriebes,  später  Eingenommenheit  des  Kopfes  resp. 
Kopfschmerzen,  Zittern,  Hitzegetühl,  Erhöhung  der  Temperatur  von  1 — l'/j",  Hewpalpitation, 
Asphyxie.  Einmalige  grosse  oder  längere  Zeit  fortgesetzte  kleinere  Gaben  bedingen  geistige  Ab- 
spannung. .Schlafsucht  —  bei  älUTcn  Indinduen  Stupor  und  Pupillenverändeningen  — ,  Muskel- 
scbw.-ichu,  .Xbnahmc  der  Puls-  und  Re.spirationsfreriuenz,  der  Reflexe.  Sinken  des  Blutdruckes, 
ja  selbst  eine  bedeutende  Tcmperalurernicdriguug.  Die  Milz  soll  verkleinert  werden.  Der  direcl 
löbmcnde  Einfluss  des  Eukalyjitols  auf  dos  Rückenmark  ist  bei  Thieren  nachweisbar.  Sehr 
grosse  Dosen  tödten  Thiere  durch  Respirationslähmung  unter  Erstickuiigskr.Hrapfen.  An  Men- 
Kcheii  sind  Intoxicatioueii  nur  äusserst  selten,  letaler  Ausgang  noch  niemals  beobachtet  worden ; 
man  s.ih  bei  einem  alten  Manne  nach  80  gtt.  Paralyse,  bei  einem  Phthisiker  nach  10 — 20  gtt. 
Prostratioii  eintreten.  Bei  einzelnen  Individuen  können  sich  Erytheme  unter  febrilen  Erschei- 
uuugcn  oder  .Albuminurie  einstellen.  Die  Elimination  des  rcsorbirten  Eukalyptols  findet  vor- 
augsweise  durch  die  Lungen,  zum  geringen  Theile  durch  den  Hani  und  nach  grossen  Dosen 
auch  durch  die  .Schwcissdrüsen  statt.  Während  Eipirationsluft  und  Schweiss  den  (icruch  nach 
Kucalyptusöl  annehmen,  riecht  der  Harn  aus  demselben  (irnnde  wie  beim  Terpentinöl  veil- 
chenartig, seine  Farbe  »oll  nach  Einnahme  der  Blätter  roth.  nach  jenem  des  Eukalyptols  hell- 
gelb sein.  .Au(  die  Hamabsonderung  wirken  kleine  Dosen  angeblich  erhöhend.  Einige  Autoren 
schreiben  dem  Eucalyptusöle  diaphoretbcheo  Einfluss  zu,  auch  soll  es  bei  Neigung  zur  Bil- 
dung von  Uraten  letztere  verhindern. 

Therapeutische  Anwendung.  Die  Eucalyptuspraeparate  sind  ursprünglich  gegen 
Wcchsellieber  statt  des  Chinins,  später  überhaupt  als  Antipyreticum.  dann  aber  auch  als 
sccrctionsbeschränkendes  Mittel,  als  Diaphoreticuni,  Antidiarrhoicura  und  als  .Antisepticum 
rcsp.  Desinliciens  empfohlen  worden,  ohne  jedoch  recht  festen  Fuss  fassen  zu  können. 

Die  Eucalyptusblättcr,  Folia  Eucalypti  globuli,  haben  bei  Intermittcns  (grössere 
Gaben)  in  Fällen,  wo  Chinin  versagt,  bei  chronischen  Bronchialkatarrhen  mit  reichlicher  Sccre- 
tioii.  Katirrhen  des  Kehlkopfes,  bei  Schnupfen  intern  zu  1 — 3  g  mehrmals  täglich  als  Pulver, 
in  Latwergen,  in  Form  von  Infusum  auf  2—15.  ja  80  g  auf  100  g  Colafur  Anwendung  ge- 
funden, (iimbert  lässt  bei  Stomatitis  chronica  Blätter  k.iuen.  Auch  eitern  dient  die  Droge 
bei  Bronchialkatarrhen,  bei  Asthma  ."vuf  verschiedener  Basis,  besonders  in  Folge  von  Aneurysma 
.Aortae,  bei  Stomatitis  und  .\ngina  in  Form  von  Inhalationen,  Mund-  und  Gurgelwässern  (In- 
fusum 10  g  auf  200  g  Wasser),  als  Rauchmittel  (Cigarren  oder  wie  Charta  nitrata),  zu  Injcc- 
tioneu  bei  Coryzn,  Cionorrhoe.  Fluor  albus  etc.,  zu  Klysmen  bei  D,irmgeschwüren,  Ruhr,  zuweilen 
auch  zur  Desinfection  von  Wunden  theils  als  Streupulver,  bes.ser  im  Infusum  zu  Verbänden. 
Weniger  geeignet  sind  das  alkoholische  oder  aetherische  Extraotum  foliorum  Eucalypti 


[Kui-alyptus 


—     •240     — 


globuli,  1—2  g  iu  Pillen,  iiiiH  die  Aqua  Euc.ilypli  glolmli.  VmS^  al»  VAA»' • 
stimulirendc  Getränke  und  «iir  Darstellung  des  >Sirupus  Eucalypti  bei  Kiniloi  i 
l—(j  Kaffeelöffeln  i)yo  die  pebraueht  ■wurde.  An  die  Stelle  der  Blatter  tritt  die  in  ticl' »»■ 
deutsche  Pharmakopoen  aufgenommene  Tinctur.  Sie  wird  bald  aus  frischen,  b»ld  lai » 
trockneten  Bliittcrn  mit.  Hilfe  v^in  versehiedengradigem  Spiritus,  1  :  .'»,  durch  M»cfrjtinii  -*• 
l'ercolation,  nach  Lorinser  dureh  14  tägige  Digestion  der  frischen  Blätter  mit  ."^pinti«  I  .. 
dargestellt.  Man  reicht  die  Tiiietur  intern  zu  '/■•—Ü  Theelöffcl  mehrmals  täglich  :iai 
rein  oder  in  Mixturen  bei  Int^irmittens.  ohne  besonderen  Nutzen  bei  Bronchitis  putrid 
graena  pulmonum,  Brouchiektasie  und  Phthisis  pulmonum.  Extern  kommt  sie  »ur  Ve 
als  Mund-  und  Gurgelwasser,  Miller's  antiseptisches  Mundwasser:  Thymol  0,23.  .\dd« 
zuicum  3,0.  Tinctura  Eucalypti  1 :?.().  :\qua  destillata  7.50.0,  zu  Inhalittinneu  bei  Dipit 
(Bell   1S78).  selten  zu  Wundverbiiiiden. 

Eucal.vptuswein,  welcher  aus  den  Blättern  oder  aber  auch  aus  der  Rinde  von  E. ) 
(Carlotti)    bereitet  und  in   Guben    von   1  —  2  ThecKilTeln  gegeben  -werdeo    kann, 
nicht  bewährt  7»u  haben:  er  soll  Verdnuungsstiiningen  hervorrufen. 

Die  meiste  Verwendung  linden    Ol.   Eucalypti    und    Encalyp  to  1  ii  in,    b<"idr 
Von   0.2 — 2.0  (5 — 20  gtt.)  mehrmals  tiigüch  ad  3 — 5  g  pro  dir.    in  Tropfen  odor  Kap 
Emulsionen,  Spirituosen  Lösungen.  Elaeosiccharum  bei  Intcrmittcns  in  grösseren  Üosea. 
rhalischen    und    entzündlichen    Erkrankungen    der   Luftwege,    nach    Kestevcn     1885_ 
stündlich    bei    Pneumonie.    Asthma.    k;itarrhaHschi?n    Erkrankungen    de.s     Urogeni 

Gonorrhoe.  Typhus,  bei  Diarrhoen,  besonders  Eukalyptol  bei  Cholera,  Typhus  (Sä« 

pro  die),  Migraene  und  Neuralgien,  bei  Iiilluen/.n,  nnch  Lafage  1  — 1,.5  g  />ro  dir  E« 
Aeusserlich  zu  Inhalationen.  10 — 20  gtt..  bei  Asthma,  Bronchitis  chronica  und  putrido.  I 
gangraen,    Phthise,    Diphth<-ritis,    ,tIs  Riechniittel,  mit  Kampher,  bei  Schnupfen   und  Inj 
als  desinficirendes  und   sclimerzslillendcs  Mittel    zu  Zahutinctureu    und     Zahnpasten, 
reibuugen,    rein    auf  Flanell,    in  Linimenten.    Lösungen,    hei  Neuralgien,    /Cahnsrfamerxa 
zu   Verbänden    und    zur    Desinlection    von    Wunden    in    1 — 3proe.    Lüsungeu     bei    ü« 
nospitaIbr.%nd,  atonischen  Ulceratioiicn  u.  s.  f.,  ,iIb  Telii  eucalyptata.  Gaze  nach   Lister  J 
nach    Nussb.ium  ""j  pCt..    zur  subcutanen  Injection  bei  Tuberculose.     Als  PropbrI» 
bei  Diphtheriti'i  im  Krnnkenzinuner  (Verdampfen  mit  siedendem  Wasser). 

Das  von  Seh  nie  Uz  als  Eiilyptol  bezeichnete  .•^ntiseptieiim  ist  Salicylsäure    6,  KilN 
säure  und  tJleum  Eucalypti  H  1. 

Encuin,  wasserir^slichc  Ammoniakverbiudung  des  CaseTns.  von  Salkowski   dargestellt 
Diaeteticum  enipfi.iblen.  Nachdem  Zuntz  mit  Potthast,  dann  Salkowsk  i.  endlich  Mad 
unter  Koehmann  dargethan  hatten,    dass  reines  C.i.seVn    von  Thiereu    ohne  Störung 
und  sehr  gut  ausgenutzt  wird,  zeigte  Salkowski,  dass  für  Eucisin  das  Gleiche,  virllril 
noch  höherem  M.iasse  gilt.     Er  und  später  .1.  Locwy  zeigten,    d.iss  man   das  Fleisch 
wohnlichen    gemischten  Kost    ohne  Niichtheil    durch    Eucasin    ersetzen    kann.       D.ibei 
die  Stickstoffausfuhr  im  Harn  ein  wenig  zu.  die  Menge  der  Harnsäure    aber    erbeb! 
die  der  Alloxurbasen    in    geringem  Grade    ab.     D.is  Eue.i.'iin    dürfte  daher  einen   HIat«  i| 
diaetetischen  Behandlung    der  Gicht    und    anderer    mit  Harnsäurevermehrung    < 
Krankheiten  verdienen  (Nutrosc*-Case'muatriuni).  insbesondere  auch  der  FetC 

Euchlnin,  C0<  ,.  .  ,^'  -A  ».  , ,     ist    tler  Aetbvtkohlen.sänrefister   des  Chinins,    wctcber  durch  & 

Wirkung  von  Chinin  auf  Chlorkohl'-nsHure-.Xethylester  gewonnen  wird.    Die  in    \V;i'S' 
in  .\lkohol.  .\ethcr  und  t'hluroform  leicht  lijslicben  Ktystallnadeln  haben  den   Schui; 
bildet  mit  .Säuren  Salze.    Das  Chinin  ist  in  dieser  Verbindung  durch  die  Thalleiochiu-     '.  •.  . 
nicht  durch  die  Herapathit-Reaction  erkennbiir  (s.  Bd.  I.  S    fi"20).      Die   freie   Base  ha.  »  - 
Geschmack,    das  salzsaure  Euchiniu  schmeckt  dagegen  schlecht  und  hinterlässt  einen  lnCiua 
Nachgeschmack.      Man  hat  daher    die  freie  Base    an  Stelle    des  Chinins   empfohlen.      Ej  ri 
sprechen  etwa  l'/j— 2  g  Euchinin  der  Wirkung  von   l  g  Chinin.     Es  scheint,    dass  dem  P» 
parate  neben  der  .Arzneiwirkung  des  Chinins  die  toxischen  Wirkungen  nicht  so  .stark  xukon^ 
Es   ist  empfohlen  worden,    das  Euchiniu  in  Oblaten,    Cacao  oder  Suppen    verrührt   zu  pi» 
(von  Noorden). 

Endoxin.    Eudoxio  wurde  von  Classen  und  Loob  das  von  ihnen  zuerst  dargestellte  Wiiae^ 
salz  des  Nnsophens',    das  Tetrajodphenolphtaloin-Wismuth,  (CnoH,.r404laBi;,    genaun!     \ 
eiu  hellbraunes,    deutlich  nach  .lod   riechendes,    ein  wenig  danach    schmeckendes    u;. 
Pulver.     Es  hat  stark    antiseptische  Eigenschaften,    seheint  aber  ungiftig    zu    sein,    vin 
weil  es  den  Darmcanal    passirt,  ohne    dass  .lod    frei  wird.     Es  wurde    von   Kosenhei 
sehr    gutem    Erfolge    bei    chronischen    Dnrmkatnrrhen    gegeben    und    für    diejenige: 
empfohlen,  ,bei  denen  die  oberen  Dickdarm-    und    namentlich    auch  Dünndarmabsi 
betheiligt    sind,    bei    denen  Diarrhoe    oder  Wechsel  von  Diarrhoe    und  Obstipation 
Das  Pracparal  —  0,8—0,5  3 — 5  mal  täglich  nach  dem  Essen  —  wurde  gern  gcnomi 
gut  vertrugen.     Nebenwirkungen  wurden  nicht  beobachtet.  pjjj 


[Eügsneisehe  Thermen  —    241    —  Eulysin] 

BSIPSlIMSCllO  ThdnnOlly  bis  zu  ^n^C.  wanuo  KipsliftltiKQ  KurhänIxitut'IIpn.  woIcIh'  in  gro>c>(^r  Zaiil  uuk  üpr  zwischen 
Psdos  and  Vicenza  sieh  hinziefaeniien  Tulczniachen  HHgelltett«*  dpr  Eugmncun,  nucli  Monti  ifiuUti  oder  Faduani  go- 
nuint,  sprudeln.  Benita  aar  Bflmeneit  bekannt,  werden  nie  rielfach  zu  Therniallcuren.  be.-iundera  zu  Wannen-  und 
loealen  Sehlammbädem  gebranehL  Zu  diesen  dient  als  sogeuanntcr  Fangu*  der  rorzuKsweise  aus  Kalk-,  Maffueuium-. 
BiaenTerbindunKen  nnd  Thonerde  bestehende  Sehlamm,  welcher  mit  dem  lieissen  Wasser  zeitweise  zu  Tage  ge- 
rSrdeit  wird.    An  bekanntesten  sind  die  Btder  in  Abano*,  Battaglia*  und  Hontegrotto. 

WOKZBURG. 

Sasenli  Hicbeli.  Pflanzengattung  aus  der  Farn,  der  Myrtaceae*.  Untorfam.  Myrteae,  mit 
mehr  als  500  Arten  dem  heisscn  Asien  und  den  Tropen  und  Subtropen  Amerikas  auge- 
hörend. Die  Mehrzahl  sind  kahle  Bäume  und  Sträucher  mit  einfachen,  lederigen  Blättern  und 
einzeln  achsclständigen  oder  zu  traubigen  Ständen  vereinigten,  meist  4zähligen  Blüthen.  Diu 
Krone  mehr  oder  minder  mützenartig  entwickelt.  Der  unterständige  Fruchtknoten  meist 
Sfächerig,  zu  einer  weuigsamigen  Beere  «erdend.  E.  caryophyllata  Thunbg.  (K.  aro- 
matica  Baillon,  Caryophyllus  aromaticus  L.,  Myrtus  Caryopbyllus  Spr.),  Gcwün- 
nelkenbaum,  auf  den  Molukken  heimisch,  hier  und  auf  Sumatra.  Halacca.  den  Mascarenen  und 
Kanzibar,  auch  in  Westindien  cultivirt,  ist  ein  immergrüner,  bis  12  m  hoher  Baum.  Blüthen 
in  endständigen,  8  fach  dreiästigen  Trugdolden.  Fruchtknoten  und  Kelch  dunkelroth,  die 
Krone  veiss  und  rosenroth  angehaucht.  Die  Blüthcnknospen  kommen  als  Caryophylli* 
in  den  Handel,  die  Früchte  als  Mutternclken  oder  Anthophylli.   Die  bei  uns  heimischen 

'  Nelken,  sowie  die  aus  Südeuropa  stammende  Gartennelke  (Diantbus  Caryophyllus)  bilden 
den  Typus  einer  mit  £ugenia  nicht  entfernt  verwandten  Pflanzenfamilic  Caryophylla- 
ceae*.  Der  Name  Caryophyllus  bezeichnet  eine  Untergattung  von  Eugenia,  etymologisch 
nichts  anderes  als  gNusiblatt".  Mehrere  E.- Arten  Australiens,  Polynesiens,  des  Sunda- Archipels, 
Ceylons,  Indiens  und  Brasilions  liefern  aromatische  essbarc  Früchte. 

X. 

BvSeille-le8*BMIUj  Gemeinde  Im  Dept.  Landes,  SO  m  hoch,  mit  mehreren  Iti  hu  l»,.''"  C.  warmen  Schwefolituellen 
TOD  nahezu  gleicher  Znsammenaetzung  (je  0,0034  Calciumaulfld  und  Catciumhypusulfit).  deren  Wasser  zu  Trink-  und 
Badekuren  dient.    Ausserdem  finden  dort  Donehen.  Zerstäubungen  und  I)aropn)lder  Anwendung. 

W. 

EBfiTOnUl  erhielt  Bonastre  aus  dem  tlber  Nelken  destillirteu  Wasser.  Krystallisirt  in  dünnen,  weissen,  perlmutter- 
glKnaenden  Bliittehen,  die  sieh  nit  der  Zeit  gelb  fUrben.  Besitzt  wenig  Uescfatnaok  und  sehwüchcren  (iemcli  aU 
die  Nelken,  ist  in  Weingeist  nnd  Aother  leicht  ISslieh  und  wird  durch  Salpeterslure  blutruth  gefärbt 

0. 

Bagenol)  Eugen-  oder  Nelkensäure,  CgHgO: '  CHg  ist  chemisch  ein  Uuajakoi,  in  dem  ein  Wasser- 
stoffatom durch  den  AUylrest  ersetzt  ist: 

C-H  CGH,CH  =  CH: 

HCj^\cH  HCj^\cH 

'  !      ii 

C.OH  COH 

Gn^akol  Engenol 

Es  findet  sich  im  Nelkenöl,  Zimmtblätteröl  und  Pimentöl  und  wird  aus  crslercm  durch  Lösen 
in  Kalilauge  und  Ausfällen  mit  Salzsäure  gewonnen.  Das  scharfschmeckcnde.  nach  Nelken 
riechende,  farblose  und  schwach  saure  Oel  hat  253 — iöi"  Sdp.  und  1,072  spec.  Gew.  In 
Wasser  ist  es  wenig,  in  Alkohol,  Aethcr  und  Eisessig  leicht  löslich.  Ammoniakalischc  Silber- 
lösung wird  durch  Eugenol  rcducirt.  Durch  Chromsäure  wird  es  heftig  zu  Kohlensäure  und 
Essigsäure,  durch  Kaliumpermanganat  zu  Vanillinsäure  oxydirt,  in  alkoholischer  Lösung  wird 
es  durch  Eisenchlorid  blau  gefärbt.  Eugenol  besitzt  antLseptische  und  antipyretische  Eigen- 
schaften. In  einer  Concentration  von  0.25  pCt.  verhindert  es  die  Fäulniss  von  Harn  und 
Bouillon  (De  Regibus).  Inteni  wird  es  bis  zu  2,0  pro  die  ohne  üble  Folge  vertragen:  in 
grösseren  Dosen  erzeugt  es  Gefühl  von  Trunkenheit  und  Hitze  und  Schwindel.  Es  geht  in 
den  Harn  als  .4etherschwefelsäure  über,  die  sich  aber  schnell  zersetzt.  Durch  Destillation 
des  Harns  mit  Salzsäure  kann  wieder  Eugenol  erhalten  werden.  Angewandt  wird  Eugenol  bei 
Typhus  in  Dosen  von  0,75 — 1,0,  wobei  es  unter  leichter  Diaphorese  nach  einer  Stunde  die 
Temperatur  um  1  •  herabsetzt.  Auch  Kinder  vertragen  es  gut.  Von  seinen  Derivaten  ist  das 
Benzeugenol  Ci7HigOs  und  das  Cynamyleugenol  CziUigO.,  bei  Tuberculose,  jedoch  mit  dem- 
selben unsichem  Erfolge  wie  Guajakol,  angewandt  worden.  Eugenolessigsäureamid  CizHisO^NH;; 
besitzt  neben  antiseptischen  Eigenschaften  die  Eigcnthümlichkeit,  als  Pulver  auf  die  Zunge 
gebracht  Anaesthesie  hcr%-orzurufcn,  ohne  Aetzwirkung  zurückzulassen. 

.,  JACOBSON. 

•mntljitf  CaHuOc  -|-  HjO,  ist  nach  Berthelot  ein  beim  Kochen  von  Helitosv  mit  rerdUnnter  .Schwefelsäure  ent- 
L  atehender  Zucker.  Es  bildet  einen  schwach  Ktls.Ken,  rechtsdreheuden,  nicht  vergtthrbaren  Sirup,  Fehling'sche 
:       Lflanng  wird  redueirt.    Soll  identisch  mit  Melihiose,  Cj.,H.-.0|,,  sein. 

SPIEGEL. 

SUjSni    ist   eine  fettihnliche,  durch  Alkohol   aud    ilem  K(>rkg<'webe   gewonnene  Masse. 

K. 

0.  Liebreich,  Eneyklopaediv.    II.  Band.  j^ 


I 


[Kupatoriiiin 


242     — 


Kuplutrbw 


Enpntorioiu  T-hiih.     r O u u z «^ u ^ Altun'i! ~ini 'dar  Vami .  tlor  Co  III  posii  ap*.  l'itUtrum.  < 

Kti  putorioi'lpip    iin«!  Uriiiipo    dei  Kupatoriniß,    g^ltPiiiizoicbtirt    diirfli  Kni '  l-it 

Zwilt<»rbIUlhpii  I  K/JlirenMüthpn).     Hliltnr  gpgon^tnndiK.     Die  Ojittmig  umfas^t  etwa    ;  -li  « 

Irelono  Arton.     Liic  TtelhlOlltiKen  Krjprrhoii    ftHiren  cyliitdriKühe,    geripfto  Srhlies^irrUcUt^'    mit    *  ibiMjiipu   nma  | 
Pappu^htitren.     Hei  ut\*i  an  Gruben  und  BUrhen  oder  in  feuchten  GotiOr^ctieii  E   eaii  ii  abi  n  oin  L..  «i«  i 
bift  I.7rt  m    hohes  SlAi)deiiK<^*^^chB    mit    droitbeiltttun    Blttttem    und    flchitiuttig    rosaf&rtionen   BlBth«ftLl|ta 
StrabllilDtlien.     Liefert  Kftdix    et  Herba  EupatoriAn    g.  Cannabis  aquatioae.     E.  parpureum   L-,    «toa   watäm 
Staudo  im  nstlicbeo  Nordamerika  (.qneen  of   tbe  meadow!«*).    sowie  E.  perfoliatum  L..    ein«    noplaatrtli 
Art  mit  weiwen  BlQthen,  rottig  bobarrten  8tont;eln  und  filxii;en  Blftltem  sind  krftftij^e  Dian*tiea.     F    *'  ''  - 
Vahl  (E.  Ayapana  Vent«nBt),  eine  fitrauobi^c  Art  Braitiliens  und  CentratameKkaa.  Ut    reich    «n  «' 
eutbSlt  Eupatorin  und  wird  al«  L>iureticuin,  sowie  als  Goffenf^ift  Ki'Knn  Schlangeng'ifto    ftngrwen  i 

»I. 
Eupatorin    ist    in    den  Blutt«rn    und    BlUthon    Ton  Eapatoriaiu   eannabiDara    i«nthalt«ix.      Da«  §c%« 
S»\i  krystallisirt  in  seid^nKlKnienden  Nadeln,  biÜeniebmeck^Dd  (Bighini). 

O. 

Euphorbia  L.    Typische  Gattung  der  Euphorbiaceae*  und  deren  Uiiterfam.  EupbortilEl 
mit  etwa  700  Arten  von  sehr  verschiedenem  Wüchse  über  die  ganze  Erde,  besoudtrs  in 
mercn  Landern    verbreitet.      Charakteristisch    ist   allen  die  Vereinigung  tnännlicber.   nur 
einem  Staubblatt  bestehender  BUithen  mit  einer  centralen  weiblichen,  nur  aus  dem 
Gjriiaeccum  bestehenden  weiblichen  Bliithe  innerhalb  einer  aus  Hochblättern  i^bildetcoE 
einem  Cyathium.  von  glockiger  oder  kreiselformiger  Gestalt.    Mit  wenigen  Ausnabiuen  »iail  i 
reich    aii  weissem,    selten  gelbem  oder  farbloseni,    ätzend    giftigem  Milcbs&tt    (.'Wolfsatlil 
Die  bei  uns  heimischen  Arten  einjährige  oder  ausd.tuemde  Kräuter  mit  gansrandigen  la 
Blättern  und  zu  Dolden  vereinten  Cvathicn  (Tithy malus  Tourn.). 

E.  Lathyris  L.  (Tithy  malus  Lathyrus  Soop.),  in  Südeuropn  heimiseh,  bri  um  ( 
, Pillenbaum''  bin  und  wieder  in  Gärten  gezogen,  ausgezeichnet  durch  kreii2-geg«ii»tu^ 
Blätter  und  verbältuissmässig  grosse  Kapseln,  liefert  die  als  Brechmittel  .iLg<»en4!< 
Semina  Cataputiae  minoris.  E.  corollata  L.  und  E.  Ipecacuanha  L.,  b«id( 
dauernde  Arten  der  östlichen  Vereinigten  Staaten,  liefern  die  Wurzeln  als  PJmetica  fii 
Eupb.  corollatac  und  Rad.  Ipecncuanhac  spuriae  albae).  E.  pilulifcriLJ 
Queensland  beimisch,  ist  neuerdings  gegen  Asthma  eingeführt  worden.  Sehr  eigenlhümlicJ  ( 
die  Scction  Diaeantbiutn  Boissier  durch  ihren  Wuchs  ausgezeichnet.  Sie  uinfas.tt  cictl 
artige,  tropische  und  subtropische  Formen  (Sträucher  und  Bäume)  mit  fleischiKcn,  mm 
tigcn  Acsten  und  leicht  vergänglichen  Blättern,  rtn  deren  tirunde  je  zwei  Nrbenbr 
Form  von  Stacheln  entwickelt  sind.  Hierher  E.  resinifera  Berg,  eine  strauohige,  bis 
hohe  At\  mit  blaugrünen,  vierkantigen  Aesten,  in  den  (iebirg.sgegenden  südlich  utid 
lieh  von  Marorco.  Der  aus  Einschnitten  ausfliessende  Milchsaft  erhärtet  an  der  Luft  nl 
(lummiharzc  Euphorbium'.  M. 

EupborbiaOI,  tileum  Cataputiae  minurifr,  ist  da«  fett«  Oel  der  Samen  Ton  EnpUorbi»  I,«t]iynM  I»  t 
zn  40  bis  46p(h.   darin  enthalten.     Es  erstarrt  hei  —11°.   spar  Oew.  0.93(1.      Das  0«!  wirkt    lu    3 — I  Troftnl 
mildes  PurganH,  in  grOnseron  Gaben  drastisch  and  zugleich  brechenerregend,  ist  jedoch  unsorerlk^uig. 

H. 

Enphorbiaceae.     Pflanzcnfamilic  aus  der  dikotyleo  Reihe  der  Tricoccae,    mit  etwa  3ö0l)  I 
nahezu   200  Gattungen  verthciltcn  Arten  zumeist  den  Tropen  angehörend.       Fast  durch 
fiihren    die    weiblichen  Bliithen    drei    Fruchtblätter,    welche    zu    einer  Art    Spaltfrucht 
Spritiglnicht  werden.    Die  meist  einsamigen  Fächer  trennen  sich  elastisch  kapsciartig  oft  von« 
bleibcudcu  Mittcisntile  los.     Samen  oft  mit  Caruncula  und  reich   an  fetthaltigem  Näh 
Viele  mit  scharf  giftigem  Milchsafte  (Wolfsrailchgewächse);    Wuchs  sehr  versrhi« 
einjährigen  Zwergformen  bis  zu  kräftigen  Räumen  entwickelt.    Unterfamilien:    1.   Eupbtl 
mit  der  typischen  Gattung  Eupho rbi.i *:  2.  Dalechampicae;  3.  Hippomaneae: 
Manihot,  .latropha,  Hippomanc,  Hura;  4.  Acalypheac:  hierher  Hevea,  Aleuritj 
Acalypha,  Mereurialis,   Mallotus,    Ricinus*  u.  a.     5.    Crotoneae;    hierher  Cr«l 
u.  n.    G.   Bridclieae  und  7.  Phyllanthcae  und  einige  australische  Gruppen. 


Kaphorbinni,  <iummi  s.  Resina  s.  lintnini-resina  Kuphorbii.     Der  cingetrockiiett 
saft  von  Euphorbia  resinifera  Berg  zeigt  erbsen-  bis  nnssgrossc,  hellgelbbrauiie,  matti\  raakt' 
diirchseheinendo  Stücke  von  charakteristischer  Ferm,   abhängig  von   jenem   Theile  der  Motl*' 
pflanze,    an    welchem    der    austretende  Milchsali  erhärtet.     Der  Droge  sind  sle.t.s  versehitto* 
Theile  der  Stamrapllaiize  wie  Rindenfragniente,  Stacheln,  Bliithen,  Früchte  u.  s.  w.   beig«iDca(t 

Das  Euphorbium  ist  in  Alkohol  zu  40— 60pCt.,  in  Wa.'iser  nur  wenig  löslich,  bildet  tiüi 
mit  letzlerem  keine  Emulsion ;  erwännt  riecht  es  weihrauchartig.  Das  Eupborbiumpulrer  "l 
hellgrauweisslicb. 

Als  wirksames  Princip  gilt  ein  amorphes,   indifferentes,   bitter  und  schart  schmeckoii^j 
in  Alkohol  leicht  lösliches  Harz  (ca.  38  pCt.),  das  nach  Bucbheim  das  Anhydrid  der 
aber  nicht  scharfen  Euphorbinsäure   sein  soll.      Daneben   sind  noch  nachgr-wicsen  ca.  SO  | 
Elipborbon.  ferner  Gummi,  Kautschuk;  Wassergehalt  5—8  pCt.     Aschengehalt   10  pCt. 

Die   unverletzte  Haut    wird    durch  Euphorbium    in  Substanz    nicht    alterirt,    alkohali 
Lüsungeu  aber  vermögen  an  zarten  Stellen  entzündliche  Vorgänge  her\'orzurufen.    Auf  Sd 
häuten.  Wund-  und  Geschwürsflächen  wirkt  die  Droge  stark  reizend,  ja  cutzündati^ 
Es  jnüssea  deshalb,  weuu  sie  gepulvert  werden  soll,  Vorsicbtsmaassregeln  getro&oo  wttdts,  i 


l[Eophorbiuiii  —    243    —  Eupliorine] 

•  sonst  heftiges  Niesen,  Entzündungen  mit  Blasenbildung  resultirun.  Im  Munde  erzeugt  das 
«  Euphorbium  einen  lang  anhaltenden,  brennend-scharfen  Gescbniack.  Innerlich  applicirt  ver- 
'  nrsacht  es  .wie  Gutti  und  Crotonolsäure  heftige  Diarrhoen,  in  grösseren  Dosen  heftiges  Erbrechen, 
starke  Gastro-Enteritis :  auch  entfernte  Wirkungen,  wie  Schwindel,  Delirien,  Pupillcnerweiterung, 
i  kleiner  arhrthmischcr  Puls  wurden  beobachtet.  Als  (iegcnmittel  gelten  nach  Entleerung  des 
Verdauungsapparates  Eis,  schleimige  und  einhüllende  Getränke,  Opium. 

Die  Anwendung  des  Euphorbium  als  Drasticum  ist  gegenwärtig  verlassen.  Nach  Huse- 
mann  purgirt  das  Pulver  zu  0,2—0,5  noch  nicht.  Aeusscrlich  dient  es  gewöhnlich  corabinirt 
mit  anderen,  ähnlich  wirkenden  Mitteln  als  reizendes  Agens  bei  torpiden  Geschwüren  oder  als 
ableitendes,  hautröthendes  Mittel  bei  neuralgischen  Schmerzen,  und  zwar  in  Form  von  Streu- 
pulver, mit  Amylum  oder  Magnesia,  Salben  (1  :  20)  oder  Pflastern. 

Tinctura  Euphorbii  (1  :  10):  eine  rothgelbe,  bei  längerer  Aufbewahrung  Euphor- 
bonkrystallc  ausscheiiicnde  Flüssigkeit,  verwendbar  zum  Betupfen  von  Warzen, 
torpiden  Geschwüren,  cariösen  Knochen  und  zu  reizenden  Verbandsalben. 
Unguentum  acre,  scharfe  Salbe.  Hufsalbe:  grünbraune  Salbe.  Gera  flava  15, 
Colophonium  30,  Tercbinthina  60,  Adeps  suillus  2.50  werden  zusammengeschmolzen 
und  hinzugefügt:  Cantharides  pulveratae  50,  Euphorbium  10. 
^  Euphorbium  ist  ferner  Bestandtheil  von  Emplastrum  Cantharidum  perpetuum  und 

Emplaslrum  Picis  irritans.  NBVINNY. 

Euiiliorbon,  CisHjjO,   krTBtallisirende  Siitislani   suh  Euphorbiumhan  (FUekigrr),    Sclimp.  113— lU",  ist 
■        Taut  unltlslirli  in  Wuser.'wuniK  in  Alliahol,  Idichl  in  Avtlirr.    B»nzol.    Chlorofonn.     Niclit  fluchtig.    Beohtsdrrbonil. 
Dareli  schinelicnUeii  Kali  wird    es    nicht  Terandrrt.    durch  Salpcterslur«    lu  Oxalslai«  oxjdirt. 

S. 

niphOri]ieyPk>'nylurrtbaii.C0y\ni^'i|  v .  tuu  Ciacosa  IHUO  physiolofrisch  und  von  Sansoni  klinisch  geiirUft. 

Es  entHtt'ht  durch  Einwirken  ron  ChlorkohlenB&nro-Aethjlaether  auf  Anilin,  stellt  rin  weisses  krTslallini^ches  Pulver 
dar,  ist  Ton  uchwach  aromatischem  Geruch  und  tuemt  kaum  morkliehem,  nachher  schärfiT  werdenden,  an  Oewüranolken 
erinnernden  Geschmack.  In  kaltem  Walser  ist  es  sehr  .-lehwer  lOslich.  leicht  dagegen  in  Alkohol  und  alkoholischen 
Flüssigkeiten,  schon  in  Wnisswein  lOst  es  sieh,  um  praktisch  Terwerthbaro  Losungen  zu  geben. 

Nach  Giacosa  verhindert  Euphorine  in  0,2proc.  Lösung  die  Hefegährung,  die  Milchsäure- 
gäbrung  und  die  Zersetzung  des  Harnes  und  hemmt  die  Entwicklung  pathogener  Mikro- 
oi|;anismen.  In  Fäuluiss  begriffene  Körper,  wie  fein  zerhacktes  Pankreas,  spalten  aus  demselben 
kleine  Mengen  Phenol  ab.  Bei  Fröschen  erzeugt  Euphorine  centrale  Lähmung.  Für  Säuge- 
tbicre  ist  das  Mittel  wenig  giftig.  Einem  10  kg  schweren  Hunde  konnten  4  g  in  Alkohol  ge- 
löst intraperitoneal  injicirt  werden,  ohne  ernste  Erscheinungen  hervorzurufen.  Ein  Kaninchen 
Ton  1,8  kg,  dem  5  g  in  Wasser  suspendirt  in  den  Magen  gespritzt  waren,  ging  nach  5  Stunden 
unter  den  Erscheinungen  von  CoUaps,  allmählicher  Temperaturerniedrigung,  zunehmender 
Sohwächr,  Anaesthcsie,  Aufhebung  der  Reflexe  zu  Grunde.  Das  Blut  erfährt  durch  Euphorine 
keine  Veränderung,  selbst  nicht  nach  tödtlichen  Dosen  und  nach  directer  Einspritzung  in  die 
Blutbahn.  Zum  Theil  wird  das  Euphorine  im  Organismus  oxydirt  und  als  Paraoxyphenyl- 
urethan  ausgeschieden,  die  Hauptmenge  erscheint  im  Urin  als  gepaarte  Schwefelsäure,  ein 
kleiner  Theil  zuweilen  auch  an  (Jlykuronsäure  gebunden,  ein  anderer  als  Amidophenol. 

Während  bei  nicht  fiebernden  Menschen  Körpertemperatur,  Puls-  und  Respiralionsfrequeiiz 
durch  medicinale  Gaben  nicht  beeinflusst  werden,  wirkt  Euphorine  auf  die  fieberhaft  erhöhte 
Körpertemperatur  schon  energi.-sch  ein,  sie  sinkt  in  einigen  Fällen  nach  kurz  dauernder 
Steigerung  um  einige  Decigraclc  unmittelbar  nach  dem  Einnehmen  unter  Schwci.'^.sausbnich, 
während  gleichzeitig  die  Haut  geröthet  wird.  Die  Temperaturabnahme  erreicht  ihr  Maximum 
in  3—6  Stunden,  sie  dauert  durchschnittlich  5 — 7  Stunden,  selten  kürzere  Zeit,  zuweilen 
9 — 14  Stunden.  Puls-  und  Respirationsfrequen/  nehmen  der  Temperaturerniedrigung  ent- 
sprechend ab,  gleichzeitig  wird  die  Pulswelle,  als  Ausdruck  einer  vasomotorischen  Lähmung, 
höher.  Während  der  Apyrexie  besteht  Wohlbefinden,  selbst  bei  subnormalen  Temperaturen, 
und  nur  wenige  Kranke  klagen  über  ein  Kältegefühl.  Das  Wiederansteigen  der  Tcmpvrahir 
erfolgt  plötzlich  und  unter  mehr  «der  weniger  heftigem  Schüttelfrost. 

Die  Wirkung  als  Antipyrelicum  ist  ziemlich  zuverlässig.  Im  -Allgemeinen  entspricht  0,5  g 
Euphorine  1  g  Antipyrin,  doch  scheint  die  Intensität  der  Wirkung  nach  den  Beobachtungen 
von  Köster  mehr  noch  als  bei  anderen  .\ntipyreticis  zu  variircn,  sogar  bei  ein  und  dem- 
selben Individuum.  Sehr  viel  unzuverlässiger  ist  die  analgetische  und  antirheumatische  Wir- 
kung. Es  sind  für  letztere  grössere  Dosen  nothwcndig  und  häufig  sind  sie  nutzlos.  Sansoni 
sah  guten  Erfolg  bei  Orchitis,  mittel  massigen  bei  Ischias  und  bei  den  blitzartigen  Schmerzen 
bei  Tabes,  so  gut  wie  keinen  bei  Intercostalneuralgien  und  Migraine.  Adler  rühmt  das  Mitt«l 
bei  Supraorbitalneuralgie,  Ischias  und  ganz  besonders  bei  habitueller  llemikranic,  während 
Köster  in  den  meisten  Fällen  von  Ischias  nur  unbedeutende  oder  gar  keine  Wirkung  und 
bei  Hemikranic  nur  zuweilen  einen  Erfolg  sah.  Abgesehen  von  den  constant  auftretenden 
Schweissen  und  Schüttelfrösten  beobachtete  Sansoni  als  Nebenwirkung  häufitrcr  eine  leichte 
C}'anose.  Dass  es  jedoch  zu  unangenehmen  Zuständen  kommen  kann,  zeigen  die  Beobachtungen 
von  Raimondi  und  GiuUini.  welche  bei  einem  Phthisiker  nach  2  Dosen  von  0.37  einen 
Temperaturabfall  bis  auf  35*  und  Coma.  sowie  von  Köster.  der  wiederholt  grosses  Schwäche- 
«fShl  und  in  einem  Falle  selbst  Collaps  sah.  Aeusscrlich  hat  Euphorine  als  antiseptisches 
Streupulver  bei  Fussgeschwürcn,  Verbrennungen,  syphilitischen  Geschwüren  u.  s.  w.  mit  gutem 

16* 


[Eiipliorinp 


—     244     — 


Erfolge  An  Wendung  gefunden.    Die  Eiterung  nimmt  sehnell  nb,  der  foetide  l"i'>riii-l' 
und  die  VemarbuD(j  tritt  schnell  ein.     Auch  die  schmerzstillende  Wirkung 

Dosis  als  Antipyreticum  0,5  g  in   Pulverform,  bei  Patienten  unter    15  -..:.. 
'/2!'tändlich  gegeben.     Sansoni   empfahl,    mit  Dosen  von  0,1   g  zu   beginnen.     AI»  Aackl 
mnlicum   1..')— 2,0  pro  die,  als  Analgeticum  1,0—2,0  und  mehr  inoerhalb  24  Stun<leo. 
lieh  in  Substanz  als  Streupulver  benutzt.     Kiiphorino  giebt  mit  .\ntipyriD   eine  in  ViMt^ 
lösliche  Verbindung.     Die  gleichzeitige  Verordnung  ist  daher  zu  vernieideM.         ,,»,■« 

Enplira8lll  I,.     F/lanzt-'HfiMttuiic    aQ.s  tlnr  Fant.  df*r  Seroiih  ulKriaCüae'.    Tjpuj»    der    K  ti  »i  h  ^  ,  *  j  •  1 1     ■ 
üt-'iitlieU  xwpilip^ifren  Kron<*  mit  m(!lir  oilcr  weniger  stark  ausgeprüKt^r  tielinfOnniger  <  ■ '  v^ 

Killifirlimarotanr  di'n  griiiiu^igten  Erdfllricbpn  angehörend.  mcii)t  kleine  KrSitter  mit  si> 
xHllnt^n  lilUttem.     Bei  uns  E.  officinali«  L.,  Aogontrost.  ein  anselieinbareD  Wicfienki  «ut   tun   «i.-i'ui'lm 

EnpbraatannsSure.  8io  entfallt  GerhK&ure,  Ton  Ena  in  Form  den  BleisaUpA  Ton  x«isf^r«n*r  PafV4 

IL 

Das  blühende  Kraut  von  Euphrasia  officinalis  L.  wurde  früher  in  Infusen  zu  Uu 
auf  die  Augen  viel  benutzt.  Dann  wurde  von  Gnrlnnd  die  Tinctur  aus  der  Ptumi 
Erkältung  und  frischen  Schnupfen  warm  empfohlen.  Namentlich  bei  kleinen  Kjndcn 
die  Wirkung  eine  vorzügliche  sein.  Erwachsene  bekommen  2  stündlich  10  Tropfen  in 
Glase  Wasser  zu  trinken,  Kinder  nur  wenige  Tropfen  mit  Wasser,  daa  sie  im  Laufe  desl 
austrinken.     Euphrasia  schmeckt  bitter  aromatisch  und  wirkt  adstringirend. 


Ettroithen,  Isobutyl-ti-kresoljodid,  C»H2 ' C4H» " CHs ' ÖJ 

I 

CHjOcffj  •  cß; 

wird    dargestellt    durch  Einwirkung    von  Jodjodkalium    auf   eine    alkalische    Lösuug  ' 
but)l-o-kresül.     Es  ist  ein  feines  gelbes  Pulver  von  schwach  aromatischem,  au  Safirvn  1 
den  Geruch,    unlöslich  in  Wasser,  leicht  lijslich  in  Alkohol,  Aclher,  Chloroform   und  Otl] 
enthält  28,1  pCt.  .fod.    In  troekeiieiii  Zustande  ist  es  beständig,  feucht  dagegen  sptvltetel 
bei  gewöhnlicher  Temperatur,   reichlicher  noch  beim  Erwärmen  mit  Wasser  freies  Jod  tbi 
gleichzeitiger  Bildung  einer    in  Wasser    lüslieheu    organischen    Jodverhindung.     Noch  l 
Mengen  Jod  werden  bei  Gegenwart  von  .\lkali  oder  kohlensauren  Alkalien   abgespalten. 
Europhen  wurde  im  Jahre  1891   von  Siebel  physiologisch  und  bctkteriologisch  uoti 
und  als  Ersatzmittel  des  Jodoforms  empfohlen.     Und  in  der  That  steht  es   von  allen  111 
letzten  Jahren  in  die  Therapie  eingeführten    organischen  Jodverbindungen     wegen    der  F 
schaff,    in  feuchtem  Zustande  und  in  Berührung  mit    lebenden  Zellen  Jod    abzuspalten, 
Jodoform  am  nächsten.     Wie  bei  letzterem  findet  durch  Europhen  eine  Abtodtung  von  " 
Organismen  nicht  statt,    wohl  aber  verziigert  es    mehr    oder    weniger    deren   W'.icbsthan 
hebt    es    gänzlich    auf.     So  wachsen  Spirilhim  Finkleri,    Cholerac  und  Micmcoccus  teil 
unter  einer  Decke  von  Eurnphen  gar   nicht,    Milzbrandbncillen    nur    spärlich;    .""taphyU 
aureus  und  prodigiosus  werden  erheblich,  Pneumonie-  und  Typhusbacillcn   wenig.  Pyoef 
dagegen  gar  nicht  in  ihrem  Wachsthum  btcinflus.sl.    Wird  Europhen  in  physiologbcber  I 
Salzlösung  suspendirt  subcutan  injicirt,    so    findet  eine  langsame  contiuuirlicbe  Jodab 
statt  und  d.is  Jod  wird  durch  den  Urin  in  Form  einer  organischen  Verbindung  ansg 
Nach  subcutaner  Injection  von   !  g  kann  man  bereits  am  nächsten  Tage  Jod  im  Harne  1 
weisen.     Die  Ausscheidung  dauert  etwa  lü  Tage,    sie  ist  am  zweiten  Tage    am    reiehlitb 
Etwas  schneller  erfolgt  die  Jodabspaltung  bei  Anwendung  einer  öligen  Lösung.     Wird  ! 
innerlich  gegeben,    so  erscheint   das  Jod  im  Urin  als  Jodkali.     Die  Ausscheidung  beginn^ 
rcits  nach  wenigen  Stunden,    sie    ist  am  reichlichsten  am  ersten  Tage,  am   zweiten  Tagt 
hält  der  Urin  nur  geringe  Mengen  und  am  dritten  Tage  nur  noch  Spuren   von  Jod. 
ist  wenig  giftig.     0,5  g,  innerlich  gegeben,  verursacht  beim  Menschen    keinerlei  BesciweM*' 
1  g  erzeugt  ausser  schnell  vorübergehendem  leichten  Magendriicken  keine  weiteren  Svinplm 
Subcutane  Injeclionen  öliger  Lösungen  sind  schmerzlos  und    reactionslos.    und    lici    l.' 
Düsen  fehlen    auch  Allgemeinerscheinungen.    nur    bei  Dosen    von    0,1    beobachtet    man    nt" 
den  ersten  Einspritzungen  Kopf-  und  Leibschmerzen  (Eichhoff). 

Europhen  findet  in  der  Wundbehandlung    und    in    der  Dermatother,ipie    unter    da 
Bedingungen  wie  Jodoform  Anwendung.     Es  hebt  Eiterungen  auf,  beseitigt  fötide  StcittO 
regt  zu  kräftigen  Granulationen    an    und    befördert    den  fJcilungsprocess.     Sehr    gut  sind  i 
Erfolge  bei  Ulcus  cruris,  Ulcus  moUe,  syphilitischen  Ulcer.itionen.  Condylom,"»t;i   lala,  Bala 
(Eichhoff,  v.  Oefele,  Kopp,  Neubcrger,  Sanlfeld),   bei  Verbrennungen   und  Ve 
gen  (Sichel).     Bei  Psoriasis.  Favus,  Eczema  parasitarium  ist  es   wirkungslos.   Injecti 
j   Gonorrhoe  sind  stark  reizend  und  haben  sich  nicht  bewährt.      Mit  Erfolg    gelangt      ^^ 
nach  Loowenstcin  zur  Anwendung  bei  Blutungen  aus  der  Nase  in  Folge  von   Erosion«  < 
Scptums,  wo  es  styptisch  wirkt  und  die  Erosionen  schnell  zur  Heilung  bringt,  ferner  heii' 
foetideu  atrophischen  Processen,  bei  Ulcus  perforans  septi  cartilaginei  nasi   und  bei  der  Sit 
behaiidlung    nach    operativen  Eingriffen.     Weniger    leistet    es  bei  Ozaeua.     Szencs  <<nip&ill 
es  als  .Streupulver  bei  Eiterungen  im  äusseren  Gehörgauge,  während  es  bei  Pauk' 
rungen  keine  »ecretionsvermindenido  Wirkung   zeigen  soll.    Jasinski  benutzte   I 
Localtuberculose  als  Streupulver   oder  in  (ilycerin    eniulgirt    an  Stelle    von  JodoiCTm, 


[fiarophen  —    245    —  Kuthaiiasie] 

letzteres  auch  hiurbci  zu  ursutzcn  im  Staude  ist,  niUssuu  weitun;  Bcobaclituugen  luhrcu.  In 
einem  mittclsch-weren  Fnll  von  Lepra  fand  Goidschmidt  nach  4 jähriger  Behandlung  mit 
'  Einreibungen  und  subcutanen  Injectionen  einer  5proc.  öligen  Lösung  die  Bacillen  verschwunden. 
Noch  2  Jahren  var  kein  Recidiv  eingetreten.  Subcutane  Injectionen  iu  der  Behandlung  von 
Syphilis,  von  Eich  ho  ff  empfohlen,  haben  sich  nicht  betriUirt  und  sind  daher  als  nicht  sicher 
-wirkend  von  ihm  wieder  aufgegeben  worden. 

Europhen  hat  vor  dem  Jodoform  den  Vorzug,  nicht  unangenehm  zu  riechen  und  ungiftig 
zu  sein.    Reizerscheinungen,   wie  sie  so  häutig  bei  Jodoform  beobachtet  werden,    sind,   wenn 
auch  nicht  ganz  ausgeschlossen,  so  doch  jedenfalls  sehr  selten.   Als  Streupulver  wird  Europhen 
unverdünnt  in  Substanz  oder  mit  Borsäure    oder  Talcum    1  : 1 — 5   angewendet.    Amylum  ist 
•    wegen  der  Bildung  von  Jodstärke  bei  Feuchtigkeit   zu  vermeiden.    Europhen  haftet  sehr  fest 
auf  der  Haut  und  auf  Schleimhäuten.    Es  ist  ein  äusserst  zartes  Pulver  und  lässt  sich  daher 
in  sehr  feiner  gleichmässiger  Schicht  auftragen.    Man  kann  mit  1  Theil  Europhen  eine  ebenso 
grosse  Fläche  bestreuen  wie  mit  5  Theilen  Jodoform.   Man  benutzt  femer  Salben  I — lOproc, 
Pasten  2 — öproc,  mit  Zinkoxyd  und  Talcum  (nicht  mit  Amylum  wegen  der  Bildung  von  Jod- 
'    stärke),   Lösungen  iu  Collodium   oder  Traumaticin    5proc.,    Gaze   5-  und  lOproc.     Subcutan 
'    giebt  man  0,05—0,1  in  Oel  gelöst.   Die  Lösungen  sind  zu  filtrireu.    Bei  Bereitung  der  Lösung 
-    ist  ebenso  wie  bei  der  Salbeubereitung  Erwärmung  zu   vermeiden.      Europhen   und  Sublimat 
dürfen  nicht  gleichzeitig  angewendet  werden,   da  es  sonst  zur  Bildung  einer  ätzenden  Queck- 
silberverbindung (Quecksilbcrjodid)  kommt. 

LANOOAAKD. 

Anyflirol  ist  ein  Praeparat,  welches  aus  einer  wässerigen  Extraction  von  Rindermilz  mit  Zu- 
satz von  Kochsalz  und  Pflanzeuschlcim  besteht.  Es  bildet  eine  dunkelbraune,  würzig  riechende 
und  schmeckende  Masse  von  Hooigconsistenz,  die  sich  in  heissem  Wasser  leicht  löst.  Von 
Cohnstein  wurde  das  Extract  zuerst  dargestellt  und  therapeutisch  verwandt  gegen  Chlorose 
resp.  Anaeroie,  da  er  bei  der  Nachprüfung  der  Danilewsky'schen  Untersuchungen  über  die 
blutbildende  Eigenschaft  der  Milz  und  des  Knochenmarkes  zu  dem  Resultat  gelangte,  dass  die 
Zahl  der  Erythrocyten  im  Blut  von  Hunden  und  Kaninchen  nach  Einverleibung  eines  wässe- 
rigen oder  mit  Kochsalzlösung  bereiteten  Rindermilzauszuges  deutlich  zunahm.  Die  Zunahme 
betrug  durchschnittlich  V2  Million  am  Tage  nach  der  Einverleibung,  war  aber  am  folgenden 
Tage  wieder  fast  regelmässig  geschwunden.  Die  Versuche  an  Menschen  ergaben  nach  14tägiger 
Beb.indlung  eine  durchschnittliche  Zunahme  von  ','2  Million  Erythrocyten  und  eine  Steigerung 
des  Haemoglobingehaltes  um  20—30  pCt.  Eine  Besserung  des  Aussehens  wurde  in  zwei  Drit- 
teln der  Fälle  erzielt,  eine  Verminderung  der  subjectiven  Beschwerden,  wie  Kopfschmerzen, 
Mattigkeit,  Appetitlosigkeit,  Obstipation,  Herzklopfen,  Menstruatioiisbcschwcrden  etc.,  in  einem 
noch  grösseren  Procentsatz:  auch  eine  Erhöhung  des  Körpergewichts  wurde  in  einigen  Fällen 
eonstatirt.  Schädliche  Nachwirkungen  wurden  nicht  beobachtet.  Das  Eurythrol  wird  als  Zu- 
satz zu  Suppen  oder  Saucen  oder  auch  nur  mit  heissem  Wa.sser  vermischt,  wie  das  Liebig'sche 
Kleischcxtract,  zu  2  Theelöffeln  täglich  verabreicht.  Ob  das  Eurythrol  wirklich  einen  dauernd 
blutbildenden  oder  blutverbessernden  Einfluss  ausübt  oder  nur,  wie  alle  Fleischextracte,  ein 
Beizmittel  für  Magen,  Nerven  und  Circulationsapparat  darstellt,  bedarf  noch  genauer  und 
sahlreicher  Versuche. 

FRIEÜLÄNDEK. 

■wUianssie.  Wenn  der  Begriff  der  Euthanasie  zunächst  auch  nur  den  thatsächlichen  Vorgang 
eines  sanften  Todes  in  sich  schlie.sst,  so  ist  er  in  ärztlichem  Betracht  dennoch  auszudehnen 
auf  das  gesamute  Verhalten  des  Arztes  und  der  Umgebung  am  Bette  eines  Sterbenden.  Die 
Sorge  für  die  Euthanasie  gehört  zu  den  vornehmsten  .\ufgaben  des  Arztes.  Denn  der  Ab- 
achluss  eines  jeden  Menschenlebens  ist  der  Tod,  den  abzuwenden  ausser  unserer  Macht  steht : 
und  so  erwächst  die  Pflicht,  diese  letzte  unvermeidliche  Katastrophe  so  erträglich  als  möglich 
SU  machen.  In  keinem  Stadium  und  bei  keiner  Art  einer  Krankheit  darf  der  Ar/.t  nur  müssiger 
Zuschauer  sein;  gleichviel  ob  die  Krankheit  eine  ,.heilbare''  ist  oder  eine  „unheilbare",  er 
muss  einwirken  bis  zum  letzten  Hauche  des  Lebens.  Die  ganze  ärztliche  Thätigkeit  lässt  sich 
auffassen  als  das  Bestreben,  an  dem  erkrankten  Individuum  die  für  dieses  besten  und  vor- 
tbeilhaftesten  Bedingungen  herzustellen;  und  dieses  Bestreben  wird  erfüllt  auf  den  drei  ver- 
schiedenen Wegen  des  operativen  Eingriffs,  der  pharmakodynamischen  Einwirkutig  und  der 
Krankenpflege.  Die  Euthanasie  ist  ein  integrirender  Be.standtheil  dieser  letzteren;  sie  erheischt 
um  so  eher  Berücksichtigung,  je  geringer  die  Aussichten  sind,  dass  die  Krankheit  zu  einem 
günstigen  Ausgange  gelangen  könne;  und  bei  den  ausgesprochen  unheilbaren  Leiden  ist  der 
wesentliche  Kern  aller  ärztlicher  Bethätigung  nichts  als  „Kuthnnasie". 

Auch  bei  dieser  gilt,  wie  überall,  der  oberste  (Grundsatz:  nicht  zu  schaden,  (lerade  das 
Bestreben,  bis  zum  letzten,  schweren  Augenblick  hülfreich  zu  .sein,  birgt  die  Gefahr  in  sich, 
den  sicher  Verlorenen  durch  unnütze  oder  bestenfalls  wenig  bedeutende  Maassnahuien  zu 
quälen,  indem  auch  jetzt  noch  versucht  wird  curativ  zu  wirken,  oder  gar  grössere  Operationen 
au  veranstalten  und  eine  unnütze  und  quälerischc  Polypragmasie  gerade  in  dem  Bestri;ben  zu 
entfalten,  eine  möglichst  vollkommene  Euthanasie  herbeizuführen.  Der  Todeskampf  entspricht 
hinsichtlich  der  subjectiven  Kmpfmdungen  des  Sterbenden  keineswegs  immer  dem  äusseren 
Anblicke,  welchen  er  gewährt:  die  motorischen  Vorgänge  an  dem  sterbenden  Individuum  sind 


[EuthnnasK* 


EnH 


kt'in  Maassstab    (tir   eine    etwa    im  gleiehcn  Grade    vorhandene  Erregung    auch  der- 
Functionen.    Der  Ani  niuss  daher  die  Reihenfolge  der  einzelnen  Vorgänge,  iti  *«l" 
Etappen  vordringende  Tod  vom  Organismus  Besitz    ergreift,    kennen.       Nur    seltco 
plötzlicher,  ein  momcntaucr,  in  welchem  gleichzeitig  alle  Organsysteme   des  Körpen 
vollem  Functioniren  stille  stehen,  ganz  besonders  nicht  der  Tod  in   Folge  von  Jlbai 
Organe,  den  m.in  sonderbarer  Weise  den  ^natürlichen"  Tod  zu  nennen  beliebt.  aW 
jeder  Tod  in  Folge  von  Krankheit  ein  natürlicher  ist;  und  auch  das  Greiscnaltcr  s 
bekanntlich  an  sich  eine  Krankheit.     Dieser    rein   vegetative  Tod    tritt    unter  laiii 
uahmc  von  Kraft  und  Hrnpfindung  ein,    mitunter    so  langsam,    dass    dies   !''  ' 
und  Jahrzehnte  hindurch  dauert.     Bei    plötzlichem  Tode    erlischt  das   Leb' 
Körpers,    der  Tod  schreitet  vom  Mittelpunkte   des  Körpers    nach  der  Periplii  ri'^  imi 
Greis    dagegen  stirbt  von    der  Peripherie    her  ab,    und    bei    ihm    ist     das  Herz    du 
moriens.     Zwischen    diesen    beiden    grossen    und  entgegengesetzten  Vorgnn  .    ''  ai 

stattliche  Zahl  von  Uebergängen,  die,  soweit  die  Kuthanasie  in  Betracht  k  Wo 

liehen  durch  die  Verschiedenheiten,  unter  welchen  die  sensible  Sphaere   auflion.   mingai 
ihru  Bedeutung  haben.    Und  da  scheint  es  ein  Vorzug  der  höher  organisirten   Thiere  mH 
besondere  des  Menschen  zu  sein,  dass  tödtlichc  Ursachen  gerade  auf  die  Centren  <i«  I 
Seins  und  der  Psyche  überhaupt  vornehmlich  einwirken,  sei  es  dass  sie   das   Be«u«3tM6ij 
aufheben  oder  doch  die  Sensibilität  lähmen  oder  wenigstens  stark  herabsetzen,  sei  e«  da*! 
erhaltenem  Bewusslsciu,    trotz  der  Schwere    der  Situation,    dennoch  StiDimuiig    und  <•« 
Verfassung  ruhig  und  heiter  bleiben.    So  führen  viele  Intoxicationen  in  ihrem  letzten  VerUiAj 
völliger  Bewusstlosigkeit  zum  Tode,    ebenso  auch    mancherlei  Gehirnaffectionen    ULd 
Infectionskrankheiten.    deren  Delirien  nur    für  die  Umgebung  Schreckhaftes  haben,   it*i 
bendcn   jedoch  luilcrhnlb  der  gehwelle  des  Bewusstseius    bleiben.      Das   ist   durrh  me! 
Zeugniss  derartiger  Kranker  erwiesen,  die,  nach  völligem  Aufgegebeiisein,    hart  am  n»«( 
Todes  vorbei  passirt    und  durch  eine  wundersame    und   nicht    vorausgesehene  Fügung 
zu  klarem  Bewusstsein  gelangt  sind.     Auch  die  gewaltsamen  Todesarten,    wie  Er&ticbik ' 
trinken,  Erhängen,  führen  meist  zu  schneller  Bewusstlo.sigkeit,  welche   nur  vage  durch  Vis 
unterbrochen  wird,  durch  TraumvorsteUungeu,  die,  wie  bekannt,  oft  durchaus  ni'liti  S<-t 
liehes  haben;  und  wo  das  Bewusstsein  erhalten  bleibt,  kommt  der  Verunglückte 
der  Sehrecken  seine  Aufmerksamkeit    in  Anspruch  nimmt,    und  mehr    noch    d«>l 
versucht  sich  der  Gefahr  zu  erwehren,  kaum  dazu,  zu  leiden.    Gleichermaassen  gehl  .luca 
Erfrieren    dem  Tode    vitle  .'^tutiden    lang    eine    tiefe   Bewusstlosigkeit    voraus:    und   d«i  ' 
hungern  und  Verdursten  führt    schliesslich    zu  liianitionsdeliricn,   welche  oft  sogar  eiuen 
gesprochen  heiteren  und  freundlichen  Charakter    tragen.     Aber    auch    sonst    wud  die 
mehr    oder    minder    in  Mitleidenschaft  gezogen,   und  Coma    und  Delirien   lassen  den  Kn 
den  tragischen  Ausgang  nicht  emplinden.      Und  wo   das  Bewusstsein   erhalten   bleibt,   luüj 
Natur  es  gewollt,    dass  manche   schweren    und    tödtlichcn  Krankheiten    gegen    das  Eni» 
Lebens  geradezu  eine  heitere   und  zufriedene  Gemüthsstimmung  hervorrufen:    Langeiudl« 
süchtige    sind  niemals  lebensfroher    und  hoffnungsfreudiger    als    in    der  allerletzten  Z«t  i 
Lebens;  Verblutende,  Krebskranke  und  manche  andere  fühlen  noch  zu  eiuer  Zeit,  wo  5it| 
sisch  kaum  mehr  vermögen,  auch  nur  die  leiseste  Bewegung  auszuführen,  bei  völliger  i 
losigkeit  eine  vollkommene  Euphorie:    ja  manche  Geisteskranke  werden  gegen   das  Eoi*  < 
Lebens  klarer  an  Intcllect  und  heiterer  au  Stimmung. 

Aber  trotzdem  bleibt  dem  Arzte  noch  genug  zu  thun  übrig.   Nach  welcher  Richtung  I 
diese  seine  Thätigkeit  zu  erstrecken  hat.  kann  jedoch  hier  nur  angedeutet  werden,  denn  in  ■ 
Kegeln  legen  lässt  sich  das  natürlich  nicht.    Eine  jede  therapeutische  Vorschrift  ist  j»  imri 
Wegweiser  nach  der  Richtung  hin,    in   welcher  im  einzelneu  Falle    der  Arzt  durch  cigtuM"! 
wägung  seine  Maassnahmen  zu  finden  bat;    und  hier,    wo  das  Gefühl    des   Arztes    so  st 
Widerstreit  kommt  mit  seinen  wissenschaftlichen  .\nschnuungen,    hier  kann  oft  nur  der  ' 
das  feine  Gefühl,  welches  fast  unbewusst  das  Richtige  trifft,  die  Entschlüsse  leiten.    Zun 
ist  die  grosse  und  schwerwiegende  Frage  zu  erwägen :    ist    der  Arzt   berechtigt ,    ein  ohn* 
verlorenes    Leben,     um    dem    Sterbenden     die    Qualen    abzukürzen,     vorzeitig    nbzuschlie* 
mid  bewusst  zu  verkürzen.    Ein  solches  Vorgehen  wäre  allerdings  „Euthanasie"    Im  weitJ 
Sinne  dos  Wortes;  aber  es  kann  keinen  Moment  zweifelhaft  sein,  dass  die  Frage  auf  di»  I 
stimmteste  zu  verneinen  ist.    Göttliche  und  tncuschliehe  (icsetze  stehen  dem  enlgegca. 
einmal,    wenn  der  Sterbende  selber  tnit  vollem  Bewusstsein    und    nachdrücklichem  VcrlMC"' 
darum  ersucht,  ist  es  erlaubt,  seinem  Wunsche  nachzugeben.     Dieses  stricte  Verbot 
die  Herbeiführung  einer  vollkommenen  Euthanasie  sehr  erheblich,    aber,  vrie  sclir  Mittei4 
Mitgefühl  den  Arzt  auch  drängen  mögen,  an  dem  dünnen  Faden,  an  welchem   das  Leb«o 
hängt,  etwas  zu  zerren,    damit  er    ein  wenig    früher  durchreisse  —  nie  und  nimmer   iaifi 
Erleichterung  des  Todes  auf  Kosten  des  Lebens  geschehen.    Und  dann:  wann  ist  der 
thatiächlich  „aufgegeben"?     Niemand  darf  es  wagen  mit  sicherer  Bestimmtheit    einen  «h 
schwerwiegenden  Entschluss,   ein  so  unurastössliohes  Urthcil  zu  fassen.      Aber  auch  oacb  i 
gerade  entgegengesetzten  Richtung   hin    kann   der  Arzt   in   schweren    seelLächen  Confliet 
rathen:   ist  es  sein  Beruf   und  seine  Pflicht,   das  fliehende  Leben    mit    allen    nur   «öl 
Mitteln    aufzuhalten,    die   n.itürliche    Entwicklung   der   letzten    Scenc    des    Lebens   hiah 


(Euthanasie 


—     247     — 


Riithnnasie] 


haltcQ,  and  das  noch  auu  unter  SchmerzfU  und  Qualen  für  dtn  Sterbenden  ?  Eine  Antwort 
hierauf  in  einem  Buche  zu  geben,  ist  nicht  möglich:  es  giebt  wohl  übcrhiiupt  keine  Antwort 
hierauf.  Der  Dienst  am  Sterbebette  ist  ein  schwerer  Dienst;  und  wer  den  wahrlich  ernsten 
Beruf  hat,  ihn  zu  v.ersehen,  wird  ihn  sich  nicht  noch  schwerer  machen  dadurch,  dass  er  unnütz, 
quält,  unnütz  foltert.  Nur  manchmal  ist  die  Indication  scharf  vorgezeichnet,  das  Leben  mit 
allen  zur  Verfügung  stehenden  Mitteln  über  eine  bestimmte  Frist  hinaus  zu  erhalten:  wenn 
die  Existenz  der  Familie  davon  abhängt,  dass  der  Kranke  bis  zu  einem  gewissen  Zeitpunkte 
am  Leben  bleibt,  wenn  er  selber  noch  wichtige  Verfügungen  zu  treffen  hat,  oder  Mittheilungeii 
und  Aufschlüsse  von  Bedeutsamkeit  durch  ihn  noch  erwartet  werden,  wenn  ihm  eine  Freude, 
ein  Wiedersehen,  ein  Abschied  noch  ermöglicht  werden  »oll.  Wo  hierzu  die  schon  einschlum- 
mernde Psyche  des  Sterbenden  einer  Anregung,  einer  Belebung  bedarf,  ist  der  Zweck  am 
besten  und  sichersten  mit  dem  als  cerebrales  Excitans  wirkenden  Moschus*  au  erreichen.  Im 
Uebrigen  aber  muss  hier  .Teder  für  sich  d.is  Richtige  zu  linden  suchen. 

Die  eigentliche  Kuusthülfe  der  Euthanasie,  welche  nun  noch  übrig  bleibt,  gliedert  sich  in 
dreifacher  Weise,  nämlich  nach  der  psychischen,  nach  der  körperlichen  und  nach  der  thera- 
peutischen Einwirkung.  In  psychischer  Uinsicht  kann  und  muss  viel  geschehen.  Zunächst 
ist  die  Lebensboffnung  in  dem  Kranken  bis  zum  letzten  Augenblick  zu  erhalten;  sie  ist  nun- 
mehr das  einzige  Besitzthum,  das  ihm  von  allen  (lütern  der  Welt  noch  verblieben  ist,  und 
mit  allen  Mitteln  persönlicher  Einwirkung  muss  es  ihm  gewahrt  und  gesichert  werden.  Der, 
dem  zunächst  die  Aufgabe  hierzu  zufällt,  ist  der  Arzt.  Das  Maass  von  Ucberzeugungsfibigkeit 
ist  natürlich  ein  individuelles:  es  ist  altein  von  der  Persönlichkeit  des  Arztes  abhängig  und 
lösst  sieb  nicht  geben  und  nicht  nehmen;  im  Wesentlichen  jedoch  dürfte  es  identisch  sein 
und  sich  decken  mit  jener  grossen  Summe  von  Imponderabilien,  welche  in  dem  sogenannten 
, Vertrauen  zum  Arzte'  ihren  Ausdruck  finden.  D.iher  muss  gerade  in  der  letzten  Lebenszeit 
eines  Kranken  mit  ganz  besonderer  Sorgfalt  Alles  vermieden  werden,  was  dieses  Vertrauen 
erschüttern  könnt«.  Im  Uebrigen  aber  ist  die  günstige  Wirkung  eines  frommen  Betruges  eine 
um  so  .sicherere,  je  mehr  der  Arzt  selber  noch,  trotz  aller  wissenschaftlichen  (iründe  und  (iegen- 
jjründe,  einen  Rest  von  Hoffnuug  für  eine  günstige  tiestaltiing  der  Dinge  sich  bewahrt  hat. 
In  dcrThat,  Niemand  soll,  so  lange  in  ihm  noch  Leben  ist,  aufgegeben  werden.  Keinesfalls  darf 
aber  irgend  eine  Mittheilung  über  das  Ende  an  den  Kranken  selber  ergehen:  immer  ist  nur  die 
Umgebung  zu  informireu,  immer  aus  dieser  nur  Personen  mit  genügender  Selbstbeherrschung. 
die  dem  Sterbenden  nicht  verrathen,  wie  es  mit  ihm  steht:  und  auch  diese  immer  nur  in  der 
Form  der  Möglichkeit,  höchstens  der  Wahrscheinlichkeit  einer  bevorstehenden  Katastrophe. 
Nur  wu  der  Kranke  in  einer  gleichgiltigen  oder  gar  übelwollenden  Umgehung  ganz  und  gar 
allein  auf  sieh  angewiesen  ist,  kann  eine  Ausnahme  Platz  greifen.  Es  gehört  aber  auch  hier/.u, 
dass  der  Arzt  durch  sein  ganzes  Verhalten  auf  den  Kranken  nicht  den  Eindruck  hervorbringe, 
CS  ginge  mit  ihm  zu  Ende.  Echte  Humanität  wird  nicht,  um  sich  selber  zu  entl.isten,  den 
Sterbenden  verlas.scn  oder  gar  ihn  in  dem  letzten,  verlorenen  Augenblicke  bei  einem  anderen 
Arzte  Hülfe  suchen  lassen.  Und  ebenso  muss  auch  die  Umgebung  geleitet  werden,  die  Lebens- 
boffnung des  Sterbenden  nicht  zu  zerstören:  wer  an  das  Krankenbett  tritt,  muss  gefasst  und 
ruhig  erscheinen.  Dagegen  bat  .Jeder,  und  in  erster  Linie  der  .Arzt,  den  Kranken  seine  .\n- 
theilnahme.  das  Interesse,  das  er  an  seinem  Gesehirke  nimmt,  deutlich  fühlen  zu  lassen,  denn 
das  Bewusstsein  solcher  Antlieilnahme  ist  ein  grosses  (iut  für  den  Sterbenden:  auch  muss  er 
aus  dieser  Antlieilnahme  erscheu,  dass  th.itsächlich  Alles,  w.is  in  menschlichen  Kräften  steht, 
für  sein  Wohl  geschehen  ist,  dass  sein  Schicksal,  wenn  es  sich  erfüllen  sollte,  ein  unabwend- 
bares ist.  Und  weiter  ist  es  die  .Anwesenheit  geliebter  Personen  an  seinem  Sterbelager,  ist 
es  die  Vers.^mmlung  aller  derer,  die  ihm  lieb  und  theuer  wnren  und  die,  wenn  auch  nur  ein- 
zeln von  Zeit  zu  Zeit,  ihm  sich  nähern,  ihm  deutlich  zeigen  und  ihn  wohltbuend  empfinden 
lassen,  wie  Alles,  was  ihm  wcrth  ist.  mit  ihm  mitfühlt.  Und  diese -Aufgabe  des  Arztes  bei  der 
Euthanasie:  dem  Kranken  bis  zum  letzten  Augenblicke  noch  die  LcbenshoRbung  zu  erhalten, 
erstreckt  sich  auch  auf  die  Regelung  aller  derjenigen  Umstände  und  fiebrSuche,  welche  gegen 
Ende  des  Lebens  durch  Nothwendigkeit  und  Sitte  vcranl.^sst  und  üblich  sind.  Gewiss  darf 
durch  den  Arzt  kein  Sterbender  gehindert  werden,  sein  Haus  zu  bestellen,  kein  Gläubiger  ab- 
gehalten werden,  seineu  Frieden  in  der  Religion  zu  linden ;  wozu  jedoch  die  Pflicht  zwingt, 
ist,  darüber  zu  wachen,  dass  nicht  Unbenifene  ohne  oder  selbst  gegen  den  Willen  des  Kranken 
zu  derartigen  Handlungen  sich  aufdrängen,  dass  nicht  Bigoterie.  nicht  Habsucht  den  Sterbenden 
quälen  und  ihn  zu  Dingen  zwingen,  die,  wenn  es  nach  seiner  freien  Selbstbestimmung  geben 
würde,  unterblieben  wären.  Hierzu  gehört  viel  Tact  und  Einsicht,  um  das  Nothwendige  von 
dem  Ueberllüssigen  unterscheiden  zu  können:  denn  es  ist  für  diejenigen  Sterbenden,  welche 
bis  zuletzt  bei  klarem  Bewusstsein  bleiben,  ein  grosser  Trost,  alle  die  Dinge,  welche  ihnen 
atn  Herzen  liegen,  noch  besprechen  zu  können.  .Solche  Aussprache  herbeizuführen,  ist  ge- 
boten; weniger  eignen  sich  zu  ihr  im  Allgemeinen  Verwandte,  mehr  Freunde.  Diese  Beruhigung 
über  die  Verhältnisse  nach  dem  Tode,  das  Bewusstsein  der  Sicherheit  des  Schicksals  der  Sei- 
nigeu,  ist  für  den  Sterbenden  ein  weiteres,  wichtiges  Moment  der  Euthanasie.  Und  ein  nicht 
minder  wesentlicher  Punkt  der  Beruhigung  ist  die  Gewissheit  über  d.i3  eigene  Ende:  die  Be- 
seitigung der  viel  verbreiteten  Furcht,  lebendig  begraben  zu  werden,  durch  die  Zusicherung  der 
Vomnhme  geeigneter  Ma.v<snahmen  nach  erfolgtem  Tode,  wie  die  Oeffnung  von  Körperarterien. 


[Gnthaniisip 


—     24«     — 


Ausser  diesen  iminalcriellcu  Kinwirkuiigi'ii  besieht  clic  /.vreitc  (jruppc  di?r  tur  ßtikiuM 
guliörigcii  Maassnahmcii  in  den  kürperlicben  Darreichungen  und  Vornahmeu,  welche  or  ifl 
gemeinen  Krankenpflege  gehören,  hier  aber  mit  besonderer  Rücksicht  auf  den  b|fl 
des  Sterbens  zur  Anwendung  gelangen,  (ierade  für  die  allerletzte  Zeit  des  Lebens  U^^| 
gutes  und  geschultes  Krankcnwartepersotial  am  wenigsten  entbehrt  vrerden.  Für  ii^^| 
wendigen  Handreichungen  ist  es  ertordorlich,  nicht  nur  zuverlässige,  erfahrene  m>l  (>*4| 
richtete  Personen  7.ur  Verfügung  /,u  haben,  sondern  gleicbermaassen  auch  unint<rre«sirt(,  kM 
blutige  und  verstandige  Helfer,  und  ganz  besonders  auch  solche,  die  physisch  xanirbatiaM 
und  über  ausrciohcude  Köiperkräftc  verfügen.  Das  ist  um  so  nothwendigrr.  s?^  .i-:  v« 
ohne    die   genauesten,    detaillirten  Vorschriften    zu    hinterlassen,    von    eitium  St  1 

nicht  entfernen  darf,  und  für  die  thalsächliche  Ausführung  dieser  M aas sn. ahmen  -i^-J 

bandensein  einer  sachverständigen  und  kaltblütigen  Person  bei  solcher  Katastrophe  dlHJjfl 
Schaft  dafür  bietet,  dass  das  geschieht,  was  erforderlich  ist.  In  den  weit-aus  mcisti^^^| 
werden  auch  hier  weibliche  PllegeriiineD  den  männlichen  vorzuziehen  sein.  In  alles  I'BH 
aber  muss  die  Krankenpflege  in  minutiöser  Weise  bis  zum  letzten  Augenhlicfc''  d«"«  LdiM 
durchgeführt  werden,  und  das  gilt  auch  ganz  und  gar  von  Kranken,  welche    ^  "'^^"V 

los  sind.     Der  psychische  Tiicil  der  Euthanasie  kann  allenfalls  bei  gewissen  ""4 

geführt  bleiben,  der  körperliche  jedoch  niemals.  Zu  diesem  gehört  nun  Id  erslet  Loilt  H 
Sorge  für  frische  und  kühle  Luft.  Nirgends  in  der  Krankenpflege  ist  in  solchem  lluV 
darauf  zu  achten,  dass  fo^t  ununterbrochen  frische,  reine  und  kühle  Luft  in  das  Knatfl 
7.immer  gehängt,  als  bei  einem  Sterbendon.  /u  jeder  .lahroszcit,  in  der  strengsten  Wisifl 
kälte,  in  tiefer  Nacht,  wann  es  auch  sei.  ganze  und  halbe  .Stunden  lang,  rouss  das  Farfl 
des  Zimmers  weit  geöffnet  werden,  und  das  immer  wieder  aufs  Neue  mit  turaen  UbIM 
brechuugen:  Schut/,  vor  Zugwind  und  Erkältung  kann  auch  hier  durch  Bettsc-birme  ndsr  iM 
liehe  einfache  Vorrichtungen  lierbeigerührl  werden,  sowie  durch  die  richtige  Wahl  uud  llM 
des  zu  ölTnendeii  Fensters,  (ianz  besonderes  Bedürfniss  ist  eine  immer  wieder  eriieal^lfl 
Luft  für  die  Herz-  und  Lungenkranken  in  ihrem  letzten  Stadium  und  für  die  Wassent^^H 
Räucherungen  allur  Art  dagegen,  wie  sie  oft  in  sinnloser  Weise  und  ohne  Rijcksicht  4^H 
Kranken  vorgenommen  werden,  sind  strenge  zu  verbieten;  sie  verbreiten  nur  Qoal^^l 
Dampf  und  verderben  die  Luft  mehr,  als  sie  sie  verbessern.  Die  zweite  Aufgabe  Ut^fl 
die  Sorge  für  die  grösstmögliehe  Hcinlichkeit.  Diese  hat  ihre  grosse  Bedeutung  für  dif  Vm 
hütuDg  des  Deeubitus*;  sie  muss  aber  auch  ohnedies  im  Interesse  des  Kranken  bb  ifl 
letzten  Augenblicke  aufs  Peinlichste  wahrgenommen  werden,  um  ihm  In  seiner  soli«<M 
Stunde  nicht  auch  die  Widerwärtigkeiten  und  Belästigungen,  wie  sie  aus  einer  acbouÄM 
Umgebung  entstehen,  zu  bereiten.  Und  diese  Rcinlk-hkeit  bnt  sich  nicht  nur  auf  deO^^H 
des  Kranken,  auf  seine  Bettwäsche  und  da.s  Liiger  selber  und  .-)uf  d.iä  ganze  KraokenlH 
zu  erstrecken,  sondern  ebenso  sehr  auch  auf  die  Darreichungsmittel  und  auf  die  GeßisM,  I 
ihm  geboten  werden,  und  auf  den  Körper  und  die  Kleidung  der  Pflegenden  und  der  am  41 
Krauken  beschäftigten  Personen.  Wo  in  der  Umgebung  des  Sterbenden  wenig  guter  VH 
zu  Sauberkeit  uud  Iteinlichkcit  vorhanden  ist,  lässt  sich  das  Nothwendige  dennoch  fast  imaP 
und  überall  erzielen  durch  einen  mit  Besliiiimthfit  vorgebrachten  Hinweis  auf  die  »m  in 
L'nsauberkcit  entspringende  Gefahr  einer  .Anslcckurig,  und  die  Möglichkeit  einer  UeftcrtragW 
der  Krankheit  auf  die  Umgebung,  sowie  durch  geschickte  .Andeutungen,  dass  hei  moogelidii 
Sauberkeit  nach  erfolgtem  Tode  Schwierigkeiten  und  Belästigungen  von  Seiten  der  .\ufsicU» 
Organe  zu  erwarten  seien.  Doch  auch  dieses  Hebet  der  Reinlichkeit  muss,  wie  alles  hier,  wd 
individuellen  Indicationen  durchgeführt  werden,  und  je  nach  den  Umständen  ist  nunrbu^ 
ein  Geringes  an  Unsauberkcit  mit  in  den  Kauf  zu  nehmen,  um  den  Sterbenden  nicli'  • 
durch  häufiges  und  ununterbrochenes  Aus-  und  Ankleiden,  durch  Wäschewechsel  uirl  I  - 
betten  und  ähnliche  Manipulationen  urinülliig  zu  belästigen.  Eine  weitere  Beachtung  eriunkn 
.sodann  zwei  besondere  Momciile,  welche  aus  der  Agonie  hervorgehen  und  deren  Besorpoi 
eng  mit  der  Pflege  der  Reinlichkeit  zusammenhängt ;  der  hervorbrechend«  kalte  Schiw» 
ist  immer  aufs  Neue  mit  IcinencD,  nicht  wollenen,  Tüchern  abzutrocknen,  und  die  nnffm 
Extremitäten  müssen  durch  Wärmflaschen,  Einwickhing  in  heisse  Tücher,  be- 
decken mit  Bettzeug,  so  weit  als  üiunlich  gewärmt  werden:  auch  kann  man  si. 
tiren  und  mit  schwach-wohlriechenden  Flüssigkeiten  waschen. 

Von  grösstcr  Bedeutung  ist  femer  das  Lager  und  die  Lagerung  des  StcrbcDden.  Ak 
Hauptregel  gilt  hierfür  einmal,  dass  der  Kranke  hoch  gebettet  .sein  muss;  sodann,  das«  4» 
Lager  möglichst  passend  und  bequem  eingerichtet  ist;  und  zu  dritt,  dass  die  Lage  öb<>rlu!ijJ 
und  öfters  gewechselt  wird.    Die  Erhöhung  des  Oberkörpers  ist  aus  zweierlei  Gnii   ;  ' 

massig:  die  ohnedies  erschwerte.  Respiration  des  Kranken  geht  so  um  ein  weniges 
sich:  und  die  in  den  unteren  Extremitäten  bereits  stark  ins  Stocken  gekommene  iireuir'' 
wird  wieder  etwas  lebhafter  und  dadurch  die  entsetzliche  Empfindung  der  Mnmiarkäll'  n 
etwas  wenigstens  herabgemindert  und  verbessert.  Eine  solche  Lage  kann  zweckmässig  t'*^ 
in  einem  Lehnstuhl  oder  Polsterstuhl  erzielt  werden;  es  ist  durchaus  nicht  zutreffend,  do» 
jeder  ,in  seinem  Bette  sterben"  soll.  Ueberhaupt  gilt  als  obersler  Grund.satz  hrii  der  Laf- 
ruog  von  Sterbenden  der,  sich  ganz  und  gar  nach  den  Wünschen  und  dem  Willen  des  Kriat« 
urlber  zu  richten  und  ihm  in  dieser  Hinsicht   möglichst    nachzugeben,    mag,    was    «r    In^- 


luthftnAsie 


—     249    — 


Riithanasle] 


noch  nicht  in  Uebcrciiistimmuug  mit  der  mediriuischcii  Tlieorie  sieben.  !?<•  sind  Sterbende 
sehr  baulig  von  auüscrordentlicher  liunibe  befallen;  sie  \rollen  oft  nus  dem  iiette  heraus,  — 
und  selbst  das  braucht  bei  .«orgfdltiger  Leitunp  nicht  immer  verboten  zu  werden,  denn  häufig 
gewahrt  ein  kurzer  Gang  durch  das  Zimmer  thatsHchlich  eine  jrrosse  Erleichterung.  Immer 
aber  drückt  sich  die  Unruhe  des  Sterbenden  in  dem  Verlangen  nach  einem  Wechsel  seiner 
Lage  aus;  und  wenn  auch  steU  neue  und  zugleich  bequeme  Arten  der  Lagerung  ücbwicrig 
zu  finden  sind,  so  mus.s  einem  solchen  Verlangen  doch  jedesmal  nachgegeben  werden.  Im  übrigen 
sind  auch  hier  die  allgemeinen  (irundsätze  der  Krankenpflege  für  die  Lagerung  manssgebend : 
man  bette  den  Sterbenden  weich,  aber  I.Tsse  ihn  nicht  in  den  Federn  versinken;  auch  das 
Kopfkissen  darf  nicht  zu  weich  sein  und  muss  öfter  gewechselt  oder  in  Ordnung  gebracht 
•werden,  da  ein  Einsinken  des  Kopfes  den  Kranken  beängstigt  und  seine  .^thmnng  beschwert. 
Ein  Umbetten  des  Lagers  selber  soll  jedoch  nur,  wenn  besondere  Umstände  es  nothwendig 
niaclicu,  erfolgen.  Werden  Bettschirmc  angewandt,  so  sind  sie  gross  und  hoch  zu  wählen, 
damit  sie  den  Kranken  gänzlich  von  der  Umgebung  abscbliessen  und  nicht  etwa  eine  halbe 
Moassnaiime.  eine  für  den  Sterbenden  unklare  und  schreckhafte  Situation  schaffen;  auch 
müssen  sie  in  einer  gewissen  Entfernung  vom  Bette  aufgestellt  sein,  um  nicht  zu  beengen  und 
zu  ängstigen.  Dass  die  höchste  Ruhe  an  einem  Sterbebette  zu  herrschen  habe,  versteht  sich 
Ton  selbst.  Oft  stirbt  der  Mensch  stückweise;  und  immer  ist  es  das  Gehör,  welches  am 
längsten  seine  Function  aufrecht  erhält.  Es  muss  darum  alles  störende  Geräusch  beseitigt 
werden,  nicht  nur  im  Krankenzimmer  und  in  der  Wohnung,  sondern  auch  in  der  Nachbar- 
schaft und  in  der  weiteren  Umgebung.  Ganz  besondere  Vorsorge  erfordert  das  Wehklagen, 
das  Trauern  der  Angehörigen,  welches  niemals  dem  Sterbenden  vernehmbar  sein  darf.  Doch 
auch  im  weiteren  Sinne  des  Wortes  muss  Ruhe  im  Krankenzimmer  herrteheu.  auch  durch  die 
anderen  Sinne  darf  nichts,  was  die  Ruhe  des  Kranken  stört,  auf  ihn  einwirken.  So  muss  die 
Beleuchtung  ausreichend  hell  sein,  um  alle  V'omnhmen  mit  genügender  Sicherheit  treffen  zu 
JcSnnen:  es  darf  aber  kein  grelles  Licht  im  /immer  herrschen  und  nicht  etwa  gar  dem  Kranken 
dircct  ins  Gesicht  scheinen.  Für  üble  Gerüche  trifft  alles  das  zu,  was  für  die  Ventilation  gilt. 
Es  sind  eben  ausnahmslos  alle  Einflüsse,  welche  in  störender  Weise  auf  die  Sinne  des  Kranken 
wirken  können,  hintanzuhalten:  vielleicht  ist  sogar  eine  positive  Beeinflussung  der  Ict7,ten 
Sinneseindrücke  eines  Sterbenden  nach  freundlicher,  versöhnlicher  Richtung  hin  möglich. 

Doch  auch  der  Körper  fordert  bis  zur  letzten  Stunde  seine  Rechte:  Sterbende  müssen 
regelmässig  und  in  kleinen  Zwischenräumen  Erquickuug  durch  Speisen,  ganz  besonders  aber 
durch  Getränke  erhalten.  Und  da  auch  der  Geschmackssinn  sich  in  den  meisten  Fällen  un- 
versehrt bis  zum  Tode  erhält,  so  ist  es  von  äusserster  Nothwendigkeit.  dass  alles,  was  man  Ster- 
benden reicht,  für  sie  angenehm  und  ep]uickend  ist.  Auch  hier  gilt  wieder  der  Grundsatz, 
dass.  was  der  Sterbende  auch  verlangt,  ihm  geboten  wird,  auch  wenn  es  anscheinend  nicht 
passend  und  nicht  zuträglich  ist;  nur  ganz  direct  schädliches  wird  man  versagen  müssen. 
Gleichviel  jedoch,  ob  er  es  verlangt  oder  nicht,  (ictränk  muss  in  kurzen  Zwischenräumen 
immer  wieder  und  wieder  gereicht  werden;  das  beste,  ja  vielleicht  das  einzige,  ist.  selbst 
für  den  verwöhntesten  Gaumen,  jetzt  klares,  frisches  Wasser,  das  die  Sterbenden  mit  begierigen 
Zügen  trinken  und  allem  anderen  vorziehen;  Thee  oder  Wein  sind  nicht  zu  empfehlen.  Wenn 
man  will,  so  kann  mau  durch  Zusatz  von  Säuren  oder  von  Obstwasser  oder  ein  wenig  Wein 
Äum  Wasser,  der  Abwechslung  wegen,  einen  besonderen  (iescbmack  erzeugen,  auch  Geldes 
oder  Compots  in  kleinen  Mengen  reichen,  —  immer  aber  ist  das  frische  Wasser  das  hauptsäch- 
lichste und  unentbehrlichste  Getränk.  Doch  soll  der  Sterbende  nie  zu  viel  auf  einmal  davon 
geniessen,  sondern  immer  nur  wenig,  aber  dafür  oftmals;  auch  muss  die  Temperatur  des  Ge- 
tränks eine  gleichmässige  sein  und  nicht  bald  einmal  warm  und  bald  kalt.  Natürlich  muss 
beim  Trinken  der  Kranke  unterstützt,  im  Bette  aufgerichtet  werden,  damit  ihm  das  Ilinuntcr- 
scblucken  leichter  wird:  besondere  Aufmerksamkeit  ist  nötbig,  wenn  das  Schlucken  nicht  mehr 
gut  vor  sich  geht:  ein  Fehlschlucken  darf,  wegen  der  schweren  Belästigung  durch  den  Husten- 
reiz, keineswegs  erfolgen.  Hier  muss,  wie  überhaupt  bei  bewusstlosen  Kranken,  an  Stelle  des 
Oetränks  ein  regelmässiges  Auswaschen  oder  Befeuchten  der  Mundhöhle  oder  Zunge  geschehen, 
dos  niemals  verabsäumt  werden  darf. 

Und  vor  Allem  sich  selber  hat  der  Arzt  Schranken  aufzuerlegen,  um  nicht  unnütz  zu 
quälen.  Denn  die  dritte  Gruppe  der  für  die  Euthanasie  zur  Verfügung  stehenden  Maass- 
nahmen,  die  therapeutische,  ist  im  wesentlichen  nur  eine  negative.  Um  mit  Arzneimitteln 
den  Tod  zu  erleichtern,  steht  dem  Arzte  nur  weniges  zur  Verfügung,  um  so  mehr,  als  Ster- 
bende oft  vor  jeder  Einnahme  von  Medicamcntcn  einen  lebhaften  Widerwillen  empfinden  und 
ihrem  Abscheu  davor  deutlichen  Ausdruck  geben.  Gewiss,  er  kann  und  wird  Narcotica  in 
einzelnen  Fällen  anwenden,  aber  sie  werden  immer  nur  Ausnahmen  bleiben,  um  so  mehr,  als 
stets  die  Möglichkeit  einer  vorzeitigen  Abkürzung  des  Lebens  durch  sie  im  Auge  bebalten 
«erden  muss.  So  weit  es  möglich  ist,  vorhandene  Schmerzeu  zu  stillen,  muss  es  geschehen; 
local  und  allgemein  ist  das  durch  Morphiuminjectionen  oder  durch  Opium  und  Chloralhydrat 
lu  versuchen;  ja  beim  Tetanus,  bei  der  Hydrophobie  ist  sogar  allgemeine  Narkose,  die  „Chlo- 
roformisation  de  charite"  gestattet.  Auch  dürfte  der  früher  vielfach  augewendete,  dann  ver- 
lassene und  erst  in  allerneuester  Zeit  wieder  langsam  zur  Geltung  kommende  Aderlass" 
manchen  Kranken  in  ihrer  allerletzten  Lebenszeit  Erleichterung  bringen;  besonders  bei  rieleu 


[Euthanasie 


—     250     — 


b#il 


mit  .Stauuiigfii  in  der  Circulation  einbergehenden  AfTectionen  ist  er  oft  dos  tiini|i  Hat) 
(las  ooch  Schlaf  bnugt.  Sonst  jedoch  besteht  die  Aufgabe  des  Arztes  xum  •« 
Theile  auch  darin,  nicht  zu  viel  zu  thun.  Man  kann,  in  der  allerbesten  Absiebt,  dsniel 
zu  grosse  EntfaUiiti^  therapeutischer  Handlungen  die  Kraukon  zu  Tode  quäleu:  «uete  »l 
unter  freundlicher  Pflege,  in  ihrer  gewohnten  Umgebung,  so  lange  als  möglich  ioTiUi 
zu  erhalten  und  dann  ruhig  im  Kreise  ihrer  Angehörigen  auslöschen  zu  lassen,  jutou»] 
oft,  wo  sie  doch  schon  verloren  sind,  weit  davnn  in  Bäder  und  in  die  Berge:.  otiiBim»f 
stiger  Jahreszeit,  und  zwingt  sie  unter  fremder  I'mgebung,  in  (lasthäusem  uod  Btocnkail 
ihr  Leben  zu  beschliessen,  nachdem  sie  alle  WiderwHrtigkeiten  der  Reise  und  dxr  FRai*| 
ihrer  eigenen  Noth  hinzu  noch  durchgemacht  haben.  Die  gleiche  weise  Beschränkung,  in  \ 
der  Meister  erst  sich  zeigt,  hat  für  die  medicamenlo.se  Einwirkung  Platz  zu  greila  ikl 
was  Schmerzen  verursacht,  was  reizt  und  quält,  muss  fortbleiben:  keine  Eip«cUruml 
welche  zum  Husten  reizen,  keine  Brechmittel,  welche  quälen,  keine  Senfpapier'-.  •«!  I.hf 
und  schmerzen:  und  einen  verlorenen  Kranken  etwa  noch  den  Schrecken  ti 
setzen,  ist  grausam.  Die  Euthanasie  besitzt  die  Hiilfsniittel  ihrer  eigenen  i 
psychischen  und  somatischen  Maassnahmen  der  Krankenpflege:  in  der  tbcropeuttseiKt  1 
Wirkung  nützt  sie  mehr  durch  Zurückhaltung,  als  durch  Polypragmasie. 


EranX;  klein«  SUdt  In  DfpL  CreoM,  460  m  hocli.    Tliprmilbiil,   lieman  Bestehen    hin    kuf    die  Zeil   4« 
nnlliens  darefa  die  Hdmer  zQiilckrpJf bt.     Von  den  zftblroielien,  3A,8  hia  M.1  ^  C.  wamien   Quellen.   w«Uk« 
lieh  bei  RbeuiOBtisraen  und  Hautkrankheiten  Verwonduiiit  Anden,  kann  eine  aU  Schwefalqnolle  bvieie^Mt  fi 
wlbn*nd  in    den  Dbdgcn    doA    «ehwerelsauro  (0,H)    und    kuhlonsaure    Natron  (O.lti)    ua    luoisteti    berr&itn^ 
Hehlainiii  des  WaHsers  wird  su  UmsrblHgen  and  AbreibunKen  benuttt.    Salüon  Jon!  bis  BepTrnih^r. 

W. 

ET6rillft  Achariu».     Fleehtengatlang   au»   der  Unippe    der    Ramallneae,    TerwanilC    mit     der    isUjidi* 
Cetraria*.    Thallus  strauetaig,   bttcehelig,  btig,   bandartig    flach   oder  unteraeits  rinni^.    rrncvnei 
therien    Ecbu^^ffelfttnoig.    kuncgeRtielt,    dem  Tliallusrande    anfeitxend.    Oft   dnreb  „^oreilien*    ^ 
E.  furfuracea  Fr.  gemein    an  BRnmen,    Brettorwtnden  und  ZBnnen.    schwara  bU   asebgrau 
obemeit«  graugrUn,  unterüeÜE  gmbig  und  wei»»,  wie  vorige,  gemein.    War    in  Qebraach    al«i   i 
Xusetu  arboreuK  a.  Uuscu^  Aeaciae,  woixsei  Lungenmoos.  j|. 

STerniin,  CqIIj.O^,  flndet  fich  nach  .*^tade  in  E.  prnnastri  und  biblet  ein  unorpliee.  gelHlirbe^ 
loeea  FulTer,  da»  in  kaltem  Waaaer  anffiuillt,  in  warmem  sich  leicht  llst ;  es  ifi  ferner  Icicbt  lOsUeh  in  r 
Alkalien    und  SHaren.    dagegen   nicht   in  Alkohul.     I'urch   ammoniakaU>(ebe  Bleimckerlfl^uDg    wiH    «s  gfABl  ' 
fUrbt  es  nicht.    Durch  SUuren  wird  es  sehr  schnell  in  Olykoso  Uhergonibrt. 

Erernsiure,  Cj;H|«U7,  findet  sieh  neben  lisninatture  in  der  FIeühte  E.  prunaatri  (.S t enboDts).  «iH«>l 
Kalkniilchextract  durch  Salicature  gefullt  und  an-i  der  getrockneten  Masae  durch  siedenden  Alkohol  Mtfasip 
Sie  bildet  kngelign  Aggregat«  kleiner  Nadeln,  Sebup.  I04<*,  ist  anldNlicb  in  kaltem,  f^urenweine  Irultr^  tn  ^ 
dem  Wasser,   leicht  lOslich   in  Alkohol   und  Aether.     Beim  Kochen   mit  warmem  Wasser    od".  r:ii  <»  •  j 

Kohlenslnre,  Orcin  und  ETerninsKu  re,  CqH|[,0|.    Diese  bildet  benxo^AnreBhnlicbe  Kr^rstatle.  -  -kv« 

Ist  fast  unlöslich  in  kaltem  Wasser,  leicht  lAellch  in  kochendem  sowie  in  Alkohol  nnd  Aether-     i  .-•  l>«^  J 

wird  durch  Eiseiichlond  violett  gef&rht.  Beim  Kochen  mit  Salpetersäure  liefert  sie  ein  Nitropruduet,  Er*ra< 
sUure.  t'jH^^NOiiiOj.  Sie  liildet  blasigelbe  bii^  weix-ie  Krjrstalle.  schwer  lOslich  in  Was«er,  leiebt  ■■  Wita|iMt 
A>'lher.     Fllrbt  die  Haut  golb  (Hesse). 

»PIEfitL 

ETbui-leS-BainSj  an  endlichen  Ufer  des  Genfer  .Sees  Im  D^pt  Hante-SaTuie  37;  m  hoch  mlegesat  BIUMI 
neit  iH2ft  Badeort.  liie  CJueilen  sind  10  bis  l'i^  C,  warme,  sehr  stolfarms  alkalische  Mineralwiaser.  la  SssmI 
Calcium-  und  Hagne.'iumbicarbunat  (0.26  bis  0,28  beiw.  0,124  bis  O.l.in)  am  meisten  vertreten  sind  änd  te  f 
an  freier  Kublensiinre  0,01  bis  0,02ftö  betrugt,    die  werden    Innerlieh    und    Busserlicb    gebrmuebt,    i 

l'mfange  versandt     Unter  den  daselbst  xur  Behandlung  kommenden  Krankheiten  sind  Tornebmlieh 

und  Verdaunngsorgane,  Oiebt,  .Steinkrankbeiten  und  Neurosen  zu  nennen.    ,saison  Anfang  Mai  bis  JCittsl 

ETOnfBinS  L.    PHanxengattung  aas   der   Farn,    der   Olastraceae*.     Blume    und   Strlneher   mit    -oMIn 
Blathen    mit    grossem,    fleischigem  Oiscns.     Kapseln  ^  — ülappig    oder  kantig,    die  1—2   sami^,' 
nffnend.     Samen  von  einem  bunten,    oft  bocbrotben  Arllliis    eingebOllt.     E.  enropaeus  L..     - 
bntchen,  mit   grUnticheu,  4  zuhligen  BlUtben,    rethen,    4  klappigen   Krhohten  nnd  orangegelbein 
und  augepflanrt.  ist  in  allen  Tbeilen  abmbrend  und  brechenerregend.    E.  st  r  op  u  r  pu  re  a  4  Jae*«.,  «tu  äOoMi  U-' 
amerikas  mit  dunkelbraunen   Hlntben,    gefitlgelt    kantigen  Fruchten,    weissen  .'^amen    mit  hellrijthewi  Arilll«    ^^  1 
•las  Evunymin*  nnd  die  mediciuiscb  verwertbete  Wnrxelrinde.  Waboo. 

In  Nordamerika  wird  das  Pluidextract,  0,04—0,4  g,  gegen  liabttuello  Verstopfung  benotxt,         X. 

Evonjmin  nannte  Kiede  rer  einen  aus  dem  Oel  von  Eronymns  europaeus  durch  Abdampfen  dar  i 

geistigen  LOsnng  mit  Magnesia,   Anstioben  des  liOekstAudes  mit  Weingeist,    Verdunsten  und  Aiu«i«ks«  aB  M*  1 
erhaltenen  KQrper.     Nach  Wenxetl  iet  derselbe  ein  Bitterstoff  und  nach  H.  Mejer  ein  glykosldes  B^fSfifl 

8. 
Exalgtn.    Das  Methylacetanilid,  CcHsNCHjCHbCÜ,   1874  von  .^.  W.   von   HofmanO' 
stellt,  wurde  1887  von  Cahn  und  Hepp    auf    seine    antipyretische  Wirkung  hin  »tudirti 
als  ungeeignet  befunden.    1889  wurde  es  von  Dujardin-Beauinetz  und   Bardet  o» ' 
eingehend  untersucht    und  seiner  hervorragend  schmerzstillenden  Eigenschaft  wegen  emp 
und  Exalgin  genannt.     Der  Körper    kr)-stallisirt   in    feinen  Nadeln  oder  (rrossen  Tifeln  i 
weigscr  Farbe,    ist    geruch-    und  geschmacklos,   in  kaltem  Wasser  schwer,   in   hcissr:i» 
und  in  mit  Alkohol  versetztem  Wa-s.ser    sehr    leicht    löslieh:    er  schmilzt    bei   100— 101*  i 
siedet    bei    240—250°  C.    Nach  0,46  pro  Kilo  Thier  gehen  Kaninchen  unter  Unruhe,  fitl 
und  Krämpfen  an  Lähmung  flcr  Athcinuiuskcln  zu  Grunde;  nach  einer  anf:inglicben  StCM 
findet  ein  späteres  ."^inken  des  Blntdrucks  statt:  auf  die  rothen  Blutkörperchen  wirk^  ~ 
schädlich  ein,  obwohl  es  nicht  so  leicht  zu  Meth.iemoglobinurie  führt  wie   Antifebrin. 
Dosen  heben  die  .Schmerzempfindlichkeit  auf,  lassen  aber  die  Empfindlichkeit  für  tactiM  1 
besteben. 


[Kbcslgin  —    2nl     —  Exaltationszustttnde] 

Die  schmerzstillende  Wirkung  des  Exalglns  zeigt  sieh  beim  Menschen  in  Dosen  von  O.2.") 
bis  0,5  und  zwar  namentlich  bei  Neuralgien,  Kopfschmerzen,  Migraine,  den  lancinirenden 
Schmerzen  der  Tabikcr,  Angiuu  pectoris.  Weniger  leistet  es  bei  Muskel-  und  Gelenk- 
rheumatismus, Schliugbescbverden,  garnichts  bei  schnierzhnften  hysterischen  /.uständcn,  Ent- 
zücdungsschmerzeu  und  Schmerzen,  die  durch  Stauung  in  parenchymatösen  Organen  her- 
vorgerufen werden.  Mit  gutem  Krfolge,  lleilungsdauer  5-ß  Wochen,  wurde  das  Kxalgin  gegen 
Chorea  angewandt  (Moncurvo,  l,oewenthal).  ohne  Erfolg  gegen  Epilepsie,  mit  zweifel- 
haftem Nutzen  gegen  psychische  Störungen.  Die  Angabe  von  Dujardin-Keaumctz  und 
Bardet,  dass  beim  Diabetes  mellitus  sowohl  die  llarnmcnge,  wie  die  Zuekerausscbcidung 
herabgesetzt  werde,  ist  nicht  bestätigt  worden.  In  manchen  K.illen  stellte  sich  die  Wirkung 
erst  nach  einigen  Tagen  ein.  Häutig  tritt  eine  Gewöhnung  ein,  sodass  die  Düsen  gesteigert 
werden  müssen. 

Bei  nicht  fiebernden  Patienten  und  den  gebräuchlichen  Do.scn  wurde  als  Nebenwirkung 
1/4  bis  1/2  Stunde  nach  dem  Einnehmen  häutig  beobachtet:  Schwindel.  Flimmeni  vor  den 
Augen,  Ohrensausen,  Gefühl  von  Trunkenheit,  Müdigkeit,  selten  Schweiss,  ücbclkeit,  Erbrechen, 
Icterus,  rasch  verschwindende  Erytheme;  niemals  Cyanose  oder  Aeudcrungen  der  Frequenz 
und  Qualität  des  Pulses.  Diese  Erscheinungen  gingen  beim  .\ussetzen  des  Mittels  rasch  vorüber 
und  kehrten  bei  erneuter  Verabreichung  meist  nicht  wieder.  Schwerere  Störungen,  die  haupt- 
sächlich das  Circulatious-  und  Ncrven.system  betrafen,  kamen  selten  vor  und  nur  nach 
grösseren  Dosen.  So  traten  z.  B.  bei  einem  Phthisiker  nach  0,75  g  Exalgin  Sehwindel  und 
Convulsionen  auf  (Cahn  und  Hepp):  bei  einem  an  der  ner\-ösen  Form  von  Intluenza  er- 
krankten 60jährigeu  Patienten  nach  4,ü  heftiger  Schwindel,  äusserst«  Atbemnoth  und  Cyanose 
(Buisson);  bei  einer  an  Myelitis  leidenden  Frau,  wo  die  Dosen  von  3  mal  täglich  0,13  all- 
mählich auf  3  mal  täglich  0.4  gesteigert  wurden,  nach  etwa  2  Wochen  Schwindel,  Schwere  im 
Epigastrium,  Brechneigung,  Verdunkelung  des  Gesichts,  Cyanose,  Kleinheit  und  Schwäche  des 
Pulses  (Bokenham).  Man  verschreibt  Exalgin  0,".'5 — l  Spiritus  q.  s.  Sirupus  Diacodii  10, 
Aqua  destillata  ad  100,  in  24  Stunden  zu  verbrauchen  oder  Exalgin  '2,3,  Tinctura  Aurantioruni 
corticum  5,  Aqua  destillata  120,  Sirupus  Aurantioruni  corticum  ad  I.W,  Morgens  und  Abends 
1  Esslöffel  (Dujardin-Bcaumotz  und  Bardet).  „ ..  ,  „ 

ExaltatlonszagtAnde.  Mit  diesem  Nnmen  wordoii  in  dor  Psycliiatric  jcn«  ^<ü.stig  ab- 
normen Zustände  bezeichnet,  in  welchen  die  psychischen  Proces.<ie  einen  beschleu- 
nigten Ablauf  nehmen.  Mit  dem  beschleunigten  Ablaut  der  Associationen  ist  in  der 
Regel  auch  eine  Erhebung  (exaltatio)  und  Steigeniiig  der  Gefühle,  welche  jene  be- 
gleiten, lind  dann  wieder  der  Affecte,  wi-lche  aus  diesen  hervorgehen,  verbunden.  Lust 
und  Freude  steigern  sich  zu  schlitwslich  ma.xssloser  AusgeKvisenheit,  welche  jedoch 
bei  irgend  einer  Hemmung  schnell,  wenn  auch  mir  vorübergeliend ,  in  exressiv(? 
Traurigkeit  umschlagen  kann.  Mit  dem  beschleunigten  .Vblauf  der  Associationen 
und  den  gesteigerten  Gefühlen  pflegt  auch  verbunden  zu  sein  eine  corticale  Krregung 
der  motorischen  Centren,  lebhaftes  Spiel  der  Gesichtsmuskehi,  Bewegungsdrang,  lautes 
Singen  und  Kchntien,  schliesslich  Drang  zum  Zerstören. 

Die  Betheiligung  der  inneren  Sinnescentren  an  der  allgemeinen  Steigeniüg  des 
psychischen  Processes  zeigt  sich  in  den  hrmfig  auftretenden  Illusionen,  zuweilen 
auch  in  ILnllucinationcn.  Der  Kxalt.itionszustand  führt  hei  weiterer  Steigerung  zu 
dem   Bilde    der    Tobsucht.     l)as    Bild    des    exaltirten    (ieisteskranken    kommt    vor: 

1.  bei  den  verschiedensten  Vergiftungen,  am  häufigsten  und  praegnante.sten 
im  Alkohol  rausch;  in  fthnlicher  Weise-  im  Cocainismus,  im  Belladonna-  und  .\tropin- 
rnusch.  Upiuni-  und  Ha.schischrausch  zeigen  nach  :uissen  gewöhnlich  keine  Kxaltation; 
letzterer  verläuft  vielmehr  unter  dem  Einfluss  angenehmer  Hallucin.itionen. 

2.  iK'i  Epileptikern,  entweder  als  Ersatz  des  Anfalles  (ejiileptisches  Aequi- 
valent)  oder  sich  an  den  epileptischen  Anfall  ansclilie.s,sen(l  (prae-  und  postepileptisches 
Irr<*sein).  In  ähnlicher  Weise;  zeigt  sich  fui  Exaltationszii.stand  nicht  selten  bei  Hyste- 
rischen mit  oder  ohne  vorangegangenen  hysterischen  .\nfail.  Endlich  auch  zeigen 
choreatische  I'sychosen  jenen  ('harakter. 

■i.  bei  der  Manie*.  Hier  stellt  iler  Exaltationszustnnd  ilen  wesentlichen  Charakter 
der  functionellen  Psychose  dar,  un<l  der  sreschiiderte  Syniptnmencomplex  «leckt  zu- 
weilen allein  das  Krankheitsbild.  Niedere  (irade  derselben  werden  mit  Ilypomanie 
bezeichnet.     Diusse'lbe  gilt  von  dem  manischen  Stadium  der  circulären  Psychose. 

4.  bei  den  verschiedensten  PsychosrMi  als  vorübergehende  Zustandsfornien:  Delirium 
linlluciDatorium,  Paranoia  in  ilen  verschiedensten  KormcM.  organische  ilirnknuikheiten, 
Exaltationszu.stände  n.icli  Apoplexien,  bei  Tunir)ren,  Dementia  .senilis  u.  s.  w.  Be- 
sonders häufig  kommen  Exaltationsziistän<le  bei  der  progressiven  P.ir.-ilyse  vor:  sie 
macheu  nicht  selten  zuerst  iler  liiigeliung  klar,    da-<s  eine  (ieisteskrankheit  besteht. 


[RxaltattonsziistKnde 


—      '>',-2     — 


Rxaitl 


;ui  wcli-lii^  sie  trotz  des  sflioii  laiifri«  vrriiiidiTti'ii  NV(>si>ns  «Ics  Kranken  bis  dahin 
gi'ghiubt   hatte. 

Wenn    .-lucb    »lic  Therapie    in    erster  Reihe    bei    dem    Vorhandeiisei' 
:ilt.itioDS7.ust.indes  die  Aufgjihe   liut,    die  Krankheit  fest/ustcllen,     als  der' 
jener  Zustand    auftritt    tind    sie  luieli  dieser  P'oststeljung  den  specielleii   Inilic 
in  BezuR    aul'  jene    zu    f;eiui{;en  hat,    s»  seien    doch  hier  eiuipe   therapeutia 
inerkunpen  in  Heziig  auf  das  Symptoni  anirekiuipft.     Was  zuerst   die   Frage, 
naiime  in  eine  Irrenanstalt  erferderlirli  ist  oder  nirht,  l)etrifft,  so  wird  sich  die 
wo  der  Exaltatioiiszustand  in  einen  Furor  ül)ergef:angen  ist  oder   übersugehw 
von  seihst  beantworten.     Hier  i.st  zur  Siehemng  des  Kranlieu  wie   der  rnigebtm;  < 
Krankeidiaus  mit  Ijesoiulereti  Einriehtungen  für  derartige  Kranke   absolut  notfa«c 
lOrscheint    diigegen    der   l-Aaltationszustami   nur   erst  in  massiger    Entwicklu 
wird    man    nur    in    den    Fällen,    in    welrheu    die    Diagnose    „Manie"    gestelj 
(diiie  Zaudern    sofort    die  Transferiruiig  in  eiiji'  Irrenanstalt  anordnen;    die 
kung    der  l-Veiheit,    ilie  Hiihe    in  der  Anstalt  werden  in  einer  Reihe   von  Fillra  i 
Stande  sein,  ilie  weitere  Entwicklung  der  Krankheit  zu  lieinnien   oder,    wenu 
nicht  fli'r  Fall,  in  ihrem  Verlauf  alizukiirzi^n.  .\ui.-li  die  Exaltationszustünde  der  P« 
lytiker  werden  am  besten  in  i'iner  Irrenanstalt  behandelt,  selbst   wenn  die  Er 
sieh  in  massigen  Graden  hält,     dagegen  werdi-u  die  schnell  vorübergehenden  Raa 
zustande  selten,  die  epileptisehen,  hysterischen  «nd   choreatischen    KrregnngsnBl 
nur    in    einer  gewissen  Zahl  von   Fällen  bei  besonderer  Heftigkeit  des  Anfallt*  i 
bei  ungeniigeiuler  Ueberwachung  zu  Haus  die  IrreTiansfcilt  erfordern.      Auch  b« 
Delirium  hallueinatorium,    bei    den    verschiedenen  organischen  Psvcho.sen,   ahg«! 
von    der    [trogre.ssiven  Paralyse,   wird  bei  niSssigi'm  tirade  der  Krrej^ung  es  rm'ifli 
sein,  dun   Kranken  zu  Hause    zu  beliantb-lii. 

Für    die  Bfliaiulluug    der  Exaltatioirsziistände   ist    in    erster  Reihe   Sil  on 
Bettruhe    und    im    lletl     laue    Einwirklungen    (24"  R.).     in     welchen     der 
Stunden    lang     liegen    kann,     .^u-sserdem    sind  protrahirte    Was.serbäder  (26"  R. 
iiy"  K.)    von    ',2-  1  stiiudiger   tlaiier    zu    enipfehieir.      Hantig  genug  .scheitert 


t,    ihn 


an  der  Unruhe  nnd  dem  Üewcguugsdrang  des  Kranken  die  Möglichkeit 
Itett  zu  halten  oder  jenen  l'roccdnren  zu  unterwerfi>n.  Ist  iler  Kranke  in  rtH 
Anstalt,  dann  versncht  man,  ihn  durch  ausgwlehnte  liewegimg  zu  beruhigen; 
er  in  der  l'amilie,  dami  wird  nian,  da  man  den  Kranken  nicht  au.sgehen  U 
d.arf,  zu  Biedicaiiientösen  Uernliiguiigsinitteln  greifen.  Opiate,  Trional,  8ulfonal 
ähnliche  Mittel  iiflegen  bei  diesen  Kxaltationszu.ständen  keine  oder  wenigirt»» 
keine  erhebliehe  Wirkung  zu  haben,  in  manchen  Fällen  z.  B.  bei  der  M.-mie 
sie  sogar  den  Kranken  zuvveiieti  noch  nn'hr  auf.  Kbenso  ist  von  Broinpmeparati 
von  der  oft  eui[)fohlenen  r>igitalis  wenig  zu  erwarten.  Dagegen  wird  man  mit  Chlotl 
(Dosis  2 — i!  g)  wenigstens  auf  einige  Zeit  Ruhe  schaffen  können.  Schwierig;!:«  _ 
macht  dann  nicht  .«elten  die  Opjiosition  des  Kranken,  das  Mittel  per  os  xu  nchmrti 
oder  per  rectum  sich  einführen  zu  lassen,  tinnstige  Wirkung  kann  man  niei§t  vmi 
DulKiisininjectionen  .sehen  (ü,l)(JOri — l),(HH  pri)  dusi).  Man  kann  diese  Injectiunn» 
auch  nu'hrnials  am  Tage  wiederluden,  früh  in  kleiiieriT,  Abends  in  grösserer  IHwu 
geben.  Der  Kranke  ist  im  Hause  auf  jeden  Fall  zvi  isolireu.  und  <la,  wo  dies  nicii 
durchzuführen,  wird  man  schon  <leswegen  iten  Kranken  einer  Anstalt  übcrwei«-:! 
inü.ssen.  .\uf  die  Ernähnuig  bei  den  Exaltationszustflndeii  ist  ein  besondere.s  il»- 
wicht  zu  legen.  Erfahrungsgemäss  magern  die  Kranken  schnell  dabei  ah,  utid  'ii 
in  der  Mehrzahl  der  Fälle  ihr  Redürfniss  nach  Nahrung  herabgesetzt  ist,  nicht  scltrii 
;inch  ga.strische  Katarrhe  vorhanden  sind,  wirfl  die  Auswahl  der  Speisen  besonilfr- 
vorsiclitig  zu  geschi'hen  haben.  Bei  .Ausschluss  aller  alkoholi.schen  Getränke,  il'^ 
Kaffeos  und  Thees,  wie  aller  gewürzten  und  blähenden  Speisen,  ist  vor  .\lleui  WM 
in  den  versdiiedensten  l'Virwen  zu  empfehleii.  Daneben  suul  Eier,  weisses  Kleiwli. 
leichte  (ieiiiüse  und  reichlich  Obst  zu  geben.  Erwähnt  sei  hier  noch,  dass  in  neurtt/r 
Zeit  Schule  bei  nufgeregten  Kranken,  welche  das  gen-ichte  PXsen  aus  dem  Teil«' 
oder  Napf  verschütteten  und  diesen  dann  zertrümmerten,  d;is  Essen  in  Gefäsison  rcirhi-n 
Hess,  welche  aus  Brod  hergestellt  waren.  Die  Kranken  a.>vsen  dann  die  Teller  atil, 
welche  sie  auseinander  gebrochen  hatten. 

°  MENDEL. 

Exanttaema  ist  der  allgemeine  Ausdruck   für  Hautaus-schlilge  jeder  Art.     Her  Name  eX 
speriell  gebrJluchlich  hei  syphilitischen  und  Arzneiauss<hlSgen;  eine  hesonderr  K»te 


{Exantheiiia 


Expevtorantia] 


gorie  bilden  (Üp  sogi'tiHnntPii  acuten  Exantheme,  M.iiseri),  Scluirhirh,  Rrltheln  uml 
Pocken,  lieber  die  Bfhnndlunfr  der  Kxanthenic  lässt  sich  nur  ganz  allgemein  sagen, 
<I:ls.s  diesellic  individuell  jedpr  pinzeliiou  Krankheit  ant;opasst  werden  iniiss,  dass  sirh 
allgemeine  Kegeln  tiier  nicht  :iuf:-tellon  lassen. 

Exoltantia.  Diese  Gruppe  scbloss  früher  eine  grosse  Aozatd  der  verscbiedeuartigstcu  Kürper 
ein.  Jedes  Mittel,  welches  die  Function  eines  Organes  hob,  wurde  als  Unterabtheilung  der 
Excitanlia  eingereiht;  so  wurden  Tonico-excitantia,  meistens  adstringirende  Substan/.en, 
diu  verdauungsbefurdernden  Mittel  genannt;  hierzu  gesellen  sich  die  Cnrminativa*  und 
Aromatica*.  Alle  diejenigen  Mittel,  welche  die  Sceretion  der  Leber,  der  Nieren  etc.  beben, 
wurden  ebenfalls  zu  den  Excitanlia  gerechnet.  Wir  brauchen  beute  nur  den  Namen  für  die  Gruppe 
solcher  Substanzen,  welche  als  Analeptica*  bezeichnet  werden  und  die  zur  Anregung  der 
gesunkenen  Herz-,  Gehirn-  und  Rückenmarkfunction  nützliche  Yerwerthung  linden.  .ledoch 
ist  es  ganz  gerechtfertigt,  nachdem  die  Einwirkung  des  Chinins*  und  der  Kantbariden*  auf 
die  gesunkene  oder  veränderte  Kraft  der  Zclltbätigkcit  erkannt  ist,  diese  als  cellulas  exci- 
lantia  zu  bezeichnen,  umsomebr  da  voraussichtlich  als  Resultat  weiterer  Forschungen  ncle 
andere  Mittel  öbnllcber  Wirkung  sich  einer  solchen  Classe  einreihen  lassen  werden. 

UEBBBICH. 
ixmonth;  geebmd  in  DeToiublre.    Klim»  mild«.    8*if«n  Juni   bis  ScfUinIwr. 


xophthaimns,  Hervortreibung  des  Bulbus,  leicht  aus  der  Stellung  zu  diagnosticireu,  bindert 
bei  hohen  Graden  den  Lidscblu.ss  und  bewirkt,  abgesehen  von  Beweglichkeitsstörungen,  .\b- 
Icnkung  der  Augcnaie  (Doppelsehcn)  und  Ectropium  der  Unterlider.  Gefahren  durch  Keratitis. 
Durch  Verbände,  Schutzbrillen,  Befeuchtung  des  Auges  und  Vernähen  der  Lidspalten  ist 
diesem  Ausgange  vorzubeugen.  Er  findet  sich  beiderseitig  gewöhnlioh  als  Theilerschcinung 
des  Morbus  Basedowii;  die  Prognose  ist  für  den  E.  insofern  nicht  günstig,  als  ein  Schwinden 
desselben  zu  den  Seltenheiten  gehört.  Die  Behandlung  fallt  mit  der  des  Grundleidens  zu- 
sammen. Einseitig  tritt  er  meist  auf  bei  Ent^üudungsprocessen  in  der  Orbita,  sei  es  dass  es 
sieh  um  eine  Periostitis  oder  eine  Phlegmone  handelt.  Tuberculose,  Lues,  Entzündungen  in 
iu  den  Nacbbarorgauen,  schwere  Allgemeinleiden,  Verletzungen,  Erysipel,  Meningitis  u.  s.  w. 
sind  aetiologisch  in  erster  Linie  verantwortlich  zu  machen.  Durch  hydropathische  Verbände 
und  ein  ableitendes  Verfahren  ist  die  Entzündung  zu  bekämpfen.  Misslingt  der  Versuch  und 
zeigt  sich  die  Abscedirung,  so  ist  in  ausgiebiger  Weise  der  Abscess  zu  .spalten  und  nach 
chirurgischen  Grundsätzen  zu  bebandeln.  Ziemlich  oft  wird  bei  diesen  Erkrankungen  da.s 
Sehvermögen  durch  die  Betheiligung  der  Sehnerven  geschädigt. 

Der  pulsirende  Exophthalmus  ist  ungemein  selt«n.  Er  führt  seinen  Nomen  von  det> 
im  Auge,  in  der  Orbita,  Stini  und  Schläfe  auftretenden  Pulsationserscheinungen.  Meistens 
■wird  er  durch  ein  Aneurysma  arterioso-venosum  der  Carotis  interna  und  des  Sinus  cavernosus 
hervorgerufen  bei  solchen  Verletzungen,  die  eine  Fissur  der  Schädelbasis  herbeiführten.  Man 
nehme  Comprcssionen  der  Carotis  communis  mit  den  Fingern  oder  mit  Bandagen  vor:  wenn 
diese,  was  gewöhnlich  so  ist,  nichts  nützen,  so  ist  die  Unterbindung  am  Platze.  Exophthalmus 
durch  Blutergüsse  in  die  Orbita,  oft  mit  Glaskörperblutnngen  und  Linsenluxationen  vergesell- 
schaftet, ist  in  der  Regel  die  Folge  eines  Traumas.  Nicht  allzu  selten  sehen  wir  diese  Art 
von  Exophthalmus  nach  Zangenextractionen.  Ist  eine  Fractur  der  Wände  des  Foramen  opticum 
eingetreten,  so  kommt  es  durch  Leitungsuntcrbrecbung  im  Opticus  häufig  zur  Amaurose.  Die 
Therapie  hat  sieb  auf  Abführmittel,  kühle  Umschläge  und  Dnickverhände  zu  beschränken.  Ist 
ein  Tumor  die  Ursache,  so  niuss  operativ  vorgegangen  werden.  Handelt  es  sich  um  maligne 
Geschwülste,  so  wird  der  ganze  Inhalt  der  Orbita  sammt  dem  Periost  entfernt.  Gutartige 
oder  von  einer  Bindegcwebskapsel  umhüllte  Tumoren  versuche  man,  womöglich  mit  Erhaltung 
de»  Bulbus,  zu  entfernen. 

Xxpectorantia.  l'nt^r  Kxpectorantien  sind  der  Duncan "sehen  Classiiication  entsprecheml 
solche  K("ir[>er  zu  verstehen,  welche  die  unter  normalen  Verhältnissen  in  den  Bronchien 
entstehenden  Secrete  herausbeftirdern  helfen.  J^ehr  bald  hat  man  in  die.se  Classe  auch 
d'w  Kxcitantiri  secretioiieui  augentiri  hineingerdiren,  und  M:ittir}renias.s  gelw'iren  demnach 
auch  KehaiidlungsniethtKlen  durch  Wfinne.  Localhehnndlimg  dureli  Dämpfe,  Anwen- 
dung der  Hlektricitilt  zur  exiicctorativen  Methode.  Man  sieht  aber  sehr  leicht  die 
Mangelhaftigkeit  dieser  Eiiitheiltiitgsmethode,  sobald  man  an  ilie  Behandlung  der 
kranken  Brünchi;ilschleimh.'int  herantreten  will.  Bei  einer  einfachen  Hypernemie  und 
Katarrh  der  Luftröhrensebicinihaut  oder  bei  einer  croupösen  Entzündung  sind  die 
Aufgaben,  welche  die  Heilmittel  zu  leisten  haben,  ganz  verschiedenartig.  Bei  einigen 
Zu,stiin<len  der  j^unge  will  man  (l;i.s  Secret  herausbefördern,  bei  anderen  sucht  man 
es  erst  zu  verflüssigen  uml  wieder  bei  andi'ren  sucht  man  erst  ein  Secret  hervorzu- 
rufen, d.  h.  die   Lungenschleimhaut   ajizufeuchten.     Anderereeits    werden   auch   Mittel 


[Expci-U>r«ntia 


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zu  den  l-ApfcKiniiiticii  gezählt,  \vr>lchp  eiiion  rein  m«ch:inisrh<-n  Kinflos'  »iffl 
wii;  die  Bechica*.  welche  eine  grosse  Zahl  vci-schiedeiiiirtigc-r  Sulistanaon  in  ädn^[ 
nehmen.  Vom  systematischen  Standjjunkte  iianii  man  daher  di»-  RxpeetorautitD  ^| 
eine  eiulieitlictie  (irup]»-  nicht  heibehalten.  Aher  vom  praktischen  liesit'hts|aifl 
aus  hat  man  den  Heg:rifr  der  Kxiji-ctnrantia  heibelialU-ii  uiiil  subsmnirt  di^M^^ 
hinein,  weini  sie  trotz  vei-schicdeitartiuer  Wirkunji  schliesslicli  einen  nüt:clicli(^^H 
auf  die  kranke  Bronchialsclileimhaut  ansülieii.  V 

Uie  Ideale  Hehandlnntr  der  Sclileinibaut  ist  ausserordeiiliieh  begrt-iut.  )Kir  ^| 
im  Standi',  frasförmi;:''  Kririier  in  die  l.,unge  eintreten  zu  lassen.  Sobald  i»  ^M 
jedoch  nni  feine  Vertliciluiif;  bei  Inhalationen  handelt,  ist  der  Effect  heim  Koklk^f 
gerade  noch  erkennbar,  jedoch  nicht  für  die  Bronchialschleirahaut;  wo  derselh«  kfl 
hervortritt,  ist  es  nicht  mehr  das  fein  verlheilte  Mittel,  welches  einwirkt.  sond<n4l 
'riicil  <les  Mcdicamentes,  welcher  sich  in  Danipfform,  wie  es  bei  aetherischen  Ot-Iea  <■ 
l''all  ist,  der  Luft  beimischt.  Bei  der  internen  Verabreichung  wird  eine  Reilw  ifl 
f^nbstaiizeii  (hircli  dif  Bronchial-sidtleimhaul  abfieschiedeii,  in  ähulichf^r  NVeisr,  ■i'fl 
von  manchen  Sulistaitzeu  für  (iie  M:i>;en-  und  Darui.schli'inihaut  bekannt  ist.  '"^^M 
also  ein  iibarmakn-dytiamischer  iOlTect  hier  zu  Stande  kouinien  kann.  Die  bnfl 
aestheti.sche  Ikcmchialschteimliaut  i.st  für  minimale  Quantitäten  von  A]l<:iloidflitfl|H 
ordentlich  empfindlich,  uiui  so  scheu  wir,  dass  kleine  llosen  Belladonna.  Mo^^H 
Kodein  einen  .sehr  giinstifjcn  Kinflnss  ausüben  krunien.  Itahei  i.st  nur  m  Uerifhi^M 
tipeu,  da.ss  diese  kleinen  Iioseii  häuli;;  wiederholt  wi'rden  niiisseii.  wozu  sifh  fl 
l*astillenf<mn  sehr  gut  eipiet.  Aber  lu'cht  allein  die  Hyperae-stliesie  der  S'hloimb^B 
s(mdern  die  glatte  Muscutatur  der  Bronchien  wird  durch  die  kleinsten  QuautitiBfl 
v(m  .Mor]d]ium,  wie  (),]  mg  mchnnals  täglich,  oft  schon  wohltliStig  heeinlh^l 
Handelt  es  sich  um  die  Eiitfertuing  eiiu's  Secrctes  bei  nicht  wesentlich  geschwi'Uf^B 
Broiicbialsctib'imliauf,  so  sind  es  die  .\unuoniak|uacparate,  wclclie,  wie  man  anniiii^B 
dtiri'h  mitiimi'  .\bscheiduugen  von  .\mnnmi.ik  ein  druiiifiüssige.s  Seoret  hcrvnrrdifl 
während  die  haanrligen  inul  balsauiiscbi-n  \  erbindungeii,  sowie  die  aetheris<-heii  ijfl 
bei  inveterirten.  besonders  putriden  Katanhen  durch  den  Reiz,  welchen  .sie  vtij 
Sachen,  die  Kxjiectoration  des  Secretes  erleichtern.  Hier  sind  es  OlfUiu  KiiralTlB 
Myrrha,  Myrl<d.  Balsinnum  peiinianum  und  tolutaimni  und  die  verschiedenen  Th^l 
pnu'par.'ite.  welche  mit  Erfolg  gebraudit  werden  können.  Dieser  Gattung  reiht  ^M 
nanirgemä.^s  auch  das  Terpentinöl  an.  welches  bei  der  putriden  Bronchiti.<  H'jU 
seitmui  direct  bemerkbaren  desodorirenden  Einflnss  selbst  heilend  wirken  kann  Efl 
vermehrte  Secretion  auf  der  Fläche  der  Bronchialsclileimhaut  üben  eine  Reib«'  ifl 
Mitteln  ans,  welche  in  grosserer  I lose  als  Euu'tica  zu  bez<Mi'hnen  .sind:  ApunioniKH 
l(>er';iciiardia,  .\ntimoinir:ie])arate,  von  diesen  bestmders  das  Stibiuin  sulfuratum  oniH 
tiacuiit,  Radix  (,hiillajae  und  Bulbus  Scillae.  Obgleich  nicht  stark<'s  Fnietirum,  fl 
hört  in  diese  Kategorie  auch  Hadix  Senegae.  Miese  Wirkung  kcimnit  den  Knfl 
mittelii  nicht  .'illgeineiti  zu.  da  z.  B.  das  Zincinn  snlfiiriciun  in  kleinen  Dosni  fl 
Secretion  beschränkt.  ■ 

Die  häufig  als  Expei'torantia  liezeiihiieten  reizmildcrnden  .Mittel,  wie  t^lifl 
C'arrageen,  lachen  ishiudicus.  .Mthaea.  Liipiiritia,  verdanki'U  ihre  Wirkung  ''■»fl 
günstigen  Kiutlnss  auf  die  Enl/.iiuiiung  der  Kachenschleimhaut,  welche  auch  dufl 
(Gurgeln  mit  alkalischen  Wii.ssern  gemildert  oder  best-iligt  werden  kann.  Einig«-  Vifl 
scheitu'u  ganz  besonders  die  Schleimhaut  zu  beeinflussen,  wie  das  .Indknliiini  un<l  H 
Allem  das  K.iiitharidiu.  So  können  alle  diese  Mittel  im  Laufe  der  Behaudlunj:  ifl 
Bronchial-  und  Lungenkrankbeiten  gelegejitlich  zur  Anwendung  kommen.  Zu  fl 
merken  is|,  dass  bei  kleinen  Kindern  die  Expectorautii-u  in  der  .\bsieht,  Se<TPt  nfl 
Mendiranen  aus  den  Bronchien  zu  (•iilfenK'ii.  nicht  benutzt  werden  können,  d»  dielfl 
di<'  den  Erwachseneu  zuktuiuneudi'  Ex|»ecliu"i)ionskraft  fidilt.  Hier  sitjd  die  Kmrfffl 
.als  einziges  Hilfsmittel  zu  betrachten,  d;Ls  angehäufte  Secrel  aus  den  Kr«>nchiefl  fl 
entfernen.  „_  ■ 

Exsndate,  von  ex  und  .sudarc,   uussohwitzeii.     Urspriiiiglieli  wurde    das  Wort    in   «aiuc  xteiW 
licgensatz  zu  Trau.^sudat  geljraucbt,  indem  m.m  sirb  \erstctllc,  d.Lss  die  Exsud.ntc  boiiptd^^ 
lieh  ein  Product  der  Zellen  sciuu,  während  die  Traussudalc  durch  Diosmose  zu  St.-knde  koo»«^ 
sollten.     Die  neueren  Anschauungen  h.nbcn  diese  Gegensätze  etwas  verwischt,  seit  nun  •«■ 
dass  .'»ueh  bei  der  Entwiekclung  der  Exsudate    oine   nemlicbe  Trtinssudatiou  stattfindet,  tti 
dnss  e.s  ebenso  reino  Transsudate  nicht  gicht.  , 

Ex.sudate  gehen  stets  an  eine  Obcrnävbo.     Kiudet  eine  Exsudation  in   die  Gewebe  l>iBfl 


SxsikUIo 


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Exsn(Iat^] 


statt,  so  »pridit  mau  je  nach  di-r  Zusammensetiiung  von  einem  Uedi^ui,  eiurr  Phlegmone  oiJer 
einer  Hacmorrhagie.  Die  Orte,  an  denen  man  also  Exmdate  lindet,  sind  die  äussere  Körper- 
oberflache, der  Yerdauungstractus,  die  Athmungswege,  die  serösen  Höhlen  der  Pleura,  de» 
Perikards,  des  Peritoneums,  der  Grhirnventrikel  und  der  fjelenke,  die  Uterushöhle,  das  Nieren- 
becken u.  s.  w.  und  sie  haben  hier  wieder  ihre  besonderen  Namen  nach  Ort  und  BeschafTcnheit, 
wie  Hydro-.  Hacmato-,  Pyopcricardium.  Hydro-,  Hacmato-,  Pyothorai  (Empyem).  Ascites, 
Hjrdrarthos.  Hydro-  und  Pyocephalus.  Hydro-,  Pyo-  und  Haematometra  etc. 

Der  Zus.ammensetzung  nach  sind  die  Exiudate  sehr  verschieden  und  verändern  sich  auch 
mit  ibrcui  Alter.  Im  frischen  Zustande  ist  der  \resentlichste  Bestandtheil  Wasser,  dem  mehr 
oder  weniger  Eiwcisssubstanzen  beigemischt  sind.  Ausserdem  beiludet  sich  dann  eine  Reihe 
von  Extractivstoffen,  von  Schleim,  Salzen,  Fett  und  Pigment.  Von  morphologischen  Bestaudtfaeileii 
findet  man  weisse  und  rothe  Blutkörperchen,  Epithelien  der  betreffenden  Fläcbeu,  Gesrhvulst- 
xellen,  gelegentlich  Krystalle  von  Fett,  Fettsäure,  Choleste.'vrin,  Palmitinsäuren)  Kalk.  Pigment : 
HaematoTdin,  Bilirubin  und  Bilifuscin,  Charc-ot'sche  Krystalle,  Bakterien  und  Fibrin.  Die 
Zusammensetzung  bestimmt  die  makroskopische  Gestalt  der  Etsudate.  Es  giebt  fast  wasser- 
helle, in  denen  sich  nur  beim  Centrifugiren  einige  körperliche  Bcstandtheile  auffinden  lassen. 
Dabin  gehören  besonders  die  Exsudate  der  Gchirnventrikel.  Merkwürdiger  Weise  geht  in  diese, 
selbst  bei  starkem  Icterus  der  Gallenfarbstoff  nur  in  Spuren  über,  sodass  in  solchen  Fällen 
ein  schroffer  Gegensatz  /.wischen  den  Cerebralflüssigkciten  und  denjenigen  anderer  Körper- 
höblen  besteht.  Weiter  giebt  es  solche,  die  bellgelb  bis  dunkelgelb  und  grüngelb  gefärbt 
sind.  Diese  Beschaffenheit  hängt  vorzugsweise  ab  von  dem  Pigmcntgchalt.  Die  Perikard- 
und  Pleuraflüssigkeiten  sind  meist  helluringelb,  diejenigen  der  Bauchhöhle  sind  häufig  blass- 
gelb mit  einem  Stich  ins  Grünliche.  Erst  wcnu  eine  grössere  Menge  von  Zellen  sich  bei- 
mischt, untstehen  Trübungen.  Zunächst  haben  diese  Zellen  die  Neigung,  sich  aneinander 
zu  lagern  und  so  entstehen  Zellhaufen,  die  von  mikroskopischer  Kleinheit  immer  mehr  an- 
tracbsen  durch  Anlagerung  weiterer  Zellen  bis  zu  grösseren  Conglomeraten.  Handelt  es  sich 
um  Eitcrkörperchen,  so  wird  die  ganze  Flüssigkeit  schliesslich  zum  eiterigen  Exsudat.  Ebenso 
entstehen  durch  die  Beimischung  von  Blut  hacmorrbagische  Exsudate.  Die  Fibrinanhäufung 
bangt  ab  von  der  Menge  und  Art  des  Eiweisscs  und  dem  Gehalt  an  Zellen.  In  stärker  zol- 
ligen Exsudaten  finden  sich  st«ts  Gerinnungen,  auch  in  haemorrhagischen,  die  dann  entweder 
flockig  erscheinen  oder  in  grösseren  Auflagerungen  und  langen  Fäden  auftreten.  Es  giebt 
aber  auch  Exsudate,  die  von  vornherein  eine  besondere  Neigung  zur  Fibrinbildung  haben  und 
denen  die  sogenannten  fibrinösen  Entzündungen  ihren  Namen  verdanken.  Man  findet  sie  vor- 
zugsweise bei  der  fibrinösen  Pneumonie  in  den  Lungenalveolen  und  Bronchiolen,  bei  ver- 
schiedenen Formen  der  Lungenentzündung,  die  bis  an  die  Pleura  herangehen,  auf  dieser,  und 
beim  Croup  im  Pharynx,  Larynx,  Trachea  und  Bronchien.  Seltener  sind  solche  primären 
fibrinösen  Entzündungen  anderer  Organe,  z.  B.  des  Magens,  des  Darms  etc.  Der  Fettgehalt 
der  Exsudate  stammt  in  der  Kegel  von  den  heigemischten  Zellen,  die  iu  Fettmetamorphosc 
übergeheu,  nur  bei  dem  chylösen  Ascites,  der  mehr  den  Transsudaten  angehört,  stammt  das 
Ketl  aus  den  durch  Tumormasscn  oder  sonstige  Zufilligkeiten  verstopften  Chylusgefässen. 

Die  .\enderungcn,  die  die  Exsudate  erleiden,  treten  im  Wesentlichen  erst  ein,  wenn  die 
Ursache  gehoben  ist  und  nun  eine  regressive  Veränderung  in  ihnen  erfolgt.  Sie  bestehen 
zunächst  in  der  Eintrocknung,  indem  das  Wasser  resorbirt  wird.  Gleichzeitig  wandern 
Leukocyten  hinein,  verflüssigen  das  Fibrin  und  gehen  in  Fettmetamorpbose  über.  Dieser  Ver- 
änderung unterliegen  auch  diejenigen  Zellen,  die  sich  bereits  in  den  Exsudaten  befanden.  An 
den  äusseren  Oberflächen  ist  die  Eintrocknung  eine  vollständige,  und  es  entsteht  ein  Schorf. 
Im  Inneren  des  Körpers  bildet  sich  allmählich  ein  fettiger  Detritus,  der  nun  der  Resorption  zu- 
gänglich ist  und  ganz  verschwindeu  kann.  In  anderen  Fällen,  wenn  das  Exsudat  zu  gros» 
WJir,  oder  wenn  der  Resorption  Hindernisse  im  Wege  stehen,  kann  in  das  eingedickte  Exsudat 
Bindegewebe  hineinwuchom  und  es  findet  eine  Organisation  statt,  am  häufigsten  in  Lungen, 
Pleura,  Perikard  und  Peritoneum.  Es  entstehen  totale  Verwachsungen  oder  fibröse  Sträng«, 
die  je  nach  der  Lage  und  .\u.sdchnung  mit  oder  ohne  Symptome  bis  in  dos  höchste  Alter  er- 
tragen werden.  Auch  Kalksalzc  können  sich  ablagern  und  zu  einer  Petri6cation  führen,  am 
häufigsten  in  der  Pleurahöhle  und  im  Perikard. 

Die  Heilung  der  Exsudate  hängt  in  erster  Linie  von  der  L'rsache  derselben  ab.  Ist  diese 
beseitigt,  so  bestehen  die  Exsudate  noch  weiter  fort  und  ihre  Resorptionsmöglichkeit  ist  dann 
bedingt  durch  ihre  Grösse,  ihre  Zusammensetzung  und  die  Dauer  ihres  Bestehens.  Kleine 
Kisudate  werden  ohne  Schwierigkeit  und  ohne  äussere  Hilfe  resorbirt.  Grössere  brauchen 
dazu  längere  Zeit  und  mau  kann  dieselbe  wesentlich  abkürzen  durch  diuretische  Mittel  und 
Anregung  zu  Schwcissbildung.  Auch  .Todkali  unterstützt  zuweilen  die  Resorption.  An  geeig- 
neten Stellen  kann,  wenn  die  Entzünduiigserscheinungen  verschwunden  sind  und  keine  Gefahr 
besteht,  dass  dieselben  aufs  neue  «rzeugt  werden,  Massage  von  Nutzen  sein.  Haben  die  Ex- 
sudate längere  Zeit  bestanden,  so  bildet  sich  um  sie  eine  mehr  oder  weniger  dicke  fibröse 
Membran,  die  die  Resorption  sehr  erschwert.  Nicht  selten  müssen  Exsudate  operativ  entfernt 
Verden.  Dazu  liegen  vorzugsweise  zwei  Indicationen  vor.  Einmal  werden  durch  Exsudate  die 
inneren  Organe  comprimirt  und  es  entstehen  lebensgefährliche  Symptome.  Die  Lungen  können 
durch  Pleuraexsudate  atelektatiscb  werden,  die  Peritoneulflüssigkeit  wirkt  besonders  durch  das 


[Exsudate 


—     256 


IliDUufdriiiigcu  des  Zwerchfells  schädlk'b,  die  Pcrikiirdfliissigkeit  vcrhiii'lor' 

Horzens,    die  Ergüsse    in    die  <iehirnventriJtcl    wirken    direot    durch   C'otD[ 

(Janglien  u.  s.  w.    In  allen  solchen  Fällen  kann  eine  Function  mit  Entle- 

von  Nutzen  sein  und  sogar  dauernde  Hilfe  bringen.     Ist    dtis  Exsudat     v 

so  genügt  diL!  eirifache  Function,  ist  dasselbe  aber  eiterig  oder  eingedickt.  ^^^  .ujupu« 

Operationen  nütbweudlg  werden,  die  am  Gehirn  mit  Trepanation,  an    der  Pleura  miiTH* 

centhese,    an    der  Bauchhöhle    mit  Cociotomic  einhergehen.     Auch   Exsuda* --i-iW 

Schleimbcutel,    in    d.-u  Nierenbecken    und  die  Uterushöhle  unterliegen    zu-.'  ^'w 

und    der    ausgiebigen    operativen  Eröffnung.     Auch   in  allen  diesen   Källei.    .... 
abhängig  sein  von   der  Ursache,  der  Ausdehnung  und  der  Art  des  Exsudats. 

njkN.<nia 

Wt-im    iiucli,    allgfiiiHti  pathologiscli    gi'iionuiieii,   K.xsudate    im  UntprsrhHj 
Traiis.siidatcn,  die  diirfh  Stauung  «'utsffhcn,    all(^  durch  die  Ent/ilnduti^  irgend  < 
(trfians  fut.statidcix'u  .Xbsfuideruugsproductn  sind,  so  bezeichnet   man   doch  für  jr 
lieii  in  den  jiraktisilicn  Filcliprn   (i(?r  MtHÜcin    damit  specioll    K lüssig^keitüa 
liiiigen  in  i»rn<'foruiirt('ii  Käuincn,    die    auf  einer  sei  e.s  prini.'iren,    st-i    r« 
(■ntzüiHtiicbi'ii  Erkrankung  der  den  ircn.annten  Kaum  .lusk leidenden  serösen  Hb 
beruhen.    I>ie.>«>  .sind  dann  auch  haupf.'^.'lchlicb  tief^en.st.-ind  einer  chirurgischen "" 
.le  nach  dem  Or^an,   je    nach   der  Beschaffenheit  des  Kxsudat«is  ist  seine 
wesentlich    verschieden    und    auch  seine  specielle  Tlierapie.      Unter  allen  Un 
uui.'^s  da.-;  Kxsiulat    wieder  entfernt  werden  entweder  durch  die  natürliche 
tider  durch  operative  Maxs!<nahnien,    da    e.-;    nicht    nur    durch   seine   Auwescnlwill 
i'"unction  des  betroffenen  Organs  oft  eriiehlich  schadigt,  ja  den  Patienten  sebwrJ 
fährdet,    sondern    auch    bei    eitriger   lleschaffenheit    durch  Resorption    von 
Stoffen  den  Patienten    sehr    herunterbringen    kann.     Hin  serO.ses  Ploiiraexsudtf  i 
kann  durch  seine  enorme  Menge  so  hochgradige  t>yspnoe,  so  starke  Verdr 
Herzens,  namentlich  ein  linksseitiges,   so   st.arke  Beeinträchtigung    der  BInti 
iiervomifen,  (htss  wegen  acuter  Lebensgefahr   eine   sofortige  Entleerung  des 
unbedingt    indicirt    ist.      Sobald    ein    sen'ises    Pleuraexsudat  nach  aeut»>r  Pia 
längere  Zeit  besteht,    ohne  wesentlich  an  Umfang  abzunehmen,    ist    e.s  zweckn 
nicht  mehr  zu  warten,  s(uidern  es  zu  entleeren,  bü.ssen  doch   sonst    leicht  die  I 
ihre  .\usdeiiiuuigsf:ihigkeit  ein.     Ist  das  Pleuraexsudat   .'ilier  eitrig,  so  niaüss  es  i 
dingt    herausgebissen    werden,    weil    die  Lunge   verödet  und  die   Patienten  dtutkl 
Resorption    der    eitrigen  Substanzen    zu    sehr    herunterkommen.      Bei  den  Torfnfj 
wähnU'ii  rein  serösen  Krgüssen,  deren  Resorption  nur  verzr»gert  ist,   ist  eine  eia 
Putu'tion  mit  dem  Troicart  manchmal  ausreichend      Man  stO.sst  einen  dicken  Tr 
im  4. — fj.   Intercostalrauni  zwischen  Mamillar-  und  Axillarlinie  dicht  .-mi  obcrfü  I 
der  Rippe    ein    und  litsst  den  Thoraxinbalt   langsam  aus  der  C.anüle  auslaufen. 
I<unge  kann  sich  nun  wieder  ausdehnen  und  dadurch  werden  die   Hedin^in^rto  i 
günstiger,  dass  der  liest  des  serösen  Exsudates,  der  nicht  ausgelaufen   ist,    anii 
das  sich  etwa  neu  ansammelnde  Secrct  resoriiirt  werden.     Mit  dem  einmaligen  . 
fliessenUtssen  ist  es  aber  bei  eitrigen  Krgüs.sen  mei.st  nicht  getiian,  sondern  mU)  i 
dafür  Sorge  tragen,    dn.ss,    so  lange  etw;i   Kiter  res[).   Flüssigkeit  von   der  er 
l'leura  abgesondert  wird,  dtesellie  einen  Au.sweg  hat;  innu  muss  .also  diesclb«*n  da 
aus    wie  Ab.scesse    behandehi.      Nach    der  .\nsicht    iler  meisten  Chirurgen  gwt 
dies  wohl  am  besten  in  der  Weise,    da.s.s  man  ein  Stück  Rippe  resecirt,    um  8o 
OeflTnung  zu  h.aben,  die  nicht  so    leicht   zugeht,    die  dem  Offenhalten   keinen  ^* 
stand  entgegenstellt.     Man  macht  im  4. — G.  Fntercostalrauiu  in  der  Axillarlinie 
festen  Schnitt  auf  die  Ki[(pe  entsprechend  ihrer  l.,ängsrichtung  bis  aaf  den  Knoflf 
hebelt  das  Periost    nach    beiden  Seiten    und    hinten   aVi  und  nimmt   mit  der  Rip 
scheere  ein  2 — 3  cm   langes  Stück  der  Hippe  weg.     l>aini  macht  man,   um  die  lü 
costalarterie    nicht    zu  verletzen,  ents|irechend  dem  elieren  Rand  der  Rip|)«-  eine! 
cision  in  die  Pleura,    erweitert    diese    mit    der  Kornz.inge    und   entleert  il;i.<  YaM 
durch    ein    langes,    dickes  flrainrohr,      Das    hrainrohr    bleibt    daim     liegm. 
Lagerung    auf    der    kranken  Seite,    soda^JS  diu  Wunde    der    tiefste  I'nnkt    ist, 
mehrmals  am  T.ige    erfolgendes  Emporheben    der  I'eiue  sanmit  Hecken  und 
dieser  Seitenlage,  nachfolgendes  Aufsetzen  und  Wiederunistülpen    wird    die  etw>l 
gesonderte  Flü.ssigkeit  inuuer  wieder  entleert.    So  l.lsst  dann  allmrihlich  die  I 
nach  und  verschwindet  schlie.sslich  ganz.     Die  Lunge  dehnt    sieh   au.s  und  die 
heilt.    Ausspülungen,  namentlich  mit  Desiidicientieu,  sind  für  gewöhnlich  nicht  nü^ 
nur  wenn  der  Inhalt  jauchig,  stinkend  sein  sollte,  empfehlen  sich  Aussi>illung«oi 


I  [Exsiidat<> 


—       _'n  (        — 


ExsudntpJ 


S;iliryKv:Lssor  ndor  mit  l 'lil(trziiikliisiiii;r.  IHrsi-  li'tzlcri'  wirkt  itl't  aiisgüzficlmol,  iniloiii 
sofort  lind  anilaueriid  diM*  G<'st;iiik  vorscliwiiulet  und  die  Sorrotioii  eine  gufartij;!' 
wird.  Man  nimmt  dazu  chw  2prnc.  J^iösuiig.  (jolegcntlicli.  abt-r  n'cht  selten,  musn 
man  nocl»  ein  liinterL's  Orainajiciofh  in  dii-  l'leura  tuai-ln-n.  um  dei'  l'liissipkeit  i'ineii 
iidfh  liesscriMi  Alifluss  zu  o;elH«n.  Iiic  Punotion  mit  Hfltcrdrainagr,  dii-  l>losse  hieision 
des  Zwisclu/nripiienraumes  ohne  HiniK-nn-scrtion  mit  l'rainajrc,  wird  im  Allgemeinen 
von  den  Chirurgen  fiir  nicht  «:enügeiiil  si<dii'r  zw  liehandlung;  eitrif^er  Pleuraexsudate 
gehalten.  Hei  rein  serösen  l'>güs.sen,  die  man  entleeren  will,  weil  die  Resorption  zu 
lange  daurrt.  mögen  sie  geniigcn.  Ist  aher  zur  Zeit  der  IJperation  die  Lunge  sehen 
nicht  mehr  oder  nur  wenig  ausdeiinqngsfühig,  so  kann  sie  nicht  den  Thoraxrauni 
wieder  ausfüllen,  die  Rippen  geben  auch  nicht  nach,  und  es  bleibt  also  ein  naeji 
au-ssi'n  coraniunicirender  Hohlraum,  dessen  Wände  secerniren.  Darum  ist  es  noth- 
wendig,  durch  Kes<>ction  von  Rippen  den  ßnistraum  zu  verkleinern,  damit  Lungen- 
volunien  imd  Brustraum  mit  einander  corresporidiren. 

hie  Exsudate  in  dem  Perikardialsack  haben  grosse  Aehnlichkeit  mit  den 
Pleuraexsudaten  und  müssen  principiell  ebenso  behandelt  werden.  Auch  bei  diesen 
katm  man  gidegentlich  gezwungen  sein,  ein  seröses  Exsudat  zu  entleeren,  meist  aber 
giebt  der  eitrige  Krgu.ss  die  Indicalion  dazu.  IMe.sen  muss  man,  wenn  er  diagnosticirl 
wurde,  herauslassen.  Bei  den  serösen  macht  man  im  4.  oder  ö.  Ititercosfalrainn  in 
der  ParaSternallinie  orier  etwas  ii.ich  aussen  davon  die  Punction  mit  dem  Troicart, 
bei  ih'U  eitrigen  nimmt  man  dxs  Messer,  uin  in  derscli)eu  Gegend  auf  das  Perikard 
vurzudringen  und  eine  breitere  deffnung  anzulegen.  In  einer  Heihe  von  Füllen  sind 
dadurch  Heilungen  erzielt  worden. 

Exsudate  im  Bauch  räum  bieten  der  Beurtheilung  und  damit  der  Wahl  «icr 
Thera|>ii'  viel  mehr  Schwierigkeiten  als  die  vorgenannten.  Acute  seröse  Ex.sudate 
bilden  nie  ein  Object  für  operatives  Eingreifen.  In  Folge  der  grossen  Resorbirf:\hig- 
keit  d<:s  Bauchfells  werden  diese  immer  wieder  aufgesogen,  .\nders  ist  es  aber  mit 
den  eitrigen  Ergü.ssen.  Diese  sind  in  den  meisten  Füllen  nicht  die  Folge  einer  für 
sich  bestehenden  Erkrankung  des  Peritoneutn.  sondern  ilie  Folgi'  riiier  Peritonitis,  dii' 
veranlasst  i.st  durch  die  Verletzung  oder  Erkrankung  eines  Abdomiiialorgans.  Wandern 
die  Mikroorganismen  aus  einem  verletzten  Magen  oder  Darsn  in  die  Kaiichböiile  ein, 
so  giebt  es  eine  acute  Peritonitis  gewöhnlich  von  eitrigem  t'li.irakter,  dii'  localisirt 
bleiben,  aber  a\ich  diffus  sieh  verbreiten  k.inn.  Hier  heis.st  es,  nicht  nur  drts  Exsudat 
womöglich  zu  beschränken,  zur  Abkapselimg  zu  bringen,  sondern  auch  dii-  V"'lle  zu 
verstopfen.  Die  abwartende  Behandlung  winl  Eisblasen  auf  den  Leib,  absolut  ruhige 
Lage,  peinlichste  Diaet  verordnen  uml  gehörig  Opium  daireichen,  um  die  Därme  zum 
Stillstand  zu  bringen,  dadurch  Gelegenheit  zu  Vfrkb'bungen,  zu  Vei-stopfung  des 
Ijoches  in  dem  umliegenden  Darme,  Gelegenheit  zur  Abka](sidung  des  Exsudates  zu 
geben.  Die  eingreifende  Therapie  aber,  und  diese  gewinnt  jetzt  immer  mehr  .-in 
Hoden,  wird  bei  gestidlti-r  Diagno.se  operativ  die  [»rimäri'  ijuejli'  aafsucheti  und  zu 
schlie.s.sen  suchen  und  zugleich  durch  .\u.s.spülimgini  resp.  Austupfen  ifer  .Mtilominal- 
höhle  das  Exsudat  fortschaffen,  \'on  der  abwartenib'n  Therapie  nuicht  man  iiiehr 
Gebrauch,  wenn  die  Peritonitis  in  Folge  tier  Erkrankung  eines  Alidomiiiabu-gan.s 
zn  Sfcmde  kam,  weil  hier  die  .\ussiclit<_'n  auf  ein  Reschränktbleibe.n  des  Proces.ses 
)frös.ser  sind.  Ist  c>s  zu  einer  Aiikapselung  gekommen,  so  wird  der  Abscess  je  n.aeh 
Hcijnem  «Sitz  von  irgend  einer  Stelle  aus  eröffnet,  drainirt  uml  peinlichst  nachbehandelt. 
IHcs  gilt  n.itnrlich  für  jedes  Exsudat  der  Bauchhöhli',  lias  nicht  n'sorbirt  wird,  sei 
«!B  nun  durch  eine  Erkrankung  des  Magens,  des  Darms  oder  der  weiblichen  Sexual- 
organe u.  a.  m.  veranl;t>ist.  Hein  serö.se  oder  serofibrinöse  Ergüsse  findet  man  bei 
tu  l>erculöser  Erkrankung  des  Peritoneum  vor.  Diese  ganz  allmählich  entstandenen 
Ergüsse  verschwinden  für  gewöhnlieh  nicht  von  seU)st.  Die  einzige  wirklich  empfehlens 
werthe  Therapie  ist  die  operative  Heliandlung.  Mau  eröffnet  durch  einen  Schnitt  das 
Abdomen,  entleert  gründlichst  die  •■'lüssigkeit.  spült  eventuell  mit  lauem  Saüeylwasser 
das  .\bdomeu  aus,  bestreut  die  erkrankten  Partien  mit  .lodoform  und  schliessf  die 
Wunde  wieder.  Merkwürdiger  Weise  kommt  es  in  gar  nicht  so  wenig  Fällen  nie 
wieder  zu  einer  Ansauimlung  von  Flüssigkeit.  Die  Patienten  erholen  sich  <lanach 
ausserordentlich  und  werden  nicht  selten  wieder  vollständig  leistungsfähig.  Wie 
diese  Heilung  zu  Staiule  konnnt,  weiss  man  nicht.  Punction  und  Entleerung  der 
Flüs.sigkeit  haben  nicht  denselben  Effect. 

Als  eine   besondere  Form    von   Peritonealexsudat    kann    man    die    llydrocele   der 

O.  l<lrbr«i«h.  CnrjrkloiitrilK    II.  Bin>I.  i -; 


[Exsiidalc 


—     258 


F.it 


Tuiiir^i  vaginalis  tpstis  pvnpri.'t  und  des  SjiniPiistraiigi's  :uirf.issfii.  ila  sie  ihn»  SH 
ja  in  (Ictn  Prncfssiis  vaginalis  peritonci  hat.  Hei  KimliTii  Hnclct  sie  sifh  hirffl 
als  Hydroct'le  rongmita  in  ('(unniiitiii'ation  mit  doni  Bauchrauiii.  Bei  Rmiebtsfl 
iwt  sit!  nicisl  du-  Fc(lg<'  von  (iniiorrln»'  ndcr  von  Tranincn.  Durch  «Jif  S<*li«e:r  jfl 
Sackf's,  liurcti  dir  Zuiialiinc  an  (irftssc  wird  sie  störend  und  macht  R«srhwti4ifl 
Man  ninss  sie  daher  lieseitigon  und  zwar  so  lieseitigcn,  dass  sie  nicht  wiedTkui^l 
Hie  angeliorene  Hyilrocele  verschwindet  vielfach  von  seihst,  fast  .lusiiahrn^li«  li^B 
wenn  man  die  Fliissif^keit  mit  eini'ni  feiinui  aseptischen  Troicirt  entloerl.  Manb^l 
dann  noch  ein  relottenlirnchliand  anlegen,  welches  die  W:1n(lo  fft-gpii  einander drürifl 
F,s  kommt  dann  meist  zu  einer  Verklelniug  der  Wandung  und  Ahschhiss  g;(S||^H 
Hau('hln'ihle  hin.  Wegen  der  C'onininnicatinn  mit  dem  Abdomen  eitipfolilen  <9^^^| 
keine  Einspritzungen  reizcmler  Klü.ssigkeiten.  Hlosse  F'unutiou  utul  Kntl(.*end^^| 
Flüssigkeit  als  Kadicalkur  hei  iCrwachsenoii  genügt  nicht.  M:in  tnuss  natt  'ij 
fh-ranslassen  der  Flüssigkeit  eine  Verödung  des  Sackes  horvorriif«"n,  ind«^^^| 
durch  Erzeugung  einer  acuten  Kutzinulnng  die  Wände  zur  Verklehung  l>ring^^^| 
kann  durcti  (njeetion  reizender  Fliissigkeiti'u,  wie  z.  B.  von  friscli  bercit<!ti^H 
tiuctur.  geschehen.  Man  nimmt  davon  T)  — 12  g.  Wenn  aber  ilio  Hvdrneeli'i^l 
gross  ist  oder  die  Saekwami  innen  sehr  verilickt  und  verändert  ist,  d;uin  führt &^B 
Verfahren  gewrdiidich  nicht  ziun  Ziel.  Fiiir'tiso  wenig  ist  es  auzuwenden,  TT«>ttn  i^| 
niiht  ganz  sicher  ist,  oli  wirklich  eine  einfache  llydrocele  vorliaiuien  und  nirbt  «IW 
ein  Ttimiir  dahinter  ist.  Hann  nuiss  man  die  Tunica  vaginalis  au.sgeclehnt  spallA 
um  sie  und  den  H<)d<'ii  genau  inspicireii  zu  können.  Findet  man  nichts  VenUettiaW 
so  verniiht  man  die  Wundränder  der  Tunica  nu't  denen  der  äusseren  Haut,  tupft  4fl 
Sack  al)  und  legt  r'twas  .lodofurmgazi^  ein.  Auf  diese  Weise  verödt't  «ler  S,vli  ^<fl 
stiindig.  Hecidive  sind  selten.  Fhenso  liehaiidelt  man  die  I-Tydroeide  de.s  l,ig.  rolumhiH 
Beiile  kann  man  auch  exstir])iren,  wie  dies  von  v.  Bergmann  nngegel>on  wonifl 
ist.  Viel  seltener  als  dii'se  seröse  Form  der  Hydi'ocele  findet  man  eitrig«»  E^udfl 
in  tier  Tunica  vaginalis  testis  pni|»ria.  Fs  seheint  hau|its:iclili<'h  als  Folp'  t^ 
l,'uetsclHingen  aufzutreten,  h'iir  diese  ist  natürlich  die  l'unctini)  ctx-..  durchatis  mH 
eignet  .als  Heilmethode,  hier  ist  die  Spaltung  des  Sackes  in  der  vorher  erwihJB 
Weise  am   l'latze.  jH 

Die  Exsudate  in  den  üfdenken  mnl  Sehnenscheiden  werden  unter  den  StidiwMfl 
(ielenkleiden,  Hydr.arthros,  Temlovaginitis,  Hygroma  ahgehandelt  werden;  iti»  fl 
Schleimbcutel  sind  zum  Theil  schon   uiit<M"  dem  Stichwnrt  Uursitis  besprorhon.      ■ 

Extncta.     Unter  Exlracten  versteht  die  Malcria  mcilii'a  abwcicIiMid  vom  gew''  ^P'^fl 

gebrauch  (extrahere  =  ausziehen)  eine  durcli  Fiiidicken  von  .\u.szii({eii   v<-;  '^''4 

anim.iliscliiT  Drogen  oder  auch  von  Fresssäflen  frischer  Kräuter  gewonnen«   .\rzn'Ml"nn.  ifl 
rund    bcispiL'lswcisc  Kepraosciitantcn    einfacher  .Vuszüge  Dccortu*  und  Tincturen  '   sind.   H 
Extracte    werden    in  Bcriick.sichlignng    der  Zii^nmmcnsetzinig    und    besonders    des    »iili  la^ 
Prineips  der  bezüglichen  Drogen    durch    Krschüpfcn    der    letzteren    durch   W.nsser,    Weinf»»^ 
Aelher,    durch  ein  (iemi.sch  von  Wasser  luvd  Weingeist,    oder  Weingei.st  und  Acthcr,  u\iaf 
durch  Wasser  oder  Weingeist  unter  Zu.satz  von  Säuren  oder  Alk.ilien  gewonnen  und  demg«»*' 
iiLs  wässrige,    spiriUiöse,   aetlicrische  etc.  bezeichnet.     Die  verschiedenen   Eilrneti'' •■••■'  '- 
dingen  einige  Modilicationen  der  Herstelluiigsweise.     Die  wässrigen  Extracte  werd. 
Schrift  der  Ph.  G.  JH  gewonnen,    indem  man  die  zerkleinert«  Droge  zweimal    nii 
faclien  Menge  k.ilten,  in  seltHoiTcn  Füllen  heiss  infnndirten  W.i.ssors  oitr.ahirt.  di 
Flüssigkeit  auf  ein  Drilfel  ihres  Volumens  einengt,  einige  Tage  absetzen   lässl.    i 
Wasserbade  zur  vorgesehriebcncn  CVinsi.'>teiiz  cindnmplt  bezw.  .•ichliesslich   im  TrO' 
Iriicknct,  bis  eine  «erreihliehe  Masse  resulttrt.     Die  Spirituosen  und  aetherischen    ' 
den  (iltrirt.  der  grösste  Theil  des  I.usinigsniiftvls  abdestillirl  nnrl  rler  Rest  im  Da. 
dunstet.     H.^utig  scheiden  sich,  nachdem  d.is  Kxtrael  nahezu  auf  die  vorgesehriebt-i, 
gebracht  ist,  harzige  Massen  ab.  die  aber  nicht  entfernt  werden  dürfen,  sondern  durch  .'i-. 
kleiner  Mengen  Alkohol    in    biisung    zu    bringen    sind.     D.as    fertige    Extract    rouss    (iiir.:'>-^ 
homogen  sein.     .S)!len  friselie  Pflanzensiifte  in  Exiracte  iibergr'führt  werden,  .so  vrerdi-n  /»cid-'. 
durdi  Erwärmen  auf  HO".  Kinengen  und  Versetzen  mit  .Mkuliol  die  Eiweiss-  unrl  Sehlrim>i('(f- 
welche    die  Haltbarkeit    der  Rxlr.icte  beeinträchtigen,    denen    eine  Arzneiwirkung   aber   nifi!' 
zukommt.  ausgeHillt.    Eigenthiinilieh  ist  die  Bcrcitungsweise  des  Extr.ictuni  Kerri  pnm.ittin  ^ 
der  der  nbgepressle  .Vpfelsnfl  zunächst  mit  Eisenpulver  digerirt  wild,  sowie   der  ,Fl' 
hl  Betreff  der  (.'onsislenz  der  gewühnliehen  Extraete  unterscheidet  die  Ph.   fi. 

1.  dünne  Extracte  —  Extrarta  tenuia,  Mellagines  — ,  welche  dem  frischen  Reuig 

2.  dicke  Extracte  —  Extraeta  spissa  — ,  welche  erkaltet  sich  nicht  ausgiessen  " 

3.  trockene  Extracte  —  Extraeta  sicca  — ,  welche  sich  zerreiben  lassen. 


[Extrai-ta 


—     25«     — 


Extraeta  1 


Aijilcre  IMiarmnkopiMn  füliieii  iincli  Lalbdickr  Kxtrnrie.  sowie  s'ik-hi'  von  l'illenconsi.sten/. 
auf.  Es  muss  jedoch  lienorgi-hoben  wfrdi'n,  dass  die  V'orschn'ften  dor  verschiedenen  Pharma- 
kopoen vielfach  von  einander  abweichen,  nicht  nur  sind  Consistenz  und  Extractionsmittcl 
häufig  verschieden,  zuweilen  gehl  auch  die  eine  Pliarmnkopoe  von  der  frischen,  die  andere  von 
der  getrockneten  Droge  aus,  oder  es  gelangen  gar  verschiedene  von  derselben  Pflanze  stam- 
mende Drogen  zur  Verarbeitung,  (icsonderl  zu  erwähnen  sind  ferner  die  trockenen  narkoti- 
schen Extraefe,  welche  aus  den  dicken  Extracten  bereitet  werden,  indem  man  die.se  mit  einem 
indilTerenten  Pulver  versetzt  und  zur  Trockene  bringt.  Ph.  G.  III  lilsst  4  Th.  Extraet  und 
3  Th.  feingepulvertes  Süssholz  mengen,  austrocknen,  zerreiben  und  soviel  Süs-sholzpulver 
zusetzen,  dass  8  Th.  trockenes  Extract  erhalten  werden.  Ein  solches  Praeparat  wird  also 
halb  so  stark  wirken,  als  das  entsprechende  dicke  Extract,  falls  durch  das  längere  Austrocknen 
der  Wirkungswerth  an  sich  nicht  beeinflusst  wird  —  eine  jeiloch  nicht  immer  zutrcfTcndc 
Annahme.  Ph.  (i.  I  benutzte  statt  des  Süssholzpulvers  Dextrin,  erhielt  so  aber  ein  sehr 
hygroskopisches  Praeparat;  Ph.  Austr.  verwendet  Saccharum  Lactis.  Eine  diesen  trockenen 
narkotischen  Extracten  nahestehende  .Vrzneiform  sind  die  Abstracta*  der  U.  .St,  Ph. 

Die  Extracte  stellen  die  Drogen  in  concentrirtcr  und  löslicher  Form  dar;  sie  enthalten, 
wenn  saebgemäss  hergestellt,  fast  die  (ie.s.ammtmengo  der  arzneilich  wirk.samen  Substanz,  jedoch 
auch  reichliche  Mengen  indifferenter  Körper,  wie  Gummi,  Zucker,  Harte  etc.  Es  ist  .iber  i\i 
bcvhteu,  dass  durch  die  für  die  Herstellung  erforderlichen  Operationen  tiefgehende  Verän- 
derungen hervorgerufen  werden  können,  zumal  während  des  Eindampfens.  während  dessen  ja 
immer  die  Extractbrühcn  längere  Zeit  hindurch  bei  erhöhter  Temperatur  der  oxydirendcn  Ein- 
wirkung der  Luft  ausgesetzt  werden:  diese  Veränderungen  documentiren  sieh  häufig  schon 
durch  die  rcl.itiv  dunkle  Farbe  des  fertigen  Extractcs  und  durch  die  unvollkommene  Löslich- 
keit in  dem  Extractionsmittel.  Um  die  Zersetzung  nach  Möglichkeit  zu  beschränken,  ist  es 
erforderlich,  von  vornherein  das  Extractionsmittel  in  thunlichst  geringer  9u:"itilät  anzuwenden. 
Sie  geht  um  so  weiter,  eine  je  höhere  Temperatur  angewendet  wird,  deshalb  verbietet  auch 
Ph.  0-  III,  über  eine  solche  von  100"  bei  wässrigen  und  weingeistigen,  von  bO"  bei  aetherischen 
Extracten  hinauszugehen.  Vielfach  engt  man  jetzt  die  Flüssigkeiten  in  Vacuumapparaten  ein, 
io  denen  man  nicht  nur  bei  niederer  Tempentur  arbeitet,  sondern  auch  die  schädliche  Wir- 
kung der  Luft  ausgeschlossen  ist.  Andererseils  h,it  man  durch  Einführung  der  ,Extrncta  fluida* 
den  Uehelstand  zu  vermeiden  gesucht. 

Die  Extracte  werden  hauptsächlich  in  Pillcnform.  die  dünnen  in  Gelatinekapseln  verab- 
reicht, seltener  in  Mixturen,  Pulvern.  Pastillen  etc.:  die  narkotischen  Extracte  finden  auch 
häuliger  äusserliche  .\nwendung  als  Zusatz  zu  Salben  und  Pflastern,  Bougien  u,  s.  w. 

Kxtracta  fluida.  Fluidcxlraete,  welche  vom  deutschen  Arzneibuch  in  seiner  letzten 
Ausgabe  aus  der  U.  St.  Ph.  übcniommen  wurden.  Ihre  Bereitungsweise  ist  n.ieh  Vorschrift 
der  Ph.  (i.  III  bezw.  deren  Nachtrage  folgende:  Die  gepulverte  Droge  wird  mit  soviel  des 
Meiistruums  (eines  Gemisches  von  Alkohol  mit  W.isser  in  verschiedenem  Verhältnis.s)  cvent. 
mit  Zusatz  von  (ilycerin  Übergossen,  dass  sie  gut  durchfeuchtet  ist,  nach  einigen  Stunden, 
■während  welcher  Zeit  .sie  aufquillt,  in  den  Pcrcolator.  ein  hohes  cylindrisches  oder  schwach 
konisches  Gcfäss,  das  oben  offen  und  unten  mit  Ausflussrohr  versehen  ist,  derart  eingep.ickl. 
iLiss  grössere  Lücken  sich  nicht  bilden,  mit  soviel  Mcnstruum  übergössen,  dass  es  unten 
auszuiiiessen  beginnt,  während  die  Oberfläche  vollständig  von  der  Flüssigkeit  bedeckt  ist, 
und  zunächst  48  Stunden  m.iccrirt.  während  man  das  ,\bflussrohr  geschlossen  und  den  Pcr- 
colator gilt  bedeckt  hält.  Sodann  lässt  man  das  mit  Extractivstoffen  beladene  Mcnstruum 
langsam  abflicssen,  denrt,  dass  in  der  Minute  1.5 — 20  Tropfen  fallen,  indem  man  zugleich 
durch  N.ichfüUen  dafür  sorgt,  dass  die  Droge  stets  von  Flüssigkeit  bedeckt  bleibt,  bis  die 
Droge  erschöpft  ist.  Die  ersten  85  (iewiehtstheile  pro  100  Th.  Droge  taugt  man  gesondert 
auf.  den  Rest,  S — 500  Th.  oder  mehr,  engt  man  zu  einem  dünnen  Extr.ict  ein,  löst  dieses  in  dem 
zuerst  erhaltenen  Pereolat  und  ergänzt  mit  dem  Menstniuni  auf  100  Gewichtstheile  für  je  100  g 
Droge,  sodass  also  1  g  des  fertigen  Fluidextracts  1  g  Droge  entspricht.  Die  Vorschrift  der 
U.  St.  Ph.  weicht  im  Princip  insofern  von  der  der  Ph.  G.  ab,  als  bei  jener  I  ecm  statt  I  g 
der  Fluidextracfe  aus  1  g  Droge  bereitet  wird.  Enthält  das  Extractionsmittel  Olycerin,  so 
wird  die  vorgoschriebciif  Menge  desselben  dem  ersten  Thcil  des  Menstruum.s,  welches  für  die 
Maccration  verwandt  wird,  zugegeben,  während  zu  der  folgenden  Percolation  lediglich  Wasser 
und  Weingeist  gebrnucht  werden.  Ebenso  muss  natürlich  bei  Zusatz  anderer  nicht  flüchtiger 
oder  di/Tercntcr  Mittel  die  Bcrcitiingsweisc  entsprechend  modilicirt  werden. 

Die  Extraeta  fluida  stellen  eine  Art  conecntrirter  Tinctiir  dar,  sie  unterscheiden  sich  von 
dieser  .aber  nicht  nur  in  ihrer  r|u.intitativen.  •  sondern  auch  in  der  qualitativen  Zusammen- 
.Setzung,  da  ein  .Tndercs  Extractionsmittel  auch  andere  Stoffe  aus  der  Droge  entnehmen  wird. 
Den  gewöhnlichen  Extracten  gegenüber  bieten  die  Ftuidextracto  den  Vorzug  einer  grösseren 
Sicherheit  in  der  Wirkung,  eine  Folge  davon,  d.iss  nur  ein  Bruchtheil  des  Extracts  der  .schä- 
digenden Wirk-ung  des  Eindampfens  ausgesetzt  wurde.  Die  Fluidextrnctc  werden  meist  pur 
oder  in  Mixtur  be«w.  Tropfenmixtur  verabreicht. 

lUASL 


17' 


[Knlia 


—     260     — 


Flritii' 


F. 


^b 


f    IU>ci«jc1iiiiiUK    "li    vi''l<^>l<*'  Sjinicii  :=  Holm«*.     H<i    ttiiitl  Kiilmr    allmn    ilio  .Smiih'ii    vuit    Plj«^rvlQa    ••IfiN 
ihnf  ruUbar  •tii*  Snnifi)  tun  l'hysui^t  i  kuih*.  Fuhae  fi^bririignc  die  Saiik^o  Ti>n  Stry«ljnoA'  IgnAtl». 


Fabiuia  ImkricatA,  l'ichi.  wird  ein  in  ChÜK  und  dem  südwcsllichen  Brasilien  heiaiolal 
•Strauch  aus  der  Familie  der  Solanccn  benannt,  der  scbon  von  Allers  her  gegen  Knukbri«! 
der  Harnwerkzeuge  als  Volkslir.ilinittel.  sowie  von  vielen,  besonders  aiiierikanisrhcD  A'nia| 
erprobt  ist.  yrälirend  pliarinakologisclic  rntcrsuebungen  nur  in  geringem  Umfatigv  bt^fc 
sind.  M.  Kriedlttciider  führte  1893  die  Droge  als  Extractura  Pichi-Pichi  V.uli;:} 
hier  ein.  Sic  enthüH  ein  .AlkaloVd.  Fabianin  (Lyons),  ferner  ein  <Jlyko.sid,  T 
eine  Harasäure  (Holländer).  Das  E.\traet  ist  eine  braune,  angenehm  rierlieiide. 
und  intensiv  bitter  sehmeckende  Flüssigkeil:  bei  Wosserzusat?,  fällt  die  Hai-zsSuf' 
die  Flüssigkeit  sich  trübt.  Das  Mitlei  Trird  als  Ersatz  des  CopaivabaUam.  <!•  - 
namentlich  gegen  diejenigen  Erkrankungen  augewandt,  welche  mit  stärkerer  1 
cinbcrgehen,  also  acute  Gonorrhoe  und  Cystitis.  Bei  (ionorrhoo  wird  der  .^uslli.' 
ringer  und  dünnflüssig,  die  Schmerzen  verschwinden,  Schwellungen  des  Hodens  an"!  .WI^j-J 
hodens  gehen  schuell  zurück;  hei  Cystitis  wird  der  Urin  kl.ir,  reogirt  sauer,  der  FIa 
und  die  Kreuzschraerzen  hören  auf.  Nebenwirlfunpeii  wurden  niemals  beobachtet,  im  C« 
theil  wurde  der  Appetit  stets  angeregt,  da  das  Exiract  als  .Aniarum  wirkt.  Do.sis  I  Tbetöft 
3  mal  täglich  mit  oder  ohne  Zucker.  -__. 

FactainKen,  Dorf  unweit  der  Stadt  Diez  im  Reg.-Bcz.  Wiesbaden.     Das  dicht   am  VIci 
rnt'.priugcude  Mineralwasser  Lst  citi  stark  kohlensHurchaltigcs  Natronwasser.   \»clch'>«  uB 
deutscheu  alkalischen  Quellen  den  grös.'.ten  Natrongohalt  (8,7G  Natriunaliicarbon.il' 
rein  alkalischen  Quellen  den  griisstcn  tiehalt   an  Erd.'^alzen  (0,C2  Calcium-.    0.4-'' 
hicarbonat).    ferner   0,0024  Eisen-,    0,0087  Manganbicarbonat,    0,fifi    Natriiimchlorid    iuf«i. 
Es    wird    nur    versandt    und    lindet    vornehmlicli    bei   Erkrankungen    der   liarnorxnuc,   iJi 
Diabetes,  Magen-  und  Darnikrankhciten  Anwenduoe.  __^ 

Facialis.     Kr.imjif    iIps    Facialis,    (if^sicli tsinu.'ik«'! kr.iiiip f ,    Proi^dpospasni^ 
Tic    conviilsif.     Häiili^    ist    die  F,nt.stt'hung    ilcs    Hicjtlwrospasmus  sowohl  «i«'  1 
au.sf;('brt'iteti'n  iniiiiisrtii'ii  ticsicl)tskr.un|)lV.<;  reflertoriscii:    Affectioiien   lirrr  .\uj:>i..  ■' - 
Na-so  und   ihriT  Nclicnlirplitcii,    ilfr  Miunl-  und  l\;ichenlH'ihle  (ZahncariesI  (,    -iber  im 
selbst  i-ntft'rntfTfr  (Irgntic,  wir  Wurnirciz  lu-i  Kindi'rn,  liegen  zu  tirundf»  und  nni*-. 
zur  ll(>ilung  des  (icsichtskranipfps  zuvOniiTst  l)esciti(it  worden.     Nicht  minil^r  i'*!-; 
liistphci)  aiiiicniisclip  und  chlorn-aiiafiiiischc  Ziistäiuie,    die    in    peeignet^.T  Wi-i- 
k:ini|ift  werden  müsseti.     lii   [uidereii   l'Yillfn    ist    der  (le.sichtskr.inipr    SymptüUi    •' 
'rheiiersclieitjuii^'  cereliraler  flenlerkriinkunfreii,   auch  diffu.ser  Neurcsen,  wie  \]^>'.-- 
In  den  aeti(d(ifjis(di  uiiklnren  und  auch  (ilt  ixenuj;  in   Fallen   mit    nachwoi.sliarer   mk' 
rMindesteii>  n.ilirsrheinlicher  .\eti«do;rii'  ist  eine  synmtcnnati.sche   Roliantllunt;   gi-hiifn. 
In  leiiditoren   l'iUlen    reicht    man    mit    iiicdii-anientösen   Mitteln.    .\ntisp:u«iiici(liru   tinJ 
Nervi?i:t,   iiameiitlicli   Arsenik,    aiiidi    in   Fnrni   der  arsenei.senhaltipeii    Miner:il\vfi-v.-r 
lA'\irii,    fioiiee'ine,    (iiilienpudle.    nicht   .selten   ans;    in  schwereren    l'illlfn    ' 
sacii;j:eiii:is.se  örtliche  ;:ahaiiisclie  Beh;iiidlun';  das  meiste.    D.ineben  iiötliifjir 
eutane  liijectioiieTi   \<in  M<ir|iliiun).  \  on  .\tr(i))in  oder  mit  \  orsicht  von  Hyoscin 
die  Siip^estitiiisbehandlun;:  kann  Hrl'olpe  erzielen.    In  den  scinvcrsten,   veraltel- 
keiner  anderi-n  Therapie  zni:än}:li(dii'n   Fällen  bleibt  nocb  die  Nervondehnunj;  als 
allerdintrs  niciit    ganz   nnliodenkliches.    in    der  Kegel  von  vorübergehender,    »u»«" 
auch  danenider  Lähmutif;  beE;leitetes  Heilmittel   übrig. 

I^ähmtinp;     flcs    Facialis,    mimiseiie  (lesiclitslähni  nii}?,    Prosopoplcj 
In   uinnelien   Fällen    macht    d;i.s  (inmdleidrn,    tttitis.    traumatische  Vprlftzunj^-n 
l'acialis  auf  seinem  extrakranifllen  Verlaufe,  intrakraiiielle  basale  Krkr.inkuiifren  du 
I.u<'s,    Itlutnn^  u.  s.  w,  eine   speciidle  Hehamlluiii;    erfiinbTlich.     In    anderen    Fi 
liandidt    es    si(di    um  eine  cerebrale  Henlerkninkuiijr   in  den  corticalen   CVntren 
in  den   davon  aiis;;tdii'nden   I,eitiiitgsbah)H*n.    im  IVduncnlns,    l'ons,     in     (Jon   Facia 
kernen  fler  (llp|(m;;ata,  in  Wurzeln  und  bitsaleiu  Stamme  des  l'aciali,*;.      l>ie.se  für  | 
differenti(dle  IMa^nesi'    oft  ^(diwierigen  l'iille   sind   rler  Tliera])ie    zumeist    wenig 
^rSnj^licli:    ihre  HeharHÜmig  ist    die  der  cerebralen  llerderkrankungen  flberliaupt. 
bleibt  noch  die  {rros.se  ZahJ  der  rein   periplievischi^n,    meist  einseitigen,    sogena' 


[Fadalis  —    261     -  FacccsJ 

„rliüuiiiatiscbfii"  (.iusiclitslähniunguii,  die  uiif  uhw  leicIiU-r«;  poriustalu  Sclnvelluii);  oder 
auf  ein«  Neuritis  iiiiit^rhalb  des  Fallopi.sehoii  Canals  oder  an  dr-r  Austrittstclle  zu- 
rückgeführt werden  müssen,  und  für  die  die  eleivtrisehe  Untersuchung  prognostische 
Anhaltspunkte  liefert.  Diese  pflegen  ein  besonders  häutiges  Object  elektrisciier  Be 
Handlung  zu  bilden,  die  in  den  leichteren  Fällen  den  Verlauf  abzukürzen,  die  Heilung 
zu  beschleunigen,  in  schweren  Fällen  die  Heilung  oft  nach  Monaten  und  Jalireu  noch 
zu  ermöglichen  scheint.  Ks  miiss  jedoch  sehr  vorsichtig  verfahren  werden;  nament- 
lich sind  starke  faradische  und  galvanische  tStröme,  allzuhäuhge  und  allzulange 
Sitzungen  durchaus  vom  l'ebel.     (lenaue  Individualisirung  ist  erforderlich. 

EI'LENBUKG. 

nMCes.  Sie  stellen  ciu  Gemenge  dar  von  unverdauten  Nahrungsrückständen,  von  Bakterien, 
von  Elementen,  welche  von  der  Darmwand  geliefert  werden,  sowie  von  Besten  der  Verdauung.s- 
secrete.  Ihre  Masse  ist  abhängig  von  der  Art  und  Menge  der  Nahrung  und  beträgt  bei  mitt- 
lerer Zufuhr  einer  gemischten  Kost  ca.  120— 1.50  g  pro  die:  die  Farbe  ist  für  gewöhnlich 
dunkelbraun  in  Folge  ihres  Gehaltes  an  Urobilin,  nur  das  Mcconium  ist  ^'rüuschwarz  und  dt;r 
Milchkoth  der  Säuglinge  hellgelb.  Pathologische  Färbungen  können  entstehen  durelt  Beimengung 
von  Blut  zu  den  Facces  oder  durch  Wegfall  der  Galle:  .acholische  Stühle^,  ferner  dadturch, 
dass  auf  dem  Wege  per  os  Substanzen  in  den  Darm  gelangen,  welche  den  Facces  eine  ab- 
norme Färbung  verleihen.  So  tritt  Gelbfärbung  des  Stuhles  ein  nach  Einführung  von  Scnna, 
luteum,  Santonin  und  Gummigutt:  Schwarzfärbung  nach  Gebrauch  von  Eisen-,  Mangan-  und 
Wismutvcrbiudungen;  eine  grüne  Farbe  wird  durch  Knlomel  bedingt.  Eine  Grünfärbung  der 
Faeces  kann  auch  vorkommen  bei  au.sgebreitcten  acuten  Katarrhen  des  Dünn-  und  Dickdarms, 
besonders  bei  kleinen  Kindern.  Bei  letzteren  hat  auch  Lesage  einen  Bacillus  nachgewiesen, 
-welcher  eine  grüne  Färbung  der  Stühle  erzeugt  und  unter  geeigneten  Umständen  ein  Krank- 
heitsbild, ähnlieh  demjenigen  der  Cholera  infantum  hervorzurufen  vermag.  Einzelne  Nahrungs- 
mittel können  die  Farbe  des  Kothes  verändern,  so  beobachtet  man  bei  reichlicher  Milchzufubr 
auch  beim  Erwachsenen  eine  hellgelbe  Farbe  des  Kothes  und  nach  Genuss  von  Heidelbeeren 
zuweilen  eine  Schwarzfärbung,  Noch  im  Bereich  der  physiologischen  Breite  liegt  die  dunkel- 
schwarzbraune  Färbung,  welche  der  Koth  bei  längerem  Stehen  an  der  Luft,  sowie  bei  lang- 
dauerndem  Stagniren  im  Darme  annehmen  kann.  Gänzlich  farblose,  „reiswasserähnliebe' 
Stühle  beobachtet  man  bei  Cholera  asiatica,  auch  bei  schweren  Formen  der  Cholera  nostras 
und  bei  intensiven  acuten  Enteritiden.  Die  Consistenz  der  Faeces  ist  fest-weieh,  sodass  der 
Stuhl  geformt  entleert  werden  kann.  Bei  längerem  Aufenthalt  des  Stuhles  im  Darm  konuut 
es  zur  Bildung  einzelner,  oft  mit  Rinnen  vi:rsehener  KnolUm,  die  meist  sehr  hart  und  abnorm 
dunkel  „verbrannt*  aussehen.  Bei  Stenosen  in  den  untersten  Darmpartien  bei  Hacmorrhuidal- 
afTectiou,  bei  der  sogenannten  spastischen  Obstipation,  kann  es  zur  Bildung  bleistifidünner 
Kothsäulen  oder  schafkothähulichpr  Kügclchcn  kommen.  Eine  abnorm  harte  Consistenz  des 
Kothes  weist  auf  abni)rm  langes  Verweilen  desselben  im  Darme  bin,  während  eine  Aussige 
Beschaffenheit  des  Stuhles  eine  abnorm  rasch  ablaufende  Darmperistaltik  verräth.  Nur  bei 
reiner  Pflanzenkost  darf  der  Koth  eine  dickbreiige  formlose  Beschaffenheit  besitzen,  während 
eine  solche  schon  als  pathologisch  zu  bezeichnen  ist,  wenn  das  betreffende  Individuum  eine 
gemischte  Nahrung  erhielt.  Der  charakteristisclie  Geruch  der  Faeces  ist  vorzugsweise  durch 
Skatol  bedingt.  Besonders  übelriechend  sind  die  Faeces  bei  hochgradiger  Obstipation,  bei 
Dannkatarrhen,  bei  Typhus,  sowie  bei  -Abwesenheit  von  Galle,  geradezu  aasliaft  wird  ihr  lie- 
ruch  bei  eitrig-gangraenösen  Processen  im  Darm  oder  in  seiner  Umgebung.  Der  Milchkoth  der 
Säuglinge  bat  einen  höchstens  schwach  säuerlichen  (ierucli:  derselbe  wird  stark  snuer  bei 
(iäbrungeu,  welche  nicht  selten  Diarrhoe  hcrvormfen;  übelriechend  wird  der  Stuhl  der  Säug- 
linge bei  liartnäekiger  Verstopfung.  Von  Geruch  frei  .sind  nur  die  reiswasserähnliehen  Stühle. 
Die  Reaction  der  Faeces  ist  für  gewöhnlich  neutral  oder  alkalisch,  nur  der  Milchkoth  der 
Säuglinge  kann  auch  in  der  Norm  schwach  sauer  sein.  Sauer  wird  der  Koth  hei  reichlicher 
PAfinzennabrung  in  Folge  der  (lührung  der  K.ihlchydrate,  während  reichliche  Eiweissnahrung 
durch  Bildung  von  Ammoniak  die  alkalische  Heaction  des  Stuhles  erhöht. 

Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  der  Faeces  zeigt  sieh  als  llauptbestandtheil  di-r- 
selben  ein  enormer  Gehalt  an  verschiedenartigen  Bakterien.  Ausserdem  finden  sich  von 
Nahrungsrückständen  vereinzelte  Muskelfasern  mit  noch  erhaltener  oder  verschwundener  t^uer- 
streifung;  meist  sind  sie  gallig  imbibirt.    Die  Zahl  der  Muskelfasern,  von  welchen  oft  nur  kurze 

:     Fragmente  sichtbar  sind,  ist  reichlicher  bei  Fleischnabrung  als  bei  gemischter  Nahrung.    Von 

.•  den  eingeführten  Amylaeeen  sind  bei  Erwachsenen  nie  Amylumkörner  oder  Aniylumkugeln  in 
g;ut  erhaltenen  Formen  zu  constatiren;  nur  die  Facces  von  Kindern,  welche  eine  an  Amy- 
laeeen reiche  Nahrung  erhalten,  niaeheu  hiervon  zuweilen  eine  Ausnahme.  Dagegen  ist  das 
eellulosehaltige  Bindegerüst  pflanzlieher  Ingesia,  z.  B.  von  (leniüsen,  Obstschalen  etc.,  in  den 

■■  Faeces  regelmässig  wieder  vorzufinden.  Nur  ein  Theil  der  Cellulose  der  Nahrung  wird  im 
Darm  durch  Bakterienwirkung  zerlegt.  Bei  reichlicher  Fleischnabrung  können  sich  auch  Bindc- 
gewebszüge  und    elastische   Fasern   in   den    Faeces    vorlinden.     Fett    ist   in   jedem  Stuhle  in 

,  massiger  Menge  enthalten  und  zwar  zum  grösseren  Theil  als  Fettsäuren  luid  Seifen,  /.um  sj'"- 
rägeren  als  Neutralfett.    Mikruskopisch  ist   es  in  Form  Ton  farblosen  oder  schwach  gelblieh 


raiM-ps 


Fwoh 


I 


goHirbteu  Schollen,  liffi  atlsschlicsslicher  MilcliiKiliriing  tiiaiichmni  :ili  Tropl' 
oder  Büscheln  nachweisbar.  Von  krystalliriischeii  Elcrueiiten  kommt  in  jedeiii 
Ammoniak-Magnesia  vor.    Dieselbe  ist  stets  farblos  und  bildet  zuweilen   die  scli  'lou  i 
welche  bei  der  Zersetzung  des  Urins  zu  sehen  sind.  Ferner  entbaltcu  die  Kaeccs  gewöbnlicl(_ 
traten  phosphorsauren  Kalk  itiDnisenform.  sowie  gclbgefarbte  Kalks.ilzc  in  Klumpen  uiidSf*» 
zerstreut  liegend.    Oxalsaurer  Kalk  in  Krystallcn  von  Briefcouvertform  tiudct  sich  txs:  nur  t^i 
reichlichem  Gemüsegcnuss.    Das  Cholesterin,  das  nach  Maly,  Hoppe-Seyler  u.  A.  «in  pt- 
massiger,    chemischer  Bestandtheil    der    normalen  F;ieces    ist,    ist    nur    selt<?n   in  der  «n< 
teristischcD  Krysfallform  zu  sehen.     .'Vuch  die  bekannten  Chareot-Leydeir.schcn  lCrj>l»ll?  a 
zuweilen  zu  finden,    besonders  bei  Helmintbiasis  (Leichlensterii).      Von  gefonnt«i.  u»  li 
Darniwand  stammenden  KIcmenten  enthalten  die  Faeces  in  der  Norm    nur    eine    sei: 
.\nzahl.    Während  man  Pflasterepithel ien  aus  der  Umgebung  des  Oriticium   ani  nur 
findet,  sind  Cyliudcrzellen  tind  Bcchcrzellen  in  den    normalen  Dejectioncn   reg^'lmri,-  . 
zelnen  Exemplaren   vorhanden  und  zwar  sind  sie  meist  ungefärbt,    selten    mit  'i  >!  '    n' 
Zuweilen  sind    die  Epithclien    wenig  verändert,    besonders  trifft  man    dies   bei 
Desquamationen  katarrhalischer  Processi;,  bei  welchen  die  Epitbelien   oft  sehr 
Faeces  sich  vorlinden.  hJiuKtf  sind  .sie  aber  in   eine  homogene,  mnttglänzciide.    ivi 
verwandelt,    welche  Nothnagel  mit  dem  Namen   versehollter  Epitbelien   belogt  h»t 
c>'ten  kommen  in  normalen  Stühlen  nur  in  ganz  vereinzelten  Exemplaren   vor  und  duoi 
sie  gewöhnlich  in  dem  spärlichen,  deti  Faeces  anhaftenden  Schleim. 

Hinsichtlich  der  chemischen  Zusammensetzung  der  Faeces  ist  zu   bemerken,  das»  rtio 
ausser  Was.ser  Spuren  von  Eiweiss,  Mucin,  Fette,  zuweilen  Cholalsüurc,   Dyslysin  und  Ck^toW 
rin.  Skatol,  Indol,  Salze  der  flüchtigen  Fettsäuren  und  der  Milchsäure,  .luch  Kalk-  und 
siaseifeu  enthalten.     Von  Fermenten  werden  ein  diastatisches    und    ein   Uohrzucker  inr 
des  Ferment  h.iufig,  seltener  dagegen  ein  Eiwoiss  verdauendes  Ferment  angetroffen. 

Unter    pathologischen    Verhältnissen,    wie    bei    Darrakat-arrh*,     Darmgeschwür', 
bhitung*,  Dysenterie*,  Enteritis*  uiembranacea,  zeigen  die  Faeces  Veränderungen  hin^id 
der    Consistenz.    Färbung     und    Zusammensetzung.      Eine     besondere     Beachtung 
noch:    I.  Der  Schleim.     Die  Faeces  können  entweder  nur  aus  Schleim     bestehen   odl 
Schleim  kann  den  gut  geformten  Stuhl  überziehen,    oder   er    kann    mit     den   Face«  \_ 
seiu.     In    letzterem  Falle    kann    der  Schleim    entweder    in    Form   von    Schleimfetzeu 
dünnen    Kotiima.ssc    schwimmen    oder    innig    mit   dem    weichen    Stuhl    gemengt    sein, 
eine  geleeartige  Consistenz  zu  Stande  kommt.    Es  kann  aber  auch  der  Schleim  dem  fesU 
Stuhl  in  Form  von  kleinen  Inseln  „gelbe  Scbicimkiirner''  (Nothnagel)    bcigcmeogtj 
letzteren  sind  nicht    zu  verwechseln    mit    den  sog.  Froschlaich-  oder  Sago-iÜin liehe 
deren  Amylumnatur  von  \  irchow  crkantit  wurde.     Allerdings  ist  hierbei   zu  bemd 
in  neuerer  Zeit  von  Kitagawa  u.  A.  Sagokorn-ühnlichc  Kürpr-rehen  im  Stuhle  gefuo^ 
die  thatsächlich  aus  Schleim  bestanden.  Indessen  hat  dieser  Befund  keine  specielle  disjüÄ 
Bedeutung.     '2.  Das  Blut.      Die  Faeces    können    entweder    rein    aus  Blut    bestehen    lyit 
einer  Mischung  von  Blut  und  Schleim:  es  können  <ie\vebsfetzen  sich  noch  binzugeselli». 
steht  die  Hauptmasse  de.>i  Stuhles  aus  facculenten  Bestandthcilen,  so  kann  sich  das  Blw!  « 
weder  innig  mit  dem  Darminhalt   mischen  oder  dem  festen  Darminhalt  nur  äuss     '    ' 
Das  Blut  kann  entweder  in  unverändertem,  hellrotheni,  oder  in  zersetztem,  th^ 
Stande  entleert  werden.      3.    Der  Eiter.     Derselbe  weist  stets  auf  das   Vorh-an.' 
tiver,    meist  gangracnöser,    Proces.se  in  den  unteren  Darmabschnitten  wie    sie   ' 
Carcinom,  Tuberculose,    Lues  etc.    vorkommen,    hin    oder    er  verdankt    seine   U 
Durchbruch  von  Kitcrhcrden,  welche  in  der  Umgebung  des  Darmes  sich  gebild ■• 
eigentlichen  Darrakatarrhc  führen  nie  zur  Bildung  eines  eitrigen  Sccrotes,   wie  e- 
Fornicn  der  Katarrhe  der  llespiratioussehleimhaut  zu  beobachten  ist.    Anderersir 
auch  grosse  Eitermassen,  die  in  den  Darm  ergossen  werden,  auf  dem  Wege  der  Fäu 
fettigen  Zerfalls  vciscbwinden  und  sich  so  dem  Nachweis  entziehen.     4.    Concrement 
Gallensteine,  Pankreassteine,  Kothsteine,  ferner  Fremdkörper.     5.  Helminthen  ve 
Art,  sowie  deren  Eier;    die  Feststellung  letzterer  ist  natürlich  für  die  Therapie  so 

STB 

Faenlniss  ist  die  schnelle  Zerlegung  stickstoffhaltiger   Substanzen,  besonders  der  Ei« 
durch  niedere  Organismen  aus  der  Classe  der  Bakterien  unter  Bildung    übelriechend«», 
gasartiger  Substanzen.     Die    Fäulnis»    wird    nicht    durch    specifisehe    Bakterienarten    bt^ 
sondern    kann    von    einer    grossen    Zahl    von    Formen    ausgelöst    werden.      Im 
versteht  man  unter  Fäulnisserregern  nur  diejenigen  Bakterien,    welche    stinkend 
regen  und  zugleich  .Saprophyten  sind,  d.  h.  das  nicht  mehr  lebende  Eiweiss   zerlegen, 
die  echten  Par.isitcn  einer  specielleren  Aufgabe,    der  Zerlegung  des    lebeuden   ßiweii 

allmählich  angcpasst  liabcn.    Die  toxisch  wirkenden  Mikroorganismen  kann  i 

als  die  Zwischetislufe  bei  den  phylogenetisch  versebiedenwerlhigen  Bakterien^ 

Für  die  menscbliehcn  Kraukheitsvorgängc  sind  vorzugsweise  zwei  Formen    -i.  i    i-.uiia 

Von  Interesse.     Die    Erreger    der   gewöhnlichen  Darmfäulniss,   Wohnparasiteii    nach  lU 
gehören  der  (inippc  des  Bacterium  coli*  an,   welche  zahlreiche  einander  äohr  iiivhe  siel 
durch   kleine   physiologische  Unterschiede   zu    trennende  Varietäten    umfasst.     Die   sUa 


[FaculnLss 


Falkriistein] 


Fäulaiss  des  lndtoii  Kiweisses  in  unsertr  l'int;«liuiig:,  also  von  imrmalt'ii  und  pathologischen 
Secreten.  wird  von  den  von  Häuser  enl-deckten  Proteusartfn  hermrgorufen.  Man  unter- 
scheidet Proteus  vulgaris,  mirubilis.  Zenckeri,  von  denen  die  ersto  Form  die  Gelatine  sehr 
schnell,  die  zweite  sehr  langsam  uml  die  dritte  gar  nicht  verflüssigt.  Der  Proteus  vulgaris 
ist  die  hüuligsto  Korm.  Es  sind  sehr  lebhaft  bewegliehe,  geissellragende,  sporer.losc  Bacillen, 
welche  in  Gelatine  vor  deren  Verflüssigung  verschlungene  Figuren  bilden.  Die  von  ihnen  er- 
zeugten alkatoidartigen  StofTwechselproducte  sind  für  Thiere  giftig.  Die  Proteusarten  sind 
gelegentlich  auch  bei  Wundprocesseu,  bei  Panariticn,  Phlegmouen,  Puerperalvorgängcn  ge- 
funden worden. 

Für  die  menschliche  Pathologie  kommen  als  Fäulnisscrregcr  noch  in  Betracht:  1.  Vibrio 
Fink  ler-Prior,  gelegentlich  im  Darm  gefunden.  3.  Bacillus  pyogenes  foctidus  Pa.ssct,  bei  der 
Zersetzung  von  Hautsecrcten  (.Fussschweiss)  bcthciligt.  3.  Bacterium  ooli  commune,  wiederholt 
in  Wunden,  Panaritien,  Decubitus,  gefunden  und  hier  oft  an  der  Erzeugung  von  Gasphleg- 
monen  betheiligt,  i.  Der  von  E.  Franke I  gezüchtete  anaerobe,  dem  R.iuschbrandbacillus 
ähnliche  Bacillus,  welcher  namentlich  im  geschwächten  Organismus  Nekrose  und  Phlegmone 
unter  Gasentwickclung  hervorruft.  5.  Bacillus  enteritidis  Gärtner,  bei  Fleischvergiftung  aus 
dem  Fleisch  einer  nolhgcschlachtcten  Kuh  isolirt,  deren  Genuss  Darmkalarrh  hervorrief,  wahr- 
scheinlich auch  die  Ursache  einer  von  Gaffky  beobachteten  Vergiftung  nach  dem  Genuss  un- 
gekochter Milch.  6.  B.icillus  pyocyaocus».  Bei  der  Fliuluiss  von  Leichen.  Nahrungsmitteln 
u.  s.  w.  handelt     es  sich  meist  um  SjTnbioscn  mehrerer  Fäulnisscrregcr. 

Die  Fäulnissbakterien  sind  nicht  dircct  pathogcue  Krankheitserreger,  d.  b.  keine 
echten  Parasiten,  sie  können  aber  indirect  eine  Rolle  im  Krankheitsvorgaug  spielen,  und 
zwar  in  diesem  eine  dreifache.  1.  Die  häufigste  Rolle  als  Erzeuger  von  Krankheits- 
vorgängen  spielen  die  Fäulnisscrregcr  durch  die  Vergiftung  mit  den  von  ihnen  in  leblosem 
Material  erzeugten  Producten.  Diese  Fäuliiissproducte  können  zunächst  mit  der  Nahrung 
einverleibt  werden.  Es  entstehen  so  die  Vergiftungen  durch  Fleischgift.  Wurstgift,  Fischgift. 
Milch-  und  Käsegift.  Auch  Vergiftungen  durch  Miessmuscheln,  Austeni,  Krebse  sind  beobachtet 
*  worden.  Oder  diese  Gifte  können  in  Wunden  gelangen  und  so  Anlass  zur  Intoxication, 
sur  Blutvergiftung*,  geben.  Die  Wirkung  der  Gifte  ist  eine  doppelte:  zunächst  ist  sie  eine 
dircctc  durch  die  ihnen  zukommenden  giftigen  Eigenschaften,  die  je  nach  der  Art  der  Ucrkunft 
verschieden  sind.  Dann  aber  kommt  die  indirecte  Wirkung  der  Herabsetzung  der  Widerstands- 
kraft des  Organismus  hinzu,  welche  die  Invasion  anderer  Krankheitserreger  ermöglicht.  Die 
Intoxication  mit  Fäulnissgift  kann  auch  durch  Autointoxication  mit  den  Producten  der  W'ohn- 
panisitcu  des  Darmcnnals  hervorgerufen  werden.  2.  Die  Fäulnisserreger  können  ferner  selbst 
zu  Wunden  bei  mangelnder  .\sepsis  hinzutreten.  Im  geschwächten  Gewebe  finden  sie  hier 
die  ihnen  .sonst  abgehende  Möglichkeit,  sich  zu  vermehren  und  die  Wundsccrcte  unter  Bildung 
von  giftigen  Stoffen  zu  zerlegen.  .Sie  schaden  hier  durch  die  Resorption  ihrer  Producte,  wii- 
durch  Complicationen  des  Wundverlaufcs.  Je  nachdem  sich  Proteus,  Bacterium  coli,  Bacillus 
pyocy.ineus  oder  die  Erreger  der  (iasphlegmone  ansiedeln,  k<inn  es  in  solchen  Wunden  zu 
Fäulniss.  Bildung  von  blauem  Eiter,  (lasnekrose  u.  s.  w.  kommen.  3.  Ein  durch  schwere 
Krankheit,  acute  oder  chronische  Intoxicatiouen  geschwächter  Organismus  kann  seine  theilweise 
oder  ganze  Widerstandskraft  gegen  das  Eindringen  von  Mikroorganismen,  selbst  von  sapro- 
pbytiseben ,  einbüssen.  Man  hat  daher  bei  solchen  Zuständen,  namentlich  bei  Säuglingen, 
das  Eindringen  einer  ganzen  Zahl  von  Fäulnisserregem  der  verschiedensten  Art  in  die  Gewebe 
und  die  Blutbabn  noch  während  des  Lebens  beobachtet.  Es  handelt  sich  hierbei  sozus.igen 
um  eine  praemortale  Erscheinung,  die  allerdings  für  den  Rndverlauf  der  Krankheit  oft  nicht 
gleichgültig  ist.  Nach  erfolgtem  Tode  dringen  die  Saprophyten  in  den  Körper  ebenfalls  ohne 
Widersland  ein:  die  Einwanderung  erfolgt  vorzugsweise  vom  Darmcanal  aus,  sod.iS3  zunächst 
divi  Bacterium  coli  in  die  Gewebe  eindringt. 


A.  O0TT8TBIN. 


^■SUi   nennt  Hrrlicrger  di»  *l«  Triuetbjlaailn  erkannt«,  in  Bue1l«ek«ni  ontbtltvn«  Substant. 


IxgOpjTllin  TuurncT  G>UnD|;  iler  Pol jgo n> ceiie*.  ufl  mit  Poljguuuin  «cminigt.  Meist  einjährige  Krlul«r, 
voll  klcnnti  nAineittlioli  In  den  Hooricegenden  Norddcuti-ebUnd»  geb«at  wird:  F.  esculeotutn  Miieh.  (=  Pulj- 
gunuin  Fitgopjrrum  L.>.  der  Bocbweiten.  ftucli  Haidekom  g<^nannt.  FrOehtf*  dreikantig,  graubraun,  glanxend, 
»Ulrkereich  (etwa  6  pCt.  Starke),  aU  Nabntngsmittel  fQr  t>ia)>etiker  erapfublen. 

M. 

Vft^llfl  L.  Gattung  der  Familif  der  Cupuliferae'.  Typus  dcrPagaceae,  wetohe  bosonden*  die  Oattnngen  Fagu«, 
QorrcTt^  nnd  Cafit&noa  nrnfasst.  Pie  Gattung  F.  ist  gekennsetehnet  durob  spit»  dreikantige  NOsäe  («Bueh- 
iTl  '-lie  von  einftr  xul<>tzt  rierkla|>{iig  aufspringenden  Bulle  (Cnpula)    unuehlnssen  werden.     F.  silvatlea 

I.  bei  uns  Iii'iini-flirr  Waldliauni  mit   barii'm    rOllilieben  HuIi",   das  den  Bnobontheer   liefert.     Die 

>  it-'U  reitfhiteli  fettPs  Oel. 


.1  UCAdlnS}   eine  in  Istrieu  enderaiseb  auftretende  Kraukbeit,  iNt  Sypbili«  papilloraatusa. 


SAALFELD. 


TalltenBtelii,  .im  Südnbbange  des  Taunus  in  einem  gegen  Norden,  Osten  und  Westen  geschützten 
Tliale  400  ni  hoch  gelegene  Heilanstalt  für  Ltuigoukranke,  welche  IS74  auf  .\iiregung  Frauk- 
lurtei   .\erzte  gegründet  und   It^TO  eröffnet  worden  ist. 


[Falk(*n.stpiii 


-     2rt4     - 


Die  Ht'liainlluiig  licslcht,  unter  sürg^amcr  liiilivi.luali.Hiritiig  iles  cinisclu'- 
nchiulich  darin,  rtic  Kranken  in  thunlichst  ^ünstiRC  livgieniscli-fli.ietctisphe  \ 
bringen  und  die  reine.  Irische  (iebirgs-  und  VV'aldlufl  für  sie  in  ausgeflelinti-m 
zu  machen.  Die  Ernährung  wird  auf  jede  Weise  zu  steigern  gesucht:  ration- 
Milchkuren  bilden  die  Kegel.  Hie  Freiluftkuren  werden  .ineh  auf  >.i  'i- 
ausgedehnt;  xu  diesem  Zwecke  sind  offene  ll.illen  und  Pavillons  mit  Lici; 
Zur  Unterstützung  der  Kuren  linden  iVbreibiingcn,  Douchen,  Bilder,  Kumys.  .. 
Die  Anstalt  ist  das  ganze  Jahr  geöffnet. 

Falmoatbj   Srebid  in  Cuiiiwall.  nueli  uK  Winlerkurori  pm|irokIrii. 


1      ■ll[il.--T 

WÜUtK 


Fang;o  ist  die  Bezeichnung  eines  bei  Battaglia  vorkommenden  Mincralschlamnis  vulcauL^rivr  K: 
kunft.  Kr  stellt  eine  gelbbraune,  sehmicrige,  fast  geruchlose  Hasse  mit  5  pCt.  Fnucbtijt'- 
8  p(*t.  organischer  Substanz  und  -11  pCt.  Aschenbestandtheilcn  dar,  letztere  rum  (Mta 
Tbeil  aus  Sand  und  C.ilciuninxyd  mi(  geringen  Beimengungen  von  Magm-sia.  Eiienoiji  TW 
erde,  Natron,  Kali,  Seliwefelsüure,  CliUir,  Tliusphorsäure  und  Borsäure  bestehend.  V<«  h 
bei  uns  vorzugsweise  im  (lebraueh  belindlichen  Sehlamm-  res[i.  Moorsiibstnnzen  unter--*-^ 
sich  also  Fango,  abgesehen  von  dem  Kehlen  der  therapeutisch  in  Betracht  kommend  i  ■ 
wie  Sulfite,  Jodide  und  Bromide.  hauptsüchlieli  durch  ein  Vorwiegen  fler  minerihvl.  ^  : 
standtheile,  was  als  Vorzug  kaum  angeschen  werden  kann.  Indicationcii  für  Fani;olicl.iril'i-. 
sind  Neuralgien,  Gicht,  rheumalisehc  AfTectionen,  Rxsudatbildungen  und  Uaiitcrkr:»ikiLr: 
Die  Ifethoden    seiner  Anwendung  sind  dieselben  wie  die  der  Moorbäder*. 

J  _ 

FftBOt  sDdli^ist«  der  tlAtiiscIien  NordHceinwhi,  Srolmil.     Kitlti'  und  WArme  Hi*p1)lder,  .SaudbAiiwr. 
Faradajrin  n.'nnl  lliralr  >l.<ii  l>.>l  :t3  -44"  «iedvndfu  Thpjl  des  KauUrlmk  (KsuInrlmkOI). 

Farbenblindheit.  Daltonismiis,    ist   erworben    (bei  Netzhaut-  und  SebaorvctilcideD)   o4cr 

boren.     Die  erstcre  ist  heilbar,  wenn  da.i  Grundleiden  der  Behandlung  zugänglie*-   '  ■ 
tisch    kommt    hier    fast    nur  die  Störung  dos  Farbensinns  bei  chronischem   Alk 
Tabakabusus  in  Betracht,    <iie    sich    in   einem  Nichterkennen  von  roth  und   gnin   im  '  • 
des  (iesichtsfeldes,    centrales  Karhen.skotom,  ,%ussert.     Bei  Abstinenz  unter  einem  tonitu 
und  ableitenden  Verfahren  wird  meist  in  circa  (!  Wochen  Heilung  erzielt.  Ist  die  <,..„..., 
nackiger,  so  empfiehlt  sich  die  Vernrdnuiig  von  .lodkali  und  von  Schwilzknrfn.  N 

der  Zustand  des  meist  kranken  Magens  heriieksiehtigt  werden.  Die  angeborene  F.ii 

deren  Niehtberiieksielitigung  im  Kisenbahii-  und  Marinedienst  verhängnissvoll  werden  1. 
der  Therapie  nicht  zugiinglieb.  Palliativ  werden  rothe,  und  damit  sie  äusserlich  crkeuni.i.- 
nmde  und  grüne  viereckige  Gläser  verordnet.     Grün,  durch   roth  und    umgekehrt    betrafH 
erscheint    dunkel,    grün    durch    grün    dagegen    und   roth  durch  roth  hell.     Die  g«wöhnlu'K 
Priifungsart,  die  nur  bei  Tage  und  mit  sauberen  Objccten  \ürgenonimen   werden  darf.  !»tl 
mit  den  Wollprohcn.     Wer  zu  grünen  Bündeln  roth  hinzulegt,  ist  rothblind,   desgleichet 
zu   Purpur,  also  eine  Mischung  von  roth  und  violett,  ausser  Purpur  nur  blau  oder  violett 
wer  ausser  zu  Purpur  nur  zu  grün  und  blau  oder  einem  von  beiden  greift,  ist  (rrünblind.1 

SILEX. 

Farbstoff.  Mit  diesem  Namen  bezeichnet  man  allgemein  jegliche  gefärbte  Substiuiz, 
eine  so  starke  seleetive  .\bsoiption  auf  das  weisse  Sonnenlicht  ausübt,  dass  sie,  selb»!, 
untergeordneten  Mengen  anderen  farblosen  Substanzen  beigemengt,  die  Farblosigkcit 
nufliebt.  Die  Technik  fasst  den  BegrifT  enger  und  setzt  voraus,  dass  der  KarbstofT  «■ 
die  I''ähigkeit  besitzen  miiss.  sieh  mit  der  farblnsen  Unterlage  zu  einer  Verbindung' 
einigen,  welche  den  gewöhnlielien  Einllüssen  des  Wassers  und  der  Atmosphaerilien  widtr 
Man  unterscheidet  zwischen  Pigmenten  und  eigentlichen  FarbslofTen.  Die  F'igmcnt? 
an  sich  unlösliche,  intensiv  gefärbte  Ivörper,  deren  Vereinigung  mit  der  farblosen  ünltii 
entweder  durch  Mitwirkung  eines  dritten  Körpers  oder  dadurch  erfolgen  kann,  da.«  mao  I 
Pigment  im  Innern  der  zu  färbenden  Substanz  sich  bilden  und  daher  von  dieser  gleicd 
einsehlies.sen  liisst.  So  ist  z.  B.  Blcicliromat  ein  Pigment,  welches  entweder  fertig  geh" 
auf  der  Faser  durch  ein  Klebemittel,  beispielsweise  Albumin,  befestigt  oder  in  der  FastrJ 
durch  gebildet  werden  kann,  dass  man  dieselbe  nacheinander  zuerst  mit  einem  brtli« 
Bleisalz  und  dann  mit  einem  löslichen  Chromat  impraegnirt.  Die  Molecüle  des  entstehe 
Pigmentes  Kagem  sich  zwischen  jene  der  Faser  ein  und  bleiben  dauernd  mit  ihr  veirba 
Die  Medicin  verwendet  Pigmente  als  Zu-iätze  zu  Injeclions-Misehungen.  namentlich  fär 
tomisehe  Praeparate.  Die  eigentlichen  Farbstoffe  sind  weit  wichtiger,  als  die  rieiiicr.t^. 
sind  lösliche  Verbindungen,  welche  aus  ihren  Lösungen  auf  die  zu  färbenden  ' 
gehen,  wobei  man  wiederum  zwischen  Substantiven  und  adjectiven  Färbungen  n 
Substantive  Färbungen  sind  solche,  bei  denen  der  Uebergang  des  Farbstoffs  aus  »ema 
auf  die  Faser  freiwillig  erfolgt.  Für  die  adjcctive  Färbung  ist  die  Mitwirkung  eine_  _ 
vcrbindeudeo  Substanz,  der  sogenannten  Beize,  erforderlich.    Nicht  jeder  Körper,   «elc 


Farbstutr 


—     260     — 


F»rlt.st»ITJ 


tcusiv  guHlrbl  uud  dahvi  in  uiiiuin  der  gcwüiiiiliclit-n  lÄisutigümittel  löülicb  iit,  ist  bclahigt, 
die  Kolle  eines  Kurbsloffes  zu  spiulcii.  Dio  Möglichkeit,  derartige  Körper  mit  oder  olino  Bei- 
liüKe  vuii  Bci/eii  /.ur  Herstellung  von  Färbungen  zu  gebrauchen,  ist  nu  ganz  bestimmte  Vor- 

k    liusseUtungen    geknüpfL     (icwisse  Eigenthümliehkeitcn    in    der    Oonstitulioii    eines    derartigen 
Körpers    bedingen    seine    Fähigkeit,    als  Fjirbstofl  zu  wirken.     Dieser    /usnmmenlinng    ist    im 

^    Jahre  1876  zuerst  von  O.  N.  Witt  feNtgestcllt  wurden,    welehcr    nueb    die    Bedingungen    er- 
mittelt hat,  die  zur  Fiirb.sloffbildung  führen. 

Fast  alle  Farbstoffe,  deren  Constitution  genauer  erforscht  ist,  leiten  sieh  ab  von  Koblen- 
wosserstotTen,  welche  der  arom.itischcn  Reihe  angehören  und  daher  eine  ringrönnigo  Struotur 
besitzen.  Für  die  wenigen  Farbslofle,  für  welche  dies  nicht  nachgewiesen  ist,  kann  man  doch 
annehmen,  dass  ihnen  irgend  ein  anderer  eykliseher  Atomcomplex  zu  (irundc  liegt.  Da  aber 
die  Kohlenwasserstoffe  an  sich  mit  ganz  wenigen  Ausnahmen  ungefärbt,  jedenfalls  aber  keine 
Farbstoffe  sind,  so  sind  fiir  das  Zustandekommen  dieser  letzteren  noch  gewisse  andere  Be- 
dingungen zu  errüllen.  Die  oben  eitirten  Untersuchungen  haben  gezeigt,  dass  ein  aromati.scher 
Koblenwas-serstoff  mindestens  zwei  Wasserstoff-Atome  durch  andere  liruppeu  ersetzt  haben 
muss,  wenn  er  in  einen  Farbstoff  übergehen  soll,  und  dass  diese  ersetzenden  Gruppen  zu 
diesem  Zweck  eine  bestimmte  Eigenart  haben  müssen.  Die  liier  in  Betracht  kommenden 
Gruppen  werden  eingctheilt  in  chromupbore  und  auxochrouic  Gruppen,  und  es  h,it  sich 
ge7.e\gl,  da.ss  nur  die  Combination  beider  zur  Entstehung  eines  Farhistoffes  Veranlassung  giebt. 
Chromupbore  Gruppen  sind  solche,  welche  erfahrungsgemiiss  durch  ihren  Eintritt  in  einen 
K<>hlcnwa.s.scrsloff  diesen  befiihigen,  zum  Farbstoff  zu  werden,  wenn  er  noch  eine  auxochromc 
iiruppe  aufnimmt.  Der  durch  den  Eintritt  einer  chromophoren  (iruppc  veränderte  Kohlen- 
■wosserstoff  wird  als  Chromogcn  bezeichnet.  Chromogene  sind  an  sich  noch  keine  Farbstoffe. 
sondern  nur  befähigt,  durch  Aufnahme  von  autocbromen  Gruppen  in  solche  überzugehen. 
Sie  können  gefärbt  oder  ungefärbt  sein:  so  ist  z.  B.  das  durch  Ersatis  von  Wasserstoff  im 
Benzol  durch  die  Nitrogruppe  entstehende  Nitrobcnzul  das  farblose  Chromogen  sehr  vieler 
Farbstoffe.  In  derselben  Weise  ist  das  schön  gelb  gefärbte,  aber  nicht  färbende  Azobenzol, 
in  welchem  die  zweiwerthige  Azogruppe  — N  =■  N —  in  zwei  Benzolreste  eingreift,  d.v>  Chro- 
mogen der  einfachsten  Azof.irbstoffc. 

Auxochromc  Gruppen  sind  solche,  welche  durch  ihren  Eintritt  iu  Chiomogene  diesen  die 
Eigenschaften  eines  F'arbstoffes  verleihen.  Dieselben  heben  ausnahmslos  die  neutralen  Eigeii- 
schaften  des  Chromogens  auf  und  ertheileu  ihm  dalür  basische  oder  saure.  Es  würe  aber  un- 
richtig zu  glauben,  dass  jede  Gruppe,  welche  dieses  thut.  auch  auxochrome  Eigenschaften  be- 
sitzt. .\m  stärksten  auxochrom  wirken  die  Amidgruppe  und  .\mide,  in  welchem  Wasserstoff 
durch  die  Alkyle  der  Fettreihe  vertreten  ist,  ferner  die  Hydroxyl-tiruppe  OH,  durch  deren 
Eintritt  die  aromatischen  Kohlenwasserstoffe  zu  Phenolen  werden.  Schwach  auxochrom  sind 
die  Sultoxyl-Gruppe  SO3H  und  die  Carboiyl-Gnippe  COOH.  Garnicht  auKochrom  ist  die  Am- 
monium-Gruppe --N(K)3UU.  Unter  den  vielen  verschiedenen  Atomcomplexen,  welche  an 
Stelle  von  Wasserstoff  iu  einer.  Kohlenwasserstoff  eingeführt  werden  können,  sind  bis  jetzt 
etwa  17  bekannt  geworden,  welche  chromophore  Eigenschaften  besitzen  und  durch  ihren  Ein- 
tritt ein  Chromogen  erzeugen.  Da  nun  jede  dieser  Gruppen  in  jedem  der  vielen  bekannten 
aromatischen  Kohlenwasserstoffe  mit  jeder  beliebigen  auxocbromen  Gruppe  combinirt  werden 
kann,  da  es  ferner  durchaus  nicht  nolhwcndig  ist,  dass  sowohl  die  chromophoren  als  auch 
auioehromen  Gruppen  bloss  einmal  vorhanden  zu  sein  brauchen,  dieselben  vielmehr  mit  Vor- 
ttieil  mehrmals  in  den  gleichen  Atomcomplexen  eintreten  können,  so  ergiebt  sich  duieh  eine 
einfache  Permutationsrechnung,  dass  die  Zahl  der  theoretisch  möglichen  Farbstoffe  eine  unge- 
mein grosse  ist.  Mehrere  Tausend  derselben  sind  bereits  dargestellt,  und  rund  etwa  500 
bilden  den  Gegenstand  einer  au.sgedehnten  Industrie. 

Die  Classilication  der  Farbstoffe  erfolgte  früher  nach  den  Nuancen,  welche  dieselben  her- 
vorbringen. Da  dieses  zu  Unzuträglichkeiten  führt,  so  hat  man  neuerdings  nach  dem  Vor- 
gange von  B.  Nietzki  ein  natürliches  System  der  Farbstoffe  adoptirt,  welches  die  oben  kurz, 
dargelegte  Witt'sehe  Theorie  zur  Grundlage  hat  und  die  Farbstoffe  nach  den  in  ihnen  ent- 
haltenen Chromophoren  in  18  Familien  eintheilt.  Diese  Eintheilung  ist  die  einzig  zulässige  für 
alle  wissenschaftlichen  Arbeiten  über  Farbstoffe,  weil  sie  die  Substanzen  von  analoger  chemischer 
Con.stilutiou  zusammenbringt.  Wo  es  sich  um  die  .Anwendung  der  Farbstoffe  handelt,  kann  eine 
andere  Gruppining  vorgenommen  werden.  Dieselbe  gründet  sich  nicht  auf  die  chromophoren, 
sondern  auf  die  auxocbromen  Gruppen :  durch  diese  werden  nämlich  die  färbenden  Eigen- 
schaften der  Farbstoffe  im  höchsten  Maa.ssc  beciullusst.  Man  unter.scheidet  von  diesem  Ge- 
sichtspunkte aus  basische,  phenolisehe  und  saure  Farbstoffe.  Die  basischen  Farbstoffe  ent- 
halten Amidgruppcn  oder  Amid,  in  welchem  Wasserstoff  durch  Alkyl-Reste  substituirt  ist, 
Sie  sind  melir  oder  weniger  starke  Basen  und  entwickeln  ihren  vollen  Farbstoff-Charakter 
meistens  erst  in  der  Form  ihrer  Salze.  Sie  färben  tbierische  Fasern  und  thierische  Gewebe 
überhaupt  aus  wässriger  Lösung  dircct  an,  indem  sie  sogenannte  Substantive  Färbungen 
liefern.  Stickstofffreie,  aus  Cellulose  bestehende,  vegetabilische  Fasern  werden  dagegen  von 
ihnen  meist  nur  durch  Vermittlung  von  Beizen  in  adjectiver  Weise  gefärbt.  Die  wichtigste 
für  diesen  Zweck  dienende  Beize  ist  das  Tannin.  Die  Farbstoffe  phenolischen  Charakters 
enthalten  ihrer  Mvhrzatil  nach  Uydroxyt  als    auxochrouie  l^ruppc    uud    lassen    sich    bezüglich 


[Farbstoff 

ihrer  lärbciidcii  Eigctiücliaru-ri  in  zwei  Vutcrablliciluiigi'ii  zerlugun.      Die    i:i'tf"*ittt.i 

lischeu  Kftrb.sloire  enllialteti  nur  eine  Hydroiyl-üruppc,  oder  wenn   sie   tnel 

hnlleu,    SU    sind    dieselben  sich  doch   nicht  büniu'bbarl.     Diost-   FarbstorVu   i 

Fasern  direct   aus    sauren  Lüäuiigeii,    für    l^flauzenrascni    sind    sie    dag'*geu    un^     . 

zweit«  Untergruppe  der  phenolischen  Farbstoffe  sind  die  sogennnutcn   bcizcnfSr' 

enthalten  stets  mindestens  zwei  saure  auxochroine  (iruppen  in  benaohbarten 

am  Kohlenstoflkcrn.     Diese  Farbstoffe  haben  eine  hervorragende  Tendenz,  .m 

Oxyden  der  Eisengruppc  zu  vollkommen  unlöslichen,  schön  gerarbleu,   snlzarlig<;i. 

den  sogenannten  Laken,  zu  vereinigen.     Diese  Farbstoffe    lassen    sich     untvr    M 

genannten  Sesqui-Oxyd-Beizcn  sowohl  auf  thierischen,    als    auch    auf    pflat 

festigen,    und    unter    ihnen    linden    sich  Substanzen    von    ausseroriicntlieli' 

gehört    hierher    ferner  die  Mehrzahl  der  natürlich  vorkomn:endeu  Farbstoffe,    iiA»ui'jU_a  ^ 

jenigen    aus   dem    l'danzenrciche,    wie   z.    B.   Alizarin,    I'urpurin,    Hacmatoxy-lin,   Ehiai« 

tjuercetiu  und  viele  andere.     Die  dritte  Hauptgruppc,  die  sauren   Farbstoffe.    btatrJil  »a  o 

Sulfosäuren   von  FarbstolTcn,    welche    im    nicht    sulürten    Zustande     einer    der    beidoi  ins 

finjppcn  angehören.    Durcli  den  Eintritt  der  Sulfogruppe  werden  die   färberi-   " 

der  Farbstoffe  iu  tiefgehender  Weise  bceinllusst.     Es    bedient    sich     daher 

Methode    der  Sullirung    als    wichtigsten   Hülfsmittcls    zur    Erzielung    von     t.ir;.- 

genau  die  für  einen  bestimmten  Zweck  erforderlichen  Eigenschaften  besitzen.     In 

kommen  nur  künstliche  F'arbstoffe  vor,    da  Sulfos.^urcu    in    der  Natur    nicht  »iii 

diese  Gruppe    lasst    sich    in   zwei  Uuterabtheiluugen    zerlegen.     Die    erst«;    dci- 

Farbstoffe,    welche  aus  saurem  Firbchade  die  thierische  Faser  direct    anfärben. 

fasern  aber  ihrer  Mehrzahl  nach  unbrauchbar  sind.     Die    zweite    Untergruppe 

säuren,    welche   aus    alkalischer  Lösung  Pflanzenfasern    direct    anfärben.      Die 

Farbstoffe  .sind  die  neueste  Errungenschaft  der  technischen  Farbstofl'-Syuthese.    - 

Wirkungskreis  der  Farberei  sehr  erheblieh  erweitert  und    werden    mitunter    im  u.^ 

allen  andern  Farbstoffen  als  Substantive  Farbstoffe  par  exoetlence  bezeichnet. 

Ucber  die  Art  uud  Weise  des  Zustandekommens  der  Färbung,  d.  h.  der  iJtDi^  wi 
dauerhaften  Verbindung  zwisclien  Farbstoff  und  Faser  sind  die  An-sichten  noch  niekt  » 
kommen  geklärt.  Seit  langer  Zeit  haben  eiiizetuc  Forscher  den  Farbeproecss  iils  AdlMai» 
Erscheinung  aufgefasst  (sogenannte  mcchaiiische  Theorie),  während  andere  die  gi;färbt«  Im 
als  eine  nach  stoechiometrischen  Verhältnissen  zu  Staude  kommende  chemisch'-  V.  tt'iinJuM  t 
lassen  (chemische  Theorie).  In  neuerer  Zeit  ist  von  Witt  eine  Hypothese 
welche  diese  beiden  sich  entgegenstehenden  Ansichten  vermittelt,  indem   si'  '    ; 

als  eine  Lösungserseheiuung  auffasst  (Liisungs-Theorie).     Eine  gefärbte  F.iser  wäre   am  \ifm 
dieser  Anschauung  in  ähnlicher  Weise,  wie  z.  B.  farbiges  tilas,    als  eine  starre   Lösaag 
sehen.       Manche    bisher    unerklärte    Erscheinungen    beim    Zustandekommen     xon    ~~ 
linden  iu  der  Ictztgenanuten  Auffassung  ilire  Erklärung,    während    andererseits   «ine 
Faser  manche  Eigenschaften  zeigt,  welche  durch  die  neueren  Forschungen  über  Li>sui), 
uungen  als  charakteristisch,  namentlich  für  starre  Lösungen,  erkannt  worden  sind       _ 

Die  medicinischen  Di.sciplinen  machen  ausgedehnte  Anwendung  von  KarbstotTt-n  all 
mittel  namentlich  histologischer  Untersuchungen.  Durch  Einlegen  von  Schnitteti  oder 
(iewebsstücken  in  Lösungen  verschiedener  FarbstotTe,  wobei  zweckmässig  auch  solche 
verwendet  werden  können,  welche  mehrere  Farbstoffe  gleichzeitig  enthalten  (Ehrlich), 
Einzelheiten  sichtbar  gemacht,  welche  sieh  vor  der  Färbiuig  der  Betrachtung  cutxog«s. 
sonders  förderlich  ist  die  Fähigkeit  der  verschiedenen  (icwebsciemente,  Farbstoffe  verscbi«*« 
rasch  aufzunehmen,  oder  nur  gewisse  Farbstoffe  zu  binden,  oder  endlich  nach  erfolgtet  Fi'' 
bung  in  einem  nachträglichen  Eutfärbungs- Verfahren  die  autgeiiommenen  F'arbstoffe  varschitt". 
rasch  wieder  abzugeben.  Es  werden  auf  diese  Weise  mehrfarbige  Bilder  erzeugt,  bei  weli^ 
namentlich  unter  dem  Mikroskop  eine  äusserst  praecise  Differen/.irung  der  (lewebselennk 
sich  geltend  macht.  Die  histologische  Färbetechnik  verfügt  über  einen  reichen  Scbata 
Metboden,  welche  vielfach  von  den  in  der  Färberei  üblichen  abweichen,  bei  manebeo 
selben  wird  das  Färbevermögen  der  FarbstotTe  durch  gewisse  den  FarbtJüssigkeitcn  gtjjtl 
Zusätze  in  bemerkenswerther  Weise  beeinllusst.  Eine  besonders  wichtige  Anwendung  k*bo 
die  Farbstoffe  namentlich  zur  Färbung  von  Bakterien- J'raeparaten  gefunden,  seit  man  rritmi 
hat,  dass  die  grosse  Mehrzahl  dieser  kleinen  Organismen  gewisse,  namentlich  basische  ist* 
stofife  williger  absorbirt  und  energischer  festhält  als  das  umgebende  thierische  (.rewebe. 

WITT. 

Farbstoffe,  giftige.    Obwohl  der  Verkehr  mit  Farben  überhaupt  und  insbesondere  die  Verö- 
dung gesundheitsschädlicher  Farben  bei  der  Herstellung    von  Nahrungsmitteln,  rienniim;''.rl 
und  Gebrauchsgegenständen  in  Deutschland  durch  die  (jesetze  vom  14.  Mai    IST'' 
1887    hinlänglich    geregelt    erscheint,    gehören    doch  auch  in  unserer  Zeit  Vergib 
Farbstoffe    noch  immer  nicht  zu  den  Seltenheiten;    zwar   fehlt  es  nicht  .in  ungif 
aber  dieselben  entsprechen  in  vielfacher  Hinsicht  nicht  den  Bedürfnissen   der  In'l 
sind  sie  zu  theuer,    theils    zu    wenig  ausgiebig,    zu  wenig  widerstandsfähig  gegen    Lm  ni.  i  - 
und   Wa.sser    oder  nicht  schön  genug;    kurz    —  schädliche  Farben  werden  nach  wie  vt  "' 
wendet.     Besonders  häufig    werden    die    mit  giftigen  Farbstoffen   besehüftigto»  Arbeite/  f] 


1 


Farbstoffe 


—     267     — 


FarbsloffpJ 


TOI»  Vergiftungen,  oft  aber  auch  die  Käufer  solcher  Waarcii,  vric  Ktuiduiigügi-goiiülÄiKlc,  Miilicl- 
stoffo.  Teppiche,  Tapeten.  Houle.iux,  Kiiidcrspiclwaaren,  Knibullagcti,  künstliche  Bluninn,  kos- 
metische Mittel,  Tuschfarben,  Bildorbiichcr,  Kenson.  Masken.  In  der  Kegel  linndell  es  »ich 
dabei  nm  Mctallvcrgiftungen,  da  die  Melirzalil  unserer  schönsten  Farben,  von  Theerfarbeu  ub- 
geseheu,  Metallverbindun^en  sind,  haiiplsHehlich  Chrom,  Kupfer,  Blei.  Arsen  und  Zink:  doch 
werden  im  Geselze  vom  5.  Juli  1S87  ausser  diesen  noch  Antimon,  Barj-um,  Cadmium.  i^ucck- 
ailber,  Uran,  Zinn,  Gummigutti,  Koralliu  und  PikrinsHure  al.s  solche  Stoffe  aufgeführt,  deren 
Verbindungen  gcsundheitsschäd liehe  Karlistoffe  liefern.  Nicht  genannt  wird  in  diesem  liesetz 
dos  sehr  giftige  Dinitrokrcsol,  obwohl  es  .seiner  safrangelben  Farbe  wegen  viel  bei  Backwnaren 
verwendet  wird.  Von  den  TheerfarbstofJen  sind  bis  jetzt  nur  wenige  als  giftig  erkannt  wor- 
den; früher  freilieh,  so  lange  man  in  der  .\nilin-lndustrie  von  der  arsenigen  Säure  ausge- 
dehnten Gebrauch  machte,  war  die  Mehrzahl  der  .\iiilinfarben  stark  giftig.  Bei  der  Unmasse 
der  giftigen  Farben  verdient  eine  Bekanntmachung  des  Ilegiorungs- Präsidenten  zu  Merseburg 
vom  i'i.  April  189G  Beachtung  (Zeitschrift  für  Medicinal -Beamte,  189G,  No.  18,  Beilage),  in  wel- 
cher von  263  giftigen  Farben  Name.  Synonyma,  Bestandlhcile  und  -Aussehen  mitgelheilt  wer- 
den: d.vs  Vcrzeichniss  führt  107  grüne.  05  gelbe,  25  rothe,  22  weisse,  19  blaue,  9  gclbrolhu, 
11  braune,  S  sehwarae  und  je  eine  graugelbe  und  fleischfarbene  giftige  F.irbe  auf.  (iegen 
die  gcwerblichcfi  chronischen  Vergiftungen  durch  gütige  Farbstoffe  kann  allein  eine  genügende 
Fabrik-Hygi>>nc  Abhilfe  schaffen,  indem  sie  die  Verarbeitung  staubtrockenen  Materials  ver- 
hindert, für  frische  Luft  in  den  Arbeitsräumen  sorgt,  die  Arbeiter  über  die  ihnen  drohende 
Gefahr  belehrt,  sie  zu  sorgFältiger  Ileinigung  ihrer  Körper  und  Kleider  erzieht  und  das  Essen 
in  den  Arbeitsräumen  selbst  verbietet.  Für  Bleifarben-Fabriken  existirt  übrigens  eine  cin- 
.<<chlägige  gesetzliche  Vorschrift,  als  Zusatz  zur  Gewerbeordnung  vom  8.  Juli   1893. 

Die  Farbstoflvergirtungen  treten  entweder  als  Inhalationskrankheiten  auf  oder,  namentlich 
die  chronischen  Chromvergiftungen,  als  Hautkrankheiten  oder  als  Augenbindebaut-Entzündungcn 
oder  als  allgemeine  Intoxicatinn  mit  vorwiegender  Betheiligung  des  Vcrdauungsc.anals.  Bei 
acuten  Vergiftungen  muss  der  Arzt  durch  Magenausspülungen  etwaige  Reste  des  Giftes  mög- 
lichst schnell  entleeren  und  alsdann  sieh  .schleunigst  Aufschluss  über  die  Natur  des  FarhstoBe.s, 
der  zur  Vergiftung  Anlass  gegeben,  verschaffen;  denn  die  weitere  Behandlung  richtet  sich  natür- 
lich ganz  nach  der  Zusammensetzung  des  Giftes. 

1.  Handelt  es  sich  um  eine  Arsenikverbindung*,  so  muss  man  durch  sehr  lange  fort- 
gesetzte Magenausspülungen  mit  Magnesiamilch  zunächst  das  Gift  möglichst  vollständig  ent- 
fernen oder  wenigstens  chemi.sch  binden;  alsdann,  wenn  es  sich  um  reine  arsenige  Säure 
handelt,  reichliche  Mengen  des  frisch  bereiteten  Antidotum  Arsenici*  verabreichen;  für  andere 
Arsenpraeparate  besitzt  man  kein  chemisch  wirkendes  Gegengift;  man  ist  deshalb  hierbei  nur 
auf  Klimination  des  Giftes  durch  Magenspülungen  und  Erbrechen  angewiesen,  soll  also  da:i  bei 
Arsenvergiftung  schon  von  selbst  eintretende  Erbrechen  unterhalten  und  überdies  noch  Abführ- 
mittel, am  besten  Ricinusöl,  geben,  da  Fette  erlahruu^geraä.ss  die  Giftwirkung  abschwächen. 
Die  Therapie  der  chronischen  .\rsenvergiftung  ist  dieselbe  wie  die  Nachbehandlung  der  acuten; 
nur  hat  man  hier  noch  eine  systematische  Entgiftung  des  Körpers  durch  .\nregung  der  Darm- 
thätigkeit,  der  Diurese  und  Diaphoresc  und  durch  Hebung  des  ganzen  StoffwecbseU  anzustreben. 

Zur  Bekämpfung  der  acuten  und  der  häufiger  beobachteten  subacuten  Antimonvergiltung 
verabfolgt  man  GerbsUiffe.  starken,  schwarzen  Kaffee,  Thce,  Tanniulösung,  und  entferne  dann 
das  entstandene  gerbsaure  Antinionoxyd  durch  Magenausspülungen  und  Abführmittel:  auch 
Magnesia,  Eiwciss  und  Milch  sind  passende  Gegengifte.  Seiner  herzlähmendcn  Wirkung  wegen 
darf  man  in  keinem  Fall  von  Antimonvorgiftung  die  Controlle  der  Ilerzthätigkeit  versäumen 
und  mit  der  Verabreichung  von  analcptischen  Mitteln  zögern:  nach  denselben  Regeln  wird 
die  übrigens  nur  sehr  seltene  chronische  Antimonvergiftung  behandelt.  Die  durch  Tragen 
fintimonhaltigcr  Gewebe  —  Antimon  dient  in  der  Färberei  als  Fix'rmittel  für  andere  F'arbstoffe 
—  entstehenden  Ekzeme'  werden  nach  den  allgemeinen  Grundsätzen  der  Dermatologie  behandelt. 

Bei  einer  acuten  Veririftung  durch  Bleifarben  kommen  dieselben  Maassregeln  in  Betracht 
wie  bei  anderen  acuten  und  chronischen  Bleivergiftungen*. 

Bei  der  durch  Koliken,  Pulsvcrlangsamung,  SpeichelHuss,  Erbrccheu  und  Durchfall  wohl 
gekennzeichneten  acuten  Bary  t- Vergiftung  empfiehlt  es  sich,  zunächst  durch  Magenspülungen 
mit  dünner  (Iproc.)  Glaubersalzlösung  und  ebensolchen  Klystieren  das  Bar>'tsalz  in  d.is  in 
Wasser  völlig  unlösliche  Barjunisulfat  überzuführen  und  bei  alkalischer  Reaetion  des  Magen- 
inhalts Schwefelsäureliraonade  zu  reichen  (1  zu  200).  Gegen  liic  Koliken,  die  Pulsverlang- 
!>a:nuDg  und  den  Speichelfluss  zugleich  hat  man  ein  wirksames  Heilmittel  im  Atropin,  welches 
subcutan  mehrmals  in  Dosen  von  je  ein  Milligramm  einzuspritzen  ist,  bis  der  Puls  .schneller 
und  weich  wird  und  die  Koliken  nachlassen:  in  der  Nachbehandlung  der  acuten  sowie  bei 
der  kaum  vorkommenden  chronischen  Barjumvergiftung  hat  man  nach  gleichen  Kegeln  zu  ver- 
fahren, vor  allem  für  genügende  Herabsetzung  des  Blutdrucks  zur  Venneidung  von  Hirn- 
blutungen zu  sorgen.  Die  einzige  giftige  Cadmiunifarbe  ist  das  gelbe  Sehwefelcadmium:  zur 
Bekämpfung  dieser  bisher  kaum  beobachteten  Vergiftung  kann,  wenn  d.-is  Gift  noch  im  Magen 
verranthet  wird,  die  Verabfolgung  kohlensaurer  Alkalien  dienen.  Bei  der  besonders  durch  tief- 
gebende Hautgesehwüre  und  Erkrankungen  der  Aagenbindehaut  und  des  Rcspirationstractus 
cbarakterisirlen,  acuten  und  chronischen  gewerblichen  Chrom  Vergiftung  Ist  man  lediglieh  auf 


[Farbstoffp 


—     2«K     — 


symptomalLscIie  Behnixllung  aiiguwiusen :  Vermeidung  weiterer  Einwirkung  dv> 
Salbenverbände,    Schutzbrilli:  resp.  Schiilzverband    für  die  Augen,    Behaiidl 
u.  b.  w.    Gcscliiili  die  Vorgiflunt;  durch  Geuuss  von  Ctiromfarbstuffoii,    so   sin 
sivv  Magenausspülungun  und  lUystierc  da«  bivste  MiUcl:    daneben  sind   IcohlenMurr  Mi(»t,| 
doppeltkoblensnurea   Natron    und    esüigsnures   Blei    nuin    Zweck    der   Bildung    dcD   rii  Vu 
uuiöslicben  gelben   BIcicbroinats  vorgeschlagen  worden:    iniin  liudet    übrigen»    bei  den  t>M| 
färben    zwei    ganz  verschiedene  Reiiion    von  Verbindungen,    nämlich     di«-    sehr   giflijm 
löslichen  chromsauren  Salze,   rcpracscutirt   durch    die  rotheu    und    gelben  irhr"»'" 
die   viel    weniger   giftigen    Chroinoxydverbinduugcn ,    meist    tief    grüne    oder    M'     > 
Stoffe;    bezüglich    ihrer  (liftigkeit    stehen    die  Chromoxydulverbindungcn,    muist  bbucj 
in    der    Mitte    zwischen   jenen    beiden.      Auch    bei    der    acuten     N'ergiftung     durch 
färben     (arsenigsaures    Kupfer   =   Scheersches    Uriin,    Kupfcrarsenit    -{-    Kupfei 
Schweinfurtcrgrün)    ist  die    möglichst  sorgRItige   Kntfernung    des  Giftes     durcb   di« 
Spülungen  die  nüthigstc  Maossnahme;    man    hat   sich    hierzu    einer  Kerrocyaukaliuml) 
bedienen,  da  sich  alsdnna  das  braunrothe  unlösliche,  daher  ungiftige,  aber  nur  in  uu 
beständige  Ferroeyankupfer  bildel.    Als  Gegengifte  kommen  weiter  in  Betracht  Tnoli 
Milchzucker  zur  Bildung  von  unlöslichem  Kupferoxydul,  HoUkohle,  Thicrkohlc.  Kiwrii 
limatura  Kerri,  auf  welcher  .sich  das  Kupfer  metallisch  niederschlagen   soll.     Ist  seho 
Zeit  verstrichen,  sodass  die  Kupfersalze  bereits  aus  dem  Magen  in  den  Darm  ringeb 
so  gebe  man  schleunigst  sehr  grosse  Dosen  nicht  reizender  Abführmittel   ifiic'         ' 
dann,    wenn  es    sich  um    die  gleichzeitig  Arsen    und  Kupfer   enthaltenden    I 
Bei  der  Behandlung    der    chronischen  Kupfervcrgiftuug    wird    man    am  bcs" 
der  chronischen  Bleivergiftung  verfahren,  namentlich  muss  hier  auf  lange   t>- 
düng  der  Kleklricitat  Gewicht  gelegt  werden.     Von  den  iiuecksilbervcrbiiji.r.i..  i,  .li«i 
Farbstoff  nur  das  Quecksilbersullid,    Zinnober,    das  als  rothe,    übrij^ens  in   Wasser   mAM 
Deckfarbe  namentlich    in    der   Knttundruckcrei    gebraucht    wird.      Tragen    solcbor  Ga 
dürfte  eher  eine  chrniiisehe  als  eine  acuti;  Quecksilbervergiftung   herbeiführen.     Aacb-| 
Behandlung  dieser  Metallvergiflung  gilt  dasselbe  wie  bei  der  chronischen    Blciv^rgift 
den  LT  ran  Verbindungen  ist  nur  das  Salpetersäure  Uranyl,    ein  grünlich-gelbes,   gut 
sircndes  Salz  als  Farbstoff  zum  Uran-Gnlddruck  im  Gebrauch;    Vergiftung  diinit    s,li« 
bisher    noch    nie    vorgekommi-n    zu    sein.      Sämmtliche    Uransalze    fällen     ;i' 
schnell  und    gründlich,    sind    also  Aetzgiftc.     Als  Gegengift    könnte    nur   Eiv 
kommen.       Auch     acute     Vergiftungen     durch     zinkhaltige    Farb.stoffc      durma 
sein;    als  solche  ist  überhaupt  nur  das  Zinkweiss,    Zinkoxyd  und  Schwefelzink.    im 
doch  sind  einige  Fälle  bekannt,    in  denen  ein  übermässiger  Zinkoxydgehalt    ron   du 
waaren  bei  KindiTti  eine  subacut<>  Zinkvergiftung  veranlasste.    Liegt  eino  Zinkvergift« 
Verschlucken  von  Zinkfarbe  vor.  so  hilft  am  besten  wiederum  die  Entfernung  des  Gifl 

die  Magciiausspühing;    nur  wenn  es  sich    um  wasserlösliche  Ziukfarbeu    handeln  sollt 

die  Darreichung    von  Eiwciss,    .Milch,    Gerhskiffcn.    kohlensaurem    und    phospborsaurem  All 
zum  Zwecke    der  Umwandlung    in    unschädliche  Zinkverbindungen    einen    .Sinn;    im    wriw 
Verlauf   einer  Zinkvergiftung    sind  sehleimige  Getränke,    später  Opium    am   Platte.     Ziako^ 
und  Zinksullid  sind    zwar    in  Wasser  unlöslich:    doch  ist    zu   bemerken,     dass  die  Zink 
häufig  gefährliche  Verunreinigungen  enthalten,  nämlich  Arsen,  Blei  und   Cadmium.     Da»  7/a 
liefert  an  Farbstoffen    nur    das    in    der   Kattundruckorei    angewandte  Zinncblorid-Ammoaii 
chlorid  (Pinksniz)  und  das  goldgelbe  glänzende  Zinnsulfid,    einen  zum  Broiiziren  viel  t« 
deten,  Musivgold  genannten  Farbstofl.    Vergiftungen  durch  diese  Zinnverbindun?on  <Hnd 
noch  nicht  sicher  beobachtet  worden.     Das  Pinksniz  ist  ein  ätzendes  Gift;    \'  -.'n 

durch  wann  also  ebenso  wie  andere  Vergiftungen  liurch  ätzende  SttifTe  zu  beb;  -  )n 

zinn  ist  selbst  in  den  meisten  Säuren  utilöslirh  und  schon  deshalb  kaum  eine  \  erj;iltuiig  1 
durch  zu  befürchten.  Bei  Vergiftungen  durch  das  rotligelb  aussehende  und  vorwiegtMi 
der  Goldleistcoindustrie  und  von  Goldarbeiteru  als  gelbe  Farbe  gebrauchte  tJntti  cmpSiil 
sich  die  Verabreichung  von  tipium,  Schleimsuppen  und  subcutaner  Kanipberol-Injectioo,  »Jk- 
rcnd  innerlich  Fette  zu  vermeiden  sind.  Pikrinsäure-Vergiftungen  erfordern,  d.i  (hf«J 
Stoff  ein  Blutgift  par  eieellence  ist,  ein  energisches  Kingreifen:  fand  die  Aufnahme  ili'«' 
Giftes  per  os  statt,  so  ist  reichlich  Eiwei.ss  und  Glaubersalz  zu  reichen:  es  entsteht  nuiifc'» 
im  Körper  aus  der  Pikrinsäure  die  Pikraininsäure:  diese  wird  durch  schwefelsaure  Salze,  üuilwi 
wie  die  Karbolsäure,  gebunden  und  als  aetberschwefelsaures  Salz  durch  den  Urin  ausgewti'- 
den.  In  schweren  Fällen  wird  man  aber  mit  einem  Aderlass  und  Transfusion  von  Blut  !■»{>. 
mit  der  Bypodermatoklyse  und  alkalischer  Kochsalz-Infusion  nicht  zögern   dürfen. 

.\uch  heute  noch  thut  man  gut.  gegen  die  Verwendung  eines  Thcils   der  Anilinfn'' 
skeptisch  zu  sein  wegen  der  Möglichkeit  eines  .'\rsengehalts  derselben,    und  es   cmplickl:  -i  !■ 
überhaupt,    da  crfahningsgemäss   fast  jede  Farbenuünnce    wenigstens    mit  Hilfe    arscnhiltu,-" 
Farben  erzeugt  werden  kann,    sich  vor  der  Bchaudluug  einer  Vergiftung,    die  durch  Fj.'Ii»'"* 
verursacht  ist  oder  sein  kann,    immer  erst    davon    zu  überaeugen,    ob  die    verdächtigt'  Ful« 
Arsen    enthielt   oder    nicht.     Uebrigens    findet  sich  unter  den  organischen  Färbst.  (Tii,  r.rf 
der  Pikrinsäure    und    dem  Gutti    noch    eine   ganze  Reihe  notorisch  giftiger.     Wei, 
auch    vorwiegend    nur    ein    gewerbehygienisches  Interesse    haben,    insofern    sie    b' 


Warbst  olTr 


—     260     — 


Favus] 


tiri^r  Ucrslrlluiig  heschäfligtcn  Nrbf'iteni  Ekxcinc'  ir/ciiKeii,  so  i>t{  ilocn  tjcroii  ßt'dculuiiK 
ach  liir  weitere  Kreise  nicht  gerade  gleicligiillig.  14  solelier  gi/tjgeii  orgaiiisclieii  Farbstoffe 
Shrt  Kobert  auf  Seite  364  seines  Lehrbuches  der  latoxicationcu  (1893)  an. 

STOBRMEB. 


w. 


Bhi 

ai0D866bSd(  klinitttiAchpr  Kurort  am  Thiinnr  9or>  im  Born(»r  Oborlando,  H«t2  m  liorli.  E.»-  yinlil  dort  oi»  nrtlii.'VK 
I  Miiirmtwassor  mit  l,4.'i  CftlRiamsnlrat.  O.lli?  Mttt;neF.[t]tfi-,  O.Orto  Cftlcinm-  Dn<l  O.OO'i  EiAi'iihir.arhonat,  1,98  cem  rrei<*r 
^^^oblensluro,  weletips  xa  Trink-  iinU  Bitdokuren  Terwendung  UndpL  Die  Uvhrxalil  der  Kranken  li5idot  an  Krank- 
^^K«it«n  der  AtbmunKKorgiine  oder  an  BlutamiatU.    äalHon  Hai  bis  Oetober. 

FaTng  ist  ciiir  durch  Achorioii  Si'hoeiileinii  bedingte  Krmikheit.  wolrhe  vorwiegend  ilii- 
I      bch;i:irtr  Knpfliaut,    seltetior  die  niclit  i>ehaarten  ISU-licti  des  Körpers  und  die  NAgel 
'      befällt.     In  den    Anraiiftsstadien  der   Rntwickelung  des   Favus    des   behaarten  Kopfes 
zeigt  sieh  zuerst  nur  rinc  leirlitc  Sriiiipiiuiig;  alshalil  zrigi'u  sich  um  Haarbalgtrioliter 
kleine,  gelbe,  siibepidcniimdale  l'unkfi',   welclii'    sich   vom   Haare  aus  exeentriscli   rius- 
ielincn     bis    zum   hurcbinesser  von    1    cm   und    darübi'r,    und    kleine    schnssclfönnige 
^xssen  bilden   —   Faviisscuhitinn    -    ,   welche    gedcllten   l'ustcin   nicht  uniibnlich,    ein- 
ig   und    alli'in  aber    nur  durcb  die  Anh.-Uifung  der  l'ilzniasseii  bedingt    .sind.     Nach 
längereil!   IJestand.    der  .sich  gewühtilich  auf  .lahre  hiDau.sdehnt,    verödet    unter    dem 
V'^tändigen  l>ruck  de.s  Sciituhmis  die  ll.iar|»apille  und  es  bilden  sich  nai-benähnlichi' 
Taille  Flachen,    die    hie    und    da  vnn  kiiinnierlichen  Haaren    besetzt  sind.      Uei    der 
likriiskopiscliPii  riitersuchung    erscheinen   die  Scutula  als  masseniiarte  Anhihifungen 
Kon  I'ilzetenieiiten,    aii.sserflein  dringt  aber  auch  der   E'ilz  in  die  Wurzelscheidim  luid 
den    Haarschaft,    in   der    Tiefe    bis    zum    Bulbus,    über    der    Hanfo'>erfliU'ho    bis 
Feit  über    den   Krnergeiizpunkt  des  Haares  hinaus.     An    nicht    behaarten  ^'tellen  ist 
Jer   Favus  ebenfalls  durch   Scntiilabildung  charakteri.sirt,    mir  geht  diesem    oft    eine 
Jein   Herpes    tonsurans    .ähnliche    ringförmige  Sehuppiiiig    der  Haut    voraus,     widclie 
llirch    ilas    schnelle  Wachsen   der  l'iizeU'inenti"   in    don  oberflächlielien  Schiebten   der 
Spiderniis  bedingt  ist  (herpetisches  Vorstadinm  von  Kühner)  imd  früher  von  Hchra 
kis    eine  (\>rnbinati(>n    vdii    Ti-ielio)divtoii    und    Favus    betrachtet    worden    war.     Her 
:»vus  der  Nilgel  befällt  gewehtilicli   nur  einen    oder  mehrere  Nage!  der  Finger  oder 
Her  Zehen,  nienials  alle.     |)ie  Krankheit   geht   vom   tVeien  Nagelrand    aus  und  dehnt 
iell  zwischen   Nagelbett   und  Nageipintte  aus,  bildet  hier  ebenfalls  schwefelgelbe  Fiin- 
jerungen  mit  Trübung,  Rrüchigkeit  und   Kxfoliatinn  der  Nagel.substanz. 
Der    Favus    wird    vom    Mensehen    auf    ilen    MeiLschen  übertragen    durch    directe 
^der    indirecte    Ansteckung,    kann    aber    auch    von     Hausthieren,    Katzen,    Huncb-n, 
iühnem  etc.  übertragen  werden.    Die  Krankheit  betilllt  meist  jngendliche  htdivitliii'u 
üer  ärmefen  ('lassen.    I'ie  !>i.'ignose  ist  fast  immer  eine  leichte,  sie  wird  dnrcli  Com- 
^licationen,  welchr'  den  l'avus  begleiten,  in  einigen  Füllen  er-schwert  (F.kzem,  Sebnr- 
iioe),    in  zweifelhaften   Fallen    mu.ss  sie  durch  die  mikroskopische  L  nfi-rsucliung  der 
l.xin?   festgestellt   \vi>rden.       I>i'r  l'ilz  besteht  aus  zahlreichen   Mycelien.  kurzgliedrig, 
geschlängeit,  verzweigt,  von  verscliiediMier  Dicke,  die  .sich  in  abge.schnürteii  Konidieii- 
ketten   fortsetzen.     Hie  und  da  bemerkt  man  einzelne  i-unde  S]»oren. 

Therapie.    Favus  des  behaarten   Kopfes.    Vor  der  Kiitdeekuttg  de^  .Arhiu'ion 

lurch  Schoenlein  (IS30)  war    die  Therajiie  des  Favus    einer  rohen   Kiiipirii'  nljer- 

Lutson.     |)ie  Anwendung  der  Pechkappe    und   der  Pechstreifen  ist  veraltet,    hat  aber 

dimeHiin  noch  Anhänger.    Die  meisten  Aei'zte  suchen  eine  rationellere  Behandlungs- 

ireise    tuid    wenden  Substanzen    au,    die    eine    parasiticide  Wirkung  tiesitzen:  (.)leum 

iusci,    tHeum    cailiniim,    Karbolsäure.    Sublimat.    Kreosot,    Hydrargvi-iiiii    sulfui'icuin 

hasieum,  Naplitol,  Schwefel  etc.    oder  Mischungen  dieser  Substanzen.    Nebenbei  wird 

aimer  imeh    die  Kpilatien*    vorgenommen.      Wulff  hat    jc'doch    diese  .Methode    seit 

Inngen  .lahren  verla.s.sen    und    verfährt  mit  gutem  Krfolge  folgendervveise:    Die  Haare 

ri'rden    zuerst    kurz    ge.schnitten    und    die  Kopfhaut    mit  grüner  Seife  tüchtig  alige- 

kaschen,    liann    wird    eine    dicke  Schicht  Ibnva.selin  aufgetragen    inid   der  Kojif  mit 

Biner  engaidiegeiiden   Kaut.schnkhaube    oder    mit  tluttaperchapapii-r    und    i'iner  Rinde 

gedeckt.    .Vm  näclisten  Morgen   wird  der  Kopf  wieder  mit  Seife  gereinigt  und  die  Scti- 

ila,  die  dieser  Heiiijgung  nii-ht  fol;;en.  mit  dem  Spatel  aus  der  Haut  geschält.  Dann 

die  bdgeiide  Salbe  fest   in  die    Haut  einzureiben:     Clirysarnbinum   II),    Va.seliiivim 

ibum  U«),  Aether  sulfuricns  HO,  M.  exacti.ssiine  f.  uagt.    Darüber  werden  wieder  die 

jngeriebenen  Stellen  niit  (Juttapercha  bedeckt  luid  diese  mit  einer  Binde  befestigt.  .\ni 

l&ch.sten  Tag  Abwa.schnng  mit  Seife  und  nachfolgende  .\pplicntion  der  Salbe,  immer 

fiter  st.irker  M.TSs.ige,  um  die  Salbe  fest  in  die  F'ollikeirdTnnngen  eindringen  zu  bissen. 


(T»r«R 


—     270 


Di 


Vcrf: 


iliifii  vviri 


1    (1  \V((ci)cil    \:t\i''   :i))i:cwrilidt   im(^ 


sgcM'tzt,  wKim  I 

lirlu!  Erscheimuigcn    tlurch    (ins  ('bn.sMrnhiii  eintreten.     In  diespn   Iiitertalhi  I 
<üiK!  iii(lifF(>renti'  Sitibi'  7.nr  Aiiwnuiuiig   i)(lei-  cino  solche,    die     parasitiriil   uii^ 
i-ciz('ii<l  wirkt,  Snlilini;it  i  (im  inilN-  nili^r  Pnti-i'ijiitat  '/2n  ''•  ^-    N'aoli   '■■»•cli'i  Wf 
(l;t«  Sf'ifi'ti  1111(1  (■hivs;irnliiiiircii  nur  rini'ii  Tn;;  um  di'ii  amloren  vor 
(k'SSfll)cii  Z('i(i:tuiiis    iiiiil  ili'i-  r;iticiit  wird  entiass».>ii  mit  <lcr    Wei-- 
lichaiulluiip  noch  \vijcln'iitlii-li  ciiiiiial  wiihronci  It  Monatmi  zu  iiiiterz»«'hi'n.    .N»fl  I 
Zfit  wird  nur  noch   eine   wiichciitiicbi"  Abseifung  mit  nachträglicher  Applirati« 
Suhlimatvascliii  1  pro  iihIIc  IriMgcrc   Zdt  fortgesetzt.      Selbstverständlich   niüs 
('auteleii  während  der  Ciirvsarobiiihehandlung    beachtet    werden,    um    die  A» 
schützen.     Der  Umstand    aber,    dass    immer  ein  Occlusivvorband   iiaoh  jeder  Cl 
rohinaiJ|)licatioii    angelegt    wird,    .sclintüt   den  Patienten  schon   vor  Conjuocti*: 
Conie:ilrei/.uiigen.    Während  der  giinzen  Heh:indliniE:  werden   die   Haare  knn  . 
re.sp.  mit  der  l'f(<nlesclieere  wöclientlich  einmal  abgetragen. 

Ihu«  l!p|Kindlungs.>ichenia  der  verschiedenen  .\utoren  ist  ungefähr  das»«!)) 
meistern  ejiiliren,  die  einen  in  kleinen  Sit/.iiiigen ,  andere  in  Narkose;  jeder  " 
Antiparasiticuni.  So  wendet  Besnier  folgende  Salbe  an:  Halsaniuui  poniti 
tlleiiiii  cadinnm  iTn  2 — ö  g,  Acidnm  salicvlicimi,  Kesnrcinuni  Ji  1 — 5  g, 
V'a.selinum,  Axungia  |Hirei  m  30.  IHeae  wird  .\bejids  aufgeti-agen,  Morgens 
Haut  abgeseift  mit  einer  Theer-  oder  Trhthy(vl.»;eife,  dann  die  Haut  mit  aar: 
der  L'i.sung  gewa.schen:  Spiritus  vini  (HO")  KXt  .g,  .\ciduni  aceticum  glaciale  OJ 
1  g,  Acidum  boricuni  2  g,  ChloroforiMinm  ö  g.  l>arnl)er  wird  dann  Kniplaatmll 
Vigo  gelegt,  an  des.sen  Stelle  hei  uns  Hniplastrum  Hydrargyri  benutzt  wird,  b 
verdünnte  ICssigsiinre    ist  auch  in  Piilverisationen  von  Peroni   empfohlen  wurtien:  <t 


Slmemaker  in    Philadelphia  wird    die    Wirkung  des   Kupferoleats   gen 
nicht  möglich,  alle  Substanxen   .inzugebeti,  die  Verwendung  bei  <ler  V.r. 
linden.    ICrwiÜiiit   sei  noch  die  lieliandktng  dtirrli   Wärme,  welche    von  Zin? 
<dni<;  eclatante  Krfolge,  geübt  worden  ist,  und  <lii'  .\p)ilication  von   Sul)liui.Tll'''-'nfl 
durch  Kata|iliorese,  xim  welcher  keiiii'  besonderen  Resultate  gesehen  wurden 

l'a\us  der  nicht  behaarten  Stellen.    Hier  ist  die  Behandlung  viel 
luul  von  leichtcrem   Krfolg:  man  kann  in  .S — 14  Tagen  vollstilndige  Heiluns  •; 
Es  gein'igt,  die  Favusborken  zu  entfernen,    die  erkrankten  Stellen   abzuseifen  :üii.  . 
oben    erwähnte    Chrjsarohinsalbe    m    appliciren    oder  auch    rhrysarobinpfla.^fnnl 
Sublimat    oder  nach  Anderen  Tinctura  .lodi  nachträglich  anzuwenden. 

Favus  der  Nagel.     Das  radicalste  und    sicherst!'    ist,    die   Nfigel    zu    entfro« 

imd  da.s  blos.sgelegte  Nagelbett    mit  Sublimat,  oder  ("hrysarobin,    oder  Tinctnra  U 

7.11  behandeln.     Etwa.s    langsamer,    aber    au<-h    von  .sicherem   Erfolg,    ist  die  p»«" 

Entfernung    fiber    den  i'rkraiikten  Stellen  diircli  .Vlisrhälen  oder  Abfeilen  '' 

Substanz,  Auslöffeln    der  Faviismassen    und    die    iia<-liträgliche   Application 

wähnter  Substanzen. 

wotrr 

Feigen.     Die  Früchte  der  viTscliiedencn  Ficu.sarten,  welche  zumeist  in  südlichen  L.nn!  • 
virt  werden,  kommen  zu  uns  in  den  Hniidt!!  fa.st  ausschliesslich  im  getrockneten  Zl 
iinidlichc  scheibenartige  (icbüde,    ausseri  mit    einem    staubartigen   oder    körnigen  M 
zogen,  das  fast  aiisscbliesslicli  aus  eingetroekiietem  Traubenzucker  besteht   (Smvrn.i'  r 
In  diesem  Zustande  ciith.ilteu  sie  im  Mittel  Kiweis.s  4,  Säure  (freie  Pflanzeiis.üure  h 
saures    Kniisali'.)   1,2,    Zucker    (Tranben-,    Fnicliti'.uekcr)  49,S,    andere    lösliche    K- 
(Dextrin,  Pektiiistoffc)  4.5,  Holzfaser  und  Kerne  ö,   Asclic  2,9,  Wasser  31,2  pCt     V 
aogenchnryen  .»iüsseti  Geschinack.s  sind  die  Feigen  ein  Genu.ssmittel,  das,  in  grös-scrtr  ' 
nosscn,  auch  einen  beträchtlichen  Tlieil    leicht  liislieheii  Zuckers  in  den   Körper  cii. 
her  sie  auch    als  Nahrungsmittel    gelten    dürfen.     In  reichlicher  Menge    genossen    * 
durch    ihr    saures    pll.inzensaun-s    .Salz    auch    der    Obstipation    entgegen.       Im    pr. 
und  rohen  Zustande  sind  sie  indess  wgeii  ilin-s  derbiii  pf^.Tiizlichcii  Ciefüjres  als  fi-- 
•laulieb  zu  erachten  und  deslialb  aus  der  Kranken-  und  Reconvalescentendiaet  austiuwij'«— 

r  plliafing)  Sonunprfrinfhr  an  «Jor  WVtinspilc  »1i»h  Staniberxt^r  Se«a  in  OberbRyiTn,   MO  m  horh, 

Fellach)  Dorf  in  KarnU-n,   MKI  ni  liooli.     In  il«r  Klili«  detsolben  trrtrn  di»  Fell>thati|DellOD,    Vvlltrh'r  * 
Togc,   vier  krirtiup  allialii^rlio  Sündrliniic    (bis  lu  t.K  Natrium-,    2.1  Ctlrinni-.   n,22  II»in*«iumlM. 
trinmohloriil,  O.ftH  Nstriunmulfut.  rr>*to  Knblfn^fluro  (tOfl  com),  wplofap  iii  innnrilcben  und  taniurtp- 

Feretril«      rflanxcnsstlan^  an&  der  Farn,  der  Papi  1  io  u  aco  ac*,    Untorfam.  .Sophoreap.      V.  «pvrtabiliti 
pin  Datnil  Dnuiilipns  mit  anpaarig  K^ttpdeii«n  BtRtlpm  und  lcl«inpn  gelben  Blnifavn.  lipfert  das  AiiMvtinkm 


Mirn 


\ 


Ferieneolonien  —    271     —  Fermentwirkung] 

itetmcolonlen.  Hierunter  verstand  mau  ursprünglich  die  Entscnduu);  nrholungsbodürftiger, 
I  schwächlicher  aber  nicht  eigentlich  kranker  Schulkinder  der  ärmeren  Classen  auf  das  Land 
1  «ibread  der  Schulferien.  Zuerst  vom  Pfarrer  Brion  in  Zürich  ins  Leben  gerufen,  hat  diese 
',  woblthätigc  Einrichtung  sehr  schnell  in  zahlreichen  Städten  wie  Frankfurt,  Berlin,  Dresden, 
Leipzig  Nachfolge  gefunden,  und  haben  sich  besondere  Vereine  zu  diesem  Zweck  gebildet. 
Man  ist  auch  über  den  ursprünglichen  Rahmen  hinausgegangen,  indem  man  ausser  in  die 
eigentlichen  Ferieneolonien  eine  Anzahl  besonders  bedürftiger,  hauptsächlich  anaemischer  und 
serofulöser  Kinder  in  >Soolbäder  und  an  die  See  schickt,  und  andererseits  sogenannte  „Halb- 
oolonien"  eingerichtet  hat,  in  welchen  die  Kinder  nicht  eigentlich  aufs  Land  zu  dauerndem 
Aufenthalt,  sondern  in  den  Nachmittagsstunden  vor  die  Thore  der  Stndt  ins  Freie  geführt 
werden.  Es  ist  selbstverständlich,  dass  die  Colonien  etc.  unter  Aufsicht  geeigneter  Persönlich- 
keiten, meist  Lehrer  und  Lehrerinnen,  .stehen.  Die  Erfolge  dieser  Einrichtungen  sind  nicht 
nur  gesundheitlich,  sondern  auch  in  socialer  Beziehung  vortreiTliche.  Der  engherzige  und 
nSTgelode  Einwand,  dass  bei  den  Kindern  durch  dieses  Benefiz  ein  Begehren  erregt  und  ihnen 
gewissemiaassen  ein  Uebermaass  der  Verwöhnung  erwiesen  werde,  welches  in  ihre  sonstige 
Liage  nicht  passe  und  sie  nur  anspruchsvoll  mache,  hat  sich  in  keiner  Weise  bewahrheitet. 
Im  Gegentheil  hat  man  überall  die  Erfahrung  gemacht,  dass  gerade  diese  Fürsorge  für  die 
Kinder  der  Armen  hygienisch  und  moralisch  die  besten  Früchte  trägt,  nicht  nur  indem  sie 
die  Kinder  kräftigt  und  anspornt,  sondern  auch  indem  sie  bei  den  Eltern  die  Bitterkeit  der 
socialen  Verhältnisse  und  der  Cla.ssengcgcnsätze  bekämpft. 

EWALD. 

'amentwlrknng.  Man  versteht  unter  Fennentwirkung  schlechthin  die  Wirkung  der  geformten 
and  ungeformten  Fermente.  Beide,  Mikroorganismen  »ind  Enzyme*,  zeigen  aber  in  ihrer  Wir- 
kung einen  fundamentalen  Unterschied.  Während  wir  durch  geeignete  chemische  Manipulationen, 
s.  B.  durch  Erwärmen  der  .Substrat«!  mit  verdünnten  Säuren,  einen  mit  der  Enzymwirkung 
ideutischeii  Effect  erzielen  können,  lässt  sich  die  Thätigkeit  der  geformten  Fermente  auf  rein 
chemischem  Woge  nicht  nachahmen.  Man  hat  daher  zu  unterscheiden  zwi.schen  der  Ferment- 
wirkung  im  besonderen,  der  Enzymwirkung,  und  der  bakteriellen  Fermentwirkung,  der  (läh- 
ruDg  und  Fäulniss.  Hier  soll  nur  die  Ersterc  in  den  Kreis  der  Betrachtung  gezogen  werden. 
Die  Einwirkung  der  chemischen  Fermente  auf  die  Substrate  erfolgt  durch  Aufnahme  der 
Elemente  des  Wassers,  wobei  hochzusnmmengesetzte,  in  labilem  flleichgewicht  sich  befindende 
Körper  in  einfachere,  stabile  Producte  umgeformt  werden.  So  resultiren  aus  der  Einwirkung 
der  Betulasc,  eines  vor  kurzem  von  Schneegans  und  (ieroek  in  Betuln  lenta  aufgefundenen 
Enzyms,  auf  das  Glykosid  (laultherin  ülyko.sc  und  (laultheriaöl 

Oaaltherin  Waxspr  SalicjrlsiurcinetbjIrHter  Ifljfkuso 

=:  (lanltheriaOl 

Mit  dieser  Zerlegung  der  (Hykosidc.  die  in  analoger  Weise  auch  bei  den  anderen  glykosid- 
spaltenden  Enzymen  verläuft,  ist  die  Thätigkeit  des  Enzyms  beendet.  Sind  die  Substrate  ein- 
facher zusammengesetzte  Körper,  so  künneti  als  Kndproducte  der  Zersetzung  Kohlensäure  und 
Wasserstoff,  sonst  nur  Producte  der  Fäulniss,  auftreten.  Eine  derartige  Spaltung  in  die  Ele- 
mente treffen  wir  vorzugsweise  bei  den  intracellulär  wirkenden  Enzymen  an,  so  bei  einem 
Pilz,  welcher  ameisensauren  Kalk  in  Kohlen.säure.  kohlensauren  Kalk  und  Wasserstoff  zersetzt: 
CaCCHOz)!        -f        IIoO        =        CaCOj        +        CO.        +        2H2 

CalciniDformiat  Wasser  C'alrininrArhonat  Ktihlcncliciiril  WansprstofT 

Welche  Gruppe  von  Enzymen  man  aber  auch  herausgreift,  .stets  findet  man,  dass  das 
Product  der  Femicntthätigkcit,  ixIi.t  ihre  Summe,  geringere  Verbrennungswärme  besitzt,  als 
das  Substrat.  Die  potentielle  Energie,  die  chemische  Spannkraft,  wird  durch  dit^sen  Vorgang 
in  kinetische  Energie  umgesetzt,  welche  dem  Organismus,  in  welchem  sich  der  Fcrmentations- 
process  abspielt,  zu  Gute  kommt.  .\uch  bei  der  l'insetzung  ausserhalb  des  Thier-  oder 
Pflanzenkörpers  lässt  sieh  diese  Umformung  der  Knergiri-|ualitäten  durch  Zun.ihnic  der  Wärme 
erkennen.  Dies  ist  besonders  hei  den  Gerinnungsenzymen  der  Fall,  bei  welchen  noch  als 
■wärmesteigerndes  Moment  der  Uebergang  des  Substrates  aus  dem  flüssigen  in  den  festen  Ag- 
gregatzustand hinzukommt. 

Auf  welche  Weise  nun  diese  Fermentwirkung  zu  Ständig  kommt,  diese  Frage  hat  seit 
Scbönbein,  welcher  als  Erster  im  .Vnfnnge  dieses  .Jahrhunderts  auf  die  Fermente  die  .Auf- 
merksamkeit lenkte,  bis  zur  (regenwart,  entsprechend  ihrer  Bedeutung  für  den  Haushalt  der 
belebten  Natur,  das  Interesse  der  Chemiker  und  Biologen  beschäftigt.  Die  erste  theoretische 
Erkläning  der  Fennentwirkung,  welche  trotz  zahlreicher  ;;ewichtiger  Einwürfe  noch  heute  -An- 
hänger zählt,  .stammt  von  Berzrlius  .lus  drm  .lahre  liSSO.  Derselbe  greift  auf  die  .schon 
TOn  Scbönbein  für  die  Fermente  in  .Anspruch  jieniinimeiic  katalytisclic  Kraft  zurück.  Es 
war  seit  lange  bekannt,  dass  Metalle  in  fein  vertheiltein  Zustande  Wasserstoffsuperoxyd  in 
Wajwer  und  .S.iuerstoff  zerlegen  können,  gemäss  der  (ileichung: 
OH 

•^1  =  ■>n-''"  -1-  (1, 

OH  -       H  •  - 


[Fcrinciitwirkunjr 


272     


Ferroi-yaaTi>rbisda 


o'ler  H.uss  si>'.  mit  iMiiem  Gcmiscli  nus  S.uierstoff  und  Alkoliol  in   Dnrnpfform  in  B« 
bracht,  den  Alkoliol  zu  Essigsiiuic  zu  oiydireu  vermiigieu.    Berzelius  nahm   nuo 
dem  aueli  für  organische  Körper,    wie  Blut  und  Fibrin  eine  analoge   Einwirkung 
stoffsuperuiyd  nachgewiesen  war,  dass  die  Enzyme  durch  blosse  Berührung  mit 
ohne  selbst  irgend  welche  Acuderuiig  ihrer  Structur  zu  erleiden,   ihre  specifiwhc 
üben.     Diese  Annahme    setzt    jedoch  das  Vorhamiensein  einer  besonderen   kataly 
voraus,  welche  mit  den  physikalischen   Atischauungcn  nicht  in   Einklang  zu   brin 
Bezug    auf   die    oben    erwiihntc  Eigenschaft  der  Metalle    direct  widerlegt    ist. 
später  trat  Liebig  mit  der  Ansieht  auf.  dass  die  Fermente  Eiweisskörper  seien,. 
in  einem  Zustand    der  Zersetzung  beOinflen,  und  da.ss  sie    im  Stande   seien,    die 
auf  andere  Körper  zu  übertr.igen.     Als  gewichtigster  Einwand  gegen    diese  Theo 
die  Constanz  der  Fermentwirkung  zu  betrachten.     Im  .lahre   1879    stellte   nun  r^ 
eine  neue  Theorie  auf.    welche    ebenso  wie  die    von  Liebig    als    eine   M..ditT.i;r« 
zclius'schen  Anschauung    erseheint.     .Nach  ihm  betiiiden    sieh,    im    Ein:  t| 

nisscn  der  Molecularphysik.  die  Moleciile  der  Enzyme  in  einem  Zustand    i 
Treffen  diese    nun  mit  den  langsamer    .schwingenden  Molecülen    der  SiibstrAtc    tus 
steigern  sie  in  denselben  die  Bewegimg,    welche   bei  ihrem    labilen   (TleicbgewiVht  dm] 
des  Molecüls  herbeiführt,  während  die  stabilen  Enzyme  keine  Veränderung  erleiden. 

In   neuester  Zeit    sind    die  Ergebnisse    der   modernen  physikalischen   Chemie   fir  ( 
klärung  der  Fermenlwirkung  von  Nasse  vcrwerthct  w^orden.     Man   hat  erkannt,    iiast( 
Sache   der  Säuren-  und  Alkalieiiwirkung,    welche  mit    der  Knzymwirkung    grosse  At 
zeigt,  die  Dissoeiation  in  II-  und  Oll-Joneu  ist.    Da  nun  in  Folge  des  Auftretens  fr^iirj 
die  Leitungsfähigkeit  für  den  etektrisehen  Strom  erhöht  ist,  so  muss  diese  Rri)öhung  in  j 
welchem  Fermente  zugesetzt  worden    sind,    nachzuweisen    .sein,    talls    die   Umset* 
freie    .Jonen    verursacht    werden.       Diese    Zunahme    der    elektrischen     Lcituogsfi 
nun  Nasse  für  Lösungen    nachgewiesen,    welche    neben    rohem    Ferment     d».s    Snl 
h.iltcn.  z.  B.  für  Lösungen  von  Diastise  und  Stärke.     Es  ist  somit  der  Beweis  tr' 
Fermente    freie  .Ionen    bilden.     Einen    noch    tieferen  Einblick    in    die  Mech.^nik 
Wirkungen    ermöglichen    uns    die    Resultate    von    E.   Fischer      Dieselben    stüU 
stereochemische   Anschauungen.     So    existirt  Mctliylglykosid    in  zwei    isomeren  V« 
als  «-  und  /9-Methylglykosid: 

H— C— OK  KO-C— H 

/  GHOH 
\     CHOH 


< 


'^  CHUII 


I 


\^ 


CHOH 


CH  ■  CHOH  ■  l^H.OIl 


CH  •  CHOH  •  CHiOH 

fi-Metliylgljffcosid 


Lä-Sst  mau  Invertiii    auf   diese  Körper    einwirken,    so  wird    nur    die   a-,   nicht    tlitr] 
bindung  gespalten,  auch  Milchzucker  wird  nicht  invertirt.    Emulsin  dagegen  spaltet  na 
Ihyiglykosid    und  Milchzucker,    nbor    nicht    die    «»-Verbindung.     Fischer    sclili. -^^i    un 
diesem  Verhalten,  dass  Invcrtin  und  Emulsin  ein  a.symmctrisch  aufgebautes   M 
und  da.ss  diese  Enzyme  nur  solchs-  <'rlyknside    zu  zerlegen    im  Stahde  sind,     w 
Itcher  geometrischer  Conliguration    diejenige  Annähernog  der  Moleciile  zuLtssen,    wrle 
Eintritt  der  chemischen  Kcaetion  notbwendig  ist.    Dazu  ist  es  erforderlich,  dass  Enit 
(ilykosid  wie  Schlüssel    und  Schloss    zu    einander  passen.     AI.s  wicht 
in'ss  der  Fischer'schen  Unter^iuchungcn    stellt    sich    heraus,    das.s  speciell     in  B5 
molecularc  Asymmetrie  chemische  Körper  und  Fennente   in    demselben  Sinne    einwl? 
kommen  die  alten  Berzclius'schen  Ansch.iuungen  wieder  zu  einer  gewissen   iieltvag 

JjkCOl 

FerrocyaiiTCrbindnngeii.  Cyancisen  vermag  gleich  einer  Anzahl  anderer  Sohwrnn«t: 
mit  solchen  der  Alkalien  und  alkalischen  Erden  Verbindungen  einzugchen,  welche  niel 
als  eiufachi;  Doppelsalze  aufgefassl  werden  können.  Denn  der  Charakter  der  Componcd 
darin  vollständig  verändert.  .So  wird  aus  den  Lösungen  weder  das  Eisen  durch  S« 
amnionium  gefällt,  noch  die  Cyanw.'isserstolTsäure  durch  verdünnte  Säuren  bei 
Temperatur  iu  Freiheit  gesetzt.  In  Folge  des  letzteren  Umstandes  sind  die  Per 
düngen  auch,  innerlich  genommen,  ungiftig.  Man  nimmt  daher  nach  dem  Vorgang 
Lussac  und  Liebig  an,  dass  dieselben  ein  aus  Eisen  und  Cyan  zusammengcset 
,Ferrocy.in,  FcCy«"  euthaltcn,  das  sich  mit  4  Atomen  W.-i.sserstoff  oder  dem  .Veqii 
Metallatomen  i\\  PVrriicyauwas.serstoffsruirc  bezw.  deren  Salzen  verbindet,  l'eber  iK»1 
des  Ferrocvans  äusserte  liraham  die  Ansicht,    dass  es  nicht  das  einwcrthigi'  Cvan 

CN 
das    drciwertbig«'    Radical  Trievan         /\  enth.iltc.     Ersetzt  man    in    der  K» 

—  CN— CN- 

Eiseuchlorürs  pi  yFe  =^Ye\r-\   jedes   Chloratom    durch    ein  Tricyan,    so    erhält    maa. 


i[FerrocyanTerbindniifi;en  —    273    —  Fette] 

ä  Valenzen   des   letzteren   frei  bleiben,   ein   aclitwertliig'-s  Itadical  ^  (•i''x''J  l'c  =^Fe';^,,''Y'' ~ 

!  Die  Fonnel  der  Ferrocyanwasscrstoffsiiure  wäre  demnach  HsFejCyu,  und  dementsprechend 
wären  die  Formeln  aller  Ferrocyanverbindungen  zu  verdoppeln.  Wie  dem  auch  sei,  es  steht 
fest,  dass  das  Ferrocyan  allen  Anforderungen  eines  Hadicals  genügte  es  geht  unverändert  aus 
einer  Verbindung  in  die  andere  über  und  wird  erst  durch  starke  Eingriffe  zerstört.  Eine  Aus- 
nahme zeigt  nur  die  freie  FerrocyanwasserstnfTsäure.  die  schon  an  der  Luft,  schneller  beim 
ISrhitzen,  eine  theilweise  Zersetzung  in  Cyanwasscrstoifsäure  und  Berlinerblau  erfährt. 

Die  bekannteste  der  hierher  gehörigen  Verbindungen,  zugleich  das  Ausgangsmaterial  für 
die  Darstellung  der  übrigen  und  .luch  aller  anderen  Cyanverbindungen,  ist  das  Ferrocyan- 
kalium,  Kaliumferrocranid  K4FeCy«-t~3H20.  auch  gelbes  Blutlaugensalz  und  in  der  Technik 
mit  dem  wissensch.iftlich  falschen  Namen  .blausanrcs  Kali"  benannt.  Dasselbe  erhält  man 
im  Grossen  durch  Schmelzen  von  roher  Pottasche  mit  Kisenfcile  und  thieriscben,  stickstoff- 
haltigen Abfällen  und  Auslaugen  der  erhaltenen  Schmelze  mit  W.isser.  Es  entsteht  auch  bei 
der  fabrikmässigen  Darstellung  von  Pottasche  aus  Kaliumchlorid  in  Folge  der  vorhandenen 
Verunreinigungen  der  Materialien,  ferner  beim  Versetzen  eines  Ferrosalzes  mit  soviel  Kaliuni- 
cjranid.  dass  der  erst  entstehende  hellbraune  Niederschlag  sich  wieder  .luflüst,  sowie  beim 
Auflösen  von  metallischem  Eisen  in  Kaliumcyanidlösung.  Das  Salz  bildet  tetragonale  Pyra- 
miden, die  gewöhnlich  eitronengelb  und  trübe,  in  kleinen  Exemplaren  bernsteingelb  und  durch- 
fiicbtig  sind,  vom  .spec.  Oew.  1.83.  An  reiner  Luft  unveränderlich,  i^ingt  es  bei  üO*  an, 
Kiystallwosser  zu  verlieren,  wird  aber  ei-st  hei  100"  völlig  wasserfrei  und  bildet  dann  ein 
ireisses  Pulver.  Es  ist  löslich  in  4  Tb.  kaltem,  2  Th.  kochendem  Wasser,  unlöslich  in  Wein- 
geist. Die  Lösung,  dem  Licht  ausgesetzt,  scheidet  langsam  Berlinerblau  ab.  beim  Kochen  an 
der  Luft  giebt  sie  etwas  Ammoniak  ab  und  wird  alkalisch.  Das  käufliche  Salz  enthält  zu- 
weilen Kaliumsulfat,  das  durch  Umkrystallisiren  nur  schwierig  beseitigt  werden  kann. 

Das  Ferrocyankalium  giebt  mit  Schwermetallsal/.en  Niederschlägi'  der  entsprechenden 
Ferrucyansalze,  die  zum  Theil  gefärbt  sind  und  daher  zur  Erkennung  der  Metalle  dienen. 

Ferriferrocyanid  Fe^CFeGyeXi  ist  das  als  Farbstoff  geschätzte  Berlinerblau,  die  am  längsttMi 
bekannte  Ferrocyanidvcrbindung.  von  Diesbach  am  Anfang  des  18.  J.ihrhunderts  zufällig 
entdeckt.  Es  entsteht  durch  Versetzen  von  Ferrocyankalium  mit  der  Lösung  eines  Eisen- 
oxydsal/es  und  ist  unlöslich  in  Wasser,  verdünnt<;n  Säuren  (s.  S.  103).  Durch  concentrirte  Säuren, 
besonders  aber  durch  Kali  wird  es  zersetzt.  Es  löst  sich  in  oxalsäurehaltigem  Wasser  mit 
bLiucr.  in  einer  Lösung  von  neutralem  weinsaurem  .-Vmmonium  mit  schön  violetter  Farbe: 
beide  Lösungen  waren  früher  als  farbige  Tinten  im  Gebrauch.  Von  etwas  abweichender  Zu- 
sammensetzung, nämlich  unter  Ersatz  eines  Theiics  des  Kali  durch  Eisenoxyd,  ist  das  soge- 
nannte „lösliche  Berlinerblau*,  welches  vielfach  gicichzeilig  mit  dem  unlöslichen  entsteht, 
besonders  wenn  man  Eisenoxydsalzlösung  vorsichtig  in  eine  solche  von  überschüssigem  Ferro- 
cyankalium giesst.  Das  Kupfersalz  und  das  I'rausalz.  beide  von  rothbrnuner  Farbe,  dienen 
dazu,  die  geringsten  Mengen  der  entspreehend(!n  Metalle  in  Lösungen  nachzuweisen  und  wird 
daher  ihre  Bildung  als  Tüpfelprobe  bei  der  Maassanalyse  benutzt.  Das  Zinksalz  ist  weiss, 
enthält  3  oder  4  Mol.  Wasser,  löst  .sich  nicht  in  Wasser.  Es  findet  medicinische  Verwendung 
in  der  gleichen  Art  wie  Zinkoxyd. 

Therapeutisch  ist  das  Ferrocyjiukalium  als  Fieber-  und  als  Abführmittel  benutzt 
worden,  jedoch  ohne  sicheren  Erfolg.  Das  Fcrrocyanzink  wird  hier  ähnlich  wie  Zinkoxyd, 
aber  ohne  besseren  Erfolg,  als  dieses,  vcrwerthet.  

*  .SPIEGEL. 

fvmlft  lt.  SchwiAriK  ft1)iiu|^ronx(*ii(lf' PflaiiKongattunK  aus  ilor  Fain.  ilcr  Vmlu'lli  f<>ra<<*,  zur  <.*rii|)|)i>  ilrr  I't'iicoilu- 
neae  gehörig.  Von  den  '10  hP9on(lf*rs  im  MittoIm<<prK<^hir>t  und  in  CtMitralayien  lifimisctuMt  Artvn  dio  meisten  mit 
mrlrfach  Hednrtlieilih'en  Blllttom  und  irolbcn  BlUtlivn.  Dio  nindliclicn  KrUrlitr  Tum  Ktlcl«'n  lifr  starli  plattKi^üilickt. 
F.  Hrurodosma  Bontli.  et  Trim.  (=^  IN'Ucedanum  Atta  foetid»  lUill.,  Ff?rula  Asa  foetida  L.,  Soro- 
dosma  foctidnni  Buni;<^)  luit  rnbenartip*r  1>i<<  >c)i<'nki>ldir.kf>r  Wurzel.  miOirfarh  dreixülill^en  (irundhiltttern  und 
bi»  2  m  hubem.  wenige  LaubltUtter  tragendem  .Stamm  mit  !I0  Ids  :to  strahtigen  Dolden,  findet  sifli  xwischen  dem 
pcrviisehen  MeerbuNen  nnd  dem  Aralsee,  Liefert  Asa'  fuetida.  F.  Nartiiex  Boiss.  (-- Peticedanum  Nartlie\ 
B«ill.,  Narthox  Asa  foetida  Falniner).  im  westliclien  Thibet.  iiesoniler*;  im  Thale  A^ttT  und  in  Argliani>tan, 
wird  bi)«  Sm  hoeb.  Liefert  ebenfalls  Asa  foetida,  wie  andere  Arten  (F.  foetidis^inia  R*'gel  et  .Scbmalli.. 
V*   Aya    foetida    Boiiw..)   F.    galbaniflua    Koist....   et  Bnb'.e    i-=^    l'encedanum    galbanifltium    Baillj    mit 

«ralehharigen   BlSttern    und   il  — IJstrabligen    Dolden,    bei     IdOO— L'.'xKi   ra    Hübe   und    in    Khuras.«an    vorkomm 1. 

liefert  Oalbanum*,  wie  Tielleicht  aurli  F.  ruhricaulis  Itoiss.  in  den  (iebirgen  Nord-  und  Stldwestper>iens. 

M. 

FerBlulnre,  C,„H,y04  =  CII,0  ■  C,Av.*iII)  -  CH  :  CII  -  ('(IjH.  der  m-XetlivUelher  der  Kafree>!lure,  findet  sieb  im 
ISmn»  von  Aaa  foetida  (HIasiwetz.  Bartb).  t^i"  krj-stullisirt  in  vter-eitigen  Nadeln  dev  rliombisrben  System-. 
die  hei  168— 1U0(>  sebmelzen.  i»t  fast  unb'islicb  in  kaltem,  Utslieb  in  siedendem  \Va.s.ser,  bist  sieb  leie.bt  in  kaltem 
Alkohol,  weniger  in  Aetber.  l>ie  wKitherige  Liisung  giebt  mit  Itleizueker  einen  gelben  floekigen  Niederschlag,  mit 
EUenehlorid  einen  dnnkelgelbbraunen  Niederseblug.  Beim  .<rbmelxen  mit  .Vetzkali  gi«>bt  sie  f^itsigsäure  und  Proto- 
ktftechuelare,  durch  Natriumanmlgam  wird  sie  zu  Hydrofernlastture.  t',,'^^a'**-  redueirt.  Kebling's  Liisung  redueiit 
ele  beim  Kochen,  SilborlSsnng  erst  nach  längerem  Kuchen.     Die  Sal/.e  der  alkaliseben  Krdeii  sind  in  Wasser  Iflslicb. 

SPIEGEL. 

'9  auch  Vetan  genannt,  Luftkurort  im  l'nterengadin.  16-17  m  hoch. 

W. 

und  Fettsaenren.     Als  Fette  werden   heule   die  (ilycerinestcsr  liochmi'leeularer  fetter 
Sinren,   sowie   einiger   ungesättigter  .'^äuren  bezeichnet.     Chevreul    delinirte    die  Fette    als 
0.  Liebreich,  Ene7klopie>lie.   II.  Band.  ]v; 


[Pettp 


—     274     - 


(ilyccriiipstcr,  und  Bcrf  helol  wies  iiacli,  daü»  sii,;  i| r r i sHiirige  Ol rcertiies 
sind.    Als  dreiatiimigfr  Alkohol  kann  naralioh  dos  Glycerin  drei  Reiben  von  L 
Di-   und  Triglyceride,    bilden,    in   der  Nntur    sind    aber    bisher    nur  R'[>ri  - 
letzten  Koihf  aufgefunden  worden.      Von  manchen  späteren   .\utorcn   sin«!   ili-.  Wi 
Ketten  ungerechnet  worden.     Es    »ind    dies    aber    einatomige  Alkohole,     für  vir.i 
vreuTsche  Definition  nicht  /.utrilTt.     Noch  weniger  küotien  die  Cholcstcrineslei 
als  Fette    aufgcfasst    werden,    da    das  Cholesterin'    keiti  P'ettalkohol     ist.     Auch 
jjlicirter  zusammengesetzte,  im  thierisrhen  Organismus  vorkommende  Substaaz;(!n,  4«»| 
»dd  da.s  Lecithin *,  sind  aus  physiologischem  Grunde  den  Ketten  zugezählt   »•< 
weil  sie  als  Zersel/.ungsproducte  fette  S.viren  liefern;  jedoch  fügen  sie  sich 
mischen  Gesichtspunkte  aus  nicht  der  Chevreurschen  Einthciluug.     Audi   uas  ».i>cd 
als  Gemenge  von  KohIcuwasserstofTen  natürlich  nicht  zu  ilen  Fetten   gerechnet  werden. 

Die  Fette  sind  (lemenge  von  Olein,  Pulmitin  und   Stearin,     von   Heuen  nur  'iv 
bei    gewöhnlicher    Temperatur    flüssig    ist:     l'almitiii    schmilzt    erst     bei     48",    ><lr»n« 
bei  53°  C.     OleVn    löst  Palmitin  und  Stearin    reichlich    auf    und    da»  Gemisch    baL  Jf 
seinem  Gebalt  an  UleVn,  einen  ent,sprechend  niedrigeren  Schmelzpunkt;  so   fan^  SrJm-u 
das  annähernd  zur  Hälfte  aus  OleVti  und  aus  Halmitin  und  Stearin   besteht,   iwischeii 
an  zu  schmelzen  und  ist  bei  8H"  ganz  flüssig:    llamnielfett,  das  nur  zu    '/j  aus  Olein 
*'i  aus  Palmitin  und  Stearin  besteht,  IJingl  bei  43"  an  zu  schmelzen   und   ist  p-geu 
ständig  flüssig.     Aus  den  Neutralfetten  Kissen  sich,  unter  Wasserauf  nähme,  ruud  95  j 
säure    und    fast    !)  pCt.    Glycerin    abspalten.     Die    Fette    sind    die    kohleDslofTrcic 
stanzen,  in.sofern  sie  über  '/i  ihres  Gewichtes  (76,5  pCt.)  KolilenslofT  enthalten. 

Die  Fette  finden  sich  im  Pflanzenreich  in  derselben  weiten  Verbreitung  wie  die  vrr 
Wachsarlcn.    zumal  zahlreiche  Samen    und    Früchte,    auch  manche    Wunteln    enthaltto 
grossen  Mengen  angehäuft.      Aber  auch   im    Ihierischen   Organismus  sind   sif,  im  Oc 
den  Wachsarten,  weit  verbreitet;  sie  kommen  in  allen  Geweben  des.selben,  besonder»! 
im  Bindegewebe,    im  Panriiciilus    adiposus,    im  Netz    der    Bauchhöhle,    iu   der  Umgvbinf  I 
Nieren,  im  Knochenmark  und  in  der  Milch  vor.     Sic  werden  ihrer  Consistenx   nach  *l»  i 
liehe    Fette,    das   sind   Schmalz-,    Butter-    und   Talgarten,    welche    bei     mittliTT  Tr« 
fest    sind,    und  als  Ocle  be/.w.   Thrane.    welche  bei  mittlerer  Temperatur   i'  I, 

schieden;     die    Oele    weiterhin     in    trocknende    und     nicht     trocknende.  ■  jc 

sind  im  Wesentlichen  Genietii^o  von  Glyceriden  hiiherer  Säuren  und  zwar  die  liatü»  I 
vornehmlieli  Stearinsäure-  und  Paliiiitinsawreglyecrid,  diu  nicht  trocknenden  Oele  (teb 
die  trocknenden  Leiniilsäureglyccrid;  daneben  enthalten  sie  jedoch  noch   aii  '  '  io4 

welche  zuweilen  für  die  einzelnen  Fette  charakteristisch  sind,  so  die  Ricin" 
Öls,    die  Laurinsäure    des    Lorbeeröles,    der  Kuh-    und    7.iegenbulter,    Myristinsüun:, 
Capryl-,  Caprinsäure,  der  Muskatbuttcr,  Medwllinsäiire  des  Rindermarkes  u.  a.  m.,  biiii<l 
geringe  Mengen    freier    Säuren    und  Verbindungen    von    Säuren    mit    einwerthigen    AlW 
Kohlenwasserstoffe.  Farbstoffe.  Cholesterin,  Isocholesterin  etc.    In  den   □.ntürlirhen  VtXtai 
die  folgenden  .Säuren  aufgefunden  worden: 

Gesätligte  Säuren  (CnHnnOi),  „Fettsäuren": 


CiHsfl;  Buttersäure 

'V,Hii)02  Lsovalcrinnsäure 

(-'„HijOj  Caprousäure 

('fcHioOj  Caprjl.säure 

CiiHjhO^.  Pelargousäure 


r    \t    t\  /HvpogacnsHnre 
'-'<'"•'"   -1Physct<)lsäure 
C17U30O2  Elftcomargarinsäure 


^toHioOo   Araohiti- .  i: 

Cj,n42*.>2   Mednilh -. 

C^HijC  Bei 

C:5H,,„02    H;. 

CmUiöOi  TbeoL>rümui»4Uii 


(.'22114202    d!': 


CioHjuO;  Caprinsäure 
CijfTjjOj  Lanrinsäure 
CuHjgÜj  Myristinsäure 
C11JH30O2  Isoeetiusäure 
CiflU3-j02  Palmitinsäure 
Ci«Ha602  Stearinsäure 
n.  Ungesättigtü  Säuren: 
fisH^Oa  Oelsfiure 
CipHj-jOj  Leinölsäure 
CihHhoOj  Linolensäure 

Man    gcwintit    die  Fette    aus  fettreichen   Pllanzentiieilen  resp.  tbierischen  Geweben  1 
Abpressen,    eventuell    nachdem  man    sie  zuvor  durch  Krwärnicn    verflüssigt    hat,    oder 
Auskochen  mit  Wasser,  aus  weniger  fettreichen  Theilen  durch  Exlraction    mit  Schwefell 
Stoff.  Petrolaether  und  anderen  Lösungsmitteln.     Sie  werden  gereinigt,   »r.iffinirt",   inJto  I 
sie  mit  1  —  l'/jpt^'t.  concentrirler  Schwefelsäure  liehandelt,  welche  die  trübenden  Boim'n 
verkohlt  und   aulnimnvt.     Einzelne  Fette    weiden    nach    besonderen  Methoden    mit  K»!i 
Soda  gewaschen;   für  manche  /.wecke  werden  sie  gebleicht,    indem  m.an    sie   l.'in 
Licht  aussetzt.    Ein    so  behandeltes  Fett    ist  beispielsweise  das  llleum  Olivnrur 
Oele  und  geschmolzenen   Fette  .sind  mehr  oder  weniger  zähflüssig,    sie  sind   in    \V. 
wie  unlö.slieh,  meist  schwer  löslich  in   Alkohol.  leii:ht  löslich  in  Aether,    Pclrolacth^ 
form,  Benzol,  Schwefelkohlenstoff,  .'\eeton,  Kssigaether.      In  ranzigem  Zustande    siod  iTI^^ 
in  Alkohol  leichter   löslich  alu  im  normalen.    Ihr  specilischcs  Gewicht  schvaukt  «wJ^ch' 
und  0.9.1,  sie  sind  also  liurehwcg    leichter    als  Wasser;    sie  sind  nicht    destillirhar,   itn 
sich  vielmehr    beim  Erhitzen    unter  Eiitwickelung    von  Akrolein    und  brennen    bi-i  L« 
mit  leuchtender  Flamme.     Sie  geben  zum  Unterschied  von  den  aetherischen  Oelcn  .mf  P^ 
einen    beim    Erwärmen    nicht    verschwindenden    Fleck.      In    chemisch    reinem    ZustJunh 


[Fette  —    275    —  Fette] 

jiie  färb-,  );eruch-  und  K<^schmarklos  ii(i<l  zuigcii  iicutrnlR  Kcnctinn:  diu  meisluii  iialürlicliuii 
Kette  zeigen  jedoch  in  Folge  eines  geringen  Gehaltes  an  fremden  Stoffen  leichtere  oder  inten- 

•  sirere   Färbung,   sowie    specilischco    Geruch    und    Geschmack.      Bei    längerer   Aufbewahrung. 

•  zumal  bei  Kinwirkung  von  Luft  und  Licht,  tritt  Zersetzung  ein,  sie  nehmen  ranzigen, 
■  kratzenden  Geschmack  und  widerlichen  Geruch  an,  verfärben  sich,  die  nicht  trocknenden  Oele 
t    gehen    in    eine  halbfestc  Hasse,    die   trocknenden    in   zähen  Firiiiss  über.     Verdünnte  Säuren 

greifen  die  Fette  nicht  an,  concentrirte  Schwefelsäure  und  conceutrirte  Salpetersäure  geben 
häufig  charakteristische  Reactionen.  Beim  Erhitzen  zerlegt  die  conceutrirte  Schwefelsäure  die 
Fette  unter  Bildung  von  Sulfonsäuren,  die  durch  Kochen  mit  Wasser  iu  freie  Fettsäure  und 
Scbwetelsäurc  übergeführt  werden.  Alkalien,  und  auch  die  Hydroxyde  der  Schwermctalle,  be- 
sonders das  Bleihydroxyd,  zerlegen  die  Fette  unter  Bildung  von  Seifen  bczw.  Pflastern;  be- 
sonders leicht,  häutig  schon  in  der  Kälte,  wird  die  Verseifung  durch  alkoholische  Kali-  oder 
Matronlauge  bewirkt.  Auch  durch  überhitzten  Wasserdampf  könneu  sie  iu  ihre  Compouent(.Mi 
zerlegt  werden.  Die  Prüfung  der  Fette  auf  Identität  und  Reinheit  ist  häufig  eine  recht 
schwierige,  da  eben  sämmtliche  Fette  Gemenge  verschiedener  Glyeeride  sind  und  die  einzelnen 
Glyceride  einerseits  iu  zahlreichen  verschiedenen  Fetten  vorkommen,  andererseits  das  Hischungs- 
verhältuiss  für  die  einzelnen  Fette  nicht  einmal  immer  ein  constantcs  ist,  und  schliesslich  die 
wrichtigsten  der  in  Betracht  kommenden  Glyceride  resp.  der  sie  bildenden  Fettsäuren  .sehr 
Mchwer  von  einander  zu  trennen  sind  und  bei  der  Elemeutaranalyse  nur  wenig  von  einander 
abweichende  Zahlen  liefern.  Von  den  zahlreichen,  für  die  Fettanalyse  ausgearbeiteten  Me- 
thoden seien  nur  die  wichtigsten  kurz  erwähnt: 

1.  Köttstorfer'sche  Verseifungsmcthode.  Das  Fett  wird,  sofern  es  nicht  schon 
flüssig  und  klar  ist,  geschmolzen,  filtrirt,  mit  alkoholischer  Kalilauge  verseift,  und  die  zur 
BiDdung  der  Ferttsäurcn  verbrauchte  (Quantität  Kaliumhydrat  durch  Titration  bestimmt.  Es 
irird  eine  um  so  höhere  Zahl  gefunden  werden,  je  grössere  Mengen  der  niedrigen  Fettsäuren 
in  dem  untersuchten  Fett  enthalten  sind. 

2.  Hübl'sche  Jodadditionsmethode.  Die  Lösung  der  Fette  in  Chloroform  wird  mit 
einer  alkoholischen  Lösung  von  2  Atomen  Jod  auf  1  Holecül  Quecksilberchlorid  versetzt.  Das 
Jod  addirt  sich  bei  Gegenwart  von  Quecksilberchlorid  zu  den  ungesättigten  Säuren,  während 
Substitution  nicht  erfolgt,  daher  auch  die  gesättigten,  eigentlichen  Fettsäiu-en  nicht  reagiren. 
Aus  der  Menge  des  verbrauchten  Jods,  die  auch  hier  durch  Titration  des  Ueberschusses  be- 
stimmt wird,    kann  man  daher  einen  Schluss  auf  den  Gehalt  an  ungesättigten  Säuren  ziehen. 

3.  KlaVdinprobe.  Durch  Einwirkung  von  salpetriger  Säure  wird  die  nur  in  den  nicht 
trocknenden  Oelen  enthaltene  flü.ssige  Oelsäurc  in  die  isomere,  erst  bei  45"  schmelzende  ElaTdin- 
säurc  übergeführt.  Ein  mit  salpetriger  Säure  behandeltes,  nicht  trocknendes  Oel  erstarrt  da- 
her zu  einer  festen  Masse,  während  das  keine  Uelsäure  lialtendc  unverändert  bleibt. 

Die  Fette  finden  vielfache  arzneiliche  Verwendung,  theils  zur  Verwerthung  einer  Heil- 
wirkung, wie  im  Oleum  Jecoris  Aselli,  Oleum  Ricini,  Oleum  Crotonis  etc.,  theils  als  Con- 
stituens  für  Pflaster,  Seifen,  Linimente.  Olea  cocta,  Salben.  Suppositorien,  Bougien  u.  a.  ra. 

Unter  Fettsäuren  versteht  man  iu  der  analytischen  Chemie  und  in  der  Technik  die 
Gesammtmenge  der  die  Fette  bildenden  Säuren,  in  der  reinen  Chemie  dagegen  bezeichnet 
man  damit  die  gesättigten  Säuren  der  aliphatischen  Kohlenwasserstoffe  von  der  Formel 
CiiH2n02,  Säuren  also,  welche  doppelt  so  viel  Wasserstoff-  wie  Kohlcnstollatomo,  sowie  eine 
Carboxylgruppc,  daneben  aber  kein  Hydroxyl  oder  Substituens  enthalten.  Das  erste  tilied 
dieser  Reihe  ist  die  Ameisensäure,  CH2O2,  von  der  die  folgenden  durch  den  Mehrgehalt  einer 
oder  mehrerer  CHj-Gruppen  sich  unterscheiden.  Natürlich  liegen  bei  den  höheren  Homologen 
dieselben  Isomerieverhältnisse  wie  bei  den  entsprechenden  Kohlenwasserstoffen*  vor;  sodass  also 
von  der  Säure  C4HSO2  zwei  Isomere 

CH3  •  CHj  •  CHj  •  COOH  und  Ch'^^*^"  '  *^*^*^'" 

Buttersäure  (Propylameisensäure)  Isobuttersäure  (Isopropylameisensäure) 

von  der  Säure  C6H,,02  vier  Isomere  u.  s.  w.,  und  somit  primäre,  secundäre  und  tertiäre  Fett- 
säuren cxi.stircn.     In  die  Reihe  der  Fettsäuren  gehören  folgende  Säuren: 
CH2O2      Ameisensäure  Ci„H2„(.»2     Caprinsäure  (."ii,H.-,sOt    Nondccylsäure 

CsH40-i     Essigsäure  p   „   (^    fUndeeylsäun;  ('-„UioO-.    .Vrachiusäure 

CHeOi     Propionsäure  <-ii"i2'^':  \Umbcllulsäur.-  Oäill^OJ    Medullinsäure 


r*  H  O    /Buttersäure  ,.   .1   .,  fLaurinsäurr  C22H44O2    Hi-hensäure 

*    *  ^  tisobuttersäure  '-   -*  -  iHnrdeVnsäurc  .l.ignoeeriusäure 

{Valeriansäure  Ciallo^O^  Trideeylsäure  c   h    d    l''''rnaubawachssii 

Isovaleriansäure  ChHjsOo  Myrislinsäure  -*   ^^   -  jGingkosiiure 

Methylaethylessigsäuie   ,-,   u   />  fPentadeeylsäurr  l'araffinsäure 

,  Trimethyle.ssig.säure  "   "'   -  Vlsucelinsäun^  CjsUjyOj    llyaenasäure 

...GaHizO«    Gapronsäure  Cigllajt.»,  Palmitinsäure  ''■,■7115405    CiTOtinsäure 

'  -CH   O  /0*'"^"thsäure  ''i7U:uOj  MarjiJirlnsiiun-  '^aiHuMOo    .Melissinsäuri' 

^   '*   *.\Amethensäure  fStearinsiluir  l';;4lI(;„U,    Dicetylsäure 

0||H|(02    Capr}"lsäure  Cigll.-igOj  <Neurosteariiisäure  CmIIi2sÖ2  Thcobron\säure 

-     -  -  -  (isivsteariiisäure 


,.  €«H|«03    Pelargonsäure 


l.s- 


fFct«c 


—     270 


Siaiircii  CjiHiKt-U.  C^Hs«0;.  C^sHsjOi.  C,oUn*'-'>.  '•uwic  <Uv  holi»;ro^^^RDBknSB^^B 
her  nicht  liekaniit  geworduu,  doch  ist  /.u  beachten,  dass  auch  diu  Kurmel  d«r  iMl^^| 
säuren  mit  hohem  Kohlen.stnITgchalt  nirht  absolut  feststeht,  so  ist  es  zvoirofllSl^^^H 
die  Ceriitinsäurc  CjeHs/U  statt  C;7lJ5jO_.  /.us.immcngesetit  ist.  Noch  >icl  wetiigw  Uli 
Formel  der  Theobromsäure  als  feststchetid  betrachtet  werden.  T 

Die  P'etls;iureii  kommen  nur  zum  Theii,  meist  nur  solche  mit  normaler  SlnH«  q 
iiiiffallender  Weise  vorzugsweise  solche  mit  paarcm  KohlenslofTatom,  in  thicrischcn  <vicr|l^ 
liehen  Fetten  oder  überhaupt  in  der  Natur  vor.  Ein  Theil  der  bckariiilfn  P"etl»äiirt«  wti 
durch  Synthese  gewonnen  worden,  wilhrend  die  bei  weitem  grlisste  Zahl  der  tnöglicboa umM 
Säuren  mit  liühcrcm  Kohl('iisto%eh.ilt  überhaupt  noch  nicht  bekannt  geworden  ist.  b  ke 
physikalischen  Kigenschaften  sind  die  niederen  tilieder  der  Fettsiiurereihe  ^■■i'  ■!••'•  b«tH 
wesentlich  unterschieden.     Die  Ameisensäure  und  Essigsäure  sind  leicht   b>  od  M 

llürhtige,    durchdringend  riechende,    seharf  sauer  schmeckende,    ätzende   Kl  '^iJH 

sich  mit  Wa.sser.   wie  auch  mit  .VIkohol  und  Aether  in  jedem  Vcrhältnis.s  i^^| 

lisch  schwerer  als  Wasser  s-ind.     Mit  zunehmender  Moleculargrössc  fällt  da*  -^  "^^^1 

die  Löslichkeit  in  Wasser  nimmt  ,-ib.  schon  die  Propionsäure  i.st  leichter  als  Vt'^^H 
diesem  zwar  noch  beliebig  mischbar,  kann  aber  <lurch  Zusatz  leicht  lüslicher  Sall^^H 
Mischung  abgeschieden  werden:  normale  Butter-  und  Baldriansäuri*  erfordern  rfif  nBB 
Menge  Wasser  zur  [jösuiig.  die  höheren  Säuren  sind  in  diesem  nur  noch  spunrcisfV^ 
bezw.  unlöslich.  In  Alkohol,  leichter  nöcli  in  Aether.  Petrolacther.  Chloroform.  EsäpHl 
Benzol  etc.  sind  sämmtlirlie  Fettsäuren  löslich.  Geruch  und  (iesclimnck  fehlen  den  liBfl 
Säuren.  Die  Beweglichkeit  nimrot  ab.  die  in  Wasser  unlöslichen  Säuren  haben  i'irltiiMiaB 
vou  der  Caprinsäure  ab  sind  die  normalen  Säuren  der  Reihe  bei  mittlerer  Temp^ratarl 
Sämmtliche  Fettsäuren  sind  unzersetzt  deslillirbar.  die  höheren  jedoch  nur  mit  überibca 
Wasserdampf  oder  unter  vennindertcm  Druck.  Der  Siedepunkt  der  Ffttsäurcn  der  iflndl 
.Structur  steigt  ziemlich  regelmässig  von  cinciii  tiüede  zum  anderen  um  ca.  20".  Bbenw*! 
iler  .Schmelzpunkt  der  höheren  Säuren,  weiiiigleich  weniger  regelmässijr,  doch  tritt  ilir  il 
nmlie  in  Erscheinung,  dass  der  Schmelzpunkt  der  Säuren  mit  unpaorem  KohleastuM 
niedriger  ist  als  der  nächst  niederen  mit  paarcm  KnhlenstolT.  Das  Gemisch  zweier  Kclbia 
zeigt  häufig  einen  niedrigeren  Schmelzpunkt  als  jede  der  Säuren  für  sich.  Mit  Bix«  ■ 
mögen  die  Fett.säuren  neben  ilen  neutralen  häulig  auch  einerseits  b;isische.  audrrrrKits  tii 
saure  .'»alze  zu  bilden.  Die  Alkalisalze  der  höheren  Säuren  stellen  die  Seifen,  die  Blet*»l»l 
l'flaster    dar.     Ausserdem  bilden  die  fetten  Säuren  diu  vcrüchiedenartigstoii   Ester  1 

Die  stoffliche  Wirkung  der  Fette    erkliu-t    zugleich    ihre    grosso  Bedcuti 
Stoffe.     Der  beim  Hungi'r  meistens  dreimal  so  reichliehe  Fett-  als  Eiweissvcrl'. 
kann  sowohl  durch  (icuuss  von   F.iweiss  als  von  Fett  als  von  Kohlehydraten    Vi 
nur  dass  mnn  hiervori  vom  Nahrungsfett    am   wenigsten,    von  Eiweiss  und   Kolik.  .  . 
bis  2'/:inal  mehr  gebraucht.    Während  das  Nahrungsfclt  gewissermaosseu   ohne  .\b«iiL' 
sonst  der  Zerstörung    anheimfallende  Körperfell    eintritt,    bedarf   es    für    ICK)  Tb.  Fti' 
225  Th.  Eiweiss  und  gar  240  Th.  Kohlehydrat.     Daher  kann  durch  Eiweissgenuss  so»  it  i 
Eiweiss-  als  dem  Fetiverlust  vorgebtugl  werdeu.  doch  bedarf  es  dazu  so  enurtu  gros.se r  i"  • 
mengen,  wie  sie  der  Darm  des  Mensclun  lilr  die  Dauer  kaum  zu  bewältigen  vermag.  * '' 
bei  einer  Fettzulage,    die  an  sieh  dem  Fettbedarf  genügt,  schon  '/, — ' ',  des    bei    anv 
licheni  Eiweissgenu.s.s  erforderlichen  Eiweissr|uantuins  ausreicht.     Dagegen  ist   d.is  NahPin;»' 
allein  gegeben,  nicht  bclähigt.  den  Eiweissverlust  vom  Körper  zu  beschränken.     W.ü.n-i  ' 
Kohlehydrat  oder  Eiweiss  bei  seiner  Osydalioii  im  Tbierkörper   nur  4,1    (gros.se)  Cal"' 
werden  lässt,  liefert  das  im  Körper  vcrbreiuieDde   Fett  auf  je  1  g  volle  9,5   Caloricn.    i- 
S'/imal  so  viel  W.örme,  und  daraus  crgiebt  sich  auch  das  bezüglich  der  Vertretung  >      f 
durch  Eiweiss  oder  Kohlehydrat   behufs  Verhütung    des  Fcltverlustes    im   Körper    eb.  •    '-. 
führte.     Wird  mehr  Fett  geinissen,    als    dem  Bedarf   entspricht,    so    wird    dor  I 
den   Fettdepots  des  Körpers  abgelagert.     Der  Fettbedarf  hängt  einmal   von    der 
ratur  ab,    in.sofeni  bei  Kälte  mehr  Körperfett  verbraucht    wird    als    bei   Wärme,    4<;";i.      ; 
hauptsächlich  von  dem  Verhalten  der  Muskeln,    insofern    deren  Thätigkeit    den   Fettt';''ri 
mächtig  ansteigen  lässt,  sodass  die  Fettzerstörung  im  Tag  doppelt  so  gro<i.<i  und  darüi-:  • 
kann,    als  bei  Muskelruhe.     Nimmt  daher  ein  kiirperlich   arbeitender  Mensch  nur  sn  '    i  I 
neben  genügendem  Eiweiss  zu  sieh,  als  dem  Ruhebedarf  entspricht,  so  mus»  er  I' 

Die  Verdaulichkeit,    d.  h.  die  Ausnutzung  und  Verwerthung  des  Nahrungs). 
ist  bei  den  öl-  und  salbenartigen  Fetten  griisser  als  bei  den  talgartigen:  so  r..  li    »  i 
Milch-  (Butter)    und    Schweinefett  HS  pCt.    ausgenutzt,    vom  Hammelfett     nur  90  pi  i     "■ 
höher  als  der  Talg,    d.  h.  erst  über  .V2"  schmelzende  Fette,    wie   der  Wallrath.    »epi'-:/ 
Menschen  nur  noch  zu   10-15  pCt.  verwerthef.     Fei-ner  ist  auf  die  Verwerthung  \on  Fin^ 

der  Umstand,    »h    das  Fett    noch    von  den  Zellhüllen  eingeschlossen  ist.    wie  in   *• ■•■ 

z.  B.  Speck,    oder    ob    es    frei,    d.  h    durch  Hilzf  aus  den  Zellen    befreit     ..■»u'-:. 
Während  von   100  ir  Schmalz  nur  2  pt't.  mit    dem  Ketb  ausgestossen  werden,    i  r~. ,, 
1(.K)  g  ."speck  6— 8  pCt.  im  Koth  wieder.     In  tiaben  bis  zu   100  g  per  T.-^j;  wird  das  f 
gesunden  Meuschen  leicht  verdaut,   zumeist  auch  noch  bei  150  g.     Darüber  hinaus  vi:ü 
auch  uocli  rusorbirt,  aber  schwieriger  und  bei  vielen  Individaen  nicht  ohne  Beschweren  *tf 


•ni   - 


Fi.tteJ 


KIT  \  cnltiuiings^töruiigeu.  L'uillieh  ist  liervorzubeben,  das»  fluMtg^nti^^K;!  forlguseUtcni 
uAuuss  eller  vriderslflhen  als  die  Schmalze  und  Talgarten. 

Die  in  den  tbierischen  Ketten  nur  spärlich,  etwas  reichlicher  in  den  Pflanzenfetten  prae- 
foriuirten  festen  KettsHurcn  (Oel-.  i'ulmitin-,  Stearinsäure),  deren  Menge  durch  Kochen, 
Sieden  und  Braten  bei  der  Speiscbercitung  noch  zunimmt,  werden  im  Dünndarm  durch  den 
Bauchspeicbel  mit  Unterstützung  der  l.ialle  aus  den  Ketten  abgespalten.  Als  Nährstoff  haben 
sie  die  gleiche  Bedeutung  wie  die  Kette,  insofern  sie  den  Eiweissverbrauch  beschränken  und 
auch  die  Kettabgabe  vom  Körper  verhüten  können.  Werden  gleichzeitig  den  Kettverbrauch 
deckende  Stoffe,  wie  Eiweis.s.  Leim  und  Kohlehydrate  gegeben,  so  entgehen  die  Kettsänren 
der  Zerstörung  und  können  d.inii,  durch  synthetische  Processe  zu  Neutralfett  umgebildet,  als 
Fett  zur  AMagerxing  kommen.  Nur  sch.idc,  dass  der  ranzige  Geschmack  und  (teruch.  den 
die  freien  Kettsäuren  den  Ncutralfetten  ertheilen,  eine  auch  nur  einigermaasscn  grössere  Bei- 
ini.schung  ersterer  geradezu  verbieten. 

Zur  Deckung  des  Fettvcrbrttuche.i  werden  erfahrungsgcmäss  in  kalten  Klimatcn  vorzugs- 
weise Fett,  in  den  tropischen  und  subtropischen  Gegenden  vorzugsweise  Kohlehydrate  (starke- 
niehl-  und  zuckerrciche  Nahrungsmittel,  wie  Reis,  Mais,  Datteln,  Feigen  u.  a.)  reichlich  ge- 
nossen. Der  Grund  hierfür  liegt  darin,  dass  die  Kette  uns  um  so  eher  widerstehen  und  um 
Sil  schleclitcr  vertragen  werden,  je  höher  die  Aussentcmperatur  ist.  Sowohl  bei  uns  im  heissen 
Sommer  wie  in  den  Tropi-ii  überhaupt  macht  sich  eine  grössere  Reizbarkeit  des  Verdauungs- 
apparates und  dessen  leichtere  Disposition  zu  Erkrankungen,  wie  Dy.spcpsie  und  Diarrhoen,  gel- 
tend, die  durch  den  Kettgenuss  gesteigert  wird,  .sodass  eine  instinctive  .Abneigung  gegen  fette 
Speisen  besteht.  Umgekehrt  ist  selbst  bei  uns  im  gemässigten  Klima  bei  Kälte  das  Verlangen 
nach  Fett  erf.ihrungsgemäss  ein  grös.seres  als  im  Sommer. 

Im  -Allgemeinen  k.ann  man  s.igen,  dass  je  reicher  an  Kett  die  Kost,  bei  genügender  Dar- 
bietung von  Eiwciss,  ist,  desto  besser  ist  sie,  desto  vortheilhaflcr  in  atufflicher  Hinsicht  und 
nicht  minder  für  die  Leistungsfähigkeit  des  Individuums.  Das  über  den  Bedarf  aufgenommene 
Fett  wird  als  solches,  ohne  Energieverlust,  im  Körper  abgelagert  und  bildet  m  einen  wich- 
tigen Ke.ser\"ebestand.  Man  handelt  daher  zweckrn.issiger.  wenn  man  einen  grösseren  Theil 
des  Kiihlenstoffljcdarfs  für  den  Körper  in  Form  von  Fett  wählt,  also  z.  B.  ilO-  100  g  Fett 
per  Tag  gcnieast;  daneben  sind  dann  nur  noch  400  g  Kohlehydrate  bei  mittlerer  Arbeit  er- 
forderlich. Auf  empirischem  Wege  gilt  es  für  festgestellt,  dass  es  nicht  vortheilhaft  ist,  das 
Verhältiiiss  zwischen  Fett  und  Kohlehydraten  weiter  als  1  :  C  und  enger  als  1  : 8 — 4  zu  wählen. 
Am  leichU'sten  verdaulich  und  l^st  vollsläudig  ausnützbar  sind  Butter  resp.  Kunstbutter 
(Margarine)  und  .Schweineschmalz,  demnächst  Speck.  Selion  schwerer  verdaulich  und  etwas 
schlechter  ausnützbar  sind  die  festeren  Kette:  Rinder-  und  Hammeltalg. 

Von  gro.ssem  Belange  ist  die  Auswahl  der  Kette  in  der  Krankcndiaet.  Obwohl  in 
Folge  ihres  hohen  Caloricnwerthes  bei  massigem  Volumen  die  Fette  theoretisch  empfehlens- 
wcrth  sind,  können  sie  bei  acut -fieberhaften  Krankheiten  nur  in  kleinen  Mengen  gegeben 
werden,  da  sie  in  Folge  der  darniedcrliegenden  Verdauung  nicht  nur  unvollständig  zur  Re- 
sorption gelangen,  sondern  sogar  durch  ihre  Spallungsproducte  (ranzige  Fettsäuren)  die  Di- 
(fcstionsorgane  reizen.  Dazu  kommt,  dass  die  überwiegende  Zahl  acut-febriler  Kranken  einen 
Widcrwill"-n  gegen  Fett  haben.  Man  wird  sich  daher  in  der  Regel  auf  massige  Mengen  leicht 
verdaulichen  Fettes  beschränken  müssen,  wie  sie  z.  B.  in  wenig  fetter  Milch,  in  den  mit  etwas 
Butter  bereiteten  Getreidemehlsuppen  oder  in  mit  Eigelb  verrührter  Fleischbrühe  sich  linden. 

In  chronisch-licberhaften  Krankheiten,  insbesondere  der  Tuberculose,  werden  zumei.st 
grössere  Mengen  Fett  vertragen  und  auch  besser  ausgenutzt,  weil  die  Verdauungssäfte  in 
grösserer  Menge  und  vielfach  in  einer  mehr  der  Norm  sich  nähernden  Beschaffenheit  abge- 
sondert werden.  Hier  ist  man  nicht  selten  in  der  Lage,  zu  sehen,  dass  ISO — 100  g  Fett  per  Tag 
gut  vertragen  werden  und  somit  den  Fett-  und  Eiweissconsum  herabdrticken.  Bier  sind  Fette, 
insbesondere  in  Form  von  Milch,  daneben  auch  von  Kefir  und  künstlichem  Rahmgemenge, 
.«sowie  in  Form  von  Butter,  auf  Weissbrot  gestrichen,  endlieh  in  Form  von  Eiern  am  Platze. 
Dngegen  sind  beim  chronischem  Magenkatarrh,  auch  bei  G.istrektasie  und  Ulcus  ventriculi 
Fettx'  und  fette  Saucen  in  der  Regel  geradezu  nachtheilig;  nur  Milch  und  weiche  Eier  passen 
für  Fälle  dieser  Art.  Da  bei  allen  chronischen  Lebererkrankungen,  die  mit  Icterus  einher- 
geben, die  Fetlresorption  schon  dnrniederliegl,  sind  fette  Speisen  dircct  contraVndicirt.  Auch 
bei  der  Behandlung  der  Fettleibigkeit*  muss  man  mit  der  (iabe  des  Nahrungsfettes  in  gleicher 
Weise  wie  der  Kohlehydrale  allmählich  heruntergehen,  bis  ausreichende  Entfettung  erzielt  ist, 
flicht  .iber  in  so  stürmischer  Weise,  dass  dabei  auch  der  Eiweissbestand  des  Körpers  beträchtlich 
angegriffen  wird.  Reichlicher  Genuss  leicht  verdaulichen  Fettes  (Butter,  Eier,  Käse)  fordert  wegen 
des.sen  hohen  calorischen  Werthes  die  Gewichts-  und  Kräftezunahme  des  Körpers,  insbesondere 
in  der  Reconvalescenz  nach  acuten  Erkrankungen,  die  wie  Typhus  u.  .a.  grosse  .\bm.igerung 
«IT  Folge  haben,  desgleichen  bei  Scrofulose,  Anaemie,  Chlorose.  Die  grösste  Bedeutung  kommt 
■den  Fetten  bei  Diabetes  zu,  besonders  in  denjenigen  Fällen,  wo  die  Toleranz  des  Körpers 
gegen  Koblehydr.ate  so  herabgesetzt  ist,  dass  schon  geringe  Mengen  der  letzteren  die  Zucker- 
ausscheidnng  beträchtlich  steigern.  Solchen  Individuen  ist  im  Wesentlichen  nur  Eiweiss  und 
Pett  zu  bieten,  Kohlehydrate  nur  in  geringfügigen  Mengen.  Hier  wird  man  die  Fettgabe 
ttlliuählich  so  zu  steigern  suchen,  dass  durch  d.ns  Fett  der  Ausfall  der  Kohlehydrate   möglichst 


[Fette 


-       -JtlH       — 


gedeckt  wird  und  somit  der  Calorieiiwerth  der  Nahrung  nicht  absinkt,  also 
fügigen  Kohlchydratr.iiftihr  mindestens  30  C.nlorien  per  Körperkilo  beträgt.  I 
ist  der  Werth  des  Fettes    bei    der    diaetetischen  Behandlung   der  Neurn-''  m 

sogenannten  Mastkuren,    die    im  Wesentlichen    auf  Ueherfljtterung    hcra  iJ 

die  Quote  leicht  verdaulichen  P'ettes  neben  überreiebliclieii  Mengen  ^vn  i,i»vi« 
reichender  Gabe  von  Kohlehydraten  ist,  desto  schneller  und  crlolgreicher  die  KM 
(tanzen.  Auch  in  der  Kost  der  Krankenhäuser  und  der  Gefängnisse  ist  auf  .'tusrrM 
gäbe  besonderer  Werth  *u  legen;  früher  ist  gerade  hierin  vielfach  gesündigt  »or'i 

Hl' 

Feltherx  ist  der  ziemlich  unbestimmte  Ausdruck  für  die  fettigen  Zustände,    die  8i«h  sot 
der  Musculatur  des  Herzens,  wie  nni   Perikard  linden.    Es  ist  nothwendig,   da.»»  man 
iliesen  beiden  einen  scharlen  Unterschied  macht,    da  sie  sowohl  klinisch,   wie  analomw 
auch  aetiologisch  ganz  verschieden  sind.     Man  unterscheidet  also  die  Polysarcie  wo  ' 
inetamorphose.     Die  ersterc  stellt  eine  zu  starke  t]iitwickflung    des    epikardialen  Fett 
dar,  wobei  dieses  zwischen  die  Musculatur  hincindriUigt,  und  die  einzelnen  Huskelüii«»] 
Fettgewebe  von  einander  getrennt  sind.     Die  Fcttmetamorphüse  dagegen    ist  "in  deg 
/lUstand   an  der  Musculatur  selbst,  der  in  einer  Bildung  feinster  Feltlri.|'  <  K« 

contractilcn  Substanz  besteht.     Die   Polysareie  ist  meist  eine  Theilcrs 
Fettleibigkeit,  doch  ist  zu  bemerken,  dass  gerade  wie  am  Pankreas,   auch  aui  licrs 
sarcie  bei  mageren  Leuten  bcstehcD,  oder  bei  vorher  fetten  auch  nach  der  sousti( 
rung  zurückbleiben  kann.     Die  Polysareie  des  Herzens  bei  ganz  abgcmagertt-n  li 
ein  höchst  überraschender  und  sehr  bemerkenswerther  Zustand.    Steta   ist  die  rec 
nerzeos  stärker  ergrilTeji  als  die  linke,  die  Spitze  mehr  als  die  Basis.      Das  Fett| 
die  Musculatur  ganz    durchsetzen,    scdass  man  nur  noch  mikroskopisch   die  MuskeUattn  * 
findet.     Die  Function    wird    natiirlich    aufs  .Veusscrsto    dadurch    beeinträchtigt  uii'l   '  " ' ' 
Stillsland  kann  eine  unmittelbare  Folge  der  Polysareie  seiu.    Die  Fe tt nie tamorpl 
gegen    eine  Erkrankung,    die    stets   nur   secundär  im  Ansehhiss  an  andere  F."r! — 
tritt    und  durch  Herzschwäche  den  Tod  herbeiführen    kann.     Für  die  mikrosk 
lung  ist  .sie  stets  tiielir  oder  weniger  in  einzelne  Herde  angeordnet.    Makrosk' 
man  eine  mehr  diffuse  Form  von  der  fleckigen  untersclieidcD.     Die   difTuse    i.>: 
Myocarditis  parcnchymatosa,  also  auf  einen  entzündlii-hen  Zustand  zurückzuf>. 
sich  bei  Infei'tionskrankheiten,  wie  Typhus,  Scharlach,  Poeken,  Pneumonie  uinl 
bei  Diphtherie,     Die    fleckige    (getigertes  Herz)  ist  eine  Folge  anaemischcr  Zi. 
mit  einer  Entzündung  nichts  zu  thun.     Die    stärksten  Formen    sieht  man    bei   i    :! 
,iemie  und  chronischen  Annemien,  bei  .Syphilis,  Magenkrebs,  I.ungenphthist.'  u.  =.  u 
mehr  die  rechte.  I>ald  mehr  die   linke  Seite  des  Uer/ens  ergiiffen.     Die  Fleekou  sur;  .  - 
lieh  in  unregclmässigen  Linien  angeordnet,  die  quer  zur  Richtung  derj  Musculatur  s.-. 
werden  also  gesunde  Partien    durch   kranke  unterbrochen  und  dadurch  die  ContnctiinMSt^ 
keit  herabgesetzt  und  schliesslich  ganz  aufgehobeu. 

Ks  ist  klar,  dass  diese  beiden  ganz  verschiedenen  Zustände  der  Polysareie  und  AftM 
metamorphdse  eine  ganz  verschiedene  Therapie  beanspruchen  und  deshalb  sollt«  AUch  ili*i 
der  von  den  Anatomen  längst  aufgegebene  Nnmeo  Fettherz  fallen  gelassen  wcrdcu. 

lÜX.sUiB 

lla.s  Fettherz  ist  «'ine  Th(>ili>rsclic'iniiii{;  der  :illf;f'nif.'inpii  Fettleibigkeit,  dai 
Uelicrcniüiiruii}:  hiTiiigf/UKen .  .MustletthtTz.  Damit  .'ihi-r  ist  nicht  resa^.  • 
(liLs  FcttluTz  iniiiipr  (bis  Herz  ilcr  Fetten  ist.  Es  gii'bt  Fcttloibigkrit  ohni'  rie^ 
liebes  FcttluTZ  odiT  .Ma.stfettherz,  nainentlicti  in  Itipriäiidern,  wo  s«'hr  viel  (»»»trajilii 
wird,  luul  die  H^rzarbpit  in  {•'"olge  der  .lufgeiiomincnen  KlnssipWeitsmenge,  di»  * 
den  Tag  auf  (i— k — ]i>  und  selbst  noch  mehr  liitor  iinstiMgon  k.inn,  eine  JO«* 
gcwühnlirli  hohe  ist.  Hier  liiiilct  man  in  Folge  der  Üeberenifilining,  der  j?»* 
Öintmenge,  die  bei  solclien  rersiUHMi  vorhaiKlfn  ist,  ein  hypertrophisch  dilatirtri  <* 
vielmehr  ein  allseitig  vcrgrös.s(>i-tes  Herz  mit  kräftig  ontwickt'ltor,  leisttinesAli^ 
Musculatur  und  einem  nicht  übertii.-i.ssigen  Fettansatz.  IMe  di.-ignostischen  MirkBÄ 
des  Fettherzens  biMet  die  l'ettiitMvvachsung  des  Muskels  unter  doni  !Vricanli*| 
entlang  der  (iefässe  im  Siilcus  ;itrio-veiitriciilaris,  sowie  im  Sulcii.>s  bingilud 
von  \vn  ;uis  das  Fett  in  die  Miiskelsiibstanz  liiiieiinvuehert  und  zu  .Vtroiil' 
Schwand  der  Muskelfasern  führt.  In  Folge  der  atr(i]ihireiulen  Vorgänge  komuii  • 
zu  fettiger  üegeiieratioii  einzelner  .MuskeliKirtien.  I>ie  eigentliche  Ft>tl<leL''"' "f"' 
gehört  nicht  dem  Fettherzen  al.s  sulehem  an  und  ist  das  Endproduct  vei 
artiger  entzün<llicher  und  degeiterativer  Vorgänge  im  Myokard*.  Wie 
leibigkeit  entwickelt  sich  auch  ila.s  Kettherz  auf  iilethorischer  und  anaumi.si'i: 
Sowohl  bei  kräftigen,  blulreieljeii,  wohlgenährten  Personen  und  gilt  entwic 
erhaltener  Musculatur  uinl  fettem,  jirallem  Fett[K>lster,  wie  bei  anacniisc 
ratischen,  Wniphatischeii,  scrofulösen    l'ersoni'u  mit  blassem,  aufgcdunsoneaij 


luiünji| 
iihir  • 


Fettherz 


27'.t     — ' 


Fettherz] 


ileri'n  sclilall'«',  wt-iiig  It-istuiij^sfilliigi-  Muüki-In  \<>u  i'iiitT  iiielir  U'igigi>ii,  schwauiiiiigcii 
FettnjJisse  übor-  und  umlagcjrt  sind,  kommt  i's  zu  mehr  oder  weniger  raschem  Kett- 
ansnU  am  Hoi-zen,  zuerst  an  den  liiiTZU  busondors  disi)onirten  Stellen  unter  dem 
rcn'eardiuiii  bis  zu  sfhiiesslielier  V(illstriiidi)i;pr  L  inwaohsun};,  Einhüllung  und  Ihirch- 
waclisung  des  Muskels  von  Fettmassen  und  fortsehreitender  Atrophie  und  zum  Theile 
fettiger  [legeneration  des  Muskelgewebes.  In  beiden  Fällen  ist  die  Symptomatologie 
die  einer  nur  gradweise  und  nielir  otler  wenig  frfdizeitig  zur  Entwickelung  kommenden 
Insiifticienz  und  lülatation  des  Herzens.  Der  Puls,  anfangs  regelmässig,  von  massiger 
Stärke,  verlang.samt  sieh  liäulig  zur  .•ui.sgesprocliensten  Bradykardie,  50  —  48  ScLIägi' 
und  noch  weniger  in  der  Minutf^  Hei  zunehmender  Insufticienz  lies  Herzmuskels  treten 
Intermissionen  ein,  erst  einzelne  nach  einer  grosseren  Anzahl  noch  ziemlieh  normaler 
Pulse,  später  immer  zahlreichere,  die  l'ulswellen  werden  immer  uuregel massiger,  iiis 
endlich  bei  ausgebreiteter  l'egenentlicjii  vollkommene  L"nregelmä.ssigkeit,  Arhythmie  inid 
Allorhythmie,  Delirium  cordis  in  der  ['ulsbewegmig  besteht.  Der  Tod  kann  in  solchen 
Källeii  plützlieh  eintreten.  In  den  Lungen  kommt  es  zu  Stauungshyperaemie  Ins  zu 
liaemorrhagischeu  Inl'arcti'n  in  l'\ilge  der  geringen  Trii'hkral't  des  Herzens,  Stauung 
in  den  Vetu'U,  Hautvenen,  Varieeii  in  den  unteren  Extremitäten,  I'hleliektiusien  an  den 
Mastdannvenen.  Die  bestehende  Scbwerathmigkeit  und  die  Dysjmoe'  sind  nur  zum 
'l'heile  von  der  Herzinsufficieiiz  abhängig.  Ein  grosser  Theil  der  Athminigsbe- 
«chwerilen  wird  durch  die  geringe  Excursionsfähigkeit  des  Thorax  in  Folge  der  auf- 
lagernden Fettm.-issen,  durch  Hinauf<lrängen  des  Zwerchfells,  durch  die  Fettanhäufung 
im  Unterleibe  und  die  geringe  ins])iratorische  Erweiterung  der  Lungen  hervorge- 
rufen. Angina*  pectoris  entsteht  spontan,  besonders  aber  nach  dem  Essen,  nach 
reichlicher  Mahlzeit,  Diaetfehlerii,  psychi.schen  Erregungen,  Erkältungen,  körperlichen 
Anstrengungen;  .selten  ist  sie  eine  reine  Neurose,  in  der  Regel  durch  Arteriosklerose 
bedingt.  Die  mehr  mid  mehr  anwachsenden  Störungen  im  Circiilationsapparate, 
Stauung  in  den  Venen,  Abnahme  iler  Harnsecretion  führen  zu  einer  die  Norm  end- 
lich überschreitenden  Wasseran.saniTnlung  im  Ulul.  Hydraemie,  und  in  den  Gewei)en. 
Ilas  specHische  (jewicht  des  .Serums  kann  fiierbei  bis  auf  1M24  (Mann),  V>'2l  (Frau) 
herimtergehen,  während  jenes  des  (ie.sammilitutes  durcli  Staimngsconcentnition  noch 
ein  ziemlii'li  hohes  sein  kann.  Erst  später  verarmt  das  Blut  auch  an  Erythrocyten 
und  Haeiuoglcibin  (h4  bezw.  7(.i  p("t.).  Das  fahle,  gedunsene  Aussehen  der  Fett- 
leibigen im  hydmeuiischen  Stadium  der  Fettsuclit  ist  durch  diese  Zustände  bedingt. 
Unter  SteigrTung  der  Beschwerden  von  den  Lungen  und  vom  Herzen  .aus,  immer 
gfrösserer  Beeinträclitigimg  der  Atlnnung,  Dyspnoe,  kardialem  Asthma,  Herzklopfen, 
Stenokardischen  Anfällen,  au.sgebreiteten  .Stauungen,  Stauungsalbuminurie  erfolgt  der 
Tod,  wenn  er  nicht  früher  plötzlich  durcli  ICrlalnnung  der  Herztbätigkeit,  Herz- 
paraly.s«'.  Uebennüdung  des  gescliwäcliten  Herzens  eingetreten  ist,  durch  acutes 
l..ungenoedem  oder  Hydrops.  Durch  die  Complicatiou  der  l''ettleibigkeit  mit  Arti'rio- 
sklerose,  be.sonders  der  ('unuiararterien",  mit  Diabetes  mellitus  werden  auch  die  l'-rschci- 
nungen  und  der  Ausgang  der  llerzerkrankting  von  dem  l-iinflassi-  dieser  Kr.uikheiten 
noch  abhängig  sein,  so  Myomalacie,  Herzruptur,  l'-nci'ph.'iloliaennn-rhagie. 

Therapie.  Die  Cinindsätze  für  die  Hebandlimg  der  Fettleibigkeit'  in)  ersten 
Stadium  der  plethorisclu'u  und  anaetnischen  Form  sind  .auch  für  dii'  Behand- 
lung des  Fettherzens  in  diesen  Stadien  m.assgebend.  Die  Hauptaufgabe  fällt  der 
Regulirung  der  Kostordimng  zu.  Im  eine  ausreichende  Steigerung  der  Verbrennung 
des  Körperfetts  zu  erzielen  und  dabei  Eiwei.s.sverhiste  zu  vermeiden,  hat  die  Kost 
eine  grössere  Eiweissmenge  zu  enthalten  als  die  gewrdui liehe,  dagegen  müs,sen  Kohle- 
hydrate und  namentlich  Fett  stark  herabgesetzt  werden.  Hei  anaemisclien  Zuständen 
Ei.son*.  Da  nun  aber  mit  fortschreitender  Fettreduction  ilie  tiefahr  Tiahe  liegt,  da.ss  auc-l» 
Körpereiweiss  zur  Zersetzung  kommt,  mü.ssen  in  späteren  Stadien  der  Entfettung  die 
fettbildenden  StofTe,  Fett  und  Ktddi-hydrate,  wieder  eine  Erlinhuhg  erfahren.  Die 
Kostordnung  (Öertel)  dürfte  sich  im  .Mlgemeinen  zwischen  folgenden  Grenzwerthen 
bewegen:  Morgens:  Feines  Weizenbrot  (2.t  — Uö,  resp.  71)  g),  1  —  2  weich  gesottene 
Kier  (45 — !M)  g),  gebratenes  Fleisch  .")()  g;  eventuell  Zucker  ö,  Butter  12  g.  Vor- 
mittags: Kaltes  Fleisch,  magerer  Schinken  :iü — 4(1  g,  Koggenlirot  (firaham)  20  g. 
Mittags:  Fische  100  g,  Oclisenfleiscli  oder  ;uidere  nicht  fette  Fleiseharteu  l.iü  bis 
21K.I  g,  grüner  Salat,  Gemüse,  Kcdil,  Spargel,  Spinat,  Sauerkraut.  Abends:  Ge- 
bratenes F'leisch,  Beefeteak,  Rostbraten,  Wildpret  oder  Geflügel  ln(»,  Salat  .')0,  KiLse  15, 
Roggenbrut  20  g.       D:un>ben   Caviar    12    oder   Kieler  Sprotten    Di,    Lachs,  geräuchert, 


|Fo»tlHTZ 


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rrnkx 


IHj^,  1  —  2  wi'icli  ;;cs()1tt'iii-  Eiff  (lö  !«»}j),  ii:u'li  IWarC  <H»»t  für  üi-it  I||d 
1IJ()— 2(X)  ;;.  Nim  (ietniiikiMi  üiixl  :tl!«)li<.illi;illi;^<.'  hu  \iel  wie  iiiöglicb,  atk«|^H 
\  fillsl-iiuiij;  zu  v<'rl>ift<'ii,  lt:is  licstc  lictriiiik  hildt.-t  (l:is  \V:i.sst?r,  gut^s  <^u«iiHH 
il.'iiiii  l.iiiiiHKuli«,  W  xvscr  mit  [''lut'lits.-irtnii,  i'iiiif;i'  S:iii<'rliii;rr  mit  wotlij;  Kolddfl 
tlic  ji'ddcli  in  sijütrrrii  St'iilifit  iiiclit  mehr  ^pi-ij^m-f  sind.  |{«'rr«'iiw('ine,  ApWt« 
Icirlitp  weisse  1111(1  riitlic  Weine,  i'fiilziT-,  Hadensor-.  Moselweiiii'  ütiiii  Theil  mit  ^i« 
geiiiisclit.  Stnrke  Weiin'  sind  nur  liei  Scli\v:'H-lii'/jist:'indt'n  zu  \  erahrfichi-n  ('««■ 
ist  als  Medicanient  zn  Ix-lrMcliteii,  Bier  \vi)nni(j;lieli  ;^:inxli(!)i  zu  uiitf'rxajjfii  fl 
pi'uktisclien  lluiclifidinini:;  pinif^t  im  Allgcnu'iiien,  il;is.s  dor  Kranke  die  für  I 
liestiminten  (ievvicht.sinengcn  kciiiifn  lernt,  sie  alnvftgen  JÄsst  und  die  (jr»«»'  41 
Portionen  (Kleisrh  etc.)  seiiioiii  (JeifScIitnis««'  cir^jrflgt.  l)«^n  Kranken  einfach  na 
(intdünkcn  fssfn  zn  l;isscn  ist  inniif/r  \on  NaclitlHMl.  indem  d:il)i>i  nach  der  In^ 
dn:itität  zn  viel  oder  zu  wenig  ^rep-ssen  werden  k;iin).  Zu  j^rossi*  Aufiulimr  ii 
eiweissreichcr  Nalirunjr,  die  nbrif^i-ns  wohl  seltener  sfiittlinden  wird,  n»il.<«  ilm  ^4 
lir;in<;li  vnn  Kiiriierfett  Uendisetzeii,  indem  ;iueli  die  Abs|(:iltuiif;h<pro(Jtirtr  ilit  I 
weisses  zur  Verlnrnntuifr  lieran-reznjii'ti  werdi'ii:  zu  }:eriiif;f'  Ki\v«'issiiicni;«ii  m 
küjinun  hei  an:ieii)isfhen  Kranken  si-lion  am  Anlnufre  der  ßoh:in<llun^  und  Ifl  H 
tUiirischen  nach  längerem  oder  kürzerem  VerlaulV  deiNCJbpti  l-^iweissvfrlitstt'  tol 
sieh  zielien  nmi  Schwiiclieznstrnule,  lüseliOid'iing.  Leistuntcsunfähi^keif  etc.  hefid 
fiihren.  liei  der  Zntln-ihin^i  der  Kost  ist  eine  zu  jjntsse  iU'lastinig'  ili's  Cirnilttia 
a](])ar.'ites  dnrcli  reichliehero  Mahlzeiten  zu  vermeiden,  der  Krankf  nnzuhniten,  «(■ 
luid  wpnigcr  auf  einmal  zu  essen,  sowie  erst  iinr  wr-ni;::,  .spütcr  gnrniidit  mehr  ifl 
reiid  des  Kssens  zu  trinken.  Iiadiirch  wird  niidit  nur  von  starken  Ksseni  «niid 
;!epessen,  sondern  auch  wenijrer  Flüssigkeit  aul'frenonunen.  hie  Kntfettung  frht<M 
raseher  vorwärts,  un<i  (ier  ("ir('nl:ttiousait]»arat  wird  weniper  beliistet,  i>«w.  ■ 
Wasseraiisaminluiig  im  Blnte  mnl  in  den  (iewehen  mehr  NViu^ser  :nis^;cscbii''l«i  ■ 
aufgenommen.  Itie  znfrela.ssene  l''H'i.ssij;keitstnenge  dürfte  sieh  auf  *.KM) — 19 
(|K(Mi)  i-cm  erstrecken.  Die  Sii[)]K']i  können  «ränzlich  wepgei.-usscn  w<Tdou.  I'a  ■ 
alter  in  s|i:itiTi'n  Stadien  allmählich  eine  inmu'r  ^^rfissere  Wasseran.saminlung  im  Ba 
und  iiainentiirh  in  den  (ieweben  (hydraemisclie  Form)  stattfindet,  <l.'is  Körper^«)« 
ni<'ht  allein  vom  l'ett,  .soiulern  auch  von  der  Wjisseransatnnduii;;  im  KöriM»!'  Uiiid 
wird,  so  hat  eine  weitere  Heraliset/.niij;  der  [•'liis.sifikeit.saiifnahiiie  um  2<K> — .'J(i"<« 
dem  s|(eciellen  h'alle  entsprectieiid  zn  erfolften.  Auch  bei  der  .-mneaiiselien  ¥m 
hei  Chloro.sc  etc.  »md  Blut  und  Ciewehe  wasserreiclier,  sod:is,s  auch  die  FliVM 
keitsaufnahme  eine  etwas  grössere  Kitischränkntifr  erfahren  tiuiss.  Di ITereutlirvta 
iminp'n  zwischen  FInssigkeitsanfnalune"  und  Harnausscheidung:,  2  T.igo  bei  gewoluM 
2  T.ige  bei  herabfjesetzter  Fliissi-ikeitsanfiiahnie,  liaben  in  allen  Fällen  ilrr  Fii 
sf'tzuni;  der  Fliissigkeit.sauhi.ihuie  in  der  Kostovdnung  vorauszugehen.  Kine  Vi 
niehrmiü  der  Hanianssiheidiin);  und  hesondei-s  eine  stärkere  bei  Herabsetzung  4 
Klüsstgkeitsanfnahnu'  ist  inntier  |iri)f;nostisch  giinstif;  aiifzufa.ssen.  Auch  l»'i  I 
Merabsetziin^  der  Flüssifrkeit  hat  im  Verlaufe  der  Behandhinfr  wiodor  eine  ullllli 
liehe  Krliiihuni;  derselben  stattzutiiidei).  j 

ha  niclit  mir  die  (iriisse  der  Fettzei-setzuiiy;  im  t Irpaaismu.s  von  dem  Ketni 
bratidi  (Bihimij;  von  Knift  und  Wfirnie,  Mnskel.irheit)  bestimmt  vviril  und  Hii-J 
|iro|Mirti(mal  ist,  sondern  auch  die  Voluiivenznsialime  der  .Muskeln,  Hypertrophie  i§ 
NeLdjtldtnif:  der  Muskelfa-sern.  insbesondere  auch  des  Herziiuiskels,  d.  b.  dir  ■ 
st.'irkung  des  Herzens,  vtm  Thätipkeit  und  Uebunf;  abhängt,  so  fällt  der  uiwU 
nisi'hen  Behandlung  eine  Haniitaufirabe  zu.  Sie  liegt  in  der  Steigerung  der  Uii<iM 
arbeit.  Arn  imifassendsten  wird  die  Aufgabe  gelöst  durch  die  (leh-  und  ßteigbewejiüi 
besonders  au  den  'l'crrainknrorten".  Unterstützt  kantv  die  Kräftigung  ties  Heri(niu<^kll 
aiicti  durch  die  Herzmassage  werden,  doch  ist  dieselbe  meist  Nv<>niger  nunild 
ditri'h  l'ri'ssung  wegen  der  grossen  l'ettmas.seu.  welche  auf  daui  Tliorax  aiiflirn 
ausführbar,  als  durch  scandirte  Athmung  beim  (Ji-hen,  Steigen,  insbesonden'  m 
Wegen  zwi'iter  und  dritter  Ordinmg.  .Viich  durch  Percussion  des  ttrustbeiiis  na 
der  linksseitigen  '["horaxjiactien  wird  dxs  dilatirfi'  Herz  zn  energischeren  rontr.ictioni 
angeregt.  Trinkkuren  sin<l  nur  in  den  ersten  Stadien  des  Fettherzens  mit  M 
tliitriscliem  ('Jiarakter  untl  Störungi'ii  im  l'fortndersystem  allenfalls  zu  enipfehlni.  UM 
daim  ist  die  Menge  des  zn  trinkenden  Mineralwassers  genau  nach  ilen  Krgebni''<l 
der  hifferenzbeslinumnigen  festzusetzen  utui  von  der  gesammten  Fliissigkeitsni>'nn 
die  zu  gestatten  i.st,  abzuziehen.  i 


[FHthcrz 


-     2S1 


FrUteibigk(>il| 


n 


l>ie  Vcrabreicliuun  von  Tliyiröidin.  Srliildilrüsciiprai'fKirHtoii",  ndior  tulcr  zu  l'illf-'ii 
und  Pastillen  verarlx-ilelcr  Scliiiildriisc  ddiM-  Tli\  rojiidiii  /iii-  Krliölnnt;:  di-r  ( •wdalionsvor- 
gän^i!  im  Kür|i('r  und  f^cstfim-rtcr  Kt'ttvi-rljrriiiiiiuf:  karni  ^Iriciil'alls  mir  in  di-n  iTsti-n 
Stadii-ri  des  [•'ettlicr/.cns  hpi  n«cli  jrnt  t'rhaltrncr  Hnr/kralt  vrr>nclil  wi'fdcn.  Wfnii 
sirli  liiTfits  InsnfHi'iiMiz  des  llcrziiuiskfls  inni  Krfislaufsstiirunnt'n  l.Mrl;il^'itt^llt  hahcn, 
wini  man  lie'sscr  v(in  dorn  Mitltd  Alistaiid  indiincn.  Irnnirr  ist  zu  bi'dcnki'n.  da.ss 
4»inii  r.ascJK'  Fcttal)nalinn'  des  Herzens  einen  inicli  leisiniinsunliiliigeri'n,  atr<)|ilns(-|ien 
Muskel  zurück lässt,  wit?  Iiei  jeirliclii'r  anderen  r:ine|ii'ii  Hntfettimg,  inni  das  Lehen 
liedndn»nde  Erscheinungen  früher  i'intreten  können,  als  wenn  das  Kettiierz  fi>rtl)e- 
standen  hätte.  De^generatinnsznstände  des  Herzens,  Arteriosklerose,  clironiseho  Mvo- 
rarditis,  giciriizeitig  bestellende  yVilMuninurie  un<l  tilvkosurii-  contraindiciron  dii> 
nwenduiip;  der  Sehiiddriisenpraeparate. 

Weim  im  Verlaufe  der  Fettleibigkeit*  eine  Arteriosklerose  bozw.  Sklerose  der  Coro- 
ararterien  und  davon  al)liiln);if;e  chroniselie  M\«iearditis  niul  Myodegenenitio  cordis 
sieb  entwirkelt  hat,  ist  die  Aufgabe  der  Therapii-  durch  die  Art  und  tirö.sse  di'r  ent- 
zündlichen lind  de;;eiierativen  l'nx'esse  MM-{j;ezeichnet.  Kbeiiso  wenn  IHabetes  mellitus 
nachweisbar   wird,   ist    die   HeliaiidluiifC   dieses    mit  der  des   l'ettherzeiis  zu  verbinden. 

Ist  es  durch  immer  jrni.ssore  Fettablaiieruiifj  zu  liisiifHeii-iiz  des  Herzniiiskids  ]t:e- 
komnien.  so  ist  die  Keliandluiif;  nach  den  bei  difscr  Frkrankiin;r  erforilerliidien 
(irunds:1tzen  zu  leiten,  und  wenn  eine  vollk(niinii'iie  Fiitwickelniif;  der  Kreislaufs- 
stürungen  eingetreten,  die  Hydraemie  bereits  zu  hydropischen  Anscliwelluiigeu  jje- 
führt  hat,  liie  Herzkraft  stark  p'Siinken  ist,  der  l'uls  klein,  leer,  uiirege)ni;"tssit;  aus- 
si'tzend,  mit  Ariiythniie,  Allorltythniie,  wird,  kann  man  noch  versuchen  durch  die 
niedicnmentösc  Behandlung,  durch  higitnlis,  Stniidianthu.s,  Conviiliaria  ninjnlJH, 
Sparteni,  und  durch  die  Hinretica.  l>iur(^tiii.  Scilla,  !,ii|uor  Kalii  acetici,  wie  sie  bei 
der  Hetiaiidlung  der  InsulHcienz  des  Herzmuskels  und  des  letzten  Stadiums  der  Fett- 
leibigkeit angegeben  sind,  der  Krankheit  Schlanken  zu  ziehen.  NVenn  Collaps  nnliT 
raschem  Nachbiss  der  noch  bestellenden  llerzkraft  droht,  wird  man  <lie  Kata- 
strophe durch  erregende  Mittid,  starke  Weine,  ('ogriac.  Aetiier,  Kanipher  innerlich 
und   snlicntan,  Caston-um  etc.  noch  abzuwenden  sich  bemühen.  „..,„„, 

'ettleber,  llcptir  adipcsum,  ist  ein  ZuslAiid,  der  sich  von  der  physiologischen  FettinÜltration 
nur  gr.iduell  unterscheidet.  Kine  gewis.se  7.eit  n<ich  der  Aurnnbme  fettreicher  N.ihrung  linden  .>sicli 
die  Lehurzelleii  zuerst  in  der  Peripherie  der  Aciiii,  .später  in  der  Mitte  und  schliesslich  im 
Ccntnim  mit  grü.ssereu  und  kleineren  Kctttropfeu  angelüllt.  Der  Kern  i&t  daneben  vollständig 
erh.niten  und  die  Zelle  eivas  vergrüssert.  Dadurch  unterscheidet  sich  die  Fcttinliltration  von 
der  Fettmetninorphose,  bei  der  der  Kern  zu  (Irundc  geht  und  die  Zellen  verkleinert  sind.  Je 
tettrcicher  dir  Nahrung  ist,  um  so  fetthaltiger  wird  auch  die  Leber  und  daher  tindet  in.Tn  bei 
Säuglingen  physiologisch  zuweilen  eine  Fettleber,  die  von  Unkundigen  leicht  als  ein  krank- 
hafter Zustand  betrachtet  werden  kann.  Daa  Fett  wird  nun  in  der  Leber  weiter  ver.irbeitet: 
überschüssiges  Fett  geht  in  die  (iaile  über  und  kann  aus  dieser  von  den  Epithelien  der  Oalleii- 
gäogc  und  der  Ciallcnblase  aufgenommen  und  so  der  Leber  wieder  zugeführt  werden,  oder  es 
gelaugt  wieder  in  den  Darm  und  wird  hier  mit  dem  Nahruagsfett  aufs  Neue  in  di«  Circuln- 
tiou  gebracht.     M,in  bezeichnet  diesen  Vorgang  als  den  intermediären  Kreislauf  des  Fettes. 

Der  pathologische  Zustand  beginnt  erst,  wenn  das  Fett  aus  irgend  cin<;m  Grunde  in  der 
Leber  zurückgehalten  wird  (Fettretention)  und  nun  .luch  selbst  nach  fettarmer  N.ihrung  oder 
im  llungerzustaod  daselbst  verbleibt.  Die  Ursachen  dazu  sind  zu  suchen  in  einer  mangel- 
haften Oxydation  des  Fettes,  und  diese  kann  durch  gewisse  Uifte  verhindert  sein  oder  bei 
nicht  genügender  SauerstüfTzuführung  unterbleiben.  Als  specitisches  Gift  in  dieser  Kichtung 
ist  der  .\lkohol  zu  nennen.  Doch  sehen  wir  auch  bei  chronischer  Phosphor-  und  Arsenik- 
Tcrgiftung  ähnliche  ZusLinde  eintreten  und  durch  Verabreichung  von  Wisinuth  und  Antimon 
kann  man  experimentell  Fcttleber  erzeugen.  In  einzelnen  Gegenden  ist  es  üblich,  die  G.insc 
mit  Wismuth  zu  füttern,  um  auf  diese  Weise  eine  recht  fette  Leber  zu  erzielen.  Die  mangel- 
hafte Öauerstoffzurührung  geschieht  bei  Lungenkrankheiten  und  bei  geringem  Hacmoglobingehalt 
des  Blutes.  Hiernach  findet  man  die  stärksten  Fcttlebcrn  bei  Säufern,  bei  Phthisikern  und 
bei  schweren  chronischen  Anacmien.  Da  die  Zellen  bei  der  Fcttleber  nicht  zu  Grunde 
geben,  so  ist  die  Affection,  theoretisch  betrachtet,  heilbar.  Die  Beseitigung  derselben  wird 
von  der  Art  des  aetiologischen  Momentes  abhängig  sein. 

Fettleibigkeit,  Fettsucht,  Liponiatosis  universalis,  Adipositas,  (jbesitas, 
Polysarcia,  Corpuleiiti.a  morbosa.  lJios<!lbe  ist  eine  Kmährungskrankheit,  bei 
welcher  es  zu  übennässiger  Fettbildung  und  FettanliHufung,  Anfangs  unter  gleich- 
zeitiger Zunahme  von  Kiweiss,  alsbald  aber  unter  Abnabuie  ilieses   und  \  ermelirung 


[Fi>(Ui>ibigkeit 


—     282 


Feto«! 


(k■!^  W:Ls»(ers  im  Körpri-  kommt.  I>i(.*  Hciitimmung,  oti  (ins  im  KörjK'r  ougtaaufl 
l'Vtt  lioreits  die  Nonii  nln'rM'lirittcii  hat  uiiil  als  |iat)iolo^is('Iic  Krsclii'inunjr  wkr  fl 
Kraiikhi'it  siii  ^oiioriK  auftritt,  hiiiijL;!  «lavoii  ah:  1.  ob  dii*  :iu,s.s<>rpii  proportioalfl 
KiiriH'ivrrhriltnissf'  und  das  l^linunaa.ss  ih-r  (ilicdor  durch  uny;leii'lmi5«i!r>'  VglaJ 
zmiahmi'    {^fstiirt  wf-rdcti,    und    '1.   cinp  Hci'intrai'ht.igiiiif;  der   l'uiicfi'  -'^flMI 

ciiizcliK'ii  I  trjxatin,    in    erster    Linie   der    Circuhitions-   inul    Res|iir;itii'!  ,^^| 

üliertnässig  auffiiMnininienes  hVtl  verursaclit  wirtl.  Auf  jeilen  Kall  hilili5(  dii' F^fl 
tt'ihigkeit  eine  vererhhare  Krankheit.  Fetigeivehe  existirt  iiieht  übfrall  ini  KiV|fl 
sondern  fehlt  in  einzelnen  Hezirkeu,  in  den  Augenlidern,  Obnnuscheln,  im  !w(«^ 
Penis,  der  ("h'toris,  den  Nymphen,  sowie  im  musetdiiren  Hindegcwebo  d^s  Dann»  lA 
Hier  findet  selbst  unter  den  günstigsten  Bedingungen  der  Kettbikluiif;  keine  nriuiM 
wertlie  Kettablagenrng  statt.  An  anderen  Stellen  dagegen,  au  der  Oberfläche,  «ic  fl 
Innern,  bestehen  niärhtige  l^ager,  iti  denen  je  naidi  Linstilnden  .e;rosst?  Massen  «un  Fä 
angehäuft  werden.  Dies  sind  an  d<'n  iUissiTen  Kürpertheilen  die  MoLorfc^Ail  M 
Gesichts,  der  ranniculus  ridipusus  der  Hnist,  die  vordere  Bauchwaiid.  dio  Hegio  [loM 
die  riania  pedis,  die  Sil/jiolster.  die  unteren  und  id)eren  Extreinitäten.  In  der  IlnM 
inid  liamddtcihle  trifl't  mun  l'"ettge\vel)e  im  Mc'diastininn,  im  Onieiituin  inajiu:,  iii  « 
Aiipendici's  e|iiploicae,  in  der  Cai>.sida  .adiiHtsa  der  Nieren  und  aucli  in  deni  mid 
imiscutrireii  (iewcbe  der  willkürlichen  Muskeln  und  iin  gelben  Knochenmark  B 
jtie  I'athogeuese  der  l-'ettleibigkeit  ist  noeii  keineswegs  imscrer  Kenntniss  volLrtSdH 
ei-schlossen.  l>ie  oft  frühzeitige  [Mitwickehmg,  der  Verlauf,  die  rasche  oder  ^*h*jfitfl 
Ziirüekbildung  der  Fettleibigkeit  insbesondere  durch  therapeuti.se he  Ma:issnahinen  tiiMfl 
iiO(di  vidlkotimien  unaufgeklärte  Hrscheinungeii.  I>iese  Unvollständigkeit  nnserfrÜttH 
i»isse  der  verstinedenen.  die  Fettleibigkeit  bedingenden  Faetoren  zeigt  sich  bwoi^fl 
in  der  Frage  über  die  Aetiologie  mnl  die  Uispositioir  ku  grösseren  Fett:inhäufun)p*  fl 
Ki"irper.  Die  Ifsncheii  einer  gesteigerten  Fettbildung  und  l'"ettunbäufiinK  ini  KöqXffslI 
in  ihrem  letzten  (irnnde  immer  darin  zu  sucb''n,  d;i.ss  die  in  der  Nahrung  .'lul'jH 
iioiiHiienen  fettbilileiiden  Stoffe  in«dit  durch  die  physiologischen  Fiinetionen  jui^ 
braiu-ht  und  deshalb  zu  Fett  rnngewandelt  und  altgelagert  werden.  I>abei  k>'>nM 
sie  in  der  Nahrung  entweder  in  überschüssiger  Menge  aufgenommen  werden,  «<"l^ 
sie  überhaupt  nicht  aufgebrauclit  werden,  oder  sie  überschreiten  noch  nicht  dir  laM 
gewi'dndichi'n  L'instätulen  oxydirbaren  Mengen,  finden  aber  in  dem  betrcfTenden  Or|l 
nismiis  keine  vollstiimiige  Venverthnng  nnd  werden  als  Fett  aufjiespcichiTt  Hi^ 
nach  nuLSs  in  der  Aetiologie  eiin^  Heihe  speciell  urs.äch lieber  Momente  attseiiiaiiM 
gehalten  werden.  Die  Anlage  -iax  erhöhter  Fettbtldung  und  jsunj  Ketlanssö  il 
nielit  für  alle  Mensclien  die  gleiche:  Manche  werden  trotz  Unmü.ssigkeiteii  im  Sjti'iM 
gennss  tiicht  fett,  Amlere  setzen  unter  gleichen  Bedingungen  in  kurzer  Zeit  reirhM 
Fett  an.  In  der  einen  Fannlie  bleiben  Alle  inagi'r,  wähivnd  in  <ler  .-inderen  «fl 
ausgesprochene  Atdage  zu  abminner  Fetthildung  und  Fettanhäufung  erblich  ist  ilfl 
erbliche  Disposition  macht  sich  sch<ni  hei  Kindeni  bemerklie.h  und  waltet  !■ 
Krauen  mehr  als  hei  .Männern  vor.  Fine  besondere  Beachtung  verdient  das  VerlulM 
des  Fettgewebes  reducirendeii  Kintlüssen  gegenüber  in  Fällen  von  [''ottleibigkeil  M 
angehorem-r  Disposition  oder  durch  ahimdante  Frniihrnngsaufnahnie  hcrvorgrruiiP 
Hier  gelingt  es  meist  in  kurzer  Zeit  durch  diaetetische  Maassnahnien,  d.i.s  iiberschö»«^ 
Fett  zu  verhri'imen,  während  dort  die  Kednction  schwieriger  gelingt,  der  Erfolg  «U 
nur  vorübergehend  ist,  wenn  die  Kranken  niclU  jahrelang  eine  passende  Leben.«wr4l 
durchzuführen  vermögen.  Auch  das  .Mtergiebt  verschieciencn  .\nlass  zur  FetthildiflB 
Im  .Säuglingsalter  besonders  führt  die  an  FettstolV  reiche  Milch  und  der  .\usfall  grOsMfl 
.Muskelthittigkeit  zu  Fettansatz,  während  im  .lüngtingsalter  das  Nährinaterial  OMV 
zoni  Ausbau  des  Körpers  br'ansprucht  wird,  und  im  (irei.senalter  durch  (V>ii.siun|ilifl 
und  regiessive  .Metamori)hose  der  U(webe  die  Bedingutigeii  zu  abnormer  Fett.in.s;mi*B 
lung  fehlen.  Die  günstigste  Zeit  für  die  Entstehung  der  Fettleibigkeit  bihlrt  iJM 
.Maiuiesalter  zwischen  vierzig  nntl  iTurfzig  .Jahren  und  die  Zeit  des  Cliniacteriuiii  iM 
Fr.iuen.  Mit  dem  .\lter  wech.selt  auch  der  Ort  der  überschüssigen  FettablagenuiM 
So  lange  d.-Ls  Wachsthuin  in  die  Länge  andauert,  findet  sich  nur  wenig  Fett  in  liöl 
inneren  Organen,  während  s[)ät.er  im  Netz,  Mesenterium,  l'ericardiura,  Me<U:istiniiin  rM 
grosse  Mengen  angesammelt  werden.  Im  (ireiscnalter  wiederum  bleibt  das  Fe«  ifl 
den  inneren  Organen  noch  lange  erhalten,  wenn  es  im  ünti.-rhautlettgewebe  üchi^ 
zum  grössten  Theil  geschwunden  ist.  Auch  Geschlecht,  pli ysiol ogische  Co«'« 
stitution  und  Temperament  sind  für  die  .Vetiologie  maassgebend.     Der  Ufciblir4 


[Fettleibigkeit 


—     2S3     — 


Fpttleibifckeit] 


Korpor  ist  an  sicli  fcttn-iclicr  .-ils  der  iniiscnlösc  männliclic:  auch  ilas  h:u'iinigl(iliin- 
reicherf  Blut  iIps  Maiiiips  im  Gegensatz  zii  licii  BliitviThriltuisscii  des  Weibes  Iftsst 
eine  iimf:i(([ireteliere  Oxydation  zu.  die  noeii  dureli  grössere  krirperlirhe  Anstrengung 
und  Muskeitiiütigkeit  gesteigert  wird.  Auel»  die  psuliisclien  und  piiysisehen  Kigen- 
tlniniliclik<-iten  des  Temperaments  wirken  .'luf  ilie  Nahniugsanfnahme,  auf  die  V.r- 
njihnniir,  auf  den  Stoffweciisel  und  die  Fettproduetion  beschleunigend  und  hennnend 
und  kfinnen  einmal  die  Ursache  -/.lun  Kettansatz,  ein  anderes»  Mal  die  zu  aimgieUiger 
Kettverbreuiumg  werden. 

Allen  diesen  Momenten  gegenüber  sind  jedoch  ICrn  Shrungsfehler  ihm  wii-htigste 
und  häufigste  aetiologische  Moment.  Ks  sind  zu  unterscheiden  einmal  die  Fehler, 
welche  durch  Aufnahme  zu  reichlicher  und  ungeeigneter  NalirungsniitUd  beilingt 
werden,  und  sitiche,  die  aus  einem  ungenügenden  .StoftVerhrauch  im  Körper  hervor- 
gehen. Beide  Arten  der  Ernährungsfehler  können  zu  gleicher  Zeit  vorhanden  sein 
und  sind  es  auch  gewöhnlich;  doch  kann  auch  schon  (la.s  Letzter«'  genügen,  eine 
abnorme  Kettansammliing  zu  veranlassen,  besonders  im  Verein  mit  anderen  aetiolo-rischen 
Momenten.  Werden  von  dun  nothwcndigcn  Nälirstofl'en  Kiweiss,  Fett,  Kohlelivdratr' 
und  Wasser  über  den  Bedarf  aufgenommen,  so  werden  unter  lebhafter  Zersetzung 
de«  circuliriMi(i«>n  Kiweisses  die  überschüssigen  fettbilden)ien  Stofle  in  Körperfett  uni- 
g<-wandelt  tuitl  abgelagert.  I>as  zu  viel  aufgenonunene  Wa.s.ser  wird  für  sjewöhnlicli 
r;isch  wieder  ausgeschieden.  Dabei  hängt  der  Bedarf  des  Körpers  an  Nährmateri.-il 
von  iler  Kulu'  oder  der  Thäligkeit  ab  und  auch  vom  Alter.  AiLsserdeni  hänjit  das 
Maass  der  Ueberproiluction  von  Fett  noch  von  dem  Betitehen  einer  indivi<luellen, 
nnmeiitlicli  erblichen  Anlage  zur  Fetthyperplxsie  ab.  Bei  einer  Krnährung  unter 
üeberproductioti  von  Fett  kommt  bei  der  Mastiing  neben  der  l/nantität  noch  die 
(Qualität  der  Nahnuigsmitttd  als  ausschlaggeberul  in  Betracht;  jene  Nahrungsmittid  ver- 
(iienen  in  der  Aetiologie  der  Fettleibigkeit  eiru-  hauptsächliche  Beachtung,  liurch 
welche  leicht  fettbildende  und  fc^ttersparemlo  Stoffe,  Fett  und  insbesondere  Kohle- 
hydrate, über  den  Bi'darf  in  den  Körper  eingeführt  werden.  Aber  auch  unge- 
nügender Stoffverbrauch  kommt  in  Betracht.  Ib'e  Cirösse  des  Feltverbrauchs  im 
Organismus  ist  der  (irö.sse  der  .Xrbeitsleistung  desselben  ziemlich  proportion.'d. 
Don  stärksten  Verbrauch  von  Fett  und  fettbildetiden  Stoffen  erfoidei-t  die  .Muskel- 
urlieit.  die  sich  bis  auf  das  hopjtelte  des  in  der  Kidie  statttiiidendeii  Fettuni.satzes 
und  darüber  steigern  kann.  Auch  Heize  haben  Fettzersetzung  zur  Folge.  Am 
meisten  herabgemindert  wird  die  Fettzersetzung  im  Schlafe.  Eine  nicht  ausreichende 
Fettverbrenuuag  scheint  auch  vorzuwalten,  weim  der  Haemoglobingehalt  des  Blutes 
vennindert  ist,  bei  .\naemie,  wie  iiei  Chlorose,  ferner  bei  heral)gcsetzter  0.\ydation 
im  .Siechthum,  bei  initialer  I.iUngen.schwindsucht,  Scrofnlose,  secunditrer  Syphilis, 
pernieiöser  Anacmie,  wo  das  Fett  bei  fortschreitender  Krankheit  bald  schwindet. 
Unter  allen  diesen  Bedingungen,  ungeriügiMider  Körperbewfgimg,  iibergrosser  Buhe,  zu 
viel  Schlaf,  von  Sorgen  und  .\iifregun;;  freieni  Leben,  ausgeprilgteui  l'Jili-gm.i,  Blut- 
Jeere  und  Eiweissverannung,  ist  auch  bei  genii.schter  Kost  nn't  genügenden,  aber  nicht 
fibennä.ssigen  eiwei.ss-  und  feltbilderulen  Stoffen  bereit.s  dii- Möglichkeit  für  eine  Erhöhung 
<ies  Fettbestandes  gegeben.  (lanz  ausserordentlich  wird  hier  die  Fettüberprodiictiou 
noch  erhöht,  wenn  aus,serdem,  besonders  von  Fraiu'n,  Stärkemehl,  Zucker  u.  s.  w.  in 
grösseren  Mengen  geno.s.sen  werden,  besonders  aber  durch  übermässigen  Biergeim.ss, 
durcli  welchen  eine  so  grosse  Menge  fettbildender  Substanzen  in  den  Körper  aufge- 
nommen wird,  da.ss  es,  wie  bei  Bnmern,  selbst  bei  angestrl^ngter  Arbeit  nicht  mehr 
möglich  i.st,  dieselbe  vollständig  zu  verbn^nnen.  Alkohol  wirkt  eiweiss-  und  tVtt- 
crspiu^end,  wie  Fett  mul  Kohlehydrate,  indem  i-r  im  Körper  verbrannt  wird;  in 
ber.iuschenilen  Mengen  steig<'rt  er  neben  der  l''ettverinehruiig  den  Eiwei.sszerfall  im 
Körper  unti  führt  bei  I'otatoren  zur  fettigen  l>egeneraiion  der  zolligen  Elemente  de.s 
Herzens,  der  Leber  und  Nieren.  Was  den  Einfluss  der  Flüssigkeitsaufnahme* 
auf  die  Fettzers(>tznng  anbelangt,  so  wunle  bereit«  vor  Jahren  nachgewiesen  (Oertel), 
d.'i.ss  durch  Herabsetzung  der  FliLssigkeitsaufnahme  eine  raschere  Abnahme  <les  I'Vtt- 
bestandes  bei  Fettleibigen  als  ohne  diese  erfolgt.  Sodann  spielen  ondomischc  Ver- 
billtnisse  eine  Bolle. 

l)ie  Fettleibigkeit  kommt  in  zwei  Formen,  der  plethorischen  und  aiiaemischr-n, 
«ur  Entwicklung,  beide  gehen  nach  kürzerer  oder  längerer  Zeit  in  eine  dritte,  die 
hydniennsche  l''orm  über.  Die  plethorisehe  Form  ih-r  Fettleibigkeit  ist  immer  eine 
Erscheinujig  der  LCben-rnähruiig  zumeist  in  der  .Jugend  oder  itu  ersten  Mannesalter, 


[Feltleiliigkoit 


-     2K4     — J 


IVttldbifrld 


iiii'lir  ix-i  )i:iiiiicni  :ils  Ii4'i  I'imik  ii:   liriii%  mit  lici'cditidTi'  l)i.-«|Ki.xj<i>>ii.    In  lUn 
StiwtiiMi  z<>i(;t  sirli    nur  piiif  ii()|M^<'  Kiir]iiTrnl)i'.    s]i:itf'i-  verliert    sich   iI:l*  KIi'ü 
der  Glictfi'r,  der  Körpor  wird   uiirörmlirli.  |duiii])  und   uiilxdiolff-li.     I)pr  Kiw»?ji 
ii:nn<'ntli<-li  des  MuskclRCwcbt-s    niniinr  .'d>,    währi'nd  nebiMi    <lpr   Schw<.TlHr»r« 
des  niassi^fCMi   Körpors  sich  stoijicmli'  Bescliwcrdcn  dos  RosJ»iratio^sa[)l);lral("^« ' 
linr  niai'hen.     Unter  fortsclucid'iKlcti  Ivniährnnpsstiiruiifrfii,    Ft'ttalilapj'iiinpi'ii . 
im   lliTzcn,    [■'ctthcrz    mul  Instilfifien/    Urs  Ilcrznnif-kcls    stellen     sich    oft 
vMiclisciulf  Krcislaufstönmfii  ti  lin.  Fliissi^kritsatifnaliuic'^  und  HaniaussclieidunKl 
sicli  nicht  mehr  im  (ilcirlipcwicht.  in  den  ciwcissarmpn  (ipwebcii   luitl   im  BlnDr« 
Hielt  sirli  mciir  timi  nielir  Wasser  aji.  das  Blut  wir<l  hyilraemisch    bis  z«i  -•--■ 
th<n'a,  und  dio  Fettleihigkeit  ist  aus  der  pletliorisclien  Form    in   die  aii:i' 
schliesslich  hydraemische  iiher(;e^an^en.    liei  der  ;uiaeniischen  Form   lieri.tw 
kcit  kann  die  W^rmindenmf;  der  H:iein()ij:lobinini'np'  ans  den   v«»rschii><lentm  Zu?i 
der  AiKienne,  ("hlornse.   lA'iikaeniic  otler  nhni'  diese  aus  irgend    welchem   Grimdr  >4 
anlasst  sein.     Oic  hier  eingeschriinkteii  0\ydatinneii  liahen   eine    verini/lirte  loita 
Inng  der  atd'geimnunencn.  retthikiernleii  Stufte  in  F<'tt  zur  Folge,     (jerade  die^ifti 
aller   un<l    vorziijilich    die  Kidilehydrate,    Brot.    Backwerk,    .Mehlspeisen.    Zuck« 
werden   von  den  Krniikr'n   in  (ihi'rr<'ichli<-lier  Mi>nL;e  ;uiff;enomnien,   unter  Zurüi'kseh 
\oi\  eiw eissreichen  N:ihnuif,'smittetii,    iiann-ntüch    der  Fleischspeisen,    welche  mff  I 
kleinen  l'ortioneii,  oft  mit  Widerwillen,  genossen  werden.    Andererseits  ist  dir  Uu 
thrnijikeit,    liesonders    angestrengte,    welche    am  meisten    die   Fettzersefxuiig   lünk 
sowohl  din-ch  die  Bc(|ueiidichkeit  dieser  Kranken  als  andi  durch   die  rascli  eintn-l 
Fniindung    der    leistungsunlTdiigeii    Musktdn    stark    herahge.setzt.       l'nter    mehr 
weniger  maKsigem  l'Vttan.satz  kömien.    ohne  dass    es  noch    zu   H\<lraeiuii'  gekomn 
ist,    weit^'re  schwere  Frkr:iiikungcn.    eine  Insufficienz    di's    Herzmuskels    durch   H 
iniiwuchsung  und    hncehw  achsuitg.  I'ettherz,  .MastiVtlherz,  Sklerose   und  .\tb(.'ron 
di-r  .\rterieii,  insbesondere  der  Kranzarteri<'n  lies  Herzens,  luid   der   linogene  D'i^Mi 
mellitus  die   Fettleibigkeit    coiui)liciren.       Fine    gro.sse  .\iizahl    beUistigeiider  Knrii 
muigen,  die  alle  ihren  <inurd  in  der  m;i.s.seidial'ten  l'"ettanhäufiing  in  den  verschinlii 
llrgniien  des  Körpers  haben,   von   Si'ite  der  Leber,    des  .Mngens  und    Dai^ncuulii, 
Haut,  d<'s  Sexnal;i|)parates,    des  Nerven-systems,    kommt  ailmrdilich    zur  Kntwirkiii 
und  bildet  eine  Kette  von  Beschwenh'u   und   Leiden,      l'nter    der   Wasseransauil 
luivg  im   Körper,    die  natrientlich  auch  zur  Kiweissveraniuing    l":i,st    in   geradem  \< 
hältniss  steht,  ändert  sich  da.s  Au.'^sehen  des  Kranken.     IHe  (iesirhtsfarbe  winl  Vüt 
fM  luid  der  ganz«'  Habitus  aufgedunsen  luid  aulgeschwümmt.    Wenn  sich  dunli  H 
sclireiteiide  ("ircnhitionsstorungen   in  h'olge  der  Insid'licienz   de.s  Fierznniskels  iiml  ' 
H:ini;ip]i:irates  iiiinier  mehr  Wasser  im  Blute  und   in  den  (Jeweben   ansammelt,  ImI 
sich  .seröse  Plethora  aus,  und  der  l'uls  wird  im  (iegensatz  zu  dem    fahlen  aiiae 
Aussehen  relativ  wieder  voll,  der  Biutdcuck  '  steigt,  bis  es  zu  serftiser  Transffl 
kormnt,    Oe<leine  sich   ausbilden    und    der  Toil    dnrcli   Hydrops,    Ascites,    na 
wenn   zugleicli  die   Leber  cirrhoti.sch  geworden   ist.    endlieh    erfolgt.       Einen 
Ausgimg  der  Fettleibigkeit    bildet  die   HiTzlähnutiig    entwediT   durch    fettige  i»«! 
nition  des  Muskels    oder    durch  Sklerose    der  (.'orouanirterien*    und  ehronischr*  Uf 
c:u-ditis.    Auch  vom  (iehirn  aus  durch  Apoplexie,  Eucephalohaemorrhagie.  ThrouiM 
und  Eudxdie  kann  der  Tod  erfolgen. 

Die  Proi)hy  laxis  gegen  eine  mögliche  Fettleibigkeit  und  Fettsucht  bat  sieb 
sächlich  auf  zwei  Kategorien  von  Imlividuen  zu  beziehen:    zunächst   auf  solche, 
welchen  eine  erbliche  Anlage  ITir  l''ettlcihigkeit  besteht,    nnd    zwar    auf  Envacks 
.■Ulf  Kinder  und  sellist  auf  Siluglinge.     Hier  müssen  schon  die  S-lugling«-  und  Kind 
denient.spreehend  aufgezogen  werden.     Ist  die  Mutter  fettleibig,  so  darf  sie  ihr  Kil 
nicht    stillen,    sondern    eine    Anmu-    ohne    heretlitiire    .\nlage,    in    d<Ten    Kost 
bitdeeide  Stoffe,  namentlich   Hier,  einzuschriinketi  siml.    Hei  knn.stlicher  Kniäbruuj!  i 
Kithiuilcli  <la.s  beste  Nahrung.smittel,   .\mylace.t   und  andere  .Surrogate   sind  vollstl 
auszuschliessen,  solange  die  Fettbildmig  des  Kindes  nicht  unter  die  Norm  her 
In  späteren  .labren,    wn  die  Anliige  zuni  Fettansatz  geringer,    die  Entwickeluag 
Körpers,    .sein  Fiweissbestaitd,    Blut-  uuil   Muskelbilduiig  wesentlich   von  »einem  FH 
be.staiul  abhängen,  dürfen  die  fetlbildenden  Stofl'e  keine  zu  starke  Keduction  mehr 
fahren.     Dabei   ist  auf  die  .Ausbildung    des  .Muskel:tp]):irates    nicht    nur    bei  Kuab 
sondern  inudi   bei  M.'iilclien  durch  körperliche   Betliatigung  Sorge  %\i  verwenilea. 
Zeichen  von  .\naeniie  bei  Mädchen   sind  Fisenpnieparate    neben    einer    dou  Ei«" 


pi'ptllpihiclsrit 


—     2ft'     — 


Fettlpihi^rkoit] 


1111(1  l''i'tflicstaiHl  rciriilirvii'li'ii  KnWihniiigswcise  zu  vcrabrfii'ln'ii.  auch  MiiicralliiitliT, 
fisiMihaltigf  und  SoitllirKlcr,  je  naeli  doii  Constitutioii.svt'rhiiltuis.stMi  bei  Scrufulo.si« 
etc.,  Aufenthalt  in  ^utn-  Lult,  kalti'  Waschuufrt'n,  kaltf  Alireibunf^cn,  knhlf  BHilcr 
zur  Anniftung  der  Circiilatioti  und  Krhöhung  der  Widorstandskraft.  Sodann  hat  dir 
rr<>iili\la.\is  sich  auf  rcrsöniiclikeitfii  iu  vor^rrschritt^'ncu  Jahren  und  auf  soiidn.'  zu 
i'iNtrecken,  wtdchc  hcrcits  au  Fettsmdit  fciditt^u  und  durch  thi>ra|i(;utische  Maass- 
iiahnien  oder  auf  auden-  Weise  Fett  verloren  haben.  Diese  Vorscliriften  werden 
mehr  allgemein  diaetetische  sein,  lielreiTend  die  Kejruliruiijr  der  Kost  und  Aiireg:iuig 
der  Miisketthätii^keit.  um  überschüsüi":  aufp'nomnicne.  fetfhililende  Stoffe  zur  Ver- 
brennuii};  zu  brinpen.  In  der  Ko.«t  (larf  einmal  die  Kiweissnien^e  keine  zu  holie 
»'in,  um  nicht,  wenn  sie  längere  Zeit  einschalten  wird,  zu  Hanisnureanhilufuupeu  im 
Blute  zu  führen,  luid  zweitens  dürfen  Fett  und  Kohlehyilrate  nicht  so  weit  herab- 
gesetzt werden,  dass  schliesslich  der  Fiweissbestand  des  Kfirpers  Schaden  leidet, 
wenn  das  Körperfett  unter  der  einfrehalteiicn  Kost  zu  stark  aufgebraucht  wird.  Zur 
Krhaltung  der  Herzkraft.  Muskid-  und  Hlutbildnng,  sowie  zur  Oxydation  überschüssi- 
gen Fettes  ist  der  öftere  Kesuch  von  Terrain-Kurorten,  der  Aufenthalt  in  Gebirgs- 
gegenden, fiynuia.stik,  Turnen,  Heiten,  Kadfahren,  Huch'rn,  Schwimmen,  k<1r()erliche 
Spiele,  Lawn  tennis  zu  empfehlen,  aber  immer  unter  der  Voraussetzung.  d:iss  die 
letzteren  nicht  zu  sportniS.ssig  betrieben  werden. 

r)ip  Behandlung  <ler  Fettleibigkeit  hat  zwei  Aufgaben:  Eine  fortgesetzte  Fett- 
liildung  aus  dem  Nährm.iterial  zu  verhindern,  und  dxs  im  Körper  angehilufte  Fett 
aufzubrauidien:  sie  ist  daher  nach  der  Möglichkeit  eines  physiologischen  F.ingreifens 
eine  diaetetische  und  mechanische,  .le  nach  der  Beschafl'crdieit  oder  der  Form  di'r 
Fettleibigkeit  ergeben  sich  folgende  Imiicationen:  Plethorische  Form  mit  Plethor.i 
Vera  niul  ungeschwächter  Herzkrnft  oder  erst  lieginiiender  Ahnahme  dei-selben;  die 
Kostorihmng  unifa.ssf:  Krhöhung  der  Ki Weisszufuhr.  V'ennimlernng  iler  fettbildenden 
Steffi",  keine  oder  nur  geringe  Herabsetzung  der  Fhissigkeits.iufnahmen  unter  das 
pliysiologische  Maass  (l.>()(>  ccmi.  .\naemisebe  Form  mit  Anai-niie  bezw.  seröser 
Plethora;  sie  bedingt:  l'"rhöhung  des  Ki Weissbestandes  uiui  gleichzeitig  Verniindennig 
cliT  fettbildenden  Stoffe  und  <Ier  Flüssigkeitsaufnahtne.  Hydraemische  Form  bei 
alteren  Personen  mit  Hydr.ieniie,  hei  welchen  nicht  nur  der  Kiweissbestaud.  soiuiern 
auch  der  abmirm  erhöhte  l'ottbestand  in  langsamer  .\bnahn)e  begriffen  ist.  Die  Er- 
nährung verlangt:  Neben  der  Krhöhung  der  Kiweissaiifnahme  eine  noch  geniigende 
Parreichung  von  l'ett  und  Kohlehydraten  und  selbst  eiru'  l'>höhting  derselben,  um  einen  zu 
r:uschen  Fettabfal!  zu  verhindern:  d.'igegen  eine  Vemuiideruiig  iler  l''lü.ssigkeit.'iaufnnlnne. 

Die  diaetetische  Methode,  welche  \on  Dertel  angegeben  worden  ist,  ninnnt 
in  erster  Linie  Rücksicht  auf  die  krankhaften  Vcrämleriingen  des  Herzens  und  die 
Grösse  der  davon  abhängenden  Kreislaufstörungen.  Sie  untei*sc)ieidet  sich  dadurch 
von  früheren  Kostordn\n)gen  wesentlich.  Um  Erschwerung  iUt  Herzarbeit  UBid  des 
Kreislaufes  zu  vermeiden,  muss  ni<'ht  nur  die  i/iialität,  sondern  auch  die  (Quantität 
«ler  Speisen  und  (letränke  besonders  berücksichtigt  werden.  Zu  reichliche  Aufnahme 
von  beiden  und  selbst  nur  von  Wasser  wini  bei  insnfficientem  Her?.i>n  schli'chl;  er- 
tragen. Heeng\ing,  Herzklopfen,  «lysimoi.sche  Ivrregung,  Srhwi-rathmigkeit  sind  die 
g;ewöhnlichen  Folgen.  Ks  ist  daher  auch  <lie  jeweilige  Füllungsgrösse  des  Ver- 
«Janung.sa])parates.  sein  tlin.iufd rängen  in  den  Thorax  und  die  Helastung  des  Kn-is- 
laufes  durch  die  resorbirten  ."Speisen  und  Getriinke  maassgeliend  für  die  Zutheilung 
«Irr  einzelnen  Mahlzeiten.  Nach  der  specieljen  HeschatTenlieit  der  vorliegenden  Kr- 
nähningsanfun.-ilien  ist  die  diaetefisidie  Behandlung  von  bestirumti-ii  ipiantitativen  lle- 
ziehungen  zwischen  Eiwei.ss.  I'ett.  Kohbdtydiatcn  und  \V;i«ser  abhängig,  durch  welche 
ein  .\usgleich  dieser  .\nomalien  erreicht  witiIch  kami. 

I.  Ki  weiss.  Werden  eiweissreiche  Speisen  im  l'elierschuss  in  iler  Nahnuig 
aufgeniunnien  und  Fett  und  Kohlehydrate  stark  'herabgi'seizf.  so  wird  Körjierfett  zur 
Bestreitung  der  physiologischen  l'"unctionen  im  t>rgajiismus  isml  iler  Muskelarbeit  zer- 
setzt, der  Körper  verliert  an  (iewicht.  In  einschneidendster  Weise  ist  die  Ernährung 
mit  fast  rein  stickstofTlialtiger  Nahrung  in  der  Banting-K»ir'  durchgeführt.  .Mlein 
der  Organismus  ist  ausser  Staude,  bei  fast  ausschliesslicher  Ernährung  mit  stickstoff- 
haltiger Nahrung  sich  :nif  deni  Stickstoffgleichgewicht  zu  erh.alten.  Sein  Eiweiss- 
b«;st:uul.  der  bald  durch  Fett  und  Kohhdiydrate  vor  tbeilwei.vem  Einschnudzen  ziu" 
l)»*ckuTJg  der  uothwendigen  Calorien  nicht  mehr  geschützt  wird,  nimnit  ab.  V.ti 
treten  S<*.hwäche.  nervöse  Erregungen  ein.  und  schliesslich  ist  .•luch  sein  Vcniauungs- 


[Feitlpibi(^kpi( 


—     280     — 


Fettlfiltii 


;i]>|)ni"it   riiclil    iiu'lir   iiri   StMiidc,    diese  tiir  ilas  Sticksloffiilciclipf«  irht   ofi 
iiü^i-n(l<-ti  Mr'iijri'ii  riwcissfciehcr  Nuliriiiijc  zu  vcrtliiiifii,  und  Miigrn-  und  1' 
/winden  zur  Aciidfiuii'^  <|c|-selln'u.     Werden  ;ili(!r  lioi  vorwicj»einl   fiv 
so  viid   l'ctt    und  Ivtiiilehvlr.ilf    :üi(';;enoinnK'n,    ttass    (Ins  Stickstoffjcl' 
hidlen  wenlcii    k:itii),    und  wird  dun-h   Mnski'Ifhritigkeit  mein-  stickstotffrfu- 
z<<r^e1zt,  .'ds  Kelt  und   Kolileliydriite  in  der  Nnliriiu^'  eiii;;«frilirt    wurden,  sn 
ül»ri;^o  Kcdarf  :in  .stickstollTreieu)   Material  aus  dem  im  Klirper    augosptzton  Frtt 
deckt,  das  letzterf  erlr'tdet    citio  Kinliussc,    der  Kranke    (u:igert     ab.      l)'w  Au 
von  stii-kstofflialtiger  Nahrung  miiss  wtMterhin  t-ine  grössere  sein,    weil    di«?  mn 
Fettloll)if;en  liereits  .itmemisrh  sind,  die  meisten  Muskeln  und    insbesondere  dfrllr>J 
nuiskel  sflnvach  uiul   afmiplusrli  f^eworden  und  zu  einer  Noubililung  vou  .Mu.tk''ifi'''i 
und   Voliunznnalinu-  der  vorhaiuierten,    welche    ans    der    durcli    eiio    Miiskelorlx 
vollzielieiuleii  Krtiiilirungssteifiernnjr  (r<'huiig.  Gymnastik)  resultirt,     rine    erhS 
weisszufulir  nntli\ven<li^  wird. 

'J.    Fi'tt  un<l   Kiilj  leli ydrule.     Die  Grösse    ihrer  Zutheiliiiig    li:1n^t    wc<*otnci1 
ab  villi  der  erliallencu  (iritsse  der  Funclionsfühifjkeit  des  Hespir:ilii»ns-    und  l'irral^l 
tiftnsapiiarates.     Hat  der  Hesjuratidus-  uru)  Circulationsapparut   noch    koine  uimlu^l 
Störung  erlitten,    sind  Muskelanstrenjrtnif;  nnil  stärkere  Hewegung   nocli  möglich,  <J 
die  Enerpie  der  Zelltli:lttjj;ki'it  noidi  ziemlich  ungcschwSciit,  kann   die  .Auf'''"""" 
Fett  unii  Kidilehydralen  in  weiteren  (iifiizen  gestattet  werden.     IHirch  di> 
der  Mn.skelthätijjkeit  wird  hier   die  ZersetzunR    der    stickstofffreien   Snbstunz'n 
i'iiio  grössere  sein.     Wo    indoss    in  Fnlfie    von    anaemischer    und     liyrtraemisct 
Hcliaffenheit  des  Hlntes  und  vorgeschrittenen  Stauungen  die  Aufiiabnie   von  SmS 
in  <li'ii   Lungen  eine  ausserordentlich   beschriinkte    ist,    wo    schon     pr-ringe  >bi>Lriif  I 
strengung  ihn  aufbrartclit   on<l   l)ys|ino('    herbeiführt,    muss  ilor  Gnnuss  von  FfK  eil 
Kohlehydraten  auf  ein   kleineres  Maa.ss  herabgesetzt  und  durch  gloicbzoitigc  Vfm»j 
derung  der  l-^lüssigkeitsaufnahme  und  Vermehrung  der  Wasseraussrheidung  der  far.- 
lauf    freier    gemacht    und    die  Krregliarkeit   dyspnnischer  ZustHnfle   beseitigt  *? 
Kiweiss,  Fett  utui  Kohlehydrate  verhalten  sich  verschi<>dei)  für  <lip   I'Vttbiidn 
zwar  sind  diejenigen  .\lciigen  von  ihnen    gleich wertli ig    oder    isodynarn,    weIcS 
ilirer    Oxydation    7.11    Kohlensäure    und  Wa.sser    die    gleichen  Wärmemengen    lii"!« 
Demnach  vertreten   MM)  g  Fett  211   g  Kivvei.ss,  2;{2  g  St.'lrkemehl,   2.^4  g  liolirruti 
25(i  g  Trauben ziick<T:  im   Mittel  240  g  Kohlehydrate.    Da  nun   1  Theil    Fett  isodr 
ist  2.4  Theiten   von   Kohlehydraten,    so    kann    weit    ftber    das    Doppelt»?    von   ilw 
Stoffen  dem   Körper  zugeführt   werden,  bis  eine  aer(uivalente   Menge   für    1   Tbeil  Ff( 
erreicht   wird,      Die  Möglichkeit  einer  Feberschreitung  der  durch    die  r>iaet  gezof 
(irenzen   ist  daher  bei  der  Darreichung  von   Kohlehydr.iteu  eine    geringere    als 
Fett.     Kin   Au.satz  von   l'ett   im  Körper  tritt  eiji,    wenn  mehr  als    ll.S   g  Eiweiss 
25(1  g  l''etl    eingeimmnu'u   wird.     Dagegen    kiiniien    bei  110  g  Kiweiss    noch    'i"'! 
Stärkemehl  gegeben  werden,  ohne  dass  es  zur  l'ettalihigenmg  kommt.    Bei  g«-rai«di« 
Kost  liegt  die  Grenze  etwa  bei   llKg  Kiweiss,  liMl  g  Fett  und  318  g   Kohb-Iiydnu 
Die  Auswahl    bei    der  Verordnung    der  Kost    ist    sowohl   in  der  t^ualitiit  wie  in 
Quantität  der  fett.bi Menden  Stoffe  eine  ziemlich  genügende,    in    der  Regel  wini 
am  besten   bei    reicldicher  Zufuhr  von  Eiweiss    die  Anl'iiahme    von  Fett    herabwtw 
und  von  den   Kohlehydniten  noch  eine  bestimmte  (Quantität  zulassen.      l>a    die   pfi 
leibigkeit   in   \er.schiedener  Form   auftritt  und   der  Krflftezustand,     die   IxM.stuuisflhiH 
keit  des  Herzens  urul  der  Muskeln,    die    frühere  .\rt    der  Ivrnfihrung    oder   vielmrl 
Anma.'^tnng,  <las  Verdauiings-  und   liesorptiiinsvermögen,   die  Gewöhnung  an  eini- 
.stimmte  .Nahrung  und    die    /ahlreichen  riini(ilica1ionen    hierbei     mitsprechen,   s« 
jeder  Fall  für  sich   n.ich  seinen  l'/igeiithtimlichkeiten  zu  behandeln,   und  für  dif  T 
Ordnung  können  nur  GriMizwerthe  angegeben  werden,    innerhalb  deren   die  AnfhaWj 
eiweis.s-  und   fettbibtender  Stoffe  sich   zu   bewegen   hat.      Für  die  Summe   von  F.nr«*ii 
Fett  und  Kohlehydniten.    welche    die    24  stündige  Kost    des  Kranken    enth,iltpn 
sind  folgende  Minima-  und  \hixiin:i-Werthe  aufgestellt  worden  (Oertel): 

Kiweiss         Kett      Kohleliydratu      Caloricn 
Miuimimi  l.^ti  25  70  1185 

Mavimuiii  170  45  120  1008 

Da    die    (Jalorienmeiige    in    der    Riilie    und  Thiitigkeit  von    ca.  2ötK)— 3n 
mehr  ansteigen  kaini,    müssen    die  fehlenden   i:i20  bis  K02  bezw.  2320 — 1892  1 
rien  durch  Verbrennung  von  Körperfett  geliefert  werden. 


FMnpibiRkpit 


Feltlpibixkeit] 


ilhirrli  rt'ictiliflic  Khissij^kci  ts:Hi  r)i;iliiiH'  in  dfu  Kctriiiikfii  wini  itic  Hrrz- 
arliiMt  crlriiiii,  this  lllfichf  jjcsrhiflit  ilnri'ti  Muski'lai'ln'it.  sdihiss  ilur  Bliiliinick"', 
ii:ui)(.'nMi(-li  wi'iiii  iii'iili'  >:ii;::li'icl)  i'iiiwirki'i).  ji.';iiiz  lu'ili'utrinl  .iiislfi^ct.  iK'i  diir  Hcn- 
iniLskcl  t;''W*hiilii'li  iioirils  iiisufticient  p'Avunli'ii  iiml  lut'isl:iii)'  Striniiif:i'ii  <l:i  sind,  so 
Ist  der  Krfolg  .an  i'ino  di-m  Kall  i-ntsprefln-ndi'  H)"r;iljsi'tznn;r  der  Flü.ssigkpits.'nii'- 
tt.'ihnu-  wesentlich  gebiniden.  Aiidercrseit.s  wirkt  die  N'ernn'nderinij;  der  l'lütisigkeits- 
aurn:ihnie,  wii'  Oertcl  zuci-st  naohgewiescn,  aiicii  jjünstig  auf  die  l'ettzersetzung  ein. 
niese  erfoi};t  lebliafter,  wenn  die  Fhlssigkcit.sanfn.'ibnie  unter  <l:ts  |)hysiologisehe 
Ma:iss  von  lr»(Mi  eciii  in>r:il)j;<?set7.t  wird.  Kiiie  Vennelinini;  lier  (ietriiitke,  anrb 
wenn  sie  keine  fi'ttbildetiden  Stoffe  wie  Zueker,  l>i'Xtrin,  .M;d/,  entliatten,  kami  babi 
wieder  vennelirteii  l'ettan.sat/  zur  i''(il!;e  li.'iben.  Anreguiijir  einer  erinViiten  Wasser- 
L:il)g.ibe  chirr-b  Haut  und  Lnn^'iMi,  Hteij^eruii},'  diM-  sensiliii'u  fN-tspiration,  bat  ;rieicli- 
ffalls  eitu'  Rrk'iebliTun;;  der  Ib'rzarlieit  unil  Vennehrunj?  der  Oxyilatinn  vun  luirjier- 
fett  ztir  Pidge.  Bei  Wasseransanindiuifr  im  Hbite  und  in  den  Geweben  ist  der  Ge- 
nviebtsverlust,  wenn  «lie  l-'ett/.ersr'fznn";  «n^ieieb  unter  starker  Herabsetzunj;  dor 
JFb'issijrkeit^anfiiabiiie  luui  datbireh  venuebrter  Harnaussebeiduuf;  sieb  voliziebt,  ■aus 
*lcin  Verbist  ;ni  Wasser  uiul  Kör]>erfi-tt  zusammengesetzt.  IMe  Grös.se  der  Fiüssig- 
keitsanfuabine  riehtet  sich  weiterhin  iiaeh  der  (inisse  der  l'ersi'niiclikeit,  der  Muskel- 
larbeit uiui  der  Tagesteinperatur  in  den  .labreszeiten.  Die  Klüssigkeitsaiifnabine 
lecliwankt   deshalb  zwi-sehen  7.50— IH<M).  stdteii  2(MI(»  ecni. 

fi  ri'iiz  wertbi-  zur  wissensebaftlirben  t)rientirung,  iinn>rlialb  widcber  dii'  Zu- 
Itbeihni!;  der  Speisen  und  Getränke  zu  erfolp^ti  bat,  sind  in  den  zwei  nach  folgenden 
iTalH-lleii  enthalten. 

Haiii)tl)estan(it!ieile  der  Kost  sollen  bilden:    Von  gewöhnlicbon  Fleisehsorteii : 

|Oelisi'iit1eiseli,   Kalbfleisrb,    gesotten  oder  gebraten,    Hcefsteak   ;iu('  RosI   gebrat<'n,    ge- 

|r:iueli"'rti's  Hiniifleiseb,   nnigt-rer  Srbinkeir;    \t>(i   Wibluret:   Hirscb.   H<'h,   Hase,   Gemse, 

Itlajni   l'"e|ilhidni,  Sehne|ib",    Kirkbubn,    Haselbuhn.    Sebneebuhn,    diese  aber  nieht  fett 

Sebraten;  von  zabniein  tleflügel:  Huhn,  Taube,  Trutbabn;    von  Fischen:  Hecht,  Ftn-elle, 

in  .Salzwa.sser  oder  mit  Fssig  gesotten;    ferner  Caviar,  Austern,  Scbneekeii,  Hilringti, 

Fgeräucherte  nicht  fette  Seefische,  SehelHi.sebe,  Seezungen,  Stockfische:  von  Gemüsen: 

fgrüne  (Teniiise  aller  Art,  Spargel,  Blumenkohl,    grüne  Frb.sen.    Biduien,    S]>inat,    ge- 

[Viihnlicbe  Kohbirten,  Sauerkraut.  Hülsonfrücbte,  getroekrn>te  Frbsen,  Bohnen,  biii.sen; 

,  griine  Sal.ite  mit  wenig  fleh    nicht  zuckerreicbes  Obst,    roh   oder  geihinstet,  Coni|)ot 

I  nicht  süss  tider  mit  Saccb;irin  \ersotzt.    Als  Beigabe,  nur  in  kleiner  Menge  zu  gu- 

•niesüen,  sind:    Brot,  wei.sses  und  graues  (schwarzes),    Grahambrot,    Zwieback,  Milch, 

yi^ier,    weii'b  oder  hart  gesotten:    von   Fleischspeisen:    Hannnel fleisch,    Kalbfleisch  als 

l'otelette.  Schnitzel,  Ochsenfleiscli  als  Rindsbrateii  oder  lii-efstcak,  in  der  Planne  unter 

[Zusatz  von  Schmalz  gi*braten:    Fisclie:    Karpfen  blau  abgesotten,    Laclis,  Steiidiutte; 

t^uckcr,  Speiseil  und  Getrunken  zugesetzt,  Weingelees:  nur  selti'u:  Gefrorenes.  Trauben, 

landein,  Nüsse.     Abwechselung  in  die  Kostordnimg  kann  dadurch  gebracht  werden, 

Tabelle    I. 


lictränk«  eingenommen 

Menge  in  g 
oder  com 

Geh.iU  an 
Wasser 

Eivciss 

Fett 

in  f 

Ana- 
ly.se 
u.ich 

forgeus  7— S  Uhr:  Kaffor 

Milch 

Vormittags  10— 1 1  Ihr:  Portwein.  .  .  . 

oderPffilzer-W. 

Bouillon      it4t.-T 

li.";rp  Suppe  ,  . 

lill.igH  1  Ihr:  Pfäizer  Wein  o<i.  Wasser 

«arhmiUags  4  Uhr:  Kaffee 

Milch 

ibends  nach  7  ühr:  Wein  OTälzer)  . 
oder  W.isser   . 

120.0 
30.0 
.iO.O 

100,0 

HIO.O 

aw.o 

HO.ü 

20.0 

200.0 

2.')0.0 

113,« 
26.2 
38,7 
86,1 

99,1 

172,2 

75.« 

17..^ 

172.3 

215.3 

KofTiiri 
0,21 
1,29 
0.8 

0,13 
0,7 

0,02 
0,l>fi 

0,8 

0,4 
0.7 

1.7 
1.2 

3.0 
2.4 

4.8 
1.1 

0,9 
4.8 

7.2 

König 

Renk 
König 

Ungefiihre  Tageüsumme 

7.iO,U 

«16.0 

S.I2 

2,68 

17..^) 

. 

|yrtn<>ibi)>:keit 


2RR     — 


■  icMitiiiiidiiuiigi'  iiii  W  .is»i.r.   Eiweis»,  Kett  und  Kohlcliydralcii,   weiene    ifincrha 

»ufgeuommi.'ii  wcrdfiii  sollcu: 
Wasser    973,0  g  Fett  26,3  g 

Kiweiss     157.«  ,  Kohlehydrate     72,8  _ 


Speisen  eiii);cnonitncn 


Mengt}  in 


Riweissi  Kett 


Aoah 


Morgens:  Feines  Weizenbrot 

2  weichgesottene  Eier .... 

Gebratenes  ?'lei.seh 

Zueker  (Saeeharin) 

Vormitlags:    Kaltes    Fleisch    (magerer 

Schillken) 

Itoggenbrot 

>lill,igs:  Suppe 

(iebrateues  Ocbsiiillcisch  .  .  . 
Orhsenfleiseh  mit  Fett  ge-sotten 

Salat,  grüner 

•  iemiise.  Kohlarten 

Mehlspeise 

Roggenbrot 

Obst 

Naehmittags:  Zueker  (Sacelmrin)  .  .  . 
Abends:  'J  wcieligesottene  Eier  .  .  .  . 

liebratenes  FIciseh  (magiir)  . 

Salat 

Roggenbrot  

Käse 

Obst 


25,0 
!)0,0 
,W,Ü- 100,0 
.').0 


.'ifl.O 

20.0 

Ü  -100,0 

l.JO.O 

1  nO,0 

2:1.0 

.JO.O 

100.0 

2t».0 

100,0 

5,0 

00,0 

l.i0,0 

25,0 

2U,0 

15.0 

lOO.O 


8,9 
6G,2 
29,0 

0,1 

29,5 

8,4 

91,6 

87,5 
85,2 
23,5 
35.5 
45,0 

8,4 
85,0 

O.t 
GG,2 
87,5 
23,5 

8,4 

5,4 
85,0 


1,8 

0,1 

14,fi 

11,2 

10,8 

0.4 

19,1 

0,8 

— 

0,02 

— 

4,8 

19.1 

0.9 

, 

1,2 

0.08 

9,8 

M 

1,5 

5.7 

57.3 

2,G 



51.5 

11,2 

4,2 

0,3 

l.O 

0,5 

0,8 

0,2 

4.2 

8,7 

1.5.0 

2M.9 

1,2 

0.08 

9,8 

0,8 

— 

15,0 

0,02 

— 

4,8 

11,2 

10,8 

0,4 

.57,3 

2,6 

— 

0,8 

1,0 

0.5 

1,2 

0,08 

9.8 

8,6 

4,5 

0,C 

3.0 

- 

15.0 

Kc'Ul; 


Vft!t 


U  n  gefall  re  Tagessu  m  ni  e 


700.0       1357.0,  154,5  123,74  56.3 


Tabelle    II 


Getränke  eingenommen 


Menge  in  g 
oder  eem 


Gehall  an 
Wasser 


Ei  weiss 


Murgens  7 — 8  Uhr:  Kailee     

120,0 

Mileh 

30,0 

Vormitlags  10-11  Uhr:  Wein(i'rnl!',er) 

100.0 

od.  leere  Suppe 

(Bouillon)     .  . 

100,0 

Wasser  .... 

KHJ.O 

I'ortwein  .  .  . 

.^0,0 

Mittags  1   Uhr:  Wein  (l'nil/.er)   .... 

250,0 

Naehmittags  4  Uhr:  Kaffee 

120.0 

Mileh 

;;o,o 

.Sbends  nach  7  Uhr:  Wein  (Pfiilzer.i  . 

250.0 

Wasser    7,u    be- 

liebiger Vertlici- 

lung     

100,0- ij 

113,G 
2G,2 

an.i 

99.1 
100,0 

38,7 
215,3 
11.1,6 

2G,2 
21.5,3 


KotToin 
0,21 
1,29 


0,8 

0,21 
1,29 


Ungefähre  Tagessuinmc 


1000,0 


;i.o 


,16  22.»; 


Ges.nmrotmenge  an  Wasser,   EHweiss,    FotL    und  Kohlehydraten,  welche    iiinerhalb_ 

aufgeiiommei!  urerden  .sollen:  ~ 

Wasser     1413.8  g  Feit  42,5  g 

Eiwciss       169,0  „  Kohlehydrate  117,5  , 


rettU'ibigkeil 


—     289     — 


FPttlpihi|?k«>il] 


Speiiteii  eiiiKciioiiimen 


Mciigc  in 
g 


c 

«  u 

•   '-^  1 

■3  S 

Eiwt'iss 

Fett 

2| 

w^- 

Auaivsti  iiavh 


|Murgeiis:  Feines  Wcizeubrot    

'i  woicli  gesottene  Eier  .  .  . 

f Morgens:  Gebr.itencs  Fleisch 

Zucker  (Saccharin) 

Butter 

^Vormittags:    Kaltes  Fleisch   (magerer 

Schiukeu)    

Itoggenbrot 

Jttags:  Suppe 

Msche  (Hecht) 

Kssig  dazu 

Ochsenfleisrh,  gebratou     .  .  . 

n         ,  fette»,  gesotten 

Salat,  grOoer 

(iemüsc,  Kohl  otc 

Mehlspeise 

Brot  (Semmel) 

Ub.sl 

[Nuchmittags:  Zucker 

LAbends:  Caviar 

Kieler  Sprotten 

Lachs  (geräuchert) 

"2  Eiur,  weich  gesotten     .  .  . 

Wildpret  oder  Geflügel,  Beef- 
steak     

Käse 

Roggenbrot  

Übst 


Ungefähre  Tagessumme 


3.j,ü, 

bis  70,0 

90,0 

100,0 

5,0 

13,0 

50.0 

20,0 

bis  100,0 

100,0 

25,0 
150,0 

bis  -200,0 

•-'00,0 

50,0 

50.0 

100,0 

25,0 
100.0 
5.0 
12.0 
16.0 
18,0 
90,0 

150,0 
15.0 
•20,0 

100,0 


12,4 

2.4 

0.2 

2-1,9 

4,9 

0,4 

66,2 

11,2 

10,3 

58,0 

38,2 

1,7 

0,1 

0.02 

1,7 

0,08 

9,9 

29,5 

19.1 

0.9 

8,4 

1,2 

0,08 

yi,6 

1,1 

1,5 

74,7 

22.1 

0,6 

28,5 





87,5 

57.3 

2.7 

116,0 

76,4 

8,4 

118,6 

68,3 

15,0 

47.1 

0,7 

1,0 

35,5 

0,8 

0.2 

45,0 

8,7 

15.0 

7,0 

2,4 

0.2 

85,0 

0,3 

— 

0,1 

0,02 

— 

6,4 

3,0 

1,5 

9,4 

3,6 

9.4 

9,2 

4,3 

2,1 

66,2 

11,2 

10,8 

87,5 

57,3 

2,7 

5,4 

3,fi 

4.5 

8,4 

1,2 

0,08 

85,0 

3,0 

— 

19,G 

139.2 

0.4 

4.8 
0.06J 


9,8 
5,7 

0,7 

0,1 


0,8 
1,1 
4,2 

28,9 

15,0 
15.0 

4^ 

0,14 
0,07 
0.04 


0.6 

9.8 

15,0 


König 


V.  Voit 
König 


V.  Vi.it 

König 

Mittel   »nt    10  TBrechimJ. 

8app«a  nach  Benk 
bUng^sotton ;  Vr'Mservvr- 

Inst  IS  pCt..  KOnin 


V.  Voit 
König 

V.  Voit 

Mittel    ftuti    7    vcrftcbietl. 
HeLlipeim-n  nach  Hank 

V.  Voit 
König 


V.  Voit 
König 

V.  Voit 


852,o!517,oll<.:6,l    |39,4  [u.S 


id»s  m:u],  n:ivh  der  (jewchmacksrichtung  des  Kranken  und    iitdividuullcii  Eigeiithiiin- 

lichki'itpn,    das  Fett    dtin-h  Kohlehydrate    in    afi|uivalentcii  Mengfii    \cTtr('tcn    lil.s,st. 

'in   iiii-ht  die  Spei.sen  tiiglich  ;il>vi;ig;pn  zu  uiüsscii,    !.l8.st  man  diMi  Krnnkcii    die  ihm 

Bii  MTsfliicdeiii'n  Mahizeiton  zugi'WOf^oiicn   Mengfjii    eiitwodt-r    nacii    dem  Auf:>i)ina;Ls,s 

Dller  im  Vergleich  zmii  Grössenverhrdtiiiss  der  Hand,  der  Finger  niier  nach  bekannter 

'Juantitiit,    '/^ — ^/j— 1   Semmel,    einen  Kaffee-,    einen  EsslOffel    i  mittel,    gehäuft   odor 

jestrichen  voll),  dem  (ledäclitniss  einjirägeii.    Diese  .\n\vei.snng  gieht  genügende  Sicher- 

ieit.    In  di-r  aii;iemisclieM  Form,  iniinentliel)  bei  jngendlirlien  Individiien,  ist  es  in  der 

{egel    schwer,    die    nothvvendige  Eiwei.^smeiige    zur   Aufnahme    zu    bringen,    da    die 

Iranken  hiiiifig  Widerwillen    gegen  Fleisch    hal>en.    imii    wenn    ihnen    ein    griisseret; 

Jtüek  vorge.setzt  wird.  Beefsteak  oder  [{raten  von   liH)  oder  gar  2(K)  g,  dii.s  auch  für 

Starke  Ksser  sclion  ein  recht  erhebliches  Stfiek.  gut  liamlgross,  i.st,  verlieren  sie  tien 

Appetit  und  weisen  alles  Flidsdi  zurfifk.    Man  wird  tlidier  hier  F'leisch  verschiedener 

^rt   und  Zuliereitnng,   Wild|)ret,   nicht   fettreiches  (ieflügel,   Fische,   Kier  etc.   zur  Alis- 

lalil    iialteii    und    immer    mir    kleine  Fortinneii,    sogen.iuute  Appetitscluiittchcn,    im 

rolnmen  von  :i-  4   Finger  ^=  'M) — W1  g,    später  1— 2nial  im  Tage    125  und   150  f, 

-0  Finger  Vnluineii,  vorsetzen.    Wenn  so   150— 100  g  Troekeneiwei.ss,  entsprechend 

etwa  i/j  Pfund  gebr:iteiieni  ( lehsenfleisch  (95,0),   »/,  Pfiiitti   Hecht  r27,0),    blau  abge- 

Btteii,    und  3  Kier  (37,5)    den  Tag  über  verzehrt  werden,    kann  man  sich  zufrieden 

eben.  Ks  ist  dies  als  (innidlage  aber  auch  genügend  und  kann  durch  Zuspeisen, 
lageri'ii  Schinken,    gi-rilnrherte  Fische,    Cavi.ar,   Austern,  Gr.ahamhrot    oder    P/^  bis 

Seinnifdn  leicht  aiiT  17()g  Fiweiss  erbTiht  werden.  (Quantitäten  von  200gTrocken- 
Biweiss  (Kiseh),  eiit.sprecheiid  l'/a,,  Ffinid  gebratenem  Ochsenfleisch  ixier  'i-'/s  Pfund 
"[albsliraten,  werden  kaum  je  gegessen  und  verdaut. 

,  U.  LtcliriMch.   Encjikloi'ai'ilie.     li.  llauil.  i^ 


|FcltU'il)i(;kei( 


—    •2m    — 


FpüleikiiN 


Krs.-itz     für    Klcisr  li,       ScwttUI    StDlItti'clisflvorgfiii};!'     als     .-larli    Ernihrm. 
schwiengkfiU'ii  lassen  die  Frago    iiat-li  ciniim  P-rwatz   Jos  KU'ischeiwvis.s«<s  um!  ■ 
snndon«  des  Nuclcinf'iwpissfs    lioi  d<T  Hr>liaiidlung  der  Kettlt'il)ig:k«?it    nbi>rauti  »; 
iTsi-iieiiifii.    |)u  iiiiiiifr  i'iii  iiii'lir  inlcr  weiiij^cr  j^rosser  Thi'il   der  Fcttleibipfii  aii 
s.'iiiri'i'  Diatlicse  und  (iiclit  leidet  und  r.ur  Reduetion  seines  übernirissigeii  Fi'ttli>->ii' 
:iuf  «'ine  eivveissreiehc   Kest,   Klci.scli,   Kohl,    j^esi'tzt   wi-rden   niiiss,     so    kaini  Inirln' 
die  liitnisaure  Uiuthese  eine  Stnifreriiirj;  i'rfnln-en.     Auch  .sind   nft    die   l'atii 
im  Stande,    die  nothweudige  Fleisciwucnfri'  zu  verzehren   und   ki>i)iien   Uo\ 
geiieii  FortioiuMi  den  Ajipi'til   verlieren  und  an  dys]ie)»tisrlieii  Kr8clioiiuin;;»-ij  ' 
Üin  die.se  Sdiwieiiglveitfn  zu  unif;ehen.  kann  man  einen  Krsatz    für  da>  Fh,-.  i  ■  i 
mit  ganz  zurriedenstcllendeiii   Erf(d.i;e  im  Fueasin*  (iiideii. 

Der  Kiweis-she.^tand  des  Küriiei-s  hlciiit  unter  einer  zweekiurissigcii,  ilie  K-tf!».!- 
tion  fJirdeniden  Kestreduetion  r'rlialten.     Es    ist  <las  die  erste     niul   unerlii- 
dingiui};  jetler  Behandluni;  der  Fettleil)i{;keit.   Der  IVaktiker  hat  einen  siobei'      ' 
pnnkt  in  der  Zuiialime  der  .Muskelkraft    und  der  all};cnieinen    Lcistmip>;f;iii  . 
Gefühl  des  Knmkeii  vrui  /uueinnendei-,    früher  nicht  hestandencr   Frische  uiul 
gung  nielit  nur  für    die  Frlialtuii};,    snndeni    aueli    für    dii'  Zunahme    des  Kl«' 
Standes  des  Ki'irpers    wälirend    der  Hehandlniig.      Wo    allgenifinf  8ch\väi' 
uervHse  Krrcfiun^n  eintreten,    ist  ein   l'i'hter  in   der   llelrmdlunf;    vorgekom 
bei  Ahnahme  <l<'s  .\|n)etites.  Verdauun^sstöning  ist  hier  (iefahr   für  gr<">.s.s<'rf  Ki- 
v<!rluste,  smiass  eine  andere  .Scnirdnmi^  des  Entfettungsversuches   «jetroffen  »ii>- 
selbe  für  einige  Zeit  ausgeKetzt  werden  muss.    l)as  sicherste  Mittel    zur   Frhaltnii»  a» 
Erhöhung  de«  Kiweissbestandes  ist  ilie  nn'tlwidisehe  Steigerung  der   Muskelarbi-ii 

Fintheihing    der    Mahlzeiten.      Bei  der  Anordniiiig  der   Mahlzoiten    h:i: 
Zutheünng  der   festen    Speisen  ausnahmslivs  in  mehreren  kleinen,   ö — 6.  -Malil 
zu  erfolgen,  durch  welche  üeberfüllunp  dos  Magens,  Hinaufdrilngungf  des  ZwiT'-i' 
Verdrängimg  de-;  Herzens  nml  Behistung  des  Kri'islaufs  vermieden  worden.    V 
dafür  sind  die  Herzkraft  mnl  die  davon  alihärigigeji  Krei-^Iaufsstörungon.     I  ' 
ki'iten  sind  von  den  festen  Sjieisen  zu   trennen,  um  die  Mahlzeiten    nicht  noch  . 
werden  zu   lassen    und  den  für   die  Verdauung    genügender  Fleischnicnfjen    n«'' 
digen   .Magensaft  nicht  zu  verdünnen.    Hie  Su))i»en,  die  keinen   besonderen  " 
hallen,  können  vveggel.assen  wenlen  und  hei  anaemischen  Kranken  mit  gering'  i 
lii-sland  ist  sehen  ein  nahrhaftes  Frühstück  iiothwendig,  wobei  der  Magen  nirbt  '•«' 
her    oder    gleichzeitig    durch    gn'issr're    l'"lüssigkeitsmeMgen,    mehrere     Ta<^'-"    Tin- 
Kaffee  etc.  angefüllt,  die  Verdauung  beeinträchtigt,  und  der  Circulatioiisa]' 
zeitig  belastet  worden  soll.    Bei  (ilethorischeu  Kranken,  die  inei.st  starke   i„-v-..- 
wird  durch  öftere  kleine  .Mahlzeiten  mnl  durch  die  Verordinnig,    währeind  der 
Zeiten  nicht  oder  nur    für    den  .\iifang    der  Kur    während    der  Mahlzeiten    nii  1 
trinken,    die  sonst  uirersättliche  Esslnst   nicht   unerheblich    eingeschränkt.       l'e 
brennung  von  Körperfett  erfährt  durch  Fintheihnig  der  M.ddzeiten    in  inehn-re  '». 
keine  Steigerung,    sondern  erfolgt    nur    nach    der  Frlnihung    der  Oxyd:iti«>n.sviir;,»:  .■ 
und   der  .\ufnalinie    grosserer    oder    kleinerer  Mengen    sfickstofTfroien   Nähno:i'> 
Wird   ilie  Zerlegung  der  .Maldzeileii   übertrieben,  der  Kranke,  zu  oft   zu    C8sen.  n 
zweistünillich,    veranl.isst,    so  kann    teiclit    eine  Fntereniährung    dnrcli     allinäl: 
Mangel  all  Esshist  eintreten,  wobei  .starke  (ie\vichtsverlu.ste  zu  ver^eiehn«?n  sirel 
aber  immer  gleichzeitig  aiu'h  mit  luweissvcrlusten  einhergehen.      Itic   Zulheihin- 
Flüssigkeit  erfolgt  am  besten    durch  voraitsgegangene  Hifrerenzl)cstbnnie''- 
Flüssigkeitsaufnahme"  und  Harnaus.sclieidung.      Die    vei>cliieileuen   Formet 
b'ibigkeit  verlialten  sich  hierin  vei-srhieden.     Wenn  bei   Plethora  nnd   norni.ie;    - 
kraft    nach   Heral>se(ziiiig    der   Flüssigkeitsaiifnahme    gleichfalls    weniger   Maro. 
ohne  zu   grosses  Minus,    gela.ssen    wird,    tia    keine  l''lüssigkeitsansaninilung    im  !•  ■ 
und   in  den   Geweben   noch   besteht,    braucht  die   Flüssigkeit    nur    so   Weit   bc.^dn  " ' 
zu  werden,  als  sie  über  das  |ihysiologische  Maa.ss  hin.ausgelif.    Dagegen   wirdili<  !' 
Zersetzung  diircli  ein  llerabgelien  unter  das  |ihysiolog).sche  Maass  auf   12<)()—  U*<c 
wenn  keine  liarnsaure  liiathese  besteht  und  auch  andere  Umstünde  es  znln.ssen,  beit  i 
lieh  i'rhöht.    I'ie  imihvvendige  Her.absetzimg  der  l''lüssigkeitsaufnahnie   n>u.ss  iiu' 
inählicli,  über  nicht   in  zu   langer  Uebergangszeil   erfolgen   lassen,  wobei    KüqhT.r    -■ 
und  Tagestemperatur  zu  berücksichtigen  sind.     Bei  Hy<lraemie,  seltener  bei    \"  • 
wenn  auf  die  Herabsetzung  der  Flüssigkeitsaufnahnie  eine  grössere  Hnrnau 
eintritt,  muss  die  Flfissigkeitsanfnalime  innner  unter  deni  physiologisrh'Mi  .\hi:i-.r  . 


•  FpUh'ibiKkeit 

^r  liallcn  >voi'(l 


—     291      - 


FpttlribiKkeit] 


bis  Miif  KMMI,  NIX)  llliil 
hi'nibgt'lii'ii.  AiiiliTi-f- 
uiissofonlciitlicli  wpiiijc 
iiinl   ilabi'i    nlmr  VOllr, 


('II  >voi'(U'ii.   Ilii't'  k;iiiii  man  inil   der  Fliis.sigkcitN:(urii:iliiti>' 
M'llist,  lic.soiult'i-s  lifi   FrauiMi.  ilii'  wciiijj;  tiiiikiüi,    bis  auf  Töu 
tu}\t-i  gii'ht  ('S  liidiviiiiicii.    iiamciitlich  wieder  Krauen,    wciclic 
u  trinki'ii  ^''wölint  sind,    selioii    7öti  wiii    zu    griiss    liiidi'n, 

>ni('k  im  .Nlap-n,  all};(.'uir'im'  BtdästitjuiiK  klagen.  Bei  solclien  Kranke«  sollte  unter 
idic  letztere  Zahl,  wenn  ini'ip;lich.  nicht  lierabgegaiiften  werden.  Her  gewöhnliche  Er- 
folg der  Herabsct/.un)f  der  l'liissijrkeitsaufiialinie  ist  hier  bei  noch  geiMigender  Herz- 
raft  eine  Vcrineliriing  der  llitritausscheidinig  uiiil  Krbiihuiii;  der  {'"ettzersctzung,  oft 
jiiit  betriiehtlicher  tiewicht.sabnahrae,  die  dann  ans  dem  Fett-  und  Waascrverlust  zu- 
gleich zusainniengesetzt  ist. 

Mcfhan  ische    Behandi  ii  ng.    Terra  in-Kurerte'.     Zum   Mdirverbraiich    von 
Orperlctt  muss  neben  drv  ;;erinf;eren  Aiifnalimc  fettbitdender  StidTc  die  Muskelarbeit 
eraiigezogen  werden.     Fs    ist    für   die    l!ehaiidlini;r    der   Fellleibigkeit,    insliesoiidere 
mit   Fettherz  nielit  jcleich^iiltif:,  wtdcbe  An   von  .Muskelarbeit  in  Anweiuhnij;  kurnmi. 
I)ie  Musk(danstrenginifc  darf  dabei   weder  eine    zu    gro.ssc    sein,    die  zu  einer  Feber- 
istreiigung  des  Herzmuskels  führen  k;uiii,    noch   eine   zu  geringe,    wie  bei  iiianejicr 
tyinnastik,  wo  es  nberhainit  zu  keiner  nemienswertlieii  l'Vttverbrennung  k(unint.    I>;i 
»s    sich    in  Fälb?n  von  Anaemie    und  Hydraeniii'   neben   der  Vermindtmmg  des  l'eti- 
bcstandes    namentlich    um   eine  Kriiftigmig  und   \  (diinizmiahme  des  \(pm   l''e(1   (lurch- 
«etzteii  atr(H>hischen    und    iitsuflicienten    llerziuiiskels    bandelt,    also    um  Frii;dirungs- 
Vorgiuige,  ist   (he  l^rliöliung  der  Muskelarbeit   nicht  s(j   fest  an  die  umuittel bare  (irtsse 
iler  Arbeitsleisdmg,  als  vielmehr  an  die  Liinge  der  Zeit  gebuiiden,  imierhalli  widcher 
die   Muskehl    thätig    sind.     Hier   inus-i   die  >lnskpltli;ltigkeit    mindestens   auf   vier  bis 
fünf  Stunden,    zwcckmilssig  auf  Vnr-  iitid  Nachmittagsstunden  vertlieilt,    ausgedehnt 
werden,  da  die  (^r(">.s.se  der  Nabnmgszufuhr  und   die  Steigerung  der  Kriiilhrung  direct 
t>n  der  hauer  und  Grö.s-se  der  Muskelarbeit  abhängig  sind.     Den  vorliegenden  Indi- 
itinnen  der  Fettzersetzung    und    der  Frh<iiinng   des   Riwei.ssbestandes   entspricht  am 
neisten  die  (ich-  und  Steigebewegung  an  den  vonOertel   eingerichteten  Tcrrain-Kur- 
rt«'ii.     Hier    kann    die  Bew(*gung  vom   einfachen  (ieheii    in   der  Fbi^ne   bis  zum  Ali- 
eigen  von  Wegen  bis  zu  20"  Steigung   :iuf  beliebig  lange  Zeit    von   einer  geringen 
nzahl  von  Schritten    bis    zu    stmid(>nlangeiii  tiehen    in   den  Vor-   und   Naclimiltags- 
tunden     ausgedehnt    werden.      (iymnastik,    ArbeitsmxHciiinen,    vei-stdiiedeiie    ander- 
eitige  Muskelarbeiten,  anstrengende  Sporte  und  Spiide  werden  gleichfalls  zur  l''(>tU 
rrbrenmmg  herangezogen.    Her  KtTect  tlie.ser  Leistungen  schwankt  in  grüss(!ii  NVerthen 
nvischeii    ungenügender  Mnsktdarbeil    und  Ueberan.strenguiig.     Als  Kriterien    bei    der 
^eurtbeilung  dieser  verscliiedenen  mechanischen  Methoden  koiiimen   die  .\bslufimg  der 
Irlieitsziitlieilimg.    die  günstige  Finwirkung  auf  die  rircnlation    und   I!es]Hratiün  iimi 
Jie    übrigen    Frniibnmgsverhfdtiüsse,    sowie   haujitsächlich   die    .M("gliehkeil   zu    einer 
länger  and.iuerndeu  Musk(dth;itigkeit  in  Betracht,  von  der  die  gleicIiLinge  Nahrungszti- 
.jTuhr  zn  den  Mnskehi  und  mit  ihr  die  Ernährung  dieser,  Neubildung  und  VoluiiizuiiahuK" 
Jor  Mu.ikelfaseni  und  die  Frhnhmig  des  Eiweissbestandes  abhängig  sind.    Am  wenigsten 
Sllimint  der  Fettverbrauch  unter  der  (iymnastik  zu.    Fiiie  Gewichtsabnahme  von  3  bis 
kg  nach  vielleicht   dreimonatlicher  Febung   bei    einem  K(">r|>ergewicbt   von  110  bis 
l'JO  kg  kann  kaum    als   ein    neimenswerther  Krfolg  bezeichnet  werden,     .\usgiebiger 
kirken  die  Arbeit.siiin.schiiieu,    der  Krgostat    von  (iärfner,    die  VVi(lerstaiidsapi)aratc 
fvon  Mager,   Stein  u.  A.     Uoch    ist    ihre   Anwendung    immerhin    eine    auf    kürzere 
Seit  lieschränkte,  und  bei  dem   »-rstereu,  Drehrad,    werden   durch  die  mehr  gcbückh.' 
lHaltung  des  Ki''ir|)ers,    w(dche    eine    genügend   respiratorische   Fiitfaltiing   des  Thora-t 
rlicb    macht,     .\timiung    und    Circulatioii    weniger    günstig     beeinflusst.       Die 
Irbeitsmaschinen  eignen  sieh  besondere   für  die  uiechanisclie  Behandlung  der  pletho- 
rischen   Fettleibigkeit,    weniger    für    ilie   anaemisclie   und  liydraeniische.     Bei  insuffi- 
Eieiiteni  llerziiuiskel  kann  der  Kraftaufwand   trotz  der  genauen  Bemessung  der  Arbeit 
lurch   Vorbeugung  des  Iv'Jrpers    und   Beschränkung    der   Respiration    umi  Circulation 
leicht  zu  lleberanstrengung   d(!S  Herzens    führen.     Auch    unter    den   günstigsten  Uiii- 
täiidon  können  die  Arbeit.smaschinen  eine  mehrere  Stunden  lange,   genau   bemessene 
Arbeitsleistung  durch  die  Steigbewegung  in   freier,  frischer  Luft  mit  ihrem  (jesanimt.- 
■»iiifiuss  auf  den  Organismus   nicht   ersetzen,     .\ehnlich    mit    ihrem    KITecte    verbalten 
»ich  die  übrigen  Metlnnb-n  der  Mnskelarlteit;   sie   werden    nach  dem  gleichen  .Maai«- 
Stabe  zu  berechnen  sein.     Holzsägen,  Holzspalten,  anstrengendes  Turnen,  Badfahren, 
Kiidern,    anstrengende  Spiele  eignen  sich    nur  für  ganz  speciidle  Fälle  \oii   plethori- 


[FcttU'ibigUi'il 


292 


Fpltl<»ibid 


scher  KettU'ihigkt'it  mit  iim-li  kräfiigi'in   HiT/muskcl    lunl    iiitaftciu   i'irculufiini 
RiwiiiratiotLsüppiuati'.     I>ass    auch    iinti'r    dioser    iius^ticbigen    Muskehirbt-ii 
sprcflimide  l>i;ii't  fiiigelijiltt'n  werden  miiss,  ist  selbstvertit3i)(ilich.     Als  in 
Al:iiis!!naliirieM    in   Bt-zufr    auf  Kiitfettuni;    sind    Massage,    Hn'icken     oinioln 
nauinntlicli    von    Seite    des   Patienten    selbst,    partielle  Applicjition   der  K 
NVasrimn^en  von  Annen,  Bnist,  IJ.'iueii.  Beini-n,  Oesäss.  Unterleib,   eWfuso  i 
Anwetidnns:  der  Wrirme,  lieisse  Fuss-,  Ann-,  Koj)!'-,  Brustwahcliiin^eii   anzii-.  ih 
liesilzi'ii    den   NViTth    iheilweiser    sanitärer   und    liygienisrlier  Ma,-issn.Thmen,    ili< 
iinf  die  [''ettreduction  keinen  nenneMf-wortheii  Kinfliiss  ausüben.     Man  kann  dl»'  Kr; 
höebstens  zeitwi-ise  in  ]:;ewisseni   Sinne  damit  nützlirh  beschäftigen. 

Halueolojjische  und  by<l  rotherapeut  isclie  Beh.nndlunp.  Miel'. 
lung  der  l'ettleibigkeil  besteht  in  einer  Trinkkur  von  glaiibersalx- '^  et 
Wasser,  deren  Wirkung  auf  der  .\nrepinf;  einer  lebhaften  DannptTist.T 
durch  welche  in  den  Kotiimassen  reichliche  Meuften  von  Peptonen  aus  .4-.1 
dann  und  Fett,  und  zwar  in  weitaus  -rrösserer  Masse,  als  in  den  nnrinalen  F; 
entleert  werden.  Ein  F-inflns-s  auf  eine  (jesteigerte  Oxydation  von  Fett  uml  (eftW 
den  Kfirperii  konnte  bis  jetzt  noch  nicht  nachgewiesen  werden.  Die  Bninnfflk 
in  Marienbad,  Tarasp  tnul  Kissinfjen  sind  daher  ihrem  Wesen  ii.-u-h  Kntxiehiuipit 
die  einen  Theil  der  eingenoniinenen  Nahniuf:  nicht  zur  Verwen«lunp  kotnniai  li 
l>ie  Trinkkur  eignet  sich  besonders  für  jene  Art  von  Fettleibijrkeit,  welche  1 
jrenieiner  uiul  Plethora  abdominalis,  Stauung  im  Pfortadi'rsystcni,  in  den  Uirt 
Organen,  in  der  l.eber,  im  Ma^:en  und  l>amu-anal,  in  den  llaeniurrhoidala^| 
im  rro(;enital.s)steni,  namentlich  bei  Frauen,  einhergeiit.  I>aäs  ContingeoHi 
Badeorten  stellen  immer  die  starken  Esser,  die  auch  noch,  was  von  ihren  MJ 
an  Zeil  übrig  bleibt,  ohne  geeignete  ermüdende  Thätigkeit  in  RuJie,  Bcsch.iiil 
und  Schlaf  hinbringen.  Der  Erfolg  ist  in  diesen  FSllen  ein  gün.stiper  und  b 
diaeteti.sch- mechanische  Behandlung  wesentlich  unterstützen.  Wo  .\nariiil 
Hvilraemie  liesteben,  der  Eiweissl)estand  bereits  gelitten  h.it  un<l  die  .Nahm 
nähme  nicht  mehr  als  eine  übfrmassige  bezeichnet  wenien  knnn.  wird  ili< 
»«■haffung  von  unausgenützteni  Nährmaterial,  welche  eiweisshaltiges  iincl  frttlüj 
in  gli'icher  WVi.se  trifft,  innner  schlecht  ertragen,  und  nisch  Piutrctendtt^H 
xust.'lnde  lassen  alsbalil  \ou  stärkeren  Trinkkuren  abstehen.  Für  di«  flH 
der  Trinkkur  ist  daher  nothwcndige  Kedingimg.  dass  das  Wasser  nicht  Im' 
zurückgehalten  wird,  sondern  rasch  mit  den  Itannentleernngen  zur  Anaiel 
knnnnt.  Wenn  die  Itaruu'ntleeningeu  ausbleiben,  ist  eine  gün.stige  Wirkimc  i 
ansges«-hlossen  und  es  kommt  jetzt  vielmehr  der  Einfluss  der  vermehrten  Flfu*! 
aufnähme  auf  das  Her/  und  den  (iefässapparat.  sowie  die  Wirkung  «les  Gtanb4 
auf  das  Blut  in  Frage.  Bei  oftm.digem  (Jebrauch  der  Trinkkuren,  die  iniin 
erheblichem  Gewichtsverlust  begleitet  sin<l.  kömien  plötzlich  unnncenehme 
«usl;lndi-  mit  Prostration,  Schwäche,  Mattigkeit,  nervöser  Erreinuip  <-'r 
ihre  rr>ache  in  ili-ni  während  dieser  Zeit  stattgefundenen  UebiTpanp  d. 
Form  in  die  un.iemische  und  hydraemische  haben.  Wird  die  TriiikLu^fl 
abmahnenilen  Erscheinungen  dennoch  fortgesetzt,  kann  es  bald  zu  hydroj^^f 
.Nch\NellunKeii  und  das  Leben  des  Kranken  in  imniittelbare  (iefahr  koDiine^H 
an.iemisrhi'  Form  der  l'ettleibigkeit  i.>it  daher  der  (Vbranch  weniger  stark  oH 
Mineralwasser  mit  gleichzeitigem  Eisi-ngehalt  empfohlen  worden,  hiiv  TriB 
nn'iitsen  immer  an  den  Kurorten  vorgenommen  werden,  l'ie  Hydrotbcrapi« 
\ielfach  zur  Behandlung  der  Fettleibigkeit  herangezogen.  Oas  Prineip,  «od 
b:isirt,  ist  dir  Vemiehrung  der  Oxydation  durch  .\bkuhlung  o<ler  zn  stai 
hi>hung  der  ans,si«n-n  Temperatur.  I»ie  OxydationsvorgAnge  im  Körper  erfahn« 
nach  beiden  Seitm  hin  keine  nenni-nswcrthe  Steigenmg.  I>.aniit  soll  alnTi^ 
der  Nutüeu  der  Hydrotherapie  bei  Fettleibigkeit  ülM-rhaupt  in  Abredf  geat^H 
\|s  untei-stützende.s,  ciregendes.  allgemein  kräftigend  einwirkeiules  Yerfal^H 
Hydrotherapie  im  in<liviiluellen  Fall  sicher  in  Anwendmig  tu  ziehen,  n^H 
Terrainkur  kann  sie  in  der  Art  zweckmässig  verbunden  werden,  das<  id»ii  n 
und  Steigbeweguug  die  Zeit  der  N:ichwirkung  des  Bades  benutzt,  in  weH 
W  anneregul.ition  tnul  der  Circulationsapparat  noch  unter  den»  Kinfluss  <W  1 
ge{:angm<n  K:^lte-Einwirkung  stehen,  und  die  eine  Wirkung  mit  der  ander^^ 
bindet  l>ie  Bilder  in  trockenwanuer  Luft,  heisse  Luftbäder,  rt^miseh-iri^l 
düflii  Swidbäder,  Einpackungen,  S-hwitzkure«  etc.  sind  bei  Anaemio  andlH 


^>ttlHhipk<»lt| 


■in  dir'  im  lUiil  mikI  in  »Ifii  (m>\vc!)I'ii  :iii';i'>,.iiiiiniltr  WasscniR'iigo  zur  Ausschi/iiluiig 
hl  brinp'ii,  lifti  Kreislauf  /.u  iMitlastiMi  iiiid  <iic>  Hi'r/,:irlK.'it  iiaui entlieh  bei  insufticienz 
He«  Hcr/.inuskclfi  lu-ralizusctzcii,  neben  liur  verniimtiTteii  Wnsspraurnahuit'  han|)tsärh- 
licli  in  Aiiweinhiiif;  zu  /.ii'hen.  I>if  hani|»rbiUlvr  sind  lur  Fettleibige  mit  lU'sj)!- 
ntii)nti.st("irun^;L-ii  vveni};pr  •reeipinet,  da  die  mit  Wa.ssertlätn()l'en  pesättifftp  l^uft  liaiifif^ 
■ie  Kospiration  bi-einträclitigt  utui  (lys|»n()ische  Zustünde  und  Asthrua  liprvorrutVn  kann. 
I  Na  eil  beliandlung:  un<l  späterp  Kostord  nunji.  Im  Grossen  und  (ianüen 
llfird  die  Leliensweise  des  Kranken  bi'ibebalten  werden  müs>'en,  unter  welcher  er 
■eine  Heilutif;  erlangt,  und  alles  vermieden  werden,  vva^<  einen  neuen  Fettansatz  be- 
Kunstigl.  l)ie  Vorschriften  erstrecken  sich  wieder  auf  ilie  Kridilmnig  beziehungsweise 
Kust,  auf  die  i\|uske!arl>eit,  Bewegung  und  Hegulirnng  der  Flüssigkeitsmenge  im 
Körper.  I)ie  Aufnahme  von  fettbildenden  Stoffen  ist  bei  Plethora  nur  im  be- 
■chränkten  Maas.se,  bei  Anaemii'  tn)()  Hydniemie  dagegen,  wenn  iinrh  Kiweiss-  und 
rcttverhiste  zu  befnrcliten  siird.  in  einem  grösseren  zu  gestatten.  Uaraus  ergeben 
nch  die  besunderen  Vorschriften  für  pletborisclie,  anaemisohe  und  hydraeniisclie 
Kranke  in  Bezug  auf  die  l,>ualitilt  und  (Quantität  der  Spei.sen  sowie  auf  die  Menge 
■er  FlQssigkeitsaufnahme,  die  in  keinem  Fall  das  physiologische  Maass  ilbersrhreiten 
■nd  bei  Anaemie  inul  ilydraemie  immer  unter  15()(>ccm  mit  zeitweiser  dintrol innig 
Burch  l'iffereiizbestimnumgen  gehalfen  werden  soll.  Kbenso  wird  die  (irfis-se  der 
lluskelarbeit  dei'  lieh-  uml  Steigbewegung,  oder  anderer  Formen  der  .Miiskelthätig- 
Beit  nach  der  bestellenden  Herzkrafi  iitid  Leistiingsffdiigkeit  des  Muskelapparates 
ireiterhii)  einzurichten  sein. 

l  Medicamen tose  Behandlung.  \on  Medirami-nten  oder  Körpern,  welche  nach 
■er  Art  der  Medii'aiiu>nte  wirken,  war  bis  in  die  neueste  Zeit  nichts  bekamit,  was 
■ie  Fettzersetzung  oder  die  Zersetzinigsvorgiinge  im  Ki"pr|)er  ülierhauiit  derart  beein- 
Busst  hätte,  dass  es  bei  der  IJelunnllung  der  Fettleibigkeit  hiitte  Verwendung  linden 
■Annen.  Das  Jod,  von  dem  hier  und  da  (iebrauch  gemacht  wurde,  ist  hierzu  ein 
■nllkommen  ungeeignetes  Mitt<d.  Erst  in  der  neuesten  Zeit  haben  wir  in  der  Schild- 
■rüsensiibstanz  ein  Praeparat  erhalten,  welches  innerlich  genommen  die  Oxydations- 
BOrgrmge  in  ausserordentlicher  Weise  anfacht  und  Körperfett  in  ausgiebiger  .Menge 
■ersetzt,  sodass  es  bereits  zu  Fntfettuiigskuren  vielfach  in  .Anwendung  gezogen  wurde. 
Die  wirksame  Substanz  scheint  das  von  Hauniann  .sogenannte  Tliyroiodin*',  eine 
Hoiherbiiidnng,  zu  sein,  welche  das  .lod  in  relativ  betniebtliclier  Menge  und  in  fester 
werbinduug  mit  organischer  Substanz  eathiilt.  hie  ()xydatiünsvorgange  im  Körper. 
Kelche  durch  Schilddrüsen fütterung  erzeugt  werden,  scheinen  naidi  den  vorliegenden 
Beobachtungen  mehr  allgemeine  zu  sein,  die  nicht  auf  das  Fett  allein  si(di  be- 
khrrtnken,  sondern  auch  das  Kiweiss  angreifen.  Die  Stickstoffaus-scheidung  im  Harn 
iRt  vermehrt,  und  zwar  in  einzelnen  Fällen  bis  zu  einer  Menge,  au»  welcher  sich 
p/g  des  eingetretenen  Gewichtsverlustes  berechnen  liLsst.  Die  Grösse  der  Fettzer- 
petzung  ist  iiidess  nicht  bei  allen  Personen  die  gleiche.  .\ni  energi.schesten  erweüst 
■ie  sich  bei  anaerai.schen  uiul  hydraeinischen  Kr.'iriken,  also  dort,  wo  die  U.xydations- 
■orgänge  herabgesetzt  sind  uml  die  Fettabl:igerung  durch  eine  zu  geringe  Fettver- 
brennung  veranlasst  wird.  l»ie  Oxydation  wird  unter  der  Schilddrfisenfüttemng  eine 
■0  lebhafte,  dass  selbst  bei  gemischter  Kost,  die  bei  diesen  Personen,  wenn  auch 
reich  an  fettliildendcn  Stoffen,  keine  libermässige  ist,  noch  Köqierfett  zersetzt  wird. 
Dagegen  wird  der  Fettbest.ind  der  piethorischen  Fonri  unter  der  gewohnten,  den 
Kahrungsbedarf  allerdings  meist  überschreitenden  Kost  nur  wenig  oder  ganiicht  an- 
■egriffen.  Ki-st  wenn  der  Kranke  ;nif  eine  fettreilncirende  Diaet  gesetzt  wird,  bei 
fcelrher  es  jedoch,  wie  in  den  Versuchen  Oertels,  noch  zu  keiner  irgiMid 
■amhaften  Gewichtsabnahme  k<nnmt,  findet  bei  gleichzeitiger  .\ufiiahme  von  Schild- 
Hrüsensubstanz  eine  umfangreiche  tJxydatiou  des  Körperfettes  statt.  .Auch  bei  diesi'u 
Kranken  ist  fa.st  immer  die  Stickstoffbilmiz  eine  stark  negative.  Der  Zerfall  von 
Körpereiweis.s  unter  dem  Kinfluss  der  Schilddrüsenfüttennig  konnte  auch  selbst  durch 
leirhliche  Zulage  von  stickstofTfreic-r,  eiwei.ssersparender  Nahrung  nicht  aufgehalten 
■der  herabgesetzt  werden.  (Bleibtreu  und  Wendelstadt).  Nach  dem  .\u.s.setzen 
Her  Sdiilddrüsenffitterung  tritt  sowohl  bei  anaemischen  wie  bei  piethorischen  Fett- 
leibigen unter  der  gewohnten  Kost  bald  wieder  Gewicht.szun:dime  ein.  Kndlich  sind 
hoch  Fälle  zu  verzeichnen,  meist  Individur-n  mit  normalem  Fettbestand,  aber  auch 
Bit  solchem  unter  der  Nenn,  bei  welcluMi  selbst  nach  lilngereni  (iebrauch  von 
Bcbilddrüsenpraepaniten  gegen  Struma  u.  s.  w.  keine  (>e\\ichtsabnaUiue  ev(«Vi^\.,  n\A- 


[Fottlpibipkcil 


202     — 


Fpttlfikitlri J 


s<'lifr  I'"cttl''il»igkfit  mit   iiricli  kiiiftigi'm   Ht  rziiiuskt'l    uikI    iiitat'ti-ni    r'irnili'i'i 
Re.spir:iti(ms:i]>yi;irato.     Ihism    auch    unter    dieser    ausgiebigen    Miiskclarli' 
.sprecliPutU'  fHact  pingt'haltfn  wcrilen  iniiss,  ist  selbstverstäntllich.     Als  nn.-  • 
VliuLssnaliinf^ii    in   Bezuji    auf  Kuticttiing    sind    Massage,    l>rncken    wi««lat'i  Qm 
uauH'nUich    von    Seite    <lw   Patienten    selbst,    partielle  Applieatii.m   der  Kalt»-.  U 
Waseliuugen  von  Annen,   Hi'iisl,  Uaurli,  Heinen.  Cies.1ss,  rntrrlcib.   eliens«  be^rbrahl 
AnwenduuK  der  Wrirnie.  Iieissi'  I'uss-.  Arm-.  Kopf-,  Brustwaschiiiipen  ae 
besitzen    den   Wertli    theilweisef    s:iiHt:\rer   und    byg;ienisfber    Mrm.v'SMahiii' 
auf  die  l''ettre<hu'tinn  keinen  nenneiiswerthiMi  Kinfliiss  ausüben.     Man  kann  dtr  Km 
liiichstens  zeitweise  in  fjen  isseni  Simn'  d;iniit  nützlich  l>eschäftij;en. 

Ha  hiedlnfcische  und  li  yd  rntherapent  isehe  Behanfiliinp.  l  >ie  BriHLVI« 
lunj;  der  Kettleiingkeit  liesteht  in  einer  Trinkkur  von  glaiibersalz-"  etr  bilt 
Wasser,  deren  Wirlcunjj;  :iuf  der  Anrepiu};  einer  lebhaften  Darmperistaltik 
dnrcli  welche  in  den  Kntlima.ssen  reichliche  Mengen  von  Peptonen  aus  dem  It 
darni  luiil  Fett,  und  zwar  in  weitaus  griVs.serer  Masse,  als  in  den  nomialeii  F» 
etitl(M-rt  werden.  Ein  Kiiifitiss  auf  eine  ;restei teerte  Oxydation  von  Fett  und  frttbilik 
den  Kiirpern  koinite  Ins  jet/.t  noch  tiieht  nachgewiesen  werden.  Die  Bninn<"DlB 
in  Marienbad,  Tanisp  und  Kissingen  sind  daher  ihrem  Wesen  nach  Kntziehuug 
die  einen  Theil  der  eiiigenoninn'n<'ii  Nahrung  nicht  zur  Venveinlung  kommen 
Hie  Trinkkur  eignet  sieh  besonders  für  jene  .-Srt  von  Fettleibigkeit,  welrhe  mil  i 
gemeiner  und  l'tethorn  abdcmiinalis,  Stauung  im  l'ffirtadersysteni.  in  den  riiü-rl* 
Organen,  in  der  Leher,  im  Magen  und  Danncaiial.  in  den  HaeniorrhoTdalgeftaMl 
im  iTogeiiital.systcm,  nameiitlifdi  bei  Frauen,  einhergeht.  i);us  Contingeut  an 
Badeorten  stellen  immer  die  starken  Esser,  die  auch  noch,  was  von  ihn-n  Mahl»*«] 
an  Zeit  übrig  bleibt,  ohne  geeignete  ermüdende  Thatigkeit  in  Huho,  Be«ch.inlid 
und  Schlaf  hi(d>ringen.  I>er  Krfolg  ist  in  diesen  Füllen  ein  günstiger  und  \na»i 
di.ietetisch  -  nu'chanisclie  Behandlung  wesentlich  unterstützen.  Wo  Anaetnif 
Hydraemie  besteiicn.  der  FiweissbestamI  bereits  gelitten  hat  nnd  ilie  Naiininr^ 
»ahme  nicht  mehr  .tls  eine  übermässige  bezeichnet  werden  kann,  wird  ilii-  F^ 
Schaffung  von  unansgenütztem  .Xiihriuaterial.  welche  eiweisshaltige.s  nn<l  fetthildfi« 
in  gb'ichi'r  Weise  trifft,  immer  schlecht  ertragen,  und  r.osrb  eintretende  Sfh»4 
zustände  hissen  atsbahl  \on  stärkeren  Trinkkuren  abstehen.  Für  die  ZuLW^tl 
der  Trinkkur  ist  <l:iher  nothwendige  Bedingung,  dass  das  W.xsser  nirht  itii  Kfif] 
zurückgehalten  wird,  sondern  ra.sch  mit  den  Ilannentleerungen  zur  .Xussctl 
kommt.  Weim  die  llarinentleerungen  ausbb'iben,  ist  eine  günstige  Wirkung 
aiisgeschbissuii  um!  es  kommt  jetzt  vielmehr  der  Fiiiflus.s  der  vernielirten  FIfls 
aufnähme  auf  das  Herz  und  den  (iefässapparat,  sowie  die  Wirkung  des  GlaubiT 
aid'  d.ts  Blut  in  Frage.  Bei  oftmaligem  (;el)ranch  der  Trinkkuren,  die  immer 
erheblichem  (tew  ichtsverlnst  hegleitet  sind,  können  plfitzlieh  unanRenehine  Ko 
znstfmde  mit  l'rostratiou,  Schwäche,  .Mattigkeit,  nervöser  Erregung  eintreten- 
ihre  l'rsacbe  in  dem  während  dieser  Zeit  stattgefundenen  Uebergang  d<T  plelli 
Form  tu  die  anaemisfdie  uml  hydr.aemisrhe  haben.  Wird  die  Trinkkur  trotit 
abdiahm'iiden  Krscheinungen  deiiitoch  fortgesetzt,  kann  es  balil  zu  hydropischeu 
schwelliMigen  und  das  Leiten  des  Kranken  in  tiuniittelli;ire  tiefahr  kommen  Fori 
anaemisclie  Form  der  l'ettleibigkeit  ist  daher  der  (iebraui'h  weniger  stark  abfüb 
Mineralwässer  mit  gleichzeitigem  Eisengehalt  empfohlen  worden.  Die  Triii 
iniiiisen  immer  an  <len  Kiuoiten  vorgenommen  werden.  Die  Hydrotherapie* 
vielfach  zur  Behamlinng  der  Fettleiliigki'it  herangezogen.  Das  F'rincip,  womuf 
b.-isirt,  ist  die  Vermidirung  der  O.Nydation  durch  ,\bknhhnig  oib-r  xu  stark* 
höbung  der  äusseren  Teiiiperatiir.  I>ie  (KydationsvorgiSnge  im  Körper  orfahi^<n  iuiln» 
nacli  beiden  Seiten  hin  keine  lu'unenswerthe  Steigerung,  Ilaiiiit  soll  aber  keiii' -»•■- 
der  Nutzen  der  llvdrothera])ie  bei  Fettleibigkeit  überbau])!  in  Abrede  gestellt  wrJ'! 
.Ms  unterstützendes,  erregendes,  allgemein  kräftigend  einwirkeiules  Verfahren  itl 
Hydrotlieraj)ie  im  intiividnelien  l-"all  sicher  in  .-Viiwemlimg  zu  ziehen,  und  mit 
Terrainkiu'  kann  sie  in  der  ;\rt  /.weckniässig  verliunden  wenlen,  dass  man  zur  i"«'- 
und  ?^teigbe«egung  die  Zeit  der  Nacliwirkung  des  Bades  benutzt,  in  «elclnrii 
W.'inneregMlatiou  und  der  ("ircidatiunsap|);irat  noch  unter  dem  Kinflnss  der  \"n;i- 
gegangenen  Kälte-|;inwirkung  stehen,  und  die  eine  Wirkung  mit  der  anderen  sieb  m-, 
bindet  Pie  Bäder  in  trockeinvarnier  Luft,  heisse  Luftbäder,  rörniseh-irisehc  B* 
dann  l?aiidbäder.  ['"iiifiackungen,  Sehwitzkuren  etc.  .sind  bei  Anaemic   und  Hydr 


«'clth'ihigkeif 


FpUlc'ibiKkcit] 


I 


iiii'cliaiiisi'lic'  HL'liMiiilluiijr  Tnit  itur  Kimialinn'  von  Th\  n'<iiiliii|(r:M'i):ir;ift'ii  s(i]u;|i>i<'li  vcr- 
ItiiiKliMi  wi'rdcii.  l>;ig("K<ii  ist  ea  in  den  imaoiiiiselicii  uihI  liydnu'inischi'ii  l''oruieii  ge- 
iHitcii.  nicht  /nfcti'ii;li,  sf>niii>rn  n.irhträf;licli,  wi^ini  dtin-li  Srlii|il(lriisi.'n]ir.i<'iiar.iti^  oim« 
{jt'iiiip'ndi'  lvntftttnii(<  erreicht  wordf-n  ist,  die  (lini'ti'tiscli-infcliaiiisciio  Hohaiidlung, 
(It-r  Hcr/knift  luiil  der  [^eistiinffsfrihifckoit  des  gosammtPii  Orgaiiisiniis  nntspreehend, 
tMruiileitini,  «ni  eiiii-ii  weiturcn  Fettansatz  zu  vcrnieidfii  und  eiun  Krhöliunp  des  KiwelRS- 
licstaiidcs,  bcziehunptwfise  der  Herzkraft  nacliträgiirh  zu  erreichpii.  Dif  mochanisch« 
Bfihaiidinng  diirltr  dann  initncr  auf  niPÜrerc.  Mi>nat(,>  ausgedehnt  WPrdiMi.  (.'ontra- 
indiratif>n<Mi  für  die  Scbilildriisi>n]»r;ii'j»ar'at<'  sirul  vorufschrittoiies  Alter,  Fcttherü  und 
Insnfticienz  lies  HiTzniuskeJs,  Klappenfehler,  Artcriosklorose,  dünn  Albuminurie  und 
(ilykiisuric. 

lii  der  Hauptsache  bezieht  sieh  die  niedic.uneiito.se  Rehandliing  bei  der  Fettleibig- 
kmt  auf  ititercurrente.  sie  t)ef;leitende  und  von  ihr  ■■ibbiiiifrif;)'  Symptome  und  Coni- 
plicatii>neii,  ."iowie  auf  die  schweren  Zustilntle,  unter  welchen  das  Kiulstadiiim  eintritt. 
Intercurrente  Fieber  vi'rlangei»  be.^ionflere  .\itfinerks:inikeit.  Da  die  \V:iinieabg;il)e  von 
der  geringeren  Kiirpernberflarlie  der  Fettleibigen  durch  Abkühlung,  kalte  liiuler  i'lc. 
vermindert  ist,  .so  müssen  lu'ben  den  hydrotherapeutischon  Maassnrdimeii  noidi  die 
Autipyretica  in  Anwendung  kommen,  soweit  sie  keinen  schwrichendeti  HiuHu.ss  auf 
«las  Herz  ausülien.  Ausserdc-m  mass  bei  jeder  Ph:Lse  der  Krankheit  der  Herzzu.><tarut 
sorgfältig  beob.'ichtet  un<l  jede  Verordnung  nach  der  bestehenden  Herzkraft  eiiigerichtut 
werden.  Die  von  di-r  abdominellen  F'letiiora  abhängigen  Jstiirungeii,  Krkrankiuigen 
der  l-eber,  des  Magens  un<i  hartnes.  können  nur  diu-ch  Heseitigung  der  Ursache  ge- 
hoben werden  oder  eine  durchgreifende  Besserung  erfahrcji.  Ks  wird  daher  alles  zu 
entfernen  sein,  was  eine  abdominelle  Plethora  hervorruft  und  unterhält,  Anhäufung 
von  higestis  durch  übermässige  N.jhnuig.saufnahnie,  anhaltende  Stuhl  Verstopfung  und 
Koprosta.se  iiiaclKMi  die  Anwenduirg  niehr  oder  weniger  starker,  darmeiitleerendiu' 
Mittel  nothwi'ndig.  Hierher  gehören  zuerst  die  Salze:  lilaiibersalz,  Karlsbader  Salz, 
ilarienbader  Salz.  kalTei'iriffel weise  auf  ein  Glas  VVas.ser  (ca.  "iOtJ  rem)  morgens  ge- 
trunken, dann  Rhabarber,  .lalape,  Aloe  in  Pulver-  und  Fillenforni,  kalte  Aufgüs.so 
von  entharzten  Sennesblättern,  Ricinu.siil,  die  Praej)ar;ite  von  ('a.scara  Sagrada,  in 
Wein  oder  in  Tabletten-  und  Pillenform,  Frangula,  Tamarinden  und  aiuicre  .Medira- 
Tnente.  Unterstützt  können  diese  Arzn<Mrnittel  werden  durch  Wassereinlaut',  durch 
Klystiere  von  abführendi'n  Mitteln.  Wasser,  Glycerin,  Ma.ssage  und  Klektricitiif.  Hie 
verschiedi'Ueii  Erkrankungen  der  Haut,  Intertrigo,  ekzematöse  Entzün)lnngsprocesse, 
Pruritus,  Seborrhoe  de,  v\elclie  die  Fettb'iliigkeit  so  hilufig  coni])liciri'ii,  sind  für  sich 
zu  b«'liandelii.  Wenn  Sklerose  und  Athenunatose  sich  i-ntwickelt  liaben  uiul  die  Er- 
scheinungfU  der  Erkrankung  der  Kranzarterien  des  Herzens  vorhanden  sind,  ist  die 
bei  diesi'u  Erkrankungen  des  Herzens  und  der  chronischen  .Myocarditis  angegebeni' 
Kehandlung  einzuleiten.  Ebenso  nni.ss  die  Therapie,  wenn  harnsaure  Hiathe.se  und 
Gicht'  die  Fettleibigkeit  complicireii,  gegen  diese  StotTweehselanonialie  noch  ausser- 
dem eingerichtet  werden,  wobei  die  Zutheilung  der  alkalischen,  kohlensaures  Natron 
und  Lithion  haltenden  \Va.sser  in  der  .\rt  zu  erfolgen  hat,  dass  durch  vorausgegangene 
Differenzbestiuunung  festgestellt  wird,  unter  welcher  (irösse  der  Flüssigkeitsaufnahme 
am  meisten  Harn  gelassen  wird.  Führt  die  Sklerose  und  Atiieromatose  der  Gehiru- 
arterien  zu  Thrombose  luid  Gefässzerrei.ssung,  .Apoplexie,  EncephalohaemoiThagie,  so 
richtet  sich  die  Beh.'uidhing  nach  der  Schwere  der  aiLs  dem  Sitze  und  der  Grösse 
des  Insultes  residtiremleii  Erscbi'inung.  Im  weiteren  Verlauf  und  Endst:idium  der 
vom  Hei-zen  au.sgelvenden  bedrohlichen  l'",rscheinimgen  wird  man  liurcb  Digitalis, 
Stro|di.intlius  und  die  übrigen  Herzmittel,  namentlich  unter  Herabsetzung  der  l'"lüssig- 
keit.saufnaltnie,  da  die  Wirkung  dieser  Mittel  datlunh  fast  ausnahmslos  eine  i-ner- 
gischere  wird,  dii'  immiT  mächtiger  hereinbrechenden  Kreislaufstörungen  in  Schranken 
zu  halten  suchen.  Erreicht  m.an  das  niclit  nu?lir  o<ler  nur  unvollständig,  wächst  der 
Hytlrops,  kommt  es  zu  Ascites,  Hydrothorax  und  Hydropericardium,  so  gelingt  es  am 
Anfang  fast  immer  durch  Diuretica  wie  LMuretin  oder  Scilla,  oder  auf  cliinirgischem 
Wege  iinrch  Einleguug  von  kleiuen  Troicarten  in  die  unteren  E.xtremi täten,  durch 
Scariticationcn,  d:unit  d.-w  Wasser  abströmen  kann,  dem  Krauken  auf  lllngere  Zeit 
Erleichterung  zu  verschaffen,  bis  endlich  aiu-b  diese  .Mittel  versagen,  lirohen  Lungeii- 
oedenx  und  Herzparaly.se,  so  kann  man  je  nach  den  Erscheinuugen  ilurch  Keizmittel. 
Aether,  Coguac,  starke  Weine  uiul  Hautreize,  Senfpapicr,  HandbUtler.  trockenr-  Schröpf- 
köpfe  und  innerlich  Liquor  Animonii  nnisatuB,  Mosebus,  Ca.storeuni,  Kampher  innerlioll 


fFi'ttlHbis'kpW 


—     294     - 


Fi'tllciVitU 


l«k'lit  soj;;ii-  i'iiu'  )'jii<">hiiiii;  liiiln'tl.    ixlcr  l'ällc  \im  l''i'tflf'il)it;f'n.    h«*i  li 
wichlsabiiahim'  auf  einer  liostuiiintcn  (irössi'  sti'hcii  liU-iht,   und    eine  w>>! 
Setzung  ;iiu'h  diirr'li  gestf^gcrtc  |I<is(mi  viiii  Schildtiriisi'iijirapparatt'ii  nirlit  uiclir 
werden    kaiiu.      Kitic    uirlit  .scIIimu'  Wirknti^'  der  Scliilddn'iseiipraf^panit«    >-t 
f^iuu  butrüctitlichf  Zuniihuie  der  Hariimi^silicidniii;,    durch   welche  in   h 
deutende  Ivntvvässerung  des  Kiir()ers  stattündet.     Ks  entspricht   also  <he  V^ 
!>('hil(idriiM'ti|>r:iei)ar.i1e  in  dieser  Hiclitnni:  einrr  der  \Nichtit;st«n  IndirritioDri 
Kntfetturi^.      I>ie  (iewiehtsahnahinc    ist    daher    in   l''älieM     von    ScbiUidnwfnl 
zusanii)io(ip'set7.t  aus  dein   jA'li-,  Kiweiss-  und  Wiisser^erliist.       In    zalilrejrbiw. 
treten  naeli  kürzerem  uder  tiinjrereni  (.iehranrii  der  Schilddrfis^Mipraeparatp  ai 
Eiweiss    und  Zucker    itu   Harn    auf.      l'nanj;enehnie  Nebenoi-srlieinuiifteo    ili-r 
driisenfüttennip  sind  ihre  WirkuiiKeu  auf  das  Her/,  inid  (hiK  aHgiMncJnc  Bei 
Kranken.     Stürmisches   Herzkhi|tfeii    mit     IHO^ltiO  l'nlssi-hl:i;jj«'ii    in    «ler  Mil 
intirniittirendem  und  arhytlunischi-iLi   i'uls.  Herzschwäche    bis   Obnmarht, 
Kupfschnierz,  Verminderung  ih/s  A|i|»etits,  Schlaf  h»sigkeit,  zieiumde  SchroeriM 
Kvtremitäten,  Zittern  derselUen,    hnchgradige  iierv("ise  Erregung,    schwere  IVii-b»«- 
iinter  dem  Bilde  des  VerlV)l;;inifrswaliiies  mit  trMltlieheni  Ausgang  (Sta  bei ),  A'r '" 
des  Haenioghibingehaltes  des  Blutes,  hytlraemische  BescliafTenhcit  di-sselben.  AI 
der  allgemeituMi   Widerstandskraft  <les  Krirpei-s,    seniles  Aussehen   sind   u- ' 
strebten  Kinwirkmig  auf  Strtnnu,  MvMiedem  imd  IVtlleildgkeit  nach  länger 
der  Sclnhi(h-üseii|M:ie|)arate  heotjachfet  wrinlen.     Die  Krseheiiiungen   von. 
nnd  gesteigerter   Hiweisszerfall   treten  frülii'r   ein.    wenn  der    Kranke   gT"  ■ 
gewohnte  Muskelarbeit  auslülirt  (((ertel),  und  zwar  schim   hei    {.-«ugerem,    '■' 
dem  tielieii,    'rreppeiisteigeii ,    (ivinnastik    und  atulen-r  Musktdanstrongung.     ' 
die  Herzkraft  bereits  ahgemunnien  hal,  um  sti  früher  nnd  bcdroheniler  ute'ifi' 
die  Erregung  und  Insulticien/,  des  Hi'rzeiis. 

Iter  wichtigsten   Indication  hei  der  Beliaiidhmg  iler  l''ettleil)igk.eit,    der  trli'^- 
der  Her/.kraft  und  der  Vernteiirung  des  Kiweisshostaiides  durch  Steigerung  der  Mi 
arbeit  kann  daher  bei  der  SciiildilrüsenlTitterung  in  den  bezüglichen  Fällen  ni<'il 
nügend  ents])rochen  wenlen,  \ielmehr  wird  die  Insufhcienz  des  Herzens  durch  ili' 
\enm'hrt,  der  Kiweissl)estanil,  namentlicli,  wenn  schon  früher  Stauungsalbuuiiminr 
standen  hat,  weiterhin  geschädigt,  tmd  die  Entwicklung  der  drohenden  Compl 
Atbuniiimrie,  lilykosnrie,  sicher  erleichtert.      Als  geeigm'tste   Fomi   der   Feti 
für  die  lii'handlnng  mit  Schilddrüseiiprar>|ianiten    ist    daher    die    plethorischc  n 
zeichnen  niit  noch  genügeniliT  Herzkraft  und  ausreichendem  Eiweissbe.stand      l" 
Fettbestaud  dieser  Form  mu'  schwer  dmch  dii'  Schitddrüsen.snbstanz  ang'  ^ 
ist  eine  Kost  notbweiulig,  in  der  Fett  imd  Koldehydrate  soweit   herabgesi 
es  für  den  Verbrauch  einer  bestimmten  Menge  l\("ir](erfett,  d.  h.   für  eine  entsprrrl 
(iewichtsabnahme,  tiothwendig  ist.    Die  riejitigc  Anordnung  der   Kost  und  diT  '•"*** 
der  [losinmg  der  Schil(hlrit.sen|)raeiiarate,    rnuss   wiederholt,    um    eine    zu    rn;' 
wi<-htsabtiahme  zu  vermeiden,  durch  die  Waage  coiitrolirt   werden.      Hei  eintr  ■' 
Herzerscheimmgen,  Herzscli\\;ich(^  und  zu  starkem  («ewichtsverlu.ste    ist    mit  li-' 
liajullung  auszusetzen.     Was  die  anaemische  imd  hvdraemische   Form   an' 
welcher    die    abnorme  Fettbildnng    weniger    durch  l'eberernilhrung  als  «. 
.Setzung  der  Oxydationsvorgiinge  erfolgt,  so  ist  bei  diesen  Kranken.   d«Ten  Hi-i 
immer  mehr  oder  weniger  insufticieiit  ist,  die  grOsste  Vorsicht  nothwendig,  w  • 
die  Steigerung  der  Miurese  unter  der  Tiiyn.'oidinbehandhmg  einer  wichtigen  Ini! 
der  Erhiihung  der  Wa.sserausscbeidung  aus  dem  Kilrper,  entspricht  (Oertel).    L' 
solcher  Kranken  nms.s  eine  gemischte  oder  die  gewohnte  sein,  d,   h.    Fett  und 
hydrate  in  hinreichender  Menge  enthalten,  um  hei  der  beträchtlichen  Steigurtuir 
( Ixydationsvorgänge  keinen  zu  grossen  (iewicht-svrTlust  und  Eiweisszerfall  untrr 
sicii    einstellenden    allgemeinen  SchwiSchezustfmden    zu    veranla.ssen.      Solch«? 
magern  schnell  ab,  aber  ihr  EiweissbestamI  und  ilire  Herzkraft  finden  keine  Ert' 
sondern  veruiindeni  sich   noch  mehr,  besonders   da  nach  vorliegenden   Bfohafhl 
Zubigen  von  Fett  und  Kohlehydraten  in  der  Kost  den  EiweLsszerfall   nii-ht  .ii 
vermiigen.    Wie  liei  ;imJever  energi.seher  Entfettung,  iiinnnt  auch  (Lis   di-ni  H'^i 
.■itifgtdagerte  und  ihn  durchsetzende  Fett  lasch  ab,  der  atrophische,  schlatle,  ii 
fettig    degenerirte  Muskel    bleibt    aber    unverämiert    zurück,    und    Herzlähi 
Hydrops  können  früher    eintreten,    als    weim  der  Fettbestand  unangeUistet 
wäre  (Oertel).    In  Fällen  von  I'letliora  mit  noch  gut  erhaltener  Herzkmft  kai'; 


feUI(>ibi^krit 


»»o    — 


Fp(tl«'ilii|u'kpit] 


iiii'i'li.'iiiisclic  Bt'li;iriillmifr  itiil  tlor  Kiiiiirilitm'  vnii  'rii\n'(niiiii|(f;ii'|i;ii':itiMi  soj^li'ii'li  vyr- 

IuhmIi'ii  wiTiliMi.     I tap'ijiMi  ist  es  in  diMi  anaiMMi.si-licn  iiml  livdnicinischi'ti  l'"oriii»rii  ge- 

Imtni,  iiirlit  ziifileiuli,  stitiiicrn  n;iclitr;ij;licli,  wenn  iliircli  Scliilil(li"üst'n|)r;ic|iai:itf'  citio 

{jfjjüfrfndc  Kiitfcttiiiij;  fiTi'irht   wnnlcii    ist,    dio    tli;u'ti'tisi'ii-iiK'rii;H)isi"li('  BehaiHlhmg, 

[der  HiT/kraft    und  diT  Leisttiiijjsfiihifükcit    des   gcstiiumtnn  (liir.inisinus   i'iits|»rpclioiul, 

1  piiizuit-ilt'n,  um  einen  weiteri'ii  {•'ett.iiisat?;  t.u  vernifiidi'ii  und  eine,  Krliiihiing  des  Hiweiss- 

bestaiules,  lieziehiuifjsweise  der  Herzkraft  iiadilrDglich  zu  erreichen.    Hie  mecbanische 

[  Hehandlunjc    dürfte    dann    immer    auf    mehren!  Muiiale  ausgedehnt  werden.     Contra- 

|iudieationen  für  ilie  Sfhilddriisen|»rae|»arate  sind  vorgesehrittenes  Alter,  Fetthi'rz  und 

llnsufticienz   des  llerznuiskefs,    Kl.i])]»enfeliler.  Arteriosklerose,   dünn  Albuminurie  und 

[<ilyk().surie. 

In  der  Hauptsache  bezielit  sieh  die  medicaniendise  Hehandiimg  bei  der  Fettleibig- 
keit auf  iiiterrurrento,    sie    l)pf,'leitemle   und  vuii  ilir  abliän^ifre  SymjitiUJie  und  Com- 
plicatifMien,  sowie  auf  die  sebueren  Zustände,  unter  welchen  das  Kiidstadium  eintritt, 
llnterrurrente  Fieber  verlanjien  besondere  Autmerksairdieit.    l>a  die  \\  ärmeabgahe  von 
Ider  {ieriiitrereu  Kiiriieroberllarbe  der   Fettleibigen   durch   .\bkidilnng,    kalte  Hader  etc. 
t vermindert    ist,    so    nuissen    neben    tien  hydrotherapeuti.sebcn  Maa.ssnahnien  noch  die 
Antiijyretica    in   Anwendung    kommen,    soweit    sie   keinen  schwächenden  RinHuss  nnf 
Iflas  Herz  ausüben.     Aasserdem  muss  bei  jeder  l'hase  der  Krankheit  der  Herzzustaud 
[sorgfältig  iH'nbaclUet  umi  jede  Verordnung  nach  der  bestehen«len  Herzkraft  eingerichtet 
I  werden.     Die    von    der    abduminellen  Plethora  abhängigeu  Störungen,  Krkrankungen 
I  fb'r  Leber,  des  Magen.s  uiut  Harmes,  können   iittr  durch  Beseitigimg  der  Ursache  ge- 
lhoben werden  orler  eine  durehgreifen<le  Hesserung  erfahren.     Ks  wird  daher  alles  zu 
jeiitferneii  sein,  was  eine  abdominelle  l'lethora   hervorruft   um!  iinterbült.     Anhäufung 
[von  Ingestis  durch  übermässige  Nahningsaufnabnie,  aidialtende  Stuhl  Verstopfung  und 
I  Koprnstase    machen    die  Anwendung    mehr    o(b^r    weniger   starker,    darraentleerender 
>  Mittel  nnthwi'ndig.     Hierher  gehören  zuerst  die  Salze:   (jlaubersalz.  Karlsbader  Salz, 
[Alarienliader  Salz,  katfeelöffelwei.se  auf  ein  (jlas  Wasser  (ca.  200  rem)    morgens    ge- 
1  tnuiken,    dann  Rhabarber,  .lalape,  Aloe    in  Pulver-    und  Pillcnform,    kalte  Aufgüsse 
Lvon   entharzten  Senneslilättem,    Kicirut.söl,    die  I*rae])3rat.e    von    f'ascara   Sagrada,    in 
Yein    oder    in  Tabletten-  und  f'illenform.  l'Vangula,  'ramarinden  und  andere  Mi>(Iiea- 
lente.     Unterstützt    können    diese  Arzm'imittel    werden    durch   W.issereinlanf,    durch 
iKlystiere  vnn  abfülueuden   Mitteln,  Wasser,  Glyeerin,  .Massage  und   Kiekiricifät.     Hie 
iverscliieili'uen   Frkrankungen    tier    Haut,  Intertrigo,   ekzematöse   F/ntzündungsproces.se, 
Irruritus,  Seborrhoe  cii'.,  welche  die  Fettleibigkeit  so  häutig  coniplicireii,  sind  für  sich 
zu  behandeln.     Weim  Sklerose  und  .Atberomato.se  sich  entwickelt  haben  und  die  Kr- 
Kcheinungeu  der  Krkraukune  »ier  Kranzarterien  des  Herzens  vorhanden  sinil,    ist    die 
bbei  diesen  ICrkrankungen   <les  Herzi-ns    und    der   chronisebi-n   Myocartlitis   angegebene 

■  Behandlung  einzuleitj-n.  Hbenso  nm.ss  die  Tlu'rapie,  wenn  b.irnsaure  liiathese  und 
lOicht*  die  l'Vttleibigkeit  conipliciren,  gegen  diese  Stoflweeh.selamunalie  noch  aus,ser- 
^dem  eingerichtet  werden,  w(diei  die  Zutheilung  der  alkalischeu,  kohlcns.tures  N.ttron 
[und  Lithinn  lialtenden  Wasser  in  der  .\rt  zu  erfolgen  liat,  djisa  durch  voraiLsgegaugcne 
|DilTerenzbestimnunig  festgestellt  wird,  unter  welcher  (irösse  der  Flüssigkeitsaufnahme 

■  am  meisten  Harn  gebi.s.sen  wird.  Führt  die  Sklerose  und  Atheroniatose  der  (Jehirn- 
laiterien  zu  Tbronibose  und  Gefässzerreissung,  Apoplexie,  KnceithalohaemoiThagie,  so 
Irichtet  sich  die  Hebandlung  nach  der  Schwere  der  aus  dem  Sitze  und  der  Grösse 
ld<*.s  Insultes  resnitirenden  Ki-scheiming.  Im  weiteren  Verlauf  und  FTulstadiuni  der 
Ivom  Herzen  ausgehenden  bedrohlichen  Krscheinungen  wird  man  diiri'b  Higitalis, 
IStrophruithus  und  die  übrigen  Herzmittel,  namentlich  unter  Heralisetzung  der  Ftüssig- 
Ikeitsaufnahme,  da  die  Wirkung  dieser  Mittel  d.'iilurch  fast  ausnahmslos  eine  ener- 
Mfischere  wird,  die  immer  mächtiger  hereinbrechenden  Kreislaufstörungen  in  Schranken 
Lzu  halten  suchen.  Erreicht  man  das  nicht  mehr  oder  nur  unvollständig,  wächst  der 
iHydrops,  kommt  es  zu  .Ascites,  Hydruthorax  und  Hydropericardium,  so  gelingt,  es  am 
(Anfang  fxst  immer  durch  Diuretica  wie  IKuretin  oder  Scilla,  oder  auf  chinirgischeni 
IWege  durch  Kinlegiuig  von  kleinen  Troicarten  in  die  unteren  Extremitäten,  durch 
IScarificationen,  damit  da»  Wasser  abströmen  kann,  dem  Kr.-inken  auf  längere  Zeit 
iKrleichlerung  zu  verschaffen,  bis  endlich  auch  diese  Mittel  versagen.  l>rohen  Limgen- 
loedem  und  Herzparalyso,  so  kann  man  je  n.ach  den  Krscheimnigen  durch  Pieizmittel, 
iActher,  ("ognac,  starke  Weine  uml  Hautreize,  Senfpapier,  Haudbilder,  trockene  Seliröpf- 
Ikripfe  und  innerlich  Ijcpior  Auimouii  anisatus,  Mu.s(:hu.s,  C:Lstoreuni,  Kampber  innerlich 


|F(>t1lpibi)<kei< 


—     290 


FVuchlr  Wim» 


uikI  siihciitaii,    ilii?  Kiitiistnuihf  vielleicht  noch    i'ininal    vfrzOgoni.     bis    im   iiirt*i 
oder  iibeniächsteii  Anfall  der  letale  Aiisjianj;  nicht  mehr  aufzuhaltt-ii   i«! 

f>i(<  Krtfebnissf  einer  riehtijc  durchf;"fnhrten  Hiitfettimg   dürfen    k«- 
Herzschwäche  »der   Herabsetzun«:  des   alipeuieini'n   KrfifteziistaiKlt's    ziii  ^' 

der  Abnahme  des  l""etttiestandes  nuis>  eine  Znnahrne  der  Herzkraft,  der  Lci''1m> 
fähigkeit  des  Kranken  niid  des  ailgemeineii  Wolilljehndens  sich  verbiiideii,  »fiin  in 
anfangs  da«  Aussehen  des  Kranken  thirch  das  mehr  oder  weniger  \>f 
Schwinden  des  KettiiolsJers,  dem  rKiuientlicIi  die  (iesiciitsliaiit  nicht  sofi»ri  -i-L  - 
paäst,  gegen  früher  noch  als  ein  mehr  gealtertes  oder  roducirtes  erscheint.  Ikttd 
ständige  Ausgleich  zwischen  suhiectivem  Befinden  und  allgomoincr  Leistnn.-^f'l- ri  ■ 
einerseit.s  und  der  äusseren  Krscheiiinng  andererseits  kann  sich  oft  i-rst  iii  ' 
bis  zti  einem  halben  .Jahre  vollzogen  haben. 


OEurr: 


Fcnchte  Wanne.     Itie  feuchte  Wärme  ste 
in  grossem  .\n.sehen,    .sondiM'n   sie   wird 


t  nicht  allein  als  allgemfin    bekannte  W 
auch    ärztlicliei-seits    in     der    Form   von 
schlagen  und  ICinp.ickuitgen   sehr    viel    angewendet.     .\ls    feuchtes   Medium  dicm 
weder    einfaches  Wjusser    oder    eirn;   lireiige,    aus  Leinsamen    oder   Hafergrülir   . 
Aufkochen    mit   Wasser    hergestelhe    Masse   (KataphLsnien'-').       Bei    Verwenduii.- 
Wa.s.sers    kann    tnan    da.s.sellio  kalt  oder  schon   gewärmt   nehmen;     im   orstcren  i-^ 
tritt  der  KfTect  der  fi-tichten  Wärme  erst  nach  längerer  Zeit,  nämlich   dann  ein,  •'« 
durch  die  Körperwämie  eine  Krvvärniimg  des  Wa.s,sers  eingetreten   ist.      Es  Ltt  jwlw' 
mithig,    um   ein   Verdunsten   des  W.issers    und  Kintnicknen    des   L"ni.schlages   xii  t»? 
hindern,  diesen  dundi   iiiijiermeable   Hiillen   gegen  die  aussen;   Luft   zu    isolin-n^ 

IMe    in    (ier    Form    vrm    I  nrsclililgen    apidicirte    feuchte   Wärme    wirkt    «ip  a. 
prolongirtes  warmes  l/ticalhnil,  vor  <lem  sie  aber  der  b'onn  und  Ipiohtercii   V 
wegen  in   vielen  i'ällen  deii\Hrzug  verdient.    I»ie Wirkungen  sind  denjeiii^' 
ioiigirten  warmen  Üatles  analog,  und  zwar  äussern  sie  sich  spcciell    auf  dii-  H;>h! 
("irculation   und   das  Nervensystem.     |)ii'  Wirknug  aid'  itie  Haut   zeifit   sich    in  '^' 
der  K()idermts  nud  nachfolgender  Absfhu|»]umg,  sowie  in  einer  I)eluiung  und  gre^ 
(ieschiueidigkeit  ifii   llezirke  der  .Afiidication.     Der  Kti'ect  auf  die   ('irculation  Un- 
sich  in  der  liald  eintretenden  Itöthtmg  des  der  feuchten  Wärme  ausjfesetzten  K"; 
theiles  iiifidge    von  Krschlaffnng    und    vermehrf<'r   Pülluiig   der  Gefiis.sp.      |>-'  -; 
die    Schweis.sabsotulenmg    vermehrt    «md    eine    be.ssere    Ernährung    iler    lp> 
Theile,  wie  eim:  gestei);erte  IJesoqition    in  dcu.selben  erzielt.      U>ureh    die    H. 
an  der  .Xjijdicationsstelle  tritt  vr-rmimlerte  Hhit/.ufuhr  an  aruleren  Theileu  il 
ein;    daher    wirkt    die   feuchte  Wärme  als  Derivans'.     .Vuf  dati   Nerven.sysleui  > 
sie  in  hohem  (irade  liendiigeml   und  sclimerzstillend,   eine  Wirkung,    die    (hip'li 
gleichzeitig  eintretende  Erscblaffimg  der  glatten   und  gestri'iften  Mliseulatur  bei  kr.in« 
haften  Zuständen   diesir  noch   erhöht  wird.     Man   wendet  demnach  rlie  feuchte  Wii-n? 
passend  datui  an,  wenn  eine  Ableitung  von  den  irmereii  Organen   nach  aussen  bern»- 
gerufen  werden  stdl,  besonders  bei  Entzündungen  des  Hacheius  und   Halses,   bei  Rr"'' 
chitis  und  Pneiunonii-,  bei  entzündlichen  l'roce,s.«en  in  den  UntorleibKorgancn,    (■ ; 
liei  entzündlichen  Schwellungen  tier  (ielenke,  bei  schmerzhaften,  noch  nicht  zur  iirii' 
gekommenen  (ieschwüreu.  bei  torpiden  Wunden  nud  endlich  noch   hei  Neuralgien  im^ 
krampfhaften  Zuständen. 

Zur  Ausführung   des  Verfahrens    wird    ein    weiches    Handtuch     oder    sonstjpf* 
Leintuch,    dessen    harter,    genähter  Saum    be.s.'^er  vorher    entfernt    ist,    ontsprechfol 
der    Grösse    des    zu    bedeckenden   Theiles    nii'hrmals    zusammengefaltet,    hiemaf  w 
Wa.sser    jretaucht,    bis    es    vollkonnnen    durchtränkt    ist,    ausgerungen     und    der  1"' 
IretTenden   Körperstidle  dicht   an.schliessetul    angelegt.     Uabei    ist    darauf    zu    achtrn. 
dass  da.s  Tuch  keine  Fallen  hat,  w  etcln^  drücken  könnten.     Man    bedeckt   es   bu'i ' 
nnt  (iutt,'iperclui  oder  gerdter  Seide,  über  welche  i'ine  l'I.Tiu'llbiude  oder  ein  noll- 
Tuch    fest    angelegt    wird.     Der  Breiums<ddag  wird    in    der  Weise    hergtwtclit,   > 
der  weder  zu    trockene,    noch    zu    feuchte   Brei   in  Leinwand   eingcschlag»ni   auf 
betreffenden  Körpertheil  aulgelegt  und  nnt  einem  wollenen  Tuch   bedeckt  wird. 
i.solirende.  Schicht   ist  hierliei  nicht   nothwendig.     Der  Hreiumschlag  h;it   den  Vnr    - 
sehr    lange   die  Wärme  hei  sich  zu  behalten    und    feucht    zu    bleiben,     wälirrnd 
Wasserumschlag  nach   längerem  Liegen    mehr   oder    weniger    eintrocknet.     Aurli  i< 
der  erstere  sanfter    und    weicher    und    sctiücsst    sich    den  Körpcrtheilen    l>ee»r  »•. 
dagegen  kann  er  allerdings  durch  seine  Schwere  belästigen.     Der  Haferuniscblag  hat 


■  [Fenohte  WSme  —    207    -  Pichtelit] 

.      wiederum   deu  Vorzug  loicliteror  Bereitmig    und  Krneueruiig,    sowie   grösserer  iveln- 
lichkeit.    Als  einen  den  ganzen   Körper  bedeckenden  Breiumschlag   kann    man    das 
•      warme  Moor-*  oder  Schlammbad  ansehen.     Soll  der  ganze  Körper  der  feuchten  VVJirme 
)      aasgesetzt  wertlen,  so  dienen  dazu  die  Einpnckungen*. 

lF0a«nchwaiiifli,  Zuodcrpilz,  Wundüchwamm,  Kungus  igniarius,  Fuiigus  s.  Boletus 
s.  Agaricus  Chirurgorum,  heisst  der  für  den  medicinischeD  Gebrauch  pracparirte  Polr- 
pörus*  foinen  tarius.  Derselbe  wird  hauptsächlich  in  Böhmen  und  Ungarn  im  Spätsommer 
gesammelt,  von  der  Rinden-  und  HymenaUchicht  befreit,  in  Wasser  gewaschen,  getrocknet  und 
weich  geklopft  bezw.  gerieben.  Der  \Yuodscbwaroni  stellt  so  lockere,  aber  festzusamnien- 
hängende,  rostbraune  Lappen  dar,  welche  mit  Leichtigkeit  das  doppelte  (iewicfat  Wasser  auf- 
saugen ;  er  dient  als  mechanisch  wirkendes  Blutstillungsmittel.  Die  Droge  darf  nicht  mit  dein 
mit  Salpeter  getränkten,  als  Zunder  benutzten  „Schwamm"  verwechselt  werden,  welcher  erst 
nach  Entfernung  des  Salpeters  durch  Auswaschen  zum  Blutstillen  brauchbar  ist. 

HAASE. 

f  ftnlllM  L.,  aneb  FeTiUe».  Pflanieagattung  aus  der  Farn,  der  l'ucurbitaccae*.  l'nterfaio.  Cremospernieai* 
(welebe  dareb  bBnppnde  Samenanlagen  gekennxeiebnet  sind),  Typus  einer  bosundoreu  Tribna  Fruilleae.  BIHtlieii 
aioeeiaeh,  Siäblig.  sebr  klein.  Minnliehe  BlOthen  mit  5  freien  StanbbUttern,  weibliche  mit  Staminodien.  Fnirht 
«Ine  grosse  apfelAhnlicbe  Beere,  an  welcher  sieh  der  Kelchrand  stark  abhebt.  Ton  den  t(— 7  .Vrten  auf  das  tmpi- 
sehe  Amerika  besehrttnkt  ist  F.  trilobata  L.,  bekannt  .ils  Kankengewächs  Brasiliens.  M. 

Letztere,  auch  Ferillea  HarcgraTÜ,  Ouib-Ghandirt)ba,  Nhaudiroba  Harcfn*.  genannt,  enthält  in  ihren  .*<araen, 
Ftres  de  Saint  litnace.  ein  batterartiges.  weissgolbex.  stark  bitteres,  purgirendes  Oel,  welches  auch  tusserlich 
bei  rheomatoTden  Schmerzen  Anwendung  findet.  Noch  kräftiger  purgirend  wirken  die  Samen  von  Ferillea  cur- 
difolia  L.  (Trichosanthes  punctata,  Nhandiroha  foUis  trifidis  Plnmb.),  welche  auch  als  Antidot  liei  Sehlangenbiss 
and  Vergiftung  mit  den  Frllchten  Ton  llippomane  Maneinella  *  benutzt  werden. 

J. 

Tlkrom,  Tumor  fibrosus,  Fibroid,  Desmoid.  Jede  aus  Bindegewebe  bestehende  Ge- 
schwulst kann  man  als  Fibrom  bezeichnen,  jedoch  sind  die  Fibrome  selten  rein  aus  Binde- 
gewebe zusammengesetzt,  sondern  enthalten  neben  diesen  noch  meitt  Muskelgewebe  (Fibro- 
myom),  Schleimgewebe  (Fibromyiom),  Knorpelgewebe  (Fibrochondrom)  u.  s.  w.  Man  unter- 
scheidet weiche  Fibrome,  die  mehr  zelliger  Natur  sind,  wie  z.  ß.  die  Nascupolypen  und  die 
Polypen  des  Darms,  des  Magens  und  des  Uterus,  und  harte  Fibrome,  die  vonugswcise  aus 
Fasern  zusammengesetzt  sind  und  sich  hauptsächlich  im  Nervengewebe,  den  Nieren,  im 
Knochen  u.  s.  w.  linden.  Während  in  den  meisten  Fällen  die  Ursache  der  Fibrome  unbe- 
kannt ist.  lassen  sie  sich  zuweilen  auf  Narbenbildung  (Keloid),  chronische  Entzündung  oder 
Syphilis  zurückführen.  Selten  erreichen  Fibrome  eine  erhebliche  Grösse,  sie  werden  störend 
nur  durch  ihren  Sitz,  wenn  sie  auf  andere  Organe,  besonders  auf  Nerven,  drücken  und 
Schmerz  verursachen.  Die  polypösen  Fibrome  der  Nase  und  des  Verdauungstractus  können 
auch  durch  Verstopfung  der  Nasenhöhlen,  des  Darms  u.  s.  w.  oder  durch  Blutung  schädigend 
wirken.  In  allen  diesen  Fällen  erfordern  sie,  soweit  sie  zugungig  sind,  einen  operativen  Ein- 
griff. Zuweilen  zeigen  sie  Neigung  zu  Recidiven.  Metastasen  echter  Fibrome  sind  niemals  be- 
obachtet worden,  dagegen  giebt  es  Sarkome,  die  in  ihrer  Structur  den  Fibromen  sehr  nahe- 
stehen und  leicht  zu  Verwechselungen  mit  diesen  führen  können.  Eine  grosse  Reihe  von 
Fibromen,  besonders  die  Neurofibrome,  kommen  mehrfach  vor  und  treten  gleichzeitig  an  den 
Terscbiedensten  Körpertheilen  oder  im  Verlauf  desselben  Nerven  auf. 

UANSEHANK. 

Tlbroma  mollagcnra  s.  areolare,  Molluscum  fibrosum,  ist  eine  gutartige  Ntni- 
bildung  in  Form  von  kleinsten,  erbsen-  bis  bohnen-  und  faastgrossen  und  nocli 
grosseren  Geschwülsten,  die  entweder  vereinzelt  oder  meist  zahlreich  an  einem  dünnen 
Stiele  (Molluscum  pendulum,  Cutis  pendula)  hängen  oder,  selten,  breit  aufsitzen,  von 
normaler  Haut  überzogen  sind,  eine  weiche,  elastische  Consistenz  besitzen  und  aus 
einem  weitmaschigen  IJindegewebe  bestehen,  des-sen  Hohlräume  mit  einem  schleimigen 
Inhalt  ausgefüllt  sind.  Die  Affection  ist  oft  erblich,  ihre  Aetiologie  dunkel  und  ihre 
Entstehungsweise  noch  nicht  völlig  aufgeklärt.  Eine  Kntfernung  ist  nur  indicirt,  wenn 
die  Geschwülste  durch  ihren  Sitz  oder  ihre  Grösse  dem  Träger  Beschwerden  machen. 
Die  Fibrome  werden  operativ  durch  das  Messer  oder  beim  Fibroma  pendulum  durch 

•  Ligatur,  Scheere  oder  galvanokaustische  Schlinge  beseitigt.  saai.ffxd 

HlirOS6)  die  Subatani  der  Itolz/aser.  wird  Ton  Frem)'  Ton  der  gewdhnlichen  CoUulosc  untersebieden,  da  sie  zwar 
ia  concentrirter  Schwefelslure,  nicht  aber  in  Kalilauge  und  aininoniakalischer  KupferlBsung  Inslicb  ist. 

S. 

Slftktellt,  CuHa.  Bndet  sich  als  weisse  krystallinisehe  Einlagerung  uder  ebensolcher  Ueberaug  auf  halbvertorflen 
nehtenstimmen  in  einieluen  Hochmooren,  namentlich  bei  Redwitz  im  Fichtelgebirge.  Er  zeigt  vollstundig  paraflin- 
mitigen  Charakter,  d.  h.  ansserordenUich»  ResLitenz  gegen  alle  Keagentien.  Durch  Behandlung  mit  .lod  konnten 
ilia  iwei  Wasserstoffatome  entzogen  werden.  Bei  wiederholter  I)e«tillation  Ober  Zinkstaub  liefert  er  Keten  0,nH,„. 
dessen  Perhirdrflr  er  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  ist  (Baniberirer,  Spiegel). 

SPIEOEL. 


IKIchtPiihnri!  '2W    —  FiehtnuitM 

l-'lcht«<nhRnt,  'raniirnhary,,  (;i;ni«iiiir  Wi-ihraucli,  Waldrauch,  Kesiii.i  l'ini  s.  m 
iiMinis,  lii'isst  «las  vini  Vürsohiedonuii  l'iuii.surtüii,  nach  Ph.  G.  I  von  Finus'Abit-L 
iiml  l'iiiii»  pifca  I,.  (jcwoiiiiciic  Harz.  Dasselbe  fliesst  theils  freiwillig  aus.  !;_• 
lifloriirii  man  <Irii  AiisIIuks  'hircli  Kinsclinittc:  au  der  Luft  erhärtet,  bildet  ■=>  gt; 
lieh  woissf,  Icstc,  im  Innern  weichoru  und  sUrk  klebende  Massen  von  ao^'iL 
liar/iK<'ni  (ii-rui'li,  soliarfcni,  gewürzig  -  bitterem  (lescbmack,  welche  in  Alkob.'l  c: 
Kiso.ssi|{  liiü  auf  etwaig«  nM-chaniscbc  Verunreinigungen  lüslicb  sind.  Fichtenharz  ist  mb  'i- 
monno  MTNi-binlfiifr  krystallisirliarer  Säuren,  wie  Abietin-,  Pimar-  und  Piniusänre  mit  I'T- 
|ii>ntiMi>l.  I'ni  CS  von  lioigomengten  Kindcn-,  Holztheilcn  etc.  zu  befreien,  schmilzt  man  dj»^::r 
lilr  .tifli  odi-r  iintor  /uKat/  von  Wa-iscr  und  colirt  und  erhält  so  im  crsteren  Falle  gli- 
/.iMuli*.  (luri'lisi'liriht'ndo,  .spröde,  gt-lbe  Massen:  Burganderharz,  gelbes  Pech.  ResiL. 
I'ini  llurtüiinitii-n.  Kosina  s.  Pix  flava,  im  anderen  Falle  ein  mattes,  undurehsiciitiri 
Rrauiti'lbi'»  l'racparat:  Weisses  Pech.  Resina  s.  Pix  alba.  Das  letztere  ist  waswik^a 
um)  dexhnll»  in  Chloivfomi  trübe  löslich.  Es  wurde  früher  zu  1 — 2  g  mehrmals  täglii-!i  te 
tionorrbi'c  «md  bii  Hautkrankheiten  gegeben,  jetzt  wird  es  innerlich  nicht  mehr  gtbniKt: 
M>n<li>rn  lediKlii'li  <»  reizenden  Pflastern  und  Salben. 

('eratum  Kesinae  Pini,  Oeratum  Picis.  Ceratum  s.  Emplastruui  citrin::. 

Kesina  Pini  '2,  tVra  flava  4,  Sebum.  Terebinthina  «■  1. 
Kmplastrum    Pieis.    Kmplastrum  Picis   simplex,    Emplastrum  burgiic::- 
eum.  jt»'!''»'!*  Pcchpflaster: 
Kesin»  Pini  70.  Oera  flava  3Ü.     Hager. 
Kinplnsirum  Picis  irritans  s.  fortius.  geschärftes  Pechpflaster: 
t'eratum  Kesinae  Pini  IS.  Kuphorbium  puK.  i.  Hager. 

HIASE. 

FlrlllMiaa4i>lb«<><lrr.    /ur  Herstellung  der  Fichten-  und  Kiefeiuadelbäder  trerdco  rerschK&S! 
rr.».p.tr.ite   verwendet:    d.is  Peeeot.    d.v<  spirituöse  Extra«  und   die    aetherischen  Oele   Ci- 
.•r><eiv  is!  eu\e  ^t-uke  Abk.>chu:ij:  der  ;'ri>oh  gebrivhenen  Zweige  und  Xadeln  der  Kiefer.  Pji 
silx.'sinv  Puius  Pnmilio.  luuptsichlich  Hir.-e.  organ:Sv<he  SäoKD.  Terpentin,  Ameisen!äun:'ik 
!.t5>.\v  .tn  P4;>,>p;.le>(ill.i!  v,>n  grüaii,'!:  l<r.»,::ier  F.irbe  und  von  kräftigem,  angenehmem,  hioi- 
.H\M'.>A«j>ohem  «leuielie;  beide   enth.tiCi:    viie  aethersobea  Ciele  in  wechselnder  Menge.   0»? 
r».»ep.*«.>t>-  «eule«  deia  «annen  W.i.-isirb.iii;"  ja^setiu  :hi>f  Menge  und  die   Dauer  der  Ei 
'»;(V-.",v,);  «^-V.ion  .v.,-h  n.ioh  der  t.\r.s',:f.:;:.'>:;  uui  der.;  .\".;er  des  Kranken,  nach  der  Reitbuttr 
.;,■;  Hj«5  ond  de:  Kj.^akhe;;.    i;e».h::"...h  wird  ::.l;  ie::  Zusati  Ton  1 — 3  Litern  der  Ei«i.-fc 
.;.i  ,i,;h,-!;vV,-!>  vV;e  1     S  Thef".  ffe",  ;u.:;  B.i:e  :.z.zi:\zci~  und  je  nach  der  Reartioo  »Ui 
'  X  4  r«v  «m  \     •>  I.;.-,  -.vsr    1     i  Th.-  :  ?r.  ri>>:.-:ieL. 

P..- U>,5,-,S«-,:,",  l\-,i-.:r.;:  e.;.;  ".;'  M.rv.;f.  :  :::  ;..  ".i:f»  Verweilen  kann  eine  stark  initiRsi:- 

.  ,-•  .    >  ■,».•.,'„•  \\  '.i,..-.,.  ,».:;  >:..-  Hr.-.:,  •  -  *r  v'  -.  r-.>::  :  i-  r-iel  dem  Kopfe.  Heraklopf»  lai 

,   sv  •:-.•■  F^:viJ,;-.,L  lu:  K.Vv  ^.■.-•;■-•      '.^f  K.:"  r.  .lif  riifr  rneuffn    nämlich    je    nach  i: 

!"...•,-,'.  .,-y.V.-..  ,  . .-  :•;.■>:  ..'.?:  »:v.j^-:       •.;•..,-;..   »..i.-..    ;-.;:  Hiai    and    geböKn   daher  c 

'»...:-,    .:.•,•     S,.',.;..    ••.;.:    ».  -': . .    >.;  VV  n.ri  .-.i  Ir.üoas^n  jKmein  haben.    Wap 

. ...■,■.  •.....•;,•■.    ":  ii".  ■.  >.;•...  »  :.;    .:  .    7;;..j-.  r.:  .■   ^-. ..:-   »it  i*i  dea  kohlcasäaRhalnjci 

Iv....:     c.»v>  ..  •,  N.   j,-.». .".  ..,■,-  -.  ,.irV:  -"    ■•■    ••--*>■-—  ^»sseitade  i**»  iV.  k 

■  v\-.  '.  ^  .-i-    V      >;-.*."■.  »iv.   -..■...  -,.-■■.:   ;;   :.  .  •  m  -•:-ir;£erea  TeBperunra bcnl- 
V-.-.        ■.^.     •'   .^    j>.       A.-.-      N.;.      ?;>:.•    :;:  v.:;: --^c^i  '.^i^iweifeUuft  die  ^ideiBii 

»   .     ■,  "■   .- -■  .:»■,:■...  W  -v     i  '..;■   -•.^■-.'vv-    i:  •;  N:r>i:jT»:*a  e:a«  Ekkläniag  fiadtk 

V.-  »..•■.■     .■..,-.•  ;u  ..  »-  :->-    ■•   -i-       r  :  .r:.   •.-  .i-aittTZ.  ist  aicfet  seliei  *» 

•   i-.      ,•    \.    .-.  ».-..•      *.   '».-;•      \V  .  :  i.  >irr..>;-;  l-T    ätr  Nadelväidcr.  so  iti 

.'i    »■.    V  >■     X.  .  »  .-.- \  ,-.:   V-..  ; ; -.  -  :  :    '  :  >  .r:  1 5f  Wakaag  a»ii.    la  der  Tkc 
>.    X.'   ..    -.     ......    .  •.   .  •   •..,,•.-..  .-..•:.-:-  ':«^oM«  Back  emüdesin 

s    ,•.      •  ,     »       ,.v        .  .    ■ -.    ,       ^         4.:  ■    >..:    j:i:.i  bescadexs  bei  ttUn 

V      v'     X  V  .  -;  -.rzLi-L'.!.   ^i  d.vi    da   stvkcnr 

^  »  Ä    • .  •  .     ■». 

.  •  ■    V  •  -:-.r..-.    ^-iiÄarsN-be  X«an)pca  ai 


■--;i:-'.:.'k5jr  k<«»c«  fie  kfkkf 
*  -:;i  Li  Enracte.  die  artksi- 


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2fl9     — 


PIfhprl 


jCOfl  h.  Artnitri'kt*lii>  Pf1aii;ti>Mgutiiin};  Ait>  il'T  Farn.  tli«r  rrtiitncpin*.  mt  iriilorriitii.  tki-  M>m'ii(*imii<*  fMi>tilWf«i- 
bftntnp)  tfnhtiriK,  nniprtlinifA  alirr  dm  A rtoearitrap*  xnfrflrpchni>t,  «usgvtoicbnpt  dnreh  rlif*  krouAfffrmiiCMn,  nii*!.-*! 
Uvi^diiii  wrnipndpii,  uU  »iKon  lickaniiton  Bllltlif-'nst.1nilr  (SaitiiiipIfrOi*litt>,  iScIioiiifrllrlitpV  Im  Innern  (Irr  Koitfi'  sind  pnt- 
wpdtT  ntir  «•infrli'i  ringp'tt'hl'-i'.hliic**  BlUthon  Vfrliandcn  odor  nni  Fi'jupnptn^'anjfp  niShnlirlii*.  ti**r<*r  Im  iJniiido  wriK- 
lichi*  BlUtlipi).  Alle  Arton  roii'li  un  Milctr-aft:  dio  niei^lPM  Arton  Im  Iritpifrclioii  A«ien.  Im  tlun  MittvIniri-rlttndQm 
Ubf'iall  i-iillivirl-  V.  Caritra  L-,  dor  Koniciui-  F'Mpt^nliuuni,  walir^rtiPinlifh  au?;  SUdiulcn  oin^onilttl.  aber  *«lMin  im 
Altnrtltiim  cnltlvirl.  Liefert  ilir  eKuliarf-ii  F»*ipi'n  tCa  r  i  r  ae.  nirlit  idpntis-dt  mitCarira'i  mit  tu»  7"  p<*t.  Tranln-n- 
xucker.  Der  Milchsaft  enthalt  ein  iieiitoniairendei*  Kennent,  tVradin.  F.  SycomuriiA  1...  dii'  ae^y  i>  t  i«e  li  e 
Feige  oder  Syeoreore.  liefert  Kletchfalli  W(dil.4«hmecltcnde  Früchte  Du*  Holx  lieferte  die  lliimieu.<4ttr^e.  Al?< 
KautNCliiik  liefernde  Artpn  «ind  bekannt:  Fien»  eln>>tioa  I...  bei  un*  in  an-^eheinlmrer  Kitrm  aU  .tüunimibanm" 
in  Zimmern  goKogen,  in  8llda.<(ien  und  auf  den  Sundainseln  ein  milehtiger  Raum;  F.  indica  Koxb.,  F.  elliiitiea 
Kunth,  F.  prino1de^,  F.  religiv«a  u.  v.  a.  F.  indir.a  liefert  in  Folge  deif  AnHteetieus  ilnreh  eine  Sehildlau^ 
den  Srhellaek  ['Ouramilaek,  8tueklaekf.  F.  cerifliia  .liifit^h.  (=  F.  Kuhraenmitfa  Dl.l  liefert  au«^  Keinem 
Htleli»aft  diL«  Foigenwaeha  (e=  japanijiehp»  PHanzenwaehs,  Snroatniwaeli»). 

M 


ICVSllHrSy  Tun  der  in  NeD-SItd-Walett  hPimlMchcn  FieuH  ruhiginufta,  enlhnlt  ca.  'M)  pCt.  in  I 
amorphefi  Sykop^lin.  I4|irite.  in  sie.lendeni  Wi'ingei.-it  lO^liehen.  in  Tafeln  krvtaUisiren« 
p»tor.  C,.He    i>l"jH,0.  (H.  Mtlller  und  W.  de  la  Buel,  miwin  Kantiehiik. 


kaltem  Weingeist  Inalirlien 
ilon  E.HstgtUnre-Sykueerjrl- 

H. 

Fl4l6ri8y  in  einem  Ton  hohen  und  ^iteilen  AbhRngen  umgebenen  Seitenlhale  des  l'r&ttigau  im  Kanton  llraiitidndi-u 
\0M  m  hoch  gelegener  Luftkurort  mit  drei  milden  alkalioeh-erdigen  Eifienalluerlingen,  von  denen  der  ergiebigste  itu 
Trinkkuren  und  in  BUdem  fast  aasscbliecKlich  benutzt  wird  ^(>,OI<H  Eiten-,  <l,07  C'aleiniii-.  O.lil  Magnesium-,  fl.7t 
Natriumbiearbonat,  7&;t  rem  freip  Kohlensäure).  Danehen  kommen  Sonibltder,  Poneben  und  Inhalationen  «nr  An- 
wendung.    AaiHon  Anfang  Juni  bi.»  Mitte  8e|)terober. 

W. 

leber  ist  ein  krankhaftf^r  Zustand,  welcher  clurrh  einen  Coinplex  von  Krscheinungen 
rharaktt'risirt  ist,  unt<>r  dcni'n  ilie  Tcmppratiirstoifirmiit;  wohl  das  siniirälli^ste,  allein 
durchaus  nirlit  das  einziirt'  und  tlas  Wi'si'ii  di'i'  Kraiikhfit  ausmachendi'  Symptom  ist. 
Im  iii'jjmflii'ii,  man  kann  finr  Tcmpi'ratnrsti'ijiemnf;  "hnc  die  übrigen  Krschcinnnj^en 
des  Fii'liers  dundi  eioe  Üeilie  vei-schiedenartiger  Kinpriffe  erzeugen.  So  kann  man 
die  Ti'inperatur  eini-s  Tliien-s  durch  künstliclie  Uelierhitznng  des,sell>en  im  Hnitofeii. 
durfh  Verk'tzuii);  (»estimnitcr  Stelieii  im  (Jehirn,  lur  einige  Zeit  in  die  Höhe  bringen, 
auch  gelingt  es  lieini  Menschen,  ilundi  langdaiiernde  energische  Miiskelaetion  (langes, 
rasches  Laufen),  durch  ein  heisses  [»amiifliatl  die  Körpertemperatur  fi"ir  ganz  kunte 
Zeit  zu  steigern.  Diese  Zustände  sind  jedoch  kein  l''ieber,  sondern  nur  Zustilmh« 
von  transitori.scher  Hyperthermie,  ilenii  sie  haben  die  Kigenthrimlichkeit,  ilass  die 
Wftrmcsteigerung  bei  ihnen  atil'hert.  sobald  physikali.<ch  die  .Meglieiikeit  des  Würnte- 
abflus8es  gegeben  ist.  Ausserdem  gehen  sie  iiicbt  mit  dem  gan/.en  iTir  das  l-"ieber 
charakteristischen  Symptomeiinimpies  eiidier.  Wohl  kann  jedi>  Hytii'rtherinie  i'iiie 
Steigerung  der  .\tiiemfre<[nenz,  sowie  der  F'nlsfre(|Uenz  zur  l-'olge  haben,  indessen 
sind  die  Stiirungen  von  selten  des  Verdaiinngscanals,  wie  .\ppetitlo.sigkeit,  Stublver- 
stopfung,  erhi'ilites  Ihirstgefiihl,  Miwie  gewisse  Erscheinungen  von  Seit<'n  des  Central- 
nervensystems,  insbesonitere  die  tieberbafte  l'rnstratiim  nicht  in  der  bekamiten  (irup]H- 
rung  zu  finden,  wenn  es  sich  nicht  um  wirkliches  Fieber  handelt.  Kerner  hat  beim 
wirklichen  Fieber  der  Ablauf  der  Stoffwechselsti'trungeii  einen  eigenartigen  und  be- 
stimmten Charakter. 

|)as  Fieber  muss  vom  Standpunkt  der  Therapie  verschieden  beurtheilt  werden,  je 
nachdem  es  sich  um  kurz  dauernde  oder  uni  rhronische,  lange  sich  hinziehende 
Fieberzustände  bandelt  und  nichts  ist  verkehrter  als  die  Annahme,  dass  nur  tias 
thermi.sclii'  Moment  am  Fieber  eine  therapeuti.sche  lndicatit)n  abgiebt.  Man  kann 
kurzdaueriubr  Fieberzust;lnde  beobacbten  z.  H.  nach  subcutaiiiMi  Fractnren,  nach  Hpt»- 
rationen,  bei  web'hen  der  l'atient  trotz  bohi'r  Temperatur  so  gut  wie  gar  keine 
subjectiven  Stönmgen  tiarbietet.  .Man  hat  lierarlige  Fieberzustände  a.sejttisches  Fielier 
genannt.  Sic  eriivneni  an  tlas  einfache  sogenannte  KesorptionsKeber,  das  man  z.  U. 
bei  lier  Aufsaugung  serfjser  Pleuraergus.se  bet>liachten  kann,  an  die  Fieberzustrinde, 
welche  durch  F^inspritziuig  von  Fermenten  in  das  Blut  erzeugt  werden  können,  das  (Jly- 
rerinettr.actfieber  von  Senator,  Fieber  durch  freies  Fibrinferment,  durch  Hi.stozyni, 
Pepsin,  Pankreatin,  Chyniosin,  Invertin,  l»iasta,se,  F,mulsin,  Myrosin,  sowie  ilnrch 
andere  hydrolytische  Fermenti'.  Hei  gröberen  Ver.ändenmgeu  in  lier  Zusaniuien- 
setzung  des  Hlutes,  z.  B.  bei  ilen  verschietlenen  Formen  di-r  Hai'itioglobiuaemie,  nach 
Bluttransfusion,  nach  Aderlilsseii,  n.-tch  schweren  Blutverlusten  kiiniien  Teniperalnr- 
erhöhungen  auftreten,  ja  es  gelingt  im  Kxjterimeiit,  ihinii  Ueberleititng  ties  Hlutes 
atw  der  Arteria  cruralis  in  die  Vena  cruralis  unter  Umgehung  des  (;apillarnetzi?s 
Fieberhewegiuigen  zu  erzeugen  (Stricker  und  AlbiM-t).  Diesen  kiuTdauerntlen  rel.a- 
fiv  hanniosen  Fieberfomien  gesellen  sich  einige  andere  Typen  zu,  welche  ebenfalls 
geringe  Stönmgen  des  Allgemeinbefindens  mit  sich  bringen  nnii  meist  nur  ewvv.'  Wwx- 


(T'ichcr 


—     300     - 


iLuii'iimIi»  Ti.-inpiTatun'rFii'ihiiiiji:  (liirlii«-tcn.     F.s   sind  tlu-f*  Tfuiporatur^'  :u  M 

oft  mit  Schüttelfrost   lycfcinut'ii,    und    ilii"    sich    bt.<i  (lallrnstf inkolik  'Msm 

n:icli  Katlicti'risuius  der  l'rcthra,  zuwi'iii'ii  luicli  Sondiruiig  des  Oesojii  1 

iMitwickclii.    In  difso  Kategiiri»-  ^i'höreii  .iiicli  ilii'  'i'i'inporaHirstfi'^t'ruii^  -1 

bei  rf'izbrireu  Personen  aiu  T.njrc  der  Aiifiiahiiie  ins  Krankenhaus,  „Aiifti.iliuiFtii-irr'J 
nach  heftigem  Schreck,  nach  e]iik'i>tiscberi  iinil  eiiileptirornien  AnfSlIrn,  aacb  maql 
kaiischen  Kxcitntionszuständen  znvveih'ii  beobachten  kann.  ■ 

Diesen  kurzdauernden  ,,ephemeren"  Fieber/ustäriden  stebeu  die  liln^r  dau«ni4fl 
[•'iebcrzustüiide  gegenüber,  welche  entweder  in  atypischer  Weise  oder  im  Rak^fl 
eines  bestimmten  Typus  als  Febris  contiiiua,  remittens,  interinittens  mit  plritilidt^ 
oder  allmrdilicliein  Ueginn,  mit  kritischem  oder  lytischen»  ICiiiie,  v»»rlnufcn  kAinii^ 
Dieser  (iruppe  gehören  die  eifientlichen  Infectionsfieber  :in ,  welche  ihr*  Ea(l 
stohung  dem  Eindringen  sogi'tiannter  pyrngener  Substanzen  ins  Blut  veniuk^l 
Von  allen  Fieberformen  bieten  die  Infecfioiislieber  ilie  Krsciunnurigeii  d«  M>^^ 
haften  l'roces.ses  am  deutlichsten  dar.  Diese  {'"rsclieinungen  zerfallen  in  subjrdiifl 
uiul  in  objective  Krsclieimingen.  Die  subjectiven  Krsi'heiniiogcn  hängen  *^ 
zu  einem  gewissen  Gra<le  ab  von  der  Stärke  dos  fieberhaften  Processes  und  t^ 
«ler  Eigenart  der  sie  bedingenden  Ursache,  jt.ineben  spielt  die  individuell''  K«aM 
tionsart  des  Einzelnen  auch  eine  Rolle.  Fieberformcn,  welche  plötzlich  mit  '.'UM 
intensiven  Temperaturerhöhung  einsetzen,  beginnen  gc\vOhnli<'h  mit  Frost,  ilcr  ■ 
seiner  stärksten  Ausprägung  einen  Schüttelfrost  darstellt.  Andere  Fieber  beging^ 
.illmllhlich  und  zeigen  hierbei  entweder  einen  Wechsel  von  leichtem  Frost-  uM 
Hitzegefülil  oder  rmr  die  subjeetive  Kntplindung  der  Hitze.  Auf  der  Höbe  Afl 
Fiebers  hält,  wenn  dasselbe  eine  ("ontintia  ist,  (i;us  Hitzegefülil  an  bis  zur  llthfl 
vescenz,  die  entweder  kritisch  mit  Scllweis.s:^u^l>^uch  "der  lytisch  ohne  einen  «oleliA 
erfolgt.  Kopfweh,  al!gemeiiie  rm-ulre,  Heklemnmng,  Angst,  allgemeines  Ui$*kfl 
hagen,  Schwere  in  den  (iliederu,  ceissende,  ziehen<le  Schmerzen  In  denselben  iH 
ebenso  im  Kücken.  Herabsetzung  des  Aiipetils,  Erhöhung  des  l>ui-st^'fühls,  TntrlkM 
heit  im  .Munde,  unnihiger  Schlaf.  Neigung  zum  Deliriren  sind  Erscheinungen,  ««lifl 
sich  bei  jeder  Fieberfonn  bald  in  hüliereiii,  l»ai<l  in  geringerem  Gratle  eiintrjM 
Die  objectiven  Erscheiiuuigen  zeigen  dieselbe  Abhängigkeit  einersoite  von  il 
Stärke  des  fieberhaften  F'roce.s.ses,  andererseits  von  der  Eigenart  der  fieberprrepfl 
tleii  Ursache.  Die  in<livi(luelle  Heactionsart  spielt  insofern  eine  Rolle,  als  rrith« 
liuiividuen,  so  besondere  Kinder,  die  Symptome  dos  Erbrechens,  der  Krümprc,  "l«^ 
TeuiiK-ratursteigerimg  leichter  zeigen  als  auilere.  Die  Eigenart  der  tieherenteuptiJ«* 
No.xe  macht  sich  insofern  liemerkbar,  als  einzelne  Krankheiten  bestiiunite  Krsthff 
uungeii  im  Sytn])totnencouiplex  des  fielierharten  IVocesscs  in  besonders  constniitWj 
n[h1  in  besonders  ausgi'prägter  Weise  ilarbietcn.  So  zeigt  das  Scliarlachgift  im  &■ 
ginn  des  fieberhaften  1'roces.ses  eine  besondere  Neigung,  Erbrechen  <tu  enteugfn.  fl 
treibt  die  l'tilszahl,  mehr  als  dies  bei  anderen  Infectionskrankheiten  flor  Fall  wl,  ■ 
die  Höhe  und  zeigt  am  Schlu.s.se  noch  eine  hp.sonders  deletäre  Wirkung  auf  die  Nii-i" 
D.TS  Typhusgift  zeigt  auf  der  Höhe  des  fieberhafttMi  I'rocesses  eine  besonders  inti-iivv 
Einwirkung  auf  das  Sensorium;  andere  Noxen  wirken  durch  ihre  Kigennrt  bestimtii'«^ 
auf  den  Teraperatiu-verlauf,  z.  B.  bei  der  l'neumonie.  Unter  den  objectiven  S\iB 
ptomen  des  F'iebers  beansprucht  d;xs  grösste  Inten-.s.se  die  fieberhafte  Temperaluifl 
Steigerung,  welche  gegenüber  anderen  Wärmesteigerimgeu  (Ueberhiiziuig,  stiriM 
Muskelaction)  die  Eigenthumlichkeit  zeigt,  liass  sie  trotz  der  .Mögliehkeit  äu:est>r(H 
Abkühlung  nicht  absinkt  und  sogar  nach  künstlich  erzwungenem  NVänneabfluss  »iwlc^ 
auf  ihre  alte  Höhe  zurückpend<'lt.  Man  kann  sich  als  Grund  dieser  Ersch'HuuiH 
einerseits  eine  dauernd  vermehrte  Wärmeproduction,  andererseits  eine  durch  ilifl 
fiebererzeugende  Noxe  bewirkte  Veränderung  iler  für  den  Wänneabfluss  sonst  gfltofl 
den  Bedingungen  vorstellen.  Letztere  Annahme  liegt  der  Traube'schen  AufTaäsnin 
*om  Wesen  «ler  fieberhaften  Teniperatursteigerung  zu  Grunde.  Traube  sucbl  läU 
fielterhafte  Teraperatursteigeruug  durch  eine  tetanische  Contraction  der  kleinsten  •*■ 
fäme  in  der  Haut  und  in  der  Lunge  zu  erklären  und  glaubt  mit  <lieser  Auff.vesHB^ 
der  Annaüuno  einer  vermehrten  l'roduction  gän^.lich  entbehren  zu  können.  IHimS 
Avtta/mmg  irtehen  jedoch  einige  Bedenken  entgegen.  Zunächst  ist  die  That&arial 
fcmtzu^tejlen,  <\a>^  einmal  sehr  viele  Fieber  ohne  Frost  verlaufen  und  da.ss  die  fiehr*>B 
lufti-  Temperatursteigerung  dem  Froststadium  um  ein  Kurzes  vorauszugehen  |>fl«tB 
Vmmr  int  dax  ijtatliuin  des  initialen  Frustes    im  Verhältniss    zur  Gesammtdaurr  iWa 


[Flebt^r 


'—     301     — 


Fieber] 


» 


I 


ficluTliMltcii  T<'mp(:'niturstiMj;omiig  oft  »'in  so  kumlanoriulcs,  ihiss  111:111  sich  nicht  vor- 
slolk'ii  k:inn.  ilass  eine  rt'lativ  kiirzdauenulo  Sikth'  tlt's  Abflusseü  ail<>iii  ciiii"  so 
lange  wirlcciiiii'  Wriniie.st.-uiniifr  zur  l'olfre  iKiltcn  kann.  Man  kann  dii's  nnr  unter  tlcr 
Voraiissotzun;;  aiini'liinpii,  ilass  auf  der  Höhe  dos  l''ic(«'rs  das  wahrend  des  initialen 
Trostes  im  Kr»r[ier  aufgespeicherte  \Vririne<|u:intuni  dem  <  •r;.Mitisinu8  deshalit  nicht 
Verloren  -ii'lil.  weil  auf  iler  Höhe  des  Kiehers  die  Wiinneabj^ahe  entweder  der  Wiinne- 
|ir<Klnction  };crade  entspricht  (xh-r  gerini^er  als  diese  ist.  .ledenfalls  darf,  falls  diese 
Annahme  richtig  sein  sollte,  liie  W.arnieahfcalie  auf  der  Hohe  des  l-'ipbers  nicht 
{jrösser  sein,  als  die  jeweilige  Wrirnieprndiiction.  Nun  be.'steht  aber  auf  der  Hrdie 
des  Fiebers  wfthrend  dw  g.mzeii  Hitzest.idiums  meist  eine  Kotliun)j;  der  Haut,  dieselbe 
fnblt  sich  heis.s  an  und  zeigt  nach  v.  Leyden  und  Senator  eine  erhöhte  Wärnn'- 
abgabe  gegen  die  Norm.  Oenigegenüber  fand  Hosenthal  mit  seinem  Luftc.ilori- 
ineter,  da.ss  auch  avif  der  llijhe  des  Fiebers  oft  die  Haut  des  Tliieres  und  des 
Menschen  weniger  Wfinne  abgiebt.  als  in  der  Norm;  erst  hei  längerem  Itestehei)  des 
Fiebers  erreichte  die  'leinpenttiir.abgabe  wieder  ihre  frühen-  Hnhe.  tim  beim  Tenipe- 
raturabfall  eine  .Steigerung  der  Wärmeabgalpe  zu  zeigen.  Im  Gegensatz  zu  Traube 
sucht  Liebermeister  das  Wesen  der  tir-lierliaften  Tem]teraturstpigennig  in  einer 
]irim;lren  Steigerung  der  Wärnn-production  inid  luisst  der  verminderten  Wanneabgabe 
für  die  Pathogenese  der  fieberhaften  Teniperatiirsteigerung  nur  eine  relativ  geringe 
Hi'deutung  zu.  Indes,sen  kann  die  Wflrmealigabc  im  Fieber  sicli  uinnoglich  ebenso 
verhalten,  wie  in  der  Nomi,  weil  die  Wjlnni'abgahe  in  der  Norm  keine  constantJ^, 
sondeni  eine  wechselnde  Grtlsse  ist,  welche  sich  ganz  nach  der  jeweiligen  Wilrrne- 
jtroduction  richtet.  Kine  Steigerung  der  Körpertem|)eratw  kann  nur  in  der  Weise 
zu  Stande  kommen,  dass,  gleichgiltig  ob  eine  Mehrjintdtirtion  von  Wärme  stattfindet 
oder  nicht,  das  Verhältiiiss  zwischen  .\bgahe  und  Produftion  von  Wärno!  in  dem 
Sinne  geändert  ist,  da.ss  erstere  relativ  kleiner  i.st  .-ds  in  der  Norm.  Heshalb  ent- 
spricht am  be.sten  allen  klinischen  und  experimentellen  Thatsachen  die  An(Ta.'<siiug 
Senator's,  nach  der  zwar  im  Fieber  häufig,  wenn  niebl  immer,  die  Wärmeprodiiction 
gesteigert  ist,  das  Wesentliche  aber  für  das  Znstandekoiiinieii  der  'l'emperatiirerbtihnng 
nicht  in  der  gesteigerten  Production,  sondern  in  iler  nicht  entsprechemi  gesteigerten 
Wärmeabgabe,  also  in  einer  Zurückhaltung  von  Wärme,  gesueht  werden  miiss. 

Neben  der  'rem()eraturstetgernng  sind  beim  Fieber  am  eonstante,sten  die  Ei>>chei- 
iiungen  am  ('irculationsapparnt,  bestehend  in  Zunahme  der  Fre<pienz  der  Herzaetion, 
in  der  Zunahme  der  Stärke  des  Herzstosses.  in  dem  eventuellen  .\nftreten  eines 
systoli.schen  (ieräuscliw  und  in  Veränderung  der  Pul.sbeschaffeidieit.  Ihm  Arterien- 
rohr i>^t  auf  lier  Höhe  des  Fiebers  gewöhnlich  .schlaff,  der  Blutdruck  herabgesetzt, 
«lic  F'ulswrdle  dikrot.  |)er  Finflu.ss  des  fieiierliafteii  Pnices.ses  auf  den  Puls  ist  nicht 
nur  von  der  Stärke  des  liebiThaffen  Processes,  sondern  auch  von  dem  bei  di>n  ver- 
schieiienen  Krankheiten  vei-scbiedenarligen  specieüen  Kinll«s.s  der  fiebererzeugenden 
Noxe  auf  den  Puls  abhängig.  So  ist  /..  It.  niutalis  nmtandis  der  1")pliuspuls  hei 
derselben  Temperaturhöhe  langsamer  als  der  Scharlachpuls.  Kine  weitei-e  ziem- 
lich regelmässige  Folge  des  Infectionstiebers  sind  die  Verdauungsstörungen,  die 
aasser  den  bereits  mitgetheilten  suhjectiven  Krscheinungen  den  objectiven  Befund 
eines  Zungenbelags  infolge  von  mangelhafter  Secretion  des  Speichels  und  theilweiso 
auch  aus  demselben  Grunde  das  Syni|)tom  des  Durstes  darbieten.  IHe  erhöhte  Rciz- 
liarkeit  der  Magenschleimhaut  äus.sert  sich  in  Krbrechen,  die  Magensafl.secretion  ist 
häufig  herabgesetzt,  die  Darmperistaltik  träger  als  in  der  Norm.  Von  Seiten  der 
rtespirationsorgane  zeigt  sich  vor  allem  eine  Sfeigennig  der  .\themfre(|uenz  und 
zw.ar  zeigt  sich  hier  i'iii  gewi-'^ser  P.irallelismus  mit  der  Temjieraturhöhe  („Wärnie- 
dyspnoe").  Auch  die  .\themgrösse  ist  im  Fieber  gesteigert  (v.  Leyden).  I)a.s  Nerven- 
system ist  bei  den  verschiedenen  Formen  des  Helierhaften  Processes  entsprechend  der 
F.igenart  der  Noxe  in  vi>rsrlii>Mleoeni  (iraib'  lietndVen.  Für  den  (Jrad  der  nervösen 
Störuiipi'M  ist  vor  allem  die  individuelle  Keizbarkeit  maa.ssgebend,  Kinder,  (ireise, 
Alkoholisten  zeigen  ViTwirnnigszustilnde,  Sopor,  Snbsultus  tendinum.  pa.ssive  Kücken- 
lage, Incontinentia  aivi  et  urinae  oft  d;i,  wo  bei  widei>tandsfiihigi'n  Individuen 
nur  geringe  F^rscheinungen,  wie  Kopfschmerzen.  Schwindel,  (»hrensaiwen,  Flimmern, 
allgemeine  Heizbarkeit,  umiihiger  Sediat',  ailgeiiieine  Abgeschlagenheit,  (iliederreisseu 
auftn-ten.  Den  höchsten  (Jrad  der  Infectionswirkung  bildet  der  Status  typhosus. 
Im  .'Xn.schluss  an  ileii  fieberhaften  Proce.ss  kann  sich  auch  direct  eine  Psychose 
entwickeln. 


fFk'hpr 


—      302 


|l;is   liliit     zfi^'t    unter  dein   Kinfliiss    des  Kielicrs    gt'wisKO    VcrAllÜPruiipül  i 
KiiiM'hint'ly.uiiir    rotlier  Wutki'it'iicrelieii    im  Fiolior    ist    zw;ir    nirlit    mit  Sich(; 


wiesen,   iiulcsseii  .siiiii; 


lit  der  erlu'ilite  Kalineliiill   des  Urins,  <li>r  Reichtliuiii  tlr>  I 
iiriiis  IUI  Inihiliii,  der  NncinM-is  der  (;[yferin|)liiis|)lnirs;iiire  im  Hlut<-  Fii^lxTiultrJ 


eiiii'iii  i^owissfii  Grade  ITir  ein  sidclies  York« 


Hei  vieii'ii  liiffctioiislu«! 


Leukocvtose,  bei  ik-ii  einen  in  lifVlierein,  bei  den  anderen  in  geringeren 

i'elileii  der  Ixnikocytose  ist  für  den  Typlms  bis  zu  einem  gewissen  (Ir-idc  fhi 
ristisrh.  Ui'ber  das  Verhalten  iter  Klutalkalesrenz  iui  Fieber  herrscht  nw.h 
vfHlige  reliereinstininninfc.  Während  man  früher  einen  Alkaleseenzverlust  i 
Kegel  aiisab,  hat  man  in  «euerer  Zeit  (Lrnvy)  audi  Alkaleseenzerhöliuni;  aia 
liäutigoii  licfund  beim  Fieber  kennen  gelernt.  Her  [larn  zeigt  bei  den  luf«( 
Hebern  eine  Reihe  von  censtaiiten  X'erämierungen.  Zunächst  ist  iüp  Uriunieaj; 
mindert,  da  im  Anfang  des  Fiebers  eine  Wasserrpteution  stattKndet  (N»l 
Senator),  welche  aber  «chnu  auf  der  H'ilie  des  Fiebers  einer  meist  rcidiüi 
Wiisserabsoiidennig  l'lat/,  macht.  Diis  si»i>fi(isrhe  (Jewicht  des  Urins  ist  eriiühl 
Farl)e  ..hochgestellt-'  in  l'olge  von  Zunaltnie  «les  l'robilins.  Hfiiifig  finiiet  sich  B 
«hieb  Htels  in  geringen  .Mengen,  wi>iiu  es  sidi  ni<-hf  inn  eine  eigentliche  .\'e| 
baiiilelt  Nicht  .Mdteii  liiidet  man  auch  Nnclenallnimin.  Von  den  gelösten  nrgaa 
Itestandtbi'ileti  ist  vor  .Vllem  eii)i'  Vermehrung  des  Harnstoffs  eh.'ir.akteristijKl 
zwar  erfcdgt  diese  sclmn  einige  Stunden  vor  ISegimi  di's  Schüttelfrostes  und 
dauert  meistens  das  Stadium  der  tieberbaften  TempiTatui-steigerung  noch  nm 
.'J  Tage,  r.'irallet  mit  der  HarnstofTverniehruiig  geht  auch  eine  Vermehrung  der 
silure  («inher,  ebenso  ist  der  Kreatiningebalt  venuehrt.  Die  Arrunoni.ikauiM'h^ 
ist  meist  lieträchtiicli  erhöht.  Unter  den  anorg.anischeii  He.standtheilen  wir«!  da 
hältniss  di's  Natron  zum  Kali  währiMid  des  Fiebers  g.inz  bedeutend  verschoU-a 
.Vii.sscbeidutig  der  Kalisal/e  steigt  gati/.  bedeutend,  während  die  Werthi'  für 
.lusserordendieli  gering  werden.  ller  Koehsalzgehalt  des  Urins  kann  hei  »eil 
l'orineti  von  Fieber,  liesonders  bei  iter  V'neumouie  bis  auf  Null  her.'ib><inkpit 
rhosphorsäure  verhfilt  sieh  verschieden,  die  relativ  grilsste  Menge  wird  erst 
h<'fervescet(/,  mLsgeschieden.  Unter  <ieii  Substanzen,  welche  unter  plivsiolu^ 
Verhältnissen  entweder  gar  nicht  oder  nur  in  geringer,  für  grobe  Methoden 
(iach\\  eisbarer  Menge  im  Harne  vorhanden  sind,  kann  man  unter  bestimiDtd 
hältni.ssen  den  die  IHazore.actioti  liefernden  Körper,  ferner  zuweilen  Aceton,  An 
säure,  O.xybuttersfture,  .Milchsänre  antrefleii.  Bezüglich  der  insensiblen  IVrsjii 
ist  durch  v.  Leyden  eine  Krhöhnng  im  fieberhaften  Process  nachgewiesen  i 
Die  Schweiss.secretion  vi'rhäll  sich  in  den  verschiedenen  St.idicn  dojs  Fiebers  w 
verseil iedenen  Krankheiten  verschieden.  Her  Stoffwechsel  ist  während  de« 
haften  I'rocesses  verändert  rind  zwar,  wie  Senator  zuerst  nachgewiesen  hat,  tl 
seitiger  \Vei.se.  Die  .Veiidernng<'n  des  Stoffwechsels  betcL^fTen  fast  nur  i|i-ii 
.Stoffwechsel  des  (Irganisnuis.  Die  Kiweisszersetzung  ist  nümlich  wrlhreml  der 
des  fielierhafteu  I'rocesses  erhöht,  es  wird  mehr  Stickstoff  aus  dem  KüqK-r 
führt,  als  in  deiisellien  gidangt.  Fs  wird  also  Organeiweiss  eingeschnii>l/en.  Inde* 
i\iv  Erhrdiung  der  .SfickslidTansfulir  nicht  bei  allen  Fiebern  und  nicht  in  allen  S 
de.s.selben  Fiebens  die  gleiche.  Es  ist  naidigewicsen,  da.ss  die  Harnstoffausfuhr : 
erhöht  ist,  ehe  es  zur  Tem|>eraturerhölimig  kouuul,  ferner  überdauert  die  v^ni 
Slickstoffanssclieidnng,  wie  bereits  bemerkt,  off  den  lieberhaften  Processi  um  ml 
Tage  (epikritische  Steigennig  der  Sticksf.offansfuhr).  Fiti  direeter  P.arjllel 
zwischen  TemjKTalurhölie  und  P^iwei.sszerfall  besteht  nicht.  W:is  das  K«">rperfK 
langt,  HO  hat  Senator  nachgewiesen,  il.-uss  dasselbe  initer  dem  Einfliist-  de*  I 
haften  I'rocesses  nicht  in  dem  Maa.s,se  einschmilzt  wie  das  Kiweiss.  Nach  Si-I 
wird  das  (iehernde  Kaninchen  ndativ  fettreicher  als  das  nicht  liebernde.  Slay 
bei  seinen  Unteisuchim^'eu  nn  di-mselben  Resultat.  l'Js  ist  deshalb  in 
Frdlen,  in  welchen  nach  Abbitif  einer  tieberhafteu  Krankheit  ein  Fettschwu 
statiren  ist,  «lieser  mehr  auf  die  durch  die  tieberbalten  \  erdaiaings-stui 
dingte  Untercriifdirun;:,  als  auf  Kosten  de.s  lii-berhaflen  1'roces.ses  selbst  zu 
Die  .Abgabe  von  Ktdilensäiire  ist  im  Fiebei'  gesteigert.  N.-ich  v.  Leyden  r« 
die  KohlensäiiriH-xlialation  des  Fiebeniden  zu  der  destiesunden  wie  1,5:1. 
berechnet  die  Steigeriuig  der  Kohlensäureausscheidung  im  Fieber  auf  b 
ö7  pfH.,  im  Mittel  auf  :i7  [>('t.  Die  (jrösse  der  Steigerung  ist  variabel 
v.nriiihler  ist  das  Verhalten  der  Sauerstoffanfiiahnie.    Nach  Kraus  bntrttgt  di<»  hi 


t 


«her 


—     303     — 


Fielier] 


Stcipt'niiifc  ilfrsi'llu'ii  2<)  iiCt.,  iiricli  l,ö\\v  öl,.s  pft.  N;u'li  U-lztiMTin  Aiitnr  i.s(  dii-- 
Küllto  («f'hr  sc'lnv.inkciiil  und  oft  pTiiifr.  I •<!iii(;ein;1.ss  /,cij;t  :iitcli  der  rcspinitorischt» 
Coefficii'iit  in  den  eiiizi'Iin,'ii  Füllen  riii  wi'chsL'lndes  Vorlialtcii.  Dir  F(dj;t'  ilifscv 
Procp.ssc  ist  t'in  vt'nivi'brtcr  Stofl'viirliraucli,  die  lobrilf  ('oiisiimiilMiii.  Diese  l)etri(Tl, 
ie  (;eK;i;j;t,  vor  Ailt'iii  den  F.iweisslK'st.iiid  des  OrjranisiDns.  wiiiirend  das  Fett  nur 
«soweit  einen  AMiaii  erf;U)i-t.  als  die  mehr  oder  weniger  lan;;:  dauerndi'  Unterernäliriuig 
Im  veranlasst.  Kille  directe  anatomisclie  Veränderung;  an  den  Koriier-^i^weljei!  zeigt 
lifli  manchmal  nach  hingdaiiernden  intensiven  Fiebern  in  Form  von  |iarenchyniatiis»;n 
"i'fihnufjen  (Irüsijter  Organe  oder  der  Muskeli). 

Teller  den  Mechaniswus    des  Fiebers,    über    dio  l'ignitat    der    einzelnen  Ersehei- 

mingen  umi  über  die  Abhiiuigigki'it  dor  einzelnen  Krscheimnigon  von  einander  standen 

lange  Zeit  die  AiifTassungen  einander  gegenüber.     Wilhrend  Liebernieister    in    der 

'ein[ieratursteigerung  das  vvesentlirhste   MorTient  des   Fiebers    sieht    unil    vnit    diesem 

im-n   Moment  alle  übrigen   ICrscheiuuugen   lies  Fiebers  ableitet,  sieht  Senator,  olme 

ie  [{i^deutung  der  Tem|»eratur  zu  imtersi'hälzei),  in  den  einzelnen  l'"iel)ererscheinuiigeii 

nr  ein  eoordinirtes,  nicht  ein  subnrdinirtes  Nebeneinanih'r  von  Hrscheinungen,  welche 

lle  v<ni  einer  gemeinsamen  Ursache,    einer  tleti  gesamniten  Coniplex    In-rvurnifenden 

eb<  rerzeugeiiden   Noxe  aliiiüngig    sind.      Da    diese  Noxe    nicht    in  allen  Fällen    die 

leiche  ist    und    die  s|)ecielle  F.igenart    der  Noxe    im  einzelnen   l''all    auch    eine  ver- 

ichieticnartige  Wirkung  entfaltet,  die  in  den  einzelnen  Füllen  bald  dieses,  bald  jenes 

ytnptom  lies  ('om|)|<'xes    in  den  Vordergrund    iler  Erscheinung    treten  lässt,    so  be- 

itreitet  Senator  eine  Einheit  des  Fiebers  und  verzichtet  auch  darauf,  eine  Definition 

ör  einen  Kegrifl'  aiifzustellen.    der  sich    deshalb  nicht    scharf  umgrenzen  lä.sst,    weil 

ibni  dit.'   Weseidieit  fehlt.      Er   bezeichnet    nur    eine    einzige    Erscheinung    als    eini'ii 

ronstanten   Itefnnd   in  dem  <'(imjdexe  und  dies  ist  die  erlirdite  Erregbarkeit   der   |)eri- 

jiherischen  ( iefässe.    Neuere  Arbeiten  haben  die  AutT;issung  Senators  über  die  Stel 

jung  des  Sym)»loms  der  Teni|)er.»tursteigerung    im  Coniplex    der  sogenannten   Fieber- 

ersdieinungen  ebenso  bestätigt,  wie  sie  seine  D;irlej:unKen  über  das  Zustandekommen 

«lieses  Symptoms  tiekräftigl  haben.   Als  Ursache  für  die  W  äniiesteigenmg  hatte  Senator 

Störungen   in  denjenigei)  Kegidationen  angeNciinhiigt,  welche  beim  gestind(>n  Menschen 

Kine  länger  dauernde  Aendenuig  in  der  Wärmebilanz  verhindern,  wenn  die  nornialeu 

■Verhältnissi'  von  aussen    her  durch   Hemmung  der  Wärmeabfuhr  oder  von  irmen  her 

Itlurch  Steigernng  der  Wärmeproduction  eine  Aenderung  erfahren.    Der  gesunde  Urg.anis- 

hiiuij  zeigt  ein  so  ausge|irägtes  Bi'streben,  einen  Gleichgewichfsznstand  in  seiner  Eigen- 

iuvSmie  festzuhalten,  dass  eine  länger  dauernde  Temperatursloigcrung  nur  in  dem  Sinne 

[gedeutet  werden  kann,  dass  der  (,*rganisnuis  .seine  He;:ulationskräfte  nicht  richtig  ge- 

Et)muciit.    Während  man  sich   über  die  Art,  wie  diese  Regniationen  wirken,  im  l<aufe 

Wer  Zeit  im  Siime  der  Senatnr'schen  .Vulfa.ssung  geeinigt  hat,  so  sind  die  Reobach- 

Bnngen    und    Ansr'hanuuKen    über    den   Ort,    wo    diese    Kegulationen    erfolgen,    noch 

Idivergent.      So  viel  kann  man  jedoch  mit  Sicherheit  s.igen,   dass  das  Uentralnervcn- 

Esystem  für  (l;ks  Znsfaiulekonmu'n    dieser  Hegubitionen    von  niaassgebender  liedeiitnng 

Isein  nm.ss.      Denn   man   hat  durch    Verletzung    verschiedenartiger  Stellen   des  (iehirns 

lund  des  Rückemnarks  'remiteratursteigerungen  eintreten    sehen,  und    eine  Reihe    kli- 

Liischer    Beobachtungen    kann    als  Stütze    für   diese    oxperiinentellen    Beotiachtmigen 

Luigeführt    werden.      Man    hat  also  ein  gewisses  Recht,    das  Contralnerveiisysteni  als 

iVcrmittier  der  durch  die  fiebererzengende  Noxe  veranlassten  Aendemng    in    den  Ue- 

uiehungen  zwischen  Wärineproductinn  mul  Wänneabgabe  anzasehen. 

I        Alle    diese  Darlegungen  betretlen    nicht    das  Fieber,    sondern    nur    ein  Syniptoni 

idejsselbeu,    die  Temperatursteigcrung.      Die    ülirigen   Erscheinungen    des  Fiebers,    die 

IVeräuderungen    des  .StofTwechsels,    die    .Stiirungen    von    .Seiten    der    ('irculation,    der 

p^espirafion,  der  Verdaming,  die  StVlrungen  von  Seiten  des  Centralnervensy.stems  sind 

lliei  den  einzelnen    mit  Temperatursteigerung    einhergehenden   Krankheiten    .sowie    bei 

Iden  experimentell  erzeugten  Zuständen  von  mehr  oder  weniger  lang  d.anernder  Teni- 

lijeraturRteigerung  (pialitativ  mid  tinantitativ  so  verschieden,  ilxss  sie  nicht  so  generell 

U)etrachtet  werden  köimen.  wie  die  Erhühung  der  Temperatur.    Dio  verschiedenartige 

|Cinippirung    diesi'r  Störungen    bei    den    einzelnen    mit  Teniperatursteigerui>g    e.inlier- 

Mehendi-n  Kr.-mkheiten  zeigt  immer,    dass  wir   os  bei    <lem    sogenannten  i''ir'ber  nicht 

buit  eini'm    wohl  char.-iklerisirten    stets  gleichartigen,    sondern    wech>elinlen  Compb-x 

■von  Erscheinungen  zu  tliitn  haben. 

■       Eine  einseitige  Betrachtung  des-  mit  dem  Wort  „Fieber"  liezi'iclnn>ten  Symptomen- 


—     304     — " 


TVv-1 


raiapl««»  i*t  f&r  Aitt  Varsther  ebenso  «niiK  aiif^fhrarfai.  »  h*  tikr  iifn  TkrnfKJ 
Denn  lait  Aamahme  der  wenigvn  Formen  \on  Fieb«rxastJindciL,  welebe  mv~ 
crwihat  haben  and  welche  man  als  nervtae  Fieber  oder  als  Refla 
kann,  Mod  tagt  alle  Fiebenni.<tände  als  tmöselie  Bn^heümn^voi  aahahmm.  h, 
riof  gane  Mfloge  „pjrogener*  Sal>st.-iiueii  and  es  ist  in  neoerer  Zeit  öi 
«ÜB  8l*ff<r«;lMelproductea  von  Bakttrien  nach^irie«n  «oniea.  «eJdb»  dir 
•ckaft  haben,  Fieber  zu  erzeugen.  Je  iiarh  der  Art  der  Bakterien  Nind  aa$k  4f 
Hhmb  ersetif^ten  Gifte  in  ihn*r  Wirkung  auf  den  Organismus  versrhirdea,  a 
thejk  ai«  Protoplasmagifte,  theils  als  S'errengifte  nnd  iei|:en  jo  narh  ihm 
bald  zn  dinsetn,  bald  zu  jenem  Organs\'iitem  eine  stärker  aus^esproclieH 
Uir-.  n»^>ere«i  Forschungen  auf  diesem  Gebiet  hab*.-n  deshalli  für  die  Thmäti 
OW«e  Wichtigkeit,  weil  sie  für  eine  caasale  Therapie  von  Zustündeo,  «tkk 
rieher  einhergehen,  eine  gewisse  Aossicbt  en'.ffnen.  .Andererseits 
Fanchaageo    aber    auch  dein  bereit-«  durch  die  Fr.ixis  '~  Mten  <ii 

Oiaa    bei   fieberhuften  Krankheiten    nicht    die  Tempenir.  aigr    zum 

iJchaWli    oder    gar    alleinigen    .Vngriflrspuiikt    firztlirben  Hxiitielns    macht» 
tbaarntfaebe  Unterlage    gegeben.      I>enn    die  Gefahren,    weirfao  dem  Ol ;. null— 
Proccaacn,  welche  mit  Fieber  einhergehen,  erwachsen,  sind  ineistt^iuj  auf  gaiu  late 
Iteideten    zu    suchen,    als    auf   <leni  Gebiete    der  Temiieratur.      Die  aJlgeaiet»  '^ 
Wirkung  und  specieli  diejenige  toxische  Wirkung,    welche  ein  mit    dem  Spt\>' 
complev    des  Fiebers    einhergehender  Krankheitsprocess    .-iiif    das   Hon  ent&it^ 
»iel  wbwerwiegender.  als  die  Gefabren,   welche  dem  Oi^anisinus  durrfa  efaf  ' 
ratorerhöhung  drohen.    Oie  Temperaturerliöhung  ist  an  sich  dem  Orgaii'-; 
•chSdIich.    wenn    sie    excessive  Grade   erreicht    oder  abnorm   lange    ■: 
Fällen    int    sie    aber  dem  Organismus  eher  nützlich.     Neuere  Untor- 
gezi'igt,  ilav»  einerseits  bestimmte  Bakterien  b<"i  höheren  Tempemtiiri 
ihrer  Lebensenergie  und  damit  auch  ihrer  deletären  Wirkung  auf  «len 
fahren,    .indererseits    ist    nachgew ie.sen    worden,    dass  Thiere  mit   kii' 
TeHi|M.'ratnr  eine  Keihc  von  Infectionen  fiberstehen,  welche  unter  anderen  Lini>; 
lieh  »erl.'iufen.    Mit  Rücksicht  auf  diese  Thats.tchen  erscheint  es  in  den  mii 
von  acuten  Fieberzaständen  nicht  indicirt,  das  Sviiiptom  der  Tempera turerhahmf 
Gegenstand    der  Behandlung    zu    macheu.      Dagegen  ist  es  in   manchen  F'i!''^  ' 
dauernder  Fieberzustände,    z.  B.  bei    manchen  Formen    vorg^clirittener  1' 
chronischer  Sepsis  durchaus  gerechtfertigt  und  ger.idozu  gcbotim,    .\ntipvietu 
/.u wenden,    da    die  Mehrzahl    derselben  vennöge  ihrer  gleichzeitigen    Kl 
Kervina    niirht  bloss  temperaturheralisetzend  wirkt,    sondern  auch   auf  das 
Nervensystem    eine    wohlthätige  Wirkung    entfaltet.     Die  arzneiliche   .\ntipt 
in  den  meisten   Fslleii  (eine  Ausnahme  macht  Chinin)  eine  rein   symptitniati 
rapie,  welche  die  fiebererregende  Noxe  nicht  direct  bekämpft.     Von    dem 
specifisrhen    antifebrili-n  Therapie    sind   wir  noch   weit  entfernt,   denn    leider 
modernen   Versuche,    tlie    specifischcn  Gifte    iler    (-inzelnen   InfectinnskrankheiMI 
specifischen  Antitoxinen  /.»  bekflnipfeu,  noch  in  den  ersten  Anfängen.    Es  bleibt 
also  nichts  übrig,    als  einmal  die  Giftstoffe  möglichst  aus  dem   Körper  zu 
den  Widen^tand    des  Urganismus    gegen    die  Infection    und  seine  Folgen  lu  fi 
lind    schliesslicli   auf    dem   Wege  der  Prophyla.xe   den  F^intritt   von    Ers<-heiimnp^ 
vcrliindrrii.    weli-lic    der    lieln-rhafte   l'rocess    erl'aliningsgemü-ss     mit     sieh  zu  bl 
(iflegt.       Wenn    iiuui   atirh    in  diesen   Bc.^treliiiiigen  nicht  schenu-itisch    vorgebi 
Mtndeni  den   lleilplan  entsfirechend   der  Higeiiart  der  das  Fieber  bedingendi 
kraiikhfit     iiiiil    enl.s|irecliend    den     Kigeiitliümliclikeiten    des    liefalleneii 
i'iiiziiricliteii    hat,    giebt  es  docli  einige  gciiendle  Gesicht-spiinkte,     die  b««i  d( 
verschieilene  Ursar'lieii    bedingten   Fieberzuständen   eine    allgemeine   (»eilung 
Killer  dieser  tlierapentisclie«  i Gesichtspunkte    besteht    in    dem   Bestreben,    diirrb 
fi'icliliche     Fliissigkeitsziifuhr    (/wr    i>x    und    allenfalls    prr    rrctnm')     eine    en« 
|turclt.s|)filuMg  der  Gewebe  und  eine  kr:irtig<' .\nregiiiig  der  Diurese  zu  ertieli 
kann  durch  iiietliodisclii'  FInssigkeitszufuhr  bei  linchliebeniden  Patienten  eine 
von    .'{(KHIrcni     utid   mehr   erzielen,      Kin  anderer  (iesirhlsi)unkt  h.it   iiini 
energische  Aiirej:img  der  l{rs|iiratiini.  der  fireidatiim,  des  ge,snnmit*jn  Ne>ni'ii'->»i 
sowie  des  gesuiiiiiiteti  Zellenielteiis,  in  s)H'cie  der  Leiikocyten.  .ibzugoben.     l>i< 
am  best4'ii  durrli  einij^c  hydrotlti'iapculi.sche  Ma.a.ssnahmen,  Bäder"   mit  nachfi 
Frottirung  etc.  erreicht.     I"s  steht  jetzt  fest,  dass  die  günstige  Wirkung  h; 


Idfl 


Indi« 


brsitl 


Zi^'lr.* 


Bb«r 


-     305     - 


FieberdiaetJ 


Ipeutischpr  Prnpodureii  auf  den  Ablauf  fieberhaftor  Krkraiikungcii  wi'.iii^or  auf  (inr 
Inbkiililendi'n  Wirkiin;;  dieser  l'roccduron  als  auf  dem  durcii  sii<  gesetzten  Nervenreiz 
Mind  auf  eiiKT  durch  sie  erzeugte«  kiuistlieheii  Leiikocvtose  (W  j  urernitz)  henilit. 
I  IMe  propiiylak tischeil  Maassiiahuu'u  lictreficii  ziuiiichst  die  Kruähi-uug,  sodann 
leinige  häutig  i)ei  fieberhaften  Krankheiten  vnrkoiniiietuie  ('oniplieatiduen.  Was  die 
iKrnfthrunä;  anlangt,  so  kiVnuen  wir  freilifli  den  ihiri-h  die  liebereraeugende  Noxe 
kbedingteu  toxogenen  Protojdasiiiazerfall  nicht  liindern,  docii  können  wir  durch  eine 
Irationelie  Piaet  den  dnrcli  die  Inanition  an  .sich  Hediiij^ten  Consiunptionsersclieinungen 
Ki»rbeuf;en.  Dii's  erreichen  wir  einerseits  durch  Verordnung  der  das  Körpeniiaterial 
[schonenden  Bettruhe,  andererseits  durch  eine  reichliche,  dem  Appetit  und  dem  Ver- 
[dauunnsvennögen  des  Patienten  jeweils  angepasste  Krnälining,  durch  die  Fieberthaet*. 
ll'iescibe  hat  dabei  den  einzelnen  Symptomen  des  fieberhaften  l'rocesses  jeweils  Rech- 
inung  zu  tragen.  Unter  den  weiteren  prophylaktischen  Maassnalunen  steht  obenan  die 
ISorge  für  eine  «ngeschw ächte  Herzthiitigkeit.  Wenn  auch  die  bereits  genannten  all- 
Igenieiiien  Jhiassnalmien  geeignet  sind,  stimulirend  auf  die  Herzthätigkeit  zu  wirken, 
|eo  ist  doch  in  den  meisten  Källen,  besonileix  bei  (ireisen.  I'otatoren,  schwächlichen 
llndividuen,  ferner  liei  solchen  h'ielierzustUnden,  welche  sich  lange  hinziehen  (Typhus, 
Isepticoiiyaemische  Proces.se)  oder  von  vornherein  ;iuf  tias  Herz  besonders  schümm 
leinwirken  (l'neiimoniei,  die  Anwendung  gro.sser  Dnscn  der  Alkoholica,  schwere  Koth- 
fweine  tniniie.stens  1  l-'lasche  jim  dir,  (^ognac,  Chanipagtier  etc.,  sowie  reichliche 
IZufiihr  anderer  Kxcitantien,  starker  Bouillon,  IJeeftea,  starken  schwarzen  Kaffees  etc., 
Ineben  der  Verabreichung  der  arzneiliclieii  Analejttica''  nnd  Excitantia''  geboten. 
ll)er  durch  uiangclhaftc  Speichelsecretioii  im  Fieber  entstehende  Lippen-  und  Zungen- 
kbelag  sowie  die  Zersetzungsproce,s3e  in  der  Miindhidile.  webhe  sich  auf  die  Nach- 
lliarorgaiie  fortsetzen  und  so  zur  Parotitis  nnd  Otitis  media  fiiiiri'n  können,  la.ssen 
[sich  durch  eine  gründliche  Toilette  der  Mundlu'ihte,  durch  rnechani.sches  .\b.schabi'n 
Ide.s  Belags,  Bepinseln  der  Lippen,  der  Zunge  und  der  Wangenschleimhaut  mit  (üycerin, 
Ldas  mit  Was.ser  etwas  \erdnnnt  ist,  regelmässige  Mundspiihuigen  bei  nicht  somno- 
Ijenten  Kranken,  entweder  ganz  verhindern  oder  wenigstens  ganz  bedeutend  ein- 
[ schränken.  Eine  dick  belegte,  borkige  Zujige  gehört  nicht  zum  We.sen  der  Krank- 
( heit,  sondern  ist  nur  ein  Beweis  einer  mangelhaften  Pflege.  .\uch  der  Hecubittis 
L  lässt  .sieh  bis  zu  einem  gewissen  Grade  verhüten,  wenn  man  Fiebernde  von  vorn- 
Iherein  auf  Luftki.ssen,  bei  drohendem  Kecitliitus  auf  ein  Wa.sserkissen  legt,  imd  von 
[Anfang  an  auf  die  grösste  Keitilichkeit,  Wxschungen  oder  BatI  nach  jeder  Uefaccatioii, 
IhSit.  Spirituöse  Einreibungen  von  Piu^tien,  welche  zimi  l>ecubinis  neigen,  sowie 
l absolut  glattes  Ausstreichen  des  Rettlakens  sind  ebenfalls  durchaus  nöthige  prophy- 
P  h»ktische  Maassnalino.*n.  Besondere  Aufmerksamkeit  ist  nach  den  genannten  Ricli- 
timgen  hin  überall  da  geboten,  wo  Incnntini'iitia  urinae  et  aivi  bestellt.  Bei  Ketentio 
urinae  ist  der  Katheterismus  zu  üben.  \'i'u  den  sidijectiven  Symptomen  wird  der 
r  Durst  durch  kalte  (ietränke,  Eisstückchen,  kalte  Mundspülungen,  l!epins(dung  der 
i  Lippen  mit  lilyceriu  gelindert,  gegen  <lie  Kopfschmerzen  wird  i.'ine  Eislda.se  oft  wolil- 
ithätig  i'm]>l'unilen.  .Xb.solnte  Buhe  im  Krankenzimmer,  Vermeidung  son  tieräuschen, 
1  Abhaltuni;  von  grellem  Liidit  ist  wegen  der  erliühten  Erregbarkeit  der  Sinnesorgane 
des  Fiebernden  dringend  nothwendig.  Weitere  therapeuti-sche  Indicationen  werden 
^entweiier  durch  die  (jrundkranklicit  oder  durch  specielle  in  den  Vordergrund  tretende 
►  Symptome  gegeben.  ^^^^^^^^ 

Tieberdiaet.  Dii'  Fieberdiaet  ist  ebensowenig  eine  einheitliche,  wie  das  Fieber  selbst 
^^  einen  einheitlichen  Proce.ss  darstellt.  Trotzdem  giebt  es  eine  Reihe  von  (iesichts- 
^H  punkten,  welche  für  die  Ernährung  tiebernder  l'atienten  eine  allgemeine  (iiltigki'it  be- 
^Bsitxen.  Während  man  früher  die  Fiebernden  auf  llungerkost  setzte,  „um  dtis  Feuer 
^Hnicht  nocii  anzufachen",  hat  man  in  neuerer  Zeit  nach  dem  \  org.ang  von  (iraves, 
^H^elchi^r  zuerst  gegen  dir-  alte  Brow  n'sche  Lehre  Front  machte,  und  auf  (inind  der  Unter- 
^Bsuchungen  von  l'ffelniann,  Imniermann,  Hösslin,  Bauer  und  Künstle,  sowie  der 
^BBestrebmigen  v.  Leyden's  das  entgegengesetzte  Princip  als  leitenden  Grundsatz  für  die 
^HKrnährung  Fiebernder  aufgestellt.  Es  gilt  jetzt  als  Kegel,  dass  man  d<'n  Fiebernden 
^■zum  mimlesten  ausreichend  zu  ernähren  sucht,  und  das  Ideal  einer  Fieberdiaet  be- 
^Ksteht  darin,  dass  man  dem  F'iebeniden  noch  mehr  Calorien  zuführt,  als  dem  Bedarf 
^Bc'ines  ndienden  Niclittiebernden  entsi)richt,  da  die  meisten  tieberhaften  Krankheilen 
^Bcüie  erhöhte  Einschmelzung  von  Körpersubstanz,  insbe.sondere  von  Eiweiss,  mit  sich 


[Fieberdiaet 


-     306 


rieb 


briiifren.     liidrsson  liat  dies  scinp  Schwierigkeiten  darin,    dass  ein«>rs«Mts  der  A| 
des   Fiebeniden   g;e\völiiiii<'li    daniiederliegt,    andererseits    der  Verdauiings:ipp« 
Fiebernden  in  der  Kegel  eine  Schwächung  seiner  Function  zeigt.     I)jizu  kommt] 
dass    mit    der    mechanischen    Arbeit    des    Verdauungsvorganges     ii;ich    Zuotij 
V.  Mering    eine    Fntwickehmg    von  VVilrme    verbunden   ist,    die     für    iluti 
(Jrganismus  als  nicht  erwünscht    oder  wenigstens  uiiniitbig    aug-esehen  wrrd«  I 
Mit  Rfirksidit  ;uif  diese  Momente  niuss  deshalb   die  Kost   des   Fiehemden  nirh?  | 
der  zuerst  genannten   Forderung  genügen,    sondern    auch    appetitreizend    nn.l 
.'Lssiinilirbar  sein.     Erst    daini,    wenn    die  Kost  des  Fiebernden    auch 
letzten  Forderungen  genügt,    iSsst  sich  d;Ls  l'rincip  einer  ausgiebigen   L.i-.k"i'"4 
Verhütung  der  Inaiiition  erfolgreich  durchfnhi-en. 

Um  die  Apjx'ten/  des  Fiebernden  auf  der  Höhe   zu    erhalten    iind    sie  '  • ' 
steigern,  ist  es  von  grosser  Wichtigkeit,  dass  die  Zubereitung   und   die  ius--' 
der  I>arreichinig    der  einzelnen   Speisen    nicht    bloss    den    allgemeinen,    n:ii 
Richtung  bin  geltenden  Anforderungen,    sondern   vor  Allem  den   individuell 
denen  Wünschen  des  hctreflenden  Patienten  entsprechen.  Ausser  einer  a] 
Zubereitung   und  I>arii-ichtingsforni    muss    eine    entsprechende    Abwei-j 
S|»eisen  dafür  sorgen,  dass  der  A[)petit  rege  bleibt.     Man  nuiss  sich   gl> 
hüten,  durch  üu  voluniintise  Mahlzeit  beim  Fiebernden  frühzeitig  ein  iS:!!    _ 
zu  erzeugen,    welches    <ler  weiteren    Einfuhr  von  Nahrungsmitteln     .schon    I 
Schranke  setzt.     Aus  diesem  Grunde  wählt   man   eine   möglichst   schlackenfi' 
nmg,  welche  in  der  Volunieinheit  möglichst  viel  resorbirbare  Nährstoffe  enll 
sucht  andererseits  durch   han-eicliung   kleiner,    aber    häufiger    Mahlzeiten,    all»- 
Stunden  eine  kleine  Mahlzeiten,  deti    Ajipetil  <les  r.itienten  nicht  zu    erniütlto. 
Zeit   für  die  Verabreichung  der  Hauptiiiahlzoit    wühlt    man    am    besten    dii-   " 
Fieberremission,    weil    hier   Appetit    und    Venhumngskraft    des    Patienten   m 
sein  pflegen.     Diese  Zeit  ist  für  gewöhnlich    in  den  Vormittagsstunden  ^t|.;.'M, 
es  nöthig  ist,  muss  man  selbstverstiiniilich  iinch  <len  Appetit,  sei   ejj   auf  |i-\ •■'(:-'• 
sei  es  auf  medicamentösem  Wege,    zu    lielien  suchen.      Diese  Forderung  ist  . 
sonders  wichtig  bei  den  länger  dauernden  Fieberznsfänden,  wie  Typhus,  Seplic' 
Tuberculose  etc.,  bei  welchen  die  Kekfimpfmig  der  febrilen  Consinnption  eine 
aufgäbe  der  Therapie  darstellt.    Man  hat  in  solchen  Fällen  bei  Vorhandensein  srh« 
Appetitstörungen  sogar  zur  „Gavage",    „alimr-titation   forcee",    ZwaugsenLlhnin;  ^ 
dem  Wege  der  Hinfuhr  der  Nahrung  durch  den  Magenseh lauch,  gegriffen. 

Die  liuiic.ation,  eine  Nahrung  zu  reichen,  welche  möglichst  geringe  Anford'-nuig« 
an  die  Verdauungssäfte  stellt,  erfüllt  man  am  besten  dadurch,   dass  man  die  [ 
in  möglichst  fein  zertheiltem,  breiigem  oder  flüssigem  Zustande  reicht.     Diel 
und  vor  .^Ilem  die  Küctie  mü.'ssen  hier  einen   Theil  der  Verdatningsarbeit 
besorgen.     Die  T»'mperatur    der   Speis(>n    sei    lauwarm.     Diejenigen    Speis 
kalt  geiiominen  wcnleji  können,    gebe    man    dem   erhöhten    Durstgeffdil  des 
entsprechenii  kalt.     Die  Mi.schung   der  Nährstoffe    in    der  Nahrung     nähere 
Allgemeinen  iionnalen   Verhilltnissen:    zum    mindesten    ist   die.se  Fortleruug  für  ( 
uisch  lieberhafte  Zustände  .lufrecht  zu  erhalten,    aber  auch  für  acute   Fieber 
lässt  sich  diese  Forderung  bis  zu  einem  gewissen  tirade  erfüllen,     wenn    man 
geeignete  Wahl  uml  D.irriMchuiigsform  der  Nahrungsmittel  den  individuellen  N« 
des  Patienten  entgegenkommt  und  dabei  tue  durch  den  tieberhaftiMi   l'rocess 
Störung  der  Verdauungsruiictioii  berücksichtigt.    So  lässt  sich  z.  B.   das  calor 
Fett    bei    acuten    Fieberzuständen    in   Fiu'm   von   Eigelb,   Milcli,  Sahne,    von 
welche  mit  Butter  und  Eigelb  oder  Knoi'heiimark  versetzt  sind,  nianclimal  in  | 
Menge    uml    ohne  F.eläsligung   des  Verdatmngsapparates   des   Patienten    ver 
Wenn  specielle  Symptome  von  Seiten  des  Magen- llarmcanals  vorhanden  .sind  (C 
enteritis.  Typhus,  Dyseirterie,   peritonitische  Processe  etc.),    so    hat    tielli!>tver 
die  Diaet  ausserdem  noch  den  speciellen  Indicationen,    welche    durch  diese 
abgegeben  werden,  Kerlinunp  zu  tnigen. 

Eine  Hauptrolle   in  der  Fieberdi;iet   spielt  jedenfalls  die  Wa-ssentufuhr.    IH 
soll,  wenn  nicht  absolute  Abstinenz  geboten  i.st,  wie  z.  B.  bei  acuter  Peritonitiit, 
keinen  Umständen  eingeschränkt  werden,  einmal  deshalb,  weil  sie  den  Lhirst 
sodann  aus  dem  Grunde,  weil  sie  die  Durchspühmg  der  Kürpergewcbe  \-  '"   ' 
schliej>slich    deshalb,    weil   sie   dio  Aufnahmefähigkeit   für  .-uidere  Nahni.  . 
höht.     .Man    giebt    am    besten    auf   der  Höhe    des   Fiebers   zwischen  den  .Miii'ii 


leberdia«t 


-     307     — 


Fieberdiaet] 


Ikaltes.  roiiifs  Wassfti-,  Wasser  mit  Eis  ni]vr  lifvssor  auf  Kis  •gekühltes  Wasser  mit 
IZusützen  von  Wein,  Cognae,  Zucker,  Fnifhts:ift('ii,  ,,A(|u:i  crystKHiiia-Liisung''  von 
iTartarus  (ii-puratiis  mit  etwas  Zuckerzusatz,  Mineralsaurcii,  ferner  Citroin-nliinonaden, 
|i^aiei>:ihknrlntiij;eii,  die  man  «linrii  Zusatz  von  kleinen  Menden  Zinniit,  Naiiille  u.  flergl. 
Isi'liniai'khafter  maehen  kann,  bei  Neijrmiij;  zu  Diarrhoen  Reiswasser,  auf  Eis  abge- 
Ikühlte  Abkochungen  von  Brotrinde,  von  Apfelsehnitten  ete.  I-Vrner  gebe  man  kalten 
iThee,  dünne  Mandeluiileh,  (binn<M)  (ierstenschb'ini.  Matn'iiinal  wird  Eiueissw.isser 
Iniit  Zusätzen  von  Cognae,  Salz  oder  Zucker  sehr  fieni  genonnnen,  in  anderen  F'iillen, 
liwo  eine  reichliche  und  frühzeitige  Zufuhr  von  Analepticis  geboten  ist,  z.  B.  bei  der 
iPneumonie,  gebe  man  von  vornherein  einen  grossen  Theil  des  Fiüssigkeitshedarfs  in 
■  Form  von  Alkoholicis,  z.H.  in  Form  schwerer  Kothweine,  wie  l'ortvvein,  Tokayer  etc., 
Idie  ebenso  wie  die  rasch  zur  Resorption  gelangenden  Schaumweine  von  Fiebernden 
•in  grossen  l^uaiititiiteu  ohne  irgend  welrlu?  I'ii'scheinung  von  Berauschung  vertragen 
Iwerden.  .Man  kann  de.simlb  gros.se  .Mengen  hiervon  gelieu:  1  l'lasche  Rothwein  und 
luiehr  }iro  die,  ebenso  niimfestens  ItK»  g  Cognac  pm  die,  namentlich  sei  man  aber  mit 
Miesen  Analeptieis  bei  Potatoren  und  lireisen  nicht  sparsam.  Starker  Kaffee  mit 
loder  iihne  Cognac  ist  in  solchen  Fällen  ebenfalls  zu  ratlien  und  man  kann  diesen 
iJieizraitteln  noch  einen  Mülirgehalt  dadurch  zufügen,  dass  man  (ielbei  in  sie  ein- 
Irühren  läs.st.  Ua  wo  es  hauplsäcblich  darauf  ankonnnt,  viel  Nilhrmaterial  dem 
iFiebernden  zuzuführen,  kommt  ausser  dem  Alkohol,  der  einen  hohen  f -alorienwerth 
■besitzt,  vor  Allem  die  .Milch  in  Betnicht,  die  man  kalt  oder  w,arm,  mit  nder  ohne 
leinen  Zusatz  verabreichen  kann, 

I  Die  Appetwiz  zur  Milcli  wird  erhriht  daduri'h.  d;i.ss  man  .sie  mit  Thee,  Kaffee. 
IC'hüColade  versetzt,  maru-hnial  auch  dadunli,  ilass  man  sie  n)it  Vanille  abkocht  und 
■«iskalt  verabreicht,  in  aniicren  !'';illen  werden  W<ililj;eschmack  uml  Näbrgehalt  der  .Milch 
Ldurch  Zusatz  von  Cognai*  erliCilit.  Einrühren  von  Eigell)  erhöht  ebenfalls  ihren  Nähr- 
bclialt.  Statt  Milcli  kaini  mai)cbmal  auch  Kuinvs  oder  Kelir  mit  Erfolg  gegeben 
Iwerdeu.  Senator  plh'gt  den  <'aiorienwertl)  dadurch  zu  erbnbini,  dass  er  in  der  Milch 
rverschieden  gro.sse  Mengen  condcnsirter  Milch  auflösen  liis.st.  Ebenso  bildet  der  Zu- 
katz  von  Schlagsahne  zu  .Milch,  ('acao,  Kaffee  etc.  eine  angenehm  schmeckende  Kr- 
ijiöhung  des  Calorienwerthes  der  Nahrung,  Eine  flössige  ebenfalls  an  Nährstoffen 
■reiche  Nahrung  i.st  weiterhin  vorhan«len  in  dem  sogenannten  Peptonkraftbier,  femer 
nn  der  sogenannten  Kraftchocolade. 
I        Von  den  Inslichen, 

■die  Soraatose,  die  verschiedenen  .\lkalialbnniinate,  das  Eiic.isin,  die  Nutrose, 
■weniger  empfehlenswerth  sind  die  verschiedenen  „IVptuni'".  weil  diese  leicht  Uurcli- 
Ifall  erzeugen.  In  den  meisten  Fällen  kommt  man  jedncli  ohne  iliese  künstlichen 
ll'raeparate  aus,  und  es  geüiigf,  durch  Kraftbrühen  mit  oder  ohne  ICinIngen,  durch 
iThischenbouillon,  Beeftea,  Flciscli.saft,  Siiccus  carnis  receiiter  expressns  einerseits  Rciz- 
biiittel,  andererseits  Nähr.stofle  dem  Org.niismus  zuzuführen.  Zu  Einlagen  in  die  Kraft- 
brühen eignen  sich  aiusser  dein  nur  ;ds  Reizmittel  wirkenden  l'"lei.sche\tract  vor  allem 
KEier,  sod;um  die  genannten  l'jweissprae|(arate,  besonders  ilie  Soniatose  und  Nutrose, 
■ferner  kann  man  Eeube- Rosenthalsche  Fleisrhsidution  in  der  KraftbrüJie  stispen- 
idiren,  ebenso  kajui  man  geseliabtcs  Fleisch,  besonders  Bnistfleisch  von  Huhn  oder  Taube 
Ixur  Einlage  in  der  Kraftbrühe  verwendi'ii.  Unter  lien  einzelnen  Kraftbrühen  ist  die  Kalb- 
Ifleischbi'idie  vvegi'ii  ihres  (Jchaltes  an  l-eim,  von  dessen  Verwendung  ,<ogleich  die  Rede 
kein  wird,  eHipfehleiiswcith.  Vini  düi  eigentlichen  Suppeneiningen  sind  vur  allem  die 
ieiweissreichen  Eeguniiiioscnmelile,  sudann  aucli  ra|>i(>ca  und  Hafermehl  zu  empfehlen. 
I  Bezüglich  des  Fleisches  gilt  als  Kegel,  dass  dif  mit  lockerem  (lefficje  inul  zarten 
Dasern  ausgestatteten  Fleischarteu,  wie  das  Fleisch  von  Taube,  Huhn,  ebenso  ge- 
kchabter  Lachsschinken,  geschabtes  Lendenfleisch,  gut  zubereitetes  Kalbfleisch  nicht 
■unbedingt  verboten  sind,  doch  halte  man  sieh  mehr  an  Eierspei.sen  und  Leimspeisen, 
p.  B.  abgekochte  Kalbsfüsse,  Weingele«',  Himbeergelee,  ferner  an  Weincreme, 
ICitronencreme,  Vanillencreme,  (.'hocola<lenereme  etc.  Senator  hat  zuerst  auf  die 
iBedeutmig  des  Leims  als  eines  Eiweisssparers  hingewiesen  und  .seitdem  ist  die  früher 
kcbon  gelegentlich  rein  em[)iri.sch  geübte  Darreichung  von  leindiultigen  Spei.sf^n  bei 
Ifieberhaften  und  auch  anderen  Zuständen  verstAndlirher  geworden  und  in  allgemeineren 
■Gebrauch  gekommen.  Im  Regiiui  der  Reconvalescenz  mache  man  datteireu  von  Flei.sch- 
kpcisen  ausgiebigen  Gebrauch,  z.  B.  von  Leube'schen  Heelsteak'-,  kaltem  Braten, 
■einen,  nicht  stark  gewürzten  Würsten  etc. 


nur  aus  Eiweiss  bestehendi'u,  Nahrunjrsmitteln  sind  zu  nennen: 


[Fipberdiael 


-      308     — 


Der  KordcniMg,  aiicli  die  Knhlf.'livfirato  in  inrifrlirlist  fein     verthriltcr,    «tt 


liadurch,   ds 


schon  geliister,  roriii  zu  verabreichen,  i'iits|inclit  mau 
f'acao,  sowie  die  ültripiMi  iiütgetlieilten  N;ihrniips-  und  Keizniitt«»!   stark  frezuck'  ■  . 
auch  k.'iun  luau  dirwt  lllprec.  Traulienzufkerliisung  für  sich  verabreichten     I'    ■ 
liieten  lieiefrenlieit    zu  Kinlagen    von  (intreideniehl,    Keismehl,    MalzoM 
nictit  absolut  flüssige  lüact  rmtiiwendif;  ist.  kann  man  Roissiippcii,   <iri'  — 
sn|ip<Mi  geben.     Ausserdem    konimeii    )niri'>eartigc  Speisen  wie   Kartoffelbrei.  V 
Maizena-speiseii  in  Betracht,  auch  ijnaker  s  Oats  dürfte  sich    empfehleu.    W'  i 
specielle  Contraüulieationeii  vorliegen,  wie  beim  Typhus,  der  I>vsenteric,  der  I'' 
kann  man  auch  Cake.«,  Biscuits  und  Zwieback  darreichen,  letztere  «weckm«    . 
in  Form  von  Milchsa)ipi'ii.     I>ass    auch    die  Fette    vom   Speisezettel    des   1 
nicht  au.s/.uschlies.sen  .sind,  wurde  bereits  erwilhnt.    IMe  Zufuhr  gelingt,  wenn  niii  • 
l'arreicluingsforni  eine  zweckmässige  ist. 

Diese  GrundsUtze  gelten  vorwiegend    für    kurzdauernde   Fieherforinen.     B»i  d»; 
ntsrh  fieberhaften  Zuständen  niuss  der  Kreis  der  »'rlaubten  Nahrun^mittel  b«iiii^ 
erweitert    werden,    da    hier    eine  ,,1'eberernährung"    der  „Zehrung"  ontgeg«oalH 
s(dl.     Besonders  niuss  in  der  l>iaetbehandhing  solcher  Zustände  dem  Fett  ein  hfl 
Hauni    im  Speisezettel    eingeräumt    und  durch    geeignete  Vortheiinng    und  ,\\>mi^ 
hing    der    .Mabizeiteii    der    Appetit     regi'     gehalten    werden.       Hier      ktminini    »'' 
inöglirheii  Fleischsnrteii,  Käse,  Eier,  Mehlspeisen  in  Betracht,     vor   allem  et- 
liche Zufuhr  von  .Mileli,  Kumys,    Kehr.     .Auch  Bier  ist  bei  chronisch-fieberli.' 
ständen    reichlicher  zu  reichen  als  bei  acuten,     (iiite  Butter  soll   hier  zusann  •    " 
Kiem  oder  auf  Wei.s.sbrot  gestrichen  reichlich  genossen  werden.  i 

Die  Sorge  für  die  htirchlüliruiig  einer  ausgiebigen  Krnährung  tniiss  von  mraln«'! 
um  so  grösser  sein,  eine  je  längere  Dauer  des  fieberhaften  Zu.standes  a  pri" 
warten  ist.     Bei  clironisch  tieberhaftcn  Zuständen    i.st    für    die    eigentliche  I. 
die  Zeit  de.s  Fieberaachlasses  oder  Fieberallfalles  zu  benutzen. 

In  gewissen  Fällen,  wo  liie  Toleranz  des  Magens  eine  sehr  geringe  ist,  Icmh  « 
Hintanhaltung  der  Inanitirni  eventriell  die  Nahrung  auf  anderem  Wege  als  |" 
durch  Krnährung  per  rectum,  in  seltenen  Fällen    auch  subcutan  d.orgereirlji  ^ 
Die    eigentliche    Indication    für    die   .Anwendung    dieser  .Methoden    liegt    ab^r 
weniger    im  Fieber,    als    in    anderweitigen   llindeniissen    für   die   F^mähnin^  fs* 
worauf  hier  weiter  einzugehen  kein  (»rund  vorliegt. 

Zu  den  geschilderten  diaetetischen  liidicationen  kommen  in  vielen  Füllen  ik* 
neue  hinzu,  theils  werden  die  vorhandenen  durch  die  Eigenart  der  Krankheit  m* 
iicirt.  Diese  Indicationen  sind  aber  mehr  von  der  Krankheit  al.s  vom  Fiebern»** 
abhängig. 

Fllaria  0.  F.  Mull.  Fadenförmige  Wünncr,  Mund  meist  ohne  Lippen.  Die  SeitcDUnia 
sehr  schmal  entwickelt.  Die  weibliche  GeschlcchtsöfTnung  Hegt  sehr  -weit  nach  Tora. 
Spicula  des  Männchens  sind  iingleicb.     Ilauptsächlieli  kummen  in  Betracht: 

Filaria  aegrptiaca  .Sonsino.  Soll  sich  vnri  F.  sang,  hominis  nur  dnrch  iIas  Fä 
der  mantelartigcn  Hüüe  um  die  Enibn.onea  anszeichnen.  Wurde  im  Harn  und  Blut  tob  Bp 
ninturikern  aus  Egjptcn  von  Sonsinf»  gefunden. 

Filaria  bronchialis  Hud.  Dieser  Wurm  ist  2  cm  lang,  hat  wcisHlicbe  Fl««toJ 
schwarzbiauuem  Grunde  und  nm  Varderende  zi»ei  kleine  Spitzen.  Wurde  in  der  vtagiü^aW 
Bronchinn)-mphdrü.se  eines  PlUbisikcrs  gefunden. 

Filaria  labialis  Panu.  Das  bisher  beobachtete  eine  Exemplar,  ein  Weibcbeo.  iiK  1  *l 
lang,  die  Vulva  liegt  3  mm  vor  dem  hinteren  Kürpcreiide  und  die  Ovari.ilrühren  sind  «trW 
gleich  entrrickelt.     Das  Thicr  befand  sich  in  der  Oberlippe  eines  Studenten  in  Neapti. 

Filaria  lentis  Diesing.  Wurde  in  cxlrabirlcn  menschlichen  StaarlinscTi  beobachte!  ti 
zwar  waren  es  immer  Larven  in  Grosso  von   I — 3  mm. 

Filaria  loa,  Guyot.  Ein  30 — 32mm  langer,  lebendig  gebärender  Wunn.  de«*«* 
Ende  abgestutzt,  das  andere  abgerundet  ist.  Es  findet  sich  an  der  Westküste  .\fnto  •• 
der  Bindehaut  des  Auges  der  Neger. 

Filaria  oris  hominis  Lcidy  ist  vielleicht  mit  F.  bronchialis  identisch  oder  «»4 
entwickelte  Form  voiiDrac.medincnsis.  .Sic  wurde  in  Phikidulphia  im  menschlichen  Munde  gcin^ 

Filaria  peritonei  hominis  Bab.  Ein  14  cm  langer  Nematode  mit  klciucn  MiwM 
pillen.  den  Babesin  in  Budapest  in  einer  Kapsel  des  Jjigam.  gastrolinealc  fand. 

Filaria  restiformis  Leidy.     Aus  dem  Penis  eines  Arbeiters,    dessen   Urin  einig«  tl( 
vorher  milchweiss,    dann    gelblich    mit    etwas  Blut    und  Schleim    gewesen    war     würfe 
ca.  52  cm  lange  Wurm  in  Philadelphia  herausgezogen. 

Filaria   sanguinis    h.jminis    Lewis,    Blutfadenwurm    des   Menschen,      l'okr 


i 


tlaria 


—     300     — 


Filarial 


iKamen  wurden  von  Lewis  0,35  mm  lange  Lairen  beschrieben,  die  sicli  im  Blute  des  Menschen 
Efonden.  Ihre  Dicke  entspricht  ungefähr  dem  Durchmesser  eines  rothen  Blutkörperchens.  Der 
Uopf  ist  abgerundet,  der  Schwanz  zugespitzt  und  der  Darm  wenig  hervortretend.  Der  Körper 
pst  vou  einer  am  Kopf-  und  .Schwanzende  abstehenden  Hülle  umgeben.  Diese  Par.isiten  fuiden 
reich  in  Brasilien,  Westindien,  Vorderindien,  .Australien  in  grosser  Anzahl  im  Blute  des  Menschen 
rnnd  gelangen  mit  dem  Blute  vielfach  in  den  Magen  von  Mosquitos,  wo  sie  sich  verändern, 
lober  nicht  geschlechtsreit  werden.  Das  geschlechtlich  entwickelte  Thicr  lebt  vielmehr  in  ver- 
Bchiedonen  lymphatischen  Geschwüren  des  Menschen  und  ist  7  cm  lang.  Der  Kopf  entbehrt 
Her  Papillen.  I;ebendig  gebärend.  Die  geschlccbLsreifc  Form  wurde  von  Cobbold  Filaria 
IBank rofti  genannt.  Die  Krankheitserscheinungen,  die  F.  sang.  hom.  hervorruft,  sind  denen  der 
wilharzia  baematobia  ähnlich. 

f  Filaria  sp.  Nach  John  U'NeiU  eine  mikroskopisch  kleine  Filarie,  die  unter  deu 
bfogern  Westafrikas  die  unter  dem  Namen  Craw-Craw  bekannte  Hautkrankheit  hervorruft. 

I  ^  ^  8TADELMANN. 

I  Filaria-Erkrankuiig.  Von  dm  KadPiiwürniprn,  zur  Ciasse  der  Nematoden 
Igpliflrig,  intoressirefi  liaiiptsfichlicli  1.  FiLiri;i  sanguinis  hominis,  2.  Filaria 
lniodin<>nsiv,  wiüircml  soltonnrf  .Xrten.  wie  Filari:i  lirnnchial  is,  labialis,  It-iitis, 
lloa  s.  oeuli  bfim  Menschf-n  mir  als  Karitfitcii  licobiiclUft  sind. 
I  1.  Filaria  sanguinis  hominis,  von  \Viicli<'ror  in  iiahia  (lS6fl)  nntdnckt, 
rfinilet  .sicii  in  trnpisrhi'ii  (jpgciiden  der  alten  utid  mnien  Welt  in  gi'os.ser  Ausdehnunp. 
|l)io  Eiiibnonen  dieses  Wurmes  treten  in  merkwürdiger  Regelmü.ssigkeit  zur  Nacht- 
neit,  ansclietnend  aii.s  den  grossen  lAmphstiiiiinuMi,  in  das  Rliit  des  .Menschen,  wo  sie 
lii»  gres.sen  Mengen  kreisen,  wiiUrend  sie  tagsüber  vollständig  aus  di'nisellicn  \er.schwin- 
Iden.  Iliese  Filaritni  gehen  zu  den  verscliiiMlensten  Kriinkheits/uständen  Veranlassung 
liind  bewirken  als  aiifVitlligste  Syin]>tnnii'  llaeniaturie''  und  rhylnrie".  wobei  der  Frin 
leine  völlig  milrhigi'  Hcschaffenbeit  annehmen  kann.  Ferner  sieht  man  die.selben  als 
[die  Ursache  von  Klepliantiasis,  lAtnpliscrotiini,  gewisser  Formen  von  clivlösetn  Ascites 
lan.  Die  zur  N.iehtzr'it  im  Hlnti>  kreisenrlen  Filari.iombryonen  wenieti  nach  M.tiisou's 
ll'ntersueliimgen  von  ilrn  zur  selben  Zeit  sehwiirnveiulen  unil  dr-n  .Meiiseken  angreifeii- 
Iden  .Vloscjnitrts  aufgeimninien,  wacli.sen  im  Innern  dieser  liiseeten,  und  gelangen  aus 
Idt'iu  todten  Mostiriitokörper  in  das  \Va.sser,  durch  de.ssen  (ieiuiss  in  ungekochtem  Zn- 
lebinde  die  Kmbryoneii  in  den  Magen  und  |)armeana!  des  Menschen  gelangen  und  von 
Idort  anschf>ineml  in  die  Lynijdi-  und  (jefässlialinen  auswandern.  Es  ist  also  mit  grosser 
IWahrsfbeiiilicIikeit  der  .\liisi|uito  als  Zwisclienwirth  des  l'arasiten  anzusehen,  von  wel- 
Ichem  ans  derselbe  auf  den   Menschen   übertragen   wird. 

I  Hei  der  'flierajjie  dieser  Krankheit  giebt  es  eiTi  S|M>4-ilicMiiii  gegen  die  Kliitjtarasiten 
Inach  ,\ngabe  der  maassgebi>nden  ,\erzte  nicht,  oljwiyhl  man  zahlreiche  Mittid,  welche 
pjsur  l)esinfeetion  des  filutr's  dienen  sollten,  hiertiei  empfiihlen  und  ve|-sueht  hat.  So 
[■wurde  von  Law  ry  das  Thymi d  emjd'olden  tmd  günstige  Erfolge  von  der  inneren  .\n- 
I  Wendung  desselben  berichtet;  ilocli  verwerfen  Manson  und  Crombie  dasselbe  gän/,- 
llich.  Nach  Sc  heul)  e  soll  Kaliinii  picroitifricum  (0,2  -  n,.")  melinuals  täglich)  wirksam 
iBein,  und  neuerdings  wini  vmi  Fünf  Hi'ünng  n.ach  iinierlicliem  (iebraiiche  von  Me- 
Itliylenblau  berichti-t.  Nach  Manson,  dessen  .\nsielit  hier  niaassgeliend  sein  dürfte, 
[soll  man  die  Filarien  da,  wo  sie  sieh  eingenistet  haben,  mnglichst  in  Ruhe  l.is.sen, 
I  durch  salinische  .Vbführmittel,  knappe  Diaet  un<l  Entziehung  von  Fhussigkeiten  möp- 
llichst  allen  l,yni]distaninigen  entgegenwirken.    Ivlaslische  Binden  an  lien  Extremitäten 

■  können  gegen  die  elephantiastischeii  Zastände  nützlich  sein.  Besonderer  Werth  ist 
lauf  die  Frophyl.axe  xn  legen,  seitdem  man  erkannt  hat,  dass  der  .Mi)S(|uito  der 
[Zwisclienwirth  nml  das  Wasser  als  Transportmittel  für  die  Esidiryoneii  .rnzii.sehen  ist. 
I  reberdecken  der  risteriien  ilurch  Itrafitiielze  wird  zur  Veniieidting  des  Mini'iiifallens 
I  iler  Insecten  in  das  Wasser  eni)dobletv,  ferner  sorgfältiges  Kochen  allen  Trinkwa.ssers, 
I  und  eudlieli  .mcli  .Schutz  gegen  Mosijnitnstiche  durch  Netze.  Ani'h  im  Blute  afrika- 
[  iiischi'r  Wachteln  sollen  Filarien  iu  .Menge  vorkommen,  welclii'  lier  Filaria  sanguinis 
lliominis  ähnlich  sind.  Es  empfiehlt  sich  also  aucli  Vorsicht  bei  der  Zubereitung 
leolcher  importirten  Vögel. 

I  2.  Filaria  niedinensis,  Medinawurm,  Guineawurni,  !)raenncn  Ins'  uie- 
Idinensis,  ist  ein  Nematode,  welcher  als  dünner  Fadenwnrin  bis  zu  einer  Länge  von 
|80— lOOcm  .auswächst.  Nach  den  Fntersu<-hungen  von  Fedsehenko  werden  die  Ein- 
|br>onen  dej«elbeu  wahi"scbeinlich  durch  kleine  Wa.ssercrustareen  aufgi-nonunen  uml  in 

■  das  Wasser  übertragen,  von  wo  sie  in  den  Magen  de.s  Metischen  gelangen  und  von  dort 
lin  übnli<'her  Weise  wie  die  Trichinen  in  den  Körper  aiiswan<leni.  Sie  sitüen  vorzugsweise 
kn  den  Muskel-lnterstitien  des  Fusses,  des  Unter-  und  Oberscheivkels  utid  verarsachen 


[Filariii 


—     31(1     - 


Uirr  liolii'ciulu,  ;;lühciulf  Si-Iimorzoii.  welche  von  Ahsci-dirungfii  ht'rriilin'ii,  <^^^ 
Huut  vordringiMi  iiiiil  si-liliesslich  aufliri'clR'n.  Aus  diesen  Eitorherdon  mm  nett 
kleines  weisses  Köpfrlien  liervor,  welehes  phen  der  Draciuiculus  ist.  F^s  «inl  M 
iinniineii,  d:is.s  ni;iii  unter  diesen  Wnrniern  die  „feurigen  Schlaiigon'*  des  MixM 
verstehen  liat,  welche  die  Kinder  Israels  in  der  NVCuste  peiriigtpii.  Sie  waren  m 
falls  schon  in  ititoston  Zeiten  bekannt,  von  l'jntiireh  hesehrii-bfii,  und  die  Kaj 
hcit  von  (»ulen  nis  ..l'nieontinsis"  lien;innt.  IMe  Thenipio  liat  (licseni  i'atm 
gegenilber  seit  ti;ilen's  Zeiten  keine  Fnrtsujiritte  gemilcht.  Schou  (taleii  riunl 
was  auch  heute  noch  Kiltr  <leii  Wurm  nicht  ahzureisseii,  sondern  aii  ein  rundo  SB 
cheii  Elfenliein.  HoU  oder  Knochenstähchen  anzuschlingen  und  durch  AnfwinH<ra 
demselben  Innpcun  zu  extrahircn,  wobei  die  völlige  Entwicklung  des  Thier><  1 
3 — lü  Tagen  vollendet  sein  soll,  lieiin  Abreissen  des  Wurmes  trcteu  belli:.''! 
Zündungen  in  liei  riiigei)ung  des  Ahscesses  ein,  welche  nach  Oavaino  durch  A<w 
von  Embryonen  in  dir'  Wunde  lien orgernfen  werden,  sie  sind  sehr  gefiirrliif-t  1 
niiiäsen  sorgfältig:  :intiiihIogistisch  beli;iiidelt  wi'rden.  Hie  rroph>  la.xp  hat  auriij 
besonders  die  W'asserversorgiuig  zu  beriicksiehtigen;  in.Cjegenden,  wo  ein»-^^fl 
durch  diese  Parasiten  in  [""rage  kommen  kann,  ist  &m'  Triiikw:u>$er  zu  koeM^^| 

Fillces    n>-nut    man    die    ,Knrue    im    engeren  Sinne",    eine  mehr   als    3500  Arton   unduH 
I'llanzenfamibe    aus  der  Classc    der  P  teridophy  ta*    und  der  Reihe     der  Fi  lieioat'J 
büsitzeu  cur  ciuc  Art  von  Sporen  (iso.ipon.i  Filieincn),  die  bei  der  Keimung-     ■"    '.   >-—  ■ 
Iballium  mit  den  (icscliluchlaoricaneu  liefern.    Der  Keimling  wird  zur  reich  l. 
Die    meist    .schön    gelicderteii  Blätter    tragen    uuge.schlcchHich    erzeugte  .^j 
rangien)  mit    ganz   znrtcr  einschichtiger  \Vand  gewöhnlich    in    grossen   Mui 

auf  ihren  Unterseiten.    Filix  ist  zwar  ein  vi'ralteter  Gattungsname,  aber  u„.<,.. 

Aspidium*  Filix  mas  in  Gebrauch. 

•^  IL 

FlilclllllO   sinil  (lio  iliircli    ilirc    i'oiclip  ßUttOfitwieki'liitig    goktüitixiMübutU^^ii  Pteridop  U  t  t  f  u  *.     I*i«t 
i>4o-<pur  (Filice»'),  nui'  wenift«  uiiAOtieiabaro  Kormon  l)nteros[)ur  (Hyilropteridesl.     Ölnieljw<>rlJUgw  I 
Pteridopbyton  sind  die  Ei|Ui«rti  n*^'  uod  die  Lycopodiu  ap'. 

X. 
Filix.     Die  chemischen  Beslnndtheile  des  Filix  sind  die  folgenden: 

Filixsäure,    auch    in    dem  Rbizoni    anderer  .\spidiumartcn  aufgcfundeo.     Di« 
nach  Grnbowski   als    DibutrjlphlnrogUici»    aufzufassen,    entsprechend     der  Formel  (',J 
während  Daccomo    sie    ah  Uobullcrsaurecster   des  Üxj-naphtochinons    ansieht    nnd   il 
Formel  CnDidOs  gicht.     Neuere   l  iitcrsuchungen    (Poulssnn)    haben     ergeben,    da»  sif' 
höheres  Molccül,  gemäss  der  Formel  CajHiaOi.!,  besitzt.    Filixsäure  bildet  ein  amorphrs 
lockeres  Pulver  ohne  Geruch  und  Geschmack,  welches  in  Wasser  unlöslich,   in  Ai'- 
Chloroform    und    fetten  Gelen    löslich    ist.     Schmp.  184".     Darüber    hinaus    erl 
-Aceton,  Buttersäure    und  üiniethylmalousäurc,    beim  Schmelzen   mit  Kalilauge    bot 
und    Phloroglucin.      Wird    Fili.xsHurc    in   aetherischer    Lösung    gekocht,    so    geht    i 
.\nhydrid,  das  Filicin  CuH„,0,  oder  (':i5H(„0,2.  über.    Dasselbe  kr,stallisirt   in  gelb 
bischen  Blättern,    welche    in    Wasser    und    kaltem    Alkohol  uidöslich,    daitcfco  in  kl 
Alkohol,    .'Mkalien    und    feiten  Oclen    leicht    löslich    sind.     Wird    eine  alkalisch«  Lüt    _    _ 
Filicin  mit  einer  Säure  versetzt,    so  wird  das  Hydrat,    die  amorphe  Filixsäun-,   au-tfndlH^ 

Filixgcrhsäurc.   ciu  amorphes,    leicht  in  Wasser  nnd  verdüniitera  Weingeist  Vk''" 

Pulver,  wird  durch  .\usschütteln    eines  wässerigen  Decocts  des  Filixrhizoms  durch 

Bloiaectal  und  Einleiten  von  Schwefelwasserstoff  erhalten.     Mit  Eisenchlorid   nimmt 
säure  eine  olivengriinc,  nach  Zusatz  von  Natriumcarbonat  eine  violette  Färbuug  an. 

Filixroth  (Tannaspidsäure,  Luck),  C26H1SO12,  bildet  sich  neben   Zucker  beim 
von  Filiigerbsäure  durch  verdünnte  Schwefelsäure.     Auch  spontan  tritt  diese  Zerit 
Lagern    des  Rhizoms    ein.     Rothes    amorphes,    in    Alkohol    und  .\mmouiak     lüslicbe*' 
welches  mit  Kaliumhydroxyd  geschmolzen  I^hloroglucin  und  Protokatechu.säure  lirtoC 

Filixolin,    ein  Glyccrid,    welches   hei  der  S'erseifung  in  die  flüchtige   FilonoiTl* 
und  die  fixe  Filoxylsäure  zorrällt. 

Aspidol  Cigllj^O  (Daccomo)  bildet  perlmutterartig  glänzende  Lamellen,  veldic  i 
»icdcnilcm  .\lkohol,  Aether  und  Chlorofonu  lösen.     Schmp.  136,5". 

Filix  wachs  ist  bräunlichgelb,  amorph,  in  heisscm  Alkohol  löslich.     Scbmp.  19*. 

Filixöl  ist  ein  dunkelgrünes,  dickflüssiges,  etwas  schwierig  vcrsei/bares  Fett. 

In  neuester  Zeit  wurden  von  Boehm  aus  dem  aetherischeü  Extract  der  Filixworwl  M 

Aspidin,  CjaflaiO;.    farldose  Prismen,    in  Wasser  unlöslich,  in  .\lkobol,   Acthrt  lad 
kalien    löslich.    Schmp.  MiJ}".      Wird    durch    Eiscnchlorid    tief  roth    geTärbt.     Witti  * 
toxisch  .luf  das  Ccntralmark.  hebt  ;iuch  die  Muskcicrregbarkcit  auf.  J 

Albaspidin,  CsjHjgO?.  farblose  Nadeln,   welche  bei  14S— 149"  scbmelzco.    FmbH 
lärbt  duokelroth.     Bewirkt  allgcmcioe  Lähmung.  ^| 


[Fillx  -    311     -  FlUx] 

Flavaspidsäurc,  C23H280g,  goldgelb,  in  Wasser  uiilüslicbe,  in  Alkohol  lüsliclic  Prismen. 
Schmp.  157 — 159°.  Eisenchlorid  lärbt  die  Lösung  ticfroth.  Das  Ban-t-  und  das  Kupfursalx 
sind  krystallisirbar.    Wirkt  erst  in  grösseren  Dosen  toxisch. 

Aspidinin,  noch  nicht  analjrsirt,  krystallisirt  in  farblosen,  rhombischen  Tafeln,  welche 
in  Alkohol  löslich  sind.  Eisenchlorid  bewirkt  erst  dunkelgrüne,  später  dunkelbraune  Färbung. 
Zeigt  ähnlich  wie  Aspidin  stark  toxische  Wirkung. 

Aspidinol,  CjjHieO,  in  langen  Nadeln  oder  in  hellgelben  rhombischen  Prismen  krystal- 
lisirend.    Die  alkoholische  Lösung  wird  durch  Ferrichlorid  schwarzgrün  gefärbt.    Ungiftig. 

Radix  seuKhizoma  Filicis.  Racine  de  fougi'-re  male,  jf alc  Fern  root,  Wurm- 
farnwurzel, ist  der  im  Spätjahr,  August  und  September,  gesammelte  Wur/clstock  von 
Aspidium*  Filix  mas.  Er  soll  nach  Ph.  G.  III  ungeschält,  aber  von  den  anhaftenden  Wurzeln 
befreit  sein  und  die  Ansätze  der  Blattstiele  erkennen  lassen.  Der  (Querschnitt  zeigt  die  blass- 
galben  Gefässbündel,  welche  zu  S — 10  im  Kreise  angeordnet  und  ungleich  gross  erscheinen. 
Im  frischen  Zustande  besitzt  der  Wurzelstock  eine  pistacieugrüne  Färbung,  von  welcher  sich 
die  dunkelbraunen  Wedelbasen  abheben.  Die  lichtgrüne  Farbe,  welche  die  Wurzel  auch  auf 
dem  Bruch  zeigt,  gebt  bei  längerem  Aufbewahren  in  Folge  der  Bildung  von  Filixroth  in  eine 
zimmtbraune  über.  Solche  Stücke,  wie  überhaupt  alle  diejenigen,  welche  über  ein  Jahr  con- 
servirt  sind,  müssen  verworfen  werden.  Der  Geruch  der  Wurzel  ist  widerlich,  der  lieschinack 
erst  süsslich,  dann  kratzend  und  herb. 

In  der  Wurzel  sind  von  chemischen  Stoffen  nachgewiesen:  Filixsäure  9 — 10  pCt.,  Fiüx- 
gerbsäure  10  pCt,  ein  fettes,  grünes  Oel  G  pCt.,  ein  aetherisehes  Oel  0,04  pCt.,  Aspidol, 
Aspidin,  Aspidinol,  Aspidinin,  Albaspidin.  Favaspidsäure,  ferner  Zucker  11  pCt.,  Stärke  lOpCt., 
Chimmi,  Pektin,  Filixwachs,  Harz  und  Bitterstoff.     Aschengehalt  2—3  pCt. 

Die  Wurmfarn  Wurzel  gehört  zu  den  besten  wurm  treiben  den  Mitteln  des  Arzuci- 
'  Schatzes,  jedoch  hängt  der  Grad  ihrer  Wirksamkeit  wesentlich  von  dem  Standort  ab.  Während 
die  Droge  aus  Russland  (Wolmar)  der  deutschen  vielfach  überlegen  ist,  zeigt  die  Wurzel  aus 
Frankreich  und  Italien  etwa  halb  so  starke  Wirkung,  wie  letztere.  Ilauptträger  der  Wirkung  ist 
die  Filixsäure  oder  vielmehr  nach  Poulsson  die  amorphe  Filix.tänre,  deren  wurmtreibende 
Eigenschaften  nachKofoert  durch  die  Anwesenheit  des  aetherischen  FilixiUs  wesentlich  erhöht 
werden.  Auch  die  Filixgerb.säure  kommt  nach  Möller  hierbei  in  Betracht.  Ob  auch  Aspidin 
anthclminthisch  wirkt,  ist  noch  nicht  erwiesen.  Das  fette  Oel  der  Wurzel  ist  an  und  für  sich 
indifferent;  es  löst  aber  die  Filixsäure  und  trägt  dadurch  zu  ihrer  innigen  Mischung  mit  dem 
aetherischen  Oel  bei.  Freilich  wird  gerade  durch  diese  erhiihte  Löslichkeit  auch  die  Möglich- 
keit einer  toxischen  Einwirkung  gesteigert.  L'nter  welchen  besonderen  Umständen  diese  Gift- 
wirkung eintritt,  i.st  nicht  genügend  aufgeklärt.  Eine  Resorption  tritt  bei  der  Verabreichung 
per  OS  für  gewöhnlich  sehr  langsam  ein.  Befindet  sich  aber  ilie  Schleimhaut  des  Gastro- 
intestinaltractus  im  Zustand  katarrhalischer  Entzündung,  so  .scheint  die  Resorption  schneller 
und  in  grösserem  Umfange  vor  sich  zu  gehen.  Praedisjjonirend  für  da.s  Zustandekommen  der 
lotoxication  wirken  ferner  nach  Ilofmann  Schwäehezustände,  verminderte  Widerstandsfähig- 
keit nach  erschcpfenden  Krankheiten.  Es  sind  aber  auch  Källe  bekannt  gegeben,  in  welchen 
sich  auch  bei  anscheinend  ganz  gesunden  Personen  (Annnc,  kräftige  -Arbeiter)  bedrohliche 
Vergiftungserscheiuungen  entwickelten.  Welche  chemischen  Stoffe  die  Giftwirkung  der  Wurm- 
farnwurzel bedingen,  ist  ebenfalls  noch  nicht  genügend  geklärt.  Poulsson  hat  nachzuweisen 
versucht,  da.ss  allein  die  Filixsäure  toxische  Eigenschaften  zeigt.  Die  neueren  Forschungen 
Boebm's  indessen  machen  es  wahrscheinlich,  dass  .luch  Aspidin,  .X.spidinin  und  Alba.spidin 
an  der  Giftwirkung  betheiligt  sind.  Aus  diesen  Ausführungen  ergiebt  sich  als  praktisch  wichtig. 
dass  Bandwurmkuren  mit  Filixpraeparalen  bei  geschwächten,  anaemischcn  und  mit  Darm- 
katarrh behafteten  Personen,  auch  bei  Kindern  im  ersten  Lebensjahre  zu  vermeiden  sind, 
ferner,  da  die  Löslichkeit  und  Resorption  der  Filixsäure  durch  Oleosa  gesteigert  wird,  dass 
als  Abführmittel  gleichzeitig  oder  hinterher  nicht  Uieinusöl,  sondern  Kalomel,  .Scammoniuni 
oder  Jalape  zu  verabreichen  ist. 

Die  Symptome  der  Vergiftung,  welche  nach  Dosen  von  3.0-  '2~,0  des  aetheriseheu  Extraets 
beobachtet  worden  sind  und  meist  nach  8—12  Stunden  auftn-tcn,  bestehen  in  Uebelkeit,  Kopf- 
schmerz, Kolik,  Durchfall,  Erstickungsangst,  Singultus.  geistiger  Verwirrung,  auch  Tobsucht, 
Trismus  und  Tetanus.  Die  Pulsfrequenz  kann  auf  144  Schläge,  die  Temperatur  auf  ;'.'.),!>" 
steigen.  Seltener  werden  Ictcnis  und  leichte  Alliuminurie  l)e(>b.ichtet :  zuweilen  (Mithält  der  Harn 
rcducirende  Substanz,  Schmey  hat  nach  10,0  g  ein  ausgebreitetes  Exanthem  gesehen.  Am 
wichtigsten  erscheint  jedoch  die  Einwirkung  auf  das  Sehorgan.  In  etwa  32  pt^t.  der  Vi.-rgif- 
tuogsfälle  tritt  Amblyopie  und  Amauruse  auf.  welche  als  echte  Intnxieationsaniaurose  a\if/.u- 
fassen  ist.  Die  Cornea  ist  anaesthetisch,  die  Pupillen  iiütti-lweii  und  ohne  Ri'actitm.  Die 
Amaurose  kann  nach  8— 14  Tagen  vorübergehen,  aber  auch  bestchi-n  bleilion.  In  10  I2pt'i. 
der  Fälle  trat  unter  Collapscrseheinungen  Exitus  letalis  ein.  Filix  erseheint  demnach,  >*a-> 
auch  durch  das  Thiereiperiment  ftiuirll;  bestätigt  wird,  als  ein  Gift,  welelie>  .-.eine  ib-lei.ir.' 
Wirkung  im  Verdauungstractus  und  Cenfralnervensystem  entfaltet,  Filixsäure  wirkt  in  ähn- 
Ueher  Weise.  Kaninchen  sterben  nach  intravenliMT  Injc-etimi  vi.n  0,1,  ii.ieli  Kiiibringuui;  in 
den  Hagen  von  0,5  g  unter  den  Zeichen  der  Her/.lähniiiM);,  iiaehdem  aul'steieendc  Kücken- 
marksl^mung,  Steigerung  der  Reflexe,  rontraction  der  centralen  Arterien  der  Itetina  uml  Fe- 
tanusanßlle  voraufgegangen  sind  (Poulsson,  van  Au  bei}. 


[Filix 


—     312 


FingcrsteM 


Auf  Tnciiii^n    wirkt  P'ilix    in    aiinloger  Weise   wie  die  äbrigcu    AnthelinifitV'''-»  "-'  ' 
zur  Expiilsion  des  Wurmes  deu  Ijebraueh  eines  Abführmittels  nöthig.     Paron 
Erfolg  bei  Ancbyl".istonii;isis  angewendet.     In  einem  Falle  erfolgte  nach  (njectii..     ....  „ 

von  Fili.\exiraet  in  Knliiimcarbonatlösung  in  eine  Echinococcusblase  der  Leber  Abtödtai| 
Wurmes  und  Ausheilung  (Pavy). 

Während  der  Vorberciluugskur.  wolehe  im  wosentlichen  aus  einer  Evacuation  toll 
mit  Kalomel  oder  Scammonium  besteht,  dürfen  keine  fetten  Speisen    verabreicht   wcHfa. 
12.0 — 20,0    des  Pulvers    in    '/,  stündigen  Pausen   in    8 — 4  Portionen    in 
Scbüttclmixtur  oder  am  besten  (Uager)  in  Citronensiiurelimonade   20.0 — :•  ■  ;"). 

Elcctnarium  anthelmin thieum,  Wurmlatwcrge: 

Tuber.i  .Inlapae  piilverata  .i,  Flores  Cinae  pulveratae  15,  Rbizoma  Ptlieis 
tum  l.i.  Mel  depuratum  65. 
Extractum  Filicis.  Rxtractum  Filicia  maris  aethereuni.  Extrti 
fougcrc  male,  Alcnrc.sina  .Aspidii,  Wurmfarnextract,  wesentlicher  B<sta 
des  Helfenbergcr  Bandwurmmittels,  wird  durch  Erschöpfung  des  inA 
pulverten  Rhiz.om.t  durch  .\ether  bereitet  Ph.  0.  HI.  Das  erunliche  Kxtract,  von  düaki 
nig-  oder  Sirupconsistcnz,  soll  frei  von  .\rther  s<'in  und  darf,  umgerüLrt  und  mit  Ci 
versetzt,  mikroskopisch  keine  ,Stärkck<irncr  erkennen  lassen.  In  Wasser  ist  es  unlöslich 
gutes  Exiract  soll  nicht  unter  :>  pCt.  Filixsäure  enthalten.  Bei  längerem  Stehen  lä 
gelbliche  Kristalle  von  Filixsäure  fallen,  ist  daher  vor  der  Dispensation  stets  noMori 
Die  Ph.  Austr.  schreibt  ein  Extractum  Filicis  spirituosum,  die  Ph.  Ital.  ein  Extractmn 
aethereum  vor,  beide  von  Cuiisistenz  I.  Dosis  5,0—12,0  des  deutschen  Praeparats,  Ij 
von  Extractum  Filicis  Wolrnaren.se  nach  einer  voraufgegangenen  Vorbcreitungskur  in  ' 
tionen  in  Kap.seln.  Pillen  oder  Latwergen,  wohl  auch  in  Emulsion  mit  Gummi  arabii 
Iclst  Magenschlauch  cinzugiessen.  (ileicli  oder  nach  '/s  Stunde  Kalomel  oder  .laUpe.  1 
0,5—1,0  pro  .lahr  mit  .^inip  oder  Zucker,  tierhardt  verabreicht  bei  Taenia  snlium  I( 
12,0,  bei  Taenia  incdiocancllata  14,0— IH.O  Extract  in  Kapseln. 
Pilulae  Filicis  Ph.  Hi.sp.: 

Extractum  Filicis  4.  (iunimi  arabicum   1,  Wasser  1,  Pulris  rhizom&tis  Fili«! 
ad  Pilulas  40. 
I'ilu  Ics  de  P  esc  hier: 

Extractum  Filicis  1,5,  Pulvis  radicis  Filicis  1,5.     Pilulae   20.     Dosis  Mor^M 
Abends  je  10  zu  iiehiuen.     Die  Wirkung  wirtl  durch  ein   Clysma  aus  Exil 
Filicis  2.  (lummi  arabicum  und  Wasser  unterstützt. 
Oleum  Filicis  aethereum: 

constant  in  iler  Zusammensetzung,  wirksam,  ungiftig  (Kobert).     Do-ti«  \,(h 
A cidum  fil ii- icum: 

Dosis  0,3 — 0.4    nach    van  Anbei    in  Verbindung    mit  aetheriNcfaem  Gel:  k 
Filieicum  0,4.  Oleum  Filicis  aethereum  0,G,  Oleum  Cinnamoui  gutta*  10, 
.arabicum  8.  Wasser  l'ß,  Sirup  50.     2  mal  zu  nehmen. 

JACOMOI 


Fllniogen 


t,i<|iivr  aillia»«ivut.  LOinnit  'on  Nltraeellulo«o  lii  Aooton.   mit  ilcn  Eig«nscli>ni>B  i*t 


Flngersteiflgkclteil.    Die  Behandlung  der  Fingersteiligkeilen  filll  zusammen   mit ''"- •^-'-  n 
der  Fingcrcoutracturen.     Derartige  Fingereontraeturen    kommen    vor    als   angi '  i 

erworbene.  Die  erworbenen  (.'ontracturen  theilt  man  n.ach  dem  Sitz  der  Erki  ..,.,>. ^  d 
I.  dermatogene,  2.  destnogcne,  3.  tenogenc,  4.  myogene,  5.  arthrogcne  uixl  K.  nrunige« 
tracturen.  Die  wichtigsten  angeborenen  Conlracliiren  sind  bedingt  durch  primäre  il 
Entwicklung  der  volaren  Hautbedeekung  bei  normal  entwickelten  Cielciiken.  Behtn^li 
leichteren  Fallen  meist  uunüthig.  Sonst  Bandaginnig  an  eine  volare  FilzstahKc.bii:a 
nach  der  Vorderseite  federt.  In  hocbgradigea  Fällen  ist  mehrfach  mit  Erfolg  blutig  i 
wordeu  diych  Bildung  eines  volaren  dreieckigin  llautlappcns  mit  Verschiebung,  alw  I 
fühnmg  eines  V  in  ein  Y.  Die  derrnalogenon  Contractiircn  entstehen  durch  Vi-rl*' 
und  Erkrankungen  der  Haut,  welche  mit  Substanzverluslen  einhergehen,  am  häufigst 
ansgcdehntesten  nach  Verbreiiniiiigen.  Die  Verhütung  dieser  Contraclnnru  ist  e 
wesentlicher  Factor  bei  der  Behandlung  der  Verletzungen  und  Entzündungeu  der  Fing! 
Finger  müssen  in  einer  dem  Narbenzug  entgcgengericliteten  Stellung  bandagirt  wenlca 
frisch  eiit.standenen  Cnntraoturen  kann  man  den  Ver.such  der  allmählichen  Dehnung 
lisirung  der  Narbenstränge  uiaehcn.  Zu  dem  Zweck  Fixation  an  Filzstohlschieni 
Wendung  von  Massage,  activer  und  passiver  Gymuastik.  Statt  der  Schienen  kaoi 
redressirende  Apparate  anwenden,  von  denen  eine  ganze  Anz.ahl  nach  dem  Pi 
mählichen  Hcduction  mittels  Schraube,  Feder,  Spirale  oder  elastischen  Zugs  cods' 
In  späteren  Stadien  der  Behandlung  bi'WJihrt  sieb  die  Anwendung  der  Krukcnbei 
dclapparate.  Erscheint  die  unblutige  Behandlung;  aussichtslos,  so  kommen  Sp, 
Excisionen  der  Narben,  Thiersch'sehe  Transplantationen,  plastische  Operationen  erMJi 
Entnahme  der  Haut  von  enlferutercn  Körportheilcn  in  Frage.  Der  Typus  der  desoO{ 
Contracturcn  ist  die  Dupuytren 'scJie  Contractur,  welche  entsteht  darch  partielle  Sc 


Inf;(>rsl<-ifi^k(*itoii 


—     313     — 


FiiikhT'l'riorl 


Lder  I'almampoueurfisc  iiml  dcTcn  bin'legowi.'biger  Kortsiitise  in  l-'olgc!  "■limni^.oh-plastisclR'r  Kril- 
pfindu(i|!;.  In  den  Anfangsstadivn  ist  niohrfnch  völlige  Heilung  durch  Anwendung  der  Massage 
krziclt  worden.  Bei  irgendwie  vorgeschrittenen  Füllen  ist  nur  noch  operative  ßehiindlung  au- 
[gezcigt.  Für  leieht'TC  Fälle  genügt  das  Adams'seho  Verfahren.  Man  durchschneidet  subcutan 
ivon  verschiedenen  Einstichstellen  nus  !nit  dem  Tenotom  alle  spannenden  Stränge,  bandngirt 
lan  eine  dorsale  Schiene  und  beginnt  nach  4—5  Tngen  mit  Massage,  activen  und  pas.siven 
pewcgangen  und  .\niegung  eines  redrcs.sireuden  Apparates.  Die  Tenntomie  nuiss  unter  üm- 
Btünden  wiederholt  werden.  Ein  weiteres  brauchbares  Verfahren  ist  die  Fascienplastik  nach 
IBuseh.  Man  bildet  in  der  Vola  manus  einen  V  fi>rmigen  Tlautlappen  mit  proximaler  noch  im 
[■Gesunden  gelegener  Spitze.  AbUisiing  drs  Lappens  von  der  Unterlage  und  Durchtrennung 
niller  sich  spannenden  Fa,sern.  Der  bei  ilcr  Streckung  sich  bildende  Substanzverlust  wird  zum 
iTheil  vernäht,  /.um  Tlieil  durch  Transplantation  bedeckt.  Die  rationellste  und  gründlichste 
iBehandluiig  ist  die  Exslii-pntion  der  erkrankten  Apnneurose.  Der  am  meisten  vorspringende 
HStrang  wird  durch  einen  Längsschnitt  freigelegt,  mit  allen  Ausläufern  heransprni'parirt  und 
hchliesslich  am  Finger  abgetrennt.  Hatitnaht  und  Fixation  der  Finger  an  eine  Dorsalscliiene; 
kacb  14  Tagen  Nachbehandlung  mit  Massage  und  CTymnastik.  Tenogene  Conlracturen  cut- 
ntehen  nach  Sehnenverletzungen  durch  schurfe  und  stumpfe  Gewalt,  nach  eitrigen  und  fibrösen 
lEntzünduiigin  der  Sebticn  und  Sehnenscheiden,  sei  es.  d.iss  sie  zu  partiellen  Nekrosen  mit 
InachfolgeDder  Exfoliation  von  Si-biienstücfcen,  oder  dass  sie  zu  Verwachsungen  der  Sehnen  mit 
Direr  Umgebung  führen.  Nach  Substanzverlusten  der  Sehne  entstandene  Beugecontractureu  in 
Bbrauchbarcr  Stellung  lässt  man  am.  besten  iinbehandplt.  Bei  Extensionseontracturen  lixirt 
nnan  nach  vorausgegangenem  Brisemcnt  force  in  Flexionsstellung.  Einigemal  gelang  es  nach 
Hjluck''s  Vorgang,  verloren  gegangene  Schncnstücke  durch  Implantation  von  Kaninchensehne 
Ibder  zusammengerollten  CatgutRdcn  zu  ersetzen.  Bei  Verwachsung  der  Sehnen  mit  den 
Rebncnschcideii  erzielt  man  gute  Erfolge  durch  lange  fortgesetzte  Massage  und  Gymnastik, 
ffilektricität  und  lliiderbehandlnng  nach  vorausgegangenem  Brisemcnt  force  oder  offener  Los- 
hösung  der  angewachsenen  Partien.  Die  Behandlung  des  , sehne  llcndcn  Fingers",  welcher 
nbeofalls  den  tenogenen  Contracturen  zugerechnet  wird,  besteht  in  feucht-warmen  Umschlägen, 
IMassagc  n  Friction  und  in  methodischen  Bewegungen.  Kommt  man  hiermit  nicht  zum  Ziel, 
iso  ist  die  Biosslegung  und  Beseitigung  des  Hindernisses  durch  ofTene  Incision  indicirt.  Myo- 
■Henc  Fingercnntracturcn  werden  liäufig  hen-orgerufen  durch  lange  fortgesetztes  Tragen  immo- 
Ibilisirendcr  Verbände  der  Hand  und  des  Vorderarms.  Es  sind  meist  FIcxionscontracturen.  ' 
[Die  Behandlung  besteht  nach  Abnahme  des  Verbandes  in  lange  fortgesetzter  Anwendung  von 
iKassage,  Gjnnnastik  und  Eh^ktrieilät.  Bei  der  schweren  Form  der  ,isehaemischen"  Conlrsctur 
■ist  die  Therapie  fast  aussichtslos.  Die  arthrogenen  Contraeturen  entstehen  entweder  als 
IfQlge  entzündlicher  Proee,sse  im  Gelenk  oder  in  Folge  von  Weichtheilschrumpfungen  in  der 
Itläcbsten  Umgebung  der  Gelenke.  Ankylosen  in  brauchbarer  Stellung  liUst  man  unbehandelt, 
■gestreckte  Ankylosen  kann  man  durch  Brisement  forcc»  in  brauchbare  Slelhirigen  überführen. 
K)urch  Rcsection  der  lielenkenden  k;>nn  man  nur  bei  cxactcr  Nachbehandlung   gute  Resultate 

■  erzielen.  Contraeturen  durch  Weichtheilschrumpfung  werden  mit  den  mehrfach  erwähnten 
[Fixations- und  Dchnungsmitteln  behandelt.  Unter  den  neurogenen  Fingcreontracturen  unter- 
I scheiden  wir  paralytische  und  spastische.  Soweit  die  paralytischen  Contraeturen  auf  centralen 
I  Erkrankungen  beruhen,  richtet  sich  ihre  Behandlung  zunächst  nach  der  des  Grundleidens. 
I  x\u.sserdem  muss  aber  eine  locale  Behandlung  der  Muskellähmung  mittelst  Elektricität,  M.issage, 
I  Gymnastik  und  redressirender  Apparate  vorgenommen  werden.  Die  Anwendung  der  Kruken- 
Iberg'scheii  F'endelapparatc  ist  bei  diesen  Erkrankungen  besonders  zu  empfehlen.  Ist  die 
I  Fingerconlractur  durch  Laesion  der  grossen  Ncr\'enstämme  erfolgt,  so  muss  die  Beseitigung 
Ider  Lähmungsursachc  der  Localbchandlung  vorausgehen.  Es  handelt  sich  dabei  eeitweder  um 
I operative  Eingriffe,  wie  secuudHre  Nervennaht,  Eistirpation  comprimircnder  Geschwülste  oder 
iNarben.  .^bmeisselungen  von  Exostosen,  oder  um  Darreichung  von  Jodkali  bei  Bleilähmung 
luod  syphilitischen  Neubildungen,  oder  um  Entfernung  drückender  Verbände.  Knicken  u.  .s.  w. 
IVon  den  Stützapparaten,  die  den  Gebrauch  der  gelähmten  Finger  ermöglichen  sollen,  ist  die 
I  Heusner'sche  Vorrichtung  am  meisten  zu  empfehlen.    Die  Streckmusculatur  wird  bei  derselben 

■  durch  elasti.sche  Gummizüge  ersetzt,  welche  mittelst  Riemen  verstellbar  sind,  l'nler  diMj 
I  spasti.schen  Fingercontracturco  stehen  im  Vordergrund  des  Interesses  die  sogenannten  «coordi- 
I  iiatorischen"'  Bcschäfligiingsneurosen,  deren  häufigste  der  ^Schrcibkrampf  ist.  Seine  Bchand- 
llung  besteht  in  sorgfältigster  Massage  der  gesammtcn  Arm-  und  Sehultermusculatur  und  der 
IKe^^'enstärame  des  Plexus  brachialis.  Abwechselnd  mit  der  Massage  werden  Widerstand.sbe- 
Iwegungen  vorgenommen.  Einige  Zeit  nach  der  Massage  erfolgt  die  Anwendung  des  galvani- 
Vscben  Stroms,  und  zwar  in  der  Art,  dass  der  positive  Pol  in  den  Nacken  kommt,  während 
Ider  negative  tbeils  in  der  Fo.s.sa  supraclavicularis  aufgesetzt  wird,  theils  mittelst  einer  Massir- 
Krolle  über  die  Muskeln  von    den  Fingeni   an  nach    der  Schulter  hin  herüberfährt.     Dauer  der 

■  Sitzung  3  Minuten,  -\usserdem  Arm-  und  Naekeudouehcn  und  tägliche  Schreibübungen.  Zur 
I  Ausübung  ihres  Berufs  erhalten  die  Patienten  dann  später  Stützvorricbfungen,  wie  sie  von 
iNussbauni,  Zabludowski  u.  A,  angegeben  wurden.  ikiffv 

■nkler-Prior'SCtaer  BariUiif.  olnp  im  Jdin-  \mt  vnn  FinkUr  uimI  Prior  lofülUt  l'ai  «oiii-ninnlrr  Cholera 
Kaoftn«  Kefuadiine  TibriouoDitrt,    wolohi  >b«r  mit  der  Enlaleboiig   dieear  Erknuikttng  oiebU   >u    thun  hat.    Mflcro- 


•ikopisfli  dem  Kiiiitnmltatrilttiii  <l«r  ('IiuIitk  ■nbr  alinlieli,  nur  rtwu  giO^^i^r.  vi'rilllwviiist  or  Ul«  tictft 
•«rbnellffr  al«  ili«!«»!  tiuü  xivbt  tlifi  Nitrosutndalrciktfttun  iiiclit.  Er  gflifJrt  iu  *Jou  Fftutoi»«  •nvf^ad«« 
liul  iil)rr  in  iltT  ratliologiu  nnj  Therapie  Mc»  Mon^öben  koinerlci  Bndputang.  

Fische.     Kür  die  Versorgung  des  Volkes  mit  Fleisch  ist  das  Mschflcisch   von  grosser  8«4(«ai 

inanfiTM  der  Preis  desselben,  wenn  man  von  besonders  bevorzugten  und  mehr  »U  lA^iAm 
geschät/.ten  Fisclmrlen,  wie  Lachs.  Forelle  u.  .1..  absieht,  niedriger  als  der  des  Flriwlir«  4r~ 
thiere,  des  Wildes  und  des  Getliigols  ist.  Dabei  ist  das  Fisehlleiscb  kaum« 
als  i.  B.  Kalbfleisch.  D.is  Fisehlleisch  unterscheidet  sich  von  dem  Fleisch  der  ' 
mal  durch  seine  weisse  Färbung,  nur  der  Lachs  hat  rothliebi-'s  Fleisch,  sod 
eigcntbiimliche  Fett,  von  dessen  Beschaffenheit  der  andersartige  lieschinack  ah!. 
lieh  durch  den  Wassergebalt,  77 — 7!)  pCt..  der  durchweg  etw.is  hüher  ist  .tU  du  dci  i'üj_s 
der  Ilausthicre.  Im  Allgemeinen  ist  der  Was.scrgehalt  um  so  niedri^r,  je  fettrr  in  fiät 
ist.  Dabei  enthält  das  Fischfleisch  mindestens  12,  zumeist  16— IS  pCt.  Ei* 
gebender  Subst.inz;  beim  Karpfen  und  Kochen  hat  die  Analyse  sogar  bis  zu  -' 
ergeben.  Diejenigen  Fische,  welche  in  ihrem  Fleisch  reichlicher  Fett,  au  5 — -U  i 
lagert  rnlbalteu,  wie  L.ichs.  Hering,  Neunauge,  Sprotte,  Aal  schliesseu  iminei  '1 
17  pCl.  Eiwciss  ein.     Das  Fischfett  i.st  llUssig  und  cnthült  50 — 70  pCt-   Olom. 

Die  Fische  werden  zumeist  gesotten  oder  gebraten  genossen;  zu  («ttarmeo  FVd» 
.Saibling.  Schellfisch,  Dorsch.  Rocht,  Barsch,  fügt  man  beim  Braten  vorthcilhafl  cid  ftS.» 
besten  Butter,  hinzu.  Das  F'leisch  fettarmer  Fische,  wie  Schellfisch,  wird  in  (labea  b» 
1500  g  pro  Tag  nach  Atwater  im  Darm  des  Menschen  ebenso  gut  wie  Kir,  "''  '  iiucotR 
und  zwar  das  Eiweiss  bis  auf  '/so.  das  Fett  bis  auf  '/n-   Dagegen   ist  das  f.  i  isehia* 

von  Lachs,  Aal  und  Neunauge,  aus    denselben  Oründcn    wie    fettes    Schwt.i.- ■■    -^Ii   «k»« 
verdaulich.  Der  weitesten  Verbreitung  .ils Nahrungsmittel  erfreut  sich  der  Hering;  bei  einrinO«» 
schnittsgehalt  an  Eiweiss  von  14'/i  pCt.  und  an  Fett  von  3  pCt.  ist   sein    v  ii..-..   r-.,   .    .. 
hoher,  dabei  aber  sein  Preis    ein  so  massiger,    dass    er    des  allgemeinen   ' 

Vermöge  seines  beträchtlichen  Gehaltes  an  Eiweiss  und  Fett  vermag   er  e...^    

Bedarf  ungenügende,  eiweiss-  uud  fettarme  pflanzliche  Kost,  wie  Kartoifelii   und  Itei*,Bari 
ausreichenden  zu  ergänzen. 

Aus  Fischfleisch  werden  in  grossem  Umfange  haltbare  Couscrvon'   her;;  -< 

durch  Wasserentziehung:   Fettanne  Fische,  insbesondere  die  .'^chclllisch-(Gadti'- 
einfach  an  der  Luft  getrocknet  und  so  die  als  Stockfisch  bekannte  Couserv' 
im  Mittel  bei    nur  16  pCt.  Wasser  82  pCt.  Eiweiss  enthält.     Zweitens     durch   ; 
pökeln).     Bei  den  Schellliscbcn  wird  diese  Methode  des  Einsalzens  mit   der  ebi-i.  «« 

des  Trocknens    an    der  Luft  verbunden;    man  erhält    so  den    ges.ilAeneu  Stock  .  ~^ 

74  pCt.  Eiweiss  und  9  pCt.  Asche,  wovon  8  pCt.  aus  dem   Pökelsalz.     Der  Salzli 
hält    im  Mittel   \9  pCt.  Eiweiss  uud  17  pCt.  Fett  neben  15  pCt.  Asche,  daviin   14  p 
salz.     Wegen  seines  Eiweiss-  und  Fettrciehthums,  sowie    seiner  Appetit  anregend 
endlich  seines  wohlfeilen  Preises    ist  er    einer  der    bcrufenstcu  Eiweiss-   und   Fett 
den    Nahrungsmitteln    des    Volkes.     Als  Appetit    anregendes  Mittel   wcrd<-n    Ren-n 
und  Kranken  die  zarten  und  leicht  verdaulichen  Sardellen*  gereicht.      Eine    <1 
virungsmethode    ist  das    Räuchern:    Raucherhering  enthält  21    pCt.    Eiweiss  und  9 
Endlich  ist  das  Kochen    uud   Einlegen    in  heisses  Oel.    da.s   in  Büchsen   luftdicht  vei 
wird,  zu  erwäbneu;  so  behandelte  Sardcllou  nennt  man  Sardiues  ä  Thnile:   vtege»  drr 
tränkung  mit  FVtt  sind  sie  Magenleidenden  und  Reconvalcscenten  nicht  tu  grslatteo. 

Für  die  Krankenkost  kommen  die  Fische  nicht  sonderlich  in  Betracht,  c»  sei  i> 
Sardellen  und  die  Salzheringe,  die,  von  ihren  Gräten  befreit  und  zur  Entfcmun^  des 
Schusses  in  Wasser  einige  Zeit  lang  ausgelaugt,  als  appetitanregendes  Mittel   si. ' 
erweisen.     Bei  Nierenkrankheiten  werden  von  manchen  Autoren  nur    an   Eitr.T 
Eiweiss  ärmere  Fleiscbsorten  und  deshalb  auch  Fischfleisch  empfohlen:  allein  d'r  1  at. 
der  verschiedenen  F'leischsorten  im  Eiweissgehalt  ist,    wie  oben  angeführt,    nicht  *«:■ 
dass  das  Fischfleisch  iu  dieser  Hinsicht  zu  bevorzugen  wäre. 


Flxchrerglftang.  Bei  den  Fischvergiftungen  handelt  es  sich  nicht  um  ein  einzr-lni»  ein 
Gift,  sondern  um  ihrer  Bildung  und  Natur  nach  verschiedene  Subst.nnzen.  Einig«  Fi« 
sitzen  einen  eigeuthümlichen,  zu  ihrer  Vertheidigung  dienenden  Giftapparat,  drr  aut  Oif 
besteht,  welche  am  Grunde  der  Flossen  liegen  und  mit  den  stahlharten,  sehr  ^pin' 
weder  bohlen  oder  mit  Rinnen  versehenen  Stacheln  derselben  in  Verbindung  «tchrn 
liehe  Giftstacheln  finden  sich  bei  manchen  Fischen  auch  in  den  Kiemendeckrin.  Bmi 
Verletzung  durch  die  Stachel  tritt  das  Gift  durch  diese  in  die  Wunde.  Der  Herh 
Giftentlccrung  ist  ein  ähnlicher  wie  bei  den  Giftschlangen.  Zu  dieser  Art  Ton  tijfl 
hört  das  in  den  deutschen  Meeren  und  dem  Kattepat  lebende  von  den  Kischem 
fürchtete  Petermännrhen,  Trachiniis  draco  und  Trachinus  radiatus.  Der  Stich  de»  ' 
chens  verursacht  bei  den  Mctischi-n  einen  äusserst  heftigen  .'^chmerz  und  rntzilodE 
scheinuugen  mit  mehr  oder  weniger  bedeutender  Anschwellung,  die  sich  aul  di«  Ri 
selbst  den  ganzen  Arm  erstreckcu  kann,  ist  jedoch  nicht  sehr  gerährlich.    ZuwWlcb  tnttl 


isphvrr^fliinp; 


-     315     — 


FischvcrKifliiiifrl 


I  auf,  wcldies  aber  ebenso  wie  die  Sflimeneii  nach  einigen  Sluii(]eii  verschwindet,  un')  ebenso 
I  lassen  die  übrigen  Symptome  bald  an  Intensität  nach,  nur  selten  tritt  Kiterung  auf  und  Todcs- 
lüillc  in  Folge  des  Stiches  scheinen  nicht  vorzukommen.  Die  chemische  Natur  des  Giftes  ist 
lunbekannt.  Kür  Frösche  ist  es  ein  Herzgift,  welches  den  Herzmuskel  lähmt  fPohl)  und  unter 
iocdematöscr  Anschwellung  im  Bereiche  der  Injection  nach  Aufhören  doi  spontanen  Bewegungen 

■  unter  L'dhmungscrscheinungcn  tödtet  (V.  T.  Schmidt).  Die  Behandlung  einer  solchen  Ver- 
§vunduiig  besteht  bei  dcti  Küstenhewohnern  in  .\usdrücfccn  und  Aussaugen  der  Wunde,  sowie 
Hn  Aet/.ungcn  mit  Ammoniaktliissigkeil  oder  Königswasser.  Andere  zu  dieser  CLisse  gehörende 
•Giftfische  sind :  Cottus  scorpio,  Serranus  Scriba,  S.  creolus,  S.  ouatalibi,  Pagru»  vulgaris  und 
IPagnis  aurantiacus,  Synanceia  verrucosa,  Plotosus  lineatus,  Thalassophrj-ne  reticulati,  Scor- 
Ipaena  diabolus  und  S.  porcus.     Einige  dieser  Fische    scheinen    ein  energischer  wirkendes  Gift 

■  zu  produciren,  denn  Savtsehenko  führt  als  Folge  der  Verletzung  Nausea,  grosse  Schwäch'.' 
I'init  Angstznstäuden,  Fieber.  Gangraen  der  Wunde,  in  schweren  Fällen  Trismus.  Tetanus  und 
laelbst  den  Tod  auf.  Dns  Fleisch  dieser  Thiere  ist  ungiftig  und  kann  nach  Entfernung  de» 
■Giftapparates  und  der  flaut  ohne  Schaden  genossen   werden. 

I  '  Eine  andere  Art  der  Vergiftung  erfolgt  durch  den  Gcnuss  von  Fischen,  bei  welchen  das 
Hüft  nicht  in  besonderen  Drüsen  gebildet  wird,  sondern  sich  in  verschiedenen  Organen,  Ovarien, 
[Leber  etc.,  helindet.  Zu  diesen  letzteren  Giftlischen  gehören  verschiedene,  namentlich  in  den 
"japanischen  Meeren  vorkommende  Tetrodon-.\rten  (japanisch  Fugu).  Nach  Goertz  sind  .sicher 
giftig  folgende  fünf  Species:  Tetrodon  chrj-sops  s.  pardalis  (Akame-fugu),  T.  rubripes  (Hou- 
fugu  oder  Mafugu,  Tora-fugu),  T.  vcrmicularis  CShasai-lugu),  T.  linratus  und  T.  rivulatus. 
nieben  andere  Species  werden  als  verdächtig  angesehen.  T.  stictonotus  (Goraa-fugu),  von 
BRcmr  als  giftig  bezeichnet,  ist  nach  Takahashi  undlnoko  sicher  uugiftig.  T.  argenteus  ist 
Bnach  Geertz  gleichfalls  ungiftig.  Das  Gift  haftet  an  den  Geschlechtsdrüsen  und  findet  sich 
besonders  reichlich  während  der  Laichzeit  in  den  Eierstöcken:  auch  der  Rogen  ist  sehr  giftig. 
Bd  geringerer  Menge  kommt  es  in  den  Hoden  vor.  In  vollkommen  atrophischem  Zustande 
Bind  die  Ovarien  ungiftig.  Hieraus  erklärt  es  sich,  dass  nicht  alle  Thiere  gleich  giftig,  oder 
Uass  die  jungen  nicht  geschlechtsreifcn  Thiere  ungiftig  sind.  Das  Fleisch  ist  für  gewöhnlich 
■licht  giftig,  jedoch  können  beim  Vorhandensein  sehr  grosser  Mengen  von  Rogen,  durch  üif- 
HÜsion  des  Giftes  in  die  umgebenden  Thcile,  die  Leber,  die  Eingeweide  und  selbst  die  Baucli- 
Bnusculntur  giftige  Eigenschaften  erhatten.  In  reinem  Zustande  ist  das  Gift  bis  jetzt  nicht 
Bsolirt,  Takahashi  und  Frioko  erhielten  es  als  gelblich  gefirbte  amorphe  Masse,  der  geringe 
BieDgen  anorganischer  Bi-imengungen  anhafteten.  Es  ist  in  VVa.sser  und  salzsäurehaltigem  Wasser 
Beicht,  etwas  weniger  in  verdünntem  .Mkohol  löslieh;  .schwer  löst  es  sich  in  absolutem  Alkohol, 
leamicht  in  Aether,  Chloroform,  l'etrolaether  und  Amylalkohol  und  wird  weder  durch  neutrales 
Rleiacetat,  noch  durch  Bleiossig,  noch  durch  die  gewöhnlichen  AlkaloTdreagentien  gefällt.  Es 
Uiffundirt  leicht  durch  thierische  Membranen,  wird  durdi  kurz  dauerndes  Kochen  nicht  zersetzt, 
Uiirch  längeres  Erhitzen,  namentlich  in  .saurer  oder  alkalischer  Lösung,  aber  zerstört.  Charakte- 
ristische chemische  Keactioncu  des  Fugu-Giftes  sind  nicht  bekannt,  und  man  ist  für  soineu 
Blachweis  auf  da«  physiologische  Experiment  bei  Fröschen  angewiesen.  Für  alle  Tetrodonarten, 
powobl  giftige,  als  a«ch  ungiftige,  ist  das  Fugu-Gift  unwirksam,  während  es  für  andere  Fische,  für 
RBchlangen.  Frö.sche.  Vögel  und  Säugethiero  ein  heftiges  Gift  ist.  Es  wirkt  wie  Curare  lähmend  auf 
Fdie  motorischen  Nervenendiingen.  daneben  werden  auch  die  in  der  Medulla  oblongata  gelegenen 
LNervencentren,  und  bei  Fröschen  auch  das  Rückenm.irk  gelähmt.  Die  Lähmung  des  vaso- 
fciotorischen  Centnuus  verur-sacht  ein  rapides  und  tiefes  Sinken  des  Blutdruckes.  Die  herz- 
piemmendo  Wirkung  des  Vagus  wird  aufgehoben.  .Auf  die  Schleimhaut  des  Vordauungstractus 
pirirkt  es  loeal  reizend,  doch  treten  die  Erscheinungen  gegenüber  denen  des  Nervensystems 
uurück.  Der  Tod  erfolgt  durch  Lähmung  des  Respiratiousccntnims,  das  Herz  selbst  wird  nicht 
Idirect  afficirt  und  pulsirt  noch  einigo  Zeit  nach  dem  Aufhören  der  Athmung. 
I  Bei  Menschen  treten  die  Vergiftungserscheinungen  sehr  schnell,  unmittelbar  nach  dem 
tGeouss,  zuweilen  sogar  noch  während  des  Essens  auf  Die  Symptome  sind  Druckgefühl  im 
iVagen,  welches  sich  bald  zu  Schmerzen  steigert.  Trockenheit  im  Munde  und  Schlünde.  Kopf- 
bcbmerzen.  Schwindel,  Angstgefühl  und  Todesfurcht  und  sehr  bald  tritt  grosse  Schwäche  und 
pillgcmeiner  Verfall  ein,  der  Gang  wird  wankend,  das  Stehen  unmöglich,  es  stellt  sich  Uebel- 
Bcit,  Erbrechen  oft  blutiger  Massen,  Diarrhoen,  Ziehen  in  den  Muskeln  der  Arme  und  Beine, 
Hann  Krämpfe,  oft  Trismus.  später  Lähmungserscheinungen.  Cyanose,  ein.  Das  Sprechen  und 
Bchlucken  ist  erschwert,  die  Pupillen  sind  erweitert,  die  Eitremitätcn  werden  kalt,  die' 
l&tbmung  wird  erschwert  und  dyspnoisch,  der  Puls  klein,  intermittirend  und  der  Tod  tritt  eiu 
Hurch  .Athmungslähmung. 

I  Zu  den  echten  Giftfischen  gehören  ferner  einige  in  den  Flüssen  Mittelasiens  lebende  Arten 
fcon  Schislothoras.  deren  Fleisch  und  Rogen,  in  rohem  Zustande  genossen.  Erbrechen,  Durch- 
Ball,  Schwindel,  Mydria.sis.  Krämpfe.  Collaps  und  Tod  verursacht.  Eine  gleichfalls  hierher  ge- 
hörende Form  der  Fischvergiftung  ist  die  sogenannte  Barbencholera,  eine  unter  dem  Bilde 
Ber  Cholera  nostras  verlaufende  Erkrankung,  welche  durch  den  Genuss  von  Barbenciern  des 
Bogens  von  Barbus  fluviatilis  hervorgenifen  wird.  Die  Natur  des  Giftes  ist  unbekannt,  jeden- 
Balls  bandelt  es  sich  auch  hier,  wie  bei  Tctradon,  um  ein  ovariellcs  Gift,  welches  zur  Laich- 
Beit  gebildet  wird  und  für  den  Verdauungstractus  des  Henscben   local  reizende  Eigenschaften 


I  Fisvlivprgitliiu(( 


!lß      — 


FümbTUi 


licsit/.t.     Aeliiilirlip,    uur   viel    schwerere  Erscbeiuungcii  verursacht  «ler    in    trupiseka 
vorkonimende  Laxirliseh.  Sparus  maena  Cuv. 

Sehr  schwere  Verpftungen  bewirkt  die  öoldforelle,  Cnlupca  thrissa   L.    Die  Etsd 
bind  die  einer  schweren  Gastroenteritis,    in    manchen  Fällen   jedoch    auch    den  liB 
beschriebenen  ähnlich.     Chisholm    sah    einen  Neger    eine    halbe    Stunde    noiih   4 
eines  solchen  Fisches  zu  (iniiide  gehen.     Das  liift  findet  sich  im   Fleische,    in  d«f  l 
im  Darmcanal.     Nach  A.  Günther  wird  dasselbe  nicht  im  Körper  des  Thi'T''»  "•■*•'' 
dem  CS  »tanimt  aus  der  Nahrung  der  Thicrc,    die  aus  giftigen  Korallen.     AI. 
Päulniss  übergegangenen  Resten  von  Thiercn  besteht.     Iliennit  in   üoberein 
.\ngabe  von  Orfila.    dass  der  Fisch  in  manchen  Geg<.'nden,    /•,   B.  in    Dctv-i  f, 

Portorico  dagegen  ohne  Nachtheil    gegessen  wird.     Auch  die  Aufnahme   vou 
Genuss  von  Diodon  spinosum  isl  nnch  llusemann  nicht  unwahrscheinlich. 

-Ms  eine  weitere  Ursache  der  Fischvergiftungen  werden  bakterielle  Erkraalrai 
Fische  angegeben.  Ficbel  und  Knoch  züchteten  ans  einem  an  Krankheit  »u  itji 
gaugcnen  Karpfen  oinoii  Bacillus  (B.  piscicidu.s),  der  auch  für  Warmblüter  p-itbopti 
Schäften  besitzt  und  ein  Gift  producirt,  welches  Liihniung  des  Atbmungs-  und  Geßm 
und  eine  Parese  der  Extremiliiten  hervorruft,  und  Frau  Sieber-Schou  mo  w  könnt« 
lieh  einer  in  einem  Fischbehäller  auftnitenden  Epidemie  einen  von  dem  Fichcl-En* 
Bacillus  gut  dilTureu/.irharen.  für  Kaltblüter  hochpathogenen  Bacillus  (B.  piscicidi 
cultiviren.  Die  Möglichkeit  einer  Intoxication  durch  den  Genuss  solcher  Fisch«;  i 
gegeben  werden.  Wahrscheinlich  gehören  in  diese  (iruppe  einige  nach  dem  Gennsi  r< 
Lachs  beobachtete  Vergiftungen.     Kobert  rechnet  auch  die  nissische  SaUli-  -^ 

her.    Wenn  diese  .\ufTassung  auch  manches  für  sich  hat,  so  lassen   sich   an'l  J| 

wichtige  Bedenken  gegen  dieselbe  geltend  machen. 

Eine  vierte  Art  der  Vergiftung  kommt  durch  den  Geous.s  vou  faulenden  Piscbeo  n 
Manche  Fische  zeigen  eine  auffallend  grosse  Neigung,  schnell  in  Fäulnis«  üba 
Namentlich  sind  es  Seefische,  und  besonders  einige  in  warmem  und  heissem  Kl 
kommende,  welche  oft  schon  nach  einigen  Stunden  faul  sind  und  in  diesem  Zustao« 
zu  Vergiftungen  führen.  Dies  ist  auch  die  Ursricln^  dafür,  dass  manche  dieser  F 
giftig  angesehen  werden,  die  es  in  Wahrheit  nicht  sind,  und  die  nur  in  faulem  Zuitu 
wirken,  während  sie  frisch  eine  gute  Nahrung  bilden.  Zu  diesen  Fischen  gehören  4« 
fisch,  Thynn\is  vulgaris,  und  die  in  den  Impi.ichi'n  Meeren  vorkonimende  Boiiil'-.  ', 
pclanys,  femer  .Scomber  pneumatophorus,  Cyhiuin  chinensc  u.  a.  Auch  die  Matnli;.  '. 
scorabrus,  Kabeljau,  Dorsch  und  SchelUisch  gtdieii  häufiger  zu  Vergiftung  \-'--.  i 
Fischläulniss  entsteht  eine  ganze  Reihe  von  PtomaVncn,  von  denen  einige 
wenig  giftig  sind,  andere  d.igegen  stark  giftige  Eigenschaften  besitzen.  Zu 
gehören  ein  von  Brieger  isolirtes,  dem  Muscarin  ähnlich  wirkendes  Fäuln- 
eine  von  Bocklisch  aus  faulen  Barschen  dargestellte,  gleichfalls  muscan... 
Base.  .Ausser  diesen  finden  sich  aber  noch  andere,  sehr  giftige  Ptoma'inc,  die  äu*«n( 
xersetzlich  sind  und  in  Folge  dessen  bisher  nicht  rein  dargestellt  werdeu  koDOIcii. 
leichte  Zersetzlichkeit  ist  auch  die  Urs,ichc  dafür,  dass  die  tnftigkeit  der  Fische  in 
Stadium  der  Fiiulniss  am  grössleii  ist  und  mit  (ortschreitender  Zersetzung  mehr  aai 
.abnimmt.  Hieraus  und  aus  dem  Umstände,  dass  es  sich  nicht  um  ein  einzelnes  Gift, 
um  verschiedene  giftige  .Substanzen  h^indell,  erklärt  es  sich,  dass  das  klinische  Bild  i 
Fischvcrgiftangen  kein  einheitliches  ist.  In  einer  Reihe  von  Fällen  äussert  sich  die?« 
in  gastroenlcritischen  Erscheinungen  von  mehr  oder  weniger  heftiger  lutensität.  bio 
unter  dem  Bilde  eines  leichten  Brechdurchfalles,  zuweilen  jedoch  unter  schwejM.  i 
artigen  Symptomen.     Der  Verlauf  dii^ser  .Art  von  Vergiftungen  ist  ein  günstiger. 

Eine  zweite,  die  sogenannte  cxanthematische  Form  (fchthysmus  exantbematicos)  iiS 
terisirt  durch  den   .\usbruch  eines  scharlacbartigen  oder  urticariaartigen   E.\anthrm«.  M 
häufig  «rysipelatöse  AnschwelluDgen  des  ficsichtes  hinzugesellen,     tiastro-cni 
nungen  können  vorhanden  sein,  fehlen  aber  häufig  gänzlich.     Derartige  Verg;; 
besonders  häufig  nach  dem  (ienuss   von  Thunfisch   vor,    werden    aber  auch  nach  veri 
Schellfisch  und  Makrelen,    sowie    nach  Gameelen  beob.Tchtet.      Eine  dritte,    dehr  »c 
letal  endende  Form  endlich,  die  sogenannte  paratyti.scbe,  bei  welcher  es  sehr  schnell 
meinem  Verfall  und  r<ähmungon  kommt  und    die    in    den  Symptomen  und  in    ihrMs  Vil 
der  Fuguvergiftung  ahnlich  ist.  wird  durch  Thynnus  pelamys  veranlasst.     Eiti 
der  Fischvergiftung  wird  durch  conservirlc  Fische  venirsacht.    Sic  kommt  iiat 
land,  im  Gebiete  der  Wolga,  vor  und  wird  besonders  durch  den  Genuss  von 
penser  sturio).    Hausen  (.Acipenser  huao),    Sterlet  (Acipenser    ruthenus)   verai. 
giftungen  sollen  nur  nach  ungekochtem,  nicht  aber  nach  gekochtem  PMeische  ■ 
giftigen  Fleischstücke  zpipen    keine  Fäulniss.  sie  sind  von  etwas  weicherer  B. 
das  ungiftige  Fleisch  und  besitzen  einen  eigcnthümlichen.  aber  durchaus  nicht  i.iui'i: 

Uebcr  die  Natur  des  Giftes  köiincn  wir  nur  sagen,  dass  es  sich  jedenfalls  iira  ' 
terielle  Thätigkeit  gebildete  FlnmnVne  handelt,   die  von  den  durch  die  gewöhnlicb« 
uiss  entstehenden  Fäulnissalkaloiden   verschieden   sind.      Arustamow    f.ind   in   aM*, 
giftigen  Störfleisches  cigcnthümliche  Bacillen,    die  sich  auch  in  Schnittpracparaten  J" 


fschverxiftung 


—     317 


Fissurn  niii] 


»Ar 


llilz  und  Nieren  nachweisen  licsseu,  und  von  Anrep  isolirte  aus  (riftigcni  Störfleisrhc.  durch 
dessen  Gcnuss  fünf  Personen  gestorben  waren,  ein  festes,  sehr  giftiges,  atropiuartig  wirkendes 
^Ikaloi'd,  welches  auch  im  Uagen-  und  Darminhalt,  in  der  Leber,  im  Blute,  (iehirn,  MiU  und 
Parn  der  Verstorbenen  nachgewiesen  werden  konnte.  Das  Vergiflungsbild  ist  ein  ganz  speci- 
fisches,  von  dem  aller  anderen  Fischvergiftungen  abweii^hetides,  und  es  erinnert  in  vielen 
Punkten  an  den  Botulismus.  Charaktu-ristisch  ist  das  späte  Auftreten  der  ersten  Vergiftung«- 
mptome  mehrere  Stunden  nach  dem  Gcnuss:  Schwindel,  Trockenheit  im  Munde  und  Schlünde, 
eisere,  fast  tonlose  Stimme,  Schluckheschwerden  bis  zur  vollständigen  Aphagie,  Mydriasis, 
Aecomniodationsparese,  Sehstörungen,  Doppelsehen.  heftige  Sehmerzen  im  Magen,  später  auch 
im  Mastdarm,  Einziehung  der  Bauchdecken,  hartnäckige  Verstopfung,  grosse  Schwäche  und 
Allmählich  sich  mehr  und  mehr  ausbreitende  Lähmung,  Ptosis.  Der  Tod  erfolgt  entweder 
ftch  mehreren  Tagen  durch  Itespirationslähmung  oder  zuweilen  erst  nach  Wochen  unter 
osscr  Abmagerung  und  Kräftevcrfall.  Achnlieh  verlaufende  Vergiftungen  werden  auch  nach 
deren  Fischen  und  bei  anderer  Conservirung  beobachtet,  so  sah  Schreiber  eine  Vergiftung 
lurch  Schleie,  die  gekocht  fünf  bis  sechs  Tage  in  Essig  gelegen  hatten,  bei  sechs  Personen: 
ei  derselben  starben,  die  eine  am  10.,  die  andere  nm  24,  Tage  unter  plötzlich  auftretender 
yspnoi"  und  Erstickungsanrällen.  In  einem  andern  von  Hirschfeld  beschriebenen  Falle 
Folgte  die  Vergiftung  durch  gebratene  und  in  Essig  eingelegte  Heringe;  5  Personen  er- 
[Icrankten,  .3  derselben  starben. 

Eine  andere  Form  von  Vergiftungen  durch  Fischconserven    verläuft    unter    choloraartigen 
incheinungen,  man  hat  sie  nach  geräucherten  Flundern,  Sprotten,  Heringen  beobachtet;  auch 
ingemachte  Sardinen  führen   zu  Vergiftungen.      Stevenson    sah    bei    einem   jungen  Ülficier 
ach  dem  Genuss  von    sechs  Sardinen  Erbrechen,    Anschwellung    des    rechten  Schenkels    und 
crotums,  Collap<i  und  Tod  in  25  Stunden.    Inoculation  von  Leberstückchen  des  Verstorbenen 
laugte  bei  Meerschweinchen  malignes  Oedem.     Aus   dem  Erbrochenen    sowie    aus    den  Sar- 
dinen konnte  ein  sehr  toxisch  wirkendes  Ptomai'n  dargestellt  werden.     In  einem  andern  Falle 
isolirte  tiriffitbs  aus  faulen  Sardinen  eine  krysUllisirende  Base  (Sardinin,  Ci7lI,iN02),  welche 
^ei  Thieren  Erbrechen,  Durchfall  und  Tod  bewirkte. 

j  Behandlung.  Die  Indicatio  causalis  bei  den  verschiedenen  Formen  der  Fischvergiftung 
■r/ordert  die  möglichst  schnelle  Entfi-nninj;  dos  Giftes  aus  dem  Magen  und  Darm,  .^m  be.steu 
beschieht  dies  in  den  schwersten  Fällen  dnrch  Magen-  und  Darmausspülungen:  wo  dies  nicht 
CDgängig  ist,  gebe  mau  Brechmittel  und  reiche  später  ein  Abführmittel  (Ricinusiil  und  Kalo- 
mel).  Bei  der  paralytischen  Furni,  Fugu  und  ähnlich  verlaufenden  Vergiftungen  gebe  man 
Kxcitantien :  schwar/.en  Kaffee,  Champagner,  Wein,  Liquor  Ammonii  anisatus  oder  subcutane  In- 
Bcctionen  von  CofTcmum  natrio-benzoicum,  Kampher,  Strj"chnin ;  bei  der  exanthematischen  Form 
unnerlich  Kalium  aceticum  zur  .Anregung  der  Diurese,  äusserlich  Waschungen  mit  Branntwein, 
pauwarmc  Bäder.  Bei  der  Salzrischvergiftung  sorge  man  für  gute  Ernährung,  bei  Schluck- 
»«»chwerdcn  durch  die  Schlund.sonde  und  Nährklystierc.  Ausserdem  gebe  man  Excitanticn, 
aoborirende  und  tonisireude  Mittel,  Pilokarpin.  Bei  den  leichteren  gastrischen  Formeu  gc- 
Bfigt  es,  ein  Abführmittel  aus  Kalomel  oder  Ricinusöl  zu  geben,  später  Opium,  gerbsäurebaltige 
nind  schleimige  Mittel,  Pfe/Termünzthec,  warme  Umschläge  auf  den  Leib,  Bettruhe. 

I  LANGOAARI). 

bsiirfi  anl.  Man  verstsht  d;irunter  kleine,  flarlie,  leicht!»! utcini«'  Geschwüro  oclrr 
8chruii(ir'ti  tlfs  .Ufers,  die  gewöhnlich  zwischen  den  Kalten  der  Scliieiniiinut,  nahe 
Itleni  l'eberfr.-infc  di<'ser  in  die  äussere  Haut  .sitzen.  I>iese  Sclinnidi-n  venirsaclien  den 
f Kranken,  da  oft  in  dem  (ie.schwür  die  Ncnenondigungen  bl(is.s  liegen,  gowöhnlicli 
[heftige  Schmerzen.  Sowohl  bei  Su.-iserer  Berührung,  bei  Bewegungen  des  Schlies.s- 
Imuskei.Sj  als  namentlich  bei  innerer  Berührung,  wie  sie  dureh  die  Defaeeation  zu 
[Stande  kommt,  stellen  diese  sich  ein.  Die  Folge  dieser  Sclimerzhaftigkeit  sind 
[reflectorische  Ciintractionen  des  Spjiiiicters,  die  wieder  Schmerzen  nach  sich  ziehen. 
[Trotz  der  geringen  Bedeutung,  die  ein  derartiges  Geschwür  als  stdehes  iiat,  fordert 
[der  Zustand  ilnch  entschii'ilen  zum  Kingreifen  auf,  da  die  Kranken  von  den  Sehmerzen 
[wirklich  so  ge]H"iiiigf  wenien,  dass  sie  in  einen  hochgradig  nervösen  Zustand  geratben 
Lkömien.  r)ie  wesi'ntliclien  Krseheinnngeii  also,  die  beseitigt  werden  müssen,  sinil  dii- 
I  lieftigen  Srhnierzen  im  (jeschwür.  ferner  die  schmerzhaften  t'ontractioni-n  des 
iSpliincters  und  die  gewöhnlicli  starke  Obstipation,  die  die  Folge  der  Sclimerzliaftig- 
I  kcit  der  Ilefaecation  und  der  dadurch  veranlas.iten  Anlialfung  des  Stuhles  ist.  Bei 
I  einer  cansalen  Therapie  mus.s  es  sich  tlementsprechend  darum  handehi,  die  Geschwüre 
I  «ur  Heilung  zu  bringen.  |);inii  fallen  auch  die  anderen  Rrscheinnngen  von  seihst 
Iweg.  In  den  li'ichten  Füllen  macht  man  zunächst  den  Versuch,  die  Heilung  des 
I  Geschwürs  dadurch  herbeizuführen,  dass  man  die  wunde  Flüche  diirdi  tägliche  Bäder 
I  rein  und  saulx-r  halten  lüsst,  da.ss  man  sie  mit  Höllenstein  bestreiclit  und  mit  Salbe 
I  bedeckt.  Aus.serdem  aber  ist  es  auch  für  diese  Fälle  von  Wichtigkeit,  den  niecha- 
^iiischen  Heiz  zu    beseitigen,    den  die  ersciiwcrte  Dofaecation  venirsacht.     .Man    uiitss 


[Fissura  ani 


—     318     — 


also  durch  leichtf  Al)fülirtiiittt'l  für  leichten  Stuhlj;ang  sorgoii.     Föhrt  iliaP 
Ziel,    was    meist  der  Kall  sein  wird,    wenn    häufigere  Afterkrämpfc  .luftntaj 
niuss  man  unbedingt  dafür  sorjjen,  dass  <iie  ^clilnimhaut  entspannt  wird     Äi 
koti!;irt    den    I'atienten,    zieht    den    Sphincter    ausi'inaiidcr    und    incirijrt  d»t?  > 
haut    iu    der  Fissur.     l)aiiu    schaltt  man    die  Ränder    des  Ijesehwüre-s    Ptwa» 
verliindet  die  Wunde.     In  den  Mchneren   l-'flllen  aber  ist  es  wichtig,    sofort  ili 
tractur    des    Sphincter    für    längere  Zeit    /u    beseitipen.     Man  erreicht  d»  «* 
(hirch  offene  Uurchschiieidung  der  Aaalhaut  und  des  Öphinct»;r  oder  einfaclirj 
gewaltsame  Uehnung  resp.  Zerrei.ssung  desselben.     In  Narkose   setzt   man  ilii* 
Zeigefinger  hakenfrmnig  in  den  After  ein  und  dehnt  nun    den    Spliincter    » 
dass  er  schlaff  und  weit  bleibt.     Dabei  reisst  das  Geschwür  gewöhnlich  ein. 
liegt  nun  zu  Tage  und  kann  jetzt  wie  ein  anderes  Geschwür   behandelt  vetit 
genügt   zur  Heilung,    etwas    .lodoforrnpulver    und    etwas    Gaze     darauf    zu 
Schmerziiafle  (.'ontractionen  des  (Sphincter   können    nicht    mehr    stattfinden, 
schwur  wird  nicht  gereizt  und  in  der  Zeit,    die   der  h^phincter    hraticht,    am 
uornial  schlussfähig    zu  werden,    ist    das  Geschwür    geheilt.      Nor    in    gani 
Krdlen,   wo  die  Fissur  hart  und  indurirt  ist,    wird  man  gojtwungen  sein,    dip 
excidiren.     Wie  bei  allen  Operationen  am  After  ist  es  auch   bei   dieser  zwwk 
den  Patienten  einer  Vorbereitungskur  zu  unterwerfen,    ihn    einige  Tage  hiingi 
abführen  zu  lassen  und  direct  vor  der  Operation  etwas  Opiiuii    zn   geben,  dam 
gleich    in    den  ersten  Tagen  nach  der  0[)eratinn  Stuhlgang    erfolgt    und    die 
verunreinigt.     Ks  ist  aber  niclit  gut,  dieses  (.»piuni  Ulngere  Zeit  zu   geben,  wh 
der  retardirte  Stuhl  sehr  hart  wird  und  die  zarte  Narbe  wieder  verletzt. 

HiLoa 

Fistel.     Man  bezeichnet  im  Allgenieitien  mit  dem  Worte  Fistel  ciuen  abnormen,  g 
lieh  röhrenffirmigen  Verbindungsgang  zwischen  zwei  Orgauen,   aus  dem  .sich  }*ü 
leiert.     Diese  Sccretabsonderuiig  hat  ihren  (inuut  entweder  darin,   da.sK  eine  li 
gende  Krkraiikung,  wie  ■/..  K.  von  KiiiH-hen,  Zähnen,  Lymphdrüsen,  (ielenk<-n.  > 
die  zu  einem   Diirchbrurli  nach  aussen  gefiUirt  hat,  sodass  jetzt  das  kranke  Ur 
der  (Jbertlriche   des  Körpers  conimutiicirt  und  dahin  Secret  ergossen   wird,  uif 
z.  B.  bei  der  Hlasenscheideiifistel,  in  Folge  einer  Verletzung,  in  iliesem  Falle  der 
eine    abnnmie   Conuniuiication    zwisi-ht'n    zwei    Hohiurganen,    Blase   und  Schei 
Stamle    gekomtiiett    ist,    oder  da.ss  eine  abnorme  Ausiuündung  eiiies  Schlaiichi 
nach    aussen    besteht,    wie    bei  <ler   l'enisfistel,    llypiispadie,  Analfistel  oder 
einer    Lymphtistel,    wo     in    Folge    einer    Verlet/.vmg    einer    Lyniphcyete    odei 
LynipbgefassstninnieH  ein  andauernder  Abfluss  von   Lymphe    nach   aussen  zu  « 
oder    bei    einer    Speiclielfistel,    wo   ein    Speichel drü.seiiausführuugsgang    nach 
coramuiiicirt.     Schliesslich  liiidet  mau  noch  i'ine  besondere  Art  von   Fisteln,  dl 
genitalen    Ohr-,    Hals-    und    Nabelfist«dn,    die  ihre  Ursache   in  Anomalien  beii 
schluss    von    Kieiru'ntaschen    oder    int    \'er.>ichluss    dre   Ductus    oiuphalo-mesi 
haben.        Da     die    Msteln     bei    Knochen-,     Zahn-,     Gelenk-,     Lymphdrüsea 
kungen  secundilrer,  sehr  nebensächlicher  Ih'deutimg  sind    uiul   keine  selbständ: 
handlung  erfahren,    so    werden    sie   bei    der  Hespreclimig   der  Therapie  jener 
heiten    mit    abgehandelt    werden.     Bei    di'U   anderen   Fisteln   aber   besteht  da 
Leiden  nur  In  dieser  abnunnen  Conunimication,  die  Se-  und  -Kxcrete  an  abnornici 
austreten   lässt,  und  in  der  daraus  resultirenden   lieläsliguiig  imd  Störung,  «hü 
ein    sonstiges    Grundleideu    vorhanden    wäre.     Deshalb    nuiss    in    diesen    Flll 
Therapie    den   Bestand    der   Fistel    aufbeben,    indem    sie  dieselbe  selbst  in 
nimmt.    Bei    diesen   Fisteln,    af-^o    z.  B.   bei    den   Blasenscheidenfisteln    und  i 
üreterscheidonfisteln,  handelt  es  sich  darum,  <lie  Fisttdumranduiig  so  weit  xu  «I 
dass  überall  das  Epithel  wegfiillt    und    es  eine  gute  Wundfläche  giebt,    und 
gesetzte  Wunde  exact  durch  die  Naht  zu  sehliessen  oder  den  l>efect   mit  tiült 
|)lasti.schen  Methodr-  zu  decken.     Hin  ähnliches   Verfahren  ist  natürlich   bei  «fac 
röhrenfistel,     bei     der    Hypospadie    nütbig.     .Man     ulllit     hier     nur      nach 
frischiuig  die  innere  Hautplatte  für  sich   uml  dann  die  äussere  oder  legt  einen  I 
in  den  Defect.     Ebenso   wie    bei    diesen    Fisteln    die    g:uize,    epithelbedeckt« 
uuu'anduiig    excidirt    werden    nruss,     ebenso    mnss    bei    den    congeiiitalen    0hl 
Hal.ffistelti  womöglich  der  ganze   Sack   exstirpirt  werden.     Hei  diesen    ist  ja  die 
Fistel  mit  Epithel  ausgekleidet    und    wenn    etwas  von  iliesem  Epithel  steboi 
so  schliesst  sich  diu  Wunde  nicht  oiier  sie  bricht  spUter  wieder  auf.     Hier  mu 


stel 


—     319     — 


Fixe  I«1ppii] 


^^rir>r  K]iitliclc:iti:il  wfininglirh  l)is  :m  sein  Knd<>,  ilas  bpi  de«  Halsfislolii  nnist  im 
H'K.'K'licii  li'irt,  cxstirpirt  worden.  Die  iiiiMiiaiirMi  Halstisteln,  die  Hfsto  des  Ductus 
H  tbyr<'iin;los.su.s,  gi'lu>ii  iiii'ln  scitpii  durch  das  Zun^rcMbciu  tiiudurch.  Ist  das  der  Fall, 
H  80  heilen  sie  nur  dann  vnllstäiidij:,  wenn  man  :iui'li  diesen  Theil  ii^  Zungenbein 
^B  durch  Resection  des  betreffenden  Stücki'S  des  Knochens  entfernt.  Alle  Kinspritzungen 
^H  von  reizerulen  Substanzen,  wie  .ludtinctiu-,  führen  mcht  zu  einer  .sicheren  Heiliuifr. 
^B  Die  KjHtherien  werden  dadurch  nicht  sicher  zerstört  und  das  i.st  zur  Heilinip  noth- 
^»wenilig.  Bei  den  Nabellisteln  iinischncidet  man  die  Fistel,  zieht  <leu  mit  l»la.se 
^Boder  iiarni  conununicirenden  tian;;  heraus,  schneidet  ein  Stück  de.s.selben  weg,  so 
^Bviel,  da.ss  der  Rest  nach  innen  unten  vom  Nabel  zu  liegen  kommt  und  verniihi  den 
^■Htimii»f,  nachdem  man  ihn  eingestfdpt  hat,  und  versenkt  ihn.  Ilann  wird  die  NViuido 
^Hdariiber  geschlossen.  Für  die  Heilimg  von  Speichelfisteln,  wie  sie  z.  B.  nach 
^B  Verletzung  des  Ductus  Stenonianus  nicht  selten  beobachtet  werden,  bat  man  sich 
^Bfrülier  eine  ganze  Menge  Üjierationsmethnden  und  Verfahren  ausgedacht.  Ivs  liegen 
^Bjn  die  Verhältinsse  hier  so,  dass,  weim  der  Ductus  Stcnonianus  seitlich  oder  (juer 
^■ini  ganzi'u  Lumen  verletzt  ist,  der  Ausflu.ss  des  Speichels  aus  der  Drilse  durch  dii- 
^■Wufnle  entweiti-r  dircct  nacli  aus,son  oder  direct  nach  innen  stattfindet  und  nicht 
^Btlurch  den  peripheren  Theil  nach  dem  Minirie,  Fs  handtdt  sich  also  darnm,  den 
^Bi^peichelausliu.ss  wieder  durch  den  normalen  Weg  nach  dem  .Miuuie  zu  zu  leiten  und 
^Bdie  ilussere  Wunde  zu  schlie.ssen.  Bei  frischen,  .sctiarfcn  Verletzungen  naht  man  alle 
^■Theile  sehr  genau,  .so  dass  womöglich  die  durchtreiuiten  Ductu.stheile  aufeijiandor 
^■kommen.  Besteht  nun  aber,  sei  es  in  Folge  einer  früheren  Verletzung  oder  in 
^BFolge  von  Zerstönnig  der  Wand  des  Ductas  durch  Absces.se,  Syphilis,  Lupus,  Car- 
^Brinom,  schon  länger  eine  Fistel,  hat  sich  eine  richtige  lippen  form  ige  Fistel  heraus- 
^Bgehildet,  so  nniss  zuerst  die  Fistelumrandung  gründlich  exsfirpirt  werden,  dann  miiss, 
^Bwenn  in  der  Scbleimliant  keine  Wunde  ist,  diese  eine  ( lefTnunf;  bekommen  und  dann 
^Bdic  äas-sere  W'imde  darüber  genau  geniilif  werden.  Legt  man  in  die  innere  Oeffimng 
Hvom  Munde  aus  ein  Drain,  so  gelingt  es  gewrdinlich,  die  äiLssere  Wunde  zur 
^■Heilung  zu  bringen.  FAeutuell  kann  man  auch  die  Canalisirung  dadiu'ch  fertig 
^■bringen,  dass  man  vom  Munde  aus  d:us  periph(rre  Knde  des  Ductus  erweitert, 
von  der  Wunde  ans  das  centrale,  und  dass  man  dann  erst  dir-  Fisfehnnratulnng  e.xcidirt 
L  und  die  Wunde  sehr  exact  vernäht,  sodass  wonniglich  die  beiden  OelTnnngen  im 
^■l)iictns  auf  einandir  zu  liegen  kommen.  Wesentlich  anders  liegt  die  Aufgabe  bei 
^<ler  Behandluivg  der  Anal-  rosp.  Rectal fi.stel.  Rectalfisteln  sind  ja  in  den  mei.sten 
Fällen  die  Residuen  von  Abscossen,  die,  sei  es  durch  vom  Darm  aus  eingedrungen!' 
™  Fremdkörijcr,  sei  es  durch  tuberciilöse  Infection,  v(un  Darm  ans  verursacht  sind. 
Hd'ach  Ablauf  dieser  Absce.sse  sind  röhren fönnige  Fisteln  zurückgeblieben,  <Ue  maucb- 
^Km.'il  einfach,  oft  mehrfach  verzwi'igt  verlaufen  luid  theils  au.ssen  auf  der  Haut  neben 
H  dem  .\fter,  thi'ils  innen  im  llarm  in  der  Sphinctergegend,  theils  aussen  und  innen 
Heine  OelTmuig  haben.  Diese  Fi.steln  heilen  nicht,  weil  sie  entweder  thatsfichlich 
■  tuberculös  infu'irt  siml  oder  weil  vom  Darm  aus  inuner  etwas  inficirendes  Material 
^fchineinkonimt  und  ihr  Verlauf  so  gewunden  ist,  dass  sich  das  Secret  nicht  frei  ent- 
^ftleeren  kann  und  .so  durch  ilie  Retentitui  weitere  Fnterminirungen  entstehen.  Fs  kann 
Hsich  also  bei  der  Therapie  nur  danun  handeln,  durch  Spaltung  die  Fistelwand  bloss 
"fu  legen,  um  so  freien  Secretabfluss  zu  erzielen  uiul  bei  flen  tuberculösen  ausserdem 
eine  gründliche  Entfenuing  der  Granulation  zu  ermiigliclien.  Man  spaltet  also  die 
Fistel  in  ganzer  Lfmge,  d.  h.  bis  in  den  Darm  hinein,  indem  man  sich  nicht  scheut, 
eventuell  die  iucomplete  Fistel  durch  ih'e  eingeführte  Sonde  in  eine  complete  umzu- 
KWandeln.  Man  ninss  aber  auch  alle  Nebi'ii-  und  Seitengänge  .sjialten.  Dann  schabt 
^Dian  die  GranulatioiU'U,  ilie  die  Fistel  auskleiden,  ab,  entfernt  damit  alles  eventuell 
tuberculöse  und  stopft  nun  die  breiti-  Wundtlache  mit  .lodoformgaze  aus.   Auf  diese  Weise 

tschliessen  die  neu  i-nlsteheiiden  gesundi'U  Granulationen  von  der  Tiefe  her  die  Wunde. 
Um  der  WundHäche  Ruhe  zu  verschaffen,  iSsst  man  den  fatienten  mehrere  Tage 
Opium  nehmen,  .Vni  fünften  oder  sechsten  Tage  kann  man  durch  Ricinuscjl  Stuhlgang 
herbi'ifidiren.  So  heilt  die  Wumle  von  der  Tiefe  aus  ohne  Zurfickl.a.ssung  einer  Fi.stel. 
Die  Spaltung  selbst  kann  man  mit  dem  Messer  ausführen  oder  auch  galvanokausti.sch. 
Auch  hiermit  erzielt  man  eine  vollstÄndige  Spaltung  und  Blosslegung  der  l'istel. 
HILDEBBAND. 

Fixe  Ideen.    Dntcr  „fixer  Idee"  versteht  man  eiue  inhaltlich  falsche  Vorstellung,  welche 
»US  einem  abgelaufenen  primären  krankhaften  geistigen  I'rocess  übrig  geblieben  ist.  Sic 


[Fix«»  Ideen 


—     320     — 


Flnsel 


ist  deiunach  ein  sec.uiici!ir«^r  Zustand  von  einem  Irrasein  der  lutflH 
sich  vollständig  und  dauernd  lixirt  hat.  Oft  drängt  sich  in  den  A 
Kranknn  nur  eine  Idee  besonders  hervor,  und  es  hat  dann  den  Anscli' 
seil»'  nur  ^ine  einzige  fixe  lde<.'  habe,  im  Uebrigen  aber  gesund  sei.  I'nteis0( 
und  beobachtet  man  derartige  Kraniie  alier  2;eiinuer,  da  zeigt  sich  S4'hr  bal 
andere  ,,fixc  Ideen'-  bestehen  und  vor  .Vllem  zeigt  sich  der  i»s>clii! 
welcher  die  ICntsteliuiig  der  fixen  Idee  bedingte,  al.-<  ein  Tirankliafler 
solcher  von  dem  ihn  reproducirenden  Kranken  als  solcher  nicht  anerkannt 
jemand  vrdlig  geistig  normal  und  bestände  seine  Krankheit  nur  in  eiuer 
wie  selbst  neuerditigs  Psychiater  zu  glauben  scheinen,  dann  mü»i.st<'  die  G 
der  normalen  Vorstellungen  im  Stande  sein,  die  „fixe  hJec"  zu  veniicbtfu, 
wie  Irithuin  durch  andere  Vorstellungen  corrigirt  werden  kHun.  Thal 
dies  nicht  der  Fall:  die  fixen  Ideen  gehören  zu  den  prog^iostisch  ungi 
loiiien  der  Psychosen.  Allerdings  kaun  sich  ira  Laufe  der  Z«>it  die  K 
Ideen  abschv\'ä<:hen ,  der  Kranke  schliesst  sie  mehr  in  sich  und  prodncirt 
fiirtwährend,  aber  er  thut  dies  ntir  aus  Zweckniässigkeits{?ründen,  «•  ' 
nmgen  ihm  den  l'rotest  der  Umgebung  oder  Schildigungen  herb. 
nicht  aus  innerer  Ueberzeuguiig.  Die  Therapie  ist  bei  die.ser  Froguo^r 
aussichtsvolle.  Dem  Kranken  die  „fixen  hleen"  ausreden  zu  wollen,  i.>i 
gel)liclie  Mühe,  da  er  Vernuiiftgriimk'ii  seine  eigene  krankhafte  Krf;»h 
ihm  die  absoluteste  Siclierheit  bietet,  eiifgegensetzt,  Knergische  Versucl 
redens"  reizen  den  Kranken  und  schädigen  ihn.  Auf  der  ajideren  Seite  Ist 
selbstverständlich  auch  tmzulässig,  den  Aeusserungen  des  Kranken  sich  beial 
zu  vorhalten.  Kine  milde,  das  Krankhafte  betonende  Zurückweisung  ewb 
da«  beste  Verfahren. 

Da  es  sich  bei  den  fixen  Ideen  um  einen  abgelaufenen  Process  handelt, 
iler  Regel    eine  Detiiiirung    in    einer  Irrenanstalt    nur    dann   i*rfortlcrlich  seil 
der  Inhalt    der    fixen  Ideen    und    ihre    riffentliche   Aeussenmg,    sowie    die 
Grund  diTselben  beabsichtigten  oder  thatsäclilich  ausgeführten   H.-indlungen 
fahr  für  die  Allgemeinheit  hcrvorziiruren  im  Stande  sind. 

XEM» 

FlaCOUrtlA    Comm.     PilaTtKenpattunii  an«^  dnr  Faro.  liur  B  i  xaevac,  ItnU'rfam.  PlAcniirt  > 
r-inifrschl''clili^'n  odpr  |inlvi;aiin'  api-tali'  Blnth''n.     MRnnlichr  Hltlthen    mit    viiOpn   auf    !•■ 
•'Ylri)i><>n  Stuii)>blatt<-ni,    ohne  Pi«tiltru>]jin<>nt,  weililißbu  au»    fa«t    naeWI<'m  riNtiU    tiiit 
^rlieiiki'lii    bfhtehnnd.    SanK^nunUgen    hünfCoDil   anatrop-Bpitrop.     Krucbl    vino    Stvinrmclit    mit    m*br 
<l«rMi  jnder  i'incn  odnr  mf«hrf*n*  f^anicn    iimttcttUpsiit.    Mt^tftt   staclinliift*  BuuinM    uder  Sträii^li^r   4a<r  %■ 
diT  alt«n  W<<U  mit  ■•iiirarhcn  Blulterii.  X. 

Kluroiirtiu  cataphracta  wird    in  Indien    aU  Tonioam,    Stumai^birum    llittl  Ad.<«liiu|r<»ft« 
dm  junceii  Trioben  und  Bluttcrn  werden  auob  die  KrOchle  anitewendel  bei  Versljipfuiijr,  Bn>ckD*ig«s(. 
LeberanecÜMnen.    Dufif  2/t  ftni  itle  der  Tinctar  1  :  5  üder  ile*>  Infusett  1! :  lüo. 


Fllg^ellat^n  »Ind  goi«5eItjagnnde  Monaden,  als  Schmarotxer  im  KUrper  des  WarroblUtors  l»«uhaffhUL 
meisten«  nln  An^bOtige  der  Oattunp  TrirboiDüna«  und  l'erroinona«t '  im  8ecrt*t  der  .Selilc'lmbUil*  9&r  ( 
ipna,  Re<fpiraLitiiii.>.ohleimbantl,  hier  uieiHt.  ohne  liekannte  patbolnfci^^cbo  Bedeuliiuic.  liorb  riiiij  tm  Blvl«  Ta« 
Ratten  und  Hjini?ili'nt  Khi^rlUten  beobaebtet  worden,  die  t4dtUelie  Se|itio«emie  liewirkU'n. 

A-  liOl 

Flaschenbonillon.     Man  bereitet  die  Flaschenbouillnii,  indem  man  frisches.  frttl,,.,-v  ß« 
Kalbfleisch  fein  zersclineidct,  ohne  Zusatz  iu  ciar  reine,  mit  weiter  Oeffnung 
bringt,  letztere  lose  zukorkt,   in  ein  Qefass  mit  Wasser  stellt,    dieses   erhibtt 
sieden  lässt.     Nimmt  mau    nach  die.scr  Zeit   die  Flasche  aus  dem  Wasser,    io 
ihr  eine  bräunliche  oder  gelbliche  trübe  Brühe,    von  300  g  Flei.sch   etwa   100 
einfach  abgegossen  und    ist  die  FlascheDbouilloii.     Ihr  Ocrueli    tind  Uesohiuack    ist 
sehr  kräftiger  Fleischbrühe.     Sie  enthält  etwa  7  pCt.  feste  Substanz,   und   jwar  3  fCU 
Pepton    und  Leim,    3—3,7  pCt.  Eitractivstoffe    und    fast  2  pCt.  Salze,    ist    demeuti^ 
mehr  nährend  und  mehr  anregend  als  gewöhnliche  Fleischbrühe.    Mit  grossem  Vorth'-il 
anpcwandt,    wenn    die  Verdauungsthäligkeit    stark    daniiedcrliegt  und  eine    i 
indicirt    i.st,    in,sbesondcre    in    der  Cholera    iiofaiitum.    sobald    die  ersten   Ze 
anaemie    sich    einstellen.     Dann  empHehlt  sich  :im  meisten  die  Rindrteischll  , 
2  Theelöffeln    voll    alle   10—15  Minuten.     Selir  günstig  wirkt    sie  auch   bei 
Jjeiden    der  Greise,    der  Potatoren,    der  gesebwiichtcn   Individuen,    auf   der 
Die    Kalbfleischllaachcnbouillou    passt    mehr    hei    allgemeiner    Schwäche    klein 
nehmlich    wenn    sie  zugleich  rachitisch  sind.     Man  gicbt  sie  ihnen  mit  der  MildS/ 
< tanzen  etwa   125  ccm,  aber  Wochen-  und  monatelang. 


Tlstnleni  —    321     —  Flatulenz] 

natalenz  nennt  man  einen  ZusUind  von  alinorni  reichlicher  (iasansninnilung  im  Magen- 
nnd  Darmcanal.  Die  suhjectivcn  Krst'^heinungen  bestehen  in  einem  unangenehmen 
Geffihl  von  Vollsein  und  Geblähtsein,  zuweilen  aucli  in  kneifenden  kolikartigen 
Schmerzen  im  Abdomen.  Das  Aufstossen  ist  je  nach  der  Provenienz  der  Gase  ent- 
weder geruchlos  oder  fibelriechend.  Flatulenz  kommt  zu  Stande,  weim  ein  Miss- 
verhaltniss  besteht  zwischen  der  Zufuhr  oder  der  Bildung  von  (iasen  im  Magen- 
darmcAnal  und  der  Ausscheidung  derselben  per  os  oder  per  anuni  oder  auf  dem 
Wege  der  Resorption  durch  das  Blut.  Flatulenz  kommt  zu  Stande  durch  zuviel  Luft- 
achlucken, z.  B.  bei  Hysterischen,  ferner  durch  viel  kohlensUurehaltige  Nahrungs- 
materialien, z.  B.  kohlensUurehaltige  Wässer,  Bier,  Champagner  etc.,  oder  cellulose- 
reichc  Nahrung,  wie  Kohlarten,  Leguminosen,  ferner  frisches  Obst.     Auch  friscli  ge- 

•  backenes  Brot,  vor  allem  Schwarzbrot,  Kuchen,  fettes  Gebäck,  vermag  „Blähungen" 
sa  erzeugen.  In  manchen  Fällen  vermag  die  Zufuhr  grosserer  Mengen  eines  gährungs- 
fkhigcn  Materials,  wie  Süssigkeitcn,  Mehls])eisen,  Flatulenz  zu  bewirken,  manchmal 
spielen  specielle  Idiosynkrasien  eine  grosse  Rolle.  Reichliche  Gasbildung  findet  sich 
Mich,  wenn  im  Magen  oder  Darm  eine  St^ignation  von  Gährungserregem  stittfindet, 
wie  bei  motorischer  Insufficienz  des  Magens  oder  bei  Atonie  der  Därme,  femer  dann, 
ivenn  sehr  viel  zersetzende  Organismen  eingeführt  worden  sind.  Eine  mangelhafte 
Abfahr  praeformirter  oder  im  .Magirndarnicanal  gebildeter  Ga.se  ist  zu  beobachten  bei 
Dannstenosen,  bei  chronischer  Obstipation  sowie  bei  den  verschiedenen  Formen  von 
Darmlähmung,  z.  ß.  bei  entzündlichen  Processen  in  der  Umgebung  des  Darmes,  nach 
Operationen  oder  auf  neurogener  Basis.  Hier  verbindet  sich  noch  mit  mangel- 
hafter Abfuhr  der  Gase  eine  Stagnation  von  Gährungserrrigem,  welche  zu  eimT 
Mehrproduction  von  Gasen  führt.  In  wie  weit  mangelhafte  Resorption  von  (ia.sen 
eine  Rolle  in  der  Entstehung  der  Flatulenz  spielt,  lässt  sicli  nicht  sicher  entscheiden. 

Die  Flatulenz  wird  am  besten  vermieden  dadurch,  dass  man  die  bereits  genannten 
Nahrungsmittel,  welche  crfaliningsgemä.ss  häufig  zu  einer  Gasentwicklung  führen,  aus 
der  Diaet  der  Patienten  wcglässt.  Bezüglich  der  Leguminosen  ist  zu  bemerken,  dass 
Meble  oft  ohne  „Blähungen"  vertragen  werden,  während  die  mit  deren  Schalen  dar- 
^reicbten  Leguminosen  oft  dazuVeranlassung  gebcMi.  Wo  Obstipation  vorliegt,  Ist  die 
beste  Therapie  eine  kräftige  Abführbehandlung,  hei  Darnistenoseu  kann  selbstver- 
ständlich nur  die  Chirurgie  helfen.  Bei  symptomatisclnui  Formen  der  Darmträglieit  und 
der  Darmlähmung  ist  dits  dit^selbe  bedingerule  ursächliche  .Moment  zum  Gegenstand 
der  Behandlung  zu  machen.  So  werden  bei  Hystt^ie*  und  Neurasthenie*  alle  Regeln 
in  Betracht  kommen,  weicht*  für  die  Behandlung  dieser  Krankheiten  gelten;  ein 
schlechter  Emähmngszustand  i.st  zu  bessern,  Störungen  von  Seiten  des  Herzens,  der 
Lunge  etc.  sind  in  entsprechender  Weise  zu  behandeln. 

Unter  den  directen  Maassregeln  gegen  die  Flatulenz  besitzen  die  grösste  Be- 
deutung: die  Anregung  der  Peristaltik  und  die  Verhütung  von  (Tähnmgen.  Krsterem 
Ziele  dienen  die  bereits  genannten  Abführmittel,  ferner  die  Massage  eventuell  in 
Form  der  Selbstmassage  mit  einer  circa  fünf  Pfund  schweren  eisernen  Kugel ,  ferner 
heilgymnastische  und  hydrotherapeutis<'he  Proceduren.  In  die  Gruppe  derselben 
Agentien  gehört  auch  die  Faradisation  des  Abdomens.  Ist  der  Sitz  der  Gasbildung 
und  Gasretention  vorzugsweise  im  Dickdarm,  so  wird  eine  Entleennig  desselben  und 
eine  F)ntfeniung  der  Gähnnigserreger  am  besten  durch  Kaltwasserklysmen  erreicht. 
Früher  erfreuten  sich  Teq)entiiirilklystiere  d  Theelöffel  Oleum  Terebinthinae  mit  Ki- 
dotter, 200  ccm  Wa.sser  als  Knmision)  gegen  abnorme  Gasansanimlung  im  Darm  einer 
besonderen  Beliebtheit.  Das  Einführen  eines  Darinrohres  in  das  Hectum  kommt  nur 
bei  schweren  Formen  in  Betracht.  Medicamentös  kann  man  bei  alten  Leuten,  bei 
anaemischen  Individuen  durch  Darreichung  von  Strychnospr:iei»Mraten  eine  Anregung 
der  Darmmosculatur  versuchen.  Die  übrige  medicanicnt<"ise  Therapie  baut  sich  auf 
der  Erfahrung  auf,  dass  die  sogeiuuuiten  ("anninativa*,  wenn  nicht  schwerere 
Störungen  der  Peristaltik  vorliegen,  günstig  wirken.  Sie  werden  deshalb  theils  allein, 
fheils  in  Verbindung  mit  Abführmitteln  dargereicht.  Man  giebt  Oleum  Menthae, 
•Anisi,  Foeniculi,  Caryophyllorum,  Cajeputi,  Thymi  etc.  in  Dosen  von  1—4  Tropfen 
t^ln  Form  der  Elaeosacchara  oder  in  Form  eines  .\ufgusses  der  betretTenden  Kräub'r 
fi'iJa  Pfefferminzthee,  als  sogenannten  Bitterthee,  wie  sie  in  den  Species  nervinae.  in 
^>4ein  Heim'schen  Thee    oder  in  anderen  Mischungen  v<m  Herba  Trifolii,    Radix  Vale- 

*  Yianae,  Folia  Menthae  piperitae,  Folia  Aiirantionnn.  Knictus  Carvi  und  ."ihnlicheu 
gageben  sind.    Auch  reichlicher  Zusatz  von  Küiimul,  Ziinnit,  .Muskat  zu  den  Speiseu 

0.  LUbraUh,  EaqrklopMdi«.    II.  Baml.  -jj 


IFiatiileiiK 


322     — 


FlfrklfWr 


wirkt   in    äiiiiliclicr  Weise;    H:u5  Kauen  von  Kalinusstückchon    hat    «li-uselliwi  i- 
elM^DSo  der  (lobrauch  von  Pfpffcmiinztabletton.     Audi  die  verschifdpnen  A 
für  denselben  Zwi-ck  zu  empfehlen.     Ihibei  ist  es  r:ithsam,   bei  allen   ir«-.'' 
tijlenz  perichtc-t«'n  Medieationen  eine  combinirte  Verordnung  von  Ainar 
und  Abföhnnitteln  zu  treflen,  sei  es  in  Form  von  Theemiscliungfii   odii   1  u. .-. 
ersterer  Art  der  Verordnung    empfiehlt    sich    besonders  ein  Zus;ttz  der   Folia  >• 
spiritu  vini  extr.icta  sowie  der  Cortex  Frangulae,  bei  letzterer  ein   Zus.itz  von  I 
r.'ulifis  Khoi.    Mit  der  Verordnung  von  I'ulvem  kann  man  in  Fällen  von  Hyiwri. 
des  Magensaftes   zwefkniässig    die  Parreiehung    von  Alkalien    verbinden,    denn  so. 
kann  sich  vorstellen,  dass  bei  Hyper;icidit:U  des  Magens  durch  zeitweilige  Abstnui)!)»» 
des    fibersauren    Mageninhalts    vorli;intlene    Pvloruskrämpfe     gelöst     und 
Schwierigkeiten    für    den  Ueberlritt    der  Gase   in  den  Darm    behohon     w». 
der  ,,gasbindenden'''  Wirkung  der  Kohle    darf   man   sieh  keinen   allzu   gro^-'^  t 
vorsprechen.    Auch  da.s  VVismuth,  welches  den  Schwefelw.-isserstoff  als  Sohwet-  l'u-a 
bindet,    liisst  hilufig  im  Stich.     Selbstverständlich   kann  man  auch  die  v^r»chi»<daia 
TLe«is,    .spcciell   l'feffenninz-   und  Baldrianthee,    auch  in  Form  von   KlysJier-i'  >>-i- 
reichen.    Inwieweit  die  mitgetheilten  Substanzen  auf  dem  Wege  einer  Dani> 
wirken,    soll  hier  nicht   erörtert  werden.     Wenn  tlieselbe  auch   niclit   volll- 
erzielen  ist,  so  bemerkt  man  doch  von   der  Anwendung  von  Bisniutbum  > 
Menthol,  Benzonaphtol   und  ähnlichem  zuweilen  einen  geringen   Erfolg.     In  en 
l'üllen  erweist  sich  die  äussere  .Application  von  Spirituosen,  aromatischen  unil 
rischen  Substanzen,  wieMixtura  oleoso-b.-ilsamica,  Linimeotuui  sa])ouato-C3iii' 
CHeuin  Carvi,  Cajeputi,  Terebintbinae,  Balsattmm  Nuci-stae  in  Verbindung  niii 
auf  das  Abdomen  nützlich,  auch  die  Ap]»Iication  eines  Senfpapiers  auf  d:is  EpigastTTc 
wirkt  manchmal   günstig,    doch    darf    man    auf    diese    derivatori.sche  Therapi»?  ke» 
idlzu  grossen  Hoffnungen  setzen.  --..m, 

Flechten.    Im  isländischen  Moos,    der  Cetraria  islandica,   und  in  anderen  Flechten    (mit*  «t 
ein  Kohlehydrat.    Moosstärke  oder  Lirhenin,  der  Stärke  und  dem  Inulin   uaJi 
CijHioOi:  es  quillt  in  kaltem  Wasser,  in  beisseni  löst  e.s  sich.    In  Polargegcnden 
nach  Au.sw.ischen  von  Bitterstoff  ein  wohlschmeckendes  Gebäck  bereitet.    Külz'  V 
MoosstJirki.'-Brot  bei  Diabetikern  anzuwenden,  hat  bisher  keine  praktische  Vemrcndin  _ 

Flechtenöl  i^t  ilo!^  nünp,  noltipruiclii«  Ool  diT  Wandflccli^  fPinnelii   pirietin>1.  tuo  Bnttcreoo«M«ac. 


Fleckfleber,  Ty  jihus  exanlhematicus,  petcchialis,  Febris  hunparica,  der  ■ 
liehe  „Tyi)hus"  der  französischen  Autoren,  Petechial  fever;   Flock-,   Hui;. 
Kerker-,  Schiffs-,  Kriegstyphus.  Kennt  auch  die  (legenwjirt  nicht  mehr  dir  ■- 
reu  Flockfieberepidemien,  welche  dereinst  die  Welt  in  Schrecken  setzten,  71""  •: 
in  unserem  Vaterlande,  so  fehlt  es  doch  .lahr  ein  .l.dir  ans  nicht  au  Heiinsuchuh . 
sondere  in  östlichen  Districten  Deutschlands,  in  Folge  von  Einschleppung.      l'.[  !> 
welchen  alsdann  eine  zweckmässige  Prophylaxe    zu  leisten  vermag,    .steht    weji 
den  Erfolgen  der  eigentlichen  Therapie  der  Krankheit.    Die  vorbeugenden  M:ias--i'.'' ; 
sind  durch  die  Thatsache  begründet,  dass  das  Fleckfieber  zu  den  contagiösen  iniVitwii 
krankheitcn  zählt,  andererseits  die  Infection.sgefahr  durch  ungünstige  h\ 
hältnisse   in   hohem  Maasse  gesteigert  wird.     Die  Gesrliiclite  des   FlecL, 
des  menschlichen  Elends:  lluiigersnoth  durch  Misswachs  und  Kriegszüge.   S>  i 
Entbehrung    in    den  Hütten    der  Anniilh   und   di-s  Vagabiiiidenthunis    spiel'  ■ 
Ausbreitung    der  Krankheit    eine  grosse  Holle.     Ist  es  somit  eine  dankb.-u-e  An- 
der Gesundheitspolizei,  durch  „Abfangen'"  der  suspecten  Landstreicher   an  dfrt'i.- 
durch    gründliche    Desinfection    und    Schliessen    der    durchseuchten     Herbergen  i«* 
itonstigon    (Quartiere    der   Einschleppung    und  Weiterverbreitung    des  Flockfieber«  ™ 
steuern,    so    erwuchst    für    den  Arzt   die  unabweiulliche  Forderung  der  Isolirun. 
Erkrankten.     Fleckfieberkranke    dürfen    nicht  unter  andere  Patienten  gelegt  w 
.im  besten  sind  eigens  hergerichtete,  ahges]ierrte  Isolirstationen  einzurichten.    .'• 
.\bsondennigshauser    mit  eigenem  Aerzte-   und  Pflegepersonal,    unter  Aussil 
Besuch.sstunden,  sind  um  so  erstrebenswerther,  als  die  hohe  Infectiosität,    '.■• 
Fleckfieber    mit    der  Variola    theilt,    der  inäclifigen  Heitnnniig,    wie    sie    Jit  .■•■ 
implung  gewährt,   völlig  entbehrt.     Ferner  düifen  die  Patienten  nicht  dicht  ;: 


r 


[Flenkfleber  —    323    —  Fleisch] 

und  muss  der  Krankciiraum  orgiobig  gelüftet  werden,  weil  sonst  das  Wart«;-  und 
ärztliche  Persona!  inficirt  werden  kann. 

Da  das  Krankheitsgift,  sei  es  dass  die  Exspirationsluft  oder  die  Kpiderniisschuppeii 
oder  sonstige  Aussrheidungsproducte  seine  HaupttrSger  sind,  in  wirksamer  Form  auch 
durch  die  Kleider,  Wasche  und  dergleichen  verschleppt  werden  kann,  so  hat  sieh  die 
Desinfection  auch  auf  die  Elxcrete  und  Gel)rauehsgegenstände  zu  erstrecken.  Man 
halte  fest,  dass  sich  die  Infectiosität  während  aller  Krankheitsstadien  behauptet  und 
wahrsi'heinlich  noch  in  den  Beginn  der  Reconvalescenz  hineinreicht. 

Die  eigentliche  Behandlung  der  Krankheit  ist  mit  derjenigen  des  Abdominal- 
t>-phus  identisch,  mit  Ausschluss  der  specifischen  Behandlungsmethoden  —  d(T 
Krankheitserreger  des  Fleckficbers  ist  noch  unbekannt  —  und  mit  einem  Mutatis 
mutandis  hinsichtlich  der  speciellen  schweren  Dannsymptome,  insbesondere  der 
Blutung  und  Perforation;  Beides  ist  dem  Fieckfieber  so  gut  wie  fremd.  Aus 
diesem  Grunde  ist  auch  der  Ernährung  ein  weiterer  Spielraum  zu  lassen.  Immer- 
hin muss  nachdrücklichst  vor  forcirter  Ernährung  im  Höhestadium  der  lufection  ge- 
warnt werden.  Der  Magen  vertrügt  während  desselben  nichts  weniger  als  eine 
compacte  oder  voluminöse  Kost.  Zudem  gestattet  die  weit  kürzere  Dauer  der  lu- 
fection gegenüber  den  Verhältnissen  beim  Darmtyphus  meist  die  Verzichtleiatung  auf 
eine  besonders  kräftige  Diaet.  Anders  bei  drohender  Herzschwäche  und  ausnahms- 
weise langer,  den  Körperbestand  bedenklich  bedrohender  Fieberdauer.  Sie  fordert 
ausserdem  eine  systematische  äussere  oder  medicamentöse  Antipyrese,  welche  für  die 
Durchsclmittsfälle  im  Allgemeinen  entbehrt  oder  durch  örtliche  VVärmeentziehungen 
mittelst  Eisblase  ersetzt  werden  kann.  fCebkinger 

Fleisch.  Was  man  im  gewöhnlichen  Leben  „Fleisch"  nennt,  sind  die  Skcletmuskoln  der 
Schlachtthiere.  sowie  der  Vögel  und  Fische;  doch  rechnet  man  auch  die  Weich theilc,  Leber, 
Niere,  Milz,  Lunge,  Herz,  hierher.  Das  gewöhnliche  fettarme  Fleisch  enthält  im  Mittel  75  pCt. 
Wasser  und  35  pCt.  feste  Stoffe;  von  letzteren  sind  etwa  19  pCt.  Eiweiss  (Albumin,  Mu.sculin, 
Hyosin),  1,5  pCt.  leimgebendc  Substanz  (aus  dem  Sarkolcmm  der  Primitivbündel,  sowie  dem 
die  Bündel  zusammenhaltenden  Bindegewebe  [Perimysium]),  1-  3pCt.  Fett,  ^l^—l^Ct.  Kohle- 
hydrate (Glykogen,  Zucker)  und  1,3  pCt.  Asche  (liauptsäehlich  Knliumphospbat,  wenig  Erd- 
phosphat und  Chloralkalicn,  Spuren  von  Eisenoxyd). 

Die  Menge  des  vorwiegend  im  interstitiellen  Bindegewebe  und  zum  geringeren  Theile  in 
den  Muskelfasern  selbst  abgelagerten  Fettes,  in  der  Norm  1— .S  pCt.  des  Flcischgewichtes, 
kann  je  nach  dem  Zustande  der  Mast  mächtig  ansteigen,  bei  Rindfleisch  bis  zu  25,  bei  Ilammel- 
und  Sehweinefleisch  bis  zu  35  pCt.  und  darüber.  In  dem  Maa.sse,  als  die  Fetlmengc  zunimmt, 
geht  der  Wjissergehalt  herunter,  von  75  bis  auf  48  pCt.  Gleichzeitig  sinkt  auch  der  pro- 
centiscbe  Gehalt  an  Eiweiss  (-\-  Leim)  von  21  auf  17  bis  li'/j  pCt.  Am  eiweissreichsten  ist 
das  Fleisch  der  Vögel,  dann  folgt  das  der  Säugethiere.  Das  ciweis.sreiche,  etwas  Fett  und 
nur  wenig  Kohlehydrate  bietende  Fleisch  giebt  für  den  Menschen  keine  vollkommene  Nahmng 
ab,  dazu  bedarf  es  einer  entsprechenden  Bcig.ibe  von  Fett  und  Kohlehydraten.  Das  zu- 
bereitete, gekochte  und  gebratene  Fleisch  i.st  verdaulicher  und  bekömmlicher  als  das  rohe. 
Kohes  Fleisch  wird,  wenn  es  so  fein  zerkleinert  ist,  dass  es  den  Verdauungssäften  eine  mög- 
lichst grosse  Oberfläche  darbietet,  im  Darm  des  gesunden  Menschen  fast  vollkommen  ausgenutzt: 
nur  läuft  man  Gefahr,  die  nicht  selten  darin  vorkommenden  Eutozorn  in  den  K'.irper  einzuführen; 
erst  durch  längeres  Kochen,  wobei  die  Innenthcilc  der  Fleisohstücke  eine  Temperatur  von 
etwa  80  "  erreichen,  werden  die  Ento/.orn  sicher  getödtct. 

Das  Fleisch  frisch  geschlachteter  Thicre  ist  in  Folge  des  Eintrittes  der  Todtenstarre  fest 
und  zäh  und  wird  durch  Zubereitung  noch  fester  und  derber.  Aus  diesem  Grunde  wird  das 
Fleisch  erst  nach  erfolgter  Lösung  der  Starre  zum  Gcnu.ss  verwendet.  Die  bei  der  Starre  aus 
dem  Glykogen  sich  bildende  Milchsäure  wirkt,  wie  verdünnte  Säuren  überhaupt,  auf  das  Binde- 
gewebe zwischen  den  Muskclschläuchnn,  macht  dasselbe  aufquellen  und  luckcrcr,  daher  nun 
das  Fleisch  weicher  und  mürber  wird,  was  der  Schmaokhaftigkcit  und  Bekömmlichkeit  wesent- 
lich zu  gute  kommt. 

Bringt  man  Fleisch  mit  kaltem  W'asser  zusammen  und  erhitzt,  so  gehen  zvmächst  das 
Albumin,  die  Eitractivstoffe :  Kreatin,  Xanthin,  Ilypoxanthin,  Phosphorlleisehsäure,  die  sich 
TM  etwa  1  pCt.  darin  finden,  und  der  rothc  Farbstoff  (llacmoglobin),  sowie  die  wasserlöslichen 
Mineralsalze  in  Lösung.  Schon  bei  45 "  gerinnt  ein  kleiner  Theil,  das  Musculiu,  bei  70 " 
•der  bei  weitem  grössere,  das  Albumin  und  Haemoglobin,  und  giebt  ein  braunes,  schaumiges  tic- 
rinnsel,  das  aber  meistens  abgeschöpft  wird;  der  dadurch  bedingte  Verlust  an  Nährwerth  ist 
indess  kaum  in  Anschlag  zu  bringen.  In  dem  .Maasse,  als  das  Wasser  heisser  wird,  löst  sieh 
darin  aus  dem  Bindegewebe  Leim  auf,  weiterhin  gerinnen  die  obcrllächlichen  Eiweissschichlen 
und  verwehren  so  dem  Muskelsaft  den  weiteren  Ausiritl.  Das  ausgekochte,  weiui  auch 
etwas  zähe  und  derbfascrigc  Fleisch   hat   noch   einen    hohen  Nährwcrth,    da  es  noch  ';„  vom 

■>l* 


[Fleisch 


—     324     — 


Eivreiss  und  einoti  Tlieil  der  Fleisclisalze  eiiiscbliesst:  aui-li  wird  es   im  Darm  fwt  f«lUU 
ausgenutzt.    Utiler  Zusatz  vnn  Fett  und  Salz  geschmort  oder  gebraten,   wird    eji  »fleduri 
hnfler   und   weicher.     Bringt  man  Fleisch  sogleich  in  siedendes  Wasser,   so  gt'nunl  o  Hfl 
OberOHche  und  lässt  nur  wenig  Muskelsaft  austreten.     Will  mau   dem    Fleisch  si:iti«  Ntk 
möglichst  vollständig,'  erhalten,  so  brät  man  es:   durch  die  KInwirkutii;  der  Hitze  etMf. I 
schnell  eine  Gerinnung  des  Eiweis.ses  an  der  Oberfläche,  weiter  wird   der  Bluttarbstoif  i 
das  Fleisch    bräunt  sich;    zugleich    entsteht   eine  Reihe    scharf    schmeckender    und  rio 
Stoffe,  die  der  Bratenkrustc  Würze  verleihen.     Noch  vollständiger  wird   dem   Fleiirhe  iai 
durch  Röstung  am  Spiess  oder  auf  dem  (iitterrost,  dem  Orill  der   Hngläuder,  erhult«. 

Gebratenes  Fleisch  vom  Geflügel  und  vom  Kalbe  ist  zart,  wohlschmeckend,  gil:  »U  1 
verdaulich;    deshalb   werden    diese  Fleischartcn.    das    sogenannte    weisse    I'leisirh,  fir| 
Krankenkost  bevorzugt.    Möglicherweise  beruht  die  leichtere  Verdaulichkeit  xiim  Thc\l  ut| 
grösscreu  Zartheit  der  Muskelfasern,  zum  Theil  auf  der  Fettarmuth   des  Kloisches: 
erweist    sich   bei  allen  Zuständen  geschwächter  oder  träger  Verdauung  fctil  "Ic-t* 

nachtheilig.     Auch  der  geringere  Gehalt  des  weissen  Fleisches  an  Extracti\  t  n«B  ( 

die  Nerven  erregende  Wirkung  zukommt.  i.st  in  dieser  Hinsicht  beachtenswrtr  >i<i 
dem  weissen  Fleisch  gilt  da»  rothe  als  schwerer  verdaulieh.  Hier  dürfte  in  Betracht  in 
dass  insbesondere  das  Hammelfleisch  stark  mit  einem  schwer  schmelzbaren,  in  Folge  i 
auch  schwerer  resorbirbaren  und  weniger  bekömmlichen  Fett  durchsetzt  ist,  Schwtine* 
wegen  seines  oft  abnorm  hohen  Fettgehaltes  womöglich  noch  schwerer  verdaulich. 

Kiues  besonderen  Rufes  erfreut  sich  gerade  für  die  Krankenernährung  d.is  Milebflfi 
oder  die  Kalbsmilch,  das  aus  der  Thymus  des  Kalbes  hergestellt  wird.  Si«  cothilti 
Eiweiss  22,  leimgebende  Substanz  B,  Fett  nur  '/j.  Salze  1  '/j  pCt.,  ist  also  reich  »o 
und  dem  Eiweiss  ersparenden  Leim  und  sehr  fettarm,  von  weicher  Con«'-'  — 
zerschnittene  oder  zerhackte  Gewebe  wird  in  etwas  Butter  gedämpft  und  '  n] 
artiges  Gericht  bereitet.  Klein  zerschnitten  und  mit  etwas  Butter  und  Mt.., 
sie  eine  Zeit  laug  mit  Kalbflcischbrühc  gekocht  und  dann  mit  Eidotter  abgebrüht;  Zasaii? 
etwas  Madeira  und  Citronensaft  beben  die  Sehmackhattigkcit.  

Fleisicbcxtract.    Die  erfahrungsgemäss  wohltbätige  Wirkung  der  Fleischbrühe  hat,  haupt: 
auf  Anregung  von  Justus  v.  Liebig,    dazu  geführt,    die  reiche  Flcischproductiou  »ni  i 
amerika  für  die  fabrikmässigc  Darstellung  von  Fleischextract  zu  verwerlheu.      Nach 
Vorschrift  wird  aus  Rindfleisch,  doch  auch  aus  Schaffleiscb,  Fleisciicxtract    in   der 
gestellt,    dass  man  fein  gewiegtes  mageres  Fleisch    mittels  Hochdruekdainpfirs    hrh, 
die    nach    Abscheidung   von    Eiweiss    und   Fett   abgeseihte  Lösung   zur  Sn 
dampft.     Im  Mittel    enthält   so    hergestelltes    Fleischextract,    das    von    du^i 
saurer  Rcaction,    angenehmem   Geruch  und    sehr  picantcm  Geschmack  ist,     :Ji,3  pOl.  TTi: 
17.5  pCt.  Mineralsalze  und  60,2  pCt.  organische  Stoffe  (mit  S.h  pCt  Stickstoff).     Diej 
sehe  Substanz  besteht    last    zur  Hälfte    aus    den  sogenannten  Fleischbascn.    etwas 
und  der  von  Siegfried    entdeckten  Phosphorfleischsäurc   (Antipepton),    zur    grö» 
aus  Leim;    daneben    hat  Kemmerich    etwas  Albumcise  (Propepton),    Pepton    und 
gefunden.     Die  Mineralsalze  sind  zu  ■■'/4  Kaliumphosphat.     Der  Nährwerth     des  Fleisrb 
ist,    da    es    Eiweiss    und  Kohlehydrate    nur    in  Spuren  einschliesst,    allenfalls    nur  m  , 
Gehalt  an  Leim  und  Mineralsalzen    zu  suchen;    ausserdem    ist  es   vermöge    seines  GehiUll 
Fleischbasen  und  Kalisalzen  ein  Genussmittel,  insofern  durch  diese  die  Abscheidung  der' 
dauungssäftc.  sowie  llerz-  und  Nerventhätigkeit  angeregt  wird. 

Durch  Auflö.sen  von  Fleischcitract  in  heissem  Wasser  lässt  sich  schnell  ein   der  Fle 
brühe  fast  gicichwerlhigcs  Genussmittel  herstellen.    Noch  vorthcilhafter  ist  es,  eine  aof  I 
hergestellte  Bouillon  durch  Zusatz  von  Extract  kräftiger  zu  machen. 

Indicirl  ist  die  Darreichung  von  Fleischbrühe  resp.  Fleischextract,  wo  es  »ich 
handelt,  dem  insufflcient  werdenden  Nervensystem  und  Herzmuskel  einen  .Stimulu» ' 
geben,  namentlich  in  allen  Schwächezuständen,  in  allen  Leiden  der  Greise,  ferner  der  ui  i 
schwächlichen  Individuen,  nach  starken  Blutverlusten,  endlich  in  denjcnigri  •'  '  '  " 
krankungen,  z.  B.  Ileotyphus,  die  wegen  ihrer  längeren  Dauer  eine  Erschi.| 
Systems  oder  des  Herzens  befürchten  lassen.  Ebenso  eignet  sich  Fleisclibüiu.  i.^ji 
extract  für  die  Recouvalescenz,  um  durch  .\nrcgiiug  der  Abscheidung  der  "Vcrd.iuunj 
und  durch  Zufuhr  der  zu  Verlust  gegangenen  Nährsalzc  die  Assimilation  zu   fordern. 

ContraVtidicirt    ist  Fleischbriihe    resp.  Fleischextract    bei  hochgradiger  Hyporaetthesit ' 
Magenschleimhaut,    namentlich  im  ersten  Stadium    der  acuten  Gastroenteritis,    der  Pe " 
und    der  Dysenterie.     Hier  wird    die  Neigung    zum  Erbrechen    dadurch    nur    gefönlcrt 
nach  Ablauf  des  acuten  Stadiums  ist  ihre  Darreichung  angezeigt. 

Fleischsaif.,    Flcischsolution,    Fluid  meat,   Succus    caruis   reccns    exprcss« 
d\jreh  hydraulische  Pressen   aus  F'loisch    frisch  au.sgepresste   Saft,    enthält  6 — 7  pCt ;' 
die  meisten  Extractivstoffe  und  Salze  des  Fleisches,  rcagirt  schwach  säuerlich,  schnif  " 
nnpenehm  und  verdirbt    rasch.     Schmackhafter    ist  das  Extractum    oarnis    ncido  pi 
t.  U.    die    Leube-Rosenthal'sche    Flcischsolution    (1  kg  Fleisch  wird    mit  l  LiWr" 


Rft 


—     325     — 


Fleischverg^iftungen] 


ccm  Acidum  muriaticum  purum  im  Papirrschen  Topf  10 — 15  Minuten  gekocht,  dann 
sc  fein  zerrieben,  nochmals  15  Stunden  im  Dampftopf  gekocht,  mit  Natrium  carbonicum 
irt  und  zur  Sirupcousistenz  eingedampft),  welche  indcss  nur  ca.  2  pCt.  Albumose 
on)  neben  ungelöstem  Eiweiss.  sowie  grüsstcn  Thciles  die  Kxtractiv.stoffc  und  Salze  des 
i  enthält.  Ihr  Nährwerth  ist  darnach  nicht  hoch  anzuschl.igen.  Auch  ihr  Oeschmacl;  siigt 
Dauer  nicht  zu,  kann  aber  durch  Zusatz  von  Fleischbrühe  oder  Licbig's  Fleischextract 
rt  werden.  Man  reicht  sie  am  besten,  in  Fleischbrühe  gut  verrülirt  (auf  1  Tasse 
— 4  Theelöffel  voll  der  Flcischsolution). 

Amerika  werden  zahlreiche  solche  Flcischsäfte  als  „Fluid  meaf  oder  „Meat  jiiice"  in 
del  gebracht.  Unter  diesen  besteht  nach  den  Untersuchungen  von  Chittenden  das 
angepriesene  , Valentine'»  Meat  juice"  sowie  „Wyeter's  Bcef  juicu"  aus  ver- 
.  Fleiscbextract  mit  einem  Zusatz  von  '/a — '  pCt.  Albuniiu  oder  von  Haemoglobin; 
also  fast  nur  einfache  FleLschextracte,  viel  weniger  concentrirt  nl.>  z.  B.  Liebig's  Ex- 
>d  ihrem  Nähr-  und  Genusswerth  nach  50  Mal  zu  thcuer  bezahlt.  Etwas  grössere 
bis  zu  14  pCt.,  lösliches  Eiweiss  enthält  „Murdock's  Liquid  food'  und  .Bush's  Fluid 
,Johnston's  Fluid  Beef,  doch  stehen  selbst  diese  Prai'paratc  au  Nälirwerth  dein 
Fleisch  weit  nach:  auch  ihr  Kaufpreis  ist  noch  um  Vieles  zu  hoch, 
cirt  sind  diese  Praeparate,  wenn  man  überhaupt  zu  ihnen  greifen  will,  sobald  es 
im  handelt,  die  erregende  Wirkung  der  Fleischbrühe  auf  Hera  und  Centralnerveiisystem 
■X  gelinde  nährenden  Wirkung  zu  verbinden,  also  in  allen  Schwiichezuständen  in  Folge 
rankung,  besonders  bei  Greisen,  ferner  im  Verlaufe  der  Keconvalesceiiz,  um  die  durch 
ing  erfolgte  Verarmung  des  Blutes  und  der  Gewebe  an  Nährsalzen  schnell  zu  be- 
nd  durch  kräftigen  Stimulus  auch  die  Verdauung  anzuregen. 

MUNK. 

rglftnngeB  erstrecken  sich  häufig  auf  eine  grössere  Anzahl,  ja  selbst  auf  Hunderte 
wnen.  Sie  werden  entweder  durch  Fleisch  von  kranken  Thiercn  verursacht  oder  durch 
uss  von  Fleisch,  welches  zwar  von  gesunden  Thieren  herrührt,  aber  durch  unzwcck- 
Aufbewahrung  und  Behandlung  verdorben  i»t.  Eine  besondere  Art  der  Fleischvergiftung 
A'urstvergiftung  *. 

Vergiftungen  durch  Fleisch  kranker  Thiere.  Am  häufigsten  sind  es  praemische 
,  septische  Eiterungen,  Puerperalerkrankungcti,  welche  zu  derartigen  Vergiftungen  führen. 
rt  der  Vergiftung,  welche  von  BoUinger  als  intestinale  Sepsis  bezeichnet  wird, 
unter  choleraartigcn  f>scheinungen  mit  starkem,  ntt  unstillbarem  Erbrechen,  profusen 
len,  Kolikschinerzen,  Fieber,  grossem  Schwächegefühl,  Gliederschmerzen  und  endet 
üdtlich.  In  einigen  Epidemien  wurden  auch  Mydriasis,  Sehstürungen,  Trockenheit  im 
ind  Schlünde  und  Schluckbeschwerden  beobachtet  und  bei  einzelnen  schweren  Fällen 
Eteconvalescenz  Abschälung  der  Epidermis  (Gärtner,  Karlinski).  —  Eine  zweite, 
beobachtete  Form  der  Vergiftung  verläuft  unter  typhösen  Erscheinungen.  Sie  scheint 
:blieh,  wenn  nicht  ausschliesslich,  durch  Kalbfleisch  verursacht  zu  werden  und  durch 
ihusartige  Erkrankung  der  Thiere  bedingt  zu  sein,  üeber  die  Natur  des  Giftes  wissen 
ts  Sicheres.    Bakteriologische  Untersuchungen  haben  in  einigen  Fällen  in  dem  giftigen 

und  in  Organen  der  Verstorbenen  das  Vorhandensein  von  besonderen  Bacillen  (Ba- 
nteritidis  [Gärtner  und  Karlinski],  Bacillus  von  Gaffky  und  Paak,  Bacillus 
orbiiicans  von  Basenau,  Bacillus  von  van  Ermengcm,  Bacillus  von  Kaensche) 
in,  welche  für  verschiedene  Thiere  pathogen  sind,  aber  es  ist  nicht  klar  gestellt,  ob 
.  für  den  Menschen  Infectionserreger  sind  oder  ob  sie  nur  durch  die  von  ihnen  gebil- 
ixischen  Substanzen  schädlich  wirken,  mit  aiidi'rcn  Worten,  ob  es  sich  bei  den  aiige- 
Porraen  der  Fleischvergiftung  um  eine  Infection  oder  um  eine  Intoxication  handelt, 
lan  bedenkt,  dass  das  Fleisch  nicht  nur  in  rohem  Zustande  giftig  ist,  sondern  dass  es 
meisten  Vergiftungen  in  gekochtem  oder  gebratenem  Zustande  genosson  wird,  so  kommt 
dem  Schluss,  dass  es  sich  in  der  weitaus  grössten  Mehrzahl  der  Fälle  um  reine  In- 
nen handelt  —  Eine  dritte  Form  der  Vergiftung  ist  die  von  BoUinger  als  intestinaler 
,  von  Leubc  als  Mycosis  intestinalis  bezeichnete,  auch  Gastroenteritis  carbunculosa 
B  Vergiftung,  welche  durch  Fleisch  milzbrandkranki-r  Thiere  erf^lct.  ."^ie  verläuft  unter 
de  einer  fieberhaften  Ga.stroenteritis  mit  Kopfschmerzen,  Schwindel,  Bewusstlosigkeit, 
)n,  Durchfall,  Krämpfen,  zuweilen  unter  gleichzeitigem  .Vuftrcten  von  Milzbnind- 
elD  auf  der  Haut. 

ITcrgiftungen  durch  in  Fäulnis»  übergegangenes  Fleisch  (gesunder  Thiere 
,  wenn  man  von  den  Fischvergiftungen*  absieht,  äusserst  si.-lten  vor.  Ein  gewisser 
r  Fäulniss  ist  sogar  für  gewisse  Fleisehsorten,  wie  Wildpret.  beliebt.    Bei  der  Kleiseh- 

wie  sie  gewöhnlieh  zu  verKvifen  pflegt,  werden  stark  giftige  l'roducte  oiTenbar  nicht 
ih  nur  in  geringem  Maasso  gebildet.  Die  Bildung  liixi-srher  ."^ubsian/.en  seheint  an  ge- 
loht genau  bekannte  Bedingungen  geknüpft  zu  .^eiIl.  Die  Temperatur,  die  .^^ehiiclliffkeit, 
eher  der  Fäulni.ssprocess  verlauft,  das  Stadium  der  Kliulniss,  Lufizulrill  und  l.uft- 
is  spielen  eine  grosse  Rolle.  Sehr  naehthellig  scheint  der  Luft.ib:.ehluss  bei  noch  blut- 
Fleiscbe,  namentlich  bei  hoher  Temperatur  zu  sein  ;\Viedner).  Iläuüg  ist  die  Bildung 
Producta  durch  die  Gegenwart  besonderer  .Mikroorganismen  bedingt.    So  konnte  Levy 


I 


\ 


fFlpisphverpinimppii 


in  einem  Falle  den  I'roicus  als  Ursache  nachweisen.    18  Personen  erkrankten  nnt»r 
Erbreehen,  blutigen,  dünnllüssigen  Diarrhoen,  grosser  Abgesehlagenhcit    uml    i.'criti^r 
Kin  GTjälirigcr  Mann    starb.     Aus    den  Stuhlentleeruntrcn    konnte    eine     Pr^ 
werden,  die  im  Thicrcxperiment  dieselbe  verderbliebii  Wirkung,  eine  baemor: 
hervorrief.    Die  liuelle  der  Infcclion  war  der  Eisschrank,  auf  dessen  Boden   sich  t 
hranuc,  .süsslich  riechende  Kruste  befand,   aus  welcher  Proteus  gezüphtet  werd 
Die  Behandlung  ist  die  gleiche  wie  die  der  iihnlich  verlaufenden    Fisohr«nn 

LASÖ 

Flliniiipr.sVAtom  Lst  t'im'  rinfiillswcisi-  aiiftrutoiKlf  meist  mit  Kopfschmerzen  vrrj 
il:is  ScIiviTiiiiigcii  voriibcrgelu'iid  bis  ;iuf  riii  Minimum  n-ducirende  Si'li,st<"inin 
vsordfti  hv'uU-  Augfii  bffallcn  in  der  Art,  dass  sich  neben  d«:m  Fixir)Minkt 
siclitsfi'iildcfc'ct  ciiistfllt,  <b'r  .sich  unter  vibrin-nder  Bewegung  seiner  HäiU 
d:Ls  giiiiüc  tiesiclitsft'id  vt'rbrtätrt.  Da.s  Flinnnerii  dauert  eiuige  Stcundi 
2(>  Minuten  und  iiacti  vveitürcti  20  Minuten  ist  der  .'\nfail  moist  bfendot.  I)i(' I 
ist  für  d:is  ^^ellV(;'rul^lJ:l'n  durcliaus  ^iiii.stig.  Sehr  häufig  finden  wir  d;is  L 
(ii.n  Krii-lirtfu  Stiiiulfu  uacli  aufrcihL-ndiT  wis.scnsdi.iftliclicr  Thätigki-'it ,  Jaoi 
eiiiu  TlitiiiTsclieiinnig  <U:r  Migraine,  bei  Na.seukraukiieiteu  und  \u-i  Lu«'s.  IHe 
niass  iiidividualisireuil  voigeiien.  Während  des  Anfalls  ist  körperliche  und 
Ituhe  erfordeilich,  bei  KrsehlaH'uug  schwarzer  Kaffee  und  RothweiQ  mit  .S'lta 
bei  Krregungszustruideii  Drausejmlver,  vielleicht  mit  etwas  Slorphiutn;  haa 
sich  tun  die  .angios[iastischo  Tonn  di;r  Migraine,  so  gebe  man  drei  Tropfen  v 
nitrit  zur  Inhalation.  Zur  Verhütung  der  Anfälle  leite  man  ein  roborirv« 
falu'eu  ein.  Ausserdem  ist  auf  regelrechte  Verdauung,  warme  Füsse  und 
ruiuftige  Lebensweise  zu  achten.  Die  auf  Blendung  zurückzufilhrenden 
beseitigt  man  bisweilen  durch  ein  massiges  Zudrücken  der  Augen  mit  den 
Stets  i.st  der  .AugiMthtutergnuid  zu  untersuchen,  da  öfters  schwere,  nicht 
specifische  Erkrankungen  das  Krankheitsbild  erzeugen.  ^ 

FlIlDBy  Gcmoindn  Im  Kanton  OrRubDndon,  tl^U  tn  lionb.    I.uft'  aml  Tcrrainknrori,    weleht^r    «ueli  bmH  • 
KurliAU60  ala  WkMIiaus  Flims  oder  Flimb-WatilhAusur  bezuielinct  «itd.    lu  eiQ«in  groi«fien  Se«  k«OD  j 
Saison  Hitl«  JnnI  1>is  Mitte  Si'iitcrobcr. 


Fllnsberg,  langgestrecktes  Dorf  bei  Fricdcbcrg  am  Qucis  im  Reg.-Bcz.  Liognitz.  5J- 
liucli,  auch  das  schlesischc  Engadiu  genannt,  Stahlbad,  Hohen-  und  Terrainktirurf. 

Ringsum  von  rcichbewaldeten  Höhenzügen  des  Iscrgcbirges  eingefasst.  besitit 
ein  ausgesprochenes  Waldklima.  Mittlere  Sommertemperatur  14.9"  C.  Die  seit  lüi 
100  .fahren  kurgcmäss  gebrauchten  Mineralquellen  sind  stark  kohlensäurel: 
aber  verhaltnissmässig  ann  an  festen  Bestaadthcilen  (Eiscnbicarbonat  bis  zu  i 
zu  Trink-  und  Badekuren.  Daneben  kommen  die  1888  eingeführten  RindeiiUui<'r 
kochungen  von  Eichtenriiide,  Kieferuadel-,  Moorbäder,  Einathmungen  von  Dämpfen  »nj 
oadelu  und  Fichlciirinde,  Kräutersäfte,  Milch,  Molken,  Kefir,  Hydro-,  Etektrothnr^ 
Massage  zur  Anwendung.  Saison  Mitte  Mai  bis  Ende  September,  llcilanzeigen  sind  rora 
Auaemie,  Chlorose,  Nervenleiden,  Katarrhe  der  Athraungsorganc. 

Wt'RMI 

Flnehll  im  EntlobDcb,  Kanton  Latern,  IHK)  m  hoch,  Laftkururt  mit  «iner  Sehwofelkalkqaollo. 

W. 

Flnegsige  Nahmng  ist  im  Allgemeinen   weniger  reizend  und  leichter  verdaulich,  aU  ä 

Deshalb  hi  sie  ausser    lür  Säuglinge,    für  welche  sie  stets  allein  zulässig    ist,    d»oa 
wenn  die  Einführung  fester  Nahrung  eine  Steigerung  schon  bestehender  Dyspepsie   i 
entzündlichen  Affection  des  Verdauungstractus  befürchten  liisst,  besonders  iu  .icnt-fi«h4 
Leiden,  in  chronisch-fieberhaften  bei  jeder  intercurrenten  Erhöhung   des  Fiebers    und 
wissen,  mit  hochgradiger  Reizbarkeit  des  Magens  einhergehenden  nicht-fieberhaften  Erkndl 
dieses  und  anderer  Organe    des    Unterleibes,     l'nabwcislich    ist    die    Anordnung   rvinl* 
Nahrung  mildester  Art  bei  acuter  Peritonitis,  Typhlitis  und  Entzündung   des  Wurmtoi 
bei  acuter  Gastro-enteritis,    bei    acuter  Dysenterie    und    beim  Typhus  abdominalis,  i 
auch  kleinste  Mengen  fester  Kost  die  höchste  tiefabr  einer  Verscblimmerung  niit  sieb  I 

Dagegen  ist  flüssige  Nahrung  bei  Magencrweitcrung  stirk  oinzuscbränkcn.  

VttOM 

FlDeg8iskeit«bilanz.  Der  Unterschied  zwindien  Flfissigkeit<aufiiahmo  und  Urintf 
düng  bei  Kreislaufsstörungen  lässt  nicht  nur  einen  tiefen  Kinbiii-k  in  deiw  zuitwi 
Verlauf  der  Störungen  zu,  sondern  ist  auch  jirogiiost iscli  und  ther3li«(i 
von  der  grösstcn  Wichtigkeit.     N'urmal  wird  dan  in  der   aufgeaommeoeD  Hfia 


TnTMnißkeitsbilanz 


lUPHSipkPltSMlRllf  I 


enlli.-ilteiK!  Wasser    hoi    luittlpi-nm  Wassrrgf'h.-ilt    <lpr    ffsteii  Speisen    bis   auf  20  uiul 
2H|)('t.,    seltener  30  pCt.  im  Urin  ausgesohieilcii.      Diese  l'rocente    und    das    in  den 
;ten    Speisen    enthaltene    Wasser  kann    man    für    die    insensible    Perspiration    inid 
irhweissproduction    in    Ke<;Iinun^    bringen,      llei     Kreislanfsstörnngen,    insnflicienteni 
Herzmuskel  und  Statiun};eii  im  Venensystein  iindern  sieh  diese  Verhältnisse,    und  ili« 
ifferenz  steigt  durch  Oligurie  über  :10 — nO  pC't.  und  nneh  iiölier,  wäliremi  das  Hlut 
d    die  <.iewebe  wasserreicher  werden.     Ilie  Hestiiiimunt;  des  speeifischen  gewichtes 
ips  Blut^seriims  giebt  hier  Aufschlu.ss  über  die  (irös.sc  der  llydraemie,  woliei  d:w  spe- 
lische  (jewieht  tles  (iesamnitldntes  und  der  Haeiiio^lnbinLCehalt   ein   weitaus  hclhiTer 
in  können.     Tritt  nun  wieder  Polyurie  ein,  so  nimmt  das  im  Blute  luid  in  den  (ie- 
eben  aufgestaute  Wasser  wieder  ab,  utui  das  speeilisclic  (iewicjil  des  Serums  steigt 
tid    n.lhert   sich    der  .Norm.     Wird    die    riüssigkeitsaufu;dime    um    eine    mein'    oder 
eniger  beträchtliche  Gr<is.se   unter  d:is  physiologisclu'  Maa.ss    von    I.VJO  ccin   herab- 
[setzt,  so  wird  einfach  woniger  Harn  ausgeschieden,  aber  nicht  inuiier  in  proportio- 
lem  Vorhältnisse,     llei    Kreislaufsstörungeii    und    Stauungen    im   venösen    .\p|>arate 
c'htet  sich  ilie  Harnau.ssrheidung  stets  nach    der   noch    bestehenden    Ilerzkraft.     Ist 
eselbo    noch  nicht    zu    sehr   gesunken,    und    Hydraemie,    namentlich   durch   länger 
;ehende  Oligurie,  eingetreten,  so  wird  mehr  Harn   ausgeschieden,   und    nicht   nur 
elativ,  sondern  selbst  absolut,  als  es  bei  vorausgegangener  grösseriT  Fi üssigkeits- 
'nahme    der    Fall    war.     I>er    unterschied    kann    selbst    mehren?    Hundert    Kubik- 
ntimeter  betragen.     l>ie  Folgen  der  vermehrten  Wa.sserausscheidnng  äussern  sich  auch 
Isbald  im   Heliniien  lies  Kranken,  in  iIit  Krleichterung  des  Athnu'us  umi  der  Körper- 
bewegung, .\bnahine  der  Oppresston  und  Dyspnoe,  insbesondere  bei  .Muskelarbeit,  beim 
Gehen  und  Treppensteigen,   und  n.ich  längerer  Zeit  in  Kräftigung  di-s  Herzmuskels  und 
hllgemeiner    Hegehmg    der    Her/.thätigkeit.     Bei  Anomalion    derselben  ist  daher  eine 
iVerniehrung    der    Harnausscheidung    nach    Herabsetzung    der    Flüssigkeitsaufnalmie 
Immer  als  prognostisch    günstig  aufzufa.s.son.     Ist  dagegen   die  In.sufficienz  des  Herz- 
■niLskcIs  eine  zu  grosse  gewnrtien,  so  erfolgt   auf    die  Herabsetzung  der  Flü.ssigkeits- 
■ufnahmc  wieder  eine  oft  ganz  beträchtliche  Verminiierung  der  Harnausscheidung. 
I      Ausser  in  der  Therapie  der  Kreislaufsstörungen  ist  die  Difl'erenzbestiramung  wichtig 
pei  harnsaurcr  r>iathpse,  indem  die  Menge  der  Llrinausscheidung  auch  hier  nicht  von 
Wer  Menge  der  aufgenommenen  Flüssigkeit  abhängt  und,  im  f;d.schen  Ulauben   an   die 
Möglichkeit    eines  ungemes-seneu  .\uswascheus    der  Niere,    beliebig    erhöht  werden 
Scann,  sondern  es  muss  untersucht  werden,  unter  welcher  Flüssigkeitsaufnahine 
'die    grösstc    Menge    Harn    entleert    wird,    ohne    da.ss    bei    zu  grosser    Flü.ssigkeits- 
[aufnalinie  noch  eine  almorm  gro.sse  Was.sormeuge  im  Köqier  zurückldeibt.    I)ie  gleiche 
iNothwendigkeit   liegt  bei  der  Durchführung    einer  Milchkur  vor.     Wird    bei  Krcis- 
►lanfsstörungen    die    Flüssigkeitsaufnahme     längere    Zeit    herabgesetzt,    so    kami    die 
[Harnausscheidung  dauernd  erhöht  werden,   sie  stellt  sich  höher  ein,  wobei  Schweiss- 
mroduction    und    insensible  Perspiration   abnehmen  können.     FViirch  gleichzeitige  An- 
[ipannung    die.ser    beiden   Wasserregulatoren    im   Körper    und    der    Herabsetzung    der 
CFlü.ssigkeitsaufnahme  kann  dann,  wo  die  Indication  vorliegt,  die  Wasserau.sscheidung 
MUS  dem  Körper  um  ganz  beträchtliche  Grös.sen  erhöht  werden. 

I  Die  Di  f  feren  zbestinimung  geschieht  durch  genaues  Abmessen  der  aufzunehmen- 
Nlen  F'lüssigkeit  um!  des  Harns.  Dabei  wird  das  Frühstück  täglich  zu  gleicher  Stunde, 
nis  Marke  für  den  Tag,  eingenommen.  Was  nach  dem  Frühstück  bis  zum  anderen 
[Tage  vor  dem  Frühstück  gelassen  wird,  zilhlt  als  ein  Tag.  Die  Speisen  werden  an- 
mähernd  in  gleicher  Menge  imd  (Qualität  verabreicht.  Obst  und  Conipot,  sehr  was.ser- 
[linltige  Speisen  etc.  müssen,  so  lange  die  Beobachtung  andauert,  vemiieden  werden. 
I  Die  Trinkkuren  lioi  Herzkrankheiten  und  Kreislaufstörungen  unter- 
Uiegen  denselben  Gesetzen  wie  die  Flüssigkeitsaufnahine  bei  der  Krnährung  diessr 
[Kranken.  Die  Folgen  relativ  zu  grosser  W:i.s.seraufnahnie  im  individuellen  Falle, 
rUeberfüllnng  des  Gefässapparates,  Blutdruckerhöhung,  Erschwerung  der  Herzarbeit, 
ptammg  im  venösen  .\pparate  und  Belastung  der  Nieren,  werden  proportional  der 
terösse  der  Beschädigung  des  Kreislaufes  sich  äussern.  Wo  die  physiologi.sche 
tBIutdrucksteigenmg  nach  grösserer  Flüssigkeitsaufnahme,  nach  Trinkkuren,  infolge 
[tu  weit  vorgeschrittener  Insufficienz  des  Herzmuskels  ausbleibt,  trifft  die  grosse 
EB(d:uitung  den  venösen  .'\])parat:  Zunahme  der  Ungleichheit  der  Blutvertheilung,  noch 
«Tössere  .\bnahrae  der  arteriellen  Blutmenge  und  Vermehrung  der  venösen,  Frhöiiung 
Ides  Stauungsdruckes,  Belastung  der  Capillareii  und  kleineu  Venen,  Vet:n\iv\«i«ix>Mv^  ^« 


Huessigkeitsbilaiiz 


829     - 


FliiorwassprstofTstturel 


Kti(;i>i*  aufzufxsscii.  .!<<  nnrli  lit-iii  Krgoltiiissc  iii>r  nilViTi'nzlii\stiriiiniiii5;(»ti  wird  die  für 
diMi  Tag  zu  bcstiiimifiidc  l''lii.ssi^keitsiii('iij;»'  l'J(K)— 15(Mi,  im  Msixiinuiii  nicht  ühcr 
1900  ixiii,  Ix'i  i'iin'in  Mimis  vini  18 — 25  pCt.  Harn,  bi'tr.'i<;(Mi  dürfen,  von  welclu-r 
Summe  das  für  dir  Trinlikur  lifstimmte  Wiisscr,  nicht  ülier  V,iK)  ccm,  abzuzifhon 
und  in  4—1',  PortiniMMi,  je  ir)0— 1(K)  ccni  über  (Icn  Tag,  auf  die  Mor-fen-,  Mittags- 
und Abendstunficn  zu  verthcileti  ist.  Hei  clor  Anordnung  einer  Trinklcur  wird  also 
jederzeit  durch  den  Versudi  gefunden  und  ihirch  nachfolgende  Aufschreibung  fest- 
gestellt v\ erden  müssen,  ob  eimnal  alles  Wasser,  das  in  der  Trinkkur  verordnete  und 
in  den  Speisen  und  (ietränken  aufgenomiucne,  wieder  vollständig  und  in  gehöriger 
Zeit  zur  Ausscheidinig  kommt,  oder  im  be.zngiicheu  Falle  ein  Theil  des  vielleicht 
noch  im  KOq)er  angesammelten  Wassers  mit  aliströmt.  Auf  jeden  Fall  darf  ein  atif- 
tretetKles  Minus  im  Harn  nicht  über  in — :-H)  pCt.  betragen,  d.  h.  eine  .•solclie  Grris.se 
erreichen,  dass  die  mr>hr  aufgerittnimene  W.assennenge  nicht  durch  die  8cliweis.s- 
secretioii  inid  insensible  l'erspiratioii  noch  voll.ständig  entfernt  werden  krunite.  Kben- 
'  so  wird  auf  dii'  Zeit  Rücksicht  j;eiiommen  werden  müssen,  innerhalb  wi^Icher  die 
erste  grössere  Menge  Harn  nach  dem  Trinken  des  Brimnens  erscheint,  und  tiniss,  wenn 
die  thizwisclien  liegende  I'.'iu.se  eine  zu  grosse  wird,  eine  häufigere  Vcrtheiluiig  oder 
Reduction  der  Flüssigkeitsaufuahme  vorgenommen  w'erden. 

loor  albus.  Unter  der  Bezeichiniiig  Fluor  albus  versteht  man  ein  Symptom,  den 
Ausfluss  von  nicht  blutig  gefärbter  Flüssigkeit  .-nis  den  weiblichen  lieiiitalien.  Es 
ist  daher  kein  eigentliches  Krankheit.sbild,  sondern  eine  Krscheinung,  die  bei  vcr- 
scliiedenen  Krkranktiiigeii  auftreten  kann  und  für  praktische  Zwecke,  insbesondere 
für  den  Krfnlg  der  Therapie  ist  es  von  grösster  Wiclitigkcit,  mit  F.\actlieit  zu  er- 
kennen, auf  welche  Krkrankur>g  diese  lästige  Krsdieinung  zurückzuführen  ist.  In 
Frage  kommt  eine  katarrhahsche  Erkrankung  der  Schleimhaut  di's  Uteruskörpers, 
des  ('ervicalc;uiais",  Endometritis*  corporis,  colli,  oder  der  Scheide,  Vaginitis,  Colpitis. 
Mit  der  Diagnostik  dieser  .\frectionen  muss  eine  Inspection  und  I'.-ilpation  der 
Vulva  und  eventuell  der  inneren  (ii'nitalien  verhiiiuleii  sein.  Nach  Besichtigung  der 
Vulva  kann  man  bei  intactem  Hymen  von  der  Kitifiihrung  des  Fingers  in  die  Scheide 
Abstand  nelinveti,  wenn  man  aus  bestimmten  Veränderungen  der  äusseren  (Jenitalieu 
darauf   schliessen   muss,    d;iss  Masturb.atiou    eine  Kollc    gespielt    hat.     Die  Therapie 

j  richtet  sich  dann  nach  der  gestellten  Diagnose. 


laoregce'in,  CinHijÜn,  ein  Farbstoff  ans  der  Reihe  der  PhtaleVne.  Er  bildet  sich  beim  Zu- 
[saminenschmelzen  von  Phtalsäureanhydrid  mit  Resorcin.  Die  gelbrotheu  Kryst.ille  sind  in 
^"Wasser  fast  unlöslicli.  Mit  .'Vlkalicii  und  Ammoniak  bildet  FluorcsceTn  Salze,  welchL'  sich  in 
[Wasser  gelb  mit  prachtvoll  grüner  Fluoresconz  lösen. 

lornatrinm  liudet  sich  als  normaler  Bestandttieil  des  mcnschlichca  Organismus.  Es  wnrdo 
von  Tappci  ner  und  Schulz  untersucht.  Kleine  Dosen  werden  gut  vertragen.  0,2 — 0,4  sub- 
[  cutan  tödten  Kaninchen,  0,3  Ilundc.  0,15  subcutan  oder  intravenös,  0,5  innerlich  pro  Kilo 
Tbier  erzeugen:  1.  Zustand  von  Sopor  und  Schwäche,  hauptsächlich  in  Folge  von  Läiimung 
'der  GenissncrvcDceutren;  2.  Krämpfe,  welche  anfnllswebo  den  ganzen  Körper  oder  einzelne 
[Glieder  erfassen  und  bei  Thieren  cpileptifomien  Charakter  annehmen;  sie  sind  bald  stärker  bald 
[schwächer,  nicht  reflectorischer  Natur,  unabhängig  von  Störungen  der  Atbmung  oder  des  Krei.s- 
llaufs  und  gehen  vom  Ruckenmark  und  höheren  Centralurgant-n  aus;  3.  Lähmung  des  vaso- 
,  motorischen  Centrums;  4.  Beschleunigung  und  Vertiefung  der  Athmuug  mit  folgender  Lälnnung; 
kö.  Erbrechen;  6.  Speichel-  und  Thräncnsecrotion,  die  durch  Atropin  beseitigt  wird:  7.  Früh- 
[seitige  Todtenstarre. 

Durch  den  Urin  wird  das  Fluor  an  Alkali  gebunden  ausgeschieden.  Ein  Gehalt  von 
[0,5  pCt.  unterdrückt  jedes  Wacbsthum  von  Mikroorganismen.  Culturen  werden  in  l  bis  6  Tagen 
[durch  2prüc.  Lösungen  gctödtet,  Sporen  und  Eiwciss  bleiben  unbepindu.s.nt. 

Von  Bourgeois  wurde  das  Fluornatrium  mit  angeblich  gutem  Erfolge  bei  tubercnlösen 
FKindem  in  Gaben  von  Smal  täglich  Vio~5  mg  innerlich  verabreicht.  „„mr.T  iuimfd 

lorwasserstoflsihire,  FtusssHure,  Acidum  fluoricum,  s.  hy drofluoricum,  HFl,  ist 
[bei  gewöhnlicher  Temperatur  ein  scharf  ätzendes  Gas,  welches  sieh  durch  Kälte  zu  einer  farb- 
losen, sehr  flüchtigen  Flüs.sigkeit  verdichten  lässt,  die  au  der  Luft  dicke,  weisse  Dämpfe  bildet 
und  begierig  Was.ser  anzieht.  Die  conccntrirte,  wässerige  Säure  wird  durch  Erhitzen  eines 
Gemisches  von  1  Th.  gepulvertem  Flu9.ssp;ith  und  2  Th.  conccntrirtcr  Schwefelsäure  in  Blei- 
der  PUtioretorten    dargestellt.     Destillirt   man  diese  Säure,  so  geht  bei  120°  eine  wässerige 


[Fluorwassorstoffnäure 


330     — 


Foeiinta  1 


SHurc    üluT,    Wülcbc    !J5,G  pCt.    wassftrfTeie  Fluorwasserstoffsiiurc    enthiilt    und    'c  I 

stark    sauer    rengirende,    an   der  Luft   rauchende   Flüssigkeit    darstellt.      Die    mn-  1 

werden  von  der  Säure  angegriffen.  Da  Glas  .sclion  von  der  verdünnten  SäuiT  .^r^  I 
wird,  geschieht  die  Aufbewaliruiig  der  Säure  iu  nutL-iperctiallaschen.  I 

nie  Fluorwasserstoffsäure  wirkt  in  Iiobem  Grade  anliseptisch  und  antifermentati^     '     1 
Tappeiner,    Gottbrecht);    Fli-isch,    welches    in    einer  Flüssigkeit     liegt,    dien'  I 

30proc,  Säure  enthält,  bleibt  frisch,  schrumpft  aber  allmählich  und  wird  h.irt.     '^"  I 

wachsen  nicht  weiter  auf    einem  Nährboden,  der  0,1--Ü,0.')  pCt.   der  Säure    ■  1 

wird  noch  bei  1  ■■  3000    verhindert.     Die  Dämpfe    ätzen    die  Haut    unter    (Je-  ,.| 

sie  erzeugen    ferner  Entzündungen  der  Gonjiinctiva,   der  Cornea    und   der  R-  ~  »I 

haut.     Nachdem    man    beobachtet   hatte,    dass  die  in  Glasfabriken    lungere    /  'I 

beitcr   in  Folge  der  eingeathmeteii  Fluorwassorstoffdämpfe    fast    immun   wur  :  1 

culose,  empfahl  man  Inhalatiouen  mit  Fluorwasserstoffsäure  —  5J5proc.  Päurv  1 

rische  Luft  zu  gleichen  Theilen  gemischt  —  gegen  diese  Krankheit  (Bastico;.  ihr  »-toI 
wurden  von  vcrseliiedeDon  französischen  und  deutschen  Acrztcn  in  der  Weise  angrsvlli  >l 
man  die  Patienten  täglich  eine  Stunde  lang  in  einer  Cabioe  mit  FluorwasscwtoCsaR  M 
mischte  Luft  —  ca.  1  "•  5000  —  einathmcn  liess:  sie  ergaben  bei  Tuberculösnn  itr.  in^l 
Stadium  theilweise    recht  gute  Resultate.     Der  .\ppetit    kehrte  wieder,     venu  | 

Fluorwasserstoffsäure    im  Magen  eine  der  Salzsäure  ähnliche  Rolle    spielt,     li  ■    I 

hob  sich,  die  Nachtschweisse  verminderten  sich,  die  E\pcctoration  und  Dyspnu"  YenvifJ;*! 
Dagegen  wurde  die  Zahl  der  Tuberkelbacillen  im  Sputum  nicht  geringer,  eben sovreniu  !)«»••] 
durch  die  physikalische  Untersuchung  eine  Besserung  const;itirun,  auch  wurden  Hust«L  FiM 
Diarrhoe  nicht  beeinllusst  (Götz).  Die  von  Martin  und  H>''r:ird  behauptete  Vtnudia 
der  Tuberkelbacillen  durch  die  Flu.sssäure  wurde  von  Jaccoud  und  anderen  franiiMfl 
Forschern  in  Abrede  gestellt.  Bei  Laryniaffectionen  oder  Neigung  ru  Flacinoptoe  MI 
Behandlung  nicht  eingeleitet  werden.  Innerlich  wird  die  Säure  nicht  genomnaeo,  da  sWhI 
in  verdünntem  Zustand  Magen-  und  Darmbeschwerden  hervorruft,  in  anverdünuteni  m  ■! 
ätzt,  dass  der  Tod  sicher  eintritt 

riUSnLt' 

FoehrCUSamenSI   ist  du  in  dca  .Samcn  Ton  Pinoi  «IrutrU  L.  bis  <n  30  pCt.  entluJtene   feil«  0*1.  ^| 

B.  ■ 

Foonicnllini  Oil..    Fflaniongattnni:   mns   drr  Farn,  der  irrabrlli ferae*,    rnt«rfun.    BaseliDna*.    tmt0l^ 

Juicli    Jli>    bUllKiiIoiicn    Duldm.     Wv    p>\btn    klelnon  Blami'nhUttor    eingerollt.     F.  eapilltf •■■<•'-•'   -' 

offfcinalc  AH.,  Anothnm  Foi'tiicDlnm  I..t.  der  Fenehi'I.  in  den  MittelmeerlAndern  hf^int 
jllirigv  l*flante  mit  feiu  Borschlitztpn  KiedorbUttera,  deren  Segmente  solilaff  herabUäoi^en,  Jief. : 
euli.    F.  piperilnm  l>C.,  E«el«renehel,  liefert  in  äioilien  benotite  Frnrhte  von  b«üis«adein  u<<üehm*/K 

M. 
Fructus  Foeniculi.  die  Spaltfrüchte  der  cultivirten  Pflanze,  sind  cylindrisch,  5— U" 
lang,  ra.  3  mm  dick,  grünlich  oder  bräunlich,  mit  verschieden  stark  bervorrageiideo,  lOitJ 
gekielten,  strohgelben  Rippen,  knhl.  gewi3hulich  in  ihre  beiden  Perikarpien  zerfallend,  J| 
letzteren  sind  im  Querschnitt  füufseitig  und  führen  in  den  Thälehen  je  einen,  Mi  4H 
rühruugsflächcn  2—4  Oelstriemen.  Geruch  angenehm  aromatisch,  Ctescbm.tck  gewürzil^B 
lieh.  Die  unzulässigen  wilden  Früchte  sind  unansehnlich,  klein  (3,5 — i  mm).  m^H 
liehen  oder  hellbräuulichen  Rippen,  aromalisch,  aber  bitter.  Der  sogenannte  römisefH 
süsse  Fenchel  (Fructus  Foeniculi  romani  s.  dulcis),  rothlicb  1<raun,  von  ^H 
angeführten  VarivlHt  stammend,  hat  sehr  breite,  flügclartige,  strohgelbe  Rippen  unA  ^H 
feiner  und  süsser    als    der  gewöhnliche  Fenchel.     Er  kommt  aus  Italien,    S\:  ^ifl 

der  Levante.     Griechen  und  Römer  kannten  bereits  den  KencbeL   Zur  Zeit   K  ^| 

wurde  er  in  Deutschland  viel  geb.aut.  Die  FenchcWrüchte  enthalten  je  nach  der  Sorte  J^H 
aethorisches  Ocl  neben  12 — 15  pCt.  fettem  Oel  und  ca.  2  pCt.  Zucker,  AscklH 
ca.  00  pCl. 

Do»    Oleum    Kooniculi   ist   klar,    farblos,    in  1—2  Th.  concentrirtem  Alkohol  W 
Die  Lösung  reagirt  neutral  und    bleibt,  mit  Eisenchlorid    versetzt,    farblos.     Ein  Tropfca 
Oclcs,  mit  Zucker  verrieben  und  mit  500  ccm  Wasser  geschüttelt,    ertheilt  diesem  d«  at 
KcMchelg\vMchmack  (Ph.  G.  III).     Es  besteht   bis    zu  =  ,  aus  Anetbol*,    CoHi»0 
«wi»ohcn   l'.»2     1!»»"  siedenden  Fcnchon,  C,oH„0. 

l>«>ni  KtMicliolAl  k(iinini>n  im  .Mlgoinoiiien  die  Wirkungen   dor  a- •  --ni 

tu.     Ks  (It'Kiiiticirl  >;cli\v.iih,    reizt  (■tw:iji  dio  Haut  unti  trultet  klfin.-  i«j 

gnwsiii  Dusch  :iuch  Kauinchvn;  seine  iVinipfe  verursachen  Thrüi  uM 

und  zu   I'Iynlisnius,    e.s   wurde    frejren  Trunksucht  empfoLIcti;     ir»-!,  ^iB 

Kxperter.ins  und  Cnrniin.uivum.  Dusinnig:  1—5  ptt.  (0,06— u,2.5)  in  Lloco^arclur 
Aeus.serliilie  Anwendung:   Linimente,  Sniben  und  häufiges  Ocruch-srorrigens. 

Mie  l'rüelite  linden  vorzujcsweise  thcr.npeutische  Verwendung.  Sie  di«ws 
CarmiiiatiMini.  Kxpeetoraiw.  Iie.somlers  ai.s  bVnilieihoni^  und  ätoiuiicbicuDi,  <iaikslh 
lieh  als  (inlaet:ino|;um.  .Ms  Itewunt  ist  Fenchel  sehr  beliebt.  Man  reicht  die  M 
in  Tulver,  I-atwerpen  und  Spitries  ru  0,5—2,0  mehrmals  täglich  oder  im  InfusiiB 


[Foeniculura  —    d31     —  Foetor  ex  ore] 

5,0— 15,0 :  150  g  Colatur.  Der  galaktngogo  Kinfluss  soll  nur  nach  schwaclioii  Auf- 
gQsson  (2 — 3  Theelöffel  auf  2  Tassen)  sich  oinstoUeii,  während  starke  Infusc  (li(^ 
Milchsecretion  angeblich  cinscliränken  oder  gar  sistiren  und  dem  Eintritte  der  Menses 
Vorschub  leisten.  Der  Fenchel  ist  deshalb  ein  Hauptbmtandtheil  verschiedtüior  niilrh- 
ziehender  Spccies  und  Pulver,  so  z.  B.  des  Pulvis  galactopoeus  Rosensteinii 
oder  Pulvis  Focniculi  conipositus,  aus  Fenchel,  Cortex  Fructus  Aurantii  tia  1, 
Magnesium  carbonicum  4  und  Zucker  2  best«'hend.  IJic  galaktagoge  Wirkung  kann 
auf  Verengerung  kleiner  Gefässe  und  erhöhten  Blutdriu-k  zurückgeführt  werden. 

Aeusseriich  kommen  Fructus  Foeniculi  zu  aromatischen  Waschungen,  Gurgel-  und 
Augenwässern  in  Form  des  Infusum  nur  .selten  in  Anwendung.  Die  Annahme,  d:uss 
das  Mittel  stärkend  auf  die  Sehkraft  wirke,  scheint  auf  der  falschen  Uebersetzuiig 
des  Wortes  foeniculum  ins  Italienische  finocchio  (fino  =^  fein,  zart  und  occhio  = 
Auge)  zu  basiren.  Die  Romershausensche  Augencssenz,  (mu  alkoholischer 
Digestionsauszug  aus  Fructus  Focniculi  und  Spiritus  Vini  lu  oder  auch  eine  Lösung 
von  Fenchelöl  in  Fencheltinctur,  mit  Wasser  stark  verdünnt,  wird  zu  Umschlägen 
benutzt.  Der  Fenchel  gilt  als  ein  gutes  (leschniackscorrigens. 
Aqu'a  Foeniculi.  Pcnchelwasscr: 

eine  nur  anfangs  trübe  Flüssigkeit,   aus   zcrüto.ssenem  Fenchel   durch  Maccration 
und  Destillation  mit  Wasser   (1  -f  40 :  30  Ph.  G.,  1  +  40 :  20  Ph.  A.)  oder  durch 
Vertbcilen  des  Oeles  in  Wasser  durch  Schütteln  erhalten.    Innerlich :  theelöfielweise 
als  Garminatirum.    Aeusseriich:  Zusatz  zu  adstringirendcn  Augcnvässern. 
Sirupus  Foeniculi: 

Fructus  Foeniculi  2   mit   kochendem  Wasser  12    drei   Stunden    im    verschlossenen 
(iefäss  digerirt.    In  10  Th.  Colatur  löse  Zucker  18. 
Hei  Foeniculi: 

Oleum  Foeniculi  gtt.  5,  Mcl  dcpuratum  100,  Sinipus  Malti  100. 
Fenchel   i»t  Bestandtheil    des   Pulvis   Liquiritiae    compositus   (Ph.  A.  und  G.),    Sirupus 
Sennae  (Ph.  G.  und  Belg.),  Species  laxantes  (Ph.  A.  und  G.). 

NEVISNY. 

Foetor  ex  ore,  übler  Mundgeruch,  tritt  überall  da  auf,  wo  Gelegenheit  zu  ver- 
mehrter Absonderung  der  Secrete  der  Mund-  und  Nasenrachenhöhle  gegeben  ist  und 
eine  Stagnation  und  Zersetzung  derselben  in  der  Mundhöhle  stattfindet.  Kbenso 
kommt  es  durch  Stagnation  und  Zersetzung  von  Speisere.sten  im  Munde  bei  Caries 
der  Zähne,  Schleimhautentzündungen  und  mykotischen  Erkrankungen  des  .Mundes 
imd  des  Rachens,  Stomatitis,  Gingivitis  nnd  Pharjngitis,  bei  chronischer  Entzündung 
der  Follikel  am  Zungengniiide  zu  mehr  oder  weniger  starkem  (Jerach  aus  dem 
Munde.  Entferntere  Ursache»  sind  Erkrankungen  der  Speiseröhre,  des  Magens 
und  des  Respirationsapparates,  Bronchitis  foetida,  Gangraena  pulmonum.  Die  Stärke 
des  Foetors  ist  sehr  verschieden,  von  i'inem  kaum  wahrnehmbaren  üblen  Hauch  kann 
er  sich  bis  zu  einem  höchst  widerwärtigen,  aashaft  stinkenden  Geruch  steigern. 
Letzterer  kommt  besonders  bei  den  Zahnfleischentzündungen  vor,  welche  als  Folge 
von  Periost-  oder  Knochenerkrankungen,  wie  Krebs,  Phosphornekrose,  oder  als  Folge 
von  Stomatitis  mercurialis  auftreten,  aber  auch  bei  katarrhalischen  und  diphtherischen 
Erkrankungen  der  hinteren  Rachenpartien,  bei  Krebs  und  Noma  der  Wangenschleim- 
haut. Bei  Ciiriösen  Processen  :ui  den  Zähnen  oder  den  Alveolen,  bei  Zersetzungen 
von  Speiseresten  im  Munde,  besonders  unter  schlecht  gereinigten  Platten  eingesetzter 
Zähne  und  bei  Magenkrankheiten  pflegt  der  Geruch  nicht  so  intensiv  zu  sein. 
Soweit  die  (^clle  des  Foetors  in  der  .Mundhöhle  gelegen  ist,  kommt  es  zunächst 
darauf  an,  die  stagnirenden  Ma-sseii  zu  entfernen  und  weiteren  Zer.setzung(*ii  vorzu- 
beugen. Dies  wird  durch  Ausspülungen  und  Gurgelungon  mit  desinticirenilen  Lösungen 
erreicht.  Wo  die  Schwellung  der  Lippen  und  der  Zunge  so  stark  ist,  dass  die 
Patienten  den  Mund  kaum  öffnen  und  jedenfalls  nicht  ausspülen  oder  gurgeln  können, 
muss  man  die  Mundhöhle  mit  Hülfe  eines  an  einem  gekrüniniten  l»raht  befestigten 
Pinsels  zu  reinigen  suchen.  Zu  derartigen  Gurgelwässern  werilen  benutzt:  Kaliinu 
chloricum,  Borax  bezw.  Borsäure,  Wasserstoflsui>eroxyd,  übermangansaures  Kali,  .Milch- 
säure, Acidum  salicylicum,  spirituöse  Subliniatlösung  (Vorsicht!),  Thyniol,  Menthol,  Eu- 
kaiyptol.  Bei  minder  ausgesprochenen  Fällen  hat  man  für  peinliche  Reinigung  der 
Zähne  womöglich  mehrere  Male  am  Tage  zu  sorgi-n.  Der  Zungenbelag  von  abgestosseuen 
Epitheiien,  Speiseresten  und  Mikroorganismen,  welcher  die  sogenannte  belegte  Zunge 
bildet,  ebenso  die  kalkig-fettigen  oder  mikroparasitären  Ablagerungen  und  Infiltrationen 
in   dea  Balgdrfisen  und  Lacuncu  der  Tonsillen  luid  des  Zmigengrundes,  ist  soweit  als 


[Foplor  px  oro 


332     — 


Fonaalltkji 


iiiöplicli    nioi-liaiiiscli  tltirch  Al)ki'atzi'ii  zu  entfernen.     Erkriinkiingen  tlcr  \. 
fin-tlcrn   Inhalationen    mit    Terpentin,    Kresol,    Karbolsäure  (I — 2    pC't).     I 
«las  Ter|jcnliytlrat  unil  Jlyrtol  liäntif:  von  piiter  Wirkung.    Endlich    i-' 
M.'ipencrknnkiuig   zu  behandeln.     In  vielen  Füllen  ist  es  zwar  eine 
zu  Ißsende  Krage,    ob  die  Magenaffeetion  die  Veränileruugen    in   «ler 
schliesslich  dvs  üblen  (ierucbes  hervorrnft,  "der  umgekehrt.     Poch   t 
in    denen    die  Cumbination  von    üblem  lieriieh   und   Magenerkr.ankiin!;  >■ 
oime  dass  sieh  eine  Verfindernng  in  der  .Mundhnhle  oder  Na^onmcherihi'i;. 
lässt.     Die    entfernter    gelegenen  Ursachen    des    foftür    ex    oro     verhuigen    füi'' 
.s|irecliende    cansale    Behandlung.     Symptouiatisdi    sind    desoilorisiremJ»-    Muiid- 
(iurgelwätwi-r,  Myrrhen,  Vanillin,  Menthol,  Thyinrd,  oder  daraits  gefertigte  Trock 
und  Granula  zu  gebrauchen.  EW\La 

Folio  raisoiinante.     Pinel  berichtet,    dass  die  Bezeichnung  „folic   rai^  ia( 

Irri-nhänsern  gebräuchlich  sei  und  auf  Fälle  angewendet  würtle,    in  il 
Cobaerenz  des  Ürtheils  und  des  Sprechens  mit  gewaltthätigeii  Handln 
bafter  Grundl:ige  ziutamnientiele.    Bei  der  Verwin-ung  der  Noaiennlalur  i 
hat   man  später  denselben  Zustand  auch  unter  den  Namen:     Monom: 
ou  Sans  delire,  Monomanie  affective,   instinctivc  (Esquiroli,  Moral   in^.  ^: 

Folie  d'action  (Brierre  de  Boismont),  delire  des  actes  u.  s.  w.    bescliriebon. 

I)ie  Thatsache,    dass    bei    scheinbar    normalem  Denken   und  Sprechen  C« 
kranke  die  verkehrtesten   und  gewnltthätigsten  H.-indhuigen    begehen,    tmd   daM 
iliese  selbst  mit  anscheinend  verständigem  Raisonnement  begründen,    ist  r:  '  •  : 
das  Denken  ist  nur  scheinbar,    d.  h.  bei  oberflächlicher  Bcobacbtimg   uii_ 
das  H:usontu'ment  erscheint  ebenfalls  nur  dann,  wenn  man  nicht   auf  »riu' 
grnndnng    eingebt,    berechtigt.     Die    neuere    Psychiatrie    hat    deswegen 
Ausdruck  „Folie  raisonnante,"  wie  Monomanie  .sans  delire  u.  s.  w.   v»t1:i--.i. 

rsycliisch  krankiiafte  Zustände,  bei  welchen  das  Vcrkehrfc^ein  de.s  H.iii.l>lii> 
vorstechend  erscheint,  kommen  vor:  1.  bei  der  mildesten  Form  dori[anie.  welche 
als  Hypomonie  bezeichnet  hat,  2.  in  dem  maniakali.scheu  i>tadiuui  der 
P.sychose,  3.  bei  geistigen  Schwächezuständen  (inibecillitTs)  als  sogenannter  müralixi' 
Wahnsinn,  welcher  Name  besser  nicht  gebraucht  wird,  da  er  lu  scbweren  Jti»'* 
Ständnissen  Veranhus-sung  gegeben  hat,  4.  bei  hysterischem  Irresein,  5.  in  p"« 
Stadien  der  Paranoia  simpIex  chronica.  Die  Behandlung  hat  sich  nach  ilr  "W 
Symptom  lu  Gnuide  liegenden  Krankheit  zu  richten.  Wegen  der  tJefahr,  welch-  i 
Kr:uiken  durch  ihre  Handlungen  sich  oder  Andern  bringen  können,  wird  in  *»■ 
Kegel  eine  SeiiuestrirunR  in  einer  Anstalt  erforderlich  sein.  _ 

Fontanelle,  Fonticulus.     Die  noch  kaum  vor   einem  Mcnschenalter    als    iintrfipüi-he«  S«k* 
und  Heilmittel  gepriesene  Fontanelle,  d.  h.  die  Anlegung  eine* 
durcii  Eiulcgcu,  bciciuders  von  Erbsen,  oder  von  besonderen  H 
wurde,    bat    nur    noch    historisches  Interesse.     Die  Zahl    der  liiaLikiiäitcii.    i 
Alters  her  Anwendung    fand,    ist  Logion;    unter  den  cluoniscbcu  Erkrankuii. 
keine,  bei  der  sie  nicht  Dilfe  bringen  sollte. 

Das  heilsame  Agens  sollte  in  dem  durx'h  den  ISteruiigsprocess  bedingten  Reit,  nadk 
in  dem  .lUgvmcinen  S,Hflevcrlust  lu  suchen  sein,  während  wieder  andere  der  Aasidll 
da»  durch  die  Foot.nnrlle  eine  .\usflussöffoung  für  die  schlechten  Säfte  g^schaffcD  wetite. 
letite  AalT.is.suiig  w&r  jedcufalls  die  populärste  geworden.  Esseinuran  den  auch  jeltt  ■«(fcl 
Bteheodeu  Aberglauben  erinnert,  d-iss  alte  eiternde  Fussgescbwüre  nicht  heilen  iKifcs.  1 
sonst  die  schlccLlcn  SMc  keinen  Ausweg  hätten. 

srvrtMOif 

For(M*If«-Baill8  >.<lrr  Far««>->ur-Brii«.  IVirf  in  Mr*- !^iB«-*l-Oi<«.  110  a  ka«k.  mit  *i»ar 
«ct^tTut^^rt  Krftbkcii    ttlcnfhtlcB  tUileafiftalt.    Pi»  ^««n««   »ntkAltea    bjortjtSclilifh  Kalk-  ubU 


l'0rKV8>lC(l«KanX,  »^ti<noh«n  in  n^pt  Sriaf-lafritan,   ISO  ■  koek,  Bit  aiUvai,    foaektMi  nia«     Ow  '•* 
«Mii  >lr«l  kiiliMi  Kli'i'H^Brltrn  (O.OOM— OkM  4o|ir*tlk*kl«asram  Bmb)  «ii4  (clniBkaa  u»i  ■■ 


Forwaldell}  d,  CU,0,  h.it  in  den  letzten  .l.ihren  vermöge  seiner  vielseitigen  Eig 

eine  ansseronlentlirh  verbreitete  Auwendiuig  gefim<len,  vomehuilieh  zu  Desini'cti**' 
und  t'onservinmgsi«  ecken,  neuerdings  auch  in  der  Therapie.     t>or  Er-  'lief* 

antiseptischen  Kigenschaften  d«.^s  Fonnaldehyds  entdeckte,  war  O.  Lfiv, 
prüften  Uuckuer  und  Scgail  die  Einwirkung  der  Dämpfe  auf  Cuttureu,  ««tai^J 


fTonnaldehyd  —    333    —  Formaldehyd] 

später (1892 istelltenTrillnt  und  H.Amnson  die  atisstronlfiitlirli  luilx'ii  dt'sintirircn)l<-n 
Eigenschaften  der  Lösung  wie  der  r>äinpf<'  fest.  Hin  Jahr  :später  fand  Häuser,  dass  die 
Gelatinesubstanzen  durcli  die  Verbindiui;:  mit  Fonnaldehyd  eine  Veränderung  eingehen, 
dnrt'h  welche  sie  in  gänzlich  unl((sliche.  nach  den»  Trocknen  hornartijie  KöriK-r  umge- 
wandelt werden.  Hauser  benutzte  zunächst  die.se  Eigenschaft  zur  < 'onservining  von 
Bakteriencolturcn.  Während  zahlreiche  Korscher  die  sjiecielle  Verwerthung  des  Formal- 
dehyds zu  I>psinfection8z wecken  studirten,  führten  ls'.t5  F.  und  .1.  Blum  tias  Mittel  in  die 
Conservirungstechnik  zu  histologischen  wie  mikroskopisch-anatomischen  Zwecken  ein. 
eine  Methode,  welche  bald  die  höchste  Ausbildung  fan<l.  Nun  wurden  auch  die  hervor- 
'  ragenden  desodorirenden  Eigenschaften  der  Substanz  entdeckt  und  ausgenutzt.  I>ie 
jüngste  Zeit  hat  die  Verwendbarkeit  noch  mehr  erweitert.    Während  man  sich  bisher 

■  zu  Desinfectionszwecken  der  Lösung  oder  der  (iase  b«-diente.  verwendet  man  jetzt  mit 
bestem  Erfolg  n.nch  dem  Vorgang  von  I>ieudonne  und  Orth  das  im  Status  n.i.«cendi 
durch  Ueberleitiuig  von  )lethyIalkohol  über  glühende  I'latinspiralen  entstehende 
Formaldchyd. 

Die  durch  Verbindung  von  Formaldehyd  mit  Eiweisskörpem  entstehenden  wasser- 
löslichen, in  der  Hitze  nicht  coagulirenden  Eiweisskörper  empfahl  F.  Blum  unter  dem 
Mamen  Protogen  als  Nahrungsmittel. 

Formaldehyd  ist  ein  Ijas,  welches  sich  zu  ca.  4()  pCt.  in  Was.<ier  löst:  diese  Lösung, 
das  Formalin*,  ist  wasserklar,  von  scharfem,  die  Schleimhäute  stark  reizendem 
Geruch;  nach  längerem  Stehen  scheidet  sich  festes  l'arafornialdehyd  ab.  Es  giebt 
die  gewöhnlichen  .\ldehydreactionen  *  und  verbindet  sich  mit  Ammoniak  zu  Hexa- 
methylcntetramin,  dem  Urotropin*.  Für  nietlere  Organismen,  anscheinend  mit  .\us- 
nnhme  der  Schimmelpilze,  ist  es  ein  .starkes  Gift,  in  geringerem  tiradc  für  höhere 
Thiere,  die  es  im  Verhältniss  von  ungefähr  (».."> — 1  g  pro  Kilo  tö«ltet,  und  zwar 
wirkt  es  intensiver  bei  subcutaner  Injection  als  per  os.  Bei  intravenöser  Injectitm 
kleiner  Mengen  tödtet  es  augenblicklich  durch  Blutgerinnung.  Stärken'  Lösungen 
wirken  auf  die  Haut  gerbend  und  bei  längen-r  Einwirkung  auf  kleinen'  «.»rgain' 
mumificirend.  Bei  der  innerlichen  Anwendung  soll  es  mindestens  theilweise  unver- 
ändert durch  den  Urin  abgeschieden  werden  (Aronson.  P.  Rosenbcrgi,  von  Blum 
wird  dies  jedoch  bestritten. 

Als  Conservirungsmittel  ündet  Formalin  Anwendung  bei  Leichentheilen  und 
Praeparaten  zu  histologischen  Zwecken  und  für  Bakteriencnlturen. 

Zu  grob  anatomischen  Zwecken  injicirt  man,  eventuell  mehrmals,  in  eine  beliebige 
Arterie  5  Liter  einer  15  pCt.  wä.s.serigen  F'omialdehydlösung.  Ziu-  Vorbereitung  für 
Gefrierschnitte  bedarf  es  nur  der  Einspritzung  von  4  Litern  einer  .öproc.  Lösung.  Die 
Methode  hat  vor  der  Alkoholconservimng  noch  die  Erhaltung  des  Fettes  voraus 
(Gerster-Waldeyerj.  Zur  Con.servirung  einzelner  Organe  oder  kleinerer  Thiere 
oder  Pflanzen  genügt  die  Einlegung  in  eine  lOproc.  Formalinlösung,  jedoch  wenleii 
hierbei  die  Farben  nicht  con.servirt.  Um  auch  pathologische  Veränderungen.  Farben 
und  Tr.insparenz  der  Org.ine  zu  erhalten,  ist  von  C.  Kaiserling  eine  vollendet«; 
Methode  .iu.sgebildet  worden.  Die  Organe  werden  in  geeigneter  Lage  in  eine  reich- 
lich bemessene  Menge  einer  Lösung  von:  Formalin  750,  A<|ua  destilhita  UKK)  ccm, 
Kalium  nitricum  10,  K:diinn  aceticum  .30  g  wähn-nd  24  Stunden  gebracht.  Gut 
abgetrocknet  überträgt  man  die  Organe  in  so  p('t.  .Mkohol,  wobei  die  ursprünglich 
unschcinb.nr  gewordene  F:irbe  wiederkehrt,  darauf  für  2  Stundi-n  in  !15  pCt.  Alkohol 
und  schliesslich  bewahrt  man  sie  in  einer  Mischung  von  Wasser  und  (.ilycerin  »L  mit 
Zusatz  von  30  lli.  Kalium  aceticum  vor  Licht  geschützt  auf.  Für  histologische 
Zwecke  sind  von  Blum  und  Orth  Methodi-ii  euipfohlen  worden.  Zur  Conservirung 
von  Bakteriencnlturen  in  Gelatine  bringt  man  die  Iföhrclien  oder  Platten  auf 
24  Stunden  in  ein  grö.sseres  (iefäss,  auf  dessen  Boden  sich  Wattfl>äusclichen  mit 
Formaldehyd  getränkt  finden.     Zur  ConseiTiniiig  von  (letreide  wurde  ein«-  kurz«-  An- 

■  Wendung  der  Dämpfe  empfohlen  von  Genter  zur  Vernichtung  <les  l'.>;tilagosporen, 
von  Gottstein  zur  Verhinderung  des  Auskeiniens.  Zur  Conservirung  von  Nahrung-;- 
mitttrl  Lst  es  durchaus  ungeeignet. 

Als  Dcsinfectionsmittel  besitzt  Fornialdehxd  bedeutende  desinficirende  und 
antiseptische  Eigenschaften.  Es  wirkt  schon  in  Concentrationen  von  1:U)(MH)  ent- 
wickelungshemmend  und  in  Lösnngen  von  1:4(K»  tödtet  es  Ueinculturen  pathogener 
Bakterien  in  einer  Stunde  ab.  Es  eignet  sich  dnlier  zuniichst  zur  Desinfcction  solcher 
Gebrauchsgegenstände  welche  dicl><siufection  durch  stniniendenWasserdanipf  nicht  oder 


[Formalilehyd 


3;M     — 


schlf-clit  vertragen,  wie  farlii^e  KleifJer,  Lederfiefteii.stiliido.  Orössi-n'  tifg<-iiNt:iiiil.  mim- 
24  Stunden  in    Jilifjeselilossenen  R.'inuien,    mit  Fiirinaliiiiösunfi    gntrruikt.    :infli"iiin 
werden.     Znr  l>esinfection  von  Wolmräiuiieii  lieiUirf  es  der  Zoit   von   4K  Stiuudn  w 
einer  Menj^e  von  K  Kilo^amni    für    einen    iniltleriTi  Kaum,    daher  ist  dit-*  M»ti** 
nicht  f^anz  zweck nirissig.    Zwcrkin:lssij;er  ist  eine  Mftliode,  bei  welcher  rn:" 
derer  Lampen  der  Kormaldedyd  aus  .Meldvlalknlitil  entwickelt   wir«!.      l>i<- 
von  C^aiiiViier  und  Hrocfiet,    von  iirth,    besonders  aber  von   Hicudonnr  smini 
Im  (iel)rauch  sind  die  To  Ileus  "sehe,  ilie  KreiTsche  unil  bcsontlprs  dio  Se:herinji 
Ijunijii'.     Bei    zu    geringer  Luftzufuhr    entwickelt  sieh    jcleichzeitig   Kohlenoxid   iM 
desinlicircnden  Kiirenschafteu  d(?s  Formaldehyds  haben  ferner  zu  Versuchen,  CkIim 
zu  desinticiren,   Anlass  gi-jijeben.     Indess   gelang  die  vollst;in<lJge   Veniichton« 
gener  Keime  nur  bei   kleinen  Thieren,  wie  Mäusen. 

I)er  Fornialdfhyd  hat  ferner  Verwendung  zur  Herstellung  koiiu/rtfieD  Cati 
gefunden  (Kossmann,  Hofmeister,  Halbnn,  Haw  laczi-k).  DrLssellit»  «n 
24  Stunden  lang  init  2  jjCt.  l'Virmaliidrisung  behamlelt  und  dann  mit  .st«'nlart 
Kochsalzlö-sung  ausgewaschen,  um  das  Brticbigwenh'n  des  Catgruts  zu  vcrhüta 
kaim  auch  das  Catgut  24  Stunden  in  4  ]»( 't.  Formalinlösung  nufbewahreo. 
CS  möglich,  es  in  Wasser  bis  zu  1(J  .Minuii'n  zu  kochen.  Es  wird  in  1  pCt.  So 
alkohol,  mit  ö  pCt.  Glycerinzusatz,  aufgehoben. 

Iias  Formaldehyd  hat  auch  wegen  seiner  desodorisircndon  Wirkung  K(ii[ifi4\; 
gefunden.  Thatsächlich  geht  dieser  Körper  mit  Skatol,  Mercaptan,  Schwefßli 
stoflr  geruchlose  chemische  Verbindungen  ein.  Faecea  werden  in  1  p(."t.  Lösung  mfl' 
geruchlos  (Walter).  Ortli  emj)fiehlt  die  1  pCt.  Lösung  von  Fomialdehvd  als  i 
Mittel  zur  Wa.schung  der  Hände  nach  Sectionen  etc.  Ztu-  Beseitigung  des  öblai  (<• 
ruchs  der  Schw eissfüssi'  genügt  nach  ihm  schon  eine  Waschung  dprselben^j 
Tränkung  der  Schuhe  mit  1,5  pCt.  Formalinlösung.  Zu  eigentlichen  therape 
Zwecken  h:it  der  StofT  bisher  nur  Atiwemliing  gefunden  als  Antzraittel  bei  TB 
molle  und  kleinen  Furunkeln,  .sowie  ais  Mittel  zu  Ausspülungen  der  Vi 
((»,1—0,2  Formalin  :  KHI;.  Bei  den  katarrhalischen  Zustfinden  der  weiblichen  Gi>nitJ 
wirkt  es  attsserordentlich  secrrtioiisbeschriinkcnd.  Von  V.  Hosenberg  ist  kiir 
die  methylalkoludisclic  Lösung  mit  Menthol  gemischt  und  mit  Milchzucker  « 
(Holzinol  und  Sterisol)  zum  inneren  Gebrauch  bei  infectiösen  Krankheiten,  vor  'I« 
von  anderer  Seite  jedoch  gewarnt  ist,  empfohlen  worden.  Auf  einer  chemL 
Bindung  beruht  wahrscheinlich  die  Kigeiischaft  des  Formaldehyils,  die  Toiil 
der  lüphtherie  und  des  Tetanus  »inwirksam  zu  maclmn. 

l)ie  getrocknete  uiul   gepulverte   Formaldehydgelatine   ist   ia    die  Chirurgif 
Schloicli  als  Ulutol*  eiiureführt  worden. 

4.  <»T 

Formalin  odcrForraol  ist  die  40proc.  wässerige  Lösung  von  Formaldehyd*.    Bei  dem  Stadi 
ist    die    proceritischc  Berechnung    zu  beachten,    weil   die  Autoren    ihre  Dosirungen   htli 
Formaldeliyd,  bald  auf  FormaHu  berechnet  babco. 

A.  OOTWf 

FormaDlIidoeSSigSäure,  Ci,H„N03=  C,.niN(;cJ{j.cr)^H    piiUtoht  n»cli  P««l  uod  OUm  durch  Ei««irla«' 
Niitrluioforniaiiiltd    auf  CbloresKip^rtpr  und  Vcr^pifuiiK  d(>8  )(<>bild**tpn  Esten.     Si«    kr^rstaUiuirt    In    grrtfpmv 
Nadeln    «ni  Wiuüer   oder    kürten  HAulim    nod  Ai^tlier   Tora  Bebmp.  123—12-4*',    ist  Uncht  Insljcli  tu  Avüicr,  / 
Einaitig,  tljufndeii  und  kolileoiuurcn  Alkalien  und  cuneeiitrirtea  MineralsBuron.  <owi«  in  hotssem  Waa««r 

snsaxL 

Fonnulae  magistraI«M    und  Forranlae  ofHcInalos.     Kormulae  officinales    werden   iu 
.Antnciveriirdnungslehrc    dit-jcnigfii   rfceplniissigen  Zusammenstellungen  von   Arzncirait 
nnnnt,    welche    durch  Aufnahme    in    ciue  Pharmakopoe  festgelegt  worden  sind,    wahr 
beliebige    anderweitige  ZusammcnstelluDg    eine  Formula  magi.'itrajis    ergiebt.     V( 
werden  mit    letzterer  Bezeichnung   jndoch  solche  Reccptvcrordnungeu  belegt,    welche 
sonders  zweckmässig  coinponirt  Allgemeingut  geworden  sind,  ohne  dass  sie  durch  Sxifui 
eine  Pharmakopoe  saoctionirt  worden  wären,  z.B.  Formu4ac  magistrales  Brr 

B.i . 

Forstbftd   bi>j  Amau    in  [inltmcn,    nm    SUdaliliance    dps  Ktospnfcelilri^    InmiUcn    auii|e«dohnlOr  Nad(«U 
4'.M  ni  h'jch  (;plef;eD,  Laftkurorl  atil  Anittall  Hlr  WasäorliL-ilTcrrabren, 


(OrtunAf  Kuranetalt  in  dar  Bpanliteltcn  Provinx  Uurela,  2^14  ui  liocli,  mit  uinitr  Koch<talxtliPi-nt«  von  |A*  ' 
(l!.r>><  Nairiiim-.   n.12.'>  MauiiP^liiRK'litoHd,   0.H4  Caleium-.   0.1 1  Ma^noninniiiuirat.    O.OJIAI    rroi»  Kohlrasun. 
titickfttrtfl'i.     liipsflttf  will)  iiifuTlicli.  «owic  tu  Bftdem,  l^ouction,  Inhalationen,  ZQrstSii)iungvn«l>«liuCtL     Vun 
kommen  KheumBtiümen,  UaulkrAnkli«ili>n.  Lähmungen  und  Serofuioac  lar  Behandlang. 

wcnasw 


[Fourchambanlt  —    336    —  Fraiigula] 

FOVrCnambRBltj  Pleekcn  im  l)^pt.  Nii-tro.  Zwei  dort  aurgflfuiidenp  ga.<r(-i«liP  kaltr  Kalliwisscr,  Himut  iiikI  Mon- 
topct,  werdi>n  als  TafelgetrlUik  gelirauebU 

W. 

Ff AffSTlft  L.  Pflansengattung  aus  der  Fam.  d<^r  KiiKurcac*.  riitcrfHm.  d<.*r  Potnii tilloa<s  aus^f*-£eicliii<*i  durcli 
das  Flpisehigwerden  des  niDdlieh-lEO|;etfnnDiireii  BlUthtMiltodens,  dr>'s4*ii  AussenilHcliP  mit  zahlreichen  eiii!>aiuiireii 
VrUohtchen  (NQsschen)  besetxt  iist  (Erdbeereii)>  F.  xvtsea.  h.,  die  bei  uns  eiuheimisehe  Erdbeere  mit  dreitini;eriKen 
Blättern  und  wuhlsrhineekenden  Srlieinbeercn  (itaccae  Fra^ariae).  Mehrere  amerittanisrhe  Arten,  berfoniiers 
F.  grandifolia  Ehrh..  die  Ananaserdbeere,  werden  bei  uni>  we,«en  der  Früchte  in  <iärten  cnltivirt'. 

M. 

Frunboesla  bedeutet  in  der  älteren  medicinisrhcn  Literntur  eine  mit  „liimbcerartigcn'',  pnpillo- 
matösen  und  kondylomatösen  Wucherungen  einlirrgehendc  Kranklfcit,  welche,  in  den  Tropen 
endemisch,  nach  Sauvages  zwar  Syphilis-ähnlich,  aber  doch  nicht  selbst  .Syphilis  ist. 
Alibert  ideotificirte  die  Framboosia  mit  Syphilis  und  auch  bei  uns  hat  sich  der  Name  un- 
awcctmüssigcr  Weise  für  stark  wuchernde  Syphilisformcn  .Framboesia  syphilitica"  erhalten, 
ferner  wurden  damit  hin  und  wieder  auflallend  starke  Wucherungen,  die  der  parasitären 
Sycosis,  dem  Pemphigus  vegetans,  der  Dermatitis  papillaris  capillitii,  schliesslich  auch  der 
Mycosis  fuugoides  angehüren,  bezeichnet.  Es  erübrigt  sich,  auf  diese,  in  der  modernen  Der- 
matologie höchstens  als  „framboesioidc"  Formen  der  geuauntcu  Krjankheiten  bezeichneten 
Affectiouen  einzugehen. 

Dagegen  existirt  in  den  Tropen,  West-Indien,  Jamaica,  Domingo,  Süd- und  West- Afrika, 
Ceylon  etc.,  eine  endemische  , Framboesia"  (l'olypapilloma  tropicum  nach  Charlouis- 
Pontoppidan),  die  bei  den  Kingeborenen  als  Yaws  oder  Pian,  von  den  brasilianischen 
Aerzten  als  endemische  Verruga  bezeichnet  wird.  Sie  scheint  nach  ihrem  emiuent  cou- 
tagiösen  Charakter  und  der  Art  der  theils  maculüsen,  thcils  papulösen,  tuberösen,  kondylom- 
artigen  Haut-Eruptionen  der  Gruppe  der  infectiüsen  (irnnulationsgeschwülstc  anzugehören. 
Breda,  der  sich  mit  der  als  ^Boubas"  benannten  Varietät  dieser  Framboesia-Krankhcit  be- 
schäftigt hat,  glaubt  einen  speciiischen  Bacillus  als  Ursache  entdeckt  zu  haben. 

Eine  specielle  Therapie  dieser  Krankheil  ist  unbekannt.  Dagegen  .sollen  nach  den  An- 
gaben der  amerikanischen  Autoren  allgemeine  hygienische  und  rohorircnde,  örtliche  anti- 
septische  und  Reinlichkeitsmaassregcln  eine  grosse  Kolle  für  Prophylaxe  wie  Therapie  spielen. 
Maocho  Autoren  empfehlen  mercurielle  Pracparatc  zur  örtlichen  Behandlung. 

NEISSEB. 

fmiC18€6ft.  Fflanzengattun^;  aus  der  Fam.  der  Sulanaceae,  rnierfam  der  .^aliiiKloflsideae,  mit  nur  vier 
iveimftchtig  entwickelten  StautiblNttem.  F.  uniflura  Puhl,  im  südlichen  Amerika  heimisch,  liefert  die  Manaca- 
woriel,  welche  in  Brasilien  als  Antisjphililicum  und  Kngen  Risse  );<'^iK<^<'  Sriilaugen  benutzt  iüt.  Sie  enthUlt 
HAnmcin,  C-2ll,'nN30io,  und  ManaeeYn.  Ci-.II^NsOio,  hei'le  wirken  giftig.  .Sie  reiben  die  Serretiün  der  brttsen 
and  iKwirkeu  Respirativn.sstill!itand. 

U. 

VnBgüUU  Gattung  der  Kliamnaceae,  oft  mit  Uhamnus*  TeminiKt.  Fr.  Alnus  .Mill.  -=  Uhamnns  Fran- 
galaL.,  Faulbaum,  auch  »SchiejiNheere*  und  .Pulverbolz'*  genannt,  liefert  Cortex  Fran);ulae  s.  Avorni,  Faulbanm- 
rinde.    Das  Holi  liefert  die  1'ulverkohle.    Blllthen  grUnlich-weisi,  Bi<i'ren  klein,  roth.  M. 

Die  Faulbaumrinde,  Cortex  Frangulae  I'h.  0.111,  wird  .schon  seit  dem  Beginn  des 
Mittelalters  als  Heilmittel  gebraucht.  Sic  ist  au  den  älteren  Zweigen  braun,  an  den  jüngeren 
mehr  graubraun,  mit  kleinen,  bald  länglichen,  bald  fast  linearen,  weisslichen  Körperchen 
punktirt.  Sie  wird  in  den  Monaten  Mai  und  Juni  gesammelt  und  getrocknet,  hauptsächlich 
als  Abfall  bei  der  Darstellung  der  Kohle  zu  Schiesspulver.  Sie  ist  daher  billig,  „Khabarbarum 
proletariorum",  muss  aber  über  zwei  Jahre  gelegen  haben,  ehe  sie  gebraucht  werden  kann. 
Auf  den  Markt  kommt  sie  in  zusammengerollten,  ca.  1  mm  dicken  Stücken,  die  aussen  grau 
oder  graubraun  sind  und  die  charakteristischen  weissen  Warzen  zeigen;  auf  der  Innenseite 
sind  sie  glatt  und  brannroth  und  haben  auf  dem  Bruche  citronengelbe  F.isorii. 

Die  Droge  enthält  iu;bon  Gi'ih.stofr,  Aepfclsiiiirc,  f^puron  fliicbtigcn  (»des,  einem 
hakigen  Butt<?rstoff,  einoiii  Kath:irtiii-;iluiliehen,  sauifii  (iijkosid,  der  Fraiigula- 
säure  und  Zucker  noch  das  Fraugiilin  oder  Uhainnoxanthin  (('-..iHaoOio).  — 
Das  wirk,saino  I'rincip  der  Droge  scheint  die  Kraiigulas.'iure  zu  .«ein,  die  in  Dosen 
zu  0,5  beim  Erwach.sonen  abffüirend  wirkf.  Audi  die  l'ranguliiisäure,  das  Spal- 
tuiigsproduct  des  Frangulins,  führt  bei  Hunden  Srlion  in  Dosen  zu  einigen  Deci- 
grammen  ab,  während  das  P'rangulin  ohne  Wirkung  auf  d(Mi  Dann  ist. 

Die  Faulbauuu-inde  hat  je  nach  ihrem  Alter  zweit^rlifi  Wirkung.  Die  frisch  ge- 
trocknete, auch  die  bis  zu  einem  Jahre  gelagertem  Kinde  riecht  widerlich,  erregt  L'ebel- 
keit,  Erbrechen,  Kollern  im  Leibe,  Kolikschnierzen  und  selbst  blutige  Stuhlgänge, 
während  die  altere  Kinde  nur  gelegeiitlirh  Krbreclien  hervorruft.  Der  auf  den 
Darmcaiial  reizend  wirkende  ^toff  der  Jungen  Kinde  i.>-t  nicht  bekannt.  Jedenfalls 
ein])fiehlt  es  sich,  nur  abgelagerte  Kinde  in  »iebrauch  zu  ziehen.  Bei  massigen  Gaben 
der  letzteren  erfolgtm  die  Stulilgänge  meist  ohne  KolikM-hinerzeu;  dieselben  stellen 
sich  erst  nach  grösseren  Dosen  ein  und  sind  (Iniiii  nicht  inintler  heftig,  als  bei  Seiiiia. 
Der  in  der  Kinde  enthaltene  Farbstoff  färbt  di-n  Spei<lifl  gelb  und  giht  auch  in  tleii 
Harn  über,  der  sich  auf  Zusatz  von  Alknlien  gelb  färbt. 


[FVanß;iila 


336 


VTUUtKiä 


Thcr;i|ii'uti.si'h  rnnvciidot  in:iu  dio  Drop'  und   ihre   Prafparato  virlfrtrh  -■: 
von   Si-niiM,    Hli.'ibarl.MT   und    Aloi'  ;iIh    einin.-iligi-s    Abfiilinnittel     oder  li' 
Otistipatioii.     Vorzügo    hcsitzl  dus  Mittel,  ali^esplifii  von    «ler  Billigkeit,  vor] 
dert'ii   Medii:aiiH"iit<n   nicht;    ;iii  Siciiorlieit  diT  NN  irkuiig   kommt   t«   dt-r  !?e 
[>ie  Rinde  wird  als  Itccoct,  15 — 25:200,  esslöffelweist»  verabreicht. 

Exlractum  FrnngulAe: 

Die  zcrschniltciH!  Rinde  wird  durcli  Digestion  in   kCfclR'O'l-hcissrni  W : 
und    aus   dem  colirtcn  Ausnige  ein   troclines  Extnvct  hergestellL     Jj  . 
N^'asser  trübe  «lösliches  Pulver.     Dosis:  0,2 — 0,5  g. 
Extraetum  Frangulnu  fluidum  Pli.  G.  III: 

100  Tb.  Kinde  werden  mit  verdünntem  Alkohol  (3 :  7)  .-ingeselzt  und  d 
Kluideiitract  hergcst-ellt.     Das  Extract  ist  dunkelbrnunroth.      Dosis   1" 
Ausserdem    ist    die    Droge    ein    Bestnndtheil    vieler    Geheiinmittel.     so    dej 
Oidtmanni",  des  „liebirgsbalsam"  von  Sehmidt,    des  „Alpcnkräuter-Gesuudheit?-! 
Buhl,  des  „Malzextraet-üc'sundheitsbieres"  von  Hoff  u.  a.  >: 

KrKnf^aliu,  K  li  ktnn  oxaiith  in,  C^^j.Otp,  ein  UlyttoKid  der  Faulhaumnnde,  wird  %u*  •i-^-'^   * 
lUK  derseUxtn  üurrh  S&lzsUure  iftifRllt.     Ef;  bildt't  einn  citronen^olbe,  krjstalliniselitf  Mft«se  r->^ 
Holimp.  Äfl".     Ks  i»l  oniOilieli    in  Wasser,    fast  nnlOnlteh    in    kaltem   Aether.    Ifi4licli   in    koelt^ 
«raimem   Alkohol.     In  VItrinlOI  Iflst  fs  »ich  mit  dunkelnibinmther.  in  fiien  Alkalipr,      ■-•    ■■  • 
Beim  Koolien    juil    ^altshure    terriillt    es    in    Zocker    und    Fran  guli  n  <  Su  re;    i' 
1' f  ll<i<>.     Leltlere  krystallit^irt    In  nrangegelben  bis  braunen  Nadeln  oder  qiia^lrnt; 
'  ,  Mfil.rlll  Hjli.  das  erst  hei    ISO"  wefTBelit.  Scbm|..  aW-ÜM».  ond  snMimir' 
uiiKtftlich  in  katlein  Wayfer,  etwas  in  kochendem.  tiiMnlich  lOAlioh  in  kalt'-ni 
Insuiig.     In  KaliUiiKe  löst  sie  fich  mit  kineebrother  Farbe;  die  unmoniakali^*- 

roUten  Niederschlag.     Beim   (iluhen  mit  Zinkstaub    entsteht  Anthraoon.     L  i  e  he  r  m  ,k  ii  n    un,l   \V«14«S 
an»  Faulhaumrinde  au  Stelle  der  obigen   Verbindung  da«  homologe  Emodin,  ■^inttu-O^. 

DitraugultnBtlure,  C^ti^Or,  +  H3O,  nennt  Faust  eine  bei  derSpalCunfc  des  Frati^tliu  MvKn  I 
ttnr»  auflntfiido,  ilir  «ehr  ihniteho,  aber  dunkler  nib  geflrbte,  ki7itallisirbar«  Saar». 

SriKOU 

FrAntrnllnae.    Ordnung  der  Uicoljrleae*.    die  Familiiin  der  Oelaatraceae',    AfBifoliae«»**,  Al 

r  <■«•'*  und  it  h  a  ro  ti  aee  an*  umfassend. 


I' rankenhnuseilt  .«l«dt  in  .-iehwiimburv-Rndol-stadl.  am  SBdabhange  des  Kymuo-spr  in    . 
'l'hftle  l:to  m  hoch  ge.(rhati-t  gelegen,  Soolhad  und  klimatischer  Kun>rt.     IMe  Mutterlaiu 
und  int  bromhaltig.     Diese,  sowie  die  2t*  {'Ct.  starke  Itobrsoule  und  drei  Suolen  Tun  2.13 
tu  Bftdom,  die  ehlorlithionbalUge  2proc.  EUsabethquelle  auch  tu  Trinkkuren. 


III  y 


wogncn 

Frnn/.cnsbnd.    I>it  Hcichtliuin  an  eisenhaltigen  alkali.srh-saiinisclifn  Qu<'lli.'n  und 
Ki,'<ciixv;is.'icrii,  iieln'ii  tilaiibcrsaizwa-sseni,   der  Besitz  eines  vorziTglich*-!!   Kis<*ni 
inoois,    diLs  goni.tssigte  Gebirgsklima  (4.öO  Meter  ü.  M.),    die  trefflichen  Baii 
tunm'en   fdr  kniilensäiirereiche  Stahlbilder,  Moorbäder  und  G.isbädpr,  sowi«?  di» 
liclifii,  jicsfbiilzten  Parkanlagen  machen  diesen  böhmischen  Kurort  zu  einem  tb« 
|icutisch    lurv  nrrageiideu    „Eisenbade",      dessen     Heilanzeigerj     nati 
vtirwiep'iid  auf  dem  l<ebiete  der  anaeinischen  Zustände,    der  Erkrank 
weililit'.licii  (Jenitrtle.  sowie  der  durch  Anaemie  und  Chlorose  bciF 
iliT  IU(;(>stioiis<irt;ane  uiitl  patholu^iächen  Zustände  iles  Nerv»Mi.< 
AniU'tiiio  vcrpesellschafteteii  Stoffwechselerkrankungen,  wie  Cm 
licii,    lii'f;en.     I)ie    wiclitigsteii   der  zum  Trinken  gebrauchten    Franzci  ^1 

wllKser    HJntl:     Die    Fran/.eiisi|uel  le    mit  5,4Jll   g   festen    Bestandtheileii    in 
Liter  NVxKser,    ilarittilcr  schwefelsaures  Natrium  3,1»<>,    Chloniatrium    1,2<12,    k"h»»j 
HiiiireN  Natrium  (),il"ri,    ktdilens.-uires  Kiseno.tydul  <i,(Kt(t  und   14(52   rem  frpi«-  & 
N.'lure;     ilie  Salzi|uelli^    mit    t.'.tNti  g   feston  Best.andtheilen    in   einem  Litrr 
liariinler    .>i(liwi'felsaures    Natrium  2,ho2,    Chlornatrium   1,140,    kohleiLsaiir»« 
(»,li77,  koiilcnsaures  Ki.senoxydurn,(KK»  und  H31  ccm  freie  Kohlensäure;   dir  Vf' 
i|ii('lli>    mit   (1,075  p  festen  Hestaiidtlieilen,    darunter  schwefelsatires  Natrium  S, 
CiiliinKilriiim   1,214,  kohleusauiv.';  Natrium  1,10«,  kohlensaures  Ei.senosydnl  0,t 
1202  ccm   freie  Koiilens.'iure:    tier  kalte  Sprudel  mit  5,^98  g  festen  Brw 
<lanintJ'r    «chwefelsaui-es  Nalriuiu  .t.öiKJ,    Chlomatrium   1,120,     k«  - 
ii,ll!M,  kohleiisaiire»  lMKen(i.\Miul  (t,(l2ti   und  157t>  com  freie  K<ihl 

'lle  mit  r>,8H2  g    festen   l!i<standtheilon.    darunter    sclnvefels.Hur«;- 
im    1,M'2,     kohleiisauri>s  Natrium    <>,744,    kolilensaurcs   Ei- 
itiiil     !»>■;;(    ccui    (n-i,.    Kolileiisilure.     sämmtlicli     diMunach      «eisenhaltige     alk; 
(iliiiiliii-alzwllhser    mit    viixclijcden  abgestuftem   Salzgehalte,     wogegen     die 
i(Uell(.  Hill   M.IWI  g  fftitiii   Itestandlheilen,    d.-»runter    1,»'.14    sehwefolsAur*« 
O.lll.l  (bliini.ilriimi,    n,,M7    kohlensaures  ^.•Urium.    0,053    kohlensaure^  Eii 


titiel  le    mit 
('liluriialriiir 


anzeiisbad 


—     337 


Fremdkörper] 


d    1528  ccm    freie  Koblensäure    naho7,u    alvS    roiiic  F^ispimuelle    betrachtet    werden 

ann.     Das    dem    ausgedehnten   Moorlager    entnommene    Moor   zeichnet   sich    durch 

prossen  Gehalt    an  Kisciivitriol,    Natrunsalaien    und    freien  SSuren    aus  und  wird  mit 

Erfolfc  zu  Voilliä<if'ni  oder  Li)falh:i(iorri  bei  sexuellen  Krankheiten,    bei  rheumatiscli- 

rtbritisciicn  RrkrankunRen    als    mAehtigos  Resori)ens    für    Kxsudate,    aber    auch  als 

Tonirinn  bei  Krankhi'itPu  des  Nervensystems  sowie    allpemeinen    Schwächezustfinden, 

coiistituliniicllen    Erkrankungen    vcrwertliet.     Eine    Reihe    kohlensilurereicher    Risen- 

iüuerlingi'    wird    /.ti  HiUleni  benutzt,    welche  zur  Unterstützung  der  Trinkkur   in  vier 

rgfältip    eiiigeriebtt'tt'n    Badeanstalten    gebraucht    werden    urul    i-inen    wesentlichen 

iinfluss  auf  Erhöhung  des  Kurerfolgcs  durch  Förderung  der  Blutbildung  üben. 

jascH. 

Bera  Walt«rl  Michx  (Frascra  carolineiisis  Walt.),  eine  Gentianee  Nordamerikas,  wird  wegen 
äer  Aehiillohkeit  ihrer  Wurzel  mit  der  Colorabowurzel  auch  Colombo  americana  genannt. 
In  der  Wurzel  sind  Gummi,  Pektin,  Glukose,  Wachs,  Harz,  Bitterstoff,  (Jentisinsäure,  üentio- 
jiikrin  und  ein  gelbor  Farbstoff,  Gentisin,  aufgefunden  worden.  Nach  neueren  Untersuchungen 
""rimblc  und  Lloyd)    besteht    der  Farbstoff   aus    zwei  Körpern    gleicher  Zusammensetzung 

loRiiO«:  der  eine  krjstallisirt  in  tiefgclbcn  Nadeln.  Schmp.  114",  der  andere  bildet  lange, 
dellcitroncngclbe  Krystalle,    Schmp.  178".     Sie    ist    ein    bitteres  Touicum,    schwacher  jedoch 

ie  Colombo.  Die  frische  Wurzel  wird  in  den  Vereinigten  Staaten  von  Amerika  häufig  als 
Bmeticum   und  Catbarticum    angewendet.     Dosis  2,0 — 4,0  g    als  Pulver,    Infus  10  :  200  mehr- 

»Is  täglich  2—3  Esslilffel. 

J. 

UnnS  L.  OrnttoDK  (1er  Oleie^Bfl*.  las^scichnei  durch  die  anselielnbAren  poljRBiuen  BtOtben  nnd  die  aUrIc  su- 
*nmenKedrSeki«u  Pltl|roirrnohtc.  F.  ezccUior  L.,  die  gemeine  E^ehe.  ein  Icrlfli^r  Baum  mit  fai^t  lederifcen  un- 
uif  geHederten  BIllUerD.  liefert  ein  weiihTnIIes  Nntvholz.  Die  Rinde  enthült  neben  OerbfitofT  den  anfh  in  der 
onkutaDie  (Aeseuliu  Hippoeo^tAneani)  gefundenen  Bitterstoff  Prftxin.  F.  Ornui  L.  (^  Oraui«  eiiropaeft 
pen.).  die  Mannm-Ksehe,  liefert  in  Folge  deti  Stiche:«  einer  Cieado  die  MftDnE*.  Sie  ist  im  südlichen  Eurep»  weit- 
prbreitet.  kummt  »bnr  koch  als  kleiner  BBnm  uder  Strauch  in  K1ein&.<tien  und  Turkeftan  Tur-         M. 

Frazin.  C,,>HuOio.  ein  Olykovid.  krystallLsirt  in  Nadeln,    schwer  lOslirb  in  kaltem.    leirht  in  hei'iAeni  Waititer, 

lieht  in  Aethcr.  wenig  in  kaltem  Alkohol,  xiemlich  leicht  in  heissem.  Schmp.  2Ü0<*.    Die  sehr  verdünnte  wlu^eriRe 

nng  xeigt,    wenn  Spuren  eines  Alkali  xuge^^etst    werden,    blaue  FluoresceuK.     Eisenchlorid  giebt  erst  grllne  Fftr- 

■niE.   dann    citronennelhen  Niederitcblai;:   durch  Ammoniak    und  Bleiaoetat    entiteht   ein    irelher  Niederschlaj^.    Ea 

Mgirl  sauer  und  vorbindet  eich  mit  Basen.     Durch  RrwAmen  mit  verdünnter  SchwefelsKure  verfällt  es  in  Gljrkose 

■d  Fraietin:  ruJ(,„0,„  4    H,0  ^  C,.H,./>s  +  C,uH,Ov   Letzteres  krrsUllisirt  ans  Alkohol  in  Tafeln.  Inst  sich  in 

twa  1000  Ttl.  kaltem  und  300  Tli.  siedendem  Wuser,    etwas  leichter  in  Weingeist,    ferner  in  Acther  und    in  Sali- 

lure.  Mit  Eif4encblond  gieht  es  eine  ];rUnlirhblaue  Fürbung.  mit  den  Erden  i^rflne,  in  Wasser  unlnsliehe  TerbindunKen, 

Fraiinin  (Keller)  hat  sich  als  identisch  mit  Mannit  erwiesen.     Das  von  Mandet  ans  Eschenrindo  isolirte 

ünio  ist  eine  eztnetiQnnigo.  hygroakopisuhe  Mass«,  die  gegen  Wechselfleber  wirksam  sein  soll. 

SPIEGEL. 

BlfllWAlde,  Stadt  In  der  Mark  Brandenburg,     «er  Kurort  liegt  tief  im  ThalkesseL    Die  Kurraittel  bestehen  ans 
Iden  an   KiihlensKure  armen  Eisenquellen  und  dem  saliniscbeu  Eisenmour.     Die  Quellen  werden  tboils  mm  Trinken. 
"heiU  zu  Blldcm  benutzt.     Von  ersterun  cnthBlt  KOnigsqoelle  O.O'J  Eisen-,  0,0a4  Magnesium-,  0.147  Calciumhiearbo- 
I  0.023  Magnesiumsulfat. 

WÜBZBrBO. 

8D8CII9  Koranstalt  im  badischen  Sehwanwalde.  384  m  hoch,  zur  Gruppe  der  Kniebi»-  nnd  Bencfathalblder 
rig.  besitzt  7  Stahlqoellen.  von  denen  eine  schwefelhaltig  ist.  Die  letiterv  enthalt  0.00112  .ScbwefolwasserstofT, 
ESii  Kohlen*iKnre.  0.2S  Natrinmsutfat,  0.5ti  Calciumblcarbonat  nnd  hat  von  allen  Quellen  den  hnehsteo  Eisengehalt 
von  0,1.  In  der  bedeutendsten  Quelle,  der  Friedriohsiiaelle,  finden  sieh,  neben  O.on  Eisen-,  1..i  Calcium-,  U.4ö  Magne. 
rftta^.  0,23.^  Katriumhiearbonat.  0.0007.n  drvihasisch  phosphorsaurer  Kalk.  O.OIA  Calcium-.  (IM  Kalium-.  O.XIID  .Sa- 
»toMsulfat.  0.013  Lithinrachlorid,  1.117  Kohlenslnre.  0.t.V>  Stickstoff.  Den  stirksten  Gehalt  an  Lithiomeblorid. 
1,0175,  besitzt  die  Lithionquelle.    Das  Wasser  dient  zu  Trink-  und  Badekuren. 

WPKZBl'BG. 

Premdkilrper  sind  in  mannigfaltig.stor  .\rt  und  Grösse  im  Kdqjer  gefunden  worilen, 
fcnrigcn  sie  nun  durch  natiirliche  (.lefTiiungeii  oder  durch  künstlich  von  ihnen  selbst 
BfcervorgcnifL'iie  in  den  Kürper  eingedrungen  sein.  Maa.s.sgebeiid  ist  bei  allen  Fremd- 
B^Crpern  für  die  Therapie  erstens:  hat  der  Fremdkörper  lebenswichtige  Org.one  ver- 
B|etzt  oder  kann  er  «rhehliche  functionelle  Störmigen  machen;  und  fenier:  in  welchem 
^Kustand  war  der  Fremdkörper,  als  er  eindrang,  war  er  aseptisch  oder  nicht,  welche 
BSefahren  drohen  mitbin  dem  Patienten  aus  seinem  Eindringen  und  VerweilenV  Bei 
^Erstickiingsgefahr  z.  B.  inuss  ein  Fremdkörper  aus  der  Trachea  entfernt  worden,  wenn 
Hlicht  .anders,  mit  Hilfe  der  Tr.acheotomie.  Anders  steht  es  bei  Projectilen,  Messer- 
^■pitzen,  Gla.sstückeii,  die  durch  eine  Wundein  Organe,  Knochen,  Gelenke,  Mu.skeln  etc. 
^■iugedningen  sind.  Sdll  man  sie  imbediiigt  entfernen,  aucli  wenn  sie  keine  (tefahr 
Bwd  keine  .schweren  fiuictiüiielleii  Störungen  bedingen?  Im  Laufe  der  Zeit  machen  sie  doch 
Hpft  noch  Beschwerden,  wenn  auch  manche  Fremdkörper  lange  .lahre  ohne  den  ge- 
^nngsten  N.achtheil  für  den  Betreflemlen  im  Körper  verweilen.  Doch  sind  zum  Auf- 
Hbiden  und  zur  Entfernung  sehr  tief  eingedningener  Fremdkörper  gelegentlich  so 
Brrosse    und    tiefe  Schnitte    nöthig,    mit    so    grossen    Narben,    dass    der    functionelle 

^n>>  Lltbrtieh,  Encyklopaedje.    11.  Band.  <^^ 


[Fremdkörper 


—     338     - 


titmikkft 


Gewinn  dadurch  fniglit-h  wird.      Ks    wird    sirh  eben   immer    um    f — 
Her  f'hanren  und  der  Gefahren  handeln,     .letzt  wird  tn.ou   deshalb  • 
vornehmen,    weil    die    Entdeckung    Röntgen'.s   gestattet,   durch   en    \a':> 
Aufnahmen    ^^ele    Fremd krirper  in   ihrem  Sitz  genau  zu  bestinimeu.      V 
viele  dieser  (Iporationen  sicherer  und  zielbewusster,  sudasss  die  Kuncti 
durch   die  Operation    auf   das  geringste    mögliche  Maass    hcrabgr««'! 
That.<ache    allein    jedoch,    dass   ein    Fremdkf'rper    irgendwo   im   Kfu ; 
noch    nicht    als    lndic:)tinn    zur  Entfernung   desselben:    es  bleibt  jeii- 
richtigste,    Fremdkörper    wie   Kugeln,    die    durchaus    asf-ptisch   sein  kfmneii.  m&ö 
am  Orte  zu  lassen.     Will  man  den  Körper  einheilen  lassen,  so   ist  die  er<tr  V!if;> 
die  eventuell  vorhandene  Asepsis  der  Wimde  und  der  Fremdkörper,   s.  B.  •"    " 
nicht  durch  unvorsichtiges  Untersuchen  zu    stören.     Ist  die  Asepsis  aber    ' 
oder  ist  eine  erhebliche  Functionsstörung  zu  erwarten,    so   mus8  man  di>    '•'• 
weitem  und  den  Köri>er  entfernen.  hu.  ■ 

Fremdkörper  iu  den  oberen  Wegen,  Nase.  Rachen.  Kehlkopf,  Laftrühn:,  k  '- 
den    verschiedeosleD  Formeu    nicht    allein    bei  Kindern,    sondern  auch  bei  Erw*tlaina 
ganz  selten  vor.     Dieselben  sind  durch  Zufall  oder  absichtlich  dortfaio   geratfaco 
oft  Jnhre  lang  in  denselben  verteilen,  che  sie  erkannt  und  entfernt  verdcn. 

lu    die  Nase    gelangen  sie  entweder  von  vom  oder  von  hinten.     Durch  di«  Ka^''.. 
werden    meist   bei  Kindern    oder    auch    von  Geisteskranken   Erbsen,    B'.V  '-'^".pff,  i  ■:. 

Steinchcu  etc.  in  die  Nase  gesteckt,  aber  auch  Watte,  Schwammstückchi  ,r:hii»  ca 

selten  zu  finden.    Deshalb  sei  es  Regel,  bei  operativen  Eingriffen  in  die  N :i>c  t^rufuchittA 
b.iuscli'c    genau    zu    zählen!     Durch    die    hinteren   Nasenc>ffnungeu    kann    beim    Feh' 

oder  Erbrechen   leicht   etwas    in    die  Nase  gelangen,  während  bei  äuss>"^"   V--'- : 

sonders  Revolver-  oder  Schrotkugeln,  Spitzen  von  Messerklingen  in  der  ' 
diese  Fremdkörper  setzt  sich,  wenn  sie  nicht  bald  entfernt  werden,  eint  ..  . 
es  entstehen  dann  die  sogenannten  Nasensteine,  welche  oft  eine  bede  . 
reichen  und  durch  ihre  Fortsätze  in  die  Ausbuchtungen  der  Nase  mit  der 
verbunden  erscheinen.  Selten  bilden  Krusten  oder  Blutgerinnsel  den  Kern  > 
Das  charakteristische  Merkmal  eines  Fremdkörpers  ist  einseitiger  übelriec! 
blutig  gefärbter  Ausfluss    aus    der  Nase,    sowie,    wenn   auch  nicht  gaas  so 

Verstopfung.     SelbstTerstöndlicb    kann   manchmal    und    nameotlieh  bei  Kin'i.i 

kranken    der  Ausfluss    doppelseitig    sein,   da  diese  nicht  selten   in  beide  Nasenlucbet 
körpcr  hincinbefordem.    Alle  anderen  Beschwerden,  vornehmlich  Stiradruck   umI  K.  r'«-t^; 
pflegen  nur  in  der  ersten  Zeit  zu  bestehen.     Ohne  Spiegel-  und  Sondeounter- 
lieh    kein  Fremdkörper    zu    erkennen;    hervorzuheben    wäre    aber,    dass    we- 
Schwamm  und  Watte,  bei  der  Sondirung  nicht  das  Gefühl  der  Härte,    sondern  iiicat 
der  leichteren  Beweglichkeit,    besonders  im  Gegensatz  zu  Geschwülsten,    gevährea. 
Strahlen  werden  in  schwierigen  Fällen  von  Nutzen  sein. 

Die  Behandlung  hat  in  der  Entfernung  des  Fremdkörpers  zu  besteben.  Scibstvertti-'  - 
bat  man  schon  bei  der  Untersuchung  vorsichtig  tu  vermeiden,  ihn  nocfa  tiefer  nach 
bringen,  damit  er  nicht  etwa  in  den  Kehlkopf  oder  die  tieferen  Luftvege  gerathe. 
ist  die  Nase  zu  cocainisiren  (5 proc.  Lösung)  und  bei  frischen  Fällen  auf  der  guiiuii 
das  Politxer'sche  Verfahren  zu  versuchen,  das  häufig  zum  Ziele  fuhrt.  In  äjt« 
wird  dieses  selten  Erfolg  haben:  alsdann  führt  man.  bei  Kindern  eventuell  in  der 
eine  hakenf^irmig  kurz  umgebogene,  dünne,  aber  feste  Sonde  vorsichtig  hinter  den 
Körper  nnd  hebelt  ihn  nach  vom  heraus;  für  manche  Fälle  empfiehlt  sich  mehr  der 
gebogene  feste  Draht  einer  N.-isenpolypenschlinge,  die  den  Fremdkörper  doppelt  uai 
Grössere  Fremdkörper,  besonders  gequollene  Bohnen.  Erbsen  etc.,  müssen  durch  kiNrau . 
ähnliche  Instrumente  zerkleinert  werden.  Eine  Nachbehandlung  ist  unnöthig,  da  di«  Absowie«! 
in  einigen  T.-igen  von  seihst  aufhört  falls  nicht  noch  ein  Fremdkörper  zurück|r*l>h'er      ' "  ^ 

In  den  Nasenrachenraum  gelangen  Fremdkörper  sehr  selten,   meist  nur  b«i 
oder  bei  unvorsichtigem  Schlingen  eventuell  bei  Lähmung  des  Gaumensegels.    GevSI 
langen    sie  von  dort  in  die  Nasenhöhle.     Man  überzeuge  sich  durch  Anlegung  eise» 
hakcns  von  ihrer  Gegenwart  und  entferne  sie  alsdann  mit  einer  passeod  gekrüamtea  ' 
der  Nascnrachenhöhle    selbst    bleiben    kleinere   spitze    Gegenstände,  -wie  Knod 
gräten,    meist  bei    der  Nahrungsaufnahme    stecken;    Nadeln  gelangen  nicht  selten  _ 
durch    eine    unvorhergesehene  Mundathmung  in  Folge  der  Unsitte,    dieselben  mit  it» 
festzuhalten.    Die  bevorzujrten  Stellen  sind  die  Gaumenmandeln,  die  Falten   des  fliiiniW 
der   seitlichen  Raebenwand.    der  Zungengrund;    das  Ligunentum  glosso-epiglottJcuB 
der  Kehldeckel  werden  von  ihnen  ziemlich  häufig  durchbohrt.     .Auaserdem  findet  mni 
Thcilen  Borsten  von  Z-ihnbürsten,    kleine  Aehren,    von    grösseren  Kremdknrprm 
Uühncrwirbel.  gn^ssc  Fleiscbsiürke.  die.  falls  nicht  sofort  entfernt,    lu   ErstickBai 
anl-nssung  grben.     Auch  wäre  darauf  hinzuweisen,  dass  MandeUteioc  bei  elin,. 
Zündungen  nicht  so  ganz  selten  sind,   ebenso   wie  die  Speichelsteine  in  Uro   K 


[Fremdkörper  —    :)!)9    —  Fremdköriier] 

gängeii  besonders  der  Subniiixillar-  und  Suhlingualdrüso,  Die  Diagnose  'lor  grösseren  Fremd- 
körper ist  bei  genauer  Untersuchung,  bei  guter  Beleuchtung  und  unter  Zuhilfenahme  der 
Sonde  nicht  schwierig;  dagegen  sind  Giäten,  da  sie  durchscheinend  und  leicht  mit  Schleim- 
iäden  zu  verwechseln  sind,  oft  recht  schwer  zu  erkennen.  Man  merke  sich  daher  ihre  Prae- 
dilectiousstcllcn,  vor  allen  Handel  und  Zungenrücken,  gebrauche  die  Sonde  und  eventuell  vor- 
sichtig den  Finger,  verlasse  sich  nicht  zu  sehr  auf  die  Schmerzangabc  der  Kranken,  da  diese 
meist  recht  ungenau  localisircn,  vergesse  niemals,  dass  auch  zwei  (irUten  verschluckt  sein 
können,  während  andererseits  der  Fremdkörper  schon  verschwunden  sein  kann,  obwohl  der 
Kranke  ihn  noch  im  Ualse  zu  fühlen  glaubt. 

Die  Entfernung  muss  bei  guter  Beleuchtung  am  besten  unter  der  Leitung  des  Spiegels 
mit  einer  gebogenen  Kornzange  oder  Kehlkopfpincettc  eventuell  nach  CocaVnisirung  statttindeti. 
Durchaus  zu  warnen  ist  vor  der  sinnlosen  Anwendung  des  Scblundstössers,  der  schon  öfter 
mehr  geschadet  als  genutzt  hat.  So  wurde  z.  B.  die  Gastrutomie  nüthig.  als  durch  Anwendung 
dieses  Instrumcutes  ein  verschlucktes  Gcbiss  in  den  Magen  gcratheu  war.  Schwer  ist  manchmal 
die  Entfernung  von  Nähnadeln,da  diese  sich  beiderseits  in  die  Schleimhaut  einbohren.  Vorsichtiges 
Fassen  derselben,  Loslösung  erst  des  einen,  dann  des  andern  Endes  und  nicht  zu  starkes 
Zudrücken  des  Instrumentes,  um  den  spröden  Stahl  nicht  zu  zerbrechen,  sind  nach  vorsichtiger 
CocaVnisirung  durchaus  notbwendig.  Die  leichten  nachfolgenden  Entzündungserscheinungen 
rind  durch  Eis  und  ein  Gargarisma  mit  Opium,  z.  B.  Tinctura  Katanhae  10,0,  Tinctura 
thebaica  5,0,  Dosis  25  Tropfen  auf  ein  Glas  Wasser,  zu  bekämpfen.  Handelt  es  sieh  um 
Mandclsteinc,  so  werden  dieselben  mit  der  Kornzange  entfernt,  während  bei  Speichelstcincn 
der  Gang  zunächst  aufgeschlitzt  werden  muss.  Grosso  Fremdkörper,  die  man  immer  zu  ver- 
motben  hat,  wenn  Jemand  beim  Essen  zu  ersticken  droht,  sind  natürlich  nicht  in  schematiscber 
Weise  zu  diagnosticircn ;  man  wird  vielmehr  sofort  mit  dem  Finger  in  den  Schlund  eingehen. 

In  den  Kehlkopf  gelangen  Fremdkörper,  wenn  sie  unbedacht  cingeathmet  werden.  Das 
kommt  beim  Sprechen  oder  beim  Lachen  leicht  vor,  wenn  sie  zwischen  den  Lippen  oder  im 
Hunde  verweilen.  Bei  Kindern  sind  es  nicht  selten  Knöpfe,  Erbsen,  Glasperlen,  Münzen, 
Nussschalcn,  die  unbedachtsamer  Weise  in  den  Mund  gesteckt  wurden,  während  bei  Erwachsenen 
hauptsächlich  Knochen,  Gräten,  Nadeln,  Zahnphitten  —  diese  vornehmlich  im  Schlaf  —  er- 
brochene Massen  —  vor  allem  bei  Geisteskranken  —  in  Betracht  kommen.  Auch  lebende 
Thiere,  wie  Spulwürmer  und  Blutegel,  haben  schon  diesen  Weg  genommen.  Wenn  die  Kranken 
auch  im  allgemeinen  angeben,  dass  ihnen  etwas  in  die  „unrechte  Kehle"  gerathon  sei,  so 
kommen  doch  Fälle  vor.  die  von  unglaublicher  Indolenz  zeigen.  So  blieb  einem  Kranken  eine 
Zahuplatte  wochenlang  im  Kehlkopf  stecken  (Lublinski).  Andrerseits  ist  nicht  zu  vergessen, 
dass  Kinder  aus  Furcht  die  wahre  Sachlage  verheimlichen  und  dann  wegen  Croup  oder  Keuch- 
husten behandelt  werden,  bis  die  immer  heftiger  auftretenden  Erstickungsanfiille  verbunden  mit 
Heiserkeit  und  Athemnoth  den  wahren  Thatbestand  ahnen  lassen.  Ohne  Spiegeluntersuchung 
ist  keine  Diagnose  zu  stellen.  Bei  Kindern  ist  dies  schwierig,  weil  sie  durch  Aengstlichkeit 
Hindemisse  bereiten,  und  der  abgesonderte  Schleim  den  Fremdkörper  oft  vollkommen  einhüllt. 
Dazu  kommt,  dass  durchsichtige  Sachen,  wie  Glas,  Gräten  oder  dünne  Knochen  schon  an  sich 
schwer  zu  erkennen  sind,  namentlich  wenn  sie  tief  in  die  Schleimhaut  eingedrungen  sind. 
Die  Widersetzlichkeit  überwindet  man  durch  Einwickeln  des  Kindes  in  Tücher,  durch  Cocain 
und  einen  Mundsperrer,  manchmal  aber  muss  man  durch  Chloroform  leicht  betäuben  (Stoerck), 
-während  Schleim  mit  der  wattirten  Sonde  abzuwischen  ist.  Für  einen  in  die  Tiefe  gednin- 
gcnen  Fremdkörper  spricht  starke  Schwellung  und  Küthung  bei  grosser  Schmerzhaftigkeit. 

Die  Herausbcfürderung  des  Fremdkörpers  muss  zunächst,  wenn  nicht  zu  grosse  Athemnoth 
besteht,  auf  dem  natürlichen  Wege  versucht  werden.  Dazu  ist  eine  vorsichtige  CocaVnisirung 
des  Kehlkopfes  schon  wegen  der  Angst  und  Unruhe  des  Patienten  uötbig.  Es  wird  sich  meist 
empfehlen,  das  CocaVn  nicht  einzupinseln,  .sondern  einige  Tropfen  einer  lOproc.  Lösung  einzu- 
spritzen. Alsdann  gehe  man  mit  einer  nicht  zu  schwachen  Kehlkopfpincettc  schnell,  abi-r 
vorsichtig  in  den  Kehlkopf  ein  und  versuche,  den  Fremdkörper  zu  entfernen.  Selbstverständlich 
•wird  man  sich  in  Acht  nehmen  müssen,  leicht  zerbrechliche  oder  zerrcissbaro  Gegenstände 
wie  Glas,  Spulwürmer,  Blutegel  zu  fest  zu  drücken.  Auch  ist  es  oft  notbwendig,  namentlich 
bei  Gräten  und  dünnen  Knochen,  die  sieh  in  den  Kehldeckel,  in  die  Arj-faltcn,  im  Ventriculus 
Morgagni,  im  subglottischen  Raum  cingespicsst  haben  oder  quer  über  dem  Kehlkopfsciiigang 
liegen,  durch  hebelnde  Bewegungen  aus  ihrer  festen  Lage  zu  befnion,  ehe  man  sie  horaus- 
beßrdert.  Bei  grösseren  Fremdkörpern  unterhalb  der  .Stimmritze,  bei  grosser  Athemnoth  und 
bestehendem  Oedem  wird  man,  wenn  vorsichtige  Extractionsversuche  nicht  /.um  Ziel  führen, 
die  Tracheotomie  nicht  umgehen  können,  da  die  Gefahr  der  Erstickung,  namentlich  nach 
länger  fortgesetzten  Eingriffen  leicht  eintreten  kann.  Besonders  sind  es  die  Zaiinplattcn  mit 
ihren  Befestigungshaken,  welche  bei  längerem  Verweilen  sich  so  in  die  Schleimhaut  einbohn-n, 
dass  man  bei  jedem  Versuch  wohl  den  ganzen  Kehlkopf  in  die  Höhe  hebt,  aber  den  Fremd- 
körper selbst  mit  hebelnden  Bewegungen  nicht  aus  seiner  Lage  bringen  kann. 

In  der  Luftröhre  und  in  den  Bronchien  fuidcu  sich  dieselben  Gegenstände  wie  in  den 
höber  gelegenen  Theilen;  nur  wäre  noch  darauf  aufmerksam  zu  machen,  dass  abgebrochene 
Trachcotomiecanülcn  nicht  selten  in  die  Luftröhre  fallen.  Diese  hat  oft  eine  ganz  beson- 
dere Uuempfindlichkeit  gegen  Fremdkörper.     Diagnostisch  von  Wichtigkeit   sind  die  zeitweise 


^r 


—     340     — 


FrenulkörjtT 


I 


• 


Eratiokungsanrälle.  die  durch  das  Anschlagen  des  Fremdkörpers  gegvo4«5^ts  I 
kerrorgenifen  werden,  uaiucutlicb  weuo  er  sich  in  der  Luftröhre  frei  hia-  ot  tr  I 
kvi^l,  vas  man  oft  nicht  allein  mit  der  aufgelegten  Hand  fühlen,  sondern  mit  des  iftf  I 
•■ck  wibtn  kann.  Ist  der  Fremdkörper  klein  und  rund,  so  geräth  er  ge-Köbnliri  '^  »  I 
BwfliMii  und  zwar  meist  in  den  weiteren  rechten,  der  geradliniger  abgeht  aW  de  Vi  I 
AteMrtase  des  betreffenden  Lungenabschnittes  ist  die  weitere  Folg«,  nachdem  «ch  K.:-  I 
üleewöon  und  Abscessbildiing  mit  reichlichem  eitrigen  Secret  gebildet  haben.  Vti  I 
Ivogen  mit  Tubcrculose  sind   in  Folge   dessen  wiederholt  vorgekommeo.      Jedenf;,  I 

■ich  eine  sehr  genaue  Untersuchung,  zu  der  ausser  dem  von  Killian   und   Kir-  1 

p^gcbcnen  Verfahren   auch   dos   Rosenheim'sche  Oesophagoskop   benutzt    wer<l' rj   i.  I 

dem  die  Trachea  und  die  Bronchien  vorzüglich  übersehen  werden   können.     Ajch  n;  1 

hinzuweisen,  dass  es  in  neuester  Zeit  gelungen  ist,  mit  Hülfe  der  Durchleuchtuaj  du  S:-  I 
kastcns  mittelst  Rocutgenstrahlcn    die  Lage  des  Fremdkörpers  festzustellen.  I 

Die  Behandlung  kann  zunächst  darin  bestehen,  dass  durch  Tief  läge   des  Kopii  1 

körpors,    selbst   durch  vollkommenes  Umkehren  des  Kranken  auf  den    Kopf,  diir' :  1 

schütterung  des  Kehlkopfes,  Klopfen  auf  den  Rücken,  durch  Erregung  von  Hus'.f'ii  lix  !*■ 
fernung  versucht  wird.  Bei  rundlichen  Körpern  verordne  man  ein  Brechmittel,  wäimifl 
spitzen  Körpcni  ein  solches  zu  vermeiden  ist,  da  die  Gefahr  besteht,  dass  sie  dann  Dvci  UH 
eingekeilt  werden.  Wenn  diese  Versuche  nicht  zum  Ziele  führen  oder  bei  dr(>b«iiii«  kl 
stickungsgefahr.  ist  sogleich  zur  Tnicheotomie  zu  schreiten  und  festsitzende  Körpa  aitvll 
einer  Zange  f'der  eines  langen  Hakens  herauszubefördern,  während  man  bei  glatt^i.  ack  ifl 
wegenden  Körpern  die  Tracheotomicwunde  offen  halt,  wobei  diese  dann  sehr  häutig  4li||fl 
späterhin  auftretenden  heftigen  Hustenstösse  herausgeschleudert  'werden.  Es  st  driid^^| 
rathen,  die  Operation  nicht  aufzuschieben,  bis  etwa  schon  Convulsionen  auftret':n.  <^VH 
danu  den  Kranken  kaum  am  Leben  erhalten  wird.  Im  Allgemeinen  empßehlt  es  sd,  Mfl 
lose  in  der  Trachea  sitienden  Fremdkörpern,  nur  local  zu  anaestliesiren,  während  bei  !*■ 
Einklemmung  die  allgemeine  Anaesthcsic  die  Entfernung  mit  der  Zange  erleichtert  Aadifl 
Fälle  bekannt,  wo  nach  der  Tracheotomie  das  Umkehren  auf  den  Kopf  ziim  ZieleJ|H 
während  dies  vorher  vergeblich  war,  ja  selbst  Erstickungsaufälle  hervorgerufen  hi4^^| 
diesem  Grunde  empfiehlt  es  sich,  den  Patienten  auch  hierbei  tief  athraen  zu  lasten, 9^H 
Glottis  soweit  wie  möglich  zu  öffnen,  das  Sprechen  aber  zu  verbieten,  um  den  GlottiaaH 
zu  verhüten.  Versuche,  den  unteren  Theil  der  Luftröhre,  sei  es  von  vom,  sei  es  iroUifl 
zu  öffnen,  haben  hisher  nur  unglücklich  geendet.  UJKUf^^M 

Fremdkörper  des  Vcrdauungstracts  können  durch  Verletzung  von  aussen  e^m 
oder  sie  werden  verschluckt,  und  durchlaufen  denselben  mehr  weniger  weit,  nicht  KtötH 
seiner  ganzen  Länge,  sodass  sie  per  vias  naturales  wieder  ausgeschieden    werden.  M 

Im  ersteren  Fall  handelt  es  sich  um  Verletzungen,  die  durch  äussere  Gewalt  iv^^| 
kommen.  Holzsplitter,  abgebrochene  Theile  von  Waffen,  Kugeln  oder  Pfeile  könofl^^l 
Speiseröhre,  soweit  dieselbe  vom  Halse  aus  zugänglich  ist,  in  den  Magen  oder  den  Di^^H 
dringen.  Derartige  Verletzungen  sind  gewöhnlich  Sache  der  chirurgischen  Behandll^^^| 
dessen  können  sie  sich  auch  der  Erkenntniss  lange  Zeit,  ja  bis  zum  Tode  entziehen.         V 

Die  verschluckten  Fremdkörper  sind  mannigfaltiger  Art.  Bedingung  ist,  dass  -öe  M  Jt 
hart  sind,    oder  wenigstens  in  den  Verdauungswegen    zu   harten  Massen  werden.  1 

hören  als  häufigste  Typen:     Gräten,  Obstkeme,  Knochensplitter,  Münzen,  allerk;  J 

zeug,  wie  Bleisoldaten,  Essgeräthe,  besonders  Messer.  Gabeln,  Löffel,   femer  Haare,  £{dMMl 
harzige    Oele    oder    spirituöse    Lösungen    von    Harzen.      Diese    Dinge    werden    mei^^^^l 
sehentlich,    gelegentlich    aber   auch    absichtlich   verschluckt:    letzterenfalls    von    HrsiffBH 
(t.  B.  Haare,    die  im  Magen  einen  harten  Knäuel  bilden),    oder  von    solchen,    die    ein  Kofl 
stück  machen  und  sicii  damit  zeigen  wollen  (Hesser-  und  Gabelschlucker),    oder   eodlitk  4 
langem  medieament^sen  Gebrauch    unlöslicher  Erden,    wie  z.  B.    der  Magnesium-    und  liH 
salM,    aus  denen  sieh  die  sogenannten  Enterolithen    bilden.     Hierher    gehört    ancb   das  ^<^ 
kommen  von  Sciiellacksteinen  im  Magen,  welche  bei  einem  Tischler  gefunden  wuidro,  ift^] 
Politur   getrunken   hatte,    und    endlich    von    steinartigen  Massen,    welche  aus  einem  üunrt 
ron  Haaren,  Erden,  Speiseresten  und  eingetrockneten  Pilzen  besteben,   sogenannte*  BetMK^ 
Diese    rerschlackten  Gegenstände    können    sich    an    jeder  Stelle  des  Verdauuug;strwta  i* 
fugec,  sie  können  aber  auch,  oft  wider  alle  Voraussicht  den  ganzen  Verdaunngscaual.  ■>!■ 
Srtwden    anzustiften,    durchwandern.     So    hatte    ein  Knabe    einen  Zinnsoldaten    mit    Bl,i»«c 
nndiluokt  der  nach  einiger  Zeit  in  einer  Kothmasse  eingebettet  wiodor  per  rectum  ^<(^ 

GewöiiBlich   entziehen  sich   die  verschluckten  Gegenstände  der  Palpatioo.     ZttWMlu  ^  ' 
sie  aber  «oa   <ka  Bauebdecken    aus    durchzufühlen    und    können    eine  Neubildang  in  ^^f*  i 
oder  Harm  TOfläwehen.     .^uch    kommt  es  vor,    dass  kleinere  Gegenstände,    s.  B.  Mübmx  •  ! 
geajgMiea  Sleltoi,   und  zwar  hauptsächlich  im  Fundus  des  Magens  liegen  blcibea  «Mi  A** 
Druck   fioc  saekslige  .Aasweitung  veranlassen,    in  der  sie  ohne  weitere  R«actioa  laap  W 
olt  Jalire  teaf.   verweilen.    Gewöhnlich    aber   geben    sie    zu    acuten  Störungen  Toiiiliit 
An   4n    tmgen»  Tbtilen  des  Verdauungstractes.    also  im  Schlund,    der  Speiaerthre  tnd  4ii 


INkDadänne*,  kaoa  eine  mehr  weniger  vollständige  Verlegung  der  Passage   stattfindsn.  Bi0** 
gobco  £c  LiUiJwil«  u  Erscbeiimngen  Kenntniss.    Soweit  eine  solche  Ycrlegnag  in  d*r  i^<>* 


[FrPindkörpcr 


—    841     - 


Frpiiidtörper] 


röhre  ihren  Sitz  hat,  kann  mau  ihren  Ort  durch  Sondirung  durch  das  Üesophagoskop,  eventuell 
fdurch  die  X-Strahlen    bestimmen    und    durch    die    entsprechenden    Eingriffe,    zuweilen    unter 
Leitung  des  Ocsophagoskops,  die  Entfernung  auf  unblutigem  Wege  vornehmen.    Wo  dios  nicht 
..glückt,  vird  mau  zur  Oesophagotomie  schreiten  müssen.    Man  hüte  sich,  Fremdkürper.  welche 
fm  Darm  eingeklemmt    sind    und  zu  Ilcuscrscbeiuungcn  führen,   durch  .\bführmittel  entfernen 
wollen,  welche  durch  die  Anregung  der  Peristaltik  nur  eine  festere  Eiukeilung  des  Fremd- 
körpers bewirken.     Hier  bleibt  nur  übrig,    sobald   als  möglich    die  Laparotomie  vorzunehmen. 
In  anderen   Füllen    bewirken    die  Fremdkörper,    da    wo    sie    der  Wand    des  Verdauungs- 
raotus  anliegen,    oder  sich  in  dieselbe  einbohren,  umschriebene  Entzündungen,  die  sehr  bald 
ieu  Chariikter  eines  Geschwürs  annehmen.     Greift  dasselbe    tiefer    und    frissl    sich   durch  diu 
fuscularis  und  Serosa  durch,    so  kommt    es    zur  Perforation  in  die  Nachbarschaft,   welche  je 
Dach  Sitz  und  x\rt  der  vorangegangenen  entzündlichen  Verklebungen  zu  mehr  weniger  schweren 
Volgcn,    meistens    zum  Tod    durch  Meiiia.stinilis    oder  Peritonitis   führt.     Ein   Prototyp  hierfür 
8t  die  durch  verschluckte  Knochen,  Kerne  etc.  bewirkte   Appendicitis  perforativa. 

Es  liegt  in  der  Natur  der  Sache,  dass  die  Stijrungen  und  schweren  Schäden,    zu  welchen 
lie  Fremdkörper  führen,  bald  ganz  acut,  bald  langsam  und  allmühlich  sich  einstellen  können, 
lervorzuheben  ist  noch  eine  Krschcinung,  die  man  als  Pseudo-Fremdkörper  bezeichnen  könnte 
(Ewald).    Bei  manchen,  besonders  bei  nervösen  Personen,  welche  z.B.  einen  spitzen  Knochen 
erschluckt  haben,    bleibt  ein  dauerndes  Gefühl,   als  ob  derselbe  in  der  Speiseröhre  fcstsässe, 
Druck.     Vergeblich    kann  man  dem  Betroffenen    durch  Eingehen    mit    der  Schlundsonde    die 
Jurchgängigkeit  des  Oesophagus   ad  oculos    demonstriren.     Dies    Gefühl  wird    offenbar    durch 
eine  circuinscriptc  Entzündung  und  Empfindlichkeit  hcri'orgcnifen  und  hört  erst  nach  längerer 
^eit  auf.     Besonders  .\crztc  sind    in    dieser  Beziehung  selbstquälerische  Patienten.     Zuweilen 
velingt  es,   den  Fremdkörper  unmittelbar  nach  dem  Verschlucken    durch    heftige  Würg-    oder 
Brechbewegungen  wieder  hcrauszurördern,  doch  kann  aus  den  gleichen  Gründen,  wie  .«ie  oben 
■Cr  die  Abführmittel    angegeben    sind,    die  Anwendung    eines  Brechmittels    nicht    angerathen 
■erden.     Am  meisten  empliehlt  es  sich,    eine  breiartige  Masse,  z.  B.  K-trlofTelbrei,   in  grossen 
Quantitäten  nehmen   zu  lassen.     Man    hat  wiederholt    gesehen,    dass    auf   diese  Weise    selbst 
kitzige  oder  gar    mit  Widerhaken    versehene  Gegenstände    eingehüllt    und   ohne  Schaden   auf 
llem  natürlichen  Wege  ausgeschieden  wurden.  Ewald. 

I  Fremdkörper  in  Harnblase  und  Harnröhre.  In  die  Harnblase  gelangen  Fremd- 
Körper  entweder  auf  den  natürlichen  Wegen  (durch  die  Harnröhre)  oder  durch  die  Blascn- 
kand  selber  hitidurch.  Die  crstcre  Kategorie  ist  die  bei  weitem  überwiegende,  es  handelt 
heb  hier  theils  um  Gegenstände,  welche  zu  Heilzwecken  eingebracht  werden  und  ilurch 
Bnglücklichen  Zufall  in  der  Blase  verbleiben,  tfaeils  auch  um  Einführung  von  Frcmd- 
pörpem  aus  Muthwillcn,  wesentlich  wohl  in  masturbatori.scher  Absieht.  In  erster  Linie  stehen 
abgebrochene  Katbeter-  und  Bougiestücke,  seltener  von  Metallinslrumenten,  meist  von 
ftcblechten  Kathetern  aus  elastischem  (iewebc  oder  vulcanisirtom  Kautschuck  herrührend;  es 
Ibigen  an  H.'iuligkcit  Haarnadeln  und  andere  Nadeln,  namentlich  bei  Weibern,  doch  sind 
Buch  die  abenteuerlichsten  (regenstünde,  Strohhalme,  Zahnbürstenstiele,  Tannenzapfen,  Thermo- 
■Dcter,  Schneckenhäuser,  Tuschpinsel,  Gummisehläuche.  Sehweincpenes,  in  der  Harnblase  ge- 
ninden  worden.  Eine  Einwanderung  durch  die  Bla.senwand  wird  namentlich  nach  Operationen 
kl  der  Umgebung  der  Blase  beobachtet:  Ligaturfaden  von  Ovariotomicn,  V'aginaliiatiouen  etc. 
Burchbrechen  die  Blascnwand,  und  gehen  mit  dem  Urin  ab  oder  haften  an  der  Wand  fest; 
buch  Stücke  der  Beckcnknochen  sind  auf  diesem  Wege  gelegentlich  in  die  Blase  übergetreten. 
Mlle  im  Blasencivum  liegenden  Fremdkörper  üben  einen  entzündlichen  Reiz  aus  und  sind 
keneigt,  d.is  Centrum  von  lucrustationeu,  meist  aus  pbosphorsauren  Salzen,  zu  bilden.  Es  ist 
nir  die  Therapie  entscheidend,  wie  weit  dieser  Proccss  schon  vorgeschritten  ist. 
V  Bei  frisch  eingeführten  Fremdkörpern,  speciell  bei  kurz  vorher  abgebrocheuen  Katheter- 
ptücken ist  es  oft  möglich,  sie  einfach  durch  Extraction  per  vi.is  naturales  nach  aussen  zu 
Bcrördcrn.  Unter  allen  Umständen  ist  eine  cystoskopische  Controle  anzurathen;  man  kann  .sich 
kuf  diese  Weise  leicht  über  die  Lagerung  der  Fremdkörper  orientiren,  und  wird  dabei  das 
Besetz  bestätigt  linden,  dass  Körper  von  einer  Länge  von  4 — 5  cm  sich  im  sagittalen  Durcb- 
besser  einstellen,  während  grössere  Stücke  die  (juerlage  einnehmen.  Mit  Lithotriptoren,  nament- 
lich den  kurzschnäbligcn  Kamasseuren,  kann  man  dann  den  Fremdkörper  in  geeigneter  Position 
Its-sea  und  extrahiren  —  wobei  freilich  die  schlechten  Katheterstückc  vielfach  wiederum  abbrechen, 
■och  genaueres  Arbeiten  erlaubt  dos  Nitze'sche  Operationscystoskop;  es  sind  auch  bestimmte 
bngenartige  Instrumente  angegeben,  die  das  Stück  in  die  richtige  Aw  drehen  und  gleich- 
■Bttig  genügend  fiiiren.  Fadenschlingcn  in  der  Uarublasenwand  von  Frauen  kann  mau  eben- 
Mlb  gelegentlich  auf  diese  Weise  einfach  ausreissen;  andere  Haie  sitzen  die  geknoteten 
■ebliugen  aber  sehr  fest,  und  man  muss  dann  die  Harnröhre  mit  Simon'schen  Speculis  erwei- 
■em  und  den  Faden  an  einer  Stelle  durchschneiden.  Bei  Weibern  erleichtert  überhaupt  die 
krgängige  Erweiterung  der  Urethra  oft  den  Act  der  Operation  beträchtlich;  mau  kann  sich 
■och  weiter  damit  helfen,  dass  man  von  der  Vagina  her  mittelst  Fingerdruck.s  den  Körper  in 
■ie  Längsaxe  drängt.  —  Manche  Fremdkörper  sind  zwar  leicht  durch  die  Urethra  hineiu- 
■egangcn,  nehmen  aber  in  der  TIarnblnse  eine  Stellung  ein,  die  ihre  Extraction  nicht  erlaubt, 
K.  B.  ilaarnadeln,  Pinsel.  In  solchen  Fällen  wird  man  sich  mit  Extractionsvcrsuchen  nicht 
blzulonge  aufhalten,  vielmehr  alsbald  sich  zur  Eröffnung  der  Blase  ontscbliessen. 


[PrPiuilkorpor 


—    342     - 


Diissclbo  gilt  für  alle  Fälle,    in    denen  bereits  Incrustation  oder  ?t 
ist.    Man  kann  dann  freilich  nooli  cinon  Versuch  maehen,  mittelst  des  L-  ^    n 

massen  zu  zertrümmern,  nm  dann  den  Fremdkürper  zu  fassen    —   auch    das    fuhrt  iim 
zum  Ziel,  uamentlicli  weil  Katheterstücke  etc.  durch  Inerustation   sehr  vträtidi^rt  ir.; " 
werden,    sodass  die  Hcrauszichung  in  toto  doch  nicht    mehr    gelingt.      l\, 
also  dann  die  Blase  durch  den  Schnitt  eröfTnen;  sind  die  Stücke  noch   ri 
.stirt  und  stehen  sie  in  der  Län);siue,  so  kann  der  Medianschnitt  genügen    —  in  «llra 
Füllen  kommt  nur  die  Sectio  nlta  in  Betracht.     Allemal  ist  besonders   d.nraaf  n  »fV 
alle  Fremdkürper  herausgeholt  werden  —  nicht  selten  zerfallen  die   eingo' 
Blase  noch  in  mehrere  Stücke  (namentlich  bei  etwa  früher  gemachten  Kxtr.t 
es  muss  eventuell  cystoskopiscb  untersucht  werden,  ob  nicht  Fragmeute  zuruilM^^LUJ 
die  wieder  den  Kern  grösserer  Steinbildungen  abgeben  können.     Haben  sich  nm  Lifi' 
Steine  gebildet,  so  wird  man  diese  bei  noch  nicht  übertriebener  Grösse  nach 
Urethra  und  Durchschneidung  des  Fadens  meist  im  Ganzen  herausbeffirdcrn   > 

Die  Fremdkörper  iu  der  Harnröhre  vordanken  ihre  Anwesenheit  •! 
den  Eingangs  aufgezählten  Bedingungen;  auch  hier  handelt  es  sich  «•  ■ 
gebrochene  Katheterstücke  und  um  ma.sturbatorische  Reizmittel.  Sehr  oft 
nur  Anfangs  in  der  Harnröhre  und  wandern  später,  in  Folge  der  unregelmässi;; 
von  deren  Musculatur,  io  die  Harnblase  hinauf.  Die  Chancen  der  Extraction  stiia  ua  >  p 
stiger,  je  kürzere  Zeit  seit  dem  Unfall  verstrichen  ist.  Es  gelingt  oft,  nach  rort>ehpr 
throskopischer  Controlc  oder  sogar  unter  Leitung  des  Urethroskopes,  die  FremdUrpci 
kleineu  Zangen  oder  Häkchen  zu  fassen;  freilich  reissen  auch  hier  namentlich  diu  «HM 
Katheterstücke  leicht  ab.  Manchmal  ist  es  von  Nutzen,  die  Stücke  bis  in  di«  B!i>' 
schieben  und  dort  zu  fassen.  Im  Allgemeinen  aber  ist  auch  hier  und  besonders,  »' 
nicht  mehr  um  ganz  frische  Fälle  handelt,  vor  allzu  vielen  Manipulati--  ■  '■  - 
inneren  zu  warnen  und  eher  zur  üretlirotomic  zu  rathen.  die  jedenfalls 
nisse  setzt.  Eine  sehr  harmlose  Art  von  Urethral-Fremdkörpern  kommt  ^■:i..t-.i' 
Endoskopie  zur  Beobachtung,  indem  VVattestücke  von  Tupfern  abgleiten  und  in  dir  li. 
stecken  bleiben  —  sie  werden  meist  mit  dem  Harnstrahl  herausgespült. 

Eine  sehr  wesentliche  Prophylaxe  gegen  Fremdkürper  in  den  tieferen  Hamwrt'^ 
der  genauen  Katheterprüfung;  man  soll  kein  Instrument  benutzen,  das  durch  la::^-" 
und  oftmaligen  (iebrauch  seine  Elasticität  eingebüsst  hat.  posM.i 

Fremdkörper  in  den  weiblichen  üeoitalien.  Die  Reichhaltigkeit  do- '- 
solcher  Fremdkörper  erklärt  sich  daraus,  dass  sie  aus  den  verschiedensten  Motivm  «b 
werden.  Meist  finden  sich  i'rcmdkörper,  Pessare  und  andere  Instrument*,  die  » 
peutischen  Zwecken  vom  .Vrzte  oder  von  der  Patientin  in  den  Genitalcanal  gtbniM 
Eine  zweite  Gruppe  bilden  diejenigen,  welche  zur  Selbstbefriedigung  eingeführt  wnta 
dritte  solche,  die  zur  Einleitung  eines  criminellen  .Abortus  Verwendung  finden. 

So  mannigfaltig  die  Fremdkörper  sind,  so  findet  man  dieselben   doch  immer  hiuJj 
z.  B.  Haarnadeln  in  der  Scheide,    im  Uterus    und    in    der  Blase.      Als  CJuriosa   mbfi 
werden,    doss  Hofmeier    neben    einem   Pomadenli^pf   einen  Maiküfer    in    der  Vo^ot 
doss  Bazzanelle  ein  Trinkgl.as  nach   lOjährigem  Liegen  mit  der  Zange  entfernen 
dass  Haverkamp  einen  Pfcifenkopf  cxtrahirte,    der  10  Jahre    gelegen    hatte    nnd  rU 
in  die  Blase  gedrungen  w.ir.     Die  Krankhcitssyniptomc  sind  sclbstverst.^t 
nach  .^rt  und  Sitz  der  Fremdkörper.    .\m  bäuligsten  begegnen  wir  alten   ü  •■  Pi 

die  aus  Unachtsamkeit  Jahre    lang    in    der  Scheide  gelegen  haben,    ohne  j«  ^enJiijt  a 
Schliesslich  führen  übelriechender  Ausfluss  und  Blutungen  zum  Arzte.     Denn  durrh  da 
Druck    und    die  Unsauberkeit    kommt  es  zunächst  zu  Abschürfungen   der  Scheidfn» 
und  später  zu  UIceratiouen,    die    denen    eines    Carcinoms    äusserst    ähnlich    sind     Es 
völlige  „EinwnclisungcD"  der  Pessare  durch  Umwucherung  von   Granulationen  und 
Blasen-  und  Mastdarra-Scheidenlisteln,  unwillkürlicher  Harn-  und   Koth.ibgang. 

Die  Therapie  besteht  natürlich  in  der  Entfernung  der  Fremdkörper  und  in  da' 1 
der  Complicationen.    Oft  sind  die  eifigrcifcndsten  Operationen   notlng,    besonders  ' 
jahrelangem  Liegen  der  Gegenstände  der  Inlroitus  v.iginae  senil  verändert 
oder  Mastdarmlistcin  gebildet  haben.     Besonders  schwierig    liegen    die   V. 
von  criminellem  Abort,    wo  die  Gegenstände  dircct  in  den  Uterus  gebracir.    vs 
da   in    die  Tuben    oder   in    die  Bauchhöhle   gelangen    können.     Hier    ist   sei; 
Laparotomie  erforderlich  gewesen.     Freund  z.  B.  war  dazu  genötliigt  und  fan'i  >u 
und  in  der  Bauchhöhle  je  ein  Stück  einer  zerbrochenen  Ha.irnadel.     Steffeck  fitnb*' 
der  Bauchhöhle  das  abgebrochene  Zinnrohr  einer  Klysticrspritze,  das   mit  <■   —  "  ■■     - 
hatte    eingeführt    werden    sollen,    aber  abgeglitten  war  und  das  hintere 
forirt  hatte.     Die  Durchleuchtung  mit  Röntgcn-Strahlen  ist  ein   neues  Miu<.i. 
Fremdkörpern  genauer  festzustellen  und  so  die  Operation  zu  erleichtern.     S- 
hausen  gelang  es  z.  B.,    durch    zwei  Aufnahmen    als    die  Ursache     von  Blas*iiui'.i— » 
Haarnadel  in  der  Blase  einer  Dame  nachzuweisen  und  mit  Glück  zu  extrahtnn. 

flIflÄl 


i»mdkÖrp«>r 


—     348     — 


frfvnf 


ipper) 


Frcmdkiirper  im  Auge.     Besonders  exponirt  für  den  Eintritt  von  KremJkörpeni  ist  in 
Folge  seiucr  eigenthümlicben  Lage  das   Auge.     Man   muss   unterscheiden ,   ob  Fremdkörper  in 

■  den  Conjunctivalsack,    in  Cornea  und  Sciera*  oder  in  das  Augcninnerc  gedrungen  sind.     Bei 
[der  Emptiudlichkeit  des  Organs  können  selbst  kleinste  Schädigungen  Bedeutung  haben. 

Im  Conjunrtivalsack  liegen  die  meisten  Fremdkörper,  Kohle,  Eisensplitter,  Holvssliiekchcn, 
häulig  nur  lose  an,  sie  suchen  als  Ruhepunkt  gewöhnlich  die  obere  oder  untere  Ucbcrgangs- 
llalte,  falls  sie  sich  nicht  anderweitig  festgeklemmt  haben.  Häufig  schwemmen  die  rcflectorisch 
1  erzeugten  Thränen  die  Körper  aus  der  unteren  Falte  in  den  Ductus  uaso-lacrymalis  und  iu 
[die  Na.se.  Vielfach  hat  der  Patient  durch  die  vcrursaelitc  Entzündung  d;tnn  kurze  Zeit  noch 
jdiLS  Gefühl  der  Fremdkörper.  Es  genügt  eine  Ektropionirung  der  .\ugenlider,  um  den  Körper 
Izu  finden  und  eutfenien  7-u  können.  Nur  in  der  oberen  Uebergangsfalte  entzieht  er  sich 
]  zuweilen  der  Beobachtung;  leichtes  Spülen  mit  physiologischer  Kochsalzlösung  oder  d.is  Her- 
[susschiebcn  mit  dem  DavieTschen  JjöfTel  sind  erfolgreich.  Nur  sehr  selten  dringt  der  Fremd- 
Ikörper  in  das  Gewebe  ein,  dann  wird  das  [leraussehneiden  erforderlich.  Das  Volksinittel, 
1  »tüchtiges  Schnäuzen",  soll  nützlich  sein  lür  den  Abzug  kleiner  Partikel  in  den  Ductu.s  n.iso- 
j  lacrj-malis.  Reiben  sowie  heftige  Augenbewegungen  bewirken  hiinlig  Schädigung,  weil  scliarf- 
tltautige  Körper  Conicalverletzungen  machen  können. 

In  die  Cornea*  selber  dringen  nur  scharfe  kleine  Splitter,  welche  eine  grosse  Geschwin- 
Idigkeit  haben,  ein. 

Dringen  die  Körper  ins  Innere  des  Auges,  so  können  sie  dort,  falls  dies  aseptisch  gc- 
Lscbieht,  lange  Zeit  ohne  Keizerscheinung  verweilen  (Leber).  Meistens  ist  dies  nicht  der  Fall, 
|«s  treten  Iridochorioiditis*  oder  PanOphthalmitis  *  ein.  Es  kommt  vor  Allem  darauf  an,  mög- 
■liebst  schnell  den  Fremdkörper,  der  oft  schwer  zu  erkennen  ist,  zu  entfernen  und  .\ntiphlügo»e 
lanzuwenden.    Stets  ist  bei  Iridochorioiditis  mit  drohender  Erblindung  das  Auge  zu  enucleiren 

■  oder  Resection  des  Sehnerven  zu  machen,  um  eine  sympathische  Erkrankung  des  unverletzten 
^Auges  zu  verhindern.    Bei  Eisensplittern  wendet  man  den  .\ugenmagnet*  an.     okbeff. 

Fremdkörper  im  Ohr:  Dieselben  sind  auch  im  Hinblick  auf  die  Therapie  in  todtc 
[und  lebende  zu  trennen.  Erstere  findet  mau  am  häufigsten  bei  Kindern,  denen  es  besonderes 
[Vergnügen  bereitet,  sich  alle  möglichen  Dinge,  wie  Erbsen,  Bohnen,  Obstkerue,  KafTeebohnen, 
Vkleinc  Steine,  Perlen,  Knöpfe  ins  Ohr  zu  stecken,  sehr  viel  seltener  bei  Erwachsenen  und 
[switr  hier  fast  nur  bei  solchen,  welche  sich  wegen  Juckens  die  Oehörgangswände  mit  festen 
iKörpern  zu  scheuern  lieben,  wobei  ihnen  mitunter  ein  Stückchen  im  Ohre  abbricht  oder  bei 
solchen,  die  sich  gegen  Zahn-  resp.  Ohrenschmerzen  ein  Stück  Kampher,  Knoblauch  oder  die 
[sogenannten  Magnetpilleii  u.  A.  m.  ins  Ohr  stecken. 

Gehörgaiig.     Bei    todten  Fremdkörpern    gelingt    die  Entfernung    meistens    durch    cin- 
Lfaches  Ausspritzen    des  Obres;    diese   schonendste  Methode  ist  zunächst  immer  in  Anwendung 
I  j!u  ziehen,  vorausgesetzt  dass  dabei  nicht  heftiger  Schwindel  eintritt.     Die  Gefahr,  das  Corpus 
[alienum  mit  der  Ohrenspritzc*  weiter  in  die  Tiefe  zu  stossen,  wird  vermieden,  wenn  ihre  Spitze 
I  mit  einem  1  cm  weit   überragenden    weichen  Gummidrain  bekleidet  wird  (Lucae).     Vortheil- 
haft  ist  es,    die  Ohrmuschel    beim  Spritzen  nach  oben,  hinten  und  aussen,  bei  Kindern  unter 
\&  Jahren  nach  hinten   und  aussen,  kräftig  vom  Kopfe  abzuziehen  und  bei  ungeberdigen  Kindern 
den    Kopf    durch    einen  Gehülfen    gut    fixircn    zu   lassen.     Sicht  man    bei    der  Obrcnspiegcl- 
untersuchung  zwischen  Fremdkörper  und  Gehörgangswänden  eine  Spalte,  so  ist  es  zweckmässig, 
I  den  Strahl  der  Spritze  dorthin  zu  richten.     Bei    quellbaren  Fremdkörpern,    wie   Erbsen,    Boh- 
I  nen  etc.  Oel  oder  Glycerin  statt  abgekochten  Wassers  oder  2proe.  Borsäurelösung  zu  benützen, 
in  der  Absicht,  einem  späteren  Aufquellen  der  Fremdkörper  vorzubeugen,  ist  unnöthig.    Denn 
die  nach  dem  Spritzen  im  Ohre  zurückbleibeude  Menge  Wasser  ist  zur  beträchtlichen  QuelUmg 
der  Fremdkörper    zu    gering.     Eine    eventuelle   Quellung    kann    man    durch  Anwendung    von 
Glycerin  oder  Alkohol  wieder  rückgängig  machen.     Ist  das  Corpus  alienum  fest  in  den  Gehör- 
1  ({»"g  eingekeilt,  so  genügen  zu  seiner  Entfernung  nicht,  wie  sonst  fast  immer,  1  oder  2,  viel- 
mehr sind  hier  häutig  10 — 20  Spritzen    notbwendig.     Auch   muss  man   in   solchen  Fällen  viel 
^tärker  und  mit  einer  mögliehsl  grossen  Spritze    spritzen.     Nach  je  6 — 8  Spritzen    thut    m.in 
gut,    mit    dem    Ohrenspiegel    nachzusehen,    ob    das   Corpus    alienum    wenigstens    etwas    nach 
aussen  gerückt  ist,  und  in  letzterem  Fall  ruhig  weiter  zu  spritzen.     Will  es  in  einer  Sitzung 
durchaus  nicht  gelingen,  den  Fremdkörper  herauszuspüten,  so  wiederhole  man  die  Ausspritzung 
Am    nächsten  Tage,    nachdem  man  inzwiachen   durch  Auflegen    einer  Eisblase    aufs  Ohr  oder 
Application  von  Blutegeln  in  derUmgebung  desselben  die  etwa  vorhandene  cntzündlicheSchwellung 
der  Gehörgangswände  zu  bekämpfen  versucht  hat.    Natürlich  ist  ein  solches  Hinausschieben  der 
Entfernungsversuche  nur  dann  statthaft,  wenn  weder  Fieber  noch  Ccrebralsymptome  bestehen  und 
I  Patient    ausser    während  des  Ausspritzens   und  unmittelbar  danach  keine  Schmerzen  im  Ohre 
empfindet.    Anderenfalls  muss  man  den  Fremdkörper  sofort  instrumenteil  entfernen.    Dies  .ibcr 
darf  nur  in  der  Narkose  geschehen.   Selbst  bei  narkotisirten  Patienten  muss  man  Kopf  und  Hände 
durch  Gehülfen  fixiren  lassen,  weil  man  sonst  bei  einer  unvorhergesehenen  Bewegung  des  Nar- 
>  kotisirtcn  Gefahr  läuft,  ihm  eine  Verletzung  zuzufügen.     Mit  Pineetten  und  Zangen  können  ein- 
gekeilte Fremdkörper  niemals  entfernt  werden,  weil  kein  Raum  vorhanden  ist,  ihre  Branchen  ein- 
zuschieben.    Am  besten    gelingt   die  Extraction   mit  einem   schlanken,    stumpfen,    stäblemcn 
,  Bäkcben,   welches    unter    Leitung    des    Stirnspiegels    zwischen    Gcbürgaogswand    und    Fremd- 


FriedrSlel 


[rnkta 


körpcr    vorsicbtig    hindurchgcsphoben    und,    sobald    man    hinter    letzteren    »npeUrf:  u  . 
glaubt,  so  um  90"  gedreht  wird,  d.iss  der  abgebogene  Theil  des  Häkchens  beim  Z«r<:t. . 
dea  Fremdkörper  herausbefijrdert.     Mit  Kücksicbt  auf  die  grossen   Gefahr«»,   v<lck(  Mt  ■  1 
für  das  Hürvermügcn,  sondero  auch  für  das  Leben  des  Patienten  bei   der  ExtractiiiM  Vt0^  ' 
sollte  diese  nur  mit  der  grössten  Vorsicht  am  besten  von  geübter  Uand  vorgE-uoaiafS  ••- 
Schliesslich  sei  erwähnt,  dass  die  Hornknöpfe  der  Notizbleistifte,  sowie  Glas-   und  Mttiilp- 
wenn  ihre  Oeffuung  dem  Ohreingang  zugekehrt  ist,  zweckmässig  iu  der  Weise  ejtnlBrt  t- 
dass  man  ein  2  Zoll  langes,  angefeuchtetes,  entsprechend  dickes  Laminariastähcheii  nr 
in  sie  einführt,    etwa  ';,  Stunde    darin    lässt    und    nun,    wenn    d.-is    auft 
Stäbchen  von  dem  Fremdkörper  eng  umschlossen  ist,  aus  dem  Ohre   her 
bei  der  fest  aufsitzende  Fremdkörper    herauskommen    muss.     Ist    derselbe    > 
seine  instnimentcllc  Kntfernung  einem  erfahrenen  Ohrenarzt  nicht  gelingt,  so 
und  knorpeliger  (iehürgang  theilweise  abgelöst,   von  dem  knücherneu   (Jehörj 
vorgeklappt  werden  (Schwartze).     Uebrigens  machen    todtc  Fremdkörper  i 
schwerden  oder  Gefahren,  selbst  wenn  sie  20  oder  30  Jahre  im  Gebörgn: 
nervöse  Refleierscheinungcn  verursachen  sie  nur  in  verschwindend   seltenen    i 

Lebende  Thiere,  Küchenschaben,  Flöhe.  Wanzen,  Fliegen,  kleim 
larven  etc.,  sind,  bevor  man  sie  durch  Ausspritzen  entfernt,  zunächst  zu  t 
dies  meist  so  schnell  wie  möglich  geschehen.  Sie  bewirken  nämlich  durch  'i 
und  -kriechen  auf  Trommelfell  und  Gehörgangswänden  oft  sehr  erbebliche  Be~ 
Schmerzen,  wie  namentlich  sehr  heftige  Geräusche.  Die  Abtodtung  geschiel 
indem  man  dem  Patienten  in  liegender  Stellung  das  Ohr  mit  Gel   oder  Alkol> 

lorvcn  im  Ohre  lödtet  man  am  besten  durch  AnfUltung  des  Gehörgangs   mit  T.;;, -    £ 

egel  durch  Anfüllung  desselben  mit  Salzwasser. 

Hat  mau  einen  Fremdkörper  aus  dem  Ohre  entfernt,    so  ist  sofort   festiust.-üfn    "b  *iä 
andere    darin    sind.     Dies    geschehe    mittels    Ohrenspiegelnntersucbung.      S01 
unter  Leitung  des  Stirnspiegels  ist  nur  in  denjenigen  Fällen  statthaft,   wo  in    1      „  , 

instnimentellcr  Eitractionsversuche  eine  sehr  starke  Verschwelluiig  des  (tehörgaoges  od«»» 
nulationsbildung  entstanden  und  hierdurch  der  Fremdkörper  verdeckt  ist. 

Ist  der  Fremdkörper,  wie  es  nicht  selten  geschieht,  von  Cerumen  unabüllt,  so  wird  ob 
ein  Cerumiualpfropf*    behandelt 

Bei  kleinen  im  Trommelfell  festsitzenden  Fremdkörpern,  2.  B.  Getreidekörneni,  w* 
man  am  besten  ab,  bis  durch  Suppuralion  eine  spontane  Lösung  erfolgt  und  die  Ffrniift''J« 
von  selbst  in  den  Oehörgang  fallen,  aus  welchem  sie  dann  leicht  ausgespritzt  werdeo  Itf- 

Fremdkörper   in   der  Paukenhöhle  lassen  sich  zuweilen  ebenso,     wie  die  im  Gfk-'j« 
befindlichen  durch  Ausspritzen  des  Ohres  oder  Extraction  mit  dem  Häkchen  entfernen.   '•• 
dies  nicht,   was  hier  viel  häutiger  vorkommt,    als  bei  denjenigen  im  Gehörgang,   sii  kit; .  - 
versuchen,   sie    durch    die  Lufldouche  oder  forcirte  Wasserinjectionen   durch  den  in 
eingeführten  Katheter  von  innen  her  aus  der  Paukenköhle  herauszubetördcrn.    Nichr 
zur  Entfernung    von  Fremdkörpern    aus    dem  Cavum  tympani,    sei  es   von   au 
innen  her,  die  vorherige  ausgiebige  Erweiterung  der  Tromraelfellpcrforation  h 
ganzen  Trommelfells  und  des  Hammers  erforderlich.    Lässt  sich  der  Fremdkörpir   . 
durch    die    oben    angegebenen  Methoden    nicht    herausberördem,    so    kommt    iio<.'l 
weiterer   operativer  Eingriffe  in  Betracht,    welche  den  Zweck  haben,    dem  einzuiülir^a 
strument    leichteren  Zugang    zum  Fremdkörper    und    für   die  Extraction    des    letzter«*^ 
grösseren  Kaum    zu    schaffen,    wie    die    partielle  Ablösung  und  Vorklappung  der  Obi 
und  des  knorpligen  (iehörg.ings,    die  Abmcisselung    eines    kciirdrmigen  Stückes    der 
knöchernen  Gehörgangswand,  die  operative  Entfernung  der  ganzen  lateralen  Paukeabü! 
sammt  Hammer  und  .Ambos,  die  Aufmeisselung  des  Antrum  mastoideum  bezw.  die  sd{ 
„Kadicaloperation".     Es    ist    zu    beachten,    dass    hierbei    lebenswichtige  Theile,    Dora 
Carotis,   Jugularis,  Facialis,    verletzt  werden   können.     Die  Operation   muss  aber  unvei 
geschehen,  da  Fremdkörper  im  Cavum  tympnni  das  Leben  des  Patienten  bedrohen 

Eine  besondere  Stellung  unter  den  Fremdkörpern  der  Paukenhöhle  nehmen  diejcoigtu« 
welche  beim  Niesen,  Schnauben,  Husten  und  Brechen  durch  die  Tuba  Eustacbii  in  di«  PmV" 
höhle  gelangen,  wie  Staub,  Schnupftab.ik,  Secret  aus  der  Nase,  dem  Rachen  und  den  Bof 
rationsorganen  im  engeren  Sinne,  Speisepartikel,  Blut  uud  Galle,  ferner  Fiii-.^w.i.,  1 
mitunter  beim  Ausspritzen  der  Nase   oder  beim  Aufziehen    aus  der  Hobi 

trompete  in  das  Cavum  tympani  gelangen.     Dieselben  erregen   häuGg  Mr_. zi 

-entzändungen,  welche  entsprechend  zu  behandeln  sind.  Ebenso  verhalt  es  si«h  aii 
Schädigungen  der  Eustachi'schen  Ohrtrompete,  welche  auch  in  gleicher  Weise  «ntsi 
Stücke  von  schadhatten  Bougics,  welche  in  der  Tuba  abbrechen,  bleibea  hier  sitKii 
werden  unter  heftigem  Würgen  wieder  ausgestossen.  ,    jiooBM 

Friedreieh'sche  Krankheit,  Ataxie  hereditaire,  Hereditäre  Ataxie.    Die  Sna 

der  Hurt'ditat   bei   dieser  siK'riollen  Form  der  Ataxie  ist  deshalb  liprcchtigt.   weil 
vielen  Fällen  nachweislich  mehrere  Geschwister  von  dem  Leiden  befalleu  wenJe« 
weil    d:isseibc    übcr^viegond  häufig  im  Kiudesalter  auftritt.     Allerdings  l&sst  »ick ' 


•[Frledreieh'selie  Krankheit  —    345    —  Friedreich*sche  Krankheit] 

directe  Vererbung  nur  ausnahmsweise  durch  ehi  jrlei<"h!irtig('s  Leiden  bei  den  Verfahren 
beweisen;  häufiger  dagegen  findet  sich  eine  ner^•öse  Belastung  der  Kitern  in  Fonn 
anderer  nervöser  Erkrankungen,  wie  Epilepsie,  Hysterie  und  anderer  Formen.  Uebrigens 
tritt  sie  auch  zuweilen  ganz  sporadisch  auf.  Wie  bei  anderen  hereditären  Er- 
krankungen ist  im  Auge  zu  behalte»,  dass  bei  belasteten  Individuen  ndativ  geringe 
Reize  den  krankhaften  Zustand  hervorrufen.  l''ür  die  Ueurtlieilung  der  Erkrankung 
ist  es  von  Wichtigkeit,  dass  sie  überwiegend  häufig  in  d(!r  Zeit  vom  siebenten  bis 
zehnten  Lebensjahre,  in  abnehmender  Häufigkeit  bis  in  die  I'ubertät.sjahre,  und  nur 
ausnahmsweise  nach  dieser  l'eriode  auftritt.  Gleichmässig  werden  Knaben  und  Mädchen 
davon  befallen.  Man  wird  auf  die  Krankheit  durch  die  ersten  Syuipt<uni>  aufmerksam. 
Ohne  dass  bestimmte  allgemeine  P^rscheinungen  vorangehen,  werden  die  ersten  Zeichen 
der  Ataxie  beobachtet,  die  gewöhnlich  in  den  unteren  Extremitäten  lieginnt  und  in  lang- 
samem Verlauf  die  oberen  Extreniitätt^n,  sowie  den  Humpf  und  Kopf  ergreift.  Uie 
Abnalime  der  Intelligenz,  welche  nie  bis  zur  vollkommenen  Verblödung  führt,  ist 
keine  constante  Erscheinung  und  zeigt  sich  nur  in  späterer  Zeit  unil  in  höherem 
Stadium.  Die  Art  der  Ataxie  ist  weniger  diT  Tabes,  als  der  cerebellaren  Ataxie 
ähnlich,  richtiger  eine  Mischfonn  zwischen  dieser  un<l  der  tal)ischen  Ataxie.  Der 
Gang  ist  plump  und  breitbeinig,  das  Stehen  unsicher,  und  Schwanken  bis  zum  Fall«> 
kann  eintreten.  Selbst  beim  Liegen  im  Bette  kommiMi  spontane  Zuckungen  in  den 
Extremitäten  vor,  die  sich  auch  auf  die  .Musculatur  des  Halses  und  Kopfes  erstrecken, 
sodass  auch  zeitweise  ein  der  (Chorea  Uhnliches  Bild  (Mitsteht. 

In  den  oberen  Extremitäten  si(4it  man,  wenn  dieselben  in  einer  gleichmässigen 
Position  festgehalten  werden  sollen,  ungeregelte  /uckende  Bewegungen  eintreten, 
ein  Verhalten,  welches  l''riedreich  als  .statische  .Ataxie  im  (Gegensatz  zu  der  reinen, 
locomotorischeu  Ataxie,  welche  bei  der  Tabes  vorkonnnt,  bezeiclnu^t  hat.  .Nyst;igmus 
wird  auch  häufig  in  der  Art  beobachtet,  dass  er  bei  .seitiiciten  Stellungen  der  Augen 
eintritt.  Sprachstörungen  derart,  diuss  die  Sprache  schwerfällig  und  undeutlich  ist, 
werden  ebenfalls  beobachtet.  In  späten  Stadien  tritt  eine  Schwäche  der  unteren 
Extremitäten  hinzu,  die  schliesslich  bis  zu  fast  vollständiger  l.iihniung  führen  kann. 
Wie  bei  der  Tabes,  verschwindet  gleichzeitig  tler  ratellarreflex,  dagegen  werdtMi 
Sensibilitätsstörungen  auch  nach  sehr  langer  Dauer  des  Leidens  nicht  sichtbar  und 
gelangen  nur  vereinzelt  zur  Beobachtung.  I^lasenlähmuiigen  gehören  nicht  zum  Bilde 
der  Friedreich'schen  Ataxie  und  kommen  nur  vereinzelt  vor.  l'upillenstarre  mid 
0]iticusatrophi«(,  sowie  Augenniuskellähnumgen  W(;rden  nicht  beobachtet.  Der  ge- 
wöhnliche Verlauf  ist  ein  ausserordentlich  langsamer,  erstreckt  sidi  auf  mehrer«; 
Jahrzehute,  bis  die  Kranken  schlies-slich  an  intercurrenten  Krankheiten  zu  (üunde 
gehen.  Der  Schwere  der  Symptome  entspricht  der  pathologisch-anatomische  Befuntl. 
Es  findet  sich  regelmässig  eine  combinirte  Degeneration  der  Hinter-  und  Seitenstränge, 
in  letzteren  Strängen  be^ionders  der  KU.'inhirnbahncn.  Eine  Betheiligung  des  Khun- 
hirns  ist  in  manchen  Fällen  gefunden  worden;  dass  dieselbe  abi'r  regeiiniLssig  vor- 
handen sei  (Senator),  wird  von  anderer  Seite  (F.  Schultzej  bestritten. 

Dem  tro.stlo8cn  Verlaufe  der  Friedreich '.sehen  Krankluüt  gegenübtsr  ist  eine 
radicalc  Therapie  noch  aussichtsloser  viv  häufig  l)ei  d<n-  Tabes.  Bei  letzterer  ist  man 
wenigstens  in  der  Lage,  durch  antisyphilitische  Behandlung  zuweilen  ein  günstiges 
Resultat  zu  erzielen,  während  bei  der  Friedreiihschen  Krankheit  die  Sy|»hilis  als 
aetinlogisches  Moment  auch  in  Form  der  hereditären  Lues  keine  Rolle  zu  spielen 
scheint  und  deshalb  eine  antiluetische  Behandlung  nutzlos  sein  miLSS.  Allerdings 
wird  man  in  der  Diagnose  praecise  sein  müssen,  weil  manche  Formen  iler  hereditären 
Lues  des  Nervensystems  eine  gewisse  Aehnlichkeit  mit  der  hereditären  Ataxie  dar- 
bieten. Gelegentlich  wird  das  Jodkaliuni,  wie  bei  anderen  degeneratix  en  Processen, 
einen  gewissen  Nutzen  ausüben  können  und  daher  versuchsweise  anzuwenden  sein. 
Dagegen  muss  eine  gute  Diaetetik  immerhin  im  Auge  behalten  werden,  (jerade  beim 
üeginue  der  F>krankung  werden  kräftige  Diaet,  Vermeidung  von  starker  körperlicher 
luid  geistiger  Anstrengung  von  Nutzen  sein.  ICs  wäre  sicherlich  auch  bitir  angt;- 
bracht,  systematische  Uebungen,  wie  sie  bei  der  Tabes  von  Fränkel  mit  gutem  Er- 
folge angewendet  worden  sind,  einzuleiten.  Dazu  kommen  roborirende  Mittel,  Eisen, 
Chinin  und  das  in  vielen  Fällen  als  nützlich  bel'undene  Arsenik.  Es  verlohnt  nicht, 
alle  Mittel  anzuführen,  welche  ähnlich  wie  bei  Tabes  und  hier  leider  nutzlos  in 
Anwendung  gezogen  worden  sind.  Man  nuiss  sich  in  der  Kegel  darauf  beschränken, 
den  Kranken  eine  aufmerksame  Pflege  zu  Theil  werden  zu  lassen.  joixy. 


fFriedricIiroÄl' 


—     ??4ß     — 


Frl<'drIchroda,    SlUiltclioii    im  n'jnlwrslllrhi'n  Thoilc    Jfh  TMringrr  WitMpü,    rini!rnim  von   ' 
NaiJi-l»a!iIfrh  fioJerklrn  Bergnn  «logfbfli.  4&0  ni  Iioch.  Lttrt-  unil  TorrainkarorC      Mittlere   T' r 
Juli  Ih.V,   Auffusl  17.1.   .SeptembDr  lU.i",    relative  Feuebligkvit  in  Jeu  SommermonAlen  71  — r~   r'- 
diii  SonnK^rfrieelieii  Orofi-  und  Kleln-Tibari,  Kabiri,  NonDrnberir  und  Vi  D*t«rl>>rii'>' 

Wl  HJl  tt. 

Friedricfashall    in  Sncbsen-Meiningcn  mit    einem    unter  anderem   184G  von    I 
Lielireii'h   aiialysirten  Bitterwasser.     Die  letztere  Analyse  ergab   eine   Zun 
auf  Kosten  der  Sulfate.     Neuerdings  ist  dort  eine  andere  Quelle   erbolirt   w 
einer  Analyse  Bernhard    Fiseber's    nahezu    die    gleiche    Zus.immensci. 
LiebigVhe  Untersuchung  ergab,    zeigt    und    seit  1894  aussehliesslich     in    ' 
ist.     Die  Gesammtmcngc  der  festen  Bcstandtheile  betrügt  25,G4,  darunter  ti; 
trium-,    5.9G  Magnesium-,    0,74  C'aleium-,  0,17  Kaliumsulfat,  7.31    Natrium-,  4,7: 
Chlorid,  0,0072  Magnesiumbromid,  0,23  Kohlensäure.    Das  Wedriehshaller  W.issfr 
sich  von  aiidt.rcu    Bittcnriissern  durch    hohen  (lehalt  an  Natrium-   und   M.tl" 
ist  deshalb  für  den  längeren  Gebrauch  besser  geeignet     Ks  hat  eine   abfüli; 
sehe  Wirkung,  steigert,  ohne  das  .\llgcmeinbelinden  zu  stören,  den   Appetit  uu'J 
günstige  Bceiullussung  des  Umsatzes  der  Albumiuate  den  Stoffwechsel. 

FrltlllarlS  L.     PHanieiigattung   ins  der  Firn,  der  Liliaeeae*,   ünterfam.  Li  lieae,    ntehntTcm .. 
Liliuin.     Pip  .ScUui'poniwioliel    treibt    »"iliRn    kräftigen  Scliaft  mit    qnirlig    g(*nlherten   Bl«i- 
oder  tranbijf.  mit  ^lürkigem  Peri^ron.    im  Oniiiiic  mit    gru!<)ien  Nelttar^traben.     Von   ^twa   W)    ■ 
nKttäi)e1t*n  Zone  bei  ans  cultirirt:   F.  imperialin  L-,  mit  i'uUi^elher  /.wiebel  (Rutbua    Coroiia- 
iu  IVrsien,  Ka^bmir  und  Afglianislan.     F.  Tbumbe  rgiana=  Liliutu*  Tlni  la  berieia  n  u  lu  U, 

Fritjllaria    iiDperlalift  I...    Kaiserkrone.  zi;iehn(*t  ^ieh  diirf.b  einen    hesond^nf   im   Bnlbo«    itari-- 
>u«.    Ibr  San  entblllt  in  0,0D— 0,1^  |iCt.  Impertalln.    Fritillaria  ist  ein  Hortglll;  sie   wird  sbniirb  *>  ' 
nU  Furgativuni  und  Diureticam   1>ei  Hjdropsien  angewendet.     ILre  pbarmakod^namisehi-n    Cigwae^liafln  •' 
naher  Ktadirt  zn  werden.     Fritillaria  Tbumbergii  Miq.  Ut   in  Cliiua   als    l*ei-itiu    ico^mu  hJkmmmü  ^ 
(ielenlist^linierien  im  ».»ehrauoh. 

Imperittlin,  Csjllti.NO«.  kryKtulli^irt   in  farblosen  »tark  bitter  schmeckenden    Prt*men.  wekb*  ia  l 
Aether,  Heucol  löslich,  in  Walser  nnlOslich  sind.    Schmp.  l'M°.    Seine  ChlorwaaHerstuffverblnUang  let  ui  Wu^a 
Alkaliul  iDslieb.     Dan  AlkaloTd  lelieinl  Tonugaweiso  ein  Hengift  in  aeio  (Fragoer). 

J 

Frostbeulen,   Perniones,    sind    duicli   Kfiit<>    hervorgerufene    rhronisc!u>  Knirin 
|)roc(;ssi>,    die  .sieh   bi'siuidr.Ts    bei  elilorotischen  Personpii    zeigen     und    in  Form 
blaurothen  bis  duiikflhhiufn  verschieden  grossen  Knoten  an  den  H:Inden  und  Vb 
scltfiicr  ;iii  den  (Ihren  und  «h-r  Nase  wilhreiid  der  kälteren  Jahreszeit  und  desWi' 
uuftrcten    und   in  der  Wfinne    ein    unangenehmes  Brennen    und  Jucken    vemr 
Bei  der  Behaiidltnig  spielt  die  Proidiylaxe  eine  wesentliche  Rolle:    bei  Cblorou- 
muss  durch  eiits()rechcn(le  MaasMuthnien  die  DisiKisitinn  gemildert  werden.     Zu 
neigende  Personen  müssen  liereits  im  Hfrlist  an  den  exponirten  Stellen  wann  . 
sein.     Kinreibuiigf'n  mit  l.nnnlin  siinl  licsiinders   bei  trockener  Haut  nüt.'i 
ist  durch  MiLss.ige  die  ('in-ulation   in  den  Händen  und  Fü.ssen  zu   steigern. 

(legen   Frostbeulen    i.st    eitio  Uiizaht    von  Mitteln    empfohlen.      Einreibunim 
.ibsoluti^u)  Alkohol.  K;nn[)hiTS|)iritus,  ferner  heisse  Saiidliäder  bringen  bis'.\ 
Nutzen.     Hau])tsächlich  gchingen  zur  Aiiwi'iidung  Kini>inselungen   mit  .(ndti. 
glyeerin,    .iodeoHoitiiim,    Teriieiitimilcollodiuni    (10  p("t.),    K:uiipheröls,alben  (10|tli 
stärkere  Ichthyolsalben;    tias  Collodinm  und  .seine  genannten  Compositioneu 
sieh    ebenso   wie  Hlei-  und     Zinko.\ydpl1aster    als    Druckverhand    zwecktniLssi( 
pinselungon    und    Anlegen    der    Pflasterstreifen     müssen    in    centrijMjtaler 
vorgenommen    werden.     lÜe  !>.'ilp<'tersäure    ist    in    den    verschiedensten   Foniim 
Anwendung   gekommen,    .so  als  Zusatz  zu  l'iissbädern,    in    der    t'  ' 

((ilyceriii  ;in,n,  feinst  gepulverter  Tniganth  0,35  werden  bei  Wji-- 
delt  und  mit  Penibalsjim  0,5,    Kampher  0,1,   Tinctura  Opii  croc^tu  0,J  und  )ui'- 
jodid  0,tl  vermischt)  oiUt  als  Kinpinsehiiig;  es  ist  zvveckuiä.ssig,  eine  ÜOpri«' 
zwei  Mal  täglich  einzupinsnln  und  darüber  eine  indilTerente  S.ilbo  aufzutngej 
die  Frostbeulen  stark  ;iusgi.'bildet,  so  können  sie  sich  in  Frostgesch w  «re, 
exulcerans,  umwandeln,    llann  kommen  leicht  ätzende  Salben   besonders  inii  H*'' 
stein  zur  Anwendung,  eventuell  Touchiruugen  mit  Höllenstein;  aus.serdt«m  au.*trocki» 
Pulver,  .Toilofomi,  Aristol,  Kuro])heu  ii.  tlergl.  Bei  geringer  Tendenz  zur  Heilung  enipi'i*! 
es  sich,  die  (jesehwüre  mit  dem  Tlirrmo-  oder  (i.ilv:uiokautor  zu  verschorfen  la  «itfi*l 

SAAUTUt 

FmclitsSfte.     Die    wässerigen    Extracte    mancher   Obstfrüchte:   Citronen,   llirabeerfu, 
Knibeeren  u.  A.,    die  für  sieh    oder  unter  Zus.atz  von  Zucker    eingedickt    vrcrdcn.   *'td«  < 
Fruchtsäfte  oder  Gelees  Verwendung.     Unter  Zusatz  von  Wasser,  als  I  »i 

sie  wohlschmeckende,  sehr  beliebte  Getränke.    Ks  enthält  Citroncnsaft  ca.  7  i 
Zucker,  Himbeersaft  ca.  1  :  40—60,  Kirschsaft  ca.  1 :  52,  Erdbeersaft  ca.  1  :  00. 


Unter  Zuckrr  ist  der  Trauben-  und  Rohrzucker  des  Saftes  plus  dem  zugcsctztrn  Kobrzuckcr 
KU  verstehen.  Ausserdem  enthalten  die  Fruchtsäfte  charakteristische  Pflanzensaureu  resp. 
deren  saure  Salze,  sowie  aromatische  Substanzen  (Fruchtacther).  Die  KniehtsSIte  sind  wegen 
ihrer  erfrischenden,  kühlenden,  durststillenden  Wirkung  ein  beliebtes  Genussmittel,  in  ({rössercr 
Menge  wirken  sie  diuretisch  und  den  Stuhl  befördernd.  In  lieberhaften  Leiden  ohne  Durebfnil 
giebt  man  sie  in  Wasser,  Selterswasscr  oder  in  einem  anderen  Sauerbrunnen. 

MUNK. 

rnchtzncker,  d-Fructose,  Laevulose,  CcH,iO«,  begleitet  den  Traubenzucker  in  den  meisten 
'  sü.ssen  Früchten,  bildet  im  (iemisch  mit  gleichen  Theilen  des  letzteren  Invertzucker*.  Die 
Kcindarstellting  aus  diesem  ist  wegen  der  geringen  Kryslallisutionslahigkeit  der  Fruclusc 
schwierig,  mau  benutzt  deshalb  hienu  die  Uydrolyse  des  Inulins*.  Fruchtzucki;r  entsteht 
ferner  bei  Oxydation  von  d-Mannit  und  d-Sorbit.  Synthetisch  ist  er  von  E.  Fischer,  als 
erste  der  bekannten  Zuckerarten,  erhalten  worden.  Fruchtzucker  krystallisirt  aus  alkoholischer 
Lösung  in  harten,  wenig  hygroskopischen,  was.serfreieu  licbildon  des  rhombischen  Systems, 
aus  concentrirteu  wässerigen  Losungen  in  wasserhaltigen  Nadeln  von  der  Zusammensetzung 
2C(|IIi2Üg  -4-  H,0,  Schmp.  95",  ebenso  sü.ss  wie  Rohrzucker.  Er  ist  stark  linksdrehend,  und 
da  dieses  Drehungsvermögen,  dessen  Gr6.sse  Übrigeos  von  der  Temperatur  stark  abhängig  ist, 
grösser  ist  als  das  entgegengesetzte  des  Traubenzuckers,  so  weist  auch  der  Invertzucker 
Linksdrehung  auf;  er  hat  eben  von  diesem  üebergang  der  Rechtsdrehung  des  Rohrzuckers  in 
Linksdrehung  seinen  Namen  erhalten.  Durch  Bierhefe  wird  Fruchtzucker  leicht  und  vollständig 
Tergohrcn;  einige  Hefearten  wirken  langsamer,  andere  schneller  auf  ihn  ein  wie  auf  Trauben- 
I  sucker.  Fehling'sche  Lösung  reducirt  er  schneller  wie  Traubenzucker.  Mit  übcrschü.ssigem 
Phenylhydrazin  liefert  er  dasselbe  d-Pbenylglycosazou,  das  aus  d-Glucose  uud  d-M.innose 
entsteht;  durch  Reduction  und  Behandlung  des  entstandenen  Osarains  mit  salpetriger  Säure 
gelangt  man  dann  zur  Fruotosc  zurück,  die  auf  diese  Weise  auch  aus  Ulucose  erhalten  werden 
kann.  Mit  Essigsäureanhydrid  in  Gegenwart  von  Cblorzink  entsteht  ein  Pentaacetylderivat, 
CB^OU)  ci'i  zähes  Harz,  das  in  Chloroformlösung  schwach  rechts  dreht.  Durch  F^inwir- 
kung  geringer  Säuremengen  auf  die  concentrirte  wässerige  Lösung  wird  Frucht- 
zucker in  dextrinartige  Körper  verwandelt:  durch  Reduction  mit  Natrium- 
amalgam liefert  er  annähernd  gleiche  Mengen  d-Haniiit  uud  d-Sorbit;  durch 
Oxydation  mit  yuecksilbcroij'd  in  Gegenwart  von  Barjthydrat  wird  er  in  Glykol- 
säure  und  Trioxybuttersäure  gespalten. 

Wie  aus  der  letzten  Reaction  hervorgebt,  ist  Fruchtzucker  im  Gegensatz 
zum  Traubenzucker  eine  Ketii.se.  Auf  Grund  der  Darlegungen  E.  Fischer's 
muss  mau  ihm  die  nebenstehende  Conügurationslormcl  zuschreiben. 

«t'IEOEL. 

^raeh^ebort,  Partus  praematurus,  nennt  man  die  vorzeitige  Unterbrechung  der  Schwanger- 
schaft von  der  28.  Woche  ab.  Je  näher  dieser  Grenze  dieselbe  eintritt,  desto  mehr  deckt 
sich  ihre  Behandlung  mit  der  des  Aborts'.  Bei  wiederholten  Frühgeburten  ist  Verdacht  auf 
Syphilis  gerechtfertigt. 

STEFFECK. 

■chBin,  der  am  längsten  bekannte  Anilinfarbstoff,  ist  ein  Gemenge  von  salzsaurem,  oder  essig- 

<  saurem,  selten  salpeters.iurem  Rosanilin  und  Pararosauilin.    Dass  aus  Anilin  durch  Einwirkung 

Ton  Oxydationsmitteln  FarbstofTe    entstehen,    hatte  si-hon  Runge  beobachtet.     Zur  FarbslofT- 

bildung  gehört  aber  toluidinhaltiges  Anilin  (A.  W.  Hofmann).    Das  erste  technische  Product, 

das  hierher    gehört,    war  das  Mauvanilin  Pcrkin   (IS.'iß):  den  Namen  Fuchsin  enthält  zuerst 

eine  Patentbeschreibung  von  Verguin,  welcher  das  Anilin  mittelst  Zinnchlorids  oxydirte.    Die 

Untersuchungen    von  Bofmann,  Rosenstichl,  E.  und  0.  Fischer    haben  die  Constitution 

des  Fuchsins  und  der  zahlreichen  sich  davon  ableitenden  Farb.stofre  aufgeklärt.     Darnach    ist 

Pararosauilin  als  Triamidotriphcnylcarbinol  zu  betrachten:  1,  während  das  Rosanilin  an  Stelle 

einer  Amidophenylgruppe  einen  Amidotoluylrest  enthält:  II.    Bei  der  Salzbildung  verschwindet 

der  Sauerstoff   aus    dem  Moiccül,    indem    das  Rosanilin    wie    eine  anorganische  Base  sich  mit 

I  Säuren  unter  Austritt  von  Wasser    vereinigt.     Nach  der  jetzt  fast    allgemein    angenommeoea 

Li\nscbauuug  hat  beispielsweise  das  salzsaure  Rosanilin  die  Constitution  III. 


I 

CO 

I 

OH-C-H 

I 
H-C-OH 

I 
C-OH 

I 
CH^OH) 


H- 


HO 


■  C— CjHjNHj 
\C,H,NH, 


II 


/CH4XHJ 
HOC-C,II,NII, 


\< 


.H< 


'II, 
NH, 


llf  /CANH, 
C-CH^NII, 
1\C.U,/CH, 

! \NH, 

\C1 


Die  Oxydation  des  toluidinhaltigen  Anilins  (Rothöls)  wurde  früher  allgemein  durch  Arsen- 
I  säure  bewirkt,  welche  zu  arseniger  Säure  reducirt  wird.  Daneben  kam  die  Oxydation  durch 
LKitrobeDzol  auf,  welche  jetzt  das  erstere  Verfahren  fast  vollständig  verdrängt  hat.  Die 
pBedenken  gegen  dos  Arsensäureverfahren  lagen  weniger  in  dem  Arseugehalt  des  Products,  der 
[l)ei  rationeller  Arbeit  sehr  gering  blieb,  als  in  der  Gelahr  für  die  Arbeiter.  Das  reinste  Fuchsin, 
ab  Diamantfuchsia  bezeichnet,  bildet  prachtvolle  aneiuaudergelagerte  Tafeln  von  kanthariden- 
grüner  Farbe  und  lebhaftem  Glänze,  die  sich  in  Wasser  mit  rein  rotber  Farbe  ohne  Blaustich 


[Fuchsin 


—     848     — 


lösen.    Der  Farbstoff  hat  grosse  Verwandtschaft  zur  thicrischeo 
der  Beize  bedürfeD,  um  ihn  zu  fixircn. 

Durfh  Rfrl\ictionsmittel  geht  der  Farbstoff  unter  Verlust  des  Sauerstoffa* 
lose  Verbindung,  das  Leukanilin  (Trianiidotriphenylinethan  bezw.  Triamidodi] 
über,  welche  durch  geeignete  Oxydationsmittel  wieder  den  Farbstoff  liefert.     >:■  'ntis 
Fuchsinlösung    z.  B.  durch    schweflige    Siiurc.     Die    so    erhaltene     farblose     Lösuoji 
empfindliches  Reagens  für  Körper  dienen,  welche  wie  die  Aldehyde   leicht  S.aufr     ' 

FuCUS   L.     PflanzcnKattunf:    au*.    tWr  AttMu'ilunp    der  Braun-  otler  ScHwa  '  h  ;t  e  o  p  Ii  >  '- 

eeael,  Typu«  )U<r  ilurcli  die  liüclM'nlwirk»*lton  Gi'scbleehtHorKano    au^t'  ;    Faniilio    ■'. 

CüideaeJ.     Die  F-Artcn    piml    lii*'    j;*''"'''"*'^'*"  Tangpflanxrii    der  »><t-    '  ■  ■•     nii*l    w»'- 

KUsteii  allerwlrtA  in  ffrosüt-n  Mpii|t;i'n  aut>|{ewnrf^n.     F.  Ten  1  e  u  lotf  u  a  L.,  dtr  ltii^ontan)(.   Um 
erbten-  bis  bghncngroA^pn  lufUiulti^'fn  BlaAon  dos  laubit;en,  diehotoio-Ti*rxw«*i^en  Thallu«.  d" 
Arten    aur  Jodbernitung.     F.  sorraluH  L.,    kenntlioli    durrh    den  ^eH&gtou  Band     tictr  Thfcllu-^«.,.,-^- ■• 
Pharmallologon    bexeiehneten  alle  Meeresalgen    mit   dem   Namen   Kueu<«:    »)  beispielsweise   Fneos  erl«^»  =  tli 
drus*  crtspns  Lyngb.,  F.  amylaceus  ^^  Agar*  liefernder  Tanif. 


FuCUHOl,  O5H4O,,  der  Aldebjrd  der  ,VBren<«:lileIms>are,  isomer  dem  Fnrfarul*,  entMekt  I>«i  der  |le«tillatva  *•  I 
atgen,  Moiif^eit  nnd  Flechten  mit  verdünnter  Scliwereliffture  (Stenbouse).  Eä  Kiedet  bei  171— 172*.  kaltei 
Oew.  I.I.MI  li>'i  U.fi"  und  IDst  sicli  in  14  Tli.  Wasser  ron  ia°.    Es  rirbt  sich  mit  Salulore  grOn. 

srnsoa 

Fuered    am  Plattensee   oder   Balatonf uercd,    im  Comitnte  Zala    nicht    veit    von 
135  ni    hoch,    Mineralbad,    Binnensecbad,    Luft-,    Molken-    und  Traubenkurort.     Kliat 
milde.     Luft    rein    und    von    mittlerer    gleiehmiissiger    Feuchtigkeit.      Von    den    dnü 
Eisensäuerlingen  enthalt  die  FraDZ-.insefsr)uelle   1207  cem  freie  Kohlensäure,  0.011  ßx 
0,829  Calcium  ,  0,108  Natrium-,  0,04  Magnesiumcarbonat,  0,7«.^  Natriumsulfat,  0,091  Nilr 
Chlorid.     Das  Wa.sser  wird  getrunken,    in  Nachahmimg  der    siebeiibiirgischen   Spieg^'lh*}«! 
kalten  Miueralwasserbädern,  zu  Wannen-  und  Sitzhiidern  verwandt.     Sodann   k<>mii)«n  Bii 
im  Plattensee    und    mit    gewärmtem  .Seewasser,    auch  Dampfbäder    in   Betrarht.     I>4» : 
Wasser    gleicht    nach    der  Analyse    (0,1   Magnesium-,    0,07    Calcium-,    0,06    Natriumcarb' 
einem  schwachen  Säuerling.    Am  Ufer  setzt  sieh  ein  sehr  leincr,  zum  gros.seD  Theil  auüKin 
panzern  von  Diatcm;iceeu  bestehender  Schlamm  ab,  welcher  zu  E!inreihuiig«a  rrnnudt  < 
—  Zu  den  Molkenkuren  dient  Schafmolke. 

Die    Indicationen    erstrecken    sich    auf  Anaemie,    Katarrhe    der  Athmuugs-   an4  Td 
dauungsorguQC,  Uuterlcibstaseu,  Ncrveukraukbeitcn,  Kheumatismus  und  Gicht. 

\irCnjinM  { 

Fniliailes  rtes),    Flecken    Im  Drpt  GanI,    130  ro  boeli,    mit  U°  warmen  erdigen  Uunllrn  (n,(i.iT9    frvie  C»bl 
I,k:!:i  Citleiuiü-,  \>,^^b\^  Magntisiumbiearhunat,  U,2ni:;  Calcium-,  O.ä.tOil  HagnesiiinisnirKt). 

W. 

FoinArlA  Tourii.  Pflanxcngattungroit  etwa 40  Arten  aus  der  Fun),  der  Ku  m  ar  i  acflfce*.  Krtlehto  einB«iaig«) 
r  i  II  al )»!... ,bei  uun  al^l'u  kraut  mit  aierlicben  ruHenrotlieu  UlQt  bentrau  bell  verbreitet.  Tio«  aar  Itlutheawilgva 
derselben  Wi  aU  Herba  Furo.  fErdraucb-,  OrindkrauT.)  in  mt^hrere  PUarinakop.ten    aur^i'nQtiimen       (inr  b«i 
trügt  doppidl  liederr-ebiiittige  bUulicbgrUue  Blatter,  kleine  duiiki.drothe.  gespornte  4btMttorigi*  Itlnthen  Kitt  1 
Kelthhlutlern  in  blattgegiMiRtHiidigen  Trauben.     Frisch  riecbt  das  Kraut  widrig  narkutiAch    und  fMÜlmecAl, 
troknet.  nnangenehin    saUig-bitterlioh.    Es  cuthAlt  Knmarskare,    das  AlkaloTd  Fumartn    und  «vr9«llir^a«  * 
l'lilorkaliam.  Koliuiostilfat  o.  s.  w.  H, 

Der  frisch  ausgcpresste  Saft  der  jungen  Pflanze  wird  als  salinisch-bitterej  Mittel  m  M 
lingskureii    zu   30 — 50  g  iiro  tloüi  ad  100  g  pj-o  die   angewendet.     Sonst    ist    d.is    g«.-!»* 
Kraut  im  Infus  oder  Decoct  (10,0—20,0:  100— 1.50  g  Goiat.)   und  xu   Visceral klystierw 
Plethora  abdominalis    und  verschiedene    ehrouiscbo  llautaffectionen  empfohlen.  '  Fraii«r  ' 
Sirupus  Fumariae  (ei  succo  recentc)  und  Kxtractum  Fumariae  in  Gebrauch.         xwran. 

Pnmarin,    ein  AlkaluTd    unbekannter  Zuifumroensetxung,    kry^tallisirt   aus  absolutnn   AI\..}]"1    i« 
seobftleitigen  oder  monoklinen  .SUuIen,  ncbmcckt  bitter,    ist  nnlUslich  in  Aetber.    wenig   ]■■ 
Alkübol,  (Ibloroform.  Benzul.    In  Vitrtolol  lOst  es  sieh  mit  dunkelrioletter  Farbe.     Die  >  . 

Fumarsarc,  C,H,(i,  =  (1  Ojllj    CH  =  CH(COiH),  bildet  mit  der  isomeren   MaleVn  .._;.    _..    _L.aM«e- 

der  der  ungesilttigten  T'-Üicarbousliuren.     Sie    findet    sieh  auch    in    anderen  Pflanzen,    besonders  Sa  PU«^    1*^ 
MaleTnsAure  entsteht  sie  beim  Krbitxeti  von  Aepfelsäare: 

(C0,H|CH(0H)    CIl^COiHj  =  H,0  +  (CO,H)  ■  CH  =  CH(CO,K). 

Es  i^obt  femer  eine  gante  Anxahl  synthetischer  Bildungsarten.  Bei  raschem  Erkalten  coa««iitnftef  Livf* 
scheidet  sie  sieh  in  feinen  Nadeln,  aus  weniger  coneentrirton  in  derben,  sackigen  Spiesseo  mh,  IM  MM  tav 
sie.  ohne  vorher  zu  schmelzen,  im  Wesentlichen  anxersetzt  verflachtigt  werden,  bei  linljerer  Temftcrstw  Ittt  Jrt* 
theilwciser  Verkobtung  Spaltung  in  Wasser  und  MaletnsSureanbydrid  ein.  In  Woseer  ist  Fumorvl«**  mkr  «4** 
Idslich ;  die  LOsnng  wird  nicht  von  Barytwasser,  aber  noch  in  .sehr  grijs^ter  VerdUiinunf^  Tun  SilbvroitrsX  nfl^ 
Durch    Natriumamalgam     wird    FuroarsUuro     zu     BernsteinsUoro     rcducirt ,     mit     Brom  wasser-  '  ' 

Urumbernsleinslture,  beim  Erhitzen  mit  Wasser  im  geschlossenen  Kohr  Aepfelganrv.     Bei  dies- 
sie  sich  ebenso  wie  HaleTn.'^iure.     Bei  Oxydation  mit  KaliumpcnuAnganat  giebt  sie  TrmubeasiLu...   -„.... 
«iore  in  die  joner  stereoi^omere  inactive  WeinsKure  tibergeht.  ~" 

Ks  sind  vielfache  Versuche    gemacht  worden,    die  Isomerie    der  Fomar-    nnd  Maletns&nre   ond    ihr»  • 
üebergHnge    in    einander    auf   dem  Boden    der   Stmctnrchemie    za  erkl&ren.     Heute  ist  fast  oltiraMeili  4m  »^  '*^ 
t'Uuf  f- Wislieen  US' Ttieorie  beruhende  KrklRrung  angenoramen,  nach  welcher  sich  beide  tf^vren  dttnA  IM  i^^ 
liehe  Orappirnug  der  Ilydroxyl-  und  Carbüxylgruppon    um  diu   beiden    durch    doppelte  BindanK  lenfalriliA  | 
BtolTatome  unterscheiden.    Man  hätte  darnach  zu  unterscheiden:  — 

H-C-C(»jH  H— C- 

I.  cis-Fonn  |{  II.   cis-trans-Form  n 

H-C-CO,H  CO,H-ö— I 


Im»« 


^umaria 


—     349     — 


Furunculose] 


V»  nun  ftlteiin  die  Mttlcfnsiuro  oin  Anhjrflnd  bildot,  wufUr  ofl'unhsr  die  ConllgurAtioti  I  KlluiiKBcr  iMt.  and'^rur- 
Tuii  den  freien  SIriron  die  Fumarsliure  die  besUndigere  ist,  wiu>  Hlr  die  tiymiiietrl»<*be  CoDllgurfttion  II  äprtebl, 
rtbeilt  man  der  Famaniftiiro  die  ciB-trans-Forn,   welche  dinacb  «uch  die  Beceichnung  foioarold  fuhrt,    und  der 
IkTeTn^Anro  die  cis-Fonn,  daher  nach  malcTnoIde  genannt. 

SPIEGBL. 

narlllCPaB*     rSanzenfaniilie  au»  der  (irdnnng  der  Rbooadinae.     Rlltter   etark  zersohtitxt,   BIQthen  inonosym- 
[  nietn.sch,  2zilhli^,  mit  eigenartig  gruppirten  Staubbllittcrn.    Hierher  Fnmaria*  Qud  CorjrdaliR'. 

M. 

Bgi,  Pilzr.  von  Laien  Scbwänime   genannt,   sind  die  durch  den  Mangel  des  Chlorophylls 

gekennzeichneten  Thallophyten.     Den  Gegensatz  zu  ihnen   bilden  die  durch  Chlorophyllgehalt 

nckeunzeichneten  Algen*.     Die  Fungi  sind  auf  die  Ernährung  aus  Fäulnissubstanzcn  (sapro- 

phytischc  Ernährung)  oder  auf   die  Ernährung  durch    die  Stoffwechselproductc  lebender  Orga- 

Dismen  (schmarotzende  Lebensweise)  angewiesen.    Die  Fortpflanzung  geschieht  durch  fortgesetzte 

Zweitheilung  (Schizomycetcn,  Spaltpilze)  oder  durch  ungeschlechtlich  erzeugte  Sporen  (Konidien, 

iBasidiosporen),  seltener  in  Folge  eines  Oeschlechtsactcs  (Zygomycetes,  Saprolegniaccae.  Asco- 

Viuycetcs  z.  Th.),  der  aber  nicht  immer  fiir  die  Bildung  von  Sporen  obligatorisch  ist  (Zcuguugs- 

Lterlust,  Apogamie).     Anatomisch  zeichnen  sich  die  Fungi  aus  durch  den  Mangel  der  Gewebe- 

Ibildung.     Ihr  vegetativer  Körper,  das  Mycel,    besteht  aus  einfachen   oder  verflochteneu  Fäden 

](Hyphen),    die  jedoch  zu  charakteristisch    gestalteten  Fruchtkörpern    zusammentreten    können 

^utpilze,  Baucbpilze  etc.).     Die  grösseren  essbaren  und  die  giftigen  Pilze  gehören  meist  den 

ossen  Abthcilungcn  der  Basidiomyceten  und  Askomyceten  an:  zu  letzteren  gehört  Claviceps 

)urpurca'.     Zu  den  mikroskopischen  Pilzen  gehören  die  Bakterien*.     Durch  ihre  Konidien- 

bildung  verrathcn  sich  die  überall  verbreiteten  Scbimmelarten,  besonders  Arten  der  Gattungen 

Lspergillus  und  Pcnicillium  neben  den  mit   kugeligen  Sporangicn    au.sgestattctcn  Arten 

Ider  Gattung  Mucor.     Von  weitgehendster  Bedeutung  sind  die  Oährungspilze  (Hefen)  aus  der 

^Gattung  Saccharomyccs*.     In  der  Httercu    pharmnkognostischen  Literatur  pflegte  man  alle 

cbräuchlichen  Pilze  mit  dem  Gattuugsiinmen  Fungus  zu  belegen;   so  Fungus  chirurgorum 

Sr  Polyporus  fomeutarius,  Fungus  Laricis  für  Polyporus  officinalis. 


M. 


rol,  Fnr 

-CH 


C5H1O,,  auch  Fu  ran  ald  fb  )' d  (ccnnnnl.  dorAldchrd  iji^r  HriMw-HrbleimsSure,  nnt^telit  boi  der  Ein- 
__   -  -„  Wirkung    mll^üig    concRntrirtcr  SchwofoUaure    auf  Kciblehydratf.    »ufh    lici    »iolen  Dostilfations- 

I  II  TorgUngen,  ittt  daher  im  gewOlinlichen  FuifelQI  enthalten.     ¥1*  M  eiiH'  farhlo$i>,  an  iler  Luft  ^ieh 

II  I  bräunende,    naeh  BittormandelJlt    und  ZimratOl    riechende  FlUssigkolt.    .Schmp.  IbP,    flpee.  Uew. 
10!        JIC-COH      I.ICW«    bei  l.l.S''.  bei  13»  in   II   Th.  Wasser  IBslieh.     Es    rodui-irt   Silberoiyd    unter  Bildung  Ton 

\/  BrenKfiehleimslure,    xerftttlt  mit    HlkoholiKcbeiii  Kali  in  diefip  und  Furfuralkohol.     Reim  Erhitxen 

mit  Cyankaliomlffttung  wandelt    es    sieh    in    diu    polyraere  FuroTn  CiüH^04  um.     Wird  selbst  aus 
|(tark  rerdnnnler  wluserig«r  L".<nng  durch  Pbooylhjdrajin  gefHIlt.  SPIF.OEL. 

Bei   Frftsehen  bewirkt  eine  lujeetion  von  0.1  motorittche  L&hroang  und  Erl5sehen  aller  Reflexe,  itowie  .Siütirang 
I4er  Herzbewegang  nach  sinkender  llerithatigkeit   durch  Beeinflussung  der  Heraganglien.     Ein  sebeintodter  Zustand 
Itann    tagelang    dauern,    wahrend    rjlykojiurie    beobachtet     wird.     Die    Fr^tache    der    Wirkung    ist    centraler    Natur, 
f  lukelllihmang   zeigt    sieh    auch    hei  AVarmbltUem,    wKbrend  Hvrz    und  Atbmung    weniger  leiden.     Local    wirkt  es 


I  Anaeatheticom*  dolorosum. 


LIEBREICH. 


incnlose.  Das  gleichziMtige  Auftreten  oder  die  schnelle  Folgte  von  mehreren 
j  Furunkeln  JiintiT  t-in.iniii'r  wird  als  Funuiculosis  h^bituali.s  hezcichnet  nnd  ist  ein 
liäus-serst  ((ufilfndes  und  lustiges  Leiden.  Leider  ist  es  die  si>hr  h;lufi,s;e  Fnl{;e  einer 
lerstcii  Furnnkelbildung,  auch  ohne  n;iehweisb;ire  eonstitiitionelle  Krkrankung.  Am 
|Iiüufig.sten  ist  Oiabctes  die  Ursache  <ler  habituellen  Furunculose,  jedoch  iiius.s  betont 
Iwerdeii,  dass  auch  umgekehrt  Melliturie  oft  nach  Furunculose  sich  einstellt.  Aber 
[auch  Scroftilose,  Typhus,  Syphilis,  chronischer  Magenkatarrh  und  chronisclitw  Mageu- 
igeschwfjr  können  zur  symptomatischen  Furunculose  Veranlassung  geben.  Es  scheint 
uogar,  dass  jede  Form  von  localer  Kiterung  unter  Umstünden  selbst  nach  Ahlauf  der 
Iprimriren  Krankheit  zum  Au.sbruch  dieses  Leidens  disponirt,  sei  es,  d;is.s  die  dabei 
}  besonders  virulenten  Kokken  die  Haut  iiliersäeii,  sei  es,  diuss  die  Gewebe  durch  das 
kAllgemeiiileiden  in  einen  Zustand  verringerter  Widerstandskraft  versetzt  werden. 
Hm  Allgemeinen  scheint  es,  als  wenn  die  Ktahliniug  eines  einmaligen  Funmkels  die 
>Hautporen  (hn-ch  .Medicamente,  Verbandstofre,  Entzündung,  mangelnde  Mautathmung, 
Idaueriitle  Teniper.'iturerhöhung,  verstärkte  Schweissbildung  etc.  weiter  als  normal  ge- 
lstaltet, und  duss  hierin  der  (irund  gegeben  ist,  warum  in  der  Umgebung  eines  primären 
1  Furunkels  so  oft  secundäre  Furunculosis  ausbricht.  Daraus  ergiebt  sich,  dass  man  die 
lumgobende  Haut  eines  I'rimärfunmkels  sehr  sorgfältig  zu  schlitzen  hat.  Am  Besten 
ke-tchieht  dies  durch  Austrocknung  derselben.  Es  hat  sich  hier  ilie  Serumpa.ste  als 
Ibesonders  schutzreich  erwiesen,  aber  auch  mit  Lassar'scher  P:iste,  Schwefelpulver 
(Scharff),  erreicht  m.an  diesen  Schutz.  Auch  (^uocksilberpraeparate,  am  besten  in 
ra88crl6slichen  Medien  .ingewandt  (Schi ».»ich 's  Pasta  peptonata  cum  HydrargjTo), 
Reisten  gute  Dienste.  Bei  sichtbar  weiten  DrüsenAfTnungen  und  dichtem  ILiarfollikelstand 
Qpfehien  sich  2  stilndlich  angewandte  Waschungen  mit  Alkohol  absolutus  resp.  Aetlier 


[FuniiM'uhtsp 


—     350     - 


KumM 


sulfuricus  (hViiersgcrahr!),  um  die  Lumina  tlor  Priisfii  uiul  »lit' Haarschriilrn 
frri  von  rctinirtpin  Hniittalg  7.11  nrlialten.     Alle  Hit'so  M.issnnhinen  birxl  anwfo4kr| 
<ier  unraittellian-n  l'infiobiiiifr  drs  iiriniärf-ii  Furunkfls  in  einer  Ansdehiiuiif  vim  1 
15  ein  im  rmiireis.    Kvontiicltc  Puslcln  »ifrnintitisi-Iicr  Natur  sind  stets  sehr  v<rrf4 
zu    cTöflnon    uimI    mit    ;ilisii!utcm    Alkohol    auszurnibon.      In    Füllen   ah<T,  *« 
scheinlicli   ein    allgemi'iiics  l.ciitcii  der  l'uniiicnlost'   /.u  CJrundc   lieg't,     mu« 
diese  mehr  local-prophylaktischc  Tin>r:ii>ii;  v<ir  dir  Fii'liandlung  dos  (Inuidöbi-li 
treten.     So  wi-il  andfrsartij^c  h"it('ruriK''H  in  I^ctrarlit  kommen,    niüss«-n  iliesri 
auf  das  Sorgfall iftsti'  licbamlidt  wirdiMi,  denn  hiii  gutuin  Zustand  auch  oitvrs*c«miT 
Wunden,    bei    nötbiger  SaidiiTkcit    brini  Verbandwechsel  namentlich,    bw  Vr 
des  uniiöthigen  reberflicssens  oder  lifsi-biiiiercns  intactcr  Hauttlärhen  mit  dtm  Wa 
secret     i»flef;t    liiese     I'orin    der    l'"nniiiciib)so    sicii    nicht    ein/U-stellen.      Bei 
Infectionen    (Endomelritis,     Em|>yeiii.     Aii^riiia    IVillicuIaris,     Peritonsillitis    ab 
eiterigem  Blasen katarrb)  sind  elicnf.iHs  nicht  selten  allgemeine  Furnnkelpniptiowii| 
stark  gesrlnvKi'liten  Leuten    vfirhanden    niui    dient    dies   Verhaitniss   zur  Lehir, 
den  kleinsten  Kingrifl'  iiMter  allen  ('antelen  der  Asepsis  vorzunehmen.      Eruptiim  1 
.Magenge.selivviir  und  nudtijile  tuberöse,  snbcutaue  rurunculose  kr>nnen  den  glfichin f 
lischen  Urs]inui5;  liabeii    und  .steht  diese  Kiitsteliunf,'siirsaclic*  der  Funmculosn  mitl 
Mastitis  iiaeli  l'uerperinm  oder  .\t)r>rt  ganz  auf  gleicher  Linie.   In  beiden  Fällen  ulJ 
[irimiire,  wenn  aucli  leichtere  Inrectiou  dfs  Hudiimetriuuis  nel>st  capillarer  Thrnmlmpl 
■  litis  [ilexi  Uterini  und  capilbirer  Kinbolie  wahrscheinlicher,   als  die  auch  von  Ablfd 
angezweifelten  iuHcirlen  .Mnmilhirschnmilen    resp.  die  primären    Infectionen  der  f 
rdier  den  ruruitkeleniptinnen.     Audi  en-  un<l  epidemische  Furnnculose  ist  bcok 
wurden.     Ks   giebt  eine  ["indelhaiis-FuruncuIo.se,  eine  echte,  Krankenhaus-Funuin 
eine  Funinculose   der  Wärter    nnd  Wärterinnen,   ja  eine    .solche  der  Aer/te.    Ij 
die    localen  prnphylakttschen  Mnssnaiimen  im  Stich,    so    bleibt   nichts  übrig.  il»i 
.\nwendung  vnn  Vollbädern  (Suiiliinat  l:]r)(K)(i).  Verabfnlgnn^  von  Arsen,  allp 
Ininictionskuren,    Schvvefelbäiier,    resp.   Aachen,  Nenndorf,  Lenk,  Karlsbad,  Mi 
bad,  Kissingen,  haben  namentlich   bei   zu  (irunde  liegenden  Verdautmgsstönmp«  1 
gastrischen  Katarrhen  oft  ansgezeichnete  Wirkung.  ~<iiinri 

Fnrnnkel.     Hi-i  der  Vielgestaltigkeit  der  circumscripten,    kuglig-herdfortnisr  Inrali« 
Zellgi'Webseiternng  der  Flaut  und  des  rnterhautfettgcwebes  kann  eine 
nition  des  Begriffes  „Furunkel''    nicht    gegeben    werden.     Theils   hai  • 
ausgedehntere  Sterafm'mon,  d.  h.  eitrige  Talgdrüsenentzündungen,   theils  um  Seh« 
drüsenvereiterung,    theils    um   nekrotisirende  Haarbalgentzöndung,     theils    um 
subcutane  Nekrosenbildung,    deren    rein    enilxdische   resp.  dyskrasiscbe  Natur  in 
wahrscheinliciier  wird.     Allen  diesen  Formen  ist  aber  nnatoniisch  gomcinsout 
centrale    eitrige    Schmelzung,    welche    sich    als    eine  Se(|uestration  nnd  Ao'wt» 
eines  iiu>rtificirten  Gewebestückes  kuiulgiebt.     Hieses  tipwebestück   kann  der  Ha 
die  llaiitdnise,    ein  subcutanes  Fettläpi>chen  sein.     l)as.selbe  bildet  stets  die 
Zone    der    Kntzündung,    während    die    rings  hernm  etabtirte    RitndzeUiufiltntico.  I 
(jewebeverhärtuirg,  der  eutziindliche  Wall   die   eigentliche  Keaetion   de«  ti^-Hi-b«! 
den  Reiz  der  centralen  Mtirlifiration  darstellt.     Diese  letztere,  die   r.  •infi 

Herdes,  bildet  sich  sjjontan  nach  Au.sstossung  des  „I'ropfes",  d.  h.   d. 
Ciewebestiickes,  znfiiik.     I)araus    erklärt    sich    die   Seltenheit    der  Progredieni  1 
circumscripten  l'hlegnume,   scvwie  die  Seltenheit  pyaeniischer  AllgenieininfectioD 
l'"uniiikel,    von    weicher  jedoch    gewisse  Localitäten,    wie    vornehmlich    die  Lip 
wichtige    Ansnahnien    bedingen,      fter    Fnntnkel    besteht    also     aus    einer    tmU 
Cewebeeiiischniclzung  pltis    einer    perijihercn  Gewebereactinn    am   diesen  HenL 
ihn  hervorrufende  Noxe  ist  dementsprechend  allein  im  f'cntrum   des  Eierdes  Lnor 
der    uekrotisirondeii  Zone    zu    lind<«n,    während    die    Zone    der    Infiltnition    fn'J 
liaklerien    ist    (l'asteur,    Garre    nnd    R.    Schulz).       Rosenbach    und 
Kocjier    und     Andere     fanden    vornehmlich     den     Sta])hylocoecii.s     pyoKen« 
nnd    aihtts    innerh:«llt    dieses    centralen    l''urunkelher(ies.      Obwohl     Girre    U 
selbst    durcli     Litircibungeri     nu"t     Stapliylococi-usculturen     bei     nicht      unerheMM 
Laesion    der    Haut    Furunkel    zu    erzeugen    vermochte,    kann     die    Anw«-s«-tihfl1 
Slapliylococcns    nicht    als    die    :dleinige    Ursache    zur    Funinkeibildung 
werd(Mi,    da  ja  auch  allerhand   riMzende  Substanzen,    Einri'ibungcn,    Pflaster, 
Folto    und    scharfe  Uele,    iVinmoutak,    ja    häufig    hydropathische    UnkschUg* 


inkel 


—     351      — 


Funiiikel] 


tforu» 

^■FiiniiikolbiUinii;;  her  vorrufen  küiinon.    Zum  Miiiili'Sten  luuss  also  aii^oiioinincii  werijpii, 

^■(iHss  alle  in  der  Haut  .inweseiideii   Mikroorg;inisineii    linier    licsonileroii  };|ei(-|izeitigen 

»    Liicsionen  der  Haut  vinilent  werden  und  l"'iirunkelt)ildiii)f;  veruiihissen  können.  Können 

doch    die    iiniedisponirenden    Laesioneti    der  H:iiit  idiensn  ;.Mt  in   einer  Aussrlieidunp 

selifullii'lier  Stoffe  aus  dem  (Irganismus,    wie   beim  .Iniiriininkel,    wie    beim   Furunkel 

nach   reielilicbcm  tieimss  von   Fetten,  wie   beim   Ili.'ibetesfuninkej,  also   von   innen   her 

nizeiui,  bestehen,   wie  in  eiiuT  direeten  lii-izinifr  der  tiaut  von  aussen.     Ilaben  doeh 

lilitärilr^te    fe.ststellen  kruinen,   d:iss  die  Liii'alitiiten  diT  Furunkeln   bei  liifanteri.'iten 

jnd  Cavallorisiten  durcliaus  verschiedene  sind,  je  naidi  der  Hiiuligkeit  der  H.'uitreizung, 

^Welche    der  verschiedene  Heruf  mit  sich   bringt.    Bei   infanteristen  ist  die  (iogeiid  des 

(»ttbelgurtes,   bei  Cavalleristen  die  Nates  und  die  Schenkelhaut,    bei  Matro.sen  wegen 

Idvs  Knieens    beim  \V:ischeii   der  Schiffe    die  Patelhi    der    weitaus    häufigste  Sitz  der 

iFurunkel  (Czornicki,  Arnould   u.  A.).      Ks  ist   eine   alltägliche   Erfalinmg,    dass 

Idur  hUutigste  Sitz  des  Furunkels  bei  Männern  der  Nacken  ist,  was  .sich  naturgeiniLss 

lauf  die  Reibung  der  Kragen  beziehen  Ifisst,  wHlirciid  bei  Frauen  die  Achselhöhle,  der 

obere    Hand    der   Corsette,     vorwiegend    funinculös    wird.     Auch    die  Stellen  starker 

Schwei.fsbildung,    wie  die  Achselhöhle,  Schenkel,   Labien  und  Scrotiim,    sind     loeale 

^Praedispositionsgebietc.      flass   ekzematöse,   seabiöse,    pediculiire  Flaut    zu   Fiirunktiln 

Idisponirt,    ist    ebenso    begreiRirh,    wie    dass    Comedonen,    Acne   rosacea    und  Liijnis 

Ihüutig  mit  Fiinrunkelbildung  crunbinirt  sind.    Jede  Form  rier  Hautreizung  kann  cImmi 

Igelepentlich  zur  Fnruneu lose  "  Veranlassung  geben.     Wemi  irgend  wo,  so  ist  hier  der 

[Begriff  des  Nosoparasitismus*  ]>iebreich's   zutreffend.     I'ie  nicht  gereizte,    gesunde, 

Igut  functionirunde  Haut  bildet  keinen  Boden    für    noch  so  virulente  Bakterien,    aber 

mede  einzige  Form  der  Laesion  oder  Stoffwechselalteration  der  Haut  kann  den  in  der 

Ulaut  schmarotzenden  Bakterien  Gelegenheit  zum  Eindringen    in    das  Gewebe  bieten. 

UMese    Laesion    und  diese  Stoffwechselalteration    vermögen  ebensowohl  der  Ausdruck 

leiner  allgemeinen  Erkrankung  zu  sein  und  damit  zur  svmptoniatisclien  Furunrulose  zu 

Iführon,  wie  sie  die  I-'olge  localer,  externer  Iiritation  sind.    Scrofulö.'ie  Kinder,  Tv(diö.se, 

iBiutlcere,    .Magenleidende    erkranken   hriufiger,    Vollhlütigkeit  und  Fettsucht  sind  au 

leich  wohl  weniger  die  Ursache  für  hfiufige  F'uninkelbildiing  als  die  ihnen  zu  Grunde 

iliegenden  Maa.s.slosigkeiten  im  (ieniiss   von    fetten  Speisen  und  Alkoholicis.     Die  Haut 

Kuuctionirt    wie    die  Nieren    und    der  Dann    als  Ausscheidung.sorgan.     Wenn  erhöhte 

iTranspiration   und  Seborrhoe    an  sich  zur  Furuiicitlose    führen,    so    ist    anzunehmen, 

Idass  die  Zersetzung    des    ausgeschiedenen   Schwcisses    ebenso    wie    die    des    ranzig 

Iwerdenden    Hauttalges    von    aussen    wirkenden    Irritationen  gleich    kommen,    es  ist 

Iftber    ebenso   verständlich,    dass    die   diesen   Secreten    beigemengten    fremden  Stoffe, 

Uod,  Quecksilber,  Zucker  etc.,  solche  disponirenden  Heizungen  übernehmen.    So  wird 

Ees  verständlich,    da.ss  Magen-Daniierkrankungen    sowie  Nephritiden    ganz    im    Allge- 

Imeinen  zur  Fnrunculo.se    di.sponiren.    weil    die  Iiisiiftii-ienz   der  natürlichen  Ausschci- 

Iduugsorgane  die  Fuuctiuii  der  Haut  überla.stet    und    derselben    heterogene  Heize  auf- 

Izwingt;    so   wird    es  verständlich,   warum    individuell    besonders  weite  und  reichliche 

iTalgdrüsenbihiung,    sowie  der  Besitz   besonders   dicker  und  voluminöser  Haarfollikel 

lau  dieser  llauterkranknng  Veranlassung  giebt,    weil  die  besondere  Weite  der  f'anäle 

Ifür  Ansammlungen  und  Zersetzung   der  Secrete  Gelegenheit  giebt.     Diese  Sccretano- 

Imalie  ist  also  d(T  Morbus,   welcher  im  Sinne  des  Nosoparasitismus  den  specifischen 

iBakterien  den  Boden  url>ar  macht.     Und  je  nachdem  ein  Haarbalg,  eine  Schweiss-, 

^eine  Talgdrüse  Sitz  dieser  Anomalie  wird,   nimmt  auch  der  Furunkel  seinen  Anfang 

kin  einem  dieser  Organe.     In  solchen  Fällen    ist  also  der  Furunkel  eine  Adenitis  und 

IPeriadenitis  phlegmonosa  cutanea.     In  anderen   Fällen  aber  bat  er  nur  secundär  mit 

llliescn  Gebilden  anatomische  Beziehungen.     Ohne  Frage  giebt  es   Fälle,  hei  welchen 

■die  (»rimäre  Gewebeeinschmelzuiig  von  vorn  herein  im  subcut:inen  Fettgewebe  sich  ota- 

l-blirt,    .sei  es,    dass    die    circumscriide  Nekrose    des  Fi-ttgewebes,    die    Necrosis  telae 

ladiposae,  auf  emboli.schein  Wege  (Mikrokokkenembolie)  sich  einstellt  oder  .sei  es,  d:uss 

beie  die  Folge  einer  auf  dyskrasischem  Wege    sich  ausbildenden   Mortification  ist,    bei 

[Diabetes,  Syphilis,  Typhus. 

L  Hier  nimmt  die  reactive  Infiltration  gern  ihren  Weg  auf  den  Bindegewebestrassen 
liind  Muskelhullen,  welche  sich  von  den  llaarbälgen  des  Coriums  bis  in  die  Subcutis 
ibinubziehen.  Es  giebt  hier  Individuen,  deren  Haarbälge  fast  säinmtlich  direct  in  die 
Mubcutis  hineinreichen.  In  die.sen  Fällen  also  kann  ein  folliculUrer  Furunkel  primär 
Iflirect  subcutan  entstehen.     Die  echten  subcutanen  Furunkel  sind  aber  primär  subcu- 


[Furunkel 


—    852     — 


taue  Fettnffkrriseii  und  die  Nähe  der  Haat  hrin^  sie  zur  eitrig«! 

zum  Durcbbnich  des  Sequesters    nach    drr  Haut   zu.      Diese    FUIe    Bfi^  ~ 

Grenze  mischen  Parankel  und  Carbnnkel.*     Noch  ander?   Famnkel  eatubies 

durch    LaesiüD    und    ^eichzejtige    Infection.        Das    sind    jene    Fälle,    hn  • 

eine   Pustel    mit    schneller    phlefmonOaer  Ansbreitane    in    die    Tiefe 

dcH  ajiatomiscben   Bildes    steht  > Leicbeafurunkel).     I>ie  Mali^ruttt 

Form    (!»•»   Furunkel«    namentlich    an    den   Lippen    ist    bekannt.       TSitht 

Milzbrand    die    Ursache     ihrer    Bösartigkeit.       Pie    NäUir     catremfiaer    T« 

an  den   Lippen  und   ven^ise  Netzbildnng  im  Nacken,  am  UnterscbeDfatl. 

bieten  hier  die  Gefahr  eines  frühzeitigen  thronibo-phlebitisclicn  G« 

schnell  etitA« ickeltpr  consecatiTer  Pyaemie  resp.  embolischer  Metm  liniiwn,. 

Man  unterscheidet  also  anatomisch  drei  Formen   von  Furunkeln:    ifie 
die  subcutan«  und  die  pa^tulöse  Form.    Bei  der  ersten  bildet  sieb  klinJHrfc 
eine   derbe   schmerzhafte  Erhöhung    in    der   Haut    unter    Köthon^    oad    ~ 
empfindung.     .\uf  der  Kuppe  deniel)>en   entitteht  allmählich  ein    ^Iber  Rrvie 
herd,    während    die  Infiltration  von  Erbsen-    bis    ziu-  EManntenprOsse  sicii 
Der  Pfropf   stösst    sich    alsdann  bisweilen  spontan  ans.    und   hinterllsst  etat 
locheisenförmig)!  Lücke    in  der  Cuti.s    und    alsdann    bildet    sich  fler  Pion »  i 
zurück.    Hei  der  Rubcutanen  Form  wird  zunächst  ein  derber  sehr  achnwnliaftirl 
von  Lin.sen-  bis  zur  Kirschgrösse  unter  der  Haut  bei  völliger  ReizlosigiHft 
bemerkbar    und    erst  s*^undär  unter  gleichzeitigfm  Wachsen     der   Iiililli  lliw 
Pflaumengrös.s<?    schmilzt    unter    lebhaftem   Schmerz    die   Haut,     und    das 
Material  lä-sst  sich  in  grössenT  Meng>^  entleeren.    Hierbei  enteteht  biswalen 
Durchbrach    des  Herdes  eine    breite  gelbe  Pastel,    nach   deren   Oeffnung 
Mitte  die  gelbe  Perforation.s.«telle  der  Haut  erblicken   kann.     Macht   die 
der  Haut  Schwierigkeiten,    so    kann    es    vor   der  Durchbrechung  demlbea 
Sammlung  des  Eiters  in  und  unter  der  Haut,  zum  Furnnkelabsces»,  koauoea. 
I>rimär  pastulösen  Form  des  Furunkels    zeigt  sich  zunächst  ein   trübes 
dessen  Mitte  zuweilen  ein  Ha.irbalg  sichtbar   ist,  und   die  Infiltrattoo    niousll 
unter  hoher  Röthung  und  phlegmonöser  Derbheit  ihre  .\usdebnung   im 
Gewebe.     Die  Lipp<*n    pflegen  dabei  pflaumig  -  pnll  enorm  anzusdhwellen. 
gemeinerscheinungeu  l»eim  Furunkel  sind  für  die  beiden  erstt-n  Formen,  der  I 
und  der  siiltcutanen,  kaum  jemals  bedrohlich,    obwohl   grosse    S<rhine 
zur  Ausstosuung  des  Setjuesters  vorhanden  zu  sein  pflegt;  <las  Fieber   ist 
nur    selten  besteht  F'rostrationsgefülil.     Anders  bei  der  pustubjsen   Form,   wrfc 
von    vorneherein   gerade    in  der  Schwere    der  allgemeinen  StöniriL-'-n    Mi 
erkennen    lässt.     Schüttelfröste,    hohes    Fieber,    Glie«lerziehen,     l  '■^**t\ 

keiten,  schneller  dünner  Puls,  seltener  Diarrhoen,    Sopor    und   Livuuvn  K«t 
den  fiblen  Ausgang,  den  diese  Affectionen  nicht  allzu  selten  nehmen. 

E»  seien  hier  noch  einige  besondere  Locnlitäten  genannt,    welche  von 
besonders  tvpisch  befallen  zu  werden  pflegen,  und  welche  theilweise  mit 
Namen  belegt  sind.     So  ist  natürlich  ein   Hordeolum    nichts    als    ein   Fnnudicl 
Lidhaut    und    zwar   an    den  Cilien    etablirt,    und   ein  Chalaieon*    ein  Funnlccl 
Meibom 'sehen   intracbondralen    Drüsen.     Die    Furunkel   des    äusseren    Geh 
Zeichnen    .sich   durch    intensiven  Schmerz    und  wegen    der  Verl.igerung  des 
Gehörcanales  durch  Herabsetzung  der  Hörfähigkeit  ans;  ähnlich  erscheinen  die  FunnW 
des  Perineums.     Die  Bartholinitis    stellt    einen   furunculösen,    vielleicht    stets 
rhoischen  Abscess  dar.     Die  Fumnkel  der  Nasenscheidewaud  sind  ebenfalls  r«s  h* 
vorragender  Schmerzhaftigkeit. 

Die  Behandlung  der  Furunkel  kann  zwei  Wege  einschlagen,  je  nachdem  -  ■ 
absichtigt,  die  spontane  Elimination  des  nekrotischen  Gewebsstückes  innerhalb  «l»^ '" 
trums  des  Funmkels  eventuell  unter  Scliinerzlinderung  abzuwarten  resp.  durch  sopTa«^ 
erweichende    Umschläge    zu    unterstützen,    oder    ob    sie  darauf  :i!  dorrk  «** 

o|MTativen  Eingriff  die  .\usstosstuig  zu  befördern  resp.  dem  natiii  \i>lauf  litft^ 

Kinisthilfc  zuvorzukommen.  Der  erstere  Weg  hat  sein  Bedenken.  Noch  he«l*  «t»4« 
viele  Aerzte  auf  dem  Standpunkte,  dass  man  einen  Furunkel  nicht  zu  operimi  okkif 
hat,  weil  die  .Ausstossung  stets  spontan  erfolge.  Gewiss  soll  nicht  geleugnet  ■oilsi 
da.SK  die  erdrückende  Mehrzahl  aller  Funuikel  spontan  zur  Heilmig  komnt,  it" 
eb«,'nsowenig  ist  zweifelhaft,  dass  man  keinem  Funmkel  mit  Sicherheit  ansekca  kaa 
was    aus    ihm    werden    wird.     Die    vou  Ncumaun    und  Weber    in  den  Vrr--'  '^« 


Diti 


Parnnkel  —    353    —  FussbSder] 

■  Gapillaren  und  Arterien  des  periadenitischon  und  pcrifolliculären  Gewebes  gefundenen 

-  Blutpfröpfe,  mit  theilweisem  Gehalt  an  Mikroorganismen,    lassen  in  jedem  Falle  die 

-  Möglichkeit  einer  Allgenu'ininfection  (Pyaemie,  Metastase,  Nephritis  etc.)  zu,  und  wenn 
-'  anch  wie  gesagt  erfahruugsgeraiLss  durch  reactive  Infiltration  und  baldige  Demarcation 
^  gewöhnlich  das  immer  vorhandene  septische  Material    mit   dem  Pfropfe  unschädlich 

>   gemacht  wird,   so   giebt   doch    die  stattliche  Anzalil    von   45  tödtlich  verlaufenden 

■  Fumnkcln  der  Lippe,  der  Nase,  der  Schläfen,  der  Wangen,  welche  Reverdin  zu- 
■J.    sammenstellte    und    welche    gewiss    von  jedem  Chirurgen    aus    seiner  Erfahrung  um 

*  einige  Fälle  \enuehrt  werden  könnten,  zu  bedenken,  dass  hier  wie  bei  jeder  Kiterung 
■;  vor  allen  anderen  RDcksichten  die  Indicatio  vitalis  zu  erfüllen  ist.  Erst  muss  die 
x  Gefahr  beseitigt  resp.  bekämpft  sein,  ehe  man  ein  Hecht  hat,  zuzuwarten.  Dieser 
:  Indication   dürfte   sich    aber   nur  durch  einen  chirurgischen  Eingriff  genügen  lassen 

z.  und  zwar  nur  durch  Excision  des   centralen  in  Nekrobiose  befindlichen  Herdes  eines 

■  Furunkels.  Denn  auch  die  einfache  Incision,  der  sogenannte  Entspannungsschnitt,  ge- 
-n.  nügt  dieser  Forderung  der  Entfernung  <les  septischen  Herdes  keineswegs.  So  lange 
,,  man  unter  der  Alleinherrschaft  des  Chloroforms  nur  die  Wahl  hatte,  den  Patienten 
■>    bei  dieser  Manipulation  entweder  sehr  erheblichen  Schmerzen  oder  aber  den  Gefahren 

-  einer  allgemeinen  Narkose    auszusetzen,    mag    es  nicht  wunderbar  erscheinen,    wenn 

*  man  unter  diesem  Gesichtspunkte  der  primären  totalen  Excision  des  mortificirten  Gewebs- 
'    Stückes  nicht  allzu  energisch  das  Wort  geredet  hat,  obwohl  Riedel  und  Helferich 

auch  schon  unter  diesen  Umständen  die  Verwandlung  des  septischen  Herdes  in  eine 
aseptische  trichterförmige  Wunde  nachdrücklich  befürwortet  haben;  heute  aber  im 
Btesitze  der  Infiltrationsanaesthesie,  sind  wir  in  der  Lage,  die  Gefahr  der  Narkose  oder 
den  Barbarismus  einer  Operation  ohne  Schnierzstillung  auszuschalten.  Wir  können 
also  den  Furunkelherd  excidiren,  ohne  dadurch  die  Krankheit  zu  compliciren. 

Von  den  übrigen  aus  den  angegebenen  Gründen  nicht  zu  billigenden  Behandlungs- 
wcisen  der  Furunkel  sei  besonders  die  Behandlung  mittels  galvanokausti,seher  Nadi'l 
nach  Locwenberg  erwähnt,  welche  vorzügliche  Resultate  geben  und  geradezu  eine 
Abortivmethode  darstellen  soll.  Die  Alkoholumschläge  nach  Salzwedel,  Läppchen 
mit  concentrirtem  Alkohol  mehrfach  frisch  appllcirt,  geben  nicht  immer  gute  Resulfcite. 
Die  Schmerzen  können  dabei  enonn  gesteigert  werden  und  manchmal  wird  die  eiterige 
Einschmelznng  trotz  der  Alkoholbehandlung  progredient.  Jedoch  wird  auch  von 
gutem  Erfolge  mit  diesem  Verfahren  berichtet.  Applicationen  von  Mercurialpflastern 
und  sogenannten  Zugpflastern,  Emplastrum  oxycroceum,  diachylon  compositum,  adhae- 
sivum  flavum,  sind  zwar  unter  Laien  und  Aerzt<4i  beliebt,  doch  sicherlich  von  keinem 
Nutzen.  Was  sie  an  Einschmelzung  befördern,  wird  reichlich  durch  Reizung  und 
Maceration  der  Haut  imd  damit  gegebene  Disposition  zu  Recidiven  überbotcMi.  Hydro- 
pathische Umschlüge  leisten  ebenfalls  nicht  mehr,  auch  Eisapplication  muss  widcr- 
rathen  werden,  obwohl  beide  gelegtjntlich  die  Schmerzen  lindern  können.  Umschläge 
mit  antiseptischen  Flüssigkeiten  sind  meist  direct  schädlich,  namentlich  mit  Karbol- 
oder Sublimatlösungen.  Aetzungen  der  Pustel  mit  Lapis,  Sublimat,  Chlorzink  können 
durch  Schorfbildung  und  Secretverhaltung  unangenehme  Folgen  haben. 

SCHLEICH. 

VUCh)  Luftkurort  in  Steiermark,  1140  m  liuch,  mit  einer  Fuscher-  und  St.  Wvlfgaii  gsbail  genannten  Anstalt 
dftrvn  Quellen  zu  Trink-  und  Badekuren  dienen. 

W. 

Fwsbider  werden  bei  örtlichen  Leiden  wie  Frostbeulen,  Schwielen,   Entzündungs-  uiul 
Eiterungsprocessen  und  zur  Blutabbntuiig  von  inn(!r(!n  Organen  angewendet. 

Das  kalte  F'ussbad  von  kurzer  Dauer  (1 — 5  Minutc^i)  dient  dazu,  refl)'etori.>ieh 
torpide  Organe  anzuregen,  z.  B.  den  Dickdarm,  oder  um  bei  Blasenlähmung  und 
Krampf  des  Blaseiischliessnuisktils  die  g(^stört<!  Harnausscheidung  wieder  in  Gang  zu 
bringen,  sowie  endlich  um  die  Menstruation  einzuleiten,  doch  ist  seine  Wirkung  hier 
sehr  unsicher.  Dius  mä.ssig  kalte  und  laue  Fus.sbad  v(hi  längerer  Dauer  (5-15  Minuten) 
wird  empfohlen  bei  mangelhafter  ('irculation  in  den  unteren  Extremitäten,  habituellen 
kalten  Füssen,  Venenausdehnungen,  Frostbeulen  und  bei  chronischen  torpiden  Ge- 
schwüren. Da  bei  dem  kalten  Fussbad  zuerst  eine  Zusammenziehuug  der  HautgefiLsse 
stattfindet  und  damit  eine  vermehrte  Blutzufuhr  von  den  untenm  Extremitäten  zu 
Kopf  imd  Brust  erfolgen  kann,  hat  man  dasselbe  bei  Personen  mit  Neigung  zu  Bhit- 
wallungen  nach  diesen  Organen  nur  mit  Vorsicht  anzuwenden. 

0.  Liebreich  ,  Enerklnpaedie.    11.  Band.  23 


[TnttNbHiipr 


—     354     — 


IIa«    WiiriMf    FiiKsbnd     ist    irulicirt    bei    Si-hwieicn     zur     leichtem   BiAn^ 
il(.*n«i<lh<;ii,    vor  Alk'iii    .-ilior    als    ableitendes  Mittel    bei    Riutniidr.-ing  narh  (Iw  If 

und  den  Hrus(or(.Mi Heim    heissen  Fus-sbad   tritt  gleirlizt^itig  mit  diT  n»»** 

llliitxufuhr  nach  den  Iteitien  eine  vermehrte  Blutfilliunfc  <lcr  Beckt'iifirgatu' nn,  •* 
m  auch  tuweijon  geliiifjt,  aiisbleibemle  Menses  durch  diesf  B;nli*form  beHiiiiafilaL 
wUhreiid  andererseits  bei  Uriziin^cserscbeiniingeii  in  den  f>;«,'nnni»tfii  Organ'U  arih 
beslehen(hT  Menstniation  sowie  bi'i  Schwangerschaft  von  «Jein  Gfhr.iiirh  ilf>  l»»< 
l''ui«batloN  lieKxer  Alistand  (jenoininen  wird.  Kin  zu  häulijfer  Ciebrauch  hni»»r  f» 
liftder  iiit  nicht  zu  ein|ifelilen,  weil  die  hriufin;  herbeigeführte  vcnnehrle  Blitaür 
eine  KrschlatTuni:  der  (iefasswaudung  an  den  Unterschenkeln  bedingen  Vr^"" 

I  ni    den    i'^rtlich(»n  Keiz    der  Fussbäder  zu  erhrihen,    kann   man  / 
üellien  MTtirilnen,  (   H.  von  JScnf  (8—4  EsslOffel),  Soda  und  Salz  (1  —  'J  ri'H'j 
Hii-  xusainnieu/iebende  Wirkung  des  kalten  Fussbades  wird   i<rbOht  dnrcb  Zn«» 
Alauii  ("i-  4  KsjdAffel)  und  Abkochungen  von  Eichen-  und   Ruchenrinde 

IIII3L 

Ku>«H»rhn<>lBii.     Ks  eni|itiehlt  sich  diesen  Zustjind  nicht  vom  (lesichtKpuukte  d^r 
thi'ra|iii<    alii'in    tu    betrachten,    senden»    die    functionelle    Bedeutung    d<f  Srt 
•««cretion    für  den  Organismus  im  Auge  zu  behalten.     Aus  diesem  tirunde  »inli 
bei    der  llehandluiig    darauf    zu    »-hten    haben,    dass  nicht  nine  vollst.3a 
ilritrkung  des  Fussxchweisses  eintritt,  dass  man  vielmeiir  nur  eine  N'ermi 
übennilssip"!!  Secii>tion  erreicht.    Her  Fussschweiss  ist  die   häutigste  Form  ibr 
llyperidro.Ms',  die  in.-iofern  von  lu-sonderer  praktischer  Wichtigkeit   ist,  aU  dit] 
miUsig    abgi's«M»d<'rten  Schwei-^suieugen    sich    leicht  zersetzen    und   so  rur 
»der  tismidrxvsis    Slinkscbweiss,  ffdin-ii.     llüutii;   werden    durrh   die  Reiiu^ 
svtilen  Schweissxs  Maceration    der  F.piderniis,  K\coriationen    und    gell>ät  Ul 
hcr\«>rK«'rufen.     Für    die    Kntstohung    des    Fusssch weisses    lüs»t    sieh    ein 
unJckVicbeü  oder  prusiispunireiides  Moment  meist  nicht  nachweisen.    t>i« 
«irksani  : — "  MvjMTidrosis  .ingew  andten  Methoden  ist  die  vou  H  e  h r.i    ' »-'i'' 
etlMt«,  IV  M-her  Salbe  (Kni|dastruin  hithargvri,  Oleom  Oli vajri 

(tick  histncneiuu,  saul»eren  läppen  aus  gn^berLeinw.-uid  eüi^ehüllt,  k 
lorirte  Lüppchca  kommen  zwischou  die  Zehen.    iKirüber  wirti   n<  <  i'M 

<L  k-  WiK*    nicht    iM'nüUte    Strümpfe    und  Schuhe,  gvtngien.      I>i.        i      •  •ilai  ] 
tiirtkli  1  —  2 mal  «iitlcrholt,  bis  nach  lO— 14  Tag*«  dl«  alt*»   F.pi.i 
w«  M  ihnr  9uHt  viuv  urte,  aews  eetraMi  iaL 
«wdw  «li«  Pisse  lütht  grwasrlim,   di«  aaiattn 
tetk  AWttb««  Riit  rudor  nttlenit     Die  Abw«ii' 
MMk    iMcli   Itei^vre  Zeit   nack  Be«»(Kg«Bg    Atr  I 
SalW  kam  WM  «kIi  ein  lOpnvr.  Saücylilurm  i 
kMMtw«.    Kia  Miii«w>i  sckaeli  uimI  siditt  witkft. 
^kkt  Muamia^nto  Vcrfakm  ist  in  «ter  pnra»- 
&f(wc.  OmMWütiintteaMig  wird  «J  die  uck  •  •> 
M%vf«Mrh.    Rtv*  bwlehciMie  Khagidwi  «dir 
n   kiaidmi.    v«cWr  sar  lliil—t   fikcatb 
8— 14tlK«iZ«iaelHartHMa  mvv- 

■WVfvKS 

■d   dM«r  «tai 


FassTerkrfiininuiigeii  —    355    —  Gaehrnng] 

^USTM'krflliimiuigeii  umfassen  1.  die  angeborenen  DiiTormitäten  der  Küsse,  Klumpfuss,  Platt- 
Z  faaa,  Spitzfuss,  Hackcnfuss  und  Pes  va)gus  bei  coiigenitalrm  Fibuladefcct,  2.  die  analogen,  meist 
r  durch  Paralyse  erworbeneu.  3.  den  erworbenen  Plattfuss  und  schliesslich  die  atypischen  durch 
...  Vracturen,  namentlich  im  Sprunggelenk,  und  Narben  hervorgerufenen.  Die  Therapie  jener 
\  'Epischen  Fussdeformitiiten,  wie  Klumpfuss  etc.,  ist  entweder  eine  orthopaedische,  indem  durch 
'  gewaltsames  Brechen  und  Modcllircn  dem  Fuss  die  normale  Form  gegeben  wird,  oder  eine 
'  operative,  bei  der  durch  EingriiTc  wie  Sehnendurchschncidung,  Knochendurchmcissciung,  Knochen- 
''■'  resectionen,  Knochcnexstirpationcn  die  mechanischen  Hindernisse  des  Kedrcsscments  beseitigt 
\  werden.  Für  die  paralytischen  Gontracturen  ist  oft  eine  Sehnendurchschncidung  mit  späterem 
m  Tragen  eines  Schienenschuhes  die  geeignete  Behandlung  oder  die  Arthrodese,  die  eine  Ankylose 
„  des  betreifcnden  Gelenkes  in  normaler  Mittelstellung  anstrebt.  Die  atypischen  Diifonnitiiten, 
s.  B.  durch  Fractur  oder  durch  Narben  bedingt,  erfordern  eine  individuelle  Therapie. 

IIILUEBHANP. 


G. 


l'JaBlnilrrampf  oder  krankhaftes  (lähnen  liegt  vor,  wenn  trotz  normalen  Schlafes,  normaler  Er- 
nährung und  normaler  Hauttemperatur  und  bei  .Abwesenheit  jeder  UcbermUdung  oft  wicdcr- 
'  holtes,  UDunterdrückbarcs  Gähnen  auftritt.     Am  häuligsten  ist  Gähnkrampf  bei  Hysterie,  sel- 

-  tener  bei  Neurasthenie,  ausnahmsweise  bei  organischen  Hirnkrankheiten,  .\bgesehen  von  der 
'  Behandlung  des  Grundleidens  kann  er  als  solcher  symptomatisch  behandelt  werden.    Nament- 

'  lieh  wird  dies  oft  bei  dem  hysterischen  (fühnkrampf  erforderlich.  Es  empfehlen  sich  energi- 
sche trockene  oder  heissfeuchte  Abreibungen  des  ganzen  Körpers,  namentlich  von  Brust  und 
Bücken,  öfter  wiederholte,  mit  regelmässigen,  tiefen  In-  und  E.\spirationeu  verbundene  active 
oder  passive  gymnastische  L'ebungen  der  Arme  und  Verabreichung  von  Nahrung  (Cakc,  Sem- 
mel etc.).  Oft  genügt  auch  eine  Ablenkung  der  Aufmerksamkeit,  z.  B.  durch  lautes  Vorlesen, 
irelchcs  auch  im  Sinne  einer  Athemg>'mnastik  wirkt,  oder  Suggestion  im  Wachen.  Auch  die 
faradische  Pinselung  der  Brust-  und  Rückenliaut  hat  sich  oft  bewährt.  „,_„„„ 

ZIEHEN. 

ChMhmng  ist  die  Zerlegung  organischer  Substanzen  in  einfachere  Verbindungen,  meist  unter 
Bildung  von  Gascntwickelung,  welche  durch  die  Lebensthätigkeit  und  den  Stoffwechsel  niederer 
Organismen  hervorgerufen  wird  und  bei  constantcm  Nährmaterial  und  Vorhandensein  günstiger 
äusserer  Bedingungen  stets  in  gesetzmässiger  Weise  zur  Bildung  der  gleichen  chemischen  £nd- 

Sroducte  führt.  Der  Eintritt  einer  Gährung  ist  geknüpft  an  das  Vorhandensein  genügender 
[engen  des  gährungsHihigeD  Materials  und  specilischen  Erregers  in  lebenskräftiger  Form.  Gäh- 
rungshemmende  Bcdingnngen  sind  zu  hohe  oder  zu  niedere  Temperaturen,  zu  geringer  Wasser- 
gehalt. Gährungswidrig  wirken  manche  chemische  Körper,  .so  auch  die  Eiidproducte  der  Gäh- 
rung. Letztere  können  dem  l'rocess  noch  vor  Erschöpfung  des  Nährbodens  ein  Ende  macheu. 
Die  gährungsrähigen  Substanzen  gehören  vielfach  in  die  Classe  der  Kohlehydrate;  so 
ist  auch  Cellulose  durch  einige  wenige  Spaltpilze  vergiihrbar:  nach  den  Endproducten  der 
GöhruDg  unterscheidet  man  die  alkoholische  Gährung.  .Milchsäuregährung,  Butter- 
säuregäbrung  und  schleimige  (Jährung.  Andere  vergährbare  Substanzen  sind  der  Al- 
kohol, welcher  unter  Luftzutritt  durch  den  Essigsäurepilz  der  Essigsäuregährung  unter- 
liegt, ferner  Glycerin  und  Substanzen  aus  der  Classe  der  Fettsäuren. 

Gährungserregcr  sind  Mikroorganismen,  wrlche  das  Nährsubstrat  unter  den  Er- 
■  sebeinungcn  der  Gährung  zerlegen.  Diese  Zerlegung  InI  zur  Ernährung  und  Vermehrung  des 
Microorgauismus  erforderlich.  Die  Hefe  biliiet  in  ihrem  Innern  einen  Stoff,  der  Zucker  in 
Kohlensäure  und  Alkohol  zerlegt.  Die  (iährung  wird  bewirkt  entweder  durch  lösliche,  aus  dem 
Körper  des  Microorgauismus  durch  Was.ser  ausziehbare  Enzyme,  wie  das  Invertin  der  Hefe, 
oder  die  Gährungserregung  ist  au  die  Lebensthätigkeit  der  Gährzellen  selbst  gebunden.  Erst  in 
jüngster  Zeit  ist  es  E.  u.U.  Buchner  gelungen,  auf  mechanischem  Wege,  nämlich  durch  Zer- 
reibuDg  der  Zellen  und  Auspressung  der  erhaltenen  Substanz  unter  erhöhtem  Druck  von 
mehreren  Atmo.sphaeren,  aus  Gährzellen,  spcciell  der  Bierhefe,  eine  Substanz,  Zymase*.  zu 
gewinnen,  welche  Traubenzucker  in  Alkohol  und  Kohlensäure  zerlegt,  aber  nicht  wie  ein  Enzym 
wirkt.  Die  Gährung  bildet  nicht  die  ausschliessliche  Lebensthätigkeit  einer  bestimmten  Art, 
yielmehr  kann  dieselbe  Art.  je  nach  dem  Nährboden,  bald  die  Rolle  von  (Jährungserregern, 
Farbstoffbildnem  oder  Krankheitserregern  übernehmen.  Bisweilen  combinircn  sieh  mehrere 
liikroorganismenarten  bei  der  Einleitung  einer  bestimmten  Gährung,  wenn  sie  durch  gleich- 
seitige Thätigkeit  die  Gährung  einleiten  und  vollenden,  wie  bei  der  Entstehung  mehrerer 
Irrender  Getränke,  z.  B.  des  Reisbieres  der  Japaner,  dann  spricht  man  vun  Symbiose.  Wenn 
sie  dagegen  sich  einander  zeitig  ablösen,  so  h.indell  es  sich  um  Metabinse.  Ein  Beispiel  von 
Metabiose  giebt  die  Herstellung  des  Maltunweins,  hei  welchem  erst  eine  Milchsäuregährung 
eingeleitet  wird,  später  eine  Ilefegährung  nachfolgt.  Auch  ein  antagonistisches  Verhältnl.ss 
sweier  Gäbruogserreger  kann  von  vornherein  bestehen,   bei  welchem   dann  die  kräftigere  Art 

28* 


[Gaelirun^ 


35R 


»■b« 


im  Kampfe  ums  Dasein  die  Ueberliatid  gewiiiut  und   iu  ReincuKur    utit'.T  völliger  V 
der  schwiichcren  Art  auftritt   (Naegeli). 

Die  Lebensthiitigkeit  der  giihrungscrrcgcnden  Bakterien  ist  an  ganz  h  ' 
geknüpft,  vor  allem  ist  wässerige  Lüsung  Voraussetzung,  doiin  ein  l» 
Optimum,  welches  für  jede  Art  verschieden  ist;  Concentration  und  äalzgclj 
eine  griisse  Rolle;  eine  geringe  Menge  stickstofThaltigen  Nährm.-iterials  i 
forderlich:  die  Producle  der  liährung  sind  vielfach  für  die  Lebenstlia 
erreger  schädlich,  sodass  mit  ihrer  zunehmenden  Concentration  die  Oiil 
Aufhobung  abnimmt.  Bei  Zerlegung  einigfir  optisch  inactivcr,  gfihrfahiger  S(i..-.i.iiii 
Verbindungen)  wählen  die  liähruiigsorregiT.  l.'nd  /.war  vcrgUhrcn  sio  die  reel 
Modificatioii  unter  Zurüoklassuiig  der  liiiksdreheiiden.  welche  auf  diese  Weise  rein  erhallen 
kann.  Die  Intensität  der  gähreiidon  Fähigkeit  ist  wandelbar,  sie  kann  durcb  LVbt-rtngiai| 
sonders  geeignete  Nährmalerialien  gesteigert  und  durch  alle  die  niantiig^f.icbeu  Absctrwii 
methodcn,  sowie  durch  den  Zusatz  von  antifcrmentativ  wirkenden  Stoffen  bis  zur  V"ili< 
hebuiig  herabgesetzt  werden,  (lälirungserregende  Fähigkeit  kommt  zahlreirhcn  Mikrivrji 
aus  der  Classc  der  Spross-,  Schimmel-  und  Spaltpilze  zu:  zuweilen  vermag  eine  .Artji'  dt 
Nährboden  verschiedene  Gährungen  einzuleiten,  wie  umgekehrt  dieselbe  Gähruu<  «H 
stimmten  Materials,  z.  B.  die  Zerlegung  des  Traubenzuckers  in  Alkohol  uad  lUiUl 
durch  zahlreiche  .\rten  aller  drei  Classen  bewirkt  wird. 

Diastatische  Fermeate    besitzen    ausserordentlich  zahlreiche  Mikroorganismen, 
a\is  der  Classe  der  Bakterien;  die  Zerlegung  der  Zuckerarten  kommt  gewissen  Schimi 
vor  Allem  aber  den  Uefcpilzen  eigeuthünilieh  zu,    während    peptonisirendc  Fermeate 
zahlreichen  Schimmel-  und  Spaltpilzen  linden. 

k.  iW 


(»aengehBut,    cutis    anserina,    ist    ein«   vorübergehende  Veränderung   im   Aussehen 
die  durch  Kältecinwirkung,  Fieberfrost  oder  psychische  Reize  bedingt  sein   kann.     Si« 
dadurcli    zu  Stande,    dass  i'ine  Contraction  der  Musculi  arrcctores  pili     die   meut 
Haut  sitzenden  Haare  aufrichtet  und  über  das  Niveau  der  Haut  erhebt:   die  hierbei 
kleinen  hügeligen  Erhabenheiten  haben  Aiila-'s  zu  dem  Ausdruck  Uänsehaut  gei 

SJUtll 

flaYdinsSorOi   C|,,Hs,ü,.   vulstolit  mii  itvr  isoniTon  HypogaKUiurr  durch  EinwirkuDK  von  k>I|>.  ■ 
kr)'>liillinisclii<  Muse,  Sc)iinp.  W",   lltslieli    in  Alki>)iiil,    hil.lKt  mit  2  Atomiin  Bnim.  l>ibrum|iali 


klU.  ..IC 

:ut«tU 

bä4^H 

eg«MP 


0iÜ8|   Dnrr  im  Ktiiton  AppoiiK'll  n.  Rh..  V'.H  m  hocli,  (Eiigi>n  Nonlen  iitnl  Nordwesten  fr^'selillttt  irdac«*. 
»«•I  ZlrgruraalkrnknMrl.    Mittlere  Temperatur  il"r  Muiiatc  Juni  hl«  September  U". 


Galactagoga  .sind  Mittel,  welche  «iic  Mik-h.spcretioii  befördern  solleu.  I'ie  (in'« 
.Mili-li;il)Soii(If|-unu  hängt  von  iiiiiiu'hiTli'i  KinfliisKoii  ab.  Srlion  die  Unterhall 
Sc'iTftioM  ist  :in  eine  zeitweilige  Kntlecnuip;  liiT  Jlrüse  geknüpft.  <U>  uun 
des  Kntleereus  selb.st  oder  der  i^eriufrere  Fiilhiiif;szust:ind  der  Driiso,  \i»dl( 
Folge  «le.«  verniintlertcn  liniendnicke.s,  als  Ueiz  auf  die  seceniirend<Mi  El 
wirkt,  ist  noch  niilickainit.  .Manches  s[ii-icht  dafür,  dass  das  Saugen  iidfr  . 
selbst  "■inen  Heiz  abgicht.  Demi  vviihrend  die  Binnenraume  eines  KuhiMitci 
3  Liter  K;inniiith:ilt  bi'sitzeii,  liefert  eine  }?iite  Milchkuli  bei  einem  Melken  hnl 
melir,  bi.s  5  Liter  Mileli.  Ks  scheint  al.se  w:ihri'iul  iwid  in  Folge  des  Abmelk« 
Secretion  erzeugt  zu  werden,  .ledenfalls  dürfte  die  Erregung  des  socreW 
Appiirats  durch  reflectori.schc  Nervenwirkiingen  geschehen.  L'eber  die  Art  und 
dieses  Nerveneinflii.'jse.s  liegen  mehrere  UntersnchtiDgen  vor.  L>ie  Bell 
eine  Durchtrennung  gewisser  Aeste  des  Kanins  siiperior  de,s  N.  sperin 
bei  der  Ziege  Heschlennigiing  und  Steigerung  der  Milehsecretinn  hervorruit  ll'i 
wurde  bald  wieder  bestritten  (Kkharii)  und  nur  festgestellt,  dass  eini'  nn»! 
Aenderinig  in  der  Milchsecretinn  eintritt  und  der  Fettgehalt  der  .Milch  um 
riliges  steigt  (Walentowicz).  Nr-uen-  Angaben  bestätigen  im  Allgt-incii 
Hesultate  nach  rinseitiger  NervenilurehschiiHdinig.  N;ich  Ihirelitrenni 
Xn.  sperinalici  exti-riu',  ebenso  nach  längonr  Heizung  eint's  sensiblen  Nerven 
soll  jedoch  die  Milc'hahsondi'rnng  bei   der  Ziege  bis  auf  hl   pCt.   sinkm. 

Üesser    bewiesen    ist    der    Eiiiflnss,    welchen    die  Nahrung   auf  die   Mi|i 
nu-sfibt.     Nicht  bloss  die  (^nantitfit,  sondern  niu-h  die  Ziisainniensetzting  der  Si 
hat  einen  erheblichen  Kinflnss  auf  die  Absonderung.     Es    ist    von  allen  Bwif 
rf)8tge.stellt,    dass  die  Arbeit  tler  Drüse    bei  .schrnnh-r  Kost    b.ild  naehlfisst,  die 
flirten  Mengen  almi'lnnen,  ihr  (ieh;dt  an  festen  Iiest;indtheileii    siel»    verringert.' 
gekehrt  bewirkt  reichliche  Kriiührung  eine  Sleigeruiig  der  Milehun-nge  und 
haltet!   an    organischeui    Material;    inid  zwar  steigt   oder   fällt  bei  wedueli 


itagoga 


—     357 


Galaktorrhoe] 


Grösse  der  Secretion  schneller,  als  sich  die  Zusainmensetzung  der  Milch  ändert, 
den  zugeführten  Nahrungsstoffen  haben  die  Eiweisskörper  den  weitaus  grOssten 
luss  auf  die  Quantität  und  Qualität  der  Milch;  und  zwar  bewirkt  gest«igerte 
nsszufuhr  einmal  eine  Steigerung  der  Milchproduction  und  zweitens  eine  Vermeh- 
;  des  Gehaltes  der  Milch  an  ihren  wesentlichen  ßestandtheilen,  namentlich  an 
,  weniger  an  Eiweissköriiern. 

Dass  auch  die  mehr  oder  weniger  reichliche  Bewegung  von  Einfluss  auf  die 
hsecretion  ist,  ist  durch  Versuche  von  H.  Munk  festgestellt.  Er  fand,  dass 
Kühen  massige  Bewegung  eine  Zunahme  der  Milchniengc  herbeifülire  und  die 
eschiedene  Menge  des  Fettes  und  der  Eiweissstoffe  stieg. 

Auch  eine  grosse  Menge  von  Arzneimitteln  stand  in  der  älteren  Zeit  in  dem 
I,  als  Galactagoga  zu  wirken.  Fast  alle  diese  Angaben  stammen  jedoch  von 
ikern  und  Therapeuten,  welche  auf  eine  Steigerung  der  Milchproduction  meist 
der  Gewichtszunahme  der  Säuglinge  schlössen.  Da  auch  andere  Ursachen  die 
ichtszunahme  des  Säuglings  bedingen  kfinnen,  so  ist  diese  Folgerung,  wie  leicht 
htlich,  nicht  ohne  Weiteres  zu  ziehen.  Ein  exacter  Beweis  wäre  erst  durch 
:en  der  Milchsecretion  gegeben.  Jedoch  haben  wir  bis  jetzt  kein  Mittel,  eine 
ächliche  Brustdrüse  zu  entleeren.  Denn  wenn  man  auch  durch  Drücken  und 
ichen  aus  einer  prallgefüllten  Milchdrüse  etwa  40ccm  Milch  abnehmen  kann,  so 
I  ein  kräftiger  Säugling  immer  noch  die  doppelte  bis  dreifache  Menge  heraus- 
en.  Die  Unmöglichkeit,  eine  menschliche  Bnistdrüse  vollständig  zu  entleeren, 
ht  darauf,  dass  sie  nicht  wie  das  Euter  der  Wiederkäuer  Hohlräume  (Cisternen) 
35t,  in  welche  sich  durch  C'anäle  die  secernirte  Milch  ergiesst  und  ansammelt. 
;te  Versuche  über  den  Einfluss  von  (lalactagoga  können  daher  nur  an  geeigneten 
ren  angestellt  werden.  Solche  Versuche  an  Schafen  und  Ziegen  haben  ergeben, 
von  den  bisher  geprüften  keine  einzige  Substanz  (erregend  auf  die  Function 
Milchdrüse  wirkt.  (Siehe  jedoch  Galega.)  Vor  allem  ist  dieses  negative  Er- 
liss,  das  von  verschiedenen  Seiten  bestätigt  ist,  wichtig  für  das  Filokarpin,  dem 
neuerdings  gern  ein  Platz  unter  den  Galaktagogen  eingeräumt  wird.  Von 
tigen  Mitteln,  welchen  mjui,  vielleicht  auch  mit  Unrecht,  eine  milchtreibendc 
cung  zuschreibt,  sollen  nur  aufgeführt  werden:  einige  aetherisch-ölige  Mittel, 
untlich  Foeniculum,*  Anisum,  ferner  Dill,  Kerbel,  Schwarzkümmel  (Semen  Nigellae 
'ae)  und  das  Kraut  von  (lalega  officinalis.* 

ledenfalls  wird  man  wohl  besser  thun,  von  der  Anwendung  solcher  Mittel  abzu- 
n  mid  vielmehr  durch  pa.ssende  Diaet,  besonders  reichliche  Zufuhr  von  Eiweiss- 
im,  verbunden  mit  massiger  Bewegung,  und  durch  mechanische  Reizung  der  Drüse, 
es  das  häufigere  Anlegen  des  Kindes  bewirkt,  versuchen,  zum  Ziele  zu  kommen. 

KIONKA. 

ftQ6nur01l  Humb.,  Bonpl.  et  Kiinth.  Pftanxengattung  aus  der  Farn,  der  Urticaeean*,  Unterfam.  Artu- 
cae'.  An  Milchsaft  ausserordentlich  reiche  Bänme  (daher  0.  =  Milchbaum),  mit  ungctheilten  BIttttern  und 
■eisch  Tertheilten  BIttthen  auf  kugelif^em  Reeeptaculuni.  Männliche  BlQthen  einmttnnig,  zahlreich  gehltuft, 
ehe  einieln.  G.  utile  Kth.  (=:  Bra«intuni  Oalactodendron  Donc),  ein  bis  30  m  hoher  Baum  Ona;ana.s 
rinkbarem,  ans  Rindenrissen  gewinnbarem  Milchsaft,  bei  dessen  Kochen  sich  ein  zur  Kerzcnfabrication  be- 
ts  wachsartiges  Fett  abscheidet.    Als  Milch-   oder   Kuhbaum    durch   Humboldt  bekannt  geworden. 

H. 

IDy  CkHjoOji.  Qummiart  aus  den  Samen  der  Leguminosen,  in  der  Schale  des  Luzernesamens  bis  zu  42  pCt. 
.ten,  bildet  eine  nierenfOrmige,  durchscheinende  Masse,  die  in  Wasser  anfquillt  und  sich  langsam  lOst.  Es  ist 
reelitsdrehend.    Durch  Tcrdlinnte  Säuren    entstehen  Oalaktoso   und  ein    nicht  krystallisirbarer  Zucker. 

SPIBOEL. 

ocele  bedeutet  die  Ausdehnung  eines  Milchganges  mit  Milch  bei  Verschluss  seines 
ührungsgimges.  Die  Folgen  können  ein  Platzen  des  .Milchganges  und  Bildung 
•  milchhaltigen  Höhle  oder  Abscedirung  sein.  Eine  kleine  Galaktocele  kann  man 
itiren;  durch  nachfolgende  Jod-Injectionen  sucht  man  eine  Granulation  der  Wunde 
regen.  Gelingt  dies  nicht,  so  hat  man  den  Sack  breit  zu  spalten  und  eine  all- 
liche Ausheilung  anzustreben.  Diagnostisch  ist  die  Galaktocele  leicht  mit  einer 
e  oder  einem  Absccss  zu  verwechseln,  was  für  die  Therapie  ohne  Belang  ist. 


lUnlHitp;!! 


3ÖK 


Ualanga,  lilii/.om.t  Galan^'.ir,  ti.ilgatit.   Cliinii  Root,    Itidiau 

braunen,  cylindrischcu,  holzigen  .Stücken  der  knierormijfcii  Wurzeln    von 
Sie  enthält  aetherisches  Gel,  Hart,    Gummi,    einen  Ejtractivstoflf    und   Kiimin  na  .    ; 
wegen  ihres  aromatischen  Geschmackes  als  Stomachicum  und  Digestivum   zu  0,5— 1,0  i 
täglich  Anwendung  und  bildet  auch  einen  Bestnudtheil  der  Tinctura  .nromatic«. 

Galaiigin,  Cjr.Hit>V>  ~l~  *  3 IM^-  '^^  ^>"^  Kclblieb-woiMP,  in  äoch^^nltifcon 'XVfpln   otli«r  in  X«4<tB  I 
Snbr-tiinx.   S*rhmp.  2i4  — -'l.',**.    Hublimirbar  ulinc  ZcrAetxitnK.  wnlirbo  aus  IJjilfrjintwtirxoI    nrh«*n    Klmpfknf  oll 
p'^wonnfii  wird,     ßalaiigin    iwt    in  Wa„si'r  last  nicht  Iniiliclt,    in  ('lilur(*fürm    und    HnnEol     uur    -cliwwfit 
Alkoliol  und  norh  inrhr  in  Ai'thpr;    in  Alkalien  lOst  (rs  slfli.     Es  rvdui-tri  Silbei-    iiiiii   Alkalisch»  Ktv.>,' 

G*IgKnt01.  Der  WnrteUtork  liefert  ö  pCt^  aetherisches  Oel.  Ej»  i.^l  jfelblich  bi«  firj 
dem  Ciü<^r"'^*)'  be».ttzt  brennenden,  unif&rtigen  t^eiiehmBCk.  F.«  eathült  Cfneol  C||,H|^0.  &; 
.■»dp.  170  bis  Uli".    Sehvsch  linksdrehend. 


(•alliannm,  rtuinmi-Rcsiua  tialbanum,  Mutterhar?.,  Galban  uinbarz,  <~ 
bekannten  Umbellifcrcn.  wahrscheinlich  Feru laarten*  Persicns,  Arabiens  und  ' 
l'h.  (i.  III  von  Ferula  galbaniflua.  stammendes  (rummih.irz*.    Man  unt'  1  -o 

zwei  Sorten:     1.  Galb.inum  in  granis  s.  lacrjmis,  2.  Galbanum  in  sorti»   - 

Das  sogenannte  Galbanum    depuratuin    ist  lediglich  die  von   gröberen     iii' 
unreiiiigungen  befreite  Droge.     Der  Geruch  ist  ein  nicht  gerade    angenehm   b.r 
Gesehinack  sch.irf  und  bitter.    In  Alkohol  ist  es  nur  zum  Thcil   löslich   und  lic 
verrieben  eine  Emulsion.     Es    besteht    aus  fiO— 70  pCt.  Harz,    ca.  20  pCt.  tju: 
aelherisehem  Oel.     Mit  Salzsäure  Übergossen,  färbt  sich  (inlb.inum   bei    längerrf  h.-n:.:r'i 
und  nach  Zusatz  von  M'eingeist    beim    Erwärmen    vorübergehend    dunkelviolett.     Mit 
maccrirt,  wird  es  durch  einen  Tropfen  Ammoniak  blau  fluorescirend.     Bei   der  trock«o<a  I 
lation  liefert  Galbanum  Umbelliferon*  und  ein  flüchtiges,  lasurblaues.   diokflü»sigts,  la  1 
leicht  lösliches,   schwach  aromatisch  riechendes  Oel,  CjoHjqO,  Sdp.  289  *.     Es  ist  tu 
lieh  mit  dem  Kamillenöl*  identisch. 

Das  Galbanum  ist  i'in  altes  Arzneimittel,    es  wurde  innerlieh    und    riusserlieh 
Es  wirkt  der  Asa*    foetida    ähnlich,    aber    milder.     Es    gilt    als  Excitans  und  Emmcti 
Acusserlich  dient  es  als  erweichendes  Mittel  und  zu  Räucherungen. 
Emplastrum  fialbani  crocatum: 

Emplastrum    Lilhargyri   40,    Cera   flava  12,   Galbanum  86,    TerebintfaiiM, 
I'ini  iu  5,  Crocus  pulv.  1,5.     Ph.  0.  I. 

Galbanum    ist    ferner    Bestaudtheil    des  Emplastrum  Lithargyri   compositvini.   Eit 
oxycroccum,  der  Pilulae  Asac  foetidae  compositae.  der  Aqua  foetida   aiitib 

Galhanumöl.    d.as  aetherischc  Oel  des  Galbanums,    ist    nach     der  H 
rechtsdrehend,    spee.  Gew.  0,884  bei  9°,    Sdp.  165".     Es    be.steht  nur  aus  lerpcn;  bäI 
säuregas  gesättigt  liefert  es  bei  längerem  Stehen  ein  krystallinisches   Chlorbvdrat 

li.wn 

(sAJC^    Touru.    PflanKeiiftuttunK  »nr  der  Fani.  der  l'ap  1 1  i.i  n  »,- •- c  •    .  AMheiluhif  .l>:r  <.  ««Ir.i«t  < 

(jcflederle    HIMiter    und    einnirlifrigf  Iltltsen    nikoiriinen.     11»«    «ehnte    .Stanbblntt    Ort  -.uii 

Hllfte  frei,     rur  die  (lattunK  'ind  der  jiloflkiKe  ^xtthni^'e  Kelch,  ttje  liheali»che,    ntti^l.  '.^«sic«  I 

dii>   ar.LflGlt>tliudi>:en    Traulien    cliitriiktenhliKcb.     U.    o  l't'i  c  inalli<    L..    Oaisrantf,,     mil    >  icijurliiKcit, 
HlUttem    und  l(>rk'>rhllit)ii;;eti,    hlincenden.    lilablanen  Trauben.     In  StlilosldeutJichlait«!   hciinisrh.    I*vl  «»•  n  ^ 
Itepflanrt,  Ton  Juni  bi<«  An^u.-t  blDhend. 


(lalega  ofltcinaliB ,    liefert    die    Ilerba   Galegae   seu  Rutae    caprariae.     In 
ist   auf   die    galaktagogcn    Eigenschaften    des  Krautes   hingewiesen    worden   (Carr 
Carricre.  Grinicwilzsch).     Wenige  Stunden  nach  dem  Gebrauch  des.scl!)<>n  Irit 
besserung  der  Milch  in  Hezug  auf  Qualität   und  Vu:in<ität  ein.    aus   der  schtiollai 
der  Säuglinge  erkennbar.    Bei  Kühen  .steigt  das  Milcbquantum  in  24  St\iadcii  um 
Die  Steigerung    hält    auch    nach    dem  Aussetzen    des  Mittels  an.     Verordnet  wird  Ual< 
Infus  50:  1000  Tags  über  zu  vcrbrauchcu  oder  in  Form  des 
Extraetura  (ialegac  aquosum  siccum: 

Herba  Galegae  1    wird    mit    kochendem  Wasser  10—12  .Stundr- 
Consistenz  3  eingedampft.    Das  fast  schwarze,  henorstcebcml  i 
in  Wasser,  aber  nicht  in  Alkohol  bjslich.    Dosis  0,5 — 1,0  pro  tlun,,  i  ■>    if 
in  Mixturen,  Sirup.  Pillen,  l'astillen. 
Galega  toxicaria  Sw.  (Tephrosi.i  toxiuaria  Pers),  welche  auf  den  Antillen  als. 
benutzt  wird,    wirkt    beim  Menschen    digitalisähnlicb.     Nach  Thompson    wird    das 
Princip.  welches  weder  ciu   AlkaloVd  noch  ein  (jirkosid  ist,  durch  Siednbitze  xcrst4 
Galega  purpurca  h.  wird  in  Uslindien    bei  Dyspep.sie  und  Tympanie,    als. 
bei  Gallenficber,    Leber-  und  Nicrenaffcctioueo,    Uacinorrhoidcn  und  ßlennorrhairie' 

f*ai60p8l9   I..     Pflanieni^nllunir    au^  der  Farn,  der  Labiutae*.    Cnterfam.  der  9  t  u  e  h  y  j  |,  ^  f,  _     ^magmM 
dir  r.wi.)Iii<pi^*R  Krone    mit    hetmnirmifcer  Oberlippe.     Kelch  mit  b  stechenden  /llhnen.      KrSut'sir  aot  a^ii 
riilnttrti  UlBtlern  und    an  dt'M   Knoten  oft  Tenlickten  Htenijeln.     O.  »ersieulor   Curtl*  (=  Q^  T«lr»kllL| 
U.  eauntbin»  Htli.,  U.  Totr.  f  grandiflora  Beuth..    <'i.  speeios*  Mill.),    bin    u^a    betalaabaa. 


[Galeopsis  —    35»    —  Gallae] 

Xmtt  mit  hell)(plbp|i  Blllllif  n.  ilereii  ()uiikf!lt;ell)e  riitprlippp  weissKOsiiumto  Si'iloiilapiieii  tiiMt  f>ini>ii  wciMiK^rrnndcten, 
in  der  Mitt«?  rinlettpft  Mitlcllappon  zeigt.  RlUht  vuin  Juni  his  Herbst.  Lierort  Hcrlia  (taleopsidis,  sor. 
«BUnltnihpimnr  Tliep"  und  «I.ifthfr'ai'bes  Kraut**. 

U.  oehrolouoa  Lmic.  (^  G.  Ladanu  m  L..  0.  rannaliina  Pull..  0.  ^randiriura  Kth..  ä.  latifolia 
Ehrh.)  ist  Ton  der  vorigen  durcb  die  rüclcwärtäKoricbtet  woicliKtacheligen  Stengel  und  die  dUnne  BlumonkrourOhre 
SU  unterscheiden.    Die  Stengclknotcn  sind  kaum  verdickt.    Einjährig.  Tom  Juli  bis  tum  llerb-^t  blühend. 

M. 

%lAll6ft69  Unterfam.  der  Rubiaeeae*.  wegen  der  gewnhnlieh  in  Heheinquirlen  auftretenden  Laubblfttter,  denen  die 
lfeb«nblfttter  TOllig  gleichen,  aue.h  Stollatae  genannt.  Früchte  aus  zwei  einsamigen,  nussartigon  TlieiLfrUehteu 
bcütehend.    Bei  uns  vertreten  durch  die  Gattung  Asperula*,  Qalium*  und  die  früher  viel  gebaute  Kubia*. 

M. 

ÄMlim  L.  Pdanzengattung  ans  der  Farn.  Rubiaceae',  Typus  der  Unterfam.  der  Galieae',  gekennieichnet  durch 
kleine,  melKt  gelbe  Blttthen  in  reichblQthigen  aehsel-  und  endstttndigen  trugdoldigen  8t&ndon,  Blumenkroiie  fa.st 
rOhrenlos.  tellerförmig  4KpaUig.  Mit  vielen  Arten  bei  un»  heimisch  (Labkriuter.  deren  Saft  Milch  iura  (lerinneu 
veranlasst).  O.  Aparine  L.,  als  ,KIebkrant-  bei  uns  gemein  in  Hecken,  aufflUig  durch  seine  Hakenborsten  an 
Blattrlndern  und  nnterseits  hervorragenden  Blattnerven,  sowie  durch  seine  borstonhakigen  Früchte.  R.  triflorum 
Nordamerikas  ist  cumarinhaltig  und  dient  als  Ersatz  für  Asperula*.  G.  pilusum,  ein  einjähriges  Kraut  Nord- 
amerikas (Nordcarolina),  wird  gef^en  Selilang(>nbiss  empfohlen.  G.  verum  L..  bei  uns  gemeinste  Art,  mit  sehr 
kleinen,  sattgelben,  dicht  gedrängten  BlOthen  und  sehr  schmalen  BIftttern.  G.  Mollugo  L.,  kriftiger  als  vorige, 
aiit  weisslich-gelben  Blttthen,  ebenfalls  bei  uns  hüufig. 

H. 

.SaUnm  vernm  L.,  Labkraut,  Caille-lait  officinal  Ph.  Gall.,  enthält  in  Blättern  und 
Bliithenspitzen  Gerbsäure,  Galitannsäure  i^cnaunt,   Gallussäure,  Essigsäure  und  Farbstoff.    Es 

■  diente  früher  als  Hcrba  Galii  lutei  beim  Volke  gegen  Nervenaffcctioncn  und  wird  gegenwärtig 
als  Adstringens  im  l'ulver  oder  Infus  3,0—6,0:200,0  benutzt,  ebenso  Galium  Mollugo. 
Das  saftreiche  Galium  Aparine  L,  gebraucht  man  gegen  Krebsulcerationen. 

:8alIacetophenon,  Trioxyacetophcnon,  ist  wie  Pyrogallol  ein  Trioxybcnzol.  In  den 
Benzoikorn  ist  statt  eines  Wasserstoffatoiiis  eine  Mothylketongruppe  eingetreten.  Ks 
wird  aus  F'yrogallol  durch  Erhitzen  mit  (/hlorzink  und  Eisessig  gewonnen. 

OH  OH 

QH,  ^^    +    CHj— GOOH    =    CeH,  ^{J       -f       HjO 

H  CH3CO 

Pyrogallol  Essigsüure  Gallacetophenon  Wasser 

Es  bildet  ein  kryst;illinisches,  lilassgelblidies  neutrales  oder  schwach  saures  Pulver, 
Sehm.  170",  und  ist  in  heissem  Wasser,  Alkohol,  Aether  und  Glycerin  leicht  löslich,  iin 
kalten  Wasser  schwer,  Natriumacetat  befördert  die  Löslichkeit.  Es  reducirt 
Silbernitrat  und  wird  in  wässriger  Lösiuig  durch  Ferrichlorid  schwarzgrün  gefällt. 
Nach  lliierversucheii  ist  es  ungiftig  ivon  Kekowski),  ein  wesentlicher  Vorzug 
vor  Pyrogallol.  Es  wird  auch  bedeutend  langsanier  wie  dieses  oxydirt.  In  wäs.seriger 
Lösung  wirkt  es  stark  antiseptisch.  I)ie  .-Vusscheidung  erfolgt  durch  die  Nieren  als 
Schwefelsäureaether  und  (ilykuronverbindungen;  der  Harn  wird  blaiischwarz  gefÄrht. 

Anwendung  findet  ( Jallacetophenon  in  (halben  (I  :  10  Lanolin)  bei  Psoriasis,  Eczema 
psoriatiforme  und  seborrhoicum.  Es  zeigt  sich  zwar  der  Pyrogallussäure  in  Bezug  auf 
schnelle  und  prompte  Wirkung  nicht  gleichwerthig,  ist  aber  unschädlich. 

FRIEOLÄKDEK. 

SallsA,  Gallaepfel,  sind  durch  Iiisectcnsticho  hervorgenifene  Auswüchse,  namentlich  auf 
■Quercusarten.  Die  Insecten  bohren  die  jungen  Zwoige  und  Blätter  an,  um  ihre  Eier  zu  legen; 
in  Folge  dessen  entwickelt  sich  eine  Wucherung  auf  dem  Organ,  die  zuerst  weich  und 
schwammig  i.st.  später  aber  erhärtet,  und  innerhalb  deren  sich  das  Ei  zur  Larve  und  zum 
Inscct  entwickelt,  das  die  Wand  der  Galle  durchbohrt.  Vor  diesem  Zeitpunkt  gesammelt, 
enthalten  die  Galläpfel  die  abgestorbene  Larve  oder  das  Insect. 

Die  Gallen  der  Ph.  G.  Ill:  Gallac  Halepensos  s.  Turcicae  s.  Levantieae,  Aleppo- 
oder  schwarze  Galläpfel,  werden  durch  Cynips  gallac  tinctoriae  Oliv.  aulQucrcus 
Lusitanica  var.  infectoria  Oliv,  hervorgerufen.  Sic  sind  fast  kugelig,  bis  "25  mm  gros.s, 
graugrün  bis  braun  und  schwarz,  innen  heller,  zeigen  besonders  auf  der  oberen  Hälfte  warzige 
oder  .stachelähnlichc  Erhöhungc-u,  .sind  sehr  hart  und  schwer  und  haben  gewöhnlich  eine  nur 
kleine  Höhlung.  Die  nach  dem  Ausschlüpfen  'ler  lnse<'ten  gesammelten  Gallen  „weisse  Gall- 
äpfel" sind  heller  und  leichter,  aber  weniger  geschätzt  als  die  schwarzen.  Die  (ialläpfcl  ent- 
halten ca.  70  pCt.  Tannin*  und  nai-h  (tuiliourt  2  pCl.  tiallu.ssäurc.  '2  pCt.  Ellagsäure  und 
Luteogallussäure,  Gummi,  Stärke.  Zucker.  Kiwei.ss  und  aetherisehes  Oel.  Die  Droge  kann  in 
allen  Fällen,  in  denen  Tannin*  indicirt  ist,  Verwendung  linden,  wird  jedoch  in  Substanz 
fast  nicht  gebraucht,  wohl  aber  die 

Tinctura  Gallarum,  Galläpie  Itinctur: 
Gallae  1,  Spiritus  dilutus  5.     Ph.  G.  JU. 


ir.Hllne 


—     36(1     — 


Von    rk'ii    niflit    fifficiiiellpii    'lallcn  sind  Hie    chinesisphcri   oder  japaii> 
Gvvriiitiung    Hus    Tannins    wichtig.     !^ie    werden    durch    Aphis    cfaincosis    BelL  t^ '. 
somiainta  Murray  hcrvurgcrufcn.     Es  sind  ganz  unregelmässigc,   hohle,   (i'^-' 
sammlartig    behaarte,    bis    5  cm    und  darüber  grosse  Gebilde.      Die   Wair 

stark,  rolhbmun,    sehr  spröde.     Sic  enthalten  gleichfalls  ca.  70  pCt.   Tau 

ausserdem  4  pCl.  Gallussäure,  3  pCt.  Fett.  Kiwciss  und  Harz.  8  pCt.  Stärke.  Drröbnrt'l 
den  Handel  kummctiderj  (»allen:  deutsche,  ungarische,  italienische.  fraiufi'jiscJie  «tr  Wl 
einen  wesentlich  niedrigeren  Gerbsäuregehalt,  durchschnittlich  25 — 30  pCt.,  kommeo  ib-rrErfcl 
Medicin  nicht  in  Betracht.  „,.„ 

Oallal,  .aluminium  gallicum.  basisch  gallussaures  Alumiuium,    entsteht  tls  ! 
schlag    beim    Fällt-ii    eim-r  .^lumitiiiimsalzlösuiig    mit    gallussaurein     Natrium.     E«  ^iibi{ 
amorphes    braunes    l'ulvcr,    ist    unlöslich    in  Wasser.     Es  wurde    empfohlen    al»  iA^t 
.•\ntiscpticum  und  Desinficiens,  namentlich  bei  Ozaena. 

Gallanol    ist   (tallussäureaDilid,   C^t^j  <^kQ  i'ir ,- n  +  2  H.O,  ein  weisses,  krTttalliii 

an  den  Fingern  adhaesives  Pulver,  welches  beim  Kochen  von  T.inniri  mit  AiiiKn 
Schmp.  250".  ist  leicht  liislich  in  heissetn  Wasser.  .Vlkohol  und  Aethcr.  scbwtf  la  I 
Wasser,  unlüslich  in  BcD7.in  und  Chloroform.  Die  wii.sserige  Losung  färbt  sii'h  mit  I 
blau,  die  alkalische  vcriiodert  sich  bald  unter  Schwar/färbung.  Es  ist  sehr  wrait  l 
Hunde  starben  3—4  Tage  nach  subcvilancr  Einverleibung  von  7,5  g  alkaHscber  L'Vu  . 
Apathie,  Erbrechen,  Temperaturabiiahme.  Menschen  vertrugen  5 — 6  g  ohrp-  ir.lr  Kur  i 
sclieinung.     Der  Körper  wurde  1893  von  Gazeneuve  und  Rollet  als   uii_  ■  '  : 

des   Chrjsarobins    und    des    Pyrogallols    gegen    Psoriasis,    Favus,    Trichoi 
pfnlilen  und  zwar  in  Clilorotorm  geliJst  oder  mit  Vaseline  I  :  4 — -30,  oder  zum   \ 
vorheriger  Entfernung  der  Schuppen,  liallanol  10,  Liquor  Amroonii  caustici  1.  Ai 
.50.   Das  Mittel  wirkt  langsamer  als  (l"hrysarr)bin  und  Pyrogallussäurc,  hat  aber  den  Von«.ii 
Uiithung,    Entzündung  oder  Pigmcnt.ition  der  Haut,  keine  Schädigung   der  Wö^rh'-  uc'  *e 
Geruch  hervor/.unifen.     Auch  .loseph  empfahl  das  tiallanol  zu  lÖ  pGt.     mit   T- 
einer  Salbengrumilage  wegen  seiner  Ungefiilirlichkeit  bei  Psoriasis  des  iJesichts  ui 
Kopfliaut,    bei    Heri.cs    tonsurans    und   Erxenia  marginatum,    obwohl   es    den 
an  Wirksamkeit  betriiehtlich  nachsteht.     Es  hemmt  oder  schwächt  in   einer  C" 
1  :  1000  die  Enlwickeluiig    von  Staphylococcus    aureus,   Bacillus  pyocyanetj»,    LUciJlii. 
Bacterium  coli  und  zerstört  deren  Virulenz  noch  bei  1:5000    (Hübscher). 

FBUEPk 

(jaHe,    physiologisch   und    pathologisch.     Das    Secret   der    Leber    ist    im 
stände  eine  klare,    bald  dünne,    bald  mehr  zähe  und  fadenziebeade   Flüssigkeit,  welch«  i 
Schlcimkörperchen.  und  bei  Blnsengalle  Epithclzellen  der  Blasenschleimhaut,    keine  n-^ 
sehen  Kiemente  enthält.    Sic  ist  von  neutraler  bis  schwach  alkalischer  Rraction, 
und    den    Carnivorcn    von   goldgelber  bis  gelbbrauner,    bei  den   Herbivoren  vi'i. 
Durch  Stehen  an  der  Luft  wird  die   braungelbe  (iaile  dunkelbraun,   die  griinlichc  uitH.  ■ 
»iver    grün.     Die    Galle   zeigt  eigenthümlich  bitteren    ^.galligen"    Geschmack   und  spfs* 
raosehusartigen  Geruch.     Mit    Zusatz    von   coneentrirter  Schwefelsäure  gicbt  dio   • 
durchfallenden  Lichte  dunkcirothe.  im  schief  auffallenden  Lichte  prachtvoll  gri, 

Diu    Blasengallc    zeigt    dagegen    dunklere    Färbung,    bald   nur   wenig, 
grössere   Cciiccntration.    eine    mehr    dickflüssige  schleirnige  BcsohafTcuheit    un^l 
alkalische    Ueaction;    in    der  Blaue   miseht  sieh  mit  dem  Lebcrsecret  der  alk.ilücß  r: 
Sehleim    der  Blascninnenwand,    während   durch  Wasseraufsaugung    die  Galk    eiuK«4ic 

Das    spccilische  fiewieht    der  Galle    schwankt    bei    den   verschiedenen   Thitrcoj 
weiter  Grenzen  zwischen   l.fX)8— 1,030:  die  höchsten  Werthc:  1,02G  — 1.032  siüd  iul 
galle  des  Menschen  gefunden  worden.    Daher  unterliegt  auch  der  Gehalt  an   festen 
tcn    .S'hwankungen:    im    frischen    Leberseeret  beträgt  er  beim  Menschen   nach  H.-kmmJ 
2 — 3,5  pCt.;  in  der  Blasongalle    können    die  fustvn  Stoffe  bis  auf  20  pCt.  austttigea. 


In   1(K)  Theilcii  Galle  vom  Menschen 


Wasser 

Feste  Stoffe 

Gallensaure  Salze 

Lecithin,  Cholesterin,  Fette,  Seifen 

Sehleim  und  Farbstoff     .... 

Anorganische  .Salze 


I       G«ni. 


Unter  den    organischen  StoffcD  der  Galle    linden  sich  zwei  wesentliche  Bestaudti 
sonst  im  Thierkörpcr  nicht  vorkommen:  der  Gallenfarbstoff,  und  die  Gallensäurvn*.  Stäl 


[Galle  -    361    -  Galle] 

h.nt  aus  Gallenstoincii  vier  Farbstoffe  isolirt,  indem  er  dieselben  zunächst  durch  Aelher  von 
Cholesterin  und  Fett  befreite,  dann  mit  heissem  Wasser  und  Chloroform  wusch  und  die  an 
Basen,  namentlich  Kalk,  gebundenen  Farbstoffe  durch  verdünnte  Sal/.säure  in  Freiheit  setzte. 
Nunmehr  löst  siedendes  Chloroform  Bilirubin*  und  Bilifuscin*  auf,  von  denen  erstcres  in 
Alkohol  unlöslich  ist:  dem  Rückstände  kann  durch  Alkohol  Biliprasin  entzogen  werden, 
während  Bilihumin  zurückbleibt.  In  der  Galle  von  Herbivoren  kommt  auch  ein  grünlicher 
Farbstoff,  das  Bilivcrdin*  vor,  das  ein  Oxydatiousproduct  des  Bilirubins  ist. 

Charakteristisch  für  diese  Farbstoffe  ist  ihr  Verhalten  gegen  Salpetersüure,  die  etwas 
salpetrige  Säure  enthalten  muss.  Versetzt  man  ihre  Lösung  mit  conccntrirter  wässeriger 
Natriumnitratlösung  und  lässt  vorsichtig  Vitriolöl  darunter  fliessen.  so  entsteht  eine  anfangs 
grüne,  dann  blaue,  violette,  rothe,  schliesslich  gelbe  Färbung  (Gmelin'schc  Probe). 

Den  zweiten  char.ikteristischen  Bestandthcil  der  Galle  bilden  die  von  Strecker  entdeckten 
Gallen  säuren,  die  Glykochol-  und  Taurocholsäure.  Die  Galle  der  Carnivoren  enthält  aus- 
schliesslich, die  der  Omnivoren  überwiegend  Taurocholsäure,  so  beim  Menschen  (Hammar- 
sten)  2 — 14  mal  so  viel  Tauro-  als  Glykocholsäure.  Die  Cholal.säure  der  Uenschengalle,  ein 
Zersetzungsproduct  der  Oallensäuren ,  ist  nach  Schotten  ein  Gemisch  von  gewöhnlicher 
Cholalsäure  mit  einer  an  Kohlenstoff  und  Wasserstoif  reicheren,  aber  an  Sauerstoff  ärmeren 
Säure  (Fellinsäure  C23H40O4).  Die  weiteren  Zersetzungsproduct«  der  Gallensäurcn,  das 
Glykokoll*  und  Taurin*,  sind  im  freien  Zustande  in  der  Galle  nicht  aufgefunden 
worden.  Ferner  enthält  die  Galle  Cholesterin*  zu  etwa  0,2  pCt..  durch  die  gallensaureu 
Alkalien  gelöst,  oft  .so  reichlich  angehäuft,  da.ss  es  unter  Umständen  ausfällt  und  zur  Entstehung 
von  Gallensteinen  Veranlassung  giebt,  sodann  kleine  Mengen  fettsaurer  Alkalien  (Seifen) 
und  etwas  Neutralfett,  dieses  ebenfalls  durch  die  gallensauren  Alkalien  und  Seifen  gelöst. 
Endlich  findet  sich  darin  Mu ein,  reichlich  bis  zu  3  pCt.  in  der  Blasengallc  des  Menschen;  auf 
Zusatz  von  Alkohol  fällt  es  flockig  aus.  Die  normale  Galle  enthält  kein  in  der  Hitze  gerinn- 
bares Eiweiss. 

An  anorganischen  Salzen  enthält  die  Galle  neben  Chtornatrium  vorwiegend  Thosphate 
und  zwar  gebunden  an  Natrium  und  Calcium,  stets  auch  etwas  Eisenpho.sphat.  Endlich  sind 
darin  in  Spuren  gefunden:  Kupfer-  und  Mangnnsalze,  da  die  mei.sten  Metallsalze,  in  den 
Körper  eingeführt,  in  der  Leber  zur  Ablagerung,  und  durch  die  Galle  zur  Ausscheidung 
kommen.     An  Gasen  enthält  die  Galle  6  —hß  Volumprocent  Kohlensäure. 

Die  Gallensecretion  scheint  im  (iegensatz  zur  Speichel-  und  Magensaftsecretion  con- 
tinuirlich  vor  sich  zu  gehen,  wenigstens  in  einer  gewissen  Grösse,  und  selbst  längere  Nahrnngs- 
entziehung  hebt  die  Gallcnbildung  nicht  auf.  Jede  M.ihlzcit  erhöht  die  Gallensecretion,  und 
zwar  fällt  das  Maximum  der  Abscheidung  um  die  3. — 5.  und  ein  zweites  Maximum  um  die 
18. — 15.,  manchmal  schon  um  die  9.  Stunde  nach  der  Mahlzeit.  Bei  reichlicher  Fleischkost 
steigt  sowohl  die  Gallenmenge,  als  die  Grösse  der  festen  Bestandt heile,  noch  stärker  bei 
ausschliesslicher  Fettkost  (S.  Kosenberg).  Wird,  wie  bei  Pflanzenfressern,  stetig  Nahrung 
aufgenommen  und  verdaut,  so  ist  auch  die  Gallensecretion  eine  reichlichere,  daher  im  All- 
gemeinen die  Gallenabsonderung  bei  Herbivoren  reichlicher  ist.  Die  tägliche  Ausschcidungs- 
grösse  hat  sich  beim  Menschen  nur  in  Fällen  von  Gallenfisteln  einigcrmassen  feststellen 
lassen  (NoiM  Paton.  Mayo  Robson,  Ilamraarstcu).  Danach  sollen  000  ccm  Galle  und 
mehr  in  24  Stunden  von  einem  Erwachsenen  und  circa  10  g  Galle,  mit  0,3  g  fester  Stoffe, 
pro  Kilogramm  Mensch  ausgeschieden  werden. 

Bemerkenswerth  ist  der  Einfluss  der  Gallcnresorption  im  Darm  auf  die  Ab- 
scbeidung.  Wird  durch  eine  Fistel  die  Galle  nach  aussen  geleitet,  so  geht  sehr  bald  die 
Absonderungsgrösse  herunter  und  steigt  nach  Schiff  schnell  wieder  an,  wenn  m.in  den  Fistcl- 
ihiercn  Galle  in  den  Darm  einführt.  Nach  Unterbindung  der  verhältnissmässig  engen 
Leberarterie  bleibt  die  Gallenausscheidung  so  gut  wie  unverändert.  N.ach  Unterbindung  des 
Ffortaderstammes  hört  die  Secretion  zwar  auf,  aber  das  Thier  geht  auch  schnell  in  Folge  der 
Blutstauung  in  den  Wurzeln  der  Pfortader  zu  Grunde,  soda.ss  hieraus  ein  bindender  Schluss 
nicht  zu  ziehen  ist.  Indess  folgt  schon  aus  der  Grösse  und  Mächtigkeit  der  Pfortader  und 
ihrer  ausserordentlich  reichen  Verästelung  um  die  ganze  Peripherie  eines  jeden  Leberläppchens, 
dass  bei  der  Gallenabsonderung  in  erster  Linie  die  Pfortfider  betheiligt  ist.  Versuche  vun 
Asp  lehren,  dass  nach  Schlies.sung  des.  einen  Leberlappen  speisenden  Pfortaderastes  der  den- 
selben Lappen  versorgende  Arterienast  zwar  die  Absonderung  noch  unterhält,  da.ss  aber  dabei 
die  Grös.se  der  Gallensecretion  ungemein  sinkt.  Im  Gegen.satz  zuni  Speichel  wird  die  Galle 
unter  auffallend  geringem  Druck  abgesondert.  Die  Leberarterie  ist  sehr  eng,  andererseits  setzt 
sich  die  Pfortader  aus  Stämmen  zusammen,  welche  aus  den  Capillaren  des  Darms  und  drr 
Milz  hervorgehen,  daher  der  Blutdruck  in  der  Leber  nur  sehr  niedrig  sein  kann.  Der  Secretions- 
druck  der  Galle  beträgt  nur  200  mm  Wa.sser  :=  15  mm  Quecksilber  (Ileidcnhain);  da  beim 
Hunde  der  Blutdruck  in  der  Pfortader  meist  niedriger  ist,  kann  die  Secretion  des  Wassers 
der  Galle  in  der  Leber  unmöglich  als  mechanische  Folge  des  Blutdnicks  angesehen  werden. 
rielmehr  ist  die  Quelle  des  Secretionsdruckes  in  einer  activen  Thätigkeit  der  secernirendcn 
Leberzellen  zu  suchen.  Doch  ist  der  (Jrad  dieser  Thätigkeit  innerhalb  gewisser  Grenzen  von 
dem  Blut.strom  in  der  Leber  abhängig,  insofern  der  Gallenslrom  mit  dem  Pfortaderstrom  an- 
und  abschwillt,   und   zwar  ist  nur  die    abnehmende  Geschwindigkeit  des  Blutes  in  der  Leber 


[Galle 


3(i2 


Ult 


•Icr  hier  bcstimmciidc  Kaotor.    Es  wird  demrmcL  der  Giad  dcrThätigkeit  fl^ 
die  Bliilmeiige  bedingt,  die  in  der  Zeiteinheit  an  ihnen  voriiberströmt,   um  ih 
und  den  für  jede  ZelllhHtigkcit  unentbehrlichen  Sauerstoff  zuzuführen.     S1.1 
ausfluss  einen  Widerstand  cnlgegcn,  der  mehr  als  15  mm  Hg-Druck  beträgt, 
sistirt,  die  gebildete  Galle  tritt,  anstatt  in  die  Gallengange,  unter  dem  hob- 
Anfänge  der  Lymphgefiissc  über,  es  erscheint  GallcnfarbstofTim  Blut  und  iu  K 
Körperflüssiglieit«n.  und  so  kommt  es  zur  Gelbsucht,  zum  Icterus*.     Nach  : 
experimentell  herbeigeführtem  Verschluss  des  Ductus  choledoehus  i.st    Vehcf  . 
Stoffes  in  die  Körpersäfte,  Lymphe  und  Treitcr  in  Blut  und  Harn  und  Gclb.'.i. .   .  ..    :  .  .i- 
Bindehaut  des  Auges,    bei  Tauben  schon  nach  2  Stunden,   beim   Kaniocbeo   nach  24  Staafc. 
liei  Hunden  nach  -18  Stunden,  heim  Menschen  erst  nach  3  Tagen   zu  beob.i.litLU :    die 
zeitig   ins  Blut  übertretenden    gallensauren  Salze   erzeugen    durch   dircct'-  lOf  I 

vcriaugsainung.     Spritzt  man  Wasser  unter  einem  höheren  als  15  mm  Hg-l '  <u<\ 

dochus,  so  tritt  dieses  gleichfalls  iu  die  Kiirpcrsüfte  über.    Der  Dnick.   den  bei  j> 
das    herabsteigende  Zwerchfell  und  die  sich  spannenden  Bauchwnndungen    auf    ■ 
Bauchhohle,  also  aucli  .auf  die  Leber  ausüben,  befördert  mecbauisch  die  Fortbewegung 
den  Gallenwegcn  bereits  vorhandenen  Lebersecretcs. 

Eigentliche    .secrctorische"   Nerven  sind  bisher  nicht  nachgewiesen.      Alle  Nrrysnni 
erfolgen    auf    vasomotorischem    Wege,    also    durch    Aenderung    des     Druck«":«     nnd    'Irr 
schwindigkeit    des    Blutstromes    in    der    Leber.      Wenn    die    Gallcnabschei  ! 
schneidung  des  Rückenmarkes    geringer  wird,    wenn    sie    bei  Reizung   det.    ;, 
der  Kn.  splanchnici  sich  verlangsamt  oder  gar  stillsteht  und  hinwiederum  naoli  l.)ufob»cliii«i 
der  .\n.  splanchnici    ansteigt,    so    beruhen    diese  Vorgänge   nur  .luf  .Vendorunit»'"    •W  *l 
derungsgrösse  in  Folge   .An-  und  .\bschwellcns    des  Blutstromes    in  der  Leber, 
Liihmung    oder    Reizung    der    im    Rückenmark    oder    in    der    Bahn    der  No.    sj 
laufenden  vasomotorischen  Nerven  herbeigeführt  werden.    Ebenso  i.st  die  Stoigcrun^  dci 
abscheidung  unmittelbar  nach  der  Nahrungsaufnahme  zu  deuten,  insofern  Anlüllung  dc)  S 
reflectorisehe  Erweiterung  der  Blutgefässe    desselben   zur  Folge  hat,    die   weiter  zu  tiaa 
gcrung  des  Pfortaderstromes  und  damit  zur  vermehrten  Gallenabscheiduiig  führt. 

Weder    das  Blut,    noch    sonst    eine  Körperflüssigkeit    oder    ein  Organ     ausser    d-- 
enthält    nachweisbar  Gallensäuren   oder  Gallenfarbstoff.     Wo  man  sie    oder  deren  D'  1 
Körper  antrifft,    z.  B.  im  Darminhalt,    lässt  sich  zeigen,    dass  sie  dahin   einzig  und  (ui 
der  (i'alle  gcitiiigt  sind.    Allein  schon  diese  Thatsache  deutet  darauf  hin.  dass  die  G»IU 
nur  durch  die  Leber  ausgeschieden,   sondern  in  ihr  gebildet  wird.     Bei  Xö--'- 
Leber  mittels  Unterbindung  der  zuführenden  Gcfässe  vollständig  aus  dem  Kr 
dann    kommt   es   auch    nie  zu   .\nhä»ifung  von  Gallenfarbstoff  in  den    Gewci"  u. 
Beweis,  dass  die  specilischen  Gallcnstoffc  nur  in  der  Leber  gebildet   werden. 

Wirkung  und  Schicksale    der  Galle  im  Darm.     -Auf  Eiweisssloffe  wi 
gar  nicht,  auf  Stärkekleister  nur  wenig  ein.    Dagegen  beordert  die  Gallt;   die  \. 
Fettc.s,    indem    sich    ihre  Alkalisalze    mit    den    durch    den  Bauchspcichcl   aus   li 
gespaltenen  Fettsäuren    zu  Seifen    verbinden,    auch    emnlgirt  die  Galle  .selbst   I 
Fettsäuren,  wenn  a';ch  weniger  gut.  als  der  Bauchspeichel.    Ferner  ist  in  Anschl. 
dass    bei  Gegenwart    von  Galle    die  Fettspaltung  durch  den  Bauehspeichel   in  gri 
fange    erfolgt,    als    ohne  Galle.     Hat    man    einem    Hunde,    nach    vorg.iDgig>"r   Ahwr 
Ductus  choledoehus  vom  Darm,  eine  mit  der  Wunde  der  Bauchwand   zur  V^ 
Gallenhlasenfistel    angelegt,    sodass  sich  die  Galle  nur  nach  aussen   und   ki 
den  Darm    entleert,    so    beobachtet  man,    vor.iusgesetzt,    dass  der  Hund  sonst  bm 
linden  und  .Appetit  ist.    starke  Gascntwickelung  im  Darm  und  erschwertes   Karhih-i 
Excrcmenle  werden  mangels  des  Gallenfarbstoffes  im  Darm  fast  grauweiss,  thoi  • 
sehr   hart  und  eutwicl(cln  einen  penetrant  üblen  Geruch.     .Aehnliches  beoL 
Menschen    in  Folge    vorübergehender  Störung    des  (Jallenergusses   in    die   Cttinbuiiio 
werden.     Ausschluss   der  Galle  vom  Darm  übt  also  die  Wirkung  aus,    dass  die  Cool 
Darm    langsamer    pa.ssiren;    es    scheint    demnach   die  Galle  die  Peristaltik   des  D; 
schleunigen    und    ferner  das  Ueberhandnohmen   der  Fäulnissprocesse   über  ein  gew; 
hinaus    zu   beschränken.     Da  indcss  die  Galle  selbst  leicht  fault,    dürfte   die   Verni| 
Fäulniss  auf  die  durch  die  Galle  angeregte  Darmperistaltik  zurückzuführen   srin.    « 
hunde  können  mit  grösseren  Futtcrmengeri  Jahre  lang  am  Leben  erhalten  W' 
denn  sie  erleiden  mit  Gaüenlistel  einen  nicht  unbeträchtlichen  Verlust  au   h- 
gramm  Hund    in  24  Stunden    etwa  20  g  Galle   mit  1  g  fester  Stoflc).     Erl 
nähme    des  Eiwei.sses   und  der  Kohlehydrate  der  N.ihruug  vom  Dann    in    di. 
lislelthicren    iu    genau    demselben  Umfange    wie    bei    gesunden,    so  tritt  d 
der    Gallenfistd    vom    Fett    der  Nahrung    erheblich    weniger    in    dio    .Sjifir 
(Bidder  und  Schmidt);    nach  Fr.  Müller  beim  Menschen  höchstens  40 
geführten  Fett   (gegenüber  92— 9,i  pCt.   beim  normalen  Menschen),    daher  auch  'dn  Ki 
G,-»llcntisteUhicreD    entsprechend    reicher   an  Fett,    besonders    an  den  im  Dann 
abgespaltenen    Fettsäuren    ist.     Andererseits    .soll    nach    Minkowski    und    Abel 
Hunden  nach  Ausrottung  des  Pankreas  das  gefütterte  Fett,  sofern  es  nicht  »choD  in 


über,    als  mW 
ÖO  pCi. 


[Galle  -    nm    -  üallej 

Zustande  ciiigefülirt  wird,  fast  vollstätidig  durch  den  Kolli  wieder  austreten.  Itidess  würde 
dies  in  gleicher  Weise,  wie  die  Cl.  Bernard'schc  Beobachtung  an  Kaninchen,  bei  denen  der 
Ductus  cboledochus  in  den  Dünndarm  30  cm  oberhalb  des  Paukreasgaugcs  einmündet  und  der 
Uebertritt  von  Fett  (erkennbar  an  den  milchig-weissen  Lymphgefasscn  des  Darms)  erst  unter- 
halb des  Pankreasgaoges  erfolgt,  nur  beweisen,  dass  die  Galle  allein,  ohne  das  Pankreas,  die 
Fettaufsaugung  einzuleiten  ausser  Stande  ist,  um  so  mehr,  als  der  umgekehrte  Versuch  von 
Dastre,  der  den  Ductus  choledochus  unterband  und  die  Gallenblase  erst  in  die  Mitte  des 
Dünndarms  einpflanzte  (Gallenblascdünndarmfistcl),  ergeben  hat,  dass  nach  einer  fettreichen 
Nahrung  die  Lymphgefiissc  erst  unterhalb  der  Fistel  mit  milchigem  Fett  erfüllt  waren,  somit 
in  der  oberen  Hälft«  des  Dünndarms  ungeachtet  des  Zutrittes  von  Bauchspcichel  (ohne  Galle) 
Fett  aus  dem  Darm  in  die  Säfte  nicht  übergetreten  war.  Aus  alledem  geht  so  viel  mit 
Sicherheit  hervor,  dass  die  Galle  für  den  Uebertritt  der  Fette  aus  der  Darmhöhle  in  die 
Körpersäftc  eine  wesentliche  Rolle  spielt. 

Die  in  den  Darm  ergossene  Galle  unterliegt  in  den  tieferen  Partien  des  Darmrohrs  der 
Fäulniss,  die  Gallensäuren  werden  in  ihre  Paarlinge  zerlegt,  die  Taurocholsäure  schneller, 
als  die  schwer  spaltbare  Olykocholsäurr,  das  frei  gewordene  Taurin  und  GlykokoU  treten  höchst 
wahrscheinlich  in  den  Körper  zurück.  In  der  That  findet  sich  in  den  Faeccs  Cbolalsäure,  zum 
Theil  zerfällt  sie  durch  weitere  Zerlegung  bis  zu  Dyslysin.  Das  Bilirubin  der  Galle  zerfällt 
durch  den  bei  der  Fäulniss  im  Darm  frei  werdenden  Wiisserstoff  zu  einem  Reductionsproduct, 
Hydrobilirubin  oder  Urobilin*,  das  die  Uallcnfarbstoffreaction  nicht  mehr  giebt.  Indess  wird 
nur  ein  Theil  der  Säuren  und  des  Farbstoffes  der  Galle  mit  den  Excrementen  nach  aussen  ge- 
schafft, ein  bei  weitem  grösserer,  beim  Hunde  etwa  '/g  der  überhaupt  gebildeten  (lallensäuren 
(Bidder  und  Schmidt-),  tritt  aus  der  Darmhöhle  wieder  in  das  Blut  zurück  und  gelangt 
von  Neuem  in  der  Leber  zur  Ausscheidung,  sodass  demnach  ein  beständiger  Gallenkreislauf, 
ein  sogenannter  „intermediärer  Gallenkreislauf''  von  der  Leber  nach  der  Darmhöhlc 
und  aus  dieser  durch  die  Pfortaderwurzeln  zur  Leber  zurück  statthat.  Diese  in  die  Leber 
zurücktretende  Galle  treibt  die  Gallensecretion  an  (SchifQ. 

Veränderungen  der  Galle  in  Krankheiten.  Bei  venöser  Stauung,  Herzfehlern, 
Emphysem  enthält  die  Galle  nicht  selten  Albumin,  ebenso  bei  Nierenkrankheiten;  ex- 
perimentell auch  nach  injection  von  Wasser  in's  Blut.  Steigt  der  Zuckergebalt  des  Blutes 
über  die  Norm  (0,15  pCt.),  so  kann  Zucker  in  die  Galle  übergehen,  wie  bei  Diabetes;  ex- 
perimentell lässt  sich  dieser  Zuckerübertritt  in  die  Galle  durch  Injection  von  1  g  Zucker 
per  Kilo  Thier  erzeugen.  In  der  normalen  Gallo  nur  in  Spuren,  in  der  Galle  von  Haifischen 
und  Rochen  reichlich  vorkommend,  erfährt  der  Harnstoff  eine  bedeutende  Zunahme  bei  allen 
denjenigen  Affectionen,  wo  die  .Ausfuhr  der  harnfähigen  Stoffe  in  ungenügender  Weise  vor  sich 
gebt:  NierenaiTcctiouen,  besonders  bei  Uraemie,  darniederliegende  oder  fast  ganz  sistirtc  Harn- 
ausscheidung in  einem  gewissen  Stadium  der  Cholera*.  Bei  der  acuten  gelben  Leberatrophie 
enthält  nicht  nur  die  Leber,  sondern  auch  die  Galle  Leucin  und  Tyrosin.  Während  des 
Fiebers  nimmt  die  Gallenabscbvidung  ab  und  dabei  vermindert  sich  der  Farbstoffgchalt  bis 
zur  fast  völligen  Farblosigkcit  der  Galle  (Noül  Paton  und  Balfour).  Ferner  sind  bei 
manchen  fieberhaften  Affectionen  zwar  die  Gallenfarbstoffe  vorhanden,  aber  die  gallensaurcn 
Salze  stark  vermindert.  Bei  amyloider  Degeneration  der  Leber  fand  F.  Hoppe-Scy  1er  iti 
einem  Falle  eine  sehr  dunkle  Blascngalle  mit  36  pCt.  fester  Stoffe,  darunter  19  pCt.  alkohol- 
lösliche (hauptsächlich  Gallensäuren).  Wird  bei  der  Cholera  die  Gallenblasenschleimhaut  in 
gleicher  Weise  wie  die  Darmschleinihaut  ergriffen,  so  findet  sich  auch  in  ihr  Reiswasser- 
Flüssigkeit.  Bei  sogenanntem  Hydrops  vesicae  fclleae,  durch  Steiuverschluss,  selt-enor  durch 
Compression  von  Tumoren  findet  man  in  der  stark  erweiterten  Blase  eine  farblose,  dickliche, 
alkalisch  reagirende  Flüssigkeit,  das  Secret  der  Schleimhaut  der  Galleublase;  die  Galle  selbst 
kann  in  Folge  des  Versi;hlusses  am  Halse  in  die  Bliise  nicht  eintreten.  Diese  Flüssigkeit  ent- 
hält nirr  1 — IV2  pCt.  fester  Stoffe,  von  organischen  hauptsächlich  Mucin.  von  anorganischen 
(0,8  p(."t.)  vorwiegend  Chloride  und  Natriumcarbonat.  Endlich  trifft  man  in  pathologischen 
Fällen  in  der  Blase  einen  dickllüssigcn  bis  fadenziehenden,  fast  farblosen  Inhalt,  der  seine 
Consistenz  Pseudomucinen  oder  cigcnthümlichen  Eiweissstoffen  verdankt  (Hammarsl<;ii). 
Sogenannt«  Blutgifte,  die,  in  die  Blutbahn  eingeführt,  rothc  Blutkörperchen  zerstören  und 
ihren  Farbstoff  in  das  Plasma  übertreten  lassen  (Phenylhydrazin.  Toinylendiamin.  Anilin, 
Pyrogallol  u.  a.),  macheu  auch  die  Galle  haemoglobinbaltig  (Filehne's  Hacmoglobincholie). 
Zuweilen  geschieht  es  auch  nach  Infusion  von  Wasser  in  die  Blutbahn. 
Gallctreibcndc'  Mittel  werden  als  Cholagoga  bezeichnet. 

Fei  tauri  dcpuratum  siccum,  trockene  gereinigte  Ochscnijalle: 

Frische  Ochsengallc  und  Weingeist  «a  werden   gemi.scht;    nach  der  Filtration  winl 
der  Weingeist  abdestillirt,  durch  feuchte  Thierkohlc  der  Farbstofl  entfernt.    Ks  ist 
ein  gelblich-weisses  Pulver,  in  Wasser  und  Weingeist  löslich.     Dosis:    0.3—1,0  g, 
mehrmals  täglich  in  Pillen  oder  alkoholischer  Lösung. 
Fei  tauri  inspissatum,  eingedickte  Ochsengalle: 

Wird  hergestellt  durch  Eindampfen  der  durchgeseihten  Ochsengalle  zu  einem  dicken 
Extract.    Durch  das  vorige  Praeparat  ersetzt. 

ML'NK. 


[UalleublttöPiiPiiip}  rin 


niu    — 


(jiallenbla.sciipnUiiBdi 


tiallenblascncmpycin,  Cluili-t' ysti  tis  siii»])iir:itiv:i,  bfdoiitot  rlio  Aii^animlanf -iv^l 
i'itripf'ii  <i(lir  liluli^i'itri};('ii,  hie  unil  tl;i  :uirli  iMiimal  jaiirhigen  FlOssiirkeit  in  "!??"*■ 
«üiKlctfii  (iailciililnso.  Sie  ist  fiitwnli.'r 'riit;ili'rsi'lii,'jnung  cinor  Itifeftiori  «It-r  S'^^BH 
ficier  mir  der  rAfnilippiitisrhen  (Jullcnwcp.';  ndcr  sie  tritt  isulirt  auf,  mrist  f^^l 
(Jtircli  ('liniclitliiiisis''  uml  diMvn  {•''olgi'n.  Siclior  kann  auch  ein  ausson?»  Tn^B 
ohno  ihiss  Steine  vni'li'iiitl<'i)  sind,  /inii  (■:dli'nt)i:i.son(')n|i>t>iii  führon.  Aoffindoi  sm 
sehr  iMnjiKndllidii'n.  unter  aiihalteiidcni  l'ieiicr  nnil  (hiinpfcii  Si-Itnicrzt'u  znuKiumM 
Gt'srh Wulst  iti  ii<'r  tiallenhl:isen(;cj;<'nd,  rascher  i'uls,  Srhwi'issaiislirürhf,  luan^laMj 
h-terus  hahon  schon  tVw  Diajinnsp  /,u  stellf-n  crhiuht  (Kussmaul)  iii»»l  d«!  «p«  1 
tivcn  Kingritf  angczcijft.  rholecystntinnic,  obwohl  zwoifplhaft  im  Erfolge,  Ut  «aJ 
das  heste  Verfahren.  ■ 

(jnllpnhlnscn-  und  (inllcii^nniriiMsfelii  ('hnrakterisircii  sich  durch    das  Ausfliesten  nÜH 
Tiallc''   oder  i;;dlii:eti  Si-hleims  oder   Katers.       Man    liat   als   Karitfiten    fisliil        "        1 
ilungen    in1rali('|Kitis(dii'r    (iallenf^änge,    ■/..   It.    naidi   hurelibriifhfii    vtm    !!• 
oder  Lelieral(sees.seti,  mit    der  l.inifri'    und    den    Luftwegen   l»eschri«'lK'ij.     llii  ..  u. 
Ideihen  nach  t  ([jeratinnen  ;in  der  Lelier  sellisl  recht  hartnäckige    l-'i^toln.  »Hcli'  ' 
weise  (J.nlle  secernirei).      \  ieles  Mani]nilin'n  und   \f>r/eitige  Veirsuchi-,  sie  zum  V'i' • 
zit  hridgen,  sitni  gefülirllcli.     Man  eriihf  daii.ich   leidu  weit   sich    vprcweigenih  t.ii/-j 
rungeti   in   l.cberiiareiichyin.  I 

l)ie  ['"istr  In  zwisrlien  huctus  chtiledoclius  oder  cy.sticus  uuti  Duodcnuni  '"'i '  'I-'^" 
zwischen  (iatlenld.ise  und   niiiiii-  oder  I)i('kdarn)  bilden  sich  fiust  auKschli' 
(Jallensteimhirchbrnchi'  innl  bedeuten  iiiei.st   eine  Naturheilung.      Ciogfusl.i.iu  - 
handlung  wi'rdeti  sie  nicht.     Anders  ist  liias  mit  den  l'urclibriichon  «lurcli  di"  '' 
woliei  sich  nach  der  Verwachsung  ib-r  Gnllenhlasfi  nnt  den  Hauchilecken  f>ft  »'.Ik  .■ 
s(dd."mgelt<',   an  den    verschiedensten  Stellen    der  viirdern    und    .seitlichen    Baui'l« 
fuiiiidende  (länge  bilden,    die   zu  vollständigen  l''i.steln    werden,     wenn    man    .)ii 
herauswainlernden    li.dlensteiiu'  einschneidet.      So  lange  eben    noch    au.s    der  uff'  < 
(iallenbla.se  Steine  iiachuanilern,  schliesseii  sie  sich  inclit.    In   fler  Mehrzahl  di-r  ix- 
(ultren    sie    nur    geringe  .Mengen  Schleim    oder    dünnen   sdileiinigen    Kiti>r,    hie  ;'" 
da   mit    galliger  Zumischung,  je  nach  der  Penneabilitjit  des   Ductu.s    cvstieuB.     ''^ 
freiliidi  ein  i)er!u:inentes  Hindernis.s  im  Choledoehus  sitzen  bleibt,   daiiu  fliesst  r>  i' 
(iaile,  bis  '/..  L.  und  mehr  pro  Tag,   ab.      Genügen   bei   offenem   Choledochu>  '    . 
Starrheit  der  Wandungen  Auskratzung  der  Pistelgfuige  «nd  Ausräumung  der  •; 
blase  nicht,    so  kann    deren    totale  Kntferuung    bei   zu  grossen   Beschwerden  i 
werden.     Bei   verstoiifteni  Choledoehus  kfuuiti'  man  eventuell  vensuchen.   d.i-  H 
zu   eulferneM,  z.   IJ.  durch  Zerdriieken  eines   festsitzenden  grösseren    (>;ülri 
Kntfernung   dessidben   dundi  rholedochotoniie.      (ielingt  dies   nicht   oder  i-r.-.rli 
zu    gi'fährlich    oder    handelt    es    sieh   um  eiiu'  narbige  YerAvatihsung.    so    bin'  • 
dii'  rholecystoenterostomie  \oti  v.  \V  iniw  arter,  wcdchi'  liierwidil  inilicirt  i-:     !'■■ 
wemi  au<'li  bei  Iri'irm  AbHuss  der  (ialle  nach  .-iiLssen  .\ntointoxic.itioii  durch  di"  ..  |1>.  i..- 
zu  Stanile  kommi'u  katui,  so  wird  doch  der  Orgunisiinis  durch  d:is  dauernde  1  •lil^  !■  ■'•■ 
selben  im  Darm  wesentlich  geschädigt,  ganz  abgeseluMi  von  der  erheblichen  Hi-Ii<^li,;a 
seitens  des  reichlichen  Gallcnabflusses.  _ 

CA  HB. 

(iHllenl>la.scn-     und     (inllengaiigsprd/.ilndnngi'n,    Ciiolecystitis     und      Ch<ilani;itil 

Ireten  gelegentlich  auf    bei    manchen  schweren  ]  nfectioiiskrank  lie  i  ton,    Tholri 
Typhus    abiloininalis    und    exaiitheniaticus,    bei    der    (.Toupösen   ['nouruonie    iukI 
pyaemiscben   Processen.     Meist   handelt   es  sich  nur  um  oberfl,lcli liehe  katarrhalii 
oder    croupöse    Schb'imhatiterkr.ankungen;    gelegi'iitlich    sind    ab«T,    >vi(.    i    H   Mi 
lleotyphiis,  .auch  tiefgreifende,  zu  localer  l'eritonitis  oder  selbst  zu   ganfjriienf""  '  ^ 
Störung    <ler    Wand    führe(i((e    Yerilndernngeii    oder,    wie    bei    der    Cholera.    ^  ' 
Rntzüntlungi'U    br'ultacbtet  worilen,     |ta  es  sich  um  besondere  l.ocalisationen  Ina 
schwersten  formen  ditser  ]nb'cti(inskr:mklieilen    haiulelt,    winl    es    gewrihnli>'h  nH 
möglich  sein,  sie  in  vi\o  zu  i'rkeunen    luid    gesondert    zu   behandeln.      NVeiin 
Ideale  Schnierzhaftigkeit    und    allenfalls    peritonitisehes  Reihen   au    .sie   deiücvn  I* 
so  ist  dieselbe  ISehandtung  einzuleiten  wie  bei  ji'der  circumscripten   I'pritonitw.* 

Beim  Icterus'  catarrludis  ist  die  Schleimhaut  der  grossen  GalleugängQ 
lisch  erkrankt. 

Besonderes  Interesse  verdienen  die  schwereren  Cholaiigitideu  luid  Cbol 


lalleiiblaseiu'ntzündungcn 


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(■allpiililaspnentzUndungpii] 


Iwclflie  su'li  öfters  zu  Clinlflitiiin.si.s*,  si-lt^n  cinmiil  zu  < 'art'inomon  dos  Ductus  chule- 
Ldocluis,  gelpjifutlich  ;iucli  /.uiu  lialifiilihiseiikri'bs"  liiiuujjoselloii.  Hei  (li>r  sulir  selte- 
I  neu  Kii)\v;in(l<Miiiig  viiii  Askiiriili'U  iiiul  Distunii'n  iu  ilic  Gallciiwt'gi'  spitMeii  ebonfalls 
tü'w  KnlzüniJuu^cn  dor  j^rosspu  (ifintcr  ciiii'  wcsi'iitliclR'  Rolle.  Am  wichtigsten  siml 
I jt.'(lciif;ills  die  die  lirdleiisfteinkruukiu'it  vii-llnch  l)CK!<*iteiideti  cntziiiHllicbeii  l'roeesse 
Lau  den  tiiilleiiwf'frcn ,  welche  wesentlich  d;is  Kv;uikheitj>hild  niitl)eherrschen.  Hei 
Ldoii  U:illensteiiianr:ilien  mit  Fieber  nhne  Icterus  hat  ninn  es  sicherlich  oft  mit  einer 
ICliolecystitis  acuta  seromucosa  /u  thun,  welche  sicli  mit  F'erirhoiecystitis  verbinden 
Ikänn,  dem  sogenannten  ent/.iiiidlichen  Hydrops  der  Gallenblase.  Geht  ein  solcher 
[Anfall  mit  continuirlichcm  oder  intermittirendem  Fielier  und  einem  nicht  giuiz 
f  flüchtijien  Ictenis  einher,  so  wird  man  wohl  eine  Kutzüiidunf;  der  Choledocbus- 
I  uaniluni;  mit  consecutiver  Gidb'nstainmf;  au/.unehmen  liaben,  besonders  dann,  wenn 
die  sorKfrdtigste  Stuhlunlersmdiiiri';  keinen  (iallenstein  finden  lässt.  Oamit  soll  frei- 
[.  lieh  nicht  gesagt  sein,  da.ss  einer  jedc^n  Gaileiisteinknlik  eine  lieutliche  Entziindunu; 
kniit  HikUing  eines  Krgnsses  zn  (iruiide  liei;rii  müsse;  denn  das  |irirehini'.s.si'n  eckiger 
Ikleiner  Steine  nniss  .m  sich  schini  heftige  Schmerzen  umi  Reflexerschi'immgen  luai'hiMi, 
Ijtuch  wenn  eine  Knt/ündung  ausbleilit.  Gegen  die  heftigen  SchmerzantVille  sind 
[die  Narcntica  ,  besonders  subcutane  Mcuidiiiiminjictionen  ,  iitientlielirlich.  Kei 
I  tlujiipferen,  anhaltenden  Schmerzen  leistet  oft  ()[»iinn  purum  oder  pAtractuin  Opii 
Ibesiiuders  in  Combination  )nit  Kxtractuni  Belladoitnae,  2 — 4  stfindlich  (»,2  resp.  0,1 
lin  Lösung,  Pillen-  oder  Suppositorien,  bes.sere  Dienste.  Zu  Chlnrofnrminhalationen 
Idarf  m:ui  gerade  bei  den  entzündlichen  Krankheiten  der  erhöhten  Gefahr  eines 
[  Collapses  wegen  noch  viel  seltener  greilen,  wie  liei  der  echten  Gallen.sti^inkolik.  Bei 
[letzterer  ma<'lit  man  gewnbtdicb  die  Krfalirinig,  dass  feui'hle  Wärme  beruhigend 
I  wirkt;  tiei  cieutliclier  Kntziiminng  dagi'gen  wird  ilie  Kisblase  oder  der  Leiter'sche 
[  Kühl.schlauch  meistens  viel  angeiuOmier  empfunden  und  mag  gegen  den  I'rocess 
[  Kclbst  etwas  leisten.  Auch  Anfi()\rininjertiom'i).  1  g  ]iro  dosi.  in  die  Gallenblasen- 
Igegend  siixl  empfohlen  worden.  Die  Nahrung  k.inn  natürlich  mu'  t'itw  flüssige  sein 
lund  ist  auf  .Si-hleimsuppeti,  Houilbiu,  Kiwei.sswasser,  Liiiinnadi'u,  ('"rucbtsupiieu  und 
I -Säfte,  auf  Milch,  Molken,  Sauerniileh,  Ketir  um!  dergleichen  zu  lie.M-hriiuken.  Gerade  hier 
[ist  die  vielbeliebte  Verabfolgung  von  Aiiführniittidn  zu  unterlassen,  solange  das' 
I  Fieber  und  die  Zeichen  localer  Entzündung  bestehen;  die  Anregung  der  Peristaltik 
I  vermehrt  Schmerz  und  locale  Heizung.  Heichliches  Trinken  leichter  Säuerlitige  i.st 
Izu  empfehlen,  die  eigentlichen  Trinkkuren,  Karlsbad,  Vichy  etc.,  sind  auf  anfnll- 
[  freie  Zeiten  zu  viTschieben.  VYiederholeti  sich  aber  die  Zufalle  öfters,  so  nui.ss  ein 
operativer  Hingrifl'  erwogen  woriien.  Vor  einer  Probepunction  zur  {"eststelhnig  des 
Galb.'nblaseninhaltes  muss  gewarnt  werden,  so  wichtig  es  auch  wäre,  .sich  liii^rülier 
eine  Vmstellung  zu  bihlcn,  denn  die  Punction  hat  in  relativ  häufigen  l'':illr'ri  schwere 
Krscheinuugi'n  und  .selbst  tödtlirhe  Folgen  gehabt. 

Als  Au.sgUnge  immer  recidivirender  <ider  von  vorn  herein  schleichemler  (Gallen- 
blasen- und  Gallengangeiitziindungeii  tindet  man  einestheils  sehr  erhebliche  Ver- 
dickungen der  NViimle;  dann  fühlt  man  grosse  harte  Geschwülste,  welche  violfacii 
mit  elen  Bauchdeckea  und  de«  benachbarten  Organen  verwachsen  und  oft  vom  Gallen- 
bla.senkrebs  selbst  bei  der  Operation  kaum  zu  unterscheiden  sind.  Andererseits 
kommt  es  zur  Usur  der  Wandungen  und  Durchbruch  nach  aussen,  nach  dem  Magen, 
dem  !»uo<lenntn,  dein  Colon,  oder  es  kommt  zu  sulzigen  und  eitrigen  Intiltrationen 
des  (iewebi's  in  der  Porta  hepatis,  der  Umgebung  de.s  Choledüchus.  zu  weiterkriechen- 
den ]H;riliepatitischen  Processen,  die  schliesslich  nach  verschiedenen  Hichtuugen, 
ii:ich  d(ui  llarnwegen,  Lunge  etc.,  durchbrechen  können.  Wird  die  Wandimg  der  Gallen- 
wege usurirt,  ohne  dass  eine  adhaesive  Perittiiiitis  die  N;iciihargebilde  lnrajig<'zogen 
und  genügend  befestigt  hat,  so  kommt  es  je  nach  der  Vindi'iiz  uml  .Menge  iler  Knt- 
zündungserreger  zu  aligemeiner  Peritonitis  oder  zur  Bildung  [lericystiscln^r  uml  peri- 
cholangitischer  Abscesse.  Kndlicii  können  soldie  L'suren  der  Wanihmgen  nach  der 
l)iirchwanderung  der  Steine  zu  Verklebungen,  Knickungen,  NarbenstenoNen  und  deren 
1  Folgen  führen.  Die  Therapie  dieser  Zustände  kann  nur  eine  sym[itomatische  sein, 
wenn  es  nicht  gelingt,  die  Diagnose  soweit  festzustellen,  dass  sich  ein  chirurgiselier 
KingrilT  rechtfertigen  iSsst. 

Kine  in  den  extrahepatischen  Gallengängon  auftretende  Entzündung  kann  in  die 
I  intr:iliepatischen  bis  zu  deren  feinen  Verzweigungen  zurücksteigen.  Ein  eingeklemmtes 
iConcremeint,   ein    kleines  Cnrcinuni    dos  Gallengangs,   eine    ßstulöse  Verbindung  mit 


[GallenblasenentxUiiiliiiißoii 


—     36fi     — 


GalleablMnkiA 


einem  Nachbarorgan  veranlasst  die  Kinwaiiflerunf;  verschiodonftr  Kn'-'  '  :  rt^M 
vom  Darm  h<>r;  f.s  kommt  zum  schlfiinigcii  oder  meist  zum   eitrigen   <  '"^l 

Alisrluiittp    der  extraln'patisrliPii    (i:»lienwe|a;e,    besonders    der   (ialleril  "''1 

iiiiiintcn  Kmpyeina  cystiflis  fei leae  oder  die  (iänge  werden   bis   tief  in  --»-m 

inticirt,  es  kommt  zur  Cholangitis,    wobei  die  (iailengängo   innerhalb  d*  i  ■ 

erweitern,  mit  schleimigem  Kiter  angolflllt  sind  and  im  beuachtiartcii  I  .  M 
sieli  nmltiple  grössere  und  kleine  Abscesse  bilden  (ChoJangitis  intnihep.iticx'^^H 
ptirulenta).  Alter  auch  ohne  (.iallensteiidiildiing  und  ilgi.  kann  sirli  iti  sehr  1^^^| 
Fällen  eine  solche  aufsteigende  unter  dem  Bild  der  schweren  st-ptischcn  odel^^l 
inisehen  Infectioii  verlaufende,  mit  schwankendem  Icterus  und  Leberschwi-llaflP^| 
hergehende  Cholangitis  entwickeln  ,  welche  ülirigens  nicht  unbedingt  tJvitlifl 
sein  iiiuss.  Eine  Diagnose,  selbst  nur  eine  Wahrscheinliolikeitsdiag^nose  ist  ia*^ 
sehr  schwierig,  oft  unmöglich.  Man  wird  bei  derartigen  dunkeln  Fällen  genöhnlifl 
ilie  MTiglichkeit  eines  exidorativen  Einschnitts  im  Betracht  ziehen,  um  pventl^ri|^| 
eiitüündete  Gallenbliise  einzunälien  un<l  zu  draiiiiren  u.  s.  w.  Ist  ein  npemfii^^H 
griff   mangels    genügender  Diagnose  oder  des  Allgemeinzustandes   w  '^'^^l 

80  ist  das  Hauptaugenmerk  auf  die  Erhaltung  der  Kr.lfte  durch    eine  '  ^^| 

hebe  flüssige  Kost  zu  richten:  trotz  der  deutlichen  Sepsis  sei  man  iibrieens  mititfl 
starken  Alcohoticis  bei  diese))  die  Leber  n)it  in  Anspruch  nehmondi'ii  Krankb«'^ 
nicht  allüu  freigebig.  Die  gewöhnlich  vo)-hande))en  Diarrhoen  suche  man  iiidil  H 
eifrig  bintanzuhaltcii;  besonders  (>piuni))raeparate  empfehlen  sich  weniger,  ««iläfl 
den  Meteorismus  vennehren.  Die  verschiedenen  Bismuth-  und  Taiininpr»<|)«sfl 
leisten  am  meisten.     Grössere  t'hiiiingabeii  schienei)  mir  zweckmässig  zu  sein.      I 

(Jallenblnseiilij-drops,  Hydrops  cystidis  fclli^ai-.  Der  acut  -  entzünilliche  IKilnfB 
ist  Theilersclieinung  der  „Crallciiblaset)-  und  (lallengangentzüntlung".  F>er  chiDniicifl 
bildet  sich  aus,  wenn  ein  tnipenneables  lliiiderniss.  Narlie,  Knickung  des  iHtfifl 
cysticus,  ('ompression  durch  Tumoren,  Obttiratiuii  durci»  Steine  etc.,  den  Eistifl 
der  Galle  in  die  Hlase  verlii))dert  und  wenn  deren  Wandung  durch  die  «i»aifl 
gegangene  Knuiklieit  niclit  so  .sehr  verüiulert  ist,  das.s  dieselbe  ganz  schraaÄ 
Miul  verödet.  Ke.sorption  der  geringen  Gailenreste,  Ab.sonderung  einer  dünnrn  dnpJB 
siclitigen,  schwach  .schleimigen  Flüssigkeit  dehnt  die  Blase  mehr  und  inelir  lariH 
schlies-slich  gros.se  Geschwülste  entstehen,  den-n  ruterscheidung  von  liy<lronM^^| 
von  Echinokokkensficken,  selbst  von  .\scites  nicht  im)ner  leicht  ist.  [>ie  Kchiirai^| 
ist  bei  den  geringen  Kescliweivb'n  und  der  (Jefalirbisigkeit  iles  Leidens  nuj  liri  (IM 
grösst«')!  durch  ihr  Volum  störeitdeii  l-Vtruien  iiöthig.  Sonst  wirti  d;Ls  Tragen  roM 
gutsitzenden  Binde  allen  Inilicationen  genügen.  Muss  aber  der  Hyrlrops  entfrffl 
werden,  so  dürfte  die  ExstiriKitiou  iler  Eiiinähuiig  und  Eröfl'nunjr  der  eingwülMM 
Partie  vorzuziehen  sein,  da  letzteres  Verfahren  lange  erschöpfende  EitcniDg  >« 
anla.ssen  kann.     Eine  blo.sse  Function  wird  vor  Recidiv  nicht  scliittzen.  I 

CAHS.  I 

(tHlIenblnsonkrebB,  Carcinoma  cystidis  felleae,   ist  entweder  primär  oder  seeondfl 

von  der  lienachbarten  lieber  oder  der  Flexura  coli  her  fortf^eleitel.  Bei  UUU 
Furnjcn  finden  sich  fast  iujtiuT  gleichzeitig  (Tallensteine.  Die  l>ia'fno.se  ein««  [irindlfl 
Carciiioms  gegenüber  einer  iti  ihi'en  Wiindungen  vei-dickto),  vielfach  an,sgebarht«H 
mit  Gallensteinen  gefüllten  Blase  ist  öfti>rs  uuniöglicli,  besonders  wenn  dieselbe  J| 
der  Nachbarschaft  vielfach  verwai-hsen  ist  oder  sicli  gar  zum  Durchhrucb  flurrk  <^ 
Bauchdecken  ati.scliickt.  Man  ka)ni  lutch  am  ehesten  die  Krankheit  erkennen.  ir<«j 
i'inige  Zeit  tdine  Fieber  und  Scliruerzen  eii)  knotiger  Tunior  besteht,  \SM\n  iiflM 
deutlich  knotig  in  die  benachliarteii  l.eberpartien  bineinwiiclist  und  wenn  trtKH 
fehlt  oder  erst  im  Verlauf  der  Krankheit  sich  hinzugesellt.  Wichtig  ist  da»  Vfl 
halten  der  jugidaren  Lymphdrüsen.  Die  innen-  Thei-a[)ie  ist  natürlich  einMflfl 
machtlose,  aus.schliesslicb  auf  die  möglichst  gute  Er))ähnnig  geri<-htet.  B«*i  GrJ^^^| 
von  nperationen,  welche  man  .'uif  (irund  zweifelhafter  oder  unvollständiger  t^i^BH 
ausführte,  hat  es  sich  iierausgestellt,  dass  selbst  beim  Einwachsen  einer  derMtifT. 
(iesf-hwulst  in  die  Leber  eine  Entfernung  derselben  )nit  gleichzeitiger  Kesectb^MI 
Leberstücken  möglich  ist;  die  Blutung  Ifisst  sich  ilurrh  <'o]iipressi<m.  ferruni  ^^^| 
tiefgreifende  Nrdite  beheri-schen.  Bedingung  fni-  eine  Entfernung  ist  nur,  ^^H 
Verwachsungen  mit  Darm,  Netz  und  Mesenterium  nicht  zu  innige,   noch  lOsbin^H 

CAH5.         V 


i[Oallengangkrebs  —    3ß7    —  Galle  treibende  Mittel] 

lOallengangkrebs,  Carcinoin»  ductus  rholcdochi,  ist  iininer  von  intensivem 
andauerndem  Icterus  begleitet.  Die  Unterscheidung  vom  bleibenden  Galienstein- 
verschluss  des  Ductus  choledoclius  wäre  oft  wichtig,  ist  aber  meist  schwer  zu 
machen.  Praktisch  weniger  bedeutungsvoll  ist  die  l'nterscheidiuig  vom  Carcinom 
des  Pankreaskopfes  und  vom  Krebs  der  Vater"schen  I'apille.  Die  Beobachtung,  dass 
bei  den  verschiedenen  C.arcinoniformen  der  Icterus  vollständig  sei,  während  beim 
Steinverschluss  hie  und  da  doch  etwas  Galle  durchtrete,  ist  richtig,  aber  nicht  durch- 
schlagend. Beim  Carcinom  des  Pankreas  fühlt  man  meist  einen  Tumor  in»  oberen 
Bauchraum;  Lebermetastasen  fehlen  selten.  Beim  Gallengangcarcinom  fehlen  secundäre 
Leberknoten  meistens,  w;»s  zu  Verwechselung  mit  einfachem  Steinverschluss  führt. 
Die  Courvoisier'.sche  Kegel,  dass  beim  Verschluss  durch  Steine  die  Gallenblase 
öfter  geschrumpft  als  vergrössert  oder  nonnal  befunden  werde,  während  man  bei 
anderweitigem  Choledocbus verschluss  dieselbe  prall  gefüllt  tasten  könne,  i.st  nicht 
immer  verwerthbar.  Ist  keine  zu  schwere  Kachexie  vorhanden,  so  ist  eine  Operation 
durchaus  berechtigt,  üeberzeugt  man  sich  nach  OeiTnung  der  Bauchhöhle,  da.s8  kein 
Steinverschluss  vorliegt,  so  wird  eine  Fistelbildung  zwischen  (iallenblase  und  Dünn- 
darm für  längere  oder  kürzere  Zeit  die  Autointoxication  durch  gestaute  Galle  .auf- 
beben und  das  Verdauung.svemiögen  .sehr  heben. 

CMlensBuren.  In  der  am  eingehendsten  untersuchtuu  Kindsgalle  finden  sich  Glykocholsiiure 
Cä8H43N0,  (die  Cholsäure  Omelin's)  und  Taurochotsäure  C26II4SNSO7  (Strecker's  Cbolc'm- 
säure),  die  beim  Kochen  mit  Kalilauge  nder  Bar>-twasser  unter  Aufnalime  von  1  Mol.  Wasser 
in  Cholalsüurc  CmH^Ob  (Cholsäure  I)emar(;ay's)  und  tiiykokoll  bezw.  Taurin  zerfallen.  In 
der  Galle  einiger  Thierc  (Schwein,  (tans)  thideu  sich  Glykokoll-  und  Taurinverbindungen  ähn- 
licher, aber  nicht  identischer  ChoLilsäuren,  die  dann  auch  verschiedene  Dyslysine  liefern.  Die 
Cbolalsäure  der  Menscheng.nlle,  Anthropoeholalsäure,  krystallisirbar,  ist  noch  nicht  specieller 
untersucht.  Alkalisnlze  davon  abzuleitender  Glykokoll-  oder  Taurinverbindungen  konnten 
krystallisirt  nicht  erhalten  worden.  Die  Gallensäurcn  linden  sieh  in  der  Galle  in  Form  von 
Alkalisalzen,  die  am  besten  durch  Lösen  des  Abdampfrückstandes  in  starkem  Alkohol,  theil- 
weises  Abdestilliren  des  Alkohols  und  Fällen  mit  einem  Ueberschuss  von  Aether  erhalten 
werden.  Die  hierbei  anfangs  als  harzige  Masse  ausgefällten  Alkalisalze  verwandeln  sich  dann 
meist  in  feine,  seideglänzende  Krystal Inadeln,  die  in  \Va.s.ser  leicht  löslich  sind.  Alle  Gallen- 
säurcn, ebenso  die  Cholalsäurcn  und  Dyslysine  lösen  sich  in  coneentrirter  Schwefelsäure  zu 
einer  gelben  Flüssigkeit,  die  bald  eine  an  Intensität  allmählich  wachsende,  grüne  Fluoresccnz 
erkennen  lässt.  Werden  sie  in  Wasser  vertbcilt,  mit  wenig  Rohrzucker  gemischt,  so  entsteht  auf 
tropfenwciseu  Zusatz  von  coneentrirter  Schwefelsäure  eine  anfangs  kirschrotbe,  dann  purpur- 
zothe  Färbung  (Pettenkofer'sche  Ueaction)  von  charakterislischem  Absorptionsspectrum; 
daa  Eintropfen  der  Schwefelsäure  muss  so  geregelt  werden,  dass  Erwärmung  nat  etwa  70" 
eintritt  und  die  Gallcnsubstanz  gelöst  wird.  

"  SPIEOEL. 

OuIeslS  Oasar.  I'fliinii.>ngattaiig  aus  ilrr  Farn,  der  I'hy tolieeacrao*.  ilvr  Gattiinnt  Seguicria  1,.  nah«  ver- 
wandt, Ton  Bai  11  Oll  dieser  ganz  einvorleilit.  wesonUicÜ  nur  dnrcli  Tierzahl igi>  BlUlhen  abweichend.  Einzige  Art: 
6.  Goraieina  Moq.  (=  (i.  scorüdendrtiia  Cäsar..  Crataeva  Ourazema  Vellozo),  ein  hoher  Baum  Brasiliens 
aod  Perus,  der  durch  seinen  Lanchgeruch  sehr  ausgezeichnet  iat.  Die  wechselstUndigen  Blatt^^r  einfach,  eifOnnig- 
spitz.  lederig.    Blnthen  in  grossen  Itispen.     Frilchte  mit  mehrere  Centiraeter  langem  FlUgel  ausgestattet. 

M. 
iiallesia  Gorazema.  Knoblauchliaum,  enthlllt  in  der  Vegetalionszeit  einen  trnben,  klebrigen,  alkalisch 
reagirenden,  nach  Asa  foetida  riechenden  und  brennend,  ekelhaft  sciimeckenden  Saft,  welcher  bei  Einschnitten  aus 
dem  Stamm  hervorquillt.  Die  Bliuter  enthalten  ein  dem  Senfifl  iUinliolies  aetherisches  Oel,  das  Holz  Harz- 
'itnren.  weiches  Harz  und  ein  krystallisirendesHarz  Gallesin,  welches  wie  Asu  foetida  riecht  und  durch  Schwefel- 
BXure  ]iurpurnith  gefärbt  wird.  In  den  BlUthen  ist  ein  aetherisches  Oel.  Wachs.  Fett,  Harz.  Phlobaphen  und  eine 
dflnnflnssige  stinkende  Fettsnbstanz  enthalten.  Die  Wurzelrinde  besitzt  den  gleichen  Geruch  und  Geschmuck. 
Bluter,  BlDthen  und  Wurznlrinde  sind  in  Brasilien  ein  belii'btos  Volksmittel,  liie  Blatter  werden  als  Anti- 
spumodicum  und  Kubefaciens.  die  BlQtben  als  Emmenagugum  und  Anthelminthicum  benutzt.  Die  Wurzelrinde  wird 
ftusserlich  als  Paste  mit  Limonensaft  Im'I  Krebswucherungen  angewendet.  Dosis:  frische  Bllltheii  als  Tinctur  od«'r 
Ftuideztract.  H— 10  Tropfen  mehrmals  tUglich,  im  Cl)snia  gegen  Askariden.  Blatter  üu-^serlich  als  Infus,  innerlich 
als  aelherisches  Eztract  zu  <M).5— 0,1  in  Sirup  oder  Pillen. 

Clalle  treibende  Mittel,  ^oXa/iorä,  sind  solche,  welche  die  Sccrction  der  Galle  vermehren  oder 
ihren  Abfluss  in  den  Darm  befördern.  Zur  Anwendung  gelangen  diese  Substanzen  bei  Icterus 
catarrhalis  und  bei  Gallensteinen,  n.-imeutlich  wenn  sich  dieselben  im  Ductus  choledocbus  fest- 
gesetzt haben.  Man  verfolgt  hierbei  die  Absicht,  durch  die  Vermehrung  der  Gallenflü.s.sigkeit 
und  den  hieraus  resultirenden  höheren  Druck  die  Hindernisse,  welche  den  Ductus  choledochus 
ganz  oder  theilweise  verschlicssen,  fortzuspülen.  Ks  ist  eine  grosse  Zahl  Medicanientc  empfohlen 
worden,  unter  Anderem  grössrre  Mengen  w.irinen  Wassers,  Alkalien,  wie  Natrium  hicarbonicuin, 
chloratum,  sulfuricum,  phosphoricum,  Kalium  accticum,  bicarbonicum,  citricum,  tarlaricum,  sul- 
faricum.  Magnesium  sulfuricum,  ferner  alkalische  Wässer,  Karlsbader  Wasser,  Abführmittel,  wie 
Gntti,  Jalape,  Aloe,  Rlieum,  Podophyllin,  Seuua,  K.ilomel,  verschiedene  Seifen  etc,  ferner  d.os 
Durande'sche  Mittel  (Oleum  Torebinthinae  5,  Aether  sulfuricus  20),  dann  Alkohol,  fette  Oele, 


[<iallc  treibende  Mittel 


368 


GaUobMil 


iiamfinilich  Olivi'Dol,  dann  Antipyrin,  Autifebriii,  Koffein,  Diurotio,  Santonio,  KatrioBMii' 
und  gnlleusnure  Salze. 

Viele    dieser  Mittel  sind  allmäiilich  ausgesciiieden  worden,    immerhiu  fii-'- 
übrig,  um  expcriiiioiitell  festzustellen,  welch«  Substanzen  wirklich    chola^og  " 
suchungen  über  die  Vermehrung  der  lialle*  nach  Anwendung  von    Arzneien'  ■ 
grossen  Fehlerquellen    beliaftet    und    die    hieran    sich    schlicssenden   Koigtrn'  .-  ■, 
sicher.     Nur    zwei  Medican-.entc    sind    von    allen  Forschern    als    st.irke    Cb- 
worden,  nämlich  die  galleusauren  !^alze  und  das  salicylsaurc  Natron   in   nii; 
Wirkung  des  salic.vlsauren  Natrons   besteht  in  einer  Erhöhung  der  Gallcn.s' 
70  pCt.  für  24  Stunden,  doch  wird  nur  das  Gallenwasser,  nicht  aber  die  fiali 
Die  Verabreichung  von  Galle  oder  von  gallensaurcn  Salzen    liisst    die   Gallts 
nicht  nur  das  (iallenwasser,    sondern    .lueh  die  gelüsten  Bestandtbeile   um 
24  Stunden  steigen.     Stadclmanii    kommt    zu   folgenden  Schlüssen:     Die 
man  durch    grössere  Wassermengen  (Trinkkuren)    die  Gallenmenge    erhöhen,    die 
gleichsam    durch.spiilcn    könnte,    ist    irrig.      Eine    Steigerung    des     niedrigeu,    phyji< 
Gallendrucks  durch  Cholagoga  ist  nur  in  sehr  geringem  tiradc  möglich    und  gi"nüct , 
nicht,  Hindernisse  aus  dem  Ductus  choledochus  zu  entfernen.    Warum   trotzd.m  s-. 
bei  Gallensteinkolikeu  günstig  wirken,    ist  noch    eine  offene  l'rage;    auf  ihr< 
Schaft  ist  der  Effect  jedenfalls  nicht  zurückzuführen:    denn    gerade  das    st.i 
die  gallensauren    Salze,    sind    in  der  Praxis   durchaus  nicht  allgemein    als  ii 
Dagegen  Substanzen,  wie  Alkalien,  Abführmittel,  Alkohol,  x\ether.  Olivenöl,   1 
cholagogc  Wirkupg;  Pilokarpin  und  Atropin  vermindern  so^ar  die  O.illenseon  tion. 

Diese  experimentellen  Ergebnisse  werden  nicht  allseitig  anerkannt,   weil   m.in  'in«  ( 
liebere   Drucksteigerung  doch    für  möglich    hält  und    iu   Folge  dessen     den    '  Ifl 

stanzen    trotzdem    einer    Cholagogen    Eigenschaft    zuschreibt,    die    von     and' 
toren  auch  tbatsächlicli  nachgewiesen  worden  ist.     Da  so  die  experinicritollcu  trjjcLn 
die  ihnen  innenwohucnde  chol.\goge  Wirksamkeit   der  meisten  oben    genannten  Mittctl 
k.ilien,  Aloi-,  l'ndophyllin.  Olivenöl,  Du  ran  de'sches  Mittel  bald  positiv  bald  i 
sind,  so  kommt  für  den   Praktiker  vorläulig  nur  die  Fr.ige  in  Betracht,   web 
Cholclilhiasis*  von   Nutzen  sind,  denn  als  Cholagoga  sind   sie  von    irgend    imnciu    i  nu 
sicherlich   nachgewiesen   worden.     Den    meisten  Effect  haben  das  salieylsaiire  Natron  ani ' 
Olivenöl    (Uosenberg),    entweder  per  os  oder  per  clysma,    Trinkkuren     und  »war  he 
das  Karlsbader  Wasser,    dann  ferner  die  .\btiihrmiltel  und    die    gallcnsauren  Salif.    Uu 
und  die  Alkalien,  welche  die  Galle  eindicken,  vermögen  vielleicht  Gallensteine  tat 
oder  Verkleinerung  zu  bringen,  weil  Uallcnsäuren  das  beste  Lösungsmittel  für  Cholesle 

nus 

«alUctn,  der  Methylaether  der  Gallussäure,  CgHj  •  (0H)3  •  COOl^Hj,  wird  .l.r  r,  .trlH  i 
Erwärmen  einer    methylalkohulischen  Lösung  von  Tannin    mit  .Salzsäurega.s 
Schwefelsäure.    Aus  licissem  Wasser  umkr)-stallisirt  erhält  man  es  iu   schnc' 
(ilztcn  Nädclehen,    die  sich  in  heissem  Wasser,  warmem  Alkohol    und    in   Aether   Im 
Das  Gnilicin  wurde  von  Mellinger  in  Pulverform  mit  einem  Haarpinsel   in  das  Auge 
bei  Entzündungen    der  Bindehaut  etc.  als   Ersatz    des  Kalomels.     Gute   Krfolgc  wu 
bei   K.itarrhen    und   phtyktacnulären    Entzündungen   der   Coniunctiva,    sowie   bei  su. 
Keratitiden,  speciell  bei  Conjunctivitis  catarrlialis  mil  chronischer  .Schwellung  der  Scb! 
geringer   oder    zäher,    schmieriger  Secretion    und  Ekzem  der  Lidränder,    sowii-    hei  Ff 
katarrh.    Bisweilen  wurde  über  leichtes  Brennen  geklagt,  das  unter  kühlen  ,\- 
vorschwand  und  durch  vorheriges  Einträufeln  2proc.  CocaVnlösuug  auszuschli 

ntwusu 

(•allobromol,  Dibromgallussäurc,   CoBrjlOIOnCOOH,   entsteht,    wenn  man  Gallusniare  • 

Bromw.xsscr    zusammenbringt.     Es    krystallisirt    mit   l   Mol.  KrysUllwasscr    in    finnen 
Nadeln,  ist  wenig  löslich    in    kaltem  W.-isscr,    leicht  in  heissem,    in   Alkohol   und  Aclb«. 
wurde  von  Lepinc    als  Ersatzmittel    des  Bronikali    cnipfohlcn,    da  es  dessen    scdattte 
seliaftcn  haben  sollte,    aber  nicht  die  dcprimirciiden.     Gegen  Neurasthenie   und  Cbon«  ' 
es  gut,  weniger  .sicher  gegen  Epilepsie,    tiallobromol   10,  Aqua  destillata    120.  Sinpiu  Bik 
ad   l.'jü.  M.D.  S.  2— 3mal  t.äglicli   l   Esslöffel.     Man  darf  nicht    zu    hohe   Dosen  geben.  <»  ^ 
Blut  von  Tliiercn,  welche  durch  grosse  Gaben  Gallubromol  getödtct  worden  vaim  v'HtnM  i 
lö— 18  kg    stirbt    nach  10  g),    grosse  Mengen  .Vethaemoglobin    enthielt.      Der  Könxr 
den  Organismus  zum  Theil  unzersetzt.    zum  Theil  wird  er  unter  Bildung  von   Bronuttti)  i 
legt.     Aeusserlicb    wurde    es    von  Letze  1    in   1   -4[)roc.  Lösungen    gegen   G..'i.li 
Umschlägen  bei  Eczema  madidum  und  crustosum  mit  guttMii  Erfolg  verordnet, 
und    Kollet    in    1— 2proc.  Lösungen    gegen  Gonorrhoe.     Müller  dagegen    : 
Klagen  über  starkes  Brennen  nur  =■/< — Iproc.  lujectionen  anwenden,  ohne  < 
»ccretionsbeschränkenden  oder  sedativen  Effect  3SU  benbaehten;   auch  das  Breii-      .     ,    .    i  -" 
und  die  Erectionen  wurden  nicht  gemildert. 

i'iiimiAiTf 


HO  •  ci        "(;  ■  OH 


[Oallussfiure  —     M69    —  Galvanokaustik] 

CMlnssInre,    Acidiim  gallicum,    Trioxybeiizo("säur<>,    findet    n'ieh    sehr    verbreitet   in 

c-cooH  Pftanzcn   und    zwar   meist   in  Begleitung  von  (icrbstoffun,    so  in   den 

y<^^,  Gallen    der   Eichenrinde,    Chinarinde,    Granatwurzel,  Bärentraube,    in 

i        ,  ,  „  den  Arnicablüthon,  im  chinesisohen  Thee,  DividivI  etc.,  und  kann  aus 

-  den  wässerigen  Auszügen  dieser  I'llanzcntheile  gewonnen  werden,  auch 

'<\/'"'  ""  aus    Tannin*,    welches    unter    .Aufnahme    von  Wa.sscr   in    Gallussäure 

"■COH  übergeht:    CuHioOa    +     FI.O     =     SCtHsÜs 

Tannin  Wiisspr  nallussUtirt- 

Auch  synthetisch  ist  Gallussäure,  und  zwar  aus  Dijod.salicylsäure  durch  Krhitzcn  mit  Kalium- 
carbonat,  aus  Bromdioxybenzoi-säure,  Broinprotokatcchusäure  und  Veratruinsäure  durch  Schmelzen 
mit  Aetzkali,  erhalten  worden. 

Die  Gallussäure  bildet  feine,  scidengläuzcndc,  färb-  und  geruchlose,  adstringirend  und 
zugleich  .schwach  sauer  schmeckende  Nadeln,  welche  sich  in  ISO  Th.  kaltem,  3  Th.  kochendem 
Was-ser,  in  10  Th.  Alkohol,  ca.  40  Th.  Aether  und  auch  in  (."hioroform.  Petrolaether  und  in 
Olyccriu  lösen.  Bei  IßO  "  verliert  die  Säure  ihr  Krystallwa.sser,  zerfällt  bei  vorsiclitigem  Kr- 
hitzcn bei  200 — Hl')"  in  Kohlensäure  und  Pyn.gallol,  C,jFI,iOj.  bei  raschem  Krhitzcn  auf  HöO" 
in  Kohlensäure  und  Mclagallussäure  ((iallhuminsäure).  Die  wilsscrige  Lösung  giebt  mit 
Eisenchlorid  einen  blauschwarzen  Niederschlag,  der  sich  im  Uebcrsehuss  des  Fällungsmittels 
mit  grüner  Farbe  wieder  löst,  oxydfreies  Kisensulfat  giebt  keine  Färbung.  Silber-  und  Kupfcr- 
salze  ^ferdeu  durch  Gallussäure  reducirt,  Leim-  und  Eiwcis.sstofTe  und  AlkaloTde  werden  nicht 
gefüllt.  Von  den  Salzen  der  Gallussäure  .sind  nur  die  der  Alkalien  in  \Vas.scr  löslich,  bei 
Gegenwart  überschüs.sigcn  Alkalis  färben  sich  diese  [jösungen  an  der  Luft  braun  bis  schwarz 
unter  Bildung  von  Gallof lavin.  Mit  überschü.s.sigcm  Calciumcarbonat  in  Berührung  färbt 
sich  Gallussäurelösung  blau  bis  indigo  und  bildet  nach  längerer  Zeit  grünblauen  Bodensatz. 
Beim  Erhitzen  mit  Calciumcarbonat  wird  die  Lösung  dunkelblau,  auf  Zusatz  von  Weingeist 
fallen  bläuliche  Flocken;  Säuren  färbt  sie  ametliystrofh.  Die  Zusammen.setzung  dieses  Zcr- 
sctzungsproductes,  Gallerythronsäure  oder  Blaugallussäure,  ist  nicht  bekannt. 

Wird  (lallu.s.säure  mit  5  Th.  concentrirter  Schwefelsäure  .luf  140°  erhitzt,  so  resultirt  eine 
dicke  weinrolhe  Flüssigkeit,  welche  in  Wasser  gegossen  eine  thcils  flockige,  thcils  krj-stallinischc 
kermesrothe  Aus.scheidung,  die  Jlufigal  lussäure.  Uothgallussäure,  GiJJxOs,  liefert, 
die  als  Digallussäureanhydrid  aufzufassen  ist.  Chlor  zerstört  die  Substanz,  Brom  liefert  bei 
vorsichtiger  Einwirkung  das  Gallobromol'.  IIAASE. 

Die  physiologische  Wirkung  der  (iallussäure  ist  der  des  Tannins*  ähnlich,  .sie  verdient 
den  Vorzug  vor  dem  Letzteren,  wenn  es  sich  um  Erzielung  entfernter  Wirkung  handelt,  weil 
sie  in  grösseren  Dosen  verabreicht  werden  kann.  Ihre  örtliche  Wirkung  ist  bedeutend  geringer 
als  die  dc-s  Tannins,  da  ihr  die  coagulirendo  Wirkung  auf  EiwrissstofTe  abgeht.  Sie  ist  mit 
Erfolg  bei  Hacmoptoe,  l'terinblutungen,  Flaematurie,  Albuminnrie,  Naehtschweisscn,  Diarrhoen 
in  Dosen  von  0,.'> — 1,5  g  mehrmals  täglich  angewendi-t  worden.  Dosen  von  4  g  und  mehr 
wurden  noch  gut  vertragen.  -Vcusserlich  i.st  die  Gallussäure  als  .Adstringens  bei  aphthösen 
(Teschwüren,  bei  IlaemorrhoVdal-  und  L'teru.sblutungen,  bei  Tripper,  siwie  als  Zusatz  zu 
Kollyricn  angewendet  worden. 

OalTBnokanstik.  Wenn  ninn  in  oinon  starken  ^nlvanischon  ^^tron)  einen  dünnen 
Pl.ntindr.iht  «der  einen  schmalen  Streifen  Platinbleeh  als  Sehliessnnjjsdralit  einschaltet, 
so  erglüht  dieser  in  Fol<^e  des  von  ihm  gelei.steten  Leituiij^swiderstandes,  welcher 
tiieils  «lureli  seine  gerinj!;e  l)icke,  theiis  durch  das  relativ  schlechte  Leitungsvermöp'n 
des  IMatins  bedingt  wird.  Das  durch  den  Strom  glühend  gemachte  I'latiii  kann 
man,  wie  andtjre  glühende  Körper,  zu  <^hi^urgisch(>n  Operationen  benutzen,  wtdche 
man,  da  sie  auf  ein»^  durch  den  galvanisdien  Strom  bewirkten  Kauterisation  berulK^n, 
unter  dem  Namen  Galvanokaustik  zusammengeHusst  hat.  Versuche  der  Art  sind 
schon  in  der  ersten  Hälfte  dieses  .Jahrhunderts,  bald  nachdem  die  Thatsache  des  Kr- 
glühens  von  Drähten  durch  den  galvanischen  Strom  (iH(K)i  festgestellt  war,  von 
einzelnen  ("hirurgen  und  Zahnärzten  gemacht  worden.  Kine  praktische  Hed<mtnng 
hat  die  (.lalvanokaustik  aber  erst  durch  Albrecht  Middeldorpf  erlangt,  der  in 
s<!iner  berühmten  .Monograi»hie:  ,,l»i(?  (iaivanokanstik.  ein  Beitrag  zur  operat.iv<'n 
Medicin,  Hreslau  lsö4",  auch  bereits  die  Technik  durch  Beschreibung  .•iller  wesent- 
lichen .Xpp.ir.'ite  und  Instrumente  in  so  vollkommener  Weise  feststellte,  dass  wir  uns 
noch  heute  in  allem  Wesentlichen  auf  ihn  beziehen  müssen.  Zur  Ausführung  einer 
g:ilv:inukansti$chen  Operation  bedarf  man  einer  sichen-n  t^mdlc  für  finen  hinläng- 
lich starken  galvanischen  Strom  und  geeigneter  Instrumente.  Für  die  Kr- 
zcugung  des  ersteren  empfahl  Mid<lel<lori)f  »?ine  Grove"sche  Batterie,  welche  in 
der  von  ihm  gegebenen  besondi^ren  Kinrichtung  dii-  Möglichkeit  darbot,  die  4  gros.sen 
Elemente  derselben  bald  zur  ..Kette',  bald  zur  „Säule',  bald  zur  „Säule  aus  zwei 
Paaren"  durch  blosses  Kin.schalten  der  entsprechend  bi-zeichm-ten  ..W'i-chselstöcke"  zu 

•      0.  Liebroieli,  Kii:ykluiiai.Mli(>.    II.  liunJ.  .j^ 


[GalvanokausUk 


—     370 


OalriMk 


verbind<?n.  I)ies  war  aber  t>oi  der  inimerliiii  hoschräiikteti  Stärko  de*  da 
Batterie  erzeugten  Stromes  von  grosser  He'tlfiitnnfr,  il:i  nach  ilf-ni  'iLiu'schta 
zur  Krzielunp  inTigliehst  st.'irkcr  »iliiluvirkimg  für  kurze  iintl  diek»*  Sclilirwsun^ 
die  ("onibinntion  zur  Kett«'.  dir  liinjri-  und  dünne  1  »ruhte  dagegen  die  Anonbn 
Säule  vorzuziehen  ist.  Tausotule  vnn  j^alvanokaustischeu  Openit innen  siod  i 
Middeldorpf'sehen  Batterie  ausgeführt  worden;  aber  es  .stellten  sich  hal 
L'ebelstände  heraus:  1.  das.s  sie  vor  jeder  Operatitin  zusanuiie^ngostpllt  wi-nliii 
lind  2.  dass  sie  schwer  zu  transpurtiriMi  war,  sodass  der  Patient  .sieh  tu  d« 
in  einem  Kranki.'nhaiise  aufffestellten  Batterie  begeben  tniis.sto.  I>em  erst«« 
Ucbelstjinde  liat  iiiati  durcli  die  Construetion  der  in  der  Elektricitnt  \itilf.-u-h  b4 
Taueh-  oder  Inirnersioiisbatterien  (Buiisen,  Oreiiet)  nhziihidfen  gisurll 
wäre  überflüssig,  auf  die  zahlreiehen  .Vbänderungen  derselben,  weiche  sirh 
lieh  auf  die  Verhütung  der  t'olarisation  bezielien,  einzufti-lieii,  da  wir  liberall 
gelaileiU'U  Areuinulator  eine  hinreichend  starke  und  zuvorlä.s«igß  l^ueile 
erford«'rliclien  Strom  rihiu-  hesnudere  Schwierifikeit  eriialten. 

Welcin!  ElektricitAtsnuelle    rami    aueh   Itcniitzen    mag,    jtMieiifalls    luijs.-«   <l 
liiiututii;    der    beiden   l'ole    mit   dem  ^alv:tnek:iustisclien   Iiistrtinieiito   durch  im 
f;ut    leitende    ItrUhte.    hergestellt    werden,    welelie    ;ilso    dem     Strom«?    keinen 
stand    leisten    dürfen.     lüe.se  heitunjrsdrfditr    müssen    daher  ans   Kupfer  txler 
welches  norh  besser  b'itet   als  Kupfer,    bestehen   und   von   hinreichender  IMrl« 
An     allen     galvanokanstiscben      Instrumeiilen      ist     das      NVesentlicIie     ein 
Flatindraht    oder    seltener    Platinblfcli,     vveiclies    iu  schlingeiiföriiiifier  (icstaJl 
ordnet    ist    und   von    dem    himlurchgeheiuh'ii    Strome     zum    Glühen    gebracht 
Andere  Metalle    als  Platin    Ixsseii    sich   dazu  nicht  verwenden,   weil   sie  eiit*« 
};ut  leiten  und  daher  ^;ar  nicht  ei;;lülien,  wie  namentücrb   Silber   und  Kupfer,  fl 
leicht  schmelzen,  wie  z.  H.  Kisen.    .ledfs  der  beiden  lOiiden   der  l'l.itin.schiingr. 
erglühen   soll,    steckt,    lest   umseblnssen.    in  einem  dicki'U    Kiipferst.ibe   oder  in 
engen  dickwandigen  Ku|iferrohr.    |tiT  l.eitungswiderstanil  beginnt  mithin  erst  da. 
I'hilindrnlif   aus  dem  Kupfer  bi-rvorlritt,    da  b'tzteres  gut  leitet;     «laher  erglüh 
ersti'rer    imr,    soweit    er  ulinc  Ktipferundiüllimg  hervorragt.      Die   dicken  KupCj 
setzen   sieh  durch  den  tiritT  des  Instruments  fort  und  ragen   an  «Ies.sen   Knde 
und    in    solcher  Gestalt    iicraus,    d;is8    hier    dii-  lAntungsdrähte    mit   Leichtigki 
festigt  werden  krmueii.     .\n  dieser  Stidle  kann  auch  eine  Vorrichtung  zum  Srh 
und  Unterbrechen    des  Stromes    eiiigesch.-iltet    wenien,    welche    jedoch    bM|uw 
tiriff  selbst   angebracht  wird,     dieselbe    hat    im  Wesentlichen    folg>>nil<>  Kinrji 
Der    eine    der  Kupfpfstäbe    ist    schräg    diirclischnitten,   jede  SehnittHäcbe 
belegt;  durch  l'Vderkraft  stehen  beide  genau  in  Berührung,  die  Leitung   i<t' 
unterbrochen,  der  I'latinl)eschl.ig  scliiitzt  vor  zufälliger  l'nterhrechung  d 
des  Kui)fers.     (iegen    d.is    innen»  linde    iU'r^  durch.sehnittenen   Kupf«Tst 
von    aussen    duri'h   einen  Kingerdruck   in   Bi^wcgung  zu  setzender   Hebel   in  licr 
tung,  da.ss  dieses  sich  von  dem  anderen  entlernt,  die  Leitung  als«i  unterbrodn 
Selbstverständlich    kann    man    die  Kinricbtnng  auch  so  treffen,     d.ns.s  die  Knd« 
selbst    auseinanderfederii  und  diircli  Fingerdruck  ihn'  Berührung,    d.   h.  der  S< 
bewirkt    wird.     Somit    hat    es  der  .\rzt  ganz  in  seiner  Hand,    die  Glühwirkvi 
treten    zu    la.ssen   oder  zu  unterbrechen,    ohne  das  Instrument  zu   bewegen  un^ 
der  Mitwirkung  eines  (iehilfen   zu  be<lürfen.     .le    nach    dem    zu    erreichenden 
giebt  man  dem  in  Glühhitze  zu  \ersetzeii(len  Theilo  des  Instriunentes,   im  All;:« 
also  dem  frei  hervorragenden  l'latindraht.  verschiedene  (iestalten   und   ahtnl  nuf 
Weise  ein  Glüheisen,  ein   .Messer,  eine  Säge  oder  ein  Mgaliirwerk/eiig  nach 

Zum  Krsatz    des  Glüheisens    empfahl  .M  idil  eldorpf    zwei   Instrumente    ^ri 
dener  Construction.     .Sn  dem  einen,  dem  Kuppelluenner,    ist   der   \'. 
ein    nach  Art    (>ines  (iev\(ilbes    gebogenes  Stück   l'latinblech;    d;is    and'  ■ 
zellaiibrenner    weicht  von   allen  übrigen  galvannkaustisclien    Instruinenten  il 
ab,    da.ss    nicht   das  glühende  l'latiu,    sondern  ein  von  dem   l'latindraht  om« 
Porzellankegel,    weldieni  jener  seine  Hitze  mittheilt,  den  wirksamen  Theil  aa> 
weshalb  bei  ihm  auch  weder  das  Krglühen,  noch  die  l'nterbrechung  des.selben  so 
erreicht    werden    k.ann,    wie    an  den  anderen  Insfnimenton.     Durch   diesu^n  N; 
tritt  der  Porzellanbrenner    hinter    alle   anderen  gaivanok.austisi-hen    In.strui 
zurück  und  kann  bei   einem  Vergleich  mit  anderen  (ilühwerkzeugen   wede 
Paqueliu'sclien  Thennokauter ,  noch  auch  vor  dem  Matbieuschen 


[Galvanokaustik  —    B71    —  Galvanokaustik] 

den  meisten  Fällen  sogar  ni^ht  einmal  vor  dem  }re\vöhnli<;hen  Ulfdieisen  den  Vorrang 
bcansprnelien.  Als  galvanokaustische  Messer  oder  Galvanokauter  beschreibt  man 
diejenigen  Instnmiente,  an  denen  der  schlingenförniig  gebogene  l'latindraht  die  (Jestalt 
einer  Slesserkling»!  nachnlinit,  und  welche  nach  Art  eines  Messers  geführt  werden. 
Einer  Kettensäge  rdmlich  wirkt  Middeldurpf's  Filuni  candens,  welches  mau 
ex  tempore  herstellt,  indem  man  einen  langen  Platindraht  an  seinen  Enden  mit 
kupfernen  Klenmicn  fiisst,  die  mit  je  einem  der  Leitungsdrähte  verbunden  sind., 

Das  werthvollste  und  l)edeuten<lste  unter  den  galvanokaustischen  Instrumenten 
ist  .Middcldorpf's  Schneideschlinge  (Ligatura  candens).  Diese  besteht  im 
Wesentlichen  aus  zwei  zuverlässig  isolirten  Kupferröhren,  in  welche  die  Platindraht- 
.seiilinge  eingezogen  wird,  und  einem  hölzernt^n  Handgriff,  an  w(dchem  jene  befestigt 
sind,  am  besten  unter  stumpfem  Winkel.  Au  den  Kupferröhren  befinden  sich  Sitt- 
liche l''ort.sätze  zum  Anfügen  der  Leitungsdrähte.  Die  Enden  der  Draht.«!chlinge 
werden  in  einer  Kurbel  oder  an  einem  Stäbchen  befe.stigt,  um  durch  Aufrollen  oder 
durch  Zug  die  Schlinge  allmählich  stärker  spanni.-ii  und  verkürzen  zu  können. 

Was  die  Wirkungsweise  der  galvanokaustischen  Instnnuento  betrifft,  so  ist 
di<!  Schneideschlinge,  richtiger  Glühschlinge,  vor  alh'U  anderen  dadurch  aus- 
gezeichnet, dass  sie  die  Umschnürung  (Ligatur)  mit  der  Glühwirkung  verbindet.  Die 
übrigen  In.struniente  wirken  imr  durch  Hitze,  gleich  dem  Glülieisen,  haben  aber  vor 
diesem  den  Vorzug,  dass  sie  nicht  bloss  die  Anwendung  viel  höherer  Temperaturgrade, 
weit  hinaas  über  diejenige  des  weissglühenden  Eisens,  gestatten,  sondern  auch  ihre 
Temperatur,  je  nach  lielieben  des  Arztes,  dauernd  behalten,  da  sie  ihre  Hitzequellt« 
in  sich  selbst  tragen,  und  «lass  sie  an  den  der  Operation  zu  unterziehenden  Theil 
kalt  angesetzt  oder  angelegt  und  dann  erst  zum  Glühen  gebracht  werden  können. 
Diese  letztere  Möglichkeit  lässt  der  Galvanokaustik  auch  vor  dem  Pa(|uelin'schen 
Thermokauter  und  vor  dem  (iasbrenner  in  vielen  Fällen  den  Vorzug  ertheilen,  da 
diesf!  zwar  auch  ihre  Hitze(|uelle  in  sich  tragen,  aber  immer  nur  in  bereits  erhitztem 
Zii.stande  an  <bni  Operation.sort  gebracht  werden  können.  Dieser  gros.se  Vorzug  springt 
namentlich  da  in  die  Augen,  wo  das  Instrument  in  das  Innere  von  (.h'gam^n,  z.  B. 
in  den  Kehlkopf,  eingeführt  wei"den  soll.  In  dieser  Keziehtmg  gewährt  <lie  Galvano- 
kaustik ab<'r  auch  ferner  noch  den  Vorzug,  dass  nur  die  grade  von  dem  glühenden 
Draht  berührten  Gebilde  verbrannt  werden,  und  eine  schädliche  Wirkung  auf  die  Um- 
gebung so  gut  wie  ganz  ausgeschlos.sen  ist.  Da  durch  den  galvanischen  Strom 
immer  imr  sehr  düime,  höchstens  1  nun  dicke,  Drähte  oder  entsprech<?nd  dünne  und 
.s<-hmale  Hlechstreifen  zum  (ilühen  gebracht  werden,  kann  „strahlende  Wärme"  in 
einem  praktisch  bedeut-sanu-n  (irade  nicht  zur  Geltung  kommen.  An<lererseits  be- 
dingt die  geringe  Masse  des  glühenden  Körpers  aber  auch  einen  Nachtheil:  die 
lia(!Hiostatische  Wirkung  ist  bei  der  (ialvaiiokau.stik  viel  geringer,  als  bei  anderen 
Arten  der  Anwendung  der  Glühhitze.  Weissglühender  l'latindraht  stillt  die  Blutung 
aus  keiner  si)ritzenden  Arterie;  er  leistet  in  dieser  Beziehung  noch  viel  wenig«T, 
als  tun  weissglühendes  Stück  Eisen,  einmal  wegen  der  geringeren  Mas.se,  dann  aber 
wegen  der  allzu  hohen  Temperatur,  tliirch  welche  tlit!  Trennung  bewirkt  wird,  btrvor 
sich  gtnu'igende  G(;rinnsel  in  den  .Vtlern  gebiltlet  haben.  Ist  es  doch  eine  bekannte 
Thatsachc,  dass  zur  Stillung  von  Blutungen  nicht  tias  weissglidientle,  sondern  das 
dunkelrothglühende  Eisen  das  .Meiste  li.-istet.  Will  num  hierzu  überhaupt  von  iler 
Galvanokaustik  Gebrauch  machen,  so  ist  tler  Forzell.-inbrenner  am  geeignetsten. 

Auch  die  Hoffnungen,  welche  man  in  Betrtrff  der  Vermeidung  von  Blutungen 
bei  Operationen  in  der  ersten  Zeit  nach  Erlindinig  tler  Galvanokau.stik  von 
ihr  gehegt  hat,  sind  allmählich  auf  ein  beschi^denes  .Maa.>is  zurückgeführt  worden. 
Ein  w-esentlicher  Unterscbitül  zeigt  sich  in  tlieser  Btfzieliung  zwischen  der  (.ilülischlingt; 
und  den  übrigen  Instrumenttju.  Vermeidet  man  tlie  Steigerung  der  Temperatur  bis 
zum  W'eissglühen,  so  kann  man  mit  ersterer  ohne  Blutung  Theilt!  treniuMi,  in  denen 
sich  Allern  von  dem  Caliber  der  Art.  lingualis,  bis  etwa  2  nun  Durchmesser,  bi;fin<len, 
wUlirtmd  Trenimngen  mit  dem  Galvanok.-inter  noch  bluten,  wenn  auch  nur  viel 
geringfügigere  Gelasse  verletzt  wenlen.  untl  nur  aus  tlen  Capillaren  untl  tien 
allerkleinsten  Aesten  die  Blutung  ausblt!il)t.  Der  Grund  hierfür  ist  darin  zu  suclnsn, 
dass  die  Gewebe  vor  dem  Beginne  tler  Glühwirkung  mit  tler  St;hlinge  zusammtm- 
geschnürt  und  somit  durch  Unterlirt^chung  tles  Bhitl.-iufs  tlie  günstigsten  Bedin- 
gungen für  tlie  Bildung  vtin  Thromben  iu  tlen  tiefässen  herbeigeführt  werden.  Man 
ist  «lestü  sicherer  vor  Blutung,  je  länger  vorher  miui  die  zu  trennentlen  Gewebe  mit 

24* 


[Galvanokaustik 


—    n-'2 


(jalvuiopi 


;,    wip    unter  lii.T  .Schliiifro.      Im   Vfrt,-Ifiili 
;m    den    vorher    blutleer    g«?uiafhtvii  Tl!--!!' 


der  Schlinge  selbst  ddcr  mit  einer  aniieren  Ligatur  unist-bnürt.  Bringt  ms  *• 
Schlinge  sogleich,  naclideni  sie  angelegt  ist,  zum  (ilühen,  so  ist  die  Hlutaii;  «a  i; 
wenig  geringer,  als  beim  Sclinitt.  |)a  VVeissg!ülihitj;e  zu  schnell  trennt,  ist  m  w 
achten,  dass  die  Schlinge  bei  gleicher  Stärke  des  Stromes  desto  leichter  wci»s:;nli* 
wird,  je  kür/.er  sie  ist.  Man  niviss  daher,  wenn  die  Trennung  tlurch  di<-  Vbi» 
nnd  somit  ihre  Verkürzung  schnell  fortschreitet,  die  Stromstärke  veriiuriderii  "■W  ■■ 
Leitung  zeitweise  initerbrechen  tmil  die  Schlinge  langsamer  verkürzen.  ki;ii 
K<'ir|iertlieii,  an  welchem  (iperirt  werden  soll,  vorher  in  der  von  V.  v.  Ksmar.j 
gegebenen  Weise  blutleer  gemacht  werden,  so  erfolgt  auch  bei  Anw  fiiiiiu;  • 
lialvanokauter  ebensowenig  lilutun 
Trenmmg    durch  Schnitt  hat    man 

Vurtheil,  dass  nach  Lösung  der  Unischnümng  aus  den  kleinen  Ciefässen  einr 
ringere  Blutung  erfolgt,  weil  die.se  durch    die  Kauterisation    meist   verschl'i--' 

Die    durch    Galvanokaustik    erzeugten    Thromben    und    Schorfe    drir^. 
weit   in    die  Tiefe.     Daher  ist,    sobald    es    sich  um    etwas  grössere  (i>  ; 
wenn  auch  die  ])rimiin>  Blutung  vermieden  wurde,    doch   innner    an    dir  M"; 
einer  Nachblutung    zu    denken.     I>e.sshalb    inuss    man    auch    wäliren«!    und  ii 
Operation  jedes  Wischen  mler    gar  Zen'en    an    den  Trenniiiifjsfläclien   unterbiänn.  i» 
die  Schorfe  und  Tliroiiibeii,  durch  welche    die  (iefässe  verschlossen  sind,    auf  ■•i^- 
Weise  gelost  werden    küniien.     Nahezu    in    demselben    tirade,     in     welchem    <     » 
Blutung  verhütet,  verhindert  die  (lalvanokaustik    auch    die  Aufsaugung  von  I   :-- 
keiten,    von  Wundsecret    aus    der  Wunde.      Aber    in    dieser    Beziehung    gelM    - 
Leistungen  nicht  über  diejenigen  anderer  Caustica  hinaus,  werden    von  einielti'.i 
.selbei),  namentlich  vom  Chlorzink,    vielleicht    noch    übertrofTen.     JedeiifalN  w.i 
ganz  verfehlt,  wenn  mau,    im  Vertrauen  auf  ilie  Galvanokaustik,     unterlassen  ' ' 
auch  bei  diesen  Operationen  urul  ihriT  Nachbeliandlung  streng  aseptisch  <HJ''f   ' 
dies  die  Verhfiltnisse  nicht  gestatten,  antiseptisch  zu  verfahren. 

Als  einen  \  orzug    der  tialvaiiokaustik    gegenüber    der  Trennung    durch  SA* 
haben  wir  endlich  noch    zu   erwilhnen:    die  Möglichkeit,   an    Stellen  xu   i;"' 
ren,  welche  dem   Messer  unzugänglich  sind,  wofür  namentlich  die  intrjur 
gealen  (Operationen    i'iii  Beispiel    l)ieti'n.     Seltistverständlich    gilt     dies    auch  i'nr  *• 
Vergleich  mit  dem  (ilüheiseu  und  amiereii  thermischen,  .sowie  auch   allen  cluür-  t 
Kauterien.     Die  gaivaiioknustische  Glüh.schlinge    wird    in  dieser   Beziehung  .tu  'i 
ileui  viel  |)iumpereti  Ecraseur    liei   Weitem  nicht  erreicht,     Dagegen  kann  dunli 
fache    Draht.schlingen,    sogenannte    „kalte   Schlingen",    in    manchen    FKlIen  dtri 
Effect,  wie.  mit  der  Glühschlinge,  auf  weniger  umständliche   Weise    erreicht   wi" 

Die    Heilung    der    durch    Galvanokaustik    getrennten     Theile    erfnigt 
durch  ,. erste  Vereinigung''.     Diese  wird  durch  den  Brandscliorf  ansge.sclilos 
kaiiterisirte  Flächen  kriuiien  sehr  wohl  einheiien,  wenn  sie  in  einer  W  undhöl 
ileren  Defl'nung  ihnrh   Wundräiuler  begrenzt  wird,  widche  per  priinani   heilen 
man  z.  B.  bei  der  Castration    das   Scrotuni  mit  dem   Messer  spaltet  und  den  tia 
Strang  mit  der  (ilühschlinge  durclitreunt,    .so  kaim  man  stets    auf    erste  Ver 
rechneu.      Die  Ausfüliruiig  galvanokaustischer  Operationen    erfordert   im  Allg 
Kühe  und  Bedächtigkeit.     Man  erzielt  die  gewünsctiten  Krfolge   nicht,  wenn  nuiil 
Theile  mit  weissglühendem  Draht  schnell  durchschnei<let;    man   niuss  sie  laug 
der  entsprechenden  Hiciituiig  und  Ausdehnung  verkohlen.    Jedoch   bedingt  die  In 
in  welcher  und  der  Zweck,  zu  welchem  operirt  werden  soll,  oft  wesentliche  Ati 
rungen  des  Verfahrens.     So    kann    statt    der  Bedächtigkeit   schnelle   Ausfülininsi 
Operation,    freilich    ohne  Beeinträchtigung    der    Sicherheit,    erfordert    werden. 
iimerhalb  des  Kehlkopfs  unter  Leitiuig  des  Kehlkopfspiegels  mit  einem  durch 
und  Schlundhöhle  eingeführten  Galvanokauter  operirt  werden  soll 

(Jalvanopunctur,    HIektropunctur,  ist  eine  Beharullungsmethode,  hei   «Icr  miftidst  i 
gi'stos.sener  Nadeln  ein  galvanischer  Strom  in  das  Gewebe  eingeleitet  wirtl.     ÜerJ 
geht  von  der  einen  Nadel  zur  andern  und  bringt  das  Gewebe    in    der  nädiS 
gebung  <ler  Nadeln  zur  Zerstörung.     Bei  der  Wirkung  der  Galvanoptmrtnr 
verschiedene  Vorgänge  der  Eb^ktrolyse  zur  Geltung.    Erstens  wird  das  in  den  t»'»»' 
enthaltene  Was,ser  zersetzt;  an  dem  negativen   I'ol,  der  Kathode,  scheidet  sich 
Schäumen   und  Zischen  Wasserstoff    aus,    an    dem   po.sitiven,    der  Anode,  «»t»i< 
sich  Sauerstoff.      Ferner  werden  die  in  ihm  Geweben   belindlichen  SaUv  in  AH 


[Oslvanopunctur  —    373    —  Gangraen] 

und  Säuren  gespalten;  ersteic  scheiden  sich  an  der  Kathode,  letztere  an  der  Auo<le 
ab.    Schliesslich  üben  sowohl  die  Alkalien  in  Verbindung  mit  dem  Wasserstoff,  wie 

,  die  Säuren  in  Verbindung  mit  dem  Sauerstoff  in  statu  nascendi  eine  zerstörende 
Wirkung  auf  das  (lewebe  aus.    I>ie  Alkalien  und  der  Wasserstoff  wirken  stark  kaustisch 

^     und  verflüssigen  das  Gewebe,   die  Säuren  und  der  Sauerstoff  wirken  oxydirend  und 

"     bringen  das  Blut  zur  fe.><teren  (ieriniumg. 

"■  Die    verschiedenen    Stromstärken,    welche    zur    Klektrolyse*    in    der    Dermato- 

therapie,  Gynaekologie,  hn  (ieschwülsten  und  Harnröhrenstricturen  benutzt  werden, 
bedingen  verschieden  grosse  Apparate.  Die  Puncturnadtdn  sind  aius  Stahl,  Platin 
oder  Gold  hergestellt    und  je  nach  dem  Operationsgebiet  verschi(>dentlichst  geformt. 

"  Es  giebt  einfache  und  Doppel-Puncturnadeln.  Zur  Befestigung  dieiien  Halter,  häufig 
mit  Stromunterbrechern  versehen.  Galvanopuncturnadeln,  welche  zur  Behandlung  von 
Aneurysmen  gebraucht  werden  sollen,  müssen  stets  aus  Platin  sein,  da  hier  nur 
eine  Gerinnung  des  Blutes  beabsichtigt  wird.  Jede  atzende  Wirkung,  wie  sie  an 
Stahlnadeln  in  Folge  des  sich  hier  bihlenden  Eis<>nchlorids  statthat,  würde  eine 
Schädigimg  der  (Jefibiswand  verursachen  und  ein  Aufbrechen  oder  doch  Diffuswer- 
den des  Aneurysma  herbeiführen.  Um  einen  möglichst  reinen  Stichcanal,  der  sich 
nach  Herausnahme  der  Nadel  gleich  wieder  schlichst,  zu  erzielen,  sind  die  Aneurysma- 
Galvanopunctumadcln  noch  mit  einer  bis  nahe  an  die  Spitze  reichenden  dünnen  Iso- 
lirschicht überzogen.  Werden  nicht  beide  Pole  eine«  elektrischen  Stromes  ver- 
mittelst eingestossener  Nadeln  in  das  (Jewebe  eingeleitet,  sondern  wird  nur  eine 
Elektrode  mit  einer  Nadel  armirt  und  die  and<>re  auf  die  Körix-roberfläche  aufgesetzt, 
so  spricht  man  streng  genonnnen  nicht  mehr  von  Galvano-  oder  Klektropunctur, 
sondern  von  Galvano-  oder  Elektrolyse*. 

Die  Anwendimg  der  Galvanopunctur  ist  eine  beschränkte.  Zur  Behandlung  von 
Aucurysmen,  von  Harnröhrenstricturen,  Utenistumoren  und  Nasenrachenerkrankungen 
wird  sie,  trotzdem  sie  in  einzelnen,  besonders  geeigneten  Fällen  Vorzügliches  leistet, 
im  Grossen  und  Ganzen  relativ  selten  herangezogen.  Nur  einige  Specialisten  wollen 
sie  auf  diesen  Gebieten  fast  ausschliesslich  angewandt  wi.ssen.  Ebenso  steht  es  mit 
ihrer  Anwendung  bei  Lupus  und  bei  Hornhauttrübungen.  Am  häufigsten  wird  sie 
wohl  noch  zur  Epilation  und  zur  Entfernung  von  kleineren  warzigen  Gebilden  und 
Gefässgeschwfilsten  angewandt.  Bei  letzteren  ist  neben  der  ätzenden  Wirkung  des  elek- 
trischen Stromes  dess<>n  coagulirende  Eigenschaft  von  besonderem  Vortheil.  Bei  allen 
grösseren  Neubildungen  ist  die  Anwendung  der  (lalvanopunctur  eine  undankbare 
Aufgabe.  Die  langen  und  zahlreichen  Sitzungen  ermüden  den  Patienten  in  der  Kegel, 
bevor  ein  wirkliches  Resultat  erreicht  ist.  ,,„r.Tnjr^^ 

Kl  Ri-HHOr  ¥. 

()rlUBI0p6tfUft6,  Hyn.  Sympetalap.  nennt  man  t]i(>jftiii}^n  Onlnungt^n  »Ut  DIkotjU'iloncn,  welche  dareh  die  Ver- 
WftcbHung  ihrer  KronenblBttor  zu  piner  geschlossenen  Krone  ^ekßnnzeiehnet  sind.  Per  verwachsene  Theil  der  Krone 
liildet  die  Kronnihre.  an  ileren  oberem  Rande  K^wiihnlich  ito  viele  freie  Zipfel  als  «Limhus-  erscheinen,  al»  Kron- 
blUtter  xur  Verwachsung  gelanf^en.  Die  tinterclasse  der  G.  UsHt  sich  in  drei  Zweige  zerlegen:  1.  Ordnungen  mit 
obdiploKtemonem  Androeceam  (d.h.  Kronstamina  bilden  den  Uuitseren  Staubblattkrein).  Hierher  nur  die  Kri- 
«inae*.  2.  Ordnungen  mit  diplo.stemunem  Andrueceum  (d.  h.  Kron^tamina  bilden  den  inneren  Staubblattkreis i. 
Hierher  nur  die  Primulinae*  and  Diosprrinae*.  3.  Ordnung  mit  hapIo»temonem  Androeceum  (d.  h.  mit 
nur  einem  Staubblattkreis).  Hierher  Oontortac*.  Tabiflorae*.  Labiat  iflorae*.  Babiinae*,  Campanuli- 
Bao*  und  Aggregatac*,  von  denen  die  drei  ersteren  unterstand  ige.  die  drei  letzteren  o  beriet  ändige  Fruchtknoten 
Iwaitzen.    Gegensatz  zu  den  G.  bilden  die  Choripet alae*. 

H. 

CMSQOrSlIßllll)  braun£chweigi!>che.s  ^itädtchen  am  Nurdwe.^trande  des  Harzes.  107  in  hoch,  mit  dem  .^oolhade  H<'r- 
sof;  Lndolfsbad.  Zum  itusseren  (Gebrauch  dient  die  Hroswitha4|n«>lle  (13.74  Natriumchlorid.  1.24  Calcium-,  iK'^'-i 
XagneKiumsulfat.  tt3.K  ccro  freie  Kolitensäare).  zum  inneren  die  12,^^  wurme  Wilhelmsquelle  (.%.ltO  Natrium-,  0.0!i4 
If^nesiumchlurid,  O.OOOäO  Mugnestumbrüniid,  0.1.">  Calciumcarbonat,  li.:;i  Calcium-,  (I.n4f>  Magnebiuni.sulfat.  0.(Hil4.'» 
Bisencarbonat,  3t).."i  ccm  freie  Kohlonsjiure).  Ferner  kommen  russische,  Fichtennadelbädcr.  Inhalationen  mit  zer- 
aUnbter  Soole  zur  Anwendung.     Klima  anregend. 

WÜKZBIKG. 

Uiuigraeii.  Die  Gaugnien  unit'as.st  striiijr  {^enoinnion  nur  die  Procosse  der  YtTwesiiiifc 
(Cadaverisation)  innerlialb  eines  todten  iiewebsti'ickes.  Nekrohiose  bedeutet  den 
ZiiKtind  zwisclien  Leb<m  und  Tod  des  Gewebes,  aus  welchem  eine  Hüekkt^hr  zur 
Function  theoretisch  nocliinöglich  erscheint,  Nekrose  ist  dt»r  Zustand  <les  besiegelten 
unwiderruflichen  Zel Itodes  und  (1  a n j? ra e n  befrinnt  erst  im  Augenblicke ,  in  wel- 
chem der  Tod  eingetreten  ist.  (ierade  wie  Leichen  im  Ganzen  sehr  erheblich  in 
Zeit  und  Art  des  molecularen  Zerfalls  sich  unterscheiden  krmneu,  so  ist  der  Process 
der  gaiigruenOsen  Cadaverisation  ebenfalls  kein  gleichartiger.  I)ie  Aufzfdilung  der 
Brandformeu  wird  aber  dadurch   coinpiicirt,  dass  man    die  Ursachen   der   Gangraen 


[CatifO'a^t 


—     374 


fast  stäiulij:    mit    (Ifiicii    flcr  Nfkrosc    zusainnH-invirft,  j.-i  sÖRRrni5i»t  ''aitjr 
Nfkrosc  synonym  pcbraiu'lit.     Nun    ist    aber    ganz    au^cnf.llliß;,    «ins«  ^irsH- 


L-rlialli    des  ( ' 


i'l.. 


I 


langrat-n   stets  ausserMain    des  t  orpiis 
Wpscntliflu'n  Vprwesunjrsiirocfsse  liioloffischi' Vorgänge  ganz   :ill}^onie 
mensrlilicli-thieriselier  rrovenicnz  sind  und  meist  die  Folge   der  si'hraiikeiiKf 
Schaft    der  Mikroorjranisuien    über    todtes  Zellmaterial    darstellen,     w.-if 
Sachen  der  Nekrose  vorwiegend    in  Störungen  des  Ablaufes   des   indi^ 
zu  suchen  sind.     Was  nicht  mehr  ernilhrt  wird,  ist  nekrotisch,    es  lii.m.iM  , 
mals  gangraonös  zu  werden,  z.  B.  ein  wieder  eingeheiltes  todtes  Knocbrnslück. 
geheiltes  Sehnen-  oder  .Muskelstück.     Freilich  tTdiren  diejenijgen    Proci 
Emähnnig   i'ircnniscripter  Gewebebestandtheile    allinnhlie)i     o<ler    nn't  -"l 

sistiren,  gewöhnlich  secmid.lr  zum  gangraenösen  Zerfall  und   unstroitig    tiiUcul 
Gangraen  das  Mittel,  durch  welches  der  lebendige  Organismus  sieh  seiner  abge^W 
Thoile  entledigt.     IMe  (Jesetzmfissigkeit    des    molecularen  Kiweiss/crfrilb-s    mq 
innerhalb  nekrotischen  Gebietes  seitens  einer  wis.setischaftliejien  Therapie  so  p 
oder    beeiuflusst    werden,    da.ss    dem  Organismus   aus   dem   Vorj^uiig  der  mol« 
Ab.st.ossung    nekrotischen  .Materiales  der   geringste  Nachfheil    und    d:is   Miodfl 
von  Gefahr  erwHchst.     Denn  was  auch   immer  die  Ursache  des    loc.-ilen  Ge«i 
sein  mag,   der  Arzt  miiss  die  Gefahren  kennen,   die  der  (iesundheit  und  tiem 
des   Gesammtorganismus    aus    der    frühzeitigen    Verwesmig;    eines    seiner   Thi 
wachsen  können.    Eivu'ni  Theil  der  diircli  das  Absterben  bedingten  GefAhreu  verj 
Organi.-<mus,  welcher  im  übrigen  noch  über  ein  gewisses  Mna.ss   von  \\  iderstiio 
disponirt,    von   selbst  zu  begegnen.     Rr  vermag  durcii   vorherjfjingifje  Tbrombi 
v<in  Arterieti,    Venen  und  Ca])illaren    inncrh.ilb    di.'r  nemarcationslinie    erheb 
Blutungen  spoutan  vorzubeugen,   er  vermag  durch  Aufspro.ssting  neuen  Graon 
materiales  einen  Schntzwall  gegen  die  Infection  des  GesaninitorgauiKmus  anfxn 
er  vermag  durch   lieffnung  des  Saftstromes    am  Hände   der  l»cniarcation   den 
der  putriden  Haniljauclu',    welche    nach    schönen  Versuchen     von    Ktissmanl 
eine  Strecke  weif  ini  gesnnilcu  (iewcbc  aufgesogen    zu    wertlen    vermag,    iml 
Pruck  der  rullateralen  Caniilezu  schaffen.    Ja,    es  steht  sogar  fest,  dass  die 
der  Hramijauchc  gerade  für  die  pathogensten  Infectionsträger  ein  ziemlich  eni 
Waciisthumshiuderniss  abgiebt.    So  kiunmt  es,  da.ss  bei  <len  MuiiniKrirendrn 
die  tixlteii  'Plii'ile    gleichsam    verkohlenden   l-'onnen    des  Ltran<les     der    fanar 
unter  dem  Bilde  einer  aseptischen  Nekrose  verlaufen  kann,    selbst   da  wo  di« 
fication  in  offenem  Contact  mit  den  Keimen  der  I.nl't  vor  sieh  geht.    wflhr-n<ll 
Process  der  aseptischen  C'ada\rTisining  im  Imiern  des  Leibes   fast   di< 
Tod  einer  Geschwulst  durcli  .Vxendn'hnng.  eiues  extrauterinen  Knihrvn 
thrombose,    eines    iiivagiuirteu    I  »arnistückes,    eines    subcutan    zeripietscht^'n 
eines  am  Stiel  aligedrehten   Lipoms  ifes  Darmfettes    oder  einer  gewucherten 
zotte  (("■orpora  libera)  sind  einige  Kejs]Mele  für  .solche  aseptische   C:ula\eris3tii 
Corpus.     IVas  Mittel,   mit  welcheiu  die  Natur  hier  ihr  Ziel  erreicht,  i.st  IV 
Calcitication.    Mutuification,    .\dipocirebitdui)g    nebi'ii    dem    ganzen    Heere    » 
fettungen.  Verseifungen,  Krystallisirungen ,  Pigmentbildungen,  kurz   der  L'eH« 
hocborganisirter  in   imcomplicirte,  einfache  und  eventuell  re.sorhirb:vre  Atom; 
|)ie   Hauptaufgabe,    welche    der  Natur    oder    iIit    Kunst    de«   Arztes    zu 
aber    die  Verliütutig    der    Progredienz    des    brandigen    Proce.sses.      Verli.=»ltni 
leicht    gestaltet  sich   diese    natürliche   oder  künstliche  I>eniareation 
eine  (iirecte,    |)lötzliche,    gli'ic.hsam    gt-waltsauu'  Oesorganisation   «ler  <■  ii 

stallgefunden  iiat,    si-i  es,    da.ss  die  Ursache  als  Zenpiet-schiing   oder  Zertnimd 
als  Verbreuiiuiig  oder  Erfrierung,  als  Aetzung  und   Hruck  direet   wirkt«-     ^' i  4 
durch  .\rterien-   oder  GefSssverstopfmig    oder  Verletzung    und   Vcrlei: 
ausserhalb  der  Ernäthrung    gesetzt    wurden.     Hier  wird  bei   son.st  gesnii.i. „i  i| 
mus    meist   die  sjjontaiie  Oeinarcntion    eintreten    und    die  Therapie    hat    nur 
Process    zu    überwachen,     ihn    zu    erleichtern    und    .seinen    Schädlichkeiten 
bi'Ugen.     Wir  unterscheiden  also  in  thera|teutischer  Hinsicht   den   eireuni^cripl 
den  progredienten  Brand  und  re<-huen  zum  ersteren  den  ContU'^ioiishraiid,  den 
durch    fVmgelation  (Erfrienmg)    und    Conibnstion    (Verbrennutip),     durch    <'<! 
(Aetzimg)    und   Hecnbitus.    ferner    lieu    durch  Einbolie   und  Thrcindtti 
Sta.se,  Gefä.sszerreissung,  Gefäs-sconipre-ision  und  Torsion,  wobei   iui    In 
gleichbedeutend  ist,  <»b  das  Limien  des  Gelasses,  welches  einen  uircuniscrijMim 


[Gangraen  —    Q7ö     —  Gangraen] 

mit  Nahrung  versiirgt  (Kiularterie,  Eiidvcne)  von  Innen  durch  onibolischen  Pfropf  oder 
durch  autorhthonen  Tlironibus  veriegt  ist,  ob  durch  Oonipression,  Drehung  oder  Zer- 
reissung,    ob   auf   cndarteriitisch-atheromatriser    oder  aneurysmatiscber  Basis  Gefilss- 
obstruction  eintritt,  ob  der  Thrombus  hyaliner,  haemorrhagisolier  oder  corpusculärer 
(Enchondrom,    Kchiiuicoccus,   Zollmaterial,  Fett)  Natur  ist.     So  bczt>ichnet  das  Lehr- 
buch  die  verschiedenen  Formen    der  (iangraen    bald    aetiologisj;h  als  thrombotische, 
embolischo,  anaemisch<\  ("onipressions-,  Torsions-,  Druckgangraen,  bald  hält  es  sich  an 
descriptive  Kintheilung  und  unterscheidet  trocknen,  niumificirenden,  ulcerösen,  feuchten, 
weissen,    schwarzen,   luüssen,  kalten  Brand,    und   in  noch  anderen  Formen  nimmt  es 
klinische  Kriterien  für  die  Kintheilung,  wie  z.  B.  senilen,  marastischen,  entzündlichen, 
kaehektischen,  toxischen,  cndemiM-hen,  diabetischen,  leproiden,  neuropathischen,  sym- 
metrischen,   decubitalen  Bran<l.     Hierzu    kommen    noch    einige    besonders    benannte, 
klinisch  abgesonderte,  wenn  auch  nicht  hfiutige  Formen,  wie  die  erethisclie  Form  des 
Extremitilt<?n-Braudes,  das  Mal  perforant  du  pied  (Nelaton),  Noma  der  Wasserbrand, 
die  symmetrische  (Jangraeu  Haynaud's,  der  Ainliuni  d.  h.  afrikanischer  Zehenbrand 
und  der  elephantiasische  Brand.     So  dürften  in  dieser  Aufzählung   alle  Formen    der 
chirurgischen  (iangraen    erwähnt    s»;iii.     Wie    soll    man  sich  verhalten  in  Bezug  auf 
baldige  künstliche  Entfernung    des    brandigen  Tlieiles,    da.s    ist    der  Kernpunkt  der 
Therapie  des  Brandes.     Wann  nniss  ein  kranker  Theil,  und  sei  es  ein  ganzes  Glied, 
entfernt  werden    und    wann    darf  man    oder  muss  man  seiner  si»ontanen  Abstossung 
entgegen  arbeiten,   das  sind  die  wichtigsten  theraiieutischen  Grundfragen.     Ganz  ab- 
gesehen   von    dem    der  Brnndbildung  zu  (irunde    liegenden  .Mlgemeinleiden  entsteht 
aus    dem    VerharrcMi    mortificirten    Gewebes    innerhalb    der    wenn    auch    nur    rein 
mechanischen  Continuität    mit  dem    Stammkörper    eine  Reihe    von  Gefahren,    deren 
wesentliche    die  Itlutuug.    die  Infection,    die  Progredienz,    die    .septische  Intoxication 
sind,    zweitens   eine    Keilie    von    (|iiäien<len  Sym]>tonieii,    der    (lenu'h,    der  Schmerz, 
Functionsausfall,    und   davon   abhängig  die  tiefe  |)sychische  l)epre.ssion,  Schlaflosig- 
keit, Melancholie,    denen  allen  zu  begegnen  wir  in  der  Entfernung  alles  Todten  das 
chirurgische    Mittel    haben.     Aber    niemals    darf   eher    eine    Amputation,    eine    Re- 
section  vorgenonnnen    werden,    bevor  von   d<'m  Organisnnis    aus   eine  Demarcations- 
linie    vorgezeichnet    wird     oder    wir     mit    Siciierheit    ihre    Grenze    voraus    zu    be- 
stimmen in  der  Lage  sind.     l)as    bezieht   sich    natürlich  nur  auf  diejenigen  Formen 
von  Brand,  deren  klinischer  Verlauf  erfabrungsgeniäss  stets  nur  circum.script  auftritt. 
Es  kann  nicht  genug  betont  werden,  diuss  bei  den  circumscripten  (Jangraenen  die  Lehren 
der  conservativsten  Chirurgie   ihre  strengste  Erfüllung  fordern.     Vor  allen   gilt  dies 
für  zertrümmernde  Verletzungen,    bei    welchen   es  schwer  sein  kann  zu  entscheiden, 
was  soll  belassen   werden,    was    ist    dem  Tode  geweiht.     Wer  die  zerstümmelndsten 
Zerreis-sungen ,  z.  B.  des  Hodensacks,  durch  einen  Conservator  wie  Langenbeck  hat 
behandeln    sehen,  wer  die  ausg(>dehntesten  Zerreissungen    der  ganzen  Hand  noch  zu 
leidlicher  Functionsfähigkeit    hat  gelangen  sehen,    wer  eventerirte,  förmlich  geflickte 
und  reponirte  nsrnie  sich  ohne  Störung  erholen  gesehen  hat,  wird  hier  bei  jeder  noch 
s«  fürchterlichen  Verletzung,  (Quetschung  oder  Zertrünunerung  steis  im  Auge  behalten, 
wie  viel  sicherer  und  sdionender    die    natürliche  Dem.ircation   einen  therapeutischen 
Au.sgleich  zu  schaffen  vennng,  als  das  schnelle  chirurgische  Messer.    Wir  haben  mit 
iin.sereu  modernen  (irnndsätzeu  der  Asepsis  die  .Methoden    für    die   nieLsten  Fället  in 
der  Hand,    diese  I  )em:ircation    ungestört  vor  sich  gehen   zu  hussen    und    abzuwarten, 
wie  viel  uns  der  Organisnuis  selbst  als  noch   rettbar  anzeigt.     Fälle,   welche   früher 
•    mit  Rücksicht  auf  die  .schnelle  inid  unbedingt  geforderte  primäre  Nahtheilung  glatt 
im    gesunden   oder  im  nicht  verletzten  (Jebiet  amputirt    werden,    sind  heut  zu  Tage 
selten.     Ein  moderner  Chirurg  wird  unter  gründlichem  aseptischen  Schutz  Zeit  haben 
sibzuwarten,    was    der    für    den  P;iti«'uteu   lebenssiclierere  Weg  ist:     secundäre  Naht, 
Heilung    per    secundani    intentionem    oder    glatte  Amputation    in  einer  Linie.     Oft 
genug  wird  sich  solche  Zurückhaltung  belohnen  durch  Erhaltung  grosser  Haut-  luul 
Muskelabschnitte,  die  sonst  einer  allzu  energischen  Therapie  hätten  geopfert  werden 
müssen.     Es  gehört  ein  geschulter  Blick  dazu,   einem  zerrissenen  Hautstück,    einem 
w»n|uetscliten  Sluskel  seine  Erholbarkeit  noch  anzusehen,  aber  wenn  man  wagen  kann, 
schon  hlauschwarze  I)armschliugen  bei  lnc:trcerationen  mit  Hewusstsein  des  Ausgleichs 
in    die   Bauchhöhle    zu    reponireii,    so    schneide  man  auch  nicht  blind  einen  heraus- 
gerissenen Hoden  fort,  selbst  weiui  er  fn-i  aus  dem  Scr()tum  herausgerisst^n  ist,  man 
suche  in  dem  Gewebe  irgend  eine  Stelle  auf,  welche  noch  l)lutet  und  taxire  von  hier 


[GBii^apn 


37« 


aus  die  Mö^jliclikc'it  iltr  WicdiTliorstolliui}:  iler  f'irrulation:   auf  ztillweilr' >>"■■     ■   I 
noch  erhalteiipui  Bluttinilauf    lässt    sich    neue  Einfü^iiiig    in    den    Krei-vi  1 

Man    hüiln    die    zerrisseiieu    tiewebe    nach    exacter    Sfiuliening    und    l!«  I 

warmen  Wasser  in  a.st'|itisrlit»  Gaze  ein,  scbritze  doppelt  di«*   rio<li  Rlnti;  I 

den  TIioIIp  und  scliauc  ii:u-h  24  Stnn<lfn  wifdoniin  nacii,  wie    viel    noch  ] 

lairz,  man  vcrfahri'  fri'iiiin  so.   wie  man  mit  oim.T  i;angraeiir)s»'n,    xwoifi  1 

ni'krosc  verfährt,  man  warti'  unter  ascptischoin  Vorbandi',  witr  und  wn  siil  I 

«•instcjlt,  che  man  ]tniii;ir  resecirt.     Auf  fiicse  Weise  wird    tn:ui   oft  zu    -  ^1 

Üeberraschniifr    vieli-s    schmien    zn  kennen    im  Stan(h"  sein.      I>:iniit  soll  ;l 

sein,  da.ss  keine  iiriiniiren  .\m]iutationi'n  nnd  Resfctionen  vor/uncliinon  g-ei  »J 

soll;  worauf  .aber  ün  halten  ist.  das  ist  die  thnnliehste  Besehcidi'iilteit  in  der  .VlitauM 
dessen,  was  fallen  tnu.ss.  Wir  halx-n  in  der  seenndUren  Naht  bei  schon  p-.inuiit*iÄ 
Wunden  das  Mittel  in  ilet-  Hand,  üuch  spiUer  noeli  scbnellp  uinl  sicliere  Hi'ilonjH 
erzwingen.  Kbenso  steht  i's  nut  lii-a  Hntrernunpen  nekrotisclien  Matoriales  liH  trf-n 
rungen  und  Verbrennimgeii,  bei  Tbrenibosen,  Rnibolien,  seniler  Gaiigrat-n  iiim 
Gangraenen  auf  Grund  Verlegung  von  (iefilsustäniinen,  Compressionen,  Torsiriii-.: /.  I 
reissung  grosser  Vi'iien.  z.  IJ.  der  Crin-alis,  bei  weleliiT  erst  der  Haemat"inilr.i.l  c  I 
Arterie  verlegt;  man  wartet  bis  zur  deutliehen  Krketniung  der  Pemarcar  1 

vollendeten  Senuestrirnng    und    k.njn    dies    liesond<'rs   der  N.itur   über!  ' 
Füllen  von  Störungen  der  tropliiselii'U    und  (iefiihlsnerven     in    Ftdge   Ae 
mangelnden  (Jefässtonns,  bei  vvelclieri  der  centrale  oder  jieriphi-re  Froct-^ 
Inesion  .seine  natürliclie  Begrenzung  erfährt.    Natürlich  ist  bei  alli'n  F'onnen  Af-  Kr - 
für  die  günstigste  Kntfalfung  <les  Kreislaufes  un<l  seines  pollateralen  F*Irsati(>s /ii  •■■.• 
Venaeidung  von  I  »ruck,  .sinngemässe  f^agennig.  Suspension  iler  Gli«'dt'r,  Enthisu  i. 
Gewebe    eventuell    durch    Knt,spainiinigs.schnitte,   Beseitigung  jeder   C'oniprrj.-iiii;. 
Strangulation,  sorgfiiilige  Pflege  der  H.tut  mit  sciiützenden  Salbenderken,  fenchi^r- 
Umschläge,  gute,  leicht  excitireiide  iMaiäiirtiiig,  [)einliche  Sauberkeit  etc.     (»ic  riilr'--"» 
iimss    mit    mCiglichst    weni^    toxischen    .\ritisepticis    bekämpft    werden,    ib'in  i"r:' 
inuss  mit  rnivern,  wie  Kolilepulver,  .bidororm,  Iterniatol,  oder  mit   ("hl«' 
Kam|*!ierw<'iti.  Kaliltypenitangaidiismigen   i-ntgi-gen    gewirkt    werden.      U- 
Amptitaliiin.    so  scheue  man    sich   vor  der  ('bloniforninarko.se   und  substituin-. 
irgend   angeht,  die  iiitsch.-idlicbi^   hililtralioiisaiiaisthesie*. 

.\nsser  diesen  (iriindziip'n  einer  .'dlgemeiMen  el)iriirgis<dien   TJiera|Me  i|«;r  t'i  . 
erfordern  natürlich  die  |irogredienten  Formen,  welche  .-letiologisch  so  viel."'^'    • 
eine   auf  die  (iruiidleiden  in  erster  Linie  gerichtete  Behandlung.      r>a.ss 
tu.s    das    in    erster  Linie    berücksichtigt    werden    nuiss,   bedarf    nur   dei    i.iH.mr.'^ 
ebenso    wie    es    Ivhrenpfiicht    der    Krankenpflege*    ist,    ihn   überhaupt    zu  vcnMJaj 
Auch    heim   [)iabetc<    kann   es  sehr  schwierig  sein,  die  richtige  Stelle  der  evriiUifl 
.•\mputation  auszuwählen,  sie     sei  stets  mindestens  doppelhandbreit   über  der  n<M 
katiunsüiiie,  ilas  (üeidie  gilt  für  senilen  I5rand.  In  beiden  Füllen  kann  man  i  Set    ■     ' 
unter  \ernieidimg    der  f 'hloroAirmnarkose,    mit  Hülfe   der    conibinirten  An:i' 
eine  erhebliche  Anzrdil   .Amputirler  nn-hr  am  Leihen  erhalten. 

Die  Kehaiiillun!:  des  entzündlichen   Brandes    hat    sich    überall    an  «lie  Griu"!^ 
der  Plilegmon(>irbehaiidlnng    fiberli.iupt    zu    halten.     Hier  macht  man   die  hicii 
um  das  (iewebe  zn  entlasten    und   die  Wunde  zum  Orte  des  geringsten  Widi 
zu  gestalten  und  damit  die  Demarcation    zu    erleichtem:    auch     hier,    wo   es 
angeht,  unter  Inttllnirionsauaesthesie. 

Nonia  und  gan};raen(ise  Lepra  werden  wie  alle  anderen  Korniuii  prnpwit«** 
Brandes  durch  .Vctzuii;;,  'rhermokanterisation,  Exri.sion  und  AiislöfTelini. 
fangs.stadien  behandelt,  während  im  übrigen,  da  sie  .Mlgemeinerkrai 
auch  die  Grimdzüge  der  Therapie  des  Grundleidens  im  Vordergnindt^  suIkü.  1^ 
Brandformen,  durch  thierische  Gifte  erzeugt,  Schlangengift,  .Skorpionen,  !** 
jene  durch  Hakterieninva.sion,  wie  .Milzbrand.  eben.so  jene  durch  Erc«l***'i 
Mi^rcurialismus,  l'hos()liorgebrauch    erfordern  ebenfalls  specifisohe  Th<>rapie. 

Alle  ni'uropathischeii  Krandforini'H,    soweit   sie  nicht  in  allgemeinen  KriiÄhnw^ 
Birirungen    der  Nerven    ihieii  lirund    haben    (I>ecubitns,    kacliektischer,    miiri-n'"^ 
Brand),  müssen  je  nach  der  zu  Grunile   liegemlcn  Krankheit  au.s.ser    mit    all- 
therapeutischen  Mitteln  gegen  den  Brand  elienfalls  mehr  oder  weniger  spiM-ii.    - 
handelt  werden,  ebenso  der  Brand  der  Tabiker,  die  Gangraenen  nsieh  h'ii.  k'-mtLir» 
laesion  und  die  neuropathischen  svmnieti-ischen  Gangraenen. 

scmtux 


[Garcinia  -    877    —  Gasbüder] 

braFCilliS  h.  ?fliinxettgattuiig  aiiä  der  Funi.  der  Clusiaeeau*.  Trotiischo  Häuiuc  (elwa  40  Ar1.cn^  mit  gelbem 
MilehMaft.  U.  Morella  Dpsr.  (G.  Gutta  Wif^ht.  0.  pictoria  Roxh..  Caiubugia  <iutta  Liiidl.).  in  Vorder-  und 
Hinteriiidien  lieiiniscli,  mit  loderigen.  elU|itiKelien  BUttern  und  fleischigen,  kirscliengrussen  Beeren,  liefert  aus 
letiteren  das  Uutti*.  Die  Samen  liefern  Gamixtgiabutter.  G.  Mangostana  L.  Ostindiens  liefert  groi:se. 
«ohlsc-hineckende  FrUcbte.  Die  Samen  Ton  0.  indica  Chüisy  ((/.  purpurea  KoxH.).  einem  Baum  des  westlichen 
Ostindien»  mit  bangenden  Aesten  und  apfelgrossen   Fröchfen,  liefern  ein  festes  Fett:  Kukumbutter. 

M. 
Garcinia  mangostana  Choisy  enthalt  in  den  FritchtMchalen  einen  BitterstotT  Mangostin  und  Mangostan- 
han.   Man  bereitet    in  Indien  auN  ihnen  das  Extractum  Garciniae   seu  Extractum   ant  id  jKenteric-um. 
welches  als  Adstringens  bei  Dysenterie    und    anderen  Schleimhauterkrankungen    in  Sirup  oder  Pillen  benutzt  wird, 
öarcinia  purpurea.  .sUuerlich  schmeckende  Fruchtscbalen.  gelten  als  Antiscurbuticum. 
Mangostiu,    C^^H^s^^rn   wird  aus  den  mit  Wasser  erschnpften  Schalen  gewonnen.    Das   aus  Alkohol  in  gold- 
'      gelben  Bllltchen  krystallisirende.    in  Aether   und  Alkalien    lösliche  Mangostin  ist  neutral.    Schmp.  190".    Schwefel- 
■fture   löst  es  unter  Gelbrothfltrbung.    Salpetersäure  oxydirt  es  zu  Oxalslture. 

Mangnst  anharz  quillt  aus  Einschnitten  in  den  Fmchtschalen  heraus.  Es  stellt  getrocknet  eine  citronen- 
■elbf,  geruch-  und  geschmacklose,  leicht  zerrcibllche  Hasse  dar.  welche  zum  grltssteii  Theil  in  Alkohol  Itfslich  ist. 
Der  alkoholische  Rückstand  lusst  sich  in  ein  7-}[arz  Schmp.  80^  und  .vHarz  Schmp.  ll.i*^  scheiden,  beide  Ton  der 
Zusammensetzung  CihHcO,-,;  das  gt-Harz  ist  in  Ammoniak  löslich. 

J. 

warCull6A6  nennt  man  eine  Viiterfam.  der  Clusiaceae*.  umfassend  Gattungen  mit  polygam-dioccischen  Blttthen 
nnd  BeerenfrQehten.    Hierher  <tarcinla*. 

M. 

btafOCnift  L.  Pflanzengattnng  aus  der  Fam.  der  Kubiaceae*.  l'nterfam.  Gardenieae,  Sträucher  nnd  Küume 
Snd-  und  Osta.siens.  G.  florida  L.  und  G.  radioans  Thunb.  liefern  chinesische  Gclhbeeren  oder  Gelb- 
aehoten,  6.  lucida  Boxb.  liefert   Decamaleegum  mi*,  Gardenin  und  Zucker  (Krokose). 

H. 

Diis  Dccamaleegumini  wird  in  Ostindien  häufig  als  Aiitispasmodicum  und  bei  Dyspepsien 
benutzt.  Ein  anderes  Gardeuiaharz,  welches  vorzugsweise  Tanuiti  und  Chinagerbsiiure  enthält, 
wird  bei  atonischen  Unter.schenkelgcschwiiren  in  Anwendung  gezogen.  Die  Früchte  von  Gar- 
denia    campanulata  werden  in  Indien  als  Catharticum  und  Anthclminthicum  angewendet. 

Gard  p  niasK  nre.  C,(Hi„0,i.  ist  ein  chinonartiger  Körper,  durch  Einwirkung  von  kalter  verdünnter  Salpeter- 
aBuro  auf  Gardenin,  i'uHijO«,  erhalten.  Tief  karminrothe  Nadeln,  Schmp.  223",  welche  unlöslich  in  Wasser.  LigniVn, 
Sehwefelkohlonstoff.  wenig  löslich  in  Alkohol.  Aether,  Benzol,  leicht  dagegen,  mit  gelber  Farbe,  in  Aetzalkalien 
loslich  sind.  Bei  Behandlung  mit  verddnnter  Schwefelsaure  geht  sie  in  Hy drogardeniasliure,  CuHnO,},  Über. 
wis  welcher  durch  Oxrdationsmittel  die  Gardeniasüure  regenerlrt  wird. 

H. 

Sardone,  klimatischer  Kurort  am  westlichen  l'fer  des  Garda.sees,  zur  Unterscheidung  von 
anderen  Orten  gleichen  Namens  wegen  seiner  Lage  in  der  sogenannten  Riviera  di  SalO  als 
Gardone-Rivicra  bezeichnet,  70  m  hoch.  Von  Westen  über  Norden  nach  Osten  hin  ge- 
•währt  ein  Halbkreis  von  Bergen  Schutz  gegen  Winde.  Das  Klima  ist  massig  feucht,  ohne 
ffrosse  Feuchtigkeitsschw.nnkungcn.  Die  Temperatur  ist  im  Winter  ziemlich  gleichmässig  und 
höher  als  an  anderen  Orten  nördlich  der  Riviera  von  Genua.  Sie  betrug  1885'93  von  October 
bis  April  durchschnittlich  7.C  (von  Dezember  bis  Februar  3,7),  ihre  tägliche  Schwankung  im 
Monatsmittel  5,0—9,2,  die  mittlere  relative  Feuchtigkeit  75  pCt.,  die  Zahl  der  ganz  heiteren 
Tage  in  der  angegebenen  Zeit  monatlich  11,  die  Sonnenscheindaucr  in  Stunden  158,  die  Zahl 
der  Niederschlagstage  8,7.  der  Frosttage  im  Dezember  10,  Januar  16,  Februar  !),  März  3. 

Der  Aufenthalt  ist  vornehmlich  indieirt  bei  Lungen-,  Kehlkopf-,  Nervenleiden,  Asthma, 
Bronchialkatarrhen  und  in  der  Rcconvalesccnz  nach  acuten  Krankheiten. 

WCRZBintii. 

ClaiTl^;  ll)  Thermalbad  in  der  Provinz  Barcelona.  2UH  m  hoch,  liie  4U— «lO"  warmen  (Quellen  (<I.I031  Natriuni- 
chlorid)  dienen  zu  innerem  und  äusserem  Gebrauch.    Saison  Mai  bis  Juli  und  August  bis  October. 

W. 

Varrya  Lindl.  Pflanzengattung  von  un.sicherer  Stellung,  als  Typus  einer  besonderen  Familie  (Gariyaceeii)  de«  t^ornu- 
eeae*  wohl  nüchst  verwandt,  in  t'alifornien  heimische  Sträucher  umfassend.  t>.  Fremontii  Torr.,  mit  geruch- 
losen, bitteren  Blattern.  M. 

Garrya  Kremonti  Torr.,  California  fever  bush,  besitzt  lederarlige,  geruchlose, 
bitler  und  adstringirend  schmeckende  Blätter,  Gerbstoff  und  Gar ry in  enthaltend.  Das  FUii<l- 
cxtract  wird  bei  fieberhaften  Zuständen,  besonders  bei  Malaria,  gegeben.  Schon  nach  12  Stun- 
den läs.st  sich  ein  Krfolg  constaliren  (Garrisou).     Dosis  20—30  Tropfen  2slündl)ch. 

Garryin  wird  aus  Blattern.  Zweigen  nnd  Wurzeln  erhalten  (Ltoss).  Es  bihlet  würfelförmige  Krystalle.  welche 
stark  bitter  schmecken,  alkalisch  reagin-n  und  in  Alkohol  und  Wasser  löslich  sind.  Schwefelsäure  t"ari)t  purjiHrn. 
Schwefelsäure  und  Kaltumi>icbromat  erst  rotn,  dann  gelb,  zuletzt  grün. 

J. 

0iwbkder,  (iasdouchfii,  bestehen  in  der  BcMtiitzun^  der  doii  Miiier:ili|uelleii  entstriimen- 
deii  Gase,  meist  KolilensUuro  oder  Scliwefclwasserstoff,  zu  Bädtsrn,  entweder  für  den 
g:uizen  Körper  mit  Ausnaliine  des  Kopfes  oder  loeni.  Das  G.is  wird  in  (ia.sometern 
gesammelt,  durch  RCihren  in  luftdichte'  Badewannen  oder  durch  Schläuche  mit  pa.ssend 
geformten  Endstücken  in  die  Vagina,  Hectum,  Nase,  Ohr  etc.  geleitet.  Die  Temperatur 
wird  durch  Kühl-  oder  Wärniapp.irate  frerefteit.  Die  Dauer  eines  (iasbades  beträgt 
10 — 20  Minuten;  Vorsicht  gegc^n  Kinathmiiiif;  ist  nöthig.  Die  Wirkung  ist  auf  die 
Capiliaren  und  Haut  anregeml,  auf  die  Nerven  mild  reizend.  Verwendung  finden  die 
Gasbäder  bei  Neuralgien,  Läbnniugen,  torpiden  Entzündungen,  Khcumatismeu.   Kohlen- 


[(iasbädcr 


—    ^^^H 


siiiircliiiilcr    licfiiulcii    ^icli    in    I)ril>urf;?,    Cuilowa,    Fi'iiiizcnsIciif^TITHiniHff.  Kr-w-r- 
Mariciibad,  Mciiihcr;;,  NiiitlK-iin,  I'vnnoiit  ii.  A.;   SciiN\cfi-'hv;i«s<Tstnfni!ul'T  in  W. 
Neiindorf,  Puz/,uoli,  Woilliach.  .„„,,., 

(•ase  sind  Körptr.    rlie    Wfflcr    eine    licsllinnitc  Form,    nocli    o.in     bestimmt«.'»   V 
.sondi'rr]  hei  denen  der  Raum,  den  sie  einnehmen,    von    dem   Drucko,     uoler 
bestimmt  wird.    Die  MolecnlarthcoriB  ericiärl  den  ({.isformigeii  /ustauH   damit, 
der  Molekeln   von   einander  veränderlich   ist.     Während    bei  festen     und   flüs.^  _ 
Cohacsionskraft   zwiscbeii    den    einzelnen  Molekeln    wirksam    ist,     ist    das   Vn 
nur  durch  einen  vollkommenen  Mangel  dieser  zu  erklären.     Die   Maisenthtjilili 
streben  sieh,  sieli  nach  allen  Seiten  möglichst  weit  von  einander  zu  entfernen  uiii 
Raum    vollkommen    auszufüllen.      Infolge    dieser    Eigenschaft,    die    man     .•»!'■ 
Spannkraft,   Tension   bezeichnet,    üben  sie  einen  Druck  auf  die   Wandungifn    •]•:•: 

Nach  der  jetzt  allgemein  gilligeu  kinetischen  (iastheorie  nimn)t    rann   an.    da 
molckel  gleichsam  wie  ein  geworfener    Körper    sich    in    dauernder  und     io    g' 
schreitender  Bewegung    belindet.    bis    es    auf   ein    anderes  Molekel    oder  auf 
slösst,   von  der  es  rcHectirt  in  anderer  Richtung  weiterlliegt.     Clniisius    bcn--: 
schwindigkcit  der  •Jasmolekelii.     JIr  fand  z.  B.  bei  (iefiierpuuktstenipi^ratur  fiir 
Molekel  461   m  pro  Sicunde,  für  .Stickstoff  492  ni,  für  W.is,scrstoff  1844  m.      Trofi 
es  nicht  zu  einer  raschen  Weilerbefoidernng    derselben,    weil    sie    ausscrordentli« 
anderstossen  und  zu    .""eilen-  und    Riickbewegungen  gezwungen   werden.      Die 
längen  zwischen  zwei  Zusammenstössen   sind  sehr  klein,  sie  berechnen  sich  fii! 
760  mm  Hg-Druck  zu  0.000005  mm,    die  Anzahl   der  Zusammeiistösse    pro  r^ 
47fK)  Millionen;  für  Wasserstoff  die  Weglängen  zu  0,0(101^55  mm,  die  Strissiahl  : 
Aber  die  kinetische  (iastheorie  bedarf  zur  Erklärung  aller  chemischen   nnd  p' 
sehcinungen  des  Gesetzes  von  Avogadro,  d.iss  nämlich  in  einem  gloicbon  V 
natürlich  bei  gleichen  dusseren  Bedingungen,  eine  gleiche  Molckelznhl  sieh  ti 

Man    unterschied    früher  zwischen  (ta.sen  und  Dämpfen    und     bczeicbuel>' 
Worte    ein«;    in    den    gasflirniigen  Zustand   übergegangene  Flüssigkoit.      Dii<' 
beiden  Begriffe  ist  jedoch  hinfällig  geworden,  seitdem  es  gelungen  ist,   all' 
Aus    rein    praktischen   Rücksichten    bezeichnen    manche  .\utorch    auch     li     > 
alle  diejenigen  Stoffe,  die  bei  0"  und  "60  mm  II(?-Druek  noch  nicht   fltissig  siin).     Fj  I 
dabei  gezeigt,  dass  es  für  Gase  und  verdampfiude   Flüssigkeiten  eine  Tcmrier.Turirn'n 
oberhalb  welcher  es  durch  keinen  noch  so  hohen  Druck  möglich  ist,  sin   i  i  i 

zu  erhalten.      Das    hat  Andrews    zuerst    für    die  Kohlensäure   nachg«»*! 
auch  bei  den  Versuchen  zur  Condensation  der  sogenannten  pcrm.incntrn  t^.iar  ■. 
für  eine  Reihe  verdampfender  Flüssigkeiten   bewiesen  worden.     Schwefclkuhlen- 
oberhalb  276.1»,  Aether  oberhalb  l!t6,-2",  Aceton  oberhalb  246,1"  C.  durch   keintu  Ur 
llüssigt  werden  und  die  genannten  Temperaturen  sind  also  ihre  kritischen  Trmper. 
Man    kann    nun    nach    Andrews    Dampf    und    Gas    so    scheiden,    d.'Lss     man    als  D« 
Gas   unterhalb    seines    kritischen  Punktes    versteht.     In    diesem  Sinne   kanu  „Damp^l 
Druck  allein  in  eine  Flüssigkeit  verwandelt  werden.    Gas  indcssRu  kann   nur  dardi 
Verbindung  mit  .Abkühlung  cnndensirt  werden. 

Während    gewisse    physikalische    Eigenschaften    bei    allen    Gasen     vanircü 
Farbe,  Absorptionsgrösse  in  flüssigen  oder  festen  Medien,    unterliegen     alle    g' 
allgemeinen  (V'selzen.     Das  zeitlich  zuerst  erkannte  ist  das  Doyle  oder  Marion-. 
nach  dem  das  Volumen  eines  Gases  sich  umgekehrt  verhält  wie  der  D  ruck,  unter  i 

Auf  alle  Gase    wirkt    ferner    in  gleicher  Weise   die  Wärme    ein:      sie    dehn« 
gleicher  Temperatursteigerung  um    gleichviel    aus,    ziehen    sich  bei  gleicher   TefflO 
drigung  um  gleichviel  zusammen.     (Gay-Lussac'sches  Gesetz,  auch   Harle^'scheli 
ton'sches.)     Bei  einer  Temperaturerhöhung    von  0"  bis  100"  boträRt   ihre   Ausde 
des  Volums  bei  0":    für  je  einen  Grad  ist  ihre  Ausdehnung  also  0.OO3t).5.      Diese  i 
ihr  Ausdchnungscorffieient.    Auf  firund  dieser  beiden  Gesetze  lässt  sich  der  Druck, 
auf  die  Wandungen  eines  Gefässes  ausübt,  ableiten:    er  ist  proportional   seiner  Dich 
Menge  der  in  der  Raumeinheit  enthaltenen  Molekeln,  und  der  absoluten   Temp 
der  von  272,6"  unter  0"  an  gercehneteti,  oder  den  letzteren  Factor  .'inders  aus« 
Quadrat    der  Geschwindigkeit    seiner  .Massentheilchon.     Enthält  der  Kaum    mehr 
keine  chcmischim  Wirkungen  auf  einander  ausüben,  so  ist  der  Druck  jedes   cin««lti 
entsprechend  seiner  eignen  Dichte,  d.  h.  proportional  der  vorhandenen  Aoznhl   sein« 
Der  Druck   des  Einzelgases    wird    im  Gegensatz    zum  Gesammtdruck   als    Pjirliai 
zeichnet.    Für  alle  (iasc  gilt  endlieh  das  von  Dul'ong  und  Petit  zuerst  lur  feste 
stellte  Gesetz  über    die   specilische  Wärme,    d.  i.  diejenige  Wärmemenge,    die   ootl 
um   ihre  Temperatur   um  1 "  zu  steigern.     Die   spccifischo  Wärme    gleichet   Volitn 
alle  (iase  gleich  gross.     Da  nun  die  gleichen  Volumina  aller  (lase   na<^  der 
sehen  Regel  unter  gleichen  äusseren  Bedingungen  die  gleiche  Anzahl  Molekeln  rntli4Ra>T 
auch  die  specilische  Wärme  der  Molekeln,  die  sogenannte  .Molecu  I  arwärme,  in  Jll<t  i 
sein.    Auch  für  vcrscbicdcue  Temperaturen  bleibt  die  specilische  Wärme  dieselbe. 


;Gase  —    379    —  Uastein] 

iianiitcii  (iesclzc  gelten  jedoch  nur  für  den  vollkonimcucii  (i;u>zustand.  Comprimirl  man, 
eventuell  unter  gleichzeitiger  Abkühlung,  die  Gase  soweit,  dass  sie  sich  dem  flüssigen  Zu- 
stande nähern,  dass  also  zwischen  ihnen  Molecularattractionskräfte  wieder  wirksam  werden,  so 
verlieren  diese  (resetze  ihre  Geltung. 

Was  die  Erscheinungen  der  Bewegung  der  Gase  betrifft,  so  kommt  in  Betracht  ihre 
gegenseitige  Mischung,  die  Diffusion*,  ihre  Wanderung  durch  poröse  Scheidewände,  die  Osmose*, 
und  ihre  Absorption*  durch  flüssige  oder  feste  Körper. 

Vom  physiologischen  Standpunkte  aus  kann  man  die  Ga.se.  einem  Schema  .loh.  Müller's 
folgend,  in  verschiedene  Grujipen  iheilen;  zunächst  in  solche,  die  das  Leben  des  Thieres 
erhalten.  Dauernd  oihält  das  Leben  die  atmosphaerisehc  Luft,  zeitweise  die  normalen 
Lebensprocesse  aufrecht  erhaltend  ist  der  Sauerstoff.  Das  Stickoxydulgas,  von  dem  man  früher 
die  gleiche  W'irkung  annahm,  kann  in  reinem  Zustande  das  Leben  nicht  erhalten,  sondern  nur 
mit  Sauerstoff'  vermischt.  Dieser  ersten  (iruppe  stehen  gegenüber  zweitens:  die  das  Leben 
nicht  unterhaltenden  Gase.  Man  kann  sie  scheiden  in:  rcspirablc  unschädliche,  respirable 
schädliche  und  irrespirablo  (iase. 

Zu  den  respirablen  unschädlichen  Gasen  gehören:  Wa.sserstoff,  Stick.stoff  und  einige 
Kohlenwasserstoffe,  z.  B.  (inibongas  (CII4).  Sie  verhalten  .sich  dem  Organismus  gegenüber 
indifferent,  ein  Gemenge  von  WassorstolT  oder  CH^  mit  der  nöthigcn  Menge  Sauerstoff  kann 
die  atmosphaerisehc  Luft  vertreten. 

In  die  Gruppe  der  respirablen  schädlichen  (tase  gehören  die  sogenannten  giftigen  Gase 
im  engeren  Sinuc.  Im  einzelnen  sind  hierher  zu  rechnen:  das  Aeetylen,  das  Kohlenoxyd*,  die 
Kohlensäure  in  nicht  zu  erheblicher  Concentration  (bis  60  pCt.),  Cyangas,  Cyanwa-sserstoffgas, 
SchwefelwasserstolV,  Schwefelkohlenstoff.  .Arsen-,  Antimonw.assersloffgas.  Die  Mehrzahl  dieser 
Gase  wirkt,  ganz  allgemein  ausgedrückt,  dadurch  verderblich,  dass  sie  die  Fähigkeit  des  Blutes, 
Sauerstoff  aufzunehmen  und  an  die  Gewebe  zu  übertragen,  vernichten.  Diese  Wirkung  auf  das 
Uaemoglobin  kann  sich  in  zwei  Richtungen  bewegen:  entweder  lagern  sich  die  betreffenden 
Gase  unter  Verdrängung  des  Sam-rst^iffs  .in  das  Bnemoglobin  an.  das  d.idurch  unfähig  wird, 
den  Hcspirationsprozcssen  zu  dienen,  oder  sie  verändern  resp.  zersetzen  das  Haeuioglobin 
meist  unter  Lösung  der  Blutkörperehen.  d.iss  es  gleichfalls  seine  norin.ilen  physiologischen 
rxinctioncu  einbü.ssi.  Zu  der  ersteren  Kategorie  gehören:  das  Aeetylen,  das  Kohlenoxyd,  das 
Stickstoffoxydul,  von  denen  entsprechende  Haemoglobiuverbindungen  bekannt  sind.  Zur  zweiten 
Arsen  und  Antinionwasscrstoffgas.  Diese  letzteren  oxydiren  sich  im  Blute  auf  Kosten  des  an 
das  Haemoglobin  gebundenen  Sauerstoffes  unter  gleichzeitiger  Zersetzung  des  Hacmoglobius. 
Beiderlei  Wirkungen  zeigt  der  .Schwefelw.isserstoff:  er  kann  sich  im  Blute  zu  Wasser  und 
zu  Schwefel  ox\diren.  kann  <al)cr  .lucli  ein  Schwcfelwasserstoff-Metbacmoglobin  bilden.  Ihm 
SbDlich  verhält  sich  der  Schwefelkohlenstoff.  Kinc  Souderstellung  nehmen  das  Cyangas  und 
die  giftigen  Cyanverbinduugi-n  ein.  Zwar  sind  .auch  vom  Cyan  Verbindungen  mit  dem  Blut- 
farbstoff bekannt:  ein  Cyanhaemoglobin  tind  ein  Cyanhaematin,  aber  im  lebenden  Organismus 
scheinen  sie  .sich  nicht  zu  bilden.  Die  delctäre  Wirkung  beruht  überhaupt  nicht  auf  Ver- 
änderungen des  Blutes,  sondern  auf  solchen  der  Gewebe.  Diese  werden  unfähig  gemacht. 
Sauerstoff  aufzupehmen.  Trotz  des  Vorhandenseins  genügender  Mengen  von  Sauerstoff  im  Blute 
kommt  es  zu  einer  Art  innerer  Krslickung.  Was  endlich  die  Kohlensäure  in  den  Conceutrationcn, 
in  denen  sie  respirabel  ist.  anlangt,  .so  beruhen  ihre  giftigen  Wirkungen  weder  auf  einer  Beein- 
flussung der  Sauerstoff-zuführenden  noch  der  Sauerstoff-verbrauchenden  Element«,  sondern  nur 
auf  einer  Schädigung  der  in  der  MeduUa  oblongata  gelegenen  lebenswichtigen  Centralorgane, 
spcciell  des  Atheincentrunis.  Nach  vovaufgegangener  Erregung  wird  es  gelähmt  und  mit  dem 
Stillstind  der  .\thmung  tritt  der  Tod  ein. 

Sogenannte  irrespirable  Gase  sind:  Chlor,  Fluor.  gasfJirmige  Salzsäure,  -schweflige 
Säure,  Ammoniak,  Stickoxyd,  Knhlcnsäure  in  Coneentrationen  über  60  pCt..  reines  Ozon  und  die 
Dämpfe  des  Broms  und  Jods.  Ebenso  wie  die  Kohlensäure  sind  aber  auch  alle  übrigen  unter 
den  irrespirabeln  aufgezählten  Gasi-  irrespirabel  nur  in  erheblicheren  Coneentrationen.  Durch 
heftige  Heizung  der  w:nsiblen  Larynxnerven  führen  sie  einen  Verschluss  der  Stimmritze  herbei, 
der  .so  anhaltend  sein  kann,  dass  es  durch  SauerstolTniangel  zur  Erstickung  kommen  kann. 
In  geringeren  Concontrafioiien  können  sie  in  die  tii:feren  Luftwege  eindringen.  Aber  sie 
lösen  auch  hier  durch  ihren  Heiz  rcflectorisch  Husten  aus  und  rufen  bei  längerer  Einwirkung 
katarrhalische  Erkrankungen  hervor. 

Einer  Iteihe  der  genannten  respirablen  und  irrcspirablen  schädlichen  (lase  konuut  auch 
eine  erhebliche  praktische  Wichtigkeit  zu,  insofi.'rn  sie  in  gewi.sscn  tiewerbebctrieben  eine 
Kolle  spielen,  sei  es,  dass  sie  sich  als  Nebenpmducte  bilden,  sei  es,  dass  man  sich  ihrer  zu 
bestimmten  industriellen  Zwecken  l)edii:nt.  Die  wichtigsten  sind:  das  Kuhleno-xyd,  die  Kohlen- 
säure, das  Schwefelw.asserstuil'gas.  das  Chlorwasserstoffgas,  Salzsäure,  die  salpetrige  Säure,  die 
schweflige  Säure,  das  CliK.riras. 

A.  I.OEWY. 

dutein  in  Salzburg  fOcsierreich)  ist  der  Hauptrcpracsentant  jener  .Akratothermeii.  welche  mit 
Thermalquellen  von  hoher  Temperatur,  von  -*.')"  bis  49"  ('..  als  tiruppe  lier  „wärmc- 
steigerndcn  Akratotliermen"'  eharakterisirt.  den  klimatischen  Factor  der  Höhenlage  (1012  ra  ü.M. 
in  einem  engen,  von  2000  bis  iJ-tOO  m  hohem  Gebirge  überragten  Thalc  am  Nordabhangc  des 


|(iia.stiMn 


—     380 


(iuirib 


tinrisrhrii  Alpciiziigi-s)  vcrliicidcn.    Das  Wasser,  arm  an  festen   Bcst.irniiii 
gezeichnet  durch    seine  Temperatur   und    eine  bemerlccnswerthe    erhöhte 
den  elektrischen  Strom,  welch  letzterem  Momente  sich  ein  vielleicht  erst 
essanter  Anlheil    an    der  AVirkuiigswoisc    nicht    f;:iuz    absprechen    lässt, 
Bädern  gebrnucht.     Das  H;iuptgebiet    der  Indicitioncn    dieser  Alpenthcn 
Krankheiten    des    Ne/vensystems.     für    welches    es    ein    milchtig    aiircf 
rcslaiirirendcs  Reizmittel    bietet    und    von    dem    aus    eine    allgemeine    Hv>.-i  ■ 
ernähriing  und    der    fnnelionellen  Leistungsfahigkeil  des  Körpers  erfolgt.      N' 
ralgien  der  verschiedensten  Art,  tlysti'rie,  Spinalirritatiou.  sexuelle  Schwäche. 
Paraplegien,  tahctisclie  Erkranknngi'n  linden  je  nadiidcru  ursprünglichen  Momc 
günstige,  ja  glänzen'Ie  Erfolge;    ebenso    werden    diese    ganz    bi.-sonders    b^-i 
marnstischen  Zust-indcn,  vorzeitiger  Seneseenr,  (d.is  ,Bad  der  Alten")   geri: 
stigon  klimatischen  Verhältnisse  von    bedeutendem  Einllusse  erscheinen, 
in  die  einzelnen  Häuser  geleitet  und  in  diesen  das  Bad  genommeri,    ein    ' 
falls  eine  sehr  förderliche  Methodik    für  rbcumatisohe  und    neuralgische     ' 


klSO. 


(«ftStorOmyCOtfSj  Dunclipilxe.    npnnl    inftn    eine    -.{atttiiiK^-    un-l    artflnrnirlie    Ompp*     Jer    *-■    ' 
(^iflip  Fanifi').    an«jTi?»ficlinol    rlurcli    die    aiifinirlirh    jrt»sculos/!«'nPn   FriirlilkOrpcr.     iIptm»     iur 
Unsi4\y}<*\tor':t\  btlilcnrloii   Hfptii>n  (einem  Itymonjum)  aus^i'kliMttet  wcnleD.     H«i   ilfr  S|>urpitr9(N 
f{tfwi>t>o  Idip  Tramal  oR  aU  CKiiillitinni  (Haftr^nsHccIit.«  prluilteii.    IMc  Ordnantf  iimf^sst  mehrtT«  Kdttni'i  ill*»i< 
gii5ti*rac«ae,  T^j'copordaccao,  Nidiilariaoeae  und  Phallarpar). 


(iastriHches*  Fiehpr.    lÜc  alten  Aerzte  pflegten  mit  dem  Namen  gnstriscbes  Fielen 

iOrkratikuii^  zu  bczfichiicii.  welche  sich  durch  eiiion  iiiehrtTigifiPn,  m  niaxii  ' 
Mtiigigon  verhältiiissiniissig  leichten  I'ielierverlanf  lunl  MU.smispi neben  d^  . 
Symptome,  verlMiiiden  mit  nielir  weni};er  grosser  ScliHdigunjr  do.s  AilgonieialKiigi 
kenn/.eiclmet.  Hie  tiefere  Hinsicht,  welche  man  im  l-.iiife  »U-r  Zfit  in  die  SyD| 
11(1(1  d:is  Verhalten  de.s  AIi(h)miiialty]ihiis  bekam,  bruchfe  es  mit  sich,  «lass  einej 
Zahl  dieser  l'üllc  von  ..gnstrisclieni  Fieber"  den  leicliteu  n\'ip.  aliorliv  verh 
Typhen  zngezjihlt  werden  niusste,  theils  weil  die  genaue  dit«>rsiiciuing 
(3rgab,  da.ss  sie  chai-nkteri.stische  Sy[npt()uie  ile.s  Typhus,  wie  Kn.seoia  nnil] 
schwelliinfr,  erkennen  liessen.  theils  weil  man  andererseits  dio  Krfaliruiig  luacbtiJ 
Fälle  vcirkoniinen,  widche,  ohne  die  typischen  Syniptome  des  Ahdoininaltyi)!! 
haben,  demioch  den  |)athiilngiseh-aiiat(iinisrlien   harmbefiniil   desselben  zeigen. 

D.idarch  wurden  vi<de  .\erzte  veraidasst,  die  Kxistenz  eines  jij.istrischeii  ', 
(I.  h.  eines  lieberhafte(i  Majcen-harnikat.irrhs.  welcher  nicht  .luf  einer  >i' 
ty|tln"isen  Infectioii  beruht,  gänzlicli  zn  lenfr[[en.  Dem  ist  aber  iiiclit  so,  ;; 
erfah(f((en  Kliniker  (niissen  Fälle  vorgekommen  sein,  welche  nicht  .Inders 
der  I  (iagiiii.se  Catarrhus  gastricus  febrilis  oder  bes.ser  C.  gastro-intestinaiis  febn 
fiiliren  sind.  Schon  Wunderlich,  Fiieber(neistpr,  Mosler  u.  A.  liabt-n 
diesem  Sinne  ausges|)rf«dien.  Ks  koinnn-n  wiederholt  Fälle  vor,  die  ihrem  g.aiuwi  1 
imd  der  Leichtigkeit  ihres  \'erlanfes  nach  die  .\mialnne.  d.i.ss  es  sich  uro  ck 
l([f(;ctioii  ohne  .V!ilztU(nor,  ohne  Roseola  und  ohne  cbarakteristi.scho  StQbl(>^ 
(ie.sehwürcn  der  Dannschleindiant  handle,  für  höchst  gez\vunj:en  erschein 
mnssten  (liwald).  E.s  ist  a(ndi  nicht  einzusehen,  warum  ein  M:i^en-  iin<l  l^amit 
nicht  ebenso  gut  fieberhaft  verlaufen  soll,  wie  Kat.irrhc  anderer  8rbleimliJiui''J 
warum  es  iniini-r  und  aiisscbliesslich  der  Kberth'sche  Bacillus  sein  .soll,  diTj 
fieberhaften  Keizzustanil  der  Mageii-Uarmschleitnhaut  zur  F'olge  liat.  Alle 
die  |iiagn<i.se  des  gastrischen  Fiebej-s  wesi'Ullicli  (»er  "■xclusioneiii  zu  Htellc 
für  den  Typh((s  charakteristischen  Synijilonie  nrul  ai'tiologisclien  Miimentt* 
sicher  dabei   ansschliessen   können. 

I'ie  Ib'liandinng  dieser  Zustände    fällt  mit  jener  der  li.i-stritis*  bcjtw,  drr 
Typhasfällc  z((sanmien,    d.  h.  sie    richtet    sich    wesentlich    gej^eti    die    drsimp 
Syniptonie,  während  da.s  Fieber  eine  besondere  Bekämpfung  nicht  erfordert. 

EWAUV 

(iaMritit*,  Kntzriiidung  der  M  agi-nsch  lei  mh  aut,  Magenkatarrh.    Mein  Silin 
Wortes  fi.xstriti.s  eiit.sprechend  sollte  es  sieh    um  einen  •'ntzüiidticlifn   Zut.ind 
lieber  Schichten,  aus  denen  liie  Magenwaiid  bestellt,  handeln.    In   der  Ucgid  v« 
man  darunter    nur    die   Entziindnng    der  .MageuscideimhanI ,    indem    man    di» 
gehenden  Zustände  als  tiaslritis  plilegnionosa  absondert. 

Man    unterscheidet    zwischen    einer    interstitiellen    luid     einer     parfMxriiTn 
GastriÜB  und  hier  wieder  zwisclien  einer  acuten    und    chronischen  Form.    ^» 


[Gastritis  —    3»1  "-  Gastritis] 

Art  der  Entstehung  kann  man  zwischen  einer  katarrhalischen,  einer  toxischen,  ejnor 
idiopathischen  oder  metiLstatischen  Gastritis  untersclicidun.  Die  chronische  Form  lAsst 
ausserdem  je  nach  dem  Charakter  der  Absonderung  in  eine  Gastritis  simplex  und 
eine  Gastritis  mueinosa  sondern.  Der  Ausgang  dieser  verschiedenen  Processe  ist 
entweder  der  in  Heilung  oder  in  einen  mehr  weniger  vollständigen  Untergang  des 
Drüsenparemchyms ,  welches  durch  ein  sklerosirendes  Gewebe  ersetzt  wird.  I)ies<^r 
Zustand  wird  als  Auadenie   oder  Atrophie  der  Mageuscbleimhaiit  bezeichnet. 

Die  Symptome,  zu  welchen  die  Gastritis  führt,  sind  verschiedenartige,  je  nachdem 
CS  sich  um  acute   oder  chronische  Formen    derselben  handelt.     Grundlegend  für  die 

'    Krankheitserscheinungen  ist  einmal  der  Umstand,    dass  in  Folge  der  gestörten  Zell- 

.  emälirung  ein  miuderwerthiger  Magensaft  abgesondert  wird,  das  andere  Mal,  dass 
gleichzeitig  mit  der  Störung  der  Absonderung  eine  Störiuig  der  Motilität  des  Magens 
Hand  in  Hand  zu  gehen  pflegt.  Hieraus  entwickeln  sich  die  Symptome  der  Erkrankung, 
welche  auf  mangelhafter  chemischer  Verarbeitung  der  Ingesta  und  einer  abnormen 
Stagnation  derselben  im  Magen  beruhen,  einer  Wechselwirkung  verschiedener  Factoren, 
von  denen  der  eine  immer  den  anderen  inducirt.  Durch  die  Störung  des  Chemismus 
werden  abnonne  Producte  gebildet,  welche  die  Magenwand  reizen  und  aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach  lähmend  auf  die  Musculatur  wirken.  Durch  den  verzögerten 
Abfluss  des  Mageninhalts  in  den  Darm  ist  eine  besonders  günstige  Gelegenheit  zur 
Bildung  dieser  Productc  gegeben,  die  ihrerseits  wieder  die  Schleimliaut  schädigen. 

Die  Aufgabe  der  Therapie  ist  in  solchen  Fällen  klar  vorgezeichnet.  Es  handelt 
sich  darum,  einmal  die  Ursachen  der  Gastritis  zu  entfernen,  und  zweitens  die  restitutio 
ad  integrum  zu  bewirken.  Ersteres  ist  in  allen  acuten  I'älleu  verhältni.ssmä.ssig 
leicht,  da  es  sich  nur  um  die  Abstellung  vorausgegangener  Schädlichkeiten,  wie 
■.  B.  Diaetfehler,  die  directe  Entfernung  von  giftigen  Substanzen  aus  dem  Miigen  (uler 
die  Vermeidung  gewi.sser  irritirender  Substanzen,  wie  Nicotin  und  Alkohol,  handelt. 
Viel  schwieriger  ist  dieser  Aufgabe  bei  dem  chronischen  Katarrh  zu  genügen.  Hier 
kommen  zum  Theil  ursächliche  Momente  in  Frage,  deren  Beseitigung  überhaupt  nicht 
oder  nur  vorübergehend  auf  therapeutischem  Wege  zu  erzielen  ist.  Hierher  gehören 
besonders  alle  diejenigen  Zustände,  welche  von  Seiten  der  Respirations-  niul  ( 'irculations- 
orgiuie  zu  (?iner  Stauung  des  Blutes  in  der  .Magenschleimhaut  mit  ihren  Oonse<iuenzen, 
d.  h.  einer  chronischen  Entzündung  der  Magenschleimhaut,  Anla.ss  geben.  Es  haniU^lt 
sich  demgcmä.ss  um  direct  oder  iudirect  den  Magen  beeinflasseude  Mitt(>l.  Zu  den 
eisteren  gehört  die  Evacuation  des  Magens,  soweit  diesfslbe  nicht  spontan  erfolgt, 
durch  Brechmittel  oder  Reinigung  des  .Magens  mit  Hilfe  von  .Magenausspülungen 
oder  durch  Ueberführung  des  Mageninhaltes  in  die  Därme  mit  Hilfe  von  Abführ- 
mitteln oder  solchen  Maassnahmen,  welche,  wie  z.  B.  die  Massage,  den  Mageninhalt 
mechanisch  in  die  Därme  überzuführen  suchen,  oder  auf  die  Oontraction  der  Magen- 
musculatur  einwirken,  wie  Strychnin,  Elektricität,  Douchen.  Indirect  kaim  die  Ent- 
lündung  der  Magenschleimhaut,  soweit  sie  auf  Stauung  beruht,  durch  alle  diejenigen 

■  Mittel  gemildert  oder  beseitigt  werden,  welche  sich  gegen  die  Ursache  der  Gircula- 
tionsstörung  wirksam  erweisen. 

Die  weitere  Behandlung  des  Magenkatarrhs  bezweckt  den  Ersatz  der  im  Magen- 

'  "■  secret  fehlenden  specifischen  Absonderungsproducti',  und  die  Beseitigung  resp.  das 
Un.schädlichmachen  der  sich  bildenden  abnormen  Zersetzungsproducte.  Hierzu  dient 
die  Zufuhr  der  specifischen  Producte  der  Drüsenthätigkcnt  von  aussen  und  die  Ver- 
wendung von  Medicamenten,  von  d(>nen  wir  wissen  oder  glauben,  dass  sie  die  Drüsen- 
|:hätigkeit  anzuregen  im  Stande  sind.  Es  ist  für  alle  Formen  des  chronischen  Magenkatarrhs 
charakteristisch,  dass  sowohl  die  Absonderung  der  Salzsäure  wie  des  Pepsins  .stark 
herabgesetzt  ist.  Hierfür  muss  durch  die  l>arreichung  von  Salzsäure  und  Pepsin 
Eisatz  geschaffen  werden,  hidessen  handelt  es  sich  wesentlich  um  die  erstere,  da 
die  Pepsinabscheidung  in  der  Regel  nicht  so  stark  herabg(>setzt  ist,  vielmehr  die  Menge 
des  noch  gebildeten  Pepsins  ausreicht,  eine  digestive  Thätigkeit  zu  (sntfalten,  sobald  für 
©ine  genügende  Menge  von  Salzsäure  gesorgt  ist.  Von  grösster  Wichtigkeit  ist  (\s 
aber,  die  Salzsäure  in  ausreichender  Menge  zuzuführen.  Dies  (M-reicht  man  am  besten 
dadurch,  wenn  man  die  Patienten  nach  je<ler  Mahlzeit  mehrere  Male,  etwa  in  Ab- 
stSuden  von  10  Miimten,  so  viel  Tropfen  verdünnter  Salzsäure  in  Wasser  nehmen 
lisat,  als  sie  dies  ohne  eine  zu  starke  Säureemptindung  im  Munde  thun  können. 
Gewöhnlich  .sind  H— 10  Tropfen  des  Acidum  inuriaticum  dilutinn  auf  ein  Weinglas  Wasser 
die  oberste  Grenze.     Das  Pt^psin  wird    heut   zu  Tage    v(ui    zaiiireichen  Fabriken    in 


(Uastritis 


—     W2     — 


wirksamen  Pra«?par:iUMt  ilnrnostcllt  und  ist  in  hoswi  von  2—3  ner.igratnni 
M;in  tlnit    gut,  dasselbe  in  Schaclitoljniivern  mit  Zuckt-r   vomiischt    zi: 
ilie  Verordnung  desselben  iti  abgewogenen  Pulvern  auf  di«?  I.>:iiii*r  zu   K 

Die   inneren  Medicaiiii-nte,    weli'lie    in    dem  Ruf    stehen,     di«'    M:il'' 
zuri-'gen,    die  StomaehitM*,  sind  meist  Bitti-rstoffe,  wie  dir  (^usissia,    d 
rinde,  (iie  lientiana,  der  Wcrnuitli,    die  l'ffITermin/e  uiifl    ein«-  H<"ihit  a 
wie  Tausendgüldenkraut,  der  Bitterklee  n.  A.     ICine  andero  (iruppe   von  MiUiai 
vielleicht  weniger  dadurrli.    dass  sie  di«-  Driisen  zur  Seeretimi    aiire^nfi.    i^  il.-i 
dass  sie  den  Zersi'tznngs|inicessen   im  MagiMl  Kinhall  tliuii.      llia>rbii 
die  l\re(isr>t(irae|)arate,    das  Resrirein  event.  aueli  »las  Orexifi,    w«»l(  ^ 
nicht  sowohl   ein   eehtes  SttuuMcliiiinu,  als  ein  gutes  Antifermoiitativiim  ist.    ^ 
lieh    ist    aber    besonders   der  (ieUraueh   der  versehirdencii   alkulisebiMi  uiu] 
Wässer  zu  erwähnen,    wie  von  Ems,  Soden,  Homltnrg,  Wieshailfii,   Kissiits<j|j__ 

alkaliseh-salinischen  wie  Karlsbad,  Marienbad,  Tarasp  u.  a.,   \v«'lchi!  s«lil '' — ' 

entleerend  wirken,  und  so  diui  beiden  obengenannten  Intlieatinnrn   wit- 

(iaslritis  phlegmonosa  et  submiir<)sa,  eitrige  phle_ 
entxiind  iing.  Ivine  seltene,  in  ihrfii  Symptomen  dunkli;  Krkr 
Ausgang  von  der  Siibrnucosa  des  Magens  nimmt  urui  sieli  /.uii;..-|i.-i 
Schleindiaut  und  Museularis  meist  difl'us  verbreitet.  Hin  l>iirclil»nirh  kann 
gegen  das  Lumen  des  Magens  als  nach  aussen  hin  erfolgen,  wobei  e*;  dann  . 
dem  (lange  des  etit/,nn<llielien  l'roeessevS  abhilngt,  ol»  die  l'.ntU^erung  lu  • 
Uaiichln'ihli'  ridrr  in  einr  abgesoiulerte  Ta.si-he,  g4-bildet  diireh  vorfr:ini;igi- t-iit. 
Verlölhung  der  Nachbaforgani'  mit  ilem  Magen,  oder  durch  tlic  li:iut'li>l''>'l '  ■ 
Wir  haben  zwi.sehen  einer  idiojiiithisehi'ii  priniHren  und  «miht  met.i.si 
tu  unterscheiden.  Let/.tere  konunt  bei  schweren  pyaenii.sehi'Ji,  pu.i|"i 
exanthematischen  Erkrankungen,  auch  wohl  bei  perigastrisrhi-a  Krknuikini;:'- 
monöser  N'.itnr  \nr:  über  «Iie  l'rsachen  der  idiopathischen  Kurni  w  j.t.seii  u 
ZiiM-rlässiges.  Traumen,  lüaetfebler,  .Mkuholisnuis,  vielleielit  liaktcrii-llr 
wi'rden  be.schiildigt.  |)i<'  Kranklmit  verlauft  nnter  dem  Hild«  niner  mit 
localen  Sclimi'rzen,  Hri'iinen,  Ibirst,  trockner  Zunge,  .Xuorexio  oder  Krbr" 
hergelii'nden  .icnti'n  lieherhriflen  .VOVctinn,  die  mit  Schüttidfn'i.sten 
MiMionunenhi'it  nnd  l>e|irien  gehen  dfin  in  tiefster  Ersi-hr.pfiuig  «-intn-ten' 
Zuweilen    treten  retechii'u    bis  Hasclmissgrüsse    und    Ictoriis    auf.      Die 


angehalten  oder  diarrhoisch.     .Metastastiscbe  Abscesse    und    Vcreiteruujr 


Still 

der 

l>i. 


Höhlen,    eitrige  l'lenritis,    Peritonitis  und   Pericarditis    siiui   henbaehlpt. 

hing  kann  nur  eine  antifebrile  um!  antiphlogistische  sein.      Kaltt^  l'inscl'!"- 

EisiiilliTi.  Morphium  subcutan,  Ai)ale])tifa  per  Clysnia,    Chinin   oder  A 

oder    subcutane  Einspritzungen   von  salzsaurem  f 'hinin  sind   anzinvciiden      \" 

Darreichung    vmi  .Mcdicann'nten  per  os  kann  man  ganz  abseben,   da  unter  den 

tenden  Lm.strinden  eine  l!esor[)fion  von  der  Miigenschloinihant   aus  nicht  stattW«? 

fJflStroloblDtn    U.  lli.  Ptlan>onit>ttuiig  las   der  Fum.  ilrr  l*ii|i  1 1  ion  »c«lko*,  iiacKt*t[i!H!ihn*l  dureb  timtI' 
i|uirk>.    U.  Iiilbbum  K.  llr.  ein  Hiuiii  AnslrilixnB.  biwitit  K^fliK"  Bllttor.  )) 

Die  Blätter  vou  (iastrolobium   bilobuni   enthalten    ein    hygrosk.  >    - 
Wasser  uud  Alkohol  lüslichcs  Glykosid:  Gastrolobin  (von  Müller.  Rh: 
der  uach  Safran  rieL'heiideii  Blätter    ist    für  weidendes  Vieh  ein   Gift;    es    sluLt  lU'i  ! 
deren  (iastrolobiumarten  iu  Folge  von  Herz-  oder  HcspiratioiislHhmung. 

J 

Uaswecbsel  ist  derjenige  Thcil  des  thierischen  SloflwechseU,  d«r  sieh   mit  den  s:>5fRmt;* 
theilcii  desselben  befasst.    Er  zerfällt  uach  den  Organen,  an  denen   er  si.  ' 
Wechsel  der  Lungen  uod  den  Gaswech.sel  der  Haut.     Bctmohtct  man   xun 
g;i-swechscl,  so  ist  die  Aufgabe  festzustellen,  welche  ipialilaliven  und  'piantit.i 
die  InspiratioDsluft  in  den  Lungen  erfährt,  oder  welche  Unterschicdi?  in   d 
zwischen  der  Eispirationsluft  und  der  Inspirationslud  bestehen.    Es  handelt  >k'1i  ua] 
zweierlei    Art,    die  für   die   Beurtbeilung    des    thierischen    Hau.shaUes    vou   Wicht 
nändich  um  die  Aenderungen  des  Sauerstoff-Gehalts:   Vcrmiudcruiiff  des  Sauerslulft^ 
des  versehwuödenen  durch  Kohlensäure,    ferner    um   die  Menge    des    mit    d« 
ausgeschiedenen  W.issers.    Erstcre  giebt  uns  ein  Maass  für  die  Oxydationsprooesse 
letztere  gewährt  Anhaltspunkte  für  das  Verhalten  der  Wärmeoekonomie. 

Gaswechsel  bei  Körperruhe:     Die  Gnisse    des   Stoffum.satzes    bei    K'>rp«TT«fc» 
für  jedes  Individuum    eine    constante  Grösse  dar,    die  nur  bei  Aendcntngpen    d«9  &s&r 
zustandcs,  d.  h.  des  Körpergewichts  oder  der  Zusammensetzung  der  Korperstib«Uiu,  «*' 


rechsei 


—     383 


Gasweehsel] 


onDte  Loewy  mehrere  Individuen  6  Jahre  lang  beobachten,   ohne  dass  in  der  Intensität 

Gaswechsels  eine  vesentliche  Aenderung  eingetreten  wäre.  Körperruhe  bedeutet  aber 
;  nur  die  Untbätigkcit  der  willkürlichen  Husculatur,  sondern,  soweit  möglich,  auch  die 
platten,  wie  auch  das  Cessircn  derjenigen  Drüsenthätigkeit,  die  durch  besondere  Reize 
lorär  eingeleitet  wird.  In  dieser  Beziehung  kommt  besonders  die  .Arbeit  der  Mti.skeln  und 
en  des  Verdauungstractus  in  Betracht,  die  durch  Nahrungszufuhr  hervorgerufen  wird, 
für  Körperruhe  typischen  Werthe  können  deshalb  nur  im  Hunger  zustande  gefunden 
en.  WieXehmann  undKuntz  zeigten,  ist  aber  das  dem  Hungerzustande  entsprechende 
num  des  Gaswechsels  bereits  15 — 18  Stunden  nach  der  letzten  Nahrungsaufnahme  erreicht 

bleibt,   wie  zuerst  die  Versuche    i\n    dem  Hungerer  Cetti   zeigten,    auch  während  viel- 
en Hungerns  ungcändert. 
Nehmen  wir  den  Sauerstoffverbrauch  als  Maassstab  des  Gaswcchscls,  so  hat  sich  gezeigt, 

bei  der  Mehrzahl  aller  untersuchten  Erwachsenen  sein  Wcrth  zwischen  4  und  5  ccm  pro 
erkilo  und  Minute  beträgt;  in  vereinzelten  Fällen  geht  er  über  5  ccra  hinaus,  in  anderen 
:  er  bis  auf  3  ccm  herab.  Im  Durchschnitt  liegt  der  Gesammtsauerstoffverbrauch  eines 
.chsencn  pro  Minute  bei  200 — 250  ccm.  Von  Einfluss  auf  seine  Höhe  ist  zunächst  die 
titution.  Kräftige,  musculöse  Individuen  haben  einen  grösseren  Sauerstoffverbrauch  als 
;elschwache,  fettarme  einen  grösseren  als  fettreiche.  Besonders  ins  Gewicht  fallen  die 
ente  der  quergestreiften  Muskeln  sowohl  ihrer  Hasse,  wie  der  lebhaften  Oxydationsproccsse 
n,  deren  Sitz  sie  sind,  und  daher  ist  die  Grösse  der  Oiydationsprocesse  abhängig  von 
Kahl    der  Muskelelcmente.     Andererseits   sind    die   äusserst   protoplasmaarmen  Fetteellen 

anatomischen  Beschaffenheit  nach  zur  Auslösung  intensiver  Verbrennungsprocesse  unfähig, 
ehr  sie  überwiegen,  um  so  geringer  wird  die  Grösse  des  Stoffumsatzes  sein.  Aber  auch 
»xydationskraft  ,dcr  protoplasmareichen  Zellen  ist  keine  unter  allen  Verhältnissen  con- 
e  Grösse.  Deutliche  Unterschiede  bedingt  das  Alter.  Jugendliche  Individuen  haben  einen 
siveren  Stoffverbrauch  als  Erwachsene,  Greise  den  geringsten.  Die  Differenzen  in  der 
sität  der  Verbrennungsprocesse  zwischen  Kindern  und  Erwachsenen  hat  man  allein  mit 
m  Verhältniss  zur  Körpermasse  verschieden  grossen  Oberfläche  erklären  wollen,  wie  man 

theilweise  die  Entwicklung  der  Körperoberfläche  für  ausschlaggebend  oder  gar  für  allein 
gebend  für  die  Intensität  des  Gaswechsels  an.sehen  wollte.  Sie  sollte  nicht  nur  die  Diffe- 
n,  die  zwischen  Kindern  und  Erwachsenen  bestehen,  erklären,  sondern  .auch  diejenigen, 
swischcn  gro.ssen  und  kleineu  Individuen  derselben  Specics  und  zwischen  den  Vertretern 
bieden  grosser  Species  sich  finden.  Bei  einer  im  Verhältniss  zur  Körpermassc  grösseren 
rfläche  wird  natürlich  mehr  Wärme  an  die  Umgebung  abgegeben.  Aber  die  verschieden 
5  Wärmeabgabe  dürfte  nicht  das  einzige  vermittelnde  Band  sein.    Hinzu  kommt  beispicls- 

auch  die  grössere  Summe  der  Reize,  die  von  der  grösseren  Hautoberfläche  her  das  cen- 

Nervensystem  trifft  und  rcfleetorisch  Erhöhungen  des  Gaswechsels  auslösen  kann 
össlin).  Der  Einfluss  der  relativen  Grös.se  der  Körperoberfläche  kann  .iber  durch  man- 
äi  l'mstände  verdeckt  werden,  in  erster  Linie  durch  die  Verdauungsarbeit.  Wo,  wie  bei 
lerbivoren,  diese  erheblich  und  langdauernd  ist,  wie  Lebmann  und  Zuntz  das  speciell 
Pferde  gezeigt  haben,  ist  scheinbar  der  Zusammenhang  zwischen  Körperoberfläche  und 
cchscl  ganz  aufgehoben. 

Sehen  dem  periodischen  Ablauf,  den  der  Gaswechsel  während  des  Lebensganges  des 
lindividuums  zeigt,  nahm  man  früher  noch  eine  tägliche  Periode  an,  deren  Minimum  in 
ipäten  Nacht-  resp.  frühen  Morgenstunden  liegen  sollte,  deren  erstes  Maximum  in  die 
1  Nachmittagsstunden,  deren  zweites  in  die  ersten  Abendstunden  fallen  sollte.  Es  hat 
icdoch  gezeigt,  dass  dies  Verhalten  von  äusseren  Umständen,  speciell  von  der  Nahrungs- 
hmc  abhängig  ist,  und  dass  der  Gaswechsel  bei  Ausschaltung  dieses  Factors  vollkommen 
indert  bleibt.  Dass  auch  im  Schlafe,  im  natürlichen  wie  in  dem  durch  Schlafmittel 
lieh  herbeigeführten,  sich  der  SauerstoflVerbrauch  gegenüber  dem  in  voller  Ruhe  nicht 
t,  ist  erwiesen  (Locwy).  Im  Durchschnitt  liegt  der  Sauerstoffverbrauch  am  Tage,  bei 
;hluss  intensiver  Muskelarbeit,  ca.  25 — 30  pCt.  höher  als  während  der  Nacht. 
Ms  Faetoren,  die  von  wesentlichem  Einfluss  auf  die  Höhe  des  Gaswechsels  im  Sinne  einer 
jrung  desselben  sind,  sind  wie  erwähnt  Muskel-  und  Drüsenthätigkeit  zu  nennen, 
iders  die  Thätigkeit  der  quergestreiften  Muskeln  übt  einen  sehr  mächtigen  Einfluss. 
I  Speck  wies  darauf  hin,  wie  geringfügig  Muskelbewegungen  zu  sein  brauchen,  um  deut- 
Steigerungen  zu  geben.  Erheben  der  Arme  einigemal  in  der  Minute  macht  einen  Anstieg 
a.  20  pCt.,  massiges  Zittern  in  Folge   von  Kälte  kann    einen  solchen  von  100  pCt.  und 

hervorrufen.  Intensive  Muskelarbeit  bringt  den  Sauerstoffverbrauch  auf  das  6 — 8 fache 
luhewerthes  (Katzen stein).  Thätigkeit  der  glatten  Muskeln  und  Drüsenthätigkeit  wirken 
imen,  um  die  Steigerungen,  die  nach  Nahrungsaufnahme  beobachtet  werden,  zu  erzeugen, 
^üssten  Effect  hat  die  den  Herbivoren  eigenthümliche  cellulosereichc  Nahrung,  einen  ge- 
•en  die  der  Omnivoren  und  Carnivoren.  Bei  ihnen  steigt  der  Gasweehsel  am  erheblichsten 
iweissnahrung,  durch  die  eine  Steigerung  bis  zu  60pCt.  herbeigeführt  werden  kann,  weniger 
ohlehydrataufnahmc,  am  wenigsten  nach  Fettzufuhr. 
BinEinfuss  besonderer  Art  wird  der  Umgebungstemperatur  zugeschrieben.   Schon  eine 

älterer  Autoren  hatte  gefunden,  dass  bei  Thieren  zwischen  Aussentemperalur  und  Gas- 


Uaswechsel 


—    3S4    — 


Gaswwy 


1   Ji  Ui 


ueoLscl    ein    umgekehrt   proportionales  Verhnlten    besteht,    derart. 
tompüratur  der  (iaswcehscl  niedrig  ist.  mit  sinkender  dugcgcn   eine  > 
Hndet.    Zuntz  und  Rohrig   haben    dann    den    genaueren  Mechanis: 
gedeckt,    indem  sie  nachwiesen,    dass    durch    «chemischen  Reflcxtonus"     aut   i. 
Haut  eine  Erhöbung  der  Oxydationsproccssc  in  den  Muskeln  zustande   komm: 
sehciat  ein  derartiger  chemischer  Reflextonus    nicht    zu  bestehen;    e-s    tritt    t 
Loewy  eine  Steigerung  des  (iaswechsL-ls  in  Folge  Kältevrirkung    nur    dann  ■  ■ 
durch  zu  Muskelcontractioncn,  sei  es  Ionischen  —  Spannung  der  Muskeln  —  s 
Zittern,  kommt.     Prinripiell  ist  diese  Steigerung    also    nicht    von    der  diircb    ' 
überhaupt  hervorgerufenen  verschieden,  nur  dient  sie  eben  den  Zweckrn   der  \' 

Bi.sher  wurde  ausschliesslich    die  absolute  Höhe   des  Gaswechsels   bctr.io! 
•SauerstolTs'crbrauch  als  Maass  genommen  wurde.     Man  kann  statt  dessen    aU'  : 
etwas  weniger  sicheren  Wcrlhe  für  die  Kohlensäurcaussclioidung    zu   (»runde 
gcbnissc  sind  dieselben. 

Bcaehteuswcrth  erscheint  jedoch  dos  Vcrhältniss.  in  dem  der  SaucrstofTverbraueh  vb 
sünrcausschcidung  steht.     Regnault    hat  zunüchst    auf  die  Beziebiingon   bri  ! 
genauer  sind  sie  von  Pflüger  studirt  worden,  der  dafür  den  Naraen   des  rc  • 
Quotienten  einführte  (COj :  0).     Der   respiratorische   »Quotient  ist  eine   seh« 
abhiingig  von  der  Art  der  Stoffwcchselprocesse  im  Körper.     Dabei    kommen  .tw 
tracht,    erstens   welche  Stoffe  im  Organismus  verbrannt  werden,    zweiten*,    i 
und  resp.  bis  zu  welchen  Producten  ihr  Zerfall  vor  sich  geht.     Im   Allgt'meinci. 
ratorische  Quotient  zwischen  0,7  und   1,0,    nur    unter   besonderen   Verbal'-    = 
oder  geht  er  über  die  Einheit  hinaus.     Bei  den  Oxydationsprocessen    im  T 
nur  der  Kohlenstoff  des  organischen  Materiales  zu  Kohlensäure,  sondern 
zu  Wasser  verbrannt.    Der  inspirirlc  Sauerstoff  wird  je  nach  der  Menge   il 
den  Material    freiwurdenden    intramolecularen  Sauerstoffs    einem     dieser 
dienen    müssen.     Verbrennen    Kohlenhydrate,    so    wird    der    im  Molecül     ■ 
Wasserstoff  ganz  durch  den  intramolecularen  Sauerstoff  verbrannt  werden    I 
Sauerstoff   braucht    allein    der  Oxydation  des  Kohlenstoffs  /.u  dienen,      livi 
molecül  reicht  der  vorhandene  Sauerstoff  nicht,    um  allen  Wasserstoff'  *ii    .. .. 
Ein  Theil  des  inspirirten  wird  zu  dem  gleichen  Zwecke  hcrangexogeii    uiirt    er- 
nicht  als  Kohlensäure  in  der  Expirationsluft.     Die  Kohlensäure- Aussclieidun 
der    Sauerstoff- Verbrauch.     Der  respiratorische  (Quotient    liegt    unter    Ein- 
0,S3,   bei  Fett  0,7,  bei  den  Carnivoren    und   den    gemischte  Nabning  ver 
liegt  er  um  0,8.    Diese  Betrachtungen  gelten  für  den  Fall,  dass  die  Verbn  : 
bis  zu  ihren   normalen  Kndproducten  vor  sich  geht.     Unter    gewissen    Bc.: 
auf  liuotienten,  die  ausserhalb  der  oben  genannten  firenzen  liegen.     So    i 
zwischen  U,G  und  0,7  bri  hung<rndcn  Thicren  und  Menschen.    Zur  Erklurir 
mu.ss    man   annehmen,    dass    «ine   unvollkommene  Verbrennung    eintritt,    ijuss    rr^ 
zerfallenden  Molecülc  im  Körper  ziiriickgclialten,    wohl   als  tilykogen    angelagt-rt  »ir 
kehrt  lindet  sieh  zuweilen  ein  i^uotieut  oberhalb  Kins  bei  einer  das   Bi-dürfniis  ül>' i 
den  Kohlehydratnahrung.     Auch    hier    muss    eine    unvollst.nudige    Oxydation    de»      . 
gerathendeu  Kohlehydratmoiccüls  angenommen  werden.    Man  kann  das  Resultat  nur  durti 
Fettbilduug  aus  den  Kohlehydraten  und  Ausatz  des  gebildeten   Fettes  erklären. 

Der  respiratorische  Quotient  gicbt  demnach   einen  wichtigen   Kingenteig  für  di'-  N'  - 
Stoffe,  die  im  Organismus  zerfallen.     Man  sprach    früher   der  Muskelarbeit    einen  K 
den  respiratorischen  l^uotienten  zu,  er  sollte  bei  Muskelarbeit  steigen.    Das  Ist  jcdocti 
gemeinen  nicht  der  F'all.    Das  Vcrhältniss  der  ausgeschiedenen  Kohlensäure  zum  .lufecm 
.S.aucrstoff  ändert  sich  nur,    wenn  im  Verlaufe  langdauernder  Arbeit    das   K     • 
dessen  Zerfall  die  Arbeit  bestritten  wird,    sich  ändert,    wenn  z.  B.  das  .i 
und  lieberglykogen  verbraucht  ist    und  dafür  Fett  und  Eiweiss    eintreten    um 
die  Arbeit  zu  localem    oder    allgemeinem  Sauerstoffmangel  geführt  hat.     Itcl.. 
an  einer  folgenden  Stelle  noch  ausführlicher  gehandelt  werden. 

Klinische  Wichtigkeit  hat  d.is  Verhalten  des  respiratorischen  (Quotienten  bettils 
Erkennttiiss  der  Stoffweehselvorgängc  beitii  Diabetes  mellitus   erlangt.     Führt    mtn 
sunden  Kohlehydrate  zu,  so  steigt  alsbald  der  respiratorische  Quotient,  beim  Di. 
nicht,  ein  Zeichen,    da.ss    bei    ihm  der  Zucker  nicht  oder  nicht  in   normaler  \V( 
wird.     Abgesehen  von  diesem  Befunde  ist  bisher  bei  pathologisehi-n  Zuständen  idi 
des    respiratorischen  Quotienten    von  der  Norm    sehr    selten    beob.jcb 
wollte  in    experimentell    erzeugten  Fiebern  bei  Thieren    starke  Hernt 
0,4  beobachtet  haben,  .«pätere  Untersucher  haben  diesen  Befund  nich 
Locwy  hat  bei  experimentell  gesetjsten  Lungcnaffectionen  das  gleirti.    u'  >■  !.  tj. 

Speeiell    in    fieberhaften  Zuständen    des  Menschen    ist    keine  Ab«'  i,  i     ,   .   ,,,i 
beobachtet  worden,    sodass  man  schlicsscn  muss,    dass  hier  der  Stnffwer! 
wie  beim  Gesunden,  d.  h.  nur  abhängig  von  der  Art  des  zerfallenden  Mn' 

Der  Gaswechsel  bei  Aenderung    des  Druckes    und  der  Misctiung  ««r  i 
sphaerischen  Luft.    Nur  in  wenigen  aul  diesen  Punkt  bezüglicheu  Vcntiichen  »m\ 
ist  zugleich  Koblcrisäureausscheiduug  und  Sauerstoffverbraueh  bestimmt. 


[Gasweehsel  —    385    —  Gaswechsel] 

Steigeningen  des  .Barometerdruckes  bis  über  1400  mm  Hg-Oruck,  d.  h.  bis  fast  zum 
doppelten  Atmosphaerendnickc,  äudern  am  Gasweehsel  des  Gesunden  nichts.  Die  diese  That- 
sachc  feststellenden  Versuche  sind  in  der  pneumatischen  Kammer  ausgeführt  worden.  Ein- 
seitige Vermehrung  des  Sauerstoffes  bei  normal  bleibendem  Druck  bis  gegen  50  pCt.  hat 
ebensowenig  einen  Einfluss;  ja  selbst  Athmung  reinen  Sauerstofl's  scheint  in  (Qualität  und 
(Quantität  des  Stoffwechsels  keine  Abweichung  zu  bedingen. 

Anders  liegen  die  Verhältnisse  bei  Kranken,  bei  denen  es  durch  Affectionen  der  Lunge 
oder  de»  Herzens  oder  durch  Blutveränderungen  zu  einer  ungenügenden  Sauerstoffa\ifnahme 
gekommen  ist.  Bei  ihnen  kann  der  Aufenthalt  in  pneumatischen  Kammern  oder  die  Athmung 
sauerstoffreicher  Luft  durch  den  erhüht«ii  Partiardruck,  den  der  inspirirlc  Sauerstoff  dabei  hat 
und  durch  den  dadurch  erleichterten  Zutritt  zum  Blute  günstig  wirken  und  den  pathologischen 
Gasweehsel  zur  Norm  zurückführen.  Die  gleichfalls  benutzte  Inspiration  comprimirter  Luft 
aus  den  sogeunnten  pneumatischen  Apparaten,  die  Pneumatotherapie  *,  kann  weniger  durch  den 
erhöhten  Sauerstoif-Partiardruck  als  durch  rein  mechanische  Momente  wirksam  werden. 

Bemerkenswerth  ist,  dass  reiner  Sauerstoff  bei  einem  Drucke  von  ca.  3 — 4  Atmosphaercn 
dircct  giftig  wirkt.  P.  Bert  fand,  dass  seine  Versuchsthiere  darin,  nachdem  tetanische  Krämpfe 
voraiifgegaugen  waren,  starben. 

J^raktisch  wichtig  ist  weiter  das  Verhalten  des  Gaswechsels  bei  Einathmung  einer  Luft, 
deren  SauerstoffspannuDg  unter  der  Norm  liegt.  Ob  es  sich  dabei  um  Verminderung  allein  des 
Sauerstoffgehaltes  der  Atmosphaere  bandelt,  bei  sonst  normalem  Druck,  d.  h.  ob  allein  der 
Partiardruck  des  Sauerstoffs  gesunken  ist,  oder  ob  der  Atmosphacrendruck  im  Ganzen  er- 
niedrigt ist,  also  die  Luft  verdünnt  ist.  ist  für  den  Ablauf  der  Stoffwcchselprocesse  gleichgültig. 

Unser  Organismus  ist  befähigt,  wie  eine  Vermehrung  so  auch  eine  Verminderung  der 
Sauerstoffspannung  der  Atmosphaere  in  nicht  unerbeblieben  (ircnzen  ohne  Weiteres  zu  ertragen. 
Die  sich  schliesslich  einstellenden  Beschwerden  beginnen  bei  individuell  ganz  verschiedenen 
Graden  der  Spannungsverminderung.  Betreffs  des  Grenzwerthes,  bei  dem  die  Sättigung  des 
Haemoglobins  mit  Sauerstoff  ungenügend  zu  werden  beginnt,  ergiebt  sich,  dass  er  für  einige 
Individuen  bei  12  pCt.  Sauerstoff,  für  andere  bei  10  pCt.  gelegen  ist,  während  andere 
8  oder  gar  7  pCt.  noch  vertragen.  Das  heisst  auf  Hühenwerthe  berechnet,  dass  einige  schon 
bei  3000  m,  andere  erst  bei  4Ü00  oder  gar  5000  -6000  m  zu  leiden  beginnen.  Bei  dieser  Art 
der  Betrachtung  handelt  es  sich  demnach  um  ganz  beträchtlich«  Differenzen  in  der  Toleranz 
gegen  eine  verminderte  Sauerstoffspannung  der  Inspirationsluft.  Sie  werden  jedoch  verständ- 
lich, wenn  man  bedenkt,  dass  die  Sättigung&mögliclikeit  des  Haemoglobins  mit  Sauerstoff  nur 
indirect  von  dem  Verhalten  der  Atmosphaere  abhängig  ist,  direet  dagegen  nur  von  der  Sauer- 
stoffspannung in  den  Lungenalveolen.  Diese  jodoch  ist  in  Folge  der  individuell  verschie- 
denen Athmtingsnicchanik,  der  individuell  verschiedenen  Höhe  des  SauerstotVverbrauehes  trotz 
gleicher  Sauerstoffspannung  der  Atmosphaere  durchaus  nicht  bei  allen  Menschen  die  gleiche 
und  wechselt  auch  nicht  bei  allen  in  gleichem  Grade  bei  Aenderungen  der  Znsammen- 
setzung oder  des  Druckes  der  Atmo.sphaere.  Es  i.st  daher  nothwendig  für  die  Beurtheilung 
der  Grenze,  bei  der  die  durch  den  beginnenden  Sauerstoffmangel  bedingten  Störungen  einsetzen, 
die  alveolare  Sauerstoffspannung  zu  Grunde  zu  logen.  Es  hat  sich  nun  gezeigt,  da.ss  bei  einer 
Reibe  von  Individuen,  die  eine  ganz  verschiedene  Toleranz  gegen  die  Verminderung  des 
Snuerstoffdruckes  in  der  Luft  besassen,  Störungen  dann  einzutreten  begannen,  wenn  die 
alveolare  Sauerstoffspannung  unter  circa  35  mm  (Quecksilber  Druck  sank.  Normal  ist  sie 
circa  105 — 110  mm  liuccksilber. 

Subjectiv  sind  die  Erscheinungen  dieselben,  wie  bei  beginnender  Hirnanacmie.  Das  Ge- 
hirn scheint  am  empfindlichsten  gegen  Sauerstoffmangel  zu  sein.  Der  Gaswechsel  selbst  ändert 
sich  derart,  dass  mit  einem  Steigen  des  Athemvolums,  einem  Ungeändcrtbiciben  oder  einer 
"Vermehrung  der  Kohlensäureausseheidung  eine  relative  oder  sogar  .absolute  Verminderung  des 
Sauerstoffverbrauohs  einhergeht;  aus  diesem  Verhallen  von  KolilcnsHureausseheidung  zu  Sauer- 
.stoffverhraueh  folgt  ein  Steigen  des  respiratorischen  liiiotienten. 

Die  Ursache  dieses  Verhaltens  ist  li'ichl  ersichtlich.  Wir  wissen  heute,  dass  die  Sauer- 
stoffaufuahme  seitens  der  Gewebe  und  die  Kohlensäurebildung  in  denselben  zwei  von  einander 
Kiemlich  unabhängige  Proces.se  sind.  Auch  bei  .Snuerstoffniangcl  geht  die  Kohlensäurebildung 
eine  Zeit  lang,  allerdings  unter  gleichzeitiger  Bildung  pathologischer  Stoffwechselproducte,  fort. 
indem  der  nothwendige  Sauerstoff  drm  durch  Gewebszerfall  freiwerdenden  intrainoleeularen 
Sauerstoff  entnommen  wird.  Der  Fortgang  der  Kohlensäurebilduiig,  der  geringere  Verbrauch 
eingeathmeton  Sauerstoffs  müssen  den  t'iuotienlen  CO.j :  0  erhöhen. 

Der  (iaswechsel  in  Krankheiten.  Am  meisten  untersucht  ist  das  Verhalten  des  Gas- 
■wechsels  in  fieberhaften  Zuständen.  Der  fieberhafte  Process  mussti;  ganz  besonders  zu 
Untersuchungen  des  Stoffwechsels  auffordern,  da  ans  seinem  .A.blauf  wii-htige  Rückschlüsse  auf 
das  Zustandekommen  der  Körpertemperatursteigerung,  also  ein  näheres  Eindringen  in  das 
Wesen  des  Fiebers  zu  erwarten  war.  .\uf  Grund  einer  grossen  Zahl  von  Arbeiten  kann  man 
sagen,  dass  im  Fieber,  welches  auch  si'ine  Ursache  sein  mag,  der  Sauerstoffverbrauch  und 
die  Kohlensäureausscheidung  im  Allgemeinen  nur  wenig  erhöht,  unter  Umständen  sogar 
normal  sind;  Eine  erheblichere  Steigerung  findet  sieh  nur,  wo,  wie  bei  Erkrankungen  der 
Langen,  in  Folge  der  stark  vermehrten  .Vthmungstliätigkcit,  mehr  Muskelarbeit  geleistet  wird, 

0.  Liebreich,  Eneykloptedie.    II.  BaniJ.  25 


[Oaswechsel 


3sr.    — 


f]«ni*cM 


und  im  Froststadium.  Davon  abgesehen  ist  ein  deutlicher  /usammenhang  iviida  w 
«echselsteigeruug  und  der  Mühe  der  Kürperteinperatur  beim  Menschen  nicht  zu  etmatm 
gewesen.  Die  gefundenen  Steigerungen  der  ( iiydationsprocesse  können  jedenfalls  iu  iatts 
der  Körpertemperatur  allein  nieht  erklären. 

Bei  fieberlosen  n]rkran  kuugeu  ist  der  Gaswechsel  meist  qualitatiT  ooniul  ntfM 
quantitativ    innerhalb    der   oben    genannten  Grenzen    liegend    gefunden    worden 
»ehiedenen    Krkrankungen    des    Respirationstractus,    wie    Pleuritis,    Phtbisis    p'i 
heim    Emphyscma    pulmonum    fand    (rcpperl     auffallend     niedrige     Wer'' 
Verhalten   des  G.isweohsols  hat  jedoch  seine  Grenze,  es  macht    einem   patl 
Platz,    sobald    die  .Sauerstoffzufuhr    unzureichend    wird.     Dann     tritt   mit   • 
Oaswechsels    zugleich    ein  Steigen    des    respiratorischCD  Quotienten   ein.      .\  r^. 

sich  bei  den  Erkrankungen  des  Blutes  bczw.  nach  Blutverlusten;  reicht  die  ii.i 
noch    hin,    die  Gewebe  genügend  mit  Sauerstoff  zu  versorgen,    so    ändert  sich 
nichts  gegen  die  Norm,    andererseits    treten    auch    hier    die  Aendeningen    ein. 
maogel    mit   sich  bringt:    Erhöhung  des  Stoffverbraucbes  mit  .Steigerung    deä    r 
Quotienten.    Besonderes  Interesse  verdienen  die  Versuche,  die  jüngstens  an  Per- 
oedem    angestellt    wurden.     Sie  zeigten  einen  sehr   niedrigen  0.aswcchse|,     der    > 
Grenze  des  normalen  lag.    Bei  Darreichung  von  Thvredideatabletten  oder  von  Th>r  j.;. 
die  Oxydationsprocessc,  sodass  sie  sich  bis  nahe  an  die  obere  Grenre  des  normal«u  (n>«i^« 
erhoben,  um  nach  Aussetzen  der  Mittel  wieder  zu  sinken. 

Auch  bei  Gesunden  konnte  der  Gaswechsel  durch  Darreichung  von  Thyreoii' 
gesteigert  werden.     Das  ist  darum  von    besonderem   theoretischem     Interesse.    » 
Muskel-  und  Driisenthatigkeit    dadurch    zum    ersten  Male   ein    drittes    ganz    anden   pinai 
Moment  uns  bekannt  wird,  das  stoffwechselsfeigcrndc  Wirkung  auHübt. 

Wie  oben  schon  crwätint,  geht  ausser  durch  die  Lungen  durch  die  H.iut  ein  liastvs« 
vor  sich,  der  gloichf.ills  In  einer  Kohlensiiureabgabe  und  SauerslofTaufn^thmc  bc%t«fat  Bk 
Kohlensäureabgabo  betrügt  nur  3—5  g  pro  24  Stunden,  d.  h.  '/a — Va  pCt.  der  gHMM^ 
Kohlensäureausschcidung,  und  steigt  nur,  wenn  es  durch  starke  Muskelnrheit  oder  Kltti| 
der  Aussentemperatur  zur  Schweissbilduug  kommt,  erheblich  an.  Als  der  Ort,  .in  de«  4i 
Gasaustausch  durch  die  Haut  vor  sich  geht,  müssen  h.iupttiacblich  die  H.autdrÜMn  naii  iü 
Ausfübningsgünge,  soweit  .sie  ein  zartes  Plattcnepitbcl  tragen  und  von  einem  -M/t 
Ulutgcfässnctz  um.sponncn  sind,  betrachtet  werden.  Ein  Gaswechsel  durch  die  Epiito» 
dürfte  jedenfalls  nur  in  geringem  Maasse  stattlindeu.  Ist  nun  auch  dio  Bedeutung  der  ~ 
in  Beziehung  auf  den  Durchgang  von  SiaucrstolT  und  Kohlensiiure  eine  gcrioge  —  w 
ist  CS  so  bei  allen  mit  verhornter  Epidcnnis  oder  ihr  analogen  Bildungen  versc-hrncu 
während  bei  den  nicht  beschuppten  Amphibien  gewöhnlich  -'4  des  Gaswechscis  durch 
vor  sich  geht,  bei  niederer  Temperatur  sogar  der  gesammte  Gaswcdiscl  dm  ■ 
werden  kann  — ,  so  spielt  sie  für  den  Wassergaswechsel    eine    um    so   w  u 

Die  Wasserabg.ibe    seitens    der  H.aut    beträgt    für  24  Stunden,    bei  mittlerer   i 'iinfi 
ruhigem  Verhalten,  ca.  .')00 — 8CKJ  ccm.     Diesi'  Werthe  unterliegen   natürlich   mit  d«i 
der  äusseren  Bedingungen  und  je  nach  dem  Verhalten  des  Individuums,   speciell  seioi 
production,  erheblichen  Schwankungen.    Von  den  äusseren  Kactoreii,  wie  Luftbewegun 
gehalt  der  Luft,    Temperatur    derselben,    kommt  dem  Letzteren  die  grösste   Bedeutung 
höher  die  Aussentemperatur,  um  so  grösser  die  Wasserabgabe  durch  die  Haut.    Noi^h  Vci 
von  Zuntz  und  Scbumburg,    die  von  Neil  ring  daraufliin  berechnet  sind,    cotsprirbt 
Temperatursteigerung  der  Atmosphaerc    um     1  "  C.    eine    .Mehrverdunslung    um   ,%  g  W; 
Aber    die    Bedeutung    der    meteorologischen    Veiliältnissc    tritt    in     den     Uintcrgruii4i 
die  Wärraeproduction,    wie  ?..  B.  bei  starker  Muskelarlicit,   erbeblich  ansteigt.      Dann' 
Wiisserabgabe    ganz    in    den    Dienst    der  W.irnieregulation    und    steigt    der  Wärme] 
ziemlich    proportional  an.     Während  in  der  Ruhe.  ca.  SO  pCt.  der    producirten   W 
WiOsserverdampfung    gebunden    werden,    können    dadurch,   wie    Zuntx    berechnet«, 
grosser  .\rbeitsleistung  bis  95  pCt.  der  praducirten  Wärme  verbraucht   wiTdcu.     Wie 
lieh  die  Wasserabgabe  werden   kann,  geht  glciclitalls  aus  den  Versuchen  von    Znnij 
bürg  hervor.    In  fünfstündigem  Marsche  bei  allerdings  zum  Theil  hoher  At; 
bis  26,4  °  C.  —  und    einer    Belastung    bis  zu  31  kg    stieg  der  W.isserverlu- 
bis  gegen  3,2  1  au. 

Auch    durch   die  Lungen    findet  Wasserabscheidung    statt,    da    die  Luft    kiüi!    un-l 
Wasserdampf  nicht  voll  gesättigt  in  die  Lungen   einströmt,    auf  nahezu   Kiir 
wärmt  und,  für  diesen  Wärmegrad  mit  Wasserdampf  gesättigt,  den  Körper  \i 
schwankt  je  nach,  Temperatur  und  Feuchtigkeitsgehalt  der  inspirirten   Luft   und    nai 
der  Zeiteinheit  gewechselten  Luftmengen.     Er  ist  gewöhnlich  niedriger,  unter  l'm^tHudi 
dem  der  Hautperspiration:     nämlich    400  bis  ca.  700  ccm  in  24  Stunden.       ' 
Verdampfung    durch    die    Lungen    dient    durch    die    mit    ihr    verknüpfte    W  . 
Constanterhaltung    der    Körpertemperatur.    ,-\ber    aus    den   Zuntz-Schum  h  ur . 
suchen  ergiebt    sich,    da.ss    gerade    da,    wo    sie    in    umfänglichem    Maasse     er« 
um    eine  Ueberhitzung    des  Körpers   hintenan    zu  halten,    d.  h.    bei    hober    Aus- 
und   hoher   relativer  Feuchtigkeit  der  Atmosphaere,    ihre  Wirkung   gering    ist. 


[Oasweehsel  —    387    —  Gaamen] 

Aussentcmpcratur  und  schwerer  Arbeit  kann  die  Wasserabgabe  durch  die  Lungen  bis  z\i  i/r,  der 
gesammten  Wasser\'erdunstuDg  betragen,  an  heissen  Tagen  kann  sie  bis  unter  '/te  herabsinken. 

A.  LOEWy. 

vMlluieriS«  FflanienK'Uung  aus  <ler  Fam.  der  Ericaceae*,  I'iitnrram.  der  Erieeae,  umfasst  etwa  90  Tor- 
nehmlieh  amerikanische  Arten,  kleim*.  immergrflne  ätrüuelier  mit  lederiKen  Blattern  Tereinigend.  Hauptkonnzeieben 
der  Gattung  ist  die  Verwachsung  des  Kelches  mit  der  Kapselfruelit  ku  einer  Srheinheere.  0.  proeumbens  L., 
in  Nordamerika  heimisch,  dort  .Wintergreen-  genannt  (iiiclit  aber  identisch  mit  der  bei  uns  Wintergrttn  genannten 
Apoejnacee  Vinea).  11. 

Die  Blätter  von  Gaulthcria  procumbens  dienen  in  Amerika  unter  dem  Namen 
Mountain  s.  Canadian  tea,  Partridgc,  Box-berry  oder  Labrador  als  Theesurrogat.  Sie  sind  leder- 
artig, kahl,  verkehrt  eifürmig  oder  nindlicb,  am  Rande  flach  gesägt  mit  spitzen  Stacheln,  von 
blaugrüner  Färbung  und  aromatischem  Geruch.  Folia  Gaulthcriae  Ph.  U.  S.  und  Herba  Gaul- 
theriac  Ph.  Gall.  werden  auch  im  Infus  als  Antasthmaticum  und  als  Diurcticum  an  Stelle  von 
Uva  ursi  benutzt. 

Oleum  Gaultheriae  ist  in  Amerika  ein  beliebtes  Mittel,  welches  in  zu  grossen  Dosen  In- 
toxicationserscheinungen  und  den  Tod  herbeiführen  kann.  15,0  bei  einem  Knaben  und  30,0  von 
einer  Frau  genommen  erzeugten  Gehörs-  und  (tcsichtsstörungen,  Erbrechen,  Durchfall,  Kardialgie, 
Harndrang.  Schweiss,  Pulsbe.<;chleuniguug,  Dyspnoe,  Krämpfe  und  Tetanus,  Coma  und  Herz- 
schwäche. Post  mortem  fanden  sich  Gastroenteritis  und  Nierencongestion  (Pinkham).  Nach 
mittleren  Dosen,  8,0  pro  die,  treten  zuweilen  Verdauungsstörungen  und  wie  nach  Salicyl- 
säure  Schweisse,  Ohrensausen,  Taubheit  auf.  Es  wird  schnell  durch  die  Nieren  ausgeschieden. 
Im  Harn,  welcher  starken  Oelgeruch  annimmt  und  mit  Eiseuchlorid  die  Salicylsäurc- 
reaction  giebt,  erscheint  die  amraouinkalische  Gährung  nicht  unbeträchtlich  verzögert.  Dieser 
antiseptiscben  Wirkung  verdankt  das  Ucl  seine  Anwendung  als  Verbandmitt«l,  als  Desinfec- 
tionsmittet  zur  Reinigung  der  Hände  und  der  Zinimerluft  (in  Zerstäubung). 

Innerlich  wird  es  vorwiegend  als  Antipyreticum  bei  Rheumatismus  benutzt,  wo  es 
die  Wirkung  von  Natriumsalicylat  erreichen  soll  (Senator).  In  Amerika  findet  Gaulthc- 
riaül  ausserdem  noch  ausgebreitete  Anwendung  —  abgesehen  von  seiner  Verwendung  in  der 
Parfumerie  —  als  Geschroaek.scorrigcns,  Carminativum,  Emmcnagogum  und  Abortivum.  Dosis 
als  Vcrbandmittel  in  1.25— 3,3proc.  alkoholisch-wässeriger  Lösung,  innerlich  zu  6  Tropfen 
8  mal  täglich  bei  Blcnnorrhagie,  zu  6,0 — 8,0  pro  die  bei  Rheumatismus. 

Sirupus  Gaultheriae: 

Oleum  Gaultheriae  guttae  5,  Tinctura  corticis  Aurantiorum  10,  Sirupus  simplex  90. 
Linimcntum  anodynum: 

Gaultheriaül  und  Olivenöl  aa.    Einreibung. 
Spiritus  Gaultheriae,  Ph.  U.  S.: 

Oleum  Gaultheriae  3,  Spiritus  97.  j. 

(f aultberiauel,  Wintergrantll,  wird  aus  den  Hlüttern  vtm  OauUheria  procumbens  und  der  Kinde  ron 
Betula  leuta  sowie  synthetisch  gewonnen.  Ein  gleiches  Oel  sollen  <!.  punctata  Bl..  leucocarpa  K/e.,  fragranti^tsiuia 
Wall,  liefeni.  Es  ibt  in  n>iuem  Zustande  nahezu  farblos.  Spec.  Gew.  1.177  bis  I.IH),  ist  optisch  iuactiv  oder  ganz. 
Hchwach  linksdrehend.  Sdp.  T22°.  Es  hat  einen  äusserst  angenehmen  <ierueh.  Neben  etwa  10  pOt.  eines  Ter^iens 
CioHio  (Oanltfaerylen)  besteht  es  der  Hauptsucbe  nucli  aus  SalicylsHuremethylaether. 

SPIEGEL. 

GKWnen«  Verletzungen  des  Gaumens  sind  bei  der  geschützten  Lage  desselben  verhältniss- 
mässig  selten.  Am  häufigsten  kommen  Schussverictzungen  bei  Selbstmordversuchen  und  Per- 
forationen durch  mehr  oder  weniger  spitze  Gegenstände  zur  Beobachtung.  Die  Behandlung  der 
Gaumenvcrletzungcn  beschränkt  sich  nach  erfolgter  Blutstillung  und  eventueller  Wundnaht 
auf  die  Fcrnhaltung  von  Infectionen.  Die  Wunde  wird  am  besten  durch  Jodoform  geschützt 
und  die  Wundhöhlc  durch  flcissige  Au.sspülung  mit  antiseptischen  Lösungen  desiuficirt.  Was 
von  dem  verletzten  Gaumen  nur  irgend  zu  erhalten  ist,  muss  erhalten  bleiben.  Jedes  ab- 
gelöste kleine  Knochenstückchen  und  Schleimhautläppchen,  welches  wieder  einheilt,  ist  für  den 
Abschluss  der  Mund-  und  Nasenhöhle  von  unschätzbarem  Werth.  Im  .-Mlgemeinen  lassen  die 
leichteren  Verletzungen  des  (taumens  eine  ausgesprochene  Tendenz  zur  Heilung  erkennen. 
Es  heilen  noch  Defecte,  deren  Schliessung  ohne  plastisdicn  Ersatz  ausgeschlossen  erschien. 

Entzündliche  Processe,  acute  und  chroniscbe,  kommen  am  (lanmen  häufig  vor.  /u 
crsteren  gehören  entzündliche  Oedcme,  Diphtherie  und  Phlegmone,  zu  letzteren  vor  allem  Ijues 
und  Tuberculüse  (Lupu.s).  Im  Anschlu.ss  an  die  beiden  letzteren  Erkrankungen,  ungleich 
häufiger  im  .Anschluss  an  Lucs,  kann  es  zu  Perforationen  des  Gaumens  oder  zu  Verwachsungen 
des  Gaumensegels  mit  der  hinteren  Rachenw.ind  kommen.  Fälle  von  Verwachsungen  durch 
diphtherische  Processe  gehören  zn  den  Seltenheiten. 

Selbstverständlich  ist  bei  allen  Gaumcnafrcctioiicn,  die  in  Folge  constitutioneller  Erkran- 
kungen auftreten,  aus.scr  der  eventuellen  localen  Therapie,  Pinselungen  mit  .Vrgentura  nitricum, 
Sublimat  etc.,  eine  Allgemeinbehandluug  einzuleiten.  Würde  bei  allen  luetischen  Gcschwürs- 
bildungen  frühzeitig  genug  eine  solche  vorgenommen,  so  könnten  viele  Perforationen  und  Ver- 
wachsungen vermieden  werden.  UIcerösc  Processe  am  Gaumen  sind  immer  auf  Lucs,  oft 
genug  hereditären  Ursprungs,  verd.ächtig.  Die  syphilitischen  Gaumenperforationen  betreffen 
iufiger  den  weichen  als  den  harten  Gaumen:  sii;  haben  stets  die  Erscheinungen  des  un- 
TOlktändigen    Abschlusses    zwischen    Mund-    und    Xaienhöhle ,    einen    nasalen    Beiklang   der 

25* 


[Gaumen 


—     3SS 


Gaumens 


Sprache,    beim  Trinken    ein  Rcgurgiliren  von  Flüssigkeit   durch    die  Nase.   •  ■■ ' 
Eindringen  von  Speisethcilen  in  die  Nase  iui  Gefolgt;.      Wir  müssen  daher 
suchen,    derartige  Perforationeu    zum  Verschluss  zu  bringen,    wo  immer  ru..gi.\.i 
plastische  Operation;  anderenfalls  muss  ein  künstlicher  Obturator  Hülfe   scbaReo 

Die  Bestrebungen,  Perforationen  des  (iaumens  künstlich  zu  verschliesseo.  äin'i  «ei^  ,-- 
alt.     Die  ältest«  Methode,    die  freilich  nur    beim  harten  Gaumen   Anwendung    linden  U 
bestand    darin,    dass    man    das  Loch    einfach    mit  Baumwolle    oder   Wach«-    »n^t.Ti-i, 
kamen    dünne,    dem    Gaumengewölbe   angepa.sste    Goldplatten ,    und    hcinrl 
sohlussapparate    an    die   Reihe.      Seit    Aul'ang    dieses   .lahrhunderts    sind 
Kautschukplatten  im  Gebrauch,    die    durch  Mctallklammern   an  den   Ziihni  ; 
Die  Anwendung    des    Kautschuks    machte    auch    die   Herstellung  von   Obtui 
des  weichen  Gaumens  möglich,  und  es  wurden  seitdem  viele  sinnreiche    Apparat«,  c  '! 
Perforationsöffnuugen  vcrschliesscn  und  das  Vclum  ersetzen  sollten,   constiuirt. 

Von  Geschwülsten  kommen  am  Gaumen,  wenn  auch  selten,  }■' 
giome,  Adenome  und  Carcinome  vor.  Wegen  ihrer  Lage  können  sie  eri< 
grosse  operative  Schwierigkeiten  darbieten. 

Am  häutigsten  wird  der  Gaumen  (iegenstand  operativer  Eingriffe  wegen  der  n^s;t^ 
nen  Spaltbildungen.     Dieselben  sind  einseitig  oder  doppelseitig  und  lassen  ' 
Ausdehnung    die    grössten  MaunigfaltigkKiten    erkennen.     Isolirte    Löcher    im    1.  . 
sind  selten.     Zur  Vereinig^ing  der  Spaltbildungen  bedienen  wir  uns  der  Staphylonii.ii  i 
Uranoplastik  oder  beider  Operationen,  je  nachdinn  der  Spalt  nur  durch  den  wcichcfi,  i':' 
den  harten  oder    durch  den   weichen  und  durch  d>.'n    harten  Gaumen    geht.     B  ■ 
rationen  ist  eine  eiacte  Aufrischung  der  Spatlriiiider  unbedingtes   Erforderniss. 
nung  der  Naht  bei    der  Staphjb)rrbaphie  sind  seitliche  Eutspannutigsschnitt«  an 
der  Llranopliustik    (v.  Langen  beck)  werden  zwei    seitliche  .aus  Periost    und  S' 
stehende    Lappen    gebildet,    welche   vorn    und    büiten   ihre    Ernähruugsbriickea    hj.b 
V.  Langeubeck'schc    Nähapparat   ist   sehr   zweekmiissig,    aber    nicht    durchaus    rrli 
Von  Mundspiegeln    ist    das  ÄVhitehead'sche    Speculum    besonders    empfehle tistrerth 
gleichzeitig  den  Mund  öffnet  und  die  Zunge  niederhalt.      König  rühmt   sehr  den    Muü6pi 
von  Gutsch.     Man  operiit  jetzt   fast  allgemein  in  Narkose,  sehr  häutig  um   hängcndru 
Von  rnttuchen  Uperateurcn  wird  auch    mit  vorausgeschickter  Trachcotomie    und    Eiul^iprej 
Tamponcanüle    operirt.      Bezüglich    der   Frage,    in    welchem  Lebensalter    opcrirt  wertfc 
gehen  die  Ansichten    noi'h    immer  aus  einander,    doch    scheinen    die     meisten    dafür  t 
womöglich  im  2.  bis  4.  Lebensjahre   zu  operiren.   Zuweilen    mü,s.sen    trutz  vollkommfli^ 
gencr  operativer  Vereinigung  der  Spaltbilduug  zur  Erzieluug  einer  verständlichen  Spi 
Ubturatorcn  getragen  werden,   welche    das   zu    kurze  Gaumensegel    ersetzen    und    d* 
Nase  beim  Sprechen    •ibschlicssen.      Desgleichen  finden    C»bturatoren    Anwendung,  «enit 
h.-iupt  von  einer  Operation  Abstand  genommen  wird. 

Der  erste  brauchbare   Obturator  für   angeborene  Gaumenspalten,    1864   von  W.  > 
CüDstruirt,  war,  da  er  nur   bei  gespaltenem  Velum  getragen  werden  konnte,    in  -'•■•■■ 
düng  beschränkt,  verdrängt  wurde  er  durch  den  Si'hiltsky'scheu  Obturator,  <]■ 
Modificationen    bei  allen  Arten  von    Gaumenspalten    applicirt    werden     kann.     Li 
Vorzug    desselben  ist    der,    d,ass    er     den    Nasenrachenraum    durch    einen    elaslisci 
abschliesst,  welcher  den  Defcct  niemals  erweitern  kann,  sondern  die  Möglichkeil  de»  aJ! 
Schlusses    zulässt.     Einige    neue  Verschlussapparate  sind  in  jüngster  Zeit  von  Bra 
geben  worden:  ein  Gaumcnobturator  für  nicht  opcrirte  Gaumenspalten  und  uiu   ICachci 
der  nach  .lusgeführter  Staph.vk'rrh.iphie  Verwendung  liudeu  soll.    Zur  Verbesserung  4< 
sind  in  den    meisten   F'älleu    von  Gaumenspalten,  sei   es,  dass  dieselben   auf  .,t,rr:i! 
oder  mit  Hülfe  von  Obturatoreu  geschlossen  sind,  lange  fortgesetzte  mcthodi^i 
notbweudig.     Diese  sind  aber  nur  von  Erfolg,  wenn  sie  von  Aerztc«   und  T.i  . 
vorgenommen  werden,  die  mit  der  Physiologie  der  Sprnchbildung  genügend  vertisHi 

■ttC 

Ganmensegellähniuug.    Hie  du8  (.lunnt^nsegul  howt-guiuleii  Muskeln  siixl  der  (..erauiri 
pal.'itini  (iK'tro-s.al]Kiigo-.>it:i[ihylinus),  Tensor  vi-li  palatitit  (.s|iLeiio-salj»iii 
Azygds  uvulae,  sowii-  d'w  Jliisculi  jialatotiJD.ssi  und  palatophaningci.      , 
Nerven  für  Levator  vi'ü  (lalatirii  unil  .Vzygns  uvuluc  vorlaufnn  in  den»  aus  •! 
s|ihenopalatinuui  stanuiiendi-ri  .N.  iialatinu.s  posterior,  <lii.'  für  den  Tensor  '4 

au.s  dem  tianglimi  oticuin:  jene  stammen  ans  dem  N.  fru-ialis  (Ranju.s  pftro.sus 
ficiaJis  major),  diese  aus  dem  dritten  .\sfe  des  Trij^eniiiiu.s;    zweifellinft   \<t.  nli 
Glo.ssophan,iigeus  und  Vagus    /,ur  niotorisrln'H  Innervation  einzelner  (inumeiunuill 
beitragen  (Krsterer  für  Levator,  Azygos,    (.;ios.süpalatinus,    lA?tzterer  für  Lcvatur 
Tensor    veii    p.alatini?).     Siclier    ist,    dass    bei   Facialislälimungen    oberhalb  tW  i 
gangsstelie  des  Ramus  petrosus  das  Gaumen.segel  auf  der  Seite  der  LiÜiiuiint; 
herabhängt    und    die    Uvula    nach    der    ge.surideii    Seite    gerii-htet    ist.      TMe 
Hegioii  für  die  Pharynx-  (und  Larynx-)  Innorvatiou  ist  wahrscheinlich  im   vii 


[GaumeHsegell&hmusgr  —    389    —  Geburtswpg«] 

untersten  Theilo  der  vordoron  Ontral Windung  zu  suchen.  —  In  praktischer  Hinsicht 
spielen,  ausser  den  schon  erwähnten,  bei  peripherischen  Faciallähmungeu 
vorkommenden  Hemiplegien  des  Gaumensegels,  insbesondere  die  diphthe- 
rischen (üaumensegellähmungen  und  die  als  Theilerscheinung  centraler  Herderkran- 
kungen, namentlich  im  (lebiefa-  der  bulbjiren  Nervenkerne  vorkommenden 
Lähmungen  (acute  und  dironische  Bulbärparalysen,  letztere  entweder  primär  oder 
als  Endstadium  amyotropliischer  I^ateralsklerosen  n.  s.  w.),  sowie  die  entsprechenden 
corticalen  I^ähnumgsfornien,  sogenannte  ..Pseudobulbärparalysen",  eine  wichtige 
Rolle.  Hie  alle  bieten  «'ineui  directen  tlientpeutischen  Kingreifen  freilich  nur  geringen 
Spielraum.  Die  postdiplitheritischen  Gaumensegpüähnumgen  bedürfen  in  der  Regel 
kaum  einer  speciellen  örtlichen  Behandlung,  die  übrigens  nur  in  localer  Klektrisatiou 
mit  schwachen  (faradischen  oder  gaKaiiis(^hen)  Strömen,  bei  Anwendung  geeigneter 
Rheophoren,  zu  bestehen  haben  würde.  Bei  den  bulbären  und  im  engeren  Sinne 
cerebralen  (corticalen)  Lähmungsfonnen  bietet  eine  derartige,  immerhin  zu  versuchende 
locale  Behandlung  mei.st  wenig  Aussicht.  m,,  «.«niTi»« 

Ctan  i.st  ein  weicher.  wcitina.schi|;cr  BaumwoIIcnstoiT,  der  in  der  Chirurgie  vielfach  gebraucht 
wird.  Zunächst  findet  sie  als  nufsaugendes  Verbandmaterial,  entweder  sterilisirt  oder  mit  deu 
verschiedensten  Antisepticis  impraeguirt  als  Karbolgazc,  .lodoformgaze,  Sublimatgazü, 
Dermatolgaze,  Loretingaze,  Silbergaze  etc.  Verwendung;  sodann  wird  sie  zu  Binden 
verarbeitet.  Gaze  ist  ein  ganz  vorzügliches  .'Vufsnugungsmittel,  wird  aber  freilich  in  dieser 
Eigenschaft  von  anderen  MatiTialien  noch  übertroffen.  Im  Handel  erscheint  sie  gewöhnlich 
schon  entfettet;  andernfalls  niuss  vor  di'r  Ilerrichtuiig  zum  Verband  das  Fett  durch  Kochen 
in  schwacher  Natronlauge  entfernt  werden. 

Die  Gazebinden,  welche  die  früheren  leinenen  Binden  fast  völlig  verdrängt  haben, 
werden  aus  appretirter,  d.  i.  gestärkter,  oder  nicht  appretirter  Gaze  hergestellt.  Erstere 
werden  vor  dem  Anlegf^n  angefeuchtet  und  bilden  dann  nach  dem  Erhärten  eine  Art  Kleister- 
verband, welcher  auch  die  tiefer  liegenden,  nicht  apprrtirten  Binden  in  der  einmal  gegebenen 
Lage  dauernd  lixirt  und  gleichzeitig  dem  betreffenden  Körpertheil  einen  gewissen  Halt  giebt. 
Fügt  man  bieg.same,  in  warmem  Wa.sser  erweichte  Pappsehienen  in  den  Verband,  so  kann  man 
mit  Hülfe  der  appretirtcn  Gazebinden  einen  leichten  Contentivverband  herstellen. 

,  Mit  Gips  imprnegnirtc  Gazebinilrn  werden  als  Gipsbinden  zur  Anlegung  von  Gipsverbänden 

benutzt. 

Garogepstuff  i..it  oiii  von  Koliiiison  in  Chfstorficld  hprgost«»Ut.ps  Mu>.,;pliiij;ownl>o.  welcltps  1SS7  von  May- 
I»rd  al<t  TerbanilstolT  ompfuhlon  wiinl*».     Er  lM'.sity.t  keini»  hi»s«iuIor<»ii  Vor7,ll(r*». 

KIKCHHOFF. 

ßaxeol  ist  ein  heute  kaum  mehr  angewandtes  Gemisch  von  1  Kilo  .Xmmoniakflüssigkeit,  Aceton 
und  unreinem  Benzin  je  10  g.  braunem  unreinem  Naphtalin  0,1  und  starkem  Theer  100  g. 
Die  Mischung  ist  bei  Bronchialkatarrhen  und  Keuchhusten  zur  Inhalation  benutzt  worden. 
E.S  wird  ein  kleiner  Esslöffel  voll  (12  g)  der  Flüssigkeit  über  heis.sem  Wasser  in  einem  kleinen 
Kimmer  verdampft.  Man  lässt  Kinder  drei  mal  täglich  eine  Stunde  in  einem  solchen  Räume 
verweilen.  Die  Vorschrift  wie  die  Methode  tragen  den  Keim  der  Ungenauigkcit  in  sich,  denn 
uureines  Naphtol  ist  keine  genau  zu  definirendc  Substanz.  Andererseits  muss  ja  zugestanden 
werden,  diiss  viele  der  im  rohen  Naphtol  vorkommenden  Substanzen,  .sowie  geringe  Mengen 
Ammoniak  für  eine  Therapie  des  katarrhalischen  Zustandes  der  Bronchial.sehleirahaut  nUtzIteh 
sein  können. 

LIEBREICH. 

Elebvrtswege,  weiche.  Die  häufigsten  Verletzungen  betreffen  den  Dnmm.  Man 
spricht  von  incompleten  Dammrissen,  wenn  nur  der  D:mim  zerri.s.seu  ist;  von 
c«mi)letcn,  wenn  :iu(di  Sphiiu-ter  an!  oder  Rectum  betroffen  sind.  .Xusserdeiu 
kennt  man  noch  centrale  Ibimmnipturen,  d.  h.  die  .sehr  .selt<'uen  lochförmigen  Per- 
forationen  des  Dannnes  ohne  Zerfeissung  des  Frcnulum  und  des  Rectum. 

Die  Therapie  ist  hauptsächlich  eine  prophylaktische.  Ein  richtig  ausg(!übter 
Pammschutz  besteht  darin,  das  )dötzliche  Durchschneiden  des  Kopfes  während  (Muer 
Wehe  zu  verhindern.  (Jewöhnlicli  pflegt  viel  zu  früh  ein  krampfhaftes  Drücken  gegen 
den  Damm  vorgenommen  zu  werden,  dadurch  wird  nur  die  (iebnrt  verzögert,  der 
Dnmm  aber  durchaus  nicht  geschützt.  .Mehr  als  die  eigentliche  „Damm  schützende" 
Hand  hat  die  andere  Hand  zu  leisten,  die  im  richtigen  Moment  einen  (iegendmck  auf 
den  Kopf  ausübt.  Nach  dem  glfiekli<-hen  Durchtreten  dos  Kopfes  ist  der  Dammschutz 
noch  nicht  bei-udet,  demi  durch  die  Schultern  wird  vielleicht  ebenso  häufig  wie  durch 
den  Kopf  der  Damm  verletzt.  Hei  sehr  engem  Introitus  vagimu-  kann  es  zweck- 
milssig  sein,  durch  tiefe  seitliche  Incisionen  einem  Dammriss  vorzubeugen.  Bei 
Erstgebärenden    ist  die  Seitenlage    mit   angezogenen  Oberschenkeln    die   rationellere 


|Gobiirfswpgi< 


—     3tKI 


Gedächtaissstämpi 


I,; 


Iflzk'ii  (icburtsiirt.     It>J 


Iiniiimriss  t'ingetreten,  m»  ijst  ilii-  «jfcn» 
Nullt  iiulicirt.  Als  N;ilitmatori:tl  i'inpfiehlt  sii'h  Spidc  tind  zwar  zu  iimtawrak 
nicht  zu  i*ngli«jjpiuleii  Niilitpti.  Nur  l)fi  fciMiiigi^tKlfr  Aliwartuiip  wird  man  mit  l'ns 
diesplbfiii  a:utcn  Resultalc  haben.  Hei  coniiih'tt'ii  hanunrisst'ii  uilhe  man  uniik 
das  Hectum  mit  einctn  fortlaiifendni  Catfrutfaili'n  von  (1«t  Vagina  aus.  und  vhlis» 
darauf  den  Ibniin  liunh  nnil'asscndc  S('iilf'nkiir)]ifn:iiiti'.  Am  vi»»rti.!n  Ta^r  gpbr  ca 
t'in  Laxans  nnd  am  sei'bstcn,  sifln-atcn  Taiji'  i'iitfi'rnp  man  Hie  Seidennäht'*,  vtr 
I>urchschneiden  derselben  zu  verhüten.  Auch  äusseriich  !>irlitl>.ir  luid  wrg<ii  ilin--' 
starken  Rlutunj;  >\ichtig  sind  Verletzungen  in  der  üingobuii};  dt-r  Clitoris.  il 
gewöhnlich  l  iustechnn<;en  der  liliitenileir  l'artien  niithig.  Kleinere»  VerietMii  . 
Scheide  und  des  Mniteriiiundes  liedfirfen  wegen  der  niils.sigon  Blutungen  fa.<i 

Naht.     Die  Uternsru]»tur'   hat  natürlich  ihre  liesonderen  therapeutischen  lnili> 

.sxrn 

(jedHchtiiig!«8törDiigren.     Iias  (lediichtni.ss    sei/f  die  l'ähigkejt   voraus,    Ein^ 
nevvu(i.st.sein  aufznm'linien,    sie  zu  repnidnciren  und  die  reprodueirteii  in 
gcnheit    /u    Incali.'^iron.     Fehlt    die    erstere,    wie  /..  B.  bei   den    höelisten  t^i 
Idiotie    nder    im    bewusstloseii    Zustande,    so  ist  .selhstverstündlieh   die   Bildi 
Gedächtnisses  überhaupt  nniniiglich.     Wir  unterscheiden  als    Störungen   dtfsi 
nisses:    I.    die    krankhafte    Stoigernng    desselben:    die    Hypermnesie; 
schung    desselben:    l'aramiiesie  und  3.  die  Herabsetzung  und   Vemiehtunf  il 
Amnesie. 

Die    Hypermnesie    wird   beobachtet    in  der  Manie,    zuweilen    bei    h^ 
Insulten   und  im  hypnotischen  Zustand.     Sie  zeigt  sich  darin,     das*«  GegenstÄm 
l'nlerrichts   in  der  Schule,    Jüngst  vergangene  Ereignisse,    Dinge,    welche  dfr  Ri 
im    Donnalen  Zustand    längst    vergessen    hatte  nnd  nicht  zu  reprodu<-iren  iui 
gewesen    wäre,    mit    gr(is.ser  hentlichkeit    in    das  liewu.sstäein     treten   und  hi 
erzählt    oder    geschildert    werden.      In    seltenen  Fällen    zeigt     sieh   eine  Hypei 
nur  in  Bezug  auf  eiiiüelne  bestininite  Kreignisse  (partielle  Hypermnesie). 

Die     I'arainnesieti     treten     auf:     als     Gedäch  In  issi  I  lu!ji  oii  en.     b#i 
Erinnemngsbilder  durch  augenblickliche  Stimmungen    oder    krankhafte  Vonrtelli 
verändert    nnd    entslellt    zu   Tage    treten    nnd    diese    Störungen      werden 
bei  Melancholischen  uinl  Maniakalischen,  auch  bei  Hysterischen  beobachtet;  als 
ficirende  Erinnernngsfälschung.     Man  glaubt,  einen  Gegenstiuid,  den 
erste    Mal    sieht,    s<:!ion    einnnil    unter    ganz    denselben    Bedingungen    gesi'bfn, 
Situation,    in    welcher    niati    sich  noch    nie    iiefundeu    hat,    ganz   in  derselben 
schon  einmal    dorclilebt  zu  haben.     IHe.se  Gedächtnissstörung   wird   hei  Gesuni 
Zustande    der  EnntuUuig   und    I]rschi">pfung,    br^i    <ieisteskrankeii     in    maniakali 
paranoischen,  dementen  Zuständen  und  zuweilen  bei  Epileptikern    beobachtet. 

Die  Aiunesieti,  der  Verlust  des  (iedächtnisses,  können  eine  Amnesia  genrtiii 
oder  nur  eine  Amnesia  partialis  sein.  Allgemeine  Anuiesieu  sind  lunltW 
diejenigen,  welche  nur  für  gewi.sse  Zeitali-fchnitte  bestehen,  teni|i«fJl 
Anuiesien.  Hierher  gehören  die  Amnesien  der  Epileptiker,  welclie  nicht  mu"  ßr  ^ 
eiiileptischen  Anfall  selbst,  sondern  kürzere  oder  längere  Zeit  für  d:».s  prae-  ^ 
postepiieptische  Stadium  liestelien  kömien.  Aehriliches  wird  beobachl'-l  M  ^ 
Hystcro-Epilepsie.  Man  spricht  in  solchen  Fällen  von  einer  retrograden 
bei  weichen  eine  bestimmte  Zeit  z.  B.  vor  dem  Anfall  und  die  Zeit  diww| 
geschlo.ssen  ans  (lern  Gedächlniss  \erscliwunrlt<n  ist;  zeigt  sicli  dann  noch  weiter 
Verscbwindi'u  des  Ged.-ichtnisses  für  den  augenblicklichen  Zustand,  schuelli.vs  V<.v 
des.sen,  was  eben  pa.ssirt  ist.  so  nennt  man  dies  anterograde  Anniesii-,  «rlr 
nnt  <ler  retrograden  oft  verbindei.  Diese  retro-anterograde  Atniicsie  wird  vw  , 
hei  der  Hysterie  beobachtet,  komnil  aber  auch  unter  anderen  Verhältnissen  | 
Typhus  vor,  öfters  auch  bei  Trauinen  des  Kopfes.  Von  einer  peril 
Amm'sie  spricht  man  sod;mn  in  Fälbn  von  schwerer  Hysterie,  welch'-  !>fd 
Atta(|uen  von  Somnambulisuiüs  verbinden.  Im  sonmandiulen  Zu.stand  ist  Alle 
geJ»sen,    wjus    im    wachen    exi.stirte,    und    intlem    sich  in  dem  soninanibuien 

(las  (jeditchtniss  für  das,  was  in  dem  vor;uigeg:uigenen  Anfalle   von  Svoi: 

stattgefunden,  herstellt,  kann  ein  do()peItes  Leben,  eine  Existenz  aweii 
für  zwei  verschieden  eExistenzen  desselbi'ii  Individuums  entstehen,  wubfi 
dächtniss  periodisch   verloren  geht.     Die   progressiven   Amnesien    schlii« 
das  Symptom    organischer  Hirnkrankheit,    sie   koimnen    bei    Erweichi 


[GedfiehtnissstSmngren  —    391     —  CrefÜngniss-Wahnsinnl 

Hirns,  bei  der  progrcssivon  Paralyse,  bei  der  Dementia  senilis  vor,  und  führen  all- 
mählieli  zur  VernichtunfC  des  Gedächtnisses.  Im  Beginn  ist  die  Amnesie  zuweilen, 
besonders  bei  der  Dementia  senilis,  eine  temporäre:  sie  erstreckt  sich  lediglich  auf 
die  augenblickliche  oder  kurz  vergangene  Zeit,  während  für  zeitlich  entfernt  liegende 
Dinge,  ja  für  sehr  weit  liegende,  z.  B.  b»'!  Greisen  für  die  Jugend,  <las  Gedächtniss 
noch  sehr  gut  sein  kann.    Allmählich  wird  aber  auch  dieses  Gedächtui,ss  zerstört. 

Partieile  Annie.sien  bähen,  da  es  nicht  ein  Gedächtniss  giebt,  sondern  eine 
ganze  Anzahl  von  Gedächtnissen,  von  denen  jedes  an  einen  bestihimten  Sinn  oder  eine 
bestimmte  Fähigkeit  geknüpft  ist,  nichts  Auffallendes,  in  einer  Keihe  von  Fällen  kann 
das  (iedächtniss  nur  in  Bezug  auf  einen  einzigen  Sinn  oder  eine  einzige  motorische 
Thatigkeit  zerstört  sein.  .\ni  besten  studirt  sind  unter  den  partiellen  Amnesien  die 
Störungen  der  Sprache,  welch«!  als  Dysphasien'  bezeichnet  werden.  Der  Verlust  des 
Gedächtnisses  der  Bewegungsbilder  des  Sprechens  setzt  die  motorische  Aphasie,  der 
Verlust  des  Gedächtnisses  der  Bedeutung  der  Worte  die  .sensorische  Aphasie*.  Ebenso 
giebt  es  einen  Verlust  des  (iedächtnisses  für  Schriftzeichen,  Agraphie'  imd  Alexie', 
einen  Verlust  für  Gesichtseindrflcke,  die  visuelle  Anniesie,  u.  s.  w.  Den  Verlust  des 
Gedächtnisses  für  die  Bedeutung  des  Gebrauchs  von  Gegenständen  bezeichnet  man 
mit  Apraxie'.  Alle  diese  partiellen  Verluste  des  (iedächtni.s.ses  können  vorüber- 
gehend functionell  nach  epileptischen,  hysterischen  Anfällen,  auch  eiiuelne  noch  An- 
fililcn  von  Hemikranie  auftreten,  meist  aber  sind  sie  Symptome  einer  schweren  organi- 
schen Himerkrankung,  welche  entweder  a<;ut  in  Form  eines  apoplektischen  Insults, 
Apoplexia  sanguinea,  ischaemica,  einsetzt,  oder  allmählich  sich  in  Folge  einer  chroni- 
schen Hirnerweichung  ent\vickelt,  bei  Hirntumor,  Enweichungsherd,  Absccssen  u.  s.  w. 

Aus  dieser  Zusammenstellung  der  verschiedenen  Arten  der  Gedächtni.ssstörung 
orgiebt  sich,  dass  <lcr  Arzt  in  jedem  l''all,  in  welchem  er  eine  Gedächtnissstörung 
constatirt,  vor  Allem  die  Pflicht  hat,  die  Grundkrankheit,  auf  deren  Boden  das 
Symptom  sich  entwickelt  hat,  festzustellen;  und  diese  wird  daim  zu  beh.andeln  sein. 
Man  kann  übrigens  auch  symptomatisch  bei  partiellen  Anniesien  eingreifen,  wie  z.  B. 
bei  den  Aphasien*  durch  methodisch  befriel>ene  Sprachübungen.  MRwnvi 

(tofSngiilgS -Wahnsinn  ist  nicht  »uo  I>o.soii'Uto  Koriii  dos  Walinsiiiiis,  welche  den  Gefangenen 
specifisch  ist  oder  bei  ilineri  nucli  nur  häutig  vorkommt :  einen  specilisrhen  Gefängnisswahnsinn 
giebt  es  ebensowenig  wie  einen  vcrnieinllichcn  Verbrecherwahnsiun,  bei  welchem  ohne  sonstige 
psychische  .Störung  die  verbrecherische  Tendenz  den  wesentlichen  Charakter  des  Krankheits- 
bildes ausmachen  soll;  sondern  tieistesstörung  tritt  bei  den  Gefangenen  ganz  so  auf,  wie  bei 
allen  anderen  Irren.  Nur  in  eingeschränktem  Sinne  dürfte  zu  erörtern  sein,  oh  Gefangenschaft 
als  solche  bei  einem  Geistesgesunden  eine  Geistesstörung  hervorrufen  kann. 

Die  Thatsacbe.  dass  in  den  Strafanstalten  sich  eine  ahnonn  grosse  Anzahl  von  (leistcs- 
kranken  findet,  mindestens  5  auf  100,  legt  nahe,  dass  die  Gefangenschaft,  die  mit  dieser  ver- 
bundenen deprimirenden  Momente,  die  schwere  Zucht,  die  .Monotonie  der  I<ebcnsweise,  der  Gram 
um  die  Vergangenheit,  das  anhaltende  Gefühl  der  Schande,  die  Sorge  um  die  Seinen,  die  Reue 
und  der  Gewisscnskarapf.  die  schlechte  Ernährung,  die  schwere  Arbeit,  der  Zwang  der  Zncht- 
orduung  eine  ergiebige  und  häufige  Ursache  abgeben,  um  bei  Gefangenen  Geistesstörung  her- 
vorzurufen. Jedoch  ist  die  (lefangenschaft  allein  in  nur  seltenen  Fällen  die  wirkliche  Ursache 
einer  auftretenden  Geisteskrankheit,  ein  sehr  ansehnlicher  Theil  der  geisteskranken  Gefangenen 
ist  vielmehr  schon  vor  ihrem  Zugang  in  die  Anstalt,  meist  schon  zur  Zeit  des  Begehens  der 
strafbaren  Handlung  und  auch  vor  derselben  geistesknank  gewesen,  ein  noch  grösserer  Theil 
ist  mit  so  vielen  psychi.schen  Anomalien  und  Defectcu  belastet,  dass  diese  die  wirkliche 
ursächliche  Disposition  zur  Geistesstörung,  die  Gefangenschaft  nur  das  Gelegenhoitsmomcnt 
sind.  In  den  Gefängni.ssen  werden  besutiders  Verbrecher  wider  das  Leben  und  insbesondere 
Leidenschaftsvcrbrecher  geisteskrank :  in  den  Gefängnissen  tritt  die  (leistesstörung  crfahnings- 
mäüsig  schon  früh,  schon  in  den  ersten  Motiaten  der  Haft  eiu,  sodass  die  Gefangensebaft  an 
sich  ein  häufiges  Moment  für  die  Geistesstörung  nicht  abgiebt.  Mit  der  Länge  der  über- 
standuneii  Haft  tritt  denn  auch  in  seelischer  Beziehung  eine  Accommodation  an  das  (.iefängniss- 
lebeu  ein  und  werden  psychische  Krankheiten  immer  seltener.  Nur  der  Beginn  einer  langen 
Strafzeit,  die  Perspective  auf  «ine  langaudauerndc  Trostlosigkeit  der  Existenz  ist  nicht  selten 
llitursacbe  für  eine  Geistesstörung,  noch  häutiger  freilich  für  Selbstmord. 

In  der  Einzelhaft  wird  der  (lefangene,  sich  selbst  ganz  allein  überlassen,  in  einer  intensiveren 
Weise  in  seinem  Gemüths-  und  Geistesleben  alterirt,  dem  er  um  so  eher  erliegt,  je  mehr  er 
psychisch  belastet  ist  und  je  weniger  er  Widerstandskraft  besitzt,  diesen  gewaltig  deprimiren- 
den Einflüssen  zu  widerstehen.  In  der  That  ist  die  Zahl  der  Geisleskranken  in  der  strengen 
Einzelhaft  eine  grössere,  als  in  der  Gemeinschaftshatt.  Aber  auch  hier  sind  es  vorwiegend 
die  Disponirten,  welche  erkranken ;    auch   wird  in  der  Einzelhaft  jede  Gemüths-  und  Geistes- 


[ücfiinpiiss  -  Waliiisinn 

störuug    leicht    iiad    achou  io  ilinim  Beginn    crkuiirit,  wälirend  viele  iii   der  üvoiriura 
ganz  unerkannt  und  unbeachtet  bleiben. 

Das  prophylaktische  Moment  ist  therapeutisch  das  wirksamste  und   wi 
anstaltcn  dürfen  nicht  zu  gross  sein,  damit  die  Gefangenen  in   ihrer  psyclii 
erkannt,  überwacht  und  entsprechend  berücksichtigt  werden.     In    jeder   grosser 
und    Strafanstalt    muss    ein    ausreichendes    .\er/.tepcrsonal    Torh.jndon     sein.     ; 
genauen    Kenntniss    der  Kigenthümlichkeiten    des    tJefängnisslebens    ausrei'  ' 
gebildet  ist,  auch  das  Beamtcnpersonal  darf  nicht  jeden  gciste.skranlcen   ('<■ 
als    böswilligen  Taugeniclits    und   Simulanten    ansehen    und    mit     -schweren     i' 
belegen.     In  jeder  gri'issi'ren  .Strafanstalt  inuss  die  Mi'iglichkcit  sein,    acute   Fnl 
Störung  auf  einer  besonderen  Lazarethabtheilung    rationell  lu  behamielti.      Jc'i 
ringe  Verdacht  auf  eine  beginnende  psychische  Störung  muss  in   der   Kinzeliiac 
Erwägung  linden:    in    allen  irgendwie  begründeten   Fällen    ist  die    Verlegung    >i: 
aus    der  Zelle  in  die  Gemeinschaftshaft  unbedingt  dringend  noth wendig    und    kann  iiiiit| 
genug   geschehen.      Alle    manif(^t«n    geistesgestörten   Oefangenen     niü.ssen    scboell   11(4 
Veraügcrnng  in    Irren-Anstalten  gebracht  werden. 


Geflügel.     I''ür  die  Diactetik  in  Krankheiten    kommen   unter   dem  Cteflügol    tatil    au9Kt.ii.-^3 

Taub«;  und  Huhn,  Capaun  und  Fasan  in  Betracht.     Ihr  Fleisch   enthält    20—22  pCt  B' 
und  Leimstotf,  1— 2  pCt.  Fett,   1,5  pCt.  Extractivstoffe  und  1.3  pCt.   Mineralsalze.     FUie^ 
jüngerem  (leflügol  ist  wie  das  vom  Kalb  zart,  wohlschmeckend  und  gilt  als   Iti 
deshalb  werden  diese  Fleiscbartcn,  das  sogenannte  „weisse  Fleisch"   für  die  K. 
und    Rcoonvalcäcenten    bevorzugt.     Wahrscheinlich   beruht  z.  Th.  die    leid, 
auf  der  grösseren  Zartheit  der  Muskelprimitivbündcl  und  des  interstitiellen  I 
darauf,    dass  das  Fleisch*  vom  jungen  Geflügel    fcttann    ist.     Auch     der  genüge 
licllügelfleisches  an  ExtrnctivstofTen,  die  erregend  wirken,  ist  beaehtCDswerth.     Geflä| 
halb  bei  Haemopt^je.    bei  Arteriosklerose,   auch    bei   Heizung    des    uropoetischeu  S^ 
bei    Gonorrhoe    zu    empfehlen.     Auch    zur    Herstellung    angenehm    schmccWender   \aA 
nährender    Fleischgeices    wird    (ieflügel-FIcisch  benutzt.     Z.  B.  je    '^   kg  Rind 
fleisch,   1   zartes  Suppenhuhn,  dessen  Fleisch  von  den  Knochen  xuvor  abgelöst  WDrdi 
1 — 2  Kalbsfüssc  werden  mit  Wasser  im  bedeckten  Topf  langsam  gekocht,  unter  ZusatI 
Salz,  etwas  Sellerie  und  Pelersilienwur/.el;  die  abcolirte  Brühe  wird    mit  einer  Klasclie  Ta* 
wein  vermischt,  aufgekocht,  mit  dem  gewiegten  Ilühiierllcisch  vermengt    un-l   •■■-i  , i....  ...i  « 

(Ewald).     .Solche  Gelees  sind  hesiiridcr'«  in  schweren,  acut-fieberhaften  Kr  i 

denen  der  Stoffverbrnuch  hochgradig  gesteigert  ist.    Denn  es  kommt   hier  d.i ... 

Sparmiltel,  durch  Leimstoffe,  möglichst    zu    ennässigen.     Man    gebe     nicht   üb<>r  8  W'  :■.• 
Gallerte,  da  grössere  Mengen  leicht  Ucbrdkeit,  Rrbreehen  und  Durchfall   h.•r^.itrl|tc■, 

Geheimniittel.  Man  muss  es  von  vornherein  als  absolut  unmöglich  bezeichnete 
und  für  .ille  Fälle  zutrefTende  Definition  des  Begriffes  Geheinimittel  zu  i; 
eine  solche  schon  von  vielen  Seiten  versucht  worden.  So  hat  z.  B.  d.a.s  p 
gcricht  dahin  gcurtheilt,  dass  unter  einem  Geheimmittel  „ein  in  Arzneitoriu 
Körijer  einzuführendes,  staatlieh  nicht  anerkanntes  oder  genehmigtes  Hei  In 
heifen.  welches  unter  einem  Namen  empfohlen  wird,  der  seine  Natur  und 
tität  seiner  Zusammensetzung  nicht  deutlich  erkennbar  bezeichnet",  zu  vei 
gemäss  ist  ein  Gebeimmittel  nichts  weiter,  als  ein  Mittel,  dessen  Best., 
stcllungsweise  nicht  bekannt  sind;  von  einigen  Girheimmitteln  ist  zwar  der  ItiLatt 
aber  die  Bcreitunpsweisc  wird  geheim  gehalten.  Indem  das  grosse  I'ublicum  von  1« 
Auffassung  neigte,  dass  ein  Geheimmittel  ein  Mittel  von  grösserer  Wirks.i: 
kannten  vom  Staate  anerkannten  Mittel  sei.  hat  sich  im  Laufe  der  Jalirhi: 
von  Arzneigcmisrhen  mit  einem  gewi.ssen  Nimbus  umgeben  können.  Der  ülin',; 
die  den  Geheimniitteln  durch  die  Keelame  viiidiciric  Heilkraft,  da.«  Verlangen,  seih 
heilbaren  Krankheiten  noch  Hilfe  zu  linden  und  eiidlicli  die  Scheu  Vieler  vor  äntlll 
handlung  und  deren  Kosten,  sowie  .Aberglaube  und  llnwissenhcit  sind  diejenigen  F* 
auf  welchen  das  fieheimniittcl-L'nwescu  im  wesentlichen  basirt. 

Man  kann  die  tieheimmittel  cintheilen  in  Mittel,  die  in  der  That  eine  Wirksamkeit  J 
in  ganz  wirkungslose  Mittel  und  in  direct  schädlich  wirkende  Mittel. 

Die  Mittel    der    ersten  Kategorie    muss    man  wieder   trennen  in    solche,    die    aus 

reuten,  aber  wirksamen  Stoffen  bestehen  und  in  Mittel,  welche  difl'ercnto  Sub^*- -nB 

Käme  es  nur  auf  die  Bestjindthcile  an,  so  wäre  schliesslich  gegen  die   erstore  '  •  ■  i!« 

mittcln    nichts    einzuwenden;    trotzdem    wird  mit  dieser  .Vrt    von   Mitteln   '.....   ...  .jg 

indem  sie  unter  irgend  welchen  Phanta.sienamen  zu  Preisen  verkauft  werden,  die  ilir<m  i 
Werth  in  keiner  Weise  eulsprcchcu.     Bei  weitem    gefährlicher  sind    di>'ii  ni,/..t.   ■wiikatmat 
heimmittel.  die  diffcrentc  Stoffe  enthalten;    in  diese  Gruppe  gehören  d  tiraocbta  i 

heimraittcl,  von  denen  ein  Theil    notorisch    vorzüglich    wirksam    ist;    ii       cMiK9*  * 

gewisse   Mittel    gegen   Gicht  einer  grosseu  Berühmtheit;   sie   enthalten   jedo«b   ndil  tdf' 


Oeheimmittel  —    303    —  Geheimmittel] 

-wirkeudc  Stoffe,  so  -i.  B.  Kolcbiciu,  Koloquiathen-Extract  u.  s.  w.     Der  Verkauf  solcher  Mittel 
mass    verboten    werden,    weil    keine  Garantie   geboten  ist,    dass  sie  zuverlässig   und    in  stets 
z    gleicher  Weise  zubereitet  werden,    also  eine  Gewähr   für  ihre  Wirksamkeit  nicht  besteht    und 
Vergiftungen    durch    sie    nicht  ausgeschlossen    sind,    andererseits    aber   weil  die  Verabfolgung 
.    solcher  Stoffe    ohne    arztlichi^   Anordnung   gegen    die   Gesetze    verstösst,    endlich   weil   solche 
heftig  wirkenden    Mittel,    w^o    sie  eontra'nidicirt   sind,    mehr   .'»cbadcn  wie  Nutzen    stiften:    so 
,     kann    beispielsweise    ein   .Millel.   welches    l'ilukarpiu    enthält,   schon    bei   geringfügiger   Herz- 
'^    erkrankung  Gefahr  bringen,  und  bei  entzündlicher  Veränderung  des  Darms  kann  ein  drastisches 
Laxans  direct  den  Tod  zur  Folge  haben.     In   den    völlig    unwirksamen    Gehcimmitteln    findet 
man    viele    längst   obsolete  Stoflc  und    auch  viele  Mittel,    deren  Wirkung  nur  auf  Sympathie. 
Magnetismus,  Klektro-Homoeopathie  und  dergleichen    beruhen  soll,   also  wohl    mehr  mystische 
Ifittel  denn  Geheimmittel.     Während  durch  diese  beiden  Kategorien  nur  relativ  selten  erheb- 
licher Schaden    angerichtet   wird,    geschieht   dies  in  der  lU'gel   durch    die    dritte  (iruppe,    die 
7    sehr  grosse  Zahl  von  direei  schädlichen  Gcilieimniittcln.     Hauptrepraesentanten  dieser  sind  vor 
"     allen  die  Haarfärbemittel,    die  ineist  sehr  grosse  Mengen  Blei  und  anderer  directer  Gifte  ent- 
halten.   Diese  Mittel  gänzlich  vom  Verkehr  auszuschliessen,  ist  Sache  der  ijffentlichcn  Gesund- 
heitspflege, deren  wichtigste  .Aufgabe  ist,  (tesundhcitsschädigungen  vorzubeugen.    Die  Zusammen- 
setzung  der   einzelnen    Geheimmittel    ist   häutig    beschrieben    worden    (Capaun-Karlowa, 
•.    Kratschmer,    Hahn.    Wittstein.    Schmetzlcr    und    Neumann:     Industrieblätter    von 
;-:    Hager  und  .lacobsen).     Da  es  heute  gelingt,    Inhalt  und  Zusammensetzung  vieler  Geheim- 
■...    mittel  festzustellen,  zieht  es  ein  Theil  der  Geheimniittelfabricanten  jetzt   vor.   von    vornherein 
den  Mitteln  eine  Aufklärung  über  die  angeblichen  Bestandthuile  und  das  Mischungsverhältniss 
;.;    beizugeben:  doch  entsprechen  diese  Angaben  meist  nicht  der  Wirklichkeit. 
:  Von  Handhaben,    welche  sieh  zur  Bekämpfung  des  Geheimmittel-Unwesens  bieten,    ist  es 

\.  der  Betrugsparagraph  (§  263)  des  Reichsstrafge.setzbuchs.  aus  welchem  eine  Verurtheilung  vieler 
r  Geheimmittel-Vcrkäufer  erfolgen  kann  und  tbatsächlich  oft  erfolgt.  .\uch  werden  Strafen  über 
Gehcimmittelhändler  verhängt  wegen  .Xusübung  der  Heilkunde  im  Umherziehen  durch  eine 
nicht  approbirte  Person,  wegen  Verkaufs  oder  Feilbictens  von  Arznei-  und  Geheimraittelu  im 
Umherziehen,  wegen  Führung  unrechtmässiger  Titel  und  wegen  fahrlässiger  Körperverletzung 
resp.  Tödtung.  Nächstdem  wird  bisweilen  d.xs  Reichs  -  Nahrungsmittelgesetz  (§§  10—12)  für 
solche  Fälle  eine  gesetzliche  Handhabe  bieten  können,  in  denen  diaetetische  Mittel,  angeblich 
beilkräftige  Schnäpse  u.  dergl..  zur  Beurtheilnng  vorliegen.  Ferner  ist  es  eine  Reihe  von 
Bestimmungen  über  den  Verkehr  mit  Arzneimitteln,  durch  welche  der  Vertrieb  einer  sehr 
grossen  Anzahl  von  Geheininiitteln.  welche  heilkräftige  Stoffe  enthalten,  wirklich  gänzlich 
untersagt  werden  könnte.  Vor  allem  ist  es  die  Kaiserliche  Verordnung  vom  27.  .lanuar  1890, 
durch  deren  strenge  H.-indhabung  es  möglieh  erseheint,  dem  Geheimmittelunwesen  wirksam 
steuern  zu  können ;  denn  die  grösste  Zahl  der  Geheimmittel  sind  ja  Zubereitungen  und  solche 
sind  nach  §  1  der  genannten  Verordnung,  wenn  sie  als  Heilmittel  dienen  sollen,  nur  in 
.Apotheken  feil  zu  halten  oder  zu  verkaufen,  ohne  Uiiterschied  ob  sie  heilkräftige  Stoffe  ent- 
halten oder  nicht:  .'ms.serdem  führt  das  Verzeiehniss  B  derselben  Verordnung  eine  sehr  grosse 
Anzahl  von  Arzneimitteln  auf.  die  nur  in  .\potheken  feil  gehalten  oder  verkauft  werden  dürfen. 
Geheimmittel  also,  die  solche  Stoffe  enthalten,  könnten  schon  auf  (irund  dieser  Verordnung 
CO  ipso  vom  freien  Verkehr  ausgeschlossen  w(!rden.  Ferner  dürfen  nach  Maassgabc  eines 
Bundesrathsbeschlusses  vom  1.1.  M.ii'1890  bestimmte  Drogen  und  Praepar.ate,  .sowie  die 
solche  Drogen  und  Praeparate  enthaltenden  Zubereitungen  nur  auf  schriftliche,  mit  Datum 
und  Unterschrift  versehene  Anweisung  eines  Arztes  (Recept)  als  Heilmittel  an  das  Publi- 
cum .ibgcgebcu  werden.  Endlich  regelt  der  $  3fi  des  preussischen  Ministerial-Erlasses  vom 
16.  December  1893  den  Verkehr  mit  (Jeheimmitteln  in  Apotheken.  Dieser  Paragraph  lautet: 
„Geheimmittel  dürfen  Apotheker  im  Handverkauf  nur  abgeben,  wenn  ihnen  die  Zusammen- 
setzung derselben  bekannt  Ist,  die  Bestandtheile  zu  denjenigen  .Mitteln  gehören,  welche  für 
den  Handverkauf  freigegeben  sind  und  der  Gesammtpreis  des  Geheinimiitcls  sich  nicht  höher 
stellt,  als  dies  nach  einer  Berechnung  auf  (Jrund  der  Bestimmungen  der  geltenden  .Arzneitaxc  der 
Fall  sein  würde."  Recht  nützlich  haben  sich  die  öffentlichen  Warnungen  vor  Geheimmitteln 
erwiesen:  in  dankenswerther  Weise  geht  schon  seit  langer  Zeit  namentlich  der  Ort.sgesundheits- 
rath  zu  Karlsruhe  und  seit  einer  Reihe  von  .fahren  auch  das  Berliner  Polizeipraesidium  in  der 
Weise  vor,  dass  es  regelmässig  Untersuchungen  von  Gcheimmitteln  vornehmen  und  das  Resiiltal 
veröffentlichen  lässt;  wird  hierbei  auch  der  Name  des  Fabricanten  und  Verkäufers  rüeksiehl.s- 
los  genannt,  so  erscheint  is  denkbar,  dass  die  Furcht  vor  der  Blamage  manchen  Verkäufer 
von  solchem  unsauberen  ( ieschäftsgebahren  abhalten  wird.  .Ms  un/ulänglich  müssen  die 
von  dem  Gericht  vielfach  verhängten  Geldstraleu  bezeichnet  werden;  denn  bei  dem  grossen 
Verdienst,  den  die  Geheimmittel  ihrem  Erfinder  eintragen,  schreckt  dieser  vor  niedrigen  Geld- 
strafen überhaupt  nicht  zurück.  Hier  wärt-  eine  Aenderung  der  Gesetzgebung  dringend 
zu  wünschen,  da  nach  den  bestehenden  Gesetzen  eine  wirksame  Bestrafung  der  Schwindler 
nicht  eintreten  kann.  Ferner  verdient  ein  Mittel  in  grösserem  Maassc  als  dies  bisher  ge- 
schehen ist,  in  Betracht  ge/,og<'n  zu  werden,  das  ist  ein  Appell  an  die  Aerzte  und  Apotheker, 
Geheimmittel  nur  unter  ganz  besonders  zwingenden  Umst.änden  zu  verschreiben  und  zu  ver- 
kaufen.   Diesen  Appell    müssen   in  erster  Linie  die  Aerzte  beherzigen;    denn    so    lange  diese 


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-     3fl4     - 


ihren   f'atienlen  lii'liüiiimiitlpl  verordutMi.    so  lan({0  siud  .'luch     oJ^ 
sich  vor  ninteriellcm   Schaden    /.u    bewahren,    solche   (lehciramitt*!     zu 
lolgeii.     Auch  nnch  "liescr  liichtung  hin  hat   das  Brrlincr  Polizei- Hr:ie; 
Schritte  gcthnn,  indem  es  die  ApoUiclicr  periodisch  davon  in    Kcnntriisi 
mittel  .ils  Schwindrlmittcl  entlarvt  sind,  und  im  Anschliiss  d.tr.-kii    dii?  H 
die  Apotheker    fortan    solche    Mittel    nicht    mehr    abgeben     worden. 
Apotheker  aber,  die  trotzdem  dem  tlehrimmitteliiiiwesen  Vursfhiib    Icistin. 
Audstellnug  von   Attesten  gegen   Kntgclt,   müssen   vor  dem  Fhrftigcrioht    »in 


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Wirks.-tmer  nl.s  die  genannten  Mittel  ist  eine  Belehrung  t\es   Piihlieuitis    üher  im 
dos  liohoimmittelunwesens.    Demselben  ist  immer  von  Neuem   vor/uhalteii.  da.«»  o  Ik 
Gold  doch  nur  Iragwürdiire  Mittel  erwirbt,  und  dass  durch  dir  Anwenriiiii),;  vud  tJebei 
rechte  Zeitpunkt  versäumt  wird,  iit  welchem  die  ärztliche  Kunst    iiDcb   Heilung 
Man  muss  die  zahlreichen  tieschäftskniffc  der  IteheimmittelSehwiiifiliT    ilorrb  in' 
spiele    cririutern    und    zeigen,    wie    der    schabloneumässige    Vcrlrivb     v..'.     i;.t..-i<>ii 
darauf  gerichtet  ist.  die  leichtgliiubige  Menge  au.izubeutcn:  Kurze  Erkl.'i: 
Vorträge,  in  Zeitungen  und  FIugMättvrn  erscheinen  geeignet,    der    gros- 
Meinung  von  Cieheimmitteln  und  ihrer  Wirksamkeit  beizubringen.    Schon   iii 
durch  gccigeiele  Handhabung  des  naturwissenschaftlichen  Unterrichts  dcrfii.  .     . 
für  die  Fähigkeit,  Wahres  vom  Kaisehen  zu  unterscheiden. 

Zu  beklagen  ist  ferner,  dn.ss  die  zur  Bekämpfung  des  GeheimmittvUchwin.l'tt 
laud  existironden  (icsetze  von  den  Gerichtshöfen  nicht  einheitlich   und 
habt  und  .Strafurtheile  gegen  fJeheiramittel- Verkäufer  in  der  höhcrcu    lii- 
rccht  erhalten  werden,    sodass  eine  Unsicherheit  der  Rechtsprechung   »u  be^ 
sich  die  Händler  natürlich  zu  nutze  machen. 


Stieksloff 

1.37  pCL 

Sauerstotl' 

4.41     . 

.\  sehe 

1.41    . 

(•ebirn.  Chciiiisch.  Dxs  (i»hini  beisteht  aus  grauer  und  weisstT  Sob»lui 
lewsky).  Das  Grosshirn  des  M»-nsflien  euthält  37,7— 89,t»  |»('t.  grauor  aai 
Ol  pf't.  weisser  Substaaz.  l^ie  Reaction  des  Gehirns,  mit  Hülfe  iIit  vun  La 
an}{egel»onen  Keageusplatten  f^eprüft.  ist  für  die  graue  Substanz  snnrr,  fürtf» 
neutral  oder  schwach  alkalisch.  Die  saure  Reaction  der  grrn. 
vennutlilich  auf  der  sauren  KeactiDii  der  in  ihr  enthaltenen  ( . 
freie  Milchs.'lure  verurs.aeht  (R.  (isclieidien).  Der  Wassergehalt  dn.  tu»*** 
(Jehirns  beträgt  73—82,  im  [»urchschnitt  70,49  pCt.  CRegilnis):  die  v 
.\lt»'rsr lassen  vieisen  sehr  verschiedenen  Wassergehalt  auf.  Kinder  z  B.  >Ji— *ti,' 
Auch  die  graue  und  die  weisse  Substanz  des  nämlichen  Geliirtis  unttTSfboA 
im  Wassergehalt  von  einander.  tien.itie  Analysou  des  uicnschlichen  (itüi» 
nicht  vor. 

Die  elementare  Zus:unmeiiset7.ung  des  Gehirns  eiitsprielit  nacli  Vnlkmaa* 
.s4-.lniittli<'li  etwa  folgender  Angabe: 

Wasser    .     .     .     77.9  pCt. 
Kohlenstoff  .     .     12.62    . 
Wasserstoff  .     .       1,93    , 

Die  letztere  besteht  nach  Breed  aus 

9,1.5  pCl. 
55.24     . 
•22,08     , 

1,2.S    . 

1,62     , 

Diftse  lotztcro  .\nalyso  macht  auf   absolute  Genauigkeit    keinen  An-pnrk 
die  upuere   von     E.  George    (leoghegan    niitgetlieilte    ist    nicht   in 
innnerhin    zeigt    die    Aschenanalvse    die    I'raepoinleranz    der    pliu.s|ilii 
bindinigen. 

Die  gros.se  Zahl  der  in  ihui  < iehirn  vor  der  Kntdeckung  des   I*mt.-i 
ilenen  Subst-uizen   zeigt,    <la,s.s    man  es  mit  einer  Reihe  von  Zers<»ijiii, 
ihun  h.atte.     Kist  nach  di-r  Kntdeckung    des  Protagons    wiu-dc-    'l-- 
darauf  gelenkt,  hei  der  L  iitersuchung  des  Gehirns  die  grössto   \ 
lassen,    um    nicht    statt    der    im  Gehirn    ursprünglich  enthaltenen    K 
der  verschiedenen  secundilren  Producte  zu  erhalten.    Von  organisehi-ii 
im    (iehirn    gefiniilen    worden:    Eiweissstoffe,    elastinartige  Si  ' 
K<>rper,     Nenrokeratin,    Xanthinkorper,     wahrscheiidich    als 
Nueleliis,  Harnsäure,  Kreatia,  Leucin,  Gährung.sinilchsfiure,  flüchüi;««  F« 


Phosphor.säure  frei     .     . 
Phosphorsaure.s  Kali  .     . 

,  Natron  . 

,  Eisenoxyd 

Calcium 


Phosphorsaure»  Magoesitlir 
Chloniatriura    .... 
Schwefelsaiirtss  Kali  . 
(V)  Kieselsäure      .     , 


—     395     — 


Gehirn] 


lesterin  und  Fluor  in  Spuren.  Als  phosphorhaltige  Substanz  und  uls  chemisches 
viduum  ist  mit  Sicherheit  nachgewiesen  das  Protagon  (Liebreich).  Das 
ithin*,  ebenso  die  Myeline  und  Kephaline  (Thudichum),  sowie  eine  Reihe 
Köhler  beschriebener  Substanzen,  denen  eine  genaue  chemische  Charakteristik 
;,  sind  als  Zersetzungsproducte  des  Protagons  aufzufassen.  Als  phosphorhaltige 
jtanz  wurde  auch  das  Niidein*  gefunden  (Miescher). 

Das  durch  Spaltung  des  Protagons  entstandene  Neurin*  (Liebreich),  .sowie  das 
dem  [..«Hsithin  sich  bildende  Cliolin'  treten  nur  als  Zersetzungsproducte  des  Pro- 
ns  und  des  Lt'cithins  aiisserhall)  des  Kflrjiers  auf  (Liebreich).         fiebreich 

t.  Pathologisch.  Vom  therapeutischen  Gesichtspunkt  sind  bei  jederGehimkrankheit 
i  Hauptfragen  in  jedem  einzelnen  Fall  zu  errtrtem,  erstens  die  Frage  nach  der 
iir  der  Gehinikrankheit,  und  zweitens  die  Frage  nach  ihrem  Sitz.  Wie  dies 
rnicke  für  die  Diagnose  betont  hat,  so  ist  auch  bei  der  Entscheidung  über  die 
rapie  stets  zuerst  die  erstgenannte  und  dann  erst  die  letztgenannte  Frage  zu  er- 
m.  Die  ersten  Indication.s.stellungen  sind  daher  durch  den  pathologisch-anatomi- 
n  Charakt<;r  bedingt,  dann  folgen  die  Indicationsstellungen,  welche  aus  dem  Sitz 
Krankheit  fliessen.  und  .schliesslich  die  symptomatischen  Indicationen,  welche 
t  durch  das  I^eiden  selbst,  sondern  durch  einzelne  besonders  gefährliche  oder 
ende  Symptome  gegeben  werden. 

1.  Die  pathologisch-anatomischen  Indicationen.  Sie  führen  meist  zu- 
;h  auf  bestimmte  aetiologi.sciie  Indicationen.  Vom  pathologisch-anatomischen 
idpunkt  aus  unterscheidet  man  folgende  Processe  im  Gehirn: 

A)  Organische  Gehirnkrankheiten:  a)  Gehirnblutung*,  b)  Gehirnthrom- 
•  oder  thrombotische  Erweichung  einschliesslich  der  Thrombose  des  Gehimsinus, 
lehirnembolie*  oder  embolische  Erweichung,  d)  Aneurysma*  der  Gehirnarterien, 
ehimanaemie*,  f)  Gehimhyperaemie',  g)  Gehirnentzündung,  Encephalitis*  (acut«;, 
t-eitrige  Form),  h)  Gehirnabsce.ss*,  i)  Gehimgeschwulst*,  k)  Gehimparasiten *, 
ehinisyphilis",  ni)  Gehimtuberculose*.  n)  multiple  Skieros*'*  des  Gehirns,  o)  chro- 
le  degenerative  Krankheitsj)roc(«.se,  deren  entzündlicher  Charakter  strittig  ist;  ihr 
idigma  sind  Dementia  paralytica*  und  Dementia  senilis*. 

Dazu  kommen  noch  secundSre  pathologisch-anatomische  Processe,  namentlich  die 
imerweichung  (Encephalomalacie*),  welche  regclmä.ssig  aas  Gehirnembolien  und 
imthrorabosen  sich  entwickelt,  feriif>r  das  Gehimoedem*  und  der  Hydroccphalus" 
Gehirns.  Ob  diese  Processe  auch  primär  vorkommen,  ist  fraglich. 
Zu  berücksichtigen  ist  ferner,  dass  oft  gemischte  Processe  vorkommen.  So  können 
Entzündung  und  Blutung  combiniren  („Encephalitis  haemorrhagica")  oder  Eni- 
}  mit  Abscess  („emboli.sche  Gehiniab.scesse")  u.  s.  f. 

B)  Functionelle,  d.  h.  der  pathologisch-anatomischen  Grundlage  einstweilen 
ehrende  Gehirnkrankheiten.  Zu  diesen  gehören  sicher:  a)  genuine  Epilep.sie*, 
lysterie*,  c)  Neurasthenie*,  d)  Chorea*,  e)  die  meisten  Geisteskrankheiten. 
Von  manchen  anderen  Neurosen,  Tetanie*,  Paramyoclonus*  u.  s.  f.,  ist  zwcifel- 
,  ob  sie  als  functionelle  Gehirn-  oder  als  functionelle  Rückenmarkskrankheiton 
letracbteu  sind.  Für  die  Therapie  ist  ferner  wichtig,  dass  die  an  erster  Stelle 
innte  Epilepsie  wahrscheinlich  in  vielen  Fällen  nach  neueren  Untersuchungen 
t  functionell  ist,  sondern  von  einem  kleintTcn,  zuweilen  vielleicht  sogar  mikro- 
•ischen  organischen  Krankheitsherd  im  (iehini  ausgeht. 

2.  Die    aus    dem    Sitz    der    Krankheit    sich    erirebenden   Indicationen. 


[(üphirn 


lii'il   (Ich   Kniiikhritssitz  lifslimineii   und   il:in:it'li   stilir  licstimint»*    Inflirai 
(ichinir-liinirfric'  .■lufstr'IU-n.     ICs  \ic<^t  nuf  d^r  Hund,  tlass  diese    linlirntii 
iirgaiiisrhon    (iehirnkrarikheiton    Hinsi-hlit'Hslich     dor     oht-u     er«'übub>n 
Kpilepsic  >.-h)c  Rolle  ■^piolcn. 

Niic-li    dem  Sitz    der  Krniiklieil    unterscheidet    niMii     folpoiiil»'    iinn 
den  (iehinikr.'inklieiteii : 

a'i   [)irfiise  ( Jeh  irnkrank  lii'i  ten;    sie  (»rstreeken   sieh    oliiif  hr^timuiir 
«luig:   iil)er  weite  liebiete  des  (ieliinis    und    zerstören    innerhalb    •lie>*«T  ('?( 
einen  Theil  der  Kleniente.    Kiii  ausgezeiehnetes  l!<'ispiel  liietot  «It«-  Dementi.» 

b)  Solilfire  Herderk  rank  unffen :    sie  };ren/en  sich    {^«'gi-ii   «l;i-    : 
bestimnder  ali  und  zerstören  «xler  verdräiiften    inneriiall)    eiiir^;    lies; 
alle  oder   last  alle   Klenn-iite.     HierliiT  pdiören  die  meisten    Cir>|iimldiituiij:f», 
thrombosen.  (ielitmendudien   eli;. 

<•)  Mnlti|i|e  Henlerk  ran  klingen,     liier  linden  sieli    nifhrf;ich  total«« 
ftdale  ZerstöruM^ren    iinierlialli    eines    bestinuiit    al>i;e,!;rpnzton     <i««bfets.     AI* 
kann   die  miilliple  Sklerose    dienen.     Iiieselbe    pathnjogiseh-nii.-itoniisrb  «Mb 
liirnkranklieit    konnnt    bald    solit.'ir    bald    imiltipel   vor.     Sii     tritt    der  li<4ii 
sowohl    solifSr  wie    multipel   auf,    ebenso    kennen    wir  einerseits  eine  niolbf^ 
förniigje  (iehirnlues  inid   andererseits  solit.'tre  (iumtniknnteri;    auch   t»Mcäi 
zuweilen  im  riehirn  nniltipel  auf  u.  s.  f. 

Ks  liejjt  auf  der  Hand,    dass   mir  bei   den  solitäreii  Hcrderkraiikmi; 
sirhtsvolle  Indieatinnen    aus    dem  Sitz   der   Krankheit   —    al.so   für  rjiiru 
greifen   —   ergeben.     Anilererseits    ist    zu  beriieksichtigen.    ilass   zwisetiHn 
führten  drei  ria.s,seii  l'ebergänge  sirli   nicht  selten   linden.     I>er  Grad  il<'r. 
sciiwankt    bei    den    llerilerkranknnü:<'n    zwiscdien    den    entfi-nitesten    Kstr» 
eine   Kxtretn  stellt   z.   B.   ib'r  ;di;rekapsi'lte  .\bscess  oder  eitip  ab[;ekap«'lt" 'i^ 
dar.  das  andre  K\)rem   bieten  z.  V>.  rnanclii'  (iliosarknnie.  welche  it\i\u 
allenthalben    sich   weit    in    die  (ieliirnsnbs|;inz   erstrecken.     Auch    iVu-  ' 
der  Zerstörung  schwankt  iimerhalb  weiter  (irenzen.     So  bleiben  t.  B 
plen  Sklerose  bekanntlich  die  .\ch.seneyliriiler  meist  verschont.     Iiii«s<>lli>  \i~''- 
anatomische  Kcuikheit  zerstört  bald  in  ihrem  Rereicii  alle  Klemmt«',  UM  « 
sie  die  Mi'hrzahl  ((Inmma  und  gummöse  Infiltr.-ition).     Hei  unb.>tinitnfi r  \'r 
und  nicht   vfdlstiiiidiger  Zerstörung  ist  es  dalier  oft  willkürlich,  ob  iniü 
krankheit   im   speciellen  l-"alle  als  ilitTu.^  oder  als  herdförmig  (circui; 
will,    und    daher   wird    aucli    dii'    ther.'ipeufische  Indication    .schM 
hinzu.    da.ss   ini  Verlauf  mancher  Hi'rderkrankungen    sicIi    später    in   i; 
ililTiisc  I'rocesse    entwickeln    (Krweicliung   in    der  Umgebung  von  tiesc 
durch    welche   die    ilierapi-ulischi'ii   KingrilTe,    soweit  sie  nii.s  dem  Siti  ili'i 
sich  ergaben,  um  ihren   l'lrfolg  gebr.acht  werden. 

Eine    besoiid<Te    Stelle    nehmen    schliesslich    diejenigen     fiehinikninUii 
welche  sich  ausserhalb  des  Gehirns  im  Sch-Idelraiun    entwickeln    und   '•"' 
secujidär  auf  das  tiehini  übergreifen  oder  auf  letzteres   überhaupt    nui  ii 
reiz    einwirken.     Hierher  gehören    namentlich  die  ll.iematome    der  I»«! 
Ahscr's.sbildungen    im    Kereich    der   (Jehirnhaute,    die    von    den  Seh.ldi ! 
Meningen    .'lusgelienden    tieschwülste    und    ilie    in    den   Meningen    sich  <-i 
Parasiten.     Es  ist   selbstversfindlich.    da.ss    genide    für    diese    priinSr-rxIi 
(ieliinikr.inkheiten  ilie  aus  dem  Sitz  sich  ergehenden  Indic.ationen  von  h'T"'''P 
Wichtigkeit  sind. 

3.  Die  syniptoniatiscluMi    Indicatiunen.      .\n    effectiver    Itd 
sie    lien    sub    1   und    ■_•    genannien    Indicationeii    natürlich    erheblich    ■ 
mfissen  sie  oft  noch   \<ir  diesen   erfüllt  werden,  um   ipinlende  Be.schwct 
oder  drohende  (iefahren    einstweilen    auszugleichen.      Von    s(dchen   »miii'^-^ 
Indicntinnen  treten   namentlich   folgende  bei  allen  oder  vielen  (iehim 

a)   l.>er    Symptomencomplex    der    ])atliologischeD    (iehirni?^' 
ruiig    bedroht    das    Sehvermögen    (Neuriti*  optica^,    oft  .Huch  da»  1^1" 
Respirationslrihnumg)    und    bedingt    imertrilffliche  Kopfschmerzen;     ' 
(iefährilung  der  Nahrungsaufnahme    durch    Krbrechen.    l>araus 


nt«lü 


eri 

weniligkeit    einer    palliativen   Beseitigung    de.s    (iehirndruckes   ilnnli 

oder  ohne  Ventrikelpunction,  eventuell  .luch  durch   l.iimbalpunftiuii 

b)  Symptome  psychischer  Störung.    Am  häufigstem  sii' 


Ic 


—     397     — 


Gehimabscess] 


rnkrankheiten  und  Herderkrankungen,  welche  durch  Ferawirkung  (Druckreiz) 
'  ihr  Gebiet  weit  hinauswirken  und  dadurch  den  diffusen  Gehirnkrankheiten  sich 
im  (liehirngeschwülste).  So  wird  in  solchen  Fällen  bei  tobsüchtigen  Erregungs- 
inden,  selbstmordverdächtigen  Angstaffectcn  etc.  die  Kinlieferung  in  eine  Irren- 
ilt  eintreten  müssen,  wofern  nicht  sehr  günstige  häusliche  Verhältnisse  eine 
!jltsähnliche  Ueberwachung  im  Hause  gestatten.  Durch  Medicamente  —  Hyoscin, 
ral,  Ohloralamid  u.  a.  bei  tobsüchtiger  Erregung,  Opium  bezw.  Morphium  bei 
itaffecten  —  sowie  durch  geeignete  hydrotherapeutische  Maassnahmen  (Ein- 
ungen, prolongirte  Bäder)  wird  man  den  psychischen  Störungen  entgegenwirken. 
5)  Bewusstseinsstörungen  (Coma,  Sopor).    Diese  zwingen  uns,  wenn  sie  sehr 

und  anhaltend  sind,  zu  therapeutischen  Massnahmen.  Namentlich  kommt  die 
hr  der  Herzlähmung  in  Betracht.  Auch  ist  die  Retentio  urinae  zu  berücksichtigen, 
dem  plötzlich  eintretenden  Coma*  des  apoplektischen  Insults  ist  absolute  Ruhe- 

die  dringendste  Indicatioii.  Das  Auflegen  einer  Eisblase  auf  den  Kopf  bezweckt 
Herbeiführung  einer  reflectorischen  Contraction  der  Gefässe  in  der  Schädelhöhle. 
1  kalte  Abreibungen  des  Körpers,  namentlich  der  Brust  und  des  Rückens  sind 
leilhaft.  Bei  sehr  hoher  Pulswelle  und  starker  arterieller  Wandspainmng  kommt 
iderlass  in  Betracht.  Die  Nahrungsaufnahme  per  os  hat  wegen  der  Gefahr  einer 
ackpncumonic  oder  Schluckgangraen  zu  unterbleiben. 

I)  Temperatursteigerungen  sind  meist  nicht  so  erheblich,  dass  sie  synipto- 
sches  Eingreifen  erfordern.  In  solchen  Fällen  aber,  wo  sehr  hohe  Temperaturen 
eten,  bei  Gehirnblutungen  vor  dem  Tod,  ferner  bei  den  meisten  Herderkrankungen 
Pons  und  der  Oblongata,  ist  die  Therapie  ohnehin  aussichtslos. 
[)ie  übrigen  Symptome,  welche  eventuell  eine  symptomatische  Behandlung  ver- 
en,  wie  z.  B.  Decubitus  bei  chronischen  Gehimkrankheiten,  Urinträufeln,  Er- 
imgs-  bezw.  Stoffwechselstörungen  etc.,  sind  ebenso  zu  behan<leln  wie  bei  Krank- 
in anderer  Körpertheile.  ziehen- 

abscess,  Abscessus  cerebri,  Encephalitis  purulenta  circumscripta.  D(>r 
mabscess  entsteht  entweder  durch  Trauma  oder  durch  fortgeleitete  Entzündung 
ffleta.statisch.  Der  traumatische  Gehirnabsc(t$s  ist  am  häutigsten  bei  complicirten 
tureu,  doch  genügt  zuweilen  auch  eine  Weichtheilverletzung  zum  Eindringen  des 
Qndungserregers  (namentlich  Streptococcus  pyogenes  und  Staphylococcus  pyo- 
9  aureus)  durch  die  Schädelknocben  in  die  Hirnsubstanz.  Zwischen  Trauma  und 
msymptomen  liegen  niitiniter  viele  Jahre.  Durch  fortgeleitete  Entzündung  kommt 
jehimabscess  namentlich  bei  Otitis'  media  chronica  purulenta  zu  Stande,  seltener 
ßiterungen  in  der  Nxsenhöhle,  Orbita  etc.  Metastatisch  tritt  der  (jehimabscess  am 
gsten  bei  Empyem,  Bronchiektasie,  Lungengangraen  und  Lungenabscess,  zuweilen 
bei  Endocarditis  ulcerosa,  Dysenterie,  puerperaler  Sepsis,  Osteomyelitis  (Ziehen), 
auf.  Ob  primäre  sogenannte  idiopathische  Gehirnabscesse  überhaupt  vorkommen, 
weifelhaft.  Bald  ist  der  Gehimabscess  solitär,  bald  tritt  er  nmltipel  auf;  letzteres 
namentlich  bei  dem  metastatischen  Gehimabscess  öfter  beobachtet.  Oft  tritt  Ab- 
elung  ein,  doch  kann  auch  ein  abgekapselter  Abscess  noch  nach  Jahren  plötzlich 
er  durchbrechen. 

Hit  Ausnahme  mancher  traumatischer  Gehirnabscesse  ist  der  Verlauf  .subacut  oder 
nisch.  Man  unterscheidet  zwcckmä.ssig  ein  Latenzstadium  und  ein  Stadium  der 
festen  Symptome.  In  ersterem  beobachtet  man  nur  leichte  Kopfschmerzen, 
ite  Fieberbeweginigen,  leichte  psychische  Störungen  und  zuweilen  auch  gelegent- 


fliehirnabscess 


—     398     - 


GcUna 


(lohirnabsctss    meist    im  ü^nhläfenlappen    oder  im  Kleinhirn  auf  der  Seite  ie 
iiiiMÜn.    «lor  pulmonale    meist  im  Gebiet  der  linken  Art.   fossae  Svlvii  lu  sa 

l>ie  |)ia{;nose  stützt  sich  namentlich  auf  den  Nachweis  eines  der  »n 
aetiologisolien  Momente,  wie  Trauma,  Otitis  media  etc.  Gegenüber  dem  Bis 
kommt  (lifferentialdiagnostisoh  namentlich  das  öftere  Fehlen  der  Neuritis  «» 
das  .\uftn>ten  von  Fieber  in  Betracht.  Rasches  Anwachsen  der  S>inp«>iDr 
Mielir  für  («'liiniabscess.  Letzteres  bietet  auch  gegenüber  der  traumanVJirD  ? 
den  sichersten  Anhaltspunkt.  Bei  Otitis  media  ist  namentlich  dann  an  ii«hin 
/u  denken,  wenn  plötzlich  Fieber  und  Erbrechen  eintreten  und  die  otoskop&cbr 
suchung  keine  Kiterretention  ergieht.  Da  namentlich  bei  Kindern  EitenfM 
der  l^aukeuhöhle  oder  im  .\ntruni  mastoideuni  mitunter  schwere  Ciehimabscrj»-!] 
\ortäuscht.  soll  man  bei  Otitis  media  die  Diagnose  auf  Gehimabscess  «9 
wenn  die  Symptome  trotz  Beseitigung  der  Retention  bestehen   bleiben. 

Therapie.  Diese  kann  nur  in  der  operativen  Eröffnung  des  Abscet«««^* 
Man  zöger*\  sobald  die  Diagno.se  feststeht,  keinen  Tag,  da  jederzeit  ein  ai 
lödtlirher  Durchbruch  des  Eiters  in  d.is  Ventrikelsystem  oder  eine  serondii» 
Meningitis  eiutnnen  kann.  Für  die  Wahl  des  Operationsortes  kommen  <& . 
der  topischen  Diagnostik  der  Oehimchirurgie"  in  Betracht.  .Vui^erdem 
beachten,  was  oben  über  topische  Praetlilection  ang^eben  wurde.  Ebü« 
meist  ^nicht  .«tets!''  der  ^^chädel  über  dem  .\bsce$s  besonders  peirussionsemiM 
.\m  b<<sten  sind  die  Chancen  Ihm  dem  traumatischen  und  otitischen  Ahsrcs  t 
Heilungen.   Körner .    am    schlechtesten    bei  dem    metastatischen,    weil  i<iiM 

in  zwei  Dritteln  aller  Fälle  ^Oowers^  —  multipel  auftritt.  Trotzdenst; 
Oppenheim  auch  bei  dem  metastatischen  .\bscess  die  operative  BehandloKi 
für^\orten  ^Ziohen^.  wofeni  nicht  geradezu  aus  den  Üehims^-mptomen  sich  äfc 
giebt.  dass  mehr  als  ein  .Vbscess  vorliegt,  l'ebrigens  würde  selbst  ira  letnm 
Mt  .Vnbeinicht  der  absoluten  Lebensgefahr  an  einen  doppelten  openiiven  fi^ 
dacht  «eixlon  müssen.  Ist  aus  irgend  einem  Orunde  ein  Gehimabscess  in-^pcnM 
<iiid  nur  die  symptoraat:s<.-h*-n  Indicationeii  lu  erfüllen.  Zur  Lindernnc  iai 
^«-hiuerfcn  pdegt  die  .\pplication  von  Ki-  beizutragen.  .\uch  lorale  Blaintnta 
Lonuuon  in  B<'tr:u'hi.  On>sst\>  li>-w:cht  ist  auf  körperliche  Ruhe  nnd  Hrtaf' 
Kni:ihn:ngsfustan>les  in  lop-ii.  liog<-n  Hrbreclu^n  >ind  Eispillen.  MorphiniaiiJHM 
,«>,01  and  .\nt;pyrinklysmen  ,1— "-  ;:"  zv.  verbuchen.  Bei  der  AiisfühmK  Ar^ 
r.uion.  denn»  t«vhnischo  EiiU'-üi'-ii«:;  ••vr.  .\n:k«l  <.ifhimchinir;gie  aagesvliei  ätj 

IV'.ra    -.:::•:  .luch  des  «iehirns    na?li  S|nlHK< 

*:      K:-:.^"    :st    Flucniarion    bald   dnrcW! 

K.r;:".h-::.c    -i-r  •.•p<>ration.    Punrdowa  «• 

L-n::in->n  nicht  aufra^ben.   Utf> 

•.i\rti',A  am  meisten  .Xnaatta* 

zium 


:.;  i>iMohte;v 
I ".-.r.i    ;>a»i 
^li;'.s>c;;b,» 


ii;i»  das  l\!:>:rvu  <; 
:\  h'.x .  !>aid  '.  rh.;".:-  n 
;.  t"  \':\'.<.\  iiich:  1' 
Vi.iiiT  r.;X'i:;o;i    ■.;v.i; 


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i'.?  ."Lr::.:>fb<  G^hiniami; 

-r  •»tZ'.n.irS'r-r:«:.. 
r    i-.z.  .\if*-.   Sfiw-jiäf-  fl     .^ 
-  ^ :  r..:  fc  Irr  Pupc.^i.  Pabbsscw^ 
■l:-i:-     Iz  f-rhw^Tcna  FäOa  ' 

Cr:.,    -.r-ii-il-j  itr  Ab»««.» 

.  ^  £:  -li  iii  EtTKaitiaa. 
>  -r  T  :r:ii«ikii:  («i 
r   :   :     K.vsrrrf  ris«  im 
'■'■  :  v'--i:--.i'.   wlrccs -rä 

.  £-•  ;:   .\£b;aadfifc 

V  -  •  -  •-        It.  s<i.r  «ciwni  W 

--  .-  i-.^.-T  jL    BfdBemcWA 

:.:  .  >-":..-.;tii  AcdHTitoi 

-.•■rf.r.zip«  t:«  BkaR  •• 

...^    i;>  S^3L;-.i<&     Bei  fcf 


naemie 


3Ö9    — 


Gehbnuurterien] 


n  kann  künstliche  Ätbmung  nothwendig  werden.  Dem  starken  Wärmeverlust  ist  durch 
ünpackuDgen  vorzubeugen.  Bei  mutbmasslicbem  Krampf  der  Gehiroarterien  kann  Amyl- 
— 3  Tropfen  auf  einem  Taschentuch  vor  Nase  oder  Mund  gehalten)  versucht  werden. 

ZIEHEN. 

snrysmen.     I)io    Aneurysmen    der  Gehirnarterieii    zerfallen    vom    praktischen 

inkt   in  die  kleinen  sogenannten  Miliamneurysmen  imd  die  grosseren  eigent- 

Aneurysmen.     Die    Miliaraneurysmen    verlaufen    nieist    fast   syniptomlo.s   und 

daher   auch    undiagnosticirt,   bis   eine  Berstung   erfolgt.     Alsdann  tritt  der 

mencomplex  der  Gehirnblutung  auf.  Ks  ist  daher  bezüglich  der  Miliaraneurysmen 

tikel  Hirnblutung   nachzulesen.     Die    gr0.sseren  Aneurysmen   finden   sich   fast 

den  Arterien  der  Gehirnbasis.    Am  häufigsten  sind  die  Arteria  basilaris  und 

fossae  Sylvii  befallen,  links  öfter  als  rechts.    Ursache  der  Aneurysmnbildung 

weder  eine  circumscripte  starke  atheromatOse   oder  syphilitische  F>krankung 

;erienwand  oder  eine  unvollständige  embolische  Arterienverschliessung. 

allgemeinen  Symptome  sind:  Kopfschmerz,  Schwindel,  Erbrechen.  Für  die 
»mptome  ist  das  Schwanken  ihrer  Intensität  oft  bemerkenswerth.  Das 
sma  der  Arteria  basilaris  bedingt  den  Symptomencomplex  der  Hemiplegia 
IS  oder  der  Bulbärparalyse,  das  Aneurysma  der  Arteria  fossae  Sylvii  un- 
idige  Aphasie,  langsam  wachsende,  im  Bein  gewöhnlich  am  wenigsten  aus- 
;e  gekreuzte  Hemiparese.  Mitunter  kommt  es  auch  zu  Anfällen  der  Jackson- 
Epilepsie,  welche  in  der  Zungen-  oder  Gesichtsmusculatur  der  gekreuzten 
liälfte  beginnen. 
Therapie  besteht  in  der  methodischen  Darreichung  von  Jodnatrium  oder 
uni.  Liegt  eine  syphilitische  Arterienerkrankung  vor,  so  ist  zugleich  eine 
che  Quecksilberkur  einzuleiten.  Das  Aneurysma  der  Carotis  interna  ist  bereits 
lolt  durch  Unterbindung  der  Carotis  communis  mit  Erfolg  behandelt  worden, 
mirende  Pelotten  scheinen  erfolglos.  Bei  dem  Aneurysma  der  Arteria  fossae 
könnte,  falls  die  Diagnose  sicher  zu  stellen  wäre,  dieselbe  Unterbindung  in 
kommen.  Für  das  Aneurysma  der  Arteria  basilaris  käme  die  Alexander'- 
nterbindung  der  Arteriae  vertebrales  in  Frage. 

der  Regelung  der  Lebensweise  des  Knmken  ist  alles  zu  verbieten,  was  den 
len  Blutdruck  steigern  könnte,  also  namentlich  körperliche  Ueberanstrengiuig, 
Igetränke,  Kaffee,  Thee  etc.  Ausserdem  empfiehlt  es  sich,  die  Flüssigkeits- 
ne  überhaupt  einzuschränken.  Täglich  ist  für  breiigen  Stuhlgang  zu  sorgen. 
1  soll  der  Kranke  Nachts  den  Kopf  hoch  lagern.  ziehen 

>plexie.  Als  Gehirnapoplexie  oder  apoplektischen  Insult  bezeichnet  man  einen 
hen  Bewusstseinsverlust  in  Folge  einer  Gehimkrankheit.  Meist  ist  derselbe  mit 
ähmung  verbunden,  deren  Ausdehnung  sich  jedoch  meist  erst  nach  Wieder- 
es  Bewusstseins  überblicken  lässt,  da  während  des  Comas  willkürliche  Be- 
en  überhaupt  nicht  ausgeführt  werden.  Die  Dauer  des  Comas  ist  sehr  ver- 
n.  Mitunter  erfolgt  im  Conia  der  Tod.  Apoplektische  Insulte  kommen  bei 
enjenigen  Gehirnkrankheiten  vor,  welche  mit  einer  acuten  Aenderung  des  Ge- 
cks  verbunden  sind.  Zu  diesen  gehören  namentlich  1.  die  Gehirnblutung*, 
Giehirnembolie*,  H.  die  Gehimthrombose*.  Da  die  Behandlung  stets  von  der 
le  auf  eine  dieser  drei  Krankheiten  abhängt,  stimmt  sie  mit  der  Therapie  <I«'r 
ilutung*,  Gehirnembolie *  und  Gehimthrombose'  überein. 

ZIEHEN. 


[iaeliiriiartcripii 


—      4(X) 


ist,    so    isl   die    klinische  Diagnose    oft   erst    reeht   unsicher.      Xi»r    die  Berü4 
Actiologie    fiilirt    xa    einer  Walirscheinlichkcitsdiagnose.     Demgeutäss    ist    «JC 
Therapie    der    einzelnen    Gerüserkrankungen    nicht    anzugeljen.      V'cr|{l.    die 
sj-philis.  Gehirngesch\rülste  und  Gehirnaneur)-smen. 

tiehirnatrophie.     Allgemeine  Gchiruatrophie    oder   allgemeiner  (ichirnsctiwuDil ' 
des  Kiiidesaltcrs    fast    nussehliesslich  bei  Dementia  paralytie.i   und    Di~'- 
ist  stets   mit  Hydrocephalus  intcmiis  und  cxtcrnus  verbunden.     Bei    I 
sie    di«  Resultante   der  dilTuscn  allenthalben  verbreiteten  Zerstörung   >•■ 
Meist    ist   sie    in    der  Ilinde    am    ausgeprägtesten.     Ihr    wichtigstes   Symptom! 
der  inlelligenzdefcct.     Im  Kindesalter   tritt   sie   gleichfalls    zuweilen    auf  und^ 
mit  Idiotie  verbunden. 

Partielle  üehirnatrophic    ist  am  häufigsten  in  den  ersten   Lebensjahrvti. 
durch    eine    meningeale  Hacmorrhagie    intra  partum,   bald  durch   eine   spätere  Vd 
eine  infantile  Herderkrankung  des  Gehirns:  auch  intrauterin   scheint   sie   sich  .'u«ri!i 
wickeln.      In    allen    Fällen    handelt    es    sich    um    eine  zunächst     localc    "■' 
r..  B.    durch  Comprcssion,    oder    eine    locale  Zerstörung,    an    welche    sich 
schränkte  secundäre  Degeneration,   sondern  eine  Kntwickelutigshemmung  niiscb 
erstreckt  sich  in  Anbetracht  des  jugendlichen  Alters  über  alle   I'ascr-   und   Zrlt 
mit  dem  primär  befallenen  Thcile   in   irgend  welchem  Znsaiumcnh.ing    &tcbeu. 
die  Gehiniatrophic  meist  (nicht  stets!)  das  Bild  des  Schwachsinus    (^Dr-bilitiit,    In 
Idiotie).     Die  Therapie  ist  der  (iehirnatrophie    gegenüber   fast  ganz  ohnniich^ 
Dementia  paralytica*  und  Dementia  senilis*.) 


4 

I.    Run 


(•ehiriiliintung:.     IHc  tlcliirnblutuug   mlrr  Hiiciinirrliagia  ct-rubri    ist   fast 
lirr  Bfrstuiig  eint't   i-rkranktcii  t.iehirn.'irtf.'rie.    Die  zu  Bi.Tsttingcii   weit 
praedisjxiiiiriMide  (lenis-siTkraiikunji  ist  riie  Artericsklorose.    l)ic  Gohirntiln 
vor  »Ictii  4<i.  Lfficii.sjalir  srttfii   (nur  iMii  riuiftid  ;»IIit  Fälle)    und    im  Sciil 
liäutifr.     hu  dii'  Arti'rinsklin'oso  uft  erblich   auftritt,  ist   faiiiiliales  ;\uftr 
liiriililutunpfn    iiiclit    .selten.      .\ussit    der  Arterio.skierosf    .spielen    dif  sj 
l'jkniikungoii  der  Arteriemvand  eine  Hauptriille.    Auch   bei  cdironischeiij 
.MkiiJKili.snius,    Saturnismus,    kiuiimt    es    zrivveileii    zur  IJci-stiiuf;    erkra 
vv:iiule.     Kiiillirli  koinuien    <li«'  .allcrdiiifis  im  Einzelnen  noch  wfnig  heki 
«■rkrankuMf^eii    liei  einigen  Allgerneinkranklieiteii,  wio  (dchf.     Lcukaemid 
Anaoinic,  I'ur()ura,  in   lletraeht.     Der  Hersturig;  geht  oft  dif  Kildiing  eine 
und    zwar    meist    eines    Miliaraneury.snuis    voraus.      In  der  F<egei    berg| 
grossi'U  basalen  ArtRrien,  sondern  die    kleineren    intracerebralon  Aesic, , 
ilem  ("ircukts  arteriosus  W'illisii  t^ntsiiringen.     Kine    weitere  Prae<lisj)osit 
.Xrterienberstun^    wird    durch    jedi'    tien   arteriellen   Ulutdruek    steijcennf 
alxi  tiamentlich  durch   llcrzliypertnuihie,  gegeben.    Das  häufige  Zu.saninicJiI 
chnmischer  Nephritis  uml  (iehirnhhitmiir.  in   einem   Ih'ittel  aller   l'Ulh-  der  Id 
beruht  erstens  darauf,  dass  beide  ut't  auf  .\iferi(tsklernse  ziirüek2iifrihr.  ' 

aber  auf  der  mit  der  Nephrilis  verbuiulenen  Ilerzhypertroidiio.     I>ie  ' 
veranlassung  für  die  ßerstung  ist  gewültnlieh    eine  zufiillige    jdrii/ 
des    arteriellen  itrncks,    z.    D.  durch  Muskelanslrengiing.  H»>beti    eiti' 
wicbts,  Pressen  bei  dem  Stuhl-rang,  durch  Ivrhreche»  oder  Hiistm,  w.'ihreiid  fli 
bitatien  und  namentlich  auch   bei  l'>reginigsaffecten.    Zuweilen  i.st  k'-inerlei  li< 
heitsveranlxssung  nacliwei.sbar.    .So  kann  z.  B.  eine  (.Jehirnblutung  auch  im  Sdil« 
treten.    Sehr  viel  selt<iner  ist  die  von  Arterienveränderungen  iiuabhänpgo 
(ieliindilutung.     Meist  ist  sie  itieningeal,    am  häuligsten  e.\tradiiral .    s»"lt( 
sie  in  die  Hirnsubstanz.     Nicht  gar  selten  ist  sie  multipel. 

nie   Symptome    zerfallen    in    Vorboten,    InsultsMupteme    und    l>au 
Vorboten   fehlen    inei.st   ganz.     Die   zuweilen   nachträglich    angegebenen 
wie  Kopfschmerz,  Schwindel,  l'araesthesie,    sind  nicht  auf  die  )  Ifhirnblutung ) 
sonilern    auf    die    von    der    allg<'meinen     Arteriosklerose    abhängigen    Ci 
Störungen     inid     gelegentliche     prodromale    capillare     Haemorrhag-irn    la 
l>er    Insult    tritt    bald    ganz    plötzlich    ein,     bald    entwickelt    er    sie' 
längerer  Zeit.     Selten  fehlt  er  gan^.      Sein  Hauptsymptoni  ist    die  B<<«l 
Coma  oder  Sopor.      In    den    schweren    Füllen    sind    alle  Keflex»?   einscil 
l'upiUarreflexe  erloschen,  die  Sphinkteren  versagen,   die  gesanimte  K<5r 
ist  beiderseits  völlig  schlaff.      In    leichteren  Fällen    roagirt    der  Krank< 
Hautreize  und  schluckt  Fliissigküiten:    itie  Reflexe    sind    in  solchen  FS 


nblatung 


—     401     — 


Gehirnblutung] 


pflegt  die  Resolution  der  Muskeln  nur  auf  der  Seite  der  späteren  Lähmung 
tändig  zu  sein.  Erbrechen  begleitet  den  Insult  zuweilen.  Bei  Rindenblutungen 
en  Jackson 'sehe  Convulsionen  den  Anfall  einleiten.  Bei  Ponsblutungen  boob- 
it  man  allgemeine  epileptische  Convulsionen.  Der  Puls  ist  meist  zunächst 
»ngsamt.  Die  Respiration  zeigt,  namentlich  in  rasch  tödtlichen  Fällen,  den 
yne-Stokes'schen  Typus.  Die  Temperatur  fällt  gewöhnlich  zuerst,  um  dann 
t  erheblich  zu  steigen.  Im  Urin  kann  vorübergehend  Eiweiss  auftreten.  Die 
T  des  Insults  pflegt  1/2  —  8  Stunden  zu  betragen.  Das  Bewusstsein  kehrt 
t  allmählich  zurück.  Erst  nach  dem  Insult  treten  die  dauernden  Herd- 
ptome  hervor  und  gestatten  die  topische  Diagnose,  d.  h.  die  Diagnose  des  Orts 
Blutung.  Diese  Herdsymptome  bieten  entsprechend  der  Verschiedenheit  des 
kheitssitzes  grosse  Verschiedenheit.  Da  die  Gehirnblutung  am  häufigsten  im 
ich  der  Arteriae  lenticulostriatae  stattfindet,  wo  sie  die  Pyramidenbahn,  Bahn  der 
;ürlichen  Innervation,  zerstören  muss,  ist  gekreuzte  Hemiplegie  weitaus  das  häu- 
!  Symptom.  Mau  bezeichnet  sie  als  vollständig,  wenn  auch  Facialis  und  Hypo- 
us  betheiligt  sind,  im  anderen  Falle  als  unvollständig.  Seltener  ist  die  Blutung  im 
ich  der  Arteria  chorioidea,  welche  die  sensible  Bahn  zerstört  und  daher  gekreuzte 
ianacsthesie  bedingt.  Sehr  selten  sind  Hindenblutungen;  sie  sind  meist  von 
cson 'scher  Epilepsie  begleitet.  Blutungen  im  Hirnschenkel  bedingen  die  Hemi- 
a  alternans  oculomotoria,  d.  h.  gekreuzte  Extremitäten-  und  Facialislähmung  und 
hseitige  Oculomotoriuslähmung,  doch  überschreitet  die  Blutung  gerade  hier  häufig 
Sebiet  der  Pyramidenbahn  imd  fügt  noch  weitere  Symptome,  z.  B.  gekreuzte 
ianacsthesie,  hinzu.  Ponsblutungen  können  die  Hemiplegia  alternans  facialis,  d.  h. 
juzte  Extremitäten-  und  gleichseitige  Facialislähmung,  bedingen,  öfter  findet  man, 
die  Blutung  auch  auf  die  Haube  und  mitunter  auch  auf  die  andere  Seite  über- 
t,  auch  sensible  Störungen  und  eine  bilaterale  Lähmung,  üeber  die  Blutungen 
Br  Oblongata  ist  der  Artikel  Bulbärparalyse  zu  vergleichen.  Kleinhimblutungen 
riassen  oft  keine Danersymptome:  zuweilen  bleiben  Gleichgewichtsstörungen  zurück, 
n  der  Regel  sind  die  Herdsymptome  anfangs  etwas  ausgedehnter  als  später.  So 
achtet  man  bei  der  gewöhnlichen  Gehirnblutung  im  Bereich  des  Streifenhügels 
in  ersten  Tagen  oft  ausser  dem  directen  Herdsymptom,  der  motorischen  Hemi- 
e,  auch  eine  vorübergehende  Femwirkung  auf  die  benachbarte  sensible  Bahn  in 
ilt  einer  leichten  vorübergehenden  Hemihypaesthesie.  Der  weitere  Verlauf  ge- 
t  sich  je  nach  dem  Umfang  der  Blutung  sehr  verschieden.  Oft  erfolgt  eine 
ame,  fast  vollständige  spontane  Restitution.  Oefter  ist  die  Restitution  niu*  un- 
tändig  oder  bleibt  ganz  aus.  In  diesen  ungünstigen  Fällen  kommt  es  stets  zu  einer 
lannten  Contractur,   d.h.  die  gelähmten  Muskeln  gerathen  mehr  und  mehr  in 

unwillkürlichen  Contractionszustand ,  welcher  auch  die  passive  Beweglichkeit 
rollständig  aufhebt  und  die  Glieder  in  bestimmten,  z.  Th.  selir  behindernden 
mgen  fixirt.  In  der  OberextremitUt  überwiegt  gewöhnlich  die  Beuge-,  in  der 
•extremität  die  Streckcontractur.  Der  Eintritt  der  Contractiu-  erfolgt  meist  4  bis 
)chen  nach  dem  Insult.  Er  kündigt  sich  meist  schon  in  der  2.  und  3.  Woche 
i  Fassklonus  an.  Die  elektrische  Erregbarkeit  der  gelähmten  Muskeln  bleibt 
in  den  ungünstigen  Fällen  mit  sehr  seltenen  Ausnahmen  durchaus  intact.  Im 
!  der  .lahre  entwickelt  sich  allmählich  eine  sogenannte  Inactivitätsatrophie. 
»ie  Diagnose  bict<>t  im  Insult  oft  grosse  Schwierigkeit.  Zunächst  kommt  die 
•Scheidung  von  dem  analogen  Insult  der  Gehimembolie  und  der  Gehirnthronibose 
itracht.     Bei  Kranken  diesseits  des  40.  Lebensjahres,  namentlich  wenn  zugleich 


[Uohirnblutunf;  —    403    —  G«UnWi 

Thorapio:  1.  Prophylaxe.  Aus  den  obigen  actio] o^isrhrn  Ansah«, 
sich.  woU'lio  hulivitluon  bodroht  sind  und  welche  GelegenheitsveranlajsünzfE ; 
nioidon  sintl.  Goradc  in  dieser  Richtung  werden  bestimmte  Verordnun»«  v 
oft  «ntorliisson.  Pa  es  auf  Herabsetzung  des  Blutdrucks  ankommt,  wird  ms: 
die  Flüssigkeitsaufnahnie  einschränken  und  Kaffee,  Thce.  Alkohol  wie  üi- 
alle  bliitdruckstoigernden  Nahrungs-  bezw.  Genussmittel  verbieten.  IVm  Jr: 
ist  eine  iM?in liehe  Autinerks:uukeit  zu  widmen  (saliuische  Abführmittel T:.  .X-i 
gontliche  Verabreichung  diuretischer  Mittel  ist  empfohlen  ■worden.  I>em  m 
sehen  l'roeess  in  den  .-Vrterien  versucht  man  durch  Jodnatrium  ent^esenzatntr 
giebt  monatelang  mit  öfteren  PausenO.2— 0.3  g;>TO  die.  Auch  jodhalr^i-SI 
Wässer  sind  vortheilhaft.  Durch  leichte  Hautreize,  vorsichtige  kühle  Wä^: 
eventuell  auch  kühle  Fluss-  und  Sitzbäder,  kann  man  ebenfalls  die  Hinic!- 
siünstig  beeinflussen,  ebenso  durch  Leibmassage  imd  langsame  passive  Gt^ 
Körperliche  und  geistige  .Vnstrengung.  affective  Erregung.  Aufenthalt  in 
Käuuien.  Bewegung  in  starker  Sonnengluth  sind  gefahrUrh  und  zu  venneitia. 
•J.  Im  Insult.  Die  dringendste  Verordnung  ist  .absolute  Ruhe.  Passive  isii 
Hewegungen  sind  zu  imtersagen.  Man  lässt  den  Kr.-mken  daher  nicht  erst  anszi?!: 
von  Zimmer  zu  Zimmer  transportin-n.  sondern  improvisin  ein  Bett  am  Ort  i^ 
oder  in  nächster  Nähe,  öffnet  die  Kleider,  um  die  .\thmung  von  jedem  Hin*: 
b«'ft>>ien,  und  legt  den  Kranken  mit  erhöhtem  Kopf  und  erhöhten  Schultern  wi 
nieder.  D:«s  Zimmer  ist  kühl  za  halten.  Alles  Einreden  auf  den  Kranken  i»; : 
meiden.  In  /« «•■.ter  Linie  ist  ein  Versuch  zur  Herabsetzimg  des  Blutdrucks  kc 
Hierzu  :<t  ein  .Vderl.-iss.  ca.  lt>i— lö<i  g  .in  der  V.  brachialis.  am  zWir^kdieiL: 
do»h  i<t  er  »r.ir  dann  g'Stattet.  wenn  erstens  die  Diagnos«'  auf  GehimblaK: 
>io!:er  feststeht  —  da  er  !e:  Oehimthr.^mbose  äusserst  nachtheiliir  wenlec  wl 
ur.d  x\<i::'.  .-»t-teiis  die  IViIswoiie  regelmässig,  sehr  hoch  und  schwer  nnteri* 
iM.  1  ;-.i'.gs;u'.ier  «:r\i  die  HtT;;l>se!r;;ng  di-s  Blutdrucks  durch  Abinhrmittel  tmdK 
]xc-\  icetührt.  l.eMer  si;ui  :!■.::  dor  H"hv  d«  Insults  erstere  nicht  anwi.-ndbar.  i 
c« v.v.j.-.v<e'>.  .r.xer'.ässice  su; o;;:a:-.e  Atf-rihrniittel  nicht  bekannt  sind.  PiloLvp 
;.h-;!e;:e  Mitie!  *:".d  lo»:.::k'.:v::;.  ö;i  sie  ieich;  Erbrechen  her\-ormfen  ucd  letzt« 
i;:v.v.-.:-c  ^ t r<:;.rkr  Mar,  :r.-..>>  .•:;i:;-  r  :::•  A'.lg^n-.eiiten ir.rt  der  Verabreichunz von :ä>\ 
vio".  •.■.•.".vi  «i-.-.;rv ti^vhe:'.  Mi::!:'."  s:  "..ii-.ce  w.ir:e::.  b'is  d.is  Coma  soweit  z«^wichrn b 
.;.T  Kr-.;v\e  «iori'r  sohlr.ck:.  Nv.r  iei  S'iir  rlefem.  anhaltendem  Coma  ist  « 
:;.•.':,  V.'.:;.  ,>:  o-r  >>•:•..•.■.:•.  .^.'v.ü','  üv.rr.  •■.:-•■  Nssv  ••■-:"  Abfühnniitel  und  evenisrl 
1  •  '>■.:■:••.••.■,•".  V.-.  i',:  ••  ^'.■.^■.r.  -.■••.:-.;:'.':itt::.  >-r-.:->n-er5*ändIiehe  Voraassetnu 
.i  .-.-  :>  V,v- :.::\;  >',  v;::><  .i-r  Ar::  vi!-  Mr:i--.:;k  »ier  S<>::deneiiifQhr!ins.  wei' 
:?.«;>>:>  -  ;•  :  v>:  — :  ::  ivTÜr-"  ^<7  —Ar"  is:.  vollstindis  behrtröcht 
-•  .  •  •  :r.::  \.:;  ^^•..rc.  •«  c--"-^-  ■  >■  -  ~  "•  -"-  •-■^~  ^'-^^-ch  rinj  abzostekei 
l--.  -  ■:  •-.■.•;.•■,■,-  .vi  -::,r:N:.--  <"..:-•.,—;••.  irr  HLr^Äfisse  herbr-izofühm 
.  -:  r  >,  .■.^;  .•.,■,•..:•.■.  K.- :  ;  .:*  ''~  ■*-  ••'■-'■•"-";'  Krp/Tiiiinjectii-.nen  irgend  w 
:  "  ^  ■  >:  r  :.  .  :.■.•.;  .•.■,.-:■..  .s:  ST.ir  :"  .  :- .r.a::.  Zwieckmissia-r  i^t  die 
>■::■:-•;■  :      K  r:   r     ■.:-:..-.    >- -:vr?as:tT     a:if'  Nacken. 

^^  .■.:•.    7-     ^  -.  .        :-:.--::-   4  ^r:^..;en   ^^mpfMleae 

~  '     ■   '  "^   ^  ..      '  -••-:•   • --•  "       Aueh  die-    bei  oU-rfiSr! 

'.-•.       T  .    ..-    ;  -    -.T-   --.i-re"     ist  nicht  lu  i 

^       '^        .   .-^    .  ..  -  ■. : -.         »-     -<s-.-  f-"-".  *■:#  dl-' !^fc;:;ckst 

■■  ^  ~  ,    •    -^   ■  ■  .■■  ■.        s"       A »:;"":  ciet't  man  sc 

'•    "     '  -         •    "    ■-•-"-    t-;swass^-r.      Aik«4 

-        _— "       He:    iTwsfr  Er 
"  -  .■.:'.   ■" 'kfc.ysma     2  g. 

"•^    ^         -.       -     -  -       -         :    -■    .r  :-.::.;■; >-t^  Kra?.i;«pfr 

■    '         -  ■•   v^-;--  wrrdjn  >s 

.    ■  •       -  .-    '■-":  -::r  c>  H*«i; 

>      ^      ^  -■-       "*    --_  -i'-E  aripffüfiitef 

»    "  ^  -        '  -  -  ;       :   •.  r*.  5r  — .••rria~*  jr* 

>        .  -  •    •  ,-     ,      ■"::    7i^..    ^ji^  j^ 

-     -            -  ~-  -  .  r- -  >;iw-rr«rc  Issalna  I 

-       "  "^f-"    >•  laaäAs 

'   -                     .          -                                 ,    .      >  :r  >.- .v-^lven  B««fdi( 

-    --•  -^    "— •:    lam»  Cirt 


[(jehirnblutiin^ 


—     403     — 


(ieliirnbruch] 


zu  jtriif'on.  In  »tor  3.  oder  4.  Worht;  ISsst  sieh  meist  schon  feststellen,  ob  eine 
leidlich  vollstiiiulige  Kfifkkehr  der  aetiven  Bewegliehkeit  oder  ol»  d;us  Bestehenbloibon 
der  LähinuiiK  und  dnniil  (lontraotur  zu  erwarten  steht.  Galvanisation  des  Kopfes 
ist  nutzlos,  wenn  nicht  p^fiihrlich.  Zur  i3e.schleunigung  der  Resorption  sind  die  ,lnd- 
salze  eiii|ifohlen  worden,  0,5  Natrium  jodatum  pro  die. 

Im  ersten  Fall,  bei  spontaner  Rückkehr  der  aetiven  Beweglichkeit,  beginne  man 
in  der  a.  Woche,  um  den  Heilungsprocess  zu  beschleunigen,  mit  leichter  Massage, 
ca.  10  Min.,  und  leichter  passiver  tJymna.stik,  ca.  5  Hebungen  pro  Gelenk.  Auch 
ist  eine  kurze  Faradisation  der  gelähmten  .Muskeln  mit  schwachen  Strömen  statthaft. 
Forcirte  active  Bevvegungsversuclie  sind  imbedingt  zu  widerrathon. 

Im  zweiten  Fall,  bei  Ausbieiben  einer  Bejiserung  und  drohendem  Eintritt  der 
Contnwtur,  sind  zunächst  active  Bewegiuig^'n  der  gelähmten  Glieder,  namentlicli  also 
auch  Gehversuche  noch  wochenlang  zu  verbieten,  bezw.  möglichst  einzuschränken. 
Die  .Massage  und  auch  die  Faradisation  unterbleibt  besser,  weil  beide  das 
Zustandekommen  einer  ('ontractur  liegünstigen.  Vortheilhaft  ist  hingegen  eine  regel- 
mässige passive  Gymna.stik,  am  besten  2  mal  täglich,  je  ö — H  Uebungen  pro  Gelenk, 
und  eine  tägliche  Galvanisation.  Letztere  geschieht  in  Form  der  Kathodeubeliand- 
lang,  anfangs  dreimal  wöchentlich,  sjiäter  täglich.  Die  Anode  wird  an  einer  indiflTe- 
rrnten  Stelle  aufgesetzt.  Man  be.schräukt  die  Reizung  auf  die  Antagonisten  derjenigen 
Muskeln,  welche  vornigs-weise  iu  Contractur  ger.nthen.  Man  galvanisirt  also  nament- 
lich den  Heltoides,  den  Anconaeus,  den  Supinator  longus,  den  Extensor  carpi  und  die 
Extensores  digitorum  am  Arm,  den  Biceps  und  den  Tibialis  anticus  am  Bein.  Häutige 
Stromunterbrechungen  sind  zu  vermeiden.  Es  genügt  eine  Stromstärke,  welche  eben 
t'iiii'  Muskelcontraction  hervorruft.  l)ie  Sitzung  soll  im  Ganzen  nicht  über  12  .Min. 
dauern.  Die  I-age  des  Gliedes  ist  öfter  zu  wechseln.  Hie  Stellung,  welche  der 
gefürchtvtcn  Contractur  entspricht,  ist  möglichst  zu  vermeiden.  Bäder  sind  nicht 
ungefährlich.  Nur  bei  jugendlichen,  herzgesunden  Individuen  sind  Mxssagebäder 
und  namentüch  Moorinassagebäder  statthaft  und  zuweilen  vortheilhaft.  Erst  später, 
nach  <j — H  Wochen,  i.st  auch  eine  methodische  active  Gpnn:istik  statthaft.  Doch  ist  es 
auch  dann  noch  gerathen,  zwischen  den  einzelnen  Uebungen  gros.so  Pausen  einzuschalten 
und  die  Bewegungen  nicht  zu  forciren.  Ist  die  Oontractur  zur  vollen  Entwicklung 
gelangt,  so  ist  immer  no<'h  eine  Fortsetzung  der  passiven  Gymna.stik  und  der  Kathoden- 
behandlung am  nussichtsvollsten.  Die  Zahl  der  Uebungen  pro  (Jnlenk  kann  bis 
auf  K()  pro  Tag  gesteigert  werden.  Alle  Uebungen  sind  möglichst  langsam  auszu- 
führen. Die  activen  Uebungen  sind  so  einzuricIUen,  dass  die  active  Innen-ati(ui 
namentlich  den  .Antagonisten  der  verkürzten  Muskeln  zu  Gute  kommt.  Massago  und 
Faradisation  sind  auch  jetzt  noch  von  zweifelhaftem  Werth.  Letztere  ist  je(h>nfalls 
auf  die  -Antagonisten  der  verkürzten  Maskeln  zu  beschränken.  Bäder  von  20^27" 
wirken  wenigstens  vorübergehend  günstig,  Dauer  bis  zu  20  .Minuten;  während  des 
Bades  sind  Eiscompressen  auf  den  Kopf  zu  legen.  Bei  Herzkranken  sind  sie  contra- 
nidicirt.  Der  späterhin  sehr  störenden  Contractiu-  der  Wadeumusculatiir  beuge  man 
Kchon  früh  durch  einen  Scliienenverband  vor,  welcher  den  Fuss  in  rechtwinkliger 
llung  zum  Unterschenkel   fixirt.     Auch   gegen  ausgebildete  Contracturen    kommen 

irende  Verbände  in  Betracht,  eventuell  auch  Tenotomie. 
Hei  längerem  Liegen  ist  von  Anfang  an  durch  Wasserkissen,  öfteres  Umlegen  und 
«ii-sinficirendc  Waschungen  dem  drohenden  Decubitus  vorzubeugen.  IJegt  Arterio- 
sklerose oder  syphilitische  Gefässerkrankung  vor,  so  giebt  man  von  der  2.  Woche  ab 
Jodsalze,  hei  Arteriosklerose  0,2 —0,8  g,  bei  syphilitischer  Gefässerkrrmkung  I,  später 
2 — 4  g  prn  dir.  Bei  letzterer  kommt  auch  eine  linmctionscur  in  Frage.  Etwaige 
Aph:u«ie,  bei  linksseitigen  Gehirnblutungen,  ist  durch  methodischen  Sprachunterricht 
zu  bekämpfen.  Eine  besondere  Hehandlung  verlangen  oft  auch  die  p.sychischen 
Erregungszustände  in  dem  Nach.stadium.  Chloral  und  ('hloralamid  sind  nicht  räthlich. 
Ainh  Paraldeliyd  und  Amylenhydrat  wirken  nicht  günstig.  Meist  genügt  Natrium 
hromatum,  3  bis  4  g.  G<'gen  die  öfters  sehr  lustige  Schlaflosigkeit  verordnet  man 
1  g  Trional  in  heisser  Milch.  ziehen 

Oehirubmcli,  Ilorni.i  corebri,  besser  Rnccphalocole  genannt,  bezeichnet  einen  Vorfall 
de»  >(liä(k'lii]li.-»lls.  Kr  ist  fast  stets  angeboren,  oft  mit  ;iiidureii  Missbildungcn  (Rhuchischisis  etc.) 
vergi'sellscli.iftet.  Man  unterscheidet  3  Formen:  1.  Meningoeele.  Der  Vorlall  enthält  nur 
di«  Dura:  im  vorgestülpten  Duralsack  fmdet  sich  eine  seröse  Flüssigkeit   i.  Encepbalocele. 

26» 


m 


[Uehimbruch 


404 


(ichimckir 


Der  Vorfall  enthält  ausser  der  Dur.i  einen  soliden  Zapfen  vorg>Jtallcner  *icbininM 
3.  Uydreucephaiocele.  Der  Vorfall  enthält  ausser  der  Dura  eineo  grösseren  IM) 
(icliirnsubstanz  mitsammt  einer  Ausbuchtung  des  Gehirnventrikelsystems.  1 

1.  Die  Meningocele  ist  erb.scii-  bis  kindskopfgrosa,  durchscheinead.  breit  um 
selten  gestielt.  Fluctuation  ist  oft  fühlbar,  Pukation  zuweilen  sichtbar.  Anbal'.eD4«D 
auf  die  Meningocele  bedingt  stets  eine  merkliche  Verkleinerung.     Doch    ist    bei  di>:srsi  \i 

grosse  Vorsicht  geboten.     Praedilectionsstellen  sind  namentlich  das   Hint'"' '^30 

Nacken,  seitliche  Fontanelle  und  medialer  Augenwinkel.     Grössere  Meiiiii  ^^^1 

zum  Tode,  kleinere  können  srmpt<>mlos  vcrlnufcn.  Die  Therapie  ha;.  ...^.t...iij^^| 
cntJiprcchendc  Schutzbindeo  etc.  die  Meningocele  gegen  mechanische  Insult«  l^^B 
Damit  kann  zweckmässig  ein  leichter  continuirlicher  Druck  verbunden  Verden. ^H 
tische  Operationen  sind  noch  nicht  versucht  worden.  1 

3.  Gucephalocele  stellt  eine  meist  über  taubeneigrosse  Geschwulst  dar,  attM 
teigig  anfühlt  und  stets  Pulsation  zeigt.  Bei  Compression  treten  rasch  schwere  (M^l 
Symptome  ein.  Grfissere  Encephalocelen  führen  bald  zum  Tode,  kleinere  verUtnIBH 
meist  unter  dem  Bild  des  angeborenen  Schwachsinns.  Häufig  beobachtet  tnan  Knmp!l 
und  spastische  Lähmungen,  deren  Ort  vom  Sitz  der  Encephalocele  abhängt.  Di*  TbsB 
beschränke  sich  auf  .Schutzvorrichtungen,  bei  Vermeidung  jeden   Drucks.  1 

8.  liv drencephalocele  ist  bis  kindskopfgross,  zuweilen  gestielt,  bald  don^HH 
und  fluctuircnd,  wenn  die  vorgefallene  Gehirnsubstanz  stark  atropbirt  ist,  bald  I^^M 
Druck  verkleinert  die  Geschwulst,  führt  aber  leicht  zu  Gehirndrucksymptomcn.  f  utJ^H 
feJilcu.  Das  Hinterhaupt  ist  die  wichtigste  Praedilectionsstelle.  Aui'h  zwischen  SftS 
Nasen-,  sowie  Stirn-  und  Thränenhein  ist  sie  relativ  häufig.  Im  Gegmisatz  zu  der  Ka«! 
cele  wächst  sie  auch  nach  der  Geburt  gewöhnlich  weiter.  Das  Krankheitsbitd  ist  gc«4 
noch  schwerer  als  dasjenige  der  Encephalocele.     Die  Therapie  ist  machtlos.  1 

«KBB.I 

(Jehirnchlrnrgle.  Für  die  Ther.ii»ie  der  Gphirnkmiiklipitpn  kommt  zuerst  dif  FrJ 
Bctr.K-lit;  Bei  welchen  (idiimkninkheiten  ist  ein  chirurgischer  EinKTiff  aiisna 
zweitens  die  Frage:  Wo  h.it  der  |-",inf:rifl'  stattzufinden?  Ist  die  erste  FragaÄii 
entsi-iiit'di^ii  und  zweitens  die  to[)i.^clnj  lUn^nose  gestellt,  so  lileibt  dritteiiriH| 
Fnifre  der  Technik  zu  entscheiden.  Diese  dritte  Frage  gehört  der  specidl«ii  CkU 
an.     Es  bleibt  sonach  nur  die  Besprechung  der  beiden  ersten   Fragen.  i 

1.  Bei  welchen  Gehintkranklieiten  ist  ein  chirurgischer  Kingriff  iudicirt>j 
Zahl  dieser  Indicatiotieii  ist  in  den  zwei  letzten  .Jahrzehnten  sehr  gowackseUH 
unter  dem  Kinflu.ss  einzelner  Erfahrungen  sehr  geschwankt.    Die  H.nuptinilioati^^| 

a)  (iehirnabs<'e8s.  Die  Freilegung  der  Gehirnoberflächo  und  KnllfiinM 
Abseesses  ist  unbedingt  indicirt,  wenn  eine  tojjische  DiagDO}>e  möglich  tsi|] 
auf  Grund  der  tojiischen  Diagnose  angenommene  Kr.iukheitssitz  nicht  im  '  '  -  "i 
gelegen  ist  luid  eiidlicli,  wenn  er  solitär  ist  oder  wenigstens  die  Sin 
Abseesses  nicht  feststeht.  Dabei  wirii  mau  die  Fingerzeige,  \\elche  die  huküJH 
liehirnabscesses*  bezüglich  der  Loi-alisation  giebt,  niitberttcksichtigen.  ßcst^H 
tulosti  anderer  Körperorgane  und  sonach  Verdacht  auf  tuberculöson  Chanktfl 
Abseesses  im  Gehirn,  so  wird  man  von  der  Operation  Abstand   nehmen.  ] 

b)  Gehimgeschwulst.  Hier  ist  die  Indicatiou.sstellmig  viel  coinplicirter.  1 
bediugt  ist  eine  chirurgische  Intervention  behufs  Ex.stirpation  der  Ge.schwulst  gea 
wenn  die  Geschwulst  oberflrvcliUch  oder  n.alie  der  überdache  des  Gehirns  nml  1 
an  der  Ha.sis  oder  im  Gehinist.anun  gelegen  ist,  und  wenn  die  Geschwulst  pm 
ist  oder  wenigstens  die  maligne  Natur,  Tuberkel,  üarcinou»,  nicht  feststeht  ] 
Ausnahme  bilden  nur  die  sypbititischen  Geschwülste,  hei  welchen  stets  ruertlJ 
sperilische  Beh.andhmg  einzuleiten  ist.  Englische  Autoren  habon  je<iocli  ml!  I 
betont,  dass  bei  Erfolglosigkeit  der  s]»e(;ilTscbeu  Therapie  auch  bei  syphilitiflM 
hirngeschwülsten  die  Exstirpatioii  ins  Auge  zu  lassen  ist.  Liegt  die  ^^| 
lief  öder  .an  der  Basis  des  Gehirns  oder  im  Gohirnst.nnim  oder  ist  der  nialtpiM 
rakter  unzweifelhaft,  Met.'Kslasen  o<ler  primilre  Geschwülste  in  anderen  Itnomiw 
ist  auf  die  Exstirpation  zu  verzichten.  Trotzdem  ist  wenigstens  Kröffnung  dei9H 
höhle  und  .Spalfnng  der  Dura  auch  in  solchen  Füllen  dann  indicirt,  wenn  ^^H 
drucksteigeruiig  so  gross  wird,  dass  sie  das  Leben  bedroht  oder  unertrftgU^^| 
schmerzen  bediugt  oder  d:is  Sehvermögen  durch  Neuritis  optica  gefähnl<^^| 
bereits  in  mehreren  derartigen  Fällen  gelungen,  dem  Kr.inken  durch  sjinp^^H 
Schädeleröffimng  einige  Monate  und  sellist  .lalire  ein  erträgliches  r).-!.«)«!!!^^! 
lidw  Arbeitsfähigkeit  zu  erhalten.  .Allerdings  concurrirt  mit  der  äcliridelerfl^H 
diesen  Füllen  die  Lumbalpunction*.  ^^M 


[Oehimchirurgie  —    405    —  Gehirnchirurgie] 

c)  Gebirnpnrasitcn.  Hier  bietet  in  oberflachliclier  Lage  die  Operation  selir 
gute  Chancen.  Die  Indication.s.steliung  entspricht  sonst  ganz  derjenigen  der  Gehirn- 
geschwülste. Von  letzteren  lassen  sie  sich  ohnehin  diflferentialdiaguostisch  während 
des  l>ebens  und  vor  der  Operation  kaiun  unterscheiden. 

d)  llaematoin  der  Dura  niater.  In  Betracht  kommen  zunächst  traumatische 
Zerreissungen  der  Arteria  meningea  media.  Sie  indiciren  unbedingt  einen  möglichst 
zeitigen  chinirgischeu  Eingriff.  Complicirter  verhalten  sich  ältere  Blutergüsse  in  die 
Dura  mater,  also  die  Haematome  im  engeren  Sinne.  Sie  liegen  meist  der  Innenfläche 
der  Dura  auf  und  sind  durch  bindegewebige  Membranen  abgekapselt.  Operation  ist 
dann  statthaft  imd  räthiich,  wenn  ausgesprochene  Herds>7nptome  vorliegen  und  sonach 
die  Verrauthmig  gerechtfertigt  ist,  dass  ein  leidlich  abgegrenzter  Bluterguss  vorliegt. 
Auch  soll  mau  nur  operiren,  wenn  Stauungspapille  vorliegt.  Fehlt  diese,  so  ist  der 
Bluterguss  zu  unerheblich,  als  dass  die  Operation  Nutzen  stiften  könnte. 

e)  frische  Gehirnverletzungen.  Ist  der  Scliädelknochen  in  s<dner  vollen  Dicke 
gesprengt,  so  ist  die  chirurgische  Intervention  ohnehin  selbstverständlich.  Sehr  be- 
achtenswerth  sind  jedoch  auch  die  Fälle,  in  welchen  die  Schädelknochen  äusserlicli 
nonnal  scheinen,  jedoch  ein  Stück  der  Lamina  vitrea  auf  der  Innenflüche  abgesprengt 
und  in  die  Gehirnoberflächo  eingedrungen  ist.  Es  verräth  sich  dies  durch  intensive, 
von  einem  umschriebenen  Centruni  ausgehende  Kopfschmerzen,  besonders  intensive 
Dnickempfindlichkeit  «lorselben  umschriebenen  Stelle  und  mehr  oder  weniger  heftige 
Reizsymptoine  bei  geringen  Ausfallssymptomen.  Die  specielle  Natur  dieser  Keiz-  und 
Ausfalls-syniptome  hängt  von  dem  Sitz  der  Verletzung  ab.  In  einem  Falle,  in  wel- 
chem die  Sehsphaere  verletzt  war,  wurden  G<^sichtshallucinationen,  in  einem  anderen, 
in  welchem  das  motorische  Anncentrum  verletzt  war,  Clonus  des  gegenseitigen  Arms 
bei  geringer  motorischer  Schwäche  beobachtet  (Ziehen).  In  diesen  Fällen  ist 
spätestens  nach  einigen  Wochen  der  Schädel  über  der  bezeichneten  Stell»;  zu  öffnen. 
Wartet  man  länger,  so  riskirt  man  die  Entwicklung  eines  Absces.ses. 

f)  hn  allen  Fällen  von  Epilepsie,  welche  denjenigen  der  genuinen  Epilepsie 
im  Allgemeinen  gleichen,  jedoch  dadurch  ausgezeichnet  sind,  da-ss  der  toniseh-klonische 
Krampf  stets  in  einer  bestimmten  Muskclgruppe,  z.  B.  in  der  Zeigefinger-  und  Dati- 
monmusculatur  einer  Hand,  beginnt.  In  solchen  Fällen  ist  die  Operation  jedoch  lun- 
dann  vorzunehmen,  w«!nn  erstens  eine  1/2 — 1jährige  methodische,  peinlich  genau  und 
consequent  durchgeführte  nicht-operative  Behandlung,  Diaet,  Flechsig  ".sehe  Kur, 
Krankenpflege,  zu  keinem  befriedigenfien  Resultat  geführt  hat,  und  wemi  zweitens  eine 
ausgesprochen»!  Dementia  epileptica  sich  noch  nicht  entwickelt  hat.  .lahrelanges  l>(j- 
stehen  der  Epilepsie  schmälert  zwar  die  Au.ssichten  erheblich,  bil<h>t  aber,  wof»rrn  nur. 
kein  beträ»-htlich«>r  Intelligenzdefect  eingetreten  ist  und  wofern  d»'r  Anfall  noch  stets 
in  derselben  Muskt.'Igruppe  beginnt,  keine  ContraTndication.  Die  Kin»le  kann  makrosko- 
pisch gesund  erscheinen  und  doch  mikroskopisch  be<leutend  verändert  sein  (Menschen). 
Die  Operation  besteht  in  allen  diesen  Fällen  in  der  Excision  »1er  Kinde  <lesi»!nigen 
Centrums,  von  welchem  die  den  Anfall  eröffnentlen  .Muskeln  abhängig  sin»l.  S»»  ist  in  (h-ni 
oben  angeführten  Beisi»iel  das  motorische  (Jentrum  der  Daumen-  und  Zeigefingermuskeln 
exstiq)irt  worden.  Die  Aufsw.hung  und  Abgrenzung  dt^s  Centnnns  ges»'1ii»'lit  in  be- 
Icannter  Weise  mit  Hülfe  des  faradischen  Stroms.  Oli  »iin»>  vollständige  Abtragiuig  des 
bczflglich«m  Centmms  räthiich  ist,  i.st  noch  strittig.  Man  riskirt  jeti»»nfalls  l)ei  »'iner 
solchen  eine  Lähmung,  wird  also,  wofern  es  sich  z.  B.  um  ein  Centrum  »les  rechten 
Arms  handelt,  doc.h  vorsichtig  sein  müssen.  In  der  Naclibehan»llung  wird  in  »h-n 
ersten  Wochen  zw«!ckmässig  noch  Natrium  bromatum  in  mittleren  Dos»'n  gegehtMi. 
Wodurch  die  Operation  gelegentlich  in  solchen  Fällen  günstig  wirkt,  ist  noch  zw<Mfel- 
haft.  Zuweilen  mag  es  sich  um  kleine  encephalitische  Herde  handeln,  welche  durch 
die  Operation  entfernt  oder  in  irgend  einer  Weise  günstig  beeinflu.sst  werden. 

Die  Indicationen,  welche  für  d.as  Eingreifen  des  Chirurg»Mi  aufgestellt  worden  sind, 
sind  hiermit  noch  nicht  erschöpft.  Man  hat  gelegentlich  bei  Hlutinig«in  und  Erwei- 
chnngsherden  den  Schädel  eröffnet,   auch  hat  man  bei  Hydrocephalus  »ien  Ventrikel 

Sunctirt.  Die  bislang  vorliegenden  Ergebni.sse  tragen  zur  Empfehlung  di»!s»!r 
ndicationsstellungen  wenig  bei.  In  Amerika  ist  sogar  bei  Dementia  paralytica  der 
Schädel  geöffnet  wonlen,  und  Burkhardt  hat  l)ei  chnmi.scher  Paranoia  Kindenexcision 
im  Bereich  derjenigen  corticalen  Sinnessphacre  empfohlen,  auf  welche  »lie  ersten 
Hallucinationon  hinwiesen.  Bei  dem  diffus»!n  Charakter  bei»ler  Krankheiten  ist  »lie 
Indicationsstellung   principioll    verkelirt.     Endlich  hat  man  bei  mikrocephalun  idioti- 


[(j(^himellirurgie 


—     40«     — 


Gel 


sclu'ii  Kinileni  die  KraniokldiinV,  tforadliiiit;  oder  ln[>i)f'nfrirmig  (Lamu'lHog) 
pfoliliMi  und  auch  in  fast  KH)  Fällen  ausgefiilirt.  Man  ging  von  iler  Vor»( 
aiiK,  (l;u!.s  verfrühte  Nahtsynosloseii  den  Schädel  zu  früh  schlüsspu  und  da^ 
waclisthum  behinderten.  Ivs  f^elit  jedoch  aus  EiOiirno  vi  lle'R  Stati-stik 
diese  Synostosen  eine  sehr  untergeordnete  KoUe  spielen.  Auch  hebt  die 
die  Wachsthumsbcliindcnni^  nur  für  kurze  Zeit  auf.  Man  wird  also  .lu 
dication  mit  ^ro.ssem  Misstrauen  begegnen,  zumal  auch  Verschlimmer 
Operation  nicht  selten  sind  (11   von  72  Fällen  Beck'.s). 

Bisher  war  nur  von  .solchen  Füllen  die  Rede,  in  welchen  eine  sich« 
seheinliche  Diagnose  des  Krankheitsprocesses,  oi)  Geschwulst  oder  Abs 
stellt  werden  kann.  F-s  bleibt  ein  grosses  Contingeut  von  Fällen, 
solche  Diagnose  des  Kraiikheitsproce-sses  nicht,  wohl  aber  eine 
seheinliche  Diagnose  des  Krankbeitssit/es  möglich  ist.  So  kann 
zwischen  einem  Frweichungsherd  imd  einem  Absce.ss  seh\v;uiken, 
Herdes  unzweifelhaft  feststehen,  z.  B.  im  .\rmcentnini  der  einen  H'-inisplu4 
einen  F^rweichungsherd  wäre  die  Oiier.-ition  nicht  iiidicirt,  für  einen  Abscess  en 
indicirt.  In  solchen  F'ällen  hat  die  Operation  dann  stattzufinden,  wenn  dl 
bedroht  ist  oder  wenn  eine  c.onse(|uente,  nicht-operative  Behandlung  ve^ 
Ist  die  L)iagtios(!  des  Sitzes  des  Kr.inkheitsherdes  unsicher,  so  ist  es  iwe< 
in  nicht  unmittelb.ir  bedrohlichen  F'ällen  die  Operation  aufzuschieben,  bis  d 
dienere  Herd.syinptonie  gestatten,  den  Sitz  des  Herdes  sicherer  zu  diani 
Sobald  irgendwie  bedrohliche  Symptome  eintreten,  so  ist  auch  ohne  sicher« 
Diagnose  eine  explorative  Knift'nung  des  Schädels  an  derjenigen  Stedle  gebt 
welche  die  Aetiologio  (Gehinial)scess!)  und  einzelne  etw:i  vorh.Tndi-n'^  Si 
binweiseii.      Zur    Vornahme    der  Oper.ition    und,    wie   aus  dem   Vori  i 

auch  zur  Indicationsstellung    ist    die    Beantwortung    der    oben   an  z\  i 

geworfeneu  F'rage  unerüisslich. 

2.  Wo  liegt  der  Herd  und  wo  hat  daher  der  Eingriff  st.iit.ü 
Bei  dem  Gehimab.scess  und  einigen  wenigen  anderen  Gehirnkrankheifcfn  ( 
Aetiologie  bereits  einen  bestimmten  Hinweis,  hi  den  mei.sten  Füllen  ist  j« 
Diagnose  auf  den  Sitz  des  Herdes  imr  aus  den  Herdsymptomcn  herzuleiten.  I 
atif  die  Herdsymptome    gegründete  topische  Diagnostik  gelten  folgende  Hauj 

a)  Der  Knmklieitssitz  ist  im  Gehirn  und  nicht  im  Rückenmark  zu  suclid 
Hemiplegie  o<ler  halbseitige  SensibilitätsstOrting  oder  Hemianopsie  besteht  od 
Anfälle  der  sogenannten  .lackson'scheti  ]'>]iilepsie  oder  die  die.soii  im  Kiniil 
gel)iet  entsprecliendeti  Hallucinatioiien  aiil'lreteii  oder  eine  Lähmung  /: 
FiXtremität  oder  in  einem  l'"aci."ilisgel)iete  aviffritt  und  alhnälig  in  i\>->  i 
niotorischen  Cetitren  der  Gehirnrinde  sich  ausbreitet  oder  en«llicb  .\|'ii.  . 
stellt.  Hiermit  sind  selbstverständlich  flie  difTerentialdiagnostischen  M.ikin; 
nicht  erscjiiipft.  So  kaim  z.  E.  eine  F.rkrankung  des  Gehinistaninis  zMweil 
l'araplcgie  bffdingen,  z.  B.  Gehirnblutung*,  währeiiil  andererseits,  alleniin 
selten,  eine  spinale  Hemiplegie  vorkommt.  Besoiulers  zu  beachten  ist,  «las») 
liralen  Lähmungen,  mit  Ausnahme  der  ba.saleu  Lähmungen  der  Cichimiia 
f.T.st  stets  die  elekiriscbu  Krregbarkeit  iiitact  lassen.  Die  Sehnenphaeuud 
den  gelähralen  Gliedern  meist  gesteigert,  die  Himtrollexo  herabgesetJtt. 
sensiblen  Störi/iigen  >iiu!  durchweg  halbseitig. 

b)  Die    Firkranknng    ist   dilfus    und  daher  für  einen  chinirgisrhen 
geeignet,    wenn    ein    inerklichef    Intclligenzdefect    besteht.     Dabei    ist  jedofH 
achten,  dass  die  „Deiikhemnumg-'  bei  (iehirngeschwülstcn  sehr  oft  einen  liiU 
defect    vortäu.scht.     Zerstreute,    riiidit    auf  einen  Herd  beziehbare  Symi 
auf   difliise    F>krankung    oder    multiple    Krankheitsherde    und    contra'in4 
gleichfalls  einen  o[ierativen  Eingriff. 

e)    Die  Herderknuikung    liegt   wahrscheinlich   in  der  Gehirnrinde  oder 
bar   unter    der    Gehirnrinde,    wenn    Anfälle    Jackson'scher  Epilepsie 
Hallucinationen,     bei    sonst    intacter    f'syche,    auftreten.     Erstero 
Erkrankung  der  motori.schen  Zone,  letztere  auf  eine  Firkranknng  ein« 
Krankheitsherde  in  der  motorischen  Zone    bedingen  aus.serdeni   Lähi 
gigen  .Mu.'iculatur.     Die  Localisation  der  Lälmmng   erlaubt  einen   ■    " 
sclduss  auf  ileii  (Jrt  des  Krankheitsherdes.    Die  nebenstelienile  Figu 
oiuzelnen    motorischen  Centreu    wieder.     Vollständige  Zerstörung  viucs 


,  da«<< 


[Oehimcbinurgie 


—     407     - 


GehimchirurgieJ 


dingt  vollständige  Lähmung,  unvollständige  Zerstörung  Parese.  Ist  ein  Centruni  voll- 
ständig zerstört,  so  betheiligt  es  sich  an  den  Anfällen  der  Jackson'schen  Epilepsie 
nur  mit  tonischem  Krampf;  eine  Ausnahme  von  dieser  Regel  bilden  solche  Musknl- 
gruppon,  welche  gleichseitig  und  gekreuzt  in  der  Gehirnrinde  vertreten  sind.  Zer- 
störungen des  Fusses  der  linken  imtersten  Stimwindung  und  auch  solche  der  Insel  be- 
dingen, wofern  sie  vollständig  sind,  Aphasie.  Selten  fehlen  bei  Krankheitsherden  in 
der  motorischen  Region  Anfälle  Jackson'schcr  Epilepsie.  Oft  findet  man  sie  auch 
dann,  wenn  der  Herd  in  der  Kähe  der  motorischen  Region  gelegen  ist.  Da  die 
meisten  Herderkrankungen  der  Rinde  zunächst  auf  ein,  höchstens  zwei  Centren  sicli 
ausdehnen,  aber  oft  allmählich  zunehmen,  so  hat  man  zunächst  eine  Monoplegie  vor 
sich  tmd  beobachtet  eine  allmähliche  Ausbreitung  der  Lähmung  bis  zur  Entwicklung 
einer  vollständigen  Hemiplegie  oder  Homiparese.  Bei  Krankheitsherden  in  den  corti- 
calcn  Sinnessphaoren  können  Hallucinationen  oft  auch  fehlen.  Zerstörung  der  Soh- 
sphaere  im  Cuncus  bedingt  gekreuzte  Hemianopsie,  Zerstörung  der  Hörsphaere  im 
Schläfenlappen  gekreuzte  Taubheit,  Zerstörung  des  hinteren  Abschnittes  der  linken 
obersten  Schläfenwindung  sensorische  Aphasie,  Zerstörung  des  Gyrus  uncinatus  gleich- 
Beitige    Herabsetzung   des  Geruchs   und  endlich  Zerstörung  des  oberen  Scheitelläpp- 


e  SulCQS  centralis,  fi  S.  fronUliii  inferior,   fm  S.  front,  med.,  fo  8.  front.  Hup..  ip  S.  intraparletalis, 
c  Fissura  oceipitalin,  oa  S.  oeeip.  ant.,  oi  8.  uecip.  iuf.,  pi  S.  praecentralis  inf.,  ps  S.  praeccntralis  sup., 
po  H.  poRteentralis,  po'  S.  posteentraliti  sup.  (=  retrocontralis).  Sa,  Sin,  Sp  die  U  Aeste  der  Fossa  Kylvii. 
ts  S.  temporaÜH  sup.,  ti  S.  temporalis  inf. 

ehcns  gekreuzte  Aufhebung  des  MuskelgefQhls.     Hemianaesthesie    scheint   l>ei  reinen 
Rindeuerkrankungen  nicht  vorzukommen. 

d)  Die  Herderkrankung  liegt  wahrscheinlich  ausserhalb  des  Gehirns  und  liegt  der 
Rindenoberflächo  auf,  wenn  lange  Zeit  corticale  Reizerscheinungen  —  Anfälle  Jack- 
Bon'scher  Epilepsie  oder  Hallucinationen  —  überwiegen  und  erst  nach  und  nach 
motorische  und  sensorischo  Ausfallserscheinungen  deutlicher  hervortreten. 

e)  Die  Herderkrankung  liegt  wahrscheinlich  im  Contruin  seniiovalo,  und  zwar 
unterhalb  der  motorischen  Kegion,  wenn  im  Beginn  der  Krankheit  eine  MonopU^gie 
vorliegt,  ohne  dass  Anfälle  Jackson'scher  Epilepsie  auftreten.  Hcrderkranknngen  im 
Centrum  semiovale  des  Occipitallappens  bedingen  Hemianopsie  und  sind  von  einen» 
Cuneusherd  kaum  zu  unterscheiden.  Herderkrankungen  im  Cimtruni  semiovale  des 
hinteren  Scheitellappens  bedingen  meist  Hemianaesthesie,  Herderkrankinigen  im  ('entrnm 
semiovalc  des  Schläfenlappens  verlaufen  oft  fast  symptomlos  (otitischer  Abscess!). 

f)  Die  Herderkrankung  liegt  wahrscheinlich  im  vorderen  Abschnitt  der  inneren 
Kapsel  oder  den  benachbarten  Ganglien,  Linsenkern  und  Streifenhügcl,  wenn  sofort 
eine  vollständige  oder  unvollständige  Hemiplegie  eintritt,  im  hintersten  Drittel  des 
hinteren  KaJ)sels^henkels,  wenn  Hemianaesthesie  eintritt.  Diese  Heniian.aesthesie  ist 
oft  gemischt,  d.  h.  es  betheiligen  sich  an  ihr  oft  auch  die  höheren  Sinnesorgane. 


[Uehinichirurgic 


—     408     — 


g)  Dir.'  Hcnierkntnkung  liegt  im  gckrour,teii  Schhüge],   wenn  »li«*  rniniisfl 
vatiorien  des  Gesiclitsi  Imllisi'itig  gciiilwiit  sind. 

li)  Die  Elerderkraiikiiiig  liegt  im  Hirnschenkel  bei  Heminlegia  alti-ni 
nifitoria  (gekreuzter  Kxtreinitritcn-  luid  Fneialis-,  gleichseitiger  Ociilumotoriiudi 
im  l'oiis  i>ci  lleniiplegia  alteriiaiis  facialis  (gekroiutf^r  Kxtreinitäten-  iiiid  gl«c 
Kacialisläliiming).  Ausserdeiii  deuten  bilaterale  cerebrale  Lübfniingcii,  wuf( 
Meniiigealblutiing  in  der  Nähe  der  Maiitekpalte  (z.  Li.  iatrn  partum)  ausm 
ist,  auf  eine  Herderkraiikuiig  im  Hirnstaiiuii  (Himsehenkel,    Pons   oder  ÜhltH 

l)ie  Fälle  f  luid  g  kommen  nur  dann  für  einen  chirurgischi^n  Kingrii 
tracht,  wenn  pj5  sich  um  einen  Abscess  liandelt.  (iesehwülsto  sind  in  di« 
inoperabel.     Im  Falle  h  ist  jmler  operative  Eingriff  unmöglich. 

i)  l>ie  Herderkrankung  liegt  im  Kleinhirn,  wenn  taumolnder  G:mg  begip 
bellare  Ata,\ie)  und  dieser  sieh  nicht  aus  einer  allgemeinen  Beriutnrnenheit  d^  j 
•Tklärt.     l)<'r  Sitz  des  Herdes  ist  in   solchen   Ffilien    im    Wurm     oikir    in    um 
mittelbaren    Nähe    zu    suchen.     Schftijidel    und    Ertirecheu    ist   liei    KU-inliirl 
namentlich  liei  Tumoren  und  im  ersten  Stndium  einer  Blutiiug,   Enil"  ' 

böse,    besunders    liilufig.     Nystagmus    wird    bei  Kleinhimtuinoren     r. 
ebenso  l''ehleii  der  Knie-  und  Acbilhi.ssehnenphaenomene.    Melirfarh    i  ' 

turnoren  :uicli  eine  Higidität  der  Nackennmskeln  im  Sinne  eines  C^pistlin'  <i 

worden,  auch  liet  Kleinhirnab.scess  ist  sie  gesehen  worden  (Ziehen).  In  äpäl>-n4 
bedingen  Kteinhinige.scbwülste  durch  Compression  des  Pons  iin«l  der  Obliingatj 
Symptouie,  namentlich  Abduceiisliibnnitig.  Frühes  Auftreten  einer  g«?w(i 
Ataxie,  uameutlich  der  .\rme,  oder  Trigeminuslähraung,  Anaesthe.siK  im 
spricht  Htets  gegen  einen  primären  Sitz  im  Kleinhirn  und  für  einen  prinil 
in  der  ISriicke.     Herde  im  nnttleriMi   Itriickeiiscbeiikel  können   au^  '     '    'i 

liallucimitorische  I^ewegungsenijifindungen  und  entsprechende  Zwa 
bewegnngen    um    die  Längsadise,    hervorrureii.     l'emerkenswerih 
HUuligkeit    von    Kleinhirnabscessen,    neben  Schläfenlappenalisce 
Otitis  media.    \  erbältnis.smä.ssig  geringe  Bedeutung  für  die  top 
locate  Dnickeni[dimllichkeit  oder  PercussioiLseniplindlichkeit  der  8e|iU<i'  ii 

soh'he  ist  alterdings  bei  oberflächlichen  GeschwülstiMi  und  Abscessea  mitunl 
oder  ohne  spontanen  Schmerz,  vorhanden,  indessen  kommt  sie  auch  'n"--*'*! 
irgend  welche  organische  Herderkrankung  vor.  Auch  kann,  alleril 
wei.se,  der  dnickemplindliche  l'unkt  mit  dem  durch  die  Herdsyniptoin 
Ort  nicht  zusammenfallen.  Für  die  operative  Therapie  nms-s  in  solchen  Källeu  ]i 
der  Hinweis  der  Herdsymptome,  wofern  diese  sicher  und  eindeutig  f 
maassgebend  sein.  Handelt  es  sich  um  eine  Herdi'rkrankung  in  FhIj.' 
Verletzung,  so  bildet  die  Narbe  im  Allgemeinen  den  natürlichen  Au 
ilie  Kröffiumg  des  SciiädehJaclies.  l>och  kommt  es  gelegentlich  vor. 
Symptome  auf  einen  von  der  N;u-be  weiter  entfernten  Ort  hinweisen.    1- 


wan  .  I 

^rih  ist  sdilwi^ 
X'S.scn ,  bei  rhri 
li.sch«'  I  'I 


'^ 


gebiU 

sutti 


liegt  (ier  Verdacht  am  nächsten,   dass  au.snahmswcise  der  bezügUche   I 
z.  |{.  ein  Hiriialisce.ss,  sich  in  grö.sserer  Kntfemung  von  der  Verletxnng 
der  operative  KingrifT  hat  dalier  in  solchen  Fäiieu  zuerst  an  der  Stelle 
auf  welche  die  Herdsymptome  hinweisen. 

(iehlmdruck.     Der  (»chimdruck  des  gesunden  Mcuscheu  beträgt  böchslens   lu— 20  cm 
(Grashey).    Der   für   die  positive  Welle    eines  jeden  Pulsschlages    erfor.i.  rii-i ..  k,i|| 
zum  geringeren  Thcil  durch  Dehnung  der  elastischen  Verschlüsse  der  Sc  I 

zum  grüssercn  Thcil  durch  Compression  der  peripherischen  Abschnitte  ri^;   1. 
marksvenen    beschafft.     Eine  Compression    der  CapilUren   tritt  nicht    ein,     weil    in  4^ 
pherischen  Abschnitten  der  Venen  der  intrava-sculäre  Druck  geringer  ist  als  in  den  ( 
Als  peripherischste  Theilc    der  Venen  sind    im  Gehirn   ihre  Einmündungsatclleii  io 
anzusehen.    Die  Sinus  selbst  werden  nicht  comprimirt,  weil  ihre-  Wandungen  .mi  *rbi 
pressibcl  sind.     Die  Compression  der  Venen  an  ihrer  Kinmündungsatelle  in   li  I 

eine  Verlangsamung  des  Blutstromes,  eine  Drucksteigerung  im  ganzen  cerebr.i  ij 

und  eine  Erweiterung  der  Capillarcn.  J 

Pathologische  Steigerungen  des  Hirndnicks  treten  namentlich  ein:      1.    Bei  pitJif^J 
Steigerung   des  Aortendrucks.    Diese  bedingt   bei   sehr   elastischen  Hirn  ' 

bedeutende  Steigerung   des   intrakranicllcn  Druckes   und  eine    relativ  ^.-^  i 

Wnndspannung   der  Gefässe,   bei   weniger   elastischen  Gefassen    hiugegeu    en.  ( 

Steigerung  des  intrakraniellen  Drucks  und  eine  relativ  erhebliche  Steigenihg  d.  ;  * 

der  Gefässe.    2.  Bei  geringerer  Einwirkung  der  Vasomotoren  auf  die  fiiruartcri«o.   JcJ 


[Oehbndraek  ^    409    —  Gehimembolie] 

letztere  sind,  um  so  weniger  haben  sie  von  dem  gerade  vorhandenen  iiitravasculären  Druck  zu 
tragen;  es  Dimmt  also  ihre  Wandspannung  um  eine  bestimmte  Grösse  ab  und  der  intrakraniclto 
Druck  um  die  gleiche  Grösse  zu.  3.  Bei  raumbcsehränkenden  Processen  im  Gehirn,  also 
namentlich  bei  Uirngesehwülsten,  seltener  bei  Abscessen  etc. 

Die  Symptome  einer  Hirndrucksteigerung  sind  zunächst  gering.  Das  Quantum  des  in  der 
Zeiteinheit  die  Hirngefiisse  durchströmenden  Blutes  nimmt  sogar  mit  dem  Aortendruck  ceteris 
paribus  zu.  Erst  wenn  der  intrakraniclle  Druck  .soweit  •  gestiegen  ist,  dass  die  Venen,  wie 
oben  beschrieben,  comprimirt  werden  und  zugleich  das  von  Grashcy  beschriebene  Vibriren  der 
Venen  eintritt,  nimmt  die  das  (Jehirn  durchströmende  Blutmenge  erheblich  ab  (Adiacmorrhysis 
Geige l's)  und  zugleich  entwickelt  sich  eine  BlutUberfüüung  in  den  Venen  und  Capillaren. 
Wahrscheinlich  wird  durch  diese  letztere  Stauung  nun  weiterhin  die  Menge  des  Liquor  cerebro- 
spinalis vergrössert  und  damit  der  intrakranielle  Druck  noch  weiter  gesteigert.  Wahrscheinlich 
machen  sich  erst,  wenn  dieser  pathologische  Zirkel  sicli  entwickelt,  die  klinischen  Symptome 
des  pathologischen  Himdrucks  bcmcrklicb:  allgemeine  Hemmung  der  corticalcn  Functionen, 
velche  sich  namentlich  in  Schwerbesinnlichkeit,  Denkhemmuug  und  schliesslich  in  zunehmen- 
dem Sopor  äussert,  Erbrechen,  Pulsverlangsamung,  Krampfanfdllc,  taumelnder  Gang  und 
Stauungspapille.  Schliesslich  tritt  Herzstillstand  in  Diastole  ein.  Die  Athmung  zeigt  zunächst 
eine  Vertiefung  der  Inspiration,  später  eine  Abnahme  der  exspiratorischcn  Excursion  und  eine 
Verlangsamung  des  Rhythmus. 

Die  Therapie  der  pathologischen  Hirndrucksteigerungen  kann  zu  ihrer  Be.seitigung  dreierlei 
versuchen:  1.  Herabsetzung  des  Aortendrucks,  2.  Reizung  der  Vasomotoren  der  Hirnarterien, 
8.  Beseitigung  der  Kaumbeschränkung  durch  Trepanation. 

ad  1  ist  zu  bemerken,  dass  Beschränkung  der  Flüs.sigkeitsaufnahmc  den  Blutdruck  nicht 
erheblich  herabsetzt.  Kühle  Temperatur  der  Umgebung  hat  gleichfalls  eine  leichte  Herab- 
setzung zur  Folge.  Bei  sitzender  Stellung  soll  ferner  der  Blutdruck  am  niedrigsten  .sein 
(Priedmann).  Körperliche  Ruhe,  Feruhaltung  von  Absce.ssen,  Kntleermig  des  Darmes,  Ent- 
haltung von  Alkohol  trägt  gleichfalls  bei,  den  Blutdruck  und  damit  auch  den  Hirndruck 
herabzusetzen,  bezw.  weitere  Steigerung  zu  verhüten.  Unter  den  Medicamcnteu,  welche  den 
Blutdruck  herabsetzen,  kommen  namentlich  in  Betracht:  Morphium,  l'ilokarpin.  Borneol,  Nitro- 
glycerin (3 mal  täglich  10 — 30  Tropfen  einer  Iproc.  alkoholischen  Lösung)  und  Natrium  nitrosum 
(8mal  täglich  5 — 15  g  einer  2proc.  wässrigen  Losung).  Amylnitrit  erhöht  den  Blutdruck 
suerst  und  setzt  ihn  dann  erheblich  herab.  Venacsectio  wirkt  meist  nur  .sehr  vorübergehend. 
ad  2.  Reizung  der  Vasomotoren  der  Hirnarterien.  Un.sere  Kenntnisse  über  die  Erregbarkeit 
dieser  Vasomotoren  sind  noch  sehr  gering.  Hautreize  scheinen  rellectorisch  die  Erregung  der- 
selben zu  steigen).  Wie  weit  auch  Medicamente  in  gleichem  Sinne  wirken,  Ergotin  u.  a.,  ist 
zweifelhaft,  ad  3.  Zuweilen  l.isst  sich  durch  Operation  der  raumbeschränkende  Proce.ss  selbst 
beseitigen.  Oft  i.st  dies  nicht  möglich,  so  namentlich  bei  vielen  inoperablen  Hirngeschwülsten. 
la  solchen  Fällen  hat  die  Eröffnung  des  Schädels  doch  einen  erheblichen  palliativen  Erfolg. 
Die  schweren  Hirndrucksymptome  einschliesslich  der  Stauungspapille  können  für  längere  Zeil 
völlig  zurückgehen.  Erst  wenn  die  Narbe  einen  neuen  elastischen  Verschluss  des  Schädels 
hergestellt  hat,  können  die  Hirndnick.symptome  wieder  anwachsen.  Vgl.  auch  Lumbalpunction*. 

Pathologische  Senkungen  des  Himdrucks  haben  bis  jetzt  in  der  Praxis  noch  keine  be- 
sondere Bedeutung  erlangt. 

ZIEHEN. 

Behlmembolie  ist  die  plfttzliche  Verstopfung  einer  Hirn.irterie  durch  einen  aus  dem 
GeAsssystem  verschleppten  Körper  (Knibolus).  Er  kommt  meist  ans  dem  linken 
Herzen  und  zwar  von  einer  pathologisch  veränderten  Kluppe  oder  aus  einem  (ie- 
rinnsel,  welches  sich  im  linken  Herzohr  in  Folge  von  Herzschwäche  gebiUlet  hat. 
Unter  den  Klappenfehlern  spielt  die  frische  auf  tler  Mitralklappe  sieh  abspielende 
Endocarditis  die  grösste  Rolle.  Weniger  gefährlich  sind  alte  Klappenfeliler  und 
solche  der  Aorta.  Besonders  gefährlich  ist  die  Mitralstenose.  Ausser  dem  Herzen 
kann  Atherom  dqr  Aorta  oder  —  selten  —  das  Veuengeliiet  der  Lunge,  ulcerirende 
Bronchitis  etc.  den  Embolus  litiferii.  Bei  jüngeren  Individuen  ist  Embolie  ^iel 
häufiger  als  bei  älteren.    Ueber  Gelegenheitsveranlassungen  ist  kaum  etwas  bekannt. 

Die  Symptome  zerfallen  in  Vorboten,  Insultsymptome  und  Uauei-symptome. 

Vorboten  sind  selten  und  mei.st  durch  kleinere  prodromale  Embolien  hervor- 
^rufen.  Ein  Insult,  d.  h.  ein  acuter  Verlust  des  Bewasstseins,  tritt  nur  bei  der  Embolie 
einer  grösseren  Arterie  ein.  Sehr  selten  entwickelt  sich  der  Bewusstseinsverlust  all- 
mäblich  innerhalb  einig(T  Stunden,  vielmehr  tritt  er  meist  plötzlich  auf.  Bei  Em- 
bolie kleinerer  Gefässe  bleibt  meist  jede  merkliche  Bewusstseiiisstörung  aus;  es  tritt 
nur  plötzlicher  Kopfschmerz  und  Schwindel  ein.  Der  embolische  Insult  beruht  auf 
Tenöser  Stauung  und  oedematöser  Durchtränkung  der  Hirnsubstanz.  Oft  beobachtiit 
man,  namentlich  bei  Embolie  der  Arteria  basilaris,  Erbrechen.  Ein  initialer  Teni- 
peraturabfall  ist  selten  und,    wenn    er  auftritt,    meist  unerheblich  (0,5"),  nach   circa 


[Qehirnemboiie 


—     410     — 


12    Stiindon    tritt    in     tior    Kt'gfl    eine    Tcnipenitursteigerung     em.      l)'u>  I 
syraptome    beruhen    auf   der    meist   3*1—4«    Stunden    nach    dor    Ver»lop(a 
tretenden    Krweichunp;    im    (ieljiet  der  verschlossenen  Artt-ric,    cntw  i  ' 
in  ausgesproclienein  (irade  erst  einige  Zeit  nach  dem  Insult   btMW.  .tI 
Erweidiung    und    damit    der    ('omplex    der    Dauersyuiptonie    ka.im 
selir    hesciiränJit    blcii)en,    wi-nn    die  Arterie    keine  sngen.'viuito   Eml.i' 
Erweichung  ein,  so  sinil  ihre  Symptome  \on  ihrem  Sitz   abhängig.      Sie  «0 
ganz  den  Dauersymptomon  der  Gehirnblutung*.    Bemorkeiiswerth  ist  nur.  .Li*. 
embolien  sehr  viel  liüufiger  sind  als  Riudenblutungen    und    tlass    air 
lien  im  Kleinhirn  sehr  selten  sind.     Die  häufigste  Ruibolie  ist    diej' 
cerehrjdis  media.    Ihr  Eintritt  ist,  da  die  motorische  Rindenregion  K 
oft  von  Convulsionen    begleitet,    welche    auf    der  gekreuzten   KörperiiHH 
Das  flaujitdauersyiniitoin  ist  Hemiplegie;  bei  linksseitiger  Itluibolie  kommt  ui 
Ai)liasie    hinzu.     Die  Arteria  wrebralis  anterior  ist  durch   ihre  rechtwiukli::«? 
guiig    von    der    Carotis    interna    sehr    geschützt.     Hauptsyniptom    i)»r«r  E 
gleichseitiger  Verlust  des  (Icnuhs.  Embolie  der  Arteria  cerobri  posterior  b«l) 
anaesthesie  mit  oder  olnic  Heniijuiopsie.    l>ie  Enibolie  der  Bxsilariu-terie  liegt 
oralen  Absclinitt   der  letzteren;    sie    verräth    sich    durch    bilaterale   Läbim 
weichen    der    OcuJomotnrius    betheiligt    ist,    und    ist    meist     tödtlirb       fi 
Verlauf    ist    derselbe    wie   bei  diT  liirul)lutung*.     Ziemlich   vollstäi'  d 

ist  zu  erw.orten,  wenn  die  befallene  Arterie  keine  Endarterie  ist.  l'.-  -„.l^ 
Hemiplegie  bildet  sich  daher  fast  niemals  vollständig  zurück,  weil  di« . 
cerebri  media  Endarterie  ist.  l'ie  etwa  zu  erwartende  oder  zu  crrcirheude  Bi 
kami  nur  danir  zu  Stan<le  kommen,  wenn  die  Embolie  unvollständig  i.'rt  « 
Hemiplegie  im  We.sentliclicn  Feriiwirknng  war.  So  kann  die  ICnibolie  eines  1 
Arteria  cerebri  media  in  den  cr-sten  Tagen  liurcli  Fernwirknngon  eine 
ganzen  Stammes  vortäuscbe«. 

l)ifferentialdtagnostisch  kommt  im  Hinblick  auf  die  Therapie  nai 
die  Unterscheidung  von  (bT  Hirntbroiiibose  ui  Hetnicht.  Zunäi-hst  ist  die  Vpn«c 
heit  der  Aetiologie  zu  benicksichtigeii.  Hazu  kommt,  dass  Vurboteu  bei  dnr 
fehlen,  bei  der  'l'lirondiose  sehr  hilutig  sind.  Schubweise  Kntwickelung  di 
Symptome  spricht  für  Thromliose,  plötzliche  und  gleichmütisig  fort^ 
Eniljolie.  Ein  schwerer  Insult  ist  bei  Embolie  hftufiger  als  bei  T 
Unterscheidung  von  der  Hirnblutung  ist  in  dem  die  letzter«  behaiim'inoen  i 
besprochen.  Verwecbselnng  mit  der  Hirngescbwulst  ist  möglich,  wenn  1 
nach  längerer  Latmz  plfitzlich  schwere  Herd.symptfune  hervorruft.  Die  l>iff<i 
(liagnose  ist  durch  die  charakteristischen  llinidrucksyniptunie  gt^sichrrt.  VoB 
abscess  untei-scheidet  sich  die  Hiniemlmlie  in  der  Aetiologie  durch  das  ponl 
Felib-n  von   \  <u'hotcti  imd  endli<'b  tlurrb  das  Fehlen  von   Fiehfraufülleo. 

Therapie.      1.  Propbjlaxr.     Eine    solche    ist  kaum  denkbar.      Bei  Ath 
lose  iler  Aorta  kämen  eventuell  .lodsalze  in  Betracht.     2.   Im    Insult.    IH»*  B 
Inng  ist   ähtdicli  <lurchzufiibreti  wie  im  huemorrhagischen  bisult.     Stets  ist  Bl 
erforderlich.     Jede    heftige    Bewegung  ist    zu    vermeiden.     Um    die  r;-".-"!'! 
Kopfi^  und  die  .'\thmung  möglichst  frei  zu  machen,  sind  sofort  dio  Kl- 
an Hals  und  Bnist  zu  TifTnen.     Ein  Aderla.ss  ist  nicht  .-uigozeigt.     Aurn   li'.i 
sind    zwecklos.     Ilaulrei/e    beRchlennigen    die    Kiickkebr    des    Bewusstsemü. 
dieser  ist  auf  Nahrinigsaufnahnie  zu   ver/ichten.    .Mkohol  (Wein,   (^ogiiarl  ut 
Oollaps    angi'zeigt.     Letzterer    kann    auch   zu  K;inipberinjectioMen    nötbiipMi 
ration  einer  Eishbuse  scheint  ganz  ruitzlos.    Etwaige  Erregungsznstäji/ 
erscheinungen    sind    mit  l'nnnnatriiini   zu  bekämpfen,    die    Ktipfs«-hiii' 
pyrin  (3  mal  0,4  täglich),  <!V.  auch  Morphium  zu  bekämpfen.   —   Da:  • 

Handelt  es  sich  um  eine  Arterie,  welcho  nicht  End;iilerie  ist,  so  Vi-; 
Herstellung  eines  Collateralkreislaufs  durch  Kräftigung  der  llerzacUon  vorod 
begünstigen.  Hiertür  konnnen  namentlich  kleine  Uigitidisdo-seu  (2  mal  0X(3  1 
in  Betracht.  Die  Bettruhe  hat  sich  auf  2— G  Wochen  zu  erstrecken.  .lodulM 
den  Heilungsprocess  etwas  beschleunigen.  l>ie  weitere  Behandlung  der  Hed 
ist,  wie  im  Artikel  Geliirnlilntung  angegeben,  durchzuffdm'n.  Nur  «in 
späterhin,  einerlei  ob  sieb  Coiitractur  (nitwickelt  hat  oder  nicht,  iu  Anbcini 
niciat  corticalen  Charakters  der  embolischen  Hemiplegie  besonderes  Uewtdit  asf 


'Ckldmembolie  —    411    —  GehirngeschvSIste] 

üebungen  nicht  nur  der  groben  Kraft,  sondern  auch  der  Ooordination  legen.  Für  die 
Hand  empfehlen  sich  z.  B.  sogenannte  Ciavierübungen  auf  einem  tonlosen  Ciavier, 
dessen  Tasten  so   construirt   sind,   dass   ihr  Widerstand    durch    eine    Feder   regulirt 

.  werden  kann.  Besonders  erfolgreich  ist  die  Uebungstherapie  gegenüber  der  Aphasie, 
vielleicht   deshalb,   weil  die   rechte  Hemisphaere    allmählich  ricariirend  einzutreten 

:  vermag.  Alle  diese  Uebxmgen  sind  mit  Pausen,  täglich  mehrmals  und  jedes  einzelne 
Mal  höchstens  15  Minuten,  meist  imr  5  Minuten  lang  vorzunehmen. 

iBeUmentoKoSn.  Von  Parasiten  kommen  folgende  im  Gehirn  vor:  1.  der  CysticerciLS 
:,  cellulosae;  2.  der  Echinococcus.  Ersterer  ist  weit  häufiger  als  letzterer.  Meist  tritt 
;  er  multipel  auf.  Der  Hauptsitz  ist  die  Arachnoidea.  Doch  kommt  er  auch  allent- 
;  halben  in  der  Gehimsubstanz  und  selbst  frei  im  Ventrikel  vor.  Bald  ist  er  kaum 
■:  erbsen-,  bald  weit  über  taubeneigross.  Der  Echinococcus  tritt  bald  solitär,  bald  mul- 
;    tipol  auf.    Er  kann  über  11  cm  im  Durchmesser  messen. 

Die    Diagnose   auf   Cysticercus   ist   fast  stets  nur  dann  möglich,  wenn  zugleich 

,    Haut-   oder   Augencysticerken   nachweisbar   sind.     Die  Symptome  hängen  ganz  von 

,    der  Localisation  ab.     In  Folge  der  häufigen  Multiplicität  sind  sie  auch  in  einem  und 

demselben  Fall  oft  sehr  mannigfaltig.   Klonische  Krämpfe  kommen  häufig  vor.  Nicht 

selten  sind  psychische  Störungen.    Noch  schwieriger  ist  die  Diagnose  auf  Echinococcus. 

Die  Symptome  entsprechen  denjenigen  eines  Gehirntumors. 

Die  Therapie  ist  zunächst  prophylaktisch.  Genuss  von  rohem  oder  ungenügend 
gekochtem  Schweinefleisch  ist  zu  verbieten  und  jeder  Bandwurm  sofort  abzutreiben. 
Ist  die  Krankheit  nachgewiesen,  so  kommt  nur  ein  o|)crativer  Flingriff  in  Frage.  Ein 
solcher  ist  dann  vorzunehmen,  wenn  die  Symptome  sich  mit  der  Annahme  eines 
Herdes  vereinigen  lassen  und  dieser  an  zugänglicher  Stelle  gelegen  ist. 

In  sehr  seltenen  Fällen  ist  auch  Actinouiyccs*  beobachtet  worden.  Eine  specielle 
Diagnose  und  damit  auch  eine  specielle  Therapie  wird    kaum  jemals    möglich  sein. 

ZIEHEN. 

3«Unier8chttttenuig.  Unter  der  Bezeichnung  der  Gehirnerschütterung  oder  Commotio 
cerebri  fasst  man  diejenigen  Symptome  zusammen,  welche  durch  eine  Erschütterung 
des  Gehirns  ohne  Verletzung  hervorgerufen  werden.     Sic  kommt  durch  directen  oder 
indirecten  Stoss,    namentlich  Fall    aus  grosser  Höhe,    zu  Stande.     In  den  typischen 
Fällen  darf  der  Sectionsbefund  keine  Verändenmgen ,  capillare  Blutungen  etc.,  ergeben. 
Es    handelt    sich    um    moleculare  Veränderungen    im  Centralnervensystem.     An    den 
alsbald   anzuführenden  Symptomen  ist  übrigens  jedenfalls  auch  djus  Rückenmark  be- 
theiligt.   Praktisch  kommt  zu  der  Erschütterung  als  solcher  oft  noch  der  psychische 
Einfluss  des  S<;hreckes  und  die  Reflexwirkung  des  Shock*  hinzu.    Dadurch  wird  der 
Symptomencomplex  oft  viel  coniplicirter.    In  uncomplicirten  schweren  Fällen  bestehi-n 
folgende   Hanptsymptome:    Bewusstseiiisverlust,    Beschleunigung    und  Arhythmie   von 
Puls  und  Respiration,  Abfall  des  Blutdruckes,  unwillkürlicher  Criii-  und  Stuhlabgang, 
Krbrechen,  paraplegische ,  d.  h.  synnnetrisclie,  Lähmung  und  Anaesthesie,  namentlich 
der  Beine.  Kniephaenomene,  Achillessehnenphaenomcne  und  Hahtr<;flexe,  namentlich  die 
Sohlenreflexe  können  erloschen  .sein.    Alle  diese  Symptome  sind  bald  vorübergehend, 
bald  bleibend.    In  leichteren  Fällen  finden  sie  sich  nur  zum  Theil  und  in  geringerem 
Grade.     In  den  schwersten  Fällen  kann  der  Tod    eintreten.     Meist    erholen    sich  die 
Kranken  allmählich,  zuweilen  allerdings  erst  in  Monaten.    Anfangs  sind  sie  noch  un- 
orientirt   und    schwerbesinnlich.     Meist    besteht    sogenannte    Anniesie,    d.  li.  völliger 
Verlust  der  Erinnerung    für   die  Zeit   der  Comniotion  und  auch  A\c  dem  Unfall  un- 
mittelbar vorausgegangenen  Erlebnisse. 

Die  Therapie  hat  nanientlicli  die  Ilerzaction  zu  kräftigen.  Dazu  empfehlen  sich 
Kaffee,  (^gnac,  Valeriana,  Moschus  etc.  Auch  subcut.ane  Kampherinjectionen  kommen 
in  Betracht.  Gegen  die  Respiration.sstörungen  ist  ein  energisches  Frottiren  von  Brust 
und  Rücken  am  wirksamsten,  nöthigenfalls  ist  künstliche  Athmung  einzuleiten. 

ZIEHEN. 

BaUmgeschirfilste.  Unter  diesen  sind  die  parasitären  Geschwülste,  die  Gummi-  und 
Taberkeiknoten,  sowie  die  Aneurysmen  bes|)rochen  (Gehirnentozoen*,  -syphilis*,  -tuber- 
eolose*,  -aneurysraen*).  Von  den  übrigen  Geschwülsten  beobachtet  man  namentlich 
Gliome  und  Sarkome,  weiterhin  Carcinome,  (Cholesteatome,  Fibrome,  Angionie, 
Osteome  und  Psammome.  Ueber  die  Aetiologic  dieser  Geschwülste  ist  f.^st  nichts 
bekannt.    SchUdeltraumcn  scheinen  nicht  einflusslos.     Die  Sarkome  gehen  meist  von 


[Geliirngeschwiilste 


—     412     - 


Gohh 


i 


di-n  HinihäuteM  oder  den  S<'liädflkiioi-lieii  der  B.'isis  aus.  Metiistaliscb  komml  »i 

liaviptsüchUch  das  Carcinotn  vor.     Die  Cliolesteatonie    gdien    oft    von»  Mrtirl 

|)ie  Syniptoine  zerfallen  in  Allftcmeinsyniptoniü  unil    Hertlsyriij'' 

a)  Allgemein.sy  m  ptonif.     Sie    sind    auf    die   Steigpriinj^     dt- 
Itezielien.     I)ie    hauptsäcliticlisteu  sind:    Kciuinun^  der  psychisehfn    \  i'r;;iiii, 
wliwercui  Sopor,  Kopf.Kcbtiicr/.,  Stliwindcl,    Erbreclioii,  Pulsverlangsaiiiuii!.'. 
papill(!    unri    aütri'infiiie  ('(tuviilsiotien.     I)er  Kopfschmerz     ist   da-s    i  i< 
stanteste  Synii)toni.    Uas  Krbii'clir'u  fi-lilt  glciolif.-dls  seiton,   stellt  siti               i| 
erst  etw;us  später  ein.     Die    psychisch<>n  Anomalien    fehlen   niemals,     ischita 
("ouvulsionen  fehlen  oft.     Letztere    siiul    iihrigens    nur  «lanii    als    Allpeuiwnsj 
zu    betrachten,    wenn    sie    sofort    in    der    gesanunteii     Körpermuseulatar   c 
Acusserst  selten  fehlt  die  Stauungspapille,  das  wichtigste  All^icinoiii.syiiiptuai 

b)  Herdsyniptonie.     Diese    hängen  vom  Sitz  der  Ucschwulst  ab.    <i«i 
künnen  sich  in  jedem  Theil  des  Gehirns  entwickeln.    Die  Sitrkouie  itaben  g« 
einen  (ibfilläcliliclien  Sitz.     Ueber  die  Localsyniptome  der  Gescliwülstp  der  e 
(iehinialischnitte  ist  tier  Artikel  „iJeliirnchirurgie"  nacliziileseii.    l-ol..     '       Vi 
speciell  zu  beachten.    Keine  ilerderkrankung  des  (iehirns  heiliiigt  in  .  i 
wie  fiie  (ieliirnge.schwulst    neben  den  directen  Herdsyinptonifii    auch  iuUifi'cl| 
sNni|itinno,  d.  h.  itie  Geschwulst   lieilingl   nicht  nur  duri'h  Zerstüruiis;   c -n'-s  ^n■^ 
(iebirn.-ilischiiittes  eine  Ri^ihe  von  directen  AusfallstTschfiiiunji^eM,  son  tj 
auf  (iie  Nachbarschaft    einen   tlieils  hennnenden,    theils    reizenden    I 
fügt  daher  noch  irulirecte  Ausfalls-  und  Keizsyni]il*)ine   hiuzu.      Für  die  topi 
gnose  sind  natürlich  nur  die  directen  .\usfallsorscheinungeii  zu  verwerthert 
sich  dadurch  zu  erkentien,  da.ss  sie  am  frühesten  auftreten   und  keine  vurüliei 
.\achlä.s.se  zeigen,     llit  dem  Wachsen  der  Geschwulst  wird   st'lbsiver  • 
indirectes  Ausfalls-  oder  lieinniungssymptom    in    ein  directes  Ausfn 
gehen:    der  dem  jirimären  Sitz  der  Geschwulst    benachbartf!  'l'hoil   wird  •.rü 
heninit    und    später  zer.stürt.     (ieht  die  (jeschwulst  von  den   .Mcdiiigcti  oder 
kiKH'Iien  aus,    .so  wird  man    anfangs  alle  directen  AusfallsKyni|ilonii<  venüi« 
indirecten  Wirkungen    eines  Tumors    erstrecken    sich    nur    auf    seine    N.ieht 
—  von    den    durch  llirndrucksteigerung    bedingten  .\llgenieiiisyniplonieu    wi 
abgesehen  — ,    entferntere  Gehinigi'genden    werden    nur    in    soltfiit-ii   FäJlwi 
bei'influsst.     Zu  letzteren  gehfiren  iiami'iitlich  die  Augenmuskelncrven  unil  unt« 
besonders  der  Abducens,    des.sen    langer  Verlauf  an  der  Gohiriibasis  ihn  «U«, 
Wirkungen  einer  Gehirngcsrhwtilst  in  besonderem  Maassc  aussotat. 

Geschwülste  der  motiirisr.hen  Region  bedingen  gewöhnlich  7ii-^ 
dem  Stadium,  in  vvelchetii  die  Geschwulst  ein  Centrum  noch  nicht  %' 
Anfälle  der  sog.  .lackson'schiui  K])ilepsie:  der  Anfall  Ix-ginnt  in  «i 
deren  Hiudenceutnun  primärer  Sitz  der  Geschwulst  ist.  Diosellie  M 
fällt  mit  dem  W.ichsthuui  der  (ic.M'hwulst  zuerst  der  Parese  und 
släiidiLten  Läiuuung.  .Mit  detii  weiteren  Wachsen  der  Geschwulst  wird 
eines  Segmentes  einer  K.xtreiiiität  eine  Monoplegi«  derselben  und  au.s  ( 
eine  Hemiplegie.  Seltener  etitsteht  letztere  ohne  initiale  Monoplegi'  ,  i 
Die  epileptiforuK-n  Anfälle  pßegen  sich  mit  der  Aushrcilinig  der  l.ähniuug 
schränken.  Die  sensiblen  Stnrungen  pflegen  sieh  bei  Geschwülsten  di-r  ma« 
Kegion  auf  I'araesthcsien  zu  beschränken.  Geschwülste  der  scutsorisrheO' 
bedingen  als  Reizsymptoine  Halhicinntionen,  meist  sehr  clenientarün  ChankCfi 
unter  leiten  solche  Hallucinationen  i'inen  cpileptifonuen  Anfall  ein.  Oft  J«hk 
Keizsymptome  ganz.  Später  eulwickelii  sich  auch  hier  die  directen  Aitsfalla^ 
wie  gekreuzte  Hemianopsie,  gleichseitige  Hemianosmio  u.  s.  f.  (icsehwülsl»  im 
der    grossen  (ianglien    verlaufen    gewöhidich    ohne    epileptifonm-  1 

pflegt  sich  rascher    als  hei  ICrkrankungen    der   motorischen   F^indenn  _  1 

plegie,  ohne  initiale  Monoplegie,  zu  entwickeln.  Geschwülste  des  Kirinlitfl 
dingen  die  sogenannte  cerebellare  .\taxie  und  einen  ungewöhnlich  früh  und 
sich  einstellenden  Schwindel.  Die  Allgemeinsymptonie  (s.  o.)  sind  gewöhi 
sonders  ausgesprochen.  Die  Kniephaenomene  loiimen  fehlen.  Unter  den  FenWTi 
ist  die  Hemiplegia  alternans  und  die  Biicklähmuug  nach  einer  Seite  am  wtd 
weil  beide  Symptome  zu  schlie.ssen  gestatten,  welche  Hemisphaerc  des  KietnU 
der  Geschwulst  ist.  Die  häutig  multiplen  basalen  Hirntinnoron  teigen  Sft 
welche  einer  peripherischen  Lähmiuig  der  basalen  Hirnnerven  eutsprvclM«. 


^ 


Bgesehwfilate 


—    413     — 


Gehimgesohwfilste] 


)ie  Diagnose  stützt  sich  namentlich  auf  die  Stauungspapille.  Eine  solche  ist 
•  10  Fällen  9  mal  durch  Gehinigcschwulst  bedingt.    Der  Kopfschmerz  ist  durch 

unerträgliche  Intensität  ausgezeichnet.  Gegenüber  dem  Gehinwbscess  entscheidet 
;  die  specielle  Aetiologie  des  letzteren.  Gehirnblutung,  Gehimembolie  und 
mthrombose  sind  durch  den  Verlauf  und  die  Abwesenheit  der  Stauungspapille 
ischliessen.  Besonders  wichtig  ist  es  bei  dem  Syniptomcncomplex  der  Gehini- 
iwulst,  an  die  Möglichkeit  einer  Uraemie  zu  denken.  Letztere  erzeugt  absolut 
che  Zustandsbilder.  Entscheidend  ist  differentialdiagnostisch  nur  der  Befund 
Cylindcm  im  Urin.  Einfache  Albuminurie  kommt  z.  B.  auch  bei  Tumoren  der 
IIa  oblongata  vor.  Für  die  Diagnose  des  Sitzes  des  Tumors  ist  im  Hinblick  auf 
herapie  die  Fragestellung  eine  doppelte :  erstens  sitzt  die  Geschwulst  oberflächlich 
nicht?  und  zweitens,  wo  an  der  Oberfläche  ist  sie  gelegen?  Die  letztere  Frage 
ich  den  oben  aufgeführten  Sätzen  zu  entscheiden.  Für  die  Entscheidung  der 
ren  ist  die  Percu.<!8ionsempfindlichkeit  des  Schädels  zu  prüfen.  Findet  sich  eine 
mscripte,  intensive  percutorische  Schmerzhaftigkeit,  so  ist  wahrscheinlich,  dass  der 
»r  hier  oberflächlich,  nahe  der  Gehirnrinde  liegt.  Auch  eine  Veränderung 
'ercussionsschalls  im  Sinne  des  Bruit  de  pot  feie  spricht  für  oberflächlichen  Sitz 
ns).  Etwas  vorsichtiger  ist  eine  locale  Tympanie  des  Percussions.schalles  in 
ber  Richtung  zu  verwerthen. 

'herapie:  Wenn  man  von  den  syphilitischen  Gehirngeschwülsten  absieht,  so 
t  nur  eine  Behandlungsweise  zur  Beseitigung  einer  Gehirngeschwulst,  die  Opc- 
1.    Sie  ist  dann  indicirt,  wenn  die  Geschwulst  gutartig  ist   und  eine   oberfläch- 

Lage  an  der  Convexität   des   Gesammtgehims   hat,  oder  wenigstens  Malignität 

tiefe  Lage  nicht  feststeht.  Die  günstigsten  Aussichten  bieten  die  (Geschwülste 
notorischen  Region  einerseits  wegen  der  Sicherheit  ihrer  Localdiagnose,  anderer- 

wegen  ihrer  Zugänglichkeit.  Auch  Geschwülste  des  Occipital-  und  Temporai- 
ns sind  jedenfalls  zu  opcriren.  Die  Diagnose  auf  oberflächliche  oder  tiefe  Lage 
eilich  gerade  in  diesen  Gebieten  sehr  schwierig.  Man  kann  nur  befürworten,  falls 
iefe  Lage  nicht  sicher  feststeht,    doch  jedenfalls  auf  die  Chance  einer  obcrfläch- 

1  Lage  hin  zu  operiren.  Unter  den  Geschwülsten  der  Gehirnbasis  kommen  nur 
ligen  der  vorderen  Scbädelgnibe  in  Betracht,  und  auch  diese  sind  selten  völl- 
ig entfenibar.  Geschwülste  des  Gehirnstammes  sind  von  der  Operation  ganz 
{Schlössen.  Geschwülste  des  Kleinhirns  sind,  trotz  ihrer  schweren  Zugänglichkeit, 
zu  operiren,  falls  die  Diagnose  früh  gestellt  ist  (Ziehen).  Die  seitherigen  Er- 
ngen  über  Exstirpationsversuche  bei  Kleinhirngeschwülsten  sind  allerdings  nichts 
^r  als  ermuthigend,  zum  Theil  aus  technischen  Gründen,  zum  Theil  deshalb, 
die  topische  Diagnose  innerhalb  des  Kleinhirns  sehr  unsicher  ist. 

it  die  Anwesenheit  eines  Tumors  und  seine  Zugänglichkeit  für  die  Operation 
)St«llt,  und  fehlt  auch  jeder  Anhaltspunkt  für  Malignität,  so  bleibt  nur  noch  zu 
;en,  ob  nicht  Gehirnsyphilis*  vorliegt.  Sicher  lässt  sich  diese  oft  nicht  aas- 
issen.  Die  Angaben  der  Kranken  sind  oft  unzuverlässig,  und  gegenwärtige  uii- 
eutig  syphilitische  Symptome  können  bei  ausgesprochener  Gehirnsyphilis  ganz 
1.  Es  ist  daher  räthlich,  in  jedem  Fall,  welcher  die  Symi)tome  eines  Tumors 
etet,  vor  der  Operation  eine  energische,  8  wöchentliche,  nach  Horsley  6  wöchent- 
antisyphilitische  Kur  einzuleiten  und  zwar  am  besten  zunächst  eine  Jodkaliuni- 
lann  eine  Quecksilberkur.  Hat  erstere  oder  letztere  irgend  welchen  Erfolg,  so 
;ie  noch  länger,  über  die  8.  Woche  hinaus,  fortzusetzen.  Dabei  ist  zu 
iten,  dass  ein  Erfolg  der  Jodkur  keineswegs  sicher  die  syphilitische  Xatur  d«'r 
iwulst  beweist,  da  die  .lodsalze  gelegentlich  auch  auf  nicht-syphilitische  Ge- 
ilste günstig  einwirken.  Hat  weder  die  Jod-,  noch  die  Quecksilberkur  innerhalb 

2  Wochen  irgendwelchen  Erfolg  oder  erweist  sich  der  Erfolg  der  Jod-  bezw. 
tsilberkur  trotz  weiterer  Fortsetzung  als  vorübergehend,  so  hat  die  Operation 
ufinden,  immer  vorausgesetzt,  dass  die  oben  angegebenen  Bedingungen  erfüllt  sind. 
n  Laufe  der  Operation  kommen  noch  folgende  Indicationen  in  Betracht, 
bt  der  Augenschein,  dass  die  Geschwulst  nicht  circuniscript  ist  und  difl'us  in 
mgebung  übergeht,  so  ist  nach  bestimmten  Erfahmngeu  (Erb,  Oppenheim) 
wenigstens  eine  partielle  Exstirpation  zweckmässig  urul  daher  angezeigt.  Eben- 
Ibe  gilt  von  Tumoren,  welche  wegen  ihrer  Grösse  oder  ihres  tiefen  Eindringens 

vollständig  entfernt  werden  können.  Findet  man  nuiltiple  Tumoren,  so  soll 
dieselben,  soweit  wie  zugänglich,  sämmtlich  und  vollständig  entfernen.     Selbst- 


l'^^\iK.m,.    -  .. 


[Gehiriigcschwülste 


—     414     —^ 


ST   Owd 
ereq^g 

•    (Qffl 
titciiee 

3 


vcrstüiKlIich  ist  nur  ein  pallintivor  Krfolf;  zu  onvarten.    Sehf^<T;TrTr i "^^H 
<lie  ( »perationsfrajro   auoli  in  solchen  Fiilli.m,    wo    es   sicli   um    i:  ;«S 

hnndolt.    Durchwehe  sind  sie  m:ili|!^  und  dah<T  nach  den   oben   gcgoU'O«! 
eiiif  Oporation  ungeeignot.     Nur   wenn    die    primäre  Geschwulst,    t.   R.   ^ 
luifli   l'iir  .lahre  das  Leben  nicht   jjt'fährdet  und  ziipleich    die  ni' 
im  Gehini  sehr  grosse  Beschwerden  oiier  G<'fahren  bedint^t   untl    <l 
z.  U.  in  der  niotorisclien   Hindenregio«,  sehr  günstige  OpRr.itinnsaussict 
auch  iu  solchen  Fallen  die  (Operation  angezeigt.     Handelt  rs  sich   tun  r«' 
pirfiare.  Geschwulst,    soi   es  weil  eine  Localdiagnosc  nicht  gelingt  (ca. 
Fälle    nach    Bruns),    sei  es  weil  die  Geschwulst  an  einer  uiizugftnglit 
zunehmen  ist  (nochmals  ca.  30  pGt.),    so  bleibt  zu  erwäpen,     ob   nicht] 
nation  die  Gebirndrucksteigerung  beseitigt    und    damit    der   Kranke    ffl 
von  (|ualvollen  Beschwerden  befreit  werden  kann.     Kopfschmerz,  Schwi 
optica  etc.  krinnen  nach  einer  solchen  Palliativeperation  für  viele  Mon.itr  rwi 
Horsley    und    .Macewen    behaupten  sogar,  dass  gelegentlich  nach  der  Ti 
eine  Degeneration  der  Geliinigeschwulst  einzutreten   scheine.      Diese  r.illüU 
tion    ist,    wenn    angängig,    an  dpmjoiiigeii  Urt  vorzunehmen,  auf  welchen  i 
einige    Symptome    hindeuten,    um    eventuell     wenigstens    Theilo    der    Gwd 
entfernen,     l'^ehlt   jeder    Anhalt,    sn    tre)innire    man  über  dem  hinter 
schnitte  des  rechten  .Scheitellappens.     Kehren  später  die  Symptome  wie 
zweite  Trepanation  statthaft.    Ilurch  Function  kaim  maa  sich    flberze 
licher  Hydrocephalus  internus  besteht,  und  durch  Ablassen   des   letztere 
Kntl.-istung    dos    Gchinis    herbeiführen.     Auch    die    Lumbalpunction    (Ql 
sclieiiit  zulässig  (.W  g),  doch  ist  sie  oft  unwirks.im,    weil    ein   we-*eutlicliec 
phalus  garnicht  besteht,  vielmehr  die  Ventrikel  bereits  völlig  roinpriin 
Abgesehen  von  dieser  Palliativtrepanation  kommt    für  die    iinip-r.ill 
eine  energische  .lodbehandiung  in  Betracht.     Wie  bemerkt,   wirken  .lod 
auch  auf  uicht-syphilitisrhe  Geschwülste   des  (iehrrns    günstig.      Man 
lange  täglich  4 — S  g  .lodkalinni  oder  .Intlnatrium.     Weniger  ist  von  .Xcidaa 
sum  zu  erwarten.     Unter  den  symptomatischen  Indicationeu  steht  die  Um* 
(juälenden  Kopfschmerzen  obenan.    .Man  versuche  letztere  zunäcb.st  durch  Bm 
(5,0),  Antipyrin  (1,0),  I'henacetin  (0,8)  oder  KofTeTn  (0,1)  zu'  lindem.     Am 
nationen  dieser  Mittel  bowilhren  sich  zuweilen.    Versagen  diese  Mittel  und  ' 
l'alliativtrepanation    nicht    ge.<tattet,    so    bleibt  nur  die  l>arroichung  vou  \ 
Eisbla.sc,  Blutegel,  Vesicantien,  Ferrum  candens,  Font.inellen,   Ha:u^eil  sind  % 
oft  versucht  wurden  und  haben  sich  gcli'gentlich  bewahrt.      I);is   Krii 
Kispillen  zu  bekämpfen.     Gegen  die  Kranipfanfilllc   bewährt  sich    < 
natrinm    am    besten.       Der  Alkoholgenu.ss  ist  einzuschränken.    An>; 
liehe   Ariicit  i.st,   wenn  mflglich,   zu   verbieten.    Kegohuig  des  Stuhl;;iii,-    -» 
zur  Verhütung  von  Congestionen. 

(ichirnliäiite.     1.  Krankheiten  dor  harten  Gehirnhaut. 

ai    l'acliymeningitis   externa.     Sie  ist  stets  .secundar.      Nam« 
nach  Kopftraumen,    im    Anschluss    an  Erkrankungen  der  SchädelknocJi 
Anschtuss    an    ein   Krysipd    der  behaarten  Kopfhaut  beobachtet.     Selb 
deutnng  hat  sie  niemals.   Zuweileu  entwickelt  sich  aus  ihr  ein  estr 
welcher  zur  Trcpanaticn  zwingt. 

ii)    t'achy meiiingit is  interna.     Kliiiischo  Bedeutung  hat   nur  lU 
gische  Form.     Sic    ist    im    vorgeriickten    Alter    weitaus    am  \\ 
F.llle    beobai'hlet    man    auch    bei    clironischeni  .Mkohidismus. 
häufige  lifglcitcrscluiiunig  der  Demctitia  .senilis  uiul  l>ementia  iiarai>iie 
allgemeinen  Hlulknnddieiti'U  (licnkaemic  etc..)    konnxt  sie  vor.      Ktwa 
alb-r  Fidle  ist  sie    dop|)elseitig.     8yn)|>lome   fehlen  in  den   leichte-stcii  Flu 
lu   etwas   schwereren  benbaclitet  m;in  Fieber,    bis    über  40*,    leichte  l)clitw«( 
rische  Unndie    und  Koiifschmerzen,    sowie  eine  leichte  Benoiumcnheit.    In  € 
Fällen  (llaematom  der  Dura  rnater)  entwickeln  .sich  schwere,  oft  UJdtlie 
des  Gehirndnicks.     Die  Pupillen    sind    meist    abnorm    eng.     üeberwi«" 
niein'ngitis  halbseifig,  so  entwickelt  sich  meist  r-ini-  Hemiparese.    Bald 
ausgeprägte  epileptiforme  Anfälle,    bald    zerstreute   klonische  Zuckung 
mischte  Heniiaiiaesthosie  ist  mehrfach  beobachtet  (Ziehen).  Üer  Verlauf 


it.    Ib4 

i 

mfSni 


[GeUnihSnte  —    415    —  Oehimh&ute] 

ii  weise,  sehr  oft  auch  chronisch.  Für  die  Therapie  kommt  meist  nur  geistige  und 
1  körperliche  Ruhe,  Application  einer  Eisblase,  vorsichtige  Verabreichung  von  Abführ- 
if  mitteln  und  üeberwachung  (!)  in  Betracht.  Bei  sehr  kräftigen  Individuen  sind  Blut- 
egel oder  Schröpfköpfe  zu  beiden  Seiten  der  Pfeilnaht  zu  appliciren.  Bei  älteren 
£  Haematomen  ist  schon  mehrfach  mit  Erfolg  das  Hacmatom  operativ  ausgeräumt 
j.  worden  (Jaboulay).  Der  Kopfschmerz  ist  mit  Antipyrin,  Phenacetin,  Antifebrin, 
j,    ev.  auch  mit  Morphium  zu  bekämpfen. 

.,  c)   Traumatische    Blutungen   der  Dura.    Unter  diesen  spielt  diejenige  der 

j".  Arteria  meningea  media  die  grösste  Rolle.  Ihre  Erkennung  gehört  zur  Diagnostik 
^  der  Gehimverletzungen*.  Stets  ist  Eröffnung  der  Schädelhöhle  und  Unterbindung 
^,   der  zerrissenen  Arterie  vorzunehmen. 

d)    Geschwülste    der    Dura.      Die    Corpuscula    arenacea   und   flachen   Ver- 
r,   knOcherungen  der  Dura  sind  bedeutungslos.     Unter   den  primären  Geschwülsten  der 
Ij    Dura  kommen  namentlich  Psammome,  Fibrome  und  Endotheliomc  in  Betracht.     So- 
'     oondär  finden  sich  namentlich  Carcinome.    Ihre  Erkennung  und  Behandlung  ist  die- 
jenige der  Gehirngeschwülste*. 

2.   Krankheiten   der  weichen  Gehirnhaut,    a)  Leptomeningitis 
pttrulenta  acuta  simplex.    Diese  entsteht  bald  durch  fortgeleitete  Entzündung,  so 
namentlich    bei   Schädelverletzungen   und    Otitis  media,   mit  Felsenbeincaries,    bald 
durch  Vermittelmig   einer   vereiternden  Venenthrombose,   so  z.  B.  bei  Parotitis,  Fu- 
runkeln in  der  Halsgegend  etc.,  bald  in  Folge  einer  Aligemeininfection,   so  bei  Py- 
'    aemie,    bei   den    acuten   Infcctionskrankheiten  etc.     Die   epidemische  eitrige  Lcpto- 
'    meningitis   entsteht   durch   einen  speciellen  Infectionsträger   und  soll  unten  specieli 
^    besprochen   werden.    Am    häufigsten   findet   man    Fränkel's   Pneumokokken.     Der 
■*    Eiterungsprocess  breitet  sich  vorwiegend  auf  der  Convexität  des  Gehirns  aus.    Anderer- 
^    leits  erstreckt  er  sich  in  schwächerem  Grade  auch  auf  die  weiche  Rückenmarkshaut. 
*    Stets  ist  auch  die  Gehirnrinde  oberflächlich  verändert  (Hundzellenansanimlungen,  ca- 
''>'  piUare  Blutungen,  seröse  Durchtränkung).   Mitunter  findet  sich  Hydrocephalus  internus. 
*••        Die  Hauptsymptome  sind:    Kopfschmerz,  Bewusstseinstrübxmg,  gewöhnlich  ein 
'  '■'.  Wechsel    von   Delirien    und    Somnolenz,   motorische  Unruhe,  Schwindel,    allgemeine 
~  '  sensorische  Hyperaesthesie ,  Empfindlichkeit   gegen  Berührung,  Licht,  Geräusche  etc. 
*  Stets  besteht  hohes  Fieber.    Der  Puls  ist  oft  sehr  wenig  beschleunigt,  mitunter  sogar 
'•'•  Terlangsamt.    Erbrechen  ist  häufig.    Meist   besteht  Obstipation.    Alle   Reflexe    sind 
^  •  gesteigert.    Früher   oder    später   tritt   Nackenstarre    ein.     Häufig   treten  mehr  oder 
-     weniger  flüchtige  Augenmuskel- und  Facialislähmungen,  sowie  Neuritis  optica  auf.    Sehr 
oft  besteht  Mastication.     Die  Pupillen    sind    anfangs   eng,  später  weit.     Im  weiteren 
Verlauf  können    allgemeine   oder   halbseitige   Krampfanfälle,  Lähmungen  und  Con- 
tracturen  eintreten.   Der  Tod  erfolgt  binnen  1 — 2  Wochen  im  Coma.   Heilungen  sind 

-  extrem  selten  (Gowers). 

Für  die  Diagnose  ist  die  Betheiligung  der  Gehinmerven  und  die  Nackensteifig- 
keit entscheidend.  Am  schwierigsten  ist  die  Unterscheidung  von  acuter  eitriger 
Otitis  bei  Kindern.  Diese  täuscht  zuweilen  alle  Symjjtomo  der  eitrigen  Meningitis 
Tor  und  nur  die  rasche  Besserung  mit  Ablauf  der  Otitis  klärt  die  Diagnose  auf. 

Therapie.  Absolute  Bettruhe  in  einem  ruhigen,  verdunkelten  Zimmer  ist  an 
"  erster  Stelle  anzuordnen.    Femer  ist  durch  grosse  Dosen  Kalomel  eine  Ableitung  auf 

-  den  Darm  zu  versuchen.  Mehrfach  ist  auch  Natrium  salicylicum  empfohlen  worden 
A),5 — 1,0  2 — 4  mal  täglich.)  Blutcntziehungon  sind  nicht  angezeigt.  Einreibungen 
Qes  geschorenen  Kopfes  mit  grauer  Salbe,    sogenannter  Pustclsalbe   oder  .lodkaliuni- 

«albc,  können  versucht  werden.     Auch  Vesicantien    in  der  liegend  d(!S  Hinterhaupts 

Folien  zuweilen  einen  palliativen  Erfolg  haben.    Aufrecht  rühmt  die  Wirkung  heisser 

^Oder  von  40"  C,  10  Minuten  lang.     Bei  der  absoluten  Ungünstigkeit  der  Prognose 

V^jrd   es  sich  namentlich  darum  handeln,  die  ({ualvolLstcn  Symptome  zu   lindern:    so 

^kekämpfo  man  den  Kopfschmerz  durch  Auflegen  einer  Eisblase,    kalt«!  Begiessungen 

^^es  Kopfes,    event.  auch    durch    Morphiumeinspritzungen,    das  Erbrechen  durch  Eis- 

^^llen  oder  schwächere  Morphiumeinspritzungen,  endlich  die  Delirien,  die  motorische 

^Onruhc  und  die  Krampfsymptome  mit  öfteren  ("hioraldosen.    Gegen  das  Fieber  kommen 

'^teisser  Natrium  salicylicum  Antipyrin  und  Antif(>brin  in  Betracht.    Selbstverständlich  ist 

^3er  Krankenpflege  und  Ernährung  grö.sste  Aufmerksamkeit  zu  widmen:  dabei  venneido 

^Mnan  Alkoholgetränke  und  gebe  vorzugsweise  Kafl'ec,  Thee,  Milch,  Beeftea  und  Eier. 

""^  "  ausgeprägten  Gehirndracksymptomen  kann  die  Limibalpunction  versucht  werden. 


[(äeliiriihiiiitß 


—     416 


UeUi 


m 

ftml 


Opcnitivc  Kinfrriffc  koinnion  im  üelirigfn    zu    spSt:    sie    können    <larch  m 
energische  und  Kor{;f:ilti(ro  Behandlung;  von  chronischen  Mittelohreitcruuiren. 
Verletzungen,  Furunkchi,  Karbunkrln  am  Halso  etc.  die    eitrige   M.  i 
die  bereits  eingetretene  nicht  mehr  beseitigen.    Bei  nicht   zu  ansg«-! 
Meningitis   ist   allerdings  einige  .M:ile    (Macewen,    Stowart)     mit    LtM^ 
worden.    Die  Trepanation  konitiit  bei  otitischer  Aetiologie    unisomehr  in 
die  Untersclieiiiuiig  von  ciiirnn  nieningealen   ntitischen   .\b.srcss   st-br  uiiKicb' 

b)  Leptomeningitis  acn ta  puru lonta  epidemica.  Am  h.üutigslpii 
Kinder  in  den  5  ersten  Lebensjahren.  Ausser  dem  epidcniischon  Anftn't"' 
auch  ein  sporadische.s  vorzukommen.  Im  Hochsommer  pflegt  die  Rpidemii 
lassen.  Der  Infectionsträger  ist  noch  nicht  sicher  bestimmt.  Ute  Infectji 
durch  die  Nasen-  und  Rachenhöhle  zu  erfolgen.  Besonders  gofShnIi*t  ist  di 
Bevölkerung.  Der  pathologisch-anatomische  Process  deckt  sich  mit  derajrj 
nichte[)idemischen  Form  (s.  o.).  Die  Incubation  .scheint  kurz.  Vorboten 
fehlen.  Die  Krankheit  selbst  beginnt  meist  mit  einem  Schüttelfrost.  Dam 
Kopfschmerz,  Schwindel,  allgemeine  sensible  und  sen.sorische  Hyperae.>thi*«ie 
brechen.  Fieber  bis  zu  40"  (selten  mehr)  tritt  ein.  Her  Pul.s  i.st  sehr  4 
schlemiigt.  Bei  Kindern  sind  initiale  Krannifanfiille  nidit  .seiton.  Weil« 
Somnolenz  meist  mit  Delirien,  spHter  f'oma  ein.  Nackensteifigkeit  besteht  n 
2.  Tage  ab.  Der  Leib  ist  kahiiförmig  eingezogen.  SpHter  dehnt  sich  der 
Ivi'ampf  weiter  aus  (Tri.sraiis  etc.).  Sehr  oft  besteht  Hetontio  urinac  und  nba 
Auch  enthält  der  Trin  fast  stets  Kiwei.s.s.  Die  Pupillen  sin<l  eng  und  oft  i 
s)».1ler  weit  und  oft  liditstarr.  Die  (lehirnnerven  sind  ebenso  wie  bei  der  q 
demischen  Form  betheiligt,  namentlich  auch  die  Hürnerveii.  Auf  der  tiv 
man  .sehr  oft  Fferpes,  namentlich  im  Gesicht.  Die  Krankheit  eniiet  mi« 
wenigen  T:igen  tiidtlich,  ()f1  erstreckt  sie  sich  auch  remittirend  über  mehrere 
Bis  zu  vier  Fünftel  aller  Fälle  führen  zum  Tode. 

Therapie.     Znii-Ichst   sind    alle    für    die    nicht-npideinische  Form 
Ma.a,ssregeln  auch  hier  durchzufnhren.     llie  Reti-ntio  urinac  erfordert  »"»ftcTP 
risalion.     Ableitung  auf  den  Darm  durch  Kalono'l,  Kicinusöl     oder  .'alupa  U 
falls  angezeigt.     Auch  Wirbelsäule    und    Nacken    sind    auf  Kis  zu    betten. 
<)ualvolleu  Schmerzen  spare  man  niciit  mit  Morphiuminjectionen.    Da  auch  va 
tireiuler    und   selbst  ein  intertuiltiremler  Verlauf    vorkommt,     ist    auch    bei  « 
Be.sserung  die  peinliche  l'ortfühnmg    der    angegebenen  Behandlung    für  linH 
geboten. 

c)  Leptonieningitis  tnberculosa,  Tubereulose  der  weichen  U 
haut.  Die.se  Form  i.st  niem.ils  jjrimilr.  Am  hiUitig.sten  ist  s'w  zwischen  «lern 
10.  Lebensjahr.  llerediliU  spielt  eine  grasse  Rolle.  Vorzugsweise  i  • 
(ieliiniltasis  befallen,    namentlich    die  liegend  zwischen  Chiasnia   unii 

die  Vallecula  Sylvii.    (Mt  besteht  llydrocephalus  intenms.    Die  Riirken  ' 

meist  in  sehr  vii-l  geringerem  Cirade   betln^iligt.     Cnmplication    mit  ii  •( 

culose  kommt  vor.  Im  Febrigen  wird  jedimfalls  die  Gehimritnie  in  paiiJ  iB 
Weise  in  Mitleidenschaft  gezogen,  wie  bei  der  nicht-tuberculösen  Leptom« 
Im  \  erlauf  la.ssen  sich  zwei  Staiiien  untersclieiden : 

t.  Dius  Stadilun  der  Vorboten,  welches  fast  niemals  vemii.^ött  wlnl  uDii  sc 
über    mehrere    Wochen    erstreckt.     Die    bald    reizbare  bald  apathische  bilJ 
liehe  Stimmmig  des  Kindes  fällt  auf.     Der  Schl.if  ist  f.ost  stets  gestArt,    äxT  / 
gering,  der  Stuhlgang  angehalten.     Die  KrnHhrnng  geht  zurück.     Ocftcr  wirl 
knirschen,  zuweilen  bereits  Strabismus  beoba*'htet.     Die  meisten  Kini^  ' 

unbestimmte  Schmerzen,  namentlich  im  Kopfe.     Dabei  besteht  fast  !si  i 

und  sensorische  nyi)erae,sthesie.  J 

2.    D.n.s  Hauptsladium.     Meist   entwickelt    e.s    sich    alimahiicb.     Im    .Mlr*^ 
derkcn  sich  seine  SvmiJtome  mit  denjenigen  der  nicht-tuberculösen  >' 
beobachtet  also:    Kojifschmerz,  Schwimhd,  zunehmende  Bewus.stseins^;  ' 

nmtorische  Inriihe,  Obsli|iatio!i,  oft  auch  Krbrechen,    Einziehung  des  ^ 

Die    Temperatur   und  der  Puls    zeigen  die  grössten  Schwankungen.     \i.i 
temperaliu'en  und  leichte  Pulsverlnngsammig   herrschen  im  Ganxen  vor. 
selten.     Im  .Augenhintergnmd  findet  man  zuweilen  Chorioidaltuberkel. 
meist  eiwcisshaltig.     l'ie  Respiration  ist  un  rege  Im. ■Issig,    gegen    dx-»  Leb 
iüt  (Jbeync-Stokossches  Athnion  sehr  häurig.     Unter    den    Gebinmc 


ihSnt« 


—     417     — 


Gehirnhäute] 


nmuskelnerven,  der  Sehnerv  und  der  Facialis  am  häufigsten  betroffen.  In  den 
mitäten  findet  man  Mono-  und  Hemiplegien  bald  sehr  flüchtigen,  bald  stabilen 
icters.  Daneben  beobachtet  man  bald  einzelne,  zerstreute  klonische  Zuckungen, 
Anfälle  vom  Charakter  der  JacTtson 'scheu,  seltener  solche  vom  Charakter  der 
nen  Epilepsie,  bald  endlich  Contractionen.  Auch  Aphasie  kommt  zuweilen  vor. 
endet  das  Hauptstadium  binnen  2 — 3  Wocheu  mit  dem  Tode.  Zum  Schluss 
negen  die  Lähmungserscheinungen  gewöhnlich  .sehr  entschieden, 
eilungen  sind  extrem  selten  (Gowers,  Dujardin-Keaumetz)  und  es  erklären 
jedenfalls  viele  Berichte  über  Heilungen  aus  diagnostischen  Irrthömem.  L)a.ss 
ng  nicht  absolut  unmriglich  ist,  ergiebt  sich  wohl  daraus,  dass  man  bei  Sectionen 
entlich  als  zufälligen  Befund  alte  verkalkte  Meningealtuberkel  constatiren  kann, 
ie  Therapie  beschränkt  sich  fast  ganz  auf  die  Prophylaxe.  Diese  besteht  in 
r,  gründlicher  chirurgischer  Entfernung  jedes  tuberculösen  Herdes  in  den  Ge- 
rt, Knochen  etc.  Besondere  Beachtung  ist  der  tuberculösen  Otitis  und  der 
rculose  der  Nasen-Rachenhöhle  zu  schenken.  Ausserdem  kommt  bei  belasteten 
»rn  alles  in  Betracht,  was  wir  gegen  die  Entwicklung  einer  Tubercuiose*  im 
meinen  anordnen  können.  Im  Prodromalstadium  wird  man  Ableitung  auf  den 
,  in  ähnlicher  Weise  wie  bei  der  nicht-tuberculösen  Meningitis  versuchen.  Auch 
ibungen  des  geschoreneu  Kopfes  mit  grauer  Salbe  oder  Jodoformsalbe  (Mole- 
tt)  kommen  in  Betracht.  In  einem  einzigen  diagnostisch  ziemlich  sicheren, 
leilung  gelangten  Falle  wurden  täglich  2  Jodoformeinreibungeu  des  Schädels 
nommen  (Ziehen).    Vor  der  Anwendung   des  Tuberculins    ist  zu  warnen.    Ob 


en). 
sich 


luomatrium*  sich  bewährt,  bleibt  abzuwarten.  Die  motorische  Unruhe  und 
•elirien  sind  mit  BrouLsalz  und  Chloral,  event.  auch  Chloralamid  zu  be- 
fen.  Im  üebrigen  ist  die  Behandlung  ebenso  wie  bei  der  nicht-tuberculösen 
.    Ventrikel-  oder  Lumbalpunction  scheinen  mitunter  die  Symptome  zu  lindern. 

einige  Heilungen  sind  beschrieben  worden  (z.  B.  Frey h  an). 
)  Lcptomeningitis  gummosa,  Syphilis  der  weichen  Gehirnbaut,   tritt 
als  circum.scriptes  Gumma,  bald  als  difliuse  gummöse  Infiltration  auf.     Die  Be- 
ung  beider  F'onnen  ist  unter  Gehimsyphilis*  nachzulesen. 
)  Geschwülste    der    weichen    Gehirnhaut.    Von   der  Pia  mater    nehmen 
r  Tuberkeln  und  Gummiknoten  auch  nicht  selten  andere  Geschwülste  ihren  Aus- 

so  namentlich  manche  Carcinomc,  welche  sich  flach  in  dünner  Lage  über  weite 
ken  der  Oberfläche  ausdehnen.  Auch  Cysticercusblasen  finden  sich  besonders 
;  im  Subarachnoidalraum  der  weichen  Gehirnhaut  und  bilden  Geschwülste*. 
)  Blutungen  in  der  weichen  Gehirnhaut.  Solche  kommen  durch  Ge- 
erletzungen*  zu  Stande.  Eine  besondere  Stellung  nehmen  die  Blutungen 
ie  weiche  Gehirnhaut  ein,  welche  während  der  Geburt  auftreten.  h'w. 
ication  der  Zange  scheint  in  diesen  Fällen  eine  geringere  Rolle  zu  spielen  als 
ängere  und  stärkere  Conipression  des  Kopfes  während  des  Geburtsactes  (abnorme 
I    Beckenenge,  Erstgebärende).    Die   ersten   Symptome   werden  gewöhnlich  erst 

einigen  Monaten  bemerkt.  Oefters  konnnen  initiale  Krampfaiifälle  vor.  Die 
tsymptome  sind  jedoch  Pare.sen  der  Rumpf-  und  Extremitätenmusculatur,  Coordi- 
nsstörungen  und  Contracturen.  Meist  sind  alle  Extremitäten  befallen,  seltener 
)eide  Beine  oder  Arm  und  Bein  einer  Seite.  Nicht  selten  sind  auch  atheto- 
j  oder  choreatische  Bewegungen.  In  dpr  Mehrzahl  der  Fälle  besteht  ein  erheb- 
r   Intelligenzdefect.      In    späteren   Jahren    ist   eine  langsame  Besserung  häufig. 

fslliio'lfp.it.    711    «rfiVion   lind    711    stphpn.   wird    KolKit  in    dpn    srliwprstpn    FHllon    nit^iKt 


rdchirnliHHtP 


—     41R    - 


npfiirnlij 


Li'|(tfinu'ningitis  hpzcichiuMi,  wolohr-  rlironisdr.  ohne  Kitorbikluiip  vcrläafl  tri  i 
(icni  [latholopisclu'M  Anatomen  inakrusknpisi-li  als  firiß  weissliche  TnilM 
regelmässig«'  Verdickung,  mikroskopisch  als  eine  Vermehrung  der 
fihrillen  unil  der  '/.ugeliörigeu  Kuriif*  der  Arachnoidea  darstellt.  Meist  .-i 
die  fiehirnriiKif  mikroskopisch  erkrankt.  Die  l'ia  haftet  der  Oberfiürhe 
an.  Seiten  wird  Hjürocephalns  extonius  und  aurh  internus  v»Tinis»t. 
kommt  es  zu  üssiticatiim.  lÜe  Bedeutung  einer  selbstständigen  Krankheit  biti 
Form  der  Leptonieningitis  f.Lst  iiii'tnals.  Sie  hegleitet  .sehr  hUußg  dm 
Alktthdlismus,  stels  die  Dementia  jTaralytira  mid  |)ementia  senilis.  AurJi  kn 
n-n  Formen  des  angelKirfneii  und  erworbenen  Schwachsinns  ist  sie  nicht 
namentlich  hei  Pementia  eiiile|)tiea.  Auch  an  Narben,  welche  ein 
hinterlassen  bat,  scheint  sie  sicli  anschliessen  zu  kdnnen.  Vnn  der  fniromiM^ 
niiigitis  blast  sie  sich  oft  schwer  unterscheiden. 

Die    Symptome    und    die   etwa  in  Betracht  kommtiudeu    thernpeiitisfbin) 
re^ln  sind  in  den  Artikeln  Dementia  jiaralytica,  Alkoholisinus    chronici-  ■■<■ 
zulesen.     Wenn    eine    syphilitische  liifection  nicht  ganz   bestimmt  aiis7i 
ist  unbedingt  eine  energische  (i'uecksilber-  oder  Jodkiir  angezeigt..      In  :iii>m  m 
Füllen  sind   wir  gegen  den  meiiingitischeii  Proce.ss  selbst   vfillig   machtlos 

xnflB 

(ieh!mhydrocephaIu8.      M.in    unterscheidet    Hj-drocephalus   internus    und    <»xt^n>ii«- 

bezcichiiet  die  Erweitern ug  und  abnorme  Fiillinig  des  Veiitrikelsystems,   I    ■ 

U7id  abnorme  Füllung  lic.-i  .Subaiacbuoidalrauiiis.     Ob  EpciidynicntzündxiriL 

Ventrikelcommunication    die  Hauptrolle    spielt,    ist  üweifelhaft.      Beide   K' 

nur  Begleilerscbeiiiungeri  diffuser  rirgiitiiseher  ijehirnkraukheiten,   z.  B.   bei 

oder  senilis,  Meningitis    etc.      Bei    dem    angeborenen  Schwachsinn    tiadct    er 

Eine  idiopathische  Form  des  erworbenen  Hydrocephalns  ist  von   Oppenheim. 

beschrieben  worden.     Entweder  verläuft  er    acut    unter    dem  Bilde    der  LrptotiiMin! 

mehr  chronisch  unter  dem  Bilde  des  liehirntumors.     Die  Diagnose  ist  äusserst  un 

die  Therapie  kommt  einstweilen  nur    der  congenitalc  Uydroccphalus    in  !'•  '- 

von    allgemeiner    Pflege    sind    Abführmittel,    Diurctico,    Jodsalze,    Queck- 

worden,  sie  .sind  jcduch  fast  stets  erfolglos.    Die  Cumpression  des  Schädels  >i'ii 

streifen    (Treusseau)    oder    elastische  Bivnder    ist    geradezu    gerdhrlich.      .\Mcitun{  «^ 

SchHdelhaut  ist  gleichfalls  gerallieu  worden,  und  zwar  auch  bei  dem   idiopatbisrheu 

Kydrocephabis    (Haarseil.  Oppenheim  —  Einreibung  von  Brecbweinsteinssibe. 

Mehr  .^u^isiehl  bietet  vielleicht  die  chirurgische  Intervention  in  F'orm   einer  dirccU 

des  Ventrikels  im  äusseren   Winkel    der  grossen  Fontanelle.     Man   entleere  longsaai  (!? •! 

und  wiederhole  dies  Vcrtalircn  eventuell  vierteljährlich.    Leichte  Comprcssion  n»<'h  •'- f 

ist  rathsam.     Nachfolgende  .lodinjection    und  Drainage    (Bergmann,    Keeni 

unbedenklich  (Nuijons).     Auch  die  Quincke'schc  Lumbalpunction  kann  vcr>u._: 


(i)ehimbyperaemle.    Man  unterscheidet  activu  und  passive  Gehirnhyperaemie. 

stets    in  AnraUcn  auf,    welche  .sich  mit  den   sogen.innten  Congestionen*  decken.    Di«  ] 
oder  Stauuugshyperaumie  ist  ein   chronischer  Zustand,    welcher    durch   Hemmuuf  d»  ' 
Abflusses  aus  dem  (iihiru  hervorgerufen  wird.    Sic  lindet  sich  bei   uucompensirten  Be 
Emphysem,  Strumen  und  anderen  (ieschwiilsten,  welche  die  Vena  jugul.iris  !•'.■"• 
Mediastinaltumorcn,  welche  auf  die  Vena  cava  superior  einen  .stärkeren  \' 
Ihre  Symptome  sind:     Kopfschmer?,,  Funkensehen,  Sonniolcnz,  geistige   uo'i  ..  ., 
keit,  zuweilen  auch  klonische  Krampfanfälle  mit  oder  ohne  Bewu.sstseinsvcrli«T. 

Die  Therapie    der    passiven  Hypcraemie    hat    namentlich    alle    diejenigen  P» 
verhüten,  welche  die  Stauung  vcrsliirken.     D.iher  ist  Obstipation  zu   vermeidcDt 
Lage  des  Kopfes    und   jede    grössere  Muskolanstrengung   zu  verbieten.     Di--  He 
durch  kleine  Digitalisdosen  /.u  verst.irken    und    zu  reguliren.     Sehr  ■ 
pas.sive  Gymnastik  der  Eitremitiileu,  namentlich  i[i  den  distalen   Geb 
active  Gymnastik  (ohne  Gewichte!     mit    vielen   Pausen    und    sehr    langsam' i    «H 
haft   Auch  Frottirungen  mit  kühlen  nassen  Tüchern,  sowie  kalte  Fu.ss-  und  Sitibv^ 
10  Minuten)  können  verordnet  werden.     Langsame  Spaziergänge  sind   erlaubt. 
zu  verbieten.     Kaffee  und  Thec  sind    hnrmlos,    Alkohol    ist    zu     vermeiden.     I' 
aufnähme    ist   im  Ganzen   oinzuschriinken.    Zur  Milderung  des  Kopfschmcnes  kdaa>  I 
Morgens  und  Mitt.-igs  je  0,05,  in  Betracht. 


(iehirnhfpertropliie  ist  klinisch  ein  im  Vcrh,altniss  zum  Rauminhalt  der  Schnd>*llcifw(  < 
Gehirnvolumen  ohne  Geschwulstbildung  und  chnc  Hydrocephalus.     Sie   ko;:: 
Zuweilen  scheint  sie  mit  Rachitis  zusammeri/.uhängen.    Ueber  die   Sympti.i, 
bekannt.    Eine  Therapie  kommt  daher  bislang  nicht  in  Frage. 


i[OeUniiiekn>se  —    419    —  Gehirnsjrphilis] 

.CMÜmnekrose.    Nekrotische  Vorgäoge  im  Sinne  der  pathologischen  Anatomie  sind  im  Gehirn 
^     sehr  häufig,  tbeils  mikroskopiscli  (Coagulationsnekrose  der  Ganglienzellen  bei  manchen  Rinden- 
erkrankungen),   tbeils    makroskopisch,   z.  B.  bei   traumatischer   Zertrümmerung   des   Gehirii- 
gewebcs,  bei  Embolien  und  Thrombosen  etc.      Sic   haben    niemals    die  Dignität  einer  sclbst- 

•  ständigen  Krankheit.  Ihre  Behandlung  füllt  daher  mit  der  Behandlung  derjenigen  Krankheiten 
'■     susammen,  in  deren  Verlauf  die  Nekrose  auftritt.  »iphrv 

iCleUmoedem,  d.  i.  seröse  Durchtränkung  des  Gehirngewebes,  findet  sich:  1.  bei  .all- 
gemeiner Atrophie  der  Gehimsubstanz  neben  Hydrocephahis*  cxtenius  und  internus; 
2.  als  allgemeines  Stauungsoedem  bei  chronisclien  Herzkranklieiten,  Herzschwäche 
und  acuten  wie  chronischen,  die  Re.spiration  beeinträchtigenden  Lungcnkranklieiten, 
wie  Pneumonie  etc.;  3.  als  locales  Staiumgsoedem  in  der  Umgebung  von  Geliirn- 
geschwülsten,  encephalitischen  Herden,  zuweilen  auch  Blutungen:  4.  als  locnle  Folge 
des  Verschlusses  eines  arteriellen  GefAsses,  namentlicli  bei  Gehimembolie  und  Gehirn- 

.  thrombose;  5.  in  tödtlich  verlaufenden  Fällen  von  Uraeniie",  von  Status  epiiepticus, 
Delirium  acutum*;  6.  bei  Meningitiden. 

In  allen  diesen  Fällen  hat  das  Gehimoedeni  keine  .selbstständige  klinische  Be- 
deutung. Sein  Uauptsymptom  ist  überall,  wo  es  allgemein  auftritt,  ein  mehr  oder 
weniger  tiefes  Coma.  Ein  locales  Gehimoedem  fügt  zu  den  vom  Herd  selbst  enseugten 
Symptomen  neue  hinzu,  welche  auf  die  seröse  I>urrhtränkung  der  Umgebung  zu  be- 
liehen sind.  Ks  wirkt  diese  Durchtränkung  vorzugsweise  functioiishemmend,  selten 
reizend.  Das  locale  Oedem  bei  Kmbolie  und  Thrombose  ist  an  dem  Zustandekommen 
des  apoplektischcn  Insultes,  welcher  beide  Krankheiten  oft  begleitet,  betheiligt.    Ein 

-  Gegenstand  der  Therapie  ist  dxs  Oedem  selbst  in  allen  solchen  Füllen  kaum.  Es 
wird  sich  immer  nur  darum  handeln,  die  zu  Gnmde  liegende  Circulationsstörung  zu 
beeinflussen. 

Als  selbstständige  Krankheit  wird  oft  das  acute  congestive  Oedem  Huguenin's 

•'    aufgeführt.    Kopfschmerz,  Ohrensausen,  Schwindel  mul  F'unkensehen  sollen  das  Krank- 

■■''.    heitsbild  einleiten.    Zugleich  oder  etwas  später  erscheinen  <.'ine  krankhafte  Heizbarkeit 

•  und  Weinerlichkeit,  Hyperaesthesie  gegen  alle  Sinnesreize  und  Schlaflosigkeit.  Fieber 
kann  fehlen.  Erbrechen,  Verstopfung,  auffällig  starkes  l'ulsiren  der  Fontanellen  ist 
hSufig.     Oft  zeigen  sich  Herdsyniptorae,  liäufig  ist  auch  Strabismus.      Fast  stets  b<!- 

'..    steht  Zähneknirschen.     Das  BewiLsstsein  ist  .stets  getrübt:    oft  kommen  Convulsionen 

5    hinzu.    Der  Tod  kann  schon  nach  wenigen  Tagen  eintreten.    Es  ist  sehr  zweifelhaft, 

:■    ob  dies  sicher  vorkomniende,  sogar  keineswegs   seltene  Krankheitsbild    wirklich  auf 

einem   acuten    congestiven  Oedem    beruht.     Wahrscheinlicher  ist,   d;uss  es  sich  um 

encephalitische  Vorgänge  handelt. 

Die  Therapie  besteht  aus  folgenden  Maassregeln :  Bettruhe  in  verdunkeltem  Ziniitaer, 
Femhaltung  aller  intensiven  Sinnesreize,  vorsichtiger  flüssiger  Ernälirang  (in  Anbe- 
tracht der  nicht  seltenen  Schluckstörung),  Applic:itio)i  einer  FMsbhts«^  auf  den  Kopf, 
Ableitung  auf  den  Darm  (Kalomel).  In  einem  sehr  schweren  Fall  schienen  sich 
Einreibungen  von  Jodoformsalbc  auf  den  Schädel  sehr  gut  zu  bewähren  (Ziehen). 
Eirgotin  schieint  nutzlos.  Alkohol  ist  nur  bei  Herzschwäche  zu  verabreichen.  Bei 
Convulsionen  gebe  man  Bromnatrium  in  nidit  zu  kleiner  Dosis.  Sehr  günstig  wirken 
stündliche  kalte  nasse  Abreibmigen.  ziehen 

leUrasyphlliB.  Unter  (lehirnsyphilis  versteht  man  diejenigen  syphilitischen  Erkran- 
Imngen  des  Gehirns,  welche  durch  die  sj)ecifischen  pathologi.sch-:in;itoniisclien  Pro- 
eesse  der  Syphilis,  Gumma  und  gununöst^  Infiltration,  bedingt  sind.  Es  scheiden  also 
diejenigen  Krankheiten  aus,  welche  wie  die  Dementia  paralytica*  nur  in  einem  indi- 
recten  Zusammenhang  mit  der  Syphilis  stehen.  Die  Gehirnsyphilis  in  dem  soelxMi 
deiinirten  Sinne  geht  meist  von  den  Meningen  und  den  Blutgefässtsn  aus.     Die  guni- 

,    iDÖse  Infiltration  ist  am  häufigsten  an  der  Ilirnbasis.    Meist  geht  sie  von  d(T  ('hiasm:i- 

S^end  aus.      Durch  obliterirende  Arteriitis    kommt    es   oft  zugleich  zum  Verschluss 
ieser  oder  jener  basalen  Arterie,   mit   oder  ohne  Thrombenbildung.      Die  gummöse 

•  Infiltration  dringt  ferner  gern  in  die  Nervenwurzeln,  namentlich  des  Opticus  und 
Oculomotorius  ein.  An  der  Oonvexitüt  sind  gummöse  Infiltrationen  weniger  häufig. 
UmBchriebene  Gunimiknoten  sind  überhaupt  selteiuT.    Am  häufigsten  tritt  die  Gehirn- 

,,.  Syphilis  im  Tertiärstadium,  5 — 25  Jahre  nach  der  Infection  auf.  Ausnahmsweise  ist 
„i  sie  schon  im  Beginn  des  Secundärstadiums,  einige  .Monate  nach  der  Infection  beob- 
''-    achtet  worden.    Auch  die  hereditäre  Syphilis  kann  das  Gehirn  befallen. 

27» 


Die  Symptome  wechspln  natürlich    'y  ii:icb  dem   Sitz   und   ilcr    \ 
gummösen    Processes    erheblich.      Die    Allgcini'insymptoiiie    gleichen 
nicht-syiihilitischoii  Hirii;ii'sch\viilste,'  doch  sind  die  Bewiisstseiiisstnnin- 
sitorischer;  auch  treten  Tifter  lialhicinatorisrhe  Erregungszustäiule   oder  - 
auf.    Bei   lilMgereni  Bestehen  entwickelt  .sich  ein  merklicher  liitolli^enzil' 
Fällen  bestehen  Polyurie  und  l'olyilinsie.  Die  Local.syniptome  bestehen  \f 
l'"orm,  der  diffusen  basalen  Minisyitliiüs,  in  Augenmuskelläliniiiugeii   un 
Mitunter  i.st  Stainnigspapille  (14  pt"t.  Uli  t  hoff  ^  oder  SeiinervenatropUie    ^i-  |" 
hoff)    nachweisbar.      Anch    Olfactorius    und    t^uintus    .sind     oft   iiiitbetruff'-!      ■ 
seltener  die  hinteren  HinnuTven.     Sebr  charakteristisch    ist  tUe  oscillirernlH  l  ni«--> 
digkeit  der  Symptome.     Sie  erklärt  .sich  daraus,  da.ss  die  ^iiiiiiiiö»!  Intiltiati"« — 
seif«  sehr  ra.sth  sich  entwickelt  und  andererseits  sich  auch   »poittan  oft  ra.--., 
zurückbildet.     Gefä.ssverschluss  durch  Kndarteriitis  obliterans    l'figt  zu  den   : 
Symptomen    neue    hinzu,    am    hilulig.sten    eine    zur    Gehirnnervoiiiähn 
Hemiplegie.     Diese  entstellt  nicht  plötzlich,  sondern  kündigt   sich  .sein::  .    . 
durch  Parae.sthesien,  transitorische  Pareseu  und  leichte    kloivische   Krampf-- 
Uehirnsypliilis  der  Convexität  bevorzugt    die    niotori.sche  Region    ejn.scf''- 
itroca' sehen  «Stelle.      Schubweise  Lähmungen  bezw.    aph.-isiscbe  Zusi 
fälle  vom  Charakter  der  Jackson  sehen  K])ilepsie  sind  hier  die  aiarcnit- - 
syinptonu;.     Der  Verlauf  ist  meist  chroni.sfh  und  reuiittircnd.     Durch  die  ■'■,•- 
Anfälle  (Schluckpiieiunenie,  Decubitus  etc.)  und  durch    die   Ausbreitung  auf  di»  .V; 
ven  des  Bulbus  der  itblongata  ist   das  Leben  bedroht. 

Die    iJiagnose    bietet    grosse  Schwierigkeit    und    kann     oft     nur    • 
positiven  oder  negativen  Krgebnis.ses    einer    specitischen    Uehniidluug 
werden.      Selb.stverstilirdlicb    wird    man    jeden  (iebirnkranken     naeh    etwa 
litischer  liifection  fragiMi  und  den  ganzen  IvTirper  peitilieh  auf  sy  j»hilis\  ird.=i 
ptume  untersuchen,    wie  Narben,    periostiti.sche  Auflagerungen,    I>i 
Hautkrankheiten  etc.     .\uf  Abstreiten  jeder   Infection   und  Abwe-seii...  ..   -• 
Symptome  ist  jedoch    meist    nichts    zu    geben.     Seli)st   gebildete  Kranke 
diesem  Punkt  den  Arzt  (dt    und    und  gegeiiw ilrtige  Symptome    der   S\phi 
aus.serbalb  des  Nervensystems  vidlij;  felden.     Die  Differentialdiagnosc  kommt 
lieh  gegenüber  fidgeiiden  Krankheiten  in  Frage: 

1.  Sonstige  (iehi  rngeschw  ii  Iste.''     Remittircnder   Charakter  spricht  fb 
hirn.syphilis,  iiidess  ist  dies  Indiz  nicht  sicher  gemig.    Ks  ist  daher  »tets  lunfi' 
s|M.'ciiische  Hehaiidluiig  zur  Klärung  der  Diagnose  einzuleiten. 

2.  Dementia  paralytica.      Bei    der  tiehirnsypliilis   liegen,    wenigst»-! 
}iiim,  nur   lieiikhemmung,   hicohaerenz   und  Apathie  vor,  kein    liitclligen.Kl)'' 
l*emeiitia  [laralytica  setzt  sofort  mit  Intelligenzdi'fect  (Taktlosigkeiten  -' 
Labnmngeu  der  Dementia  paralytica    sinil    meist    noch    flüchtiger  als  d,^j 
Hirnsyphilis.      Kutscheidenil  spricht  schliesslich    für  Dementia   paralytica 
iiebirnsyphilis  Hesitiren  der  Spraelie  (niclit  .\phasie!)  und  im  Aligeiiieinen  ancl 
der  8elinen|diaenotnetie.     In    zweifelluifteji   l''jtllen  ist  au<'h    hier  jetleiifalls  ••in«' 
syphilitische  Kur  vorzunehmen,  zumal  die  Di-mentia  paralytica    selbst  neuigst»«! 
direct    mit  Syphilis    zus:inimenli;iiigt.      L'elirigeiis    i.st  zu  beachten,    das«   sirh 
.selten  au  eine  echte  Gi'hiriisy]diitis  s|)äter  Dementia  paralytica  ans 

'■i.    FunctioinUle    Neurosen    und    Psychosen.      Solange  «.'  .uli« 

Allgemeitisyniptitme  bedingt,  ist  eine  Verweclisluiig  schwer  zu  venneide».  füt 
limlet  sich  jedoch  s(diim  früh  dies  oder  jenes  Herds)  mptom.  Namentlich  it 
tjehstörimgen    und    .\ugeiiniiiskellilhinuiigen   (reflectorische  l'uj>illenstarre;i   tu 

4.  Gehirothrombose."      Ibi-se  ist,    wie  aus  Obigem   hervorgi^ht,    oft  fff- 
eine  Folgeerscheinung    der  (iehinisypbilis.      Ist    also  eine  Thrombose   nacbi 
Ko  i.st  stet«  an  eine  syphilitische  Htitstehung  zu  denken. 

Therapie.    Die  Bedeutiuig  der  i'rophyhuxe  erhellt  daraus,  da&s  nach  Hji-I 
z.  B.  von  754  im  Kraiikeidiause  zu  Helsingfors  behandelten  Hyphilitisch»'n   II: 
an  liehirnsyphilis  erkr.-uikteii.    Gerade  die  sogenainiteii  leichten  Fälle   prtnti4r>»r: 
gefithrden  das  Nenensystem  ganz  in  dein.splbeu  .Maasse  wie  die   scbv 
sv|dnlis  nachgewiesen  oder  wahrscheinlicb   oder,  bei  Symptomen,   lii 
o<ler  Thrombose    deuten,    auch  nur  möglich,    so    ist  eine  .lodkalim 
eiiu' (^uecksilberbehandiuiig  einzuleiten.     Bei  sehr  bedrohlichen  Synip 
vorzuziehen,  desgleicheu  bei  relativ  frischer  Gehirusyphilis.     Am   wirkHamnin  i<* 


[Gehimayphilis  ^    421     —  Gehimthromboso] 

Inuiictionskur,  doch  erlebt  mnu  auch  mit  lujpctionskuron  die  glänzendsten  und  nameiit- 

'  lieh  raschesten  Erfolge.  Die  tägliche  Dosis  reinen  f^ecksilbers  soll  bei  der  Inunctions- 
kur  1 — 2  g  betragen.  Sowohl  Verreibungen  mit  I-anolin  wie  Unguentum  Hydrargyri 
cinereuni  sind  verwendbar.  Peinliche  Muiidpfleg<>  ist  gerade  bei  diesen  Kranken  un- 
erlässlich.     Die  IMinidausspülungen    mit  Kalium  chloricum-Lösung  bedürfen  in  Anbe- 

-  tracht  der  oft  bestehenden  psychischen  Stöning  genaner  Ueberwachung.  Die 
Inunctionen  sind,  wofern  nicht  bedrohliche  Quecksilbersymptome  eintreten,  mindestens 
xwei  Monate  fortznsetzen.  Nicht  nur  bei  Rückfällen,  sondern  auch  bei  dauerndem  Fort- 
bleiben der  Symptome  ist  eine  Wiederholung  der  Kur  rSthlich.  Wenn  die  (^leck- 
silberbehandlung  versagt,  ienier  in  sehr  alten  Fällen  und  auch  bei  sehr  herunter- 
gekommenen Kranken  ist  .lodkalium  oder  Jodnatrium,  am  besten  in  Kelterswasser 
(Seguin),  zu  geben.  Die  Tagesdosis  beträgt  1  -  ß  g.  Die  Kur  ist  event.  4 —6  Monate 
fortzusetzen.  Auch  die  combinirte  «Quecksilber-  und  .lodkur  ist  oft  von  Erfolg. 
Hydropathische  Kuren  (keine  heissen  Bäder!)  kommen  ei-st  in  dritter  Linie  in  Betracht. 

_■     Prophylaktisch  ist  jedenfalls  eine  öftere  Wiederholung  der  Kur  angezeigt. 

Als  Ort  für  die  Vornahme  der  Kur  wird    oft    die    eigene  Häuslichkeit    genügen. 

;  Bei  hallucinatori.><chen  Erregungszuständen  ist  imbedingt  die  sofortige  Aufnahme 
in  eine  Anstalt  geboten.  Ueberwachung  durch  einen  besonderen  Pfleger  ist  auch  in 
denjenigen  Füllen  räthlich,  in  welchen  soporöse  Zustände  überwiegen,  da  erfahnmgs- 

;  gemäss  auch  solche  zuweilen  von  plötzlichen  Erregungszuständen  oder  Suicidversuchen 
abgelöst  werden.  Bei  reicheren  Kranken  ohne  wesentlii'he  psychische  Störung  kommen 
als  Kurorte  Aachen,  Nenndorf,  Tölz  uiul  ähnliche  Orte  in  Betracht. 

Besonders  schwierig  gestaltet  sich  die  Behandlung  bei  soporösen  Kranken.  Vor 
allem  ist  hier  durch  ]teinliche  Keinlichkeit,  öfteres  Umlegen  und  Wasserkissen  dem 
Decubitus  vorzubeugen.  Oftmals  besteht  Ret(«ntio  urinae.  Man  vermeide,  wenn 
möglich,  die  Katheterisation:  oft  genug  genügt  eine  vorsichtige  Expression  (Heddaeus) 
oder  eine  öfter  wiederholte  feuchtwanne  Frottirung  der  Blns(>ngegend.      Desgleichen 

..  ist  für  regelmä.ssige  KothentletTung  zu  sorgen.  Bei  der  Nahrungsaufnahme  ist  in 
diesen  Fällen  die  Schluckstörung  zu  berücksichtigen.  Man  gebe  nur  flüssige  Nahrung. 
Bei  schwerer  Schluckstörung    behelfe    man    sich    lieber  2 — 3  Tage  mit  ernährenden 

..  Klystieren  (2  pro  Tag).  Eventuell  kann  auch  .lodnatriuni  per  Clysma  verabfolgt 
werden  (Köbner).  Bei  absoluter  Schlucklähmung  hat  die  Schlundsondenfüttenmg 
einzutreten.     Schutz  gegen  Zugluft  ist  zur  Verhütung  von  Bronchopneumonien  uner- 

^.  lüsslich.  Bäder  sind  weniger  vortheilhaft  als  öftere  laue  Abwaschungen  des  ganzen 
Körpers.  Bei  tiefer  Benommenheit  sind  kühle  Abreibungen  rathsam.  Hallucinatorische 
Erregungszustände  sind  mit  sul)cutanen  Injectionen  von  Extractum  Opii  a(|uosum  (t»,()ö 
pro  doni)  zu  l>ekämpfen.  Die  sonstigen  Allgemeinsymptome  sind  eben.so  wie  die  analogen 
der  übrigen  <iehirngeschwniste*  zu  bekämpfen.  Horsley  hat  schliesslich  noch  gerathen, 
wenn  die  mcdicamentöse  Therai)ie  binnen  ti  Wochen  keinen  Erfolg  gezeitigt  hat,  die 
operative  Entfernung  eines  etwaigen  Gumma  zu  versuchen;  indess  wird  num  sich 
hierzu  nur  bei  besonders  günstiger  Lage  des  (iuinma  und  nach  völligem  Scheitern 
einer  2 — Smonatlichen  Behandlimg  entschlie.ssen.  ziehfn 

leblrathrombose  ist  der  Verschluss  eines  (iehirngefässes,  in  der  Kegel  einer  Arterii-, 
durch  einen  örtlichen  (jerinnungsvorgang.  Die  Thrombose  der  grossen  Venensinus 
des  Gehirns  bietet  klinisch  ein  so  abweicliendes  Bild,  da.ss  sie  zum  Schluss  besonders 
besprochen  werden  soll.  Die  pracKli.sponirenden  Bedingungen  für  die  arterielle;  Gehirn- 
thrombose sind  folgende:  1.  Erkrankung  der  Arterieuwand,  2.  Verengerung  des 
Arterien lumens,  :{.  Verlangsaniuug  «les  Blutstromes,  4.  pathologisch  gesteigerte 
Gerinnbarbeit  des  Blutes.  .Am  wichtigsten  ist  die  Erkrankimg  der  .\rterienwand  und 
zw:ir  kommt  als  solche  sowohl  die  .Vrteriosklerose  wie  die  .syphiliti.sche  Endarteriitis 
in  Betracht.  Die  Arteriosklerose  s<;lbst  kaini  senil  oder  hereditär  oder  toxisch 
(Alkohol,  Blei,  Nephritis  etc.)  sein.  Die  Verengerung  des  Lumens  ist  eine  häufige 
Folge  der  Gefässwanderkr.mkimg.  Verlangsamung  des  Blutstronies  findet  sich  bei 
jeder  Form  der  Herzschwäche  (Dilatation  des  linken  Ventrikels,  kachektische  Krank- 
heiten). Zuweilen  beniht  die  Verlangsamung  des  Blutstromes  auch  auf  einer  Er- 
weiterung des  Gefässlumens,  welche  ihrerseits  zuweilen  statt  Verengerung  in  Folge 
von  Arterio.skh^rose  eintritt.  Abnorm«'  (ierinnbarkeit  besitzt  das  Blut,  .sobald  es  lang- 
samer  fliesst.    Ausserdem  wird  sie  dem  Pui'rperium,  den  acuten  Infectionskrankheiten 

.    und    einigen  constitutione! len  Krankheiten,  wie  (.'arcinose,  Tuberculose,  (Jicht,  zuge- 


|(ieliiriitlir<»nibuNP 


-      422 


I 


.scliricbcii.  I>ii'  KnLsü'liuiigswpistj  der  Tlirtniiliosc  bi.-i  KohleiioxyilvrrgifUniiJ 
unbekannt.  Am  hfiiifif^steti  bpfallcu  sind  die  A.  rarotis  interna,  die  A.retlH 
die  A.  basilaris  inui  vertebralis  und  die  A.  cerebri  posterior  bezw.  chorioWi 

Die  Symptome  der  Thrombose    zerfallen    in  Vorläufersyiptom«,    In^iltni 
um!  Dauersymptome. 

ai  Vorboten.     Diese    fehlen    fa.st    niemals    und    sind    durch    die  fortechi 
Verenfrerunf;   des  (lefässlumen.s   bedingt.     Sie  bestehen   in   Kopfschmeneu.  Sri 
leiehten  psychischen  Veriinden)n|L;en,  Paraesthesien  und   Paresen    der  spätiT  ^»läl« 
Glieder.     Sie  t;ehrn  ilon  au.sgcsprcK-benen  Symptomen  oft  nionntrlnng  vorau>. 

b)  liisuKsv  inptoitio.     fti   vielen  Füllen  fehlt  ein   Insult   vollHt.ändig.    Nur  «• 
die  Tlironilio.Hi'  sehr   [ilötzlii'h    eintritt,    wird    ein    aiisfcosprorlieiior   Insult  bvotiiM 
Dieser   liiTuht  dann  wie  derjenijie  der  Kmbidie    auf    einer     rasch    .sich  entwidr-I* 
venösen  Stauung;    und    .serösen  Ihirchtrünkuu};    in    dem    (tebiet,     drssen  .Kr 
schlössen  ist.     'tft  beobachtet  man  auch  eine  Serie  kleiner   Insulte,    welch' 
Zwischenräumen    von  Shuiden    oder  Tagen    folgen.     So    kann    z.   B.    erst  >■ 
parese.  dann  eine  .Monoplegie  und  srhiiossiiuh  eine  Hemiplegie  eintreten.     '■ 
kommt  ah  und  zu  initial    vor,    etwas  heutiger  nur  bei  Thrombose  der  Art 

(•)  bauersy  m))!  ome.     Diese   h;lugen   von   dem  Ort    der  Thronibo-' 
sprechen    ganz    den    analogen    Symptomen    der    Embolia  *.       Sie    bei 
thrombotischen  Hrvvcicliung,    welche    tiurohans  der  emboli.schen   eiitspriihi 
sind  <lie  Syniptome  nicht  ausgedehnter,  als  es  der  wirklichen  Krweichung 
Ks  erklärt  siuh  dies  daraus,  dass  anfangs  auch  Femwirkungen  eintreten,  wfirin 
allmählich    ausgleichen.     Die    häufigsten  Herdsymptome  sind    Hemiplegie.   Ixi  U 
seitiger  Laesion    oft    mit  Aphasie,    Hcmiauaesthesie    und  Hemianopsie.     D»  «ft  I 
Aesde  der  Hauptarterien  thrombosirt    werden,    begegnet  man   oft  auch  einer 
Monoplegie  oder  einer  isolirten  Apha.>iie  oder  einer  isolirten   Hetnianopsir  u. 

Der  weitere  Verlauf    euts]»rirht    ganz   demjenigen  der  embolischpn  Ei 

Diagnostisch  i.st  im  Hinblick  auf  die  Therapie  namentlich   «lie  Cnt 
von   der   Geliirubliitung    und    der    tiehirnembolie    wichtig.       Ausget^prncbi 
vorangeherule  l'rodrnmi    deuten    selir    ent.schicden    auf    Thrombose.      l>i 
letztere    wahrscheinlich,    wenn    die    schweren  Symptome  schubweise  oder 
und  ohiu»  schweren  Insult    eintreten.     Von    der    (vi'iiinigeschwiil!<t    unterscheii 
die  (iehirnthrombose  durch  das  l'Vhlen  der  Stauungspaj)ille;  auch    wird  di»-  pi 
lienommeuheit  vennisst.    (iegeiiüber  dem  Abscess  knnuneu  die  abweichende  Ai 
und  das  Fehlen  von  Fielier  in   Betracht. 

Therapie,     a)  Die  Prophylaxe  ist  gegenüber  der  Thrombose  nich' -r-"' 
los.     Die  Verboten  machen  rechtzeitig  auf  die  Gefahr  aufmerksam.     D 
Kndarteriitis  ist  durch  eine  l^uecksiiber-  oder  Jodsalzbohandlung  zu   bi  ' 
rucht-sypliilitische   Aiteriosklero.se    k.ann    durch    eine    nicht     zu    euer}.- 
behaitdiung  (0..'t — (),.")  pro  die)  oft  wenigstens  aufgehalten  werden.     Bei  scti' 
Personen    ist  .lodeisen    zu    verordnen.     Der  Genuss   von  .Mkohol    und  all 
i.st  zu  verbieten.    Die  Flüssigkeitsaufnahme  ist  zu  boschriinken.    l>urch  niethi 
vorsichtige  (iymnastik  und  niethiHlische  Gehübungen   ist  der  Herzmuskel  /ii 
Zu  diesem  Zweckt-   sind    auch    lilnger   fortgesetzte    kleine   Digitnli.sdosen   ^oi 
.lede  krirperiiche  .\nstr<'Ugunp;    und  jede   afl'ective  Krregimg    niuas   vermie«! 
Die  Hruälirung  ist  jedenfalls  nacli  .Mivglichkeit  zu  heben.    In  geeijrncten  F 
Massagekur  einzuleiten  (jedoch  ohne  vollständige  Bettruhe!).     Spüter  ist  «1 
ilurch  piLssive  (Jyimuistik    zu    ersetzen.     Hydrotherapeutische  .M:tssiialimMi 
.angezeigt.     Höcb.stens    kommen    laue  Sooibüder    oder    kohlensäurehaltige 
Anregimg  des  Stoffwechsels  in  Betracht. 


b)  Die  Theraiiie  im  Insult   ist  derjenigen  der  (iehirnblutim" 


en 


Der  Kopf  ist  eher  tief  zu  legen.     Es   liaiuh-lt   sich  vor  allrm   (l:»runi.    die 
zu  kräftigen,  um  dem  Fortschreiten  lier  'l'hronibi>se  Einhalt  zu  thun.     .Man 
daher  Wein  oder  Cognac,    Digit.ilis    in    nicht    zu  kleinen  Do.sen   (dretstfindl 
liiflel   des  '/aiiCt.   Infuses)    und    füge    nöthigenfalls    auch    eine     K. 
hinzu,     .^derlä.s.se    sind    unbediirgt   zu  unterlassen.     Warme  |n.se    I '.  . 
sind  zweckmässig,  um  allzugrossen  Wänneverlust  zu  verhüten.     Die  Zimmi 
soll    15—  lii"   K.    betragen.      .\uch    mit   Abführmitteln    ist  Vorsicht    an 
führe  besser  durch  Eingie.ssung  oder  (ilycerinklystiere  Stuhlgang  herbei 
Mittel  sind  gleichfalls  nicht  ungefährlich.     Hautreize  scheinen    zuweilen 


tiehinithromboso 


-      \-2 


•  t*-hiriiliih*r»-ul'i»»- 


|„.r  Nutz.-.!  .I.'i-  Kishias..  ist  >.-lir  z«. 
forriren.  B-st.-l.t  Srhluckstörunj:.  S"  w- 
Klv^tuir.  mtmho  ist  in  ahnlicli-r  W ■ 
H:i.iti.flcj;.-  ist  von  \nhif  an  'vei-n^.r- 
zu  l.-"cii  rWasclicn  mit  l:iui-m  1  „>•-;•■ 
Mit  J?ä.lr-rn  s.-i  man  t.-i  li.-nint.frc'-k-.:..- 

«■    Theriipi*'  naoh  <li  m  lii«'.i' 
„nn  -fort  <ien  Alkoh"!  wif-.i.-r  a.i-       . 
•,N  i,r.n.hvlaktis.hf  anf:eä:.-f..-n  «;•■:•     / 
.'•iiie  t.i»  viiT  \V..i-Ii*'n   .lur«-lua!'.!jr-:. 


cfn' 


trattur  i-t  mit  .ieri-ni?-i!  '!• 

S.  uiiti-r  (i«'h;rn'-inbi'Ii'-. 

Tiir-ml-'-s-  'If''  ^i"-»-..  i--'-  '"  '    ■- 

ti-.i-li.'i!    In<iiv:'i:.i-:!.   n.ni'ir:":;'-;      "     •■'' 

Thr..lll^•<•^-  :r;r  hi-r  iü-:?:  i  :^>-^  \;.\'. 

jiinu«  ü''*:"-    -    •)■-!■•■-■-  --r" -"•:'•' j"   '^    ■ 

luni  '.'a.'.-'--  !'.'•■•■■- --r    •■-;-»•  -    -'•_■ 

vitr!- M-::.;:.;.::-  -::•;   .- i  -.~^r^r.::iv 
rari>:.'ik-..  Yir-r.ir   -:■    -.-  |         -"-^ 
Auci:  Ir  •.:"-L.  :i  -  :r::     ~   "  -"•" 
Tlirfiii'-«r  -.'    -  -    --  '■--   -'  -'■ 

Ciimi'r—- !  .-  ■  --■      -•-    — -*     ■" 
i-iii   '.i"r-       •     ■■■-       -':-»:--     '  -  ■  -- 
l.äiiü:.    '•::    ■--■-■    -     -  '•  '    ■  - 
ili'iiijt-'u  \  •■_••■     .-      .  •_•  -    ;      ■ 
Imi»'-  -.■■..  :.■-■-     "■■--•     •--•    'i.  •' 

I'V  »:       -   :.-    :--     -  -    -■■ 

i-rMf-r-:.   j--':-       ■-   --:         :  - 
lifr'"ii:»i;'..*-*       '    ■  .  ■    ?.•'■-■:-■ 
li].:  Hv:>>::.;-  :-::;•-  "     • 

l'iiidvi'". .'.  ■  •  -■>'  ■■-.-■"     ••  ' 
Lfihirij:..---;.:    •      -     r- .. . -'-•         -     ' 
iiani-r;T'.;i  L     ..   .  • .      .-■  i  - 

liinii'-'u  -■-:'-        •  --•".    ;. 
■rich-r  :v'':;;r---    •  .:     ;t  ./  ...••" 
?:.-A-  :-.:..  ■    •    :■'■         z:-   ■ 

li'iidri'i-!....  -  -i.-^:   '    -■.•"—  — 

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«••<.i>m  -irr  Kr.-.    L..i-  ■•.-..     -..—-^ 

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M-hiii'-rz'-ü.    'i"--"-    •■s:;t^-  ^    _, 
V'.-rn  »•-• lii'rV..'.:' :      r:->-  -:  -     „ 
>iuu^    7.a;;;"i!j'.'. '.■■:.     •      <■    ^^---     . 
/u»<lir<rit>-n.    l»-:  "•.•.■    '  —  r„  J^- 

',li..,r  n,,..r.:lf:   ■ — -.    - -.^,.,.  , .!     , 

»trt»     tli»-  liiVr-   ■•■. .    ;     ^      ._ 

nur  ihmn.  w-:.-    -■"':.  •!.•,..  j,      '." 
\";i\l<u  i-t  ifi- :.  --.f  T.j.  .;„.._;, 


«:«>liirnlDb«rcal*»*. 

Tuborculo*  4» 
(iestalt  «inttia 
einer  UeKln 


■•'   —^ 


i 
II 

ifi 
lit 
nit 
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.las 
Vir- 
ilem 
iraiii- 


[(jirliirntiibcrnilosp 


424 


GehirnrprlrtzuDfra 


ilDffl 


scltcnor  iiiiil  koitiiiit  zu  Staiulc,  wenn  i'iiie  Tuborkelgi'schwulst,  staft  ni  vrrlcAsi-ii   -. 
sich  zu  verhilrteii,    i-itrig    ze>rfallt.     Itif  Hälfte  :illcr  hiprlior  -  !■    i'.ill>-  ~iMnr 

aul"  das  prste,  ein  Viertel  auf  das  zweite  Lobeiisjahrzehnt.    Aii^  ..  is.'  -ein.!  -i| 

TuIhtIvpI  hüliniTeigross.    (legen  die  Uiii^obung  sind  sie  meist  scharf  ali;."  iii- iii;    1 
die  Therapie  ist  beuierkenswerth,  dass  unter  IH.'J  Füllen   llH)  multiple  Tubirk.il 
wiospn,  man  kaiui  also  nur  in  ra.  4n  pCt.  auf  einen  solitären  Tuberkel   rerhnwi. 
sonders    oft    ist  da«  Kleinhirn  der  Sitz  des  Tuberkels,    etwas  seltener  das  G 
Auch  die  Brücke  ist  oft  befallen. 

Die  Symjitome  entsin-eelien  denen  nnder'er  (iehirngesciiwfilsto*,  selten  il«« 
dos  (iehirnal)scess(y<.  Nur  besteht  oft  l'it.'lter,  welches  bei  Gehimgcschwülaleu  soea 
sehr  selten  ist.  In  einem  Falle  tauschte  ilas  Fieber  den  Typus  der  Malaria 
(Ziehen).     Der  Verlauf  ist  zunu'ist  sehr  rapid. 

Die  Diagnose  hat  es  im  Hinblick  luif  dii'  Therapie  gewöhnlich  mit  der  Fi 
zu  thun:  ist  eine  auf  Grund  dieser  oder  jener  Symptome  diagnostirirto  GeHch' 
des  (icliirns,  bezw.  ;mch  ein  Hini.ibsccs-,  tuberculris  oder  nicht.  Sind  Symptome  cti 
Tuberi-ulose  in  anderen  Kor|(ertlieilen  nachweisbar,  so  ist  die  tuberculöse  Natur  d« 
cerebralen  Geschwulst  wahrscheinlich.  Fehlen  dieselben,  so  ist  bei  dem  Er»vach!«-n»« 
ein  Gehirntuberkel  unwahrscheinlich.  Bei  Kindern  findet  man  Ciftfirs  isoIirt><  Hrn- 
tuberkel  ohne  soiistipe  Tuberculose.  Fieberhafter  Verlauf  bei  GeschwulBtsyuiptoaips 
deutet   mit  Wahrscheinlichkeit  auf  Uehinituberkel. 

Therapie.  Sind  andere  Körpertheile  fr<'i  von  Tuberculose  und  liegt  die 
schwulst  wnhrscheinücb  ;ui  eitler  dem  Messer  zuftängliclien  Stelle,  so  ist  jcHintf: 
imd  zwar  sehr  bald  zu  operireu.  Siiui  aniiere  Körpertheile,  z.  R.  dii«  linngon,  *1 
falls  von  Tuliircidose  befallen,  jedoch  nicht  in  einer  für  absehbare  Zeit  das  Lehrn 
bedrohenden  Intensität  und  sin»!  ilie  Beschwerden  und  Gefahren  des  Hirntuberkrb 
wie  iptülende,  ilrohende  Hirndruck.symptome,  sehr  gross,  so  ist,  Zuganglichkeit  tlr: 
Geschwulst  vorausgesetzt,  gleichfalls  («in  operativer  Eingriff  statthalt.  Bei  Absc«»- 
syniptonien  gelten  dieselben  Regeln.  Die  sonstige  Behandlung  deckt  sieb  gaat  ■>< 
derjenigen  anderer  Gehinigeschwiilste*  bezw.  Gehirnabscesse*.  »i»!.»«        — 

ZIKIIEV* 

tichlrnrerletzangen.     i>ie  That.sache  einer  Schädel  Verletzung  und  der  Ort  der 

Verletzung  -^ind  durch   die  .Vnaninese  und  oft  auch    schon    durch    den    unmitteV 
Augenschein   gegeben.     Nöthigenfalls    stellt    die    chirurgische  I'alpation    I).  '  ' 
Schwierig  und  für  die  Therapie  heileutungsvoll  ist  nur  die  Frage:    in  wol< 
ist  <l:is  (leliini  in  .Mitleidenschaft  gezogen?     Das  Gehirn  kann  l>ei  einem   Tr;4uiu^ 
Schädels    in    folgender  Art    bezw.  in   folgenden  Formen   betheiligt  »(^in:     1.   in  Kur 
einer  Conuiiotion.  also  ohne  nachweisbare  Veränderung:  siehe  unter  Gehirner.srhrn 
rung:     "2.  durch  Dnu-kwirktmg   einer   m4'ningealen  Blutung;    3.   durch    Dnickwi 
eines  abgesprengten  Knocheiistücks;  4.  durch  Contusion,    seltener  durch  seh 
lotzung  (Messerstich):   ">.  durch  Zurückbleiben  eines  abgesprengten  KnocboiiKtfl 
der  (iehinisubsianz.     Diese  n.  Form  kommt  natürlich  niemals  ohne  die  4.  Form 
(5,  durch  Blutimgen  itmerhalb  der  Gehirnsiibstanz:  siehe  unter  Gehiniblutung;  7. 
secuudäre  Absce.ssbiblung   in    der    (iehirnsubstauz.     .Meist,    aber    nicht    stets,    best 
zwischen  Abscess  uml   Verletzungsstelle    eine    makroskopisch    sichtbare    Cont 
niehe  unter  Gehirnabscess;    h.  durch  Zerreissung    der    aus    dem  Gehini    austrel 
Nervenwurzeln.     Bekanntlich  ist  dies  bei  Basisfracturen  des  Schädels  nicht  selt»^ 
Die  di;ignostische  Unterscheidung  zwischen  diesen  Fonneii  ist  oft  nicht   leirh 
Jedenfalls  ist  zunächst   festzuhalten,   dass  jede  der   angeführten   Formen    auch    bei 
tactheit  der  Schädeloberflächi'  vorliegen  kann,  ila  nicht  selten  die  Absprt'ngung 
Splitters    >on  der  Laniina  vitrea    erfolgt.     Die    wichfisTsten    diagnostischen  Ge 
punkte  sind  folgende:    1.  Eine  f'ommotion  liegt  wahrscheinlich  vor,  wenn  for 
nur  .Mlgemeinsymptome  bestehen  be/.w.   etwa  auftretende  auf  Herdcharakter  vei 
tige  Symptome  durchaus  symmetrisdi  sind.     2.    Meningeale  Blutimg,    meist    aa« 
A.  nieningea  media    ist    wahrscheinlich,    wenn    langsam    zimohmenile  Symptome 
Gehirndrucks*    und  Hand  in  Hand    damit    halbseitige  Lälnuung  und  Sensibilität.'Atj 
rungen  auftreten.     3.  Druckwirkung  eines  abgesprengten  Knochenstücks   ist  an«iiii<'l 
mrn,    wenn    rasch  Hemmuugserscheimmgen    in    einem    bestimmten  K'jrjierg' 
treten,    dessen  Kindencenirum    nach    dem  Ort    des  Trauma    sehr  wohl  Anj;.  vtl 

eines  abgesprengten  Knochen.stü<-ks  sein  krmnte.     Meist  handelt  e.s  sich  um  ein  (Vnincn 
<ler    motoris<°hen  Region    und   daher  um  Monoplegie.     Roizsymptome  köiuien    («hie^ 


f 


iehirnvcrlptzunjE^cn 


—     425 


liehoprgang] 


I 


I)ir  Hinuiruoksymptoiiio  siiul  oft  nicht  itIk-IiücIi  und  ji'ili'iif;ills  iiiclit  propn'ssiv. 
4.  Coiitusion  ist  wahrsrht'iulii'li  hpi  r.isrhcni  Aultrift  von  Hi'rdsymiitoineii.  Mi'ist  haii- 
ilelt  PS  sirh  um  int-hr  oik-r  wfnigpr  orh<>bliclif  Monopnrosi'ii,  hri  iinifangreii-her  Coii- 
tusion auch  um  H<»mii»ari«ipn  mit  Kcizsymiitonicn.  I.etztorf  bostehen  bald  in  einem 
loculisirten  tonischen  Krampf,  bald  in  AiifnlbMi  .lackson'scluT  Kpilepsie,  welche 
entweder  in  der  von  dem  getroffenen  ( 'entmin  abliiliigijien  Mu.skfi};iuppe  oder  bei 
sehr  intensiver  Zerstöruiif;  auch  in  einer  benachbarten  (iruppe  einsetzen.  Bei 
seharlraiidipen  \  orletznn^^en  handelt  es  sich  meist  um  ein  sehr  scharf  hegren^te^ 
Herdsymptom,  welchi-s  .luf  eine  .St.nlikraiizverletzun}:  /.urückzuffihren  ist.  i.  B.  Hoini- 
aiiopsie  nach  Messerstich  in  die  tlrcipitalpe|Lrend;  Keizsymptome  können  fehlen, 
ft.  Die  iTinfte  l'orm  ist  oft  mit  der  vierten  combinirt.  Ist  der  ."splitter,  weldier  in 
tier  Gehirnsubstanz  steckt,  klein,  so  kennen  .Vusfallserscheinuugen  vi'dlig  fehlen.  M.in 
beobachtet  dann  nur  Rei/sy mptonie  und  zwar  fast  stets  Anfälle  der  .lacksoirscheii 
Epilepsie,  welche  in  der  Muskelgruppe  des  verletzten  ("enfrums  einsetzen.  Unmittelbar 
nach  dem  .\nfall  besteht  übrigens  gerade  in  die.ser  Muskelgruppe  gewöhnlich  eine 
vorfibergehende  st,"«rkere  Parese.  l>.  Zahlreiche  capilläre  corticale  Blutungen  bedingen 
<la.sselbe  klinische  Bild  wie  die  4.  Kenn.  Blutungen  aus  grösseren  tiehirngefa^scn 
sind  selten;  sie  bedingen  das  Bild  des  apoplekti.schen  Insults.  7.  iH-r  traumatiwhe 
fiehirnabscess  venäth  sich  durch  spätes  Auftreten  von  Herdsyinptomeii  und  l'ieber. 
H.  Zerrei-ssung  von  Ner\enwurzeln  ist  leicht  durch  directe  l'iitersuchung  festzustellen. 

nie  Therapie  ist  in  denjenigen  Fallen,  in  welchen  die  roiitiniiität  der  .Schäilel- 
knnchen  sichtbar  vollständig  aufgehoben  ist,  von  rieuropathologischen  Erwägungen 
tuiabhängig.  Liegt  eine  sichtbare  rontinuitätsverletzung  nicht  vor,  so  ist  ein  so- 
fortiger chirurgischer  Eingriff  —  abge.sehen  natürlicli  von  der  Fürsorge  für  die 
etwa  bestehende  Weichtbeilwiinde  —  nur  angezeigt  bei  der  "J.  Form.  Krgiebt  die 
Beobachtung  der  ersten  24 — 4i^  ytun<len,  das.s  wahrscheinlich  die  3.  oder  ö.  Form 
vorliegt,  so  ist  alsdann  ebenfalls  chinirgisch  einzugreifen  und  d.-LS  den  I)nick  aus- 
übende oder  in  die  Gehirnsubstanz  i-ingedruiigeiie  Knochenfragnient  zu  entfernen. 
F>giebt  längere  Beob.ichtung,  dass  ilie  7.  Form,  ein  traumatischer  Abscess,  sich 
entwickelt  hat,  so  ist  die  Behandlung  ebenso  wie  beim  Gebiriiabsces,s.  Endlich 
bleibt  noch  zu  erwägen,  dass  meningitische  untl  auch  nach  Heilung  einer  l'onlusion 
oder  BIntnng  in  der  (iehirnsubstanz  selbst  zurückgebliebene  Narben  zu  einer  typischen 
.1  acksou '.sehen  Epilepsie,  zuweilen  auch  zu  eigenartigen  hallucinatori.schen  Psychosen 
(kürzeren  Daininerzu.stäiiden  und  protrahirten  Formen)  führen  können.  In  solchen 
Fällen  ist.  wenn  eine  energische  niehrmnnatliclie  Behandlung  mit  Bromsalzen  versagt, 
die  Spättrepanation  und  Excision  der  Narbe  iinthwendig. 

Bis  zum  chirurgischen  Eingriff  und  überhaupt  in  allen  einen  chirurgischen  Ein- 
griff nicht  indicirenden  oder  inclit  gestattenden  Fällen,  also  in  der  ersten  Zeit  nach 
Contusionen,  ferner  bei  Basisfracturen  u.  s.  f.  siiui  folgende  Maassregeln  aiigezi-igti 
].  absolute  Bettruhe;  2.  peinliche  fortlaufende  I)esiiifec1ion  der  ganzen  Hautolierflüche 
des  Kopfes  einschliesslich  der  Gehörgänge  und  Nasenhöhlen:  ;i.  ])einliche  l'eber- 
wachiing  bezüglich  des  Eintretens  der  oben  sub  2  und  7  angeführti'ii  Eventualitäten. 

Gegen  die  oft  sehr  intensiven  Kopfschmerzen  ist  die  A|»]ilication  einer  Eisbla.se 
zuweilen  ausreichend:  rmdernfalls  verabfolgt  man   Mnr]d]ii]in.     I>as   Erhreclien  ist  mit 

■  PVispillen  zu  bekämpfen.  Gegen  schwere  Kr.un|)faii fälle  und  ainii^rweittgi'  Rciz.sym- 
ptonie  bt^währt  sich  Chloral  am  besten;  iloch  ist  .seine  Veronlnung  nur  bei  normaler 
kritftiger  Herzthätigkeit  statthaft.  AuHserdem  sind  die  F^inzelartikel:  Coinmotiun, 
Gehiniblutung,  Schfldelfracturen  u.  s.  w.  zu  vergleichen.  .„rutv 

ul  Elfi  b  1^1 

Gehoergangr,  üasserer.  Blutungen  entstehen  im  äusseren  GehOrgnng  selber  oder 
stammen  aus  dem  Mittelohr  oder  demselben  benachbarten  Gefäs.sen  fCjU'otis  interna, 
Bulbus  venae  jugularis,  Sinus  transversus,  petrosus  superior  und  inferior;  und  dringen 
durch  ein  Trommel  fei  Hoch  oder  einen  anderen  I)efeet  in  den  Wänden  des  Gehörgangs 
in  diesi'ii  hinein.  Erstere,  meist  unbedeutend,  stehen  häufig  von  selber.  Im 
;inileren  Falle  genügt  es  gewöhnlich,  den  (^.inal  mit  .lodofonngaze  zu  tamponiren. 
Ist    die  Blutung  Theilerscheiniing  einer  Schädelbasisfractur,    so  muss  die  Beli;indluiig 

tder    letzteren    hinzutreten.      Prophyl.iktisch    muss   man  Verletzungen  «ler  Wände  des 
Gehürgangs,  wie  sie  z.  B.  bei  von  Ungeübten  vorgenomiuenen  instnimentellen  Freind- 
körperextractionsvcrsuchen  und  ferner  beim  Scheuern  im  Ohr  mit  Haar-  oilor  Strick- 
^  n:uleln,  Zahnstochern,  Ohrlöffeln  und  dergleichen  öfters  entstehen,  sowie  starke  Luft- 


[Geliupr^Hn^ 


«•fhQ^rpai, 


vrnlrnuiuiif;  in  vincm  liiiii'i'cii  lit-liufs  Aspirntiiin  iln-s  TronimoIfcIlN  xu  rerineiikn  mr^ 
HiMiii  rlif  Klutiing  aus  Neuhildiiiig«<ti,  /,.  H.  Polypoii.  sUimnit,  ietztflrc  zu  «"iiL^Ton 
sucIh'ii.  hie  iliircli  h:ii!in(irrh:ijiiscli«<  EntzüiKlung  der  (»ehörgaiiKSWäUidf  ml'-r  i'- 
Trmiimi'lfolls,  oine  im  Gaiizon  selti>ni>,  bei  liifln(>iiz:ippideiniei>ii  ftwas  hiiifii:' r  . 
(iltactitfto  Kranivlifit.  vcnirsachtfii,  iiirist  (rcriiij^fügifreti  Blntungt-n  scliwintli^n  nn;  ■- 
Aufhön-ii  i\fv  liaeinorrli:i)ri.s<'lien  FMitzüii<luiig.  I'ic  Tlicrapii"  «l^r  «Itin-h  Krkrjimu'. 
fi()cr  VnriH/.iiiif;  dps  Tromi)ipir<'lls  und  drr  Paukonhölile  h»Tvorficnif<  ■  r^^ir 

IditliiiipMi     ist     mit  Aiisiiahiiir  der  sciir  soltpiii-n.   aus  grosson   bona«.!.  i,.i-— ^ 

stiimmiiidrii,  prol'uHrn  Hapiiiorriiafrieii  t»iiic  dt'r  i'lien  Itfsprorhfnon    i-oiil<>i  i 
lal<tiscli   itir.irlicliste  V('riiiciiluii<i  von  Vt'rlt'tzunj:cn;   iat  t'iiii'  nicht   inr'hr  .. 
füpipi'  Filutiin;^  i'iit.^tandpn.  Tamponadr'  mit  .lodoformfiazi',  hei  Ncuplasnicn.   b<'i  ' 
oder  Mpkrntischfr  Krkrankung  der  knricliPriiPii  PaukpiihöhlenwAnclp  oiit«|ireciiti;..  .. 
iiaiuliun^'  des  Causalleidcns.     Boi  profusen  Haemorrhafricn  aus  deiu   Ohr«  soll,  »et 
sie  aus  der  Carotis  interna  stammen  —  ein  liei  eaririscr  Destriiction   des  ('annlis  r.in-^-- 
diin-h    Mittolohreitenuip;    insbesondere    bei    Tubercublsen    mitunter    bcoliarhi«  • 
Ganzen    aber    ungemein    seltenes  P',rei)j;niss,    weli'hes    sieb  ans  dt»r  PiiUation  'i.  ■ 
ib-m  (ii-brirftanp    dringenden,    durch    Carotiscnnipression    untenlrrirkbrircii.    bellr":'- 
Hhit-stralds  erkennen   liisst  —  die  t'arotis  comnrnnis    zunächst    unuiit- 
primirt  und  dann  unterbunden  werden.    VAw  dauernder  Krfcdg  wird    f i  ■ 
(hirch   meist  nicht  erzielt,     üinl  nicht  viel  dankbarer  ist  die  ßehandl 
falls  sehr  seltenen   profusen  <  ihrbhitun)4<Mi.   welche  bei  ("aries  des  Schi 
Aniltzung  rles  Siiuis   transversus,    |)etrosus  superior    und    inferior,    sowie    des  b-jii~ 
venae  jugularis  entstehen  können    und    sich    durch    ilie    dunkelrothc    Fart»-    i!  -    .' 
wenip    pulsircnden    Bliitstronis   auszeichnen.     Tiinipe    bei    der  Tronimelfil 
entstandene  profuse  ( »hrblutungen  aus  dem  Bulbus  vcnae  jugtilaris  wurden  ...ü.«  ..^ 
ponade  des  Meatus  auditorius  »-xternus  gestillt. 

CaririR  erweichte  Knochenstellen  im  ilusseren  (iehürgang  entfernt  man  mm  VtttK 
mit  dem  scharfen  Löfl'el.  Hierbei  aber  ist  an  der  oberen,  biswoiloii  sehr  d&m« 
Wand  grosse  Vorsicht  erfordi^rlich,  weil  man  .sonst  leicht  die  I)urn  vorleiwn  kaw. 
Nach  dem  Auskratzen  bestiinbe  man  den  kranken  Knochen  mit  Joduforrn  o*i 
.lodolpulver.  }>talt  des  scharfen  l.,"ifTels  kann  man  sich  auch  dfs  <ialv:tnokAutir 
bedienen,  wobei  die  gleiche  Vorsicht  zu  lieobachten  ist.  Tritt  reactivf  Kiitiüodoc 
ein,  so  nniss  man  diese  vor  einer  eventuell  erforderlichen  Wieiierholung  der  K.iulHv 
sation  voriibergehen  hussen,  was  mei.st  in  H— (>  Tagen  geschehen  ist.  Bei  Cari««  ilir 
oberen  und  hinteren  (iehörgangswand  handelt  es  sich  häutig  um  eine  ErkraakoK 
des  oberen  Paukenhöhlenraiunes"'  und  des  VYarzeiitheils. 

Bei  ('roup,    einer  luigemein  seltenen  Krankheit,  fülle  man  den  Gutirireaog.  od 
die    gewöhnlich    nur    in    seinem  kuöchemen  Abschuitt  luid  auf  der  Au.ssenflSc]ir  4» 
Trommelfells  sitzeiub'n,  zum  grös.sten  Theil  aus  Fibrin  bestehenden,  zum  Unt«>rs('lui^ 
\on  diphtheritischen  mei.st   locker    haftenilen  Mendiranen    zu    lögen,    mit  lau«~aniNV 
Kalkwasser  (s.  Ohrbäder"),  spritze  nach    In— 20  .Mimiten  mit  .3  pn)c.  cH_*"  K.  vmw« 
Borsäurelösung  aus    uml    insufflire    darui  Borsiiiirepulver.     Von  Anderon 
des  Kalkwassers  IM -2ö  proc.  Salicylalkohnl  ein)ifohlen,  von  welchem   1-  _ 
zu     |(K1  g  Wasser   hinzuzusetzen    sind,    von    noch  Anderen    liisufflation     ' 
.valicylicum  jiulverisatiun.    Ibe  beiden  letzteren  Mittel   erregen  stärkere  Sein, 
das  Kalkwasser.    IHe  Hidtandlnng  bei  iler  etwaü  häutiger  vorkommenden   Dtpliilui  • 
ist  die  gleiche,  wie  bei  ilem  Croup  des  liehörganps.    Bei  Kkzem  sind   die  erkr^ul:-- 
(iehörgangswäiide    mit    ö--Ui  procentigem    Borvaselin.    Wilsou'scher   oder  Hehr: 
scher  Salbe,    bei    climnischeni  Kkzem    event.    auch    mit  Wismuthsalbe    zu    bixlrfk':! 
Es   geschieht    dieseü    am    best4-n,     indem    man    kleine    mit    den    geiuuintnn    >jiIi'" 
bestrichene  ßourdonnets    aus  Veri)andgaze    in  den  (iehörgang  einführt  und    1  —  »'»iJ 
täglich  erneuiTt.     Bei  trockenem  schuppendem   Kkzem  kann  man  ruguriituin  lljilrtf- 
g>ri    praecipiiali    albi     appliciren;    am     besten    wirkt    indessen    meist    die    B«^ia»> 
lurig  drr  iiejiönrangswäude    mit    einem   in   3  — 10  proc.  Höllensfeinlösung  g'-t^nrltlr», 
niclit    tropfenden  Wattestähchen,   welche    eventuell  unter    Leitung    des    S- 
vorgi-non»men  wenlen  s(dl.     Sii-  muss  nach  Abstossung  des  Schorfs,  d.  h.   - 
nach     ein   bis  zwei  T.igen.    wiederholt    werden,    bis     Heilung    erfolgt    ist.      /,ur    \r 
liütuiig    von  Kecidiven    werden    die  Wände   des  knorpligen  (iehörgangs  nocL  lünr' 
Zeit    'imal     wöchentlich     dflmi     mit    Unguentum  Ilydrarjrvri     praecipitati     nH 
strichen.    Khagadcn  touchire  man  mit  1 — 2  proc.  HOllen.steinlüsung.    AtL<spriti>..>i  - 


pliocrgaiig 


-      »•_»"     - 


(ii«>li<»)'rf;Hng| 


I 


* 


Oliri's  ist  lici  jcili-r  Form  ilrs  Kk/ciiis  si-liiiilli<-li  mnl  chiluT  /ii  Aoi'irieiik'M.  I):i  die 
Kr:inklu"it  DiitiiiitiT  durch  KiiilTihniiip  rrizcniliT  StnlTi«  in  den  (ii'linrpiiig  gept^i  Ziihii- 
odcr  Ohronschinerzeii.  wie  Chlorofonu,  Kau  de  ('ologiie,  Kaniphcr,  udcr  diirrh 
iitorriniisrfu's  Secret  ontstpht,  so  ist  es  prophylaktisrh  von  Wichtigkeit,  ersteres  zu 
verbieten  und  jede  Otorrline  möglichst  friiiizeifig  in  geeigneter  Weise  /u  liekilmpfen. 
Die  hei  manchen  Kranken  durch  das  Leiden  venirsachti'  Schwerhörigkeil  liedarf 
keiner  hesonderen  Ki^liandlung.  Pa  sie  mir  huligiich  auf  nierhanischer  Verlegung 
lies  Gchörgaiigs  durch  die  geschwollenen  Wilnde  desselhen,  durch  ahgesondertos 
Secret  oder  Borken  bendit,  so  schwintlet  sie  stets,  sobald  die  ekzematöse  (Jebörgaugs- 
haut  wieder  ihre  normale  Beschaffenheit  erhält.  Die  Otitis*  externa*,  die  Fibrome, 
Granulationen  und  andere  Ohrpolypen ",  die  I'soriasis*,  die  Fremdkörper*  haben  für 
den  GehOrgang  die  gleichen  therapeutischen  Indicationen  wie  ffir  das  ganze  (JehOr- 
organ.  Ita  Fisteln,  von  den  selteneren  Ffdlen  priniiirer  (iehOrgaugscaries  abgesehen, 
meist  im  Anschbiss  an  eine  l*>krankiing  des  Warzentheils  entstehen,  sei  es,  dass  in 
letzterem  angesammelte  Eiter-  luler  ("holesteatommasson  in  den  Gehörgang  durch- 
brechen, sei  es,  dass  eine  centrale  Garies  des  Warzentlieils  sich  auf  dessen  vordere 
Wand,  d.  h.  also  die  hintere  oder  obere  GehOrgangswand,  ausln-eilet,  so  ist  ihre 
Kehaudhmg  identisch  mit  derjenigen  der  Afl'ectionen  des  Warzetitheils  und  der 
(iebOrgangsc.'iries.  Oberflächliche  Geschwiire,  durch  Erosion,  heilen  unter  An- 
wendung von  5 — 10|)rocentigei-  HollensteinlOsung,  mit  welclier  man  sie  bepinseln  inid 
tlie  Gehörgangstampoiis  anfeuchten  soll.  Von  Geschwülsten  zerstOre  mau  (b'e  hier 
8ehr  seltenen  Angiomi'  mit  dem  Galvanokauter  oder  durch  Actzung  mit  rauchender 
Salpetersäure.  Die  ebenfalls  sehr  seltenen  Ath(>rome  .sollen  nach  vorsichtiger 
Spaltung  ihres  Haiitiiberziiges  mit  dem  Myrthenblatt  ausgeschält  werden.  Die 
ziemlich  häufigen  Osteome,  Exostosen,  müssen,  wenn  eine  Eiterung  hinter 
ihnen  besteht,  sofort  oper.itiv  entfernt  werden,  wofern  sie  nicht  zu  klein  sind, 
um  den  freien  Abfluss  des  Eiters  zu  behindern.  Ueber  die  Technik  der  heti-efTendeii 
•Operation,  welche  mit  .Mi>issel  und  Hammer  ausgeführt  wird,  vergl.  die  Lehrbücher 
der  Ohrenheilkunde.  Sind  ilie  Exostosen  nicht  uiit  einer  Eiterung  im  Ohre  complicirt, 
80  kommt  ihre  operative  Eiitfenumg  erst  dann  in  Frage,  wenn  sie  vermöge  ihrer 
Grösse  den  (ieiiOrgang  sehr  stark  verengern  so  zwar,  da.ss  sich  sein  Lumen  in  kurzen 
Zwischenräumen  immer  wieder  mit  (Vriiiijen  oder  abgestossenem  Epithel  vei-stopft, 
wodurch  dann  sulijective  tiehOrsenrptindungen  und  Schwerhörigkeit  verursacht  werden. 
Aber  auch  in  diesem  Falle  kaim  die  ( Jper.itiou  unterbleiben,  wenn  das  I^eiden  ein- 
eitig  ist  und  das  andere  ( )hr  gut  hört.  Hier  hat  man  nichts  weiter  zu  thiin,  als 
(Ion  Patienten  ernstlich  \or  allem  riemjenigen  zu  warnen,  w.as  eine  Reizung  seines 
mit  der  Hlxostose  behafteten  Ohres  hervorrufen  kOimte.  also  vor  mechanischer  Irrita- 
tion durch  Haarnadeln,  OhrlOffel,  Ohrschwämme.  durch  häuliges  Ausspritzen  u.  dergl., 
vor  chemischer  Irritation  durch  iMiiführen  scharfer  Substanzen  in  da.s.selbe,  z.  R.  bei 
Zahnschmerzen  etc.  Denn  hierdurch  k.ann  leii-ht  eine  eitrige  Ohrentzündung  ent- 
stehen, und  diese  kann  bei  (lehOrgangsexostoseii,  die  den  Eiter  in  der  Tiefe  zurück- 
halten, lebensgefährlic-h  werden.  Hat  sich  das  Ohr  mit  Cerumpu'  u.  dergl.  verstopft, 
so  soll  letzteres  aufs  Vorsichtigste  entfernt  werden.  Da  manche  Osteome  des  Gehör- 
gaugs  durch  chronische  P<ntzündung,  insbesondere  clironi.sche  Periostitis  desselben  zu 
entstehen  schinnen,  so  ist,  um  ihre  Bildung  zu  verhüten,  prophylaktisch  eine 
sorgfältige  Behandking  der  erwähnten  AtTectionen  von  Wichtigkeit.  Sarkome  und 
(,'arcinome  verlangen  möglichst  frühzeitige  oi)erative  Entfernung.  Noch  nicht  y.ii 
weit  vorgeschrittene  Cancroide  können  durch  Insufflation  eines  Pulvers  aus  .Muiii'-n 
ustum  imd  Herba  Sabinac  us  zur  Heilung  gebracht  werden  (Lucae). 

Die  Neuralgie  des  äusseren  Gehörgangs  entspricht  der  Ofcilgia*  nervosa.  Bei 
Hy peraesthesie  z.  B.  gegen  kalte  Luft  bepinsele  man  die  GehOrgangshaut  mit 
Vaselin  oder  L.inolin  und  verstopfe,  wenn  dieses  nichts  hilft,  den  Ohreingang  mit 
Watte.  Bei  nervösem  Hautjucken  bepinsele  man  die  (iehOrgangswände  mit 
Ffülfe  eines  W.-Utestäbchens  mit  4 — lOproc.  HOllensteinlösung  und  verbiete  das 
Scheuern  und  Kratzen  im  Ohre  mit  Ohrlöffeln  u.  dergl.,  weil  hieriinrch  leicht  Ver- 
letzungen und  Entzündungen  verursacht  werden.  Zum  Selbstgebrauch  kann  man  dem 
Patienten  Vaselin,  Alkohol,  3 — .öproc.  Mentholspiritus  oder  Sproc.  wässerige  t'oraüi- 
lösimg  verschreiben,  welche  Mittel  während  des  ,luckens  mit  einem  WattefitHbeheii 
iiuf  die  (iehOrgangswände  einzupinseln  sind.  Ausserdem  bekämpfe  man  etwa  vor- 
handene Kopfcongestionen  durch  innerliche  Verabreichung  von  Säuren  und  Laxantien, 


|Ucliucrgang 


—      42S 


rhIt.B 


i'lwsiip'  M»<nstru;itiniis;iiKiiiiuli<'cn  iliircli  i'ntsjiri>ch»'ii(lc  Boliniiiiluiig.     Ft-' 
näcki§;kpit  des  Pruritus  ciiipfiphlt   sich  dio  innerlicho  Darreirhunc  von  > 

Sypliiiitisclic  Hrknnkunj^pii.  Kondylome  und  Guniniata  bj-stpi'u»-  mw  ai 
dein  sie  mit  0,lprur.  Suttliiii:iil(isnn{c  abgespült  sind,  mit  Kaittiiiol  odt^r.  w««»»» 
reits  /orfullon  sind,  mit  .liHlnffn-miniiver  und  vcrscliliesso  «Jen  nhrt'in; 
Verb.indwatte.  Handelt  es  sich  um  tiefe  (iescliwüre,  so  ützf  man  i- 
vorlieriger  ( 'ocai'ni.sinmf;  mit  l/ipis  oder  dein  (i.ilv.-iiiokauti'r.  Im  Ui  ' 
man  wie  bei  jeder  Otitis*  externa  ditfu.sa.  Neben  der  localcn  ist  - 
syphiiitisclie  .Ulfremeinbeliandlunir  einzuleiten. 

Bedingt  eine  ."Stenose  die  (Icfalir  einer  Kitonvlentioii    in   «I«t  Tiffe  il«*>ihtt« 
ihren  bäufip  sehr  ernsten  Koltren  oder  ist  .sie  so  horhgrailig,    tl.oss  sich  der  M  r- 
kurzen  Intervallen  stets  immer  wieder  mit  ('erunien   odnr  nbgestos-senei"  i  ■ 
stopft  und  dann  Scliwerhfiripkeit  eintritt,  so  bekämpfe  man  sie  durrli  I 
fest  znsamniengedrelifen  Wattetampons  oder,  falls  dieses   nichts   hilft,   wm  ■ 
aussen  mit  einer  l'adenschlinf;e  verselienen  Lamiiiariastübohpn,  welche  letitiTi 
sobald    nifissif^er  Schmerz  eintritt,    stets  sofort  entfernt   werden    müssen.     bltiM, 
die  Laminaria    nach    öfterer  Anwendung  unwirksam,    .so     iiiacho    man  vor  i 
fiihrnnp    Längsschnitte    in    den  (iehörgang    i)arallel    .seiner    Axe    und    la.*» 
längere  Zeit   himiunh   konische  Hartgumniicaiiülen  trapen.      Jansen  empfiehlt. 
K\cisi(ni     des     schwicügen     und     narliigen    (iewebes    gestielte     Flaut lappi'n 
hinteren    {"lache    der    Uhrntnschel     he/.w.    der    Regio    inastoidea     zu    tnin-j' 
Üeruhen    die    Stenowii    auf    Neubildung    von    Knochensubstanz,     s<i    sind   J»»  •• 
liandi'Men   Hyperosto.seu  oder  Exostosen    des  (ieh/irgangs    nur    operativ    tu  »■"tf"»- 
Prophylaktisch    empliehlt    p.s    sich,    hartnäckige    Kkzeme     sowie     Olrerati"/i- 
an    den    lichörgangswänden,    .seien    dieselhon    durch     traumatische    I." 
hrenniing,    z.  B.  durch  (iaivanokaiistik,    geschmolzenes   Metall,    stark 
oder  .Mkalien,   Syphilis.   Variola   oder  Oiphtherie  entstanden,    al«    di< 
Ur.sache  bindegewebigi'r  Stricturen,  und  ferner  auch  ilie  lltitis  externa  ■. 
sowohl  zu  hindegeuebigen,  wie    zu    kiuiclierneii  Stricturen    fülir«'n     kunu,    .i-: 
fältigste  zti  behandeln.     Hei  einem  Coüaps  der  knorpligen   Gehorjjangswänil'. 
bei  alten  i^euten  nicht  se!t<'ii  vorkoinml,    wird  dxs  Gehör   mitunter  durch  Einfükai 
kleiner  silberner  HiUirchen  verbessert. 

Sind  Verh'tzungen    tdierflächlicli,    s(v    führe    man  einen    mit   10  pC«    l'"" 
bestricheneu  <iaz<'strei)en    ein,    nachdem    man   i'twa  noch   itn   tiehorgang  M 
flüs,siges  Rlut  mit  dem  Wattestältchen  aufgetupft  hat.     Bei    reichlicher  Bliitü:  ; 
ponade    mit    .lodoforiugaze.     (iegeu    die    der  Verletzung    etwa     folgenden  >•■  i 
.\pjdication  eines  Iv'slieutels  auf  die  Ohnnnscliel.    Schlios.st  .sich   an   dxsTru'i 
Kntzündung  an,  so  tritt  die  Therapie  der  Otitis  externa  diffusa*   in   ihr.    '' 
die  N'erletzting  des  Meatus  anditoriits  extenuis  Theilerscheinung  einer  Schf'i 
so    ist    letztere  in    entsfirectti'iuler  Wei.se  zu  beh;uideln.      Prtiplivl 
hilufigste  Ursache  von  Verletzungen  der  tiehOrgangswände  »ias  .Seh»  i.- 
festen  Knrpern,    sowie   von   unkundiger  H-.uui    vorgenoinmene    instniuieoteiJr  ^' 
kiirfierextractionsversuche  nu'iglichst  zu  vermeiden. 

Verwachsung,    .\tresie.    IJei  bindegewebigen  sowohl,   wie  bei   k' 
wachsungen,  welche  angeboren    vorkommen,    oder  auch    später     erst     ii. 
Gramilations-,    bezw.  (je-schwürsbilduiig  im  (iehörgang  (so  /.    B.   I»ei  diphtli' 
syphilitischer,  variolöser  Krkrankung  oder  Verbrennung  seiner  Wündei  umi  ' 
ossificireuder  Periostitis  entstehen  kennen,  kommen  mir  operative  Vert'aliren  in  ' 
bezüglich    deren    auf    die  l..elirbücber    der  Ohrenheilkunde     verwii- 
Prophylaktisch  ist  e.s  von  Wichtigkeit,    die  oben  genannten    ui 
kungeu.    also  (irainilatioiis-    und  ticschwlirsbildung   im  (iehörgang,    .^uwic  i 
.M'iner  Wände  auf"s  Sorirfältigste  zu  behandeln. 

♦■rhoemerr,  N.  ncusticus.  kann  atro[ili  ireii    und  zwar  durch    Coninresäim 
schwülsten  des  ("lehirns,  «ler  (iefässe,   der  (Sehindiäute  und   der   Nerven  seit- 
artige  Geschwülste    comprimircn    den   Nerven    vorwiegend    in    seinem    >'" 
kann  d:us  periphere  Knde  desselben  bei  schweren  Krkr.uikungeu   des  M? 
Iiiactivität    zu  Grunde    gehen.     Man    diagnosticirt    die  Atrophie  au-s  S. 
resp.  Taubheit,  .subjectiven  (iehöi-senipfiiidimgen,    Schwindel,    Kopfweh i 
aus    schlechter    Kopfknochenleltuiig    bei  Aiiwendiuig  von  Stiuiingabclu.     i"r  ' 


i 


|G(^ho(>ni«rv 


HehoprsPinpfiTiniinifeii] 


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iiciisticus  verfällt  auch  nicht  selten  iler  Eiit/,iln<lun^  bei  Meningitis  der  Ba.sis,  bei 
epidemischer  (ienickstarre  sowie  bei  Fissiircti  und  Ciirics  des  Felsenheins.  Auch 
Blutungen  in's  Labyrintl»  oder  in  dessen  L  nigebung  kr'mnen  secunrlfir  den  N.  acusticus 
zur  Flntzündun^  brintjen.  Kein  functionelle  .Stiiriinf;en  (ider  Liihnmngen  des  N.  acusticus 
beobachtet  niati  mitunter  bei  Hysterie.  Dieselben  zeichnen  sich  durch  raschen 
Wfvhsel  und  durch  Schwankungen  der  Intensität  aus.  H y  (»eraesthesien  kommen 
nicht  allein  bei  nervösen  Individuen  vor,  sondern  zeigen  sich  auffallender  Weise  auch 
bei  Krkrankungen  des  Mittelohrs  oder  lies  Labyrinths,  ganz  besonders  bei  dem 
trockenen  chronischen  Mittelohrkatarrh  (Sklerose)  mit  Herabsetzung  der  Horfiihigkeit. 
Manche  plötzliche  tiehörstörungen,  die  «bjectiv  gar  keine  Eischeinungon  bieten,  könnti- 
man  auf  nin  rheuni.-itisches  Agens  zurückführen. 

Die  Therapie  ist  bei  lange  besteheruler  .\tropliie  des  N.  acusticus  (^hnnl:lchtig, 
)li>nn  Tumoren  des  (iehiriis,  die  den  Nerven  roni]iriniiren,  sind  höchstens  bei  Lues 
durch  eine  anti.syphilitische  Krir  heilltar.  l^ntziindnngen  des  Nerven  werden  in  .icuten 
Fällen  zweckmässig  zunächst  durch  .Vntiplilogose,  Hlutentziehungen,  Fisbi'baiHllnng, 
später  durch  Jodkaiinni  und  besonders  durch  eine  i-ationellc  Schwitzkur,  Pilokarpin- 
Kinspritzungen,  bekämpft.  Hysterische  functionelle  Stönnigen  des  Nerven  behandelt 
man  in  der  dem  lirunilleiden  entsprechenden  Weise  liurcli  Suggestion  etc.  Bei  denjetLJ- 
gen  seltenen  Störungen,  die  etwa  auf  Rhcnrna  zurückznffihren  sind,  kann  man  Salicyl- 
säure  in  kleinen  !>osen  oder  Schwitzkuren  anwenden.  Bei  Hyperaesthesien  ist  Brom - 
kaliitm  oder  Bromiiatriuni ,  10  auf  2<K).  odei'  anderi'  Anlinervina  zu  versuchen, 
besonders  ai)er  Hube  und  Vermeidung  von  (ieräusciien. 

lehoersempilntlun^en,  subjective  (Geräusche  im  Ohr,  Ohrensausen,  Ohrentönen),  ent- 
stehen durch  irgend  eine  interne  Heizung  des  Hörnervenapparati's  in  seinem  [leriphereii 
(Labyrinth)  oder  cerebralen  ((iehini)  Theil.  Snb'h  «'in  Reiz  kann  indirect  durch 
einen  Ceruminal-I'fropf,  Exsudate  an  der  Tanke,  Labyrinlh-Hyperaemieii  oder  .Vii- 
aeniien  etc.,  abnorme  Ciri'ulatictnsverhältnisse,  Tumoren  hcrvorgenifen  werden. 
Subjective  Gehörsemplindiingen  im  weiteren  Sinne  können  erzeugt  werden  durcli 
tliatiiäclilich  vorh;uideiie  entoti.sche  (ieräusche,  wtdche  manchnial  auch  objectiv  luwh- 
gewlesen  werden  können.  I>ie  letzteren  werden  nicht  selten  beobachtet  beim  Schlingact 
durch  Abhebung  der  Tulienwäiide  von  einaiider,  lerner  diu-ch  Krampf  des  .M.  ten.sor 
tympani  oder  stapedius,  durch  Tlatzen  von  Si-hlrinitdasen  in  der  Pauke,  durch 
Flatterbewegung  eines  atrophischen  Troiiimelfells,  durch  (jefäs.sgeräiLsche  etc. 
I>ie  subjectiven  Gehörsemptindungen ,  welche  bei  allen  Ohrenkrankheiten,  sowohl 
fh«  schallleitendeii.  als  auch  des  sclialli'iiiptiridenden  .\[)parates,  vorkommen  können, 
sind  iiiitunler  intermittin-ntl,  und  das  siod  prognostisch  die  besseren  Fällt«,  oder  sie 
sind  uonlinuirlicb.  .Meistentheils  werden  die  (lehörseuipKndungen  als  Zischen,  Sieden, 
Pfeifen,  Klingen,  Singen  beschrieben  oder  als  ein  tieferes  Brausen,  Raaschen  oder 
Brummen  etc.  Nicht  gar  zu  selten  werden  dieselben  in  bestimmter  Wei.se  als  Vngel- 
zwitscbern,  Glockengeläute,  Donnern  etc.  charakterisirt.  Zuweilen  sprechen  ilie 
Patienten  von  directen  pulsirenden  Geräuschen  in  dem  Khythnms  des  Radialpulses. 
Die  Therapie  der  subjectiven  Gehörsempfinthuigen  ist  nur  in  jenen  verhältniss- 
niässig  selteneren  Fällen  erfolgreich,  wo  es  sich  entweder  um  acute  Erkrankungen 
des  Labyrinths  (bei  Lues),  oder  des  äusseren  tiehörganges,  oder  um  nachweisbare 
curable,  chronische  Processe  am  Schallleitungsapparat  handelt,  z.  B.  eitriges  oder 
schleimiges  Kxsudal  im  Mittelobr,  ('eniuiinalpfröpfe.  Hier  ist  eine  Therapii' 
möglich  durch  l'aracentese  des  Troinnielfells,  Catheterismus,  Herausnahme  der  Gehör- 
knöchelchen, Schmierkuren  etc.  In  nicht  curablen  Füllen  sind  wir  diesem  hart- 
näckigen Symptom  gegenüber  nur  auf  die  innerliche  Darreichung  einiger  Praeparate 
angewiesen.  Die  Bromsalze,  Bromkalium,  Hromnatrium,  Hrnmannnoiiinm,  ca.  10  auf 
'AH)  dreimal  täglich  1  Esslöffel,  auch  Acidum  hydrobromicum,  dreimal  täglich 
2(1  Tropfen  in  einem  Glase  Zuckerwa.sser  nach  dem  Es-sen,  leisten  gute  Dienste.  Ist 
nach  l—'2  Wochen  keine  Bessemng  eingetreten,  so  versuche  man  kleine  Dosen 
Chinin,  0,05  <Ireimal  täglich.  Subjective  Gehörsemptin<lungen  bei  Syphilitischen,  Wo 
meistentheils  das  Labyrinth  als  locus  morbi  angenommen  werden  muss,  erfordern 
möglichst  schnell  eine  specilische  Kur.  Manchmal  ist  die  Behandlung  mit  der 
Dmck.sonde  (Lucae)  oder  eim-  Lultverdünnung  mit  dem  Rarefacteur  von  Erfolg. 
Bei  nervösen  Patienten  emptiehlt  Schwartze  protrahirte  lauwarme  Bäder  von 
125—27",  IJrbantschitsch  Tinctura  Aconit!  H—1 2  Tropfen  pro  die,  Gruber  Tiuctura 


[(•ehoersempflndunf^pn 


—     430     — 


Oeisteftkruk 


Arnicoe  5 — 15  Trttpft'ii  mclintcils  täglich,  Hartmann  Atropiri  0,itC)2  ««l'r  ".>- 
Fowleri  2 — 10  Tro[)ffii />ro  rfiV  iitiii  tlfii  constaiitpn  Strom.  Bei  pulsiron«l''ii  (.criic 
die  ln'i  f'arotis-Co(ii|)n'ssi(Hi  verschwinden,  k:inn  man  I>igitalis, 
kiiri-n,    Bewegung    in    freier  l.ul't    in  Anwendung    zielien.      Iii    deiij  lOs^ 

snlijectiven  (iehi>rseni|ifiii<liiiigen,    welclie    cinrch    h'Uigereii    Chinin-   otlrr  i>üjt 
(_iebr;iiH'h   in  grossen  hnsen  vei'nrsachf  worden    sind,    verordn»'   mal)  Krnrap 
Wo  die  Gehcirsemptinduiigen    durch    jlussereii  Lärm    vurschlimiuert    wer 
Aufeiilhalt    an    einem    rnhige.n  Ort    und    müglidiste  Kntfcrnuiijg    aii>ä    p-i 
Beruf  (Sclilosser,  Musiker)  (iringi'tid  anzurathen. 


dellnaa.   Dorf   im  l,alintlial,   beniUt   einen   alkalischen    Rlnerlinit   CI.O<t  Nktriam-,    OM 

O.O.HN  Eisenliiurhoni).  U.OÜA  Natriuincliloriil.  141)11  fem  freie  Kulilunslliire).    Kr  wird  bei  rbrüniMh 
AiTertiuiien.  tict^Dntlers  iter  Bronchien  und  der  Blftse,  und  hei  hiirn.iniirrr  ni«tli«*94^   bpnuUl. 


fielSÜOSpermuni.     Ptlaniicngitluug  der  Fühl  der  Apaey  nieeae*.  Typas  dt>r   PluniHri«*»,  ufmtlme^ 

die  UeereiiirUchte.    G.  laeve  (=  0.  Vellotii  Aleni.),    in  Bruilien  einh<>inii«eher   Bftara  o4f>r  Stna  '  " 
Herelrarinde.  H 

(ieissospcrmin.     Früher   wurden    mit    dem    Namen    iieissospcrmin    »ei 
stanücti  buzeiclinet.     Corrca  dos  Santos  stellte   1838  aus  der   Rinde  eine  aiaoi 

dar.  die  er  Pereirin  nannte;    1877  wurde    dieselbe  (.ieissospcrmin    genannt  i,Boch«  

de  Krcitas).  Nacli  Ilessc  ist  dies  ein  unreines  Gemisch  der  verschiedenen  ia  dp 
vorkomraendon  AlkaloTdc:  Gcissospcrmin,  Pereirin  und  Vellosin.  GeissospTmin  llirti 
taine   und  de  Froitas)    hebt    die    willkürliehen    Bewegungen     auf.     Iah.  -irt< 

Mcdulla   oblongata,  später  auch  die  periplierisclicn  Endigungcn     der    mot-  :ta^| 

tiidtet  durch  Respiratinnslähinung.    Die  Wirkung  des  reinen  Cieiss 

UeisBOBpemiiu,    ('mir^NjO,  -f-   IIjO.  von  Hesse    in    der    als    Fiebermittel    ' 
krjKtallinirt    iu  kleinen  Priemen,    diu  gepin  160^  unter  KerHCtinnK  sehnieltvn.     i   :     .   . 
lieitiHeut  Alkülml,  weni^  in  kaltem.    In  eiAenoiydhaltitrein  Vitriolol  If.ct  e«  sich  mit  it'' 
Salpeter^lure  mit  purpurrother  Farbe,    die   beim   Erhitzen  in  OranKeuelb  dheff^eht.      i 

Pereirin.  CVHhNV^s-  amorphe»  Pnlter.  Schmp.  Keyen   l:/4".     Wenig  in   W».*svi.     i.irm* 
lind  CbloroTurm  lOKlicb. 

Vellosin.   CaHaN^,(OCII,i,  (Freund  und  Kaufet),   fast   niebt   ln«lieh    in  W»««r. 
utwa>-  leichler  in  Aether.     C'oDCentrirte  SchverdAtture  gieht  eine  farblose,  noch   einii^er  2t«it  ni«a  a»r4*&>  V 
l'oncentrirte  Salpetersnure    lOst    mit  hellgelber  Farbe,    beim  Erltitsen  hurgundf^rroth.      Z«i«t  ia  4m  Wotaf' 
AehnlichVeit  mit   Brucin. 

smea 

(JeiKfeskrankhi'itcii,  <t  etnii  thsk  rankfieiteii ,  I'sychischo  Stfiruiigan .  FsjcllM 
Irrsinn.     Die  Ihdiandtmig    dieser    Krankheitsgruppe    hat    insofern    mit  In 
hei    den   siigenaiiiitcH  kiir|(erlirheii   Krankheiten  nicht  vorkoniiiicndeu  St?bwii 
zu  käiii|ifeii,    als,    wenigstens  in  einem  'rhejl  der  rälle,  tue   Kiii.sicht,  kraiik^ 
den   Kranken    scdlist    fehlt    und  als  es  .somit  iiothwendig  wird,    die  zu  ibnr 
hersteiluiig,    l'flege    laid    J^i<-heruiig    erfonii'rjichen    M.iassregidn    gegen    ihr««' 
durchzuführen.      IMe  Ansichten    über    das  M.aas.s    des    in    ilieser   Hi 
imd  Nnthwendigen  liabeu  im  I/iufe  der  Zeiten  the  grossteii  ^S'an<Illln^ 
l>i('  mittelalterliche  Auff:iN.suug,  dass  geistige.  Stiirung  durch  ICiinvirkung  von  li: 
oder    durch   Kehexung    entstehen    und    das.s    mau    daher  mit   sogcn.nnntt.'n  g«u 
Ziichtmilttdn,    unter    welchen    aber    die    eiitj^etzliclisten    kürpfrlicheii   Misshjuidln 
eine  Hauptrolle    spielten,    da.s    wüiidhafte  Wesen    aus    seinem     irdischen  ließ«»: 
treiben    mü.sse,    diese  Auffassung    hat    in    nuimiigfach    niotlificirtor  Form  bis  «tj 
unser    .lahrhundert    hinein    nachgewirkt.     Her   geistlichen   AufTassung    eiitspnrJ  i 
polizeiliche    von    der  Ho.sheit    und  (jeineingefährlichkeit   dieser  Kranken,    der 
ilher    man    es    lange  Zeit    als  die  einzige  .\ufgabe  th'r  'leffeiitliclikeit  ansah, 
Verwahrmig    in   zuchthatisähnliclien  Anstalten  und  iliirch  aiLSiredelintc^t«-  Ab 
mechanischer  Zwangs-    und  Zuchtniittel    die  (ieisteskranken    wio   :ii: 
zu    händigen    und    zu    strafen.     Sehr  all  müh  lieh    gelang   es,   gegen  \  ■ai 

Jahrhunderte  fortgezüchteten  Irrthiimerii  die  ärztliche  Auffassung  lur  tj«lt«ipl 
hringeii,  dass  e.s  sich  auch  bei  diesen  ZuständiMi  um  Krankheit  und  twarmni'" 
als  Kranklieit  handle  und  dass  deren  Heliandliiiig  aus.schliesslieh  vor  das  h'urm' 
Arztes  gehfii-e.  Aber  .a\ich  ilio  ärztliche  Aufla.saung  könnt«  sich  lange  Z«i  i 
von  dem  einmal  eingewurzelten  Vorurthcil  frei  machen,  dass  körperlicher /«m^I 
disciplinare  Strafinittel  hei  vielen  Erscheinungen  geistiger  Störung  unentbehrlkfc « 
Dieser  [{ichtuug  entgegen  hat  die  von  dem  Englämler  Conolly  um  die  Mitte  i 
hundert.s  angebahnte  Reform  zu  einer  völlig  neuen  Erkenutnis.s  {^führt,  xiif  ' 
die  moderne  Form  der  Irrenliehaiidluiig  beruht.  Das  von  Conolly  eingefibsli  X* 
Restr.iiut- System    geht  zunächüt  von  der  Thatsache  aus,    dass  Em^uapa^ 


—    431     ^-r 


GrtstPslrranKnpiten  1 


I 


* 


von  (ieistoskrankon  um  so  iK'ftignr  wonlon,  jo  mehr  Widerstand  ilinen  mtfregriigesct/t 
wini,  wfihrend  sie  bei  möglichster  Freilieit  der  Bewegung  am  raschesten  vorüber- 
gehen. Die  Beseitigung  der  niei-iianisrhen  Zwnngs.ipparate  Iiat  dann  anrh  in  allen 
Anstalten,  in  welchen  sie  durchgeführt  wurde,  statt  der  von  üngstlichcii  Gemritheni 
befürchteten  ZOgellosigkeit  eine  sehr  viel  grössere  Ruhe  herbeigeführt.  [>ie  völlige 
Verbannung  der  Ansicht,  dass  Krankheitsäus.seniiigen  durch  Strafniittel  uiitenlrückt 
werden  dürften,  hat  femer  den  tieist,  der  in  den  Anstalten  herrscht,  unigi'waiidelt 
und  dazu  geführt,  dass  die  moderne  Irrenanstalt  sich  nur  in  wenigen  rnnkteii  von 
•'iner  gewöhnlichen  Krankenanstalt  unterscheidet.  Iler  wichtigste  dieser  Punkte  ist 
(Jer,  dass  lieisteskranke  gegen  ihren  Willen  in  die  Anstalten  gebracht  utui  darin 
f<'sfgehalt<'n  werden  können.  Es  entspricht  der  niodenieir  Kechtsanschauuug,  diLss 
auch  diese  Freiheit.sbeschränkung  nur  mit  Zustinnnuug  und  unter  Aufsicht  4ler  (Staat.s- 
behörden  nach  ärztlicher  Bescheinigung  ihrer  Nothwendigkeit  und  nicht  länger,  als 
die.se  Nothwendigkeit  besteht,  statttiniien  darf.  In  allen  ^itaaten  bestehen  daher  be- 
si)nd<'re  Bestinrmungen  über  die  l^irmalitäten  bei  der  .\ufnahnie  in  die  Irrenanstalten 
und  über  die  Ueberwachung  der  letzteren.  Hin  zweiter  Punkt,  in  dem  sich  die 
lrrenati.Htalt  von  der  gewöhtiMchea  Krankenan.stalt  unterscheidet,  ist  der,  d.iss  sie  die 
Möglichkeit  bieten  niuss,  bei  gefährlichen  Erregiuigszust.lnden  der  Kranken  diese 
un<l  ihre  Umgebung  vor  den  möglichen  Folgen  zu  schützen.  Hierzu  genügt  die 
vorübergehende  Absondernng  in  sogenannten  Isol  irzimmern,  tl.  li.  völlig  leeren 
liäinnen,  deren  Fenster  uikI  Thüren  vor  Zerstönmg  möglichst  geschützt  siiul.  Ks  i.st 
aller  ein  weiteres  Ergebniss  der  mit  dem  Nou-Hestraint-System  gewnuntiien  Erfahrungen, 
dass  die  Isnlirungcn  stets  auf  die  Tuöglichst  kürzeste  Zeit  be.scliränkt  und  so  oft 
wie  möglich  unterbrochen  werden  nnis.sen,  .-\ls  ein  Kr.satz  für  liieselben  hat  sich  in 
viclr-n  Fällen  die  sngetiannte  Be ttbeliand  hing  ergeben.  Man  geht  heutzutage  all- 
gemein von  der  L'eberzeugung  aus,  d.i.ss  bei  acuten  Fiilli'u  geistiger  Störung  ganz 
wie  bei  körperlichen  Erkrankungen  möglichste  Ruhe  das  erste  Krforderniss  der  Be- 
handlung ist,  und  [iian  befolgt  (iabei  in  den  Irren:instalton  überall  und  mit  Erfolg 
deu  (irundsatz,  dass  die  frisch  Erkrankten  so  viel  wie  möglich  im  Bett  zu  halti-u 
.sind.  Das  (ileiche  gilt  für  alle  Erregungszustände,  welche  im  weiteren  Verlauf  der 
Krankheit,  und  zwar  auch  bi'i  chronischen  uiul  im  Ganzen  unheilbaren  Fällen,  ein- 
treten. Zur  l>urchl'ührui)g  dieses  Grutulsatzi's  werden  sogenannte  Beobach tungs- 
(ider  Ueberwachungsstationen  eingerichtet,  in  welchen  ausreichendes  Pflege- 
personal ständig  anwesend  .sein  muss,  um  tlie  Kranken  zu  überwachen  und  ihnen 
auch  bei  den  kiirperlichen  Schwäche-  und  Kr.iiikheitsznständen,  welche  so  häutig  dns 
Irresein  complicireii,  hülfreiche  Hand  zu  leisten.  Von  Mitteln,  welche  zur  Benihigimg 
bei  Erregungszuständen  dienen,  sind  in  erster  Linie  noch  die  lauwarmen  Biider  zu 
nennen,  welche  zuweilen  in  mehrstündiger  Anwendung  als  sogenamite  prolongirte 
Bilder  von  Nutzen  sind,  hoch  spielt  hierbei  die  individuelle  Reaction  des  Kranken 
und  .seine  körperliche  Constitution  ein«!  wesentliche  Rolle,  welche  im  einzelnen  Falle 
zunächst  durch  den  Versuch  festzustellen  i.st.  Auch  kurzdauernde  Halbbäder  mit 
kühleren  l'ebergie.ssungen  sind  in  manchen  Fällen  von  Nutzen;  ebenso  die  nassen  Ein- 
packungen, welche  sowohl  als  ganz.e  wie  als  Theili»ackungen  angewendet  werden. 

l>ie  in  acuten  Fällen  hiiuhg  be.stehende  Schl.-iflosigkeit  wird  dun-h  die  verschie- 
denen Hypnotica  bekämpft,  wobei  aber  vor  einer  allzu  lange  dauernden  regel- 
mässigen SViederhokmg  zu  warnen  ist.  Als  ein  nicht  nur  zur  Erzieliing  von  Schlaf, 
sondern  auch  unter  Tags  zur  Beruhigung  anzuwendendes  Mittel  und  zwar  sowohl  bei 
Erregungszuständen  maniakalischer  Art  wie  bei  den  stärkeren  tnelanchnlischen  Ver- 
stimmungen bewährt  sich  .auch  heute  noch  in  erster  Linie  das  Opium,  das  sownlil 
innerlich  als  Pulver  oder  Tinctnr  wie  nöthigenfalls  im  Klystier  oder  subcutan,  dann 
in  Auflösungen  des  Extractum  Opii  aquosum,  gegeben  wird.  Besondere  Sorgfalt 
nias,s  bei  allen  .icuten  F-Illen  von  Goistesstörung  auf  eine  nifiglichst  sorgfältige  Er- 
nährung verwendet  werden,  ila  feststeht,  dass  die  überwiegende  .Mehrzahl  derselben, 
und  zw.ar  bei  den  verschiedensten  Formen  der  Störung  in  dem  ersten  Stadium,  mit 
einer  erheblichen  Abnahme  des  Körpergewichts  einhergeht,  und  da  hiedurch  offenbar 
eine  n.'ichfheiligc  Rückwirkung  auf  den  Geisteszustand  ausgeübt  wird.  l)ie  häufig 
zugleich  vorhandenen  Verdauungsstörungen  sind  nach  den  bekannten  Grundsätzen  zu 
behandeln.  Tritt  völlige  Nahrungsverweigerung  ein,  wie  ejs  .sowohl  bei  anhal- 
tender Erregung  der  Mani;ikali.schen  und  Verwirrten  .als  auch  in  Folge  von  psychi- 
scher Uenimung  bei  den  verschiedenen  Formeu  des  Stupors  wie  »uch  geleguutlich  iu 


Folge  von  Waliiiidceii  bei  Parnnoikorn  vorkommt,  so  ist  die  köaitliehi-  Ici 
ruiig  oiiiziilf'iten.  Zuweilen  gelingt  dieiselbe  in  der  Art,  daas  den  Krank»fl 
wiedor  Nahrung  angebuten  und  in  den  .Mund  geführt  wird,  wobei  aber  jede» p»yi 
sanie  Verfahren  zu  vermeiden  ist.  Bei  stärkerem  \V'id<rrst;iitil  wird  M  notliTiA 
die  Kranken  in  schonender  Weise  durch  mehrere  Personen  festhalten  «u  be«  « 
durch  den  Mund  oder  dif  Nase  die  ^clilundsonde  einziiffdireii,  durch  "«■i-'- 
in  ausreichender  Menge  Milcli  mit  Eiern  und  unter  Zusatz  <ier  go  . 
ruagspnieparate,  Somatose,  Nutrose,  Kucasin  u.  a.,  in  den  Magen  i;>i.ri'.i. 
Weniger  zu  enipfehhMi,  weil  bei  längerer  Nahrungsverweigerung  doch  nirtl 
ehend  und  iiäulig  <lurch  den  Widerstand  der  Kranken  direet  vereitelt,  bt  lÜfEo* 
rung  vom  Mastdarm  aus  mit  Nidu-klystiereii.  Ks  versteht  sieh  von  selbst,  dw 
alle  diejenigen  Indicationen  sorgfiiltifr  i'rfiillt  werden  niüssun,  welche  darth  oai 
cirende  k<ir(ier!iche  Kriuikheiten  gegeben  werden  und  welche,  da  di»  Kafc 
selbst  oft  keine  Angaben  über  ihre  Beschwerden  machen,  «lurch  nftrr  » 
genaue  LintiTsuchung  festzustellen  sind.  L'nter  Lnistiinden  gelingt  es  il 
in  der  krirperlichcn  Krankheit  die  eigentliche  Ursache  der  Geistesstüri 

und    durch  Beseitigung  derselben  sie  zu  heilen    (Re.ste    von     alten   Verl 

Narben,  ausnahmsweise  (iehirnalseess,  häuKg  Lues,  zuweilen    Mal;u-i:i,  cbroi 
toxicationen,    Veränderangen    der  Bauch-  und  Beckenorgane   u.   s.   w.).     I'n- 
sidclie    Erfolge    viel    seltener    als    es    de?n  Laien    wahrseheinlirh   emcheint, 
Aetiologie  der  Geistesstörungen  in  der  Kegel  nicht  auf  eine  einzelne,  sond«nia.'«i 
Zn.sainnienwirken  verschiedener  Trsachen  zurückzuffdiren   ist. 

Das    bisher    über    die    Beltandhnig    von  Geisteskranken    in   Irrenan-"    ' 
gilt    auch    ffir    die    Falte    der  Behandlung    aus8erhall>    der    An^tah 
gemeinen   eignen  sich    hierzu  natürlich    mir    die    leichteren    l'älle.      l'ntrr 
gün.sti^en  Umständen    ist   jedoch    zuweilen    auch    die  Behanrllung    rcIiwi-pt 
ausserhalb    der    Irrenanst.'ilt    nulgliclt.     In    erster    Linie    kommt    auch  hier  ili» 
liebste    Ruhe    und    Abhaltung    von    Beizen    in  Betracht,    zu   welchen    letilf-nr« 
dings    oft    gerade    die  gewohnte  Umgebung   der  Kranken   geliürl   mit  ihren  ui 
niii.ssigen  Versuchen,  i'iiie  gowaltHame  Erheiterung    und  Zerstreuung  der  Vw 
durch    Anregung    oder    allerlei   \  ergnüguugsniittel    herbeizufülircit.      Um    ai« 
entliehen,    kami    man    die  Krauken    nft   mit  Vortli<-il  solche  8:inatiirii-ii  unil  % 
lieilanslaiteii  aufsuchi'u  lassen,  wi^lchi'  unter  sachverständiger  ärztlicher  Leitung 
jiiemals    aber    die    nach    irgend  einer  Schablone  vi-rfahn-nden   angeblichen  X 
an.stalten.     Für    die    Belmmihmg    chronischer     und     unh«' i  I  h.nrer     tieixIfJ' 
rungen,  in  welchin  die  aiifängtichen  acuten  Erregimgsstailien    rilK>rwiinden  mii'M 
bei    öfterer    Wiericrkchr    salch(>r    St.idieu    aus.scrhalt)    der  Zeit   ihres  Vorhand« 
ergeben  sich   we.seiytlich   andere   Indieaticnieir.     Ein  Theil    iliesor    Kranken    k.inn 
günstigen  Umständen  uiibcdenkhch  in  der  eigenen   Familie  verpflegt  wpnlcn    ft«!*] 
Mehrzahl  denselben  ist  dies  jedoch  nicht  möglich  theils  aus  äusseren  in  d»»n  Fsa' 
Verhältnissen  liegenden  Gründen,  t.heils  deshalb,  wi^il  die   Kr.inken   wohl  ■•  -'-' 
und   arheitsfiihig    geworden   sind,    aber  doch  nicht  die  nöthige  Selbst^i 
Einsicht  wieder  gewonnen  haben,    um  (vhne  <'ine  gewisse  ärztliche   .Gat- 
tung existiren  zu  können.     Für  diese  Kranken,    welche    den   grfwseren 
Sassen  aller   nicht    lediglich    für  Heilbare  bestinmiten  Irrenanstalten   bildm,  ui; 
Stelle    der     anfänglichen    Buhe    Anregung    und    Beschäftigung    treten.      t* 
zu    den    besonderen    Errungenschaften    iler  nioilerneii   Irrenheilkunde,    iIass  für  i 
zahlreichen  Anstaltsbevvohner    möglichst   freie  und   behagliche   Leliensbediiigu 
schatten  worden  sind.     Am  gün.stigsten  wirkt  es  auf  die  Kranken,  wenn  >.ie  in  ' 
ihren    Fähigkeiten    i'nts|ireciienden   Weise   Iteschäftigt  werden,    theiK    ii.    lUia 
oder  in  einfach  mechanischer  Thiitigkeit,  namentüch  aber  in  den  ver- 
tles    landwirthschaftliciien  Betriebs.     Zu    diesem  Zwecke  verfügen    s  i-i.- 
AnHtalten    über    mehr    oder  weniger  ausgedehnte  agricole  Colonien.     In 
hat  nran  mit  Erfolg  den  Versuch  gemacht,  ehemaligen  Wärtern,    die  sich 
iler  Anstalt  angcsieilelt  haben,  geeignete  Kranke,   die  mit  zur  .Vrbejt  ver 
den   kömien,  in   Pflege  zu  gi-heii.     In  verschiedenen  Gegenden,   i 
und    Schottland,    neuerdings    aueli    in  lieutschland,    ist   in   au.-_ 
sogenannte  familiale  irrenpfii-ge  durchgeführt  werden,  indf-ni  ^ 
zum  Theil  auch  iti  Städten  vvohnemle  l'amilien  dafür  gewonnen   wi. 
und  nanientlidi  arbeitsfähige  Geisteskranke    gegen  entsprechende   \cf)^uiub$^)| 


leistesk  rankheiten 


lanneTerbMi« 


aufzuncliDH-n.  Nothwendige  Voraussetzung  dieses  Systems  ist,  (l:iss  durch  die  Aor/tn 
der  betreffenden  Anstalten  ein«  regelmässige  Controle  der  Pfleglinge  geübt  wird. 
Nicht  geeignet  für  diese  Ver])flcgungsf«nn  sind  die  körperlich  siechen  (ieisteskriinken, 
zu  welchen  nanientlicli  die  an  vorgi-sehrittenen  Stadien  der  progressiven  Paralyse 
Leidenden  gehören.  Die  intensive  und  iiiierniüdliche  Kntnkciipflege,  welclie  für  die- 
.selben  erforderlich  ist,  kann  nur  in  Anstalten  geleistet  werden,  in  welchen  auch 
jederzeit  ärztliche  Hülfe  zur  Behandlung  der  iiiaiuiigf:ichen  Coniplicationen  zur  Stelle  ist. 

JOLLV, 

Gelanthniu,  einu  Mischung  vuu  Traganth  mit  'i'/t  pCt.  Gelatine,   ist  in  der  Absicht  dargestellt, 

^in  Wasser    unlösliche    Medicamente    auf   das    Feinste    zu    vertheileii.     Die  Mischung  wird  als 
wasserlöslicher  Fimiss,  der  sich  kalt  auftragen  lässt,  bei  Hautkrankheiten  benutzt  (Unna). 
L. 

(inUtinae  medicatae,  Gallerten,  ßel6ea.  neunt  man  in  der  Kälte  weiche,  aber  nicht  zerfliess- 
liche,  zitternd-elastiscbe,  nicht  pla&tische,  durchscheinende,  heim  Erwärmen  leicht  sich  verflüssi- 
gende Massen.  Sie  werden  dargestellt  aus  Gelatine  oder  leimgebendeii  Substanzen,  Gclatinae 
verae,  oder  aus  verschiedenen  Pflauzenstoffen,  wie  Tubcra  Salep,  Carrageen,  Liehen  islandicus, 
pektinhaltigen  Fruchtsäften,  falsche  oder  Psuudogallerten,  Gelatinae  spuriaa.  Mau 
rechnet  auf  100  Tb.  Gallerte  etwa  5  Tb.  käufliche  Gelatine,  Hausenblase  oder  Hirschhorn, 
5—10  Th.  Carrageen  oder  Aniylum,  15—30  Th.  Liehen  islandicus,  '2  Tb.  Saiep  oder  Agar- 
Agar.  Die  Fruchtsäfte  liefern  mit  etwa  der  gleichen  Gewichtsmenge  Zucker  Gallerten.  Die 
Gallerten  sind  wenig  hallbar,  daher  ihre  Verordnung  auf  i — 'ä,  im  hcissen  Sommer  auf  1  Tag 
zu  berechnen  ist.  Medicameiitose  Zusätze  mit  Ausnahme  schlecht  schmeckender  oder  Nieder- 
schläge gebender  Substanzen,  sowie  von  unlöslichen,  besonders  specilisch  schwerfiu  Pulvern, 
können  gemacht  werden,  von  Tincturen  höchstens  solche  von  5—6  pCt.  Für  differento  Medi- 
II  camente  ist  die  Gallerte  ihrer  ungenauen  Dosirung  wegen  nicht  geeignet.  Früher  waren  Gela- 
^_^  tina  Carrageen*  und  Getatina  Lichsnis  islandici'  oflicincll. 

^H  Die    sogenannten   Oel-  und  Balsaingallertcn    sind    weiche,    leicht    zu    vcrnUssigendo, 

^B  aber  nicht  elastische  Massen,  welche  durch  Zusammenschmelzen  von  Ocleu  und  Balsamen  mit 
r         15 — 25  pCt.  Wallrath  hergestellt  werden. 

^^  Gelatinae    medicatae    siccae     sind   zur   Trockene    gebrachte   Gallerten;    Getatina 

^B  Lichcnis  islandici  saccbarata  sicca  Ph.  G.  I.  bestand  aus  gleichen  Tbeilcn  trockenem  Pflanzcu- 
^H  schleim  und  Zucker. 

^H  Gelatinae  medicatae  lamellatac,  Gelatinelamelten,   sind   für  in  kleinen  Düsen 

^H  zu  dispeusirende  Mittel  empfohlen  worden  (Almen).  In  dünnen  Lamellen  sind  die  Heilmittel 
^H  gteichmässig  vertheilt,  sodass  die  Dosis  jedes  Abschnitts  bekannt  ist.  Medicamente,  welche  die 
^B  Gallerte  zersetzen,  Gerbstoffe,  Säuren,  viele  Schwermetallsalze,  flüchtige  und  hygroskopische 
'  Substanzen,  können  nicht  darin  verordnet  werden,  am  besten  AlkaloVde  und  narkotische  Ei- 
I  tracte.  Die  Gelatinelamellen  werden  innerlich  nach  Auflösung  in  subcutaner  Injection  und 
t        extern  gebraucht.     Kleine  Lamellen  werden,  ins  Auge  gebracht,  Tollstöndig  resorbirt. 

I  HAASE. 

Gelatine,  Leim,  Colla  animalis.  Gri'n^tine,  ist  sorgfältig  bereiteter  Haut-  oder  Knochen- 
leim, wird  aus  ausgesuchten  Kalbsknochcn  oder  Kalblederabfällcn  gewonnen,  gewöhnlich 
auf  Glastafeln  getrocknet  und  ist  nahezu  färb-,  geruch-  und  geschmacklos.  Sie  bildet  harte, 
elastische,  nicht  hygroskopische  Blättchen,  welche  in  Wasser  oder  verdünnter  Säure  aufquellen, 
ohne  zu  zerfliessen,  und  noch  mit  100  Th.  Wasser  eine  Gallerte  liefern.  In  Alkohol,  Aethcr, 
Chloroform  etc.  ist  Gelatine  unlöslich.  Die  wässerige  Ijösung  wird  durch  Ferrocyankalium, 
Bleiacct,it,  Alaun,  Eisensalze  und  verdünnte  Mincralsäuren  nicht  gefällt,  wohl  aber  durch 
Gerbsäure,  Quecksilberchlorid  und  Platinchlorid.  Wird  die  Lösung  mehrere  Stunden  unter 
Druck  oder  bei  Gegenwart  verdünnter  Säure  gekocht,  so  gclatinirt  sie  beim  Erkalten  nicht 
mehr — flüssiger  Leim.  Wird  eine  mit  Kaliumdichromat  versetzte  concentrirtc  Gallertc  der 
Einwirkung  des  Lichtes  ausgesetzt,  so  resultirt  eine  in  Wasser  unlösliche  Verbindung,  der 
Chroralcim,  welcher  in  der  Technik  Verwendung  findet.  Eine  andere  unlösliche  Verbindung  ist 
die  Formaldehydgelatinc,  Glutol*  (Schleich).  Die  ijuantitative  chemische  Zusammensetzung 
der  Gelatine  ist  nicht  mit  .Sicherheit  festgestellt,  sie  enthält  etwa  18  pCt.  Stickstoff,  aber  in 
reinem  Zustande  keinen  Schwefel  und  Phosphor.  Sie  findet  häufig  Verwendung  zur  Herstellung 
der  Gelatin.ie  medicitae'  und  lamellatac,  der  Bougien*,  Suppositoricn  und  ähnlichen  Arznei- 
formen, femer  zu  Bädern,  zur  Herstellung  von  Verbänden,  zum  Ueberziehen  von  Pillen,  und 
besonders  wichtig  ist  sie  für  die  Herstellung  der  Gelatiuekapseln. 

HAASE, 

ilattnererband.  Derselbe  (Zinkoxyd  und  Gelatine  u  20,0,  Glycerin  und  Wasser  u  80,0)  wurde 
von  Unna  zur  Behandlung  chronischer  Fussgeschwürc  empfohlen.  Der  im  Bade  gereinigte 
Unterschenkel  wird  .ibgetrocknet  und  mit  Sublimat  (1  :  1000)  desinlicirt.  Darauf  wird  die 
Umgebung  des  Geschwürs  dick  mit  Lassar'scher  Zinkp.isle  (ohne  Salicyl!)  eingeschmiert,  das 
Geschwür  selbst  aber,  so  lange  es  noch  schmierigen  Belag  hat,  mit  etwas  Jodoform  bepulvert, 
nach  der  Reinigung  aber  mit  gewöhnlicher  rotber  Praecipi tatsalbe  oder  Dormatol   behandelt. 

O.  Liülirnieli,  Enofklupaeilio.     II.  BaniL  28 


» 


fOelatineverhand 


—     484 


fipn»! 


r  LrÜDTn 


Nur  bei  starker  Secrctioi]   wird  etwas  Gaze  aufgelegt.    Darauf  folgl  der  Gclatin«-  oder  LriniTn 
band.    Der  durch  Eiiistellon  in  heisses  Wasser  verflüssigte  fieim  wird  mit  eiuem  starkru  1 
piasei  auf  deu  Fuss    und  Untcrsehenkcl    aufgepitiselt,    worauf  ciuc  Einwirklung  mit 
wohnlichen,  in  Wasser  eingeweichtc.u,  apprctirten  liay.ebinde  lolgt.   Diese  muss  von  do 
bis  zur  Kniekehle  hinauf  glatt  und  glcichmiLssig  anliegen.  I.st  man  an  der  hniekfble  ange 
so  erfolgt  die  wiederholte  Einicimung  des  Beine»,  bis  alle  Maschen  der  Binde  durchweg 
impr.iegnirt  sind.    Darauf  legt  man  eine  zweite  Biiiden.schicht  absteigend  an,   leioit  «ietler  Vti'' 
wickelt  wieder,  bi.s  etwa  4  Lagen  eingeleimter  (loze  glatt  übereinander  liegen.      Zum  S--1iltn5 
legt  man    zweckraiLssig    eine   einfache  Mullbinde   über,    um   ein  .\b(ärbcn   de.i  1,i-t; 
bindern.     Bei  .starker  Secretion  muss  man  den  Verband    zweimal  Wi'ichentlioh   wn  i 
bald  aber  nur  einmal.     Dabei  wird  jedesmal  ein  Kussbad  genommen,     SpältT    kann    •. . 
band  2  Wochen  liegen  bleiben.     Derartige  liclatiu-  oder  Leimverbäude  könnea   aurh  /•■ 
Stellung  glcichniässiger  Compression  an  den  unteren  Extremitäten  verwandt  werden,  aUu 
es  sieb   um  varicüsc  Geschwüre    zu    handeln    braucht.     Bei    intacter  Haut    können    »ir     :, 
selbstverständlich  sehr  viel  länger  liegen  bleiben. 

KiHCHBorr 


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Sldr     . 

.S  a  n  .1  r  • 
wissen 


tcrde 


(jelbfleber,  Yellow  fever,  Kirvre  jaune.  Typbus  amaril,  Gele  koorts, 
negro  u.  s.  w.,  ist  eine  vorzugsweise  auf  die  warmen  Länder  der  westlichen  \h 
schränkte  und  hier  theils  endemisch,  theili  epidemisch  vorkommende  Infecli"i 
die  Heimath  desselben,  von  welcher  es  sich  im  Laufe  der  Zeit  durch  den  ui- 
kehr  weiter  verbreitet  hat,  sind  wahrscheinlich  die  Antillen  anzusehen,  wenigst«-  i; 

diesen  in  der  Mitte  dos  17.  JaJirhundcrts  die  erste  Kunde  über  diese  Krankheit  ti.; 
Sein  endemisches  Verbreitungsgebiet  bilden  der  westindische  Archipel,    einig«  FuaUt 
der    raeiikanischen  Golfküste    und    ein  Thcil  der  Küste  von  Guinea  (Sicrra-Lcf>n'*>.     Von  kns 
aus  eingeschleppt,    ist  es  bisher  epidemisch  aufgetreten  an  den  Küsten  Nii 
wie  im  Mississippi-Thale  nördlich  bis  zum  44"  39  n.  Br..  an  den  Küsten  Süd- 
bis   zum  34"  54  s.  Br..    ferner   an    der  Westküste    von  Afrika  und  auf  den   v 
Inseln.    Wiederholt  ist  auch  der  Südwesten  Europas  von  der  Seuche  heimgcsucli 
selten  werden  auch  Epidemien  auf  Schiffen,   welche  aus  inlicirten  Häfen  konii 

Da-s  Gelblieber    wird    durch    ein    specifischcs  Krankheitsgift  hervor, 
Natur   unbekannt    ist;    die    von    verschiedenen  Seiten    bei   demselben    gefundenen 
nismen    haben    sich    als  Täuschungen    erwiesen.     Ucber    die   Bedeutung   der    »ou 
und  Havelburg  gefundenen  B.acillen  wird  die  Zukunft  entscheiden.     Nur   so  viel 
dass  das  Gift  in  der  Umgebung  des  Kranken,  besonders  am  Boden,  haftet  und  meUr  durch 
Umgebung  als  durch  den  Kranken  selbst  übertragen  wird,  dass  es  zu  seiner  En' i 
Temperatur  und  grosser  Feuchtigkeit    bedarf,    und  dass    es   durch  den  mens.- 
namentlich  den  Schiffsverkehr,  und  zwar  durch  Menschen  sowohl  als  lebki-«<- 
und    wahrscheinlich    auch    durch   Insecten,   wie    Muskitos,    F'liegen,   verschleppt 
Eine    wichtige   Rolle    in    der   Aetiologie    des    (iclbfiobers   spielen    Rasse  und  Natioi 
Von    allen  Rassen    sind    die  Neger    am  wenigsten,    die  Weissen  am  meisten,    und  «wa 
mehr,  iu  je  höheren  Breiten  ihr  (ieburtsort  liegt  und  je  kürzere  Zeit  sie  sich  in  ■'-■ 
zone  aufbalteo,  also  je  weniger  sie  akklimatisirt*  sind,  für  die  Krankheit  erapi 
sind  mehr  praedisponirt  ols  Frauen.   Erwachsene  mehr  als  Kinder.     Die  1  neu.  .... 
beträgt  gewöhnlich  2—3  Tage,    fast  niemals  mehr   als  5  Tage.     Die  Krankheit   bfg^oi 
plötzlich    mit    einem  Schüttelfroste,    mit  Vorliebe    in  der  zweiten  Hälfte  di"r  Nacbf 
Patienten  fühlen  »ich  sogleich  sehr  schwer  krank.     Die  Temperatur    steigt    rasch  in  die  BJbi 
und    erreicht    schon  nach  wenigen  Stunden  39"  und  darüber.     Das  Gesicht  ist  -.l.irV  firüihf^ 
und  geschwollen,  die  Cnnjunctiva  rotb.     Es  besteht  lebhafter  Durst,  Druck,  i 
und  grosse  Emplindlichkcit  in  der  Magengegend,    zuweilen  Erbrechen,   meist  .~  uinur 

üewöhnlieh    gegen   Endo    der    ersten  Krankheitsperiode,    welche  einige  Tage 
dauert,  manchmal  auch  erst  später  tritt  Icterus  ein,  welcher  die  verschieden 
grade    zeigen    kann.     Meist    am    vierten    Tage    erlolgt    ein    bedeutender    Na' ! 
Symptome.    Enthielt  der  Harn  nicht  schon  im  ersten  Stadium  Eiweiss,  so  ist  j 
Albuminurie  vorhanden. 

In  schweren  Fällen   findet  nach  der  scheinbaren  Besserung  wieder  eine  Vewehlimt 
»Her  Symptome  st.-itt.    Erbrechen  tritt  auf.    Dem  Erbrochenen  mischen  sich  kleine  F' 
bei,  und  schliesslich  können  kafTecsatziirtigc  oder  gleichrormig  schwarze,  aus  durcb 
verändertem  Blute  bestehende  Massen  erbrochen  werden.    Es  ist  dies  d:ts  als  s«Ur 
Vorzeichen    gefürchtete  Sehwarzbrechen   (vomito  negro).     In    tödtlichcn  Fällen 
gleichen  Massen  .luch  beim  Stuhle  entleert.     .Auch    in    andentn  Organen. 
Hunde,  in  die  Haut  u.  s.  w.,  treten  vielfach  Blutungen  auf.    Die  Hannni 
vollkommen   unterdriickt,   was   stets  ein  sehr  vcrhängnis-fvollcs  Symptom  im       i>.r 
am  häufigsten  in  diesem  Stadium,    (,ewöhnlich  zwi.-ichrn  dem  4.  und  10.  KriuikJieii 
Proceotsatz  der  Sterblichkeit  schwankt  in  versehicdcncn  Epidemien  zwischna 

Leber,    Nieren    und  IJapillaren    sind  diejenigen  Organe,    auf   welche   in 
(ielbflebergift    seine    deletäre   Wirkung    ausübt.      Die   wäit^lttttl   teV 
F&higkeit,  die  in  ihnen  gebildete  Galle  zurückzuhalt 


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—     435     — 


Gelbfleberj 


^ 


und  L;rmpbe  über,  und  so  kommt  der  Icterus  zu  Standi»  (Lieberm»ist>r*8  nknllii'k tiscber 
Icterus).  Auf  dicsvu  ist  die  cbarakteristiscbe  Pulaverlaugsamung  im  zvreitou  Kraiikbeils- 
sU'idium  zurückzuführen,  wäbrend  die  Erscheinungen  des  dritten  Stadiums  tbeils  cholacmiscben, 
Uieils  uraeniischen  Ursprungs  sind  und  die  Blutungen  der  Organe  in  der  durch  die  fettige 
Degeneration  bedingten  Brüchigkeit  der  Capillaren  ihre  Krkl.irung  linden. 

Die  Behandlung  de.s  tielblieberü  ist  eine  symptomatische.  Zu  Beginn  der  Er- 
krankung, während  und  nach  dem  Initialfroste,  kommt  vielfach  ein  diaphoretisches  Ver- 
fahren zur  Anwendung.  In  den  Vereinigten  Staaten  sind  besonders  heisse  Fussbäder  mit 
reichlichem  Zusätze  von  Senfmebl  beliebt:  der  Kranke  wird  dazu  auf  einen  Stuhl  gesetzt  und 
sammt  diesem  und  der  Badewanne  vom  Kopfe  bis  zum  Boden  in  eine  wollene  Decke  gehüllt, 
welche  Procedur  im  Laufe  der  ersten  Tage  mehrmals  wiederholt  wird.  Dem  gleichen  Zwecke 
dienen  Priessnitz'scbe  Einpackungen  oder  heisse  Bäder  mit  nachfolgenden  mehrstündigen  Ein- 
irickelungen  in  wollenen  Decken,  deren  Wirkung  noch  durch  das  Trinken  reichlicher  Mengen 
beissen  Thees  erhöht  wird.  Noch  gebräuchlicher  ist  wie  auch  bei  anderen  Infectionskrankheiteu 
die  Behandlung  mit  der  Darreichung  eines  Abführmittels,  besonders  einer  ordentlichen 
Gabe  Kalomel  oder  Ricinnsöl,  einzuleiten.  Man  geht  dabei  von  der  allerdings  noch  zu  er- 
weisenden Annahme  aus,  dass  die  Erreger  des  <ielbfiebers  sich  im  Darm  befinden  und  sammt 
ihrvn  giftigen  Producten  durch  das  Abführmittel  aus  dem  Körper  entfernt  werden.  Auch  im 
Verlaufe  der  Krankheit  kann  bestehende  Stuhlverstopfung  wiederholt  die  Anwendung  eines  Ab- 
führmittels oder  Klistiers  uuthig  machen.  Das  Kleber  bekämpft  man  durch  bydrotherapcutiscbe 
Procedurcn,  kalte  Umschläge  oder  Eisbeutel  auf  den  Kopf,  kalte  Waschungen,  grosse  Klystiere 
mit  kaltem  Wasser,  kalte  oder  laue  Bäder,  oder,  falls  diese  nichts  ausrichten,  durch  Antifebrilia, 
von  denen  Chinin,  Antipyrin  und  Phenacetin  die  beliebtesten  sind.  Die  beiden  letzteren  Mittel 
leisten  auch  gute  Dienste  nicht  nur  gegen  die  Kopfschmerzen,  sondern  auch  gegen  die 
nervöse  Unruhe  und  Schlaflosigkeit.  Fleftige  Lendenschmerzen  suche  man  durch 
trockene  Schröpfküpfe,  Sinapisracn  oder  Blasenpflosfcr  zu  lindern. 

Grosse  Schwierigkeiten  bietet  dem  Arzte  oft  dos  anhaltende  Erbrechen  der  Kranken. 
Gegen  dasselbe  werden  Sinapismcn,  Blosonpflaster,  heisse  Kataplasmen  auf  die  Magengegend, 
Verschlucken  von  Eisstückcheu  und  von  Medicamenten  namcDtllch  Morphium  und  CocaVn, 
innerlich  sowohl  als  subcutan,  empfohlen.  Bei  Schwarzbrechen  ist  Eis  innerlich  und 
äus.serlich  angezeigt.  Ausserdem  kann  ein  Versuch  mit  Stypticis  gemacht  werden,  welche  aucii 
"bei  anderen  Blutungen  zur  Anwendung  kommen.  Zur  Anregung  der  gesunkenen 
Nierentb'ätigkeit  können  Diuretica  und  Digitalis  verordnet  werden.  Drohender  Collnps 
erfordert  den  Gebrauch  von  Eicitantien,  namentlich  alkoholischen,  bei  deren  Wahl  man  sich 
am  besten  vom  Geschmaeke  der  Kranken  leiten  lässt. 

Die  erbrochenen  Massen  zeigen  eine  stark  saure  Reaction,  auch  der  Danninhalt  reagirt 
mehr  oder  weniger  sauer,  und  mitunter  ist  das  Gleiche  beim  Blute  der  Fall.  Diese  That- 
saehen  haben  zur  Annahme  einer  saueren  Diathesc  beim  Gelbfieber  geführt  und  eine  Behand- 
lung mit  .Vlkalien,  namentlich  Natrium  bicarbonicum,  während  des  ganzen  Verl.iufes 
der  Krankheit  inaugurirt.  Von  Stern berg,  welcher  diese  Behandlungsweise  warm  emplieblt, 
wird  zu  dem  Natrium  bicarbonicum  noch  Sublim.it  hinzugesetzt  n>ich  der  Verordnung:  Natrii 
bicarbonici  10,0,  Hydrargyri  bichlorati  corrosivi  0,02,  A<\.  1000,0.  S.:  Stündlich  .50,0  =  drei 
Esslöffcl  eiskalt  zu  nehmen.  Die  mit  demselben  erzielten  Erfolge  sollen  sehr  günstige  sein 
und  fordern  bei  der  Autorität  des  Empfehlers  entschieden  zur  Nachahmung  auf.  Von  anderer 
Seite  werden  Liquor  Ferri  sesquichl  orati  und  Karbolsäure  nicht  minder  gerühmt. 
Von  ersterem  soll  man  täglich  20—40  Tropfen,  von  letzterer  bis  0,2  geben. 

Grosse  Sorgfalt  erfordert  endlich  die  Krankenpflege  und  die  Ernährung  der  Kranken. 
In  der  ersten  Zeit  der  Erkrankung  darf  denselben  nur  Üüssige  Nahrung,  wie  Milch,  die  man 
auch  in  Form  von  Buttermilch  oder  saurer  Milch  geben  kann,  Bouillon,  Suppe,  gereicht  werden. 
Bei  heftigem  Erbrechen  muss  sich  die  Zufuhr  auf  eiskalte  Milch,  eiskalten  Champagner,  eiskalten 
Brandy  (theelöffelweisc)  beschränken;  wenn  auch  diese  nicht  vertragen  werden,  bleibt  nichts 
anderes  übrig  als  seine  Zuflucht  zu  Ernäbrungsklystieren  zu  nehmen.  Hat  die  Empfindlichkeit 
des  Magens  abgenommen,  behält  dieser  das  Genossene  wieder,  so  geht  man  zu  einer  leichten, 
nahrhaften  Diact  über,  mu.ss  aber  hierbei  sehr  vorsichtig  vorgehen ,  da  durch  Diaetfehler 
Kecidive  hervorgerufen  werden  können. 

Was  die  Prophylaxe  des  liclbfiebers  betrifft,  so  bestehen  die  Hauptforderungen  der- 
selben in  Assanirung  der  Hafenquarticre  der  meistbedrohten  Städte  innerhalb  der 
Gelbfieberzone  und  in  sanitätspolizeilicher  Ucbcrwachung  des  Schiffsverkehrs. 
SchifTe,  welche  Gelbüeberkranke  an  Bord  haben  oder  gehabt  haben,  müssen  einer  Quarantaene, 
welche  entsprechend  der  Incubationsdauer  b  Tage  zti  dauern  hat,  unterworfen  werden.  Die 
Kranken  sind  in  besonderen  Quarantaenehospitälern  zu  isoliren  und  ihre  schmutzige  Witsche 
Dtid  Kleider  zu  desinficiren.  DiLssclbe  hat  mit  den  benutzten  Effecten  der  gesunden  Mann- 
schaften und  Passagiere  zu  geschehen.  Ist  das  Gelbfieber  in  eine  Hafenstadt  eingeschleppt 
worden,  so  gilt  es,  durch  Isolirung  der  Kranken  und  Desiufection  ihrer  Wohnungen  u.  s.  w. 
den  Seuchenherd  möglichst  einzuschränken  und  eine  weitere  Verschleppung  der  Krankheit  ins 
iBinnenland  durch  Errichtung  einer  Landquarantiiene,  welche  freilich  mit  weit  grösseren 
mehirierigkeiteD   verbunden   ist   als  die  Seeqaarantaene ,    zu    verhüten.     In   den    Vereinigten 

38* 


Staaten,    deren    Maassuahmcu    in  dieser  Beziehung  nachohmungswerth  sein  '1 
dem  Auftreten  des  OelbRebers  in  i'iaer  Hafenstadt  jede  regelmässige  Verbind-. 
während  der  Dauer  der  Epidemie  auf.    Diejenigen,  welche  die  verseuchte  Stadt  Viirl.!»»«.« 
werden  durch  besondere  Eisenbahnzüge,  die  an  anderen  Stationen    nicht    halten    dürfai 
solchen  Orten  ausserhalb  der  Gelbtieberzoue  gebracht,  welche  geneigt  sind,  die  Klücht" 
zunehmen.     Diese  müssen  sieb  in  besonderen  „camps  of  probation"  einer  Quarantaea 
ziehen,    während    ihre    Effecten  desinlicirt  werden.     Die  in   der  inticirten  Stadt   ZurüpS_ 
benen    werden    gleichfalls    durch    besondere    Züge    mit    den   iiöthigcn  Vorräthen   versorgt,  dx 
regelmässigen  Züge  dürfen  dagegen  nicht  in  derselben  oder  ihrer  Nabe  halten. 

.Schliesslich  sei  noch  der  von  mehreren  Seiten  empfohlenen  Schutzimpfu  ngon  gcdavtil^ 
von  denen  wohl  die  auf  falsche  bakt«riologische  Befunde  gegründeten  als  auffcegebeqjw^H 
trachten  sind.  Kaum  vertrauvnscrweckender  dürfte  die  Methode  von  t'inlay  sein,  ^^^H 
die  zu  Impfenden  von  jungen  Muskitos,  die  sich  nn  in  den  ersten  6  T.igcn  der  Kranl^^^^H 
findlichen  Patienten  vollgesaugt  haben  und  dann  einer  mehrtägigen  ruhigen  Verdauofl^^^l 
lassen  worden  sind,  stechen  liisst,  worauf  eine  leichte,  aber  Schutz  gewährende  ErfcnHi^ 
erfolgen  soll. 

flelbrnebenoel.    ins  •othorioclie  Ocl  >lpr  Wum-I  m«  llamsui  Csrol»  L..  lu  u.  li,OI2  pll.  In  durMtben  ntt«lbK 
i.jt    rHrhloii.   Ton    clurtibdrintreiidoiD    Gcrucb    uoi)  Geschmack,    loiobt    I0»lieh   in  Wi*ini(ri«t,    Sp«e.  O««.  0>W^    ^^ 
ttctbcriscbe    Uet    der    FrQcbtn    ist    gelb,    toii    mubrrObenitrtiKt'm    Geruflh.    ä<lp.  Ii*>ö— ^ttn**.     EA  »nikall  »iä   Ttf^^| 
wr.lttbt.'f  wiihrHrbinnlieh  iDJt  Fiiinn  idciktiscb  Ut  und  eifin  V«>rhindiin);  CmHi^O,  bi>t  212 -^.^^  %i^«l0o4.  ^^| 

(«eleiiklefden.     |)ie  Thorapie    der  Geleiikleitlcii    ist  je    iiuch    der  A(*tiologic    und  ^^M 
Wesen  der  VfraadiTungeii  «'ine  srlic  (lifTcrcntc.  ^M 

Bei  YerletziuigiMi  di^r  Cieli'iikc  .'Stellt  Kluterguss    in's  Gelenk    be9oiid<<r»>  i^M 
ra|n'utis<'lic  .\iiforderufifceii.    Sclioii  n;u'li    rjiifarhcn  Quetscliungfn  eines  Gel-  •  iiB 

ZfTtrünimi'rwng  von  Knoclieii  (hUt  scliwi-ror  Kiip.sflvfrletzang  k-iiin  es  xu  I  _  ■  _i^B 
Hlut  ms  (ielcnk  kommen,  hiese  Bltltl■rgÜ!^{$(>  erfordern  eine  diirchau.s  snrgistt|i^^| 
li:iii<lliing,  können  sie  doch  son.st  in  ihren  Kesidneii  m.-iiiche  Störmigen  im  »H^| 
liiiben.  Kill  Hlutergus.s  wirkt  zunfiehst  rein  mechanisch  strirend  durch  die  .^H 
di-linunu;  der  (ielenkkapsel.  Kr  miiss  also  zum  Schwinden  gelinicht  werden.  IJH 
iiaturgein.lsse  Weg  i.st  die  Resorption  des  Rluterguüses  mit  Hülfe  der  Lyui|ihliabii^| 
harauf  müssen  also  unsere  therapeutischen  Bestrebungen  gerielitet  .sein.  Vlanrl^| 
Hliitergu.ss  geringeren  (irades  wird  «diiie  Zuthun  resorbirt  allein  dureh  den  (icbrs^H 
der  (ieleiike,  aber  die  (iefahr  besteht,  ilass  die  lie.sorption  nicht  vidlständig  U^l^l 
(lern  ein  Rest  bleibt,  der  aus  einem  blutigen  diircli  Aiislaiiguug  des  l<lut|iigni<^^^| 
einem  blutig-serösen,  ja  rein  seri'isen  wird.  I>amit  wird  das  früher  acute,  >^^| 
d.iucriide  Leiden  zu  eiiipiii  chronischen.  .Mier  noch  andere  Cousetiuenzeu  k;inn  a^M 
lienbuehten.  Ist  da.s  (leleiik  längere  Zeit  ruhig  gestellt  gewesen,  so  katui  zwar  i^M 
Flüssigkeit  aus  dem  Gelenk  entleert,  die  Contiguratioii  der  Gelenke  durchaus  non^H 
sein,  aber  die  Bewegungen  sind  besclu-ilnkt,  weil  durch  rostirendes  Blut  abnorme  ^'^M 
klebuugen  zwischen  den  einzelnen  das  Gelenk  eoiustituirenden  Theilen  zu  ^)taii^| 
gekommen  sind,  die  ebeiuno  urgauisirt,  wie  etwa  (iefäs-sthromben  in  Hindegewei^| 
.stränge  und  Synechien  ningew.-mdelt  wurden.  I>amit  ist  die  (irundl.ige  für  ^H 
Therapie  gegeben,  Kntfeniung  des  Blutergus.ses  zu  Stande  zu  bringen,  oline  dabei  il^| 
Gelenk  lange  ruhig  zu  stellen.  Alles  il:is  lei.stet  bei  massigen  Bliitergüssco  i^H 
Mas.sage,  unterstützt  von  der  (Jompre.ssion.  Erstaunlich  rasch  kann  unter  ilieser  B^l 
handlung  ein  BlutergiLss  schwinden.  Dauert  ilii-  Resorption  aber  länger  mler  ist  d«t 
Blutergiiss  «ehr  erheblieb,  so  ist  eine  Kiitleerung  des,sellioii  nach  aus.sen  durch  Puiiriiou 
mit  dem  Troicart  :im  Platze,  event.  unter  nachlolgendur  Auswaschung  des  Gelenke« 
mit  Karbolsäure  ('A — .nproc.  Karbolskurc,  JU  bis  12  eg).  IHeses  letztere  Vorfahren  Wj 
auch  der  \N  eg,  den  man  zur  Beseitigung  der  Hydropsieii,  wie  sie  ans  alti.  n  Rla^| 
ergüssen  entstehen,  ein.schlägt.  l)urch  den  Reiz  der  Karbolsäure  sucht  man  die  S>ii^| 
vialis  in  einen  acuten  Reizzusland  zu  versetzen.  Nach  Rückgang  der  .ncutcii  Krsebifl 
iiungen  soll  dieselbe  so  verändert  sein,  d:iss  eine  Wiederaiisanunlung  von  Klüitsigk^H 
nicht  mehr  statthat.  Auch  nach  diesen  Injectiunen  darf  die  Kxtremität  nicht  zu  laiaH 
immobilisirt  werden,  um  Synechien  eu  vermeiden.  Letztere  stellen  oft  scheinbar  l^M 
schwere«  Leiden  dar,  die  Patienten  wenlen  bei  Bewegungen  von  Schmerzen  |C<*pLi^| 
sie  können  ihre  Kxtremität  nur  wenig  bewegen.  Nimmt  man  in  Narkose  darM^^| 
waltBiune  Bewegungen  die  Sprengung  dieser  Synechien  vor,  daun  ist  plntili^^^H 
freie  Beweglichkeit  wie<ler  da.  iHirch  energische  active  und  psMHive  He««^^^^^| 
hat  man  dafür  zu  sorgen,  dass  nicht  wieder  Verwachsungen  eintreten.  Owi^^^H 
man  mit  den  Kesultaten  zufrieden  seilt  kOnnen.  ^^^| 


}elpnklpid*>ii 


(ielcnklcidpn] 


n 


Einige  acut)'  Inffctioiiskriinkliciti'n,  wie  I)ii)lith('rii.',  Srharlai-h -  Typlins,  Influenza, 
roraplirireii  sirh  i'betiso  wie  die  (inniirrhoe,  die  Syphilis  ge legen t lieh  mit  einer  acuten 
fielenkeiifzinuhnif;  analiig  ilfUi  acutini  (Sclenkrlu'iiniatismus.  Diesie  recht  schmerzhaften 
Kntzüiidiinpen  der  Synovialis  ffdnvn,  tlieils  ebenso  wie  die  sonorrhoischen  und 
meist  auch  die  sypliilitisrhen  nicht  zu  einem  eitrigen,  sondern  nur  zu  einem  ser5sen, 
höchstens  katarrhalischen  Krguss  massigen  Grades  mit  freilich  in  der  Folge  recht 
schweren  Cousequenzen  von  Contractnr  und  Reweginigsheschränkung,  theils  zu  aus- 
gesprochen eitrigen  Krgiissen.  Sie  sinil  wohl  stets  durch  Localisation  der  betreffenden 
.Mikroorganismen  in  den  Gelenken  hervurgeriifen,  wenn  diese  auch  nidit  immer  in 
den  Ergiisson  nachzuweisen  sind.  Uarnrn  erfordern  (liese  Gelenkentzündungen 
/.unüchst  die  allgemeine  Therapie  der  zu  Grunde  liegenden  Krankheit.  Im  übrigen 
kann  es  sich  bei  solchen  Kntziitulungen  nur  darum  handeln,  das  Gelenk  ruhig 
zu  stellen  und  eventuell  iliirch  kalte  L'msi-bliige  die  Schmer/en  zu  lindern.  Bei 
gonorrhoischen  tJelenkentzündungen  bewirkt  oft  die  energische  .lodpin.selung  der 
Gelenkgegend  eine  ra.sclie  Itesorption  des  Ergusses.  Ist  der  Erguss  gross  und 
bereitet  er  viel  Schmerzen,  so  inii.ss  man  ihn  durch  l'imction  mit  dem  a.septisclien 
Troicart  entleeren,  event.  durch  Injection  von  KarbolsUure  einen  Einflu.ss  auf  die 
Synovialis  ausüben.  Oabei  ist  alle  Sorgfalt  dara\d' zu  verwenden,  dass  die  betreffende 
Extremität  nicht  falsche  Stellungen  eimiimnit.  Diese  Behandlung  genügt  für  die  serösen, 
katarrhalischen  Formen  meist,  seröseitrige  d:igegen,  welche  gewöhnlich  met.-wta- 
tischen  l'rspnnigs  sind,  werden  so  nicht  zur  Heilung  gebracht.  Hat  die  Punction  er- 
geben, d.-Lss  der  (ielenkinhalt  eitrig  ist,  daiui  niuss  dauerntler  .Abfiuss  thindi  breite  In- 
cisionen  und  Prainage  verschafft  werden,  damit  keine  Resorption  eintritt.  Man  miLss 
dabei  immer  dafür  sorgen,  dass  die  pAtremitSt  für  den  l'all  der  Verödung  des 
Gelenkes  die  für  den  Gebrauch  günstigste  Stellung  i-iatiimnit.  ^Gelegentlich  aber 
hört  die  Eiterung  nicht  au)',  weil  der  I'jter  in  den  verscliiedenen  Buchten  und  Ta- 
schen der  Gelenke  retinirt  wird  unil  dii'  Infection  eine  be.sotulers  heftige  ist.  Unter 
diesen  UmstUnili'u  wird  man.  um  einfache  Wundverhillliii.sse  zu  schaffen,  zur  Kesection 
des  Gelenks  greifen  müssen. 

Die  Therapie  der  clin)nischi'n  tielenkeiitzumlungen  speciell  iler  Tubereulose 
hat  mancherlei  Wandlungen  ditrchgeniacht.  Gar  tnanche^  ist  vi>rsucht  worden,  uui 
dieses  häutige  Leiden  zu  heilen.  Mehrere  Behandliiiigsnu'tlioden  siiiil  übrig  geblieben, 
die  bei  richtiger  .\usvvali)  der  l-';ille  viel  leisten.  I>ii' GflcMiktuberculo.se  stellt  .sich  in 
verschiedenen  Kminen  dar.  Errtw eder  sie  ist  primär  synovial  und  kann  auf  den  Kno- 
cheti  übergefiei)  orier  sie  ist  primär  ostal  uml  geht  von  diesem  lli-rd  auf  die  Syno- 
vialis über,  nie  synoviale  Form  ist  hfiufiger  (Königi,  als  man  früher  «lachte;  das 
hat  für  die  Keurtheilung  der  Leistungsfähigkeit,  der  M<;th(iden  grosse  Bedeutung.  Es 
machen  sich  lieutig<>n  Taires  mehrere  Behandlungsmethoden  den  Hang  stn'itig,  einer- 
seits die,  welche  durch  Operation  .'dies  Kranke  nnt  einem  Schlage  entfernen  wollen, 
Arthrektomie,  Besection  der  Gelenke,  .\niputation,  andererseits  solche,  die  durch  be- 
stimmte Mas,snahmen  und  P^inwirkungen  auf  die  erkrankten  Partien  diese  zur  Rück- 
bildung, zur  Umänderung,  zur  Schrumpfung  bringen  wollen,  soda.ss  dann  also  die  Er- 
kntukung  ausgebeilt  ist.  llurch  zaiilreiche  Resultate  ist  es  .sichergestellt,  dass  eine 
con.serv.ative,  nicht  o|)erative  Behandlung  der  Gelenktuberculose.  eine  Behandlung, 
die  nur  die  Naturheilung  untei-stützt,  in  einer  ganzen  Keihe  von  Fällen  Erfolge  aus- 
gezeichneter Art  aufzuweisen  hat,  namentlich  dann,  wenn  man  bei  der  Behandlung 
nicht  danach  strebt,  etwa  bewegliche  (ielenke,  sondern  steife  Gelenke  zu  erhalten. 
Ridiigstellung  der  Gelenke  in  entsprechender  Stellung  nnt  Hülfe  eines  Gipsverbandes 
ist  ein  ausgezeichnetes  Mittel  dafür;  es  kommen  häufig  Ausheilungen  durch  diese  conserva- 
tive  Methode  zu  Stande,  freilich  meist  am  Knie-  und  Hüftgelenk  (nach  König  4;i  pCt., 
Hihlebrandt).  Sol)ald  das  (ielenk  die  richtige  Stellung  hat,  macht  man  einen  aus- 
ge<lehnten,  gutsitzenden  Gipsverband,  der  ca.  4  bis  6  Wochen  liegen  bleibt.  Dann 
wird  das  Gelenk  revidirt  und,  wenn  alles  in  Ordnung  ist,  ein  neuer  Verband  angelegt. 
Hat  das  Gidenk  aber  noch  nicht  die  richtige  Stellung,  so  wird  diese  erst  durch 
Kxtensionsverband  oder  durch  Bieguns  oder  Streckung  in  Narkose  hergestellt.  Wird 
diese  Behandlung  lange  Zeit  systematisch  fortgesetzt,  so  erlebt  man  oft  günstige  Re- 
sultate. Immerhin  dauert  die.se  Behaiidliing  lange  Zeit  und  eine  ziemliche  Zahl  der 
F;llle  ist  nicht  zin-  Heilung  gebracht.  .Man  hat  nun  neuerdings  diese  conservative 
Behandlung  combiidrt  mit  Methoden,  die  durch  directe  A|iplication  von  Arznei- 
^ttelii  auf  die  kranke  Synovialis  wirken  sollen  und  ferner  mit  solchen,  die  auf  dem 


[Uelbllebcr 


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Staaten,  lieren  Maassuahmcn  ia  dieser  Beziehung  narhahmuD^wen^^clD  dürfva  i'nM 
dem  Auftreten  des  Oelbticbers  in  Piuer  Hafenstadt  jcdo  regelmässige  Verbindung  OilfaH 
väbrend  der  Dauer  der  Epidemie  auf.    Diejcnig'.-n,  welche  die   verseuchte  &tadt  -U 

werden  durch  besondere  KisenbahnzUge,  die  an  anderen  Stationen     nicht    ha  ■ 

solchen  Orten  ausserhalb  der  Gelbfieberzone  gebracht,  welche  geneigt  sind,  du  ru  ....ijil 
i^unchmen.  Diese  müssen  sich  in  besonderen  ..camps  of  probatioii"  einrr  Quxrutn»  ^ 
ziehen,  während  ihre  Effecten  dcsinlicirt  werden.  Die  in  der  jnficirt«ii  St»d;  7jnri^ 
benen  werden  gleichfalls  durch  besondere  Züge  mit  den  iiöthigcti  Vorrütbrn  «OMfi 
regelmässigen  Züge  dürfen  dagegen  nicht  in  derselben  oder  ihrer  Nähe  halten. 

Schliesslich  sei  noch  der  von  mehreren  Seiten  empfohlenen   Schutzirnpfung'Xi  [ 
von  denen  wohl  die  auf  falsche  bakteriologische  Befunde    gegründeten     als   aufffc^'b« 
trachten  sind.     Kaum    vertrauenserweckender    dürfte    die  Methode   von   Kinlay  «ui, 
die  zu  Impfenden  von  jungen  Muskitos,  die  sich  an  in  den   ersten   6   Tagen  der  Uta 
(indlichen  Patienten  vollgesaugt  haben  und  dann  einer  mehrtägigen   ruhigen  Verd»iaB| 
lassen  worden  sind,   steelien  lä-sst,    worauf  eine   leichte,    aber  Sohutz  gewährsude  f " 
erfolgen  soll. 

Gelbmebenoel.  Das  aotln^ruclip  Oel  der  Wiirt.'l  Ton  riaiicus  Carola  L..  xu  e*.  O.OIS  |iCt.  In  tmmUm' 
iht  farblos,  Toii  diircbdriitKnndoin  Gorneh  und  Goi^cbiiiack.  leicht  lOalielt  in  W«inic«i«l.  !$f«<.  6rv.ft 
aetberiaehe  Ocl  der  FrDcbl«  ist  K<'lb.  von  mohrrDbenartiKom  Gerneb.  t^ilp.  15ö — 200*^.  Vt  TTtUH  i1 
«eleh«  wahraebeinlieh  mit  Piiicn  identisch  i>t  und  eine  Verbindung  C,„tI,,U.  b«i  212  — Safi"  fi«<tn4. 

E 

(iclenkleiden.  Hie  Therapie  der  Gclt'iik leiden  ist  je  nach  der  A«>tinli>gii>  n 
Wesen  der  Verändenuifiten  eine  sehr  ilifferente. 

Bei  Verletzungen  der  Gelt'iike  stellt  HlutergUHS    iii's  Gelenk   I)M0D 
rapeutische  .\nror(tfrun^eii.    Sclinii  iiaeli   einfachi'n  Quetscliunjren   eint'S  (Jel« 
Zertrünmu'nnif:  vnn  Kiioclieii  (xlcr  .schwerer  Knpsel Verletzung   kann  es  zu  Ef^ 
Blut  ins  (ielcnk  kommen.     Kiese  l'hitiTfrüsse  erfordern    eine   diirclians  .'«orp* 
liaiulluiig;,    ködiien    sie    tUicli  s(Mist  in  ihren  Residuen   nianchc   Stönin-ren  im 
Ilaben.     Ein    BInterguss    wirkt    zutirichst    rein    mechaniseh    stOrt-nd 
(lelinuii;;  der  Gelenkkapsel.     Kr    mnss    also    zum  ^^(•hwinden     ^r-liniciii 
nalurgeniSsse  Weg  i.st  die  Resorplion   des  Blutergusses    mit   iiülfe  der  Ltuipbli 
l>arauF   anissen    ahso    unsere  therapeiitisclien  Botrcbuiigen    gt-riflitct   .<ejn.    T 
Bluterguss  geringeren  (irades  wird  i>line  Zutliun  resorbirt  allein  durch  den  i« 
der  Gelenke,  aber  ilie  tief:üir  bestellt,  d:iss  die  Kesorption  nicht   vollst  ■'■• 
dem  ein  Rest  bleibt,  der  aus  einem  blutigen   durch   Au.slatigimg  d«*  i 
einen»    blutig-seiTiseii,    ja    rein    seriisen    wird.     Damit   wird     dsis   früh'r  .i'nü 
dauernde  Leiden    zu  einem  chronisclien.     Aber  mu-h  andere   ConsfipienieD 
lieobat'htüii.     Ist  das  Gelenk  längere  Zeit  nihig  gcsti'llt  gewesen,   so  kann  iW 
Flüssigkeit  aus  ilem  Cielenk  iMilb-ert,  die  Coiifiguratiou  iler   Gelenke  durchai«  >< 
sein,  aber  die  Bewegniigen  sind  hestivriinkt,  weil  durch  restircndes  Blut  .-kbourac 
klebungen    zwischen    den    einzelnen    das    Gelenk    eonstituin>nden  Theilen  la  S 
gekommen  sind,    die    ebeiisrt    urg.inisirt,    wie    etwa  (ief!is.sthroml>en  in  Bindei 
stränge    und    iSyiieehien    iimgew.-mdelt    wurden.      haniit    ist    die   Gruiidl.u-.    0- 
Therapie  gegeben,  Kntfernmip  des  Blutergus.ses  zu  Stande  zu  bringen,  " 
Gelenk   lange    ruhig    zu    stellen.     Alles    d;is    leistet    bei    massigen  Bi 
Massage,  unterstützt  von  der  Cnmpressinn.     Erstaunlich  rasch   kann  ui 
handlang  ein  Blutergu.ss  scliwimlen.     Dauert  die  Resorption   aber  länger   eu' i  " 
Bluterguss  sehr  erheblich,  so  ist  eine  Hntlwruiig  desselben  nach  aussen  iliin-h  I*!» 
mit  dem  Troicjirt  am  i'latze,   e\eiil.  uiiti-r  naelil'olgendor  Aiusw:isi  I  «lel 

mit  Karbolsäure  (3 — 5proc.  Karbolsiiuie,   10  liis  l'J  eg).    Dieses   let,  '>lir 

auch  der   Weg,    den  m;in  zur    Beseitigung    iler  Hydrnpsien,   wie    sie 
ergüssen  entstehen,  einschlägt.    iJurcli  den   Reiz  der  Karbolsäure   suehi 
vialis  in  einen  acuten  Reizzuslaml  zu  versetzi-n.    Nach  Rückgang  der  : 
nungen  soll  dieselbe  so  verändert  sein,  dass  eine  Wiederansaminlnng   \... 
nicht  mehr  statthat.    Auch  nach   diesen  Injeetiuiien  darf  die  Kxtreniitiil  nicht  tu 
ininiobilisirt  werden,  um  Svnechien  tu  vermeiden.     Letztere  stelleji  oft   ^■•*'-"ili- 
schweres  Leiden  dar,  die  Patienten  werden  bei  Bewegungen  von  Sehn 
sie  können  ihre   Extremität  nur  wenig  bewegen.     Nimmt  man   in    Narl 
waltsanie    Bewegungen    die  Sprengung    dieser  Synechien   vor,    dann   i-' 
freie  Beweglichkeit  wieder    da.     Durch    energische    activo    iin«l    |i;i.<i<<ivc  ik^'-f- 
hat  man  dafür    zu    sorgen,    dass   nicht  wieder  Verwachsungen   eintretrii-    D«"' 
man  mir  den  Resultaten  zufrieden  sein  können. 


teienkiwdenl 


A 
s 
b 

i 


I  Kiiiigi!  :icut('  Inft'rtinnskranklHMtrn,  wii' ()i)rlitln'ric,  Scharhicli .  Typluis,  liifluciiza, 
r  conj|>licireii  sirh  fbciiso  wie  dif>  (TonorrliDi-,  die  Syphilis  gpjegontlii-h  mit  einer  :tcuteii 
nelenkeiitzüiicliiri';  analog  dem  acuten  (ielrnkrlieuinatisnius.  IMese  recht  schmerzhaften 
Entzündungen  der  Synovialis  ffdiren,  theils  ebenso  wie  die  gonorrhoischen  und 
meist  auch  die  syphilitischen  nicht  zu  einem  eitrigen,  sondern  nur  zu  einem  serösen, 
höchstens  katarrhalischen  Krgnss  mfissigen  (jradcs  mit  freilich  in  der  Folge  recht 
schweren  Consequenzen  von  Contracttir  und  Bewegiing.sheschräiiknng.  thoils  zu  aus- 
gesprochen eitrigen  Krgiissen.  Sie  sind  wohl  stets  durch  Localisation  der  betreffenden 
Mikroorganismen  in  den  (ielcnkcn  hervorgenifen .  wenn  diese  aucli  nicht  iiiiinBr  in 
den  Ergüssen  nachzuweisen  sind.  !>arum  t'rfordr>rii  tlii'se  Gelenkentzündungen 
zunächst  die  allgemeine  'Hicrapie  der  zu  Gründe  liegenden  Krankheit,  Im  übrigen 
kann  es  sich  bei  solchen  Kntziindungen  nur  darum  handeln,  das  Gelenk  ruhig 
zu  stellen  und  <'ventuell  duri'h  kalte  Umschlilgi'  die  Schmerzen  zu  lindern.  Bei 
gonorrhoischen  Gelenkentzündungen  bewirkt  oft  die  energische  .lodpin.selung  der 
Geienkgegcnd  eine  rasche  Üesorptioti  des  Ergusses.  Ist  der  l'irguss  gross  und 
bereitet  er  viel  Schmerzen,  so  iiiuss  man  ihn  durch  Function  mit  dem  aseptischen 
Troicart  entleeren,  event.  durch  Injectioii  von  Karbolsflure  einen  Einflass  auf  die 
Synovialis  ausüben.  Dabei  i.st  alle  Sorgfalt  darauf  zu  verwenden,  dass  die  betreffende 
Rxtreniitjlt  nicht  falsche  Stellungen  einnimmt.  Diese  Behandlung  genügt  für  die  serösen, 
katarrhalischen  Formen  meist,  ^eröseitrige  il;igegen,  welche  gewöhnlich  met.osta- 
tischen  Irsprungs  sind,  werden  srv  nicht  zur  Heilung  gebracht.  Hat  die  Function  er- 
geben, da.ss  der  (ielenkinhait  eitrig  ist,  dann  miiss  dauernder  Abfluss  durch  breite  In- 
cisionen  und  Drainage  verschafft  werden,  damit  keine  Hesorptiim  eintritt.  Man  mu.ss 
dabei  immer  d.tfür  sorgei\,  da.«s  die  Kxtremitfit  für  di^n  Fall  der  Verödung  des 
Gelenkes  die  für  i\o])  Geiirauch  günstigste  Stellung  einnimmt.  , (Gelegentlich  aber 
hört  die  Eiterung  nicht  auf,  weil  di'r  Kiter  in  den  verschiedenen  Buchten  luid  Ta- 
tschen der  Gelenke  retinirt  wird  und  die  Iiifectioii  eine  liesonders  heftige  ist.  Unter 
iesen  Umständen  wird  man,  um  einfache  \Vundverh.1ltiiis.se  zu  .schaffen,  zur  Respction 
es  Gelenks  greifen  nulssen. 

Die    Thi'rapii'    der    chronischen  Geleiikentzüiidungeti    speuiell    der    Tuberculose 
hat  mancherlei  \Van<Ihmgen  durchgein.-icht.     Gar  manches    ist  versucht  worden,    um 
ieses  h.'iutige  Leidi-n  ?.i\  !i<-ileti.    Mi^Iirere    Behandlungsmethoden   sind    übrig  geblieben, 
ie  bei  richtiger  Auswahl  iler  Ffille  viel  leisten.     Die  (ielnrktiiberi-ulose  stellt  sich  in 
ers<diiedeut;n  Formen  dar.    Entweder  sie  ist  primär  synovial  und  kanti  auf  den  Kno- 
chen übergehen    oder  sie  ist  pi'imiir  ostal    und  geht  von  diesem   Herd  aid"  die  Syno- 
vialis über.     Die  synoviale  Form  ist  hrnitiger  (Königi,    als  man   früher  dachte;    das 
bat  für  die  Beurtheihing  der  Li'istungsfiiliigkeit  der  Methoden  grosse  Bedeutung.     Es 
achen  sich  heutigen  Tases   melirt>re  Hehandhingsnu>thoden  den  Rang  streitig,  einer- 
Beits  die,  welche  durch  (Operation  alles  Kranke  mit  einem  Schkige  entfenien  wollen, 
Arthrektomie,  Resei'tion  der  Gelenke.  Amputation,  andererseits  solche,  die  durch  be- 
stimmte Massnahmen  und   Einwirkungen   auf  die  erkrankten  Partien  diese  zur  Rück- 
bildung, zur  Umänderung,  zur  Schnnnpfung  bringen  wollen,  sod.iss  dann  also  die  Er- 
krankung ausgeheilt  ist.     Durch  zali!rei<'ho   Rcsaltate  ist  es  sichergestellt,    d.iss  eine 
onservative,    nicht    ojierative  Behandlung  der    Gelenktidterculose,    eine  Behandlung, 
die  nur  die  Naturheilung  unterstützt,  in  einer  ganzen  Reihe  von  Fällen  Erfolg«'  aus- 
gezeichneter Art  aufzuweisen  hat,    namentlich  dann,    wenn   man    bei  der  Behandlung 
nicht  danach  strebt,  etwa    bewegliche   Gelenke,   sondern    steife   Gelenke  zu  erhalten. 
Ruhigstollung  der  Gelenke   in  entsprechender  Stellung  mit  Hülfe  eines  Gipsverbandes 
ist  ein  ausgezeichnetes  Mittel  dafür;  es  kommen  häufig  Ausheilungen  durch  diese  conserva- 
tive  .Methode  zu  Stande,  freilich  meist  am  Knie-  und  Hüftgelenk  (nach  König  43  pCt., 
"ililebrandt).     Sobald   das  (ielenk  die  richtige  Stellung  hat,  macht  man  einen  aus- 
edehnten,    gutsitzenden    Gipsverband,    der  ca.  4  bis  t>  Wochen  liegen  bleibt.    Itann 
ird  d.a.s  Gelenk  rovidirt  und,  wenn  alles  in  Ordnung  ist,  ein  neuer  Verband  angelegt, 
at    das    Gelenk    aber    noch    nicht    die    richtige  Stellung,   so  wird  diese  erst  durch 
.xtensionsverband  oder  durch   Biegung  oder  Streckung  in  Narkose  hergestellt.     Wird 
iesp  Behandlung  lange  Zeit  .systematisch   fortgesetzt,  s<i  erleltt  man  oft  günstige  Re- 
Itate.     Immerhin  dauert  diese  Behairdliing  lange  Zeit  und  eine  ziemliche  Zahl   der 
Fälle  ist   nicht  zur  Heilung  gebrac-ht.     .Man    hat    nun    neuerdings    diese    conservativo 
'Behandlung  combinirt    mit  .Molhoden,    die    durch    directe    Application    von    Arznei- 
mitteln auf  die  kranke  Synovialis  wirken  sollen  und  ferner  mit  solchen,  die  auf  dem 


[(Jplcnkleldcn 


^—     43«     — 


(i(4i 


WefTP  des  Blutes  sich  gcllcixl  iiiiieheji  snllun.     Dureh  Bill  roth ,  Mrnn 
^v^lrdp  dir  Bph.indluiip  der  (ielenktuberculose  mit  .lotloform-(»lyc*rin  • 
griindct  sieh  nuf  di-ii  wnhl  kaum  zu  bezweifidiuleii  Kinfluss  des  .fodof«' 
Gewelie  iKruiip).  Mit  Miilfi' eines  Troicnrts  bringt  uiaii   von  lOpror.  : 
l'nnn  uiul  Glycerin  etvv.-i  lO— 2i)g  in  ein  lieliMik  hinein.   Am    besten  stpr; 
Theiic,  ehe  man  sie  zusauinienbrinpt  und  injicirt  dann    vou   «licsetn  »-l 
Diese  Injertionen  müssen  mehrmals  wiederholt  werden   in   Zwuscheiiräumcn  nn 
14  Tapen.     Eine  Kliiwirkung  des  .lodoformglycerius    konnte    man    iiatürlirl  •■> 
die  tubercub'isr  Synovialis  annehmen,    und  die  Frage  war   berechtigt,    w»<   . 
recht    oft    vorh:indenen    tuberc'ulfisi'n  Soquestern  wird?      Denn     «las  urV    ■' 
zu  sein,  dass  bei  diesfr  Ht'hamllufig  (ielenke  ausheilen,     und    zwar  :r 
Zeit.     Man  wird  wohl  .sagen  kcinnen ,    dass  da,    wo  die  Tiibvrvul'  -  'l-^ 

auf  die  Wcichtheib-  crstreekt,  also  die  Synovialis,  eine  Heilung   li,   _  t    i« 

Sinne,  dass  die  TubtTciiiosi'  that^säehlich    aushfilt,    die  Tul)erkel    vtr>' 
wenigstens    durch    derbes    Bindegewebe  der  Art  abgekap.selt  sind,  d.i- 
lich  sind.     Audi  ist  bei  tuberculn.sem  Hydrops  Function    des   Gelenk."»    lunl   1^ 
von    3-    resp.    ripror.    Karbolsäure    oft     von    ausgezeichneter,      heilefuW    Wii 

Nocli     nach     .lahreu     hat     man     sowohl     nach    Jodoforraglyrerin-     ai-  > 
behandlung    Heilung    constntireu    können.     Andererseits    kann    darüber  V'  • 
befiteheii,  da.ss  eine  ganze  Reihe  von  (ielenken,    die    luit  .Iodoformgl\< 
wurden,  nicht  uu.sheilten,  aiuiere  nur  scheinbar,  nach  einiger  Zeit  aber  wifi' ; 
ten.    Kür  diese  Fillle  i.st  dann  die  Operation,  Arthrektoniie,  Re.section  etc.,  i|. 
Mittel.     Leider  giebt  es  keine  sleheren  Anhalt.spimkto,  um  zu  sagen,  in 
das  Gelenk  durch  .lodoforni'^lyferin  sicher  zur  .\usheilung  gebracht   wl. 
nicht.     .Auch  bin  zwei  anderen  .Mi'tlioden    conservativer   .\rt     ist    das    der  '.' 
pinigen  .lahren   empfabi   Landerer  bijecliinien    von  Zimnitsäure    in    dif  V 
durcii  den  Hbitstroni  jenes  Mittel    nach    allen    tnberculösen    Herden    hinztifühi 
diese  so  liirert  in  AnprilT  zu  nehmen.     Hs   liegen    über  dieses   Verfahren  im  '' 
liehen  nur  die   Bi'obaclitungen  des  Erlinders  der  Methode    vor    und,    da   t* 
nicht  allein,  sondern  in  <'onibination  mit  operativen  Verfahren  angewendet 
ist  ein  abschliessendes  Urtheil  noch  nicht  nnlglich.    Auch  die  Behandlung  «It 
culose  mit  Stauungshyiieraetnie  (Bier)  verfügt  bis  jetzt  über  wenig  Krfalinws«: 
venveiidete  die  Beobachtung,   (la.'<s  Stauungslnngen  relativ   immun   gegen  Tud 
sind  uttii  tubercub'ise  Lungen  durch  spiiter  auftretende  Staunngslunge  zur  .\ 
kamen,    in    (ier  Weise,    cbiss    ei'  an  tuberculösen  Gelenken    kiin.stlich   durch 
l'mschiiürung  Stauung    in    dem     |)eri|il)er  gelegenen  Theil    erzeugte.      / 
die  Extreniitiit  von  der  Peripherie  bis  n.ahe  an  das  kranke  Geleuk   eiiiti' 
oberhalb  des  (ieleiiks  eine  (inniinibiude  so  heninigclegt,  dass   venöse  Stiuunp 
Die  Stauung  wird  wieder  unterttrochen    und    so  lässt  man    mehrere  Mon:ii'   b 
sie  täglich  auf  die  erkrankten  Gewebe  einwirken.     Bier  hat  ziemlich 
täte  erzielt,  oft  auch  in  Verbiiidnnt;  mit  .lodoformglycerin-Injection.    Ai.- u  ..■ 
herichtete  über  nicht  ungiinstifce  l-j-l'olge.     Aber  immerhin   bleibt  nonh  riii  n-dit 
Theil  von  tuberculösen  (ielenkentzündnngen,  die  auf  dip.sem   Wege  nicht  tnr 
;!U  bringen  sind.     I"nr  diese  bleiben  dann  die  operativen  Verfahren,  die  .VrJf 
mit  localer  Herilausrätunuirg  (König  und  Volk  mann)  und   die  Re^. 
re.sp.  für  seltene  Fillle  die  .Amputation  und   K\articnl;ition.     Man    \ 
bei   allen  synovialen   [''orinen,    beim   Ilyrirops  tnberculosns   mit    der  Je. 
oder  Karbolinjer'tion,  in  \'erbindung  mit  (üpsverbiinden,  eventuell  mit  '  • 
Stauung  beginnen.     Auch  bei  .Abscessen    wird  man  geb-gentlich ,    nii-ht    oiiir 
Gebrauch  von  diesen  Methoden  machen.    Sind  aber  Knochenherde  zweifellos.,  sind 
gros.se  Veriinderuiigen    in   flem  tieleiik.    dann    darf    man    nicht    viel  7jr.it  oiJJ 
.Metboden  verlieren,    .sondern    man  muss  operativ  das  kranke  Gewebe  »••>»(-"■■•" 
viel  wie  möghVh  aber  vermeide   rnan  Resertionon    bei  Kindern     mit  V 
Entfernung    der  ?;piphysenlinie,    um    nicht  spQter  jene    bekannten    ern« nn.cirj 
kürzungeu  durch  Störungen  des  Wachsthums  als  Resultat    zu  erhalten,    und 
beschränke  man  die  Amputation,  nanierrtlich    an  der  oberen  Extren:  f  iLu 

.Hii.s.serste  Ma.a.ss.     Es   ist    erstaunlich,    wie    nach   Rc.sectionen ,     vi^ 
Aiissdiabungen  scheinliar  lioflnungslo.se  F.'llle  schliesslich   zur  .Ausi 

Grosse  Aehnlichkeit  mit  den  tubprcul6sen  (lelenken,  sowohl    iti 
Aubssehen  als  in  der  Entwickelungsgeschichte  der  .tnatomischen  VeranU«nui|« 


liielenklßidiMi 


—    4:wi 


(■clcuklridcn] 


(litr  Klutt>rg«'lenke;  Uluioi-  leitloii  gar  nicht  soltcn  an  ganz  typiHchon  Gelenk- 
nfTectionen.  Durch  eine  massige  Vt-rletzung  kommt  es  zu  Rlutiing  in  dos  (ioleuk, 
meist  das  Kniegelenk,  die  gewöhnlich  stark  ist,  das  (n-ienk  füllt  und  Rückstilnde 
lässt.  I)i<'ser  I'rocess  wiederholt  »ich,  bis  sich  auf  der  Synovialis  und  gewissen 
Stelleu  der  Gelenkenden  BlutfaserstofT  Schicht  für  Schicht,  analog  der  Faserstoflauf- 
lagennig  bei  Tuherculnse,  abgelagert  hat.  Per  organisiile  Fasm-stofT  wächst  auf  den 
Knorpel  ein  und  frisst  diesen  an.  So  entstehen  jene  im  Hbitergeleiike  bfobachteten 
rnrcgelniäissigkeiten  di's  Knorpels.  Solche  (ielenke  sind  als  liliitergelenke  schwer 
zu  erkt-niicii  und  werden  nicht  selten  liir  tuborculn.se  gehaltfu;  und  doch  ist  die 
richtige  Diagno.se  voji  der  gr/issten  Wicliligkt'it.  Penn  eine  ausgedehnte  Operation 
bei  einem  Blutergelenk  bedi-utet  ziemlich  sii-her  den  Tod.  I>le  Anamne.se  kann 
manchmal  auf  die  Diagnose  führen.  Bei  Hlutergelenken  kann  man  therapeutisch  nur 
wonig  eingreifen;  ("omprossioii,  massige  Ma.ssage,  I'unction  inid  Karbolinjection  ist 
das  Höchste,  was  man  riskiren  kann.  Heber  die  Aetiologie  der  .\rthritis  deformans 
wissen  wir  bis  auf  den  heutigen  Tag  nichts,  und  therapeutisch  sind  wir  gegen 
«las  I^eiden  selbst,  abgesehen  von  verstümmelnden  ()])f'rationen,  ziemlich  ohn- 
mächtig. Das  Lpiden  schreitet  langsam  weiter,  deforinirt  d;i.s  (ielenk  immer  mehr 
und  belästigt  den  F'atienten  nicht  nur  durch  Srtuner/.en,  sondern  auch  dnrcii  tlcn 
Fnuetioasausfati.  Das  jiroducirte  Knorpel-  uiul  Knochengewebe  wird  zu  inechanisclii-u 
Henmiungen  der  Bewegungen,  sod;iss  das  (ielenk  l)einahe  ankylotisch  wird,  oft  in 
abnormer  Stellung.  Durch  «lie  KnoriieUviicIienmg  und  den  Knochonschwund  resji, 
F.bunilnuig  treten  solche  NiveaudifTerenzen  im  Gelenk  auf,  fla.ss  erhebliche  Stellungs- 
anoiiialien  daraus  resultiren.  Dazu  komnn>n  darni  weiter  Ven'indenmgen  der  Kapsel, 
Zottenbildung,  Gelenkköri»er,  sodass  d:us  Gelenk  unbrauchbar  wird.  Gegen  den  Pro- 
cess  selbst  sind  wir  machtlos.  Gcwilhnlich  werden  Sand-,  Moor-,  Dampfbäder  etc. 
empfohlen,  eine  Darreichung  von  .lodkall,  Chinin,  Kisen,  dann  allgemein  kräftigende 
Behandlung.  Die  Bäder  wirken  symptomatisch  sehr  gut.  die  Schmerzen  werden  ge- 
ringer, die  l'atienten  lialieti  das  (iefülil  grö,s,serer  Brauclibarkeit  ihrer  Extremitäten, 
ihrer  (ielenke,  und  letztere  werden  thatsächlicli  etwas  dünner.  Das  ist  wohl  eine 
Wirkung  der  starken  Durcliströmiing  der  (iewebe  durch  Blut,  wie  sie  auch  die 
Mass;ige  zur  Folge  hat.  Deshalli  ist  auch  letztere  zu  empfehlen,  abgesehen  davon, 
dass  durch  sie  naineutlicli  auch  die  ganze  Muskeltliätigkeit  in  Action  erhalten  hleiljt 
und  bei  Conibination  mit  passiven  Ge|i>iikl)i'Wegungen  aui'h  jene  inechaiu'schen 
Hemmungen  durch  KnoriK-lwnchennig  hintangehalten  werden.  Im  Üebrigen  muss  man 
bei  schlottrigen  (jelenken  Stützapparate  geben,  bei  sehr  schmerzhaften  mit  schwer  zu 
corrigii-enden  Stellungsanomalien  solche  Stützapparate,  die  das  Gelenk  enthusten.  Ist 
ein  Gelenk  schon  stark  deformirt  und  verui-sacht  es  heftige  Schmerzen,  so  kann 
miui  auch  zur  Kesection  .schreiten,  die  in  einigen  Fällen  gute  Resultate  gegeben  hat. 
In  .anderen  Fällen  freilich  kann  von  einem  Erfolg  durch  die  Hesection  nicht  geredet 
werden,  da  ilie  Heilung  ausserordenflicli  lange  dauerte  und  schliesslich  doch  nur  ein 
schlottriges  (ielenk  das  Re.sultat  war.  Als  ultinuun  rcfugium  bleibt  .selbstverständlich 
immer  noch  die  .\inputation  übrij;. 

(ianz  ähnlich  ilen  von  gewöhidicher  Arthritis  deformans  befallenen  Gelenken 
sind  die  durch  die  sogenainite  .\rthritis  neuropathica  veränderten,  wie  siez.  B. 
bei  der  Tabes  beobachtet  wird.  Bei  dieser  kommt  es  auch  zu  ganz  erheblichen 
Defonnirungen  der  (^ielenke  durch  Knochenwuchening  uinl  Knochenzeretömng.  In 
Folge  der  .\nalgesie  merken  die  Patienten  oft  nichts  von  den  Schädigungen  in  ihren 
Gelenken,  die  in  Folge  der  KnocheubrOchigkeit  schon  bei  leichteren  Traumen  ein- 
treten. Daher  kann  man  den  Kranken  viel  nützen,  wenn  man  sie  frühzeitig  in  Be- 
h.andlimg  bekommt  und  bis  zu  einem  gewissen  Grade  das  weiten-  Einwirken  von 
Schädlichkeiten  verhindert.  Fixation  des  kranken  (ielenks  durch  orthopaedisclie 
;\pparat(<  oder  feste  Verbände,  möglichst  geringer  (iebrauch  des  betreffenden 
Gelenks  werden  oft  eine  Bes.serung  des  Zustande?  zu  Stande  bringen,  abgesehen 
davon,  ilass  sie  den  Patienten  wieder  eine  gewisse  Sicherheit  geben.  Sind  die 
Zerstörungen  des  (ielenks  schon  hochgradige,  so  treten  wohl  operative  Verfahren 
in  ihr  Kecht,  die  Resection,  eventuell  die  Amputation.  Freilich  sind  die  Resultate 
der  Resection  nicht  sehr  aufmunternd.  Die  Verwachsung  des  Knochens  ist  meist 
eine  gi-ringe,  sodass  die  Gelenke  schlottrig  werden.  Die  (ielenkerkranknngen  bei 
Tabes  sind  gleichsam  der  Typus  für  die    neuropathischen  Gelenkerkrankungen.     Die 


[Geienklpiden 


-     440 


»rleiktridfi 


üliripon  bi-i  Syrinffoinycüi'   nmni'iitlii-li  an  <leii  oborcu  Extremitäten   beabaclitrt«  Ar 
thritidrn  sind  jfineti  solir  ähiilifh;  tlii;  Therapie  ist  dieselbe. 

Im  (iegensatz  zu  diesen  rlironischen  Rrkrankungen  der  Gelenke,   ilie  im  ^icsi 
liehen,  aber  durchaus  nicht  allein,  als  Veränderungen  des  Knorpels   uml  der  Kn>'-!'- 
der    tielenko    sich    darstellen,    stehen  andere  ebenfalls  chronische    Erkrankiin- 
denen  die  Synovialis  hauptsächlicli  der  Schauplatz  des  Krankheit8proces.srs  i-i 
chrcinische  (Jelenkrheuniatisnins  macht  Verdickungen,  Infiltrationen  der  (i<?lrti 
kapsei,  die  spilter  narbige  Schnnnpftnigen  erleiden,  und  Verwachsungen    des  Kwiri 
ohne  Wucliei-ung  desselben.    Die  Krankheit  konunt  meistens  bei  HIrwachsenen  viir, : 
auch  im  kindlichen  Alter  ist  sie  wiederholt  beobachtet  worden.      Sie  beflUlt  mi'ü 
inehi-ere,  ja  oft  eine  ganze  Reihe  von  Gelenken  und  jene  langsam  sich  entwicke 
Kapsolver.'indeningen    führen    zu    Contracturen    iler    (leleiike.     Die   Bewoi: 
dann  sehr  bes<lirrinkt  und  sclimerzhnft,  die  Patienten  kilimen  sieh  ihrer  (■ 
bedienen,    sie    liegen    zusammengezogen    im  I?ett,    ein  bejanunemswertbes   Luid 
Aefiiilogie  dieses  Leidens  ist  noch   recht  dunkel.     Auch    die   therapeuti.srhen  Erf(»_ 
sind  durchaus  nuLssige.    .Man  verordnet  solchen  Kranken  warme  heisse   Bäder.  Saud-. 
MotirbädiT,  Thermen,  wie  Gxstein,  Wildbad  etc.,  stark  jodhaltipe  Bäder,   .Massa^»  aal 
grn.s.se  Dosen    von    Natrium  salicylicum.     Wichtig    ist,    die  (ieleiike     eventuell    iinbt 
Narkose    in    die  richtige  Stellimg  zu  bringen    und  sie   dann  mit  Schienen  oder  («e 
tentivverbrinden  zu  fixiren.     Oder  man   entlastet  durch  geeignete  Schienenstütwn  ifr 
kranken  (ielenke.     So    kann    man  wenigstens  dem  Patienten  die  Schmerzen  uehmm 
und  ihn  etwas  nmbiler  machen. 

Als  Resultat  mancher  Gelenkerkrankungen,  aber  auch  als  Folgen  von  Haut-,  Musiii^ 
und  Nervenerkrankungen  zeigen  sich  abnorme  Stellungen  der  (ielenke,  Fix.i(iotMi>  a_ 
ilieser  Stellung,  ('üiitractureii,  Ankylosen.  Durch  die  ganze  Therapie  der  GoImH 
entziinduiigen  zieht  sich  als  ein  leitender  (iesirhtspunkt  die  Aufgabe,  da.«  Zufltao^l 
kommen  dieser  ('ontracturen  und  .\nkyiosen  in  scldechter  Stellung  zu  verhindei^| 
Kommen  die  Falle  frühzeitig  in  Hehnnillung,  dann  kann  man  Dieist  durch  goeiflMtfl 
Verbftnde  mit  Schienen  oder  (ups,  mit  Massage  etc.  viTfiiiuliTii,  das»  jene  ungüiuitisil 
Stellimgen  eintreten.  Sind  diese  aber  zu  Staiuie  gek(unmen,  d.'inn  müssen  die  G«l«akfl 
wenigstens  in  die  für  die  Functimi  geeignetste  Stellung  gebnicht  werden.  Im  Nntll*! 
fall  nmss  Krsatz  lür  den  Ausfall  der  Gelenke  geschaffen  werden.  Bei  noch  tMH^I 
lichctn  tielenk,  hei  den  Folgen  von  Muskelconti-acturen  etc.  wini  man  Exteofl^H 
verbände  machen  und  massiren  und  wird  in  Narkose  strecken  oder  beugeu,  erfln|i^| 
nachdem  mau  die  contr.icten.  vt'rkiirztfii  .Muskeln  durchschnitten  hat,  und  d.inn  t^| 
rende  Vorh.'inde  anlegm.  .Manchmal  nehmen  die  Extremitäten  überra.srhend  ^schstH 
und  gut  ihre  normale  Stellung  wieder  ein.  Aber  es  gelingt  doch  nicht  immer,  (!■ 
festen,  fibriisen  oder  knrichernen  Verwachsungen  zu  sprengen  oder  zu  delinen.  <bilH 
müs.sen  operative  Verfahren  angewendet  werden,  die  lineare  oder  die  keilförai[^| 
Osteotomie,  eventnell  die  typische  Resection  der  Gelenke.  Eine  besondere  Strllai^l 
in  der  Behandlung  der  Contracturen  nehmen  die  paralytischen  Con tr.irturrH 
ein.  In  Folge  essenti(dler  Kinderlilhmnng  konunt  es  zu  Lähnnmg  von  einzelnen  Mu>-1  i 
gnippen  uml  in  Folge  davon  zu  Contractun-n  anderer  antagoni.stischer  MuskelgruMiabj 
Beseitigt  man  sie  durch  Tenotomie  und  Streckung  etc..  so  stellen  sie  sich  <iocJi^M| 
leicht  wieder  her,  weil  eben  der  (.legenzug  der  anderen  Muskeln  in  Folge  der  LabmiBif^ 
fehlt,  oder  die  Extremitrit  wird  noch  .schl ottiger,  haltloser.  Den  Stütxapparut,  dra 
solche  Patienten  erhalten,  werden  sie  nicht  wieder  los,  weil  .sie  sonst  keinen  WH 
haben.  Die  Patienten  davon  zu  befreien,  um  ihnen  eine  n.itflrliche  Fi.xation  tu  f/I^^M 
hat  man  eine  (.»perationsmethode  angegeben,  die  eine  künstliche  .Ankylose  ÜB^^^H 
schlottrigen  (Jelenk  herstellt,  die  .sogenannte  Arthrodese.  Man  frischt  die  (»iJ^^H 
enden  an  und  liringt  sie  zur  Verwachsung.  Dann  i.st  die  Stellung  eint--  fixirt«.  ^^^| 
ExtremitUt  lifis.st  freilich  in  dem  Gelenk  die  Beweglichkeit  ein,  gewinnt  »InO^H 
Festigkeit.     Es  bleibt  da.s  Glied  in  der  Stellung,  die  es  bei  der  Operation  erhiell     ■ 

Häufig  fahrt  die  .\rthritis  defoniian»   oder  ein  Trauma    oder   die  Ov»..,.  i,...,.ini.,B 
ilissec.ins  (KCtnig)  zu    der  Bildung   resp.  Loslösung  eines  Knorpel-,  Kn  I 

von   der  (jelenkfl;lchc    oder    der  Gelenkkapsel.     Solche  (telenkkfirp'  :ii.ii^| 

n.imentlich    im  Knie-  uml  Ellbogengelenk  relativ  häufig.     Sie  sind  g»  -  i  ft  ^M 

imd  machen  durch  Einklemmung  zwischen  die  (ielenkflächen  heftige  Sri  H 

einzige    gett-chtfertigte    Behandlung  dieses    Leidens    ist    die   Incision  :ii  ^^H 

und  die  Kntfenmng  desselben  aus  dem  (jelenk.    Die  verletzte  Gelenkkap!>t.>i  ^^^M 


[Get|pnkl«>i(i(>n 


(ip|pnkrliPiiinatlsinii.<<T 


^»'iiüht  iintl  di«'  Hriutwuiid)'  ihiriibcr  p'scbliiHMüi.    (iclogi^iillir.b  macht  ilir  Aul'liiiiliiiig 
cIp.s  KCirpcrs  Sch\vieri]s;keiten. 

In  recht  seltein'n  Frillcii  licoliitrhtrt  man  (iesch  w  fi  Iste,  wahre  Ncuhilduiigeii 
der  (tel(<nkkap8el  und  i^e.Hfhxvulstfihnlirlic-  Hildunfjca.  Mali^no  Tumoren,  Sarkome 
der  (iplenkkapsol,  fenier  auch  einiire  gutartige  tieschwiilste,  wie  Atigioine  und  Lipome, 
kommen  zur  Beobachtung.  Je  nacfi  ilirem  Sitz,  ihrer  Gestalt  machen  sie  mehr  oder 
weniger  hochgradige  Erscheinungen  unii  He.schwprden.  I)ie  Lipome  werden  ähnlich 
den  GelenkkArpern  gelegentlich  eingeklemmt  und  können  dann  mit  jenen  verwechselt 
werden.  I>ie  anderen  machen  mehr  diffuse  Schwellung  der  Kapsel  und  geben  Anlass 
lu  Pifferentialdiagnose  mit  Tuberculose   etc.      Kntsprechend  den  allgeineinen  Grund- 

Itzen  der  lleliandlutig  .>;olrher  Tumoren  wird  au(^h  hier  verfahren.  Exstirpatiou  der 
Geschwulst,  cveutuell  Hesection  des  (ielenke.s  oder  Amputation  sind  vnrliUilig  die 
einzigen    Mittel,    die    hier    Hülfe    bringen    können.     Welclie    dieser   Operationen    zu 

rfkhlen  i.st.  kann  nur  der  einzelne  Fall  bestinmien. 

[)ie    bekannten    gescliwulstartigen  Vonvölbungen    der  Gelenkkapsel,  Ueberbeine*, 

ind  auch  als  G.inglien  bezeichnet. 

Irnknearospii.     Man  sei  sparsam  mit  diesttr  I)iagiu).se,  da  es  „(ielenkiiiMirosen"  zwar 
f unzweifelhaft  gieht,  aber  doch  keineswegs  häufig,  vielmehr  andere  (ielenkaffectioncn 
vorliegen.     In  der  Regel  handelt  es  sich  dabei  um  hysterische  Arthralgie,   von 
..Arthroneuralgie"  sollte  m-in  eigentlich  nicht  in  solchen  Fällen  roden,    und   die  Be- 
handlung wird  alsdann  ganz  nach  den  für  Hysterische  überhaupt  giltigen  Grnrulsätzen 
einzurichten,  d.  h.  wesentlich  psychisch-suggestiver  Natur  sein  mü.s.sen,  mag  man 
lieh  dabei  nun  der  hypnoti.schen  Suggestion    im    engeren   Siiuie,    oder    irgentl    eines 
eeigueten  Vehikels  der  Sugg<\stioiiswirkiiiig  in  Form  von  Bädern,  (iymnastik,  Massage, 
Elektrisation,  Magnetappliraticui,  Kiun'ibuiigcn,  oder  was  sonst  immer  bedienen.    Für 
iie  seltenen  Fillle  nicht-hysterischer  Gelenkneuroseu  ist  eine  individualisirendc  Behand- 
lung nothwendig:  besonders  sind  die  Fonnen  zu  unterscheiden,  die  mehr  den  Charakter 
lensibler,     neuralgischer    oder    vasomotorisch -troph  ischer    St'irimg    an    sich 
ragen,    oder    bei    denen    beide  Symptomenreihen  gemi.scht  siiul.     In  Fällen  ersterer 
[Art  ist  die  Anwendung  Ortlicher  Antineuralgica    in    Form    von  Bädern,  rmschlägen, 
itinreibungen,  Aether-,  Brom-  und  Chloraethylspray,  subcutanen  injectioneii,    Klektri- 
ation  u.  s.  w.  am  l'latze.     In  einzelnen  Fällen  von  intennittirender  vxsomottirischer 
Jelenkiieurose  sind  die  Thermalbäder  M>ey nhausen)    und    die   örtliche  galvanische 
Sehandlung  von  erheblichem  Nutzen.  ,.,.,  fv»,,^, 

Celenkrhenmalisnius.     Unter  dieser  Bezeichnung    fasst    man    nach    altem  Brauch    eine 
Keilie    von    entzündlichen  Krkrankungen  der  (ielenke    und    der    ihnen    benachbarten 
Theile  zusammen,  welche  durch  sogenannte  rheuniatischeKinflus.se  entstehen  im<l  sich 
gleichzeitig  durch  gewis.se  gemeinsame  ("haraktere  auszeichnen:    namentlich  den  vor- 
wiegenden Sitz  in  der  Synovialis,  der  Kapsel  und  den  Ligamenten  d«T  tielenke:  das 
Vorhand<-nscin  einer  einfachen  entzündlichen  Infiltration  und  K.xsudation,  meist  ohne 
^_Tendenz  zur  Vereitenmg;  und  das  Bestehen  eines  eigonthümlich  reissenden  und  irra- 
^Hiirenden    Schmerzes.      L>em    Verlauf   nach    zerfallen    diese    Krkrankungen    in    zwei 
^Hßruppen:  den  acuten  und  den  chronischen   Gelenkrheumatismus,    die    sich    auch    im 
^^^an/en  Krankheitschnrakter  ent.schieden  unterscheiden. 

^F      1.  Acuter  Gelenkrheumatismus,  Polyarthritis  acuta.    Die.se  vorzugsweise 

^pen    gemässigten  Zonen    angehörende    und    zur    kalten    und    wechselnden  .lahreszeit 

'      häufiger  als  bei  gleichni-ässiger  Wärme  eintretende  Krankheit   trägt   den  Typus  eines 

Allgenicinleidens;  dieselbe  hat  als  (ielegenheitsursache  sehr  häufig  directe  Krkältung. 

Ihr    klinisches   Bild  ist  durch  schnelles  .\uftrcten,  Anschwellung    imd  Schnierzliaftig- 

keit  meist  vieler  (ielenke,    .selten    nur  eines,  gro.sse  Neigung  zum  Ueberspringen  von 

einem  Gelenk  zum  anderen,  und  gewöhnlieh  nicht  hohes,  aber  von  profusen  Schiweissen 

hegleitetes  Fieber  char.akterisirt.     Der  Verl.iuf  ist  atypisch,  die  Dauer  sehr  wechselnd, 

bei  reinen  Füllen  für  die  acuten  Symptome  durchschnittlich   14  Tage  bis  drei  Wochen. 

den  Complicationen  stehen  entzündliche  Affectionen  obenan,  vor  Allem  die  Kndo- 

Jitis.    riemnächst  Pericarditis    und    l'leuritis.     Sehr    oft  hinterliisst   die   Krankheit 

'     'M  zu  Kecidiven  imd  späteren  Neuerkrankinigen.     Zu    beachten    sind    die  in 

iid  nicht  sehr  häufigen  Formen  ries  Gelenkrheumatismus  mit  Hyperpyrexie, 

Mti   weklivn,  meint  unter  Abnahme  der  Gelenkorscheinungen ,  die  Körpertemiwratur 


[(TeleiikrlHMiinatismiis 


-     442     — 


(«plenkrhrva 


schnell  zu  ■•ilmormfi-  IMlii'.  üIht  43,  ja  «olbst  über  44"  stfüf^t.  gU-irhwrtif  i 
<if'liirnfrsclHMiiunpeii  einfreten .  und  unter  diesen  Symptomen  r.ipidrr  Tod  ( 
kaiui.    IVr  Ausgang  der  Krankhfit  ist  in  dpr  üherwiegendeii    M- "  'fr 

(ienesung.     Unter  dnn  Nachkranklieiten    sind    die    bei   weitem   li  .  iJie  i 

acuten  Kndnoarditis  sich  h^Tausliiliicnden  Herz  k  hippcn  f  eh  ler"  luul  »lUftiM] 
kraiikheiten.  Verhiiltnissniässig  feiten  ist  der  l'ehergang  der  acuten  Oiraki 
knngen  in  ciironisrhe  Zustäiule. 

IkLs  Wesen  der  Krankheit  ist  luicli    nicht    kiarf^estellt.      Die  älu^ren 
versuche,    welche  theils  auf  neuro-pathologischem  Gebiet    liegen,   vasunOtf 
phische  Störungen    annahmen,    theils   eine  chemische   SchiUllichkeit,  wi«  " 
Hamsfture,  Fettsiiuren  i!er  Krnivklieit  zu  Grunde  lpg»>n,  werden    neucrdla 
Bestrebungen  verdrängt,  die  Krankheit  als  echte  acute   In  fect  inns  kraul 
stellen,  wofür  das  kiiiiischi'  f'ild,  das  bisweilen  epideniieähnliche  Auftrrifii  tie 
soll.     l>och    haben    die  ()akteriologischen  Untersuchungen    für  di' 
keine  genügende  (irnndlage  geschaffen,  wenn  auch  von   verschiV.i 
Exsudaten    und    Organtheilcn    Krkrankter    Riterkokken,    namentlicli    Mj 
gefunden  wurden,    sodass   von  mancher  Seite  bereits  gewisse   abgre.schwäe 
Mikroorganismen  als  Infectionsträger  für    den  .acuten    Gelenkrheumati.snni.«  u| 
werden.     Ks  wird  daher  vorläidig    noch    gerathen  sein,    denselben  als  .iCTif*" , 
mcinkrankheit  sui  generis  aufzufassen.    In  dieser  Beziehung  sind  <fin  «Hl 
Polyarthritis  die   „Pseudo-Hheuniatisnien '*  oder  „RheumatoTd-Erknmka 
trennen,    die  nicht  selten  an  gewisse  acute  Infectionskraukheiten,  Mamentlirl  I 
tina,  Puerperalinfection,  Uysenterie  etc.,  sich  aiischliossen   und  zu  denen  .iiirJi 
per-Klieimiati.srntis  zu  fühlen  ist.  In  allen  diesen  [''.lllen  ist  die  GelenkafTcctinn  an 
jiaftals  Locali.sirung  des  bestinunten  Fiifectionstriigers  anzusehen.  Auch  in  th« 
Beziehuirg  bilden  diese   l''<)nneii  einen  gewi.s.sen  (iegensatz   zum   acuten  G 
tisinns,  indem  ilir'  bekaiintesten   irmerltchen  Antirheuniatica  hei    ihnen  frh!) 
pflegen.     Ilire  1-ieli.iniMimg  fällt  dahi-r  theils  mit  derjeniigen   der  zu  GnnitleJ 
Infectiottskranklieit.    tlieils    mit   den   gegen  lielenkschwelluM^en   .'dlgeniein 
locakii  .Methoden  zusammen,    Für  die  Behanillnng  des  acuten  (iplcn 
ist  die  I'rojihylaxe  bei    der  Ungewissheit  der  Krankheit.s,schrnllichkeit   und  äff] 
rechenbarkeit   der  Gelegeidi4'itsursarhen   von    untergeordneter    Bedt?utuiig. 
kann  bei  Personen  mit   rheuinatisrher  Ilisposition  versucht  wertlen,  durch  al'b 
Methoden,    durch  kühle  BKder.  Abreibungen,    wenn    dieselben   vertragen 
Kmpfindüchkeit  gegen  .atniosjdiaerische  Einfiü.sse  herabzu.setzen.     Viellpich 
auch    bisweilen,    durch    Iniige    forlgesetzten    inneren  tii-brauch    gewisser 
Colchicum,  .lodkalium,  bei  Rheum.Ttikeni  einer  Neuerkrankung  voraube 
handlung    des    ausgebrochenen    .\nfalles    hat   man  von    jeher    nach    sppfjT 
Mitteln,  welche  ciii-  Kninkheit    conpiren  könnten,  gesucht,   ohne  hislier  «in 
im  eigentlichen  Simie  zu  linden.     H-xss  eine  gros.se  .\nzahl   therajieutisclier  M* 
die  zu  diesem   Zweck   empfohlen   worden  sind,    bald    wieder    vergessen    «^r 
seinen   llauiitgrumi  darin,  da.ss  die.se  Kmiifehlimgen  meist  von  einer  nur  kleinenj 
\(m  lieoliachtungeti  au.sgingen,  die  bei  dem  wechselnden  Verlauf  der  l'olya 
Beurtheibitig  thenipentiscber  KesuU.ite  nicht  ausreichen  kann.     Von  den 
Mitteln  haben  daher  viele    nur  historisches  Interesse,    so    die   rein   antiiihlä 
Methoden,   namentlich    die  Venae.sections-TJierapie  (Bouillaud    u.  A,i.  *Ik 
grossen  Posen  von  Tart.arus  emeticus  (Stoll),  von  Kalium   und  N'  '^" 

pflanzen.sauren    Salze,    besonders  der    ritronensafr.  Kalomel   und 
und  .\kimit.   Auch  das  in  grossen  Hosen  empfohlene  Chinin  und  die  1  > 
mehr  viel  angewendet.     Wemi  auch  durch  innnche  dieser  .Mittel  d:is  I 
flus.st  wird,  .so  ist  doch  eine  Einwirkung  derselben  auf  den  Krankheitsvcrlauf  < 
mein  anerkannt,    .\ehidtches  gilt  von  dem  früher  gebr.-iuchlichen   Colchic 
mann)    und    dem    .lodkalium,       Ebenso    ist    die    Behandlung    der    Polyi 
fliegentleri  Vesicantieii  (Darios)   oder  mit  festen  Verbänden  der  erkrankt 
ffimer  die  besonders  von  Frankreich  ;uis  empfohlene  Anwendung  des  Triii 
sowie    die   aus  der  Annahme  einer  abnormen  Säurebildung  im    Rhit  der 
entspringende  Darreichung   rler  Alkalien   grösstentheils  wieder  vurla.<i!<(m. 
.Methoden  zugeschriebeiu-  .•\bkürzung  des  Schmerzes,  Fiebers  und   ''       "'i 
konnte    nicht    .allgemeiner    bestätigt    werden.      Von    weiteren     eii; 
Mitteln    seien    noch    Plumbuni    acoticum,    welches    besonders    geg«u   «ü« 


•elpiikrlioiimmismHf* 


IiRSieJiKfnp«iiii»TismliST 


i 


wirksam  sein  soll,  I'cmini  si'si|iiirhlor!ittiin ,  Cynii/iiik  iiiiil  Animoiiiiik  p'iianiit. 
I>apeg<'ii  bptrjiclitt'tPii  rnaiirhf  dii'   cxsjipctativo  Hi'liaitdliinjt  als  di'p  liestf. 

hie  Mi'hrzahl  dieser  lU-liandliiiigsniethodi'n  wurde  <lurrli  die  Saiicv  Isiiure* 
Vf>rdr:1iigt,  welche  1875  zuerst  gegieii  den  acuten  (ielenkrheumatismus  empfohlen 
ist.  r)ieselbe  wurde  anfangs  von  manchen  Seiten  als  beinahe  unfebll)ares  Anti- 
rheumaticum  hingestellt,  welches  jeden  frisi'hen  Fall  schnell  coupireu  sollte.  Doch 
ist  diese  Anschauung  durch  die  gesammelten  Krfalinuigen  eingesclirankt;  und  seit 
längerer  Zeit  steht  über  die  Wirkung  der  Salicylsilure  hei  dem  acuten  Gelenk- 
rheumatismus etA\a  Folgendes  fest:  |)as  Mittel  zeigt,  wie  bei  vielen  lieherhaften 
l<eiden,  einen  eminent  antipyretisclii'u  Flinfluss;  die  Temper.iturerh/ihung  nimmt  schnell 
ab.  Gleichzeitig  verilndort  sich  oft  die  Schmerzhaftigkeit  der  Gelenke,  und  bei  frischer 
Krankheit  kürzt  sich  auf  diese  Weise  der  Verlauf  oft  im  (ianzen  ab.  Auf  die  bereits 
bestehenden  (ieleukschwellungen  und  Kx.sudate  hat  das  Mittel  keinen  Einflus.s;  eben- 
sowenig auf  die  Neigung  zu  Recidiven,  welche  im  (iegentheil  bei  schneller  Kinwirkunn 
der  Salicylsilure  vermehrt  zu  sein  scheint.  Dabei  kommt  ein  Proeentsatz  von  Frlllen 
vor,  in  denen  die  Behamllung  mit  Salicylsilure  felil.schliigt  oder  die.selbe  tbeils  wegen 
Idio.synkrasie,  theils  wegen  gleichzeitiger  anderweitiger  Störungen,  besonders  Herz- 
oder Magen-.\noi))alien,  theils  wegen  starker  Nebenwirkungen,  wie  Ohrensausen  etc., 
nicht  vertnigen  wird.  Inmierhin  bleibt  bi.sher  die  Salicylbehandlung  für  die  I'oly- 
nrlhritis  die  emjifehlenswertheste  Methode,  die  durch  keine  andere  erreicht 
wird.  Als  Praeparat  wurde  die  anfangs  angewendete  reine  Süure  bald  4liirch  das 
harmlosere  Natrium  salicylicum  ersetzt.  I)a.s.sell>e  wini  am  besten  in  Hosen  von 
0,l  bis  l,ö  g,  in  den  ersten  Tagen  schneller,  bis  zu  sechs  Mal  t.'iglich,  dann  langsamer 
wiederholt,  i>is  zu  vier  Mal,  gegeben,  entweder  in  Lösung  oder  besonders  gut  mit 
Brausepid  vor:  es  soll  nach  Schwinden  der  Hauptsymptome  noch  etwa  acht  Tage,  zur 
Verhütung  der  Recidive,  weiter  gereicht  werden.  Neuerdings  sind  aucli  von  ver- 
schiedenen Seiten  durch  .\pplicati(m  des  Mittels  per  Rectum,  in  Dosen  von  2—3  g, 
oder  auf  die  Haut,  durch  Einreilumg  von  alkoholi.schen  und  üligen  Lösungen  von 
Salicylsilure  oder  von  Salicylsnlben,  lihnlich  gute  Erfolge  wie  mit  der  innerlichen 
Anwendung  erzielt  worden.  Neben  dem  salicylsauren  Natrium  und  zum  Ersatz 
desselben  ist  im  Laufe  der  letzten  beiden  .I;ihrzehnte  eine  gro.sse  Anzahl  anderer, 
zum  Theil  chi'uiisch  mit  jenem  verwandter  Medicamente  versucht  worden.  Die 
ersten  Em]tfe!iluMgrn  betrafen  das  Salicin,  die  Kresotin.s.lure  und  die  Benzoe- 
säure, Dann  kam  nacii  i'inander  ilie  ganze  Reihe  der  modenien  Antipyretica 
und  Antineuralgica,  namentlich  .\iiti[nriii,  in  Dosen  von  1,(»,  4—0  .Mal  täglich,  Salnl 
in  ähnlichen  (JabeTi,  .Xntifebrin  und  Plienacetin;  in  letzter  Zeit  d.-us  Salipyrin, 
das  von  vielen  Seiten  in  Dosen  von  3,K  bis  IS,0  pro  die  sehr  gerühmte  Salophen, 
und  das  Lactephenin,  bis  zu  ü,fi  täglich.  Neuerdings  wurden  von  speciellen  Salicyl- 
pracparaten  noch  das  Natrium  dithio-salicylicum  und  unter  dem  Namen  „Antirheu- 
matin"  eine  Verbindung  von  Metliylenblan  und  Natrium-Salicylat  empfohlen;  von 
anderweitigen  Mitteln  das  Pheru)cnlhim  hydrocliloricum  3 — 4  Mal  täglich  J,()  und  von 
franzflsischer  Seite  d.ns  Asaprol*.  !)er  .Mehrzahl  dieser  Stoffe,  namentlich  dem  Anti- 
pyrin  und  den  Salicyl-Praeparaten,  wt  beträchtliche  antirheum.itische  Wirkung  zuzu- 
schreiben. Doch  übertritVt  keins  das  salicvlsaure  Natrium;  vielmehr  scheinen  die 
meisten  an  Constanz  und  Zuverlässigkeit  der  Wirkung  demselben  mehr  oder  weniger 
nachzustehen,  wogegen  sie  den  Vortheil  geringerer  oder  fehlender  subjectiver  Be- 
.schwerden,  besonders  des  Ohrensausens,  vor  ihm  voraus  haben.  Die  Verwendung 
dieser  Medicamente  wird  daher  zunächst  auf  die  Tillle  beschränkt  bleiben  können, 
in  welchen  das  Natrium  salicylicum  fehlschlägt  oder  contraindicirf  ist. 

Neben  den  inneren  Mitteln  ist  die  locale  Behandlung  der  erkrankten  Gelenke 
nicht  zu  versäumen.  Für  die  meisten  Fälle  p.isst  hier  in  den  ersten  Tagen  die 
trockene  Wärme  durch  Einwicklung  in  Watte  oder  Aehnliches  am  Besten:  kalte  Um- 
schläge werden  meist  schlecht  vertragen.  Damit  sind  schmerzstillende  Einreibungen  z.  B. 
mit  Chloroform-Liniment,  resp.  dem  früher  empfohlenen  Aethylchlonir,  Aether  oder 
dem  jetzt  beliebten  Ichthyol  zu  verbinden.  Gute  Dienste  gegen  die  (lelenkschmer/.en 
leisten  subcutane  Karbol-lnjectionen,  ebenso  auch  locale  Anwendung  der  Rlekfricität. 
Nach  dem  Schwinden  der  acuten  Krscheimuigen  sind,  wenn  grö.ssere  (ielei\kexsudate 
zurückbleiben,  Vesicatore  und  fest  angelegte  hvdropathiscbe  Verbände,  weiterhin 
JfKipinselungen   iun  Platz;    in  hartnäckigen  Fällen   chirurgische   Behandlung,  wie  bei 


relpnkrhPiiniRtismiis 


niitlrrfiii  (iclcnkaftVs'lioiion*.  (n'fjt'ii  /.urrickt)f<Mlioii(l('  VV(>i<'lillifil  -  V«Tiiirktint:rn  wH 
(it'ilciiksteififfkeit  ist  öftpr»  Massage  und  nicchanisrhe  Narhbchainllunp  iiiHicirl. 

Eino  eigene  Bi-hanilliiuf;    crfordiTii    die  mit  Hypprpyri'x  ie  vorlaiifrndtm  )Hnr 
ciöseii   F:1lh'.     Hier  lie^t  die  H:iu|it;iufgabo  in  der  Antipyrese:     und   da  dn"--!?     -i.... 
iiosen  von  Salicylsilure  ii.  Aelml.  diibei  in  der  Repel    kein    penüfjendtT 
abfall  erreicht  wird,  so  sind  kalte  R:1der  mit  l'eberpiessungcn,  evenrut'u  ».> 
«irkeiunften  rnöplich.st  frühzeitig  und  energisch  anzuwenden;    durch    «solche  r-m, 
lung  ist  eine  Reihe  schwerster  Filile  gerettet  worden. 

IMe    Com  p  I  icationen    des    acuten    (ielenkrheuniatismus     erfordern    tum   Thal 
Öperialbehiindiung      l»ii'  rlieunratiscbe  Pleuritis  macht  ab  und  zu  die  Puik  • 
ebenso    in    seltenen   Füllen    bei     selir    grossem  Exsudat    auch     die   Peric.i 
frische  Endocarditis    ist    keiner    besonderen  Hebandlimg    zugiitiglich.       I»if    «,  ;f. 
l'Vage,  in  wie  weit  dieselbe  linn-li  die  ^alicyltherapie  beeinflusse,   und  auf  dicsi- \'' 
dem  Eintritt  von  lliTzfehb-nt  vorgebeugt  wird,    ist    noch    immer     nicht  Ix'-ttiiini  •  .. 
beantworten.     Ks  ist  zwar  sicher  anzunehmen,  da.ss  bei  der  Abkürzung  ii"«!  "'  : 
(ifsstaltung  vieler  F.llle    von  Polyarthritis,    wie    sie    die    allgemeine    Kiiit 
Salicylbehandlung  mit    sich    bringt,    die  Ciefahren    des  Hinzutritfs     von    Ivn.i."  u.u.- 
und  die  Zahl  der  sich  daraus  entwickelnden  Vitia  cordis  herabgesetzt  werden     I>«i 
liegt  nncli  keine  grössere  sichere  Statistik  vor. 

II.    I>i'r    chronische    Gelenkrheumatismus,    Rheumart hri tis    ebrnnt<v 
ist    dem    acuten    gegenüber    als    ein  mehr  locales  Leiden  aufzufassen   und  stellt  «» 
sciib'ichend    verlaufeiidi»  Gelenkentzündung  dar,   deren  Ursache  in  sogenannten  rhco 
matisrhen   Schädlichkeiten    liegt,    am  hiUifigsten  in  der  oft  wiederholten  KinwirkoK 
von  Killte  und   Nüsse  auf  den  <)rgauismus.     ftie  von  einigen  Seiten   versuchte  AMf 
tung   der  Erkrankung  von  .VnomaliiMi  des  Centralnerven.systems,    von   der  Ein«>'^    . 
abnnrmi'r  Säurebibimig  oder  bakterieller  Noxen  ist  bisher  nicht  gegliickl.   Nufm!  . 
Filile  entwickeln  sich   aus  acutem  (ielenkrheuniatismus  heraus:    niei.><t    tritt    d"    : 
krankung  von   Anfang  an  in  ausgesprochen  clvrom'scher  Fonn   ein.       l>ocb    wlrJ   '- 
Verlauf    häutig    von     kürzeren,    einige  Wochen   dauerndeu,  subacuten    Kxat-erbaii!«*» 
unterbrochen.  l>ie  Zahl  der  befallenen  (iolenke  ist,    im  Gegensatz  zum  a<'uten  Kh."> 
matisnius,  meist  nur  klein,  :un  hiluRgsten  2 — 3.  nicht  selten  auch  nur  1  (;»>li^nk;  <1» 
Neigung    zum    leherspringen    von    einem    Gelenk    zum    anderen    tritt    zurück.    !•* 
|);ithologiscli  -  anntomisi'he    Process    besteht    vorwiegend    in    eitier     NVucherumt   tmt 
Verdickimg     der     weicheren     (ii'lenktheile,     namentlich    der    Synovialis,     dtr  G»- 
lenkkap.sel     und     des     Gelenkknorpels.      Bei    längerer    Dauer    «le.s    rnx'esisfr*   b» 
narl>ige  Verwachsimg  der  Gelcirkkapsel    in  die  undiegenden  Weichtheile   und  <''    ' 
ration    der    GelenkhAhle    eintreten,    wodurch    bleibende    Ankylosen    erzeugt    wir.' 
Pie    klinischen    Symptome    der    Krankheit    beziehen    sich    der  Hauptsache  narh   -j' 
Schmerzhaftigkeit,  Formverämlerung    und  GebrauchsstOnmg    der    befallenen  Gflcu 
Diese  Beschwerden  können  je  n.ich  Intensität  und  Stadium  des  Falles  von  den  ;  '  f 
testen  bis  zu  den  schwersten  Formen  wech.seln:  die  Schmerzen  sind  besonder*  in  ■■ 
acuten  Exacerb.itiouen  stark.     Fieber   kann    ganz    fehlen,    oder  ist  gering:  zur  /'. 
der  Exacerbationen  ist  es  häutiger  vorhanden,    meist    aber    auch    hier    ohne   •>!' ' 
zu    überschrei  ton.     IMe    Dauer     der    Krankheit     ist    auch    in    den    gi1nsti|r»>n    l'..!' 
meist  lang,  oft  über  viele  .lahre  ausgedehnt  und  wird  häufig  durch  die  _ 
zu    Kecidiven    verlängert.     Complicationen  sind  selten,  namentlich    auch 
dieselbe  tritt  aber  selbst  zu  ganz  tieberlosen  Füllen  mitunter  hinzu. 

Für    die    Behandlung    des    chronischen  Gelenkrheumatismus    spielen    die     :i 
hier  früher  in  gro.s.ser  Anzahl  empfohleiUr-n  inneren  Mittel    nach    den    b'i 
lahriMigen    keine  grosse  Rolle   mehr.      Selbst    das    Natriun    salicylicuin     /' ._  J 

entfernt  dieselbe  anti rheumatische  Einwirkung,  wie  bei  den  acuten  Formen:  «««4^1 
stens  bleibt  dasselbe  im  eigentlich  chronischen  Stadium  meist  ohne  n-  ■■•■••- "-rtlB^B 
Effect  luid  ist  mir  in    den  stärkeren  intercurrenten  Exacerbationen,    n  r,   i»^^ 

Abkürzung  der  S<'hmerzen,  von  sicherem  Werth.  Zu  demselben  Zweck  hMuii'n  larlH 
dii'  Surrogate  der  Salicylsiiure,  z.  H.  Autipyrin,  Salol  u.  s.  w.  intercurrent  von  ^'"J 
theil  sein.  Von  den  illteren  internen  Antirheiimatica  haben  nur  zwei  mit  BwIiIä 
ihren  Ruf  bei  dem  chroni.schen  Rheumatismus  beibehalten,  nüinlich  d.ts  ColcbicoO)^ 
meist  die  Tinctur  zusammen  mit  Tinctura  Aconiti  gegeben,  und  il.iü  Jodkkfl^H 
Durch  lange  fortgesetzten  consecpienten  Gebrauch  derselben,  besonders  des  e(l^^^| 
gelingt  es  oft,    die  Recrudescenzen  der  Erkrankung   beträchtlich  hinaus  zu  it4rlkirfi^H 


nHenkrhoiimatisntiis 


Gelsemiiim] 


I)er  Schw<'r|>iiiikl   Vii'^t,  dem  localeii  Charaktor  ili-r  Erkrankung  iMitsprecliPiid,  in 

der  äusserlii'lii'i)  HL'handliiiijr,  welch«.»  sowohl  die  lieieiikschiniTzeii  lindfrii,   wie 

die  Rrickhildunj;  der  (iejeiikscliwellinijien  Ui-füriiern    snll.      Beides    wird    in    frischen 

Fällen  oft  schiii'II  iliireli  ableitende,  hautreizende  Methoden  erreiciit,  wozu  die  Appli- 

ratlou  von  Vesii'aiitien,  Kinreihungon  mit  Tiiietun  Judi,  Veratrin,    Spirituosen  Misch- 

'      ungeii  etc.  gehören.     Unterstützt  wird  die  Wirkung  durch  die  Auweinltuij;  trockener 

^ftWarnie,  Kiiiwickelunfj  in  Werg,    Waldwolle,    Gichtpapier   u.  AebnI.     l'eberdie.s  sind 

^Bgegon    die    Gelenkschnierzen     narkoti.sche    Kinreibungeu,     subcutane     Morphiuni-In- 

^Bjeetionen,  Ichthyol-Verbände,  auch  die  schon  bei  der  acuten  I'olyarthriti.s   erwähnten 

^subcutanen  Karlxd-Kinspritzungen  oder  ,\elud.  zu  empfehlen. 

Kine  wichtijj;e  Kolle  spielen  bei  der  Therapie    der    clironischeii  Hhenmarthritis  die 
j^warmen   Hüder,  durch  welche  jtamentlich  die  Rückbildung  der  ("ielenkverdickiingeu 
^Pnieist  am  sichersten  gelingt.      Kiiien    nicht    unbedeutenden  Anthei!  an  dieser  Kiiiwir- 
^kung  scheint  die  .\iiregung  der  Haiittranspiration  zu  tragen;    iintl    es  ist  didier  rath- 
sani,  iliese  durch   Maassnahinen,    wie  Iviiiwickelung  in  wolleue  Decken  nach  den  Bä- 
tiern  u.  .\ehul.  zu  steigern.     .\ncIi  kann  Unterstützung  der  Uailewirkung  durch  innere 
LiHaphoretica,    namentlich    .iaborandi    oder    Pilokarpininjectionen,    von   Vortheil    .sein, 
^■ebenüo  die  Anwendung  der  lierivantia*.     Die   Kader    können   in  der  Fonn   einfacher 
^■Vannen-Vnllbilder    eventuell    mit    Zusatz    von    Salz    oder    Mutterlaugen    angewendet 
werden    und    sollen    niCiglichst    lange  Dauer  haben;    bei  veralteten  Fällen  sieht  man 
von  wüchenlanger  Anwendung  vielstündiger  permanenter  Bäder  beträchtliche  Erfolge. 
Hei  ."iltereii  und  nicht  zu  schmerzhaften   Fällen  ist  der  (iebrauch  riiraischer  und  russi- 
scher Bäder  zu  versuchen.     Wo    Badereisen    möglirh    sind,    ist    luiter    einer    gro.ssen 
Keihe    von  Thermen    zu  wählen,  welche  eine  bekannte  antirheumatische  Ueriihmtheit 
erlangt  haben,    und  die  theils  zu  tlen  imlilferenten  (Teplitz,  Wildbad,  Kagaz),  theils  zu 
den  Schwefel  (Aachen,  Ai.\-les-Bains,  Tyrenaeen-Bäder),  Kochs:dz  (VViesbaden,  Baden- 
Baden,  Oeynhausen.  Naidieim)  enthaltenden  Thermen  gehören.     Im  Allgemeinen  kann 
j^nian    dabei    die  Indication  aufstellen,    (ia.ss  für  die  frischeren  schmerzhaften   Formen 
^■der  Krankheit  mehr   die  indifferenten,  für  die  älteren  un<l  toriiiileren  mehr  die  ditfe- 
^Krenten    W.ässer    geeignet    sind.     Hei    Inu'tnäckigen  Fällen    mit  starken  (ielcnkschwel- 
^■lungen  erweisen  sich  Moorbäder  oder  Seh wefelschiammbäder,  auch  locale  hei.sse  Sand- 
^^bäder  oft  sehr  wirksam.     Dieselben   Fälle  eignen  sich  auch  bisweilen  für  die  Hydro- 
therapie   mit    kaltem    Walser;    nauientüch    ist    hei    torpiden   Verdickungen  einzelner 
Gelenke  die  Dtniche  iift  gut  im  Stande,  Hfsorptionen  anzuregen.      Von    vielen  Seiten 
wird    auch    ilie    Elektricität,    namentlich    der  con.stante  Strom    mit  galvanischem 
Pinsel,    zur  Localbehandlung    der    rheumatischen  Gelenke  emjifohlen.     Es  kann  aber 
auch    die    chirurgische    Hehaudhuig     der    Gel<;nkleidt>n*     erl'onlerlich    sein.     Neuer- 
ilings    hat    man    auch    versucht,  durch    die  idektrolytische    Einführung    von    Lithium 
in  die  Wei<'litheill)edeckung  aflicirti'r  Gelenke  resorbirend  zu  wirken.    F'flr  sehr  hart- 

» nackig  recidivirende  Fälle  kann  endlich  ein  Wcch.sel  von  Urt  und  Klima  versucht  werden. 
BIESS. 

06lldluill  A|;»r(lh.    Alypncattang   lau   dftr  Ortlnani;   der  Rhndophy  enat*  (es  PI  orEd**  iie'),  Typas  dnr  Faiii.  d«r 

Iü^lidioan.  di>ron  B)BfM>nfraeblc  fCy^tokarpien)  im  w«ichva  Tballus  eiiiip*iienlil  die  SporpD  «inaeln  »uf  den  EdiIkii 
lllrr  Fruchtniüen  t>DtwiekL<ln.  Die  Gikttunf^  G.  ist  gekonnxoiclinol  doreli  mpist  liDualiscIi  nederfOntiiK  Ti<rzwf;ig1fi 
[ThallQhformon.  U.  ooruptim  Lainniir.  in  fast  allen  Mccron  voikommcuil.  Ttialliut  bU  30cm  hoch.  Ü.-Artvn  huferu 
rdfa  iTTOsfton  Thcil  dt'$  kaiifliehcii  At;ftr-Acar*. 
I 
OIOB69  Cf^UioOri-  CjiimtniArt  au«  iVgur-Apar,  anH  Gelidium  forneam  and  Plocnria  lirlienuidcs  fPayen).  Culffslieh  In 
kaltem  Wa«*«'r.  Alkolud.    A«tber,    vprilUonten  Alkalien  nnd  Sauron.     Löst    ?icli    in  nOO  Tli.  »irdendpn  Wa»«ra.    dii* 

kLOsunfc  orütarrt  beim  Erkalten    gallertartig,    wenn  keine  äHare  anlegen  itft.     Die  LOsunij    in    »lurehaltiKom  kaltem 
Wa5«er  ist    linkadrebeud.   wird    aber   bei    tJln|{ereiii  Erwamen    reebtadreliend.    Beim  Erititzen  mit  Wasser  anf  1(M)** 
«nt^tehen  Humiokrirper  nnd  eine  linksdrebendo  Substans.  die  ntark  reducirt  (l'or umbaru). 
SPIEGEL. 

delsemiuiU  Joaa.  PlIausenKattung  an«  der  Fam.derLogan  iaeoa«*.  Unterfam.  der  6e  laenieae,  nmfaast  windende 
^^^trlncbf  r  mit  (leKenstandigiMt  Blättern,  treiben  tricbterPlrmiifon  BlQthen  nnd  Kapcielfrtlebten.  G.  n  i  l  i  d  n  ra  Hichalix 
^HUO.  «em  |>  p  r  tI  re  n  t«  Alton),    liefert   die  nordamerikariiüchi-  Radix  Oeltomii.  M. 

^V         Uolsciniuin  sein  pervirens  Alt.,    tielsemiuni  nitiduni  Michx..    Jnüniiu  »auvage, 

Yellow  ji»stnina,    Carolin.i  Jasmine,    liefert    in    seiner  Wurzel    und    den    unterirdischen 

^^tengcln  Radix  seu  Rhizoma  Gvlsemii.    Die  geruchlose,  etwas  scharf  und  bitter  schmeckende 

^■Wurzel  ist  aussen  heltbraungelb,   mit  zäher  dünner  Rinde  versehen,  innen  weisslich,  hart  mit 

^HBünnem  Mark.     Sie    enthält    ausser  Harz,    Stärke    und  Fett    einen  nach  Cajeputöl  riechenden 

Kampher,  Gelsemiumsäure,  ficisemin,  Gelscminin.     Diese    Körper    finden    sich    in  der  Wuncl- 

rinde,  in  den  Blättern  und  Blüthen.  Der  Uonig,  welchcD  Bienen  von  Gelsemiumblüthen  sammeln, 

^bjiann  lotokicaliou  verursachen. 


[GelNeniium 


—     44ß     - 


Die  Wirkun;;  des   krystallisirenden    (Gerrard'schcu)    Gelsemins    au'  t-.i.ui.:.^  -  j 
Strjchiiinwirkung    zu    vergleichen  (Ciishny).     Wie  dieses   erzeug:t    es  S' 
und  Tetanus,    läliiut   aber  srlineller  die    peripheren  Nerveneodigungcu,    •  "ii^,,., 
(Thoinpson'sche)    Gelseminin    mehr  nach  Art   des    Cocai'ns     wirkt.      Es    tritt 
Lähmung     des    centralen    Nervensystems     und    fortschreitendes     Siiiken      der 
und  lirüäsc    mit    oder    ohne  Vagusdurchscbneidung    auf,    ohne    d.-uss    das    Uen   rnoil  i 
(rrscheint.     Der  Blutdruck  wird   erniedrigt    (Put7. ig),    auch     nnch   Diirch<-»> 
marke.<>,  und  die  Temperatur  in  Folge  der  sccundärcn  Schwächung  der  H' 
(irade  herabgesetzt.     Die  rcllcxhemmeuden  Centren  werden   nicht  gclähiü 
Zittern  ist  also  als  spinaler  Tremor   aufzufassen.     Bemerkcn^werth   ist.    i 
künstlichen  Respiration  vor  dem  Auftreten  der  Giftwirkung  Gehirn  wie  Rü 
werden  und  der  Tod,  welchem  sonst  Erstickungskrämpfe,  zuweilen   auch    • 
gehen,  vermieiien  werden  kann.    Die  tödtliche  Dosis  von  (Jelseminchlorh;. 
chen  ist  U.0003— 0,0006  (Moritz).     Diesen    experimentellen   Untersuchungen    eo 
Beobachtungen  am  Mensehen,  welche  gelegentlich  der  gar  nicht  so  .seltenen   V- 
(ielsemiuiiipraeparalcn  angestellt  werden  konnten.  Fronmüllcr  .sah  nach  0,6  G.  h; 
massige  I'upillenerweiterung  und  .Stirukopfschmerz  auftreten,  nach   weilcr>'n  O.Iü  Sb'. 
Appetits,    starke  Unruhe  und  n.ich  wiederum  0.15    starke    Mydriasis,    S 
plötzliche  Bewusstlosigkcit.  Trismus  und  Cessiren  der  .\tbmung.      Durch 
Athmung  konnte  der  tragische  Ausgang  vermieden  werden.    In   anderen    i 
holt  Spelchelfluss,    N.iusea  und  Erbrechen,    Parese  der  Hände   und  Zuriu' 
eine  Einwirkung    auf  das  Sehorgan    beobachtet  werden,  welche  sich   im  A 
bildern,  Schwindel,  Ptosis  und  Accommodationslähmung,  zuerst  ron  Myovi 
bi'gleitet,    äussert.     Diese  Erscheinungen    können    auch    bei    loc-iler    InslilUUou    .i- 
junctivalsack  in  Folge  dirccter  Lälimung  der  Oculomotoriusendigungen   er/.eugt  »n 

Wegen  dieser  starken  Giftwirkung  wird  man  am  hosten  mit  kleinen  Dosen  bfpaia^ 
erst  allmählich  zu  grösseren  übergehen.  Benutzt  wird  die  Wurzel  als  Autineuralpfuia. 
lieh  bei  Zahnschmerzen  in  Folge  von  Caries  (Thompson),  Trigeminusneu: 
Ilemikranie,  lutercostalueuralgie,  Ischias,  ferner  als  Autispasniodicuin  b' 
ringcr  Secretion  (Ringer  und  Murrcll),  Tetanus,  Hysterie,  Dysmcu 
de»  l'tcrushalses,  auch  wohl  als  Antipyreticum  bei  Intcrmittens  "als  A' 
Das  AlkaloVd  ist  zur  Feststellung  von  Refraetionsanomalien  an  Stelle  von  .i 
worden,  weil  die  Accommodationslähmung  schon  nach  10 — W  Stunden  schwn 
Das  Extract  rülimte  Desmnrres  als  schmerzlindernd  bei  Iritis  rheumatica,  in*' ci»-»' 
traumatica  und  entzündeten  .Staphylomen.  Dosis  des  Wurr.elpulvers  0,05—0,2  8>b4i 
täglich.     0,25!  jiro  dost,    1,0!  pro  die. 

Extractura  Gelsemii,  Extract  of  Yellow  Jasmine,   Brit  Ph.-. 

von  Consist«nz  2.    Dosis  0,023   zweimal    täglich    in  Pillen,    hüsungvii.   W'l 

doni,  0,3!  pro  die. 
Extractum  Gelsemii  Uuidum,  Ph.  U.  .S.: 

Dosis  1-5  Tropfen  mehrmals  täglich.    0,6!  pro  dosi,    1,5t  pro  die. 
Tinctura  Gelsemii,  Brit.  Ph.: 

Wurzclpulver  1  :  Spiritus  8.     Dosis   10 — 30  Tropfen,  auch  in  Verbinduuf  "■ 

k.alium.     Die  Tinctur  der  Ph.  U.  S.  steht   im  Verhältnisa    von    l.i  i  lOti     I' 

bis  25  Tropfen.    0,6!  pro  dosi,  2,0!  pro  die. 
Sirupus  Gelsemii; 

Tinctura  Gelsemii  5,  Sirupus  simpicx   100.     Dosis  4 — 6  g. 
Gelseminin  u  nt  purum  und  hydroehloricum: 

Dosis  0,001—0,003  in  Pillen,  Solutionen.    Zur  Instillation    I  :20— I.-ISU.   41 

7^10  doni,  0,015!  pro  die. 
Resinoidura  Gelsemii,  Gelseminum: 

ein  spirituöses  Extract  aus  dem  Wurzelpulver.     Dosis  0.005 — 0,01  3 — i»iJ' 

0,0125!  pro  dosi,  0,05!  pro  die.  4. 

Gclsemiu  und  Gelseminin  sind  zwei  in  der  Wurzel  vou   G.  sempervirwis 
AlkaloVdc,  von  denen  ein,s,  in  Deutschland  Gelserain,  in  England  Gelseminin  gcnaaot,  «' 
ist,  auch  nur  amorphe  .Salze  liefert.    Das  andere,  in  Deutschland   als  Gels*'" 
C'24n2,N204  oder  CjjHjnNjOa,    wird  aus  den  Lösungen   seiner  Salze  durch 
amorphen  Flocken  gefällt;   aus  alkoholischer    oder  aetherischer  Lösung    t..„; 
Verdunsten  als  farblose,  amorphe,  durchsichtige  Masse,  die  nur  zuwuilcu   bni  lifi(*rea 
krystallinisch  wird.     Seine  Salze    krystallisiren    zumeist.     Die   Base   ist  einMOrif  ■ 
einigt  sieh  mit  .lodmethyl  zu  einem  krystallisirtcn  Jodmctbylat,  das  bei  Zcr^elsunf  ■ 
oxyd  eine  .\mmoniumbase  liefert.     Die  Lösung  in  concentrirter  Schwcfcls:iijri:   ülrt 
bringen  von  festem  Kaliumbichromat  bell  rosenroth  bis  violett,  dann    riith'  sJ 

intensiv  grün  gefärbt.     Die  Lösung  in  concentrirter  Salpetersäure,    anfant 
rötblicb  und  schliesslich,  besonders  beim  Erwärmen,  dunkelgrün. 

Gelseminsäure.      Im  Wurzulstock    vou    G.  scmpenircos    XWoriiiley),   [li^lti■^ 
Aesculia  (Robbins).  tflWB- 


—     447     - 


GentianaJ' 


Gemnege  ist  der  Sammclnanie  für  eine  Gruppe  pflnnzlicht-r  Mittel,  die  zumeist  nu3  jungen,  noch 
in  lebhaftem  Wacbsthum  begriffenen  Thcilen;  Blätter,  Stengel.  Wurzeln,  Samen  u.  A.  besteht, 
»usgezeichnct  durch  einen  sehr  hohen  Wassergehalt,  dem  gegenüber  der  Gehalt  an  Kohle- 
hydraten und  Eiweisskörpern    ganz   zurücktritt.     Die  meisten  von  ihnen  enthalten  scharf  und 

iiigenehm  schmeckende  und  riechende  Stoffe,  so  Sauerampfer:  sauren  Oxalsäuren  Kalk: 
Kopfsalat:  saures  citronensaures  Kalium:  Rettig,  Itudieschou,  Zwiebeln,  Mecrrettig:  Scnföl 
|Isosulfocyansäiircaethcr) ;  Knobl.iuch:  Kiioblauchöl  (Schwcfelallyl);  und  gerade  diescrhalb 
irerden  sie  eher  genossen,  als  wegen  des  im  Ganzen  nur  geringen  (Fchnltcs  an  Nährstoffen, 
ausserdem  cuthalten  sie  einen  beträchtlichen  Theil  ihrer  Stickstoffsubstanz  In  Form  der  lür 
lie  Krnilhrung  kaum  in  Betracht  kommenden  .Amidosauren  (.\sparagin  n.  .\.). 

Die  Wurzelgemüse:  Kettig,  Radieschen,  Sellerie,  Meerettig  enthalten  neben  1—2,7  pCt. 
Btickstoffsubstaii/.  noch  4  — 15pCt.  verdauliche  Kohlehydrate  (Zucker,  Stärke,  Gummi):  Blumen- 
and  Wirsingkohl  (Heukohl)  2,5—8,3  pCt.  Stick.stoffsubstanz,  4,5-6  pCt.  verdauliche  Kohle- 
hydrate; Weisskraut,  Spinat,  Schnittbohnen  2 — 2,5  pCt.  Stickstoffsubstanz,  4—5  pCt.  verdau- 
liche   Kohlehydrate:    Spargel    und    Salate    (Endivien-,  Kopf-,  Feldsalat)    1—2  pCt.  Stickstoff- 

ibstauz.  2,5 — 3,5  pCt.  verdauliche  Kohlehydrate.    Ausserdem  findet  sich  darin  0,3 — 2,8  Cellu- 

ose  (Rohfaser).  Die  Mehrzahl  der  Wurzelgemüse  und  der  Kohlarten,  der  Spinat,  Spargel  und 
Sie  Schnittbohnen  werden  im  gekochten  Zustande  genossen,  nur  die  Salate  und  Gurken  *  sind 
lluch  im  rohen  Zustande,  mit  Kochsalz,  Pfeffer,  Essig  und  Oel  versetzt,  beliebte  Zuspeisen. 
Jeim  Kochen  mit  Wasser  werden  die  Gemüse  infolge  des  Platzens  der  Zellhüllen  halbgar; 
}ann  wird  das  erste  Kochwasser,  weil  in  dies  unangenehm  schmeckende  oder  riechende  Stoffe 
tu.  A.  auch  Methylmercaptan)  übergehen,    fortgego.ssen,    und  endlich  mit  einer  neuen  Portion 

/qsscr  bis  zum  Garwtrden  gekocht;  in  der  Regel  bedarf  es  dazu  mehrerer  Stunden.  Noch 
vortheilhaftcr  ist  es,  die  Gemüse  im  Damptstrom,  ohue  Wasserzusatz,  zu  sieden.  Infolge  de» 
tp-ossen  Volumens  der  Gemüse  hei  nur  massigem  Gewicht  ist  die  Menge  fester  Stoffe,  immer  nur 

I gering.  Die  Ausnützung  der  Gemüse  ist  derartig,  dass  etwa  5 — 9  pCt.  der  Trockensubstanz  und 
SO — 25  pCt.  vom  Stickstoff  unverwerthet  .ausgestosscn  werden ;  von  den  Kohlehydraten  kann 
7m 


bis  zu  '  7  der  Resorption    entgehen.     Die  Gemüse    bilden    weniger    wegen    ihres  Gehaltes 


ährstoffen,  als  an  Genussstoffen,  scharf  riechenden  und  schmeckenden  Substanzen,  eine  beliebte 
Zuspeise.  Besteht  die  Nahrung  aus  sehr  nährstoffreichen  und  dabei  wenig  voluminösen  Mitteln, 
z.  R.  Fleisch,  so  geben  die  Gemüse  ihr  das  nöthige  Volumen,  das  zur  Er/ielung  des  Gefühls 
er  Sättigung  unerlässlich  ist.  Zweitens  erfüllen  die  voluminösen  Gemüse,  welche,  in  grösserer 
enge  genossen,  die  Peristaltik  anregen  und  eventuell  breiigen  Koth  liefern,  den  wichtigen 
weck,  einer  Verstopfung  vorzubeugen. 

Die  Blattgemüse  sind    nur  in   der  Reconvalesccnz    und    bei    chronischen  Krankheiten  ge- 
ltet, nie  bei  acut    lieberhaften  Affectiouen.     Unbedingt  au^zuschliessen  sind  die  Kohlarten, 
ie  crlahrungsgcmäss  zu  starker  Gährung  im  Darm  Anlass  geben.     Nur  der  Blumenkohl  wirkt 
:num  blähend  und  findet  daher,  wenn  nur  die  Blumen,    nicht   die    dicken  Stengel,   mit  Salz- 
asser  oder  Bouillon  und  etwas  Butter  gar  gekocht  werden,  geeignete  Verwendung    bei  chro- 
nischen, auch  chrönist'b-febrilen  Krankheiten.     Spinat  und  Artischocken  reibt  man  am  besten 
nach  dem  Garkochen  durch  ein  Sieb,  sodass  daraus  ein  feiner  Brei,  Purce,  wird.     Spargel  ist 
jiur,  wenn  jung  und  zartlaserig,  cmpfehlenswerth.     Unter    den  Blattgemüsen    haben    sich    die 
"ohiartcn,  grüner  und  wei.sser  Kohl,  den  besonderen  Ruf  der  Wirksamkeit  gegen  Skorbut  er- 
erben und  zwar,  wie  man  annimmt,  durch  das  Vorherrschen    der  Kalisalze    und    die    eigen- 
thümliche  Mischung  der  Salze  überhaupt.  „„m, 

litPDlStA  L.     PflanicnKaltnnfr    Hmt    der    Fun.  dnr  Pkpi  I  i  unaeeaa  *.    Typu«;    ilnr  l'ntorfnin.  der  UeniitOBe,    aniige- 
zeictittrl  durch  dli*  der  Ltngn  nafh  mehr  odnr  weniger  deutlieti  2f>cberi|;iMi   llUIiiOti    und    din  ViTfrachming    &Jlinliit- 

»lictiiT  10  sUiilihlBttor  oinor  Blntho  zu  pincni  BlUthCMCbaft.  Koleli  lUppig.  Klflne.  oft  domigi*  Strtocher  mit  ein- 
fitcben  HIStttTn  Qiid  topUt  gplbi'n  Bllltbon.  0.  tinetorlA  L.,  Furbcrgiustcr.  Flnrrs  Oenistae  entstamm»!! 
dtr  GenistPi»  .Sparlitim  t!lCü  p  a  riu  ra   L. 


KP' 


CJentianil    L.    Typisehe  Gattung   ijor  Ut*ntlanaeeae',    rorDPliinlieh    Jnn    gemlNnigten   Gebirgen    angehörend,   aU 

au^<)aitf-rn(lr,  oft  solittn  bluu  hltlhi'nilp  GewUcliBC  mit  Tenraehsenpin  Kirlcli  und  in  <ler  Knuspvnlaict!  gedrehter,  moiet 
|rnlinj;«T  hi«  uliiekonrnrinigor  Krune.  Fru<:ht  eine  zweiflleherigo  Kupsol.  O.  lutea  L.,  kr'iftigi.',  an-idAoerode  Pflanio 
linit  KeslM.'lU'n  BlUthen  itt  Sol)^)ni|uir|Mn.  mit  radfOnniger.  5— Öth^iligcr  Krone,  dim  öebirgswiescn  Mittel-  und  8Bd- 
jvurupa«  angehlrig.  liefert  Kiidix  lientianae.  die  Eniianwarxel.  EnthXlt  EiizUnbitter.  Genttana^Hurc  und  Getitiftno«e. 
[O.  pa  n  iion  ic  a  8eop.  uiil  dunktOpiirpumen  BlUthen.  vie  vonge  vnrwerthet.  gehört  namentlirb  den  O;itorrvichi-<i:heu 
I  Oebirgülatidern  an.  0.  pti  n  c  tata  L.  mit  gviben,  dankelruth  punctlrt«*n  BlDthen,  gehOrt  den  Centralalpen  an. 
aselvpladea  I-,  mit  ricl  kleineren  DtBthen,  liefert  eine  holsige  Etuianwnnel.  H. 

Oentianose.  Znckerart  aus  der  Wunol  von  Gentiana  lutea,  angeblich  bei  100^  ^^^HcuO,,  (A.  Mejer).  kry- 
itallisirt  in  Tkfelehen.  Vüni  Schmp.  210^.  ist  rcciit«drchend.  rergthrt  mit  Hefe  sofort,  redueirt  aber  Feh  li  ng'Hcbe 
t»a«uiig  nicht     Durch  Erhitzen  mit  verdDnnter  HchwefeUäure  »ulten  Olykuüe  und  Laeraluie  entstehen. 

Qenliupikrtn,  Enzianbitter.    t',4I:v<^1^    ^>)i  Glrko^iid.    Bndet  sich    in  der  Wurzel    von  G.  lutea.  Sehmii. 

ei   1^0  hu  \'iW^.     Die  Nideh)  Ton  biltyreni  rif-sehmack.  leich»  lOslich  in  Wasser,  schwer  in  ab^ulutem  Alkuhul.  gar 

nicht    in  AMher.    reduciren    in    der  Hitie    immioniakaliüi'.he  ."^ilberlOsnng.    nicht    F*hlin  g'^che  Ln*)ung.     Heim  Er- 

kltwn  lerfaiU  es  in  Gentiogenin    und  gibrnng!tnLhtgi>n  Zucker:    tVH;^,0,2  =  *-',|HnOn  -f*  ^^v^t>  4-  Hj"  iKro- 

^  \%t).     Concentrirte  Scliwt»reUnure  giebt   in  der  Kalte  farblose,  beim  ErwBrmen  eine  karminrulhe  Liü^ung. 

lOontisin.  Gvntianiti.  C'^Hi^ös  =  (OH),  •  C.JIs  •  t'O  ■  CaHjlCHa):  Oj.  findet  eich  in  der  Wurzel  Ton  0.  lutea. 

^Uet  lang<>.   bla<:)tgplbc,    •oiJ*-gliln/ende.    nicht  bitter  «chmecKf^ndc  Nadeln,    dio  sich  von  20(1"  an  brftunen  and 

«1  300  bi»  4(N)(>  onter  hntrAebtlicber  ZcrBetcung  ^ublirairen.    In  Alkalien  \*\.  e<t  leicht,  mit  goldgelber  Farbe  llsÜeh. 

rrdoolrt  SllberlOsang.     Mit  Basen  verbindet  oi    sich  in  Salzen,    die  zom  Theil  schon  >turch  KohleuN&uro  lurlegt 

V*rd«D.     Beim  Schmelzen  mit  KalJ  zerfUHt  es  in  Enaigsaure.  Phloroglucin    and  OxT<talic>l4auto.     Beim  ErhiUen  im 

^»Ualttr«blrum  entweicht  Mcthjlohlorid.  '*^P' 


[GeeiTroya  Jamaicensis 


—      4ÖÜ 


Die  Droge  zeigt  emclo-katbartiüche  Ei^eascbaftea.    Die  Surinamrinde'  wrni  al(tapi| 
Authelmiothicum  benutzt.     Ph.  lie\g.  Dosis  0,5 — 2,0  pro  dogi  als  Pulver,  D«c»rt  Vt'  ^ 
Kinder  10:150,  auch  in  Klysmen. 

OodffroVn,    C)a1I|9N0:|.    oino   «mnrpbo.    ni*utr»lp,    in  Wasser  und  Alkohol   srUwi*r  l&»4lt^«  d«l 
2&V.     Mit  8rhwvri<Iftnuro  ntid  Zucker   f}fAA    sin  uini*  rulhe,    rail  VitaaJiotilluro   «iu«  TioUtt«  P%tWA£.  j 
«Hur«  hchtndclt  liefert  sin  Fikriiiiatire.    Sio  ist  al.4  «in  MethyltjrasiD  »uftnlt^am  CRi  1 1  ««-BaaMtdl 

4 

(^0r&]|]aCCA6.     l'Hanipnramilif«  iiti.>t  tipr  R(>ilif*  tl«r  Oruinalits*.    dadurch  golK<;niix(>ichliet,  iUm  dJ»  Bi 

1>liitt<^rii  -li>Iieiid»'n  vprwncljsi'nHn  FrucUlblulter   b^i  dor  Keifp  Bicli    als  Tlioilftüebt«  von    pitior 

'I1i'-Iirrllc)ili«  fin>airiig. 


(iCraDium  L.     l'Haulon^attunfc  aus  drr  Faia.  der  Oeraniaceae'  in  der  Ordnuo|f  d«r  OrvlnaU»*. 
'l'liiMirrtlplite    iiicll     ltrot»>rt1rniit{    von    der  Mittel'lluln    xorltckrolleiid.     ii.  tab«*rostiin   L.     vou    iß*   Jlial 
buffite  gi<^csüou.    wie    in  NeuboUand    die  Knollen  ton  (».  jiarri  f  I  n  r  u  m   W.   (nfttire   carroU«.     <i   ■talf« 
ttnfitrt  die  gouenannte  Alannwurxel.     Die  aK  Zierpflanxen  nnter  dem  Namen  U.  cuHivirtea  Pflaaw«  «Q  l 
BlQibeti  und  dem  BlQlbenstiel  eingejtenkten  Neotariam    sind  Polare«  n  i  am -Arten.     U.  udvraltcttswl 
andern  im  Urüsi^en  ^'ebante  Arten  liefern  da«  Ocraniuro01(=PalmarosaOI).  K 

Gcrauium     maculatum,     Cranesbill,     besitzt     ein     dünnes     gCPi. ! 
striogirend  scbineckcndes  Kbizom,  Alum-root,  welches  sich  durch   starken  li- ( 
—   13 — 17  pCt.  —  au.szeichnet;  ausserdem  sind  in  der  Wurzel   G.-vlIussäure. 
Wachs,  Fett,  Phldbaphcu,  Zucker,  Dextrin,  .Schleim  und  Eiweissstoffe  vorbai 

Sboemaker  cmptiehlt  die  Droge  äu.sserlich  als  Adstringens  beiSchrui   ' 
Blennorrhoe,   .MTfclinuen   des  Nasen-Raeheniauras,    HaümorrhoVden,     Com 
matoscn,  bei  naemorrhagicn,    ebeufalls  >iei  Skorbut,  Purpura   und    haemorn, .. 
auch  Enteritis,  Bronchitis    und  Aiiaemie  sollen  günstig  berinflusst   werden.     ! 
den    Urin    erzeugt    es    schwanse  Niederschläge    von    Methuminsilure    (v»d  d-  i   l-, 
0,5—2,5  in  Pulvern,  2.0-8,0  als  alkoholische  Titictur,  30,0—60.0  im  Deeoct  10  -.'«i 
Extractum  Geranii  fluidum,  Ph.  U.  S.: 

Dosis  20 — 30  Tropfen  viermal  täglich  in  Sirup  oder  Wasser,    £u  Unsclii  . 
Tampons  in  30proc.  wässeriger  Lösung. 
Geranium   Robertianum  liefert  die  jetzt  nicht  mehr  gebräuchliche   HefbiK-: 
Geraniuin    sanguincum,  dessen  Kraut  und  Wurzel  einen   unaugcnohmen  Gera' 
stringirendcn  Geschmack  besitzen,  llerba  uud  Radix  Sangui  n  ariac.  J. 

Oeraniumffl,  ein  dem  Bo»entil  sebr  nhnlicb  riecbendes  aethnrisches  Gel.  wird  haapL«4«IiIi';^  In  -*  '-    -* 
Spanien.    Aljtier    und    auf   der  Inwol  R^'uuion    au.s    dem  Kraut    verHChiedener  <.inraniiiDiart4.ii    '' 
Wns^erdami'f  gewonnen.     Spee.  Gew.  ungefAlir  O.VI.     Ej*  dreht  r-wiscbeu  7   und    Ii'.o   rim    m  Am-\ 
den    davon    ivl  da»    indii^rhe  (leraniumOl,  dat)  ann  dem  Oraao  Andropogon  SchCnantlius    ircvur ' 
oder  sclivarb  rerbtcdreliend  ist.     Der  wirliMine  Bestandtbeil    beider  ist  Oeraniol  C,,^!^^,     t^ 
Bbodinol  aut  KoienOl  identificb  iRt. 

Goraniin  wird  ein  Terpen.  CinH,c.  in'nannt,  welebea  Oppenheim  und  Pfaff  «lu  iauKMi-  ■•-  ■ 
ScbOnantItuii  durch  Behandeln  mit  Phosphors&ureanhydrid  erhielten. 

Gerbstoffe  oder  Gerbsäuren  sind  im  Pflanzenreiche,    in  Blättern,    H'ili.  Rinden  m<  '■ 
ungemein    verbreitete  Stoffe,    welche   sämmtlich  Säuren   sind,    nicht    krTst.illi*iru. 
krj'stallisirenden  Verbiudungen  lielern  und  sich  durch  adstringirenden  Gescbf 
Sie    geben  mit  Eisetioxydsalzeit    gefärbte,    mit  Leimlijsung    uud    Alkaloidcn    .. 
schlage  und  worden  ihren  Losungen  durch  das  Coriura  der  ITaut    vollst-indii; 
Gerbsäuren  sind  Glykoside,    bei    anderen   ist   dies  noch  zweifelhaft.     Man    ui:- 
Wagner's  Vorgang  hauptsächlich  zwei  Gruppen: 

1.  Physiologische  Gerbsäuren,    in  normalen  PDanxen   als   Product«    des  .'^t-ffrfrti'«*  • 
tretend,  liefcni  beim  Kochen  mit  Säuren  keine  Gallussäure,  geben  bei   der  trort 
Brenzkatechin,    C6H4(0U;2,  und  vermügen  Corium  in  dauerhaftes   Leder  zu  v. 

2.  Pathologische  Gerbsäuren,    linden  sich    nur    in    pathologischen   Bildungcu  d«  ' 
Sie    werden    durch  Einwirkung    von    verdünnten  Säuren    oder  von   Fenneiilcn  in  GtlU 
CsH2(0H)aC0ün,    verwandelt,    durch  trockene  Destillation  in  Pyrogallol.  C,H,(OH)i 
mögen  nicht  das  Corium  in  der  Fäulniss  widerstehendes  Lcder  zu  verwandeln 

W 

GenUUI,  Durf  am  Vierwaldatltterace  und  am  Fuue  de«  Bigi,  44n  m  hoeb.  nach   Kord»n  f^eklUi  t<li 
scher  Knrort,    welcher  betjoudera    im  FrHbjahr   und  Herbst   alä  Uebericangsstation    aufi^fciieht    vird 
(•«ratnr  IU.II7.  im  FrObjahr  Wß'i,  Sommer  ie.0.i,  Herbst  10,27,  Winter  l,U(l°,  mittlero  rplatiT*  raaekt^Wil 


(ierRte,  •mehl,  -Rnppe.    Die   zu   den    Getreidesamen  oder   Cerealien    ^«^hriricp  fr*r^  < 
im  Mittel  Eiweiss  11.1,  Fett  2,1,  lösliche  Kohlehydrate  (überwiegend  .'^'  !  »,  ^ 

6,3.  Mineralsalze  2,7,  Wasser  13,8  pCt.     Auch  die  Gerste  hat    eine  rt, 

aus    unverdaulicher  Ccllulose    bestehende  Fruchthülle,    die    den    st^i  >.n 

schliesst.     Um  diesen  Kern  freizulegen  und  den  Verdauungssäften  ^u^  y< 

die  (ierste  geschält  und  weiter  auch  gemahlen.    Die  von  den  Hülsen    Li 
bezeichnet  man  als  Graupen,  die  zermahlenen  Gerstenkörner  .iIs  Gcrsl> 
Solches  Mehl  enthält  im  Mittel  Eiwei.ss  10,9,   Fett  1,5,    lösliche  Koblehydnue  71  h 
0.5,  Mineralsalze  0,0,  Wasser  14,  8  pCt. 

Durch  Aufkochen    vou    1  Th.  Mehl   mit    10  Th.  Wasser,    unter  Zusatx  IM  Ä 


iiu  val(^uiii 


'^     440     - 


Gooffroya  jainaü-ciisis] 


I 


der  ;iuf  der  niodi:il('ii  Seite  di's  Knies  heniMniifiMide  elnstiNche  Gurt  angespannt    und 
der  zweite  Heftptlu.sterstreifen  am  Unterschenkel  l)efestlgt. 

l)ie  Vorsuche,  die  Apparate  dureh  uiuiDterlirdchene,  mit  Redressionsvorrirhtiinpeu 

ersehene  ('oiiteiitivveri)ande  zu  ersetzen,  halten  iiis  jetzt  lirauehlian-  Resiiltalte  nit^ht 

Rwsere  Erfolge  geben  unarticulirte  Verbände,  welche  man  iraeh  Irtrcirter  Redres- 

'sion  anlegt.     l>ie  forcirte  Redressiini  hat  mir  den  Narhtheil,  tiass  hei  derselben  hilufig 

eine  Lacsion  des  Nervus  peroneus  stattfindet,  und  dass  zuweilen  mn-h   lange  Zeit  eine 

Schlottrigkeit  des  (ielcnkes  zurfickbleilit.    Die  Gefahren  vermeidet  das  Julius  Wolff- 

sche  Verfahren,    das  (leiiu   valgum  durch  Ktappenverbilnde  zu  corrigircn.     l)ie«e 

Verbände  werden  folgondermassen  angelegt:    Man  narkotisirt  den  Patienten  und  um- 

ebt  das  gut  gepolsterte  Bein  mit  einem  Gipsverband,  der  an  den   Malleolon  beginnt 

d  das  ganze  Bein  umfa.sst.    Fiingt  der  fertige  Verband  an  tm  erh.'irton,  so  wird  die 

eformitat  ohne  Anwendung  von  roher  Gewalt  soweit  als  möglich  redressirt  und  bis 

ur  Krh.lrtimg  des  Verbaiiiles  redressirt  erhalten.     Nach  '.i  bis  4  Tagen  wird    an  der 

nnenseite    de*  Knie.s  ein  Keil  ans  dem  Verband  ausgeschnitten,    an    der  Aussenseite 

ber  der  Verbami  linear  durchtreimt ,    und   nun   ilie  Redn.vssion  fortgesetzt.     Man  er- 

iclit  auf  diese  Wr^ise  in  ungefiihr  l'/j  Woche  Gerailestellung  des  Beine,s.    Man  kann 

Isdann  durch  Treumiiig  des  Verbandes  am  Knie  und   Kiidiigung  nrticulirter  Schienen 

ie  Beweglichkeit  des  Knies    herstellen.     Oiese  Verbüiuk'    müssen    ungefähr  ','4  Jahr 

iegen  bleiben.     Viel  rascher  kommt    man    zum  Zitd,   wenn  man  die  Redression  mit 

"fdfe  lies  Lorenz'schen  Kedre.sseur-Osteoklasten  voniimmt  nnd  den  Gipsverband  auf 

as  reiiresstrte  Bein  anh>gt. 

Alle  diese  Methoden  haben  nur  Aussicht  auf  Erfolg,  so  lange  die  Kpiphysenliuieji 

och  nicht  verkiii'tchert  sind.    Sobald  dies  der  Fall  ist,  ist  ein  operatives  VorgeluTi  an- 

;ezeigt.  Von  den  zahlreichen  angegebenen  (Jperatiouen  haben  sich  bewahrt:  die  supra- 

ondyläre   (Osteotomie  des  Femur  Olac  Fwen)  und  die  lineilre  Osteotomie 

erTibia  und  Fibula  (Schede).    Die  OsteoklaBie  ist  praktisch  von  geringer  Bc- 

leulung,   da  zur  Auslührung    derselben    einer    der    theueren    modernen  Osteoklasten 

gehört.    Die  Technik  der  Osteotomie  ist  eine  sehr  einfache.    Ihre  Resultate  sind  ebenso 

icber  wie  gut.    Bei  der  Wahl  zwischen  der  Mac  Kwen'schen  uml  der  Schede'schi'ti 

peration    ist    der    Sitz  der  Verkriinnnung  aiisschlaggi'beiid.     Ist    hauptsäclilich    das 

itcre  Ende  des  Femur  verbogen,  so  wird  das  Mac  Ewen\schen  Vorfahren  zu  wäh- 

n  sein:  sitzt  die  Verkrümmung  hauptsächlich  im  oberen  Ende  der  Tibia  und  Fibula, 

0  operirt  man  nach  Schede.  „„..„. 

'  nOr  FA. 

an  ramra,  Säbelbein,  0-Bein,  ist  dtt>ji>nige  Flefonnität,  bei  welcher  Oberschenkel 

lud    Vnterschenkel    einen    nach    innen    offenen    Winkel    bilden.      Wie    beim    Genu* 

•algum  ist  die  Deformität  nicht  dnrch  eine  Verandcnmg  der  Gelenktheile  des  Kaiuü 

bedingt.     I)ie  Verbiegung    sitzt    vielmehr   dicht    unterhalb    des  Gelenkes    im  oberen 

(■^'heil  df-r  Tibia    tnler    seltetver    im    unteren  Theil    des  Fi^nur.     r):is  Genu  varum   ist 

^^feine  ex(|uisit  rachitische  Deformität:    es   ist  deshalb  si'hr  liäutig  mit  anderen  rachiti- 

^^Bchen  Verkrümmimgen  verbunden.     Seine  P'nt.-^tehung  fällt  in  die  ersten  Lebensjahre. 

^^       Die  Behandlung   des  (iouii   varum    kann    sich    bei    kleinen   Kindern  auf  eine 

Hntirachitische  Allgeuieinbeliaudhmg  und    auf  das  Verimt  längeren   L'niherlaufens  be- 

^schränken.  In  den  meisten  Fällen  win)  dann  die  üefoniiität  zur  Spontaulieihmg  kom- 

uen.     Ist  die  Deformität  .schon  erheblicher  au.sgehildet    und    sind    die  Knochen  noch 

reirli,  so  macht    man    am    besten    die  Redression    und    legt   einen  Gipsverband    an. 

Bei  älteren  Patienten  eignet  sich  besonders  der  Rtappenverbaud   von  Julius  Wolff, 

i\c  bei  Genu*  valg^iim.      Die  nuthigea  Aenderungen  ergeben  sich  von  .selbst.     Auch 

>pparate  können  gute  t>ienste  leisten.     Ihre  Construction  ist  derjenigen  der  Genu 

V:dguni -Apparate  sehr  ähnlich;  nur  besitzen  sie  Vorrichtimgen,  um  das  Kiiii.'  von  der 

Aussenschieno  ab  medianwärts  zu  «IrUngcu.  M:in  kann  al>er  auch  wohl  an  der  Au.s.sen.seiti! 

■■der  Extremität  eine  am  Unterschenkel  leicht  nach  aussen  ledernde  Schiene  anbringen, 

^^kck'lie  die  Tendenz  hat,  die  Tibia  gerade  zu  bie.gen.     Bei  älteren  Patienten    i.st  die 

^H)steokl:i8iti   oder  Osteotumie    wie    beim  Genu  valgum  indicirt. 

iBvolftoj»  Jainakensls  Murr,  scu  Andira  rctusa  und  \.  iticrmis*  Kth.  liefern 
^tjcoffr.TCnc  jamaicensis  und  surinamcnsis,  Wurmriude,  Cabbage  trec-b.irk.  Wortn-bark. 
^^fe«  sind  llaclic,  innen  faserige,  schwarz  purpurfarbige,  helle,  gestreifte  und  punctirto  Stücke. 
^^bcr  Geschmack  ist  bitter,  ad.stringirend.  Sie  enthält  neben  Tannin  Harz,  Fett,  Zacker  und 
^^Kveiss,  Surinamin  oder  ricoffroin  und  Berberin*  (Oü ttenschmidt). 

^^■0.  Licbrnir}i.  Cucyklupftcitic.     II.  lidtiti,  29 


ge 

i 


HOFKA. 

die  Cortex 


[tiesvkwuelste 


—     452     — 


UcmIi 


«cichnen.     Enl-wickeln  sich  dagciftcn  die  Geschwülste  von  Zellen,    die    »-.-hMr    (iir.;-  .•- 
einer  deutlich  charakteristischen  Function  ausgestattet  sind,  so  entstehen  tiU     'i-  ■ 
mit  getrenntem  Stroma  und  Parenchym,  die  man  in  solchen   Fällen   als    Car>.i!juia  ■«  i 
bezeichnet.     Von  den  Sarkomen  zu  den  gutartigen  histioVden  Gcdchwülsten,  und  tj»  ie 
cinomen  zu  den  gutartigen  organoiden  Geschwülsten  giebt  es  alle   Ueberi:  ■■  l'- 

Uebcr  die  Ursache  der  Geschwülste  sind  mannichfachc  Theorien  aufg«st!  ii»l 

keine  eine  nllgemeineGiltigkeit  beanspruchen  darf.die  aber  doch  je  für  eine  li'.:..  .. 
iu  Anwendung  gezogen  werden  können.    Als  Ursachen  für  Geschwülste  wenien  b<a«4<rt 
der  Entwickclung  liegen  gebliebene,  verschleppte,  embryonale  Keime  (Teratome,  Rni 
brancbiogonc  Carcinome,  DennoVdcysten  u.  s.  w.),    femer  Traumen,    mehr    die   h'uiit 
kehrenden  leichten,  als  die  starkwirkenden  einmaligen;   hierher  würden  <\nuv   iiii-h 
Entzündungen  zu    rechnen    sein.      Zu    solchen    Geschwülsten   auf  träum  n 
man  die  Narbenkeloide,  die  Narbencarcinomc  und  die  Krebse  in  alten  Gi 
blascnkrebsc,  manche  Form  der  Nasen-  und  Darmpolypen,  die  SchornsU-i  l! 

krebse  u.  s.  w.  Versuche,  die  Geschwülste  mit  Ausnahme  der  oben  genannten  < 
auf  Parasiten  zurückzuführen,  sind  vielfach  gemacht  worden,  jedoch  gescheitert.  Die  Es' 
der  Carcinome*    hat    man    speciell    versucht    darauf   zurückzuführen,   dasw  das  Glä 
zwischen  Bindegewebe  und  Epithel    zu  Gunsten    des    letzteren    sich    verändert   und 
das  Eindringen  des  Epithels    in    da.s    darunterliegende    Gewebe    möglich    wäre   (Thi 
Indessen  auch  diese  Theorie  hat  sich  als  nicht  stichhaltig  erwiesen,     und    so  mil«  UM 
stehen,  dass  wir  über  die  Ursachen  der  Geschwülste  so  gut  wie  nichts  wissen. 

Ein    spontaner  Rückgang    von  Geschwülsten   ist   nur  wenig,    z.   B.  an  di       ' 
Myomen  etc.,   beobachtet  worden.    Scheinheilungen  können   .lUerdings    diircV 
schwülsten    und    oberflächliche  Vernarbung   eintreten,    wobei    aber    die    ' 
Tiefe  weiter  wuchern    und  zu    neuen  Zerstörungen    führen.     Eine  medii-.i 
ist  mit  Ausnahme  der  lufectionsgescbwülste  nicht  zu  erwarten;  eine  Beseitigung  u:  oiff 
chirurgische  Eingriffe  möglich. 


Oc»ch>»'uere.    Pio  Zeiten,  ifi  welchen  in:ui  den  Begriff  des  Geschwürs,  die  Versch« 
ftls  finc  Krankheit  sui  p'ncris,  :il.s  einen  bcscnuieren  nach  ;iIlon  Rii-litniisi-n  lua| 
(iif  ültrifri'H  Krankhcitcti    abficprcnzton  Vei'sch\v!irunp<[»rocess   aiill'.i 
(icschiclite  an.     Wir  liranclu^n  Dank  der  Kefonn  un.spr<'r  path(>logi>' 
ilurch  Itudolf  Yirchow  nicht  mehr  zu  lernen  und  zu  lehr«>n.     da.Ks    die 
gleichsam  neugeliildete  f>ecretionsnrganc  seien,  W'elche  den  specifischeii  Krank 
nach    aussen    eliminirten    (Kust),    wir    brauchen    uns   auch   nicht   mehr  vonu 
da.ss    sie    d:is    Product    einer    üborniässig    gesteigerten    Thätigkeit    des  au 
Lymphprocesses  seien  (.lohn  Hunter),  sondern  wir  wissen,   dass  jeder  Pr 
Nekrose    sowohl    .an    der  Olierfljlche  wie  im  hnieni  des  Körpers  zu  einem 
begrenzten,  nianchtnal  progredienten  Substanzverlust  führt,  dessen  Krs.itz  tlurrb  I 
gewehige  Substitution    auf  dem  Wege  der  GranuLition  ange,strebt  wirtl.    (ii 
Uildniig    ist    also    ein  Vorgang,    wie  er  sich  im  Verlauf  des  moleciiinren  Gfnd 
falles  einstellen  nmss,  sobald  der  mehr  oder  weniger  kuglige    Hohlr' 
iiu'lten  Detritus   irgendwo  auf  einiT  freien  Fläche  seiner  Decki-  unter  I.  ii^l 

in  de»  lMnsehmelzungs]irncess  hrr.inlit  wird.     Das    gescliieht    vor    alhnn    da, 
Proro.ss  des  Zerlalles  bei  vorliiulig  intaeten  Decken  sich  ausgebildet  h.it,     IViin  i 
eine  Oberfliiche  nui.ss  immer  vorhandiMi  .sein,    wenn  ivir  bei   Nekrose  von  Geifh» 
liilduiig  sprechen  sollen,   iiIj   diese  ÜberJliiehe  nur  das  freie  Artcrieulumcn , 
atheromatösen  „ripschwnr"  darstellt    oder  ob  es  SohSpinihaHt-'  oder  Hautfli 
welcher  der  durch  Nekrose  gebildete  iSubstanzverlust  wie  eine  rvile,  eine  ' 
eine    Ilrdde    eingebettet    ist.     Majichiii.i]  wirkt  der  Process  der   NekroKcnhiMu 
der    .\bhcbnng    der    lleckc    über    ihm    in  einem  Act  zusammen,     wenn 
.äussere  iJewalt  gleichzeitig  Nekrose    und  KntMössung    iles    dem   Tode   . 
websstückes   von  .seiner  .H'hützi'uden  (lecke  liervornift.     Das  Cie.scliwfir  lüiL,  »« 
sieht,  zwei  verwandschaftliche  Hezi<^hung<;n:    die  eine  zum   Absceas,    die    anJ 
Wunde.     Vom    .Miscess    verlangen    wir    aber,    obwohl    auch    bei   ihm   die 
Schmelzung  vorhanden  ist,  ttie  Intactlieit  seiner  Decken:    er  ist   allseitig 
sein<'  spontane  I'>iitfnuiij:  an  einer  kleinen  Stelle  mit  mehr  oder  «^enip;^^r 
gen  Oberfl.lchenmündnngen  nennen  wir  Fistel  und,  erst  wenn  ehi  ganzes 
Absccssdecke  der  Einschmelznng  anheimfilllt,    entsteht    .luch    aus    cinrni  Ab 
Geschwür.     D.ihor  kommt  es,    dass  jedes  (icschwür  aiidentungsweiso  den 
halbkugeifTinnigen  oder  hatbcylindri.schen  Haumes  darstellt,  und  in  der  Ergüni 
Raumes    zu    einem    kugelförmigen  oder  cyliiidrisehen  durch  die  rhantasie 


lerste 


■—     451     — 


Gesohwuelste] 


■"Icisclmxtraet,    ticwüniweroen    sclimackliaflc   SuppiMi  hergestellt,   die    im    Mittel  Eiweiss  1,1, 
fFett   1,5,  Kohlehydrate  10,7,   Wasser  87  pCt.  cntlialtcn.     In  Folge  des  Gehaltes  an  Kleber  und 
afgequollener  Stärke  sind  sie  solche  Suppen  von  schleimiger  Consisten«,  „Gorstonschleim". 

Vielfach  verwendet  man  /u  Krankensuppen  auch  feinste  Perlgerste,  die  man  am  besten 
abends  mit  Wasser  einweicht,  am  folgenden  Morgen  unter  Zusatz  von  Butter  kocht,  durch 
ein  Haarsieb  colirt  und  der  Golatur  etwas  Salz,  Fleischcitract  oder  Bratcusaucc  zusetzt. 
Solche  Suppen  sind  von  sehr  mildem  Geschmack,  reizlos  und  leicht  verdaulich.  Deshalb  sind 
sie  für  solche  Kranke  werthvoll.  deren  Verdauungsvermögen  stark  darniederliegt  und  deren 
^Verdauungstnict  reizbar  ist,  namentlich  bei  acut-fiebcrhaften  Zuständen,  bei  acuten  Darm- 
katarrhen, Peritonitis,  Typhlitis,  Dysenterie  und  Abdomiualtyphus.  Der  Gersteiisrhlüini  enthält 
tiehr  .Vmylum  als  andere  Getreidemchlsuppen  und  wird  besünders  bei  Krankheiten  der  Athmungs- 
rgane.  die  mit  flustenreiz  einhergehen,  bevorzugt.  Den  Niihrwerth  der  Suppen  kann  man 
erstirkcn  durch  Zusatz  von  Kigelb  (1  Eigelb  auf  250  ccm  fertig  hergestellten  Gerslcitschleim). 
lilch  (l  Th.  Milch  auf  1—3  Th.  Suppe),  Pepton  (l  Theelöffel  auf  1  T.isse  Schleim). 
Karina  Hordci  praeparata,  praeparirtes  Gerstenmohl:  ist  Gerstenmchl.  in 
welchem  ein  Theil  des  St.irkeniehls  in  Dextrin  verwandelt  i.st.  Vor  einigen  Dcccnnieu 
war  es  als  leicht  verdauliches  Nahrungsmittel  für  Schwindsüchtige  und  Rcconvales- 
ccnten  vielfach  geschätzt,  wird  jetzt  aber  nur  noch  selten  gebraucht. 
MUNK. 

fterVHis^  St.,  Tlinnnalbail  Im  Di'pt.  Haate-Stroii),   nan  m  hoeh.     E<  gielil   dort   drei   etwa  tO'  wanne  (jupllon  mit 
1.7:;-l.-.-.  Cbl.ir-.  0,0S«-0.()4  Broninnlrlum.  1.72-1.77  Natrinra-,  O.M  Kalittm-.  O.nO-O.lKl  Culciuiu-,  0.075-0.077  I,i- 
thiiinifrulfiit,  ilpren  ein«  .srliwaeh  s)^hwofit|wa.-siTMtuiri]alti|^  ^0.0040)  itft,  ituwii-  ein<' 30^  wamio  Qacllo  mit  0.00<^  Ei.5t>ii- 
loxydgoliklt.     nan  Waaier  wird  K<'tninkt>D  iiud  lu  Btdern.  nouchcn.  InüalationoD.  ZcrsttobungDn  gebraucht. 

W. 

BBCtavrnelsto.     Eine  genaue  Definition  der  Geschwülste  zu  geben  ist,  wie  dies  schon  Vi rchow 
Ikervorgehoben  hat,  nicht  möglich:    denn  ein  Mal  gicbt  es  keine  scharfe  Grenze  zwischen  den 
IGeschwülstun  und  den  einfachen  Hyperplasien  und  Schwellungen,    und    andererseits    grenzen 
rieh  die  Geschwülste  vermöge    ihrer  Neigung    zum  Zerfall    nicht    scharf  gegen  die  Geschwüre 
ib.     Im  Allgemeinen    wird    man    dann    eine  Neubildung    eine  Geschwulst  nennen,    wenn    sie 
einen  mehr  selbstständigen  Charakter  trägt.     Man  pflegt  Geschwülste  nach  ihrer  histologischen 
3tructur  zu  benennen  und  sie  je  nach  dem  Gewebe,    aus    dem  sie  bestehen,    als  Chondrome, 
Fibrome,  Myxome,  Myome,  Osteome.  Adenome,    Gliome,    Epitheliome  u.  s.  w.    zu    bezeichnen, 
licht  selten  sind  sie  aus  verschiedenen  Geweben  zusammengesetzt  und  bilden  Mischgeschwülste, 
reiche  mit  einem  combinirten  Namen  bezeichnet  werden.     Seit  man  weiss,  dass  ein  Theil  der 
JGeschwülste    durch  besondere  Infectionskeime  hervorgebracht  wird,    bat    man  sich  angewöhnt, 
liese  Korraen  als  Infectionsgeschwülftc  von  den  übrigen  Geschwülsten  zu  trennen.     Dahin  ge- 
koren   die    Tuberkel,    die    Rotzknoten,    die  Aktinomykose,  die  syphilitischen  Geschwülste,  die 
pbösen  Lymphome,  und  die  Lymphome  der  Pest,  die  Knoten  der  Lepra,  die  Aleppoboule  und 
iriele  andere,  wahrscheinlich  auch  die  leukaemischcn  Lyraphdriiscntumoren  u.  A. 

Es  würde  am  nächsten  liegen,  die  übrigen  Geschwülste  einzutheilcn:    in    die    bösartigen, 

h.  solche,    die    im  Stande    sind,    Metastasen  im  Körper  hervorzubringen,    und    in  die  nicht 

bösartigen.     Indessen  ist  diese  Eintheilung,  die  sich  besonders    vom   praktischen  St'indpunkto 

laus  empfehlen  würde,  wissenschaftlich  nicht  durchzuführen,  da  man  der  einzelnen  Geschwulst 

ihre  Bösartigkeit  nicht  ansehen  kann,  und  nur  die  Erfahrung  lehrt,    das  gewisse  Geschwülste 

tncbr  zu  Met.istasen  neigen  als  andere.     Wir  kennen  jedoch  keine  Form  der  Geschwülste,  die 

I nicht  gelegentlich  durch  Uebergang  in  einen  mehr  zelligen  Zustand  heteroplastisch  und  dadurch 
bös.irtig  geworden  wären.  Während  eine  Reihe  von  Geschwülsten  den  reinen  Typus  eines 
einheitlichen  Gewebes  wiedorgiebt  (histioide  Geschwülste),  tragen  andere  mehr  den  Cliarakter 
eines  Organcs  (organoide  Geschwülste)  und  sind  zusammengesetzt  aus  einem  Stroma,  das  die 
Gelasse  trügt,  und  aus  einem  Parenchym,  das  eine  dem  Muttergewebe  entsprechende  P'unction 
SU  äussern  im  Stande  ist.  Bei  den  meisten  Geschwülsten,  besonders  auch  den  organoiden  Ge- 
schwülsten ist  man  im  Stande,  aus  der  Natur  der  sie  zusammensetzenden  Zellen  ihren  histo- 
logischen Ursprung  ohne  Weiteres  nachzuweisen,  je  nachdem  ihre  Parenchymzellen  den  Charakter 
^^des  betrcflfenden  Organes,  in  dem  sie  sich  entwickelt  haben,  tragen.  Indessen  giebt  es  eine 
^■gros.se  Reihe  von  Geschwülsten,  deren  Parenchymzellen  sieh  in  ihrem  Charakter  mehr  oder 
^Kreniger  von  dem  Charakter  des  Muttergewebes  entfernen  (Anaplasie),  wodurch  sich  ihr  histo- 
^Hngischer  Ursprung  nicht  ohne  Weiteres  nachweisen  Iä.sst.  Indessen  hat  die  Erfahrung  gelehrt, 
^Bduss  man  annehmen  kann,  dass  das  Parenchym  der  Geschwülste  sich  aus  dem  Parenchym, 
^■das  Stroma  derselben  .sich  aus  dem  Stroma  der  Mutterorgane  entwickelt.  Sowie  die  Zellen 
^Bnicht  mehr  deutlich  den  Charakter  eines  normalen  Gewebes  an  sich  tragen  oder  die  Anord- 
^Kiung  des  Parenchyms  von  derjenigen  des  Mutt«rgcwebcs  erheblich  abweicht,  wird  man  die 
^Bßcf.ihr  im  Augo  behalten  müssen,  dass  die  Geschwulst  bösartig  ist,  d.  h.  zu  Metastasen  neigt. 
^^S>ie  Bösartigkeit  tritt  aber  dann  erst  wirklich  in  Erscheinung,  wenn  eine  Geschwulst  ihr  Mutter- 
^Borgan  überschreitet  und  sich  nicht  nur  unter  Verdrängung  des  Nachb.irgcwches,  sondern  auch 
^Bluter  Zerstörung  desselben  in  die  Umgebung  ausbreitet.  Wenn  solche  (Jeschwülste  der  Binde- 
^^Kewebsreihc  angehören,  so  pflegen  sie  eineu  mehr  zelligcn  Charakter  anzunehmen,  und  die  Zellen 
^HMUtcn  ein  jugendlich  unentwickeltes  Aussehen;    man  pflegt  diese  dann  als  Sarkome  zu  bc- 


[Uest'hwuelste 


—     452     — 


fl«acki 


zeichnen.    Entwickeln  sieh  dagegen  die  Geschwülste  von  Zellen,     die   seh--    ■ 

einer  deutlich  charakteristischen  Function  ausgestattet  sind,  so  entstehen  .i 

mit  getrenDtcni  Stroma  und  Parenchym,  die  man  in  solchen  Fällen   als    C<»i.iii.m„  .-i«r  I 

bezeichnet.     Von  den  Sarkomen  zu  den  gutartigen  histioVden  Geschwülsten,  und  ton  te( 

cinomen  zu  den  gut.irtigen  organoiden  Geschwülsten  giebt  es  alle   Ueborgängc. 

Ueber  die  Ursache  der  Geschwülste  sind  mannichfache  Theorien  aufgestellt  worden,  »»«< 
keine  eine  allgemeine  Giltigkeit  beanspruchen  darf,  die  aber  doch  je  für  eineK'.''"-  i..tv<;'-..-l-viiJ 
in  .Anwendung  gezogen  werden  können.  Als  Ursachen  für  Geschwülste  w 
der  Eutwickelung  liegen  gebliebene,  verschleppte,  embryonale  Keime  (Ter:t:  . 
branchicgene  Carcinome.  DermoVdcysten  u.  s.  w.),  ferner  Traumen,  mehr  dir  ' 
kehrenden  leichten,  als  die  starkwirkenden  einmaligen;  hierher  würden  dann  i  >  ' 
Entzündungen  zu  rechnen  sein.  Zu  solchen  Geschwülsten  auf  traumatischer  B.\ 
man  die  Narbeukeloide,  die  Narbencarcinorac  und  die  Krebse  in  alten  Gcscliw  Hr'.) 
bla^enkrebsc,  manche  Form  der  Nasen-  und  Dannpolypen,  die  Schomsteii 
krebse  u.  s.  w.  Versuche,  die  Geschwülste  mit  Ausnahme  der  oben  genannten  1 
auf  Parasiten  zurückzuführen, sind  vielfach  gemacht  worden,  jedoch  gescheitert.  I>i 
der  Carcinome*  hat  man  specicil  versucht  darauf  zurückzuführen,  dass  d.is  ■? 
zwischen  Bindegewebe  und  Epithel  zu  Gunsten  des  letzteren  sich  verändert  un 
das  Eindringen  des  Epithels  in  das  darunterliegende  Gewebe  möglich  wäre  (T 
Indessen  auch  diese  Theorie  bat  sich  als  nicht  stichhaltig  erwiesen,  und  so  muss  üub 
stehen,  dass  wir  über  die  Ursachen  der  Geschwülste  so  gut  wie  nichts   wissen. 

Ein    spontaner  Rückgang   von  Geschvfiilsten    ist    nur  wenig,    z.   B.   an  de^   '■'"■ 
Myomen  etc.,    beobachtet  worden.     Scheinheilungen  können   allerdings     durch 
schwülsten    und    oberflächliche  Vernarbung    eintreten,    wobei    aber     die    >• 
Tiefe  weiter  wuchern    und   zu    neuen  Zerstörungen    führen.     Eine  medicai." 
ist  mit  Ausnahme  der  Infcctionsgesohwülste  nicht  zu  erwarten;  eine  Beseitigung  isl  au: 
chirurgische  Eingriffe  möglich. 


GeHchwncrc    I Ho  Zeiten,  in  welchen  man  den  Bofi^rifl' des  Geschwürs,  dif!  Versch« 
als  i'inr  Knitiklipit  sui  jreneri.s,  al.s  i-inpit  bc.snncJcrL'n  nach  .illcn  Richtungen  hin| 
die  vtlirigi'ii  Krnnkhr'it<Mi    .•ili-^c^rcnzten  Versclnvärungsprocess   auft'assto,    gehör 
ticscliiclitc  rvn.     Wir  brattclicn  Oank  (l«*r  Knfnrni  unserer  pathologischen  .An^rhs 
durch  Hiidolf  Virrhnw  niclit  mehr  zn  Jemen  und  zu  lehren,     d.iss    •! 
gleiclisaiii  neU};elpil(I('tt>  Secretionsorganc  .'^cien,  welche  den  specifischen  h 
nach    :tU8sen    elimtnirteii    (Kust),    wir    brauchen    iiii.s  auch   nicht   mehr  vor 
d;iss    sie    das    I'roduct    einer    üüennä-ssig    gesteigerten    Thätigkeit    des  uufsau 
Lyinphprocesses  seien  (John  Flunter),  sondern  wir  wissen,  das8  jeder  Pror«:tts  iook 
Nekrose    .sowohl    an    der  (Jberflfirlie  wie  im  Innern  des  Körpers  zu  pinrni  mamJ  ~ 
begrenzten,  raanchmnl  progredienten  Substanzverlnst  führt,  de<4seii  Ersatz  durch  I 
gowebige  Substitution    ruif  dem  Wege  der  Grrinalation  .-»ngestrebt  wird.     Gescfa^ 
bildung    ist    also    ein  Vorgang,    wie  er  sidi  im  ViTJauf  des   molccuhin-a  (lewe 
falles  einstellen  nm.'^s,  .sobald  der  tiielir  oder  weniger  kngligo   Hohlranin  de.« 
nieltcn  lietritns  trgeiuKvo  auf  eiiu-r  freien  Kläclie  seiner  Decke  untor  Hinbcziehung  liisK,, 
in  den  Kinschnu'lzungspr(K'e.>is  ln'rantjt  wiril.     I>as    geschieht    vor    allein    d;i.  «« 
Procpss  des  Zerlalies  bei  vorläufig  intacten  Decken  sich  ausgobildot  bat.      iH-nn  in 
eini'  <  tbcrfliiche  muss  immer  vorhatuh-n  sein,    wenn  wir  bei   Nekrose   von  (jrscli« 
bildung  sprechen   sollen,   ob   die.se  Oberflriehe   nur  da.s  freie  Artcrienlunn 
fltheromati't.sen  „(iesehwür"  darstellt    oder  ob  es  Sehteimh.aut-' i>der   llai. 
welflier  der  durch  Nekroso  gebildete  Snbstanzverkist  wie  eine  l>oIle,  ein. 
eine    Höhle    eingebettet    ist.     Manchmal  wirkt  der  I'rocei«  der  NckrottenbilduBf  J 
der    .\bhebiing    der    Docke    über    ihm    in  einem  Act  zusammen,     wenn  nän 
äu.'äsi-re  (Jewalt  gleichzeitig  Nekrose    und  Kntlilössung    des   dem   Todo   trcwt 
websstückes  von  .seiner  schützenden  Decke  hervormft.     Das  Ge.schwnr  hat. 
Hiebt,  zwei  verwandschaftlicho  Beziehungen;    die  eine  zum  xVbscoss,    die    anderr  j 
Wunde.     \dm    Abscess    vorlangen    wir    aber,    oliwnhl   aucii   bei   ihm   die  (ie«i<h 
srinneizung  vorhatolen  ist,  die  Intactheit  seiner  Decken:    er  ist   idlseitig  grschlo 
seine  spontane  Jvn'iftinmg  an  einer  kleinen  Stelle  mit  mehr  oder   weniger  ran»  "^ 
gen  Oberflächenmündungen  nennen  wir  Fistel  und,  erst  wenn  ein  g.inzca  Segmn 
.\b8cessde('ke  der  Einschnudznng  anheimfallt,    entsteht    auch    aus   einem  .-Vb» 
Gesrliwür.     Daher  kommt  es,    dass  jedes  (ie-sehwOr  andeutiuigsweise  den  Tln»il 
halhkugelfönnigen  oder  halbcylindrischen  Raumes  darstellt,  und  In  der  Ergänzung  < 
Raumes    zu    einem    kugelförmigen  oder  cvlintirischen  durch  die  Phantasie  de?  ' 


»Mchwuprc 


—     453     — 


Jpschwnpr«» 


liegt  rill  fjut  Stück  Histn'jpnr>.sc  des  betrefTotulrn  (insrliwürs  in  jciJoni  oiuzcliicii  K.illi-. 
War  dorh  das  Typiiusgcschwür  einst  ein  gc-sclnvnjlcnpr  liitif^iich-kuj^liger  |)nnnl'ollikcl 
nnd  \iele  UIcera  cruris  waren  einst  oylindrisclie  Venenkörper,  Stücke  und  Segmente 
gescldängelter  Gefüssröhren.  So  wird  der  unterrichtete  Arzt  bei  jedem  Geschwüre 
vor  seiner  aetiologischen  Diagnose  die  Grundform  des  Gebildes  zu  erkennen  suchen, 
aus  weielieni  sich  das  Geschwür  geformt  h;it  und  umgekehrt  aus  den  vorhandenen 
Andeutungen  von  Formen  auf  d:is  urs[iriinglichp  Aussehen  zu  schliessen  suchen. 
Fragen  wir  nach  <h'n  Kriterien,  wt-lche  ein  Geschwür  vor  seiner  anderen  ver- 
waiuitschaftliclicir  Bczifhung  der  Wunde  auszeichnet,  so  müssen  wir  das  Gemeinsame 
tJi  dem  Substanzvi'rltLst  resp.  in  der  Contiuuitfltstrenuung  an  sich  erkennen,  zugleich 
aber  aticli  unterschindend  hinzufügen,  dass  eine  Wunde  ein  Substanzverlust  ist,  ohne 
jede  im  Wesen  der  Laesion  liegende  Störung  des  Krsatzes  desselben  durch  die  Narbe, 
während  beim  Geschwür  dieser  verzögerte,  verhindert«  und  sogar  unerreichliare 
ReparatioMsvorgang  in  dem  krankhaften  Frocess  au  sich  bedingt  ist.  Höchstens  also 
sind  schlecht  heilende  Wunden  mit  Geschwüren  verwandt  und  in  der  That  können 
maltraitirte  Wunden  Geschwüren  auf  ein  Haar  gleichen;  dann  ist  aber  zu  dem  ur- 
sprünglichen Substanzverlust  noch  ein  zweites  hinzugekommen,  welches  die  Heilungs- 
möglichkeit verhindert,  ein  Agens,  welches  nicht  in  der  ursprünglichen  Laesion  mit- 
einbegriffen war.  Heim  Geschwür  aber  ist  der  Stib.stanzveriust  erst  die  Folge  der 
auch  die  Heilung  hetniiienden  gemeinsamen  Ursache.  Geschwüre  sind  also  Substanz- 
virhiste  auf  der  Basis  der  (iewebsmortification,  in  welcher  die  Hi'ihnrgstendenz  über- 
convpcn.sirl  wird  durch  die  Heilungshemnmng.  Kfst  der  lher;i]»eutisclie  Eflect  be- 
zwivkt  die  Fort-schaftung  der  Behinderung  tier  Heilung  und  die  Begünstigung  der 
natürlichen  b«'i  jedem  Geschwür  vorhandenen  Heilinigsten<leiizen,  zielt  also  auf  die 
Umwandlung  des  (leschwürs  in  eine  granuliretide  Vertiefung  ab.  Die  (lestalt  des 
Geschwürs  als  Theil  eines  kuglig-cylindri.scben  Raumes  mit  abgehobener  Decke  wird 
also  luigelieuer  variabel  sein  können  je  nach  dem  Aussehen  eines  seiner  Tlieile.  Ob 
die  Decke  scharfrandig  oder  fetzig,  dünn-  oder  dickrandig  abgehoben  worden,  das 
wird  sich  in  loclieisenförmiger,  sinuöser,  fistulöser,  (lottirender,  halbmondförmiger, 
elliptisciier,  zackiger  Umgrenzung  des  Geschwüres  kundgeben  und  die  Farbe  und 
Consistenz  der  uumittelb;u'eii  Umgebung  vvird  einen  Geschwürsrand  b.ild  waliartig 
callö>,  babi  iiisufflirt  und  aufgeworfen,  nach  innen  oder  aussen  umgebogen  er.^iclieiiien 
las-sen,  während  die  l'ärbung  des  Ratides  oder  der  Ränder  alle  Nuancen  von  Hlut- 
roth  bis  ins  StaliSblau-Schwarze  übers  Gelbe  und  Violette  zu  berühren  vermag.  Ist 
der  Grund  iles  Geschwüres  der  Boden  eines  einfachen  .Vb.scesses,  so  wird  ihm  der 
Geschwür.sch:irakter  nicht  lange  anhaften :  heilende  Ciranulationen  werden  meist  schon 
im  lieginn  der  Geschwürsbildimg  den  Roden  bedecken  oder  sich  sehr  bald  bilden. 
Anders  aber  jene  Geschwüre,  bei  denen  die  ursprüngliche  Gowebseinschmelzung  einen 
mehr  oder  weniger  spccifischcn  Charakter  trägt,  wie  z.  R.  die  tuberculösen,  syphiliti- 
schen, carcinomatösen,  typhösen  etc.  Hier  vvird  auf  dem  Boden  und  der  Umgebung 
derselben  immer  einiges  von  den  specittschen  pathoingischeii  Proriucten  dertJrimdkrank- 
heit  zu  erkennen  sein.  So  wird  z.  B.  dem  sy[>liilitiseben  (ie.st'bwür  iler  specilische  Ver- 
fettimgsproce.ss,  das  Knollige,  Höckrigc  des  gummösen  (Jharaktei's,  wie  dem  tuberculösen 
die  k;Lsigen  und  granulatioirsgesch wülstigen  Bildungen  anzumerken  sein.  Auch  an 
dem,  was  ein  Geschwür  absondert,  Ifisst  sich  mancher  Fingerzt-ig  für  die  Natur  d<^s 
Grundleidens  finden.  Im  .\llgemeinen  ist  das,  was  eine  Fläche,  in  welcher  Heibmgs- 
tondenz  und  ]>rogrediente  Mortification  um  den  Vorrang  ringen,  absondert,  natürlich 
Eiter  inid  Detritus.  Aber  dieser  Kiter  kann  .sehr  verschiedenes  Ansehen  und  sehr 
verschiedene  Bestandtheile  haben.  So  wird  bei  starker  Hyperplasie  der  Lyinidi- 
apparate  der  ('ntis,  wie  sie  bis  zur  Klepliantiasis  bei  einfachem  Ulcus  cruris  sich  so 
enorm  in  den  Vordergnuxl  drängen  können,  natürlich  die  Prwiuction  einer  sorum- 
r<"iclien  dünnflO.ssigen  Absonderung  vorherrschen,  und  andererseits  wird  jede  Ge.schwfirs- 
bildung,  bei  welcher  <lie  Zellproductton  im  Vonlergrunde  steht,  einen  dicken  rahmigen 
Eiter  iiefeni  wie  beim  Ulcus  simpiex  traumaticum.  Auch  auf  diese  Verhältni.sse  muss 
bei  einer  vernünftigi-n  Therapie  der  Geschwüre  von  Etappe  zu  Etappe  der  Heilung 
besonders  eingehende  Rücksicht  genommen  werden.  Ri>deiiken  wir  ferner,  dass  auidi 
aus  der  nächsten  Unigelturig  der  Geschwürsgegend  manches  sich  rückschiiessen  lä.sst 
auf  die  Natur  der  Ulceralioii,  w:us  sich  voniehmlich  auf  die  Ausbreitungsweise  der 
Confluenz,  der  (iruppirung,  der  wechselrulen  Verheilung  einzelner  Abschnitte  bezieht, 
BO  ergiebt    sich  aus  einer    scharfen  Betrachtung    des  Randes,  des  Grundes,  der  üra- 


[Geschwuer 


ücsHravB 


gebuiig,    der    Absoiuloriing,    d<T  Au.sbreitung>iart    eiiios  Ulcus   ziigirich  mit  iIt  «-tj 
faltigen    IJenicksirlitigung     des    ganzen     crkniuktcn    Organismus    «li**    Uiict"-*  r 
Natur     einer    ülceration.      Einige     ans     der     Krfahmng       gewonnfjnf     BtDcmiiuw 
dienen     gewisserniaasscn     als     Tecliiiicisnien     für    die    therapeutisrhe    F^Mnlirtfe: 
und     küinien     Geschwüren     ans     allen     aetiologischen     tiruppeu    glrichuiioii  u 
kommen.      Dabei    niuss    bemerkt    werden,    dass    solche  Bezeichnungen   wie  torpiJr 
einfaches,    crethiscbcs,  inilnlentes,    ii.stlnmisches    Geschwür     kurze     Andeutunpa  « 
halten    über    das    Verhilltniss    der  ein  Geschwür  formenden   pathologischen  Pn'^ 
Es  steht  immer  in  Goncurrenz:    Destrnction  und  Restitution,    Ülceration   und  i-- 
lation,  Zerstörung  und  Aufbau,  Verfall  und  Narbe,   Bildung  im   Gnmde  and  t'.ii^ 
an  der  Decke  resp.  dem  Kande.      Der  Sinn  vieler  von   diesen    dcscriptiv-aii.iijUx»i 
Benennungen  ergiebt  sich  von  selbst:    so  sagt  der  Name,   was   ein  haeuiorriiaji-tii- 
ein  chronisches,   ein  gangraenöses,    hyperaesthetisches,  neuralgisches,  er<'tlii>fb'^  '^ 
schwur    ist,    d.    h.    iif    solchen    (ieschwüren    liegt    eine   besondere  Bildnn;:   -r.-   • 
Nervensprosseu,  eine  besimdere  I>eutlicbkeit  gangraenriser   Fetzenbildinig  u.  *  « 
wnhrend  beim  astlienischeu,  torpiden,  eiilzündlichen,  fnngösen,   c"allö;5en  (ii-i'-iiwü"- 
Mangel  entzündlich-reactiver  I{e]iar:itioii,  ihr  excessiver  tirad    sieh    in  den  Vrril'':.T  ' 
drängt,    welch'    li'tzterer    manchtual    mehr  den  schwanimartigen  zellrcichcn    luv. 
oder  den  derben,  bindegeweliigen,  zellarnieii  iGallus)  Charakter  trägt.     \;  '• 
bi'somleren    Erkrankung,    w<'lche    zu  Geweb.seinschnielzung    uiit  Oberfl 
gefülirt  hat,  benennt  man  (leschwiire:  .so  typhös-sitniri.se,    tubercnlös-fisti. 
risch-c(M;fluiren(le,     syphilitisch  -  scqiiginöse,     scrofulöso,      niercurielle, 
gichtische  (ie.schwüre.     Wo    ru'krotisiiendes  GeschwnlHttnaterial     den  <• 
abgic'bt,     spricht     man     von    carcinomat('isein,    sarkoniatiisnni.     iupösen,.    _ 
tophischem    Geschwür.     Einige    besondeie  Bezi'ichnungeii  ergeben   sich  au^  ■■ 
wiegenden  Sitz  gewisser  Llceratidiieii,  so  d.is  varicöse,  das   atlieroucitöse,  ll.^^  :  ■ 
gesciiwftr,  welches  eine  Erosinn  und  keine  L'b'eration  i.st.     S<-hlie,sslich  giebt  m  «« 
Ulcerattoneu,    welche    neurotrophi.Hchen   Stünuigen    ihren    Ursprung    vertianien:  J 
neuro-paralytischen  Ulcerationen,  unter  ihiu'n    das  Mal  jM.Tforant,  dxs  Ulcus  cob» 
die  tabischen  Geschwüre,  das  Oecnbitalgeschwür. 

l>ie  Behandlung  der  Gescinvnre    hat  drei  Fragen  von  principiellor  BcdcuiMjn 
berücksichtigen:    1.   Kann  eine  rein  lorale  Therapie  genügen,    um   den  in  jinIhü  ' 
schwur  vorhandeiu:"n  lleiltendeuüeii    den  Sieg    über    die    IH-structiou    zu  friii'.i 

2.  Muss    eine    allgemeine    oder    .«jieciti.sche    Therapie    diesen     Process     Ulltrr^tl» 

3.  Bleibt  nur  eine  gewaltsanu'  auf  operativi'in  Wege  eventuell  durch  AnipuUUiHii  o<k: 
Resection  erreichte  Entfernung  des  erkrankti'U  Gebietes  übrig? 

1.  l)a.s  Ulcus  sini|ilex.    Seine  Behamllung  gleicht  in  Allem   der  Therapi»  i 
unreinen  Wunde,  d.  h.  einer  eiternden,  eventuell  mit  Eibrinbeschlägeu,  nekrobioti 
und  gangnienö.sen  Fetzen  verunreinigten    und    nicht   zur  Entfaltinig  reineu  Z*ll-I 
Gefä.ssspro8sniateriales  gi-langendeti  Granuiationsflächc.    Dabei   ist  es  natürlich 
peutisch  gleichgültig,  ob  das  Geschwür  einer  Aetzung,  einer  Vcrbrenniine,  cimr ' 
wumltnig,  einer  Erfrierung,  einer  dauernden  Druck  Wirkung  seinen  Ursprung  vmfa 
Ist  die  Umgebung  entzündet,  so  mn.ssen  Salbungen,  feuchtwarme  Unisrhläpi',  L*i« 
gen    (Zinklcim,    Pasta    peptonata,    eventuell    nnt    üydrargyriun     bei    diffu.sir  Lrmf*  I 
angoitis)  angewendet  werden.     Die    directe.sten  Versuche   sind   die  xur  '^ 
welche    am    erfolgreichsten    mit    Glutol'    und    Sennnpidver    u    (Schh 
reichen    sind.     Auch    .lodoform,     Dermatol,     Nosophen,    Airol     .sind     tu    ••lU] 
Häufiger  Verbandwechsel  bei  Forlbest;ind  von  Schmerzen  nach   den  ersten  21  ^' 
ist  stets  erforderlich.     Beim  Untereclienkel   ist  Hochlagerung     durchaus    nirl 
dienlich.     Interschenkelgeschwüro   heilen   schneller  beim  Gebrauch  der  r\: 
unter  GIutolseruni-<Behandlung,  als  bei  Ruhe  uiid  llorhlagerung.      Verh:i 
müssen  entfernt  werden,    so  lange    das  Secrct  nicht  spärlich   und  einf:i. 
steingclb  geworden  ist.  Bei  jedem   (ieschwür  bedeutet  der  Eintritt    dieN' 
klaren  Bernstein.senims  den  Umschlag  zur  Heilimg:   das  Zellniaterial   \\\ 
bau    verwandt,    es    werden    keine  Leukocyten    mehr    zur  Emigration  g> : 
Stadium  inuss  zunächst  überall  angestrebt  werden.     Etwas  anderes   ist  <■ 
profuse,  dünne,    farblo.se,  fade  riechende  Flüs.sigkeit  abgesondert  wird. 
unbedingt    noch  Reizung,    sei    e.8,    dass    sie    niedicanientöser    Natur    (,l. 
dann   nujss  da.s  Medicaraent  gewechselt  werden,  sei  es,  dass  die  Uuigebu'  . 
des  entzündlichen  Reizes  entbehrt.     In  letzterem  Falle  ist  Pastonbchaudliiii^  i 


Bschwuero 


—     455     — 


fiesehwiiere] 


Fonn'iitatioii,  stpts  :it>i?r  Rulie  und  Hoclila^eriinf;  lit'im  UntPi-schtMikcluIcii.s  erfonleiiich. 
Sowie  die  Spcretioii  steht,  ist  lien  aiisbli'ibcndcr  V't'rsclmrfung;,  :ibcr  körnigi^m,  :irte- 
ricnbiiitrütlK'm  Graniilatiurisgnimle  bis  zur  Nivi-nululiung  des  SubstanzveriiistPs  asepti- 
sclie  Ga/e  und  bei  widfi-staiidsfäiiip^r  Haut  hier  und  da  ein  lauwarmes  Seifenbad  mit 

kabgeivochteni    Wasser    die    beste    Thera]He.     Haben    auch    selbst    gute  (iraniilationen 

'keine  Neipun};  sich  in's  Niveau  zu  erheben,  so  kann  dieser  l'rocess,  ohne  den  Hei- 
lung, Epidermisirung    oder  Epithelialisirung   nicht  zu  erzwingen    ist,    oft   durch  kein 

»anderes  Mittel  als  Jodkaliutn  innerlich  oder  Argentuin  nitricum  äusserlich  erreicht 
Verden.     Die  Epidennisirung  selbst  erfolgt  am  schnellsten  unter  leicht  compriniiren- 

'deu  Salbciibinden,  also  Leinenbinden,  welchen  an  dem  Geschwüre  entsprechenden 
Stellen  Salbe    mechanisch    inipraegnirt    ist,    Borlanolin,    Argentum   nitricnni-Vaseline 

15  pCt.     Wo,    wie    oft    bei  grossen  GeschwürfläcLen,    die  Epidermisirung  stockt,   tritt 
,Trans|ilantation'  in  Trage. 
2.  has  varicöse,  torpide  und  callöse  Geschwür.    Dieses  meist  am  Unter- 
schenkel ctablirte  Ulcus  ist  nur  auf  dem  Wege  tler  Entspannung  oder  der  Compressiou 
Jjur  Nachgiebigkeit  der  Ränder  zu  heilen,  denn  hier  liegt  die  Sttlrung  im  Wesentlichen 
in  dem  spärlichen  Nährungssfromzufluss,   welchen  die  dicken,   aufgeworfi-nen,    binde- 
gewcbsschwioligen  Ränder   dem  Geschwürsgrunde    bereiten    und    nur   bei  Wiederhor- 
ittellung    einer    ungestörten   Circulation    kann    sich    der    Geschwürsgruud    zu    vitaler 
Energie  erheben.     Das    kann   erreicht  werden  erstens  durch  tägliche  sehr  sorgfilltige 
^Massage    der   Geschwürsr.lnder,    welche    mit    gehfiriger   Kraft   rings  um    das    Ulcus 
^Rinittelst  des  fest  aufgesetzten  Dawmengliedes    auszuführen    ist,    zweitens  durch  Gom- 
pression.       Diese     kann     am     einfachsten     mittelst     I'eptonpasta     erreicht     werden, 
welche  rings  um  das  Geschwür  in  Tiissbreite    dicht   aufgestrichen   winl.     Die  darum 
Kgelegte  Binde  erstarrt,    oline    zu    reizen,    fest   in  tiips    und    drückt  tlie  H.mt  ciri'ulär 
Vgegen  das  Ulcus  /.usanunen.     Mit  Unna'schem  Zinkleim    ist   dassell  e,    aber  umständ- 
licher zu  erreichen,     l'ieso  Umklebung  des  Geschwürs  wiederholt  man  alle  drei  Tage. 
Führt  auch  sie  nicht  zum  Ziele,    so  tritt  die  partielle  oder  totale  Circumcision  res|). 

Il)iscision   der  (ieschwürsränder  in  parallel  dem  callTtsen  Rande  gerichteten  Schnitten 
in  ihr  Recht.     Doch   ist  sie  bei  stark  varicösen  Venen    in  der  Nähe   zu   widernithen, 
Weil  Thrombose  und  Emb<die  eintreten  können.    Man  kommt  mit  methodischer  Com- 
pre.ssion  durch   Poptnnpiusta  oder  Zinkleim  fast  .stets  zum  Ziele.     Hiuid  in  Hand   mit 
der  Behandlung   des  Geschwiirsrandes  geht  natürlich  die  Behandliuig  des  tie.schwürs- 
grundes.     Die  Compression  mit  Gnnmiibinden  leistet  mehr  zur  Prophylaxe  der  Ulcera 
als  zu  ihrer  Therapie. 
ii.    Das    erethische    oder    neuralgische    Geschwür.     I'ies  gewöhnlich   nur 
kleine,  ganz  flache,  aber  ungeheuer  tjuälende  Ulcus  ist  am  besten  durch  Injection  an- 
aesthetischer  Lösungen  in   die  Unjgebimg   und    eventuelle  Fortkratzung  der  Neiirom- 
sprosscn    zu    behandeln.     Die  Schmerzen    [iflcgen  n.'ich  einigen   lujectionen  innerhalb 
3 — 4  Tagen  gänzlich  abzuklingen.     Dann  Ri-handhing  wie  bei  einfachen  Geschwüren. 
Die  bei  vielen  und  verschiedenen  UIcerationen  enipfohlencn  häuligen  Wa.s.serbäder  und 
^■die  Heftpflastereinwicklungen  stehen  der  Wirkung  der  oben  angegebenen  Mittel  nach. 
^1         Widerstehen  Geschwüre  diesen  allgemein  therapeutischen  Methoden,  so  muss  auf 
Heine    Roboration     des     Gesammtorganisuius     hingearbeitet     werden,     oder    auf   ein 
^  anderes,    übersehenes    Grmidleiden,    Vitium    cordis,    Atheromatose,     Beckenexsudate, 
,\naemie,  Lungeideiden  etc.    von    Neuem    gefahndet    werden.     Die    tuberculöse    oder 
syphilitische  Natur  ist  einem  Ulcus  manchmal  erst  ex  juvantibus  anzusehen.    Es  ver- 
steht .sich  von  selbst,  dass  hier  jede  Vermuthung  erst  erschöpft  sein  muss,  ehe  eine 
M  aus.schliesslich    locale  Therapie    einzuleiten   ist.     I>ie  specilischen  Geschwün'    müssen 
B  si^'^iiit'i^'''  ■"*   Ulcera  simplicia  durch   .Mlgemeintherapie  umgestimmt  vver<len  und  als- 
daim  und  während  der  Allgemeiukur  behandelt  werden.     Die  syphilitischen  Geschwüre 

j primärer  Art  sind  am  besten  thirch  Aetzung  mit  reinem  Formaliii*  zu  behandeln  und 

B  uiit  Formalingelatine  (Glutol)  zu  überdecken.  Die  secundären  unil  tertiären  syphi- 
^■litischen  UIcerationen  weichen  am  schnellsten  der  Aetzung  mit  Acidum  chromicum 
^Kju  Substanz  (Schleich).  Bei  tuberculösen,  sinuösen  und  fistulö.sen  Ulcera  hat 
^■L'ngiientimi  Hydrargyri  nxydatum  flavum  wie  bei  scrofulösen  UIcerationen  einen 
^Bemincnt  reinigenden  Einfluss.  Die  Mastdarmgeschwüre  meist  gonorrhoischer  Pro- 
^Kveoienz  sind  fast  ausschliesslich  Gegenstand  operativer  Therapie.  Die  oben  schon 
^Bcrw'ähnten  Transplantationen*  haben  nur  auf  schon  gereinigtem  Geschwürsgruud  Aus- 
^Btiebt  auf  Allheilung.    Wir  entnehmen  uns  zwecks  ihrer  Ausfülirung  mittelst  der  Inlil- 


[Uesdiwuere 


—    450 


trationsanaesthesii!  ijuadtk-lii  ans  diT  Hunt  des  Srhonkels  in  Ai.  '  ' 
wüiisi'Lti'ii  Haut(ri()i)i'lii'ti  iifi(]  schiieitk'ti  diu  so  gnbililote  Quaddel  m 
dieki-r  als  gcwühnlirli  ab  und  driickf^i  das  LjI)»|)cUpii  fest  gegon  die  U> 
läge  an.  Auch  d\r  ('in'ntntisioiii'ii  utn  ifie  Uici'ra  werden  mittelst 
acsthesif  ausf^cfiiiirl.  IMi-  allgcniciiio  Hiuführuiig  dnr  Transplarjtatiout'ii  luiit 
cunicisioncn  lialiiHi  dii.'  Ani]iut:iti(iii  als  Hfilinittel  gi-gen  Ulcus  rruri.»  bwa 
drängt  itnd  übt'rliau[)t  sind  opfnitivi;  Kiiigriffo  l)Ri  Ulceratioiien  im  (iaiiu'o 
seltener  geworden.  Auslüffclutigeii  nnd  partielle  Rcsectionen  sclilechtiT  (l 
statidtheile  käiineii  oftmals  die  Heilung  erlioblich  atikürzen,  ja  nianchraal  rm  i 
selbe  möglich  maeheii.  I)as  (üutol-Seruni  und  die  Peptonpasta  bat  uijs  irnntM 
gt'lebrt,  von  energisehen  Eingriffen  abzustehen. 

üCELOa 

(■«Bichtsatropble,  Hcmiatrophia  facialis  b.  faciei  (Hitzig),  einseitig«  Gttii<k 

atrn|ihie.  Merkwürdigerweise  ist  eine  dopiielseitige  Atrophie  bisher  nirlit  l"''>ii* 
worden    und    aucli  die  einseitige  gchürt  zu  den  relativ    seltenen   Erkranka 
beginnt    ausschliesslich    im    kiinl!i<'heii    und  jugendlirh'Mi   Alter  bis  in  die 
zwanziger  Jahre    inid    zwar    etwas    hüuliger    beim  weiblichen     wie    beim 
lieschleciit.    I)ie  Ursache  ist  nicht  aufgeklärt,  weder  HeroditUt  noch   hestinnutr  iii 
Einflüsse,    wie  Erkältung    oder  Trauma    können  für  dieselbe   verantwortlich  pn 
werden,  wenn  auch  in  einzelnen   Fälllen  die  eine  oder  andere  Ursache  w.nhrvfhi'j 
i.st.    l>ie  sonstigen  .soiiiatisclien  Verliäldii.s.se  bieten  nichts  Abnormes  dar  und  fnUt 
das  Ziistandekfunnu'ii  dieser  Krkraiikting  zunächst  ein  rath.selhaftes.     Man  kiiin 
sagen,    da-ss    auch  beim  sitätcren  Verlauf  der  Allgemeinziistand    des   Paticjitrn  W 
Er  kann  seinem  Berufe    naidigclieii    und    nnr    im    Beginne    wird    er    zuweilen 
reissende  Scbiuerzeu  belästigt. 

nie  Krankheit    begiruit   in  der  Kegel  mit  fleckweisen   Verfärbmigen  d<'r  nnoVll 
haut,   mit  zugleich  eintretender  Vcrdüiinmig  und  Atrophie   des  Unterbau r 
l)ie  Stollen  breiten  sich  mehr  und  mehr  aus  und  zwar  entsprechend  der  f, 
der  einzelnen  Tripetninuszweige.     Hie  Musculntur  des  Gesichts    bleibt  da\m 
und    bewegungsfähig,    zeigt   aber  im  weiteren  Verlaufe    ebenfalls*  eine  Abnahmr^ 
Volumens.     In    vielen  Fällen    nehmen    auch    die  Gcsichtsknocben  Theil    und 
einen  beträchtlichen  Scliwiind  erketuien.  oder  bleiben  vielmehr  im  W.- ' 
wodurch  auch  die  Zahiientwieklung  Ix-einträclitigt  wird.     In   einer   Ai 
ist  auch  die  betreflVnde  Zungeidiälfte  an   der  Atrophie    betheiligt,    ohne  *« 
Functionsstörnng  liervorzunifeti.    I>ie  l''iinction  der  Haut  leid<!t   ebenfalls,  es  tritt  i 
Verminderung  der  .Schweisssecretion,  der  Secretion  der  TalgilrOsen  ein  und  es 
eine  Hehinderung  des  Haarwachsthtinies   statt.     Zuweilen    tritt     ein   vorzeitige 
werden  der  Haare  oder  Ausfallen  dersi'lbeii  hinzu.     Die  vasoniotorischon  Fa 
siml  in  der  liegel  nicht  aufgehoben.    Die  Fähigkeit,  zu  errothen  und  xu  erbla 
steht  fort.    Allgesehen  vtm  den  vereinzelt  auftretetulen  Schmerzen   ist  die  1 
in    der  Regel    nicht    ge.stürt.     [Me   von  Virchow    und  Andern     aufge.stelltr  . 
dass  es  sich  um  eine    an  den  Trigoiiiiiius  gekniiplte  Störung  handle,    srhoint  ■ 
einen  Sectionsbefund  bestätigt  zu  sein,    bei  welcliein  eine  Atrophie  <ier  abst*ip 
'rrigenunu.swiirz)'!    gefundefi   wurde  (Mi-ndel).     Diesen  Befmulen  gegenüber   lirftj 
auf  <Ier  H.ukI,  da.ss  etn<'  sichere  Therapie  der  Krankheit  nicht    vorhanden  «in 
Die  ärztliche  ThUtigkeit  iiiuss  sich  hii-r  danuif  bi.'.sihränkeit,  beim  Beginne  die  iVh 
zu  mildern.    Itiunerhin  wird  man  versueben  müssen,  besonders   in  den  Anfa 
durch   Flektricität  sei  es  durch  den  constaiiten  oder  faradischen  Strom    eiiic  it 
Erregung    der   Haiitnerven    herbeizu Iniiren    und    dadurch    nifigl icherweise    il«»  Fd 
schreiten  der  Atrophie  entgegen  zu  wirken.    Mau  sollte  auch  nicht  unvcRUchtl 
vrm  den  vielen  zur  Disposition  stehenden  Medicauienten,  von  denen  eine,  wenn  i 
nicht  immer  zu  erklärende  Einwirkung  auf  thxs  Nervensystem   bekannt  ist    ver 
weise  Ciebrauch  zu  machen;   es  seien  hiev  Praejtarate  wie  Argontuni  nitrintni. 
luid  auch  Alkalotde  wie  Str)'chnin  erwähnt. 

JOLLT. 

(v68nerftCCR6»     T'flftnienf»milio    »lu  der  Ordnung   der  Lablati  flora*.«*,    nlohtt    vvrwftndt    ilvo  S«r«rktt*'' 

ct-MM*.  ruii  welchen  olv  wpgpn  ded  ein  rachori|(pn  Fmclitkootcnf  tnitorschtpdpn  wertl«>ii.     ftfe  ^«idMi  I 

trrwachüvii  tiur  mit  den  K&ndvrn,  län^«  wdlcfaen  die  meitit  aahlreiclien  SamiMiiinlH^ii   ,f    :■ 

auffällig!  »rlitln,  gern  K>(;<)muri>li.     Htnut>btAtler  von  5  diirt^li  Atiurt    lilti  utjf  'J  nijnoliin^ti 

klrlit.     IHiT  fJefiiera,  Cul  n  e>  II  ea.  (Jtottiiin,  Sl  reiit  0GKr|iU4  ii.  v.  a.     Frufht  ••>,  .t^tr  mm  i 


iettysburß 


f^     457     — 


Gewicht] 


OCityHbliriCy  tiujt  in  roimHylvAniflN.    Eihifcc  M(«jli<ii  wpsflich    darnn   oitbniriiifrMn  QuaUor,   w<*li?ho  n.o;i;t  \,4trli)in-. 
li.O'.M«   Slaifni'-^iam-.  0.011!  C'ulf iuniijuirut,  0.07  Culciiimrarliuttüt  imlbutttiu  iinil  hrl  DyApepKic,  ifa^eti-,  Uliufniikmtjtrrlipn. 
Nirrpri^rrit><..  liieht  und  Klit'uniali»mus  gobriLiicht  wortlon.     Ung  Ton  ilxn  ltt<Rit/.>*ru  Jet- (Quellen   Katalyalnn  wuler 
I  ■enannU  Wuur  h*t  neutrdiDgs  die  all(»m«ine  AufiniirkMinkrit  auf  sieh  gelenkt. 

W, 

Hin  arbanBin  L,  Nelkenvun.  onthllt  in  ihron  BllUern,  Ilrrlios  il«  Kuint-Beooit«  Ph.  Gull.,  und  in  ihrer  Wunel, 
\  iW  frllhiT  nli  Rhitoma  Car>  o  pbyll  eteo  »hu  Kkiüx  ti&nBmundue  seu  t>enediotap  »ilveytri».  Atou's 
1  euni  ni'i  ii-rnol .  uffloinell  war.  nethcriüclios  Ool,  i.li>rb«totr.  Hari  und  (loYn.  Der  Oemoh  ijst  «tark  nrllGeit«rt.l}(,  der 
[Ooai^hmack  bitter  aromatiseh  und  adütrinKtrond.  Der  Grliall  au  anthcridcbem  Oel  und  Harz  rprlciltl  di-r  ürMgi* 
J  Rtimulirende  und  t(mi:<ehc,  dor  Tannin^chult  ntyptiirbf*  Eiicenschatti^n.  Cirostr  PnsiMi  kOnnrn  xu  Erbrrcbnn  lehren. 
I  Anwondnng  findet  "iie  b'.'i  Mila-  und  Leberanacboppunu.  liiarrbor,  Uussvrlirb  »u  Injcctiunun  hol  Leukurrbne.  Itosts 
l],0  — 2.&  loebrniaU  ttt)(lich  als  Infus  A  — 15:UMi.  wxiniK^r  Ha«frnliun.  Putvi>r  und  Kloctuariuiu.  At>bnlicb  wirkt 
[  G.  rivale  L.,  das  Kadiz  Ca  ry  o  ph  y  II  at  ae  aiinatlciti*  Fb.  V.  S..  Watnr  arens  lieri*rt.  J. 

tj«*Tn,  Oenmbitter,  eiu  tou  Büchner  au.^  dor  Wurxtd  Tun  Ot^tiui  urbanum  (Ni>1ki>nwuntcll  isulirter  Bitler- 
I  BtolT,  doahen  Geaehinack  dem  des  Chinins  ähnlich  ist,  Aworpho.  gflbltclie,  in  Wa^.ser  nehwor.  in  Alkohul  uud  Aether 
I  leiekl  lösliche  Mane,  au  welcher  Kali-.  Kalk-  und  Bluisalte  dargostellt  worden  sind. 

0. 

cbt,    spccifisches,   praktisch   gleich  Dichte,    ist   das   Verhältniss   <ies    Gewichts    eines 

Körpers  /.u  seinem  Volumeu,  oder,  was  dasselbe  ist,   zu  dem  Gewicht  eines  gleichen  Vülumcn 

asscr,    wenn    letzteres    die  Temperatur   4"  C.    hat.      Aus    dieser  Definition   folgt,    dass  zur 

estimmung    des    specitischen  Gewichts    eines   Körpers    nothwendig    ist    die    Kenntniss   seines 

'absoluten    Gewichts    und    des    von    ihm    eingenommeneu    Volumens.    Beides    kann    man    be- 

timmen.    1.  Mit  der  chemischen  Waage:  das  Volumen  crgiebt  sich  dabei,  indem  man  den 

Kn    einem    feinen  Faden    pa.sscnd  aufgehängten  Körper  in  Wasser  tauchend  auswägl  und  den 

ewicbtaverlust  gegenüber  dem  absoluten  Gewicht  bestimmt  (Archimedisches  Princip).     2.  Da 

nur    auf   das  Verhältniss    von  Gewicht    zu  Volumen    ankommt,    so  kann  man  wie  auf  der 

olly'schen  Federwaage  die  Verlängerung  beobachten,;  die  der  Körper,  in  Luft  bclindlich, 

lowie  in  Wasser  tauchend,  an  einer  Spirale  aufgehängt  derselben  erlhcilt.     Da  dieselben  den 

Gewichten    sehr    annähernd    proportional    sind,    kann    mnn    letztere  einfach  durch  die  an  der 

Ipirale  zu  beobachtenden  Verlängerungen  ersetzen.    3.  Die  Bestimmung  mit  dem  Nicholson- 

hen    Araeomcter.     Dasselbe   besteht   aus  einem  cylindrischen  Theil,   der  oben  an  einem 

ünneu    mit   einer  Marke    versehenen  Stiel    eine    flache  Schale  trägt;    auch  unten  hängt  eine 

•chalc.    Mau    bringt   das  Instrument  in  Wasser,    legt  den  zu  untersuchenden  Körper  auf  die 

bere  Schale    und   fügt  soviel  Tara  hinzu,  dass  das  Instrument  bis  zur  Marke  einsinkt,    dann 

iitfcrnt  man  den  Körper  und  ersetzt  ihn  durch  Gewichte,  bis  dieselbe  Einstellung  erreicht  ist; 

ndlich  wird  der  Körper  in  die   untere  Schale  gelegt,  n.icbdcm  die  Gewichte  entfernt  sind,  und 

un  werden  neuerdings  soviel  Gewichte  auf  die  obere  Schale  gelegt,  dass  das  .\raeomctcr  wieder 

is  zur  Marke  einsinkt.     Die  erst  aufgelegten  Gewichte  geben  das  absolute  Gewicht,  die  letzt 

aufgelegten  das  Volumen.     Für  Körper,    die  in  Wasser  löslich  sind,   muss  man  natürlich  eine 

andere  Flüssigkeit  wählen.    4.  .Mit  dem  Pyknometer,  einem  Fläschchen,  welches  mit  einem 

;enau     bestimmten    Volumen    Wasser     angefüllt     wird.      Das    Fläschchen    wird    zuerst    mit 

asser  gewogen,    dann  der  zu  untersuchende  Körper  in  das  Fläschchen  gebracht,    sodass  ein 

heil    des  Was.sers    ausfliesst   uud  dos  Wasser  ebenso  hoch  steht  wie  früher;    das  Fläschchen 

ird  nunmehr  nochmals  gewogen;    diese  beiden  Bestimmungen  in  Verbindung  mit  dem  vorher 

rmitteltcn  Gewicht   des  Körpers    gestatten  dessen  spccifisches  Gewicht  zu  berechnen.     5.    In 

anchen  Fällen    ist   es    auch  zweckmässig,  dos  specifische  Gewicht  eines  Körpers  dadurch  zu 

«stimmen,  dass  man  ein  ihn  nicht  angreifendes  Flüssigkeitsgemisch  herstellt,    in  welchem  er 

:erade  schwebt  und  alsdann  das  specifische  Gewicht  des  Flüssigkeitsgemisches  ermittelt. 

Folgende    Methoden    sind    für    die    Bestimmung    des    specifi.schen    Gewichts    der   Fliissig- 
eilen     ausgebildet     worden.       1.    Die    Methode     der    hydrostatischen    Wägung.       Ein 
ichwerer   Körper   wird    an    der  Waage    aequilibrirt.      Darauf   wird    er,    in  Wasser   tauchend, 
an    der    Waage    nochmals    aequilibrirt,    wobei   man    die    bei    der    ersten    Wägung    benutzte 
Tora     liegen    lä.sst    und    auf    der     auf    .Seiten    des    Körpers    befindlichen    Waageschale    die 
ur  Herstellung  des  Gleichgewichts  erforderlichen  Gewichte  hinzufügt;  letztere  geben  dann  das 
'olumen    des  Körpers   an.     Dieselbe  Procedur  wiederholt  man  jetzt,    indem  der  Körper  nicht 
mehr  iu  Wa.sscr,   sondern  in  die  zu  untersuchende  Flüssigkeit  eintaucht.     Das  .specifische  Ge- 
wicht   erhält  man,    indem  man  d:is  jetzt  zur  Herstellung  des  Gleichgewichts  erforderliche  Ge- 
lebt durch  das  Volumen  dividirt.     2.  Mit  dem  Pyknometer.     Das  oben  unter  4.  erwähnte 
läschchcn    wird    gewogen:    erstens    leer,    zweitens    mit    dttslillirtem    Wasser    bis    zur  Marke 
gefüllt;     die  Differenz    giebt    das  Volumen.    Drittens    wird    das  Fläschchen  mit  der  zu  unter- 
uchenden  Flüssigkeit  gewogen.    Dieses  Gewicht  vermindert  um  das  Gewicht  des  Fläscbchens 
ebt   das  Gewicht   der  Flüssigkeit,    dieses   durch    das  Volumen    dividirt    das   specifische  Ge- 
icht.      Es    giebt   ferner   eine    Anzahl    Instrumente,    welche   das    specifische    (Gewicht    ohno 
uchnung    direct    abzulesen    gestatten.      Dazu   gehören   3.    die   Skalcnaraeometer.    Die- 
clben    beruhen    auf    der   Thatsnche,    dass   eiu    Körper,    dessen    mittlere  Dichtigkeit  kleiner 
ist    als    die    einer    Flüssigkeit,    in    letztere    so    tief    einsinkt,    dass    das    Gewicht    des    ver- 
drängten   Flü.Hsigkeitsvolumens     dem    Gewichte     des     Körpers    gleich     ist.       Es     sind     ?oII- 
■tändig  geschlossene  Glashohlkörpcr,    welche  aus  einem  unt<.!ren   dickeren    und    einem   oberen 
Bünnerou    kreiscylindrischcn  Thcil  bestehen.     Letzterer  enthält  in  seinem  Inneren  eine  Skala, 
nie    das   specifische  Gewicht  direct  augiebt.     Um  aufrecht  zu  schwimmen,    enthält  der  unteru 


i 


[(««wicht 


"^     458     — 


Thcil  (los  Araoonieters  ati  der  tiefsten  Stelle  Quecksilber  abgeschlossen.  Für  »pctäalbi 
sind  die  Sknlenaracomcter  in  fiebrauch  als  Alkoholometer,  2:ur  Untersacbusg  d«Ü 
gemischc,  als  Lactndcnsiractor.  /.ur  Milchuiitersuchung,  als  Uromc  -  '-  tm 
suchiiiig.    u.  s.  w.     Wo    miissige  üen.iuigkeit.    etwa   bis    zur    dritten     fJ'  i«fl 

Komma,  genügt,  sind  sie,  falls  geaicht,  rcelit  bequem.    Ungeaichtc  lustru;  i^M 

die  L'ronieter,    zeigen  oft    die    gröbsten  Fohler.     4.    Die  ücwichtsaru'  •  H 

bei  den  Skalen.iraeometern  das  Gewicht  der  Instrumente  const^aut  und  da.^  llH 

variabel  ist,    ist  es  hier  gerade  umgekehrt.     Ein    durch    eine    bestitnrat'  ilH 

Theil  der  Instrumente  taucht  in  die  Flüssigkeit  ein:  zur  Erreichung  die.s'..  i..,..«..ctH 
eine,  au  passender  Stelle  angebrachte  Schale  mit  Gewichten  beschwert.  Instru^H 
Art,  wie  das  Fahrcnheit'sche  Hydrometer  und  da.s  Araenmeter  von  Trallei,  iMP 
einer  ziemlichen  Genauigkeit  fähig,  wenig  in  Gebrauch  gekommen,  weil  man  bei  ibncia 
eine  Rechnung  ausführen  muss.  Das  Lohnstein'sche  Araeometer  vermeidet  fine  U 
Uebciständen;  die  Gewichic  tragen  Bezeirhnungen,  welche  ohne  weiteres  das  lugidlürii 
citischo  (iewicht  abzulesen  gestatten.  Eine  weitere  Eigenthümlicbkeit  dieser  In-lrum«» 
Art  und  Weise,  wie  dos  Eiutauchsvolumen  von  dem  übrigen  Theil   des  Iri  t^t 

ist;  es  geschieht  dies  durch  eine  scharfe  kreisförmige  Kaute,  wodurch  der  £i:  :  r  (H 
der  sonst  bei  den  Araeomctern  die  Genauigkeit  beeinträchtigt,  vollständig  elimmid^l 
Instrumente  werden  in  verschiedenen  Formen  hergestellt.  Erstens  als  Universalan^H 
Flüssigkeiten  jeden  specilischcn  Gewichts,  bei  ihnen  befindet  sieh  die  zur  Aufathnt  I 
Wichte  dieucndc  Schale  natürlich  unten  und  ausserhalb  der  Flüssigkeit,  rw-t>*n<i  ik 
meter    für  spcciellc  Zwecke,    die  nur  begrenzte  Dichligkeitsintervalte   her  .:<fl 

w.'Uinen   von    diesen  letzteicn  nur  das  Gowichtsuromctcr.     Mit  diesen    In-  n^ 

d,is  specilische  Gewicht  der  Flüssigkeiten,  bis  zur  vierten  Dezimalstcllt!  ua.  li  d'^si 
(incl.),  bestimmen,  eine  ticn.-iuigkeit,  diu  sonst  nur  mit  den  die  chemische  W.i.igc  fci: 
den  Methoden  zu  erreichen  ist.  5.  Die  Mohr'sche  Waage,  welche  das  l'hucip  JH 
statischen  Wägung  anwendet  und  so  eingerichtet  ist,  dass  man  das  specifischu  GmH 
ablesen  kann.  Ihre  Genauigkeit  erstreckt  sich  bis  zur  dritten  Dezimalstolle.  ß.  fS 
Flüssigkeit,  von  der  sehr  geringe  Mengen  zur  Verfügung  stehen,  bestimmt  man  ii» 
tische  Gewicht  zuweilen  .so,  dass  man  ein  Flüssigkeitsgemisch,  mit  welchem  jene  üidll 
bar  ist,  herstellt,  in  welchem  sie  als  Tropfen  gerade  schwebt.  Divs  specifische  Gtwit 
Flössigkeitseemisches  nach  einer  der  vorstehenden  Methoden  bestimmt,  ist  gleich  doa 
tischen  Gewicht  der  zu  untersuchenden  Flüssigkeit. 

Das  specilische  (Iewicht  der  Flüssigkeiten  ist  in  hohem  Gradij  von  der  Temp«nl 
hängig;  man  muss  daher  stets  die  Temperatur  angeben,  welche  die  Flüssigkeit  «ikrt 
Bestimmung  hatte.  Die  Angaben  der  Instrumente  .selbst  sind  wegRii  der  GlAsausi 
ebenfalls  nur  für  eine  bestimmte  Temperatur  richtig;  die  iuslniracutclle  TcmpcratunaM 
die  deshalb  die  Angaben  erfordern,  ist  jedoch  so  gering,  dass  sie  in  den  gewöbnlichea 
vernachlässigt  werden  kann.  Näheres  über  diesen  Punkt  besagen  übrigens  meist  i 
Instrumenten  beigegebenen  Gebrauchsanweisungen. 

Die  Bestimmung  des  specifischen  Gewichts  der  (iase  und  Dämpfe  hat  für  die  I 
wenig  Interesse,  etwas  mehr  diejenige  der  festen  Körper,  aber  wichtig  ist  di«  Keanta 
specilischcn  Gewichts  vnu  Flüssigkeiten,  uiclit  nur  für  die  Benutzung  der  «otmtn 
Ai'zueien,  sondern  für  die  Kcnnlniss  von  Barn,  Lymphe,  AsciteslUissigkeit  u.  ».  _ 

TB.  IM 

Oewnense.     Als    Gewürze,  Condimenta,  bezeichnet   man    im  .Mlgemeincn    <\ 

welche  in  geringer  Menge  den  Speisen  zugesetzt  werden,  um  die  an   .sich   ^.■  ^| 

stofTe  oder  Nahrungsmittel  sehninckhaft  und  damit  für   die  Dauer  ohne   Widerwili 
zu  machen.     Der  Nährstoffgehalt  ist  bei  der  geringen  Menge  ihres   Zusatzes   beb 
Die  in  den  Gewürzen  vorhandenen  Wür/.stoffc  steigern  die  Absonderung  der 
safte,  fijrdern  dadurch  die  Verdauung,  zum  Theil  auch  die  Resorption   des  Verdau(«B| 
regen    sie    den  Appetit    an.      lu  den  meisten  Gewürzen  finden  sich  specilische 
schon  in  kleiner  tjuaiitität    die  geschilderte  Wirkung  üben:  im  Pfeffer  ein  scha 
und  schmeckendes  aetherisches  Ocl  und  ein  scharf  schmeckender  .Stoff,   das   Pipc 
das  .scharf  schmeckende,  durch  Fermentation  gebildete  Senföl  (Schwefelcyanallrl*), 
weise  im  weissen   Senf  das  Schwefelcyanakrinyl;    im  Zimmt,    in    der  M  uskntoiis«,  < 
Gewürznelken,    im  Ingwer,    Kümmel,     Koriander,    Anis,     Fenchol,    Kfctdl 
Safran  für  jedes  dieser  Gewürze  charakteristische   .aetherische  Oele,    in     der  Vi 
aetherischem    Ocl    das    Vanillin.     Die   Verwendung    der    Gewürze    zu    den  Spei 
nach  Geschmacksrichtung  und  Gewohnheit.     Zu  den  Würzstoffen  gehört  .luoh  d»s 
Steinsalz,    der  Zucker,    die    organischen    Säuren,    Essig-,     Aepfel-,    Wi 
säure,  die  flüchtigen  Fettsäuren,  z.  B.  Butter-  und  Caprons.äure  im   alten  Kii^ 
schart     schmeckenden     und     riechenden     Stoffe     einiger    Gemüse:     Zwiebel,     Kn« 
Petersilie,  Hettig,  Radieschen,  endlich  die  riechenden  und   schmff'    • 
Stoffe  des  Fleisches.     Häufig    entstehen  Würzstoffe    erst    bei    der  Zul 
durch  ZersetiiUDg  organischer  Substanzen  in  Folge  hoher  Temperaturen ,    „  i. 


Rwnerz« 


—     4Ö9     — 


Gicht] 


fdes  Fleisches,  beim  B.icken  des  Brotes  iti  der  Kruste,  wobei  zugleich  die  organisehen  Säuren, 
I  Essig-,  Milchsüurc,  iiu  Brotteige  entstehen. 

So  vortheilbaft  der  m;issif;e  (icbrauch  von  Gewürzen  ist.    so    uuzwerkmnssig  ist  ihr  über- 
tiässiger  ticbr.iucb.    Mit  der  Dauer  wird  man  einer  stets  gleich  gewüntteii   Speise  überdrüssig, 
B.  des   I'ükclfleisches,    sodass  man  sie  nur  mit  Widerwillen   verzehren  kann,  wührend  beim 
i^echselu  des  W'ürzstoffes  sich  wieder  Appetit  einstellt. 

Insbesondere  sind  Gcwürz-e,  im  Verein  mit  Bitterstoffen  (Amara*)  und  Fleischbrühe  (Fleisch- 

extract)  für  Kranke  und  Keeonvalesccnten,  deren  Verdauungsthätigkeit  noch  darnicderliegt,  von 

»esentlicher  Bedeutung;  die  .Art  der  Zubereitung  und  Würzung  der  Speisen  ist  gerade  für  die 

iKrankcndiaet  Ausschlag    gebend.      Im  Allgemeinen    sind    hier  nur    die    milderen  Gewürze  zu 

Iverwenden :    das    Kochsalz,    die    aus    der    Schale    von    Citronen    und    Apfelsinen    durch    Ein- 

|kochen  mit  Wasser  und  Zucker  hergestellte  M.irmeladc  (Scotch  marmelade),  Zwiebel,  Suppen- 

iraut,    wie  Sellerie,    Petersilie,  Porree,    Mohrrübe,    Kümmel,    Anis,  Muskatnuss    und   Muskat- 

bliitbe,  Zimmt.     Mit  diesen  Mitteln    wird    es    gelingen,    Abwechselung   in  die  Krankenkost  zu 

bringen.    Essig   sollte,    als    häutig   die  Verdauung   störend,   aus  der  Krankenkost  überhaupt, 

tbeoso  Senf  bei  Nieren-  und  Blasen.-iffectioncn  gestrichen  werden. 

MCNK. 


cht.     Die  Gicht  ist  ein«'  ilircni  W<'.>ieii  n;tcli  inii-]i    iiiiUpkiiniite    <'hrc>iiwehe  Kr.niiklwit, 

(die  mit  »'iitzüiHÜichcir  l'niws.scn  dvr  (itdeiiki-  iiinl  in  ilcr  Foip.'  .lucli  ;iiulcror  ( irganc 

I  ciiilicrgi'lit;  HntzfiinluiipMi,  «■('ji-jic  zunfichst  ganz  |ilntzlicli  und  unvi-rmittidt  in  acuten 

[Aufüllcn  aufzutreten  und  in  kurzer  Zeit  voriiberzutceheu  |)flegPM,  um  durc.])  oft  lange 

Intervalle  vrdli):en  WolilbelintleiiH  von  neuen  Anfällen  getrennt  zu  bleiben,  die  jedoch 

weiterhin  liauernde  Vei-;ii)ilerunj;;en,    wiederum    in  erster  Linie  an  den  (iidenken  niul 

■  S|>riterhiii  an  anderen  Organen  tiinterl.'issen,  und  insbesondere    auch    dnroh  ihre  Kta- 
blinmjr  iti  lehenswirlititren  Organen,  vor  .\llein  in  den  Nieren,  aus  der  zunäehst  nur 
'      sehmerzlrafteu  und  i|U."ileu(len  aber  nngef.älulichen  Affection  ein  zum  Tode  führendes 
Leiden  machen  kinuien.     iM.an  weis.s  nur,  dass  eine  pewis.se  Hi'reditäf  bei  der  Gicht- 
prkraiikung    mitwirkt,    von    der    es   jedoch    zweifelhaft  ei-scliejnen  kann,  ob  sie  die 
I  wirkliche  iebi-rmitteluii};  einer  IHsposition  isl,  oder  rnelit  vielleicht  mehr  die  Gleich- 
artigkeit  der   {/•heilsweise    utui    der    gemeinsamen    sohiullichen   Kinfliisae    des  Milieus 
[in  einer  und  derselhen  Familie;    auch  fördert  der  Alkohnlgenu.ss  nicht  imr  die  Ent- 
tebung  der  Krankheit  an  sich,    sonileni    insbesondere    den  Au.sbruch    der  einzelnen 
Incuten  Anfälio;  niul  schiie.sslich  .sind  gjinz   zweifellos    bestimmte  Fehler  und  Ueber- 
[treibungen  in  der  Lebensweise  für    die  Kntwickelung    der    Gicht    verantwortlich    zu 
|niachon.     Alles  übrige,  was  in  der  geradezu  unübersehbaren  Literatur  der  (iicht  für 
ihre    Kntstehung    anges[(rochen    wird,    insbesontlere    die    ütiermilssige    Hetoniing    der 
sicherlich    nicht    d.-is    eigentliche  Wesen    des   G ich t.an fall f>s    bildenden  HarnsiVureaus- 
scheidung,   sind   Theorien;    Tlieorien,  die  nach  kürzester   Frist  von  anderen,  gewöhn- 
flich  direct  entgegengesetzten  Anscliauungen  abgeliLst  zu  werden   pflegen. 

l*ie  Therapie  der  (iicht  hat  zwei  durchaus  gesonderten  Indicatiouen  zu  entsprechen: 
der  Kehandhuig  des  acuten  (iichlanfalles,    bei    welcliem    es    zunächst    nur    auf    eine 
möglichste    uiul    schnelle    Beseitigung    der    ipiiilenden    Schmerzen    und   eine  baldige 
Wiederherstellung  der  Bewegliciikeit    und    Leistungsfähigkeit  des  Körpers  ankommt; 
[mtd  der  Behatidlung    der    zur   Gicht    disponirlen  oder  früheren  (üchtanl'ällen  bereits 
[ausgesetzt  gewesenen  l'ersonen,    bei    denen   der  Wiederkehr  solcher    Attacken    mög- 
lichst vorzubeugen  ist.    Oazu  kommt  dann  noch  die  Behandlung  der  Com|)licationon 
und,  so  weit  es  möglich,  die  Beseitiginig  der    dauerndc^n  Residuen    früherer  Anfülle. 
Und  wenn  es  schon  hei  keitier  einzigen  internen  AfTection  ausreicht,  sie  nur  mit  me- 
I  dicamentöser    Einwirkung    zu    behandeln,    so    nu"is.sen    bei    einer  Krankheit,   wie  die 
jtJicht,  die  zweifellos  zum  wesentlichsten  Theile    aus    feiderhafter  Lebensweise  re.sul- 
'tirt  und  in  weit  aus  einander  liegenden  Anfällen  aufzutreten  pflegt,  gerade  diejenigen 
therapeutischen    Maa.ssnahmen,    welche    auf   die    Abstellung    dieser    Feliler    Einftuss 
haben,   in  erster  lyinie  also  die  Krankenpflege  und  die  Diaetetik,  von  besonderer  Bc- 
[deutung  sein.     Ks  wnnlen  demnach  in  der  Therapie  zunächst  die  Krankenpflege, 
alsdann  die  Diaetetik    und  schlie.s.slich    die    ntedicamentöso  Beeinflussung   durch 
.ir/neiliclx-  Heilmittel,  wie  durch  Mineralwa.sser  nacheinander  zu  erörteni  sein. 

A.    Therapie    des  acuten  gichtischen  Anfalles.     Erfahrungsgemäss    geht, 

zumal  in  den  ersten  Jahren  des  Leidens,    nach    einer    Reihe    von   Tagen    der    .icute 

LÜicIitanfall    audi    ohne  wesentliche   therapeutische  Beeinflu.ssung  vollständig  zurück, 

finc  Thatsache,    auf    welcher   in  der  Hauptsache  die  Wirksamkeit  vieler  der  bei  der 

Lichtbehandlung  gerühmten  Mittel  allein  zu  beruhen  scheint.     Es  besteht  daher  für 


[Uicht 


—     400     - 


die  lifliiiiullunfi;  des  acuten  Anfalls  zunächst  nur  die  Indication,  tlie  «t: 
lieh  heltifjen  Schnienecn  zu  mildern  und  Alles  fernzuhalten,   was  ilie?  ■ 
iiildung  hindern  oder  verzögern  könnte.     Denn  ein  ('oiipiren  des  Anf:: 
fach  es  auch  erstreht  und  seihst  für  erreicht  eraclitet   wurde,     bisher 
niissluiigen.     In    erster    Linie    also    niuss    der    Kranke    völliger   Körp' 
würfen  werden:  und  da  erfalirungsgeniäss  in  der  KrankenpfU-go  t'in>"  ■^"' 
Bettriüie  zu  erzielen  ist,  so  gehört  jeder  (Jichtiker  aus    »licseiu   G: 
acuten  Anfalles  in  d:is  Bett,  für  welches  sonst  keine  Indicatiun     \'  .  ..x-  .    - 
nur  selten  und  dann  auch  nur  in  den  niüssigsten  (Jraden,    im   Gegensatz  mm  i  - 
Gtdenkrheutiiatismus,    den    Gichtanfall    zu    begleiten  pflegt.      Innerhalb  des  [UMn* 
djLS  erkrankte  Gelenk,  das,  wie  bekannt,    am    häufigsten     das    Metatar«o-Phala|* 
getenk  der  grossen  Zehe  des  Kusses  ist,  hochzulagern,    aus  dem  leicht  tirkllrUi 
Grunde,  den  Hlutalifluss  zur  Entziiiulungsstelle  möglichst   einzuschränken;  iLihn%H 
es  lose  mit  einer  nur  dünnen  Schicht  Watte  oder   ähnlichen   lock'-' 
deckt,  unter  sorgfältigster  Vermeidung  jeden  Druckes.     Sehr    zw^i 
L'elyerzug    der    genitheten    und    gesjiannten  Haut    über   dem  afficirt»-ii 
Cüllodiuni,   dem  man  Salicvlsänri'  uder  andere,  auch  auaesthcsiri^mi' 
lieimischen  kann,  bei  dem  jeduch  das  Hauplnioment  der  oft   üherr.n.sclipnil  . 
Kitrwirkutig    in    der    Ituhestcllung    des    (ielenks    auch    für   niininiale  Bewe^.., 
linden  ist.     Die  locale  Apiilication  vnn  Kälte,    welche    ja    gleichzeitig  murr 
Antiidilogisticuin  wie  loeahvs  Anaestheticum  ist,  und  die  daher   hier  besonders 
erscheinen  kümite,  mass  sorgsam  eingeschränkt  und  überwacht   werden;    gr« 
verlangen  die  Patienten  selber  danach,  ahi'r  die  Anwendung  von  Eis,  ii 
trahirte,  hat  grosse  Gefahren  und  kami   leicht  zu  Nekrosen   führen;    und 
wie  man  auch  über  die  Kolle  der  Harnsäureabhigerungen  denken  ni 
Maa.sse  diese  auch  nur  secundär  in  dem  Ablauf  der  Affection    aufti 
starke  Tem)K;raturlier;üisetzungen    inuner  eine  Beförderung    solchen  Aunfa 
w:irten.     .Man  lä.s,Ht  daher  dxs  Kis  ganz  bei  Seite.    Hal)en  die  Kranken  das^ 
nach   liicaler  kühlender  Beeinfiussinig,  so  dürfen  höchstens  leirhte,  dütuie  Coin| 
mit  kühlem  \V;\sser  aufgelegt  werden;    aucli    d.w  zu  solcher   Apiilication  so 
Bleiwa-sser  kann  verwendet  werden.    Damit  ist  zunächst  alles  erfüllt,  was  an 
Anwendung  zu  leisten  ist.     Die  Sclionung    und    Kiihestellung    jedoch,    zu  ' 
die  oft  unerlräglich)'  Schmerzhaftigkeit  schon  von  selber  zwingt,   darf  immrr 
lange  durchgeführt  werden,  als  die  entzündlichen  Erscheinungen  noch  ausges])! 
sind:  sie  nicht  über  d:is  eben  nur  nothvvetiiiige  Zeitmaass   hin:ins   hestehen  tu 
erfordert  mehr  Kenntniss  vom  Ar/.te  als  <lie  .Anordnung  der  sehr  i>infachun 
Ma.'LSsiKihmen.     Sehr  häutig  hört  man  von  Gichtikern    die    pe.rsönlich  von 
machte  Erfahrung  aussi)rechen,    d.iss,    wemi  es  ihnen  beim    Eintrott-n  eines i 
türlich  nii'lit  selir  heftigen  .Aid'alles  gelinge,    mit  .\ufl>ietung    aller  Knerpi 


:ep^i 


Beinen  zu  bleibi-n,  der  Anfall  schnell  wieder   vorülfcrgehe;     wenn     sie    dagi 
ziun  Nieilerlegen  gi-zwungen  würden,  sicher  auch   lange  Zeit  ziibringeri    mii 
sie  wieder  aufkätnen.     Das  hat  insofern  für  jeden  Gichtanfall  etwas  ZutreffemlH 
eine  möglichst  frühzeitige  rebung  des  erkrankten  (ielenkes  die  WiederhiTstellu 
schleunigt;  sobald  mir  angängig,  muss  der  Kranke  wieder  auftreten  vider,  bei  dr 
der  Affection  an  anderen  lielenkeii,  l'ebuiigen  mul  Bewegungen  mehr 
Art    vornehmen,    natürlich    ohne    Uebertreihiitig  und  in  .allmählicher  '■ 
Wächter    Progredienz.     Die    jiassive    Einwirkung    der    Mass:ige     darf 
frühzeitig  erfolgen,  was  in  .\nl)i>tracht    der    starken   Schmerzhaftigkeit   ■ 
(irausanikeit    wäre;    überhangt    sind    energische    Manipulationen    ;ni  (!■ 
tielenken  zu  verbieten  und  auch  nidit  ungefährlich,  da  sie   gU'i<*iierni:i:i  ■*< 

übermässige  Kältcanwenduiig  zu  Nekrosen  führen  können. 

Die  Diaet  währeml  <les  acuten  Giclitanfalles  ist,  soweit  durch  tlie  ofl  rladäli 
Appetitlosigkeit  imd  die  in  Folge  der  Schmerzhaftigkeit  hervorgerufeni-  Ah»li:una4 
und  Mis.«stinnumig  tue  Nalinmgsaufnalnne  nicht  überhaupt  gänzlich   jlles-—  -i'  "^ 
keinen  Vorschriften  unterworfen;  sie  hat  eine  ni5.ssige,   nur  aus   leieht< 
stehendt-  zu  sein,  in  je<ler  Hinsicht  eine  „Krankenkost".     Das  Getr:lnk  mn 
oder  ein  leichter  Säuerling:    Alkohol  ist  in  jeder  Form  gänzlich    aus^jeschl 

Die  medicamentöse  Beeiiiflussong  kann  natürlich  lier  Narcotica  nicht 
Auch  hier,  wie  immer  bei  stark  .scliinerzhMl'len  .MTeclionen,   uiass   maji   oft  lum ! 
phium  in  subcutaner  Einverleibung  greifen.     Es    scheint,    als    wenn    alle   du 


—     461 


«iihtj 


I       y 


Empirie  als  wirksam  beim  acuten  Git'htanfall  orkaniitni  Mittel  nur  durch  diese  ihre 
narkotische  Wirkung    einen    heilsamen    Ktiect    ausühon.     l>enn    wenn    die  Saiicyl- 
Büure*,  als  eine  orfranisclie  Sfture,  in  ein  hesonderes  Yerlulltniss  zur  Harnsäure  ge- 
bracht und  daraus  ihre  empirisch  zweifellos  festgestellte  und  oft  sehr  ausgesprochene 
Wirkung  hergeleitet  wird,  so  ist  das  natürlich    graue  Theorie.     Die  Salicylsfiure  hat 
iu  grossen  Dosen  in  der  'l'liat  hier  einen  oft  ri'clit  günstigen  Kffect,  den  ihre  Surro- 
gate, da8  Antipyrin,  Phenacetin,   I'beiiokoll,    iSalol    und    die  iihidichen  Arznei kOrper, 
zwar  nicht  ganz  erreichen,    die   jedoch    trotzdem    in  der  ärztlichen  f'rxKis  oft  alter- 
nirend    mit    ihr    zur    Anwendung    kommen    müssen,     (ianz    besonders  aber  und  von 
ters  her  berühmt  ob  seiner  Wirksamkeit    bei    der    Gicht   ist  der  günstige  Kinfluss 
s  Colchicum*,    der   oft    geradezu    frappant    ist    umi  durch  nichts  anderes  übor- 
ffcn  wird.     Man  mag  es  im  Interesse  einer  Bekfimpfung    aller  Geheimmittel   noch 
sehr  bedauern,    es    hleii)t    nichts   übrig  als  unverholen  einzugestehen,  dass  durch 
einerlei  Medication  lier  acute  Gi<'btanfall  in  solcln-ni   Maasse  günstig   beeintlusst,  ja 
,bei  rechtzeitiger  Anwendtnig  aiiscln-iiiend  seihst  abgekürzt  und  auch  ganz  verhütet  wird, 
fie  durch  den  sogenannten  Li ipi cur  Laville,  dessen  wesentlicher,  wenn  auch  nicht 
Hein    wirksamer    Bestandtheil    Colchicin    ist.     Zweifellos   wirkt    (lieses  Medicament 
anira  besser  als  die  ofticinellon  Colchicumitraeparate,    weil    es  —   ein  Vorzug,  den 
viele  Geheimmittel    vor    unserer    durch    Maximaldosen    eingeschränkten  Ueceptur 
aben  —  in  so  herzhaften  und  iincontrolirbaren  Dosen  genommen  zu  werden  pflegt, 
888  die  resuUiremle  narkotische  Wirkmig  eine  besonders  ausgesprochene  ist.    Auch 
ie  Tinctnra  Colchici  nmss  energisch  gegeben  werdeu,  50  und  selbst  60  Tropfen  auf 
'teinmal,  eine  solche  Dosis  zweimal  tiiglich.     Der   Li(jueur  Laville    führt    gleichzeitig, 
und  besonders  dort  immer,  wo  er  auf  den  (jichtanfall    einen    günstigen    Kffect    hat, 
lUch  eine  starke  Stiihlentleerung  herlici;  die  wieder  empfohlene  Kalomelbehandlung 
les    acuten  Gichtanfalles    kann  vielleicht  hierzu    in    einer  gewissen  Analogie  stehen. 
B.  Therapie  der  chronischen  gichtischen  .\nlage.     Unter  den  therapeut- 
ischen Ma.-ussnahmen,  welche  bei  gichtischer  Anlage  die  Wiederkehr  der  Anfälle  zu  ver- 
üten  geeignet  sinil,  stehen  die  Heilmittel  der  Kraiikeni)flege  obenan,  und  zwar  hat 
iese  systematische  Regelung  der  körperlichen  Bethätigting  un»l  der  Nahrungsaufnahuiü 
icht  erst  dann  einzusetzen,    wenn  ein  erster  Anfall  eingetreten  ist,   somleni  in  pro- 
ibylacti.scher  Weise  auch  ohne  einen  solchen,  da  diese  .so  deutlich  von  Heredität  imd 
"(Irperconstitutiou  abhängige  Affection  den  Arzt  gar  nicht  so  selten  schon  lange  Zeit 
diejenigen  Personen  erkennen    lüsst,    welche    gichtisrhen  Anfällen   später  aus- 
t  sein  werden.    Zudem  spielt  sich  die  Gicht  in  der  Hauptsache  nur  in  gewissen 
icialen  Kreisen  ab;  sie  ist  eines  der  vielfachen  und  der  sehr  zahlreichen,  den  l)efangenen 
icken  nur  nicht   immer  gleich  erkennbaren  Couipeusationsobjekte,  welche  die  Natur 
enjenigen  Persönlichkeiten  auferlegt,  denen  sie  andersartige,  n'ichliche  Vortheile  hat 
zu  Theil  werden  la.ssen.     Wo  daher  in  einer  Familie  Gichterkrankungen  vorgekommen 
ind,  wo  eine  üppige  Lebensweise  vorherrscht  und  besonders  Werth  auf  die  Genüsse 
er  Tafel  gelegt  wird,  wo  zudem  körperliche  .Arbeit  und  Bethätigung  g:u'  nicht  oder 
cht  ausreichend    vorgenonimr'ii  wird,    abi'r  auch  dort,    wo    eine  intensive  und  aus- 
hlicssliche    geistige  liescliältigung    die    körperliche  Action    ganz   und   gar    zurück- 
ängt,    überall    da  hat  sclion  frühzeitig    eine  Kegelung    der  Lebensweise    nach  den 
iden  Uirhtungen  der  Anre^jung  der  körperlichen  Bethätigung  und  der  Kinsc.hränkung 
er  ri'ii'idichen    und   ungeeigneten  Nahrungszufuhr    zu  erfolgen.     Welche    der  vielen 
iischauungen  über  das  Wesen  der  Gicht    auch  dem  thatsächlichen  Zusammenhange 
er  IMnge  am  nJichslen  kommen  mag,  die  klini.sche  l'"rfahrimg  zeigt  unbedingt,  da.s« 
die,    weim  aur-h  niclit  letzten  Ursachen    der  AlTection    allenneist   eine  überreichliche 
Stoffzufuhr  und  gleichzeitig  ein  unter  der  Norm  hieibeiuler  StofTverbrauch  sind;   und 
diesem  Missverh:iltiiis.s  entgegen  zu  treten    ist    die  wichtigste  Aufgabe  der  Therapie. 
Alle  geeigueten   Körperübungen,    in    erster  liinie    das   systematische  f{udern    und 
las  Radfahren,    auch  Scliwinmien,    jedoch  nicht  in  zu  kühlem  Wxsser    und  nicht   in 
er  See  und  unter  sorgfältiger  Vorsicht  vor  Erkältungen,  auch  Reiten,  Fusswandern 
d  Bergst<Mgen,  sodann  Turnen,    H:inteln    und  andersartige  gymnastische  Uebungen 
ind,   je    nach    der  Mögiiclikeit    der  Ausführung    und    auch    nach    der  individuellen 
"cigung  des  Kranken  anzuordnen,    denn    ohne    diese    letztere  werden  Bethätigungen 
körperlicher  Art,  die,  um  wirksam  zu  sein,  viele  Jahre  hindurch  fortgeführt  werden 
niüsseu,  nur  zu  bald  wieder  unterlitssen.     Unter  allen  Umständen  ist  dafür  Sorge  zu 
tragen,  dass  die  bctreifcndeu  Personen  zum  Gemiss  der  freien  Luft  kommen;  dass, 


[Gicht 


—      162     — 


wt-nn  ihn-  Kc>r|K^iiihuiigfn  sie  tiiclU  ohnodii's  ins  Frt'ii."  fnhroti.  SpaziirelOf* I 
finden;  d.-tss  licsdtiitfrs  aiieii  diu  Zeit  der  Arhoit  und  «Iit  Krlioluniu;.  dp«  AuM 
im  Zimmer  und  im  Freien  eine  Kintlieihmj;  und  n'gel massige  Abworliünlu^HI 
l)if  passive  Form  iler  Heweijun;;:,  die  Massape  und  die  sngi>nad^| 
gymnnstik,  eignen  sich  mehr  für  ;ilfere  und  sidiwiichlirhe  Personon  vmd^l 
weniger  wirksam;  nur  für  die  Hntfernun;:  der  l{esi<lueii  dor  acntni  Srbübt^ 
iirauclibar.  Dass  ein  lte;;inie,  wie  es  für  die  (Jiciit  tiotbwi-iHli;;  ist,  an  ^ 
Kurorten  snrgfältiji^er  und  wfitf^elu'miiT  durelifidirl)ar  ist,  als  innerhalb  lirr  tf^ 
HerufsbetliritifTuu';,  versteht  sieh  ohne  weiteres;  zeitweiser  Atifi^ntliHlt  an  Knntt^ 
daher  ein  wirksamem  Untcrstutztnifismiftel  und  in  diesem  Sinne,  aurh  unabl 
von  gleichzeitigen  Hade-  oder  Trinkkuren,  eine  werthvolU»  HciliiUfe  für  die  Tbl 
l>ass  alle  die,«e  HethKtifauigen  riaeli  einem  fiberstandenen  Anfülle  mrijflirk«! 
zoitip  w  ieder  aiifgenonuneu  werden  müssen,  ist  schon  bei  der  Beh:uidlung  lir»  1 
Anfalles  besproehen  worden;  liier,  wie  üiierliaupt,  li;it  die  Körporaetion  nirht  | 
mit  voller  Intensität  eiiizuset«en  sondern  mtiss  in  allni:ililich<>r  und  ülicrl 
Sfeigrerun";  liis  zur  FlTthe  der  Leistungsl'Shigki'it  nach  und  iiaeh  hinaiifgerül^M 
l^-ber  diejliaet  der  (ücjitiker  lii'sse  sicji,  weim  man  allen  tleii  einzeln^JH 
entsprechenden  Vorscliriften  ftd^oii  wellte,  nur  sagen,  dass  diose  Kranken  AM 
liaupt  nichts  essen  cliirften.  .ledi-nfalls  ist  das  eine  Moment  wichtig  und  mri 
dass  eine  jede  zweckentsprechende  Diaet  eines  (jichtikers  mebr  in  ()aaD^^| 
qualitativer  Hinsicht  einer  Hesch  riinkung  bedarf;  untl  wenn  es  zatrifliPV 
verschiedenen  Methoden  der  diaetetischeii  Entfettungskuren  nur  versrhiedeoe  B 
sind,  unter  welchen  den  Patienten  das  zuviele  Essen  vcrloidet  wird,  so  iil  I 
gewissem  Sinne  auch  bei  den  Vorschriften  für  die  (tichtdiät  zutreffend  Sa, 
man  meinte,  dass  die  fdierschüssig  erzeugte  Harnsfiure  direet  :iua  dem  Sxk 
eiweiss  gebildet  würde,  w:u' iialürlii'h  der  Fleischgenuss  s«>  pit  wie  gaii»  f«! 
jetzt,  wo  das  widerlegt  ist,  wo  die  Harnsilure  als  aus  dein  Nudeln  titt  fl 
eiweisses  herstaimuend  erkannt  ist  (Horbanzewski),  hat  eine  solch«  a| 
Kinschr.'inkung  kaum  eilten  8imi,  wenn  auch  um  mfussigc  Grade  bei  4^fl 
nahrung  die  Verdaiumgsleukocvtosi'  und  damit  «ler  Zerfall  von  Knrpereiwa^^ 
ist,  als  bei  andersartiger  Nahrung.  Auch  hat  die  rein  oder  ann.'ihemd  vegt'li 
I^ebensweise  hier,  wo  der  StolTitmsatz  und  insbesondere  derjenige  der  B 
Substanzen  retardirt  ist,  den  Naehtlieil,  dass  die  Kohlehydrate  und  Fette  Spi 
sind,  welche  den  EiweissstofTweehsel  verlangsamen  und  die  daher  gerade  eii 
gewünschten  entgegengesetzten  Effect  haben,  ganz  abgesehen  von  der  Bel4> 
des  Magens  und  des  Parmes,  welche  die  zur  Deckung  des  ^e.s»mnitca  Budi 
grossen  Mengen  iirithigeii  Vegetabilien  und  Fette  herbeiführen.  Es  ist 
rathsam.  einem  (üclitkranken  in  der  Art  der  Ernilhrung  keine  allzu  grossn  B«i 
knng  aufzu<'rlegen,  iliu  vielmehr  gem ischte  Kost  essen  zu  lassen,  aber  narml 
so,  dass  die  Nahruiigszufuhr  gerade  nur  den  individuellen  Bedarf  deckt  uixl 
die  friiheren  (ie|)flogeriheiten  des  l'atienten  wesentlich  zurüekhleilit.  Hin  (iichtk 
niuss  wenig  essen;  im  ülirigen  aber,  was  ihm  .schmeckt.  Da  nun  aber  eine 
iiuantitative  Einsciir:itiktmg  in  der  Praxis  oft  den  allergrössten  S<.-hwirruj 
begegnet,  wenn  sie  nur  generell  angeordnet  wird,  da  kein  nocli  so  starker 
die  wirkliche  L'eber/eugmig  gewinnt,  dass  er  zu  viel  Ssse,  so  ist  oft  die  tha 
liehe  Heduction  der  (!esammti|uantitrit  der  Nahrung  nur  auf  dem  Wege  lu  tm 
dass  einzelne  Nahrungsstoffe  und  besondere  Cruppen  von  Nahrung:smitt«'ln  üb« 
ausgeschlossen  werden.  Wofür  man  sieh  hierbei  entscheidet,  ist  ganz  indiviil 
den  einzelnen  l'all  zu  bestimmen:  die  verschiedenen  Diätvorschriften  und  S] 
für  Gichtkranke,  welche  in  der  Litenitur  aufgestellt  sind,  haben  hier  pw" 
Kigenthfimlichkeit,  dass  von  den  einzelnen  Autoren,  und  zwar  von  den  erst 
anerkanntesten  Sachverständigen  auf  diesem  (lebiete,  offenbar  nur  unter  dem  \»th\ 
(iesicht-simnkte  einer  Beschränkung  der  gesammten  Nahrungsmenge  überhaupt, 
der  eine  das  au.s.sc.lilirsst,  was  der  amiei-e  gestattet:  sodass  in  einem  tiiciitki 
der,  wie  es  ja  die  Gi-pflogerdieit  bei  dieser  „wohlsitiiirten"  Affection  ist,  « 
ander  eine  Ifeihe  von  v\ntoritäteti  über  die  von  ihm  zu  vermeidenden  Spei«« 
da  ihm  die  Gründe  und  Ziisainnienhänge  der  einzelnen  Anordnungen  natArii 
bekamit  bleiben,  nicht  gerade  das  grösstc  Zutrauen  zur  raedirinisehen  Wiwfli 
hierdurch  erweckt  wird.  Auf  alle  Falle  muss  die  Nahrung  in  jeiler  llii»iciU{ 
und  vorgeschrieben  werden,  nach  bestimmtem,  auch  besonders  auf  <|ic 


Irht 


-_     468     _ 


(iirht] 


»■rstreckciideii    S|H'isi'/,cHfl,    und    in    so rgf alt !•:<.•  r    Kintlii-iluii};    iiiid    Iiiiirh;iltiii)j;    der 

MiihlzcittMi.     Nur  sfhwprvordanlii'lie  S|ieiseii,  srharfe  (ii-wQr/.c,   K.ilTi'i'  und  Tlice   und 

all<>s,  w;i.s  den  M:is<»n   mid  die  Nieren   ri'izi'U  kötuiti',   ist   wcj;i'ii  der  vitriiandi'iitMi  oder 

droheiidi'ii  Mitbetln'ilijiuns;  dieser  OrjjaiiL'  i'iii/iisfiiriiiiken ;  Alkoliol  aiisscrdriii,  dessen 

Oenuss    «iie  kiinistdie  Ueoltaeiituii!;    immer    und   immer  wieder    in  einem    wenn  auch 

Inoch  iii<'lit  erklärten  maa.ssgel)eiiden  Znsammenliange  ersclieineii  lilsst,  ist  nach  Mng- 

liclikeit  l»ci  Seife  zu  lassen,  darf  keiiieüfalls  in  eoncentrirtor  Form  oder  in  reieldieher 

»Aurnalime  gwiossen  und  soll,  vveim  überhaupt,    nur  in  tTi!lKsi{;eni  Maanse  als  leichtes 

Vgiites  Bier  oder  als  einfatdier  Hothwein  aufgenommen  werden. 

(iegenidier  der  Wirksamkeit  dieser  Maxssnahmeu  der  Krankenpflege  und  der  Diaet 
arten  hier  ilie  niedieanientnseii  Kinwirkunp-n    erheblieh   ziirnck.     Aa«  der  allor- 
iinf;s  ivur  der  rein  aiiatnmisrhen   LlenkunjTsweise  eiitiioinmenen  Anschauung,  dass  die 
lAblagernngen  von  Harnsäme    umi    liarnsauren  Salzen  di('  augenfiillipste  Krscheinuuf; 
[an  ileni  inaterieilen   Substrat  der  al'licirten  Organe  sind,   bat   man  stets  sicli  bestrebt, 
[obwohl   diese   barnsanreu   Ablagerungen   mehr  die  Residuen,  die  .Schlacken,  denn   das 
jNVeseu  des  krankhaften  Trocesses  bilden,  iltirrb   reicldiche  Kinffdirung  von  Alkalien 
Ulie  Harnsäureablagerungeii  zu  verhiilen  und  dun  li  i'ine  möglicdist  weitgehende  L^'ber- 
l/ühtiing  der  fast  nnbislichen  reinen  llarnsiinre  in  das  lösliehe  saure  harnsaure  Natrium 
tinid  das  noch   leichter   liisliche   l)asische  Salz,  d:LS  (.ielostbleiben  der  Harnsäure  zu  er- 
Eielen.     Kine    solche  Therapie  hat  denn  auch,    wie  weseutlich  oder  nicht  die    Rolle 
[der  H:imsäure  in  der  (iicht]iathologie  auch  sein  mag,  wenigsti-ns  für  die  Hanisiluri-- 
lausscheidimg  einen  gewissen  HtTect,  denn  die  Bedingungen  für  ein  (ielfistbleiben  sind 
iu  einem  mehr  alkalischen  Medimn  natürlich  günstigere.    In  welchiT  l''onn  man  das 
lAlkah'  einführt,  ist  unweseiiilich;  es  stehen  ilie  drei  Wege  der  medicamcntösen  Ihir- 
j  reichung,    der  Kinverleibntig  in  Form  von   l'Viielifsäften    luul  der  .\iinerahvas.serkureu 
[zur  Verfügung.     Bei    einer    für    lange  Zeit  iinthigen  derartigen  Kinwirkimg,    wie  sie 
jhier    vorliegt,    bieten    natürlich  die  (Jenussniittel  und  die  Jlineralwässer  bessere  Be- 
llüngiuigen    dar    als    die  Arzneien;    dafür    sind    die.se    wohlfeiler    und    können    als 
[kohlensaure  Salze  in  Mengen  von  mehreren  (irainmen  täglich  in  einfacher  Weise  oder 
liu  Selterwasser  genommen  werden;  die  pflanzensaureii  Alkalien  sind  noch  zweck- 
Imüssiger  als  die  kohlensauren.    Ganz  besonderer  Vorliebe  erfreut  sich  das  Lithium, 
wdaa  jedoch  in  den  geringen  Mengen,  in  welchen  es  selber  löslich  ist,  weniger  durch 
] seine  lösende  Eigenschaft  eines  Alkali,  als  vielmehr  dadurch  wirkt,  dass  den  Lithium- 
lealzen    eine    diuretischc  Wirkung    zukommt  (Mendelsohn).     Auch  vom  Lithium  ist 
[es  zweck miissiger,  da.s  citronensaure  Salz  zu  wählen,  in  Mengen  von  1/3 — Vj  gi  drei- 
mal täglich.     Eine    einfache    und    gutvertragliche  Mischung  der  hier   zweckraSssigen 
Alkalien  stellt  übrigens  d:js  l'ricediii  dar;  auch  .lodkali  ist  angebracht  und  wird 
vielfach  verwendet.     Ausser    diesen    einfachen  Alkalien    sind    sodami  in  den    letzten 

I Jahren  eine  Anzahl  von  Arzneikör])ern    künstlich    hergestellt  worden,   denen  die  be- 
sondere   chemische  Fnhigkeit    zukommt,    llarnsiiure    reicldich  zu  lijsen,    eine  Eigen- 
schaft,    die     besonders    das    Piperazin    und    in    noch    weit    höherem    Maasse    das 
Lysidiu    besitzt.     Alle    diese    Mittel,    welche    die    Ham.süure    auch    im  KOrper  des 
Gichtikers  in  Lösung  erhalten  sollen,  versagen  hier  gänzlich:  sie  sind  nur  aus  theo- 
retischen Vorstellungen,    nicht    durch    thatsächlichen  Nadiweis  oder  durch  klinische 
Beobachtung  als  wirksam  erachtet  worden.     Die  zweite  Form  der  Einverleibung  von 
Alkalien  bieten  sodann  <lie  Fruchts.lfte  dar,    angenehme    und   erfrischende  Mittel, 
^^die  darum  in  jede  Gichttherapie  aufgenommen  werden  sollen.    Auch  üire  Wirkungs- 
^B  weise  ist  nur  die  der  Zufuhr  von  Alkalien  zum  Blute,  da  im  Köq)er  die  eingeführten 
~  pflanzensauren  Salze  zu  kohlensauren  Salzen  verbrannt  werden  (v.  Lieb  ig).    Citronen- 
saft    kann    in   solchen  t^nantiläten    gennninu'n    werden,    d.ass    man    thatsächlich  von 
einer  Citronenkur  zu  sprechen  t)erechtigt  ist:  auch  Apfelsinen  und  ähnliche  Früchte 
t      sind  zweckmässig.    Und  schliesslich  werden  die  Alkalien  zu  dritt  als  Mineralwässer 
^B  (fenonunen,    in    welcher  Form  sie   eine    ausgedehnte  Anwendung    flnden.     Auch  hier 
^r»iind  es  wieder  die  lithiumhaltigen  (Quellen,  die  Salvaton|uelle  (Eperis)  in  erster 
Linie,  sodann  die  Wässer  von  Assmannshausen,  Salzschlirf  un<l  ähnliche,  welche  zur 
(.verbreiteten  Anwendung    kommen;    auch    diese    jedoch    wirken    nicht    sowohl    ihres 

Is    durch    den    diuretischen  Effect,    den  sie  ausüben.     Ein 


Iget 


vegci 


ähnlicher  Zusammenhang    besteht    wohl    auch    fCir    die    übrigen  hier  gebräuchlichen 


^guelU 


die  .'ilk:ilischen  Wässer  von  Karlsbad,    Marienbad,    Ems    und  ähnlichen 


It^eücn,  oder  diu  alkalischen  Säuerlinge  von  Vichy,   Neueuahr  und   Vals,  oder 


[Gicht 


—     464     — 


die  Ko  chs;ilz  Wässer  von  Wiesbaden,    Kissingen.    H<iml)nrg    und  NntibJ-im  <^^^| 
sie    alle    hoLssen,    bei    denen    die    günstige  Kinwirknng  besonders  dann  erzi>rtt^^| 
wenn  sie  an  Ort  und  Stelle  in    kurgeinilsseni  Vi'rfahren  gonomnifn   wordra,   md^JJ 
ausser  der  Zufuhr  von  Alkalien    noch    die   anderen  notiiwendiirfn    Moment' .  'li'  As-l 
regung  der  Uiurese,  die  kureiitspreclicntle  untj  mfissige  Nabrungsaiifnalimi' 
liehe    körperlifhe   Bothätigung    und    der  Aufenthalt  im    Freien    sehr    wi- 
wirken.      Es    sind    daher    diese    natürlichen    Mineralwasser    in     iinv« 
reichung   bei    weitem    den    künstlich    erzeugten   oder    gar  den  schltvlii. n.   »i.n-., 
corrigirteu  Producten  vorzuziehen.    In  letzter  Zeit  hat  das  Mineralwasser  von  Farhiiu^x 
eine  erhHl)lirlie  Verbreitiuig    gefunden,    welches  bei   fduilicher  Zu- 
Harn  ni<-ht  in  dfui  Maasse  alkalisch  werden  lässt,  wie  das   die   r- 
der  anderen  Mineralwässer  thut.     Kine    Controle    nach  dieser  Richtiiiij;    :. 
vonnrithen,  denn  eine   längere   Zeit  liin<lurch  künstlich  hervorgerufene  A  I ',. 
des  Harnes    schliesst    die  Gefahr    der  Phosphatsteinbildung    in     den   Ha- 
sich,  eine  Gefahr,  die  bei  diesen  Kranken  hier,  welche  auf  dem   gleichen   1 
iJoden  auch  zur  Nierensteinbildung    eher    neigen,    ganz  besonders   vermieden  wf' 
muss.     Ks  ist    daher    die    alkalische  Medication,    in    welcher  F'orm     sio  auch    r- 
erfolgt,  in  Bezug  auf  ihre  Einwirkung  auf  den  Harn  zu  controMiren  und  weini    i- 
Behr    stark  alkalisch  geworden,    von   Zeit  zu  Zeit  ganz  auszusetzen,  bis  die  tw;-'. 
saure  Reaction  des  Hanies  sich  wieder    eingestellt  hat.     Jedenfalls  spricht  auch   ' 
reichliche  Zufuhr  von  Flüssigkeit    und  die  thirchspülung  des  Org:auism«s  mit  r'-n- 
liehen  Wassenneugen    sehr  wesentlich    beim  Zu.starulekomnien  des  günstigen  Kff'C^'' 
mit;  und  dort,    wo  das  Alkali  in  medicamentöser  Form  verabreicht   wird,    ist  darea 
stets  reichliches  Trinken  gleichzeitig  zu  empfehlen,  eventuell   in  Form  von  TnnV- 
kurcn,  von  .Milch  oder  .Molken  oder  iUmlichen  Flüssigkeiten,  wenn   diese   V 
auch  keineswegs  zu  übcrtreibeu  ist,    da  sie  In  der  Aus.scheiduugsfrdiijärkeit 
nisnius    für    eine    nur    besehnlnkte  Menge  von  Flüssigkeit    ihre    natürlichen  tintiio 
findet    untl    zudem    die    übennilssigen    Wassermengeu,    wie    sie   früher   in  dw 
behamllitng  an  der  Tagesordnung  war,  eine  schwere  und  besonders  für  einoin  (li 
unübiTwindliche  Belastung  von  Herz    und  Nieren  darstellen,    wenn  nicht  ^leic 
für  die  Anregung  der  Piurese  Sorge  getragen  wird. 

C.  Behandlung  der  gichtischen  Residuen.  Die  Versuche,  die  Tophi 
Gicht,  die  nicht  zur  Resorption  kommenden  und  verbleihenden  Ablagmuigcn 
hanisau reu  Salzen,  durch  innere  Medikation  aufzuliis.en  und  dadurch  zu  beseitig«!, 
sind,  mit  eineni  Worte,  als  zur  Zeit  gSnzlich  unmöglich  und  unausführbar  m  >•- 
zeichnen.  Ist  es  für  einen  jeden  Lösungsvorgang  zutreffeiul,  da.ss  ein  ' 
weit  eher  d:us  Ausfallen  eines  in  ihm  bereits  gelösten  Köq)ers  vori 
gleiclie  Menge  des  noch  ungelösten  Körpers  von  vornherein  aufzulri.scii  virroMf,  «« 
ist  hi(,'r,  wo  alle  die  Harnsäurelösungsmittel  schon  prophylaktisch  versagrn,  eiwjfi» 
Müglichkeit  einer  solchen  Kinwirkuue;  durch  sie  au.sgeschlossen.  Zudem  i^laBXvfl 
die.se  Lnsiuigsnilltel.  wemi  überhaupt,  nur  in  den  allergeringsleif  Mengen  und  iwe^er^ 
verdünnt  au  diejenigen  Stellen,  wo  sie  einwirken  sollen;  und  so  entspricht  Ana 
auch  dieser  theoretischen  Anschauung  die  practische  Frfahmng,  dass  noch  uiettab 
durch  die  Einverleibung  alkalischer  oder  harnsüurelösender  Mittel  ein  Gichttop 
ziu-  Auflösung  gebracht  worden  ist.  Auch  die  BUderbehandlun  g  wirkt 
Entfernung  der  Tophi  wohl  nur  indirect,  jedenfalls  nur  laugsam  und  nlliDl 
hier  sind  es  besotulers  die  Thermen,  die  Häiler  von  Teplitz  und  Ragaz,  od« 
Sciiwefelthermen  Aachens*,  oder  die  Soolb.lder  in  (»(A'nhausen,  Wi'»<> 
Nauheim  und  .ähnliche,  deren  ciuisetpiente  .\iiweu<lung  bei  der  chronisch 
vielfach  geübt  und  auch  von  Erfoli;  gekrönt  ist.  Auch  auf  elektrischem 
versucht  worden  durch  percutane  (ia  I  vanisation  (ilcbttophi  /.um  Versrln 
bringen,  ohne  besondere  Erfolg«^,  wie  diese  Tophi  direcler  Einwirkung,  ,r  _ 
von  \orsichtiger  Massage,  idierhaupt  nii'ht  zugänglich  sind,  und  insbesondere  auH 
anscheinend  oberfliichliclien,  unmittelbar  unter  iler  Oberhaut  belegenen  von  jiMt^ni  ( 
urgischen  Eingriffe  durchaus  frei  bleiben  müssen,  da  sie  tiefe  Inliltrationen  dan^ 
und  zu  ihrer  Entfernung  die  Exstir])ation  grösserer  Haiitstficke  nfithig  wSrc. 
Hauptsache  aber  bleibt  immer  die  methodische  Uebuiig  und  Bewegung  <te 
falleneu  Gelenke,  und  vor  allem  <lic  zw  «•ckmässijjsf e  Leben.swei.se  und  Ut<jf 
aller  körperlichen  Functionen.  Und  auch  die  Hehauillung  der  Cnuipl  ica  tia 
iriübi^soiuloro   die    der  Nephritis*,   stellt  keine  bctiondcreu  Indicatinnun,    sondvn 


[(Jichl 


—    465     — 


Glndiolus] 


nur  nach  den  allgemeiiien,  für  die  einzelnen  Affectionen  inaasgel)enden  Grundsätzen 
zu  geschehen,  ebenso  die  später  oft  eintretende  Kachexie,  der  durch  den  ganzen 
Hcilschutz  der  roborireiiden  Metiiodcn  entgegengetreten  wird. 

MENDELSOHN. 

,  tileSAbnebl-PnchRtelll,  Wt  Kirlslnd  in  BOhninn.  i!t  ein  klimMlachor  Sommorlturoil,  KkltwuwrhslUntUU  uoil 
Tcrrftiiikori)rt.  Die  «huelbst  enUprinin^ndeii  <Juo|]en  gebOron  zu  den  iklk&liirhi>n  Stnorlinc^n.  die  diircli  ihri^n 
Rpirlithuin  sn  Koblon.^lluro  und  ihrim  Gehalt  an  Alkalien,  unter  denen  das  doppeltkohleniiaur»  Natron  nberwii.<{:t. 
an  einem  bei  Katarrhen  der  Kespirationasebleimliaut,  bei  HyperaeiditAC  deji  Magens,  bei  HarnsftureUberachnM  und 
ilen  Falüeinttandea  tkerapentUeh  viel  rerwcndeten  netrlnk  geworden  aind,  du  namentlich  neben  aoiutlgen 
Brofinenknren  und  alt  Ta/elwufer  Anwendung  findet. 

OAN». 

_(i!Ipar(inR  Ag.  Oatlunic  aua  dar  Al||euordnuug  der  Rhodupltyeeae'  {=  Florldete),  T;pn>  der  Familie  der 
Oi|;artineae.  deren  «flioder  üekennieichnet  sind  dureh  dem  Thalllis  einifeaenkte  Cystokarpien.  G.  nmfaanit  Arten 
mit  (tallert-lleisclii((em  TUallus  in  rereehied'Miartiger.  meiüt  gewoiharliger  Venwelgung.  Die  Cjatokarpien  jitien  in 
fleiitcbiKen,  hli^wellen  gestielten  Papillen  der  Thalliiioberilllelie.  G.  mam  illona  J.  Ag.  (.Sphaerucoocuü  ma- 
millKiii«  Ag.,  Mattoearpus  mamillosus  Klltiing).  an  den  teUigen  Kosten  Weiienropa«  (bU  Gibraltar)  und 
■D  den  nordamerikaniaehen  Kosten  gemeinsam  mit  Cbondrns*  waehfiend.  liefert  wie  dioier  Carrageen*. 


Gillenia  Muencb.  Pflamengattnug  aua  der  Fam.  der  Koiacea«',  Fttterfam.  Spiraeeae,  nur  awei  Arten  um- 
fassend. .Meterhohe  Kräuter  mit  fast  tiitxenden.  gedreitun  BUttern  und  Zwitterhlttthen  in  schlalfen  Bispen.  G.  trl- 
foliata  Moenrh.  (=  Kpiraea  trif.  L.)  mit  jineallsrhen  NebenbUllern,  und  G.  ;lipulacra  Null,  mit  laubigen 
Neben  buttern,  beide  in  Nurdanierika  heimisch.  M. 

Kadix  Gilleoiae  trifoli.itae  Ph.  U.  S.,  Indiam  R  ippo,  American  Ipecac, 
Bowmau's  root,  ist  knotig,  holzig  hart.  Die  dünne  Kinde  ist  aussen  roth,  das  dicicc  Hark 
weiss.  Di;r  Geruch  ist  schwach,  der  Geschmack  bitter  und  speichclerregcnd.  Die  Wurzel  ent- 
hält ausser  Gerbsäure,  Wachs  und  Harz  dos  Alkaloid  Gi Ilen  in,  welches  zu  0,03  Nausca 
und  Erbrechen  erzeugt.  Bcmerkenswerth  ist,  dass  auch  der  Staub  der  Rinde  zuweilen  Schleim- 
hnutsvhwellungcn  hervorruft.  Angewendet  wird  die  Droge  an  Stelle  der  Ipecacuanha  als 
mildes  Eineticum  und  als  Darnitonicum  bei  Dysenterie.  Dosis  1,0—2,0  halbstündlich  als 
Pulver,  bis  Erbrechen  erfolgt,  als  Macoration  0,2—0,5 :  200  bei  Dysenterie. 

(jingiritix.  Unter  (iingivitis  versteht  ninn  eine  Entzündung  des  Zahnfleisches, 
eine  aul'  dxs  Zalmfleiscli  lie.sebriinkte  Stomatitis*.  Wie  bei  der  Knlzündung 
der  gesiunniten  Mundhiihlenselileinihaut,  können  wir  bei  der  Gingivitis  eine  priiniiro 
oder  idiopathische  und  eine'  seeundrire  oder  symptoniatisclio,  sowie  eine  acute  und 
eine  chroni.sche  Form  untersdieideu.  l>ie  prinnlr«^  (iingiviti.s  ist  auf  niechnnische, 
chemische  oder  tberniiscjie  [{i>ize  /.nrflckzuffihren,  die  secnndilre  lindet  .sich  bei  den 
verschiedensten  MniidafTcctioiien,  bei  fielierhnfteii  liifiTtionskrankheiten  und  nach  Auf- 
nahme gewisser  .Meiiicameiite,  vor  nlleni  des  t^iieeksiltuTS.  In  leieliten  Källeii  von 
Gingivitis  niarkirt  sich  dit-  KntzHiidiiiig  nur  durrli  einen  ganz  feinen  rotiien  Saum, 
in  schweren  ist  d,is  Zahnfleisch  stark  geseliwollen,  dunkel-  oder  blauroth  verfärbt  und 
mit  einem  schmierigen  Helag  bedeckt;  die  rwiscben  den  Zrihnen  liegenden  Znhii- 
fleischfort.sAtze  sind  erheblich  vergrössert,  Gingivitis  hy  pertroiih  ica.  Selbstver- 
ständlich kommen  zwischen  beiden  Formen  alle  möglichen  Uebergangsstadien  vor. 

Die  Bi'handlung  der  Zahnfleischentzündung  hat  zunUchst  für  die  Beseitigung  aller 
etwa  in  Frage  konimeniien  Heize,  welche  die  Kiitznndung  unterhalten,  zu  .sorgen. 
Sodann  kommen  Ä!imds]iülungen  und  Einpinselungen  des  erkrankten  Zahnfleisches  zur 
Anwendiuig.  Von  me(iie;inientösen  Mundwäs.sern  empfehlen  sich  am  meisten  schwache 
Lösungen  von  Kalium  cbloricum  (1  pCt.),  Aciduni  boricum  (3  pCt.),  Natrium  bibonicicnm 
("2  pCt),  Acidum  tannieum  (1  pCt.),  .\liunen  (1  pCt.).  L>io  Zahnfleischpinselungeu 
werden  mit  Tinctura  Rntanhiae,  Myrrhae,  Gallarura,  Catechu,  oder  mit  Tannin 
(1  :  10  Glycerin)  gemacht.  Gegen  die  Gingivitis  der  vSehvvangeren  sind  Bejnnsoluiigen 
mit  einer  Mischung  vim  S])iritiis  Cochleariae  und  Chloralhydrat  a»  oder  mit  einer 
Cocain-Tanninlüsung  sehr  empfchlonswerth.  kirchhoff 


(•ladlolns  L.  PlUnaengattnug  der  Fam.  der  Iridaevae*.  TjTU'«  der  Oladiol»»«*.  HU  «telon  Arten  besonder* 
am  Cap  rorbreitet,  einige  bei  uhfr  auf  Wieneii,  obwohl  »elten.  l>er  nnterlrdi^ebe  KnolleuKtamm  mit  trockenen  Blatte 
•ehniden  uvihllllt.  daher  von    abergUnbischeii  Leuten   als  .Allorraaunsharniifch*    al>  Amulett    benutzt.    UUttvr  wio 

0.  Liebreich,  Ene/klupaedlc.    II.  Uaud.  gg 


[Gladiulus 


—     466    — 


Glaubrrsal 


h«l  d«n  Schwi-rtlilion.    BlQtlion    in  «iiiAciUwpndigor  Aohro,   leliwach    ijgainorpli,    Porii(qn1>lltt»T    fut   |W>i<J 
i>»mmi>iinelgi<iiil,    O.  palustris    Okuil.   (=:  O.  imbriratofi   RofI)    liefart«    Bulku«     Viotoriktia   r«ti 
G.  tili  Ulis  Bnrehfill  doa  InnDra  Afrika«  liefert  eubarp  Knollon. 


Olaskoerpererkrankungen  findoii  sich   sehr  hüufig,   bifltPii   aber  nur   in    weiüp-n 
«lankbarp   therapeutische   Aiif:;rifrsi)unkte.     Es   iiandelt    sich    uni     Trülningca, 
kOrper  und  Parasifen.     Die  Trübiinjren  stammen  her  von  Blutungen,  namcndjch 
dem    Ciliarkiirper    und    der    Aderhaut,    und    zeigen    sich    auf    Grand    ven<chi< 
Dyskrasien,  Menstruationsstftrunpen,  Arteriosklerose,  Gravidität,  gewii^ser  Fonjim 
Myopie  etc.,  oder  sie    sind  das  Zeichen    einer  Entzündung  des  Uvealtractus  und 
Netzhaut  und  dies  besonders  bei  Syphilis.    In  diesem  Falle  i.st  die  OurchsichtipLiit 
Glaskfirpers  durch  Ergüsse  von  leicht  s'^innharer  Flüssigkeit  beeinträchtigt.    Per  Knii? 
sieht  vor  seinem  Auge  schwarze  l'licke  und  ist  je  nach  der  Intensität   dor  Trübunr'j 
in  seiner  Sehschärfe  beeintrilchtigt.     Ke.sscningen   sind    die  Regpj,    vollkoiiinien>- ti> 
Sorptionen  koiiimeii  wahrscheinlich  nicht  vor.     l>ie  Behandlung    hat   nt-ben  !»rht>muc 
und    ISerücksichtigurig    der    aetiolugischen  Momente    eine   Resorption     durch    Jodtuk 
Scliwitzkup-n,  (Quecksilber,  Abführkuren,  Blutentziehungen,  Fussbrider,   H:iar«»-il  uw 
vi<'lleicht    ilorch    HIektricität    anzustreben.     Die    recidivirenden    Glaskf<rperliiu!.i  : 
jugendlicher  Individuen,    die  ein-  und  beiderseitig  auftreten,    geben    im  Ganzen  ■: 
gute  Prognose.     In    den    inigünstigen  Fällen    bilden    sich    entweder    v;isciil:iri'-irro.' 
Gliuskrirpersch warten,    die  häufig  zur  Netzhautablösung  führen,    od«»r    «»    biMi'n  •'• 
graugrüne  Membranen  auf  der  Retina  selbst,  Retinitis  proliferans.    TheraptMiti>.rli  -^-J 
Ableitungen,    vor  allem  aber  rol)orin.'iide    und    tonisirende  Mittel     in  Anwi-ndiinr  .. 
bringen.     Mouches  volaiites    sind  unbedenkliche  Trübungen  im   GlaskAq.i-r.  ili;~- 
Schattenbikler  vom  Patienten  in  den   iiiaiinigfachsfen  Formen  wahrgenommen  »■rr'i-- 
Besonder<  tinden  wir  sie  bei  Myopen  iiml  bei  Blutandrang  nach   dem  Knpf,   i.  B.  liirt 
zu    enge    Halskragen.      Man    beseitigt    die  Ursachen    und    giebt     blaup    Bnib-ii.  'i 
tonisireiides  Verfahren  und  Abführkuren.    Die  Glaskörperverflüssigung  ist  der  'Ihjcnf* 
nicht  zugänglich. 

Fremdkörper*  iniGlasköqier  führen  meist  in  Folge  von  Infection  odor  ohemttcbi 
Veränderungen  entweder  durch  Panophthalraie  oder  durch  schleichende  Iridochoritifiii 
zum  Verlust  des  Auges.  Die  Anwesenheit  eines  solchen  ist  aua  der  Anamofa»  ad 
aus  der  Art  der  Verwundung  zu  diagnosticiren.  Wenn  möglich,  Kntfernune  iniitt^ 
Pincette,  Elektromagneten,  scharfem  Löffel  u.  s.  w.    Bei  Cataracta  trau:  "jtAor 

düng  der  Linse  und  Einführung    des  Instniinentes,    z.  B.  des  Elektro:  i,  ^m 

der  Schnittwunde  her.    Gidingt  der  Versuch,  dann  Ruhe,  Druckverband  und  Atnfä; 
misslingt  er,  so  kann  man  abwarten,  ob  Entzündung  kommt  oder  nirlit.  rasp.  ak 
bei  der  Behandlmig  sich  steigert  oder  nicht.     Im    ersteren  Falle    ist    wegen    "^ 
fahr  der  sympathischen  Ojihthalniie  die  Enucleation  am  Platze,  in   letztere-tn 
tere  Beobachtung  gestattet.    Gelegentlich  heilen  Fremdköq)er  mit  Erhaintng  von 
Sehschärfe  ein    und  werden  Jahrzehnte  reizlos  vertragen.     In  den  Glaski-irpcr  lu 
Linsen  verursachen  öfters    schleichende  ("horioiditis  und  Drucksteiptrung.     Duo  i 
die  Extraction  nach  vorheriger  Anspiessung  der  Linse  mit  einer  Nadel  zu  versa 

Von  den  Parasiten  zeigt  sich  der  Cysticercus  cellulo.sae  als  eine  blSalki 
weisse  grosse  Blase,  an  der  oft  der  Hals  und  Kopf  mit  den  Saugiiftpfon  nntit- 
schieilen  werden  können.  Zu  der  frühzeitig  vorhandenen  Sehstönnig  g<^>'> 
sich  bald  Entzündungen,  die  zur  Atrophie  des  Auge-s  führen.  Die  Therapie  XtrftiM 
in  möglichst  frühzeitiger  operativer  Entfernung  des  Gastes  niittel.st  in<<ridiocal« 
Skicralschnittes;  .schmerzhafte  atrophi.sche  Bulbi  werden  enucleirt.  So  ist  d»  V*- 
kommen  der  Parasiten,  wie  auch  aller  Fremdkörper,  wesentlich  ein  Arbeitsfeld  6it 
chirurgischen  Thätigkeit. 

Bon. 

(•'Innbersalznasser.    Der  hoho  therapeutische  Wertli  dieser  Mineral wüjfser,  wt  jrhe  du 
grösseren    Gehalt    an    kohlensauren    Alkalien    und    Glaubersiilz 
liegt    in    der    hierdurch    veranl.is.sten    Wirkung    auf   Aciditiit,    S:i 
pepti.sche  Kraft    des   Magens,    in    dem    die    Uarmthätigkeit    und    Se»  i 
den,  purgirenden  Effecte    und    anderseits    in    der  Beeiiiflii->i'iii'   r'ui',.-. 
StofTwcchsels,  naim-ntlich  nach  der  dem  Natronsulfalte  >■ 
erhöhten  l'nisatz  des  Fetfes  im  Organismus.  Modificirt  wei'i'  u  .k.—   -    -Minii-n  irkf* 


[GlaubersalzwUsser 


—     467     — 


Glauciuiii] 


I 


je  nachdem  andere  wichtige  Npl)oiibost.indt}u'ile,  vorzugsweise  der  Reichthiuii  aii  freier 
Kohlensäure  und  Eisi<ii,  oder  die  hohe  Teiiii>eratur  des  Wassers  in  Betracht 
kommen.  Ihirauf  in-nihen  die  grosspii  l)ai!iPOtli(>raiM'iiti.schen  Erfolge,  welche  durch 
kurgeraässcn ,  sjsteinatiscIuMi,  innerlichen  Uclirauch  dieser  Mineralwässer  bei  einer 
Reihe  von  dyspeptischen  Slfirungen,  Magen-  und  Uannkatarrlifn,  Katarrhen  der  Gallen- 
gange  und  des  l)uod)'nnrns,  fimctiifnellcn  Störnngen  der  [»armth.ltigkeit,  Stauungssyni- 
ptonien  in  dem  Prortadersystenif,  Schwclhnig  der  i..eher  und  Milz,  sowie  bei  mehreren 
StofTwfchsi'lkratikln'itfn,  namentlich  Tettsiicht,  Gicht,  Diabetes  mellitus  erzielt  werden. 

In  dem  (juantitativen  Alkali-,  Chlorid-  und  Sulfatgehalte  der  Mineralwasser 
dieser  Grn]»])e  herrschen  wesentliche  Abstulungen,  sodass  üebergilnge  auf  der  einen 
Seite  zu  den  alkalischen  Säuerlingen,  auf  der  anderen  zu  den  Bitterwässern  statt- 
finden, Uebergänge,  welche  sich  in  den  verschiedenen  l^iielh'n  dc-^selben  Kurortes  aus- 
geprägt linden.  Pio  gehaltreiclislen  Glaubersalzwä.sser  sind  der  FerdinandsbrunuiMi 
und  Kreuzlirunnen  Marieniiads  (Brihnicn),  der  erstere  mit  5,0  g  Natronsulfat,  1,H 
Natronbicarbonat,  2.0  Chlornatrinni  in  1  Liter  Wasser  und  1127  ccni  freier  Kolden- 
sänre,  der  letztere  mit  5,0  Natronsulfat,  l.f!  Natronbicarbonat,  1,7  ("hlornatrium  und 
552  ccm  freier  Kohlensiinre.  DiMnniiclisl  kommt  die  Salzi|uelle  in  Elster  (Sachsen) 
mit  5,2  Natronsulfat,  1,0  Natronbicarbonat,  (),H  Chlnrnatriiim  und  t»8ß  ccm  freier 
Kolden.süure.  Weit  geringer  ist  der  Gehalt  an  gelösten  Stoflfen  in  der  Salzquelle  in 
Franzensbad  (Böhmen)  nut  2,2  Natronsulfat,  1,1  Natronbicarbonat,  1,1  Chlorn.itrium 
und  H40  ccm  freier  Kohlensäure,  in  der  Lu<'ius((Up|le  in  Tarasp  (in  der  Schweiz) 
mit  2,2  Natronsulfat,  3,4  N,itronbicarltonat,  3,0  (.'hlornatrium  und  1112  ccm  freier 
Kohlensäure,  sowie  in  dem  Tempelbnunien  in  Rohitsch  (Steiermark)  mit  2,ü  Natron- 
sulfat, 1,0  Natronbicarlmirat.  0,2  Ciilornatriiuii  uinl  7242  ccm  freier  Kohlensäure. 
Nur  schw.acbc  sulfathaltige  Säuerlinge  stellen  die  Quelle  von  Ba!  aton-Fuercd 
(llngarn)  mit  0,7  Natronsulfal,  O,]  Natronbicarbonat,  0,1  ('hlornatrium  und  12.s:^  ccm 
freier  Kohlensäure,  sowie  die  l!ela(|iielle  in  Koritnicza  (Ungarn)  mit  0,05  Natron- 
sulfat, 0,(KH)  rhlorn.atriiini  und  VtlH  ccm  fri'ier  Kidilensäuro  d.ar.  Diesen  kalten  Tilau- 
bersalzwässern  stehi>n  als  mächtige  'riierniab|n<'llen  dieser  Art  nur  ilie  i^uellen 
von  Karlsbad  in  Böhmen  gegenüber,  widche  quantitativ  nur  (!twa  die  Hälfte  der 
gelösten  Stoffe  wie  die  Marieid)ader  Glaubersalzwä.ssiT  enthalten,  nämlich  im  .Mühl- 
bninnen  2,4  .Natronsulfat,  2,0  Natronbicarboiuit.  1,0  (.'hlornatrium,  aber  in  der  hohen 
Thermalität,  welche  sich  von  72"  ('.  (Spnulel)  bis  84"  ('.  abstuft,  ein  überaus  wirk- 
sames Agens  besitzen.  Die  einzige  ausser  Karlsb.ad  noch  vorhandene  alkalisch -sul- 
fatische Therme,  nämlich  Bertrich  in  Khi'iiipreussen  nut  einer  Temperatur  von 
32,00  (l,  gtpht  gehaltlich  weitaus  zurück,  nämlich  mit  O.il  Natruiisulfat,  0,7  Natron- 
bicarbonat inul  0.2  Ohlornalrium. 

Die  (ilaubersalzwässer  werden  sowohl  an  Ort  und  Stelle  wie  mitteist  Versendung 
zu  Trinkkuren  gebraucht.  Sie  werden  zumeist  inlchtern  in  der  Dosis  von  2  bis 
4  Gläsern  von  200  bis  250  g,  in  Zwischenräumen  von  15  bis  20  Minuten  getrunken, 
durchs,  4  — 5  Wochen  gebraucht.  In  den  Kurorten  linden  sie  .auch  zu  Bädern  thera- 
peutische Anwemlung,  welche  aber  nichts  für  die.se  Gruppe  Charakteristisches  bieten, 
sondern  bei  den  kalten  kohlensäurereichen  (üaubersalzwässem  die  Bedeutung  der 
Mineralsäure-  (Säuerlings-)  bäder,  bei  den  warmen  Quellen  jene  der  Thermalbäder 
im  Allgemeinen  besitzen.  kisch 


JlaQCinm.  rt1aii&t<ni;uttniiK  nun  (lor  Farn,  ilrr  rai>a vpraecAe*,  von  don  Hohoarton  (PapaTor)  antt'niehi'^diMt 
durch  il^n  xu  einor  tan^vn.  scheinbar  xwetf1lL'h*'rtK^n  Kap^ol,  xti  cinvr  Schott*  ■ich  aoftbildendon  Frochtknotcit 
tHornniobit).  0.  luteuni  (Chelidoniain  Ulauciom  L.),  in  Cnropa  hoiiniiich**  Art,  war  frQhor  ufüciut^U,  Kraul 
blaain'Qti  bnrcift,  mit  golhpm  Milcb'iaft  and  gülbon,    gro»8t*n  Blnthnn.     Schuten  bi^  2h  rm  lang.       M. 

OLiucium  flavum.  Aus  dem  frischen  Kraut,  welches  beim  Zerreiben  opiumähiilichcii 
ticruch  aulwcist,  bat  man  eine  Ba.se  Glaucin  und  Fumarsäure,  aus  der  Wurzel  die  Alk.iloidc 
Glaukopikrin  und  Chelerytlirin*  isulirt.  Hjrba  und  Radix  Glaucii  flavi  seu 
Pnpavcris  corniculati  fanden  zu  Frühlingskurcn  Anwendung. 

Glaucin,  glänzende,  kleine  Schuppen,  in  Wasser.  Alkohol  und  .\ether  leicht  löslich, 
bildet  mit  Säuren  Salze.  Conccntrirlc  Schwefelsäuie  giebt  eine  blauviolette  Färbung, 
welche  auf  Zusatz  von  Wasser  in  pfirsichblüthcnrüth  umschlägt.  Ammoniak  bewirkt  iu 
der  schwefelsauren  Lösung  einen  indigoblaucn  Niederschlag. 

Glaukopikrin  erhält  man  .lu.s  der  Wurzel  in  weissen,  stark  bitter  schmeckenden  Krystall- 
,  liiirnern.  welche  schwer  in  Aether,  leichter  in  warmem  Was.scr  und  Alkohol  löslich  sind.  Mit 
rlo'äure  nebmeo  sie  beim  Erwärmen  dunkelgrüne  Färbung  an. 

30» 


fftlatikom 


—     468    — 


Glaol 


«• 


(Jluukom,  (jrQner  Staar,  ist  oiiie  ihrem  Wesen  nach  unbekannte  Krankheit,  d^rw  Uio]«- 
»jni|itoni  eiiii>  nnfallsweiae  auftretende  Prucksteigerung  ist,  die  je  nach  ihrer  Hefoe- 
kfit  mehr  weniger  Ktfirnjisehe  entzündliche  Erscheinungen  hen-orruft:  Glaucoma  miW 
matorium.    Khe  die  Patienten  zum  Arzt  kommen,  haben  sie  in  der  Rfgtd  schim  l«rfck 
Anfülle  gehabt,  die  sioli  durch  Nel)elsehen  und  durch  farbige  Hingt?  beim  S<-h(D  af 
eine  Liciitflanime    d(icun)entirten,    die    aber,    da    die  Krscheinunpon    «rhnell  vorüh«- 
gingeii,    nicht    weittTf  Hcarlitung   fanden.      Viele    Patienten    sind     so   uidoletif.   di« 
Nie  «icli  über  die  alliufdiliclii"  Abnalinie  des  Sehvermögens    nicht    weiter  ' 
und    erst    zu    spüt    drn    Arzt    aufsuchen.     Wichtig    ist    die    Diagnos<».      ^ 
geiu'n  daran  zu  (irumle,  dass  die  Affection  für   Iritis    gehalten    und     mit 
handi'lt   wird.      Man    wini    niemals  im  Zweifel  sein,  wenn  niim   s«'in    Aug  . 
die  l'iipille  richtet.    Bei  nicht  behandelter  Iritis  ist  sie  eng,    beim  Glnukoin  i : 
und    nii'islens    starr.     Ist    also  ein  Auge  entzündet  und,  ohne  dass  Atr«»f>i" 
ist.  die  Pu|iille  weiter  als  auf  dem  gesunden  Augo,  so  handelt  es  sich   in 
Oft  mal  um  tilaukom.     Andere  Symptome    sind  eine  Tensionsverniehning,  .>< .. 
der  l.idiT  und  der  Conjunctiva  bulbi,  Schlängelung  und  starke  Füllung   der  > 
(^ilieiiveiien,  liondiauttrflbung,  Anaesthesie  des  Ceutrums  der  Hornhaut,  ^ 
der  vorderen  Kanuiier,  .Vrterienpuls  und  Hyperaemie  der  Papille,  bei  latig«^  > 
dem  (daukiiin  K\ca\ation  derselben,  heftige  Schmerzen  in  Stini  und  .V 
der  Selischilrfe    und   oft  eine  Gesichtsfeldbeschräiikung  nach  der   > 
Anfillle  kiinnen  spontan  zurückgehen,  meist  aber  entwickelt  sich  unter  V. 
enlzündliclien  Krscheinungen  daraus  dasGlaucoma  inflammatorium  suban 
nicum,  das  schlies.sslich  zur  Erblindung,  (ilaucoma  absolutiim,  führt.     Itie  1' 
gut.  wenn  frühzeitig  operirt  wird.  Uie  Schädigung  des  Sehvermögens  resultin 
»US  den  Trübungen  und  diese  schwinden.     Sind   die  nervösen  Eieui<*nt«<  .11 
in  Mitleiden.<«chaft  geiogrn,  so  kann  man  im  Allgemeinen  nur  auf  «ine  Erb.uiu.ii  ■.- 
vorhandenen    Si<hverm()gens    rechnen.     Die    einxig    richtige  Thenpi«  besteht    in  4« 
Veniahnio  einer  Iridekloniie,  sobald  die  I>iagnose  gestellt  ist,   .auch   u 
IVoilriiinalst.idium,  di-nn  es  können  schwere,  mit  imwiederbringlicbein  \ 
\ii  i-iidiergrhenile  Anfüllte  jederzeit  eintreten.    Ziemlich  h.'iii" 

d'-  "II  in  Kels>>  der  pl^tilichen  I>nickverminderunc  :<ns  d>"!i 

b. 


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Netihaulgefassen    tu  Xetxh.atitb 
:t  «erden.     Die  bisweilen  trott  < 
mit    riiier  iweitru.  der  erstra  gtgeaäbm  gdegv»' 

>ss  die  Wirkung  der  Iritiekloon«  in  der  Er.    .. 

pa8siri>«mi  FlitntioBsurb«  la  sadten  •«,   i 

'OQ  d«r  Iris  wef^niliasen  imtl  skh  Dar  mit  r..: 

:t    ra   he^BÜgea:    SkJtroMmie.    Dirne  Oj^nti 

-    '  ^  Vtomie   dutrhaM   nickt   glficltveniii^ 

l'.nisch  oiuunnitfbar  nod  ««  dio  cfst< 

OpocsÜM 

a  nd  hat  er 

£.  so  kaoB  »M  ia  IckfeAcB  FkHH  d» 

^rtti.      Fi—ibt  Opwrttnm,  dodi  Ia   dtas  akkt  n 

>r  llHwilifciwfc  im  Aablk  md  opiirinj  sst  dMs. 

Ia  B<«i«^t  knwiB  Rabe,  iumU 

1  f;,  oder  Natriaa  saficriicBm  i  c  pm^ 

salieylkauB  V'ipCk.  oder  ««a  Pilnev 

a  pCX  awa g  Tnotm  iauahiXk  < Staadea.   DieT 

dw  VufiUe  aac^;  ikOl  ffimili  aas,  m  an»  atf  jedes  1^ 


Tua 


tGlaukom 


469     — 


Glenwood  Springs] 


Rpsfction  fies  Nervus  optinis  zu  ciniifelilen.  Bei  den  übrigen  Arten  von  seciindäri'ni 
Glaukoin,  wozu  aueh  iJns  (ilaucoina  haemorrhngiruni  zählt,  ist  vor  Allem  die  Ursache, 
wie  7..  B.  K''*!'"*"'^""  Liiiscntheiji;,  zu  beseitigen.  Symptomatisch,  d.  h.  driii-k\ ermin- 
dernd,/.  H.  In'i  Ektasie  der  Solera  wirkt  die  I'uiictioa  der  Cornea  und  ilie  Iridektomie. 
Augen  mit  Tunion'ii,  Uei  deren  Anwesenheit  sich  zu  einer  gewissen  Zeit  t^benfalls 
Unicksteigerung  einstellt,  sind  zu  enucluireu. 

SILEX. 

illftukotlll  npnnt  Prub.4t  viu  durch  Einwirltuivg  von  BalsKltart!  laf  Cholpr^lhrtn'  tMiUtt<ti«<n<ln4  Z««rynUunf(ff- 
t>rnrliic(.  wplcbos  aus  iler  itaan>n  Iwwung  dureb  Ammoniak  aU  ruthbrnatif^r  Niudt«rneblflg  ab|;t*Hebitfderi  wird.  tJlaii- 
kolin  lott  sieb  in  Alkohol  mit  bUurotbor,  in  Saurt.^n  mit  grUnpr  Farbig. 

B. 


^"^MlöChOinE  L.     PäitnYonijrattiin^  tns  der  F»ro.  dnr  Labiatao*.  Tribii.i  Npji  et  oai; ,  ron  dnr  (J&ttiinf;  N'ppi^ta  Icniim 
ronehicd^n.     G.  hodemooa  L.  (Ch  Am  aeel«?  ma  bvderaeeura  Mopiieb.  Nitpetn  (Uüehouft  fii'nüi.i,  iiiindi.'r- 

Irnun.    Ouiidi'lrebo.    b«i   Dii»  gt.'moiri"!i,  tr>r5trt>ut-b'>baiir1«»  Kranl  mit  krieebimduit    und  wurzolliduu  Laubzw«iKi*u  und 
nifr«Mrorinig(-n.  gf>k<.<rbtf>n,  aucb  im  Wint<jr   fri.scb  dnnkolgrllnon  Bltttt-ern.    BlUtlicn    lila.  M. 

Glechom.1   hcder.iccum    L.    Ph.    Gnll.,    Gunderman,     liefert  die  Herba  Hedcrae 
terri'stris,     Ilerbe    de    St.   Jean,    Herbe    de    Lierre  terrestre.     Das    im    Mai   ge- 
sammelte Kraut    hat    einen    starken    aromatischen  Geruch  und  einen  bitteren,  etwas  scharfen 
Geschmack.     Der    Irische  Saft,    welcher    ein    aetherisches  Oel    und   ein  bitteres  Harz  cuthält, 
bildet  einen  Bestandtheil  der  Sueci  rcccotes.    In  Frankreich  ist  Glechoma  noch  gegenwärtig  als 
Tonicum  und  Stimulans  bei  katarrhalischen  Si'hleinihautaffeotiuncn  beüondurs  des  Kcspirations- 
tractus,  aber  auch  als  Anthelminthicum  und  .\ntiperiodicum  in  Gebrauch.    Verwendung  lindet 
es  als  Succus  rccens,  Pulver  und  Species  zu  2,5 — 4,0  mehrmals  täglich,  und  im  Infus  15 — 25: 100. 
Sirupus  Glechomae  hederaceae  Ph.  Oall.,  Sirop  de  Lierre  terrestre: 
Trocknes  Kraut  100  wird  mit  kochendem  Wasser  1500  übergössen  und  zu  Colatur  100 
Zucker  108  hinzugefügt. 
Tisane  de  Lierre  terrestre  Ph.  Gall.: 
Trockene  Blätter  10  mit  siedendem  Wasser  1000  übergosdon.    Dosis  30 — GOg. 
Decoctum  Hordei  compositum  Ph.  Hisp.: 
Hordcum   perlatum  15,    Herba  Hederne   terrestris  7,    Radix    Liquiritiae   5,    Flores 
Rhocados  5  werden  mit  soviel  Wasser  ''2  Stunde  gekocht,  dass  nach  dem  Erkalten 
die  Colatur  690  beträgt. 


I 


Gleditscllia  I..  PHantangattung  an."  dvr  Fun.  der  Caeolpioiteca«*.  AD.igi<ieiehnet  durch  pol;i;amp,  i.  Tb. 
unrollkommi'iiH  Ltlutbvn  und  |cro.<se.  bis  P!.^  Fu.««  lauf»,  ledorige.  xnsaiunienK>*drflekt(>  HOI-<ion  mit  kleinen,  flaehen 
Hamen.  Blnlter  {Milymoi^ib.  eihfarh  bii^  dreifaeb  (gefiedert,  uft  etnr-elne  Fiedern  vereinfarht.  L'iula«9t  mehr,«re 
Arten.  Ein  Uaum  Nordanierikaij,  hei  un»  oft  alii /.ierbanm  gepllanxt,  mit  krttfLigen  einfachen  oder  gedreiten  Dornen: 
D.  Iriaoantba  h.     Enlbllt  Triakanthhi. 


nieictaenberg,  Flecken  in  Steiermark,  in  einem  nur  nach  Süden  offenen  Thale,  800  m  hoch  gi-- 

I  logen,  klimati.scher  Kurort  mit  Mincralt^ucllen.  Klima  mildi^  und  beständig,  massig  feuchl- 
worm:  mittlere  Temperatur  im  Sommer  1S,78",  mittlere  Feuchtigkeit;  76  pCt. 
Der  Kurort  besitzt  alkaliseh-niuriatische  Säuerlinge  und  Stahlquellen.  Von  ersteren, 
welche  innerlich  und  zu  Bädern  gebraucht  werden,  enthält  dit  17,3"  warme  Constantinsquolle 
2,5  Natrium-,  0,42  Magnesium-,  0,0039  Lithiumcarbonat,  1,82  Natriumchlorid,  2,0519  freie 
Kohlen.säure,  von  letzteren  der  1  '/u  Stunden  tDlfenite  Johannisbrunncn  0,024  Eisen-,  2,83  Natrium- 
bicarbonat,  0,47  Natriumchlorid,  755  ccra  freie  Kohlensäure.  Sodann  kommen  Fichten-,  t^ucll- 
soolzerstäubungs-Inhalatiunen,  Fiiditennndel-,  kohlensaure  Bäder,  Hydro-  und  Pncumatother.tpie, 
I  Milch,  Molken,   Kehr  zur  Anwendung.     Indicationen   bestehen  bei  Kriinkhciten  der  Athmungs- 

^K  und  Verdnuungsorgaue,  besonders  chronischen  Katarrhen,  Emphysem,  stationär  gewordenen 
^f  LuugcuinliltrntioQcn,  pleuritischen  Exsudaten,  ferner  bei  Krankheiten  der  weiblichen  Gcschlechts- 
^^     Organe  und  Anaemie.  —  Saison  Anfang  Mai  bis  Ende  September. 

j  WfjEZBURO. 

Cllenwood  Springs,    Ort   im   SUate  Colorado,    am  Westabbange    der  Rocky  Mountains,   gegen 

Winde  geschützt,  1750  m  hoch  gelegen,  klimatischer  Kurort  und  Thermalbad.    Das  Klima  ist 

trocken;    die  Höhe    der  jährlichen  Niederschläge    beträgt    nur   40  cm.     Von   den  zahlreichen 

^^     Quellen  enthält  die  bedeutendste,  Yampah  Spring,  bei  erheblichem  Reichthuro  an  freier  Kohlon- 

^M    säurt)   und  SchwcfelwasserstofT  123,8  Natrium-,    1,49  Magnesiurachlorid,    0,061  Natriumbromid, 

^H    9,4  Calcium-,    2,7   Kaliumsuifat,    2,8   Calcium-,    1,54  Magnesiumbicarbonat;    Temperatur  58". 

^H    Die  Quellen  werden  innerlich,    zu  Bädern,  Dampf-,  Schlammbädern,  Douchen  gebraucht.     Der 

^F     Aufenthalt    in    natürlichen  Dampfgrotteo    mit    einer  ständigen  Temperatur  von  45"  dient  zur 

'  Unterstützung    der   Kur.     Indicirt   ist    dos   Bad    bei  Magen-,    Darm-  und  Lcberleidcn,    Gicht, 

Khcumatisuicn,    Nerven-,    Hautkrankheiten,   Syphilis.    Coutraindicationcn  bilden   Nierenleiden 

mit  Complicationen   von  Seiten  des  Herzeos  oder  der  Gefäsac,    uucompcnsirte  Klappenfehler, 

Epilepsie,  acute  entzündliche  Krankheiten.  Metrorrhagien. 

wOrzbübo. 


[GUederabsetzung 


—     470     — 


QtoUrt^ 


PiT-<-.,illW 


an. 

ist. 


rirr,  Ort 


GIlederabBetmn^.    Unter  filietlerabsct/ung  vorsteheu  wir  diu   Abnidinv  • 
stücken.    Wird  das  betreffende  (31ied  in  seiner  Continuitiit,  mit  Kaoclicndur 
so    sprecbcn  wir  von  einer  Amputation  (nmputarc  =  wcgsdineideu),     >%... 
lenkverbindung  losgelöst,  von  einer  Kxarticulatioo. 

Die  Technik  der  verschiedenen  tiperntionsmethoden    gehört    der  Chirurg' 
hier  nur  die  allgemeinen  Gesichtspunkte  festgestellt,  nach  denen   zu   ■. 

Die  conservative  moderne  Chirurgio  hat  die  Indicationen  für  die  i 
erheblich  eingeschränkt.     Und  in  der  Tiiat  können    wir    heute,    unter    de: 
septischen  und  aseptischen  Wundbehandlung,  noch  Glieder  erhalten   und   »' 
machen,  welche  früher  unwiderruflich  dem  Messer  und  der  Säge   verfallen   w;uru.     l" 
und  (ianzeii  hassen  sich  die  Indicationen  in  3  Clossen  eintheilen  ;     sie     könoea    liurn   • 
fehler,  durch  Verletzungen  und  durch  Erkrankungen  bedingt  sein. 

Von  Formfehlern  indiciren  die  Absetzung  zuweilen  überzählige  Finger  tiod  Zctek  • 
mal  wenn  dieselben  dem  Gebrauch  der  Haud  resp.  des  Fusses  im  Wege  stehen.    Verkrümailf) 
und  Contracturen,    sowohl  angeborene  wie  erworbene,  geben  Dank  der  modernen  Orthufi»* 
Wühl    nur    noch   ausnahmsweise  zur  .Abtragung  des  betreffenden    Gliedes   Veranl»ssur.i- 
letzungen  verlangen  die  Ablatio,    wenn  die  Erhaltung    des   verletzten   Gliedes   in  i    . 
Zcrstüningen  ausgeschlossen  ist.  oder  wenn  vorauszusehen  ist,  dass  d.as  Glied,  .iU''h  'ii-  !i'    - 
vorausgesetzt,  lür  den  Gebrauch  unbenutzbar  wird.    Von  Erkran  k  u  n  ge  n  .   welch'-  di^  y.ri'r. 
des  Gliedes  ausschliesscn,    seien  zunächst  weitgehende   Entzündungen     genannt,    dur>     • 
die  Gebrauchsfahigkeit  des  Gliedes  vernichtet  oder  gar  das  Leben   des    F'atienten  gvf.( 
Hierher    gehören    ausgedehnte    intcrmusoulJLre  Eiterungen    und     gangraeuöse   Prc'.^-     •' 
einerseits  eine  Heilung  mit  brauchb.arem  Glied  auüschliesscn,  .indererseits  eine  Allg^in'  ii.u'' 
besorgen  lassen.     Bei  Gangracn*.  zumal  bei  der  diabetischen  und  senilen,  koiineii  .v: 
trägliche  Schmerzen   die  ludication    für    die  Amputation    abgeben.      Dass    man    bei 
innere  Ursachen  zurückzuführenden  Gangi'aeu  stets  hoch  oben,  weit  entfern'  ' 

Erkrankung  zu  operiren  hat,  ist  selbstverständlich.    Auch  sehr  grosse  Unt' 
und    elephantiastischc    Veränderungen    können    die   Ablatio    cruris     oder     ' 
machen.     Ferner    geben    nicht    heilende    Knochen-    und  (ieleokleiden,     w 
aussichtslos  erscheint,  zur  Gliederabsetzung  Veranlassung.    Von   bösartigen    ' 
vor  allem  Carcinome  und  Sarkome  der  Knochen  genannt.     Die  Fälle,   in   d 
.Sarkome  unter  Erhaltung  der  Extremität  entfernen  lassen,  gehören    leider  ^.i    , 
Aber  auch  Weichtheiltumoren  können   unter  Umständen  durch  ihre   Grösse  die 

crkr.inkle«  Gliedes  erheischen.     Derselbe  (iruiid    indicirt  ausnahmsweise  auch  i....: 

artigen  Geschwülsten   die  Amputation.     Wir    erinnern    unter  Anderem  an  dio  xaweilea 
umfangreichen  Enchondrome  und  Angiome  an  den  Fingern. 

Kitctam 


J 


nilom  ist  die  Geschwulst  der  Gli.isubstanz  und  entwickelt  sich  nur  dort,  wo  sich  Ulia  IxMi 
also  im  Gehirn,  im  Kückcniuark  und  im  .Vuge.  Gliome  sind  Geschwülste,  die  cntmo^«  i* 
diffus  auftreten  oder  scharf  gegen  die  übrige  Substanz  abgesetzt  sind.  Häutig  finden  vi« 
Inneren  Blutungen  oder  kolloide  Erweichungen,  wodurch  cjstische  Gebilde  lu  Stande  bo«» 
die  von  alten  Erweichungscysten  und  apoplektischen  Narben  oft  schwer  zu  An  »^ 

Durch  die  Blutungen  wird  das  makroskopische  Bild    der  Encephalitis    haei  .  ilaW 

Mikrnskopisoh  findet  man  alle  Ucbergänge  von  rein  gliöser  Beschaffenheit  zu  limiit  .iiilt^» 
zelligcn  Zusammensetzung.  In  letzterem  Falle  werden  die  Geschwülste  den  Stfkov*  ■* 
gerechnet.  Demnach  muss  man  unterscheiden  zwischen  Gliomen,  Gliosarkoracn  und  S«lfc««* 
die  aus  der  Glia  hervorgehen.  Dabei  ist  zu  beachten,  dass  die  Gliome  des  K leiniiti*  *! 
der  Retina  an  und  für  sich  schon  zellreicher  sind,  als  diejenigen  des  G«"'  -  •  '  "■-'■• 
marks,  entsprechend  der  normalen  Beschaffenheit  des  Muttergewebes.  Es  gi.  ' 
in  denen  sich  Ganglienzellen  helindcn,  die  man  ganglionärc  Gliome  nennt.  l.,r  .mvuic  .•— ^ 
stets  auf  das  Muttcrorgan  beschränkt  und  durchwachsen  nicht  deren  Häute.  Da^egu  Uw» 
Oliosarkomc  und  die  Sarkome  der  Glia  durch  die  Pia  oder  Sciera  in  die  Koocben  eiai' ' 
An  der  Retina  sind  auch  solche  beschrieben  worden,  die  Metastasen    machen. 

Die  Gliome  verlaufen  oft  hinge  Zeit  syniptomlos,  bis  sie  durch   ein  Tm-'i"-  ■■! 
Gelegenheitsursachen  in  Erscheinung  treten.    Der  Tod  kann  dann  plötzlich 
treten,  oder  es  entwickeln  sich  klinische  Symptome,  die  je  nach  der  Localisa 
oder  Druckerscheinungen    sich    darstellen.     Diese  plötzliche  Veränderung 
änderten    Blutcirculation    nach    solchen    Gelegenheitsursnchcn    her.      In    ai 
klinische  Erscheinungen  vom  ersten  Momente  an  vorhanden.     Gliome  bilden   - 
und  können  auch  nicht  durch  innere  Mittel  zur  lloilung  gebracht  werden.      I 
man  vorsucht,  dieselben  operativ  anzugreifen.     Eine  Heilung  ist  bisher  i 
konnte  durch  .\ufhebung  des  Gehinidruckes  wiederholt  das  Leben  veri 


GlOblllftrlft  I,.  PflantonKAttaug  nun  ilf>r  Kam.  dnr  Olütiulurlaeoft«?*,  Aus^ipielinet  tliu-fth  dt«  «^tf 
Ku|(flknprchrn.  Voit  den  12  df^ro  Mitt^Inieorgcbint  Ani;t>hOri*nden  Arten  kofumt  0.  viilcari*  L.«  to  li^' 
auch  BQf  Knlkhnrfrcii  Miltvli'urupu  Tor.    (.).  tiudlcaulir  L.  ist  den  K&lk&lpen  «igen.  ■. 

Globuluria.     Die  Globulariaarten,  Globularia  Alypum,  cordifoUa,  naoa,  oaÜMiuW*^] 


I 


Ijlobalaria  —    471     —  Gloriosa  superba] 


» 


garis,  Wilkommii,  cnthulten  ein  Glykosid  Olobularin,  ein  Hnrz  Olobularetin,  ZimmtsSurc,  Gerli- 
säure,  nach  Walz  (ilobularitnunsäurc,  Mannit  und  Salzv.  Die  Wirkung  der  Glubularia  ist  iin 
die  Gegenwart  von  (iliibularin  und  Globularctin  gebunden.  Globularin  wirkt  auf  Herz  und 
Blutdruck  ähnlich  wie  Koffein.  In  kleinen  Dosen  zu  0,15 — 0,45  vermindert  es  die  Oxydation 
der  Gewebe;  die  lianimense  sowie  Uanisäure  und  Urate  nehmen  ab,  die  Pulsfrequenz  .sinkt 
um  6 — 8  Schläge,  der  Appetit  wird  ge.steigert,  der  Stuhlgang  befiirdert.  Wird  Globularin 
länger  als  4  Tage  verabreicht,  so  kann  Kardialgpe,  Sinken  der  Temperatur  um  mehrere  Grade 
und  der  Pulsfrequenz  bis  auf  50  Schläge,  Beschleunigung  und  V'crtiefung  der  Athmung, 
Schwindel.  Diarrhoe,  Schüttelfrost  und  Schmerzen  in  der  Herzgegend  auftreten  (Heckel). 

Glol)ularetin  zeigt  Einlluss  .luf  Darm  und  Nieren.  Nach  0,13 — 1,0  treten  gallige  Stühle 
auf,  zuweilen  von  Aufstossen,  Flatulenz,  Tencsmus  und  Kolik  begleitet.  Das  Deeoct  der  Droge 
wirkt  schneller  abführend,  als  das  Harz  für  sieb,  wohl  wegen  des  Gehalts  an  Mannit.  Be- 
fördernd wirkt  auch  die  gleichzeitige  Verabreichung  von  Alkalien.  In  Folge  von  Nieren- 
congcstion  treten  Schmerzen  im  Kreuz  und  starke  Zunahme  des  Uarnvolumens  und  der  Uarn- 
stolTe  auf.  Die  Anwendung  der  (ilobularia  ist  sehr  beschränkt,  da  die  Wirkung  nicht  constant 
ist.  Als  Purguus,  Diureticum  und  Febrifugum  zeigt  es  vor  anderen  Mitteln  keine  Vorzüge, 
fuhrt  obendrein  bei  längerem  Gebrauch  leicht  zu  bedrohlichen  Erscheinungen,  die  ihm  .schon 
im  Mittelalter  den  Namen  Frutex  terribilis  eintrugen.  Dosis  13  :  100  als  Macerationsdecoct 
15,0  3— 4 mal  täglich.     Globularin  0,25—0,45,  Globularctin  0,2—0,4  pro  die. 

Folia  Alypi,  die  Blätter  von  Globularia  Alypum  gelten  in  Südeuropa  als  Purgnns. 
Die  Kugelblumen  von  Globularia  nudicaulis  standen  als  Wundurkraut  früher  in  Ansehen. 

niobnlarp ü  in.  Ca>RxiO|;.  Hin  der  Bllttor  von  tilubalAri«  Aljpum  I...  ilureli  Extnietioii  mit  Alknhot  und  Pllll«n 
diireb  Wkiüi>r  vrlialtiMi.  ist  wuhlriechund,  dnrchKichtl);-nlir|;rlln,  kitiitliur.  in  Wt<iti|;niitt  and  Aotlier  Innlinb. 

<J  luhu  1  tri  lt.  C,..^H_i,0.„  urooriiliHH,  bitter  üCbmcrkt^ndHg  l>lykosiil  au«  don  Hlatti'ni  vun  Gl.  Alypum  I...  kt  1»«- 
licb  in  Wmiiswr,  Atktdinl.  Acthnr  und  tlilünjfi'rra.  rt*]xj/r\n  sniirr.  Aiiri  "K'i'  wll.«!*i*rii:<'n  LrliiiTiK  wird  <•■'  diir«-)}  Jtjil.  Br.iro. 
Tannin  ^i^rttllt,  moht  durch  MelatlsaUe.  H**iiu  Ko(*bi*n  mit  vordllnnt^n  Httiirpii  icrHUlt  *•!<  in  %ucki.<r  und  tllobalaci^lin, 
C^qO.     Lctxtf*ro6  K'*bt  durch  Kochen  mit  Kalilauge  in  Ziinmt>(Uar«  nbtr.  H. 

Olohularitannftnurt*  ist  idne  in  ticn  Blittti^rn  vun  It).  Aljpum  gofniidene  (3i)rbiillure,  fr«lebn  ElscnchloHd 
ditnkFlfrrlln  rttrht  (Wall). 

(JOEI.DNER. 

pl0bltlftriJlC6S6a  PflanX4*nfamili<*  auR  df>r  Boihc  der  Labiatiflorno',  ansKoxt^iehnnt  durch  die  zu  kuKuliem 
Knprcbon  Ti*rMinit;ten  Dlutbrn.  Von  den  Labiaten  iinter3chi<^den  durch  den  uiMrichr>rif;"n  Fruchtknoten  mit  einer 
hRn^eiiden  .Samenknoüpe,  weleber  xu  einer  Tom  Kelch  unurhlowenen  Nufta  wird.  Kriluttir  mit  gniiid-<tAiidiKen 
BlBttern.  romehmlicb  den  Mitt«lmeerllndorn  anKehOrsad. 

H. 

Ilobaline,  Eiwcissstoffe,  welche  nicht  in  Wasser,  wohl  aber  in  neutralen  Salzlösungen  löslich 
sind  und  in  der  Hitze  coagullren,  linden  sich  im  OrganLsmus  weit  verbreitet.  Man  unter- 
scheidet hauptsächlich  Vitelliii,  Myosin,  Paroglobuliu  und  Fibrinogen,  deren  Einheitlichkeit 
aber  noch  fraglich  ist. 

Vitellin,  Bestandtheil  des  Eidotters,  bildet  wahrscheinlich  im  krystallisirten  Zustand 
die  sogenannten  Dotterplättchcn,  die  sich  in  Fisch-  und  .\mphibicneicrn  finden.  Frisch  gefällt 
ist  es  in  Kochsalzlösung  löslich,  verliert  aber  bei  längerem  Stehen  unter  Wa.sscr  diese  Fähig- 
keit. Beim  Sättigen  der  Lösung  mit  Kochsalz  wird  es  nicht  gerällt,  in  lOproc.  Kochsalzlösung 
möglichst    concentrirt    gerinnt  es  bei  70 — 75".     Es  enthält  stets  etwas  Ijecithin  und  Nuclein. 

Myosin  bildet  den  Haupteiweissbestandtheil  der  Muskeln.  Es  bildet  frisch  gerällt  einen 
etwas  gallertartigen,  flockigen  Niederschlag,  der  sich  leicht  in  Salmiak  oder  Kocb.salz  löst,  aus 
letzterer  Lösung  aber  durch  Sättigen  mit  Kochsalz  vollständig  ausgefällt  wird.  Durch  öfteres 
Dekanthiren  mit  Wasser  wird  es  unlöslich.  Löst  man  es  in  5proc.  Bittersalzlösung,  fügt  3  Vol. 
Wasser  hinzu  und  erwärmt  auf  37",  so  gerinnt  es  allmählich,  ohne  Veränderung  zu  erleiden 
(H.il  1  iburton).  In  sehr  wenig  0,1  proc.  Salzsäure  löst  es  sich  unverändert,  durch  mehr 
Salzsäure  wird  es  leicht  in  Syntonin  verwandelt.  Nach  Halliburton  ist  es  ein  Gemenge 
von  Paraniyosinogen  und  Myosinogen,  die  sich  durch  ihre  Gerinnungstemperatur  unterscheidrn. 

Paraglobu  Iin,  dos  Globulin  des  Blutserums,  ßudet  sich  ferner  in  der  Lymphe,  dem 
Chylus  und  in  Transsudaten.  Es  fällt  bei  der  Dialyse  seiner  Lösungen  als  weisser  flockiger 
Niederschlag,  ist  in  W,isser  nicht,  in  verdünnten  Salzlösungen  leicht  löslich,  wird  aus  Koch- 
salzlösung durch  Sättigen  mit  diesem  Salze  anfangs  unvollkommen,  bei  öfterer  Wiederholung 
aber  vollkommen  ausgeschieden.  Die  Gerinuungstemperatur  der  Lösungen  schwankt  zwischen 
68  und  80".  Es  besitzt  schwach  saure  Eigenschaften  und  ist  im  Serum  vermuthlich,  wenigstens 
theilweise.  an  .Alkali  gebunden.     Stark  liuksdrchcnd. 

Fibrin  ogon  ist  im  Blutplasma  enthalten,  auf  seiner  Anwesenheit  beruht  die  Gerinnbarkeit 
des  Blutes,  der  Lymphe,  des  Chylus  und  gewisser  Transsud.ite.  Es  bildet,  frisch  gefällt,  einen 
weissen,  flockigen  Niederschlag,  nach  dem  .Abpressen  eine  zähe,  el.Lsti.sche  Masse,  die  dem 
Fibrin  sehr  ähnelt,  aber  leicht  und  vollständig  in  Kochsalzlösung  sich  auflöst.  Diu  Lösung 
gerinnt  bei  55 — 56",  kann  aber  auch  bei  gewöhnlicher  Temperatur  durch  die  Thätigkeit  eines 
Fermentes*  zur  Gerinnung  gebracht  werden  (AI.  Schmidt).  Es  scheint  verschiedene  Fibrinogene 
zu  geben,  denen  verschiedene  Gerinnungsfermente  entsprechen.  of.»»«», 

SPIbQbL. 

GloriOBA  ünpcrbn  L.  <ou  Hctbonlca  super  ba  Lam..  eine  LUiuo«,  ontbllt  in  der  »nntiehou,  «aoer  und  «kel- 
^     luft  blt(«r  «eliBcckvndaa  WatMl   viu  ilniikulbra niiw,   tcslm,   «aur  rctgiroadM  Har>  Too  liutt«nouiIisloai,  0«rb- 


[Gloriosa  superba 


—     472     — 


fllMÜH 


«Iure,  8Urkc,  Zarknr  urnJ  iMnrti    JraKlinehi'n  BlttorntolT  Stipi-tbin.    Sie  witr    frUbcr    als  B*<li<  Miii.^....  . 
GebrAueh,  wird  aber  bei    quk    )hrt>r  liixikcbrn  N^btüiwirlEunt;  wi«t;pTi    nielit  lotthr    vvrwenilc^t. 
»eht'U    nach    ihrem  Oenus»:    atiU>r  Brbrenbon,   SnhmpntfMi    im  I.eibe  und  Kr^mpfeu    gr»torb«>i' 
gilt  nits  Uagcgt-'n  nüCb  ge)(t»iiwarti||;  Bt>  Tunieuin  nltil  AntiptiHoditfuni. 

Superbin,  CgaUafNiHt?.  rielieicikt  iiletitiAOb   mit  äcillutukin*.    ist    an}*  Jor   Warael    isoUrt  worUwb  i  v^ 
D»r  »morphe  Ulttontotl  ii^t  in  Wasser,  Alkohol  und  vrrdaunlon  Saurt'ii  löslich  und  nu  0.04~  fDr  K»l>m  > 

J. 

GloHsitis.     -Man  unterscheidet  eine  Glossitiß  superficialis,  Glossitis   profumU  scu  [iift 
fli)  niatosa  um!  dissecans. 

Die  (ilossitis  superficialis  tritt  bei  dilfuscn  Entzündungen  dor  gaii/i'u  Mun 
hiililciisciili'iiiiliaut  im  Aiisi-liluss  an  Katarrlu;,  an  Inft'ctionskrajikhr-itoii   und  an  ilc 
uiid  Uanin'i-kraiikungwi  auf.    Ausser  Heissiffeii  Mundspülungen  mit  schwachtrn  .it.t  ■  i 
seilen  Muiidw:is.sorn  und  peinliciier  Mundpflege  bedarf  sie  keiner  weiteren  Bell 
Kino  chronische  Form   der  lilnssitis  superficialis    ist    als    Cilossitis    superf 
Moeller's    beschrieben  worden.    Es  kommt  zu  chronischen  Exeoriationen  d>  ■ 
in  Form  von  unregclinässigen,  meist  scharf  umscliriebeneii,  ho<"hrotheii   I'I     ' 
denen  das  Epithel  abgesto.'isen  oder  verdünnt,  dii' ra]iilii'ii  hyperaeniisch  iiii' 
und    über    das    Niveau    der    übrigen  Sclileinibaut    erhaben  erscheinen.      Sea 
niemals  entwickelt  sich  eine  tiefe  Vcrschwilning.     liie  Erkrankung    zeigt   w* 
gung,  sich  in  die  Fliiclie  nusznhri'iti'n,    dagegen    dauert    die     einmal     erlang 
hartnäckig  fort.     Mit  Vorliebe   sitzen  die  Mecken    auf  den  Rändern    und    dnr'l 
der    Zunge,    zuweilen    auch    auf    der    unteren    Zungenfläche    und     der  Innenscit*  < 
Lippen.     Zum  l'iiterscliied  von  fier  Lingua  geographica    erzeugen     dii*    EtcnrialiiMi 
der  M  oellor'sciien  superlicielleii  Glossitis  sehr  heftige  Schmerzen    hei  ilor  NaiiiiB^ 
aufnähme,    sod;iss  der  Appetit  verloren  geht.     Auch  die  articulatoriscbeu  Bew« 
der    Ziuige    sind    bisweilen    schmerzhaft.     Bei    der    Lingua    geographicj»    äiulcni 
Flecken  nisch  ihren  Sitz  und  ihn'  Grösse,  bei  Moeller's  Glossitis   bleuten  sie.  Wifc-' 
rend  die  erstere  meist  bei  Kindern  auftritt,  findet  sich  letztere  nur  bei    K^w.^«•te»^M«. 
Bi'i  der  Landkartenzungi'  sind  ilie  Flecken  ferner  gewunden,  gesehlflngclt,  in  ooor«- 
tri.schen  Krei.seii  angeordnet,  liiu  Kämb'r  mit  weissen  oder  lehmgelben   Tupfen  \<—**it 
bei    der    Moel  1  er'schen    Zungenerkraiikiuig    sind   die  Flecken  gleiehniä.'<- 
ihrer    Mitte    kann    eine    schnell    wieder  verschwindende  und   keinerlei    Fol. 
Ia.s.sende  Eruption  weisslicher  opaker  Knötchen    von  Stecknadelkopfgrösse  .«tatit; 
Die  Moeller'sclie  Glossitis   kommt    besonders    bei   schwächlichen    Personen    vor 
scheint    mit    l'armparasiten    (Baiuhvürmern)    in  Verbimlung    zu   stehen.     Analen 
handelt    es    sich    um    einen    Entzöiidungsprocess,    der  sich  im  subepithelialeii  B'i.t»" 
gewebe    abspielt,    und    der    mit  Verdünnung   und  stellenweiseni  Verlust  de«  H\ 
cinhergeht.    Therapeutisch  kommen  antiseptische  Mundwässer  und   Be]tin.selnn| 
Höllenstein,  Taimin,  Chromsriure  etc.  in  Frage.    Gegen  die  Seinnerzen   werden 
bepinselungen    unmittelbar    vor  den   Mahlzeiten  vorgenommen.     Gegen    l''V:isit^ 
Würmer  und  gegen  die  vorhandenen  Schwächezustände  ist  sacbgemäss  ^ftrxu^rfilML 

hie    Glossitis    profunda    seu    parcnchymatosa    tritt    gleichfalls    ariit  oAf 
chronisch    auf.     Die    acute    Form    entsteht    im  Anschliiss    an  Verletzungen,    Bira» 
oder  Wespenstiche,    im   Gefolge    von    infectiösen  Kraiikhi'iteii,    nach    Mercurinlvrtpf- 
tungcn    und  zuweilen  aufl^allendi'r  Weise,  scheinbar  spontan,  epidemisch.      Es  konii 
zu  Absce.ssbildungen    oder   zu  diflTu.ser  Infiltration  und  Phb'gmone.      In  der  Kej^  W- 
ginnt  die  Aflcction  mit  sehr  alaruiirenden  Erscheinimgen,  mit  hohem  Fieber  i.-f»!---'* 
Schmerzen  und  schwerer  Athemnoth,    die    sich    aber  unter  geeignet««r  Tlii 
xurückbild<-n.     Nur  ausnahmsweise,  bei  der  schwersten  Form,  tritt  schon  ua.-ii  ••>"- 
gen  Stunden  der  Exitus  letalis  ein  (Glotti.soedem!).     Die  llicrapie  bestellt  in  eofn^ 
scher  Antiphlogose,    die  Kranken    mü.ssen,    wenn  möglich  beständig.    Eis    «m  SlniA 
haben,  imd  bei  hochgradigen  Schwellungen  in  ausgiebigen  Se.arifieationen.     Wo  äA 
Kluctuation    zeigt,    uiiiss    stdbstverstUndlich    incidirt    werden.     Kommt  e.*«  ru  br<ln^ 
lieber  .\themnoth,    so    ist    die  Tracheotoniie    vorzunehmen.     Nach    UürkbildaaK   ^ 
schweren    Flrscheiniingen    kommt    es    in    der  Regel   zu   vollständiger  (ieiluun;.     ^ 
Abscessen    bleiben    indessen  zuweilen  Fisteln  zurück.     Tiefe    gangraeu««icirvndr  i 
cesse  sind  besondei-s  nach  Typhus  beobachtet  worden. 

I>ie  chronische  Glossitis  profunda  tritt  gleichfalls  als  Absc*8s  oder  aU  iflfe» 
Infiltration  auf.     Der  chronische  Zungenab.scess  imponirt  meist  ab)  ein   klrinrr  k«»r 
Knut«n;  Fluctuation  ist  nicht  immer  nachzuwei.sen,  da  der  Absceus  zwisdv-   ■'  -  ^'--i— 
Substanz,  von  dicker  Schleimhaut  bedeckt,  liegt.     So    kommt    es,    da- 
wlcher   chronischer   Zungenabscess    für   ein  Carcinom    augesehen  wird,     uic  in-«^ 


[Glossitis 


—     473     — 


Glueheisen] 


tu 


*      piuirtion    wird    dann    die    Diagnose  kl.lrcn.     Die  ThtTiipif    Iw'steht    in    der    Incision. 
C'hronischp,  diffuse,  parenrhyni.itösc   Kntzündnng    kann    zu    dem    unter    dem    Namen 
^nAlakroglossie  l)ekannteii  Kranklieilsbiide  fiiiiren. 

^V  Bei  der  Glossitis  dissecans,  einer  in  ihrer  Aetiolnpe  noch  unbekannten  rliro- 
^Hiischen  ZungenalTection.  zeigt  die  Zunjje  tiefe  Kinsclinitte  und  Kinkerbungen,  welelie 
^|9eirht  excoriiren  nml  dann  zumal  bei  der  Nabruiijjs.uifu.ilime  und  beini  Kaui'hen  sehr 
srhiiierziiaft  werden.  Das  Leiden  ist  an  sieli  niifjelährlirh,  bedarf  aber  sehon  der 
Seiiiiierzeii  halber  einer  besonderen  [{ehmidliiiig.  Am  besten  verordnet  man  l'inse- 
liiiigeii  mit  liiiraxglycerin  oder  llöjlensteiii,  als  l'alliativinn  dient  Cocain.  Daneben 
[)einliche  Miwidpflege  und  andauernder  (iebraueh  desinlieiri'uder  Mundwasser. 

KtKCHHOPF. 

tttl8oed«in.  Kehlkopfoedom.  Man  versteht  unter  (jhittisoedein  ilie  Infütration  der 
Subinucosa  des  Keidkojifes  diireli  eine  ri'in  seröse,  sero-iiiiruiente  oder  eitri;;i'  Flüssig- 
keit. Dasselbe  ist  mir  sehr  selten  jiriuLlrcr  Natur,  meist  tritt  es  .seiuiidär  in  Be- 
tleitung iler  verschiedensteil  Proeesse  auf.  I'riniftr  ist  es  einige  Male  .'ils  schwerste 
?nnn  lier  Laryngitis  lUMita  beobachtet  worden;  secundUr  fmiiet  es  sich  am  häutigsten 
»Is  Fortpflanzung  der  Kntziiiiditug  vom  I'haiynx  aus,  sowie  in  Folge  von  Krkraiikuiigen 
ies  Knorpels  und  des  IVrichondrmiiis  bei  syphilitischen,  tuberculOsen,  carcinoiiiatöseii 
Entzündungen:  auch  Heizungi-n  durch  l'"reradkör|)er,  chemische  Agentien,  Verschlucken 
fon  Säuren,  Verbrühung  durch  korhendes  VVa.s.ser,  kOnnen  dasselbe  hervornifen. 
Ebenso  ist  es  als  secundfire  Infection  bei  acuten  Infectiouskrankheiteu,  Scharlach, 
.Ma.seni,  I'ottdauf,  Pocken,  l'yaemie,  Septicaemie,  Endocarditis  ulcerosa,  lieobachtet 
worden,  (ielegentlich  kommt  es  auch  bei  chroiii.scher  Nierenentzündung.  MediastiiuU- 
tuiiioreii  und  .Xorteiiaiieurysinen  vor,  nacli  innerlichem  (iebraueh  \oii  .lodknü  und  als 
ingioneiiroti.sches  Oeilcm   in   Folge  Neurose  der  Vasomotoren   (Stnibiiig). 

Prophylaktisch  ist  es  geboten,  Patienten  mit  acuten  Laryngitiden  und  Phjwyiigi- 
tiden  auf  die  Wichtigkeit  (Iit  Kühe,  der  Veruieiduiig  aller  Srhildliclikeiten,  als  L'eber- 
I  Anstrengung  der  Stinune,  heftigen  Temperaturwecbsel,  Missbrauch  geistiger  Getränke 
^■etc.  aufmerksam  zu  machen:  nicht  minder  wichtig  ist  die  L'eberwachung  des  Kehl- 
^Btopfes  bei  den  genannten  !nfei:tionskrankheiten,  wobei  :il!enling.s  incbt  zu  verhehlen 
^Btt,  dass  es  nur  selten  uifiglich  .sein  wird,  den  Ausbruch  des  Oedems  zu  verhindern: 
^'ebenso  gelingt  es  kaum,  bei  chronischer  Nephritis  den  Ausbruch  zu  verhüten,  da 
durchaus  nicht,  wie  Sestier  meint,  ein  Kntzündungsprocess  in  ilen  obereu  Wegen 
^^^u  .seiner  Entstehung  nothwendig  ist.  Auch  das  Jodkalioedem  ist  schwer  zu  ver- 
^Hneiden,  d:i  es  in  einzelnen  Filllen  .schon  nach  den  ersten  sehr  kleinen  Gaben  aufge- 
^^ treten  ist:  imineriun  gebietet  die  N'orsicht,  hei  l'ersonen  mit  Idio.synkrasie  gegen  dieses 
Mittel,  recht  .sorgsam  vorzugehen.  Bei  den  übrigen  schon  erwähnten  Krankheiten 
iegt  es  in  der  Natur  derselben,  dass  ein  Verhüten  nicht  möglich  sein  wird. 

Therapeutisch  wird    in  diTi  niei.sten   Fälh'n    ein    actives  Einschreiten    nothwr'iidig 

in,  um  ein    etwaiges  Res]iir:itioiisbiti(!erniss    sofort    zu  beseitigen.     Während  fridier 

sine    lucale  Blutentziehung    mittelst   Blutegeln   zu  beiden  Seiten    des   Kehlkojifes    d:is 

"lauptniittel  war,  wird  mari  da.sselbe  jetzt  nur  bei  den  acuten  Processen  hei  krilftigen 

rolisaftigen  Individuen    anwenden.     Sonst    tritt    die    intensive  Eisbehan<l!ung   in    ihr 

lecht.     Eiscravatte,    h.'tlbstündlich  5  Minuten   laug    Eis.stücke  schlucken,   eisgekühlte 

Jetränke,    flüssige  kühle  Nahrung   werden  in  vielen  Fallen,    verbuiub-n  mit  gelindir 

Ableitung    auf    den   Darm,    sclvon    genügen,    um  das  Oedem    zurückzubilden.     Sollti' 

Jieses  Vorgehen  incht  genügen,  so  empfehlen  sich  ziunal  bei  circuniscripten  neilfiiicii 

lie  zuerst  von  Lisfranc    ausgeführten  Scariticationen,    die    mittelst  eines  Kehlkopl- 

messers,  am  besten  eines  c.achirten,  au.sgeführt  werden.    Dagegen  ist  die  von  Legroux 

euipf(dilene  Methode,  die  Schleimhaut  mit  dem  zu  diesem  Zweck  speciell  zugespitzten 

Fingernagel  zu  ritzen,  durchaus    zu  verwerfen,  weil    dieselbe    leicht    neue    Infectioncn 

veranhtssen  kann.    Führt  die  Searitication  nicht  zum  Ziel,  oder  ist  es  nicht  möglich, 

hlieselbc  anzuwenden,  so  muss  man  zur  Intubation  oder  noch  besser  zur  Tracheotomio 

■reifen    und  es  empfiehlt  sich,    mit  der  Operation  nicht  zu  warten,    bis  der  Zustand 

Bes  Patienten  diesen  Eingriff  zu  einem  hoffnungslosen  macht.  lijblinski 

■ehelBen.     Das  Glübeiseo,    Ferrum  candcns,  vird  in  der  Medizin  seit  Altera  her  zur 
Brzeuguog;  der  Glühhitze,   Cauteriuiii  actuale,  gebraucht. 

B       Die  lodicatioDcn  für  diese  letztere  waren  Legion,    und  so  fand  denn  auch  das  tüühciscn 
Bc  rerbreitctste  Anweiidung  aU  Derivans*.     Im  Laufe  der  i^eiteo  babea  sich  die  Indicatiooea 


[Uluehcisen 


—     474     - 


immer   mehr    eingeschränkt,    und  beute    wenden  wir  das  OlUbeisen  im  WesestbAni 
Zerstijmng  von  ertränktem  Gewebe,  /.ur  Blutstillung  und  als   Antisepticum  ao. 

Die  gewöhnlichen  (ilüheisen    bestehen   aus    einem  Griff,    einem    ger.\d>  n    fii(T 
Schaft  und  einem  Glühkolben.    Letzterer  hatte  früher  alle  möglichen  O.  otokM 

hauptsiichlich    nur    noch    konische,    prismatische,    knöpf-   und    nittuzeiii  lUi^l 

Anwendung.     Aus  dickem  Telephondrabt    kann    man   nülbigeiifalls  der  nis  ^ 

visiren,  indem  man  den  Draht    kcgelfürmig    oder    breit    aufrollt     und    >i  j<lf  k  *• 

Holzgriff  steckt,  /ur  Erhitzung  der  Glüheisen  bcdiencQ  wir  uns  an  Stt-Ilv  <lcr  alka  Uk 
becken  zweckmässiger  eines  Bunsen-Brenners  oder  einer  Spiritus-StichflamiBc  Ihr  ß 
Apparat  wird  auf  diese  Weise  sehr  vereinfacht  und  gleichzeitig  wird  die  Tcri.ingte  Btl^il 
Weissgluth  sehr  viel  schneller  erreicht.  Trotzdem  sind  die  Tage  der  alten  ninhnm  pil 
der  Paquelin'schc  Thcrmokautcr  und    ähnliche  Vorrichtungen    zur    Ei  n  fiiiül 

werden  sie  schliesslich  ganz  aus  dem  chirurgischen  Instninientariuni   \i 

tlKIMI 

{ilDmitlorBO.     Eioe  der  wic1iti)!«t<>n  Keib<*n  ku^  ilpr  CliuBt'  der  Mquoc  ut  y  le  ai«*,    iII«  <lrlM*r  m4 
f«^<t>ii<l.     M>-]^t   kleine  Krautor  mit   ungp)ttiotti4n,    lliiPftlisch-baii(lrörTnig«*n    ÜlKttprn    ao<i   >n   U4f«« 
ainigti'ti   MliltttiMi  Ton    ei^nttrtiüt'ni   Bau.     Die  Theilblntlienbitilnde  wfrden     lunliUUt     vun   UMtrmm%m9* 
(=  k1""i'>^>  llalt><pflxen)  odor  die    oiuzelnen  BlQttien  werden    umgrilTen    rvn     ihrom     DeckblkU   IT^f^ 
ilirem  Vorldntt  (VorspelieK   beEW.  von  beiden  lugleich.    Die  beiden  wielitigstcn  PAmDien  der  ftetk'  • 
(Orsmineae*)  und  die  Kiedgriser  (Cyiiora  eeie*}- 


mtnt/tmi 


filutamin,  Olutaminslureaniid.  C(H,gN/),  ^  C0,H-C,1<^H^-CO' NH*.    ist     in   den    Ptlani»   ««ka 
u.  a.  im  Sali  der  KunkelrUbe  enthalten  gleich  dem  clietniych  analogen  AifiiaraKin.      E»    > 
bei   Ifi^  in  uiigefuhr  2^  Th.  Wa«i^er  Ifti^pn,    in  starkem  WeingiMüt  ui)lß!i|)el).      t>ur<:li    Kuh 

aeUt,  beim  Kucbeu  mit  Harytwasxer    KerHiUt  es    in   Ammuniak  und  üluUminiillarc.      Div    ;^. 

tat  üptittch  inactir.    die  in  verdUnnler  Schwefelsliure    oder  OxaUAnr«    sehwaeh     r*elitsdrcb<oil.     Mei 
einen  flockigen  Niedenehlag. 

(tI  ut  am  inaku  re.  CrH^NO,  ^^  NUg '  Cgll^lCUsH)]!.  in  Vorm  det  obigen  AmiJs  im  Vtmu*i 
breitet,  entsteht  ausserdem  i)eini  Koebeo  von  Pflan:Lenalbuminaien  mit  Ycrdt)ntttf>r  Scbwvfel^ui* 
Tun  f'a.<ieTn  mit  .'^alftsKure  und  ZinncblnrDr.  Hie  ist  die  AmidononDBlbrnnxwt-instlurr.  Rhi^!*hi«^li  i 
miPdri.cbc  Krystalle  vuin  Siaimp  2ll2-2(l2.fi"  funler  Zemeliung).  lOslicb  in  lOO  Th.  W. 
starken)  AUubol.  In  wttjtseriger  wie  in  e&urt>r  Lnttung  rcebtrtdr*^bend,  waliri'iid  die  n. 
I>urob  FrbitiLen  mit  Bar>'twaitc.er  auf  ir>(i— liWIi^  wird  sie  inartiv,  die  inaetiv«;  SUure  v 
]*cnieillium  i^Iaucum  wieder  aetiv.  Hedurirt  alkali-^rhe  KupferltlAung  iii(>ht.  Salpetrig«  Saun«  (Uar:  ^«lal 
elure  (V.ll-*'r.  Über.  Bei  IHO— IW)"*  «erfillt  sie  in  Wasser  und  ein)msi-.che  l'TTug^latuniinsAur«,  CaKr^V  ' 
WHit^Trru    Krliilrfn   in   K(iblen<<llure,  Wus.ser  und  Tyrrol.  t-'jHftN,  ger.(»iil1on  wird. 


(ilutill^   die  .Kuliitianx    de«    leirabildenden  ttewebeit.    findet    itieb    nach  Uuppe<8eyler    in    all»«  ttTirVa 
alleiniger  AuHnabme    iles  Ampbioxnt  lanceolatu.s,    und    im  Fleisttbe    der  CeiilialopoUen.     K*    •t%*tfii   > 
Kollagen    KU    sein.     rnlOi^lirh  in    kaltem  Wa.sMer,    quillt    e«    d^teh    Ataik    daiin     »uf:     in    bMif;'~    ''^' 
•ieh  leiebt;  die  l.(><«niig  erstarrt,  wenn  nie  nirbt  za  lange  gekocht  wurde,  beim  Erkalten    xa  «i' 
kuhol,  Aetfaer,  Cblorofunu    und  Fetten    ift  e»  nn|n*,liRh.     I)urcb  Essigsäure,    MinerwlHiifir^e.    V 

Sankalium  wird  e«  niclit  geHlllt.    auch  nicht  durch  Alaunlr>sung,    ijowie  durt*Ti    ! 
aon-.  Kupfer-  und  (jueckNilber^alie,  wobl  aber  durch  (Quecksilberchlorid.  I'l  i 
verdUntitefiter  Losung,  durch  tierlKüure,  howie  durch  Salufture  und  l^necksill.. 
dDnnlen  Skuren  oder  Alkalien  entMi>ben  Ammoniak,    (ilykokolt,    Leucin    und    fette   .>lurcu.    tUa^  iP'*  '* 
l>ie  Losungen  sind  stark  link.sdrehend,  doch  wird  die  Drehung  durch  die  Teinper&tar.  s^^vi«  JmkA  i 
.^Buren   und   Alkalien  stark   beeinitussl. 

-fil   I 

(ilutol.     Glutol    ist"  Fonii:i]iii-(!t)lr»tiiie    in    fipraspelter    oder    ptilvrnsirt 
gt'ni.sijt'ltf    ist    wegen    der    firfisseron    .\uf.s:iu};uiigsfähigkeit    iI<t  NVuh' 
ziehen.     Durch    BebaiHllung    ii-intT    in  \V;is,s(^r    gelöster    (Iflatinc    inn 
dämpfen  verämlcrt  die  (ichitini-  ilin-ii  ('ii;ir;ikti<r.     Sie    verliert    vor    \ 
lii'hkeit  hl  heissf'in  \V;is.ser.    Diinne  Siiaren  und  Alkalien  vermögen  tli' 
nicht  zu  veräUideni.     D.'igegen  wiril  die.seilie  dnreli  Fermente,    z.  B.  1' 
oder  l'unkreatin,  aufgelO.st  unter  Abspaltung    des   vorher    gcliundencn 
D.'i  d:Ls  bleiche  durclt  Zellactiou  luul  die  Fermente  des  Blute.s  unti  (■■ 
si'bieht,  so  ist  verständlich,  warmii  wir  in  ilern  (.ilutul  ein  so  ausgpxrl 
mittel  zur  Verhütung  von  Infet'tion  und  zur  laealen  Bekilmpfung   der> 
Das  graue,  geriehenem  Parniesankäse  ähnliche  Pulver  ist  an  .sieb  nirl 
kann  durch  Erhitzen  wietlerholt  ase[)tificirt  werden  und  ist   .absolut  uiiü'.>.  •- 
ruchlos.     Ks  ist  ein  Haemo.staticum  ersten  Ranges,  da  es  mit  frisch  «itlfcn«»' 
sehr  bald  an  der  Luft   fest  verstihnrft.     Frische    Schnitte    verkleben    mit  >>'* 
einem  festen  \Vund.schurf  in  20—30  Minuten.     Bei    dieser    Berühning    mit  BKI 
Blutzelleri  wirtl  Fonnaldeliyil  abgespalten.     Eine  weitere  Desinfection  der  V«^ 
also  bei  «itutnl-Aiivvenduiig  nicht  nötliig.     Die  Abtödtmig  eventuell  ein'.'»^^"^ 
Bakteriell    resp.    ihre    UnschildiichmacTiung    und     Virulenzveniiir.' 
Organisniiw    selb.st    dureli    liie    Zerlegung    des    dargi-boteuei»    Wu 
das  frei  werdende  I'^irnialtiehyii  in  Gasfonn  ,iuflritt,  so  erklärt  sich.  %^ 
infection  in  alle  Buchten  und  Tasclien  der  Wunile  oinzudriiigou  vcnu^c;  — 


[Glutol 


—     475     — 


Glyceride] 


lAbspaltung    des  Formaldeliyds    so    lange   anhält,    als    unzcrsetztes  Gliitnl   vorbnnden 

Jst,    findet    eine    rnntinuirliche    antiseptiselie  NNirkniig  statt,    während    hei    den    l)is- 

lierigeii  Mitteln  lutr  ein  einmalif;er  Contact  mit  der  Wundfliietie  eintrat,  welcher  nach 

»eil  imtnelliuscirs  exacten  Arbeiten  tiii'ht  ilen  Kfl'eet  einer  Hak terienabtödtnnp  resp. 

Jnsehildlieliniacbnng  haben  kann.     Dan  Gliito!  ist  kein  Aiitiseptieum  an  sich.     Purch 

ÜP    Zellthiitigkeit    erst  entsteht  das  Antisejjticnni    ans    dem   RnhstofT    der  Kimiialiil- 

^elatine.    |)ass  dem  so  ist,  ist  von  ScIi  li^i  cli  experimentell  festgestellt,  von  ihm,  von 

i'humalla,    Prof.  Keen,    von   den   '{'hiiTilrzten   .lors,    .Schumacher,    Tibiirtius, 

"apner   in   einer   sehr   grossen  Zahl   von   Fällen  sicher  gestellt.     Schleich  verrii'b 

lakteriencultnren  niit  Gliitnl  und  führte  das  Gemenge  Kaninchen  nnd  Tauben  in  die 

Jauchhöhle  (ind  subcutan  ein,  ohne  etwas  Anderes  als  reizlose  Verklebuiig  ira  Anfang 

lud  s|Ȋter  Kildnng   eines  gixsigen    festen  Hindegevvebes    an   den   Verpflanzutigsstelleii 

sehen.     Keins  der  Thiere  starb,  keins  hatte  Temi>eratursteigeningen.     Wenn  niaii 

veiss,  wie  leicht  geratle  Kaninchen  einer  Hauchfeileiitziuidung  nach  Einpflanzung  in- 

Ifeclifisen  Materials  erliegen,  so  niüs.sen  die.se  leicht  controllirbareii  Versuche  als  sehr 

l>cweiskräftig  ange.sehen  wi'rden.    Aiis.senleni  liut  Schleich  aber  vii'le  Hunderte  von 

"rischen  Wunden    heim    Mf-nschen    mit    (iliitol    behandelt    ohne  jede  vorherige  Des- 

jllifectiun  unil  sah  niemals  Inlection.     Bei  einer   sulchon  Reihe  von  Hrfahruugen,    die 

ton  vielen   anderen   Aer/.trn  bestätigt  siiul,    ist    wohl    ein    zufälliger    an    sich  asepti- 

L'lier  Verlauf  auszusch Messen.     Da.ss    die    von    Schli'ich    behauptete  Zerlegung   der 

iirnialingelatine     durch     Zellthätigkeit     res]),     durch     Fernieiiti'    stattfindet,    konnte 

rottsteiu  feststellen:    Wetui  man  nämlich  über  (ilutul,    dem  Wasser  aufgeschichtet 

Bt,  eine  Schicht  farbloser  Fiichsiu-schweflige  Säure  hinzufügt,  so  färbt  sich  biVhatens 

iie    Substanz    des  Pulvers  violett,  die    Flüssigkeit  bleibt  absolut  farblos,  ein  Beweis, 

jass    kein    fri'ies    Forniabiehytl    in  dem   PiiIvt  voriiandiMi  i.st.     Uebergiesst  man  d;is 

|*ulver  mit  Pepsin-Salzsäure  miil    lässt  die  Mischung  'J4  Stundi'ii  bei  "JO"  stehen,    so 

iebt  aufgeschicht<'te  Fuchsin-schweflige  Säure   sofort    die  vi(dette  Fuchsinfärbung  iu 

icr  Flüssigkeit,  ein  Reweis,  dass  durch  den  Verdauungsprocess  Formaldehyd  aus  der 

"jelatine  abgespalten  ist.     l)ieso  Abspaltungen  bringen  auch  Mischungen  des  Glutols 

lit  Kiter,  Blut  und  Senmi  zu  Wege. 

Hat  man  es  mit  tieweben  zu  tliun,    welchen    das    tibrinidytis<'he  Ferment    fehlt, 
rie  z.  B.  die  tuberculösen,  die  specilisc-li  syphilitischen  und  alle  mit  Fibrinbeschlägen 
l>edeckten  schmierigen  und  stark   seceniirenden  Granulationen,    so    wird    das    Glutol 
»lebt    zerlegt    und    bleibt    wirkungslos.      Kiive    deimoch    diu   Wunde    i-einigeiule    Ab- 
jlpaltang  von  Formaldehyd    ist    aber    durch  Beimengung  von   gepulvertem  Bhit.serum 
"i'ulvis  serosus  Schleich),  das  natüriicli  vor  dem  Gebrauch  zu  sterilisiren  ist,   zu   er- 
kielen,     Gemenge  von   Glut(d  und  Pulvis  serosus    geben  bei  Kiterungen,  .lauchungeri, 
pecifischen  Ulcerationen,  Ulcus  cruris  etc.  die  gleichen  günstigen  Resultate,  wie  d;us 
tlutol  an  sich  bei  uncomplicirten  Wundverhältuissen.     Wir    besitzen    in  dem  Glutol 
lein  souveraines  Mittel  zur  VerhütLing  der  Infectionen  bei  frischen  Verwundungen  und 
loperativen  Gewebslaesioncn,  ein  Mittel,    welchi'S    bei    schon  etablirten   Infectionen  iu 
iBerührung    mit    iiiclit    nekroti.schen    (ieweb.sschichten    dir  Kntzündungserscheinungen 
technell    und    sicher    localisirt,    und    wir    besitzen   in  der  Glutol-Senim-Mischung  ein 
^undmittel    bei    allen    schmierigen    und    unreinen    Wunden,    welches    .schneller    als 
rgend  ein  anderes  VVundpulver  die  Reinigung  nnd  die  Granulationsbildung  erzwingt. 
)ie  plastische  Kraft  ili's  Glutols,  nämlich   Bindegewebe  an  der  Stelle  seiner  Applica- 
äon    von    der    gleichen    Form    wie  des  implantirten  Stückes  zu  erzeugen,  wurde  von 
Ichleich  zum  plastischen  Verschluss  von   Hernien,    Bauchfelldiastasen  und  zur  pia- 
tischen V^erklebung  bei  Entoroanastomosen  um!  Hydrocelcn  verwandt. 

SCHLEiai. 

(71/ceiide  heissen  die  Ester*  des  Glyccrins.  Dasselbe  kann  als  drciwerthigcr  Alkohol  drei  Reihen 
^fester  liilden,  je  nachdem  ein.  zwei  oder  drei  Wasserstoffatome  der  Hydroxylgruppen  durch 
HBäureradicale  ersetzt  werden.  Man  unterscheidet  demgemiiss  Mono-,  Di-  und  Triglyceride. 
^Htünstlich  lassen  sich  Repraesentanten  aller  drei  Reihen  erhalten,  in  der  Natur  linden  sich 
^wiuptsüchlich  die  Triglyceride  der  höheren  Fettsäuren,  die  Fette*.  Von  Monuglyceriden  ist 
^^Ue  Glycerinphosphorsäure*  C3H5(0H)2.0.P0(0H)j  als  Componente  der  Lecithine  zu  erwähnen, 
^n^ie  alle  Ester  sind  auch  die  Glyceride  durch  Alkalien  wie  durch  Säuren  in  ihre  Componenten 
^Hwlegb.ir.  Aus  den  Fetten  entstehen  bei  Anwendung  von  Alkalien  die  Salze  der  hüheren  Kett- 
^^^Bn  lind  von  di'.-scr  altbekannten  Umsetzung  rührt  der  Ausdruck  „Verscifung"  für 

^^^^■1'  unter  Was.'icraufu.'dime  erfolgenden  .Spaltungen  her. 

^^^^m__  8PIE0EL. 


[Ulycerin 


—     476     — 


Glyeerim] 


tiljrceriii,   Oolsüss,   tielziu-ktT.     Zu   tk'iijpnigfti   Substanzen,    welche  zuerst    nur    il- 
Si'ltenht'iten  eines  L:ibor:itoriunis  betiMchtct  wurden  und  später  eine  grosse  B»  • 
erhingten,  gebort  das  Glycerin.     Obgleich    SL-Jion    von  Scheele  im  Jahre  !"■ 
deckt,  wurde  es  von  (-licvreul   IHH  aus  der  Abspaltung  bei  den  Fetten  ai«  .v 
erkannt,    dessen  [Ireiwerthigkcit    von    BerthoU't    festgestellt  wurde.      Von  i^- 
rührt    der  Name  „Oolsflss  oder  Uelzucker*'   her,    der  später  in   dn.n    Namen    ' 
(von    /i'ixüi,   süss)    unigewandflt    wurde.     Die  llarsteliung    dfs   Ulveeritis    ist 
chemische  Synthese  möglich  (l*"riedel  und  Silva),    und   zwar  aas  dem  Tri' 
drin,  dessen  Darstellung  in  der  Weise  gelingt,  da.ss  isopropyl -Alkohol  liurcli  ^ 
abs])altung  in  l'ropylen,    und    d;is    gt'chlorte  I'ropyb'n    in  Trichlorhydrin    über, 
wird,  welches  beim  Hrhitzen  mit  Wasser  Glycerin  liefert. 

Für    die    fabriknui^sige    Herstellung    des  Glycerins    hat    die   Synthese    k- 
Dedeutuug,    denn    die    Natur    liefert    ein    hinreichend    gross«>s     und     leiciit    zu 
.schalTendes  Material  in  den  Fetten*,  bei  deren  Verseifung  Glycerin  als  NebenpnK 
gewonnen  wird.    So  findet  sich  da.s Glycerin  in  der  Interlauge  bei  der Seifenfabricjilj 
Die  grussteti  (Quantitäten  liefern  jedoch  die  Stearinkerzenfabriken,  in  welchea  liieZ« 
gimg  der  Fette  mit  Kalk,  Schwefelsäure  oder  durch  Wasserdämpfe  erfolgt.     Das  \ 
die  eine  oder  die   andere  Weise    gewuiniene  Ktdiglycerin    bedarf    einer    .sehr 
Reinigung,  da  fette  Säuren,  Seifen,  Sal/.e,   F.irbstofle    und   aiulere  Unreinliehkeit»M( 
iliiu  sich  reichlich  \ortiiulen  können.     Die  letzti'  Reinigung  erfolgt  durch  i 
im  \acnum.     Nach  di-m  Uckanntu erden    der  Thatsache,    dass  Glycerin     I 
i-iiu'r  Temperatur  von  0"  ausgesetzt  krystallisirt,  hat  man  vei-sucht,  d:i.'«  Gl>  h 

Krystnllisation  zu  reinigen.    Die  Methode  hat  aber  wohl  ihrer  rmstänilli<'ii  .'ii 

keiiren  Kingang  gefunden. 

D;ls  (ilycerin  zeigt  eine  grosse  chemische  Beständigkeit.    Verdünnte  Lf»sunjren  »in.l 
der  Umsetzung  durch  Spaltpilze  zugänglich;  es  entstehen  dabei  Butyl-,  FViip% 
hol    und    eine    Reihe    von  Säuren,    wie    ('apron-,    Butter-,    Milchsäure,    Es-  . 
u.  a,  w.     Zur  Zerlegung    des  Glycerins    durch  Chemikalien    bedarf  ch  stärkei' 
grifle.     Sehr    wichtig    zu    bemerken    ist,    dass    da.s  Glycerin    eine  sehr  stark  li\^i' 
8kopische  Sid)stanz  ist,    imd  d.xss  es  ein  gleiches  (Jcwicht  Was-ser   aus  der  Luft  auf 
nehmen  k;inn.    .ledoch  ist  diese  stark  hygroskopische  Kigenschaft  nicht  etwa  nii' 
der  ciHH'entrirten  Si-hwefelsäure  zu  vergleichen,  welche  auch  unter  Zi-rstöning  'i 
ihr  in  Beriilirung  kommentlen  orgainschen  Substanzen  Was-ser  ans  dem   Moleci 
selben  aul'ninimi.     Das  (ilycerin  hat  die  F,igenscliaft,  viele  in   W;i«ser  schwer  I 
Substanzen    leichter    aufzulö.sen.     Dieser  l'unkt    ist    für    die   Verabreichung    m 
Arzneisnbstanzen    von  Bedeutung.     So    la.ssen    sich    "Jltproc.  Lösungen    von  an-.'  ;:  .  . 
Säure    und    "'/jproc.    Lüsungen    von    Sublimat   herstellen.     Das  Glycerin  l»esit2t  dir 
Kraft,    thierisciui    und  animalische  Substanzen  vor  Zersetzwig  zu  scliützeii  und,    was 
besonders  prakti.sche  Verwerthung  gefunden  hat,    viele  iüizyme   in  wä.s.sriger  Lösung 
zu    conseniren.     Dadurch    ist    es    möglich    geworden,    wässrige  Pepsinlösungen 
Therapie    zugänglich    zu    machen.     Von  besonderer  Bedeutung   ist    die  Cnii.serM: 
der  Kuhlymphe,  die  sich  in  Glycerin  viele  Monate  hält;  allerding.s  bei  «ehr  wamw« 
Wetter  tritt  auch  hier  niw  Zersetzung  ein  (Andrewsi. 

Sehr  eigenthümlich  ist  die  Kigenschaft,  da-ss  IT»  Tlieile  Glycerin,  mit  I 
Weizen-  oder  KaitolTelstärke  zusammen  erhitzt,  eine  transparente,  geleeartige  > 
nixsse  darstellen. 

Die  Frage  ist  vielfach  di.scutirt  worden,    ob  das  Glycerin    auf  die  Gewehi?  fintii 
reizenden  Kinfluss  ausübe  oder    nicht.     Ganz    aasgeschlosstMi    ist    die  Heizung    duTrh 
etwaige  Coagulirung,  da  e.s  das  Eiweiss  nicht  coagulirt.     Vielfach  ist  beobachtet,  ila» 
bei  der  Anwendung  von  Glycerin  durch  Verunreinigungen  wie  Oxalsäure  und  Aineiseo- 
.säure    oder    andere   flüchtige  FettsSiiren,    Spuren  von  Chlorkalk  Heizung  eingelreieo 
ist.     Ks  handelt  sich  aber  um  die  Frage,  wie  wirkt  das  reine  Glycerin?     Hier  i.st  vuf 
allem  die  Concentration  in  Betracht  zu  ziehen,    ein  L'mstainl ,    der    merkw  i     ' 
Weise    so    wenig    in    der  Therapie    beachtet    worden  ist.     Bei  was.serfreiem  <  ■ 
oder  solchem,  welches  noch  im  Stande  ist,  Wasser  durch  seine  hygroskopischen 
Schäften    aufzunehmen,    haben    wir    es    mit    einer  Substanz    zu  thuii.    die    diu 
Moleculari'igi'iischaft  der  Wxsserentziehung  reizt.     Sobald  das  Glycerin  aber  ir 
gleiche  Gewicht  W;isser  verilüiint  ist,  hört  diese  Eigen.schaft  auf  und  es  fällt   li    ■ 
zugleich  die    durch  di(!  physikalischen  Kigeiwchaften  bedingte  Wirkung  fort.     So  «i 
deuu  auch  die  reizende  Wirkung,  welche  das  Glycerin   auf   diu  blusgeiegteo  Nuncn 


«nni£ 

■41 


[■ßljrcerin 


-     477     — 


Glycerin] 


ausübt    (Kühne),    lediglich    durch   Wasseroiitziehung    7M    erklären.     Dies  ist  für  die 
innere    und   äussere  Anwendung  zu  wissen  wichtig. 

Vielfach  ist  d;is  Glyco-rin  für  innere  Zwecke  angewendet  und  ein  Nutzen  davon 
bemerkt  worden.  Besonders  von  Wichtigkeit  schien  die  Beantwortung  der  Frage,  ob 
das  (llycerin  als  ein  Nahrungsmittel  aufziif.a,ssen  sei.  Die  Untersuchungen  von 
J.  Munk  lassen  keinen  Zwi-ifel,  da.ss  das  (ilycerin  nicht  wie  Zucker,  einen  ersparen- 
den Einfluss  auf  di-n  Eiweiss-Ansatz  ausübt,  von  Voit  betrachtet  aber  die  Frage 
als  ofr<'n,  ob  nicht  das  Glycerin  d.as  Fett  vor  Zersetzung    schütze. 

[>ass  das  Glycr-riii  ab(M-  eine  Zersetzung  erleiilet  inul  so  für  die  Frnährung  mitwirkt, 
ist  dadurch  sichergestellt,  d;iss  bei  dem  Kins|trltzen  viui  (ilyceriu  in  die  BlutgefS-sse 
der  Kaninchen  kurze  Zeit  hindurch  die  Sauerstoffauruahme  und  die  KolileusUure-Abgabe 
sich  vermehrt  gezeigt  hat  (Scheremetjewski). 

Von  der  früheren  Anschauung  ausgehend,  dass  die  Sub.stanz,  welche  bei  der  Ver- 
dauung aus  dem  Fett  gebildet  wird,  auch  zur  Kruährung  beitrage,  hat  man  es  als 
Nahrungsnu'ttel  bniuitzt  und  au  !Sti>lle  iles  Leberthraus  in  Anwendung  gezogen.  Wenn 
auch  (lie.se  Methode  nicht  beiliehaiten  i.st,  so  ist  immerhin  von  Interesse,  festzustellen, 
dass  selli.'it  der  daueiiule  (Jebrnuch  von  (ilycerin  in  relativ  grossen  t^uantitnten  keinen 
Schaden  hervorgenifeu  hat.  IM<;  Versuche,  das  Glycerin  als  süsseudes  Mittel  bei 
Diabetes  mellitus  zu  gelien,  sind  trotz  der  Anwendung  des  Saccharins  als  Ersatz 
«les  Zuckers  immer  noch  nicht  aufgegeben.  Ther3|)eutiscli  hat  man,  ohne  liass  eine 
stichhaltige  theon'tisi-he  Hegninduiig  gegeben  werden  kann,  ver.sucht,  das  Glycerin  bei 
Gallensteiu-Kolik  in  Anweuilujig  zu  ziehen  (Ferrand).  Cholagoge  Eigenschaften 
sind  bei  dem  (ilyceriti  nicht  mit  Sicherheit  nachgewiesen  worden,  aber  die  That- 
sache  scheint  festzustehen,  d;iss  '20  bis  30  g  Kolikanlalle  beseitigen  und  selbst  kleinere 
Posen  schon  vorbeugend  wirken  (Ferrand).  Als  Abführmittel  wirkt  das  Glycerin 
bei  der  inneren  Verabreichung  erst  in  relativ  gros.sen  Do.sen,  dagegen  bewirken  schon 
Dosen  von  2  g,  ini  Clysma,  reichliche  Entleenmgen,  die  breiig  und  auch  fest  sein 
'können.  l>ie  Ai>pIicatiou  geschieht  entweder  mit  der  Pravaz'schen  Spritze  mit  kurzem 
Ansatz  oder  indem  man  kb-iiie  Spritzen  mit  einem  einen  halben  Meter  langen  Drain- 
rohr  in  den  Mastdarm  eirrfiihrt  (Anacker,  Gerstäcker). 

Die  Heh;mptung,  <lass  (ilycerin  toxisch  wirke,  ist  nur  stichhaltig  für  <lie  An- 
wendung zu  concentrirter  Dosen,  Bei  genügender  Verdünnung  fallen  die  In- 
to.\icationssymptome,  Magenkatarrh,  Fiebtjr,  Cyanose,  Kopfsebmerzen  (v.  .laksch), 
fort.  Die  vorher  betonte  Ver.sTbiedeuarfigkeit  der  Wirkung  w;1sserigen  uml  cimcen- 
trirten  Glycerius  ist  auch  bei  der  toxikologischen  Betrachtung  ausser  Aclit  gelassen. 
Am  deutlichsten  zeigt  dies  der  Thierversuch.  So  vertragen  Frösche  verdünntes 
(ilycerin,  während  nach  .Anwendung  concentrirlen  Glycerins  ein  heftiger  Tetanus 
beobachtet  wird.    Coucentrirtes  imd  verdümites  Glycerin  sind  eben  zwei  vollkommen 

r  verschieden  wirkende  Kflrpor. 

I         D:ts  wasserfreie  Glycerin  ist  eine  wasserklare,  dick  sirupöse,  vollkommen  geruch- 

I  lose  Flüssigkeit    vom  spec.  (iewicht  1,262    und    Sdp.  2W°,  von  sü.sseni  (ieseliiiiack. 

I  Es  mischt  sich  mit  .Mkohol  und  Wasser  in  jedem  Verhältniss,  in  Acther  und  Ohloro- 

■  form  ist  es  dagegen  unllislicb. 

I         Nach  der  Ph.  G.  IIl  liat  das  Glycerin  das  specitische  Gewicht  1,225 — 1,235:    es  soll  kein 
Arsen,  Schwcrmctallc,  Schwefelsäure,  Oxalsäure,    Kalk    enthalten,    nur  Spuren  von  Chlor  sint] 

l gestattet:   es  darf  kein  AkroleVn  oder  Ammoniak  enthalten  und  darf  beim  Erwärmen  mit  vcr- 

Idünoter  Schwefelsäure  keinen  ranzigen,  unangenebroen  Geruch  entwickeln. 

I  Aqua  glyccrinata: 

I  Glycerin  1,  Wasser  2,  zur  Pillen-,  Pastillcnbcreitung. 

B  Aqua  vitae  glycerinata: 

^^^  Glyccrinum  100,  Tiocturn  Khei  aquosa  25,  Tiactura  aromatica  .5,  Tinctura  Auranlii 

^^B  corticis,    Tinctura  amara  m  10,    Spiritus  90,    Aqua  Kosarum  100.     Likörglasweise 

^^^  gegen  Obstipation. 

I  Balsamum  Glyccrinau: 

^^m  Ccra  tlavn  .'i,    Cetaceum  5,  Oleum   .^mygdalarura  20,  Natrium  biboracicum  I,  Aci- 

^^K  dum  bcnzoicum  0,5,  Glycvrinum  7,5,  Aqua  1.5,  Oleum  Kosarum  gutlac  2.     Gegen 

^^^  Hnutschrunden,  Fro.stbeulen. 

[  Ceratum  Glycerini  Ph.  Hisp.: 

f  Gern  alba  12,  Oleum  Amygdalarum  fiO  werden  zus.immcn  geschmolzen    und    beim 

1  Festwerden  Glycerin  30  hinzugegeben. 

i  Rmplastrum  Glycerinae: 

f  Amyli  Tntici  10,  Aqua  5,  Glyccrinum  25. 


[Glycerln 


—     478     — 


GlypMti^ 


Oena 


Uelatina  glyccriiiata  Loretini: 

5,0  Gelatiua,  65,0  Aqua  destillata,  'i5,0  Glyoerin,  5,0  Loretin,  fein  verrieben. 

Ekzeme,  Flechten  etc. 
Geintina  Zinco-Ichth^oli  Uaoa: 

Gelatine  15  wird  in  Wasser  45  gelöst  und  Rlycerin  30,  Zinkoxyd  10  und  Ichliyoi  i 

hinzugefügt. 
Glycelacum  (Grovcs): 

Ainygdnliic  duices  excnrticatae  10,  Glycerinum  20,  Oleum  Olivnnim  ßO.    VeHMui^ 

Diit'tcl. 
GlyceriD-CascTn-Kirniss: 

Casein  1,  gelöst  in  starker  .Ammoninklfisung  8,5,  wird  mit  Glycerin    l   bi»  »ur  Ver- 

tlürhtigung  des  Ammoniaks    erwärmt.     Die  zurückbleibende  Emulsion  ist  io  2  TL 

Walser  löslich.     Bildet  elastische,  gut  trocknende  Deuken. 
Glyceringelatine: 

1  Theil  Gelatine  weicht  man  drei  Stunden    lang  in  6  Theilcn  dcMillirten  Wasan 

ein  und   setzt  7  Th.  Glycerin  hinzu.     Zu  100  g  der  Mischung    füge  man  I  g  ojn- 

centrirle  Karbolsäure. 
Glycerin-Suppositürien  mit  Agar: 

5  g  Agar    lässt   man    mit    Wasser   ansaugen,    giesst    dos    Wasser    ab    und   mtä 

wiederum  Wasser  bis  zum  Gesammtgewicht  50  g    hinzu;    darauf    fügt    mao  Ii4  ( 

Glycerin    hinzu    und    erhitzt    auf   dem  Dampfapparat   bis  zur  gleicbmäasi^D  Cmt 

sisteoz. 
Glycerinum  boraxatuin  rcsatum: 

Borax  5,  Extrartum  Rosarura  3,  Glycerin  93.     Ersatz  für  Mel  rosatum. 
Glycerinum  chloroformiatum  Debout: 

Chloroformium  1,  Tinctura  Croci  1,  Glycerinum  50. 
Glycerinum  jodatum  causticum  Hebra: 

Jod  '25,  Jodkalium  25,  Glycerin  M. 
Glycerinum  saponatum  (Hebra): 

Neutrale   Cocoskernseife  20    wird    im  Wasserbade    mit  Glycerin  80  g>-i  r 

durchsichtige,    elastische,    wasserlösliche  Masse    kann  versetzt   werden 

säure  (5  pCt.),  Zinkoxyd  (5  pCt.),  Jodoform  (5  pCt.),  Sulfur  praecipitatum  U'J  f'-U.  '-tc. 
Glycerinum  sulfurosum  Schüttio: 

Einleiten    von    schweHiger   Säure    in    Glycerin    bis    zur  Sättigung.     Rein  oder  mit 

Wasser  verdünnt  zur  Pinselung  bei  Diphtherie. 
Glyceritum  Acidi  carboliei  Brit.  Ph.: 

Acidum  carbolicum  1,  (ilycerinum  5.     unter  Erwärmen  verreiben. 
Glyceritum  Acidi  gallici  Brit.  Ph.: 

Acidum  gallicum  I.  Glycerinum  5  bei  höchstens  100°  zur  Lösung  vemibco. 
Glyceritum  Acidi  tannici,  Glyci-rc  de  tannin  Ph.  üall.: 

Acidum  tannicum  1,  Glyceritum  Amyli  5. 
Glyceritum  Alumiuis  Brit.  Ph.: 

Alumen  1,  Glycerin  ß,25    werden  mehrere  Tag«    digerirt   und   »om  Bodensatx  »k- 

gegossen. 
Glyceritum  Amyli,  Glycrr«'  d'amidon  Ph.  Gall.: 

Wcizenstärke  I,  Glycerin  14  werden  venicbcu    und    bis  zur  Bildung  einer  daiTlt* 

sichtigen  Gallerte  erhitzt. 
Glyceritum  Bismuti  Ph.  Hisp.: 

Bismutum  subnitricum  1,  Glycerinum  IG. 
Glyceritum  Boracis  Brit.  Ph.: 

Borax  1,  Glycerin  5,  Wasser  2. 
Glyceritum  Borogly cerini  Ph.  U.  S.: 

Glycerin  460  werden  mit  Borsäure  310  bei  150°  auf  500  abgedampft  und  Glyceris 

ad  1000  zugegeben. 
Glyceritum    eitracti     Belladonnae,    Glyc^rü    d'eitrait   de    BelladoDc 
Ph.  Gall.: 
Extractum  Bell.tdonnao  1,    (»lyceritum  Amyli  G.     In    gleicher  Weise  werden    nxb 
Pb.  Gall,  die  Glycerite  mit  litractum  Conii,  Uyoscyami,  Opii  bereifet. 
Glyceritum  Gclatiuac: 

Gelatina  80,  Glycerinum  4,  Acidum  carbolicum  1,  Acjua  64.    Hitt«l  gegen  Brand- 
wunden. 
Glyceritum  jodatum,  Glycerino  jodce  Ph.  Gall.: 

Tinctura  .lodi,  Glycerinum  H. 
Glyceritu  m  jodoferratum   Arthur: 

Ferrum  reductum  1,  Jodum  purum  2,  Aqua  3,  Glycerinum  27. 
Glyceritum  Hydrast it  Pb.  U.  S. : 

Rhizom.n  Hydrastis  1000  werden  mit  Alkohol  erschöpft,  nach  Zusatz  Ton  Wasser  JM 


[Olycerin 


—    479     - 


Glycyrrhiza] 


bis  zum  Verschwinden   dos  Alkoholgerucbs   erhitst   und  Glyoerin  500  and  Wasser 

ad  1000  hinzugefügt. 
Gl}-ceritum  Kalii  jodati,  Glycär6  de  ioduro  de  potassiura  Pb.  Gall.: 

Jodkalium  1.  Wiwser  1.  Glyccritum  Atnyli  5,5. 
Glyceritura  Plutnbi  Brit.   Ph.: 

Plumbum    aceticum    5,    Lithargrrum    pulvcratum    8,5,    Glycerinum    25,    Aqua  12 

werden  '/<  Stunde  bis  zur  Verdampfung  des  Wassers  gekocht. 
Glyoeritum  Plurobi  tannici  Brit.  Pb.: 

Cortex    Quercus    12,5,    Aiju.i  60   werden    2  Stunden    im  Wasserbade    erhitzt,    zur 

Colatur  Liquor  Plumbi  suliacetici  6  hinzugefügt  und  der  entstehende  Niederschlag 

nbgepresst.     Zu  je  6  Theilcn  Niederschlag  mischt  man  Glyccritum  Amyli  4  hinzu. 
Glyceritum  Tragacanthac  Brit.  Ph.: 

Traganth  3.  Glvcerin  12,  Wasser  2. 
Glyceritum  Vitelli  Ph.  U.  S.,  Glykonln: 

VitcUum  ovi  45,  Glycerinura  55.    Bildet  eine  gut  abwaschbare,  Hruissartige  Deeke. 
Glyceritum  Zinci,  Glyoere  d'oxydc  de  zinc  Ph.  Gall.: 

Zincum  oxydatum  1,  Glyceritum  Amyli  8. 
Glycerolatum  antipsoricum  Merietta: 

Sapo  domesticus  £ulveratus  20.  Glycerinum  16Ü,  Carboneum  sulfuratum,  Benzinum 

lithanthraciuum  a*  6.    Bei  Scabies  täglich  einmal  aufzutragen. 
Glycerolatum  chlorolormiatum: 

Cbloroformium,  Spiritus  u  10,  Glycerinum  80.    Innerlich  tropfenweise,  Zahnmittel, 

Einreibung. 
Limonada  effervcscens  Gay: 

Calcium  glvcerino-phosphoricum  10—30,  Acidum  citricum  5,  Natrium  bicarbouicum  4, 

Aqua  ad  1000. 
Pasta  cosmetica: 

Traganth  10,   Rosenwasser  20,    Glycerin  50,    Benzoctiootur  10,   Orangenblüthenül 

5  Tropfen.    Waschmittel. 
Potus  diabeticorum  (Schultzen): 

Glycerin  100,  Wasser  395.  Citrctnensiiure  5.    Tagsüber  zu  verbrauchen. 
Sapo  glycerinatus  liquidus: 

Oelseife  200.  Glycerin  300,  Wasser  50,  Spiritus  50.   Mit  Citroaen-  und  Bergamottöl 

zu  parfümiren. 
Sirupus  antiphthisicus  chloralatus  (Kremy): 

Chloralhydrat  4,  Glycerin  40,  Himbeersirup  150,  Pfefferminzöl  10  Tropfen.    Mittigs  1, 

Abends  2  Es.slöfTol. 
Sirupus  Calcii  glycerino-phösphorici  Gay. 

Calcium  glycerino-phosphoricum   10.  Acidum  citricum  1,  Sacoharuro  610,  Aqua  860. 

Zum  Filtrat  Sirupus  ad  1000. 
Suppositoria  glycerina  (Dietrich): 

1.  Oleum  Cacao,    Glycerinum  u    werden    in    der  Wärme    verrieben.     Feste,   nicht 

hygroskopische,  bei  25  "  schmelzende  Masse.    II.  Dialysirte,  harte  Stearin.seife  wird 

in  Wasser  gelöst   und    mit  Glycerin  90   zum  Gewicht  100   eingedampft.     Aus  der 

festen,  durchsichtigen  Masse  formt  man  Ziipfohen  von  je  1,7  oder  2,5  Gewicht. 
Unguentum  ad  pcrniones  (Dorn): 

Cera  flava  10,    Oleum  Lini  20.    Glycerinum  10,    Acidum  benzoicum,    Benzoe  puU 

verata  5,  Oleum  Lavandulae  guttae  20. 
Unguentum  Glycerini  Ph.  G.  III: 

Weizenstärke  10,  Wasser  15  werden  angerieben  und  Glycerin  100  zugesetzt.     Der 

Mischung  wird    eiue  Anreibung  vou  Traganth  2  und  Weingeist  5   hinzugefügt  und 

das  Ganze  unter  Umrühren  so  lange  erhitzt,  bis  der  Weiogeistgeruch  verschwunden 

und  eine  durchsichtige  Gallerte  entstanden  ist.  ,,ooov,™, 

LIEBBEICH. 

li lycerolatC)  Glyo6r6s  s.  Glycerol^s  der  Ph.  fraD(;.,  Glycerina  s.  Glycerines  der  Br. 
Ph.,  Glycerita  s.  Glycerites  der  U.  St.  Ph.,  sind  zu  äusserlichem  oder  innerlichem  arznei- 
lichem (lebrauch  bestimmte  Praeparate,  welche  Glycerin*  zur  Grundlage  haben  und  des- 
halb sehr  empfehlenswerthe  Arzneiformen  sind.  Die  Ph.  G.  kennt  dieselben  jedoch  nicht, 
höchstens  könnte  das  Unguentum  Glycerini  dahin  gerechnet  werden. 

HAASE. 

(■lycyrrfaiza  t,.  PllaniFniriittung  »«ilerFini.  der  Papilf  onaeeac*.  Abth.  d«r  Oaleito*^  (s.  0  alei;»*),  KrSutar 
mit  uoi'uriK-K'florlortcn  Blnttorn  und  «iemlieh  kloinon.  in  mstioltan  arkivlatlndigen  Tranbon  T«ra!nigtvn  Blltbnn, 
In  drnfn  li^  Lint«re  (lehntp)  SUubbUtt  i^nz  frei  iitt.  I>ie  «.•infiloborigpn  HDls«n  0ffnpn  sieb  cw(tikUp|ji|;,  nm  dio 
«r«nigf*n  Samrn  (1— *J  ftustoüt.njnfn.  Die  boliipon  Wunnln  nnd  Aii*1«nfer  find  b(>k>nnt  alx  .SOffithuli*. 
O.  glnbr«  L.,    rom  westlirlu'n   Mitti>linpt>r|r9bit*t    iluroh  gan.  T'niram.    SQdninsUnd,    Klpinaxion    anil 

NordpvrAJftn  hi'iniipeb.    wirrl    in   Mittr^b-iiropa    im  (trunon    K'  "     d«T  .\rt    Aind    dl«    kablm  llQUitri. 

ß.   •chinitl  L..  geVpnnirirhni'l  durch  ütacbelinr  HUIsi'n.  v'  '    dem  slldliehon  Hihirlen  bis  Jen» lU 

deR  BkIkaUeu  ao.    Lioffrt  Radix  Li<in  i  r  i  tia(>   roa«loau,  dio  ;:t;.-eli3[t  m  don  Handel  kummL    0.  glkadull* 
(•r*  W.  B.  du  •ndOsthcbeo  Earoraa  und  des  Kankatu«  lioforto  Badii  Liiuiritik«  grac«*«.    U. 


lyrjrTrhir« 


—     480     — 


Radix    Liquiritiac.     Diese  und  ihre  Praeparate    werden    UDKemein    ! 
und    gehören    iu    den    populären  Heilmitteln.     Die  Wirksamkeit  und    die   A 
Anwundung  verdankt  sie  dem  Glycyrrhizin.    Es  ist  fraglich,  ob  die  unten   n 
als  stieksti.flhaltigü  Substanz  festzuhalten  ist,  oder  ob  hier  eine  AmmoDiakv- 
Wie  dem  aueh  sei,    der  Süssstoff  wird  ausserordentlich    gut  vertragen    und 
dadurch  von  anderen  Zuckerarten,   dass  ihm  die  abführende  und  reizende   W 
ist  daher  auch  Kindern  durchaus  zu  gestatten,   die  Praejiaratc  des  Süssholzes,   wie  l^nlub- 
saft,  zu  geniesscti.    und  in  denjenigen  Fällen,  in  welchen  Kinder  zu  Magen-   und  Darmkitmi 
neigen,  sind  sie  durchaus  nicht  so  zu  fürchten,  wie  der  Zucker.    Ausser  dem   GlrcTTrhifia  ot 
in  der  R.vlix  Mquiritiac  Stärkemehl,  Eiweiss,  sowie  Calciumphosphat  neben  Calciumsulfat  \ui 
etwas  Magnesia  enthalten.    Diese  Bestandtheile  drücken  den  Süssholzpraeparaten   den  Stemptl 
eines  N'ahrmatorials  auf  und  sn  ist  auch   aus  diesem  Grunde  der  Oebr.iuch  des  Lakritirniafb 
durchaus  zu  empfehlen.     Es  würden  die  Versuche,    Kinderspeisen  mit  Lakritacnsa/t    - 
Zucker    oder  Milchzucker    zu    versüssen,    durchaus    gerechtfertigt  .sein.      Eine   weit  \ 
Anwendung    findet    der   Lakritzensaft    in    Pastenform    als    reizlind«nides    Mittel  bei    } 
katarrhen.     Es  scheint,    dass  am  besten  der  einfache  Saft  wirkt,    häulig  werden   den 
Salmiak,  minime  Mengen  von  Morphium,  Stibium  snifuratum  aurantiacum.  Natrium  hicnr 
hinzugesetzt  und  als  Pastillen    mit    den    verschiedensten   Phantasieuamcn    in     den   H  i 
bracht.     Sehr  zweckmässig    ist    der  Zusatz  von  Extractum  Liquiritiae  £u  reizliiiderDii> 
eamenten,  bei  welchen  ihm  wegen  seiner  chemischen  Zusammensetzung  eine  grö.sserc  F. 
zukommt,  als  sie  ein  einfaches  Corrigens  besitzt. 

Radix  Liquiritiae,  Süssholz  von  Glyoyrrhiza  glahra  und  G.  glandulifer^i 
Die  geschälten  gelben  Wurzeln  sind  von  langfaserigem  Bruche  und  grobstnhUgOB, 
sehr  lockerem  (refüge,  dicker  als  1  cm  und  nicht  über  3  dm  lang. 
Succus  Liquiritiae,  Süssholzsaft  Ph.  G.  III: 

Durch  Auskochen  und  Pressen  der  Wurzel  von  G.  glabra  erhaltenes  Extraet;  <la*- 
selbe  darf  nur  17  pCt.  Wasser   enthalten    uud    nicht  mehr  als  25  pCu  festes«  ia 
Wasser  nicht  löslichen  Rückstandes. 
Succus  Liquiritiae  depuratus,  gereinigter  Süssholzsaft: 

Durch    kaltes  Ausziehen    von  Süssholzsaft    mit  Wasser  gewonnen    und    tu    eiaea 
dicken  Extract    eingedampft.     In  Wasser  mit    brauner  Farbe  klar  löslich.    Statt 
Plasticitüt  wegen  eignet  sieh  der  Extract  zur  Pilleubereitung. 
Pasta  Liquiritiae  gelatinata,  brauner  Lederzucker: 

(iclatina  100,  (ilycerin200,  Gummi  arabicum  pulveratum  50.  Sirupus  Siior!: 
Succus  Liquiritiac    depuratus  15    werden    auf   dem  Wasserbade    gelöst.     .i  : 
trockene  Marmorplatto  au.sgegossen,  in  Scheiben  gescboittca. 
Pate  de  Reglise  brune,  Ph.  Gall.: 

Succus  Liquiritiac   100,   Gurami  arabicum  1500,  Saccbarum  1000,  Aqr. 
tractum  Opii  1   dienen  als  reizmildernde  Pastillen.  Li: 

Olyorrrhiiin.  G  l;o;  rrhiziimUn  ri.<,  CuHmNO,,.  Iin<l<>t  fleh  du  ^iiiinnnitk  gi>huiid''n  in  itK(  ~ 
Ton  (J.  KUlir«  auil  0.  glanilaUfpr«.  »uwli>  io  Farnen,  l^r  eioKcdirkto  wil#5i>nirn  Au«inK  dpr  Pflaiixs.  lU»  < 
KRimtitiiitcikli«,  cnlbalt  pin  AmmoniiLkilalx.    Dim  fri^ip  .'^Aurp  Etrht>(d**t  «irb  nitR  dir  ItotA^^'  '         ^  ~ 

NUF<  und  truekitot  xu  ritifr  braunen,    klburahittbnliebt>u    MiMitr    i<in.     äii*    <|(iiUt    in 
tO«t  Airb  in  k<iobi.'l)<tom  Etni>«<ii;.  kaum  ubor  in  A^-tber  und  ttb>t)1nU>m  Alkobnl.     S). 
rpin  »ÖS!»,  rpaiort  uhpr  dpntlitrh  sauor  and  xt'rlofft   hol  .'^iodphi^z<*  langsam   die  Erde  - 
winl  brim  Erwannnn  reducirt.     Boim  Kochen    mit  verdünnten  SSQfen  «erfllllt  «lie 
itlyrytrhMiii.     8ie    irit    eine    dreiba>(i«che    SXnre.     Das    üuure  Ammoniak-    uud  Kul 
.••eliinetikeii   intenaiT  »Qs«. 

<>l;«y  rrhetin,  Cx,II(7''C<'  8|>altuni«pröduct   des  nirejrrhiiina,    iit   ein    Kescbraackloiwa  Krj-' 

Sebrnp.  2(10°,  nicht  IBchtiK,'   nnISalich  in  Womcr,    Htzenden  und  kohlenamiinn  Alkalien.  Aetber;  IStlu:-   ...    ^ 

EinnaiK  und  VitriolBl.     Liefert  mit  AcetTleblorid  ein  niae«tat 

8PIBOEU 


(tlykocholNXnre,  C„HuNO„.  nndet  «ich,  an  Natron  iiebonden.  in  der  rialle  der  meiiton  Ttiier«.  hMOOten  )■  tu 

Kifid>i;al|i>.     iMe    fif^ie  Saure  krystallisirt    in    »ehr    feinen  Nadeln,    äebmp.  J32— 134*1,    i>t    in  W4»-»,r,     \rib»i  •"4 

rblornftirni  selir  «ebwer.  in  Alkohol  llnijiprit  leicht  Idaticb.     Sie  ist.  nbenao  wie  Ihr«-  lO*!i-' 

Miircb  Erhitzen  iiborballi   l-UI"  (jebt  Bio    in  GlykocbolouHKure.  Cj,,H(|V05.  nbor.    ebeu'*«    il 

contriitor  Halz^nure.     llurrb  Koebon    mit  Kali    oder  Baryt    tritt  Spaltung    in  (tlyuin  un-I 

4   11,11  =  t'2H«\0,  +  CfAltß^     S»l|.etris".'  Siluro  eneun^t  Cboloftl>kol»are.    .Sie  i<t  eii. 

.Mkali-  und  ErdMiil/e    in  Wa^er   nnd  Alkohol  leicht  lOslicb  !tind.     Die  wli?.^engt«n  LUsnr.^ 

lein  wie  helfenwa^ser.     l)aa  Natronvali  wird  auM  der  L^Kunft  in  abüolatera  Alkohol  durcli  « a>?i,  ru*ivici-n    ,%-trjrr  it, 

Nadeln  Kefllll  (.kr;stalllstrto  Oallii*).     Die  Salie  der  Metalloiyde   >ind  meist   iinlo-iilob  in  Wtaa».    ISaliek  la  AU> 

hol  (Strecker).     IHo  Slure  wirkt  auli«e[ttifiOb,  doch  schwacher  alt  Tauroohwl-uure  lElolcb). 


(il;kiiboII,('i  lycin.  Leimzucker,  Leirasüss,  Amidoessigsäure.  CjHtNO;  =  NBj'CH,'COC 
wurde  in  uiivcrbundcncm  Zustande  bisher  nur  im  Muskelgewebe  der  Muschel  I'urten  irradia 
gefunden,  häufig  dagegen  in  Form  seiner  alkylirten  und  acidylirtcn  Derivate.  Von  erst 
sind  zu  nennen  das  monomethylirte.  Sarkosin,  «nd  das  trimethylirlc,  Belaiti.  von  den  Sin 
donvaten  die  Bcnzoylverbindung,  Ilippursaure,  und  die  Verbindung  mit  CholaUäure,  tiJj-|j 
choUüure.  Aus  den  letzteren  Verbindungen  l.issl  »ich  das  Glykokoll  durch  vtuscifeBde  7 
sb.spalten.  Es  entsteht  ferner  durch  Einwirkung  von  rauchender  Salzsäure  aus  XaalUa 
aus  Leimsubstanzen   durch  Kochen   mit  Bar^t   oder   veidüuatcr  Schwefelsäure.    Sfntin^ 


r[UI}kuk<ill 


481 


Glykoside] 


N 


wird  rs    aus  Clilorcssigsdure  mit  Aimnoniak,    aus  Cynn  mit  JoilwassiTstiilTsäurc    crliallcii.     Ks 
I     bildet  farblose  monokliiio  Kr>-stalle  von  süssem  ücscbmack,  die  in   Wasser  sehr  leicht,  in  ab- 
solutem Alkohol  nicht  löslich  sind,  sich  bei  '2'2S"  bräunen  und  unter  Zcrsctuung  bei  S.SS — 236" 
mit  dunkler  Purpurfarbe  schmelzen,    rharnkteristisch  ist  da»  in  Wasser  schwer  lösliche  Kupfer- 
salz.    Im  Organismus  wird  Ulykokoll    zerstört   unter  Bildung  von  HarnstofT  (Schultzen  und 
I     Nencki),   bei   gleichzeitiger  Anwesenheit  von  Benzoi'säurc  vereinigt    es  sieh  aber   mit    dieser 
I     zu  Hippursäure.     Der  Harn  der  Pflanzenfresser,    welche  viel    aromatische  Substanzen    zu  sich 
nehmen,  ist  reich  an  Hippursäure,   aber  auch  im  menscblicheu  Harn  ist  dieselbe  stets  in    gc- 
I     ringer  Menge  vorhanden,  und  bei  Darreichung  von  Benzoesäure  erscheint  die  dieser  entsprechende 
Menge    Hippursäure.    Es  muss    danach   eine    ständige   Bildung   von  GlykokoU    im  Organismus 
'     stattlinden,    vcrrouthlich  durch  Zersetzung  von  Eiweisskürpern,    wenn  auch    bei  deren    künst- 
licher Zersetzung  das  GlykokoU  bisher  nicht  aufgefunden  werden  konnte.    Mögliciierweise  ist 
Glykokoll    auch    an  der  Bildung  der  Harnsäure    im  Organismus  betheiligt:   wenigstens  stellte 
Horbaczcwski  letztere  synthetisch  durch  Schmelzen  von  Harnstoff  mit  GlykokoU  her. 

SPIEGEL. 

Oljrkose  (yfta/Xox'Ji  süs-s),  Trauben-,  Stärke-,  Krümel-,  Harn  zuekcr,  Dextrose,  d-<iluko»e, 
CslIijO^  =  CH,(OH)  •  [Cn(01D]4  -COri,  findet  sich  überaus  häufig  in  Pflanzen,  besonders  in  Früchten, 
ferner  im  Harn  von  Diabetikern.  Sic  entsteht  bei  der  hydrolytischen  Spaltung  vieler  Glykoside  und 
Polys.iccharide,  so  bei  der  sogenannten  Inversion  des  Rohrzuckers.  Letztere  wird  zur  Darstellung 
im  Kleinen  zumeist  benutzt  und  die  Glykose  von  der  in  gleicher  Menge  entstehenden  L.ievu- 
lose  durch  Krystillisation  getrennt.  Zur  technischen  Darstellung  benutzt  man  die  Hydrolyse 
der  Stärke.  Die  Glykose  krj-stallisirt  wasserfrei  in  feinen  Nadeln  oder  harten  Krusten  vom 
Schmp.  146".  bei  gewöhnlicher  Temperatur  aus  wässeriger  Lösung  mit  1  Mol.  Krystallwasser 
in  zu  Warzen  vereinigten  Täfelchen,  die  vielleicht  als  der  siebenwerthige  Alkohol 
GH3(0H) .  [CII  (0H)J4  •  CH  (OH),  analog  Chloralhydrat  aufziifassen  sind.  Sie  ist  weniger  süss 
als  Rohrzucker,  in  Wasser  sehr  leicht,  in  absolutem  Alkohol  kaum  löslich,  stark  rechtsdrehend 
([uj  D  =  52,5  ")  und  zeigt  starke  Birotation,  d.  h.  das  Drehungsvennögen  der  frisch  bercit'^ten 
Lösung  ist  erheblich  höher,  als  nach  längerem  Stehen.  Sie  bildet  zwei  isomere  Phenylhydra- 
zonc,  CiaHinNjOs.  Das  durch  Einwirkung  von  überschüssigem  Phenylhydrazin  entstehende 
d-Phenylglukosazon,  in  Wasser  schwer  löslich,  krystallisirt  aus  verdünntem  Alkohol  in  feinen, 
gelben  Nädelchen  vom  Schni.  204 — 205'  und  ist  linksdrehend.  Charakteristisch  ist  auch  das 
durch  Einwirkung  von  Diphenylhydrazin  in  alkoholischer  Lösung  entstehende  Diphenylhydrazon, 
das  aus  heLssem  Wa.sser  leicht  in  farblosen  glänzenden  Prismen  vom  Scbm.  162 — 163"  kry- 
stallisirt. Mit  Acetylchlorid  entsteht  Acetochlorhydrose  C,H70  '  Gl '  (OC,FIaO)4,  mit  Essigsiiure- 
anhydrid  und  Natriumacctat  zwei  isomere  l'entacetyldcrivate. 

Olykossn,  CuH,qO£.  pnUitebt  boim  Erhitson  von  01yko«f!  au/  170''  (Q^lis).  gvht  mit  TcrilOfmti*n  S&aran 
wi^ilor  in  Olylcüse  11b«r.  Sein  DiAelbyla^ther  entsteht  boim  Erbitiva  von  Rohnnelcpr  mit  Aothjibromid  niid  Kali 
hut  lOn"  CBortbelot],  er  rvducirt  Fcbling'fcbo  L<t«nng. 

SPIEOSI.. 

dlykogide,  Glukoside  sind  vorzugsweise  im  PAanzenreicb  weit  verbreitete  aetberartige  Körper, 
welche  durch  Hydrolyse*  in  eine  Zuckerart  und  einen  oder  mehrere  andere  Körper  gespalten 
werden.     Meist  ist  der  bei  der  Spaltung  erhaltene  Zucker  Glykose,    dann  handelt  es  »ich  um 
die  eigentlichen  Glykoside,     Es  können  auch    andere  Zuckerarten  als  Spaltungsproducle    auf- 
treten oder  den.selbcn  nahestehende  Körper  wie  Phloroglucin,    (lummi,  Mannit.     Die  Spaltung 
1     gelingt  zuweilen  auch  durch  Fermente  wie  Emulsin    und  Invcrtin.     Die  Fermente  wirken   nur 
I    auf  Glukoside    bestimmter   geometrischer  Configurntion  ein,    sodass  man   dadurch    die    sterco- 
I     ehemischen  Isomeren  von  einander  scheiden  kann.    E.  Fischer  hat  die  Hypothese  aufgestellt. 
I    da.ss  diese  Erscheinung  auf    dem  geometrischen  Bau  des  Fermentmolecüls  beruhe.     Die  nierk- 
I    würdige    Auswahl,    welche    Spaltpilze    unter    structurell    gleichen  Körpern    treffen    und    noch 
I    Pasteur    als  Beweis  für  die  Existenz  einer  besonderen  Lebenskraft  ansah,    erscheint  darnacJi 
I    abhängig  von  dem  molecularen  Bau  der  von  diesen  Pilzen  gebildeten  Euzyme. 
I  Aus    den    Pflanzenstoffcn   etc.  werden    die  Glykoside    durch  Ausziehen    mit  Wasser    oder 

I      Alkohol    erhalten.     Beigemengte  Verunreinigungen    wie  z.  B.  Gerbsäuren   werden    durch  Blei- 
zucker entfernt,  das  Filtrat  mit  Schwefelwasserstoff  entbleit  und  eingedampft.     Oft  kann  mau 
die  Glykoside  auch  direct  aus  der  alkoholischen  Lösung  durch  .\cther  fällen. 
I  Die  künstliehe  Herstellung  war  bis  vor  Kurzem  umständlich  und  allein  bei  Combination 

I  von  Zucker  mit  Phenolen  möglich.  Man  Hess  sogenannte  Acetochlorhydrose  C^HvO  '  01(0  '  CjHjO)« 
I  auf  Alkalisalze  der  Phenole  einwirken  (A.Michael).  Emil  Fischer  hat  in  der  gasfJirmigen 
I  Salzsäure  ein  Mittel  gefunden,  die  direote  Vereinigung  der  Zuckerarten  mit  .Alkoholen  zu  be- 
I  wirken.  Diese  Methode  ist  jedoch  lür  Phenole  nicht  anwendbar.  Sie  wird  übrigens  vercin- 
P  facht,  wenn  man  zu  der  Lösung  des  Zuckers  in  Alkohol  ein  wenig  Lösung  von  g.vilörraiger 
Salzsäure  in  Alkohol  hinzufügt,  sodass  die  Salzsäure  nicht  mehr  als  l  pCt.  der  gesammten 
Alkoholmengc  beträgt,  und  d.inn  längere  Zeit  im  Sieden  erhält.  Hierbei  tritt  keine  Zersetzung 
L  ein,  und  es  gelingt  so,  auch  Ketone  mit  Zuckerarten  zu  combiniren.  (Fischer,  Bcr.  2.s,  114.^;. 
I  Die  Glykoside  sind  feste,  meist  krystallini.schc,  nicht  flüchtige  Körper.    Gegen  Reageutien 

I  »eigen  .sie  verschiedenes  Verhalten.  Meist  können  sie  leicht  durch  verdünnte  Salzsäure 
I  oder  Schwefelsäure  gespalten  werden.  S.nponin  wird  aber  selbst  bei  sechstägigem  Digerircn 
■    mit    verdünnter  Schwefelsäure    nicht   zersetzt,    während  Salzsäure    schon    in    einigen  Minuten 


0.  LIebreirb    EBCjfltlo|i*«di».    IL  Btml, 


31 


[Uiykuside 


4H2 


völlige  Spallutig    bewirkt.     Die  Spaltung    durdi    vcrdüiiute  Schwefelsäure    sebtät 

ebenso  wie  durch  Emulsin,  nie  vollständig  zu  sein.    Das  Emulsin  hat,  wo  e«  VOTutof 

kann,  den  Voraug,  dass  es  im  Allgemeinen  reinere  Spaltungsproductc   liefi"rt     Yi.Innij 

werden    schon    durch   starkes  Krhitzen,  auf  200"  und  darüber,     iu     ihre  < 

wobei  aber  die  Glukose  in  Uluko.san  übergeht.     Beim  Erwiirmeii   mit    venl 

und  etwa«    concentrirtcr  Schwefelsäure    auf  70°  geben    viele   Cilukoside 

rotbe  Färbung.     Die  künstlichen  Glukoside  sind    iu  Zusammeasetzung  ui 

natürlichen    sehr    ähnlich.     Sie    entstehen    meist   in    stwei  Stereoisomerea,    wie   Hck  iti 

Fischer  au fge-s tollten  Con.slitutionsformel:  0 

vorbcRtusehen  war.  Diese  Formel  trägt  dem  / 

Umstand  Rechnung.  da.ss  in  den  (Jlykosiden  OR "  CH  ■  CB(OH)  •  CH(OB)  *  CH  "  CHt>r -(»4 

die  Aldehyd-  bezw.  Ketonrcactioncn  der  Zucker  verschwunden   sind,   also  nicht  «'v 

holische  Hydroxylgruppe  mit  dem  zutretenden  Componenten   in   Reactioo    gt.tt- 

sondern  auch  die  Aldehyd-  bezw.  Ketongruppe  in  Mitleidenschaft  gezogen   sein  mufci  iti 

lewski  (Ber.  26,  2928)  bevorzugt  eine  etwas  abweichende  Constitutionsfonii«!. 

Hlasiwetz    theilte  die  Glykoside,   je  nach  der    daraus    nbspaltbareo  Zuc-ketV. 
1.  Glykoside,  die  bei  der  Spaltung  Glykose  geben;  die  Spaltung  wird   iliueb  M<nr 
und  durch  Fermente  bewirkt.     Hier  giebt  es  mehrere  Unt^rabtheilungcn  :   a)  ^ 
das  zweite  Spaltungsproduct  treten  zu  je  einem  Molecül  aus:   .^rbutin,  Saticin,  ' 
als  ein  Molecül  Glykose  abgespalten:    Daphnin,    Jalapin,    Hellcborio,     c)  os  wml 
Glykose,  daneben  zwei  Molecüle  anderer  Substanzen  abgespalten  :    Populio.  —  2.  PI 
cidc.     Bei    der    durch    coneeutrirte    Mincralsäuren    oder    Alkalien     !.■     '  ' 
Phloroglucin  auf:  Fbloretin.  Maclurin.   —  3.  Phloroglykoside.     Li. 
von  Säuren  Glukose;  das  gleichzeitig  aultretende  Spaltungsproduct  wird   u 
zerlegt  unter  Abscheidung  von  J'hloroglucin:    Phloridzin,  Robinin.   —  4.   '  > 
säure.  —  5.  Mann  ide,  welche  Abkömmlinge  des  Mannits  abspalten  :  Chiuovin.  —  p  .-•■(M 
baltige  Glykoside:  Amygdaliri.  Solanin. 

Als  bekannte  Glykoside  sind    hervorzuheben:    Digitaleio  und   Digitalin,  Myr 
tigOD,  Homocerebrin  und  Enkephalin,  Sapouin,  ferner  die  Gerbsäuren   und  alic  Pol«i 

iTÜ 

Olykuronsanre.   CjEmO,  =  COH  •  CH(OH)  •  CH(OH)  •  CH(OH)  •  CH(On) "  COOH,  -»«•■  r 
säure,    tritt    als    erstes  Oxydationsproduct    des  Zuckers  im  Harn   nach   Ei' 
stanzen,    mit  Umwandlungsproducten    derselben    gepaart,    auf.      So  erhioli 
und    seine  Schüler    nach  Kampher    die  Kamplioglykuronsäurc  (Haarling  mit  Kimjil 
Benzol  einen  Paarling  mit  Phenol,  .lnffi5  nach  Urthonitrotoluol  einen   solcbi^n  mit 
bcnz.ylalkohol,  Meriug  und  Musculus  nach  Chloralhydrat  und  Butylch!. 
mit  Trichloraethylalkohol  und  Trictilorbiitylalkohol  (Urochloralsüure   und  l'i 
Aehnlichen  Urspinings    ist    die  Euianthin.säure.    in   welcher  nach  Spiege 
mit  Euianthon    gepaart    ist.     Alle    diese    gepaarten  Säuren    zerfalleo     be:: 
dünnten   Mincralsäuren  in    ihre  Componenten.    Die  Säure  wurde  ferner  aU   .\ 
Knorpels    nachgewiesen    (Sehmiedeborg),    sie    entsteht    synthetisch    durch 
d-Zuckersäure,    in  welche  sie  durch  Oxydation  wieder  überführbar  ist  (E.  Fisrurr  uw  •— 
Piloty),  während  sie  durch  weitere  Roduction  d-Gulonsäure  liefert   (Th  ierfelder). 

Glykuron.säure    ist  ein  in  Alkohol  löslicher  Sirup,  der  leicht  in   das  LsQtoa  (*iB,t\4* 
geht.     Dieses    bildet    monosymmetrische  Tafeln    von    angenehm    süssem    Gesc^ouci.  4» 
schnellem  Erhitzen  gegen   170"  sintern,    Schmp.   175 — 178"  unter  Zersetzung.     Es  iit  n 
drehend,  ['i]d^  in  etwa  10  proc.  wässeriger  Lösung  = -f  19,1".     Beim  Oe-itilliiTO  »1  i 
liefert  Glykuronsäure,  wie  die  Peutosen,  Furfurol. 

srwm. 

Umnndeilt  Ritdl  in  mwrSülprreieli.  42U  ni  lincb.    IclimutMchpr  Teniinknrort    und  Soolbad.     Xlua«  kU  w>  • 
Wkrin.    Zu  dt^a  lildorn  dient  Buole.  wcichr  i;33,R  Natriuiuehlorld  eittbSlt.    Ftropr  bt^nottl  uaa  fiifcilil^i  ^^^ 
i1inbU>r  Soolr,  PicbteonadDl-  und  L&t«oheudän]|>leu,  Dampf-,  Fichtunuadclbftder,  ItAlte  Bidnr  im  TtaiM" 

wCBom 

(jnaiihallnm    I,.     PllauiengtMung   der   Fani.   dKr  OoBpoaita«',   Trilinf    d<?r    On^iihiU 
Btlltlion  rnlirPnfttrmiK  sind  und  ge^cliwBnttP  Staabhfiotpl  ^owti*  einen  Haarpappii 
G.  dioienm  L.    (Antennaria    dioica  Uarrtn.)    ist  xwoibltiiftig.     l>io  lnnih>-i 
(Floren  pedis  catf)  im  (iebrauch.     li.  po  ty  ee  pb  a1  um  Utchl.  ist  im  ^Udliri> 
Uebraueb.     t).  arenarinm  L.  =^  Helichry^um. 

UB6teC686»     Eigenartig"  Pflanzenfaniilie,    den  Vebergang    Ton  den  Gy  mno  5  p  **  rm  a»*    xr, 
danlelletid.     Die  eiiigevchlecbtlgon  oder  »witierigen  Btütbon  mit  einer  BlQthenhl]!]^,     in    J; 
bUtteni    vereint.     KUhren  (jefns^e    in    ibrem    llolxk0r^>er.    J<^de    der   drei    biorberitehOrigvii 
(}n^t^m  und  WelwitMjhia    ist  Typus  einer  besonderen  Unterfantilie.     Im  Qanzsn    etwa 
Tntpeu  angehörend.     Nur  Epbedra  Dberscbrcitot  die  europaeiacbe  Alpenkette. 


*  A*  .     \*' 


tili  Xif%. 


(joczalkowitz,    bei  Pless  in  Oberschlesien,    266  m   hoch,  jod-   und   bromhaI»5^^c-i  <.ilM   " 
16.25»  warme  Quelle   enthält  82.83  Chlor-,  0,0134  Jod-,  0,0407   Bromna!'  ' 
3,18  Magnesiumchlorid,  0,1655  Eiseiibiearbonnt.     Sie  wird  innerlich,    lu   It 
schlagen,  Doucheu,  Bädern  und  Dampfbädern   benutzt     Klima  milde;  miUlcn:  :»iu«<n-r 


rUorzalkowitz 


-    im    — 


V.iM] 


ratur    16,3".     Die    liidif.itioiii.'n    urslreckcii    sich    vuriielimlicb   auf  Scrofulose,    Klicumuliismuü, 
(.riebt,  Ischias  und  Hnutkrankheitcn.  besuadera  hei  gleichzeitiger  Aiiaemic. 

WÜnZBUBO. 

(•oerbersdorf,  im  schlesischea  Kreise  Waldcnburg.  in  eiuem  engen,  von  800  bis  900  m  hoben 
Berget!  umschlossenoii  Thalc  der  Sudeten  561  m  hoch  gelegen.  Ks  giebt  dort  drei  Doil- 
»nstnllcn  für  Lungenkranke,  von  denen  die  Brcbmer'sche  1854,  die  Kömpler'sche  1875, 
Dr.  Weicker's  lleilan.stalt  der  Gräliu  Pückler  erst  später  errichtet  ist.  Hierzu  kommt  noch 
das  18'J4  von  Weickcr  begründete  Krankenheini  für  unbemittelte  Lungenkranke. 

Die  Behandlung  in  diesen  das  ganze  .lalir  über  geölTncten  Anstalten  bezweckt,  die 
Kranken  in  mögliehst  günstige  hrgieniseh-diaetctisphc  Verhältnisse  zu  versetzen  und  durch 
Kräftigung  des  Gesammtorganismus.  sowie  zweckentsprechende  Regelung  der  Hcrzlliätigkeit 
das  Lungenleiden  zu  beseitigen.  Die  Krnährung  ist  eine  reichliche.  Besonderer  Werth  wird 
auf  cineii  ausgiebigen  Geuuss  der  reinen,  massig  kühlen  und  massig  feuchten  Gebirgsluft  ge- 
legt. Zur  Vornahme  von  Freiluftkuren  dienen  Liegehallen.  Das  überall  sanft  ansteigende 
Terrain  gestattet  ein  zweckmässiges  systematisches  Bergsteigen.  Kerner  HndcD  hydrotherapeuti- 
sche Eingriffe.  Milch-  und  Kefirkuren  statt.  Die  Kranken  sollen  unter  fortdauernder  ärzt- 
licher Aufsicht  stehen  und  ihre  Behandlung  streng  individualisirt  werden.  _ 

'  Goerc,  italienisch  Gorizia,  in  Giirz-Gradisca  in  einem  nur  nach  Süden  vollkommen  ofTenen 
Tbalo  94  m  hoch  gelegen,  massig  feuchter  klimatischer  Winterkurort,  mit  (telcgetiheit  zu 
Trauben-,  Milchkuren,  kalten,  warmen,  Dampfbädern,  Massage.  Goerz  besitzt  halb  und  halb 
ein  Seeklima.  Mittlere  Temperatur  13,0,  in  der  Saison,  Octobcr  bis  April,  7,7",  mittlere 
relative  Feuchtigkeit  71,2  pCt.  Indicirt  ist  der  Aufenthalt  bei  Scrofulose,  Rachiti.s,  Ner%-ciikr,ink- 
bciten,  Anaemic,  chronischen  Katarrhen  der  Athmungsorgane,  beginnender  chronischer  Phthise 
und  in  der  Reconvalesccnz,  sofern  es  .sieh  nicht  um  sensible  Personen  handelt. 

WÜRZBURO. 

(rOlSCni^    in  OborOtftorroioli  400  m  lioeli  gelegen,  mit  finvt  2t  °  warmen  JuJficliwpfiiltjQeUft. 

W. 

Gold  und  Güldsalze.  Chemisches  Symbol  Au,  Atomgewicht  196,2:  kann  ein-  und  dreiwerthig 
auftreten.  In  der  Natur  tindcl  es  sich  nur  gediegen,  begleitet  von  Silber  und  anderen  Metallen. 
Durch  Hämmern  tosst  sich  Gold  in  Blattgold  von  0,0001  mm  Dicke  überführen,  welches  im 
durchscheinenden  Lichte  eine  blaugrüne  Färbung  zeigt.  Von  .Sauerstoff  wird  es  nicht  ange- 
griffen; gelöst  wird  es  von  König.swasser  und  andern,  freies  Chlor  enthaltenden  Flüssigkeiten, 
sowie  Seiensäure  und  Cyankalium.  Aus  seinen  Lösungen  wird  es  metallisch  gerällt  durch 
die  unedlen  Schwermetalle.  Quecksilber,  Silber,  Platin,  durch  Fcrrosalze,  nrseuige  S.iure  nnd 
andere  reducirende  Körper.  Wird  eine  Goldtösung  mit  Stanno-  und  Stinnicbloridlosung  ver- 
setzt, so  entsteht  eine  Purpurfärbung  (Goldpurpur).  Schwefelwasserstoff  fällt  schwarzes 
Golddisullid  AujSj.  Dem  Glasfluss  verleibt  Gold  eine  rubinrothe  Farbe.  Mit  Sauers-toff  ver- 
bindet sich  Gold  zu  Goldmono.tyd  .4ujO  und  Goldtrioxyd  .AujOa,  ausserdem  ist  ein  Gold- 
trihydroiyd  Au(OH).i  bekannt.  Das  Goldtrioxyd  bildet  mit  .Ammoniak  ein  Doppelsalz,  (iold- 
oiydammoniak  oder  Knallgold  Au2Üa(NH|)4,  welches  im  trocknen  Zustande  durch  Erhitzen 
oder  Schlag  äusserst  heftig  explodirt.  Von  seinen  Ualogcnsalzen  haben  in  der  Medicin  und 
Technik  Bedeutung  das  Goldmono-  und  -triehlorid  AuCI  und  AuClj,  das  Bromid  AuBr  und 
Tribromid  AuBr^,  sowie  das  .\urojodid  .AuJ.  Mit  dem  Radical  CN  tritt  Gold  zu  Aurocyanid 
zusammen.  Zur  Vergoldung  wird  vielfach  das  Kaliumaurocyanid  KAuCCN)^  benutzt.  In  der 
Analytik  ist  das  Gold  von  grösster  Wichtigkeit,  da  eine  grosse  Zahl  von  Alkaloi'den  mit  (iold- 
tricbiorid  gut  krystallisirendu  Doppelsalzi;  bilden.  j. 

Das  metallische  Gold  wird  in  der  Medicin  nur  zum  Plombiren  von  Zähnen  als 
Krystallgold  und  zum  l.'eberziehen  von  Pillen  als  kupferirf.ies  Blattgold,  .\urum  folia- 
tum,  verwandt.  Die  Goldsalze  sind  zur  Zeit  kaum  noch  in  Benutzung,  nur  das  Aurum  bro- 
matum  wird  in  Frankreich  noch  als  Nervinum  verordnet.  Die  beiden  in  früheren  Zeiten  häufig 
gebrauchten  Salze,  das  Aurum  chloratum  und  das  Auro-N'atrium  chloratum,  wurden 
hauptsächlich  zum  Ersatz  der  <iuecksilberpraeparate  bei  Lucs  gegeben,  aber  auch  gegen  Scro- 
fulose, Carcinom,  habituellen  Abort,  verschiedene  Uteruserkrankungen,  chronische  Albumi- 
nurie, Rückenmarkskrankheilen  empfohlen.  Aeusserlich  wurden  die  Goldsalze  zur  Be- 
reitung von  .\etzpasten  bei  syphilitischen,  carcinomatöscn  und  lupösen  Uleerationeu  verwandt, 
sowie  mit  einem  indifferenten  Pulver  gemischt  zum  Einreiben  in  die  Zunge  bei  .syphilitischer 
Aflection.  Auf  Wunden  und  Schleimhäuten  rufen  die  Goldsalze  in  coneentrirtem  Zustande 
einen  heftigen  anhaltenden  Sehmerz  hervor  und  färben  die  Applicationsstellcn  gelb,  dann 
violett  und  schwarz.  In  verdünnten  Lösungen  wirken  sie  gleich  anderen  Metallsalzeu  adstrin- 
girend,  secrctionsbeschräukend,  Eiweiss  coagulirend.  Innerlich  längere  Zeit  fortgehrauchte 
kleine  Dosen  rufen  Salivatiou,  Vermehrung  der  Schweissabsonderung.  gesteigerte  Diurese, 
Gastroenteritis,  .Mbuniinurie,  Nephritis  hervor. 

.•\uro  -  Natrium  chloratum,  Chlorgoldnatriu  m,  Figuier'sch  es  Goldsalz 
AuNaCl^  -f  2(11^0),  ist  ein  goldgelbes,  krystalliniscties  Pulver,  das  in  2  Theilen  Wasser  voll- 
slündig.  iu  Alkohol  nur  tbeilweise  löslich  ist  und  30  pCt.  Gold  enthält.    Es  wird  durch  organi- 

81» 


[Gold 


-     4N4     — 


sehe  Substauzcti  leicht  rcducirt    uml  darf  daher  nicht  mit  Lycopodium   zusammen   »U  Po* 
verordnet  (Chrcstien).  sondera  rauss  mit  Argilla  oder  Taicum  gemischt  wcrfJen.     Aoa«*f 
lieh  zu  leicht  ätzenden  Salben  0,02 — 0,1:5  Lanolin,  zu  Einreibungen  in  die  Zung«  «xlw 
Zahnlleisch  0,005—0,01  täglich.     Innerlich  zu  0,003—0,05!  io  Lösung,  in    dunklen  GlMfn. 
oder  Pillen.     0,05!  pro  dofi.  0.2!  pro  die. 

Aurum  chloratum,  Aurum  perch  loratum,  Goldchlorid,  Aetzgcld.  .\uCI«.  wt 
ein  gelbes,  krj"stallinisches,  sehr  hygroskopisches  Pulver,  leicht  löslich  in  Wassrr  und  AlkoluL 
leicht  zersetzlich.  Es  wirkt  local  viel  stärker  ätzend  als  Chlorgoldnatrium  und  fainterOMl 
keine  Narben.  Acusscrlich  zu  Salben  1:15  Lanolin  oder  zu  Aetzp.isten  (Laodol/i'idK 
Aetzpaste*).     Innerlich  zu  0,001 — O.Ol!  in  Pillen  oder  Lösung  1— 2mal  täglich. 

F1tIKDLÄXI>EIL 

(jwIdschlKgcrhant  ist  die  beim  Ausschlagen  des  Goldes  gebrauchte  dünne,  jedoch  feci«  mi 
undurchlässige  seröse  Haut  des  Grimnid.irmes  der  Rinder.  Sie  Hndet  vereinzelt,  mit  Haa»cs- 
blasclösung  bestrichen,  als  Ersatz  des  englischen  Pflasters,  vor  den»  sie  den  Vorxiif  4er 
Durchsichtigkeit  und  grösseren  Scbmicgsamkeit  bat,  Vcnrendung. 

H. 

Oomartharz,  (innurtKoniml.  ist  <lor  getrocknet«  Baft  dpr  Bnno»'  gnminlrcra  Jaeq.  B^  ist  «vic».  kr7>uiiixu#t 
TOI)  tt'q-rnitn-  Qnd  elpiuiftrtiüoin  Oortich,  frUlior  zd  Rliuch<?riini;(*D,  Auch  Wandi^albpn  gobrnnchL 

BAJUIE. 


Goniocanlon  Cuis.     rnmti-ngattUDg  »ua  dor  Fam.  der  Coraiiosit«»*,  Trik.  Crnaroidcse,  aunirvMleha«!  <w<t 
weingblUthigv  KOpfo.     Nor  ein(*  Art  in  Ostindien  heimisch:  G.  glabram  Can.  (Antberboa  Oonio6.  rtAaV 
Indiea  Wightl,  latserlich  unseren  Kombinnien  (Centaureal  Ihnlioh. 


1 


(•onokokken  sind  die  von  Neisscr  entdockten  regelmässigen  Bogleiter  der  Blcnnorrbee 
Urethra  und  der  Conjunctiva,  sovrie  der  infcctiosen  Vulvovaginitis  der  Kinder.  Sie  hüben 
Gest.ilt  kleiner  nieren-  oder  semmelförmiger  Diplokokken;  sie  färben  sich  am  besten  «it 
Methylenblau  (Färbung  des  Untergrundes  mit  alkoholischer  Eosinlösung  giebt  schöne  Bild«) 
und  werden  durch  die  Gram'sche  Methode  entfärbt.  Mikroskopisch  sind  sie  von  aaden 
ähnlichen  und  am  gleichen  Orte  vorkommenden  Mikroorganismen  durch  das  gleichaoiti)(e  V«r- 
handensein  von  drei  Kgenschaften  zu  unterscheiden:  Vorkommen  in  traubenforniigen  IlAttfcii; 
intracelUilärer  L.ngerung  in  Eiterzellen  um  deren  Kern  oder  in  resp.  auf  Epithelien;  Entfirbi 
n.ich  Gram.  Ihre  Cultivirung  gelingt  durch  Benutzung  eines  Nährbodens  aus  racnsi " 
Blutserum  und  Ag.ir  oder  Bouillon,  sie  wachsen  bei  Brutschranktemperatur  schnell 
sich  weiter  eultiviren  und  auf  Menschen,  nicht  aber  auf  Thiere  übertragen. 

Der  Gonococcus  findet  sich  an  der  Oberfläche    der  Schleimhaut  und  dringt  nur  wenlf 
deren  Schichten  ein  und  zwar  in  der  männlichen  Urethra  und  deren  Drüsen,  in  der  Projt»! 
im  Vas  defercns.  Nebenhoden,  Blase,  Ureter,  Niere,  in  der  weibliehen  Urethra,  den  Bartliüli 
sehen  Drüsen .    der    Utenisschleimhaut  und    derjenigen  der  Adnexa,    in  der  Vagina  abi-r 
bei  ganz  intensiven  Fällen   und  noch  sehr  zartem  Epithel.    Besonders  disponirt  ist  ferner 
Conjunctiva.  vereinzelt  linden  sich  Gonokokken  in  UIccrationen  des  Rectum.,  bei  Otoi 
Neugeborenen  und  bei  Eiterungen  der  Nase  und  deren  Nebenhöhlen,  ebenfalls  bei  Ne 
neu.     Der    Befund    von    Gonokokken    im    Endokard    hei   Endoearditis    gonorrhoica    ist 
v.  Leyden  wahrscheinlich    gemacht   worden;    indessen    beruhen    die    meisten    gonorrboi 
Mctast.isen,  namentlich  Gelenkaffi-ctionen.    oft   nur   auf  Seeundärinfection   mit     -  -" 
Organismen.    .An  Mund-  und  Nasenschleinihaut  sind  allerdings  keine  Tripperpri'  Hi 

worden.     Das  Auftreten  des  tjonococcus  auf  einer  Sehleimhaut  findet  stets  duun  . 
t.igion  statt,  auch  in  den  Fällen  der  Vulvovaginitis  der  Kinder  scheint  dieser   Modu^  der 
wübnliche  zu  sein;    dass    der  Gonococcus    für    sich  allein,    ohne  Mitwirkung  andrer  U 
citercrregende  Eigenschaften  besitzt,  beweisen  Uebertragungsversuche  mit  ReineuU 

A.  00~" 

(ionolobns.    rOantrngattug    ans    der    Fam.    der  Asciepiadaeeao*.    Tjpns    drr    ITut«rfam.    der    Uoaolokea«. 
ScIiIiriKgooiiclise    mit    rauhhaarigos    Blutern.    O.  Condorango  Triana.   eine    in    Ecuador   hoiaiieli«  Art, 
üortex  üondurango*.    Ander«  Arten  dienen  snr  Bereitung  von  Pfeilgtftnn. 


(•onorrhoe  ist  der  Entzündung.sproccss,    der   durch  den  von  No isser  1879  ontdi>ckt 
Goiioeocr.us  in  oinpfiliifrlielifn  Schleiniliiluteii  hervorgonifcii  wird. 

Wird  pinokiikkriih:iltiger  Eitt-r  in  di«  Hamröliro  {,'t'bniclit,  so  oiitütcht  dor  Tripp 
auf  ilcni  W'pnje  des  Ctmtactes,   d.  h.   f;u5t  iriiincr  dureli    den  ('oitiw.     IM«  .\iixhTlnin 
:uif  iiiidcrc  Weise,  diireli  (Mosct,  Naehtr|uarti('r  oder  Kleiduiigsstiirkc,  ist  liislicr  du 
kciiifii  Fall    übcrzonfrenil    liewirsfti.     Zu  der  alt^jewohnttn  Eiiitheilunp    dr«  Tr" 
in    einen    acuten    und    eh  ronisehi-n    liat    man    hiiizuziiffijreii    die    Kiiithcili 
Gonnrrboea    anterior    und    posterior.     Die  vordere  Il.inirnhre  iimHisst    die 
cavernosa  oder  Npoiijriosa  bis  zum  Bulbus;  ihre  Gesamnitl.lufje  beträft  ca.  13- 
die  hintert?  Ilarnrölire  setzt  sich  zunaminen  aus  der  p.ars  niBiubniii.acea  (1V>- 
»iid  diT  pars  jMostatica  (2—3  ein).    Meist  luaeht  der  acute  Tripper  aia|" 


[Gonorrhoe 

Der  acute  Tripper  aii  sich  ist  ungefübriicli;  eine  tjefahr  ist  nur  von  C'oDipii- 
catioiieii  zu  befürciiten.  von  Emloc.irditis,  ("ystitis,  Perieystitis  mit  folgender  Peritonitis. 
Woniger  günstig  ist  die  Prognose  ([uoad  sanationem.  Viele  Tripper  werden  chronisch 
und  haben  eine  Mitcrivrankiing  benachbarter  Organe,  Kpididymiti-s,  Prostatitis,  Cystitis, 
Nephritis,  Sperniatorrlioe,  Impotenz  etc.,  im  (iefolge. 

Selir  wichtig  ist  es,  den  Kranken  zu  warnen,  den  Giftstoff  von  der  Haniröhre 
auf  andere  Organe  zu  übertragen,  so  vor  Allem  die  Hände  ins  Gesicht  zu  bringen,  um 
das  Kntstehen  der  ilusserst  gefährlichen  Angengonorrhoe  zu  verhüten.  Massige  körper- 
liche Beweg'nng  und  Arbeit  ist  gestattet,  dagegen  sind  alle  Anstrengungen,  wie  Reiten, 
Tanzen,  Rudern,  Fechten,  Schwimmen,  Springen,  Radfahren  etc.,  verboten,  um  Kpidi- 
dymitis  zu  verhüten.     Einigennassen  schützt  davor  ein  gut   passendes  Suspensorium. 

Blaude  Diaet  mit  Vermeidung  aller  alkoholischen  Getränke,  gewürzter  und  ge- 
salzener Speisen  ist  geboten,  wenn  auch  oft  Concessionen  gemacht  werden  müssen.  M.on 
gestatte  leichten  Rothwein  mit  W.nsser.  verbiete  aber  Bier,  Senf,  Pfeffer,  saure  Salate, 
gepökelte  Speisen,  Rrttig,  Caviar,  saure  Remoulade,  Hering  und  Käse.  Zu  empfehlen 
sind  reich  11  che  Getr;iiiko  von  Wasser,  Mineralbrunnen,  Milch,  Thee,  Cacao  etc. 

Interne  Mittel  bilden  die  Balsame*.  Sie  mildem  den  Reizzust.-ind  der 
Urethralschleiuih.iut,  besondi-rs  wenn  man  recht  grosse  Do.sen  giebt.  Allein  grössere 
Mengen  wirken  oft  schädlich  auf  Magen  und  Nieren;  Magenkatarrhe  mit  stark  be- 
legter Zimge,  Aufsto.*sen  und  .\ppetitlosigkeit,  Niorenreizung  mit  Rücken.schmerzen, 
Albuminurie  und  Haeniaturie,  .auch  lästig  juckende  Hautreizungen,  Urticaria  oder 
Erytheme,  werden  vielfach  beobachtet.  Es  ist  daher  rathsam,  sie  nur  bei  starken 
Reizerscheinungen  anzuwenden.  Slan  verabreiche  BaKsamum  Copaivae,  Balsamum 
Peruvianum,  Oleum  ligni  Santali  oder  Oleum  Terebinthin.ie  0,5  in  Gelatinekapselu 
täglich  3—9  Stück  oder  auch  tropfenweise  täglich  30— 50  Tropfen,  oder  in  Pillen  mit 
Cubeben:  Pulvis  Cuhebarum,  Oleum  ligni  S.intali  »  0,n.  .Magnesia  carbonica  (lOti  Pillen), 
täglich  10 — 15  Pillen.     Gute  Dienste  leistet  auch  Fabiana  imbricata''. 

Üas  Wesentliche  aber  sind  hier  die  Injectionen,  die  die  nn'krnciden  Stoffe  d.v 
hin  bringen,  wo  die  Mikroben  sich  befinden.  M.in  warte  damit  iiidit,  bis  die  Reiz- 
erscheinungen  vorüber  sind,  sondern  injicire  vom  erati-n  Tage  an.  Meist  lassen  schon 
einen  T.-xg  danach  die  heftigen  cntzüiHllichen  Erscheinungen  nach.  Zu  warnen  aber  ist 
vor  den  vielfach  enipfrtblenen  .\bortiv-Kuren  mit  2 — 5  proc.  .\rgentum  nitricum-Ein- 
spritzungen,  die  nie  den  Trijiper  roupiren,  wohl  aber  bös«'  Compliratlonen  m.ichen. 
Ferner  darf  nur  eingesjiritzt  werden,  nachdem  der  Kranke  zuvor  Harn  gelassen  h.it. 
Die  Einspritzungen  theilt  man  in  antisepti.sclie,  antibakterielle  uiul  adstringirende, 
antikatarrhalische  ein,  beide  Wirkungen  sind  nöthig,  um  den  durch  Bakterien-Einwan- 
derung hervorgerufeneu  Katarrh  zu  be.seitigen.  Unter  den  ersteren  ist  das  Argen  tum 
nitricum  geradezu  ein  specifisches  Antigonorrhoicum.  Man  beginne  mit  ganz  schwachen 
Lösungen  0,02 :  200  täglich  bis  zu  0,05,  um  dann  wieder  zu  der  ursprünglichen 
Lösung  zurückzukehren.  .Nach  den  ersten  Einspritzungen  beobachtet  man  zunächst 
eine  Steigerung  der  Secretion  und  Entzündimg,  welche  aber  schnell  einer  Besserung 
Pl.atz  m.icht.  Vertragen  die  Patienten  das  Silbernitrat  nicht,  so  greife  man  zum 
Thallinum  sulfuricum  (l—2prnc.  Lösung)  oder  Kalium  permanganicum  (0,02 
bis  0,03 ;  200),  welche  den  Entzfindungsschmerz  schnell  beseitigen  und  die  eitrige 
Secretion  in  eine  schleimig-eitrige  verwandeln;  nicht  ganz  so  prompt  pflegt  Resorcin 
(2 — 3proc.)  zu  wirken.  Ist  der  Schmerz  geschwuiulcn  oder  gering  geworden,  stellt 
das  Secret  eine  gr.iue  schleimige  M.isse  dar,  in  der  Gonokokken  nicht  mehr  nach- 
gewiesen werden  können,  dann  eignen  sich  die  Adstringentien  zur  ferneren  An- 
wendung. Vor  allen  gebührt  dem  Zincum  sulfuricum  (0,3 — 0,6:200)  der  Vorzug. 
Aehnlich  wirken  Solutio  Plumbi  acetici  (0,3 — O.ü :  200),  Solutio  Zinci  hypermanganici 
(0,1  :  200),  Solutio  Zinci  acetici  (0,3—0,(5 :  200),  Solutio  Aluminis  crudi  (0,2—0,5  :  200), 
Solutio  Zinci  sulfocarbolici  (0,5 — 1,0:200),  Solutio  Zinci  sozojodolici  (0,5 — 1,0:200). 
Endlich  kann  auch  eine  Schüttelmixtur  von  Bismutum  subnitricum  3,0 — 5,0,  A«|ua 
fontis  oder  destillata  ad  200  im  Endst.idium  mit  Vortheil  verwendet  werden.  Gegeu 
schnierzhaftt"  protrahirte  Erectionon  verordne  man  .\bends  1,0 — 2,0  Kalium  bromatum, 
kalte  Waschungen,  wenig  und  frühes  Abendes.sen  und  strenges  Meiden  von  .Mkoholicis. 

Bei  der  Therapie  der  Gonorrhoea  acuta  posterior  muss  der  l*rt  der  Krankheit  den 
Angriffspunkt  für  die  von  uns  zu  gebrauchenden  Mittel  bilden.  An  diesen  gelaugeu 
aber  alle  mit  der  gewöhnlichen  Spritze  vorgenommenen  Harnröhren-lnjectiouen  nicht, 
der  Compressor    purtis    membranaceiie    schliesst  den  häutigen  Theil  .ab.     M:mi  führe 


[flonorrhop 


—     486     - 


i 


ilcslialh  einen  diimifii  i'lastisclii.'ii  lSfi(lrii};nspiniist-Kathf't«'r  oili-r  auch  il<*ii  lon  CI| 
inaun  ad  hoc  coiistruirtcn  Spülkatlietcr  so  weit  ein,  dass  dessen  Äugt«  im  Anfa 
theil  der  Pars  merabranacoa  liegt,  luid  spritze  50 — 100  e  einer  Lösiuig  von  Argi-nti 
nitricum  '/moo  c'")  dieselbe  liiuft  durcii  die  Urethra  posterior  alle  Fait«>ü  au^dehoe 
und  auf  diese  Weise  alle  Stellen  treffend  und  ätzend  in  die  Blase.  Bringt  man  di* 
Katheter  nur  bis  zuni  Bulbus,  so  läuft  die  eingespritzte  Flüssigkeit  aui  <  (rifirtua 
externum  wieder  zurück,  ohne  an  den  Sitz  der  Krankheit  zu  gelangflti;  führt  tau 
ihn  zu  weit  in  die  Pars  pnistatica,  so  bleibt  die  Pars  niembranacea  unberührt,  oder  ff» 
in  die  Blase,  so  erfrihrt  die  gesunde  Bl.%se,  nicht  aber  die  kranke  liintore  Ffanir«"«hr» 
die  Aetzung.  Oie  Lösung,  von  der  100 — 200  g  genügen,  kann  man  allni.' 
starken,  aber  nicht  weiter  als  bis  auf  '/boo-  Man  wiederhole  nicht  öli- 
Uebertage.  Der  Effect  ist  meist  geradezu  erstaunlich,  je  aciUer  der  Fali,  um 
besser  die  Wirkung,  l'iiniittelbar  darauf  folgt  ein  schmerzhafter  Harndrang  bis 
mehreren  Stunden,  dann  kommt  Nachlass  der  Beschwerden.  Mei.st  hört  schon 
einer  Ourchsiiülung  die  Blutung  auf,  der  Harndrang  und  der  Schmerz  wird  g«rtB_ 
der  Urin  beginnt  sich  zu  klUren.  Unterstützend  wirkt  die  reichliche  Zufnkr  v« 
ijiil(i<'ii  Getränken  wie  S](pcies  diureticac  oder  ein  Thee  aus  Flores  Sambuci,  Sem» 
("innamomi  oiier  Kmulsio  .\niygrialarum. 

Der  chronische  Tripper  kann  in  circuniscripter  oder  diffuser  Form  die  g»nu 
Harnröhre  oder  nur  die  Pars  anterior,  und  nur  die  membranacea  und  prostatica  «• 
griffen  haben,  denigeniU.s.s  spricht  man  auch  hier  von  einer  (jonorrhoea  ciiroi 
anterior  et  posterior  oder  nur  von  einer  anterior  und  nur  von  einer  (ntet^rior. 
kann  an  der  Oberfläche  der  Mucosa  oder  in  den  tiefen  Schichten  seinen  Siti  " 
kurz  die  chronische  Gonorrhoe  ist  kein  einheitliches  Ivrankheitsbild,  das  im 
selben  Symiitonie,  dieselben  Urs.achen,  dieselben  pathologischen  Verändprungen  Xi 
Von  grosser  Bedeutung  für  die  anzuwendende  Therapie  ist  die  Frage,  «U 
oborfirichlicher  oder  ein  tiefer  gehender  Process  da  ist  luid  auch  ob 
diffuser  oder  circumscripter  Process  vorliegt,  ist  der  gonorrhoische  Preices» 
auf  einige  intiltrirte  Laciuien  ausgeheilt,  dann  wird  eine  streng  loralisircndc  Tb 
bessere  Dienste  leisten,  als  wenn  unsere  Mittel  auf  die  gesanimte,  zum  grossen 
gesunde  Hanirnhrenschleinihaut  verthi-ilt  werden.  Endlich  spielen  versteckt  ni 
Harnröhre  gelegene  gonorrhoische  Horde  bei  der  Behandlung  eine  grosse  Kolle. 

Bei    der  Vielgestaltigkeit    der  Gonorrhoe    heisst  es  also  bald  dieser,    h;M    jm 
hulication  genügen.    r)ic  Methoden  kann  man  eintheiien  in  chemische  und  nr 
und  in  solche,  welche  gleichzeitig  nach  In-iden  Richtungen  wirken.    Die  ch' 
Methoden  bestehen  in  Einbringung  von  wässrigcn  Lösungen  oder  Salben  in  il: 
Die  wässrigcn  Lösungen  werden  mit   der  gewöhnlichen  Trip|ierspritze  eingi.  i      . 
durch  einen  Katheter  oder  mittelst  eines  gläsernen  .Ansatzstückes  aus  eiuouj  Irrigst« 
in  düimer  Concentration  oder  durch  geknöpfte  Katheter  tropfenweise  in  starker  (  n^ 
centration  eingelassen,  oder  sie  werden  auch  auf  eniloskopischem  Wege  8tr«*ng  Ic 
lisirt    angewendet.     In   gleicher  Weise  kann  man  »uiter  Leitung  des  Auges  mitj 
Galvanokauter,   der  Elektrolyse    oder    sogar    mit  dem  scharfen  Löffel  arbeiten.] 
Salben    werden    in  Form    von  Urethralstälichcn    gebracht    und  als  solche  eing 
oder    durch    besonders    construirte  Spritzen    in  die  Urethra  hineingespritil,  otf 
Sonden  gesduniert  und  die  liestrichene  Sonde  in  die  Harnröhre  eingelegt.    Lft 
bildet    den   Uebergang    zu    den  combinirt  chemisch-niechani.ich  wirkenden  Metht 
Rein  mechanisch  wirken  das  Einleiten  von  glatten  Sonilen  und  die  [»ilatatoren. 
die  Salbensonden    wirken  die  Spüldilatatoren,    mit    denen    man    die  Urethra  da 
und  während  der  Dehinnig    bespülen    kaim,    gleichzeitig    mech.inisch    und  che 
Die    Spülmethode    durch    den    Katheter    ist    bereits    boschrieben.      Als    Lfisiir_ 
nutze  man  Kalium  pernianganatum   von  1:5000 — 1  :  .ölX)  henib,    Sublimat  1  :  20^ 
bis  1  :  OOtX)    herab,    die    Solutionen    gut    warm    bis    heiss.      Bei    den   Janet'sch« 
Spülungen    werden    dieselben    Lö.sungen    durch    einen    versohie<len    hoch    ttellli 
Irrigator    in    die  Harnröhre  eingelassen,    zuerst  ein  halbes  Liter  in  die  vordere  linir' 
ein  viertel  bis  ein  halbes  Liter  in  die  hintere  Harnröhni.    Au  den  Schl.inch  »ird  eia 
konisches  (tlasrohr  angesetzt,    ilas  bei  der  Spülung  der  vorderen  Han 
eingeschoben    wird,    dass    die  Flüssigkeit    zum  Herauslaufen   neben   d> 
findet.     Behufs  S|)üluiig  der  hinteren  Harnröhre  wird  die  (Jlascinüle  fest  an  iL 
Kciiun  cutaiieum  angepresst.     Der  Irrigator  wird   hoch   gestellt,    etwa  l^'jin, 
wechselnd    langer  Zeit   eröffnet  sich  der  Conipressor  partis  menibranacfae  ui*li 


Gonorrlioe  ^    487    -^  Gonorrhoe] 

worauf  alsbnld  die  Flüssigkeit  in  die  Urethra  posterior  und  von  dort  in  die  Blase 
gelangt.  Von  der  endoskopischen  Behandlung  ist  nur  in  ganz  wenigen  Fällen, 
in  welchen  die  Processe  streng  circumscript  sind,  Erfolg  zu  erhoffen.  .  In  diesen  kann 
man  die  afficirte  Stelle  mit  Argentum  nitricum  1 — 5  pCt.  oder  ("hlorzink  oder  dem 
Galvanokauter  ätzen  und  zerstören.  Ausserordentliche  Verbreitung  fanden  die 
Guyonschen  Instillationen,  die  gestatten,  concentrirte  Lösungen  tropfenweise  an  jede 
Stelle  der  Harnröhre  zu  bringen.  An  eine  etwa  10  g  fassende  Spritze  setzt  man 
mittelst  einer  Hartgummicanide  einen  langen  geknöpften  Katheter  auf,  welcher,  nach- 
dem die  Flüssigkeit  bis  zimi  Knopf  gebracht  worden  ist,  bis  zum  Sphincter  vesicae 
eingeführt  wird.  Nun  bringt  man  unter  gleichmässigem  Zurückziehen  des  Katheters 
durch  Umdrehung  des  Hebels  die  Flüssigkeit  tropfenweise  zum  Austreten.  Man  beginnt 
am  Blascnhals,  will  man  die  Urethra  posterior,  am  Bulbus,  will  man  die  Uretlira 
anterior  ätzen.  Geht  der  Knopf  des  Katheters,  wiewohl  keine  Strictur  vorliegt,  in 
Folge  krankhafter  Contraction  des  Compressor,  nicht  über  den  Bulbus,  so  eignet  sich  der 
Ultzmann'schc  silberne  Gapillarkatheter,  dessen  Einfühnmg  stets  gelingt.  Fast  immer 
werden  mit  diesem  Instrumente  Höllenstein-Lösungen  in  1/2 — 2  proc.  Concentration  be- 
nutzt. Die  Salben  in  Gestalt  der  Antrophore*  oder  Urethralstäbchon  sind  nicht 
ganz  zu  verachten.  Man  kann  den  Kranken  die  Antrophore  aus  Zink  0,1  pCt.,  Thaliin 
2  pCt.,  Argentum  nitricum  0,1 — 1  pCt.  selbst  einführen  lehren.  Man  weise  ihn  aber 
streng  an,  jedes  Mal  vor  der  Einführung  Harn  zu  lassen.  Die  Einverleibung  von 
Salben  durch  Salbenspritzen  hat  sich  als  erfolglos  nicht  einbürgern  können.  Von  den 
mechanisch  wirkenden  Methoden  ist  die  älteste  die  Einlegung  von  glatten  Metallsondeii. 
Man  führt  dieselben  bis  in  die  Blase  und  lä.sst  sie  bis  zu  1,4  Stunde  liegen.  Sie  sollen 
gleichsam  eine  Massage  der  Harnröhre  bewirken,  die  Infiltrate  in  den  tieferen  Schichten 
comprimircn  und  dadurch  zur  Resorption  bringen.  Bei  engem  Meatus  extemus  führt 
man  Dilatatoren  ein,  die  auseinandergeschraubt  werden.  Sie  dehnen  die  Harnröhre, 
ahnlich  wie  ein  Hand.schuhweiter,  und  sind  mit  Gummiflberzug  versehen,  damit  die 
Branchen  beim  Zusammenschrauben  die  Schleimhaut  nicht  zwischen  sich  fassen. 

Diese  zahlreichen  Methoden  der  Behandlung  gilt  es  richtig  zu  verwerthen,  um  1.  die 
Gonokokken  zu  beseitigen,  2.  die  gleichzeitig  vorhandenen  oder  im  Anschluss  an  die 
Gonorrhoe  zurückbleibenden  anderen  pathogenen  Mikroorganismen  zu  entfernen,  3.  den 
Katarrh  zum  Verschwinden  zu  bringen,  4.  circumscripte  Herde  auszuheilen,  5.  Infil- 
trationen fortzuschaffen,  G.  alle  peri-,  para-  oder  juxta-urethralen  Herde  zu  zerstören. 
Der  ersten  Aufgabe  könnten,  sobald  die  Gonorrhoe  nur  im  vorderen  Theil  sitzt,  die 
gewöhnlichen  Eins]>ritzungen  mit  den  bekannten  Medicamenten  genügen.  Allein 
meist   handelt  es  sich  um  eine  Gonorrhoea  anterior  und  posterior,    selbst  wenn  die 

Sosterior  nicht  nachzuweisen  ist,  und  auch  im  vorderen  Harnrührenantheil  wohnen 
ie  Gonokokken  .so  tief  im  Gewebe,  dass  man  zu  energischeren  Mitteln  greifen 
muss.  Als  solche  können  sowohl  die  Spülungen  durch  den  Katheter  oder  nach  der 
Janet'schen  Methode  gelten.  Als  bestes  Gonokokken  tödtcndes  Mittel  mä.ssen 
Thallinum  sulfuricum,  Kalium  pennanganicum  und  Argentum  nitricum  bezeichnet  werden. 
Fast  alle  tödten  die  Gonokokken,  und  wenn  sie  in  der  Behandlung  ohne  Erfolg 
bleiben,  so  liegt  der  Grund  darin,  dass  sie  gamicht  zu  denselben  hingelangen.  I.tahor 
ist  es  nicht  so  wichtig,  die  Gonokokken  zu  tödten,  als  den  Nährboden,  auf  dem  sie 

fedeihen,  d.  h.  die  ürethralmucosa,  so  umzugestalten,  dass  sie  zu  Grunde  gehe», 
hatsächlich  wirken  die  hohen  Eingiessungen  nach  dieser  Ri<-htung  hin  ausgezeichnet. 
Niemals  aber  wende  man  solche  Druckspülung  bei  starker  eitriger  Secretion  an,  da 
die  Gefahr,  die  inficirenden  Keime  noch  tiefer  zu  treiben,  zu  fürchten  ist.  In  solchen 
Fallen  lasse  man  erst  einige  Tage  gewöhnliche  Kalium  pennanganicum-  oder  Tliallin- 
Einspritzungen  vornehmen.  Dann  kommen  die  Druckeingiessungen,  die  täglich  oder 
bei  starken  Schmerzen  jeden  zweiten  Tag  vorgenommen  werden. 

Die  gleichen  Gesichtspunkte  walten  ob  bei  den  nicht  gonorrhoischen  Katarrhen, 
wo  nach  dem  Schwinden  der  Gonokokken  viele  andere  Krankheitserreger  vorhanden 
sind,  bei  der  Urethritis  simi)lex  oder  bacterica  und  bei  der  Baktcriorrhoe.  Hier 
spült  man  durch  den  Katheter  oder  uach  Janct,  doch  statt  dr's  übennangan- 
sauren  Kali  mit  Sublimat,  oder  abwechselnd  mit  beiden.  Besonderer  Werth  ist  auf 
die  Reinigung  der  Glans  penis  zu  legen,  die  die  Kranken  mehrmals  täglich  mit  den 

Sleichen  Lösungen    vornehmen    mögen,    da  eine  sich  immer  wiederholende  Infection 
er  Urethralschleimhaut    von    dem  Praeputialsecret    aus    sehr    wahrscheinlich    ist. 
Steht  der   Katarrh   im  Vordergrunde   des   Krankheitsbildes,    d.  h.  sind  in  den  Ab- 


soiKlcniiip'ii  wfuij;  oder  gar  kriiic  Mikroorganisnion,  wolil  aber  viele  Eil'      ■  ~  ^^H 
misclit  mit  S<'h]cinif;i(l(3ii  uiul  Kpitlicli(>n,  dann  recurriren  wir  zu  Argont;  o^ 

und  den  übrigen  Adstriiigeiilien,  zu  Harnröl)vt'ns|)rilungeri  mit  Lösungen  \ou  Atßmaam 
nitricuni  1  :  fiOOO— 1  :  nUO.  mit  Zinciini  .sulfuricuui  1  :  3(KJ0 — 1  :  30O,  mit  Zincnn 
hypcrinanganicuni  1  :  öOdO— 1  :  UXKJ. 

Passen    diese  Behandlungsarten    mehr    für    die    diffusen  Formen,    so    iitt  für  (f» 
seltenere  eircuniscripte  Furni  die  urethroskopisehe  Methode  ang:ezeigft.     Hi'-' 
man  mit    einem  Wattetupfer  durch    das  Urethroskop    starke  Hölienstcin-Li**!   . 
m  20  pCt.    oder  Cuprum  sulfurirum  bis  zu  10  pl't.  oder    auch  Chlorzink  in 
Verdünnung  bis    zu  1  pCt.    in  geringer  Menge    auf  diese  Punkte  und   uiniuit  .■<■) 
streng    Incalisirte  Aetzung    vor.      Sehr  selten  ist   eine  Zerstörung  mit  deni  l.J.iJvi 
kauter  nöthig.     Diese  Methode  hat  geringen  Werth. 

Die  Infiltrate    zu    bekämpfen  und    zu  beseitigen,  ist  die  Vorbedingung  fSr 
Heilung  zahlreicher  Fälle  von  Gonorrhoe,  sie  können  Gonokokken  behcrberg«o, 
auch  ohne  dieselben    fortbestehen.     Oft  bleiben  sie  Monate  latent.     Im   Secret 
man  niemals  (ionokokken,    bis  sie    plötzlich    nach   einer  Gelogenheitsiirs:ichf  wir 
vorharnlen  sind.     Hier  muss    die  Ther.'ipie  cino  eombinirt-mechanischcheniischi- 
Die  mechanische  muss  die  Infiltrate  zur  Resor])tion  zu  bringen  .suchen,   tlif?  chemisehr 
den  Begleitkatan-h    und    die    etwa    vorhandenen    Mikroorganismen    beseitigen       ^'  " 
erreicht    das    ir    leichten  Fällen  durch  Einlegen   von  Sonden  in  wachsender   - 
zweckmässig  durch  canellirte,  mit  Argcntumsalbe  be.strichene  Sonden  (C  a .-;  r 
zweiten  Tag  eingeführt,  während  an  den  Zwi.schentagen  der  Kranke  bakten 
gen,    wie  Kesorcin  ('2pCt.)  oder  übermangansaures  Kali  (0,02:  UM),ü)   eiii 
schweren  Fällen  benutze  man  die  Dehnin-strumonte,  steige  aber  in  jed«T  Si 
mehr  als  um   1,  höchstens  2  mm.     Die  Dehnungen    dürfen    nur  1 — 2nial    ilie  Wodfl 
vorgenommen  werden.    Da  die  mechanischen  Verfahren  oft  schmerzhaft  sind,  so  i^M 
man  die  Harnröhrenschleimh.iut  vorher  cocainisiren    ('  '3  Tripperspritze  einer  2  p>^| 
Cocain-  o<ler  einer  1  proc.  Kucain-Lösung  gut  verrieben).    Schädlich  ist  es,  juiigio'J^I 
derart  zu   behandeln:    Gonorrhoen  von  2 — G  Monaten  erfahren  durch  diese  B^^^| 
lung  meist  eine  Verschlechterung.     Für  die.se   haben   die  tiuyon'scheu  InstilimHH 
oft  geradezu  einen  erstaunlichen  Erfolg.     M.m    sieht    manchmal    nach  wonigen  E^| 
trilufelungen  das  Secret  verschwinden  und    dauernd  fortbleiben.     Oefter  sind  10— ^M 
solcher  Instillationen  iiothwendig.  ^M 

Periurethrale  Gänge,  die  paraurethralen  Cowper'schen  Drüsen,  und  vor  Atl^H 
die  Prostata  sind  sodann    die  Schlupfwinkel    der  Monate  und  .hthre  huig  dort  Ut«^| 
hh'ibeiideii  (ionokokken    oder  die  Stätten,    in  denen  der  an  eine  Gonnrrliue  sich  ai^ 
schliessende  Katarrh  haften  bleibt.    Leider  sind  sie  schwer  zur  Ausheilung  zu  brinirw. 
Die  i»'riuretliralen  (iilnge  muss  man  exstirpiren  oder  ausbrennen;   dieC'owper 
DrÜM'U  soll  man  auf  einer  in  die  Harnröhre  eingeführten  Sonde  wiederholt  auspri 
nnd  die  Prostata  muss  lange  Zeit  und  energisch  massirt  werden.    Ob  eine  Prostatiti^l 
den  Harnröhrenkatarrh  complicirt  oder  nicht,  ist  natürlich  auch  zu  beachten.  ^M 

Man  muss  in  den  gegebenen  Fällen  nicht  nur  diese  oder  jene  Methode  anweode^| 
.sundern,  nachdem  die  Kr.inkheit  studirt  und  n:ieh  den  d.irgelegten  (ie.sicbts]mnklifl 
analysirt  ist,  eine  cnmbinirte  Therapie  einschlagen.  M.tn  ist  oft  genöthigt,  D«hnu|^| 
mit  Instillation  und  iSpüluiig  .ibwechseln  zu  his.seii  und  die  Prostataniassag«  <l]ui^| 
zu  verbinden.  Oft  werden  auch  behiuidlungsfreie  Pau.sen  angezeigt  sein,  um  <^fl 
gepeinigten  Harnröhre  Ruhe  zu  lassen.  Wenn  man  so  verfährt,  dann  ist  aack^^| 
Beh.'uidluug  der  chronischen  Gonorrhoe  zwar  schwierig  und  langweilig,  ab«f^^^H 
so  arm  an  Erfolgen,  wie  vielf.nch  angenommen  wird.  W:mn  ist  .iber  eine  (ion^^^H 
als  geheilt  zu  betrachten?  Das  Ideal  ist,  d.xss  jede  Secretiou  dauernd  aufgehGi^^^^ 
D.1S  ist  nicht  in  allen  Fällen  zu  erreichen;  .iber  es  ist  auch  nicht  unbedingt  noI^H 
wendig,  d.nss  es  erreicht  werde.  Es  giebt  Patienten,  deren  Harnröhre  seit  o^^H 
•laliren  etw.i$  Secret  producirt,  sei  es,  d.iss  sich  eine  Spur  farbloser  Flüssigkl^^^H 
der  UarnrOhronmündung  oder  als  Filament  im  Hani  zeigt.  Untersucht  in.-m^i^H 
Absonderung,  so  besteht  sie  aus  Schleimfäden  mit  eingestreuten  K|>itheli>'n  u^| 
einigen  Hundzellen.  Bakterien  fehlen  ganz.  Das  ist  ein  völlig  aseptischer  K.ttan^l 
Nur  muss  man  fordern,  d,iss  er  durch  irgendwelche  Reizwirkuug,  s<'i  sie  spoQt^l 
od('r    künstlich    henorpi-nifen,   nicht  eitrig  werde  oder  sich   gar  in  cii  '^M^l 

oder    gonokokkenhnitigen    umwandele.     Ist  das  der  Fall,    dann  war  <■  r  ^^H 

aseptischer  Katarrh.     Nun  ist  es   richtig,    dass    mit   diesem  Zustand,    Uvr    dur^^H 


fJonoiTlio«» 


(irnafsche  Follikol] 


I 

II 


iiidit  iiri'hr  krankhaft  ist,  liii'  I'atioiitt'ii  oft  iiirht  bcfriodij!;!  sind.  Sie  seilen  den 
llonjriiirtroiifen  uml  halten  sieh  darnin  für  krank  nnd  werden  nielaiicliolisch.  Und 
doch  ist  es  ganz  l.iisch,  aus  dem  Mnr^icntmiden  irgendwelche  Schlüsse  -/ioben  zu 
wollmi.  Nicht  der  Morgcnbaru,  nur  der  Taghani  ist  inassgohend,  der  nach  etwa 
6stQiidigcr  Pause  aufzuf:iugen  und  zu  prüfen  ist.  und  scUi.st  wenn  in  diesem  asep- 
tische Schleimfaden  vorhanden  sein  sollten,  so  sind  diese  hannlos  und  zu  vernach- 
lässigen. Oft  handelt  es  sich  um  zu.sainmengeballte  Kpitlielschuppen,  die  in  ihrer 
Bedeutung  der  AbscLuppung  der  äusseren  Haut  gleich  zu  achten  sind.  Solche  Ffllle, 
die  auf  diesem  Punkt  stationär  bleiben,  soll  nian  nicht  weiter  behandeln,  son.st  be- 
günstigt man  das  Entstehen  der  sexuellen  Neurasthenie'.  Man  mache  den  Kranken 
klar,  dass  sie  geheilt  sind  und  lehne  jede  weitere  Behandlung  in  cnergisrhi-r  Weise 
ab.  Ks  giebt  leider  wirklich  unheilbare  l'';ille,  in  denen  die  Gonokokken  immer  wieder 
auftreten,  ohne  dass  eine  neue  Ini'ection  erfolgt  wäre,  Ffdle,  in  denen  unsere  ganze 
Therapie  versagt.     Glücklicherweise  sind  dieselben  recht  selten.  caspeb. 


GontenbRdj  Molltonknrort  im  Kanton  Appi!n<«U,    881  m  koeli.   mit  urdigen    Eisenquellen    (dor  Ooldbninnon  ontliUt 

»l),i:tr)  Ei^iMi-,  0,6  NtttriumliiearbonAt,  ilftä  BftdewaAsor  0,050  Kiseu-,  0.315  Caleiambkarbonat). 


SSypinm  L.  Pflanumgaltung  »iis  der  F>ni.  der  Milracute*,  Unterrmi.  Hihis  <-r  ae.  Krinter  nnd  Strluelier, 
tuweilen  banrafOrmlic.  mit  handnerriiton,  3— Olappigen  Blattern  and  Krosaon.  gelben  oder  rothen  BlQtLen.  Aqsi«ii- 
kelcli  dreiblättrig.  Die  3— fi  fneherigen  Frnelitknuten  werden  xu  räch» paltig  Hieb  nffuenden  Kapseln,  jedes  Fach 
birgt  ö— H  Samen,  deren  Schale  toh  einem  Ballen  Ton  schneowei.4-«;en  Haaren  Qberkleidet  ist.  Die  Samenbaare 
liefern  die  Baumwolle*.  Als  Hauptarten  gelten:  O.  arboroum  L.,  in  Afrika  heimisch,  in  Aegypten,  Arabien 
und  Indien  eultirirt.  O.  herbaeenm  L.  in  Indien  und  Arabien,  auch  in  Amerika  rnltiTirt.  0.  religlusara  L. 
mit  Kcbwan-pnnktirten  Zweigen,  in  China  beiraisch,  dort,  in  Ostindien  und  Italien  cnltivirt.  G.  barbadense  L., 
in  Westindien  beimi«oh,  in  Amerika.  Nordafrika  nnd  Au^tralie^  cnltivirt.  G.  birüutum  L.  mit  behaai-ten  Zweigen 
und  Blntlttieleu.  im  trnpi«eben  Amerika  heimisch,  in  den  Voreinigten  Staaten,  SUdoarupa  und  andcrwlrtd  enltivirL 
Ü.  tomentosum  Nuttall.  aus  Hawaii  stammend,  wird  ebenfalls  cultirirt.  M. 

Die  .S;iraeii  von  Oossypium  berbaceura  enthalten  fettes  Ocl  bis  zu  40  pC't.  Die  Prcss- 
kuchen  err.euKen  als  Viehfutter  nicht  selten  tödtliche  Vergiftung:  Kachexie  odor  Gastroenteritis, 
Icterus  und  BIuMiarnen.     Anwendung  wie  Semen  Lini  zum  Cat.iplasma. 

Oleum  Gossypii  scminis,  Cotton  Seed  Oil,  Ph.  U.  S. 

ist  klar,   blaasgeih,    neutral,    spec.  Gew.  0,92—0,93,    erstarrt  bei  2";   in    Alkohol 
schwer,  in  Aethcr  leicht  löslich :  Schwefelsäure  färbt  dunkelbraun.     Der  Geschmack 
ist  mild,  nussartig.     /u  Salben  und  Linimenten,  auch  als  Speiseöl  benutzt. 
Lioimeutum  Calcis,  Liine  Liniment,  Ph.  U.  S.: 

Aqua  Calcariae,  Oleum  Go.ssypii  seminis  iia  1. 
Linimcntum  ammoniatum  Ph.  U.  S.: 

Oleum  Gossypii  seminis  7,  Liquor  Ammonü  caustici  3. 
Radix  Gossypii  herbacei,  Racine  cotonnier,  Cotton  Root,  gilt  als  ein  vorzüg- 
liches ilnemostalicum  und  soll  geradezu  specifisch  auf  den  Uterus  wirken.  Die  Wirkung 
kommt  zu  Stande  durch  eine  Verminderung  des  Blutzuflusses  zu  den  ScbleimhäuteD.  Die 
Verdauung  wird  bei  Stägigem  Gebrauch  nicht  beeinträchtigt,  dagegen  können  grosso  Dosen 
leicht  narkotisch  ohne  Beeinflussung  der  Reflexaction  und  Circulation  wirken.  Obwohl  die 
Negersklaven  die  Wurzel  zur  Erzielung  von  Abort  benutzen,  wird  sie  dennoch  bei  Blutungen 
in  der  Schwangerschaft  empfohlen.  Diese  Verwendung  erscheint  nicht  ungefährlich,  obgleich 
Martin  mit  dem  l'luidexlract  aus  der  Wurzel  bei  Irächtigeii  Kaninchen  keiucii  Abort  zu 
erzeugen  vermochte.  Prochownick  will  Uteruscontractionen  mich  Gebrauch  des  Infuses 
beobachtet  haben.  Anwendung  findet  Gossrpiurawurzel  bei  Haemoptoc,  Blutungen  aus  Nase, 
Rectum  und  Magen  (Potejenko),  besonders  des  Uterus,  auch  nach  Operationen  und  Geburten 
als  Ersatzmittel  des  Mutterkorns.  Dosis  im  Infus  15:180  15,0  stündlich,  auch  in  Klysmen  zu  90,Ü_ 
Extractum  Gossypii: 

Cortei  radicis  Gossypii  wird  mit  einem  Gemisch  aus  Spiritus  7  und  Wasser  3  per- 
oolirt  und  zur  Con.sistenz  2  eingedampft.   Dosis  0,1 — 0,4  8 — 4mal  t."iglich,  auch  in 
Verbindung  mit  Hydrastis  und  Sccalc. 
Extractum  Gossypii  fluidum  Ph.  U.  S.: 
Dosis  2,0—8,0  i»'o  die. 
Gnssypium  barbadense  dient  in  Jamaica  im  Infus  als  Galactagogum. 

iOttlenba,  Stabibad    lu  Sachsen.   387  m    hoch.    Die  Quelle   enthllt  0.00  Ehfenbiearhonal.  n.ns  Ualdiunsulfat.    Ei 
werden  kalte  and  Wime  MIneralbtdor.  Dampf-,  Klcromadeldampf-,    8ehwer«l-,  Moor-  nnd  Seesaliblder  rerabreirbt. 

W. 

(«raarsche  Follikel    heis.sen    die  kleinen,    mit  Epithel    ausgekleideten   Cysten  der  Ovarien,    in 

denen  die  Eier  liegen.     Sie  durchlaufen  bei  der  Reifung  und  Ausstossung  des  Eies  eine  Reihe 

[interessanter  Veränderungen,  die  zum  Corpus  Imemorrhagicum,  Corpus  luteum  und  schliesslich 

[mir  Narbenbildung  ftihrcn.   Zustände,    die   nicht   als  krankhaft  aufgcfasst  werden  dürfen.     Es 

^obt  jedoch  auch  Umwandlungen  pathologischer  Art. 


[Graarsciie  Fullikel 


49(1 


(irwMl 


Wenn  der  Follikel  nicht  platzt,  so  dehnt  er  sich  allmählich   unter  v  > 
immer  mehr  aus    zu  einer  Cyste    von    zuweilen    erheblicher  Grüsse,    di-; 
folliculi.     Man  kann  hier    zwei  Formen   unterscheiden:    1.  zeigen     viele 
cystischeu  Erweiterung;    dann  bleiben  die  Cysten  in  der  Regel    klein    ur 
die  Grösse  einer  Wallnuss;  2.  dehnt  sieh  nur  ein  Follikel   aus   und   danri    ■  •• 
salen   Cysten,  die  Ovarialcystcn.    mit  oft  25  und  mehr  Liter  Flüssigkeit.     F^  i 
stchung  echter  Neubildungen  aus  den  Follikeln  von  Bedeutung:    Kystonw  -..  i- 
Die  crstercn  zcigcu  eine  besondere  Neigung    zu    papillären   Excresccnzct).  die  HVtU  l 


1,1 


Oberfläche,    als   auch   nach    dem    Ijumen    zu   entstehen.     Die   Ky>itome 
nicht  alle  in  gleichem  Maassc.    Einige,  die  häuligcreo,  machen  nur  Dissenii 
höhle  und    niemals  Metastasen  in  innere  Organe.     Die   selteneren   aber 
ergreifen  stets  nicht  nur  das  andere  Ovarium,  sondern  meListasiren  auch   i 
Leber  etc.    Sie  sind  nicht  immer  mit  Sicherheit  histologisch  von   den   har 
unterscheiden.    Doch  ist  zu  bemerken,  dass,  wenn  man  in  einer   solchen  • 
cicr  findet,  es  sich  stets  um  eine  der  mehr  malignen  Formen  handelt.     K 
insofern  wichtig,    als  man  in    solchen  Fällen  stets  von  vom  herein     auch.  da. 
entfernen  muss,    da  das  Recidiv  in  diesem,  selbst  wenn  es  int.-ict  erscheint,  : 
Die  einzige  Möglichkeit,    die  Cyste    oder  Kystome    zu  entfernen,    ist    dii 
multiple  Cystenbildung  wird    seltener    dazu  führen,    als  die   einzelne   Cyste  u' 
die  ein  unbegrenztes  Wachsthum  haben  und  schliesslich,  sich  selbst  UbcrlA»s«ii,  iteä 
auf  die  Organe  den  Tod  herbeiführen 


Kracilarik  Ag.    OattmiK  der  KliodHiitivodo',  F»m.  ilcrSiihurrm-orc  «c  '" 

Cyftiokkrpich  in  vielen  Kt'ihcn  d<«m  Thailin  fititfe^unkt.  «bcrseits  tmtliliiiirplii;  i 
(S|ilitterocuecuK  lichenoides  Ak>.  Kucit!«  lieb.  L.),  Algü  dt*N  inJisrhen  > 
un^Ueeus,  Alj{»  ceylaaicii}  in  den  Handel,  tlerert  eine  imhrhafto  Uiillorte,  uuch  A  i;«  t- Ai;*t  *. 

• 

Gradirwerke  sind  hohe    mit  Dornensträuchern  angefüllte  Gerüste,  auf  welche  liic  .'-'>>);) 
gepumpt  wird,    damit    sie   langsam    an  den  Strüuchern  n.ich  unten   tropft,     ^■i•   "n--o< 
einen  'fhcil    der  Kalk-    und  Eisensalze,    indem    diese    sich  an    den    Don: 
schlagen.     Ferner  wird  Wassi  r  verdunstet  und  dadurch  die  Soole   stark 
lieh  thcilt  sich  der  Luft  in  dir  Umgebung    dieser  (icrüste    eine    nicht    n 
feiner  Salzpartikelchen  mit,  welche  auf  eine  weite  Strecke,    nach  Stabe  1 
Entfernung    von    100  Schritt,    nachweisbar    sind.     Man    hat    der   Luft    in    de»  It 
Gradirwerke    auch    einen    besonderen   Heichthum    an  ,lod,  Brom    und  Ozon    fit( 
jetzt  ohne  einwandsfreie  Beweise.     Infolge  der  starken  Verdunstung  von    ' 
an  den  Gradirwerken  abspielt,  ist  die  Luft  in  der  Lingebung  derselben  li 
was  für  die  Wirkung  wesentlich  in  Betracht  kommt,  sehr  staubfrei. 

Wir  müssen  daher  die  Wirkung  der  üradirluft,  welche  zweifellos  besteht  ood  ht\ 
der  Seeluft  analog,  wenn  auch  weniger  intensiv  ist,  hauptsächlich  in  dem  Peudlü  ~ 
der  grösseren  Kühle  und  Reinlichkeit,  dem  grösseren  Gehalt  an  Sauerstoff  und  dwii 
Salz  suchen.  Der  Grad  der  Verdunstung  und  die  Grösse  des  Gehaltes  der  Lall  ut^ 
natürlich  bei  trocknem  Wetter  und  Sonnenschein  grösser  als  bei  Rcjrnn  beiw.  halin  I 
tigkeitsgehalt,  während  der  Gehalt  an  Salztbeilchcn  bei  bewegter  bC'I  '  ' 
kommen  ruhiger  Luft.  Die  Eiuathmung  dieser  im  vorhergehenden  ch.i- 
Reizung  der  Schleimhaut  der  Rcspirationsorgane  und  dadurch  localr  iivjn-i.i 
Schleimabsonderung,  Verflüssigung  des  Secretes  und  Erleichterung  d<;r  Eip 
Athcmzüge  nehmen  an  Zahl  ab  und  vertiefen  sich,  der  Giisaustausch  in  ■' 
wird  reger.  Dieser  Wirkung  entsprechend  ist  die  kurgemässe  Einathrau; 
empfehlen  bei  chronischen  Katarrhen  des  Ijarjnx,  Pharynx  und  der  Oronr' 
Asthma  und  im  Anfangsstadium  der  Lutigcnphthise.  Um  die  Kranken  i' 
setzen,  lä.sstman  sie  entweder  an  den  Werlccn  cutlang  spazieren  oder  in  en 
den  Gerüsten  selbst  sitzen.  —  Die  bekanntesten  Badeorte  mit  Gr.-idir«ret i 
Elmcn,  I^ehl,  Kissingen,  Königsborn,  Kreuznach,  Münster  am  Stein,  Na. 
Reicbenball,   Salzuflen,  Salzungen  u.  a.  m. 

Graefenberg,  in  Onterr.-SeMcsion,  032  m  hoch,  Ton  Priossnit«  1B2G  Ixgnindet«  erste  W| 


Grahambrot  wird  ans  geschrotcnem  Weizen  und  Wasser  ohne  Hefe  oder  SauerUig 
kleiehaltig,  ungesäuert  und  dicht.    Durch  seinen  Gehalt  au  grober  Kleie  virkt  es  ilif  I 
anregend  und  wird  deshalb  mit  Vorlheil  bei  habitueller  Leibesverstopfune  verorrfaK 

*        cmtu»! 

Graniineae.    Pflanzenfarailiu   aus   der   Ordnung  der  Glumiflorae*.    die    tchUh  >iriiv  IJ 
fassend.    Blüthen  zwitterig,  seltener  ciBgeschIcchtig,  nach  dem  allgemeiir  '"f 

kotylen  gebaut,  meist  aber  ohne  deutliches  Perigon  und  gewöhnlich  nur  uu  i*!*! 

der  innere  Kreis  derselben  ist  unterdrückt     Sechs  Staubblätter  zeigen  die  tianbutf^l 


rrAininea(> 


ßranatrindeT 


I 


Vom  Perigon  meist  nur  zwei  Zipfi^l  als  unscheinbare  Schüppchen  erhalten  (Lndiculac).  F'rucht- 
knoten  mit  nur  einer  Samenanlage,  aber  mit  2  oder  3  Narben,  wird  zur  Hautfrucht  (Karj-- 
opse).  Samen  reich  an  stärlteführendem  Nährgewebe,  dem  der  Keimling  seitlich  mit  einem 
»Schildchen"  (Scutcllum)  anliegt,  .lede  Bliithc  ptlegt  von  einem  Deckblatt  und  einem  Vor- 
blatt (Deck-  und  Vor^pelze)  umhüllt  zu  sein.  Die  Blüthen  stehen  oft  zu  mehreren  dicht 
gedrängt  als  .Aehrehcn"  bei  einander.  Die  untersteu  Deckblätter  des  Aehrchens  sind  oft 
steril,  d.  h.  sie  tragen  keine  Bliithc  in  ihrer  Achsel.  Sie  heissen  nüllspelzen  ((ilumae).  Die 
Aehrehcn  sind  zu  complicirtcn  Blüthenständcn  (zusammengesetzten  Aehrcn,  Rispen  etc.)  ver- 
einigt. Die  Blätter  sind  meist  mit  langer,  offener  Scheide  versehen  und  zeigen  am  Grunde 
der  Spreite  ein  häutiges  Blattzüngelcheii  (Ligula).  Die  Stengel  sind  oft  hohl  und  zeigen 
deutliche  Knoten  (Halme).  Die  315  Gattungeu  der  G.  umfassen  mehr  als  3500  Arten,  von 
denen  viele  wichtige  Kulturpflanzen  sind  (Roggen,  Weizen,  Gerste,  Hafer,  Mais,  Reis,  Hirse, 
Zuckerrohr).  Die  meisten  Arten  einjährig,  oft  rasenartig  wachsend  und  weiten  Länderstricheu 
ihren  Vegetationscharakter  aufprägend  (Wiesen,  Steppen,  Savannen,  Prairien).  Neben  zwergigen 
Formen  Baumformen  wie  die  Bambus-Arten  mit  verholzten,  bis  scbenkeldicken  Stämmen. 


€lrflnai6ft6*     VntHrrtni.  dnr  Myrtaeeite*,  b(>SQlirilnkt  auf  Ptinica  <lraniitiim  L.. 


ilcn  OranKtuprelhaom. 
M. 


I 


> 


Gmnatrlnde.     Die  Stamm-  und  Wurzelrinde  von  Punica  Granatum  enthalten: 

Poltetiorin  od^r  Puniein,  C.,H|.,NO.  npb^t  den  ilro]  fuliienden  AlkaluTiIoa  Ton  Tanrot  IB7K  in  ilrr 
Wuriolrindo  nacbgpwixdeo.  Oelige.  farMu§v  odt^r  schwach  golblirbe  K10s9igki*)t.  Spt^c.  Ouw.  U.IMfili,  Sdp.  l!>f>°.  In  Al- 
kuhul.  Ai>lb(>r,  r^owto  in  20  Tb.  Waxser  lOslicb.     E.t  iit  di*xtrogjrr,  .si>in  Sulfat  drebt  na^b  tinkf). 

I  .tupc  IlDtiori  n  üd(*r  Isopunicin,  CVH|.rNO,  fast  idt>Dti.scb  mit  dura  Turigt^D,  abor  optisch  inaclir. 
lIcthTipelletiRrln.  C,H„(CH.,lNti.  farhloj.»  FUssiKkoit,  Sdp.  21f.".  d^tlrog/r- 

Psutidopelletiorin.  CrtHi^NU  -f-  '2B^0,  farbluso  Prismen.  .Sobmp. :J'IA^.  f>ic  UntursDChangen  Ton  Ciamleian 
und  Silbpr  machen  ps  wabrscheintirb,  das«  INmdopellotiorin  i<in  Kt'tntmmin  tut.  i^ie  bexcicbnpn  diesen  Knrper 
als  Orauatunin.  Durrb  Kcdnclion^mitttd  entittpbt  an<^  ibni  das  krystallisirondi*  Oranatolin.  C^I|7X0,  wolebnn 
btif  IOC"  ■cbiniUt.  Granatolin  liefert  bei  Einwirkung  Ton  Jodwa5»f'rtjto(rsanre  dat  diekftns.sigv  üranatonia.  CgKinN, 
mit  1811'^  Sdp.  Wird  letlteroit  unter  Drnek  mit  JodwaAderstoflsAure  und  Pbutiphor  auf  240"  erbitit,  so  bildet  sich 
das  kam]iherartige  Granataniu,  ('.^lyN,  mit  .V)"  .^chrnp-  und  11)1.'  — 11>;|'^  .Sdp..  daneben  in  geringerer  Menge  daj« 
Nurgran  a  tan  in.  eine  üecundäre  Ha.se  Tun  der  Formel  ('.,H|..,N.  «d  genannt,  weil  es  dem  Nurbydrutropin  entspricht. 
Nurgranatanin  kr^stalli^^irt  in  weissen  Nadeln,  die  in  Aetber  lOi^lirU  sind.  Durch  Oxydation  des  Granatolins  mittelst 
Kaliumpermanganat  bildet  x'icli  das  in  Walser.  Alkoh'il  und  Aethrr  leicht  ll.'^lichc  krrstallirende  No  rgr  a  n  atolin , 
(^«Hj^NO.  ilos  durch  K'IH  in  Norgrauatenin.  (^HnN,  flbergefhbrt  werden  kann. 

Granatgerbsao  re  .  t.'3.II|..0|^.  findet  sieb  neben  gewöhnlichem  Tannin  in  der  GranatwuntelrlDde  IRe  mbuld). 
Sl«  bildet  ein  amorphes  grUnlichgelbes  Pnlrer.  nnlOslieb  in  Alkohol  und  Aetber,  das  SilberlOsong  und  Fobling- 
scbe  LOsnng  reducirt.  durch  LeimlOsung  gcfnllt  wird  und  mit  Eisenchlorid  eine  tintonartige  Färbung  giebt.  Beim 
Kochen  mit  verdünnter  SchwcfeUaure  xerfallt  sie  in  sirnpfArmigen  Zaoker  und  EllagsBure. 

Die  Praeparatc  der  Punica  Granatum  gehören  zu  den  ältesten  Arzneimitteln  und  wurden 
schon  von  Dioskorides  gegen  Geschwüre,  Dysenterie  und  Leukorrhoe  empfohlen.  Später  ging 
die  Anwendung  verloren  und  wurde  erst  von  einem  indischen  Arzte,  Buchanan,  1805  wieder 
in  Aufnahme  gebracht. 

Man  gebraucht  von  der  Pflanze  die  Rinde  der  Wurzel,  des  Stammes  und  der  Aeste,  die 
Blüthen  und  Fruchtschalen,  zur  Zeit  hauptsächlich  die  Wurzelrinde.  Als  Träger  der  Wirkung 
sind  wesentlich  die  beiden  AlkaloVde  Pelletierin  und  Isopclletierin  zu  betrachten.  Neben 
diesen  finden  sich  in  der  Rinde  zwei  tü.\isch  wirkende  AlkaloVde,  Methylpellctierin  und  Pseudo- 
pelletierin,  ferner,  neben  Stärke,  Zucker,  Pektin,  Calciumoxalat,  Gallussäure,  ein  cigenthiim- 
licher  Gerbstoff,  das  Punico-Tannin  (Rembold),  bis  zu  22  pCt. 

Granatum  ist  in  Folge  hohen  Tanningehalts  als  Stypticum  bei  BlutnngOD  und  als  Gurgd- 
wasser  bei  Angina  empfohlen  worden.  Bei  uns  dient  es  ansschliesslich  .ils  eins  der  am 
sichersten  wirkenden  Cestoden-Mittel.  Am  zuverlässigsten  ist  der  Krfolg  bei  Taenia  solinm  und 
Bothriocepbalus  latus,  geringer  bei  Taenia  mcdiocanellata.  Für  die  Taenicn  ist  Granatum  ein 
directes  Gift.  Im  Rindendecoct  sterben  sie  nach  3  Stunden  (Küchenmeister)  und  in 
Wasser,  welchem  0,01  p('t.  Pelletierin  zugesetzt  ist,  innerhalb  10  Minuten  (v.  Schröder). 
Letzteres  wirkt  auch  auf  Kalt-  und  Warmblüter  toxisch.  Bei  Fröschen  bewirkt  es  Steigerung 
der  Reflexerregbarkeit  und  motorische  Lähmung  der  Extremitäten  bei  erhaltener  Sensibilität, 
ähnlich  wie  Curare  (Rochemure).  Grössere  Dosen  erzeugen  Krämpfe,  darauf  allgemeine 
Paralyse  und  Herzstillstand  in  Diastole.  Kaninchen  weisen  Erhöhung  der  Reflexerregbarkeit, 
Locomotionsstörungen  und  starke  Blutdrucksteigerung  auf.  Der  Tod  erfolgt  durch  Asphyxie. 
Die  letale  Dosis  beträgt  0,15 — 0,2  pro  Kilo  nach  Rochemure,  0,25 — 0,3  nach  Schröder. 
Beim  Menschen  kann  es  sowohl  nach  Gebr.tuch  von  Granatrinde,  wie  von  Pelletierin  zu  be- 
drohlichen Erscheinungen  kommen.  Der  hoho  Tanningehalt  verursacht  unter  l'mständen  die 
schwersten  Magenstörungen,  ja  zuweilen  den  Tod  (Kamnitxcr,  Lewin).  Von  der  Pelletierin- 
wirkung  abhängig  sind  Schwindel,  .\mcisenl.iufen,  Somnolenz  und  Coma,  Uebelkcit,  Erbrechen, 
Kolik  und  Diarrhoe,  Sinken  der  Pulsfrerjuenz  und  der  Temperatur,  Beschleunigung  der  Ath- 
mung.  Interessant  ist  die  Beobachtung,  d.nss  recht  häufig  Störungen  des  Sehorgans:  Myopie 
und  Mydriasis,  Diplopie,  Ncbciseheu  und  Sehschwäche  auftreten,  dass  also  auch  hier  sich  eine 
weitere  Analogie  mit  der  Wirkung  der  Filix  ergiebt. 

Cortex  Granati,  Granatrinde,  Ecorce  de  grenade,  Pomegranate  Root  Bark 
ist  die  getrocknete  Rinde  der  Wurzel  und  des  Stammes  von  Punica  Granatum  L.,  einer  Myr- 
tacee,  wiche   von   Vorderindien   bis   zu   den  MittelmeerläDdem   verbreitet   ist.     Die   Rinde 


[(<rana(riiide 

riecht  widerlich  uud  schmeckt  herbe,  kaum  bitter.  Den  Speichel  fSrbt  sie  teim  Kauen  fn!'^ 
Wird  Granalriude  1  mit  Wasser  100  eine  Stunde  macerirt,  so  können  aus  dem  gelhlichcii  ,1* 
zug  durch  Kalkwasser  rotbe  Flocken  abgeschieden  werden. 

Da  die  Droge  bei  längerem  Aufbewahren  einen  grossen  Theil  ihrer  Wirksamkeit  te 
so  sollte   stets  der  Biudenvorralh  in    den  Apotheken    alljährlich   erneuert  w      '        Th. 
und  Ital.).   Der  Anwendung  der  Droge  bat  man,  wie  bei  den  meisten  andern  i 
eine  Vorbereitungskur   voraufgehen    zu  las.<cn,    welche    in  Darreichung    von 
Entleerung  des  Darms  besteht.    Auch  wird  zur  Vorkur  der  Gonuss  von    Krd' 
trauben  morgens  nüchtern  wahrend  6 — 8  Tage  empfohlen  (Küchenmeister),     h.- 
1  Jahr  sowie  bei  alten  Leuten  wird  man  von  der  Anwendung  der  Granatrinde  Ab-' 
ebenfalls  bei  Veränderungen  im  Gefässsystem  wegen  der  Gefahr  der  Blutdruckstt;ii;.  tu:;;     .• 
nach  2  Stunden  der  Abgang    des  Wurmes    nicht  erfolgt,    so  reicht  man   Oleum   RirinL    ftas 
30,0—60.0  als  Abkochung,  für  Kinder  10,0—40,0.    Dccoctc  von  300,0  Cortei  mittelst  S<hh    " 
sonde  auf  einmal  in  den  Magen    zu  bringen  (Mosler.    Bettelbeim),    ist  wegen    der  Ml 
miteingeführten  Gerbstoffes  nicht  ganz  unbedenklich. 

Decoctum  Granati,    Apozenic    d'ccorce  de  racine  de  grenadier  Ph. 
Frische  Wurzelrinde  60  wird  mit  Wasser  750  manerirt.    Nach  fistüodigem 
kocht  man  langsam  auf  250  ein.     In  zwei  Portionen  zu  nehmen. 
Extractum  Punicao  Granati,  Granatrindcnextr&ct  Ph.  Austr.; 

Ein  Percolat   des  Rindenpulvers    zur    Consistenz  2    abgedampft,      Dosis  4,0 
dreimal  zu  nehmen  als  Elcctuarium  oder  in  Solution, 
Flores   Granati,    Flores   Balaustiarium,    Balauste.    Granatblü theo, 
äusserlicb  als  Adstringens  bei  Blutungen  in  Form  von  Streupulver  und  bei  Angina  ii 
als  Gurgelwasser,    innerlich  ebenfalls  im  Dccoct  als  Bandwurmmittcl  und  Da 
Gebrauch  gezogen.     Ph.  llisp. 

Fructus  Granati,  die  pomeranzenähnlichen  Früchte,  dienen  zur  Bcreining  to 
Succus  Granati,  Suc  de  grenado  Ph.  Gall.: 

der  Fruchtsaft  wird  zwei  T,-tge  bei  15°  der  Gäbning  Qberlasseu  und  dann  Ui 
Sirupus  Granatorum,  Sirop  de  grenade  Ph.  Hi.<.p.: 

Succus  Granati  10  werden  im  W.isscrbadc  erhitzt  und  Zucker  18  hioxtigelüst  I 
Cortci    fructus    Granati,    Cortex  Psidii,    Malicorium.    Ecorce    de   grenai 
Granate    tree-bark,    die    getrocknete  Kruohtschale    der   Granatapfel,    schmeckt    stark 
stringirend  und  bitter.     Selten    als    Adstringens    bei  Ruhr   und  Diarrhoe    benutzt.     Doä*  i 
bis  2.0  mehrmals  täglich  als  Pulver  oder  im  Decoct  25,0 :  200,0. 

Pelletierinum,  Pelleti^rine,    ist  in  Dosen  von  0,1—0,5  benutzt  worden.     Die 
kuog  ist  jedoch  nicht  sicher,    da  ein  grosser  Theil    der  Base    schon    in   den    oberen  Da 
schnitten  rcsorblrt  wird.     Das  Gleiche  gilt  von    dem  Pelletierinsulfat,   welches    in  DotcA 
0,3—0,4  verordnet  wird.     Um  die  Resorption  zu  verzögern,  ist  daher  ein  Zusatz  von  Acidsa 
tannicum  nüthig  (Dujardin-Bcauraetz).     Bosser  benutzt  man  ^ 

Pelletierinum  tannicum.  Tannatc  de  pelletierine  Ph.  Gall.: 

Dosis.  0,5 — 1,5  in  Aqua  30  gelost.  jieo»«««: ' 

(jranala  sind  feine  Körnchen    in    den  Zellen.    Obwohl  man  damit  jede  KörnchcDl>:'"--r  ■ 
auch  bei  der  trüben  Schwellung  die  Keratohj-alinkürnchen  u.  s.  w.  bezeichnen  ki  • 
doch  der  Name  auf  bestimmte  Körner  beschränkt    worden,    nämlich    auf  die,    wci. ..     ^, 
allen  Zellen  regelmässig  vorfinden.     Zuerst  wurden  dieselben    in  den   sogenannten  Most- 
Plasmazellen  aufgefunden,  .später  in  den  eosinophilen  Zellen  des  Blutes.    Alt  mann  hut 
gezeigt,  dass  sie  allen  Zellen  eigen  sind.    Sie  verändern  sich  bei  der  Function  und  Hon  pi 
logischen  Zuständen  der  Zellen  und  stehen  in  ebenso  innigem  Zusammenhang  mit  dem  Sa 
Wechsel  der  Thiere,  wie  die  Chlorophyllkörper  zu  demjenigen  der  Pflanzen. 

An  den  Leukocyten  unter.icheidet  man,  je  nach  ihrer  Affinität  zu  gewissen  Firli 
die  eosinophilen,  die  neutropbilen  und  die  basophilen  (Granula.  Die  Ma.st-  und  Plasn 
sind  Bindesubstanzzellen,  deren  Granula  sich  mit  Anilinfarben,  einige  auch  mit  rTintii 
färben,    und  die  sich  sowohl  im  normalen  Gewebe,   als   ganz  besonders  im  >  al 

finden.     Durch    die    leichte  Verwechselung  mit  Mikrokokken  haben   sie  mcl 
lieben  Darstellungen  Veranlassung  gegeben.     In  vielen  Zellen  werden  die 
derselben  in  den  Granulis  abgel.igert.  so  die  Stärke  in  den  Zellen  der  I 
treidcsortcn,  das  Fett  in  den  Darmepithclien  und  Milchdrüsenzellen,  die  !• 
Eiern.    Bei  vielen  Drüsenzellen  z.  B.  dos  Pankreas,  des  Magens,  der  Sp' 
man  Veränderungen  der  Granula  bei  der  Sccrction  und  während  des  Kuhestadiuiu>  na 

au(si 

Graiinia  sind  etwa  O.O.j  g  schwere  Pillen  mit  Milchzucker  und  Gummi  .vabieum  als  Cd 
für    heroisch    wirkende  Mittel    gebräuchlich.     Die    Bereitung    medioamentöscr    Graoats 
Tränken    fertiger  Zuckerkügelchen  mit  einer  Lösung   des    belrefTcndcn  Mittels    ht,    ati 
Ton  der  bomocouathischcn  Verordnung,  durch  das  Arzneibuch  iiiilir-,:iüt. 

"  BJklSK. 


irsiiiiloNe 


—     4!I3     — 


(»riiitlolin] 


JrAlinlOSC  wiir<l<'  «KU  NIlKpli  ilio  pigi-nilirli»  8tllili('»nliiitiuii  im  iio|(nii<»t>  mi  rfor  Kl<'i<)l>*oitii;  in  iltMi  HtUrki>- 
k'irnrrn  Dnlhaltonnn.  >;cgru  S^arp  and  Korm<<ntP  widpr^UuiUflLliigpron  StarkoccUalü<io  ^CDiutnt. 

SI'IEHEI,. 

ÜraSWnrzelzuCker,   mM  Tritiiio*  beim  Kochen  mit  Tonlttiintcn  SAaren  erhalten,  «iirde  all  Lkeruloae  idoutlHelrl. 

H. 

Brfttlolft  L.  Pflantengatttins  tan  der  Ftm.  der  Sornphulariaceae*.  Tjrpns  der  Oratleleae.  deren  Blnmeii- 
krone  kaum  nnch  xv^omorph  mtwickelt  ist;  BlQthen  BctisolstUndi)^  mit  xwni  dcutlichrn  VurlillUtern.  G.  uffici- 
naliü  L.,  Guttn<i{niadenkraut.  bei  nnt-  lioimi.srh  auf  renctiton  Wif^rn,  ein  kaLl"5,  lit-llgr11n''>i,  hia  fusshobei-  Kraut 
mit  dreiiiorrigcn  Bliittern.     hlUtben  roittelgru*»,  weifi«,  mit  hollgelber,  oben  brUaiilii'b'^r  Bohr»».       M. 

Gratiolak  rin  (WaltJ  hat  sich  alii  ein  (Ienicn((e  Ton  GratioloTnKaure,  Gratiolafeft  und  braniiem  Hart  enrieaen. 

tlratlolin,  C,,Um07,  ein  Oljrkonid  (WaU}.  Durch  rnrdHnnte  .Sehwerelslore  terfullt  ea  in  Znckar,  Oratio- 
lelin,  C,;H»Os.  und  (3r at iole  re ti n .  C,7H^0> 

Qratiosolin,  C^,llmtO^(f),  wird  ^e^palten  in  Zncker  nnd  Gratioaoletin  C^ll(«0,7,  dicttes  in  Zucker,  Oratio- 
toleretie,  CkH^O»  und  iTydroiiratiosolerplin.  CjjU^Oti.  A"e  die»o  Körper  sind  wenig  oharakterisiri.     SP. 

GratioIoTnsIlnre.  weirise  aeidenitliinixnde,  nach  Fett  riechende  Blltlehen.  C^lfffl,  (WaU).  Dieie  Formel 
iflt  al9  unintrelTeod  bezeichnet  worden  ^Omelin).  O. 

Herba  Gr.itiolao  officinalis  Ph.  G.  I,  Hodge-Hyssop,  Herbe  ä  pauTre 
homme.  d.ts  im  .luni  bis  Juli  gosammcltc  blühende  Kraut  von  (t.  officinalis.  Es  ist  geruch- 
los, schmeckt  scharf  bitter,  widerlich  und  enthält  als  wirksames  Princip  Gr.itiosolin. 

In  Dosen  von  0,5 — l,h  g  als  Pulver  oder  Decoct  k.inn  d.is  Kraut  Erbrechen,  Speichelflu.s.s, 
Kolik,  Durchfalle,  Puls-  und  Respirationsstörungen,  Brennen  in  den  Harnwegen,  in  Klysmen- 
form  Nymphomanie  erzeugen.  Das  Extract  ruft  auf  Wunden  oder  Schleimhäuten  heftige  Ent- 
zündung hervor.  Das  Gratiusolin  bewirkt  zu  0,13  bei  Kaninchen  Unregelmässigkeit  der  Hcrz- 
und  Athmungsthätigkcit,  in  doppelter  Dosis  blutige  Stühle.  Abort,  Krämpfe  und  Tod.  Es 
wird  durch  die  Nieren  ausgeschieden  und  geht  auch  iu  die  Milch  über,  welcher  es  abführende 
Eigenschaften  ortheilt.  Wegen  dieser  auftretenden  Intoiicationserscheinungen  ist  Gratiola  in 
Deutschland  aufgegeben  worden.  Im  Auslande  wird  sie  als  Purgann  oder  Drasticum, 
Emetioum  und  Anthclininthicum,  auch  als  ableitendes  Mittel  bei  Leber-  und  Milz.schwcllungen, 
Hydrops,  Herzleiden  und  Geisteskninkheiien  (Melancholie)  benutzt.  Dosis  0,1 — 0,5  pro  do»i 
in  Pulvern,  Pillen,  als  Decoct  4— 10,0  :  200  Sstüudlich  1  EsslüSel;  das  Decoct  auch  in  Klysmen 
mit  4,0—8,0  Fei  Tauri  bei  A.skariden.  0,3  pro  dosi!  0,9  pro  die!  nach  Ph.  ßu.ss. 
Infusum  Gratiolae  Ph.  Kuss.: 

Herlia  Gratiolae  0,18  infundirt  ad  Colaturam  80. 
Extractum  Gratiolae  Ph.  G.  I,  Ph.  Russ.: 

ans  dem  btüheudeu  Kraut  bereitet.     Consi.stenz  2,   trüb-braun    in  Wasser  lö.slicb. 
Dosis  0,05—0,1—0,5  in  Pillen  oder  Solution.    0,18  pro  doli!  0,75  pro  diel 

J. 

üranpen«  -mehlj  -Bappe«  Graupen  sind  die  geschälten,  d.  h.  von  den  Cellulo.sehülsen  befreiten 
Gersten*-  und  wohl  auch  Weizenkönicr.  Sie  werden  nach  Aufkochen  mit  Wa*.ser,  eventuell 
unter  Zu.satz  von  Gewürzen,  Fett,  Flcischcxtract,  geno.ssen ;  dabei  gehen  sie  unter  Aufquellen 
des  Stärkemehls  in  Starkekleister  über,  sodass  ein  Graupenscbleim  entsteht. 

ItüKK. 

Id«  Stadt  im  Reg -llei.  Stralsund.  Soul-  und  Mourbad.     l>in  3  pCl.  N'atriumcblnrid  und  ll,(HIl!li  pCt.  Mapne- 
■id  enthaltende  Soole  dient  au  Büdeni  und  Inhalationen.     Kemer  knmitirn  Mottrblldor.  Poucheu  nnd  Ha8F*age 
'  ÄBWendung.     In  dt-n  in  der  Nahe  gelegenen  Dörfeni  Eldena  und  M'leek  ist  Gelegenheit  ta  Soebidern. 

W. 

3rie8.  Als  Grie.smehl  bezeichnet  man  grobes  Gcrslen  •-.  zuweilen  auch  Weizenmehl.  Durch 
Aufkochen  mit  Wa.sser  werden  daraus  je  nach  der  Menge  des  zugesetzten  W.issers  und  der 
Consistenz  der  Zubereitung,  Griesbrei  mit  etwa  10—15  pCL,  Gries.suppe  mit  etwa  5 — 8  pCt. 
fester  Stoffe  hergc^^lcllt,  von  denen  etwa  Vi  »us  Eiweiss,  Vs  aus  löslichen  Kohlehydraten 
(Stärkemehl)  besteben. 

MUNK. 

irfes,  in  nächster  Nähe  von  Bozen  ',  275  m  hoch  sehr  geschützt  gelegen,  klimatischer,  Trauben- 
und  Terrniiikurort  mit  Wasserheilanstalt.  Das  Klima  isl  massig  warm  und  ziemlich  trocken. 
Mittlere  Temperatur  im  Herbst  11,7,  Winter  l.b,  Frühling  12,6":  relative  Feuchtigkeit  75,77 
und  65  pCt. :  Nicderschlng.smengc  86,32  und  57  mm.  Es  besteht  häufig  Windstille.  Saison 
September  bis  Mai.  —  Gric»  wird  bei  Katarrhen  der  Athmungsorganc,  stationärer  Phthise, 
pleuritischen  Exsudaten.  Rheumalismeo,  Ncrvcnkrankneitcu,  Kreislaufstörungen,  in  der  Rcoon- 
valescenz  aufgesucht,  dient  auch  vielfach  als  Tebergangsstation. 

WÜRZBÜB«. 

jfirißSbflClly  im  Schwarzwald,  -iWi  m  btitfh.^klinmliticher  Korort.  Stahl-  nnil  Moorbad,  ^egen  Nord-  und  Ostwinde  giw 
W  t:chüt*t.  besitzt  ein  .*tlubfroie?4,  mUMaig  ffurbtes  Klimn.  Die  Quellen  enthalten  bis-  tu  0.07M  Ki-^en-.  t.i  ralciiini- 
■  bicaikunaU  0,7S  Natrium-.  0.28  Magnesium-,  O.lu  Calciumsuiral.  124*1  eeiu  fn'io  Kuhleuailure.  Mir  Wasser  wird  gi>- 
I     Imnken  und  lu  tlldem  gebraucht. 

C«rln<i9llft<     rtlanxenc^sttung    der    Farn,    der   Cnmpoeltao*.    tTntorfa».   dar   Asteroideae.    KrKnter    und    Halb- 
•tisui'biT  mit  gelliou  Illllüiiinknpleu  umfassend.    O.  ruhusla  Rutlall.  ein  hi«  60  cm  hübe«  Kraut  Californiens  mit 
^L  rundUehea.  harten  Blttbankopfeu.    G.  squarruia  Ounal.  In  Nordanerik*.  IL 


|<irindelia  ^^^^^^^^^  494     —       ^^^^m^        f«roeM«a«ali] 

tiriodclia  robusli'i,  Wild  Sunriower,  Uordy  (irimle  li  a.  ciiiiiaJl  in  des  Qa(U 
Inu/.ettliclicn  odur  breit  spatcirormigcii,  bliissgrünen.  balsamisch  riechenden  und  tliiäb^ 
schleimig,  schwach  bitter  schmeekeuden  Blättern,  sowie  in  den  Blütheiispilzen  ein  ireisKS.  (ak* 
Wachs,  ein  braunes  festes,  bei  37"  flüssig  werdendes  Oei,  ein  aeüieri.sches,  pfcffenmaxifaU 
riechendes  Od,  welches  in  Aethcr.  Alkohol  und  Chloroform  löslich  ist,  ein  milde  »cbmoclMim 
schwärzlich  braungrüiies  Harz,  welches  aus  seiner  alkalischen  Losung  durch  Säarcm  |rift 
wird,  einen  saponin.-diulichen  Stoff  ririudelin,  Tannin,  Eiw^iss  und  Pektin. 

tiriiidelia  findet  in  Amerika  ausgedehnte  Anwendung.  Ihre  Wirkung  sctit  »ich  «ai  wi 
Componcuten,  dem  die  fiehirn-  uud  Rficfceuniark.sfimctioD  herabsetzenden  actfi.-'''~i-f.,T.  Cni  n-J 
dem    espeetorirend  wirkenden  Harz    zusammen.     Grindelia  erzeugt,  was  auc- 

suche  erhärtet  ist,    eine  Regulirung  der   Herzthätigkcit  und  Erhöbung    des  IJ    

Busalini    zeigt    es  sich  zuweilen  bei  Arrhythmie,    freilieb    nur   bei  Abwescnbeit    von    flo- 
muskelvcrfettung    und    .-Vtheroniatoso,     selbst    Digitalis-     und    Adonispraeparulen    übfrl^?>j 
Gibbons  rühmt  die  Erfolge  bei  ncr\ösem  Astbma,    T^ertussis  und    chroni-schrr  Bror - 
Bronchorrhoc,  auch  Phthisikerbusten.  Emphysem  und  Influenza  werden  gün.stig  beeiul' 
doa  Hotz  durch  die  Nieren  ausgeschieden  wird,  ist  Grindelia  auch  bei  Affectiunen   d<  - 
urogenitalis  empfohlen  worden,  local  bei  Pruritus,  Vaginismus  und  Priapismus   (L.  B : 

Längerer  Gebrauch  kann  Brennen  im  Hals  und  Magen.  Diarrhoe  und  Hrr 
zeugen.  Grössere  Dosen  wirken  nierenreizend  uud  toxisch.  Dosis  im  Infus,  mit  i. 
3,0  mehrmals  täglich. 

Ejtraetum  Grindeliae  robustne: 

Blüthenbiischel    100    werden    mit  Wasser    400   und  Borax  2,5    i!  nd    la 

Extracl  eingedampft.     Dosis  0,1 — 0,2  4— 6mal  täglich  in   Pillen.     > 
Extrautum  fluidum  i'rrindeliae  robustae  sine  rcsina-. 

Dosis  theelölfelweise. 
Exiractum  fluidum  Grindeliae  robustao  eum  rosiua,  Ph.  U.  S.: 

Dosis  10—30  Tropfen  2stündlich. 
Tincturb  Grindeliae  robustae: 

Herba  et  Stipites  1,  Spiritus  5.     Dosis  40 — 100  Tropfen  pro  die  je  nacb  Alter 
Cigarettac  Grindeliae 

aus   Species    Grindeliae    und    Folia    Stramonü  u  mit  einer    Lösung    voa    K&lijis- 
uitrat  getränkt  bereitet.     Bei  Asthma. 
Giiudelia  squarrusa  wird  gegen  Malaria  und  Nierenleiden    als  Ersatz    des  Chinin*  p- 
braucht,  Grindelia  rubicaulis  als  Antidot  gegen  Rhus  Toiicodendron'. 

Groegsenwahn,  Meg;ilom.inie,  Delire  ambitieux.  Walinvorstelluiigisn,  bei  wrl.h'-o 
der  Kranke  seine  körperlichen  oder  pcistigen  Eigenschaften,  seinf  materiell«'  W- 
und  sociale  Stellung  über  die  thatsächliehen  Verbaltnis.se  erbebt,  werden  als  GrOs^'i 
Wahn  bezeichnet.  In  seinen  .\nf;lngcn  und  seinem  niedrigsten  Grade  crsfrlteiot  t 
nur  als  Selbstüberschätzung,  im  hriheren  und  höchsten  Grade  producirt  er  ü* 
unsinnigsten  G  r ö s  » e  n  i  d  e  e n. 

In  Bezug  .luf  den  körperlichen  Zustand  zeigt  sich  der  GrOs.s*<nw:ihn  oft  rmrA 
<larin,  d.-ufs  tliatsäcblich  vorhandene  Krankheiten,  welche  früher  erliel'  •imr- 

den    machten,    nicht  mehr    enipfunden  werden,    ira  Weiteren    glaubt   ■  ik-   ^r- 

Sünder  wie  je,  grösser,  stärker  geworden  zu  sein,  er  hebt  KHK»  Centner  uu:  ii  <- 
kleinen  Finger,  er  geht  10  Meilen  in  einer  Stunde  u.  s.  w.  Trauen,  die  liiubei  iti- 
fruchtbar  waren  und  nicht  gravidae  sind,  behaupten,  das»  ihr  Leib  zunehine.,  d»a 
.«ie  schwanger  .seien  u.  s.  w.  Fu  Bezug  auf  die  geisiigeu  Frihigkeitcii  reift  »ifl 
Selbstübersch.ltzung  und  dann  GrOssenwahn  in  den  Angaben  des  Kranken,  dass  er  yiß 
viel  mehr  geistig  zu  leisten  im  St.inde  sei  als  früher,  d.iss  er  der  (.«^song  v«.pq  er- 
suchten Problemen  nahe  sei  oder  sie  bereits  gefimden  h.ibe,  il.iss  er  die  vt-rv^hif 
densten  Sprachen,  dann  alle  Sprachen  der  Welt  verstehe,  dass  er  ein 
oder  Künstler  sei  u.  s.  w.  Auf  (innid  diese.s  gesteigerten  Selbstgefi. 
sich  daiui  in  weiterer  Folge  die  (irössenideen,  Minister,  Kaiser,  Jesus  Chriätii^  öulL 
Obergott  zu  sein,  Millionen  und  Milliarden  zu  besitzen. 

Der  (jrfi.ssenwabn    kommt    vor:    1.  bei  der  Manie.     In    der    niild««iten   Fei 
Selbstüberschafziing  zeigt  er  sich  in  der  hyponianiscben  Fonn  dersellien      2. 
ni:uiiakalischen  Stadium  der  circulüren  Psychose;    allein  er  schwindet    daitii 
melancholischen  St.ndiuni,  und  folgt  hier  zuweilen  die  .Mikromanie,  der  Kleinl"- 
auf    die   Megalomanie.     .'3.  in  der  Paranoia,    wo    er    in    der  Mehrzahl  der 
vorwUchst  aus  dem  Verfolgungswahn  und  sich  mit  diesem  verbindet.      „M.m 
mich,    weil    ich    zti    gi'osson  l)ingon    <hirch  meine  Geburt,    meine    körperlich- 
geistigen  Eigenschaften   berufen  bin."    4.  bei  den  hysterischen,  mei'«t  in  der  sexu<.ii'^>' 


«ropsseiiwahii 


—      4»ri       - 


(Jriipbplsurlitj 


Sphaero,  und  ili-ii  f^pileptisi-lieu  I'sycliosfii,  liier  bäuti^;  in  der  Form  ili-s  rcligioson 
Grrissenwahiis.  ö.  bei  den  iilkohnlislischpii  E'syfhoseii.  ij.  bei  der  progrossivcn  Para- 
lyse d«>r  Irren  in  (k-n  allpryorsi-hiedenstPii  Arten,  nnd  bier  vorzugsweise  die  nnsinnig- 
stoii  r'inpe  ])rodu('ir('nd.  7.  gob'ircntlicb  aui-h  bei  den  verscbicdensten  anderen  nr- 
Ranisciien  Erkrankungen  des  Hirns,  dann  meist  vorübergebend  und  in  schwäclilicher 
Weise  nicht  besonders  betont,  etwa  wie  bei  den  Spielen  der  Kinder. 

I)er  Orössenwabn  als  sokber  bedingt  keine  besondere  Therapie,  es  wird  vielmehr 
immer  nachzusehen  sein,  welcher  der  verschiedenen  psychischen  Störungen  er  seine 
Entstehung  verdankt,  und  diese  zu  behandeln  sein.  Ausschweifende  Handlungen, 
welche  ans  dem  Grnssenwahn  entspringen,  kftiinen  unter  Umstanden  die  nächste  In- 
dicatiiin  für  Setpiestriruug  des  Kraiikeu  in  einer  Irreiiaiistalt  abgeben. 

MENDEL. 


T*rO^  wird  AUS  Arak*  inler  Kuia  mit   hefsBem  Wuser  natl  Zucker  bereitet.    Er  wirkt   stimnliroml    und    itiapboretitiflli. 

UFFELMANN. 

liroSSIIiAriBCGAC   ist  pytionyino  Bexeict>MunK    fHr    die    nur   durcb    Ji»»  Gattuni:  Kibcs*   vortrctoni»  PttanzenfAmiUn 
tit'r  Ki>ii' ci  Aceac,  welche  ncaording»  den  Sa  x  i  fr  strftoe&e*  als  Cnterfamilio  xugexHblt  zu  werden  ptleKt. 

V. 

GrOffHIvnrdelll  oder  N>KT''<'ad,  Hanpt<t*dt  dn  nntrarlHben  Coaitatea  Bibar,  bildet  KewBbnlieb  aueb  di«  Be- 
friobnunK  rur  zwei  in  der  Nsbe  gete((onp,  eine  balbo  Stunde  von  einander  entfornto  Knrorte,  Bi«cbofabad,  aoob 
bei  li|ro§  Ltdi<laa9bad  tC^OBUiit.  oder  PH  ^  p  tlk  f  II  rd  0  and  Felixbad  oder  FelixTUrdH.  Die  xuerst  ali« 
Tbermne  TaradicnMea  henriiriehoncn  Quelien  di>'f«Mf  Kurorte  «ind  indifferente  Tberraen  Ton  34  —  41''  Temperatur  (bi* 
au  0,4  Calfium*.  O.IH  MaKnesium-,  0,12  Nalriumsulfat,  0,14  Calcinmearbunati  nnd  finden  innerlich  und  Uusserlieb 
>  bei  RbeumatiRmun.  Gicht.  Knochen-,  Gelenk-  and  Hantkrankheitcn  Verweadunf^. 

WÜBZBrKO. 

iiebelsucht.  Das  von  Hiime  zuerst  neben  den  drei  Associatiousprincipien  des  Aristo- 
teles aufge."5lfllte  rriiK'i])  von  Ursache  und  Wirkung  (Grund  und  PVlge)  tritt  bei 
der  Grübelsueht  in  krankhafter  Weise  auf  und  beherrscht  zuweilen  unter  Zurück- 
drängung der  übrigen  Associationen  das  gesaninite  Seelenleben.  Her  Kranke  ist  sich 
de,s  Krankhaften  seines  Ziistaniles  bewusst,  empfindet  aber  gleichzeitig  die  Unmöglich- 
keit, sich  von  dem  (|ualvoIleii  Zwange  los  zu  machen,  ja  der  Versuch,  ihm  zu 
widerstehen,    ruft   lebhaftes  Unbehagen,    zuweilen  heftige  Angstanfälle,    hervor.     Die 

[„Grübelnden"  be.schiiftigen  sich  entweder  mit  metaphysischen  Hingen  (Wie  ist  Gott 
entstanden?  Wodurch  wird  die  Unsterblichkeit  der  Seele  bedingt?  Lst  sie  unsterb- 
lich? u.  s.w.)  oder  mit  realistischen  (Warum  sind  die  Blätter  der  H-üurae  grün,  warum 
nicht  blau?  Warum  sind  die  Menschen  nicht  .so  gross  wie  die  Hiluser?  u.  s.  w.), 
oder  auch  mit  beiden.  Mit  dieser  Grübelsueht  ist  meist  verbunden  die  krankhafte 
Fr.'igesiicht  (Plirenolepsia  erotematica).  Wie?  und  Warum?  beherrscht  die  Kranken. 
Ualiei  kßnnon  die  l'atienten  meist  ihrem  Berufe  nachgehen,  erfüllen  ihre  Pflichten, 
wenn  auch  nicht  ohne  innere  Qual,  und  der  Uremde  merkt  nicht  das,  was  in  ihnen 
vorgeht.     Zi'itweise    allerdings    steigert    sich  der  Zustand  derartig,   dass  der  Kranke 

^«eine  Beschäftigung,  wenigstens  vorübergehend,  aufgeben  iniiss. 

Therapeutisch  ist  vor  Allem  darauf  zu  achten,  die  Kranken  fern  von  iJingeii  zu 
halten,  welche  geeignet  sind,  ihre  (jrübelsucht  zu  steigern,  und  zu  denen  .sie  sich 
ganz  besonders  hingezogen  fühlen.  Verbot  des  Lesens  von  philosophischen  Werken 
und  des  Anhöretis  von  Vorlesungen  über  solche  Dinge,  wozu  eine  ganz  besondere 
Neigung  in  der  Begel  besteht,  ferner  dos  Besuchs  von  Schauspielen,  welche  Probleme 

(ernsterer  Natur  aufwerfen  und  behandeln.  Dagegen  ki'irperliche  Uebungen  und  Sporte 
nach  jeder  Kichtung  bin:  Turnen,  Kelten,  Radfahren,  Schwimmen,  Rudern,  wobei 
die  sich  bietende  Gelegenheit  und  die  Individualität  für  das  eine  oder  andere  dieser 
Mittel  entscheidend  sein  wird.  Ferner  geistige  Gymn.-istik:  Auswendiglernen  von 
Gedichten,  Unterricht  in  Sprachen  n.  s.  w.  Massiger  Genuss  von  Spirituosen  und 
massiges  Rauchen  ist  nicht  zu  verbiett>n,  häufig  zweckmS.ssig.  Die  l>iaet  mass  eine 
mehr  vegetabilische  sein,  ohne  jedoch  Fleisch  und  Kier  auszuschlie.ssen;  Kaltwa.sser- 
kiireii,  besonders  in  An.stalten,  welche  etwa-s  hoch  lief;en,  sind  zu  em[ifehlen.  iiorli 
uiehr  Gebirgstouren  zu  Fuss  iu  entsprechender  Gesellsch.ift,  nicht  allein.  .Aufenthalt 
in  Seebädern,  wie  diese  selbst,  sind  in  der  Regel  von  Nachtheil.  Von  Medicamenten 
ist  ein  Erfolg  nicht  zu  erw.arten;  bei  gelegentlicher  Steigerung  der  Angst  durch  das 
<JrObeln  sind  Brompraeparate  zu  empfehlen,  gegen  vorübergehende  Schlaflosigkeit 
Chloralamid  zu  1 — 2  g.  Vor  Allem  h.it  der  Arzt  aber  in  derartigen  Fällen  die  .Auf- 
gabe, nicht  zu  gestatten,  dass  der  Patient  .seinen  Beruf  aufgieht,  um  sich,  wie  er 
erst   „gesund  machen    zu    lassen".     Eine    Besserung   des  Zustandes    wird    viel 


[Gruebelsuclit 


4H<;    — 


scliwcrcir    errciclit,    wi-iin  dfr  Kranke    kt-iiie  l'HicIiti-ii  zu   «TfülK-«  Iwl; 
die    ihm    sein  Amt  oder  Beruf   auferlegt,    sind  noch   rim   ohoxton 
stotcm  Grübein  abzulciikoii,  so  schwer  ihm  liie  Arbeit   zeitweise  auch 

lirnOltflDlllKOly   ilas    Kolbcri.GcUo  OpI   dnr  Mf^oUia   TiridU  L.,    hi^^ehi    «u«    cinnm    K&mpbv«   i*4t. 

<lr«-1u'rH)crk  L'an'ol  Sdp.  225*^,  ist  dem  KrftUüi'ntinzOl  ätfhr  Ibntieh;  spec-  Uow.  O.ni — O.UX 

OrnensBurA  Irt  bmondon   in  don  Wurzeln   der  Uiiiltellir«r«ii  unicotroffdii  (RunK«i-     ^**    WM  ilm  \ 
«rc'lclio  durch  Aminuniik    sieh   grlln    HrhU    Aus  der  ammonitkalischan  Losung    fkllen  ätena  tf« 
Züitiiz  Toti  AlkUi  tritt  wiodoruia  Ortlnflrbunic  otn. 


Gmetze.    Als  Grütze  bezeichnet  mnn    die   nur   einfach  enthülsten,   gescbälten  o4e  ^ 
grob    gemahlenen    Körner    von   Hafer   und  Eirse.     Hafergrützsuppe    von  80] 
Wasser  entblllt  in  1  Teller,  gleich  '/a  Liter,  3 — 4  g  Kiweiss,    15  g  Stilrkemi-Iil 
Die  Puppen    finden    wie    Gerste*    bei    acut-fieberh.iften    Zuständen,     ii  - 
Darnikatarrheii  Verwendung.     Das  cigenthümliche  Fett  des  Haferkorns 
und  blühend:    man  gebe  daher  die  Suppen  nicht  bei  Tympanie,   Perit 
Die  Samen  der  Erdnuss,  Araehis*  hypogaea,    geben  nach   schw.i 
ein  grobes  Mehl,    die    Erdnussgrützc    (Nördlingen    in  Frankfurt  a.   M  \     V' 
weiss  47,  Stärkemehl  19,  Fett  19  pCt.    Nach  Fürbringer  eignet  sio  sich  zur  Bn 
Suppen ;   ihr   kratzender   unangenehmer  Geschmack  hat  sio  aber  bei  der  Kr 
Eiugang  gewinnen  lassen.     Vielfach  wird  Grütze  aus  Buchweizen*  genossen. 


(«roinalos 

(t  p  r  a  u  i  u  m 


Ordnunic   dsr   Dieoty  lekD*.    tat   l'ntrrclasso   der   Chorip  n  t  •)»<>    ^bOr«ad. 
*,  Erudium,  Pelarguti  i  u  IM. 


(Jrnndy  Stadt  im  Rc^^-ilf>r.  Hildpslinini.   am  WoAtalitianifo  dfs  Hcnrn  in  i>in«in   nar.U  8dflf«D  r 
lioeh  i^pU't^cn,  Lutt-  und  Torrainknrort  mit  Oi^legeuhnit  xu  FioliteunaJclIiUdcrn,    Milcb*,  MoU 


(•nachamaca   iat   die   »paniaelio  Benennung  der  Binde    Ton  Mtlonetla*  oillds 

weli'lie  aiiclj  da«  Synonym  QnaehanifteA  toiifcra  in  Oebraarh  ist.  ~  II 

Ciuachaniaca    toxifcra    enthält  in  der  Rinde  ein  AlkaloVd   Gu.icbamaciii. 
liehe  Wirkungen  wie  Curare  ausübt.     Guachamaca,   weniger  auf    die  Atbraun;  dni 
als  Ersatzrailtel  für  Curare  empfohlen  worden  (Schiffer).    Es  erzeugen  0,01  da  T 
subcutaner  Application  nach  '/<  Stiindcn  einen  mehrstündigen  Schlaf. 

vvUftCin»    Die  BlKtter   Ton  Uikania  Guaen,    oinr*r   In  Südamerika  waclisendftn    Pflanr- 

Mittel  i;ngcn  tkierisebe  Uifti«  und  (j1)iili>ra  KuF  (Fanrr  nnd  Pe  tt  en  ku  fn  r).      Du  '    iUm«J 

bewirkt  in  geringen  Dosen  (O.Utl)  Erbroebun.  PulKbescIilennignng  und  kranig«n  Sc.  ilaal 


Onaethol,  Brcnzkatechinmonoaethjlaether,  CeH«  "  OCjlIs  "  OH,  eine  ;nTi^  KKa 
215".    ist  an  Stelle    des  Guajakol,  des  Brenzkatechinmonomethylaetber- 
pfoblen  worden  (v.  Hering).    Dosis  0,25—0,-5  in  Pulver  und  Pillen  n   ; 

L' 

Uaajacnm  I,.     Pflamengatlung    aus    der    Fanl.    der    Zy  go  fb  jr  II  aeo  an*.      UUtUr     |i«4r>'--»K  •l>t 
Bfutben  4-  oder  özAhlig   encyklisch,    zu  zweien    in  den  RIattaehKeln    stebonil.     Kronen   ' 
eine    loderigo  Kapsel    mit    eini*aniigen  Faebeni.     Von    den  H  anf    das   trupis«be    nnd    w- 
Arten  am  bekanntesten:  (j.  ofrioinale  L..  der  Gnajakbaum.  O.  sanetuni  L..  ein  Baum  ••'^UIIJl  <^ 
Inseln  und  Floridas,  findet  wie  voriger  und  unter  gleiobem  Samen  Verwendung.  I 

D.n.s  Guajakholz,  Pockholz  oder  Bockhoiz,  Ligiium  Guajaci  s.  larti 
vitae,  benedictuin  ist  hart  und  schwer,  Spec.  Gewicht  1,3;   es  brsittt  do  i' 
olivenjcrünos  Keniholz,  welches  als  Hasura  lig;ni  Gu.ij.nci   allei>  -■•-  '■'i'» 
schini  \'erwen(lun"r  gelangt.     Heim  Reiben  entwickelt  es  einen   anu  "»< 

erinnernden  Geruch  mul  schmeckt  gewür/.haft,  schwach  kratzend      >• 
Rinde,  Corte.x  (luajari,  verwendet. 

Das  wirksame  lViiici[)  des  Holzes  ist    Kesina    Guajaci.     Man    ; 
Ein.schnitten,    tue   man  in  die  Kinde   macht,    oder  durch  AuHkuchen 
Salzw.osser  oder  Krhitzen  dünner  Hnlzstückchen  am  Feuer.     l)n-s  erster»-  tat  liu 
Sorte,    Resina    Guajaci    in    lacrimis;    sie  stellt  schwiirzlirh-braune  n<J*" 
prüno  etwa  'kirscligrosse  Körner  dar  mit  starkglänzenilem,  nuischoligriii  Bniii^J 
andere  Sorte,  Hesina  Guajaci  in  inassis,  bildet  derbe,  (iunkol;;efJlrbtc, 
Massen  mit  rissiger  Oberfliicho  und  glasig  glänzendem  Bniche.    In  düni««  i 

ist  das  Harz    roth    durclischeinend   und    häutig  mit  Holzthei!''' i.  ..i.wirt 

Erhitzen  entsteht  ein  vanilleähiilicher  Geruch,  Schmp.  85*. 

der    des  Holzes.     Ks    löst    sich    fast    vollständig    in  Alkoh»!,    :iusv,r>i'ui    =■ 


■lii^janiiM 


-     497      - 


<illHJACIIin| 


AiiiylnlkiilMil.    ChlorofiH'm 
aetlu-rischcii  ()el('ii.     I'iu 


nnti  Aceton,  wcnifj  in  Mcii/.iii.  Pptrol.-uHhcr,  frikii  und 
gi'Ildifhoii  I/)siiiigi'n  wonlrii  «liirdi  stark  oxyilirende  Suli- 
st.inzen:  (>zoii,  Flypcroxydp,  salpetrige  SUun;  schrui  blau  oder  grün  gef.irbt,  durch 
rwlucirendo  Stoffo  wird  die  gelbe  Farbe  wieder  hergestellt.  kidska. 

Guajol,  Tiglinaldchyd  (Herzig),  CsH^O  =  CU,CH :  C(CH4)C0H.  entsteht  bei  der 
trockenen  Destilbitioii  von  Guaj.ikharz,  ferner  beim  Behandeln  eines  Ciemenges  von  Acetaldehyd 
und  Hropionaldehyd  mit  wassorentziehcudeu  Mitteln.  Es  ist  flüssig,  von  bittermandelölartigcm 
licrucb.  Sdp.  118^  unlöslich  in  Wai>ser  und  Ammoniak,  inischb.'ir  mit  Alkohol  und  Aether. 
An  der  Luft  oxydirt  es  sich  zu  Tigliiis.iurc,  durch  Cbromsäure  zu  Essigsäure,  durch  Salpeter- 
säure zu  Oxalsäure.  Aus  der  Natriurabisulfitvcrbiudung  wird  ijuajol  durch  unvollständiges 
Neutralisiren  mit  Baryt  wiedergewonnen.  Mit  Eisen  und  Essigsäure  liefert  es  einen  gejiättigten 
Aldehyd  CjHmO,  die  Alkohole  CslloOH  und  (?Bff|iÜll,  sowie  Pentenylglycerin.     8P. 

Ks  euthillt  3  Säuren:  10,5  (iiiajakharzsäure,  Kt  Guaiakonsäure,  2,3  Guajak.s.'lure, 
ferner  Gummi,  10  pCt.  Guajakbetubarz,  Holztlieile  und   einen  Farbstoff,  (Ju.ajakgelb. 

Uu  Aj  ftkli  ftrzsUa  r  p ,  Cg,HyOj,  krT.ttalti-sirl  aiiu  atarkor  F.it-sii^süuro  in  Nrnlnln.  di*>  lioi  75— Kn"  unter  V^rluht 
von  1  MoleeQl  Wadser  schmolzen.  Hiu  irit  loielit  t0«jich  in  Atkuhol  und  Äettior,  fempr  in  vordQnntpr  Kalilan^*'.  niclit 
ftb«r  in  AnimoDtak:  die  olknholi'irlip  Lo^iinn  ist  linksdrchpnd.  Bei  dor  tropkpn<»n  Dofitillalion  liefert  »in  Guajakol 
und  PTroKn«jaein  Ci^H'^O^. 

ÖuaJ akontiftarv ,  CifHyjO^,  int  amorph.  Sehm]j.  90-100",  leicht  I9iili«h  in  Alkohnl,  Acüier.  CblorofonD  und 
.  R5«igHllnrc,  Tennai;  Carbonatp  tu  xertogeD,  recktsdrohcnd.  Boim  Erhitzen  mit  Sjtlz»Xnre  auf  1H6^  liefert  -fie  Methyl- 
I  cblorid  and  BrenzlEatechiii.  heim  Einleiten  von  aalpetrifter  8aore  in  die  ftetherisolie  LOinng  entsteht  IHnitrogusjakol. 
I   Die  Alktlisalzo  sind  in  Wuser  und  Alkohol  lOKlieh.  8PIEUEL. 

I  Onsjskslure,    ßuij t c;Ullurp,    CtH.Ov    nnr   etw>   sn  'In»  darin    enthalten,   hildet   wei«se    itUniende 

I  Nadeln,  leicht  Inslich  in  Alkohol,  Aether  und  WaiiNer;  sie  lerflUU  bei  raschem  Hublimiren  in  Koblendioiyd  nnd 
I    Onajaeen.  Ci^li,0.  ein  hittermandelQlartlK  riechendes,  farbloses  Oel. 

I  Ouajakbetab  arz.  C^^H,-/),^  bildet  ein  amorphes  rothbraBnes  Palver.  Sehmp.  etwa  200'^.  das   sieh  leicht  in 

1  Weingeist.  Eisessig  nnd  Esi>igaether.  sowie  in  Alkali  lost,  in  Waaser.  Aether.  Schwefelkohlenstolf,  Chloroform. 
I  Beniol  dagegen  schwer  bexw.  nicht  löslich  ist. 

I  (juajakgelh    bildet    blassgi'lbe .    gerncliloHe .    bitter  schmeckende    oktaPdrische  Kryslulb-,    wenig    löslieh    in 

I  Wasser  und  rerdUniiten  Süurnn,  Clilorufurm.  Benzol,  leicht  dagegen  in  Alkohol.  Aether,  E<i<:igaether.  in  Ammoniak. 
I  Avtaalkalien  und  alkalischen  Erden  mit  tiefgelbrr  Farbe,  die  auf  Zusatz  von  SHure  sofort  verschwindet.  Es  giebt 
[  mit  rauchender  Salpetersäure  eine  orange,  nach  Znsata  von  ächwefelskure  ruthe  LOaung.  mit  roiner  eoncentrirter 
P  Sehwcfelslure  prachtvoll  azurblaue  Fitrbiing.  welch«  an  feuchter  T.oft  langi^iam  in  grOn,  dann  gelb  übergebt,  bei 
I   Torsichtigem  ErwILrmen  wieder  auftritt. 

I  (ruajacin,    nach  Lander  er   eine  in  zarton.    weissen,    sternarlig   gruppirten  Nadeln    aus  Git^aktinctur  bei 

I  längerem  üitohen  ansgesehiedeue.  nach  Trommsdorff  und  Biege  I  eine  bitter  schmeckende,  beim  Extrahrran  des 
I  Uu^jakbolzes  oder  der  Kinde  mit  Alkohol  erhaltene  Hubslanz,  welche  gelbe  warzenfnrmige   Massen  bildet     HAASE. 

1  im  Jahre  1508  wurde  (iuaj.ir.uni  von  den  Spaniern  als  palo  santo  aus  «St.  Oii- 
uiingo  lieriibergebraeht.  Ks  versrhaffte  sich  aLs  sngenannte.s  Fraiizosenhnlz  schnell 
<>iiien  Ruf  als  .\iitiluetii:um,  den  e,s  vor  .\lleiii  der  SiMirift  ülrich's  von  Hütten: 
I)e  Cniajaci  niediciiiu  et  de  morbo  gallico   151U,  verdankte.     .Vus.serdeni  wandte  man 

I  das  Holz  und  Harz  gegen  ehrouische  Hautaus-schläge,  Hheumatismus  und  giehtisciie 
Leiden    an.     Ueber  die    physiologi.sche  Wirkung   ist  wenig  bekannt:    in  wiederholten 

[Gaben  von  0,."i  g  soll  es  „erregend  auf  d:us  Gefiis.'jsystein  uiul  auf  die    versrhiedeiifii 

I  Ausschciduiigsorgane  einwirken."    In  grossen  Gaben  ruft  es  Kntzündungserseheinungen 

f  in  den  Verdatiungsorganen:  l'ebolkeit,  Krbrechcn,  Durchfall,  sowie  Herzklopfen  und 
Kopfschmerz,  Schliifrigkeit  iiml  allgemeine  Abgeschlagenheit  hervor.  Ausserdem  sah 
man  als  .Nebenerscheinung    niasernartig    über  den    ganzen  Körper    verbreitete,    stark 

[juckende  Hautausschläge  auftreten,  .letzt  wendet  man  die  Droge  wohl  fast  nur  uoch 
in  Form  der  Holzträuke  an,  in  der  .\bslclit,  alterirend,  vielleicht  .luch  diuretisch  zu 
■wirken.  Doch  ist  die  hanitreibende  Wirkung  nicht  erwiesen,  eben.sowenig  ein  Kin- 
fliiss  auf  den  Sfoftwechsel.     Man  benützt  es  wio  f>arsaparil  le,    ."^arsarrris,   Hati- 

Ihechel  u.  a.  bei  Scrofulose,  chronischen  Rheumatismen  und  Hautau.«.scblSgen. 

I  Lignum  Guajaci  l'h.  G.  lll, 

I  im  Decoct  (30,0—50,0:200,0),  meist  in  Verbindung  mit  ähnlich  wirkenden  Mitteln. 

I  besonders  in  Form  des  ofllcincllen  Holztbees. 

1  Resina  Guajaci, 

I  zu  0,3  —  1,0  3  bis  4  mal  täglich  in  Pulvern,  Pillen  oder  Emulsionen.    Die  Emulsion 

I  färbt  sich  blau,  was  bei  Zusatz  oxydireuder  Mittel    noch  inteuBirer  hervortritt. 

I         Aus  dem  Holze  wie  aus  dem  Harze  werden  zahlreiche  Praeparato  hergestellt: 

I  Tinctura  Guajaci  ligni, 

m  wird  durch  Digestion  aus  1   Th.  Guajakholz   und  5  Th.  vcrdünut«in  Weingeist  be- 

W  reitet  und  nur  zu  Mund-  und  Zahnwässern  benützt. 

I  Tinctura  Guajaci  resinae, 

I  eine  Lüsung   von  1  Th.  Resina  Guajaci    in  5  Th.   Alkohol,    von    gräulicb-brauuer 

ft  Farbe;  wurde  —  namentlich  früher  —  zu  20— 60  Tropfen  mebnnaU  tiglich  meist 

■  in  Verbindung  mit  Tinctura  Colchici  u.  a.  verordnet. 

r  Tinctura  Guajaci  ammoniata, 

I  eine  Macerationstinctur  aus  3  Th.  Harz,  10  Th.  Alkohol  und  5  Tb.  AetKummoiütk ; 

I  zu  10 — 80  Tropfen  in  schleimigen  Vehikeln. 

I  0.  Liubretch,  Eueyklopaedie.     11.  Band.  2*? 


[(iuajaciiin 


4»8     — 


Mixtur.!  an tarthri t icn  Berger, 

CDtbält  Resina  Guajaci  (10:180);  3  mal  täglich  1  EsslüflTel. 

Guttae  Jesuitarum,  Jesuitcrtropfon,  ^ 

sind  Tiiict.  Guaj.ici  resinae  mit  Zusatz  voa  vreuig  Perubalsam  und  dnii^D  Ttiyfct 
Fenchelöl.    Man  gab  sie  3 — 4  mal  täglich  1  Theelöffel. 

Mixtura  Guajaci  Ph.  Brit., 

Resina  Guajaci  und  Saccharum  album  u  10,0  auf  400,0  Aqua  CiuoaiBOaL 
stündlich  2  Esslöffel. 

Extractum  Guajaci,  Guajakholzextraet, 

gewonnen  durch  Maccratiou  und  Digestion  mit  45  pCt.  Alkohol.     Die  CoUtar 
zu  Sirupconsisteoz  eingedampft  und  noch  mit  Alkohol  weiter    b«liaadeU  m 
dicken  Extract. 

Sirupus  Guajaci, 

aus  einem  Decoet  von   100  Th.  Guajakholz    mit   der  äOfacben  MetiK«  Wi 
Eindampfen  auf  140  Tb.  mit  260  Th.  Zucker  hergestellt. 

Sapo  guajacinus, 

mit  Kalihydrat  verseiftes  Harz;  Dosis  0,1 — 0,4g  in  Pillen. 

Specics  lignorum,  Bolzthce, 

aus  5  Th.  Lignum  Guajaci  raspatum,  3  Th.  Radix  Ononidis,  1  Tb.  Radis  Liqa 
und   1  Th.  Lignum  Sarsafras  Fb.  G.  [II.    Decoot  1  :  10.  bei  antiluetiscben  S«-bi 
kurcn  etwa  '/«  Liter  und  mehr  pro  Tag  zu  trinken,  oder  man  lasse  S  Esslöffci 
Species  mit  6  Tassen  Wasser    auf  4  Tassen  einkochen    und  diese  Abends  od«  a 
Laufe  fies  Tages  verbrauchen.    Man  kann  sie  auch  mit  Scnnesblüttem   iers>?ts' 
Stelle  des  Zittmann'schcn  Dceoctcs  geben.  riOinu. 

Gni^ako),  Gii:ijacoiuni,  ist  der  woseiitlicli.ste  Bestaiidtheil  dos  Kreosots.  l>as  Jo 
Destillation  :uis  Buchenholzthepr  gewoiinenp  Kreosot  enthält  HO — 'M  p('t.  Guajall 
lis  ist  eine  farblose,  an  der  I.,uft  sieh  färbende  und  dabei  einen  hantigen  Niede 
bildende,  etwas  iichtbreehende  Flüssigkeit  von  stark  aroniatiscbem, nicht  uiiang«i 
fternch.  Minderwerthige  Waare  riecht  meist  n.nrh  Kreosot.  Sdp.  2CiO — 2<>2  "  I 
Wasser  ist  (luajaknt  schwer  (1:200),  in  Alkolml  und  Aether  leicht  lA.'sh'di.  i'i« 
alkoholische  Lilsuiig  wird  dureh  wenig  Ki.seiiehlnrid  blau,  narh  weit«Teni  Ziu 
suiaragdgriin,  die  wässerige  Lösimg  durch  Eisenchlorid  missl'arbig.  [>io  char:ikteri^_ 
seilen  Kiirbungen  der  alkoholischen  Lilsung  werden  zum  Nachweis  und  xur  Pni/anp 
benützt.  iSogenauntes  kiiufliehes  Guajakol  enthalt  nur  3.5  pCt.  Guajakol  uud  gros»- 
Mengen  Phenol.  Zur  l'eslstellung  des  (niajakolfieliriites  mischt  man  5  ccni  mit  10  «si 
CilNcerin:  reines  Guajakol  scheidet  sich  alsdann  vollständig  ab,  70  proc.  zum 
Tlieil,  35  proc.  löst  sich.  Oder  man  versetzt  es  mit  gleicher  Mßnge  Nat 
reines  Guajakol  erstarrt  zu  einer  weissen  krystallinischen  Masse,  unreines  bleibt 
Guajakol  ist  der  Monomothylaether  des  Brenzkatechins: 

nrw  M^      Hurch  die  eine  noch  im  Benzolkom  befindliche  Hvdnn 
^'^^0H(2i        ^"'^«<^0H^°)         g"MM»'  «''•hält  das  Guajakol  den  rhar:.kter  .-ines 
Brenzkatechin.  Guajakol  «erthigen  Phenols  und  bildet  mit  sta.:         -      " 


bestandige  Salze :  ("„H,(0(:|I3)ÖK  uud  <  . 


'M 


ilie  schon  durch  viel  Wasser  zerlegt  werden.     Purch  Kinwirkung  von  Sämwliln 
auf   die  .Salze    entstehen  Ester,    wie  das  (iuajakolbenzoat,    -cinnaniat   und   -carbtuui, 
welche  therapeutisch  vorwendet  werden. 

l):u>  (iuajakol  wirkt,  ähnlich  wie  Kreosot,  Ortlich  reizend,  weshalb  <>s  iu  vcrdünnteB 
i/isungen  gegeben  werden  muss.  Es  ist  ein  starkes  Antise|)ticuui.  Von  Fcnioldl 
und  Sahli  wurde  das  Guajakol  an  Stelle  des  Kreosots  zur  ;\nwendunp  ._"••/"••  -li» 
Pbthisis  empfohlen  und  .seitdem   mit  gutem  Erfolge  benützt.     Die  üborein^'  o 

Berichte    zahlreicher  Beobachter    melden    eine    Besserung  des  Appetits   uim    u--^ 
nährungszustandes  dureh  dieses  Mittel.     Auch  der  Fhisteureiz  soll  geniildt-rt  und 
Auswerfen  erleichtert  werden.     Üa  man  annahm,  d:uss  hierbei  eine  spei-ifisch  d 
cirende  Wirkung    des    im  Blute    circulirenden  Guajakols  in  Frage    käme.    9« 
man   möglichst    grosse  Mengen  dieses  Mittels  zur  Re.^orption  zu  bringen.      M 
d:dier    zu    der    sogenannten    „intensiven"   Giiajakolbebandlung    der  Tubercul 
welcher    man    neben   der  Parreichung  per  os  das  Gu;ijakol    auch  in   Forin    voa 
reiliimgen    oder    Inhalationen    einführte.      Die    Wirkungsweise    bei    Tul>«>rcnlo9» 
jedoch  noch  nicht  aufgeklärt,    vielleicht  beruht   der    günstige  Einfluss  ilt*s  (iaajakok 
auf    einer    örtlichen  Reizwirkung  im  Magen-  und  Darmcaual    durch  Antisepsis 
Anregung  der  Resorption.     Da  das  reine  Guajakol,    namentlich  in    grö8S«r(« 
leicht  zu  reizend    auf  die  Magenschleimhaut  wirkt,    so   suclitc  man  es  in  Pi 


HiuiÜAkul 


40« 


(lUAiiinl 


oben  .■mgefßhrtmi  Kster  zu  geben,   (ieri-ii  Gi'braucli  ^il•ll  iiium-r  iiiflir  einbürgert.     Im 


rbeiilii 


Hiitlet 


^ 


Blute  ist  (las  Guajiikol  bisher  noeli  jrn'lit  iiactigewieseii.  fieiiie  Aiissciieiiiiing  tiiit] 
meist  scholl  nach  '2  Stunde  als  Guajakolaethersi-hwefelsiiure  dureb  ilen  Harn  statt. 
Subeiitan,  jedoch  nicht  [jcr  os,  erzeugt  es  Schweissau.sbruch  uml  Tem|)eratureniiHdngung 
von  1 — 2  "  C.  Innerlich  daj-gereicht,  ruft  es  zuweilen  Mageiidriickeii  und  Krbreohen 
hervor;  in  einem  Vergiftungsfalle,  in  welchem  15,0  g  auf  einmal  genoinnien  wurden, 
sah  man,  trotz  bald  vorgenomuiener  Magenauswaschung,  Schwinden  des  Bewusstseins, 
Pupillenverengenmg,  unregelmilssige  Athnmng  und  intensive  I>unkelf:lrbung  des 
eiweissfreien  Harns  auftreten.  VAu  aiuleres  Mal,  bei  tüdtlicheni  Ausgange  am  dritteu 
Tage,  wurde  Albuniiiuirie  und  Icterus  beobachtet.  In  anderen  Källon  trat  Cyanose, 
Bewusstlosigkeit,  schlie.^.slirli  ('i>nia  und  Tnd  unter  Herz.srhwäche  ein. 

Man  reicht  das-  reine  Iniaj.ikel  inni'rlirh  bis  /u  l.o  g  täglich,  als  Mixtur  mit  Spiritus 
Vini  uiul  einem  aromatischen  CoiTigens  (Tinctura  tieiitiaiiae)  oder  mit  Wein  verdünnt. 
Bei  längerem  (iebraiurh  empfiehlt  sich  auch  die  Üarreichuug  der  Guajakolkapseln 
mit  Tidubalsaui  oder  Leberthran.  ICmiiHudlichen  Personen  kauji  es  in  P'orm  eines 
kohlensauren  Ueträukes  gegeben  «erden.  Aeusserlich  verschreibt  man  es  als  Ein- 
reibungen zu  0,5 — '2,0  ccra  mit  l.ianolin  oder  Fett  gemischt.  Zur  Inhalation  giebt 
man  25  bis  30  Tropfen  auf  1   Liter  Wasser. 

GuajakolbcDzoat,    Guajacoluai  benzoTcum,  Benzoylguajakol,  Benzosol, 
P  ti  /OCH,,        ist  der  Beuzoi'säure-Estcr  des  Gaajakols,  ein  farbloses,  krystallini- 
^   ■*  ^CiH^COi    sches  Pulver  ohne  Geruch  und  Geschmack,  fast  unlöslich  in  Wasser, 
leicht  löslich  in  Aether.  Chloroform  und  heissem  Alkohol,  wird  im  Darm  zu  Guujakol 
und  Benzoösdurc  ge.spalten.     Dosis  1 — 10  k  tiiglich. 
liunjakol  carbooat,  Guajacol  um  carbonicum,  Kohlen  säureguajnkyl  aether, 
Aufbesserung  des  Appetits  und  des  Allgemeinbefindens  werden  bei  seiner  Anwen- 
dung besonders  hervorgehoben. 
Guajakolcarbou-,    Methozysalicy Isüure,    Acidum  guajacolocarbouicum, 
leitet  sich  einerseits  vom  Guajakol,  andererseits  von  der  Salicylsäure  ab.    Sie  wird 
zuweilen  an  Stelle    der  Salicylsnure    angewandt,    ebenso    wie    ihr  Natronsalz  statt 
des  Natrium    salicylicum,   dem   gegenüber   es  milder  wirkt    und    frei   von  Neben- 
wirkungen sein  soll. 
Ouajakolsalicy lat,    Guajacolum    salicylicum,    salieylsaures    Uua.iakol, 
S a li c 0 y  1  g u a j a k 0 1 ,  G u aj a k 0 1  s a  1 0 1 , 
ist  eine  dem  Salol    analoge  Verbindung,    die    durch  Einwirkung  von  Hhosphoroiy- 
chtorid  auf  ein  Gemisch  von  Guajakoln.itrium   und  Natriumsalicvlat  erhalten  wird. 
r  n  /On  „  „  /OH  „  „  /OH 

'-«"«VCOOH  ^"^^COOCUj  '-«"^VC00C.H4-0CH, 

Salicylsäurc.  Salol.  Guajakolsalicylat. 

Es  wird    im  Darm    zu    Guajakol    und   Salioylsäure    gespalten.     Für   Phthisiker 
ciu  Appetit  und  Verdauung  anregendes  Mittel.     His  zu  10  g  täglich. 
GuajakolciDnamat,  Guajacolum   cinnnmylicum,  zimmtsaures  Guajakol, 
Styrakol, 

als  Antiscpticum  äusserlich  bei  Wunden  und  Geschwüren,  innerlich  mehrmals  täg- 
lich zu  1  g  gegen  chronischen  Magen-  und  Dannkatarrh  empfohlen. 

KIONKA. 

IOuanidin,  Carbumiiliu,  Imiiloharnntiirr,  ('H«N'a  =  NH^C/S^',    HnJot  sieli    in  i'liolirtiMi  Wick«ukeimliuK<'n 
[     (Sehtilie).     Es  wurde  bei  rlitr  Oxydation  ron  Ounuiii  mittelst    Saii^Aiirr  unii  Kalinmeliloml    prbAUen  (8truel(iir\ 
Beeonilers  wjehtiic  ist  die  bildiin^  seine«  RbodanHAlze!«  durch  Erbitten   «un   Khudanamraoniucn  Auf  "200*'.    Es  ist  ein« 
ki7st>ll!niacbe,   leriliessliebe.    atarke  Biiso,    die  «lu  der  Lnfl  Kohleiisituro    aniielit     Beim  Kochen  mit  Birytwu-^er 

lerflllt  es  in  Ammoniak  und  HiimstolT:    NR^C^^H'  -f    H^O  =:  MH,  -t-  OC'<^{ii}'   l>»i'n  Kochen  mit  concentrirtrn 

Sftareo  oder  Alkalien  treten  dageK'*n  onr  Ammoniak  nnd  Koblen.^äare  laf.    ünterbrumifcsaaru»  Natron  spaltet  ''Ij  de« 
StiekstoffK  ab.     Ranehende  Salpeterailure  erzeugt  NitrOf(ilanidin.  SP. 

Gunnidin  wirkt  so  stark  erregend  auf  die  motorischen  Nervenfasern,  dass  fibrillüre  Muskcl- 
zuckungcn  auftreten  (Gergens  und  Baumann),  welche  sich  auch  nach  Zerstörung  des 
Rückenmarks  zeigen,  aber  durch  Curare  beseitigt  werden  können.  Später  folgen  Streckbe- 
wegungen und  Totanus,  darauf  durch  Ermüdung  eine  Periode  der  Lähmung.  Auch  ist  My- 
driasis inid  Beschleunigung  der  Herzaction  beobachtet  (Putze ys  undSwaon).  Toxische  Dosis 
für  Hunde  1.0,  tödtliche  2,0. 

1. 

fjnuilii,  C5H5N5O,  findet  sich  in  geringer  Menge  im  Peruguano.  als  HauptbeNtantUheil 
L  in  Spimienexcrementeu.  Viui  lntere.sse  ist  sein  Vorkommen  bei  Menschen  und  Siluge- 
■  thieren  in  i'ankre.as,  lieber  und  Fleiscli,  sowie  in  tier  Haut  viui  Amphibien  uml 
W  luiormal  im  Kuiegeleuk  von  Schweinen  (Guauingicht,  Vircliow).  Es  entsteht  u.  a.  beim 
I  Stehen  von  Hefe  mit  NV:tsser  bei  '-in",  allgemein  als  Zersetziuigsproduct  der  Nucleine 

1  32* 


[Giiaiiiii 


—    r><  II I 


(iummi  »r 


(Kossei).     Es  ist   ein    f:irlil<iNcs.    mi>ist  amorplifs,   in  Wasser,    AlkohM  iH ' 
unlösliches  Pulver,    schwer    liislich  in  Ammoniak,   leicht    in   Natron-    ' 
sowie    in  Minrralsriuren.     hiurh  Salzsfiurc  und  chlorsaures   Kali   win' 
säure,   Gu;uii(liti    und  P;ir:il>:ins;iurp    oxydirt,    durch    KaliutnpernKii  - 
silure,  Ammoniak,    HarnstofV   und  Oxyguaniu.     Salpt-trige   Säure   li:.. 
Wickelung  von  1  Atom  Stickstoff  iu  Xantliin  über,  in   welches  ••«  auch 
übergeht.     Es  verbindet    .lich  mit  Basen,  Sfiureu  und  Salzen;   aas  der  ^-.^-..• 
Lösung  wird  es   durch  Silheraitr.at  gefällt. 

Beim  Abdampfen   mit    nuiclierrder  Salpetersäure    auf  Platinblo.  V  l 
glänzender  gelticr  Rückstand,  der  durch  Natronlauge  rotli.   beim   \ 
und    blau    gefärbt    wird    (Xan  thiiiprolie ).     In    Lösungen    bewirken   iaU| 
rikrinsiiufelüsung  beim  Krwäritien  gelben   krystallinischen   Niederschlag 
l'Vrricy.'uikaliumbVsung  gelbbraune  prismatische,  in  warmem  W'as.ser  Iftsfieh»» ' 
Kaliuiiichrnniat  uraiigerothe,  m  Wasser  sehr  wenig   iTisliche   Prismen. 

i>em  Guanin  kommt  die  Constitutionsformel  I  zu  (ftlodicas,  E.  FUciw 


NH— CO 
I.    NH  =  C       C  ■  NH 


1-C-N 


>CH 


N=C 

I         I 
NH,  •  C       C  • 


OH 

NH 

>CH 


NU— C-N  N  — C-N 

Bei  manchen  Reactionen  verhält  es  sich  der  tautomeren   Fomn?I  II  «•ii» 

woiuich  es  als  2-Amiiio-O-oxvpHrin  hezeichnet  werden  kann   (E.   Fischer'. 
"       ■  .    .      ..  ■ ....  -  II 

BPfSU 


nuaiilii  erzengt  beim  Menschen  Leibschmerzen  inid    Durchfall. 


(«nftnO,  ,jit]-  uu  iJpo  K(l$teu  Perus  abgelatrerlo  VütreMUiiKer,  )>eKtoht  au?  IJitrnBäur»   and   ■Ir'n   l'rjf'o  osJ  > 
Anintoniftk  utxl  Calcium,    ferner  aus  Tripelphu^|>tiaf,    AianioniiiiuAulfiit,    Calcium-   unil   Mairni*<iuBp^N^4«'  ' 
'riioni'rtle.    Eisettnxjil.    xn    kleineren  Tbeil    nus  MumtiMbeMtuntltlieilen,  FarlistnlTeD.     F- "    ■■■   '   «rtMla     1«  > 
l*ei  licIenkt'DtzUndiin^eti,   gicliti^rlien,   Hyphllitl8chen    und    earcitiouiat<)»eii    Sehm^rr<  ■>  tU 

«ueli  bei  Hornlmutfleckeii  Tenrendet,  meigt  in  yumi  von  l'nif^ohlHKeii.  Waschiilijft'ii.    t  .    <«JV*tL    t»{ 

*t1i\iüng  der  extenieu   Wirkon}?    bat  man  ihn  auch    innerlich  als  Extract  oAl>r  Sinip   em)>T<irii-n      lw.«i 
mit   gleichen    Tlieilen  Kleie   oder  Lebm    gemischt   in    roischUgen.   in  Bld*m  2 — 300,0,    ui    TnJnrUnai  I 
tu  Sallicn   1  :  5-10,0  Kett. 


Gaarana,  l'astn  tiuariina,  (iuaranalirot,  eine  aus  dem  Samen  von  PauUinii 
Martins  (Paulh"nia  ('upana  Kniith),    bereitete  P.TSte,    welche  in    den  Chrg« 
ähnliclie  Stücke  geformt  und  an  der  Luft  getrocknet  wird.     Sie  ist  dunkfl  roth 
hart,  und  besitzt  einen  scliwachen  chncoladefihnlichen  Genich,  sowie  biitervo  » 
girendeti  tie.sdmiack.     In  W,isser  und  Alkohol  ist  sie   thcilweise   Inslich. 

Martins  isolirte  Guaraniu  (lis2fi),  Berlheniot  und  Dechastelns  ieii_ 
Identitiit  mit  Koffein,  Guarann  enthiilt  davon,  sowie  von  Paiilliniagerbsäura 
ferner  2n  pf't.  fettes  ( lel,  etwa  H  \>Ct.  aelherisches  Oel,  Stärke,  [»extriii. 
wlrkt  stiniulirend  und  gteicli zeitig  adstringirend.  Die  Indi.inor  Brasilimi  ti« 
sie  als  (ienu.s.Miiittcl  wie  Tliee  luui  arziieilich  bei  Diarrhoen  und  Dy.senterie.  <'»' 
(Brasilien)  lenkte  die  Aufmerksamkeit  der  Aerzte  auf  diei«e  Substani.  (ioanuB 
angewendet  als  Tttnictim  und  Adstringens  hei  Diarrhoen,  Dysenterie,  baupl 
aber  Migraine.  l>uj  ardin-Heaunietz  wiesauf  die  Verwendung  bei  Henkrauli 
Dosis  der  Droge  als  Pulver  t),5 — 3,0  g,  mehrmals  täglich  mit  Zuckerwaffiir, 
gleichen  von  ICxtractum  Guaranne  flnidum  (U.  St,  Ph.). 


LAIIHUJ 


CiDtZUma  nlniifolia  Lank,   Slereuliacee  Braallieo.').   bwittt    eine    Unninreielie  Bind«    (ICataaVik 

wird  bei  Itiarrboe,    Uroncbitii«,    Blonnorrlioe,    auch  xuro  WnnilTcrband,    lu  Injoctionen     in   irfvtkf»   n4 
«curbutisrhen  Oescliwnren,  eitrifreu  Ohren-  und  Nierenntreetionen  erfolgreich  au^wnitilcL 


ItUipO}  auif  Zuokerwasacr  und  gebranntem  Maismehl  hergestellt,  ist  darstlOechsnd,  b«soa<lee» 

(•Dniini  arabicum  s.  Aciciac.  Mimosae,  arabisches  (iummi,  Uomni 
Arabic,  Gumma  arabica  ist  der  aus  den  Stämmen  und  Zweigen  >< 
büsoiidcrs  der  Acacia  Scneg.il  Willd.  (Hascliab)  auslliesseude,  an  der 
Da»  Gummi  ist  kein  Au.sschyrit/UDgsproduct,  sonderu  entsteht,  wie  .ill, 
eine  riickscbrcitendc  Metamorphose,  sogenaimte  Vcrguminung  normaler  T' 
Das  bereits  den  alten  Aeg)-ptern  bekannte  Gummi  gehingte  früher  i 
xur  Ausfuhr,  daher  der  Name  .arabiiches  Gummi".    .letzt  wird  es  an  der»   . 


la  rVktt 


[(iriiiniiii  nrahiciiin 


:.((i    — 


(■iimniiartoiil 


Das  Senegalgummi,  svit  dem  14.  Jahrhundert  bekannt, 


^BtammeU    und    nach  Triest   exportirt 
^Kirird  nach  Marseille  eingeführt. 
^H  Während  früher  nur  das  ostafrikanischo  (Kordof.ingummi)  oftieiuell  «rar,  sclireibt  jetzt  das 

^B  Arzneibuch    hauptsächlich  Seiiegalgummi  vor.     Neben  dem  ostafrikanischen  Gummi  vird  noch 
^H  auf    den    Markt    i;ebracbt:    uordarrikniiiscbeä.    sogenanntes    Mogadorgummi,    wcstafrikanischc.s 
^~  Gummi,  ein  Capgummi  vom  Üraugeflu.ss  und  endlich  noch  mehrere  asiatische,  australische  und 
amerikanische  Uummiarten,  die  aber  wesentlich  geringwerthiger  sind. 

I         Gummi  arabicum  stellt  rundliche,  weissliche  oder  gelbe  Stücke  von  verschiedener  Grösse 
ohne  Geruch    und  von    fadem  Geschmack  dar.     Es  soll  ein  weisses  Pulver  geben,  durch  con- 
centrirte    Boraxlösiing    gallertartig    gefällt    und    durch    .lod    nicht    gebläut    werden.     In    dem 
doppelten  Gewichte  VVasser  löst  es  sich  langsam  zu  einem  klebenden,  gelblichen  Schleim  von 
saurer  Keaction  auf.    Senegalgummi  ist  in  \Vasser  nur  zum  Theil  löslich,  die  Lösung  ist  zäher 
als  beim  echten  Kordofangummi.     Der  Gummischleim  wird  durch  Weingeist  und  durch  Eisea- 
chloridlösung  zu  einer  steifen  Gallerte  verdickt.    Die  chemische  Zusainmcnsetzung  der  verschie- 
denen Gummiarten*  ist  ziemlich  unvollkommen  erkannt. 
Die  Wirkung    des  Gummi    arabicum    ist  vorwiegend    eine    localc.     Im   Magcndarmcanal 
|!         lindet  jedoch  eine  theilweis»  Resorption  statt,  sodass  beim  Hunde  mindestens  4G  pCt.  Gummi 
verdaut  werden.     Wahrscheinlich  wird   das  Arabin  unter  dem  Einflüsse  des  Magen-  und  Pan- 
kreassaftes    in  Zucker   umgewandelt.     Ein  gewisser  Nnhrwerth    ist    daher   dem   Gummi    nicht 
L        abzusprechen,  jedoch  gehen  ausschliesslich  damit  gefütterte  Thiere  in  3 — 4  Wochen  zu  Grunde. 
^K  Da.'i  Gummi  arabicum  dient    als    schleimiges,    reizmilderndes  und  einhüllendes  Mittel  bei 

^f  katarrhalischen  AiTectioneu  des  Rachens,  Kehlkopfes,   der  Bronchien,    des  Magen-    und   Dorm- 
^^  c.-inals.      Bei    Durchfallen    wirkt    es    nicht    nur    durch    den    klebrigen    Uebcr/.ug    der    üarm- 
schleimhaut  dem    reizenden  Einflüsse,    welchen    der  Darminhalt  bei  directem  Contact  mit  der 
Mucnsa    auf    die  Peristaltik   ausübt,    entgegen,    sondern    .luch    als    Kalkverbindung    stopfend. 
Aeusserlieh  benutzt  man    es  selten    in  dicker,    rasch  trockuonder  Lösung  bei  Verbrennungen, 
1         Frostbeulen.  Excoriationen  der  Brustwarzen  etc.     Die  hauptsächlichste  Anwendung  findet  das- 
I         selbe  als  phiirmaceutisches   Mittel  bei  der  Anfertigung  von    Emulsionen,   um  feinvertbeiltc,    in 
Wasser  unlösliche  Substanzen,    Gele,    Harze,  Metalle,    suspendirt  zu  erhalten.     Wegen    seiner 
^         Klebkralt  benutzt  man  es    femer  zur  Anfertigung  gewi.iser  Pillen,    als  Zusatz  zu  Pasten  und 
^H   ['.istillen  und  als  Mittel  zur  Erleichterung  des  Pulverisircus    zäher  Pflanzentheile  oder  Harze. 
^H  Gummi  arabicum,  Ph.  G.  III: 

^H  Dosis  1 — 3  g  in  Pulver,  Lösung,  Emulsion:  zu  Klystieren  1  =  3  Wasser. 

^^B  Charta  adhacsiva,  ostindisches  Pflanzenpapier: 

^H  mit  Gummilösung  bestrichenes  Seidenpapier,  leicht  zerreissend. 

^^K  Mixtura  gummosa,  Ph.  austr.  VII.: 

^H  Gummi  .-irabicum  10,  Zucker  .'),  Wasser  135,  mehrmals  täglich  e.sslößelweisc. 

^^K  Mucilago  Gummi  arabici,  Gummischleim,  l'b.  G.  III: 

^^K  Gummi  arabicum  1,    Aqua  2;    theelöffelweise  mit  Wasser,    sowie  statt  Saccharum 

^^K  als  Zusatz  zu  schweren  metallischen  Pulvern. 

^^M  Pasta  gummosa   s.  Pasta  gummosa    albuminata,   Jungfernleder,    weisse 

^H  Reglisse  oder  Eibischpaste,  Ph.  austr.  VII.: 

^H  aus  Gummi,    Zucker    und  Eiweiss,    früher    mit  Eibischdecoct    hergestellt    und   mit 

^H^  Orangcnbliithenwasser  parfümirt,  zum  Kauen  benutzt. 

^^^^_         Pasta  Lii]iiiritiae  flava,  Ph.  austr.  VII.: 

^^^^H  Succus    Liquiritiae  crudus  12,    Aqua  q.  s..  Gummi  arabicum   100,  Sacchanim  100. 

^^^^B  Albumen  ovonim  48.  Vanilla  0,2,    cum  Saccharo  1,5.     Die  meisten  im  Handel  bc- 

^^M  findlichen  „Hustenpastillen'  werden  mit  Gummi  arabicum  hergestellt. 

^V  Pulvis  gummosus,  Ph.  il.  III: 

^H  Gummi  arabicum  pulveratum  3,  Radix  Liquiritiae  2,  .Saccharum  1, 

^^^^^        Sirupus  gummosus,  Gummisirup: 

^^^^B  Gummi  arabicum  1,  Sirupus  simplex  3.     Als  schleimiger  Zusatz  zu  Mixturen. 

^^^^P  KIONKA. 

Gommlarl«!!  finden  sich  in  geringen  Mengen  weit  verbreitet  im  Pflanzenreich,  theils  im  Zell- 
I  iunern.  theils  in  Intcrcellularräumen;  in  grösserer  IJuanlität  werden  sie  von  gewissen 
Acacien,  Astragalusarteu  u.  a.  in  Folge  Desorganisation  grösserer  Gewebspartien  gebildet,  in- 
^^  dem  die  Zellmembranen  verschleimen  und  aufquellen.  Die  so  entstandene  Gummilösung  tritt, 
^B  nachdem  d.is  sie  umgebende  gesunde  Gewebe  gesprengt  wurde,  an  die  Oberfliiche,  wo  sie  cr- 
^H  härtet.  Die  Gummiarten  sind  von  fadem  Geschmack  und  Geruch,  nicht  krj-stallisirbar,  nicht 
^H  schmelzbar,  nicht  flüchtig  und  au.sgetroeknct  spröde,  zum  Theil  leicht  pulverisirbar.  In  Wasser 
^^1  lösen  sie  sich  theils,  theils  quellen  sie  darin  zu  einer  Gallertc  auf.  In  Alkohol  und  Aethcr  sind  sie 
^^B  unlöslich  und  werden  durch  crsteren  aus  der  wiissrigcn  Lösung  gefällt:  auch  Bleiessig  schlägt 
^Hsie  nieder,  nicht  aber  neutrales  Bleiacetat.  Durch  Jod  werden  sie  nicht  char.ikteristisch,  auch 
^^^Tiirht  nach  Zusatz  von  Schwefelsäure,  gefärbt,  durch  .Salpetersäure  werden  sie  zu  Schleimsäiire 
^^■(iiydirt,  beim  Koeben  mit  verdünnter  Schwefelsäure  gehen  sie  in  Zuckerarten  über.  Sie  sinJ 
^^BoDtiich  .T  •  1.  rechts-,    theils    linksdrehend.     Ihrer  chemischen  Zusammensetzung    nach 

^ !.n   im  Wesentlichen  Kalium-,    Calcium-    und  M.tgncsiumvcrbindungen    des. 


[fliimrniartdi 


-     K02     - 


(iurpttt 


Arab'wis  und  verwandter  Kohlenhydrate  der  Formel  (CeHioOg)!!.    Acacierignn 
cum,  Gummi  Senegal)  besteht  aus  saurem  arabinsaurem  Calcium   und  K-:'' 
(Tummi  (Kirschgummi,  C'erasin)  aus  arabinsaurem    und    metarabinsaurom 
gummi  (Traganth)  überwiegend  aus  Traganthin  mit  etwa  lOpCt.  Arabiü,.... 


fiiiinnilbinden    UD<i  Gumtnistrümpfe.     Krsterc  werden    aus  Kautschuk 

tiiniiniifadcn  durchwebten  Wollen-   oder  Seidengewebc  hergestellt.      Sie 
der  Bier'schen  Stauungshyperaemic"  bei  Behandlung  tubcrculöscr  AtTen 
von  Blutleere  und  zur  Ausübung  einer  glcichmässigeu  Comprossiou,   z.  !■ 
der  V'arioen  an  den  unteren  Extremitäten  UTid  der    chroiiiselien    Üuters. 
Wendung.     Für    letztere    werden    die  Marti  n'schen  Oummibitideri    aU 
elastisch   empfohlen.     Gummistriiinpfe    sollen  zum  Tlieil  die   (tummil 
Extremitäten  ersetzen.     Sie  werden  indess  bald  zu  weit,  sodass   sie    dur^ 
müssen.    Dadurch  werden  sie  kostspielig.    Der  Gummistrumpf  muss   fibn^n 
Bein  angefertigt  sein;  die  .Angabe  der  in  den  meisten  Preisverzeichnissen  aii. 
genügt  in  der  Regel  nicht. 


in'-> 


ßnminlharze,  Schleimharze,  sind  Gemische  vonGummiarten  mit  Har/.en,  m 
li.iinengungen,  wie  FarbstofTen,  aetherischen  Oelen  u.  »,    Sif  sind   im   M 
Pflanzen  (vorzüglich  aus  den  Familien  der  Umbelliferen,  Coiivolvulaceco,  Buräer*<«i 
biaceen  u.  a.)    enthalten    und  werden    gewonnen,    indem  man   den   Saft  «u»  EiD«i 
niessen    und    eintrocknen    IJisst.     Die    Gummiharze    bestehen     aus     einer    zussin 
Grundmasse  voti  Gummi,    in  der  das  Hans    in    mikroskopisch     kleinen   Kömeheo 
Sic  sind  in  W.asser  wie  in  Alkohol  nur  theilweise  löslirh,   geben   mit  erst'T?ra  Trrrli 
weiteren  Zusatz  eine  gleichmässige.  aber  meist  nicht  sehr  haltbare    Fmulsii'n. 

Oflicinelle  Gummiharze    sind:    .Ammonlacum,  Asa  foetid.i.    Euphrirbium.  (iaib»»»« 
Myrrha.  früher  gebr.iueh liehe  z.  B.  Bdcllium,  Olibanum,  Opoponax,  Scamcioniuai. 

Eii.<* 

(lummilack,    Lackharz,    Lack,    schwitzt    aus    den  Zweigen    mehrerer  in  Bcncilr- 
waehsendcT    Bäume    (Croton    laeeiferum.    Ficus  religiosa,    F.  iudica,     Butea    l 
Folge  des  Stichs  der  Lackschildlaus  (Coccus  Cacca  Kerr.)    als    milchiger  Snf' 
härtut,  indem  er  das  Insect    einschliessl    und  von    demselben     rothcn   K- 
Kornchen  und  kommt    theils    mit    den  Zweigen   als  Stock  lack,     theits 
Wasser  zur  Entfernung  des  Farbstoffes  ausgelaugt  als  Körnerlaek  in    den  11 
Bl.ättchen  ausgego.sscn  bildet  er  den  Schellack.  Lacea  in  t.ibulis.     •lum 
bis  roth,  hart  und  spröde,  von  schwach    balsamischem  Geruch,     fast    gr-^- 
-Vlkohol.  Aether,  Benzol,  aetherischen  Oelen  nur  unvollständig   löslich,   I 
und    auch    in  Boraslösung,     Der  Stocklack  enthält  ausser    holzigen  Th> 
in  Wasser  löslichen  rothen  Farbstoffs,  sogenannte  Lack-Dye,  ver.schiedcD' 
5  pCt.    Pflanzen  leim:    Körnerlaek    enthält    noch    "i.ö— 3,5  pCt.   Farbstoff,    .-• 
Rummilack  wurde  früher  zu  ,i<lstriiigirendcn  Mundwässern  und  Zaliupulvfm 

(jurgelwaesser,  Gargarismen.     Alle  Flüssigkeiten,  welche  da*u  benutzt  werl^n.  i^ 
zu  umspülen,  werden  als  Gurgelwässer  bezeichnet.    Die  Technik   des   Out 
fache,  populäre,  dass  sie  hier  nicht  beschrieben  zu  werden  briueht.     Gbv 
ungeschickte  Individuen  d.irin    unterweisen  müssen,    damit   differcnte   Gu:  a 

schluckt  werden.     Bei  Kiiideni    liegt    diese  Gefahr    fast    immer  vor;     m.i  :iJ«f>l 

sie    nicht    .schon    früher   zum    Gurgeln    angeleitet    worden     sind,      bei 
wo    die    hintere    I'haryrixwand    uml    der    Rachen    behandelt    werden     S'i 
Fällen  Pinsciungcn    dem  Gurgeln    vorziehen.     Uebrigens   werden    beim    • 
hinlere    Pharynxwnnd     als    die    Fnuees    getroffen,     obgleich     durch     da 
ein    Thcil    der    Flüssigkeit    auch    die    hintere   Pharyniwand    bespült, 
dem  Speichel  verschluckt  wird.     Das  Gurgeln  kann    als    einfache   hygiei; 
Reinigung  der  Uachensehicimhruit  recht  nützlich  sein  und  dies  besonders  bc;  K:ci1;:d 
dividuen,  welche  buehtige  Tonsillen   haben  und  bei  denen  eine  Neijjung  xur  Angiai 
vorhanden    ist.     Bei    sehr    cmplintilicheti  Individuen    ist  hier    reines   Wtosscr  ve(tB 
Gurgeln  immerhin  entstehenden  mcchitiischen  Irritation  nicht  lu  empfehlen,  »ondien 
den  Gurgelwässern  reizmilderndo  Substanzen,   wie  Borax  oder  Kamill       '  '-t 

Sehr  UDZweckmässig  ist  es,    die  vielfach    empfohlenen  käuflichen   Gu  nf 

zu  ziehen,  bei  deuen  durch  aetherische  Oele  und  andere  Substanzen   ?.i,i; 
Wirkung  eine  neue  Reizung   hervorgerulen  wird.     Gurgelwässer  werden 
sehen  Zwecken  gegeben.    Hier  sind  es  besonders  die  wichtigen  Form>r    ' 
membraoacca,  mercurialis,  syphilitica,  und  die  tuberculösen  und  .«ypl 
Sünders  ist  man  in  letzter  Zeit  deshalb  auf  die  Tonsillen   aufraerksaüiv.-  ^  «...  i  ■.     - 
zutreffend  angenommen  hat,  dass  tuberculijsc  Infectiooen  von    hier  aus  ibrm  Tjvft* 


iTnfifelwaPsser 


^     fiÖ3     ^ 


iUTK* I 


n 


Organi.stniis  tindeu  IcMiinen.  Aber  bei  l'crsoiii-n.  welche  zur  Phthise  neigen,  ist  auch  vielfach 
andere  Gelegenheit  7.ur  Aufnahme  der  Tuberkelbacillcn  gegeben,  sodass  eine  vollständige  Des- 
infection  der  Tonsillen  keinen  genügenden  Schutz  gewährt.  Die  therapeutische  Wirkung  der 
Ourgclwässer  ist  häufig  verhititnissinässig  geringfügig,  weil'  die  Spülung  in  viel  zu  langen 
Intervallen  und  viel  zu  kurze  Zeit  hindurch  ausgeübt  wird.  Denn  wir  wissen,  dass  solort 
nach  dem  Aufliören  des  Gurgclns  der  Mundspeichel  die  letzten  an  der  Schleimhaul  h.iftcnden 
l'artikel  des  ileilmittcls  fortspült,  und  es  IHsst  sich  leicht  einsehen,  dass  eine  etwa  'U  Mi- 
nute /ortgesetzte  Muudbehnndlung  keinen  besonderen  Effect  ausüben  kann,  gerade  so  wenig 
als  wenn  wir  Wunden  auf  der  äusseren  Hautobcrilärhe  einer  so  kurzen  und  intermittironden 
Behandlung  unterziehen  würden.  Man  muss  das  Gurgeln  mindestens  alle  Stunde  und 
mindestens  eine  Minute  lang  vornehmen  lassen,  /u  Gurgelwässcrn  werden  Lösungen 
von  Dosodorantien.  Adstringenticn  und  Desinficicntien  benutzt;  als  Mcnstruum  wählt  man 
passend  Infuse  oder  Decocte  von  aromatischen  oder  adstringireuden  l'flanzen. 

Acidum  aceticum  1.5,0 :  300,0,  Acidum  benzoicum  3,0:500,0,  Acidum  boricum 
10,0—20,0:500,0,  Acidum  carbpliciim  liquefactum  4,0—5,0:500,0,  Acidum  hydro- 
chloricum  2,0 :  .500,0,  Acidum  lacticum  2,0 — 4,0:500.0,  Acidum  salicylicum  1,0  bis 
1.5:500.0,  Acidum  t  annicum  5,0  :  500,0  mit  Glycerinzusatz,  Alumen  5,0:  500,0,  Alu- 
minium acctico-tartaricum  5,0—10.0:500,0.  —  Borax  20.0:500,0.  —  Calcaria 
chlorata  10.0— 25.0  :  .500,0.  —  Decoctum  Caricarum  20,0:500,0.  Dccoctum  (hinae 
50.0  :  ,500.0.  —  Hydrargyrum  bichloratum  0,1— 0,2  :  .500,0,  Hydrogenium  peroxyd.a- 
tum  10,0:500.0.  —  Kalium  chloricum  10,0:500.0.  Kalium  hypermanganicum 
0,1:100,0,  tropfenweise  einem  Glase  Wasser  bis  zur  Rolhfärbung  zuzusetzen.  Kreosotura 
2,5:  500.0.  —  Natrium  bicarbonicum  10,0—2.5.0:500,0.  —  Thymolum  0,5 :  .500,0, 
Tinctura  Jodi  5,0:500,0.  —  Nachfolgende  Tincturcn  werden  tropfenweise  einem  Gla.se 
Wasser  zugesetzt:  Tinctura  Benzoes,  «'ap.sici,  Gallarum.  Guajaci.  Katechu,  Kino, 
Myrrhae,  Opii,  Pimpincllae,  Pyrcthri,  Ratanhiae,  Spilantbis  composita, 
Gargarisma  adstringens,  l'h.  fiall.: 

Flores  Rusae  (iallicae  10  werden  mit  Aqua  250  von  100"  übergössen,  zur  Colatur 

werden  Alumen  5  und  Mel  rosatum  .50  hinzugefügt. 
Gargarisma  boraxatum,  T'h.  Gall.: 

Der  Colatur  werden  Natrium  biboracicum  5  und  Mel  rosatnm  50  zugefügt. 
Gargarisma  emolliens,  Ph.  Gall.i 

Hordeum  decorticatum  5   wird   mit  Wasser  gekocht.    Zur  Colatur  260    wird  Mel 

album  50  und  A>|ua  ad  300  zugesetzt. 
Gargarisma  Kalii  chlorici,   Ph.  Gall.: 

Kalium  chloricum  5,  .\qua  destiltata  250,  Sirupus  Mororum  50. 

LIEBREICH. 

Garjunbalsam,  Balsam  um  Gurjunne  s.  Diptcrocarpi,  in  Indien  auch  Wood  oil  genannt. 
^^  jedoch  nicht  zu  verwechseln  mit  dem  nur  technisch  benutzten  gleichnamigen  Üel  von  Aleuritis 
^M  cordata  Chinas  und  Japans,  stammt  von  verschiedenen  Dipterocarpus*-Arten  Ostindiens.  Durch 
^H  Einschnitte  in  den  Stamm  eines  Baumes  werden  in  einer  Saison  150-200  l  Balsam  erhalten. 
^H  Gurjunbalsam  stellt  eine  dickliche,  lluorescircnde.  hei  aulTallendem  Lichte  grünlichbraune, 

^r  bei  durchfallendem  Lichte  transparente,  dunkelbraunrothe  Flüssigkeit  dar,  von  aromatischem, 
an  Copaivabalsani  erinnernden  Geruch  und  bitterlich  aromatischem  Geschmack.  Spee.  Gew. 
0,964.  In  Alkohol  und  Aethcr  löst  er  sich,  mit  Chloroform,  Benzol,  Schwefelkohlenstoff  giebt 
er  klare,  fluorcscirende  Lösungen.  Die  Zusammensetzung  des  Balsams  varürt  je  nach  der 
Abstammung.  Er  besteht  aus  etwa  45  pCt.  eines  blassgelben,  linksdrehenden,  nach  Flückiger 
rechtsdrebenden  aetherischen  Oeles  CjnB.,;  (Werner)  und  55  pCt.  Uarz.  Letzteres  enthält  in 
geringer  Menge  die  wahrscheinlich  mit  der  Hetacopaivasäure  identische,  in  krümeligen  Mas.sen 
krystallisirende  Gurjunsäure  CjjH.t^O«  (Werner),  Schmp.  220,  Sdp.  260",  und  eine 
in  farblosen  Prismen  krystallisirende  indifferente  Substanz  CmsITmO^  (Flückiger).  Gurjunb-ilsam 
kann  vom  Cop.iivabalsam  dadurch  unterschieden  werden,  d.iss  er  beim  Erhitzen  auf  220 "  fest 
wird  und  sich  in  Acther  nur  theilweise  auflöst.  Gurjunbalsam  hat  bei  Tripper  an  Stelle  von 
Copaiva  Verwendung  gefunden  (O'Shaughnessy),  äusscriich  in  Form  von  Linimenten  mit 
Kalkwasser  und  innerlich  bei  Lepra  (Douglas).  Im  Allgemeinen  besser  vertragen  als  Copaiva- 
batsam,  ruft  er  in  grossen  Dosen  auch  Verdauungsstörungen  hervor.  Der  Harn  giebt  mit  Salpeter- 
säure eine  Trübung,  wie  nach  Copaivabalsam.  zuweilen  tritt  auch  ein  Exanthem  auf.  Mehr- 
en   mals  täglich  in  Kapseln  oder  Pillen  zu  0,5 — 1,0,  als  Liniment  1 :  3  Kalkwasser. 

^B  LANGOAABD. 

"      Anrke;  Cucumis*  sativus,  enthält  Eiwciss  1,  Stärkemehl  und  Zucker  2,3,  Holzf.iser  0,6.  Mi- 

I  neralsalze  0.4,  Wasser  95,6  pCt.,    endlich  scharf  und  angenehm  schmeckende  Stoffe  in  unwäg- 

^^  barer  Menge.     Besser  als  rohe  scheinen  durch  längeres  Maceriren  in  verdünnter  S.äure  (Essig) 

^H  erweichte,  gekochte  oder  geschmorte  Gurken  vertragen  zu  werden,   da  alsdann  das  pflanzliche 

^H  Gewebe  gelockert,   die  Cellulosekapseln    gesprengt    und    d.i3  Stärkemehl    in    den    gequollenen 

^H  Zustand  übergeführt  ist.     Ihr  Nährwerth    ist  k.'ium    in  Anschlag  zu  bringen,  deshalb  sind  sie 

^H  ans  der  Krankenkost  am  besten  ganz  zu  streichen.  unuir 


|4iiiriiiKt>l 


-     B()4     - 


ivIUml^elf  ttu  Kuul'jii  Uvrn,  \löi*  m  boeli,  Lnrikururt  iiu«!  Utiit^rttlbitd.  Ktiiii»  < 
Tt<iu[>i<ra(iir  im'Jiiitt  13.'i,  Juli  1.',-*.  Auttust  ih^,  Hriitroitior  14,1,  raittlon"  Feu,' 
ipii'H«''»  iMitlirtlt-pn   Itis  XU  Mt>.;i!>  ccni  SflhworpIwiisspr*tüff.  44)1. 13i!  com  rrrip  Kolil- 

0,0l;t8  Strijiitiiini>^iilftit.     Audi   wfril   lU^  W«]«eiPr  Ptni>r  Ri.<4Put]ui*Ue  eohrjillRbt.      luUiCAUuncn    lu\>:- 
der  VcriUuuiii,'ÄürKnuP.  l>t*Pondr|-s  DyMliolisio,  Lt'bcranschwolluu);,  i^liroiiUetlo   Kularrlif    fii*r  Athmi; 
Friiu«*itkranktii*itoii.  Anacrntr  urnl  Hcrofulo^e. 


MttitarM 


Guttapercha  ist  der  eingetrocknete  Milchsaft  vou  Ison.tndra  Gutta  und  ciuigcn  •aderei>  ■■ 
Gattungen  Dichopsis*,  Ceratophoru>,  Piiyena  angubörendcn  Baumi'ii.  In  den  Haodrl  eiSuf* 
d.i3  Koliproduct  in  rundlii-hon  Broten,  welche  nach  dem  Trocknen  zu  I'latten   nn--:  "* 

den.     Die  bei  gewöhnlicher  Temperatur  harte,    wenig  elastische,    lederartige   Mii- 
bei  Erwärmung  auf  45 — 60"  plastisch  bearbeiten,  bei   100°  zu  Fäden   ziehen   uikI 
liebige  Form  bringen.    Guttapercha  lijst  sich  in  Chinruforra,  Schwefclkohlenstolt,  eben 
acther,  Benzol  und  Terpentinöl.     In  Wa-sser    i.st  sie  vollkommen,    in   .ibsoliit- 
Acthcr  nur  theilweise  lüslich.    Das  gewöhnlich  in  kleinen  weissen  Stangen    1 

Guttapercha  i.st  eine  weiche  dehnborc  Masse,    die  an  der  Luft  brüchig  wird    :...  ; „ar 

Wasser  .iufbew:ilirt  wird.     Sie  wird  hergestellt    durch  Auflösung    von   (»uttapercha    in  CUif^ 
fomi  und  FHlIung  durch  Alkohol.     Die  Guttapercha  enthält  ca.  80  pi't.  Gutta,  rir.i n  Kn>'W\ 
wa.sser»tofl.    Alban*,    und   das  in  absolutem  Alkohol,  Aether  und  Schwefelkohlen- 
Fluavil.     Die  physikalischen  Eigenschafton  machen  sie  in  der  Therapie  t-'-hr  nU- 

Guttapercha- Verbünde.     Indem  man  Guttaperchaplatten   zurcr! 
in  heisses  (ca.  60"  R.)  Wa.sser  bringt  und  sie  dann    um  den  zu   immobil 
festwickelt,  kann  man  Schienen,  Kinnen    und  Kapseln    herstellen,    welche     sich  u 
ringcs    Gewicht    und    ihre    Wasserdichtigkeit    vortheilhaft    auszeichnen.      Der     \-, 
grösserem  Maasstabe    steht  nur    ihr  hoher  Preis    im  Wege.     Für    die  Hn'  ^ 

Finger  glebt  es  z.  K.  kaum  ein  bes.seres  Material,  als  kleine  Giittaperch.. 

.'■le    wird    ferner    als  Gu  ttapercha-l'apier    verwandt,    welches    durcii    Au- 
reinen  Guttapercha  hergestellt  wird.     Bei  Körpertemperatur  kann  man  dosselbo  .'i.. 
als  beliebig  grosses  Pllastcr  aufkleben,  um  eine  energische    locale  .Schwei.sssecrction  li 
rufen,  die  sich  bei  Ncuralgieu,  Kheumatismus  sehr  nützlich  erweist 

Die  Guttapercha- l'flastermul  Ic,  welche  arzneilicho  Stoffe  cntbalteo,    sind  oicb: 
vortheilhaft,  weil  sie  häufig  reizend  wirken. 

Traumaticin  ist  eine  .Xuflösung  von  Guttapercha  in  Chloroform  (t  :  10),  wird 
lodium  benutzt.     Das  zurückgebliebene  lläutcben    ist    nicht    spröde    und  brüchig,    te 
aber  zuweilen  Schmerz.     Mcdicameutc  können    darin  nicht  so  gut  wie  in  «.'olludiam  aal^ti 
werden,  weil  die  Guttapercha  sich  abscheidet.  „ 

Uutü,  Guiiimigutt,  Giiinmi  guttae,  Gummi  resin»  Gutti,  Cambog^ia.  (iomiii4_ 

putte,  G.'iraboge  ist  der  eingedickte,  besonders  in  der  Rinde  versehicdeni-r  .\rtrt 
der  G.ittunj;  Garciniii*  enthaltene  Milchsaft.  l>.is  Holz  des  [Jautnes  ist  rr-in  wrt«, 
lilsst  sich  aber  durch  Alkalien   in   Koif:e  di?s  eingelagerten  Gummiharz'  ■  .riirn 

Ihui  Gutti    wird    so    gewonnen,    da.ss    spiralförmig    um    den   Stamm    K  /-.■    jp- 

marht  und  das  Gummiharz  in  eingeschobenen  Bambusrohren  anfgef.angen  winl  (Ca 
bogia).  Oder  ni.an  sammelt  .ins  abgelösten  grösseren  Stücke  der  Süsseren  Rio 
das  aiistrefon<Ie  Secret  auf  (Ceylon).  Kine  geringere  Sorte  wird  durch  Ausktwl 
der  Bliltter  und  der  Schalen  der  unreifen  F"rnchte  erhalten. 

Uas  Gutti  kommt  in  Klumpen:  Sehn  llengntti,  Cake-Gambogi  in  drn  Hand«! 
meist  aber  als  llrihrengut ti,   eylindrische,   auf  iler  Oberflriche  bestäubte,  manch 
streifige,  solide,  seifen  liohln,   leicht  zerreibliche  Stücke  von  schön  rothgelber  Ka      ^ 
Im  Bruch  ist  Guimnigutt    breitmuschelig,    glatt    und   w.iclisglanzend,    .-in  den  KaataT 
etwas    durch.scheinend,    zerrieben    dunkidcitronengelb.     Es  ist  geruchlos  und  Anfi 
geschm.acklos,    hinterher    süsslich   und  im  Munde  brennend.     Mit  \V.iHs.er  (l:l_ 
rieben   bildet  es  eine  gelbe  Kmulsion,  in  der  man  unter  dem  .MikroskniM-  Hnnttrüp 
erkennen  kann.     Durch  Ammoniak  wird  die  Emulsion  klar,  feurig  roth,  il.'uin  brau 
bei  Neutnilisation  ent^irbt  sie  sich  uiul  es  fallen  gelbe  Flocken  aus.    In  Alkuhol 
das  Harz    leicht,    bis  zu  .S()  pCt.,    in  Aether   nur  wenig  löslich.     Beim  Brhitaeo 
weicht  es,  ohne  zu  schmelzen. 

Oas    Guuimigutt    besteht    aus    ungef.llir    72  pCt.    der    harzigen    Cainboida»ia 
ö  pCt.  W.-vsser   und   15  -25pCt.  Gummi,  welches  bewirkt,    da.«s  au.«  d<  "ipil 

bei  schon   gerinsrer  Befi-iichtiinsr  eino   klebritre.  infensi\    s^elhe  Emul<«ioii 

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bvu   l*rifinrii    „. ,  - 


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l);vs  (iiiiiiniij;utt  wird  von  <lrii  Chim-siMi  schon  seit  i>W  .lahroii  aus  Cjiniho^ia 
iniportirt,  ii.-icli  Kiin'i):i  ic.'iui  rs  KJO.'i  ilurcli  ('liisiiis,  wo  es  h.tld  :iLs  Malorfarbr  und 
Medic.'iiucnt  Aiifii.ilimr  l';iiid.  Snino  wichtigst«"  Wirkmi};  ist  dio  intensiv  drastische,  tlie 
sich  beim  Menschi-n  hilufig  schon  nach  Darreichung  weniger  Di'cigrnnirac  zeigt. 
Bei  Erwachsenen  rufen  0,1— <l,3g  meist  wilsserigo,  uictit  beschwerliche  .Stuhlentleerung, 
grössere  Dosen  Krhrochen  hervor.  Der  Tr;1ger  der  Wirkung  ist  die  ('anibogiasäure, 
doch  wirkt  das  Gnnimigutt  selbst  etwa«:  stärker.  Nach  0,3 — 0,4  g  der  Ganibogi:isäure 
treten  hei  einxelnen  Personen  in  wenigen  Stunden  wässerige  Stuhle  auf,  hei  anderen 
dagegen  u)ucht  sich  auf  0,i(— U,.S  g  nur  ein  Gefühl  von  Schwere  im  Leibe  geltend, 
und  auch  nach  l,o — 2,0  g  kfinnen  die  iliarrhoisclieu  Stühle,  mei.st  von  etwas  Kr 
brechen  begleitet,  unter  Umstünden  li) — 12  Stunden  auf  sich  warten  lassen.  Subcutan 
applicirt  bewirkt  sie  Abscessbildung.  Zum  Zustandekoiinneii  der  abfühn-inlen  Wirkung 
ist  der  Contaet  mit  (ialle  unbedingt  nnthwendig.  in  den  M.tstd;vrm  gebracht  ruft 
rambngi:i.»;üiu'e  daher,  für  sich  allein  oder  in  Oei  gelöst,  zu  0,4 — 0,H  noch  kein  Ab- 
führen lierbei,  wohl  aber,  mit  Galle  oder  glykucbolsaureni  Natron  gemischt,  schon 
nach  20  Minuten.  Im  Harn  uiul  bei  normaler  Gallensecretion  in  den  Faeces  wurde 
Canibogiasäurc  nicht  wiedergefunden.  Nach  inti-avenöser  Injection  von  cambogia- 
saureni  Natron  tritt  ein  harzartiger,  von  der  Cambogiasäure  verschiedener  Körper 
neben  kohlensauren  Alkalien  im  Harn  auf. 

Von  inierwnn.scliten  Nebenwirkungen  wurde  aus,ser  starken  Leibschmerzen  und 
Krbrechen  einmal  nach  Einn.-ihme  von  Morison's  I'illen,  welche  Gumniigutt  enthalten, 
eine  plötzliche  erhebliche  Abnahme  des  Seliverniögeiis  beobachtet,  bei  welcher  das 
Auge  eine  geringe  rttpillenorweiterutig  und  Trägheit  diT  Iris  zeigte.  Vergiftungen, 
hei  denen  es  sich  meist  um  die  genaimten  Mori.son-rillen  handelte,  verliefen  unter 
dem  Bilde  einer  höchst  intensiven  Gastroenteritis  mit  stirkem  Ihirchfall,  oft  auch 
Krbrechen,  aber  meist  ohne  MetenrisniiLs,  und  endeten  wiederholt  tödtlich.  Als 
tödtliche  Dosis  für  den  Krwachsenen  wird  man  3 — 4  g  der  Droge  annehmen  dürfen. 
Bei  der  Behandlung  verfährt  man  wie  bei  Vergiftungen  mit  .anderen  Dra-sticis.  Durch 
Aussdihiss  von  Fetten  und  allen  eventuell  eholagog  wirkenden  Mitteln  sucht  man 
eine  Steigerung  <ler  Wirkung  zu  verhin<lern. 

Das  Gnmmigntt  wurde,  namentlich  in  früheren  .laliren,  ähnlich  den  Kolotjuinthen 
wegen  der  durch  die  Droge  hervorgerufenen  flüs.sigen  Entleerungen  als  .\ntihydropiciiui 
bei  „Wasserstichtcn"  benutzt.  Au.s,serdeui  fand  es  früher  bei  chronischen  Hautkrank- 
heiten, Geniüthsverstimmungen,  bei  Dysenterie  und  vor  Allem  zu  Itandwuriiikiiren 
mannigfache  .Anwendung.  GegenwUrtig  ist  es  seltener  im  Gebrauch,  aber  ein  Bestand- 
theil  zahlreicher  Geheinimittel. 

Outti,  Ph.  (i.  III: 

als  Drasticum  0,02 — 0,3  pro  dosi  mehrmals  täglich  mit  AIon',  Jalapc  und  andereo 

Abführmittela   zusammen,  am   besten  in   Pillen,  auch  in  Pulrcru  und  Emulsionen. 

Maxinialdosis:  0,5  pro  dosi,  1,0  pro  die! 

Von  Pillen-SpecialitJiteD,  welche  Gummigutt  cnthaltCD,   seien  erwähnt:    Die  Ueim'schen 

l'illeD:    (iutti,  Bulbus  Scillae,  Stibium  .sulfuratum  aurantiacum,  Pulvis  foliorum  Digitalis  und 

Kitrnctum  Pimpincllne  ü  (1  Pille  =  25  mgGutti):  die  Bontiers-Lemont'schen  I'illen:  Aloe, 

Gutti,    Ammoniacum,    Kalium    sulfuricum,    Kadix  Althaeae  »  versetzt    mit   Essig    (jede   Pille 

^  50  mg  Gutti);  die  Morison'schen  Pillen:    Aloe,  Gutti,  Scammonium,  Resina  und  Tuhcra 

Jalapae,  Radix  Althaeae  und  Tartarus  depuratus  (1  Pille  =  10  mg  Gutti).        _,„„,,, 

KlOnKA. 

Gllttiferae.  PHdnionranilllo.  dio  froher  >ls  Hy  pcrioeoao,  CtlophTlItee*«,  Clutiioeae  beioielinpten  Fini- 
Ifpn  nrnfssfipiit),  durch  RohiiogBD«  Seerptlaekeii  KckeDDieichnet.  Nseh  Bpntham-Hook«  r.  d^r  dl«  U)rp«rio«ce«o 
ftuBsehlipast,  amfusen  die  0.  niiif  Triboii:  Clut^ione.  bisher  diu  Oattuug  Cln^ia  u.a.  nrnfui^end;  Honrobese; 
Oarcinieae.  mit  Oaroinia  and  Xanlhuehjrraufc;  Calypbyile&e  mit  Culophylluro.  Mesaa,  Mammon; 
tlBÜneae  mit  Qaiina.  Die  Fuuilia  amrsut  tut  nur  an  gnltTblao  Uirulften  reich«  Bluroe  und  Strinehcr,  etwa 
280  ArtAu,  m«iit  ia  den  Tropongebiet«n  Amerika«  und  Aliens,  wenige  in  Afrika  heimisch. 

M. 

Gfinnemn  R.  Br.    Oattung  der  Af  clepiadaeoa«.  Tribna  der  Karsdenieae,  etwa  25  Arton  der  tropischen  nn>l 

sabtropi-tohen  Gegenden  Afrikas,    Aitienii  und  Australiens    nmfusend,  schlingende  Strlln^lier  oder  Ifalbstrüucher  mit 

L    gegenständigen  Blaitern  uiiil  kleinen,  gedrttngt  oder  ^f birmfnrmig  geordneten   HlUlheu.     <i.  sÜTostre    R.    Ur,.    ein 

■  Kletterstranrh  Indiens  und  Oütufnlias,  mit  gegenstllndigeD.  guuxrandjgen,  4  Ü  cm  langen  und  2V'i  -4' 3  cm  tfreiten. 
H  elliptischen  oder  eirunden,  iitittigi-n.  am  Grunde  abgerundeten  oder  selten  herifOrmigon.  lederartigen,  auf  bt'iden 
H  Fliehen  kunwolligen  Blllttern.  Nabe  verwandte  Arten  sind  11.  hirautum  Wall,  und  G.  montanum.  (-!.  latifo- 
H  linm  Wall.,  in  Niederltindi.4ch-Indien  heimisch,  enthRlt  Laurocorasin.  0.  tingenk  Spr.  Oi^tindiens  enthült  einen 
H    charakteristischen  ParbKtolT  neben  einem  kautaehukartigen  Körper.  M. 

■  Blätter  und  Wurzel  von  Gymueraa  silvestre  werden  von  den  Ifindus  bei  Sehlangen- 
H  biss  gekaut  auf  die  Bisswuude  gelegt.  Krstere  besitzen  einen  salzig  bittcru  Geschmack.  Beim 
H  Kauen    derselben   wird  die  Geschmacksempfindung   für   süss   und   bitter   aufgehoben    (Rdge- 


«ymiipinii 


wortli).    Diese  Eigenschafl  vcrdaiilcen  die  Blätter  einer  in  ihnen  enth:«'' 
Harzsäure,  der  Gymnemasäurc*  (Hooker,  Quirini).    Man  benützt  die  i; 
corrigens  für  bittere  Medicameat«,  indem  man  sie  iturz  vor  dem  EinneliCici 
oder  mit  einem  Dococt  derselben  den  Mund  ausspülen  lässt.     Die  Wurzel  s-.! 
mittel  benutzt  werden. 

(iymnemasäurc,   Gymneminsäure,    Gymnesinsäure,    Acidum   jyiaf 
CisHssOij,  die  Harzsäurc  der  Blätter,  ein  hellgelbes,  in  Alkohol  und  Natrium 
in  Aether  wenig,  in  Wasser  bis  1  pCt.  liislichcs  Pulver.       Der  Geschrn 
Säure  findet  an  Stelle  der  Blätter  als  Corrigens  für  bittere   Medicamen' 
der  Parageusicu  der  Diabetiker  (v.  (.»efele)  Anwendung.     Vor    dem     E' 
mentes  lässt  man  den  Mund  mit  1 — 2proc.  .ilkoholisch-wässeriger  oder 
earbouicum  bercitetiT  Lösung  ausspülen.     In  grösseren  Dosen  Acirkt  die  ~ 
bereits  0,3  g  sollen  Breebreiz  erzeugen.     Die  Lö.sungeii  dürfen   daher  nie 
Zur  Bekämpfung    der  Parageusien    der  Diabetiker   lässt  man    mit   Gymri 
Theeblätter    kauen    (Acidi    gjmnemiei    0,1,   Spiritus    q.  s.    ad   impraegii.ii» 
Theac  nigrae  ^Pcceo"  4,0.  Exsicca  leni  ealore.     1 — 2  Blättchen  zu  kaueD. 

Ciyinnosperinae.  »yn.  Archispermae,  bilden  den  Uebcrgang  von  den  Krypt-'^ir, • 

Phanerogaracn*,  Sic  sind  dadurch  gekcnnzciehnet,  dass  der  von  den  .'••■■'''  ' 
angienähn liehen  Behältern  erzeugte  BUithenstaub  auf  weibliche  Fruchthl 
welche  die  Samenanlagen  naekt  ,aul  ihrer  Innenfläehe  oder  am  Rande  t- 
.schlossenen  Fruchtknoten  zu  bilden,  daher  , Nacktsamige".  In  den  - 
mehrere  Embrjosacke  entwickelt,  in  welchen  vor  der  Befruchtung  ein  i.,.  ,  ,  ,  ., 
sperin,  l'rothallium)  entsteht,  welcher  nach  der  Mikropyle  hin  ein  oder  mcbrcrt 
(Corpuscula)  erzeugt,  deren  jede  eine  Oosphaere  enthält.  Die  Bcfrucbtiing  »'^^  '!riil 
vom  Pollerk'irn  getriebenen  Schlauch  vermittelt.  Neuerdings  hat  man  bei  • 
in  dem  Pollcuschlauchc  Spermatozoiden  entdeckt,  wie  solclie  bisher  nur  ■.  -  .  . 
(Zoidiogamen)  bekannt  waren.  Einige  schliessen  sieh  habituell  und  wohl  .lueh  pbrli. 
den  Lycopodiaceen,  andere  den  Blattfamen  an.  Die  Cla.s.se  umfasst:  1.  CycadicH'.l* 
palmen,  mit  unverzweigtem,  knolligem  oder  cylindrischen  Stamme  und  schon  g«fi»4«rv»i^ 
starren  Blättern.  Blüthcn  unvollkommen,  theils  aus  metamorphosirten  FiedcrbüMen ^t**'» 
theils  als  Zapfen  mit  schildfurmigen  Schuppen  erscheinend.    2.  Conifer*e*.  3.  Oc 

«. 

GynAndrSC.     B«ihc  aus  derCluso  der  Monucotylofte*.  gckonnzeiebnot  diireh  die  fm^i  Awn^maim  tn^^^ 
Zwittprlttmlipu  mit  meist  wohl  ontwiekelt«in  Perigon.     In  der  ReKel  besiUen    sie  nur  ein,    t^Üeait  !•*«  v**^ 


mit  dem   GrilTel   verwsobsene  SUDbblLtt<?r.   diüier  „Weibmllnni|t(t*.     Ulerlier    aar    drvt 
Burm  B  fi  n  i  Aceae  und  A|ios t«»iaoeao.    Nor  ersleru  bei  iinv  rertreten. 


Fuüilin;   Oiiku 


(jynocardia  K.  Br.    OaUatiK    der  l'llanteiifain.  der  BiiBceae*.    Einzige,    in   Vorder-    and  Hmtj.-irl» 
Art:    G.  odurati  K.  Br.,    Baum  mit  i^anErandigen  BUttern   nnd  di«)eei!aeb«n.  hDarhctigva  Btnib'fi    f^  t 
7  —  13  cm  l>iircLme!>s"r  aufweiseiiden  Beeren  enthalten  zahlreiobe,  etw»  2  cm  lanite  Staea  Bit  iiterfhi^ 
webe:  Semon  Gyn  oeardiae.  % 

Gynocardia    odorata  Brown,    Chaiilmoogra  odorata   Roxburgh.      Die  Samea  : 
an  Fett  und  liefern  das  Chaulmoograöl.     Es  enthält    nach  Moss   i7yuocArdia.<ä«it,  U 
in  geringer  Menge  in  freiem  Zustande,  ferner  Hypogaeasäuro  4  pCt.,  Cocinsäim  S«J  1 
Palmitinsäure  6,3  pCt.  als  Triglyceride. 

Semen  Gynocardiae    Ta-fung-tsze   (chin.),   Tatfushi  Oap-)-     Di«  Samia 
regelmässig  eißrmig,    kantig,    2V2 — 3  cm   lang,    im  Querdurchmesser  etm*  h-»lb  »  1 
gefähr  2  g  schwer,  mit  duiiUelgrauer,    sehr  dünner,  leicht  zerbrechlicher  Schalf.    ti»  I 
wird  äusserlich  als  Salbe  (I  :  10  Fett),  iouerlich  zu  0,4.  allm.ahlicb  steigrod, 

Oleum    Chaulmoograc,    Oleum    Gynocardiae,    Chaulmoograöl.     DwA  j 
Pressung   gewonnen.    Ein    salbenartiges,    kf>rniges,    gelbliches    oder    gelblich-graso, 
schmelzendes  Fett  von  unangenehmem  Geruch,  in  Alkohol  nur  zum  Theil.  io  AsH«, ' 
form,    Benzin.    SchwefelkohletistolT   vollkommen   löslich.      Innerlich     genommen 
Kratzen    und   Brennen    im   Schlünde,    in    grossen    Dosen    Uebelkeit,    FIrbrp.-ben.    «*ti  | 
abführend,  örtlich  reizend  und  erzeugt  auf  der  Haut  unter  Schmerzen   eii: 
schlag.     Aeusserlich    zu  Linimenten   1:10 — 20  Ocl;    innerlich    mit  4   Tr^; 
mählich  steigend  bis  auf  20  Tropfen,  in  Milch,  Leberthran  oder  Kapseln. 

Samen  und  ('el  finden  äusserlich  und    innerlich  bei   Lepra,    Lupus,    «ndcRa  B«*^l 
beiten,  Scrofalose  und  S}-pbilis  Anwendung,  ohne  jeden  Erfolg  bei  Tuberctiloa«  (T' 

LLX    ■"•- 

Gjropnoril  Aeb.     Flecbtengattung  aus  der  Familie  der  Umbiliearieae,    durch    laubifivn,    b«444tw 
Tliallns  tieltennzeiebnet.  der  unterüoit«  durch  eine  Art  Stiel  p^enabelt*  ant^ebtpftet   an   ctein  >t«^    0  * 
diircli    falti):.beulifret'.   meist   durch  Kaxen)    befe!.tiglcs  Laub  aus.    Alle  Art«a    g€«hOr%a    d/*a    k^«e»= 
U.  pURtiilata  Ach.  (c=  Urobilicaria   puetolata  Hnffro.)  mit  grünlich-bmnneni.    wwiK«n  'naflc«  ' 
FUrnerei  Verwendung.     0.  cylindrica  Ach.  mit  Icrt>isrßrnii(^em.  aschgrauem  Tbnllu*.  n 

tiy  rophorsXu  re,  Ga(.Hx."ui.  ilndet  tcich  in  den  Flechten  Oyroph"r  .  -^ra  tistM^i  '  ',. 

bou^e).    Sie  Khnelt  rielfacli  der  LecanorsSure.   j.'iebt  wie    diese    beim    h  ,em»«^^f*J 

heim  Eoehen  mit  Baryt  Koblenslore  und  Orein.     Hie  nnterseheidet  «i«')'  _..&xa  lU««**        < 

lickelt  in  kaltsm  wtsteriirom  Ammoniak,  geringe  I,(l9liehkeil  in  Aether  und  kockeudcni  Wnsnut 

STI. 


rllanrfiicr1i<«mi«c1 


—   am   — 


Hanrfa(>rh<»niHtp11 


H. 


Haarfaerbemltt«!  sind  im  weitesten  Sinne  Mittel,  welche  den  Haaren  eine  andere  nls  die  natür- 
liche Färbung  verleihen.    Dies  kann  erzielt  werden  einerseits  durch  Entziehung  der  die  natür- 
liche Farbe  beding;euden  Stoffe,  andererseits  durch  Auftragen  einer  fremden  Farbe.    Zu  den  crst- 
gedachten    Proccduren    gehört   zunächst   das   Entfetten    —     durch   scharfe   Seife   .'»chon    bei 
den  Römern;  Ammoniakflüssigkeit  gegenwärtig  —  der  Haare,  welche  dadurch,  selbst  wenn  sie 
schwarz  waren,  heller  werden,  ja  bei  energischer  und  dauernder  Entfettung  einen  rüthlichen  bis 
rothcn  Ton  annehmen  können.     Eine  directc  Zerstörung  der  nutürlichcn  Haarfarbe  wird  durch 
Wasserstoffsuperoxyd  erreicht.    Dunkle  Ilaare  werden  durch  häutiges  Benetzen  mit  einer 
wiisserigen,    alkoholischen  oder  aetbcrischcn  Lösung  bis  flachsgelb  entfärbt.     Aehnlich  können 
auch  aetherische  Oele  als  ilzoiitr.nger  wirken;  in  Gebrauch  ist  aber  nur  das  K.imillenöl  in  der 
Kamillentinotur.    D.is  namentlich  zur  l-'rhaltung  der  blonden  Ilaarfarbe  gebräuchliche  Kamillen- 
infus  wirkt  wohl  zum  Thcil  durch  Ablagerung  eines  gelben  Farbstoffes.    Das  eigentliche  Färben 
des  Haares  kann  entweder   durch  da.s  Deponiren  eines  f.vbigen  Niederschlages    auf    das  Haar 
^_^    oder,    was  viel  schwieriger    ist,    durch    eine  Färbung  der  Haarsubstanz  selbst  bewirkt  werden. 
^K    Natürlich    ist  die  zweite  Art  viel  dauerhafter  als  die  erste,  welche  indess  dnrch  lange  dauernden 
^H   (.'ont.'kct  auch  nachdrücklich  genug  gemacht  werden  kann.    In  diese  Gruppe  gehören  die  Metall- 
^B    salze  enthaltenden  Färbemittel. 

^H  Am    meisten    gebraucht    werden    Silber-    und    Bleisalzc.    Die   letzteren   sind  heim- 

tückische und  starke  Gifte,  sonst  würden  sie  das  Ideal  der  Haarfärbemittel  sein.  Man  kann 
I  damit  allmählich  und  rasch,  hell  und  dunkel  färben,  sie  können  trocken.  Hleikämme,  in 
Lösung  oder  in  .Salben  verwendet  werden.  Die  damit  erzielte  Farbe  ist  verhältnissmässig 
natürlich  und  sehr  dauerhaft.  Aus  Silbersalzlösungen  kann  Silber  durch  die  Luft  oder  durch 
organische  Stoffe,  Pyrogallol  in  schwarzen  Körnchen  reducirt  oder  durch  nachträgliche  Appli- 
cation von  .^chwefelmitteln  als  schwarzes  Schwefelsilb*r  gefällt  werden.  Mit  verdünnter 
Lösung  werden  hellere,  mit  eoncentrirter  dunklere  Töne  erzielt.  Man  verwendet  gewöhnlich 
ammouiakaliscbe  Lösungen,  z.  B.  .\rgentum  nitricum  2  :  Aqua  20,  Liquor  .\mmonii  caustici  qu. 
s.  und  Pyrogallol  1  :  Spiritus  50  oder  Kalium  .sulfuratum  2  :  .Aqua  20.  Silberfärbungcn  sind 
nicJit  sehr  baltbar.  d.  h.  die  damit  gefirbtcn  Haare  nehmen  mit  der  Zeit  einen  grünen  bis 
rüthlichen  raetallschimmernden  Stich  an ;  d.is  Mittel  ist,  wenn  .luch  hie  und  da  F.kzcmc, 
Dermatitis  oder  Conjunctivalkatarrhe,  durch  das  .\mmoniak  veranlasst,  beobachtet  wurden,  un- 
giftig. Die  Eisen-  und  Kupfersalze,  welche  mit  Gerbsäure,  Pyrogallol  oder  mit 
Schwefel  Vorbindungen  schw.arte  bis  braune,  an  sich  haltbare  Verbindungen  geben,  haften 
an  dem  Haare  schlecht  und  sind  leicht  wegwaschbar.  Die  aus  Chromsäure  und  deren  Salzen 
durch  Reduction  mit  Pyrogallol  entstandenen  rothbrauneu  Producte  genügen  nach  beiden 
Richtungen,  sind  jedoch  sehr  giftig.  .Vndere  selten  verordnete,  von  ausländischen  Fabriken 
eingeführte  Mittel  zum  Blond-  bezw.  Gelbfärben  der  Haare  sind  Cadmium  und  Zinn,  deren 
Schwefelverbindungcn  gelb  sind.  Schädlich  sind  dieselben  nicht,  sie  können  aber  wegen 
der  intensiven  Farbe,  ebenso  wie  die  giftige  Pikrinsäure,  nur  von  .Sachverständigen  an- 
gewendet werden.  Bei  sehr  schwarzen  Haaren  verbietet  sich  diese  Färbung  von  selbst;  jedoch 
können    mehrere  Methoden    mit  einander  verbunden  werden,    z.  B.  Entfärben  mit  Wasserstoff- 

isupernxyd  und  Färben  mit  blondmachenden  Mitteln. 
Eine  Färbung  ganz  anderer  Art  i.st  die,  welche  mit  der  Henna,  dem  Blattpulver  von 
Lawsouia  inermLs.  erreicht  wird.  Es  kommen  jedoch  unter  dem  Namen  Henna,  Hennd  auch 
metallische  Zubereitungen  vor,  welche  mit  echter  Henna  nichts  zu  thun  haben.  Der  in  der 
Henna  enthaltene  wasserlösliche  Farb.stoff  färbt  nämlich  Epidermidalsubstanzcn  echt  gclbroth. 
Man  kann  sogar  echte  Epithelialkrcbse  durch  diese  F.arbe  von  anderen  Geweben  abgrenzen. 
(Mündliche  Mittbeilung  von  .1.  E.  Poink.)  Haare  werden  gelblichroth  gefärbt,  die  Farbe  ist 
nicht  wegzuwaschen.  In  Paris  und  London  wird  die  Henna  ziemlich  häutig  in  der  Welse  an- 
gewendet, da-ss  etwas  von  dem  Pulver,  mit  lauwarmem  Wasser  zu  einer  weichen  Paste  an- 
gestossen,  mit  den  Fingerspitzen  in  die  H.iare  eingerieben  wird.  Im  Orient  ist  die  Färbung 
mit  Henna  allein  nur  für  die  Nägel,  die  Fingerspitzen  und  für  die  Handflächen  gebräuchlich, 
für  die  Kopf-  und  Barthaarc  wird  die  Henna  mit  Reng  (Indigokrautpulver)  combinirt,  was  eine 
tiefsc-hwarze  Farbe  ergiebt.  Eine  analoge  Echtfärbung  mit  Thcerfarbstoffen  scheitert  daran, 
dass  man  das  lebende  Haar  dem  hcissen  Bade  und  den  Beizen  nicht  lange  genug  aussetzen 
kann.  Echt,  blond  bis  schwarz,  kann  auch  mit  Parapheny lendiamin  gefärbt  werden.  Es 
wird  in  Wasser  gelöst  und  mit  einem  zweiten  oxydirendcn  Körper,  mit  Wasscrstoffsuperoiyd 
oder  Eisenchlorid  zusammen  oder  nacheinander,  angewendet.  Das  Mittel  ist  leider  nicht  sehr 
haltbar,  auch  bekommen  bei  jeder  Tinte  die  Haare  mit  der  Zeit  einen  rothen  Stich,  der  bei 
schwarz  sehr  unangenehm  ist.  Das  Paraphenylcndiamin  ist  zwar  giftig,  doch  wurde  während 
der  letzten  4  .lahre  davon  kein  Schaden  gesehen  (Paschkis).  Auf  eine  ähnliche  Echtfärbung 
ist  in  Paschkis'  Kosmetik  für  Aerzte  (2.  Aufl.  1893)  aufmerksam  gemacht.    F.  Oberinayer 


lanrraprbpmn 

hat  iininlicL  ein  Verfahren  ntigegcben.    wonach    Eiweiss-    und     nbnlicbe  ■  ■ 
vorerst  mit  salpetriger  Säure  heb.indelt  werden.     Die  so  gewonnetieu   Dia 
mit   Aiuiueu    oder    T'henolen    eehtfirbige    Verbindnngon    s'on     gelb    durcL   >«>Ui   Imj 
Diese  Versuche  sind  an  Meuschenhasr  wiederholt;  bei  der  Bchatidlung  mit  ^ctimcil 
L(3sung  voti  Salicylsäure  erhielt  man  feuriges  Goldblond,  mit  Parapheiiylendiamin  bb 
Filrbung,  natürlich  nach  vorausgcgangeueni  Salpctrigsäurc-I{:id.      Derartige  Vcniuriits) 
dem  Haare  auszuführen,  ist  aber  schwer  thunlich.     In  dieselbe  Gruppe  gehurt  iiKtiiai 
.Aureol"  genannte,  Metol,  Amidophenol  und  Monoamidodiphcnyl.imin  enthiliöirfr  KMl 
ches  übrigens  keinerlei  Vorzüge  vor  dem  vorher  genannten    besitzt. 

In  der  Kegel  verordnet  man  die  Haarfärbemittel  mit  wnsserigcn  Lösunf^cji.  uw  ■■ 
weise  in  l'omadcn  oder  Haarölen.     Die    von    den  anderen    getrennt 
bezeichnet  man  auch  als  Mordants.     In  fast  allen  Fällen  geschieht 
des  Haares  mit  .Seife  oder  mit  schwacher  Sodalösung.    Nach  dem  Abtim-iti-r.  - 
mittels  Pinsels,    einer  weichen  Bürste,    eines   euggezähntcn   Kammes  io  der  Ki 
.Spit/B  gegen  die  Wurzel  mit  dem  eigentlichen,  dann  nach  dem   Austrocknen  ran  !>■:: 
den  Mittel  befeuchtet  und  nach  abermaligem  Trockncnlasscn  gewaachen  oder  bessere 
um  wieder  <ilanz  zu  bekommen.     Das  ist  in  der  Kegel  alle  4 — 8  Wochen  xxi 

Nach  diesen  Ausführungen  ist  der  Arzt  in  der  Lage  zu   beurtheilcD,    ob 
kungen  auf  die  Anwendung  von  Haarfärbemitteln  zurückzuführen  sind. 


Haarseil,  Sftaceuni  (.sota,  da.-;  .■itarrc  Ha.ir,  ilii*  Ror.stp),  hat  im  .Mlfrvni'i 
hi.storischen  Wortli.  Es  wiinii'  früher  wie  die  Foiitunpllo'  :iiigow:uidt,  ! 
oder  vicurürpiul  zu  vsirlven.  (ieschwülste,  Absce.s.se,  Cystt-nbildungen,  A 
von  soW'iswi  und  piterigcii  Flfesigkeiten  in  dpn  versr.hiedeneu  Ki"»rpcrh' 
erkninkungcn,  Augenkrankheiten  u.  a.  ni.  wurden  so  beli;uidclt.  AK 
stelle  wurilc  in  der  Hegel  der  Nacken  gewählt. 

Ursprünglich  war  da.s  Haarseil  aus  Haaren,  später  nur  aus  Batuuwoll(0>.  i 
oder  Leiiiwand-streifen  hergestellt.     .Io  nachdem  m.in  eine  schwache  (><l 
ders    starke    Wirkung    erzielen    wollte,    wunlen    diese    Stri-ifen    mit  !■ 
reizenden  Salben  getränkt.    Ziii'  „Legung''  wurde  d.-w  Haarseil  vertu  ' 
seiln.Tdcl"  durch  die  Himtfalte  durchgezogen.     Der    ea.     ö    cm     i 
zum  guten  Ahfltiss  des  Kiters  etwas  schräg  vi-rltuifen.     l>a.s   freie  Isnde  ri» 
wurde    an    der  Eiti.stichriffimiig  aufgewickelt  und  mit  HoftpHaster  befestigt 
kam  der  Wundverliand.     Nach  ICintritt  der  Eiterung,    am  vierten  oder  fTmöail 
wurde  der  Verhuiid  entfernt  unil  das  Haarseil  aufgewickelt  und  wei'- 
ein   neues  Stück  in  den  Wumicaiial  k;ini.     Das  in  der  Wunde  gev. 
abgeschnitten.     Diese.s  Manöver  wurde  mindestens  täglich   einmal   wi.  in -n'ui._ 

Eine  der  ältesten  Atnvcndungsweisen  des  Ha.irseiles    hat    sich  bis    xum 
Tage  erhalten.     Schon  (ialen  soll  zur  Bi-hundiung  von  Hydrooelen  das 
gewandt   liabiMi.     Dasselbe    bewirkt    hier  in  Folge  der  entstandenen  K,nt 
Verkleben    der    Sclii'ideiisackidätter    und    dadurch    eine    Obliter.ation    der 
Wemi  in  neuerer  Zeit  einzelne  Autoren  zu  demselben  Zweck   an   Stelle  der  ' 
Hellen  Einspritzung  irritireiuler  FHi.ssigkeiten  das  Einlegen    eines   FreiudkOr 
sehen  die  Ulätter  des  Scheidensacks  —  die  Troeartc.anOle,   einen  .iodofur 
einen    starken  Zwirn-    oder  Seidctifaden  —  empfehlen,  so  ist  dies  im  Prinfi}»  ■' 
anderes  als  die  alte  Haarseihnethode.     Die  Ausführung    der  Oper.Ttiiin   '^'  •'"'^' 
niodemoVVundbehandlmig  gegenüber  der  vorantiseptiseben  Methcnle  weseotl 


Hademkrankhelt  ist  eine  Gewerbekranklieit,  welche  der  in  England  vielfn-i. 
Wollsortirerkrankheit    nähersteht   und    in    der  Form    kleiner   Kpiderü 
schliesslich    bei   Frauen  und  zwar  in  dem    Haileriisortirsaale    v«>n   l'..j... . 
Beobachtung  gelangte.     Besonders  häufig  kauren  in  letzter  Zeit  solche  f 
wein  (Steiermark)  und  in  der  Falirik  Ligat  bei  Riga  zur  Beobachtung, 
der   Krankheit   ist  charakteristisch;  sie    beginnt    plötzlich    mit  Frost,  l 
hoher  Temjierattir  bis  zu    40".     tjewöhiilieh  tritt  zwischen  dem    i\\  '•' 

T.ige  unter  Angstgefühl   und   Cjaimse,  Benommenheit  und  rapidem  ^ 

der  Tod  ein-,  seltener  ist  der  Ausgang  in  Genesung.  Die  Leichen  laultü  *** 
bei  der  Section  findet  man  regelmässig  blutig-seröse  Ergrt.sse  in  «len  PlrUtik* 
sulzige  Infiltrate  des  iiiediaslinalen  Zellgewelies  mit  Schwellung  der  Bronrtüil^ 
Milztiimor,  Luugenoedem,  öfter  pneumonische  Herde;  ferner  Kndeii  sich  p** 
Verfärbung   der  oberen    Luft>veg(>,  massige  Schwellung   der  M:uidehi   atui  ««"' 


liidprnkranklipU 


non    — 


Hhomaten 


^ 


l\fkr<)tis('hi'  Hi^rdf  in  <!('r  Trnclipa  inul  ili'ri  BrfHX'hicii.  Piircli  dif  l  ntersucliimgcn 
von  Kjjpinpnr  ist  unter  Bpstätijjung  friiln-rcr  CnttTsufliung^eii  festgestellt,  d:iss  es 
sieh  um  Milzt>rnn(i  iiandelt;  es  ist  damit  die  Ansicht  von  Krannh:ils,  dass  der 
Bacillus  des  nialijrnen  Oedenis  betlieiligt  sei,  sowie  diejenige  von  Bordoni -Uffre- 
duzzi,  dass  der  Proteus  capsulatus  verantwortlich  zu  machen  sei,  widerlegt.  Ob 
der  letztere  MicroorganisniiLs  eine  liegleitende  Rolle  spielt,  ist  jedoch  immerhin  mög- 
lich, weil  er  in  den  Hadern  aiifgefrindcn  wurde  (Roth).  Jedenfalls  aber  wird  das 
Kraiikheitshild  vom  Milzbraiulliaciüu.s  beherrs<'ht  (Paltauf  und  Eppinger),  dessen 
Sporen  nach  Kp]»ingpr  von  den  Lungen  aus  eindringen,  während  Baumgnrteu 
es  auf  Gmiid  von  Thierversuchen  für  wahrscheinliehor  hAlt,  dass  dir-  Tufection  an  den 
Tonsillen  und  den  oberen  Luftwegen  mit,  den  zugehörigen  Drüsen  ein.setzf.  weit  die 
gesunde  Lunge  geradejsu  immun  gegen  die  Milzbrandinfection  durch  Inhalation  sei. 
Die  Hadenikrankheit  gehört  daher  aetinlogisch  zu  jener  grossen  rirupjie  von  ge- 
werblichen Milzbrandinfectionen,  zu  denen  ausser  der  Wollsortirerkrankbeit  noch 
der  Milzbrand  der  Pinselarbeiter  und  der  durch  Hautinfection  entstandene  Milzbrand 
der  Gerber  u.  s.  w.  zu  rechnen  ist. 

Die  eigentliche  Therapie  hat  kein  weites  Feld,  wohl  aber  die  Prophylaxe.  Diese 
hat  zunächst  den  Bezug  von  Material  aus  Milzbr.indgegenden  möglichst  zu  vermeiden, 
dann  aber  die  Dcsiiifection  der  irgendwie  verdilchtigen  Stoffe  unter  Berücksichtigung 
der  Ansprüche  der  Industrie  zu  verlangen.  In  Berlin  ist  es  schon  lange  vielfach 
hergebracht,  die  Lumpen  in  Ballen  der  städtischen  I>esinfcctionsaiistalt  zu  übergeben, 
i'fir  Oesterreicli  ist  die  einschlägige  Frage  neuerdings  von  firuber  behandelt  worden, 
der  ebenfalls  in  der  Desinfectiou  mit  gesHltigtem  W.as.serd.-inipf  ein  sicheres,  leicht 
ausführbares,  uns  Material  nicht  schädigendes,  allerding.s  nicht  ganz  billiges  Ver- 
fahren empfiehlt.  Nicht  so  sicher  ist  die  Behandlung  mit  P'ormaldehyddämpfen, 
welche  zwar  anscheinend  die  Objecte  nicht  schä<ligt,  indessen  beträlchtliche  Sehwierig- 
keit<-n  und  Kosten  verursacht.  Unter  allen  Umständen  .aber  bedarf  es  derartiger 
Schntzniassregeln    für    das   Leben    der  besonders  bei  der  ersten  Reinigung  der  Roh- 


fmatcrialien  gefährdeten  Arbeiter. 


A.  GOTTSTBIN. 


0]IUlt6iD  ^  ''i'H,)0^,  cnUtftbt  hri  solir  Tomiehtif^or  OxyilaUon  Ton  HaomataxTliri,  in  aminnniAkaliifrtirr  Losung 
'  schon  ftnrrii  Einflusx  der  Luft.     E5    bildet  niikro.^kupiseho.   ä(>hr  (JDnne,    rOttilichiirmnuD  Tafeln  mit   g>«lt)li«h|;rnnrni 

MrtAll;;Unx.  .,<ehr  schwor  Iffslich  iu  WHHifer  ihuI  A«thi<r,  «chwer  in  Alkohol  und  Eihrssifi,  untnnlich  in  Chloroform 
[  «nJ  Bonnol.  In  Aininoniftk  löst  ea  hirh  mit  braunviolpttor,  in  rerdUnnter  yatronlant^c  mit  hi'Ilroth^ir.  in  eonrenlrirter 
I  mit  bUulicbrnn'nrner  Farbp.  Rciehlirh  löst  ex  «ich  in  eoncentrirter  SalvHam.  beim  Erhitien  damit  auf  100^  liefert 
!  ^  IsobaematoTnpblorhydrin.  In  kaltem  VitriolOl  IQst  es  sich  anter  Bildung  von  iKohanmiiternfiutfat.  de*if;leichcn 
>  Sn  Atkaltdisulflten    unter  HiMunfr  farbloser  Additiun^proüucto.    an»    denen  e<    durch   heisre  MinorsU&oren  re^norirt 

wird.     Dnrch  Reductitnitmittel  vird  e^  entfUrbt,    ohne  daA.H  Bildonpr  Ton  Haeraatoxylin    eintritt.     Von  .Salpfitonslun 

wird  e»  aofort  «er*tflrt :  mit  Acetylchlorid  liefert  es  keine  Acetrlverbindony.     Thoncrdobeiien  fUrht  es  granblma  bis 

schwarz.     Mit  Ammoniak  bildet  es  eine  jockere,  riolettschwante  Verbindung. 

SPIEGEL. 

Ilaeraatemesls,  Rhitbrechen.  wohl  zu  unterscheiden  von  Haemoptoe,  Rliitiiusten. 
Streng  genommen  sollte  die  Quelle  der  Blutimg  beim  Bluthrechen  im  Magen  liegen, 
indessen  werden  auch  Bhitungen  aus  den  Oesophagusgefässen  und  au.s  dem  l)iin- 
denum,  wenn  sie  Brechen  veranlassen,  hierher  gerechnet,  Als  Ursachen  des  Blut- 
brechens sind  zu  nennen:  1.  .^n.ltzung  von  Gefä.^sen  der  Magenschleimhaut  durch 
Magengeschwüre.  2.  .\nätzung  von  (jefa.s.sen,  welchi-  in  Neubildungen  enthalten  sind, 
durch  geschwürigen  bezw.  nekrotischen  Zerfall  der  letzteren.  3.  Bersten  kleiner 
Aneurysmen.    4.  Rückströmen  von  Blut  vom  r>uodeimni  aus  in  den  Magen.    5.  soge- 

[  nannte  idiopathische  oder  p.arenchymatöse  Blutungen,  bei  denen  eine  Verletzung  der 
Magenschleimhaut  nicht  erkennbar  i.st.  Derartige  Blntimgen  werden  in  der  Mehrzahl 
der  überhaupt  seltenen  Ffille  auf  Stauungsvorgiinge  zurückgeführt.    Hieriier  sind  auch 

1  die  Fiille  von  Blutbrechen  bei  schweren  Infection.skrankheiten,  (ielbfieber,  Pest, 
pxanthematischeni    Typhus.    Variola  haemorrhagica,    zu    rechnen.     6.  Blutungen    .lus 

^_^  V.aricen  der  Oesophagusvenen,  meist  bei  Lebercirrhose. 

^fe        Die  Beschaffenheit  des  Erbrochenen  ist  abhfingig  von  der  Zeit,  welche  das  Blut  im 

^*  Wagen  verweilt,  und  von  dem    vorhandenen  Mageninhalt.     Bei  abundanten  Blutungen 

I  kommt  es  schnell  zu  demjenigen  Grade  der  Blutfnlliing,  welche  der  M.agen  nicht 
mehr  tolerirt,  daher  ist  d.as  Erbrochene  verhAltnissmä-ssig  wenig  verändert  und  nur 
der    Blutfarbstoff    durch     den    sauren    Mageninhalt    zersetzt.     Bei   kleinen  Blutungen 

I  wird  die  VerSiiderung  des  Blutes  durch  den  Längeren  Aufenthalt  im  Magen  viel  hoch- 
gradiger und  es  kommen  die  bekannten  kaffeesatzartigon  Massen  zum  Vorschein. 
Dn  wir,    abgesehen  von    einem    eventuellen    chinirgi.schon  Eingriff,    keine  Mittel 


[HacniatiMni'.sis 


—     510 


Hj 


haben,     dio    (Quelle     d<T    Kiutuii|<     iliroct     :uizu<;n)iri>ii,     siiiil     wir     auf     »inr    ^M 
.symptüiiiiitische    Therapie    angewiesen.    YollstAndige    Ruhe    des    Kranken,    tiat  ^M 
hi.Hse    nuf    die    Magengegend,    Verschlucken    von   Eispillen,     eiskalte,    nnr    fllte^^ 
Nrihrung,  am  besten  eiskalte  Milch,  eventuell  mit  Knikwasser,  oder  eiskalt(>r  Tb«r  iti 
Zucker  und  Milch,  allenfalls  ICierwasser  oder  Pepton lösungen,  alles  tlc    ■^"      •■\)m  ^ 
geben.    Ernährung'  durch  Clyaniata  niuss  die  karge  Nahrungsaufn.-ih:  -  oaiir- 

stützen.  Von  inneren  Mitteln  ist  am  meisten  der  Li(|Uor  Ferri  sesqiiicliior^ti  tmpis- 
weise  in  Verdünnung  gerühmt  worden.  Kerner  hat  man  essigsaures  Blei,  nifrist  <i 
Verbindung  mit  Opium  oder  Morphium,  Teqientinöl,  verdünnte  Schwefelsäur*,  Hiikr 
sches  Sauer  angewandt  und  ihre  Wirkung  durch  Ableitungen  auf  den  Da 
Alaunmolken,  Clysniata,  zu  unteretützen  gesucht.  Ferner  sind  die  Fhiide\tr 
Hydra^tis  canadensis,  HadLx  Gossypii  imd  Hamamelis  virginiea  eiupfohle 
allen  diesen  Mitteln  wurde  nie  ein  überzeugender  Erfolg  gesehen.  Viel 
samer  ist  das  Seeale  corniituni  im  Infus  oder  besser  in  Form  subcutatir-  '- 
Man  kann  bis  0,5  und  0,75  des  Extractes  einspritzen,  ohne  Vergiftuiip^ei 
fürchten  zu  niüs.'ien.  Das  Hydrastiinun  muriaticum  in  10  proc.  wässeriger  L".<uri^ 
0,05—0,1  als  Injpction  ist  in  neuerer  Zeit  angegeben.  Bei  wiederholttui  Blutim? 
die  durch  ihre  schnelle  Wiederkehr  und  Massenhaftigkeit  eine  hochgradige  .\ 
vi'riirsachten,  wurden,  trotz  be.stehendem  Ulcus,  Magenaiisspülungea  mit  Ei 
mit  sehr  gutem  Erfolge  vorsenonnnen  (Ewald).  Auch  kömite  man  eiskalt«  dä| 
Eisenchlorid  lösungen  zur  .\usspülung  benutzen. 

Ist  es  unmöglich,  der  Blutung  Herr  zu  werden,  so  kann  man  versuchpii,  durch  «0« 
chirurgischen  Eingriff  die  Quelle  der  Blutung  direct  aufzusucbeu  und  zu  beseitign 
Neben  Misserfolgen  sind  unter  besonders  glücklichen  VerhältnLssen  eioi^o  gflo^lT 
Erfolge  erzielt  worden. 

Um  die  Wiederkehr  der  Blutungen  nach  Möglichkeit  zu  verhindern,  kaiin  mn 
in  den  ersten  Tagen  n.ich  der  Blutung  die  Extremitäten  mit  Leinen-  oder  Cainbnt- 
Binden  umwickeln,  sod.iss  der  vem'ise  Kückfluss  aus  denselben  möglirluit  iMthiiwtet 
und  eine  Plethora  der  Extrcmifiteii  erreicht  wird,  die  den  Druck  und  «lie  Blsl- 
m.xsse  im  übrigen  Körper  verringert.  N.ich  Ablauf  der  ersten  iM'droklich« 
Erscheimnigen  geht  man  langsam  auf  dio  gewölmliche  Behanrilung  der  n 
Gnmde  liegenden  Krankhi'if  zurück.  Wenn  sich  ilagogpu  die  Blutungen  in  knn« 
Zwischenräumen  wiederholen  und  bedrohliche  anaemi.sche  Erscheinungen  auftTTlrs 
oder  solche  durch  eine  eimiialige,  aber  sehr  massenhafte  Blutung  bedingt  eind,  nw» 
man  sich  zur  Bluttransfusion  oder  zur  Salzwasserinfu-sion  entscoliesaen  hdj 
Aualeprica  geben.  Aether-  und  Kanipiierölinjectioncn,  Wein,  schwarzer  K.iffee,  GMi- 
weiii,  Frottiningen  der  Exti-emitiitea  mit  beissen  Tüchern,  Senfteige  um  die  Wadm, 
innerlich  Moschus  und  Kanipher,  Koflein  —  die  Doppelsalze  f'offcinnm  natro-lirni«i- 
cum  und  Coffeinum  n;itro-salicylicum  wegen  ihrer  leichten  Löslichkrit  aurh  tu  sub- 
cutanen Injectioaen  —  sind  hier  benutzt.  Will  man  die  Kam|dien"ili'  11  rsi 
wirklichem  Nutzen  anwenden,  so  muss  man  zu  oft  wiedfrholii-n  M  iinr 
zwei  volle  Spritzen  geben.  In  verzweifelten  Fällen  wurde  alle  5  Min  f 
spritzung    gemacht    mit    dem  Erfolge,    bereits  pulslose  Patienten  zu   1  ■ 

KWAL». 

Haematidrogis    ist    das    gelegentlich    spontane  .\u')tTeten  von  Blut   aus  den  >  ■■ 
r,.ljr,i  loji'hlcr  Zcrrei-sslichkeit  der  Capillaren    bei  Haemophilic*  oder  griisseri-i  ;. 

der  Blutgefässe  bei  Nerven.iffertioneii,  besonders  bei  Hysterie.     Hier  tritt  hisweileu  die  ü*e%»- 
tidrosis  vicariireiid  an  Stolle  der  Menstruation  auf.     Die  Therapie  ist  meist  firuchtlos. 

SAALTBA 

Haematln,  CsjHjjNjPeO«.  entsteht  ucbcu  einem  Albuminat  beim  Behandeln  von  f*iTbii^Bif>j(l»te 
oder  auch  HaemoglobiD,  dis  hierbei  Sauerstoff  absorbirt,  mit  S.iuren  (Hoppe,   I  ..• 

Es  fällt  beim  Ncutralisin  11    der    alkalischen  Lösung  in    braunen  Flocken,    di.  »:• 

glänzend    blauschwnne,    graphitiihnlich    «erden,    in  sehr  dünnen  Schichten  ist  us  liun-tuittiGC 
und  braun.    Es  zersetzt  sich  oberhalb  2Ü0  ",  ohne  zu  schmelzen,    unlöslich  in  WaÄ»<:r.  AlioW. 
Aether,   Tordünnten  Säuren,    leicht    löslich    in  .\lkalicn,    schwer   in  Eisessig  und    rtMelessiK 
Salzsäure.     Die    alkalischen    Lösungen    sind    roth.    in    dünnen    Schichten    oliveugrüo.     E»M^ 
ziemlich  beständig   gegen  Oxydationsmittel,  sowie  gegen  Kali-  und  Barythydrat.     Wu^j^Ml 
superüxyd  führt  CS  in  saurer  Lösung  in  Urnbilin  über.    Beim  Erhitzen  mit  rnnr<-ntnr1^^^H 
«aurc  oder  Vitriolöl  auf  160"  zernillt  c»  in  Eisensalz  und  Hacniaf  ^^^^| 

beim  Erhitzen  mit  Salzsäure    auf   höchstens  150"  entstehen  Spaltu  4iH 

deuem  Eisengehalt.    Mit  Zinn  und  Salzsäure  enititeht  HciobydrDhncm.^t  .<y<,>rpbynik,  iuj>.  VImIH 


larinatin 


—     oll      - 


Ha«>inatui*plol 


w. 


bei  l.uftabscilluss  üchwarzfs  Uaomatolin  Cejj[{7HN,< *t.  DurL'li  Kauliiisü  wird  es  kaum  aiigegrifleii, 
bei  trockener  Destillation  liefert  es  viel  Pyrrol.  Es  vorbindet  sich  mit  Stickoxyd  (Linossier), 
nicht  aber  mit  Kohlenoxyd.  Mit  Basen  wie  mit  Säuren  (tcht  es  Verbindungen  ein,  von  denen 
dnji  Salzsäure  Silz,  Hacmin,  Teichmann'scbe  Krystallo,  besonders  wichtig  für  den  forensischen 
Blutuacbweis  ist.  Auf  Blut  verdächtige  Flecke  werden  abgeschabt  und  nach  Zusatz  von  Koch- 
salz in  Krystallen  Und  Eisessig  auf  dem  Objectträger  über  der  Klamme  erhitzt.  Nach  dem 
Verdunsten  des  Essigs  bleibt  das  Hydrochlorat  in  den  charakteristischen  braunrothcn  rhombi- 
schen Nadeln  und  Tafeln  zurück.  SPIEGEL. 

Haematocel«,  Blutbruch.  1.  beim  Manne.  Wenn  auch  dur  AuKdnick  Haematocelu 
vielfach  für  die  ver-schiedensten  Arten  vnn  Blutcrgfissen  im  Hodniisack  gebraucht 
wird,  so  bedeutet  derselbe  streng  genoiiniien  dtich  nur  eine  Blutansnuimlung  inner- 
halb der  Tunica  vaginalis  proiiria  dos  Hodens.  Kine  solche  niutansainmlung  ent- 
steht in  der  Mehrzahl  der  Fälle  im  Anschluss  an  Traumen.  Meist  bestand  schon 
vorher  eine  Hydrocele,  und  die  Haematocelc  kommt  in  Folge  von  (iefilssverletzungoii 
bei  der  Function  oder  in  Folge  von  (Quetschungen  der  Hydrocele  zu  Stande;  auch 
durch  Anstrengungen  der  Baudipre.sse  kann,  zumal  wenn  in  Folge  von  (iefä.ssver- 
änderungen  eine  I)ispositioii  zu  Blutungen  besteht,  eine  Haematocele  hervorgerufen 
werden.  In  der  Mehrzahl  der  Fälle  ist  für  da.s  .Aurtreten  einer  Blutung  in  die  Tunica 
vaginalis  eine  Erkrankung  dieser  letzteren  verantwortlich  zu  machen;  und  zwar 
handelt  es  sich  um  einen  mit  reichlicher  Blutgeffl.s,sentwickelung  einhergehenden 
Process.  Die  Ctefa.sse  verlaufen  zum  Theil  ganz  oberflächlich  und  neigen  sehr  zu 
Blutungen.  Da.s  Vorhandensein  einer  Hvdrocele  ist  für  das  Entstehen  einer  Haemato- 
ci'Ie  nicht  ilurchrtus  nothwendig.  Ih'e  auf  entzündlicher  B;isis  beruhende  Haematocele 
kaim  auch  ohiH'  vorherige  Hydrocele  entstehen. 

l>ie  Behandlung  der  Haematocele  besti'bt  in  Punction  oder  Incision.  I>ie  spon- 
^—^  tane  Resorption  ist  selten.  Bei  rein  traumatischen  Haematocclen  genügt  meist  die 
^H  Panction,  bei  allen  anderen  bedarf  es  der  Incision,  werm  nöthig  mit  Entfernung  der 
^H  entzündlichen  .\uflagennigen,  oder  der  Excision  eines  Theiles  der  Scheiderdiaut. 

^"  2.  heim  Weibe.    Blntt.Tgüsse  hi  der  Umgebung  der  weiblichen  lienitalien  kOnnen 

den  verschiedensten  Irsachen  ihre  Enlstehung  verdanken:  zu  dem  wohlcharakterisirten 
Krankheitsbilde  der  Haematocele  retrouterina  scheint  es  jedoch  wesentlich  im  Gefolge 
einer  Extrauteringravidität  zu  kommen,  sei  es  <la8s  der  extrauterine  Fruchtsack  zer- 
reisst  oder  das  Ei  aus  der  Tube  durch  d.»s  Ostium  abdominale  hinausgetrieben  wird. 
Das  Bild  eines  zwar  plötziirli  ent.standenen,  ;d>er  doch  abgekapselten  Blutergusses, 
die  Haematocele  Nelaton's,  kann  vielleicht  etninal  durch  Pelviperltonitis  zu  Stande 
kommen,  :il)er  man  mii.ss  dies  jedenfalls  :ds  gro.sse  .Ausn.'dime  an.sehen. 

Die  Behandlung  der  Haematocele  niu.ss  mit  dieser  Aetiolugie  bek.annt  sein:  die 
frühere  Zeit  hatte  die  Erl'ahrmig  gemacht,  dass  die  Resorption  des  ergosseneu  Blutes 
ohne  Bedenken  zu  Stande  käme,  und  die  Aufgabe  der  Therapie  liestand  daher  nur 
in  der  Abhaltung  von  Schädlichkeiten,  in  der  Anwendung  von  Resorhentien  etc.  Der 
Heilungsvorgang  erstreckt  sich  auf  diese  Weise  meist  auf  f>  Wochen,  er  kann  aber 
Monate  lang  dauern  und  .schliesslich  bleibt  als  Residuum  eine  Narbe,  eine  Schwellung 
in  der  Umgebung  der  Tube,  Adhaesionsbildung  etc.  übrig.  Trotzdem  man  durch 
die  bes,sere  Erkenntniss  der  Haemafocelenaetiologie  an  dieser  guten  Prognose  nichts 
geändert  findet,  ist  man  im  Laufe  der  Zeit  activer  geworden.  Die  ersten  Versuche, 
durch  Punction  zu  heilen,  missglnckten,  auch  die  Inci.sion  führte  zuerst  nicht  recht 
zimi  Ziele,  doch  hat  die  Erfahrung  hier  solche  Verbesserungen  der  Technik  gelehrt, 
d.ass  man  luinmehr,  ohne  durch  den  Eingriff  die  Patientin  zu  gefährden,  dii'  eventuell 
durch  den  Tumor  bedingten  Druckerscheiniingen  sofort  beseitigen  und  die  Heilungs- 
dauer abkürzen  kaiui.  Zur  Ausführung  der  Operation  legt  man  unter  Walirung  pein- 
lichster Sauberkeit  im  Speculum  die  Scheide  bloss  und  durchtrennt  mit  dem  Messer 
oder  dem  Thermnkauter  langsam  die  Schleiiuh;uit  der  Scheide  an  der  Stelle,  an  der  der 
Tumor  derselben  am  nächsten  anliegt;  denuiächst  dringt  der  Finger  stmnpf  unter  ("on- 
troUe  durch  die  aussen  aufliegejule  Hand  gegen  den  Bluts:ick  vor  und  gelaugt  leicht 
in  ihn  hinein.  Durch  die  gemachte  <  teffnung  entleert  man  diejenigen  Gerinnsel,  welche 
leicht  herauskommen,  legt  ein  Tfi'irmiges  Dniiiirohr  ein  und  überlilsst  alles  Weitere 
sich  selbst.  Nur  wenn  Zersetzung.serscheinimgen  sich  geltend  machen,  br:mcht  ni:in 
zu  AtLsspüluugen  überzugehen.  Nach  li — •"]  Wochen  entfernt  m;ui  d-ts  Drainrohr  und 
controlirt,   ob  die  Wände  der  Höhle  aneinander  liegen  und   keine  Rctontion  eintritt. 


I  Haoinatocplp 


-      fil'2     — 


Hl 


))it'sef   KingrifT   ist   einfach    tiiid    ftcfaiirlns.     Weit    fibfr    <J;i>    Zi'  ' 
(lyn.'ifkoloi^f'n  liittaus,  wcidio  wegen  Haeiiiatocele  mit  der  Begrin 
niiderc  Seite  krank  sein  müsse,  die  viigiiiaie  Radicaloperation  \c 
Laparotomie  scheint  bei  ausgebildeter  Haeuiatocele  nielit   mehr  .> 

Hieniarii    würiie    bei   Haeniatocele    im  Allgemeinen    die     ab\' 
zur  Heilung  führen,  dies  Ziel  ist  sclnieller  und    ebenso   gefahrlo- 
zu  erreiflieu,  es  würde  daher  vom  Belieben  des  Arztes   oder   wohl    !■ 
Vorhamlensein  von  Compressionserscheiniingen    etc.    abhängen,    r>'-    • 
durchaus  geboten  dagegen   ist   die   nperatioii,  wenn    sich   T- 
einstellen,     flieselben  haben  an  sich  in  (leni  RIntorguss   keine   Krki:miM:.  •<• 
also  eine  Conipliration  an,  sei  es   dass  mit  dem  Inhalt    der  Tube  ausswi  dai 
dem  Blut  auch  pathngeiie  Keime  in  dii'  Bauchlirdile  eintraten,    ^• 
Darm   durch  die  Adhaesiüiien   hiniinrcli  Kntzünduiigs-   wnd    Zersi 
Haematocele  gelangten.     In  beiden  Fällen  droht  von  der  Haemat- 
Infe<'tinn  des  IvJrpers  oder  ein  l)uiidil)riiili  in  Nachbarorgaue.     Alsil 
dringend  geboten;  im  Ati.schluss  daran  empfehlen  s-ich  Spülungen  mii  •-' 
irifieirenden  Flüssigkeiten,  wobei  man  alle  giftigen  Substanzen  um  so  ne 
muss,  als  die  Nähe  des  Danns  eventuell  deren  du-ecte  Aufnahme  ern    . 

Swundäre  Zerreissimg  einer  ausgebildeten  Haematocele  kommt  .-..  ^ 
nahnisweisc  vor,  es  gehört  dazu  ein  erhebliches  Trauma  oder  sehr  rohe  Ciitejsaf 
Sollte  es  zu  Ruptur  in  die  Bauchhöhle  mit  erneuter  Blutung  koinmnn.  «•*! 
Laparotomie  sofort  angezeigt.  ^^ 

HaenintukolpoK.    Kine  Ausfüllung  der  Scheide  mit  meustruollem   Blute  kninmt  w* 
vor,  wenn  der  Abflnss  iiacli  ausscMi  liehindert  ist,  wenn  also   cin> 
vorliegt.     Diese  Atresicn  des  Genitalcanals    können    sowohl     ang' 
worbei)  dureli  Verwach.sutig  der  V:i;;inal\väinle  nach  Verletzungen  irgend  »'i 
nach  geschwürigen  l'rocessen  (Svphilis),    nach  tiangraen    im   Gefolge  \oii  ! 
krankheiten,    nach    operativen  KingrilTen  und   durch  Tumoren  (Fibroide,  <  • 
welche  den  (ienitalcanal  an  irgend  einer  Stelle  fest  verlegen. 

Die   h!lufi;rste  der  .\tresien,    welche  Haeniatokolpos    veranlassen,    Ist   li 
hymenalis,  die  stets  angeboren  ist    und  bis  zur  Zeit    der  Pubertät    si 
lauft.     I>ie  Beschwerden  heginii(»n  erst  dann,  wenn  sich   mit  jeder  M' 
luid  mehr  Blut  in  der  Vagina  ansammelt,    bis  dieselbe  .schliesslich   :i' 
dehnt  ist.    In  solchen  F.'illcn  erscheint  in  <lcr  Vulva  ein  bläulich   <Iiir' 
Tumor,  der  sich  ins  Hecken  hinein  mehr  oder  weniger  weit   i 
rund  urnl  schmerzhaft  ist.    Als  Kuppe,  diesem  Tumor  oben   .-i^ 
Uterus  durch  die  Briuchdecken  hindurch  zu  fühlen.    Die  Diagnose  bietet  .ilwi  u' 
Fallen  keine  Schwierigkeiten,  eben.so  wenig  die  Behandlung.      Der  Hymen  nriX 
einen  kleinen  Kn-nzsclinilt  gespnlten  imd  nach  allmählichem  Abflnss  desBhn>»| 
aus  ihm  ein    rundes  Stück  excidirt    und  mit  einer  Catgutnaht  umsÄitT"' 

Schwieriger  schon  liegen  die  Verhältnisse,  wenn  die  Atresie    die  ' 
denn  je  hfiher  die  Atresie  sitzt,    desto    eher    kommt  es  zu  einer  Ha> 
Haematnsalpinx  und  desto  tmgünstiger  wird  die  Prognose.     Die  Atn- 
sind  in  der  Mehrzahl  ebenfalls  angeboren.     Die  Scheide    kann,    -■ 
Beschafl'enheit  der  übrigen  Genitalien    ganz    fehlen,    sie  kann   int 
kaim  doppelt  angeleRt  sein  mit  völligem  Verschluss  der  einen  H;i 
lateralis),    oder    eniliich     kann    eine    transversale    Verschliessung 
liegen.     Die    letztere,    wetni    angeboren,    sitzt    meistens    dicht    hint<'r 
Wenn  erworben,  im  (dieren  Drittel  der  Scheide.    Kommt  es  bei  diesen 
zur  Aiisamndung  des  Blutes  in  dem  verschlossenen  Vaginalrohr,  so  ist 
natürlich  je  nach  der  Art  der  Atresie  eine  verschiedene.    Bei  transvers;ii. . 
genügt  die  Incision  der  Verschhissraemhran  und  die  Verliütimg  der  Wiedrr<» 
durch  Tamponade,  Drainage  oder  Naht.    Bei  Haematokolpos  laterali-      " 
Conununication  zwischen  den  beiden  Vaginen  diu'ch  Incision  oder  l'.x 
wand    herbeizuführen.     Bei   Fcdilen  der  Vagina    oder  eines  Theiles    il 
künstliche  Herstellung  einer  Vagina  :ur/.ustreben. 


Haeiuatometra    wird    ebenso 
Genit-dcanals  bedingt  und 


wie  Haematokolpos   durch    eine  Atresie   im  T»f^ 
entsteht  allmrdilich  durch  ztmehmcnde  Palliar;  *»' 


iiifin»romerrii 


liM>tnHtothoriix 


mit  tneiistriK'llcm  Blnt.  Sitzt  dir  Atrcsiu  in  der  Vagiiiri,  so  bildet  kIcIi  die  llai-inato- 
metra  erst  spcniidilr  von  doin  .Momt'nt  an,  wo  die  Vagina  ad  maxiinuni  mit  Blut  ge- 
füllt ist.  [)io  BfhaiKlIiinjr  dieser  ViiUv  ist  also  identisch  mit  der  bei  Haematokolpos*. 
Sitzt  dagejjcn  die  Atrasie  im  Uterus  selbst,  so  bildet  sich  die  Haeinntometra  allein 
aus.  Die  anjieboreneti  Atresien  des  Uterus  sind  äusserst  .selten  und  betreffen  dann 
den  äusseren  Muttermund  allein  oder  den  ganzen  Ccrvicalcanal,  oder  aber  es  besteht 
eine  Verdoppelung  des  Uterus  mit  Verschluss  eines  Honis.  Praktisch  wiclitiger  sind 
die  erworbenen  utero-vaginaleu  Atresien,  wie  sie  nach  schweren  Entbindungen  mit 
Zerreissungen  und  nachfolgenden  Veniarbnngen  entstehen,  denn  diese  liefern  jeden- 
falls die  häutigste  Ursache  für  eine  Haematometra.  Seltener  schon  sind  Ver- 
schliessuugen  im  Gervix  nach  operativen  Eingriffen  oder  nach  .starken  Aetzungen, 
oder  nach  schweren  Onrvixkatarrhen  oder  endlich  <liircli  Myome  und  t ':ircinoine.  Die 
Prognose  einer  Haeuiatnmetra  i.st  wegen  der  sehr  häutigen  l'omplicatioii  mit  HiU'nia- 
tosalpinx  und  der  ('lerahr  des  Pl.itzcns  der  Tube  nach  Entleeruug  des  ütenis  eine 
ernste.  Bei  der  Operation  einer  Haematometra  hat  man  daher  stets  auf  die  MOg- 
lichkcit  des  Bestehens  einer  Haematosalpinx  Bedacht  zii  nehmen,  auch  wenn  die- 
selbe nicht  di.-ignosticirt  werden  konnte.  Man  hat  also  nach  Be.seitigung  der 
Strictiir  jeden  Druck  auf  den  Uterus  zu  vermeiden  und  die  Entleerung  des  Uterus 
unter  absolut  mhiger  Lage  der  Kranken  sich  langsam  vol[zieh<'n  zu  la-sseu. 

Bei  dieser  Art  der  Behandlung  hofft  man  auf  eine  Spontanheilimg  der  Haematn- 
sal]>uix  und  auf  die  Möglichkeit  einer  späteren  Conception.  Und  dieser  Standpunkt 
erscheint  auch,  nach  den  Erfahmngen  mit  Eitertuben,  durchaus  gerechtfertigt.  Denn 
CS  ist  sehr  wohl  anzmiehmen,  da.ss  selbst  bei  einer  grossen  Haematosalpinx  spontan 
eine  restitutio  ad  integrum  eintreten  kann.  Es  lässt  sich  deshalb  dem  Vorschlag 
ni<-ht  zustimmen,  ausser  der  rijirratinn  der  Haematometra  von  vornherein  die  Exstir- 
natioii  der  Tuben  per  lauarotoniiam   vorztinehmen.  „_„ 

Haematosalpinx  ist,  abgesehen  von  der  Tulicn.scbwangerschaft,  keine  allein  bestehende 
Krankheit,  sondern  eine  Complication  der  Haematometra,  also  die  Folge  einer 
Gynatresie.  Die  Ansicht,  dass  die  Biutans.'mmilung  in  der  Tube  durch  Kückflus.s  des 
Blutes  aus  dem  Uterus  entstehe,  hat  man  fallen  gela.ssen,  weil  sich  die  Bhitansamm- 
lung  meist  im  abdominalen  Theil  der  Tube  findet,  wälirend  der  uterine  Theil  leer 
bleibt,  imd  es  andererseits  eine  tnbare  Hlutung  zur  Zeit  der  Menses  giebt. 

8TEFFECK. 

I  Haeniutothorax  entsteht  theils  durch  Blutungen  aus  verletzten  Geßtsseo  als  traumatischer 
I  Haeniatothorax,  theils  durch  Blutaustritt  aus  unverletzten  kleinen  Gefässen  als  dys- 
^^  krasiseher  Haematfithorax. 

^H  Traumatischer  Haeniatothorax.  Starke  Blutung  erfolgt  meistens  aus  Lungen- 
^"  arterien  nach  Wunden  der  l-unge,  seltener  aus  geplatztem  Aortenaneurysma,  die 
'  übrigens  in  wenigen  Minuten  tüdtet.  Von  den  verletzten  Intercostalarterien  aus  ent- 
stehen sehr  selten  beträchtliche  Blutergüsse  im  Pleurasack.  Blutungen  aus  diesen 
Arterien  pflegen  bald  zu  stehen;  eventuell  kann  ein  Compre.ssionsverband  dazu  mit- 
helfen. Im  Nothfalle  sind  die  Arterien  zu  unterbinden.  Die  Lungenarterien  sind  für 
den  Chirurg  nicht  zugänglich.  Man  muss  warten,  bis  die  Blutiuig  steht,  und  mög- 
lichst günstige  Bedingungen  für  das  Stehen  der  Blutung  schaffen.  Dieselben  bestehen  in 
Herstellmig  vollkommener  körperlicher  und  möglichst  auch  geistiger  Ruhe.  Man 
wird  diese  unter  Umständen  durch  Morphium  anzu.streben  haben.  Mehrere  Tage  ist 
ununterbrochen  Rückenlage  innezuhalten,  da.s  Sprechen  zu  verbieten,  für  •  leichte 
Defaecation  ohne  Pressen  durch  Ei ngi essungen  oder  durch  Kiiabariier  zu  sorgen.  Ist 
nach  einigen  Tagen  die  Hauptgefahr  beseitigt,  so  ist  dennoch  Bettruhe  innezuhalten, 
bis  sich  der  Haeniatothorax  zurückgebildet  liat,  da  die  Blutergüsse  im  Pleuraraum 
bei  dieser  abwartenden  Behandlung  vortrefflich  resorbirt  werden.  Der  Bhiferguss 
kann  durch  seine  Grösse  erhebliche  Dnickerscheinungen  im  Thorax,  starke  Dyspnoe 
und  erschwerte  Herzthätigkeit  auslösen.  Doch  ptmctire  man  nur  im  äussersten  Noth- 
falle, wenn  diese  Erscheinungen  unmittelbar  lebensgefährlich  werden.  Denn  gewöhn- 
lich wird  bei  der  dnn-h  .Abzapfung  ausgelösten  Druckverminderung  die  Blutung  neu 
angefacht.  .Morphium  bes<'itigt  wenigstens  die  subjectiven  Beschwerden  und  damit 
pflogt  schon  viel  jjeleistet  zu  .sein.  Ferner  kann  die  von  der  Blutimg  alihängige 
Anaemie  bedrohlich  werden.  Sie  ist  es,  welche  in  den  meisten  Fällen  raschen  Todes 
die  Ursache    des    schlimmen   Ausganges    wird    und    erheischt  dieselben  Massnahmen, 

U.  Li«br«lek,  EucykIoi>Milio.      II.  OaiiU.  33 


rHnpiiintntliurnx 


514     - 


wie  :iii(l('re  FoniiPii  actitfr  Aiiapini«!*.  Im  weiU-ren  N'erlauf  tritt  guleerntljck 
Pleuritis  zu  dem  Klutorguss  hinzu,  wenn  von  der  Bnistwunde  aus  oder  von  di 
liar  S[)alt])ilzo  eindrangen.  Die  in  Betracht  kommenden  Indicationcai  dech 
mit  (ienjenigen  des  gewöhnlichen  Empyems. 

Bei  dem  dyskrasischcn  Haematothorax  handelt  es  sich  srltro 
Blutergu.ss;  hier  ist  der  Haematothorax  ein  noli  mo  tangere.  Dph  Ptuirtioiini 
heftige  Nachschübe  der  Blutung  zu  folgen.  Kbenso  wird  allgemein  nbg«ntiH 
blutige  Krgüsse,  wie  sie  bei  Tuberculose,  häufiger  bei  Sarkom  und  C:uriiwmdB 
vorkommen,  durch  Function  zu  entleeren.  Das  neu  sich  ansuminelndi?  EuoA 
blutreichrT  als  das  entleerUt  zu  sein  und  seine  Absi>nderunp  führt  va 
Scliwiicliuiig  der  Kranken.  Man  wird  in  diesen  Füllen  durch  Miittr^rkorn- imIwH) 
praeparato,  vielleicht  auch  durch  vorsichtige  Arseugaben,  weniger  iluni 
praeparate  die  Einschrünkung  der  Bhitiingen  anstreben. 

Haematoxylon  I,.  PUtniengtttun  x  »us  derKitmllle  der  Ciesilpl  d  1  s  oeae  *.  Vntvrfwii.  4w  Situi 
mit  dar  einer  der  Campochebay  und  Hondtirax  in  Ct^ntralnmi^nka  »iKenen.  1715  narh  W^<1i»41iv 
H.  C  am  II  0  eil  j  a  n  II  m  L..  oinom  bi*.  IH  m  MObe  prrcirbiMidon  llauiu  mit  kiir2**ni  St^uumr  ao4  «aa. 
/ach  geboiccnnn  AofiUn  und  (*iufacb  paarlK-Kefic>l*-'rten  BUttcrn.  FiederblBttc)i«D  Tcrkclul'^iftrvif  Ifc 
«cbwach  ledoriK-  Hie  fa^  aktinomurpbco  kloinen,  gelben  BlDihen  siad  au  fteha«lskan<UKe»,  la|iB^ 
Tpreint.  ibre  Kolcho  sind  puri.>urrolh.  H 

Das  von  Kinde  und  Splint  befreite  Stammholz  von  Haematoxrlon  Camprfki 
Lignum  Campechianum  scu  Haeraatoxyli,    Cnmpeoh  ehol  z.    Blauh«'»    B'i 
bildet  schwere,  grobfaserige  Blöcke  von  »usseii  blauschwarrer,  innen  dank'  ' 
adstriogirend  süsslichem  (lesehmack  und  veilcheiiHhnlirbcm  Geruch.     E^  en 
tigen  Oels,  llaematoiyliii,  Gerbstoff,    ."^einc  Abkochung  ist  wein-   bis  dunkel.'- 
acetat,    Kalkwa.sser,    Alkalicarboiiaten    blaueu,    mit    Alauu    violetten,    mit 
Niederschlag,  wird  durch  Eisensalze  oder  Cbromsäure  violettblau. 

C'ampechebolz  wirkt  schwach  adstriogirend,  stört  auch  bei  längerem  tiebtaiuft 
dauung  nicht;  es  leistet  bei  chronischer  Diarrhoe  und  Dysenterie  gut«  Dienste,  ani 
gegen  Nachtschweisse,  Blut-  und  Schleimlliisse  verabreicht  worden.  Dosis  0,5—1.5 
mals  täglich  in  Abkochung  oder  als  Extract. 

Extrnetum     Li^ni     Campeehiani,     Extrartum     Hae  m  « t  oxy  1  i .      Cftnipa«baktl»< 
durch  Abkochen  mit  Watistir  gewonnen,  trocken,  brtanroth,  in  Wass>r  Unb*  ItalMk.  II 
I)  e  c  u  c  t  u  in  I.  i  g  n  i  C  a  m  p  i>  c  b  i  a  n  i  sea  Uacmatoxyli; 

Li^um  Caiupecliianum  B,  Aqua  detftillaU  KM)  word(*n  10  Minattfn  geko^bt,    4*mf  Cbgtv 
gross.  pnlTcralaü  1  hiniugcgebon ;  CoUtiir  HIO  Tb.     Ph.  Br.  lÜlll 

Maeraatoiylin.  C,„H,tO,  -f-  311(0.  bildi<t  farblose,  tetragonal»  Saninn  lon    sao«a  OvmluBMk,! 
tii«  12C  tiuler  WaF^iterrorlust:    unter  rm^lSudon  krystallidirt    e«  mit  nur   1    MolecQl    H.Ci   in   rh.,mUMla 
E«  Ut  wenig  lOslich  in    kaltem  Wanaer,    leichter  in    hei.i-iein    und  in   Boraxlllsun«^  .a 

Aetber.     An  der  8onne  Tllrbt  es  eich  rOtblieb;  rechOidrebend.     Fehling'ache  !,'>  •tm 

«ehon  in  der  Kllte.     In  Ammoniak   lOst    es   sieb  mit  Porpiirfarbe;    diese  LOsnn^  '■ 

uut<>r  Bildung  Ton  HaemateTn,  das  auch  bei  vorsirhtii;er  fixydatton  dnrch  Salppt'- 
kohlensauren  Alkalien  tOst  es  sich  an  der  Luft,    gleirbfulli»  mit  Purpurfarbe.  wir<l 
Acidimetne  rerwendet.   Durch  Eineiioxydlnsung  entsteht  ein  sehwartrioletter  Nied©rsr(iu<.  ciit  AÄa,.nn* 
tief  fchwanblaue  Fkrbung.    Das  Blanholxextr^ct  dient  hanptsBehlieh  in  der  Färberei  und  aar 


HadiniltOXOen«     Eine  (>ruppe    Ton  Eniotoen,  welche    im  Blntgefftsssystem    der    Tbier^    echmaivtoA. 

beim  Menschen  in  Betracht  die  Amueben*  der  Malaria,  Bilhania"  haematobia  und  FiUri^*  aau^eniala 

STtM 

Haoniatnrio    ist    das  Auftreten  von  Blut  im  Harne,    gleichviel     m    wpirhcr  Um 
Blutbeiniiscliinig    erfidgt,    von    dem  Vorhandensein    nur    weniger    im  S-diti« 
finilliarer  Blutkörperchen  bei  ganz    und    gar  normaler  Farbe  des  H.ims  ia 
tnakroskopisch    ausgesprochen    blutigen    .Viissehen    de.s    Harns.      Im    t'ibriCTO 
selbst  deutlich  rTkeiinbare  Beiniischimg  von  Blut  zum  Harne  niic  'n 

bliitrojher  Filrbung;  solcher  Harn  zeigt  vielmehr  die  verschici: 
grünlich-braunem  Aussehen  bis  zti  diinkelbrnuner  und  selbst  s<'li 
häiiligsteii  ist  er    bii'rl)raun  von  gelüstem  und  desoxydirtem   Ilaer;   _ 

Da  ein  lebertritt  von  Blut  in  den  Harn  von  jedem  Punkte  der  haroi 
und  harnalifiihreiitlen  Organe  aus  stattfinden  kann,  so  ist  es  zur  FutJM 
einer  Haematurie  nicht  allein  aasreichend,  den  that«8chlii*heu  Blot»«W 
H.iriiK  nachzuwei.scn,  sondern  womöglich  auch  denjenigen  Abschnitt  der  DJ« 
in  welchem  der  Blutzutritt  erfolgt,  zu  omiitteln.  Die  erste  dieser  bcidw  A 
ist  mit  grosser  Sicherheit  zu  erfüllen  möglich;  insbOHonden«  i.sl  dort,  «♦ 
skopisch  der  Nachweis  von  rotlien  B!utkr>rj)ercben  geführt  ist,  das  th»i 
Vorhandensein  von  Blut  im  Harn  erwiesen,  .allerdings  haben  diese  hier  iw^ 
ihr  normales  und  auf  den  ersten  Blick  i'liarakteristisches  Ausseb««; 
ist  ihre  Farbe  oft  nur  röthlich,  oft  gelbgrüulich  und  sehr  hSiifig  sogar, 


iRcinaturi«' 


Hflf'inatiirfi 


N 
^ 

^ 

^ 


saninitu  gofärbU-  Inlwlt  .'iii  di'ii  H;iiti  al »gegeben  ist,  iibi'rlinupl  nicht  mehr  vor- 
handen und  es  finden  sich  mir  die  sogenannten  ,.Bhitsi*li:itt('n'' (Traube):  aiicii  fehlt  im 
Harn  die  fieJdrolleiibildnng  fast  stets.  Zudem  sind  in  einem  stärker  concentrirton 
Harn,  in  dem  sie  h"ingere  Zeit  verweilten,  die  Blutkriri>erchen  durch  Wasserentziehuug 
jces<'lirumi>rt  und  haben  ein  gekerbtes  und  sternfAnnigeM  Aussehen,  auch  erscheinen  sie 
im  Harn  oft  in  Kugelformen  und  lassen  ihre  centrale  Delle  verniissen.  Die  anderen 
Nachweise  des  Bluters  im  Hani,  die  chemischen  wie  die  physikalischen,  sind  diejeni- 
gen des  Blutes  riherhai)|)t;  nur  die  bekannte  Hellor'sche  Blutprobe  benutzt  die  Hrd- 
phosphate  des  Flarns,  welche  sich  beim  Kochen  nach  Zusatz  von  Alkali  abscheiden, 
um  das  hierbei  aus  dem  H.iemoglobiu  sich  abspaltende  Hacmatin  aufzunehmen  und 
als  rotlies  Sediment  in  die  Erscheinung  treten  zu  lassen.  Sonst  ist  auch  im  Hani 
der  Blutnachweis,  ob  nun  durch  clieniische  Methoden  odor  dtirch  das  Spektroskop, 
identisch  mit  dem  Nachweis  von  Blut*  an  sich. 

Die  Ermittelung  der  Stelle,  von  der  aus  die  Blutung  erfolgt,  lässt  sich  nicht 
immer  in  derselben  Praecision  ermöglichen.  Zwar  gestatten  die  Haninihrenendoskope 
und  mehr  noch  das  Cystosk<)]i  und  auch  die  Instrumente  für  den  Kafhi'terisnms  der 
Ureteren  selir  exacte  Feststellungen;  aber  sehr  häufig  verbietet  gerade  die  Thatsache 
ilor  best(>henden  Blutung  ein  Einführen  solcher  Listrumente  überhaupt.  Doch  sind 
sie  zu  unentbehrlichen  Hülfsmitteln  geworden,  und  es  gelingt  mit  ihrer  Anwendung 
fast  immer,  den  Sitz  einer  Bluhmg,  wenn  sich  diese,  in  Harnröhre  und  Harnblase 
befindet,  festzustellen  und  auch,  weim  nur  von  einer  Seite  der  oberen  Harnwege  aus 
eine  Blutung  erfolgt,  den  blutigen  Harn  dieser  Seite  iu  die  Blase  eintreten  zu  sehen. 
Aus  dem  Harn  selber  dagegen  lä.sst  sich  nicht  allzu  viel  für  den  Ort  der  Bhituug  ent- 
nehmen; die  Formen  der  Blutgerinnsel,  welche  bei  stärkerem  Bliitgehalt  im  Harn 
sich  zeigen,  geben  nur  ungefähre  Anhaltspunkte.  Am  sichcrstiMi  noch  lassen  sehr 
grosse  und  vohmiinüse  Blutklumpen  den  Schluss  zu,  dass  die  Hluttmg  in  der  Blase 
entstanden  ist,  doch  befJ'irdern  manclimal  sehr  copirise  Blutimgen  traumatischen  Ur- 
sprungs auch  von  oben  her  Blut  so  schnell  und  reichlich  in  die  Bl.ise,  dass  erst  hier 
die  Gerinnung  vor  sich  geht.  Bei  Blutungen  aus  dem  Nierenbecken  sind  manchmal 
die  einzelnen  Nierenkelche  in  den  Formen  des  Blutgerinnsels  wieder  erkennbar;  tuid 
finden  Blutiuigen  im  Ureter  selbst  statt,  so  können  die  entstehenden  Coagula  dreh- 
runde, Linggestreckte,  wunnartige  Formen  annehmen.  Die  voluminösen  Blasenblut- 
geriunsel  haben  übrigens  manchmal  solchen  Umfang  und  solche  Consistenz,  dass 
ihre  Entleerung  auf  dem  natürlichen  Wege  Schwierigkeiten  hat  und  ihre  Zer- 
stückelung durch  den  Lithofriptor  nothwendig  wird.  Ist  die  blutende  Stelle  der 
Blasenhals,  so  wird  erst  am  Schlüsse  der  Harnentleenmg,  wo  die  fast  ganz  entleerte 
Blase  sich  vOUig  contraliirt  hat  und  auf  den  Bhusenhals  so  ein  stärkerer  I>ruck 
ausgeübt  wird,  das  Blut  exprimirt;  bei  dieser  Herkunft  ist  daher  die  Harnent- 
leerung erst  in  ihrem  letzten  Endo  bliithaltig,  ein  Verhalten,  das  sich  durch 
ein  Auffangen  des  Flarns  in  meiireren  Gläsern  nach  einander  leicht  constatiren 
läsat.  Ist  umgekehrt  die  vordere  Harnröhre  Sitz  der  Blutung,  so  treiben  die  ersten 
Harnstrahlen  das  Blut  aus  der  Harnröhre  aus,  nnd  demzufolge  ist  die  erste  Harn- 
portioa  blutig,  die  letzte  nicht;  auch  findet  bei  einer  vor  dem  Schliessmuskel  sitzen- 
den Laesion  das  Blut  continuirlichen  freien  Abfluss  nach  aussen,  bei  einem  dahinter 
gelegenen  Sitze  dagegen  nur  zugleich  mit  dem  Harn. 

Die  Menge  des  beigemischten  Blutes  ist  eine  differente:  entweder  ist  die 
Blutung  eine  parenchymatöse,  oder  sie  entsteht  durch  Rhexis  grösserer  Gefässe. 
Natürlich  ist  diese  letztere  für  gewöhnlich  die  reichlichere.  Bei  einer  solchen  Blii- 
ttmg  in  Folge  von  Rhexis  grösserer  Gefässe  sieht  der  Harn  roth  oder  dunkelroth 
aus,  wie  Harn,  dem  man  direct  Blut  hinzugesetzt  hat.  Auch  vermag  bei  frischen 
Blutungen  derart,  die  gewöhnlich  aus  naheliegenden  Gründen  schon  wegen  des 
schnellen  und  reichlichen  Auftretens  von  Flüssigkeit  in  der  Blase  sehr  bald  zur 
Entleenmg  zu  kommen  pflegen,  der  Blutfarb.stoff  kaum  in  den  Harn  überzugehen:  lässt 
man  sedimentiren,  so  bilden  sich  nicht  selten  zwei  streng  distinctc  Hälften,  eine 
untere  blutrothe  aus  Blut  bestehende,  und  eine  obere  gelbe,  den  Harn  darstellende 
Schicht.  Demzufolge  sind  auch  hier  die  Blutkörperchen  mehr  ihrer  normalen  Fär- 
bung un<l  Gestalt  angenähert,  sie  bewahren  ihre  Schoibenform  und  zeigen  ihre  cen- 
trale Delle,  haben  ein  röthlich- gelbes  Au.ssehen  und  nur  in  concentrirtem  H;irn 
die  bereits  beschriebene  Stechajtfelform.  Und  diese  nur  miwesentlichc  oder  gar  nicht 
vorhandene  Veränderung    der  rothen  Blutkörperchen    ist    überall    da  erkennbar  luid 


[Haoinaturie 


—     516 


Uaewinili 


charakteristisch,    wo  das   Blut  mit  dem  Harn  nur  kurze  Zeit  in  Contact  war,  nat«t4ii 
also  l)oi  sehr  reichlichen  und  schnell  entleerten  Blutungen,  oder  aber  bui  p<>riplicri« 


der    BhLse,    in    den    unteren    Hnrinve{:en,    entstandenen 


Blutungen. 


Umgckdin  ö- 


gegen  ist  bei  der  zweiten  Form  der  Blutiinfi;,  bei  der  parenchyaiatösen,  das  pwt» 
same  Verweilen  von  Blut  und  H;irn  im  Körper  ein  länger  andauerndes;  umi  *» 
entsprechend  sind  hier  ausgesprochene  Veränderungen  des  Blutes  da:  die  Fart»  in 
Ihirns  ist  mehr  rothlmiun  oder  auch  braunschwarz  bis  schwarz,  da  d<^r  deüOs^dirtF 
Farbstofl"  zum  wesentlichsten  Theile  in  Lösung  gegangen  ist,  die  BlutkOrpercli«)  n- 
scheinon  daher  ausgelaugt  und  zu  mehr  oder  minder  und  oft  auch  ganx  f;triil)w« 
kugeligen  Gebilden  umgewandelt.  Diese  reducironde  und  auflösende  Wirkung  in 
Harns  auf  die  Blutkörperchen  geht  bei  Körpertemperatur  besonders  ausgosproeb« 
vor  sich:  sie  entsteht  daher  überall,  wo  wenig  Blut  gegenüber  vielem  Harn  llofui 
Zeit  im  Körper  verharrt,  wie  es  also  bei  der  parenchymatösen  Blutung  der  Fall  n 
sein  pflegt.  Den  Mengevcrhältiiissen  von  Blut  und  Harn  entsprechend  ist  hier  ie 
Reaction  gewöhnlich  eine  saure,  falls  sie  nicht,  woran  bei  allen  dies>ea  ZnsUbAs 
zu  denken  ist,  a  priori  eine  alk:ilisclie  gewesen  ist,  oder  in  Folge  localer  Erkrudcnip- 
und  Zei-setzungsvorgfinge  in  den  Ilarnwegen  alkalisch  geworden   ist. 

Die  einzelnen  Erkrankungen,  welche  mit  Haomaturie  cinherr'-if«- 
können  an  jeder  Stelle  der  Harnwege  ihren  Sitz  haben.  Blutungen  aus  d'-r  \i».'» 
oder  aus  dem  Nierenbecken  kommen  bei  acuten  fieberhaften  Processen  vor,  bemodn 
bei  Kxanthemen;  sie  bedeuten  ein  starkes  Maass  von  Hyperaemie  der  Nierco  wd 
sind  oft  schon  der  Anfang  einer  acuten  p;u'enchymatösen  Nephritis.  Bei  dieser  fidbc, 
bei  der  parenchymatö.sr'n  Nejjhritis*.  sind  die  parenchymatösen  BlutuujC^en  wi«  b»- 
kannt  sehr  li:'iufig:  sodann  kommen  Blutungen  besonders  charakteri.stisch  bei  Nien*- 
steinen  vor:  sie  sind  bei  diesen  Harnsteinen*  nur  vorübergehend  und  treten  gtmlin- 
lieh  nach  körperlichen  Anstrengungen  in  charakteristischer  Weise  auf,  aiirh  i»»  rf» 
Haematurie  hier  oft  mit  den  Kolikanfülieu  vergesellschaftet.  Ebenso  bilden 
Blutungen  bei  Tumoren  der  Nieren  ein  sehr  charakteristisches  Symptom: 
diesen  jedoch  im  Gegensatze  zu  der  durch  Steinbildung  her\'orgerufeni*ii  H.i  •..•  - 
unabhflngig  von  Ruhe  und  Bewegung.  Hier  kann  die  Haematurie  die  vers.;M)i-'!' n:  a 
Ch.'iraktere  zeigen,  entweder  nur  in  parenchymatöser  Blutung  bestehen  oder  dnrd 
Rhexis  grösserer  Gefiis.se  erhebliche  Blutniengen  liefern.  Und  schliejjtslich  !<i 
es  die  dritte  der  drei  wichtigsten  Möglichkeiten  von  Nierenblutungen  aus  ctim;: 
whcn  Ursachen:  neben  den  Steinen  und  den  Tumoren  also  die  Tuberculose,  die  gcwi'bt 
lieh  nur  eine  geringe  Blutbeimischung  liefert  und  sich  ebenfalls  nicht  durrb  kvqrT- 
liehe  Ruhe  beeinflussen  IHsat.  Natürlich  sind  auch  bei  Traumen  der  Niere,  wts 
diese  erheblich  sind,  die  Haematurien  entsprechend  reichliche:  doch  kommen  aod 
minimale  Traumen  der  Niere  infolge  von  Zemmgen  und  unzweckmässigf«  K<'ir|»r 
bowegungeu  vor,  welche  kurz  dauernde  Haematurien  hervomifen,  ohne  F.rNcheiniiüjC« 
XU  hinterlassen  (Mendelsohn).  .Xudererseits  sind  einige  wenige  ahrr  durdiJa* 
sicher  gestellte  Fälle  von  renaler  H:iemophilie  (Senator)  bekannt  gcivord<-a.  it 
Welchen  eine  Niere  ohne  erkennbare  Ursache  in  solchem  Maasse  blutet«,  das*  ö^ 
Indicatio  vitalis  ihre  Exstirpation  nöthig  machte.  .\uch  in  der  Blase  sind  es  in  mir 
Linie  die  Tumoren,  welche  Haematurie  bedingen;  ihre  Feststelhmg  ist  ilutvh  4» 
Cystoskop  leicht  und  unerlässlich.  L^iese  Blutungen  kommen  ohne  jede  erkenafast 
Veranlassung,  halten  eine  kun-e  Weile  an,  um  dann  oft  auf  lange  Zeit  tu  m- 
schwinden,  ehe  sie  wiederkehren,  und  sind  oft  sehr  heftig  und  reichlich.  Die  xwcik 
wesentlichste  Ursache  für  Blasenblutmigen  sind  die  Blasensteine,  bei  dew»n  in  ■»• 
gesprochenem  .Maa.sse  körperliche  Bewegung,  insbesondere  Fahren  und  Rcit«r  'l' 
.\uslösung  der  Haematurie  veranlasst,  während  sie  durch  körperliche  Kube  bi-r  ■ !  - 
geschränkt  und  zum  Stillstand  gebracht  werden  kann.  Die  Blutung  int  hier  lit» 
rein  mechanische,  durch  den  Reiz  bedingt,  welchen  der  Stein  bei  den  Ersch&ttwmipi 
im  Innern  der  Blase  ausübt;  demzufolge  ist  hier  die  Blutimg  ebenso  wie  dor  Schon 
gewöhnlich  ;im  Si'hlusse  der  Harnentleenmg,  wo  die  Blase  sich  um  dco  Strä  o- 
sannnenzieht   und    ihn    in    den    empfindlichen   Blasenhals    hineinpresst,    eine   »V^ 

sprochene.     Auch  die    durch  Bl.-fcsen.steine  hervorgerufenen  Haematurien    '•" ^ 

ans4-heinendem  Wohlbefinden  längere  Zeit   hindurch   cessiren.     Des  Welti 

ej(  auch  bei  der  Tuberculose.   bei  [»iphtherie  und  Croup    der  Blase    zu   I: 

insbesondere  aber  bei  der  endemischen  H:jematurie  tropischer  LSjider,  w 

üio  Bilharzia  haem.itobia,  durch  dat>  Distomum*  bneniatobiuin    hcnori^ruU'u   «uU. 


fnemfttnrf«« 


-     SIT 


inpnioplobinaptiilpj 


hier  finden  sich  die  cliarakteristisclien  Hier  des  Parasiten  in  den  Floekeii  <les  Harii- 
sediments,  in  Blut-  und  Eiterkürperchen  eingeschlossen,  unter  dem  Mikroskop.  Die 
Blutungen  aus  iler  H  :iriir;3bre  sind  im  weseiitUrhcii  dnreh  Gonorrhoe*  bedingt; 
doch  kommen  starke  Harnröhrenhlutimgen  auch  durch  fausses  routes  beim  Cathete- 
Irisiniis  vor,  sowie  durch  Polypen  und  sonstige  Neubildungen  der  Harnröhre;  auch 
|forcirter  häufiger  Coitus  hat  schon  zu  solcher  Kat^matiu-ie  geführt. 

Die  Therapie  jeder  Haematiirie  hat  sich  natürlich  nicht  auf  die  vorübergehende 
^Beseitigung  der  Blutung   zu  erstrecken,  sondern  das  iirsächlichc  Moment  thunliclist  zu 
[beseitigen.     Ks  füllt  liaher  in  diesem  Betracht  die  Therapie  der  Haeinaturii.'  zusammen 
linit  der  Beseitigung  der  ihr  zu  Grunde  liegenden   K  rankhfitsiirsache,  die  entweder 
[eine  radicale  ist   und   sich   als   snlchn    besonders    vollsffmdi^    durchführen    liisst    bei 
fSteinen  und  tiescliwülsten,  die  wie  in  der  Niere  oft  mitsamnit  d(>ni  ganzen  blutenden 
Organe  entfiTUt  werden,  odi-r  aber  die  in  localen  .Maassnalimen  bestehen,   welche  die 
Schleinihautafl'cctinn  uinl  mit  ihr  die  Blutung  zur  Heilung  bringen.     Da   jcdodi    die 
Diagnose  nicht  immer  alsbald  feststeht,  zumal  blutende  Organe  eingehenderen  und  insbe- 
iBondere  instrumenteilen  l'ntersuchungen  nicht  immer  ausgesetzt  werden  dürfen,  da  auch 
rfrnier  bei  der  gerade  hier  häufigen  Wiederkehr  der  Blutungen  und  der  so  sich  heraus- 
I bildenden  Gewtihmuig  der  Kranken  an  die.se,  reclitzeitige  lnan.spruchuahme  von  Hülfe 
roft    verabsäumt  wird,    bis   die    Blutungen  dann  bedrohlichen  Charakter  angenomujeu 
[haben,  so   sind    in    zweiter  Linie   durcliaiis  die  allgemeinen  Ma:i.ssnahmen  <ler  l'lut- 
rstilhing  in  jedem  Kalie  zu  lienutzeu  und  zur  Ausführung  zu  bringen.    Zu  diesen  ge- 
'  hören  in  erster  Linie  diejenigen  der  Kraukenpflege,  welche  über  das  wielitigste  Heil- 
mittel bei  Blutungen  jeglicher  Art  verfügt:    die  absolute  [{uhe.    Jeder  Kranke  mit 
I Haematiirie  gehört  ins  Bett.    Sodann  ist  die  Application  von  Killte  ein  weiteres  hier 
■wirksames  Mittel,  die  entweder  in  Form    von    nassen  Tüchern    oder    von   Eisbeuteln 
loral  auf  die    praesrunptive   Stelle   der  Blutung   applicirt  wird,  oder  in  kühlen  Sitz- 
bädern zur  Anwen<lung  gelangt.     Schliesslich,  wenn  auch  mit  hier  uiebr  als  zwtMfel- 
haftem  Erfolge,  wenlen  die  Sty  ptica*  [)er  os  oder  subcutan  verabfolgt  werden  können: 
in    erster    Linie  Se<'ale  comutiim    und  Ergotin,    auch   Hydrastis,    sodann  .Mann  und 
Fernini  sesquichloratum:  auch    können    Lösungen    von    diesem    letzteren   Medicament 
oder  von  Tannin,  allerdings  mit  grosser  Vorsichf,  m.mchmal  direct  in  di(>  Bl.xse  ein- 
gebracht   werden.      Ein    sehr    wichtiges    l'nters1ütznn,i;smiflel    zur    Bekiiinpfunfr    der 
Blasenblutuug,  zumal  am  Blasenhalsi",  ist  zudi'iu  die  liuhigstelluug  des  (»rgans  durch 
Narcotica,  am  besten  mittels  Suppositorieu.     Immer  aber  ist  die  einzige  rationelle 
Therapie  der  Haematurie  die  Beseitigung  des  ihr  zu  Grunde  liegenden  Uebels. 
MENDEIiSOHN. 
lemogrlobinaemie    heisst    die    Anwe.scnheit    freien,    nicht   an    die    Blutkörperchen    ge- 
bundenen Blutfarbstoffs  im  Plasma  bezw.  Serum  des  Blutes  und  tritt  ein,  wenn  durch 
^-irgend  welche  f^ingriffe  der  Farbstoff  vom  Stroma  der  Erythrocyten  sich  löst,  wobei 
^P  die  entfärbten  Körperchen  als  sogenannte  „Schatten"  zurückbleiben,  oder  wenn  die  Blut- 
^^  körperchen  selbst  in  grosser  Zahl  zerfallen.     Solche  Eingriffe  bilden  die  Transfasion 
fremdartigen  Blutes    oder  selb.st   nur   fremdartigen  Serum.s,  Eiusjiritzung  von  Wasser 
oder  anderen  die  Blutkörperchen  zerstörenden  Stoffen  ins  Blut,  insbesondere   auch  die 
Einverleibung  verschiedener  Gifte,  namentlich  chlorsanror  Salze,  Aether  und  Chloro- 
forni,  Phenol,  N:ii)htol,  Pyritgaliussäure  und  starker  Mineralsäureu,  .\rsen    und   Anti- 
Diouwasserstoff,  Tolnylendiauiin,  Plienylbydrazin,  Morchelgift  u.  s.  w.     Auch   gewisse 
Bakterien  und  Ttixine  scheinen  diese  Wirkung   zu  haben,  insbesondere   auch  To.Nine, 
die    bei    Verbrennungen    im    Körper    selbst    entstehen.      Endlich    h.at    man    Haemo- 
globinaemie    bei    der    sogenannten    „periodischen    (paroxysmalen,    intermittirenden) 
^_  Haemoglobinurie*'*   beobachtet,    wobei    wohl    eine    verminderte  Widerstandsfähigkeit 
^bder  Erythrocyten  die   Ursache    der    auf    gewis-se    äussere  Einwirkungen,    namentlich 
^^  Kalteeinwirkung,  eintretenden  Haemoglobinaemie  ist.     Weitere  Folgen  hat  die  Haemo- 
globinaemie  an  sich  nicht,  wohl  aber  kann   der    ihr    zu  Grunde    liegende  Unterg.ing 
rother  Blutkörperchen  den  Stoffwechsel   und  die  Ernährung  erheblich  stören. 

Der  freie  im  Plasma  kreisende  Blutfarbstoff  wird  zunächst  in  der  Leber  zur 
Gallen-  bezw.  Gallenfarbstoffbereitung  verwandt,  wodurch  es  leicht  zur  Hyiiercholie 
L  und  Gelbsucht  kommt.  Wenn  die  Thätigkeit  der  Leber  dazu  nicht  ausreicht,  also 
^M gleichsam  ein  l'eberschufis  von  Haemoglobin  vorhanden  ist,  so  wird  die.ser  durch  die 
^HNieren  ausgeschieden,  os  tritt  Haeinoglobinurie  ein.  Für  die  Therapie  konimt  zu- 
^■erst   nnd    hauptsächlich  die  Propliylaxe  in  Betracht.     In  dieser  Beziehung  ist  es  bc- 


[HannÄI 


-      Öls      - 


llapma 


soiiderfi  wichtig;,  allf  dii'  Flryllirncytfii  s('li!i<li,i;oii(Ioii  MitU-l,  von  dirniii  M 
7..  B.  (Ixs  Kalium  rliloiicinii,  auch  arzufilichi'  Vonvoinlung  finden,  zu  vt'rm'^(l»ti 
liehst  finzuscliräiikcii.     Im  rclirigen  -situl  weniger  die  Haeinogl'''  .ib 

der  .sie  bediujicrule  iilutkrirperzt-rfail  und  die  daraus  erwachsi'n 
bekämpfen.    !>ofern  hierzu  nicht  schon  die  Beseitigung  der  Ursachen  au 
in    schweren    mit    dring'<'iider  Lebensgefahr  einbergehonden   Fällen  die 
von  Menschenblut  oder  die   anderweitige  Einverleibung    von   Blut,   auc 
globinlösung  durch  Kinspritzung  unter  die  Haut  oder  in   den  Bauchfei 
Bei    weniger   stünnischeni  Verlauf    genügt    neben    der    Sorge    für  gutnJ 
reichung  einer  kräftigen,  eiweissreichen,  leichtverdaulichen   Kost,  sowi« 
von  Eisen]>r<ae|)araten    und    dürfte    auch    vielleicht  die   Anwendung  iln 
besonders  am  Platze  sein,  welches  neuerdings  gerade  als   Mittel,  die 
iiildung  zu  befördern,  empfohlen  worden  ist. 

HKeinoglobinnrie,  die  Ausscheidung  von  freiem,  d.  h.  nicht   aji   die  Blatl 

bundeucnen  Rlutfarbstofl'    mit    dem  IViii,    kommt   zu  Stande   als   Foljee  vob  1 
globinaemie*,    weim  der   üehalt  des  Pbismas    an  Blutfarbstoff    dlter 
(.ircnze  hinausgeht.     .Maiu-he  Thatsachen  scheinen  aber  dafür  zu  .«pr 
ohne  Haemiiglobiuaenne  durch    irgend   welche    nicht    bekannten  Vor 
npparat,  speciell  in  den  Nieren,  der  Blutfarbstoff  von  den  BlutköriJorcb 
und    in    den  l>in    übergehen    könne.     Denn  man    hat    öft<»r    Uaonioglo' 
achtet,    ohne    da.ss    freier    Farbstoff    im    Plasma    bezw.     Serum     nac.l 
Neben  iletn   Haeiiioglobin  oder  anstatt  desselben  findet     sich     nicht    seit 
globin  im  Irin,  welcher  tnehr  o<ler  wenig  dunkel  lilutfarbig   od»*r  lirnii« 
Abg€'seben  von  der  erwälinteii,    übrigens  noch  nicht  sicher   erw 
vesicalen    Haeiiioglobinurie    sind    ihre  Ursachen    diejenijjeu    il'  i 

Für  die  ,,perio)lische"  oder  „paroxysmale  H.ieinoglobiiiurie"   gelten   in^txsMd 
als    dis|)(vnir<'nde  L'rsachen    Sypliilis  imd  Malaria,    während    die    imnll 
Irsache  gew(ilinlicli  Kulte  und  starke  Muskelanstrengung,  seltener  )■ 
bilden.  Iler\  erlauf  dieser  als  selbststSndige  Krankheit  auftreteuden  jteii.iui-. .  ^ 
globinurie  ist  ein  ausserordentlich  chronischer  mit  langen,  gewöhnlich  in  tliei 
.lahreszeit  fallenden  Pansen.     I*te  einzelnen  Anfälle    beginnen    geW'"'    '    '      1 
ziebeniien  Sclinicrzeu  itn  Hückeii,   allgenieiiier  Abgeschlagenheit  un>' 
Siimdeii  bis  Tajre.     IIit  l'rin  wird  allmählich  heller,    indem   das  H 
Mi'tbai'nioglobiti  aus  ihm  verschwindet,  während  nicht  selten  noch  1^ 
darin    enthalten    ist.     .\ucli    vor  dem   .Auftreten  des  BlutfarhsioflTs  ist 
minurie  vorhanden.     Der  schliessliche  Au.sgang  der  ilaeinoglubiiiurie  sc 
zu  sein.     Todesfälle    durch    iutercurrente  Krankheiten  sind    heobaclitot  wori 
dass  die  Sectio»   eine  charakteristische  Veränderung  <ler  I  >rgane  ergeben  b»ll 
Diagnose    beruht    auf    dem   chemischen  oder  spectroskopischen  Nachweis  4 
farbstoffs    im  Harn    bei    gänzlicher  Abwesenheit    oder  wenigstens  s«hr  gKfnijj 
intacter    rotlier    Blut/,ellen.     Die  Behandlung    hat    die   Ursachen  der 
aemie    zu    berücksichtigen,    soweit  sie  bekannt  und  der  Behandlung  zug^ü 
•  iegen    die    periodische  Haeinoglobinurie   hat  man  bei  Vertl.acht  auf  früh'« 
Mercurialien     angewandt,     sutist     aber    Chinin     und     Eisenpraeparate. 
hat    mit  Kinathnuuigeii  vipu  Aniyhiitrit  Erfolge  erzielt,    das    aber    in 
versagt  hat,  etidlich  hat  man,  um  die  Kranken  gegen  die  Einwirkung 
zuhärten,    Abreibungen    und    Douchcn    mit    immer    kälterem   W.osser, 
wechselndem  Erfolge    versucht.     Das  Eintreti-ii  der  Anfälle    wird    am    Mfl 
mieden    durch   \Varnilialten    und   Vermeidung    ermüdender    körperlichef 
Kranke  ihuri  daher  gut,  wenn  möglich  den  Winter  in  einem  warmen  RUnia  ( 

llaemoperirardiam.     Blutergü-sse    in    den  Herzbeutel    erfolgen    durch  V* 
au.ssen    oder    vom  iKesophagus    her,    durch  Zerroissung  eines  Coroi 
Berstnng    eines    Aorten-Anenrysmas    oder  Ruptur  des  Herzens.     Aui 
Scorbut    kommen    umfangreiche    Bluhmgen    in    den    Herzbeutel    vor. 
Compre.ssion  des  Herzeus    durch    das    langsam    aussickernde    oder  im  raxd«' 
sich  ergiessende  Blut  kiliuieti  acuteste  Herz-InsufTicienz,  schwere  <•  -^ 

hochgradige  Athenmuth,   Bewusstlosigkeit  oder  Tod  schnell  eintr.  "i 

saueren  und  geringeren  Bluhmgen  sind  die  Erscheinungen  weniger  schwer.  '^ 


kemopericanlitiin 


—     51!)     — 


IIa)>iiioptui>{ 


^Hgiiose  ist  ausser  l)ci  Trauma  selten  ni(")glieJi.  Das  erste  ist  bnri/.i>ritale  liagening, 
^Kvpun  sie  ertragen  wird-,  absolute  Kühe,  Auflegen  eines  Eisbeutels  oder  eines  Kfilil- 
^■ap{>arates  auf  das  Herz,  bei  stärkerer  Unrulie  eine  Morpliiiiminjeftion  ader  Kvcitantien 
y  bei  Collapszustjliiden.  Bei  grösseren  lihiturpüs,sen  hat  man  hier  und  da  chirurgisch 
durch  Incision  erfolgreich  eingegriffen. 

Haemophilie.    Die  H.iemophilie    ist  ciue  aDgcborciie,    zumeist  ererbte  Coostitulionsauomalie, 
welche    sich    klinisch    in    einer    ausgesprocheneu    Neigung    zu    spoutnnen    und    tranmatiscben 

»Blutungen  mauifestirt. 
Das  weiteste  Feld  steht  der  Prophylaxe  offen.  Als  radicalstes  Vorbeuguogsmittcl  hat 
man  bei  der  notorischen  Erblichkeit  der  Krankheit  vorgeschlagen,  das  Heirathcn  von  Blutern 
«veutuell  auf  legalem  Wege  zu  verbieten.  Dies  ist  uniuüglich.  denn  man  niiisste  das  Verbot 
des  Ueirathens  auf  sämnitlichc.  auch  von  der  Krankheit  nicht  betroffene  Mitglieder  der  Bluter- 
familien ausdehnen.  Doch  kann  man  durch  energisches  .\brathcn  und  offenes  Klarlegen  der 
drohenden  Gefahren  in  manchen  Fällen  Unheil  verhüten  Eine  wichtige  Aufgabe  der  Prophylanc 
besteht  ferner  darin,  dass  man  bei  Kindern  haemophiler  Eltern  alles  daran  setzt,  um  die 
verderbliche  Krankheitsanlage  möglichst  hiutanzuhaltcn.  Hierzu  dienen  in  vorzüglicher  Weise 
allgemein  hygienische  M.assnahmen,  wie  z.  B.  Abhärtung  des  Körpers,  Hautpflege,  gute  Er- 
nährung und  dergleichen  mehr.  Weniger  zweckentsprechend  dürfte  sich  die  lange  fortgesetzte 
Darreichung  interner  Medicamentc  erweisen;  weder  mit  Ergotin  und  Plumbum  aceticum,  noch 

tmit  Hydrastis  canadensis  oder  gro.ssen  Dosen  von  Natrium  und  Magnesium  sulfuricura  hat  man 
je  wirkliche  Heilungen  zu  W'ege  bringen  können.  Von  erblich  bcl.istetcn  Kindern  sind  alle 
Schädlichkeiten  fernzuhalten.  So  hat  man  von  allen  blulentzichendcn  Massnahmen  Abstand 
zu  nehmen,  Zahncxtraetioncn  zu  vermeiden  und  selbst  die  Vaccinatlon  zu  unterlassen.  Bluter 
sollen  besonders  einen  l.ebensberuf  wählen,  bei  dem  sie  der  Gefahr  von  traumatisclien  Subäd- 
licbkeitcn  möglichst  wenig  ausgesetzt  sind. 
Ist  einmal  eine  Blutung  im  Gange,  so  sind  die  bekannten  blutstillenden  Mittel  am  Platze, 
in  allererster  Linie  d.is  Secile  und  seine  f'raeparate;  freilich  wird  man  der  promptesten 
Application,  der  Einführung  unter  die  Haut,  entrathen  müssen,  weil  sonst  durch  die  .'^tich- 
öffnung  eine  erneute  Blutung  entstehen  kann.  Von  unschätzbarem  Wertho  ist  manchmal  die 
Hocblagerung  der  blutenden  Theile  und  eine  sorgsame  Krankenpflege.  Ist  die  Blutung  von 
aussen  zugänglich,  so  versuche  man,  sie  durch  Compression  zu  stillen.  Wird  dies  Verfahren 
nicht  von  Erfolg  gekrönt,  und  lässt  auch  die  Tamponade  im  Stich,  so  ist  ein  Versuch  mit 
der  Gruppe  der  localen  .'^t>-ptica,  Argentum  nitricura,  Liquor  Fern  sesquichlorati.  Acidnm 
sulfuricum,  durchaus  gerechtfertigt.  Das  Ferrum  candens  hat  vor  anderen  Mitteln  unstreitig 
den  Vorzug,  die  Blutung  wenigstens  für  den  Augenblick  zum  Stehen  zu  bringen :  sobald  sich 
indessen  der  gebildete  Brandschorf  ablöst,  setzt  die  Blutung  für  gewöhnlich  wieder  mit  voller 
Kraft  ein.  Besonders  an  der  Zunge  und  am  Zahnfleisch  wollen  die  Schorfe  nicht  haften,  eher 
noch  auf  der  trockenen  Haut.  Schlägt  alles  fehl,  so  ist  nur  noch  von  chirurgischen  Eingriffen, 
umschlungener  Naht,  l'aterbindungen  etc.,  Rettung  zu  erwarten:  in  verzweifelten  Fällen 
dürfte  die  Unterbindung  des  llaupt,irterienstammes  ohne  Bedenken  vorzunehmen  sein.  Endlich 
hat  in  neuester  Zeit  Zoege  von  Manteutfcl  auf  die  von  M.  Schmidt  dargestellte  „zymo- 
plastische  Substanz"  aufmerksam  gemacht,  die  schon  in  kleinsten  Mengen  eine  Gerinnung  des 
Blutes  bewerkstelligen  .soll.  Wird  der  Blutverlust  ungewöhnlich  gross  und  bedrohlich,  so 
muss  das  Verbluten  durch  Infusion  phvsiologischer  Kochsalzlösung   bekämpft  werden. 

KKEYHAS. 

HaemoptoS,  Haemoptysis,  Blutspeien,   Bluthusten,    wird    die    durch  Husten    er- 
folgende Herausbefiirderuug  von  Blut  aus  den  Luftwegen,  vom  Kehlko])f  abwärts  bis 
^_  zum  Lungenp.areiichym,  genannt.     Ist  die  .lu.sgehustete  Menge  nur  gering,  so  spricht 
^Bman    von   Haemoptysis,    stürzen    aber    grosse   Mengen   Blut  aus   Mund    und    N.ise 
^^  hervor,  so  bezeichnet  man  die.s  wohl  auch   als  Pneumorrhagie,   Lungen -Blutstuns. 
Ist  einem  anderweitigen  schleimigen  oder  eiterigen  Auswurf  Blut  beigemengt,   so  be- 
zeichnet man  dies  gewöhnlich  nicht  als  Haeninptoe.  .sondern  als  blutig  gefärbtes  Sputum. 
Nicht    inmier    ist  ea  leicht  zu  ent.^cheideii,  ob  Blut,  welclies  (lun;h   Miuul   und   Nase 
herausbefördert  wird,  wirklich  ausgehustet  oder  auf  andereWei.se,  durch  Brechen, 
Räu.spern  entleert   worden  ist,  denn  manche  .Men.schen   sind,  wenn  das  Blut  plötzlich 
unvermuthet    hervorstürzt,    so    erschrocken,    dxss    sie    sich  auf  die  Art,  wie   sie  das 
1^  Blut  hervorgebracht  haben,  nicht   besinnen    können.     In    den    meisten  Fällen    aller- 
^H  dings  können  sie  bestimmte  Auskunft  darüber  geben,  oder  es  lassen  die  anderweitigen 
^■Umstände  keinen  Zweifel  darüber,  dass  das  Blut  .ins   den  Luftwegen    entleert,    also 
^■ausgehustet  worden  ist.     Für    Letzteres   spricht    es,   wenn  d.is   Blut    gleich    nach 
^B  seiner    Entleerung   schaumig    und    hellroth    ist.      Ist    aber    längere    Zeit    vor- 
^B  Htriohen,  so  k.ann  ein  scli.iimiig  entleertes  Blut  seine  LufthliUien  schon  verloren  haben 
^Buntl  anilcrerseits  ein  dunkel  entleertes  Blut  durch  Oxydation  an  der  Luft  hellroth  ge- 


[Haemoptuo 


—    52(1    — 


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•rl  ■ .: 
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worden  sein.  Ist  Blut  wirklich  .au.sgdiHstct,  also  aus  lien  LuMRIPd  enUem  wu;4^ 
Pin  linuiclit  doch  die  eigentliche  l^uelle  der  Blutung  nicht  in  iliostm  Mlbt^t  gHr« 
(u  Kein,  KoiidiTu  es  k:itin  :ius  der  Nrisen-Raciienliöhle  oder  dem  Mundo  txiiB  Atkaa 
«Hpirlrt  ridiT  wllhrenil  doi<  Schlafes  in  den  Kehlkopf  und  weiter  biasbgeflow«  m)L 
So  kann  seihst  hei  Bluterh rechen,  wenn  während  der  Brerh-  und  Wfap- 
hewe(;un;;en  eine  Inspiration  erfolgt,  Blut  aus  der  Kachon-  und  Mtin«!hAhl«'  in  A» 
Lnftwej;e  (;elanf;en  und  naehtrUglich  ausgehustet  werden.     Erst  wpiii.  •   i  - 

xlilnde  ;lus^!;es(•hlos.^en   sind,  kiuni  man  annehmen,    dass  die  Ursache 
im  Athniinigsappar:it    gelegen  ist. 

Von    allen    zu    Haeuiopfoe  Veranl.-Lssimg    gebenden  Zuständen    ist    du-  Lang< 
tuherculose  die  hei  weitem  litluligste  und  zwar  kann  die  Blutung  in  jedem  StodiJ 
dieser  Krankheit  auftreten,  als  allererstes  Symptom  inmitten  schi.>iiil»ar    ^otUt&niliQ 
(iestuullieit,  oder  wiihrend  der  schon  entwickelten  Krankheit  odi^r  als  letzt«  die  Sov 
hesch liessende  Kpisode.     Sonst  kunuen   alle  Processe,    die    mit    starker  Ueb^rfuilu; 
d>T  Bronchial-    oder    Pulmonalgefü.sse    einhergehen    oder    zu    ihrer  ZerreixNURc.  A»- 
ätxinig,   Verschwiirung   fiiliri-n,    sowie    die    sogenannten    haeniorrhajjischen   l)i;ii' 
lli^eniophilie,    Srorhnt ,    Mnrhus    niaculosus,    schwere    Infectione«     Bluthusten 
Sachen.     Inshescindere    sind    es    starke    Erschütterungen    der    Brust,     An 
(ieflLsses  durch  aspirirte  FrcitidkCrper,  (ianpraen  und  Geschwülste  der  Luii. 
(liiicli    Ijisufficien/.    des    Herzmuskels    und    haeniorrhagischer    Lnngeniiiforct, 
(»nu'li  eines  Aneurysma,  Laryngitis  und  Trachedis   haemorrhagica,    l"lt<TLitii.:i. 
tieschwülste    des    Ki>hlkopfes    oder    der    Luftröhre    tuid    ihrer  Verz%\ 

diese  ZuHtllndo  stehen  aber  an  Häidigkeit  soweit  hinter  der  LungentiibL ,.    . 

dass,    Wenn    nicht    ganz    bestimmte    Anhaltspunkte    für    einen    derselben    vori 
oder   weini   ilie   Intersuchung    keine   Abnornjität    ergiebt,    immer    der  Venlacht 
lirginnende  TulM-rculose  gerechtfertigt  ist.     Dies  gilt  namentlich    auch    filr    dir 
genannte  \  icariirende,  an  Stelle  von   Menstruations-   oder   Haeniorrboii 
tretende  llaemo[ilor,  die   In   der    illten-n    Pathologie,    als    die    Entdeck  14 

ginnenden  Tuherculose  nix'h  .so  gut    wie   umnriglich    war,    eine    gross«-    livlit- 
Allerdings  konnnt  es  zuweiliMi  vor.  dass  eine  lAingi'iiblutung  im  Typas  «Ut  Mm<tro- 
ation  und    gleichteitii;   mit  ihr  oder  an  Stelle  derselben   eintritt,   aber   dalx'i   spi«^<« 
wohl    die   bei   der  Menstruation  stattlindenrlen  Vorg.'mge  im  Körper  nur  ein  tlj 
treti-n  iler  Blutung  begflnstigetules  Moment,  und   die  .\nnahme,  dn.<«s   die    \t 
Organe  im  (Ihrigen   gesund    sind,  dürfte    kaum    jemals  zutrefTen  und  hiVbi^i 
langer  Be(d)achtung  und  wiederholter  sorgfiUtigsler  Intersuchung  g<>w.igt 

Kine  prophylaktische  Behandlung  der  H.iemoploe  ist  .-ingi'zeigt,  wenn 
wiederholt  „habituelles'*  BlutHpeien  stattgefunden  hat,  oder  die  iirsiichliche  Aifertiaa  1 
f.ihrungygem.Hss  d:uu  disponirt.    Soweit  dieselbe  einer  Behandlung  zugSagUeh  iat, ' 
damit  (ugleich  die  ('au.saiindication  der  Blutung  erfüllt.    Doch  darf  maa  xtdl  boi  t 
Blutungen  (uu.lchst  nicht  mit   der  Erforschung    der  l'rsacliea    aaflultvn,    vor 
nicht   durch  Intersuchungen ,    wt^lcbe    anstrengende    KSrperbewegongcii, 
Körperhaltung  erfordern,  dunh  Beklopfung  der  Brust,  sondern  man  soche  «nt  die  Btaiag 
zu  bekämpfen.    Zu  dit^sein  Zweck  ist  alles  zu  vermeiden,  vas  ta  llyyentmim, 
oder  pii.sMiver  führt,    vor  allem   körperliche  und  geistige  Aufregung,    stark 
N.'dtrungs-  und  rienussmittel,  Alkohidicx,  st.irker  Kaffee  und  Tbce  etc. 

l>ie  eigentliche  Behandlung  kann  sich  bei  grring(iigig«o  Btutaagea  amf 
Verhaltungsmxssregeln,  die  nur  etwas  strenger  noch  darrhzoföhna  öad, 
her  P.-itient  soll  also  iin  Bett  mit  aufgerichtetem  Oberkfirpcr  Hauen,  jede 
Bevi  eptng,  Sprtvhen  oder   gar  Schreien,  Prei«eu  xoju  Stuhl  etc. 
HiLvten  möglichst  untrrdrfiekeii.    Dies  gelingt  oft  schon  darrh 
bewefungen  und  noch   b«ner,    w>  '  imige,   nicht 

KlOs»igkeiten,    «ie   laoo  Milch,    '  lubion,   oder 

wie  tiunuuibonhom,  langam  TcnchliKkt  verden.    AlIcBfaUs 
xMe  Ai{ua  AmTgdalaiini   anaranun,   Estractnn  Hyrmjwri  oda 
entekt),  Abeads  Morphium  oder  ein  Opiat  gcgetiea  mrnbn.    Bri 
konuat  die  Kille  Itaasrrlkh  rar  Anwendin^,   laid  diacheo  Ü4  «•■ 
iider  uarkotiM'baa  Mitteln  uimI  solche«,  «eich«  die  aafj 
«nUea,   UetauMk  gvmacht.     Ueai  bei  aidM  tu 
■acHrlMkr  Kake  n  kalteadea  Patiealai  «erden  kalte  O 
CkalK»  aaf  die  Br«!  gelegt    und  tvar  auf  dtefcaigv  SaiM^ 


Naronca 


taemoptoe 


—     521     — 


Haemorrhagie] 


I 
I 


I 


Enii»tiii(lungcii  des  Patienten  (Schmerzen,  Gf^fühl  von  Rüsseln)  oder  l)ei  vorsiditiger 
Aiiscult.-ition  als  nuithmaasslicher  Sitz  der  Bhitiin;^  zu  erkennen  giebt.  Als  Nahrung 
wird  am  besten  nur  Milch,  kalt  oder  liiiehstens  lauwarn»,  gereicht,  daneben  zur 
Stillung  des  l)urste.s  Wasser  uiler  Limonaden.  Zieht  sich  die  Blutung  in  die  Länge, 
60  kann  auch  andere  flüssige  oder  weiche  Nahrung,  Suppen,  Eier,  (ieli'cs,  gereicht 
werden,  immer  mit  Vcrraeidiung  stark  erregender  und  gewürzter  oder  scharfer  zum 
Husten  reizender  Stoffe. 

Von  den  Adstringentien  sind  zo  ziemlich  alle  empfohlen  worden,  obgleich 
die  Wirksamkeit  keines  einzigen  dieser  Mittel  wirklich  erwiesen,  dagegen  der  meisten 
von  iluien  mehr  als  zweifelhaft  ist  und  sie  häulig  Verdauungsstörungen  niacben,  zu 
Uebelkeit,  Krlirechen  Veranlassung  geben,  was  bei  Haemoptoe  im  höchsten  Grade 
unerwünscht  ist.  Da  ein  llieil  dieser  Mittel  eine  den  Blutdmck  steigernde  Wirkmig 
ausübt,  so  ist  es,  vorausgesetzt,  dass  sie  in  hinnichender  Menge  zur  Ke.sorption  ge- 
langen, fraglich,  ob  sie  nicht  eher  Schaden  als  Nutzen  stiften  können.  Eher  noch 
könnte  man  sich  Nutzen  von  der  Gerinnung  lieförderniJea  Eigen.schaft  versprechen, 
welche  mattchem  dieser  Mittel  zugeschrieben  wird.  Inum^rhin  mag  man  bei  länger 
andauernilcn  Blutungen  einen  Versuch  mit  irrnerlicher,  .'Subcutaner  oder  rectaler  An- 
wiMidung  eines  adstringircnden  Mittels  machen  und  zwar  enijifehlen  sich  zum  inner- 
lichen Gebrauch  noch  am  meisten;  riiimbum  aceticum  zu  mehreren  (Jentigrannncn, 
2— ^stündlich,  Extractum  Hydrastis  canadeivsis  flnidum  zu  20  -'.Mi  Tropfen  2 — 3  stünd- 
lich und  ebenso  Extractum  Hamamelis  fluiduui,  ferner  Uydrastininnin  hydrochloricuni 
innerlich  zu  t>,l — f),0  oder  subcutan  in  lOproc.  wü.sseriger  Lösung,  wovon  0,0 — 1  g 
eingespritzt  wird,  vielfach  wird  auch  Ergotin,  1  mit  tilycerin  und  At|ua  oi  5,  wovon  1  g 
subcutan,  otler  Extractinti  Seealis  cernuti  flnidum  innerlich   und   subcutan   angewandt. 

Verständlicher  als  die  Wirkung  dieser  Mittid  ist  der  Nutzen  der  Narcotica, 
weil  sie  die  Aufregung  des  Kranken  und  den  Hustenreiz  mildern  und  die  Häuligkeit 
der  Athenizüge  und  rulsschliige,  auch  wohl  den  Bhitdrui'k  herabsetzen.  Ihre  An- 
wendung <'mpliehlt  sich  deshalb  bei  jeder  Haemoptoe,  die  leichtesten  Fälle  aus- 
genommen, welche  ihrer  nicht  bedürfen.  Obenan  steht  das  Merphinin,  sodaan  Kodein, 
_welche  man  allenfalls  noch  mit  dem  rdnilich,  alier  schwiicher  wirkenden  Bitterninndel- 
wasser  verbinden  kann.  t)piui3i  und  seine  I'raeparate  sind  weniger  nnpfelilenswerth 
und  verdienen  nur  bei  bestehender  Diarrlioe  den  Vorzug.  Zur  Bendiignng  tier  Herz- 
thätigkeit  dient  auch  Digitalis,  nicht  blos  bei  <lurch  Herzfehler  bedingtem,  sondern 
besonders  auch  bei  dem  in  l'"i>lge  diT  Lungentuberculose  auftretenden  Bhithusten. 
Zweckmässig  ist  seine  Verbiinlung  mit  Morphium  (iiifusum  foliorum  IHgitalis  1,5  :  170, 
Morpliimnn  hydrochloricmn  0,1,  Sirnpus  Hnbi  Idaei  30,  2 — ;5 stündlich   1   Esslöffei). 

Noch  seien  einige  rein  empirische  Mittel  enviihnt,  zu  denen  man  bei  hart- 
näckigen Blutimgen  greifen  mag,  wie  die  Potio  Choparti  (f'npaiva*)  oder  das 
Kochsalz,  welches  von  älteren  Aerzten  häutig  und  von  Laien  noch  jetzt  vielfacli 
angewandt  wird  (fein  gestossen  1  Thee-  bis  Esslöffei  einmal,  oder  nach  kurzer  Zeit 
noch  eimnal  zunehmen),  ferner  Natrium  sulfuricum  mit  oder  ohne  Upium  bezw. 
Morphium,  früher  zu  1  g,  neuerdings  zu  tl,l  g  mehrmals  tUglich  empfohlen. 
Endlich  in  verzweifelten  Fällen  ist  es  wohl  gerechtfertigt,  das  schon  im  Alter- 
thum  geübte  und  von  Zeit  zu  Zeit  immer  wieder  empfohlene  Binden  der  Glieder 
zu  versuchen  in  der  Art,  dass  man  die  Venen  an  einem  Bein  oder  Arm  oder  an 
mehreren  Extremitäten  durch  breite  Binden,  die  über  dem  Knie  bezw.  am  Oberam 
fest  angelegt  werilen,  ohne  den  Puls  zu  unterdrücken,  comprimirt. 

Nach  dem  .\uf hören  der  Blutiuig  ist  .strengste  Ruhe,  vorsichtige  Diaet  bei  Fern- 
haltung aller  Reizmittel  noch  lange  Zeit  fortzusetzen  und,  sobald  die  numnohr  vor- 
sichtig .angestellte  Untersuchung  eine  Aufklärung  über  die  Ürsadu-  der  Blutung  ge- 
bracht hat,  die  gegen  diese  gerichtete  Behandlung  einzuschlagen.  sevatok. 


Haomorrha^ie  (nlßoppayia,  Blutsturz)  nennt  man  den  Austritt  dfr  Blutbestandtheile  .aus 
der  Gef.ässbahn.  .Je  nachdem  die  Blutung  .in  der  äusseren  Haut  und  den  sichtbaren 
Schleimhäuten  oder  in  innere  Organe  resp.  Hohlräume  erfolgt,  spricht  man  von 
äusseren  oder  inneren  Haemorrhagien.  Bei  den  in  die  Haut  erfolgenden  Blutungen 
unterscheidet  man  Petechien,  punktförmige,  scharf  abgegrenzte,  über  das  Niveau  der 
Haut  nicht  henorragende  rothe  Verfärbungen,  Vibices,  streifenförmige,  Ecchymosen, 
unri'gelmäs-sige,  bis  hamlgro.sse  Flecke.  Grössere,  weniger  scharf  abgesi'tzte  werden 
als  Suffnsion  und,  wenn  sie  zugleich  mehr  in  die  Fläche  gehen,    als  Sugillatinn  be- 


[Haemorrhsgie 


—     022    — 


zeichnet.     Liehen  liaomoiTli:micus  weist  kiiMiic  Kiiütrhi-ii  auf,  Kcch>  »'>'>in 

wilhrentl  bui  der  Kuil.i  haoinorriiagica  dii'   Kpidermis    in  Blasen    ; 

Uiutunpen    aiis    den  Sc.hii^iinliäuten    führen   jf    narb    ihrom  Sitz     :..  --■ 

iiuiigtMi,  so  Epistaxis,  flawnateniesis,  Hacuiorrhoiden,  HaPiiioptoe,  Hafinutiiri«', 

gloliinurie.    MetroiThagie.     lOrRicsst  sicli    lUiit  in  Kiirpr.-rhr.hlen,     -  ' 

HMi'iiiotliorax,     Harmoporikard,     Haoniartbrns,     Haciiiatoniptra.       i 

ergüsso,  welche  als  (ieschwülsto  iniponircn,  haben  gleichfalls  besonii 

erlangt,    so  (.'ephalhaeniatoni,    Otbaoniatoni,    Episiohaeniatom,    llaeiii 

Hiatosalpinx.     Blutungen    in    die    Hiiute    des    Hiickenmarks      werden 

rhachis,  in  das  Mark  als  Hnematoniyelie  bezeichnet.     Verdrängt     da.>s 

das    befallene  Gewel)e    unter    fester  Intiltration,    so    bezeichnet    man    diee>rn   '> 

als    haeniorrhagischen    Infarct.     Wird    dagegen    durch  das  ausgetreten«*  Blui  il  . 

nachharte   Gewebe    zertrümmert,    wie  es  meist  bei  Blutergüssen    in  dxs  Centmln.»,'» 

der  Fall  ist,  so  spricht  uan  von  einem  haeniorrhagischen  Herd. 

Damit  Blut    aus  den  Gelassen  heraustreten  kann,    müssen  Lücken   in  der  iieiis- 
wandnng    vorhanden    sein.     Sind    die.se    Lücken    gröberer   Art,     so    nennt    man  äi 
Hlntuiig    Hai-niorrhagia    per    rhexin.      fehlen    dagegen    hei    einer    Blutung    .sit-hilru» 
Lücken  an  den    GefSssen,    so  si»richt  man    von    einer    Haemorrliag^ia    per 
Bei    diesem  Vorgange,    der  sich  nur  an  Venen  und  Capi Haren  :ibs[i!i«lt, 
wo    benachbarte    Endothelzcllen    der    Gefiisswandung    durch    Kiti- 
werden,  rothe  Blutkörperchen   und   Flüssigkeit  aus,  welche  letztei- 
Blutplasma  durch  einen  geringeren  Gehalt  an  Eiweiss  und   Fibrin   iint 

nold).     In  der  Nonn  sind  diese  .Stellen  undurchlfussig.  bei  pathologi^^  :_ _ 

aber,  wie  hei  Blutdrucksteigerung,  bei  Anaemie,   bedingt  durch  iTingeres  Ah«i;i 
oder  Entzündung  tritt  jene  Eisenthünilichkeit  der  GefUsswand  auf. 


Nach  der  Herkunft  der  Blutung  unterscheidet  man  arterielle,    venöse  ttnd 


chvmatr.se  Blutungen.  Die  letzteren  treten  bei  Verletzungen  blutreicher  innenr 
gane,  wie  Leber,  Milz  u.  s.  w.  auf.  Von  Gefässblutungen  unterscheiden  sin  «icb  it- 
durch,  diLss  ein  klaffendes  Gefüsslunien  fehlt.  Das  Blut  quillt  aus  der  gaavan  Wand* 
wie  ans  einem  Schwamm  hervor. 

Die  Ursachen  der  Haemorrhagien  sind  mainiigfaltiger  Art.    Voran  sti  '  ninVi- 

nischen  Ursachen,    das  Trauma,    welches    äu.sserlich    oder    innerlich    <  1    .  1  ia/w 

Arrosionen  der  Gefääse  durch  chemische  Körper  und  auch  Verbrennungen  köatum  m 
starken  Blutimgen  Anlass  geben.    Selten  wird  eine  Nekrotisirung  der  (lefässwaiMi  1 
Bakterieninvasion  Ursache  der  Blutung  sein,  wie  bei  Endociu'ditis  ulcerosa. 

Spontane  Zerreissungen  der  Gefüsse  treten  bei  plötzlicher  Abnahme  de* 
druckes:  beim  Schröpfen,  Bergsteigen,  Ballonfahrten,  sonst  niu-  bei  Erkrankungen  it 
GefäRswilnde  auf.  Hier  sind  es  besonders  atheromatöse  Processe,  Aneurrtiniefll^dttag, 
chronische  Arteriitis  (Lues),  welche  bei  Steigerung  des  Blutdruckes  zu  Kuptan«  Vir 
anlassmig  geben.  Ferner  bersten  leicht  die  zarten  Gefässw.-indungen,  wie  irie  «Jd 
bei  C'hlorctse  und  im  neugebildeten  Gewebe  finden.  Auch  scheinbju-  norrnaJe  tirAw 
neigen    zu   Zerreissungen,    wenn    sie  ihre  Stütze    im    umgebendetj  Gewehe    verlii 

Eine  Diapetlese  kann  bei  Venenentzündung.  Embolie*  eintreten,  nach  bei 
nähme  von  Giften  in  d:is  Blut.  So  sind  die  häufigen  Blutimgen  bei  S<-|iti(a(9m^. 
Cholera,  I'est,  Pocken,  Typhus,  gelbem  Fieber,  acuter  gelber  Leberatrophie,  Pb<M]khur- 
Vergiftung,  bei  Leukaemie,  den  Purpuraformen  und  Scorbut  zu  erklären.  F.iue  be- 
sondere Stellung  nimmt  die  Haemophilie*  ein.  Zu  den  ncuropathisrhrn  Hafnor 
rbagien  recimen  die  Blutungen,  welche  nach  Gehirn-  (Jahn)  und  Ki'iekenmarksverlftAp-' 
ruDgen  iCharcot),  auch  bei  Epileptikern  auftreten. 

Die  Behandlung  der  Haemorrhagien  ist  je  nach  ihrer  Proveuicnx  und  AuätdehwaK 
sehr  variabel.  I*:u'enchymatöse  Blutungen  machen  die  Anwendung  von  CompnaMWu 
Kälte  und  Hacmostaticis'  resp.  Umstechung  erforderlich.  Ist  die  Haefnnrrfaagir  die 
Folge    einer    Infectionskrankheit,    so    wird    eine    gegen    das    Gm  gehrlMr 

Therapie    einzuleiten    sein.      Im    Uebrig(<n    kommen    die    Maassn..  1    Betraekt 

welche  auf  Beseitigung  der  Folgezustiinde  wie  Anaemie  und  Function»» tn tätigen  hioiiela. 

ijkOilMitX. 

HaemorrhoTden    -^    Blutflüsse    ivon  'iÄ'"*   und  />sm)    stellen  im    n<'tteren  Sinne  die  B>- 
zcii'hnung  für  HaeniorrhoTdalknoten.  d.  h.  diffusen  oder  circuniäcriptcn  Erweit 
der  \enen,  dar,    welche    im    subcutanen  Gewebe  der  tasaereo  Umgebung 
oder    im    8iibmucös<>n  Gewebe    des    untersten  M.^stdannabaehnittei  gek-pm 


lattinurrliwidtMi 


-     523     - 


llaiMaorrlioVdrii  1 


I 


ii;u:h  tlor  "rtliclirii  Hozielitiiig  (lir'scr  VenoktaNii-ii  /.iiin  <>rifii.'iiiiri  ani  uiitersclieiilct  mau 
ilussiTi',  innere  otliT  ,c;euii.st^hte  Haemorrho'iduM.  I'ie  letzten'  Gru|)po  i.st  am  hSiiti^sten 
zu  beobachten.  Hie  Entstellung  der  Ifaenn>rrlHTnlen  i.st  fast  stets  auf  eine  Störung 
der  Circulation  in  den  betrofl'enen  Venen  /.urückiinfüliren,  deren  Ursache  entweder  im 
Darm  selbst  oder  in  seiner  Naclibai-schaft  gelegen  ist  oder  auch  von  anderen  Stellen 
ausgehen  kann.  Von  loealen  l'rsachi'H  sind  zu  nennen  chronische  Obstipation,  so- 
dann Erkrankungen  der  Harmwand,  z.  Ij.  Katarrhe  der  Miustilaruisehleimhaul,  narbige 
oder  carcinomat<is(!  Stricturen  des  Mastdarms,  Druck  auf  den  Mastdarm  und  die  ab- 
führenden Venen,  Wie  er  durch  den  graviden  Uterus,  durch  Delationen  und  Tumoren 
der  Gebärmutter,  durch  Krkrankungen  der  Adnexe  aasgeübt  werden  kami,  ferner  die- 
jenigen Zustände,  welche  bei  der  Defaecation  oder  Urinentleerung  ein  langdauerndes, 
intensives  Pressen  erfordern,  z.  B.  Tumoren  der  l'rostata  oder  der  Harnblase,  Ham- 
röhrenstricturen  u.  s.  w.  Uft  geben  Stauujigen  im  I'furtaderkreislauf  bei  Pfortader- 
thrombosc  oder  bei  Compression  der  I'fortader  durch  Tumoren  oder  Veränderungen 
an  der  Leber,  z.  B.  Lebercirrhusc,  die  Veranlassung  zur  Entstehung  der  Haenior- 
rhoTden  ab.  In  anderen  Fällen  führen  Erkrankungen  der  Uespirations-  und  Circu- 
lationsorgane  zu  Stauungen  im  Gebiete  der  Vena  cava  inferior.  Eine  sitzende  Lebens- 
weise, femer  häutige  l'ebei-laduiigen  des  Verdauuugstractus  mit  Speise  und  Trank  be- 
günstigen ebenso  das  Zustandekommen  der  HaenioiThoiden  wie  Excesse  in  Baccho 
und  Venere.     In  einzelnen  Ffdlen  spielt  vielleicht  eine  ererbte  Anlage  eine  gewisse  Rolle. 

Die  Erscheinungen,  welche  die  Haeniorrhoiden  machen,  sind  theils  locale,  theils 
allgemeine.  r>io  localen  Erscheinungen  bestehen  in  juckenden,  brennenden,  stechenden 
Sensationen,  in  Hitzegefübl,  im  liefOhl  eines  Fremdkörpers  in  der  Aftergegend.  In 
manchen  Fällen  ist  eine  Erschwerung  der  Defaecation  vorhanden,  sei  es  in  Form  von 
Schmerzen,  sei  es  in  der  Art,  dass  das  Mastdarmlumen  durch  die  angeschwollenen 
Venen  verengt  wird.  Als  Complicationen  kOnnen  zu  Haemorrhoitfcn  hinzutreten: 
Ekzeme  und  Fissuren  in  der  Aualgegend,  Entzündungen,  Erosionen  und  directe  (ie- 
schwürsbildungen  an  der  Mastdannschleimhaut  mit  Erscheinungen  von  Tenesmus  und 
Aultreten  einer  schleimigen  oder  schleimigeitrigen  Secretion  mit  oder  ohne  Bhit- 
beiniengimgen.  Von  besonderer  Wichtigkeit  sinil  einerseits  die  Haemorrhoidaiidutungen, 
andererseits  die  Einklemmung  von  proiabirten  HaeniorrhoTdalknoten.  Indem  letztere 
an  ihrer  Basis  vom  Sphincter  ani  um-'^clinfirt  werden,  kommt  es  zu  einer  Anschwellung 
und  oft  auch  zu  einer  Entzündung  der  nun  freiliegenilen  Knoten,  welche  gewöhnlii-h 
mit  intensiven,  manchmal  direct  zu  collapsartigen  Erscheiiumgen  führenden  Schmerzen 
einliergeiieii.  Werden  diese  Knoten  gangraenös,  so  können  sie  sich  abstossen,  es 
kann  aber  auch  hierbei  zu  septi.schpyaemi.schen  Processen  kommen.  In  anderen 
Fällen  kann  eine  Thrombosirmig  der  Knoten  erfolgen,  an  welche  sich  eine  Vereiterung 
mit  periproktitischen  Ai)scessen  und  Analfisteln  schliessen  kann. 

Viele  der  an  Haemorrhoiden  leidenden  Patienten  klagen  über  Allgemeinerschei- 
uungen.  wie  Magenstörungen,  Kopfdruck,  Kopfschmerz,  Wallungen  zum  Kopf, 
Schwimbdgefüld,  Herzklopfen,  Athemlieschwerden,  Uppres-sionsgefühle,  über  !tücki-n- 
schmerzen,  sowie  über  hypoclmiidri.srhen  (.iedankengang,  über  p.sychische  Verstinunuiig. 

Die  Prognose  i.st  im  Allgenieiiieii  gut,  wenn  nicht  das  Grundleiden  oder  Cmn- 
plicationen,    wie  septisch-pyaemische  Proces,se,    eine  Lebensgefahr    mit    sich  bringen. 

Die  Behandlung  der  Haemorrhoiden  hat  sich  zunächst  gegen  die  Grundkrank- 
lieit  oder  die  Function.sstönmgen  zu  richten,  welche  zur  Entstellung  der  Haemor- 
rhoiden Anlass  gegeben  habeu.  So  sind  Herz-,  Lungen-  und  Leberkraiikheiten  in 
entsprechenderweise  zu  bekäm()fen  und  die  localen  Ursachen,  wenn  miigiich,  zu  be- 
seitigen, fenier  ist  eine  Leiionsweise,  welche  zu  häufigen  oder  zu  dauernden  Hyper- 
nemien  im  Pfortaderkreislauf  Veranlassung  giebt,  zu  regeln.  Denn  d:ips  die  Haemor- 
rhoiden <lurch  die  Beseitigung  der  Ursache  einer  Heilung  oder  mindestens  einer 
Bes.serung  zugänglich  sind,  zeigt  die  Beobachtung,  dass  Haemorrhoiden,  welche 
während  der  Gravidität  entstanden  sind,  post  partimi  sehr  häufig  zurückgehen,  und 
dasks  es  Individuen  giebt,  welche  sich  erst  dann  ihrer  Haemorrhoiden  bewiisst  werden, 
wenn    sie  in  hygienischer  oder  diaetetischer  Beziehung  Sünden  begangen  haben. 

Unter  den  prophylaktisch-therapeutischen  Maassnaiimen  ist  von  besonderer  Wichtig- 
keit die  Regelung  des  Stuhlgangs.  Der  Haemorrhoidarier  muss  jeden  Tag  eine 
breiige  Entleerung  haben.  Zur  Erzielung  derselben  greife  man  nicht  sofort  zu  Ab- 
fühmnttoln,  sondern  zunächst  zu  der  für  den  Haemorrhoidarier  so  wichtigen  körper- 
lichen Bewegung,    Zimmergymna.stik,    Massage,  eventuell  einer  Behandlung  in  einem 


[  llaniuorrhoitliiit 


—     524     — 


llaemorrfc« 


mi'diro-mcfh.inischeii  Instiüit.  Sodann  regele  man  die  Di 
(iriiti(ls;itz,  durch  I>:irreichung  kleiner,  aber  häufiger  Mahlzeiten  «-ine  plQbijcW 
iiiti'iisivc  Aiii'iilliuig  des  rfortatlersystenis  und  damit  eine  Drucksteigerung  in  in- 
sdllien  nidgliohst  zu  vermeiden.  Die  Diaet  bestehe  aus  leicht  resorhirh.iTfn  Nahnms- 
niitteln,  welt'iie  nicht  allzu  viel  Koth  jirmluciren,  sie  sei  leicht  abführend  und  «^ 
halte  keine  blähenden  Speisen,  wie  Kuben,  Kohlarten,  Leguminosen.  Man  termn^k 
Gewürzt«,  wie  Pfeffer,  Senf,  Paprica  und  gebe  auch  nicht  zu  viel  Kochsalz,  rhn» 
vermeide  man  Zwiebehi.  Von  Alkoholici.'^  erlaube  man  nur  leichte  Weisffweinf  tait 
eventuell  bitteres  Bier;  als  GetrJlnk  bevorzuge  man  den  Apfelwein.  Starke  Alicobnlio, 
sowie  die  gorbsüurehaltigen  Rothweine  sind  zu  meiden,  ebenso  starker  Kaffw 
starke  Theeaufgüsse.  Im  Uebrigen  richtet  sich  die  Hiaet  wesentlich  danuu-li,  ab 
sich  um  vollsaftige,  fette  oder  um  anaemisehe  magere  ludividueu  handelt.  Üti 
erslertMi  Gruppe  von  Patienten  sei  die  Menge  der  Nahrung  etwas  knapp,  goit»  «fer 
Kiwei.ssgehalt  der  Nahrung  und  die  Fettzufuhr  gering-,  bei  der  letzteren  Gruppe  «II 
die  Zufidir  von  Nahrung  und  speziell  auch  von  Eiweiss  und  Fett  reichlirhpr  «o. 
Plelhorische  Individuen  erhalten  also  eine  an  Vegetabilien  reichere  Nahruns  i\) 
anaemisehe.  Von  den  einzelnen  Nahnmgsmitteln  reiche  man  Milrb,  Buttmnilri 
grünen  Tliee,  1  oder  2  T:ige  alten  Kefir,  Fleischbrühe,  dünne  Suppen,  mactrn 
weiches  Fleisch  vom  Kalb,  Kind,  Geflügel,  Wild,  Schinken,  die  mageren  Fi.sdiP.  »» 
Scholle,  Seezunge,  Hecht,  die  verschiedenen  Leim-  und  Eierspeisen:  »'oo  Kulll^ 
bydraten:  Zwieback,  Weissbrot  und,  wenn  es  gut  vertragen  wird,  geringje  Mrjifni 
Grahambrot  mit  Butter,  ferner  Kartoffeln,  Carotten,  Blumenkohl,  Sjwrgel,  Spii 
sowie  niüssige  Mengen  von  Reis.  Vor  Allem  gebe  man  reichliche  Mengr-n  von 
Compotien,  sowie  auch  frisches,  gut  gereiftes  Obst,  ganz  besonders  NVeintraab« 
I*aji  Getränk,  am  besten  Apfelwein  tmd  Buttermilch,  lasse  man  zwischen  den  üatft- 
niahlzeiten  trinken,  nm  eine  plötzliche  üeberfOllung  des  Pfortaderkreislaofi-<  in  «k- 
hütcn.     Bei    Obstipation    lege    man    noch   Honig  oiler  Milchzucker    zv  bina. 

lasse    nüchtern    l    Glas    kalte,><  Wasser    trinken    und    sorge    für    :iu>_  .'■^]lf^ 

bewegiuig.  In  vielen  Fällen  wini  man  mit  diesen  M;uis.snahmen  ai<^kiiuitu«n.  ^ 
anden'u  inM.<s  ni.an  zu  .Xbfülirmitteln*  greifen.  Doch  halte  man  sich  hier  uur  au 
Irichten  Aliführmittel.  f?esonders  beliebt  sind  die  Schwefelpranparate,  wi«>  Pnlri» 
Liqiüritiae  compt^itus  und  Mischungen  \on  Sulfnr  depuratum  und  Kalium  bitartaximiL 
ferner    die  Kheumpraeparate,  sowie  Tamarinden.     M:ui    verabreicht    diese  H\Ufl  am. 

besten    ab«'nds.     Clysmati    sind  wegen  der  Empfindlichkeit  des  R>— «^ fcoigtr  »»• 

gebracht,  jedenfalls  wähle  man  warme  Oelklvstiere  oder  kaJte  ^^  -tietv.    U 

gut  g«>njütrten.  fetten  Individuen  leisten  Mineralwasserkaren  in  K;>ri'SD.i'i,  Mariabai 
Kissingen,  Homburg,  Tarasp  gute  Dienste,  namentlich  dann,  wenii  sich  die  Psuienia 
dabei  viel  körperlich  bewegen  und  zweckentspr>f«hend  leben.  Anacmiscfae  bcnnM- 
rekoinmeue  Individuen  haben  mehr  Erfolg  von  Eisen^nerltngen  «ie  FrartmAri, 
ElMer.  Kippolds:iu    oder    auch    von  Ems,    Soden,  Baden-Badtn.     Ist  •  •   t-.v  ^ 

«r$<CBtlicli  eine  Folge  von  Neurasthenie,  so  ist  ein  Aufenthalt  an  Hr-r  -  I  ;:. 

gthwgb  oder  in  einem  Sanatorium  am  Platze.     Mit 

in  Saauaer  mit  Vortheil  eine  Molkenkur  verbtuiden      .  :i  -    -- ^'■r,^- 

lind  Traubenkuren  mehr  ai^xeigt. 

Patientm,  welche  an  HaemorrfaoTden  leiden,  thon  gut. 
Wciterscbreitcms  des  tVosesses  sowie  des  Eintritts  roo  Ona^. 
Wiakva  lu  beltenifen.  Bei  ättieadfac  hebttmnmat  ist  ein  l 
«iam  karten  StBU  m  ttaetwm,  nr  Terhitaur  vm  Rmiagen 
«kr  protebcflar  iiuNnr  HaemmrAtSäm  daif  BMh  jeder  IV: 
dar  Aulmaid  aar  nai  veichcs  I^ipicr  oder  tai»  Leiawar 

■  «ia  Mcbln-  Säwiam  oder  Iraehta  Watte  «der  ■■■  i 

15  *.    Prolaktne  Kaelea  dtta^  au  ait  beShui  i'fav^r 
ul|ipciKB  nrtcx.    BiB^  Ibbsbiv  Rmu^  obt  Ba 
B  dsxu  Biakgw   rea  tndnwa  odir  Bit  Oes  * 
strkhefKti  W  itubiBwhthui  ia  die  AaaKülCL    Ba  «ftent 
Mit  dAaser  JfilHwiag  (Kaliai  j«datan  2^,  Jedoi  paim  Oif,  Ghrrcna  40p)  «0 
du  Oebttaag  4tr  EaMu  duotefWr  mmekta.   (Prv'isiaaaa.j    Siad  die  Kaata  st- 


SMtibUer. 


V.,.4..'l< 


Rnfae  rm 


■ut 


laemorrIloYdoii 


525     — 


Ilaemorrlio'i'driil 


La.sscu  dii'  Srlmu'r/i'ti  uirhl  n.ifli,  so  inuss  iimn  die  KiiotcMi  mit  luirkotisclicn  Sall)Cii, 
■welche  Morpliitiiii,  Bi'liailivnna, Cocain,  KodcTii  enthalten,  bestreichen,  oder  diese  Stoffe  als 
Suppositorion  vnrabrciclieii.  Man  niiiss  dieselben  selbstverstfiniilicli  bei  den  Entzündungen 
innerer  Haeinorrhoiden  immer  wählen.  Iiei  weldien  mauc-litnal  anrli  Kingiessunfren  von 
kleinen  Menf^en  4U — 45"  wannen  Ocls  Liiidoruiig  bringen.  Den  l'rozcas  selbst  kann 
man  durch  Aetziuig  der  Krosinneii  mit  tb'ni  Ar{;entunistift  oder  durch  Salben  oder  Snppo- 
sitorieri,  welche  Argentum  nitricum  oder  Acidum  tannicum  eiith;dten,  bekämpfen.  Bei 
VorhantJen.sein  von  Erosionen  ist  eine  breiige  Bes<'haffenheit  des  Stuhles  und  eijie 
gute  Reinifinng  der  Knoten  nach  der  Defaecatinii  von  ganz  besonderer  Bedeutung. 
Sind  die  Schmerzen  in  der  Gegend  des  Anus  durch  einen  Prtda]is  innerer  Haomor- 
rholdalknoten  bedinjrt,  .so  müssen  letztere  mit  dem  Finger  unter  Znliilfenahme  eines 
in  (tel  {getränkten  Läppchens  rcponirt  werden.  Man  nehme  die  Reposition  in  Seiten- 
lage oder  Knieellenbngrnlage  vor  und  be.streiche,  wenn  nöthig,  die  Knoten  vorher 
mit  CocainU'i.sung.  In  nur  seltenen  Füllen  ist  eine  vorherige  Mor]»hiumiiiiection  oder 
eine  Narkose  nrithig,  ebenso  ist  man  nur  selten  zu  einer  gewaltsamen  Dehming  des 
Sphincter  gezwungen.  Ks  ist  nöthig,  da-ss  man  die  Repositionsversuche  nu"iglichst 
baid  nach  dem  Prolaps  der  Knoten  anstelle,  da  bei  längerer  Dauer  des  Prolapses 
die  Knoten  stilrker  anschwellen  und  die  Reposition  schwieriger  wird.  Ist  bereits 
Gangraen  der  prolaliirten  Knoten  eingetreten,  so  bestreue  mau  die  Knoten  mit  einem 
antiseptischen  Streupulver  und  bedecke  sie  mit  trockener  Gazo.  Selbstverstilndlich 
darf  man  bei  Repositionsversucheii  nicht  zu  grosse  Gewalt,  sondern  man  muss  eine 
langsame  gleichmilssige  Compression  anwenden.  Um  eine  Wiedi-rholung  de.s  Pro- 
lapses zu  verhüten,  hat  man  Aetzungon  der  Knoten  mit  .-\rgentum  nitricum,  Karbol- 
sÄure,  vor  .\llem  aber  mit  Ciilorzinklösung  (Laroyenne)  vorgenomnjeu.  Auch 
empfiehlt  es  sich,  selbst  angefertigte  oder  vom  Band.ogisten  fabricirte  HnemorrhoTdal- 
binden  für  diesen  Zweck  tragen  zu  lassen.  In  neuerer  Zeit  wird  das  Hantelpe.ssar 
für  den  gleichen  Zweck  empfohlen.  Dasselbe  ist  jedenfalls  contraTndicirt  bei 
Vorhandeiiseiiv  proktitischer  Proces.se. 

Die  übrigen  Coiiiplicationeri  der  Haenmrrbcpuien,  wie  die  Proctitis,  Periproctitis, 
Fistula  ani  nnd  die  Fissura  aiii  werden  nach  den  für  diese  Krankheiten  in  Betracht 
konmienden  (iruudsätzeu  l>ehandelt,  doch  darf  bei  Zeichen  von  Vereiterung  tlirom- 
bosirter  Knoten  oder  bei  septischen  Prozesseu  mit  einem  chirurgischen  Kingreifen 
nicht  gezögert  werden.  Geringfügigere  Beschwerden  wie  .(ucken  am  After  werden 
durch  lehthyolsuppositorieii  oder  Bepiulern  der  Knoten  mit  Antipyrin  iiekfimpft  (Eich- 
horst). Bei  stärkeren  Molimina  haemorrhoi'dalia  linden  ausser  den  bereits  angegebenen 
Mitteln  noch  Blutegel  Verweudimg,  welche  in  der  Zahl  von  4— H  Stück  in  der  Umgebung 
des  Afters,  aber  nicht  uti  deu  Knoten  selbst,  angesetzt  werden.  Die  Blntentziehung 
wird  besonders  reichlich,  wenn  der  Patii-nt  nach  dem  ,\bnebmen  der  Blutegel  sich 
auf  einen  Nachtstulil  setzt,  in  welchem  Dämpfe  ans  einem  Topf  mit  heissem  Wasser 
aufsteigen.  Auch  die  Anwenihmg  eines  Ma.stdarmkühlers  (.\rzbprger)  leistet  für 
manche  Formen  von   Molimina  haemorrhoHlalia  erspriessüche  Dienste. 

Die  Ilaemorrlinid.il  lilutungen  sind,  weim  sie  geringfügig  sind  und  bei  voUsaff  igen 
Individuen  vorkommen,  kaum  Gegen.stind  eines  Eingriffs,  im  Gegentheil,  sie  werden 
von  den  Patienten  mit  Freuden  begrüsst,  da  sie  durch  Abschwellung  der  Knoten  Er- 
leichterung bringen.  Wo  die  Bbitiuigen  aber  Gefahren  bringen,  müssen  sie  bekämpft 
werden.  Dies  geschieht  in  leichteren  Füllen  durch  kalte  Sitzbäder,  Auflegen  einer 
Eisbl.ose  auf  den  Damm,  durch  Injection  kleiner  Mengen  von  Eiswasser  in  das  Rectum, 
durch  Ein.schieben  eines  Eiszapfens  in  da.s.selbe,  eventuell  durch  Flinspritzung  von 
kleinen  .Mengen  Li()uor  Ferri  sestpiichlorati  I  :  20,  oder  (Landowski  und  Welshe) 
Injoctioneii  von  2r>U  ccni  heissem  Wasser.  Auch  katm  man  Ergofin  re.sp.  Seeale 
con)utuin  oder  Extrni-tum  fluidum  flydrasti.s  cmadensis  versuchen,  besonders  auch 
Extr.ictuin  fluidum  Hamamelis  virginicae.  Schwere  Blutungen  erfordern  die  Tamponade 
de,s  Rectum.  Dieselbe  nützt  jedoch  nur  dann,  wenn  die  blutende  Stelle  selb.st  in 
den  Bereich  der  Tamponade  einbezogen  ist,  d.a  sich  sonst  oberhalb  des  Tampons 
reicbiiche  Mengen  Blut  ansammeln  können.  Eine  Unterbindung  oder  Kauterisation  ist 
nur  in  seltenen  Fällen  nöthig.  Bei  den  häuHp  wiederkehrenden  Blutimgen  kann 
man,  weim  eine  operative  Behnndlunp  nicht  durchführiiar  ist,  durch  Injectionen  von 
adstringirenden  Lösungen  (T.innin  1%,  Argentum  nitricum  1  —  H  "/o,  Al.-uui  2%, 
Plumbum  aceticiim  0,2 — 0,5  <•/„)  oder  durch  Salben  oder  Supposi tonen,  welche  Chrysa- 
robin  (Unna,  Kossobudski)  und  Jodoform  enthaiteu,  manchmal  einen  Erfolg  erzielen. 


[Hn«^iiiurrli()iil(Mi 


—     52H 


Hafi 


mit  dem 
der  rothl 
Chlor  '- 


rsi'lniit<ii    die  Blutungen   eüieii  beilruhlii'hi.'n  ('lianikter    an    und   li-idot   d.is 
befinden    unter    dem  Kinfluss    nicht    zu  behebender  iocaler  Beschwerden,   so 
radieab*  Therapie    indicirt.      Dieselbe    i.st    entweder    eine    operative    kau<tis 
eine  Dehnungstherapie.     Die    erstere    besteht    entweder    in    der  Excision 
mit    dem  Messer  (Esmarch)    oder    in  einer  Ligatur  der  Knoten,    wie    sie 
in  England  geübt    wird,    oder   in    einer  Versrhorfung  der  Knotetn 
kauter  (Langonbeck),  oder  in  einer  Abscluiürung  der  Knoten  mit 
Phitinsehlinge  (Bardeleben).     Alle    diese  Methoden    setzen  eine 
oder  Sehieich'sche  Loualanaesthesie  voraus.    Mit  GocaTnanaesthesic  an 
die  chemischen  Verschorfungsmethoden,  wie  das  Bestreiehen  der  Knoten  nm  raucn 
Salpetersäure  oder  reiner  Karbolsflure  und  die  Injection  von  Kurbolglycerin  VO 
bis  1   :  2,    in  steigender  Concentration    in  der  I)osis  von  ca.  2   bis  Ti  Ti 
Knoten   (Lange),    die    so  zum    Schrumpfen    gelangen.     In    Fällen,    in 
grösserer  Eingriff   schwer    ausführbar    ist    oder    verweigert   wird,    k.inn  ma 
blutige  Dehnung  des  Sphinkters    mit    der  Hand  oder  mit  Bnugies  oder  Sil 
nehmen.     Sie  ist  zwar  mehr  schmerzhaft,    wenn  sie  in  forcirter   Weise  vor 
wird,     sodass    f'oca'inanaesthesie    oder    Narkose    »öthig    wird,      dagej^n    nor 
schmerzhaft,  wenn  sie  allmählich  in  verschiedenen  Sitzungen  diirchEjcffllirt  wiirl 
Vornahme  der  Dehnung  des  Sphincter  ani    hat  in  der  That  durch   Vonninde 
Stauung  oft  bedeutende  Besscning,   ja  sogar  manchmal  dauernde  Heilung  rar 
doch    ist    sie    in    ihrem  Erfolg    nicht    so    zuverlässig  wie  die   Excision 
brennen  der  Knoten. 


HaemostaxiH,    Haemostasie  (von  at.ua  und  Ttnr^rtt),   Blutstillung:  —    Haeraotitslj 
Die  sicherste  Bhitstüliiiig   geschieht  durch   Unterbindung    der    iHolirt4>a   rr^a 
Gefilsse.     Diese    schon    im   AUertlmni    geübte  Methode   wurde    von    Aiiibroikr 
im    Ifj.  Jahrhundert    wieder    eingeführt.     Zum    „Fassen"    des    GefJlsscs    d»«t 
Pean'sche    oder    Koeberle'sche   Klemme    oder    eine  Schieberpinc*»''-   '  ><hv 
Kum    Zubinden    des    Gefiissluraens    sterilisirte    Catgut-*  oder  Seiden 
weise    auch    „elastische  Ligaturen"  aus  Guminif.lden  oder  dünnen   Giiunni^i 

LJLsst   sich    das  Gefäss    nicht  isoliren.    so    muss   an  Stelle  der  Unti^rbindnng  A 
Umstechung  treten.     Die  blutende  Gewebspartie  wird  mit  einer  stark 
Nadel   unistochen  und  mittelst  des  eingefUdelten  Catgut-  oder  Seidenfsdens'i 
geschnürt.     Ist    das   Gewebe    nicht    zu    straff,    so    verwendet    man    mit  Vn 
stumpfe   Dechamps'.sche    Nadel,    Aneurysmanadel,    welche    andere  G« 
anstechen  kann.    Gelingt  auch  die  Umstechung  nicht,  so  muRs  man  die  Dnti 
pincetton,  und  zwar  mitulestens  4H  Stunden,  liegen  lassen. 

Die  percutane  Umstechung  nach  Middeldorpf,  bei  der  ein  um  die 
Stelle  heniragoführter  Faden   über  der  Haut  zusanmiengesehnfirt  und    geknotd 
sowie    die    mit  Hilfe    der   sogenannten  Karlsbader  Nadeln    ausgeführte  AcitprAl 
resp.  Acufilopressur  ist  veraltet. 

Als  Ersatzmittel  der  Unterbindung  wird  die  Torsion  empfohlen  (Amussxl) 
Gefässenden    werden    mit  einer  Unterbitidungspincette  gefasst  und  mehrfacii 
Längsaxe    gedreht.     Um    nicht    von  Nachblutimgen    überrascht  zu  werden, 
sich    dieses  Verfahren   jedoch  nur  bei  kleineren  Gefässen.     Nach   l,r :  M«t| 

wird  das  Gefä.ss  mit  einer  I'incette  ((uer  gefasst  und  festgehalt«>n,  wfi  .i^j 

Piucette  dxs  vorstehende  Stück  abdreht,  d.  h.  so  lange  tonpiirt,   bis  *•»  altr« 
Reihe  ahnlicher  Methoden,    wie    die  Stilliiig'sche  Gefässdurchschlini^  ._ 
Perplicatio,    haben,    weil  umständlich  imd  unsicher,    nur  noch  historiaefacB 
nm    so    mehr    seit    wir    in    dem    sterilisirtcn  Catgut    ein  unschädlicbrs 
Ligaturmaterial    besitzen.      Bei    oberflächlichen  Wunden    mit  Verletiuneen 
Gefässo  wird  die  Bluhmg  häufig  allein  durch  die  Wundnaht  lam   >ifi'i-»:ni(l 

Besonders    schwierig  kann  die  Blutstillung  bei  seitlichen  G<  u 

Wenn  die  Durchgängigkeit  des  betreffenden  Gefässes  keine  Bediiimn^   nat, 
dasselbe  ganz  durchtrennen  und  doppelt  unterbinden.     Wie  aber  steht  e». 
die  Durchgängigkoit  des  Gefässes   erhalten    muss?     Bei   kleinen   G»  f 
man  den  Versuch  der  Unterbindung  machen.    Doch  sind  derartige  ..»•■. 
immer  gefährlich,  da  sie  leicht  abgleiten.    Man  wird  daher  bei  dirni;^.  n  \, 
hUuGg  die  Unterbindungspincette  liegen  lassen  müssen  („.seitliche  .M.kl.  luinn 
grösseren    Gefässwunden    ist    auch    die  Wundnaht    versucht    worden,    bei  fe 


l»pmost«xl8 


—     B27     — 


Cat^t,   liei  Arloricii  mit  feinster  Soidc.     Bei  k'tzti'ri'ii    kuiiii  ilif  üntcTbiudiiii};    rcsp. 
lie  Umstechung  des  zuführmulen  Gof&sses    „am  (>rt<>  ik-r  Wahl"'  nothwondig  werden. 
Ein    weiteres    RlutstiliimgsmittLd    ist    die    rnmpression.       Hierzu    {gehört,    die 
iurch    Adelinann    Itesnnders    ausgeliildete   ßlutstillung    durch    forcirte  Beugung, 
velche    aber    nur    an    den  Kxtremitritcn    atiweiidl)ar    ist    und    nur    für   die  definitive 
Jiutstillunp    in     Frage    kommt.       Letzteres    gilt    meist    auch    von    der    „Digital- 
tom pressir)«''.       Die    sicherste    Anwendung    der    Comprcssion     gesdiieht    (hirch 
Jon    Compressionsverband.      Nachdem    die     Wunde     mit    dem     ilbiiclien    Ver- 
bandmaterial bedeckt  ist,  wird    in    genügender  Menge  Watte,  Moos,  .Inte.  Holzwolle 
oder  dergl.  darauf  gepackt  und  mit  einer  gleichmiissig  angezogenen  Binde    fest    an- 
gedrückt.    Man  achte  aber  .stets  darauf,   dass   in    den    peripherischen  Tlieilen    keine 
^tauung  eintritt.     P^ine  Modüication  der  Compression  bildet  die  Tamponade,  häutig 
lit  dem  C.'ompressionsverband  combinirt.     Das  beste  Material   für    tlie  Tampons    ist 
Idie  Gaze.     An  geeigneten  St/'llen  kann  der  Tampon  durch  provi.sorische  Suturen  der 
Amdrandpr  tixirt  werden.     Bei   Blutungen    in  KArperhrihlen   ist  die  Tamponade  den 
rändern   Mitteln  nlierlegen.     Meist  werden  die   Tampons    auch    hier    aus  Verhandstoff 
|bestehcn,  doch    kami    z.  B.    im  Rectum  auch    der    Kolpeurynter  Verwendung    finden, 
sei  Epistaxis*  wendet  man  das  Bei  Ioci|* "sehe    Rßhrchen    au.     Bei    capillaren    und 
|veu<lsen    Blutimgen,   wie   letztere    häufig    in    profu.ser   Weise    bei    Krannjfadern  vor- 
"comnien,  ist  die  verticale  Suspension  wirksam,     ('ombinirt  mit  einem  ("ompres- 
gionsverbanil  führt  dieselbe  auch  hei  anderen  Blutungen  fast  stets  zum  Ziele. 

Unter    den    sonstigen    Blutstillungsmitteln    steht    obenan    die    Glühhitze,    das 
|t!autprium  actuale,  welche  in  der  Form  des  (i  lüheisens,  des  Pacquelin'schen 
trenners  oder  des  M  iddeldorpfVehen  Gal  vanokauters  zur  Anwendung  kommt. 
JWan  beachte.  da.ss  die  Rothglühhitze,   welche    die   Gewehe   langsam  verkohlt,  besser 
Iblutstillend   wirkt,   als    die  Weissglflhhitze.     Bei    allen    Fliichenblutuiigeu,    be.sonders 
])ei  Blutungen  in  Hnhlen  fUterus,  JI;ise,  Radien  etc.)  und  in  Hrdilonwunden,  dient  die 
[Irrigation  mit  hcissem  Wasser  (45°  C.)  als  vorzügliches  BUitstillungsuiittel.  indem 
feie  die  Contraction  der  GefiLsswandungen  mächtig  anregt.     Der  Hitze,  gegenüber  steht 
Idie  Killte;  sie  bringt  gleidifalls  die  Gefä-sse  zur  Contraction  und  befördert  die  Blut- 
gerinnung.    Am  zweckmitssigsten  ist  hier  die  Riswassorirrigation 

Auch  chemische    Mittel  dienen  zur  StiHiing  von  Blutungen*.     Unter  den  internen 
Jlutstillungsniitteln    ninunt    das    Seeale  cornutnm  (Ergotin),   innerlich   oder  sub- 
cutan verabreicht,  den  ersten  Platz  ein.     Üaneben   fiiideiv   Prne]>arate  von  Hydrastis 
lanadensis,  besonders  bei   uteriio'n   Rlntiuigen.  und  fiie  Hamamelis  virginiana, 
bei  Haemorrhoiden  vielf.ach  empfohlen,  .Anwendung.     Die  irmere  Wirkung  des  Liquor 
iFerri  sesquichlorati  ist  unsicher,  falls  das  Mittel  nicht,  wie  bei  Magen-  und  Dannblutun- 
Igen,  diroct  mit  der  bkiteiiden  Stelle  in  Berührung  kommt.    Dem  Plumbum  aceti- 
[eum    wird    von  je  her  besonders  bei  Lungenblutuugen  eine  haemostati.sdie  Wirkung 
•«ugesprochen.     Bei  Haemoptoe  ist  die  Potio  ("hoparti  (Copaiva*)  in  Gebrauch. 

KIHOHHOFF. 

iingebancb.  Bei  abnorm  schlaCfen  Bauebdecken  oder  bei  Diastase  der  Musculi  recti  kommt  es 
im  Knde  der  Schwaiigerschnft  mitunter  zu  einer  abnorm  stark  ausgeprüfften  Aiitevcrsion  de» 
Iterus.  Praedisponirt  sind  Schwangere  mit  eugem  Becken  oder  mit  Lordose  der  Lenden- 
rirbelsäule.  Mau  lasse  daher  in  solchen  Fällen  schon  vom  füafteu  Schwaogerschaftsmonat 
b  eine  passende  Leibbinde  trafen,  um  ein  weiteres  NachvomsinkeD  des  Uterus  zu  vermeiden, 
lineu  geburtsbülflicbeD  Eingriff  wird  der  Hängebaucb  ao  sieb  nur  selten  erfordern. 
8TEFFECK. 

JLieriiig,  FLschfamilie  aus  der  Ordnung  der  Pbysostomen.  Ausser  dem  gemeinen  Häriug  (Clupea 
^■hareogus)  gehört  auch  die  Gattung  Auohovis*  zu  dieser  Ordnung.  Der  gTÖ.sste,  30  cm  lang 
^Blnd  darüber,  und  fetteste  ist  der  der  Shetlandinseln  und  der  norwegischen  Westküste;  etwas 
^Kleiner  i.st  der  der  holl.indischen  und  ostenglisohen  Küste,  am  kleinsten  der  Ostseehäring. 
^Blan  unterscheidet  die  noch  nicht  gescbicchtsreifcn,  Jungfern-  oder  Matjeshäriagc,  ferner  die 
^Keschlecbtsreifen  Vollhärioge  und  die  geringwerthigen  Hohlhäringe  (Ihleo,  Schotten),  die  bereits 
^Kelaicht  haben. 

^F  Der  frische  grüne  Hiiring  hat  einen  Durchschnittsgehalt  von  14,3  Eiweiss  und  9  pCt. 
^Vett.  Vermöge  dieses  hohen  Nährwerthes  vermag  er  eine  eiweiss-  und  fettarme  pflanzliche 
^^Host,  wie  Reis,  Kartoffeln,  zu  einer  ausreichenden  zu  ergänzen. 

^B  Der  bei  weitem  grösstc  Thvil  der  Häringe  wird  conserrirt,  indem  er  mit  einer  ca.  25proo. 
^Kochsalzlösung  durchtränkt  wird.  Salzbäringe  enthalten  im  Mittel  Eiweiss  19.  Fett  17, 
^Bxtractivstoffe  1,6,    Asche  16  pCt.;    14  pCt.  der  Asche   entstammeu    dem  Pökebalz.     Da  ein 


[Hncriiiii:' 


—     528     — 


Härini;   bei   einem    mitllorcn  Gewicht    von  130  g  nach  Abzug   der  Abfnll» 
enthält,  gclangc-n  mit  jedem  cinzclocn  Uäring  etwa  15  g  Ei  weiss  uod   13  g  F«tt 
und  wohl  auch  zur  Vcrwcrthung.     Dos  überücbüssigeu  SaUes    kann  man  den  ~ 
entledigen,  dass  man  sie  in  Wasser  oder  besser  in  mit  Milch   versetztem  Wi 
verfährt    man    zweckmässig,    wenn    mau    Kranken    und    Rcconvalescenteo    cur 
Appetits  Uäring   reicht;    noch    mehr   empfehlen  sieb  zu  diesem  Zweck  die  obttiA 
und,  weil  fettärmer,  auch  leichter  verdaulichen  eingesa'zenen  Sardellen'. 

Mit  dem  Einpökeln    verbindet    man    theilweise    noch    das    Räuchern,     ütbä 
Wassergehalt  der  Conserve  noch  mehr  ab,    das  Eiweiss  wird    an   der  ObcrtUehe 
endlich  mit  antiseptischen  Kiiuchbestandtheileu.  Kreosot,  brenzlichen  Oelcu, 
Räucherhäring,  Bückling,  enthält  im  Mittel  Eiweiss  21,  Fett  9,  Satze  ^^»  V<X 

■OL 

Hafer,  Arena  sativa,  dient  nur  iu  beschränktem  Grade  zur  menschli'          '       ibnii^  M 
köruer  enthalten  im  Mittel  Wa.sser  12,4,  Eiweiss  10.4,  Fett  5,2,   K                  .te  ^»'^ 
mehl,  zu  '/so  Dextrin,  Gummi,  Zucker)  57,8,  Rohfaser  11,2,  Asche  ü.U  (jCt 
enthülsten  oder  noch  grob  zermahlenen  Hafcrkömer  werden  als  Hafergrfitt» 
Hafergrütze  wird  durch  Aulkochen  mit  viel  W^ser  unter  Zusatz  von   K 
eventuell  auch  Milch,  Butter  und  Fleischextract  eine  ziemlich  schmackl. 
die,  neben  91—92  pCt.  Wasser.  Eiweiss  1,1,  Fett  1,5,  bei  Zusatz  von  Mil.;li  .da 
sprechend  mehr,   und  Kohlehydrate    5,7  pCt.    einschliesst.     In  Folge    des  irchi 
und    gequollenem  Stärkemehl    ist    die  Hafergrützsuppe    von    schleimiger    Consiiü 
schleim.     Bei  der   künstlichen  Ernährung   von  Säuglingen  mit    sterilisirter   Ea 
der  Zusatz  von  Haferscheim  anstatt  des  Wassers  für  die  Verdauung  günstig,  iad 
daulichkcit  und  Ausnutzung  der  Milch  erhöht  (Uffelmann);  doch  ruieu  etwas 
von  Haferschleim  manchm.il  Blähungen  und    dünnere  Entleerungen    hervor,    «e 
schleim*  sich  als  zweckmässiger  erweist.    Bei  der  Krankenernährurig  steht  dierjtUxil 
dete  Hafergrütze  den  praeparirtcn,  zum  Thcil  dextrinisirten  Mehlen,   dem  Weibeiik 
Knorr'schon  Hafermehle  entschieden  nach.    Erstcres  bat  Eiweiss  10,6.  Kett  7,  ' 
71  pCt..   letzteres   11,2— ß, 7 — 70;    ähnliche  Zusammensetzung    hat    das  o     >   -  fii 
meal  und    andere  derartige,  neu  auf  den  Markt  gebrachte  Praep.irate.  7 
suppe  nimmt  man  30  g  Mehl  auf  etwa  '/a  Liter  Wasser,    setzt  etwas   K. 
Butter  zu,    eventuell  noch  et^as    fein    gestossene  Mandeln  und    lässt  gut  aoikod» 
Suppen,  ein  Teller  davon  enthält  5  g  Eiweiss,  85  g  lösliche  Kohlehydrate.  5  ([  Fsfl) 
Salze,  eignen  sich  insbesondere  für  Kranke,  deren  Digestionsvermögen  stark  djiroi«' 
deren   Verdauungstract    sehr  reizbar  ist,    namentlich    für    acut  Fiebernde  mit 
Damikatarrh,   PeritonitLs,    Perityphlitis,  Dysenterie  und  Abdominaltyphus.     Duti 
Milch,  1  Th.  auf  3—1   Th.  Suppe,  wird  der  Nährstoffgehalt  noch  gesteigert.     Eia  ' 
und  nahrhaftes  Prneparat  ist  der  Kasseler  Hafer-Cacao  mit  Eiweiss  22  {d.ivon  i 
Fett  19,  lösliche  Kohlehydrate  (Stärkemehl,  Dextrin,  Zucker)  89,  Asche  S  pCt 

■TSE 


■rO|i<*n*«. 


HllgeillB  Lam.   (sjrii.  Braxer»  Kunth).    Pll«nieng»ltung   tos   di<r  Fam.    der  Ro>i<- 
mit  nur  einer  den  Gebirgen  Abysvinienä   eigenen,   in  3000  — KOOO  Fiuts  Hohe    sich   1 
Wild.  (Brayera  antlielminthiea  Kth.)    Kin  bis  'iO  m  boeli  werdender  Bitutn   f 
haarten  Zweiten,    bis  Ober  bundlan|j:en  uniiaarig  Keflederlen,   tottig    sriV^  -'" 
CBClien  erinnernden  BUttcrn  mit  kleinen,  rundlichen  Zwischenfiedern  ui 
bildenden  NebenblHUeni.     Die  4- oder  DzUhligen  kleinen  BlUtlien  sind  ru 
dichten  Kisven  rerrinifrt.     Nnr  die  weiblidlen  BlUthcn    sind  mediciniach    ii\-   Am  h'.  LjuintlileMR,  Fl^f** 
OuK»o  T.  Brayerae.  Ku^.tiiTdUtlien,  nfficinell.     Sie  sind  nach  dem  Abblnhen  Ton   a-wnl  yrvMaA  I 
Torblftttern  unter  dem  ebenso  entwickelten,  bleibenden  Kelch  KO^tllllt.     Tun  den   hnitUa  »«4iai 
UlUern  wird  meiit  nur  «ine«  ta  einem  eiasamigfn,  knn  geaehnllbelten  Xnssehen. 

X 

Hall;   in    den  Vorbergen    der    oberösterrcichischon  .Vlpen   37fi  m  hoch    gel?|:«nc9 
rachrereu  jod-  und  bromhaltigen,  innerlich  und  äusserlich.  besonders  hf'x  -"er.  f>i!.n<-. 
KochsalzqucUen.     Die  Tassiloquelle,  früher  llallcr  Krnpfwasser  geti.i 
natrium,  0,243  Chlor-,  0,058  llrora-,  0,043  Jodmagnesium.  0,4  f'hlor 

Soolbädcr  gleichen  Namens  giebt  es  in  Tirol,  559  m  hoch,  mit  - 
Württemberg,  301  m  hoch.  Die  Quelle  des  letzteren  Bades  enthält  n- 
doch  kommt   auch  27procentige  Soole    au»  dem  Salzbergwerk  Wilhelmsglücit 


IIITj 


llallnclnatloneii.    Das  Wort  „Hallucinari",  aus  dem  der  .\usdruck  Hallucin«tion 
wird  gewöhnlich  mit  dXüia,    1.  «unslät  sein,  in  heftiger  fiemüthsaufregntiL-    ~~^" 
2.  „iinstät  umhergehen''  (avoir  Tesprit  egariS,  Littre)  in  Zusammenhang  j;  ^J 

wahrscheinlicher,  dass  es  von  liXa^if^tiv,  ululari  herkommt,  welches  onom..  .  , -  äJ**l 

Heulen  und  Krächzen    der  Eulen    gebildet  ist.    Wahrscheinlich    liiess  das  Wart 
alucinari,  sich  verhalten  wie  die  Vögel  in  der  Nacht,  schreien  und  heuleiu 

Unter  llallucinationen  versteht  man  Sinncswahrnchmungen,    welche  auftnt 
ein  äusseres  Object  vorhanden  ist,    welches  dieselben  hervorruft.     Man  unt 
Hallucinationen  die  Illusionen,   welche   ein   vorbandenoa   äusseres  Objeot  ia 


iHllucinaliuiiPii 


—     52«     — 


Ualliu-iiiatiuiit.Mil 


lir&udelu,  und  die  Visiooeo,  bei  welohua  eine  Vorstellung  so  lebbolt  wird,  dass  das  derselben 
IcuUprocheDde  Siunesbild  waiirgeuommen  wird.  Die  Trennung  in  drei  Gruppen  hat  praktisch 
Inur  eine  bescbränlcte  Kedcututig,  da  sich  hier  besonders  in  einzelnen  Sinnen  ilallucinationen 
■und  Illusionen  schwer  oder  gar  nicht  trennen  lassen.  Von  den  Theorien  zur  Erklärung  des 
IXuslandekommens  der  Hallucinationcn  ist  /.ur  Zeit  die  scnsoriell-psychische  am  meisten 
iarccptirt.  Der  Reiz,  welcher  zu  ihrer  Knlstcbung  Veranlassung  giebt,  wirkt  in  erster  Reihe 
kuf  das  seusorische  Ceotrum;  ohne  die  weitere  Mitbetbeiligung  der  a.s30ciativeu  Vorgänge,  des 
p)5>'ehisebcn  Processes,  kaun  es  aber  zu  keiner  wahren  Hallucination  kommen.  Uallucinationeo 
liönncn  in  allen  Sinnen  stattfinden. 

ft  Im  Gesichtssinn  erscheinen  sie  als  Feuersäulen,  feurige  Räder,  Menschen-  oder  Tbier- 
kestalten  (Zoopsie),  auch  als  ganze  Aufzüge,  Maskoraden,  Vorführung  von  Laterna-magica- 
iBildem.  Diese  llallucinationen  sind  zuweilen  ruhend,  unbeweglich,  zuweilen  jedoch,  wenn 
hugleicb  Hallucinationcn  im  Muskelgefühl  des  motorisrben  Augeuapparats  vorhanden  sind,  sich 
|1)ewcgnnd,  sich  entfernend  oder  sich  nähernd,  sich  vergrössernd  oder  verkleinernd.  Die 
Ulallucinationen  im  Gebörssinn  können  ebenfalls  elementarer  (Hören  einzelner  Töne,  Knallen, 
IWasserrnuschen)  oder  zusammengesetzter  Natur  sein,  letztere,  welche  zuweilen  laut,  öfter 
iBüstemd  empfunden  werden,  meist  als  „Stimmen"  von  einer,  von  mehreren  oder  von 
■einem  ganzen  Haufen  von  Personen  bezeichnet.  Hallucinationen  im  Geruchs-  und  Ge- 
Hchmackssinn  sind  in  der  Regel  unangenehmer  Natur,  wie  Ijeichengeruch,  bitterer  und  aas- 
P>after  Geschmack.  .Selten  sind  es  angenehme  Geruchs-  und  Gcschmackswahmehmungou  von 
mosenöl.   Patchouli,  , himmlische  .^üssigkeiteu". 

1  Hallucinationcn  eim  Gebiete  des  Hautgefübls  werden  als  Berührungs-,  Druck- und  Tem- 
I  peraturwahrnchmuDgen  unterschieden.  Gefühl  von  Ameisenlaufen,  Spinncnkriecbeu,  um- 
Lschlicsseuden  Bändern,  drückenden  Fesseln,  Brenneisen  oder  kaltem  Schwamm  auf  der  Haut 
Imögen  als  Beispiele  angeführt  werden.  Die  Hallucinationcn  im  Muskcigefühl  wurden,  so- 
fareit sie  den  Augenmuskelapparat  betreffen,  schon  erwähnt.  Sie  kommen  ausserdem  als  Uallu- 
kinationen  im  motorischen  Sprechapparat  vor  und  rufen  dann  bei  dem  Kranken  die 
ETäuschung  hervor,  als  ob  es  in  ihm  spräche,  zu  unterscheiden  von  jener  inneren  Stimme, 
nrcicbe  lediglich  eine  Bezeichnung  für  eine  lebhafte  Vorstellung  ist.  Verbindet  sich  damit 
kiue  krankhafte  Erregung  des  corticalen  Hörapparats,  so  kommt  es  zu  dem  Hören  der  eigenen 
■Gedanken,  welche  die  Kranken  von  Anderen  laut  gesprochen  wähnen  (Kcho  der  Gedanken). 
B)ie  Hallucinationen  im  Muskelgefühl  des  locomotorischcn  .\pparats  verbinden  sich  häulig  mit 
kolchen  in  den  T:istgcfühlen  der  Haut,  der  Gelenkfläehen,  der  Sehnen  und  können  passend  als 
ttiuacsthetische  Hallucinationen  bezeichnet  werden.  Die  Kranken  glauben  zu  schwanken, 
bchweben,  fliegen,  in  die  Höhe  gezogen  oder  in  di'^  Tiefe  gesenkt  zu  werden  u.  s.  w. 
■  Die  Hallucinationen  in  den  Organgefühlen  lassen  den  Kranken  allerhand  objeotiv 
picht  nachweisbare  Veränderungen  in  inneren  Organen  fühlen.  In  schweren  Fällen  kommt  es 
kl  dpn  mit  entsprechenden  Hnllucinatinnen  verbundenen  Wahnvorstellungen,  dass  sich  der 
Kranke  in  einen  Wolf  (Lykanthropie).  in  einen  Hund  (Kjrnanthropie)  verwandelt  sieht.  Häulig 
Pkind  Hallucinationen  im  Sexualapparat:  Empfindungen  des  Beischlafes,  als  ob  der  Samen  ab- 
'  gezogen  würde,  Schrumpfung  der  Hoden,  Einziehung  und  Verkürzung  des  Penis  u.  s.  w. 

Im  Gesichts-  und  Gehörssinn,  zuweilen  auch  im  Tastsinn,  werden  auch  einseitige 
Hallucinationen  beobachtet.  Der  Patient  hallucinirt  überhaupt  nur  auf  einer  Seite  oder  er  hat 
zwar  auf  beiden  Seiten  ballucinatorische  Wahrnehmungen,  jedoch  auf  jeder  Seite  verschiedene. 
Bestehen  nachweislich  Hallucinationen,  so  ist  die  Frage,  welchem  Zustmde  sie  ihre  Ent- 
stehung verdanken,  da  hiervon  in  erster  Reihe  das  therapeutische  Eingreifen  abhängt. 

Hallucinationen  kommen    vor,    abgesehen    von    den  Hallucinationen    des  Traumes,    1.  bei 
eistesgesunden  Mensehen    im  wachen  Zustande,    dann   ,ibcr    nur  vereinzelt,    schnell  vorübor- 
Kehend   und    in    der   Regel    nur    im    Gesichtssinn    (Hallucinationen    Lutber's,    Spinoza's, 
|Göthe's  u.  s.  w.).      Häufiger    werden  sie    in    dem  Debergang  vom  W'arhen    zum  Schlafen  be- 
obachtet {bypnagogische   llallucinationen),  sowohl  im  Gesieht,  wie  seltener  im  Gehör,  zuweilen 
Itueh  im  Berübrungsgcfühl,  Geschmack  und  Geruch.  Sie  sind  meist  rudimentärer  Natur;  2.  bei 
k fieberhaften  Krankheiten,  in  der  Regel  mit  starker  Benommenheit  verbunden  (Fieberdelirium), 
ttöd  nach    Ablauf   des    Fiebers    bei  sehr    geschwächten    Individuen;    3.  in  der  Einzelhaft,    im 
dunklen  Zimmer   (nach  .Augenoperationen),  bei  Schiffbrüchigen,  in  der  Wüste;  4.  bei  gewisjieu 
lotoxicationen.     Hallucinationen   besonders  des  Gesichts,  Gehörs  und  Gefühls  kommen  vor  bei 
Alkoholismus,  Morphinismus,  Cbloralismus,  Cocainismus  (Empfindung  von  Fremdkörpern  unter 
Mcr    Haut).    Hascbischintoxication,    ferner    bei  acuter  Belladonna-,  Stramonium-,  Hyoscyamus-, 
teanUminvergiftung:    5.    bei  Epilepsie,  besonders  im  prae-  und  postepileptischen  Zustand,    bei 
Ifiyäteric  unter  den  verschiedensten  Bedingungen,    bei  Somnambulismus,   im  hypnotischen  Zu- 
ntando;    6.  bei  Herderkrankuugen  des  Hirns,  speciell  des  Hinterbauptlappena  (Hallucinationen 
Ides  (ivsichts).  des  Schläfenlappens    (Hallucinationen  des  Gehörs)  u.  a.     Hier  werden  die  llallu- 
leinationen  häufig,  besonders  in  frühen  Stadien,  als  Täuschungen  empfunden;  7.  bei  fast  allen 
Psychosen,  entweder  während  der  ganzen  Dauer  der  Geisteskrankheit  oder  vorübergehend.    Die 
Hiiufigkeit,  mit  welcher  sie  bei  den  verschiedenen  Psychosen  auftreten,    ist    sehr  verschieden: 
keim   Delirium    hallucinatorium    beherrschen  sie  das  Kronkheit.sbild,  bei  der  Paranoia  halloci- 
katoria   stehen    sie  in  besonderer  Beziehung  zu  den  Wahnvorstellungen,    seltener  sind  sie  bei 


\0,  Liebraieh,  Eue^klopacdie.    II.  Band. 


3i 


[Hnlliu'inationen 


(lerMauie;  abgesehen  vou  den  Organgefühlshalluoinationen  fehlen  sie  bei  der  DemcatU 

Sie  Icommen  in  der  Regel  nicht  oder  nur  Toriibergeh'ind   beim  Idiotismus  tot:    »bgvbliirt  a 

den  verschiedensten  erworbenen  geistigen  Schwächozuständcn. 

Die    Therapie    der    Hallucinntionen    hat   in    erster  Reihe  die  Moauto  ■ 

berücksichtigen.     Einzelhaft  ist  bei  Eintritt  von  Sinnestäuschungen   <ii.  DusittUa! 

nach  Augenoperationen  zu  mindern,  Intoxicationeii  sind  cntsprecbeod  z.u  bi 
gilt  von  den  Hallucinationen  bei  Epileptikern  und  Hysterischen,  bei  »eichen 
indicatiooeo  für  das  therapeutische  Eingreifen  geben.  Bei  all  diesen  verschicUcou.  A."Ui 
ist  als  Grundsatz  aufzustellen,  dass  der  Versuch,  dem  Kranken  die  Nichtexisteni  der  Trugs 
stalten  irgendwie  bewei.sen  zu  wollen,  zu  venneidcn  ist.  Er  wird  nie.  so  lang«  die  KnsU«: 
besteht,  zu  einer  Ueberzeugung  des  Patienten  führen:  seine  hallucinirtrn  .Sinoestnteati- 
mungcn  haben    für  ihn  dieselbe  objective  Bedeutung,    wie  die  Sinne  cm  W  4b 

Gesunden,   und  er  wird  auch  dem  sichersten  mathematischen  Nach»'  iMMttmA 

täuscht,  nicht  verlegen  sein  mit  (iriinden,  weshalb  nur  er  die  Dinge  w.-vJirDuuri'  'r,»»»n- 

heit  .\uderen  entgeht.     „Früher  hörte  ich  auch  nur  so  wie  Sie,  jetzt  höre  ioli  .Vnj 

Sie  behaupten,  dass  jene  „Stimme"  nicht  ciistirt,  welche  ich  höre,  Sie  aber  nicin.  »o  nttaaf^ 
ich,  dass  auch  die  Stimme,  mit  welcher  Sie  zu  mir  sprechen,  nicht  vorhanden  ist,  beide  haba 
für  mich  die  gleiche  Objectivität."  Die  überzeugende  Macht,  welche  den  Kranken  an  iß«  <■*- 
jectivität  der  Sinnestäuschungen  glauben  lä.sst,  beruht  ebenso  wie  der  zwingende  Etnfla**.  %r!r 
eben  sie  auf  sein  Handeln  ausüben,  darauf,  dnss  die  Ilallucioationen  nicht  als  ein  is«4s1a 
psychisches  Ilerdsymptom  zu  betmchten  sind,  sondern  nur  als  die  TfaeilerscbeinUDg  tiiKiTer- 
fälsehung  des  .Scibsthewus.stseins,  d.  h.  einer  psychischen  Krankheit. 

Wenn  man  dem  Kranken  auch  sagen  soll,  d.iss  seine  Wahmehrauagen  T«B<idiu«f. 
Krankheitsproducte  sind,  so  darf  man  ihn  nicht  quälen,  dadurch  erregen,  vielleiefat  aiteii  fir 
die  Zukunft  misstrauisch  machen  und  zur  Zurückhaltung  und  Dissimulation  scinpr  kntk- 
haften  Empfindungen  veranlassen,  wodurch  die  Behandlung  der  Krankheit  or^ofiwrtt   wird 

Bei  allen  Hallucinationen  ist  die  genaue  Untersuchung  des  peripher;  ;.p«ntl 

in    welchem    die  Hallucinationen  sich  äussern,   erforderlich.     Der  periphc;  -iri  im- 

zweifelhaft,  und  dies  gilt  besonders  vom  Seh-  und  Hörapp.irat,  bei  vorhaii'! 
der  grauen  Rinde  Veranlassung  zum  Entstehen  von  Siunestäuschungcn  in  <:■ 
Apparate  geben.  Besonders  gilt  dies  nach  den  bisherigen  Erfahrungen  für  die  eioadncn 
BallucinatioDcu.  Entfernung  von  Ohrpfröpfen,  von  Cerumen,  Bchandbmg  einer  bestefaeowa 
lititis  media,  der  Linsen-  und  Gla.«körpertrübungen,  einer  Retinitis  u.  s.  w.  sind  nach  ditfO 
Richtung  hin  zu  empfehlen.  Auch  bei  Hnllucinationen  des  Organgefühls  soll  ein  in  de»  t«- 
treffenden  Organen  wirklich  bestehender  krankhafter  Zustand  nicht  ausser  Acht  geÜMM 
werden.  Eine  Fhiraosis,  abnorme  Ijagcningen  des  Uterus  können  entsprechende  Behäadlnai 
erfordern,  wogegen  vor  den  eingreifenden  Operationen,  in  welchen  eine  gewisse  Riebtao^  fcr 
Gynaekologie  sich  gefällt,  und  deren  Indicationcn  nicht  in  der  thatsächlich  scbvrrm  tt- 
krankung  des  Genitalapparates,  sondern  in  dem  auf  den  geistigen  Zustand  zu  ei  WMtwto 
günstigen  Einfluss  gestellt  werden,  .-luf  das  Entschiedenste  zu  warnen  ist.  Eine  grosse  BfAr) 
symptomatischer  Mittel  sind  gegen  Hallucinationen  empfohlen  worden.  Viel  dvi  ■•» 
von  der  Wirkung  derselben  nicht  erwarten.  Brompraep.Trnte,  Arsenik,  Belladonna  h*b«a  ttm4 
einen  deutlich  erkennbaren  Einfluss  auf  Hallucinationen  cben.sowenig.  wie  Opium,  TTMChMlfc. 
örtliche  Blutentleerungcn  und  Moxen.  Wenn  nach  einzelneu  dieser  Mittel  ein  gewiaaer  Ibi^ 
lass   der  Hallucinationen    eintritt,    so    wird   man  die  Wirkung  derselben  nicht     '  '' 

gegen  die  Hallucinationen  gerichtete,  sondern  als  eine  allgemein  das  Ncrvens;. 
auch    die  Hallucinationen    beruhigende    .aufzufassen    haben.      Auch    von    der 
ElektricitHt.    wie    sie    specicil    bei    Gebörshallucinationen    mit  Durchleitung    ' 
Stromes  durch  den  Kopf  empfohlen  worden  ist,  konnte  eine  günstige  Wirkung  im  in  ir^i^nKu 
werden.     Versuchen  kann  man  bei  starken  Gehörsbai lucioationen  das  Extractum  Stramonü  0,1 
früh  und  Abends  mit  steigender  Dosis. 

Die  Frage,    ob    ein  hallucinirender  Kranker  im  Hause  behandelt  werden  kann  oder  etiio 
Anstalt  überwiesen  werden  musn,    richtet  sich  in    erster  Reihe  nach  der  »u  Grunde  liegra4cB 
Krankheit.     Bei  (leberhaften  Krankheiten,    bei  denen  der  Kranke    im  Bett  zu  halten,    bei  ft- 
wlssen    .schnell    voriibergehcnden  Intoxicationszuständen.    auch    bei  den  meist  kurz  danerad 
prae-    und    postcpileptiscben   und  den  hysterischen  Hallucinationen  wird  ersteres    oft  mögUd 
sein.     Die  Hallucinationen  bei  .Mkoholisten,    spcciell  im  Alkoholdeliritim,  erfordern,  braond 
wegen  des  in  der  Regel  aggressiven  und  gefährlichen  Charakters  derartiger  Kranker,  f««t 
die  Aufnahme  in  eine  An.stnit.    Geisteskranke,  welche  unter  dem  Einfluss  li'M.ufH 
Halhieinationcn    stehen,    sollten    nie    der  Bewachung    in   einer  gescl 
.Anstalt  entbehren.    Die  zwingende  Gewalt,  mit  welcher  Hallucinationen  oft  g.ii 
zu    gewaltthätigen  Handlungen    gegen    die    eigene    oder    fremde  Personen    führen,    ini^ 
immer  als  ein  W.igniss  erscheinen  lassen,  derartige  Kranke  in  der  Freiheit  oder  auch.       ■: 
genannten  offenen  Anstalten  zu  la-ssen.    Nur  da,  wo  die  Hallucinationen  bereit.";  i-    I      .-. 
geistigen  Schwächezustande»   abgeblasst    sind,    oder   wo    sie    als   harmlos    he;,,  p  liu.  ;    - 
können,    wird    man    eine  Behandlung  .lusserhalb  einer  geschlossenen  .\nstall  riskircn  k- 
ohne  aber  auch  hier  Aufsicht  und  Bewachung  auüser  Acht  zu  Lvisen.  „_„. 


■tHftlsIlstoIn 


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HamAinftliB] 


N 


alsflgtcln,  Luftfistelu.  Am  Ual^o  kommen  congeiiitale,  mediaa  uder  laioral  gelegene  Fistclu 
als  Iknimungsmissbildungen  vor,  wenn  der  Verschluss  der  embr>'onaleD  Kiemengäugo  nicht 
zu  Stande  gekommen  ist.  Sie  lassen  sich  meist  durch  die  Haut  als  harter  Strang  fühlen  und 
stellen  sehr  enge  Canäle  dar,  deren  Inneres  mit  mehr  oder  weniger  sccernirender  Schleimhaut 
ausgekleidet  ist.  Viele  endigen  blind,  fandere  communiciren  mit  der  Rachenböhle  oder  eiocm 
anderen  Halsorgan.  Grössere  Beschwerden  treten  eigentlich  nur  bei  Sccrct^'erhaltungcD  und 
phlegmonösen  Vrocesscn  auf,  gegen  welche  chirurgisch  vorzugihcii  ist.  Die  Exstirpation  der 
Fistel  kann  grosse  Schwierigkeiten  machen  und  ist  nur  bei  kürzern  Fisteln  sicher.  Die 
Kauterisation  mit  ätzenden  Flüssigkeiten  kann  gcrährlioh  werden,  weil  dos  Causticum  in  das 
commuuicirende  llalsorgan  gelangen  kann. 

Die  erworbenen  Fisteln  entstehen  im  Anschluss  an  entzündliche  Processc  und  nach  Ver- 
letzungen. Im  ersteren  Falle  handelt  es  sich  meist  um  eine  auf  Typhus  oder  Tubcrculose 
zurückzuführende  I'erichondritis,  oder  aber  um  krebsige  oder  sarkomatöse  Ulcerationen. 
In  beiden  Fällen  ist  in  der  Regel  der  Kehlkopf,  sehr  selten  die  Trachea  betroffen.  Die  Be- 
handlung der  Luftlisteln  hat  sich  vor  Allem  gegen  das  Grundleidon  zu  richten.  Bei  Ge- 
schwulstbilduogcn  kommt  begreiflicher  Weise  nur  die  Kehlkopfexstirpation  in  Frage.  Unter 
den  Verletzungen,  welche  zum  Entstehen  von  LuftlLsteln  führen  können,  sind  in  erster 
Linie  Schnittverletzungen  zu  nennen,  Schussverletzungcn  treten  als  aetiologisches  Moment 
denselben  gegenüber  weit  in  den  Hintergrund.  Zur  Entstehung  einer  Fistel  sind  immer 
ganz  besondere  Bedingungen  nothwendig.  .'^o  kann  es  nach  Tracheotomien  in  Folge  von 
Nekrose  der  Ränder  der  Tracheotomiewunde,  z.  B.  bei  Diphtherie,  zu  einer  Fistclbildung 
kommen.  Denselben  Effect  haben  anders  entstandene  Dcfecte  der  Luftröhre  oder  des  Kehl- 
kopfes, wenn  die  Ränder  der  äusseren  Haut  nach  einwärts  rollen  und  mit  der  Schleimhaut 
verwachsen.  Zuweilen  ist  auch  ein  zu  langes  Tragen  der  Canüle  verantwortlich  zu  machen. 
Meistens  sind  die  Luftlisteln  aber  auf  Stenosen  der  oberhalb  der  Fisteln  gelegenen  Athmungs- 
wege  zurückzuführen.  Alle  diese  Fisteln  können  erst  dann  zur  Heilung  gebracht  werden, 
wenn  die  Stenosen  durch  Bougiren  oder  auf  operativem  Wege  beseitigt  sind.  Die  Grösse  der 
Luftlisteln  ist  sehr  verschieden ;  es  kommen  ganz  feine  Oeffnungen  vor  und  solche,  welche 
mit  Leichtigkeit  einen  Finger  eindringen  lassen.  Die  Stimmbildung  ist  durch  die  Fistelbildung 
meist  sehr  beeinträchtigt.  Besteht  oberhalb  der  Fistel  eine  Stenose,  so  ist  auch  die  .Athmung 
erschwert;  der  Respirationsstrom  geht  fast  allein  durch  die  Fistel,  und  wird  letztere  zuge- 
halten, so  tritt  Erstickungsgefahr  auf.  Derartige  Fisteln  müssen  daher  durch  Canülen  dauernd 
oflfen  gehalten  werden.  Bei  einem  I'atlenten  mit  einer  Luftfistcl  hat  man  sich  zuerst  zu  über- 
zeugen, ob  die  Athmungswegc  oberhalb  der  Fistel  frei  sind.  Ist  die  Athmnng  behindert,  so 
ist  zuerst  der  Grund  der  behinderten  Athmuug  festzustellen  und  das  Athmungshindeniiss  zu 
bebandeln.  Patienten,  welche  lange  Zeit  hindurch  eine  Trachealcanüle  getragen  haben,  dürfen 
die  erste  Zeit  nach  Entfernung  der  Canüle  nie  ohne  sachverständige  Aufsicht  sein.  Häutig 
genug  geht  die  .\thmung  nach  Entfernung  der  Canulc  zunächst  ganz  glatt  vor  sich,  und 
plötzlich  treten  Erstickungsanfälle  auf.  Sind  die  oberhalb  der  Fistel  gelegenen  Athmungs- 
wege  frei,  so  kann  der  definitive  Verschluss  der  Luftlistel  vorgenommen  werden.  Kleine  Fisteln 
werden  zuweilen  durch  Kauterisiren  zur  Heilung  gebracht;  eventuell  zieht  man  die  Dieffen- 
bach'sche  Schnürnaht  zu  Hülfe.  Sicherer  ist  die  .Vnfrischung  und  Naht  der  Fistelränder. 
Bei  grösseren  Fisteln  ist  eine  plastische  Operation  (Bronchoplastik)  nothwendig,  für  welche 
verschiedene  Methoden  empfohlen  sind  (Dieffenbach,  Ried,  Jacobson- Petersburg). 

KIKCHHOFP. 

[ftn8MMidftC6ft6y  PflanzenfamiUe  uua  iler  Or'lnun^  ilpr  Ski  ifraffi  nii«,  ncuordini^N  wohl  t;uu  der  Familie  der 
Sftx  if  rssikoeao  einverleiht  o<lpr  mit  Einsotilus«  der  BttUAmtflaae  (sju.  Li<|aidiimb«ro«e)  Als  Familie  der 
B  ue  kla  n  d  jeae  aafiferasijt.  Umfo-sst  Bttome  und  Htrftneher  mit  piDfaebon,  4ommer-  oder  JramerKrBnen  BUttern 
and  arittfiifehnlichetl,  meist  Icnpfchenartig  ^ehUurten  BlQthen.  Der  Fniehtknoten  aweifScherig,  lu  einer  holzigen,  wand- 
oder  faebapaliigeo  Kapsel  werdend.  Die  etwa  50  Arten  der  Familie  auf  da«  wimere  Asien,  Südafrika  und  Nord- 
amerika besehrinkt.    Hierher:  Hamamoli.«'.  Liquidamhar*,  Bueklandto  a.  a. 

M. 

lUlIAinßllS  Str.  Typische  Gattung  der  Hamameliducoae'.  ansKezeichnet  durch  die  einüawigen  FraehtfUober  de« 
sweimeherlRen  Orars.  H.  virginica  L..  bei  unit  bin  und  wieder  angepflaniter  nordamerikanischer  Zierstrauch, 
aueb  in  Asien  und  Afrika  weit  verbreitet  vorkommend,  mit  sommergrUnen  Bl&ttern,  an  UaaelstrAoehor  erinnernd. 
BlHthon  gelb,  gokn&uelt.     Liefert  Folia  et  Cortox  Hamamelidis.  U. 

H.iniaDielis  virginica,  Witchhazel,  Hazelnut,  Winterbloom,  Zauber- 
strauch, besitzt  kurzgesticite  ovale  oder  verkehrt  eifiirmigt',  am  (iiiiiide  buchtig 
oder  .-«chwai'li  hcrzrörmig  gezähnte,  fa-st  gLittc  Blatter  von  cigenthüiiilicheai  Geruch 
und  schwach  bitterem  .idstringirenden  Geschmack.  Blätter  wie  Riiitle  zeichnen  sieh 
durch  starken  Tanaingehnlt,  S — lOpCt.,  aus  und  führen  ausserdem  einen  Bitterstoff, 
sowie  ein  srh.irfes,  flüchtiges  Oel.  Hamiimelis  gilt  in  Amerika  als  ein  energische-s 
-Mittel,  utn  Gefässverengerung  herbeizuführen.  Nach  Guy  verdankt  sie  diese  Fähig- 
keit allfin  ihrem  starken  Taniiingehalt.  Es  ist  jedoch  walirscheinlich,  dass  noch 
andere  Stnife  an  iUt  Wirkung  betheiligt  sind,  da  sie  in  grössiTfii  Dosen  (24  Tropfen 
«h-rTinctur  pro  dir)  nervü.se.  Störungen,  bestehend  in  Gliederscliwache,  kaltem  Schwei.ss, 


[HamaineÜH 


Ö32 


Neiguug  zu  Olimiiacht,  HfrzklapA'ii,  IrrogularitHt  des  Pulsos,  FormicaUuiK.M.  m>^ 
und  SehstCiniiigon,  hervornifen  kann. 

Die    Verwendung    der    Hamamelis    :ils    Volksmittel     ist    alt.      Dif    '" 
w(Miden    sie    mit  Vorliebe    bei    Blutungen    nach  Abort    an.      Ar/neili'  ■ 
findet  sie  bei  Blutungen  jecier  rroveiiienz,   bei  entzündlichen    Affecüt'i 
Pbmngitis,    Laryngitis,  Angina,    ferner  bei  Menstruationsanorualipu.    ' 
.'ichliesslicU  bei    zahlreiche«  Hautaffectionen.     I>och  ist   die   \Virkiingi»8jih»Br 
lieh  einzuschränken  (Dujardin-Beaumetz).    Erfolg  verspricht  sie  nur  !■»-.  H>^ 
rhoTilen,  Varicoeele,   Kiiididymitis   und  Affectionen  des    Lar>-nx  und  Pb 
ihrer  Nebenwirkungen  i.st  ihre  Anwendung  auch  contra'indicirt   bei  An*  ..,,■ 
und  Aortenfehlern  (Campardon).    Dosis  im  Decoet,  20  :  200,  28tändUch«'hi 

Extractum  Hnmamelidis  fluidura,  Pb.  U.  S.:  Dosis  4 — 8,0  in  .'^irup 
Extractum  llaiiiamelidis  spiri tuosum:   0,1:2,0 — 5,0  zu  .SuppoRti 
TiDctura  Ilamamelidis  c  cortice:  zu  Salben   1 -.  10   Laooliu. 
Tinctura  Ilamamelidis  e  foliis:  5 — 10  Tropfen   3naal   täglich. 
Hazeliue,  Pond's  Extract:    das  Destillat  aus  Blättern,    Zweigen  und 

klare  Flüssigkeit,    etwas    adstringirend    schmeckend.      Anwendung  %it 

drogc    als  Ilaemostatipum  uud  Antipblogisticum,  auch   bei  Üjrseiitehe. 

zu  Umschiägeu  mit  Wa.sser  u,  inuerlich  2,0  4stüudlich. 
Hamamclin  oder  Haioamelidin:  das  trockene  gepulverte  Eztr»ct  ni 

Pillen,  äusserlich  0,05  : 2,0—5.0  Oleum  Cacao. 

Hftmiliain    ist    pino    Hnbiscbe  Beioielinung   für  wkime  QoaUpa.    Vun  den  B&dvoHen.    den»«    <lmlW  I 

fifUm  crwxhut    in  Alj^ior  Hjitoniftni  R'lrhk,    Provinz  Alfter.    600  m  hoch,    mit  2)> — 6&*  «»r«««  I 
pinem   prdig-mariatisrlipn  EtscnsUuerliuf:.   .Siison  das  ^ftnto  Jahr   hindnirh,    HAmmam  M*loa«t 
ai>'>  w>mipri.  etwa  SK.n  Kuch»lE  pnthaltpndcn  Tliermpu,  Hamnism  Moskutin  mit  Vi—'Jt>'  v*n 
a](«n  Rnnicf  Aquao    Tibilttianan    ^pnanaten  ThprniPD    aud  Et  Hamin&  mit  32^  «amwn  Ria 
ProTini;  ConKtautino,  tiammaro-bou  Hadjar  in  der  Provinx  Oran  mit  Tbermcn  bis  aa  47^.  1« 
Ijir  mit  47"  warnten  Qnpllpn  an  Fuase  du  Daebp1)l-bn-Kornin.  Hainmsm  de  Osbes,  Baamaa*" 


HapIopappaS    Endl.     POantcncaltunn;  au«  der  Famillp    dpr  Co  mppsi  t  a  e '.      H.    B  af  lali  a*a  C.  OK  I 
iiioa  Ilaviabupn  Haill).    pin  Strauch  Cbilcs.    dpssen    spliwach    itprarr.bt(>r.    tstjmr.    lioll<|«r  f 
Substanz  ausrtcbwltit.    Pic  »pal^iromiif^en.  l«deri|(pn.  gpithntcn  Butler  sind  litebrig. 

Ilapl^pappur  Baylabnen  II.  Bn.  scu  Hy.^  te  ri  on  ica  Baylabaen    Rcuit,  br^ilil    I« 
laclcartig  ttbonogpnp.  spatplfffrmigp,  gpxlhnt<>  Blatter,  in  wplebcn  «ich  pin  t>cli«arzlicbjrr1lD««,  « 
Hart,  aethoriscbes  Oel  von  dem  Gpruob  der  Pflanze.  Fntt,  Waeba,  organische  Saoreo.  T«A*tn,  flt| 
Eiweiüsstofre  uacbweiRpn  latuion. 

Daa  glpicb^eitif«  Vortforotncn  Ton  drei  wirlcaanien  Stoffen;   aetbeiisebem  Opt.  ITant  und 


■  atf 


i>M 


flroge  zu  einem  werttivollen  Ueitmittel  bei  BolciliD]iruDtr  Ton  Lungen*.  Bl 

ehroni(.cbpr  Bronehiti«  nimmt  nach  dorn  öebraueli  'ier  Tinotur  die  Menge  >\t»v   ^ 

IDülicb  und  gerueb)of<  wird  ^Baill6>.     Im  Infus  ixt  Haplupappns  ein  TorxQglic))- 

I>arm,  velcbeF  bei  acuter  und  chrenitiober  Dysenterie,    ('holera  uostraa,    der   [linril. 

Wismuth  und  Opium  Überlegen  zeigt.     Sebr  swecltmltäsig  liann  das  Infns  mit  der  V 

und  Qnecksilborpracparaten  verbunden  werden ;   man  kann    auf  diese  Weise    die   i. 

aartretenden  Diarrboeu  mit  Sieberbeit  vermeiden.    Auch  als  leichtes  Reizmittel  bei 

sieb,  nur  sind  hier  Pillen  aus  dem  Extract   xn  vermeiden,   da  diese  Kardialpe    erx'  '  i^  1 

tfrin  ohne  Nieronreixung  ausgescbieden  wird,    ist  dos  Infus  nicht    ohne  Nutzen  bei    i_T'tm,      &m  ' 

saure  Reaclion  au  und  TPrlierl   den  unangenehmen  Gernch.     In  Chile  wird     die  Droj^   aaok    «i«  1 

Hiisserlich    ata    ein  Verbandmittel,    welche»    schnelle   Yemarhnng    berbeiHlhrt,    Reaeti\tst.     (twäa 

'J(l-;tO  Tropfen  täglich,  als  Infus  I  :  150  zweistOndlieh  ein  EsalOffel.  ata  FInidextraet  03—0,4 

t. 

H  aplOSteniOIlM  liann  man  alle  diejenigen  Pflanzen  nennen,  deren  Blüthen  typisch  nur  aiBn  «akrta 
IdnUkieis  »lalt  des  im  Onindplan  der  meisten  Blllthen  liegenden,  ans  zwei  Staubl>tatUr<M«a  |«MkM< 
eeuni*  aufweisen;  liip lust e m  oo es  und  Obd  i pl os te mones'.  Systematiscil  untersebaidel  saa  !■  ^ 
olasso  der  Sympi'talae*  als  H.  die  0  Ordnungen  der  Tubiflorae*.  L  abi  »I  i  riora«*,  Oaal•«tM^ 
panulinae*.  Itubiinae*  uud  Aggregatae*. 


Harkany,  Sehwefellbenne  im  Sddweeteu  Ungarns  im  Comitate  Baranya,  UO  m  lioeb  gegwa  X«r4Fa 
legen.  Das  üi.'J"  warme  Wasser  enthllt  II.S  Natriumsulfat,  n.016  organische  Substani.  «41  «■  ~ 
es  wird  getrunken  und  xa  BIdem  benut.xt.    Saison  Mai  bis  September. 


Harn.    Physikalische  Eigenschaften.    Der  normale  menscblichc  Harn  Ist  tmA 
eine    hellgelbe    bis    riithlicbgelbe,    klare,   schwach    sauer    reagirende.    et«.»    bi' 
schmeckende,  bouillonartig  riechende  Flüssigkeit.    Spcc.  Gew.  1005 — 1030.  Tfmi:rnia 
Die  bei  der  alkalischen  Rcaction    des  Blutes    auffallende  saure  Re.T  S 

klärt  sich  durch  die  Bildung  saurer  .Salze  im  Blute,  aus  denen  die  Sätjxt  ;  iJ 

(Maly  uud  Kunebcrg):    sie  ist  nicht  durch  .'^äuren,  sondern  durch  saun;  :^Ik, 
saure  Phosphate  bedingt.     Der  Säuregrad  ist  abhängig  von  Ernährung  und  Stöffri 
gesteigert    durch  Einfuhr    von    anorganischen  Säuren    und  Ammoni:i' 
von  Eiweiss,    dessen  Schwefel  zu  Schwefelsäure  oxydirt  wird.     Wcnii,  .*' 

schwach  alkalisch  wird  der  Uarn  nach  dem  (ienuss  von  kaustischen,  kohletisautctt  a^ 


larn 


Harn] 


I 


sauren  Alkalien,  organischen  Säuren  wie  ritrouensäure *  und  Essigsäure*,  demnach  auch  nach 
Pflanzenkost,  auch  bei  animalischer  Diact  in  den  ersten  Stunden  der  Verdauung  in  Folge  der 
.Säurcbilduug  im  Magen.  Der  Harn  wird  meist  klar,  zuweilen  durch  suspendirte  kohlensaure 
Erden,  Phosphate,  oxalsaurc  Salze  trübe  entleert.  Die  Farbe  ist  abhangig  von  seiner  Con- 
ccntration,  je  wasserreicher,  um  so  heller  ist  er.  Ein  heller  Harn  mit  hohem  spfcifischem  Ge- 
wichte deutet  auf  fremde  Bestandtheile,  besonders  auf  Zucker  hin,  nur  der  alkalische  Harn 
ist  stets,  selbst  concentrirt,  hellgelb.  Gallenfnrbstoff  macht  den  Harn  gelbbraun  bis  dunkelbraun, 
Melanin  braun  bis  schwarz,  Blutlarbstotr  hcUroth  bis  duukelroth  oder  schwarz,  Fettbeimengung 
milchig-trübo,  Karbolvergiftung  duokelbrilunlich,  Methylenblau  grünlich.  Bei  Alkaptonurie* 
wird  der  hell  entleerte  Harn  tiefbraun  bis  schwarz.  Der  Fieberharn  ist  auffallend  dunkelgelb- 
roth  bis  roth.  gering,  concentrirt,  stark  sauer  und  lässt  nach  der  Entleerung  das  ziegelmehl- 
farbigc  Sedimcutum  latericium  ausfallen.  Aus  dem  specilischen  Gewicht  kann  man  annähernd 
die  festen  Stoffe  in  Grammen  bestimmen,  wenn  man  die  zweite  und  dritte  Decimalstelle  mit 
2,83  multiplicirt  (Iläser).  Die  Menge  ist  für  '24  Stunden  1500— 1700  ccni,  unterliegt  jedoch 
starken  Schwankungen.  Sie  wird  gesteigert  durch  Erhöhung  des  Blutdrucks*  und  der 
Strömungsgeschwindigkeit  des  Blutes,  auch  durch  directe  Reizung  des  Kicrenepithels,  wie  es 
viele  Diuretica*  thun;  vermindert  bei  vorwiegend  stickstofffreier  Nalirung,  bei  Entziehung 
von  .Nahrung  und  Getränken,  bei  starken  Wasser-  und  Blutverlusten,  bis  zu  einem  Minimum 
von  400 — 500  ccm.  Klarer  saurer  Harn  bildet  nach  einiger  Zeit  eine  Nubecula,  die  aus 
Epithelien  der  Uarnwege  und  aus  Schleimkörperchen  besteht,  sowie  Sedimente  aus  barnsauren 
Alkalien,  Harnsäure,  mitunter  oxalsaurem  Kalk.  Normaler  alkalischer  Harn  scheidet  an  seiner 
Oberfläche  ein  irisirendes  Häutchen  ab,  aus  phosphorsaurem  Kalk  mit  Kristallen  von 
phosphorsaurer  Amnioniakmagnesia;  seine  Sedimente  bestehen  vorwiegend  aus  Erdphns- 
pbaten.  Steigerung  der  Plornmenge  mit  niedrigem  specitiscbem  Gewicht  findet  sich  bei 
Diabetes*  insipidus,  mit  hohem  bei  Diabetes*  mellitus.  Verminderung  der  Harnmenge 
bei  relativ  niedrigem  speciliscbcm  Gewicht  ist  charakteristisch  für  Nierenerkrankungen. 
Die  Entleerung  ammoniakalischcn  Harns  ist  der  Ausdruck  einer  Harnzersetzung  schon  in 
den  Harnwegen  selbst,  bei  Pyelitis*  und  Cystitis*.  Nach  Einführung  mancher  Medicamente, 
wie  Safran,  Cubeben,  ('op,iivabalsam,  ändert  sich  der  Geruch  des  Harns.  Terpentinöl  verleiht 
ihm  Veilchengeruch,  Spargel  einen  widerwärtigen;  eigeothümlich  aromatischen  Acctongerucb 
bietet  diabetischer  Harn  häufig  dar. 

Chemische  Zusammensetzung.  Der  Harn  kann  als  eine  wässerige  Lösung  einer 
grossen  Zahl  anorganischer  und  organischer  Stoffe  betrachtet  werden,  vornehmlich  von  Kochsalz 
und  Harnstoff.  Die  gelüsten  Substanzen  betragen  3 — 4  pCt.  Als  normale  Bestandtheile 
scheidet  ein  erwachsener  Mensch  pro  Tag  ca.  60  g  feste  Stoffe  mit  dem  Harn  aus,  Vj  or- 
ganische, Vs  anorganische.  Die  überwiegende  Menge  erstercr  ist  Harnstoff;  ausser  ihm  Alloxur- 
körper,  d.  h.  Harnsäure  und  Xanthiubasen,  Harnfarbstoffe,  aromatische  Körper,  und  zwar 
aromatische  Aetherschwefelsäuren,  besonders  Phenol-,  Kresol-  und  Indoxylschwefelsäure,  aroma- 
tische Oiysäuren  (Oxyphenylessigsäure  und  Hydroparacumarsäurc),  Hippursäure,  Brenzkatechin, 
auch  Tyrosin,  Oxalsäure,  flüchtige  Fettsäuren  (.\meisen-,  Essig-,  Buttersäure  etc.),  schwefel- 
haltige organische  Verbindungen  unbekannter  Natur,  ferner  Enzyme,  Pep.sin,  Trj-psin,  Diastase, 
Nucleoalbumin  und  Mucin.  Die  anorganischen  Stoffe  sind  Natrium  und  Kalium,  gebunden  an 
Chlor  und  an  l'hosphorsäure,  Calcium  und  Magnesium  meist  als  phosphorsaure  Salze,  .\nimoniak 
mit  Schwefelsäure  gepaart,  Spuren  von  Eisen,  bis  14  pCt.  auspumpbare  Kohlensäure  (Pllügcr). 
Im  Mittel  betragen  die  wesentlichen  Harnbestandtheile:  Harnstoff  35  g,  Harnsäure  0,75  g,  Kochsalz 
1C,5  g,  Phosphorsäure  3,5  g,  Schwefelsäure  2  g.  Erdphosphate  1,2  g,  Ammoniak  0,G5  g  (J.  Vogel). 

Der  wichtigste  unter  den  organischen  Bestandtheilen  ist  der  Harnstoff  (CON^H«), 
das  hauptsächliche  Endproduct  des  Eiweissabbaues  im  Thierkörper  und  ein  Moass  für  die 
Grösse  der  Eiweisszersetzung.  Von  dem  Gesammtstickstoffgebalt  des  Harns  kommen  auf  den 
Harnstoff  86 — 88  pCt.  Je  mehr  Eiweiss  eingeführt  wird,  um  so  grösser  ist  die  Harnstoffausschei- 
dung,  im  Hunger  stellt  sie  sich  auf  10 — 14  g  pro  die  ein.  Sie  zeigt  tägliche  periodische 
Schwankungen  mit  kleineren  Erhebungen  Morgens  und  Abends,  von  der  Nahrung.'szufuhr  ab- 
hängig. Pathologisch  steigt  die  Hamstoffausscbeidung,  wenn  der  Eiweisszerfall  gesteigert  ist, 
so  nach  Einwirkung  von  Phosphor,  Arsen,  Alkohol,  bei  Sauerstoffmangel,  bei  starker  Muskel- 
thätigkeit,  bei  allen  fieberhaften  Zuständen,  bei  Carcinose  und  Diabetes  mellitus.  Vermindert 
ist  die  Uarnstoffbildung  bei  acuter  gelber  Leberatrophie.  Die  Allo\urkörpcr  umfassen  Harnsäure 
und  Xanthiubasen  (Xanthin,  Hypoxanthin,  Hetcroxanthin,  Paraxanthin).  Sie  sind  Abkömmlinge 
der  phosphorhaltigen  Kernciweissstoffe,  der  Nucleine.  Die  Harnsäure*  wird  pro  die  zu  0,5 
bis  1,0  g  im  Mittel  ausgeschieden  und  ist  in  ihrer  Menge  von  der  Ernährung  abhängig.  Das 
Verhältniss  von  Harnsäure  zu  Harnstoff  schwankt  individuell  in  weiten  Grenzen.  Im  Mittel 
ist  der  liarnsäurestickstoff  1,5  pCt.  des  gcsammten  Stickstoffs.  Bei  animalischer  Kost  steigt 
sie  bis  zu  2  g  und  mehr.  Bei  Zufuhr  von  Milch  sinkt  sie.  Zwischen  CascTn  und  CaseVn- 
praeparaten,  Xanthinbasen  und  Harnsäure  besteht  ein  festes  Verhältniss  nicht,  es  schwankt 
.schon  in  der  Norm  zwischen  4:1  und  2:1.  Auch  die  absolute  Menge  der  Basen  ist  sehr 
wechselnd;  specicll  nucIcVnreiehe  Nahrung  steigert  sie,  Alkoholzufuhr  ebenso,  auch  Milch. 
Die  behauptete  Vermehrung  der  Alloxurkörper  bei  Gicht  und  die  einseitige  Steigerung  der 
Xanthinbasen  bei  Nierenerkrankungen  hat  sieb  nicht  bestKtigt  (Koliscb).    Die  aromatischen 


fHam 


Aetberschwefcisiiliren  im  Hnrn  sind  Producta  der  KiweissfSulniss  im  D.iria  and  vk^i 
mit  dem  Harn,  an  Scliwcfelsäuru  und  Knli  ^bundcn,  aus/j^escbieden,  Phenol  (und  Krowl.  u 
der  Norm  0,017^0,051  g,  jedoch  weno  die  Eiweissläulniss  im  Darm  oder  sonst  rrbrSliri  « 
steigt,  bedeutend  mehr,  bis  zu  0,63  g.  Breazkatecbin,  Oxypbeny lessijpiiur«  aal 
Hydroparacumarsäure  sind  nur  in  sehr  geringer  Quantität  im  Haru  entbalteu,  ln<i>>T. 
schwefelsaure  zu  ca.  10  mg,  pathologisch  vermehrt  bis  zu  154  mg,  bei  kacbcIctiM-bc:  Z; 
ständen,  multiplen  Lymphomen,  Carcinomeu  der  Unterleibsorgane,  Hippurüäure  bei  FlM»thi«; 
und  Hunger  nur  zu  vrenigen  Centigrnmmen;  sie  steigt  bei  gemischter  Kort  und  bri  mchlidrs 
Genuss  von  Uomiise  und  Obst  bis  zu  '/'.•  g.  Kreatinin  stammt  beim  Fleichfresscr  au*  iea 
Kreiitin  des  Fleisches,  wird  zu  1  g  pro  die  dem  UarnstofT  parallel  ausgeschiedeo.  oucti  uatr 
pathologischen  Vorhältnissen.  Von  stickstofffreien  organischen  Korpern  wird 
säure  zu  ca.  30  mg  pro  die  ausgeschieden.  Sic  entstammt  der  Nahrung.  Sauersmf 
Kuben,  Kohl,  Aepfel,  Apfelsinen  enthalten  sie,  oder  sie  wird  im  Körper  auch  im  Hunger 
Ob  als  selbstständigc  Krankheit  eine  Üxaluric*  anzuerkennen  ist,  ist  zweifelhaft.  Dte 
tigen  Fettsäuren  stammen  wnhtscheinlich  aus  dem  Eiweiss  und  sind  vermeh-'  '  ■•  '— :\ 
und  Diabetes.    Die  normalen  llarnfarbstoffe  (^ind  hauptsächlich  das  Urobi  >  iff).  oa 

Urochrom  und  Uromclanin  (Thudichum)  und  ein  besser  als  diese  charakteri-  ^M«tn 

(Saillet).     Urobiliu  ist  vermehrt  im  Stauungs-  und  Fieberharn,    auch    in   ik*  Utt*a 

Oh  im  frisch  entleerten  Harn  sich  Urobilin  als  solches  oder  nur  sein  Cbromogen  lii,  ,  .....  infüefc, 
da  L'robilin  erst  nach  Einwirkung  des  Sonnenlichts  auftritt  (Saillet).  Endlich  euthäll  ia 
normale  Horu  etwas  Muciu*  und  Nucicoalbumin*,  letzteres  vermehrt  bei  tieberluLften  Ertn» 
kungcn  (Pneumonie,  Typhus,  Pleuritis  etc.).  bei  Leukaemic,  bei  Carcinom  suraol  in  fpilera 
."^tadien,  bei  Icterus  aus  verschiedenen  Ursachen. 

Von  den  Mineralbestandtheilcn  des  Uarns,  die  bei  seiner  Verbrenunng  nitütk- 
hlciben,  enthält  die  .\sche  au  Säuren:  .'^alzsäure,  Salpetersäure,  Schwefelsäure:  an  Btas: 
Natrium.  Kalium,  Calcium,  Magnesium.  Eisen.  Aui^serdem  sind  anorganische  Bcstaadtbcüt: 
.Ammoniak  uud  die  Gase  des  Harns.  Die  anorganischen  Uarubestandtheilu  stammen  au«  i»- 
geführtcn  NährstolTeu  und  zerfallendem  Körpermatcrial.  Im  Hunger  ist  letzteres  di«  tiavft 
Quelle.  Wird  aschefreic.  aber  sonst  ausreichende  Nahrung  gegeben,  so  erfolgt  trritidna  rat 
Ausscheidung  von  anorganischen  Stoffen  im  Harn,  allerdings  eine  geringere  .i!  -il.- 

fuhr.     Dabei  verarmt  der  Körper  allmählich  an  Salzen,  es  treten  Kraiikheitsci  -  .  u  .. 

ähnlich  denen  bei  vollkommener  Nabrungsentziehung  und  schliesslich  tritt  der  lud  eiu  i 
einer  Zeit,  die  der  bei  absolutem  Hunger  fast  gleich  ist.  Die  Salisäuri*  ist 
Natriumchlorid  im  Harn  zu  10 — 15  g  j>ro  ilie  enthalten,  reichlicher  bei  p^natitt  • 
Salzgehalt  der  Nahrung,  nur  in  Spuren  bei  salzfreier  Nahrung  und  im  Uu 
da  die  Körpergewebe  kein  Chlornatrium  enthalten,  sondern  nur  die  Kürpc 
die  ihren  Bestand  d.iran  zu  erhalten  suchen.  Die  Chloride  sind  vermindert  b«im 
Brightii,  bei  allen  Formen  von  Wassersucht  und  entzündlichen  Exsudaten,  d&s  Knchs 
in  den  Transsudaten  bezw.  Exsudaten  zurückgehalten.  Vermehrung  der  Chloride 
wenn  es  zur  Resorption  der  Flüssigkeitsansammlungen  und  zu  gesteigcrtex  Harnaiissrli 
kommt.  Die  Chloridausscbeidung  nimmt  im  Fieber  erheblich  ab  und  kann  auf  der  Hohe  iä 
Fiebers  fast  ganz  sistiren,  selbst  wenn  Kochsalz  in  den  Körper  eingeführt  wird.  Die  PI 
pborsiiure  wird  zu  2 — 4,5  g  pro  die  ausgeschieden;  sie  ist  zu  "j  an  Alkalien,  tu  ',',  an 
kaiischen  Erden  gebunden  in  Form  saurer  und  neutraler  Salze.  Wird  der  H.nr- 
alkalisch,  so  fallen  die  alkalischen  Erden  aus,  da  sie  nur  in  sauren  Medien 
Sie  stammt  ,ius  den  phosphorsauren  Salzen,  sowie  aus  dem  pbosphorhaltigen  L.,«.. i.^:.  .ic 
rung  (Nuclein,  Lecithin.  Protagon)  und  jenen  in  zerfallenden  pbosphorhaltigen  Gewcbsbcstaail- 
Iheileu.  Daher  vermindert  sie  sich  beim  Hunger  und  im  Fieber,  sowie  bei  acuter  grlW 
Lebcratrophio,  Iiobercirrhose,  bei  Nicrenerkrankungcn.  Gesteigert  ist  sie  bei  Ost<<om.^Urv(. 
Rachitis,  Leukaemic.  bei  chronischen  deformirendeu  (ielenkerkrankungcn,  beim  Diabrtea  mrlli- 
tus.  Die  Schwefelsäure.  2 — 3  g  pro  die,  cutstammt  dem  Schwcicl  des  oxydirten  Nahronjv 
und  Körperciweisses  und  steht  daher  zum  UarnstofT  aiinähenid  in  dem  bestimmten  Vrrlr'.ltnii 
1  :  IC.  Sie  erscheint  im  Harn:  an  Alkalien  gebunden  als  „praeformirte  Schwrl 
Verbindung  mit  Körpern  der  aromatiscbon  Reihe  als  „gepaarte  Schwefelsäure" 
Menge  der  in  den  Krci.slauf  übergehenden  Phenole  und  also  von  der  Intcii 
faulniss  abhängig,  beide  in  der  Norm.  Diese  Vermehrung  der  crpairtcn  Scir. 
bei  Obstipation,  bei  Heus,  bei  Darreichung  von  Phenolen  oder  I'  'n  auf. 

Vergiftungen  schwindet  die  praeformirte  Schwefelsäure  bis  auf  );■  gen  oder 

kommen.    Trinkwasser    und    veget.tbilische  Nohniogsmittel    liefern  im  Hiun   salpeterttaTt 
Salze  und  Kieselsäure. 

Von  den  Basen  entstammen  Natrium  und  Kalium  sowohl  der  Nabruaft.  wie  urd 
dem  Körper  selbst,  und  zwar  Natrium  den  Körpersäfteu,  Kalium  den  Gewebsbcsl&ndtbeil«*. 
Calcium  und  Magnesium  haben  ihren  Ursprung  in  der  Nahrung,  im  OrKonismiu  Mib«t 
nur  wenn  Knochensubstauz  eingcscbmulzen  wird.  Dos  geschieht  schon  im  Uuogvr.  Dabei 
nimmt,  entsprechend  der  an  Kalk  reichen  Zus.immensetzung  der  Knncheu.  die  AutsdkeidvM 
des  Kalks  zu,  die  der  Magnesia  ab,  Nod.iss  mehr  Kalk  als  Magnesia  abgegeben  wird,  vikroM 
in  (Irr  Norm  das  Umgekehrte    der  Fall  ist.     Bei  animalischer  Kost  steigt,    bei  ve)(«tabiliMlNa| 


Bei 


[Hara 


-     535     - 


Uarnf 


6'- 


hiokt  die  Kalk-  und  Hagoesianusücheidung  durch  deti  Harn.  Im  Mittel  Verden  auügescliiedKQ 
pro  die:  4,5 — 5  gNatriuin,  2,5—5  gKalium,  0,15 — 0,4  gMaguesia,  0,1—0,3  gKalk.  Die  Kalk- 
ausfuhr ist  bei  Rachitis,  Osteomalacic  und  schwerem  Diabetes  gesteigert,  ebenso  nach  Einfuhr 
TOD  Milchsäure.  Kalium  wird  in  .illen  fieberhaften  Krankheiten  in  erhöhtem  Maasse  ausgeführt. 
Eisen  wird  mit  dem  Harn  zu  3—11  mg  pro  Liter  ausgeführt,  wahrscheinlich  au  die  Ham- 
farbstoffe  gebunden;  die  Menge  der  Ammonsalze  schwankt  mit  der  Keaction:  am  meisten 
enthält  der  saure,  am  wenigsten  der  alkalische  Haru,  im  Mittel  0,7  g  pro  die.  Ammoniak 
dient  zur  Sättigung  in  den  Körper  eingeführter  oder  sich  in  ihm  bildender  unverbrennlicher 
Säuren;  je  grösser  die  Menge  der  Säuren,  um  so  grösser  die  des  Ammoniaks.  Daher  wird 
viel  Ammoniak  bei  reiner  Fleiscbnahruiig  ausgeschieden,  ferner  im  Diabetes,  wo  es  auf  8  bis 
13  g  pro  die  steigen  kann,  im  Fieber,  auch  bei  Lebcralropbie  und  Cirrhosc. 

Pathologische  Bestaudtheile.  Die  im  Harn  auftretenden  Eiweissstoffu  sind 
Serumalbumin,  Serumglobulin,  Albumosen,  Pepton.  Man  unterscheidet  danarh  eine  Albu- 
minurie* im  engeren  Sinne,  eine  Älbumosuric*,  eine  Peptonurie*.  Von  Kohlehydraten  sind 
im  Harn  gefunden:  Dextrose,  Laevulose,  Milchzucker  im  Harn  von  Wöchnerinnen, 
luosit  im  normalen  Harn  nur  nach  reichlichem  Wassertrinken,  bei  Diabetes  insipidus,  auch 
bei  Albuminurie,  Dextrin  bei  Diabetikern,  tbicrisches  Gummi  (Landwehr).  Bei  Gehalt 
an  Uallenfarbstoff  ist  der  Harn  auffallend  durch  seine  gelbbraune  bis  braune  Farbe  und 
die  gelbe  Farbe  des  Schaumes;  die  Nachweise  sind  die  der  Galle*.  Bei  Haemoglobinurie*  ist 
gelöster  Blutfarbstoff,  bei  Haematurie*  Blut  im  Harn  vorhanden.  Leucin*  und  Tyrosin*, 
"paltungsproducte  des  Eiweisses  bei  Fäulniss,  sind  reichlich  bei  acuter  gelber  Leberatrophie 
id  acuter  Phosphorvergiftung  gefunden  worden.  Dom  Tyrosln  nahe  steht  die  Oxymandcl- 
8'äure.  Cystin  ist  selten,  gelegentlich  bei  acutem  ficlenkrheumatismus.  Bedeutung  hat  die 
Cystinurie*  nur  wegen  der  Concreuientbildung.  Fett.  Lecithin,  i'holesterin  treten 
hauptsächlich  im  Harn  auf,  wenn  Chylurie*  und  Lipurie*  bestehen,  Fett  altein  ausserdem 
bei  Diabetikern,  bei  Schwangeren,  bei  Phosphorvergiftung,  Aceton.  Acetessigsäure, 
Alkohol  bei  Diabetes,  letztere  beiden  nur  bei  diesem,  Aceton  auch  bei  vielen  tieberhafton 
Erkrankungen,  bei  Magendnrmerkrankungen,  bei  Carcinose,  bei  Gesunden  nach  sehr  reichlichem 
und  fast  ausschliesslichem  Fleischgcnuss.  Ebenfalls  bei  Diabetes  ist  auch  /9-Oiy  buttersäure 
im  Harn  gefunden  worden.  Schwefelwasserstoff  stammt  aus  dem  Darm  bei  abnormer 
Communication  zwischen  Darm  und  Harnapparat  oder  durch  Diffusion,  wenn  mit  dem  Darm 
communicirende  Abscesse  der  Blase  nahe  liegen.  Häufiger  entsteht  er  in  der  Blase  selbst 
durch  bestimmte  Mikroorganismen  (Kosenheim  und  Gutzmann). 

Harnsedimeute.  Lässt  man  den  Harn  nach  der  Entleerung  eine  Zeit  lang  ruhig  sieben, 
so  findet  man  oft  einen  Bodensatz  im  Gefässe,  ein  Sediment.  Die  dasselbe  bildenden  Bestand- 
theile  können  im  zur  Entleerung  kommenden  Harn  gelost  gewesen  sein  und  kommen  durch 
Aenderung  seiner  Temperatur  oder  Rc.action  oder  aus  beiden  Gründen  zur  Abscheidung,  oder 
sie  waren  als  ungelöste  Bestandtheile  in  feiner  Vertheilung  in  ihm  enthalten  und  senken  sich 
allmählich  zu  Boden.  Letzterer  Harn  wird  meist  trübe  entleert.  Am  besten  entscheidet  dar- 
über, ob  ein  frischer  Harn  bereits  ungelöste  Bestindtbcile  enthält,  das  Centritugiren  desselben. 
Zur  näheren  Bestimmung  der  Sedimente  dient  die  mikroskopische  und  chemische  Unter- 
suchung, für  viele  genügt  eine  von  beiden.  Die  Sedimente  besteben  aus  chemischen  nicht 
organisirten  Substanzen  und  aus  orgaoisirten  morpbotischen  Bestandtheilen,  erstere  sind  für 
den  saueren  und  alkalischen  Harn  verschiedener  und  ganz  bestimmter  Natur.  Die  nicht 
organisirten  Sedimente  des  sauren  Harns  besteben  aus:  Harnsäure,  in  Gestalt  mehr 
oder  weniger  gelb  bis  rolhbraun  gefärbter  Krj-stallc  in  Wetzstein-,  Spindel-,  Fassform,  oft  zu 
Bündeln  zusammenliegend;  zuweilen  rhombische  oder  sechsseitige  Tafeln  (unlöslich  in  Salz- 
säure). Saure  harnsaure  Salze:  Haufen  äusserst  kleiner,  amorpher,  mehr  weniger  gelb  ge- 
färbter Körnchen;  beim  Erwärmen  sich  lösend,  auf  Salzsäurezusatz  in  Harnsäure  übergehend. 
Oxalsaurer  Kalk:  Glänzende,  durchsichtige,  Quadratoktaeder:  Briefcouvertform.  Findet  sich 
meist  nur  in  sehr  schwach  sauren  Harnen,  unlöslich  in  Essigsäure.  Üft  findet  man  alle 
drei  combinirt.  Cystin:  Farblose,  reguläre  sechsseitige  Tafeln,'  löslich  in  Salzsäure  und 
Ammoniak.  Tyrosin:  Grüubraune,  kugelige  Körnchen  von  strahlig  krystalliuischer  Structur, 
löslich  in  Ammoniak  und  Salzsäure,  aus  erstereni  durch  Essigsäure  als  lange,  büschelförmig  ange- 
ordnete Nadeln  niederfallend.  Das  Sediment  Tärbt  sich  beim  Kochen  mit  Millon's  Keagens 
tiet  roth.  Hippursäurc:  Prismatische  Krystalle,  löslich  in  heisscm  Was.ser,  beim  Erkalten 
auskrystallirend,  in  Alkalien  und  kohlensauren  Alkalien  löslich,  in  Säuren  unlöslich.  Als 
Sediment  sehr  selten.  Ebenso  selten  als  Sediment  ist  Lcucin  in  Gestalt  bräunlicher  Kugeln. 
Fett:  Stark  glänzende  Kügelchen.  mit  Osmiumsäure  sich  schwärzend.  In  neutralem  Harn 
findet  man  ausser  oxalsaurem  Kalk  und  Fett  auch  phosphorsauren  Kalk.  Er  ist  ent- 
weder amorph,  oder  stellt  prismatische,  keilHJrmige,  in  dicken  Drusen  bei  einander  liegende 
Krystalle  dar;  unlöslich  beim  Erwärmen,  leicht  löslich  in  Essig-  und  Salzsäure.  Im  alkali- 
schen Harn  kommen  ausser  den  ebengenannten  im  neutralen  Harn  zu  findenden  noch  fol- 
gende für  ihn  specifische  krystallinische  Substanzen  vor.  Phosphorsaure  Ammoniak- 
magnesia: „Sargdcckelkrj'stalle",  leicht  in  Phosphorsäure  löslich.  Uarnsaures  Ammo- 
niak: Kugelige,  mehr  weniger  dunkle,  undurchsichtige,  mit  Spitzen  und  Nadeln  versehen« 
t Krystalle,    in    Essigsäure    und   Salzsäure    löslich    unter   Bildung   von    Harnsäure.     Kohlen- 


[Harn 


—     B30     - 


Hm 


üauror    Kulk:    H.intcIlVirmige  KrystalU-,  DurabliiMs  oder  als  amorphe    Kömcbcn,  ia  Salairx 
oder  Essigsäure  unter  GascDlnickcluiig  (Kohlcusiiurf)  sich  lösend.     Die   orjr.ii. .  slrtro  üir» 
Sedimente  linden  sich  in  gleicher  Weise  im  sauren  oder  alkalischen   Harn 
bildet  aus:    Leukocyten  von  normalem  Aussehen  oder  verfettet  oder,   b'  .\> 

sehen    Harn,    gequollen,    homogen    und  glasig  erscheinend.     Besonders   massenhitt    tn  ■ 
au/  bei  Zumischung  von  Eiter  zum  Harn,  weniger  bei  schleimigen   Beimengungen.    Er 
cyten.     Kpithelien:  Grosse  polygonale  oder  elliptische  Plattenepithelien  mit  >:r  --■•-  > 
stammen,  ohne  dass  wescutlieho  Diffen-nzen  der  Fnrm  zu  constatiren   sind,  aus  Hi.v-'    l  :s 
Nierenbecken,    kleinen.',  polyedrisehe,  mit  grossem  Kern  und  gekörntem  Protoplasou  wrnto»' 
aus  den  Nioreucandlchen.    Bei  Erkrankungen  der  Niere  sind  sie  bäulig  stark  getrübt,  tniac 
oder  glasig  glänzend.     Cylindrisebe,  lange,  keulenförmig  verjüngt«;  Epithelioo   enUtainaca  ia 
mannlichen    Harnröhre.      Harncy linder.     Ihre  Zalil,    Form,    Bedeutung    ist  sclir  vcdutU. 
Von    geringer  Bedeutung    sind  die  zuweilen  gefundenen    aus  nicht  organisirteo  BolaaMtte 
bestehenden  Tylinder  aus  harnsauren  Salzen  und  Blutfarbstoff.    Wichtiger,  abor  d«cb  ia  Am 
Wcrthe  unter   sich  verschieden    sind    die   organisirten  Cylinder.     Mao    kann   aie  ä  <ib 
(iruppen  trennen.    Zunächst   die   zelligen  Cylinder:    sie   bestehen    aus   rothen  oder  ftrti|«s 
Blutzellen,    aus  Epithelien.    Man    kann    hierher   wohl    auch    die   aus    nakteri^n    bmi>M<« 
rechnen.      Zweitens:     die     meist     wohl     aus    veränderten    zclligen     l!:ien)entcn     btSOkMia 
granulirton,    wachsartigen,    fettigen  und  amyloVdcn   Cylinder.     Das  .\usschcd    diuer    '"  i :  ' 
ist    in    ihrem    N.nmen    ausgedruckt;    die    granulirtcn    sind    scharfrandigii,      mehr    me^^  : 
körnte,  an  Länge  und  Breite  wechselnde  Cylinder,  die  wachsartigen  sind  h.  r 
thümlich   mallglänzend,  die  Fettkörnchencylinder  sind  häufig  mit  n.ieh   iillcti 
lenden  Nadeln    von  Fettsäure    bedeckt,   die  amyloiden  Cylinder  ähneln   den    m  n-a-».  ri;rs,  .ic 
färben  sie  sich  mit  .lod  mahagonibraun,  mit  1  proc.  Methylviolettlösung  Ieucbt«ni)  rotk.    ht:^ 
lieh  die  hyalinen  Cylinder  sind  äusserst  blasse,  zarte,  oft  erst  durch  F.tt-'  ••-  -  •'-:•■■'  - 
machende  Gebilde.   Während  die  Cylinder  der  beiden  ersten  Gruppen  immer  ai, 
der  Nieren  hinweisen,  und  zugleich  mit  ihnen  Albuminurie*  besteht,  finden  si.  ■ 
nicht  selten  in  eiweissfrcien  Harnen  gesunder  Personen,  so  nach  starken  Mu- 
auch  nach  cpileptLschen  Anfällen  und  nur  vorübergehend.    Für  eine  eiitzündl.. .,     ■  .,.^^^t—i 
der  Nieron  sind  sie  kein  Beweis.    Pathologische  Bedeutung  erhalten  sie  erst,  vrnn  tie  in  B^ 
gleitung  anderer  Cylinder  erscheinen  oder  Auflagerungen  von  Nierenepithclion,  tioraak*  «Ar 
verfetteten  Leukocyten  oder  Erytbroeyten    tragen.     Leicht  zu  verwechseln    mit  UomcrlMB 
sind    in  cylindrischer  Form    zur  Aasscheidung   kommende  Schlcimgerinnscl,    beMode»  «m 
sie  mit  Uraten  oder   zelligen  Elementen    bedeckt   sind;    an    der  Veränderung,    die   sie  öiA 
Essigsäure  erleiden,  sind  sie  von  jenen  zu  scheiden. 

Als  weitere  organisirte  Hestandtheile  enthält  der  Harn  häufig:  Speruiatozoeo,  fctur 
Entozuen:  Distoma*  haematubiuin,  Filaria*  sanguinis,  Tricbomoofts  vagioalis  hei  Frsas, 
Oxyiiris  vermicularis.  auch  Echinukokkenblason,  Scolices,  Häkchen.  Häutig  i.st  der  B«fu^  t« 
Bakterien  im  frischen  Harn;  an  pathogeneo  Bakterien:  TubiTfci-I''.Trillcn.  KntiSieilbb 
Typhusbacillcu,  Recurrensspirillen.  Erysipelkokken,  Eiterkokken,  AI  -  u.a.    In  ciaifS 

Fällen  kam  es  zu  Bakteriurie.  ohne  dass  sonst   irgend  ein   Krankli  in  sn  Baden  wm. 

Von  nicht  pathogeneu  Pilzen  sind  im  Harn  beobachtet  worden:  Sariinc  uud  LeptothlilMi^ 
letztere  bei  Diabetikern.  In  Harnen,  die  an  der  Luft  stehen,  kommen  die  fendlUlHllB 
Pilzformen:  Fäulnissbakt«rieu,  Schimmelpilze,  Sprosspilze  aur  Entwickelung,  im  d<*b«liMkM 
Harn  besonders  reichlich  Hefepilze. 

Die  Absonderung  des  Harns  in  der  Niere.    Man  nahm  früher  na'"  ''  -r>'.- 

Ludwig's  an,  dass  die  Harubildung  auf  einem  rein  physikalischen  Vorgang  !>  r'  . 

der    Glomeruli    sollte    eine    dem  Blutplasma    ähnliche  Flüssigkeit  durch  Filti 
sprungstheil  der  Harncanälchen  hineingedrückt  werden,    um  auf  ihrem  Wegi 
canälchen  einen  Theil  ihres  Wassers  durch  Transsudation    wieder  an  di'     ' 
FIlut-  und  LymphgeRsse  abzugeben  und  so  coucentrirter  zu  worden.     D: 
Betrachtungen    über    die  Wirkung    der  eigcnthümlichcn  anatomisrti 
innerhalb  der  Nicrensubstaiiz  zu  Grunde,  wie  auch  experimentelle   i 
steigernde  Erhöbung  und    harnvermindenide  Erniedrigung  des  arten'. i.'n   ;tu.  »r 
rein    physikalische  Theorie    sprach  aber  schon,    dass  Blutdrucksteigerung   iu  der   ' 
Verschluss  der  Nierenvene    hervorgerufen,    die  Harnausscheidung  nicht  sleigiT*- 
»iegen    Hess.     Femer  war  damit  nicht    in  Einklang    zu    bringen,    dass    der  i 
die  im  Blut  sich  nur  in  Spuren  finden,  in  ganz  bedeutender  Menge  enthält  f- 
Harnstoff,  Harnsäure  etc.),  ja  auch  Stoffe,  die  im  Blute  überhaupt  nicht  vorl. 

Die  neuere  .Vnschnuung  nimmt  zur  Erklärung  der  Harnbildung  desh>ii' 
gÖDge,  die  in  den  Nierenepithelien  vor  sich  gehen,    zu  Hilfe    und  stellt 
das  Wasser   und   ein  Theil    der  .Salze    durch  Filtration  abgesi-lilfd.n  w 
Hambestandtheilc,    wohl    auch  ein  anderer  Theil  der  Salze 
thelien.    besonders  derer  in  den  gewundenen  Harncanälchen,  . 
Theil  erst  von    ihnen    gebildet  werden.     Damit   die  Nierenzellen 
jedoch   das  Blut   eine   gewisse  Menge  .harnßibiger*.   d.  h.    die   H:i'  ^ 

standen  enthalten.    Je  mehr  von  den  hnmfähigen  Stoffen  die  Niere  paairt,  d.  h.  j*  büter  40 


inrn 


—    687     - 


tarnt 


I 


I 


(lehalt  des  Blutes  an  iliiien  ist  und  je  schneller  die  Blut^itrömung  durch  die  Niere  stattlindct, 
um  so  mehr  wird  die  Uarnabsonderung  angeregt.  Ourch  die  schnellere  Strömung  verdou  die 
Niercnepitbelien  zugleich  mit  grüsseren  SaucrstoiTmeiigen,  die  sie  für  ihre  Thätigkeit  brauchen, 
versorgt.  Die  maugelndo  Sauerstoffzufuhr  ist  wohl  einer  der  Gründe,  weshalb  bei  Verschluss 
der  Nierenvene  die  HornsecretioD  allmählich  erlischt.  .„„„™ 

lamabscess.  Zum  Zustandekommen  eines  llaruiibscessea  sind  zwei  Bedingungen  noth- 
wendig;  ein  Erguss  von  Harn  in  das  uiiigeiiende  Gewebe,  und  eine  zur  Eiterung 
fülircnde  lafection.  Ist  nur  der  Austritt  von  Urin  vorhanden,  so  spn-chen  wir  von 
Harninfiltration*,  die  vollkommen  aseptiscli  verlaufen  kann;  ist  lediglich  eine  Eiterung 
in  der  Umgebung  der  Harnnego  und  zwar  im  Ati.schluss  an  eine  Entzündung  derselben 
da,  so  handelt  es  sich  uui  Periurethritis*,  Perieyslitis *  und  Perinephritis*.  Harn- 
abscesse  im  weiteren  Sinne  können  in  .sänmitlichen  Partien  der  Harnwego  auftreten. 
Der  Sprachgebrauch  heschrUnkt  die  Anwendung  des  Wortes  auf  die  in  der  Umgebung 
der  Harnröhre  erscheinenden  Proccsse. 

In  den  meisten  und  [iraktisch  wichtigsten  Fällen  srhliesst  sich  der  Harnabscess 
an  eine  iStrietur*  der  Hamröhrc  an;  entspreelierid  deren  häufigstem  Sitz  entsteht  er 
demgemä-ss  an  der  Pars  Imlbosa  lux'thrae  und  kommt  am  Damm  zum  Vorschein. 
Das  retrostricturaie  Ciewebe  ist  durch  die  dauernde  .Stagnation  von  Harn  und  Secreten 
entzündet  und  gedehnt,  oft  in  dem  bekannten  reticulirten  Zustand.  Hier  kommt  es 
leicht,  auch  ohne  jedes  äussere  Trauma,  schon  durch  das  Pressen  beim  Uriniren,  zu 
oberflächlichen  Schleimhauteinrisson,  die  sich  nach  uml  nach  vertiefen  und  gleich- 
zeitig Urin  uml  Eitererreger  in  d;is  umgebende  (ievvebe  eintreten  las.sen.  Andere- 
raale ist  die  Ent.^ti'hung  des  Abscesses  eine  mehr  brüsipie,  indem  eine  beim  Sondiren 
entstandene  Verletzung  die  Eingangspforte  bildet,  Iin  er.<teren,  häufigeren  Falb' 
.spricht  man  von  chronischem,  im  letzton-n   von  acutrui  Ifarn.'ibscess. 

Steht  die  Diagnose  fest,  die  hei  Berücksichtigung  der  Anamnese  und  der 
loculen  Erscheinungen  kaum  zu  fehlen  ist,  so  ist  die  Therapie  gegeben:  nur  die 
einzige  .Mfigüchkeit  ist  vi>rli.uKlen,  den  Abscess  frühzeitig  und  ergiebig  zu  ent- 
leeren. UeberllLsst  man  ihn  sich  selber,  so  kommt  es  zu  schweren  Schädigungen; 
das  Gew^ebe  winl  in  immer  weiterem  Umfange  unterminirt,  statt  einer  Abscesshöhle 
bildet  sich  ein  weitverzweigter  buchtiger  Uauiii,  endlich  kommt  es  hier  und  da  zu 
!)urchbrüchen;  es  wird  dann  immer  .schwerer,  durch  einen  operativen  Eingriff  die 
Erkrankung  zu  beherrschen.  Die  l'j-riflnung  des  Abscesses  soll  mit  einer,  streng  in 
der  Mittellinie  verlaufenden  Incision  beginnen,  auch  wo  der  Absce.ss  mehr  lateral  zu 
liegen  scheint.  Die  ergriffene  Partie  wird  n.ich  Möglichkeit  alkseitig  freigelegt  und 
nicht  nur  der  Eiter  entleert,  sondern  vor  allem  auch  mit  schichtweisem  Vorgehen 
alles  F^rkrankte  entfernt;  selbst  in  frischen  l'Ydlen  ist  dies  wegen  der  Tendenz  zu 
Zellgewehsintiltratiimen  nothwendig:  in  der  Regel  muss  man  sich  sehr  tief,  .5 — 7  cm, 
durch  indurirtcs  Gewebe  hindurcharbeiten,  bis  m.in  an  den  Abscess  selber  gelangt. 
Ganz  besonderes  Gewicht  ist  auf  ausgiebige  Drain.age  zu  legen;  fast  immer  finden 
sich  divertikelartige  Räume,  die  lilngs  der  Urethra  gegen  die  Symphyse  hin  auf- 
stiMgen;  man  muss  sie  mit  dem  Finger  so  weit  es  geht  verfolgen,  und  [>rains  bis 
oben  hin.itif  führen,  eventuell  sog;u'  mit  suprapubi.scher  Gegenöffnung.  Eine  praktisch 
sehr  wichtige  Frage  betrifft  die  Behandlung  der  Harnröhrenstrictur  selbst.  M.an 
wird  sich  hier  nach  deren  Schwere  zu  richten  haben.  Ist  sie  nicht  sehr  vorgeschritten, 
so  mag  man  ihre  Behandlung  bis  zur  Heilung  der  l Iperationswunde  verschieben;  in 
.schweren  Fällen  empfiehlt  es  sich  melir,  die  Strictur  ebenfalls  .sofort  in  Angriff  zu 
nehmen,  und  zwar  mittelst  der  externen  ürethrotomie  bezw.  der  Resection  des  Callus. 
Dies  sichert  am  meisten  die  radicale  Heilung.  D:is  Vorgehen  dem  Abscess  gegenüber 
bleibt  d.xs  gleiche,  ob  er  acut  oder  chrnidsch  ist;  auch  im  letzteren  Falle  hält  man 
sieh  nicht  lange  mit  Anwendung  „erweichender"  .Mittel,  Kat:iplasmen  etc.  .auf;  .sie 
erhöhen  nur  die  Schwierigkeiten  und  Gefahren,  da  gerade  die  partielle  Erweichung 
des  Gewebes  neue,  schwer  zugängliche  Infiltrationsherde  zu  schaffen  vermag. 

l'OSXEK. 


Harnblase.  Die  H.arnblasc  hat  normaler  Weise  die  Function,  als  Reservoir  des  in  ihr 
.aufgesammelten  Urins  zu  dienen,  der  nur  in  grösseren  Intervallen  durch  willkür- 
liche Muskelthätigkeit  entleert  wird;  sie  kann  diese  Function  nur  deshalb  in 
richtiger  Weise  und  ohne  Schaden  für  den  Urganismiis  im  ganzen  ausüben,  weil 
ihre  Schleimhaut,  mindestens    für  die  normaler  Weise  im   Harn   enthaltenen  Stoffe, 


[Uarnbll 


—     538 


flank 


I. 


dn  BIj» 


ki-iiii'  resorliireiulen  Eigenschaften  besitzt.  St(iruii{!;en  üiror  Thätigkeit  koowi 
zu  St:uj(if  durch  lulectiou,  durch  Anoin.ilion  der  Innervation,  durt-h  \n»»~*tthrt 
von  Fremdkörpern  bezw.  Concrementen,  durch  Verengerung  der 
endlich  durch  mechanische  Verletzungen.  Sic  äussern  sich 
Cardinalsyniptome :  Schmerzen  beim  Uriniren,  erhöhten  Harndrang,  Vr: 
des  Urins  selber,  eventuell  durch  Unvermögen,  den  Urin  vollkoinnicu  oder 
zu  entleeren:  das  Allgemeinbefinden  leidet,  sobald  bei  Stauungen  in 
deren  Schleimhaut  in  Folge  der  Entzündung  resorptionsfähig  wird,  oder  der  -•-.—■-•  u 
ll.ini  in  den  oberen  Harnwegen  zur  Resorption  gelangt:  es  resultiren  die  Ki  .  n 

der  HurniMloxicatioii,  an  die  sich  jene  der  Infectiou  anschliessen  können,  l'i.-  i  nenp» 
hat  bei  den  verschiedenen  Erkrankungen  die  localen  Stönmgea  causal  und  syn- 
ptumatisch  zu  bekJlmpfen,  und  insbesondere  den  Folgfzuständeii  propbylakti«ch  dnrdi 
Sorge  für  regelmässige  imd  vollkonunene  Harnentleerung  entgegenzuarbeiten 

Divertikel.     l>ivertikelhildung  in  der  Hai'ublase,  die   entweder  aap  r 

erworben    vorkommt,    ist    weniger    an    sich   (.iegenstaud    der  Thenipie,  : 

wegen  der  daraus  folgenden  Coniplicatinnen   etwa    sonst    bestehender   F.rl 
Freilich  können   schon    an    sich    hochgradige    angeborene   Divertikel    crl 
schwerdcn  machen:  sie  kommen  in  solcher  Ausdehnung  vor,  dass  sie  sei;! 
eigentliche  Blase  au  Ausdehnung  übertreffen  und  als  dauernd  gefüllter  >• 
erscheinungen  und  n:imentlich  das  Gefühl  ungenügender  Harnentleerung  \ 
Es  ist  fast  nur  mit  Hülfe   des  t'ystoskops    möglich,    in    solchen   FAlIrn    «im 
Diagnose  zu  stellen;  regelmässiger  Catheterisraus,    um   die  Divertikelhöhle  s« 
entleeren,  erleichtert  dann  die  Beschwerden.     Häutiger  hat  man   es    mit    ■  • 
UiviTtikein  zu  thun.    Wenn  in  Folge  von  mechanischen  Hindernissen  ein- 
hyiiertrophie  der  Bla.se  eingetreten  ist  (Prostsitahypertrophie,  Stricturein,  so 
meist  eine  secuudäre  Dilatation  nicht  aus,  namentlich  betrifft  sie  die  Bl.i.'crn 
Sie  macht  sich  zun:"ich.<t  durch  Ausbildung  von  sogenannten  Taschen  und 

den  vorspringenden  Muskelbüudeln  geltend;  BalkenbliLse;  allm.^hlich  ver:    . 

T:ischen  und  können  dann  ebenfalls  deu  Grad  von  Divertikelhöhlen  erreichen, 
gehören  hierher  die  .\usstfllpungen  der  Blase  in  Folge  von  Vorfall  benarl'>> 
gane:  Cystocelen;  und  endlich    ist    neuerdings    beobachtet    worden,   dass 
Entzündungen  in  der   Nachbarschaft  der  Blase,  namentlich  bei  Frauen,  in 
S<'hnunpfuiig  diverticuläre  Aiisziehungen  der  Blase  herbeiführen    (Tractionsdire 
Alle  diese  Ereignisse  sind  bedoutune^voll,   wo  Entzündungen  der  Ula.se  btssl 
den  Ta.schen.  Zellen  und  Divertikeln  sbignirt  der  Hani  besonders  leicht,    es 
schwierig,    sie  selbst    bei  Ausspülungen   von   ihrem   Inhalt    völlig    zu    befreien, 
80   bilden  sie  oft  genug  dauernde,    immer  wieder  zu  Kecidiven   führende  lofecträn»- 
henle.     Und   endlich  schliesst    sich,    wenn    diese   Entzündungen    mit  Haruzerspttusf 
lange  bestehen,  geni  .ui  sie  Steinbildung  an;  sowohl  in  deu  Taschen  der  Halkrnblaw 
wie  namentlich   in  Cystocelen  findet  man   häufig  Concremente,    die  meist   aus  pbw- 
phorsaurer    Ammoniakmagnesia    bestehen.     Die    früluteitige    und    gut    "■.■r.,,.^.)|    ~ 
hiuidlung  der  Gnmdursachen.  Sorge  für  vollständigeu  Haniabfluss,  ipi  . 
giuig    der  Blasenmusculatur    mit  Anwendung    vorsichtiger  Blascnmas8:i^-    uune 
Prophylaxe  gegen  derartige  Vorkommnisse. 

Ueschwülste.  Während  die  Harnblasen-Geschwülste,  munentlich  die  prinlnair 
früher  als  ausserordentlich  seltene  Erkrankiuig<-n  galten,  h:iben  uns  <lie  VerfeoBWiumiM 
der  di:igno.stischen  Methoden,  insbesondere  die  Einführung  der  Nitze'schen  CN^*»- 
skupie,  gezeigt,  dass  sie  keine.swegs  ein  so  unbedeutendes  Coutiügent  za  dm  Blaai*- 
erkranktingen  stellen.  D.nmit  hat  denn  auch  d:\s  Symptomenbild  der  BlasentoBorei 
mehr  und  mehr  an  Schärfe  und  Abrundung  gewonnen  Erlauben  oft  schon  Sf  ty- 
pischen Blutungen  Wahrnehmungen  bei  der  Rectalpalpation,  seltener  sp««iteW 
Befunde  im  Hamsediment  (Gewebspartikel,  Zotten;  charaktoriBtis«hr 
Zellen"  giebt  es  nicht!)  eine  Wahrseheinlichkeitsdiagnose,  so  ist  von  einer  G« 
beit  doch  meist  erst  die  Rede,  wenn  man  mittel.st  des  Blas«-n»piegels  dm  To 
selber  zur  Anschauung  gebracht  Imt.  Insbesondere  gilt  dies  von  deu  wi^lrhra 
pillomen,  die  jedem  .sonstigen  Nachweise  (Steinsonde  i  sich  entziehen.  Die 
hat  sich  selbst^-crstüjidlich  nicht  btos  auf  das  Vorhandensein  eines  Tutuom  üb 


i 


i  «o^ftJ 

■eien,  ml  ■ 
'ectwns^ 
-settusf 
irnblaw 
»  pbw- 

m 


n  erstrocken,  sondern  des.<en  anatomusche  Beschaffen 
tracht  XU  liehen,  und  namentlich  auch  die  Frage  zu  tu 
primRre    oder  secundäre  Neubildung  handelt:    insbesondere 


ist 


'.  GrT^ssc  otc. 
ti.  ob  ea  sich  ' 
dab«i  da»  VmIuH* 


tambl«80 


idtT  rrost:it:i  }!;(m:iu  zu  beachten.  Von  der  Exactheit  dieser  Feststelliingfii  liäiigt 
fdio  F'rognosc  ab.  Im  Allgemeinen  ist  dieselbe  bei  Bhisentumoren  joder  Art  etwas 
{günstiger,  als  bei  gleielieii  Erkrankungen  anderer  Organe.  l)ie  schwächenden  Ülutmigen 
werden  auffallend  lange  ohne  grossen  S<'b:iden  ertragen,  Met.istasen  treti'n  auch  bei 
malignen  Neubilduiigen  selten  auf,  ja  selbst  die  tj'pischo  Krebskachexie  kann  jahrelang 
ausbleiben.  IHi*  liefahr  beruht  hier  vt)r  allem  in  den  localcn  Verhältnissen:  so  lange 
keine  entzündlichen  Erscheinungen  den  Tumor  complieiren,  ist  sie  relativ  gering; 
sobald  es  zur  seciuidnren  Infection  der  Blase  kommt,  ist  sowohl  allgemeine  Infection 
des  Körpers,  als  ganz  besonders  die  asceiidireiide  Pyelitis  und  Pyelonephritis  zu  be- 
fürchten; sie  bedingt  vornehmlich  leicht  den  tüdtlichen  Alischlu.'^s  der  Krkrankung. 
Gerade  diese  KrwUgung  ist  es,  die  ungeachtet  der  sonst  nicht  so  trüben  Prognose 
oft  ein  möglichst  frühes  Eingreifen  wünschenswerth  macht. 

Freilich  wird  m:ui  in  jedem  Einzelfall  sorglich  die  Vortheile  und  Nachtheile 
eines  therapeutischen  Eingriffs  abzuschätzen  haben.  Namentlich,  solange  für  deren 
AusführiiDg  nur  eine  gro.sse  Operation  in  Betracht  kam,  konnte  man  wohl  in  Zweifel 
sein,  ob  nicht,  bei  gutartigen  (Geschwülsten,  ein  Zuwarten  gerechtfertigt  sei,  hei  dem 
der  Patient  sich  unter  Umständen  besser  befindet,  als  bei  überstürztem  Vorgehen. 
Die  Cystoskopie  erlaubt,  über  den  Tumor  in  Bezug  auf  sein  Wachsthum  und  seine 
Ausbreitung  eine  stete  Controle  zu  üben;  bleibt  der  Urin  klar,  nimmt  die  Geschwulst 
nicht  zu,  so  wird  man,  namentlich  wo  os  sieh  um  illtere  Individuen  handelt,  keinen 
Fehler  begehen,  wenn  man  nicht  auf  Voriiahnie  einer  Operation  dringt,  die  doch 
immer  das  Leben  der  Patienten  in  eine,  wenn  auch  noch  so  gering  zu  beraessende, 
unmittelbare  Gefahr  bringt:  sind  ja  sogar  Fälle  hekrtnirt,  in  denen  die  immer  wieder 
geübte  cystoskopischp  Controle  nicht  nur  kein  Wachsthum,  sondern  sogar  eine  Ver- 
kleinerung der  Geschvkulst  nachweisen  Hess.  Es  handelt  sieh  dabei  nur  darum,  den 
rechten  Zeitpunkt  zur  <  )peration  nicht  zu  verpassen.  Dieser  Standpunkt  hat  sich 
aber  in  letzter  Zeit  einigermasson  verschoben.  Seit  wir  durch  Nitze's  geniale  Er- 
findung im  Operationscystnskop  ein  Mittel  besitzen,  selbst  grössere  Geschwülste 
intravesical  mit  der  Schlinge  abzutragen  und  den  Boden  zu  kauterisiren ,  wird 
man  viel  eher  geneigt  sein,  den  jetzt  ganz  ungefährlichen,  radicalen  Eingriff  zu 
empfehlen.  Es  muss  noch  erwiesen  werden,  wie  weit  sich  das  Gebiet  der  intra- 
ve.sicalen  Operationen  erstreckt. 

In  denjenigen  Fällen,  in  welchen  die  eiafache  Abtragung   der  Geschwülste    .sich 
unausführbar  erweist,  wird  es  sich  darum  handeln,  ob  man  mittelst  Re.section  eines 
Theiles  der  lila.se  selbst  sie  und    ihre  Umgebung    entfernen    kann.     Wiederholt    hat 
man  mit  (ilück  selbst  grössere  Stücke  der  Bla.senwand  entfernt  und  auf  diese  Weise 
völlige  Heilung  erzielt.     Die  Grenzen  der  Operabilität  sind  immer  weiter    hinausge- 
schoben  wurden;   selbstverständlich    aber    steigt    mit    der  Grösse  des  Eingriffs  seine 
^  unmittelbare  Gefahr,  und  es  treten  hier  die  oben   angedeuteten    Erwägungen    in    ihr 
^■volles  Kocht.     Multiple,  maligne  Tumoren  gelten  im  Allgemeinen   als  inoperabel. 
^^        Hat  man  auf  die  Operation  verzichtet  oder  nicht  die  Einwilligung  zu  derselben 
erlangt,  so  bleibt  nur  symptomatische  Therapie  übrig.     Dieselbe    richtet    sich  gegen 
die  Blutungen,  gegen  die  begleitende  oder  complicirende  Cystitis,  gegc^n  die  Beschwerden. 
Die  Blutungen  erfordern  seltener,    als    man    denken    sollte,    eine    directe  Behand- 
lung.    In  den  „tj'pischen"  Tumorfälleu,  d.  h.    wo    es    sich    um    Papillome    handelt, 
macht  die  Blutung  freilich   oft    einen    sehr    beängstigenden  Eindruck,    iudess    pflegt 

»erstens  die  Blutnieiigu  fast  stets  überschätzt  zu  werden,  und  weiter  hört,  bei  einiger- 
mas«en  ruhigem  Verhalten,  dieHaematurie'  meist  ohne  besondere  Therapie  aid'.  Uebrigens 
erweisen  sidi  auch  die  üblichen  Blntstilhingsinittel  wohl  ohne  Ausnahme  als  zicm- 
lieh  ohnmächtig;  man  muss  sich  bei  ihrer  .\nwenduug  hüten,  nicht  das  spontane 
^■Versiegen  auf  ihre  Rechnung  zu  setzen.  F)ine  locale  Therapie  ist  bei  den  Blutungen 
^■ausgeschlossen,  insbesondere  ist  vor  Einfühnmg  metallener  Instrumente,  wie  sie  früher 
vielfach  zur  schnelleren  Diagnose  eine.s  etwaigen  Steines  zu  geschehen  pflegte,  /u  wanien. 
Das  Eintreten  eines  Katarrhes  bedeutet  eine  stattgehabte  Infection  der  Blase, 
mag  diese  nun  ascendirend  von  der  Urethra  oder  descendirend  von  der  Niere  her 
stammen.  Hiermit  erschwert  sich  der  Fall  und  seine  Behandlung  bedeutend,  es 
ist  nunmehr  eine  Localtherajjie  kaum  mehr  zu  entbehren.  Ihre  Aussichten  sind  nicht 
allzu  günstig:  das  zersetzte  Blut  bildet  einen  trefflichen  Nährboden  für  die  Ent- 
Lzündung.serreger,  es  kommt  nun  leicht  zu  Ulceratiuiien,  Abstossungen  von  Gewebs- 
Hetzeii,  kurzum  Ersclieimmgen  schwerster  Cystitis,  gegen    die  Ausspülungen    mit  ad- 


^ 
I 


[Harnblase 


_     o4ü     — ■ 


slrinfiinMKlt'n  Mitteln,  in  orsk-r  Linie  Argontiim  uitricum,  vormcB 
Auch  «lif  Bt'.scliwcreltii  können  bekanntlich  bei  JUlasenturnnren  sehr] 
artig  sein.  Sind  die  (icschwnlst«?  nicht  gerade  .-lai  Bloffenhals  loraltsi 
sie  viele  Jahre  lang  (ihnc  besondere  Erscheinungen  ertragen  wertl>«; ' 
die  genannte  Gegend  und  (iic  Prostata,  und  namentlich,  liaudelt  ps  idck  i 
hCisartige  Tumoren,  so  konnnt  es  zu  ganz  unerträglichen  Schmerzen  unii 
Tenesinus.  Narkotische  Mittel,  speciell  Morphiuni-Suppositorirn,  «'rieicbtai 
schwerdcn  wohl  etwas;  in  hochgradigen  Fallen  bleibt  nichts  fibrig,  ab  ili 
operativen  Eingriff  die  Blase  zu  entlasten  und  ruhig  zu  stellen.  Je  natb 
rakter  des  Falles  ist  mediane  Blasendrain:ige  oder  Kpicystotomie 
Blasengeschwülste  rocidiviren  ausserordentlich  häufig,  sodass  also  auci 
verlaufenen  Opcratioru/n  eine  stete  eystoskopische  Coiitrole   au^ 

Krampf.     Ik-r  Krampf  der  Harnblase   ist  meist   eiu   Synij. 
rischer  Reizbarkeit  des  l>eti'nsormuskels,   fällt  somit    z.    Th.    uitli.*r 
reizbaren  Blase.     Es  werricu  diese  krampfhaften  Conti'actionen  durch 
Sachen  ausgelöst;  alle,  die  Ijegcnd  des  Orificium  urcthro-vesicalr   tr 
kr>unen  di(Äe  Wirkung  haben,  so  also  Entzündung,  Tiibereulosc  und 
lieh  kommen  auch  Anfälle  von  Blaseiikranipf  auf  bisher  noch  unbekanntr  * 
(iennss  geistiger  Getränke,  speciell  unausgegohrenen  Bieres,  zu  Staude:  .ixll 
Wohl  hien'on  zu  unterscheiden  sind  die  Krampfzustände,  die  in  Anfanpsö" 
traler    Leiden,    Myelitis*,    Meningitis'    auftreten,    übrigens   meist    bi''  ■  ' 
und  der  Heteution  weichen.     Man   bekämpft  den  Bla-senkranipf  syrnj 
warnte  Sitzij:i<ler.  K;imillenblähungen,  Umschläge;  bei  stärkeren   Anfallia  sa 
tica,  namentlich  stärkere  Morphium-Suppnsitorien  (ca.  0,(»15  g),  unpritk>«^nfil 

Lähmung.     Blusenlrdrmuiig    betrifft    den  Sphincter  oder  den    I' 
daher  entweder  Inctmtinenz  oder  Bet(>tition  zur  Folge.      Sie   hängt   ■ 
Leiden  zu.sammeii,  spi'ciell  mit  Tabes*.   Sklerose,    Heniiplesrie,    seltener  Hl 
Myelitis*.     Aiideremate    folgt    Ketention   auf    lange    willkürliche    Zurückhill 
Harns,    namentlich    bei  schon   erkrankten  Hamwcgen,  Strictur,  Pro- 
oder   sie    entwickelt    sich    bei    Bewusstlosigkeit|,    z.   B.    dem   Com.*    >■• . 
auch  hei  Hysterie.     Die  Therapie  hat  vor   allem   die   etwaigen  Grundkrankl 
berücksichtigen.     Die   Sphiiikterenhlhnumg    wird    durch   Anwendung   des  c 
Stromes,  percutan  und  tntravesical,  bekämpft.     Bei  DetrusorlHhmiin?    »«ro 
ebenfalls  die  Elektricitilt,  ausserdem  Anwendung  von  Kälte  in  1" 
Güssen,  Sitz-  und  Halbbädern,  Massage   der  Blasengegend,    Str\ 
pro  doHi),  ganz  besonders  alter  die  regelmilssigc  Entleerung  der  lilit.'*.  lU  i 
die  ccnti-alcn  Blasenlähiiimigen  sich  mit  grosser  Regelmä-ssigkeit  Cy-stitis 
pflegt,  vor  der  selbst  die  peinlichste  Asepsis  der  Katheter  nicht  völlig 

Parasiten.     Die  Blase  kann  von  Parasiten  der  verschicdeusteu  Art  bewohatl 
wichtigsten  sind  di«    pflanzlichen    Parasiten,   namentlich  Bactcrium  coli,   ProllM 
kokken,  die  wir  neuerdings  als  Eneger  der  Cystitis  kennen  gelernt  habfO;  ii'-  ri«fcl 


^^•^ 


ra 


Organismen  kommen  auch,  in  freilich  selteueren  Fällen,  vor,  ohne  ein 

und  erzeugen    dann    lediglich  das  Symptomenbild  der  „Bakferiurie*. 

Parasiten    haben   ausserdem   speciii.'sehe   Fähigkeiten,    wie  Hanistoffzer- 

Man  führt  gegen  diese  Mikroorganismen  das  ganze  Rüstzeug  der  Antisej 

lieb  in  l''orm  von  Bln.senspiilungeu  mit  Sublimat,  .Vrgentum  nitricum,  überiui« 

Die  Behandlung    fallt    mit    derjenigen  der  chronischen  Cystitis  zusammro 

Wirkung  der  inneren  Antiseptica;    .speciell    werden  hier  Salol,    Kresol»- 

z.  B.  ürotropin*,  \nelfach  versucht,  doch  fehlt  es  noch  an  bestimmten  i 

Wirkung,  namentlich  bei  der  reinen  Bakteriarie,  wahrscheinlich  sind  sie  um 

stützungsmittcl    der  Localtberapie   aufzufassen.     Von    höher    orgauistrteii  J'i 

wenige  iu  der  BIa.se  selbst  eiistircn  zu  können:  so  oft  bei  der  Harnunt' 

cillium,  Oidium  vorkommen,  so  wahrscheinlich  ist  es,  dass  diese  erst  v, 

gerathcn  sind  oder,  wie  bei  Diabetikern,  von  der  Harnröhreumündung  li' 

kommt    bei  Diabetes    gelegentlich    vor,    und    ebenso  ist    der  .Strahlenji 

.Aktinomycesabscessen   in    die  Bla.5e    bcobnchtet    worden.     Niedere  Thie.->;    <^>-,ii^-' 

in  die  Blase  und  können  unter  Umstünden  dort  existiren.    Amoeben  fand  in»n  metlt  f 

Ländern,  dann  auch  bei  uns  in  manchen  Füllen,    wohl  nicht  al-  ganz    V  — '      ■   "^ 

sondern  als  Erzeuger  schwerer  Krankheitserscheinungen,  namentlich   \l.> 

Trichomonas  und  Cercomonas  in  die  Blase  einwandern.    Auch  von  Mad>.-i 

ist  das  (ileiche  behauptet  worden.     Das  Vorkommen    von  Askariden    o. 

wohl   immer   auf  eine    Coramunication   mit  dem  Darmcanal  zu   bczieb>  i.  ' ."     --- 

entwickelt  sich  mit  einiger  Vorliebe  iu  der  Niere  oder   perforirt  ins  Niercnb^ckta;  • 


)nscn    sein   oaer  airect  von  aeu  moioriscnen  i^eniren  aer  Diase  ausgenen;    im 

m  Falle   haben   wir   den  Ausgangspunkt   in  den  tieferen  Hamwegen  selber  zu 

,  im  letzteren  ist  das  Centralnervensystem  Sitz  der  Stönmg.    Welche  von  den 

Arten  der  „reizbaren  Blase"    vorliegt,   muss   die   genauere  Untersuchung  er- 

Bei  der  ersteren  Form  wird  man  schon  bei  der  Palpation,  namentlich  per 
[,  auf  bestimmte  Schmerzpunkte  stossen,  bei  der  letzteren  wird  das  Bestehen 
einer  Neurasthenie  oder  Hysterie  oder  auch  einer  wohl  definirbaren  Rückenmarks- 
leit,  speciell  der  Anfangsstadien  der  Tabes*  wie  der  Lateralsklerose*  sich  ergeben. 
;h  dem  Befunde  wird  dann  natürlich  die  Behandlung  verschieden  zu  leiten  sein. 
)ste  Prognose  giebt  die  rein  reflectorische  Form.  Hier  gelingt  es  nicht  selten, 
etiologische  Moment,  namentlich  in  Gestalt  sexueller  Excesse,  insbesondere  in 
asturbation,  ausfindig  zu  machen  und  damit  eine  bestimmte  Handhabe  zu  ge- 
1.  Regelung  der  Lebensweise,  blande  Diaet,  vorsichtige  Hydrotherapie,  laue 
der,  Halbbäder,  Rückengüsse  sind  von  Verordnungen  allgemeiner  Natur  zu  er- 
n.  Schwieriger  liegt  die  Frage,  ob  eine  Localbehandlung  indicirt  ist.  Man 
sich  bei  ihrer  Anwendung  immer  bewusst  bleiben,  dass  möglicherweise  die  Ein- 
g  eines  Instrumentes  Verschlimmerungen  im  Gefolge  haben  kann,  namentlich, 
liier  Vorsicht,  Blntzündung.  Indess  wird  man  in  hochgradigen  Fällen  nicht 
örtliche  Eingriffe  auskommen,  schon  ihres  sehr  bedeutenden  suggestiven  Ein- 
wogen. Als  solche  ist  am  meisten  eine  vorsichtige  Anwendung  von  Bougies, 
war  in  der  sogenannten  Benique-Form,  zu  empfehlen,  welche  dem  anatomischen 
f  der  Urethra  am  besten  entspricht  und  daher  am  wenigsten  Reizung  verursacht. 
)  wirkt  gelegentlich  der  Wintemitz'sche  Psychrophor*  bei  vorsichtiger  An- 
ng,  hamentlich  mit  nicht  zu  niedrigen  Temperaturen.  Auch  Kälteanwendung 
18  Rectum  mittelst  des  Arzberger'schen  Mastdarmkfihlers  ist  zu  versuchen.  Ge- 
:her  schon,  doch  auch  mitunter  von  Erfolg  begleitet,  ist  die  Anwendung  des 
ann'schen  Dilatators  für  die  hintere  Urethra.  Elastische  Bougies  sind  contra- 
t.  Medicamente  kommen  weniger  in  Betracht-,  Narcotica,  Brom  u.  dergl.  sind 
orübergehend  anzuwenden.  Bei  den  neurasthenischen  wie  centralen  Formen 
nan  wohl  am  besten,  sich  auf  die  Behandlung  der  Grundkrankheit  zu  be- 
ken  und  jeden  localen  Eingriff  zu  unterlassen,  sofern  nicht  etwa  auch  hiermit 
ggestiver  Einfluss  ausgeübt  werden  soll. 

iptur.  Zerreissungen  der  Harnblase  sind  in  den  meisten  Fällen  unmittel- 
''olge  eines  Traumas  (Schlag,  Stoss,  Fall)  bei  gefüllter  Blase;  seltener  sind 
nnte  spontane  Blasenrupturen,  wie  sie  bei  progressiver  Paralyse  neuerdings 
;htet  sind.     Man   unterscheidet,   ob  die  Risse   intra-   oder  extraperitoneal  ver- 

Im  ersteren  Fall  ist  Peritonitis  wohl  unausbleibliche  Folge,  im  letzteren  kann 


[HarnbTas« 


striii^irondcn  Mittoln,  in  erster  Linie  Arf^cntuin  iiitrii-um,  vcrsHpht  wvnln«  aftitt 
Auch  lue  Ik'scliwerden  können  bekainitlich  bei  Blusentuninreu  sehr  virrschiete- 
artig  sein.  Sinfl  tlie  (iesdiwülste  nielit  gerade  am  Biasenhals  locilisirt,  w  kAcm 
sie  viele  .Inhre  lang  üiinn  besondere  Krsrlieinungen  ertragen  werden;  btlreflen  « 
die  genannte  Gegend  und  die  Prostata,  und  namentlicb,  handelt  es  sich  um  noltiipb 
bösartige  Tumoren,  so  kommt  es  zu  ganz  uncrträgiichen  Schmerzen  und  {nrUhamim 
Tenesmus.  Narkotise.he  Mittel,  speciell  Morpliiuni-Suppositorien,  erleichtem  dir«  Bf- 
schwerdon  wohl  etwas;  in  hochgradigen  Fällen  bleibt  nichts  übrig,  als  durch  mim 
operativen  Kingriff  die  Blase  zu  entlasten  und  ruhig  zu  stellen.  Je  nach  dcmCb»- 
rakter  des  Falles  ist  mediane  Blasendrainage  oder  F^picystotomie  zu  hetormj« 
Blasongeschwülste  rec.idivircn  aasserordentlich  häutig,  sod:iss  also  auch  nach  ^iwie 
verlaufenen  Operatium-n  eine  stete  cystoskopische  Controle  auszuüben  ist, 

Krampl'.     Her  Krampf  der  Harnblase   ist  meist  ein  SyTiiptora   erhöhter  rf^*f»- 
riseher  Reizbarkeit   des  lletrnsormuskels,   füllt  somit    z.   Th.    unter    dfii 
reizbaren  Blase.     I5s  werden  diese  krampfhaften  (^onti-actionen  durch  versch 
Sachen  ausgelost;  alle,  die  Gegend  des  Orificium  urethro-vesicalo  treffenden  t'r^'nli  - 
krmnen  diese  Wirkung  haben,  so  also  Entzündung,  Tuberculose  luid  andere.     N.iuifi" 
lieh  kmnmen  auch  Anfälle  von  Blasenkram|)f  auf  bisher  noch  unbekannte  WeL^e  nit 
(lenuss  geistige:  Getränke,  speciell  im ausgegoh reuen  Bieres,  zu  Stande:   „kr'*-    "' 
Wohl  hiervon  zu  unterscheiden  sind  die  Kranipfzustände,  die  in  Anfangs- 
trrder    Leiden,    Myelitis",    Meningitis*    auftreten,    übrigens  meist    bald    v^ 
und  der  Hetention  weichen.     Man   bekämjift  den  Blasenkrarapf  syni|>tom:r 
warme  Sitzbäder,  Kamillenlilähungen,  rmscbl.äge;  bei  stärkeren   Anfällen 
tica,  namentlich  stärkere  Mnrphium-Suppositorien  (ca.  0,015  g),  unentlx'ln  i 

Lähmung.  Bla.senlähmimg  betritTt  den  Sphincter  oder  den  Detrusor  uim  id 
daher  entweder  lucontiiieiiz  oder  Hetention  zur  Folge.  Sie  hängt  oft  mit  c«itrili 
Leiden  zusammen,  speciell  mit  Tabes',  Sklerose,  Fleniiplegie,  seltener  mit  icbii* 
Myelitis*.  Anderemale  folgt  Retention  auf  lange  willkürliche  ZurüclchnlfMi;  -  .Ir 
Harns,  namentlich  bei  schon  erkrankten  Hamwegen,  Strictur,  Pro.statah- 
oder  sie  entwickelt  sich  bei  Bewusstlosigkeit],  z.  B.  dem  Coma  der  ■  .j.u--- ■.. 
auch  bei  Hysterie.  Die  Therapie  hat  vor  allem  die  etwaigen  Grundkrankht*il*D  n 
berücksichtigen.     Die  Sphinkterenlähmung    wird    durch  Anwendung    des  ■  f ^ 

Stromes,  percutan  und  intravesical,  bekämpft.  Bei  Detnisorlähmung  vei 
ebenfalls  die  Klektrieität,  ausserdem  Anwendung  von  Kulte  in  Form  von  l 
Gü.ssen,  Sitz-  und  Ilalbbädern,  Massage  der  Ulasengi'gend,  Strychnin  (l).' 
pro  dosi),  ganz  besonders  aber  die  regelmässige  Entleerung  der  Blase,  d:i 
die  centralen  Blasenläbnumgen  sich  mit  gros.ser  Regelmä.ssigkeit  Oystitis  an/i 
pflegt,  vor  der  selbst  die  peinlichste  Asepsis  der  Katheter  nicht  vrdlig  schützt. 

Parasiten.     Die  Blase  kann  von  Parasiten  der  verschiedensten  Art  bewühnt  ».-rfJcii,    An 
wichtigsten  sind  die    pflanzlichen    Parasiten,    namentlich  Bacteriuoi  coli,   !' 
kokicon.  die  wir  neuerdings  als  Erreger  der  Cystitis  kennen  gelernt  haben;  di 
Organismen  kommen  auch,  in  freilich  selteuercn  Fällen,  vor,  ohne  eine  Entiüi 
und  erzeugen    dann    lediglich  das  Symptomenbild  der  ,,Bakteriunc*.     Einige    . 
1'ara.siteu    haben   ausserdem   specifLSche   Fähigkeiten,    wie  HarustofTzersetzuDg  und  <• 
Mau  rührt  gegen  diese  Mikroorganismen  das  ganze  Rüstzeug  der  Antiseptica  ins  FeliJ.  üki  -: 
lieh  in  Form  von  Bla.senspülungen  mit  Sublimat,  .^rgentum  nitricum,  übermangan^  if.r.-m  K 
Die  Behandlung    fallt    mit    derjenigen  der  chronischen  Cystitis  zu.sammen.     Uns.i'.Tvr 
Wirkung  der  inneren  .\ntiscptica;    speciell    werden  hier  Salol,    Krcsole   und  FirmAliodiiritaif. 
z.  B.  Urotropin*,  vielfach  versucht,  doch  fehlt  es  noch  an  bestimmten  Erfahruugrn  üb*T  «tat« 
Wirkung,  namentlich  bei  der  reinen  Bakteriurie,  wahrscheinlich  sind  sie  immer  nur  als  IJaltf- 
stützungsmittel    der  Localtbcrapie   aufzufassen.     Von    höher   org.inisirtcn  Pilxen    »ch^i««i  w« 
wenige  in  der  Blase  selbst  existircn  zu  können:  so  oft  bei  der  Hamuntersuchu 
cillium,  Oidium  vorkommen,  so  wahrscheinlich  ist  es,  dass  diese  erst  nachtrü;. 
gcratbcn  sind  oder,  wi«  bei  Diabetikern,  von  der  Hamröhrcnmüoduog  herrühren,    i: 
kommt    bei  Diabetes   gelegentlich    vor,    und    ebenso  ist   der  Strahlenpilz  bei  Dot 
Aktinomyeesabscessen  in    die  Bla,se   beohachtet   worden.    Niedere  Thiere   gelaii^ 
in  die  Bla.se  und  können  unter  Umstünden  dort  eiistiren.    .\moebcn  fand  man  zoer?; 
Ländern,  dajin  auch  bei  uns  in  manchen  Fällen,    wohl  nicht  als  ganz   Vi.i"  '" 
sondern  als  Erzeuger  schwerer  Krankheitserscheinungen,  namentlich  Ha- ; 
Trichomonas  und  Ccrcomonas  in  die  Blase  >  '  !  n.    Auch  von  Maden. 

ist  das  tileiche  behauptet  worden.     Dos  N  <    von  .\skariden    o<J' 

wohl   immer   auf   eine    Commonieaiion    uiu   <i-'i:i  i'.'tmicanal  zu    beziebi.u  :>'.iii      i 
entwickelt  sich  mit  einiger  Vorliebe  in  der  Niere  oder   pcrforirt  ins  Nierenbecken : 


■T-r- 


lamblaHe 


—     541     — 


UamblasoJ 


I 
I 

I 


dnmi  einzclDc  Blasen  iu  den  Harn  gelangen  und  mit  demselben  fortgeschwemmt  werden:  eigent- 
liche Bewohner  der  Harnblase  sind  sie  nicht.  Wichtiger  ist  die  Anwesenheit  zweier  in  den 
südliehen  Ländeni  vielfach  vorkommenden  Parasiten:  des  Distomum*  haematobium  oder  Bil- 
harzia.  sowie  derFilnria*  sanguinis  hominis.  Bilharzia,  in  den  Vcnengcllechten  der  Harnblase 
sowie  in  den  l'fortaderästen  hausend,  verursacht  schwere  Blasenleiden;  es  entwickeln  .sich 
schwere  Cystitiden  sowie  nicht  selten  Blasensteine,  aufsteigende  Ureteritis,  T'yelitis,  Pyelo- 
Dcphritis  kann  jium  Tode  führen:  bei  der  Filariose  bewohnt  der  Wurm  selber  die  Lymphgefaase, 
dabei  Hacmaturie*  und  Chjlurie*  erzeugend. 

Reizbarkeit.  Unter  Reizb.irkeit  der  Blase  verstehen  wir  Zustände,  in  denen 
abnorme,  nameutlich  aborni  häufige  ("ontractionen  der  Musruiatiir  durch  rein  nervöse 
Vorgilnge  ausgolü.st  werden;  es  entfallen  also  alle,  auch  noch  so  hochgradigen 
Keizzustünde  ent^ündlichor  oder  trauuiati.schor  Art.  Die  IiDicrvationsanomalie  kann 
reflcctorisch  sein  oder  direct  von  den  motorischen  Centreu  der  Bhise  ausgehen;  im 
crstercn  Falle  haben  wir  den  Ausgangspunkt  in  den  tieferen  Harnwegen  selber  zu 
suchen,  im  letzteren  i.st  da.s  Centralnervensysteni  Sitz  der  Störung.  Welche  von  deu 
beiden  Arten  der  ,,rcizb.iren  Blase''  vorliegt,  niu.ss  die  genauere  Untersuchung  er- 
gehen. Bei  der  ersteren  Form  wird  nuui  schon  bei  der  l'alpatinn,  namentlich  per 
rectum,  auf  bestimmte  Schmerzpunkte  stossen,  bei  der  letzteren  wird  das  Bestehen 
allgemeiner  Neunisfhenie  oder  Hy.sterie  oder  auch  einer  wohl  detinirbaren  Rückeiim:irks- 
krankheit,  speciell  der  Aiifangsst.adien  derTabe.s*  wie  der  Fiateralsklerosc*  sich  ergeben. 
Je  n.ich  dem  Befunde  wird  dann  natürlich  die  Beh.indlung  ver.schieden  zu  leiten  sein. 
Die  beste  Prognose  giebt  die  rein  reflectorische  Form.  Hier  gelingt  es  nicht  selten, 
das  aetiologische  Moment,  namentlich  in  Gestalt  sexueller  Excesse,  insbesondere  in 
der  Masturbation,  ausfindig  zu  machen  und  damit  eine  bestimmte  H:nidhabe  zu  ge- 
winnen. Regelung  der  Lebensweise,  blande  Diaet,  vorsichtige  Hydrotherapie,  l;iue 
Sitzbäder,  Halbbäder,  Rückengüsse  sind  von  Verordtiunfroti  aÜgemeiner  Natur  zu  er- 
wähnen. Schwieriger  liegt  die  Frage,  ob  eine  Localbehaiidhmg  inilicirt  ist.  Man 
muss  sich  bei  ihrer  Anwendung  immer  bewusst  bleiben,  dass  möglicherwei.se  die  Kin- 
führung  eines  Instnimentes  Verschlinnnerungen  im  Gefolge  haben  kann,  namentlich, 
trotz  aller  V'orsicht,  Entzimdung.  Indess  wird  man  in  hochgradigen  Fällen  nicht 
ohne  örtliche  Eingriffe  anskomroen,  schon  ihres  sehr  bedeutenden  suggestiven  Ein- 
flussesi  wegen.  Als  solche  ist  am  meisten  eine  vorsichtige  Anwendung  von  Bougies, 
und  zwar  in  der  sogenannten  Beniijue-Form,  zu  empfehlen,  welche  dem  anatomischen 
Verlauf  der  Urethra  am  besten  ents]iricht  und  daher  um  wenigsten  Reizung  verursacht. 
Eben.so  wirkt  gelegentlich  der  Winternitz'sche  Psychrophor*  hei  vorsichtiger  .An- 
wendung, namentlich  mit  nicht  zu  niedrigen  Temiienituren.  .\uch  Kälteanwendung 
auf  rl:is  Rectum  mittelst  des  Arzbergi'r'schen  Mastdannkühlors  ist  zu  versuchen.  Ge- 
fährlicher schon,  doch  auch  mitunter  von  Erfolg  begleitet,  ist  die  Anwendimg  des 
Kollmann'schen  Uilatators  für  die  hintere  Urethra.  Elastische  Bougies  sind  contra- 
indicirt.  Medicamente  kommen  weniger  in  Betracht;  Narcotica,  Brom  u.  dergl.  sind 
nur  vorübergehend  :inzuwenden.  Bei  den  neunusthenischen  wie  centralen  Formen 
thut  man  wohl  am  besten,  sich  auf  die  Behandlung  der  Grundkrankheit  zu  be- 
schränken und  jeden  localen  Eingriff  zu  unterlassen,  sofern  nicht  etwa  auch  hiermit 
ein  suggestiver  Einfiuss  ausgeübt  werden  soll. 

Ruptur.  Zerreissmigen  der  Harnblase  sind  in  den  meisten  Fällen  unmittol- 
b:ire  Folge  eines  Traumas  (Schlag,  Stoss,  Fall)  bei  gefüllter  Blase;  seltener  sind 
sogenannte  spontane  Blasenrapturen,  wie  sie  bei  progressiver  Paralyse  neuerdings 
beobachtet  sind.  Man  unterscheidet,  ob  die  Ris.se  intra-  oder  extraperitoneal  ver- 
laufen. Im  ersteren  Fall  ist  Peritonitis  wohl  unausbleibliche  Folge,  im  letzteren  kann 
der  Harn  sich  im  Beckenzellgewebe  längere  Zeit  ansammeln,  ohne  stark  zu  reizen; 
es  vergehen  mifnnter  mehrere  Tage,  bis  d:is  Symptomenbild  (keine  oder  geringe  Ent- 
leenmg  von  Harn,  meist  mit  Blutbeimischung,  fehlender  Harndrang,  ^]rfolglosigkeit 
des  Catheterisnnis,  suprapubische  Dämpfung;  klar  genug  hervortritt,  um  eine  l>i:ignose 
zu  gestatten.  Therapeutisch  kommt,  selh.st  wenn  die  Kräfte  des  Kranken  die  geringste 
(■hance  geben,  nur  die  Blo.sslegung  der  Blase  durch  den  hohen  Schnitt  und  wenn 
möglich  die  Aufsucluing  und  Naht  der  Rissstelle  in  Betracht. 

Tuberculnse.  Auf  zwei  We^en  kann  die  Harnbl.ise  von  der  tuherculösen 
Infection  erreicht  werden:  es  handelt  sich  entweder  um  eine  ascendirende  Erkrankung 
von  der  Urethra  her,  speciell  von  jenem  kritisrhen  Pimkte  in  der  hinteren  Harn- 
röhre, in  welchen  die  Ausfühnmg.sgänge  der  IVostata  und  diT  Hoden  münden,  oder 
tun  eine  desccudironde  Ueberschweuunung  der  Blase  mit  Tuberkel b:iciilen  durch  den 


[HarublB.s(> 


—     542 


Hvxnite; 


aus    den    Urutereii    cinströniendcii    Urin.     Im    erstereii    Falle    worden    di^  ''' ■'  -' 
cmptioiien  voraugsweisc  nni  Hlaspnlials  sieh  finden  und  dort  namentlirh 
lickanntf'ij  tiefen  GcsrhwürAn  sich  ausbihJen,  im  zweiten  knnn  maii  sie  7 
Nacliicirschaft  der  H:ir(il('it(!rniüiiduiigfn  feststellen    und    ihr    geradem  otxi 
Vordriiip;en  ins  Blaseninnere  verfolgen.     Erst  das  Kystoskop   hut   über  di' 
den    nöthifjcn  Aufschluss    gegeben.     Symptomatisch   sind   diese   beiden  h. 
sehr  wolil  vf)n  einander  unterschieden;  an  die  asc«'ndirende  Tuberculowj  schlitw«  •« 
sehr  bald  schwere  Erscheinungen  von  Blascnreizung  an,    ja,  dir  heftigstPQ  Taiioos 
mit  Rlutungeii,    die    überhaupt    beobachtet  werden,    finden  sich   bei  dieser  Fara  ta 
Blasentuberculose.     IHe  nephrogene  Tuberculose   hingegen    verläuft  sehr  IrüiR-  . 
dem    klinischen  Bilde  eines  einfachen  Katarrhs,    bei    dem     erst    die    ha». 
Sedimentimtersuchuiig  oder  die  Kystoskopie  die  wahren  Ursachen  feststtun 

nieTherajjie  ist  im  Allgemeinen  der  Blasentuberculoso  gegenüber  wenigem 
man  kann  sogar  sagen,  dass  vorgeschrittene  Fälle  mit    reichlicher  ('•     ' 
namiMittich  der  ascendirenden  Form,  sich  am  besten  befinden,   wenn  i' 
in  Frieden    liisst.     Specioll    siiiil    sie    gegen    das    sonst    üblichste    :i 
Si>tilniittel,    dius  Artjentum  nitricum,    sowohl    in  Gestalt  von   Instillat 
von  Irrigationen  ausserordentlich  rebellisch;  man  kann  fast  soweit  ^ 
die    auf  vorsichtige  Höllensteinbehaiidlung,    Htatt    sich    zu    bessern,   '^ 
zeigen,    als    der  Tuberculose    sehr  verdiichtig  zu  bezeichnen.      Besser  sagt  tbn«  ■ 
Sublimat   zu,    welches    in    beiden    Methoden    angewandt     (Instillationen    '  •  -;•   '^■•' 
lungon    V'soooo — Vmooo)    wenigstens    mitunter    positiven    Nutzen    schafft.     ">   - 
form,  als  Emulsion  eingespritzt,  ist  das  Gleiche  behauptet  worden.      Ein<-  !■ 
jedenfalls   durch  kein  derartiges  Mittel  bisher  erzielt.     Auch  die  innere  1 
wenig  wirk.sam,    wenngleich    man    .sellistverstiindlich  nie  versSuraen   win! 
iüilichen  rohorirenden  Maassiiahinen,   wie  auch  durch  Oarreichung  von  ht     - 
Giiajakoljiraeparalen    eine    Beeinflu.ssung    anzustreben.     Der     Gehrani-h    '! 
Koch"schen   Mittels    hatte    in  mehreren  Filllen,    in  Folge  der  localen  Rrjr:, 
nnltetrilchtlirhe     Verschlinmierungen     zur     P'olge;      über     die     Wirkung    drt    (■    ■ 
Tuliercidin)iraeparate    liegen    bislang    noch    keine  Erfahrungen    vor.      Von  npin' 
Eingriffen    ist  auch  wenig  7.n  erhoffen,    vielleicht  aber  wird   das  Openiiimr 
eine  locale  Therapie  ennöglichen.     So  bleibt  denn  in»  Wesentlichen  vorlüiiti^   :- 
cxitectativ  -  symptomatische    Therapie    übrig,     deren    Werth    freilich    gegenfib«  *» 
ausserordentlichen  Beschwerden  der  Kranken  keineswegs  gering  an<uschlag<>n  i< 

Hnrnbiflltratlon.     Wenn  Harn    aus  iten   Harnwogen  sich  in  die  Umeebiuig  erx:i«?>i  ^ 
daselbst  ilii'  Zellgewelie  (hirchlfiinkt,  ohne  dass  es  dabei  zu  Eiterung,    xuin  Hirru' 
scess  koiiiiut,  so  sprechen    wir  von  llaniititiltration.  Der  Urin  wühlt  weh  vi.n  I  ■ 
gangspunkt,  eiits|)recliend  der  Lage  der  Fascien,  fort  und  gelangt  so    oOi'i 
femtere  Körperstellen,    etwa    nach    Art  der  Senkmigsabscesse.      Als   I 
mehr    oder    weniger    plrityJiche    Zerreissung  der  Harnröhre,    eine   Har 
seltener    eine  Verletzung    von    Niere    o<ler    Ureter    zu    erinittojn.      Besonders   li'-^e 
kommt  auch  die  Haniintiltration    von  retrostricturalen  Theilen   der  Harnröhre  i'i-  ' 
Stande.     Die.se  rontinuitätsfrennuugen  können  auch  absichtliche  sein;  auch  von  H 
röhren-  und  Blasenschnitten  aus  kann,    bei  ungenügender  Drainage,  Urin  in  'li'' 
gelegten  Zellgewebsniaschen  hineinsickern. 

Hie  Therapie    kennt  bei  der  Harninfiltration  nur  einen  Weg:    grün  "'  '     ' 
imd  Freilegung    der    betniiTenen  Partien.     Namentlich    bei  den  retri-- 
Damm  und  Scrotuni  auftreteaden  Formen  sind  viele  Incisionen   nothw' 
all    hin    der  eiiigedrungetien   Flüssigkeit  zu  folgen,    sie  zu  entleeren   i 
septische  Spülungen  unschridlich  zu  machen.     An  diese  Operation  bat  sicli 
umstanden    noch   eine  weitere  anzusehliessen:    man  muss  sorgen,    dass  fl' • 
dntni    einen  geregelten  Ablluss  erhült,    und  es  ist  eventuell  durch  eine  V 
mler  sonstige  Bla.serrdrainage  die  Wunde  se!b(«r  vor  erneutem  Harnzufluas  ii; 

POS.M» 

Hariiroehre.      Von    den    Erkrankungen    der    Harnröhre    steht    in    Bezug    auf  lliafc 
keit  und  Interesse  <liejenige  voran,    welche    dnrch  die    specifische  Infection  mJi  J* 
(ionocnccus   bedingt    ist:    die  Gonorrhoe*.     Nur    in    .seltenen   Fällen  wird    1''  ''"■" 
röhre    auch    <ler    Sitz    einer    nicht    specifischen    Entzündung,     die    dann  1: 
leichten  \  erlauf  zeigt  und  bei  Anwendung  leicht  adstringirender  Einspritxungea  .inn''- 


Hariiroehre 


—     543     - 


IlamsRoure] 


Geschwülst«  zäbl«;u  «beiif:ills  zu  den  seltniitireii  Krkraiikuiigeri.  Am  häufigsten 
finden  sich  kleine,  papillomatöse  Excrescenzen,  meist  im  Anschiass  an  Gonorrhoe 
entstehetul,  und  am  ehesten  den  spitzen  Kondylomen*  vergleichbar.  Sie  emnchen  pe- 
legentlic-h  eine  erhebliche  GrOsse.  Sind  sie  klein,  so  kann  man  sie  durch  Aetzung 
mittelst  in  das  Endoskop  eingeführter,  in  Ilölleiisleinlösung  getränkter  Wattebäusche 
aur  Verödung  bringen;  grössere  Polypen  erfordern  eine  operative  Entfernung,  ent- 
weder mit  kleinen  Scheeren  oder  mit  scharfen  LOffeln,  selbstverständlich  stets  unter 
Leiümg  des  Endoskopes.  Maligne  Geschwulst''  sind  ebenfalls  wiederholt  schon  durch 
das  Endosko]»  constatirt  wurden;  sie  indiciren  natürlich  energischere  Eingriffe,  sjmv 
ciell  antputatio  penis;  in  manchen  Fällen  freilich  genügt  die  Resection  der  Urethra, 
um  Heilung  herbeizuführen  und  Recidive  zu  verhüten. 

Blutungen  krmnen  aus  sehr  verschiedener  Ursache  entstehen.  Schon  im 
Verlauf  eines  gewöhnlichen  Trippers  kann  es  zu  oberfläcli liehen  Sehleimhauterosionen 
mit  Abgang  blutigen  Secrets  kommen:  bei  Geschwülsten  kann  das  geringste  Trauma 
eine  Blutung  veranlassi-n.  Insbesondere  aber  sind  ausgiebige  Blutungen  häufig  durch 
Verletzungen  beim  Catheterismus  veranlasst;  das  Blut  fliesst  dann  gelegentlich  in 
starkem  Strom  aus  der  Harnröhre  ab.  Die  Behandlung  hängt  von  der  Ursache  ab. 
Die  leichten  Tripperblutungen  erhei.schen  keine  besondere  Therapie,  so  gefürchtet 
sie  von  den  I^aieii  sind,  so  wenig  geben  sie  an  sich  eine  schlechte  Prognose.  Ist 
die  Anwesenheit  von  lieschwülsten  festzustellen,  .so  muss  gegen  diese  eingeschritten 
werden.  Die  traumatischen  Bhitungen  stehen  in  der  Regel  sehr  bald  von  selber, 
wenn  man  nur  vor  das  nrificium  \V;itt<j  bringt;  in  hartnäckigen  Fällen  kann  man 
die  Tamponaiie  der  Urethra  mit  Hülfe  etwa  eines  Griinfeld'.schen  Eudo.skopes  vor- 
nehmen. Einspritzungen,  kalte  sowohl  wie  heisse,  sind  minder  erfolgreich,  .stark 
adstringirende  wegen  der  Gefahr  der  Gerinnscibildung  zu  vermeiden.  Bei  wirklich 
unstillbarer  Blutung  bleibt  als  ultimum  refuginm  nur  die  extenie  Urethrotomie  übrig. 
Läuft  das  aus  der  hinteren  Urethra  stammende  Blut  nicht  aus  dem  Orilicium  urethrae, 
sondern  nach  fler  Blase  zu  und  geht  es  mit  dem  Urin,  specieli  mit  flem  letzten 
Tropfen,  bei  der  Mictiivn  ab,  so  sintl  Prostata  und  Sanu'nblasen  betheiligt;  gewöhn- 
lich genügen  innere  Mittel  (Sandelöl  etc.),  sowie  Ruhigstellung  der  Organe  durch 
Narcotica  zur  Blutuugstillung,  in  hartnäckigen  Fällen  ist  Instillation  stärkerer 
Argentumlösungen  in  die  Urethra  posterior  angezeigt.  posker 

lamsaenre  wurde  1776  von  Scheele  entdeckt;  Wöhler  und  Liebig  haben  in  mühevoller 
Arbeit,  die  durch  Baeyer  ergänzt  wurde,  die  Abbaiiproducte  kennen  gelehrt.  Medicus  hat 
«uerst  auf  finind  der  vorerwähnten  Untersuchungen  die  heute  allgemein  angenommene  Formel 
Bufge.stellt,  die  ■■chliesslich  besonders  durch  Emil  Fi.sclicr's  Untersuchung  der  Methylderivate 
und  durch  die  llarnsäuresyrithese  von  BehrendiindRooseu  ihre  experimentelle  Begründung  fand. 
Nach  dieser  Formel  kann  man  die  Harnsäure  als  DiureVd  der  Trioiyakrylsäure 
C(0H)3  =  C(OH)  ■  COOH  betrachten,  d.  h.  als  ein  Condensationsproduct  derselben  mit  2  Mole- 
cülen  Harnstoff  unter  .\ustritt  von  4  Molecülen  Wasser,  nach  folgender  Gleichung: 


|\h 
CO 


HOk 


+ 


.'H 


t^CO 

I.         - 
C  (OH) 

+ 
(HO)  C  (OH) 

NU-ro 


Hi— N 

H-^\ 

CO 

H— N 


NH— CO 

1         I 
=  4HjD  -f  CO      C— NH 

I         II 
NH-C-NH' 

Harnafturo 


)>co 


Zwischen  der  Trioiy- 
akrj-lsüure  und  der  Harn- 
säure steht,  als  Monou- 
reid  der  ersteren  zu  be- 
trachten, die  Isodialur- 
säure,  durch  deren  Con- 
densntion  mit  Harnstoff 
Behrend  und  Koosen 
die  Harnsäure  erhielten. 
Kino  andere  auf  Grund  der  Coustitutionsformel  leicht  verständ- 
liche .'•ynthe.se  ist  die  durch  Zusammenschmelzen  von  Harnstoff  mit 
TrichlöVmilchsäurcamid,  ('(.'1,  '  fn(OH)  •  CO(NH..),  während  die  erste, 
von  Horbaczewsfci  ausgeführte  Synthese,  durch  Erhitzen  von 
Harnstoff  mit  Glykokoll,  offenbar,  wie  auch  die  schlechte  Aus- 
beute erkennen  lässt,  erst  durch  verschiedene  Zwischenstufen  zum 
^  sie  führt.  Von  den  Oxydationsproducten  haben  hauptsächbch  das  AllantoTn  und  das  Alloxan, 
■welche  je  nach  den  gewählten  Bedinpungen  dar.aus  entstehen.  Anhaltspunkte  zur  Erschliessung 
der  f'onstitution  gegeben.  Durch  Metbylirung  und  Spaltung  wurde  das  Vorhandensein  von 
vier  Imidogruppen  und  die  Ungleichwerfhigkeit  derselben  nachgewiesen. 

Die  Harnsäure  kommt  in  den  Ausscheidungen  der  verschiedenen  Thiere  in   sehr  .schwau- 
kender  Menge   vor.    Als  Ausgangsmaterial    zur  Gewinnung  dienen   hauptsächlich   Schlangen- 


I^NjO^  =  CO     C(OH) 
I        tl 
\H-C(OH) 


[Uaritsaviurr 


-     544     — 


HanutMur 


cxcremeuto  oder  Guauo.    Sie  bildet  farblose  glärucode  Krj'vUlIschuppen.  <Iio  In  AV.u»g 
schwer  löslich   sind.     Bei  18,5°  erfordert   sie  zur  Lö'niQg   ungefähr    100' ■ 
tcmperatur  ca.  14000,  bei  Siedehitze  2000  und  bei  Körpertemperatur  70< " 

Die  Harnsäure  vermag    nacheinander    xwei  Wasserstoffatome    durch   V 
Durch  Auflösen  in  einer  Lö.'iung  von  N'atriumcarbonat  erhült  man   das  so_ 
CsIIjNiüsNa,  das  erst  durch  freies  Alkali    in  das  neutrale,  CjIIäNjOsN'aj. 
letzteres  in  62  Th.  Wasser  löslich  ist,    löst  sieh  das  saure  Salr,    das  mi; 
krj-sfallisirt,  bei  15»  erst  in  1100— 1200  Th.,  bei  Siedehitze  hingegen   in   123— li.; 
Das  saure  Ammoniumsalz,   soirie  die  Salze  der  alkalischen   Erden  sind  noi'h  •■''h 
Besonders  leicht  löslich  ist  die  Harnsäure  bei  Zusatz  einzelner  organisch' 
Piperazin  und  Lysidin  deshalb  zu  therapeutischen  Zwecken  empfohlen   wu. 
aus  solchen  Lösungen  durch  geringe  Mengen  von  Neutralsalzen  gefällt,   sodais  d;e  L' 
keit  der  genannten  Stoffe  weder  im  llam  noch  im  Blutserum  zur  Geltung  gelangt  ;llf  nde 

Die   Menge    der    in    24  Stunden    ausgeschiedenen    Harnsäure     ist     beim    Mcnsdin 
schwankend,   je  nach  der  Nahrung;    bei  rein  vegetabilischer  Kost  betraf  sie  0,2—0,7 
reichlicher  Fleischnahrung   steigt   sie  auf  2  g  und  darüber.     Im  Harn  von  earsr 
thicren    fehlt    sie    bisweilen   vollständig,    im  Harn    der   pflanzenfressenden 
nur  spurenweise,  wogegen  bei  Vögeln  und  Reptilien  die  Hauptmenge  des  ausgescb: 
Stoffs  in  Form  der  Harnsäure  auftritt.     Unter  pathologischen  Bedingungen  scheid' 
säure  und  deren  .Salze  theils   in  den  Gelenken,    sowie  in  anderen    Organen  oder 
Im  Harn,    der    häufig    in    1500 — 2000  ccm    3  g    Harnsäure    klar    gelijst    enthält, 
dieselbe  in  Form  von  Alkalisalz  ADnchmen.    Zwischen  diesem  und  dem  gleichzeitig  v( 
saureu  phosphorsauren  Natron  findet  je  nach  der  Temperatur  eine  Wechselwirkung 
(lesetzeii  der  Masscnwirltung  statt,    auf  Grund  deren    bei  Abkühlung    des  Hamei  iltr 
Theil     der     Harnsäure     frei     in     häufig    gut    ausgebildeten     Krj-stallen     abgesthii 
Ist  der  Hani    nur    schwach    sauer    oder   gar    alkalisch,    so  kann    sieb    keine    frei« 
abscheiden;    es  krystallisirt  aber,    wenn  der  Harn    conoentrirt    ist,     saures  bamuiirM 
heraus,  welches  das  Sedimcntum  latcritium  bildet.    lu  den  meisten  Fällen   be8t«bt 
satz  gestandenen  Harnes  wohl  aus   einer  Mi.schung   des  sauren  Salzes  mit    fre 
Art    und  Menge    desselben    ist  von    der  Concentration    und    der  Acidität    d« 
schein  lieh  auch  noch  von    einer  Reihe  anderer  Umstände  abhängig,     kann   deshalb' 
mehrfach    angestrebt   wurde,    zu    diagnostischen    Zwecken    benutzt    werden 
bar,   dass  sie  als  leicht  lösliche  Verbindung  mit    einer  organischen  Substanz    in 
flüssigkeitcn   circulirt,    aus  welcher  sie  erst  durch  eine  Fermentwirkunt    zur   W'- 
langt.  da.ss  die.se  Fermentwirkung  in  der  Regel  erst  ausserhalb  des  i 
und  nur  in  pathologischen  Fällen  schon    in  den  Organen  oder    inner 
durch  dann  Gichtconcremente  und  Bl.isensteine  entstehen.     Für  eine  sol. 
dass  eine  vermehrte  Bildung  von  Harnsäure  bei  Gicht  oder  bamsaurer  IV 
nachgewiesen  werden  konnte,  wohl  aber  eine  verminderte  Ausscheidung  d 
Gichlanlälle.    Auch  die  That«ache,  dass  zur  Ausfallung  der  Harnsäure  au*; 
nissmässig  grosse  Mengen  Salzsäure  nothwendig  sind.  d,iss  auch  dann  di> 
und  unvollständig  erfolgt,    zuweilen  sogar  ganz  ausbleibt,    spricht    zu  Gii, 
dass  nicht  alle  Harnsäure  im  Harn  einfach  als  Salz  gelöst  ist. 

Was  den  Ort  der  llarnsäurcbildung  anlangt,   so  hat  Schröder  für   Vögpl  und  K«Tl 
nachgewiesen,  d.is.s  die  Niere  nicht    oder  wenigstens  nicht  ausschliesslich   die.'-  ■ 
verschiedene  Beobachtungen  lassen  für  den  Menschen  denselben   ."^ehluss  au. 
Minkowski    gezeigt,    dass    bei  Gänsen  nach  Eistirpation    der  Leber  das  Verbal 
Harnsäure    ausgeschiedenen  Stickstoffs    zum  Gesammlstickstoff   von    nonnal    60— 
3 — 6  pCt.  herabging,  während  in  umgekehrtem  Verhältniss  der    relative  Gebalt  des' 
Ammoniak  sich  änderte,  dass  also  die  Leberfunction  für  Hamsäurcbildung  uothweodit  »t 


Harnsaeareiufarct.    Als  solchen  bezeichnet  man  die  Ablagerung  von  harnsaurct  ^^^:n 
Nieren.     Er  findet  sich  unter  zwei  Bedingungen,  einmal  beim  Neugeborenen  u 
der  Gicht.     Beim  Neugeborenen  ist  der  H.amsäurcinfarct  ein  physiologischer  '/, 
nur  einstellt,  wenn  das  Kind    geathmet  hat,  und  bei  todtgeborenon   Frücl 
tritt  nach  den  ersten  Stunden  auf  und  besteht  mehrere  Tage,   selten   eiin 
gar  bis    in   den    zweiten  Mouat    hinein.     Die  Ablagerung    erfolgt    fast    ai^ 
Canälchen  der  Marksubstanz,    selten    in  die  Tubuli  eontorti.     Makroskopi- 
gelbe    feine  Streifen  und  Pünktchen,    die  dem  Verlauf   der  Tanälchen   en 
sich  die  Substanz  befindet.     Mikroskopisch  stellt  sich  die  Substanz  als  u; 
Folge  dessen  schwarz  dar,    aus   amorphen  Körnern  bestehend.     Setzt  mar 
lässt  unter  dem  Deckglas    langsam  verdunsten,    so    bilden    sich    die    typ 
reinen  Harnsäure.     Bei    den  Ablagerungen   der   idiopathischen    und    der  ! 
Harnsäurciufarcte  sowohl  in  den  Canälchen,  als  auch  in  nekrotischen  Herd 
bilden  entweder  lange,  spiessfSrmige  rhombische  Krystalle  oder  amorphe  v 
saurem  hamsaurem  Natron.    Es  ist  bisher  nicht  mit  Sicherheit  entschiedei 
zuerst   geschieht   und   dann  die  Nekrose  zu  Stande  kommt,    oder    ob  die  ADiSjcrrjof 


1 
I 


[Hariisaeuroinfarrt 


Ö4fi       — 


Harnsteine] 


nelirotische  Partie  erfolgt.  Die  kleinen  nekrotischen  Horde  heilen  aus  und  bilden  einn  Narbe. 
Dadurch  kommt  es  schliesslich  zur  Scbrumpfniere.  Zur  Steinbildung  haben  die  Uarasaure- 
inforctc  weder  bei  Kindern  nocb  bei  der  Gicht  irgend  welche  Beziehung.  Dagegen  können 
sich  bei  harnsaurer  Diathesc  und  bei  Nierensteinen  und  Grics  auch  in  den  Canälclben  der  Niere 
gelegentlich  kleine  Ablagerungen  von  harnsauren  Salzen  bilden. 

SANSEXANN. 

HarnBanre  Dlathese.  Da  unter  den  Harnsteinen  die  bei  weitem  häufigsten,  die  hamsauren 
Steine,  von  einem  schon  innerhalb  des  Organismus  vor  sich  gehenden  Ausfallen  und  Fest- 
werden von  Harnsäure  herrühren:  und  da  zudem  bei  der  Gicht  die  augenfälligsto  morpbolo- 
>||uche  Abnormität  ebenfalls  diis  Ausfallen  und  Festwerden  von  hamsauren  Salzen  in  den 
afficirten  Gelenken  ist,  so  hat  mau  sich  gewöhnt,  indem  von  mancher  Seite  diese  Neigung  zum 
Auskn-stallisiren  der  Harnsäure  und  ihr  thatsächlichcs  Ausfallen  als  der  primäre  und  essen- 
tielle Vorgang  sowohl  der  einen  wie  der  anderen  Affection  angesehen  wurde,  eine  sogenannte 
.harnsaure  niathese'  zu  construircn.  eine  Diathese,  welche  je  nach  den  zufalligen,  uns  noch 
unbekannten,  jedenfalls  aber  secundären  Anlässen  das  eine  Mal  in  der  Bildung  von  Nieren- 
steinen, dos  andere  Mal  in  gichtischer  Affection  sich  äussere.  Unterstützt  wird  das  Zustande- 
kommen einer  solchen  zusammenfassenden  .'Anschauung  durch  die  zweifache  Thatsache.  dass 
einmal  die  uicht  zu  bestreitende  Heredität  sowohl  der  Gicht  wie  der  Nierensteine  manchmal 
sich  alteruirend  äussert,  dass  hier  und  da  Familien  anzutreffen  sind,  in  denen  die  Descendenz 
»um  Theil  an  der  einen,  zum  Theil  an  der  anderen  dieser  Affectionen  erkrankt:  sowie  femer 
durch  die  nelfache  klinische  Beobachtung,  dass  eine  Anzahl  von  Schädlichkeiten,  welche  er- 
fahrungsgemäss  bei  Gichtikcrn  Anfalle  auszulösen  vermögen,  auch  bei  Nierensteinen  die  gleiche 
schädliche  Einwirkung  haben  und  Steinkoliken  unmittelbar  hervorbringen:  -so  besonders 
stärkerer  Alkoholgenuss  oder  die  Zufuhr  von  alizureichlicher  und  schwerverdaulicher  Nahrung. 
iric  überhaupt  .'Schädlichkeiten  der  gesammten  Lebensweise  nach  beiden  Richtungen  hin  sich 
erkennbar  äussern.  Andercrsoits  ist  es  jedoch  mehr  als  zweifelhaft,  dass  das  noch  gänzlich 
unbekannte  Wesen  der  beiden  Affectionen  thatsächlich  in  einer  erhöhten  Neigung  zum  Aus- 
fallen gelöster  Harnsäure  im  Innern  des  Organismus,  in  einer  wirklichen  .hamsauren  Diatbcse' 
beruhe;  nur  eine  das  Wesen  der  Krankheiten  ausschliesslich  in  morphologischen  Veränderungen 
exblickeiide  Anschauung  kann  zu  so  äusscriicher  Auffassung  kommen.  Keiner  von  allen  den 
fiir  die  Theorie  einer  geraeinsamen  hamsauren  Diathe.se  aufgeführten  Gründen  hat  sich  als 
stichhaltig  erwiesen:  insbesondere  nicht  die  supponirte  quantitative  Vermehrung  der  Harn- 
säure bei  diesen  Zuständen,  die  erhöhte  Conceutration  des  Harns  und  der  Gewebsflüssigkeiten 
an  gelöster  Harnsäure,  welche  ein  Ausfallen  dieser  begünstigte.  Und  so  wird  man  gut  thun, 
insbesondere  für  das  therapeutische  Handeln,  den  etwas  mystischen  Begriff  der  harnsauren 
Diathesc  ganz  und  gar  fallen  zu  lassen  und  die  beiden  Krankheitsgmppen  der  Gicht*  und 
der  Harnsteine'  eine  jede  für  sich  gesondert  zu  betrachten  und  zu  behandeln. 

MENDELSOHN. 

Hanisteine.  Hanistpine  isiiid  roiicretnenti'*,  welche  sich  an  joUer  Stelle  des  giinzen 
Verlaufs  iler  Haniwege  vorfinden  kfinnen  und  die  das  wesentliche  Material  zu  ilirem 
Aufliau  dem  diese  Wege  erfüllenden  Harne  entnehmen.  Da  die  Nieren.steine,  welche 
in  den  Hanu-.'uiälchen  nnd  dem  Nierenbecken  und  seinen  Kelchen  ihren  ersten  Ur- 
sprung nehmen,  nicht  selten  erst,  nachdem  sie  bereits  entstanden,  in  tiefer  gelegene 
Abschnitte  der  Harnwege,  insbesondere  in  die  Bhise  übersiedeln  und  dort  sich  weiter 
entwickeln,  da  zudem  aucli  die  in  der  Hanibiase  unmittelbar  entstehenden  Harn- 
steine, selbst  wenn  sie  .ans  zersetztem,  durch  entzündliche  Processe  der  Harnwege 
verändertem  Harn  ihren  Ursprung  nehmen,  gleicherniaa,«sen  auch  bei  ebensolcher 
Affection  der  höher  gelegenen  Harnwege  sich  bilden  können,  so  sin<l  die  Prinzipien 
innerer  Therapie  im  grossen  Ganzen  für  si'nnmtliche  .\rtpn  von  H.arnsteinen,  so  weit 
bei  diesen  der  Ort  ihres  Aufenthaltes  den  Untt^rschied  ausmacht,  insbesondere  also 
je  nachdem  es  sich  um  Nieren-  oder  Blasensteine  handelt,  die  gleichen. 

Nicht  aber  ist  das  der  ['all,  giebt  vielmehr  für  die  Grundzüge  der  internen  Be- 
handlung den  Ans.schiag  hinsichtlich  derjenigen  Verschiedenheit,  welche  die 
einzelnen  Arten  von  Harnsteinen  durch  das  Material  enthalten,  aus  dem  sie  sich  auf- 
bauen. Zwar  sind  die  wenigsten  Harnsteine  <pj:ilitativ  absolut  einheitlich  gebildet; 
fast  immer  jedoch  wiegt  ein  bestimmtes  Material  ausnehmend  vor,  und  n:ich  ihm 
eriialteii  die  Harnsteine  nicht  nur  ihren  Namen,  sondern  diese  Praoponderanz  giebt 
auch  flie  Richtschnur  al)  für  das  therapeutische  Handeln.  Unter  diesen  M:iterialien, 
welche  ausiüdnnslos  dem  Harn  entstammen,  haben  zwei  die  hervorragendste  Be- 
deutung für  die  Steinbildimg.  wilhrend  alle  übrigen  mehr  Ausnahmen  oder  R.aritäten 
bilden:  diese  beiden  Materialien  sind  dieürate  und  die  Phosphate,  also  diejenigen 
beiden  west^ntlichen  Bestandtheile  des  Harns,  welche  bei  saurer  oder  bei  alkalischer 
Reaction  auch  .son.st,  ohne  dass  eine  Steinbildung  oder  auch  nur  die  Anlage  für  eine 

0.  Ltcbreieh.  Eneyklopacdt«.     II.  Band.  ^q 


I H  ariistniup 


-     Ü40     - 


solche  da  war*-,  ganz  all(;emeiii  aus  dem  Flaru  aiiszufallcuj   und  in  seinea  Seifioalr 
den  vorwlegfmdstt'ii  Bi'Stiindtlieil  zu  bilden  pflegen.    Dementsprcichond  «ind  .i:i'^:! 
den  Harnsteinen  die  üratsU-ine    und    die  Phosphatsteine    die    beiden  TypT   r,-  _ 
Harnsteine  überhaupt;  und  wie  es  häufiger  vorzukommen  pflegt,   dass  derHvi><« 
normale  Reaction,  die  saure,  beibehält,    als  dass  er  die  alkalische  aoniinml, 
unter    diesen    beiden  Typen  der  Harnsteine  wiederum    die  Uratsteine  die  bei 
häutigeren;  sie  sind  die  Harnsteine  par  excellence.     Die  Phosphatsteine  sli^b<ai 
an  Häufigkeit  nach;  auch  kommt  es  vor,  dass  in  dem  oft  langen   Zeiträume  d«  ^t- 
weileiis  und  Wachsens  eines  Concrements    innerhalb    der    Harnwege   die  urspriJuÄk 
normale  Beschaffenheit  des  Harns  dadurch  schliesslich  eine   wesentliche  V^rliv^r— r 
erlitten  hat,  dass  infolge  des  entzündlichen  Reizes,  den  es  auf  seine 
übt,    und    die  hierdurch  unter  Mitwirkun};  von  Bakterien   hervorgernl 
den  Harnwegen  der  aiLs  dem  sauren  Harne  aus  dessen  Uraten   catstai 

nun  selber  einen  zersetzten,  alkalischen  Harn  schafft,  und  so  der  uni|j - 

stein    nun    in    seinem  weiteren  NVachsthum   als  Phosphatstein    fortfährt,    .--i 
wickeln;  ein  Vorgang,  in  welchem  die  Entstehung  der  sogenannten  gemis<ii 
sich    abspielt.     Ausser    den    harnsauren  Steinen,    die    bei    concentrischer  ~- 
und  zt('tnlicln>r  Härte  eine  glatte  und  oft  ausgesprochen  kugelrunde  <  il. 
und  (laU'i,    wie  immer,    vs'o  Harnsüm-e  im  Harn  ausfällt,    den    Harnfa 
nehmen    und  daher  gelbbraun  Ins  dunkelbraun  aussehen;    untl  ausser  iku  l', 
steinen,    welche    aus    pluisphnrs.'sureni  Kalk    und  phosphorsanrer  Amni'ini.ilftii: 
oder  aus  beiden  Salzen  zugleich  bestehen  und  die  am  wenigsten  in  ihn 
den  typischen  Aufbau  eines  Harnsteines  besitzen,  sondern  mehr  unrej: 
cremente    sind    und    von    wesentlich   rauherer  und  uuregelinässigerer  «.»beräiti 
Gestalt,  dabei  aber  wegen  des  Mangels  eines  typischen  Aufbaues  bröcklig  unii 
ausser   diesen    häufigsten  Goncrementen    kommen  als  weitere   Arten  von  H. 
Oxalatsteine  vor,    aus  oxalsaurem  Kalk,   welche   wegen  ihrer  mit  Warzen 
OlwrAäche    auch    Maulbcersteiiu?    genannt    werden,    von   dunkler,     oft  ausgcai 
schwarzer  Färbung  und  mit  dem   besonderen  Characteristicum  einer    ungewöl 
Härte:  und  nehon  diesen  sodann  nttch  Cystia-  und  Xanth  i  nsteine  und 
weiterer  noch  seltenerer  roncreniente*  als  diese. 

l'ür    die  Etitstehung  der  Harnsteine    treffen   keinesfalls  die   vielen  vervlji»do.- 
artigeti,  oft  sehr  scharfsinnig  erdachten  Theorien  zu,  welche  darüber  in  der  l 
niedergelegt  sind  und  welche  alle  darauf  hin.ausgehen,  dass  e.s  sich  um  einr«  Di 
um    einen  Vorgang    gestiirten    Stoffwechsels    handele,    welcher    in    «ler  Bildiui^ 
Nierensteinen  seinen  Ausdruck  findet.     Gegen  das  Zutreffende  einer  solchen  .\'i>-i"'ni"' 
spricht  schon  die  Thatsache,  dass  in  der  grossen  Mehrzahl  der  Fälle  die  N 

bildnng   eine  einseitige  ist,    also  um  sehr  vieles  wahrscheinlicher  auf  locaU-  .m 

zurückzuführen  ist.  Da  jeder  Harnstein  um  einen,  wenn  auch  oft  äusserst  minimil'i 
und  s[(ätcr  nicJit  immer  nachweisbaren  Fremdkörper  herum,  der  seinen  Kern  alfRifkc, 
den  Ursprung  nimmt,  und  da  es  a  priori  durchaus  wahrscheinlich  Ist,  d:ifis  io  «i*, 
oberen  llarnwegpu  die  einzelnen  in  diesen  zu  Tage  tretenden  Harni' 
den  weitgehendsten  Differenzen  hinsichtlich  ihrer  Concentration  und  Zu- 
und  insbesondere  hinsichtlieb  ihn'r  Reaction  abgesondert  werden,  so  ist  «is  bet 
gesunden  Mon.-^chea  inri^lich  und  wahrscheinlich,  dass  gar  nicht  so  selten  im 
der  täglichen  Haniabsondenmgen  durch  die  oberen  Harnwege  entwtxier  atk. 
Harn  vorübergehend  Hiesst,  in  dem  die  Erdphosphate  ja  unter  allen  Unistilnd< 
fallen  miis^jen,  oder  aber  eine  extrem  concentrirte  oder  übermässig  saner  re: 
Harnportion  liindurchtritt,  welche  die  Urate  schon  in  den  oberen  Uamwegeol 
Ausfall  bringt  (Mendelsohn).  Für  gewöhnlich  werden  diese  klein.sten  I 
gewordenen  Partikel  mit  dem  Harnstrom  hefansgespült;  setzt  sich  aber  auci  airl 
einer  von  ihnen  in  den  feineren  Harnwegen  fest,  ein  Vorkomomiss,  das  im  w«s»ol- 
liehen  von  rein  morphologischen  Bildungen  der  Harnwege  abhängt,  aber  aucJj  voa  «l" 
mehr  oder  minder  ausgesprochoiien  Spitzigkeit  der  Krystalle,  die  bei  den  am  raA- 
liebsten  vorkommenden  barnsauren  Krystallen  auch  am  häufigsten  da  ist,  so  ii»  ■•• 
diesem  einfachen  imd  phy.<iologischeti  Vorgange  der  erste  Beginn  der  HamstnW  r* 
geben;  denn  jeder  vom  Hanistrom  ums|iülte  Fremdkörper  wächst  an<iaueniii  J""* 
Ansatz  der  im  Harn  gelüsten  Substanzen  weiter,  und  zwar  derjenigen,  welche  je  Mtä  •'"' 
Harnbeschaffenheit  (dinedies  die  meiste  Tendenz  zum  Auskrystiillisireu  Uabca  W 
so    entstehen,    wenn  der  Harn  andauernd  oder  vorwiegend  sauer  ist,    die  ham»»"'*' 


larnsteiiic 


i47     — 


Harnsteine] 


Steine;  wenn  it  als  Ausdrack  «los  Stoffwechspis  oilor  diin^li  .'iniiixiiiiiikalisirhc  Zit- 
sctznng  alkulisrhe  Kcactioii  hat,  die  Phosphatsteinc;  und,  wenn  .seltenere  oder  ganz 
abnorme  Bestandtheile  in  ihm  auftreten,  die  andersartigen  Harnsteine. 

Man  hat  mit  grossem  Nachdruck  da.s  Wesentliche  in  der  Harn.steinl)ildung  darin 
zu  .sehen  geglaubt,  diui^s  die  tyi>ischen  Harnsteine  nicht  ausschlie.s,Hllch  aus  dem  so- 
genannten Steinbilduer  sich  zusammensetzen,  sondern  in  mehr  oder  minder  regel- 
mässiger Abwechslung,  in  ungefährer  Aehnlichkeit  der  Anordnung  wie  die  Schalen 
der  Zwiebel,  ein  sogenanntes  organisches  Gerüst  besitzen,  das  aus  einer  weichen 
eiweissartigeu  Substanz  besteht  und  welches  «ler  Steinbildner  enst  durch  seine  Ein- 
Ingerung  petrificirt  (Ebstein).  So  lag  die  Annahme  nicht  zu  fern,  das-s  die  Stein- 
bildung, auch  der  Uratsteine,  inuner  ein  secundSrer  Vorgaug  sei,  dessen  Material  ein 
sonst  nicht  bemerkbarer  Katarrh  der  Harnwege  abgebe;  aber  es  hat  sich  gezeigt, 
dass  diese  eiweissartige  Einlagerung  auch  in  den  einfachen  Krystallen  eines  jeden 
Sediments  vorkommt  (Moritz).  Und  so  ist  auch  dieses  eiweissartige  Gerüst  der 
Ham.steino  kein  Hinderuiss  für  die  Annahme,  dass  jede  Hamsteinbildung  ein  rein 
mechanischer  und,  wenn  man  so  will,  zuffilliger  Vorgang  ist,  dass  der  erste  .•\nla.ss 
für  die  weitere  Anl.igerung  zwar  sehr  bjiulig  ein  Blutgerinn.sel,  ein  SchleimklMiti)i('hen 
oder  ein  älmücher  greifbarer  Fremdkörper  ist,  dass  ebenso  oft  aber  auch  ilie  zu- 
fällig ausfallenden  Krystalle  des  im  grossen  Ganzen  normalen  Harnpis  diesen  Kern 
des  sp.lteren  Harnsteins  bilden,  dessen  Eiweissgerüst  ebenso  wie  da.sjenige  der 
Krystalle  der  einfachen  Harnsediniente  aus  dem  normalen  Gehalte  des  Harnes 
an  Nucleoalbumin  herrührt  (Mendelsohn).  Alles  andere,  was  für  die  Aetiologic 
der  Harnsteine  herangezogen  wird,  insbesondere  die  Nahnmg  mit  ihrem  Einflus.s  auf 
die  Reaction  des  Harns,  hat  nur  eine  8r>cund;"ire  Bedeutung:  alles  das  fördert  unter 
Umständen  wohl  das  Wachsthura  eiiuis  in  der  Bildung  begriffenen  Concrements,  giebt 
:iuch  vielleicht  hier  und  da,  wenn  auch  in  iiiicoutrolirbarer  Weise,  den  ersten  Aniass 

m  für  ein  vorübergehendes  Auftreten  von  Krystallen  in  den  oberen  Harnwegen  ab,  bildet 

H   aber  niemals  das  Wesen  der  Aetiologie  der  Harnsteine  selber. 

^ft         i>urch    diese    eben    entwickelte  Anschauung    wird  in  keiner  Weis*'  die  empirisch 

B  festgestellte  Thatsacho  erschüttert,  dass  eine  gewisse  Hereditilt  für  die  Steinkraiik- 
beit  besteht;  die  Vorhiiltiiisse  liegen  hier  ofTenbar  ganz  ilhnlich  wie  bei  der  Gicht*, 
ohne  dass  es  darum  jedoch  erlaubt  wäre,  leide  Krankheiten  zu  einer  „harnsauren* 
Diathe.se"  zusannuenzutassen.  Auch  ist  ein  Einfiuss  der  Oertlichkeit  zweifellos;  ob 
in  den  be.sonders  befallenen  Landstrichen  das  Trinkwasser  oder  die  sonstige  Diaet, 
insbesondere    der  Weingenuss    mid    eine    in    wohlhabenderen   Gegenden    reichlichere 

I  Nahrungsaufnahme,  mitwirken,  steht  dahin;  wahrscheinlicher  sind  es  die  Verschieden- 
heiten der  körperlichen  Bethäfigungen  und  Gewohnheiten,  welche  hier  maa.sgebend  sind. 


I 


An  sich  ist  das  Vorhandensein  von  Nierensteinen  in  den  oberen  Harnwegen  noch 
keine  Krankheit,  sondern  nur  eine  Anomalie.  Erst  wenn  beim  Wachsen  der  Nieren- 
steine in  rein  mechanischer  Weise  functionirendes  Gewebe  alterirt  und  vernichtet 
wird  oder  wenn,  durch  den  mechanischen  Keiz  des  Concrements  begünstigt,  Ent- 
zündung und  Eiterung  unter  .\nsiedlung  von  Mikroorganismen  sich  in  den  Harnwegeu 
etabliren,  oder  wemi  zu  dritt  der  in  einem  bis  dahin  ausreichenden  Hohlraum  ge- 
lagerte Stein  zu  wandern  beginnt  und  .seinem  Hindurchtritt  Schwierigkeiten  entgegen- 
treten, wird  die  Anomalie  zur  Krankheit.  Und  für  die  .sogenannten  secund.lren  Steine 
ist  es  ja  evident,  dass  sie  nicht  die  Krankheit  selber,  sondern  mir  einen  Folgezustand 
dieser  darstellen.  Es  Ist  für  die  Betrachtung  und  die  Behandlung  überhaupt  scharf 
zu  sondern  zwischen  primttrer  un<l  secundärer  Steinbildung:  bei  der  ersten 
entsteht  zunächst  ein  Stein  in  den  Harnwegen,  der  viele  Jahre  hindurch,  oft  während 
der  ganzen  Zeit  des  Lebens,  ohne  alle  und  jede  Erscheinung  bleibt,  iler  jedorh,  imd 
zwar  entweder  aseptisch  oder  unter  Hinzutritt  von  Infection,  fortschreitende  und  oft 
gewaltige  Störungen  in  den  Hariiwegen  hervornift.  l)ie  Therapie  dieser  primären 
Steinkrankheit,  deren  Typus  die  Bildung  hamsaurer  Steine  ist,  und  bei  der  natürlich 
immer  in  erster  Linie  die  Entfernung  der  Krankheitsursache  selber  in  Fr.age  kommen 
muss,  hat  denmach  zweierlei  Aufgaben:  einmal  die  Behandlung  der  durch  das  Con- 
cremeut  afficirten  Harnwege  unter  gleichzeitiger  Elimination  der  vorhandenen  und 
Verhütung  neu  entstehender  Concreniente;  und  zweitens  die  durch  die  Lncomotion 
eines  vorhandenen  Concrements  hervorgerufenen  acuten  Anfälle,  sei  es  der  Koliken 
beim  Hindurchtritt  von  Nierensteinen  in  den  Ureter,  sei  es  der  Blutungen  infolge 
von  Blasenstciiiou.     Bei  der  secundären  Steinbildnng  dagegen  ist  diese  nur  der  Aus- 

35' 


[Hanixtpinp 


—      n4S      — 


B« 


Est  te 


druck  scbtHi  \orh<^rgelii'n(lor  Affectioiiw  der  Harnwege,    und    ihre  Therapie  wi 
her  durch  die  B^handlung  dieser  primären  Affection  bedingt. 

A.    Therapie    der    HarnsteinbilduDg.     Die    interne   Therapie  hü  M 
jeden  Nierensteinkranken  in  allererster  Linie  die  Aufgabe,  die   Hamwrgr  mX  ttV 
lieher   Flüssigkeit    zu    durchspülen,  also  die  Diurcso  zu   erhnben.     (>  (4  6 
mechanische  Moment  unt«r  allen  «ur  Behandlung  herangezogenen  Factoren  dum 
samste,  und  das  in  zweifacher  Hinsicht:  einmal  durch   die    ganz    u:   "  i;  n^ 

me<'hanische    Herausspülung    kleinerer,    in    den    Harnwegen     pit7<'-  f^r 

Concrementbildungen;    sudann    aber    auch    durch    die   glci'  '  'Ir«. 

Verdünnung   des    Harns,    aus    welchem    natürlich    mit    alu 
die    in    ihm    gelösten    Substanzen,    die    einzig    und    allein     das     Matenii 
Aufbau   des  Steines  abgeben,    weniger    leicht    ausfallen.      E.-?    sind    d.iliT 
von  jeher  die  Mineralwässer  in  weitestem  Masse  zur   Behandlung  d. 
heit    herangezogen    worden.     Ist    in    diesen    die   Flü.ssigkeit    an  sich  j.  ...>.. 
unentbehrlichste  und  wesentlichste  Bestandtheil,  so  wählt  man  diese  Wissw 
ausserdem  nach  dera  (Gesichtspunkte,    dass    der   Harn     in    seiner    Acidit'-    '  -- 
herabgesetzt  wird,  da.ss  er  also  mehr  Harnsäun-  in  Lösung  erhalten  k.j 
der  sich  durch  eine  einfach  alkalische  Therapie  keineswegs  a  priori  TPn>t"tii.  y«a,ir 
der  bei  jedem  zu  solchem  Behufe  verwandten  Arzneimittel    oder  Minemlwa««  «k» 
seiner   Kinvcrleibung    nur    in    dem    hierdurch    beeinflussten    Harn 
werden  kann.     I>ie  hier  hei  hamsaurer  Stcinbildung  in  Betraclit   k. 
sind  «laniiii   liaujitsiiclilich  die  alkalischen    Mineralwässer,    welche 
Natriiun  cntlialti'n    und    deren  am    meisten    verwendete    Bnnincn    die   > 
in  Kperies,  sodann  das  Wasser  von  Vichy,  von  Wildtuigen   und  von  F-i 
und  zudem  die  Bnnnien  in  Karlsbad,  Marienbad,  Salzbrunn,    in   Nouen;iii.. 
anderen    Orten    mit    iihnlichen    (/uellen.      Doch    da    ein     Harn,    welcher  nli  >' 
wird,  unter  allen  Umständen   die  Erdpliosphate   ausfallen    lassen   mn  '    ' 

ein  solches  .\usfallen  bei   bereits  vorhandener,  wenn   auch   andersai: 
bildmig  nun  weitere  Schichten  von  Phosphatsteincharakter  sich    an     tli  i 
lagern,  so  ist  die  wesentlichste  Aufgabe  bei  einer  derartigen  Behandlung  ■ 
Contrnle  nach  der  Kichtung  hin,  dass  der  Harn   unter   ihr    niclit    in    die   .ili.- 
Keaction  umschlägt.     Ganz  besonders  ist  diese  Vorsicht  geboten,  wo   man  '■'■'•' 
gesprochen  alkalische  Therapie  verwendet,  also  nicht   Mineralwasser    j:; 
Alkalien  In  Substanz.     Unter  diesen  erfreut  sich  das  Lithium   seit  lau  ■ 
besonderen  Bevorzugung(Garrod):  es  wird  gewöhnlich  als  Lithium  carbon 
eine  Fonn,  die  keineswegs  so  zweckmässig  ist  als  das  Lithium  citricum  l... 
zu  0,1 — (1,3  mehrmals  am  Tage:  ausserdem  wird  Natrium  phosphoricum  mid  N 
carbonicum.  in  Mengen  von  ungefähr  10  g  täglich,    verabfolgt.      Alle    difttc 
mente  haben  jeiiocb  in  Bezug  auf  eine    thatsiichliche   Hamsäure-LAsung    pur  In 
oder  wr-nigsteits  keinen  erwiesfnen  Effect:  und  ganz  wirkungslos    im   Harn  «Jntl 
an  sich  stark  harnsJlureb'>send<'n  Medicamente  wie  I'ipprazin  und   Lvsidin.  von 
nachgewiesen  ist,  da.ss  sie  durch  dfii  Marn  dieses  ihres  Hamsäiire-I,. 
beraubt  werden  (.Mendelsithn).     Doch  haben  die  Lithiumsalze  diir  \\h 

und  diese  Steigerinig  der  Ih'tirese*    ist   i's    wohl    in    erster    Linie,    weiche 
•  Wendung  hi<T  zutreft'end  erscheinen  liisst.     Ebenso    ist    die    reichliche    Vei 
von  Fruchtsäften  in  Form  von  Limonaden,  insbesondere  von  Citronwi  gfbi 
da    die    pflanzensauren    Alkalien    im    Körjier    zu    kohlensauren    Alkalien 
werden.     Das  umgekehrte  Bestreben  dagegen  hat  die  Therapie    bei   Phosphat 
die  aus  alkalischem  Harn  sich  hihlen:  hier  werden  kohlensäurehaltige  Mi 
Wässer  eingeführt,  oder  Benzoesäure,  Phosphorsäure,  Milchsäure  und  .inderei' 
gegebpu,  um  die  .Mkalescenz  zu  bekämpfen. 

Von  je  her  hat  ausser  diesen  internen  Mitteln  die  Regelung  der  nin»»!  w>i 
Lebensweise  bei   der  Behandlung    df^r  Nierpusteino    obenan     gesi: 
aus  der  bisher  keineswegs  erwiesenen  Anschauung  heraus,  dass  di<  .    i 

Steinniaterial  licftTiiden  rbcniischen  Körper  überhaupt  in  Schranken  gehalti 
nmss,    dass    die  Harusiiurebildung    also    bei  ilen   liarnsauren   Steinen    mösln 
mindert    werden    muss.    obwohl    sie  an  sieh  hier  gar  nicht    vermehrt   iM.    Twi 
treffender  dürfte  es  sein,  dass  die  erfahrungsgemä.ss  hier  güiLstig   wi'-^"—'-  ^-r^ 
der  Diaet  wiederum  nur  eine  allzu  starke  Concentration  des  Harns  \  • 
die  zweckm:"tssigen  Vorschriften  einer  Ein.schränkung  des  Fleischgeuii-.v> 


^ 


[Barnsteinc 


—     540     — 


Harusfeinc] 


lasshultens  iu  der  N.'ihriingsaufnalimi'  überhaupt,  boi  Veriiieiiiting  von  sauren  Sj)eisen 
111(1  insbesondere  des  oft  Nierensteinkolikeii  auslriseiideu  Alkoholgenusses,  bei  aus- 
Bichender  Flüssigkeitsaufnahmn  diese  l>iliiirung  des  Harns  herbeiführen.  Und  ganz 
iweifellns  wirken  in  solchem   Siniii;   die    bei    liesteiiender  Fettleibigkeit*  angezeigten 

Itorsichtigen  Entfettungskuren,  sowie  die  hier  immer  notbweiidige  Vornalinie  von 
~  Tirperübiuigen,  von  (^lyministik,  von  TurniMi  und  Rudern,    sowie  von  Massage,  unter 

IVermeidung  jedoch  der  aius  naheliegenden  (iründen  schädlichen  Erschütterungen  des 
"(örpers,  ganz  obenan  unter  diesen  des  Reitens. 

B.    Therapie  der  Elimination  der  Harnsteine.     Waa   immer  man  nun   auch 

tan  inedicaraentr)ser  Therapie  vornehme,   die   AufiTisung  eines  Steine.s  ist   mit  den  bis- 

fcherigen  HOlfsmitteln  absolut  unuir»glich,  und  alles,  was  darüber  verlautet,  ist  nichts 
vic   Hlusinneu.     Eine  rationelle    Therapie    kann    daher  nur  die  Heraiissch  af  fung 

^des  Concrenients  anstreben,  nicht  seine  AuflOsiuig,  welche  nicht  eüinial  in  der 
)lase  möglich  ist,  wo  doch  der  Stein  sozusagen  für  die  auf  ihn  einwirkenden  Flüssig- 
keiten ofTen  zu  Tage  liegt.    l)ie  Möglichkeit  einer  solchen  artiticiellen  Heraasbeförderung 

Ides  Steines  ist  nun  eiiu-  doppelte:  einrnai,  ihn  auf  den  natürlichen  Wegen  herauszu- 
schaffen, das  andere  Mal,  durcli  directe  operative  FrölTnung  ihn  zu  eliniiniren.  Die 
Fassage  eines  ganzen  Concrenients  ist  in  den  oberen  Harnwegen,  also  von  den  erweiterten 
Harncanälchen  oder  dem  Nierenbecken  aus,  selbstverständlich  mir  nniglieh  bis  zu 
einer  gewissen  «Irös-sc  des  Steines,  welche  ihm  gestattet,  durch  den  wenn  auch  dila- 
tirten  Ureter  herabzusteigen;  hierzn  können  die  oben  angeführten  therapeutischen 
Momente,  welche  eine  Erhöhung  der  IHurese  bewirken,  beitragen,  indem  mit  einer 
solchen  die  vis  a  tergo  auf  den  Stein  nun  stärker  wird;  aber  selbst  Unzweckniä.ssig- 
keiten  der  Lebensweise,  insbesondere  E.xcesse  im  Alkohol  können,  weiui  der  Ureter 
für  den  Nierenstein  nur  selbst  passirbar  ist,  seine  Wanderung  auslösen.  In  der  Blase 
dagegen  ist  der  Stein  dem  Lithotriptor  zugänglich,  er  kann  gefasst  imd  in  kleinste 
Bruchstücke  zertrümmert  werden  und  so  sich  auf  den  natürlichen  Wegen  ganz  und 
gar  herausspülen  las.sen;  sodass  also  hier  in  der  überwiegenden  Mehrz.ihl  der  Fälle 
der  zerkleinerte  Stein  durch  die  Harnröhre  nach  aussen  gelangt,  wenn  auch  bei  be- 
sonderer Grösse  oder  Härte  des  Steines,  welche  dem  zertrümmernden  Instrumente 
widerstehen,  oder  bei  complicirenden  Affectionen  der  Harnblase  die  unmitti;lbare 
Entfernung  des  ganzen  Concrenients  durch  Eröffnung  der  Harnblase  mittels  der 
Sectio  alta  zu  geschehen  pflegt.  hiese  radieale  Fonii  der  Steinelimination  ist 
nun    auch    bei    gros,sen    Nierensteinen     die     einzige    Möglichkeit    ihrer    Entfernung. 

,  Ais  oberste  Hegel  hat  dabei  zu  gelten,  dass  man,  wenn  der  Stein   noch  functioniren- 

Ides  Nierengewebe  übrig  gelassen  hat,  soweit  als  nur  thunlich  mit  der  Nephroto- 
mie, mit  der  einfachen  Eröffnung  der  Niere,  auszukommen  suchen  muss;  umso  mehr 
als  eine  an.scheinend  gar  nicht  mehr  funetionircude  Niere  sehr  häufig  nach  der  Ent- 
fernung der  Concremente  zum  Thoi!  wieder  leistungsfähig  wird.  Ist  die  Niere 
ganz  zerstört  oder  durch  Infection  und  Eiterung  eine  iJefalir  für  den  Organismus 
geworden,  so  muss  sie,  natürlich  unter  allen  den  Indicationeu  und  Cautelen  einer 
jeden  Nephrectoinie,  exttrpirt  werden,  hiese  Entb^rnung  der  Niere  darf  natürlich 
nur  nach  reiflicher  Erwägung  aller  in  Hetracht  kommender  individueller  Momente 
erfolgen;  ganz  besonders  ist  der  Atihi,<s  zur  Operation  gegeben,  wenn  eine  Infection 
des  Nierenbeckens  eingetreten  ist  und  liie  Fröste  mit  Fieber  als  Anzeichen  der  Auto- 
intoxication  sich  einstellen. 

Die  durch  den  Reiz  der  Concremente  entstehende  entzündliche  Affection  der  Harn- 
wege muss  natürlich  gleichfalls  der  Therapie  unterworfen  werden,  und  ist  die 
Cystitis*    und  Pyelitis*  auf  das  sorgsamste  dabei  zu  behandeln. 

('.  Therapie  des  acuten  Anfalles,  der  Nierenkolik.  Sie  hat  natürlich  zu- 
nächst nur  Bedacht  zu  nehmen,  die  l/ualen  des  Anfalle»,  welche  die  unertrfiglichsten  sein 
können,  die  ein  Mensch  überhaupt  aus  einer  Krankheit  erleiden  kann,  zu  mildem.  Wie 
immer  bei  solcher  Aufgabe,  ist  Opium  und  seine  Praeparate  auch  hier  die  einzige 
Hülfe,  das  Mittel,  ohne  welches  man  nicht  Arzt  sein  möchte.  Zwar  sagt  die  Ueber- 
legung,  dass  durch  die  Wirkung  der  <Jpiat«  auch  die  Peristaltik  der  Uretermusculatur 
gelähmt  und  damit  der  Hindurchtritt  des  Steins  verzögert  wird;  aber  es  bleibt  hier 
gar  nicht^s  übrig  als  in  herzhaften  Dosen  Opium  und  Mor[ihium  zu  geben,  nöthigen- 
falls  mit  Unterstützung  von  Chloralhydrat.  Ausserdem  sind  Vollbader  von  3(Kirad  R. 
hier  stets  werthvoü,  wo  Neigung  zu  Congestionen  nach  dorn  Gehirn  da  ist,  unter 
gleichzeitigen  kfdilen  Umschlägen  auf  den  Kopf.     An  Ort  und  Stelle  des  Schmerzes 


[Hamstfinp 


—    fisn    - 


Ht 


sintI  ht'issc  K:itnplasmi'ii    und    allo    übrigen  Ablfitiiiifron,    srtwie    die    w<?ih 
lloninzit'liung  aik'r  Mittel  der  Krankenpflege  eine  ßeihölfi',  wenn  :iiirh  2.'-iti'il«< 
nirmlerischeii  J^eli merze  eine  nur  geringe.     Alle  anderen  vorgesrhln  ■^ 

8iiid  werthlos;  Brechmittel  zu  geben,  um  damit  auf  dio  Weiterbef lof« 

crements  einzuwirken,  ist  grausam  und  gefährlich:  durch  die  furchtbar  ec 
Massage  ist  noch  niemals  ein  Stein  durch  den  Ureter  hindnrchgcführt  «onl«; 
der  Vorschlag,  den  Kranken  auf  den  Kopf  zu  stellen,  um  den  Stein  wieder  a 
Nierenbecken  zurückfalten  zu  lassen,  ist  wohl  nicht  ganz  ernsthaft  7U  okIiimb. 
gegen  kann  eine  Kinklemninng  des  Steines  ein  sofortipres  operatives  KingreifcBI 
machen,  unisoniehr  wemi  vollständige  Aniiric  ihre  (•onKe«|ucnz  ist,  die  ~ 
gleichzeitiger  doppelseitiger  Obliteration  der  l'reteren  beruhen  knun,  ebj-ia«! 
auch  eine  sympathische  ist. 

Die  Blutungen,  welche    bei   Blasensteinen    zumal    nach    KOrpererschiW 
eintreten,  erfordern  absolute  Hettruhe  und  alle   übrigen    bei    der    Haematorit' 
nothwendigen  Massnahmen. 


co/^ 


Harnstoff,    Carbamid,  krystallirt  aus  Wasser  in  langen,  flachen,    dem   K 
l'rismci].    die  in  Wasser  sehr  Icichl,   auch  in  Alkohol  leioht  löslich  sind. 
Er   kann    im  Yacuum  unzcrsctzt  bei  120 — 13ü"  sublimirt  werden,  ■w.ölirii 
Erhitzen   unter  gevöhulichcni  Druck  sich    unter  Bildung  vun   AmmoDiak, 
und    Cyansäurc    zersetzt.      Durch  Kochen  mit  Alkalien  oder  Säuren    wird    er   zu  hüJi 
und  .Vmiiioiiiak  gespalten,  durch  Bcbaudluug  mit  unterbromigsaurcm  Alkali  oder mil  iif|>Ty ' 
Säure    zu   Kohlensäure,  Wasser  und  Stickstoff  zersetzt.     Er    liefert  mit  S:i  -:'.  I^ 

und  auch  mit  Salzen  Verbindungen.     Das  Nitrat    oder  auch  das  Oxalat  v.  -  -ri! 

liislichkeit    wegeji    zur  .Abscheidung  der  Verbindung    aus  ihren   Lösungen 
auch   wegen    ihrer    charakteristischen  Form    zur  Erkennung   derselben,     v;  ■  :~ 

giebt  noch  in  sehr  verdünnter  Ilarnstofflösung  einen  kömigen  weissen   Xiio.  i  .       . 

Harnstoff  ist  als  das  neutrale  Amid  der  Kohlensäure  zu  betrachten,  ind' m  lif^l' iv  i  • 
gruppcn  des  hypothetischen  Kohlensäurehydrats  durch  .\midogruppeu  ers''  ' 
/OH  „, /NBj  Diese  l'onslitution    geht  unzwei' 

Qg  'NH»      synthetischen  Bildungsarten  hervor 

KoUk.iiBiiurflijdrat  Harnstoff       stoff  ilurch  Einwirkung  von   Chlorfc' 

Ammoniak,    it'rncr    aus  Kuhlensäureaethylaelher  und  Ammoniak,    unter  l 
koliiitisaurem  be/w.  carbamiusaurcm  .\romöniuni.     Von  besonderer  Bedeut 
giebige  D.irstellungsmethude    als    auch  in  historischer  Beziehung  ist  die  (i 
»tolTs    aus    dem    isomeren    eyansaurcu    Ammonium    ("ON '  NH4    durch     eii 
wässerigen  Lösung  auf  dem  Wasserbade.    Dieser  von  Wühler   1828  aufgefu :..,..,.  .    .  ■- ' 
das  erste  Beispiel  künstlicher  Gewinnung  eines  vom  Organismus  producirteo  organisch'' 
und  führte  daher  zum  Sturze  der  vitalistischcn  Theorie. 

Der  HarnstoiT  ist  von  allcrgrö.sster  Bedeutung  für  den  thicrischen  Stoffwch--;!.  -"i 
ist  diejenige  Verbindung,  in  welcher  bei  den  Säugethieren  die  Ilauptmenge  des  i;i,'g7UMUie-'j 
Sticksloffs  im  Harn*  zur  Ausscheidung  gelangt. 

Zweifellos  entsteht  der  Harnstoff  aus  den  Eiweisskörpem  der  Nahrung  ^e^w. 
mus.    Welches  die  Vorstufen  dieser  Umwandlung  sind,  ist  noch  nicht  völli. 
scheint  aus  einwiindsfreien  Versuchen  hervorzugehen,    dass  wenigstens  eiri 
säure  und  Ammoniak,    die  dvirch  Oxydation    der  Eiweisskörper  entstehen, 
dass  die  Leber   als  Ort  dieser  Synthese  anzusprechen    ist.     Ein  weiterer    1 
leicht  aus  dem  in  den  Muskeln  so  reichlich  vorhandenen  Kreatin,  das  direcl  od-ti 
nur  sehr  wenig  ausgeschieden  wird  und  leicht  durch  hydrolytische  Sp^vltunc  Hir 

Von  grosser  Wichtigkeit    für  physiologische  Untersuchungen    ist  die   ■•. 
raung  des  Barnstoffs,  da  in  den  meisten  Fällen  seine  -Menge  ein  Maass  für 
Stoffausscheidung  giebt.    Als  handliche  und  für  die  gewöhnlichen   /wecke 
Methode  ist  die  von  Knop-Hüfncr  im  Gebrauch.     Sie  gründet  sich  auf  .; 
Zersetzung  durch  unterbromig.'iaures  Natron,  welche  nach  folgender  GleichuLt 

C0(NH.,)2  +  3NaBrO  =-  COj  +  Nj  +  2HjO  +  3NaBr, 
Die  Zersetzung  wird  in  besonders  construirten  Apparaten  (Azotometern)  v. 
eine  Messung  des  entwickelten  .'Stickstoffs  gestatten. 


ll8rrOgKt4>,  Rchwsrel-  ond  GitenUd    in   der   anglimhen  Gnhchkft  Turic.     Dir 
Hieli  tlteUweise  durch  hoben  KQcliSftlBKehftlt  aqb.    Suson  April  bis  0etob«r. 


■ehr  •nUn.trl»!!  i)aill* 


HErKDIirgi  Lunkurori  in  Brannscbweift  un  nördlichen  Rande  des  Harves,  3iVI  m  lioeb,  mit  .)' 
Iiall.  L«Uloro.^  bosiUt  xwoi  kalte  SoolqQollon  mit  H.5  nnd  6,0  pCt.  Koeb«4la,  W4*1ehe  vonii^- 
nnlnl  werden.    Saiiion  Mai  bis  Ende  September. 


larae 


IniiR^nhias«! 


lane  Hiiden  sich  sehr  verbreitet  im  Fflanzcn-,  zuweilen  auch  im  Thiorreich  (Moschus,  (asto- 
reum)  und  entstehen  bei  der  trockenen  Destillation  von  Holz,  Torf,  Fetten  und  dergleichen, 
sowie  bei  verschiedenen  chemischen  Keactionen.  Sie  sind  in  der  Pflanze  in  allen  Theilen  mit 
Ausnahme  des  (.'ambiums  vertreten,  am  häutigsten  in  der  Rinde  und  zwar  meist  in  besonderen 
loterecUularTäumcn,  gemischt  mit  aetherischem  Üel,  wie  bei  den  Abietinccn.  oder  mit  Gummi 
—  in  dem  Milchsaft  zahlreicher  tropischer  Umbelliferen  u.  a.  —  oder  sie  criüUen  die  Pflnnzen- 
zelle  —  Gunjak-,  Sandelholz  —  oder  sind  der  Membran  eingelagert  —  Lupulin,  Kamnia.  Sie 
werden  durch  Eintroekneu  der  freiwillig  oder  aus  Kinschnitten,  eventuell  beim  Erwärmen,  aus- 
fliessenden Pflanzcnsecrete,  seltener  durch  Extraction  mit  Alkohol  oder  anderen  Lösungs- 
mitteln gewonnen.  Ueber  die  Bildung  der  Harze  in  der  Pflanze  ist  nichts  Sicheres  bekannt; 
angenommen  wird,  dass  sie,  wenigstens  zum  Theil,  aus  Kohlenwasserstoffen  oder  Alde- 
hyden (aetherischen  Oclon)  durch  Oxydation  ent-stehcn,  manche  mögen  auch  aus  Glykosiden 
und  Gerbstoffen  hervorgegangen  sein.  Sie  sind  gewöhnlich  keine  einfachen  Individuen,  sondern 
Gemenge  mehrerer,  die  aber  hiiufig  wenig  erforscht  sind,  als  Alpha-,  Beta-,  Gammaharz  etc. 
unterschieden  werden  und  deren  Trennung  durch  verschiedenes  Verhalten  gegen  Lösungs- 
mittel ermöglicht  wird.  Diese  Hantc  haben  theils  den  Charakter  von  Säuren  (Harzsäuren^. 
welche  mit  Basen  Salze  bilden,  von  denen  die  der  Alkalien,  die  Harzseifen,  in  Wasser  löslich, 
die  der  Erden  und  ;?chwcrmetalle  unlöslich  sind,  sich  aber  zuweilen  in  Alkohol  oder  fetten 
Oelen  lösen;  theils  sind  sie  indifferent.  Daneben  kommen  in  den  natürlichen  Harzen  auch 
■wohlbekannte  Säuren,  wie  Benzoe-,  Zimmt-,  Ferulasäure  u.  n.,  sowie  aetherische  Oelc  etc.  vor. 
Die  natürlichen  Harze  sind  amorph,  meist  gelb  bis  braun  gefärbt,  häufig  durchsichtig,  schmelz- 
bar, bei  mittlerer  Temperatur  theils  knetbar  (Weiehbarze),  theils  zerrciblich  (Hortharzc);  der 
Schmelzpunkt  schwankt  zwischen  etwa  75"  und  360".  Beim  ileiben  werden  sie  negativ  elek- 
trisch. Im  reinen  Zustande  sind  sie  färb-,  geschmack-  und  geruchlos  und  können  zum  Theil 
krj-stallisirt  erhalten  werden.  Gegen  Lösungsmittel,  wie  Alkohol,  Chloroform,  fette  oder 
aetherische  Oele,  verhalten  sieh  die  Harze  verschiedenartig,  in  Wasser  sind  sie  sämmtlich  un- 
löslich. Von  concentrirtcr  .Schwefelsäure  werden  viele  in  der  Kälte  ohne  Zersetzung  gelöst, 
concenlrirte  Salpetersäure  wirkt  lebhaft  unter  Bildung  von  Nitroproducten  ein.  An  der  Luft 
erhitzt  verbrennen  sie  mit  leuchtender,  stark  russender  Klamme,  bei  der  trockenen  Destillation 
liefern  sie  reichliche  Mengen  gasförmiger  und  flüssiger  Kohlenwa.sserstoffe.  theerartige  Productc, 
die  Umbelliferenharze  Umbelliferon.  Charakteristisch  ist  ihr  Verhalten  gegen  schmelzendes 
Kaliumhydrat:  die  Harze  der  Abietineen  werden  kaum  angegriffen,  Asa  foetida,  Benzoe,  Dra- 
ehenblut,  Guajakharz,  Myrrhe,  Opoponax  lieferu  Protokatechusäure,  Benzoi"  ausserdem  p-Oxy- 
benzoesäure,  Drachenblut  neben  diesen  Säuren  Phloroglucin;  .\loö  liefert  p-Oxybenzoesäurc 
und  Orcin,  Gutti  Phloroglucin  und  Isuvitinsätire,  die  Umbelliferenharze  llesorcin. 

Officinelle  Harze  sind  Benzoe,  Kolophon  (Kichtenharz),  Dammnr-  und  Jalapenharz;  früher 
und  auch  theilwcise  jetzt  noch  gebräuchlich  sind:  .^karoi'dhan.  Anime,  Asphalt.  Bernstein, 
Copal,  Draehenblut,  Elemi,  Guajakharz,  Gummilack,  Ladanum,  Mastix,  Sandarac,  Tacamahaca. 
Einige  Harze  finden  sich  fossil:  Bernstein,  Copal.  Asphalt  u.  s.  w. 

Hftrsessenft  heisson  die  llOchtigoren  Antheil-.'  ilca  bei  der  truckenpn  Destillfttjon  von  Kalophunnim  über- 
gebenden Destillnts,  ao«  ilotien  xahlrt'irtip  Koltl^^nwa^forKlofTe,  Aldehyde  nnd  Slluren  der  FarafAn-  rjnd  Oleltireibe. 
«geh  Terpene,  bydrirto  Tolnole  ete.  i*olirt  wurden.  An  feuchter  Lnft  nimmt  die  Harae^isens  leicbt  .'^ftuerBtolf  auf 
Bitdung  de«;  krysUUisirboren,  bei  100°  selimelzeoden  KolopliuninhydraU,  CuiIlgOa  -f-  H^O,  du  steh  doreh 
Mr  anssehQtteln  llUst. 

Harxfil  heisaen  die  bei  der  trockenen  Deätillatiun  ron  Kolophoninra  ul*erhalb  3(10^  nberfc^benden  Antheile. 
Ti  enthüll  tlbergeriiifenen  Kolophonium,  Slluren  und  Phonole,  die  durch  Behandlung  mit  Natronlauge  entfernt  wer- 
den kdnnen,  und  besteht  dann  aan  hochsiedendea  flüssigen  Ter^ienen  und  dem  kry.stalIinisohen  Metauaphtalin 
(Besisterea).     Keines  ilanOl  ist  selbst  im  yneunnl  nicht  nntersetxt  deütillirbar. 

Haraseifen,  Roainate.  sind  salaartige  Verhindnngen  der  Harcsänren  mit  Alkalien.  Sie  rerhalton  sich  gegen 
Reagentien  wie  Pettseifen,  geben  aber  beim  Coucentriren  keinen  Seifenleim  und  gestatten  nicht  daa  Aussalzen 
doreh  Chlomatrinm.  Schmierig  nnd  hygroskopisch,  werden  sie  hsaflg  billigen  Fetlseifen  logeselzt,  deren  Consi- 
•tent  nicht  boeinflusst  wird. 

Harz,  weisses,  durch  Sehmelxon  Ton  gemeinem  Fichtenhan'  anter  Znsatz  ron  Wasser  und  Durchseihen 
erhalten,  ist  gelblieh,  IrShe,  sprOde,  Ton  gllniendem.  nnschligem  Bruch,  leicht  aehmelahar. 

HAASE. 

iKrzer  Sanerbriinneilj  alkalisch -murlatiseher  Slnerling  im  Dorfe  Oranhof  bei  Ooslar  (O.Wfi  Natriumchlorid, 
0,247  Calcium-,  0,13)>  Natrium-,  0.üli2  Magnesiumblcarbonat),  weloher  mit  Koblenskare  impraognirt  ist. 

W. 

luelnUSSÖly  das  fette  Oel  der  Samen  Ton  Corylns  Arellana  L.,  zu  ca.  50  uCt.  in  denselben  enthalten,  Ist  bliss- 
galb,  dinkflnssig,  Ton  angenehm  mildem  Geschmack,  ohne  Oemeh:   erstarrt  bei  —  It".    B«  ist  »in  feinea  SpeüeSl. 

B. 


ifi)  Stadt.  Ostlieh  Ton  Sossex,  nnmittelbar  benachbart  tlem  an  der  engliichen  SQdkQstp  gelegenen  Secbade 
SL  Leonards,  nach  Norden,  Nordwesten  und  Nordosten  durch  berge  ge.schotater  Luftkurort,  der  dadurch  ancU 
lu  Kuren  im  Herbst  und  im  Winter  geeignet  erscheint. 

W. 

Baascnblase)  Ichthyocolla,  Colla  piseium,  Fischblase,  Fischleim,  wird  aus  der 
Schwimmblase  verschiedener  in  den  russischen  Flüssen  verbreiteter  Fische  aus  der  Gattung 
Acipenser*  gewonnen.  DieBlasen  werden  in  schw.tch  alkalischem  Wasser  gewaschen,  aufgeschnitten 
und  zum  Trocknen  an  der  Luft  ausgebreitet,  aber  so,  dass  die  innere  silberweisse  Mcmbmn, 
welche  den  Fischleim  giebt,  nach  oben  kommt.    Nachdem  die  äassere  gröbere  Haut  beseitigt 


[Haiisenblase 


—     ?i52     — 


B« 


ist,  werdeu  die  Blasen  weiter    au  der  Sonne  gotrociiDet.     Die   llau^' iiMi--      i- 
Walser  stark  auf.    in  lieissem  lost  sie  sieb  mit  Uinterlosüung  eitiigoi    t'a^>-iii 
erstarrt  die  Lösung  zu  einer  fast  farblosen  Gallerte. 

Man  benutzt  sie  in  der  Technik  liHulig  zum  Klären  von  Wein,   Bier  «tc,  Uulm  i 
in  viel  kaltem  Wasser  aufgequollen  einrührt.    Die  Ilausenblase  ist  femer  ein  pittt  Miad  i 
Darstellung  von  Gallerten,  noch  im  Verhältniss  von  1  :  25  Wasser. 
Gelatina  Ichtbyocollae, 

mit  8—10  Tb.  Flüssigkeit  unter  Zusatz  von  Zucker  und    iironifttisehea  Stets  I 
reitet  als  Krfriscbungsmittel. 
Emplastrum    adbaesivum    anglicum,    Taffetas    adhaesira«,   eogli» 
Pflaster: 
in  heissem  Wasser  aufgelüste  Hausenblase  auf  Leinvand,  TaSet,  Seide  laSf 
Nicht  reizendes  Deckpflaster. 
Kmplastrura  anglic.inum,  Ph.  austr.  VII: 

Baumwollgewebe  mit  llausenblasenlösung  und  in  Spiritu»  gelöstem  IIoolz  Ics-As.^ 
auf  der  anderen  Seite  mit  BouzoetiDctur  und  Perubals&m  wasserdiclr  . 

K. 

Haustug,  Schluckmiitur,   werden  die  einzeln  dispensirten  Dosen  einer  Mixtur  gcuait;  < 
Haustus  wird  also  in  seiner  ganzen  Quantität   auf  einmal  eingenommen.     P      ' 
der  der  dispensirten   Pulver  analog,  z.  B.  Chloralum  hydratum   1,   Aqua  de- 
Aurantii  Ccrticis  5,  dentur  tales  doscs  VI;  oder  Cbloralum  hydratum   6,    .\ 
."^irupus  Aurantii  Corticis  30,    divido   in  partes  VI;    signa:    .Abends  1 — 2   I 
Der  Haustus  bat  der  gewöhnlichen  Mixtur  gegenüber  den  Vorzug  einer  gen:i.i'.M 
unter  Umstünden  grösserer  Haltbarkeit,  er  wird  jcdocb  bei  un»  selten  verordni-t 


Haut,     jier    f(uii])licirte    Bau    der    Haut    verleibt    den    pathologischen    V<>r5ii'lrn 
«lifses    Organs    ein    eigeiithümiii-hes    Geprilge,    welches    bei    keinem    Jiii 
wicderzufindi'ii    i.st.     .\ucli    lÜp    [jüysioiogiscin'n  Kunctionen  diT    Haut,  <lh 
Ingischcu  Vorgilnpcii  lM'(>iiitr:ichtij:t  oder  aufmdiobim  werdeu,    tr.igen  nicht  wroa;  > 
zu  bei,  dif  Miuiiiigfaltigkoit  dt;r  Krankhi'it.sbilder  noch  zu  .steigern. 

nie  physiologischen  Furictionon  der  H;uit  beziehen  sich:      1.   :iuf  ihre  äebüB 
F/if^Piisfhaften,    2.  auf  ihre  secretorische  und  eliuiinatorische  Tlifitipkeit.    '   •"' ' 
W.'irnipregulirung,    4.  auf  die  TjistenipIiuduDgen,    5.  auf  ihre  Resorption- 

Als  schützende  L'ecke  be.sitzt  .speciell  d;is  derbe  Coriuin,  welches  vom  i  ii'^^- 
ausgepolstert  i.st,  die  Haupteigenschaft,  den  nicht  zu  heftigen  äusseren  Tna 
Widerstand  zu  leiste».  Die  Epidermis  trügt  ebenfalls  dazu  bei,  indem  sie  u  i 
j('nigeii  Stidicii,  welche  den  häufigsten  Schädlichkeiten  ausgesetzt  sind,  lith 
dickeren  Lagen  aufschiciitet.  Ausserdem  schützt  die  Hornsohicht  den  ÜrganiämiB' 
l'iiiidringen  von  scliiidlichen  \vU«serigen  l-'lüssigkeiteu  und  (iiften. 

l'ie  secretorischc  ThiUigkeit    wird    durch    die  Talg-  und   Sehwu-issdr' 
Letztere  .sti.'heu  unter  dem  ICiiittuss  des  Norvensy-stenis,    was  ersteren  niiJi 
Die  Talgdrüsen    liefeni  Kett.  welches  die  Haut  impraegnirt  und  dieser  ein^  sri 
Geschmeidigkeit  verleiht.    Die  Schweissdrü.sen  haljen  auch  die   Function,  ?■""  '-'i''>i<^ 
Thcil   die  Wäriueregulirung    zu    besorgen,    indem    bei  erhöhter  Muskeltli 
Tempcraturstüigerung   die    excitomotorischeu  Nerven    in    Thfitigkeit     gescui 
IMi-  Hautdrüsen  dieiuMi  ferner  zur  Eutledigung  von  AbfallstofTen,    Hamstolf. 
säure,  sowie  zur  Elimination  fremdartiger  Substanzen,  wie  Jod,    Arstsn.  yuecksiUw  < 
l)ie  Hautempfindungeu  sind  multipler  Natur:  Tast-,  Temperatur-  und  •»rtsinn 

.Ms  Kesorptiousorgan  sirut  die  Fiihigkciten  der  Haut  beschränkt. 
fiüchtige  Substanzen  werden  von  ihr  nicht  aufgenommen,  wohl  aber  v 
keiten,  die    mit    imr    geringer    Gewalt    gegen   die   Haut  gestIVubt  w. 
Fetten  gelöste  Medicanumte,   und  zwar    venuittelst    der  Drüsen,    sp'j      . 
driisen.    Nach  Kutfernung  der  Hornseliicht  durch  Maceration  oder  Verlefinngen  W 
Medicametite  ohne  weiteres  aufgeiionmieu  WLTtien. 

Ein  so  wichtiges  und  complicirtes  Organ  wie  die  Haut  kann  nicht  laedirt  \ 
ohne    dass    Rückäusserungen    auf   die  Gesammtconstitution    sich  einstell^r    - 
seits    wird    auch    die  Haut    bei    pathologischen  Zuständen  der   inneren  * 
Saftemasse,    de,s    gesammten    Organfsmus    erkranken.     In    ther.apeatiücü'-r  i""J 
sieht    darf    dieser  Umstand   nicht  aus  dem  Auge  gelassen  werdeDO^' 
wird  oft  nothwendig  sein,  gegen  diesen  causalen  Ursprung  der  Uautkrankheiteo  i*f 
haiullung  zu  richten. 

In    erster   Linie    i.st    die  Mitbetheiligung  der  Haut    bei    acuten    und   elirt«««'** 


laut 


ÖÖ3 


Haut] 


liilV'rtii)ii.skr;iiikhnitt'n  oinc  häiifigi'.  Kiitwcdcr  wird  <lir  Haut  von  (lein  iiifectiüscn 
^geiis  «lirpüt  hefallen,  wie  dius  bi'i  SiTofiilosc,  Lopra,  Sy[»liiiis  dt-r  i"'.'di  ist,  oder  es 
ind  die  Stoffweclisidiirodiu-tt-  der  den  Orfraiiisnius  befallenden  Bakterien,  die  auf  der 
laut  Verändoruufjeii  bervorrnfen,  t.  B.  Tvphnsexanthein,  Rnsenia  i'hob'riea  etc.  Hei 
äen  acuten  Krankheitc^n  sjiielt  sieb  ein  grosser  Tbeil  des  F'rocesses  in  der  Haut  ab, 
pie  bei  Variola,  Mauern,  Schariacb  etc.  Ferner  giebt  es  eine  Reihe  von  Aflectionen 
ier  Haut  l)ei  Stoffwechselerkrankungen,  die  als  Nebenerscheinungen  auf  der  Haut  vor- 
1conim<>n:  So  Kkzem  bei  Gicht,  IHabete.s;  Ekzem,  Acne,  Seborrhoe  bei  scorbutiscben 
id  rheuniati.sehon  Leiden;  Tuniorbihhnigen  bei  Leukaemie  etc. 

Zahlreich  sind  die  Veränderungeti  tier  Haut  bei  Erkrankungen  verschiedener 
Organe.  Ks  .seien  nur  erwähnt  Icterus  unii  l'ruritu.s  bei  Lebererkrankungen;  Urti- 
caria, Erytheme,  Pruritus  bei  Erkrankungen  des  Verdauungstractus;  I'igrneutiruiigen 
t»ei  Erkrankungen  der  Nebenniere;  ('hieasina,  Ervtiienie  bei  Erkrankungen  der  (.ie- 
pchlechtsorgane  etc.  Krankheiten  des  Circulatinns.systeuis  rufen  vor  allem  Stauungs- 
ierni.itosen  hervor,  Purpura,  f'yanose,  Oedenie,  Telangiektasien.  Varieen  und  deren 
Tolgezu.stfinde,  ferner  liangraen  durch  atliereniatöse  Processe  etc.  Kraiikheiteu  des 
Nervensystems  können  direet  durch  Fuiictionsstfiniiigeii  zahlreiche  Hauterkrankungen 
lervorrufen,  wie  Herpes  zoster,  Alterationen  der  Haut  infoige  von  Syringoniyelie, 
Tabes,  durch  neuriti.sche  Proce.sse  bedingte  Ilauti-rkrankiuigen,  Eunctiotisstörungen  im 
Bereiche  der  motorischen,  sensiblen,  secretnri.schen  Nerven,  ferner  vasomotorische  und 
Irophisrhe  Störungen  der  Haut  (Angio-  und  Trephoneurosen).  Ein  ganze  Reihe  von 
Liuterknuikungen  wird  ausserdem  noch  durch  die  vorübergebenrle  Aufnalime  uml 
Lusscheidung  von  Nabrujigs-  und  Arzneimitteln  bewirkt,  Arzneiexanthenie.  Schliess- 
lich würden  noch  verschiedene  physiologische  imlividuelle,  angeborene  oder  acquirirte 
Zustünde  zu  erwähnen  sein,  die  als  Eactoreii  bei  der  Entstehung  von  Hautkrank- 
heiten in  Betracht  kommen:  Idiosynkrasien,  hereditäre  Dispositionen. 

Eine  regelmä-ssige  Hautpflege  ist  zur  Vorbeugung  zahlreicher  Hautkrankheiten 

Mid    zur    Erhaltung    des    allgfujeinen    tJesundheitszustandes    absolut    unentbehrlich. 

)ie  Indicatioiten,    nach    welchen    man    sich  richten  muss,    liegen  in  der  Entfenumg 

ichädlicher  Agentien,    die   sich    in    und  auf  der  Haut  ansammeln  imd  in  der  Unter 

Btützung  und  Förderung  der  physiologischen  Functionen  der  Haut,   ihrer  ae-  und  ex- 

retorischen,  sowie  perspiratorischen  Tliätigkeit. 

In   erster  Liin'e  konnneu  zu  diesem  Zweck  Waschungen    und  Bäder    in  Betracht. 
3er  ganze  Körper  sidl  täglich  gew.-isclu.'u  werden,   die    freiliegenden  Stellen,   HUude, 
jesieht  mehrmals  im  Laufe  des  Tages.     Stellen    des    Körpers,    die    mit    zahlreichen 
Talg-  und  Schwcissdrüscn  versehen  sind,  Genitalien,  Analregion,  Achselhöhlen  sollten 
Bweimal  täglich  gereinigt  werden.    Hie  Waschungen  müssen  immer  zuerst  mit  warmem, 
lachher  mit  kaltem  Wasser  vorgenonmien  werden.    NV .armes  Wa.sser  entfernt  Schmutz 
tund  Unn/inlichkeiten,    kaltes    dient  zur  Abhärtung  und  Tonisirung  der  Hant.     Mehr- 
mals   wöchentlich    sollte    man    lauwarme  Vollbäder    mit    nachträglicher    kühler  Ab- 
k'aschung  nehmen.     Die  Wirkung  des  Was.sers  wird  dm'ch  die  Anwendung  der  Seifen 
erhöht;  jedoch  passt   jede   Seife   nicht   für  Jeden   und    i.st    es    nothwendig,   je    nach 
'Empfindlichkeit  und  Beschaffenheit  der  Haut,  alkalische,    neutrale    oder    flberfettete 
Seifen  zu  wählen.     Die  zu  Ekzemen  neigenden  oder  an  Ichthyosis  leidendeu  Patienten 

P werden  eine  stark  kali-  oder  natrnnhaltige  Seife  nicht  gut  ertragen,  dagegen  werden 
Leute,  die  eine  fette,  ölige  Haut  besitzen,  Akuelcidende  z.  B.  sich  sehr  wohl  nach 
deren  Anwendung  bclinden.  Sehr  wohlthuend  sind  Brausebäder,  lauwanne  oder  kalte, 
sie  werden  zwar  niemals  ein  Vollbad  ersetzen,  sind  aber  leichter  auszuführen  und, 
faute  de  mieux,  zu  empfehlen.  Die  Einrichtmig  von  VoLksbädem  ist  nicht  genug 
tzu  empfelih-M  und  zu  fördern;  wie  mangelhaft  es  mit  solchen  Einrichtungen  steht, 
bewei.>(en  di«»  Erfahrungen,  die  jeden  Tag,  sogar  bei  Patienten  besserer  Stäiule,  zu 
machen  sind.  Der  Arzt  nmss  den  Patienten  belehren,  d.iss  zum  Baden  und  Waschen 
keine  Badewanne  specieller  Form  nothwendig  ist,  sondern  diis.s  man  mit  jeder 
Waschwanne  sich  ein  Bad  einrichten  kann.  Nach  dem  Bade  ist  es  gut,  bei  Patienten 
mit  fetter  Haut  noch  tüchtige  Abreibungen  vorzunehmen,  bei  solchen  mit  zarter  oder 
trockener  Haut,  speciell  Leuten  mit  leichter  Ichthyosis,  die  Haut  noch  leicht  ein- 
zufetten; zu  diesem  Zweck  ist  Lanolin  mit  rtleuni  Amygdaiaruui  «  oder  Unguentum 
Glycerini  (Ph.  Gall.)  praktisch  (Wolff);  auch  ein  Zuj^atz  von  Amylum  oder  Gel.atine 
ist  in  .solchen  Fällen  zweckmässig.  Die  Anwendung  von  Glycerin  allein,  wenn  das 
Prodact  auch  vollkommen  neutral  ist,  reizt  doch  unter  Umständen  die  Haut. 


[Haut 


—     554 


Wichtig  ist  IIS  auch,  die  behaarten  Stellen  des  Kiir[nTs  eifaf" 
sehen  Pflege  zu  unterwerfen.    Gerade  die  Kopfhaut,  diu   der  An 
Piirnsitpii  etc.  so  au.sgesotzt  ist,  niuss  häutig,  niinde.stens  einmal  \\ 
entfettet    und    desinticirt  werden.     Am  besten  eignet  sich   hierzu 
Baponatus,  der  nach  tfirhtiger  Einreibung  mit  Wasser  entfernt  wird,    bie  tvo^ 
dann  getrocknet  und  das  entzogene  Fett  durch  ein  reines  sterilisirtes  FuHl 
Süssinandelöl,    wieder    erst^tzt.     Bei  Leuten    mit  starker  Seborrhö«!  eignen  M\ 
schwefelliaitige  Fette.      Hüutiges    Bedecken    der    Kopfhaut    mit    l'omailcn, 
salben  ist  schädlich,  weil  diese  Fette  ranzig  werden  un<l   Reizui3geo   heno 

Zweckmassig  ist  sodann  die  üeberwachung  der  Kleidung:   eng  anlieg«uH 
und    andere  Kleidungsstücke    reizen    die  Haut    und    rufen    Erytheme,   Eitnri 
Circulationsstörungen  hervor.     Die   Wäsche    muss    so    bUufig    wie    möglirii 
werden,    wollene  Unterkleider    sogar    alle  3   bis  4  Tage.      Sicher    ist   «, 
parasitäre  Krankheiten,    besonders  an  bedeckten  Stellen   (Pityri.-i 
rhoisclie  Ekztmie    des  Knrpers,    Erytheraa)    viel    heutiger    hei   I' 
schmutzige  wollene  Unterkleider  tragen.     Dass   auch   die   Wohn  v|| 

gang    von  Luft    und  Licht   für  die  regelmässige  Fuiictionlrung 
sind,    ist  nicht   zu  vergessen.     Audi    die  Wahl    der  Nahrungsmittel   ist  Ib 
Fällen  streng  zu  beobachten. 

I'"flr    die   allgemeine  Therapie    der  Hautkrankheiten    kommen   inurrijd 
Susserliche    Mittel    zur    Anwendung.      Die    wichtigste    Aufg:ibtt    filllt   jeiln 
letzteren  zu,  denn  die  Zahl  der  innerlich  dargereichten  Medicameiitc,  ilieal«! 
gelten  können,  ist  äus.serst  gering.    Die  Indicationen  zur  Anwendung  einer  in 
Medication    werden    meist    die    der  allgemeinen  Therapie   sein  und   ftind 
unterschätzen    oder   aus-i^er  Aclit    zu   la.s.sen.     Es  kommen  drüier  Lithiura,J 
hei  Gichtkranken,   Eisen  bei  Anaeniischen,  Salicylsäuro,   8alol    bei  Rheuna 
zur  Anwendinig.     Eine    combinirte    Therapie    wird    in    vielen     Fällen 
Heihing    liiliren,    ;ds  eine  rein  äusserliche.     Eine  directe  Wirkuuf;  auf  dii 
deren  krankhafte  Zustände  besitzen  folgende  Mittel: 

Arsen*,  welches  fridier  fast  jedem  Hautkranken  verschrieben  würdig 
ganz  he.>ic!irUnkten  Fällen  zur  Anwendung  kommen  (vgl.  Bd.  I.  S.  23»*).    Sei»! 
triumithe  feiert  es  bei  der  Behaiullung  des  Liehen  ruber  planus;    ahsolnt 
wurde  es  bei  Pityriasis  rubra  |)ilaris  gefunden,  unreg^t'l massig  bei  der  Dribria(;l| 
Krankheit  (Wolffl,  obgleich  hierbei  vielfach  gelobt.      Arsen   ist  ferner  anj^fl 
chronischen,  si-hu[)pende.n   Ekzemen,  bei  Patienten  mit  atonischer.  schlerbt  g» 
Haut,    bei    anaeniischen  Kranken.     Bei    Psoriasis    sind    die    M 
wurde   in  vielen  Fällen  grosser  Nutzen  davon  gezogen,    besoi.  P: 

welchen    die    zur  Anwendung    kommenden    äus.serlicheu  Mittel    «Jit-  Haut   Ifi 
Bildung    neuer    Efflorescenzeti    disponirten;    auch    bei    Pemphigus  vulgaris 
ergaben    sich    gute  Erfolge  (Wolff).     Arsen    kommt   zur  Anwendung:    ino 
Fowler'sche  oder  Pearson".sche  Losung,  als  Granula  Natrii  arseuirosi,  ab i 
Pillen,    namentlich    als  arsenhaltige  Mineralwässer,   Roncegno,    Lovico.    Keiiw ' 
Formen  kann  aber  in  Bezug  auf  rasche  und  sichere  Wirkung  mit  der  subcuö«»! 
Wendung    verglichen    werden.     Jlan    wende    an:    Natrium     arsenicnsum   2  J, 
desttllata  100  g,   Ac.idum    carbolic\im    solubile  2  g.      Mit    i/,o    einer    Pra»iH 
Spritze  wird    begonnen   und  täglich  gestiegen  bis  zu  einer  vollen  Spritze,  i  k. ' 
pro  die.     Ueberhnupt  muss  man  Arsen  immer  in  steigender  Dosis   verwend     '^ 
Zeit  bei  der  Maximaldosi.s  bleiben,  dann   allmählich  wieder  abwärts  steig 
lästigen  VerdauungsstOrnngen    treten    niemals  bei  dieser  Bohandlungsmi^tbo 

Nächst  dem  Arsen  kommen   Qnecksilberpraeparate     und    die    vti 
Jo<lverbindungen,  welche    bei    deji    llautcrscheinungen    der    Syphilis' 
werden.    «Quecksilber  scheint  auch  bei  Lepra*  ziemlich  wirksam  zu  sein;  l>ei  i 
Le|u-a  wurden    von    subcutaner  Anwendung    erfreuliche  Resultate    gesehen  ('»ll 
während  Jod  schädlich  und  vielleicht  mir  als  diagnostisches  Mittel  xa  ven«b««f 
Jod  spielt  aber  eine    wichtige   Rollo    als   Unterstützungsmittel    bei    scniful'"'« 
tuberc.ulösen  Affectioncii  der  Haut,  ebenso  bei  Hautaktinoniykose";    aiuscT^bm  { 
es  nur  wenige  Mittel,  welche  eine  directe  Wirkung  hei  Hautkrankheiten   aMüWft  ' 
seien  genannt:    Aciduni  carbolicum,  Atropin,  Pilokarpin,    Schwef«!    (IchtJijwlpi 
rate),  Thinin,  Phosphor,  Ergotin. 

Die    locale,    äusserliche    Therapie  besitzt  grösseren  Wcrth.     Wou'r' 


laut 


Haut] 


ki»  Komi  von  Wnscliungpn  inoist  mir  mit  Zusät/.i'ii  vorwcndct,  so  z.  B.  mit  Karbol, 
MIoiMiii,  Clilor.il,  i>|»ii'ttiis  ^'egt'ii  Hiiiitjuckcn;  mit  iSubliinat  gegon  |iar<isitiire  Kraiik- 
Iheiton,  Pcdiculi.  Waschungen  wenli'ii  k.ilf,  iini  oiiu.'  Hcat'tion  liervorzubringen,  heiss, 
nun  diu  Contraetion  der  Blutgefilssc  herbL-iziifülircn,  wie  bi'i  Aciip  ros;icea,  oder  um  die 
iHaut  besser  zu  entfetten,  vorg(moninien. 

I  ümsrhlftge,  welche  Borken,  Krusten,  Schlippen  erweichen  können,  werden  aut-h 
■bei  entziindticheri  Zuständen  zur  Maceration  der  Haut  verwendet,  bald  kalt,  kühl 
■oder  warm.  Sehr  zweckTiiitssig  sind  einfache  oder  mediraraentfise  Üünstumschläge, 
Ibei  welchen  die  Haut  mit  in  Wasser  oder  in  nicitiranientosen  Lösungen  getränkten 
lAlull-  oder  Wattelagen,  letztere  mit  einem  wasserdichten  Stoff,  Guttaperchapapier  etc. 
Ibedeckt  werden.  Zu  gleichem  Zweck  können  auch  Kataplasnieu  mit  Leinsamen- 
l^ecoct  oder  StSrkeklei.^ter  Verwendung  tinilen.  Uonchen*  dienen  zur  Anregung  der 
iHautfunctionen,  besonders  als  warme  nnuchen  bei  nervösen  Dermatosen. 
m  Bäder  werden  als  einfache  oder  medicamentösc  verabreicht.  Kalte  Bäder  wer- 
Iden  seltener,  nur  bei  gewissen  nervösen  Erkrankungen  oder  atonischen  Zitständen 
nAcne,  Comedonen)  der  Haut  verordnet;  meist  werden  sie  lauwarm,  26 — 27"  K.,  ge- 
keben.  Ihre  Hauer  schwankt,  je  nach  dem  zu  erreichenden  Ziel,  gewöhnlich  zwi.sehen 
llO  und  30  Minuten.  Wemi  die  Haut  zur  Kntfernung  von  festen  Schupiien,  bei  Psoriaris 
M.  R.,  macerirt  werden  soll,  können  sie  sogar  bis  auf  Stunden  ausgedehnt  werden.  Con- 
ttinuirlicbe  Bilder  finden  ihre  Anwendung  bei  verschiedenen  Krankheiten,  die  durcJi 
Idas  Kehb-n  diT  Kpidcrmis  schmerzhaft  werden,  Verbrennungen,  Pomplügus  etc.  Von 
Iden  zur  Verwendung  kommenden  meilii'amentösen  Bädeni  seien  folgende  erwähnt: 
I  Alkalische  Biider  werden  mit  Znsatz  von  Soda,  Pottasche,  Borax,  Seife  verab- 
Ircicht,  sie  erhöbi^i  die  macerirende  Wirkung  des  Wa,ssers,  indem  sie  die  Haut  ent- 
Ifetten.  Dusis  der  .Medicamente  ö(IO  g  bis  1  kg  uud  darüber.  Kmollürende  und  ein- 
llülleudc  Bäder  werden  durch  Zusatz  von  Kleie,  Aniyluiii,  Leim,  zuerst  gelöst  oder  auf- 
Igekocht,  dann  dem  Baiie  zugefügt,  bereitet.  Auch  Decocte  gewisser  Pflanzen  werden 
lau  diesem  Zweck  benutzt,  Maiven,  Kamillen  etc.  Schwefelbäder  mit  Zusatz  von 
Kalium  sulfuratum  lOO — 150  g,  Vleiningkx'.scher  Lösung  UK) — 5(X(  g  etc.  Theerbäder 
•Werden  meist  in  der  Weise  verabreicht,  dass  der  Patient  zuerst  mit  dem  Medicament 
leingepin.selt  wird  (Oleum  Rusci,  Pix  iiquida),  rein  oder  nut  Zusatz  von  Gel,  Glyceriu, 
Inni  deren  reizende  Wirkung  zu  miiilern,  und  dann  in  das  Bad  gebracht  wird.  Sublimat- 
Ihäder  werden  bei  allgemeiner  Behandlung  der  Syphilis,  S — 2<)  g,  oder  als  antipar.asitäru 
luud  die  Haut  desinticir<"nde  Bilder  verwendet.  Zu  letzterem  Zweck  eignen  sich  auch 
■Bäder  mit  Zusatz  von  Aciilum  borii'ura  '/o — 1  kg  pro  balnen.  Ivndlidi  wären  noch 
piatürltclie  und  künstliche  Mineralbäder  zu  erwähnen  (s.  Bäder  und  Balneotherapie). 
I  Ks  wäre  noch  die  .\nweudung  des  Wassers  in  zerstäubter  l-'orm  zu  erwähnen. 
iPul  verisationen  haben  den  Vorzug,  die  Haut  weit  bes.ser  zu  diurhdringen  als  das 
Mlurch  einfache  W.xs<'hungen  geschieht;  die  Wirkung  der  Medicamente  wird  dadurch 
Ibedeutend  iTliöht.  Selir  nützlich  sind  alkalische  und  schwefelhaltige  Zerstäubungen 
|b«i  der  Behandlung  mancher  Hautkrankheiten,  wie  Acne,  Seborrhoe. 
I  Die  erste  Bedingung,  welche  Oele,  Fette  und  ähnliche  Substanzen,  die  zur 
PEnlbengrundlage  verwendet  werden,  besitzen  mü.ssen,  ist,  da.ss  sie  keinen  Reiz  aiif 
Idie  Haut  ausüben;  ferner  d.xss  sie  sich  nicht  zersetzen  und  nicht  ranzig  werden. 
wß)as  Fett,  das  früher  am  häufigsten  zur  Verwendung  kam,  ist  das  Schweinefett: 
■Axungia  porci.  Es  wird  jetzt  weniger  verwendet;  wenn  es  auch  als  Adeps  benzoatus 
Exur  Bereitung  des  Unguentum  cincreum  noch  dient,  so  ist  seine  Anwendung  hei  der 
■Bereitung  einer  Reihe  von  Körpern  mit  reducirenden  Eigenschaften  frirmlich  eontra- 
lindicirt  (Pyrogallol  z.  B.).  Fette  und  fettähnliche  Substanzen,  welche  am  häufigsten 
Ibcnutzt  werden,  sind  Vaselin,  Unguentum  Paraffini,  Lanolin:  letzteres  eignet  sich 
■besonders  zur  Bereitung  einer  ganzen  Serie  von  Salben,  weil  es  die  Fähigkeit  hat, 
I^Cssere  l^antitäten  Wasser  aufzunehmen,  und  weil  es  ausgesprochene  Penetrations- 
leigenschaften  besitzt,  welche  es  besonders  zur  Anwendung  kommen  las-sen,  wo  es 
Mich  darum  handelt,  Medicamente  in  die  Haut  und  in  den  Körper  zu  bringen  (Queck- 
Isilber,  Jod  etc.).  Zahlreiche  Fette  und  Fettmischnngen  siiul  in  der  neueren  Zeit  als 
■Balbengrundlage  eingeführt  worden,  so:  Adeps  lanae,  .Mollin  (eigentlich  mehr  eine 
Ifiberfettete  Seife),  Re.sorbin,  welches  im  Gegensatz  zu  Adeps  und  Vaselin  sich 
heicht  mit  harzigen  Substanzen  vermischen  läs.st,  Theer,  Perubalsam  etc.  Die  Gele  und 
•Fette,  die  zu  therapeutischen  Zwecken  benutzt  werden,  sind  flüssige,  weiche  und  feste 
Innd  es  wird   immer  möglich  sein,  durch  geeignete  Mischimgen  ein   Praeparat  daran- 


[Haut 


—     55G     — 


sti'llcii,    daj«    di«.'  fjpuüiisclite  Consisteiiz  besitzt.     Es    kommen     snir  \>rii« 

lliissip-ii  Ketten:  Olivenöl,  MiuidrlOl,  Lt-inöl,  Leberthrau,  deneu  Glyccria  und! 

Ii(|ui(luin   :iiuits(-lilic«.si.>n  wären.     Weiche  Fette:    Schweinefett.    Ochseiuaark,  Ligit^l 

V;Lseliii  etc.     Feste   Fette:    Waili.s,    Caeaobutter,  Talg,  Wallrat,   Pamffia.     PcOe, 

einen  penetranten  oder  \in;iiigenehnu'n  Geruch  verbreiten,  abgeüvhen 

eine  spocifcobu  Wirkiuig  liesitzen,  wie  Leberthran  z.  B.,  sind  su  verwerim, 

wenn  der  ticruch  mittelst  i'arfums,  Vanillin  etc.  verdeckt  wird,    da   hSidig 

sAt2c    eine    roixeude  Wirkung  auf  die  Haut  besitzen.     Öo    ist    aach    j«d(B   Feit, 

nicht  vollst.'uidi^  rein  ist,  zu  verwerfen.    Gelbes  Vaseiin  sollte  nie  ve 

Hat    diese    Substuux    bei    der    Gesrhniacksprnfung   nur   den    geringstan 

beigesrhmark,  so  setzt  man  sich  bei  ihrer  Anw^endung  unangenehmen  Ce~ 

aus.     [>ie  directe  Anwendung  der  medicamentösen  Salben    ist    nirht    in  aOea 

tlie<:ellie.     Sie    werden   entweder    in   p^rosser  i^iantität  angewandt   und  dick 

wo  CS  sich  darum  handelt,  die  Epidermis  zu  erv  Kmatea  oad  BorliflD' 

fernen,    otler    in  sp:~trlicher  Weise,  z.  B.  bei  us.,  a«n  paraeitSmi 

Sie  wenlen  aul  der  Haut  tixirt  durch  Application  vou  i'ol^'er  oder 

Haut  nur  p'schAtxt  luid  geileckt  wenien  soll;    um  eine  allgemräie 

(urufen,  Inunctionen,  werden  sie  fest  und  längere  Zeit  in  die  Hast  auBHirt. 

Indifferente  Pulver  werden  gebraucht,  wo  es  sich  dämm  haiMielt,  dir  Bstf  i 
Reibungen  tu  schützen  oder  die  Salben  zu  Deckmitteln  m  gestalten,  oöi 
Applicatioo  d«T  Haut  Wirnte   zu  entzieheiL,   oder  aach  am  SecreCe,  An 
aatesangeo.    liedicamentöse  Palver  werden  lom  Zweck  der  . 
Stellea  «der  nr  Heiluig  tob  Gesckwim  Ttrwtndat.    Za  dea  taalwa  üafcHiw 
•der  VeiaeMtlike,  BiriappoBaaMa,  Bjnirtnw  wliailiiiM,  Talk  (k 


nn7      — 


Haut) 


rt'itot  werden,  (Ixsti  Gelatine  im  Wasserbad  geschmolzen  und  Glycerin  zugefügt  wird, 
um  die  Geschmeidigkeit  des  Hilutchens  zu  erhalten  (z.  B.  Gelatine  lö,  Wxsser  75, 
'"lycerin  25  oder  Gelatine,  Zinkoxyd  ü  16,  Wasser  50,  Glycerin  25).  Die  Masse 
rird  jedesmal  vor  dem  (lebrauch  im  Wasserbade  verflüssigt  und  dann  mit  einem 
*insel  aufgetragen.  Es  ist  gut,  über  den  gefirnissten  Theilen  ein  eng  anliegendes 
Jauniwolltrifot  tr;igen  zu  lassen.  Nach  einigen  Tagen,  sobald  das  Praeparat  nicht 
iiehr  gut  haftet,  wird  es  im  Bade  oder  mit  lauwarmem  Wasser  abgewaschen  und 
Erneuert.  Pick's  Linimoiitinn  cxsiccans  iTraganthgummi  10,  Glycerin  4,  Wasser  200) 
;}mn  ohne  vorherige  Erwärmiuig  applteirt  wercien,  trocknet  aber  langsam. 

Zur  Anwendung  auf  kleineren  Knqiei-steHen  eignet  sich  Traumaticin*  rein  oder 
lit  verschiedenen  Substanzen,  Clirysarnbiti,  l'yrngallol,  Salicyl.säure  etc.  vermischt, 
""ollndiuni*  rlasticnni  ihirrb  Zusatz  von  Salicylsüure,  .lodofonn  etc.  zu  niedicaraentöscm 
irtlloiliutn  iinigewandell,  i-'ilmogen*-Sciii  f  f  mit  Zusatz  von  Theer,  Ichthyol,  8alicyl, 
Jodoform,  Pyrogallol,  Schwefel.  CaseTnfimiss  (Unna)  erhält,  um  haltbar  gemacht 
werden,  einen  Zusatz  von  Karbol,  weshalb  es  von  reizbarer  Haut  nicht  innner 
Bhne  entzündliche  Krsi'heinungcn  vertragen  wird. 

Die  Seifen*  werden  ebenfalls,  rein  oder  mit  medicamentösen  Zusätzen,  als  thera- 
[■utisches  Mittel    verwendet.     Man    unterscheidet    weiche,    flü.ssige,    Kali-   und   feste, 
fatron-Seifen,  die    flberfettet,  neutral  oder   alkalihaltig   sein   kOnnen.     (iewisse   Sub- 
nzen  lassen  sich  mit  Seifen  nicht  anwenden,  so    z.  B.    Pyrogallol,  Sublimat:    die 
nrkuMg  des  letzteren  kann  jedoch  bei  vollständig  neutraler  Reaction  der  Seife  doch 
tnoch  zur  fieltung  kommen.     IMe  Seifen    müssen    der  Km  pfind  lieb  keil    der   Haut   der 
iPatienten  angeniesse»  gewählt    werden;  bei    entzündlichen    Zuständen  der  Haut,  ab- 
gesehen von  der   behaarten  Ktqifhaut.  sind  sie  vollständig  zu  verwerfen.     Sie  finden 
Ire  Anwendung    zur  Entfernung    von  fettigen  Secretionen  und  Schu)ipcn;    je  alkali- 
altiger  sie  sind,  um  so  mehr  tritt  ihre  keratolytische  Wirkung  in  den  Vordergrund, 
ie  W'irkung  der   Seife   kann   ausserdem    tioch    erhöht    werden    durch    die    Art    der 
Application:  Die  Seife  wird  gleich  nach  dem  Eiiiseilen  Im  Wasser  oder  im  Bade  ab- 
gewaschen,   oder  der  Schaum  bleibt  auf  der  Flaut  liegen   oder   die  Seife  selb.sst  wird 
dick  aufgetragen    und    auf   der    Haut    mittelst   Binden    oder  Gnttapercha]>apier   und 
"inden  fixirt.    Bei  letzterem  Anwendungsmodus  werden  oft  die  Seifen  als  Mischungen 
it  Fetten  zu  Salben  applicirt,  wie  l>ei  der  Wilkinson'schen  Salbe,  beim  L'nguentum 
üaphtoli  compositum.     Bei  specieller  Indication   wird  zu  den  medicamentösen  Seifen 
gegriffen;    diese    kommen    als  l^uecksilberseifen   (harte  und    weiche),    Schwefolseifo, 
Thecrseife,   Theerschwefelseife,   Karbolseife.    Irhthyolseife  etc.    in  den   Handel.     Will 
an    eine    mechanische  Wirkung   noch   erzielen,    so  wendet  man  die  Bürste  an  oder 
eift  zu  Seifen,  die  eine  körnige  Ma.sse  enthalten,  Sand,  Bimsstein  etc. 
In   Eällen,  in  welclieii  Geschwülste,  Neubildungen  zu  entfernen  sind,   reichen  die 
lis  jetzt  erwähnten  Mittel  nicht  aus,  es  muss  dann  zu  den   kaustischen  Mitteln, 
zu    chirurgischer    Behandlung    oder    zur    elektroiytischen    oder    elcktro- 
kaustischen  Behandlung  gegriffen  werden. 

Die  früher  häulip;  in  Anwendung  kommenden  kaustischen  Pasten  und  Pulver: 
Wiener  Aetzpaste,  Chlorzinkpaste,  Arsenikpa.sten  imd  Pulver,  deren  Wirkung  nicht 
mer  leicht  localisirt  werden  kann,  sind  meist  nur  noch  wenig  in  Gebrauch.  Wir 
erwenden  jedoch  noch  häutig  einige  flüssige  Substanzen,  deren  Applicition  leichter 
u  beschränken  ist,  wie:  Karbolsäure,  Trichlorcssigsäure,  den  Höllensteinstift,  Li(|Uor 
Hydrargyri  nitrici  oxydulati  (f'od.  (iall).  Die  chirurgische  Behandlung  geschieht 
durch  directe  Entfernung  der  krankhaften  P:irtien  mit  dem  Messer  oder  mit  der 
Scheere,  durch  .Anwendung  des  scharfen  Löffels,  oder  mittelst  der  multiplen  Scari- 
ficationen.  Die  elektrolytische  Behandlung  wird  meist  zur  Epilation  verwendet 
oder  zur  Zerstörung  krankhafter  Gewebe  durch  Elektrolyse.  Weit  mehr  aber  und 
{läufiger  findet  die  galvanokaustische  Behandlung  Anwendung,  durch  welche  wir 
im  Stande  sind,  die  Wirkung  der  Destnictionsmittel  genau  zu  localisiren  und  die 
kleinsten  Herde  zu  zerstören.  Ausgedehnte  chirurgische  Eingriffe  werden  meist  in 
Narkose  vorgenommen;  für  kleinere  Operationen  wird  man  zur  localen  Anaesthesie* 
greifen.  Diese  wird  z.  B.  durch  den  Spr:iy  mit  Aether,  durch  die  directe  Application 
von  Chloraethyl  oder  die  intlirecte  durch  Chlomiethyl  (Stypage),  durch  subcutane 
Einspritzungen  von  focam  oder  Guajakul  oder  durch  die  Einführung  von  an- 
aestheti.sch  wirkenden  Mitteln  (Cocain)  mittelst  Kataj)horese  errei<'ht.  Zum  Schluss 
Ipärde  noch  die  Massage  zu    erwähnen  sein,  die  bei  gewissen,  mit  oedcmatöson  und 


.di 

Th 

Rrbii 
zu 
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Hirei 


[Haut 


—     5Ö8     — 


HbuUu«! 


infiltrirU-n  Zustanden  verbiuidenoa  Krankheitou,  Sklfrotlcruiif,  i-hr«iiiiJM:bi'uEk»erc*| 
von  Nutzen  sciu  kann. 

Au  Mitteln  fehlt  es  liieruach  iu   der  ncrniatotherapie  nicht,    ■  ' 
Zahl  von  Suhstaiizcn  noch  par  nicht  anf;eführt  ist.     Auch    sollen 
thorapoutischen  Methoden  gej^eben  werden,  weil  Generalisiningen  bo  siül  »i<j 
/,u  vernieiiien  sind.     Es   ist  vielmehr    immer  zu    individualis-irea,    da   i» 
Patienten  oft  in  ganz  verschiedener  Weise  reajjirt.     Es  sei  auch  vor  zu  walj 
Polypharmaeie    gewarnt     und    an    die    Worte    Auspitz's     erinnert;     „Ich 
sagen,  dass  ein  geübter  Dermatologe  mit  gutem  Blick   und    strenger    Jhfnp 
Schulung    mit    einigen  Weckmitteln,    wenigen    Salben    und   Pflastern,    iii '  '^'''• 
Wasser,  Theer,  Karhol-  mid  Salicylsfiure,  einigen  Mercur-  und  .lodj»rae|>:ir  • 
Aetzmittehi,  dem  Schablöffel  und  der  Stichelungsnadel,    endlich    mit    i-imgöi 
oder  hypotieniiatisch  anzuwendenden  Medicaraenten    mehr    nusricbtec   kmn,  iki 
ungeübter  mit  der  ganzen  Slateria  medica."  ^^ 


HantaktinomykoBe.    Die  Kraukheit   befällt  die  Haut  gewöhnlich  nur  seuuDd.ir,  da 
llacblichwerdcri  von  tiefer  Relegencn  Herden.    Sie   kann    aber    auch  zuen&t  dif  Bt 
■weDn    UebertrafimKcn    mittels   Stich  oder  Verletzung   durch    die  Grannen  »»u 
direct  stattGndeo.  Die  Krankheit  scheint  nicht  von  Mensch   auf  Mensch  öb«r 
Es  bilden  sich  zuerst  kleine,  harte  Tumoren,  welche  durcbbrecbca    und  einea 
liefern,  in  welchem  kleinste  gelbe  Körnchen.  Aktinomyces*,  makroskopisch  m.i.ii.''^raili 
decken    sind.    Die  Geschwüre    vergrössern    sich    durch  Bildung    von    ne; 
Rande,  welche  auch  wieder  zu  sinuiisen  Uleerationen  mit  losgewühlt*n   li  i 

Früher    begnügte    man    sich    damit,    die    Geschwüre  auszukratzen,    ausin 
septisch    zu    verbinden.      Seitdem    aber   von  Thomassen.    Nocard  a.   A.  ■: 
Jodkaliums    auf    Tbiere    bei    dieser    Krankheit    dcmonstrirt     worden     ist,     sind   wd  i 
Menschen    von  Buzzi,  Galli.  Netter  Versuche    gemacht    worden,    welche    die  Wal 
dieses  Hedicamentes  ausser  Zweifel  gestellt  haben.    Netter  bat  nach  Verabrti« 
pro  die  schon  nach  einigen  Tagen  die  günstige  Wirkung  auftreten  sehen.    Auch 
Ledderhose   heilte  unter  Einwirkung  des  Jodkaliums  in  kurzer  Zeit. 

WQOT 

liautanarmie.     Wie    überall    itn  <  Irgaiiismius   kann  auch  die   Hnntaoae.niie  ein*  1 
scheinuiig   allgemeiner  Blutleere  sein,    also  eine  Folge  acuter  oder  chrwnisctarl 
Verluste.     Dann   tritt  zugleich  mit  dem  Pallor  eine  verringerte   Klostiritäi 
eine    wechselnde  Reizbarkeit    des  flautnmskelapparates,    ein    verringerter  St 
eine  Strinmg  der  epidernioidalen  Soeretion  und  Regeneration  ein.     Vom  A 
bis    zum    glrinzenden  Weiss   der  Leirhenhaut,    nüancirt  durch  den  Geh«lt 
an  Parbstoff   eitierseits    und    durch    da.s    natürliche  Colorit    der   Piirmettt«'! 
Tr.lgers  der  anaemischen  Haut  andrerseits,  könnte  man  eine  Skal.n 
tOne  der  anaenii.schen  Haut  aufstellen.    So  schillern  blutleere  Ne^^er,  i>J| 

lieh,  wie  die    aller   F.irbigeii,   ebenfalls   anaemisch   erscheinen   kann,   in  s  tifl 
Haut  uuaerni.scher  Mestizen  in's  (ieihliche.    [)ie  grünlich-gelb  schillernde  Ir 
erblassender  Lo\ikaemischer.  Chlorntischi-r,  Nejihritisch-Pastöser,  IkterischWf'j 
tischer,  die  biaugraue  der  Cyanotikcr  hat  für  den  mit  Blick  und  Sinn  für  I 
Physiognoiitik  .'lusgestatteten  Arzt  in  jedem  specifischen  Krankheitsfälle  ein  Ah 
venverthbares  flolorit,  wie  ja  überhaii]rt  die  Fähigkeit,  die  Hautfarbe  der  I 
sammen  mit  dem  Gesicht.sausdruck  richtig  zu  deuten,  ein  gut  Theil  des  „de 
Blickes''  ausmacht. 

[las  Aussehen  der  Haut  hei  allgemeiner  Anaemie  wird  complirirt  (taiij 
leichte  Faltbarkeit  und  niatigelndi'  Flasticität  derselben  (Cutis  .an- 
grö.ssere  Drinn<!  und  Trockenheit  und  die  Neigung,  schilfernde  K]>\. 
grösseren  Plüttchen  iHnper  mid  trockener  fe.stzulialten,  als  im  j;.  i 
Mit  dieser  secundären  ,t1ro)diischeii  .\jihisie  der  Papillargebilde  ii;ii!- 
wisse  Formen  des  (irauwerdens  (Polii>sis)  «ler  Haare,  der  Alopeeie  r 
ausfalles  zusammen,  ebenso  wie  chronische  Anaemien  der  Haut  auch  S»' 
Para  -  Keratosen ,    Asebdrrhoen    etc.    bedingen    können,     Riffung    und   > 

Nägel,  Cannelinuig    um!    Zackenbildung    an    den   Zfthnen    (für    m.ancb>    ■. 

zustände  pathognomonisch)    können   ebenfalls   chronischer  Anaemie  exln- ua<  " 
uterin  ihren  Ursprung  verdanken,  d.h.  aus  gleicher  Ursache   au  luid««* 

sein.     I>ass    alle  Ursachen    ge.steigerter  Reizbarkeit    der  Vasoi  .'u  'M^ 

allgemeinen  Hautanacmie  (wie  z.  B.  im  Fieber,  bolm  Ergutismu^  und  viel«n  ^ 


lutauaeinie 


—     55!»      — 


llautaiiaciniej 


■nloxicalioueii)  fiihroii  kruint'ii,  bedarf  wohl  nur  der  ErwSliuung.  Diese  l''omimi  dt-r 
Hl.iutanneinie  kfiiini-'ii  gleicherweise  central  oder  peripher  ausgelöst  werden. 
I  Solchen  allgemein  anaeniischen  Fonnen  stehen  die  herd-  und  flerkweiso  auf- 
B-etenden  gegenüber.  Oie  dabei  resultirende  Mannorirung  der  Haut,  Ijei  der  bisweilen 
Hie  Stellen  normaler  Gefässfüllung  als  das  Patholugi.sche  und  die  (ie.s  Blutmangels  als  dxs 
Hionnale  imponiren  kiinneu,  kann  sehr  verschiedene  Ursaclien  habe]).  Bei  manchen 
■ndividucn  genügt  der  Reiz  des  Sonnenlichtes,  der  Aufenthalt  in  räucherigen  Kneip- 
Jrtuben,  der  Gonuss  von  Alkoholicis  oder  von  Nicotin,  um  namentlich  die  unbedeckten 
^Bautstellen  (Hfmde,  Gesicht,  Hals  und  Nacken)  mit  unzähligen  Sternchen  ischaemischer 
Bezirke  zu  übersUen.  Diese  wechselnden,  selten  bleibenden  Ischaeinion  sind  nicht 
Ku  verwechseln  mit  herdweisem  Pigraentmangel  (Albinismus  localis),  bei  welchem 
ftormaler  Blutgehalt  vorhan<len  ist,  während  bei  Vitiiigo,  Leucodennia  und  Liudormia 
■leuritica  (Glanzhaut,  glossy  skin)  meist  mit  der  Atrophie,  der  Sklerose,  albuniinöser, 
fcciatinöscr  und  amyloidor  Degeneration  auch  reine  Anaemie  complicirt  erscheint. 
Boss  die  Vasomotoren  nach  allgemeinem  Ge.setz  der  Gefässpathologie  leicht  Neigung 
Biaben,  in  den  Zustand  ihrer  nervösen  Gegensätzlichkeit  umzuspringen,  bedingt  den 
■oft  plötzlichen  üebergang  h>-])eraemischer  Bezirke  in  anaeniische  Färbung  und  um- 
Rekehrt,  ein  Verhäitniss,  für  welches  die  schmernhafte  Kr}thromelalgie  (schmerzende 
Klanzfinger)  typisch  ist.  Schon  der  Reiz  des  kalten  Wassers,  der  freien  Luft,  des 
Vrostes  genügt  oft,  an  den  gipfehiden  Funkten  des  Körpers  (Finger,  Zehen,  Nasen- 
■pitze,  <)hi'lä[i]i('hen)  die  Circulatioa  unter  Schmerzhaftigkeit  auf  ein  Minimum  zu 
■ie.vchr!inken;  dass  auch  Reize  vom  Innern  des  Gefässluuiens  in  dieser  Weise  wirken 
■cCnuen,  beweist  die  Symptomatologie  des  Ergotismus,  des  Chloralhydrat-,  des  .)nd- 
Htalium-  und  des  Chiningebraurhs.  Hier  bestehen  für  viele  Arzneikörpor  und  PHanzen- 
■Brnductc  Idiosynkrasien  mannigfacher  Art;  dann  stellt  die  Haiitanaemie  nur  einen 
Krad  der  Heizung  dar,  welcher  sich  bis  zur  Stase  und  Nekrose  zu  steigern  vormag. 
Bei  allen  diesen  Formen  (icr  Haut.Tnaemie  haben  die  krankmachenden  Einwirkungen 
■fwei  Mechanismen  zum  AiigritTsjnnikt:  die  Blutgefä.sse  direct  und  indirect  die  Gefäss- 
Berven;  es  sind  also  Dermatospasmcn  oder  vasculäre  Obstnictionen  aller  Art,  welche 
Bim  gleichen  Bilde  der  circuniscripten  Anaeniisirong  tier  Haut  fülu-cn,  von  der 
Bleckung  nnd  Marniorinnig  bis  zur  Bleichung  ganzer  Flächen  der  Cutis.  Die  be- 
Bleitenden  Paraesthesien  aller  Formen  der  Hautanaemie  sind  neuralgischer,  hyper- 
Kesthetischer,  an.-iesthetischer  und  pniritischer  Natur.  Die  Empfindungs-Skala  schwankt 
Bier  vom  Knebeln  bis  zum  brennenden  Schmerz. 

■      Da.ss    directe    organische  hiHltrate    secundär    und    complicntorisch    zu    einer  der 

Beiden   Formen  der  Hautanaemie,    der  vasomotorischen  oder  gefässvcrlegenden  (auch 

Biechanisch)   führen    können,    ist    selbstverständlich:    Neoplasmen,    Dermatomykosen, 

Bepra,  Lupus,  Chroniato.si'n  und  Pigmentosen  mögen  hier  nur  angedeutet  werden. 

B       Die  Therapie    aller    krankhaften  Zustände    kann,    wie  überall  so  auch  liier,    auf 

Biusale    oder    symptomatische    Linderung    der  Leiden    abzielen.     Die    besondere  Be- 

Bnndlung    der  Haut    wird    in    keinem  Falle   erheblicherer  Beschwerden  zu  entbehren 

■ein.     Wir  erwarten  von  einer  regelmässigen,    hygienischen  Hautpflege  im  Sinne  der 

Kriechen    auch    für  prophylaktischen  Schutz  vor  Allgemcinerkrankungen  erheblichen 

Persönlichen  Nutzen.    Die  Kosmetik  der  Haut  gehört  für  Aerzte  geradezu  zum  Handwerk. 

Bo  ist  die  Pflege  der  Hände  ausserhalli  der  Zeit  ärztlicher  Manipulationen  für  Chirurgen 

fcirh  unser  Meinung  widitiger,  als  die  forcirte  Misshandlung  der  Hände  allein  für  den 

Boment    der    Operation.      Regelmässige    Bäder,    Douchen,    Salbenkuren    der    ganzen 

BCrperhaut  mit  Lanolin  oder  Wachspasten-Va.selin-Crenien,  die  Verwendung  aetherischer 

Bele  bieten  neben  dem  wahrhaft  aesthetischen  Genuss  eine  Garantie  zulänglicher  und 

Ibrgiebiger    Hautfunction.     Unsere   Körperhaut    vicariirt    für  Athmung.    Nieren-    und 

Darmthätigkeit,    sie    ist    ein    Aufnahme-    und    Ausscheidungsorgan    von    ungeheurer 

Wichtigkeit    und   ihre  Pflege  bietet  ein  gro.sses  Feld  von  Stoffwechselanregung.     Die 

regelmässigen    kalten  Douchen    sind  unser  souveränstes  Mittel  zur  Energiesteigerung 

aller   nervösen  Functionen,    ihr  sinngemä.sser  Wechsel    mit  warmen  üebergiessungen 

bietet  die  beste  Garantie  für  die  normale  Einsteihmg  imd  Anpassung  der  VasomotonMi 

au  die  nöthige  Breite  der  Reizi)arkeit.    Das  ist  der  Sinn  der  sogenannten  .Vbhärtimg. 

Für   die  Hautanaemien  ist  hierbei  zu  individualisiren  und  localisiren.     Der  Kampher 

in  Form  von  Salben  (1  :  10),  bisweilen  auch  in  Substanz  (Aufstreicben)  ist  dabei  ein 

souveränes  locales  Mittel. 

K     Das  Lanolin  (Liebreich)  und  der  ihm  älinliche  Wachsvaäelincreme  (Schleich) 


Illaiitaiiaeinie 


—     nW     — 


lliul. 


sind  Pracparatc,    weicht'  der  iiormalf-u  Hiiiitf.'iljidi'cl«^    auf  das  Kerne  aagq^^ 
Zusätze    aller  Art    (Kainpher,    Bor,    Menthol,    Ichthyol,     Zink)    b«kira|ils  " 
gleitenden    Paraesthesien.      Für    die    Iflstigen    Formen    jnckendpr    H' 
die  Anwendung  der  Marmor-Wachsseifo  am  wirksamsten    gefunden    " 
welcher  auch  Vollbäder  von  aiusgezeichneter  hygienischer  und   thenqieuuKtii  I 
samkeit  zu  empfehlen  sind. 

Die  Anaemie  der  erfrorenen  Theile  ist    dnrch   Schiipobadtir,  \"n««hli|5«,  J 
Waschungen,  Collodiumpinsclungen  und  ähnliche  Massnahmen  zu  bekümpfa 
all    gilt    es,    durch  Hautreize    den    normalen  GefSsstonas    und    das  SpiH  A»1 
motoren  zu  erregen  und  in  Function  zu  erhalten. 


HantCfstlcerken  sind  ilurch  das  Auftreten  kleiner  Tumoren  von  der  Grösvr  «ino  K 
bis  zu  der  einer  Kirsche,  einzeln  oder  sehr  zahlreich,  über  200  (Wolff),  Ob«  KW  Iliw 
reaux),  im  Upterhautzellgeyrcbc  sitzend,  charakterisirt.  Häufig  sind  auch  0 
gleicher  Zeit  in  den  Orjfanen  zu  linden.  Die  Tumoren  sind  harter,  kuorpelartiftr  i 
im  Zellgewebe  verschiebbar.  Sie  rufen  keine  Schmerzen  hervor,  sind  auch  aot  '.' 
empiiudlicb.  Sie  sitzen  häufiger  am  Oberkörper  und  befallen  die  Bengrflä<:tie&  r; 
Streckseiteo.  Die  Krankheit  verlauft  meist  latent.  Manchmal  geben  die  l'atiestra  u.  ci( 
an  Uebelkeit,  Mattigkeit  oder  rheumnliscben  Muskelschmerzen  leiden.  In  der  Bul 
Knoten  immer  eine  kugelige  Form,  die  flaut  darüber  ist  nicht  verfirbt, 

Diflerentialdingnostisch  sind  in  Betracht  zu  ziehen:  Buboncn,  Drüaeogcsch»ül^'-  '  " 
Oummigeschwulstc,    Atherome,    Molluscum    fibrosum.     Die    Prognose    ist  güntti;,  ' 
Cysticerken  der  inneren  Organe  vorhanden  sind,  wa^  nicht  immer  leicht  uachiiir 

Das  Hauptgewicht  ist  auf  die  Prophylaxe  zu  legen.    Da  der  Cysticijrci- 
bei    an  Bandwurm    leidenden  Patienten    durch  Sclbstinfection  entsteht,    »o 
.\uthelminthicum  zu  verabreichen.     Von  inneren  Mitteln  gegen  Cysticer^ 
zu  erwarten,  wenn  auch  Duguet  bei  einem  rheumatischen  l'atieuten   ; 
Natrium    salicylicum    in    6  Monaten    alle  Knoten    geschwunden    sah.     h^r 
leistet  jedenfalls  bessere  Resultate.    Brocn  hat  die  BLisen  punetirt  und  dru  i 
Davaiue  empfiehlt  Punction  der  Blasen  und  fnjection    von   Alkohol   oif  ■-    ■ 
ist  vorgeschlagen,    zu    punctiren  und  Sublimat    in    die  Blase     einzuspr 
Tumoren  nie  gross  werden,  so  kann  auch  die  Blase  vollständig  entfenn 


Hantcchlnokokken  dürften  operativ,  wie  Hautcysticerken  esstirpirt  werden. 


WflIIT 


»"i'T 


Hautemphjsem.     Bei    dem  Emphysem  der  Haut    ist    in    fast  allen  pAllen  ü' 

(Jas.insammlung  da.s  lockere  Zellgewebe,  nicht  die  Haut  selbst, 
untf'r  (icr  Haut,  iii  den  F.iscien  und  zwischen  den  Masknln,  wäli- 
Cuti.s  selbst  .s^o  gut  wie  niemals  der  Sitz  der  ,,Windg<*schwuL'*t" 
liehe  Gehalt  .an  el.istischen  Fa-sem  dem  Eindringen  (1er  Luft  erb«  ■ 
entgegensetzt.   Es  giebt  vier  Möglichkeiten  des  Auftretens  von   freiem  Oa» 
1.    die    Ansaugimg    der    AussenUift    in    eine    Gcwebslücke?     2.    der  Id 
Athiuungsgasen  in  die  zerrissenen  Gt'wclismaschen;  3.  der  üebcrtritl  von  Vi 
ga.sen    in    dieselben;    4.    die  Entwicklung  von  Zersetzungsgasen   beim  G 

Alle    vier    Formen    setzen    eine  Continuitätstrennung   der  Gewebi-   »or 
gleichzeitig  vorhandener  oder  fehlender  Communication  mit  der   »■-^-•■i"f' 

Wenn  trotz  einer  eomplicirten  Fractur  mit  dem  betreffcndf  i 
passive  Bewegungen  vorgenommen  werden,  so  können  dit-  Fr:i. 
mit    den    flottirenden,    zerrissenen,    Luftbuchten    haltenden    \V»i  ,. 

punipenartige  Saug-  oder  ("ompn-ssinnswirkungen    ausüben,    wodurcli  m  'i'« 
Bindegewebs-    und    Muskelbiindel    Luft    hineingepresst    wird       OltMcb«"  Mi 
wirken    dann,    wenn   bei  Weichtheilswundnn  über  Gliederhen 
Achselhöhle)  durch  forcirte  Bewegungen  der  darunter  liegend' 
appar;tto  die  Luft  mit  scbliirfeiulem.  pfeifendem  Geräusche   in  den  WumttTirfcKff 
Ent,<tehen    biftvenlünnter  Bäume   mit  ziemlicher  Gewalt   hineinstürzt.     IH* 
wirkt  in  beiden  Fällen  wie  eine  Luftpumpe,  sie  verdünnt  in  theilwetse  ab^^ 
Räumen  die  alnios]di;ierisi-h(>  Luft;  liei  ueuer  Bewegung  wird  solch'  ei"  fi*«"™"' 
geöffm-t    mid   der  Luftdruck   presst  Gas  in  die  Gewebsuiaschon.     A'' 
völliger  Beendung  der  Trachentomie,  d.  h.  vor  der  letzten  Ph.ise  dei- 
Tracbcalscbnitti,  durch  Inspiration  hei  verschlossenem  Laryux  die  Ln' 
Larynx  so  verdünnt,  dass  die  .\ussenlnft  tief  in  die  pcritrachoalcn  nnil  mfi- 


[HHulmipliysi'in 


-    m\    — 


Haii(i'iii|ili}.spinJ 


I 


Ini-ki-rcii  Zellgt'Wulif  ciiigeschlnift  wird.     In  Itoidcii  riilleii  isl  also  die  Aufiialtmu  von 
Luft  die  Folge  t'iner  gleiclisain  iiispiratorisclicii   Luftdrucksteigerung. 

Sind  die  Athuiiingsorgane  direct  mit  in  die  C'ontinuitätstrennung  einbegriffen,  so 
ist  die  Kntsti'liung  des  (iewobsenijihysems  theils  inspiratorisch,  gewfibnlich  aber 
expiratorisch;  letzteres  natürlich  am  stärksten,  wenn  etwa  die  Kxjjirations- 
bewegung  gleichzeitig  die  f'omnmnication  der  Wunde  mit  der  Anssenltift  veiitilartig 
verschliosst.  Verletzungen  der  Lunge  selbst  mit  und  ohne  F^ntwicklung  eines 
Pneumothorax,  Stiche  und  Risse  des  Kehlkopfs,  der  Trachea,  ja  des  Phar)'nx  können 
solche  Emphyseme  in  der  Haut  sichtbar  und  fühlbar  machen.  Auch  ohne  äussere 
Wunde  kann  bei  Lungenzerreissung  Emphysem  durcli  forcirtes  Athmen,  am  Halse, 
im  Mediastinum,  lilngs  den  Lungenwurzeln  nach  vorherigem  interstitiellen  Lungen- 
empliyseni  entstehen.  Solche  „Luftkröpfe"  sind  beim  Pres.sen  der  Kreissenden,  bei 
Diphtherie,  Keuchhusten,  Trachealfremdkörpern,  bei  Ertrinkenden  etc.  beobachtet. 

Treten  ("ontinuifiitstrennungen,  sei  es  mechanischer,  sei  es  entzfuidlicher  Art,  an 
den  Verdaunngsorganen  auf,  so  können  die  faecaien  Gase,  meist  Schwefelwasserstoff, 
ebenfalls  in  rlie  Nachbargewebe  eindringen.  Bei  den  fixirten  Organen,  Dickdarm, 
Colon  ascendens  uml  descendens,  Magen,  wird  natürlich  die  Ausbreitung  der  Gase 
meist  den  retroperitonealen  Gewi'l).sbüiidelii  folgen,  weil  die  vorderen  peritonealen 
1 'ecken  mit  der  Batieblu'ihle  in  solchen  Fallen  frei  comroiniiciren.  Doch  kann  durch 
vorherige  peritoiiitische  Verhithung  auch  hier  in  die  Adhaesionsmembranen,  in  das 
angeldthete  Peritoneum  und  in  die  Bauchdeeken  der  Gas.strom  eindringen.  So  wurde 
nach  einer  eitrigen  IVrinietritis  mit  Darnianlöthung  und  Nekrose  der  Dannwand 
ein  Kothabscess  mit  (iasfüllung  mitten  auf  dem  Abdomen  beobachtet  (Schleich). 
Bei  Vorletzmigen  der  Verdauungsorgane  bilden  sich  allerdings  meist  nacJi  hinten 
zu  die  Ein[)hysenie,  ebenso  wie  sie  auch  nach  Perityphütiden  mit  Perforationen  bisweilen 
nach  rückwärts  vordringen.  Ja,  hier  kann  es  zu  einem  paradoxen  Pneurnnthorax  kommen, 
indem  die  aufwärts  dringenden  Darmgase  nach  Perityphlitis  thin*li  das  Zwerchfell 
aus  subphreni.schen  .\bsccssen  in  die  Brusthiihle  gelangen  un<l  diese  füllen:  dann 
besteht  ('[leumothorax  ohne  Lungenverletzung.  Eine  hitutige  l'orm  vnir  Anwesenheit 
faecaler  Gase  im  Gewebe  entsteht  bei  Incarcerationen  von  Intestinal-Schlingen  mit 
Gangraenescenz  der  Intestinalwand.  Femer  kann  es  iii  allen  Formen  von  Kothtistelu 
vor  ihrem  Durchbruch  durch  dio  äussere  Haut,  also  auch  bei  FistuU  aui  incompletu 
interna,  zur  ti;isbildung  konnuen. 

Eine  andere  Form  von  Gasentwicklung  im  Gewebe  entsteht  durch  Zersetzung.  Hier- 
her dürften  auch  jene  Formen  vnii  Em])iiysem  im  Gewebe  zu  rechnen  sein,  welche  in  un- 
mittelbarer L'mgebiing  der  Luftcanäle  bei  inneren  oder  äu.sseren  Verletzungen  sich 
entwickeln  können:  nach  N:isenbein-,  Siebbein-,  Stirnltiphlen-, Processus  mastoideus-,Oeso- 
phagus-Traumen.  Es  ist  wahrscheinliciier,  dass  die  Luft  hier  mehr  als  Zersetzungs- 
inonient  wirkt,  als  dass  durch  in-  oder  e\i)iratorisches  Einpres.sen  die  Aufnahme  der 
Luft  direct  erfolgt.  Solche  Zersetzungen  können  überall  stattlinden,  wo  Gewebe  unter 
Blutaustrift  zertrfinnnert  sind.  Fischer  hiilt  sie  für  die  Folge  einer  Entgasung  des 
Blutcoaguhans;  er  koimte  Emphysem  experimentell  erzeugen  durch  Einspritzen 
von  Milclisätire  in  subcutane  llaematome.  Die  entstandenen  Gase  enthielten  Kohlensilure. 
ThatsUchlich  ist  nach  subcutanea  Fracturen  ohne  jede  Aussenconmiunication  solche 
Gasliildmig  beobai-htet  worden  —  ein  gewissermaassen  aseptisches  Euiphysem.  Dass 
»lurrh  septisch-putride  Zersetzungen  Emphysem  entstehen  kann,  ist  allgemein  bekannt: 
Urininliltrationen.  .laucheansanunlungen  in  Höhlen,  Speicheldrüsen-  und  Pancreasdrüsen- 
zerfall,  Zertrfinunerungeii  von  Organen  in  der  Nähe  der  Intestina  (Leber,  Nieren,  Milz), 
putrid-phlegnionöse  l'roces.se  aller  Art,  kurz  alle  Fortnen  der  brandigen  Entzündungen 
können  zur  F^ntwicklung  von  Stickstoff,  Kohleirwiuiserstoff,  Wasserstoffgas,  Kohlen- 
säure, Anunoniak  und  Schwefel  führen.  Manche  dieser  Gase  sind  brennbar.  Ein 
bestimmter  Micniorganismus  hat  sich  bei  Menschen  für  diese  Form  des  eraphysema- 
tösen   Brandes  nicht  verantwortlich  machen  la.ssen. 

Das  Symptom,  durch  welches  das  Hauteniphy.<em  bemerkb.ar  wird,  ist  meistens 
eine  knisternde,  schwappende  Emjjfindung  beim  Befühlen  der  knollig  emporgehobenen 
Haut.  l>ie  Luft  weicht  bei  Fingerdruck  in  Nachbarmjusrhen  des  Gewebes  unter  ge- 
dampft zischendem  Genlusch  aus.  Bisweilen  ist  ein  wirklich  marcanter  Tumor  vor- 
handen, die  „Windgeschwulst".  Im  Gesicht,  namentlich  an  deti  Augeididern,  kann 
bei  Emphysem  von  zertrümmerten  Alveolar-  oder  Nasen-  und  Stirnbeinlamellen 
äUisserste  Entstellung  eintreten,    wie  überhaupt    das  Emphysem    um    so  bemerkbarer 

0.  Llebralok,  Eiie;Uup>edi«.     U.  Bauil.  i)(j 


[UnutrmpliysGin 


—      5452 


Haathyppra-. 


wird,  jo  locki-rer  die  M.vxchcn  des  Hii)dep>webes  gefügt  siud.    Kürzt«,  «tmlfai  BaU 
gewtibe  (Planta,  Palma)    ist  für  Gas  impemieabel.    Die  Gefahr  eines   nicht  puuifl 
Einpliyscms  int  nicht  erheblich,    falls  es  nicht  wie  im  Media.*jtinuin   zu  im  iIiibIm  Ji 
Compressioiien    führt.     Anlftsslich  des  Todesfalls  eijies  Kindes  nach    DiphtüiifiiHM^ 
injectioti,  für  welchen  Luftembolie  fälschlich  angeschuldigt  wurde,   wur.'       " 
von    künstlicher    Eraphysembildung    an  Thieren   vorgenonimi-ii    iScli! 
nicht  im'^K''^'''.   ''i"  Thier  diu-ch  einfache  Luftinsuf flatioii     in     da 
Bauchhaut    oder    der  Musculatur    zu    tödten.      Die    hochgradigen    Lui        , 
langsam  resorbirt,  falls  sie  nicht  zur  Nekrose  der  Decken  führen.      Erat  gnmv  S«— ■ 
stilmnie,  direct  insuff^irt,  saugen  die  Luft  zum  Herzen. 

Anders  steht  es  mit  der  Entwickclung  putrider  Gase.  Die  progrediente  E» 
phvsembildung  ist  fast  stets  ein  Symptom  der  Sepsis.  Zum  Mindesten  führm  waA 
kleinere  Ansamndungen  innerhalb  zerfallener  Gewebe  zu  Abst-ess  und  I'hltgnOt 
Es  ist  eben  dies  Emphysem  nur  eine  Form  des  Brandes  und  zwar  di«?  |uniifil1iL^ 
Trockener  Brand  führt,  beiläufig  bemerkt,  niemals  zur  Gasbildung. 

Die  Therapie  des  Hautemphysems  hat  überall  für  Entweichung  des  Gas«  asi 
aussen,  meist  durch  Schnitt,  zu  sorgen.  Lungenwunden  dürfen  nicht  allzu  iafUkii 
comprimirt  werden.  Ueberall  muss  di»;  «Quelle  der  Gasbildimg  frei  mit  der  Aotfa- 
luft  ron-.muiiiciren.  Bt-i  progredientem  Emphysem  vom  Mastdarm  her  konunt  Diacvi« 
di'r  Sphinktflrcn  in    Frige,  bei    progredientem  Rauschbrand  der  Glieder  AmpotriiM 

Bei  der  Tracheotomie  mass  bei  breitem  Auseinanderhalten  des  Wundtrichten  a^ 
schnellem  Arbeiten  vorzeitige  Verletzung  der  Trachea  vennieden  werden;  <fi<aM| 
ist  nach  vfdliger  üebersichtlichkeit  des  Operationsfeldes  in  einem  Z<'"-  •■?  da»*' 
schneiden,  nachdem  vorher  durch  scharfe  Hiikcheu  die  Trac.healränder  .»  i<a 

Schnitt  zwecks  Auseinanderziehens  der  klaffenden  LaftrOhrenwunde  nn.'  .   >.     ^nil 

.-'  lii  »i.-a 

HanthrpcrAemte.    Gerade  so  wie  die  Hautanaemie  ein  Tlieileffect  der  ?■  ■!  HO/ä 

lecrr  ili's  Körpers  sein  kann,  so  ist  es  auch  möglich,  dass  eine  allgenn  .niB 

sonders  auf  dem  Hautorganc  sich  kundgiobt.   Dir  Stauung  oder  Fluxion  k  lutrr 

lieh  auf  der  Haut  und  zwar  hier  besonders  marcant  zur  Geltimg    koiiiin  ■•.  -  <U 

Formen  allgemeiner  Circulationsstörungen,  welche  hier  in  Frage  komiueu,  zei|;v!n  iaad 
noch  eine  be.sondore  Bevorzugung  gewisser  l..ocalit:1ten,  an  denen  be.sonden.-  IltspMitiMM 
noch  hinzukommen,  um  gerade  an  ihnen  den  Allgemeinzustand  am  deutlirlurtm  ^fl 
xuprflgen.    Auch  hier  muss  active  und  passive  Hyperaemie,  nervöse  und  nxxhsniMifl 
embolische,    thrombotische,    entzündliche    mid    statische    Hyperaemie    gcraadert  ifl 
trachtet    Werden.     Alle    diese  Formen    künnen   natürlich  bald  mehr  allgemdii,  h^^ 
mehr  local  bedingt  sein.     Die  passive  Hyperaemie  der  Gesichtshaut  der  Cyaaolflflfl 
die  fluxion.lre  der  Alkoholiker  und  Deliranten,  die  nervöse  der  in  Ekstatie  befiodOdHl 
Maniaci  sind  Beispiele  für  den  voinehmlichen  Ausdruck  einer  aUgomein«a  Cimüiliilfl 
oder  Innervationsanomalie    auf   einem  Theile    der  Körperhaut  —  dem  des  AnlKl^H 
Die    flüclitige  Köthe    der  Scham    und  der  Furcht,    welche  nach  HyrtI  aucb  m  «^| 
hüllten    Körpertheilen    auftritt,    die    habituelle   Gesichtsröthe,    die    lividc  Vaiftiiafl 
constringirier  oder  embolisirter  Glieder  sind  solche  für  die  rein  nenösen  und  oMefcafl 
sehen  l'rsachen  der  HauthyjKTaemie.    Und  für  die  übrigen  Formen  kann  fast  Ji«  p- 
snmmte  Pathologie  der  Haut  unzählige  Beispiele  tiefem.    Vom  Erysipel,  vou  deu  acnlM 
Exanthemen  mit  diffuser,  fleckiger  und  punktförmiger  Hyperaemie  bis  zu  d«!n  dnmt- 
Scripten  hyperaemiscben  Zonen  um  Insectenstiche,  Acne  und  Furunkel  giebt  es  m  Hi^ 
von  Reizungen  der  Haut,  welche  zu  abnormer  Gefässfülhuig  führen.    .\lle  Fonnaa  «vfl 
Hautkatarrhen,  Erytheme.  Ekzeme,  und  Hautphlegmonen,  Furunkel,  .\ntbnu.  Lyiqik- 
:ingüTtis,  Phlebitis.  Erysipelas,  alle   Fonnen  der  angioneurotischen  Reizung  iQf«rtifi«r 
Oller    tiixischer  Natur,  Herpes,   Exanthem,  Urticaria,  Varicellen,  Variola,    (rmtr  4k 
Kerato.'H.-n,  Ichthyosis,  Liehen,   die  Chromatosen,  Chloasmata,    Ephetides,    NmtL,   4» 
InKItrate,   Lupus,    Lepra,    Rhinoskicrom,  und  die  echten   Ge-  AMtgktm,  Epi- 

theliom, i'arcinom,  la.ssm  sich  miter  dem  Begriff  der  Hautli\ ,  ^mnnirrü    >» 

n.-ich  dem  Grade  der  <>efässreizung  kommen  hier  alle  Stadirn  der  .v-ti\' 
t  irculalionsstTinuigen  zur  Beobachtung.     Es  ist    nicht    möglich,    '<-l  '■  •     j_ 

in    ihren    FarlMrnschatlirungen,    wie    dieselben    fast   jeder    H.intk  h««a«d^| 

.  :.„)    m  schildern.     An  der  Hand  differeiitial-^liagDOstischer  l^>-ii.i<  nituifca  *i>H 
Mteichnct.  d 

i>ie  ri:iniiiu  i!.l<    Kötbo   der  Entzündung    ist  bedingt  durch  das  roichUcbv  fa  4r 


iiitliypprai'inir 


r,fi3    — 


Haiitli)peraciiii«>J 


[C:i|)ill;tri:'ti  iler  H:mt  s^tiömoinlu  urtcrit'llu  Blut,  pcdrimpft  und  bi-somlurs  aü:ii>eirl  diin-li 

Mii>    individuelle    Piguicntirung    und    durch    di'U  HoHpx    der  tninsjiarentfn  Kpideraiis 

nber  den  Gefäss.sclilingen  der  Pnpilli'n.     l)i»?se  Dcfksidüi'lit    üiior  den  Cnpill.'ireu  bp- 

kinflusst  in  ihrer  gleichzeitif^en  pathologischen  Alteration  im  NVesentlithiMi  die  Farben- 

MifTt-renz    der    au    sich    zicnilidi   gleichiuässigen  Farlje  dos  Blutrothes.     Ks  kann  bei 

mer  Kutzündung    das  Bild  vom  hellen  Zinnoberroth    bis    zum    gelblicheren  Roth  des 

Kupfers    sehwanken.     Am    reinsten    erscheint    das  I'^ntzündungsrofh    bei    den    acuti-n 

JExantheuien    im    Beginn,    bei    denen    noch    keine    grössere    t^ucculenz,    kein  Oedem, 

■teine    Schuppung    die  Transparenz    der  Homschicht    trübt.      Auch    bei    den    rothen 

■Bändern,    welche    die    Stranglymphangoitis    über    die    Glieder    zieht,    ist    e.s,    wie 

pei    den  Exanthemen    ein    weiches,    nicht  reflectirendes  Roth    ohne  pralle  Spannung 

Ber    Decken,    das    die    .\nweseiiheit    des    Reizes    hervorruft.     Bei    den    acuten    Ex- 

■nthemen    konmif    der    typischen  Farbe    die  constante  Fonn  zur  Diagnose  zu  Hfdfe. 

Während    beim  Scharlach    die  Ktlthung  kaum  jemals  gleichmilssig  über  grössere  Be- 

kirke    etablirt    ist,    sondern  sich  bei  scharfer  Analyse  in  eine  Summe  von  einzelnen, 

■ichtgedränitteu  P'leckchen    aufl5sen  lilsst,    welche  in  einander  verschränkt,    verfilzt, 

kerschwimmeud,   wie   durch  Pinselzflge  verstrichen  erscheinen,    so  zwar,    dass  weisse 

Tlecke  und  Stri<'hp  normaler  Haut  unregelmfissig    hinein  gesprenkelt  erscheinen,    ist 

das    Masernroth    der  hyperaemischen  Haut    iu  einer  mehr  distincten,  grössere  Haut- 

Bfichon    freilassenden    Weise  gruppirt;    es  sieht  mehr  wie  aufgespritzt  aus,  wälireiul 

fcei     Scharlach     gleichsam     ein    Abklatsch     eines     farbigen     Blattes     stattgefunden 

Bu    haben    scheint.      Bei    Masern    Gruppirung  rother  Flecken    zu    unregelniSssigen, 

landkartenartigen   Gebilden,    bei  Scharlach  Confluenz  unzfihliger  kleinster,  manchmal 

■ehr    marcanter  Stippchen    und    leicht    livider  Knötchen,    die  erhaben   sein  könniii. 

'^'ärc  man  auf  das  Exanthem  allein  angewiesen,    müsstc    es    oft  schwer  halten,  eine 

dritte  Form  acuten  Exanthems  vom  Scharlachroth  zti  unterscheiden:    die  des  Typhus 

exanthematicus.     Bald    sind    nur  wenig  leicht  livid  tingirte  Flecken  vorhanden,  bald 

ist  es  f'in  grosser  Bezirk  der  Haut,  daim  meist  dunkel  übertüncht,  manchmal  am  Rande 

eile  Ecchymnsen  (Typlius  petechialis)  aufweisend.   Das  Roth  der  syphilitischen  Exan- 

eme  spielt  ins  düster  Bräunliche,  Kupfen'othe,  der  Farbe  des  geriiucherten  Fleisches 

nlich.      Obige    acuten    Exantheme    ausser  jenen    mit    Haemorrhagie  complicirtcii, 

harlach,  Typhus  pete<'hialis,  Variola,    verschwinden   auf   Fingerdruck,    bek.'Uiutlich 

as  Syphilid  nicht.     Leicht  kann  die  röthlich-liratme  Hautefflorescenz  des  Syphilides 

it  einer  Form  des  Liehen,    nilmlich   dem  Planas,    ver^vechselt  werden.     Bei  beiden 

t  der  Farbton  äludich,    weil  die  wachsartige,  knötchiMiförmige,  mit  hellrothem  Hof 

umgebene,    ein    tiefes    Bläschen    zeigende  Gestalt    des  Liehen    hier  verflacht,    wenig 

prominent    imd   unmerklich    gedellt  erscheint.     Fls  ist  wie  überhaupt  bei  Liehen  der 

genthflndiche  Wachsglanz    über    dem    nithen  Knötchen    gegenüber    der    gleichsam 

estäubten    nicht    refli'ctireudi'u    Oberfl.'iche    bei    Syphilid,    ferner  die  Delle  und  tlie 

olygonalitiit  der  Begrenzungen  desselben   gegenüber  der  Gleichmässigkoit  der  •  »bcr- 

iäche  und  der  Bogenbegn>nzung  der  syphilitischen  Exantheme,  welche  hier  zur  Difl'e- 

ntialdiagnose  verhilft. 

Auch  manche  Formen    der  Psoriasis    kr>nnen    im  Farbton    des  Hckerbrannen   bis 

upferfarbenen  beiden,    dem    Liehen    und    dem  Syphilid,    gleichen.      Bei    Psoriasis 

cht  natürlich  die  starke  Schup]»ung  über  dem  Exanthem  im  Vordergrund.    Formen 

•on  Psoria-sis  punctata  sind  freilich   leicht  mit  Liehen  [)unctatiis  zu  verwechseln,  aber 

auch    Psoriasis  diffusa,  Eczema  diffusum  chronicum    und    confluirende    Lichenformen 

können,    was    die    complicirende    Hauthyperaemie    anbelangt,    sich    ausserordentlich 

nhneln.     Wachsglanz  der  di.sseminirten  Knötchen  t)ei  Liehen,  Schuppung  bei  Psoriasis, 

Bläschen-  eventuell  Borkeiibildung  und  Nüssen  bei  Dermatitis  und  Eczema  chronicum,  das 

yind    die  sichtenden  Unterschiede.     Ganz    gleichmilssig    und    „rein    entzündlich''    im 

Farbenton  stellt  sich  dir  Flyperaenne  des  Erysipels  dar,  nur  .am  Rande  ist  es  gezackt, 

gefranzt,  oder  im't  llanuneuden  Zungen  eingefxsst.     .\uch  erscheint  das  sonst  weiche. 

sammtcnc  Roth  beim  Erysipel  .seitlich  beleuchtet  glänzend:    von  der  Spannung    und 

«lern  Oedem  der  Haut.     Das  ist  in  noch  viel  grösserem  Maasse  der  F:ill  bei  der  rein 

ctuidären  Hauthyper.iemie  über  Eiter-,  Gicht-  und  phlebitischeu  Henlen. 

Ganz  den  Eindnick    wenigstens  eines    beginnenden   Ery.sipels    kann    die  Lyniph- 

lüigoitis  diffusa  toxica   machen    (Schleich),  die   meist   an   den  Fingern  von  Köchen, 

Kellnern,  Wirthschafterinneii  vorkommt.     Die  sehr  schmerzhafte  .\ffection  bildet  eine 

»othlaufähnliche  Röthung  der  Finger-  imd  Handrückenh.iut,  die  scharf  absetzt,  sulzig 

[  8ß* 


[llaiitliyporaiMnir 


—     öiU     - 


llaalk] 


glilnzciul    orsolioint,    k-ii-bt    ins    Klfiulii-ho    spielt    iiiul    (ant   aiisiia!nn"l"~    ■'  ■••'"■  ^- 
letzuiig  .111  Soüfisi'hpii,  Austprn,  ^?oelnlIS^•helll,  Krvbsi'n  und  Huiuuiem  < 
niftn:ils  sehr  progredient,  ist  dunkler  als  Erysipel,  schmerzhafter  un 
jiic  Haut  d;iriil)er  erscheint  glasig  transparent  wie  mit  dünnem  Collo> 
zogen,  hier  und  da  leicht  eingesprungen  oder  auch  nur  eingebogen,  .-tr. 
logen.   Sie  ist  sehr  ilhnlich  dem  gr^'issere  Flächen  überziehendi-u,  atuT  i 
Erysipel  hin  und  her  wjuulerndcn  Krytheni  nach  NVildinfeclion.    F>i'  i .  ,. 

Formen  der  entzündlichen  Haulhyperaemie  sind  oft  schwer  zu  uiii  i 

moMilsen  Röthungen  und   wenn,  wie  nicht  selten,   ein  hnriigr.-uJi^ce«   u.'<l 
Handrückens  sich  hinzugosellt,  so  kann  man  für  den    nichtkiindigcu   Ar. 
lohnen  einer  Op<'ration  in  den  Ruf  der  Lt-ichtfertigkeit  gelangen.      [>ies<>  Ihnf» 
aber  stets  durch  Ruhigstellen  und  (^uecksilberiuunction  sponL-ui  zurück.     Mu 
sie  aber  erkennen,    um  eine  sichere  Progno-se   trotz  Zuwartens  tu    stcllm.    tht  «•] 
F.'Ule,    hei    denen  Kurpfuscher  ,.ohne  Operaticu-*  heiieu. 

Die  Rfithung  über  Lyniph-    oder  Yenenthromben    wird    als  solche  lci<iit 
durch  l'alpation  iles  soliden  Stranges  in  und  unter  der  Haut.      S   '  l.nell«! 

sehr    diffuser    unil    erysi)>elxsähnlicher  rrogredit-nz  entsteht  an    -  ^ipen  i 

nientlicb    an    dem   Scrotum   oft    gelegentlich    einfacher    Furunculoī*    oder 
angoitis,    welche    I'atienten    und    .\rzt    bisweilen    unnötliig  >>o-surgt  maeliea. 
die  Folge  einer  gerade  hier  excessiv  gesteigerten  Reizbarkeit  der  Haut,   wie  dirfl^ 
schichti'  der  Kk/enie  dieser  (iegenden  beweist. 

Schwieriger  als  die  (iruppe  dieser  rein  activ  hyiieraeuiischen  Hautrirbuoen  tli«  1 
wenn  m.in  auf  die  Farbe  allein  .ingewieseii  wäre,  die  den  Hpri»-^  ''i..  !rbth«CHi>,  fr  |] 
('hlo:ismata,    die    Infiltrate    und    die  Tumoren    begleitemlen    H.v  .-miMin*! 

kennen.  Zum  Glück  giebt  es  hier  sicherere  und  typi.schero  Anii.ta.- 
dom  St-tuimg  uiul  Stase  mit  der  Entiündutig  sich  compliciren,  je  ». 
tioDeii,    Kffloresoenxen,    trockene    Secrete,    Bürkeubilduiigef)     d.i.s     I  ,ii  .- 

um  so  mehr  vei^schwinilet  d.-js  reine  Roth    luid    wird    überl«'int    von  n  i» 

genannten  (\)mplicationen     M.in  wird  nicht  leicht  in  die  l.a|;>'  - 

Sdasic    caverufiser    Venen    gebildetes    Muttcrm.al    mit  irwri'l 
lauthyperaemie  xu  verwechseln:  F.irbenton  und  •' 
genug  Handhab«',    Auch  die  Verwechselung  von  Fl' 
lach-Kxanthemen  wird  wohl  nur  einer  Mutter  oder  ein« 
bei  denen  die  .\ngst  die  Erfahrung  übcr»i».'t      Hi»    1' 
itrr  HaiitaflTeotiouen  so  zureichende  und  < 

erübrigt,    hier    iK'tails    zu    gel^'n.     Ein  b-.-.-  ....   ■. 

hyprr.aemien  in  ihrer  AbhAiigigkeit  von  der  l:  lu-it  dw  \  -.d<<ckr  I 

die  Verbrennung  und  Erfrierung.     Hier  V' 
fQlluDg  bis  zur  völligen  F.ntblössung  der 

frirruuf:    hÄll    sich    die  Hautby per»emie    uutu'  '■''■i^'g'""  Juckui  .itn^x. 

chroüiscbrT  »h  die  der  V«'riirciinuii?.  wektn»  sich  tasiek  ««tfläch:  ,  rarh  I 

in  die  FolgrjiisUUide  E\5ii''  -no,  Katarrh,    Sias«    in 

ii)£|>ringvn  gtnrigt  Lm.    H     .  ^maotta   Gtadn    der 

(Temp«rMurM)  auch  über  0  Grad  können   ixn  fUno)   bwfia^cn    : 
a<>inL«che  Form«»  der  Erfriniin^    welche  sieh  hfichitWiB  iww-li   mit   ^ 

Pte  übrigt-n  .\rten  d«r  raHnie  aittd  akht  rar. 

mit   llyprrplvirn  der  Pap...-.  »■.  ,.vx,    der  Dri««Tic"'"i-'"  ■.. ,    i.^.iur^atM 

thvib    mit    IMgmcntbildung,    Sta^m,   ThrMihaaKi  tTatänaoo,    tük 

Mtigen,  kaUotülea  and  albonünteMi  DtigwmHi— c  >ti«^  dtr  tut 

Ren  die   Hflhe,  Ua  la  irakfcar  der  vaaaaUn  vut'  Cräei« 

rehctfilhniC  attt««<lrt«>.     Daniai  pehfireti  die  eeas<-cauvc:i:  ^"»*faiif  aodi  akhti 
«alcr  de*  Becriff  der  llai(di>|>cfaraie. 

Far  dir  Thera|Mr  der  Haathj^ccMaie  ist  in  o<«>Ih» 

Ar  4m  Tom»  der  UOataiarM  ni  «oipiehlca  aar.    i 
Mittel  WBi^fhh  OA  der  Fotl&UI  all- 


UnenuMchlaM,  tawriiche  ]|cdicaaM»tira^\  mre  «hrrka 
aN>hr  pwia  •»  alaaiithta  Zosttadr  n  hiaturn  ia  Staade  . 
srhea.    ftaiar  kaan  ■«  m  mv^hm  4ank  iaawr  Kttri 
Baal  eiagtaiikt  wodm.    Antatk,  Eij^tia,   Ilidr1i«> 


dm 


».'^•11      W*» 


fauthyporacnup 


—     56n     — 


ttcdom] 


iMtürlifli  alli'  in  vor.siclitigi-n,  glpichsam  ta.stpndcii  Anfangsdoseii  aiigowanilt.  tiegi.>n  die 
fentzüiHlliclieii  .Si'hinerzfn  ist  Eis  das  souveritiie  Mittel  (Vorsicht  wegen  Gangraeii!). 
Sei  Vfrlirciimiiigcn  wirkt  Wachs  als  iJuckt;  am  l)üsteii  schiiierzlitidcriid.  Das  •luckpii 
^ntzündüchiT  Haiitsteücn  kann  durch  Menthol  oder  Kaiiipher  in  Substanz  gelindert 
irerden.  Die  lyniphaiigitisdie  Höthung  ist  durrli  HuUe,  Suspension  und  Quecksilber- 
kpplicatinn  zu  l)i'kJliiii»f<'n,  auch  Ichthyol  wirkt  lici  i^yniphaiigitis  diffusa  toxica  gut.    l>ie 

^antheniatischon  Hauth\])craemioii  bedürfen  meist  nicht  der  besonderen  Pflege.  Viel- 
fach kann  es  aber  geboten  sein,  sie  zu  bepnrlerii,  um  künstlich  die  Kpiderniis  ül)er 
Jeu  prnliget'üllten  I'a])iilen  /,ii  verdichten.  |)aa  empliehlt  .sich  auch  bei  l^erinatitis  untl 
^kzem  im  Beginne,   man   kaim   dann  oft  die   Bluslegung  des   Coriums  Vfrliüteii. 

Eine  besoiuters  .sorgfältige  Fliege  nuiss  nian  jenen  neuroparalyti.schen  Hyperaeinien 

iigedeihen   lassen,  die  als  Vorboten  des  iJecubitus*  sich  zu  erkennen  geben. 

SCHLEICH. 

n%)  SUdt  iD  der  Soinemnndang,  krkftigrs  Scebail,  mit  Eiiirjehtaiigi>u  fUr  wanni!  Seebliler.  In  der  NUiii  du 
tocbad  St.  Adresse.    Saifton  Anfang  Juni  bfj>  Anfang  October. 


bephrenie,  eine  besondere  Form  von  P.sychose  (Kahlbaum  nnd  Hecker),  deren  wesentliche 
liaraeteristica  sind:  .'\usbruch  im  Anschluss  an  die  Tubertät,  successlves  oder  wechselndes 
auftreten  der  verschiedenen  Zustandsformen  (Melancholie,  Manie  und  Verwirrtheit),  enorm 
chneller  Ausgang  in  einen  psychischen  Schwächezustand  und  eigenthümlicbe  Korm  dieses 
Penninalblödsinns.  dessen  Anzeichen  schon  in  den  ersten  Stadien  der  Krankheit  sich  or- 
ftnnen  lassen.  Die  Prognose  der  Krankheit  ist  daher  eine  ungünstige.  Es  giebt  jedoch  Fälle 
Dn  Pubertätsirresein,  welche  man  zur  Hebephrcnic  rechnet,  die  mit  Heilung  enden,  und  es  er- 
cheint  zweifelhaft,  ob  es  gerechtfertigt  ist,  die  ungünstig  zum  Terminalblödsiun  verlaufenden 
fälle  als  eine  besondere  psychische  Form  herauszuheben,  welche  übrigens  von  anderen 
lutoren  (Kraepelin)  als  eine  Form  der  Dementia  praecox  bezeichnet  wird.  Die  Therapie 
tner  Zustande  wird  io  der  Regel  eine  Anstaltsbebandlung  erfordern  und  nur  ausnahmsweise 
ei  besonders  günstigen  äusseren  Verhältnissen  eine  mit  grossem  Kostenaufwand  durchzu- 
ihrcnde  Behandlung  im  Hause  oder  in  einer  Pension  gestatten.  Allerdings  bringt  gerade  in 
Besen  Füllen  das  Zusammensein  mit  anderen  Geisteskranken  Scbädlicfakeiteo,  welche  den  Ver- 
kll  der  geistigen  Kraft  zu  beschleunigen  geeignet  sind. 

HENPEL. 

l60inft  Pi>rs.  Pflanxen^atlong  auü  der  Farn,  der  Labiatae*.  UntorfaTn.  Satnreinar.  nahi<  vtirwandt  mit 
laturßjo".  Von  iton  12  amerikunmrbDn  Artnn  wird  rerwerthct;  H.  iiutugioidcs  Per».  (Mfliäsa  imleg.  L. 
kiaiphora  {•ulogiuldo»  Uesf),  FraucnniinAe,  amoriLani>icbiiit  Flubkraat,  ein  ficblankes,  einjHhrigvJi,  bi«  16  cm 
oheti  Kraut  vum  Au»äobcn  dor  b^i  nni.  luMmisfben  Calamintba  Aüinus  (lairT.  N. 

Herbd  Dedeomae  pulegioides,  Frauenminze,  als  Penny  royal  in  Amerika  im 
Bfus  als  Einmenagogum  benutzt,  enthalt  0,5 — l.OpC't.  von: 

Oleum  Uedeomae  pulegioidis  aethereum.  üil  of  Penny  royal  Ph.  ü.  S.,  eiu 
hrblo.ses  oder  schwach  gelbliclies,  an  der  Luft  dunkel  und  klebrig  werdendes,  stechend  ininz- 
ig  riechendes  und  schmeckendes,  neutrales  Oel.  Spec.  Gew.  0,948.  Rs  enthält  zwei  Ketorie 
^on  der  Zusammensetzung  r,oHjsO,  von  denen  das  eine  bei  1G8 — ITl"  siedet  und  mit  Hydro- 
rlamin  ein  Oxim  mit  Sdp.  44°:  Hedeomol  (Kermcrs),  das  andere  bei  206—209"  siedet 
ad  ein  Oxim  mit  Sdp.  55"  liefert.  Es  wirkt  excitircnd,  ähnlich  wie  Krauscminzöl,  wird  auch 
]s  Carminativum,  Emmenagogum  und  Abortivum  gebraucht.  Nach  grösseren  Dosen,  1  Theclöffel, 
eobacbteteWingate  Bewussttosigkeit,  Zittern,  tetanische  GlicdercootractioDen  und  Opisthotonus. 

J.  JACOBSOS. 

Vfn  L.    Pflanxengattong   aiu  der  Fain.  der  Araltaceae*.    mit    Lnftwurzeln    boeb    kletternde  oder  am  Boden 

riechende    Straucher    mit    einfachen    geliederten    BUttern.    Die    5x&bliKen    BlQthen    nach    der    Formel    Kb,    Cb, 

tfi,  (ib    gebaut,    XU    PoMen    oder    KOpfcheu    rcreint.     Die   wenig    saftiiCL-n    Beoren    enthalten  Samen    mit    ruuielig 

Jtigem  (ruminateni)  Nsbrxeweln*.     Bekannt  der  an  Mauern  und  BBumen  aufkirttemde  oder  lum  Belegen  Ton  nraV 

^Dgeln  beliebte  Epbeu,  H.  Hei  in  L..  mit  lederigen,  kahlen,  obenieite  dunkelgrilnen,  oft  hellgeaderten,  3  -•Mapptgeo, 

Un  den  hldbenden  Trieben    elrrirmigi-n  Blftttern.     BlUthen    grOnlieh    g4-lb.    Beereu    schwärt.     Wild    in  Wäldern    dea 

|re»tliehen  und  «ndlicben  Peat»chlnnds,  Jowie  in  SOdeuropa  and  dem  Orient      Liefert  au»    den  Stimmen    freiwillig 

utrstendes  Epheuharx,    Onmmi    reiina    Beilerae.    Aehnliehet   Han   liefern    H.  nmbellifera  DC.    auf  den 

olakk«n  and  U.  terebinthacea  Vahl  auf  Ceylon.  H. 

Hcdera  Helii  L.,  Epheu,  Lierre  commun.  besitzt  aromatisch  widerlich  schmeckende 
llütter.  In  diesen,  sowie  in  den  Früchten  rindet  sich  neben  Cholesterin,  Ameisen-,  Oxal-, 
Ipfclsäure  und  aetherischem  Oel  ein  Harz  Hederin,  ein  Farbstoff  Tarotin,  Hederagerbsäurc, 
itn  Glykosid  Heli-xin  und    die   toxische  Hederasäare,    welche    zu  0,02  subcutan  Frosche    nach 

oraufgcgangencr  r.,ähmung  tödtet  (Penzoldl).  Für  Warmblüter  ist  sie  weniger  giftig,  doch 
dnd  trotzdem  Todesfälle  von  Kindern  nach  Genuss  der  Beeren  bekannt  geworden.  Früchte, 
Me  Holz  zeigen  emetokathartische  Eigenschaften  und  wurden  wie  Sassafras  benutzt.  Blätter, 
jtiode  und  Harz  sind  in  die  Ph.  Gall.  aufgenommen.  In  frischem  Zustande  dienen  die  Blätter 
Verbftudmittel  bei  Verbrennungen    und    schlaffen  Geschwüren,    im  Infus   oder  Dccoct   als 

tcitans  bei  chronischen  Katarrhen  und  Scrofulose,  auch  als  Emmenagogum  und  Antiparnsitlcum. 


fHt'dera 


Da.s  üarz,  Uummi  ri-sina  Hcdcrac  Ph.  Uisp.,  wird  gleichfalls  als  RraRnoapctt.  < 
weise  aber  zu  Räuchcruiigeii  benutzt.  l ; 

Hi>dera|?orl)sX  u  r(*    wird    nelion    Hoderin-sUilr?    a»<    tlm    f:  n«il«r»  BlAl 

Oiindclifbo)    am    lf>icbtost4*n    al«    linttora^erbMaurc^  Bl<<i    als    -ic}.  ■:    «itell««.  • 

Schwefplwasfeprstoff  aorleift  wird.     Aniorphoi«.  sauer  rt'a^rt'iidfH  T'mI  j--  Ll«l»f  AvAI 

dittikolfrran  gefirbt  wird. 

Hpdi*rafilure,  CiElly,0|,  findet  »icb  in  den  E|>heuhlilttem  (liaries). 

Hcd vriiiAlnro   beisst  die  aus  den    frifoben  Satuen    von  Hedera  Ilelix  miU«!«!  A^lWr  ami  i 
atigeoe  8Uure.     Weiiue.  (tetdenartige,  Kemobluse.  kralivud  »ehiDvekcndv.  in  Xfmummr  und  A«thar  < 
ffifist  lOslicho  Nadnln. 

Holiiin,  Hedortül  jkosid,  C^HfjOi,.  aas  den  Bllttern  des  Ephcu  CH"-'! —   ■?■-.   _-. . -^  i— 
alkohuli^eben  Eitract.  nacb  Waschen  mit  kaltem  Benzol,  durch  Au fnebmen  mit  k- 
E«  bildet  seiden^tUniende  Nadeln,    die  unter  tjehwaeber  Fkrbnng  bei  tfH^***   «.■' 
Wafi*;er,  t.-blorofurm.  Lij^rutn,  «elir  wenif;  Iniilicb  in  kaltem  Aceton,  Bei.  ■ 
und  in  betSfien   Alkalien.     Beim  Erwilrmen  mit  TerdUnrtter  .ScbwefeläÄiir 
ningsrnhigcn.  aber  Feb  li  ug'achc  L(t»un^  rcduoirenden  Zucker  und  ein 
du  bei  3T8— 280°  schmrliende,  mikrotkoiiischa  Priimeu  bildet. 

sro 

Hpdwi^a«    Pflaniengattun^  au5  der  Familie  der  Bu rverace ae*.  ausfr^xoieUn«!  dtircL  4tlhii(« 
iiigen  SleinfrUcbten.     Die  fleiachiiten  Kotyledonen  sind  nnicefaltct.     H.  balaamifera  Sv.  Hu  t 
beiniischer  Baum   mit   geflederleu  HUttern    und   weisjten  BlUtben.     H«dwtgia    iat    aaeb    aiiui 
worden.  ft. 

Hed  wigiabaWam,  aueb  Bergineker  oder  Sc.h  woinabalaft  m  i^naoat,    AiektUmifn,  tm 
riechender  Haruaft,  soll  in  »einer  Wirkung  dem  Copaivahalaam  Rleiobkommett. 

In  Wurzel    und  Stamniriode    von  Hedwigia    baUamifera  Sw.,    dirren 
Indien  als  Fcbrifugum   benutzt  wird,    habrn  (iaucher,    Combemale    und  ' 
AlkaloTd  und    ein    in  Amylalkohol    lijsliches  Harz    aufgefunden,     welche    be 
Wirkung  zeigen.     Während  da.s  Alkaloid  Krämpfe  nach  Art  des  Str.vchn-- 
das   Harz  Sinken    der  Temperatur,   allgemeine   ascendircnde  Liihmung. 
cntlcerungcn,  Irregularität  der  Atbinung  und  Herzschwäche;   post  morU.;,.  .,.,,....- 
hyperaemic.     Das   vi'isscrige   und    alkoholische   E^tract    aus    StammriDdR    und  Vis»' 
Meerschweinchen  zu  0,16  pro  Kilo. 

Hedjrchiuin  SpICBtnm  i^mlth,  eine  SmilartM»*  au»  Hindoslan,    enlhUt  in  iln  >!.i.«    • 

aroraatitJch  sclimerkenden  Khixom  A  e  t  hy  1  m*- th  y  1  p  arae  u  m  ar  tAn  r  e  ,   t*,jli  lacnito 

Üel,  Ilar7.!.ilnieii.  Gummi  und  Zucker.     Die  Pflanze  wird  in  Indien  unter  df>nt  -.  wkn  li* 

als  Stomnrliicum  und  Carminntivum  verwendet.  —  H.  c  oro  nariuro  Koeti.  liofurt  <  iit  .cUvacU  «lOBiS«! 
und  schmeckendes  Hbiiniu  mit  0.0':  |>(°t.  aetberlschem  Oel.  Die  i^tengel  wenleii  bei  Baloleideii  knoil 
decoct  dient  als  Mittel  liegen  Kbeumati-i'mus. 


HedyOSmUIII  Swartr..    Pflantengattuni:    aus    der  Farn,  der  Chloran thaee a «•    in    der  •'-■ 

aa^geseichnet  durch  monoeci$ch  oder  dioecitfcb  Tortheilte  BIttthen :  mSnnlieb«  an  Traul 
vereint.  Fracht  eine  wenig  fleischige  Steinfrucht.  Von  den  etwa  l'O  bekannten  .\rtt*n 
aromatisebe  Strtluchcr  mit  gegenständigen  Blättern.  Alle  gebtfren  dem  tropiseb«a  Ani<^' 
Art  Jan]aica.<,  ist  eine  etwa  mannithohe  Pflanze  mit  hRngenden  Traabco.  Diout  (;«iivi. 
lieKebwerdeu.  U.  arborescens.  eine  krltftigere  Art  mit  aufrechten  Zweigfii  Und, 
11   (jranizo  Lind,  wird  gegen  Sypbili«  benutzte 

Hefe-  oder  Sprosspllne.     Pilze,    welche  aus  einer  kernhaltigen  Zelle  bc-.-  '  i* 

Sprossung  vermehren,    d.  h.  durch  Ausstülpung  und  Abschniming    der  /  •■ 

dem  besteht  noch  für  einzelne  derselben  eine  zweite  Verinehrungsforiu  iiai<h  BJ« 
Sporen  (nskosporen).  Von  den  verscbiedeoen  Hefearten  sind  diejenigen  die  wicbti^sltll. 
g^ihrungserregende  Kigen.schaften  besitzen. 

Bierhefe,  Ferraenfum  ccrevisiae,    Levilre  de  Bifere,  Beer  Yi?»!!«  Pti.  W 
Uisp.,  sind    die  Pilzmasseii,    welche  durch  Wuchening   des    chloropbyllh  -  S« 

myces  seu  Torula  cerevisiae  Meyer  bei  der  schäumenden  Bicrgährung  sii'l  .■  M 

diese  Massen  von  der  Oberfläche  oder  vom  Boden  der  Bierbottiche  i  !ix, 

scheidet  man  Ober-  oder  Unterhefe.    Mit  Wasser  ausgewaschen  stelli  jü,! 

7.art  grauwcisse  Masse  von  schwach  säuerlichem,  obstartigera  Geruch  uw: 
gehalts   von  bitterem  Geschmack   dar,   welche   bei   mikroskopischer   Betr. 
ristischen  rundlichen  oder  ovalen  Zellen,  entweder  isolirt  oder  zu   kurzen   v  vi 
kennen  läs.st.    Die  ausgewaschene  Hefe  enthält  83  pCt.  Wasser,  welches  ihr  dutth 
starkes  Pressen  bis  zu  einem  Gehalt  von  33  pCt.  entzogen  werdcu    I;  '■         -   1 

Presshefe    kann    mit  Kohlciipulver   gemischt   bis  zu  10  Jahren  leb.  n 

Der  Gehalt  an  Hopfenbitter,   welcher  ihr  von  ihrer  Ein.sammlung  hr:  »ici  i 

Auäwa.schen  mit  .\mmoniumcarbouat  entzogen.     In  so  gereinigter   II  :,   «iik  ' 

Pflanzenschleim,    .\Ibuniiiisubstanzen   wie  NueleVn    und  Peptone,    IV,i.    i,,,,;.uisj, 
Leucin,  Guatiin,  Xanthiii.  Sareiii,  Traubenzucker.  Bernsteinsäure  und  drei  KtnnestkäiJ*] 
erstere,    Invertin'.    ein    Enzym*,    welches   der    Hefe    durch   Wasser    oder    GIrceni 
werden  kann,  .spaltet  Rohrzucker  in  Glykosc  (Dextrose  und  Laevulose);  der  ivei'to. 
dein  Invertin  ähnlich,  spaltet  Maltose  in  Glykose.   Der  dritte,  dessen   !•'•. '^-r.  n.%tnr  lol 
Zeit  von  Buchner  erkannt  w^orden  ist,  wird  durch  Pressen  unter  h<  iiUisticBl 

welcher  die  Zellmembran  sprengt,  aus  der  Hefe  gewonnen.     Er  bc\«u_.    .,.,  l^\tptt' 
vertirten  Zuckers  in  Alkohol  und  Kohlensäure.    Diese  Entdeckung    ist   für  dis 


-     ROT     — 


Heilseriiinl 


Fermentwirkung  vou  weittrngcnHer  bedcutung.  Mnn  linttc  bisher  aogenommen.  doss  Oäli- 
ning  und  Kiiulniss  specilische  Lebensäusscrungen  der  Zellen  seien,  welche  mit  der  Abtödtung 
der  Fennen torganisnieu  sistirten.  Diese  Anschauung  ist  nun  speciell  tiir  die  alkoholische 
Gährung  durch  Hefe  widerlegt:  sie  wird  ebenfalls  durch  ein  Enzym,  welches  Büchner 
Zym.Tse  nennt,  hervorgerufen,  welches  zwar  beharrlich  von  den  Hefczellen  festgehalten  wird, 
aber  doch  vou  ihnen  trennbar  ist.  Die  Zymase  lässt  sich,  im  Vacuum  bei  30 — 35"  getrocknet, 
wochenlang  wirksam  erhallen. 

Die  chemischen  Veränderungen,  welche  durch  die  FlefecnijTnc  au.sgclöst  werden,  lassen 
«ich  durch  die  (ileichungen  veranschaulichen:     CiHjiOn  +  HjO     =     CoH,jO,     +     CJliA 

Indessen  wird  ni<-bt  der  gesammte  In-  RuhniTelcflr  Wumf  Trautivniuckcr  Fmehttnokor 
vertzuoker    in  dem  Sinne  der   zweiten   Glci-  <^'(iHijOn  =  2  CH,  •  ClljOII  +  'J  CO, 

chung  zerlegt.    Ungefähr  6  pCt.  des  Zuckers  01jküi«>  Alkohol  KohlcnJiuiyJ 

unterliegen  nicht  der  alkoholischen  (TÜhrung.  sondern  es  wird  aus  ihnen  Glyccrin  und  Bum- 
steiusäure  gebildet.  Zumal  bei  hoher  Temperatur  können  auch  andere  abnorme  Giihrungs- 
producte  entstehen,  so  ein  Alkaloid  C13H.10O4  (t'ser)  und  Gallisin  Ci2Ho4Ü,„.  Diese  I'roducte 
bilden  sich  auch  bei  Verabreichung  von  Hefe  im  Körper,  wenn  diese  mit  grihrfahigem  Material 
im  Hagen  und  Darm  zusammentrifit.  und  geben  dann  Veranlassung  zur  Rntstehung  von 
Katarrhen.  Wird  Hefe  dagegen  ohne  gleichzeitige  Zuführung  von  Gährungsmalerial  verab- 
reicht, so  wird  sie  selbst  in  grossen  Dosen  ohne  jede  Schädigung  vertragen.  Sie  possirt  den 
Darm,  ohne  irgendwie  in  ihrer  Wirksamkeit  verändert  zu  werden,  da  sie  sich  äusserst  resistent 
den  Verdauungssäften  gegenüber  verhält  (Neumayer).  Doch  giebt  es  auch  pathogene  Hefen, 
welche  bei  Menschen  und  Thieren  namentlich  Dermatomykosen  erzeugen  (Buschke). 

Innerlich  wird  Hefe  ihres  Stickstoffgchattcs  wegen,  welcher  bei  Oberhefe  7  pCt..  bei  Unter- 
hefe 10  pCt.  beträgt,  bei  Scorbut  empfohlen,  auch  bei  der  gangraenösen  Form  der  Angina  und 
bei  Diabetes.  Heer  rühmt  sie  bei  der  Behandlung  infectiöser  Krankheiten,  wie  Cholera, 
Purpura,  Ruhr.  Scharlach,  Masern,  Kinderdiarrhoe  und  vor  Allem  bei  Diphtherie.  Wiederholt 
bat  er  Fit;berabfall  von  3"  innerhalb  12  Stunden  beobachtet.  Die  Wirkung  kommt  nach  ihm 
dadurch  zu  .Staude,  dass  die  Hefe  durch  die  ihr  eigene  W.achsthumsenergie  alle  anderen  Pilze 
überwuchert.  Die  Resultate  bedürfen  jedoch  noch  der  Bestätigung.  Baginsky  wendet  sie 
mit  Nutzen  bei  Barlow'schor  Krankheit  an.  Aeusserlich  findet  sie  in  Form  von  Kataplasmcn, 
mit  Weizenmehl  und  warmem  W.asser  bereitet,  Anwendung  bei  schlaffen,  gangraenescircnden 
Oeschwüren.  mit  rohem  Honig  und  Mehl  verbunden,  bei  scorbutischen  Geschwüren.  Die  Wir- 
kung beruht  hier  auf  der  Bildung  von  Kohlensäure  aus  dem  Mehl,  welche  leicht  erregend  und 
zugleich  reinigend  wirkt.  Dosis  esslöffelweise  rein  oder  mit  gleichen  Thcilen  Zucker  und 
Wasser.     Bei  infectiösen  Krankheiten  10.0 — 15.0,  Kindern   1,0 — 8,0  zweistündlich. 

Cataplasma    Fermeoti,   Cataplasme  avec  Levilre  de  Bicre,    Ycast  l'oul- 
tioe  Ph.  Brit.: 
Fermentum  cerevisinc  6,    Weizenmehl  14,    Wasser  6  werden  bei  36 — 87  "  digerirt. 
Zu  Umschlägen. 
Laiidaiium  de  Rousseau,  Ph.  Gall.: 

Opium  200,  Mel  album  GOO,  Aqua  destillata  tepida  3000,  Fermentum  Oerevisiae 
rerens  40  läs.st  man  bei  30°  bis  zur  vollendeten  Gührung  stehen,  dampft  auf  600 
ab  und  fügt  Spiritus  200  hinzu.  4,0  enthalten  Opium  1,0.  Dosis:  0,75  pro  dmi, 
2,5  pro  die. 

J. 

teidelbeeren,  die  blauschwarzen  Beeren  des  Heidelbeerstrauches,  Vaccinium  Mj-rtillus,  ent- 
halten im  .Mittel  Wasser  78,  Eiweiss  0,8,  freie  Säure  (Acpfelsäure)  1,7,  Zucker  b,  Pektin  O.it, 
Holzfaser  12,2,  Asche  1  pCt.  Sie  werden  theils  frisch,  theils  cingekovht,  als  Hcidelbccr- 
suppe,  genossen,  schmecken  säuerlich,  leicht  adstringirend,  wirken  leicht  diuretisch,  nicht 
ablührend.  eher  stopfend.  Deshalb  werden  sie  bei  chronischen  Diarrhoen  zweckmässig  ver- 
wendet, desgleichen  der  aus  Ueidelbeersaft  unter  Zusatz  von  Hefe  und  Zucker  hergestellte 
Heidelbeerwein,  der  im  Mittel  Alkohol  5,  Zucker  2,  Extract  2,  Säure  0,7,  Asche  0,3  prt. 
enthält;  dieser  Wein  wirkt  viel  mehr  stopfend,  als  die  übrigen  Obstweine. 

HliNK. 

leiden y    Kanton  App«nioU,  I.aft-  nnil  Hulktuknrort,  MG  m  koch;  Klimii  milde  ttoA  anregenil. 


eilbmiiii,  in  Oberbayem.  800  m  hoch,  bekannt  durch  die  dortige  Adelheidsquelle,  ein  kräftiges 
jod-  und  bromhaltiges  Kochsalzwasser,  welches  4,97  Chlor-,  0,589  Brom-,  0,301  .lod-,  9,214 
doppeltkohlensaures  Natrium,  156,06  ccm  Kohlensäure,  insgesamrat  525,98  ccm  Gase  aufweist 
und  innerlich,  wie  äusscrlich  vomehmlicb  gegen  Scrofulose,  Syphilis,  Kropf,  Knochen-,  Gelenk-, 
Blasen-  und  Geschlechtsiciden  gebraucht  wird.     Wird  in  grossen  Mengen  versandt. 

WÜEZBCRO. 

leilgemm  ist  d.Ts  BIut>if>nim  prösser'T  Thier«*,  wflcbe  gogen  ein  bestimmtes  Bakterien- 
gift Oller  gegen  Schl.ingeogift  ilurcli  fortgesetzte,  hochgr.idig  gesteigerte  Imnuini- 
sirung    aetiv    gescliützt    sind,     liiisselbe    wird    für    die  ßeh.<in(llung    der  .in  der  ent- 


[  HeilHeriini 


R68     - 


HeÜMfiBi 


M|irii'lii'ii(l)'ii   Kr:iiiklt('ii   li-idciiduii   Monsclioii    oder    zur  iiiiiiuiiiisinin^;;    il«-r  von  ib-  ir 
dnilitüii    IndividtKMi    angewendet.      Die     >l«ilseriiiiilieli:tndlung     bfniht     auf    <l>-r    «a; 
Bi'hrinft  .'uifgcstfllti'n  und  vortiidiinlirli  vuii  ihm  und  FLli  rlicli  .iii-sgebauU'n  !.•  tir>  w; 
den  sprT.ilisrbon  Aiitittixini'ii'  und  deren  Anlirmfung  im  Blutserum.     Nach  di>'*'Ct  Lri-? 
kommt    eü  in  dem  Blut.soruni  artiv  ininuniisirtpr  Thiere  zur  Bildung  uini   .X r.li iubc 
von  Antitoxinen  oder  Antikürporn,  welche  das  cntsprochende  Gift  in  seiurr  Wirt^air 
auf    ilfu  Kfirpcr    vcdikoninieii    anfzulicbeu   vermögen.     Die  Anhüiifung   drr  Antitiit!»' 
Kf.scliilhc  in  ipiantitativ  licstinimliarcr  Hülie   und   wüduse  parallel   mit  der  ■SifVT'uu 
der    Iminuni.sirung.     I)ie    Bestimmung    der  Höhe  des  Ajititoxingehalts  im  Serum  ;»- 
schiebt  nacb  ImnumitÄtscinbeiten.  Normalserum  heisst  ein  Serum,  von  wclcbmi  i  Tn 
das  Zebuföciie  der  tüdtlicben   Minimaldosis  eines  conventioncll    gewählten,   imiciniii 
eonstanten  und  starkenGiftes  bei  der  Mischung  im  Reagcnsglase völlig  nnschädlirlt  mirhi 
I  rem  dieses  Nornialseruuis  heisst  Imnmnisiningseinheit.     Kin  Serum  also,   vnn  ndrir-a 
schon    (i,()l   rem    vollständigen  Schutz    verleiht,    besitzt   liKt    Immunisirun^seiobata. 
Ein    solches  Heilserum,    in    bestimmten  Mengen  einem  Menschen  oder  TTiiere  ia 
soll  denselben  Schutz  gegen  die  gleichartige  Krankheitsvergiftung  gewfthrm;  i 
loibl  denselben  so  lange  eine  passive  Immunität,    als    das  Serum   im    KOrp'T 
diese  Itnnninitüt    nimmt    aber  ab  mit  der  Ausscheidung  des  Serums  aus  dem  KD 
und    verschwindet    ganz,   mit  deren  Vollendung.     Wähn'nd  die  arti%f    Ifninnrntii 
nach  einem  gcwis-sen  Zeitraum  von  etwa  14  Tagen  einsetzt,    mit    - 
sinnig    ansteigt    und  oft  sehr  Lauge  besteht,    tritt  die  passive  hnm... ......  .^u.wji« 

der  Kins|)ritzung  des  Heilserums    ein    und    ist    an  dessen  Vorhandcns«iii  >erl 
liuuden.     I>as  für  die  Wirkung  erforderliche  (Quantum  ist  durchaus  von  dorn 
der  Krkrankung  abhängig:  geschieht  die  Kinspritzung  vor  der  Infertion,  so  bedatf  I 
einer  geringeren  Zahl  von  Immnnisirungseinheiten  und  danim  ist   tier  Erfolg  in  Tfci»-" 
versuch    sicherer;    grosserer  Mengen  unter  vereinzelten  Fehlschlagen    iH-tlarf  e»  »rimj 
bei    gleichzeitigem    Eintritt    von    Infection    und    Heilseruratherapie:     H««nn    aSer 
Infection    di-r  Therapie    um  Stunden    oder   noch  längere  Zeit  vorausfrchf,    «o 
die  Erfolge  innner  unsicher«>r.  e.s  bed.-irf  einer  Steigenuig  der  Dosis  um  das  Vielf* 
und  bei  einem  gewiss«-n.    für  die  einzelnen  Krankheiten  verschiedenen  Ztätnum 
sagt  .schliesslich  die  Behandlung  durchaus. 

In  der  Natur  der  Methode,  welche  hauptsächlich  di«  Neutralisiranp  roa  tiif 
einschlir^st,  lag  t«,  d.-iss  sie  nur  auf  solche  Krankheiten  Anwendung  find<-n  könnt«, 
srlildliclMis  IVincip  in  einer  Giftwirkung,  nicht  aber  in  einer  Infertion  liegt,  also  toi 
mtb»  bei  Diphtherie.  Tetanus,   Schlangenbisse      IVr    principielle  Cnlcrschied    jwisrii« 
den  beiden  Krankheivsarten  liegt  ilarin.  dass  im  ersten  Falle  dir  vrnuyacheodeal 
nur   örtlich    sich    xiTniebren,    im  Aligemeinen    aber  in  die  Gewebe  aieht 
und    dass    nur    die    '  i-s    von    ihnen  gebiideteo  Giftes,    rhrnwi 

Sek  langen  biss,    die  l\  .     ihr    ausmacht:    im    andena  Fall  dawig^a,    M 

ikfediOsHi  KiwklMit««!  «ir  Tjpinn  nad  CMtx»,  li«gt  die  GeEahr  ia  der  Vea 
dar  «ifa>|pedraa>(pw>tti  MikraonnaisaMn.    Dwron  Behring  crmitteltm  Srhiitil.r>ruer  I 
aitna  nur  gtft\emichtende  ugcaschafU-n.  lassen  aber  die  Vwuiejmiag 

selbst  anberührt.     Nun  Ist  es  ivar  durch  Pfeiffer  und  nxletit  dach  V .  ut»s 

plaagMi.  aucii  sitrcifisrh  «irkrode  VorgSnge  im  Orgaatsaas  aafaadecken,  «eiche  dcr 
YrtoMbnniig  der  Bakt«ri«a  ea^(g«n«irl;«a,  iadcss  ist  es  bidKr  mgeblich  gvwcsM, 
Uoselbc«  ia  eiiMir  ü^hm  der  ^irinac  aaf  aaderv  latÜridiMa  ca  nlwTtoagwi.  ilaas  <1»> 


dieMibc« 

darrli    dfCM  ädmli  enalHd 

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Knakk«iMa  wsfir^ 

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'^'^laHNobiat  Mr.   bt^.^.<u    .>•«»«.     Dw  aaduM  aahlmelw  T< 
herharip  grob    <lii»itiwk  !  'Ija  illi  aifltlilhiM 
Pl«fM«,   «Tis 


SjrphuBk 


Wt  HcQim  wwdMi  liM 


iRprai 


HeilsiTuml 


^«oiiticn,    (loiKMi  bi'i    Rrreiclnin":   t'ines    besüniiors    liolifii    liiitiiiinitätsgnulcs    das    Blut 

•OS    einer  Vcui'  eiiliiiininii'i)  wird.     Nach  der  Ahsclii'idun;;  t\i^s  fjcrum.s  wird  dasstdbe 

incr  f'riifung  riiif  soiiirii  (Itdialt    an   liiiriiiinisiruiigseiiilnuton    iiiiterworreri,    mit  Anti- 

Bpticis  vorset7.t  und  di-ni  Verkaul"  nbiTgcbdi.     I'ii"  Kiltrimng  durch  Kerzen  etiiptiehlt 

ich  iiiclit,  weil  die  Sdiutzkraft  dadurch  verfiiindert  wird.    Das  Serum  ist  verschieden 

lange  Zeit  haltbar  und  verliert  oft  nach  etnigi'ii  Mimaten  erheblich  au  Wirkung,    lias 

remdartige  Serum   ruft  insbesondere  bei  der  Ib'phtherifseruinbehandlung*  eine  Reihe 

»n  Nebenerscheinungen  hen^or,  welche  nicht  auf  Rechnung  der  Antitoxine  kommen. 

Bis  jetzt  sind  ernstlich  angewendet  «iie  folgenden  Heilsi-rumarten: 

1.  Üiphtherieheilserum*.  von  Rehring  zuerst  eingeführt.  I'ie  mit  dieser  Methode 
rzielten  Krfolge,  widcho  sich  dadurch  erklären,  ditss  sie  in  die  Zeit  eines  allge- 
leinen  Niederganges  der  l'iphtheriegefahr  fielen,  während  oft  das  Serum  da  ver- 
»gte,  wo  zufiillig  die  Hpidcmie  nicht  im  Abfallen  war,  trug  der  gesammten  Heil- 
Brumtherapio  die  Sj-mpathien  der  Aerzte  ein. 

2.  Da.s  Tetanusheilseruni*  versagte  in  der  urspi-flnglich  von  Behring  angegebenen 
Stürke  vollkiunnien.  Gegenwärtig  giebt  Behring  ein  neues  stärkeres  Serum  heraus, 
(her  welehe.s  noch  wenig  Erfahrungen  vorliegen.  Zwar  wird  über  einige  Fälle  von 
"leilung  bei  prntrahirten  Fällen  berichtet:  daneben  liegt  aber  schon  jetzt  eine  ganze 
leihe  von  Fehl.schlägen  bei  l'ferden  wie  bei  Menschen  vor.  Blunienthal  hat  jetzt  bei 
tinigen  Fällen  den  Nachweis  zu  erbringen  gesucht,  dass  das  Tetanusgift  nur  sehr 
"  irze  Zeit    im  Blute    kreist,    um    schnell    von    der  Nerven.substaiiz    an  sich  geris.sen 

werden.     Auf    diese    wirkt    das  Antito.\iii    ülierhaupt  nicht,    snnilern  nur  auf  die 

Bringen    etwa    im  Blut  noch  kreisenden   Mengen,     flahcr  erkläre  sich  d.as  Vers;igen 

1er    Heilsenunthera|)ie    bei  Tetanus,    wenn    auch    ihe    Richtigkeit  der  Theorie    nach 

"lumiMithal    liaditrrh    bewiesen   werde,   dass  das  sonst  toxisch   wirkende   Blut  der 

fetanuskranken  nach  Einverleibung  von  Heilserum  diese  giftigen  lOigenschaften  einbüsse. 

3.  r>as  .Antistreptokokkenserum*  von  Marmon-k    besitzt   nicht  diejenigen    hohen 

ImmuiiitUtswerthe,  welche  ihm  zugescliriebi'n  werden.  Ausserdem  ist  theoretisch 
ine  passive  Immuiii.sirung  gegen  Streptokokkeninvasionen  höchst  unwahrscheinlich 
Petruschky).  Daher  ist  es  nicht  erstaunlich,  dass  das  Marmoreksche  Serum 
lisher  in  schweren  Fällen  von  Scharlach,  Erysipel  etc.  recht  häutig  versagt  hat. 
4.  Das  Heilserum  gegen  die  Beulenpest*  wird  nach  Versin  im  Institut  Pa.steur 
lurch  Innnimisirung  von  Pferden  gegen  den  Bacillus  der  Beulenpest  gewonnen, 
iegenüber  den  anfänglichen  günstigen  Ergebnissen,  über  welche  Yersin  berichtete, 
randte  Kolle  ein,  d.iss  rlie  Wirksamkeit  eines  so  geringgradigen  Serums  Zweifel  er- 
wecken müsse  und  dass  auch  hier  der  Weg  der  activen  Inimunisinmg  aussichtsvoller 
erscheine.  In  der  That  erwecken  vielfache  neueste  Berichte  über  die  Anwenilung 
^fedes  Seninis  bei  der  Beiilenpest  in  Bombay  ernste  Zweifel  an  seine  Wirksamkeit. 
^B  5.  I);is  Antitnberculüsesenim'  von  Maragliano  wird  auf  einem  complicirten,  in 
^Beinen  Kinzelheilen  noch  nicht  genau  bekannten  W'ege  der  Iminunisinuig  von  E.<(.'ln 
^Brom  ErJinder  gewonnen,  l'eber  seine  Nutzwirkung  liegen  noch  keine  Mittheilungen 
^Vor,  welche  ein  L'rtheil  ziikissen. 

^^  f>.  Das  Heilsemm  gegen  Schlangengift,  von  Calraette  und  Phisaiix  durch  Im- 
niunisirung  von  Pferden  gegen  Schlangengift  gewonnen,  scheint  nach  den  bisherigen 
Mittheilungen  im  Thierversuch  Erfolg  zu  haben.  Auch  einige  günstige  Mittheilungen 
über  Lebensrettuirg  gebi.ssener  Menschen  liegen  vor.  Das  Schlangenbissheilserum  ist 
nicht  streng  spocifisch,  es  soll  gegen  die  Bisse  ganz  verschiedener  Schlangen  und 
der  Skorpione  schützen.  Auch  das  Serum  \on  wuthinmumen  oder  erysi[)elinimunen 
Thieren  schützt  gegen  Schlangenbtss  im  Thierversuch.  Aber  hier  liegt  der  Fall  einer 
reinen  Vergiftung  vor,  nicht  wie  bei  den  vorhergenannten  Infectionskrankheiten  ein 
recht  complicirter  Vorgang,  der  vielleicht  bei  Tetanus  der  reinen  Vergiftung  ziemlich 
nahe  steht,  während  bei  Diphtherie,  Tuberculose,  noch  mehr  aber  hei  Strepto- 
kokkenkraiikheiten  doch  der  Bacillus  und  sein  Gift  nicht  das  alleinige  und  oft  nicht 
^B«inmal  das  primäre  und  wesentliche  Agens  der  Krankheit  darstellen. 
^P  Selbst  bei  der  Diphtherie  ist  der  Antheil,  welchen  das  Heilserum  an  der  Besserung 
der  Sterblichkeit  hat,  noch  inuner  zweifelhaft:  bei  den  anderen  Infectionskrank- 
heiten jedoch  ist  es  mehr  oder  weniger  sicher,  dass  die  specifische  Heilserumtherapie 
versagt  hat.  Es  liegt  daher  kein  Gnnul  vor,  mit  demjenigen  Enthusiasmus,  welcher 
unsere  Zeit  kennzeichnet,  die  Heilserumtherapie  als  die  rationellste  und  sicherste 
Mothode  der  Heilkunst  zu  feieni.  a.  oottstein. 


[Ueilstütten 


nTÜ     — 


HeilstJitteu    für   Lungonkrankc.     HiomiiU'r    vprstt^ht    ni:iii    — • 
gerichtete  Anstalten,    in  denen  Kranke   mit  chrnniscben  Lxm.. 
Linie  Kranke  init  PhtluKis  (chronischer 'l"ubertniIose)   behufs  \  •<[!• 
Kur  Aufniilunc    tinüen    kfinnen.     Es  sind  also  gescblossefj«;   Anst. 
zu    den    klimatischen   Kurorten,    in    denen    die  Kranken     ein    pr 
finden.     Im  Wesen    der  Heilstätten    liegt  es,    das-s  sie  allfr  Ortt  / 
stigcn  Bedingimgen  dazu  finden,  d.  h.  eine  staubfreie,    rciiit-,  ozotir^idi« 
vor  Nord-  luid  Ostwinden,  ein  grösserer  Forstbestaiid  und  Wiesenliiud,  mg 
können.    I>ies  schlies,st  selbstverständlich  nicht  aus,  daiss   »ich  aurhaodeoi 
klimatischen  Kurorten,    welche    sich    uaturgemUss    einer    bevorzugten  Loir  ^ 
derartige  Heilstatten  einrichten  lassen.    Im  Gegentheil,  hier  wird  der  Krank»  r"J 
gleichen  .Sinne  wirkende  Factoren  zur  Verfügung  haben. 

Der  Gedanke,    Schwindsüchtige    ausserhalb    der  Ktädti'   ilireu  Aufetitlulii 
zu  liussen,  ist  keineswegs  neu.    Schon  Galen  schickte  seine   Liingenknoka J 
Berg  Angri  bei  Neapel  und  meinte,  dass  trockene  Luft  auf  Hßhen  am  b«rii 
sei.     L>ie  Vortheile,    welche   eine  reine  gute  Luft  und  ein   vor  schrofff-n  Ti 
Schwankungen    und    rauhen  Winden    geschützter  Autentbalt    darbieti-n,   »<irf  »i 
leuchtend,  das.';  sich  die  Aerzte  aller  Zeiten  dem  nicht   vfrschlosscn  habca 
ist    allerdings    zu    berücksichtigen,    da.ss    die  geringere    i)ichti}»k(Ii  ticr  Bf 
das  Fehlen   der  grossen  und  grösstim  Centren    mit    ihren   hygieii  uta< 

nicht  zum  letzten  der  Umstand,  da.ss  die  Industrie  und  die  unter  i 
so  vielfach  phthisisch  erkrankte  Arbeiterbevölkenmg  verbältnis^ni  il 

ist,  bis  in  den  Anfang  dieses  .lahrhunderts  das  Bedürfniss  nacli 
nicht  so  dringend  als  jetzt  erscheinen  lies«.  Sehr  bald  l»rach  sich  die  l'fi 
Baliti,  dass  gute  Luft  und  gutes  Klima  allein,  so  hoch  auch  ihr  Werth  zu  «cbitMl 
die  Lungenkranken  nicht  aiisreicben.  und  d;iss  auch  <lio  ürzllirhe  Betuniltaifl 
solchen  Verhältnissen  vielfach  nicht  im  Stande  ist,  alle.s  das  zu  lei.iti-B,  •»' 
scheuswertli  wäre.  I)er  in  n-bus  hygienicis  meist  unerfahrene  und  zu  allwlm 
bar  unschuldigen,  in  Wahrheit  aber  .schwerwiegenden  Lnachtsamkeitea  ari  | 
heitlichen  Sünden  leicht  geneigte  Krauke  bedarf  der  dauernden  t'i  In-wi'k 
IHsciplin  un<l  der  Fürsorge,  wie  sie  nur  eine  nach  den  besten 
Sätzen  erbaute  und  geleitete  Anstalt  gewährleisten  kann.  Deraiu^.  .*,.-;!< 
Hospitäler  wurden  schon  in  den  40er  Jahren  in  England  errichtet,  z.  U.  d»  I 
H<)s[)ttal,  d;a>  Royal  Ho.spital  for  diseases  of  the  ehest  in  l<ondon,  das  We$ical 
in  Türi|uay  (1K5Ü),  das  National  Sanatorium  in  Bournemouth  (1KÖ5},  das  Hu 
consumptinn  in  Ventnor  (1S09)  u.  a.  m.  In  Deutschland  kommt  Hrehmcrinüt 
da.s  grosse  Verdienst  zu,  die  erste  derartige  Anstalt  errichtet  «u  hsVft 
gründete  Driver  die  Anstalt  Reiboldsgriin,  1H70  I)ettweiler  I' 
sind  zahlreiche  derartige  Anstalten,  z.  B.  in  Hohenhoimcf,  K< 
Badeiiweilor,  Davos,  Leysin  und  viele  andere  gegründet  worden.  l>ic  vieltitkj 
äiLsserte  Befürchtung,  da.s,s  diese  Anstalten  entweder  für  ihiT  lusaascn  oder  Ärj 
Nachliar.-ichaft  zur  iihielk-  weiterer  ,\n.steckung  und  Verbreitung  der  Till 
werden  könnten,  hat  sich  nicht  bewahrheitet,  vielmehr  ist  durch  4» 
achtungen  von  Kiffei,  Haujit  und  Michaelis  eher  das  Gegentheil.  otoüij 
Herabgehen  der  Tuberculo.se-Sterliliclikeit  an  den  betrefTenden  t^rten  cotn 
Die  Erfolge  dieser  Heilstätten  sind  zweifellos  und  statistisch  sich«-!- 
dieselben  nicht  dem  grossen  Strom  der  l'hthisiker  zu  Gute  kommen,  -uo-^ 
einen  vcrhältiiissmässig  winzigen  Bnu-htheil  derselben  aufnehmen,  s»'  hii 
zweierlei  Ursachen.  Erstens  sind  dieselben  nur  den  bemittelten  Class«ii 
weil  sie  als  private  Unternehnuuigen  verhältnissuiäs-sig  hohe  F'rei^e  fnHim  i 
zweitens  giebt  es  unter  den  Bemittelten,  abgesehen  von  denen,  d' 
welchen  Gründen  eitler  Anstaltsbeliandluiig  nicht  unterwerfen  w  > 
Kontingent  von  Kranken,  auf  welche  die  obigen  Vorau.ssetzungen  für  ein«  .^ 
aufenthalt  nicht  zutreffen,  die  vielmehr  in  der  Lage  sind,  auch  im  oSeaeii  Kinüf 
rhancen  desselben  zweckmä.<!sig  ausnützen  zu  kö?uien. 

Nun  bleibt  aber  die  gro.sse  Zahl  der  Unbemittelten  oder  wenig  BcmitMt«' 
die  bislang  theils  in  häuslicher  Pflege  verblieben,  theila  in  Krankcnhäiisers  •• 
br.icht  wurden.     Es  fehlte  ihnen  also,  so  gut  sie  es  sonst   haben   ■       ' 
nehnistp  Factor  für  eine  günstige  ßeeinf1us.sung  ihrer  Krankheit: 

Mehr   und    mehr    hat  sich  gerade  in  dea  letzten  Jahrtm  die  L-eben«' 


leilstätteii 


-     571     - 


llcilütnltenl 


I 


;;i'l)i-ochcii,  (ixss  'y>i\i'.  itic«li<':itiif>)itrisf  R(ih;iinlliiiig,  ni:ij;  sie  nun  mit  (Um  :ilt  bckuinitru 
Mitteln  unserer  l'barniiikupne,  niiii;  sie  inil  neuen  dieuiischen  Kriipern  oder  mit  den 
auf  die  Kntdeekung  des  Tiilierlieibiicilliis  begründeten  Metliuden  operiren,  ohne 
frische  l.uft  nnd  gute  ICrn.llining  eivtweder  völlig  erfolglos  ist,  oder  doch  nicht  einen 
vfdligen  Erfolg  erreicht.  Ja  es  sind  die  letztgenannten  ,,Ther:ii)eutic,i''  von  solchi-r 
Bedeutung,  dass  sie  die  ersteren  weitaus  überwiegen,  und  man  eher  Apotheke  und 
Laboratorium  als  die  Küche  und  die  frische  Luft  entbehren  zu  können  glaubt.  Krstere 
kann  man  allenfalls  aach  in  der  Häuslichkeit,  sicher  im  Krankenbaus  beschaffen, 
letztere  nicht.  Daher  der  in  neuerer  und  neuester  Zeit  mit  ganz  be- 
sonderem Nachdruck  erhobene  Ruf  nach  Heilstätten  für  unbemittelte 
Lungenkranke,  deren  möglichst  grosse  Anzahl  „bei  der  Verbreitung  der  Tuberculose 
i'ine  f'ultnraufgabe  unserer  Zeit  ist". 

Einsichtige  und  hmnane  Männer  haben  seit  längerer  Zeit  darauf  hingewiesen,  am 
dringlichsti-n  n:ilnrgeiiiä.'<s  die  Phthisiotherapeuten,  Ladendorf,  Meissen,  Dett- 
weiler,  Hönipler,  Turban,  ferner  Lebert,  Beneke,  v.  Leyden  u.  A.  Das 
1SH3  auf  Betreiben  von  Beneke  inNorderney  eröffnete  Seehospiz  (KinderheiJ  statte) 
führt  in  gewis.sem  Sinne  den  Reigen  dieser  Bestrebungen  an,  indem  hier  auch  Kinder 
in  den  Initialstadien  der  Phthise  Aufnahme  linden  können  und  mit  vortrefflichem  Er- 
folg in  allen  diesen  Jahren  gefimden  haben.  188fi  wurde  d:is  Johanniterbospiz  in 
Lippspringc  eröffnet,  1892  die  erste  eigentliche  Heilstätte  für  unbemittelte  Lungen- 
kranke in  Falkcnstrin  am  Taunus  durch  den  Verein  für  Reeonvalescentenanstalten  in 
Frankfurt  a,M.  gfp:ründet.  Die  vom  Verein  vom  Kothen  Kreuz  in  Grabowsee  bei 
Berlin  erstellte  Heilstätte  ist  im  Jahre  1R9<J  belegt  worden.  Seitdem  haben  sich 
Vereine  zur  (irfindniig  derartiger  Heilstätten  an  vielen  Orten  in  Deuts<'hland  gebildet, 
und  ist  eine  relativ  beträchtliche  Anzahl  von  Heilstätten  bereits  erbaut  und  eröffnet 
worden,  über  welche  Dr.  (i.  Liebe  in  einer  ,.1'ebersiclit  über  den  Stund  der  Be- 
wegung für  Volksbeilstätten  für  uidiemittelte  i,unpenkranke  in  [»eutscbland  1K97" 
(Hygienische  Finndschan,  1K97,  No.  21)  ausführlich  berichtet.  Er  kann  daselbst  nicht 
weniger  wie  47  derartige  Heilstätten  resp.  Vereine,  die  im  Begriff  sind,  Heilstätten  zu 
bauen,  aufzählen.  Aehnliche  Anstalten  siixl  in  Amerika,  England,  Frankreich, 
Bulgarien,  Holland,  Oesterreich,  Ru.ssland,  Schweden,  Schweiz,  selbst  Japan  theils  er- 
richtet, fbeils  im  Bau  begriffen.  Ueber  die  Heilstätte  vom  rothen  Kreuz  am  Grabow- 
see  berichtet  der  ärztliche  JA'iter  I>r.  Schulzen  unter  dem  November  1807  Folgendes: 

„Bis  zum  14.  Mai  d.  J.  sind  315  Kranke  in  die  Anstalt  getreten,  von  denen  8(1 
im  Bestand  verblieben,  5  gestorben  sind,  4t>  die  Anstalt  ungebe.ssert  oder  verschlechtert 
verliessen  und  184  gebessert  wurden.  Von  den  5  Uestorbenen  waren  2  nicht  transport- 
fähig i)ei  der  Einlieferung  (einer  .starb  nach  1»!  Stunden);  einer  starb  plritzlicli 
au  Gehirnschlag  bei  bestehender  Schrnnipfniere,  einer  an  Lungenabscess  und 
einer  an  Pneumothorax.  Die  40,  die  die  .\nstalt  ungebessort  oder  verschlimmert 
verliessen,  waren,  soweit  leicht  krank,  nur  ganz  kurze  Zeit  anwesend  oder  wurden 
als  zur  Behandlung  ungeeignet  entlassen.  Von  den  184  Kranken,  die  eine  Bessemng 
erzielten,  schieden  81  (13,2  v.  H.)  frei  von  objectiven  und  subjectiven  Krankheits- 
erscheinungen aus,  mit  einer  durchschnittlichen  Gewichtszunahme  von  7,31  kg,  89 
als  völlig  erwerbsfähig  mit  einer  durchschnittlichen  Gewichtszunahme  von  7,76  kg, 
und  H4  ohne  die  volle  Erwerbsfähigkeit  wieder  erlangt  zu  haben.  !>ie  ersten  31 
würde  m.an,  sofern  man  ohne  Kenntnis«  der  l>auer  des  erzielten  Erfolges  überhaupt 
von  Heilung  reden  kann,  vielleicht  als  geheilt  bezeichnen  können.  Von  den  K9  als 
erwerbsfähig  entlas.senen  Kranken  zeigten  21  (9  pCt.)  nur  noch  dann  und  wann 
sehr  geringe  Reste  örtlicher  Krankheitszeichen,  sod.iss  im  Ganzen  22,2  p('t.  aller 
Entlas.senen  einen  sicherlich  ausserordentlich  guten  Erfolg  erziel  t  haben." 

Allerdings    ist    hierbei    zu    bemerken,    dass    mit    möglichster  Sorgfalt    alle  vor- 

:brittenen  Fälle  von  Phthise  von  der  Anstalt  au.sgeschlos.sen  werden  und  dass 
weitere  Mittheilungen  über  die  Dauer  des  Erfolges  abzuwarten  sind.  Durchgängig 
ist  die  Wahruehmimg  gera.acht  worden,  dass  sich  nur  dann  etwiis  erreichen  lässt, 
wenn  die  Kranken  frühzeitig  genug  in  die  Heilstätten  kommen. 

Die  speciellen  Fragen,  z.  B.  die  bei  der  Wahl  des  Ortes  in  Betracht  kommenden  üm- 
ide,  Art  der  Anlage,  der  Belegung  etc.  hier  des  Genaueren  zu  erörtern,  ist  nicht 
unsere  Aufgabe.  Nur  eins  möchten  wir  noch  hervorheben.  Von  einigen  Seiten  wird 
die  Ansicht  vertreten,  als  ob  es  gleichgültig  sei,  wo  die  Heilstätte  gelegen  sei,  so- 
fern sie  nur  abseits  von  den  grossen  Städten  in  geschützter  und  hygienisch  gesunder 


[Heilstätten 


^      072      - 


Lag!'  errichtet  werde.     Hies  ist  unseres  Knielifens  iiaeb    irrij».      l»!»* 
tausendfach  erprobten  V'orziige  der  cigentlieh  kliuiatisehen  Kurorte  i 
gestellten  Plfitze  sinil  nicht  aus  der  \Velt  zu  schaffen.     I>a.s    HfSte  \' 
Stätten    an    diesen  Orten    anzulegen.     Dies    ist  natürlich   nicht  m«"«;; 
niclit  das  Bes.sere  der  Feind  des  Guten  sein,  sondern  wir  wollen   froh  - 
Stellen,    die    man  bisher  niclit  als  „klimatische  Kurorte"   bewerthct  lüi;  . 
Heilstätten  errichten  zu  können. 

Heimia  Link  et  OUo.    Pflniueiipltnng   »u   der  Farn,  dor  L;tbraceae*,    ron  Bsatham    uaii  Baukir  ikt 
geniifl  mit  der  Gattung  Netaca  Coinnieni.  Tereinljct.     H.  syphilitica  DC,    aud  H.  #  ftlicLfolia  L  M«!  I 
dorm  BUttrr  to  Ahkochunff  itefcen  Syphilis  booutxt  wt^rdeo. 

*. 

Heiserkeit,    Aphonie.     Unter  diesem  Namen    versteht  man    den  V«?rlu«t  d»f  8 
nicht   etwa  die  Sprachhisigkeit  (Alalie),    mit    der    diesflhe    nicht    - 
wird.    Hei  ersterer  ist  die  Stiminliildimg  trotz  Krhaltung  ilor  Sprach' 
bei    Alalie    trotz    normaler    K<'hlko])ffunction    die    Articulation     uin 
Aphimie    ist    nur    ein  Symptom    verschiedener   Proeesse,    «lie  sich 
köpf   als  auch  in  den  mit  tiem.selbeu  zusammenhängenden  Theilen  nbsj 
Hauptsächlich  sind  es  unter  diesen  die  nervösen  Organi«,    deren  Störun 
Veranlassung   giebt.      Unter   den    Kehlkopfserkrankiuigen    sind    in    er* 
acute    und    die  chronische  Laryngitis  zu  nennen,  fenicrhiu   der  Croup, 
nösen    und    perichondritischen    Proeesse,    die    tiibercnlTisen     und    syjili 
krankimgen,    <lio    im    Gefolge    der    Infectionskrankheiten    auftretenden   .iii;ii«i 
Veränderungen.     Hierzu  kommen  die  durch  gutartige  und  bii».:irt,ige  (teschwiil»»] 
geführten  Stimnistörungen,    welche   bis  zur  vollständigen  Stinunlosigkoit  »ich 
können.     Audi    angeborene  Mi.ssbildungen   des  Larynx  sind    liieriicr  zu  rech"' 
nervösen  Störungen,  welche  zur  Aphonie  führen,  sind  theils  centraler,  th- 
Natur.    Zu    den    ersteren    gehören    in    erster  Reihe    diejenigen,     bei    d«  • 
läiitig    keine    groben    aiiatninischeii  'Vcrändenmgen    nachweisen     können,    y 
die  Hysterie  und  die  Iiitoxicationeii  durch  Opium,  Arsen,  Blei  etc.    I>ann  vri 
anatomisch    nachweisbare    ICrkninkuiigen    des    Gehirns    und   Rückenmjirkf  Hi 
wie  die  diffusen  Kntzüudungen,  Haemorrhagien,  Erweichungen,  Sklen     •■   ' 
erkrankungen,  progressive  Paralyse,  die  Erkrankungen  der  Mtnlulln   ■ 
npoplektifornie  und  die  progressive  Itulbärparalyse,  die  Tabes  dorsalii  luil  lü 
Wirkung    auf    den    Hidlius,    die    Syringomyelie,    die    amyotrophische    L-itfr.ili 
auch    die    ]irogressive  Muskelatrophie    kajin   zur  Aphonie   fidiren.       "" 
sind    die    Stinimstörungeii,    deren  Ursachen    in  peripherischen   StSri 
entweder  im  stimmliilden<len  Organ  selbst  entstellen  oder  durch  F>rki 
Organe  hervorgerufen  werden,  die  erst  secundär  die  Thätigkeit  des  Kelii 
lUe    ersteren    sind    ausserordentlich    häulig    und    entweder    im     musculösen   o^ 
nervösen  Theil  des  Larynx  (Aphonia  spastica)  oder  in  beiden   begründet.    H'''  l-nk 
sind    bervorgenifen    durch   die  Leitungsunterbrechungen  der  beiden  Keli< 
Alle  Erkrankungen,  die  sich  auf  dem  weiten  Wege  abspielen,  den  naineiit 
laryngei    recurrentes  durchlaufen,    können  diese  Nerven  befallen  und  leituni 
machen.    Da  die  Aphonie  mithin  ein  Symptom  ist,  das  den  mannigf, 
seinen  Ursprung  verdanken  kann,  so  ist  in  Jedem  Fall  zunächst  durch  dr: 
festzustellen,  ob  im  Kehlkojif  ein  Gnuid  für  die  Stimmstörung  aufzi 
aiintomi.sche  Yeiiliuleningen  sichtbar,    so  ist  die  Diagnose  und   Thev 
sten  Fällen  leicht  festzustellen.     Handelt    es    sich  ilagegon   um   8tör. 
vation,  so  ist  zunächst  die  Frage  nach  dem  centralen  oder  periphen 
zu  eruiren,  was  tiurcli  genaue  Untersuchung  in  sehr  vielen  Füllen  ansztu 
(ich    sein    wird;    nianchinnl    allerdings  wird  .selbst  dem   geübtesten   Diati.. .  ;•- 
(iruud  des  Leidens  verborgen  bleiben. 

Die  Therapie  wird  sich  selbstverständlich  nach  der  Art  der  Erkrankmir  •"  -'''^ 
haben.     Katarrhe   worden  local    behandelt,    endolaryngeale  Gisschwülsle  <■ 
fernt,    extralaryngeale  entweder  durch  .loil,    Arsen    oder    Thyrojodiu    nii 
handelt  oder,  wenn  diese  Therapie  fehlschlägt,  mit  Hilfe   des  Messers  enti 
Bei  den  Lähmungen  ist  die  Filektricität  anzuwenden,  ebenso  bei   d«;r  !' 
sp.astischeii  Aphonie.     Bei    den    beiden  letzteren  Erkrankungen   ist  .■., 
nicht  selten   von   grossem  Nutzen.      Auch   ist  nicht  zu  vergessen,  dass  tlie  Vtfl«*' 


leiserkeit 


—     673     — 


Uektisvlics  FiebcrJ 


Irtiii};  ilor  Constitution  durcli  Ahliärtuiif;,  got'igni'tc  Diaut,  tonisireudo  Moilii-aim-iite, 
lAufriithalt  in  frisfher  liUl't,  in  Bergen  und  an  der  See  in  solchen  Fällen  von  grossem 
iKutzen  sein  wird.  Machtlos  ist  dagegen  jede  Therapie  t)ei  den  luiheilbareu  Er- 
[icr.inkiin^eti  di's  Centralnervensystcms,  sowie  bei  denjenigen  Erkrankungen,  welche 
[«hirch  liösartige  Geschwniste  oder  andere  nicht  zu  beseitigende  Einflüsse  (Aortcn- 
Ljtnenrysincu,  Pleuraschwarten  in  der  Lungenspitze  etc.)  herbeigeführt  worden  sind. 

LUBLINSKL 

"Helsswasserknren.  Die  Anwendung  des  heisscn  Wassers  spielt  in  der  Therapie  nicht  die 
Uollc  wie  die  des  kalten  und  selbst  lauwarmen  Wassers.  Am  meisten  kommt  es  noch  in  der 
Form  von  Umschlägen,  sei  es  zur  .Vbleitung  auf  die  Haut,  sei  es  zur  Schmerzstillung  zur 
Verwendung.  Erst  in  neuester  Zeit  haben  Biilz  in  Tokio,  ferner  Schleich  und  Topp  sich 
jinehr  mit  der  Wirkung  auch  der  heissen  Bäder  beschäftigt  und  ihrer  ausgedehnteren  Anwen- 
Idung  das  Wort  geredet.  Besonders  Balz,  der  solche  heisse  Bäder  in  Japan  von  Eingeborenen 
lood  Europacern  mit  grossem  Nutzen  gebrauchen  .sah,  empfiehlt  sie  sehr  angelegentlich. 

Man  nennt  heisse  Bäder*  solche,  deren  Temperatur  37"  C.  übersteigt,  und  man  kann 
Imit  Balz  Temperaturen  von  38 — 42°  C.  als  „massig  hciss",  und  noch  höhere  Temperaturen 
lals  „sehr  heiss"  bezeichnen.  Die  allgemein  verbreitete  Ansicht.  da.ss  beisse  Bäder  schwächend 
llrirkeD,  verweichlichen  und  zu  Erkältungen  geneigt  machen,  ist  unrichtig.  Uälz  sagt  sogar: 
fpNamentlicb  nach  körperlichen  Anstrengungen  sowohl  im  Sommer  als  im  Winter  sind  solche 
3äder  mit  oder  ohne  nachfolgende  Uebergiessung  wegen  ihrer  erfrischenden  Wirkung  üosunden 
^dringend  zu  empfehlen",  und  an  anderer  Stelle:  „(ierade  diejenigen  Stände,  die  sieh  in  der 
llalten  Jahreszeit  am  meisten  dem  Wind  und  dem  Schnee  aussetzen,  frequentiren  das  heisse 
jBad  am  meisten  (in  Japan),  und  dieses  Factum  allein  ist  mehr  werlh  als  alle  theoretischen 
rBaisonnements  über  die  Gefahr  der  Erkältung  und  V^erweichlichung  durch  heisse  Bäder." 

Die  Erfahrung,  dass  heisse  Bäder  bei  chronischem  Rheumatismus  und  pichtischen  Gelenk- 
'afTectionen  von  gunstigem  Einfluss  sind,    ist  sehr  alt;    auf  ihr  beruht  der  Ruf  der  Wild-  und 
Schwefel thcrmen.    Meistens  wird    heutigen  Tages  nicht  mehr  heiss  genug  gebadet.    Derartige 
Bäder,  4— 6  Wochen  lang  täglich  mit  einer  Badepause  jeden  3.  und  4.  Tag  bei  sehwächlieheren 
^•Personen    und    ohne    diese    bei   kräftigen    Individuen,    leisten  die  besten  Dienste.     Nach  dem 
^Kfiade  emptieblt  es  sich,  die  Kranken  in  wollene  Decken  einzuhüllen  und  tüchtig  schwitzen  zu 
Klassen.    Dieselbe  Methode,  wie  sie  eben  beschrieben  wurde,  eignet  sieh  auch  bei  Syphilis.    Nur 
^■lässt  mau  auch  hier  meist  nicht  heiss  genug  baden,    sondern  wählt   zur  Anwendung    höherer 
^■Wärmegrade  Dampf-  und  Uei.ssluflbädcr.    Die  heissen  Wasserbäder  haben  aber  vor  diesen  den 
^fVorzug  grösserer  Einfachheit  und  llilligkcit.     Ferner    leisten    heisse  Bäder  mit  nachfolgendem 
Schwitzen  gute  Dienste  hei  nach  Erkältungen  aufgetretenen  Krankheiten,  bei  der  acuten  Bron- 
chitis, bei  Croup  und  I'seudocroup,  bei  capillärer  Bronchitis  und  Bronchopneumonie  der  Kinder. 
^LBier    handelt  es  sich    hauptsächlich    um    vorübergebende  Proccduren,    2 — 3  heisse  Bäder  von 
^f  10— 15  Minuten  Dauer  genügen  in  der  Kegel  zur  Erzielung  des  gewünschten  Effectes:  Ableitung 
von    den  Lungen,  Lösung    und  Erleichterung    der  Expectoration.     Bei    chronischer  Bronchitis, 
dem    mit    dieser    einhergehenden  Emphysem  und  beim  bronchialen  Asthma  verschaffen  heisse 
Kfiäder  s-j-stematisch    genommen    olt  gros.se  Erleichterung.    Bei  der  mit  Oedem  einhergehenden 
^■Nephritis  ist  die  Heisswasserkur  nur  angängig,  wenn  das  Herz  iutact  ist.    In  acuten  Nephritis- 
nillen  leistet  diese  Methode   sehr  viel.     Man    kann    entweder  hei.sse  Vollbäder  nehmen  lassen 
oder  auch  die  Kranken  in  grosse  in  heis.scs  Wasser  getauchte  Leintücher  einhüllen  und  dann 
mit  wollenen  Decken  zugedeckt  ein  bis  mehrere  Stunden  liegen  lassen.     Die  letztere  Metliode 
hat  sieb  auch  bei  uraemisrbcn  Anfällen  als  sehr  nützlich  erwiesen.  Die  Hei.s3wa.sserkur  bei  chroni- 

■  sehen  Beckenei.sud.'kten  der  Frauen  ohne  entzündliche  Erscheinungen  in  den  L'nterleibsorganen 
ist  in  Form  von  Voll-  oder  auch  heissen  Ilalbbädcm,  letztere  mehrere  Male  täglich,  erfolgreich. 
Als  OegenindicationRn  für  die  Anwendung  der  Heisswasserkur  sind  hervorzuheben: 
Erkrankungen  des  Herzens  und  der  GePässe,  wie  Klappenfehler.  Myocarditis,  Fettherz,  einf,ichc 
Herzschwäche  und  Arteriosklerose;  sodann  Nervenkrankheiten,  welche  mit  einer  Reizung  des 
Ner%-ensystems  einhcrgeheu,  organische  Erkrankungen  des  Rückenmarks  und  Gehirns,  sowie  Neu- 
^ritiden.    Bei  diesen  Zuständen  lühreu  beisse  B.äder  nur  Verschlimmerung  des  Zustandes  herbei. 

H  ilBCBE. 


Ilektlsrhes  Fieber 

stärken'  täglichi 
B  8ul>nnrni:d('  Mur 


I 


stellt  eine  .\b:irt  des  intennittirenden  Eiel)ers  dar  und  ist  durch 
•  Teinperatiu-scliwankungen  diarakterisirt,  indem  auf  normale  oder 
retileniiienituren  aui  Nachmittag  oder  .\bends  Teniperatui-steigerungeii 
bis  U'.t"  und  mehr  folgen,  wenn  nicht  der  sogenannte  Typus  inversus  besteht.  Oft 
erfolgt  der  Temperaturanstieg  mit  Frö.steln.  Der  Temperaturahfall  erfolgt  gewöhnlich 
mit  starken  Selivveisseii,  welche  den  Patienten  sehr  belästigen  und  nach  welchen 
er  sich  matt  unri  angegrifl'en  fühlt.  Daü  hekti.sche  Fieber  kommt  vorzugsweise  bei 
der  Lungenphtliise  und  bei  chronischen  Eiterungen,  sowie  im  .Abheilungsstadium 
des  .\bdümiiialtyphus  vor.  Da  das  hektische  Fieber  die  Patienten  in  der  Kegel 
sehr    belästigt  und  niscli    von    Kräften  bringt,    so  ist  es  stets  zu  bekäuipfen,  um  so 


[llektiscIieH  Fieber 


574 


Hplcain 


'in 

1  liftrfflr  ■ 


mehr,  weil  tlii'  PatioiiU'ii  «l.idiircli  in  ihrem  Lrbiuisniiith  geliol>eii  w'.Td'.'n.  tUtirü.i. 
welche  derartige  Patienten  iu  der  Kegel  schon  von  selbst  halten,  ist  strcii'j;  durrh- 
zuführen,  weil  dadurch  Schädlichkeiten  ferngehalten  und  der  StofTverbraii'-h  ■m:'^ 
schränkt  wird.  Die  eigentliche  AntiinTcse  ist  beim  hektischen  Fieber  WRsejitlirbM»] 
arzneiliche.  Man  willile  milde  Antipyretica  in  nur  kleinen  I>o.sen,  da  sonst^^H 
Collaps  und  profu.se  Schwcisse  eintreten.  Ferner  verabreiche  man  nur  solriw^H| 
pyretica,  weiche  bei  längerem  Gebrauch  weder  Magen,  Herz,  noch  das  Blut  .schSdlpo. 
Man  gebe  also  vor  allem  Chinin,  Antipyrin,  I'henacetin,  Phenokoll,  meide  daraei 
die  eingreifenderen  Praeparate  wie  SalicylsUure,  Antifebrin  etc.  Die  GrOss«  drr  D«a» 
miiss  man  öfter  durch  Ausproiiiren  feststellen,  doch  ist  für  Chinin  03 — OÄ  fir 
Phenacetin  und  Phenokoll  0,25 — i',r»,  für  Antipyrin  0,5 — 1,0  nicht  zu  hoch.  Seh  »wo«, 
die  sich  beim  Temperaturabfall,  besonders  leicht  beim  Antipyrin,  eiasteUa, 
kann  man  durch  gleichzeitige  Verabreichung  von  Agaricin  oder  Atrojjin  hiiitanküt9L 
Kin  wirksames  Mittel  zur  Teniperatiirheralisetzung  sind  Guajakolpinselungf^a  dt  ~ 
welche  jedoch  wegen  der  beim  Fii'berabfall  eintretenden  profusen  Sdiweisno 
leicht  eintretenden  Collapse-s  nur  mit  grösster  Vorsicht  angewandt  werden 
m:ui  beginne  mit  0,25  und  steigere  je  nach  der  Wirkung  die  Dosis  vorsichtig.  Kiw 
grosse  Rolle  spielt  fenier  der  Alkohol,  nicht  blos  wegen  seiner  tomperaturhi-nii- 
setzenden  Eigenschaft  und  seiner  Sparwirkung  auf  die  Körpersubstanz,  sotidem  aurk 
als  Herztonicum:  in  geeigneter  Uarreichuiigsfomi  (C'ognac,  Glühwein  etc.)  ist  er  im 
Stande,  das  Frostgefflhl,  welches  häutig  den  Fieberanstieg  begleitet,  zu  bebet 
In  der  Darreichung  der  Antipyretica  befolge  man  das  System,  dass  man  das  An 
febrile  im  Beginn  des  Fieberanstiegs  oder  zu  der  Zeit  giebt,  wo  nach  iler  vor 
gegangenen  Beobachtung  derselbe  zu  erfolgen  pflegt.  Es  gelingt  oft,  tlurch  cinr!  soiri 
„Praevcntivantipyrese"  das  Fieber  niedorenhalten.  Die  im  Beginn  der  Behandlii 
zu  diesem  Zwecke  mehrmals  am  Tage  erfordi-rliche  Temperaturmessimg  kaiin  oh 
Belästigung  des  Patienten  in  der  Mundhöhle  vorgenommen  werden.  Hydrotiim- 
peutische  .Maassnalimen  wie  Bäder,  feuchte  Einpackungen  mit  darauffolgender  frucJior 
Abreibung,  Douclinn  kommen  beim  hektischen  F"ieber  erst  in  zwoit«*r  Linie  in  ~ 
tracht,  doch  ist  eine  energische  HautpHege  auf  dem  Wege  eines  milden  hyil 
therapeutischen  Regimes  zur  Stärkung  der  V:isomotoren  der  Haut  gewöhnlich  «b« 
aus  anderen  Gründen  indicirt.  Essigwaschungen  wirken  gegen  die  Schweias« 
günstig.  Manchmal  zeigt  eine  Luftveränderung  einen  Erfolg,  doch  ist  die  Reif«  f3r 
ftebemde  Patienten  stets  ein  bedenkliches  Untemehraen;  mau  erlaube  eine  solck* 
also  nur  in  fieberfreien  Perioden.  Die  Diaet  richtet  sich  nach  den  für  die  Kiriw- 
diaet*  geltenden  Grundsätzen.  8T«AiMfi 

Heleninm,   Radix  Helenii,   Radix  Inulae,   Rhizoma  Enulae,  Racine  d'AuBi«,  ll| 

campane,  Alantvurzcl,  stammt  von  Inula  Helenium  L. 

Die  Droge  besteht  aus  dem  kräftigen,  oben  knollig  verdickten  und  äusserlicfa 
Rhizom.    da»   sich    durch    reichliche  Knospenbildung   verzweigt,    einige  Wurzeln    bedlrt^ 
jährlich  absterbende,  oberirdische  Stengel  treibt.    Es  werden  meist  die  Wurzeln  von 
rigen  Pflanzen  gesammelt  und  diese  gewöhnlich  in  1 — 4  cm  dicken  Längsschnitten  d«  ' 
Stockes  zugleich  mit  den  cylindrischen,  etwas  dürren,  entrindeten,  manchmal   H  - 
gespaltenen,  gelblichen  Seitenwurzeln    in  den  Handel  gebracht.     In  frischem  / 
Wurzel  aussen  falilgelb,    innen  weiislich,    getrocknet  aber  aussen  graubraun : 
bruch    scheidet    ein    dunkelfarbiger  Ring   die    etwas    dicke  Rindo  von    dem  i'  iloü 

welches    enge,    citronengclhe  Gefässbündel    und    breite  Jlarkstrahleti    enthält.     .  ,     ■■■■^■s^ 
einen  bitteren  Geschmack  und  einen  eigenthümlichen,   namenllirh  wälirend  des  Trockaea« 
Veilchen  erinnernden  Geruch.    Sie  enthält  neben  Inulin.  bis  zu  44  pCt..  wachs-  und  h» 
Substanzen,  Extractivstoffen  und  Protci'nsubstanzen  ein  flüssiges  Stearopten:  .\lantnl*,  1 
da«  Alnntsäureanhydrid  und  ein  festes  Stearopten,  Helenin  oder  Alantkamj 

Inulin,  Alantin,    Dahlin.    fälsehlich  Helcnin  genannt,  C,H,oO,,    ist  ein  dem 
mehl  isomeres  Kohlehydrat;   leicht  löslich  in  heissem,    schwer  in  kaltem  Wasicr.  unl*-«; 
Alkohol.    Es  bildet  ein  geruch-  und  geschmackloses,  sehr  hygroskopisches,  wei 
skopisvhen    krystallinischen  Körnchen   bestehendes  Pulver,    das   durch  Kocher  i:« 

Laevulose  verwandelt  wird. 

Alautsäureanhydrid,  CisHsoO.    kr>-stallisirt   in  farblosen  Nadeln,    ist  in  AlkoM 
Aetfaer   löslich.    Mit   Alkalilaugcn    bildet   es   Salze,    aus   denen   durch   stärker*   SSorai   4r 
liydrirte  AlanLsäure  abge.spallen  werden  kann. 

Sowohl  das  Helenin  wie  d.is  Alantol  und  die  Mantsäurc  bctw.  das  AIt 
icheinen  nnsgesprochen  anlisepUsche  Eigenschaften  zu  besitzen.  Noch  in  eir. 
von  1  -.  tOOOO  soll    das  Ucleuin  im  Stande  sein,   Urin    vor  Fäulnis«    zu    sehütxvu.    üe^^aien 


^Ipiiinm 


—    ■•>((> 


Ifpliantlius] 


apündlich  sollcu  die  Tuberkclbncilleu    gegen    diese  Praeparatc  seiu.   namentlich  werden  die 
liit  einer  Verbindung  von  Alantol  mit  Fettpeptonaten  und  Kalksalzen,  sog.  .Alantolfettpeptonat", 
rzielten  Krfolge    bei  Lungenschwindsucht    gerühmt.     Ausgeschieden  wird    das  .\lantol  wieder 
iirch  die  Lungen.     Das  Inulin  wird  im  Magen-Darmcanal  volIstÜDdig  resorbirt,  theilweise  als 
Dlches.    zum  kleineren  Theil  als  Laevulose,  die  durch  den  EInfluss  des  Magensaftes  entsteht. 
Schon  von  Alters  her  Ist  Inula  Deleuium,  ausser  als  (icnussmittel,  auch  als  Arzneimittel 
•  'chronische  Katarrhe,  Verschleimung,  gegen  Hautkrankheiten  etc.  in  Gebrauch.    Später 
ieihre  Anwendung  allmählich  seltener,  und  erst  In  der  neuesten  Zeit  beginnt  man  wieder, 
Droge    oder  mehr   noch   ihre  jetzt  chemlsch-lsolirten  Bestandtheile  als  Üeilmlttcl  zu  ver- 
wenden.   Das  Hclenin  wendet  man  wegen  seiner  an tl.septi.schen  Eigenschaften  zuweilen  an  bei 
falaria,    Tuberculose,    Darrakatarrhen,  Keuchhusten,    chronischer  Bronchitis  etc.,   jedoch  sind 
Se   damit    erzielten  Erfolge   noch    zweifelhaft.     Aehnlicb  verwendet  man  das  .\lantol  und  die 
laraus  hergestellten  Praeparate.     Bei   der  Ernährung  der  Diabetiker    kommt    das  Inulin    in 
etracht.    Da  dasselbe  keine  Glykose  liefert,  so  Ist  die  Anwendung  eines  aus  ihm  ohne  Stärke- 
Bchl  hergestellten  Brotes  oder  der  aus  Eiern,  Milch  und  Inulin  gefertigten  luuliubisquits 
ei  der  Zuckerbarnruhr  empfohlen. 
Kadii  Flelenli: 

Decoct  (15,0:200.0)  esslöffelweise ;    benätzt  zur  Herstellung  des 
Extractum  Helenil  alcoholicum: 

Consisteoz  11.     Als  Hustenmittel    trüber    mehrmals    täglich    zu  0,5 — 2,0  in  Pillen 
oder  flüssigen  Mixturen  gegeben. 
Tinctura  Helenil: 

Durch    Digestion    von    1  Tb.  Wurzel    uml    5  Th.   verdünntem  Weingeist   bereitet, 
kaum  noch  angewendet. 
Vinum  Helenil: 

1  Th.  Extract :  100  Th.  Wein. 
Ungucnlum  Helenii: 

am  besten  aus  Extract  bereitet,  früher  bei  Hautkrankheiten  benutzt, 
lleienin: 

Innerlich  zu  O.Ol — 0,03    mehrmals    täglich  In  Pulvern  oder  alkoholischer  Lösung: 
.lusserlich  in  2proc.  öligen  Lösungen  bei  Geschwüren,  Diphtherie  etc. 
Alantol: 

Wie  Helenin,  am  besten  in  Gelatinekapsela. 
Hclenin  de  Korab: 

Von  der  Pharmacle  Charpes  in  Paris,  ist  reines  Alantwurzelpulver.  ,Uelcnol  du 
Dr.  Korab",  ein  ebenfalls  in  Frankreich  gebräuchliches  Praeparat,  ist  wahr- 
scheinlich eine  alkoholische  Lösung  (1:3)  des  krystallisirten  Helenlns. 

KIOSKi. 
HelencD.  Ci^^  '^^^^  C^Uj,,  ein  rarblottes  oder  (gelbliches,    bei  285— 2*Jtt^  siedendes  Gel  Ton    BD  Aeoion  er- 
innenidcm  Qerncb.  wird  beim  Dentlllirvn  tron  Helenin  mit  wauerfroier  Phuphorslaro  orbalten. 

H. 

HclfTOlftndy  Inücl.  1cranigi>8  Nordseebad  mit  Biisgespronbeneui  Seeklima.  UitUere  Temperatur  im  Judi  13,7,  Joll 
1.'>.''.  ÄuKust  |ft,4,  Süptomber  U.O**.  Die  Btder  worden  aaf  der  gogimDber  gelegenen  ItSne  gonommeti.  Auf  der 
Iti-.'I  si?lhst  VtlnJnt  sich  ein  Badehaui  fBr  wanne  Bider. 

W. 

H6ll&Xltboninin  Ven.  l'flanieni^attung  aiu  der  Fam.  der  Ciataecan',  auspexeiehnet  dareh  ohersilndiKon,  drei- 
faobnrigon  Frnehtknoten  mit  rieleiigen  Pariptalplarenten.  Bei  aus  R.  Kultatnm  Mill.,  ein  oinjnbrigns  Kraut  mit 
•'infacben,  Bchmal  lanzettlichen  Blattern  nnd  xi«<rallch  (trussoii  jtclben  lUQtheu.  H.  caoadonse  Hiebt.,  ein  aii£- 
dauerndes  Kraut  Canadu«  und  Carolinas   ist  iu  Nordamerika  ofSoinell  als  Antisyphilitieam  and  gencon  Scrofolose. 


Hdl&nthllB  L.  PflanzruKattunt;  uns  der  Fam.  drr  Com  pu^it  ai**.  Reet.  Cnry  rabi  ferae  .  Tn'bus  Asteroidae, 
Tji'U,^  Jrr  Hi*l  iati  ( heuo.  derfn  xaiigenfOrmige  Kandblllthcn  (;*.>äi*bl<'cbti«]os  oder  minnlich  sind.  Dem  Blntbon- 
bniton  fobli'n  in  dnr  Mitt(<  dio  Deckblattchen.  IMe  9ohwl(nilirhen  Atttheren  sind  nn^eschwllnxt,  den  Arbaencn  kommt 
nie  ein  mus  Haaren  bestehender  Pappus  lu.  Die  liattung  umfiuüt  einj&brigo  und  ausdauernde,  meiitt  sehr  hohe, 
kräftige  Kräuter  mit  sehr  gros.si«u  BlUlhenkOpfen  (Sonnenblumen).  Von  den  etwa  Mi  amerikanischen  Arten  vii>I- 
faeh  cultirirt:  H.  annuns  L.,  einjahriK,  aber  doch  lös  'dm  boeh  werdend,  mit  sehr  grossen,  bis  1  m  Durebmes^nr 
erreichenden,  nickend  nberhflnKenden  Köpfen  und  hoefagelben  ZungenblUthcn.  U.  tobarusus  L..  der  Topi- 
nambur, dauert  durch  auterirdische  Knollen  (Rhixome)  aus.  Bf. 

Heliantbus  annuus.  Die  sehr  öircicben  Samen  von  Helianthas  annuus  liefern  ein 
hellgelbes,  angenehm  riechendes  und  milde  schmeckendes  Oel,  spec.  Gew.  0.92,  In  den  Samen 
findet  sich  Hellanthsäure. 

Blütheu,  Blätter  und  Stengel  der  Sonnenblume  werden  als  sieber  wirkendes,  der  China- 
rinde gleichworthlges  Fcbrifugum  haupt«ächlicb  von  Russland  aus  empfohlen,  Anfälle  von 
Malaria  schwinden  nach  dem  Gebrauch  des  Mittels  .schon  In  wenigen  Tagen  (Zubowitsch). 
Es  eignet  sich  wegen  seines  nicht  unangenehmen  Gcschm.tcks  und  wegen  des  Fehlens  jeder 
üblen  Nebenwirkung  vorzugsweise  für  die  Kindorpraxis.  Dosis  der  alkoholischen  Tinctur  1  :  .5, 
1,0  —  10,0  in  Mixturen,  Sirup,  des  alkoholischen  Extractes  1,0 — ü,0  pro  ilie.         j. 

Uelian  tbgerbftUure,  Uel i a n  t bsilu  r e,  C,.I1ji,0h.  aus  den  Samen  mit  ffttlfe  des  Bleisalies  darstellbar 
bildet  KrBngelbu,  zcrreibliehe  amoriihe  Massen,  löslich  in  Wasser  und  Weingeist,  nicht  in  Aether.  in  Alkalien  mit 
(«IWr  Farbe.    Sie  giebt  mit  Kulkwasser  und  Bleiacelat  hellgelbe  NiedersoUlge.    tlrbt  sieh  mit  EiMnehlorid  sehOo 


[HpÜBiithus 


—     570     — 


ilunkdiKrtlii.   mit  :ia1|ieti>r»l(urp   udor   kiltir  canreutritt«r  !}«li»orel9tuic  rutli.     St*  (kUt  Loa 
»niinoDiaIi»li»cli<' i>ilb<!rl«iiunK.     Beim  Koeli«u  mit  mluif  Tcri)llnnt«r  Sklukor«  wrnUt  llalltattp'^*»«! 
and  einten  violcitoo  Farbstoff. 

l 

HellrhryRnin  arenariam  DC.  Onapli*Iiuin  an-aarium  L.,  Sandnihrfcnat,  llalArU  di«  «rUnlai 

nur  in  der  Pli.  Gall.  auf|icnihrt«^n  Ptür^s  Rtot'^hados  oltrinan  ^eti  OvrmaM  la«  tn  f  totn  iL 
Intoi,  Ibn?r  diorotisrbpn  und  KUKicteti  sf^datiren  Eifjvnsehaflpn  w^ippti  wftrit^n  «it  im  T«ft«  tk  I 
Nierfnmttt«!  bcnutat.  ]n  uttuerer  Zelt  werden  sii*  auoh  aar  B9k&jn[>rQtif<  cbronischi*r  H«atl«J4«i  (iaiR 
ond  atonisobcr  itlaaenleidpn  empfublen.     r>oflis  al»  BppciMS  oder  im  Infns  5  — 15  ^  ttw  pm  dW. 

Die  Florei  Gnapbalii  Ph.  Oall.  atammou  ron  Gtiapballum  ilioieaid  L..    KaticnpftJlelirA.  I 


Uelicln,  C,^„0;  +  'ItBja  =  CHuO,0C«H.-  CHO  +  ";4H,0,    ent>teTit  bei     lor  Oir  tiüo»  1 
mit  TerdflBnt«r  8alpeter«iarn  (Piria),    femer  «yntbetiacb    beim   N  -'i^ 

ehlortijdroM  mit  ßaliojlaldehydkaliun]  (Michaeli.    Kleine,  feiit  u 

lieren  and  dann  bei  175*^  acbmelzen.    MSsaijc  IQslieh  in  kaltem.  r 

Llnksdrohend.    Wird  Ton  Eifiencblorid  nicbt   ({efUrbt.     Beim  Behandt^ln  niii 
menten.  k.  B.  8]rnaptase,    cerfiUt  es    in  (üykoae  and  £»alic.1  laldebyd  -     CkiH,. 

Natriamamatgam  wird    e;«    in  Saliein  xurnekrerwandelt,    dnrcb  Erhitzen     au/    :.:.^-— .t-. ^ 

Mit  Aeet^loblorid  liefert  e«  ein  Tetraacetrlderivat, 

Beutobelicin.   (^.Ha^  =  Cun,,.i>(r.HnO)0;.    entsteht  bai  Oxydation     Ton     PopoUa   all  I 
bei  Bebandeln  Tun  Relirin  mit  ßenio^lcbloriil.     E$  bildet  neidenglinaend«  Nadeln,  ist  in  XHbft  i 
tOalieh  in  heiv^em  Wa^^Ker.  leicbter  in  Alkohol.    Natriumamalgam  redueirt  es  «i*der  la  Pdjialla 
Alkalien  zprf&llt  e»  in  Hpnxo(=isHure,  Satirylaldebjd  und  Glykose. 

Ilelikolüin,  C-^  ll.u(>]4.  entsteht  sIk  Zwj.,chenproüuet  bei  der  AaflOsuii..'  .^T^&asWI 

(Piria).   kr^Ftalli^irt  in  Nadeln  uikI    llhnelt  im  Ganten    sehr  dem  Holiein.  \  laLn  »i^ 

wir<I  e!(  in  Glykuse.  Saligenin  und  Salic)lal(leb;d  gespalten.     Es  liefert  ein    >         ■•    ■^__ 


Heliotropium  L.    Pflan«on(fattnng  au»  der  Kam.  der  Asperlfoliacr^-*     " 
(Ehretieae),  bei  der  die  Griffel  endfitindi^  auf  dem  in  der  BlQtbe  iin. 
paeumL.,  mit  cbarakteriKti^eb  .heliütropfarbigen"  Bluthen  in  fa^l  e>"  ' 
rarianaui  L.  liefert    in  .'^Udfrankreieh    daa  Parfura  lleliotropeasena.      11.   (  ti  d 
und  CoeJlincbina  vorkommend. 

Aus  di;r  Wurzel  und    dem  Samen  von  Hetiotropiura    europaeura    L... 
faauffcn  ein  hygröskopüsches  AlValoTd  Cynoglossin  isolirt,  welches  auf  Warm- 
toxisch  wirkt.     lu  derselben  Art,  .sowie  in  Heliotropium    peruvianmn    li-i: 
ein  anderes  krystallisircndes,  flüchtiges  und  s(;hr  bitteres  Alkalofd  Heli 
welches  zu  0,025  subcutan  Katzen  tödtet.    Mit  dem  gleichen   Namen  w.r  : 
bezeichnet,  der  sich  chemisch  als  Piperonal  erweist.    Fraggan  i   empfiehlt  es  vi  1. 
lieh  als  Antipyreticum  und   Antiseptiouin,  vorzugsweiso  bei   Malaria.     In  L'IeiA'T 


1- 


die  erstgenannte  Art  in  Russlaud.    Zobowita  rühmt  das  Infus  aus  d' 
auch  als  Injection  bei  Gonorrhoe  soll  es  sich  nützlich  erwiesen  haben.    I 
und  Blütben  von  Heliotropium    indicum  wird  Welfach  als  Gurgcb 
glasweise    bei  Halsentzündungen    angewendet.     Der  frische  bittere  Saft 
Verbände  scbmerahafter  Furunkel  und  zu  Augcnwässcm  bei   Ophthalmien 

Heliotropin  ist  ein  aus  Heliotropium  europaeum  und   peruvianura  dai^ 
TOn  bitterem  Geschmack  und  sehr  angenehmem  Geruch.    Künstlich   wird  Hetiotivi 
durch    vorsichtige  Oxydation    von  Pipcrinsüure    und  Rafrol    (iurch    Kaliumpe 
durch  Erhitzen    von  Protokatechualdehyd  mit  Kalilauge   und   Mrthylenjodid. 
Piperonal  oder  Methyleuprotokatcchualdehyd  genannt  wird.    Farblose,  glänxeode, 
riechende,  bei  37  "  schmelzende  Krystalle. 

HOB 

llelleborng  I,.     PHanxen^attunj;  au«  der  Fam.  der  Ran  u  n  r  ul  aeeae*.  üntorfam.  U  o  1  lebe  re  af.  la  im* 

mit   i^trahlig   gebnuten  Btutben    geliOrig.     t'mfaaF^t    11    enropaeiaebe    and    «c!^tavinti«ehe    m-Hipe-H»  I 

krurti^ter  Gmndacbse  und  meint  fussfOnnig    gelappten  oder  geBngerten,    Id.. 

ansebnlieben    Bttitlien    fuhren    einen  Keleb    aus   .'i  blumenMattartigen,    l*lei' 

6  — X  röbrige.    gelblielie  oder  grünliche  Nektarlen  vertreten.    Den  anbcstimni! 

riel^amigen  BalgfrUr.hten  werdende  Frucbtlillltter.     H.  Tiridi.s  L.,    des.5en    »jrCu 

errTicbeii.  gebort  den  Oebirg!iwliM(-rn  .'^Ud-  und   Mitte1ilcat!*eblands  an.    llluht  im   ^: 

mit  vielMQtliigen  Trieben  nnd   kleineren,    kugelig-glockigen  Bltltben,   den   Kdd-   U!. 

gehtlrend,  sowie  H.  niger  L.,  mit  nur  1— Sblothigen   15— 3<l  cm  hohen  Sprossen    un. 

in  80ddeut.!icblaiid  und  Budeuropa  heimisch,    aU  Zierj'flanxe  in  Gärten    vom   DfOfn 

gleichfalls    offlcinell.    Alle  werden  bei  unf«  als  Nie.4wuri   bexeichnet  (engl.  Chri.,; 

H.-Art,  sondern  ein  veraltetes  Synonym  »u  Veratrum'  album  L. 

Helleborus  viridisL.,  grüne  Nieswurz,  Hellcborus  n  iger  L.  s.  Meli 
schwarze  Nieswurz,  Weibnachtswurz,  Christwurzel,    Die  Wuntdn  wu  " 
Altcrthum  als  Heilmittel,    namentlich    bei  Geisteskrankheit  benutzt  neben   .),-r 
Antieyra".  der  Wurzel  des  heute  nicht  mehr  gebräuchlichen   Helleboni- 

Die  Droge  stellt    die  mit    den    daran    sitzenden  Wurzeln    getrockii^ 
beiden  bei  uns  einheimischen  Helleborusnrten  dar.    Aus  dem  etwa  7  cm  Ungrn,  1 
ästigen  Wurzelstock    entspringen    ringshurum    aus    den   aufrechten   Köpfen  <ffr 
dem  Stocke  unterscits  zahlreiche  bis  10  cm  lange,  etwa  2  mm    dicke  Wuneln     Dr' 
stock  und  seine  Aeste  sind  aussen  schwarzbraun    und    leicht    geringelt.     .\ii'  1'-n  ' 
sieht  man  in  dem  braungelbcn  Holze  unregelmässig  kciliörmig  geordne' 
bündelgruppeii    und    im    Innern    ein    grosses    wei.ssliches    Mark.      Die  N. 
Mai  und  .\ufaDg  Juni  oder  auch  im  Herbst  eingesammelt,  durch  Wiuoheti  mit  kaliw^ 


[IfolloburuM 


—      ni  I 


Hp.loiisn] 


gereinigt  und  an  der  Luft  getrockuet.  Die  gctrockiielt  uud  mehr  noch  die  fri-sohe  Wureel 
bat  einen  scharfen,  etwas  bitteren  Geschmack  nnd  einen  rettigühn liehen  Geruch.  Sie  enthält 
zwei  Glykoside:    Hellcborei'n  und  llollcborin. 

Das  HellcborcVn  ist  ein  dem  Di^itnliii  ahnlich  wirkendes  llensgift,  das  «u  1 — 3  mg  FriSsche 
in  wenigen  Minuten  tödtet.     Warmblütern    innerlich    gereicht,    erzeugt    es  Diarrhoen    und  bei 
Einführung    wiederholter    kleiner    Gaben    huemorrhagische    Gastroenteritis.      HelleboriD     wirkt 
centrat    bct.Hiibciid  und    lähmend:    es  bildet  sich  eine  Narkose  mit  vollkommener  Anaesüesie 
aus;  ausserdem  reizt  e^  aui'h  etwas  den  Darm:   Krösche  werden  erst  durch  80  mg  gelödtet. 
Die  Droge  und    die    aus    ihr  hergestellten  Pracparatc:    Extracte,    Tioc.turen  etc.    worden 
[kaum  noch  angewandt:   das  Hellebore'm  wird    zuweilen  an  Stelle  der  Digilalis  benutzt,    doch 
[ist  es  wegen  der  stets  auftretenden  gastroenteritischen  Reizung   besser  nicht  zu  verwenden. 
Radii  Hellebori  viridis: 

0,03—0,2  g  mehrmals  täglich    als  Abführmittel  bei  Blutüberrüllung  im  Unterleibe, 
Wassersucht,  Gelbsucht,  chronischen  Hautausschlägen,  heut  kaum  noch  in  Gebrauch. 
Extractum  Hellebori  viridis: 

Alkoholisches,  in  Wasser  trübe  lösliches,  dickes  Extract;    0,08 — 0,1  mehrmals. 
Tinctura  Hellebori  viridis: 

Gelbbraune  Tinctur,  zu  0,5 — 2,0  mehrmals  täglich. 
Radix  Hellebori  nigri  s.  Molampodii: 

Wirkt  schwächer  als  die  grüne;    zu  0,2 — 0,6  mehrmals  tiigllvJi. 
Extractum  Hellebori  nigri  s.  Helampodii: 

bis  zu  0,23  prft  dogi  und  1,0  pro  die. 
Tinctura  Hellebori  nigri  s.  Mt-lampodii: 

zu   1,0 — 3,0  mehrmals  täglich. 
Hol  IcborcVnum : 

subcutan    oder    innerlich  in  Pillen    oder  Lösung    als    Ersatzmittel    des    Digilalin.s, 

Dosen  zu  0,01—0,02.  KIONKA. 

Mol  lebüreVn,  ''.j.HiiOt.,,  Glykoüid.  fiaiiinntlich  dor  scbwkrxon  Nipswur/.,  tmn  Alküliul  kryitUlliüirt,  aiik  iiiikro- 

•tkupirtchf-n  Nrnlnln  bcsti'hondc  Wjircno,    liriuiit  sich  b»:i  220— l'IU)'',   ist  .^r^hr  lf>icbt  Klslich  in   Wararr.  .sehwii'riger  in 

Weingeist,  fear   nirht    in    rüiuniu   Aelhor.     Viiti    .llk&iipn    wirtl   «>k    nirht    ttn^t'^rifren,    beim    Korben    mit    vcrilUnnton 

tilurrn  hingi^goo  i>^rnil(  cn  «elir  leicbl  in  («lykuso  und  HHllcburrtin :    C,  IIuO,..,  =  2C„H,20g  +  C|jHj,0,. 

Hell  eboret  in ,  f.'nHj,()i.  .SpaUnn^prodiirt  des  HeI!t?b(,>roTns.  I>iltiet  oiu  Kraogrflnps,  amorrihM  PiiWer,  ober- 
halb ÜOO'^  «ellmeixend.  unlOnlieh  in  Walser  und  Aether,  in  Alkohol  mit  violetter  Farbe  lOllich.  E»  i5t  nicht  giftig. 
HeUeboriu,  t^H^Of«  ourh  stärkeres  Oift  als  IlollehuniYn.  (ludet  sieh  vriniehmtich  in  der  Wnntel  run  Hellte 
borufi  viridiü.  Eb  bildet  gUnxende  Nadeln,  die  oberhalb  2.V)"  schmelien  and  verkohlen,  ist  nnlOMlieh  in  kaltem 
^^_  Waaaer,  veniR  lOalleh  in  Aetlier,  leicht  in  kochendem  Weingeist  and  Cbloroforo],  Beim  Uebergiesson  mit  Vitrlolül 
^^m  flrbt  e«  aich  bochroth  und  iJIet  »ich  langsam  mit  derselben  Farbe.  Von  wlaaerigen  Alkalien  wird  es  nicht  ange- 
^^Bffriffen;  beim  Kochen  mit  verdOnnten  SKnren,  besser  mit  tiruprorraiger  ChloninklOsung.  lernilt  es  in  Olykose  und 
^V  Belleborealn :  C^I^O.  +  4I{,0  ^  C,n„Oe  +  C„n>,0,. 

^V  Helleboresin,  C:«^»^«.  ^paltnngaprgduct  des  HelN'boriuH,  bildet  ein  weiaagraues  Pulver,  das  bei  140—160*' 

^H    unter  Brtunnng  erweicht,  nnlOslich  in  na^aer,  wenig  lOslich  in  Aether,  leicht  io  kochendem  Alkohol. 
^B  8PIE0EL. 

Bei: 


Blminthocliorton,  Corsicauisches  Wurmmoos,  Wurmtang,  Mousse  de  Corse,  von 
Alsidium  Hclminlhuchorton,  Kutz,    ursprünglich   an   den  westlichen  Küsten  Corsicas  und  bei 

lAjaceio    gesammelt,    aber    .luch   vom  adriatiscben  Meere  herstammend,  kommt  nicht  als  reiue. 

[Droge  vor.  Das  Gemisch  enthält  Corallina  officinalis  Lam.,  Grateloupia  tilicina,  Jania  ru- 
bcns  Lam.  und  viele  andere  Arten.  In  der  Handelswaarc  ist  Flelminthochorton  oft  nur  in 
geringen  Quantitäten    oder    gar  nicht    enthalten.     Es  ist  in  Deutschland  wenig   im  (iebraucb, 

I trotz  seiner  Nützlichkeit  bei  Ascaris  lurnbricoidcs*.     Verordnet  wird  es  Kindern  zu  4 — 6  g  iu 
.Abkochung  mit  süsser  Milch,  innerlich  oder  als  Klystier  mit  Ricinusöl.    Die  Ph.  Gall.  bereitet 
eine  Gelee  de  .Mousse  de  Corse: 
Gelatioa  Helminthochorton:  Uelminthochorton  electum  30  werden  mit  kaltem  Wasser 
abgewa.snhen    und  ■/;.  .'^tunde    mit    Aqua  i|.  s.  ad  Colatuiam  200   gekocht,    dann    ^accharum, 
Vinum  album  ^a  fiO  und  Colla  piscium  concisa  5,  welche  mit  Aqua  30  zuvor  aufgeweicht  ist, 
hinzugegeben  und  /.ur  Gallerte  eingekocht.     Ausbeute  123. 
LIEBREICH. 
}10D|S4^   ifder  ^um  priillen  nennt  man  eine  Ordnung  ilvr  Honucot  jrleae*.  welche  fadt  durchgilngig  Wasser- und 
^nnipfpllan/en  mit  getftielten,  gitternerviKon  BUttern   und  unscheinbaren  polyandiischen   «lud  polykarpischen  Ijltltb<-ii 
umfaast.     Viele  sind  gotrenntge.schlflclitig.     Die  Samen  ».iiMl  frei  von  Nahrgewebe.  ein  t.'haraktj'r.  in  welchem  die  11. 

t  mit  den  durrJi  ZygODiurphie  der  BIDthen  auegoaeiehnelen  U y  n  au  d  rae*  HbereinKtimmen.  Itekannte  Fainilieu  der  II. 
sind  die  Najadueeac*.  Hy  d  ruc  h  ari  t  aeeae  und  AlUmaceao  |siehe  Alibma'V 


lleioaan,  inmitten  der  Wüste  am  Kusse  des  Mokattamgebirgcs  drei  Heilen  südlich  von  Kairo 
37  m  hoch  gelegener  Winterkurort  und  Schwefeltherme.  Klima  trocken  und  warm.  Die  zu 
Trink-  und  Badekuren  dienenden  Quellen  sind  32"  warm  und  enthalten  47  ccm  Schwefel- 
wasserstofl,  61  ccm  freie  Kohlensäure.  3,2  Natrium-.  1,81  Magnesium-,  0,19  Caiciumchlorid, 
0,8  Caiciumhicarbonat.  Ausserdem  giebt  es  dort  Stahl-,  Bitter-  und  Glaubersalzquellen.  Das 
Bad  ist  vornehmlich  indicirt  bei  Lungenschwindsucht.  Katarrhen  der  Vthinungsorgaue,  Niereu-, 
,  Nerven-,  Hautkrankheiten,  Gicht,  Rheumatismus,  Anaemie,  (.'hiorose,  Diabetes. 

wrRZBÜBG. 

0.  Liabraich'  Enoyklopaedie.     11.  Band.  ^'j 


rHHvHIa 


—     57H 


Hgiilpiaiwt  I 


Helvellft  L..  oiiio  rUKtfiltiinK.  Tyyui,  dnr  Fuailio    >\t>r  MelvnlUrn4u  tMA«ret<<  t»*)      i'.r    ; 
Komycelrs  fehnrig.     Die  Fütnili**    umfvsl    mri^t    »uf    d^m   Errlhodon    Inti-  " 
Türmigen,  hut-  udfr  niUlttinftirmi^'nn,  ^o».tif>)t<<n,    fi(>i<ir:bi|;nn  Frunhtknrportt. 
Hchieden  anc-boner  AuKi-euftilcho  ihn-s  Hultheile«  tngcn.     Div  <iiiltuti^'  tt    <- 
wellig  uocbpn^n.  fAst  f^pkrau«:!  ersclivincDden  HQtc.     Man  nf>unt  din  L 
FrtthtDor  rlioln).     Sie  uriclioiDcn  zumeist    im   KrUlijabr.     Vielfach    l* 

die  Speise-I/orehel,    b~-i\  cm  Hohe  eireiehcnd.  mit  dgakel  kaKtuumbiMuiK-i    i^jutt-ttiain. 
weissem,  kftntigem  Stiele.     Es^bu-  sind  auch  H.  erisps  Fr.,  die  Uerbstlorcbel,   and   H. 


I*4>  »DdlS 


Hemeralopie,   Nachtblindheit,   ist  eine  KraDkbeit,  die  sieb  darch  ein    usretlälti 
schlechtes  Sehen    bei    herabgesetzter   Beleuchtung   documcntirt.     Sie    findr" 
Symptom  i.  B.  bei  Trübungen  in  den  brechenden  Medien,  bei  Aderhaut-  und  ^■ 
wie   Retinitis  pigmentosa,  als   auch  als  selbststandiges  Leiden   meist  mit   N 
vergesellschaftet.     Im    letztere^)  Falle    sieht  man    im  Bereich    der   freien   L. 
Conjunctiva  ein  trockenes  ireisssrh,^umiges  Aussehen  darbietet.    Mikrosk  "■  - 
fettete  Epithelirn  und  äusserst  zahlreiche  Bacillen,  die  sogeoaunten  Xer 
die    aber    nicht    die    Krankheitserreger    sind.     Die    Untersuchung    auf    k.  ... 
am    einfachsten    in   einem   milssig  beleuchteten  Zimmer  mit   Loseproben.     .AU  t'i 
mau    bisher    Ucberblendung    luid    Hcr.ibsetzung    des   allgemeinen   Em;ibriwig'irT)«6 
neuester  Zeit  werden,  wie  es  scheint  mit  Itecht.  mi.-ismatische  Rinfliissc  !■  [fcj 

ist  günstig  bei    der    sogenannten    idinpalliischen  Korm,    wenn    die   M 
der  hygienischen  und  diaetetischen  Verhältnisse  vorliegt.    Local  vcr^ 
blendendes  Licht  blaue  Brillen    und  geben   zur  Hebung  des  Allg-' 
Diaet.    Von  guter  Wirkung  ist  der  Cicnuss  von  Leberthran    und      von    gekochter  Uk 
symptomatische  Hemeralopie  bietet  eine  gute  Prognose,  wenn  es  gelingt,  dea  timmikü 
zu  werden,  z.  B.  bei  specifischer  Chorioiditis,  durchaus  schlecht  ist  sie  bei  der  Ketinitis  | 

8IUI 

HemianaeBtheRie   ist   die   auf  eine   Körperseitc   beschiänkto  EnipfiDduiigstnsigkeit  fir 

tliermische  und  schmerzerregende  Reize.    Es  kommt  aber  auch  eine  !!•  im 

nur  die  beiden  letzteren  Reizarten  betrifft;   sie   ist  ein  Symptom    be-  •  r 

Laesion  des  IIückenmark<>,    die    als    Brown-Seijuard'sche*  Lähmtiii. 
vollständige    Hemianaesthesie,    die   sich  auch  auf  die  tJesichtshaiit  er^:' 
bestimmter  Herdorkraukungen  des  Gehirns,    welche  die  sensible   Fascniiij,  ]■■>  i^r^m 
Verlaufe  zerstören  oder    sie  kommt    als   eine  rein  funetionelle   Störung  bei  der  Hv 
Bei  dieser  findet  sich  häufig  auch  eine  .Abnahme  des  (iehörs,  (iesichts.  Oerur' 
auf  derselben  Seite.    Auch    blosse  Vcrmindi-rung  der  Empfindlichkeit.  Ilr: 
findet  sich  in  beiden  Fällen,  im  Ganzen  sogar  häufiger  als   die   vollständig'-   ii- ..: 

J.JUT 

Hemianopstp  bedeutet,  dass  die  eine  Gcsichtsfeldhällte,  natürlich  auf  beiden 
ist.    Eh  liaudelt  sich  entweder  um  Chiasnia-  oder  Tractus-  oder  Hinterliauf 
Die  Ursache  bilden  Tumoren    (tuberculöse,  syphilitische),    Apoplciien,    eni. 
Erweichungsherde,  Embolien,  Diabetes  u.  s.  w.     Kehlen    die    beiden    linkt-i 
rechten  Hälften,  so  sprechen  wir  von  homonymer  links-  oder  rechtsseitiger  Hemiopie,  < 
gegen  die  beiden  nasalen  nder    die    beiden    temporalen  Hälften    betrotTen,    »o  bab«  i 
nasale    resp.   temporale    helercFiyme  Heminpie.     Die  Behandlung    riebtot  sich  oacb 
logie.     Heilungen  sind  möglich,  gehören  aber  zu  den  .\usDahmefallen. 

IlemideBmils    ludicu.s   H.  Br.,    Nunnari-root,    indische    Sar.sapnri  < '  ■ 
Ostindiens.    Die  der  Tonka  ähnlich  riechende,  süsslieh,  wenig  scharf  sil 
wie    Sarsaparille     benutzt.      Sie    enthält     das     krystaliisirende    Stci;.  j.....    ;1     . 
(Christioson),  sowie  Cumarin.     Dosis  im  Infus  50:  1000,  60 — 90  g  3mal  täfUdL 
Sirupus  Uemidesmi  l'h.  Brit.: 

Wurzelpulver  120.  Zucker  840,  siedendes  Wasser  5fi0:    30 — 60  2  Soul  tyi^l 

:.         ' 

Ilenilpcptun    bildet,    mit    .^ntipoptou    gemengt,   das  unter  dem  Namen  Veptfin 
product    der  Einwirkung  von   l'cpsiu    auf  Eiweisskörper.     Es  bildet   eii 
skopisches.  in  Wasser  lösliches,  in  Alkohol  unlösliches  Pulver  von   uu.. 
Es  giebt  die  Biuretrcaction.    Trypsin    spaltet   es  in  Leucin,  Tyrosin  u,  s.  « 
pepton  unverändert  bleibt. 


HemtplnSÜnre,     Ch,Hi„Oo  +  äH,0.   in  farbloicn,   raonoklinen  PriamOD,    entslcttt     ,i.,r-)i   Mt.iiiis.  lU» 
dor  Opimif.Jlurp.   sowie    diirrh  Oxyd«tion  mflhrRrPr  Alkaloldp,    des  Nttrkolint*.   Oit: 
BpI   um"  KolrockiHit,  schiiMltt  sie.  bei  1*5— Hie"  nnttr  Aurbrniwcn  tW(.(ttf.h»i 
it.t   iu  kuIlLMD  Wasser  tioliwer  l^slieli,  in  Alkoht»!  xioinlirli  leicht.     Beim   Erhilz«,. 
I^«kt  sie  in   IrtOvanillinßKnru  nnd  Prot^katlte.busliare  Über,  heim  Erhitxen  mit   coii.' 
'itoffsSure  cnUtebon  unter  Abspiillani;    tun  Clilor-  boaw.  Jodmotbyl  tunr^t   Meth\  : 
Isor&uilliDtiaure    nnd  KoblensILare.     B«iin  Erhitzen    mit  VitriulOl   liefert   sie    Rutior.in. 


Ilpmipiiisüurp 


—     B70     — 


Heiiiiplogit'J 


I 


I 


iwetliiatMhe  Hlurn,   die   >wi>i  M«tlioxj'l|;niiiiien    enthlUt     Kin   bcidin  Carboijrlgrujiprn  «Ivbes  in  OrthosleUung,  ili« 
8Kare  ifjt  mitliin  »ts  müB  Dimethosyphlftlfilla  re  aafxnfusen. 

6FIE0EI. 

[einlplcgrie,  [[albsciteniähniiiiig.  <'tT('hr:ilc  Htniiplof^icn  kommun  durch  Unti-r- 
brpchuni;  dfr  Leitung  eiiior  Pyraiiiidenb.-ilm  an  irgi-nd  einer  Stelle  /.wiseliei)  Centnil- 
winduiig;eii  iiiul  (tblungiita  zu  St:iiide  und  sind  entweder  ilurch  Blutungen,  embolischc 
und  tbroiribotisfhe  Enveichuiigeti  oder  durch  Tumoren  oder  Absccsse  bedingt.  Je 
nachdem  der  (Querschnitt  der  I'yramidenbahii  mehr  oder  weniger  zerstört  ist,  wird 
die  Lähmung  eine  entüi>i-echend  vull.stiiniiige  sein,  Ks  kann  aber  auch  ohne  Zerstörung 
der  Leitungsbahu  lediglich  durch  l>nick,  Oedeiu.  Hyperaemie  oder  Anaemie  von  einem 
benachbarten  Herde  aus  zeitweilig  eine  rnteriirechung  der  Leitung  eintreten.  l->ben.so 
können  auch  weit  entfernt  in  der  gleichen  Heini.sjihaerc  sitzende  Herde,  namentlich  wenn 
sie  in  ihrem  alliniihlichen  \Vachstluiin  comprimii-etid  oder  reizend  auf  ihiT  Uiiigebnng 
wirken,  durch  „l'Vrn Wirkung"  die  motorische  H.diii  imterbrechen.  l)a  die  Fasern 
für  die  Extremitäten,  den  Facialis  und  Hypoglossu.s  einer  Seite  am  gcsdilossensten  auf 
kleinen  Kaum  zusammengedrängt  in  der  innern  K;i[ksel  der  gegenüberliegenden  Hirn- 
hälfte verlaufen,  so  kiniinien  bei  Laesion  die.ser  Gebend  die  vollständigsten  Hemi 
plegien  zu  Stande.  Der  Facialis  ist  auch  hierbei  wie  bei  allen  cerebrali'n  Lähnmiigen 
gcwt'ihnli<'li  mir  in  seinen  unteren  Aesten  .stärker  betroflTen,  während  iler  M.  orbicu- 
laris  pal)tebiMrum  und  der  M.  front.-dis  meist  nur  leicht  paretisch  sind.  l)ie  Kumpf- 
und  Nackeumuskeln  pflegen  ebi'iifalls  nur  in  geringerem  (irade  und  imr  in  den  ersten 
Zeiten  des  Bestehens  einer  Henii])legie  :in  der  Lähmung  Theil  zu  nehmen.  .Je  uähtT 
der  Heuiisphaerenoberflächc  da.s  Leitungsliimieriiiss  in  der  Stabkranzfaserung  gelegen 
ist,  namentlich  aber  bei  Sitz  ilesselben  iu  den  ("entralwindungen  selb.st,  um  .so  mehr 
ist  in  der  Kegel  die  Lähnnmg  vorwiegeiui  auf  einzelne  Körpertheile  beschränkt,  da 
die  motorischen  Leitiingshahneu  hier  auf  einen  viel  grösseren  (Querschnitt  vertheilt 
sind.  Es  kommen  daim  Monoplegien  lies  Beins,  des  Arnis  und  des  Facialis  und 
Hypoglo.ssus  zu  St.inde,  mir  bei  sehr  au.sgedelinten  Zerstörungen  volKstänilige 
Hemiplegien.  Bei  Herden  im  Hirnsrhonkel  win)  in  der  Kegel  iler  ( Iculoinotorius 
derselben  Seite  direct  oder  iu  seinem  Kern  mitgetroffen;  es  entsteht  dann  eine 
sogenannte  alternirende  Lähmung,  d.  h.  Hemiplegie  der  gekreuieten  Seite,,  Oculo- 
motoriusHlhmuug  der  direct  betroffenen.  Bei  Sitz  in  der  ßriicko  tritt  je  nach  der 
Höhe  der  L.iesion  zu  der  gekreuzten  Extremitätenlähmiing  eine  gleichseitige  Tri- 
geniinu.s-Facialis-.\bduc.ens-I/ähmung  hinzu,  bei  Affection  einer  Pyramide  kann  es  zu 
gleichseitiger  Hypoglossiislähnmng  koininun.  Die  verschiedene  Betheiligung  der  Sen- 
sibilitttt  im  (janzen  oder  in  einzelnen  ihrer  (Qualitäten  giebt  wichtige  Fingerzeige  zur 
Localdiagno.se  der  Herde.  Von  Wichtigkeit  ist,  dass  die  Augenmuskeln,  abgesehen 
von  den  erwähnten  directen  gleichseitigen  Lähumngen,  niemals  bei  Hemiplegien 
betheiligt  sind,  eine  Thatsache,  die  auf  doppelseitige  cerebrale  Bahnen  zu  ihren 
Kernen  hinwei.st.  Eine  Au.snahme  machen  nur  die  sogenannten  Seitenblicklähmuugen, 
welche  in  der  ersten  Zeit  nach  Eintritt  von  Hemiplegien  beobaciitet  werden.  Bei 
dieser  sogeitannteit  „Deviation  conjuguee  des  yeux  et  de  Ja  tele"  scheint  es  sich  um 
Lähmung  besonderer  Bahnen  zu  baudein,  welelie  von  eüier  Hemisphaere  aus  zu  den 
tliu  Augen  und  den  Kopf  na<'h  der  gegenüberliegenden  Seite  drehen<len  Muskeln 
ziehen.  In  der  Kegel  schwindet  dieses  Phneuomen  nach  einigen  Wochen;  nur  bei 
Tumoren  in  der  Brücke  wird  es  zuweilen  dauernd  beobachtet. 

I''ür  die  Prognose  und  Therapie  der  Hemiplefcien  ist  es  von  Bedeutung,  dass  auch 
bei  vollständiger  Liiterlu-echiing  der  Pyramidenbahn  derjenige  Theil  tier  Bewegungen 
sich  wiederh<'rzustellen  pflegt,  liei  welchem  es  sich  um  bilaterale  Actionen  beider 
Körperseiten  handelt.  Nächst  den  Augen-  uml  lininpfbewegungen  gilt  ilies  für  dii- 
Bewegungen  des  Beins,  welches  bei  \'ernarbung  der  (lehirnherde  früher  oder  später 
fast  immer  bis  auf  feinere  Bewegungen  und  namentlich  die  Einzelbewegungen  des 
Fusses  und  der  Zehen  wieder  brauchbar  wird;  auch  die  Bewegungen  des  Arms  und 
der  Hand  bleiben  am  häutigsten  d.Hiem«!  unmöglich.  Als  häufige  Begleiterscheinung 
der  cerebralen  Hemiplegie  ist  endlich  noch  die  Contractur  zu  erwähnen,  welche  theils 
gleich  im  Beginn  der  Lähmung,  theils  erst  nach  längerem  Bestände  dereelben  als 
sogenannte  Spätcontractur  auftritt,  und  als  deren  Ursache  Keizungsvorgänge  und 
absteigende  Degeneration  in  den  Pyr.iinidenbahnen  angesehen  werden,  als  seltene 
Begleiterscheinung  die  Atrophie  der  gelUiimten  Muskeln.  Letztere  kommt  allerdings 
iu  gauz  leichtem  Grade  und  dann  wohl  als  Folge  der  Unthätigkeit  der  Muskeln  oft 


37" 


[IIemi|ilpf;ie 


—    580 


H 


rnipli 


genug    vor:    in    i-inzolnen  Fitllcn    nbor    auch    in  orheblichcm    Grade  und    ibna  m 
iloutlicher  Ahnahmo  der  plcktrisrhim  Errcgbjirkeit. 

Die  Bohnndlung    k:inii  mir  in  der   idcincreü  Zahl  der  Falle  eine   caasalf  «^ 

am  niuiston  noch    hei  syphilitischen   Goliirnerkrankungen,    besonders     li»*i    gamtim 

Bildungen,    durch  welche    die  Kaseni,    am    häufigsten    im  Hirnschenkel,    eonfniBB 

werden.     Hier   führt    die    energische  t^uecksilber-    und  .Io<lbehaii(lIung  oft  in  kurrr 

Zeit  zur  Wiederkehr  der  Motilität.     Weniger  vollständig   pflegt  die-    Wtrktui|;  bn  4b 

durch    syphilitische  liefässerkrankung    bedingten  Erweichung  zu  sein.     Immerhia  gl 

aber  auch  hier  die  antisypbilitisch«'  Behandlung  oft  wenigstens  vou   theilw«iiem  (t- 

folge    begleitet    und    datier    unter   allen  Umstanden    zu  versuchen.      Als  caKal«  it- 

liandlung    kann   ferner   in   manchen    Knilen    die    chirurgische    in    Belrarht    konmrm. 

indem    oberfläclilicli    gelegene   Tumoren    exstirpirt    oder  Ahsc«sse     entln^rt    mfcr  ka 

Schiideherletzungen    eingedrückte  Knochenstficke    beseitigt  oder   epiduntKi  od«  Mk^ 

durale  Blutergüsse  entfernt  werden,     hie  Heilung  der  Hemiplegie  wirr!  aürrffiBr'  te 

solchen  Fällen  nur  dann  eintreten,  wenn  der  Herd  nicht  in  der  Pyran 

Sf'inen  Sitz  gehabt,  sondern  von  der  Nachbarschaft  au.s  auf  die.selbe   K' 

die  Hemiplegie  die  Folge  von  spontaner  Hirnblutung*  oder  Rrweieliung 

malacie*),  so  handelt  es  sich  zunüchst  darum,   Nachschüben  iler  Hr>rdbil<. 

beugen  und  die  Aufsaugung  exsudirter  Flüssigkeit  zu  befördern.      In  der 

nach  Eintritt  solcher  Herdbildungen  ist   möglichste  Ruhe  erforderlich.    Ei; 

auf  den  Kopf,  Sorge   für  reichliche  Parmentleerung  und  bei  Zeichen  stark  rrhfikMi 

Gehini-    und    Blutdrucks  Aderlass  oder    örtliche  Blutentziehung.      Von   ri'.sorhimte 

Mitteln  sind  in  iTster  Linie  die  Jod|»rae|)arate  zu  nennen,  ferner  in   indirrcter  ^rst 

die   |)iur<'ti('a.     Die  directe  Behandlung  der  Hemiplegie  soll  in  Fällfti    acuter  ~   ^ 

bildung  in  der  Regel  nicht   früher  als  tJ  Wochen  nach  Beginn    dprsclb»'ii    in  Ai 

genommen  werden,  in  Rücksicht  auf  «len  Fmstand,   dass  erst  dann,   mit   beginoraAr 

Vernarbung  der  Herde,  die  Neigung  zu  Nachschüben  nachgelassen    hat.     I»as  }' 

der  directen  Behandlung  muss  sein,  die   Lähmung,   wie    dii-s   Brenner    ut 

hat,  „auf  ihre  pathologisch-anatomisch   bedingte  Grösse   zurückzuführen'*,    <L  k. 

diejenigen  Bahnen  wieder  frei    zu    machen,    welche    nicht   direct    zerstört  xinil, 

für    die    zerstörten    so    weit    als    möglich  Ersatzbahnen    ins  Spiel    lu    sieben. 

solche   Wirkung    wird    oft    in    einer   .\nzahl    der    gelähmten    Muskeln    nberraekurf 

schnell  durch    faradische  Erreginig   derselben   erzielt,    wobei    es  sich  w.ibrichrialirt 

um  Erregimg  von  Muskelgefühlen  handelt,  welche  den  Willensimpuls  zur  IniMTiitM 

ib'r    längere   Zeit    brach    gelegenen,    aber    nicht    zerstörten   Bahnen    Marhrafea.    k 

gleichem   Sinne    ist    die    „Uebungstherapie"    wirksam,    welch»»    unter    ZuhOlfefuhs' 

activer    und    pa.ssiver  Gymnastik    zunächst    Mitbewegungen    und    dann    auch    wMr 

isolirte    willkürliche  Bewegungen    in  Muskeln    anregt,    welche    bis   dahin  darrh 

W'illen  des  Kranken    nicht    erregbar   waren.     Hierbei  scheint   bis  zu  einem  gMi 

Grade  die  Suggestion    mitzuwirken;    doch   ist    es    vollkommen    überfliLssig, 

regung    derselben    die    eigentliche    Hypnose    her:uizuzieheu.      Die    Anwi<ndi 

Constanten   Stromes  als   Erregungsniittel    der    gelähmten   Muskeln    hat  vor 

faradischen  keine  Vorzüge,  nur  zur  Verminderung  der  Contracturt-n  ist  er  in 

Fällen    bei    stabiler  Anwendung    und  Vermeidung  metallischer  l'nterbrecbungi« 

einigem  Nutzen.     Seine  von  manchen  Seiten  empfohlene  .\nwend<nig   auf    den  K« 

in  der  Absicht,    die    den   Herd    durchsetzenden    Fasern   zu    beeinflu.s.sen   odT   pir 

Aufsaugung  iles  ersieren  zu  befördfm,  kann  jedenfalls  in  die.ser  Wei.v«>  nichl  wirk 

Gelegentlich  dabei  eintretenile  Ressenmgen  sind  wohl  als  >uggestive  in  dem  ang 

beneti  Siime  zu  deuten;  jedenfalls  ist  aber  diese  Art  der  llt^handlung  nicht  ga 

Gef.-iiin-n.     I>ie  Anwendung    der  .Massage    unterstützt    in  der  Regel  die   Wi 

periphen'U   elektrischen  Behandlung    und    hat    wie    diesi'    den  weiteren   Nut 

Atrophie    iler  gelähmten  Muskeln  entgegenzuwirken  und  <lie   After  m  beoba 

{'irculationsstönmgen ,  Cyanose,  Temperaturabnahmt?,  Trockenheit,    Oedem, 

gelälimten  Gliedrrn  zu  beseitigen.     Man  muss  .sich   darüber    klar  sein,    das«  in  iki 

meisten  Fällen  von  Hemi])legie  ein  mehr  oder    weniger    grosser  Rest    dw  LAkiBBf 

dauernd   bestehen  bleibt.  d;iss   aber   rlurch   ausdauernde   .\nwendunc  der  »ut 

Behandlungsmethoden  die  mi'iglicbste   Einschränkung  rlieses  Rest' 

l'unctionel  le  Hemiplegien   von  ceri'braler  Form  kommen  r  tf 

sehen  vor.     Sie  luiterscheiden  »ich  von  den  orgaiiis<'h  bedingten 
Auflreten.s  in  Verbindung  mit  anderen  hysterischen  Symptomen.  ■' 


[Hemiple^ö** 


—     581      — 


Hepatitis] 


tu  constatireiidp   Fehlen    von   Facialislähmung,    an    deren    Stelle    oft    Facialis-    und 
'Zungen-Contractur  beobachtet  wird,  und  durch  ihre  Bec>influssl)arkeit  durch  psychische 

j^  Einwirkiingi'n.     Ihre  Behandlung  fällt  mit  iler)<'iii;j;cn  der  Hysterie*  zuHanimen. 

^^       Spinale  Hemiplegie  s.  „Bro\vn-S(M]uard"scli('  Lähmung". 

HepfttiCa  Dill.  Pflani(>t)KftUuDg  au»  der  Pam.  dor  Kanunoolftci'ftu',  rnterfAin.  dt*r  Anemonene.  ron  ploigen 
Syott'mfttikcrn  mit  drr  Gattung  Aooroone  Terctnt.  D*>r  IjtumonMaltiirtig^i»  Kdcb  (du  Perigoni  ist  durch  drni  graue, 
rrinfach«,  ihm  dicht  intirgoiid«  HoebbliUtur  vinroinrniro)  gpstdtit.  FrQeht«  uniie.tcfawünzt.  H.  triloba  Oil. 
(Aaenioni'  Ilcpatica  L.),  LeburkrAut,  bei  ans  in  Lttubwltdora  Tprbri^ittrt.  au&fiezotehnet  dnrcb  lederige,  dr«(- 
,  Üppige,  abcrwinterndf  Bllttt4*r  und  im  April  cnrhuineod«  bellbUne  BlOlhou. 


I 


hervorgehen. 


I 
I 


atltls,    Lcberentxündung,  Name  für  aetiologisch  verschiedene  Krankheiten. 

Hepatitis    vcra    sujipurati va,    aus  welcher    die  Leberabscease 

Diese    können    sich    entwickeln  Ihm'  Irifecf tonen  der  gross<Mi  und   kleinen  (iailenwege, 

wobei  zerstreute,  den  (iullengiingcn  fidgciule  grö.s.sen'  und  kleinere  Abscesse,  Gallen- 

ungeiitziindung*.    zu    entstejicn  pfli'geii.      l.lder    es  werden    die    Entzüniiungsorreger 

bei  den  verschiedensten  mit  Eiterung  ei nh ergehenden  Erkrankungen  di-r  Hauchnrgane 

durch  die  l'fortader  eingeschleppt,     ^'iel  schwieriger  zu  erklären  sind    die  niidtiplen 

lyaemischeu  Abscesse,    welche    sicii  zu  Eiterungen  au.sserbalb    des  Abdomen    hinzii- 

esellen,  besonders  die  an  Knochen-  nird  speciell  .SchÄdelverlet7.ungi)n  sich  anschliessen- 

len.     Einer  gesonderten  Behandlung  unterliegen  dieselbe»  niemals. 

Therapeutisch  wichtiger  sind  ilie  im  (janzen  redit  .seltenen  solitflren  traumatischen 
Abscesse  in  Folge  stumpfer  (Jewalt  anf  die  Eeber,  sowie  die  oft  singulär  auftretenden 
nach  UyseMterie.  Letztere  werden  zwar  am  liätiligsten  in  endemischen  Ruhrgegenden 
beobachtet,  jedoch  auch  bei  epidemischer  Ruhr  in  l^uropa,  während  bei  der  sporadischen 
Ruhr  ihr  Vorkomiiien  nicht  sicher  gestellt  erscheint.  Die  sogenannten  „primären" 
bscesse  der  Tropen  sind  aetiologisch  iroch  unklarer  als  die  mit  nder  ohnr  Aujoeben 
verlaufenden  Ilysenterieabscesse.  Falls  aus  dem  remittirenden  mier  iiitermittirenden 
Fieber,  den  Frösten,  den  locahui  Schmerzen  und  dem  Aid'lreten  weich  sich  anfühlender 
Vorwrilbungen  in  der  Leber  die  Diagtio.se  gestellt  werden  k.-inn,  falls  die  l'alpation, 
durch  die  rvobepuiiction  nntci-stützt,  den  Leberabscess  zu  localisiren  gestattet,  kann 
iJiur  eine  operative  Behandlung  in  Betracht  kommen.  In  einem  Falle  hat  .schon  zwei- 
malige Aspiration  des  Eitere  einen  Contusionsabscess  zur  Heilung  gebracht  (Lieber- 
meister),  gewöhnlich  wird  aber  Function  und  Drainage  wie  bei  der  Bfllauschen 
Empyemoperation  erforderlich  sein:  Eiivstechen  eines  spitzen  langen  Messers  oder  des 
Themiokauters  ISngs  der  Punctionsnadel  resp.  des  Trocarls  (Little,  Zancarol) 
oder  den  Anschaumigen  der  Chirurgen  mehr  entsprechend  Einschnitt  nach  voraus- 
geschickter, auf  Bildung  von  Adhaesionen  hinzielender  Vorbehandlung  oder  nach  An- 
uähung  der  lieber  an  die  Abdominalwandungen.  Angesichts  der  guten  Erfolge  der 
Little"schen  Operation  scheinen  diese  Abscesse  oft  einen  sterilen  oder  wenig  viru- 
lenten Inhalt  zu  haben.  Vor  Feststellung  der  Diagnose  und  nach  der  Operation  muss 
die  Behandlung  auf  Hebung  der  Kräfte  hinarbeiten. 

Hepatitis  acuta  diffusa  parenchymatosa,  die  sogenaimte  acute  gelbe 
resp.  rothe  Leberatrophie.  Man  wird  wohl  berechtigt  sein,  in  «lieser  Krankheit 
die  Folge  einer  Intoxication  zu  sehen,  welche  ähnlich  wie  der  Phosphor  auf  das 
Lebergewebe  wirkt.  Die  Unterscheidung  von  der  acuten  Phosphorvergiftung  ist  auch 
gewöhnlich  sehr  schwer.  Das  Krankheitsbild  wird  von  den  cerebralen  Symptomen,  Un- 
ruhe, Delirien,  Krämpfen,  tiefer  Beeinträchtigung  des  Bewusstseins,  beherrscht,  welche 
sich  zu  denen  eines  schweren  fieberhaften  Icterus,  gastrischen  Erscheinungen,  Gelb- 
sucht, haemorrhagischer  Diathese  etc.  binzugesellen.  Objectiv  ist  besonders  wichtig 
das  Schritt  für  Schritt  verfolgbare  Kleinerwerden  der  Leber.  Eine  Beii.UMlIung  ver- 
mag diesen  den  septischen  zugezählten  Vergiftungen  gegenüber  so  wenig,  d;Lss  man 
die  als  „geheilt"  bezeichneten  Fälle  vielfach  und  wohl  mit  Recht  anzweifelt  und  als 
infectiöse  Cholangitiden  u.  dgl.  deutet.  Am  meisten  Vertrauen  scheint  noch  die  Be- 
handlung mit  Laxantien,  besonders  Kaloniol  in  laxirender  Dose-  und  mit  grossen  Ein- 
laufen zu  verdienen.  Bei  h:irtnäckigem  quälenden  Erbrechen  wird  man  mit  Vor- 
theil  den  Magen  ausspülen.  Dagegen  wird  die  alte  Behandlung  mit  Brechmitteln 
von  allen  neueren  Autoren  verworfen.  Bei  furibunden  Delirien  sind  Morphium- 
injectionen  unumgänglich;  C«Ila|)se  erfordern  Reizmittel,  besonders  KoffeYiiinjectionen. 
Ob  die  Darmaiitisej)sis*,  Benzonaphtol,  Salol,  salicylsaures  Wismuth  u.  dgl.,  etwas 
leistet,  ist  sehr  fraglich,  eher  noch  subcutane  Kocbsalzinjectionen. 


[Hppatitis 


5ft2     — 


Bis  zu  parenchvni.itöser  Kntzündung  können  »idi  bei  den  veracli 
krnnkheiteu  die  in  ihreu  niederen  (.iraden  häiüigcn  und   als  trübe  - 
ncten  Altcrationoii    steipern.     Bei  Typhus,    Pneumonie,    Puerperal' 
Sepsis,  in  seiir  seltenen  Fällen  bei  seciuidärer  .Syphilis,   l)ei  Erknn 
Wege  und  der  Lei)er  se!l>st  hat  man  ausgespnicbene  Leberj>arenchyn. 
obaciitet.   KrankheiLsbild  und  Behandlung  sind  dieselben  wie  bei  idiopatlu 

Heptfm,  C;Hig,  kann  theoretisch  in  9  Isoiiipren  exisürcn.  von  dcuen  bisher  5  aui^; 
lind  jswar:  Normal-Heptan.  Sdp.  98»;  5-Methj-I-Heiati,  Sdp.  90,50:  S-Aethyl-P- 
incthan,  Sdp.  95—98":  4-Acthyl-PenUn,  Mothylaethylpropylmelhan,   <<lp.  91 
pcntaii.   Diniethyldiaetbylmethan,    Sdp.  8G— 87°.     luteressc    bietet    li'.^ri-.,i,    . 
Ilcplaii,  CU:,  •  CHj  •  CH^ '  CHj  '  CH,  •  (Hj  •  t'Hj,    das  .sich    im  penusyl  , 
DosUUationsproducteii    cinr-clner  Kohlenarten,    sowie  im  Harzsaft  vr-i.    : 
das    Destillat    aus    letzterem    besteht  fast  aus    reiacm    Heptan   und   wit' 
Abietin,  Eranin,  .\urantiii,  Thcolin.  in  i'alifciniien  als  Ersatz   des    Petrol>. 
Es  riecht  nach  Orangen  und  bewirkt  beim  Einalhmen  .Vnaesthesic.     Spe^ 

Von    den    13  möglichen  Alkoholen  wird  der  primäre  normale   Hr, 
Ueduotion    des  Ocnnnthols    gewonnen.     Er  bildet   eine  farblose  Fltis.sigkeii. 
(icw.  0,K86  beiO".    Das  ücnanlhol,  ('7HJ4II,  der  normale  Heptylaldehyd,  dal, 
aldchyd  genannt,  entsteht  zu  etwa  12  pCt,  bei  Destillation  von   Riciousöl   iin' 
Druck,  indem  sich  hierbei    die  Uicintisülsäure  in   jenes  und   Undecylensäur.-   - 
=  C;Ui4Ü  +  ''11112002.     Es  ist  eine  stark  lichtbrechende  Flüssigkeit  vr.i 
raatiscbem  Geruch,  bei  155°  siedend,  spec.  Gew.  0,850,  wenig  löslich  in  \''     ■ 
dation    geht   es  in    denanlhylsäure  C7Hnti,    (Heptoylsäure)    über,    welch«   •ucb  4j»sJ 
fficinusül    durch  0;tvdation  gewonnen  werden  kann. 

Herscleoni  L.     PflautvnKittQnir   asü  der  Fani.  der  Cmbellifcrie*,    Gn)|>pc    drr  I*r  iirc  <i  •■>"  < 
iloreb  di»  vom  Rnekeii  hpr  «t«rk  «ligfanobli-n  Houtfrflchto  uhne  henrorrmgeiulo   Rip|>en.     ! 
das  untere  Endo  der  Tblilohon  nicht.   Uanilblutbcn  in  den  Dolden  oft  lygomorpb.  strahier. 
Blrenklau.  bot  un^  gemein,    mit  Rrossen  breit    tceUiii't  fiederi|?on  Bltittoni,     1  —  1'.^  nt  hu,*«    -.:. 
Epilepsie  an^pwcndet.     II.  lanatnni  L.  vertritt  unsere  Art  in  Nordamenkja. 

HeracleumOl .     Kllro  nkl  au  Ol,    dai^    in  1  — J,5  pCt.  in  den  i'ril<?ht«fi    finthAlt<«n*  ««Iber 
g»\\)   oder  grOnlieb,   angenehm    rleehend.   von    saurer  Keartion,   Sdp.  i'O  —  .'tno'',     spi  ■■    o    .     '  - 
aus  UbenrjPKend  E-<:^i^sHnre>Octylefiter  nfl  G»l^!'&nre-  und  Buttensünre-Ai'tbvl-   anii    '■ 
und  CapriniUure-Octjlester.     Da.«  aetberi^rbe  Oel  von   Ileraoleom  giganleutn   igt    Bbni.< 

Meraklin.  C22IU.O,,,.  e>ind  »ieidnni.'lanxende  Nadeln,  die  acn  Liebt  leicht  golb  WKtdpn.  ." - 
lieb  in  Wasser,  «rbwer  lOsltcb  in  kaltem  Alkohol,  leicht  in  Cblopjfonn.  Nicht  lo%I<*cfa  «tfkvi.  ' 
Hpraklin  ist  auch  ein  pikrintfilareliAltiKev  S[>reu9i)(ilver  beteichnet  werden. 

Hereolesbad,    bei  Mebadia    im    südöstlichsten  Winkel  Ungarns   10:2   m 
und    Schwefelbad.     Die   sehr  ergiebige  Ilerculesquelle,  deren  Tempi 
atraosphaerischeu  Niederschläge  zwischen  21  und  511°  schwankt,   entli 
ciumehlorid,   die  28  bis  57"  warmen  Schwefelquellen  0,02  bis  0,1    N 
Natrium-,  0,1  bis  0,63  Kalium-,  0,01  bis  0,03  Magnesium-,  0,85  bis  .,,. 
auch    Brom-   und   .Todmagncsium.     Am    angenehmsten  ist  der  Herbst,    li 
.sehr  warm.     Gegen  Nordwinde    besteht  Schutz.     Zu  den  Indicationeo    gr 
t.irrhc    der    Verdauuugs-,    Alhmungs-,    Harn-    und    Geschlechtsorgane,    i 
Hautkrankheiten,  .-Syphilis.     Anfang  der  Sominersaisou  1.  Mai,    der  Wintct,..,. .  .. 

HermapbrodiUsinns.      Mit  diesem  Namen  bezeichnet  man  Missbildungen,  ~ 
und  weibliche  Geschlechtstheile  nebeneinander  in  rudimentärer  Weise   ent 
ist  (iiüsfr  Zustand  äusserst  selten.     Meist   handelt   es  sich   um  eingeschlLctitr.ct;  i! 
die  die  Charaktere  des  anderen  Geschlechts  äusserlich  an  sich   tragen,    sodass  ein  i 
Individuum  für  ein  weibliches  und  uiugekehrl  gehalten  wird.     Diesen  ZustAod 
als  Pseudohcrmaphroditi.snius.    Nur  selten  giebt  er  Gelegenheit  zu  theruK« 
griffen,  wenn  eine  be>teheude  Hypospadie  den  l'rinabfluss  becinflusst,  oder  der  T« 
Vagina  bei  dem  Einsetzen  der  Menstruation  störend  wirkt.    Zuweilen  ist  es  beob. 
dass  die  in  der  Bauchhöhle  zurückgehaltenen  männlichen   Oeschlechtstbeile  bei  f"« 
phrodittsmus  ma.sculintis  internus  in  eine  Hernie  geriethen  und  exstirpirl  werden 

llermütlorf  a.  d.  KaUbaeb,  hei  Ooldberi;  in  Scblejiien,  etwa  30(1  m  buch,  Laftkunrt  «ail  Traiimtiilarfir-  < 
erdigen  EiHenquelle  (0,074  Eii>caoi]rdb]rdral,  O.ims  Eisenoiydol,  0,n276  Calci umeaÄoaali. 


Hcniiarlft  Tgumer.      Pflanzengaltunp   au9   der    Fam.    der    Purony  ch  lacoap" 
aeiebnet    dnrcb    gegeotttftndige  Blailer    nnd    kleine    Blntben    mit    stanbradunin 
Frllebte  cebr  klein,  eintamig.    H.  glabra  L.,    ein  gelbticb    grüne«,    niederlte,;,  ,  .,    .   m:'.,;  ,i<<> 
Blntben.    Die  ganie  Pflanie  kahl.     H.  birsuta  L..  der  vorigen  Ihnliob,    aber  behtArL     B«llt 
Anwendung  und  sind  in  Oeslerreiob  uflleineU.    Enthalten  Herniarin  und  P*ron>  ebio. 


lerniarin 


-     583     — 


Herpes] 


I 


I 

i 

I 


Hcrniaria  glabra  h.  und  auch  H.  hir^uta  L.,  Bruch-  oder  Dürrkr.iut,  Herbe 
aux  bernies.  Turquette,  Ph.  Austr.,  enthält  in  dem  frischen  Kraut,  das  beim  Trocknen 
.  einen  steinkleeähnlichen  Geruch  annimmt,  Flerninrin,  ferner  ein  .saponinartiges  Glykosid,  welches 
in  Zucker  und  Oxysapogenln  G^isH^Oo  zerrdllt,  und  Pnronyohin.  Den  Namen  Bruchkraut  er- 
hielt die  Pflanze  aus  der  naiven  Anschauung  heraus,  dass  durch  einfaches  Aullegen  Brüche 
geheilt  werden  könnten.  Ihre  schon  aufgegebene  sedative  Wirkung  bei  Blasenleiden  und 
Steinbildung  ist  neuerdings  wieder  gerühmt  worden  CZcissl),  auch  auf  ihre  diuretischen  Eigen- 
schaften bei  Behandlung  hydropischer  Ergüsse  und  bei  Lues  hat  man  zurückgegriffen.  Dosis: 
Decoct  30  ;  1000  pro  die  oder  im  Intus  mit  Herba  Chenopodii  ^,  auch  als  Species. 

Hern)4rin,  naeli  Btrik  und  H<^rxi|f  der  Mrtbylantlipr  ilvm  Umbollifproii«,  Cir^Hi^Oi.  bildet  tjtrh-  nnd  n- 
rneblos«  Krjulalle,  wolobo  in  Alkohol  und  Aether  leiobt.  in  Wufl«r  nur  wfnig  lo>liob  sind.  Scbup.  117  — IIB",  »«i 
100**  oder  mit  Wusrr  K<?$cbUttclt  ({eben  »je  Cnmaringeruch.  Scbwcfobiilure  IQst  mit  «chwiirm);9lber  FarbnnK  und 
blaoTlolettcr  KluoreNOcnK. 

Paronyebin  stellt  ein  dickei  011^06,  bniunes,  widerlich  riechendes  Liquidum  dftr,  wi>lebes  in  Alkohol  nnd 
Aether  leicht,  in  WasMer  nur  schwer  lOslich  i«t  (Heb  n  ee|;a  n  sl.  E«  zei^^t  <ttark  toxiirhe  EiKensfburien.  FrlnAhe 
todtet  «a  unter  den  Zelobon  einer  Llbmunp;  dos  Contralnerrensjstems. 

'erpes,  von  ifuna  kriechen,  mit  wasserheller  Flüssigkeit  gefüllte  Bläschen,  welche  acut  auf- 
treten, eintrocknen,  und  hüuGg  dem  Verlauf  bestimmter  Hautnerven  folgen. 

Herpes  corneae  zeigt  sich  als  eine  meist  mit  Entzündung  cinhergehende  Bläscben- 
bilduDg  auf  der  Hornhaut,  unter  verschieden  grosser  Abhebung  des  Epithels  durch  Serum. 
Man  findet  die  Bläscheiibildiiiig  häutig  nach  fieberhaften  Krankheiten,  dann  als  Theilerschei- 
niing  des  Herpes  zoster  und  besonders  nach  oberHäcbliciieo  Verletzungen  der  llonihaut,  ?..  B. 
mit  dem  Fingernagel,  eine  Gruppe,  die  grosse  Neigung  hat,  nach  Wochen  und  Monaten  zu 
recidiviren.  Grössere  Blasen,  Keratitis  bullosa,  zeigen  sich  meist  an  Augen,  deren  Hornhaut 
mehr  oder  weniger  trüb  und  uninipfiadlich  ist.  l>ic  Prognose  ist  im  Ganzen  günstig.  Der 
Bläschcninhalt  wird  resorbirt.  oder  die  Bläschen  platzen  und  die  normale  Transparenz  der 
Cornea  stellt  sich  allmählich  wieder  ein.  Nur  .selten  bleiben  kleine  mattgraue  Trübungen  zurück. 

Therapeutisch  kommeu  Atropin-  und  CoeaVninstillationen,  feuchte  !?ublimatvcrbände,  kühle 
mschläge,  subcutane  Morpbiuminjectioneu  unter  Berücksichtigung  des  Allgemeinzustandes  in 

acht.  Zwischen  den  Anfüllen  w^ird  gelbe  ."»albe  einmal  l.iglich  eingestrichen  oder  .'"ubiimat 
1,01  :  30,0)  2 mal  täglich  instillirt.  Manchmal  erweist  sich  die  galvanokaustisrhe  Betupfung 
der  immer  wieder  aufbrechenden  Stellen  von  Nutzen.  Bei  Glaukom  müssen  die  Chancen 
einer  Iridektomie  in  Erwiigung  gezogen  werden.  Handelt  es  sich  um  erblindete  Augco.  so 
mache  mau  eine  Resection  des  N.  opticus  und  der  Ciliarnerven.  Die  Bläschenbildung  hört 
zwar  dadurch  nicht  auf,  aber  ihr  Auftreten  ist  nicht  mehr  mit  Schmerzen  verbunden. 

älLEX. 

Herpes  labialis  tritt  auf  den  Lippen  auf  und  geht  von  da  nicht  sollen  auf 
dip  angrcnzwuifn  Thfili'  der  GesichtshMut  (HerjiPs  fiicialis)  filxT.  Er  zeigt  sich 
ohne  sonstige  Krktaiikuiig,  hüuHg  bei  liflieiliaften  AlTectioncn.  Die  Kni])tiiin  heilt 
meist  von  selber;  falls  Brennen  vorhanden,  genügt  das  Auftnigeu  von  Lanolin, 
Borlanolin  (10  proc),  Wilson"srhor  Salbe. 

Herpes  praepntialis,  progenitalis  s.  piideinlali.s.  Auf  dem  l'raeputiiim 
(Lamina  interna  und  externa),  dem  Suicus  coronariu.i  oder  auf  der  (.ilans  treten  eine 
oder  mehrere  Gruppen  von  BJä.sclien,  ilie  l)iü\veilen  Jucken  unil  Brennen  verursachen, 
auf,  ähnlich  an  der  Vulva.  I>ie  Tlieraiije  be.schrUnkt  sich  darauf,  die  Bhlschen  durch 
Borsilure  zum  E]iiitrnckiien  zu  bringi'ii.  Wfdirend  dos  Bestehens  des  Herpes  i.st  In- 
fcctionsgefahr  beim  Coitiis  zu  lüruhton. 

Herpes  tonsurans,  Tinea  toiidens,  I'orrigo  scutulata.  Ringwurm, 
scherende  Flechte,  ist  die  durcii  das  Tricliopliyton  tonsurans  hervorgerufene, 
in  hohem  Maasse  infecti«"ise  Hautkrankheit,  die  an  allen  KorperstelJen  auftreten  kann, 
ihren  Licblingssitz  jedoch  im  Barte  und  auf  der  behaarten  Kopfhaut  der  Kinder  hat. 
Mit  Uücksieht  auf  die  leichte  lebertragbarkeit  ist  auf  die  Prophylaxe  besonderes  Ge- 
wicht zu  legen,  u.  a.  das  Küssen  Erkrankter  und  iler  gemeinschaftliche  Gebrauch  von 
Servietten,  Handtiichern  zu  iiiitei'sageii.  Die  Barbier-  und  Kriseurstuben  sind  häutig 
der  Ort  der  Ucbertragimg.  Bei  Herpes  tonsurans  des  Gesichtes  ist  das  Kasiren  zu 
unterlas.sen,  da  durch  Hautabschülferungen  eine  Verschlechterung  des  Zostandes  ein- 
treten kann.     Dagegen  sind  die  Barthaare  von  Zeit  zu  Zeit  ganz  kurz  zu  schneiden. 

Die  Behandlung  des  Herpes  tonsurans  capillitii  ist  identisch  mit  der  des 
Favus*  des  behaarten  Kopfes.  Beim  Herpes  tonsurans  vesieulosus,  der  in 
einer  oder  mehreren  Platjues  besonders  im  Gesicht,  am  Halse  und  dem  Handrücken 
vorkommt,  handelt  es  sich  darum,  ilie  oberflächlichen,  erkrankten  Epidermisschuppen 
ziu-  Abstossuug  zu  bringen,  um  hierdnrch  die  Pilise  zu  entfernen.  Auch  hierbei 
kommen  alle  descjuamativen  und  parasiticiden  Mittel,  wie  beim  Favus*,  zur  An- 
wendung.   Nur    ist   darauf  zu  achten,  dass  Chrysarobin  im  Gesicht  nicht  als  Salbe, 


[Herpes 


sondcni  nur  als  Ti-nuniaticinverbirifUiiip  gebraucht  werden  soll,  f«-niT  ih»  «a« 
Thepr  uitd  seine  Praeparate  an  behaarten  Stell«'u  wegen  etwaiger  l-'iinink'-»  «p 
nur  mit  grosser  Vorsicht  angewandt  werden  dürfen,  (inte  Erfolge  sieht  mw  ii^ 
von  einer  zwei  Mal  täglich  mit  einem  Borstenpinsel  vorgenommenen  lüm'iMirll 
Oleum  Terebinthinae.  Hat  die  Affection  auch  tbeilweise  die  Haar«?  i'r^fOhdl 
au  diesen  Stellen  dieselbv  BehaiKlhmg  wie  am  bohasirten  Kopf  ein?"''-''""  i'^M 
wichtigen  Platz  bei  der  Therapie  nimmt  die  Epilation*   ein.      I>i«  '^^| 

der  grössten  Hedetitiuig  bei  der  Behandlung  der  gewöhnlich  im  U.ifi.  .1  •>■»  äM 
der  AihseUiülile  und  dem  Mons  veneria  auftretenden  Sycosis  {larasitirlt,  M 
letzten    nnd    am    sifirksten    ausgeprägten    Stadium    des   Herpes    t'  bajl 

Ftdliculitideii   und   Perifnlliculitiden,    griJssere    oder    kleinere     Inlii:  ""^1 

Abseesse,  ausserdem  bisweilen  jiapillomartige  Wucherungen  auftielui  köii^| 
hier  die  Haarerkrankung,  die  Folliculitis,  im  Vordergnmde  steht,  möswtn  wJU 
durchsetzten  Haare  durcb  K|)ilation  entfernt  werden.  Unniittt-lbar  narh  iJitSIM 
wird  die  Kinpitiselung  reines  p.orasiticiden  Mittels  vorgenonunen.  Zar  EimH 
der  Intilfrate  wird  zweckmässig  in  der  Zwischenzeit  zwischen  den  Eiopil^H 
KarbolquecksilberpHasternnill  aufgelegt:  eventuell  kann  man  statt  dt'jaea  daiBB 
rende  lehlhyolsalbe  (15 — 25  pCt.)  oder  eine  Schwefelpaste  (Lac  .<;iilfuri«,  fljH 
(jlycerinum  ai  ."),(».  Kalium  carbonicuni  1,0)  auftragen;  letztere  darf  tüdAi 
Zeit  nach  dem  l'fla.ster  angewandt  werden,  da  sich  sonst  leicht  eine  «chwn 
färbende  Sclivvefebiuecksilberverbindutig  bildet.  Hat  sich  da.s  Infiltrat  unn 
umgewandelt,  so  ist  dieser  nach  chirurgischen  Grundsätzen  zu  inrirlif»(v 
Herpes  tonsurans  ist  die  gesunde  umgebende  Haut  zwei  Mal  til^-' 
antisopfischen  Losungen,  besonders  2 — 3  pM.  Sublimat,  prophvl;i 
Auch  die  Kata|ihorese  von  panusiticiden  Mitteln  giebt  oft  gute'H- 

her   Hi-rpes  tonsurans  maculosus  imd  der  hieraus  .sich  ent . 
tonsurans  sijnnitiosus.    die    über   den   ganzen    Körper,     besonders  den  Kai»|l* 
breitete,  von  den  meisten  Autoren  mit  der  Pityriasis  rosea  identifii-irl»-  .W.i 
.Vfl'ection,    die    in    Form    von    isoiirt<'u    oder    confluirenden,     mehr    oder  wwfii 
habenen,  in  der  .Mitte    weniger   als    im  Zentrum    gerötheten    oder    sc!»    — * "■' 
schuppenden  Kreisen  auftritt,  bedürfen  einer  weniger  energischen  Bchan' 
iiiigt  liier  meist  eine    zwei  Mal    täglich,    sechs  Tage    hintereinander    vorwiidW 
iMureibung    von    Spiritus    saponatus    kalinus    oder    de.s   Schaumes    von    Sap* 
(»der  Schwefel-  oder  Theer-   oder  Schwefeltheerseife  oder   Naphtol.seife.     Hob«* 
hiermit  nirbt  zum  Ziele,    so    kann    eine    der    antipanisitären    Lösunreii  Wnt' 
finden.     Zur  Bekämpfung  des  nicht  selten  starken  .luckens   kann   ;i 
den  vorigen  Praeparaten  abwechselnd  eine  jnrkmildemde  und   gki.  .         .  ^ 
wirkende  Salbe  (.^deps  benzoatus  rt^H,   Laiiolinum  anhydricum    10,0,   Aqu.i  r 
15,0)  eingerieben  werden.     Nach  Beendigung  des  Einreihnngscyclus   mu»  mit 
Bade  noch  acht  bis  zehn  Tage  gewartet  werden.     Auf    die    Desinfet^tion  dt 
getragenen  Wäsche  ist  besonders  zu  achten. 

Das  ebenfalls  durch    das  Trichophyton    tonsurans  hervorgerufene  Ecififti 
ginatum,    da.s  sich  specieil    an    der    dem    Scrotiun    anliegenden   KUrhe  d« 
schenkeis  befindet  inid  von  da  aus  weiter  fortschreiten    kann,    selten   in   der  .1 
hfihle    uiul   Regio    subnianimaria    auftritt    imd    durch    bogenfrimii«'e  Anonim 
braun    gefärbteti,  im  Centrum  beller,  bisweilen  infiltrirter    und   dann  stark 
Haut.stellen  gekennzeichnet  ist,  setzt  der  Behandlung  nicht  selten  gniese 
ki'it  entgegen.     Kommt  man   mit  der  Eiii)nnse!ung  der  oben  angmn'benea 
sonders  des  ('hrvsarnbiiis  und  des  Unguentum  Wilkinsonii,    niclit   aus    so 
die  verdickten   Honiscbichten   durch  Aetzuiigen    mit    ;tproc.   Kalilange    in 
suchen;  zu  gleiclieni  Zwecke  dient  20  pCt.  Salicylsäurepflastemmll    evwii 
Salieytsäure    enthaltendes  Liniineiitum  exsiccans  (Pick)    oder  cbensnichni 
Palliativ   kcnnmen    Ein])inseluiigen    mit    Cocainlüsungen,   3 — 5  Cpt..   inr  An«' 
hie  einander  berührenden   Hantftäeben  niüs-sen  durch  Zwischen!.  '     ' 

bandwatte  von   einander    getrennt  werden.     I>er   Erfolg    der    I 
sehr  sorgfältig  für  längere  Zeit  controlirt  werden,  da   sehr    leicht   Kec4»ln*  rui 

Die  Behandlung  der  Onycliomycosis  tonsiu^ans  ist  die  der  favosa*. 

Herpes  zoster,  Zona,  Ignis  sacer,  Gürtelflech  te  oder  -Aussckl«! 
-Rose,  heiliges  Feuer,  Feuer  des  heiligen  Antonius,  ist  eine  vd 
selten  auf  beiden  Körperhälften  acut  auftretende,  dem  Verlauf  des  betrvSdüka 


lerpes 


—     5R5 


iprSHypertrophic] 


ents|ircrhf'iidf»  Blilschoneruptioii,  dif  oft  mit  Krcnnen,  .lucken  und  iieurnlgischfii 
Scliiiierzt'ii,  WBichi'  letztere  auch  oft  dein  Auftreten  des  Herpes  zoster  vorausgehen, 
be|;leitet  ist.  Die  Therapie  iist  mit  Rücksicht  auf  den  typisciien  Verlauf  der  Affection 
eine  im  Wesentlichen  symptomatische,  zumal  die  aetiologischen  Momente  —  Kr- 
krankung  des  entsprechenden  lntervertebralganu;lions  resp.  lianglion  Gasseri  oder  des 
peripherischen  Nerven  selbst  oder  nach  neueren  Forschungen  auch  eine  Infection 
—  einer  directen  Beeinflussung  nicht  zugänglich  sind.  Die  Behandlung  zerfällt  in 
eine  locale  und  eine  antineuralgi.sche.  Die  afticirte  Stelle  wird  bei  stark  ausgeprägten 
entzündlichen  Erscheinungen  mit  liiiutig  zu  wechselnden  Umschlägen  von  Aqua  l'luiiilii 
oder  3  proc.  Borsfiurelösnng  oder  beiden  Flüssigkeiten  zu  gleichen  Theilen  l)e<leckl. 
.Müssen  die  Umschläge  aus  äu.sseren  Gründen,  während  des  Schlafes  u.  dergl.,  zeit- 
weilig unterbrochen  werden,  so  wird  ein  indifferentes  Pulver  wie  Talcuni  oder  Amylum, 
dem  man  bei  bereits  geplatzten  Bläschen  10  pCt.Acidum  boricura  subtili.ssime  pulveratum 
oder  als  schmerzstillendes  Mittel  1 — 2  pCt.  Pulvis  Dpü  zusetzen  kann,  aufgestreut. 
Selbstverständlich  ist  jeder  Druck  oder  Reibung  von  Kleidinig.<stückeu  zu  vermeiden. 
Sind  die  Blasen  etwas  grösser  und  veranlassen  sie  durch  ihre  Spannung  Schmerzen,  so 
ist  es  zweekmttssig,  ihre  Decke  aufzuschneiden  und  sie  so  ihres  Inlialtes  zu  entleeren. 
Darüber  kommen  dann  die  angeführten  Umschläge  oder  Puder  oder  eine  indifferente 
Salbe  wie  10  pC't.  Borlanolin  oder  Thilaiiinuni  molle  oder  nfithiiren  Falles  eine  Kühl- 
.salbe.  Kventuell  kann  man  ileir  Salben  zur  Schmer/.Iiiidenirig  1— "J  pCf.  <'oc.ain, 
Eucain  oder  Extractuin  Belladonn.ie  zu.setzen. 

Beim  Herpes  zoster  gaiigraenosus  fügt  man  den  Streupulvern  und  Salben 
antiseptische  Mittel  liinzu,  wie  .lodofomi,  Aristol,  Europhen;  aber  keine  Salicylsäure. 

Sin<t  die  neuralgischen  Schmerzen  sehr  gross,  so  ist  in  die  Nähe  des  locus  affectiLS 
eine  subcutane  Mor[»l)iuni-  oder  Antipyrininjcction  zu  machen,  oder  man  wendet  die 
Antineuralgica  und  schuierzstillotuicn  Mittel  wie  {.'hinin,  Aivtipyrin,  Antifebrin,  Phe- 
nacetin,  Natrium  salicylicuni,  eventuell  eine  ('ombination  dieser,  Chloralhydrat,  Mor- 
phium oder  Brompraeparate  innerlich  an.  Gegen  die  nach  Al)heilung  des  HerpeJä 
zoster  etwa  zuriickbleibenden  Neuralgien  erweisen  sich  die  Application  des  galvani- 
schen Stromes,  die  innere  I)arreichuiig  von  Acidum  arsenicosuni  oiler  Brompraeparaten 
und  unter  Umständen  die  Anwendung  der  Hydrotherapie  von  Nutzen.     >,.., i-Err 

errenalbf  im  warttcmbergisehen  Sehwinwilde  ;i;w  m  hoch  guehstit  gelegener  Lartkorort  mU  WuMrbellnDitiill. 

erzflaschen  sind  Geriitho  der  Krankenpflege,  kleine  Behältnisse,  welche  zur  .Vufnahme  kühleo- 
deu  Materials  bestimmt  sind  und  die  selten  nur  mit  Eis,  gevöhnlicb  mit  kühlem  Wasser  an- 
gefüllt werden.  Sie  werden,  an  Schnüren  um  den  Hals  gehängt,  auf  der  Herzgegend  getragen 
und  zwar  je  nach  dem  Grade  der  gewünschten  Kinwirkung  entweder  unmittelbar  auf  dieser 
aufruhend  oder  durch  Zwischenschichten  von  Stoffen  von  ihr  getrennt.  Die  aus  Gummistoff 
bereitsten  weichen  Beutel  bedürfen  einer  prneformirten  Fläche,  wie  die  metallenen,  nicht;  sie 
sind  um  vieles  zweckmässiger  als  die  metallenen  Behältnisse,  da  sie  sich  der  Körperober- 
fläche inniger  anschmiegen  und  weniger  beim  Tragen  belästigen  als  diese;  nur  sind  sie  wegen 
ihrer  schnelleren  Abnutzung  wie  alle  Gumraigeräthc  kostspieliger. 

Die  Herzfloscben  finden  überall,  bei  eigentlichen  AlTectionen  des  Herzens  wie  bei  nervösen 
Erregungszuständen,  Anwendung,  wo  die  Indication  vorliegt,  durch  eine  massige,  aber  andau- 
ernde antithenuische  Einwirkung  die  über  das  normale  Maass  gesteigerte  Frequenz  der  Herz- 
action  herabzusetzen  und  zu  mildern.  ..„„„„,„„.„, 

MENDEL80HN. 

err.hjrpertrophie.  Die  einfache  oder  Erstarkungshypertrophie  ohne  Nebenerscheinungen 
tritt  zumeist  bei  erhühten  Ansprüchen  an  die  Herzkraft  ein.  Sie  gleicht  der  Zu- 
nahme der  Muskelmasse  des  Herzens  bei  Thieren.  welche  durch  ihre  Lebensweise 
eine  grö.s.sere  Muskelarbeit  ausführen,  wie  das  Wild  untl  insbesondere  die  Vögel. 
Durch  Ucbung  entsteht  sie  wie  die  Zunahme  der  willkürlichen  Skeletmuskeln  durch 
Gymn.istik  und  bildet  sich  bei  mangelnder  Uebung  ohne  N:ichtheile  wieder  zurück, 
läs.st  sich  aber  ebenso  wieder  hervorrufen,  weim  nicht  Ernährungsstörungen  oder 
Alter  es  hinileni.  Diese  Erstarkungshypertrophie  dos  Herzens  lä.s.st  sich  .auch  bei  Be- 
schildigung  desselben  durch  vorausgegangene  und  geheilte  Krankheiten,  Klappen- 
fehler etc.  erreichen,  und  kann  dann  zu  compeusatorischer  Leistung  herangezogen 
werden.  Nur  selten  ist  sie  aber  eine  für  sich  allein  bestehende  Erscheinung.  In  der 
Regel  ist  ihr  eine  Dchmuig  der  Herzwand  durch  allmähliche  oder  plötzliche  Er- 
höhung des  intracordiulen  Druckes  mit  Erweiterung  einzelner  oder  sämmtlicher  Hohl- 


[Herzhypertrophiß 


—     586     - 


Hcrdijvafell 


räume  des  Hi-rzens  vorhergegangen,   dilatative   H ypertrophi«-.     l*     ' 
intracdrdialen   Drurkerhöhung    sind  Stromhindeniisse,    welche    eine    i, 
linken  oder  reeJiten  Herzen  liedingen,  wobei  das  Muskelgpw el>f  der  K:ii 
kaniniern,  wenn  es  nicht  stark  genug  ist,  oder  die   Kiriwirkiiiig   711   i- 
(!ine  Dehnung  erfahren  kann.     Diese  Stroinhindernisse    kGnnen    • 
oder  I'olyaemie  in  Folge   von    Uebereruährung    sein.      In    <ler    S 
eine    physiologische  Hypertrophie    und  Dilatation    des  liorxens    «lorcb   inaum 
Blutmenge  und  Arbeitserhöhung  ein.  Diese  „.\rbeitshypertroi)hie  un-i  -l*ili;;.-ni..  "i 
sich  schnell  zurück,  sobald  dieBlutmas.se  nach  derBntbindung  eineA 

Hieran  schliesst  sich  gleichfalls  als  Arbeitshypertrophie    an    ■;■■    n.prju... 
Folge  übennässiger  Getränke,  bei   Bier,    täglicher  Aufnahme    von    8— 10  mit 
mehr,    bei  Brauern  bis  20  Litern  (Münchener  Bierherz),    Momente,    w' 
zur  Dilatation   und    Hypi-rtrophie    führen.     Dabei    dürfte    der    Alkoh. 
Hypertrojibie  als    zu   ajiderweitiger  ErnKbrungsstOrung  und     I' 
mu.skels  Veranlassung  geiien.     Von  aetiologischer  Meileutung    - 
zu  grosse  Körperanstrengungen,  welche  zueret  zur  Dilatation     lujil    «l- 
trophie    führen,    namentlich    bei  La.stträgeru    (Tübinger   Herx),    odnr 
massige    Muskelüberanstrcngungen    durch    forcirte    liyniiiastik, 
stücke,     anstrengende    Märsche     unter    schwerer    BeUtötting    iSn 
Folge   von  forcirten  Bergtouren,  Radfahren,  Rt'iten  und  anderen   ' 
des  Herzens.    Weitx'diin  bilden  Veranl.-issiuig  zu  Dilatation  und  llyi 
änderuiigen  im    Herzen,    welche   den  Zu-   und  Abflu.ss    des   l{Iut.< 
sufficienz  der  Klajipen   und   .Stenose    tier  Ostien,    oder  Stronihinil' 
Herzens  im  (icfUssapparat,  bedingt  durch  Erweiterung  und    Verei., 
Aneurysmen,  Verengerung    des  Aortenbogens,    ArlerioskleroHO    odi't  i 
grösseren    Gefässe    durch    (»eschwülste,    Exsudate    etc.,     so     der    K:. 
Hypertrophie    der    i^childdrüse    oder    durch    andere    Tumoren;     femer    ku 
durch    Verötluug    grösserer    C'apillarbezirke,    insbe.sondere     in     Luniren    nr.rf  V^ 
bei    Emphysem,    Scliruuiiiiniere    etc.    hervorgerufen     werden,     /■ 
tation,    oder    (hirch    Eiiieii[:mig  des    Lungenkreislaufs,    bei    Missln 
und  Erkrankung  der  Wirbelsäule.     Endüch  bildet  sich,  wenn  aui 
erblicher  Disposition,  eine  Hy])ertrophie  ;ius  durch  erhöhte  HerzaiU-Ni  .m  -1 
sogenannte    nervöse  oder  hysterische  Palpitationen,    bei  Morbus  Boseiluwü 
fortgesetzter    geistiger    oder    geschl(!chtliclier  Aufregung.      l>ic   Herzhvpert; 
ursaclit  ausser  l'alpitationen  nur  geringe  Erscheinungen.    Erst  wenn  wif-dcn 
höhte  Anspriiclie  an  die  Herzkraft  neue  I)ehnungen  der  Hcrzwaud  stat 
die   bestehende  Hypertrophie   nicht  mehr  zu  compensiren   vermaj;,  oder 
dauernd    erhöhter  Arbeitsieistinig    eine  Ermüdung  des   Herzc-ns    eintritt,   h 
Kreislaufstörungen    kommen,    welche    eine    neue   Hypertrophie  und  Vcrmi 
Muskelmasse    in;mchnial   wieder  zu  ülierwinden  vermag.      Im   Aller  und  a»A 
heiten  seh  wachen  iM-n.'dirinigsstönnigen  die  Herzkraft  unil  führen  zu  weiteren 
welche  keine  Comitens.ition  mehr  durch  eine  nachfolgende  Hy]}ertmnhir 
stellen  sich   vollkoiimiene  Insufficienz  des  Herzmuskels,    Siöning   ■'       '- 
Gleichgewichts    im  Krei.slaufe,  Stauung  ira  nervösen  Apparat,    Ii- 
Miuskela    ein.     Der    letale  Ausgang    wird    durch  Hydrops    und   H. 
geführt.      In    verschiedenen    Formen    der    Hypertrophie,    so    beiii. 
Kyphoskoliose    kaioi   der    Tod    plötzlich    diirrh    Erlahmung    der 
('entralorgauen  aus  eintreten,  ohne  Veräniiennigen  am   Herzmuäk> 

l>ie    Prognose    hängt    also    wesentlich    von    der   Eiitferuharkeit    «In   Jif 
trophie  erzeugenden  Ursachen,  der  Erhidtung  der  Hypertrophie,  winn  -i>'  •"? 
peiisatnrische  ist,  und  von  (ieni   möglichen   Fenilialten    und    Fern! 
Zustände  ab,  welche  eine  Kraftabiiahme  unil   Dehnung  des    Herzuiu  

I>ie    Möglichkeit    einer    Rückbildung    der  Arbeitshypertrophie    der   »ill 
Muskeln,    sowie    insbeüomlere    auoli    der  Hypertrophie    un<l    Dilatation   d'» 
bei  Schwangeren,    ist  eine  Tliatsache,    welche  bei  der  ßehandl  ung  iiii'Li  ' 
werden  darf,  namentlich  bei  der  Plethora,  Ueberanstrengung        '       ' 
ohne  zu  grosso  Dehnung  der  Herzwand,  und  wo  keine   entziii, 
tiven  Vorgänge  im  Herzmuskel  vorhanden  sind.    Bestellen    Kr' 
eine  erhöhte  Arbeitsleistung  des  Herzens  bedingen,  so  ist  di»' 
compensaturische,    und  die  Aufgabe    int,   dieselbe  vielmehr  zu  erhaiie», 


Iprzhypprtrojtliif* 


—     S«7     — 


ferüKlappenfehler] 


schwäcliPii.  IHi'si-  F'roithvl.ixis  wflre  (ianii  insoweit  eine  dinotetisch-rapchaiiische,  als 
es  gilt,  neue  iH'liimiigeii  der  Herzwaiid  zu  verliiiteii  \iiid  eine  Herzkraft  zu  erhalten, 
welche  nothwendig  ist,  iStromhindernisse  zu  überwinden  und  die  bestehende  llilatation 
lu  compensiren.  Schwieriger  ist  die  Behandlung  der  durch  Ueberanstrengung, 
mechanischen  Insult  und  schwere  Arbeit  entvStandenen  H_vi»ertro|)hie.  Schonung,  Ruhe, 
Fcnilialtung  aller  physischen  und  psychischen  Erregungsiii-sachen.  Regelung  der  Diaet 
lind  liewegiing,  überhaupt  eine  ;uigemessene  Krankenpflege  bilden  die  (irundlage  der- 
sellH"ii.  Kommt  es  zu  überwiegender  Dilatation  und  Insuftieienz  des  Muskels,  so  be- 
stimmen diese  die  Behandlung.  Die  Hypertrophif  in  Folge  von  Uebereniährung 
und  Vermehrung  der  Bhitm.'tsse,  Plethora  vera,  verhält  sich  in  ihren  ersten  Stadien 
zwi'ifellos  wie  die  Hcrzliypertrophi<>  bei  Schwangerschaft.  Si<'  kann  sich  zurüek- 
bilden  wie  diese,  wenn  die  Ursache  zu  wirken  aufhört.  Verbot  der  schwelgerischen 
Leben.sweise,  der  übermässigen  Nahrungsaufnahme,  der  Alkoholaufnahnie  in  den  tie- 
trilnken,  des  Tabakrauchens,  leiten  die  Behandlung  ein.  Hat  die  Ueberernährung 
bereits  zu  allgemeiner  Fettleibigkeit*  und  Fettherz  geführt,  so  tritt  die  Be- 
handlung dieser  nin,  und  die  Rückbildung  der  Hypertrophie  des  Herzens  er- 
folgt unter  derselben  Regelung  der  Kost  und  BeschrKnkung  der  Flüssigkeits- 
aufnahme. Die  Aufnahme  von  Flüssigkeit  soll  das  physiologische  Maass  von 
1500  ccni  innerhalb  24  Stimdon  in  keiner  Weise  überschreiten.  In  der  Regel  ist  es 
nothwendig,  in  den  ersten  <> — K  Wochen  dasselbe  langsam  unter  allmählicher  Ge- 
wöhnung de.s  Kranken  auf  12(K)— looo  ecm  und  noch  weiter  herabzusetzen  und  auf 
diesem  .Maasse  längere  Zeit  zu  unterhalti-n.  Dabei  ist  auf  die  Grösse  des  Patienten, 
des  Geffissapparates  und  seiner  Körperoberflache  in  Bezug  auf  die  davon  abhängige 
Verdunstimg.sgrösse,  sowie  auf  seine  Lungencapazität  Rücksicht  zu  nehmen.  Auch 
ist  jede  reichlichere  Nahrungsaufnahme  zu  venneiden,  die  vorgeschriebenen  Speisen 
dürfen  nur  in  kleineren  Portionen  und  öfters  eingenommen  werden.  Bei  nicht  be- 
stehender Fettleibigkeit  kann  die  Kost  eine  mehr  gemischte  sein.  Grössere  körper- 
liche Anstrengungen  hat  der  Kranke  ebenso  zu  vermeiden  wie  zu  grosse  Ruhe,  und 
ein  gewisses  Maass  von  Muskelthätigkeit,  am  geeignetsten  kleinere  Spaziergänge, 
zumeist  auf  ebenen  Wegen,  in  frischer  Luft  sind  unbedingt  nothwendig.  Die 
Grenze,  wie  weit  dieselben  au^szudehnen,  die  Zeit,  die  Vormittags-  und  späteren 
Nachmittagsstunderi,  auf  welche  sie  zu  vi'rlegen  sind,  ist  für  den  einzelnen  Fall  be- 
sonders zu  bestimmen  und  richtet  sieh  nach  der  Erregbarkeit  des  Herzmuskels 
und  Neigung  zu  stärkeren  Palpitationen.  Nach  grösseren  Mahlzeiten,  vorzüglich 
Mittags  oder  Abends,  ist  eine  einstündige  Ruhe  anzuordnen,  und  jegliche  Körper- 
anstrengung  und  geistige  Thätigkeit  absolut  zu  verbieten. 

Sind  die  Krscheinmigen  ausgebreiteter  Dilatation  und  Insuffieienz  des  Herz- 
muskels in  Folge  dogenerativer  oder  anderweitiger  entzündlicher  Processe  in  dem- 
selben eingetreten,  so  richtet  sich  die  Behaudlmig  mich  den  Grundsätzen,  welche 
bei  der  Behandlung  dieser  maassgebend  sind.  Ergiebt  sich  endlich  durch  Anamnese 
und  Untersuchung,  dass  nervöse  Einflü.ssc  vorzüglich  eine  erhöhte  Herzaction  bedingen 
imd  zu  Hypertrophie  des  Muskels  geführt  haben,  so  sind  diese,  so  weit  es  mög- 
lich ist,  zu  bekämpfen,  und  namentlich  jede  gescldechtliche  Aufregung  und  Excesse  aufs 
.  Strengste  zu  verbieten.  Gegen  hysterische  mid  andere  nervöse  EiTegungszustände  des 
H  Herzens  tritt    die  Behandlung    der    denselben  zu  Grunde  liegenden  Krankheiten  ein. 

f  OERTEL. 

llerzklappenfehler,  chronische  Endocarditis.     Herzfehler  sind   Be.schädigungen  der 
Klapi)envorrichtungen    des  Herzens,    durch  welche    entweder    ein    vollkommener  Ab- 

■  schlass  der  Kammer  nach  aussen  nicht  mehr  möglich  ist:  die  Insuffieienz  di-r 
I  Klappen:  oder  welche  die  Eingangs-  und  AusgangsöfTnungen  der  Kammer  verengen: 
B  die  Stenose  der  Ostlen.  Die  häufigste  Ursache  der  Klappenfehler  des  linken 
I  Herzens  und  der  damit  verbundenen  chronischen  Endocarditis  ist  die  acute  Endocar- 
ditis* verrucosa.    In  langsamer  chronischer  Entwicklung  entstehen  aber  auch  Klappeu- 

^  fehler,  wenn  die  durch  Alter,  Gicht,  Alkoholisnius,  Syphilis  etc.  bedingte  Endarteritis, 

B  Arteriitis  deformans  imd  Atheromatose  von  der  Aorta    aus  auf   den    Klapiii>napparat 

■  übergreift  und  Verdickung,  Schrumpfung  mid  Verkalkung  der  Klappen  erzeugt.    Häutig 
B  geben  noch  chronische  Nephritis,  selten  körperliche  Ueberanstrenguugen  mid  Traumen 

zu  Klappenfehlem  Veranl.issung.  Hereditäre  Disposition  ist  kaum  zu  bezweifeln. 
I  Endlich  kann  eine  lasufticienz  intacter  Klappen  dadurch  entstehen,  dass  das  betreffende 
m  Ostium  durch  zu  starke  Dilatition  des  Ventrikels  sich  erweitert  hat  und  die  Klappen 


[Herzklnppenfphlor 


—     58« 


lUp?«]Ml»l 


Ist    >!•  :     ! 

Her?  iJciu 


nunmehr    ilie    vergrösserte  Oeffiiung    nicht  lut'hr  zu   srhliessen   vi 
Itisufficieiiz.     Andererseits  kanu   die  Function   der  Klappen  uiv. 
wenn  die  Papillamiuskeln  sich  nnvnllständig  Eusammcnziehen   nni 
S|):uiniing  der  Kiappensegel  nicht  erfolgt:  funetionelle  Insuffiri> 
fehler  des  rechten  Herzens  8ind  fast  an.snahmslos  angeboi-ene.     Am 
die  relative  Insufficicnz  der  Tricuspidalis  in  Folge  hochgradiger  Erweit«ruii| 
Ventrikels  durch  ahnunn  grossen  Widerstand  im  kleinen   Kreislauf,  t« 
einen  Khiiipenfi-hler  des  linken  Herzens.     I)ie    Folgen    eines    Klappenfuhl« 
durch  Mchnirbcit  des  Herzens,  durch  Accominodation  desselben  an  den  KU( 
oder  (Kompensation,  zum  grossen  Theile  zumal  im  Ruhezustatiilo  ai 
l)ie  Accunimodation  des  Herzens  erfolgt  bei  der  Irisufticionz  der  K  ll 

der    Ostien    durch    Hypertrophie    de«    linken   Herzens,    wolchnr    bm    il<r 
meistens  eine  grössere  Dilatation    kurze  Zeit  vorausging,     wilbrcn<)    '«•?   ^ 
die  Dilatation  einen  grösseren  Umfang  erreicht  und  dio  Hypertro)' 
langsamer   r.n  8tande  kommt.     I>cr  rechte  Ventrikel   ist    :in   der  li' 
cotnmodatian  oder  <"om])ciisation  nur  bei  Mitralfehlern  botheiligt. 
trikcl  für  die  ihm  obliegende  Arbeit  zu  schwach,    so    kann    das 
fehler   sich  nicht  mehr  acconimodiren. 

Krforderlich  zur  Accouiniodation  oiler  Compenflatiou  ist:  Bei  lonfnti 
der  Mitralkl;ippen:  Dilatation  nnci  Hypertrophie  des  ganzen  linken  HprMll 
Erhöhung  des  Druckes  der  \'orliof-  oder  Ventrikelcontr.ictionon,  V«  ' 
der  Zusauinienziehung.  Hei  höheren  tiradeu  des  Fehlers  kommt  i 
latation  dfs  linken  Vorhofs  hinzu:  Hypertrophie  und  Dilntatinii  des  le.  i 
mit  Krhöhuug  des  systolischen  Dnickes  in  demselben;  i>ilat:itiou  de.~ 
trikels  entstellt  erst  als  l'olge  der  g<'störten  Accommodalioii.  lusu 
Aortaklappen:  Dilatation  und  Hyi>ertro|ihie  des  linken  Ventrikels  I' 
der  Zeit  der  Ventrikelcrschlattimg,  Krhöhung  des  systoliscben  Ventrik 
Arterien.system  ist  erweitert,  Vermehrung  der  arteriellen  Blutmengen, 
Schwankungen  im  Gefässsystem  durch  den  Kückstrom  des  Blutes 
wobei  :iher  der  mittlere  Gofässdrnck  unverändert  bleibt,  bei  sehr  holi 
tripetaler  Venenpuls  und  leichte  Dy-spnoe  in  Folge  von  Lungencompr' 
tniphic  des  rechten  Ventrikels,    kenntlich    eventuell  an  der  V^  ' 

l'utmonaltons,  ist  Zeichen  der  Aecumraoiiations-  oder  Conipcns;i . 
des  Ostium  venosum  siiiistruin  geringen  Grades    bei   Hyp<rtnijili.' 
tion  des  linker;  Vorhofs,  Erhöhung  des  systoli.schen  Vorhofdriiekes.    \ 
Systole,  Verlängerung   der  Diastole  des  linken  Ventrikels;     hohen 
phie    tiiit  Dilatation  des  linken  Vorhofs,  Hypertrophie    ohne     Ih'lat 
Kammer,    Verkürzung  der  Systole,    Verlängerung  der  Diastole  des  linkcii  \nf 
Stenose    des    Ostium    der    Aorta:     Hypertrophie    obne     Dilatation    il'-  lül 
Ventrikels,    in    schweren   P'älleu  auch  Ausbildung  dieser,    Krhöbuug  d' 
Ventrikeldruckes,  Verlängerung  der  Systole,  Verkürzung  der  Diastole  ■ 
Der  compensatori.sche  Ausgleich  erfolgt  in  der  Regel  ohne  Ziithun,  iiide^- 
in  mancher)  Füllen    lileihen  Accommodation   und  Compeusation    un. 
deren  l'allen  tritt  eine  .Abschwiichung  einer  bestehenden  Aocomnind 
nähnmg.sstörungen  verschiedeiier  Art,  anaemischo  Zustände,   übernui- 
Sklero.se    der   ernährenden    (iefa.sscat)illaren    des    Herzens,    Stiiminu  ■' 
strengung    oder    recidivirende    Knilokarditiden,    seltener     durch 
erkraiikung.     Hei   hinger  bestehenden  Herzfehlern  kann  eine    allm.'i 
Ermüdung  zur  Abiiahim.'  der  Herzkraft   führen.    Klinisch   hat    man    al 
gestörten  Accommodation    oder  (>onnK'nsation:  zunehmende    Dyspnoe,  > 
Horzerregung,    ausgebreitete    Stauung,    Cyanose,    leichte    Uodem«»    um 
Stauungsalbuniinurie    etc.    ;ingenomnien.      Diese  Erscheinungen    «eigen 
eine  ziemlich   weit    vorgeschrittene    Accommodation.s.störimg    oder  den 
Accommodation    an.     (tbjectiv    ist    eine   Accommod.ation.sstöning    !■ 
.sobald  sich  die  ersten  Zetchejr  der  Insufticienz  des  linken  Ventrik' 
Eine  Abnahme    der    Accnnimodatioii   bei   Mitralinsufficienz  besteht  sfliou,  .m'Ijlj 
rechte  Ventrikel  .sich  dilatirl  zeigt,  und  bei  Schlu.ssunf."ihigkeit  der  Aoi^nkl!".]'!"^ 
eijie  Hypertrophie  des  rechten  Ventrikels  durch  Verstärkung  des  zv 
nachweisbar  ist.     Subjectiv  kennzeichnet  sich  der  Zustand  einer  '(•■  _ 
modationsstöntng  durch  immer  rasdieres  Eintreten    der  Dyspnoe    aod  ti^ 


die  fc  ' 
ab«  Li 
Veriost  *» 


[llerzkl&ti|>enfi'hler 


—    r.KO 


li«'rKkla|>|K'iifphlerJ 


Herzklopffn,  Bokleramuiiiü;,  Hriuk  :uil'  der  Brust  etc.  nai-h  •^fr'iugvv  Anstrengiuij;  otlcr 
Aufregung,  TropiMüistoigen  oder  anderer  leichter  Muskelarbeit,  Zunahme  der  I'uly- 
fre<|uenz  und  Abnahme  der  i,)uaiitüt  des  Pulses,  deutlicher  hen-ortretende  (yanose, 
Stönuig  in  der  Verdauung,  SchwinilelanfilUe,  Verminderung  der  Urinsecretion,  aber 
noch  eher  Albuminurie,  dabei  hüulig  leicht  eintretende  Transspinition,  ungleich  mit 
Abnahme  der  Körpertemperatur,  kalte  Kxtremitäten,  Neigung  zu  Frost.  Die  schon 
stark  herabgesetzte  ßlutmenge  im  arteriellen  Systeo»  reicht  imr  noch  in  der  Ruhe 
für  die  Kniährung  des  Körpers  und  Herzen.s  aus,  das  Herz  vermag  sich  aber 
grösseren  Austrengungen  nicht  mehr  zu  unterziehen.  Erst  nach  längerem  Bestehen 
mid  aihnählii-her  Zunahme  dieser  Rrscheinungen  bilden  sich  jene  Symptome  aus,  die 
man  gewöhnlich  als  Zeichen  einer  Compensatioiisstörung  ansieht,  die  aber  in  Wirk- 
lichkeit eine  bereits  weit  vorgeschrittene  anzeigen,  f^chwerer  überwindbar  als  die 
Stönmgen  der  Insuflirienz  der  Klappen  sind  jene  der  Stenose  der  Ostien,  und  unter 
diesen  die  des  linken  üstiuiu  veuusum  in  l'olge  der  geringen  Miiskelmagse  des  linken 
Vorhofes.  Ebcn.so  erleidet  das  Herz  bei  dieser  früher  eine  K)inl)us6e  seiner  Accom- 
mo<lationsf!ihigkeit  als.  bei  jenen.  Im  weiteren  Verlaufe  steigern  sich  unter  Zunahme 
der  Insufficienz  des  Herzmuskels  die  Symptome  und  Ireten  neue  hinzu.  Jede  Accom- 
modation  oder  Conipensation  ist  allmählich  aufgeholten  worden,  das  hydrostatische 
(tieichgewicht  im  Kreisläufe  voUstiindig  zu  Verlust  gegangen.  Inuner  mehr  nehmen 
flie  Stauungen  in  den  Lungen  und  den  Körpervenen  zu,  mit  Cyanose  der  Schleim- 
häute und  der  iiusseren  Haut,  inuner  miUrhtiger  wird  die  ßlutüberfüllung  rler  inneren 
Organe,  Albuminurie  und  (ledeme  stellen  sich  ein.  Ks  kommt  zu  wirklicher  Ne- 
phritis, Thrombose  in  den  Arterien  der  Lungen,  des  Gehirns  und  der  Kxtremitäten, 
F^mbüiie  der  Nierenarterien,  haemorrhagischem  Niereninfarct,  Milzinfarct,  (ie)iim- 
|blutungen  und  psychischen  Störungen,  besonders  bei  Aorteniusufh'eienz  und  gleich- 
leitigen  Atheromen  der  (Jehirnarterien.  Endlich  erfolgt  der  Tod  unter  Hydrops, 
Wites,  Hydrothoni.t  und  Herzlähmung. 

Wo  Schfncrzen  in  der  Herzgegend  eintreten,  ist  eine  genaue  Beobachtung  des  Krau- 
lten und  Erwägung  aller  Linstände  nothwendig,  lun  ein  verhängnissvolles  Uebersehen 
Biner   zugleich  bt^stehenileu  Sklerose  der  ("orouiu-arterien*  zu  vermeiden. 

Prognostisch  sind    nach    der    günstigeren  Acconiraodation    und    nach    dem  Grade 
arer  Vollständigkeit  die  lusufficienzen  günstiger  zu  beurtheilen  als  die  Stenosen,  bei 
folchen  die  Accommodation  immer  nur   eine   luigenflgende  und  kurz  andaucnirle  ist. 
iTou  den  Insufticienzen  selbst  bietet  die  Schlussmifähigkeit  der  Mitralklappcu  bessere 
ITerhältnisse    als  die  der  Aorta.     Die  Mitralinsufiicienz  erfordert  bei  gleichem  Grade 
Defects  und    der  Grösse    der  Rückstauung  des  Blutes    nur   etwa    'Vr,  Arbeit  von 
ener,    welche    durch    die    Aorteniusufficienz    nothwendig    wird.     Die   Dilatation    des 
lerzens  ist  bei   Mitralinsufficienz  geringer  als  bei  Aorteninsufficienz,  und  ilie  Dilatation 
le«  Artcriensystems  fehlt.    Im  l  ebrigen  kann  die  Aorteninsufficienz  oft  viele  Jahre  hin- 
lurch   gut   compensirt   sicji   verhalten;  dagegen  können  grö,ssere  eingetretene  Acconi- 
Bodationsstnrungen  nicht  mehr  leicht  zum  Schwinden  gebracht  werden.    Unter  den  Ste- 
nosen ermöglicht  die  Aortenstenose  diircli  die  ziu"  Verfügung  stehende  Muskelmassi-  des 
linken  Ventrikels  noch  eine  ziemlich  gute  Accommodation  im  Gegensatz   zur  Mitral- 
stenose,  bei   welcher  eingerissene  schwere  Störtuigen    seltener    ausgeglichen    werden 
Itönnen.    Von  den  Herzfehlern  des  rechten  Herzens  lä.sst  imr  die  relative  Insufficienz 
Jer  Tricuspidalis  bei  Klappenfehlem  des  linken   Herzens,  wenn  das  Herz  sich  an  sin 
r.c(mimodirt    hat    oder    der  linksseitige  Klappenfehler    selbst  nur  ein  relativer  oder 
jnctioneller    ist,    eine  günstigere  Progimse  zu.     Im  Ganzen  sind  sie  nur  .symptoma- 
tim-'her  Behandlung  zugän!;lich,  Bradykardie*. 

Prophylaxis.  Die  Bildung  von  Klappenfehlern  im  Verlauf  der  En(h)canlitis 
'sind  wir  weder  beim  (ielenkrheumatismus  noch  sonst  zu  verhüten  im  Stande.  Die 
Salicy I.Säure  vermag  mir  liie  Dauer  des  Gelenkrhoumatisnuis  abzukürzen  uml  damit 
die  Gefahr  der  Entstehung  eini-s  Klappenfehlers  zu  verringern,  aber  nicht  aufzuhellen. 
Auch  die  sklerosirende  Endocarditis  können  wir  durch  Diaet  oder  antisyphilitische 
3ehandlung  beeinflussen,  ohne  indes«  sicher  die  Klappen  intact  zu  erhalten.  Die 
?rophylaxis  hat  sich  vielmehr  auf  die  bereits  accommodirten  Klappenfehler  zu  or- 
trecken. Das  Schick.sal  eines  Kranken  mit  Klappenfehler  ist  ganz  und  gar  von  dem 
Cräftezustande  seines  Herzmuskels  abhängig.  Soll  das  Leben  in  relativer  Gesundheit 
kortbestehen,  so  muss  das  Herz  soviel  an  Kraft  gewinnen,  dass  es  den  Kreislauf  noch 
lusreicbeud  unterhalten  kann.     Die  Zeit,   irmerhalb    welcher  dies  geechieht,  wird  je 


[Ht'rxklnppcii  fehler 


55MI     — 


IlenklAM 


nach  ilcn  fiuzeltit'n  WrliältnisHcn  von  einigen  Woclirii  auf  mehrere  U uiiat»  mI  i 
(lehnen  kOnnen.  WUhrend  dieser  Zeit  ist  Kuhc,  soviel  wie  mf>glicli  Hettnih»!,  Sc 
und  kräftipende  Krnährung  unter  Vermeidung  jeglicher  alkoholbnlüger  üelr4flfcr| 
allein  Nothwendige;  neben  dieser  Krankenpflege  krtnnen  nur  roborirende  Minri  ( 
Kisenpraeparate  noch  Verwendung  finden.  Nur  da,  wo  auch  «hmn  ii.-»i-li 
Zeit  die  Aeconmiodatioii  des  Herzens  sich  nicht  oder  nur  uiivnjlstnndiir 
wo  jede  Anstrengung  oder  Bewegung  I>vsi»)U)e  und  Heniklopfeii   hf  lUrl 

beschleunigt,    klein  und  niThythniisch  bleibt  und  die  Diurese   andai. 
ist,  kann  von  higitalis  und  8troph.inthus  (Gebrauch  gemacht  werden.     Iir«üiiali(k4 
holt  sich  das  Herz  unter   ihrem  Einfluss,    wenn  auch  langsam,    zuletxt  dock 
dass    US    ausser    den    ciiTulatorischen    zugleich   auch    anderen    nicht    allnibolMJ 
forderungen  des  Lebens  geniigen  kann.    Spilter.  wenn  bei  gewöhnlichen  Anst 
und    Körperbewegungen  nicht    sofort  Dnick    auf   der  Bnist,    Athembescliwef4ri| 
Herzklopfen  eintreten,  kann  man  allmählich  auch  versuchen,   durch   m« 
handlung  etc.  die  Herzkraft  weiter    zu  erhöhen,    zugleich    auch   die    kf»r|i 
geistige  Thlifigkeit  genau  zu    regiiliren,    da    das  Maass    seini^r   Lei.c 
Ganzen  initner  unter  der  Norm  Hegt.    Kinder  sollen  tlurch  <l«»n  Schii 
gestrengt  und  übcnnüdet  wenleti,   sondern  viel    im  Freien    sich    atil  halten 
tu  anstrengenden  Spielen  und  TiirnunleiTicht  ferngehalten  werden.     B<-i  ein«  I 
wähl    bringe    der  Benif    den    Kranken    nicht    zu  sehr   in    eine  sitzi-nde    l«<<lirw«< 
spanne  aber  seine    Krfifte    durch    körperliche  Anstrengung    und    lii-wrcrirn:   nici 
hoch  an.    NVo  eine  zu  geringe  Muskeltliätigkeit  vorhanden  ist,   nitis-  üIpI 

wi'gung  in  freien  .Stunden,  Spaziergänge  auf  ebenen  und  wenig  an>i    _    .     d  Ä^ 
ficbirgsaufenthalt,    aber    ohne    grös.sere  Bergtouren,   Aufenthalt  an   Terrain-Ka« 
und  zu  Hause  Zimmergymnastik,  aber  ohne  Tiu-nger:lthe,  Hanteln   odrr  ' 
einem    guten  Widerstandsapparate  dringend  empfohlen  werden.     Des  T.i 
alkoholischer     Getränke,     starken     Tliec's     und    KafTee's,      sexueller       .\iiir>;."j 
muss   der  Kranke  sich  gänzlich  enthalten.     Eine  rheumatische  I>is|K>8il]0«  wird  i 
durch  wanne  Bäder,  mineral-  mid  kühlensäurehaltige   Bäder  soviel    ■  -^icki 

zutilgen    versuchen.      .\uch    dii'    mit    der  Blutaufstauung   in  den   I.: 
hängenden  Bronchitiden  machen,  namentlich  im  Herbst  und  Winter,  eüj«.<a  Aa 
in  einem  südlichen  Klima  wiederholt  nnthwendig. 

Prophylaktische  Behandlung  bei  bestehender  Com  pi-nsat  inn.    E« 
gefährlich  zu  glauben,  dass  ein  Kranker,  dessen  Herz  .sich  einem  Klai*ii>iif>-liJM  ' 
stündig  accommodirt  hat,  wenn  er  nur  eine  gewisse  Schonung  sein'- 
und  seiner  Kreislaufverhältnissc  beobachtet,    keiner  besonderen  Autui.  ... 
Behandlung  bedürfe.    Ein  nur  tu  bald  eintretender  Verlust  der  Acromn 
die  sichere  Folge. 

In  der  Üiaet  muss  Alles,  was  den  Kreislauf  belastet,  vermieden   werdMi, 
für  die  Ernährung*  chronisch  Herzkranker  angegeben  ist. 

Was  lue  körperliche  Thätigkeit  anbelangt,  so  ist  übergrosse  und  Vonai 
jeder  grö.xseren  Thätigkeit  gleich  gefährlich.  Pie  Accommodation  geht  antir  . 
dauernder  .Xnstrengung  nicht  selten  rasch  verloren.  Zu  demsolln'n  Hr^^iltal»  I 
aber    .'luch    die  Vermeidung   jeder    einigermaasson    grösseren    Körpi  | 

Kr.anko  nuiss  neben  entsprechender  Ruhe  zu  täglichen  Spaziergüngcn  ;iii  i 

unter  geringer  Steigiuig  10 — lö",  am  hesti-n  an  einem  Terrain kurort*«*.  l'irZritI 
Spaziergänge  kann  mit  öfterer  Unterbrechung.  Ruhepausen  bis  auf  2  Sttuulw  i 
gedehnt  werden,  (irosse  An.strengungen  d.igegen.  die  hier  leicht  r»M;b««  ud 
Ansteigen  des  intracordialen  Dnickes  und  der  Spannung  <ler  Herxwatr'  •■■• 
haben,  sind  zu  imtersagen.  Ebenso  sind  lang  andauernde,  anstrengondc  • 
keit  unil  psychische  Aufregungen,  namentlich  sexuelle,  zu  verbieten,  l 
die  Erhaltimg  der  .\cconnnodation  sind  ferner  Gymnastik  und  liäilci 
besonders,  weini  die  Bewegimg  im  Freien  durch  imgünstige  NV 
Verhältnisse  nicht  aiisl'fdirbar  ist.  Sonst  ist  die  länger  andauer 
bewegung,  verbunden  mit  tiefer  .\thmung  in  frischer,  staubfrtu-r 
Gebirgsluft,  der  nur  auf  eine  kurze  Zeit  lieschränktcn  Gymnastik 
in  gynmiLstischen  Sillen  weit.aus  vorzuziehen.    Bei  derGyninastik  inus<- 

besonders  Hücksicht  genommen  werden:    Ausübung  der  Bewegung    \\ , 

spiration,  Kückgang  in  die  Au.sgangsstellung  bei  der  Exspiration.     Nie  darf  S<» 
gohalteuem  Athem  eine  Bewegung  vollzogen  werden.    Wo  Zimderscbo  lii»tiiatt 


Brzklnppc>nr('h|pr 


ö!»l      — 


Herzkiappenrolilor] 


DiündiMi  sind,  ist  ihr  lU-such  aiizurutheii.  NVeitRrhiu  wirken  BUder  vortheilhaft  auf 
Bas  Herz  ein.  Vnr  «leu  gcwöhniiclien  wannen  Büdem  verdienen  kohlensäurehnitigo 
bdor  Sal/bUder  den  Vorzug.  Die  kohii-iisäurcreiehen  Thermalbäder  (Cudowa,  N:iu- 
lleiin  etc.)  entsprechen  am  besten  den  voriiegiMiden  Indikationen. 
W  Kndlich  i.st  den  Kranken  ein  Wechsel  des  K]inia.s  ziuneist  von  Nutzen,  im  Sommer 
H^afenthalt  in  den  Bergen,  iin  Winter  ist  der  Süden  zu  empfehlen.  Genaue  Vor- 
■chriften  über  Diaet,  Aufenthalt  im  ['Veieu,  Gehen  und  Steigen  sind  dabei  unerläss- 
■ich.  Schlecht  ist  die  Gepflogenheit,  den  Kranken  im  Sommer  fortzusclücken,  am 
■neisten  in  die  Schweiz,  ihn  dort  (ie.>äellscbaftcn  sich  anschliessen  imd  Spaziergänge 
bachen  zu  lassen.  Es  wird  mei.st  zu  rasch  imd  zu  lange  ohne  Ruhepause  gegangen, 
■u  steil  gestiegen,  zu  viel  gesprochen  während  des  (iehens  und  Steigens,  wo  der 
Kranke  seine  Limge  zum  Athmen  braucht,  sich  aber  zumeist  aas  fal.'^cher  Scham 
BiesKD  Schädlichkeiten  nicht  entzieht.  Die  Folgen  sind  dann  die  denkbar  schlimmsten. 
m  Behandlung  der  (jompensations-Stfirungeu  der  ungenügenden,  noch  nicht 
iroliständig  eingetretenen  oder  abgeschwilchten  Accoiinnodation.  Die  Krscheinungen, 
■inter  welchen  Störungen  der  Accomniodatioii  objectiv  und  .subjectiv  sich  kenntlich 
Bnaclien,  treten  weitaus  früher  auf  ;il.s  jene,  unter  welchen  man  C'ompeii.sations- 
fctriruiigen,  die  aber  bereits  den  Verlii.^t  i'iiu'r  Ctnnpensatioii  kennzeichnen,  anzunehmen 
■pflegt.  Die  Hi'haiidlung  ist  fast  ausschh'i'.ssüch  die  diaetetisch-nieehaniscbo  und  richtet 
■ich  iKiih  dem  Grade  der  Abnahme  der  Herzkraft.  Sie  hat  in  gleicher  Weise  (ieltung 
■fir  InsuflicifTiz  uinl  Steno.se:  nur  dürfte  sie  bei  letzterer  noch  strenger  einzuhalten 
■ein.  Die  (inmdsätze  sind  immer:  Vermeidung  jeder  Ucberlastung  des  Kreislaufes 
Bild  Vermehning  der  Herzarbeit,  Venneidung  von  Druck  und  Lagevcrändorung  des 
Berzen.s  durch  den  stärker  gefüllten  Magen,  möglichste  Alkohol  Vermeidung. 
I  Mechanische  Beharidhuig.  Bei  einem  gros,sen  Theilo  der  Herzfehler  richti't 
■ich  die  Tompensation  zweifellos  von  selbst  ein;  aber  ebenso  zweifellos  erreicht  dii>- 
■elbe  in  einer  beträchtlichen  Z;dil  nicht  den  genügenden  Grad,  sondern  bleibt  unter 
Hemselben.  Kriiilhrung  inul  Wachsthum  de«;  Herzmuskels  entsprechi'n  der  Mehrforde- 
Bruog  nicht.  Dieser  Zustand  ändert  sich  nur  durch  zeitweise  Erregung  motori.scher 
Bmpulse,  welche  kräftigere  Contractioiien  auslösen  und  schliesslich  zu  der  nothwendigon 
fcypeitrnphie  führen.  Wird  in  einem  .solchen  Falle  strenge  Ruhe  eingehalten,  jede 
Ipinigeniiaassen  grössere  Muskelarbeit  verboten,  und  kommt  noch  unzweckraä.ssige  Er- 
nährung, übermässige  Aufnahme  von  Flüssigkeit  (Milchkur)  liiunu,  so  bildet  sich  eine 
ausreichende  Accommodation  selten  mehr  aus,  der  Zustand  der  Insufficienz  nimmt 
■nehr  und  mehr  idierhand,  bis  die  erst  noch  theilwcise  bestandene  Coiiipensatiuii 
Bcbliesslich  vollständig  verloren  gegangen  ist,  und  das  Leben  nur  noch  durch  medir.i- 
■Uentöse  Hi'handiung  einige  Zeit  hinausgefristet  werden  kann.  In  solchen  (^ompen- 
■ationsstOningen  liegt  die  dringendste  Indication  für  die  mechanische  Behandlung 
■or  Für  die  Insufficienz  der  Klappen  des  linken  Herzens  ist  die  Anwendmig  der 
mechani.schen  Methode  wesentlich  dieselbe  wie  bei  der  Insufficienz  des  Herzmuskels. 
[Die  methodische  Erregung  hat  in  der  vorsichtigsten  Weise  zu  geschehen,  erst 
■Gehen  in  der  Ebene,  kürzere  oder  längere  Strecken,  dann  abwechselnd  mit  etw:is 
■usteigendi-n  Wegen,  bis  10"  Steigung,  weiterhin  vorwiegend  diese  unti  mehr  an- 
Keigonde  Wege  bis  15"  Steigung,  mit  oftmaligen  Ruhepausen  und  regelmässigem 
Ihthmen.  Der  Kranke  muss  sofort  stehen  bleiben,  sobald  sich  stärkorejj  Herzklopfen 
kod  Athembeschwerilen  einstellen,  bevor  es  noch  zu  eigentlicher  Dyspnoe  gekonnnen 
■Bt.  Bei  der  mechanischen  Behandlung  der  Stenosen  ist  noch  grö.ssere  Vorsicht  noth- 
■rendig.  Ra.schore  imd  energischere  Contractionen  des  Herzmuskels  haben  hier  iiichl, 
■vie  bei  der  Insufficienz  eine  bessere  Entleerung  der  Vorkammer  und  Kannner  zur  Folge 
■ikI  fördern  nicht  die  Circulation,  sondern  bewirken  das  (iegentheil,  die  Entleenmg 
^ird  eine  unvollständigere,  die  Stauung  grösser.  Unter  langsamem  Gehen  in  der 
Ebene,  später  erst  auf  nur  wenig  ansteigenden  Wegen,  uuter  tiefem  Athmen,  gleich- 
■Siissiger  Vertheilung  der  Schritte  nach  der  Respiration,  1—2  Schritte  je  nach  der 
■«uugencapacität  auf  die  Inspiration  und  oben.soviel  auf  die  Exspiration,  öfteren  Ruhe- 
bausen  als  sie  bei  der  Insuföcienz  der  Klappen  nothwendig  sind,  lösen  sich  nur 
^enig  beschleunigte,  aber  kräftigere  Contractionen  aus,  als  bei  absoluter  Ruhe.  Der 
Blutstrom  wird  au.sgiebiger  durch  das  stenosirte  Ostium  geschafft,  wobei  die 
J(räftigeren  Saugbewegmigen  der  Lunge  durch  die  tiefen  Inspirationen  fördernd  mit- 
wirken. Unterstfitzt  wird  ferner  die  Systole  durch  sacradirtes  Athmen  während  des  lang- 
■unen  Gehens,    H—ö  Minuten    Lang.    Der  Effect  ist  Abnahme  der  Stauung,    bessere 


[Herxklapppiifplilfr 


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llrrxklA|ipnlM 


Köllujig  des  Artfrionsysteins,  Firliöhuii!;  ili-r  alljjetnoinon  Erni^brung,  ber».  inia 
Erzieluiig  einer  corapensatorisclien  Hyin-rtrophie. 

unter  der  gleichen  Vorsicht  ist  die  Heilgymnastik  in  Anwodong  a 
nie  üebungcn    sollen   nie  Dyspnoe  erzeugen,    alle  stoss-   und  ruckweiteo 
Bewegungen    sind    zu  vermeiden.     Die  active  Bewegung:  ohne   Hanteln  tut 
der  Inspiration    ausgeführt    und    in    die   Ausgangsstelluiitr    währfnd   der  Eufe 
zurückgegangen.    Beugebewegunpen  mit  C'ompression   df«  Thorax 
sollen  vennieden  werden.     Die  Widerstandsbewegungen    mit   Zai: 
oder  unter  Leitung  eines  geüliteu  Gyranasten  dürfen  den  oinfachei 
erst    folgen    oder    an    ihre  Stelle   treten,    wenn  das  Hr>rz   sirh    1 
hat    und    die.sellien    ausnahmslos   ohne   Herzklopfen  und   Athetii' 
werden.     Wo    die  Bewegungen    der  Arme,    namentlich    das   Erli' 
Kranken  Dyspnoe,  Drurk  auf  der  Rrast  und  Schmerz  ( Herzsohment)  ^ei 
von    der    gymnjistiachen  Methode    ganz  Abstand   genommen   werden, 
sind  auch  gewöhnlich  nicht  im  Stande,  sich  selbst  zu   frisircn  oder  xu  rvins 
der    Anamnese    lässt    sich    deshalb    oft    schon    die  Contraindicntinn  alHat^ 
einer    grös.sercn  Nahrungsaufnahme,    Mittagessen,    muss  immer  für  eine 
1   Stunde,  absolute  Kulie  gehalten  werden. 

Bei    der  Anweiulung  der  Bäder  geht  man  von  einfach   wannen  Bsilf-ni  a 
und    dann    zu    kohleitsäurehaltigen    Bädern  (Nauheim,  Cudowa,    '  r« 

und  läsKt  er.st  mit  Interbrechung  von  2  und  1  Tagen,  später  'J 
und   1  tSgiger  Hause  die  Bäder  nehmen.    Dabei  sind  immer  mit  dorn  Bad  dif<" 
Stcigbeweguiig  ujyd  die  Heilgymnastik  zu  verbinden. 

Behandlung  des  ('nmi)ensations-Verluste».      l'ntcr   allinählicli'-r 
der  vorausgegangenen  subjectiven  und  objectiven  Symptome  trt'ten  als  i-i'^'-i' 
Erscheinung  Alltumiiuirie    und  Oedem    auf.     WHhrend    bei    der  einfai  ■ 
des  Herznuiskels  olnie  Klap]ienl'etiler  die  mechanische  Behandlung  dur. 
von  .\lbuiTiinurie  und  Oedem  häutig  nur  eine  vorsichtige  Hescliränkun. 
sie  bei  Klai»penfehlevn  mit  verlorener  Aeconimodation,  Albuuiiimrie  uud  !>;'.'? 
ständig  aus,  imd  es  tritt  für  .sie  die  medicamentöse  Behandlung  ein      DiV  M 
für  die  diaetetiscbe  Behandlung  bleiben    unverändert,    bei    <■ 
liegen   darf   sich  die  Kriiähnuig    nur    auf   flüssige  Speisen    besclu 
reichend  eiweissbaltige    und    ciweissersparende    Stoffe    enthalten,    Su[m 
Bceftea,   Gallerten,   (ielees   von    Kalbsfüs.sen,  Brand'schen   Fleiscbextm' :. 
AlbuiiiONen[)rae|iarate,   Leim,  Eierweisswasser,    Butterunich.     Aber    auch 
fettbildcnde  Stofl'e  müssen  zugeführt  werden,  vorzüglich   Kohlehydrale.  Zacltf, I 
iu    Form    von    Mchlsniipeti,   Schleimsuppen,   Mehlbrei    (Mus),    üriesbrei,  Rf«  ■ 
Milch  ltder  zuckerhaltige  Saucen,  Fruchtsäfte.   Creme-Arten,   Compote.,   ilan«  ^ 
tränke  Tliee,    KaftVc,  Checolade,  Cacao.  Milch,  Bier,  Wein  etc.;  Marken"  »Itt ' 
imr  als  erregetide   und  Reizmittel,   wie   in  gleichem  Sinne  wirkende    \ 
der  Mehrzahl    der  Fälle    beschränkt    sich    anf.angs    dii*    inedicaineir 
hing,    wenn    die    Circulationsstönmgen    unter    dem    ('ompen.s;itions-  • 
dationsverlust  noch  nicht  zu  weit  vorgeschritten  sind,  auf  rjio  Anwetwl 
und  der  iindeicn  Herzmittel  bei  vollkommener  Ruhe,  Bettruhe  des  I 
dann  riocli  nftnials,  eine  Accomnioilatioii  des  Herzens  an  den  Kla| 
oder    weniger    lange  Zeit  wieder  herzustellen,    bezw.  soweit   «n   i 
einiger  Zeit  die  weitere  Erstarkung  des  Herznuiskels  und  die  Comp»  : 
Bäder,    dann    durch    die    mechanische  Behandhmg,    nauientHch   ■ 
Steigbewegung    und   (iymn.-Lstik,    vervollständigt    wertlen     kaim.       "■•    m- 
Wirkung    der  Digitalis    auch    unter  längerer  und  wiederholter  Anwcndune 
ist    walirscheiulic'li    das  Strumhinrieriiiss  grö.s.scr,   als  dass   es  selbst  di^    ' 
Contractionskraft    vom  Herzen    überwunden    werden    könnte.      In  uini' ' 
stehen  Eniäbrungs-  und  Degeuerationsveränderungen  am  Herzen,  welch' 
rung    .seiner  Arbeitskraft    mehr  erniögliebon.     Man   kann    dann   nur   :>■ 
unter    Ruhe    uud    l'>iiährung    durch    wiederholte  Digitalisanweml 
Her/.thätigkeit  ohne  eine  wirkliche  .Accommodation  zu  erreichen,   ' 
lingt.     L>ie  Digitalis  in  den  verschiedenen  Formen  ihrer  Anwend- 
kleitieu    Do.sen    die  r'ulsfre(|uenz    herab,    steigert    die  Energie    di  . 
und    di'n  Blutdnick;    dadurch    grössere  F"flllung    des  Arterieusyst  J* 

Ernährung  des  Herzmuskels  selbst,  Vcrmiuderuug  der  Belastung  <iii  i^uu,^  • 


U>n!lclnpriwifpTii?r 


ierxKiiipp<>iir)>lilt>r{ 


Vciii'iisyslt'ins,  Krlcichti'niiig:  ticr  Athimiiif:,  Stci^foning  flrr  Ihiriisccrt'tioii.  VAw  Bfsst-- 
ruiiji;  kann  in  (.•iiiipfii  T;ip'ii  odor  ini'liiurfn  VVorlicii  fiiitrclcii.  Ycrabn-irliuiifj,  am 
Ijp.sti'ii  in  Piüverforiii,  mit  kli-im»])  l)<>s(;ii  bi-ginnciul,  U,()ö — (1,1  pro  dosi  und  5  TuImt 
tii  Ta);c,  2—3  stündlich  oiii  Pulver  (0,25—0,5  pro  die).  Man  giebt  das  MittrI 
-3  T:igc  hintereinander  und  macht  dann  «"ine  grössore  Pause  (4 — 0  Tage),  diu 
Hrkung  abwartend,  um  d:i88Plbo,  wemi  noch  nothvvendig,  zu  wiederholen.  Man  kami 
|n  dieser  Weise  mehrmals  von  dem  Mittel  Gebrauch  machen.  Hei  jahrelang  lic- 
tchenden  Herzfehlern  und  Kranken  im  vorge.scliritteiien  Alter,  wo  keine  dauernde 
Ucomniodation  mehr  /,u  erreichen  i.st,  kann  das  Mittel,  wenn  e.s  ertragen  wird,  in  der 
»nge^^ebenen  Form  alle  10 — 14  Tafje  oder  ;•}  Wochen  (2 — Ü  Taj^e  hintereinander 
Pulver  zu  je  0,1  g)  die  Herzthätigkeit  lange  Zeit,  V2  — 1  -lahr,  in  Stand  setzen,  den 
Kreislauf  der  Krnähruiig  und  die  hebensfunctionen  genügend  zu  unterhalten.  Länger 
lls  :?  Wochen  darf  dabei  das  Mitte!  selten  ausgesetzt  werden.  Eine  weitern,  sehr 
gebräuchliche  Anwendung  <ler  l)igit;i!is  ist  das  Infusmn,  l,ä — 2,0  auf  150,0  Flüssig- 
keit, 2— .'J  stündlich  ein  Kssi'ifi'cl,  bis  die  volle  Wigitaliswirkung  erzielt  ist.  Uie 
Tinctnr  ist  weniger  wirk.sani.  Man  wendet  sie  an,  wo  bei  mfUsiger  Herzinsiifficienz 
Bin  Ifingerer  Gebrauch  der  Uigitalis  iiofhwendig  wird.  Hie  Digitalinpr.aeparate  sind  in 
ihrer  Wirkung  unsicher.  Wenn  als  Zeichen  der  eumulirendcn  Wirkung  der  Digitalis 
Intoxicationssymptonie  eintreten,  so  ist  duri'li  Rr<izmittel,  starke  Weine,  Cognac, 
ichwarzen  Kaffee  etc.  einem  weiteren  Sinken  der  Herzthätigkeit  vorzubeugen,  l'eber- 
rachnng  des  Kranken  ist  daher  bei  Digitaiisgebrauch  innner  nothwendig.  Uobrigens 
rerdcn  .selbst  gros.se  Dosen,  bis  n  Gramm  und  mehr,  von  mamdien  noch  gut  ver- 
•agen.  Wenn  die  Digitales  von  Anfang  an  Uebelkeit  oder  Rrbrechen  hervorruft, 
Itann  man  noch  einen  Wechsel  in  der  l'^orm  versuchen,  oder  diescllie  im  KIjstier 
Infus  von  0,5 — 1,0  auf  50,0)  verabreichen  lassen.  Bleibt  die  Nebenwirkung  auch 
B<i  nicht  aus,  ,so  nniss  von  dem  Mittel  .Mistand  genommen  werden. 

Kill  anderes  Herzmittel,  weniger  nachhaltig  in  seiner  Wirkung    als   Digitiilis,    ist 
ätrophanthus   liispidus  in  Tinctur,    2— 10— Ki  Tropfen   dreimal   im   Tage,   empfohlen 

Ijauch   in  Combiiiation  mit  Oigitalistinctur  bei   schweren  ronipeiisatioiisstörungen   und 

iHerzschwäcfae,  wo  Gefahr  im   Verzug  wilre.     Doch  ist   die  Wirkung   selten   die    dem 

littel   zugeschriel)eiie.     Das  Strophantbiiium   piirissimuin    (Merck),    zu   0,002— 0,CK(4 

jr    den  T.ag,    ist   noch  nicht  genügend  erprobt.       Ferner  zidilen  hierher  die  Koffeni- 

iraeparate,    (Viffeinum  citricum,    CotTeituini    riatrn-salicylicura    und    Coffeinum    natro- 

tteiizoicuin  in  Pulvern  0,2—0,3    alle    2  Stunden    und  5mal  im  T.age.     Zu   den  Horz- 

Iniitti'ln  zählt  ferner,  aber  in  s<'iner  Wirkung  nicht  ininier  sicher,  die  Convallaria 
lajalis,  in  einem  liifuse  0,5  auf  120,0,  davon  n — (".mal  einen  EsslTiffel  im  Tage. 
Ä'enig  wirksam  und  nicht  ungefährlich  d.-igegen  ist  das  schwefelsaure  SparteTn. 

Herzklopfen,  anfallsweise  oder  beständig,  natneiitlich  bei  Aorfeninsuffieienz,  wird 
iurch  Eis,  Herzflnsche*  oder  Kühlnpparat  von  Leiter  günstig  beeinflusst  und  oft 
ir<dlstnndig  unterdrückt.  In  leichteren  Füllen  auch  Broninatrium,  nicht  das  Kali- 
»iz.  Aqua  Laurocerasi  mit  oder  ohne  Tinctura  Digitalis:  in  schweren  Füllen  ist 
lorphium   kaum  zu  eutbeliren. 

Gro.sse  Beachtung  verlaugt  der  Herzschmerz,  der  stenokardische  Anfall, 
1.1  er  nicht  nervOse  Erregunc,  sondern  Sklerose  der  Coronararterien*  zur  Urs.-iche 
lat  und  umsichtige  Beliandlung  nothwendig  macht.  Rrloichtenmg  verschafft  hier 
Nitroglycerin,  auch  wenn  Degenerations-Zustände  bestehen.  Die  Athemnoth  bessert 
^ich  häutig  schon  durch  Reduction  der  Flüssigkeitsaufnahme  untl  Verthi'ilung  der 
Nahrung  in  mehrere  kleine  Portionen.  .\uch  durch  die  Digitalis  vermindert  sich 
bäufig  die  I)yspnoe,  und  durch  .Morphimir,   itmeriich  und  subcutan,  kiiim  fieni  Kranken 

tbesoiidcrs  in  den  letzten  liyspnoiscben  Zustünden  grosse  Erleichterung  verschafft 
Verden.  In  diesem  Stadium  ist  mit  dem  Morphium  nicht  mehr  zu  sparen,  ("hloral- 
iiydrat  ist  manehraal  von  Nutzen,  verlangt  aber  grosse  Vorsicht;  auch  Chloralamid 
'eigt  gute  Erfolge.  Aussenlem  unterstützen  Senfpapier,  Senfteig,  hoisse  rmschläge, 
ieisse  Handbfider,  Fussbader  mit  Senfniehl,  Salz  und  Asche,  dann  namentlich 
»ckene  Schrnpfköpfe,  20  und  mehr,  die  Wirkung  der  internen  Medication.  Als 
palliatives  Mittel  gilt  Liijuor  Amnionii  anisatus.  Ebenso  wird  Plumbum  .iceticum 
in  gros.sen  Dosen  mit  0,03 — 0,05  Gramm  Opium  alle  2 — 3  Stunden  gegeben.  Ein- 
athinungen  von  .Amylnitrit,  bei  stärkster  Dyspnoe  und  drohendem  Luiigenoedeni 
eiupfohieu,  haben  keine  Bedeutung.     Endlich  verunig  ein  stärkeres  Dr.asticum,  Infusuin 

BD.  Litbteieb,  Eaejrklofud».    U.  Bud.  gg 


[Horzklappeinfrhler 


5<)4 


Hoikl« 


Sennne  r.()iii|iositiini,    (iiunmigutt  utc.  durch  reichliche  wn---    !._'    Aitslrrns$nll 
anhaltende  Erleichtf-rung  zu  scbsiffeu. 

Erweist  sich  bei  Oedcmen  die  Üijtit.ilis  nicht  mehr 
Herabsetzung  der  Flüssigkeitjsaufnahmo  die  allgemeine  mt'die: 
Vollstriiidige  Ruhe,  Bettruhe,  weiui  müglich  horizontale  ! 
geschwollenen  Arme  und  Beine  durch  Klanellbinden.  Lein.  ■ 
regcl  liäufig  durch  Venninderung  von  \V:isseraustritt  uns  dein  h}  UracousiAs 
die  meist  hochgradige  Dyspnoe  recht  peinlich,  uiid  «las  Athnien  winl  rre 
frei,  wenn  es  zu  einer  grösseren  serösen  Transwudation   kommt.     Von  meilir 


Mitteln  sind  jetzt  die  Uiuretica  mit  oder  ohne  Digitalis    zu    versuchen 
Mittel,    Kalium    .iceticum,    Tartarus    bora.xatus.    Squilla     etc.     werden 
einem     I>igitalisinfus     verbunden.       Ihre     Wirkimg     ist      leider     htr.i'' 
sonders    hervortretende.      Eine    bessere  Wirkung    dagegen    erzielt    u; 
retin    oder    Theobraniiinim    natm-.s.ilicylicum    in    Llsung    oder    m    ! 
orstcron     Form     lässt    mau    innerhalb     24    Stunden    5 — B    g     auf     1 
am    besten   Wasser,    10 — 20  Cognac,  je  nachdem    man    zugleich    crt 
Herz  einwirken  will,  und  Zuckersirup,  unter  Vermeidutig  von  einem  s ' 
oder  bald   sauer    werdenden  (.'orrigens,    wie    Fruchtsäfte  ete.,    verbr.i 
IJopin'lsalx  durch  dieselben  zersetzt  und  ein  Theil    des  Tüeobroiuins 
Von    I'ulvcni    zu    0,5 — 1,0   g,     die    nicht    zu    lange     aufbewaiirt     v 
kann  man  lungere  Zeit  hindurch  1 — 3  Stück  im  Tage    gebea    aod    I  , 
gleich  mit   f),l   Digitalis    zur  Anwendung    bringen.     Nicht    seltea    {i>'< 
Nierenepithel  nicht  schou  zu  weit  entartet  ist,    eine  Ansscheidiuig    ^<n^   : 
üriii  und  mehr.     Auch  Knlomel   vennag  die  Diurese    bei    livilrfipisrhr-n  11 
ganz  besonders  anzuregen,  als  l'ulver  von  0,2,   seltener  0,3    täglich 
Tage    hintereinander  (3— <i).     Die  Wirkung  ist  eine  nachhaltigere.    •• 
sofort  bi'i   Hegiuii    der   Diurese    das   Mitt<'l    aussetzt;    enorme  \\ 
dabei  durch  den  li:ini   entleert    werden.     Bei    schwacher    Herztli  i 
Digitalis,    0,05— u.l   dein  Ivalornel  zugesetzt,  die  Wirkung.      Leider  tii 
Frdlen  die  diurelische  Wirkung  des  Kaloniels  aus  und  e^^  treten  Öali\j..i- 
nilckige  Diarrhoen  ein,  die  ein  sofortiges  Aussetzen  verlangen. 

Versagen  ilie  diuretischen  Mittel,  kommt  es    zu   Hydrothoras,  A^^i"*"" 
80  kann  durch  I'unctiou  und  vorsichtige  Skarificationen  der  Haut  ein 
fluss  von  Serum  erzielt  und  Erleichterung  verschafft  werden.     Vom  PI! 
Luft-Dani|ifl);i'lcrn,  heissen  Einpackungen  ist  in  Rücksicht  auf  die  H-' 
Dyspno»'  der  Kranken  in  der  Regel    kein    genügend    ausgiebiger  • 
niaclieii.     .Andererseits  tritt  auf  der  stark  gespannten   Haut  über   ■ 
Schweisssecretion   mehr  eiu  (Oerteli.    sodass  auch,    wo   die  Bäder  ertragt 
die  Wasseraiissclieidung  eine  sehr  unzureichende  ist. 

(jhninacht    und    Schwindelaiifälle    als    FolgezustUnde     von     iivhr 
hruiligsten  bei  Aorten-Stenose,  verschwinden  nicht  selten   durch  hori/' 
und    Reizmittel,  wie  Cognac,  .\ether,  Wein:  und  wenn   sie    durch  St:i 
gerufen    werden,  sind   ableitende  Mittel,  Senfpapier,  Abfüliruiittel  in    .ui. 
ziehen.     Schwüchezuständen  wird  man  durch  Reizmittel,  Thec,  starke  Wi-Ui 
(kein  Champagner)  und  Excitantien,  Aether,  Kampher,  Valeriana,  Casi' 
begegnen.     Kampher  kann  in  1,0  bis  1,5  g  für  den  Tag,    so  weit    es 
trägt,  Wochen    lang    gegeben    werden;    nisch,    aber    nur    vorüber. 
Kauiphereiii.sprttzungen  (0,r><Heuiii  camphoratum),  ebenso   die  A(  ■ 
Tritt  tJolIaps    ein,    so    kann    man    noch    energischere  Vei-suche    mit    lii-v"  1* 
nanientlieh  den  subcutanen,  machen,  dabei  innerlich  Aetber  und  Cosnac    1 
letzten  schweren  Stunden  hilft  Morphium  hinweg. 

Herzklopfen.     Die    Patienten   sjiüren    den    Herzschl.ig    an    der    Brustwanil,  \tt^'0  * 
Em]itindiing  von  Unruhe  in    der  Herzgegend    und  damit   verknüpft  si 
Grad   von   ängstlichem  (iefühl.     Diese  subjectiveu  Erscheinungen  kr>ii 
den  schwersten  Formen  der  Beklemmung,  dos  Lufthungers,    der    ''    ' 
Beschleunigte  Herzaction,  verstärkten  Ictus  cordis  an   der  Brust v 
mischung  subjectiveu  riibehagens    wird    man    kaum    mit  dem   k  ■ 
Herzkloi>fens  bezeichnen  dürfen.    Öbjectiv  wahrnehmbare  He&cbli 
des  Stosses   ist   meistens    zugesellt.      Die    Ursachen    des  Ilerzklopieiiii  Biai 


rHprzklopfen 


—     50o     - 


Hrrxklopfen] 


I  ordentlich   versrhipdfii:   jene  zu  beachten  und  ihnen  nachziispüron  ist  wichtig,    weil 
die  Therajiie  womöglich  dem  Griuidleiden  entgegenarheiten  soll. 
Bei  Gesunden  kommt  Herzklopfen  nach  starken,  ungewohnten  körperlichen  An- 
strengungen und  nach  überraschenden  psychischen  Erregungen,    namentlich  schreck- 
hafter Art  vor.     Bleibt  es  an  diese  natürlichen  Ursachen  gebunden  und  hält  es  sich 
dabei  in  bosclieidenen  Grenzen,  so  wird  es  nicht  zum  Gegen.stand  ärztlicher  Fürsorge. 
ISlanchmal    kommt  es   jedoch    zu    beunruliigenden  (iraden    von   Herzklopfen.     Dieses 
steht    dann    zwar    im    Vordergrund    der   Erscheinungen,    doch    gesellen    .sich    andere 
Symptome    hinzu:    l,uftmangel,    Angstgefühl,    Cyanose,    hämmernder    Kopfschmerz. 
Schwäche  der  Muskeln,  Uebelkeit,  Ühtniiachtsanwnndhingen:  der  l'uls  wird  klein  imd 
I  jagend.    Das  Gesammtbild  i.st  beunruhigend.     In  der  That  handelt  es  sich  um  einen 
acuten  Anfall  von  Herzschwäche.    Angestrengte  Märsche,  'sportliche  raradcieistungen, 
ungewohnte  Bergtouren  —  ein  Theil   der  unter  „Bergkrankheit*"    beschriebenen  Zu- 
» Stande  gehfirt  hierher   —    lösen    den  Anfall   aus.     Sein  Beginn    schliesst    sich    nicht 
iinmcT  immitteÜKir  an  die  Anstrengung  an;  seine  Dauer  beträgt  Viertelstunden,  Stunden 
und  Tage,  theils  uno  continiio,  theils  mit  Unterbrechungen.     Die  Behandlung  besteht 
in  absoluter  Ruhiglagerung  mit  leicht  erhöhter  Stellung  des  I  »iierkürpers,  Entlastimg 
von    allen  beschwerenden  Kleidungsstücken,  leichtem  Frottiren  der  (ilieder,  schluck- 
wei.se  Venibreichuiig  von  Cognae  und  anderer  Excitantia,  -Apph'cation  von  Senfpflaster 
h»uf   der    Bm.st:    in   schwereren  Füllen    sind    subcutane  Injectionen    von    Kampheröl, 
'  Aether   etc.    am  I'latze,    im  äu.ssersten  Nothfalle  darf  ein  Aderlass    versucht  werden. 
I  Im  Allgemeinen  Inite  man  sich  vor  schwereren  Eingriffen.     Ruhe  ist   <lie  Hauptsache. 
[Vor  Wiederholung  der  Ueberunstrengung  ist  dringend  zu  warnen. 

Es  giebt  Menschen,  welche  im  .allgemeinen  gesund  sind  und  dennoch  nach  An- 
I  strengungen  leichter  und  anhaltender  Herzklopfen  bekommen,   als  andere  Individuen 
I unter  gleichen  Lebensbedingungen.     Es    verrüth    sich    hierin    eine    gewisse  Minder- 
iwerthigkeit     des     (^irculationsapparates:    angeborene    oder    durch     frühere 
'Verweichlichung    anerzogene  Schw.lche    des  Herzens.    Enge    des  Aortensystems.      Es 
|:gilt  bei  diesen   Individuen,    durch  vorbeugende  Maa.ssregeln    spätere  Erkrankung    an 
'  Arteriosklerose   und    Herzdehnung,    zu    welchen    sie    neigen,    zu    verhüten.     Die  Be- 
handlung   be-steht    1.    in    Abwendung    srhi'ullicher    Einflüsse.      Als   solche    ist    alles 
XU    betrachten,    was    wegen   Bennthigung  schnelleren   Kreislaufes    dem  Herzen  plötz- 
I  liehe    und    starke    Inansprm-htiahnie    .seiner    Reservekrüfte    zumuthet    und    was    das 
jHerz    zu    stärkerer  .\ction    .intreibt,    ohne    d.a.ss    fruchtbringende  .\rbeit  dadurch  ge- 
[leistet    wird.     Zu    meiden  sind   daher:    plötzliche   st.irke  Anstrengungen,  wie  Heben 
[schwerer  Lasten,  Erklettern  steiler  Berge,  schnelles  Treppensteigen,  gehäufte  Cohabi- 
Itationen.    Zu  beschränken,  womöglich  zu  meiden  sind:  .\lkohol,  Kaffee,  Thee,  Tabak 
[und    sämmtliche  arzneiliche  Herzreizinittel,    wie    Digitalis,    Strophanthus,    Kamphor, 
^Aether  und  dergl,     2.    In    systemati.srher  Uebung    und  Schulung  des  Herzens  durch 
liingsame  Gewöhnung  an  stärkere  Arbeit:  Zimmergynin.astik, Turnen, Rudern, Schwimmen, 
Ivorsichtige  Bergtouren   —    alles   ohne  Uobertreibung.     Die   modernen   medico-mecha- 
lischen  Massnahmen  —  gleichgiltig  welchen  Namen  sie  tr.agen  —  sind  ohne  Vortheil; 
sie    schaden    mehr    als    sie    nützen.     Sie  sind   für  Krüppel,  aber  nicht  für  Gesunde, 
reiche  sich  prophylaktisch  abhärten  wollen.    Ihre  Anwendung  suggerirt  diesen  Leuten, 
Idass  sie  krank  seien  und  macht  sie  zu  unheilbaren  Hypochondern  und  Neurasthenikern. 
Eine   grosse  Anzahl    von  Krankheiten  der  Circ.ulations-,    Respinitions-,    Abdo- 
linin:ilorg;uie  h;ibon  gemciiLsam,  dass  zur  Gewinnung  von  Sauei-stoff  Hilfskräfte  mobil 
gemacht  werden  müssen;    sie  bestehen    in  stärkerer  Erregung  der  Athmung  und  des 
►Herzens.    Steigen  die  .Ansprüche  an  die  Sauerstoffzufuhr,  so  kommt  es  zu  subjectivor 
lund  objectiver  Dyspnoe  und  zu  Herzklopfen.    Letzteres  drängt  sich  nni  .so  mehr  vor, 
Ije  mehr    das    Herz    selbst    erkrankte    und    pflegt    audi    bei    Haemoglobinverarmung 
ItmbT  ausgesprochen  zu  sein.    Handelt  es  sich  um  Her2kloi>fen,  welches  wirklich  von 
lAnsti'cngungen  abhängig  und  nicht  etwa  rein  nervösen  ürspnmgs  ist,  so  ist  dasselbe 
lein  Zeichen,    da.ss  die  jeweilige  Anstrengung  für  den  augenblicklichen  Kräftezustand 
Nes    Herzens    zu    gross    war.      Veijiachlässigung    dieser    Warnung    und    Fortführung 
gleichberaessener    Anstrengungen    würde    die    Gef.ihr    der    Herzschwäche    bedingen. 
Die    Anstrengungen    sind    daher    unter    dorn    Maas.se    zu    halten,    welches    zu    Herz- 
ulopfen    führt,     (m   Uebrigen    steht    die    Behandlung    des    Herzklopfen    bedingenden 
F^idens    im   Vordergrund.      Tritt    bei   Herzkranken  (Herzklappenfehler,    Myocarditis, 
I         «Generation,    secundäre  Herzveränderungen  bei  Nephritis,    Emphysem,  Artorien- 

L  88* 


[Ilrrzklopfon 


—    5ftR     — 


nmW, 


(■ikrjiiikunpfii  itc.)  das  Horzklopfoii    in    werhsflndem    Maa.'^se   und    nach  mat  ( 
liedeutC'iidereii     körperlichen     Anstrengungen     und      schlies-slich     amchnijiai  M 
Äussere    Veranhissung    :iuf,    so    ist    dieses    in    der    Regel    ein    erstes   and  rdäd 
Zeichen    nahender    Compensutionsstörung.     Beachtet    man    das  2a4ft] 
lassen  sich  schwerere  CompeiisaJionsstArungen  niit  Oedenaeri    hftufig  vmaddA  | 
sohlte  Bettruhe,  verlmnden  mit  kalten  Umschlägen  odor   ßishiaso  in  il'    "      H 
führt  häufig  schon  ohne  arzneiliche  Verordnung  zum  Zii'ie;   häufipe  kl 
sollen  an  die  Stelle  weniger  grosser  treten;  Flfissigjkeit  üst  eiiizuM  : 
gang  zu  sorgen.     Weichen  die  Beschwerden  nicht  sofort,   so  «in«! 
Digitalis,  Scilla,  Stropliimthuü,  Adonis  vernalis.  Koffein  am  PI.:' 
fallt  dann  weiterhin  mit  derjenigen  hei  voll  ausgehildoteii  Coun' 
summen.  Ausser  den  durch  nahende Compeiisationsstöning  dos  Herzeus  uh' 
Uelieranstrengung  ausgelösten  Anfüllen  von  Herzklopfen   kiimnit  hr'i  H 
Form  von  Herzklopfen  vor,  welche  von  rein  nervösen  lnii»ul.seii  abli 
durch    stärkere    Ansprüche    an    die  Arheitsleistiing    des   Herzens   i.... 
Form,  nervöses  Herzklopfen    der   Herzkranken,   ist  ungemein  Im 
regelmassig    mit  anderen  Zeichen  hysterischer  oder  npurasth««nischcr  ^ 
hiinden.    Has  hei  jedem  Anlass,  oft  schon  hei  dem  (.icdankr-n  an  ein> 
rnterhaltung,    einen  Besuch  u.  dgl.    aushrechende  Herzklopfen     |" 
sehr  und  macht  sie  oft  zu  unbrauchbaren  Mitgliedern  der  Gesiellscli 
der  Familie  und  Aerzte,  zu  Stammgästen  der  Badeorte.    Die  subj. 
ülterragen  weit  dii-  objective  Bedeutung  der  Circulationsstörung, 
.i;c'g|icheii  sein  kann.  Die  Anfälle  sind  bald  nur  minuten-,   bald   si 

knüiifcn  sich  liald  mit  k;unii  beschleunigter,  bald  mit  erheblich  b: 

actifui,    soda.ss  man    geradezu  von  paro.xysmaler  Tachykardie   reden  kann  j 

Betreffs  der  Behandlung  i.st  au  die  Spitze  zu  stellen,  du.ss  das  iicrv'''-^'  "  '•'  -^ 
der  Herzkraiiktüi  unter  keinen  Umständen  mit  Digitalis  in  irgend  wol' 
mit  ähnlich  wirkenden  Mitteln  hehatideit  werden  darf.  C)as  wän'  mj'I'i-i 
Kunstfehler!  I)ie  i-inzig  richtige  Behandlung  besteht  in  systematischer  Cirtim 
an  Arbeit  bis  zu  dem  vom  Arzte  im  besonderen  Falle  als  zuti  i.  "  ' 
schützenden  Maasse.  Auch  hier  sei  vor  Mas.sage,  Widerstandsgymi 
dringend    gewarnt.     Der    natürliche  Gebrauch    der  Mu.skeln    ist    viel    !  ' 

bringt    die    Kranken    viel    eher    zur    Ueberzeugung.    dass    sie    eigentl.  ■  j 

nicht  so  herzschwaeh  und  leistungsunfähig  sind,  wie  sie  glsubten.  ttm 
i-ückkebrenden  Bewusststiii  der  Kraft  hört  das  Herzklopfen  von  S"'*'"'  ->»''  Äl 
thodisrher    Muskelschulmig    sind    andere,    das   Nervensystem    eün  (!*^ 

.Maassregeln  zweckmässig  zu  verknüpfen:    kalte  .\breibuiigeii,  proli'uiun  ^-.*' ■ 
mentlich  Kohlensäurebäder,  viel  Aufenthalt  im  Freien,    namentlich  in  innii 
schattigen  Orten  auf  massiger  Höhe.     Die  Nahrungsaufnahme   ist  sehr  n  ; 
gestalten;  die  .Menge  richte  sich  nach  dem  Fettbestandc  des  Körpers,     i 
je  nach  linständen  veigrös.sert    oder   verringert  werden.      Alkohol 
Tabak    sind  .sehr  einzu.schränken.     Von  .\rzneimitteln  wird  man  li  * 

andvre    indifferente,    suggestiv    wirkende    Mittel    mit  Vortheil    im  Am 
BedeiUinigsvoller  sind  Brompraeparate,  welche  bei  diesen  nervösen  Her.-  > 

kaum  zu  entbehren  sind  und  den  Vorzug  vor  allen  anderen   Narcotica 

Ausser  den  din-(  li  ndative  Ueberaastrengung  und  den   durch  nerv"M    :■       ' 
dingten  .\uf(iilen  von  Herzklopfen    giebt    es  auch  Mischformen  beider.    I: 
der  Anfälle  von  .\iipina*  pectoris  gehört  hierher.    Es  ist  Sache  des  \r"'- 
Mischformen  den  .\ntheil  der  beiden  genannten  Compononten  herauszu' 
Therapie  hat  je  nachdem  den  einen  oder  anderen  der  bezeichneten  W«  ;:.■  ,  :  i 

Nervöses  Herzklo(»fen  bei  herzgesunden  Menschen    kommt  ,uii  Ilh;. 
Hysterischen  und  .Niiirasthenikern,  oft  auch   bei  Hypocliondrisclien    m 
sehen,    fi'nier  auch  sehr  häufig  hei  Menschen,  welche   man    ohne   Zuer-' 
Diagnose    einfach    nervös    nennt,    vor.     Es    tritt  bald  mehr  in    Fomi  '1- 
KinpfiuJinig  des  Herzklopfens,    bald  in  Form  wirklich  stark   beschleun  . 
stärktci-  lleizaction  auf;  b;dd  ati  gewisse  Tageszeiten  gebunden,  bald 
hrnilig   im  Ansebtuss  an  Mahlzeiten,  andere  Male  gerade  umgekehrt  im 
.Stande    oder    bei    der  Defaecation:    bei  l'"rauen    gesteigert  zur  Zeit  di 
mit  besonderer  Vorliehe  im  Alter  des  Climacteriuins.     Charakteristiisch  i--^  — 
Anfälle  unabhängig  von  einer  das  Herz  belastenden    körperlichen  AaSttnff^* 


Hrrzkrnitkeii-Kriifilirung] 


I 


I 


treten;  jii  sogar  hiUifig  wini  AiistriMigung  VDrtrufl'iirh  ertragen;  aber  kCirperlicIie 
Ruliü  bei  geistiger  Arbeit,  das  Stubenhockeii  und  .selbst  Kaulleii/.en  bringen  den  An- 
fall. Zu  tlein  nervösen  Her/kloiifen  gelnlrt  aiicli:  Tarhykanliü  bei  Morbus  Ba.sedowii, 
sowie  theilweise  paroxysmale  Tachykanlie,  Angina  (icetoris  und  Hcrzklappenfehler. 
Aus.ser  den  eigentlichen  Neurosen  schaffe»  Blutaniuith,  kiiniineriichfir  Ernährungs- 
zustand in  Folge  von  Ausschweifungen,  A]ip('titli>sigkelt,  aber  auch  Neigung  zur 
Corpulonz,  Diabetes,  Giclit,  Magen-  und  Oarnikratdiheiten,  Kxcesso  in  Vcnere  die 
Disposition.  Vielfach  ist  auch  das  Herzkbi[)reii  der  Tiilierculrisen  liierhor  zu  rechnen. 
l)as  Herz  ist  gesund. 

Die  Ri'liandlung  hat  in  er.ster  Stelle  das  tirundleiden  zu  bcriicksiclifigen  und 
daher  kOniien  gegen  das  nervfi.se  llerzkkipfen  die  allerverschiedi'iisten  Kuren  in  Be- 
tracht koninien;  lMseiipr:ii'|)ar:ite,  M.istkur,ent!'etlende  l*iai't,  Krsatz  einer  kohlenhydrat- 
reichen durch  kiphlenhytli-atarine  Kost  (bei  lliabi'tes),  Marienbader,  Karlsliader,  Kis.singer 
un<l  andere  Trinkkuren,  Hiiheiiliift,  Seebäder,  KtdileMM'iiirebilder,  Mnorbiiiier,  salinische 
uud  vegetabilisch!^  AbfiÜu-niittel  u.  s.  w.  M.m  siebt,  dass  es  vor  allem  auf  die 
richtige  Erkennung  der  das  Herzklopfen  veranbissoinlen  Motix-nte  .'inkonunt.  Fast 
in  allen  diesen  Fällen  wird  es  zweckniä.ssig  .sein,  neben  der  an  bestimmte  Organe 
oder  an  den  allgenreinen  Stoffwechsel  sich  wen<lenden  Therapie  zu  abiiitrtenden  Pro- 
cedurcn  zu  greifen;  Kaltwas-serbehandlung  mit  ihren  ni.annicbfaclien  Modificationen, 
Entfernung  au.s  aufri'iitender  Thätigkeit,  strenge  und  vernünftige  Eintbeiliing  des  Tages, 
Sorge  für  reichlichen  Schlaf,  tiiglid!  erniiidenile,  aber  nicht  überniüdemic  Muskel- 
thiltigkeit  imd  dergl.  stehen  obenan.  Dem  einen  oder  analeren  wird  ancli  die  suggestive 
Wirkung  des  elektrischen  Stroms  gute  Dienste  lliim.  namentlii'li  als  statische  Elektricität 
und  elektrisches  Bad.  Was  kliniatisclie  Kuren  betrifft,  sn  ist  zu  erwälini-n,  d:i.ss  im  All- 
gemeinen von  Menschen  mit  iierviisem  Herzklopfen,  aber  gesundem  Herz  warme  Hrdien- 
orte  am  besten  ertragen  werden;  feuchte,  enge  Thäler  sind  zu  meiden;  der  Meeres- 
strand bietet  keine  Vnrtlieile  vor  den  Hergeshidien,  eher  Nachtheile.  Wenn  nicht 
bestimmte  (Jomplicationen  bezw.  Orundkiaiikheiten  nach  anderen  Orten  weisen,  finden 
.sich  schöne  Erfolge  auf  Schweizer  Höhen  von  IHfX)  — 2tR)0  Metern  und  mehr.  Von 
Mediramenten  stehen  auch  hier,  wie  bei  dem  nervösen  Herzklopfen  der  Herzkranken, 
Brompraeparate  obenan.  F>;ls  Kalisalz  braucht  nicht  gescheut  zu  werden.  Auch 
die  g:utze  Phalanx  der  übrigen  Nervina  ist  gleichm;1.s.sig  inj  Ciebranch:  Morphium, 
Kodein,  Zinksalze,  Nitrite,  roca'fn,  Atropin,  Stramonium,  .\konit  etc.  In  einzelnen 
Füllen  hilft  dieses  oder  jenes,  oft  wunderbar  und  dauernd,  in  den  meisten  Füllen  ver- 
sagen sie  oder  helfen  unvollständig  oder  cou|)ircn  2 — .'?  Anfälle,  mn  die  fidgenden  un- 
beeinflusst  zu  las.sen  oder  zu  verstärketi.  Vor  den  eigentlichen  Herzmitteln,  Digitilis 
an  der  Spitze,  sei  dringend  gewarnt. 

Als  toxisches  Herzklopfen  sind  wohl  gewisse  bei  Magen-  und  Dannkrank- 
heiten ausgelöste  Anfülle,  Autointoxication,  ferner  das  Herzklopfen  nach  grösseren 
Mahlzeiten,  als  Thcil  dessen,  was  man  als  „Verdauungsfieber"  beschreibt,  das  Herz- 
klopfen bei  Nierenkranken  zu  liczeichnen.  Vor  Allem  i.st  zu  nemien  da.s  Herzklopfen 
nach  grösseren  Mengen  alkoholischer  lietränke  nnd  sehr  h!\ufig  nach  Kafl'ee-  und  Thee- 
missbrauch,  nach  Nicotijunissbnuudi,  bei  Morpliinisten,  Coca1ni.sten,  nach  dem  immer 
häufiger  werdenden  Missbranch  von  anderen  Nervina,  wie  Antipyrin,  Phenacetin, 
Antifebrin  etc.,  ferner  ruft  bei  einzelnen  Men.sclien  der  Genuss  bestimmter  Speisen 
Herzklopfen  hervor,  z.  B.  der  (iennss  frischer  Champignons,  alten  Käses  etc.  Es 
bestehen  da  merkwürdige  Idiosynkrasien,  dahin  gehört  z.  B.  auch  die  Empfindlich- 
keit gegen  kohlensaure  Getränke,  welche  bei  einzelnen  Individuen  Kaiisidigefübl  und 
Herzklopfen  erzeugen.  Dils  toxische  Herzklopfen  ex  ingestis,  vor  Alb'iii  bei  Nicotin- 
vergiftung,  ist  bei  entsprechender  Entziehung  ausserordentlich  leicht  heili)ar.  Aller- 
dings verlangt    häufig    das    schwer    zerrüttete  Nervensystem    besondere  Behandlung. 

T.  NOOBbEH. 

Herzkraiiken-Ernilhrong.  Die  EniUhrung  der  Kranken  wird  sich  zu  richten  haben: 
1.   nach  den  mechanischen  Verhältnissen  des  Circulationsapparates,  der  (irösso 

I  der  Kreislaufsstörungcn,  der  bereits  bestehenden  Belastung  des  venö.sen  Apparates 
bezw.  der  Verrückung  des  hydrostatischen  Gleichgewichts  und  endlich  nach  der  noch 
vorhandenen  Herzkraft;  2.  wird  der  Ernährungszustand  des  Kranken,  sein  Ei- 
weiss-  und  Fettbestand  die  Zusammensetzung  der  Nahrung  bestinunen  und  3.  wird 
nach    der    Beschafloiiheit  des    Blutes,    der    normalen    oder    subnormalon    Coii- 


[  Herzkraiiken>ErnäliriniK 


—     59R     — 


Herzkranken» 


centration  desselbon,  Auacuiip,  Hydraemie,  seröse  Plethora,  sowie  nach  ttrr  Fi 
fUbigk<>it  des  Haniappar.-ites  dif  Flüssigkeitsaiifnalinie  zu   regeln  sein. 

I.    f^uantitüt  der  Nahrung.    Die  erste  Aufgab©  wird   es  ^ 
uiöglicli    Speisen    und     Getränke     auf    einmal    aufnehnien     zu 
Durch    stärkere,    selbst    von    der    Norm    noch    nicht    weit     abwei' 
aufnnlMi)i>    werden    hei    vorgeschrittenen  Circulationsstöruiigen,     n:i 
schränkten    Kaumverhältnissen    im  Thorax    und  Abdomen,    d:i»  Z^••  « : 

weit  nach  aufwärt^s  gedrängt,  die  Herzspitze  nach  oben   und  aussen :  Ml 

grossen  Gefässstlnune    in    eine  solche  Lage  gebracht,    doss  der  Zu-  iumI  Alte( 
Blutes  dadurch  mehr  oder  weniger  behindert  wird. 

Wo  Kreislaufstörungen    bereits    vorhanden  sind,  kann  man  boobachtm,  il»< 
Blutdruck    nach    dem    Kssen    und    Trinken    nicht    steigt,     sondern    sogar 
nähme    erkennen    lässt.     Der   venöse    und   Lymphapparat  füllen   sich  ra»rli  ^4 
resorbirton   Flüssigkeit.     Der  meist  dilatirte,  mit  verminderter  Kraf- 
Ventrikel  kann  d:is  Blut  nicht  mehr   genügend  in  die  Lungen   fort- 
selbe  hat  sich  je  nach  der  Beschädigimg  des  Herzens,  wie   bei    dem    _ 
Klai)]>enfehler,  Einengung  des  Lungenkreislaufs  u.  s.  w.   schon    früli' 
aufgestaut,  während  der  insufficionte  linke  Ventrikel  nur   gleich    g' 

in  die  Aorta  zu  entleeren  vermag.  Die  Belastung  des  Gefilssajtp.arates  ii 

Mahlzeit,  .selbst  eine  nicht  ausserhalb  des  Gewöhnlichen  liegende,  ist  vmma  i 
länger  andauernde  und  wesentlich  von  der  Entlastung  der  Blutni.-t!<!ie  ^on  '* 
durch  tue  Nien>n  abhängig.  Wo  aber  unter  dem  Einflüsse  der  Insuffirjeai  il«  I 
nuiskels  durch  Zunahme  des  Druckes  in  den  Venen,  Abnahme  des  Aon 
und  Verlangsanuuig  des  Nierenkreislaufes  auch  Hemmungen  in  der  FLimserr^tii«« 
getreten  sind,  wird  nur  wenig  Harn  und  in  längeren  Intervallen  :i 
die  Ueberfüllung  des  (iefä-ssapparates  wird  auch  noch  von  dieser  Sei" 
Der  menschliche  Circulationsapparat  hat  zwar  eine  grosse  I'Yihigk 
weiligen  Bliitverliältnis.sen  zu  adaptiren,  allein  dieselbe  ist  hier  ^ 
das  gewöhnliche  .Ma;iss  angesi»;uint,  und  alle  compeiisatorisohen  Einrii  i 
zur  Anfnahnie  von  .■lufge^stautem  Blut  unti  Flüssigkeit  überhaupt  fast  M'1 
gebraucht.  Der  tifrzkranke,  wie  der  Mensch  überhaupt,  bedarf  nicht  un^ 
lieh  so  reichlichen  Mahlzeiten,  namentlich  wenn  or  nicht  mehr  in  den 
Kntwickelung  und  des  Wachsthums  steht.  Wir  essen  viel  zu  viel, 
häulig  und  viel  zu  grosse  Mengen  von  eiweissreichen  und  fettbildendi-n 
Das  Eiweiss  lindet  keine  nutzbare  Verwendung  und  Umwandlung  in  ' 
sondern  wird  zerlegt,  wobei  seine  Abspaltungsproduete,  wenn  sie  nicb' 
oxydirt  werdi'it,  wieder  die  Ursache  für  andere  Kr:uikheit<?n,  wie  die  ham«:< 
abgeben,  während  der  Uelierschiiss  von  Fett  und  Kohlehydraten  als  ! 
und  von  Nachtheil  v\ird.  Von  den  Speisen  haben  die  Suppen  :u. 
Wendung  zu  finden  luid  dürfen  nur  in  acuten  Krankheiten  und  wo 
stände  consisteiitere  Nahrung  verbieten  oder  bei  mu'iberwindlicher  AngewB 
kleinen  Mengen  verabreicht  werden. 

Bei    der  Zerlegimg  der  Mahlzeiten    in  mehrere  kleine,    5 — 6,    and  Tremniig^ 
festen  Speisen    von    den  Getränken    besteht    durchaus  keine  Gefahr    der  An' 
von    Körperfett,    welche    als    eine    unliebsame    Entfettung    anzusehen    ist     f* 
absolut    nothvvendige  Quantum    von    fettbildenden  Stoffen    innerhalb   24  SliiB*»  ' 
wenigen  grossen  Portionen  oder  mehreren  kleinen  eingeführt  wii-d,  '■' 
Für    die  Grösse  der  Kednction    ist    das  (^Hiantum    der    vorher    gew. 
aufnähme    maassgehend.     Der   Kranke    muss,    wenn    er    ein   Vieless<T    v 
daran    gewöhnt    werden,    weniger    zu   essen  und  zu  trinken,    da    die   y' 
minderung    unangenehm    empfunden    wird    un<l  dann  meist  von   n'i 
zuständen    begleitet    ist.      .Man    vi'Tfährt    daher    am    be.«:ten     anfan- 
d;i.ss    man    den    Kranken,     so    oft    es    angeht,    etw;vs     geniessen    lässt, 
lieh,    und    dann    die  Pausen    zwischen  der  Verabreichung  der  Speisen  o" 
längtT  tiiiil  die  Portionen    »lieser  kleiner  macht.     Auch  kann   e«  nothwi 
vveini  die  Erhaltung  des  momentanen  Kräftezustandes    immer    wieder    du 
grösserer  Mengen  von  Nähnnaterial  in  den  Circulationsapparat  verlangt,  von  W 
Zeit  immer  wieder  grössere  Mahlzeiten  einzulegen,  bis  die  Natur  de«  Krank«  *•* 
Aufnahme  des  nöthigen  Nalirungsliedarfes  in  nur  kleinen  Portionen  sich  gei»4lnl  ^i 
Wo  im  Laufe  der  Behandlung  neue  schwere  Belastimgen  des  venösen  App» 


lenskraiiken-Enitthruiig 


—      09« 


llrrzkraiiken-Ernithriin^] 


stehen,  vprschafft  das  Aussetzen  piner  Hauptmahlzeit,  dps  Mittagessens,  ausserordent- 
liche Krieichterung  und  kann  selbst  mehrere  Tage  hintereinander,  4 — 6 — 8  Tage, 
»bne  Beeinträchtigung  lies  Kräftezustandes  fortgesetzt  werden;  man  lässt  Nachmittags 
für  ilas  Ausfallen  des  Mittagessens  nur  eine  Kh'inigkeit  an  Brot,  30— üO  g,  etc.  mehr 
geniessen  als  sonst,  wiihrend  die  Aben<linahlzeit  gleich  gross  bleibt.  Der  Erfolg  der 
dadurch  erzielten  Kntlastring  des  Kreislaufes  ist  meist  ein  ganz  aufTallender,  Herz- 
bewegung und  Res|>iratio)i  werden  wieder  frei,  die  0i)pre8sion  auf  der  Brust  ver- 
schwindet. Ganz  schlimm  ist  es  in  solchen  Füllen,  wenn  der  Arzt  kräftigende, 
reichliche  Krnährung  einjitiehlt  und  dadurch  den  venösen  Apparat  noch  mehr  üher- 
^— füllt,  schwere,  beiliigsttgende  Kr,<;clir'iiuingen  dadurch  hervorruft  und  dieselben  dann 
^■durcb  Arzneimittel  fruchtlos  zu  bikünipfeu  versucht. 

^■k  Einen  bedentenden  .\usschlag  bei  der  Correction  der  Kreislaufstörungen  gieht 
^Blie  Menge  der  aufzunehuiendeu  (Jetrfinke.  lÜe  lirösse  des  (Quantums,  welche  zu- 
^■gelassen  werden  kann,  rii'htet  sich  nach  di*r  Lpisluiigsfähigkeit  des  Circulations- 
^Pbnd  Harnapparates,  worübi^r  Differenzhestimniungen  dvr  Fliissigkeitsliilanz*  Aufschluss 
"^verschaffen.  Die  innerhalb  24  Stunden  zu  gestattende  Flilssigkeitsmenge  dürfte  je 
jiach  der  Köri)ergrösse  zwischen  750  und  1500  rem  festzustellen  sein.  Aendorungen 
in  I'lus  und  .Minus  werden  durch  die  .hilireszeit,  die  Tagestemperatur  und  die  (jrösse 
ier  Muskelarbeit  lie.stiuinit.  Die  .Menge  des  Getränkes  wird  wie  die  der  festen 
Speisen  in  kleinen  Portionen  verabreicht  und,  wo  d;is  (Quantum  mehr  als  15(1  (selten 
ZOOi  ccm  beträgt,  von  den  Speisen  getrennt  und  erst  etwa  eine  Stunde  später  zugelassen, 
aufsparen  der  gestatteten  Flüssigkeit  und  tienuss  auf  ein-  oder  zweimal  ist  selbst- 
rei'ständlich  streng  zu  untersagen.  Die  Zerlegung  der  Mahlzeiten  in  mehrere 
:leinere,  Trennung  der  festen  Speisen  von  den  (ietr.inken,  Reduction 
»eider,  und  namentlich  <ler  letzteren,  sind  fundamentale  Bedingungen 
der  Ernährung  chronisch  Herzkranker. 

II.  (Qualität  der  Nahrungsmittel.    Die  Resorption  der  Nahrung  ist  hei  Horz- 
nuiken    mit    vorgeschrittenen  Kreislaufstörungen    eine   arulere    als  liei  Personen  mit 
Bntactem  Gefässapparat<'.     Es    ist    schon    ohne    weitere   experimentelle'  l'utersuchung 
fahrsf'heinlirh,    wie  auch  Colniheini  annahm,   dass  bei  Kreislaufstörungen,    insufö- 
äentem    Herzmuskel    bezw.   uncompensirten  Herzfehlern  eiuf  Stöning  der  Resorption 
so    sicherer  eintritt,    als    durch  Störung  im  hydrostatischen  Gleichgewichte  und 
larch  die  davon  abhängigen  Stauungen   im  venösen  und  I.ymphapparate  sowohl  der 
^Ahfluss  des  Venenblutes    als  auch  durch  den  positiven  [>ruck  in  der  Vena  cava  der 
Chylusstrom    erschwert,    mithin    ein  vicariirendes  Eintreten    der  einen  Bahn  für   die 
^^andere  ausgeschlossen  wird.     Die  Resorption   des  Eiweisses  und    des  Zuckers   erfolgt 
^Prom  Darra    aus    durch    die    Blutbahnen,    währeuil    das  Fett  von  den  Chylusgefässen 
'     aufgenommen  wird  und  erst  durch  den  Ductus  thoracicus  in  den  Blutstrom  gelangt. 
Aus  diesen  Untersuchungen  ergiebt  sich  nun,  da-^is  die  Aufsaugmig  der  Kohlehydrate 
wenigsten    lieeinflusst  wird  und   entweder   g.ar    nicht    oder  nur  selten    bei  hoch- 
radigen  Störungen  herabgesetzt    ist.     Es    scheint    überhaupt,    dass  bei  Resorptions- 
Btöningon    die    Resorption    der    Kohlehydrate    erst    zuletzt    in    Mitleidenschaft    ge- 
ogen    wird.      Auch    die    Resorption     des    Eiweisse«    erweist    sich    als    nur    wenig 
gestört,    und    selbst    bei    schwer    Kranken,     bei     welchen     Hydrops     und    Ascites 
schnellem     Steigen     begriffen     sind,     fällt     die     Eiwei.ssausnutzutig     nur     um 
»euige  Proc.ente    ungünstiger   aus    als    die    Durchschnittszahlen    (Rubner)  ergeben, 
egen    ist    die  Aufsaugung    des  Fettes    so  erheblich    beeinträchtigt,    d.xss    fa.st  ',5 
genossenen    Fettes   im    Kothe   wieder   erscheinen    kann,    und    selbst   31,44    pCt. 
(Grassmann)   als   unausgenutzt    wieder    gefunden    wurden.     Die    Ursache    tler    Re- 
soi^itionsstörung  scheint  <l.abei  nicht  bloss  von  der  Rückstauuug    <les    venösen  Blutes 
und  der  Lymphe  abhängig  zu  .sein,  sondern  vielmehr  durch  chronische  Ver.lnderungen 
in  der  Darmschleimhaut   hervorgerufen   zu    werden,    welche    unter    der    anhaltenden 
^■Stauung  in  den  Danngefässen  sich  ausbilden.     In  Fällen,  in  welchen  nach  zeitweisem 
^■"Verschwinden  des  Hydrops  und  reicher  Diurese  eine  Compensatiou  sich   wieder  aus- 
zubilden beginnt,  kann  die  Fettresorption  noch  so  hochgradig  herabgesetzt  sein  wie 
■auf  der  Höhe  der  vorausgegangenen  Störung. 
i       Die  Zutheilung  der  Nährstoffe    erfolgt    nach    dem  Eiwoiss-  unti  Fettbestaiide  de« 
Kranken.     Da   e«  sich  in  erster  Uinie  um  Kräftigung  des  Herzmuskels  handelt,    darf 
die    Eiweisszufuhr    nie    zu    kurz    bemessen    werden.     Da    ferner    die  Erhaltung    dt« 
^■Siweisses    im    Körper   vorzüglich    wieder    von   dem  Fettbcstande  <Ie8selben  uud  ?oi» 


[ilerzkraiikoii-Eriiülirung; 


—      ß(10      — 


lierzkriuikra«! 


der    Aufnaliiiio    von    fettbiUlendeii   Stoffen,    iiaiuontlic]i    der    Koblchydnit 
80    müssL-n    diese    iuiiuer    in   ausreicbeudur    Menge    iu    der  Nnhruu^ 
Man  wird  daher  einem  mageren  Kranken  mit  noch    nicht     zu    weit    r 
KreislaufsstOrungei»  eine  genügende  Menge  eiweissreicher  Nahrung,   Plnäifc  i 
Art    und    Zubereitung,   Fiier,  Eierspeisen,  C.iviar,  Fische,    Austern    u.  i.  n.  Mal 
Tage  in  klelufu  Tortinnen  verabreichen  lassen  und  dazu   je    iiaeh    dwu 
verniögen  lies  {lärmen  l'Vtt  und  Kohiehvflrate  in  einer  Form,    Wfdch'- 
Ualbust  bildende  Stoflc,  Cfllulose  und  andere  unverdauliche   Siihst.nri' 
mit  Fleisch,  mit  Butter  oder  mit  gutem  fSchmalz  zubereitete  S 
stellt  Verdacht  auf  eine  bereits  vorhandene  Beeinträchtigung   ■: 
hingen  l>auer  der  Kreislaufstiirungen,  wird  man  statt  der  genannten  fetii 
mehr    Kohlehydrate,    Zucker,    Zuckerbackwerk,    feine    Mehlspei«-" 
brot    mit    Honig,    Gefrornes    u.  s.  w.    geniessen  lassen,    lauter  St 
Koth  bilden,  daneben  Obst,  süsses  (.'onipot  und  Gemüse.      In  irreii-\.' 
die  Kiiiiheilung  so  zu  erfolgen,    dass  man  das  eine    Mal    von   beiden   - 
weiss-   und    lettbildeiideii    Stoffen,    genügend    grosse     und     dem     A(': 
Mengen    verabreicht,  das  andere  Mal  mehr  Kohlehydrate,     Brot    und 
wenig  Fett  neben  ciweis.sri'ichen  Speisen,  Fleisch,  Kier,   ("aviar  <t 
und    hierin   dem    Appetit    und    der    (ieschmacksrichtung    des    Kr 
miiglich  Hechnung   getragen   wird.     Auch    rohes    oder   eingemai  i 
vvertliet  werden.     Als  Getränk   kann  man  Morgens  und  Nacluiur  ^ 
oder  Thee  mit  Milch    fiLst    immer    erlauben,    dagegen    ist   Milch    wf^ 
Wassergehaltes    in    allzu    grossen    Quantitäten    durchaus     nicht    uu-. 
günstige  Kinfluss  der  Milch  auf  acut  und  chronisch  erkrankte  Nieren 
geringeil  Gclialt  ihres  Serums  an  Substanzen,  welche   das    Parcncbyni    <ff^-- 
reizen  vermiigen.     I'ie  Hauptiiidication  für  eine  grössere   Verwendung  der.Mii* 
in  der  Heschaffenheit  des  Venlauungsapparates.     Diuretisch  wirkt  die  V  ' 
Cacao  und  Cbdcnlade  linden  in  ihrem  grn.ssen  Gehalte  an  Kohlehvdnt' : 
Beeinflassuiig  der  |)acmliewegung  liidication  und  ("ontraindication  i 
Das    beste  Getränk    wird    imnifr  gutes  Trinkwasser  sein.      Kohlen 
sind   /umeist   wegen   der  .\uftreibung  des  Magens  durch   das   Gas  nur 
oder    zu    verbieten.     Auch    alkoholreiche  Getränke  sind   so  viel  wie  ni  .. 
nieideji,    da  sie  sklerotische  und  atheromaföse  Processe    fordern,    und  nur  ba 
liehen  Schwächeziiständen   wie  Arzneimittel   zuzulassen.      .Mit    ihuen,    e""'"!'''' 
Cognac,    wird    am    meisten  Missbraucb  getrieben.     Leichte    weisse  un 
mit  Was.ser  sind  den  Kranken  zweckmässig  als  Getränk  zuzutbcili-n,  d  ^ 
Limonade,    verschiedene  Obstweine,  endlich  Bier,  wo    die  Krnähnuig^-. 
kohlehydratreicbes    (ieträiik    wünschenswerth    erscheinen    lassen.      Auch   Ikiv 
ist    die    Menge    luid    der    Alkoholgehalt    wieder    zu     berücksichtigen.     Cot»? 
richtigen    Abwägen    von    eiweissreichen    und    fettbildeiidea    Stoffen    der  K«*t 
es    immer    gelingen,    die  Ernälirung    des  Kranken    in    einer  Wei.se    lu   v:^^- 
er    nicht  nur    einen    iinrmaleii    oder  diesem  nahesteheuden    Kiweiss-  u' 
sich    verschafft    und    erhält,    soiulem    auch   jenen  Eiweissansatz,    Hyp- 
Hyperpla.sie  der  Muskelelemente  seines  Herzens  ermöglicht,  durch  weM 
He.scliädigung    des  Herzens    compen.sirt    und    das    verloren    geganir*-"- 
Gleichgewicht    in    seinem  Kreislaufe    wieder    hergestellt    und  erb 
Hei  <len  durch  einen   itisufticienten  Herzmuskel  mit  oder   ohne  Kl  : 
gerufenen  Störungen   kann   die  Kostoninujig  für  clu-onisch   Herzkr 
Formet    aufgestellt    werden,    die    für    alle  Fälle   brauchbar    wäre.      P: 
Kostordnimg  enthält  deshalb  Minimal-  und  Maximalwertho. 

Kostordnung  bei  zugleich  bestehender  Fettleibigkeit.  1' 
rcsorption  nicht  gestört  ist,  kann  Eiw'ei.ss  in  vollkommen  ausreichende! 
Kostordnuiig  aufgenommen  werden,  Fett  und  Kohlehydrate  je  nach  der  W>«» 
Fettbestandes  uml  dem  Forlschritte  der  Entfettung.  Morgens  7 — H  Chr.  Si" 
l!i()  ecm  Kaft'ee  oder  Theo  mit  30  ccm  Müch.  Keinen  Zucker  etwa* 
25  g  Wej.s.sbfoil  (eine  halbe  Semmel).  1  Ei  oder  30  g  Fleisch.  Masiiuuoi' 
5  g  Zucker  (1  Stückchen),  50  g  kaltes  oder  warmes  gebratenes    nicht  frtlr> ' 

oder  mageren  Schinken,  Fisch  (geräuchert)  etc.    Vormittags  10 Ulf"    '' 

1  Glas  leichten  Weines  oder  P'leischbrühe  125  ccm  oder  Wasser    1  w 
30—40  g    kaltes    oder    wannes   fettloses  Fleisch  oder  mageren  Schinken  J'IK  ■ 


Iprzkrankpn-Rrniiiiruiifc 


—      flOI      — 


Herzkranken^Ernührung:] 


I 

t 
t 


oder  B  Austern  oder  1  kleinen  Esslöffcl  ''aviiir,  nicht  gesülzcnt-n.  Brot  20  g. 
Maxiniiuii:  Zulagt-  an  Brot  bis  zu  eiiiür  lialbon  .Sumnicl  (30  g).  Mittags  1  Uhr. 
.Mininium:  (lesottcnes  oder  gebratPiies  Floiscb  verscliieilenpr  Art  und  Zubereitung, 
< irhsi'iifli'isch ,  Wildprnt,  nicht  fottnui-hes  Geflügel  et^^,  liH»  bi.s  150  g,  etwas 
gi-ünes  (.ieniüsc  oder  Conipot,  nirlit  süss,  50  g,  grümT  Salat  25  g,  Brot  (Graham) 
120  g  (eine  halbe  tjcnimul).  Maximum:  Zuhige  an  Fisch,  iiiciit  fett  und  nicht  fett 
I  bereitet,  50 — 1(X)  g  oder  Erhöhung  des  Fleisch(|ii3ntiims  auf  150 — 200  g,  1  oder 
2  Fleischsorten,  Brot  30  g.  Getränke:  160— 2CK)  cem,  Maximum  250  ccm,  Wein 
und  Wasser,  Wasser  1  Stunde  nach  dein  Essen  oder,  um  eine  allenfallsige  Beein- 
trächtigung des  Appetits  und  Nervenerregung  zu  vcnneidon,  anfangs,  bis  der  Kranke 
sich  daran  gewöhnt  hat,  50—  1(X)  ccm  Wein  währeiid  dem  Fssen,  das  Uebrige  1  .Stunde 
spüter.  Nachmittags  4 — 5  Uhr.  150  ccm  Thee  oiler  Kaffee  mit  Milch  (nicht  fett- 
reicher), ohne  Zucker  oder  mit  etwas  Saccharin  oder  eben  so  viel  Wasser.  Maximum: 
Zulage  an  Brot  30  g,  (trahambrot,  Semmel  oder  Kuchen,  1  Stückchen  Zucker  (5  g), 
100  ccm  Wasser.  Abends  7  Uhr.  Minimum:  Fleisch  verschiedener  Art  und  Zu- 
bereitung, nicht  fett,  wie  Mittag,  100 — 150  g.  Salat  25  g  oder  ('ompot,  nicht  süss, 
50  g.  lirot  20  g.  Maximum:  150  — 200  g  Fleisch,  ('ompot  U)0,  Brot  30  g.  Ge- 
tränke in  der  gleichen  Weise,  wie  Mittags,  eingenommen,  200 — 25i>  und  300  ccm.  Für 
die  Nacht:  Wenn  nOthig  IIK) — 150  ccm  Wasser.  Obst:  wenig  zuckerreiches, 
Aepfel  etc.  in  den  Vor-  und  Nachmittagsstunden  zwischen  den  Mahlzeiten  in  kleinen 
Quantitäten,  1  —  2  kleinere  Stücke. 

Kostordnung  für  nichtfette  Kranke.  Bei  vorgeschrittenen  Kreisiaufsstönmgeu 
(CompensationsstfVningeu  bei  Herzfehlern  etc.),  wo  die  Resorption  von  Fett  beträcht- 
lich herabgt'setzt  ist,  sind  Fett,  Butter  u.  s.  w.  zu  vermeiden,  dafür  rei<'lilicli  Kolili'- 
liydrate,  Zucker  und  zuckerreiche  Nahrimgsmittel  in  die  Kostordnnng  aufzunehmen. 
Morgens  7 — 8  l'hr:  120  ccm  Kaffee  oder  Thee  mit  30  ccm  Milch  oder  150  ccm 
I  C'hocolade,  Cacao,  Zucker  zur  Genüge,  30 — 50  g  Weissbrot,  reichlich  mit  Honig  be- 
strichen. Vormittags  10 — 11  Uhr:  1  weiches  Ei  oder 30- 40  g  gebratenes  kaltes  oder 
warmes  Fleisch  oder  Fisch,  mageren  Schinken  oder  6  Austern  oder  I  Esslöffel  voll 
nicht  zu  stark  gesalzenen  Caviar,  25  g  Brot,  BO  ccm  Portwein,  Tokayer  oder  Vino 
Santo  de  Toblino  etc.  bei  Schwächozustäiiden  oder  125  ccm  leichten  Wein  mit  Wasser 
oder  einfach  Wasser.  Mittags  1  Uhr:  Fleisch  verschiedener  Art  und  Zubereitung 
(auch  fetthaltiges),  Wildjjret,  Fische,  Gesainmtmenge:  100 — 150  g.  Süsses  ('ompot 
ßO  oder  Salat  25,  grünes  Gemüse,  aucli  Reis,  Kartoffeln,  Rüben  je  50  g,  Weissbrot 
25  g.  Getränke:  200 — 250  ccm  Wein,  Wein  mit  Wasser,  Wasser  oiler  Bier,  wenn 
möglich  zum  grö.ssten  Theil  ca.  -Vi-  1  Stunde  nach  dem  Essen  getrunken.  Nach- 
mittags 4 — 5  Uhr:  15(1  ccm  Kaffee  mit  Milch  oder  Milch  allein,  Cacao  oder 
Chocohide,  Wa.ssor,  Limonade  etc.,  Zucker  zur  Genüge.  50  g  Weissbrot  mit  Honig 
oder  Backwerk,  sü.sse  Kuchen,  Torte  u,  s.  w.  100  g.  Abends  7  Uhr;  Kaltes  oder 
warmes,  auch  fettreiches  Fleisch  oder  Eierspeise,  feine  Mehlspeise,  Auflauf  UM) — 150  g. 
Salat  25.  süsses  (.'ompot  50  g  oder  2  massig  grosse  Kartofteln  mit  Butter  oder  sonstige 
Kartoffelspeiscn  etc.,  wenig  Käse  25,  Brot  25  g.  Bei  etwas  weniger  Fleisch  als 
Vorspeise  nicht  zu  stark  gesalzenen  (J.aviar,  Austern,  geräucherten  Lachs,  Sardinen 
in  Oel,  Sprotten  etc.  in  entsprechender  Menge,  30 — 50  g.  Getränke:  2{K)— 250  ccm 
wie  oben  zu  nehmen,  Wein,  Wein  mit  W-is-ser,  Bier,  Wasser  s.  Kostordnnng  I. 
Obst:  Zuckerreiches,  Trauben,  süsse  Kirschen,  Pflaumen,  Zwetschgen,  Birnen, 
Aepfel,  Orangen  mit  Zucker  oder  getrocknetir  süsse  Früchte,  Traubenbeeren,  so- 
gen.innte  Malagatranben,  Feigen,  l^atteln,  i'flaunuMi  oder  in  Zucker  conservirtes  Obst, 
Bozener  C'onserven  je  nach  der  .I;direszeit,  nicht  über  100  g,  in  den  Vor-  luid  Nach- 
mittigsstunden  zwischen  den  .Mahlzeiten. 

|)ie  Flüssigkeitsaufnahme  kann  in  beiden  Kostordnungen  unter  den  oben  angege- 
benen Bedingungen  durch  kleinere  Zulagen,  besonders  aber  durch  entsprechend 
gross(!  Einlagen  von  (ietränken  in  den  Zwischenzeiten  bis  .auf  die  festgesetzte  Höhe 
von  12(K) — 1800  ccm  vermehrt  werden.  Unverbrüchliches  (jeliot  bleibt  immer,  das.s 
die  gestattete  Menge  in  kleinen  Portionen  getrunken  wird.  Beim  Eintritt  von  Herz- 
schwäche kann  eine  Anregimg  der  Herzenergie  durch  Stimniantien  nothwendig  werden 
und  Alkohol  und  alkoholreiche  starke  Weine,  Cogn.ac  etc.  sind  in  grösseren 
(Quantitäten  und  öfters  im  T.age  nothwendig,  wäiirend  sie  bei  ruhig  verlaufenden 
Fonnen  wegen  ihrer  Begünstigung  der  Arteriosklero.se  so  viel  wie  möglich  zu  vor- 
meiden  und  zu  beschränken   sind.    Eine    dem   jeweiligen    Fettbestand    entsprechet 


[Herzkrauken-Ernähninfc 


-     002     — 


Hf 


Diaet  kann  nur  so  wnit  einpclialten  werden,    als    der    fette   Kranke   <■(■■"' 
zu  mager  und  der  magere  nicht  zu  fett  wird.    [)as  Fettwerden  eiD«  ■ 
kranken   bir^t  die  grössten  Gefahren  für    denselben    in    sirli.      Mau  w  i       , 
Kranken  sein  Kfirpergewicht  wiederholt  durch  ilie   Wa:ige   coMtroiir»*ii  I.-' 

Herzschwücho.    Eine  Insufficien«  des  Herzens    ist    vorhandea,    snhnl«!    ■' 
mehr  im  Stande  ist,    den  Kreislauf  in  normaler  Weise   und   <• 
[lehnung,    Itiintation    m    luiterhalten.     I>ie    li-saehe    der    I1181 
liegt  in  einer  Schwache  und  Herabsetzung  der  Widerstandsfilhigkoit  «!■ 
I^iese  ursächlichen  Momente   k'Wineu   angeboren  sein,    wie   bei   dem  voi 
schwachem  Herzen  (Weakened  heart),  das  an  sich  gesund   ist,  aber  3''- 

geringe  Leistungsfähigkeit  und  Wideretandskraft  besitzt;   in   der  üb. 

zahl   der  Fälle  dagegen    sind    sie    durch  Ernährangsstörungen,  K' 
generation  des   Herzmuskels  entstanden.     In  beiden   Fällen   hat  d:i~     1 
Eiul)usse  erlitten  und  die  vom  Herzen  eingeschlossenen  Hohlräunip  li n  •  n    :. 
Kiese  Vergrfisspnmg    ist    immer  der  Effect  einer   passiven    inechai 
des  Widerstandes,    den    der    schwache,    dehnbare    Herzmuskel   be, 
durch  die  vdii  ihm  eingeschlossene  Blutmenge  erfährt.      IMese   Du 
als   i'int?    pathologische    Veränderung    an    demselben     aufzufassen. 
Herz  eine  grössere  Blutmenge  zu  bewältigen  hat,  so   tritt   zur  Emi 
hohlen  .Arbeitsleistung,  stdl  der  Kreislauf  bestehen,  eine  Herz-bypertn  ,:,. 
von  Insuflictenz  des  Herzmuskels  mit  Dilatation    der   Kammern  k^ui 
Muskelgewebe  vorhanden  sein  oder  es  haben  sich  schon  degeoeratirtr  \rim>-^- 
aiisgebtldet.  { 

Bei  normalem  Muskelgewebe  kommt  es  zu  Insufficienz  und  Üil.it  •'      '    "" 
abgesehen    von    angeborener   relativer   Herz.scliwäche  (Weakened   li 
Folge  von  Ernähnuigsstörungen,  bei  Anaemie*,  Chlorose*,  l-'ettlr 
dann  von  l'eboranstrengung  des  Herzens,  ferner  bei  .Stroniliin 
ohne  BeschfKligung  des  Herzens  selbst,  bei  Störiingeti  im  I. 
Kyphoskoliose,  bei  Exsudaten  im   Rrustrauni,  Tiunoren  in  u. 
bei  Schwanr;er.seliaft.     (ianz  besondere  Bedeutung  aber   gewinnt    die   li: 
Herzens  mit  aormaleui   .Mu.skelgewebe  bei  Schlussunlahigkeit  der  Klapp*  > 
der  Ostieu.     Sie  bildet   hier    tlie    Ursache    verschiedener    krankhafter 
Herzens,    der    ungenügenden,    noch    nicht    vollständig   eingetreteneu   lii 
gescbwächteu   Compeiisation.     Ausser    anaemiseh-chlorotischon    Zust:iti<i 
stitntioDsanoiiialien  sind  hier  namentlich  von   Einfluss    mangelhafte    oo. 
Eniähnuig,    die    durch    Noth    oder    schlechte    (}ewohnheiten     oder    l'^ 
schiedcnster    Art    bedingt    sein     kann:    ferner    Ernühningsstörui!.. 
heiten,    Ueberernäbnuig    und    Fettleibigkeit    mit    Fetther/,    sowie 
massige  Ernährung  bei  Trinkern,    wobei    ausserdem    noch   erhöhte  AtiNi' 
Herzkraft    durch    die    zu  hnlu'  Flüssigkcitsaufnahnie  gesttdlt   werden 
Erregungszu.stände   durch  übennässiges  Tabakrauchen,   sexuelle  Exi 
üeberanstreiigung,    andauernde    jisychische  Aufregung   mid    l)epre>:.i.... 
deutende    Ernäiinuigsstfirungen    und    Schwäche'/,u.stäudo    des   Hertens    li' 
unter  weichen  eine  Ueberanstrengung  und  Dehnung  des  Herzens  bei  der 
legenheit    erfolgen    kami.     Aber    auch    durch   directe  <tiaetetische  Vot^' 
eine  Insufficienz  und  über  die  ronrjiensation  hinausgehende  l'iilatatiii, 
fehlem  entsteheu    und    zwar    durch    die  bei  Klappenfehlern   mit   u: 
pensatioir  so  beliebten,  aber  un  verstund  ig  angeordneten  Milelikuren,  v,<>' 
von  87  pCt.  bei  3—4  Litern  Milcli  liurcli  zu  starkes  FHuauftreiben  t|p« 
Druckes  zur  Iiisnfficienz  und  IMIatatimi  führt.     Ferner  kann    zu 
lange  fortgesetzte  .Muskelarbeit  eine  Herabsetzung  oder  selbst 
kraft,   Insufticienz  und   l)il.itatioti,   bei  Klappenfehlern  schon   durch 

Einwirkung  Stfiningen  und  Verlust  der  Comjiensation    nach    sich  z. 

zu  gro-sse  Ruhe,   in    der  Absieht,    den  Herzmuskel  so    viel   wie  möglich  m  *^ 
kann  namentlich  bei  ungeeigneter  I>iaet    statt    zur  Kräfti^ing    zur  Seh"''*-'''"* 
Herzens  führen.    Pathologische  Verilndcruagen  des  Hei-zmuskels  mit  «d«i 
trophie  führen  ansscliHessüch  zu  Insuflicienz  und  Dilatation. 

Die  Symptome    der  Insuflicienz   und  Dilatation  des  Herzens  äoA  in  1 
weniger   rascher  Steigerung  die  einer  beschleunigten  und  erschwerten  All 


leraschwKchP 


-     603     — 


If<»r2schwfii'ln«] 


erregte»  Herz.irtion  bei  fjewöhnlichor  Mtiskeltliiitigkeit,  bis  zu  srhwerer  Beeinträclitictiiiig 
der  Kesplrutiuii  und  Clrculiitioii.  l)iu  llt-rzkraft  sinkt  bis  zum  Unvermögen  zu  kräftigen, 
"fhytliniiscbea  Contractiüm'n,  üpijrossion  und  I)ys]>noe  treten  bei  geringer  Muskfl- 
»nstrenpmg,  raselierom  (.leiion,  Treppensteigen  ein,  (!;is  hyiirostatische  (ileichgewi<'bt 
m    Kreislaiiif    ist    aufgelioben,    die  Wiissorausscheidiuigcn    aus    dem   Kilrper    erfolgen 

iiiregelni.lssig  und   unvollkoiiinieii,    Olygurien  weehsein  mit    zeitweisen  f'olyurien   ab 

und    das    zurückgebaitene  Wasser    sammelt    sich    im  Blut    und  in  den  Geweben  .in. 

Gegensatz  zu  jenen  Fällen  von  Insufticienz  mit  normalem  Muskelgewebe,   in  widehen 

rieder  eine  genügende  Herzkraft  und  acrommodative  Hypertrophie  aurli  bei  Herzklappen- 

Ifchlem  eintreten  kann,  steigern  nird  drängen  sich  die  Symptome  der  Kreislanl'sstorungen 

I  jenen  schwtTen  Formen  mit  Erkrankung  uiui  Ofgeneration  des  Myokards,  iiisbesonderi> 

bei  Cnn)|di(ation  mit  Klappenfehlern    in    rascher  Folge.     Unter    mehr   od(>r   weniger 

ro.ssen  Schwankungen,  Unregelmässigkeit  der  Herzbewegung,  leerem,  kleinen,  arrhyth- 
mischen,  aussei xendi^ii  Pulse  kommt  es  zu  immer  ausgedehnteren  Stauungen  im 
venösen  Ap]»arate,  hochgradiger  Dyspnoe  auch  im  Ruhestand,  kardialem  A.sthma, 
Lungeiiinf.nrct,    Alluiiiiinurie   und  (Jedemen,    bis  Hydrops,    Lungeimeden)    und    Herz- 

Iiähniung  das  Ende  herbeiführen. 
I       Die  Prognose    hängt    wesentlich    von    dem   anatomisrhen  Verhalten    des  .Muskels 
ikb,  ob  derstdbe  noch  normale  Textur  oder  .Stnictur  besitzt  oder  ob  entzündliche  und 
Destruetions  Vorgänge    bereits    mehr    oder  w^eniger  oder  niemals  sich  zurück  bildende 
(Veränderungen  in  den  Muskelfasern  oder    im    interstitiellen  Gewebe    erzeugt    haben. 
Der  Erfolg  der  Behandlung  in    Bezug  auf  die   Elrnährung    und    das  Wachsthuin    des 
Muskels    und    auf    Herstellung    und    Erhrdiung    seiner    früheren     Leistungsfähigkeit 
durch    diaetetische    und    mechanische  Behandlung    ist  durch    dieselben    bedingt.     Je 
mehr  destruirende  Veräiulerungen  in  linn  Muskelfasern  vorhanden  sind,  um  so  weniger 
wird  es  möglich  sein,  «hireh  diese  Methoden  auf  das  Herz  einzuwirken.    Ebcaso  beein- 
flusst  auch  das  Alter  den  Erfolg  selbst  bei  Herzen,  in  welchen  noch  keine  destruirenden 
^^Veränderungen    vorhanden    sind,    durch   die  geringe  Eniährmigs-  inid  Regenerations- 
^■energie,   welche  die  Gewebe  im  Alter  besitzen.     Endlich  kommen  noch    die  ursäch- 
^■liehen  Momente  und  Krankheiten    in  Betracht,    als    deren  Folge   und   schwere  Cnm- 
plication    die    Insufficienz    de.s  Herzens    auftritt,    sowie    die  Grösse   vorhandener  Be- 
^«»chädigungf'n  des  Circulationsapparates  (Klappenfehler)  und  andere  Stromtiindeniisse, 
^HjH'elchen  das  Herz  sich    nicht  mehr  accommodiren  kann.     Wo   die  Veränderungen  im 
^BUenmuskel  im  Zusammenhange  mit  schweren  allgi'meinen  Krankheiten,  insbesondere  den 
^Jlnfectionskrankbi'iten  i-ntstehen,   nach  deren  Ablauf  sie  sich  je  nach  der  (Jrösse  des 
^      Ernähmngs-  und  Regenerationsvermögens  des  flrgaiusmus  zurückbilden,  ist  die  Prognose 
I.    eine  günstigere.    Wenn  die  Ursache  der  degenerativen  Veränderungen  eine  fortwirkende 
|Kl)leibt,  wird  auch  die  Prognose  ausnahmslos  infaust  sein. 

^m  Therapie.  Da  schon  normale  Herzen  acute  Ueberansti'engung  und  Dehnung 
erleidi'n  können,  so  ist  es  die  Aufgabe  der  Prophylaxis,  auf  die  Gefahren  zu  grosser 
^_  körjjerlicher  Anstrengung  durch  Berufsthätigkeit,  Sport  und  Spiele,  sowie  zu  grosser 
^■geistiger  Thätigkeit,  andauernd  psychischer  Aufregung  und  Depression,  sexueller 
^"Excesse  aufmerksam  zu  machen,  das  Herz  in  normaler  Leistungsfähigkeit  zu  erhalten 
und  Schwächezustände,  Anaemie,  excessive  Fettbildung  hintan  zu  halten.  Wenn  bereits 
^^Herzschwäche  be.steht,  muss  die  Ursache,  soweit  es  möglich  ist,  entfernt  werden.  Es 
^Bist  an  eine  Kraftzunahme  des  Herzens  und  Fleilung  imter  keinen  Umständen  zu  denken, 
'  so  lange  noch  schwächende  Potenzen  vorbanden  sind,  welche  die  Ernährung  des 
I      Herzens  und  seine  Erstarkung  verhindern. 

^^       Die  Behandlung  der  Insufticienz  nnil  Dilatation  des  Herzens  ist  in  ihren  haupt- 
^Bsüchlichsten  Indicationen  i'ine  diaetetisch-mechanische.    Die  beiden  in  der  di.aetetiseh- 
mechanisehen  Hehnndlnng    enthaltenen  Methoden    fallen    inde.ss    nur  .selten    in  ihrer 
zeitlichen  Anwendung  von  Anfang  an  miteinander  zusammen;  meist  hat  die  diaetetische 
kürzere  oder  längere  Zeit  der  mechanischen  vorauszugehen  und  eine  erfolgreiche  Ein- 
wirkung derselben  zu  ermöglichen.    In  einer  Reihe  von  Fällen  wird  das  Herz  vorher 
einer  ausgiebigen  Ruhe  und  Schonung  bedürfen,    bis    es  wieder  so  weit  erstarkt  ist, 
dass  der  Kranke  die  gewöhnlichen  Körperbewegungen,    Bewegung  der  Arme,   Beine, 
Gehen,  Bücken,  leichte  Berufsthätigkeit  ohne  Herzerregiuig  und  Athmungsbeschwerden 
^^auszufühn'u  vermag.    Erst  wenn  dieses  Ziel  en'eicht  ist,  wird  man  zur  mechanischen 
^■Behandlung    übergehen  dürfen.     Bei  grösserer  Herzschwäche  kann  die  Unterstützung 
^H^r  Digitilis  neben  liiiigerer  absoluter  Bettrahe  nothwcudig  werden.     In    Fälleu  mit 


[Henschwäflip 


—    (k)4 


HnwM 


hochpradigoni  Iiisiilto  nach  ücber.aiistrenguii'r,  mit  vorgi-schrittwier  H— r  ■'■ 
übfTwipgcnder    Dilatation,    in    den    schweren    Formen    clironischcr   \i 
Skloros«^    der  Corouarartericn,    Syphilis,    Alkoholisnius,     A«'con»inodaJii>u»  if:i^ 
Klappenfehlern    inuss    die    mechanische  Behandlung    fibt'rh:iu|'t  iintwblcibfii 
diaetetiRche    kann  nur  mit  der  modicanientösen  zur  Ausfülr  ' 

gäbe    der    diactetisch-niechanischen   Hehandliinfi;    ist    die    NN. 
oder  compensatorisclier  Herzkral't  ilurch  Vermehrun}?   dor    M 
zmiahuie  der  vorhandenen  schlcdit  <?en:1hrten  oder  atrophisi 
Norm    oder    zu  compon«atorischer  Hvpertropbic  und  Zurückl>il<tuiig 
Dilatation.     Die  Lösung  dieser  Aufgabe  verlangt:   1.    FOrd<Tung  ■""' 
nUhrung    des    Herzens,     2.    richtige    Ausnutzung    dor    nt>ch    vm 
3.  Verminderuug    der  I>ast    und    entsprechfinde  ArheitHverthf'ilui 
hältnisse  zu  der  noch  verfügbaren  Kraft,    4.  Krhöliiuif^   der  H<t/.' 
methodische  Steigerung  der  Herzarbeit  und  Hebung. 

Diaetelische    Beliandlung.     Die    Kostordnung 
nach    dem    Kiweiss-    und    lü-ttbestande  des  Kranken, 
die    Idsuffieieiiz    des    Muskels    durch    l''eltal)lageruug, 
wachsung  des  Herzens  bedingt,  so  nm.ss  die  l>iaet  auch 
bestandes  berl)i-iführon.    Die  Kostordnung  ist  die  für  diu 


rieht)*!    mrit  hn  .Ujh 
Ist  r  ■«i 

KtHtui  •! 

(ii'h.anil'  '4 


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aufzustellende.     Die  liewicht^sabnahme    ist    von    H  Tag«^a    zu    8   I  "fis 

guten  Waage  zu  coiitroliren.    Hei  ra.schom  Fettverbraucho  mast^  ■ ' 

und  Kohlehydraten,    um    zu  vermeiden,    dass    Kfirper€<iwei.ss    aii_ 

entsprechende  Erlifihung  erfaiiren,  sell)st  bis  zu  einor  Zunahme  ■ 

und   vor.>^ichtig  wieder  so  weit  herabgesetzt  werden,    bis    d.is    K 

langsam    sinkt.     Ist    der  Fettbestand    des  Körpers    nitnnal,    so 

Knrpergewichtes    überhaupt    zu   venneiden    und    eine    rasche    C> 

insoweit    mit    der  \Va;ige    zu    überwachen    sein,    da.s.s    kein    Feti 

stchemteu  Kostordmuig  erfolgt.    Sollte  dieser  Fall  denncx-h  i;in»r<- 

sprer'hende  Heduction  der  fettbildenden  Stoffe  in  der  Kost  vor;:. 

Bei  nonnaleni  Fettbcstande  wird  die  Kost  eine  mehr  gemisclit«- 

ein  zu  niedriger,    so  sind  Kohlehydrate    und  Fett  in    der    Speiseonliimi;:  w* 

weniger  zu  erhöhen.     Neben  Fett,   Butter  und    Fleisch    ist    namentlich  ZikI* 

Honig,    soweit  Appetit    und  Verdauung    es  zulassen,  zu  berficksichtigfo.  <ii 

höchsten  Gehalt  an  Kohlehydraten   neben   dem    geringsten    au  \V;lssit    '— •• 

auch  das  kleinste  Vohunen  einnehmen.     Kohlehydrate,  welch«  zu  vi 

Substanz,  ('eliulose,  Salze  enthalten,  also  Ball.nst   für    den   K 

viel   wie  möglich   vermieden    werden.     Kartoffeln,    Keis,    g<-: 

F/rbsen,  Bohnen,  Linsen,  manche  Rübenarten,  auch  griines  Geani 

mehr  ins  Kraut  geschossen  sind,  die  Holzfaser  sich   in    ihnen    ri  i 

hat,  sind  aus  dem  Speisezettel  zu  streichen.     Dagegen  ist  Obst  timi  riimp»v 

lieh  zuckerreiches,  erlaubt. 

Die  Hau]>taufmerksamkeit  i.st  auf  die  Krhaltung  <lt's  Eiweissbestaiidr«  O 
Die  Kost  niu.ss  daher,  wie  auch  die  Zufuhr  von  Fett  bildenden  S>..tT.  , 
imuuT  eine  eiweissreiche  sein,  und  ihr  (iehalt  dürfte  nicht   viel  tw 
eiweiss  für  den  T.ag  herabgehen.     Dabei  muss  die  Auswahl  <ler  ^ 
faltige  sein   uiid   auf  Appetit    und  Verdauungskraft   Rücksicht    i 
schiedener  .\rt  und  Zubereitung,  Ueflfigcl,  Wild,  Eier,  Fische,  C'avcir, 
wfdd    und  nur  hei  guter  Verdauungskraft  Krebse,   Hunuuern    etc.      I' 
fettreichem    oder    in  Fett    zubcreitotcm    Fleische  wird    nach    dem    t  • 
Kranken    zu    benie.ssen   sein.     Wo  er  ein  niedriger  ist  ««1er   die  Non 
auf  ein  geringeres,  aber  noch  immer  über  dem    normalen     Bedarf   li'  . 
(^uatittim  bis  iriO  g  für  den  Tag  herabgegangen    werden,  um   ilafür  I 
hydrate  in  dor  nöthigen  Menge  verabreichen  zu  können.     S.i.l.it,  Gftn 
soll   nur    so    viel    gestattet    werden,    als    nothwendig    ist,    das   Flcis^- 
geschriebenen  Menge  mit  Appetit  einzunehmen. 

Was    die    Qualität    des  Getränkes  anbelangt,    so  richtet  sich    "■    ' 
dem  Fettbestande  des  Kr.anken.     Am  meisten  geeignet  <lürften  si 
Limonaden,  wenig  kohlensaurehaltige  >lineralwa.ss»-r,  für  sich  uii'i 
gemischt,    crweiscüt.      Starke    kohlenstturehaltige    \V,is«er    oder 
schädlich,   weil    durch  Aufblühen   des  Magens   infolge  Freiwcrd>ii-  <  . 


tH 


fHcrzscliwUrlic 


-     005     — 


Iforzscliwärlipl 


Kdn 
Kka 


[das  Herz  verdrängt,  uiitl  <lie  IIiTztlifitifjkeit  (Lidiirch  Iti'ciiitriichtifrt  wini.     Statt  Wim'ii 
kann,    wenn    keine  Ftittleiliigkeit  l)cstclit,    .-iiuih  Hier  geg;ebon  werden,  aber  in  nicht 
rrftsseron  Mengen  als  Wein.     Starke  alkohnllnilti^e  Getr.inke,  schwere  Weino,  Cognac, 
jiqueure  sind,  da  der  Alkohol  Degenerationsvorgilnge    im  Herisraaskel,    Sklerose  der 
GefSsse,    der  Ooronaraiterien     insbesonden?     befördert,     im    (i:in/ou    zu    vorbieten. 
Nur  wo  diese  (ietränke  als  erregende  oder  Reizmittel  zu  wirket)  haben,   können    sie 
verordnet  werden.     Die  Last,  welche  der  Herzmuskel  zu  bewältigen  hat.  ist  das  Blut. 
)iese  Last  wird  erhöht  tlnrch  ilif   vom   .M.'igen   und    Darme    .•iiifgonoajmenc  Nahrung, 
['Speisen    und    Gctriinki'.       iM'e    Krhöhtmg    ist    um     so    grösser,    je    reichlicher    die 
Kaliningsaufnahme,  je    mehr    auf  oinnial   genossen  wird,    iiiui  je  mehr  die  Ilerzkraft 
.gesunken  ist.     .\m  raschesten  wird  die  Hrrzarbeit  erhöht  durch  n^ichliche  Aufnahme 
von  Getränken,  Steigerung  dfs  Blutdrucks  nach  Erhöhung  von  Flüssigkeitsaufnahme, 
daraus  ergiebt  sich  die  Nothwendigkeit,    den  Ballast,    welchen  die  Nahrung  für  'die 
Jlutbewegung  bildet,  so  klein  wie  möglich  zu  machen.     Aufnahme  der  Speisen  daher 
kleineren  Portionen,  wenigstens    h — 6  mal   oder    .selbst    öfters   über   deji  Tag  ver- 
~lt;    l|)ualitat  vom    höchsten   Nährwerth    ohne    schädlichen    Ballast.     Ri-ichlichere 
lalilzoiten    sind  ganz   und  gar  auszu.schlie.ssen,  da  durch  die   zu   stiirke  Knllinig  des 
Magens    das  Herz   aus  seiner  Lage  verdrängt   wird,    und    die    gro.ssen   Gefä.ssstrmtme 

»eine  die  Blutströmung  erschwi-rende  Bicginig  erleiden,  ganz  insbesondere  aber  dii' 
zu  grosse  Füllung  des  M:igens  eine  au.sgiebige  Respiration  verhindert.  Kine  Haupt- 
indication    bildet    ferner  die    Fiiiischränkung  der   Flü.s.sigkeitsaufnahnie   auf    <ias    nie- 

Idrigste  Mnass  wegen  der  liiiiifig  schon  bestehenden  Hydraeniie  unil  der  FIrhöhung  der 
Herzarbeit  durch  die  risch  ins  Blut  aufgenonunene  Flüssigkeit.  Die  festzusetzende 
Menge  ist  zwischen  IHM)  imd  ]2<K)  zu  halti'u,  Miniujuii)  "öO  con,  u)id  Zulage  je  nach 
der  Kiirpergrösse  des  KiM))keji  und  der  Jlöhe  der  Tagestemperatur. 
Vor  der  Aufstellung  der  Kostord)iung  )ii)d  Zutheilu))g  der  Flüssigkeitsaufnal)tne 
soll  eine  llifTerenzbestiinniutjg,  ei)ie  Flü.ssigkeitsbüanz*,  ausgeführt  werden.  Um  die 
Flüs.sigkeit.saufr)ahn)e  auf  das  Nothweiidigste  zu  beschränken,  wird  die  Suppe  Mitt;igs 
und  .•\be])ds  weggelassen:   ebenso,  um  so  wenig  wie  möglich  den  Magen  auf  einmal 

I2U    füllen    und    immer    ))nr    kleinere    Mengen    zur    Resorptio)i    gelangen    zu    l.as,sen, 
Trennung    der  festen  Speisen    vo))   den    Flüssigkeiten;    (Ladurch    auch    raschere    und 
günstige  Verdauung,  (V)nce))tration  dir  Verdauungssecrete. 
Mechanische  Behandlung.     FHe   Ernährung  und  Volumenzunahnie  des  Herz- 
muskels ist  wie  die  der  Skeletniuskeln  von  .seiner  Functioiisfähigkeit,  zeitweise   me- 
thotiischer  Steigerung,  lebung  abhängig.    Mittel:    Methodische  .\uregung  des  Herzen« 
zu  kräftigen  Contractionen  durch  .\uslösung  motorischer   Impulse   in  Folge   erhöhter 
^- Muskelthätigkeit,  in  erster  Linie  durch  die  Geh-  und  Steigbewegung,   hauptsächlich 
^■an  den  Terrainkurorten,  dann  auch   durch  Heilgymnastik,    durch    die  Zander'schen 
^^  Maschi)icn,    durch   ma)uielle    Heilgynn):istlk,    [la-ssive    und    .active    und  Widersta))ds- 
bewegungen.     L>ie  Herztiilatation  ist  miter  der  mechanischen  Hehandluiig  einer  Rück- 
bildung   fähig,    wenn  keine  Degeneration  vorhanden,  selbst  bis  zu  do)  Grenzen,  wo 
sie  nur  inelir  als  co)npe))satorische  zu  betrachten  ist. 

■  Unter  den  mechanischen  .Methoden  zur  Kräftigung  des  Herzmuskels  verdient  die 
Geh-  und  Steigbewegung  wcitatis  den  Vorzug.  Die  Wirkungen  auf  den  (,'irculations- 
und  Respinitionsapparat  sind:  1,  eine  die  Bewegung  noch  lange  überdauernde  Er- 
weiterung der  Arterien  bezw.  der  Kranzgefüs.so  des  Herzens  zum  Titeil  unter  Er- 
höhung des  F{lutdruckes,  wodurch  eine  gleich  lang  erhöhte  Aul'uah)))e  von  Nähr- 
material  gegeben  ist;  2.  Auslösung  kräftiger  Herzcontractionen,  vollständige  Zu- 
sammenziehung des  Herzens  und  Uelierwindung  der  Dilatation,  erhöhte  Arbeit  des 
Herzmuskels  oder  Gyntnastik  des.selben,  von  welcher  Aufnahme  und  Umsatz  des 
circulirendcn  Eiweisses  in  Organeiweiss  in  den  Muskelfasern  und  «len  zelligen 
Elementer)  selbst  und  die  NeubiUhin^  allein  abhängig  ist:  3.  eine  F'ördeDing  der 
Ki'spiration,  Entlastung  des  grossen  Kreislaufes  und  des  Herzens,  da  die  Lungen  bei 
atisgiebiger  Fy))tfaltuiig  durch  die  Rospiration  ein  genügend  grosses  Reservoir  zur 
Aufnahme  des  durch  die  Muskel.'irbeit  vermehrt  dem  Herzen  zuströmenden  Blutes 
bilde))  i)))d  eine  Ueber;instrengU)ig  des  Herzens  bes.ser  vermeiden  la.ssen.  Die  Er- 
möglichimg ausgiebiger  Sauerstoff-Aufnahme  und  Kohlen.säure-.Ausscheidung  erhöht 
die  Oxydatiousprocesse  und  die  Ernähning  und  steigert  die  Energie  der  lebens- 
^—wichtigen  Futictionen.  Da  die  vermehrte  Athmung  gleich  lang  anhält  mit  der  Be- 
^■neguiig,  sü  erstreckt  sich  der  Einfluss   der  Geh-    und  Steigbewegung   auf   mehrere 


lerrsrnwnrnp 


—    «06    — 


Hfr 


Stunden  des  Tiiges  und  :iuf  vorsdiicilrne  T:ijcoszeitcn   g<  '        <)'-r  («TiuKi 

anderer    viel    zu    kurze  Zeit  wirkender  mechMnLscher   Mi  Bcomliri  k 

der  Methode:  Schonondst«  mechanische  Einwirkung,  genaue  AbsUfui:  : 
UebergSngen  von  der  zartesten,  kaum  merklichen  bis  zur  kr:<f''-'^'  ■  lrt\ 
wendige  Maiiss    kann    auf    wenif^c  Schritte    in  der   ICbt-ne    ond    '  kp 

beschränkt,    sowie    durch    Vermehrung    der    Schritte,    Verlüngei uui;    n-:  sä 
legenden    Wegstrecken    uud    Krhöhuug    ihrer   Steigung     von    O*    bis  ai*  ä 
markirten  Wetren  an  den  Terrainkurorten '  auf  jede  bclitibig«  (»r«" 
ausgedehnt    werden.     Wiihrend  des  Oeheus  und  Steigens    ist  am  i^i 

fälti«;  Acht  zu  geben  und  darf  nie  mit  zurückgehaltenem  Ath»?ni  g^^pog«  • 
Das  Atlimeu  muss  taktinSssig  ausgeführt  und  mit  don  Sohritton  am  boH  • 
Verbindung  gebracht  werden,  d.xss  nach  der  (»rosse  der  vitalen 
1 — 2  .Schritte  auf  je  eine  Inspiration  und  FA])iration  fallen.  R<"i  ^>(arktr 
und  lusuflicienz  des  Herzmuskels  ist  saccadirtes  Athincn  wahrend  <le»  Mm* 
Steigens  etwa  5—10  Minuten  lang  2— Dnial  am  Tage  in  AnwenduD£  a  *ti 
Auf  eine  von  selbst  sich  ergebende  Inspiration  folgen  xwet  durch  krinr  iMn 
getrennte  Expirationen,  von  denen  die  zweite  mit  verinehrlrm  l'r-^  — 
wird.  Auch  die  eigentliche  Herzmassage  durch  Pressung  f?'ird«Tt  dir  i 
handluiig.  .Ausführung  derselben:  Mä.ssig  tiefe  Inspiration  unti  s:i.i.'.i': 
manuelle  IVcssung  des  Thorax  seitlich  vom  Beginn  der  AxilUirliiii-  -l; 
des  Itnistht'ins  durch  Herabffilirung  der  pressenden  Hando  wäiireud  d«  ijje 
Tilglich  mler  alle  2—8  Tage  10—15—20  Pressungen. 

iJie  (irös.se  der  Aufgabe    für    die  Geh-  und  Steigbewegnng    ■  j  ■ 

noch    bestehenden  Herzkraft;    je    scliwächer  diese  ist,     um   so  kl'  ^ 

gäbe  sein.     Ebene  Wege  (A)  mit  kurzen  Wegstrecken   mehrraaLs  im    ; 
und  allmählicher  Uebergang  zu  pri'i.sseren  Wegstrecken   und   etwas  •■"> 
(B).     Bei    noch    bes.ser    erhaltener   oder  erstarkter  Herzkraft  >\  i 

Steigung    mid   erst  kürzere,    dann  allmählich  längere  Strecken  .n 

des  Tages    vertheilt.     Die    steilen  Wege    von    20*  Steigung  (D)    slnil    . 
meiden    und    imr    nach    vollstilndiger  Herstellung  der  Herzkraft  mr  wciwr»»« 
gung    und    Erhaltung    derselben    zuzulassen.     Für  die  ArlK-itsaufpah^  «nffcH' 
die  Eintlieiluug    auf   den  Torrainkufwegen    nach  Wegzeichen,  Stf 
von  1/4  Stunde  normaler  Gehzeit.    Nach   der  Uhr  gehen   zu   lasst-ii 
da   je    nach    der  Individualität   der  eine  Kranke  in  der  gleichen  /.eit' 
der    andere    zu    wenig  gehen,    d.  h.  Maskelarbeit  leisten    kann.     \.:)i\: 
Aufenthalt    in    guter,    staubfreier    Luft,    Berg-    und   Waldluft,    w 

Sonneiiwärme  etc.  unterstützen  durch  ihre  allgemeine  Wirkiuig  a;.:   i.... -^ 

bildung  und  Nervensystem  die  Terrainkuren. 

Wie  die  Geh-  und  Steigbewegung  kann   auch  die   Gvinna-stik  ver*- -""'  " 
Die  Benutzung  der  Zander'schen  Maschinen  ist  der  manucllpii  Gvmn: 
vorzuziehen.     Auch    bei  der  GynuKistik  ist  die  Athmuiig  zu  üborwacbcji     V'  ■ 
gilt,    dass    die    activen  Bewegungen  wiihrend  der  Inspiration  ausgeführt  •«et' 
ausgeathniet  wird,    wciui    man    in  die  Aasgangsstellung    zurückgeht.     Die  ^ 
erstreckt    sich    auch    auf    die    Au.sführung    der  manuellen,   activen  iitui  ^ 
gymnastik.     Eigentliche  Turngerüthe.    Hanteln  etc..    dürfen    bei    .' 
keiner  Weise  angewendet  werden,    da  sie  viel    zu    grosse    Anstr- 
Das.selbo    gilt    von    dem  Ergostaten.     .Auch    von    ilen  Widerstandniat! 
Mager   und  Burlat  ist  nur  mit  der  grössten  Vorsicht  Gebrauch   «m 
Aufnahme    einer    grosseren  Mahlzeit    ist  eine  längere  Ruho,    wer, 
lang,    einzuhalten.     Gymnastische  lebungen  sind  überhaupt  .im  l.—-' 
mtttagsstmiden    zu  verlegen.     Ziu"  Interstützuug  der  BL-handlung    k<"ii' 
noch    warme  Bäder,    Sool-    und   kohlensäurehaltige  Bäder    benutzt    v 
jeden    3.  Tag,    dann   jeden    2.  Tag    und   zuletzt  2  Tage   hintereinanrl 
Unterbrechung  ein  Bad.    Man  beginyit  mit  einfach  warmen  l\:\<'- 
zu    den    Sool-    und    kohlensäurehattigen    Bädern    über.      Mo«; 
mechani.sche  Behancilunp  nach  dem  der  Herzinsufticienz   zu   tiruii', 
heitszustande  oder  licr  cninplicirendeii  Be.schiidigung  des  Herzeii.v 
apparatos.     Bei  letzterer  findet  die  mechanische  Behandlung  naii> 
in  Fällen,  wo  die  Conipensatiou  bei  normalem  Muskelgewebe  nui 


»S, 


genügend   oder   nicht   vollständig   eingetreten,   aber  noch  nicht  gaoi  n  ^( 


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gangen  ist,  hei   Hi-r/kl.'ippcntVhkTii'.     f)iT  Krfolg  ist  ineiMt  riii  vijllst:'i?uligcr:  Wieder- 

herstpilimp  der  iiothwpiidigcn  Flerzkraft,  Rückbildung  der  Dilatation  liis  zur  conipensa- 

[torisrheti  und  Herstellung  einer  ^gleichfalls  compensatorischen  Hypertrophie  des  Muskels. 

Wo  dagegen  bereits  Degenerationsvorgfinge  sich  entwickelten,  Sklerose  der  Coronar- 

arterieti  vorhanden  ist,  wird  man  nur  mehr  beschränkten  Gebrauch  von  der  niuchnnischen 

Behandlung  machen  können.     In  vorgeschrittenen  Fällen    niuss    man  davon  absehen. 

M  ed  icamentöse    Behandlung.     Die    erste  ^Vnwendung    von  Arzneimitteln    ist 

bei     KrnälinmgsstOrungen     zn     machen     bei    Anaemic,    ('hlorose,    Blutarnmth    nach 

schweren  tabescirencieiv  Krankheiten,   Pnenini>ni<',  Typhus,   Cholera,   Diphtherie  et«., 

[bei  schlecht  genilhrten  Individuen,    die  an  Kraft  stark  henmtergekomnu'n  sind.     Die 

fLaupts.^chlichste  Indication  liegt  für  Eisenpraeparate  neben  anderen  Koborantien  und 

entsprechender  Diaet  vor.     Von  Digitalis  i.«t  hier  günzlich  Umgang    zu   nehmen   und 

]auf  das  Herz  durch  die  mechanische  Bebandhnig  einzuwirken. 

Wenn  die  Herzkraft  nicht  mehr  im  Stande  ist,  die  Dilatation  und  andere  Be- 
ischädigungen bei  Herzklapiienfehlern*  so  weit  zu  conipensiren,  dass  der  Kreislauf 
Ifür  die  Function  der  lebenswichtigen  Organe  aufrecht  erhalten  werden  kann  und 
das  hydrostatische  Gleichgewicht  im  Circulation.sapparate  vollständig  aufgehoben  ist, 
80  inuss  man  zu  den  eigentlichen  Herzmitteln  greifen.  Der  Erfolg  von  Digitalis, 
Strophanthus,  Convall.aria  majalis,  der  KotTe'fnpraeparate  ist  aber  ein  verschiedener  je 
nach  der  Ursache,  welche  di-r  Insuflicienz  zu  Gnmde  liegt,  am  günstigsten,  wo  noch 
keine  degenerativen  Vorgänge  im  Muskel  bestehen,  so  bei  einer  grossen  Zahl  von 
Klappenfehlern,  am  uiizulünglichsten  d.ngegen  bei  chrouischer  Myocarditis  und  Sklerose 
»der  Kranzarterien  und  bei  Fettherz  im  letzten  St:idium.  „»».,», 

trzthUtiyrkeit.  Das  Herz  erfüllt  die  Aufgabe,  den  Blutkreislauf  zu  erzeugen  und  zu  erhalten 
( dadurcli.  dass  es  Druckdifferenzen  im  (lefasssystcm  schafft,  und  nun,  entsprechend  den  Gesetzen 
[der  Hydr.-iulik,  das  Blut  von  den  Stellen  höheren  zu  denen  niedrigeren  Druckes  slrümt.  Die 
jThätigkcit  des  Herzens  ist  gleich  der  einer  Pumpe,  als  Druckpumpe  wirkt  die  systolische  Zu- 
l'sammenziehung,  als  Saugpumpe  die  diastolische  Rrschlaffuug.  Systole  und  Diastole  folgen  ein- 
laoder  in  bcstimnitem  Rhythmus,  sodass  zuerst  die  Atrien  sich  zusammenziehen,  sodann, 
LirähreDd  diese  erschlaffen,  die  Ventrikel  sich  contrahiren.  Es  folgt  ein  Zeitmoment,  in  dem 
»das  ganze  Herz  im  Zustande  der  Ruhe  sich  befindet,  die  sogenannte  Ucrzpausc.  Die  drei  ge- 
Inannteo  Phasen  zusammen  bezeichnet  mau  als  eine  Herzrevolutiou. 

.Soll    CS  durch    die  llerzthHtigkeit    zu    einem  Kreisen    des  Blutes  im  Körper  kommen,    so 
Imuss  es  in  einer  bestiramtcn  Richtung  strömen.    Dies  kann  nur  durch  Einsch.iltung  von  Ven- 
tilen, von  Herzkiappeij.  erreicht  werden.     Die  nm  Beginne   der  Aorta  und  Pulmonalis  befind- 
lichen   bezeichnet    man    nach    ihrer  Form    als  Semilunar-,    nach  ihrer  Function    als  Taschen- 
klappen.    So  lange  der  Druck  in    den  Ventrikeln  höber  ist  als  in  den  grossen  Gefiissen,  sind 
Lsie  geöffnet,  nahe  den  (iefdsswandungen,  ohne  ihnen  fest  anzuliegen;  wird  der  Druck  hei  der 
[beginnenden  Diastole   in    den  Ventrikeln  niedriger,  so  drückt  dos  zwischen  .Artcrienwand  und 
Jappe  befindliche  Blut  sie  nieder,  dehnt  sie,   sodass  sie  sich  mit   einer  ihren  freien  Rändern 
iahen  Linie,    der  Schlicssungslinie,    aneinanderlegen    und    dem  Blute  den  Rücktritt   in.s  Herz 
rerlegen.     Zwischen   den    Atrien    und    den  Ventrikeln    wird    die    Communication    durch    zwei 
reitere  Ventile,    die  Segel-  oder  Schlauchvenlile.   geregelt:   die  zweizipflige  Mitralis  links  und 
fdie  Tricuspidalis    rechts,   gestatten    dem  Blute    nur  den  Weg   vom  Vorhof   in  den  Ventrikel, 
aber  nicht  umgekehrt.    Bei  der  Diastole  der  Ventrikel  öffnen   sich  die  Klappen  durch  den  in 
I  den    Atrien    herrschenden    L'eberdruck.    das  in  ersterc  eintretende  Blut  beginnt  die  Klappen 
I  au  spannen,  die,  mit  dem  Beginn  der  Ventrikelsystole  plötzlich  durch  da.s  von  unten  andrängende 
,  Blut  in  maximale  Spannung  versetzt,  gegen  einander  gedrängt  und  geschlossen  werden. 

Die  systolische  Contraction  geht  mit  Form-    und    Lageverändcrungcu    des  Herzens 

1  einher.    Während  der  Diastole  bildet  die  Basis  der  Ventrikel  eine  Ellipse,    mit  grösserer  Axo 

I  von    rechts    nach    links,    kleinerer  von  vorn    nach    hinten.     Die  Läugsaxe    des   Herzens   steht 

[schräg    zur  Herzbasis,    der  Ventrikel  bildet  also    einen    schiefen  Kegel;    der  rechte    Ventrikel 

schaut  mehr  n.ich  vorn,  der  linke  mehr  nach  hinten.    Bei  der  Systole  nun  geht  die  elliptische 

^ Basis  in  eine  kreisrunde  über,    es  tritt   eine  Verdickung  des  Herzens  ein:    die  schräggestellto 

jBerzaxe  richtet  sich  auf  und  stellt  sich    senkrecht    zur  Herzbasis,    die  Herzspitze  wird    dabei 

^naeh  vom  und  oben  emporgehoben.     Endlich    macht    das  Herz  bei  der  Systole  eine  Drehung 

[um  seine  Längsaie  im  Sinne  der  Supinationshewegung  der  rechten  Hand.    Diese  Bewegungen 

iühren  zu  der  Erscheinung  des  Herz-  und  Spitzenstosses.    Legt  man  die  Hand  auf  die  linke 

Brustwand,    »o  fühlt  man  eine,  mitunter  auch  sichtbare,  diffuse  Erschütterung,   bedingt  durch 

die    systolische   Verdickung    des    Herzens:    ausserdem    an    einer    oircumscripten    Stelle    einen 

Lstärkercn  Stoss.  von  der  Erhebung  und  dem  Andrängen  der  Spitze  gegen  die  Brustwand  her»- 

Vübrend.    Die  Stelle  des  letzteren  liegt  gewöhnlich  im  fünften  IntercostaJraum,  etwas  median 

bou  der  Mammillarlinic.     Für  die  Erkläruug  der  Lagcänderungen   und  des  Herzstosses  nimmt 


[llprzlliHliitkptt 


m.iii  nii  (tiulbrod-Skoda),  tlass  d;is  Hera    durch  die    AuslnH 
liückstoss  erleiden  sollt»;,  wie  etwa  ein  abgeschossenes  <jcwchr. 
rungcn    des  Herzens    sind    im  Herzen    selbst    gelegen.     Das  Hetz    \ 
elastischem  Material  gefertigte  mit  Flüssigkeit  gefüllte  Kegel:   sobald 
nügende  Steigerung    erfahrt,    bildet  er  sich  stets   in  einen     ge roden   Ivl^ 
Urundfläche    um,    da    der  gerade    Kegel    mit    kreisrdrmiger  Basis  unter     . 
Bezug  auf  den  Inhalt  die  möglichst  kleinste  Oberfläche  hat. 

Von  den  Herztönen  fällt  einer  mit  dem  Spitzenstoss  seitlich  cu^ammcn,  teiii 
dem  ersten  in  kurzem  Intcn'all.     Der  erste,  systolische,  Ton   ist    tiefer,  davpte,  %) 
zweite,  sogenannte  diastolische,  etwa  um  eine  Quart,  h5ber  und  kürzer.    [)<renkTi| 
wesentlichen  ein  Muskelton.  wie  ihn  jeder  quergestreifte  Muskel   bei  sciuM  C««« 
er  scheint  versUirkt  zu  werden  durch  einen  Ton,  den  die  beim  Begina  der  Systol«  «11 
spannenden   Atrioventriculnrklappen  erzeugen,    vielleicht  auch    duivh  einen  ^  - '- ■■' 
Dehnung    der  Aorta  und  Pulmnnalis  entstehenden.     Der    diastolische  Ton 
zu  Beginn    der  Ventrikeldiastolo    einsetzende    plötzliche  Spannung    der  S. 
rückgeführt;  er  ist  ein  reiner  Klappentun.     Wenn  auch  nur  «wei  Töne  gel 
stehen  doch  nicht  nur  zwei,    und    es  ist  praktisch  wichtig,    die    in  den    ' 
abschnitten  cnlstehcndKn  ?challcrschcinungen  von  einander  xu   sondern.    >! 
die  Thalsache.  da.ss  nicht  an  allen  I'unkton  der  Brustwand    jeder  T'-"  ■_ : 
mehr  am  lautesten  nahe  am  Enlstehungsorte  oder  wo  der  Ton   mit  d' 
fortgeleitel    wird.     Die    Schallcrschcinungen   der  Pulmonalklappcn    h- 
/.weilen  linken  Intcrcostalraum,  ca.  2  rm  weit  vom  Sternuni,   die  der    ' 
derselben  Stelle   und  im  oberen  Theil   des  Slemum;    die  der  Mitralis 
der  Tricuspidalis  auf  dem  unteren  Slernum. 

Zur  genaueren  Verfolgung  des  .Ablaufes  der  einzelueo  Herzpbasen    hit  nun  tt» 
graphischen  Methoden  zu  Hilfe  zu  nehmen.    Ohne  auf  die  noch   in  ' 
Anschauungen  eingehen  zu  künuen,  sei  erwähnt,  da.-s  man  auf  Grund 
«lic  Sy»t<ile  in  zwei   Abschnitte  getheilt  hat:    in  die  Verschluss-  oder 
der  Druck  des  sich  contrahirenden  Herzms    noch    nicht    gross  getiiif- 
liiiiarkl:ippcn  la.stcnden  Druck  zu  überwinden,  in  der  also  alle  Kl 
wird  zu  O.OK— 0,934  ,'<ecunden  angegeben.    Ihr  folgt  die  Auslreibu: 
Nach  Annahme  einiger  Autoren  gehört  zur  Systole  noch    eine  dritt«;   i' 
zeit  (0.135  Sccunden  nach  Edgrcn),    während    der  die  Ventrikel    ooih 
kein  Blut  mehr  auswerfen.     Fraglich    bleibt    dabei,    wann    der  Scbluss  der  • 
eintritt,   ob  am  Beginne  oder  am  Knde  dieser  Periode.     Da  Andere  eine  Vrri 
haupt    leugnen,  so  herrscht  weder  über  da^  Ende  und  somit  über  die  !' 
andere«  Worten  über    den  Beginn  der  diastolischen  Erschlaffung  Einij. 
stoliscbe  Ton    als    sicheres  Merkmal    der  einsetzenden  Di,v;tolc  bctrach'i'  " 
.systolische  Ton  scheint  a  priori  genau  den  Beginn  der  Herzcontraction  uniu 

Die  Zahl  der  Herzcontractionen  pro  Minute  ist  von  dem    p.'^ychiscl 
Verhalten  des  Individuums,    von  seinem  Alter,    seiner  Körpergrösse,   v. 
abhängig.     Sie  betrügt  im  Mittel    beim  erwachsenen  Manne  72,    bei  di : 
sten  ist  sie  beim  Neugeborenen,  mit  ca.   140  Herzschlägen,  dann  sinkt  - 
im   10.  l,ebensjabrc    noch    ca.  87.     Die  Zahl  der  Ilerr^chläge    ist    nichi 
gleich,    sondern   zeigt  eine  bestimmte,  von  der  Nahrungsaufnahme  abh;i: 
des  Morgens  hoher  als  am  Vormittage,  erreicht  ihren  höchsten  Stand  i 
Mitt,igsmahi?.eit  und   sinkt    bis  zum  Abend  wieder  ab.     Im  Schlaf  und 
gcring.'iten.     Durch  Muskelbcwegung  k.inn  sie  auf  160 — 170  Schläge  pr"  ^' 
d.iher  ist  auch  im  Stehen  die  .Schlagzahl  höher  als  im  Liegen,  auch  steif 
.AthmcTi.     In  der  Wärme,    in  verdünnter  Luft    ist    die  Herzthätigkeit   n' 
mindert  in  der  Kälte,  in  beiderlei  Sinne  wirken  psychische  Vorgänge, 
der  Dauer  eines    Herzschlages    ist    vorzüglich    die  Dauer   der   Diastole 
zwischen  0,18  und  0,46  Minuten  variiren. 

Welche  Arbeit    leistet   das  Herz    bei   seiner  ThätigkeitV    Nach  den  Pr 
chanik  berechnet  sich  die  Ilcrzarbeit  bei  der  systolischen  Contr.iction  m: 
geworfenen  Blutes,  aus  der  Höhe,  bis  zu  der  es  empnrgeworfcn  wird,    li 
werden    kann    an    dem  in  der  Aorta  rcsp.  Pulmonalis    herrschenden  Drui-k  vjii<i 
schwiiidigkeit,  die  der  Blutitrom  in  den  grossen  tiefässen  hat.    Die  Menge  'ie  ^ 
ausgeworfenen  Blutes,  das  .sogenannte  Schlagvolum  des  Herzens,  ist  auf  vttwkv 
zu    bestimmen  versucht  worden.     Am  besten  ist  die  indirecte  Berechnung,  iv  »]* 
und   Quinquaud  am  Hunde,    von  Zuntz  am  Pferde  verwerthet  worden  ist 
•  irösse  des  SaiierstolTvcrbrauches    und    der    Kohlcnsäureausscheiduug  dur-h  l'"'' 
Expirationsluft,  zugleich  entnimmt  man  eine  Probe  des  arteriellen  und  d. 
und  bestimmt  durch  Entgasung  dio  Differenz  im  Sauerstoff-  und  Koblei 
durch  Combination  dieser  Werthe  leicht  berechnen,  wieviel  Blut  !■ 
passirl  haben  muss,  um  den  gefundenen  Lungengaswechsel  zu  ermi>..  '■'* 

dividirt  durch  die  Zahl    der  beobachteten  Pulse  ergiebt    das  SchLigvolum. 


i(>rztliHlif;k«>i( 


H<>r7.tliiili^k<>if 


1 


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üben,   dass  das  Schlngroluiii  des  Hcr7,>;DS  starken  ■Schwaiikiuigen  iiiilerliv^t,  di-u>s  Variatiuiiun 
ie  1  :3 — 5  vorkommen.    Auch  haben  die  Mittelwerthe  nicht  jene  Grösse,  die  man  nach  Volk- 
ann's  Capacitätsmessungcn  am  Leichenherzen  anr.unehmen  gewohnt  war,  sondern  nur  '/n— '/> 
erselben.    Für    den  Menschen    nimmt   man    nicht   mehr   wie   früher   ca.    130  ccm,   sondern 
ur  70 — 90  oder  im  Mittel  80  ccm,    d.  b.  ca.  85  g,  an.    Der  Blutdruck   des  McnscJicn    iu 
[der  Aorta   wird    zu    180  mm  Quecksilber   geschätzt,  gleich  einer  Blutsäulc  von  2,5  m  Höhe, 
ier  in  der  Pulmonalis  kann  zu  Vs  dieses  Wcrthes  angenommen  werden.     Die  Ventrikelarbeit, 
ic  erforderlich  ist,    um  die  85  g  Blut  emporzuheben,    ist   demnach  für  den  linken  Ventrikel 
=  0,085X2,5  d.  s.  0,225  mkg;  für  den  rechten  Vs  dieses  Wcrthes.     Die  Gcsammtarbcit  des 
^inkon  Ventrikels  ist  demnach:  0,125  mkg  pro  Systole,  pro  .Minute  bei  70  Systolen  =  14,87  mkg; 
"ie    beider   Ventrikel   pro    Minute    =  20,86  nikg.   pro   24  Stunden  =  20,86  X  60  X  24  = 
038  mkg.     Das    wäre    die  Arbeitsgrösse    des  Herzens    bei    Körperruhe.     Bei   Muskelarbeit 
kann  sie  das  5 — 6 fache  des  Ruhcwerthes  ausmachen  (Zuntz).     Diese  Mehrleistung    ist  nicht 
eine  schnell  vorübergehende,    sondern    kann    stundenlang    ohne  Besehwerde    ertragen  werden. 
iJaraus  wird  es  verständlich,  dass  der  Herzmuskel  im  Staude  ist,  die  Hehrarbeit,  die  ein  ent- 
stehender Klappenfehler  ihm  auferlegt,  bewältigen  zu  können. 

Wie  jeder  arbeilende  Muskel,  muss  auch  das  Herz  reichlich  mit  Blut  ernährt  werden, 
wird  ihm  zugeleitet  duich  die  Coronararterien.  Die  alte  Streitfrage,  ob  diese  ihr  Blut  bei 
Icr  Uerzsystole,  wie  der  übrige  Körper,  oder  bei  der  Diastole  des  Hertens  erhalten  (Brücke), 
it  jetzt  als  in  ersterem  Sinne  entschieden  zu  betrachten.  Der  Puls  der  Coronargerisse  ist 
yucbron  mit  dem  Pulse  in  allen  anderen  arteriellen  Uefössen.  Verschluss  der  Coronararterien 
nd  damit  Abschneidung  der  Ernäbrungsflüssigkcit  von  den  musculösen  Elementen  führt  zu 
iastolischcm  .Stillstande  des  Herzens. 

Wodurch    kommt   die   rhythmische  Thätigkeit   des  Herzens   zu  Stande  und  auf   welchem 
ege  werden  die,    seine  Schlagfolgc    äodcnideu  Rcizo  zugeleitet?    Das  aus  dem  Körper  ent- 
fernte Kaltblüterherz,    ebenso  das  genügend  ernährte  des  Warmblüters,    schlagen    rhythmisch 
och    mehr   oder    weniger    lange  Zeit    (ort.     Die  Auslösung  der    rhythmischen  Thätigkeit  dos 
Herzens   ist  also    in    ihm  selbst  gelegen.    Ob  sie  abhängig  ist  von  gangliöscn  Apparaten,  von 
Nervenzellcomplexcn,    die    sich  an  verschiedenen  Stellen    der  Herzsubstanz    finden,    ist    durch 
neuere  Untersuchungen  zweifelhaft  geworden.    Da  das  Herz  von  Embryonen  schon  rhythmisch 
pulsirt,    bevor   noch  Oanglien  in  ihm  vorhanden  sind,  ist  vielleicht  die  Fähigkeit  zu  rhythmi- 
icher  automatischer  Thätigkeit  der  llerzmuskclsubstanz    selbst  eigen  ist.     Die  Ganglienhaufen 
m  Herzen  würden  dann  nicht  motorischer,  sondern  sensibler  Natur  sein. 

Wenn  auch  automatisch  thätig,  wird  die  Schlagfolge  des  Herzens  durch  mannigfache  Im- 
ulse    vom  Centralnervensystem   beeinflusst,    wie    auch    vom    Herzen    selbst    centripetalc  Er- 
egungcn  ausgehen,  die  die  Herzaction  beeinflussen.     In  erstcrer  Beziehung  sind  zwei  Nerven- 
bahnen wichtig:    der  Vagus  oder   genauer  Vago-Accessorius,    da    die    im  Vagus   verlaufenden 
fasern  aus  dem  Acccssorius  stammen,    und  der  Sympathicus.     Bei  allen  Wirbelthicren,   auch 
«im  Menschen,    hat  der  Vagus  einen    hemmenden  Einlluss  auf  die   Herzthätigkcit.    Durch- 
schneidung resp.  Lähmung  desselben  führt  zu  beschleunigter  Herzaction,  Reizung  zu  Verlang- 
samung oder  diastolischem  Stillstände.    Dieser  ist  jedoch  kein  dauernder,  auch  nicht  bei  fort- 
dauernder Reizung;  allmählich  beginnt  das  Herz,  erst  langsam  und  unrcgclmä'^sig,  dann  immer 
hneller    und    regelnrä.ssig  wieder  zu  schlagen.     Es  gehen    also  durch    den  Vagus    tonische 
Irrcgungen  zum  Herzen.     Das  Centrum  für  diese  Erregungen  liegt  in  der  Medulla  oblongata, 
ist  rcflcctoriseh  erregbar  durch    psychische  Einflüsse:   Angst,    Schreck,    die   zu   vorüber- 
hendem    Herzstillstände    und   Ohnmacht    führen:   heftigen    Schmerz    verursachende    sensible 
iCizc    können    dasselbe    bewirken;    auch  Reizung    der  Nasenäste   des  Trigeminus,    vor    allem 
faemischc  Reize  (Chlorofonninhalation),  ebenso  Blutdrucksteigerungen  in  der  Schädelhöhle,  be- 
dingt z.  B.  durch  Tumorbildung.    Im  entgegengesetzten  Sinne  wirken  constant  die  Erregungen, 
die  der  .'iympatbicus  übermittelt:    sie   beschleunigen  die  Herzthätigkcit.     Aber  die   in  Be- 
'  acht    kommenden  Sympathicusfasem    stammen    gleichfalls    aus    der  Medulla    oblongata    her. 
nch  im  Vagus  verlaufen    neben    den    hemmenden    aceclerirende  Fa.sern,    sie  sind   jedoch    in 
olgc  Uebcrwicgens  der  hemmenden  in  ihrer  Bedeutung  weniger  gekannt.    Die  accelerirenden 
lympathicusfasern  sind  nicht,  wie  die  hemmenden  des  Vagus,   tonisch  erregt.     Auch    die    be- 
schleunigenden Herzfasern  sind  reflectoriscb   erregbar  durch  schwache  sensible  Reize,    durch 
Drucksteigerung   in  der  Lunge,   so  bei  forcirtcr  Athmung,   bei    lautem  Sprechen  und  Singen, 
beim  Husten ;    wahrscheinlich    auch    durch  Reizung   anderer   sympathischer  Fascni  (Erhöhung 
der  Pulsfrequenz  bei  Morbus  Basedowii).     Ausserdem  wirkt    das  Herz    reflectoriscb  auf   seine 
igcne  AcHon  ein;  vom  Herzen  aus  kann  reflectoriscb  die  Pulsfro'iuenz  erhöht  oder  erniedrigt 
erden,  der  Blutdruck   dabei  gesteigert,  vermindert  oder  ungeändert  bleiben.     Besonders  ein 
vom  Herzen  ausgehender  Nervenstnmm  ist  für  die  centripctJilc  Leitung  wichtig,  der  sogenannte 
Nervus  depressor;  seine  Reizung  lässt  den  Blutdruck  sinken.     Er  ist  wichtig  für  die  Regelung 
]er  Herzarbeit,  er  verhindert  eine  Ueberaustrengung  des  Herzens.     Sobald  durch  übermässige 
'  derstände    im  Kreislauf   die  Entleerung  des  Herzens  erschwert  wird,  sorgt  seine  Thätigkeit 
Rir  eine  Erweiterung  der  Gefässe,  besonders  der  Bauchhöhle,  und  führt  so  zu  einer  Verminde- 
rung der  Widerstände  im  Gefdssapparat, 

A.  I.OEWT. 


0.  Litkreieb.  Euejrlilupaüille.    It.  BhdiI. 


SO 


(Hesperis 


'—     010 


Hesjiinp  MMif  \\ 


Hesperis  I,.     PAtniwiigiittuni;   Jor    F»iB.   der  Croeifori«*,   Gmnic    d»r    Sisjb)' 
rhitAo).    Arten  mit  liomlich  grocscn  UlUtheii,  Prllcbte  mit  cinQ^rrig^n  Klapp««),     tl 

xweiJ&hrigcK  und  ftuttdmuenidos  Kr«ut,  obcrwirts  B«tig,    mit  «ehr  Uagea,    Aufreohtea.   ..^. 

purpurn,  liU  oder  weiff. 

Hesperidin.    CsHyOn.    «ach   nehr  Terbreitet  in  AurftnlikceoD,    feine  rai^ro«kDf»iseW 
fut    nnlnslieh    in    kaltem  W»Mer,    lether.    Beniol.    ISfilieb    in    heiuer   K  '""' 

(MOO  Th.}.  Olj'konid.  weichet  mit  rerdnunieo  SInren  in  Gljrk  o«*  nod  H  ' 
Hesperl  tinstnrc,    Is  o  f  »r«  Us  «ii  re  ,    C,  n,..©,  =  CHjO  ■  G^H, 
der  Kftffeeflitnre.  enl»tehl  beim  K'icheii  roii  K  *ton  PhlorO|(lncin,   f»Tiu.T   l..?i    ' 

UeUiyljodid,    Kftlibjdrat    und  Holvgei^t.     >  Hexperetol,    C^HioCK  = 

■     ■  ■         -  ■         m» 


s1«bt  bei  der  truckoncn  Peglillaliun  des  K&li- 


>I'eritinsRure.  .Selinip.  57',  na* 


Hesperisßl,  du  fett«  Oel  der  Samen  tob  Hesperjs  natronslia  L^  ist  grtlnUeht  fist 
nend;  es  arttarrt  bei  —  iO^  <pec.  Gew.  0,928. 


Hesgln^'Bche  Apparate.    In  neuerer  Zeit   hat   sich   der  „Orthopaodc*  Hessingifii 
bei  Augsburg,  ein  Nichtar7,t,  durch  Apparate,    welche  nach  besonderen.  g?sch<fii  i 
tcn    firundsHtzen    sehr   sorjdältig   hergestellt   sind,   einen    besonderen    N»men  pe* 
wendet  seine  Apparate  bei  Verletzungen    und  entzündlichen  Vorgängen  an  d»n  K'»- 
Gelenken,  bei  .'^tellung.sanomalien  der  Glieder,  Ankylosen   der  Gelenke.  C  j( 

muugszuständcu  der  .Muskeln  vielfach  mit  bestem  Erfolge  an.     Der  äu^^s. 
Apparate    sowie  die  Nothwendigkeit    eines    längeren  Aufenthaltes    io    sc: 
hindern   Jedoeh.    dass    seine    Krtindungen    der   Allgemeinheit    zu     Gut« 
modellirt     die     Apparate     stets     nach     dein     Körper     des     Patienten      *el' ■ 
er  den  Druck  des  Apparate.i    auf   einzelne  Körperstellen,    was     nie    lanp:  erti 
meidend,  denselben  stets  auf  grössere  Flächen  des  Körpers    einwirk'      '      " 
gleich  den  erforderlichen  unverschieblichen  Sitz  der  den  Körper  angp 
Ferner  ist  in  ausgedehntester  Weise  das  Princip    der  permanenten   i,\ii 
gebracht  und  zwar,  was  das  Wesentlichste  dabei  ist,  können  die  Patieni 
ohne  durch  den  Zug  darin  behindert  zu  werden  oder  denselben    zu  vereticiu. 
angebrachte  Zug  bewirkt   sogar  erst  die  freie  Bewegungsmöglichkeit.     Die  Onuid^ 
.\pparate  sind  folgende,    soweit   sie  zu  weiterer  Annahme    gelangt    und    uuh  rM  i 
Orthopaeden  erfolgreich  modificirt  worden  sind. 

Der  Schienenhülseiiapparat  für  die  untere  Extremität.  Den  Grundstock  i» 
bildet  eine  Oberschenkelhiilse,  wclehe  ihren  wesentlichen  Angriffspunkt  us  Äi'- 
am  Sitzbein  findet ;  ferner  ein  Fussblech  mit  Ledermanscbette  für  Unicssiiä- 
Fuss,  in  welcher  die  Fusssoble  eingesperrt  wird.  Beide  U.tuptlhtilf  raia  ' 
lieh  durch  St.ihlschiencn,  welche  mittelst  Schrauben  verstellbar  sind,  ver^mn.!' i. 
darf  erhalten  dieselben  am  Knie  ein  Gelenk.  Dasselbe  fehlt  natürlicb.  »■ 
weise,  um  ambulatorische  Behandlung  einer  Fractur  handelt.  Das  Verfal: 
ist  so,  dass  die  z.  B.  im  Unterschenkel  gebrochene  Extremität  in  S: 
.Vpparat  hineingelegt  wird.  Der  Fuss  wird  genau  in  die  geschmiedete  Bi 
und  mittelst  der  mit  demselben  verbundenen  schnürbaren,  bis  über  die  Kneci«  i 
I.ederinansehette  fest  in  der  Sohle  gehalten.  Da  es  jedoch  mit  der  Lederhülx  m 
sich  iKich  nicht  gelingt,  den  Fuss  fest  genug  in  dem  Blech  zu  halten,  so  sindtt^ 
Rande  derselben  zu  beiden  Seiten  je  zwei  Loderstreifen  angenäht.  Die  vier  f,?^^ 
Manschette  werden  nun  durch  entsprechende  vier  Löcher  in  Leder  und 
gesteckt,  fest  angezogen  und  kreuzweise  über  dem  Fussblech  geknotet, 
nun  so  weit  gestellt,  dass  in  Folge  des  Extensionszuges  die  Kracturcuden 
gegenüberstehen,  ohne  dass  der  Druck  des  Körpers  auf  den  Fracturendei. 
ken  sich  auf  den  Theil  des  Apparates  stützen,  welcher  das  Becken  umgi 
der  Druck  dann  unter  Umgehung  der  Extremität  durch  die  Schienen  dir 
übertragen  wird.     Anders   ist   es    bei  dem  anmodellirten,  fixen  Geb\  su 

enden  mitbelastet  werden,    und   dadurch  ein  besonderer  Reii   zur  (  ^ig  i 

Entzündete  oder  deformirte  Gclenkenden  können  trotz  vorhandener  ÜewcgiiiigsB' 
völlig  entlastet  werden  bei  sonst  richtig  hergestellten  statischen  Verhältnis««.  De! 
hülsenapparat  kann  durch  einen  vollständigen  Beckenring  oder  gar  noch  eio  in  I 
Rumpf  umfassendes  Corsett  ergänzt  werden.  Es  ist  ein  solcher  Apparat  aogtMft 
scitiger,  angeborener  Elüftverrenkuiig.  Den  Schienenhülsenapparat  hat  Hi:- 
mannigfacher  Weise  für  verschiedene  Leiden  ausgestattet.  Er  wendet  besoin! 
elastische  Gummizüge  zur  Behandlung  des  Klumpfusses,  des  ."^pitxfus- 
Flexionscontraotur  des  Hüftgelenks  an.  Ebenso  ersetzt  er  damit  ri 
lähmter  Muskeln.  Soll  das  Kniegelenk  gesperrt  werden,  so  bringt  Hesiing- 
die  im  Winkel  der  Charniere  von  einer  Hülse  zur  anderen  laufen.  Sollen  »uiitm 
leukscontracturen  gestreckt  werden,  so  wendet  Hessin  g  gerade,  aus  gewöhnliefe 
stahl  hergestellte  Zugfedern  an.  Bei  Genu  valgum  wird  das  Knie  mitteW 
grossen  Lederkappe  au  die  äussere  Schiene  herangezogen. 

Grosse  Erfolge  verdankt  H cssin g   seinem    orthopaedisohen    Corsett,    veliik*,; 
massiger  Weise  von  Roth,  Beely  und  Hoffa  modificirt  worden  ist.     Let>tar«r 
Wesentlichen  folgendermaassen :  Die  Grundlage  bildet  ein  genau  anliegeades  Bit  pti*^ 


lessiiig'Kciie  Apparate 


011     - 


Heveen  1 


I 


I 
I 
I 


und  Bockt'iisobluss  gearbeitetes  Corsutt  aus  fostem  Drcll.  Es  wird  nur  vorn  in  der  Mittellini« 
zugeschnürt.  Hinten  liegt  es  ohne  Unterbrechung  der  Küclcenfläche  an.  In  die  beiden  Brust- 
hälften sind  zum  .'^chutze  der  Brüste  je  zwei  Fischbeinst.mgcn  eingelegt.  Genau  entsprechend 
dem  Verlaufe  der  Hüftbeiukrimme  wird  auf  jeder  Seite  ein  llüftbiigcl  angebracht,  dessen  vordere 
Spitze  bis  unter  die  .Spina  anterior  superior  ossis  ilei  der  bctreffendeu  Seite,  die  hintere  dagegen 
bis  zur  hinteren  Umgrenzung  des  Trochanter  maior  reicht.  An  den  oberen  Rand  dieses  Bügels 
sind  je  zwei  starke  aus  Bandstahl  verfertigte  Schienen  zur  seitlichen  .Stütze  des  Rumpfes  mit 
Schrauben  befestigt,  welche  an  ihren  oberen  Enden  stellbare,  gepolsterte  Armstützen  tragen. 
Zu  beiden  Seiten  der  Dornfortsatzlinie  verlaufen  von  etwas  oberhalb  der  Spinae  des  Schulter- 
blattes bis  etwas  unterhalb  der  Verbindungslinie  der  beiden  Trochanteren  starke  Schienen, 
welche  an  ihren  oberen  Enden  derart  federn,  dass  sie  sich  elastisch  auf  das  Schulterblatt 
legen  und  so  das  Abstehen  des  oberen  (,'orsettrandes  vorhüten.  Metallknöpfe  an  den  festen 
Schienen  dienen  zur  Befestigung  von  Kiemen.  Zwei  solcher  Kiemen,  welche  von  den 
Achselstützen  über  die  Schultern  verlaufen,  sich  über  dem  Rücken  kreuzen  und  an  den  ge- 
genständigen Hüftbügeln  befestigt  werden,  ziehen  die  Schultern  zurück  und  verhindern  so  das 
Vorfallen  derselben.  Zwei  andere  Riemen  verlaufen  über  den  Hauch  und  den  unteren  Theil 
des  Kückens,  indem  sie  übereinander  vorn  und  hinten  an  die  flüftbügel  angeknüpft  werden. 
Sie  fixiren  das  Becken  und  verhindern  das  Vorfallen  des  Bauches.  Ist,  wie  bei  veralteten 
Skoliosen,  eine  seitliche  Verschiebung  des  Rumpfes  vorhanden,  so  kann  man  durch  einen 
elastischen  Zug  redressiren,  welcher  von  der  AcbselstUtze,  welche  der  Seite  der  Convexität 
der  Brustkrümmung  entspricht,  zum  gegenständigen  Hüftbügel  geleitet  wird. 

BODE. 

MUCh^rft«  l'llanx(^ttKattntt(f  au§  tler  Kam.  ilor  Saxifrai^aeeae".  UmTiust  in  Nordamerika  und  Asien  hHimlsclti;, 
bocb-Ht<>ii|fcli|(o  KrAutor  mit  1ant^)(f7HÜ«)lten,  tierifQrinigofi.  i^olapptRn  BlHttern  uiiiJ  tu  TraabfiD  oder  Rispeu  Tvrt'liitnn 
Blntlion.  H.  americana  t..  H.  Iilspida  Curüli..  H.  eyl i n d riea  Dgaitl..  B.  parrlfolia  Nultal  wcnleii  in  NorU- 
uucrika  Kogeo  Diarrboo  rorwcndot.    Dan  Khitaui  hAisst  Alum-root  (AlAQDwtinol). 

M. 

jleafleber,  Heu.isthina  oder  Bostork'.'scher  Katarrh,  ist  eiin'  in  Eiifrliint!  iiikI  .Vmfrika 
häutige,  bei  uns  seltt-nere  Erkrankung.  Sie  bestt'ht  in  katarrhalisclien  Zu.stüiulcn, 
welche  am  hilulig.sten  die.  Na.senschleiiiihaut,  dann  die  CiHijiinr.tiva  und  den  I'haryiix 
iH'fallen  und  zuweilen  sich  zu  a.sthnintischcn  Zustünden  steigern;  bisweilen  treten 
Ficlierbewegiingen  auf.  Die  Krankheil  befällt  meist  Männer  in  jüngerem  bis  mittle- 
rem Alter  und  ist  in  ihrem  Auftreten  und  ihrer  l)auer  au  die  Zeit  de.s  Rliihens  der 
(irü.ser  und  die  Heuernte  gebniiden.  Sie  setzt  eine  gewisse  Dispu.sition  der  Nason- 
schleimhaut  voraus,  hat  eine  Dauer  von  1 — 3  Monaten,  ist  von  gutem  Ausgang,  kann 
sich  aber  alljährlich  wiederholen  und  .soll  in  ihrer  Veranl.igung  sogar  erblich  sein. 
Sie  steht  aetiologi.sch  der  Idinsynkra.'sie  mancher  Menschen  gegen  Ipecacuanhastaub  etc. 
gleicli.  Wähn'iul  man  früher  liie  Ursache  in  alniosjihaerischen  Hinflössen  suchte,  wäh- 
rend Helnilid  I  tz  eij:;eiithnmliche  Vibriom^n  verantwortlich  machtMi  wollte,  gelang  es 
Blackley  nachzuweisen,  dass  es  die  Pollen  zahlreii'lier  (irasarten  seien,  welche  zu 
gewissen  .lahreszeitiMi  in  d<'r  Luft  schweben.  Ihr  l^ndringen  in  die  Nase  verursacht 
bei  disponirton  Indivitiuen  jene  sehr  Listigen  Fieiz/.nstiinde,  welche  die  Krankheit  bilden. 

Prf»[)hy taktisch  sind  gegen  die  Krankheit  empfohlen  wordi-n  zmiäch.st  str(>nges 
.Meiden  von  Wiesen  etc.  seitens  disponirter  Individuen  zur  fraglichen  Zeit,  dann 
Tamponade  der  NasenhCihle  mit  Watte  und  Einfettung  von  Nascnschleimhaut  und 
Lippen  mit  Lanolin,  sowie  örtliche,  eventuell  operative  Beseitigung  aller  krankhaften 
Veränderungen  der  Schleimhaut,  wie  Schwellungen  der  mittleren  Muschel,  Polypen  etc. 

fiegen  die  Krankheit  .selbst  sind  zahlreiche  Nervina  empfohlen  worden,  wie 
Chinin,  Arsen,  Bnmipraep.irate  innerlich,  örtliche  Befeuchtung  der  Nasenschleimhaut 
mit  Chinin  (Helnilioltz),  Pinselungen  mit  Cncafn  und  galvanokanstische  Behandlung 
der  Schleimhaut.  Der  Erfolg  aller  dieser  Mittel  war  ein  verschiedener,  oft  versagender. 
Am  radicalsten  und  am  sichei-stcn  wirkt  ein  Ortswechsel,  besonders  nach  blüthenstauh- 
freien  Gegenden,  also  an  hochgelegene  Orte  oder  in  Form  von  Seereisen. 

1  A.  OÖTTSTEIN. 

lenBtrich)  in  Bcrnnr  Oborlandc  iktO  m  bocb  gflpiten.  mit  einer  giystinien  alkalisob-üallnixben  Srbwi<rel<|ni<lle 
«■O.Ol«»  Schwefi'lwasüerstoff.  U,c)331'  SchweMnatrium.  0.67  doppeltkohlcniaure«.  0.2  «chwiirel»aiiros  Natrinml.  »nlcbe 
<a  Trinkkuren.  KUdeni.  Inlialationou  Tomcbmiich  bei  chrunisrbcn  KaUrrbcn  der  Albmungs-,  Vurdauunija-  und  Hani- 
organe  Tenrendung  findet.     Einrichtougeu  in  Pneumatu-  und  Hydrotherapie.    Saison  Juni  bis  Ootober. 

W. 


BVeeilj  C,(B)|,  ein  Seiqniten>on,  entsteht  neben  Isopren  und  Dipentea  bei  der  trookeiion  Doi.'liUaliiin  'uii  Kaut- 
aehuk  oder  Oultaporcha  iWilliam»).  Es  siedet  bei  2»5— SHö«.  Salasinrega»  wird  in  .Menijen,  die  d«r  Verlundunic 
CiiHji'HCI  enUproeben,  abaorbirt;  doch  konnte  dieses  Chlorbyilrat  biüher  nie.ht  kryalallisirt  erhalten  »erde«. 

SPIEGEL. 

3'J« 


[Hexatyridiuiii  itiii^uk-ola 


012 


Hic 


Hexaliridinm  plngniCOla  TrcuUor.  20  mm  Unifpr.    S-T  mm  Kr-;--    " •' •■   ■ 

nnd  6  Poreu  bpsitti;  4üa  Hintoronde  ist  sa)re5i>itct.    FadJ  aieli  ia  - 
H<*xiil>rii)  ititn  v  Pii  «rum  Trvutlor,  H  itim  lang,  Vordereodr  . 
ktfinon  Satipittitf.     Iiicf^rr  Wurm  wiirdp  «nprst  auH  der  Vpna  tibialis  atif  ir..    .-mh-;  j'ihfn  i|*ti«'<.  !'•  * 
plaUt  war,  iHTvor^oeogcn.    Spfttcr  wurdp  der  Parasit  noch  oinii^e  Malp  in    Noapet  D«oB*«bl*l    Bai^t 
Warm  ftlr  i*ine  IManane.   andprp  lialtpu  jbn,    ebcndü   wie  den  rorigQn.    fUr  «in  uiiaiugi»bi14*t«i  T 

HtblSCUS  1..     PflanionRattonit  aus  der  Familie  der  MaUaeeaP*.  l'nt»''""      i...  u  .  l.  .  =  -...  .     '.-. 
bputelsUule  in  I->  anthrrenlose  Zipfol  ansgebt;  die  Karpfllo  bleiben  zu 
den  Troppn  anf(phCreud.  UlUlhpii  meist  ansebnlleh.  mit  ricicn  Inirolac!  . 
Fnirlitknulen  rubrt  nioifit  tIpIp  Anlagen  in  jeden  Faeb.     H.  can  n  a  t>  i  n  ti  -    L..  <-ut.- 
Ostindien«.  liefert  den  Oambubanf.  der  Übrigens  auch  Ton  einijren  anderen   H.-A 
mosrbus  L.    (A  belmoftcbu«    moccbatus    Moench),    eine    ansdaueriiün    Art   A<  . 
liefert    die  Abe  Im  osch  n  s-    oder  Bisam  k  (^rn  o  r.     H.  esealentus  L.   (A  b  i5  1  m  o  $  c  b  u  i    v 
reratt«*t),  eine   in  Oslafrika  beimiHcbe.  einjltbrifce  Art.  wird  in  Ttelcn  Tropcnlftndem   cnltivUI  * 
(icmll^e  ^'eicessenon  PrUebto.     Sie  wird  arcneiiieb  wie  Altbaea  benntmt. 


Ilighiiiorshiilile.  Die  Krkrankungen  der  Highmorshüble  lassen  sich  riiitlieil«  ■  i 
iiiiil  flironi.sclie  katiirrluilische  Kntzündiingen ,  ferner  in  acut«  und  thrnni«!»! 
Kiit/.üinlunfji^M  und  fiidlich  in  diphtherische  Entzündungpn. 

U*i  df'r  aculpii   katarrhalischen  F^ntzQndiinp    ist    die  Schl»>imhjiii 
ai-itiiscli  uihI  winl  von  seröser  Fliissigkrit  durchtränkt,   die   nach 
und  mit  iiMirpholitpschfri   ^^icnieiiten  durchsetzt  wird.      Dies«.*    ErU 
s(dciii'  viTl;iuffn  oder  jrctit  in  den  chronischen  Zustand    fiher,  von  li' 
zu  uiiti'rscii<'i<i('ri  sind,  eine  oedemntöse  und  eine  hypertrophische  ■  1' 
Aller  \V;dirs(!heinlicliki'it  nach  ist  die  letztere    die    Folge     der    ersten.    Im 
Verlauf  kommt  es  entweder  zur  allmählichen  Rfickbildung  oder  e^  '^"'i'  •■'' 
lieh  die  panze  Höhle  mit  Kiiidegewebe  oder  endlich    die    Kntziui<; 

Periost  und  die  Knochen  über,  die  durch  Hypertrophie    oder   O.sti 

fall.s  einen  !?chwuiid  der  Höhle  herlieiffihren  können.      Am    hSiifig-"-  : 
doch  durch  liifection  zur  Kni]»yerubilduiig.     Wenn  die  chronische  ka: 
Kntzüiidung    nur    eim-n  Tlu'il    der  Höhle    befällt,    so     bilden   -sich    -' 
der  Höliic    Schleinihaiitcysten.     Meistentheils    treten   sie  mehrfacli 
an    allen    Wunden    des    ffiiuis    und    sind    ihrer    Grfisse     nach    den    I" 
Scliwaiikimgen  unterworfen  von  ganz  kleinen  miliaren   bis  zn   solchen, 
vollkommen    ausfüllen.     Unter  rmstSndcn    können   diese    Cysten,    der- 
wohnlich  eine  gninpelldiche  seröse  zähe  Flüssigkeit  mit  einzelnen  Choirsir 
i.st,  der  .\usgangspunkt  für  eine  eitrige  Kntzündung  der  Schleimhaut  werdrn. 
als  Cysten  entstehen  in   Kcdge  der  chroni,sch-katarrhalischen   Kntxündunr  f*^}f 
Dieselben    sind    meist  mehr  oder   weniger  lang,    gestielt  oder  breitlcisig  »nf«ll 
in    der    Grösse    sehr    verschieden,    selbst    die    ganze  Höhle  aiisfüllontl.    h»  i 
skopisehe   Slructur   ent.spricht  denen    der  Nasenhöhle.      Endlich  n'^ 
drojis  i  nflamniatorius    als   Folge  der    chronisch-katarrhali.sch' 
zufüliren.     Theoretisch    ist  die  .Möglichkeit  eines  solchen  zuzugehen,  weuu  *ii! 
ganz  sicherer  Fall  bisher  nicht  vi-rötTentücht  worden  ist. 

Die  eitrigen  Fiitzüiidunpen  sind   gleichfalls    entweder    aent    i"' 
IJe.i  der  nruti'u  Fonii  ist  die  Schleimbaut  oedeniatös    und    stark    hyjM 
Hyperaemii-  ist  gewöhnlich  gleiehmässig,  manchmal  jedoch   sieht  uiai: 
Weise  llaemorrhagiiMi.     Der  liilcüt  ist  gewöhnlich  dicker,   ziher,   main 
Ph'ter,    der  die  verschiedensten  Mikroben  entliält.     Dieser  Procoss  kau: 
bilden  oder  geht  in  die  chronische  Form  über.     Bei  dieser  beisteht  der  ri'i" — 
aus  mehr  oder  weniger  dickflüssigem  übelriechendem   bröcklicheni.  oft  in  r»!»' 
beimischmig  bräuntichem  Eiter.  Dagegen  giebt  es  eine  Fonn,   wo  il.     "   '    ' 
eitrig,  gewiilmlicii  nicht    übelriechend    ist,    die    schon    erwähnte   I 
lischeu    Hiitzünihnig.     Die  \'erändiTungen   der  Schleimhaut    sind    bei 
identisch;  es  entstellt  nach  und  ii.ich  ein  Narbeugewebe  mit  allen  Folgen. 
rischi'  Kntzünduiig  <ler  Keilbeinhöhle    unterscheidet    sich  nicht  «ob 'i' • 
Erkrankung  in  anderen   Körpertheilen. 

Die  l^rsachen    für  die    Entzündungen    der  Hightnorshöhle    könni  i 
letziingen  ibT  Sinnswan<l  sein,  wie  sie  wohl    am   häufigsten     diu-ch   7. 
hervorgemfen   werden.     Dann    sind    es    vor  alletn    die    patholo"ischei' 
Nase,  welche  auf  dieselbe   übergreifen    können.     Hierbei     wäre    noch    /u  ••■ 
dass  durch  den   gewöhnlichen    Schnäuzmechanismus    das    in    der   Nshe   J«^  '"^ 
maxillaru  etwa  vorliandetie   Infectionsmaterial   sehr    leicht    in    die  Höhl«   tip^ 


flfiprhmurshölilp 


—     613    — 


Hi^liinorslinlilr] 


I  u 


kann.  Ancli  kann  sich  von  erkrankton  Zühncn  «lor  Process  auf  die  Höhle  fortloiten, 
«■lionso  wie  von  jiathologisrhen  Zuständen  des  (tberkiefers,  bei  Geschwülsten,  Lues  oder 
Tuherculose.  Endlich  sind  ifie  allgemeinen  liifi'Ctionskrankheiten,  wie  Typhus.  liiHucnza, 
Diphtherie,  Scharlach  und  Masern,  nicht  selten  die  Veranlassunia:  der  Erkrankung, 
"dche  Rolle  die  in  dem  Siicret  i;efuiuienen  Bakterien  (Streptococcus,  Kriedlilnder's 
Pneumoiiiebacilltis,  Staphylococcus  pyogencs  aureus,  B.icterium  coli)  spielen,  ist 
schwer  in  s.igen.  Obwohl  es  meist  gelang,  dieselben  rein  zu  züchten,  zeigten  sie 
teine  ()athr>^enen  Kifrensrhnften  (Herzfeld). 

In    der     Sy m ptoniatolofrie     ist    das    wiclitigsto    der    Eiterausfluss     aus    der 

läse,    der    nur    bei    den    lakiiten    wie    bei    den  katarrhalischen  Fonnen  fehlt.     Bei 

Jen  Cysten    entleert    sich    maiichinal,   jedoch    sehr  selten,    eine  griialich-gelbe  zähe 

flüssigkeit    aus    der    affieirten    Nasenseite.       Die     Menge    der    eitrigen     Absonde- 

ig    ist    sehr    verschieden:    gewöhnlicb    sind    es    nur    einzelne  Tropfen,    manchmal 

Bt  es  aber  ein  richtiger  Pjterflus.s,  wie  er  sonst  nur  bei  eitriger  Rhinitis  oder  Caries 

Jer  Na-sonknnchen  aufzutreten  pflegt.     Daneben  ist  Nasenverstopfung  sowie  Empfindung 

eines     üblen     (teniehs    nicht    selten.      Die    häuKgste    Klage    ist    Kopfschmerz,    von 

äer   Stin»    nach    dem    Hinterkopf    ausstrahiend,    Schwindel,  Schlafsucht,  Unlust    zur 

Irheit,  Aprnsexie  etc.     D.'uieheii  treten  Neuralgien  auf,  reflectorisch   ausgelöst  durch 

{eiziuig  der  Trigeniinusfaseru  in  der  Höhle.     Merkwürdig  ist  dabei,  d:iss    die    nicht 

:>lten  typisch  auftretende  Neuralgie  nicht  im  zweiten  Ast   verläuft,    der    die   Kiefer- 

iiible  versorgt,  sondern  als  Supraorbitalneuralgie  sich   bemerkbar  maVht.    Ernährung 

id  Wohlbefitulen   leiden  schlie.sslich  selbstverständlich  dabei. 

Diagnostisch  ist   vor    allem    wichtig    der    Nachweis    des    Eiters    im    mittleren 
(a.sengang  im  Hiatus  semilunaris,    der,    mit    der    wattirten    Sonde    weggewischt,    in 
kurzer  Zeit    bei    vornüber  gebeugtem    oder   seitwärts    gelehntem   Kopf    wiederkehrt, 
"»••wohnlich  findet  man    in    dem  Spalt,    bei    chronischen    Fällen    häufig,    bei    acuten 
Bltener,  pulypflse  Wucherungen,  die  dem  Reiz  des  herausquellenden  Eiters  ihren  L'r- 
prung  verdanken.     l*ie  Aiinahitie,  d:iss  diese  I'olypenbildung  fast  immer  ein  Zeichen 
foa  Erkrankimg  der  Nebeiibühleii  sei  ((>rünwald),  ist  keineswegs  richtig.    Wciui  nun 
nrklich  festgestellt  i.st,  da.>is  immer  wieder  Eiter  aus  dem  Hiatus  senu'lunaris  hervor- 
bickert,  so  fragt  es  sich  nun,  ob  tler.selbe  nicht  aus  der  Stindiühle  oder  den  vorderen 
Siebbeinzellen  stammt;  deni\  (Wies  der  mittleren  .Mu.sche!  wird  sich  liuri-h  die  Sonde 
schon  feststellen  lassen.     Zu    die.^em   Zweck    kann    man    nach    (irünwald    mittelst 
Watte    die  Münilung    tler    Stirnhöhle    ganz   vorn    im    tiiittleren    Nasengang    zu    ver- 
schlie.ssen  suchen  und  sich   vermittel.st  des  Kil  lian'scheii  Speculums,  d:is  man  nach 
nnügender  Cocainisirung  zwischen  mittlerer  Muschel   und  Seitenwand   einführt,   von 
Jen  Verhältnissen  dieser  Gegend  überzeugen.     Alsdami    ist   die  Durchleuchtung   vor- 
Kunehmen.     Wenn  dieselbe  auch  keineswegs  sicher  zur  Diagnose  führen  kann,  so  ist 
inunerhin    von    gewi.ssem    Vortheil,    wenn    man    «lie    erkrankte  Seite    wesentlich 
Junkler  als  die  andere  findet  resp.  wenn    der   Kranke    auf    dem    betreffenden    Auge 
rermiiiderte  Lichtemptindung  hat.     Eine  ganz  sichere  Diagnose   kann   aber    nur    die 
^robepunctitm  gewährfn  unil  zw'ar  thut   mau    am  besten,    zunächst    nicht    eine  Aus- 
spülung, sondern  eine  .Au.sblasung  (Grünwald)  vorzunehmen  und    bei    vorwärts  ge- 
neigtem  Kopf  des   Kranken    zu    beobachten,    was    während    derselben    im    mittleren 
Nasengang    vor    sich    gebt.      Man    kann    diese    Procedur    durch    die    normale    oder 
accessorische  (jeffnmig  der  Kieferhöhle   vornehmen.     Diese  aufzufinden   gelingt  nach 
Rauge  nicht  selten,   wenn  man  den  wohlcocainisirten  Hiatus  mittelst  Hartmann's 
^^iührchen  von    hinten    nach    vom    zu  abtastet.     Gelingt    dieses    nicht,    und    das    ist 
^^kohl  .so   in  der  Mehrzahl  der   Fälle,    so    geht    man    mit    der    von    Killian    modi- 
^Hcirten,  vorn  geschärften  Hartmann'schen  Röhre  an  derselben  Stelle  ein  und  durch- 
^fttösst  die  hier  nur  sehr  dümie  Wand,  ohne  dass  der  Patient  etwas  merkt.     Man  hat 
^Kiuch  die  Probepunction  vom  unteren  N.isengang  aus  empfohlen   und  Verf.   hat    die- 
^■elbe  bis  zu  Killian 's  Empfehlung  auch  von  dort  her  gemacht,  aber  die  IMcke  des 
Knochens  ist  daselbst  auch   hinter    der  Mitte    der  Muschel    nicht    .selten     so    gross, 
dxss   nur   bei    bedeutender    Gewaltanwendung    die  Durchbohrung    gelingt.     Von    der 
^■Alveole  .aus  die  Probeeröflnung  zu  macheu,  ist  wohl  kaum  zu  empfehlen,  selbst  wenn 
^Beine  Zahnlücke  resp.  ein  cariöser  Zahn  vorhanden  sein  sollte,  da  das  immerhin  um- 
^htändlicher  Lst.     Auf  die  Ausblasung  lässt    man    sofort    eine  Ausspülung    mit    Aqua 
^Ktorilisata,    einer  2  prnc.  Borlösimg  oder  Vr.  — '/2proc.  Diapiitheriulösuiig  folgen,    die 
^Hrwöhnlich    trübe    und    übelriechend    abfliessen   werden. 


{THprhmorshBhlp 


-    fil4    - 


NebiMi  (k'iu  Nachweis  des  Eiters  piebt  es  l)ci  der  acut»»n  «  -^fcraOM 

noch    einige  Krscheinung;(*n,  die  gekannt  werden   müssen,     in.  ilia^sÄM 

Irrthuin    zu    begehen.     Uas    sind    ein    verhältnissniässig    hohos   1 
Lichtscheu,    schwerem    Krankheitsgefühl    und    lebhaften    KlagoD,    >. 
Secretion    der    Nase    sich  oedematöse  Schwellung    der  Waiigt<n    iind    \  ' 

hochrother  Vi-rfürbuiig  dieser  Theile  einstellt  (Avellis).  Solch««  Fmi- lu»  | 
kennen,  um  nicht  eine  Untersuchung  der  Nase  zu  verstumm  iiiul  sich  etn  al 
l>iagnose  Ervsipel.'is  zu  behelfen.  Kerner  wäre  noch  h«?rvonuheli«n,  htl 
krnnkinigen  der  Kieferhöhle  auch  doppelseitig  oder  in  Verbindung  mit  ujtai| 
der  anderen  Nebenhöhlen  nicht  selten  vorkommen,  sod:uss  eine  gi-n:uie  llntoril 
diese  Erkrankungen  erst  ausschliessen  muss.  Schliesslich  würe  noch  xu  «M 
d;is8  eine  Verwechselung  mit  inneren  Zahncysten  möglich  ist.  We«  ettm 
sich  in  den  Füllen,  wo  die  Alveolenkuppel  der  erkrankton  Zahnwiinet  £nl 
Ki<"f<'rln"ililenbodon  bildet  (Zuckerkandl).  Wenn  diese  mit  Eiter  ■  ■i')iM 

sehr  gross  sind,  so  rufen  .sie  dieselben  Erscheinungen  hervor  wie  l..;,.,.; ii(BI 

höhle,  bei  denen  der  Ausführungsgang  verlegt  ist.  T)nsselbc  gilt  von  «InM 
Geschwülsten  der  Kieferhöhle;  wenn  dieselben  so  gross  worden,  fl  "  ^'^ 

hervorrufen,   so  unterscheiden  sich   ilie.se  höchstens    durch    ihre    ;_  * 

denen  der  Empyeme. 

l>ie  Behandlung  der  Kieferhölilenerkrankuiigen  kann   natürlich  nur  ■'  - 
Erscheiiiungeii    derselben    vorliegen,    und    d.xs    ist   vorwiegend  bei  dei   • 
zündungcti  lier  i"'.ill.    Es  sind  jedoch  von  Noitenius  und   aticli   von  K     ■ 
beschrieben    worden,    die    sich   vorwiegend  durch  heftij^es   K' 
und  bei  ilenen  die  l'unction  serösen  lidialt  der  Höhle  ergab; 
es    sich    in   der  Mehrzahl  um  chroni.sch  katarrhalische   Kntzn 
dem  einen  oder  dem  anderen  Fall,    zumal    da,    wo    sich   ('h»..v- 
Flüssigkeit   fanden,    war  offenbar  eine  Cyste  vorhanden.      Im   AlL 
iii    frischen  Füllen    zunächst    die  Ausspülung    durch    das  ü.stiiiin   [in\ 
Nebtiiöffinnigen    zu    machen    versudieri,    da    man   sich   nicht   immer  il . 
kann,    dass,    wie  in  F.  Senion's  eigenen»  Fall,    sich    «lie   Flfi   -'   ' 
leert.    Die  Au.sspüluiig  gelingt  in  einer  Zahl  von  Fällen,   wenn  . 
des  mittleren  Na.^iengariges,    wie   bei  der  I)iagnose  angegeben,    die  t>rii  ' 

und    (lemfremii.'is  verfährt.     .Meist  genügen    1   bis  3  Anss[»ülungen  mit  i' 
gegelteiien  erwärmten  Flüssigkeiten  zur  Ih'ilung,  mancbnial  jedcn-h  sind  li' 
Kann  man  die  natürliche  Oeffnung  nicht  linden,  so  <lurrhbohrt  man    -.■ 
nach  Cocain isirung,  die  Wand  in  der  Mitte  d(.>s  mittleren  Nasene 
schwäch.ste  Stelle    der  Waiuiung    der  Kieferhöhle    ist.      Meist    wii«i   .i 
«lieser  Stelle    nur    von  der  Scbteimluiut  der  betreffenden  Nasenseite  iii 
gebildet,      snda.ss     die     IHirrhbohrung      dieser     Stelle      mit      drr     Kiilu^-i 
Köhre  für  den  Kranken  am  schonendsten  ist,  weil  man  keiner  (>«walt  Mai  »j 
Wand    zu   durclistnssen.     Die  Eröffnung  vom  unteren  Na--'  >bt  ^4 

den  tii-fsten  Punkt  der  Höhle  hei  den  gewöhidichen  Körp  uijBirill 

die  Eröffnung    weit    schwieriger  und  für  den  Kranken  weit   tuuiugctteiuiMr;  ■■1 
nicht  zu  vergessen,  dass  die  Oeffnung  im  Knochen  sich   leicht  schliCBSt,  »MB  Jf^ 
künstlich    offen    gehalten   wird,    während    im  mittleren  Kitsenganp  dirs»^  '■^fl 
nicht  so  leicht  zu  befürchten  ist,     Ihirch  diese  Oeffnung  wird  nun  in  "l-'r  r*** 
gegebenen  Weise    die  Kieferhöhle  täglich  ausgespült,   bis   Heilung  eint' 
nicht  in  3  bis  höchstens  i  Wochen  zu  erreichen,    dann  ist  es  am  l>^' 
80    zu    öffnen,    dass  der  Eiter  gut  abtliessen   kann.     Dies  gesdiicht  ili    ■ 
vom  Alveolarfort.satz,    sei    es    von    der  Alveole  eines  fehlenden   ^'  ' 
nach  der  Extracfion  des  zweiten  Molarzahnes,  weil  von  hier  die  .\«il 
Beschwerden    und    schnell    gelingt.     Üie  Operation    geschieht    am    1.- 
zahnärztlichen   Bolirm.-ischine,    und    zwar    ist    es  gut,   die   Oeflnung  ni> ! 
machen,    etwa  .">  bis  10  mm  Weite.     Schmerzhaft    ist    das    Bohren    n 
Coc-iinisirnng    kaum,    wenn    der  Zahn    erst    eben    au.sgestngcn    ist,    du 
bohrende  Knochenphttte  nur  sehr  dünn,  manchmal  auch    kaum   vorbantk*  * 
d;igegen  durch  die  schoii  !;in!je  des  Zahnes  beraubte  Alveole  gebehrt,  so»*' 
lieh  der  letzte  Augenblick  des  Bohn-ns  ziemlich  empfindlich.     E«  euipi)«M< 
d:um,  in  die  Oeffnung  eine  nicht  o.xydironde  silberne  oder  golden'-  ''■■■■' 
zu    hissen,    welche    etwas   länger  als  der  Bohrcanal  sein   musH,    ■ 


Ighmorsiiölile 


—     615     — 


llippontane] 


I    sich    bildende  Granulationen    verstopft    wird.     Diese  Canfile    liegt,    wenn    sie 
passend    gearbeitet    wird,    vtdlkonimen    fest    und    wird    für    gewitbiilich  durch  einen 
genau    nai-h    ihr  gearbeiteten  knivpffi'irmigen  Hartgununistift  verschlossen,     llie  Aus- 
spülung   erfolgt    durch   die  Cannle  ein-  bis   zweimal  täglich,    und   zwar  gewCihnlich 
niit    2^;-5|jrnc.    warnuT  Bors.-iurolösnng.      IMe  Heilung  tritt,  wenn  der  Proeess  nicht 
[_zu  alt  ist,    nach  einigen    Monaten    ein.      hie  .\uss|nilungen    werden,    wenn   die   Kite- 
•luig  nachl."is.st,  inuner  seltener  gemacht,  zuletzt  macht    man  immer  gnissere  I'ausen, 
lund  erst,   wenn   wochenlang  keine  Flocken  im  SpülwjLsser  sich  finden,    entfernt  man 
|die  Canüle,    worauf    die  Oeffnung    bald    zuheilt.     Sonst    könnte  es  bald  ein  Recidiv 
feben.     Leider    giebt  es  aber  Fälle,    in  denen  man  auch  so  nicht  zum  Ziel  kommt. 
Alsdann  empfiehlt  es  sich,   d.Ts  Loch  im  Alveolarfortsatz  so  zu  erweitern,    d.T.ss  man 
mit    einem    scliarfen  Löffel    in    die  Hrdile  eingehen  kann,    um  dieselbe  au.szukratzen 
(und  dann  mit  .ludüroriugaze    zu    tamponiren.     Küster  empHehlt,  die  Hrdile  von  der 
iFo.ssa  caiun.i  aus  zu  erüffnen,  da  nian  sie  alsdann  genauer  untersuchen  und  behandeln 
It.inn.     Diese  Dperalion    lüsst    si<'h  nach  lirünwald  am  besten  machen,    wenn  man 
Wange    stark    nach    aussen    imd    oben   ziehen  lässt,    sodass    sich    zwi.sclien  ilem 
IPeiten  imd  dritten  Backzahn  eine  Falte  bildet,  die  man  nut  der  Scheere  bis  auf  den 
fKnochen  einschneidet,  worauf  niaji  mittelst  eines  (>  mm  breiten  Meiss(ds  mit  i'inigen 
'Schlägen    ein    i|uadratisches  Loch    in    den  Knochen    macht.     Alsdann  erweitert  man 
dasselbe    mit  der  Kiiocbenscheere  soweit,    da.sa  man  dii>  Hölile  elektrisch  beleuchten 

»eventuell  mit  dem  kleint-n  Finger  abpalpiren  kann,  entfernt  etwaige  polypöse  oder  c\s- 
tische  Neubildungen  mit  dem  scharfen  Löftel  und  tamponirt  die  Höhle  mit  .lodoform- 
jj.aze.  Den  Tarn [)on  Ifisst  man  1  bis  ^  Tage  liegen  inid  erneuert  ihn  riann.  I,eider  wird 
die  Einfühnmg  des  Tampons  durch  die  rasch  eintretende  Verkleinening  der  ( »effnimg 
immer  mnlievoiler  und  auch  für  den  Patienten  .schmerzhafter,  sodiis.s  man  nach 
einigen  Wochen  tianiit  aufhören  und  sich  darauf  beschränken  mu.s.s,  .lodid  oder 
^Kjiosophei)  einzuptdvern.  Durch  diese  oder  eine  der  vorhin  angeführten  .Methoden  wird 
^f  es  endlich,  wenn  auch  oft  nach  .lahren.  in  den  meisten  Fällen  gidingen,  den  l'rocess 
'  zur  Heilung  zu  führen,  wenn  nicht  etwa  ('om]dicationen  von  .Seiten  der  Knochpn 
I  oder  iler  Zahnwurzeln  vorhanden  sind.  Alsdann  Ideiiit  nichts  weiter  übrig,  als  tilg- 
^B  lieh  Toilette  der  Kieferhöhle  mittelst  .Xnsspülung  zu  machen,  wemi  man  nicht  etwa 
^■grosse  t)perationen  wie  .Jansen,  der  die  ganze  V'orderwaiid,  oder  Üoenningh  aus, 
^■der  den  grössten  Theil  der  Seitenwand  wegninuTit,  vornehnu'u  will,  Operationen, 
^Kdie  erst  nach  .sehr  langer  Zeit  und  oft  nicht  eiinnal  vollständig  zum  Ziele  führen. 

^M  LtrBLINSKi. 

Himbeere,  die  aromatische,  zu  einer  .Sammelfrucht  vereinigte  Frucht  des  Rubus  Idaeus.  Man 
unterscheidet  die  rothe  Wald-,  sowie  die  roUie  und  weisse  Gartenhimbeere.  Die  sehr  aroma- 
tischen Früchte  enthalten,  neben  84—88  pCt.  Wasser,  3,6—4,7  pCt.  /ucker  (Trauben-,  Frucht- 
zucker). 1,1—2  freie  Säure  (Aepfels.iure)  und  deren  saure  Salze,  1,1 — 1.8  Pektinstoffc,  4,6 — 8,C 
i Holzfaser,  0,4  Eiweiss,  endlich  wohlriechende  Substanzen  (Fruchtaether). 
Sirupus  Rubi  Idaei,  Himbeersirup,  Ph.  G.  III: 
t  Zerdrückte  Himbeeren  werden    in  einem  (Jefäss  hei    etwa  20*  unter   öfterem  Um- 

rühren .stehen  gelassen,  bis  eine  abfdtrirte  Probe  sich  mit  dem  halben  Volum  Wein- 
geist kl.ar  mischen  lässt.     Die  abgepresste  Flüssigkeit  wird    filtrirt    und    zu  T  Th. 
'  13  Th.  Zucker  hinzugefügt.     Der  rothc  Sirup  wird  durch  Alkalien  missfarbig. 

Die  unter  Zusatz  von  Wasser  oder  Selterwasser  hergestellte  Limonade  wirkt  leicht  diure- 
tisch  uud  den  Stuhl  befördernd.    Man  giebt  sie  auch  in  äcberhaftcn,  nicht  mit  Durchfall  ver- 
bundenen Krankheiten.  MUNK. 
llBI 


Himbeernnkimpb  er.     RQbri  man  den   nftch  dem  AaipreHoii    der  Himbeeren    blntorbliebeneo    fcstAn  Br**i 
t  Wuier  Bii  und  destillirt  die«es  ab,   •ra  lehßideD  sieb  naeb  IKngerHm  Stehen  weistfe  Flocken  mh,  di.«  dtirab  Vei^ 
aus  ihrer  aetberiArben  LOsang    alii  larte,    beim  Krwftrmen    leicht  verdampft^nde  Blattcbnn  anskryAtallisiren, 

GOELliNEB. 


UippoborCH  eqnina  L.,  PferdeUnseiege,  7—0  mm  lange  Fliege  ron  gllniend  hornbrauner  Flrhaug,  welche  lieh 
untor  di.m  Sehwauni.,  am  Bauebe  und  den  Flanken  von  Pferden  and  Bindern  aufbllt  und  ihnen  durch  ibren  Htich 
UiUg  nilt     BefUllt  gelegentlich  auch  den  Mensohen. 

ST.U>EI.MANN. 

llippocaHtAnaceae.    Pflamenram.  au  der  Ordnung  der  Aenenlinao*,  aungeieiebnet  darth  gegen  da.«  »lort»  Keleb- 

»blaLt  .Hchrag  xj^gt.>murphe  Blfttben  und  gegenatändige  Blttter.  Wird  neuerdings  meist  mit  den  Sapin  daeeat>*,  •I.mi.n 
weobselstlndige  BUtter  eigen  sind,  rereint.    Hierher  die  Gattung  AeteDina*. 

Hipponiano  L.  PHiniengattung  ans  der  Farn,  der  Cuphorhiaeeae',  Tjrpus  der  Unlerfam.  Hippomaneae,  ver> 
wandt  drn  Oattnngen  Manihot,  Jatropba,  .Stillingia,  Exeoecarla  und  Hura.  Nnr  in  einer  Art  bekannt, 
in  Wpslindiea,  Centralamerika  und  Veneiuela  heimisch:  R.  Kancinella  L.,   der  ManiwHitlo-  oder  Mansehinvilen- 


[llippomAnc 


-     OIC     — 


binin,  mit  iirijssrn,  ii|>ri<Urtigrn  Slt'infillehUn:   du  ll«l>ehig>  ÜMokarp  b«4*«kt  «m  fcliOTfcwittrt«»  faUa  (m 
MilclisiLn  «tf»  Bftamcs  Ui  Ririip  uitd  hat  vn   fabriliartpn  Ant(ah(*n  Anladts  g«|^b«st.  t 

llippomauc  Manciuella  L..  Maocinella  venenata  Jus».,    Manccni;  '",  >. 
df.    mort,    .M  anschinollcnbaum.    führt    in    der  Vrgctatioaszeit    in    seinen  iirpM« 
scharfen  Saft,  welcher  in  seiner  Heimath   als  i'feilgift   benutzt  wird.      Auf  die  ÜMlfii 
ruit  er  Blasenbildung;  und  auf  Schleimhäuten  heftige  Entzündung,    ähnliob  der  iluni  ( 
Tiglium  verursachten,    hervor.     Nach  den  Untersuchungen    Karsten'^    sind  ia  i(a  I 
Subslilutionsproducte  des  Ammoni-iks,  mit  Trimethylamio  verwandte  Körper,  TerikMtr 
diese  KeizwirkuDg  zugeschrieben  wird.     Die  Dosis  toxica    giebt  Orfila    xa    ifi—M  . 
erwachsenen  Menschen  an.    Gelangt  der  Saft  auf  Wunden,  so   ruft  er  durch  RrOOfplBvr 
Erbrechen  hervor  und    führt    .schliesslidi    zum  Tode  unter    allmählicher  AKnibs-  f- 
In  ähnlicher  Weise  wie  der  Sa/t  erzeugt    auch  der  Genus-s  der  Steii 
tödtliche  Mageudarmentiündung    und  Paralyse.     Selbst    die  F.mauat, 
seit    alter  Zeit    als  giftig.     Eingeborene  sollen  durch   Verweilen     in    -  - 

finden.     Diese  Behauptung    erscheint   nicht   widersinnig,    da    von    1." 
gleiche  Wirkung  verbürgt  ist,  auch  steht  fest,    dass  vom  Baume  ab 
zarten  Körperthcilen  schwere  Entzündungen  verursachen  können.     Der 
als  Diureticum.  .Sudoriticum  und  Antisyphiliticum  bei  Lähmungen,   auch   l 
wie  Elephantiasis  und  torpiden  Ulcerationcn  benutzt  wurde,  ist   ncuerdin^ 
als  ein    geschmackloses    Drasticum  mit    ausgesprochener    diuretischer    \\ 
den,  welches    im  Effect    gleichbleibend  weder  Erbrechen   noch    Kolikschn^. 
einer  Mischung  von  Milchsaft   1,  Honig  3  bewirken  2 — 8   Tropfen    10 — li    ■j.-.m: 
Auf  C'uba    gilt    der  Saft  als  wirksames  Mittel  gegen  Tetanus. 


Hfppiirsüure,  Bcnzoylglykokoll,    CgHjNOs  =  CjH,  •  CO  •  Nf!  •  CHj  "  0,11,    ist  in  Ba^ 

sonilcrs  bei  l'flanzcnfressern,  vorhanden.     Sie  kann  daraus  gewonnen   werden,  iiiilr»Jj 
Harn  mit  Kalkmilch  aufkocht,  dann  colirt,  das  Filtrat  nach  Neutrnlisiren  m-' 
eindampft    und    schlics-slich  mit  Salzsäure  über-iättigt.     Die    so     gewonnt'; 
Oxydationsmittel   wie   ("hlorwasscr,    Chlorkalk  oder   Kaliurapermanirnnat    - 
die  Hippursüure  auch  aus  ihren  Componenten  Benzoesäure  und   <> 
durch  Erhitzen  von  araidoessigsaurem  Zink    oder  Silber   rait  Ben. 
Säureanhydrid  mit  Glykokollaethylester.     Sie  entsteht   schon     in    ilcr    liiii 
von  Benzoylchlorid  in  eine  mit  etwas  Natronlauge  versetzte  concentrirte  ' 

Die  Hippursäure  krj-stallisirt    in    langen    rhombischen  .^äulen    vom  .•~ 
Gew.  1,30S.     Sie   ist  schwer    löslich    in  kaltem  Wasser,   Alkohol  und   A.  ; 
acther,  hcissem  Wasser  und  Alkohol,  unlöslich  in  Benzol,  Chloruf 
sowie  in  LigroVu.     Beim  Erhitzen  auf  240—2.50"  zerfällt  sie  in    i 
harzartige  Körper;  heim  Glühen  mit  Kalk  entstehen  Ammoniak  und  iifnzuij 
B^.'nzol,  Ammoniak  und  Methylaniiii.     Bei  langem  Kochen   mit  Alkalien.    - 
Mineralsäuren  und  auifi  Uxalsriure  wird  sie  in  ihre  Componentcii  '     n. 

Die  Bildung  von  Hippnrsiiiire    im  Organismus    aus    den   Coi,  <-.    ot  41« 

artige  Beobachtung   (Wöhler  1824).     Sic    erscheint    im  Harn    nitn     iMtu-ilri' 
säure,  Zimmtsäiire,  Cbin.asäure,  Toluol;    nach  m-Chlorbenzoösäure   tindet  i.  .      - 
hippursäure.  nach  Homologen  der  Benzoesäure  die  entsprechenden  HoTr   ' 
Bei  den  Pflanzenfressern    liefern    offenbar    die  vielerlei    in    den    l'fl.ii 
aromatischen  Verbindungen,    die  im    thierischen  Organismus  durch   v 
befindlichen  ."'eitenkettc    in  Bonzoi-säure    verwandelt    werden,     das     Jl 
Säure.     .Aber  auch  im  Hain  von  Hunden   wird  diese    bei    reiner  Klti^t,,! 
Hunger  in  kleinen  Mengen  gefunden;   sie  entstammt  in  solchem   Falle  d' ■ 

niss  gebildeten  aromatischen  Säuren  und    ihre  Ausscheidung    ist  daher  v. 

ccssen  im  Darm  abhängig.     Es  geht  z.  B.  auch  Hydrozimmtsäure,    die  bei   dtr 
ni.-is  von  Albuminatcn  auftritt,  als  Hippursäure  in  den   Harn   über,     na*  <">li'' -i" 
wohl  in  allen  Fällen  der  Zersetzung  von  Eiweisskörpcrn.     Bei   Fleisehfre- 
Hippursäurobildutig  die  Niere    festgestellt  worden  (Bunge    und    Schmi'. 
wirkt  nicht  durch  ein  Enzym,  sondern  durch  die  Lebensthätigkcit  ihres  Gewebes;  ä*4  t 
lllutzellen  sitid    dazu  erforderlich.     Beim   Pflanzenfresser    erfolgt    die  Bildung  uci  *^ '^ 
initleluug  der  Niere.     Ausser  im  Harn  findet   sich  Hippursäure  oacb  Scb  lossbfIti>*' 
Hautschuppen  des  Menschen  bei  Ichthyosis. 

?P1I* 

Hippus  bedeutet  klonische  Krämpfe  der  Iris,  die  in  Form  rasch  .luf  ein-     '       ■'.•■" 
riiiig  und  Erweiterung  der  Pupille  siohtb.ar  sind.     Sie  finden  sich  \; 
nach  cpileptoidcu  Anrällen,  bei  hysterischen  Krämpfen  und  bei  aersv:^  auigw^Kt 
und  setzen  sich  auch  während  der  Beleuchtung  der  Pupille  unuiiterlm>di«o  fort 


Hirse,  Paniciim  miliaceum,  Graminee.    Die  Körner  sind  durch  d(«  «riiärteua  KfWf* 
beschalt  und  gl.Hnzcnd.    Auch  die  Kulbeuhirse  (Setaria  italiea)  und  die  MooriWr«M4» •*" 


—    617 


liodeiiHaft] 


|(Sorgbum  vulgare)  dienen  als  NabruDg.smittel.  Die  ganzen  Hirsekörner  enthalten  im  Mittel 
[Wasser  U,  Eiweiss  10,8,  Fett  5,5,  Kohlehydrate  G6,8,  Rohf;i.ser  2,G,  Asche  2.4pCt.  Die  eut- 
|*cdcr  nur  einfach  enthülsten  ndcr  dann  noch  grob  gemahlenen  Körner  liefeni  die  Hirscn- 
Irrütze.  Die  aus  ihr  bereiteten  (itrichte  haben  einen  ahnlichen  Nährwcrth  wie  Gerste*  und 
ffiafer*.  Für  die  Krankenernährung  bat  die  Hirse  keine  Hedeutung. 
I  UWK. 

nzsclilag,  Sonnenstich,  Solar- Asphyxie,  Insolation,  Erethiümus  tropicus,  Cnup 
[de  süleil,  Sun-stroke,  Hcat-stroke,  Morbus  sols titialis.  Während  wir  unter 
I  Sonnenstich  eine  Erkrankung  verstehen,  welche  in  Folge  dircctcr  Einwirkung  heisser  Sonnen- 
I strahlen  entsteht,  liezeichncn  wir  mit  Hitzschlag  eine  Erkrankungsform,  die  durch  ange- 
[strcngtc  Muskelthüligkcit  in  Folge  einer  l'ebcrbitzung  des  Organismus  zu  Stande  kommt.  Der 
[Hitzschlag  kann  auch  bei  bewölktem  Himmel  auftreten.  Die  Krankhcitssyniptomc  sind  bei 
[■beiden  Kraiikhcitszusländen  dieselben:  heftiger  Kopfschmerz,  Schwindel,  Unbesinnlichkcit,  Ohn- 
imacbt  und  Krämpfe.  In  manchen  Fällen  tritt  der  Tod  ziemlich  rasch,  -■schon  nach  wenigen 
[Stunden,  in  anderen  erst  nach  einigen  Tagen  ein.  Jedenfalls  ist  die  Prognose,  sobald  die  Er- 
IseheiDungcn  deutlich  ausgesprochen  sind,  stets  ungünstig. 

[  Die  Behandlung  besteht  in  kräftiger  Wärmeentziehung  (durch  kalte  Uebergiessungcn, 
rkühle  Bäder,  Eisblase.  Lagerung  im  kühlen  Raum)  und  in  energischer  Bekämpfung  des  Col- 
Flapses  durch  Weia,  Aether,  Karapher  etc.  Gleichzeitig  ist  reichlich  Flüssigkeit  zuzurühren. 
lAm  besten  ist  es,  wenn  man  der  Entstehung  der  Erkrankung  vorbeugt,  indem  man  an 
Ebeissen  Tagen  Arbeitern  oder  Soldaten  auf  dem  Marsch  die  Gelegenheit  zu  häufigem  Wasser- 
[trinken  und  zu  Abkühlungen  des  Kopfes  durch  Besprengen  oder  Abwaschen  mit  kühlem 
fWiisser  verschafft.  Daneben  muss  für  leichteste  Kleidung  und,  um  die  Verdunstung  noch 
finebr  zu  erleichtern,  für  Lockerung  aller  eng  anschliessenden  Theile  gesorgt  werden. 

[  KIRCnHOF». 

htdt'nsan.  IMe  Idee,  die  Gciiit-ilieii  des  thierischen  KOrpers  in  den  Dienst  des  Kampfes 
[gegen  verscliiedene  Kr.iijkhoiten  zu  stellen,  reicht  bis  ins  classisclie  .Mtertlmni  liiiieiu. 
[Auch  im  Mittelalter  wunfen  Tliicrhoden  zur  Stärkung  verspeist.  Nacbtieni  Jlattes 
[vor  iialiezn  2  .lahrzehnteii  die  alten  mystisclieu  Anschauungen  von  der  im  Hodeii- 
Isecret  schlummernden  lA'benskraft  mit  modernen  tirOnden  vei-sehen,  ist  Brown- 
ISeqnard  zuerst  vor  8  Jahren  mit  der  Uebertra^ung  eines  eigeiithümlichen  physin- 
Mogischfn  l'riiblenvs  auf  die  klinische  Medicin  aufgetreten.  I):is  letztere  besteht  in 
Mler  Aiinalime  einer  neben  der  äusseren  Seeretion  (h^r  Ilrüsen,  S.  i^xerementielie,  er- 
lfolgenden „inneren"  Ah.sonderung,  S.  reerementielle.  Die  letztere  führt  (ieni  Or- 
I  ganisnius  auf  dem  Wege  der  Resorption  toni.sch  wirkende  Substanzen  zu.  Insbesondere 
[  ist  dies  heim  linden  der  Fall.  Zur  Begründung  des  Krfolges  der  angestellten  Thier- 
I  experiniente  hat  der  greisi;  Physiologe  sich  selbst  mit  seiner  „Medieation  orehitiijue" 
I  (I.  i.  subcutanen  EinspritzuTigen  von  ,.Snc  testicidaire"  behandelt.  Letzterer  wurde 
[durch  eine  Rxtraction  von  Stier-  und  WiiUlerhoden  durch  ülycerin-  und  Salzlösung 
[gewonnen.  lUe  Wirkung  stellte  sich  unter  der  Form  einer  bedeutenden  Kraftziuiahme, 
[  geistigen  Erfrischung  luid  Verjüngxmg  dar,  auch  in  Bezug  auf  die  Geschlechts- 
I  fimctioncn.  Seitdem  sind  von  B  rown-Sequard  und  seinen  Anhängern  Hodonsaft- 
[  injectionen  gegen  die  Verschiedensten  Krankheiton  angewandt  worden.  Insbesondere 
I  glaubt  man  einen  günstigen  Finflnss  d«'r  Injeetions  sei|ii:irdiejnies  auf  Störungen  der 
I  Gehirnfunctionen  Nvahrgenonrmen  zu  haben.  Die  Ge.'jchlechts-  imd  Altersschwricho 
[erweiterte  sieh  zur  allgemeinen  Neurasthenie  und  zum  CJreisenblödsinn  unil  selbst 
[Krankheiten,  wie  Tabes,  Fpüepsie,  Tuberculose  und  Krebs,  wurden  Belumdlungsobjecte. 
[  Von  anderer  Seite  wurtlen  günstige  specifische  Wirku?igen  (ii'S  Hodensaftea  in 
ll>estimmte  Zweifel  gezogen  und  insbesondere  von  Fere  während  oder  nach  der  Kur 
lauftretende  Besserungen  auf  Rechnung  der  Suggestion  gesetzt.  Fnrbringer  hat 
[Greisen  und  geschwächten  Kranken,  die  sich  des  Zwecks  der  Behandlung  nicht  be- 
Iwusst  w.aren,  eine  die  wirksamen  Bestaniltheile  des  Ejaculats  enthaltende  Flüssig- 
[keit  injicirt,  ohne  dass  eine  wesentliche  erregende  oder  verjiingenile  Wirkung  her\'or- 
[  getreten  wäre.  Auch  sonst  sind  negative  Resultate  reichlich  gesät.  An  einen  ganz 
[  wesentlichen  Rückgang  der  ganzen  Hodensaft-Therapie  ist  nicht  zu  zweifeln.  Bedenk- 
llichc  Nebenwirkungen  pflegen  bei  sorglicher  Asepsis  zu  fehlen.  Bisweilen  wird  über 
f  brennende  Schmerzen,  Entzündung  der  Injectionsstelle,  Paraesthesien  geklagt.  Auf 
[der  Brown-Seijuard "sehen  Urganextract-Therapie  hat  sich  die  Behandlung  mit 
iSpermin'  nach  dem  Vorgange  I'oehl's  aufgebaut,  welcher  ilas  „wirk.same  Princip" 
Inns  den  Genitalien  junger  Bullen  dargestellt  h.it. 

L  rÜKBBlNOEK. 


[Uüfrnpparafe 


18     — 


iUlmii 


■^ 


Hoerapparate.    Zweck  derselben  ist,  mehr  SchallstrahleQ  in   das  Ohr  Srliw- Tl'r^-rr  a 
als  sonst  hineinfallen  würden,  um  iLnen  hierdurch  das  Verstau  du  iss  in.>)  ' : 

zu  erleichtern.     Dass  dieses  nur   durch  relativ    grosse  Instrumente  errn  oj 

selbstversl.-indlich.     Kleine  Röhrchen,    die  ins  Ohr    gesteckt    werden,    nu 
der  knorpelige  GehJirgang  derartig  coUabirt  ist,  dass  seine  Wände  an   eina: 
in  diesen  seltenen  Fällen  erweisen  sich  die  als  , Abrahams"   bekannt-  i 
denen,  ins  Ohr  zu  steckenden,  kleinen  Röhrchen  als  vortheilhaft.     Was  •: 
anlangt,  welche  in  sehr  verschiedener  Gestalt,  z.  B.  in  Becher-,  Trompet' 
und  aus  sehr  verschiedenen  Material,  Metall,  Hartgummi,  Kautschuk,   I 
werden,  so  werden  sie  von  vielen  Schwerhörigen  theils  aus  Eitelkeit  per 
ihr  Gebrauch  zu  unbequem  ist.    Müssen  sie  doch  mit  ihrem  engen  Ende  i 
und    dauernd    mit    der    Hand    darin    festgehalten    werden,     was     beim 
träges,  einer  Predigt   und    dergleichen    natürlich   sehr   ermüdet.     Auss'  ' 
insbesondere  die  metallenen,  noch  den  Uebelstand,    dass  sie,    ins  Ohr  g' 
nanz    ein    unangenehmes,    störendes    Geräusch    erzeugen    und     auch    dei 
natürlichen,    blechernen   Klang    verleihen.     Hierzu    kommt    endlich,    das<    ■.. 
insbesondere  solche  mit  IjabjTiuthaffection,  bei  welchen  das  HürvermOgeii  ni.-l 
titativer,  sondern  auch  in  qualit.itiver  Beziehung  gelitten   hat,   mit  einem  i" 
aber  nicht  deutlicher  hören  und   in  Folge  dessen  nicht  besser   damit  vti 
deren  Hören    die    von    den    Kopfknochen    aufgefangenen  Schallwellen    e:; 
spielen,  verstehen  mit  einem  Hörrohr  sogar  noch  schlechter,  als  ohne  eir 
diesen  Gründen  sind  die  zum  Hören  aus  grösserer  Kntlernung  bestimmt' 
Form  und  Material  derselben  im  gegebenen  Falle  am  besten  wirkt,  bezw 
wird,  iiiuss  der  Schwerhörige  selber  ausprobircn  —  nur  von  relativ   gr^-'-- 
ordeiitlich  wcrthvoll  dagegen  ist  für  solche  Ohrenkranke,  denen   bcri 
einer  einzigen,  in  nächster  Nähe  von  ihnen  befindlichen  Person   grosse  c-i  i 
der   Gebrauch    des    Duuker'schen    llörschlauehes.    Es    ist    dieses    ein 
besten    etwas  konLsch   verlaufender  Schlauch   aus  Eisengarn    oder    mit    L. ... 
Leder    mit    einem    engen,    zapfen-    und    einem    weiten,    becherförmigen    End< 
Erstercs  wird  ins  Uhr  gesteckt,   in  letzteres  mit  gewöhnlicher,  höchstens  ••"'   - 
.Stimme  mögliebst  deutlich  hineingesprochen.    Von  den  eben  besprochen«:. 
scheiden  sich  die  Hörschalen.  I>iese  haben  den  Zweck,  die  Ohrmuscbi-I 
kommenden  .Schallwellen    besser    auffangen    kann,    etwas  vom   Kopf'  ip:«  a( 

vorn  zu  klappen,    und    sind    so    eingerichtet,    dass  sie  sich  der    hiui  .   :.  ,    ,  hoöfft 
anpassen  und  von   selber  festhalten.      In    neuerer  Zeit  werden    sie    hdulig   an- 
fertigt.    Zum    Schlnss    hätten    wir    noch   das    sogenannte  „Audiphon"    und    .  '  ' 
erwähnen,    welche    die    auffallenden   Schallwellen  dem   Hörnerven    nicht,    wie  o;    '.  t^' 
schilderten    Hörapparate,    per   Luft-,    sondern  vielmehr  per     Knochen leitung   tii'i'i'" 
nach  Knapp   indessen    meist   noch  weniger  leisten,    als  ein    gutes,    glockenfünui|«i 
Das  Audiphon  besteht  aus  einer    dünnen,    etwa    einen  Quadr.itfuss  grossen,    im*.*!!  rf 
Handgriff  versehenen  Hartgummiplattc.    welche  durch  Schnüre  nach  »us-^ 
wird.     Beim  Gebrauch    drückt    man    ihren    oberen  Rand  gegen   die  ober 
Das  Dentapbon  besteht  aus  einer  kleinen,    ca.  3  mm  dicken   Hornp! 
hörige  fest  zwischen  die  Zähne  fasst,  und  einer  dünnen,  in  ein  ents; 
Art  des  Telephonraundstücks  eingespannten,    schwachen  Metallplatte,     dertiu  ' 
Schnur  mit  der  vorher  erwähnten  Hornplatte  verbunden  ist.     Beim  Gebrauch  f 
hörige  letztere  zwischen  die  Zaliureihen    und    hält   die  Metallplatte  soweit  «ri 
.Schnur  stark  gespannt  ist. 

Ilolarrhena  antldj»enterica.    Die  Rinde,  Conessirinde,  Tellicherri  bark,  Cortii 

ftuvii,  Lod;iga  Pala,  findet  therapeutische  Verwendung.      Fälschlich  v--^   •'■ 
dieser  Droge  \Vrightia  antidysenterica  K.  Br.,  auch  Echitcs  pubesccns   l: 

In  Rinde  und  Samen  findet  sich  ein  Alkaloi'd  Conessin,  Ci,H2üN,  » 
Schmp.  1*21°  (Schirmer  u.  Polstorf),  welches  auf  das  Grosshiru  n.vi 
nur  in  geringeren  Dosen,  einwirkt  (Keidel).  Kleine  Dosen  erregen  di' 
und  Darmperistaltik  und  erzeugen  Contracturen  der  Harnblase,  während 
flexactioQ  des  Rückenmarks,  ohne  vorauigehcnde  Erregung,  herabsotzen  u:. 
Centrum  lähmen:  Herzganglien  und  Vagus  werden  nicht  beeinflusst.  ! 
das  Athmungsccutrum.    Bei  Hunden  wirken  0,015  des  salz-sauren  Salzes  >  .: 

Oolarrhena  wird    als    sicher    wirkende»  Mittel  bei  Dysenterie  gerühmt  ur, : 
Diarrhoen  und  Haemoirhagien  von  Nutzen  sein,  während  ihre  Anwendung  als  i 
zweifelhaftem  Werthe  ist.    Dosis  im  Decoct  20— 50g  des  Rindenpulvers  zu  500  laüw.*^ 
00,0  zweimal  täglich.     Auch  das  Conessinum  purum  ist  verwendet  worden         t  üO^ 

Holoca'iD.     Durch  Vereinigung  von  Phenacetin   und   p-Phenetidin    entsteht  unter  Ji 
Wasser  Paradiaethoxyaethenyldiphenylamin 

UC-jHj  •  QU^  •  NHCOi.'Hs  +  H2NC0U4  •  OCjHb  ^  OC2H,  •  CiH«  •  NH  •  C  •  CH,N  "  CH.  OC*  *• 

Phenuftin  ii-PlicDPtIdin  P''*i**thox;keUienjldlpli«n7Uatii 


lolornTn 


lom' 


»iirp  V,  «1.  H.] 


als  krystallisirendc,  in  Wasser  tinUJslicbe  Base.  Schmp.  121.  Ihr  chlorwasherstoflsauns  äah 
ist  als  HolocaVn  iu  jüugstor  Zeil  von  Gut  mann  als  Ersatz  für  Cocain  cmpfohlon  worden. 
Dieses  Sah  bildet  weisse  kleine  Nadeln,  welche  sich  in  heissem  W.isser  leicht  lösen.  Die 
Lösungen  sind  neutral,  schwach  bitler  und  sehr  haltbar,  erleiden  jedoch  durch  den  Alkali- 
gebalt der  Glasgefisse  eine  theilwcise  Zersetzung,  sind  daher  in  Porcellangcfässen  xu  bereiten. 
Zur  Anwendung  gelangen  1  proc.  Lösungen.  Der  Eintritt  der  Anaesthesie  erfolgt  sehr 
schnell,  schon  nach  1 — 2  Minuten.  Als  Vorzug  vor  Cocain  wird  angeführt,  dass  die  Emilhrung 
des  Uoruhautepithels  nicht  leidet,  auch  tritt  keine  Mydriasis  auf.  Wegen  der  Giftigkeit  der 
Verbindung  darf  sie  nicht  subcutan  verwendet  werden  und  ist  nur  als  Einträufelung  bei 
Operationen  an  Bulbus  und  Conjuncliven  von  Nutzen. 

J.  JAC0B8itN. 

llolzflLHer  ho4ti>)it  wpscntlioh  ans  Cellulose*  and  dem  kohlenstoffreieht'ren  Lignin,  dem  vielleicht  die  Konuel 
^'»"m'^w  »ikomnit    und    du   diireh  Behandlung   des  Halle«    mit  KBlIamehlont  uder   Sklpeteniluri'    »enslOrt    «Inl. 

SPIKUEL. 

Holzwolle  ist  ein  weicher,  wollartigcr  Verbandstoff,  der  fabril<mä.-*sig  .ms  Laub-  oder  Nadelholz 
hergestellt  wird,  und  der  eine  sehr  hochgradige  Aufsaugungsfähigkeit,  für  Flüssigkeiten  bis  zum 
Zwiilffachen  des  Gewichts  (P.  Bruns),  besitzt.  Zum  Verband  werden  leicht  stcrilisirbarc,  mit 
der  Holzwolle  angefüllte  MiillsHckchcn  verwandt. 

KIKCHHOFf. 

Honintropln  oder  Oxytoluyili'oppTii,  r,„Hj,NO^,  wird  erh.Tltcn  liurBli  wiederholtes  Ali- 
ii;un]»tV'ii  ciitcr  s:ilz.s.iuren  Liisutia;  von  Muiitlplsäuri'  und  'rro]Hi)  (.Vtropiii*).  Hoiii:i- 
ti*(i|iiiilrisnngen,  in  d.ts  Auge  getriiiilVlt,  erzeugen  wie  Atropin  Slyilri;i.sis  und  Aceotn- 
niodationsparese,  jedoch  ist  die  Wirkung  sehwäi-lier  und  von  kürzerer  D.iuer.  Auch 
ii)  seiner  entfernten  Wirkung  gleicht  ihm  tl.xs  Hornatrojjiti,  nur  ist  es  viel  weniger 
giftig.  !>osen  unter  1 1,1 10.')  sind  gewrihnlieii  nicht  toxisch,  u.ieh  giTisseren  G.iben  stellen 
sich  Trorkeiiheit  iiiul  Krat/.eii  im  Schiuiuie,  EiiigiMnimmensein  des  Kopfes,  Schwindel, 
Schwäche  und  l'iisicherheit  in  den  Ueirien  ein,  l'upillenenveiterung  geringen  (Sr.tdes 
erst  ii:ich  0.(12.  Als  Mydri:iticum  findet  Hmuatropin  Anwendung,  wenn  eine  lungere 
Wirkung  nicht  heahsichtigt  wird,  also  für  Zwecke  der  nj)lithainin.«ikopisphen  Unter- 
suchung. I>ie  Kintriiufelniigen  venirsacheii  hilutig  ein  (lefühl  von  Brennen;  stärkere 
Reizerscheiniingeii  oder  ('onjtinetivitis  sind  aber  selbst  bei  wiederliolter  .\nwenduiig 
.selten.  Innerlich  oder  subcutan  wirkt  Hnmatropin  gegen  Nachtschweisse  der  Phthi- 
siker,  jedoch  weniger  zuverlässig  als  .\tropiii. 

Honiatropiiiuni  liy lirobroinicuiu  Pli.  G.  ist  ein  weisses,  geruchloses,  krystal- 
iini.sches,  in  Wa.sser  leicht  liisliches  Pulver,  dessen  "iproc.  wä-sserige  Ldsung  neutral 
i'eagiren  inuss.     Zu  Einträurclungeti  in  das  Auge  1  pCt.  wiis.serige  Lösungen.     Iniier- 

Ilich  oder  sulicutaii  1 1, Ol «».">  — (>,()( H.      Pro  dosi  0,001  !    pro  die  0,003! 
1   Honiatropinum  hydrochloricum  gemischt  mit  \0  Kphedrin'  ist  Mydrin. 
LANGOAABn. 

Homburg  t.  d,  H.  liegt  am  Südostabhange  des  waldreichen  Taunus  189  m  ü.  d.  M,,  besitzt 
den  i-'harakter  eines  milden  Bergklimas.  Die  Quellen  gehören  zu  den  kalten,  gasreichen,  eisen- 
lialtigcn  Kochsalzquellcn  und  unterscheiden  sich  nur  durch  den  quantitativen  (iehalt  der  Bc- 
staniitheile:  Feste  Bestnndtheile  6,.5 — 16,0,  Chlorverbindungen  überhaupt  4,3 — 11,6,  Cblor- 
natrium  allein  3,1 — 9,8.  kohlensaures  Eisenoxjdul  0,01—0,7,  Kohleus.^ure  2,2 — 3,1  pM. 

Homburg  h.it  zwei  Reihen  verschieden  wirkender  Mineralquellen:  die  sogenannte  auf- 
lösende und  diu  tonisirende.  Die  erstere,  der  Elisahethbrunnen,  der  Kaiscrbruunen  und 
der  Ludwigsbrunnen,  ist  in  der  Wirkung  vergleichbar  mit  den  Quellen  von  Kissingen;  dem 
Rakoczy  ähnlich  ist  der  Kaiserbrunnen,  während  die  Elisabethenquelle  mehr  Chlorverbindungen 
enthält.  Ferner  haben  die  Homburger  Quellen  keine  schwefelsaure  Magnesia.  Der  r..udwigs- 
brunneu  gilt  als  ein  halb  verdünnter  Elisabethenbrunnen  und  dient  vielfach  zur  Einleitung 
der  Trinkkur.  Die  Wirkung  dieser  Quellen  besteht  in  einer  Anregung  der  Driisensecretion 
dos  ganzen  Digestionstractus.  in  einer  Besserung  des  Appetits  und  Anregung  und  Beschleuni- 
gung des  StoiTwechscls.  Grössere  Gaben  wirken  stark  abführend,  vermehren  die  Secretion  der 
Leber,  Nieren  und  Speicheldrüsen,  der  regressive  StofTwochsel  wird  erhöht  und  trotz  vermehrter 
Nahrungszufuhr  zeigt  das  Körpergewicht  eine  .Vbnalime.  Bei  Neigung  zu  Congestionen  era- 
püehlt  es  sich,  dun  reichlichen  Koblensäuregehalt  durch  Umschütten  oder  Erwärmen  zu  ent- 
fernen. Tonisirende  Quellen  sind  der  Luisen-  und  Stahlbrunnen,  der  Eisengehalt  des  letz- 
teren, fast  0.1  pM.,  übertriiTt  den  der  meisten  deutschen  Eis<.^nquellen.  Der  Gehalt  an 
Kochsalz  macht  beide  leicht  verdaulich  und  wirkt  der  stopfenden  Wirkung  der  Eisenwä^ser  ent- 
gegen. Die  Badeanstalten  enthalten  kohlensaure  Mincralwa.sserbädcr,  nach  S ch war z'.scher  Me- 
thode envärmt,  Süsswasser-  und  Soolbäder  mit  Zusatz  von  Muttorlauge  und  Fichtennadelextract, 
ferner  sind  Moorbäder  vorhanden  und  Douchevorrichtungcn.  Es  gicbt  dort  auch  Kalt 
austalten. 


[Huiiiburfi:  V.  (1.  H. 


-     620 


Honiofo|ulU> 


IndioatiKiicn:    Bei  chronischen  Rachen-,  Magen-,  Darmkatarrhen    kr.i      .        '    ' 
babiluellvr  Stiihlverstupfuog,  Dickdariukatarrben,  UaemorrboVden ;   bei  einf  i 
lungcn  mit  SUsoD  im  Plortaflcrsystcni,  bei  Milzschwellung  in  Folge  von  Maitr;  < 
allgctnciDer  Plethora  mit  ihren  Folgezustanden,  bei  harusaurer  Diatbcüe   uod   ' 
rose    und  Anacmie.     Die    ContraVndicationca    sind:    llaemopt«';,    Magcngcscbwutc. 
Nephritis,  acute  und  chronische  Katarrhe  der  llamwege,  Neigung  zu  eQtxündlicbea  '. 

TKIUXKl 

liDiiioeopiitUe.    Diese  therapeutische  Methode  wird  von  Tielen  als  vollkommea  nlxumt»  )i 
trachtet  und  hat    sich    in  der  Tbat   in  der  wissenschaftlichen  Medicia     keioeii  PUtx  etäm  I 
Die  homoeopathiüchcn  Aerzte  sind  gegenüber  den  allopathischen  in   einer  ganz  ät>a«i«fRiit 
Minderheit.     Dennoch  ist  die  Auffassung,  dass  die  llomoeopatbie  als  eioc  abgeUuux  Ubi  s 
bexeichoeu  sei,  durchaus  nicht  gerechtfertigt,  denn  die  in  der  Minderheit  befiodlidn  I 
pathischeu  Aerzte  haben  einen  relativ  grossen  Anhang,  e«  existiren  bomoeopathicelM  [ 
und,  was  von  grösstcr  Bedeutung  ist,   in  dem  Publicum  ist  die  Vorliebe  fiir 
Arxneien  durchaus  nicht  erloschen,    sie    findet    sich  bei  allen  jeoeo   leider  zahlreiehiä 
dui.<n,    denen    eine    mystische    und    .ibsonderliche  Behandlungsweise  einen    grösseren 
macht,  als  die  scbulgerechten  .\nordnungen  der  «issenschaftlicbeo  .Kerzte,    Viele 
dadurch  in  der  Anwendung  der  Homoeopathie  bestärkt,  dass  die  Widerlegung  boiaocopallMt  { 
l.chreu  seitens  mancher  Aonete  in  nicht  sachgemlsser  Weise    erfolgt.      Es   muss  allerditp  » J 
gestanden  werden,  dass  für  diese  Widerlegung  eine  gewisse  Schwierigkeit   besteht,  die  j* 
da  vorhanden  ist,  -wo  abergläubische,  auf  falschen  Voraussetzungen  basirende  Lehre«  mm  M  | 
TOD  Enthusiasmus  eneeugt  haben,     /^war  ist  von  der  urspniriglichi;n  Begcist«raag 
(u  merken  und  die  Aente  damaliger  Zeit  hatten  bei  der  Bekämpfung  cioen  sebvcxvca  ittri  | 
aU  heate. 

E&  ist  nothwendig,  wenn  man  sich  über  eine  Lehre  äussern  *>ii     '^^-e  FandaiMSttj 
au  kexmen,  e«  genügt  nicht,  sie  nur  mit  dem  Stempel  „Unbrauoi.  r  ,Vati»aif^  j 

m  Ussen.    Die  falschen   l'rincipien  klar   lu  legen,    ist  die  einzig.    'l-„..^iikeit.  itt  lal 
der  wissenschaftlichen  Medicin  zu  wahren. 

Die  Lehren  Habnemann''s    fielen   in  eine  Periode,    die    für  d&s  .\uftivt«a    ciMr  «w 
Lehre    ausserordentlich    günstig   war.     Die    vielfach    absC'ndcrlicheo  Aoschaaimf«*   ftnlf ' 
Systeme  verhinderten  den  Fortschritt    der  Medicin  und    für  das  Daraiederliegeii  der  Tl'-. 
tcugen  die  ellenlangen  Kecepte.  welche  in  unrationellster  \\  eise  Terordnet  vnrdeo. 
damals    die    naturwissenschaftliche    Basis,    durch    welche    allein    Fortschritte    ia    d' 
schaftlicben  Medicin  erreicht  werden  können. 

Es  seien  daher  die  Hauptpunkte  der  Ideen  Hahnemano's  hier  wiedergegebea.    t^- 
sind  unrenndert  geblieben,  denn  die  Auffassung,  diese  Lehren  zn  reiormimi  oder  eiae: 
aiit  der  4Uopathi»rhen  Theorie  herbeizuüihren,    «eheiten  prindpiell  daiwi,    daam  si 
■baelnt  libdiM  Gniadlag«  beruhen.     Die  erste  Idee  Hahneaann's,  «elcbe  aidi  tka  «is 
die  ia  Callea's  Matam  aMdiea  1790   über   die  Cliiaaiiade    betiehtete  Wirfcnaf 
wv  die,   darch  solche  Mittel  ni  wirken,  welche  eiae  gteu^  Rraakbeit  bei  4 
•eofeo  kSaaeo:  ,>imilia  similitras*. 

Voa  vorafcema    ist   es   leicht,   diese  Behaaptaag   laräckaaweisea.     Die 
Hkhaeaaaa  dafür  aafökrt,  köonea  heute  neck  bcwitr  widerlegt  wct^ea,  als  -^■■li    U 

um  HahneBsna  Kfukkeit   oad  Spaptaae  Tcrwcduttt    Es 
ifiek.  «B  dk  BiaCUligkeit  sciacr  Bekauptaag  n  Migea.   Veaa  der 
»ifciiiiWdfciaiifa  Mittel  gekeilt  wudea  aellte,  so  mass  an  äck  d«ch  klar 

laieebMoknaklMit   ist,   n   weickcr  dtr  Scfavtäas  aar  alt 

i  gtkict.  «ad  «caa  er  Us  .Sürilia  SHaibas*  kitte  «iikea  «alln.  ao 
cia  KtM.  «tM»  aiekt  ScbvÖK,  aaadera  das 
■ikea.    BbcM»  ist  es  cJalearkfcad,  dass  **■■  bei  der 
XatMi  ana  aoO,  dodi  aiiMli  dank  diese  Wand  die  Cbaicea  etaeogt 

UUüA  Mk  e*  Mit  aaduia  Kttda.  die  aB  ia 
mO  aasaar  Baaekai^  («*■■*  Cn^w 
bcikkäm  Cadn,  dSe  LAvtfk.  Cmkr 
Bi 
de*  DjJtatme 

als  aittfick  uatma  «ad  aa   Ca  KekligMt  das   Bakataaaa^ 

kS 


loiiiooopathip 


—     (121     - 


lloinucopatliic] 


Eingabe  einer  genau  nach  Symptomen- Aehnlichkeit  gewahllcu  Arzneipotenz  eine  etwas  stärkere, 
"linliche,  künstliche  Krankheitsaffoetion  bcigobraeht,  und  so  gleichsam  an  die  Stelle  der 
chwdcheren,  ähnlichen,  natürlichen  Kraiikheitscrregung  untergeschoben,  gegen  welche  dann 
Sic  instinctartige  Lebenskraft,  nun  bloss  noch  (aber  stärker)  arzncikrank.  eine  erhöhte  Energie 
richten  gezwungen  ist,  aber  wegen  kurzer  Wirkungsdauer  der  sie  nun  krankhaft  afßciren- 
Sen  Arzneipotenz  diese  bald  überwindet  und.  so  wie  zuerst  von  der  natürlichen,  so  auch  nun 
lletzt  von  der  an  ihre  Stelle  getretenen,  künstlichen  (Arznei-)  Krankheits-Affection  frei  und 
Baher  fiihig  wird,  das  Leben  des  Organismus  wieder  in  Gesundheit  fortzuführen. ' 

.\ls  Consequenz  dieser  Anschauung  musste  Uahncmann  nicht  allein  auf  die  Qualität 
ier  Substanz,  sondern  ein  ganz  besonderes  Gewicht  auch  auf  die  Quantität  legen.  Der  homoeo- 
pathische  .\rzt  soll  .seine  wohlgewählte  Arznei  genau  nur  in  so  kleiner  Gabe  verordnen,  als 
iir  rebcrstimmuiig  und  Vernichtung  der  gegenwärtigen  Krankheit  eben  zureicht.  Es  ist 
runderbar,  zu  welcher  Auffassung  über  quantitative  Verhältnisse  der  Wirkung  sich  ein  Mann 
Wngiebt.  dessen  naturwissenschiiftliche  Bildung  die  der  Aerzte  der  damaligen  Zeit  überragte, 
nimmt  an.  dass  8  Tropfen  .\rzneisub5tauz  nicht  -im.il  .soviel  im  menschlichen  Körper  wirken 
lls  2  Tropfen,  sondern  nur  etwa  doppelt  so  viel.  Wenn  daher  I  Tropfen  einer  Mischung 
|Organon  ^  285),  welche  ",0  tiran  des  Arzneistoffes  enthält,  die  Wirkung  a  hat,  so  wird 
Tropfen  einer  verdünnten  Mischung  von  '/luo  Gran  des  Arznei.stoffes  nur  etwa  die  Wirkung 
il'i  h.iben.  bei  einem  Gehalt  von  Vjouu  Gran  die  Wirkung  von  a/«,  von  '/lononoooo  Grau  des 
irznci-stoffes  a/s.  Man  ersieht  hier.iu.s,  dass,  um  einen  alic|unten  Thcil  der  Wirkung  zu  haben, 
labnemann  zu  Potenzen  der  Verordnung  greift.  Er  gelangt  hier  zu  Verordnungen,  von 
»eichen  ein  Effect  nicht  mehr  zu  erwarten  ist.  Die  neuere  Therapie  benutzt  allerdings 
Substanzen,  welche  sich  noch  als  Zehntel  eines  Milligramms  wirksam  zeigen.  Hierin  liegt  bei 
Jer  Kenntniss  der  Kleinheit  der  Ganglienzellen  und  ihrer  clectiven  Fähigkeit,  für  manche  Sub- 
stanzen allein  zugänglich  zu  sein,  nichts  Wunderbares;  aber  die  .\eusserung,  welche  man  zu- 
reilen  hört,  eine  kleine  Dose  sei  eine  homoeopatbische,  ist  vollkommen  unrichtig;  nicht  etwa 
Jie  Kleinheit  der  Dose  ist  das  Charakteristische  der  homoeopathischen  Verordnung,  sondern  das 
Icruutergehen  unter  das  Moass  der  Wirkungsmöglichkeit  nach  den  oben  angegebenen  Principicn. 
in  diesen  muss  bei  der  Bcurtheilung  der  Uomocopathie  festgehalten  werden;  man 
ȟrde  zu  einer  falschen  Anschauung  gelangen,  sobald  man  sich  durch  einzelne  all- 
cmein  gültige  und  anerkannte,  in  dem  Organen  IlahncmauD's  enthaltene  Aussprüche 
blenden  liesse. 

Die  Homaeopathie  konnte  leicht  Eingang  ftadeo,  weil  in  dem  einzelnen  praktisch  ge- 
gebenen Falle  sich  nicht  sofort  der  N.ichweis  ihrer  Nutzlosigkeit  erbringen  läs.st  und  sich  Nie- 
naud  fand,  der  mit  Schärfe  den  Principieii  llahnemann's  entgegentrat.  Die  .\eu.sscrungca 
[ufelaud's  waren  nicht  im  Stande,  die  Doinocopathie  im  Keime  zu  ersticken,  es  ist  mehr 
kls  von  historischem  Interesse,  die  .\nschauungen  dieser  grössten  Autorität  damaliger  Zeit  zu 
hören,  weil  dessen  Aeusserungcn  heute  noch  populär  sind  (C.  Sprengel,  Geschichte  der 
Irzneikunde,  Bd.  2,  Abth.  2,  S.  100): 

,1.  Diess  System  wird  die  .\erzte  wieder  auf  die  etwas  vernachlässigte  Semiotik  und 
Symptomatologie  aufmerksam  machen.  2.  Es  wird  die  von  den  neueren  Aerzten  vernachlässigte 
")iaetetik  wieder  in  ihre  Rechte  einsetzen.  3.  Es  wird  manche  .\erzte  von  dem  Glauben  an 
Jie  beständige  Nothwcndigkeit  der  grossen,  ja  ungeheuren  Dosen  der  Arzneimittel  zurück- 
bringen. 4.  Es  wird  mehr  auf  Simplicität  in  Verordnung  der  .\rzneimittel  zurückführen. 
Es  wird  zu  genauer  Prüfung  und  Erkcnntniss  der  Arzneiwirkung  führen,  was  es  auch  schon 
ethan  hat.  fi.  Es  wird  mehr  Aufmerksamkeit  auf  die  Bereitung  der  ;\rzneimittel  erregen, 
und  die  Aerzte  nöthigen,  eine  strengere  Aufsieht  auf  die  .Vpothekcr  dabei  zu  führen.  7.  Es 
rird  nie  positiv  Schaden  thun.  8.  Es  wird  dem  Organismus  mehr  Zeit  zur  ruhigen  und  ud- 
estorten  Selb.ithilfc  geben.  9.  Es  wird  die  Kosten  der  Kur  ausserordeatitch  vermindern. 
Nachtheilig  kann  dieses  System  wirken : 

1.  Es  kann  die  weniger  gebildeten  .\erzte  leicht  zu  einer  symptomatischen  Kurart  führen. 

Es  wird,    allgemein  eingeführt,    der  Gründlichkeit  de*  Studiums  der  Medicin  Eintrag  thun. 

Es  kann  leicht  die  gefährlichsten  Unterlassungssünden  hervorbringen.    ''Ein  Ausspruch,  der 

|trotz  der  Kautel  .positiv  und  negativ"  mit  7  in  Widerspruch  steht.     Denn  Unterlassung,  wo 

Jas  Uebel  um  sich  greift,  ist  positiver  Schaden  [Sprengel].)  4.  Es  würde,  wenn  es  den  Aerzten 

las  Scibstdispensiren  zur  Bedingung  machte,  einen   Eingriff  in  die  Grundsätze  eines  jeden  gut 

Eingerichteten  Medicinalwesens  thun.  da  dieses  Recht  nur  den  Apothekern  zusteht.     5.  Es  raubt 

lurch  seine  Grundsätze  den  Aerzten  die  Achtung  und  das  Vertrauen  für  die  innere  Bcilkraft 

der  Natur,  welches    allerdings  mit    dem  Grundsatze    aller  hippokratischen  -Aerzte    in  geraden 

Widerspruch  tritt,  welcher  hcisst:    ,Ohne  den    inneren  Heilprocess    der  Natur    gicbt    es    gar 

Q;ei])e,    auch    keine    künstliche  Krankheitsheilung. "     (Im  Widerspruch  mit  8.     Wer  die  Natur 

Bicht  anerkennt,  kann  sie  nicht  walten  lassen  [Sprengel].)" 

I  Die  leichte  Handhabung  der  homoeopathischen  Mittel  bietet  einen  grossen  Anreiz  für  die 
Anwendung,  aber  der  Hufeland''scbe  Satz,  dass  sie  nicht  schaden  werden,  ist  durch  den  im 
niderspruch  damit  stehenden,  aber  richtigen  Satz  .sie  kann  leicht  die  gefährlichsten  Unter- 
■B'-.sungssünden  hervorbringen"  sicher  widerlegt.  Nach  dem  Vorhergesagteu  begreift  sich,  dass 
■ie  Homoeopathie  weder  wissenschaftlich,  noch  praktisch  cntwickluugsfäliig  sein  konnte. 

■  UEBHEICB. 


[Hitnig 


—    622     — 


MtM« 

•Li      1.- 


Honig,  der  von  den  Bicaeii  (Apis  mcllifica)  iius  den  Noktaricn   ■'■•'•  ninth.  n 
Woben  de^  Bienenstockes  entleerte    süsse  Saft.     Die  Waben    i 

reitung  in  den   Handel   (Scheibenhonig)  oder  der    nach   dem  Z,.- 

(, Jungfernhonig'*).     Im  den  Honig  vollständig  zu  gewinnen,     werden    die 
presst,  ausgekocht    oder    ceutrifugirt.     Der  von  den  Bienen     im   Früluahr 
übertnfTt  den  Herbsthonig  an  Wohlgeschmack.     Der  Honig  ist   eine  ge! 
sirupdicke,    anfangs    fast  durchsichtige  Flüssigkeit,    die  nach     Ifiuei-roi 
kohlartige  Krystallroassen  absetzt,  zuweilen  ganz  zu  einer  kr^ 
süs.se  Geschmack   hat   zuweilen    einen    etwas  kratzenden  Nacli, 
hängig  von  den  l'flanzcu.    Er  enthält    neben  3  pGt.  Rohrzucker  bis  /.' 
ausserdem  wenig  Kiwciss,  organische  Säuren  und  Aetherarten.      Der  käi. 
selten  mit  Stärkezucker  und  .'•^tärkczuckersinip  verfälscht. 

Der  Honig  ist  wegen  seines  reichen  Gehaltes  an  leicht  löslichem  Zucker  öd XikaA 
ausserdem  den  Verbrauch  an  Eiweiss  und  Fett  einschränkt,    zugleich    auch  ta  Qmi 
Diaetetisch  kommt  daneben  noch    in  Betracht,    dass  Honig    selbst    sowie  io  Fora  <■' 
kuchen    die  Darmperistaltik    anregt   und    so    der  Obstipation    entgegenwirkt    U 
Leiden  kann  der  Honig  gleichfalls  als  Nähr-,  ."^par-  und  Genussmittel  verwendet 
bei  gestörter  .Magenverdauung  und  Neigung  zu  Säuicbildung  insbesondere  bei  OwiniJil 
Dvspepsia  aoida.  —  Therapeutisch  worden  von  Mcl*  verschiedene  Praeporatc  Mast 

Btt 

lionore}  St.^   Durf   am  westliclien  Ablifto^o    il(>s  MonranKebir^o«    im  Dept.  NidTn»,    270  m  ^>^>    r"«**  ^ 
Kordoatvindp  grscbUttt.  darch  soinc  Scbwi-felthormen  scbon  Küft  dor  Z»it  der  alten  Btmm  ^■ 
Das  Klfraa   ist  milde   und    frei  Ton    schroff«ti  Ttinporatur^prUnf^vn.     Di»  5  Sc]iiref*b|««I' 
warm  üitid,  babpii  einen  ReriogeD  Gebalt  an    festen  Btt.^tandlbeiUn,    djaruntvr   bis   IQ  0.^7  Kc 
uucb  0,27—0,47  iDg  arseti^anrefi  Natron,     llir  Walser  wird   {^IruhkPD    und    dient    in  Bt£i>m 
halatlonen  und  Zerstfiiibnngen.  wird  auch  Tersandt. 

Zur  Hebandlnng  kumnien  Tomehmlicb  chronisebe  Kalarrbe  der  LartwpKo,  der  Blua,  der  • 
Organe.  Oirbt,  Rbrumutlsmen,  Hautkrankbeiten.     Saison  Hill«  Mai  big   Endo  Sopteubcr. 

Hopea,     PHaniengattung  an>  der  Fam,  dar  Diptero««rpae*k**.     Win  Diptorovarpn«   t^Hif«  dcii  *M 
lang  dea  PruebtlEplobes    ausguxpiohnet.    Von    den  5  KelehatpTeLn    TOrgrO— »m    mir).  -  --v  ^    *^ 

B&ome  der  Tropen.  H.  tiplondida  Vrieiie.  11.  inieraolha  Hook.  fli.  oad  gwwlwi 
ban  Uinlicbes  Troduct,   dao   dem  .Damnar-  des  Bandeli  augereebnpt   wsrdeii  tnu 
dida   liefern  aneb  da«  aprOde    aie  Minjak  Tangkawank  beaeiehnete,    auf  den  Simdwuela  »u  i 
bildende  Fett.    Nabe  verwandt  dor  Oattang  H.  ist  die  riattnng  Shoraa. 

K 

Hopfen,  HuinolaSL.  Pflamcngattong  ausderFani.  der  Oannabinaeaaa  CTIinfp^wIchie'.  ««M«:*^ 
H;  und  Cannabis  nrofasst,  Erstere  ist  nur  darch  xwei  iiusdauemde  kraatigtf  Ar'  ^"^ 

und  baudrimiiR  gelappten,  am  ijirunde  benfKrmi«fn  Blattjproileu  Tertxetan.    Si 
liebe  zu  iSapfen  g<ob&uf1.     H.  Lnpulas  L.,  der  Uopren,    dauert  mit  BhixoBifit 

8prOKKU  treiben.     Liebt  feuchte  OebDHche,    ist    in    ganz  Europa,    Sibirien    and     lu    dt^n    K*atA  iril«*^'^ 
Bei  uns,  in  Nord-  und  .'Südamerika,  sowie  in  Australien  gebaut.    Liefert  Olandnlae  Lnpali       H 

Seinoiii  Bitterstoff  iiiul  .tftlK'rischun  (^el  verdankt  Hopfen,  H.  Lup   '     "       'i^' 
cinischeii  Gebrauch:  i>b  ;iurli  den  übrigen  Stibstanzen  ein  therapeuti- 
lässt  sich  zur  Zeit  nicht  ciitsclieideii.     Sicher  constatirt  ist  der  starl 
der  Harze  auf  lue  MilebsSurc;;:ihiuni;  (Ha  y  duck).  Der  Hopfetibittei- 
Weise,  wie  die  aiiili«rii  liitter-:in»niatisclu'n  Mittel,  als  Amanini  und  'i'onirum.  S^* 
die  ai)petitst('i|<iTiide  Wirk  IUI':  st.nrk  gehopftor  Biere  ziiriiekzuführou.     Died*' 
rischell   Hopfeniil  früher  zugescliriehene  hypnotische  Wirkung  existirt  nJi^Ui  • 
müsseil    gewisse   narkotische  Eigeiiscluiften  des  Hopfens    auf  seine  RiTLiniur 
werden.     Arbeiter,  welche  in  geschlosseiieu  Riluinen   mit   Hopfen   hau; 
weilen  in  Conia  und  Betäubung;  verfallen,  auch  hat  Jauiiecy    durch   'lii'- 
reichung  des  OeJs  Kopfweh  und  Ohiuiiaclitspefühl    erzeugen  können.    B»uBi» 
obachtete  lange  ;indaueriKle  Mydriasis    bei    Hopfenarbeitem,    we' 
selten    ••iiich    an  OphtlKilniien  erkranken.     Die  krystallisirentlp  H 
bei    subcutaner  Verabreichung    ein    heftiges   Gift    iDrcsor).      1-" 
0,(10(125  in  '2— 'S  Stunden  dnreh  centrale  und  Herzlähniung,    Kan 
(1,25  durch   Lühninng  <ics  Athmiingscentrums. 

.Vngeweiuh't  vvinl  llnpfen  beute  fa.st  ausischliesslich  als  Sedativum  hr]  F.n 
zuständen  der  Urogciiitalsphaerr,  so  bei  si-jinicrzhaften   Erectioiien  ini 
Gonorrhoe,  bei  häufigen  F'iilluliunen,  Spermatorrlioe,    Satyriasis,   Nyni- 
bei  Phiniosenperatinneii,  Bhi.seiireizung,  Incontinenz,  MeustrualkoUk,  ^'^ ' 
liriuin  tremens,   al.s  Sedativnm  und  Amariiin  bei  acutem  Rausch,    iu»^!.»" 
schlüget!  bei  schmerzhaften  Krelisgeschwürcn. 

Strobuli    seil   Ameirfa    suii   Cnni    Lupnli,    Honl' 
lockeren,  zapfenförmigeu,  brüunlicheii  bis  gelbgrünlich on  ' 
artig  angeordneten  Bracteon,  weiche  mit  zahlreichen   goldgclUtiii  ILunlw 


lopfrn 


—     «23     — 


Irtnl 


isiiid.  Ihr  GürtR-h  ist  iironiatisch  betäulti.'nd,  ihr  Geschmack  ^owflrzhaft  bittiT.  Luter 
Ltlera  Einfliiss  von  Lieht  und  Luft  goht  das  Valerol  des  Hopferiöles  boi  längerem 
ILagem  in  Valcriansäure  über,  welche  der  Droge  eineu  unangeueluucn  Geruch  uuch 
iKUse  verleiht.  Derartig  riechende,  langer  als  1  Jahr  conservirte  Fruchtzapfen  sind 
leu  verwerfen,  ebenso  solche,  welche  für  Brauzwecke  durch  schweflige  Säure  gebleicht 
[sind.  Dosis  0,3 — 1,5  mehrmals  tüglich  im  Infus  als  Tonicum,  äusserlich  zu  Um- 
[schlägen,  Focientationeu,  Bädern.  Die  Anwendung  in  Form  von  Hopfenkissen,  Piihi- 
[naria  Lupuli,  als  Hy]inotirum  ist  aufgegeben. 

Eitraotum  Ijiipuli.  Extrait  de  houblon,  Ph.  Gall.: 

Coni  Lupuli  sicci  10  werden  mit  Alkohol  80  extrabirt  und    zur  Consistcoz  3  eio- 

gcengt.     In  Wasser  trübe  löslich.    Dosis  0,5 — 1,5  iu  Pillen,  Solutionen. 
Infusum  Lupuli,  Tisane  de  houblon,  Ph.  üall.: 

Infus  von  Strobuli  Lupuli  10  :  lOOO. 
finctura  Lnpuli  Strobulornm,  Tincture  of  Hops,  Fb.  Brit.: 

Coui    Lupuli  1  :  Spiritu.s  8.      Dosis    1,0 — 2,5   mehrmals.     Ph.  Helv.  normirt  1:5. 
Sirupus  Lupuli,  Sirop  de  houblon,   Ph.  Gall.: 

Coni  Lupuli  10  werden  mit  A(|ua  bullions  150  übergössen,  nach  6  Stunden  abge- 

prcsst,  zu  je  Colatur  10  Zucker  IS  hinzugefügt,  aufgekocht  und  colirt. 
Species  ad  Fomcntum  resolvoates,  Ph.  llclv.: 

.Strobuli  Lupuli,  Flores  Cbnmomillae,  llcrba  Absintbii  u  1,  HerbaUentbae  crispae  2. 

Glandulae  Lupnli,  Lupuliuum,  Oopfenmehl,  Ph.  ü.  IL,  sind  die  aus  den  Frucht- 
Eapfcn  durch  .Vbsieben    gewonnenen  Drüsen.     Wilder  Hopfen    enthält  kein  Lupulin.    Ein  un- 
^glciches,  anfangs  klebendes,  goldgelbes,  später  braungclb  werdendes  Pulver.    Geruch  und  Ge- 
schmack   wie    bi-i    Hopfenzapfen.      Der   .\soheng«halt    soll    weniger    als    10   pCt.    betragen; 
mit  Aetber  behandelt,  .soll  das  Hopfenmehl  nicht  mehr  als  30  pCt.  Rückstand  und  nach  dem 
fAbdunston  ein  braunes,    weiches  Extract  mit    starkem  Ilopfenaroma  ergeben.     Doaia  0,3 — 1,0 
nebrmals  täglich  als  .Sedativum  in  Pulvern,  Pillen,  alkoholischer  Lösung. 

Extractum  Lupulini,  Oleoresioa  Lupulini,  Ph.  U.  S.: 

Glandulae  mit  Aether   erschöpft.    Oeliges  Liquidum.     Dosis  0,2 — 1,0. 
Extractum  Lupulini  fluidum,  Ph.  U.  S.: 

mit  Spiritus  bereitet.    Dosis  wie  Hopfenmehl. 
Tinctura  Lupulini,  Esseatia  Lupuli: 

Digestion  von  Glandulae  l  und  Spiritus  5.    Dosis  15—50  Tropfen  in  Wein. 
Tinctura  Lupulini  ammoniata  (Hager): 

Lupulin  2.  Spiritu.s  17,  Liquor  Ammonii  caustici  2.     Dosis  1  Tbeelöffcl  in  Kaffee. 
Pilulae  Lupulini  camphoratae  (l^ebert): 

Lupulinum  5,  l'amphora   1,5,  Terebintbina  laricioa  10.     Pilulae  150.    Bei  BloHen- 

katarrh  2 — ö  Pillen  3  mal  täglich. 
Saccharolatum  Lupulini  (Pcrsonne): 

Tinctura  Lupulini  25,    .Sacebanim  100  werden   gemischt  und    im  Wasserbade    zur 

Trockne  gebracht.     Dosis  2 — 3  Theelöffel  voll  in  Wasser  auf   einmal    zu  nehmen. 
Unguentum  Lupulini  (Pcrsonne): 

Extractum  Lupulini  3,  Spiritus  1,  Adeps  30.  j.  jacobbor. 

Hopfoiiftlk AloYde.  Darch  PesUlUHou  aas  wlasGriK^ni  Hopfen<*Tlri«t  mit  Hagnefifi  wlnl  eine  Bue  gf^wonneo 
[(Orieismkjrer). 

Adb  Biorextraet  vardc  dareti  Finea  mit  Phosphonaoljrbd&ODsMare  ein  amorphes,  nicht  QHchtlges  Alkalotd 
[bolirt  (Lermer). 

•  HüpnTn'  «OS  wildem,  amerikanlfiebora  Hopfen  Ut  nnreine^  Uorphiii  (Ladenbarg). 

Hopf  enhi  tter.  5aeb  Lormer  wHre  ea  die  krj^tallüfirtc  LupalinHUiire,  CgoH^^O^  naoh  Isleib  hinKegen 
I  «in  amorpher  KOrper  Ton  Glykosidcbarakter.  Beide  kommen  neben  einander  Tor  and  geht  die  Lupulin^äuro  in  das 
|«morphe  Ilopfenbitter  Ober  (Banironer).  Lotxterea  bildet  ein  hellKelbeB  PuWer,  C^Uia^in'  dessen  wA«serige 
^Ij^annKon  intenetiv  bitter  sehmeoken. 

MupfengerbHaurc,  C^H^tO,,,,  iit  ein  rehfarbenev  Pulver,  leicht  Iffslich  in  Waaser,  verdanntem  Weingeist 
i  und  E^sigaethor,  vuniger  in  absulatem  Alkohol.  unlOalteh  in  Aether.  Ana  der  wlaaorigen  LOi^ong  wird  iie  dnroh 
f  ViaeruU&aren  sowohl  wie  durch  Koobsalc  geflUlt  Alkalische  Kupferl5sung  reduoirt  sie,  mit  Gisenchlorid  giebt  sie 
I  eine  dunkelgrüne  F&rbung,  mit  Kalk  und  Bar^t  braangelbe  NiedordChUge,  mit  Bleiaueker  einen  reingelben  Xiedei^ 
[achlag  (Etti|. 

KopfenOl,  ans  den  weiblichen  BlDthen  durch  Dostillatioa  mit  Wajfserdampf  gewonnen,  hat  einen  starken, 
l  dnrchdriogenden  Gemch  und  brennenden  neschmaok,  spec.  Oow.  0,W)8— 0.910.  Sdp.  zwischen  12.')  und  3000,  „rstarrt 
I  noch  nicht  bei  —IT"  und  i.tt  recht^drohend.  Durch  sehmeliendes  Kali  liefert  es  Terpen,  0,1,11,^,  neben  kohlen- 
L  saurem  und  valeriansaurem  Kali.  En  absurbtrt  trockenes  Salinnureicaa,  ohne  fetit  au  werden.  In  Walser  ist  ee 
I  fast  nnlOslioh,  erthoilt  ihm  aber  seinen  Qemch  und  Qeschmsck.  Es  besteht  wesentlich  aus  einem  Ti'rpen,  CiqUi«, 
iTom  Sdp.  n.S"  und  einem  dem  Bomeol  Isomeren  Kttrper,  l'ioHi^O.  »ob  Sdp.  21«°  (Wagner,  t'ortonne). 

SPIEGEL. 

Hopfanhara  ist  in  reichlicher  Menge,  bis  15  pCt.,  in  der  Hopreupflanse  enthalten.  Es  flndet  sieh  ein  feides 
Pvnd  awei  weiche,  welche  sieh  wie  SMuren  verhalten. 

Hopfenwachs  besteht  haapt«lchlicb  aus  Palmitinslure-MalissjlaeUicr. 

(iOELPNEB. 


ftruCm  n»nnle  Pruu»t  einen  der  Gerstenstario  beigemengten  Kflrper,  nach  Itittlii 


F»en  GluteneaseMi. 
H. 


[Hunlpinsäun* 


loj^iulbail 


HordeiDfläurc,  CuH^Oj.    »irJ  ««li  Ki-rUmunu    IjpI   Ji-r  no:-tillitiion  »on  *  Th.  Oent«   oiu«  I-  •-^■ 
und  (  Tli.  Wi'sor  in.'l<ili]et.    Si»  hildct  kn»Ullinid(tbi<  Bllttcbcn  Tom  Sebmp.  HO"  aud  Ul  u  »•..>-  ^. 

ilordeuin  L.    rtlanionRtttanic  uu  der  gro!.s»ii  Funiilic  der  Ortoer,  Orsm  I  n  b  •«*.  CnUrfan   riittllrnl 
dor  Triliii»  Horduceao.    Als  Tribuseli«'  i  diu  1-  hi»  •x-bl«tbj(c«n   Anb.r«Iim. 

Ki<^rnUbor1if'((Ciidcr  SoiloB    otn*?r  bin-  UTiil   '  '■•.    vierkantigen    oder    «b)^It*<M<<' 

find.     B«?i  der  ßaltung  H.  (OerstpnartJ'nl    --"-  --     A'-'hreben  gn  2  —  6  bpi»«mm'^M       J'-i 

■nohrblntbig.     Die  FrOchle  bleiben  dkoornd  bcafirlit.     Bekannt«  Aitoo ;    H    »oi 
jn'r^te    udpr  »ier-  und  seebsteiline  Gorstp   tirbant}.     H.  diftlcbom   lt..    »Is   .-^ 
baut.     H.  Zroeritbon  L.,   wcnic  (robant    als  Ueifi-,    FArher-   odur  Ptaaea^toi.-.      ,.■...    >- 
Nahnin^s-  and  6«nosniiittcln  (Graupe,  brauuroi),  aar  Gewinnung  von  G«rs1«iuUUk«. 
totie)  und  tu  anuieflieben  Zwecken  iirt  bekannt. 


Hornisse  rVcapa  erabm  h.),    frü'sie  dentscbo  Wesfenart.    Pas  Wvibchen     wird    bis    30  aa   I 

iRt  braun  biF   braunroth  mit   gelben  Zeicbnangen  am  Hinterleib«  und  Kopf«.     8i«    b«at    ihr  5«t  sil 
boble  Blume.    Sie  wird  ibre«  «ehmer^baflen  Sticbes  wegen  ^ebr  gefurcht«!. 

3Ttl 

Horgford-Liebif^^chps  Brot  wird    aus   Weizen-  oder  Roggenmehl,    Wasspr  an<  ir:  I 
I.iebig'scheu  Backpulver  bereitet,  welches  zu  33  pCt.  aus  Katriumcarbo- 
AVeinsteiusäure,   zu    47.3  pCt.    aus  Weizen-    uud  Reisstärke    besteht.     1 
Vorzug  vor  gewöbnlichem  Brot  bat  das  mit  diesem  Backpulver  bereitete  iticiiL 

HoiipitAlbratKl.    Der  Ho.spitalbrand  ist  eine  en-  und  epidemische  Wiuiddiphtbr«, ' 
d;i  sif  flu  Froduct  unrationi'llcr  Wundpflege  ist,  hofToiitlich  für  inr- 
itiigeliöreii  dürfte.     Die   friilier    oft    betonte  Verwandtscli.ift    der  !^ 
mit  Tviilitis,  Scharlach,  Malaria,  Cholera,  Kuhr,  Rachendiphtheri- 
nicht    vorhanden.      Has    "rleirlizeitipe  Auftreten   beider  unter  trau 
und  Verwui-.deten,  in   im[)n)visirteii   Lazarethen,    in    schmutzstarn  ! 
beweist  zur  lieiiügo,  dass  Kiideiiiieii  und  Epidemien  we.sentlich  di.    . 
rr.saclie  zu  Gründe  liefjt:  Inreirdiehkeit  und  schlechte  Ernährung.    L'cr  HwyiO 
hat  klinisch   zwei  Können: 

a)  die  pulpöse.     Die  Wunde  erscheint  wie  sehwaniinip    ai  ..   aai  «l.' 

eine  schmierig  grau-röthliche,    fauliger  Milz  ähnliche  Masse    \'... II.    Di 

siifflatinnsprocess  ist  ein    iiekrotisirender  wie   der    bei  der    echt«^n  tuid  rnt 
therie.     Die    insnfflirten  Partien   verfallen    sicher  der   fatiligen   Nekrose   mit  1 
progredientem  ('h;u-;ikter.    Sie  macht  weder  vor  Fascien   noch   Muskeln  ort«  I 
halt.     Der  I'rocess    kann  unter  Dt>niarcation  zum  Stillstand   kommen.     I'as 
Material  wird  in  Fetzen  abgestossen  und  reine  rothe  Granulationen  «prip 

b)  Bei  der  iih'eröseii  Fnnii  überwiegt  ein  multipler  kleii 
sirungsproces.'*.  Hiinder  iiiui  (irund  der  Wunde  sehen  wie  zerkii 
aus.     Da.s  Secret  i.st  s|).'irlicher  und  ilie  Zerstörungen  gehen  nicht 

Die  immense  (iefahr  des  Hospitallirande.s  besteht  in  den  vielen  - 
letalen  Blntnngen    durch  (ieflLs.sarrosion  und    in    der    stetig    droh' 
falls  die  Erschöpfung  nicht  vorher  das  Leben  beendet.      Die    pulp..„.    . 
viel  gefidirlicher  als  die  nlceröse.      Die  Sterblichkeit  ging   bisweilen  bi-- 

Die  directen  rrsachen  de.s  Hosi»italbrandes  sind  nicht  omiittelt.     B- 1 
Hüter  energisch  für  die  pflanzen -parasitäre  Natur  dfs   Hospitalbnuule- 
liöffler'sche  Bacillus  der  Diphtherie  die  Ursache  des  Hospitalbraiulc^  «' 
ist  mehr  .als  zweifelhaft.     ISrunuer  fand  denstdben  auf  NViitiden  mit  <in''.i<li '<'* 
I'eizbe.schlägen  ohne   jede  Spur    i-ines    uicerativen  l'rocetises.      Es    wr'i    -t'-^'  '"*' 
scheinlich,  svie  so  oft  in  klinisch  wohlchnrakterisirten    Krankheil.<;bildH[;i.  aa  -" 
iifi.sche  Infectioii  haiidein. 

Hos)iitalbrand  war  fast  st.lndig  gebunden  an   bestimmte    klinischi-  I.PTit«»*' 
denen  er  gleichsam  unbewusst  ausgebrütet  wurde,  wie  ja  »"ilierhaui 
Infectioneii  in  den  Werkstätten  der  .-\erzte  hfiuliger  sind,    als    in  I: 
wenig  Gelegenheit  zur  Aussaat  specili.'icher  pathogener  Slikroorgan 
Bei  un.seren  heutigen  .Methoden   der  Anti-    und  Asepsis,    nainentli' 
sehr  sorgfrdtige  Bi'si'itigung  (Verbrennung)  von  Verb.lnden  imd   NV 
die  Methoden  der  Vermeitiung  der  Wtindkrankheiten  oinb«  i 
brand  sich   nirgends   mehr  einnisten    können.     Wo    er    sp. 
n.itürlich  sofortige  Isolirimg  der  Kranken  stafttinden.      Die  U;ulic.il 
in    energi.schcr    Auslöffeluiig    alles    Kranken    unil    gründlicher    A> 
Buchten  und  T;ischen   der  Geschwüre    mittels    Acidum  nitricuin  fumx 


luspHsIbrand 


-     025     — 


Hiiiiß:i>r| 


I  Chromsäiirc  odiT  Kt'rniint'jmdeiis-Aiiwenduiij;.  Brirtit  uiitur  dem  Schorfi'  von  tipuom 
I  Ulcer.ition  aus,  so  mass  dii»  Aptziuig  wiedorholt  werdeu.  Es  soll  so  gelingen,  mit 
leiner  einzigen  Aetzung  den  Processi  zu  coupiren.  ar^,„, 

BielsenfrBchte,  die  Siimen  der  Hülseuträger  (Leguminosen).  Als  Nahrungsmittel  sind  tim 
tirichtigsten  Erbsen*,  Bohnen*,  Linsen*.  Ihnen  scbliessen  sich  an  die  Acker-  und  Saubohne 
IfVicia  faba),    die  Küch'jnerbse  (Cicer  arietinum)    und    die  Platterbse    (Lathyrus  sativus),    die 

■  Gattung  Phaseolus,  die  afrikanische  Erdnuss*  (Arachis  hypogaea)  und  die  in  China  und 
KJapan  rullivirte  Soj.ibohne.  Die  Gruppe  dieser  Pflanzen  ist  durch  ihren  hohen  Gehalt  an 
CEiwcissstoffen  (22 — 24  pCt.)  ausgezeichnet,  der  denjenigen  aller  iibrigCD  Vegctabilien  und  so- 
Kar  des  eiweissrcichsten  animalischen  Nahningsroittels,  des  Fleisches,  übertrifft;  rund  die 
Kälfte  ihres  Gewichtes  findet  sich  an  Rohlehvdraten,  an  Fett  nur  1—2  pCt. 

I  MUNK. 

■nBinBiOne  nennt  man    braanii   oder  «ohwance  KOrppr,    welche    sich  heim  P&nlen    ur^niiirher  HuhsUnzen  hllden, 

■  daher  in  der  Ackererde,  dem  Torf  u.  s.  w.  entbiLltvn  itind.  Analo)^  .Snbstanxen  entstehen  beim  Behindeln  von 
B Kohlehydraten  mit  Sttureu  und  Alkalien.  Meist  haben  sie  itanren  Charakter.  Je  oaeh  Uerkonft  und  Dar5tvllangi- 
■velM  Tarlirt  die  Zasammensctiong. 

V  SPIEOEL. 

■nnmer,  Homarus,  eine  Crustacee  aus  der  Gattung  der  Schalenkrebse,  Tom  Flusskreb.s  (Astacus) 
Bast  nur  durch  die  Grösse,  bis  zu  45  cm  lang,  verschieden.  Der  Hummer  lebt  zumeist  in  der 
Blordsee,  an  der  norwegischen,  holländischen  und  französischen  Küste,  besonders  geschätzt  ist 
Her  Helgoländcr.  Das  Fleisch  der  Srbeeren  ist  bei  seinem  Gehalt  von  14,5 — 16  pCt.  Eiweiss 
■Bod  Vj~2  pCt.  Fett  auch  als  nahrhaft  zu  erachten,  nur  ist  es  nicht  gerade  leicht  verdaulich, 
Idaher  Kranken  und  Reconvalescentcn  nicht  zu  empfehlen.  Das  leicht  der  Zersetzung  anheim- 
Ballendc  Fleisch  kann,  wahrscheinlich  durch  ein  hierbei  entstehendes  Toxin,  Hagendarmerkran- 
unng,  ja  sogar  allgemeine  Vergiftung  hervorrufen, 
t  WINK. 

Idiger  tritt  ein,  wenn  die  Nahrungszufuhr  ausbleibt;  es  gehen  dann  die  Zersctzungsprocesse 
naf  Kosten  der  eigenen  Substanz  des  Organismus  vor  sich.  Das  subjectivu  Gefühl  des  Hungers 
Rat  nicht  direct  an  den  Hungerzustand  im  objectiveu  Sinne  geknüpft.  Die  Abnahme  des 
lEungcrgefühls  hängt  von  der  AnfüUung  des  Magens  durch  citi  bestimmtes  Volumen,  nicht  von 
Idem  Nährwerth  der  Nahrung  ab.  Dies  ist  für  die  diactetische  Therapie  von  Wichtigkeit. 
lAusserdem  macht  sich  die  Verarmung  des  Blutes  an  Nährstoff  durch  ein  wahrscheinlich  cen- 
Ftral  entstehendes  Hungergefühl  bemerkbar.  Letzteres  kann  durch  Mittel,  welche  die  Magen- 
p)armscb leimhaut  anacsthesiren,  wie  Opium,  Cocain,  Alkohol,  Tabak,  aufgehoben  werden.  Durch- 
nchneidung  der  Geschmacksnerveu  und  des  N.  Vagus  bei  Thiereu  hebt  d:ts  Hungergefühl  nicht 
nuf.  Wird  der  Hunger  nicht  befriedigt,  sn  tritt  fortschreitende  Inanition*  ein,  langsamer  bei 
iausschliesslicher  Wasserzufuhr.  In  letzterem  Falle  können  Menschen  ohne  Nahrung  bis  zu  30, 
nriellcicht  bis  50  Tagen  leben. 

I  Bei  der  Betrachtung  der  Stoffwechselprooesse  im  Hunger  kann  man  die  Zersetzung 
Bm  Ganzen,  des  Körpcreiweisses  und  des  Körperfottes  unterscheiden.  Was  die  Gesammtzer- 
petzung  betrifft,  so  liegen  ausser  älteren  Versuchen  von  Pettenkofer-Voit  und  Ranke 
■teuere,  längere  Zeiträume  umfassend,  vor,  die  von  Zuntz-Lehmann  an  Cetti,  von  Luciani 
Bu)  Succi  und  von  Tigerstedt  ausgeführt  wurden.  Aus  allen  geht  hervor,  dass  absolut 
Bio  Gesammtzersetzung  von  Tag  zu  Tag  geringer  wird:  bezieht  man  jedoch  die  Grösse  des 
Btoffzerfalles  auf  gleiches  Körpergewicht,  so  zeigt  sich,  doss  sie  nur  in  den  ersten 
Bungertagen  sinkt,  um  dann  annähernd  constant  zu  bleiben. 

I  Der  Stärkcrc  Stoffverbrauch  während  der  ersten  Hungertage  findet  seine  Erklärung  wohl 
Barin,  dass  von  der  letzten  Niihrungsaufnahme  her  noch  eine  —  allmählich  sieh  vermindernde 
f~-  Vordauungsarbeit,  die  ja  den  Stoffwechsel  steigert,  zu  leisten  ist.  Vergleicht  man  den 
Etoffwechsel  eines  Hungernden  mit  dem  eines  Nüchternen,  so  findet  man  beide  fast  iden- 
tisch. So  war  z.  B.  die  Gesammtzersetzung  von  Cetti,  gemessen  an  der  Grösse  des  Sauer- 
ptoffverbraucbes,  vor  dem  Beginn  des  Hungems  in  nüchternem  Zustande:  4,5  bis  4,79  ccm 
Bauerstoffverbrauch  pro  Rorpcrkilo  und  Minute,  vom  dritten  bis  sechsten  Hungertagc:  4,65  ccm, 
mm  neunten  und  zehnten  Hungertagc:  4,73  ccm.  Berechnet  man  diese  Werthe  auf  Calorien- 
biDsatz,  sn  ergiebt  sich  bei  Cetti  für  den  nüchternen  Zustand  ein  solcher  von  ca.  82  Ca- 
■orien    pro  Körperkilo,    für  den  dritten  bis  sechsten  Hungertag  ca.  30  Calorien.     Bei    Tiger- 

■  tedt's  Hungerer  war  der  Calorienumsatz  am  ersten  Hungertagc:  33,15  Calorien,  am  zweiten: 
B2  Calorien,  am  dritten  bis  fünften:  31,1,  31,13,  31,23  Calorien:  er  war  also  vom  dritten 
frage  an  constant.  In  Versuchen  an  Thieren  stieg  sogar  der  Calorienumsotz  während  des 
Hungerns  etwas  an;  so  betrug  er  bei  einem  Hunde  (Pettcnkofer-Voit)  am  zweiten  Hunger- 
Bage  ca.  30  Calorien  pro  Körperkilo,  am  füntten  ca.  35  Calorien,  am  achten  ca.  34  Calorien, 
ftei  einer  Katze  (Biddor-Schmidt)  an  den  sech.s  ersten  Hungertagen  im  Mittel  ca.  61  Ca- 
lorien, an  den  folgenden  sechs  im  Mittel  ca.  65  C.ilorieo,  in  den  nächsten  ca.  67  Calorien. 
W  Neben  der  Gesammtzersetzung  ist  weiterhin  wichtig  festzustellen,  in  welcher  Weise  das 
■lickiloffhfiltige  und  stickstofffreie  Material  des  Körpers  am  Zerfalle  betheiligt  sind.  Der 
^11.  I.iuDroich,  Enoyklupaedio.     U.  Band.  ^ 


[Hnnf^pr 


—     R2fi     — ' 


Eiwcisszcrtal  1  im  Huuger  verhält  sich  so,  dass  in  deu  crstt-ii  /.wci  bis 
beträchtlicher  Abfall  sti-ittfindet,  währcod  von  dem  daan  erreichten  nimlri^ 
geringes,  aber  deutliches  Woiterabsinken  eintritt,  dem  am  Ende  sehr  Uagcr 
ein  Wiederansteigen  folgt.  Die  Thatsache,  dass  während  der  ersten  HuDgtfUge 
zerfall  noch  ein  relativ  hoher  ist,  erklärt  man  dadurch,  dass  an  ihnen  der 
aufgegangenen  Nahrungszufuhr  sich  noch  geltend  macht,  nämlich  ihre  ZuaanmRaclE 
Eiweissreiohthuin,  und  die  dadurch  bedingte  Menge  von  leichter  der  Z*r«txnn{ 
dem,  gewissemiassen  locker  gebundenem  „Vorrathseiweiss"  im  Körper.  Drr  Eni 
voraufgegangene  Ernährung  auf  den  Eivrcissumsatz  der  ersten  Hungertage  aonUi:.  aH 
weitere  Thatsache,  dass  er  individuell  sehr  beträchtliche  Differenzen  in  diestr  PBiiki 
während  er  in  den  späteren  Stadien  bei  allen  bisher  untersuchten  P«rsoo40  nt  u 
engen  Grenzen  variirte.  Die  Zersetzungsgrijsse  von  10  bis  Hg  StJckftoff,  O^ 
ca.  62 — 70  g  Eiweiss.  bezieht  sich  jedoch  nur  auf  Individuen,  die  volJkofflma  ■■ 
aus  reichlicher  Ernährung  heraus  plötzlich  in  den  Hungerzustand  übergeben,  nad 
nur  die  ersten  10  bis  12  Tage  des  Hungerns.  Bei  Personen,  die  vor  Begino  da 
längere  Zeit  sieh  unzureichend  ernährt  hatten,  ebenso  in  den  späteren  .Slaitta  dsl 
ist  die  Stickstoffausscheidung   bedeutend  geringer;    hier  kann  sie  bis    xu  4  f  tunk 

Die  Fettzersetzung  im  Hunger  zeigt  einen  von  der  des   Eiweisse^  gaoi 
Gang.     Entgegen  der  aus    dem  Vorstehenden    sich  ergebenden   Tendenx    des  0 
Zerfall  des  lebenswichtigen  Eiweisses  möglichst  zu  beschrünken,   sinkt  der  Voicadtf 
nur  in  den  ersten  ITuiigertagen  etwas  ab,  um  dann  constant  za  bleiben 

Vergleicht  man  den  Fett-  und  Eiweisszerfall  mit  einander,  so  ergi  '  •  • 

Iheilung  des   in  Zerfall  gerathenden  Körpermaterials    auf  Eiweiss    and  :  ' 

Inauitiou  sich    immer  mehr   zu  Ungunsten  des  Fettes   verschiebt.    DumU>«  itt  m 
Hunden  und  Katzen,  beobachtet  worden. 

Zu  erwähnen  ist  weiter  noch  eine  eigcnthümliche  Abweichung  voni 
die  die  Untersuchung  des  Gasweehsels,  speciell  die  Bestimmung  des  rvsi 
bei  Hungernden    aufgedeckt  hat     Es  hat  sich   nämlich  gezeigt    <i  > 
re.spiratorische  Quotient   abnorm    tief   liegt.    Während   er   im  Dxv 
wegt,  bei  Annahme  alleiniger  Fettverbrennung  auf  0.7  sinken  köontt;,  i-jt  (r  .niiJir.^1 
0,6  und  0,7  gefunden  worden,    d.  h.  es  ist   im  Verhältniss  za  dem  aufgtnommccit 
sehr  wenig  Kohlensäure  ausgeschieden  worden.    Das  ist  nur  so  zu  deut«o,  int 
aufgenommenen  Sauerstoffes  im  Körper  zurückgehalten  wird. 

Endlieb  verdient  das  Verhalten  des  Gasweehsels  bei  Muskeltbätig;k(it 
es  gewisse  klinische  Erfahrungen  durch  exacte  Versuchsresultate  stütit  and  tu  h 
wichtigen  Consequenz  führt.    Die  leichte  Erschöpfbarkeit  Dungemder  ist  bekiHDl, 
das  schnelle  Auftreten  von  Erscheinungen  der  Herzschwäche.     Untersucht  mu  i 
Wechsel  eines  Hungernden,   während  er  Muskelarbeit  leistet,    so  findet  man.  im 
verhält,  wie  wenn  ein  normal  Ernährter  durch  eine  lange  Zeit  hindurch  gdeutjtt 
reits  ermüdet    und  geschwächt   ist.     Dieser  Typus    des  Oa.swecliscli    ist  nicht  M' 
.Schwäche  der  Skeletmuskeln  bedingt,  sondern  auch  durch  die  des  Herzens,  w«  * 
zeilige   Beobachtung  des   Pulses  ergiebt,    der  abnorm  frequent,    kki"  ''"l 
Zudem  kommt  es  bald  zu  Cyanose.    Diese  Befunde  fordern,  eioeni 
liehe  Arbeit  zuzumuthcn,  bezw.  einen  körperlich  Arbeitenden  ausrv.  

Die  Harn  menge  sinkt  im  Hunger  nicht  nur  bei  absoluter  Carena,    soodtra 
Wasseraufnahme  gestattet  ist  und  nach  Belieben  erfolgt.     Im  Allgemeinen  trink« 
wenig,  so  Cetti  ca.  1200  ccm,   Succi  500—700  ccm   pro  Tag.    Die  HarDmcnge 
war  ca.  900  ccm,   bei  Letzterem  ca.  445  ccm.     Der  Harn  istt  hocheoitelU,  =*:irl 
die  einzelnen  Bestandtheile  des  Harns  betrifft,   so  ist  das  au: 
hihr  Bezügliche  bereits  besprochen.    Bestimmt  man  die   einzelnen 
sonderte  so  findet  man,  dass  Harnstoff  relativ,  d.  h.  im  Verhältnis - 
Scheidung  in  geringerer  Menge,  dafür  Ammoniak  relativ  vermehrt  au 
dürfte  darin    begründet  sein,    dass    in  Folge  des  Gewebszerfalls    i: 
entstehen,    die  beim  Mangel    freier  Alkalien  durch  Ammoniak  neu-.  :a 

Alloxurkörperauäfuhr  liegen  grössere  Beobachtungsreihen  nicht  vor.  doch  »ctiiat 
sammtstiokstoffausschcidung  analog,  allmählich  zu  sinken.     Parallel  der 
Scheidung  verläuft  die  des  Kreaiins. 

Die  Grösse  der  Ausfuhr  der  Mineralbestandtheile  de»  Harns  ist  davto 
bezw.  inwieweit  sie  in  dem  zerfallenden  Ivörpermaterial  enthalten  sind  oder  b« 
tion  entstehen.   Derjenige  Bestandthoil,  der  bei  Nahrungszufuhr  am  reichlichste» 
wird,  das  Chlornatriiim,    sinkt    im  Hunger    auf  minimale  Werthe,    da    die  Kö" 
arm  an  Chlornatrium  sind.    Seine  geringe  Ausscheidung  ist  für  den  Hunger  n« 
sein  sofortiges  Ansteigen  im  Harn  nach  jedweder  Nahrungszufuhr  so  pr  ;     ' 
Lage  ist.    aus  der  Hübe  der  Cblornatriumausscheidung   eine  etw.aige  Sir. 
Die  ChlornatriumraeDge    beträgt  pro  die    im  Hunger  nur  0,2 — 0,3 
normaler  Ernährung.     Die  Ausscheidung  der  Phosphorsäure  ist   eii 
schon    daraus   erklärlicJi,    dass  d.as  zerfallende  Eiweiss  Phosphor   tuini       • 


lurbl 


—     627 


Hungerkuren] 


ausgeschiedene  Phospbonneuge  mit  der  des  in  Zerfall  gerathenen  Processes,  so  zeigt 
?  sie  viel  beträchtlicher  ist,  als  dem  ausgeschiedenen  Stickstoff  entspricht.  Ein  Theil 
)  aus  anderen  Quellen  stammen,  und  zwar  aus  den  Knochen.  Bewiesen  wird  dies 
e  Aenderungen,  die  die  Ausfuhr  von  Calcium  und  Magnesium  erleidet.  Während 
bei  Nahrungszufuhr  mehr  Magnesium  als  Calcium  entleert  wird,  kehrt  sich  das  Ver- 
im  Hunger  um,  sodass  in  dem  Verhältniss  mehr  Calcium  als  Magnesium  abgegeben 
dem  beide  in  den  Knochen  enthalten  sind.  Die  Schwefelausscheidung  ist  derart  ge- 
ass  der  als  Schwefelsäure  erscheinende  Schwefel  vermindert  ist,  dagegegen  der  soge- 
eutralschwefel  vermehrt.  Eigenthümlich  verhalten  sich  die  Aetherschwefelsäuren  beim 
.;  während  das  Indican  bis  auf  Spuren  sinkt,  steigt  die  Phenolaetherschwefelsäure  auf 
-  bis  sechsfache  des  Normalen  an.  Was  endlich  die  Alkalimetalle  anlangt,  so  ist 
NX  scbliessen,  dass  ihr  Verhalten  im  Hungerharn  deutlich  geändert  sein  muss.  Wäh- 
bei  NabrungsaufDahme  in  dem  Verhältniss  von  2  Kalium  :  3  Natrium  im  Harn  er- 
nimmt im  Hunger  die  Ausfuhr  von  Natrium,  das  ja  zum  grössten  Theil  der  Nahrung 
it,  schnell  ab,  demgegenüber  die  des  Kalium,  das  aus  den  kalireichen  Körpergewebeu 
,  relativ  zu.  So  wird  das  Verhältniss  beider  im  protrahirten  Hunger  schliesslich 
m  der  Körperasche:  1:1.  Erwähnenswerth  ist  noch,  dass  im  Hunger  das  Aceton  in 
Menge   im  Harn  auftritt:   bei  Cetti  war   es  z.  B.  am  ersten  Hungertage   schon    zum 

des  normalen  gestiegen.  In  geringerer  Menge  und  erst  im  weiteren  Verlauf  des 
I  wird  Acetessigsäure  ausgeschieden.  Auch  /S-Oxybuttersäure  ist  beobachtet  worden, 
lodstadien  des  Hungerns  ist  das  Auftreten  von  Albumen  constatirt  worden. 
Einfluss  des  Hungers  auf  die  Beschaffenheit  des  Blutes  ist  ein  geringer.  Die 
menge  des  Blutes  nimmt  ab,  wie  alle  Gewebe  des  Körpers,  aber  seine  Zusammen- 
indert  sich  nicht  deutlich.  Nur  eine  Abnahme  der  Leukocytenzahl  bis  gegen  4000 
millimeter  herab  ist  beobachtet  worden. 

Bildung  des  Mundspeichels  nimmt  im  Hunger  ab,  sodass  auch  durch  Kau- 
en nur  geringe  Quantitäten  gewonnen  werden  können.  Die  fermentative  Kraft  des 
eicheis   ist  gleichfalls  vermindert,   ohne   dass   es   zu  einer  vollkommenen  Aufhebung 

kommt.  Bemerkenswerth  ist,  dass  dabei  grössere  Mengen  diastatischen  Fermentes, 
Theil  wohl  auch  aus  dem  Pankreas  stammt,  im  Harn  erscheinen  als  normal.  Auch 
iderung  des  Magensaftes  ist  beeinträchtigt.  Die  Pepsinbildung  nimmt  ab,  sistirt 
e  ganz ;  die  Salzsäuresecretion  hört  jedoch  sehr  bald  vollkommen  auf.  Auch  Pepsin 
während  des  Hungers  im  Harn,  jedoch  nur  in  geringer  Quantität  Die  Galle  wird 
ks  Lebensende  ununterbrochen  abgesondert.  Das  ergiebt  schon  die  Farbe  des  Hunger- 
erner  sein  reicher  Gehalt  an  Hydrobilirubin.  Die  Gallenmenge  nimmt  freilich  im 
kb,  ihre  Concentration  zu;  gleichwohl  bleibt  die  Menge  der  ausgeschiedenen  festen 
in  hinter  der  Norm  zurück.  Das  Verhalten  der  Verdauungsfermente  giebt  die  Er- 
iafür,  dass  häufig  die  längerer  Nahrungsenthaltung  folgende  Nahrungsaufnahme  zu 
gsbescbwerden  Anlass  giebt  und  fordert  dazu  auf,  zunächst  nur  wenig  und  an  die 
gssäfte  geringe  Anforderungen  stellende  Nahrungsmittel  zu  reichen. 

A.  LOEWY. 

en.  Die  Grenzen  einer  Entziehungskur  können  mehr  oder  weniger  ausgedehnte  sein, 
ungergefühl  sich  schon  bemerkbar  macht,  sobald  die  Aufnahme  von  Speisen  und  Ge- 
inter eine  gewisse  Grösse  herabgeht,  und  darnach  nur  noch  an  Stärke  gewinnt.  Als 
r  kann  man  daher  sowohl  jede  Entziehung  von  Speisen  und  Getränken  verstehen, 
nur  eine  Herabsetzung  oder  einen  Ausschluss  des  einen  oder  anderen  Nährstoffes  oder 
lers.  Gewöhnlich  bezeichnet  man  als  Hungerkur  jene  Entziehungsdiaet,  in  welcher 
le  oder  nur  die  Hauptnahningsbestandtheile  eine  starke  Reduction  erfahren  und  der 
idurch  nicht  nur  in  ständigem  Hungergefühl  erhalten  wird,  sondern  auch  einen  bc- 
en  Gewichtsverlust  erleidet.  Ist  daneben  vorzüglich  das  Getränk  herabgesetzt,  so 
solche  Diaet  als  Durst-  oder  Trockenkur  bezeichnet, 
h  gänzliche  oder  theilweise  Vorenthaltung  von  Speisen  und  Getränken  ist  der  Körper 
n,  Material  sowohl  von  stickstoffhaltigen  wie  stickstofffreien  Stoffen  und  Wasser  abzu- 
indestens  soviel  wie  für  die  Unterhaltung  der  für  das  Leben  nothwendigen  Functionen 
ib  ist.  Er  verarmt  daher  zugleich  an  Eiweiss,  Fett  und  Wasser.  Die  Grösse 
nmtverlustes  bestimmt  die  Art  und  Grösse  des  Kurcrfolges.  Man  hat  von  der  Ent- 
ämmtlicber  Nahrungsbestandtheile  zugleich  oder  eines  von  diesen  sowie  der  Flüssig- 
ion  von  den  frühesten  Zeiten  an  zur  Behandlung  von  Fieber  und  fieberhaften  Er- 
en,  zur  Heilung  der  verschiedensten  Krankheiten  und  krankhaften  Zustände  mit  Er- 
inomalien,  zur  Regulirung  functioneller  und  anderer  Störungen,  sowie  zu  mannich- 
icrapeutischen  Eingriffen  Uebrauch  gemacht. 

Igemeine  Entziehungsdiaet,  Versetzung  des  Körpers  in  den  Hungerzustand.  Schon 
rsippus  von  Knidos  und  Praxagoras  von  Kos  wurden  Hunger-  und  Entziehungs- 
Anwendung  gebracht  und  Erasistratus  sah  im  Fasten  das  wirksamste  Mittel  bei 
)erhaften  Krankheiten  und  entzündlichen  Processen,  die  er  von  Plethora  ableitete, 
idetsten  kam  die  Entziehungsdiaet  als  einschneidende  Hunger-  und  Durstkur  in  der 
et  des  Asklepiades   von  Prusa  zum  Ausdruck,    der   die  Kranken   im   ersten  Sta- 

40* 


'Brnaunrng  aes  Rwnren,  ■wenn  »ucn  dick  m  w  eiwemw  weise,  tmeti  me^^m 
der  Möglichkeit  seiner  Erhaltung  herabgesetzt,  und  namentlich  sind  noe^^H 
hundert  (Pfeufer)  hunderte  von  Tj-phuskranken   unter  der  Fieberdiaet  rerS^B 

Gegenwärtig    kann    die    Fieberdiaet,    da    bei  ihr  in  keiner  Weise  «!i<*  A| 
die  Ernährung  des  Kranken  herabzusetzen,  nicht  als  Entziehungskur  b'' 
Aufgabe  ist  vielmehr,   den  Eiweiss-  und  Fettbestand  des  Kranken   zu  er.  ^ 

ist  nur  deshalb  eine  für  den  Ersatz  der  oxydirten  Bestandtbeile  untfoiMi,^  ;  :  i 
das  Fieber  gestörten  Functionen  der  ernährenden  Organe  eine  Verwi  rU  ü.;  •.  2 
Niihrmaterials  nur  unvollständig  ermöglichen,  und  diesem  dadurch  eine  neue  Ifl 
höhung  der  bereits  bestehenden  krankhaften  Erscheinungen  abgiebt.  Wenn  ei«fl 
ning  in  passender  Form  und  Menge  bei  fieberhaften  Krankheiten  eur  Resorption  || 
keine  Steigerung  des  Eiweissierfalles  statt.  Wo  eine  Eiacerbatioo  oder  Wieder«] 
Fiebers  nach  einer  mehr  nährenden  Diaet  eingetreten  ist,  lag  der  Grund  '  '  ".i 
reichte  Kost  auf  den  physiologischen  Zustand  der  Verdauungsorgaoe  kein  ■> 

und  die  zu  grosse  Menge  und  derbe  Consistenz  der  Speisen  die  Kiebererrrkp-inj;  i 

II.  Vorwiegende  Beschränkung  von  Eiweiss  und  Wasseraufnabmi 
diaet,  Regenerationskuren.     Schon    im  Alterthum  hat   man  versucht,    du] 
Kuren  den  Körper  zu  regeneriren,  und  der  Methodiker  Thessalus  entwarf  eioa 
Regencrationskur.     Auch  in  Konstantinopel  stand    im  5.  Jahrhundert    "?!':    '—• 
Kufe,  chronische  Krankheiton  durch  eine  strenge  Entziehungsdiact,   bei  wi:!  ^ 

liehe  Wasseraufnahrae  erlaubt  war.  heilen  zu  können.    Die  neueren  Regei,.  .„.....„J 
auf  der  Annahme,    die  für  die  Gesundheit  hauptsächlich  wichtigen  Gevebe,    soi 
Krankheiten    und  Constitutionsanomalien    in    ihrer    Ernährung    geschädigt  wvti 
voller   Integrität   herstellen    zu  können,   wenn  man  sie  unter  Entziehung  tod  ] 
die  OxydatioDsvorgänge  im  Körper  aufzehren  Hesse,    wobei    die    vorbandeoen  K 
und  Froducte  gleichzeitig  mit  verbrannt  würden. 

1.  Schroth'sches  Heilverfahren.  In  der  von  dem  Landmanne  Schrotl 
Entziehungskur  ist  die  Aufnahme  eiweissreicher  Nahrung  last  vollständig  aoMl 
der  Kohlehydrate,  durch  die  Darreichung  ohne  genügendes  Getränk  im  Durstj 
eingeschränkt,  die  Wasseraufnahrae  gänzlich  verboten.     Die  Kur  greift  :-  j 

samste  in  den  Bestand  des  Organismus  ein.    Eine  Vorbei eitungskur  scbr.;^  -i 

von  Flüssigkeiten  erheblich  ein.  Mit  dem  Beginne  der  eigentlichen  Kur,  die  ] 
andauert,  wird  den  Kranken  nur  2  mal  im  Tage  gestattet,  ein  kleines  Glas  W 
nichts  Flüssiges  weiter  zu  sich  zu  nehmen.  Zum  Essen  erhalten  sie  trockeae  : 
mit  Butter  und  Salz  stark  eingekochtes  Gemüse.  Bei  sehr  heftigem  Durst  düif« 
des  dritten  oder  vierten  Trockentages  ein  bis  zwei  Glä-scr  heissen  Weine»  getn 
Am  nächsten  Tage  findet  eine  Pause  statt:  Morgens  ein  Glas  Wein,  Mittags  Pndd 
sauce,  hinterher  soviel  Wein,  bis  der  Durst  gestillt  ist.  Die  Pause  dient  xaa 
Uebergang  von  der  Trockenkost  zu  einer  aus  Fleisch  und  Gemüse  gemischtfo, 
leitung  in  die  zweite  strenge  Kur,  die  dann  durch  dieselbe  Veränderung  A-cr  K* 
Zulage  vom  dritten  oder  vierten  Tage  geschlossen  wird.  Die  Nachkur  Schrotb 
beabsichtigte  Heilerfolg  erreicht  wurde,  besteht  ebenfalls  in  der  sehr  laiigsaa«n 
der  Trockenkost  zur  gewöhnlichen  Diaet,  wie  sie  in  der  Pause  sich  rollsiebt, 
gach  einiger  Zeit  das  ganze  Verfahren  noch  einmal  wiederholt  werden. 

Eine    wissenschaftliche  Prüfung   der  Schroth'schen  Kur   liegt  nur  vi 


ieht  jj 


reu 


—    62Ö 


Uongerkuren] 


he  leichten  französischen  Weins  und  trockene  Semmeln  bis  zur  Sättigung  erhiel- 
uf  mussten  sie  in  zwei  oder  drei  nasse,  gut  ausgerungene  leinene  Tücher  gehüllt 
egen.  Wasserresorption  fand  bei  der  EÜnpacIcung  nicht  statt.  Die  Dauer  der  Be- 
rstreckte sich  nie  über  6  Tage  hinaus.  Bei  der  Ausführung  ist  ein  strenges  Indi- 
,  Ueberwachen  nothwendig.  Ob  und  wieweit  die  Kur  zur  Um-  und  Neubildung 
lasse  wichtiger  Organbestandtheile  im  Sinne  einer  Regeneration  führen  könne,  muss 
in  Frage  gestellt  bleiben. 

i  Hodification  der  Schroth'schen  Kur  hatKadner  vorgenommen,  bei  welcher  die 
siebuDg  hauptsächlich  zur  Einwirkung  kommt.  Nach  einer  Stägigen  Vorkur,  in 
r  600—800  ccm  Wein  als  Getränk  gestattet  werden,  erhalten  die  Patienten  unter 
von  jeglichem  Fleisch  nur  Breie  von  Hülsenfrüchten,  von  Grütze,  Reis  und  trockenen 
nd  als  Getränk  höchstens  400  ccm  Wein  für  den  Tag,  keine  andere  Flüssigkeit  und 

kein  Wasser.  Die  strenge  Kur  dauert  4  Tage,  während  welcher  die  Patienten 
lasse  Einwickelungen  gelegt  werden.  Unterbrochen  wird  die  Kur  an  den  einzelnen 
dadurch,  dass  an  denselben  je  1  Liter  Wein  gestattet  wird.  Auch  diese  rigorose 
lur  unter  strengster  Individualisirung  durchgeführt  werden  und  bei  Personen  mit 
er  Constitution  überhaupt  nicht.  Sie  wird  gegen  alle  alten  exsudativen  Processe 
mption,  speciell  gegen  chronische  Gelenkaffectionen  und  gegen  chronische  Peritonitis 
iing  gebracht. 

.eta  sicca.  Ueber  trockene  Diaet  liegt  von  Fonssagrives  eine  ausführliche  Ab- 
or.  Thicre,  welche  ausschliesslich  auf  Trockenkost  gesetzt  wurden,  magerten  sehr 
gen  zu  Grunde.  Man  fand  bei  ihnen  Eindickung  des  Blutes,  der  Farenchymsäfte, 
,  sowie  Schrumpfung  vieler  innerer  Organe.   Indication  für  ihre  Anwendung  geben : 

starke  Secretionen,  b)  Exsudate  und  Transsudate,  besonders  bei  Hydrops,  c)  ge- 
oaffectionen,  d)  Gastrektasien  und  Getränksdyspepsien,  e)  constitutionelle  Syphilis 
ing  mit  Hercurialkuren ;  ausserdem  Coupirung  des  acuten  Schnupfens  (Williams), 

Kur  sicher  eingreifender  und  belästigender  war  als  dieser;  dann  hartnäckige 
loe  (Piorry)  und  Fettsucht  (Ettmüller),  bei  welcher  sie  durch  die  zugleich  ent- 
Eiweissverluste  weit  mehr  Schaden  stiftete  als  sie  nützen  konnte, 
teilweise  Einschränkung  in  der  Aufnahme  einzelner  festerNährstoffe 
Müssigkeiten  zur  Erreichung  bestimmter  therapeutischer  Erfolge.  Die  hierher  ge- 
aetetischen  Behandlungsmethoden  stehen  an  der  Grenze  der  als  Hungerkuren  be- 
Heilverfahren. Indess  wird  der  Körper  doch  durch  sie  gezwungen,  einen  Theil  der 
itcrhaltung   seiner  Functionen   und  Arbeitsleistungen  nothwendigen  Nährstoffe   aus 

zu  entnehmen  oder  mit  einer  geringeren  Aufnahme  anderer,  wie  des  Wassers,  aus- 

Die  Ernährung  trägt  den  Charakter  einer  Unterernährung,  da  ein  Bestandtheil  des 
,bst  eine  beträchtliche  Abnahme  erfahren  muss  und  der  Calorienwcrth  der  Nahrung 

nothwendigen  Grösse,  insbesondere  bei  Muskelarbeit  steht,  wenn  er  auch  den  im 
ande  weit  überschreitet. 

inwirkung  der  theilweisen  Entziehung  oder  Einschränkung  von  Nährstoffen  und 
;n  erstreckt  sich: 

'  dyskrasische  Zustände.  Als  specifische  Entziehungskuren,  in  welchen  vorzüg- 
ihaltige  Nahrung  fast  bis  auf  die  niedrigsten  Grössen  herabgesetzt  wurde,  schliessen 

Die  von  Ben  ecke  angegebene  Diaet,  in  welcher  er  das  Wachsthum  der  Carcinomo 
ern  suchte,  mit  dem  Verhältniss  der  stickstoffhaltigen  zu  den  stickstofffreien  Sub- 
3  1:8,  statt  dem  von  Voit  aufgestellten  1:5,  wobei  dann  Brot,  Kartoffeln  mit 
nüse,  Obst,  Suppen,  Thee  etc.  in  überwiegender  Menge  gereicht  wurden,  während 
ier  und  Milch  nur  spärlich  genossen  werden  durften.  Der  Nährwerth  dieser  Kost 
um  für  Menschen  im  Ruhezustande  unter  normalen  Verhältnissen.  Die  Erfolge 
iher  bei  dem  consumirenden  Charakter  der  Carcinose  keine  erfreulichen  gewesen 
Vuf  ähnlichen  Theorien  basirend  glaubte  man  früher  auch  durch  eine  Entziehungs- 
:onstitutione)le  Syphilis  einwirken  zu  können.  Man  nahm  an,  dass  der  Organismus 
!r  Ansteckung  an  einer Dyskrasie  leide.  Diese  falsche  Auffassung  ist  durch  Sigmund, 
omöglich  gesteigerte  Ernährung  für  absolut  nothwendig  hielt,  überwunden  worden. 
f  den  Stoffwechsel  und  die  Ernährung  im  Allgemeinen.  Eine  beträchtliche 
ung,  und  zwar  auf  alle  Nahrungsstoffe  sich  erstreckend,  erfährt  die  Ernährung  bei  all- 
'lethora  und  Ueberemährung,  bei  welcher  der  Eiweiss-  und  Fettbestand  des  Körpers 
e  Norm  überschreitet  und  eine  fibergrosse  Blutmenge  das  arterielle  und  venöse 
eich   stark  anfüllt  und  zu   allgemeiner  Vergrösserung  des  Herzens  (abnorm  grosses 

dilatativer  Hypertrophie  Veranlassung  giebt.  Die  Beschränkung  bezieht  sich  so- 
äste  Speisen,  auf  eiweisshaltige  Nahrung,  Fleisch,  Eier  etc.,  auf  Fett,  fettes  Fleisch, 
;n,  Butter  etc.  und  auf  Kohlehydrate,  Zucker,  Brot,  Mehlspeisen,  als  auch  auf  die 
Bier,  Wein  u.  s.  w.,  die  gleichfalls  immer  im  Uebermaass  genossen  werden.  Wo 
'nährung  bereits  zu  Fettleibigkeit  geführt  hat,  tritt  die  diaetetische  und  mechanische 
;  der  Fettleibigkeit*  ein.  Während  die  Eiweissaufnahme  zum  mindesten  nicht  ver- 
ird,  werden  fett-  und  kohlehydratreiche  Speisen  dem  Ernährungszustande  ent- 
herabgesetzt.   Da  durch  die  Herabsetzung  der  Flüssigkeitsaufnahme   die  Fettver- 


[Hungerkuren 


—     63(t     - 


brenuuiig  wesentlich  erhöht  wird,    ist  bei  diesen  Krankeu  auch    eine  iU<orini»< 
ohne  Rüclisicht    auf   den  Alkaholgebalt   derselbeu  vorzunebmea.     Nictt  ni 
dess,    dass   die  Entfettung*    eigentlich   keine  Entziehungskur    im  Sinne  der  I 
sondern  durch  den  Ausfall  der  fettbildenden  Stoffe  nur  ein   stärkerer  VtrbnaiA  i 
erreicht  werden,  der  allgemeine  Kräftezustaad  des  Kranken  aber  oidit  abn«hiM,i 
Gegentheil  eine  Zunahme  erfatircn  soll. 

c)  Auf  das  Herz  und  den  Circulationsapparat,     insoweit    eine 
dieses  in  verschiedenen  Herzkrankheiten  und  Kreislaufstörungen*   notfaweiid%  i 
wird    daher  am  besten  eine  mehr  oder  weniger  grosse  Reduction   i-- •^•-  v, 
eintreten    lassen,    welche    nur    geringen  Niihrwerth   haben,     die  Vlipa  üil 
apparat  erheblich    zu  füllen   vermögen.     Hierher  gehören   viele   K                  ■^  Bdtr 
Reis,    Hülsenfrüchte,    Gemüse    verschiedener    Art    etc.,     dann     V  n,  dstn  I 
mancherlei  lietränke,  Wasser  u.a.m.     Die  nachtheilige  Wirkung  .  .   _.  .   -m  i 
nach  der    raschen  Resorption  derartig   grosser  Flüssigkeitätnengen  die 
wird  und  Deficite  von  ÖOO — 800  cem  Harn  und  mehr  aufweist.      Schiin  d« 
kann  eine  bedeutende  subjectivc  Erleichterung  und    objectivo  Entlsstimg  da  Od 
verschaffen.     Eine  Verminderung  der  festen  Nahrung,  Fleisch,  Eier.  M>.'hl>titis«  i 
zulässig   sein,   wenn   die  Gefahren  der  Cebcrlastung  des  Circula:                  .\ja\aH 
abhängigen  subjectiven  und  objectiven  Störungen  grösser  siud  als                   diel 
zu  befürchtende  Schädigung. 

d)  Auf  die  Harnsecretion  und  Niereotbätigkei  t  kann  durch  &  T« 
der  Flüssigkeitsaufnahme  ein  ganz  wesentlich  tördcruder  Eioßass  aoigiiU 
In  allen  F.illen,  in  welchen  bedeutende  Störungen  des  Kreislaufs  mit  ''■ 
venösen  Apparates  und  arterieller  Anaemic  vorbanden,  der  Blutlauf  'v 
die  Nicrenvenen  überfüllt  sind,  während  durch  die  Niereiiarterien  das  1. 
Druck  zuströmt,  ohne  dass  es  noch  zu  Stauungs.itbuminurie  gekommco  L»i.  im  i 
Herabsetaing  der  Flüssigkcitsaufnahme  bis  zu  1200—1000 — 730  ccm  je  tatkiat 
Individuums  und  der  vorausgegangenen  Flüssigkeitsaufnahme  eine  EnllMtuAg  i" 
speciell  hier  der  Nierenvenen,  bewirkt  werden  und  eine  oft  ganz  heträehliid»  I 
Harnsecretion  sich  ergeben.  Ausser  bei  Kreislaufsstorungen  und  IT  '  «b  i 
Erkrankung  der  Nieren  eine  Indication  für  die  Reduction  der  Fi  lä 
um  eine  Schonung  und  Erholung  des  kranken  Organs  eintreten  zu  i.isvri  Seki 
endlich  eine  Einschränkung  der  flüssigen  Speisen  bei  Hydrops  zurraterstütuaf  i>l 
deren  Wirkung,  besonders  der  Digitalis,  dadurch  eine  namhafte  Steigerung  txBUk 

Die    eigentlichen  Entziebungs-    oder    Hungerkuren,    :ipeciell    dos    S«brolk'litl 
fahren,    werden  im  Ganzen    nur    wenig    mehr  in  .\nwendung    gezogen,    aa 
Heilanstalten  von  den  sogenannten  Naturärzten.  Ausser  den  Veröffentlichungen  fimJ 
liegen  keine  weiteren  wissenschaftlichen  Untersuchungen  und  Beoh-.f'^-*-- 
solcher  einschneidenden  Heilmethoden  vor.     Diaetetischc  Heilmetli 
Nahrung  oder  bestimmter  Nahrungsmittel,   zum  Theil  im  Sinne   a.-i 
werden  d,igegen  neuerdings  unter  genau  festgestellter  Indication  vielfa 


Hara  L.  Pfluncoi^aUunK  >us  der  Fim.  der  Baphorbiiee***,  ünUrfua.  Hip|ionian*ki  < 
H.  oro|iitftiis  L.  mit  (•inem  liiühHr  wenig  belLuonton  Bitlpntoff*  Hnrin  und  H.  puIysBjri  I 
dos  tropischen  Amerikas.  lUntlien  getrenntgesehlfcbllich.  münoo^isch  vortheilt.  Audrup«^»  bm  I 
Terwiehsonen  .SUubbUttcni  mit  oitrorsen  Anthenin  le^itebead.  Das  10  bifl  12fScherif{«  n;BMc«fll1 
Kramen,  taoltigen,  Tielrippig-gefurcbteu  Kapsel,  deren  Fteher  mit  lautem  Öart<u«h  anfpliiwa  Ml  <~ 
Hnhlendem.    Hin  S&men  wirken  stark  purgireud. 


Husten    ist    ein    rcflectorischer,    aber    auch   willkürlich  hervorzunif  — '  ■ 
wolchcni,    gewöbniifh  nach  einer  kurzen  Inspiration,    die  Stimm 
schlössen    und    der  Vcrscbhiss    dann  durch   einen   stirken   Kxspir  • 
ii(T  Brtuchpresso    unter    mehr    oder    weniger    lautem  GerAusoh    ■-■  ■<■''   -' 
nach  ihr  Hesehnffenheit  der  Stiniuibjlnder,    welche  durch   den    i 
In  Scliwingungen    versetzt    werden,    ist  der  Husten   laut  und  tr.n 
lieiser  iider  ganz  tonlos.    Der  Reiz,  weicherden  Hustenreflex  aushi-si.  gtblbai 
am  liSiifigsfen  von  einer  Stelle  des  Kespirationsapparates   aus,  vom  Kebld«^^ 
hinab  zu  den  Alveolen,  doch  sind  nicht  alle  Stellen  gleich  empfindlich,  M' 
es  der  Kehlkopf  und  die  Bifurcation  der  Trachea.    In  seltenen  Fälle«  k.ann^ 
von  entrernteren  Stellen  aiLsgelüst  werden,  z.  B.  von   der  Nasen-  oder  R* 
haut,  vom  Magen  oder  Utei-u.s  ans  u.  s.  w.  und  vielleicht  auch  durch  eiJ 
die  in  der  Medulla  ohlnngata  gelegenen  Centreu  ausgeübten  Reiz. 
häufigste  Ursache    des  Hustens    irgend    eine  Affection    des  r 
nachdem  dabei  viel  oder  wenig  Secret  abgesondert  wird,  ist  :«  ' 

feucht  und  lose  und  das  herausbeförderte  Secret,  der  Auswar!  (äuutum), 


■steu 


—     631     — 


UustenJ 


Heichtflüssig  oder  spärlich  und  zähe.  Seine  sonstige  Beschaffenheit  hängt  von  der 
piatur  der  zu  Gründe  liegenden  Krankheit  ab,  deren  Besprechung  nicht  hierher  ge- 
pört.  Auf  diese  hat  dann  auch  tue  BeliandUmg  in  erster  Linie  Rücksicht  zu  nehmen. 
uDa  aber  die  betreffeiide  Krankheit  nicht  immer  zu  beseitigen  i«t,  oder  wenn  sie  zu 
Htiesoitigen  ist,  der  Husten  iteniioch  ein  ifistiges,  <|uälendes  Symptom  darstellt,  so  muss 
loft  eine  syraptiimatische  Behandlung  desselben  stattliiiden,  welche  verschieden  ist  je 
hacb  der  erwähnten  verschiedenen  Beschafl'eulieil  des  Hustens.  Ausserdem  erl'ordert 
iBbenfalls  eine  syniptomatische  Behandlung  der  Husten  mit  übelriechendem  Auswurf. 
I  1.  Trockener  Husten  mit  spärlichem,  gewöhnlich  sehr  zähem  Secret,  bei  wel- 
Iphem  gewöhnlich  die  Luftröhrenschleimhaut  durch  Entzündung  oder  aus  anderen  Ur- 
nachen  sehr  reizbar  ist,  also  der  sogenannte  Reizhusten,  erfordert  eiue  Herabsetzujig 
■des  Reizes  und  der  Erregbarkeit  und  eine  Verflüssigimg  und  Vermehrung  des  Secrots, 
RJamit  dasselbe  leichter  ausgeworfen  werden  kaiui  und  nicht  durch  das  Auf-  und 
Ukbwärtsstreichen  bei  den  Atbembewegungen  die  Schleimhaut  beständig  reizt. 
I  Zu  diesem  Zweck  genfigt  in  leichteren  Fällen  das  Kinathmen  warmer  (nicht 
Ijieisscr)  W.-Ls.serdämpfe  oder  der  llämpfe  von  Kamillen-,  Mähen-,  Kibischblätter-Auf- 
IgQssen,  allenfalls  auch  von  liünnen  Aufgüssen  von  Hanf-  oder  Mohnsamen  (Fructus 
ICannabis  sativae  und  Semen  Papaveris).  Noch  stärker  reizniildernd  wirken  Inhalationen 
rvon  Kalium  bromatum  in  '/a — l'/aproc.  Lösung.  Unterstützt  wird  die  Wirkung  durch 
Idie  Zufuhr  von  viel  warmem  Wasser,  wodurch  die  Secretion  der  Schleimhaut  reich- 
picher  und  das  Sputum  leichter  durch  Husten  Iferausbefördert  wird,  Krfahrungs- 
leemäss  wird  diese  Wirkung  durch  Zusatz  von  Zucker  zu  dem  Wasser,  also  durch 
ITrinken  von  warmem  Zuekerwasser,  noch  besser  erreicht.  Demselben  Zweck 
Idient  d:is  Trinken  von  allerhand  Theeaufgüssen,  die  als  Hausmittel  in  (iebrauch 
nind,  wie  Bru.srthee  und  die  vorhergenannten  Aufgüsse,  ferner  von  heisser  Milch  mit 
IZusatz  von  Selterwasser,  oder  von  Emser,  Obersalzbnnmer  und  anderen  alkalischen 
■oder  alkalisch-muriatischcn  Mineralwässern  bezw.  den  davon  bereiteten  Pastillen, 
nrobei  vielleicht  auch  ausser  dem  W'asser  der  Gehalt  an  .\lkalien  und  Kochsalz 
ktwas  zur  Verflüssigung  des  Secrets  und  zur  „Lo<"kerung"  oder  „Lösung"  des  Hustens 
lb«iträgt.  Sehr  wohlthätig  sind  ferner  in  solchen  Fällen  bydropathische  Einwickelungen 
Ides  Thorax  oder  des  ganzen  Runi])fes,  welche  nur  in  mehrstündigen  Zwischenräumen 
■gewechselt  werden  luid  gewöhnlich  starke  Hyperaemie  und  Srhweiss  auf  der  be- 
Ereffcnden  Körperpartie  bewirken.  In  frischen,  durch  Erkältungen  hervorgebrachten 
iFälleu  von  Entzündung  der  Ros]»irationssch leimhaut  mit  starkem  Reizhusten  können 
Iftuch  Einwickelungen  des  ganzen  Körpers  und  andere  Schwitzproceduren  angewandt 
Iwerden,  sofern  der  anderweitige  Körperzustand  es  gestattet.  Von  Arzneimitteln,  welchen 
Unit  mehr  oder  weniger  Berechtigung  eine  ähnliche,  d.  h.  eine  den  Hustenreiz  mildernde 
■und  die  Secretion  der  Res]>iratioiisschIeimhaut  befördernde,  also  „lösende"  Wirkung  zuge- 
Mchrieben  wird,  sind  zu  nennen  I|)Gcacuanh:i,  Apomorphin  und  Tartarus  .stibiatus,  alle  drei 
Ein  kleinen,  nicht  brechenerregenden  Gaben,  sowie  das  Stibium  sulfuratum  aurantiacum. 
■Den  Uebergang  von  dieser  Cla.s.se  von  Mitteln  zu  den  nachher  zu  besprechenden  zum 
Wüsten  reizenden  Mitteln  bildet  der  früher  mehr  noch  als  jetzt  gebrauchte  Salmiak. 
►In  schweren  und  hartnäckigen  Filllon,  zumal  wenn  durch  das  beständige  Husten 
kdie  Nachtruhe  gestört  wird,  ist  der  Gebrauch  der  eigentlich  narkotischen  Mittel  nicht 
Lzu  entbehren.  Von  diesen  waren  früher  besonders  das  Extractum  Belladonnae  oder 
IHyoscyami  beliebt,  in  neuerer  Zeit  ersetzt  man  sie  durch  das  Codeinum  phosphoricum, 
welches  sicherer  in  seiner  Wirkung  ist  und  dabei  weniger  leicht  üble  Nebenwirkungen 
lentfaitct.  Aehnlich  scheint  das  neuerdings  eingeführte  PcUotiinnn  muriaticum  zu 
U),02 — 0,05  mehrmals  täglich  zu  wirken.  Auch  das  Bittermandel wasser  wirkt,  wenn 
lauch  schwächer,  in  gleichem  Sinne  und  kann  zur  Unterstützung  der  anderen  Mittel 
Iverwandt  werden.  Am  sichersten  wirken  natürlich  Opiate  und  Morphium,  welche  in 
lechweren  Fällen  nicht  zu  entbehren  sind.  Selbstverständlich  können  einzelne  der  ge- 
hiannten  Mittel  zur  Verstärkung  der  Wirkung  miteinander  verl)unden  werden.  Eine 
uolche,  früher  mehr  als  jetzt  gebrauchte  Verbindung  stellt  z.  B.  die  Mi.xtiira  solvens 
htibiata  d.-ir,  welche  Salmiak  mit  Tartarus  stibiatus  enthält,  oder  ein  Infusum  radicis 
llpecacuanhao  0,3  :  170  Acjua  Amygdalarum  ,-tmararum  6 — H  und  Sirupus  Althaeae  20, 
■endlich  das  Dower'sche  Pulver  (Pulvis  Ipecacuanhae  opiatxis)  in  kleineren  Dosen  mehr- 
pnals  täglich  oder  in  voller  Dosis  Abends,  um  Nachtruhe  zu  erzielen. 
E  2.  Bei  reichlichem  Secret,  dessen  Anwesenheit  sich  häufig  schon  in  der  Ent- 
nemung  durch  Rasselgeräusche,  Schnurreü  u.  dergl.  zu  erkennen  giebt,  sind  im  Gegen- 


[Husten 


-     682    - 


theil    solche  Maassn ahmen  tuid  Ar/neimittel  angezeigt,     welclie    «>rstns  im\ 
reizen  oder   auf  andere  Weise  durch  Anspannung  aller  Kxspirations-Muiiwt  i 
lieh    der    Bauchpresse,    die  Befreiung  des  Re.«pir:itioiisapp»rats  Tom  S^ecmi 
luid  zweitens  die  Seeretion  be.<ichränken.     Von  den  zu    Husten  reisendea  Vmt^i 
Expectorantien  im  eigentlichen  Sinne,  sind  zu   nennen   di«»  Atnmoniaiprvfn«.« 
denen  der  Salmiak  als  den  Lebergang  bildend  von  doa  Mittt-Ir.  jf-n-T  *f»tni!t< 
der  hierher  gehörigen  zweiten  Classe,  schon  genannt    ist.     Sr 
Li(|Uor  Ammonii  anisatus,  der  zweckmässig  auch  mit  jenem 
iu  Ffillen,  wo  sich  aus  einem  acuten  Kntzinuiungszu!>tan<l  mit  / 

ein    subacuter   oder  chronischer  Zustand  mit  reichlicherer  AL. . 

In  solchen  Fällen  leistet  auch  oft  die  Tinctura  Opii   heiizc»i<ra  gut**  I' 

neben    ganz    kleinen  Mengen  Opium    andere    reizende    und   '-r ■ 

Stärker  reizend  wirkt  die  Fiadix  Senegae  und  die  ihr  nahe.--: 

welche    etw:ui   milder    wirkt,    aber  vom  Magen  besser  vertr:i>;''ii   "it' 

Quillajae.     Kndlich    steht   als  stark  reizendes  Mittel   bei  stockender  i 

Kuf  die  Benzoi-silure,  welche  gewöhnlich,  um  die  meist  gleicl 

Herzthätigkt'it  zu  heben,  mit  K:implier  verbunden  wird.     In 

sind    noch    andere  Reizmittel    am  l'latze,    welche    von     der    i 

häuten  aus  die  Athnuing  und  namentlich  die  Exspiration  anr'^ 

leitung  vom  Thorax  bilden  stdiea.     Hierher  gehören   Mittel,     die   *ui 

wie    Schnupftabak,    Kitzeln    der    Nasenschleimhaut    u.  <lergl.,    grxist 

trockene  Schröpfköpfe    auf   Brust    imd  Rücken,    besonders    Kälte,    wie  lul*  I 

giessungon  im  warmen  Bade,    die  bei  Kindern  sehr  vortheilhaft  wirken,  <*^\ 

verzweifelten  Fällen  Brechmittel,  um  gleichzeitig  mit  der  Mageiientleemn;  wi^ 

Respirationsapparat,  wenn  auch  nur  vorübergehend,  zu  entlasten. 

Selbstverst5n<llich    ist    auch   bei  der  Auswahl  dieser   Mittel  nicht  nur  wH 
lirunde  liegende  Krankheit  Rücksicht  zu  nehmen,  sondern  auch  ilarmw' 
stand  des  Kranken    überhaujit    nicht    die  Anwendung    des    einen    eii.  > 
bietet.     Zur  Beschrilnkung  der  Secretion  h;it  man    die   verschied' 
empfohlen,  dwk  pflegen  sie  l)ei  innerlicher  Anwendung   in   den  n 
(.iaben  wenig  wirksam  zu  sein.     Höchstens  scheint  vielleicht    d:w  l'lur 
bei    längerem  (iebraurh    etwas    zu    nutzen.     Etwas   mehr  Erfolg  sieli' 
Inhalation    solcher  Mittel,    zu    denen  sich  am  besten  eignen:  Taimin 
Lösung,  Alaun  (0,2 — I  proc),    Borax  (0,2 — 2proc.),    Liquor  Ferri  se.-^'! 
bis  2proc.),  Ziucum  chloratum  (0,1 — 0,2proc.)  uud  Argentura  nitricum    ' 
Noch    wirksamer   erweisen    sich    liäuiig    gegeu    reichliche    Ab.son' 
rationsschleimhaut    die    bals.-uni.schen  Mittel,    von    denen    viele  z 
wirken  und  deshalb  auch  bei  übelriechendem  Auswurf,    wie  er  ii 
ständen    vorkommen     kaim,    am    Tlat/e    sind.     Als    milde,   allen 
leichteren  Fällen  wirksame  Mittel  können  schon  stark  aroniat 
Theeaufgnsse  von   Pfefferminz,  Kuiiullen-  oder  Salbeibhlttern 
wirken    du-    h;irzlgen,  Terpentin  und  aetherische  Gele  enthaltenden  y\ 
uud  namentlich  auch  in  Inhalationen,  wie  Terpentinrd,   Oleum  Fmi,  1' 
Juniperi,  sämnitlicli  zu  0,1 — 0,4  mit  100  \V. asser,  Thymol  0.05 — 0,1  pr' 
Menthol,  Eukalypiol,    endlich   bei  sehr  veralteten  Fällen  Aqua  l*i'  ■•■• 
oder  weniger  mit  W-asser  verdünnt,    später  rein    zu  inhaliren.     V. 
neben  den  Inhalationen  auch  innerlich  Mittel  aus  dieser  Clnssc  u 
doch    mit   sorgfältiger  Berücksichtigung    des   Zust.indes    der  Vei' 
welche  die  meisten  stark  reizend  wirken.     Am  meisten    enipfiehh 
Gebrauch  das  Myrtol  zu  0,15 — 2,0  in  Gelatinekapseln   niolmnal- 
sclien  Fällen  derart  ist  eine  klimatische  Kur,  namentlich  An 
ozonhaltigen  Luft   von  Kiefer-  und  Tannenwäldern  sehr   vi 
der  betreffenden  Orte  ist  auf  die  zu  Grunde  liegen<le  Krankheit  jji 
Zustand  des  Patienten  sorgfältig  Rücksicht  zu  nehmen.     Niemals  d.i. 
matische  Behandlung  des  Hustens  das  ursächliche  Leiden  vergessen  «^ 


Hfaenauctae  Lamb.    PüaniBugittuni;  au«  Jer  Familie  der  En  pt nrhl  a  rr  kii     r'nt'rft.n    IM,  t UnUtMaj 
mit  Tozieodeudron  Thuab.    AuBgeaetohnet   dareli   at>etul 
1!!  KelebblHttorn    und  unbeRtlmmt  Tielen  Staubhliittem,   wi'i 
Fschpr  je  awei  Sainenaiitagpn  bcrgpn.    Die  harten,  dicken,    ' 


lyiionani*li<> 


—     Ö33     — 


Uydrangea  arboreseens] 


urlcn  in  SUiUfrikB  t>*<k>nnt.  Stnif  und  reich  Terxvoigttf  Bitamehen  mit  ledflrigen.  gegeuUndigen  beiw.  quirlifn^n 
roiattern.     It.  kIu>>06a  Lamli.  (Toxi  cud  (»n  il  ru  n  capvnsn  Thiiltb.)  H. 

I  Hyacnauche  globos.i  Lamb.  seu  Toxicodendron  capense  wird  in  den  Capliindera 
Bum  Vergiften  derFIyacnen  benuUt.  In  den  runzligen,  schmutzig-braunen  Samen  und  schwammigen 
■"ruchtschalen  ist  als  wirksames  Princip  Hyaenanchin  enthalten  (Henkel).  Es  ist  dies,  wie 
pon  Engolhardt  n:ichgewieseu  hat.  ein  Gift,  welches  dem  Strycbnin  sehr  nahe  steht,  jedoch  be- 
kerkcnswerthu  Unterschiede  aufweist.  Es  wirkt  4  mal  weniger  stark  giftig  als  dieses  und  beeinflusst 
ns  höherem  lirade  die  Hirnsphaere.  Die  Krämpfe  schreiten  vom  Kopf  zu  Rumpf  und  Extremitäten 
Bort,  es  fehlt  die  Steigerung  der  Reflexe  im  Tetauusstadium;  zunehmende  Paralyse  und  fort- 
fcchreitcndf  Verlangsamung  der  Respiration  -sind  die  terminalen  Symptome.  Der  Blutdruck 
ptcigt  wie  bei  Strychnin,  nur  langsamer,  gleichzeitiges  Curarisiren  der  Thiere  hat  den  EflTect, 
Bass  die  Lähmung  des  vasomotorischen  Centrums  durch  Hyaenanchin  erst  durch  weit  höhere 
Dosen  erfolgt.  Die  Peristaltik  wird  erregt  und  reflectorisch  Salivation  erzeugt.  Im  Organismus 
piird  es  nicht  zerlegt  und  kann  im  Harn  durch  Au.sscbütteln  mit  .\ether  unverändert  uach- 
Kewiesen  werden.  Tödtliche  Dosen  sind  für  Katzen  0,03  pro  Kilo.  Wir  besitzen  vielleicht  in 
Byaenanchin  ein  werthvolles  Ersatzmittel  für  Strj-chnin,  welches  bei  schwächerer  Giftwir- 
Bung  das  Gehirn  stärker  als  dieses  angreift.  Bei  Affectionen  der  Sinnesorgane  cen- 
nralen  Ursprungs  bietet  es  jedenfalls  Aussicht  auf  Erfolg. 

■  Hyaenanchin  ist  ein  cbitmisch  indilTorenter,  krrstallisireader,  in  Wauer  l(l«liober  Bittentolf,  erhalten 
no»  dem  Decoet  der  Pruchtsohalen  durch  Behandlung  mit  Bleiaueker  und  Sehwefelwawerstoff  und  Au.4xlehi-n  deft 
(eingedickten  Kiltrats  durch  Alkohol.  Die  aetherisehe  LOaung  des  alkuhoUsehen  Rnekstandes  liefert  Hym'uanchin. 
I  J.  JAC'OltSON. 

mlitli*.     Die  Kntzfmduiigcn  und  Vereiteningen  des  Glaskörpers  gehen  meist  von  den 

IboiKiclibartt'n  Aiigeiiliäuten,  der  Netzhaut,  der  Chorioideii  oder  dem  Corpus  ciliare 
I«us.  .Man  hat  sich  lange  gegen  die  Annahme  einer  primären  Hyalitis  gesträubt,  da 
Ider  (ilaskörpor  keine  Gefässe  hat;  neuere  Anschauungen  und  Experimente  haben  je- 
|docli  gelehrt,  dass  wir  in  demselben  Sinne,  in  <lein  wir  eine  Keratitis  annehmen, 
laiich  eine  primäre  Hyalitis  anzunehmen  haben.  H.  Pagenstecher  zeigte  zuerst,  dass 
I Fremdkörper,  aseptisch  in  den  Glaskör])er  eingebracht,  meist  reactionslos  vertr:igen 
Iwerden,  bringt  man  aber  ein  infectiöses  Secret  mit  allen  Cautelen  mitten  in  den 
iGla-skörper,  so  sieht  man,  dass  von  hier  aus  sich  eine  primäre  eitrige  Hyalitis  ent- 
iwickelt  (Schmidt-Riinpleri. 

I  Die  eitrige  Hyalitis  ist  insofern  von  grOsster  Bedeutung,  als  sie  meist  zum  Ruin 
■des  Auges  führt.  Der  Glaskörijer  bildet  den  besten  Nährboden  für  Eiterkokken.  Ist 
ler  inficirt,  so  schreitet  der  t'rocess  rapide  fort  und  führt  meist  in  wenigen  Tagen  zur 
iFanophthalmic.  Der  Bulbus  perforirt  häuKg  und  schlie.sslich  erfolgt  I'lithisis  biilbi. 
I  Um  den  Proce.ss  abzukürzen,  ist  es  zu  empTehlen,  die  Ausweidung  des  Bulbus  (Exente- 
I  ratio)  vorzunehmen.  In  selteneren  Fällen  gelingt  es,  einen  Glaskörperabscess  auf 
leinen  kleinen  Raum  zu  beschränken. 

I  Bei  allen  Augenoperafionen,  welche  den  Glaskörper  auch  nur  eben  berühren, 
•droht  die  Gefahr  der  eitrigen  Hyalitis,  so  besonders  bei  der  Staaroperation.  Es  ist 
lalso  hier  jedesmal  mit  der  pehilichsten  Antisepsis  vorzugehen.  Ebenso  ist  bei  den 
■Verletzungen  des  Auges  stets  die  wichtigste  Frage  die,  ist  der  Glaskörper  inficirt 
loder  nicht.  Man  vermeide  bei  solchen  perforirenden  Verletzungen  nachträglich  alles 
iDesinficiren,  da  wir  doch  nicht  so  starke  Desiiifection  anwenden  können,  um  den  ein- 
unal  inficirten  Glaskörper  wieder  keimfrei  zu  machen,  umgekehrt  aber  allenfalls  durch 
l&Ianipulationen  ein  bis  dahin  noch  nicht  inBcirter  Glaskörper  noch  inficirt  werden 
llcann.  Bei  einem  inlicirten  Glaskörper  nützen  Ausspülungen  nichts  mehr,  da  der  (Jlas- 
Hörper  viel  empfindlicher  i.st  als  liie  Riterkokken.  Man  gehe  mit  allgemeinen  anti- 
■phlogistischen  Maassnahrnen  vor,    Ulutentziehungen  an  der  Schläfe,    Al)leitungen  auf 

■  den  I)arni,  eventuell  Scliwitzkuren  mit  Natrium  salicylicum.  D.is  betroffene  Auge 
^verbinde  man  leicht  mit  einem  feuchten  aseptischen  Verl)aiid.  Zuweilen  gelingt  es, 
Iden  Process  anfzuhaltcn,  häufiger  kommt  es  zur  Panophthnlmie.  Alsdann  ist  sobald 
kals  möglich  ilie  R.\enteratio  bulbi  iiidirirt.  Der  Process  führt,  sich  selbst  überlassen, 
rtu  Phthisis  bulbi,  doch  hat  bis  dahin  d<!r  Patient  lange  ijualvolle  Wochen  durchzu- 
Imachen.  Die  ophthalmoskopisch  oft  sichtbaren  dunklen  Glaskörpertrübungen  entstehen 
Idurcb  Bluhuigen  oder  E.\sudationen  aus  der  erkrankten  Retina  oder  Chorioidea. 

I  OREEFF. 

mransea  arborcscen»  L.,  Hortensie,  enthält  in  ihrer  Wurzel  ein  Glykosid  Hydrnngin, 
nettes  Oel,  harz.irtige  Körper,  Tannin,  Zucker.  Gummi  und  Farbstoff.  Die  bitter  und  picant 
pchmrckendc  Wurzel  wird  in  .Amerika  bei  Krankheiten  der  Haniwege  benutzt.  Sie  soll  durch 
Kteiubilduug  verursachte  Blasen-  und  Nierenschmerzeo  beseitigen.  Im  Decoct  10 :  300  zwei- 
IttfiDdlich  ein  Esslöffel,  als  Sirup  2,0,  als  Flaidextract  2,0  pro  dorn. 


[Hydrangea  arborescens 


034     — 


IljrdraDgin.   C^iHkOh.   wird  ilnrcb  Ausxiiibvn    des  «Utohalüchea  Wa 
U'ii»«er    uft<]  Aus«ieliQ1t4>ln    t-ni    mit  Chloroform,    ilknuf    mit  Actlivr    f*^ 
Euigsluro  and  Alkilicn.     Die  tlkaliieh-wUMiige  Lflsung  leigt  optlblane  Ra 


H;drarthro8,  Hydrops  articuli.     Unter  Hydrarthros  versteht  inaii  eine 
Rprnser  Flüssigkeit    in  (nncni  <iclenk.     Kr  bildet  durchaus   kein  rinbwlliflo  I 
8ondorn    ist    der    Ausdruck    für    verschiedene    Erkrankun-^'-n    -''-r  Svivir 
Hydrops    eines  Gelenks    kann    daß    erste  Stadiuni  einer    !  "Ja 

RoHiduum  eines  traumatischen  Blutergusses,  eine  gonorrh('i:->  ur  .•ir-i.i-^i.ne  < 
Syphilis  veranlasst  sein,  auch  kann  er  rhciunatischer  Natur  oder  die  enle  mt  I 
sächlichste    Erscheiniuig    in    einem    tabetischen  Gelenk    oder    die  Fol^ 
anstrengung  sein.    Schliesslich  giebt  es  Fülle  von  Hydrop«,  deren  AetielngK {I 
dunkel    ist.    Da  die  Grunderkrankung  der  Synovialis    bei   Hydrops    eft 
prilgt  ist,    so    ist  die  Diagnose  des  Grundleidens  ohne   ErOfl&inn»  d»* 
schwer.  Wesentliche  Kapselverdickiing  spricht  meist   für  Tuben 
Faserstoffprodiiction  und  Auflagerung  am  erheblieh.sten     ist,    <i 
sidueii  fincs  oder  mehrerer  Blutergüsse,  wie  sie  z.  B  bei  Blutern 
die  Kapseldifke  wesentlich  erhöhen.    Gerade  diese  Verwechselung  i. . 
gekommen  und  hat  verhangnissvolle  Folgen  nach  sich    gexogen.    Oft  blribti 
die  Ursache  des  Hydrops  im  Zweifel.    Nach  der  Eröffnung  des  GeK-nk« 
Aussehen    der    hydropischen  Flüssigkeit    geringe  Anhaltspunkte    aar    \ 
Aetiolngie.    Hydrops  mit  erheblichen  Fibrinflocken    fülirt    jur  Annahij' 
culose.     Hydrops    mit  kleinen  Partikeln  von  hyalinem   Knorpel    läöt  ■ 
Process    denken    von    dem   Charakter    einer  Arthritis  defomians.     Ist  er  »c 
lichrothor  Farbe,  so    führt    dies  zur  Annahme  von  frQh»T«*n   BliitPT»iis<»i«.  \m\ 
lichrother  Farbe   zur  Annahme    einer    gonorrhoischen    Krk-  ■!  iW  ; 

es  eine  ganze  Anzahl  von  Gelenkleiden,  in  denen  die  [>i:ig-i].  lit 

auch  die  bakteriologische  Untersuchung  oft  im  Stich  lässt.    Im  AileenMatB.! 
Tliera()ie  darauf  aus,    den  Erguss  zum  Verschwinden    xu    bringim    and 
aiisammlimg  zu  verhüten.    Zu  ersterera  Zweck  sucht  man  den  Hyilrop«  .■ 
zu  hriugen  oder  ihn  zu  entleeren,   zu  letzterem  die  Beschaffenheit  de: 
andern.     Die  geeignetste  Therapie  des  Hydrops  ist  energische  rotni 
Massage,  jedoch  nicht  bei  Tuberciilose.   Führen  diese  nicht  zum  Ziel,  dann  la  tö- 
und  Aaswaschung  von  5— 10  ccni  3proc.  Karbolsäuri»  des  Cielenks  am  Püör;  T 
wirkt  namentlich  bei  gonorrhoischer  Erkrankung  der  Synovialis  vortrefflich    Bat 
culösem  Hytirofis  macht  man  auch  zweckmässig  Gebrauch   von   Injectio««n  «■' 
formglyccrin.  Unter  dieser  Behandlung  schwinden  oft  die  Hydropsien.  oluw  Mfe< 
anzusammeln,  falls  noch  längere  Zeit  nach  dem  Eingriff  Schonung  des  Gclwbi"" 


HydraStls  l^.  liatlanK  derB>nnncnlar.i>aii*,  Unt«rriio.Hellel>uriiae*  Eiiitig;«^  Art:  It.«« 
uiiL  ftliir.oni  ■Uftdanemdcs  Kraut  roil  ^cstiolton.  handfOrmiK  K«Uppton  Bt&tti»m.  BlSt^*Q  frUr/ 
Ji«>iti|i(ttt'ri^cr  llfllte.     In  Nordüincrika  heimisch. 

Hvdrastis  canadensis  L.,  canadisches  Wasserkraut,  gellte«  Blatm 
Ycllnw    Puccon    oder  Golden    Seal.     Das  Rhizonia     Hydrasti«    r^'  ■J-i 
canadische     Gelhwurzel,    Yellow    root,    wird  in  den   Vereinigt«-! 
Nordamerika    schon  von  Alters  hör   therapeutisch  verwandt.      Die   Bes' 
Wurzel  sind  Eiwciss,    Zucker,    Extractivstoffe,    eine  Säure,   Harze,    a«-ii 
ferner  die  AlkaloVde  Berberin*,  Hydrastin,  Xauthopuccin  und   Canadin      i>ii  i^^T 
selbst  wird  nicht  verwendet,  sondern  die  aus  ihm  dargestellten  Praeparat»-    H»il 
wurde   in    Amerika   als   wirksames    tonisches,  antiphlogistisohi's  nn 
Mittel  bei  Bluttmgen,    Magen-   und    Uebcrieiden  benutzt,    iu   n»fut>. 
1883  von   Schatz    gegen    uterine    Blutungen    empfohlen.      Ans    den     i 
schto.ss  Fellner  Folgendes:    Dosen    von    G — 9  g    erzeugen    bedeutend^ 
Blutdrucks  unter  Piilsverlangsamung,  nachfolgendes  Steigen   des  Blutdru< 
beschleunigung,  schliesslich  Sinken  des  Blutdrucks  mit  Irregularität  dr 
keit  und  Hcrz.stillstand.    Bei  Verabreichung  von  1 — 3  g  treten  dieselben  I 

in  milderer  Funii  auf  und  (duie  den  Tod  herbeizuführen.      0,1 0  5  erb" 

gemeinen  den  Blutdruck.     Hvdrastis  wirkt  in  erster  Linie    auf  das  Geft 
zwar    vom  Centruin  aus  Cnntractionen  anregend,    .ausserdem  wirkt  sie  owi 
Herz  resp.  auf  die  daselbst  gelegenen  Ganglien.    Sie  erzeugt  Wehen  i|jidim'li»i 
sowohl  die  Blutgefässe  wie  die  Musculatur  des  Uterus  zur  Contraction  bri 


lydrastls 


—     635     — 


Hyilra.stis] 


letzturt'  Ansidit  wird  allgwiicin  bpstritton,  namentlich  vnn  Schatz,  wi-jcher  die  lly- 
tlrastis  für  die  mcnschiichü  Therapie  ledij^licli  als  ein  vasoniotoriscbes  Mittel  be- 
trachtet, das  mit  den  Gefrissen  der  iilirigen  Üiiterluibsorgane  auch  diejenigen  der  Ge- 
nitalien zur  ("ontractini)  reizt  und  so  in  ihnen  Anaeniic  erzeugt.  Auch  de  Vos 
fand,  dass  Hydrastis  bei  trUcbtigeii  Thieren  nicht  abortiv  wirke  und  Bordi,  dass 
das  Mittel  auf  die  Invuiution  des  l'tvni.s  ohne  Kinfluss  sei  und  die  Austreibung  von 
Coagula  verzögere.  Vielleicht  sind  die  von  Fei  liier  beobachteten  C'ontractionen 
Folgeerscheinungen  der  Anaemie  oder  es  handelt  sich  uni  tetanische  Contractionen, 
die  nur  heim  schwangeren  Uterus  zu  constatiren  sind  (vergl.  Hydrastinin). 

Für  die  therapeutische  Verwendung  der  Hydrastis  kommt  also  nur  die  Eigenschaft 
in  Betracht,  dass  sie  durch  Reizung  des  vasomotorischen  Ceutnims  die  Blutgefässe 
contrahirt  und  den  Blutdruck  erhöht,  sie  wäre  also  a  priori  bei  allen  Blutungen  au- 
zuwenden,  doch  niiiss  berücksichtigt  werden,  da.ss,  wie  auch  de  Vos  durch  Thier- 
versuche  bewiesen  hat,  ihre  Wirksamkeit  auf  Cumulation  beruht,  also  erst  nach 
einiger  Zeit  eintritt.  Sie  ist  daher  unwirksam,  wenn  es  darauf  ankomnit,  sofort 
Blutungen  zu  stillen,  also  z.  B.  bei  Haeraorrhngien  in  puerperio.  Von  gutem  Er- 
folg ist  ihre  Verabreichung  vor  allem  in  <len  Fällen,  in  denen  man  eine  bestehende 
Hyperaemie,  eine  Congestion  zu  bestimmten  (trgancn  beseitigen  will.  Ein  längerer 
Gebrauch  macht  die  Menstruation  seltener,  geringer  und  weniger  schmerzhaft,  sowohl 
bei  virginalen  Menorrhagien  und  Dysmenorrhöen  ohne  locale  Begründung,  als  auch 
bei  Krankheiten  des  Uterus  oder  dessen  Umgehungen  (Schatz).  Uebereinstinimend 
biennit  empfiehlt  sie  Mcndes  de  Leon  bei:  1.  5Ienorrh:igien  mit  Kolikschmerzen 
in  Folge  starken  Blutandrangs,  2.  katarrhalischer  Entzündung  der  Üteras-  resp.  Cer- 
vicalsrhleimhaut,  3.  chronischer  Entzünilung  des  Beckenbindegewebes,  4.  Blutungen 
bei  Lageveränderungen  des  Uterus,  namentlich  Retrüfle.xio,  5.  klimakterischen  Blutungen. 
Auch  Veit  sah  gute  Erfolge  bei  chronischer  Entzündung  der  Schleimhaut  des  Uterus- 
körpers, wenn  dieselbe  keinen  sehr  hohen  Grad  erreicht  hatte,  bei  beginnender  Endo- 
metritis, mangelhafter  Kückbildung  dos  puerjieralen  Uterus,  bei  Virginos  mit  starker 
Menstruation  und,  wenn  es  darauf  ankam  den  Uterus  zu  tonisiren,  z.  B.  den  durch 
ein  I'essar  gestützten,  vorher  retroflectirten  Uterus  dauernd  in  normaler  Lage  zu  er- 
halten. l)er  Effect  bei  Blutungen  in  Folge  von  Myomen  war  ein  zweifelhafter.  Fer- 
ner wurde  Hydr.xstis  mit  gutem  Erfolg  gegen  Lungenblutungen  gegeben,  und  «war 
3mal  täglich  bis  stündlich  20 — 30  Tropfen  (Koeniger),  ferner  gegen  die  Schwetsse 
der  Fhthisiker,  Abends  30  Tropfen  (Cruse),  und  gegen  hartnäckiges  Erbrechen  Schwan- 
gerer 4mal  täglich  20  Tropfen  (Feodorow).  Ausserdem  hat  man  sie  bei  katarrha- 
lischen Schleimhauterkrankimgen,  z.  B.  des  Darmes,  des  Magens,  der  Urethra  ver- 
ordnet, wobei  sie  theils  durch  Beseitigung  der  Hyperaemie,  theils  durch  ihre  auf  dem 
Gehalt  an  BitterstolTen  beruhende  adstringirende  und  tonisirende  Wirkung  sich  von 
Vortheil  erwies,  ferner  local  bei  Seborrhoe,  Ekzem,  Urethritis,  chroni.fchem  Blaseu- 
katarrh,  Otorrhoe,  Ophtlinhnie  und  Stomatitis.  Zu  erwähnen  ist  noch,  dass  Hydrastis 
nach  <len  Angaben  von  Kuthcrford  cholagogo  Eigenschaften  besitzt.  Von  Neben- 
erscheinungen wurden  einige  Male  Verdauungsstörungen  beobachtet  und  vereinzelt 
AlTectionen  des  Nervensystems,  nändich  Depressionszustände  mit  Hallucinationen,  ver- 
bunden mit  schwachem,  frequentem  I'uls,  Delirien  und  Bewusstlosigkeit  auf  kiirze 
Zeit,  geistige  Trägheit,  nach  längerem  Gebrauch  stärkere  Aufregung. 

Extractum  fluidum  Hydrastis  canadensis,  eine  klare,  braune,  intensiv  bittere 
Flüssigkeit,  3 — 4 mal  täglich  20—30  Tropfen  längere  Zeit  hindurch.  Fl.xtractum  sic- 
cwm  wird  zuweilen  an  Stelle  des  Extractum  fluidum  in  rillen  0,75  pro  die  gegeben. 

Hydrastin,  CjiHjiNO«  (Freund  und  Will),  d.xs  hauptsächlich  wirksame 
Alkalnid  rler  Hydrastis,  bildet  vierseitig  rhombische,  weissgläiizende  Prismen  von 
bitterem  Geschmack,  Schmp.  135",  i.st  wenig  löslich  in  Wasser,  leicht  löslich  in  an- 
gesäuertem Wixsser,  Alkohol,  Aether,  Chloroform  imd  Benzol,  in  Chloroform  gelöst 
die  Folarisationsebene  nach  links,  in  wässeriger  Satzsäure  nach  rechts  drehend.  Mit 
Säuren  bildet  es  in  Wasser  lösliche  Salze,  die  einen  bitteren  Geschmack  besitzen. 
Mais  constatirte  bei  Thieren  eine  iinfäugliche  Paralyse,  zugleich  auch  geringe  locale 
Anaesthesie,  alsdann  Hyperaesthesie  mit  spinalen  Convulsionen,  ferner  Pulsverlang- 
Kiniung.  Pellacani  fand,  dass  es  in  kleinen  Dosen  die  excitomotorischen  Ganglion 
des  Froschherzens  erregt,  in  grossen  herabsetzt  und  gleichzeitig  den  Muskel  afficirt. 
Es  ruft  eine  periodische  Erregung  des  vasomotorischen  Centrums  hervor,  setzt  local 
den  Toiiiis  der  Blutgefässe  herab  und  hat  keinen  Einfluss  auf  den  Uterus.    Bei  Warm- 


lydrttstis 


lydrPin'ephiiloT 


» 


gesetzt  wirken.  Ferner  fiiiid  er,  cl:is8  Hytlrastiiiiii  rothe  BJutkftrperchpn  nicht  zerstOrt 
und  ohne  Kinfluss  auf  den  f:;elösten  Blutfarbstoff  ist,  sowie  dass  die  Nierenpef.lsso 
durch  alle  Dosen  erweitert  werden. 

Nachdem  K.'ilk  das  Hydrastininum  inuriaticum  subcutan  empfohlen  hatte,  stellt 
fest,  dass  das  [{ydrastinin  vor  allem  auf  die  Gefässwandungen  einwirkt,  diese  zu  einer 
8t:u"ken  und  anhalt^-nden  Contraction  bringt  und  hierdurch  den  Zufluss  zu  ilen  Organen 
des  Unterleibes  beschrankt.  Daher  werden  liauererfolge  erzielt  bei  einfacher  congestiver 
Dysmenorrhoe,  bei  Menorrhagien  aus  virginellen  Uteri  ohne  pathologischen  Befund,  bei 
Blutungen  nach  Abort,  wenn  der  Ctenis  leer  i.st,  bei  Haeniatocele  retrouterina.  Ein 
Erfolg,  der  meist  die  Zeit  der  Behandlung  nicht  überdauert,  oft  aber  auch  für  Monate 
und  Jahre  bleibt,  wird  erreicht  bei  einfacher  Kndoraetriti.s  und  bei  Haeniorrliagien  in 
Folge  von  Aduexerkrankimgen.  Als  Paltiativuiittel  ist  es  bei  Myomen  lange  Zeit  hin- 
durch zu  versuchen.  Hy<lrastinin  ist  iii  allen  den  Fsllen  nicht  zu  verordnen,  in 
welchen  man  eine  Contraction  der  Uterusmusculatnr  entielcii  will,  also  zur  An- 
regung der  Wehenthätigkeit,  zur  Stillung  von  Nachgeburtsblutungen,  bei  unvollendetem 
Abort,  kurz  da  wo  Seeale  conuitiini  mit  Erfolg  gegeben  wird.  Allerdings  reizt  auch 
Hydrastinin  den  Uterus  zu  Coiitractioncn,  wie  schon  aus  den  Angaben  der  Patientinnen 

i  hervorgeht,  die  bald  nach  den  Injectionen  über  wehenartige,  zusammenschnürende 
Schmerzen  klagen,  aber  es  handelt  sich  um  andersgeartete  Contractionen  wie  bei 
den  nonnalen  Wehen,  denn  die  einzelnen  Contractionen  dauern  sehr  lange,  bis 
15  Minuten  und  rufen  statt  einer  Beschleunigung  einen  Stillstand  der  Geburt  hen'or, 
sodass  Faber  der  Meinung  ist,  dass  es  sich  um  einen  Tetanus  des  gesamniten 
Utenis  handelt.  Herbeigeführt  werden  die  Contractionen  vcrmuthlich  durch  den 
Reiz,  welchen  die  Aiiacniie  der  Utenisgefässe  auf  die  Musculatur  ausübt  (Falk). 
Ausser  gegen  GebaniiiittiTblutuiigen  wurde  Hydra.stinin  auch  gegen  Lungent>lutungen 
von  Hausmann  mit  gutem  Erfolge  verwandt,  er  gab  3mal  täglich  (),()2n  auch  nach 
Stillung  der  Biuttmg  noch  1 — 2  Wochen  lang.  W'as  die  Nebenwirkungen  des 
Hydrostinins  anbetrifft,  so  wurden  ausser  den  fast  stets  auftretenden  wehenartigen 
Schmerzen  wiederholt  .Magenschmerzen  und  UebeLkeit,  aber  fast  nur  nach  grösseren 
Dosen  beobachtet.  Wild  sah  in  einem  Falle  nach  17  Injectionen  von  0,1  sehr 
heftige  und  schmerzhafte  Pharyngitis,  die  sich  nach  (i  Tagen  verlor  und  nach  OtAgiger 
Pause  durch  eine  Injection  von  0,07  sofort  wieder  hervorgerufen  wurde.  Die  In- 
jectionen sinii  nur  selten  schmerzhaft,  bisweilen  treten  Verhärtungen  im  Unterhaut- 
zellgewebe oder  Sugillationen  danach  ein,  aber  niemals  Abscedirung. 

Man  verwendet  das  Hydra-stininum  hydrochloricum  entweder  in  10  proc.  wSsseriger 
Lösung  zu  subcutanen  oder  iiitramuscularen  (Glutaeen)  Injectionen,  oder  in  den  in 
den  Apotheken  vorräthigen  Gelatineperlen  ii  O.O'Jo  oder  in  Pillenform:  Hydrastininmn 
muriaticuni  0,5,  Pulvis  r-t  succus  Litiitiritiae  ij.  s.  ut  Haut  ]iilulae  No,  X.  Innerlich 
giebt  man  3 — Omal  täglich  0,026;  subcutan  während  iler  Blutung  tAglich  0,05 — 0,1; 

>  vor  und  nach  der  Blutung  2  mal  wöchentlich  0,05.  „„,„,..  i„  „„ 

lydrazilly  B^K'^K],  (Mm  Htaromsobataot  der  BaliKtituirlcn  Hydrulo«.  ontor  deaen  b«Booderi  du  Phonyl- 
hjrdratin  aU  aiuAerurdeiitlich  rcactioDsfllhi^er  KOrp^r  von  Wielitlgktsit  ist,  wurde  Ton  Cnrttns  dorfh  Erwlrropn 
von  Triazo«8si|^laro  mit  Waä5«r  uder  HiDeralslaren  «rhaltefi.  Pie  freie  Base  wird  durcb  ErwSrmt'n  der  Salze  mit 
AlkalilQsuDg  al?  volUommon  b'>6tlndiffe8  Gas  gewonnen,  das  in  pon04*ntnrtcm  Ziutando  pin^n  eigpnthQmliL*li(>a, 
kanni  an  Ammoniak  Rriouerndon  Ueruch  besitzt.  Eit  iitt  in  Wa>uer  sehr  leicht  tUBlleh,  bltlal  rothe«  Lackmuspapier 
intensiv  und  bildet  mit  SalzHloredümprcn  weisM*  Nebel.  DaF  Hydrazin  bositzt  aaaaerordvntlirh  redurirendn  Kraft 
Amraoniakalisehe  SilberiOsung  wie  Fohlinn'sche  l*n%ttnf;  weriU'n  j'ohon  in  der  Ktlto  sofort  r^ducirt,  ehctiHo  neu- 
(rtiea  Kupfer^ulfal.  Mit  aromatifiehi>n  Aldehjrden  und  Ketunen  werden  schwor  IttsUehe  krjstalUnijiohe  Yerbindungeu 
erhalten.  Das  Hjdrat.  N-^II^  -  H^O,  {.«^t  eine  au  der  Luft  ranchi'nde.  fast  gqruchlose  FIQasigkeit,  die  bei  It'J*'  siedet, 
dabei  Olas  stark  angrein,  Kork  und  Üummi  zerstört  Hjdrazin  i^t  eine  zweislarige  Base,  die  mit  SHureu  gut 
krjsUlliaironde  Salz«  bildet.  SPIEOEI.. 

Bydrazin  wirkt  dem  Ammoniak  Hbnlich  anf  Kalt-  und  Warmblnter  toxisch  (Laizaro).  Bei  Fröschen  treten 
nach  Gaben  ron  0.01—0,02  nach  voraufgehendem  Exeitationitstadium  mit  Krttmpfen,  welche  central  aa.<>gelt}st  werden, 
Abnahme  der  HeruehUge  an  Zahl  nnd  Kraft.  Steigerung  der  Haataecretion,  M.vdriaais  und  terminale  Paralyse  auf, 
Herzstillstand  in  Diastole.  Bei  Ksnineben  rufen  Dosen  ron  0.1—0,2  toxisch-klonische  JErUmpfe,  Erbrechen  nnd 
Vydriasis  herror.     Die  Hydrazine    nnd    ihre  Derivate    kdnnen    l>ei  Menschen    auf   der  Haut   ein  heftig  juckendea 

,  Eiaothem  erzeugen,  daa  entweder  vesienISsen  (Tollens)  oder  artickrialhnlieben  Charakter  1^,  Du  Boia-  Bej- 
mond  und  Thilo)  zeigt. 

J. 

IjrdrencephaloTd  (Marshai  I  Hall).  Bei  Säuglingen,  zuweilen  auch  bei  etwa.s  älteren  Eiodeni, 
'  üodet  ni.in  gelegentlich  tolgend«  Symptomeiigruppi':  Anaemie,  Erbrechen,  Durchfälle,  Appetit- 
und  Schlaflosigkeit,  weiterhin  r.-ischen  Kräfteverfall,  Somuolenz,  moi.st  subnormale  Temperatur, 
[leichte  Verlang.samung  der  .\thniun)^,  auffälliges  Einsinken  der  Fontanelle,  schliesslich  .''tr.ibiä- 
imus,  Nsckcnstarre,  zunehmendes  Coma,  Meist  tritt  der  Tod  nach  eiuij^en  Tagen,  zuweilen 
lanter  Coavulsiooeo,   ein.     Aetiologiscb    und   pathologisch -anatomisch    ist  dies  Krnnkbeitsblld 


[Hydreneephaloid 


H).l 


noch   ganz  unklar.    Es  ist  nicht  ausgeschlossen,    d.iss  es  sieb    1 

Duogen  sehr  starker  Flüssigkeitsverarmting  des  Körpers  handelt 

weilen    scheint   hereditäre  Syphilis  betheiligt.     Die  Therapie  bat  sicü 

eventuell  vorliegende  hereditäre  Syphilis  zu  wenden.     Die  Behandlung    '■ 

hufs  Prophylaxe  in  der  üblichen  Weise  durchzuführen.    Der  Kliissigkeitsvenrniutij  ssi 

durch  Infusion,    nüthigenfalls   auch  durch  subcutane  InjcctioDen    einer  physi«b 

Salzlösung    zu  steuern.    Durch  warme  Packungen   ist   dem    rapiden    "  ■  ■•    irr  i 

vorzubeugen.    Endlich    kommen    öfters   wiederholte  Einspritzungen  '  ■• 

zur  Hebung   des   Blutdruckes   in  Betracht.    Per  os   gebe    man    tbet:i'.>ii';i«trii«  hd 

Kaffee  oder  Rothweiu,    bis  das  Erbrechen   nachgelassen  hat.     Gegen  Diarrtioeo 

gelegentlich  hohe  Stärkeklystiere.  

mm 

HydrOCSrotln  wunlo  nc>b«n  Cirotin  Ton  RRiIcIci^r  nnd  HnscmtDn  in  der  MohrrBb«,  Oaani*  CaMi^  I 
Fartiluflf*,  «pidpn^Untonde.  gi»niob-  und  g^sahmftcklose  BIIltt«1ieo.  weleb««  bich  schwer  in  k«lfi«B  AM, 
ia  Chlurüftirm,  Aotbfr  uud  Heniul  JQsen.    Von  noncoDtrirlBr  SchwefeUftiir»  wird  es  mit  cvtiuntWT  hA*f 

Hydroccle.    Im  Schfidi-iilKiutsacke  des  Hodens  kommt  es,   tln.'ils  in   Folge 
Verh.llttiis.so  (Stauuii}:)   tlicils  in  Folge  entzündlicher  Verändeningeu  am 
Neberibodeu,  liiuifij^  zur  Abseheidung    einer  grossen  Meugo    eines  klaren, 
sehr  eiweissreifhcn  Triinssudats.     Es  bildet  sich  eine  Auschwelliing  dm  H 
heraus,  welche  man  von    eigentlichen  HodcnsnckgeschwQlsten   dadurch  uiila 
dass  sie    sich  gleichmä.ssig  prall  anfühlt   und    bei  der   Ourchleuchf"-:-  •  -  mJ 
Maasse    transparent    erweist.     Die    hiermit    andauenidcn    Beschw' 
hoehgr.idig  sein,  indem  die  Geschwulst  eine  starke  Zerrung   am  ^«aDieusTnaf  < 
Die  Behandlung  i.'it  eine  palliative  oder  eine  radicale.      Für  dcQ  MoHMBtl 
fast  stets  die  einfache  Punction  mit  starker  Hohlnadel   oder  Troicart.    tHun 
selten  mit  Schwierigkeiten  verbunden;    m.in    niuss    sich    beim    Ein5trws'u  te*-\ 
den  Hoden  selber  zu  treffen,  was  sich  durch  Hochdrängen   des  let.- 
s])annenden  Hand  leicht  erreichen  lässt;  mau  um.'«  die   oft   sehr  g>  ■ 
vermeidiMi    und    endlich   bei   der   Durchbohrung    der    Hüute    eine    gewisse 
wendeu,  (ia  diese  fast  stets  stark  verdickt  sind.     In  der  Reget    fliesst   diimT 
sammte   Hydroceleniiihalt,  oft  mehrere  HK)  g,  auf  einmal   ab;   nor,  wenn  doni  i 
voraufgegangeue  Entzündungen  Adhaesionen    bestehen,    ist  dies  nicht    der  tf 
dann  natürlich  die  Pimction  nur  theilweise  wirksam.     Eine  Nuchbchandla 
im  Tragen  eines  gut  nn.schlie.s.senden  Suspensoriums,  doch  genügt  dieses  selti 
Wiedennsanmieln  von  Flüssigkeit  zu  verhüten.    Meist  ist  vielmehr  nach  Wc 
Monaten  der    alte  Zustand  wieder    eingetreten.     Aus  diesem  Grunde  wird 
seitig  die  einfache  l'itnction  nur  für  die  Fülle  reservirt,  in  denen  man  sie  vor 
muss,    um  anderweite  Hodenoperationen  vorzunehmen,    oder    für  sehr  &og 
tienten,    bei    denen    aber    doch    die  Indication  zum    sofortigen  Eingriff 
M:ui  kann  dem  Wiedereinlretcn  der  VVjLsseransammlung  aber  vorbcu^wi," 
im    imniittelbaren  Anschhiss    an    die  Punction    eine    reizende    Flüssigkeit, 
Troiifeii  .lodtinctur,  Karbolsfmrc  und  ähnliches,   injicirt  und  durch  Verreibwij 
theilung  bringt:  es  entwickelt  sich  eine  adhaesive  Entzündung,  sodass 
beiden  Bläüeni    der  Tunica  v;iginalis    kein    freier  Raum   mehr    übrig    Me 
Entzündung  ist  ziemlich   schmerzhaft,  der  Operirte  muss  meist  mehrere  Ti^J 
hüten  und  man  muss    zur  Lirrderung  Eisumschl.lgc    anwenden.     Beaonilefre  1" 
hat  alter  dies  Verfahren  bei  geschickter  .Ausführung  nicht  im  Gefolge.    K* 
daher  für  uncomplicirte  Fülle  wohl  empfohlen  zu  werden.    Ist  es  indessen  la  < 
entzüntilichen  VerUnderungen,  bleibenden  Verdickungen  der  Scbeidenhaul  n.  >  ■  l 
kommen,    so  ist  auch  von  diesem   Verfahren    keine    radicale   Hülfp    711  rrwMte«,  ( 
kommt  vielmehr    frülier    oder   später    zu  Kecidivon.     Man    muss    • 
Operation    ausführen,    die  Volkniann    in    die    chinirgische  Techu...        _    iWl 
nnd    die    in    Ausschneidung  eines  grösseren  Stücken  der  Scheideali aat  antari 
Bloslogung  des  Hodens  mit   Entfernung  alles  Krankhaften    besteht.     Seit 
der  aseptischen  Methoden  ist  auch  diese  Operation,   ziuiial  sie  gut  unter  Sl 
scher  Anaesthesie  ausgeführt  werden  kann,  als  gefahrlos  zu  bezeichnen  imdf 
die  ersterwähnte  eigentlich    nur  den  Nachtheil    eines  etwas    Iflngrren  Kr 


Hfdrochlanu,    Paradioxy  benzol,    CeH40H '  OH,   entstellt    bei    der  RedoctiM   Wi^ 
mittels  schwefliger  Säure  bcziehuugsweise  Älkslisullits.    Das  eatstaadeoe  Byi 


ühinon 


—     639     — 


Hydroeotyle] 


\ 


CH 


HC' 


OH 


CH 


CH 


OH 
Hjdroehinon. 


ausgeschüttelt  uud  durch  Umkiystallisiren   aus   siedendem  Wasser  unter  Zusatz  von 
ohle  gereinigt. 

Das  Hj-drochinon  stellt  ein  weisses  krystallinisches  Pulver 
dar.  Aus  wässerigen  Lösungen  krystallisirt  es  in  langen,  farb- 
losen, hexagonalen,  geruchlosen  Prismen  von  süsslichem  Oo- 
schmacli,  die  neutral  reagiren,  Scbmp.  169  "  C,  und  beim  vor- 
sichtigen Erhitzen  unzersetzt  sublimiren.  In  kaltem  Wasser  ist 
es  schwer,  in  heissem  Wasser  leicht  löslich,  desgleichen  in  Alkohol 
und  Aether.  Die  wässerige  Lösung  reducirt  Höltensteinlösung 
beim  Erwärmen,  Fehling'sche  Lösung  schon  in  der  Kälte.  Sie 
bräunt  sich  beim  Stehen  an  der  Luft  sehr  bald.  Durch  Eisen- 
zersetzt entsteht  zunächst  eine  Blaufärbung,  die  bald  in  Gelb  fibergeht. 
ie  Wirkung  des  Hydrochinons  auf  Kalt-  und  Warmblüter  ist  analog  der  der  anderen 
•oxybenzolc :  Brcnzkatechin  *  und  Besorcin.  Es  sei  nur  noch  erwähnt,  dass  1 — 3proc. 
shinonlösungen  auf  die  Schleimbaut,  z.  B.  der  Urethra  oder  in  den  Conjunctivalsack  ge- 
,  eine  mehr  oder  weniger  intensive  locale  Beizwirkung  hervorrufen;  und  zwar  soll  die.se 
«n,  bereits  gebräunten  Lösungen  stärker  sein.  In  den  Hagen  eingeführt  ruft  es  leicht 
cit,  Magendrücken  und  Erbrechen  hervor.  Das  Erbrochene  und  häufig  auch  die  Stühle 
eine  hell-  oder  dunkelgrüne  Farbe,  desgleichen  der  Harn.  Aus  der  Ader  gelassenes 
rird  durch  Hydrochinon  spectroskopisch  nicht  verändert;  bei  Ratten  allerdings  soll  nach 
chinonvergiftung  Methaemoglobinaemie  entstehen. 

herapeutisch  wurde   das  Hydrochinon   früher,  jetzt  aber  wegen   des  brüsken  Ein- 
'  der  Wirkung  und   der  kurzen  Dauer  der  Defervescenz  nicht  mehr,    <als  Antipyreticum 
t.     Auch   als    Antisepticum    und   Antigonorrhoicum   ist   es   nicht   mehr    in   Gebrauch, 
den  bekannten  CoUapserscheinungen,   welche  in  Folge  des  plötzlichen  Einsetzens  und 
ens  der  antipyretischen  Wirkung  eintreten,  wurden  auch  schon  bei  mittleren  Dosen  zu- 
noch  unerwünschte  Nebenerscheinungen  vom  Hagen  aus :  Drücken,  Uebelkeit,  Erbrechen, 
Schwindel,  Benommenheit,   Ohrensausen  u.  s.  w.   und   hin   und  wieder  Delirien    beob- 
Ausgesehieden    wird  das  Hydrochinon    durch   den  Harn,    grösstcntheils   in  Form  von 
Schwefelsäuren,    zum  Theil    auch  als  freies  Hydrochinon  oder  Chinhydron.     Der  Hydro- 
barn  besitzt  infolgedessen  eine    mehr  oder  weniger  ausgesprochene  grüne  Färbung,    die 
igerem  Stehen  allmählich  in  ein  Braun-schwärzlicb-grün  übergebt.    Bauchende  Salpeter- 
vorsichtig   dem  Harn    unterschichtet,   lässt  von  oben  nach  unten    eine  violette,  grüne, 
and  gelbe  Schicht  erkennen.    Es  entstehen  also  ähnliche  Färbungen  wie  bei  gallenfarb- 
Itigem  Urin,  nur  ist  die  Beihe  der  Farben  eine  andere. 

KIONKA. 

•rnlcnlarsSlire,  C,jH„0,  =  C,^,-CH(CO,H)-CH,-CO-CH,-C,Hii,  entsteht  doroh  Bedaetion  tob  Corni- 
tre,  Ci7H|40g,  oder  dureti  Kochen  eioer  ammoniBkalisohen  Ltlaung  Ton  PnlrinsKDre mit  Zinkstaub  (A.Spiegel). 
let  sehr  dBnne,  lange  Priamen  oder  Nadeln  Tora  Sehmp.  194°,  ist  leicht  ISsIlch  in  Aether,  Chloroform,  Beniol 
Bssig.  ziemlieh  in  Alkohol,  sehr  schwer  in  Schwefelkohlenstoff  nnd  kochendem  Wasser,  unlöslich  in  LigroYn. 
rhitien  bildet  sie  ein  Anhjdrid.  Die  Salio  der  Alkalien  and  Erden  sind  leicht  lOsliehe  Firnisse.  Das  Am- 
lali  giebt  mit  Chlorealcinm  eine  hlamenkohlartige  Aasscheidang  eines  Doppelsalies. 

SPIEGEL. 

M0CÜ3h 

itoTn,  C1SH14O4,    nach  Ciamician    und  Silber  von  der  Constitution  CjH2v-0II  , 

er  der  Bestandtbcile  der  Paracotorinde *.  Bla.ssgelbe  grosse  Prismen  oderXCO'QHs 
dünne  Nadeln,  Scbmp.  98",  wenig  löslich  in  Ligroin,  leicht  in  Aether,  Aceton,  Chloro- 
iind  heissem  Ammoniak,  femer  in  verdünnter  Natronlauge.  In  warmer  concentrirtcr 
jrsäure  löst  es  sich  mit  blutrother  Farbe;  mit  Eisenchlorid  giebt  es  dunkelbraunrotho 
lg,  Blcizucker  erzeugt  in  der  ammoniakalischen  Lösung  gelben,  amorphen  Niederschlag. 
Schmelzen  mit  Kali  wird  Benzoesäure  neben  wenig  Hydrocoton  gebildet,  beim  Erhitzen 
ncentrirter  Salzsäure  auf  140o  Benzoesäure  neben  Hethylcblorid.    Es  ist  inactiv. 

SPIEGEL. 

>tylO  Tonmef.  Pjlanzengattung  aus  der  Fam.  der  ümbelliferae*.  ünterfam.  Orthosperroae,  Tjpus 
drocotyleae,  ansgezeicltnet  dorch  die  einfachen,  armbltlthigen  Dolden.  FrAchte  seitlich  xnsammenge- 
meist  ohne  Oelstriemen.  Umfasst  etwa  70  Arten.  U.  Tulgaris  L.,  bei  uns  auf  sumpfigem  Boden  faKufigeM. 
mdes  Krant  mit  kriechendem  Stamm  uni  einzeln  aufrechten,  schildförmigen  BUttom.  Dolden  Tcrsteekt. 
thig.    H.  asiatica  L.,  in   den  Tropen  weit  Terbreitet.  M. 

ydrocotyle  vulgaris  L.,  Wassernabel,  liefert  die  brennend  scharf  schmeckende 
i,  als  Wundmittel  und  Diureticum  verwandt. 

ydrocotyle  asiatica  L.,  deren  Kraut  einen  bittem,  unangenehmen  Geschmack  bc- 
intbält  ein  Alkalni'd  Vellarin,  ein  grünes  und  ein  braunes  Harz,  Gummi,  Stärke,  Glykose 
itterstoff.  Sie  zeigt  diuretische  und  stimalirende  Eigenschaften  und  kann  in  grösseren 
Schwindel,  Kopfweb,  Neigung  zu  Ohnmächten,  Zittern,  Entioknngserscheinungen,  heftige 
itionen,  Blutungen  aus  Nase,  Scheide,  Darm  und  Temehrto  Gallen-  nnd  ürinabscheidung 
en.  Anwendung  findet  Kraut  und  Wnnel  bei  KinderdianlioeB,  Helmintbiasia,  haupt- 
b  aber  bei  Lepra,  syphilitischen  Ulcerationen,  Ekcemen  in  Form  von  BUern,  Umschlägen 
ilben.    Dosis  im  Pulver  0,8—0,5  dreimal  ttfUeh,  im  Ubm  ^tlOO  0^  jpro  dorn! 


[Hydrocotylc 


—    wn    — 


1,5  pro  die!     Ph.  ü.  S.,    im  Extract   zu  Pillen   0,05-0,1;    O.ld  pr«  ion<  ftJi 

Tinctur  1  :  10,  nach  Ph.  Gall.  1  ;  Colatur  5,  als  Sirup    1   Extraot :  Sirup  500  i 
Fluidcxtract  10 — 15  Tropfen  dreimal  täglich.    Zu  Bädern  0,25 — 0.5  ki: 

Vollarin  (L6pine)    ein  neutrales,    blassgelbcs,    bitteres,    ölige«    '•■  • 

Aether  und  fetten  Oelen  löslich,  mit  Wa.sscr   eine   opalLsircndc  Emabioa   riiii'-ji 
hitteo  verflüssigt  es  sich  unter  BilduDg  scharfer,  weisser  Dämpfe. 

H.rdrocniiiarsSnre,  CyH,gO,  =  ob '  c,H,  ■  c^  ■  CB, '  co,H.  du  0rtboT<Tbin<tnn«   <ii>  m  te 

Cnraarslare  oder  Ctimtrin  mit  NatrintoniuKiicam  »tttstebt.  flnd<*t  sl<k  ttu>-'  XaBoiM  • 

frfM,    Ibtil»  au  Kumariti    (;oliun<lcii  iM  m  1  i  li>  t«  11  u  rc).     dir    bildttt    Ung  uü»  H» 

xfctnUeh  In^lirb  in  Waü^or,  loirhtcr  in   AIIimIioI  un<l  Ai*thor.     IMp  wUssci,.  >■[  Mit 

Kehcode  hlauliche  Fkrbung.     tSio  gebt  Iviebt  iu  ein  Anbjitrid  Bbsr.     Beim  äctuuclxica  mit  Kill 
und  .SaücylsKan*.     Starke  einbuiseh«  S&nr«. 


Ujrdrodiaskop.    Bei  hochgradigem    uoregelmässigem    Hornbauta*tigin*ti<a«i,( 

sich  primär  bei  Keratoconus*,  secuudür  im  Anschluss  au  kerat:' 

astigmatismus    nach  Hornhautgeschwüreo    und  Hornbautabscesseo   < 

gewöhnlichen  (sphaerischcn  und  cylindrischen)  Brillengläser    nur     urivo! 

CorrectioD  der  Refractiousanonalie.     Es  giebt    hier  nur   ein   Mittel,    di'- 

der  llornhautoberfläche    unschädlich    zu   machen,   darin    bestehend,    eir 

Hornhaut  zu  bringen,  welche  den  gleichen  oder  wenigstens    anuähemd 

exponenten  wie  die  Cornea  (1,375)  hat.   Einem  Vorschlage  von  J.  Her- 

Fick  und  Sulzer  die»  dadurch  zu  realisiren,  da.ss  sie  kloine  Gla.<«cbäl 

lider  und  Bulbus  brachten,   die   am  Rand    der  Krümmung    der  Sk! 

Ilornhautkrümmung    entsprechend    geschliffen    waren;    zwischen   Cot 

ein  cnpillarer  Raum,    der    durch    einen  Tropfen    einer    geeigneten    1- Mi-«it.h  ■•;  aa 

Wenn  auch  optisch  das  Problem  durch  diese  „Contactgliser"*  gelöst  wird,  -io  siod  i 

her  in  keinem  Falle  praktisch  verwerthet  worden,  weil  nach  kurzer  '■'-■'   ■•"'  '■•••!?'• 

Tragen  eines  solchen  Fremdkörpers  mit  entzündlicher  Injection  der  .'~ 

des  Homhautepithels  reagirt    und    obenein  das  Einbringen    eines  si.,.  ,. 

eines    geschickten    Zweiten    erfordert.      Diese    Uebclstände    hat    Th.    L 

durch  die  Construction  seines  Uydrodiaskops  beseitigt.     Es    besteht  in  ■ 

die  vermöge  eines  an  ihrem  dem  Auge  zugewandten  Rande    betiudlichei. 

keitsdicht  dem  Auge  angelegt  wird  und  durch  zwei  Biinder,  die  über  der  F'.- 

geknüpft  werden,  in  dieser  Position  beliebig  lange  erhalten  werden  kan 

der  Kammer  befindet  sich  eine  starke  Convexlinse,  die  so  berechnet  ist,  •' 

den  Effect  der  Hornhaut  ersetzt,    der  ja  durch  das  Einbringen   der  Fli; 

Als  letztere  wählt  man  zweckmässig  eine  Chlornatriumlösung  von  O.S.'i 

20 — 40' C.  von  der  Conjuuctiva  und  Cornea  beliebig  lauge  ohne  jeu 

sie  wird  durch  eine  an  der  oberen  Wand  des  Hydrodiaskops  befindlicl 

die  nachher  durch  einen  Stöpsel    verschlos.sen  wird,    vermittelst    eines    ; 

Patienten    selbst    eingegossen.     Th.  Lohnstein    hat  das  Hydrodiaskop 

eigenen,    durch    doppelseitigen  Keraloconus   bedingten  unrcgelmässigen  11 

mit  vorzüglichem  Erfolge  als  .\rbeitsbrille  benutzt.    Abgesehen   von   der 

vergrössert  das  Hydrodiaskop  in  geringem,  von  der  Tiefe  der  Fassung  abhäa^äiiUB  1 


TKV 


HydrolyNe  iit  die  Sp^tnoK  d«r  aiykoaido*  b«im  Kochen  mit  Sturen  oder  Alkmticm. 


Hjüromotra.  Die  HydroniPtra,  d.  h.  die  Ansaniiulung  von  scrJVMr  i 
Uterus,  entstellt  iti  der  Menopause  durch  Verschluss  des  Uterus.  Sic  i- 
seltene  Erkrankung  nnd  in  de»  weitaus  meisten  Fällen  weniger  dur. 
liehe  Strictur  di-s  Cervicalcanals,  als  vielmehr  durch  eine  Verleim«;  - 
Fibninie,  Myome  oilci'  Carcitionn.'  bedingt.  Eine  eigene  Bphnmihiii;.'  '1' 
tue  natürlich  in  einer  Beseitigung  der  Cervi.xstcnose  bestehen  ni 
zu  den  grossen  Selteiibeiti'n:  für  gewohnlich  wird  die  Hydrouiftr^ 
der  betreffenden  Neubildungen  beseitigt. 


?iini*  I 


Hyilronephroso.     Das  Wesen    der    als    Hjdronephrose    benannten  AffoctJOB  il-: 

Abscbnitto  der  Harnorgane  ist  durch  die  beiden  Momente  gekenn-  ■' 

mal  der  HaniabRus.«  ganz  oder  theilweise,  (lauernd  oder  vorüberj. 
und  sodann  dass  der  durch  diese  Strining  im  Harnabfliiss  h' 
zustand  der  oberen  Harnwege  iiiui  der  Niere  selber,  wie  weit;; 
stehendeti  Verändcriingeii  auch  sein  mögen,  ein  aseptischer  bleibt, 
der  betr<ifTi'nen  Abschnitte  in  üirien  sich  etablirt.  Tritt  diese  ein. 
nephrose  als  solche  auf,    und  die  Pyelitis*,    die  Pyelonophritis*    di«»  l')V'" 


U'ilrolu'plirom- 


-     041     - 


lljilroiicpliruspj 


ILogiuiit.     hie  Hy<li(iia'|iliiiise  ist  Weniiiach  eiiio  ruisgesiintrln'ii   nKTli;iiiisfh<-   AffiT.tiun; 

lihr  eigentliches  Wesf-n  beniht  niil"  der  Behinderung  des  ll.irriubHusses   und  eine  jede 

iTherapie  hilngt  zunächst  von  der  Art  dieser  Behinderung;,   von  der  Miigjiehkeit  ihrer 

iBeseiti^uM);  ab,    sod.'uin  aber  natürlich  auch  von    dem  iJrade  der  dnrch  die  Stauung 

■bereits  gezeitij;ten  Zustünde  in  den  olierhalli  i;elepeneii   Haniabschnitten. 

I        So    erhellen    sicli    iiIuk'  Weiteres   ilrei  vei-sehiedene  Formen  therapi'utischer  Vor- 

nahnjen    bei    der  Hy(iri>ne|dirose.     |t;Ls    erste    und    nfirhstgelegene  Ziel    ist  natürlich 

das  cnusalei    die  Ki-hiiKierriMg  zu  belieben,  dem    Harn  auf  seinen  natürlichen  NVegen 

I  ausreiclji'iuleii  Abtiuss  zu  scIiatVen.    Ist  das  nicht  nic'Vglich,  so  bleibt  als  zweite  Fonu 

ithera|ieiitisi'her  Alihill'e  dii'  llei-stelliiii;::   eini's  künstlirhen  Abflusses    für  die  gestaute 

Flüssigkeit  übrig,  ein  nun  sclmn  nur  unter  srliweven  chirnrgisriien  ICingriffen  erreich- 

J)ares  Ziel:    aber  bei  einer  auf  niu-  niech.inis<'her  Sti'imng  beruhenden  Allection    sind 

»ndere  als  nu'cliaiiische  Lösungen  kaum  iiiilglieh.     Und  so  ist  deiui  die  dritte  Gruppe 

tbera]Knitisclier  Beeinflussung  eine  nneh  weitergehende:  die  Nephrektomie*,  die  gäriz- 

Jicho  Entfernung  ties  erkrankten  und  mibranehhiir  gewordenen  Organs,  die  r.idicalste 

iber  :iueh  sicherte  Behainilung  einer  jeden  sonst  irre]»arablen  Störung. 

Die  Wiederherstel  I  niig  des  natürlichen  Hariia  lif Ins.ses,   die.  Beseitigung 

«ler  die  Stauung  veraidassenden  Momente  ist  schon  ans  ilem  Grunde  nicht  iniiner  aus- 

Ifülirbar,   als  die   Hindernisse  zum  nicht  nni'rheblii'hen'rbeile  angeboren  und  nur  zum 

lanileren  Tlieile  erworben  sind;  liöchsten>  Verengerungen  durch  hochgradig!'  l'hinH>son 

Ullfl    iSlmliclii'    zugiingliche  Stennseii    würden    hii'r    i'iner  Beseitigung    sicji    darliieton. 

IniiniT  :ibi-r  nniss  iii:ni  ziiiulchst  gen:iu  wissen,  welcher  Art  das  Ijrrnmni.v-;  ist  und  wo 

es  seini'ii  Sitz  hat:  utid  denirtige  i'est.stejlungen  siml  :iu.sserordenflich  schwierig  und 

loft  tiictnsrührbar.     Man  li:it  also,  wits  sich  ja  g:uiz  von  selbst  versteht,    wenn  üfters 

larnsteine''    sich    i'inkeileii,    die  Steinkrankheit  ülterhaupt  zu  behandeln;  man  nuiss 

lie  chronische  (ionorrhoe"  eines  Strictnrkranken  zu  beeinflussen  suchen,  die  Aflfection 

eines  Prostatiki-rs*  als  solche  behandeln.  Aber  ilerartigi'  Therapie  ist,  soweit  sie  über- 

laupt  erfolgreich  diircbgeführtwerden  k:inn,innvesentlichenniir  eineprophylaktische;  die 

iirecte  Beseitigtuig  kaim,  wie  sie  eine  mechanische  Wirkung  ist.  :uich  nur  auf  nn^chani- 

«•heni  Wege  geschehen,  dnrch  eine  ebenfalls  directe  Inangrifticihme  der  Störung  selbst. 

'Eine  enge  Harnröhrt^nstrictur  niuss  erweitert  werden;    eingekeilti-  Fremdkörper,    wie 

Harnröhrensteine  und  .--ehr  grosse  Blasensteine,  welche  tlie  ents]»rechen(len  ( Istien  ver- 

fgnn,    sind  zu  beseitigen;    dort,  wo  eine  Conipression  das  HiiHlerniss  ausmacht,    ist 

(io  abzustellen:    in  den  seltenen   F.'lllen,    wo   der  anl'gi'liläliti-  l>;irm  die  Urs:u-hi'  ab- 

ielit,  durch  KegeUmg  der  ['i:iel   und  inslie.snndere  durch  die  Vermeidung:  von  kohlen- 

Bfiureli:illigen    imd    blilhi'nden  Speisen,    bei    der  Betrofle.vion  ties  rtertis  durch  deren 

'lilderung,    da    wo  (ieschwfilste,    sei    es  in  der  Bhuse  oder  in  diT  Bei'keidiöhle,    dii- 

iJoinpression   ;uisübeii,  diurli  ihre  oper.itive  Beseitigung,  liei  Exsudaten  ebeiida.selbst, 

reiche    die    gleiclie    Einwirkung    li.aben,    durch    die    bekannten    Mittel,    die    deren 

lesnrptioii  befördern  uiul,  svemi  iliese  nicht  ausreii'hejid  sind,  liiirch   Entfernung  de.s 

Exsudates  mittels  der  I'unction.     Ivli'nimt  sich   eiti   Nierenstein    ein     inid    ei-zeugt    er 

^inen  vollstrindigen  .Ab.sclilu.ss,    so  kann  nnin  hier  natürlich  nicht  abwarten,    bis  die 

ohnedies    zweifelhuftr'    interne    Therapie     ihn    liindinchi,'elieii     liisst;    hier  wird    ein 

eiitschlossriier  ("iiiruri;  i>ine  itpiT;iti\<'  Enlfenunig  des  ( '(Uicrements  vorzunehmen  sich 

nicht    liedeuken.      In    :nniereit   Fallen,    in    lienen    zwar    d:L<   Hinderniss  selbst  zu   be- 

■eitigen    der  ärztlichen   Kunst   noch   in'clit  niMglirli   ist,     trotz  seines  Bestehens  jedoch 

Hurch    geeignete  .Nachhilft-    eiiii'    ansreii'hiMuie  unil  völlige  Entleerung  lies  Harns  er- 

piolt    wf^rden    kann,    ist  diese  mit  grosser  ('nTise()Uenz  und  Kegelmässigkeit  zu  über- 

■racben;    wo    ein  Prostatiker  ll.irnretentioii    hat    und    seine  Blase    selbständig    nicht 

ftiehr    vollstilndig    oder    vielleicht  überhaupt  rnclit  mehr  zu  entleeren  verin:ig,    liisst 

■ich  durch  ein  regelmässiges  und  ttaiierndes  Katbeterisiren  verhüten,    dass  der  H;irii 

■ich   anstaut   mni   die  oberen   Ilarnwege  dilatirt. 

I  Wird  in  ;dlen  diesen  Fällen  versucht,  das  Hitulerniss  direct  zu  beseitigen  oder 
■u  fiberwinden,  .so  ist  unter  den  Methoden,  welche  es  hier  und  da  ermöglichen, 
lietn  H:inie  auf  seinen  natürlichen  Wegen  den  gestörten  .\bfluss  wieder  zu  verschaffen. 
Her  Catheterismns  der  Ireteren  wichtig.  Wo  Heninmngen  des  .Vbflusses,  durch  nur 
fc>ä.ssige  Knickungen  und  Torsionen  herv(n-frerulen,  im  Harnleiter  ihren  Sitz  haben, 
■önnen  diese  durch  rias  i'inilringende  Instrinnent  überwunden  werden,  sod:i.ss  ein 
BLsrcichender  Abfluss  erzielt  wird;  auch  ist  es  nicht  ausgeschlo.ssen,  da.ss  mit  seiner 
Hilfe    Itickere  M.'ussen.    Schleimpfröpfe   und  :"iiinliche  Bildungen,  vielleicht  auch  L'ou^ 

^^  Lidkreleb,  CiiarkluiiiteJii!.     IJ.  Uaml.  ii  ^^H 


[Hyil  roll  i'pli  rose 


—    042    — 


llyilruiri 


rreincntc,    wclclii-    iiorli    im   olifislon,  Iriditvrrörmigcii   Tlirllr  lI'•^■  Rirnlir^in 

wiink'i'   n;u-li  <il>i'ii  hin  in  das  writere  Nifn.Mibccken   zurfirtk- 

1111(1  so  den  Aljflii!«    fi-fi  g(?bt'ii.     D:i8sclbc  kann   iii:uu'bui:il      ,.   . 

nijissigo  Liißcrun;;  (k-s  KrniikLMi  uud  eine  ciiUprechendi^   inanuelk'  ltecioftMN;| 

wo  oini'  intemiittironde  Hytlronephros«"  infolge  von  WamlernicTt;  besteht 

es  ist  notliwendig,  wo  bei  einer  intiTniittirendcn   Hydronoplirosf  der 

Kchwulst  wieder  ;in {gestiegen  ist,  die  Kranken  zwcckcntsprccheud  xu  u.-^ 

üu  rc[)imirt'n  und  dni'cli  eine  sanfte  Massage  die   F.ntlff.-rim^  zu  boffinlcr 

jcdoeli  mit  grosser  Vorsiebt  und  Zartiieit    geschelii-ii    und     :'"        ' 

ist  zu  voriueiden;  es  gelingt  aueii  so  oft,  die  EiitlciTiuiic  liii 

proiongirte    iieisse  Mäder    die   nianueile  Wirkung     unterstüUcii. 

warnen   ist  ab<'r  vor  der  Rxpression  des    hy<ironfithrotischon  S." 

gelingt   allcidings  iiianrlnnal,    nanientitcli  wo  der   Verschluss    kein  tullai 

aber  sie  kann  aiicli  leicht  zu  einer  Bcretung  des  Sackes    fülirL'i». 

in  der  Mehrzahl  der  Fälle    aber  ist  eine   causale    BehaiKÜung  mit  EHblfl 
zuführen  nirlit  angängig,  und  man  wird  ilie  Behandlung,  statt  auf  <!'•■  '  '^■"" ' 
den  Folgezusfand    der  Stönuig    zu    riebten  haben:    auf    die    hydf' 
Ansammlung,    auf  ilen  Tumor  selbst.     Während  jt'do<-h  dif  cau-:!!'' w 
wo    nur    irgend   inöglieh,    luiter  allen  Unistiindcii  erfüllt   werden  unis>,  hui 
Arzt  zunächst  sorgsam  zu  erwägen,  ob  eine  ßehaiulliinfjr  «les  Tm  ' 
linden  s(dl.    I>eim  nicht  immer  ist  das  nöthig  oder  aiifh   nnr  \  AI 

eine  liy<lronejihrütische  Ansainmlnng  nur  massigen    l'mfang   bat,    bt.<Miiitl«n < 
(laliei  keine  nennenswerthen  Beschwerden  macht,  lässt  ni.'ui  sie  am  bffStffll 
Das  gilt  nicht  nur  für  geringfügige  Geschwülste,  sondern  während  rinrr  i 
langen    Zeit  auch  für   solche  Tumoren,   die  nur  langsam   und  sehr  iiltiü 
wachsen  und  ln'i  denen  dann  auch  die  ohnedies  bei  d«T  unooin|il 

oft  nur  sehr  wenig  ausgesiM-ocheneu  Krankheilserscheinnngon  in  ^„.uei 

bleiben.  Bei  .solchem  Verlaufe  darf  erst  spUt  der  Rnt.scliluss  zu  einem 
griff  gefasst  werilen.  Diese  Vorsicht,  dies  Abwarten  iiuiss  überhaupt  der 
ilaiike  in  der  Ueurtheihmg  des  therapeutischen  Handidns  bei  <ler  Hvdrom 
und  ganz  besonders  dort,  wo  der  liydnmephrotischi.' Zustand  scIi 
ständige  Kessenmg  erfahren  hatte,  wo  es  sich  also  um  intermitt 
handelt,  deren  erneute  spontane  Kutloi^ning  man  erhoffen  > 
riiliMslirtzitngsntittel  lieförderu  kann.  Wo  dagegen  di<r  H. 
einen  Kingrifl'  nöthig  machen,  stehen  mehrfache  Wege  für  die  Be 
olletr.  entweder  nur  die  Kntlecrung  des  flüssigen  Inhalten  der 
ziilühren,  oder  aber  diese  selbst  saninrt  ihrem  Inhalt  zn  oiitfcnicn.  Der 
ilication  Hesse  sich  auf  zwei  Wegen  genügen,  wie  sie  über:ill  im  Kßqtur,  ••  ii 
abgesonderte  Flüssigkeit  entfernt  werden  soll,  eingoschlascn  wenlwj:  In  «■ 
leerung  aus  der  im  Uebrigen  uneröfTneten  Höhte,  also  durch  Puncti 
einer  solchen  unter  Freilegung  des  Innenraunies,  durch  IncLsiun,  hier 
Ne|)li  rotoinie.  Die  Knffernung  des  ganzen  Tumors  würtle  «lern  gitgpni 
si<'h  hier  immer  um  vorgeschrittene  tieschwulslbildiingen  handelt,  im 
aus  (ler  Nephrektomie  iHstcheu. 

Die  I'unctiou  des  hydrone))hrotischen  Sackes  kann  nur  selten  in  Vnr 
denn  einen  delinitiv  heilenden  l-llTect  kann  n.atürlich    die    vtinlli'  : 
eines  Ihdilraumes,  der  sich  schnell  wieder  mit  Flüssigkeit  anfüll 
wenn  auch  hieriuul  ila  es  ausnahmsweise  vorkommt,  dnss  nach  nii 
die  Wiederaiit'üllung  des  hydn)nc])hroti.schen  Sackes  ausbleibt.     A' 
wemi  sie  Iransperitnni'al  gcschiidit,  ihre  grosse  Gefahr  darin,   d.i 
öflTnung  Flüssigkeit  in  den  Baiichfelisnck    übertritt  und    eine    tii' 
zeugt:    sod:uss  sie  demnach  extra|)eritoneal  ausgeführt  werden   in 
überall   dort  von    Nutzen   sein,   wo   eine  anmittelhare  Kntlast 
aus  Ursachen  irgendwelcher   Art  tlie  grossen   Kingrifle  d<?r   > 
phrektomie  zur  Zeit  uiKuisfühi'har  sind,  wie  in  der  Gravi<lit5t   uatl  liti  lar 
Hie  ist  .-iliiT  nur  eine  jialliativf  MclhiHh-,  ein  KingrifT,  der,   wenn  ülnth 
wöhnlicli   nur  \<m  vorüliergeheudem  Nutzen   ist.     Und  ganz    besoiiilers 
n:ichfolgendeii   Injection    von  Jod   oiler  Alkohol   oder    ähnlichen   Firis-;!rt 
entleerten  Flohlraum  gewarnt  werden:  die  Hnuptgefahr  der  I'uncti 
in    der   .Miigliclikeit,  die   bis   dahin    a.seplischen  Drgane    zu  iitiii. ^ 


i  llydrcdioplirosc 


-     tu:{ 


H}ilr»|iK| 


sichtigl  luTbuigrluliiti'   Kiitziiiuliiii^    tlicMT    kuiiii    sdlir    leicht    zu  Nfrcitorun^i'H    iiml 
Verj.iucliiingon  ilrr  Gosflnvulst  wt-itor  si-hrciten. 

Ks  würden  tluiiuiaoh  <lort,  wo  oin  Kitip-iff  uiilieclinp^t  als  uöthi;;  sich  envpjst,  rlip 
beiden  grossen  Operationen  der  KiitleiTutig  der  Geschwulst  durch  iiusgiebige  Erfiff- 
uuiig  oder  der  vollht:'iiHli;;eu  Hutfernuug  der  tiesehwiUst  .seihst,  also  die  \ephro- 
.toiiiie  und  die  Ne|)li  r<-ktuuiic\  iihrig  hieiben.  AucL  diese  sind,  ebenso  wie 
jede  andere  weniger  erhebliche  <»|n'ration,  liier  iniiglicliht  ;iuf  extrajjeritoneaieni 
1  Wege  viir/unehiiieu,  ;uis  (irüudoii,  die  keiner  Krörterung  bedOrreu.  liutniT 
jeiloeh  ist  ziuiilchsJ  mir  die  Neplimtniuie.  nicht  sogleich  die  Kxstii'i)ntion  der 
Niere  vor/uuehinen.  Denn  wie  si'hr  auch  die  'l'ei'huik  gerade  der  Nierenoperationen 
ilanernd  vursolireitet.  so  ist  doch  die  N.'jdu-olouiie  die  uugetalirliehere  der  beiden 
Kingrifl'e,  urul  zudi^ni  besti'hl  olt  uiul  selbst  in  ausserordentlich  weit  ansgcrdehulen 
H\drone[)lirtisensäcken  nocli  relativ  viel  secernin-ndes  Nierenpareiichyui,  das,  wenn 
is<  von  (ieui  auf  ihm  histenih-n  Drucke  befreit  ist,  sicli  wieder  fnnctiunsfähig  zeigt 
und  mit  di.wsen  Entfernung  gegen  den  wichtigsten  Grundsatz  der  Chirurgie  Verstössen 
werden  würde:  dem  Körpt-r  nach  Möglicliki'it  /u  erhalten,  was  in  ihm  von  wesent- 
lichen Organen  noch  nützlich  und  leistungsfähig  zu  sein  vermag.  Und  schliess- 
lich ist  die  Hydrouephrose  oft  eine  doppelseitige  Affection  und  die  zuriick- 
lileibentlc  Niere  vermag  nach  Kiitlerunug  der  anderen  di-n  Anforderungen  an  die  Rli- 
nn'nation  der  gelösten  .\tisvvurfstoffe  nicht  inuuer  zu  genügen.  Zudem  gleicht  sich 
oft  aui'h  nach  geschehener  Kutlastuug  durch  die  Nephrotottvie  überall  dort,  wo  gcraih- 
das  prall  angefüllte  Nierenbecken  durch  seinen  Uruck  scdber  sich  den  Abfluss  in 
Ausatztheile  des  Ureters  vecsclilic'.sst,  die  Störung  wieder  aus  nml  die  Nieren- 
bcckenfistel  kommt  bald  zum  Scbluss;  auch  ist  der  Ureter  nun  von  oben  zu- 
gfinglich  uiul  ein  in  ihm  l>etindlich<*s  Hinderuiss  kann  vielleicht  hindurcbgebrachl 
werden.  Ist  über  den  Sitz  des  Himicruis.ses,  iiisbesoüdeif,  wenn  es  sich  um  ein- 
gekeilte Steine  handelt,  zuvor  näheres  ermittelbar,  und  ist  dieser  Locus  all'ectus  re- 
lativ hoch  gelegen,  so  wird  die  liioisiun  natürlich  gegen  diese  Stelle  sich  richten  und 
gleichzeitig  das  Hinderniss  entfenien:  vieileiclit  kaini  auch  ein  Stück  des  Ureters 
dabei  re.secirt  werden.  Konnul  die  Niereuljeckeiilistel  niclit  zmu  Schluss,  so  ist  da- 
:eu  luiter  Umständen  die  Nierenexstirpation  unvermeidlich. 

UENDEL80UN. 

jrdrOltaraClimnrsiiure ,    C„M,„0,  =  OH't'slli'CII.'CII^COgU.    dU-    JurcU    Rvdactiuu    von    i-CnmanUnrc    luit 

N'iilriuiniiiiiat);nni.  fornfi    bei  EinwirliunK  vuii  Milp«trigt>r  S&urQ  auf  {i-AmiiIoh}-draJtiiniut:^nnri'  eiitstolit.  Hndot  i«icii  Im 

LDoriiiulcM  Mnn^cliei)li  ar  II.  tritt  ferner  nuf  bei  d^r  KNulnis.»  vuu  Trro^iii    und  von  FlriHcli.  fowio  im  Harn  Tun 

loit  Tyri>«)ii  );i'nittf*rton  Kuiiinelicn  (S  al  kowii  k  i);  patboloffiscli  wurde  sie  int  Eiter  ninor  jancbii^on  Prntoniti^  houli- 

f  ttctilot  (Haumann).    Sic  btldtt  lilcjne,    monokline  Kryntalli;    vom  Sebin|i.  l?tj  — IJ'.i^,    Ui  wenig   lOalicb    in    kaltom 

i  AVa*.äer,    triebt    in    beimcm,    ««uwic  in  Atkubnl    ORd  Ai'tbcr.     Mit  Ri^oneblond    ^iobt    ilit*    kalt    ge^]lttiKtu    wil.s.teri)(n 

lidflung  )tlaut;raue  FUrbunff.     Mit  (^uef küilbcroxjrdnitrat  idobt    sie  dii-'-clbe  fCcactiou  wie  T)'ru»in.     Bei    der  Fftalnis^ 

1  mit  Pankreu    giebt   sie  I'henol.    p-Krenul   und  Ox]rpbenylesBiK<4llure,    bciw  .Sehmelten    mit    Kali    it-OsybeucoUalture, 

^  EssigaUure  und  FbenoL     lunerlieli  einKenoniuinn,   gebt  iiic  grii^sti^iitheilH   tkU  p-Oxyb«nzo@sKnre    in  den  Uani  Ubci. 

.SPIEGEL. 

Pyilroiicricanlliiin.  Ergüsse  von  seröser  Flfissigkeit  in  den  Herzbeuttd  und  mechani- 
sche Keiiiilrächtigiing  der  Herzthfltigkeit  durch  dieselben  sind  fast  ausschliesslich 
nur  Theilerscheimmgen  allgemein  liydracinischer  Zustände  in  l'olge  von  Kreislaufs- 
Störuugeu,  Nierenerkraukung  oder  llydraeuüe  bei  an.ieniischen  oder  kachektischeii 
Personen.  Wo  Wasseransamuiluugeu  im  rericardiuiii  allein  für  sich  bestehen,  werden 
ilieselben  linrch  mimittelbare  örtliche  Störungen  der  ]»eriknr(lialen  t'irculation,  durch 
Druck  von  Tumoren  auf  die  Venen-  und  Lyrii[thgefässe,  durch  entzündliciie  Vor- 
gfinge  uinl   Prodncte  (Exsndate)  in  den  Nachbarorganen  herbeigeführt. 

l)er  Erfolg  der  Tlierai)ie  hangt  von  der  Möglichkeit  ab,  die  allgemeinen  und 
Ortlichen  Kreislaufs -Störungen,  sowie  die  bestehende  .Xnaeinie  unii  Kachexie  zur 
Heilung  oder  zeitweiseii  Kückbildung  zu  bringeti.  Dadurch  aber  ist  die  Behandlung 
für  den  bezüglichen  Uall  im  Allgemeinen  .schon  vorgezeichnet;  sie  wird  alle  aus  ilem 
Krankheitsziist.inile  fuigenden  liidicationen  zu  berücksichtigen  haben.  Umfangreiche 
perikardiale  Exsudate  köinien  die  Punctiou  luid  Aspiration  uothwendig  nnichen. 

OEBTEL. 

jdrops,    allgciiiuinc    Bczcichtiung    für    eine    Ansammlung    von    wnsscrruichcm    .'^crum    in    den 

fGcwfbcn    umJ    Körperhölitcii    des    Menschen.     Spcciellc    Beneonung  je    nnoh    der    Wasserau- 

snmmlini^  in  fleii  verschiedenen  Organen:   im   Parencbym:  Hydrops  Anasarca  oder  Hyposnrca: 

in    der    Bauchhöhle:    Hydrops    Ascites;    weiterhin    llydrothorax,    Hydroperic.irdium,    Hydro- 

^BBi^^^^^^^htoa,  Ilydropbthalmus,   Uydroccie,  je    oachdeni   sieb  Wasser   in  den  Brust- 

^^^^^^H^  41* 


[II}'droi>s 


-     «44     — 


Hyi 


räum,  Ucrzboutcl  etc.  ergossen;  oder  Luageii-,  tiloltisoeJcm,  wonn  es  di«  I.augniu<iil 
kopfscbleimbaut  iofiltrirt  hat. 

Falsche    oder    Sackwassersuchten,    Hydropsiae    spuri.it»,    entstehen    l^iis  Vfrdite] 
Drösenausführuiigsgäiigen  oder  engen  Canälen,  wenn   der   Inhalt   d<  r 
war    und    nach    der    Uesorption    durch  W.^sser    ersetzt    wurde.      II 
nephrose'  oder  der  Hydrops  renuin,  tub.irum,    cystidis   fpllcae.     uteri     i 
vermiformis,  sacci  lacrymalls.    Die  Sackwassersucbton  unterscheideu  sicli 
tiud  Erhaltung  ganz  und  gar  von  den  anderen  hydropischcn   Ergüssen. 

Die  Ursache  der  eigentlichen  Wassersucht  bildet  das   Austreten  von 
-lus  den  Geweben,    bedingt  durch  eine  mehr  oder  weniger  grosse   Durcl" 
besonders  der  kapillären.     Dabei  ist  die  Durchlässigkeit   der  Capillarw 
tional  der  Dichtigkeit  der  Bluttlüssigkeit.     Die  Transsudation   wird  leiclii'.,' 
bei  wasserreichem  Serum,  während  bei  höherem  spccili.schen  Gewicht  noch  weiter»  i 
Momente    hinzukommen   müssen,    um  den  vermehrten   Austritt  von  scrijser  Killt! 
zuführen.     Man  untenscheidet  einen  hydraemischen  und   einen   mechani.->cbeu  Hj"! 

Beim  hydraemischen  oder  kachcktischen  Hydrops   ist  das  Blut  djirftl 
Ursache  Wiisserrcichcr  geworden,  ii.ich  grossem  Blut>'erlu8te,  tabescirendeo.  kacbfkts 
hciton.  n.ich  .'^corbut.  in  dcrReconvalesccnz  längerer  acuter  Krankheiten,  d-t- 
nauh  laug  dauernden  Eiterungen  in  der  Haut  und  in  den  Knochen   und  t«! 

zeitiger  amyloider  Degeneration  der  OefHsse  der  Leber,  Milz,   Nieren.    Die  i,  .....j,..^ 
geben  indess  die  grossen  Eiweissverluste  durch  Albuminurie  bei  acutem  und  chraoii 
Brightii.    In  allen  diesen  Krankheiten  und  krankhaften  Zuständen  wird  der  VTuMoafSBJ 
umsomehr  beschleunigt  und  erhöht,  wenn  die  Ernäl)rung  eine  ungenügend«!  uo*!  iÜtTiI 
durch  irgend  eine  I'rsachc  gestört  ist.     Einfache  Inanition     hat  keine  bv.1r,.nit.-" 
lungcn  zur  Kolgo.     Ein':  besonders  mitwirkende  mechanische   Ursache,    I  <  l 

lauf,    ist  beim    hydraemischen   Hydrops    für  das  Zustandekommen   ausg>. 
Ilöblenwasscrsuclit  nicht  nothwcndig  und  in  den  weniger  schweren    Fällen,  in  der  I 
cenz    längerer  acuter  Krankheiten,    zumal    wenn  auch  die  Nahrungszufuhr  eine 
ist,  genügen  geringe  mechanische  Einflüsse,  längeres  .Sitzen,  Stehen,  Gehen  üUImIiIi 
aufreichende  Ocdeme    der    unteren  Extremitäten  (H.  gravilatis)   zu    erzeua'ii.     In  lÜil 
Fällen  ist  der  gros.se  Wasserreichthum  des  Blutes  das  ausschlaggebend-    "  .rir| 

stehung  des  Hydrops.     Es    ist    durch.ius    unrichtig,    dass    kachektische  !.■  i 

gegangene    hydr.iemische   Plethora    auftreten.     Man    kann   wohl     ein  dorn  normiica 
cüMceiitrirtes  Blut  linden,  wenn  mau  dasselbe  unmittelbar  nach  dem  Auftreten  drr'> 
sucht,  allein  hier  ist  dann  bereits  der  grösst^  Tbeil  des  übersi-^ 
in    die    fiewcbe    ausgetreten    und    dadurch  eine  thcilweisc  Coii' 
geringe  .specilische  (icwicht    des  .Serums    lä.sst    aber  auch   in  solelitu   F. 
Beseh.ifTenheit   des  Blutes  nachweisen.     Korcirte  Einspritzungen   von   pb- 
liisutig,  O.fipCt..  bi'i  gesunden   Thieren,  bei  welchen  sofort  eine  m.issenli 
W.isser  durch  alle  secreturischcn  Organe  und  damit  wieder  eine  fortücb 
des  Blutes  und  .Abnahme  des  intrav.isculären  Druckes  erfolgte   (Cohnht 
haben  nach  keiner  Seite   hin    Beweiskraft.     Allmählich    eintretende     Khj 
tiefässwäüde    und  .'Vbuahme   der  Elnsticität  und  Spannung  der  Gewebe,    ui    ml 
r-isse,    insbesondere    die    Capillarcn    liegen,    vermehren    die    Durchlässigkeit   der  i 
während  durch  di.n  stäTidigen  Austritt  von  Serum    das  Blut    selbst    immer  noch 
weiss    verarmt    und    dadurch    auch    noch    leichter  filtrirbar  und  dilfundirbar  Wlri.  ■ 
Weise    kann    der  Kiweissgehalt    des  Serums  von  8  auf  öpCt.   herabgehcu.  das  spci 
wicht  von   \0'29 — 1031   auf  1013— lOlG  sinken  und  der  Wassergehalt   \on  90 
steigern.     Stellcti  sich  in  diesen  Fällen  früher  oder  später  noch  Hindemi- 
so    können    die    hydropischen    Ergüsse  rasch  mächtig  anschwellen,  die  ' 
ganzen  Körper  sich  ausbreiten    \ind  W.asser   sich    in  allen  Körperhi'ihlen    i,. 
Tod,  wenn  nicht  früher  auf  andere  Weise,  unter  (Gehirn-  oder  Lungenoedem  • 

Beim  mechanischen  uder  ."^tauungshydrops  liegen  die  Verhältr- •-• 
kann    ganz    normale    Bescb.ilTeidicit    haben,    und    durch    irgend  ein   Hin 
Thrombose,  Compression  oder  durch  anderweitigen  Verschluss    einer  gri  - 
d.iueriulen    Blutzufluss    durch    die    iVrtcrie,    bei    Compression    der   Vena 
.■»ler  etc.  kann  es  zu  umfangreicher  seröser  Transsudation,  zu   Hydrops    • 
bei  allseitiger  Umsehiiüning    zu  Caput    suecedaneum  der  Neugeborenen 
meclianische    Hinderuiss    im    Centralorgan    des    Circulationsapparat«s,    ir 
durch    d.isselhc    vcrnnlasst  wird,    entsteht    allgemeiner    mechanischer  H 
Ursachen  sind  Krankheiten  des  Herzens,    Klappenfehler  und    idiopatbis«'! 
bei    welchen    der    insuflieicnte  Herzmuskel    den  Kreislauf  nicht  mehr    zu  unlertull««' 
Dabei    kann    das    Blut    anfangs    seine    volle  Concenlration    hesitxen ,    in    der  B«^ 
auch  hier  schon  eine  Vermehrung  des  Wassers    im  Blut  vorhanden,    wenn    'lii:   SM  " 
immer  höheren  Stauungsdnick  zu  stehen  kommen,  ^c  Harnausscheidung  innr.rr  ii« 
wird  und  das  iiherschüs.sigo  Wasser  im  Blut  und  in  den  (icwcben  sich 
kann  aber  auch  hier  unter  dem  anwachsenden  Druck  im  venö.sen  Appar  . 


[Hyilrops 


—     t(4ö     - 


Hydrops] 


Harn  vcrloreo  guben  ^Slauuugsalbumiiiurie)  und  daü  xpeuitiKcbc  Uewictil  iles  Scrumb  doiucnl- 
spruclicod  norb  weiter  abnebuieD.  Der  Waüsuraustritt  aus  den  Genissen  wird  bui  KrvislaufH- 
störungeii  vorwiegend  durcb  das  Gewicht  der  Blutsäiile  bedingt,  die  auf  den  Vcneiiwurzeln, 
ibrfn  Capillareri  und  auf  dem  sie  unisohliesseüden  Gewebe  lastet  und  unter  wcli-bem  in 
Verbindung  mit  der  Blutverdünnuiig  und  Verlangsamung  der  Ciroulation  Elnsticität  und 
Spannung  des  Gewebes  abuebmen,  und  die  Ernährung  der  Gefisse  herabgesetzt  wird.  Vor- 
ändcningen  in  dun  Gefässwänden,  die  sieh  durch  ErtiäbrungsstOrungcn,  Stagnation  des  Blutes 
in  der  Gefasswand,  Sauerstoffmangel,  Abnahme  der  Temperatur.  Lockerung  des  /usammen- 
hanges  der  Endothelzellen  u.  s.  w.  ausbilden,  werden  dieselben  für  flüssige  und  corpusculiirc 
Eleraenlf  durch lissiger  machen  und  ihrerseits  wieder  den  Hydrops  vermehren. 

Von  noch  unbekannter  Ursache  hängt  die  in  den  Tropen  vorkommende  Wassersucht  ab, 
welche  auf  Trinken  von  kaltem  Wasser  nach  längerem  Dursten  oder  bei  den  eingeborenen  Afri- 
kanern beobachtet  wird,  wenn  sie  bei  der  .\rbeit  plötzlich  vom  Regen  durcbnässt  werdt-n. 
L'nter  anhaltender  warmer  Temperatur  geben  die  Anschwellungen  wieder  von  selbst  zurück. 
Auch  nach  gcw;ihnlichcn  Erkältungen  bat  man  Wassersucht  beobachtet,  ohne  dass  die 
Niereu  dabei  erkrankt  waren.  Bei  Krauen  kommen  nach  dem  .Vusbleiben  der  Menstruation  oder 
auf  hysterischer  Basis  Oedcmc  an  verschiedenen  Körperstellen  vor.  Der  Hydrops  para- 
•  1  y  t  i  c  u  s  ist  zugleich  auch  ein  mechanischer,  indem  an  dem  gelähmten  Theile,  einer  Extremität, 
||  die  Beihilfe  der  Muscutatur  zur  Fortbewegung  des  Säftestromes  ausrällt.  Die  als  Hydrops 
I  irritativus  calidus  s.  intlamniatorius  bezeichneten  Ocdeme  sind  von  entzündlichen  Vor- 
I  gangen  einer  reizbaren  Haut  oder  zugleich  von  der  Einwirkung  anderer  Entzündung  er- 
regender Zustände  abhängig  und  sollten,  wie  auch  .indcre  neuropathische  AlTectioneri.  dem 
Hydrops  nicht  beigezählt  werden. 

'riicrnpic.     Die  beiden  li.nuptsäch]ichst<^n  Fnnuciv   der  aligfint'iiipn   Was-scrsiiclit. 
lio  liytlrnciiiiscln'    und  liit'  rneclintiiscjic,    nniclipii    fine    bcsfindf^ri'  D.nrstPJlun'!;    notli- 
vemlii;:  di(^  üliriftnn   fulltMi  mit  der  Bcfuindlnnf;  drr  i?inz<'liipn  Kranklioiten  zu.saiunicii. 
Dir  tii(?r;i|K'utiscln'n  IndiiMlioncn    vi»rlanf;pn  für  die  liydriiiMnisclic  Form  in  erster 
Uinie  eine  l'»i;iltui)g  und  Hrhrdiun;;  des  Hiweisse.s  im  Hlut  durch  die  Krnäbruiii;  imil 
Jenii'iits[»rerlieiid  eine  \'ennitHlpnni^  des  Wnssers  in   diesem  und  im  Krirper  ülierhaiipt. 
viel  nuistrittene    mni  tioeh  iiiclit    eiiLseliiedene  Schwierigkeit    ist  nur,    itli    durch 
»ieli liehe  Zufuhr  von  l'^ivveiss  in  bestimmter  l'Virm  (Mei.seh,  Kier  etc.)  eine  bestehende 
Slweissaus.seheichmg  im   Harn  erhöht  wi-rden  kann  oder  nielit.     Oprte-I  hat  in  zahl- 
lieri  sorf^lalligen  Untersuelimi^jen  keinen  Fall  gi-.selien,  in  welchem  er  eine  Kiwei.ss- 
inahlHi'  im  Harn,   un;d)h;in^ifC  vttti  den  dundi  die  Kr;mkheil  bedingten  Schwanknu^en. 
hur  Mm  dem  liennss  grösserer  Kisvei.ssmengen,  tianwritlieh  Hühnereier  und  selbst  ndier 
5ii'r  hatte  .diieiteii  köiiiien,   er  glaubt  inde.ss  nach    den    vorliegenden  Beobaclitiingen 
l^ndi'rer  nicht  an  (h'r  .Möglichkeit  eines  solchen  Zusammenhanges  zweifehl  zu  dürfen, 
och  werden  derartige  Fälle  tiur  selten  eintreten.     Man  mu.ss  daher  jeden  einzelnen 
fall  für  sich  betraclitun  und  durch  wiederholte  Bestinmmngeu  der  Gesanimtmeiige  des 
'24   !5tundpii    ausgesehiedeuen    Kiweisses,  nicht  des  jeweiligen  Prozentgehaltes,  ilen 
ifluss  der  Nahrung  auf  die  AMumiiimrip  coiitrolireii.     Die  Aufnahme  (>iner  eiweiss- 
eichen  Nahrung,    dip  den  Eiweissverhisf    theilwi-ise  zu  ersetzen  vermag,  i.st  für  den 
[ranken    eine    l<dieiiswrelitigi>    i'Vage.     Ks    werdet)    daher    eiwei.ssreielie  Speisen    den 
laiiptbestandtheil    der  .Nahrung    des  Kranken    ausmachen   inü.ssen,    l'h>iseh  je;;lic!iir 
Irt  und  Zubereitung,  Rier,    Fische,  ('aviaj-  etc.  und  von   Fett  und  Kohleliydraten  so 
f\i'\,    als  für  die  Frhaltung  eines  genügenden  Fettheslandi's  nothwendig  ist.     Kben.so 
rird  man   leindialtigc  Speisen,  Kalbsfü.s.se,  (ielee,  Leim  etc.  in  passender,  leicht  mt- 
Intilicher   l''oriii  der  Kost    beilugen,    wenn    die  Verdauungsverhältnisse    dii'Selbe    ver- 
Ingen,    Auch   im   tietränk  kann    man    dem   Körper  Kiwei.ss    zuführen    und    zwar   in 
BF  Buttermilch  bis  zu  4  pCt.     Wo  Hühnereier  ertragen  werden,    dürft«'    .'un-h   Kier- 
fcis.swa.ssor    zum    Getränk    verwendet    werden.     Bei    der    Darreichung    fettbildender 
ipei.sen    wird    man    der  hier    oft  .sehr    erschwerten  Resorption   des  Fette.s  Hechnimg 
Igen  und  mehr  sich  an  die  Kohlehydrate  halten  müssen. 

Die  Meuge  der  einzunehmenden  Flüs.sigkeit  (tietränke)  muss  immer  stark  herab- 
setzt werden,  um  die  .Mimisdifferenz  iu  <ler  Fhls-sigkeitshilanz'  d.adurch  auf  den 
leinsteu  Werth  zu  bringen  oder  gar  positiv  zu  maclien.  F/tullich  wird  im  allge- 
iiien  Heginie  und  körperliclien  Verhalten  <les  Kranken  alles  vermieden  und  ver- 
Iten  werdi'U  müssen,  w;ls  die  Kiweissausscheidung  ini  Haru  vermehrt,  n.''inili('li 
luAkelarbeit ,  erhebliche  Anstrengung,  grös.sere  Spaziergänge  u.  s.  w..  ebenso  (ie- 
^Oth.iaufregurigeu,  welche  niit  stärkerer  Herzaction  verbunden  sind. 

Wo  niechanische  l'rsacheu  für  fleii  Hydrops  vorliegen,  ist  die  (irenze  der  Be- 
"lianfllung   gezogen    dtireh    die    l  lutiögüclikeil    einerseits    der   Kntfernnng   jener    iinil 


[Hydrops 


—    r,4n 


llydniAn 


aiuiiTSfiU  (Irr  Kiiisrlirrmkiiii;;'  iiml  AliHcliwücIniDg   ihnT  l'olgm,    w<  i 
stfiniMjTfii  stftrkcr  uiivvuclisnii.      Vür  tlif  li:iufigstu,  diircli  flerzkliippi  i> 
Form  (;ilti-fi    die  (Jrutulsiit/i'  dt*r  «lirietctisi'hfii  itf>li:iiulltiii;^    «Jer    Kn 
wäliri'nd    ji-ii<>    der  tnccliaiiisclien  iliircli  die  (iyumastik     umi    <li«>   (nii 
wi'jliiiiirt'ii  nur  sclti'M  (Ulli  iiiitiT   steter  üfTfirksicIili^mg     riiirr    inHiflichi 
der  AlTiumimiric  durcli  dii-  grOssiTc  Miiskfl;instrcii}?iniK   bei   drii- 
kouiiiK'ii  diiilVii.     IHc    liaiiptsäi-iilirlistc  Aufint'i'ksanikcit     ist    au' 
FlüssigkcitsaufnaliiiK".    l^iitlastiiiig  des  Kreislaiifi-s.    VeriiiimliTun  _ 
di's  StriiinliiiulfiniNscs  durch  di(>>5cllit'.  souii>  auf   p'iirijjfcinlo   Au 
Nalirunjir  7,u  richtfMi.     IMc  KutlVriuinf;    des   am  KörjuT    .•iDpcsniii^ 
in  bi'idiMi  i-'oniu'ti  des  Hyilrop.s    iiauptsricldicli    ilurcli   die   iiumII' 
durch   die    rliirurftisclic  Hcbaiidluii;^  bcwcrkstclligf  worden,    \vi>> 
die  lörzcuguug    ciucr    aiisgirliigcn  Mlaplioronc  durch    locnlc     irot  i^.  iui 
Dainfifliädi-r  in  Kasten-  imd  ncttfiniii  vci-siiciit  worden   kniiii. 


udulI 

H}'<lrotlipr»iiic  ist   liic  1. citri'  viiii  der  Mu'thudi.schi.'ii  Anwnidtin^  diM  cinfafiirti  Wi 
seiiirMi  vcrscliicdcncM  '{''•tMiicratiircii  und  Aggr<'patff»rini.'n   zu   «liai  i   •' 
tischen  und  tlu'ra^ii'ulischcii  Zwecken.    Sie  unterschfiilt^t    sich    vi'. 
Iwlire    ilailurcli,    dass    Itei    dieser  auf    die    dieniischo  Ziis:iiiiinrii 
bei  der  H\drutliera|M'e     auf  die  |iliy.sikaiisciien  ICigirrischafton   de^     > 
gewicht  geteut  wird.     Ns    beginnt  wohl    auch    in  ilioser   Hirlitung  rn 
dem  die  Minerabiueltenlchre  sich  immer  mehr  und  iindir  als  Hy<Irtithei.., 
von  dilTerenlen  cheiuisrhcu  Kigenschaffen  entpu])])!. 

Ilie  Hydrotherapie  ist  eine  vorwaltend  epidorniatischo  nn?m|iie,  jiti^rk  i 
nicht  aus.schliesslicli,  da  auch  bei  <lem  methodischen  Innorlirlicii  Gebmnrhf  v* 
mächtige  Wirkungen  beobbachtet  werden,  wobei  n.iliirlich   auch  di'     '        -V«l 
Schäften   des   eingeHössten   NV assers    zur  (ieltung    koiiinicn.      Pit'    I! 
keine  anderen  (Irnndlagen,  als  die  I'hysiologie   und   die  Pathidogn  .    1' 
die^jer  Specialzweig  der  Ttn'rajiii'  auf  anderen  Grmidhvg«Mi   ruhe.    i«t  ^ 
riing    liituieriicii    ü;i'wesi'n.     Iiicser  hauptsildilich  durch     flas    am 
der  Laiennn'dicin  in  den  \oidergnuid  getretene  (Jegensatz   /wiscli'  . 
liehen   Mi'dictn   und  der   Hydrotherapie    ist  vou  \V  i  n  tornitl     s»,»it   fast    . 
känipl't  worden;  dass  er  damit  noch  nicht  durchgedruiigon   ist,  ist  di 
dass  liif  Schule  sich  noch  immer  .so  passiv,  ja  negativ  diesem  Wi- 
vorhält;  doch  scheint  sich    in  neuester  Zeit  Ineriii  ein  Umschwung 

Gewohnt,    die  meisten  Wirkungen  unserer  therapoutischfii   V.< 
liehe    oder    subcutane    Kinverleibimg    einer  wirksamen    Substanz    r.- 
die  Aerxte  von  vornherein    etwas  skeptisch  gegen  die  Wirksamkeit  ■ 
reuten  Sulistatiü,    wie  es  das  gewöhnliche  Wasser  ist,   bei   seiner    '* 
Kiiriieroberfliiche.     Ivs  sind  mir  die  physikalischen  Kigenschaften 
mit  denen  wir  die  so  diftV-renfeti  Wirkungen  auf  den   Organismus 
die  'l'emperatur  und  die  Masse  des  mit  der  Haut  in   Contact  tr«-; 

Ks  ist  der  Nachweis  gefi'dirt  (Winternitz  u.  A.),    dass   die  i 
nischen    und    chendschen  Kinflüsse  einer  Wasserkur   die   verschi- 
Functionen   in  bestimmter  Weise  7.u  beeinflussen  veinifigeii.     Wer 
diuss    es    mit  Sicherheit    gelingt,    durch    therniisciic    und    mechai..-.  ..•    . 
Innervation  willkürlich    zu   verändern?     Wir    können    mit  Wärme    und  >i*< 
Sensibilität    in    allen  ihren  Qualitäten  herabsetzen,    erhöhen,    ver;  -  *--  - 
Anaesthesie,  Hyperaesthesie,  Umstimnuuig  perverser  nervöser  Sei i 
mit  Wärme  urnl  Kälte  hekilm|)fen.     Hiese  Wirkungen    lassen    sich   ^i-. 
KingritTes,  aber  auch  an  von  den  Finwirkungsstelleii  entfernten  l'onk" 
Sie  Iretfen,  gemäss  Kvperiment  und  klinischer  Beobai-htung,  die  • 
vation,    die  centripetale  Nervenleitung,    das  Centralorgan   des  N« 
und  Rncketimurk,    und   durch   Fortleitimg  und  Keflex    die  mot.iri^ciui! 
(las  ganze  Nervensystem.     Längst  ist  es  erwiesen,  dass  wir  ebenso  tb' 
mittlimg  der  Innervation,  tlieils  direct  auf  das  ge.sainmte  Circulatie 
vorher  besttmmliarer  Weise  Finfluss  haben.    Mit  thorniischen  und  raci 
griffen  gelingt  es,  die  Blutvertheilung  zu  verändern,  Congestionen 
die  mächtigsten  Kactoren  für  alle  allgemeinen  unil  localen  Ernährun. 
zurufen,    einen    lebhaften  Stroiiiwechsel    zu  bewirken  und  auf  di 


lynrotliprnpip 


-     «47     - 


llj(lri»<li(Tn|»|p) 


•  rgaiiiM-lu'ii   Wiii'iiic,    uiiil    zw:ir    ilrr  Wiii'iiii'.nlij^.'ilic  miwuIiI  als  aticli  tliT  Wäriiir- 
^i'Uilui'timi,    licIVii  Kinfluss  zu  ^fwiiincn.     Dass  vs  auf  ii'nw  Wt-isc  iini;;licli  ist,    Se- 
nd  Kxcri'tiüiien    nicht    nur    dos  Hautorgans,    sondern    auch    d<>r    verscFiicdensteii 
nncn'ii  Orgiuic  in    hohem  Gradi'  mit  therniisclien  und  niocli.inischon  iMittetn  in  ihitT 
^uuction  zu  steigern  und  zu  schwächen,  ist  oft  genug  liewiesen  (Winte  rnitz).    Nicht 
l'cniger    sichergestellt    ist    der    reflectorische    Kinfluss    nnf    die    Respiration:    Be- 
«^iileunigung,    Verlangsamung,    Vertiefung,   Verfiarhung  derselben.     Lilngst  ist  es  er- 
fiesen,  dass  Sauerstoffaufnahnie,  Kofi  leiisfuireahgalie  durch  unsere  Actionen 
illkfirlich  zu  erhriheii  und  herabzusetzen  sind  und  damit  auch  die  organischen  Ver- 
jrcnnuugsvorgänge.     Kl)enso    feststehend    ist    es,    dass    wir    den    gesammten   Stoff- 
.•echsel  bis  in  die  feinsten  Details  desselben    zu  beherrschen  vermögen.    <ianz  auf- 
ifallend    und    von    niclit    geniigeiid    gewürdigtir   Hedeutung   ist  die  Vi-räiidernng    der 
llu  tzusain  nuMise  tzu  ng  unter  thiTmischen  uuf)  niei'hani.schen  KingritTen.    Kovighi 
in<l  Winteruitz  haben  iniabhäiigig  von  ejnandiT  die  noch  viel  zuwenig  gewürdigte 
l'fhat.sachc  feststellen  kiliinen,    d;iss   man  Leukocytose,    Krvtltrocytn.se,    Veränderungen 
Irier  chemischen  Zasamniensetzung  des  Bhites,    Steigerung  der  Alkaleseeuz  des-selbeii 
Idurch  sie  bewirken  kann,    'rheniiotaktische,  thermonieehanische  und  thermncheraischo 
IWirkiingi'U  konnten  ilaraus  abgeleitet  wenlen.    Wir  sind  auch  im  Stanile,  mit  unseren 
therniisclien  und  meehanischen  Kirigriffen  clas  intimsti>  Zel  len  leben  zu  beeinflussen, 
Itla  auf  thermische  und  mecliauische   Eingritl'e  jede   lebeudi-  Zelle,  ja  das  niclit  orga- 
lisirte  rroio](I;tsiiia-l\c"ir()erchen  leagirt  durch   Krhöliung,  Herabsetzung  und  auch  Ver- 
nichtung ihrer  vitab'ji  Functionen.    Also  nicht,    ivie  es  ilem  oberflächlichen  Ib-obacbter 
lerscheiiit,   kami  man  bloss  auf  Keinignug.  Ihirstlöschen.  KrwärniMng  und  Abkiiblimg 
ides  Ki")ri)ers  itiil   Ibermischen  und   iui>chai)ischeni  .Mitteln  Kinfltiss  gewinnen.     Mit  diesen 
Tliat.sachen  vennochte    die   Hvdrotherai)ie   auch    ib'u    neuesten    |)athog<'netischeii  und 
,nctiologi.'ichen   l'ortschritten    zu    folgen.     Die    Krtor-schiirig    drT    uafiiriiclien    lleactioii 
Jes  Organisuuis  gegen  jede  liifecticm  niiil  lutoxication  lehrte  bald,    d;iss  die  Krfnlge 
lller   Hyilrotherai)ie  auch  einer  rationellen  [leittung  zugänglich  seien  und  zwar  gerade 
in  dem  Ssiune  de.s  noch  immer  fruchtlos  gesnicbten  allgemeinen  Antitoxins.     Ks  lässt 
sich  nämlich  erweisen.    da.ss    die  W:vsserkur  die  natürliche  Hilfskraft   des  Orga- 
Ijiismus  gegenüber  den  K  ranklieitserregi'rn   günstig   beeinfliisst,  ja  dieselbe  wach- 
Iruft  und  stärkt,  al.so  den  (bganisnuis  im  Kampfe  mit  den  Schädliehkeiteii  untei-stützt. 
Aus  einer  etiLsju-echenden  Ki'itntni.ss  der  Physiologie  thermischer  und  iitechanischer 
EingrilTe,    aus  einer  Ki'untniss  der  in  jedi.'tn  Falle  vorliegenden  constitiitioiieHiMi  und 
Ipathologischen    Vorgänge    wird    der    krzt    leicht    d.Ls  Wirkungsgebiet    der    in    ent- 
Rprecheiider  Weise  coiubinirten  thermischen  und  mechanischen  .\gentien  festzust«>lleii 
in  der  Lage  sein : 

a)  Kin  diaefetisches    mui   tonisirendes  Heilverfahren  winl  mau  wählen,    wenn  es 

»ich  um  die  Stärkung  mui  Kräftigung  der  Functionen  aller  Organe  handelt,  wozu  der 

Itherrai.sche    unri    mechanische    Reiz    als    ein    natürlicher    Leben.sreiz,    als    da.s    ent- 

»«prechendste  .Mittel  angesehen  werden  kann.     Allgemeine  .Mu.skelschwüche,  Anaetnic, 

ISchwäcliezustämle  nach  schweren  Erkrankungen  werden  also  durch  eine  ents|»rechendo 

"Jydrotherapie  zur  Heilung  gelangen.    Als  allgemeines  Priucip  gelten  kurzer,  flüchtiger, 

thermischer    Heiz,    mit    .Schonung    der    Eigenwärme    und    Herabsetzung    der    [{eflex- 

f«rregbarkeit    der    Haut.      .Vusirb-icii    von    Oirculalions-     und    Respirationssehwäche, 

Schwäche  der  Verdauung    mid   Ernährung    luul  geliemmte  Ent^vickelung    haben    hier 

ihre  Anzeige,    b)  Hi<'nnit  fast  zusanimenfallend  und  unter  Benutzung  der  Einwirkung 

»uf  Vertlieilung,  Bewegung,  BescbaffiTiheit    und  Bildung    des  Blutes    wird    sich    dies 

"i'erfaliren  bei  .\nai'mien    und  Chlorosen    bewähren,     c)  IJie  fluxionilre  Methode  wird 

Kuni  Theil  als  resorptionsbefi'irdernde  und  revulsive  wirken  können.     Bei  jeder  Form 

Bincr  tmgleichmässigen  Blutvertheilung,    bei    localen  Anaemien    kann    man    von  der- 

Kolben  Gebrauch  nuichi-u.     Allgemeine  und  locale,  abkühlende  uiul  en-cgende  l'roce- 

luren  erscheim-n  hier  ang<'zeigt.    Ableitende  erregende  l'ni.schlägi',  die  verschiedenen 

•"«»rnieu  der  Kiddschläuche,  die  Longettenverbände,  die  Verbindung  von  Kältewirkung 

liit  Wärmescblänrlien  werden  sich  in    dieser  Beziehung    bewähren;    ableitende  Fu.ss- 

'l)äder,  Kreiizbtnilen,  Leibbinden  und  auch  allgemeine  l'roci-iiuren,    die   die  gesanimte 

Circnlation  heeinthissen,  kurze  kalte  Halbbilder,  Einpackungen*  mit  darauf  folgenden 

||nbkühletulen    l'nveibiren.     d)    [las  Verf.diren    Ididet    aiu-li    mit    der    entsprechondeii 

|)eachlung  der  fluxionären  und  ableitendini  .Methoden  durch  Bewirknng  eines  lebhaften 

I  troniw ecbsels    ein    mächtiges  Antiphlogisticura  und  Revulsivuni.     Die  verschiedenen 


Kigpii.scli.-ifteii  des  Blutes    un<l    ilie  Ausscliciduiig  von  hianiii 
werden  k»nii,    ist  in    ilir  auch    miies    der    inftclitigstcn   Hoiiin 
fectionskranklieiten  gelegen. 

Hydrotliorax,   Hydrnjis    pietirae,    Rrustwasscrsurht,     bedoutot    die 

seröser  Fliissipikeit    itincrliuHi    des    P|pum-Raiinii>s    unter     l'nistamlm.  »eltii 
entzihKliiolK'n   Vorgiiii};    im   Pleuru-liewcbc   .'iusse}ilicsscii     I.T.s.'sfii.      Auch   ilie 
fiilge  von  Neiil)il(iniif!en  der  l'leuni  eintretenden   Ivrpüsse   worden,    da   bei  i 
"jewisser  (ir:ul  von  IMi-nritis  nis  mitwirkend  :inxanehiu«>ii    ist,   nicht  hierher  f 
Somit  fallen  iletn   Hvdrolhi>rax  der  Himptsaelie  nach    nur   di««   Pleura-Tra» 
zu,    welehe    die    l*"o|u;c    entweder    einer    nllKeniejnen     Apnd»'ning    der   BlaM 
llvflraeniic  oder  von  ('ireiilations,störini):en,    ilie  untRr  Aiidon-ni  auch  dir  W 
l*leiir:i    treffen,   sind.     Mithin   stellt    iler  Hydrothorax    aiu*s<-hliev<ii.  i.   .;»  ^ 
erkranknng    dar    und    ist    meist  die  TlieilerHi-lieinuiig    (•int's  nlli 
(liehen  Ascites,  Anasarca  etc.).     Kine  Ausnahme    von     letzterem     i  ull^i 
nicht   hfinligen  Zustünde,    in  denen  locale  (iefüssstautiug    im  Thorax  die  Ci 
IMenra-Transsudafien    ist.    wie    es  hei  grösseren   infrathoracisclifn   (Jesck 
Fall  ist,  wenn  •«ie  die  gössen  Venenstämnie  odiT  auch   den  iKictiis  th<»r:iH«ff 
und  so  tlieiU    durch  Stei>;ennif;    der  rieffts-ssiiannung,    theils    d 
L\ni|»h-l!esoriiti(iti  die  Transsndation  liegiinstigen.    Viel    häidigi'i'  L 

(iefässstaunntr  in  Herzverfniderunfien  odiT  Lunttenerkr.in klingen,  welcbr  tu 
t'nlluni;  des  rechten  Her/ens  und  Venensystenis  fiihn-n.  Noch  xahlrnrlMr 
Krkrankungeii,  wi-lche  durch  Veränderung  der  Hlutniischnng,  nol»«n  Stfirmj 
Kniährung  der  (ief:"iss\v;1nde,  di'U  Hvdrothorax  suwie  anderen  Hvdr"i>-  •■' 
Hierher  gehören  die  Niereni'rkrankungen  (Nephritis,  NiRmn-AoiN 
viui  schweren  An.aeinieu  und  Kaclievien,  unter  denen  dip  FolgfJtii.-iMinn 
Malaria,  forttri-set/.ten  Blutungen,  ti;u1n!ickigen  IHarrhocn  otc.  in  i-rster  Link 
/.nhelien  sind.  Hieseii  ;ill^ccmi>ineren  L'rsachen  entspricht  ps,  dass  der  HjA 
meisl  (liippeJseitig  ist.  Her  .M:itit:el  entzündlicher  \  orgänge  bedingt  «< 
die  Hy(lvothnr:ixflüssigkeit  sich  meist  von  <len  pleuritiscben  Exsu'l  niath 

scheidet,  inuiienllicli   durch   };eringen'n  (.lehalt  an  Kiweis.s   und    an.  -;'•» 

tlieilen    und   d:is  {■'elilcn  oder    (geringe  Vorhandensein     von   Fibrin    und   lelCg 
mi'iiten.     I>o(h  linden  I  eliergänge  zwischen  jdeuralen   Kx-  und   Transsiwltiai 

Auch    icn    kliiiisclien   (Sild    spricht    sich    ihis    Fehlen     dor    Rntxündung  >i 
^iau]^tsa(•l^e    nach    wirkt    nur    die  Verdrängung   der  Nachharorgan«-,    nani««tS 
("luupression    von    Lunge    un<l    Herz    ilurch    das    oft.    schnell     wachvnde  Ti 
n;u'lithi'ilijr  ••in,   sodass  I)ys|)noe  und  llppression   die   ein/igon  suhjertivm 
sind,  welche   tndess  oft  schon   früh  eintreten. 

her   'rhera|iie    kommt    denientspirchend   nur   die   Indiention   tu 


Iyilrotlii»T«x 


—     640     — 


Hyrlrothornx] 


B  kiiiii|)riiiif;  t'iiici'  ;iiisj;i',>|»roflK']U'ii  An.ifiiiii;  mlrr  Kaclu'xic  tliifcli  Wiil)tiririmj;,  Kurruin, 
H  Cliiiiu  »Hill  Cbiniii,  Arsenik,  iin  VoriliTgruiid  der  Bohaiulluiig  sU'ht'ii.  lii  vielen 
H  aiiiliToii  Füllen  erscheint  Retjelung  und  Krfiftifturig;  der  nnj^enügeiiden  Herz:iction 
H  als  Hnnjit:iiilj;;il)e  und  wird  durch  IHgitalis,  Struplunitluis  und  verwandte  Mittel, 
H  durch  AlkoliidkM  inid  andere  Kxeit.antia*  zu  erreichen  fiesncht.  In  einer  weiteren 
H  Kate(;orie  von  Krkranknngen,  wozu  nainentlicli  liie  auf  Nieri-nstörunsien  lieridienden 
H  jjehiiri'ii.  sieht  man  ilie  .sii;;enannlen  aldeitenden  Behandhnigsmethoden,  hei  denen 
H  man  mittelst  Stei!;;erimtr  der  Wasserausscheidung  durch  Nieren,  Darm  oder  Haut  die 
H  Transsudate  zum  Kückgang  hrin.KPii  will,  als  ilie  (jeeinnetsten  an.  Von  diesen  sind 
H  bei  den  meisten  Kranken  im  Hinhiiek  auf  den  AlIpMueinzustand  nur  die  auf  die  Nieren 
B  wirkenden  in  priis-serein  Maasssfal»  anwendbar,  nhenan  steht  die  i)i^italis,  in  kleinen 
H  oder  itrittiereiT  I tosen  aii/uv\ enden  Und  viirtheühaft  nrit  salinischen,  Kalium  aceticuiii, 
H  Kalium  nitrirnm,  Kalium  hitartaricum,  Tartarus  horaxatus,  oder  mit  amieren  vege- 
H  tahilisehen  |)ruri'ticis,  Scilla,  Baccae  .Juiiiperi,  verbunden.  Von  gleichem  Wertli  sind 
H  nach  neueren  Krfahnuigen  das  Koffein,  s]»eriell  das  henzoesaure  oder  .salicylsaure 
H  Koffein- Natrium  zu  1 — 2  g  pro  die,  auch  das  rofieinura  valerianicum  und  das  Diuretin, 
B  zn  mehreren  ^  pro  die;  auch  Kalonnd,  zu  (1,2 — 0,3  mehrmals  t;lglich,  ist  neuerdings 
B  bei  Hydrops,  hesomlers  in  l''olge  von  Herzleiden,  benutzt  worden. 
^B  Ilie  auf  den  l*.irm  durch  starke  .Vblülirmitfel"   ableitende  Keliandlung  ist  bei  dem 

W-prössten  'llieil  iler  schwereren  Hydi-oilmr.ix-Kr.'tnkcn    mit  Rücksicht  .■inf  die  Kachexie 
oder  Herzscliwiii'he  nicht  anwendbar.     Audi  die  l)urclifiihruiif;  i'iner   diaphoreli.schen 
I       Hehamliung,  namentlich  durch  Sciiwitzbäder,  ist  meist,  schon  weffcn  der  i)ei  grösseren 

»l'h'ura-Tran.ssml.iteu  bi'stehendcii  Ityspnoi',  schwierig;  oder  iinnii"ifi;lich.  Doch  vertragen 
solche  Kranke  prolongirte  hinwanne  Bilder,  eventuell  viele  Wochen  lang  fortgesetzt, 
gut,  wobei  die  TranssiKl.ite  erhehiich  ziinickgelien  können  iRtess).  Kbenso  sind,  bei 
nicht  allzu  schlechter  Her/.th;iligkeit,  F'ilokarpin-lnjectionen  gestattet;  es  gelingt, 
namentlich  bei  Ne)>hritikern,  'ifters  äurch  ehie  längere  methodische  l'ilokarpin-Kur, 
jeden  zweiten  Tag  eine  injectioii,  die  hydropischen  Krgüsse  zum  Rückgang  zu  bringen. 
Kine  hei  pleuriti.scheiv  Exsudaten  mit  Krfolg  \ersiiclite  Durstkur  verbietet  sich   meist 

Iclnrch  den  .\llgeinein/,ustand.    \iehnehr  wird   in  der  Regel  die  Darreichung  nahrhafter 
Klü.ssigkeiten,  wie  Milch,  indicirt  sein,  welche  neben  der  rolmrirenden  auch  die  din- 
reti.sclie  liidicafion    eri'üllen    hilft.     Bei  höheren  (iraden  von  llvdrothorax  ist  strenge 
Knrpi'rndif    einzuhalt'-n    nml    plötzlicher  liagewechsel   zu  M-rnieiden.    um    iliircli  (lie 
rompressimi  bis  dahin  freier  Luiigr'utheile  die  Athenmoth   nicht  zu  steigern. 
Bei    der  Unheilharkeit    vieh'r  zu  tiriinde    liegender  Zustämle  liat    die  Allgemein- 
lieliandlniig  des  llyilrothorax  nur  srdten   dauernden  Erfolg,     .\iich    wo  ein  Rückgang 
des  Transsudates  zu  erzielen   ist,  erfolgt  derselbe   ininierhin   .so   langsam,    dass  er  zur 
rechtz(»itigen  Beseitigung  bedenklicher  Eungen-  und   Hi-rzbeschwerden  nicht  ausreicht. 
Wo  daher  eine  ernstere  Atlieinnoth  oder  Herrsch wüche  durcli  bestehenden  Hydrothnrax 
verursacht  oder  gesb'igert  wird,  entstellt  neben  der  Allgemeinbehandlung  .stets  die  Iii- 
dic.ation  einer  möglichst  schleunigen  Ktitfi-rmmg  des  Transsiulates  durch  Thorakocen- 
tliese.     Es   ist   anffnllend,  da.ss,  wiihremi  seit   langer  Zeit  die  i'iiiiction  der  rieura  bei 
der  exsudativen  l'leuritis  als   lian]its:ichlichste  Behandlungsmethode   allgemein  einge- 
führt i.st,  dieselbe  dem    flydrnthorav  gegenüber  noch   von   vielen  .Seiten  gr'scheut   rider 
wi'iiigstens  als  letztfs  Hilfsiitittel   lietrachtet  wird.    Dem   liegt  widil  hauptsächlich  dii> 
in  ileii  meisten  E:"lllen  ans  der  l'nljfilii.ifkeit  der  Priinärerkrankimg  folgende  Erwartung 
7.11  Grunde,  dass  das  'IVanssndat  brihl  nach  erfolgter  Enfleerimg  sich  wieder  ansammeln 
wird,  sowie  die  l''(ir<dit  vor  i'inem  nai'li  plötzheiier  Entlastung  der  Pleura  eintretenden, 
1  <lurcli  die  llydraemie  begünstigten  Lungen -Oedeni.    Doch  niüs.sen  die.se  Bedenken  gegen 
idie  durch  die  ['imction  oft  augenblicklich  zu  erzielenden  Vortheile  zurückstehen,  (.ierado 
I  l)ei  dem  Hydrofhnrax,    der    meist    schon    hei    kleinerem  l'nifang  die  auch  .schon  au» 
anderen  (iründeii    bestehende  Dyspnoe  und   HiTzschwäche    zu    gefahrdrohender  Höhe 
[Steigert,    wirkt    auch    in    der  Regel    die  EnileiTung   selbst  einer  nur  kleinen  Menge, 
I  unt<T  L'mständeii  sidion  25CI— ;UHi  c.cui,    mit   einem  Schl:ig  wohlthiitig    auf  .\thmung 
^iind   Herzthätigki'it    und    oft    augen.srhrM'nlicIi    lebensretfend.     ,\uf    fier  anderen  Seite 
i.st  der  Eintritt  von   Eungenoeilem    auch  liei   llydrolhornv  nach    ratioiirdl  ausgeführter 
'  Piinction    ilusserst    selten    mid    diese     überhaitpi    als    unbedeutender  Eingriff    zu    be- 
trachten.    Die  l'jitb'iMimg    wird    am    besten    mit  einer    guten  .\spirationsspritze  aus- 
geführt; bei  kleinerem  Trana.sudat  ist  diese  .Methode  der  einfachen  rimction  oder  d<T 
llebermethode    Hchoii  dwh.nlb  vorzuziehen,    weil   durch  letztere  meist  nur  wenig  ent- 


[llydroHiorll 


—     Cöi  I     - 


»rMl 


Ifi'ii  wird.    (u'\\i'<liiilii'li  ^ciiii};!  /,iin:i(-list  ilii- Piiiiciiini  iliT  riii»«n 
die  der  :iiidt'reii  cm.'IiIuoII   m;u-Ii   kurzer  l'aast^  fidf;cii    k:ir»rK      I>"t  M 
tritUts  von  I^iinp-noeiifiii  k;uin  dadiirrli  RcclitKiii^  gctr.i  tiatwuMUl 

;ds  lii'i  plcuritisclii'n  Kxsudiiti'ii  iiotinvi-iidif;  ist,  dir  M.-im  >linai( 

TraiissudaU's  Ijcgrcnzt,    also  Ptwa  ln'i  nnttt-lfrrosson    Krj^iissi'u   nicbt  öbi» 
Urosspii  nicht  über  1';.  i-ili-r  ontlecrt.     Hieran  kann   man   um  su  i'h«T  fn 
uiclit  a'ltPii  die  Erfalirunfj  pcuiaclit  wird,    das«  nach    thnil\V(n8<?r  Punftino 
der  Kest  des  rieuraexsudatcfi  sicli    /.iinächst  woitei*   verriiijfcrt    oder    mit'-'' 
Umständen  panz  resoHiirt.    I»ies  wird  aus  der  n:wh  tl«>r  Kntla^tung  dpr  1 
sioli  liebenden  Thätigkeit  der  Lunplipollissi'  des  Pleunvjfcwelx'S  crK'' 
dirci'ter  Wi-ise  kann  ein  IMenratranssudal  durrli  Entln.stiin^  aiulcror  |]' 
theile  beeinflnsst  werden;    so  wird  öfters  beobachtt-t,  «lass  t-iti   Hy^l 
abnimmt,  nachdem    ein    ji'ci''l"'''f'tt    bestehender   Aseitew    piiiictirt    ■ 
der  L'nterextremitälen  durch  Skarificationen  oder  Pmjclioju-n   zum  St-hwimiMt  | 
ist.     has    dnuern(b:  Versdiwindon    eines    H\drolborax     iinrh     rin-    orler 
Punction  wird   am  ehesten    erwartet    werden    können,     wo     nciUe   Nierenrs 
oder    scctindäre  Anaenn'en    nach  lJlutun{;en  oder   orscluipfcnden  Krankb'iicn  •<• 
der  Heilung  zugänglich  sind,    zu  tinmde  liejren.     I>i«<    oben    genannten  M -i 
namentlich  <lie  Hoborantien  und  hiuretica  in  passontlor  Ct»mliininin_- 
Standc  sein,  neben  sonstiger  liehandlung  der  (irnnUkrnnkheit   die^. 
folg  der  l'unctionsthera])ie    zu    unterstützen    oibsr   einn   wesentliche    <  rn.iii;; 
Pausen  zwischen  den  erl'orderlichen   l'unetionen  zu  freielcit. 

KU 

Hjfdroxflainin,  Oxynmmoniak,  wurde  von  Lossen  t8(>5  entdeckt,  aU  er  Salp 
estcr  mit  nascircndcm  Wasserstiiff  bohandcllc.     Die  Darttollunif   kann   njurl)  rr 
tliodeii  erfolgen  und  beruht  aul  Kcduction  der  Nitroverbindungen   der  alipttatucbn I 
von  Stickstoflbxydcn.     D.is  Hydrosylamin  ist  ein  Ammoniak,    in   welchem   1   VT* 
den  llydroxylrest  ersetzt  ist,    NH..  —  OH,  und  ist    dtm  Ammoniak    in    vieUa 
ähnlich.     Zwar  fällt  es  die  alkalischen  Krden  nicht,    dagegen   erzeugt  e.s  in  TbiJii 
und  Lüsunjjcn  der  Metnilsalzc  Niederschläge.     Die  Oxyde  der  edlen   M-'talle  vrir-  a| 
reducirt.     Mit  Säuren    bilden    sieh    in  \Vas.<er    lösliche  Salse.      Das   1! 
WiLsserigcr  Lösung    oder  seinen  Salzen  bek,annt.     Erstcrcs    ist  wenig   ! 
physiologischen  Versuchen  da.s  salzsaure  Salz  benutzt  worden.     Eine  s' 
Nachweis    ist    alkalische  Kupferoxydlösung,    in    welcher    die    gering«;. 
Kupferoxyfiul  ahscIuMden. 

üas  Hydroiybmin  ist  für  Thiere  ein  Gift,  welches  nucli  Bins  or\t*T  Ritt 
Mcthacmoglobin  narkotische  Wirkung  äussert;  auf  seinen  Vorschlag  wurdr 
liir  I'yrogallil  uii'i  L'hr)-.sarobin  bei  Hautkrankheiten  versucht.  Wenn  au 
praktischen  Vorlhcil  darbietet,  die  Wüsche  nicht,  wie  jene  es  thun,  zu  b'  : 
therapeutische  Wirkung  doch  weit  hinter  jener  der  genannten  Körper  zurücV 
reizende  Kigcnscimften.  Es  hat  .\nwcndung  gefunden  als  salzs-aures  Ji^al. 
oder  I — 2,ü:lf)0,0  Lanolin,  eine  Form,  in  welcher  es  noch  am   besten  yc: 


II, 


erCSy  Winlcrktirort  in  HUdfrankraicIi,  4  lern  vom  Millelmcfr  ofitfirnt,  mit  tni«kii»in.  wmnmfm  Kits«  . 
tliat;lirhrm  Wiii(I):oliuta.     Baitton  Oelolinr  Imk  Anfmig  Mirt. 


Iljtrrln,  e,I|,.,NÖ,  iwt  ein«  in  ili-n  Cocalilltli'lli  mtlulU-llP  Biur.  »••Iflu'  lici  ,\rr  F»brir»t)..' 
wiir'l''.  Itii*  HIaitnr  pittlmltpn  nur  wpnij:.  roaiicht*  hif*  ft.'i  pCt.  (lygrin.  1k|*  iillcKli*t«li  r^ta^ 
Kn  iliT  Luft  nnl«T  Itrllniiiin^  imi)  pt^lit  ein  mit  Salvlore  Kiit.  in  Nadeln  lcr>!VlftUi^rvndM  lülk 

lly(?roni.     Ilygroin    ist    der  Sanuiifln.ime  für  eine  Hrkrankunj;    iIit  S'hnfti- 
der  Schleimbeulel,  (lei'i'U   wesentlielies  v^ymi>t(iin  die  An.sanmiinnc   V"i   >• 
keit    irMH'rhall)    i\i-s    vorpiebildeteii   Sackes    d.irstellt.      Typon    dafür 
der  Sehnenscheideii  der  Flexorschnen  der  H:unl  und  da.s  Hyitronia  bnr--.i'   r 
Sehr    häutig    ist    die  Wand  des  Sackes   (hurh  Fibrinanflajxerunj^en   vrni. 
Flüssigkeit  schwininien  nicht  sr-lten  freie  Fil)rinkörper,  y.\  dor  Sack   ist  of«  u>li 
niit  jenen  abgeschlift'i'neii  l'reieti,    liciskörper  genannton   Filirink'irpeni.    Nif' 

hildi'ii  sich  Verwaehstmgen,    [lätnler   uiul   Leisten   auf    der   Wand.    namentli<k1 

Scliii'i[nl)eutelli\groinen.  Die  Aeti4)ltigie  der  Hygronio  ist  sehr  v-rrschieik»  ' 
häutige  Lrs.iche  für  Si-lmenseheidenhygronii'  ist  die  Tubereulo.se,  sie  kmnB*  ^ 
auch  vor  als  Folge  von  (ionorrlioe,  von  l'iniclioneller  L'eberaii.stn-ngimg  obnr  Mito^ 
Ursache,      liei   deti  Schleinilieulelhtgrnnieii   sind   uiech.'niische  InsiUte  v'ul  hlufef' 


lycrroni 


-      flnl       — 


ll>Kr«iii(»leT] 


l fsrirlii'.  Tiiln'iTitltiM'  ist  iilic  sl'IIi'II  im  S|)ii'l.  h:is  Lciilcii  riiitflil  viel  Hi'si-lnviTil(!||, 
«lif  li<'«rj>;uii^cii  (l<T  Si'liin'fi  siiiil  erschwert,  iler  Uciili-I  ist  p;<'s|i:irii)l,  hruck  vi'r- 
iirsaclit  Si^liincrz  itiiil  tia/.ii  kiinmit  iiocli,  (hiss  nii-ht  sclti'ii  liilVrtioiicii  des  |ir:i(len 
Bfiiti'ls  vmi  kliMiiPii  äusseriMi  Wutitlci)  ans  /.u  Strindc  koninii'ii.  I'ls  iiiiiss  also  etwas 
«l.-lgejren  -iiisoheliei).  Die  Flüssigkeit  eiitfei'iieii,  die  Wand  des  Hy^rouis  zur  Rück- 
bilihin;;  bringen,  saliald  die  Kranklii'it  frelieilt  ist,  ilas  ist  \\i)ld  ilas  ideale  Ziel.  Meist 
sind  wir  aber  zulrieden.  «eiui  wir  die  Krankheit  lieilen  mit  Anrnideniiig  des  be- 
treffenden Tlieiles  ries  Kiiriiers.  Ilesh.dli  ist  im  Allgemi'im'ii  die  Kxsfirpation  das 
beste  Hi'ilmiftel,  sie  hesi-iligf  das  Leiden  iidlsliitidig,  \vi>  sie  raiiieal  zti  maelien  ist. 
B«M  den  SehnensclK'iilenliygroiyn-n,  sj)eeiell  sok-lieii,  deren  Irsaelie  Ttiljerenlose  ist, 
ist  eliensn  wie  bei  Syimviallulii'rfulose  ein  Versueli  mit  wiederhniter  l'nnctinn  and 
Injcction  vnn  .Indid'nnnglweriii  dnreliaiis  gereclitl'ertigt.  Füliren  diese  nicht  zum  Ziel, 
so  ist  die  lv\slir[)atiim  des  erkrank tt-n  Theiles  iiidicirt,  <lie  freilich  oft  Schwierigkeiten 
biet«'t,  weil  die  Sehnen  seihst  von  tiibercuhisem  (.icwcIk!  sn  umwickelt  nnd  an- 
gefressen sinil,  dass  es  schwi-r  ist,  alles  Kranke  zu  entfernen,  ohne  die  Contimiität 
der  .Sehne  zu  nnterhreclien.  .Meist  scheut  man  sich,  ein  Stück  der  erkrankton  Sehne 
tot.ll  wegzunehmen,  weil  man  fiinditet,  ilass  die  wioders ereinigten  Sehnenstiimjd'e 
leicht  inticij-t  nerdeti  köinuMi,  um!  eine  lleihmg,  die  scIidii  durch  die  Spannung  er- 
schwert ist,  dadurch  mich  weniger  Aussichten  li:il.  Man  liegniigt  sich  deslialb  meist 
mit  der  weniger  rarlicab-n  ( iperatiiMi,  freilich  mnss  man  dann  auf  Kecidive  gef:usst 
sein.  Hei  jiiclit  tubercidiisen  Selunwischeidenhygrunun  getiägf  meist  Pnm.'tion  und 
Injcction  vnn  .''.[iroc.  K.arholsänre.  Tür  diu  .Schl<'iinbinitelhvgn>iue  wiire  durchweg  die 
Ex.stiri..atinn  zu  empfehh.n.  '  miluebkani.. 


I 


Ijicronietcrj  Ilygromutric.  Die  atmosph.icrischc  Luft  cntbält  stets  eine  gewisse  Menge 
W.issier  im  ga.slormigen  Zustande,  als  Wasserd.impf.  Dieser  Feuchtigkeitsgehalt  der  Luft 
ist  von  grosser  physiologischer  Bedeutung  und  dii;  tiesammtheit  der  Schwankungen,  welche 
er  an  einem  bcstmimten  Orte  der  Erdoberfläche  erleidet,  ist  daher  ein  wichtiger  klimatologi- 
schcr  Factor,  der  unter  .\ndcrem  in  der  Balneologie  eine  Rolle  spielt.  Der  Arzt  muss  daher 
die  hier  in  Betracht  kommenden  physikalischen  Begriffe  nnd  Messmethoden  kennen. 

Ein  gegebener  Kaum  vermng  bei  einer  bestimmten  Temperatur  t  im  Mavinium  nur  eine 
bestimmte  Menge  Wasserdampf  aufzunehmen,  und  zwar  ist  es  hierbei  gleichgültig,  ob  ausser- 
dem noch  ein  anderes  G.-us,  z  B.  Luft,  in  diesem  Kaumo  sich  betiiidet  oder  nicht.  Enthält 
der  Raum  diese,  maximale  Menge  Was.serdampf,  so  sagt  man,  er  bczw.  die  in  ihm  vorhandene 
Luft  sei  mit  Wasserdampf  gesättigt.  Auch  letzteren  selbst  bezeichnet  man,  wenn  er  in  der 
für  die  gegenwärtige  Temperatur  maximalen  Menge  in  einem  Raum  vorhanden  ist,  als  gesättigt, 
nnd  den  Dnick  in  Millimetern  Quecksilber,  den  er  dabei  ausübt,  nennt  man  .Spannkraft  des 
gesättigten  Wasserdampfcs  bei  der  Temperatur  /*,  oder  auch  wohl  kürzer  .Maximaltcasion 
für  die  Temperatur  t'.  Diese  ist  i»lso,  gleichwie  die  maximale  Dichtigkeit  des  \V.-userdanipfcs, 
einzig  und  allein  eine  Function  der  Temperatur  t,  die  man  empirisch  sehr  genau  bestimmt 
hat;  durch  eine  einfache  mathematische  Formel  lässt  sie  sich  nicht  darstellen.  In  den  phy- 
sikalischen Lehrbüchern  linden  sich  Tabellen,  welche  die  Maximaltension  sowie  das  Gewicht 
des  in  einem  Kubikmeter  Luft  von  grüsstmöglicher  Feuchtigkeit  enthaltenen  Wa.sserdampfes 
in  Grammen  angeben.  Es  ist  eine  Folge  der  Zahlenwerthc  für  die  Dampfdiehtc  des  Wassers 
und  der  Dichte  der  atmosphuerischen  Luft,  dass  diese  Zahlen  nicht  sehr  von  einander  ver- 
schieden sind.  Bei  10"  C.  ist  z.  B.  die  .Maximaltension  9,2  mm  Quecksilber,  die  in  einem 
Kubikmeter  enthaltene  Menge  Wasserdampl  gleich  9,4  g.  Bei  SO^O.  sind  die  entsprechenden 
Zahlen  31, G  mm  bezw.  30,1  g.     Die  L'mrechnung  der  Spannung  e  in  1  06  c 

die  in  Grammen  ausgedrückte  Feuchtigkeit  F  erfolgt  nach  der  Formel :   F  =       _i_  A  nrctr? 
In  der  atmn.sphacrischcn  I>uft  ist  die  höchstmögliche  Feuchtigkeit  "'   ".OO»"' 

nur  .selten  vorhanden.  Die  in  Wirklichkeit  momentan  vorhandene  Menge  Wasserdampf  wird  als 
absolute  Feuchtigkeit  bezeichnet;  relative  Feuchtigkeit  nennt  man  das  in  l'roccntcn 
I  ausgedrückte  Verhältni.ss  der  absoluten  zu  der  bei  der  gegebenen  Temperatur  h(5chstmöglichen 
'  Feuchtigkeit.  In  dem.selhen  Sinne  unterscheidet  man  ab.solute  und  relative  Tension  des  \\'as,scr- 
^danipfcs.  Thaupunkt  ist  diejenige  Temperatur,  bei  welcher  die  Lult  durch  den  augenblicklich 
I  in  ihr  vorhandenen  Wasserdampf  gesättigt  wäre.  Hätte  man  z.  B.  durch  eine  der  weiter  unteei 
|su  be.schreibenden  .Methoden  gefunden,  dass  ein  Kubikmeter  Luft  von  17"  C.  10  g  Wasser  cnt 
Liiält,  so  wäre  die  relative  Feuchtigkeit  =  10/14,4-  100  =  G9,4  pCt.,  da  sich  aus  den  Tabellen 
kfiir  17  "C.  14,4  g  als  maximale  Feuchtigkeit  ergiebt;  der  Thaupunkt  1 1  "  C.  da  die  Tabellen 
Ifür  diese  Temperatur  die  maximale  Feuchtigkeit  10  g  angeben.  Das  Minimum  der  in  der 
latmosphaerischen  Luft  beobachteten  relativen  Feuchtigkeit  beträgt  etwa  10  pCt.  Das  sub- 
[jcntive  Wohlbefinden  wird  nach  Rubner  nicht  gestört,  wenn  sich  hei  einer  Temperatur  von 
20"('.  die  relative  Feuchtigkeit  innerhalb  30— CO  pCt.  bewegt. 

Zur  Mvssung   der  Luftfeuchtigkeit    dienen  die  Urgromvtor.    Am    bekanntesten  ist  diu 


[HyprofI 


—    r>f>2    — 


BnuüMitvl 


Haarhygrnmctcr    von    Saussurc,    wclohi.'s  auf    ik-r  Ilygru.skupi«    ilcr  llsisr.  b-nfe, 

Haar  verläugert  sich  durch  Aufnahme  von  Wasserdauipf  aus  der  Luft;   dife«e  \»r'jQ(rrB|< 

nach  einem  nicht  einfachen  Gesetze  von  der   relativen  Feuchtigkeit 

Ein    entfettetes    blondes    Frauenhaar    wird    an    einem   Ende     passen«!    eir,^ 

anderen  an    einer  Axe    befestigt,    die    ausserdem    durch    ein    Gewicht    g  •- 

nehmender  Feuchtigkeit  der  Luft  erfolgt  daher  eine  Drehxing  der  Aie.     '^ 

einer  Scala    spielenden  Zeiger    abgelesen    werden    kann.      Die    I 

empirisch  gcaicht  werden.    Andere  Apparate  beruhen  auf  der  Be- 

Regnault's  Apparat  boKleht  aus  einem  (.rlasrohr,  das  am   unteren  iiiu'- 

glasfürmigen  Ansatz,    aus    blankem,    dünnem    Silberblech    go^chlosseu    i^ 

dieses  Gefässes  enthält  .\ether :    oben    ist    es    durch    einen   dreifach  durciuMM 

schlössen.     Durch  die  mittelste  Durchbohrung  ist  ein  Thermometer    geführt,   ■!- 

den  Aether    hineinragt.     Durch    die    beiden    anderen  Durchbohrungen    gehen  ' 

denen  die  eine  in  die  Flüssigkeit    taucht,    während  die  andere,    kürzere   mit 

verbunden  ist.     Wird  durch  den    letzteren    langsam  Luft  durch   den  Aether   ' 

so  tritt  in  Folge  der  Verdunstung  Abkühlung  des  Aethers    und    somit  auch  ■! 

ein.     8owie  dessen  Temperatur  nur  ein  weniges  unter  den   Thaupuiikt  der  Li: 

beschlägt  sich  der  vorher    blanke  Silberspiegel    durch  Conden.sation     "les    ben 

schüssigen  Wasserdampfes.     In  diesem  Augenblicke    wird    (wenn   möglich  ilur 

der  Stand  des  den  Th.Tupunkt  anzeigenden  Thermomclcrs  abgelesen. 

Hülfe  der  Tabellen  die  relative  und   absolute  Feuchtigkeit    berechnet    *•  ■ 

dem  iiliigen  Zahlenbeispiel  ersichtlich.     Ebenfalls  den  Thatipunkt   ertnittcll  I» 

nieter.     Ks  besteht  aus  einer  U-fiJrmig    gebogenen  (ilasrölirc,    welche  in  in-' 

Die  eine  derselben  ist  aus.scn  vergoldet,    über  die    andere   ist  Musselin    ^ 

man  letzteren   mit  .\etlicr.  so  kühlt  derselbe  durch  Verdampfung  die  in 

Luft  nb  und  bewirkt  so  eine  (."ondensation    der  von  dem  Aether    der    nv 

selbst    belindliclien    .\etherdänipfe.     Die  Folge   ist,    fla.ss    von    dieser    nc 

dampit;  die  Kugel  kühlt  sieb  ab  und  die  aussen  befindliche  Vergoldung 

wird  die  Temperatur    an    dem    in   die  vergoldete  Kugel    tauchenden   TTp 

Zur  Ermittelung  der  absoluten  Feuchtigkeit  liLsst  man  entweder  ein    • 

zu  untersuchenden   Litft  durch  ein  Oefäss  streichen,  das  mit  einer  \\ 

Substanz,  wie  Chlorcaicium.  gefüllt  ist.  und  bestimmt  die  <iewicht3ziinal-; 

Waagf-,  oder  man  bedient  sich  des  Psychrometers  von    August.    Dir-- 

Stativ,  an  welchem  in  einiger  Entfernung  parallel  neben   einander  7,W' 

sind:  die  Kugel  des  einen  ist  mit   einem  mit  Wasser    befeuchteten   .~ 

der  Vcrdunsttiiig  wird  die  Temperatur  des  letzteren  so    lange  .sinken.    Li 

.stand  erreicht  ist,  indem  es  eine  zwischen  der  Lufttemperatur  t  (welche  ■'■ 

meter  anzeigt)  und  dem  Thaupunkt  liegende  Temperatur  ('  angenonimeti  i.i! 

t'  gehörige  (uaximale  Feuchtigkeit,    so  ist  die   absolute  Fcuclitigkeit   f  =i  F' 

bezw.  =  .f"  —  0.56  ((  —  t'),  je  nachdem  t  Ober  oder  unter  O  "  liegt.     AN  ?• ' 

mcter  ist  dieser  .Apparat  in  seiner  Gi-nauigkeit  beträchtlich  erhnht  worden  (D 


Hfincnnea  l,.     Pfl>n«<nKaltnng  MS  drr  Fuaili»  der  CtcnklpinUeeac.    tnr  Onirr'-  ti'r  Kc* 
iibIio    Tprwaiidl    ripn  <?attuiiKCi)    Taniirjndus*    und  Tr  ach,vlobi  uin.     T 
Artett.  IlSum«  mit.    piiijurtiiK    tirfiiMlcrl*"!!  BlitUorn  und    ledfDp'ii,   drtlsig    i 
HfMrtH,  in  i^iidHtJIndiKf'n  iiHvi>I''M  Tniiit)en.     üio  r>zlilili}n*ii  I(IUt)i<*n  illhrpti    1»' 
Friiditblatt,    welclips  ZQ  einnr  Rrgsuen,    nieht    aufsprindtMnlrn,    w»*nit(«nMtit*«Mi    HliUn    »iid. 
sind   roieli  an  Hart,  das  aas  .'^tSnimen  nnd  Wurrpln  in  f(r<>s>f>ii   .Mniii^Hii  austritt    tin<l   4.'u|>.-i 
faiirication  llnfert.    H.  Conrbaril  L-,  ein  bi^  20  ni  bolier   haum  Hrmilii'its,  Ouyana»,  Coluii-;.- 
1i<>rert  die  trrOfisti!  Mpni^e  rlcr  fttldamprikanisrlipn  C.opalp.    AuMprdom  II.  stijhofftrpm  Hayni*.  II 
H.  stiKonocarpa  Hajne.  H.  Kni&neni«i«^  Aitblct. 

Uynenaoa  Courliaril  [«..  Caroubiprdprindo,  rnthHIt  in  der  Kiml«*  rin  Hars  tun  -kic" 
Ui*ruch  und  ninen  KolitfnwaAfitTstoff,  C,i.ll]i:.  wolrlipr  hpl  «tönor  Oijdaiion  AllK'iet<*ti*iiiirr  und  E*^^2»wn  ! 
Hart  wird  bei  Hapniopty^p  und  Haomaturio,  die  Itindr,  auch  Hluttür  »I»  PufKknj;  tiiid  AnthfljiuntSKi 
lliisis  .loE  Eitrarlum  llnitlura  Ph.  1".  S.  10  -SO  Tropfen. 

Hjrmenaeii    s  titt<i  u  nr  nr  p  a  Ha.vno    liefert    die  Jala  i- A»9D- Rind**,   woleho   in    IH^rmtl  llc 
Infurt  tiei  Haeinorrlmuien.  Fluor  altuis  in  Anwendunj;  geiojien  wird. 

i. 

Hymenalblulung.    Eine  geringe  Blutung  aus  dem  Hymen  findet  regelmässig  bei  ■''—  '^'' 
statt:  sie  galt  als  Zeichen  der  Jungfräulichkeit  beim  Eingeben  der   Khe  und  ti  ■ 
gewisse  Bedeutung  in  den  Augen  des  Vclkes,    trotzdem    m.Tn    zugehen    tn"- 
Wei.se  der  Hymen  eine  so  weite  tieffnung    haben    kann,    dass    bei    r]er  I> 
letiung  seines  Saumes  erfolgt.    Therapeutisch  geben  diese  lilutuiigen   meist    . 
zum  Eingreifen.    Stärkere  Blutungen  kommen  jedoch  ganz  ausnahmsweise  vor,  •; 
in    iibcrgrosseni  Ungestüm  des  jugendlichen  Ehemannes,   abnormer  Eng»?    tler  i! 
oder  auch  in  Haemophilie  der  Frau  liegen;  auch  an  die  Möglichkeit,  dass  bei  dei 
versuchen  Manipulationen  mit  dem  Finger  oder  gar  Instrumenten   zu   Hilff  v- 
wenn    relative    Impotenz    oder    sexuelle    l'sychoso    bestehen,    nius>    man 
Hülfe  wird  nur    ausnahmsweise  niitlüg:    mit    gros.scr  Sicherheit    gelangt  m  ; 
Bluttm«;,  wenn  man    nur    erkennt,    woher    dieselbe    stammt.      Der  tinerfahni)«  Ant  M' 


[Uyinrualhlutuiig 


(153     — 


llyppracmiej 


(•erade  bei  üolclieu  Fragen  leicht  vun  der  l'atioiiliu  irre  leiten.  Ual  mau  einen  (^rüsscien 
Hymenriss  als  Quelle  der  ßlutuug  erkannt,  so  wird  man  durch  Compression  mit  dem  Finger 
oder  einem  tjar.etampon,  der  fest  gegen  die  blutende  Stelle  drückt,  der  Blutung  Herr  worden; 
wenn  man  Nahfniaterial  zur  Hand  hat,  so  wird  eine  oder  die  andere  Naht  mit  Sicherheit 
dasselbe  Ziel  erreichen. 

Bedenklicher  als  die  Coitusverletzungcu  sind  die  (ieburtsverletzuugeii  des  liyinen,  wenn 
sie  überhaupt  zu  Blutungen  (Uhren;  allerdings  int  es  dann  wohl  nicht  der  Hymenriss,  der 
blutet,  sondern  die  Schleimhaut  der  Vulva  ist  weitergerissen;  wenn  der  Riss  nach  der 
IVethra  oder  Clitoris  zu  gerichtet  ist,  so  kann  die  Blutung  einen  bedrohlichen  Charakter  an- 
nehmen und,  wenn  die  Diagnose  der  blutenden  .'^(elle  nicht  gemacht  wird,  auch  zum  Tode 
führen.  Hier  hilft  vorübergehend  die  manuellu  (Impression,  doch  darf  man  sich  auf  dieselbe 
nicht  verlassen,  man  muss  vielmehr  stets  die  deßnitive  Blutstillung  durch  die  Naht  vornehmen. 

VEIT. 

HjrmeilodlctfOn    Will.    l'flanienKattuiii,'  itiiii  iler  Fuiili«   der  ttubiteiiir*,    Uittarfun.  t'ioeboniar.    mit  Ciii- 
■■•Uonft*  xifttnijclj  nahv  rm-windt.     L'infM««t  KStimp  und  Striaeliur  des  tro[>iBelien  Asi«n«,    Afrtkft*  und  MlidB){a)4k&n 
Bit  bitterer  Kinde.  KeKenttAndigen.  gestielten   Hllittern  und  tranhig  uder  riipiie   Angeordneten  BIntlien.     Bi-*lier  ••itid 
nr  ü— B  Arten  unterschieden.     H.  exreltum  Wall.,  eine  indische  Art,  cnth&U  H  y  in  e  nodicty  oh  i  n.  M. 

Die  stark  bitter  und   adstringircud   schmeckende  liinde  von  H.  excelsuro  gilt  in  Indien 
Is  Fcbrifugum  und  Tonicum.     Naylor  land  in  ihr. einen  glykosidischeo  BittcrstofT  T-j-Hj^O;. 

Itruenodietyonin.  C^iR^oNi-  ein  saueriitoffrreies  AlkaluTd.   Sohinii.  (Ki  — 70**.  LOslieli  in  Aetber,  Atkobot,  t'bloru- 
brffi.  Die  citruneogeibe  sehwefelsaDra  liO(<ung  floure^icirt  bronrefiirbvn.    Hs  i*t  als  eine  tertiäre  l>iaminbase  und  ui.s  ein 

PH" '  -  —     -!"•  Nicotin«  anxuüefaen.     Hjmenodictyonin  i.^t  ein  5tjirke»  Hengift.  welcbe^  am  Krovebherrun,  liri  kllnivfr- 

fl:  >iiün.  diastolischen  HeriMtillstand,  welcher  durch   Serum  beseitigt  werden  kann,  und  sohli«H.<ilieb  dedni- 

t-  uid    in  S)«toIe  enengt  (CoronediU     Bei   WanuMDtorn    «nttt    e*«  erhelilicb  den    Blutdruck    herab    und 

Ver^riU-'.t   l'v^pnof^.     Einuahioe  kleiner  Dosen  riefen  beim  Mensehen  Kui>fwoh  und  Schwindel  herror. 

J. 

Mein,  Ci7H3aNOa,  findet  »ich  nach  Ladenburg  neben  Uyoscyamin  in  den  Samen  von  Hyos- 
Igramus  niger  und  in  Duboisia  myoporoides.  Bromwaaserstoffsaurcs  Hyoscin  war  eine  Zeit 
ing  in  Deutschland  ofticinell.  Nachdem  Schmidt  jedoch  gezeigt  hat,  dass  die  therapeutisch 
enutzten  HandeLspracparate  nicht  der  von  La  den  bürg  für  Hyoscin  togcgebeoen  /.usammeu- 
zung  entsprechen,  sondern  mit  dem  in  den  Wurzeln  verschiedener  Scopolia-.Arten  vorkom- 
Benden  AlkaloTd  Scopolamin,  CitII^iNO,,  identisch  sind,  wurde  das  Hyosciuum  hydrobromi- 
itm  aus  der  Pharmakopoe  gestrichen  und  durch  Scopolaminum  hydrobromicum  ersetzt.  Die 
xistenz  des  Ladenburg'schcn  Hyoscios  wird  bezweifelt. 

LANUGAABD. 


OSCyaiUUS  Tournef.  Pdnncengattung  aus  ili-r  Kam.  der  Solanaceae*.  Unterfaui.  lly  oscy  »niea  e.  als  (iattung 
tisgeteichnet  durch  schwach  lygontor^ihe  Bllltben  mit  krugfOruiigeni  Kcloh.  IrichtcrfOrmiger.  stuui|if-  uU|>iiiger 
Krone  und  ?*  ungleich  litogun  St«.jbbUttprii.  Der  EweifHehcrige  Fmchtknnten  wird  so  einer  vieUamlgen.  mni 
'lUlbeuden  Keleli  umschlossenen  Decketka|isel.  Von  den  H  oder  \l  auf  Ruru)>a,  Nurdafrika  und  Mittelasien  hi<- 
vbrllnkten  Arten  ist  bei  unp  an  wüsten  Pllttaen.  nanientlieh  an  Di.irfstras»en.  Zäunen  und  aul  Schutttdntteri  huafig: 
".  ttiger  L..  das  schwarte  Bilsenkraut,  ein  ein-  uml  AweijAliriKes,  lottlg-drllslg-weiehbaariges.  widerlich  rieched- 
\Jlt*iit  mit  grob  huchlig  geiühnleu  tlUtlern.  Die  lUllthen  ^ind  meist  gelbllob,  die  Kronen  rim  «ioletten.  fast 
'Wnen  Netsadern  durchlügen.     Samen   hetlhrauti,  i;rubig-rinizelig.  M. 

'  Bi  Ise  nsamenü  I .    ein  farblose>.    dUnnflO^ssige-,    fette«,    nicht    Irocknetider,  iipI.    Ist    tu    ca.  'Ji\  t*Cl.  in    den 
■•n  von  Hyoscyamus  niger  L.  enthalten.     Ei  ist  geruchlos,  hesitit   milden  (ieschmack,  wirkt  nicht  giftig. 

H. 
Hyoscyamus.  Von  Hyoseynmu.s  sind  therapeutisch  die  Fuli.i  (Hcrba)  und  Üemina  als 
Intispasmodieuni  und  Hypnoticuin  benutzt  worden.  Der  Träger  der  Wirkung  ist  das  Hyos- 
yamiu,  welches  mit  dem  .\ tropin,  wie  durch  die  chemische  Constitution  leicht  ersichtlich,  fast 
lentisch  ist  (s.  Bd.  I.  .'s.  290).  Die  übrigen  Bestandtheile  geben  möglicherweise  zu  eiucin  von 
|cr  Belladonnawirkung  verschiedenen  therapeutischen  Hild  Veranlassung. 

Hcrba  Hyoscyami,  mit  8 — 5  Fariu.t  seminis  Liui,  zu  Kataplasmen:    zu  Klystiuren 

Infus  von  0.1—0,5:150.     0,5  pro  dosi!  1,5  pro  die! 
Em;ilastrum  Hyoscyami,  Bi  Isenkrau  Ipf  laster,  der  genehmulzcncu  und  halb- 
erstarrten  Pflastermasse  aus  Cera  flava  4,  Tcrebinthina,  nicum  Oliviirum  u  I  wer- 
den Folia  Hyoscyami  3  hinzugefugt;  schmerzlinderndes  Pflaster. 
Kxtractum  Hyoscyami,  1—2:10  Lanolin  oder  Fett  als  Salbe;  0,02—1,0—0.2!  zu 

Suppositoricn.  0.2  pro  dosi!  1,0  pro  die! 
Ulcum  Hyoscyami  coctum  oder  Oleum  Hyoscyami  iiifusum.  fettes 
Bi  Isenkrau  töI.  ein  bräunlieh-griines  Ucl.  Das  Infus  von  Hcrba  Ilyuscyami  4 
mit  Spiritus  3  wird  unter  Zusatz  von  Oleum  Ulivarum  40  im  Dampfljade  bis  zur 
Verflüssigung  des  Weingeistes  digerirt,  ausgepresst  und  filtrirt.  10  bis  15  zu 
Klysticrco,  innerlich  1 — 2  mehrmals  täglich  als  Emulsion.  l. 

Ryusejamusresi  nuid.  ein  hellgelbes  Harx.  liefert  mit  Kaliumhjdiat  rretokaleehiistture.    U. 
Hiroaeyserin,  C|,Hii*V>'  "i"'  wachsartige  Substant.krjrstalli.sirt  in  slemniiniigeii  Nadeln   .Sohn)!  2(>t— 31)^. 
Uyuaejrp  ikri  n.    ('irlloiDu,   ein  Otykosid,    amorph,   spröde,    bitter.     Liefert    gespalten  Ujroscyrelin,    f'u^^u^t' 
[abnj  Hill  Schmv.  Hn". 

sriEOEL. 

(leraeinie,  vermehrte  Bluifüllung,  speciell  wenn  dieselbe  loeal  ist,  wührend  man  die  allgemeine 
'ennchruug   des  Blutes   als  Plethora    bezeichnet.    Die  Hyperaemie    ist    entweder   eine  activc 


[H}'|ti<rapini(> 


—     B54    — 


iiilor  passivr.  Ww  JictiM'  Hypt-racmic  ist  eine  Thoilurschcitmug  der  Riitzüutluii(  bII 
durch  eine  Liilimuiig  der  (iefässc  und  spaneil  der  dpi  Haren  ru  St.imJe.  Die  fmnt 
acmic  entstellt  durch  Sljiuuiig  in  Kreislauf,  eutwcdcr  in  dcu  Art'Ti.ri  i  i.  i  Capiltim  f 
ncmie  im  engereu  Sinne)    oder  in    den  Vencu  (fVanoso).      Da    f\  ■  _   dj»  t 

Theil    nuch    von  den  Nerven  ubhiingig  ist,   su  können     Itci     iierV'  in 

plötzlichen  AfTeclen  Veränderungen  in  der  Blutverlbeiluiig   stallt;- 
ncmien  füJireo.     Von  der  Hypernemie  muss  mau  die  Uypostasc   uii: 
Stande  kommt,  dass  in  der  Leiche  das  Blut  der  Sobwere  nach  herabsinkt. 

HlUB 

il\  purballe  ist  das  erhöhte  Bodürfniüs,  vuu  Vorstellungeu  su  Uandluujfeu  Qbci/ 
salz  /.ur  Abulic.  In  gewissem  Maasüü  kann  es  als  eine  normale  Cb.-iraklcr«ig'M.viui 
werden.  Erst  die  Steigerung  zu  höheren  liradeu  kommt  uU  ^•\■mptoln  to«  ^ 
Störungen  vor,  besonders  i>l  dies  bei  der  Manie  und  bei  gewissen  Formeu  der  tta 
beobachten.    Kine  Therapie  diejtes  Symptoms  als  solchen  ist   niclit  vorbanduL 

■  Mit 


llyper^fuslo,  Hyperaesthesie    des  Geschmacks,   ein  geleguntlicli    bei    Hrsti^ri»  im'l  W  i 
krankheiteu  vorkommendes  Symptom,   ist  einer  speeiellcn    Behandlunir  ■  '^ 


aber  durch  die  allgemeine  Beliandlung  dieser  Zustände  vermindert   c; 


HypeiiCaC<>W.     rnanxciiUinllK.'  »Us  Jnr  Urdnun);  ilitr  CUI  i  f  lu  r  «n*,    KUsgrariflUuvt  dartla   roln***" 
d«ri*ii  >4tttuM)1i)I(fr  tu  ji?  ilrri  udct  Hlnr  ßüiiüclti  (|iol>a'lfli)liisr)i)  Vf>rw«elisen  ^ind.   fmchtkmulr* 
tiriirdn,  *iid  tut  Ka|>sc1  udri  Upcrr.     HokanDUv*to  Gattung  Mx  P^'r  ie  ii  m. 

HyilCnCUni  I,.     rfl.iii£<'ii^'iitluttt;  uu»  df^i    Kiimili«*  ilcr  H]r  {i  m  r  tcnr  i*u  c  ,     Kräuter.    II  «It.^tf  i>.«ti'i 
ttctlKMi,  nipist  rl^pig  vereiiiteu  UlPlbcii.     Aut>|$«?xoiirtinL<(    ilureli  wittttlspaltiKe    K*i'~ 
foht  »rnitinllieli  (Jen  t<rinüA»it:t(>ii  (Jobictoii  ilcr   iiünlli^lioii  EnDuirtt*.    einige  dvfii 
^cuioiii:    II.  porfuratum  L.,  lUrttiou,  Joljanuiskruut. 

Hypericum    perloratum    L.,    .lohauuiskraut,     Chriüti    Wundlrttl 
diablc,    St.  John's  wort.     Die  Bliiihenspitzcn  von  balsanusch-l  ■  -    _ 
rem,  adstriugireudem  liuschniack    eutballen  aetberisches  Od,     ein 
gelben  und  mtheu  Farbstoll'.    Sie  v^erdeii  als  Fleurs  de  MilleiiviUn^   i 
oder  Infus  als    Vdsfringens  und   Antheluiiriihicum  verwendet. 

Summitales  Hyperici  sind  ÜeslaudtLeil  von  Oleum  Stramunii  c-"" 
des  Spiritus  vulucrarius  Ph.  Gall.,  der  Tinctura  vulncraria   ' 

Tinetuni  lialsmnicu.    I'cinluro  tiaUAtiiiqtie.   Vh.  Gitil.:     8uminitale-  ;,',.* 

AnKolica«!  I  wprdi'ii  mit  6|iiritiii.  71!,   ilio  rrL'&sIlQtialgkeit    nochiuüt«    mit  Xh4,  ! 

UnNiiinuio    Tolutatiuto,  Ucnzu(>  iia  (K  macortl't. 
Tliicturft  llypi'rici  vulnoraria.  Tb.  Hi«p.;  Smnmitute^  V.  '- 

IINH)  «riet  TaKr  macorlrt.    ZiiKi'fllb't  Ilrnioll  140.  ituUuni.. 
O I  r  II  m  H  ,T  1'  e  r  i  0  i  c  u  r  t  tt  lu  hcu   i  ii  f  u  >  ii  iii  .  H  u  i  U>  <1  n  M  il '  ' 

wirti    Hijt  Ollveiial   \(H}    dlffprirt    und  mit  Alkaiitiawurrt*!    lulh    _ 

nn4  /.ur  Vrilintuiig  vuii  l>ecul)itus.    HRbtantUIioil  vuu  l'  it  gu  i*  n  * 
Serum  lai'ti»  Wi.i«s.  PPtit-lait  de  Weijs.  PU.  t;all.:    Infti-  -     , 

(ralli.  riurf^s  Hambuei  H  1.  Fullteali  SeuDUe,  MaKUPSiam  siilfurieum  «4  K  «ii  , 

Hypcrldrosls,   lihermässig  gesteigerte  Sebweissabsouderung    tritt  cDtwedrr  ill| 

(Kpliidrosis)    auf.     Die    beiden  Fornn'u   der  llyperidrosis    treten    aU   P..i,'I-h.t. 

versehiedenartigsleii  ICrkratikungen   auf   und  zwar  besonders   bei  N 

kungcu  der  tin.is^liiniriude.  der  MciliiUa  «blougata,  seltener  bei    lli 

nach  dem  Sitz  der  Laesioii  bandelt  es  sieh  um  eine  KpbidruMis  oder  ini 

eine  iillgeineiiie  llyperidrosis.     lias  Ilauptgebiet  halbseitigen  Schwit^tci. 

den  Synipathieus  betrolTeu,  sei  es,  dass  es  sieb  um  Trauma  (Dnick)  od' 

des  Sytnpalliirus  handelt.     In    dieses  Gebiet  scheint  auch  die   bei   Moil 

auflretetide  llyperidrosis  universalis  zu  gehören.    Letztere  ßndet  siel 

zustanden  des    liebirns,    so    im   komatösen  Stadium    acuter   Infci-: 

cationen.    Des  Weiteren  zeigt  sich  allgemein  gesteigerte  .^chwe; 

bei  fettleibigen   Personen,    bei    solchen    mit  Herzfehlern,    Circ 

Kratikheiien,    besonders    bei  l'bthisis  pulmonum.     Die  Epliidr 

lieOillt    bauptsüclitieli    die  IDiude,    ferner  die  Fiissc,    die   AcIl- 

.■\iialrcgiori.     In  sclteucn  Fallen    zeigt    der  Schwoiss  sich  gi^farbl    (blau,  Ci»o 

rntlv.     Eine  Erklärung  für    dieses,    besonders   bei    hysterischen    Personen  v« 

nomcii  ist  bisher  nicht  gefunden.     Die  Behandlung  bat,    wenn    ni" 

anlassende  Leiden  zu  wenden,  eine  Forderung,   die,  der  Natur  dii 

nur  schwer  zu  erlüllen  ist.     .'Symptomatisch    kommen    in    geeigneleu    1 

Ulliversalis  die  .Viitihidrorrhoica,  spiciell  das  .\tropiii,  .Agaricin,   i|ie  Foh 

saure    zur  Verwendung.     Palliativ    erweisen    sieh    Einreibungen     u 

Kau  de  l'ologne,  Kssigw.'i.s'si'r,  Kanipherspirilus.  Einpudi'ruiigen    tnii 

oxyd  von  Vorlheil.    Die  llyperidrosis  universalis  bei  fetten   Leulvu  ertvclcf 


lypcridrosjs 


—      Cön 


Uyiii'riiii'irupieJ 


llutApriclictidcr  liiai'l,  spuiii'll  YLTniimliTiiiig  flcr  Flüssigki;iLs:iufiiiilim(.'  —  biiulinos  Baden,  Eill- 
ktuderungen  der  sich  bcrührcuflpu  riautfljiclicti.  cveut.  WaUccinlageii,  spuciell  in  der  (iuuito- 
pemoral-  und  Analfalte,  um  einem  Kczerna  intertrigo  vorzubeugen. 

m        Die  praktisch  wichtigste  Form  der  Ephidro.Ms  wird  durch  den  Fiissschwei-ss"  rcpriiCKCUtirt. 

■Gelingt  die  Beseitigung  dieses  Tcbcls  bei  einiger  Ausdauer  wohl  in  der  iiberwicgeudon  Muhr- 

kahl  der  Fälle,    so  ist  die  l'rognose  der  Hyperidrosis  localis  an  anderen  .-teilen   ungleich  uu- 

'güustiger;    man    kann    hier    im  .\llgomeinen    nur    palliativ  wirken  —  es  miisste    gerade  eine 

durch  Chlorose  bedingte  Hyperidrosis  des  Gesichtes    oder  der  Hände  durch  Hebung  jener  gc- 

fjieilt  werden  —   und    das  .Auftreten    etwaiger    unangenehmer    Folgezustäud«    durch    geeignete 

prophylaktische    Maa.ssnahmeii    bindern.      Die    betrufTenon    Thcilc    müssen    häutig    gewaschen 

»erden:    ferner  kommen    hier  die  oben    und    beim  Fusssehweiss  erwähnten  Einreibuugeii   und 

Streupulver    zur  Verwendung;    bei    Handschweisscn    ist    das    Tragen    von    engen,    namentlich 

[CJIacc-Hatidschuhen    zu    verbieten,    dieselben    sind    vielmehr   durch    bc(iueme   Stoflhandschuhe 

[zu  ersetzen.   Die  Afhsulliöhleu.  sowie  die  .Xnalgcgend  müssen  ebenfalls  häutig  mit  Scifenwossw 

Bowaschen  und  mit  adstringirenden,  alkoholischen  Flüssigkeiten  icsp.  desinlicin-ndcn  und  dcso- 

aorircnden  Lüsungeii,  speciell  von  Kalium  perraanganicum,   eingerieben  werden.     L'm  die   hier 

leicht  auftreleudeu  Kkzeme  und  im  Anschluss  hieran  sich  etablireuden  Furunkel  zu  verhüten, 

legt  man  mit  einem  Streupulver  armirte  Wattebäusche    in    die  .\chsclliiJhlen    re.sp.  Analfalte: 

Idie  Schweissblätter  in  den  Damenklcidern  erleichtern  wegen  der  Behinderung  der  .Schweiss- 
^crdunstung  und  der  dadurch  begünstigten  .Sehweisszersetzung  das  Auftreten  von  Ekzemen 
und  sind  daher  möglichst  durch  häutig  zu  wechselnde  Wattetnmpons  zu  ersetzen:  eventuell 
kann  die  letztere  Maassnahme  unter  Beibehaltung  der  Schweissblätter  deren  Schädlichkeit 
•inigermaassen  paralysiren.  Hei  der  im  Anschluss  an  Nervenaffcctiouun  auftretenden  Rphidrosis 
leisten  die  geschilderten  Verfahren  ebenfalls  häufig  gute  Dienste. 
1  SAAtPELb. 

Hipcniietropie,    Hypcropie,    Ucbersiclitigkoit,    liegt  vor,    woim  |i:irnllRl  auf  dn.s 

IAugo  f;illfi)(|f  |,iclitslr;ililcii  sich  erst  liiiilor  ili-r  Rctiiia  .seil neiden.  Das  Aujj;e  i.st  al.su  zu 
kurz  ;;c'li;iut.  Von  :illj!;erneiii-;irztlieliciii  Slaiidiimikt  ist  die  Keimlnis.s  dieser  Hefraetiiin.s- 
anomalie  wiehtiji.  weil  l);"iiiHf:  zaiilreiclie  soireiKiiinte  nervii.sc  l>yni|)loiiio  sieh  d:ir:ui.s 
witwickelii,  die  allen  Ner\iiii,s  wiiiei-NtehLMi,  dureli  da.s  Trajjen  einer  Urille  :d)er  .sofort 
liescitigt  werden.  l):i.s.s  ein  Hypeni)»  BeschwiTden  hat,  f^ejit  dar;ui.s  hervor,  d;!!*  er 
I  schon  beim  Fernsehen,  um  sich  ilentlirhc  Netzh;iutljiltier  zu  versrlKilVeii,  .aeeoinnio- 
^^(iireii  nins.s.  Nehmen  wir  einen  H.  von  ö  !>.,  so  muss  rlerselbe  ;(uf  der  Stras.se, 
^■tvenii  er  iti  der  Fornu  ileutlich  sehen  will,  so  stark  aceomniodiren.  als  weini 
^■«dii  Rninietro|)  in  20  cm  (.'i  Dioptrien  =  'M  cm  Breiniwcite)  ■/..  B.  in  einem  Buche 
^HJie.st.  liiest  der  Fi.  mnr  mehrere  Stunden  hintereinander  in  der  erwilhnten  Iviit- 
^■fernung,  so  liekoniint  i-r  häufig  Kopfsciinierzen  und  Aiigenbe.sehwcrden  und  ganz 
^■in  denselben  Lage  befindet  sieh  tniser  II.  sehoii  l)eini  Spazierengehen.  Soll  er  nun 
^■'Ifar  losen,  so  niuss  er  aceoniniodireii  und  zwar:  I.  um  sieh  auf  parallele  Lielit- 
^■etnihlen  einzustellen  um  den  Werth  von  6  Diopt.  und  '2.  wenn  er  d:is  Bneli  in 
^■20  cm  Entfernung  hält,  inn  weiti-re  5  I).,  also  im  Ganzen  um  10  I).,  d.  h.  soviel, 
^Bals  wenn  der  K.  in  lü  cm  Kntfernung  arbeitet  (U) :  KX)  =z  Kl  cm);  das  verni:ig 
^■et  nirhl,  das  .Auge  ernnidel,  es  schwimmt  vor  den  .\ugen,  Schmerzen  im  .\nge, 
HKopf  imd  <ii'r  Stirn  stellen  sieh  ein,  wir  h:dien  die  .\sthi'no|)i:i  aeconunodativa,  die; 
^Bl)ei  Mehtbeaclitnnf;  lumientlieh  oft  bei  jungen  .Mädchen  neur:isllienisehe  Zustände  und 
^■Cblnrose  verursacht.  Die  Uy|)ei'npen  stellen  sich  mit  versehiuilenen  Khigen  dem  Arzte 
^■vor.  1.  Sie  klagen  über  schlechte^)  Strhen  in  der  Nähe.  In  der  Kerne  geht  es  recht 
^■giit  oder  wenigstens  leidlich.  Man  l:us,so  in  ö  in  Entfernung  le.sen  und  set»t',  von 
^P  I).  zu  stärkeren  (ihlsern  aufsteigend,  Convcxpläscr  vor.  Wenn  mit  -f"  ^  '^-  ""'' 
^■mekr  volle  Selischärfe  vorh;inden  ist,  so  i.st  H.  sicher  erwiesen;  das  stärkst« 
^■Coiivexglas,  mit  dem  die  beste  Sehschärfe  bestehen  bleibt  oder  erzielt 
^Bwird,  giebt  den  (ir:id  der  sog.  manifesten  (I.  an.  Zu  betonten  ist,  dass  diu 
^R-f-Glä.ser  nicht  zu  bessern  brauchen.  Wenn  sie  mir  ohne  Versclileclitenmg  des  Sehens 
^■auf  <!  m  vertr.ogen  wertlen,  so  ist  H.  vorhanden.  2.  Fat.  ist  mit  .si'inem  Sehen  in  der 
^■Ferne  und  Nähe  uiizufrieilen.  Durch  die  l'rage  bei  bejidirteii  Leuten,  wie  das  Seh- 
^Bveriniigen  vor  10  oder  20  .lahren  w:ir,  werden  wir  sofort  auf  dii'  richtige  Fährte 
^Bgcfülirt.  liamals  war  es  gut  in  die  Ferne,  niiLssig  oder  schlecht  in  die  Nähe.  Zum 
^VLe.sen  f;ir  die  Ferne  nach  obigen  Regeln  vorgesetzte  Conve.xgläser  heben  sofort  die 
^■Sehschärfe  auf  ein  befn'edigendes  Ma.'isi$.  Kommen  jugendliche  Individuen  mit  der- 
^Lclbcn  Klage,  so  haben  .sie  in  der  Hegel  sehr  hohe  H. 

^K        Die  Therapie  besteht  in  der  Veronlnung  piLssender  Brillen.  Sohalil  sich  astheno- 
^■{liiiche  Beschwerden    einstellen,    giebl    m.-in  ein  (jlas  von    der  Stärke  der  rnaiiifeätet) 


Ilyperosmie,  Hrperae«the) 

keit,    Gerüche  wnhrzuiiehmrti  und  zu  untersclieidcn.    als  auch   die 
gegen  Gerüchu.    Beide-  koiuml   am  liäufigsleu  liei  Hysterischen   uiui  VimB 
weileu  hei  Sehwaugereu,  >odnnu  bei  Ocible>krankeu  vor.      Die   IS> 
etwa  bei  der  zweiten  Art  der  Hyperosmic  erforderlich  erscheint.  1" 
luug  der  betreffenden  Leiden  zasammen. 


HyperplMie  ist  die  Vergröüseruug  eines  ÜrKuuü    durch  Vermehrung    setner  /ellco. 
scheiden  verschiedene  formen  von  II.,    zunächst    die  eiitzütjrliichc,     iiiH  ~  •i<it 

dass    in  Folge  enlstandeuer  Defeele  oder  durch  direct«'n    Heiz  die  Zcl!  i« 

geregt  wcrdou,    dann  die  Arbeilshyperplaiie,    die    durrh   hesnii'    - 
itehl.     Daliin  gehören  die  secundiiron  Hcrzhyperplasicu,    die  "•«  I 

und  Potjitoriuni  etc.    Endlich  kennen  wir  auch  eine  nltrulsti^.  ,,.    ii  .   .,,.:    ,„  .,■  •  \t 
eines  Theiles  bei  gleichzeitiger  \ ergriissenuig    eines   anderen    lirsteht.      Dahin  gchi'^i 
Wickelung  der  Haare,  der  Mamma  und  des  Kehlkopfes  in   der    Pubertätsxeil. 

Uü'i 

HyiKTfrk-liO!.!!»  >-cii  Hirsuties    ist    iliit    uliiiunn    atiftreti-ndc    K**li:uu-uii|;    juI 
ll:uit.    die    entweder    angeboren  odor  erworlieii  sein   kann,    .sehr  .<ell«*n  luckl 
der  Haut    beiibachtet    wunie.      Die  aiigi-borene,    meist     mit    .\hriorniiUtI« 
liililutig  verge.seilscliartete  Hy|>ertriiii()sis    kann  universell   ixlor  iiK-aJ  ««< 
<lie    ersten.'    f.ost    aus.seliliesslirli    ein    aiitlirepüldgiselio.s    Interestie  Jarbin 
lorale,    wie    sie    /..    l!.    ati    den   Schul lerliliittern   und    läli(;;s   iler   Wirbels 
mit  S|(althil(hiiij;eii  dersidlieii   verbtiiido»,    -sich  zeigt,    eiiu-n   jiniktiscbcn 
liesitzl .    kninnil    die    Hirsuties    de»    liosichtes    bei     Frauoii ,    die    litswiiT 
der  Puherlät,    oft    aber  erst  spilter  zur  vollen  AuKbiiduii^  g»-laijgt.    liie 
Hetrai'lit.    I'alllativ  kotiiiuen.  abpeselien   von  lien»  lli'ielist    iinxw)Tkni!L>»igeai 
.\usreissen   mit  der  ('iiien|iincette,  Alu-eibun-jen  mit   liiiii.s!>teiti     und   die 
Orient   ;.:elir;"un  lilirhen   Kiitliaanin^siiiittel    zur  Versvenduny.       In     ilen   Ictll 
<'alciumsulfli\ (lr.it    oder   das  liariuinsuIRi!  das  wirksame   Ak«?hs.      Ein«» 
Krfolir  erzielt  man  nur  mit  den  bei  Kjiilation"  nnil  Elektrolyse*  erwähnt 

llypertropllle    bedeutet    im  l.iejfensatz    zu  iiyiierplasie    die  VcrgrOssening    ein« 
\  ergrübseruiig  seiner  KIcinente.     Der  Unterschied  ist   jedoch   ein   mehr   »''"•■ 
tiscber,    da    in  Wirklichkeit    reine  Hypertrophien,    ebensowenig    wie     r 
kommen.    Die  IJ.  dt-r  Zellen    geschieht    durch    vermehrte    Nahrungvii^ 
fischen  Bedingungen.     An    ihr    kimneii    sich    alle  Bcstnndtbeile     der  / 
liypertrophisrhe  Zelle    zeig!    besondere  Hiurälligkeit,    sodass     leicht    rcj;:  .... 
eial-rcteu.     Daher  kummeu  die  büuligen  Huskelorkraukungeit  hvpertnkpbU<>ber  Dem«] 


uvmI.»»«^.  t.^  .,:»..    4. 


rypnni 


^=    OST    ^^ 


lypnotisiniis 


P7,5  ",  und  giebt  mit  Eiseuclili>ri'l  uiid  Natriumnitrit  die  Aulipyrinri'iictioucu.    Eiu  l'rueparat, 
leiclics  in  Wasser  Taut  unlöslich  ist  uod  erst  bei  194"  schmilzt,  ist  ganz  unwirksam. 

Hypn.il  wurde  von  Bardet  als  Hypnoticum  empfohlen  bei  leichteren  Aufregungszuständcn 
ud  bei  Schl.iflosigkeit  in  Folge  von  Husten  oder  Schmerzen.    Nach  Bonnet  und  Filehne  ist 

zwar  ein  mildes  Iljpnoticum  bei  leichten  Aufregungszuständcn  Geisteskranker,  beginnendem 
}olirium  tremens,  Chorea  minor  und  auch  bei  essentieller  und  durch  Sebmerzen  verursachter 
chlallosigkeit  in  (iaben  von  1  —3  g.  ISsst  aber  auch  oft  im  Stich.  .\us  den  Thierversucheu 
eht  hrrvor,  dass  die  Wirksamkeit  nicht  dem  Gehalt  an  Chloralhydrat  allein  zukommt.  Bei 
chwcroren  .\ufrcguDg.szustündcn    ist    es    wirkungslos.     Es    kann    in  Wasser  10 :  100,    Abends 

EsslölTel,  eventuell  nach  '/■.•  Stunde  noch  l  Esslöffel.  oder  auch  als  Pulver  gegeben  werden. 
Iiir  bei  schwereren  HaeenalTecticnen  bewirkt  es  Erbrechen. 
■^  friedlAnuek 


Hypiion,  Acotopheuou,  Methy Iphcnylacotou,  CH:|COC«Hs,  bildet  in  reinem  Zustande 
eine  farblose,  nach  bitteren  Mandeln,  Maiglöckchen  und  Orangeblüthcn  riechende  Flüssigkeit, 
die  bei  +14''  zu  grossen  Krystallblattcrii  erstarrt.  Es  ist  in  \Va.sscr  fast  unlüslich,  leicht 
lüslich  in   Alkohol,  Aethcr,  Chloroform,  Benzin,  fetten  Oelen. 

llypnoii  wurde  im  .Jahre  1857  von  Fricdel  dargestellt  und  I8S5  von  Dujardin- 
leaumetz  als  Hypnoticum  empfohlen.  Spätere  L'ntersuchcr  sahen  wohl  einen  sedativen 
Influss,  jedoch  nur  jrcringc  hypnotische  Wirkung.  Ausserdem  bewirkt  es  oft  Aufstossen  und 
Bfebelkeit,  hat  einen  ungünstigen  Einfluss  auf  den  Vagus  und  das  Blut  und  bedingt  sehr 
ebuelle  Gewöhnung;  daher  ist  die  Anwendung  fast  verlassen.  Dosis  0,2^0,5  mit  Glycerin  oder 
)leum  .Vmvgdalarum  vermischt  oder  in  Gelafinekapseln  oder  Perlen  ä  0,05. 

FBIEDIiÄNDEK. 

iiotiKiiius.     Die    LSczi-ichiiuii.:;  „Hyiumtisnuis"  (<>  Srn^oi)  wiirdu  vun  .James  Briiiil    in 

laiii-liofiT  1S4I    für  v'nw  (icsaiinnthcit  vnii  Kr.H'hcitmiigcn  uirigelührt,  wclchr  iladurcli 

on  ihm  «Tzciigt  wiinlcn,  ilas.s  er  Patienten  mit  beiden  Augen  auf  einen  unmittelbar 

or  ihnen  betindlichen  glUnzendeii  Cicjfenstaiui  kinblicken  Hess,    bis  sie  ermüdet  ein- 

icUiiefeii  ( Hrnidismns).      Ks  waren  im  We.sentlichen  dieselben  Erscheinnngeii,  wie  sie 

esmer  (IT;J4— 1815)  durch  seinen  „lliierisclieii  M;4;netisuins"  liervorgorufen  glaubte, 

feU'hcr  den  Meiisrhen  für  den  Rinfliiss  der  Hinunelskt'irper  und  für  die  Wechselwir- 

Uhg    der    ihn    nnigetii-nilen  Kiirper   aufnaJnnefäliig  mache,    dieselben  Erscheinungen, 

weidie    vor  Tau.semli'n    vnn    .laliren    in  .\egy|»ten  durch    die  „Cheks"  liervorgerufcu 

^•urden,     in  IiKÜen  dnreli  die  .loi|nis,  welche  ihre  Na.senspitze  besahen  u.  s.  w.     Die 

ypnoti.senre   der    neuesten  Zi.-il    legen  Wertli    darauf,    dxss    man    die    Methode    des 

Hypnotismiis,    weldie  Braid    anwendete,    unterscheide    von    der    sogenannten    „Sug- 

g(!stinnsthernpie",  welche  Bernheim  (Nancv)  l''^H4,  eigentlich  schon  I.iebeault  18Gü 

cjinführti:  und  die  <Iarin  besteht,  d:iss  dem  Kranken  ohne  .Anwendung  antleror  Mittel 

die  Vtirstelinng    des    Einschlafens    suggcrirt    wird,    „das    Bild   des    Schlafes    in    sein 

Jehirti  eiiigelührt  wird".    Die  Ers<-Iieinungeii,  wtdche  licjTorgerufen  werden,  sind  im 

Ye.scntlichen    dieselben,    man    ni.ig  auf  die  eine  oder  die  andere  Art   jenen  Zustand 

Ijervorrufen,  und  oft  genug  wiril  von  den  Vertretern  der  iSuggestiousthorapie  zu  allcr- 

land   „Braidisnius"    gegriffen,    wenn    die    Suggestion    incht    nun    Ziele    führt.     Der 

lypnotische  Zustand    ist    ein  krankhafter  und  ist  mit  Rücksicht  auf  die  Ver- 

Inderiing    der    geistigen    Eigenschaften    des  Hypnotisirten  als    eine    acute   krank- 

lafte  Siilrung  der  (ieistesthätigkei t  zu  bezeichnen.    Die  Symptome  selbst  sind 

ohr    verschieden    vom    anscheinend    normalen  Schlaf    (.luch    dieser  gehört  nach  der 

aneyer  Schule    nicht    rmtliwendig  zum  „hypnotischen"  Zustand)  bis  zu  tlen  sonder- 

b.-iren  Ersclii'innngi'n  di's  „j;r:inil  hypnotisme",  welcher  viel  Aehnlicln.!s  mit  dem  nicht 

arteticiell  hervorgcrnfencn  Sinnnandnilismus  der  Hy.steroepileptischen  hat.    Vieles  iibri- 

ciis.  was  crzfdilJ,    beschrieben  und  auch  geglaubt  worden  ist,    bat  sich  nachher  alK 

itel  Schwindel  lierausgesti>llt.    Hier  kommt  nur  in  Betracht,  w:vs  hat  die  „Suggcstions- 

erapie"  als  Heilmittel  geleistet,  wo  i.st  sie  anzuwenden? 

Als   jcni'  Tlierii|)ie    noch    in    <Ier  Hochfluth    sich  befand,  wurde  in  einer  kleinou 

hrift    (Mendel.    Der  Hypnotisnms,    Sanimlnng  gemeinverständlicher    wissenschaft- 

icher  Vortrüge,  Heft  i»3,  iHiH)/  gesagt:  „Da  mit  ihnen  (den  Erscheinungen  tles  Hypno- 

tismu.s  und  der  Suggestion)  thatsächlich  auf  die  Dauer  nicht  viel  anzufangen  gewesen 

t,    hat  <ler  Mesmerismiis,    ebenso  wie  die  aus  ihm  resultirenden  Schulen,    das  Feilt 

ach  einiger  Zeit  wieder  räuniei»  niü.ssen,  wiederholt  unter  Spott  und  HohngeUlchter 

derjenigen,    die   zuerst    für    ilm    eingenommen  gewesen  waren.     Diese  geschichtliche 

Thats.iche  lässl  uns  auch  hoffen,  dass  in  nicht  allzul.iugor  Zeit    die  Ausschreitungen 

in  Ende  nelimen  wei-den,    die  sich  jetzt  in  Wort  und  Schrift  auf  dem  Gebiete  des 

0.  Liohreicli.  Eucyktovitcilio.    LI.  D*uil.  ^ 


^ 


— Krti  rt*r  Wfnh^it  nn<I  «es  wunrteroar«  «M«fB»  i«H»«f;  gHiHgPi    ■»'"" 
nicht  schneller  und  besser,  als  mit  irgend  einer  anderen   Su^>~ 
inuner    den  Vortheil    hat,    an    den  Arzt    nicht  Anforderung»«!! 
spielende  Kolle    als  „Magnetiseiir"    zu    machen,    welche    nicht  i 
sdimack  ist. 

Hat  die  „Suggestionstherapie"    vor  anderen  Sugge-stiouen,    mit  wi-ldia  > 
ja    fortwähn-nd    zu    operiren    hat,    keinen    besonderen   Vortheil,    *»    bifjt  «J 
tiKiiuiif?fache  Gefahren    in  sich,    besonders  dann,    wenn  der  HypnotJÄMir  i " '" 
imliviilualisirt.      Individiialisiren    ist    aber    nicht    Sache    der     Hypa 
Hypnotismas  für  alle  Dinge  hilft;  bei  progressiver  Panilyse  der  ' 
ebenso  hypnotisirt  wie  bei  Zahnschraen.    Mendel  sali   Falle  von 
entwickeln  bei  vorher  Pracdisponirten  nach  oft  wiederholter  llypi  »»l 

schwere   nervöse  Zustände  hysterischer  und  hyi)oehon(lrischer  N  ■ 
dem    wegen    leichterer    Störungen    der  Hypnotiseur    aufgesucht 
in    welchen   die    „Suggestionstherapie''    zu    immer    wif<lerholtf?r 
Schlafes  und  damit  zu  schwerer  Schädigung  der  Individuen  geführt  hat, 
beobachtet  worden.     Dass  die  Hypnose    bei  P.sychosen     nichts    nntit    Ui 
kritischen  Beobachtern  bestätigt  worden.     Bei  Kindern   ist   sie    •_ 
da  eine  häutige  Wiederholung  derselben  geeignet  erscheint,  die  i;.  .r-L.^,:  ;'; 
lies  Kindes,  speciell  die  Eutwickelung  der  Selbstständigkeit  di-s  Ich»,  iu_ 

llypochlorin   Ul   rin  R»Undllieü    lies  P(lkn>cinoliloro|<li]rlls   anil  wird    in    j*dor  ril^uiri.-.tlF 
Cliluru|ili}llKrUii  eallillt.     Es  liestvül  «US  lümn,  JickflUssiKon  Tropfon.  «ol^bo  alln  -^:d 

lüiKcii  Ulli)  sclillt'sslieli  r«!^biiuiif,  iu  Alkobol.  Aütbrr,  B»n>al  und  TerpontiuOI  I  ii 

ll}-]toc.honilrle.     Bei  der  Behandlung  der  Hypochondrie    ist  davon  auszugrltfo, 
sich    um    eiiic>  psychische  Affectirui  handelt,    bestehend   in   krankhafter  Vb 
mit    der    das  Bewu.sst.sein    beherrschenden  Vorstellung  schweren  Kraiikwii»- 
Versfinmumg    liegt    in    der    Mi-hr/.ahl    der    Fälle    ein    Zustand  von  Neura»ll 
(inmdi'i    durch    welche    theils    abnomie   Sensationen     in    verscb'''''''i"i  Thtifc 
Körpers,  theils  ein  allgemeines  (iefiihl  des  Unbehagens  un<i   der 
erzeugt  wird.    Diese  viTschiedenen  Kmpfindungen  bilden  in   der  ' 
Materie  der  Hypnchondrie,  an  welche  die  unrichtigen  V"orstelluti_ 
kiiüjire«    und    nun    ihrerseits    wieder    deprimirend    wirken.      Ai 
kr.tnkungen  wler  Functionsstörungen    einzelner  Organe   in   diesti 
naiiieiitlicli  Verdauungsstörungen    mit  chronischer  Obstipatiun   in 
rirculatioii.sstörungen,  Haemorrhoidalbi'schwerden,  Leber-  und  Mi 
ln'si-liwerden  durch  Katarrh  und  Prostatahypertrophie,  chronische   Heri- 
affcctionen  u.  v.  A.     .le  schwerer  in  i-inzelnen  Fällen  solche  Erknuiku 
so    mehr    können    die    liy[iocl)tmdrisrlien  Voretellungen     berechtigt   ernrii 
bildet    aticli    dann    die    hypochondrische  Verstinuuung    einen  Zustand   fl 
nicht  nothwendig  mit  dem  ünuulleiden  fortbestehen  niuss,   trotz  der  Kof 
letzteren  wieder  schwinden  kann   und   daher  auch   unter  Ümständea  der  ?« 
liehandlimg  zugänglich  i.st. 

Uebcrall  wo  hei  Hypoclinndeni  eine  tnatericlle  körperliche  Ki  n^ 

har    ist,    muss  selbstverstrindltcli  die  Behandlung  derselben,    so   \  i« 

in  Angriff   genummen    werdi-n.     Man    darf  sich  aber  hierl>ci   nur  aulilii*' 
der  direi-ten  Uittersuchung,  nicht  etwa  allein  auf  die  Klagen  der  Kmnlc» 
da    diese    in    Folge    ihrer  Vcrstimnumg    zur  Uehertroibung    in  ^ 
Wirkung  irgend  einer  örtlichen  Tliera|)ie  oft  erst  recht  zur  AuIül  -        ■■"''' 
Ijetreffenden  Köipertheil    luid  zur  verstärkten  Wahrnehmung  von  Urvuog 


^yporlioinlric 


—      OöM 


Hjltoclioiidricj 


iil:iSKt    wertlen.     Als    wichtigste  Imlientimi    in    knipcilidiur  Beziehung   ergicbt  sich, 
["wie    Ulis    rloiii  Angeführteti    hervorgeht,    iii    iler  Mehrzahl    der  Fälle  die  Ailgeinein- 
[bchaiKlIung  der  Neurasthenie,    weiche    je    mich    dem    Grade   der  letzteren    luid    der 
lilusseren  Lage  der  Kranlceit  entweder  miter  den  liilnsliehen  Verhrdtnissen  vorgenommen 
'werden  kann  oder  die  iMitruniimg  der  Kranken  aus  denselben   nach  geeigneten  Kur- 
orten, Sanatorien  oder  Kraiikenhäusern  erfordert.    In  vieleu  Ffdlen  gelingt  die  h.'lus- 
liehe  Behandlung    ohne   zu  grosse  Schwierigkeit  uini  ohne  dass    eine  Unterbrechung 
^■(leti  Berufs    iiothvvetniig    würde.    Voraussetzung    ist,    ilass  der  Arzt  das  loUhige  Ver- 
^Ktruuen  findet,  nml  dass  es  ihm  nach  grfnulücher  Untersuchung  des  Kranken  gelingt, 
^Vtlie.sen  zunächst  von  der  (iruiuiio.sigkeit  seiner  Betürchtungen  zu  überzeugen  und  iluii 
^Vclio  Maa.ssrcgeln  vei-stilndlich    zu    machen,    welche    zur  Beseitigung  thatsächlich  vor- 
^Biandencr  Bosch wei-den  geeignet  sind.    Immer  uiu.ss  man  hierbei  damit  rechnen,  dass 
^iler  einmalige  Krfolg  nur  ein  vtHÜbergehender  sein  wird,  und  dass  man  l.ingere  Zeit 
hindurch  inuuer  wieder  illndiche  ICrörtcrnngen  zu  führen  hat.    Sie  sind  aber  de.shalli 
nicht  nutzlos  und  bei   keiner  (^isyehischen  Krkraidvtmg  führt  die  con.sei|nent()  und  oin- 
tlringliche  [jsychische  Behandlung  zu  so  sicherem  Erfolge  wie  bei  der  Hy|)ochondrie. 
Wenn  man   von  dieser  Krankheit  gelegentlich  belian](tet   hat,  da.ss  sie  öberhaufit  nicht 
_heilbar  sei,  sondern  stets  das  ganze  Leben  bindnrch  andauere,  so  ist  daran  nur  das 
eine  richtig,  dass   die  hisposition  zur  Wiedererkrankung  dauernd  zu  bestehen  pflegt, 
ind  dass  es  viele  Leute  giebt,  die  bei  der  leichtesten  körperlichen  Erkrankung  in  hy- 
pochondri.sche  Stinmiiing  verfallen,  aus  der  sie  aber  meist  ebenso  schnell  wieder  hor- 
lusgcrissen  werden.    Wenn  Andere  mehrmals  in  ihrem  Leben  von  schweren  liy|M)chon- 
Irisrhen  Anfällen  heimgesucht  werden,    im  Uebrigen  aber  gesund  und  leistungsfähig 
)Icibcn,    so    wird    man    die  Befreiung    von   jenen  Anfällen  doch  wohl  eine  Heilung 
»ennen    dürfe«.     Wird    in  den  .schwereren  Kiillen  die  Behandlung  ans.ser  dem  Hause 
erforderlich,  so  ist  bei  den  unter  solchen  Umständen  unternommenen  Kuren  zunächst 
iizustreben,  dass  das  erschöpfti'  Nervensystem  die  inithigc  Ivrholiniii  finde,  dass  ihm 
»her    auch  zugleich  Kräftigung  und  Anregung  durch  entsjireclu'inle  l'iaet  und  durch 
Jcr    Leistungsfähigkeit    angejia.sste    Bewegung    und    Beschäftigung    zu    Thei!    werde, 
^ie  vollständige  Buhe  ist  bei  der  mit  Hypochondrie  gejiaarten  Neurasthenie  mir  so- 
lange zuträglich,  als  es  sich  um  schwere  Krschöpfungsztistämle  hund<'lt.     In  weiterer 
\usdelinnng  sind  die  streng  durchgeführten  Weir-Mitchellkuren  den  ausgesprochenen 
'^Hypochondern    eher    naclidieilig,    .sie    mü.ssen  daher  rechtzeitig  modificirt  und  durch 
Zeiten    activer    Muskelbetliätigung    unterbrochen    werden.     Systematische    Uebungeoi, 
^■leichtere  Arbeiten  und  Unterhaitmigen    müssen    so    bald    wie    müglich    eingeschaltet 
^Brerden.     In  den  nieisteti  Fällen  i.st  es  besser,  die  Krariken  gar  nicht  abzuschliessen, 
•     sondern    sie    von    vornherein    in   geeigneter  Gesellschaft  verkehren   zu  hussen,    ihnen 
aber    eine    bestimmt    geregidte  Lebensweise  vorzuschreiben  und  den  durch  die  Neur- 
^bisthenie    gegebenen  liidicaliom-n    durch    hydrotherapeutische  l'roceduren,    elektrische 
^^Behandlung  inui  dt;ieteti.scbe  Maa,ssregelu  zu  ents[)r''clien. 

^M       Bei   denjem'geii  Kranken,  welchi'   au  chnnuscher  Hypochondrie   auf  Gnmd   habi- 

HEtueller  Nenra-sthenie   leiden   und    in  der  Kegel  die  verschiedensten  Kuren  und   Mittel 

vorgeblich    versucht    liaben,    erfreuen   sich  die  sogenannten  „Nat.uj-heilanstalten''  und 

.Naturlieilmethoden"    einer    grossen   Beliebtheit.     Zum  Theil    hamlelt    es   sich  dabei 

in    den    psychi.schen  Kindruck,    welchen    siimlose,    aber   mit  Kmphase  vorgetnigene 

Jchlagwörter  licrvfH-bringen.    Zum  Theil  kommt  der  gün.stige  Kinflass  einer  einfachen 

)iaet  und  Lebensweise  in  Betracht,  welcher  .sich  die  sonst  verwrdinten  und  ans|iniclis- 

?r)llea  Patienten  unter  der  Kinwirkung  sulcher  SchlagwTirter  fügen.    Manchen  der  au 

tlironischen  Verdauungsstörungen  b'idetnfen   I'roktophantasmisten    ist  auch  die  stuhl- 

jangfiirdernde  Wirkung  der  vorwiegeml  \egetabili.schen  Nahrung  direct  nützlich.    Zu 

rirklicln^n  Hi-ihmgeu  führt  sie  freilich  auch  nicht  allzu  häufig. 

Villi    der  Behandlung  in  Irrenanstalten    ist    in    der  Mehrzahl  der  Falb'  einfacher 

lyitocliondrie    direct    abzuralhen.     Sie    wird    nur   in  .solchen  l'ällen  nolhwendig,    in 

welchen  schwere  Angst/.uständc  eintreten  und  mehr  d;us  Bild  der  agitirten  Melancliolio 

;nit  hypochondrisdier  Fiirbnng    zu  Stande    bringen.     Kbenso    kann    in   den  schon  in 


lirer    ganzen  F)ntwick!nii{:    eiirenailiKen 


Fälle 


in  welchen  die  hvpochondrische 


'arauoia    sich    an    ein  Vorstadium   der  einfachen  Hypochondrie  angeschlossen  hat, 
ie  Behandlung  in  geschlossenen  Anstalten  erfordiTlich  werden. 


JOLLY. 


iä' 


[H}|iotlormH 


_     r,c,a 


II  vM^ 


i-iii.-i . 


Hypodermii  uu    ii 

IrlK'M    und    [»»»»fltiPUl' 


Ifjpodcnnoklysp,  subciitnne  Infusion.  lieKrii'hiiet  i?ine  yi 
uiitcriiiiniiiifiif  Kinfülining  gr/issiTor  Mciigcii  oiiior  der  Hau| 
Flüssigkeit  in  il;is  LnterLaufzellgewrbt".  Kiuf  dor  h.-«u|it- 
liicnlurch  i-rfüllf  wdiieii  sdlien,    ist  der  Erf.at    schiiell     v«.i  > 

Verlust«"   dfs  Köi'iK'i-s.     Dicspr  Zustnriil    lifgt    am    .-»usgi-sproflii-i 
Htidiuni  dfT  Cliolcra  vor;    und  di'Ui  ontj^pn-chend    ist   ••iiio    du  t   .  i- 

der   subcutanen  Infusionen   in  erster  Linie    bei    diost>r   Krniiklieii   cn)|ifoliln)  Mfe 
Nachdem  sehan  filtere  vorübergehende  Andeutungen    und  VersuclM-  lil.nil, r  .Vä 
wunle  die  Kehnndlunp  des  aspbyktischen  ('bolera-.St:uli«iüis    mit    siil' 
^KH^.^    besonders   voll  Samuel,  Michael  u.  A.    theorfftisch     bet^pm' i 
von.ujjsweise    von  ("autani   in  einer  Epidemie  zu   Neapel,    später  n 
Hamburger  Kpidenne  18!)2  praktisch  erprobt. 

Pic  theoreti.sehe  Begründung  dieser  Methode  ist  ein«  selu*  tdiifsM-ht'.   I' 
der    mx'^Kenhaften  It.irin-Trans.sudation    in  der  CholiTa  i-inttt^teiide  ,\ 
Gewebe    und   Kindirkung    des  Blutes,    welche  zur  8istininp    der  Cir 
«•hö)ifurig  (!<'S  Hcizi-ns  führen  nniss,  wird  allgeineiii   wi-nn   nicht 
gefiilirli<t».ste   (inirullage  des  algideii   Kr:inkheit.s>t:i<liuinR    und    b:' 
Ursache    .ingcsehen.     hiesi-m  Zustand    wird    durch    dio     MöglichkiMi 
einer  wflsserigen  Flüssigkeit  vom  subcutanen  (iowcbe  jius   «*nor{:i>;' '' 
Noch  näher    liegt    die  Anwendung    der    intravenösen   Inftisinn, 
Beobachtern,  namentlich  in  der  Hamburger  Kpidemie,  libor  die  i-u.. 
gestellt  ist.     Hoch  i.st  dies<<  Methode  immerhin  lunständlich   und  gel 

Als  Infusionsflüssigkeit  dient  allgemein  eine  ungefähr  auf  IJluii 
dünne  Kochsalzlösung:    ß  oder  7  g  Chlornatrium  auf    1    I   A<|ii.i 
Zuficltzen    von  Natrium  carbonicum,    nach  Canlani    4,()   K<"  ' 
carbonicum  auf  1   I;    auch  .\lkoliol-Zu.satz  (Keppler)    ist   zi. 
thätigkeit    geratlien.     Als    Ort   der    Infusion   wurde    die    Hal.sgi';. 
Circulatinii  im  ;isphyktischen  Studium  sii-h  am  Kingston   prliiiit.   ■ 
diese  wegen  der  beidiaclili'lcn  (iefahr    von  Cdottis-Uedcm   oder  ^' 

zu   vermeiden,    und    statt   ihrer  in  der  Infr.aclaviculargpgond,     ilu.  . 
prirtien,    der    Baucliwand    (lleocoecal-    und   Inguinalgegcndon),    düT 
Obei-schenkel  und  der  Kiickcngegend  dio  Infusion  vorzunehmen.     Der   > 
luu-  einfach  zu  si^in:    in  das  subcutane  (iowebe  wird   eine    dünne  Tf 
eine  starke  Kimzennadel  eingelegt,  die  durch  einen  Schlauch   mit  eim  i 
ponipe  oder  lun  hesion  i'inem  einfachen   Irrigator  verbunden    ist.     f'ei 
loren  sind  eitipfohleii,  aber  unnöthig.    Strenge  Antisepsis  ist   bei   der  kl«  :mii ' yj 
geboten,    damit    keine  Absccsse    entstehen.     An    einer  Stolle  kan/i  nvi«f  «h» 
'/o  1  Flüssigkeit  in  ."i— 15  Minuten  infiinilirt,  also  bei  Benutzung  vou  _' 
im  Ganzen   1  oder  l'/.j  1  eingeführt  werden.     Kine  Vertheilung;  der  I 
i'iKrgis<'he  Massage  i.st  zur  Bcfördening  der  Kesorption  stdir   r.iths.un 

Von    maiicli<-n   Seiten   wird    die    „c(uitinHirli<"ho"    Hypodo'-in.. 
i'mpfohl(>tt,  Itei  wtdcher  die  Cam'ile  unier  diT  Haut  liegen  bleibt,  «iie  I 
l'lüssigkcitsmenge   ausgeführt,    aber  nach  Resorption    des   Infund.a- 
holt  wird,  unil  das  Verfahren  nicht  nur  wilhrend  des  aKphyktischen  Zu 
eventuell   bis  tief  in  das  typhoide  Stadium  hiiu'in  fortgesetzt   ww' 
die  liiirclifnlirimg    dieses  rriiicipes   praktisch  meist  sehr   sobwiep. 
oft    besser    durch    oininalige   Infusion    (von   I  — l'.'j    I)    ersetzt,    die    lui  ii  ^"^^m 
(weim    die  Bcsorption    \(dlendet    ist   resp.  der  gebesserte   Puls  wieder  \'r<rh*^ 
wiederliolt  werden  kann.  —  l*:iss  neben  (1er  Hyiiodermoklyse  die 
nicht  zu  ^ertiacht.lssigen  sind,    versteht  sieh  von  selbst;     so   v<tI' 
selbe  mit  der  „Enleroklysc-',  d.  h.  di-r  Kinführnng  grössorer  .Mengen  nm  I' 
(m<'ist  w:iniier  Gcvlisäurclösung)  in  den  Dann,  welche  iinuiitsächlirb  durrh  H 
der    Bacilleiietilvvii'kelutig     dio    Darmtrans-sudation    vermindetru    soll.     L'i'  ' 
C^holerakrankeii    praktisch    beobachteten    Erfolge    der    Infusionj^thenp- •  ' 
Theil    gute.      Eine    schnelle    Resorption     der    infundirten     Lösung 
Kranken,  die  lucht  schon    in    der   Agone    befindlich    .sind,    beobachtn     •^'' 


lyportprmoKTysf 


lypoflprinokijso 


ilif  lin'iiifliissuni;  iln-  l'iilslnsifjki'it,  der  Aniirii'  ilr.  ilitrch  iWr  nslf  Inrusinii  oft 
Is  si'lir  aii^Piiralli);  Kcsfliiltlurt:  der  l'iil.s  ki'lirt  ln'i  gnnsligi'iti  Krl'ol}!;  incisl  solmii 
in  ilrr  fi-sU'ii  IuiIIh'Ii  Stiiiuk'  zurück,  das  Aui<i'  belebt  sidi,  die  Gesiehtsiimskeln 
Werden  beweglich,  die  Cysiuose  geringer,  die  t?tin>nie  wieder  klangvoller,  die  Haut 
wärni(>r,  leiehter  Silnveiss  tritt  ein,  die  Atliemnoth  verschwindet;  zuletzt  (meist  erst 
in  der  2.  Hfilfte  des  1.  Tages)  tritt  wieder  Urinsecretion  auf.  Mit  der  Anregnnj;  der 
t^icreuthütigkeit  scheint  es  zusainmenzubängen,  dass  in  günstigen  Füllen  auf  die 
Hypodernioklyse  ein  nur  kurzes  und  leichtes  Typiioidstadiuni  folgt.  In  Hezug  auf 
die  Sterblichkeit  haben  die  bisherigen  Versuche  noch  keine  Krfulge  ergeben. 
Weitere  Krfahningeji  über  die  Wirksamkeit  dieser  Beh.indlnng  bei  neuer  Gelegenheit 
u  sannnehi,  dazu  fordern  die  erreichten  Krfnigc  iiuli'ss  sicher  auf. 

Rinc    andere   Anwendung    betriftt    die    durch    ]>rofuse    Blutungen    hervorgerufene 
eute  .\nacmie.     Nachtleni   i'.\[)i'riinentell  bekannt  geworden  war,    da.ss  die  haupt- 
chlichste  Ti-sache  des  Verblulnngstndes  im  Missverliältniss  zwischen  (tlutmenge  und 
efässlumina  liegt,  und  eiti  Thier  durch  AufüUung  des  CJefä-sssysteuis  mit  indifferenter 
lüssigkeit    v()n    der  Verblutung    gerettet   werden  kann  (Kronecker  und  Sander), 
urde  als  Hülfsmittel  gegen  die  bei  acuten  Blutungen  eintretende  Lebensgefahr  statt 
er    oft    schwierigen    oder    bedenklichen    Bluttransfusion    die    intravenöse  Kochsalz- 
fusion eingeführt.     Letztere  wieder  au.«  den  oben  angeführten     Gründen  durch   die 
ubrutane  Infusion   zu  ersetzen,   lag  nahe.     Zur  Stütze  hiervon  kcuunit  die  Rücksicht 
nzu,    dass    hei    den   hier    oft    vorliegenilen    inneren    Blutungen    die    in    Folge   der 
jefässinfusion    nintreterule    iib'itzliche    Zunahme    des    intrava.scul.1ren    Druckes    unter 
Umständen  eine  Neublutmig  begünstigen  kann,    während    diese  Gefahr,    weiwi    durch 
Resorption    aus    dem  l'nterhautgewebe    her    das  (iefässsysteui    sich   langsamer 
füllt,  nicht  vorliegt,    nenioiisiuechend  sind  in  neuester  Zeit  subcutane  Salzinfusionen 
vielf.ich    n.ach    gefahrdrohemieii  Blutungen    angewendet,    und   namentlich  bei  chirur- 
gischen und   gynaekologisclieii  Fällen   gute  Krfolge  mit  ihnen  erzielt  worden.     .Aller- 
idings  i.st  es  geratlien,  die  .Vmvendinig  auf  solche  Kranke  zu  beschränken,  bei  denen 
noch  nicht  die  hüchste  Lebensgefahr  vorliegt,  während  für  letzteren  Fall  die  Geffiss- 
jnfusion,    die   jedenfalls    schneller  einwirken  muss,    vorzuziehen  ist.   —   Die  Technik 
leibt    dieselbe    wie   bei  der  Gliolerabehandlung.     Die  passende  Infnsionsmenge  winl 
eist    h{)0 — 0<tO  ccm    betragen;    .auch    schon    von    250  rem    .sind    Krfolge    gesehen. 
iGorade    hier'kann  die  Beimengurig  kleiner  Mengen  von  .\lkohol  zur  infusionsflüssig- 
Iceit  für  ilie  Anregung  der  sinkeirdeti   Herztliätigkeit  von  Vortheil  sein,  dasselbe  auch 
jlurch  gleichzeitige  subcutane  Injection  von  .\ether,  Kamphorid  etc.  erreicht  werden. 
Noch  allgemeinere  Aufgaben  will  man  neuerdings  der  Hypodermoklyse  zuertheilen, 
dem  die  „Auswaschung"  des  Organismus,  welche  durch  eine  fortgesetzte  energi- 
iche  und  durch  reichliche  Getränke  unterstützte  Anwendung  derselben  (bis  zu  4 — ö  I 
tUglich)  erzielt  wird,  da/u  benutzt  werden  soll,  verschiedenartige  im  Blut  circulirende 
Schädlichkeiten   und  Infeclionsstoffe  aus  dem  Körper  zu  entfernen  (Sahli).    Nament- 

kJich  sind  uraeniischr-  Zustände,  infectiöse  DannafTectionen,  sowie  acute  Infections- 
krankhi'iten,  besonders  Typhus,  als  Gegenstand  dieser  Behandlung  empfohlen.  Dxss 
bei  Uraemie  der  auf  diese  Weise  gesteigerte,  die  Nieren  passirende  Wasserstroni 
günstig  gegen  die  Niereuiiisufficienz  einwirken  kann,  entspricht  bekannten  Fr- 
'   fahrungen;    ob    auf    den  Verlauf    acuter  Infectionskrankheiten   durch  soicbc  Methode 

Einlluss  ausgeübt  wenleu  kann,  nuiss  abgewartet  werden. 
^L  Auch  der  Voi-schlag,  die  subcutane  Infusion  .als  Mitti'l  gegcMi  verschiedene  Formen 
^■iron  Ilerzschwäclu'  zu  benutzen,  wobei  allerdings  mehr  an  die  excitirende  Wirkung 
^■des  Kochsalzes  auf  detiHer/.nuiskel  gedacht  wird,  unil  mir  massige  Mengen  stärker  concen- 
^nrirter  (Gproe.)  Lösungen  empfohlen  werden,  bedarf  noch  der  Prüfung.  Bei  schweren 
^^khronisch  anaeraüschen  Zuständen,  pemiciöser  .\nacmie  etc.  kann  die  Tr.ansfusion,  so- 
^^preit  .lie  etwa  indicirt  ist,  wohl  nicht  durch  die  Salzinfusiou  ersetzt  werden,  da  di(? 
Wirkung  ersterer  hier  an  die  Kiufülining  der  geformten  Blutelemente  geknüpft  zu  sein 
icheint.  Ansdcniselbeu  (iruude  darf  man  bei  Vergiftungen,  welclie  das  Blut  functiunsnnfähig 
machen  imd  eventuell  durch  cifU'  TransfiLsion  heeinflus.st  werden  können,  also  nament- 
ich  iler  Kohlcnoxyd-lntoxic.ation,  von  der  subcutanen  Methode  nichts  ei-warten. 

Dagegen  ist  es  wohl   denkbar,    da,ss  bei  Vergiftungen,    die  zu  Verstopfung 

ji-r   llarncanälchen    führen,    die    Hypodermoklyse    auf    dem  Wege  der    eiu-rgiscli 

Uigeregten  Diureso  durch  Fort-schwenunuiig  der  die  Nierenfunction  störenden  Hinder- 

•«se  gänstig  einwirken  könnte.    In  je  einem  Fall  von  Vergiftung  mit  OxalsSure  uiul 


[Hj'poilprnioklysp 


—    c,r,'2 


clilorsaurcin  Kali  wurde  im  ICii(lst:i<liutii   Itt'i    benU'heiitler  Anurip  ili<'  ■"'••  ' 
waäserinfusion  vei'^ucht,    ullenliiigs    obiip  den  übrtifn   Aui^guiif;  ub2u< 

liypOgaeaHÜare;  ruH.ii,0^  «d<Ii>I  <ieh  %U  äljrofriit  im  Erdnimnl*  8lt>  bn<l*t  fiulrtrnnnif«  Jitpt»  - 
leicht  llislirli  in  Alkohol.  Bei  iler  DmUlUllon  lipfert  »je  K*)iacln<clnre.  Hie  addtrt  <UrMl  nm  ktm- l  • 
Rinwirkuni;  ron  Ga1)iptrif(Pr  Küarv  ^lil   9if  In  4ii*  i<«om«rv  nuTttln^ffturi*   ali<>r. 

Ilypohidrosis  ist  die  herabgesetzte  Schwelssabsoiiderung,  ein  geringer  <imd  der  \v 

Hypophysls,  der  <fehirnanliiini;  (i.lluiidiila  pitiiitarin),    bat  sciac   Lnge  iti  der  .vlU  M 
bi.'stcht  aus  zwi.-i   Absi-iiiiittcn.  cinptn  hinteren,   in  »einer   Riitwickehirig  df:m  li&bini 
und  einem  vorderen,  der  Wand  der  priniiliveti  Mundbueht   entstaminiMiil      HIt  F- 
des  Organs    war    bis    vor    kunecm    niehts    beltamit.      In     der  I'atli 
Tumoren  beobachtet,  von  sarcomalöser  oder  eystischer  Striictiir,   <h 
in  der  Function  der  Aujtennervcn    und  allgemeine  tiebiniersuheinungen 
diogs    hat    man   gefunden,    das»    wahrscheinlich    ein  XiisnmmpiihaDg    7\> 
der  Hypopbysis  und  der  Aicromcgalie  besteht. 


Il3l)oxniithtn,  Sarkin,  CslUNjÜ,  ein  7,ur  Harnsiiuregnippp  gehörender  Körper,  «tatll 
^paltuIlg  der  Nuclei'ne,  lindet  sich  daher  in  weitester  Verbreitung  im  Or|rMMia  1*1 
sehen  und  der  Thiere,    ebenso  wie    in  gewissen   Pflanzeiitheilen,    in  geringrr  l'sr  ^ 


meist    FIcischcxtrnct    oder  '' 
.^00  Tb.  kaltem    und    in   7 
lijsen,    leicht    in    Säurejj    u:.. 


normalen  Harn.  Zur  D.irstellung  benutzt  m.in 
farblose  miltroskopische  Krystalle,  die  sich  in 
Wasser,  viel  schwerer  in  kochendem  Alkohol 
denen  es  ebenso  wie  mit  Salzen  Verbindungen 
eingeht.  Dem  Hypoianthin  ist  eine  der  beiden 
folgenden  Formeln  zuzuschreiben  (Krüger): 
Von  den  anderen  Alloxurkürpcrri  kann  man 
Hj-poxanthin  durch  Natriumthiosulfat  trennen, 
von  dem  es  in  der  Kälte  gar  nicht,  wohl  aber  in  der  Hitze  gefällt  wird 


.-    f 


NH  •  CH 
PH  C 

\--6 


NIT 


\, 


n/ 


CO 


OiM 


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.»-« 


H,vpargi(>  (von  ürrn'jpysh,  Hülfsmittel  anwenden),   ist  die  neuerdings  int 
schlagcne  Bezeichnung  (Mendelsohn).  um  ihre  mehr  und   mehr  zur  Eir 
Ausbildung  zu  einer  selbstständigen  wissenschaftlichen  therapeutischen  Meih.vjr  ;uk' 

K 

Hyraceniii,  eine  animalische  r)roge,    welche  von  Hyrax    eapcnsis   Sc-hr^b,   dem' 
abst-imml.     Sic  wurde    als  der  eingedickte  Urin    (Dachsharn,    Dosjespiss)    ongcsdN^ ' 
aber  aus  den  mit  Urin    vermischten  Excrementen.     Hyraecuin  bildet  klebrige 
eindrückbare  M.isscn  von  Castorenmgcruch  und  bitterem  Geschmack.     Von  r^iera» 
sind  nachgewiesen    flüchtiges  Oel,    bcnzocartiges    Harz,    Bcnzoösäur«,    II 
Harnsäure,  G.illenbesUndtheile.     Es  diente   als  Ersatz   für  Castoreuni 
Antispasmodicum,  der  Gebrauch  ist  aber  ekelhaft  und  wenig  nutzbringcu'i.  Ja^üv-j 
dreimal  liiglicli  iin  Pulver  oder  Tinctiir  1  =  10.  j 


HjSSOpuS  i(JTJn.     ['flanxpngatlung  mne  fler  Para.  AßT  LaluAtae*.  UnterfAia.   der  8»tar«''"^^    "^* 
Oatlunjtpn  Thymus*    und  Sutnreja*.     Di«    pitiiigp  Art,    H.  offiRinuli«  L..    d»»r   \  - 
lUIhtinkucb    mit   l^urzKO^tlolton,   .schmalen.   Kanzraiicllt;t*n  BInttem    untl  kleinen,    xii    «it> 
cinton  hUuen.  rOthllchcu,    auch  wohl  weisen  lllnthon.   iil  iluroh  Sndearüp«,     die  Mlttvli: 
Tnrhroitet-    Wiril  hisTreilPti  rii  Arrnpitweckpu  cultirlrl.  -i 

Horba    Hyssopi    von    Hyssopus    officinalis    L.,    Ysop,    Eiscn^.    '.'- 
gesammelte    Kraul    riecht    stark    aromatisch,     und    schmeckt     aromatisch    bitte, 
artig.     .Seine  Bestandtheilc    sind  aetherisches  Oel,    nach  Stenhnuse    ein  Otnesj» ! 
sauerstofThaltiger  Gele.  Gerbstoir,  Fett,  Harz  und  Zucker.      Ysop   findet  nar  mRcbF' 
und  asthenischen   Katarrhen  .'\nwenduug,  ist  aber  in  einzelnen   Gegenden   'In  htVifM 
mittel.     Benutzt  wird  er  als  Species  und  im  Infus  innerlich  und   zu  Uf 
Hyssop  ist  Bestandthcil  des  Spiritus  vulnerarius   Ph.    ß.ill.,  d-- 
cae  Ph.  Gall.,  der  Species  pectorales  Ph.  Helv.,  der  Species  pcc 
tibus  Ph.  Helv.,    der  Species    vulnerariae  und    der    Tinetura    a 
Afg«  Hjrssopi.   Eau  ilKstillAe  d'h  jssope.  Ph.  Qall.:    BuminiUttvs  HT»''i 
Wuaer  im  Pampfj^lrom  1i«handoU.     Pn.itniat  1.    Thee-  hii  «ftxInfTnlwf^Ui^      A' 
Aqn«  HyBsoiii,  Ph.  licht.;  Oleum  Hyssopi  0.;1,  SpiriU«  (Wi  ■•  -     " 
Infusuni  Hyssopi.  Tisaue  d'byssope.  Ph.Oall.;  Polia  H;. 
Olniini  Hyfisopi  a&thpreum.  G^sentia  Hyssopi.  Ph-  P.*:. 

kamphcrartig  rivchrndos  OeL    8pec.  0»w.  11.8811— O.IW«.     O-^i^^  ".Ij  — p 
Sirupn«  IlyKHupi,   Sirup  d'hys.<opt>.  Ph.  Oalt.;    Infuj)  ans  Futi«  t1i 
latur  7,uck«r  18. 


(Hystoralffi«* 


—    oon    — 


lySwriFi 


Hystenil^e.  firM  man  mit  >lem  Fortsclireitcii  dtr  ntialomisclien  Keiiiitnis.si:  die  Krkraiikuugun 
nncli  ilirom  pathologiscli-anatomischcii  Clinrakter  und  nicht  nach  ihren  Symptomen  zu  bezeichnen 
gewohnt  ist,  muss  das  Wort  Hysteralgie  eigentlich  fallen.  Schmer7.cn  im  Uterus  kommen 
bei  lleckcnperitonitis,  bei  Metritis,  bei  bestimmten  Formen  der  Endometritis,  sowie  bei  Lagc- 
veründcrungea  des  Uterus  etc.  vor.  Eine  essentielle  Neuralgie  des  Uterus  erkennen  nuc  noch 
sehr  wenige  Gynaekologen  an;  Schwierigkeiten  der  Deutung  von  Symptomen  im  Bereiche  der 
Sexualorgane  finden  wir  nelfacb  entstehen  durch  abnorme  sexuelle  Reizungen  der  verschie- 
densten Art;  hier  kann  allgemeine  und  locale  Uyperaeslhesio  bestehen,  welche  mau  als 
Hysteralgie  noch  bezeichnen  könnte.  Charakteristisch  Tür  dieselbe  müsste  aber  die  Abwesen- 
heit jeglicher  localeu  Veränderungen  bei  starker  und  zuverlässiger  .'^chmcrzangabe  sein. 
Therapeutisch  würde  man  diese  Form  in  erster  Linie  angreifen  müssen  durch  Beseitigung  der 
Ursache,  was  nicht  immer  leicht  sein  dürfte.  Demnächst  wird  man  durch  Kräftigung  des 
Nervensystems,  durch  Hebung  der  allgemeinen  Körperornährung,  vielleicht  auch  durch  Sug- 
gestion zu  helfen  suchen.  Die  Darreichung  von  Brompracparaten  innerlich  und  die  vaginale 
Anwendung  von  Ichthyol  wird  vielleicht  nebenher  nützlich  sein  können.  VEir. 

nysterlc.  Bei  dor  M.innigfaltigkeit  und  dem  violfachen  Wpchsel  dwr  KrschfiiiuHgfii  der 
Hysterie  ist  es  n:iturji;pmäss,  d.iss  liiiutig  ein  einzelnes  Symptom  ))esonders  in  den 
Vurdergniiid  tritt  und  den  Aiisdieiii  hervorruft,  als  ob  os  die  eifjentliche  (Quelle  des 
Leidens  anzeige  oder  :iut;li  die  ganze  Krankiieit  darstelle.  \Vird  ilann  die  loeale  Be- 
liandlnng  dieser  von  «'nglLselien  Autoren  g.inz  zutn-fTend  als  „locale  Hysterie"  liezi-ieli- 
neti-n  Zustände  vorgenommen,  so  zeigt  sieb  oft  genug,  dass  hiermit  aun'allend  wenig 
erreicht  wird.  Selbst  wenn  die  örtliche  Besserung  gelingt,  so  wird  dann  ei-st  klar, 
da;«  ein  viel  allgemeinere.s  Leiden  vorliegt,  welclies  in  mannigf-iehen  anderen 
.Maiiifest:aiciiiei)  zu  Tage  tritt.     I'as  Wesen  aller  hysterischen  Zu.sti-mde  liegt  eben  in 

I einer  :ibnornieii  i)syrhi.sclien  Ki>izb:irkeit,  dnrrh  welche  eine  krankhafte  Keiurtion  auf 
die  ver.srliiedeiisten  Schädlichkeiten,  die  .sogenannten  Agents  provorateurs  der  Fiysterie, 
bedingt  wird.  In  der  Regel  ist  di(>.so  abnorme  p.syebisehe  Disposition  eine  angeborene. 
Fehlerhafte  Krziehung,  ungünstige  Lebensumstände,  schwächende  Krankheiten, 
I  moralische  Krsclifitternngen,  geistige  L'eber.anstrengimgen  wirken  steigernd  auf  die- 
selbe und  krinnei\  sie,  wenn  in  sehr  grosser  Intensitilt  einwirkend,  aucli  nachtrriglieb 
Iorst  erzengen.  Kine  besondere  Gefahr  bringen  tue  verschiedenen  Ueliergan^sperinden 
mit  siidi.  So  siebt  man  öfter  bei  Kindern  in  (h-r  zweiten  Ih'iititionsperiode  die 
ersten  F^rscheinmigen  der  Hysterie  auftreten,  in  gros.ser  Hiiufigkeit  kommt  die.'^ellie 
aber  namentlich  in  cKt  I'nbertTitsperiode  zum  Auslmich,  wobei,  wie  auch  in  sp:tteren 
Lebensaltern,  die  Krscheinungen  der  Chlorose  verschlimmernd  wirken.  l*a  nun  ferner 
bei  Frauen  zur  Zeit  der  Menses,  in  den  Epochen  der  Schwangerschaft  luul  n.ach  der 
Entbindung  oft  hysterisrlie  Zuätfinde  .luftreten,  so  hat  man  von  Alters  her  geglaubt, 
in  den  weiblichen  Sexualorganen  die  eigcntliclie  Ursache  der  Krankheit  suchen  zu 
müsäen,  und  noch  in  neuerer  Zeit  wurde  sie  als  eine  von  den  Cienitalien  ausgehende 
Reflexneurose  aiifgefasst.  Schon  durch  da-s  h:'tufigo  V'orkomnien  der  Hysterie  bei 
Kindern  und  bei  Männern  wird  diese  Ansicht  widerlegt.  Kben.so  spricht  abej  gegen 
sie  der  .Mis.serfolg  der  gynaekologischen  Therapie.  Die  Behandlung  mit  Tampon  und 
Aetz.stift  bildete  für  letzti're  den  Ausgangspunkt,  dann  folgte  die  L'temssonde,  die 
Krweiteningen  des  .Mntterriiunds,  die  Excisionen,  <lie  operativen.  Lageveriintleningen, 
«lie  Klitoridektomie  nnti  endlich  in  der  neuesten  Phase  der  Gynaekolngie  die  C.'istra- 

Ition  utid  die  T<it:ilc-.vstii-|»;ition  lies  Uterus.  Ueberall,  wo  die.se  Eingriffe  nicht  etwa 
■wegen  bestimmter  Localindicationen,  .sondern  lediglich  zur  Beseitigung  nervöser  Be- 
schwerden rler  Hy.sterischen  vorgenommen  wurden,  haben  sie  sich  als  nutzlos  er- 
wiesen oder,  wenn  ein  Erfolg  eintrat,  war  er  nachweislich  durch  Nebenwirkungen 
der  Behandlung  auf  psycliischem  Wege  erreicht  worden.  Die  Grundkrankheit  trat 
daiui  bei  der  nächsten  Ver.anla.ssung  wieder  hervor  und  wurde  zuweilen  auch  direct 
durch  die  Oper.ition  verstärkt.  I>iß  Zahl  der  im  Wesentlichen  wegen  hysterischer 
Symptome  c:ustrirten  Frauen,  welche  zu  den  Erscheinungen  der  Hysterie  auch  noch 
die  Beschwerden  der  f'.^stration  mit  sich  herumtragen,  ist  heutzutage  keine  geringi*. 
Es  ist  daher  bereits  ein  erfreulicher  RückschLig  eingetreten  und  die  meisten  Gynae- 
kologen lehnen  jetzt  die  örtliche  Behandlung  der  Genitalien  in  allen  Fällen  von 
Hy.sterie  ab.  in  welchi-n  nicht  örtliche  Veränderungen  direct  dazu  auffordern.  Dass 
in  Füllen  letzterer  Art  durch  diese  Behandlmig,  wenn  sie  die  örtlichen  Beschwerden 
beseitigt,  namentlich  wenn  profuse  Blutungen  oder  erhebliche  dysmenoiThoische  Be- 
schwerden vorgelegen  haben,  unter  Unist;lndon  .luch  die  Allgemeinerscheinungen 
günstig  beeinnumt  werden,  »oll  in  keiner  Weiso  geleugnet  werden. 


i 


uuiL'U — Ulli  jjtAUAVuvviiici^  Um  jtwmuiMMt^  ifv^vammHmamat^mme-^'  iimc    •  imi 

gerade  bei  Hysterisrlion  leistet  die  Methode  wenig.     Si< 
Fällfii,    in    welchen  Kopfilnick,    Trigeniinusiieunilgio,     .Migi;uiii-,    ^cijnJi 
jLMthniatische  Hescb werden,    Stininirit):fiikräni|>fe,    norvösf   l|<?r7J«t''VnrM?ii4 
Vordergniud  j^etrcten  waren,  zur  Anwendung  jrekommcii.      Tri»' 
risationen  und  Ke.seetionen  in  Njisi-  und  Kachen  sieht   man  j<-'ii' 
Hvst<'rie  fortbestehen,  wenn  nicht  neben  der  örtlieheii    Bidi:indluii^  eine  i 
jiemeiiie,  nainentlicli  psychiselie  Behandlung  vnrgeiionimon  wird.    Aueh  für  läf  | 
und  I)annthera|)ie,  zu  welcher  die  in  vieb-n  I-'üUen  vnrko(niiien«len  Venbmn 
Veranlassung;  geben,  gilt    das  Gleiche,    ebenso    für    dio   chirurgiücüe 
liysterischen    Neuralgien,     für    die    orthopao<liselie     hystttrischer    C« 
aridere.     Als  Mittel  zum  Zweck    kennen   alle    diese  L>ing-e    nrli. 
Wirtlichen  Applicationen,    wie    sie    in    der  Kb-ktricifät,     «lein   4.ii 
der     Bade-      und      Wasserbehandlung     zur     Verffigunp      stehen,     pji.irj.^'Slii 
Allgemeinbeliandiung    untei-stützen.     Pas  Wesentliche     für    dir    Heiluii:  bn 
Zustünde    ist    aber    ininuT  die    letztere.      Ihr    eigedtliehc-s    Objrct    i.<l   d« 
sehe   Zustand,    welcher    in  der   Art    bcf-influ.s.st    worilon    itniüs,     da«s    <wiM 
Vorsti'llungiMi  .ilthiingigeu   Kin]>tin(lungs-  inid  Heweguiif;;saiioiiialien  be^itijt,. 
die  halb  uuwillkiirlii-h  oder  li»'s.si'r  ge.sagt  unbewti.sst  willktiriicb  zu  St-uid«  ka 
Krani|)l'-    utui    Henimuiig.serscheinungen    durch    Willcnsinipiitse    nntenlröckt 
IHe  wirksame  Metliode,  um  diesen  Krfolg  zu  erreichen,   besteht  allerdmi;«  ad 
darin,    dass  man  den  Kranken  die  Natur  ihres  I.ieidens  ausoinnnder^-tit  wi 
auffordert.  d:uiarh  zu  hatuieln,  sondern  es  kommt  auf  die   iiuiii     •    ''     iflw 
wie    sie   theils  durch   imperative  Suggestion,  theils  durch   dif    1  'i« 

einflnssliarkeit    einzelner  Symptome   erreicht  wird.      Vertrauen   zuiii  .\nt,  lii 
die  Wirksaniki'it    der    von   ihm  angewandten  Methode  ist  die  Voraussetii 
feiges,  der  somit  selbstverständlich   auch  geb^gentlich   g.inz  ohne  Arjt 
wenn    die  Kranknii    Im  (ilaubon    au    die  Wunderwirkung;  eines  HHili] 
Schafers,  einer  weisen  Frau  u.  dgl.  die  Vorstelliuig  gewinufn,    d.iss  ihrr 
syiuptom(!    schwinden    nui.ssen.      Immer    aber    gilt    letzten»   W  irkun}:   dW 
Symptomen.     In    der  Beseitigung    von    solchen    können    auch  die  mit  Hi 
hypnotischer  Zustände    in    den  Kranken    erregten  Suggestionen    Bedeai 
Sie    haben    nur    den  Nachtheil,    dass    sie  in  ihrer  Intensität  nicht  i 
werden  können,  und  d.iss  sie  an  Stelle  der  beabsichtigten  ersten  "-•    ' 
lillität  gelegiTitlicIi  schwere  hysterische  Anfalle  mit  mehr  oder  «• 
\Crwirrtlieit    lierbeil'ühreii.     In    vorsiidiliger  Weise  ange\vend<'t,    k'inmii  ä» 
auf  die  dauernd*'  l iiterdrückung  des  hysterischen  Zustandes  gerichteten" 
untcrstützeti.     I>i<'  letzteren  setzen  eine  consetpiente,    immer  «ieder  auf  «1» 
VMIleiiskräftiginig  los.stenernde  psychbiche  Behandlung  vomus,    woImm  hiol^ 
seitieuntr    ungünstiBer.    von    der  nächsten  Umgcbiing  dar  Kr?inl-»»n   aiwinjl 


irsti^rif 


-    fl«ri    - 


Hysteru(^|>ilppsie| 


Eiitliusi:isiiiiis  fiii'  ilicKur  i-iwcckl.     .\ligi-si'ln>ii  mmi  •^olrlii-n  Zii.siilndi'ii  Ituiliirl' dir  Kiir 

[iiuiiaigl':tL-|iui-  ModiliciiliiiiiiMi  ji-  iiacli  di-iii  i-iiizi-liK-ii  l'.illc,  und  o  ist   iiio  zu  vcrj;os,sen, 

lass  es  .sich  tiirlit  um  dii'  uiiH-liatiisclic  Aiiwciidiin^  olufr  licstiiuinli-ii  Si-IkiIiIimm-  Ikhi- 

leln  darf,  snmloni  um  dii'    l'iitPistiilzuuf;    tliT    psvidiisciu'u     Kriiaiiillutij;    diircli    wr- 

schipdrni'  siuni'iifiilligi'  iiiiil  i^'-j^fri   oinzi'liu'   Syuiplmm'    wirksiim»'  Mittid.     In    diesem 

biunr  s[)ii'li>ii  .'uich  In'i  diT  Ikdiamliung;  lii-r  Hvstcric  zu  liiiuse  die  H>ilrotlier;ipie,  die 

IM.TKsngi',  die   :ictive    uml    |i;i.ssivc    (iymunstik    eiim    wichtige    Holl«;.     Auch    die   Be- 

Jiäti^uig  in  gewissen  Formen  des  Siiorts,  wobfi  mii-   die  übermässigen  AnvStrengungeti 

^ZH  verniei(h»ii  sind,  ist  vieii'ach  von  günstiger    psychischer  Wirkung.     Bei    einer    er- 

liebliehen  Zahl  von  Hysterisehen  ergiebt  .sich   ferner  die   Indication,  anaetnische  Zu- 

^Stttnde  zu  be.seitigen:  es  tinden  daher   die    Ei.sen-    und  Arsenpraeparate    häufige  An- 

■  Wendung.     Weitere  l'ntei'stritzungsinitti'i  der  Bfhandiung  sind   bei  den  mannigfachen 

Neuralgien  uiul  sonstigen  Srlimerzzuständen  die  verschiedenen  Antineuralgica,  welclie 

LÜbrigens  ebenso  wie  die  lirllich  wirkenden  M<>th'Hleu  iiiimiT  mir  als  l'nterstützungs- 

linitti'l   für  die  Allgemeiidiehaiidluiig  anzusehen  un<l  nie    zu  fange    lortziLsetzen    sind. 

[in  noch  hriherem  (irade    gilt    dies    von   Morpliium    und    den    verschiedenen    Schlaf- 

[mitteln,  zu  deren  gewohnheitsniä.ssiger  .Vnwenduiig  ger.ide  die  Hysterischen  sehr  ge- 

[jieigt  sind.     Weniger  bedenklicli  sind  die  [5r(uii|iraeparate,  welche   bei   der  erhöhten 

Ipsychischcn  Reizbarkeit  der  llysteri.schen  oft  selir  gute  IMenste    thnn,    ebenso    auch 

Ibei  der  Schlaflosigkeit,  w;"dn'<'nd    ihre   Anwendung    gegen    hysterische  Krampfanfiille 

^n  der  Uegel  tiiitzlos  ist.     Kher  wirksam  erweisen  sich   oft  gegen    diese    wie    gegen 

mancherlei  andere  hysterische  Zustände  die  seit  alter  Zeit  gerfihrnto  Valeriana    und 

Idas  Castoreuni.     Dem  einzelnen  hysterischen  .\iifall  gegenilber  ist   in   der  Regel  ein 

litidilTerenti'S,  möglichst  ignorirendes  Verhalten  das  wirksamste.     Festhalten    der  sieh 

lliäumendeii  Kranken  verstärkt  die  Anfülle,  völlige  l.sniirung  bringt  sie   oft   r:isch   zu 

»Knde.    Ist  diese  unmöglich,  so  kann  eine  energische   Begie.ssung  mit  kaltem  W:usser, 

[am  einfachsten  durch   Bespritzen  mit  dem  Strahl  eines  Syphons,    oft  die    schwersten 

"bysteri.schen  Aiiliille  in  kurzer  Zeit   be.seitigen.     Zum  Sehiusse  sei  erwähnt,  da.ss  als 

lein  die  Hysturie  aus!ös(uides  Moment  in  neuerer  Zeit  besonders  oft  das  Trauma  fe.st- 

Ige.stellt    wurde,    un<I    dass    namentlich    viele    der  hei  iMiinnern  vorkommenden   Fälle 

Ivon  Hysterie    traumatischen  Ursprungs    sind.     Begünstigt    wiril    deren    Fntwickclung 

Uli   Fällen,  in  welchen  Unfallentsehädigung  in  Betracht   kommt,    durch    die    oft    sehr 

Iprotrahirten  inid  hartnäckigen  Käni|ife  der  Verletzten  mit  den  Versicherungsanstalten. 

II)er  uachtheilige  Kinfluss  der  Umgebung  ist  dabei  besonders  oft   zu  constatiren.     Es 

list  daher  in  den   früheren  Stadien  solcher  Fälle  (h'e  Hospitalbehandhing  zu  empfehlen, 

iWeiterhin  aber  bei  längerer  Dauer  gerade  das  lange  Zus:imineusein  mit  amb-ron  Ver- 

Lletzten  in  den  Spitälern  zu  vermeiden  und  möglichst  danach  zu   trachten,    d.xs.s    der 

l£ranke    bald    eine    seinen     Kräften    entsprechende    Beschäftigung    übernimmt.      Im 

lUebrigen  gelten   für  die  Heliandlung  die.ser  Fornierr  der  Hysterie  durchaus  die  gleichen 

tGnmdsiltze  wie  für  die  der  anderen  Fälle.  ,n,,v 


HyStCrlonlCA  WIIIJ.     Pflanzongikttiin);  aii<j  üer   Faniil{<*    der  ComiioEitae,    TriljDS  der  A.vtereae,    aiisgczciellnPt 
^  dorrh  i;ell>i<  Rlntlii-n  und  knnliKO  liia  9tr>u«hiKr,  klebrig  drOsiic  StvoK«!  mit  einii>ln<>g,  cailiiUiiilicen  KKprolien,  iloreii 
likIhtngcliKer  Ulllllii-Ich  ledrrige  Connistonii  bosittl.     Uit  nar  U—H  \rtea    »nf  il*»  warniF    und  gvniL°iiiKte  Aiucrikt 
"«•^ehrSiikt.     M<*dicini*''hn   Vprwpndung  findet  H.  Baylahapn  UaHI. 

H. 

fsteri.Hche»  Irresein.  Die  acuten  Verwirrtheitszu.stände,  welche  in  Verbindung  mit 
iiysteri.schen  Anfällen  auftreten,  sind  wie  diese  zu  behandeln  und  marhen  die  Ver- 
ttringiuig  in  Anstalten  in  der  Hegel  nicht  erforderlich.  Die  mehr  protrabirten  Ueistes- 
Istörungcn  in  Form  der  Melancholie  und  Manie  sowie  die  clinuii.scli  paranoischen  Zu- 
Intände  der  Hysterischen  sind  nach  denselben  Uruiulsätzen  zu  behandeln,  wie  die 
taiiidichen  Formen  geistiger  Stöniiig  aus  anderen  Ursachen.  Die  Anstaltsbebandlung 
fist  in  den  .schwereren  Fällen  dieser  Art  unbedingt  zu  empfehlen. 

JOtLY. 

«üteroepllepsie.  Mit  diesem  Namen  bezeichnet  man  verschiedene  Uebergangs-  und 
IMischfomien,  welche  zwischen  Hysterie  und  Epilepsie  vorkommen.  Zunäclist  ist  es 
l«in  ziemlich  häufiger  Fall,  dass  Epib-ptiker  zugleich  die  Erscheinungen  der  Hysterie 
'zeigen  inid  zwar  .sowohl  in  Bezug  auf  das  Temperament  wie  auch  in  Bezug  auf  das 
Aidtreteii  einzelner  .\nfälle.  Die  letzteren  sind  d.inn  von  flen  eigentlich  epileptischen 
Unfällen  der  Kranken  sowohl  durch  ihre  ganze   Ei-scheinnngsweise    wie    durch    ihre 


Kniiiipfi'  in  gloicher  Folge  wfe  bt-i  iliesir  uiltnt 
Hiii.stüi7.fi)s  »Jcr  Krankpn,  dip  Abwescnlicit  m>ii  i 
liiss,  (Ins  Erhaltonblciben  einer  gewissen  R<>nctioii  auf  iinssore  R« 
Z<'i<'hPn,  dnss  <'s  sich  nicbt  um  di«.'  völlij^c  Anfhi-biiris'  *l«-*s  BowiismIs«! 
ganz  iinwillkürlirhcn  Znckunjion  wie  boi  der  Epilrpsie  hnntlflt.  I>fn 
ffir  <lii'  Nirlit/.ugchririgkeit  solcbiT  Anl'fillc  zur  Kpilepsio  lipfcrt  der  Ti 
dir-  Bromtlicrapit'  liier  vüllif;  wirkungslos  ist,  wriliroml  die  «ar  Mcaä 
Hysterin  pwigrnctpn  MaasRri'j;c>ln  eine  vollstilndigo  Hi-soitimmg  drT  Anfuili' 
können.  Ks  kommen  aber  aueb  Ffille  vor,  in  welchen  nach  liUiüerein  Brstel»' 
erwalinten  Anfälle  solclie  von  wahrer  Kpilejisio  hieiziitroten.  Da»  Kini 
Ktündiger  l'.ewusstlnsifikeit,  die  gänzlirli)^  lieactionslosifjkt'it  auf  Keiir  in  i 
im  negiiiii  zu  beobachtende  Itlfisse  nnd  tlie  nachfoljjeiido  ryan«»*»«,  die  Vw 
nnd  Znngenbisse  kennzeicbiieii  diese  Zustände  als  w«>sontli«*h  von  drr  H' 
schieden.  Ein  (Viterinm,  das  bisiier  zur  L'nterscbi'iilunp  ilicnen  k<mnlr 
das  l-'ehlen  <ler  l'iipillciist.'irre  im  liysterischen  Anfall  ini  («•gciisats  tn  il» 
niä.ssipein  Vorbamli-nsein  beim  epilejitiscben  Anfall  — ,  hat  sich  nach  neoi 
HUchungen  als  nicht  .stichhaltig  erwiesen.  Es  konimcii  iiürnlieh  auch  aaf 
schwerer  hysterischer  Anfälle  Stadien  vor,  in  welclu'i«  die  |'ii]»il|rM  lirliao 
Allerdings  ist   dies  hier  meist  eine  viel  llücbtigere  Ersrlieimin'-  '-f^ 

Anf:dl  und  ihr  Vorknminen  ist  ein  viel  weniger  häiiliftes.  >Vh  .  ;  ,r  4 
Scheidung  beider  Zustände  ist  .incb  in  Killleu  der  tot/,ti!r>\  Ahnten  Art  d» 
der  liniintlier:i])ie,  indem  diese  nluie  Wirkung  bleibt,  so  l.ingn  es  sich  nnr 
|e|)sie;Uuiliclie  St.idien  des  grossen  Anfalls  bandelt,  währoiui  »ii«  be»  Hinwlri 
E|iili-iisic>  Miif  ileieii  Anfnlle  Eiiifluss  ^ewiinit. 


I. 


IbcriB  I,.    Pflinirngkitunfi  an«  d<>r  Fun.  in  Crneifiira**,  ünli>rrun.  Thl*«|i(«tr«p.  nmftwt 

ilnuirnJc  Kräulfr   mit   ini«W   elMao  HpiKchigpn  BlRUtTti.    Von  dt'ii  20  Arten  sp"  :    '  •*"|8 

eurrrpa^  iintl  Klninasipii»..     I.  amnrK  I..  i^t  t^liiM    <Mttjttlirtf{o  All  SQilw^xt-   iin<1    '•  vM 

]ht'  nlt  tlnrlta  Ihfriilif;  lil>f<f.)iricUpi)n   l>ruKe  «(«triiilt   vun  1.P|' iil  i  il  in  *    Ihrr 


IcMhyol.     Diirrh  trockene  Destillation   eines  bei  Saatfeld  in  Tirol  vnr!,  ■ "■ 

Ucberrc'stc    vorwcltlieher    Fische    führenden    (Jesteine.s    rcsullirt    ein 
fluorescirendcs    Ocl,   welches    mit  Schwefelsäure   sulfonirt    wird.     Dci.   u  .  .| 
milfonirten    RAhfils    stallt    Aip    lehthvol.'in  IfonaSuri»    Attr     »«l^t.^»    »....i 


lußM 


hyol 


—    ß67    — 


lehthyosis] 


Natrium  sulfoicbthyolicum,  OsH^SsOeNn:,  eiue  schwarzbraune,  tlicerähnliche Hasse, 
vierig  iu  Wasser  und  Aetherweiugeist  löslich. 

Ausserdem  sind  Verbindungen  mit  Lithium,  Zink  und  Quecksilber  hergestellt.    Auch  mit 
aloTden,  wie  Chinin,  Morphin,  vermag  sich  die  Sulfonsäurc  zu  verbinden. 
Ichthyol  ist  für  den  Organismus  ganz  unscbiidlich ;  in  einzelnen  Fällen  folgt  nach  ihrem 
>ren  (lebrauch  Miliariaeruption,    Hyperidrosis,   auch  ist   einmal  Erythema   papulosum    be- 
shtet  worden  OVerner).    Häutiger  stört  die  Anwendung  Uebelkeit  und  heftiges  Aufstosscn, 
>oders   bei  Personen   mit   empfindlichen  Verdauungsorganen.    Diese   Uebelstände   werden 
ch  das  flüchtige  Ocl  im  Ichthyol  veranlasst,  welches  zugleich  auch  den  unangenehmen  (ie- 
1  und  Geschmack  bedingt.     Die  Ausscheidung  des  Ichthyols  erfolgt  durch  L'rin  und  Koth. 
In  die  Therapie  wurde  das  Mittel  als  ichthyolsulfonsaures  Natrium  1885  von  Unna  cin- 
ihrt.    Nach  ihm  gehört  es  zu  den  reducirenden  Mitteln  und  wirkt  demgemäss  überhiiutcnd, 
lomend.    An  dieser  Wirkung  sind  die  Ichthyolsulfonsäure  und  das  Ichthyolsulfon  betbeiligt, 
rcnd  eine  die  Oberhaut  gerbende,  häutchenbildende  Eigenschaft  nur  der  ersteren  zukommt, 
erall  dort,  wo  eine  Hyperaemie,  eine  Entzündung  sich  etablirt  hat,  wird  Ichthyol  vermöge 
ler  gefässcontrahirendcn  Eigenschaft   heilend  und  zugleich  analgetisch  wirken.    Unna  em- 
blt  CS  demnach  bei  Acne,  £kzem,  Liehen  urticatus,  Urticaria,  Erythcp,  Herpes,  Intertrigo, 
brennungen.   Später  ist  sein  Indicationsgebiet  noch  erheblich  erweitert  worden.    Man  benutzt 
lei  Hyperaemien  der  Nase,  des  Pharynx  und  Larynx,  wie  bei  gichtischen,  rheumatischen  und 
STCuIösen  Gelenkschwellungen.  Auch  bei  der  Behandlung  acuter  und  chronischer  Entzündung 
Exsudatbildung  im  kleinen  Becken  hat  es  sich  einen  Platz  gesichert  (Freund,  Kötschau); 
nfalls  gerühmt  wird  seine  Wirkung  bei  Prostatitis  (Freuden  berg).  Innerlich  wurde  Ichthyol 
rst  zur  Unterstützung  der   äusseren  Anwendung  bei  verschiedenen  Dermatosen  gebraucht, 
ter,  als  man  aus  den  Untersuchungen  von  Zuelzer,  Helraers,  Ceconi  in  dem  Ichthyol 
Mittel  kennen   gelernt   hatte,   welches   den  Eiwelsszcrfall    im  Organismus  verhindert,   die 
Inissvorgänge  im  Darm  verringert  und  die  Assimilationsthätigkcit  der  Zelle  wesentlich  er- 
t,  als  Fessler  und  Abel  gezeigt  hatten,    da.ss   pyogene  Streptokokken,    Erysipelstrepto- 
ken,   auch  Gonokokken   durch  Ichthyol   schnell   abgetödtet  werden,   wurde  es  gegen  eine 
3se  Zahl    von  Krankheiten   innerlich    versucht.    Es   regelt   mit  Sicherheit   die  Peristaltik, 
t  den  Appetit   an   und  hebt   dadurch  Körpergewicht   und  Allgemeinbefinden.    Man  reicht 
laher  mit  Vortheil  bei  Darmkatarrhen,  auch  tuberculösen,  bei  Lungen tuberculose  (Gohn), 
Rheumatismus  und  Gicht  (v.  Nussbaum),   ebenfalls   hei  Beckenneuralgien    und  Ischias. 
h  bei  Influenza,  Pertussis  (Maestro)  und  chronischer  Bronchitis  bat  es  gut«  Dienste  ge- 
bet.   Dosis  äusserlich   zu  Einpinselungen  und  Einreibungen    rein   oder  mit  Wasser  u,   in 
-20proc.  Salben,  Linimenten,   in  2 — 3proc.  wässeriger  Lösung  zu  Inhalationen,    zu  Injcc- 
en  3,0:100,0,  zu  Vaginaltampons  5,0 — 15,0:100,0  Glycerin;  innerlich  mit  Aqua  »  drei- 
täglich 4—40  Tropfen  bei  Tuberculose,  in  Pillen  ä  0,1  zweimal  täglich  2—5—12  Stück. 
Anytin:  eine  33 proc.  wässerige  Lösung  der  Ichthyolsulfonsäure.    Es  macht  Ichthyol- 
sulfon, aetherische  Oele,  Kampher,  Phenole  wasserlöslich  (Anytole). 
Ichthalbin:   eine  chemische  Verbindung  der  Sulfonsäure  und  Sulfone  des  Ichthyols 
mit  Eiweiss.    Feines,   graubraunes,   geruch-    und   geschmackloses  Pulver,  welches 
durch  den  Darmsaft  allmählich  in  seine  Componenten  zerlegt  wird  (Sack).   Erzeugt 
weder  Aufstossen,  noch  Uebelkeit.    Für  Kinder  bis  1,0  pro  do»i  in  Chocojade,  für 
Erwachsene  1,0—2,0  2 — 3  mal  täglich  bei  Darm-  und  Ernährungsstörungen. 
Ichthyolcollodium  (Ravogli):  Ichthyolum  12,  Spiritus  aethereus,  Collodium  u  44. 

Ein-  bis  zweimal  täglich  aufzupinseln. 
Ichthyolfirniss,    Vernisium   IchthyoM    (Unna):    Ichthyolum,    Amylum  u  40, 

Solutio  Albuminis  1—1,5,  Aqua  ad  100. 
Ichthyolliniment:  Ichthyolum  10,   Oleum  Amygdalarum,  Aqua  Calcis  u  5,  Aqua 

Bosarum,  Glycerinum  u  40. 
Ichthyolopodeldoc  (Dieterich):   Sapo  stearinicus   dialysatus  60,   Sapo  oleinicus 

dialysatus  40,  Spiritus  798,  Ichthyolum  50 — 100,  Oleum  Lavandulae  2. 
Ichthyolpaste  (Leistikow):   Calcaria  carbonica  10,  Zincum  oxydatum  5,  Amylum, 

Oleum  Zinci,  Aqua  Calcis  »  10,  Ichthyolum  1—3. 
Ichthyolpuder;  Zincum  oxydatum  20,  Magnesia  carbonica  10,  Ichthyolum  1—2. 
Ichthyolsalbe  (Unna):   Ichthyolum  10—20,  Lanolinum  60,  Aqua  destillata  30. 
lohthyolseife  (Unna):   Sapo  Kalinus,  Oleum  Cadini  u  2,  Ichthyolum  1. 
Ichthyolsuppositorien  (Freudenberg):   Ichthyolum  0,3—0,75,   Oleum  Cacao  2 
bis  2,5.    Bei  Prostatitis. 

J.  JACOBSON. 

fOsU  ist  eine  immer  vererbte,  in  der  frühesten  Kindheit  auftretende  Erkrankung 
Haut,  welche  sich  durch  Verdickung  der  Homschicht  oder  durch  hornige  Warzen 
raktcrisirt.  Seltene  Fälle  von  Ichthyosis  congenita  verlaufen  meist  nach  kurzer 
i  tüdtlich.  Die  Ichthyosis  ist  ein  ungemein  häufiges  Krankheitshild,  wenn  man  den 
Irigsten  Grad  derselben,  Liehen  pilaris,  einschliesst.  Die  höheren  Grade,  Ichtliyosis 
da  und  serpontina,  sind  etwas  .seltener,  der  höchste  Grad,  Ichthyosis  hystrix,  sehr 


[Ichthyosi» 


—     (lOfi     — 


sp|t<'ii.     I?ci    li-txtciTr    liildr.ii    sich    warzi^iiarti^o   Klfluri-üiH-iiZfi».    •■i-'- 
ganzen  Kürpor  vcrbirilrtcs  l'upilloin  ilai-sU-lli-ri,  wäüreiul    Flaeln 
sclnvit'lig  verdickt  sinii.    (ic\vr>liniieh  sind  diese  lelzt^viiaimtcn  ' 
Beufteflilclien  der  (Iclenke,  nicht  befallen.     Ichthyosi.s   kommt   ^^ 
melir  auf  (gewisse  (iegendeii,  besonders  die  Strecksfitoii   der  Em 
Mir.    Kine  iieuerdinj;s  häufiger  lipschriebeuc  I'"orni,    tlas  K<T;iti>iria 
bcschräukt   >.ii'li   ausscbliesülich    auf  l'iacliliände    und    Fiisssohlon.     i 
Befund  bei  Ichthyolischen  ist  die  Verkiinuncrung   der   Haare  und  Ni. 
der  Ohrlrnt[(ch<'n. 

Die  Krankheit,   welche  eine  quoad  vitam  durchaus   günstige  Pmj 
die,  uncomplicirt,  keine  suhjectiven  Krscheinungeii   hervorruft,  wird 
beseitigt,    und  es  erwächst  somit  der  Therapie    die  Aufgabe,    «Uc   ■•.. 
Hornschicht    zu  entfernen    und  die  Haut  geschmeidig    zu  vrhaltciL    M* 
Verfahren  hierfür  haben  sich  uns  protrahirte  Bäder   mit  Seifeiiv       ' 
mögen  letztere  mit  grüner  Seife,  Spiritus  saponatus  kalütus,  Jiapli 
ausgeführt  werden.    Alsdann  haben  Kinreil)Ungen  mit   1 — öproc.  " 
Knden,  die  man  ohne  Schaden  lange  Zeit  hindurch   fortsetzen   k  . 
ZU  behandelnde  Pityriasis  capitis  dürfte  aui  schnellsten    li«.>seitigt  wmi.-ji  au 
salicylii'um   1,0,    rnguenlum  einolliens   ad   ItMi.d.      Letzttm's    kann   mau  Br 
bemittelte    ratieuteii    mit    Oleum    Sesaini    bereiten     l:iS!>en.      Zu    drusclh« 
namentlich    alier    um    die  Haut    geschmeidig    zu    erlinlten,    sind    iii.l!(T.nrj 
empfohlen  worden,  besonders  Mischungen  von  lilycerin,  Vaselin.   1 
Schweinefett  allein   oder  mit  Zusatz  von  ,J-Naphtol,  Schwefel,  Ut:-i.uiii  lüJ 
reducirenden    Mitteln.     Stärkere  Grade    von    Ichthyosis    verlangen   unt«  ti 
Kautscinikeinlndlang,  Schinierseifenumschläge,  Touchirung  mit  Kali  cai 
(1: '2),    während    die  Warzen    des   Hystricismus    durrh     den    scharfen  IJSW 
wenicn  müssen.     Von  iinieren  Mittehi,  Arsenik  oder  Lt?berthrrui. 
fnnvziisischen  .Viitoreu  .Joseph  •'mphchlt,  wurde  von   anderen   eii 
sehen,  ebenso  wenig  von  'l'hyreoiilin. 

Die  Coniplication  der  Iclithyosis  durch  Kkzenie*   ist  so  häuKg,  liaas 
bei  jedem  Ekzem,  dessen  Ursache  unaufgeklärt  ist,   auf  Ichthyosis  la 


IciCftharZ)  du  n^re  mehrerer  in  Cafpiine  einboimisehpf  Ieic4-Art«n,    t>ildM  getbwnaav, 
KCmer,  ilie  sich  in  Alkohol  und  Ton>«ntinSI  limu.    E4  besteht  »ii>  x«•^i  krjrstallclitmiilani  : 

Icloan,  aimHerdpm  enthalt  eH  noeh  ein  ftroorphc«  Harx.  du  Kulophiin. 


Icterus,  Gelbsucht,  ist  eine  \'ielen  Krankheiten  der  Leber  und  der  G.nlleim»f»  | 
.saaie  Erscheinung.    Ohne  Betheiligung  der  Leber  ist  ein   Icterus  nicht 
die  Gallenbestandtheile  ausschliesslich   in   diesem    Organ    gebildet   »enfc 
nbergro.sse  Mehrzahl  der  Fälle  steht  es  fest,  dass  der  Icterus  durch  tdue ! 
gebildeten  (iaiie  in  di'ii  extra- oder  intrahepatischen  Gfuigen  entsieht,  dir! 
in  die  l.yiniilibahnen,  geht  von  diesen  in   d:is  Blut   über:    die  Farbstoffe 
'Iheii    in   diMii   L"nn  ausgeschieden;    zum  Theil   verbleiben   sie    in    der 
S<'hleiinhäuten,    in    den    vcnsrhiedensten   Geweben,    dieselben    inU*nsif 
Gallensäm-<i  wird  i'betifalls  zum  Theil  ausgeschieden,  zum  Theil  verlil"' 
und  in  den  Gewebssäffen,  wo  sie  in  sichtlicher  Weise  auf  «las  Herz,  il. 
System  und  das  Blut  selbst  einwirkt  (Stauungs-  oder  Resorptimi    ' 
zelne  Fälle    von  Vergiftungen    und  Infectionen,  bei  der   Haenio^ 
Stauung    selbst    in    den    feineren  Gallengängen    nicht  mit  Sich' 
hat  hier  eine  besomlers  gehaltiviche  zähflüssige  Galle   anzunehn 
normal    weiten    CaiiäJen  nur  stockend  fliesst  (Polycholie),    oder 
cernirenden  Parenchyni    zu   constrniren,    wobei  die  in   der  Zelle 
staiultheile    sozusagen    in    verkehrter    Ri<-htung    abflies.sen.      Für  die  Th« 
diese  viel  erörterten  Fragen    des  hepatogenen    un<i   haeniatogcnen 
verschwindendes  Interesse. 

Es  herrscht  keinerlei  Kinhelligkcit,  ob  und  in  wie  weit   Qberb-"t">  ■';•' 
Beseh;ifTeiiheit    der    Galle    zu    beeinflussen    möglich    ist.     I):is   In 
sicher  eine  reichliehe  gemischte  Mahlzeit.     Auch  können  gallenlMmt  n.. 
sonders  die  Gallensäuren,   nur  dann  einen  Sinn  haben,   wenn   es  $.ich  um  I 
heilen  olnie  Icterus  oder  um   leicht  zu  überwindende  Hiiideniiisso  in  dm  < 


letpni!« 


Irteriis  i-ntarrltnlH»! 


|li:ii>ili-lt  Siiiisl  kiinnoii  sif  die  Staiiiiiig  tlrr  (i:illc  nur  iTliiilicn.  Kiiiif;i'  Mitii-I  sii||<.'ii 
tdif  {(nfiil)tetv  (i.'ilk'tiwegL',  bcsondci-s  die  (iallciiblust',  .'uin-gcn,  ihren  Inhalt  kräftig 
lin  den  Harm  zu  entleeren.  Reizung  der  Vater'schen  Paiiille  im  huodeiuiin  mit 
rstnrketi  Sliuren  lässt  die  Galle  sieli  im  Strahle  ergics.si'n,  uml  darum  wurden  seiner- 
«eit  M  iiieraisiluren  (Aciduni  tiitriciun,  Acidum  nmriatieiiin)  iniierlieh  bei  manchen 
lletprusfnniinn  versucht.  Von  den  Drastici.«  und  stärkeren  saliniselien  A  bfiihr- 
[niittelti  hat  man  geglaubt,  d.xss  die  l'eristaltik  in  den  oberen  narmab.>*ehi)itten  aueb 
ine  leblial'tere  Bewegung-  in  den  (iallemvcgen  auslösen  könne,  oder  ila.s.s  der  leise 
pZug  und  Ilruck  der  sicli  kräftig  bewegendrn  i  »armabschnitte  die  (ialle  wie  durch 
eine  Art  Ma.ssage  au.'»  der  Bl-Aur  aus|»ressen  könne.  Gewichtig  empfohlen  sintl  zum 
selben  Zwecke  mechanische  .Manijiidationen,  besonders  das  directe  Ausdrücken 
Ider  fühlbaren  Blase  mit  den  Fingern,  tialvanisatimi  und  Karadisation  derselben. 
lAuch    die  Bauchma.ssage  soll  äliidich  wirken  können.     Bei  nicht  fieberhaften  Fällen, 

■  bei  M-hmerzloser  Gallenblasenge.scliwidst,  wo  erhebliche  Wandveränderungen  mit 
IWahrscheinlichkeit  auszusch Hessen  sind,  besonders  beim  Icterus  gastroduodenalis, 
■kann  man  gegen  derartige  Versuche  nichts  einwenden.  Bei  allen  entzündlichen 
lAfTectioiieit  der  Gallenwege  aber  kann  ein  kräftiges  Drücken  nur  .schaden. 

■  Mau  hat  zu  unterscheiden  zwischen  einem  Icterus  mit  vollständigem  uiul  einem 
imit  nur  partielient  Ab.'ichluss  der  Gailcnwege.  Bei  jeiKun  flie-wt  keim' Gallo  in  den 
iDarni,  was  sich  ans  der  Thonfarbe  der  Stiihb'  erkennen  lä.sst.  Bei  dem  Icterus  mit 
Inur  theilweisem  Versi'hluss  der  Abl'ühnmgsi-anäle  sind  die  Stühle  nicht  ganz  entfiirbt; 
Idie  Ausimtzung  des  Nahruiigsfetls  ist  nicht  so  sehr  bei-inträchtigt;  die  Selbstvergif- 
HlUig  ist  geringfügiger,  hoch  k;inn  jeder  Icterus  Krscheiimngen  hervorrufen,  welche 
kian  auf  das  FOindringen  der  Galle  ins  Blut  ziu-ückführt.  Am  frühsten  und  lästigsten 
Itritt  der  I'ruritus  cutaneus,  das  Hantjucken,  auf,  dessen  Intensität  im  Allgemeinpii 
Idcr  Färbung  tler  Haut  entspricht.  Gewöhnlich  versucht  man  zuerst  milde  äussere 
RApplicationen,  am  besten  am  Abend,  weil  in  der  Bettwänne  das  .lucken  am  hef- 
lUgsten  ist,  Waschungen  mit  Kssig,  mit  concentrirten  Lösungen  von  Wein-  oder 
Itilronensäure,  die  man  auf  der  Haut  trocknen  lässt,  Abrcibnngon  mit  Citronen- 
Ischeibeii.  Itann  versuche  man  warme  Bäder  mit  Zusätzen  von  Kleienabkochungen, 
ICelatine,  Malz,  von  Soda,  Pottasche  oder  Borax.  Viele  Kranke  greifen  von  .selbst 
Edazu,  sich  kalt  zu  w;ischi'n,  um  wenigstens  eine  vorübergehende  Beruhigung  zu  finden: 
uuidere  behaupl<'n  sich  besser  bei  selir  heis.seni  Wa.sser  zu  befinden.  Von  äiisserliclien 
EMedicamenteii  befriedigt  noch  am  meisten  Menthol  in  r)proc.  Streupulvern  oder  in 
Is — 5pntc.  Salben  otier  als  Meiitliolöl  zum  .\ufpiaseln  oder  als  Menthol.seife.  Pcjr  Men- 
Itholstift  wirkt  um-  flüchtig.  Abwaschungen  mit  2 — 3proc.  Karl)<dwa.s.ser  stillen  das 
iJuckeii  öfters  viele  dächte  hindurch,  bis  sie  endlich  vers;igen  (Vorsicht  bi'i  Kratz- 
►ekzenienl);  dann  vcrstu'he  ni.in  Lösungen  von  Theer  oder  Theerseifeu,  z.  B.  l'inselung 
Emit  Oleum  eadijuim  '2i),(),  Glyccrimini  40,1'-  S|iiritus  viiii  30ii,(i  M.  f.  linim.;  ferner 
iBchwefel-Naphtoi-'rerpentinseifen.  Auch  Ichthyol,  gelöst  hi  Alkohol-Aether,  uutl 
Unit  besonderer  Kmiihase  dasTurnenol  sind  gcrülimt  worden  (Tnmenoluni  10,n,  Spiritus 
vrini,  Acther  sulfiiricus,  (ilycerinuin  «u  oO,0),  ebenso  W;ischungen  mit  Cliloralhyilrat- 
llfisungen  (:^prflc.),  mit  Linimenten  aus  Chloroform,  Oleum  Hyoscyami  und  Oleum 
lOiivanun,  Bestäubiiiigr'ii  der  Haut  mit  dem  Sjiray,  wozu  alkoholische  Salicylsäure- 
piiid  Subliniatlösungcn  benutzt  wmtleii.  Von  innerlichen  Mitteln  empfahl  man  Arsenik, 
[4)hne  ila.ss  beim  Pruritus  i'  ictero  i'in  durchschlagender  Brfolg  je  gesehen  worden 
nvilru.  Bei  vielen  Patienten  wird  die  Empfindlichkeit  sicher  herabgesetzt  iliirch  die 
beueren  Nervina,  ilas  Antipyrin,  Acetanili<l,  Phenacetin,  die  man  immer  versuchen 
Bolltv.  Genügen  sie  nicht,  so  bleibt  nichts  übrig  als  eigentliche  Schlafmittel  (Trional, 
Rtilfonal,  Chlorabinid  etc.)  zu  geben  und  schliesslich  kami  man  zum  Morphium  gc- 
twungeii  werden.  (Jegen  die  Kratzekzenie  sind  am  besten  Streupulver,  z.  B.  d.ts 
IPulvi.s  salicylicus  cum  taico,  anzuwenden. 

r  Ist  die  Ui-s.iche  der  Gullenstauung  nicbt  zu  beheben,  so  tritt  in  kürzerer  oder 
psngerür  Frist  d.as  tödtliche  F^nde  ein.  Wichtig  ist  es,  auf  eine  reichliche  Diure.se  zu 
Richten,  um  die  Ausscheidung  der  Gallenbestandtheilo  durch  die  Nieren  möglichst 
nu  unterstützen.  In  dieser  Beziehimg  köniun  Trinkkuren  oft  gute  IMunste  leisten. 
Ißchwei.sstreibende  Proceduren  dagegen  werden  bei  schwerem  Icterus  nicht  vertragen. 

I  CAHK. 

Berns  caiarrhallB  s,  gastroduodenalis  ist  charakterisirt  durch  eine  mit  M:igendann- 
■jrinptomen    auftretende  Gelbsucht,    welche    einige  Tage    bis   einige  Wochen   anhilll. 


ITrtprn»  «•nlnrrlinlli« 


—    «70     — 


S(liiiiii7.i'ii  fililcii,  iIkiiso  Kiflii-r.     Meist  siiul  jii^:<^ndlichr. 
<»(t  tritt  (lii>  Kniiiklifil  in  (^i-liiliifti-ii  K.llli-n,    gi-lcgciitlirb 
KiiidcmirMi,  ;iuf.     Der  Alwhlu«<    dur  (J.illi-  vom    Darm     ist  ntlndi'itüai 
wOhiilifh  wHliriMid  «li-r  (tanzon  Paiiir  i1<t  Krankheit  oiii   voll^' "■■'«■'■    1 
variiron  tingt^incin.     In  drn  l(>iolitcn  Filllcn    fühlt  sich  der  <m 

inGJHt  ist  rr  matt  iiiiii  i-lciul.  illicl  und  .ippotitlos,  will  nui  iiv;:r'-ii  <md 
liior  und  da  (llicrwii-p-ii  Unriiln-  und  Schiiiflosigkoit.  (icwöltnbdi  i 
Himptklanon;  niunurlndcr  Apjx'tit,  M-Ibst  Kkfl  vor  den  S|>eisrtJ, 
ri'liflki'it,  l'latiilcNcvnz.  U-icIitor  >ScliwindRl,  Müdigkeit. 

l  iir.wickinrissidc    Nahrung,   inft'Ctir>si-    Kinflüssc,    GemOthsbetn^^ap 
Mn|f<Mid:iniik;itarrli    Ihtviip;      di-rscibu    pflanzt    sich    vom    l>aodi 
runf;!»f;.'lnjti'    der   Lclicr    fort;    die  ScIiltMndiuut     des   iJurtus 
l>i<>h(>  Si-Iiwrlhni>r  nnd  ili«'  st'ccrnirtt'n    schleimigen  l'roducte,    ier 
pfropf,  vprutopfcn  den  ('anal;    und  so  rntsfi^ht  riii   Stauan|p$-Ic1< 
jiher  viflfarh  die  Ansicht  vertreten  worden,  der  Icterus  ratarrludii  * 
oder  Intdxtcation.Hkrunklieit,    welche  in  der  Leber    selbst    nsEpi   Aa 
i;Un^<Mi  ilireii   AM;;rin°Npniikt   lialie. 

Von  der  Annalinie  ausgehend,    dass  die  Krankheit  meist  dvtk 
runf;Hniit1<'l   hervorp-rufen   inid   niiterhalten  werde,   leitete  niaa 
P'wöhiiiicii  mit  eini'ui  UrechmitTel  ein.     Pies  ist  jetzt  nicht  ■ 
Zeit,  wo  man  den  Irtenis  lieinerkt,    müssen   diese  Slaasen    de 
verlasMcn  liaUen.     Oehhalb  ist  e.s  auch  zweifelhaft,   ob  M 
haben  werden.     Manche    ei-Jalirene  Aei-zte    halten     freilich 
Individuen  thn"cli   eine   |)ose  Ipecai'uanha   Krhrt-cheo    «j 
Knüf!;t  man    sicli    mit    einem    Al)rnlinnittel.      Bevorzugt  wird 
Wirkun;;    wejjen    das  Kahnnel  (l,i»— 1,5),  :uif  niebrrre     Äch 
vertheilt,  eventtiell  conihinirt  mit  Pulvis  .Inl.npae    oder 
folpemle  Hicinu.spalte.    .Vndere  tndimen  ein  suilinisrh- 
Sennae  compositum  oder  Infu.sum  radicis  Rhei  !,(> —  .ju^ 

Sirupus  Mannae  25  M  D.  S.  stündlieh  1  Ksisir.ffel  bis 
ranal  nicht  nur  zu  entleeri'U,  sondern  auch  zu  dt-sin: 
die  in  ihrer  Wirkung;  freilich  zweifelhafte  1  K-irmantiseutäw 
xalicylicuni.  Uen7.ona|dilol,  Hesorcin   werden   dazti   annwaarfL     Ti 
(iesichtspimkt  ans  wurden   l)annein>;ie:ssuiigen   in   die 
und  hallen  sich  ^ut  hewührt.     Wenn    man    die     Rntle^r^K 
Vorderjcrnml  stellt,  so  empfehlen  sich   nach   Krull   tilsiic^ 
W.isser  von  ZimnnTtemperatur:    sucht  man  gleirlixntis  e^ 
xielcn.    uni    die    iialle   zu    vcrtlüimcn    und  die   Vis 
steigt'ni,    so    verdieaen    nach    .Mosler    kleine    laue 

Anis-,    Kamillenthe«>  event.    nut  Zus.ttz  von   NatriniB 
\viederh(dt,  den  Vorzug.     l>iese  Behandlung  mit   La- 

Krankheit    fortja'St'tzl  werden.     l>a.s-selbe    ist    der    FaB 

V.ils),  alkali.sch-nniriatischen  (Ems^  und  alkalisch 
In    ilen    ersten    Tagen    der    Krankheit     hst 

Nahrtmgsaufnahine    ist    im    Beginn    der    Krankheit 

jrradipi'U    Kssunlust    gering.      Schleimsu{>{>cft, 

Theo,  geröstetes  Brot,  Zwieback,  gekochtes   (.Hist,  Fi 

monaden,  li-iciite  Säuerlinge.  Siphon  werden  an 

behalten.     Hebt    sich    der  Ap}M'tit    ein  wenig,    s» 

Wenn  die  .\bneigimg  gegen  Fleisch  vKrschwiiidet, 

Krankheit  abnimmt. 

Zieht  sich  nach  dem  Verschwinden  des 

Länge,  d:mn  tr«.-ten  die  Bestrebungen  in  den  Vi 

oder    durch    mechaniseb    wirkende  Mittel   £e 

rdteminden.    Gerade  beim  Ictenis  catarrlialis    fc^  ■■&  «r 

da$  Klektrisiren  der  Gallenblase  unnreifellttfli» 

14I««TBkra5ie    (von  gh»c   and  a4ttfiam(,   "•c*~*hwwlirW 
wild  jene  bes«mdei«  .gastige  nad  kfiqKrHefae 
B«fiUcMa  gegen  IwwtJM»  iOBsere  Veriultnisa» 


r 


071 


Idiutie] 


I  ilaliei  (.'iitwetliT    .'iliiiuniii!  Krsclifiiiuiigcu    zcigon    iu  Fällen,    in    welchen    ilio 

1  Mehrzahl     der    Menscbeu    vollständig     ohne    Symptome     bleibt,    oder     sie 

besondere  Gelüste  für  Diuge,    welche    den    .inderen   vollständig    zuwider   und 

i  sind.    Die  Idiosynkrasie  iu  ersterer  Beziehung  kann  gerichtet  seiu:  1.  (ipgen 

©  Speisen.     Bekannt  ist,  dass  es  Menschen  giebt,  welche  nach  dem  Genuss 

beeren,  Morcheln,  Gefrorenem,  von  Hummern,  Austern  oder  Krebsen  u.  s.  w. 

Bchiüge,    btisonders   Urticaria,    allgemeines    üebelbclinden,    choleraartige   Kr- 

Igen  l)ekt)mmen.    2.  Aehnliche  Erscheinungen  werden  bei  gewissen  Individuen 

ßtinuntfii  .Medicamenten    beoliai-htet.     Idiosynkrasie    gegen  Jod,    .lodoform, 

Iber,  Atropin,  t'opaiva,  Terpentin,  t'hiniii,  Anti)iyrin  ii.  s.  w.    Ebenso . kommen 

plteneu  Fällen    bei    der  .Anwendung    des    elektrischen   Stromes    vor,    zu- 

hier  so,  da.ss  mir  gegen  die  eine  Art    der  Ströme,    den  inducirten  oder  con- 

f  Idiosynkrasie  entsteht,    ii.  Kudlirh  kann  Idiosynkrasie  gegen  gewisse  Sinnes- 

ke  bestehen,  bei  gewissen  Farben,  l'^iuptiiidlichseingegeiigewisseGeräuscheu.s.w. 

Idiosynkrasie  gegen  gewisse  Thiere,  S|iimien,  KrOten,  gegen  gewisse  stnrkü 

hört  hierher.    Jene  Form  der  Idiosynkrasie,  welche  darin  besteht,  dass  Lust- 

da  geweckt  werden,  wo  bei  .\nderen  L'rdust  und  Aiischeu  hervorgj.'rufen  wiril, 

er  dem  Namen  der  Pica    bei  Schwangeren    und    unter   den  verschiedensten 

Umstünden,  besonders  bei  Hysterischen,  beobachtet.    Die  Abnormitäten,  welche 

uelle  Idiosynkrasie"  ausmachen,  gehören  nicht  hierher. 

Idiosynkrasie  kann  angeboren   sein    und  ist  zuweilen   hereditär   und  familiUr 

ize  Familie  hatte  Idiosynkrasie  gegen   Hulter,  Mendel),    sie  kann  erworben 

U)  (lauenni  bestehen  oder  auch  intermittirend    und    remittirend  sein,    endlich 

t  vorübergehend  bei  dem  Eintritt  gewisser  physiologischer  oder  pathologischer 

lisse  sich  zeigen,  in  ersterer  Beziehung  ist  die  Zeit  der  Menstruation  und  Grn- 

»esonders  zu  nennen.     Handelt  es  sich  nicht  um  diese  letzteren  Verhältnisse, 

in  der  Kegel  die  Idiosynkrasie  auf  einen  bestehenden  krankhatten  Schwäche- 

des  Nervensystems  zurückzuführen  sein.    Idiosynkrasien  kommen  bei  den  so- 

Mi  Degenerirten,  l)ei  den  centralen  Neurosen,  Hypochondrie,  Hysterie,  Epilejisie, 

»Uständig  zu  Irermen   ^ind    von    den    Idiosynkrasien    jene   Abneigungen   oder 

Uen    gegen  bestimmte  hinge  bei  Geisteskranken,    wenn    hier    die  Abneigung 

isscn  Walmvoi-stelluiigeii  beruht. 

ilJelianrilung  der  Idiosynkrasie  wird,  wenn  diese  angeboren  oder  in  früher 
prwurben  erscheint,  im  Wesentlichen  Aufgabe  einer  verständigen  Eraiehung 
les  gilt  besonders  bei  den  oben  unter  3  genannten  Idiosynkrasien.  I>a,  wo 
synkrasien  auf  dem  Boden  der  genannten  Krankheiten  des  Nervensystems 
twickeln,  werden  diese  nach  den  speeiellen,  für  jene  Krankheiten  geltenden 
Uzen  zu  liehandeln  sein.  Da,  wo  es  sich  nur  um  kurz  vorübergehende  Zu- 
handelt, wird  auf  eine  Behandlung  überhaupt  verzichtet  werden  könuen,  und 
rd  den  Idiosynkrasien  Kechimng  tragen  nulsseu,  um  nicht  durch  die  Ein- 
r  der  iriili\iduell  wirkenden  Schädjichkeiteti  schwerere  Zustätule  hervorzu- 
Dersidbe  (irundsatz  der  Prophylaxe  wird  überall  da  Platz  greifen  müssen, 
ilirung.sgemä.ss  erheldiche  krankhafte  Störungen  durcli  gewisse  Speisen  oder 
ncnte  hervorgerufen  werden.  mendei^ 

)er  Ausdruck  Idiot  wird  von  Manchen  abgeleitet  von  Wto»-  in  dem  Sinne  „be- 
ein",  von  Anderen  von  o  Wtoinjc,  der  Privatmann,  ;ils  i-in  Mensch,  der  von 
mterschieden  ist,  welcher  ein  ticsehäft  hat,  das  (^in  Idiot  nicht  führen  kann, 
henland  war  die  Unfähigkeit,  in  das  öfTentliche  Loben  einzutreten,  glcicL- 
nd  mit  geistiger  Schwäche.  Unter  Idiotie  verstehen  wir  einen  geistigen 
chezustaiid  (Blödsinn),  welcher  auf  einer  in  Folge  von  einer 
licit  des  Gehirns  entstandenen  Ent  w  i  cklungshemniung  der  geistigen 
(inen  beruht.  Die  Ursache  jener  Gehirnerkraukung  kann  liegen:  1.  im 
erbliche  Anlage  zu  Geist<>skrankheiten,  Heirathcn  unter  Blntsververwandten, 
ng  im  Rausch,  Alkoholisnms,  .Morphinismus  der  Ascendenz),  "J.  in  Schädlich- 
weiche den  Fötus  treffen  (Traumen  des  Uterus,  Erkrankungen  der  Mutler 
inskrankheitiMi,  Syphilis],  erhebliche  |>.>iychisidie  AITe<'te  iler  Mutter  wiihrend 
wangerschaft),  3.  in  Verletzungen  des  kintllichen  Schädels  während  der  lieburt 
Stehen  des  kindlii-hen  Kopfes  im  kleinen  Becken,  Anwendung  des  Forceps 
he  LähmuiigJ),    4.    in  Krankheiten   im  Kindesalter,    unter  welchen  besonders 


Aujiuiw« — iw — OWH      iiwiim^      vvu 


gencrationszeicheii"  nennt,  die  ncquirirte  leigt  sie   in  der  R- 

nilcr    geringere  Smnme    von  K<Mnitnissen,    weicht-    hei     «lfm     iin.>i.  n  t« 
können,  ist  abhängig  von  dem  Alter,  in  wfilohein  <Ho   Gchinikrinkhtit 

nie  Therapie    ih'r  hhotie    hat   zuerst    ilie   Pr  op  liy  lux  e    iIitmcIIk 
fassen.     Hier  koinnit  in   Hetraciit  die  HerürkNit-htigung   .-illi-r   jener 
erfahrungsgeniäss    liereits    im   Keime    die  l'rsai'lie    für     ilir    Idiotie    alij 
Aerztlielie  Abnialinnrigen  in  Bezug  auf  Heirathen    in    hflasteti-  Kamihen 
wcnigst<-ns  versueht  werden.    Beschriinkung  des  Alkoholisiniis  und  dw  Sj^ 
auch  ein  Hcrabgeheii   in  der  Zahl  der  Idioten  zur  l-^olgi-   hnliini. 

Bei  der  Behandlung  eines    idiotischen  Kinde«    wird     zuerst    die  Fo 
firtern  sein,    ob    <las  Kind    in    iler  Familie    bleilx'n     ntlcr    in    ein-     '■ 
werden   soll.     Als  Gnuidsatx    kann    nach    dieser  Rirhtung    hin 
dass    ein    idiuti.sche.s  Kind    mit    der  Vollendung    des    tiochsti*n   Lei,.u:j 
.Vnstalt  zu  bringen  ist.     Kinmal  sind  die  Klteni   in   der  K«'{r«*l   unj^ 
Kind  mit  seinen  krankhaften  l'narten  zu  behandeln,     und    nur  zu  leicSTi 
die  (ieduld  und  greifen    zu  Strafen  da,    wo  Milde  mit   Kmst  gejia-trt    isn  1 
Andererseits*  sind   für  den  rnl<Trielit  scdcher  Kin<ler     mid     die   M' 
enlwickelung    gewisser    noch    vorhandener    Fähigkt'itcn     nur     in 
passenden  Lehrkräfte  und   die  besondere  Art  der  Uiiterrifht.>sn)ittrl    ru 
knnunt,    da.ss,   weini  Geschwister    im    jugendlichen  Alter     im    citerlicbrn 
banden  sind,    diese  .sehr    leii'ht   durch    die    stete  Anwti-senhcit    d«."S  IdioU 
geistigen    Kntwickelung    gestftrt   werden    köinien,    durch     N.-ichuhmuo 
jenem  anmlimen    können  u.  s.  w.     Aber   auch   schon    in    ilrn    frühr 
vor  Aufnahme    in    die  Idiotnnanstnit  nuivs  die   Krzichunj;    iliw    Ki 
])aNsender  Weise  geregelt  werdi'n.     Körperliche  Züchtigungen  sin' 
zn.scltli<'.ss("n:  die  sogenannten  bösartigen  Idioten  sind  in  d«T  Hegel  in  iUimI 
ein  I'rodiict  schlechter  oder  grau.sanier  Behandlung.     Auf  die  individuell 
l'ilhigkeiten   ist    besondere  Kück.sicht    zu  nehmen    und    boi    der  Krzielinng^ 
vergessen,    da.ss  es  sich    bei  der  Idiotie    nii'ht  mehr  nni   »dno  Krankheit, 
ilas  l'nidnct  derselben  haiideli,  mut  dass  versucht  werd«>n    nui««,   den  flur 
Störung  oder  mangelhafte  Kntwickeinng  einzelner  Tlioile  dtrs  Hirn»,  einwl« 
ilessellien    erzeugten    hefect    durch    die    mr>giii'hst    grosse    Kntwickelun; 
Theilc,  welche  erhalten  bliebi'u,    .so  viel  wie  möglich  wettzumachwi.    I>i# 
lehrt,    dass  nach  dieser  Richtung  hin  manche,  selbst    übcrra^scheini);  F.rfil 
werdeir  können.     Auf   die  Kntwickclung  der  Sprache  ist  ein    hesotidcrf» ' 
legen:  dazu  bedarf  es  besonders  geschulter  Sachvei^tändiger. 

ha,  wo  die  Idiotie  mit  häufigen  epileptischen  Anfallen  einbfflt 
man  die  Krompraeparatr'  in  Ilosen  von  2 — '.\ — 4  g  einmal  tairlic)i  je  nun 
an:  ni:ui  siebt  mit  dem  .Nachlassen  der  epileptischen  Atii     


Ileus] 


^^lit^i-illt'  i'iitwirk<'lii  und  ziincilcii  lifinitheii ,  oiiicii  cigriioii  H:iuüs1.'iii(1  griindmi  uiitl 
^B-selbst.stäiuliji;  sich  Dnifibri'n.  Dio  Puiiction  des  Hydrnrephiilus  wird  in  geeigneten 
^■Fällen  ditirli  dii;  Liiiiibal|)inn'tion*  ersetzt  werden  können.  Für  die  mikrocephalon 
^ftldioteii  schien  die  Kraiiicktomie,  welche,  niichdem  sie  schon  von  Füller  und 
^Bvon  Gueniot  ausgeführt  worden  war,  im  Jahre  1891  durch  Lanneiongue  in  einigen 
^■20  Fällen  versudit  wurde,  neue  Aussichten  zu  eröffnen.  Man  glaubte,  diu-ch  Eröff- 
nung des  Schädels,  welcher  in  Folge  der  vorzeitigen  Verknöcherung  der  Nähte  zu 
t klein  blieb,  dem  Wachslhuni  des  Gehirn.s  jene  mcchatiischen  Hindernisse  aus  dem 
Woge  zu  räumen.  Die  erzielten  KrlVtl^e  entsi*r;K'lien  nicht  den  Erwartungen.  Nicht 
nur,  dasfi  Besserungen  überhaupt  nicht  eintraten  oder  balii  wieder  schwanden,  traten 
in  einzelnen  Fällen  auch  Lähmungen,  Krämpfe  nach  der  Operation  auf.  Es  scheint 
denuiach  die  Erfiffnung  des  Schädels  bei  Idioten  nur  in  denjenigen  Fällen  gerecht- 
,  fertigt,  in  welchen  bei  Erwachsenen  die  Trei)anatinn  ihre  Indicationen  findet,  bei  Gc- 
^Jbimgeschwülsten,  Schädel fracturen  und   Impressinnen. 

^H  Die  die  Idiotie  häufig  begleitenden  Lähmungen  und  Contracturen  sind  nach  den 
^Bfür  sie  geltenden  Grundsätzen  zu  behandeln.  Die  Üiaet  uiuss  kräftig,  aber  reizlos 
^Hsein.  Spirituosa  sind  zu  vermeiden.  Körperliche  Bewegung,  auch  Turnen,  ist,  .sofern 
^pdie  Glieder  nicht  gelähmt  sind,  ein  wichtiges  Mittel  bei  der  Erziehung. 

Ilcuit.     Die  Erscheinungen  des  Ileus  sind  völliger  Mangel    des  Abgangs  von  Koth   und 

Flatus,  Auftreten  eines  tecaleii  oder  diffusen  Meteorismus,  von  kolikartigen  Schmerzen, 

welche   anfangs   mehr  circumscri]it  sind,   später  mehr  diffiLs  über  das  Abdomen  sich 

^verbreiten,   sowie  von  Aufstossen,  Erbrechen,  zuletzt  von  Kotherbrechen.    Hiermit  ist 

leine    schwere  Störung    des  Allgemeinbefindens    verbunden:    das    gesammte  Bild    des 

chweren  Collapses*  nebst  allgemeiner  L'nruhe  und  Angst. 

Der  Ileus  ist  entweder  ein  rein  mechanischer    oder    «lynamischer    oder    ein  com- 
Lbinirt  mechanisch-dynamischer.    Die  Verengerung  des  Darmlumens  kann  erfolgen  durch 
^Verstopfung  von  innen  oder  durch  eine  Compr<.'s.sion  von  aussen:  in  der  Mitte  zwischen 
[diesen  beiden  Fonnen  steht  der  Ileus  in  Folge  von  InvagLnation.    Der  dynamische  oder 
paralytische  Ileus    i.st    zu  lieohaehten   bei  localer  oder  diffuser  Peritonitis,    sowie  bei 
kmanchen    neuroparalyti.schen    Zuständen.     Hat    sich    ein    Ileus    ra.scli    entwickelt,    so 
[»uss  therapeutisch  schnell  einicegriffen  werden.     Es  gilt  dies  vorzugsweise  von  dem 
Jtrangulations-Iieus,  welcher  ilurch  stdir  schwere  Erscheinungen,  namentlich  sofort 
Inuftretende  intensive  Schmerzen  und  raschen  Eintritt  von  Collaps,  sowie  durch  einen 
Ifondroyanten  Verlauf   ausgezeichnet  ist.     Es  kommen    aber    auch    acute  Formen  des 
l^Obturations-lleus''  vor,  welche  sich  schnell  entwickeln.    Die  peritonitische  Darm- 
Iparalyse  tritt  gleichfalls  häufig    unter  dem  Hilde  des    acuten  IletLS    auf.     Die  chro- 
Itiischen  Fonnen    des  completen  Darniverschhisses  sind   meistens  übturationsformen. 
Für   die   Diagno.se    des   Sitzes    der  Occlusion    sind    maassgebend    der  Sitz    des 
Linitialen  Kolik-schmerzes,  fenier  der  Ort,  wo  etwaige  Tumoren  oder  Resistenzen  bei 
Ider  äusseren,    sowie  bei  der  nie    zu    unterlassenden    rectalen    und  eventuell 
raginalen  Fntersuchung  zu  fühlen  sind,  das  v.  W ah  1 'sehe  Symptom,  welches  dariu 
Ibesteht,     dass    sich    zuweilen    die    oberhalb    der    Öcciusionsstelle    gelegene    Darm- 
Jetrecke  gebläht  und  uirhevvcglich  durch  die  Bauchdecken  hindurch  sehen  oder  fühlen 
IJässt,  in  dei-selbeu  Gegend    sichtbare  peristaltisclie  Bewegimgen,    welche  immer  nach 
^demsi'lbfn  Ort  hin  verlaufen.     Bei  Düiuulannverschluss    ist    der  Shock    schwer,    das 
Erbreihen  erfolgt  früli,  der  Meteorismus  ist  anfangs  nur  auf  d:is  Epi-,  Meso-  und  Hypo- 
g:Lstrium   localisirt  und  der  Indicangehalt  des    spärlichen  Harns    ist    schon    früh    be- 
ideutend erhcdit.     Beim  Dickdarmverschlu.ss    tritt    das  Kothbrechen    erst    relativ    spät 
Lauf,  ebenso  ist  der  Collaps  weniger  schwer    und    der  Indicangehalt    des  Harnes    ist, 
Ivenn  überhaupt,  erst  nach  längerem  Bestehen    des  Zustandes  erhöht,    d:»s  Abdomen 
Bt  meist  gloichmässig  aufgetrieben.     Für  Duodenalstenose  ist  starkes  Erbrechen  von 
[Oalle,    sowie    anfangs    i.solirte  Auftreibung    der  Magengegend    charakteristisch.     Ein 
?itz  des  Hindernisses  im  oberen  Rectum  ist  zu  vermuthen,  wenn  per  rectum  höchstens 
*/a—^U  I    Wasser    eingegossen    werden    können.      Für  die  Locaiisationsdiagnose    im 
Dickdarm  ist  noch  die  Luftauflilähuiig  per  rectum  mit  gleichzeitiger  Auscultation  luid 
die  Percussion  de.s  Bcctuin  nach  \V:isscranfüllung  verwerthb.ar.    Differential-diagnostisch 
pintl  Pseudo-lleus,  sowie  ib'usälinliclie  Zustände  der  Hysterischen   .•uiszu.schlie.s.sen. 
I        Für  die  BelKUulhiiig  ist  die  Schwere  di«  Allgemeinbefindens    und    die  Frage  von 
IWichtigkoit,    ob  der  Üai-m  sich  im  Zustande  der  Bewegung  oder    der  LähmuD' 

I  0.  Litlirc'leb.  EarjrklopMilie.     II.  Bitoil.  ^j} 


fTTü« 


—     674 


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findet.     Wenn    nicht    (muo    [irim.lrf  rwitonilis   die  Ursache    des  Ueas^  ist, 
wir  isolirte  Darmiiihiming    „geblähte    uiibi'wegliche  Damischlinge    ohne 
Maiigi'l    von  Damigcrnuschen.     Lässt    man    den  Verlauf    dvs    Ileus    tui))«)«iiiftiA 
kommt  es  in  seltenen  Fällen  zu  einer  spontJinen  RückbildtiDg  der  !?yiiipU<iD«.  b 
deren  Füllen    lo.st   sich    zw:ir  der  Symptomencomplox  auf,    es   koniint    aber  boM 
oiucni  Recidiv  desselben.    Meist  führt  der  unbeeinflus.st«  Ileus  zum  Tode 
toniti.s  oder  auch  durch  Septicupyaemie,  mnnchmnl  auch  durch  Scliluckpa 
andePT  AiLsgang  i.st  die  Entstehung  eines  Kothabscesses  mit  Fi.stflbilduni;.   V( 
innerlich  behandelten  Füllen  starben  nach  den  übereinstimmenden  Erfahrungen 
dener  Autmvn  (C'urschmann,  Goltdaramer,  Fürbringer,  Senator)  '„ 
operirteii  l^'üHen  fast  die  gleiche  Zahl.     Wenigstens  berichtet  Treves    über 
lungen  unter  15")  operirten  Füllen,  Schramm  über  08  Heilungen    unter  lt«6 
FiUleu  und  (tbalinski    brachte  3H  Fälle    unter    HO    operirten   Fällen    rar 
Unter  32  Patienten  Kümmeirs,  welche  wegen  Ileus  laparntomirt  wurden,  stardaa 
unter  15    von    demselben  Chirurgen    wegen  Ileus    enterostoniirten   Patienten  >i 
nur  2.     Für  die  künftige  Indicatinnsstellung    grundlegend    sind  die   Darlivunf»« 
Naunyn,  welcher  unter  288  operirten  Fällen  bei  117  i.  e.   in    51  pCt.  Heilin^ 
statirte.    Dabei    betrug  der  Procentsatz    der  Geheilten    75  pCt.,    wenn   die  Ci 
am  ersten  oder  zweiten  T;ige    nach  Beginn    der  Krkrankiuig  vorgenommen 
Procentsatz  der  Heilung  der  am  dritten  Tage  ()perirt«'n  betrug  34  pCt..  I»ri 
nähme  der  Operation  an   späteren  Tagen    schwankte    der  Proeentsat«    dw  Hi 
zwischen  30  und  "lO  pCt.     Hie  Entscheidung  soll  mit  Röcksicht    auf    die 
der  Naunyn'sclicii  Untersuchung,    wenn  irgendwie  möglich,    vor   Ablauf  des  f 
Tages  nach  Beginn  der  ersten  Erscheinungen  fallen.    Die  Entscheidung  wird  da 
wo    es    sich    mit    Sicherheit  um   Strangtdations-Ileus    handelt,    denn    hier    i*t  ark 
übereinstimmendem  Urtheil  die  sofortige  Operation  indicirt.     Auch   bei    g,kiüiJiiliii 
oder  früher    vorhandener  Hernie    soll    nach   Naunyn    eine  sofortige   OponlioB  «Wf 
genommen  werden.     Nur  beim  Yidvulu.s   des  S  romanum  kann  man  abwarlra,  wm 
das  Hilti    des    Ileus    nicht    gera<le    auffallend    schwor    ist.     Ileusfillle,    «relrbe  Ard 
Fremdkörper  oder  durch  Gallensteine  bedingt  sind,    erfordern  auch    nicht    in  jefci 
Falle  ein  chirurgisches  Eingreifen,    hier  ist    die  Eigenart    des  Falles,    vor  Alka  4r 
Schwere  der  Erscheinimgen   maassgebend.     Bei    den    chronischen   Formen    des  (Mt^ 
rations-Ileus  ist  die  Entscheidung  nicht  so  dringlich,  hier  trt'ten  uiancbmal 
gehende  Bessfrungen  auf,    und  es  empfiehlt  sicli  in  .solchen  Fällen,    wenn  nirfct 
dringende  Indicution    vorliegt,    die  Operation    zu    einer    späteren    Zeit     >  niiumliim, 
wo    nicht    die    ausgeprägten    Erscheinungen    eines    lleiw,    sondern    nur    div)«^!« 
der  Darmstenose  vorliegen.     Der  Ileus    in  Folge    von    Invagination    »in^-    -">f 
Fall   chirurgi.scli  liehiuidelt   werden,    doch  ist  auch  hier,   wenn  nicht   ' 
vorliegen,  eine  Frühoperation,    d.  h.  eine  in  den    ersten    4S  Stunden   >  ot^imrlii 
Operation,  nicht  absolutes  Erforderniss.    Leider  können  wir   nur    in    der  Minden^ 
der  Fälle  die  Diagnose  der  Art    des  Ileus    schon    in    den    ersten  Tagtwi    mit  soUtf 
Exactheit  stellen,  dass  wir  in   jedem  einzelnen  Fall    die  ('ons»queni    der    ebea  «•• 
wickelten  Grundsätze  zu  ziehen  vermögen,    aber  da,    wo  die  Diagitose    auch  nvr  » 
nitluTud  sicher  ist  —  und    ilas    gilt    vor  Allem    für    den  Strangulationii-Ilcu«  —  t* 
jedes  Zögeni  verfehlt.     Wenn  es  gelingt,    vor    der  Operation    ein   Urtheil    über  4b 
Sitz  der  Occlnsion  zu  gewinnen,    so  wird  dem  f'hirurgen    ilic  Arbeit  erleichtert  uri 
die  Gefahr    des    Eingriffes    bedeutend    vermindert.     Die  Art    des    Ieut4'>ren    —  Am? 
praeternaturalis  oder  Laparotomie  —  hängt  von    der  Eigenart    des  Falle«  ah,    tht^- 
weise  auch  von  dem  Vorhandensein    von  rumplicatioiien,    besonders    von  PrritcMit» 
In  denjenigen  Fällen,  in  welchen  ein  klares  Urtheil  über  Art  und  Site  der  Ücctaite 
nicht  zu  gewinnen  i.st,    befolge  man    im  Allgemeinen  den  Grundsatz,  »dort  ofttnäf 
vorzugehen,    wenn  der  Ileus  acut  und  unter   starken  Schmerzen    begonnen    hmt   ^ 
werni  noch    nicht    4S  Stunden    seit  Beginn    der  Erscheiinmgen    verflomnn  sind,    stt 
kaim  J4>doch  ein  weiteres  Zuwarten  verantworten,  wenn  der  11'  '         '    iij^nr  dmit 

und  die  Erscheinungen  nicht  auffallend    schwer  sind.     Sind    >  <'bfianga 

vrm  Peritonitis    vorhanden,    so    gelten   für    die  Behandlang  die  für  dit-  Therapie  «W 
Peritonitis  maassgebenden  (inmdsätze. 

Diese  Aufgaben  der  imieren  Therapie  Kind:  Richtige  Eniähnmg,  Beltlinulton  ^ 
.''chmerzen  und  des  Erbrechens,  Kuhigstelinng  des  Darmes  bei  almurui  regwr  Pwfautrtt 
und  In  einzelnen  Kftllen  auch  ein  sclulchtemer  Versuch,  rtaii  D.innluuien  «iit«lr>r  «rtf 


wtoB, 


I 


fllcns  —    G75     —  ^         Ileus] 

IsaiM  zu  iii:irlti-)).    Im  Aiifaiiiü;  ist  jcilc  Naliruiigsziifulir  per  o.s  wngeii  Rfirkstauuiif; 
EU  verbieten.  Man  besclir.'iiilcf'  sich  darauf,  den  <|u;lleiu!en  Durst  der  Patienten  durch  Be- 
pinsehiugen  der  Lippen  initGlye'Tiu,  diircliAuswascliun  dosMundes  mit  feuehten  Läppchen, 
durch  Spülungen  lies  Mundes  mit  Eisw.-isser  oder  kaltem  Pfefferminzwasser  zu  stillen. 
Man  erlaube  höch-stens  mit  Co^iiiac  befeuchtete  Eisstiickchen,    welche   lange  Zeit    im 
Munde  behalten  werden  sollfn  und    nur  selten    pmummen  werden  dürfen.     Von  Ge- 
tränken   gebe  man   per    os    höchstens    einige  Schluck    kalten  riiampagiier,    dagegen 
vorabreiche  man  mehrmals   tiiglicb    .'!7"    warme  Klysmen  von    phy.siologischer  Koch- 
salzlösung (ca.  20()  ccni)  oder  Bmiillon-,  Wiün-Klystiero.     [)auert  der  Zustand  schon 
Hehrere  T:ige,    so  gebe  m;in  nebfti   diesen  Klysmen    noch    eigentliche  Nährklystiere. 
[Bei  auffällig    raschem  Kintritt  von  Wa-sserverannung    der  (.iewel)e    schreite    man    zu 
subcutanen  Knchsalzinfusionen,    die  besonders  direct    vor    der  ()peration  em|*fehlens- 
Jwerth    sind.     Ein  Versuch    mit    suiieutaner  Eniährimg   (Fett,    iOproc.  Zuekerlfisung) 
kann  in  einzelnen  Fällen    gleichfalls    in  Betracht    kommen.     Man    vergesse    bei    der 
rectalen  FliissigkeitszufuJir  nicht,  (la.ss  beim  Heus  Anah'ptica  nfithig  sind,  mui  mi.sclu^ 
lalso  den  Klysmen  neben  Wein  noch  Coffeinum  Datro-salicyliciiin  0,2  4nial  täglich  oder 
lTinctur;i  Valerianae  bei.     Bei  drohendem  Collaps  mii.saen  alsbald  Kanipherinjectionen 
I  in  ausgiebiger  Zahl  gemacht  werden. 

Eine  Bekämpfung  der  Schmerzen,  des  Erbrechens    inid    einer  abnorm    regen  Pe- 

ri.staltik  wird  durch  die  Verabreichung   von  Opiaten  erzielt.     Es   ist  ein    directer 

Kunstfehler,  beim  Ileu.s  innerliche  A  bfiihrmittel  zu  geben,  dagegen  müssen 

die    (»iiiumiinieparate    sofort,    allerdings    mit    streng    iiidividualisirender    Indications- 

stellung,  zur  Anwendung  gelangen.     Ueber  die  Wahl    des  Praeparates    und  über  die 

L  Grfisse  der  Posis  gehen  die  .Vleitmngen  etw:is  ans  einander.    Frerichs,  Curschmaun 

^nind  Naunyn  warnen  davor,    häufig   grosse  Dosen  von  Opium  per  os    zu  geben,    da 

^iHan    bei  der    ungleichmässigen  Resorption,    welche    beim  Ileus    stattfindet,    plötzlich 

eine  Opiumvergiftung  erleben  kann;  auch  die  Resorption  des  per  rectum  verabreichten 

Opiums,    ist  keine   gleichmässige.     Trotzdem  dürfte    die    rectale  Zufuhr    des  Opiums 

gegenüber  derjenigen  per  os    einen  Vorzug  besitzen.     Die  Dosis    ist    individuell  ver- 

*  schieden;  man  gebf  Opium  so  lange,  bis  die  durch  die  abnorm  starke  Peristaltik 
erzeugten  Schmerzen  nachlassen.  Trotzdem  einzelne  Chirurgen  die  (»piumbehandlung 
für  irrationell  erklären,  weil  sie  das  Bild  masquiren,  so  ist  an  ihr  doch  festzuhalten, 
denn  der  Arzt  hat,  wie  Naunyn  treffend  bemerkt,  nicht  das  Recht,  „dem  Knmken 
die  Wolilthat  seiner  Kunst  vorzuenthalten,  um  ihn  zur  besseren  Einsicht  zu  bringen." 
Er  hat  dieses  Recht  um  so  weniger,  als  er  diu-ch  die  Opiumbehandlung  nicht  bloss 
den  Schmerz  des  Patienten  lindert,  sondern  auch  den  von  seiner  Pein  befreiten 
Kranken  kraftigt,  den  Darm  durch  Ruhigstellung  schont  und  gleichzeitig  verhindert, 
dass  durch  eine  zu  gewaltige  J'eristaltik  eine  bereits  vorhandene  Invagination,  In- 
cai-ceration  oder  Achsendrehung  noch  verstärkt  wird.  Aasserdem  können  sich  die 
Gase  in  dem  ruhenden  Darme  gleichmiissiger  vertheilen,  sodxss  sie  tiicht  mehr  auf 
die  direct  oberhalb  der  Ocelusion  gelegene  Stelle  einen  so  starken  Druck  ausüben. 
In  der  That  sieht  man  durch  sacligemä.<se  Opiumdarreichung  meistens  »'ine  bedeutende 
Bcs.seruiig  des  Allgemeiubfündens  und  in  seltenen  Fällen  sogar  ein  Verschwinden  des 
Ileus  eintreten.  Wenn  dii'  (>|)iurnbeh;iiidlung  nur  das  Ziel  der  Schmerzlimlenmg  im 
Auge  hat,  su  wird  sie  keine  völlige  .\uniebimg  der  Peristaltik  erzeugen,  und  damit 
nicht  ein  für  die  Beurtheilung  des  Falles  werthvoUes  diagnostisches  Material  ent- 
ziehen, .somiern  sie  wird  der  Diagnose  noch  einen  Dienst  leisten,  indem  sie  die  Roiz- 
einpfänglichkeit  des  Patienten  bei  der  uachsten  Untersuchung  herabsetzt.  Will  man 
die  Peristaltik  nur  wenig  beeinflussen,  aber  doch  die  Schmerzen  des  Patienten  wirk- 
sam lindem,  .so  wende  man,  wie  dies  auch  Bäumlcr  und  Aufrecht  vorschlagen, 
subcutane  Morphiumjujectionen  an,  welche  beim  Ileus  besser  als  das  Opium  zu  do- 
siren  sind.  Wenn  sie  in  ihrer  Wirkung  auch  flüchtiger  als  d.as  Opium  sind,  so 
wirken  sie  doch  rascher  und  können  ja  jeder  Zeit  wiederholt  werden. 

»Daneben  kommt  die  MagenausspüiuDg  in  Betracht.  Diese  von  Kussmaul  und 
Cahn  eingeführte  Methode  tler  Ileu.sbehandlung  l)ekämpft  in  wirksamer  Weise  das 
Erbrechen,  indem  sie  den  Magen  entleert,  und  vermiiuiert  die  Sp.innung  des  Leibes, 
indem  sie  dem  Danniiihalt  (ielegenheit  giebt,  durch  den  mei.st  gelähmten  und  sich 
li>icht  ötTni'udi'u  Pylorus  in  den  Magen  .abzuflies,sen.  Der  Erfolg  der  Magenausspü- 
^lungen,  welche  allerdings  häutig  wiederholt  werden  müiucn,  ist  in  sehr  vielen  Füllen 
^^ein  eclatanter,    das  subjective  Befinden  des  Patienten    bessert  sich    und  in  einzelneu 

■  48* 


[Ileu» 


670     - 


l''alleü  ist  es  gelungen,  ilurcli  consetjuciitc  .\l:igen:iusspüluugeu  «leii  gauiva  S)^| 
ptomenroinplcx  dos  Ileus  zum  Verschwinden  zu  bringen.  iWluIk  ifl 
man  in  jedem  Fall  von  Ileus,  wenn  nicht  eine  ContraTmJicatioii  vorlicjft,  s«  k»I< 
als  möglich  mit  Magenausspulungen  beginnen  und  dieselben  so  lauge  forlKti^ 
als  der  Magen  des  per  os  obstinenten  Patienten  bei  der  ELnffibruiig  d«  lügfl 
Schlauches  noch  zurückgeflossenen  Inhalt  beherbergt.  ^ 

Um  die  Spannmig  im  Abdomen  zu  verringern,  entleere  man  auch  die  ^k* 
voll  der  Occlusionsstellc  gelegenen  Dannpartien  und  zwar  nur  durch  KlTtmti^ 
wi'lfhe  mehr  aufweichend  als  auf  die  Peristaltik  anregend  wirken,  z.  B.  durrl  <\fl 
klystiere  (200 — öOU  ccni),  durch  lauwarme  Seifenwasserklysrncn  von  ca.  ','j  I  Inlifll 
durch  Mikroklysnien  vmi  Glyuerin.  Rine  Entleerung  der  in  den  DärmeD  angr<tiiifl 
(iase  durch  Einstechen  einer  feinen  Pravaz-Nadel  durch  die  Bsucbdrda  ' 
wird  zwar  von  einer  Reihe  von  Klinikern,  vor  Allem  von  Curschniauu  a.  i,  «r. 
pfohlen,  bringt  aber  manchmal  und  zwar  besonders  bei  schon  vorliandener  fii^H 
puralyse  und  beginnender  Gangraen  unübersehbare  Gefahren  mit  sich,  Mdaft  mH 
von  dieser  Methode  vor  Allem  in  Füllen,  in  welchen  die  Musculatur  schon  ifl 
("ontractionsfahigkeit  verloren  bat,  besser  Abstand  ninunt.  P'ührt  man  die  DOM 
jinnctioii  aber  dennoch  .'lus,  so  lixire  man  keinesfalls  die  Nadel  mit  der  Hu4  4^| 
dadurch    die    Gefahr    eines    Einreissens    der    Darmhaut    erhöht  wird   iTürbriag^l 

Eine  Liiidenmg  der  Schmerzen  wird  ausser  durch  die  genannten  MaassmJi^l 
noch  durch  die  Application  feuchtwarmer  Umschlfige  erreicht,  welche,  wfim  a^l 
IVritonitis  vorliegt,  in  der  Kegel  der  Anwendung  der  Eisblase  vorgezc^n  «eiiig^| 

Die  Versuche,  die  zum  Ileus  führende  anatomische  Störung  direct  zu  bcMlidB 
haben    vorzugsweise    die    im    Dickdarm    localtsirten    Ileusformen   zum  An^fnäfl 
DtT  hierbei  zu  wühlende  Weg    ist    entweder  die  Einblasung  von   Luft  oder  <fii  U"! 
jection  reichlicher  Wasserraengen   per  rectum.     Diese  Methoden   kAonca  lü 
ganz    frischen  Fallen  von  Invaginatio  ileo-coecalis  oder  ileo-colica  versucht  «((4^1 
vorgeschrittene  Fälle  dieser  Art  gehören,  wie    bereits   bemerkt,  dem    Chirurp«;  9^ 
Methoden  sind   conlraindicirt  bei  bestehender  Peritonitis    oder    bei  (>ef.ihr    der  6» 
graen.     Bei    der    Einblasung    von    Luft,    welche    am  besten  mit  weichem  Mwliis» 
Aichlauch    mid    Ballongebiäse    vorgenommen    wird,     empfiehlt    sich     nach    Cortek- 
mann  die  Anbringung  eines  T-Uohres  zwischen  Schlauch  und  GchlUse,  w>>lchr*  j<4ff 
Zeit  ein  Her:uisla.ssen  von  Luft  gestattet.    Die  W:isserklysmen  wenlrn  am  Ixsva  ■( 
2 — ;{  1  W.'isser    und    zwar    womöglich    in  Knieellenbogenlage  vorgenommen,    and  ■ 
empfiehlt  sich  in  denjenigen  Fällen,    in  welchen   mau  die  Peristaltik  dos  Diekdn» 
auch    oberhalb    der    unwegsamen    Partie    anregen    will,    zum    Clysma    Etüwa««  n 
benutzen.     Die  Wassereinläufe    sind    bei  den    mehr    subchronischen   Forin«Mi  ron  0>- 
turations-Ileus  iles  Dickdarms  zuweilen  von  Erfolggekrönt,  bei  acuten  Kinkleuumu^a, 
namentlich  solchen  de^  Düimdarms,  ist  selten  ein  sichtbarer  Nutzen    zu    brobiiclifeK 
Da  auch  die  Möglichkeit  vorliegt,  dass  Einklemmmigcn  des  Dickdarms  zuweilen  do^ 
W:u«ierklysmen    behoben    werden    können,    so    ist   ein    Vorsuch    immerhin 
fertigt.     Von    weiteren    mechanischen    Maa.«snahmen    kommt    die    mit   allrr  V< 
vom    Arzte    geübte    Massage    nur    heim  Obturations-Ileus    in    Folge     von 
steinen,  Fremdkörpern,  (,'oncrementen  und  Kothverhärtungen  in  Folge    vnn    pnn 
Darmatonie    in  Betracht;    sie    muss    beim    geringsten  Verdacht  auf  G 
unterbleiben.     Von  der  Anwendung  der  Elektricität    darf    man  siel: 
Fallen  von  Koprostase  auf   dem  Boden    prim.'irer  Darmatonie    einen    ;_ 
vei>iprechen.     Sowohl  die  Faradisation    als    die  Galvanis.-Jtion  wird  .am     .. 
Weise  geübt,    dass    die   eine  Elektrode    in    das    mit  Kochsalzlösung    gt>fiillte  I: 
applicirt  wird.    Nach  Boudet  verwendet  man  am  besten  den  galvanischen  Str..iu .^ 
der  StArko  von    10—15  M.  A.    bei    einer  Sitzuugsdauer   von    10 — 16  MinutMi.    ^| 
Sitzung  muss  mclinnals  wiederholt  werden.  ^^ 

Die  Anwendung  der  eben  genannten  mcchnni.scLen  Ma-tssnahmen  setzt  eine  pm* 
AuKwahl  der  Fälle  voraus  und  darf  nur  mit  grösster  Vorsicht  mid  nur  hei  Abwesr»- 
lieit   ron  Cninplicationen  erfolgen;    auf    keinen  Fall   dürfen  die  Metho(l<Mi  «Lmu  Va 
anlassung  geben,  d:ws  die  für  die  Operation  geeignete  Zt-it  verpasst  n.'        "    iiM^H 
Anwendung  zu  ungeeigneter  Zeit    die  Lebensgefahr  de>«  P.itienten    no>  >^^^l 

llCX    I,.     t*A>n>iine>lli>ni;   OK  <i>i   Ttm.  il«r  A<|ii  I  fol  i>r<' »i.  i>;ii.  llieiin'»»).    Tnifkurt  niiiiii*  iia4  ü 
rlnr*«K«n.    li><i«riKcu  UltUi'rn    iinil   klriami,    «>ri»llebvii,   mrint  4 ilkhliKan  Blutlim     Ük  ftebvr  itmt 


en  ioA 

GaaH 

primMiH 


-     077     — 


ImmiinUXtl 


Fracbtkno(<*n4  enlb&Hcn  jo  l—'i  littngendff  i^timonanlafon.  Fraelil  oin'*  8tJ*infnieht.  Diu  ttioist«D  ilor  «twft 
150  Artet!  gcliOrpii  dem  trupisehen  Amorika  und  Asieu  >n.  1.  Ai|uiruUuni  L.,  die  BI(*ebpAlmi>,  helielil  alü  Zfer- 
pflanie.     1.  pftragaaieni'ftf  Lftmb.  fn  Amerika  beimiseh.  U. 

[  llexsftDre  f»nd  Müldenhaacr,   »n  Kktk  t;ebonden,  in  don  Bllttcrn  Ton  Hex  Aqnlfolium  neben  Iliein  und 

iTliXftnlbiii.    D»  CalcinniftBlx  bildet  mikroKkopinobe  BUttrben.  Helir  leicbt  läßlich  in  WaAser,  nicbt  in  Alkohol. 

Iliein  kann  au«  der  LAeiunt;  durrb  Bleip^KJK  (centllt  worden.     Ks  ceifhnat  ^irh  durch  bitteren  Oesebmack  aus. 

Ilixaulbin,  Cj-Uj^Oii.  der  wesentliche  Bextaudtbeil  der  BUtter  Ton  Hex  Aiiuifoliuui  (M  olde  n  h  auor).  bildet 

^Ittroligelbo.  mikrokr>'Stall)ni.tcbc  Nadeln.    Schmp.  1!*^*'.    niobt  aublimirbar,  (nsi  nnlOslich  in    kaltem  Wasser.  Kiemlieb 

'•lebt  iDiiUeb    in  beinsem    und    in  .llkobol.   nnlOslieb    in  Aetber.     Hit    Eisencblorid    niobt  e<  grtlne,    mit  BleinuUen 

iclbe  Fvbnni;.     E»  »rbt  Ilinlirb  irir>  Querritrin.  SPIEGEL. 

Folia  llicis  .\quifolii,  HoUy-leavos,  Fcuillcs  de  Houx,  Stecbpalmenbl'dtter 
[ciillMlteii    den    BitterNtoff    Iliein,    einen    gelben  Farbstoff   llixanthiu,    ilex.siiure,    einen    eisen- 

Grünenden  Gerb.stoff  und  Zucker.  Ihr  Geschmack  ist  adstringirend,  bitter  und  widerlich.  Sie 
ienen  noch  heute  als  Volksmittel  bei  Dyspepsie  und  Intermittcns.  Iliein  ist  als  Chinin- 
Isurrogat  empfohlcu  worden  (Bertini).  Dosis  1,0 — 2,5  mehrmals  täglich  ah  Pulver,  Dccoct 
VJ5,0— 25,0 :  100,0.     Iliein  zu  0,3—1,0  in  Pillen. 

Baccae  .\quifolii,    wirken  emetisch  und    purgirend;    es  können  schon  30  Beeren  Tod 
ätireh  Gastroenteriti.s  erzeugen.    Sie  wurden  als  Epilepsiemittel  benutzt. 

Hex  Cassine  Mighaux  liefert  Folia  Apalachinis,  Apalacben-  oder  Carolinathee.     In 
Amerika  als  berauschendes,  diuretisch  wirkendes  Getränk  l.BIack-driuk)  dienend. 

Hex  Paraguayensis  L.    Die  Blätter  liefern  Mati5-,  Jesuiten-  oder  l'araguay-Thee 

fh.  Gall.     Mate  ist  in  .Südamerika   ein  beliebtes  Getränk,  welches  schwach  balsamisch    riecht 

lund  aromatisch    bitter  schmeckt.     Es  enthält  neben  Kaffeegerbsäure  bis  zu    1,85  pCt.  Koffein. 

[Die  Wirkung  ist  belebend  und  diuretisch.   Das  Infus,  5,0 — 15,0:100,0,  findet  als  Analepticuro 

]  und  Adstringens  bei  Migraine.  Diarrhoe  Anwendung 

Hex  verticillata  Gray  oder  Prinos  verticil  latus  L.  ist  Stammpflanze  von  Cortex 
iPrinos  Ph.  U.  S.  Die  bitter  adstriogirend  schmeckende  Rinde  wird  als  Tonicum  und  .\dstrin- 
uens  bei  Diarrhoe  und  Schwächezuständen  benutzt  und  dient  als  Substitut  der  Chinarinde  bei 
llntermittens.     In  Pulvern  2,0 — 4,0  mehrmals  täglich,  im  Dccnct  60,0:1500,0  pro  die. 

}.  JACOBSOH. 

Ulicium  L.     Ptlanzengattung   aus  der  Fam.  der  Magno liaceac',    Typus  der  L'nterfam.  Illi- 

cieae,  umfasst  immergrüne,  kahle  Sträucher  und  Bäume  mit  wechselständigcn,  nebcnblattlosen 

Blättern.  Die  Früchte  geben  aus  den  sternförmig  gruppirten  Fruchtblättern  hervor,  deren  jedes  eine 

balgartige,  einsamige  Theilfrucht    mit  lederigem  oder  holzigem  Perikarp  darstellt.     Die  6  bo- 

^^ kannten  Arten  verthcilon  sich  auf  Nordamerika  und  Ostasien.     I.   anisatum  Lour.,  der  Stern- 

^Knnis    Chtoa.s,    Coohinchinas    und    Japans.    Die    reifen  Früchte   bekannt  als  Fructus  Anisi' 

^Vstellati.    Enthält  das  aetherische  Sternanisöl.    Sternanis  bat  mit  dem  Anis,  Pimpinella* 

^viVnisumL.,  botanisch  keinerlei  Verwandtschaft.     I.  religiosum  Sieb,    ist    von    I.  anisatum 

^BLour.  kaum  sicher  zu  trennen.     Seine   spitzer  geschnäbelten  Friichtchea    sind  giftig.     1.  flo- 

^■ridnnum  i.st  die  bekannteste  oordamerikanisobe  Art. 

V 

ImidoverbiiKlaDgen,  secundäre  Hasen,  sind  Amine,  bei  denen  zwei  Wasserstoffatome  des  Am- 
moniaks durch  ein  zweiwerthiges  oder  zwei  einwerthigc  Badiciile  ersetzt  sind,  also  von  der 
allgemeinen  Formel  "r  =  NH.  Mit  Schwefelkohlenstoff  lielern  sie  Dithiocarbaminsäurcderivate. 
Mit  salpetriger  Säure  bilden  sie  Nitrosamine  r  =  N  —  NO,  neutrale,  unzersctzt  siedende,  gelb- 
lich gefärbte  Flüssigkeiten  von  gewürzigem  Geruch,  die  durch  schwache  Kcductionsmittel  in 
Uydrazine,  durch  starke  in  die  Ausgangsbasen  umgewandelt  werden. 

SPIEGEL. 


t 


iiniuiitSt.  Die  Immunität  ist  ursprünglich  ein  rein  klinischer  Begriff;  er  bedeutet  die  Er- 
scheinung, dass  Menschen  oder  Thiere,  welche  mit  irgend  einer  krankheitscrzeugenden 
Ursache  in  Berührung  kommen,  nicht  erkranken.  Die  krankheitserzeugende  Ursache  kann  ein 
infcctiöser  Microorganismus  oder  ein  pflanzliches  Gift  oder  eine  äussere  Schädlichkeit  anderer 
Art  sein.  Diese  Immunität  kann  sich  auf  einzelne  Individuen  oder  ganze  Bässen  erstrecken, 
sie  kann  femer  eine  absolute  oder  relative  sein,  je  nachdem  überhaupt  keine  oder  nur  geringe 
Krankheitserscheinungen  auftreten.  So  sind  die  Bausthiere  unempfindlich  gegen  .Syphilis,  die 
Europaeer  ziemlich  immun  gegen  Bcri-Beri,  die  Neger  gegen  die  Malaria,  so  sind  die  Kaninchen 
fast  immun  gegen  das  Gift  der  Belladonna.  Die  hier  angeführten  Beispiele  von  Immunität 
gegen  Krankheiten  und  Gifte  umfassen  Fälle  angeborener  Rassenimmunität,  daneben  be- 
steht auch  noch  eine  erworbene  Immunität,  welche  durch  das  Uebcrstehen  einer 
bestitnmlcn  Erkrankung  eine  Uncmpfindlichkeit  gegen  die  gleichartige  Erkrankung  hervorruft. 
Diese  Beobachtung  ist  für  die  Pocken  Jahrtausende  alt.  Diese  Erfahrung,  welche  mit  Ein- 
schränkungen nur  für  Pocken  und  allenfalls  für  Ma.seni  berechtigt  ist,  wurde  rückhaltslos  auf  viele 
andere  Infcctionskraokheiten  übertragen.  Bei  den  Pocken  führte  die  Beobachtung  der  erworbenen 
Immunität  zu  dem  Verfahren  der  „Variolation".  Weil  nämlich  die  einzelnen  Pockenepidemien 
verschieden  schwer,  die  Einimpfung  des  Pockengiftes  in  die  Haut  aber  fast  stets  milde  verlief, 
so  bildete  sich  das  Verfahren  der  Einimpfung  des  echten  Pockenstoffcs  aus.  Nachdem  die 
durch  die  Variolation  erzeugte  Krankheit  überstanden,  war  der  Geimpfte  vor  der  Gefahr ,_  • 
echten  Pocken  schwer  zu  erkranken,  ziemlich  geschützt.   Das  asiatische  Verfahren  der  Varic 


[Immiinitfit 


—      RTS     — 


imanlt 


tion  wurde  1727  durch  Lmi y  Moiitague  nach  Europa  firig«fij|irt,  ubcr  schon   nach  70  Jii.v 
durch    die  Jeuncr'schc  Kuhpockeiiiinpfuug    ersetzt.     Jeiiner  wies    nach,    ilass   die  Impljn^ 
auch  mit  dem  Gifte  der  Kuhpockeu  eine  erworbene  Immunität   gegen  die  Erkrankung 
echten  Pocken  verleiht.      Seine    ursprüngliche  .\niiahmc.    d;uss    der  Impfschutz  fiir    dksl 
Leben  vorhalte,  fiel  bald;    er  dauert  höchstens  zehn  Jahre.    Dagegen  ist  die  zwpI" 
Jenner's,  da.ss  die  Kuhpockca  nichts  seien,  als  eine  durch  die  Passage  im    1 
geschwächte  Form  der  echten  Menschenpocken,  allmählich  immer  wahrscheiii; 
Als    nun  die  bakteriologische  Forschung  «ins  die  bakteriellen  Begleiter  vieler   1 
hcitcn  kennen    lehrte,   und  als  dadurch    die    Immuuitätsfrage  der   eipcrimet.  > 
achtuDg   zugänglich  wurde,    knüpfte    die  Forschung    über  Immunität    diroct    an  die  Jenne 
sehe  Entdeckung  an.    Dies  wird  am  besten  dadurch  gekennzeichnet,  dass  noch  heute  io  , 
reich  alle  experimentellen  Schutzimpfungsstoffe  den  Namen  „Vaccins"  tragen.     Im  Jahr 
gelang  es  zuerst  Pasteur,  eine  experimentelle  Form  der  erworbenen  Immunität  hrrxn 
indem    er    Kaninchen    mit    dem    abgeschwächten    Contagiura    der   Hiihnercholera    impfl 
Die    Forschungen    der    nächsten    Zeit  stellten    verschiedene    Methoden    fest,     um     die 
Schwächung  der  Bakterienwirkung  zu  erzielen    und  zeigten   die  Möglichkeit   ciniir   enrnrbfne 
Immunität  durch  wiederholte  Schutzimpfung  abgeschwächter  Culturen  für  Milzbrand.    Kjuucb-' 
brand,  Lungenseuche.  Tollwulh.     Einige  .Tahre  später  gelang    es   Salmon  und  Smitb    nsri- 
zuweisen,    dass  zur  Herstellung   der  erworbenen  Immunität   auch  die  StofTwechselproducti 
betreffenden  Bakterien  genügen.     Einen    erheblichen  Fortschritt    machte    dann    die  Fön 
durch  Behring,    welcher  zwei  Formen    der  Immunität    unterschied,    n.ämlioh    die  Imn 
gegen  die  giftigen  Producte  der  Bakterien   und  andererseits    diejenige  gegeu    die    Vena^ 
der  Bakterien  im  Thierkörper.    Ein  weiterer  Fortschritt  wurde  durch  die  Entdeckung  Ehr| 
herbeigeführt,  nach  welcher  die  Giftimmunität  quantitativ  ansteigt  und  in  ihrer  Höhe 

Grösse  des  in  allmählich  steigenden  Dosen  einverleibten    immunisirenden  Gifteji    abhäng 

Chemisch  hat  man  in  dem  Serum  der  immunisirtcn  Thiere  keine  Differenzen  vom   nonna 
gefunden,  dagegen  zeigen  sich  differentiell  drei  eigenartige  Phaenomenc  bei  dem  Imroanse 

1.  Bei  der  Giftimmunität,    und  zwar    nicht    nur    bei  Bakteriengiften,    wie    Tetanu 
Diphtherie,  sondern  auch  bei  Thicrgiftcn,  wie  denjenigen  von  Schlangen    und  Scorpiooe 
Aalblut,    sowie  bei   Pll.inzengiften,  wie  Ricin,  Abrin    und  Robin,    treten  nach    den  ixttt 
Behring  ermittelten  Vorgängen  bestimmte  Aenderungcn  im  Blutserum  ein,    deren  che 
und  physikalische  Natur  uns  noch  unbekannt  sind,   welche  aber  im  <]uantitativen   VcrhS 
zur  Giftstärke  stehen.      Das  Serum    eines    so    immunisirtcn  Thiercs    macht    bei  Mi«cbail| 
Reagensglas     eine     entsprechende    Menge     gleichartigen    Giftes     für    das     Ver- 
schildlich.     Bei  vorausgegangener    oder    selbst  gleichzeitiger  Einspritzung  des  . 
wird  das  Versuchsthier  immun  gegen  die  nachfolgende  Vergiftung;   geht   aber   'w   i  ■  rgii 
der  Ein.spritzung  des  Immunserums  voraus,   so    bedarf    es  einer    sehr    gesteigerten  I>o»is 
Immunserums  zur  Rettung  vor   der  Vergiftung   und  eines  sehr  kurzen  Zeitraumes,    um    noe 
theilweisen  Erfolg   zu  erzielen.     Behring  und  Ehrlich  führen  die  Erscheinung  auf  die  Ijib 
stebung  von  Antitoxin*  im  Blute  des  immunisirtcn  Thieres  zurück. 

2.  Für  infectiöse  Krankheiten,  wie  Cholera  und  Typhus,  deren  Bakterien  sich  im  erapCü^j 
liehen  Thiere  vormehren,  lehrte  am  Thiere  R.  Pfeiffer  einen  zweiten  Vorgang  kennen,  wcIHMr 
ebenfalls  an  d.as  i^erum  gebunden  ist.  Immuni.sirt  man  ein  Thier  durch  steigende  Dosen  a)>- 
getödteter  Bakterien  gegen  eine  dieser  beiden  Bakterienarten ,  so  gewinnt  desaea  Seraa  be- 
stimmte Eigenschaften.  Im  ReAgen.sglase  verhält  es  sich  indifferent  gegen  die  Baktenes; 
spritzt  man  aber  diese  Bakterien,  selbst  in  grossen  Mengen,  gleichzeitig  mit  einer  (rrrinern  " 
Immunsenim  in  die  Bauchhöhle  eines  bisher  unbehandelten  Meerschweinchen.s,  ^ 
diese  Bakterien  im  Peritonealraum  wie  unter  der  Wirkung  eines  Verdauung, 
feine  Kügelchen  au/gelöst. 

3.  Eine  Erscheinung  des  Immuuserums  lehrten  M.  Gruber  und  Durbam  genauer  ke 
dass  nämlich  das  Serum    eines   gegen   Cholera   und  Typhus    immunisirtcn  Thi. 
an  der  letzteren  Krankheit  leidenden   oder  eben  genesenden  Henscben    bei  der  j 
der  Cultur  im  Reagensglase  die  Bakterien  zusammenballt  «agglutinirf  und  ab  unt 
Hasse  auf  den  Boden  des  Reagensglases  niederschlägt.    Diese  Reaction  ist  an  eine  i 
Verdünnung  des  Immunserunu  gebunden  (meist  1  -.  10 — 50). 

Diese  drei  Vorgänge  finden  sich  aber  durchaus  nicht  bei  allen  denjenigen  Thierkraftk" 
beiten,  bei  welchen  Immunisirung  möglich  ist.  Bei  der  Tollwuth  scheint  kein  an  d;«  Senjai| 
gebundener  Mechanismus  der  Immunität  vorzuliegen,  denn  die  Immunität  lässt  »ich  nifJitr 
passiv  durch  das  Serum  eines  immunisirtcn  Thiercs  auf  ein  anderes  Thier  Obertra^pa. " 
Bei  der  Hühnercholcra  lässt  sich  ebenfalls  kein  an  das  Sorum  gebundener  Merhaninauii 
der  Immunität  nachweisen,  und  es  ist  dies  von  besonderem  Intcrcs.se,  da  ja  ^• 
schung  über  experimentelle  erworbene  Immunität  von  der  Hühnercholcra  d 
ihren  Ausgang-spunkt  nahm.  Auch  das  Serum  beliebiger  anderer,  selbst  für 
empfänglicher  Thiere,  einem  Kaninchen  eingespritzt,  macht  dieses  für  Hühner' 
immun.  Für  die  peritoneale  Infeotion  dei  '' 
schon  früher  Hueppc.  Klein  mid  Soberii 
Einverleibung  von   anderen  Baktcricuprole'iorii ,    sowii:   liie  iMri-nirii.iing 


(■*  T»i    If  l'l  - 


[InununitSt 


—     (570 


Immunitüt] 


I 
I 


I 
I 


KocbsalzlösuiigcMi  und  voo  Serum  nii^ht  immuiiisirtcr  Ziegen  ebenfalls  einen  ScLutr.  |{egun  die 
nachfolgende  peritoneale  Infection  abgiebt.  Hier  liiilt  diexe  Immunität  nicbt  w  lange 
vor,  wie  der  durch  die  identischen  Formen  hervorgerufene  Impfschutz,  auch  findet  sieh  hier 
keine  der  an  das  Serum  gebundenen,  soeben  hervorgehobenen  Phacnoraenc ;  sie  wird  daher 
vielfach  im  Gegensatz  zur  Immunität  als  nicht  specitische  , Resistenz"  bezeichnet.  Bei  der 
Pockenimmunität  scheint  ebenfalls  keine  oder  nur  eine  höchst  geringe  an  das  Serum  gebun- 
dene Immuuitätsäbcrtragung  möglich  zu  sein,  wenigstens  zeigen  die  in  ihren  Ergebnissen 
Übereinstimmenden  Versuche  von  Rcmbold,  Beclere,  Chambon  und  Menard,  sowie  von 
HInwa,  welche  an  Versuchskälbera  und  Kindern  angestellt  wurden,  dass  die  immunisireode 
Substanz  im  Blutserum  in  einer  zur  Uebertragung  der  Immunität  nirht  in  Betracht  kommenden, 
äusserst  geringen  Menge  vorhanden  ist. 

Die  Versuche  über  experimentelle  erworbene  Immunität  gingen  seit  Pasteur  von  der 
stillschweigenden  Voraussetzung  aus,  dass  sie  ein  streng  specifischer  Vorgang  sei,  d.h.  aus- 
schliesslich durch  die  Vorbehandlung  mit  gleichartigen  Bakterien  zu  erzielen.  ludess  zeigte 
Hueppe,  dass maagegen Milzbrand  auch  durch  milzbrandahnlicheSaprophyteninimunisircn könne. 
Die  Specilicitätslehre  schien  eine  neue  Stiilze  zu  gewinnen  durch  die  Beobachtung,  dass  die 
dem  Cholerabacillus  ähnlichen  von  ihm  sonst  nicht  zu  unterscheidenden  Wasservibrionen  sich 
nicht  gegenseitig  immunisirtcn,  ähnlich  wie  Typhusbaciilus  mit  Bacterium  coli.  Aber  die 
specifische  Eigenschaft  der  Serumimmunität  bedeutet  keinen  qualitativen  Unterschied  gegen- 
über anderen  Spaltpilzen  und  Bakteriengiften,  .sondern  nur  einen  quantitativen  Unterschied. 
Die  Immunität  bt  eine  Anpassung  des  Körpers  an  bestimmte  ihm  zugeführte,  nicht  tödtliche 
Reize,  welche  am  vollkommensten  gegenüber  der  von  Neuem  zugefugten  identischen  Schäd- 
lichkeit hervortritt,  welche  aber  auch  gegenüber  ähnlichen  Reizen  in  quantitativ  geringerem 
(irade  wirksam  wird.  So  wirkt  z.  B.  das  Blutserum  von  Thicren.  welche  mit  Tetanusgift  be- 
handelt wurden,  antitoiisch  nicht  nur  gegen  Tetanus,  sondern  auch  gegen  Schlangengift.  Das 
Blutserum  von  Kaninchen,  welche  gegen  Rabies  geschützt  sind,  immunisirt  autitoxiscb  gegen 
Schlangengift,  das  Serum  der  gegen  Sublangengift  immunisirten  Tbicre  schützt  auch  nach 
Calmette  gegen  Scorpiongift  und  Ehrlich  zeigte,  dass  Robin  auch  gegen  Abrin  und  Ririn 
Schutz  verleiht.  Die  Erscheinungen,  welche  bei  der  experimentellen  erworbenen  Immunität 
durch  bestimmte  Verändeniugoo  des  Serums  festgestellt  wurden,  linden  sich  in  gleicher  Weise 
auch  in  dem  Blutserum  eines  Mensehen,  welcher  bestimmte  Iiifectionskrankbeiten,  wie  Cholera, 
Abdominaltvpbus  oder  Diphtherie,  überstanden  hat.  Sie  finden  sich  übrigens,  wenn  auch  oft 
in  geringerem  Grade,  im  Serum  von  Menschen,  welche  nie  an  Typhus  oder  Cholera  gelitten 
haben:  vollends  aber  besitzt  das  Serum  sehr  vieler  Menschen,  welche  niemals  Diphtherie 
durchgemacht  haben,  ja  sogar  der  meisten  Neugeborenen,  sehr  starke  antitoxische  Eigen- 
schaften gegenüber  dem  Gifte  des  Löfflcr' sehen  Bacillus.  Aber  gerade  beim  Menschen  erweist 
sich,  dass  die  an  das  Seruui  gebundenen  Veränderungen  mit  der  erworbenen  Immunität  gegen 
die  spontanen  Infectioüön  nichts  zu  thun  haben:  denn  trotz  der  Agglutinationsreaction  können 
Typhusrecidive,  trotz  der  antitoxiscben  Eigenschaft  des  Serums  Neuerkrankungen  an  Cholera 
und  Diphtherie  eintreten. 

Neben  der  experimentellen  erworbenen  Immunität  besteht  aber  auch  noch  eine  experi- 
mentell nachweisbare  angeborene  Immunität  bestimmter  Thiergattungen  gegen  infeotiösc 
Vorgänge  und  Gifte  bakterieller  und  anderer  thierischer  und  pflanzlicher  Herkünfte.  Und 
zwar  kann  eine  Tbierart  .sowohl  gegen  bestimmte  infectiöse  Bakterienkrankheiten,  wie 
gegen  ein  bestimmtes  Bakteriengift,  wie  gegen  beide  Reize  zugleich  immun  sein.  Bei  der  an- 
geborenen Immunität  kommen  die  merkwürdigsten  Unterschiede  im  Verhalten  verwandter 
Ras.'ien  vor.  So  sind  für  den  Tubcrkelbaeillus  Meerschweinchen,  Kaninchen  und  Feldmäuse 
emptlndlicb,  Hausmäuse  dagegen  immun.  Für  den  Rotz  und  die  Diphtherie  sind  Meerschwein- 
chen sehr  empfindlich,  Mäuse  immun:  für  nühnercholcra  und  baemorrbagische  Septicaemi?  sind 
Hausmäuse,  Kaninchen,  Geflügel  und  Wild  sehr  empfänglich,  Feldmäuse  und  Meerschweinchen 
wenig.  Für  Milzbrand  sind  die  meisten  grösseren  Itausthicre,  wie  Kinder,  Hammel,  dann  Ka- 
oincbcn,  Meerschweinchen,  Mäuse  sehr  emplindlich,  ftattcn,  Geflügel,  Hunde  ganz  oder  ziem- 
lich immun;  aber  es  finden  sich  selbst  unter  den  empfänglichen  Thiercn  Spielarten,  wie  die 
algerischen  Hammel,  welche  eine  erhebliche  angeborene  Immunität  besitzen. 

Zwischen  der  angeborenen  und  erworbenen  Immunität  bestehen  nun  mehrere  principielle 
Unterschiede.  Die  erworbene  Immunität  ist  die  Folge  eines  Kampfes  mit  den  abgeschwächten 
äusseren  Reizen,  welche  sich  in  verschiedenen  sofort  oder  später  auftretenden  Folgeerschei- 
nungen kennzeichnet,  wie  Vergiftung.serscheinungcu ,  Fieber,  Scrumveränderungen.  Bei  der 
angeborenen  Immunität  kommt  es  dagegen  zu  keinerlei  Krankbeits-  oder  Vergiftungserschci- 
nuDgen.  Es  kommt  bei  den  rasscuimmuucn  Thiercn  auch  nicbt  zu  jenen  reactiveu  Ver- 
änderungen, welche  bei  der  erworbenen  Immunität  auftreten.  Diese  Eigenschaft  der  angeborenen 
Rassenimmunität  kann  nun  jederzeit  durch  Krankheitserreger,  welche  in  das  Gebiet  der 
nosoparasitüren  Disposition*  gehören,  individuell  aufgehoben  werden.  .So  können  Hübner  und 
B'röscbe  durch  Hunger  und  Durst,  wie  durch  erhöhte  Temperatur  ihrer  Immunität  gegen 
Milzbrand,  so  Meerschweinchen  durch  Vergiftung  mit  Blutgiften  oder  Phloridzinvergiftung  ihrer 
Immunität  gegen  Hühnercholera  und  Rotz,  so  H.-iusmäuse  durch  Traubonzuckorfuttcrung  ihrer 
Immunität  gegen  Tuberculose  und  Rotz  verlustig  gehen.    Der  wesentlichste  Unterschied  zwischen 


[Inimuuität 


nm)   — 


Immiuülil^ 


^ 


erworbener  und  iiogoboreucr  Immunität    ist  abor  ilir    verschiedenes  Verhalten    :;■■-■•.  .^-^   iet 
Vererbung.      Die    ungeboreae  Imiiiuoität    ist    erblich    iibertragbar.    dcuo    di<  .OKa 

solcher  Thiere,    selbst  wenn    sie   durch    nosoparasitäre  Reize  ihrer  Immanttät  i- 
lustig   gegangen    sind,    bleiben    immun.    Die    durch  Schutzimpfung  erworbene   ' 
gegen  ist,    wie  Ehrlich  nachwies,    durch  Vererbung    nicht    übertragbar.     Bei 
Uebertragung  von  Seiten   der  Mutter    kommt   allerdings    eine    erbliche  Immunitiit    > 
ist  aber   eine   passive,    hervorgerufen    durch    die  Einverleibung  von  ,.\ntitosinen'  ■ 
Placentarkreislauf  und    die  Lactation.    Sic    b.ilt  nur   so  lange  vor,    als  jene  Antitokine  htm 
Säugen  noch  nicht  wieder  ausgeschieden  sind. 

Da  die  erworbene  Immunitüt    nicht    erblich  übertragbar  ist,    so  muss  man  folgern,    dus 
die  angeborene  lmmunit.it  auf  einem  ganz  anderen  Wege  entstanden  ist  (s.  Gottslein,   \Ur 
meine  Epidemiologie  1.S97).     Die  angeborene  Immunität  einer  Rnsse    kann  im  D&rv 
Sinne  nur  durch  Auslese  entstanden  sein,  indem  von  Generation  zu  Generation  die   ' 
liehen  und  Widerstandslosen  ausstarben  und  die  uuempränglicbcn  Varianten  schlicss 
lebten    und    diese    Eigenschaften    weiter   vererbten.     Für    das    Zustandekommen    .ii  . 
Immunit.ät  ist  daher  die  stete  Heriihruug  mit  der  betreffenden  Schädlichkeit  ert  £« 

erklärt  sich  hieraus,   warum  z.  B.  die  Hausmäu.sc,    welche  stets  Gelegenheit  hn  mit 

den  Tuberkelbacillen    zu    inlicircn,    schliesslich    nur  noch  rassenimmune  Varianteii   ■■ 
während  die  so   verwandten  Feldmäuse,    welche    niemals    besonders    reichlich    mit 
Keimen  in  Beziehung    treten,    ihnen  nicht  gcw.ichsen  sind.     Es  erklärt  sich  aber  »o 
ungünstige  Einfluss  der  Domesticirung  und  der  .Schuellmast    auf  die  Constitution  eiti 
welche  eine  Kassenimmunität  dadurch  verhindern,  dass  hinrälligere  Varianten  gezücht^  ■ 
D.idurch  wird  da.s  Imsichgreifcn  der  Rinderluberculose  und  nach  V,oges  der  Schwei' 
erklärlich.    Von  besonderem  Interesse  ist  das  Verhalten  der  menschlichen  Rn 
der  angeborenen  und  erworbenen  Immunität,  für  welche  alle  eben  entwickelten  << 
gültig  sind.     Vielfach  besteht  auch  beim   Menschen  eine  angeborene  Rassenimni 
gegenüber  den  verschiedenen  Seuchen  sich  verschieden  verhält;  sie  ist  ebeufnIU 
der  Schw.äcberen  entstanden:  diese  rassenverbessernde  Auslese,  sowie  die  ihrentj  _ 
Schädlichkeiten  bestehen  auch  heute  noch.    Wie  bereits  erwähnt,  sind  die  N'  _■  .-   ^:  _ 
und    Gelbfieber    ziemlich    unempfindlich,    die    in    die  Tropen    einwandernden    1:     • 
ausserordentlich    empfindlich.     Umgekehrt  sind  die  Europaecr  selbst    in  Landen 
greifenden  Impfzwang  immer  noch  viel  weniger  hinfällig  gegenüber  den  Pocken,  al 
Rasse.    Den  besten  Beweis  für  die  grüssere  Uasscnempfänglichkeit  gewährt  das  . 
dene  Verhalten    der  Afrikaner    gegenüber  der  Impfung.     Denn  der  Impfschutz  i 
lange  vor,  wie  in  Europa,  und  selbst  Neger,  welche  die  Pocken  überstanden  habi  ■ 
die  Schutzpockenimpfung  mit  vollem  Erfolg.    Auch  gegenüber  der  Cholera,  lür  *• 
mitten  in  der  Auslese  stehen,    sind  die    englischen  Nativrcgimcnter  weniger    eni  ai> 

die  europaeischen,    während  für  Pest  und   Beri-Beri,    walirscheinlich    in  Fok"'   ■  u-lt 

degenerirender  Einflü.sse.   die  Eingeborenen  empränglicbcr  sind,    als  die  En 
der  Tuberculose  befinden  wir  uns  noch  mitten  in  der  .Auslese,  deren  schnei 
Reibmayr  durch  die  Panmixie,   d.  h.  durch  die  mangelnde  Auswahl  bei  der  i 
aufgehalten  wird.  Für  den  Verlust  der  angeborenen  Immunität  durch  nosoparasilär- 
Einflüsse  liefert  die  Seuchengeschichte  zahlreiche  Beispiele,    in  welchen  Hungersnuth,    Kncgr,  i 
Völkerzüge,   schlechte  Boden-  und  Wasserverhältnissc  eine  Bevölkerung  in  ihrer  roUtirro  »a- ' 
geborenen  Immunität  herabsetzten  und  dadurch  lür  Seucbenscfaädigungcn  in  Form  von  Kpide- 
raien    empfänglich  machten.    Die  Therapie  hat  aus  dieser  Thatsache  die  Folgerung  zu  »irh»n, 
dass  diejenigen  Massregeln  oft  mehr  Erfolg  versprechen,  welche  die  Beseitigung  der  dwj' 
Ursache  anstreben,    als    die  Massregeln,   welche    die  Contagien  vernichten  sollen;    il 
Wegfall    der    di.sponirenden  Schädlichkeit,    tritt   der  Organismus  wieder   in    den  Zustand   da. 
verhälCnissmässigen  L'uempfindlichkeit  zurück.  I 

Ueber  die  erworbene  Immunität   bei  Menschen,    welche    durch   einm    ' 
einer  infeotiösen  Krankheit  zu  Stande  kommen  soll,    liegen  vielfach  sieb  « 
gaben  vor.    Bei  Lungenentzündung,  Gelenkrheumatismus,  Wundrose,  Wechs'.iH'  '  le^g 

Hingen  und  Gonorrhoe  hat  Niemand  eine    erworbene  Immunität    behauptet,    cl  .;  ^H 

Milzbrand,    Tuberculose    und   Lepra.     Dagegen  wird    erworbene    Immunität   ang' U'tnm.  a  HH 
Pocken,  Windpocken,  Masern,  Scharlach,  Abdominal typhus,    Fleckliebcr,    Pest  und   fmicr   für] 
Organerkrankungen,  wie  Keuchhusten,  Cholera,  Diphtherie  und  .Syphilis.     Die  Ar-    ' 
sich  auf  klinische  Erfahrung,    berücksichtigt  aber    nicht  die  Gesetze    der  W.ihr> 
rechnung,  nach  welcher  auch  ohne  besondere  Ursachen    das  Eintreten   eines  wicüi-iiiui.'ii  ur- 
fallcnwerdeus  viel  unwahrscheinlicher  ist,  als  das  einmalige  (Oottstein).     Höchstens  ist  eise! 
solche  bei  Pocken  und  .Masern  bis  zu  einem  gewissen  Grade  vorbanden. 

Neben  der  allgemeinen  erworbenen  Immunität  bei  Menschen  findet  sich  eine  erwarti*s«  J 
Immunität,  welche  auf  bestimmte  Körpergebiete,  namentlich  auf  die  Haut  und  Schleimhftttl»,  ' 
beschränkt  ist.  So  erkranken  die  Vanillearbeiter  ziemlich  häufig  an  einem  bartnäckiKen  Rkwm 
der  Hände;  nach  dessen  Ueberstehen  werden  sie  fast  stets  immun  gegen  dieses  L«id«a.  Aofk^ 
schützen  die  durch  phlegmonöse  Processe  entstandenen  Narben  gegen  neue  gleiciurtig«  I»-j 
fectionon:  »o  ist  eine  durch  wiederholte  l.icunäre  Erkrankungen  narbig  vcrSdi-le  T  .iMillf  «rairl 


^ 


linmtinitKt 


—     6RI     — 


Impetigo  liprpetifomiiR] 


oder  gar  nicht  cmpfäuglicli  für  die  diphlheriscli«  Erkniukutig.  Diese  Erschciuung,  nach 
welcher  eine  abgelaufene  liifectioii  derartige  anatomische  Veränderungen  in  dem  befallenen 
Organ  her\'orruft,  doss  nunmehr  die  gleichartigen  oder  ähnlichen  Infcctionen  am  Orte  der 
Veränderung  halt  m:ii-hcn  müssen,  ist  zuerst  von  Schleich  gewürdigt  worden. 

Die  Therapie  hat  aus  den  F'orschungen  über  die  Immunität  die  Lehre  zu  ziehen,  dass  sie 
nicht  ängstlich  bemüht  sein  soll,  den  menschlichen  Organismus  von  allen  ihn  stets  um- 
gebenden mikroparasit.ircn  (legncru  zu  isolircn.  Die  Prophylaxe  muss  im  Gegcntheil  den  Or- 
ganismus durch  L'ebung  gegen  die  ständig  ihn  umgebenden  Mikroorganismen  kräftigen.  Wie 
der  Mensch  sich  gegen  die  Hefahr  der  Erkältung,  Ermüdung  und  Ueberanstrengung  nur  durch 
Oewohuung  schützen  kann,  niemals  nber  durch  ängstliche  Vermeidung  jener  Reize,  so  gilt 
das  (ileiche  gegenüber  den  täglich  uns  umgebenden  l'arasitcn,  wir  können  uns  gegen  diese 
auch  nicht  dadurch  schützen,  dass  wir  sie  stets  in  unserer  Umgebung  zu  veniichtcn  suchen, 
sondcni  nur  dadurch,  dass  wir  uns  an  sie  gewöhnen  und  sie  unschädlich  machen,  indem  wir 
unsere  Widerstandskraft  steigern.  .,„__ 

"  A.  00TT8TEIN. 

Iiuperatoria  L.  minirDKittanii  >ds  d«r  Firn,  der  ümbrllif eri«*.  Vnlertta.  Pcuoedanete.  Pi«  OtltDUir 
uutra£»>t  krUftigo,  brpitbll&tteriffc  Krilater.  1.  Osiriithfnm  L.  (Pencedanntn  Ostratbinm  Koeh,  Ofitrnthium 
ufrioinalfl  Link),  MeiBtt>rwurx,  saf  U<>birK<twip«*>n  Mitteleuropas,  «ettoner  In  der  Ebene  vorkommend.  Wird  bi4 
I  m  hoeb.  Orundblittor  doppelt  dreixHbliir.  BIQthen  weiss,  fn  in*birKBdi>rrem  wird  die  Pfl&oxn  oft  xu  Anuiei- 
Kweeknn  eiiltiTirt.  M. 

lihizoma  luiperatoriac,  Undix  Ostruthii,  Racine  d'Imp6ratoire,  Master- 
wort root,  Mciätcrwurze  I  Pb.  0.  II,  heisst  der  getrockuete,  angelicaartig  riechende,  aro- 
m.itisch  h'iUfT  schmeckende  Wurzcistock  von  Imperatoria  Ostruthium.  Als  wirksames  Princip 
ist  das  Imperatorin  anzusehen,  daneben  findet  sich  Ostnithin,  Osthin,  aetherisohes  Oel  und 
Harz.  Die  Wurzel  galt  früher  als  l'niversalmittel.  liolfmann  nannte  sie  Kemcdium  divinum. 
Man  schrieb  ihr  excitirende,  diuretischc,  diaphoretische  und  carminative  Kigensch.iften  zu, 
während  sie  heute  n\u  bin  und  wieder  als  .StimuLius  und  .'^tomacliicum  Verwendung  findet. 
Dosis  0,5—2,0  mehrmals  täglich  als  Pulver,  Elcctuarium  oder  Infus  5,0 — 10,0:100,0. 
Tinctura  Impcratoriac:    1:5,  Dosis  10 — 20  Tropfen  mehrmals  täglich. 

Imperilurin,  CiJlniO,  benitit  die  CoDatitutionnfümicl  0  v^  c"h' Z  oCh' -  CO  -  cn  (Hl  «»i  weit  und  Wei- 
de 1)  und  ist  identiscli  mit  Peucedsuin  rus  Peiicedunum  ofNciitale.  Aromktiäeh  rierhende.  krmtzend  »climeokende. 
weiise,  glnntende,  rhumbisehe  Prii^nieii.  in  Atkobol,  Aeiker,  Cbturuform  llslich,  .Solimp.  Hl  bis  82^.  Uit  Salpetersäure 
liefert  es  Nitropeucedanin.  Cia{l)|Nt>v  welcbci  seinerteilx  mit  Ainmonink  erhitxt  in  Nitropeaeedaninid.  C'uHisHaO«. 
dbergekt.  Mit  .Seixsture  bildet  er;  (ireuselon  ,  C',|l{|/it,  feine  Nadeln,  welebe  mit  APbmelxondem  Kali  in  EssIgsSure 
und  Resorrin  zerfallen,    Schmp.  ll~^. 

Oleum  Impcraloriae  aotbereum,  Me  iete  rwur  zelnl.  wird  dnrtib  llestilUtiou  mittelst  Wasserdampfc  ault 
demBhixom  gewonnen  und  iitellt  ein  gell>lirhes,  aromati.seb  riechendes  und  «•ebmoekendes  Liquidum  dar.  .Spee.  Qew. 
0,01.     Hdp.  I7U     S'jn",    ln»lieb    in  Alkohol.      E<  enthllt  neben  einem  Terpeu  einen   KBrper  Tun  der  Kormol  C„iUj,0. 

Oxy  peueed  an  i  n  ,  C14II11O7.  gerueh-  und  ge<>cbfflBckloi«e  Prii^raen,  Scbmp.  140",  leicht  in  Aether  lOslieb. 

Ostrutbin,  CuHnti*.  farblose,  feine  Nadeln  ohne  (ierurh  und  Oeschmack,  in  Aether  und  Alkohol  mit  bim- 
melhUaer  Klnoresecnft  lOslieh.     Schmp.  ll.'t". 

Osthin,  C|;^,„0,  (Merekl.  aronatiKch  riechenile  gelbliehe  Nadeln,  iu  Aethtr  ISslioh,    Rehmp.  ino-^uo". 

J.  JACOBSON. 

Impetigo  i'ontiigiosa  .<.  ii;ir;isit aria  ist  gekennzeichnet  durch  «las  Auftreten  von  auf 
normaltT  ndwr  gerötheter  Haut  steliemlnn  Bläschon  uiiil  Blasen  mit  dünner  Iteuke, 
die  sich  bald  in  kleinere  oder  grösspro  rn.steln  uiinvaiuleln,  dann  ]>la)zen  und  sich 
mit  gi'lben  Krusten  bedecken,  nach  deri'ii  JMitfenuing  sieli  eine  geröthete  Stelle  zeigt. 
Die  AfTeetion  tritt  am  stärksten  im  tie.siuht,  ausserdem  :iii  den  Händen,  seltener  am 
fibrigen  Körper,  meist  bei  Kinderit,  auf.  Mit  Hilcksicht  auf  die  Contagiosität  ist 
die  Isolirung,  wenn  irgend  mOglieh,  durehzufnlireii.  Um  die  Autoinfcction  zu  verrin- 
gern, müsseil  die  Nägel  kurz  gesfhnitten  und  die  Hände  während  der  Nacht  ver- 
bunden werden.  I.^t  die  Kntziindung  sehr  aeiit,  so  sind  vierteistüiidlich  zu  wech- 
selnde Umschläge  mit  Sproc.  Borsäureliisnng  oder  Bieiw.isser  zu  machen,  die  zeit- 
weise durch  indifferente  Salben,  lOproe.  Borl.inoliu  oder  Thilaniu  ersetzt  werden. 
Bei  der  Ruckbildung  der  AfTeetion  oder  mir  geringer  Kntzündung  kommen  nur  diese 
Salben  oder  '> — lOnroc,  weisse  Praecipitatsalbe  zur  Anwendung.  ..^, „„■,,. 

Impetigo  herpelirormls,  Herpes  vegetans  s.  pyaemieiis  s.  gestationis,  ist  eine 
l'a-st  mir  in  der  (Jnnidität  oder  im  Wochenbett  auftretende  fieberhafte  mit  schweren 
Allgemeiiierscheinungen  verbundene,  fast  stets  tödtlich  endende  Krankheit,  die  durch 
das  Auftreten  von  kreisförmig  angeordneten  Pnsteln  charaklerisirt  ist,  welche  in  der  Go- 
nitalgegend  uml  an  der  Iiinenlläche  der  Oberschenkel  beginnen  und  sich  allmählich 
über  den  ganzen  Körper  und  .schliesslich  .tuch  über  die  Schleimhaut  des  Mundes,  des 
Kehlkopfes,  des  Mastdarms  und  der  Scheide  verbreiten  können.  Man  sucht  das  All- 
gemeinbelinden  durch  roborirende  Diaet  zu  lieben,  das  Fieber  durch  Chinin,  Antipyrin 
und  dergleichen  herabziLsetzen.     Auf  liie  erkrankten  Partien  sind  kühlende  Umschläge 


[Impetigo  lierprtiforinis  — 

oder  antisepHsrho  Salben  zu  »pplicireii.  Bei  ausgubreiteter  ImpHttgo  her|i«!tifatwu 
scL:ilTt  das  permanente  Wasserbad  inauchninl  etwas  Nutzen.  sm.mii 

Imptang  ist  die  Einverleibung  eines  infectiüson  Materials  zu  experimentellen,  zu  SebuluiBpfBa|i- 
oder  zu  Heilungszwecken.  Zum  Begriff  der  Impfung  gehört  die  quantitative  BnschränJraog  »af 
eine    geringe  Menge.     Handelt    es    sich    um    eine  Kiuverleibung   grösserer  Menfien    infecSücr 

Substanzen    iu  Lösung  oder  Aufschwemmung  oder  um  die  Einspritzung  grosserer  " -  r* 

l'raeparatcn  aus    infcctiöser  Substanz,  wie  Stoffwechselproducten  von  Bakterien,  iti- 

Serum,  so  liegt  keine  Impfung,  sondern  eine  Einspritzung  vor.     Die  Impfung  k-nni.     .......  jwj 

subcutan  in  die  Haut,  die  Schleimhäute  oder  In  die  Hornhaut  stattfinden.  Da*  M.iien»!  für 
die  Impfung  können  Bakterien,  wie  Culturcn  oder  Krankheitsproducte  abgeben.  H'."  In.nftiaj 
ist  zunächst  eine  wichtige  Methode  für  e.xpcriracntcllc  Studien  zur  Lehre  der   In'-  »- 

beitcn.    Mit  Hilfe  der  Impfung  von  Rcinculturen  kann  ferner  der  Beweis  geliefcrl  -«> 

bestimmte  Infectionskrankheiten,  wie  der  Milzbrand  oder  die  Hühnercholer.i.  beim  •  l 

Thiere  ausschliesslich  durch  Bakterien  her\-orgcrufen  werden.    Die  Impfung  dieut  s  'i 

den  Pocken  zu  tbernpeutischen  Zwecken  als  Schutzimpfung  in  der  Form  der  Vri' 


linpolnnz.     Mit  diesem  Namen  bezeichiipii  wir  verschiedenartige  StTtningen  der  Polmtia 
coi'undi,    wek'hn   mit   Inipotentia  lienerantii    nicht  zusammengeworfen   wenloii  durf« 
Diese  fällt   unter  den    HegrilT  der   iniiniilielien  Stnrilit.lt,    deren   wichtigst«-    Fi>nn  tiii' 
Azoospermie*  darstellt.     Im  Speziellen  kointnen  ii);nmij;f:irlie  iirupi>irungeii  der  SiiV 
rung  der  Ercction,  Libido,  des  Orga-^nius  und  tlcr  Kjanilation  in  Betracht. 

Die    rationellen    therapeutischen    jndieatiuiu-n    vennögeii    einer  Trennung  der  li»- 
potenzformen  in  die  Gruppen  der  organischen    un<l   functionellen    nicht   tu  <n; 
hehren.      Zu    den    ersteren  zählen    die    mechaiiischeTi    Hemniungeu    der    1 
virili»,  wie  sie  als  Missbildungen  und  Defecte  der  Genitalien  auftreten:   Dngchui:...  .. 

Kleinheit    des    Gliedes,    gigantische    Kntwickelung,    Geschwulsthildung:     fenjcr  \rt- 
steckte  Lage  in  l'olge  von  Tumoren   in   der  Nachbarschaft,    hochgradige,    iirir-^'  -' 
Hj'])eraesthesio    der    Glaiis    gepaarte    I'himose,    partielle    Verridungen    ilor    >• 
körper,  welche  Deviationeiv,  Wiiikelstellungeii  und  Bogenformationen,  des  Gli'  ■■ 
dingen.     In    der    zweiten  (inipjie    tritt   ilie  Impotenz    bei    im  Wesentlichen    i' 
Genitalien    als    Thcilerscheinung    von    .MIgeineinkrankheiten    auf.       VAno     biv-"o.i  r 
Rolle    spielt    hier    die    Zuckcrhanirulir,    die    Hrightsctio    Krankheit,    rtio    voUiiiil': 
Kacliexie      —      benierkenswertbe      Ausnahmen     macht     die    Luiigenplitlii-« 
natjirliche    Kettsucht,    verschiedene    organische    Fiirn-    und  Kü(:kenn)rirk>kr.ii.»l 
(Tabes!)  und  chronische  luto.xicationen  (Morphinismus!).     Häufiger  und   wicJit  _ 
alle  diese  Formen  sind  die  nervclsen  Potenzstörungen,  zumal  jene,  welche  ;ii- 
erscheinungen    von    Neurxstlienie    auftreten.    Am    schlimmsten    pflegt  sich  di.    ■ 
zu  gesLalten,  wenn  zur  iieuropathisehen  Veranlagimg  das  Livstcr  der  Onaiiie  ml  . 
K.\cess  in    venere    tritt.     Hier   vergescllschal'tet    sich    das    I<eiden    oft    mit   ;iliii  rn 
Pollutionen  und  Sanieiifliiss.      Von  den   imgezUhltcn  Formen    der   nervTwc       ' 
nennen  wir  als  häufigste  die  praecipitjrte  FJaeulation  imd    die   intensiv     . 
bis  aufgehobene  Krection.    Bi'i  letzttirer  kann  die  Kjacnlation  als  verfrülr 
und  retardirte  auftreten,  die  Libido  gesteigert  .s(>in.    Weiter  kann  die   K:i 
überhaujit  erlöschen  (Inipotentia  paralytica),   oder  die  Störung  als  ,.psy<i 
treten,  hier  an  bestimmti-  Abneigiuig  vor  dem  otler  jenem  Weibe  gebund' 
potentia  relativa),    für  eine   kurze  Spanne  Zeit    auftreten  (ti-mporäre   Im; 
kinbildung  bendien  (hypochondrische   Impotenz).     An  Mischformen    zwi- 
sthcnischcr  und  [isychischer  Impotenz  fehlt  es  ebensowenig,    wie   an 
kein    Schema    einzupassenden    Potenzstörungen.       Die    eigentlirbon    ..,  j^..-..  ...... 

Genitalpsycho.sen  (conträre  Sexu.rlcmplindung  etc.)  liegen  abseits. 

Die  Therapie    erweist  sich  um  so  wirkungsvoller,   je  mehr    der  causaica 
cation  entsprochen  werden  kann.     Obenan   stehen  erfreuliche  Hellmigrn  da,    wo 
schwülste    der  Genitalien    bezw.  ilue    versteckte   Lage    durch    ben.ichbart*« 
(Lipome,  Hydrocelc  etc.)  .auf  o]ierativcm  W'ege  beseitigt  werden  könnon.     fiWcWi* 
chirurgisch    ist    die  Behandlung    der    durch   hochgr.adige  Phimose    !■ 
verwachsimg  bedingten  Impotenz.     Hingegen    gelingt   es    kaum   je, 
des  erigirten  Gliedes  durch  partielle  Verödungen  der  Schwellköqjer  > 
W^ei.se  zu  corrigiren.     Die    Impotenz    durcli    Zuckerharnruhr,    Bright     ..     _,. 
Tabes,  Fettsucht  wird  selbstverständlich  ilnrch  rationelle  Behandlang  drc  Grui 
bekämpft,  bei  Lipomatösou  und  Diabetikern  meist  mit  Glück. 


Impotenz 


—      (JH3      — 


Impulnives  Irresein] 


Üie  Tlu'rajiie  der  inTvilscii  lin|ioteiiz  ist  im  IViiicip  keim'  luiiluri!,  uls  diejenige 
der  sMueÜL'ii  Neurastheni«-  iibi'rli:tu|)t.  IHi'  .Mclintalil  diT  iiinjotenteii  Ncur.istheuiker 
gnhört  vor  das  Forum  des  s:ichverst:'m(lifcfn  Nervenarztes.  Nur  wenn  Kntzündungs- 
/.ustäudo  vorliegeu,  vprmag  boi  wiclcrstaudsfähijri'n  ludividuen  oft  genug  nirie  rationell 
geübte  "itliejip  Tbernjiie  'rrelTliehes  zu  leisten.  Bei  ausgupriigter  reizbarer  Nerven- 
schwüfhe  pflegt  die  irritiremie  Bi'liaiuiluiig  diireb  Loealfanütiker  mehr  zu  schaden, 
alH  zu  nützen  uml  krinn  selbst  den  liest  vorliantleuer  Potenz  auf  den  Nullpunkt  herab- 
setzen. Hingegen  nützen  bisneilen  milde  örtlielie  Massnahmen,  so  die  Anweiuiung 
der  Kühlsonde.  Obenan  siebt  aber  tlie  Allgenieinbehaiullung,  also  das  antineiirasthe- 
niscbe  Heilverfahren,  insbe.sondere  die  dem  Kinzelfall  unter  sorglicher  Abschätzung  an- 
gepassteu  Mndifieationen  der  Mi tchell  -  lMa\  fair'.sehen  Kur.  Welche  der  Factoren 
dieses  \erfalirens  —  die  Isolirnng.  forcirti'  Ernährung,  Ruhe,  Ma.ssage,  Klektricität, 
Hydrotherapie  —  besonders  aitszuprilgen  oder  aber  abzumindern  bezw.  aii.<zusehalten, 
hängt  mehr  von  dem  Ausfall  vorsitditiger  Versuche,  als  von  theoretisclien  Krwägungen 
ab.  .le  vorgeschrittener  das  neuropathisehe  (irinidleiden,  um  so  milder  gestalte  man 
die  Kur.  Selbstverständlich  ist  der  Krfolg  innerhalb  weiter  (jrenzen  auch  von  der 
t^ualitilt  der  Anstalten  abliilngig.  Nicht  selten  leistet  auch  ausserhalb  der  Sanatorien 
der  oder  jener  di'r  genannten  Factoren  Krfrenliches.  Vor  zu  kalten  Bildern  sei  man 
auf  der  Hut.  Aromatische  Zusätze,  Lebensbalsmn,  KieferlatsehenTd,  Menthol  etc.,  for- 
dern bisweilen  die  Wirkung  der  Bilder  in  nicht  zu  verkennender  Wei.se.  Vielleicht 
ist  auch  hier  ein  suggestiver  F<fTect  im  Spiele.  Im  üebrigen  ist  die  psychisclie 
Therapie  hei  den  genannten  rein  nniralischen  Formen  am  Platze.  |)er  das  Vertrauen 
in  die  eigene  Kraft  wiedcrgebeuile  Zusprnch  ist  oft  von  mächtigster  Wirkimg.  Beson- 
ders ist  vor  einer  kranii»fhaften  Wiederholung  des  Versuches  zum  Coitiis  zu  warnen. 
Die  Phantasie  ist  inr>glichst  frei  vom  Henken  an  geschlechtliche  Dinge  zu  halten. 
Reisen  froninien  nicht  .selten.  Von  MtdicaHUMiton  ist  im  .\llgenieinen  nicht  viel  tu 
erwarten.  Bisweib'u  uuter>itiitzen  die  tnodcnien  Nervina  in  annehndiarer  Weise  die 
antim;urasthenische  Kur.  Im  L'ebrigen  dürften  Doca'fn  und  Strvchnin  als  Aphrodisiaca 
noch  die  meiste  Aussi<'ht  auf  Krfolg  versprechen.  Opiate  küiincn  l"'i  temporärer 
Anfregimg  gelegentlich  irützen.  Dasselbe  gilt  vom  Alkohol,  insbesondere  vom  Bier, 
doch  nur  in  bestinnnten,  der  vorgängigen  .Uigrenznng  imcb  nicht  zugänglichen  Fällen. 
Die  moderne  Behandlung  iler  Impotenz  mit  den  Absonderungsproducteti  der  männ- 
lichen (Genitalien,  insbesondere  mit  subcutanen  Injectionen  vim  Hodensaft",  ebenso 
mit  Spermin  hat  sich  im  Allgemeinen  niidit  bewahrt.  Sehr  wohlthiitig  wirkt  oft 
bei  nnnder  vorgeschrittenen  Formen  der  nervösen  Impotenz  das  Kingehen  der  Ehe. 
Enfiüch  ist  in  m'cht  wenigen  Füllen  von  (ieschlechtsschwäche  auf  das  Entgegeu- 
konnnen  der  tiattin  besomlerer  WiTth  zu  legen,  insofern  falsch  angebrachte  Prüderie 
und  Ungeschick  die  noch  niügliche  .\usnütznng  lies  bestehenden  Restes  von  Ge- 
.schlechtskraft  vereiteln  kiijinen. 

Die  ausgesprochi'in*  paralytische  Impotenz  ist  unheilbar.  Weder  der  elektrische 
Strom,  noch  irgend  eines,  der  vielgeprleseiU'U  Aphrodisiaca  vermag  daucnide  Hilfe 
zu  bringen.  Da,  wo  weniger  der  (ie.schlechtsgenu.ss  als  der  berechtigte  Wunsch 
nach  Nachkommenschaft  in  Frage  konmit,  mag  es  albmfalls  gestattet  sein,  der  Ohn- 
macht der  Natur  durch  mechanisch  wirkende  Vorrichtungen  zu  Hilfe  zu  kommen. 
Wir  meinen  den  sogenannten  Schlitten,  ein  aus  zwei  fodeniden,  durch  Ringe  ver- 
bundenen Schienchen  bestehendes  Leitungsinstrument  für  da;«  der  Erection  nicht  mehr 
fAhige  Membrum.  Die  Verwendung  von  Saugapparaten,  welche  einen  Blutzufluss  zu  den 
Schwellki>r|H'rn  bewirken,  muss  schon  ans  Anlnss  <|er  nur  momentanen  Wirksamkeit 
I   auf  erhebliche  Bedenken  stossen.  fOrbrinoer. 

ImpnlslTes  Irrcocln.  Mit  „impulsivem  Irresein"  kann  man  solche  Fälle  von  ('leiutes- 
krankheit  bezeichnen,  bei  denen  impulsive  Handlungen  besonders  häufig  beobachtet 
werden.  Unter  einer  impulsiven  Handlung  versteht  man  eine  solche,  bei  welcher  das 
Motiv  entweder  gamicht  oder  nur  dunkel  in  das  Bewus-stscin  tritt,  luul  bei  welcher 
ganz  besonders  die  Ausführung  der  Handlung  hemmende,  contr:»stirende  Vorstellungen 
nicht  in  die  Wirksamkeit  treten.  In  einer  Reihe  von  Fällen  liegen  bei  Geistes- 
kranken den  impulsiven  Handlungen  Sinnestäuschungen  zu  Grunde,  deren  unmittel- 
bare Reartion  die  Handlung  darstellt.  Sehr  häufig  haben  übrigens  die  anscheinend 
impulsiven  Handlungen  ihre  volle  Motivirung,  sind  also  nicht  imptdsiv.  ungenügende 
L  Untersuchnn.g,  mangelhafte  Anamnese  geben  hier  oft  zu  diagnostischen  Irrthümem  Ver- 


[ImpulHivps  Irrpspiii 


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IncoDUoeaܫ  alri 


nnlxssuii^.  Im|)ulsivc  Haiidhiiigt'n  bei  Gcislfskratikon  wcrili'U  boi  deu  verKchir^«*!« 
l'sychnscii  bt'ol>:icliti"t,    häutig  bei  «;iiil('|itisclii'ii  um!  hystfrisclifii  Psyobo.stn,    bta  da 
progressiven   Paralyse,  bei   Dementen,    sie  richten  sirli  Imlfl  nuf   lUehstahJr, 
legen,    Begeluuig    uiizüehtiger  Hanillnngeii,  zuweilen  aticli   :uil'  Körpcrvcrict 
selbst  Vernii'htuug  Auderer.     IHe  Tliernpie  hat  die  zu  (.irumle  liogonde  KranI 
lieliaiKtülii,  im  Allgemeiiion  wird  jedmli  die  Beschränkung  der  l'reiUeit  in  ciu« 
austalt  erforderlich  werden.  „„ „ 

Inuiition  bezeichnet  nach  dem  modernen  Sprachgebraelie  den  Zustand  der  Erschöpfung  bei 
kninmcner  Nahningsciithaitung  oder    langdaiicrnder  ungenügender  Krnührung.     In    letzter 
Ziehung  kommt  zunächst  die  habituelle  Cntcreruährung  in  Rctracht,  wie  »ie  sich  in  den ! 
schlecht  gestellten,  schwer  arbeitenden  unleren  Volksclasscn  nicht  selten  findet,     Pmi.- 
gischeo    Bedingungen    kommt    es    zu  Inanition    in  Folge  von  Stenosen  der  «■: 
durch  Narben  oder  (ieschwülste,  ferner  bei  AfTectionen  des  Darmcanals  mit  ui  _, 
Sorption  der  Nahrung  wie  hei  chronischen  Diarrhoen,  bei  hochgelegenem  .\nus  pra' 
bei  Communication  zwischen  dem  Magen  oder  den  oberen  Diinndarmpartien  mit  dr 
Eine  partielle   und  zwar  auf  das  Nahrungsfett  beschränkte  Resorptionserschwerung 
fehlendem  Zultuss    der  (ialle   uud  des  Pankreassaftes.     Weiter    entwickeln    sich     l: 
stände  bei  schwcpMi  acuten  Infectionskrankheiten    mit   verschleppter  Keconvalescenz.    in 
späteren  Stadien  chronischer,  zumal  mit  Fieberbewegungen  einhergehender,    wie    M.ilaria, 
bcrculose,  bei  ausgedehnter  Carcinose  und  Sarkomatosc,  bei  chronischen  \  ergifi 
durch  liuecksilher  und  Blei.     Auch  bei  Annemischen,  Hysterischen  und  manch': i, 
kommt  es  nicht  selten  zur  Ausbildung  derselben.      Die    bei    ab.soluter  CarcDZ  6iitSr«Uu<i*  i 
anition  Tällt  unter  dcti  BcgrilT  des  Hungers'. 

Das  äus.sere  Bild  uud  die  Symptomatologie  der  bei  chronischer  Unterern  ' 
kommenden  Inanition    gleichen    denen    beim  Hunger.    Die  Körpertemperatur 
schrittcnen  .Stadien  unter  36",  der  F'uls  wird  klein,  weich  und  oft  verlangsamt,  Jurcü  Husli 
tbätigkeit  abnorm  beschleunigt.    Hierdurch  erklärt  sich  das  leichte  Eintret«n  von  Obnnucttai. 

Die  Bekämpfung    der    Inanition  mtiss  je    nach    den  Ursachen    eine  voi 
Bei    durch    narbige  Processe    hervorgerufenen   Verengerungen    des    (icsophngn  14 

lorus  werden  in  erster  Linie  operative  Eingriffe  in  Betracht  zu  ziehen  sein.-  i'ii.-ii.itli 
Oesophagus,  Anlegung  einer  Magenlistcl.  Oastrocnterostomie:  durch  d.inn  folgende  zwecki 
Emähnnig  ist  es  leicht,  die  Inanition  zu  beseitigen.  Stenosen  des  obercD  Darmci 
diciren  die  Anlegung  einer  Darmfistel,  um  durch  diese  die  Nohrungszufubr  Tonunebneii. 
Andererseits  wird  man  versuchen  müssen,  einen  Anus  praeter  naluram,  pathologisch 
niuuicationen  zwischen  verschiedenen  Darmpartien,  eine  Verlegung  der  Oallenwege  zu  In 
Handelt  es  sich  um  maligne  stenosironde  Tumoren  am  Magend-irmeanal ,  so  kan 
durch  operative  Herstellung  einer  Passage  uud  reichliche  Nahrungszufuhr  glriciifalt»  den 
uährungszust.ind  bedeutend  heben:  Fettansatz  kann  mau  wohl  in  jedem  KnUc  hcirbeifl 
aber  Eiweissansatz  wird  nicht  immer  zu  erzielen  sein.  Ist  der  Mitgendanncanal  int.^ct  imd  dt* 
Inanition  durch  anderweite  Ursachen  bedingt,  so  spielt  neben  der  etwaigen  c.iiKii.-"  BrhM^- 
lung  die  diaetetische  die  Hauptrolle.     Am  wenigsten  wird    sie  bei  chronic  uonra 

oder  Intoxicationen  leisten,    mehr   in  der  Ilcconvalescenz  n.ich  acuten  oder  su; 
heilen  und  nach  starken  Blutverlu.sten. 

Neben  der  Nahrung-.mengc   spielt  dabei    die  Zusammensetzung  derselben 
Rolle.    Soll  man    reichlich  Fett    und  Kohlehydrate    neben    massigen  Mengen   1 
oder  letzteres  in  den  Vordergrund  stellen?     Wenn  auch  nach  t.  Noorden  d 
keineswegs  der  Menge  des  in  der  Nahrung  gereichten  parallel  geht  vielmehr 
mit  ganz  specitischcr.  je  nach  den  einzelnen  die  Inanition  bedingenden  Krank! 
der  Energie  Eiweiss  zurückhalten,  so  hat  sich  doch  eine  eiweissrciche  Nahrung 
für  stärkeren  Eiweissansatz  erwiesen.     Als    ein    die.seu    boforderndes  Moment 
der  Musculatur    betrachtet    werden    zu    müssen.     Nicht   immer    gelingt  es  jeducli.    i^iarl  mi 
natürlichem    Wege    eiue    genügende    Ernährung*    einzuleiten.     Wenn    auch    die    V"rd.»mnJ5»- 
functiouen  in  der   Hauptsache    intact   sind,    so   besteht  doch    nicht   selten   \\ 
Speisen,    es  kommt  nach   ihrer  Aufnahme    zu  Schmerzen,    zu  Uebelkeit,    zu  1. 
wird    dann    nur    einen  Thcil    der    nolhwendigen  N.ihrung    in    den  Mögen    eiiii.. 
Quantitäten  in  Form  von  Nährklysticreu  im  Mastdarm  zur  Resorption  zu  brin>;'! 


wiefa' 


Uia 


X.  ijJfWI. 

Incontinentia  olvi  s.  f.iocal  is  kommt  durch  Schlussunfähigkeit  desSphincter  :ini  tuStjAdr- 
Letztere  kann  bedingt  sein  durch  Zerreissimg  oder  Zerscbnei«lung  <le«  Sphincter  ini, 
durch  Verlust  des  elastischen  Tonas  des  unteren  Mastdarnithcilos  oder  .i'.'-i. 
paralytische  Einflüsse.  Pio  Incontinenz  tritt  nur  .selten  acut  auf,  z.  1 
sehen  Anfalle,  sowie  bei  anderen,  kurze  Zeit  d.iuemden  BewusstseiM.isiMrrmv 
der  Kegel  ist  sie  chroni-sch. 

Die    Therapie    richtet    sich    nach    der  Aetiologie,     Hei    den    ditnsh    ir» 


fiif onnüpüfin  bi 


-     «85     - 


[nfontinMifln  urinap] 


* 


MoiiR'iiti.'  Iiuiliiiglcn  l'onufii  kann  ziiwiikii  >'iii  mifnitivor  Kiiigiiff  Hiilfi-  briiig;cii,  bi'i 
deu  uhronischi'ii  in'uri>iiaral)ti!?i'lii'ii  rrspnings  ist  oinc  (•liiriirgische  Therapie  aiis- 
gescliUissRti  lind  auch  die  Greiizeu  einer  radicalen  interncu  Tlicrapie  sind  sehr  eng. 
Eine  direete  Localbnliaiuüung  kommt  höchstens  in  Form  einer  elektrotherapeutischen 
Beeinflussung  des  Tonus  des  .Sphincter  ani  in  Betracht.  Um  so  wichtiger  sind 
deshalb  »lie  Aufgaben,  welche  der  Prophylaxe  zufallen.  Diese  erstreckt  sich  wesentlich 
darauf,  bei  vorhandener  Incontineutia  deu  iMiitrilt  eines  f)ecubitus'  der  Gesässgegend 
durch  Beschmtitzung  mit  Koth  zu  verhüten.  Kies  erreicht  man  durch  peinlichste 
Reinlichkeit,  sowie  dadnrch,  dass  man  vor  dem  Anus  Holzwolle  oder  Moos  vorlegt, 
welche  mit  dem  Koth  ein  trockenes  tJemenge  geben.  Die  Befestigung  die.so.s  Materials 
geschieht  am  besti'u  in  der  Art,  dass  man  den  Patienteu  in  eine  Windel  bettet, 
welche  vorn  geschlossen  wird.  Auch  benutzt  man  Guniniikriinze,  welche  in  der  Mitte 
^^  eine  als  Stechbecken  dienende  Vertiefung  enthalten  oder  Betten  mit  dreitheiligen  Ma- 
^H  tratzen,  deren  mittlere  einen  Aussclmitt  für  das  Gesäss  besitzt.  Zur  Vermeidmig 
^B  eines  Ekzems  ist  die  Analgegeml  stets  uiit  Vaseline  zu  bestreichen.  Täglich  ist  ein 
^H  Bad  zu  geben  nnd  bei  reichlichem  Abgang  von  flüssigem  Koth  in)  liiiufe  des  Tages 
^"  zu  wiederholen.  Zuweilen,  besonders  wenn  der  SphinctiT  ;uii  noch  einen  gewissen 
f  Tonus  besitzt,  gelingt  es,  die  Kothentleerung  durch  Klysmen  so  zu  regeln,  dass  man 
^^    durch  Evacuation  der  unteren  Darmtheile  eine  Reschnmtzung  bintanbält. 

^P  STRAUSS. 

^^Incontinentia  urinae.    Die  Incontinenz  der  Harni>lase.  die  unfreiwillige  Hanieiitleerung, 
II  unifasst    nur    diejenigen  Znstäntle,    in   denen  der  Mechanismus  der  Harnblase  fehler- 

^K  haft  functionirt:  nicht  dagegen  gehören  zu  ihr  diejenigen  Zustände,  in  welchen  bei 
^H  vollkommen  normalem  .Vjtparat  nitr  der  vorzeitige  und  unfreiwillige  Eintritt  des 
Funcfinuirens  der  noniialiMi  Blase,  ilie  reine  Fimctionsanomalie  der  Enuresis",  statt- 
hat. Und  diese  mechanische  Unzulänglichkeit  tritt  hier  unter  denselben  zwei  Typen 
auf,  wekhe  bei  jedem  Lecken  eines  Reservoirs  da  sind:  entweder  ist  der  Verschluss 
mangelhaft,  soda.ss  das  Behältni.ss  die  Flu.ssigkeit  nicht  zu  bewahren  vermag;  oder 
die  FlüssigkeitszufuLr  in  das  Reservoir  hinein  ist  eine  grossere  als  dieses  fassen  kann 
und  es  läuft  fiber.  In  dem  einen  Falle  ist  das  Behaltniss  immer  leer,  in  dem  anderen 
immer  voll:   Incontinentia  panidoxa  und  vera. 

A.  1  ncontinent  ia  \  er.t  ist  die  seltenere  der  beiden  .Möglichkeiten.  [)er  Sphincter 
I  kann  durcli  nnuiiltelbare  Einwirkung  insufficient  werden,  selten  nur  durch  gröbere 
^^  Gewalt  von  aussen  her,  öfter  durch  Mani[(u!.'itioni'n  im  Inneren  der  Harnröhre,  welche 
^V  den  Bla.senhals  dehnen  und  erweitern,  vor  .MIein  durch  Steinextraction  aus  der  weib- 
lichen Blase,  nach  weicher  die  Dilatation  der  Harnröhre  oft  eine  langwierige 
Incontinenz  zeitigt.  .\ueh  der  (ieburtsact  hat  h:lutiger  solche  Folgen.  Im  Innern  der 
männlichen  Harnröhre  dagegen  können  unter  aussergewöhnlichen  Bedingimgen  die 
einzelnen  Lappen  <ler  anschwellenden  Drüsen  bei  der  Prostatahypertroi)hie*  Dislo- 
cationen  und  Verschiebungen  der  Ränder  des  inneren  Orificiums  der  Harnröhre  her- 
vorrufen, soda*:s  dieses  nicht  verschlussfrdiig  bleibt:  auch  kann,  allerdings  unter 
ebenso  seltenen  Bedingungen,  eine  weit  in  die  Pars  menibranacea  hineinreichende 
Harnriihrenstrictur  den  dort  liefimllichen  Scbliessapparat  functionsniifähig  machen. 

In  solchen  Zuständen  kann  iiatfirlich  die  Incontinenz  nicht  :ils  solche  für  sich 
l)eh;indelt  werden.  Vielnieltr  sind  Bta.sensci)eidenfis(ehi  zu  operiren,  Harnnibrenstricturen 
durch   Dilatation  zu  beseitigen,   ilie  l'rostat.-diypertrophie  als  solche  zu  behandeln. 

B.  1  ncontinent i:i  paradoxa.  Hier  vermag  die  Blase  selbständig  sich  über- 
haupt nicht  oder  nicht  völlig  zu  entleeren  und  der  :uigestante  Harn  durch- 
bricht schliesslich  den  Verschluss  imd  träufelt  ab.  Während  für  das  Zustande- 
kommen eines  derartigen  Vorganges  naturgeniSss  eine  unversehrte  Schhissfähigkeit 
des  Blasensphineters  die  Voraussetzung  ist,  kann  die  Erschwerung  des  Harnabflusse.s 
in  zwei  grundsätzlich  verschiedenen  Stöi-ungen  beruhen :  entweder  in  mechanischen 
Beeinträchtigungen  des  Flnssigkeitsau.strittes  um  Blasenhalse;  oder  in  einer  Herab- 
setzung urul  .selbst  gänzlichen  Functionsunfähigkeit  der  die  Expulsion  bewirkendeTi  Mus- 
rnlatur  der  Bl.iseiiwandungcn.  Die  erste  dieser  Möglichkeiten  re.sultirt  aus  mechanischen 
Stönmgen:  aus  Haniröhrenstrintnren  höchsten  Grades:  aus  der  Hypertropliie  der 
Prostata  und  aus  einer  Rr'ihe  .nnderer  äbnlii-lier  mechanischer  Stönmgen.  In  dem 
.Maasse,  wie  diese  Beeinträchtigungen  des  llanialiflusscs  sich  entwickeln,  staut 
sich  der  Harn  in  den  oberhalb  gelegenen  Abschnitten  der  H:iriiwi'ge,  insliesondere 
in  der  Ntirublatie,  bringt  diese  bei  wachsender  Anfüllung  zur  Diiatiition  und  schlietüi- 


fTnconlliiPiitia  iirtnao 


680     - 


Tnilfl 


lirh  damit  zur  HiTabsolzniij;  der  Miiskolkraft  ihriT  Wauduiigeii,    •-•iner   HcrahM>Ui^| 
dit!  bis  zur  völligen  Lälmuiug  weiter  schreiten  kann.    Dieses  mangelhafte  l*unrtioni^| 
der  auMtreihendeu  Blascuiinisculatur  ist  in  der  Reihe  derjenigen  andersartigen  StArungfl 
welche  ausserdem  zur  liu-ontinenz  führen,  die  primilre:  entweder  verfällt  die  BlaMS^ 
musculntur    im  Gefolge    von  Atfectionen    des  Ceutraliiervensystems,    bei  Tab«»'  aad 
Myelitis*,  bei  Apoplexien  um!  ähnlichen  Stöningen,  der  Lilhnmng:  oder  i""' 
sich  direct    bei    der  Prostatahypertro|»hie*    in  der  Kia.scnmu8culatur  aas. 
niuss,  falls  nicht  regelmissig  auf  kiinstlicliem  Wege  die  Blase  entleert   wird,  •! 
geschlossene  Harnmenge    einen  Grad  ciTeichen,    über  den  hinaus  die   Klsise  si. 
mehr    zu    halten    vermag,    sodass    mm    an    der  Stelle    des    geringsten   Widerstaude>, 
am  Sphincter,  der  Durchbrach  erfolgt  und  die  Blase  ,.überläuft". 

Die  Therapie  dieser  paradoxen  Ineontinunz  ist  natürlich  identisch  mit  der  Tbrrapit 
der  ihr  zu  Grunde  liegenden  Störungen;    nur  dass  diese  fast    niemals   einer  Wifdn- 
herstellung  zugänglich  sind.     So  bleibt  dann  nur  als    palliatives  Mittel    der  in    «v 
reichend   kurzen  Zeiträmnen  zur  Anwendung  gelangende,    regelmäs.sige  CafI  •' 
rismus,  durch  den  die  Blase  künstlich  immer  wieder  in  so  kiiraon  Zwischenr 
entleert  wird,    da-ss  der  sich  rmsammelnde  Hani    ihre  L'apacit.lt    niemals    über-t.  ..- 
Da  jedoch  ein  solches  Verfaliren    aus.serordentliche  An.sprüche    an  Arzt    und   l'.Ui c 
sti-llt,  kommt  es  sehr  hiiufig  nicht  ausreichend  zur  Ausführung.    Da   blf<ibt  dann  ii  - 

übrig,  den  ablaufenden  Harn  in  geeigneter  Weise  aufzufangen,  um  die   Iinrc!ir;'i 

von  Kleidung  und  Bett  hintanzuhalten.    Solchem  Zwecke  dienen  die  aus   ' 
fertigten  Urinale,  auch   Harnfünger  genannt,   welche  dauernd  getragen  v 
den  Harn  sammeln.     Aber   auch    sie    können    nicht    inmier  verhüten,    dass  d^r 
tinuirlicli  abtröpfelnde   Harn  in    Betten  und   Wäsche  gelangt,    dass  er  sich    der- 
setzt    und    die    unglücklichen   Patienten    in   Folge  des  widerlichen  ainmoninkah- 
Geruchs    von    jeglichem    Verkehr    isolirl.      Die     innerliche    Kinnahme     vou    t.tirmn 
Terebinthinae  verleiht  bekanntlich   dem  Hani  einen  eigenartigen  augpnehm»*n  G^mrii; 
es  wird  ganz  zweckmässig,    allerdings  nur  vorübergehend,    benutzt,  um   den   anmo- 
niakalischen  Geruch    des    zersetzten  Harns    zu  verdecken    oder   doch   vvenigstei»   la 

Indican,  Cj,H.i,NO,;,  ist  das  Glykosid  von  l.satis  tinctoria.     Es  bildet  einen  hellbmuntu  Siru;> 
von    schvacb    bitterem  widrigen  Geschmack,    löslich    in  Wasser  und  Alkohnl.      Bei  lii^gaum 
Kochen  mit  Wasser  zersetzt  es  sieb,  beim  Kochen  mit  Kalilauge  entwickelt  es  AmmouiM^^^| 
Barv'tvrasser  wird  es  schon  bei  gewäholicher  Tcmper.atur  unter  Bildung  von  sirupartift^^^H 
dlcnniD,    C2(,H2jNO,2,    zerlegt.      Beim  Erhitzen    mit  verdünnten  Hineralsäurrn    Z'  ■  'M 

Indigluein,  CollioOo,  und  Indigblau.  CbHsNO.    Gleichzeitig  entstehen  Kohlensäure,  Ar.  :J 

E.ssigsäure  und  die  folgenden  Stoffe:  ludihumin,  C'ioBgNOj,  sepiabrauues  Pulver,  lu^Url  itfl 
Alkalieu:  Indifuscin,  (\4U2o^'.>09,  dem  vorigen  sehr  ähnlich;  Indiretin.  C|,tU|;NO,.  dankdfl 
braunes  Harz,  löslich  in  Alkohol;  Indirubin,  dunkelbraun,  amorph,  löslich  in  V  '  '  nH 
purpurrotber  Farbe:    Indifulvin,  röthUcbgelbes  Harz,  unlöslich  in  Alkalien;    In  ^M 

wahrscheinlich  mit  dem  Indifuscin  identisch.  ^^^1 

Indicannrie  heisst  die  vermehrte  .\uuachcidung  von  lodican  durch  den  Harn.  Die  ^^'''^1 
.\usscheidungsgrö.ssc  beträgt  normal,  auf  Indigo  berechnet,  4—20,  im  Mittel  10  mp  and  |dfl 
beim  Hunger  sehr  bald  bis  auf  Spuren  herunter,  ebenso  im  Hani  der  Neugcl  ^M 

Bei  allen  Krankheitsprorossen,    die  mit  Unwcgsamkeit  dos  Dünndarms  eii  fi^H 

.l.iflc  die  Ausscheidung  bis  zu  0,154  g  im  Liter  Harn  ansteigen.  In  Folge  der  äUgii.iUoD  ^H 
Darmcontonta  nimmt  die  Eiweissrnulniss  überband,  es  bildet  sich  Indol,  das  au^  den  D^^| 
rcsorbirt.  wahrscheinlich  in  der  Leber  zu  Induxylsehwefcisäure  ungebildet  wird  und  dat|^H^H 
Hurn  heraustritt.  .Sobald  die  Incarccration  des  Darms  beseitigt  ist,  nimmt  die  Indf^^^^f 
wieder  ab  und  geht  zur  Norm  zurück.    Es  findet  sieh  ludicanuric  bei  Ileus,  rl  '^^^^1 

Unwegsamkeit  des  Dickdarms;    ferner    bei  diffuser  eitriger  Peritonitis,    nicht  'i^^^l 

cumscriptcr  I'eritonitis;  sodann  bei  allen  chronischen  ConsuniptionszustHnden  ',.'!'':  u  4  lA^^^H 
allem  beim  Magenkrebs,  beim  Magengeschwür,  auch  bei  multiplen  Lymphomen.  iiuhii^^^^| 
Lymphosarkomen  der  Bauchhöhle,  bei  vorgeschrittener,  mit  Durchfill'       '  '        '  rrai^| 

wie  auch    bei  der  .Xddison'schen  Erkrankung:    endlich  auch  bei   II  '  tMla| 

asiatica,  insbesondere  bei  letzterer  auf  der  Höbe  des  Proeesses,  Eiin-  r.riii.ininjj  mr  uieae  Wf^ 
letzteren  Krankheiten  gefundene  Indicanurie  steht  noch  aus. 

Mtrjnc. 

IndlKO,  schon  von  Plinins  als  Indicum  (spanisch  Anil)  beznicbnct.  «•ntstelit  durrb  Vogltim  m 
verschicdoni-r  Iridigolera-Artcu  in  Ostindien    und    nodorün  hui»«eu  Ländern.     Iii  drn  HIm^H 


fludi^o 


—     R87     — 


Indol] 


isl  er  wahrscbeiulicli  als  Indicaa*  oder  in  Form  ähnlicher  (jlykoside  eulbalteu.  Als  der 
hauptsächlich  Tärbende  Bestandtbcil    ist   das  Indigoblau,  CitUioN^O],  eiu  Abkömtnliug  des 

Indols,  zu  betrachten,  C|iH4<;^j^OC  =  C<^jj^CjH4  (Baoyer).    Das  lodigcblau  ist  in  Wasser, 

verdünnten  Säureti  und  Alkalien  unlöslich,  in  bcissem  Methyl-,  Acthyl-,  Amylalkohol,  Aceton, 
Terpentinöl  wenig,  in  Eisessig  und  Chloroform  reichlicher,  am  besten  in  heissem  Anilin,  Nitro- 
benzol  und  Phenol  löslich,  aus  denen  es  sich  beim  Krkalteu  in  gut  ausgebildeten  Krystallen 
abscheidet.  Beim  Erhitzen  sublimirt  es.  unter  Bildung  purpurfarbiger  Dampfe.  Durch 
rcducirende  Substanzen  wird  es  bei  Gegenwart  von  Alkalii'n  in  Indigweiss  verwandelt,  welches 
seinerseits  in  saurer  Flüssigkeit  schon  durch  den  Sauerstoff  der  Luft  wieder    in  den  Farbstoff 

übergeht   Bei  Oxydation  mit  Salpetersäure  entsteht  Isatin  (^114/  j^  ^COH,  das  durch  R«duc- 


tionsmittel  im  Dioiindol  C9e4<(^^^y^")C0,  Oxiudoi  C6H4<(^^C0  und  schliesslich  in  Indo 


CeHj^V-jr'^H  übergeht;  letzteres  -wurde  auch  direct  aus  Indigo  erhalten.  Von  Isatio  aus  erfolgte 

die  erste  Darstellung  von  künstlichem  Indigo  durch  Behandlung  mit  Phosphorchlorür,  Phosphor 
und   etwas  .\cetyIchlorid,    wobei  als  Zwischenproduct   Isatinchlorid  entsteht.    Technisch  kann 

man  es  erzeugen  aus  o-Nitrophenylpropiolsaure  t'eH4yf,^p.pj^QTj  welche  durch  Einwir- 
kung schwacher  ICeductionsmittel,  unter  Abspaltung  von  Kohlensäure,  in  lodigcblau  übergeht. 
Aehnlich  entsteh!  aus  o-Nitrophenylcinnamylaldehyd,  erhalten  durch  Condensation  von  o-Nitro- 
benzaldehyd  und  Acetaldehyd,  mit  Aetznalron  Indigoblau  neben  Ameisensäure: 

'^'^•H<<CH=CHCHO  +  '^^''^^  =  <^«"^<CO>^  =  <-'nCÜ>*^''"*  +  2IIC00Na  +  äHiO. 
Einen  anderen  Weg  schlug  Heumann  ein.  Derselbe  fand,  doss  beim  Schmelzen  von  Phenyl- 
glykokoll  mit  .\etzuafron  Indoxyl  oder  Pseudoindoiyl  entsteht,  welches  bei  Gegenwart  von 
Alkali  schon  durch  den  .Sauerstoff  der  Luft  in  Indigoblau  übergeht.  Die  Synthesen  boten 
den  Vortbeil,  dass  mit  ihrer  Hülfe  die  Erzeugung  des  Farbstoffes  auf  der  Faser  ermöglicht 
wurde.  Man  imprnegiiirte  z.  B.  die  zu  bedruckenden  Stellen  mit  lanthogensaurcm  Kali  und  Hess 
dann  Pbenylpropiolsiiure  darauf  wirken,  oder  man  impraegnirte  mit  Indoxylcarbonsäure  (Indo- 
phor)  und  wandelte  diese  erst  auf  der  Faser  in  den  Farbstoff  um.  Statt  o-Nitrophenylpro- 
piolsäure  kam  auch  das  o-Nitropbenylmilchsiiureketon  in  Gebrauch,  dessen  wasserlösliche 
Alkalibisuliitvcrbindungen  unter  der  Bezeichnung  „Indigosalz"  in  den  Handel  kamen. 

Vun  den  Reactionen  des  Indigoblaus  seien  noch  die  folgenden  hervorgehoben:  Wäh- 
rend verdünnte  Kalilauge  nicht  einwirkt,  löst  concentrirte  es  in  der  Siedehitze  ohne  Gas- 
entwickclung  auf.  Es  werden  dabei  2  Mol.  des  Farbstoffs  zu  Indigweiss  reducirt,  während  ein 
drittes  zu  Isatinsäure  oxydirt  wird.  Beim  Schmelzen  mit  Aetzkali  entsteht  zuerst  o-Amido- 
tenzotisäurc  (Anthranilsäurc),  dann  Salicylsäurc  und  .Ammoniak,  schliesslich  Anilin  und  Kohlen- 
säure. Oxydirende  Substanzen,  wie  Salpetersäure,  verwandeln  das  Indigoblau  in  Isatin.  Bei 
Einwirkung  von  concentrirter  Schwefelsäure  entstehen  Indigblauschwefelsäuren. 

Indigofarben  sind  die  aus  natürlichem  oder  künstlichem  Indigo  hergestellten  Praepa- 
rate;  ausser  Indigoblau  unterscheidet  man  mehrere  Indigokarmine  und  Indigopurpur.  Sie 
werden  zumeist  mittelst  der  Küpe  gefärbt,  d.  h.  sie  werden  zu  Indigweiss  reducirt,  das  zu 
färbende  Gewebe  in  die  Lösung  desselben  gebracht  und  dann  dem  oxydirenden  Einfluss  der 
Luft  ausgesetzt.  Thierische  Fasern  können  auch  durch  Indigblausulfosäuren  bczw.  deren  Na- 
trium.salze  gelärbt  werden.  I.  Monosulfosäure,  CjoHoNjOaSOnll,  Phoenicin  oder  Purpur- 
schwefelsäure, entsteht  bei  Erhitzen  mit  Schwcfelsäurehydrat.  Sie  ist  in  Wasser  mit  blauer 
Farbe  löslich,  ihre  Salze  weniger.  2.  Disulfosäure,  Ci,U,NjOj(S03H)j,  entsteht  durch 
rauchende  Schwefelsäure:  amorphe,  in  Wasser  lösliche  blaue  Masse.  Ihre  Salze  sind  in  Wasser 
leicht  löslich.     Das  Natronsalz,  „Indigokarmin",  wird  technisch  verwandt.  SPIEGEL. 

Indigo,  Indicum,  I'inientum  Indicum  Ph.  Belg.  I,  kann  schon  zu  0,3— 1,2  Erbrechen 
utd  Kolik,  bei  längerem  Gebrauch  Schwindel,  Flimmern,  Fieber  und  Gelenkschwellungen  hervor- 
rufen. Die  .Ausscheidung  erfolgt  durch  den  Koth  und  den  Urin  als  Indigweiss.  Benutzt 
wurde  er  als  Antispasmodicum  bei  Epilepsie,  Hysterie,  Chorea  und  Icterus.  Von  Jones  ist  er 
(1891)  als  vorzüglich  wirkendes  Emmeuagogum  empfohlen  worden.  DosisO,8— 1,5,  3— 4  mal  täglich, 
als  Emmenagogum  in  Verbindung  mit  Wismuth  3mal  täglich  '/»  Theelöffel. 

Lldigofera  L.  PHuieDgkttnng  an«  der  Farn.  d«r  Pipilioiilicear*,  AbtheilunK  dar  Oalegear,  mHOnleg»'  ond 
Oljteyrrhix»*  nXher  Tvrwandt.  Die  GnttanK  fceliflrt  mit  etwK  »Zn  Artm  di-n  TropFn  lindern  an.  I.  tineturiaL.. 
die  Indigci|i(l»nii>.  in  Ostindion  hi'imisoll.  in  den  Tropen  Tiel  cnltirirt.  iat  ein  I— l'j  m  holler  Ilalhutnucll  mit 
4— «joehiiu;  ueSederlcn  Blutlcni,  lUnglieh-Terkolirt-eiWnnifen  blKtlehen  ond  kunen  Traoben.  I.  Anil  L.,  in  Süd- 
amorika  bGimiftcfa.    ].  dikpernia  L.,   in  Ostindien    faeimiseh,  dureh  lingere   BIDtheotrauben  auagaieiohnet. 


ladol,  eine  schwache,  nur  unbeständige  Salze  bildende  Ba.se,  ist  ein  Rcductiorisproduct  des  Indigos, 
C  H-N  =  f  H  ''"^''^CH    '"  ''*°  "''  "'"gekehrt  durch  Kt'liiide  Oxydatidu  (Einwirkung  von  Ozon 
*    '  ^»"«NNH/      '  auf  die  wäs-ierige  Siispciisioii)  übergeführt    werden    kann.     Künstlich 

xhält  mau  es>  neben  seinem  Metliyldcrivat  Skatul  und  anderen  Körpern,  beim  Sohmclzeu  von 


[Tndol 


—     088     — 


Infe 


•^  O  U  L  V 


.Ml)umiii  mit  Kili;  natürlich  entsteht  es  bei  der  Pankrcasf-.    '- '-      '  -    "tmmiMl«  3ti 
und  findet  sieb    im  Koth.   dessen    eigenartiger  Oeruch  zum  :i  befa^lil  ] 

Ifrösscrc  Anzahl  Bakterien,  darunter  der  Koch'sche  Komm.ii^-.i 
Eiwcisskörpern,  besonders  aus  Peptonen,  Indol  ab.  Kntstcht  in  ■ 
salpetrige  Säure,  so  färbt  sieb  dieselbe  auf  Zusatx  einer  stärker 

Das  Jndbl  krystallisirt  aus  Wasser  in  kleinen,  aus  Ligroiu  in  groMm, 
Blättern,  Schmp.  52",  Sdp.  245-246".  Mit  Wasserdämpfen  ist  es  Icicbt  flOcbÜf  «i 
sich  durch  seineu  penetnintcn  Faccalgeruch  aus.  Es  löst  sich  in  beiasen  Www. 
Aetbtr  und  KohlenwasserstofTen.  In  der  wässerigen  Lösuug  enctigt  salpetn^  ^ 
rotbe,  aus  kleinen  Nadeln  bestehende  ^talpetersnure  Nitrosoiodol.  Du  Pilnl 
in  langen,  rothen,  stark  gläuzouden,  leicht  in  beissem  Benzol  löslichen  \adela. 


Indophenol  ist  ein    phenolartigcr  Farbstoff,    der   sich    in  Alkohol  mit  rotber,  ia 
/Cell«  ■  OH  blauer  Farbe  löst.     Er  entsteht  durch  genieiuf.ame  Oxydition  wof-l 
ivGjU«  ■  0      und  Phenol.    Mit   Hilfe    seiner    Leukoverbindung,    de^    p-D»(Hjfifl 
NH (CjH«  •  OH);,  in  welcher   der  Phenolcharakter  weit   deatU;h» 


ist,  kann  es  auf  der  Faser  gebildet  werden  in  ähnlicher  Weise  wie    Indig«.  da  <9  i 
soll,  wogegen  allerdings  die  Säureemptindlichkeit  spricht. 

lufrctionsbrankheiten.     Der  BogrifT  der  Infectionskrankbeiten    hat  entspredirad  < 

unserer  Kenntnisse  \ielfache  Veränderungen  erfahren.    Während   i^--    '--hijr  nrit  i 
bald  die  ansteckenden,    bald  die  seuchenartigen  Krankheiten   b-  ,  rttitcbl 

darunter  alle  diejenigen  Erkrankungen,  als  deren  regelmössiper   '  i'in 

tagium  animatum  entweder  nachgewiesen  oder  mit  grösstor  NVah  nkfit 

ist.    Diese  belebten  Contagien  gehören,  soweit  sie  bekannt,   enlwo.   .    .  .,.  Fflan» 
lieh  den  Classen  der  Spalt-,  Spross-,  Hefen-  und  SchiramelpilEe,  oder  sie  gthüra  A»! 
stcu  Classen    des  Thierrcichs,  Amoeben,  Flagellaten,  Plasmodien,  an.     Ditjfolf«  T 
krankhciten,  welche  durch  die  Einwanderung  höher  organisirter  mikroskopischer  ale| 
Thiere  hen-orgerufen  werden,   wie  der  Trichinen.  Entozoen  und  Hautporasiten,  tn« ' 
Invasions-  von  den  eigentlichen  Infectionskrankbeiten.    Die  Infection  kann  durcht 
Aufnahme  in  den  Verdauungstractus,  in  die  Haut  oder  Schleimhäute  un«!   b^ira  FortBl 
Wege  des  placcntarcn  Kreislaufs  geschehen.  Die  normale  Haut  oder  Schi  '.1:S»| 

lieh  ein  undurchdringliches  Filter  dar,  theils  durch  ihren  Ueberzug  mit  a>'  ' 

thcils  durch  besondere,  noch  nicht  aufgeklärte  Eigenschaften :  so  verzögert  die 
blasenscbleimhaut   die  Hefegährung  (Liebreich).    Indess  finden  sich   jederwit 
grössere  Laesionen  der  Haut  und  Schleimhaut,    die  pathologisch    den  Infectinn 
Zugang  eröffnen.    Manche  Itifectionscrreger  bevoraugen  einen  der  genannten  Vt't^  i 
gegen     können    auf    jedem    von     ihneu     eindringen.     Die     Erscheinung     in  " 
namentlich     bei     einigen    Krankheitserregern     und    in     den     Anfang«-it.Tiifn 
dem   Ort   des   Eindringens.    Im   Allgemeinen  aber   hängt    die    Loc:i'  '-« 

erregcrs  mehr  von  den  Lieblingsbeziehungen  zu  gewissen  Organen,  a\- 
ab.     Die  Infectionskrankheit  ist  die  Reaction  auf  die  stattgehabt«  hiifr.tuui'ifl 
ist  weniger  abhangig  vom  Charakter  des  Infectionserregers .    als   von    den  W»<'l!««<fc 
zwischen  Empfänglichkeit    des  Wirthes    und   der  Virulenj!    des   InfectionsV- 
dem  Wirth  zukommenden  variablen  Eigenschaften  der  Disposition*   und  lr]i 

Aetiologi.-ieh    theilt    man    die  Infectionskrankbeiten    je  nach   den    cinzclnca  i/ ' 
den    im  botanischen    oder  thicriseheti  System    >pecifischen   Arten   ein.     Mao  tpruUi 
Ktaphylomykosen,    .Streptokokkenkrankheit,    Colibaeil losen     etc.       NT:     "  ' 
logische    Einthciluug    in    solche    Infectionskrankbeiten,     die     durch 
durch     die    Vermehrungsfähigkeit    ihrer    Erreger,    oder     durch    Tox; 
nurigen  auslösen.     Das    klinisch  -  anatomische    System  trennt    die    \\ 
also  diejenigen  Krankheiten,   deren  Erreger  durch  Verletzung  der  Contm 
von  den  lnfection.skninkheiten  an  sich.     Beide  Formen  zerfallen   in  prim.T- 
nachdem  das  Eindringen  der  Keime  an  sich  schon  Krankheitserscheinung^' • 
Milzbrand,  oder  erst  unter  gleichzeitiger  Einwirkung  disponirender*  Momen; 
liehe  und  allgemeine  Fäulnissvergiftung,  allgemeine  Autointoiication  "•  ■ 
dieser    und    ähnlicher  Momente    können    die   verschiedensten    härm' 
Infectionserrcgern  werden.     Mit  den  primären  und  sccundüren  ^^■||l./ 
vornehmlich    die  (^hirurgic    zu    thun;    sie   bekämpft  sie  durch   A 
secimdären  inneren   Infectionskrankbeiten  sind  als  Miscbinfcctjon^.;. 
v«in  prognostischem  Werth :  sie  können,  oft  nur  als  terminale  Erscbciir 
länger    dauernden    infcetiösen    und    nicht  infcctiösen  Erkrankung  hin 
sccundärer  Infeetionskcime   im  Blut,    mikroskopisch    und    durch    die   ' 
zeichnet  oft  das  nahe  Ende.    Bei  der  Bcli.mdlung  der  Lungcnphthisr 
Secundärinfection  mit  Streptokokken  eine  besondere  Rolle,  insofern   .i 
die   Mehrzahl    allfr  Fülle  vnu    ulccröser   Phthise,    meist  erst  durch  d( 
hektisch-iieberhaftcn  Charakter  bekommen.    Das  Hauptiulcrestso  erwcckeu  ihr  pna 


nin»vtioiiskr«nkhpltPn 


—      ßR»      — 


Inflnpnxn 


lufectioiiskraukheiteii,  /.u  rlcueo  alli-  seucheii.irtig  auftrcten4(.'ii  Erkraukun^cn  guliörou.  Man 
reebnet  zu  ihnen  die  Gruppe  der  acuten  Exantheme,  Poekeu,  Fleckfiebcr,  Masern,  Schar- 
lach, Windpocken,  dann  die  Krankheiten  Abdominaltypbus,  Recurrens,  Wechselfieber  und  Gelb- 
fieber, drittens  gehört  hierher  die  Gruppe  der  acuten  örtlich  begrenzten  Infectionskrackheiteu, 
wie  asiatisch«  Cholera,  Ruhr,  Diphtherie,  Beulenpcst.  Influenza,  Keuchhusten,  Pneumonie, 
Cerebrospinalmeningitis,  Gonorrhoe,  und  viertens  die  Gruppe  der  chronischen  Infectionskrank- 
heiten,  Tuberculose,  Lepra  und  Syphilis. 

Die  Therapie  der  Infectiouskrankheiten  macht  sich  zwar  alle  diese  Eintheilungssystemu 
zu  Nutze:  sie  kann  ihre  Maassnahmen  aber  auf  kein»  derselben  ausschliesslich  stützen,  vor 
Allem  nicht  auf  das  aetiologischc  System.  Denn  die  experimentell  hergestellte  grössere  oder 
geringere  Virulenz  eines  Krankheitserregers  lüsst  keine  Schlüsse  auf  den  Charakter  der  Krank- 
heit bei  Menschen  zu.  Ebenso  wenig  lässt  der  physikalische  Befund  einer  pbthisischcn  Lunge 
einen  Schluss  zu,  ob  der  Fall  eines  liingertn  Stillstandes  Oihig  ist  oder  nicht.  Für  die  In- 
fectionskrankheiten  fehlt  uns  noch  die  Grundlage  eines  prognostischen  Systems,  welches 
einen  Schluss  auf  den  Verlauf  und  Ausgang  des  Kampfes,  in  welchem  während  der  Dauer  der 
Infectionskrankheit  die  Zellen  dt-s  Ktjrpers  mit  den  eingedrungenen  Parasiten  stehen,  zulüsst. 
Der  Anfang  für  den  Ausbau  eines  solchen  Systems  ist  gemacht.  Anhaltspunkte  geben  die 
Erfahrungen  über  Hyper-  und  H\"pnleukoeytose,  Blutalkalescenz,  die  Veränderungen  des  Blut- 
serums während  der  Krankheit  in  Bezug  auf  .\gglutinationskraft  und  Giftneutralisirung.  Mangel.*« 
des  Ausbaus  dieses  Systems  schlägt  die  Therapie  zwei  Wege  ein,  die  causale  Bekämpfung  der 
Infectionskeirac  und  die  Hebung  der  Widerstandskraft  des  Wirth.sorgnnismus.  Als  Methoden 
der  ersten  Richtung  versucht  man  die  Heilserumtherapie*,  femer  die  Methode  der  directen 
Immunisirung  durch  Stuffwechselproducte  der  Bakterien.  Hierher  gehört  die  Tuberculin- 
behandlung,  die  Methode  von  Haffkine,  Pest  und  i/holera  durch  abgetödtete  Culturen  zu 
behandeln,  sowie  die  neue  Methode  von  Koch,  bei  Rinderpest  die  Thiere  durch  f'inspritzung 
von  Galle  und  Blutserum  gefallener  Thiere  zu  iminunisiren  und  zu  heilen.  Es  gehört  dazu  femer 
der  Versuch  von  Buchner  und  M.  Hahn,  den  unter  .^00  Atmosphaeren  Druck  gewonnenen 
Zellsaft,  die  sogenannten  PI  asm  ine",  zur  Behandlung  zu  verwenden.  Die  empirisch  be- 
gründete causale  medicamentöse  Metbodo  ist  in  ihrer  Wirkungsweise  und  ihren  Uo- 
ziebungen  zu  den  Krankheitserregern  noch  nicht  aufgeklärt.  Zu  ihr  gehört  die  Behandlung 
der  Syphilis  mit  Quecksilber  und  Jodkali,  diejenige  des  Wechscltiebers  mit  Chinin  und  Arsen, 
diejenige  des  Gelenkrheumatismus  mit  Salicylsäure.  Eine  Vernichtung  der  Infectionserreger 
auf  directem  Wege  im  Körper  selbst  durch  medicamentöse  Behandlung  ist  trotz  zahlreicher, 
bis  in  die  neueste  Zeit  fortgesetzter  Versuche  nicht  geglückt  und  selbst  die  Vernichtung  der 
auf  den  zugänglichen  Schleimhäuten  wuchernden  Parasiten  duixh  directe  örtliche  Behandlung 
begegnet  den  grössten  Schwierigkeiten.  Die  andere  Methode  bezweckt,  durch  eine  allgemeine 
Hebung  der  Widerstandskräfte  des  Wirthsorganismus  die  Vernichtung  der  Eindringlinge  zu 
bewirken.  Diese  Methode  lässt  .sich  weder  im  Ganzen,  noch  für  eine  einzelne  Infections- 
krankheit in  eine  Formel  bringen.  Von  Medicamenten,  welche  eine  directe  Erhöhung  der 
Zellkraft  bewirken,  kommt  wesentlich  das  Kantharidin  *  in  Betracht.  Nach  den  Feststellungen 
von  Liebreich  wirkt  dies  Mittel  nicht  specilisch,  sondern  durch  vermehrte  Zufuhr  von  nor- 
maler Ernäbrungsflüssigkeit.  Im  Ucbrigcn  umfasst  die  Therapie  den  Gesammtumfang  der 
symptomatischen  und  roborireuden  medicamentösen  Therapie,  die  Diactbehandlung,  Kranken- 
pflege und  die  Wasserbehandlung  des  Fiebers,  die  Freiluftbehandlung  des  Flecktyphus  und 
die  klimatische  Behandlung  der  Lungenphthise.  Sie  ist  oft  dircct  Tebensrettend,  wie  die 
Ernährung  und  Pflege  des  Typhuskranken  u.  s.  w.  Bei  den  meisten  Infectionskrankheiten 
sind  für  Prophylaxe,  wie  Therapie  allgemeine  hygienische  Maassregeln  von  höchstem  Belang, 
so  die  IsoliruDg,  die  Di-sinfection  der  Excrete,  die  Unterbringung  in  zweckmässigen  Heilaostalteu. 
die  Evacuiniiig  ganzer  üevölkcrungsschichteu,  wie  der  Truppenkörper  etc.,  der  Luftwechsel 
bei  Malaria.  Die  Vorbeugung  der  InfectionskTaukheiten  im  grossen  Stile  ist  nicht  Aufgabe 
des  einzelnen  Arztes,  sondern  der  öffentlichen  Gesundheitspfloge.  , 


Infl]irntlon8-.iDae.'<tlie8ie  ist  die  von  Schleich  erfundene  Methode  einer  looalen  Anaesthesie*. 

I,. 

Influenza.  Hie  Inflnunza  ist  eine  piimk'tnisch  auftretende  Seuchf,  die  in  den  Nutzten 
.lahrliuiiiierten  in  z.ihi reichen  Zügen  den  Krdlciil  durchw.nndert  hat.  (iewöhnlich  fallen 
in  je  ein  .Inlirhiindert  ein  bis  .sechs  grössere  Seuchenzüge,  weiche  eine  Dauer  von 
einigen  .irdiroi  li.-iben,  xiemlich  intensiv  einsetzen  und  unter  hfiufigen,  nliniählich  immer 
wenigtT  sclinrl'  elwnikteri.sirten  Nachschüben  langsam  verklingen.  Die  erste  sichere 
Schilderung  einer  InHueiizapriMdemie  ffdit  in  das  .lahr  1.3S7.  Zuvorlä-SHige  Berichte 
besitzen  wir  aus  dem  vorigen  und  gegenwärtigen  .lahrhundert.  Der  letzte  Influenzazug 
begann  Ikh!i  und  ist  jetzt  it;u'h  wiederholten  Nachschüben  in  allni.'ddicheni  Ver- 
Bchwiuden.  Die  [nihien/.apandeniien  des  19.  .lahrhnnderts  fallen  in  die  .lalire  lftG2 
bis  1K(I4,  Ih;«»,  1H4I  — I.H47,  l^GO— LSTS,  1S8Ö— 1H<I5.  Das  häutige  Auftreten  auch 
von  Chuleraepideniien    in  diesem  .lahrhundert    h.at    die  .\nnalmie    eines    inneren  Zn- 

0.  Lichu<t'<  li ,  Eiii^yklo^iaetlitf.     II.  HmqiI.  ^^^^^^^  AI 


llnflueiiKA 


-     090 


saiunn,'iili;uigt>  /.wischen  Influenza   uud  ChüliM-ii  luTvorgenifun;    (w   ist  jadui>»,   .i,.u   ; 
aiii'.h    Jcr    letzten  Panderaie    ein  Ausbruch    der  Cholera    in  Hussland    un«l    H.^inlmr; 
folgte,    dies  ZusiiniiDentreffcn    wohl  ein  zeitliches,  aber  kein    iirsächlich»^s.     l'-v  /-i- 
der  P.-indemie  folgt  nicht  stets  der    gleichen  Richtung:    oft  verbreitete    sich    dr    ii- 
fluenzii  von  West    nach  Ost;  der  letzte  Zug  dagegen  ging  wenigstens  für    Kuropa  imd 
Amerika  in  umgekehrter  Richtung.     Auch  für  einen  Zusammeuhang  der  Influrjixa  mit 
ungünstigen  Witterungseinflüssen,    kalten    lichtlosen  Wintern,    Nebeln     a.   e.  w.  f»lili 
es  an  Beweisen,  unisomehr,  als  vieler  Orten  der  Ausbruch  der  Seuche  ausser  ZuMunmn- 
hang  mit  diesen  Witterungseinflüssen    und  sogar    im  hellen  Liebte  des   HoctiBioniaMA 
beobachtet  wurde.     Der  erste  Zug  der  Seuche  pflegt  ein  ausserordentlich  whii«!!«  ta 
sein,    sodass  in  wenigen  Monaten  ganze  Erdtheile  durchseucht  werden;    diu  ii|«ltrrva 
Züge  breiten  sich   viel   langsamer  und  zuweilen  in  entgegengesetzter  Richtung  wir  die 
ersten  aus.    Die  Schnelligkeit  der  Ausbreitimg  hängt  damit  zusammen,    dass  die  Cm- 
pfilnglichkeit   eine    fast   ganz  allgemeine,    weder    vom  Alter,    noch    vom  Ge>c]tl«<kt. 
noch  von  der  Kiirperconstitution  bceinflu.sste  ist;  aus  ihr  erklärt  sieh   auch  die  knr» 
Dauer  des  Hauptzuges    der  Kpidemie,    welche  sechs    bis   acht  Wochen    b«:trügt.     [Hr 
Immunität  ist  eine  persönliche,    von  Beschäftigung  und  Lebensweise   nicht   abh.'.nr; 
Kine  durch  L'eberstehen  der  Krankheit  erworbene  Immunität   esistirt  nicht.      1' 
fluenza    liegt    ein    specilisches   rontagiura    animatum    zu  Grunde,    von    deiü    -^ 
nicht  wissen,    welcher  Herkunft  es  ist,    ob  es  etwa    stets  indifferent  i«  uns^etttr  ^a^ 
gebung   als  Saprophyt  vorhanden    und    nur    in  Influenzazeiten    dur<"h    br^^       .  - 
Eüiflüsse  pathogen  wird  oder  ob  es  jedesmal  erst  dann  in  die  Körper  der  M' 
plantirt  wird.   Kbensowenig  ist  die  Krage  als  gelöst  zu  betrachten,  ob  die  lt\(^ 
miasmatisch    plötzlich  durch  atmospliaerische  Einflüsse  etc.  verbreitet  oder 
Verkehr  der  Menschen.     Auf  letzteren  Modus  weist  die  enomie  Empfängli' 
Menschen,  sowie    einige  directe  Beobachtungen    über    die  Einachleppuug    ■ 
heit    in    isolirte    Hoi-htbUler    und    abgeschlossene    Niederla.ssungen    wie    t» 
Internate  etc.     l>er  Oegeneinwaiid  von    dem    plötzlichen  Ausbruch   d^r  Infi 
Schiffen    ist    in  iler   letzten  I'andemie    durch    den  Nachwi-is  vorher    b<*«tande(i- 
Ziehungen    zu  durch.seuchtcn  (.iegenden  entkräftet.     Bei    dieser  Streitfrage   ist 
2U  erwägen,  dass  in  Zeiten  einer  für  Seuchen  gesteigerten  ErapflUiglichkeit  jede> 
sonst  indifferente  Contagium  durch  directe,  wie  indirecte  Conlagion  verbr«"itct  w 
Als  der  Erreger  der  Influenza  gilt  der  von  R.  Pfeiffer  lHi»l  entdeckte  B:>' 
E.S  sind  äusserst  feine  kleine  Stäbchen,    nur  2 — 3  mal    so  lang    als  breit,    mit   .iii. 
rundeten  Enden,    die  den  Farltstoft  schwer  annehmen    und    dann    leichte  Eiiifrirl'nu. 
Teigen;    nach    (iram 'scher  Methode    wenlen    sie    entfärbt.     In    der   Cultur    .sm 
.sehr  sauerstoffbi'dflrftig,    sie  gedeihen  auf  künstlichem  Nillirboden  nur,    wenn  •! 
Blut,  Haemoglobin,  Hafniatogcii  (Hiibcr)   oder  Eigelb  zuge.setzt  wird.      I)i' 
erscheinen  schon  nach  24  Stunden  als  dichtgedrängte,  wassorhelle.  deiiilieh  ni 
erkennbare  Tröpfchen,  die  höchstens  stecknadelkopfgroas  werden,  nicht  con' 
unter  dem  Mikroskoj)  keinerlei  Structur  zeigen.     Sie  besitzen  für  Thiere.  :r 
leicht  für  Affen,  keine  infectiöse,  sondern  mir  toxische  Wirkmig  ohne  rharal, 
Erscheiimng.    Eine  Immunisirung  ist  bisher  nicht  gelungen.    Während  der 
finden  sich  die  Stäbchen  mxssenhaft  im  Auswurf  der  Respirationsschleinihanl 
im  Bronchialsecret  und  im  Nasenschleim,  meist  nester.irtig  in  der  schleimiL 
Substanz  gelagert.     In  frischen  Fällen  liegen  die  Stilbchen  meist  frei,  bei   • 
lender  Krankheit,    namentlich  im  Lösungsstadium,    dagegen   meist  intraeellulAr.     J'j 
Stäbchen  sind  nicht  die  einzigen  Begleiter    der  Influenza,    sondern    finden    sich    »rr- 
gesellschaftet  mit  den  gewöhnlichen  Begleitern  der  Lungenaffectionen,    also    je   itwli 
«len  Complicationeri    mit  Strejjtokokken,  Pneumokokken  und    eventuell    den    Tubcrk*!- 
b.acillen.    Auch  bei  di'u  Cnmplicatinnen  der  Influenza  hat  sich  das  Pfeiffersche  Stil»- 
dien  wiederholt  auftinden  lassen,  so  in  der  Paukenhöhle,  aber  .auch  im  pleuhliacbeo 
ExHiulate,  vereinzelt  im  meningealen  und  cerebralen  Abscess;  nie  oder  fatit   ni«  akrt 
gehen  die  Influeuzabacillen    .auf  die  Blutbahn    über.     Zur  I)iagtn>.s«'    ^— ■■'■■''    ••'    ■!-- 
meisten  E.lllen  die  mikrosk<ipische  Untersuchung  des  Sputums  wogen  di 
des  Vorkonmiens    imil    der   ch.irakteristisehen    Lagerung,     Die    Prüfung:    ui    r. 
pr.aeparaten    unil    tlurch    die  Cultur  ist  schwierig.     Ueber    das    Vorkommen    n. 
Aniienwelt    ist   nichts  bekannt.      Es  gii-bt  auch  einen    sogenannten    P- 
baeiltus,  welcher   in  der  Cultur  sehr  ähnlich,  nur  etw:m  grössi.T  ist  uii' 
Influenza    sich    bei   .-ui.'ttomisch    gaiiz  ähnlichen  Erkrankungen,    «i   bei  Uitntibutatvu- 


»HClWfl 


-     ROI      - 


InflnrnrAl 


iiiiiiili'  ilff  KimliT,  K<iiili]ui>lr'ii  iti-..  litiili't.  halicr  könnte  niirli  itcr  liidui'nzHiiacillii.s 
als  rin  NVohiiparasit  uder  Nosoiianisit  aiifj;ffiisst  werden,  der  sonst  in  unsereu  Schlcim- 
hiliiten  ungenügcudcs  Gedi'ihiMi  findet  und  mir  in  dor  Zeit  der  Krankheit  sich  rapid 
vnrnichrt,    immerhin  aber  ffir  die  hia{;iin.se  der  Kranklicit  wichtij;  ist. 

Der  klinische  ("haraktor  der  Influenza  ist  meist  der  einer  stünnischen  katarrha- 
lischen Krkrankunp  des  Re^pirationstractus,  weh-hn  mit  hi'ftijjen  Allgemeinerscheinuii- 
fjen  ticberliaften  Charakters  und  grosser  Abgeselilagenlicit  beginnt  und  fast  stets  von 
Syinjitüiiii'u  (h'r  Betheiligung  des  Verdaunnpstractus  und  des  Nervensystems  hegleitet 
wird:  im  Vergleich  zu  einem  einfachen  Hronchialkatarrh  hesit/.t  die  luflueiua  die. 
Neigung  zu  ganz  bestimmten  schweren  Complicationen,  aber  sie  führt  auch  obue 
jede  rom|ilication  bei  gewissen,  schon  bestehemlen  8chwächezuständen  grosse  I.eltens- 
gefahr  hierbei  und  wird  im  Falle  der  tienesiing  von  einer  ni4'ist  sehr  protrahirten 
Reconvalescenz  gefolgt.  Der  gewöhnliche  Verlauf  iler  nicht  complii'irt<!n  hitlueuza  ist 
der,  dass  nach  eiiu'r  iiicnbationszeit  von  2— 1>  Tagen  und  oft  nach  einem  vorausge- 
gangenen Schnupfen  unter  heftigen  Muskclschnierzeii  und  grosser  Abgeschlagenhoit 
ein  luebrtiigiges,  meist  hohes  coiitinufrliches  l-'ieber  einsetzt,  gefolgt  von  einem  Ka- 
tarrh des  Larynx,  der  Trachea,  der  lironcliien  und  hiUitig  der  Neberdiöhle  der  Nase 
und  der  Paukenhöhle.  Der  begleitende  Husten  ist  sehr  (piälend  luid  hat  oft  keuch- 
hustenartigeu  Charakter.  Das  Fieber  fällt  allmählich  in  den  nächsten  Tagen,  der 
KatarrI)  konmit  zur  langsamen  Lösung,  und  die  Reconvalescenz  beginnt,  um  nach 
einer  Daner  von  2 — H  Wochen  in  die  vollendete  tienesung  überzugehen.  Die  für  die 
Influenza  ganz  charaktertstischeit  Coniiiiicationen  sind  zumeist  eine  Form  der  I'neu- 
nionie,  welche  sowohl  lobär  als  bibuliir  .luftreten  karui  und  pathologisch-anatomisch 
besonders  cbarakterisirt  i.st.  Diese  Krkrankuiig  ergreift  .'^— 10  ]»Ct.  der  von  der  In- 
fluenza Refallenen  und  hat  die  beträchtliche  MortalitAt  von  U>—  17  pCt.  Sie  kann 
doppelseitig  auftreten  und  ist  ihrerseits  sehr  häufig  wieder  von  Complicationen  ge- 
folgt, so  namentlich  auch  von  serös-fibrinöser  und  eitriger  Pleuritis:  nicht  selten  ist 
der  üebergang  in  Lungentuberculose  nnd  das  Auftreten  von  Lnngenal)scessen  und 
Lungengangraen.  Kine  weitere  häutige  Kigenthflmlichkeit  des  grippalen  Katarrhs  ist 
lue  grosse  Neigung  zu  Blutungen  in  die  Schleimhaitt  und  zwar  nicht  nur  diejenige 
der  Na.senhöhlc,  die  oft  zu  ßeginn  der  Erkrankung  Na.scnbluten  bedingt,  untl  in  die- 
jenige der  Trache;il-  und  RronchiaLschleindiaut,  die  .saiiguinolente  Sputa  herbeiführt. 
Ks  kommen  vielmehr  auch  häutig  Blutungeti  der  Schleimhaut  von  M.agen  uml  Darm 
vor,  welche  zuweilen  sogar  den  tödtlichen  Ausgang  bedingen,  ferner  solche  der 
Paukenhöhle  und  der  Utenisschleimhaut,  die  häufig  bei  Schwangeren  zum  Abort 
führen.  Der  Venlauungstractus  ist  stets  betheiligt  durch  .starken  Zungenbelag,  fast 
stets  vorhandene  .'\]»petitlosigkeit  und  zeitwei.se  lange  anhaltende  Geschra.acksempfin- 
dungen,  Krbreelien  und  recht  häufig  auftretende  Durchfälle.  Der  Circnlationsapparat 
ist  durch  Beschleunigung  des  Pnl.ses  betheiligt,  die  Herzthätigkeit  ist  häufig  unregel- 
mässig  und  schwach  und  kann  bei  älteren  und  bei  herzkranken  Patienten  auf  der 
Höhe  der  Krankheit  tödtlich  gelähmt  werden.  Pericanlitis  tmd  Endocarditi.s  .sind  nicht 
ganz  selten,  namentlich  bei  gleichzeitiger  Pni'umonie.  Phlebitis  und  Thrombose 
von  Venen,  namentlich  der  Vena  femoralis,  kommen  zuweilen  in  der  Reconvalescenz 
vor,  sie  können  ihrerseits  h.'U'inorrhagi.sche  Lungeninfarcte  herbeiführen.  Auch  Throm- 
bosen der  Arterien,  nämlich  der  Ä.  jjoplitea,  femoralis.  brachialis,  mit  nachfolgeniler 
(iangraen  werden,  wie  bei  anderen  Infectionskrankheiten,  auch  l)ei  Influenza  beob- 
achtet. Von  Complicationen  des  Nerven.systeuis  fehlen  lue  Koiifschmerz  und  rheuma- 
tische Rückenschmerzen,  häufig  sind  Schwindel,  Schlaflosigkeit,  nicht  .seiton  Delirien. 
Bei  Kindern  beginnt  die  Krankheit  zuweilen  mit  einem  eklamptischen  Anfall. 
Neuralgien,  besonders  des  Trigeminus  als  lange  nachwirkende  Nachkrankheiten, 
siuil  recht  häufig,  selten  andere  Complicationen,  wie  Chorea,  Störungen  der  Ge- 
schmacks- und  ("•enichsempfindung.  Morbus  Rasedowii.  Kine  sehr  deletäre  und  nicht 
allzu  seltene,  namentlich  bei  gleichzeitiger  Pneumonie  auftn-tende  Complication  i.st 
die  eitrige  .Meningitis  luid  die  eitrige,  zu  schneller  Einschmelzung  führende  Encepha- 
litis. Auch  Psychosen,  meist  depressiven  Charakters  und  von  schnellem  Ablauf, 
compliciren  die  Krankheit.  .\uf  der  Haut  kommen  als  Complicationen  Funmnil(.(»e 
und  Petechien  vor.  Die  Reconvalescenz  ist  um  so  länger,  je  älter,  .schwächlicher 
und  nervöser  rler  Patient  w:ir  iniil  Je  n.ichdem  er  schon  vorher  von  Lungen-  luid 
HerzalTectioni-n  befallen  war.  Ilire  Ki'nnzeichcn  sind  Muskelsi-liwüche,  Dyspepsit?, 
Hust(>n,  Schlaflosigkeit,  Schwindel  und  reizb.ire  SehwUcUe  des  Nervensystems. 

44* 


Die    Prognose    (|uo:i(i  \it:im   ist  trotzdom    hei    vurlier    ^esuncTnn   Paticniio^^^H 
Kiupui  vim  schweren  Complirationeii   freit>ri  Verlauf  eiue  durchaus  gute.     I>ic  Mo^^^| 
dürfte  etwa  ö,  hei  älteren  Leuten  aber  bis  zu  50  [iCt.  betragen.     Den   HöcKvtg^^^l 
zu    den  Todesfällen    .stellen    die    vorher    .schon    geschwächten   Patienten,    vor    HB 
durch  Altersnianismus,  Lungentuberculose,  Herzleiden,  Diabetes  meilituK    und  Morbm 
l{a.sed(>wii.      Das    Kindesalter    und    jugendliche     Alter    giebt    eine     besundcri'    gutf 
Prognose.     Unter  den   Todesursachen   nehmen    die   Lungenerkrankungeu    mit  '  j    «Iw; 
Hauptstclle  eiji,  dainntor  die  Fläilfte  Pneumonien,  dann  folgen  Krankheiton  der  Tircu- 
lationsorgnne    und    des  Nervensystems.     Der    Sectionsbefund    ergiebt    einige    Be- 
sonderheiten.   Die  Schleimhaut  der  Nase  und  ihrer  Nebenhi'ihlen,  sowie  des*  Bn'i 
baunies    zeigt    ausgedehnte   entzündliche   iSchwellung,  starke  Hyperaemir   und 
eitrigem,  oft  kluni])igem  Schleim  bedeckt.     Die  Lungenentzündungen   sind   xuin    1 1 
lobüren   und   fibrinösen   Charakters,    häufiger  aber   lobular   und  durch    sehr    int' 
kleinzellige  Infiltration  des  peribroncbialeu    und  intraalveolären  BindogoHfl»-    il    •   . 
terisirt.     Sie    zeigen  Neigung    zur    partiellen  .Abscedining    und  G:uigra«-ii,    Mmi. 
Induration.     Die  Exsudate  der  serösen  Höhlen    sind  seropurulent,    „lohmw.iss^r.f  . 
oder  „weincremeartig".     i^'is  Myokard    zeigt    häutig    fettige  Degeneration.     l>i'    '\| 
ist    meist    vergrö.s.sert    un<l    weich.     Im    Darm    findet    sieh    meist    Hypcraeini> 
Katarrh,  seltener  Uleerationen,  in  den  Nieren  zuweilen  trübe  Schwellung. 

Therapie  und  Prophylaxe   lassen  sich  nicht    in  eine  einfache  Fomirl   I 
Von  der  Lsolirung  ist  bei  der  enormen  Empfänglichkeit  der  Bevölkerung   von 
75  pCt.  und  der    rapiden  Au.sl)reitiuig    kamn    etwas    zu  erw;irten.      Besonders 
Phthisiker  und  (iravide  während  einer  Pandeniie  nach  Möglichkeit   die   An8l<>cl.      . 
Gelegenheit    zu    meiden    suchen.     El)eiiso    wenig    giebt    es    eine    spocifisehe     ij.j.vi,. 
Behandlung;    die  Therapie    bat    sich    vielmehr    auf   die   Behandlung    der  SyV^^^I 
zu  beschränken,  besonders  der  Bronchialsyniptome,  der  Magi'ndaruierschoinnngdB^^I 
derjenigen  lies  Nervensystems.     Bi'i   der  ausgesproi'henen  Neigiuig  zur  Spont-inbeSi^H 
uiu.ss  vor    einer  vielgeschäftigen  Behaiuilung  mit    herzschwächenden   Mitteln   aus  4^1 
Zahl  der  Nervina  und  Febrifuga  nnil  anderen  piiarniakologischen  Mitteln  cchon  dt«bdH 
gewarnt  werden,  weil  die  Erfahrungen  der  letzten  Endemie  gelelirt   haben,    tlai«  «^i^l 
Neigung    zu  nutzloser  .schemati.scher  Arzneibehandlung    in    der  'Hiat    bestanden    h^H 
Eine  schonende  Behandlung  durch  aiiHingliche  Bettruhe  und  milde  Dia|ihnrrse.   spAt^| 
durch   liingeri'S  Verweilen  im  Zinnner  und  Enthaltung  von    Th.'itigkeil   bis  zur  L(jsui^| 
des  Katarrhs  ist  nicht  nur  bei  den  durch  praedisponirendi-  Krankheiten   hesond^^^^| 
fährdeten  Leidenden,  sondern  auch  bei  robusten,  von  der  nncomplicirten    Krank)|^^^^| 
falleneii   Patienten    ilringend    erforderlich,     llie  Methoden    der  Kaltwaii.siTbeli.i4^^^H 
iiaben  sich  gerade  bei  der  Iniluenza    nicht    bewährt.     Dafür  sind    die    niildor^^^H 
Ilioden  der   Hydrotherapie,    wie    lauwarme  Ein]iackungen    iles   Brustkorbes    odffi^^l 
unteren  Extremitiiten,  recht  empfehlenswerth.    I>ie  Diaet  verlangt  ganz  bosondersfl^l 
riicksii'htigung,    sie    inuss    bis    ins  Specielle    angegeben    werden,    im    Ganzen    leidH 
verdaulich  und  doch  roborirond  sein.    Unterstützend  wirkt  die  häufige  Verahrfirbo^fl 
von  Pflanzensäuren    als  Getränk  (Apfelwasser  etc.)  und  Obst,    die    seihst    hei    gin^| 
licheni  Niederliegen  des  Appetits  meist  gern  genommen  werden.     Auf  der   Höbe  d4| 
Krankheit  luul  namentlich   in  der  Reconvalescenz  sind,  da  die  Melir/ahl   der  Meu<)r.bid| 
doch  einmal  an  Alkohol  gewöhnt    ist,  starke  Alkoholica  in    kleinen  Dosen  ejitsdiiMk-n 
von  Voitheil.     Die  Hebung  der  Verdauung  und  die  Stärkung  unterstütxeu  Snleklmr- 
lösungon  und  ein  Chinadecoct.     Symptomatische  medicamentöse  Mittel   sind   soll^^H 
uncomplicirten   Fällen  meist  nicht  zu  entbehren,  so  die  VerabriMchung  \'nn  ^nrefl^^l 
wie  .Morphium,  Kodein,  Apomoi-phin  zur  Milderung  des  tagelang  sehr  i|u:i  '"^H^l 

reizes  und  zur  Erzielung  einer   niöglicbst  ungestörten  N.ic.litrube,  die  \  ■  u^M^H 

Nervinis,  wie  Antipyrin,Salipyrin, Chinin. Salicylsäure etc.  znrLindenmg  derneural^^^^l 
und  rheumatischen  Schmerzen.  Doch  bedarf  es  gerade  bei  der  Anwendung  ^^^| 
Mittel  grosser  Vorsicht  in  der  Dosirung  und  Auswahl  und  besonderer  Berürksich^^^| 
iler  Herzthätigkeil.  Die  vielfachen  Complicationen  der  einzelnen  <  >rgnne  Kind  ^^^| 
den  einschlägigen  (irundstitzen  zu  behandeln.  Die  prolrahirte  Iteconvalesren^^^^l 
Zurückbleiben  von  nervöser  Schwäche.  Schlaflosigkeit  oder  besonderer  Katx|]^^^| 
der  BronchiaLschleiuihaut,  die  eine  Empfänglichkeit  für  Lungentuberculose  h<«(Q^^^H 
Ixssen,  werden  durcli  klimatische  und  aiulere  ICrliolungskuren  wirksAui  lM<klUti]|^^^| 


fTiiAiütii 


—      R03      — 


Infki 


sontMi 


InfUttR)  I  iifusiones.  Aufgüsse,  sind  einu  den  Üecocteii'  nahe  stehende  Arzneitorm,  diu 
£xtractioa  ist  aber  eine  weniger  erscbüpfende.  Nach  Fh.  U.  III  wird  die  zu  infundirendo 
Substanz  mit  hcissem  Wasser  Übergossen,  in  gesohlosscnem  Gefiiss  unter  zeitweiligem  Tin- 
rübrea  5  Minuten  im  Dampfbade  erhitzt  und  nach  dem  Erkalten  colirt.  Ein  Infus  lösst 
man  aus  solchen  Arzncistoffcn  bereiten,  welche  leicht  extrahirbar  sind  nder  deren  vollständige 
Extraction  unwesentlich  oder,  wie  bei  Kaffee  und  Thee,  nicht  erwünscht  ist,  so  bei  den 
meisten  Blüthen  und  Uliittern  und  bei  aromatischen  Drogen.  Das  Infusum  wird,  wenn  nicht 
ein  anderes  Verhältniss  vorgeschrieben  wird,  aus  1  Th.  Substanz  :  10  Th.  Colatur  bereitet,  bei 
stark  wirkenden  Drogen  rauss  jedoch  das  Verhältniss  genau  bestimmt  werden.  Die  Infusa 
verderben  leicht,  werden  daher  in  einer  nur  für  wenige  Tage  reichenden  Menge  verordnet. 
Officinell  ist  Infusum  Sennae*  compositum.  «..  • 

lufngion  grösserer  Flü.'vsigkeitsiiinngeii  wird  iiitr.TViTKl.s  oder  häufiger  siilx-utiii)  vor- 
seiioinmcii.  nie  Iiifii.sioi)  kninint  hauptsiiclilich  in  Frage  bei  .schweren  Blutungen,  vor 
Allein  liei  Blututif;en  inln»  i't  posf  partum,  ferner  bei  gewissi'n  Intuxicationeii  wie 
Üraemie,  Cunia  lii.ibeticuni,  Kofilenfixytl-Verfjiftung  und  lufet-tionen:  Sepsis,  schwere 
Typhen  etc.,  srhiies.slieh  hei  hochfjrailiger  W;Ls.ser\erarraiuig  der  (Jewebe  in  Folge 
von  Stenosiruu":  der  oberen  Verdauungsvvege  oder  in  Folge  von  abundanter  Flüssig- 
keit.s.ibgabe  durch  den  Dann.  I'ie  Iiidieation  für  die  Infusion  ist  gegeben,  wenn  per  os 
oder  per  reetum  eine  genügende  Flüssigkeitszufuhr  unninglich  geworden  ist. 

Von  den  beiden  .Methoden  ist  die  intravenöse  Infusion  die  filtere,  denn  sie 
wurde  schon   18.31 — 32  wahrend  der  Choleraepidemie  geübt.     S.  Bd.  I.,  S.  074. 

r*ie  suhrutane  Infusion  wird,  wie  l>ei  der  Cholera  beschrieben  ist,  ausgeführt. 
Coiiiplicirte  Vnrrifhtungen,  wie  der  von  Scarpatti  und  Barbero  cnustniirte 
Uoppelwandige  Irrigator,  der  Collin'sche  Transfuseur,  der  Fsmarchsche  Trans- 
fusionsirrigatnr,  der  LeibTsrhe  Apparat,  die  Hüter'sche  Transfusionsspritze  sind 
nieht  ab.sohit  iiiithig.  Man  kann  aueh  eine  Spritzflasche  benutzen,  deren 
kurzes  Kohr  m.tii  mit  eineni  llaliongfilililse  und  deren  langes  Rohr  man  mit 
einem  Schlauche  vi'rbindei.  |)em  l'rineip  einer  umgekehrten  Spritzflasche  ent- 
spricht die  Vorrichtung  von  Mriiatz.  I»ii"  Benutzung  von  Spritzen,  welche  mit 
der  Canüle  am  besten  durch  einen  Schlauch  verbunden  werden,  ist  nur  dann 
zu  rathen,  wenn  sich  die  Spritze  in  völlig  aseptischem  Zu.stande  halten  lä.sst. 
Da  die  Indicationen  zur  Vornahme  der  subcutanen  Koch.salzin  fusion  oft  recht  acut 
auftreten,  so  hält  man  .'lui  hesten  eine  sterile  Kochsalzlösung  oder  wenigstens  ab- 
gewogene Koch.salzpulvcr  bereit.  Auch  dxs  Instnmient  mnss  stets  in  sterilem  Zustande 
zur  sofort  gebrauchsfähigen  Verfügung  stehen. 

Die  Technik  der  intravenösen  Infusion  ist  ebenfalls  hei  der  Cholera  iie- 
schrieben  (S.  tlTö).  [>ie  von  Silbernianii  empfohlene  intra.irterielle  Infusion  konunt 
praktisch  kaum  in  Betracht,  ebenso  wenig  intraperitoneale  und  intrapleurale  In- 
fusionen, sowie  die  gleichfalls  vorgeschlagenen  intrave.sicjilen  Infusionen. 

I»  neuerer  Zeit  hat  man  versucht,  auf  dem  Wege  subcutaner  Zufuhr  Nilhrstoffe 
in  <len  Körper  zu  bringen,  wie  *)el  (Leuhe  u.  A.).  .\uch  durch  suhcntjuie  Zufidir 
grosser  Mengen  von  Kochsalz  (15  g  in  KKX)  aqua  gelöst)  konnte  in  einem  Falle  von 
Tetanie,  welcher  sich  an  eine  Hypersccretio  chronica  ventriculi  anschloss,  eine  vor- 
übergehende Bessorinig  erzielt  werden  (Straiiss).  Hier  ist  noch  zu  erwähnen,  daas 
auch  medicamentöse  Zusätze  (Thyniol  0,1  —  1  pCt.,  Wasserstoffsuperoxyd  1  :  HKX») 
(Hurapf),  sowie  Alkohol  (Keppler,  Rumpf)  zur  subcutanen  Iiifusionsflflssigkeit 
macht  wirnien  sind,  und  dass  man  die  Einverleibung  von  gewis.sen  Medicamenten 
ublimat,  Chinin)  ani-li  auf  intravenösem  Wege  empfohlen  h:it  (Baccelli  u.  A.). 

Die  suhcutane  Salzwas-sorinfusion  wird  in  denjenigen  Fällen,  in  welchen  eine 
energische  „Entgiftung"*  des  fh'ganismus  luigestrebt  wird,  häufig  noch  mit  einer 
Venacsectio  verbunden,  welche  man  dann  zwuckrai'issig  der  subcutanen  Infusion  vor- 
aus.schickt.  Bei  kunstgerechter  Ausführung  der  Procedur  ist  die  subcutane  Salzwassor- 
zufubr  schmerzlos,  absolut  ungefährlich  und  leicht  ausführbar.  sTBAüsa 

Infnsorien,  Aufgusstbierohen.  Classe  der  Protozoen.  Ihren  Körper  umgiebt  eine  feste 
Membran,  welche  Wimpern,  Snugröhrchen  oder  Geissein  trägt.  Das  Plasma  enthält  ein  oder 
mehrere  Kerne  und  Krsatzkerue  und  meist  mehrere  contractilc  Vacuolen.  Die  Fortpflanzung 
geschieht  durch  Theilung,  Knospung  oder  Conjugation.  Es  finden  sich  contractile  Fasern,  An- 
lage eines  Schlundes,  Ausscheidung  eines  äusseren  Skelets  etc.  Viele  Infusorien  leben  ein- 
zeln, andere  in  Colonien.  wieder  andere  schmarotzen.  Die  Wimpern  tragenden  Infusorien  oder 
Citiaten  Ihcilt  man  je  nach  der  Stellung  der  Wimpern  in  peritriche,    h.vpotrichf,   heterotriche 


[Infli.sorieii 


—     004 


Inbdlalli 


miij  liulülriclic  i'iii.    Dei^iiiwBrugriihrun  vcrsebi-ncii  Infusorien  oder  .Siictoricii 
After.    Die  mit  (ieisselii  versehenen  Flagoll.itcn "  ^Ml^»tigop^lorell>    köniica    j 

lng68tol  lioüli'ht  wi'spnlUeli  lux  Alkali.  Riilfttvn,  Eisrncitrat,  .''iiiritiia  ««Ili^inu.«  nnd  Olycetin.     rii-ll  >i»i 
DkrTnairrclIunoii  K<lii"liK  K<w>rlit  biibeii.    Dusis  2,i>— SO,»  fnr  KInileT,  hin  ISn.U  für  Krwiieh>«a4i. 

.1 

InglllTln«  diik  Pep.siii  ilfii  IIIIliiK-rlirupf-.  iciti  ti»  Eriatt  deii  SeliwAltipptpsinii. 


Ingrwer.  Khizoraa  seu  Kadix  Zingiberis,  Racine  de  Gingerobre,  Ginger-rAol 
l'h.  fi.  m,  das  getroclinetc.  stark  aromatisch  riechende,  bninnend  scharf  schmcokende  Bburo 
von  Zingiber  oflicinalc  Rose.  (Scitamineae  *).  enthält  aethcrisr.hcs  Ocl,  weisses  und  rotbes  PtK, 
Harzsäurc  und  als  wirksames  Prineip  (iingerol.  Ingwer  wirkt  auf  Haut  und  SrMeiraJiäaK 
reizend  und  erzeugt  im  Magen  ein  Gefühl  von  Wärme.  Er  wird  als  Kaumittel  bei  Foetw  n 
orc  und  zur  Berordcrung  der  Spcichelsecrction,  im  Infus  als  Mund-  und  Gurgolw.i^s.  r.  in 
als  Stomacbicum  umj  Carminativum  benut/.t.  Dosis  innerlieh  zu  0,2 — 1,5 
in  Pulvern,  Pillen,  EIcctuarien:  als  Infus  1:10.  Ist  Bestandtheil  von  l'i 
Tinctura  aromatica,  f^lectuarium  diascordium.  Thcriaca.  Als  scharfes  arom:iti>- 
als  Zusatz  zu  Liqueuren  dient  der  eingemachte  Ingwer    vielfach  zum  culinan 

Co ndilum  Zingiberis:    in  Indlon  aoK  il»r  Tri.'Eehen  Wnrzcl  b«reil«t.  <>mpfehl«imr«fth 
Siru|>a9  Zingiboris.  Ph.  U.  S.:  CtirrigKn^  fUr  BitUTmittel. 

TinctorB  Zi  nKibpri  i.-.  Pli.  G.  III:    1 :  n.  braiuigpMii'.    brennend  selimeekvhde  Tinetnr.     Ili- 
mehrmuU  tliglieh.    'ÄuintXt  tu  hWltfVfn  ätolIVn. 
OtnK^f'^l  (Thr''«)ij.  ß<<lb<>,  »irupOst'.  »cfaurr  «ehrooeknndf«  KIUA»if(kr(t,  in  Alkohol  and  AlkAlifta  llbikk 

J.  JACOBMS 
InßwerOl,   IngbprAl,  OIpDmZingtbpris  ni«!!!«)!!»»!.  inl  *trollK«lb  bis  brlnnlichfe*lb.  S^siftl  iLli^^ 
artigen  Uerurli  und  brann(?nd«n  liesehmkck.   fchwitrlieli  lOflieb  in  Alkohol.    Spue.  Gvw.  0,87t»  li*^i  tn*.  84p.  OAJ 
310°.     IiigwrrOl  i'utblilt   ul9  Hinpthostandtbcil    bei  35(S— '2fU|0   ciedendoa  8(»qail»rp«n.   suwie    C>inul,  T>rT*»tr 
Coneentrirt.»,  S<*bwi>rnUnur(*  furbt  blnfmMi,  Siiliiet«»r*J!urp  wornosiT  roth,  bliin,  piirixiru, 

IUA8E. 

Inhalation.     Unter  Inhalation   versteht  man    die  Einverleibung   von  Arzneikörppm  reitti-lrt  I 
.spirationsbewegungen.    Voreugsweise  sind  es  die  Athinungswegc  und  die  I' 
ein  Object  für  die  Itihalationstherapiu  bieten,  aber  auch  die  Mittel  zur  I  (  ti\f 

meinen  Anaeslliesie*    sind  dieser  Arziiciform  zuzurcchnon.     Einzelne  hierher  (jcLvrii^  Körpc. 
wie  .\mylnitrit,  erlauben  eine  Becinlliissung  des  <icf:is8systems. 

Die  Araneikörper,  welche  /.erstäubt  angewendet  werden,  sind  unter  Atmi  ■ 
In  Substanz,  also  ohne  Was.serdämpfe,  werdcu  leicht  llüchtigc  Kürper  inhalii; 

Aothylnni  judnliini 
Aminuniiiro  rArlinnif^nnt 
Anijliuin  nitriisnm 
Bromofonn 
U&mphora 

rarboncum  KiilrurAtilm 
Cbloroforin 
niniRthrlari'tal 
Ooj^jacolura 

\iele  Substanzen  werden  als  Rauch  eingcathmvl.     Es  sind  dies  ausser  einig«o  Ifiiiuüt 
besonders  Drogen,  welche  flüchtige,  narkotisch  wirkend«  AlknloVde,  sowie  llane  puthaltea. 

RaUunnm  Poniviounm  l''vliM  ltyo««j:ainl  U»rba  I,Aba1i*» 

Benxo9  Folia  Nicotiknae  Hv '-         —     -ttlfntulnm  i 

Cülophouiiim  Polin  Salriu«  Ka  .m 

Folia  llelladonria"  Folla  Stranunli  Ni>  .irtnini 

Foll*  Canimhl»  indiran  Fnirtiis  JnnipPn  MstIin 

PoUa  Buralypti  Fnictua  f'bellandrii  Opion. 

Fulia  Itigilalit- 

Dicsc  Körper  werden  in  Form  eines  groben   Pulvers    angezündet  —  Asth  mapalT»r  < 
oder   in  Cigarettenform    oder  mit  Hilfe  von  Gummischicim    in  Form  von  ßüucbcrkerxchen 
Candelao  —  benutzt;  auch  wird  häufig  mit  ihren  Lösungen  Flics»p.tpier  getränkt,  i*t 
dem  Trocknen  verwendet  wird  —  Chartac,'. 

Charta   au tasthmatica_Ph.  Ncd.:    Folia  Belladonnau.    Folia  Stramotiii, 
gitalis,    Folia   ,'^alvi.ie  aa  1,0,    Aqua  q.  s.    ad    cülatunim  40,    Kalium    al 
Hiermit  wird  Fliesspapier  gctrilnkt,  d.is  n.ich  dem  Trocknen  mit  einer  Liniun  na 
Tinctura  Benzoi's  4  in  Spiritus  1(!  besprengt  wird. 

Charta  nrsenicalis,  Papier  arsenical  Ph.  Belg. :  Fliesspapicr  i:i 

nioicum  i  :  30  Aqua  getränkt,  wird  in  Stücke  gclheilt  mit  je  0,05  -N 

Charta  oitrata,  Papier  nitre  PhiGall.:  Mit  Kalium  nitricum  1  :  ä  Aiina  MMitt 

Cigarcttes  ao tiasthmatique»  d'Espic:  Aus  Folia  Bcllndonaa«  30.  Fou  BTt»' 
crami.  Folia  Stramonii  u  15,  Friictus  Pbcllandrii  5,  mit  Ertractum  Upii  IJ  att 
Aqua  Laurocerasi  q.  s.  besprengt,  werden  100  Cigaretten  geformt. 

Candelae    antasthmaticae:    Aus    Herba   Stramonii    50,    Uerba    1' 
Kalium   nitricum  30,    Balsamum  Peruviamim  1  werden  mit  Trag 
Kegel  geformt. 


Arrttnniiin 

Acidum  anpticum 

Acidum  acpticum  aromatieoBi 

Aether 

Aflther  acctioiiii 

Aethpr  Potrokl 

Aethjrlpnum  chluratnm 

Aethjlidfnuni  chluratnm 

Anlhylum  brontatum 


Kri..i*9tuni 

I.tijiior  Ammonii  c«ai4l£i 

.Mriitbolum 

Mrtbylpniim   hiehlurataB 

M«tbyU>num  chlor«i«a 

Mptbyti'tf-nuui  ohlar 

lilpiim  Trr«hinlbiB«» 

I'yndtnofli 

Xylnlnm. 


« 


Inhalation 


G!»5 


IiihalatioiiskrHiiklDMlciil 


Inlirihit io  Chlori  Ph.  Brit.:  Calcuria  chloraU  t^O  werden  mit  Aqua  ricstilliil«  i\.  s. 
befeurlitet  und  die  aufsteigeodeu  Düiupfu  ciugcatbmet. 

Iiihalatio  .lodi  Ph.  Brit.:  Tinctura  Jodi  il,6,  Aqua  28,8. 

Iiih.ilalio  Kreosoti  l'h.  Brit.:  Kreosotum  0,72,  Aqua  bullicns  230,4. 

Iiihalatio  foliorum  Piiii  Ph.Brit.:  Von  einer  Mischung  aii.s  Oleum  foliorum  Pini  2,4, 
Magnesium  carbonicum  Icve  1.3  und  Aqua  ad  28. 8  werden  3,6  mit  Aqua  frigidn 
und  Aqua  biiUiens  u  288  in  den  Inhalationsapparal  gebracht.  ,.„„•,„,„ 

lnli»lat!on8krankhplten.  Die  Wirkungsweisn  inhalirter  schädliclier  Stoffe  ist  eine 
.sf>lir  viM-scluecieriartipp.  Es  kanii  sich  zunächst  wesentlich  um  rhemische  Wirkungen 
haniieln,  wie  beim  Eiiiathinen  von  schStilii'Jien  (i.xsen  und  Düinpfeu,  z.  B.  Kohlen- 
oxy<l-  oder  Clilnrgas,  (^uecksilbertlänipfeu  etc..  docii  recbm-t  man  die  hierdurch  her- 
vorgerufenen Vergiftungen  im  .allgemeinen  nicht  zu  den  Inlialntionsknuikheiten.  Hier- 
unter versteht  man  vielmehr  .solche  krankhaften  Zustände,  welche  sich  in  den  I.uft- 
wegen  dadurch  entwickeln,  da.'^s  feste  l'artikelchen  anorganischer  oder  organisclier 
Natur  eingeathiiiet  werden,  welrlie  entweder  an  sich  reizend  uud  entzündniig.serregend 
wirken,  oder  gleichzeitis;:  durch  Keimischun:;;  von  bakteriellen  Keimen  iiiticiren.  Es 
entwickein  sicli  Inlialationskrankheiten  überall,  wo  Gelegenheit  zu  reichlicher  Staub- 
entwickelung gegeben  ist,  soda.ss  man  auch  von  Staiibkrankheiten  spricht. 

Die  wichtigsten  Staubsorten  siod:  Eiseiistaub,  dessen  EntwickeUmg  in  un- 
zähligen technischen  Betrieben,  Fabriken  etc.  zu  Stande  kommt,  ferner  sind  andere 
metallische  Staubsorten  in  Folge  von  Bearbeitung  von  Kupfer,  Blei,  Zink, 
Messing  U.A.,  hiiutig  mit  Eisenstaub  gemischt,  zu  nennen,  und  e.s  sind  deragomäss 
die  Gewerbe  der  Feilenhauer,  Gelbgie.s.ser,  Kupferschmiede,  Schlosser  etc.,  welcln' 
.  ausser  den  erstgenannten  Betriebs.arbeitcrn    hier  in  Frage  kommen.     Mineralstaub 

^L  wird  im  buidwirthschaftlicheii  Gewerbe  auf  freiem  Fpld(>,  auf  staubigen  niaiisseen, 
^1  von  C'avalleristen  liei  somnuTliciien  Febungen,  ferner  aber  besonders  in  Steinbrüchen, 
^B  in  Steinmetzwerkstätteii,  von  Ti'ipl'ern,  Maurern  etc.  aufgenommen.  Knh  ienstaub  und 
^B  Russ  finden  sich  als  steter  Hestaudtlieil  in  der  Luft  grösserer  Stildte,  besonders 
^1  werden  sie  von  Bergleuten  in  lüdileubergwerken,  sonstigen  Kohlenarbeitern,  Heizern, 
^^L  Schornsteinfegern  aufgenommen.  .Meblstaub  gefährdet  Bficker  uud  Müller,  Staub  von 
^H^'ketrockneten  (ligarrenblättern  inficirt  die  Cigarrenarheiter,  endlich  ist  noch 
^^  die  grosse  C'l.asse  von  Arbeitern  zu  nennen,  weiche  ilurch  die  Eutwickeliing  ani- 
malischen Stuubes  gefährdet  sind,  die  Woll-  und  Lumpensortirer,  Tuchscheerer, 
IKellliHudler.  KünscIiiuT  n.  A.,  ebenso  Stnissenkehrer,  Tepjjirhreiniger,  Müllkutscher, 
welche  den  verscliieden:irtigsten  Staubsorten  ausgesetzt  sind. 
Die  Krankheitserscheinungen  siiul  verschieden  je  nach  der  Intensität  und 
Dauer    der  Staubeinathmung,    sowie   je    nach    der  Beschaffenheit  des  Staubes  selbst. 


Als  gefährlichste  Staiibsorten  gelten  die  harten  Sorten,  wie  Eisen-,  Marmor-,  Saml- 
stein.staub,  fenu^r  die  iiificirten  Sorten,  welche  sich  am  häufigsten  bei  der  Bearbeitung 
von  thierisrheii  Feilen,  Wolle  etc.  entwickeln.  Sobald  die  Staubeinwirkung  längert^ 
Zeit  hitidurch  anhält,  entstehen  katarrhalische  Zustände  zuerst  an  den  oberen  I>uft- 
wegen,  besonders  der  Nasenschleiinhaut,  später  im  Kehlkopf,  der  Tr.achea  und  den  Bron- 
chien. Die  Katan'he  werden  sehi-  häufig  chronisch  und  können  lange  ohne  weitere 
besondere  Schädlichkeiten  bestehen,  es  können  .sich  indess  auch,  ohne  da.ss  zunächst 
tiefere  Erkrankungen  des  Lungengewebes  zu  Stande  kommen,  intcn.sive  eitrige  den  Bnm- 
chitideu  mit  starker  Secretion,  Fieber  und  schweren  Allgemeinerscheinungen  einsti'llen, 
wenn  infectiö.sc  Stoffe  zur  Kinathmung  gekommen  waren.  Pathologische  Veränderungen 
in  den  Lungen  treten  ein,  wenn  reizende  Staubsorten  iidialirt  werden  und  zu  Entzün- 
dungser.scheinungen  im  Verlaufe  ihrer  N\':uidenuig  führen.  Es  kommt  hierbei  zunächst  in 
den  Alveolen  zu  starken  E]iithel-I>esquaniationen,  und,  weim  dieselben  herdweise  auftreten, 
eutatehen  nach  .\rnold  indunitive  Broiichopneumonien.  Im  weiteren  Verlaufe  bewirken 
diese  differeiiten  Stauh.sorten  Lyinphangitiden  im  periinfundibulären,  peribronchialen 
und  porivasculären  Gewebe,  in  P'olge  deren  <«  zur  Bildung  circuniscripter,  fibröser 
Lymphknötchen,  weiterhin  al)er  .auch  zu  ausgedehnten  Entzündungen  mit  Schrumpfungen 
in  den  genannten  interstitiellen  (jewebsabschnitten  kommt.  Man  unterscheidet  je  nach 
der  Art  des  einge.athmeten  Staubes  die  indnrativen  F'rocesse  der  Lunge  als:  An- 
thracopneumonoconiosis,  wenn  vorzugsweise  Kohlenst.aub  und  Russ  eingeathmet 
.sind,  als  f'halicosis  bei  Kieselstaubeinafhnuing,  als  Siderosis  bei  Eisenstaubeiu- 
wirkuDg.  Wenn  nun  .schon  diese  geschilderten  Krankheitserscheinungen  zusammen 
ein  ziemlich  schweres  Leiden  ausm.icben,  .so  beruht  doch  die  Hauptsache  dieser  chro- 


I  Inhalationflkranklieiteii 


—    iior. 


InItalationskraakI 


iiischHii  iiiterntitii'lk'ii  KiitjEütulungcii  ilnriii,  ilass  sehr  Inirlil  i-iiif  liibcrfulrw«-  Wedl 
.■tuftritt,   welche  in   nicht  wenigen  Fällen    wohl    auf    eine  liihalatiun    zurückxttfüii 
ist,    aber  auch  durch    andere  Infectionsplorten    und  Wiederaufleben    älterer    lab 
Herde  in  der  Lunge  entstanden  sein  kann. 

Die    Therapie    aller    dieser    verschiedenartigen    Verfmderungon    der    AtLoiiio 
(»rgane  hat  in  ei-ster  Linie  die  üeseitigung  tler  krankmachenden  Schädliclikeit  t\j 
streben,   die  in   leichteren  Fällrn  srlioii  allein  genügt,    um    z.  B.  die  k:it;i 
Krscheinungen    an    den    gereizten  Schleiinliäuten    zu   beseitigen.     Üie  V«Ti 
Stallbeinwirkung  in  Arbeits-  und  Fabrikriuimen  ist  ohne  Zweifel  eins  d«*r  wichtiesien. 
oft  aber   auch    der   schwierigsten  Capite!    der  (.iewerbehygiene.     In  vielen  Beui't»r^ 
genügt  es,  in  geräumigen  Sälen   durch  gute  Ventilationscinrichtungen  für  Ab/.r. 
Staubes  zu  sorgen,    in  anderen  wird    man  die  Arbeiter    durch  Kxhaastoren  srl: 
deren  Mündung   sich  über    ihrem  Arbeitsplatze  befindet.     In  wietler    anderen   I 
z.  15.  in  Wfiil.sortirereieu,  Hutfabriken  etc.,  kann  es  eingerichti?t  werden,  ilass  die  "- 
entwickelung  durch   HelVnicIituiig  iler  zu  bearbeitenden  Materialien    und   durch 
liches  Besprengen  de.s  Fussbodens  mit  Wxsser  verhindert  wird,    wie  es  auch    in 
Stra.sseii  vortheilhaft  geschieht.     I^ässt  sich   die  Staubentwickelung    iiiclit   vernifiik 
wie   z.  B.    in  Kohlenbergwerken,    Heizr.luinen  etc.,    so  luuss  es  sich  dnrutn  h.ind 
den  Arbeiter  gegen  den  Staub  zu  schützen.    Zu  diesem  Zweck  hat  man   verschied« 
artige  Masken  enipfohlen,    »velclie  mit   Watte    oder  anderem  staubfang'endt'n   Mate 
gefüllt  vor  Nase  uud  .Miiud  befestigt  werden.    l>ie  Arbeiter  sind  jedoch  dem  tlauenid 
(ii'bi'aiicli    dieser  Masken   abgeneigt,    wohl    weil    die  Abkühlung    der  Itispiration«lg 
durch  sie  verhindert  wird  und  damit  ein  wesentliches  Moment   tler  Erfri.scliuug  fa 
fällt.  Wichtiger  ist  ohne  Zweifel,  da.ss,  wie  auch  das  Reichsg(«etz  vorn    1.  Juni  1( 
vorschreibt,    Kinder    unter    i;>  .l.ilircn    nicht  in  Fabriken    be-«chäiftigt  worden  dilrf0 
dxss  die  Räume  für  den  Aufenthalt  in  den  Arln-itspauseu   gut  \enfilirt  und   FLinn^ 
tungen  zur  Säuberung  und  zum  Waschen  vuriiandeii  sind,    sowie  diuss   den   .\rl>rili 
genügend  Zeit  zum  Aurenthall  in  reiner   Lull  gegelien  wird,     hin  WolilfahrtM>iDhd 
tiuigen,    welche    von    vielen  ISetriebsieituiigeii    gctroflen  werden,    haben    hierauf 
sonders  Bedacht    zu    iiehnien,    damit    die  Athmungsorgane    gehörig   veiitilirt   wer 
und    der  Ansiedelung  von  tnbercui'lsen  Keimen    vorgebeugt   wird.     Sehr  cnnpfehleos- 
werth    sind  gcsunillieitsgeinässe  Bewegungen,    wie  Tunien,    Rudersport,  (lartrc 
Wo  irgend  die  Verhrdtnisse  es  gestatten,    soll    durch    die  Staubentwickelung 
deten  oder  gar  .schon  leicht  erkranktun  Arbeitern  zeitweise  andere  Arbeit   übe 
werden;  besonders  zu  begrfis,sen  ist  der  (ledmike,  welchen  hochherzige  F'abrikb 
bereits    in   gewi.isen    Gegenden    in    die    That    übersetzt  haben,    für    ihre   i«rkr 
.Arbeiter  Sanatorien  in  klimatisch  güiustig  gelegenen  Gegenden  einzurichten. 

Die  Heli.'indluiig  des  einzelnen,  an  l'neuinonocnniosi$  erkrankten  Individaaoa 
hat  in  erster  Linie  die  Aufgabe,  ilen  K.itarrh  der  l..uftwege  zu  beseitigen  und  in 
leichteren  Fällen  können  damit  alle  Beschwerden  gehoben  sein.  Man  wirtl  in  d« 
Regel  anfangs  solche  Mittel  und  Methoden  anwenden,  welche  das  Secret  der  SchlMiB- 
häute  der  Luftwege  verdünnen  und  somit  ilie  Kxpectoration  erleichtern.  K.s  komuMO 
also  zunäch.st  von  den  Fixpecloraiitien'  die  Alkalien  in  Betracht,  befände 
Amnioniaksalze,  das  .lodkaÜ,  am  besten  in  Verbindung  mit  Senega,  Rad 
qiiiritiae,  Althaea  etc.;  dagegen  sind  die  anae.üthesirenden  und  reizlindernden 
wie  Morphin,  Kodein  etc.  hier  in  der  Regel  nicht  am  Platze.  Sehr  zweckmäasii; 
man  gleichzeitig  die  Katarrhe  der  oberen  Luftwege  durch  Inhalation  von  Knrh«« 
oder  Kochsalzwä.ssern,  oder  durch  Pinseln  und  Gurgeln  mit  derartigen  Lü.suus^n  tu 
seitigen  versuchen,  wozu  auch  der  innerliche  Gebranch  von  F.niser,  Sodener  und 
Wä-ssern  zu  empfehlen  ist.  Wird  das  Secret  leicht  heraiusbefördert,  so  ompR« 
sich,  de.sinticirende  und  adstringirende  Mittel  zu  geben,  von  welchen  ' 
Teri)ontinöl  innerlich  und  durch  Inhalation,  ebenso  das  Oleum  Pini 
Inhalationsmittel,  ferner  Terpenhydrat,  .Myrtol,  Balsamum  |ieruvt:uium  i 
zu  nennen  sind.  Sehr  gute  [>ienste  leistet  für  diese  Knuikeii  die  pur 
handlung,  welche  am  besten  in  der  Weise  auszuführen  ist,  d.as.s  <lie  Kranken  ri 
Luft  einathnien  und  in  verdünnte  ausathmen.  Wo  .sich  gleichzt-itig  Kninl 
gebildet  hat,  kann  die  temporäre  manuelle  GoniprcRsion  des  Thorax  n: 
oder  die  Anwendung  eines,  die  Exspiration  erleicliternden  Apparates,  w,.  . 
buch' schon  Athmungsstuhles,  in  Frage  kommen,  auch  Sauerstoff-Einuthnmo 
empfohlen   worden.     Daneben    sind    die  Kranken    zu    instruiren,    r       ' 


[nhalaUottskrankheitPii 


—     ft»-    — 


Insncten] 


^vb< 


Atlienigyuiiiaslik  zu  treibon.  luitweik'r  li'tliftlich  iliiirli  zwei- km  aasige  FreiflbiiHgen 
oder  unter  Zuhilfenahrao  voti  inecliatiischeii  Apiiaraton,  die  neuerdings  in  verschiedener 
Weise  construirt  sind.  Neben  diesen  auf  das  >'irtliche  Leiden  fterieiiteten  Mf'tlindMi 
ist  bei  soiclien  l\rankcn  Ix'sonderes  (iewiciit  auf  die  Kräftiguu«;  des  gfs.iiniiiten 
Organismus  zu  legen,  ziimai  iji'r  Gefahr  einer  tuljerculüsen  Infeetion  am  besten  duirli 
iiifigiirhst  gute  Krnätirung  und  Stiirkuiig  der  %italen   Kiiergie  begegnet  wird. 

Zur  vi'illigen  Au.slieiiutig  der  zumeist  .selir  hartnäckigen  entzündlichen  Proces.se  in 
den  Lungen  sind  aiigeraeine  Beeinflu.ssungen  des  Gesamnit-Stofl'wech.seis  ohne  Zweifel 
von  bester  W  irk.sainkeit.  Hierfür  knnmien  zunUcbst  liydrothorapeutische  Proceduren 
in  Betracht,  die  in  der  ersten  Zeit  am  zweckmil.ssigsten  in  der  Form  von  I'riessnitz- 
L'mscblUgen  um  die  ganze  Brust  mit  Abreibungen  anzuwenden  sind.  Später  krmnen 
laue  Pouchen  mit  Abreibung  zwei'kmilssig  des  Morgens  applicirt  werden. 

OBAWITZ. 

nocnlntion  ist  die  Methode.  Heilmittel  durrh  .'^tich  mit  einer  N'.-idel  oder  Lancette  intracutan 
oder  subcutan  in  die  Fliiut  einzuverleiben.  Die  erzielte  Wirkung  kann  der  Natur  der  Methode 
nach  meist  nur  eine  örtliche  und  nur  ausnahms'wcisc  eine  allgemeine  sein.  Soweit  es  sich 
um  die  .\nwendung  von  .\rziieimittebi  bandelt,  ist  diese  Methode  durch  die  pcrcutane  oder 
subcutane  lojection"  mittels  der  Uobl  nndel  ersetzt  worden.  Zur  Einverleibung  zcUenbaltigcr 
.Substanzen  in  den  Körper  zum  Zweck  der  Hrzielung  einer  zuuiichst  örtlichen  Wirkung  bedient 
man  sich  aber  auch  heute  noch  der  Inoculation  nnttcls  der  Flachnadel  oder  der  Platinocsc. 
Ein  weites  Feld  hat  diese  specielle  Methode  auf  dem  Gebiete  der  experimentellen  actiologischen 
Forschung,  ein  geringes  und  gegen  früher  ganz  erheblich  eingeengtes  Gebiet  in  der  specicilcn 
Therapie.  Während  man  früher  zu  therapeutischen  und  prophylaktischen  Zwecken  Pockengift 
und  sogar  Syphilis  inoculirte.  beschränkt  man  gegenwärtig  die  Inoculation  auf  die  cutaiic 
Uebertragung  der  Vaccine  zur  ProphvI.ixe  der  echten  rocken,  also  auf  die  Vaccination. 

A.  OOTTSTEIN. 


Hill 


iOSit,  Phaseoma  IUI  it.  CjHuO,  +  2H2O,  eine  Zuckerart,  findet  sich  im  Muskeltleisch,  besonders 
ira  Herzmuskel,  in  Lunge,  Nieren,  Leber  und  Milz,  sowie  im  Gehirn  des  Ochsen,  femer  bei 
Vögeln,  Ccphalopoden  u. s.w.  Im  menschlichen  Uarn  lindct  er  sich  bei  Morbus  Brightii  (Cloi- tta), 
bei  übermässiger  Wasserzufuhr  (Külz),  auch  im  Harn  Gesunder.  Er  findet  sieh  ferner  in  einer 
Anzahl  unreifer  Früchte,  wie  Bohnen,  Gartenerbsen,  Linsen,  Spargcln,  iu  den  Blättern  der 
Esche  und  des  Walluussbaunies,  im  Traubensaft  und  im  jungen  Weiulaub. 

fuosit  bildet  monoklioe  Kr}'stallc;  dieselben  verwittern  leicht  an  der  Luft  und  verlieren 
bei  100°  das  Krj-stallw.isser,  woraus  sich  die  verschiedenen  Angaben  über  den  Schmelzpunkt, 
150 — I6O"  nach  Vohl.  210"  nach  Scherer,  erklären  lassen.  Er  ist  optisch  inactiv,  löslich 
in  6,.5  Th.  \Va.sser  von  24',  wenig  in  kaltem  Weingeist,  unlöslich  in  absolutem  .Mkohol  und 
Aethw,  von  .süssem  Geschmack.  Er  reducirt  Fehling'sche  Lösung  nicht  und  erleidet  beim 
Kochen  mit  Alkalien,  sowie  mit  verdünnter  Schwefelsäure  keine  Veränderung.  Mit  Hefe  ver- 
gährt  Inosit  nicht,  mit  faulem  Käse  oder  Fleisch  und  Kreide  in  Berührung  liefert  er  Buttersäure  und 
Milchsäure.  Beim  Verdampfen  mit  Salpetersäure  bis  fast  zur  Trockne,  L'ebcrgiessen  mit  Ammoniak  und 
etwas  Cblorcalcium  und  abermaligem,  vorsichtigem  Abdampfen  bis  zur  Trockne  hinterbleibt  ein 
rosenrother  Fleck  (Scherer).  Bis  fast  zur  Trockne  verdunstete  Lösung  giebl  mit  Quecksilber- 
nitrat einen  gelben  Niederschlag,  der  bei  vorsichtigem  Erwärmen  roth  wird.  Etwa  vor- 
handene Albuminate  sind  vorher  auszufällen  (Gallois). 


OWrSzUw,  Soolbad  im  Reg-B«.  Bramh«r;.   !KI  in  hoeb. 
und   l,2ä  appe.  Gew. 


.SPIEGEL. 

Die  juii-  iinil  liromhaltiK«  Roolr  litt  26  pCt.  SnltKebklt 

W. 


Insecten,  Hcxapoda,  Classe  der  Arthropoden  oder  Gliederfüssler,  ausgezeichnet  durch  die 
DreitheiluDg  des  Körpers  und  durch  die  3  Fusspaare.  Der  Körper  der  Insecten  besteht 
typisch  aus  17  Ringen,  von  denen  auf  den  Kopf  4.  auf  die  Brust  8  und  auf  den  Hinterleib  10 
entfallen.  Am  Kopf  trägt  der  erste  Ring  das  Antennenpaar,  der  zweite  die  Mandibeln,  der 
dritte  und  vierte  je  ein  Maxillenpaar.  .Jeder  Brustring  trägt  unten  ein  Beinpaar,  die  beiden 
letzten  können  oben  ein  Flügelpaar  tragen.  Es  können  also  4  Flügel  vorhanden  sein  (Ortho- 
pteren, Hcinipteren,  N'europtercn,  Pseudoneuroptercn,  Trichopteren,  Lepidoptcrcn,  Hymeno- 
ptercn  und  Kolcopterou)  oder  es  kann  entweder  das  hintere  Paar  (Dipteren)  oder  das  vordere 
(Strepsipteren)  verkümmert  sein,  oder  sie  können  endlich  ganz  fehlen  (Thysanurcu,  Aphani- 
pteren  etc.).  Bei  einzelnen  Gruppen  können  die  Vorderflügel  entweder  ganz  (Kolcoptcren)  oder 
nur  theilweise  verhärten  (llemipteren).  Das  Abdomen  ist  ohne  Gliedmaassen,  nur  bei  einzelnen 
Thysanuren  haben  sich  Kudimeute  von  Beiupaaren  erhalten.  Alle  Insecten  sind  getrennt  ge- 
schlechtlich. Die  Athmung  geschieht  ausnahmslos  durch  Tracheen.  Nur  ausnahmsweise 
gleichen  die  aus  dem  Ei  geschlüpften  Jungen  den  Eltern,  meist  machen  sie  eine  allmähliche 
oder  sprungweise  Metamorphose  durch.  Bei  einigen  Insecten  hat  sieh  eine  Brutpflege  heraus- 
gebildet, 30  bei  den  gesellig  lebenden  Termiten,  Bienen,  Wespen,  Ameisen  und  Grabwespen. 


[Insplbad 


—    rtfts    — 


I  nterro<iUl>Mniiir 


Insl^lll&U«  KuihiikUH  h(*i  pHdordoin,  vornrhrnU«)!  «or  B<*bani|tiing  vnii  AsUim«.  Br»iiekLi«U 
Itt'.-idricri.     V(«rwiitiilt  werdoii  jiueli  cini'  s-liekfitoffrcielip  ko<^b'4ftl2h»ltig«'   KttIk*|u«Uo  uo<1   ' 


IntercolstAlneuralirio.      Mit  diesem  Namen   bfzplohnot  man    die   Npiinüfiwi  im  W»»  1 
«Irr    zwölf  NfTvi    thnracii'i,    besonders    ihrer   sich    in    «Ir-r   Haut    der   SPttlici«  ■< 
vunlercii    Brust-    und  Ohi-rbauchgogend    verhreiteinlen    vortJ«'reii    Aeste.  in  \»r-- 
intercostak's,    die  sieb  schon  im   hinteren  Ab.si-huitto  jedes  Zw Lscbennpiimri.: 
in  einen  oberflächlichen    und  einen  tiefliegendeü  Zweig    spalten    und    ihr»    •- 1 1.  ■ 
l-'asem  in  die  Bahnen  der  Nervi  cutanei  pectorales  und  abdorain.ole«;  ent" 
sind  auch  meist  starke  Schmerzen  in  dem  Aufibreitungsgebietf»    der    «ur 
ziehenden  Süsseren  Zweige  der  hinteren  Aeste  (Neuralgin    dorso-int' 
(laitiit  verbunden.     Gewöhnlich  werdi-n  nur  einzelne  Interoostjtluerven,    uim  .  ■ 
häutigsten  die  mittleren  (."> — 7)  und  ufichstunteren  (7 — 0),   sei    os  einseitip.  mr^' 
Klier  do|)])e!seitig  und  symmetrisch  er>rrilTen.    r>iese   Neuralgien   kumraeii 
liejinnders  heim  weiblichen  (leschlechte  und  im  mittleren    Lebensalter  r. 
bald  als  'rheilerscheinnrif;  einer  allgemeiner  Disposition   zu   neuralfc'- 
Itcsnnders    im  Zasannneiihange    mit  Anaemie    und  Chlorose,    sowie  > 
liald    auf  tirund  der  verschiedensten    örtlichen   Schüdlichkeiten,   unter  il' 
lieh  unzweckmilssige  Kleidung,    |)ruck    des  C'orsets    und    oinschniirend« 
Verletzungen,  Geschwülste,    Knocheiierkrankutigen    clor    Rippen    und  Wi 
gehnben  werden  mögen.     Sehr  problematisch    ist    der  von    verschied<-nri    - 
hau|»tete    Zusammenhang    mit    Uterin-    und  Ovarialleidcn.      Eine    K''ili>     ■  .^    -u 
Intfrcostalneuralgien    ist  auf  eine   Neuritis,    .sei    es  Wurielneuritis    ""!'■.-  N'-nr-: . 
peri[iherischeii  \'erlaul'e  der  Intercostalnerven,  zurückzufüliren:  dahin  gel.,  r.  n  n.iuv 
die  von  Herpes  Zoster  lieglriti'lrn  oder  richtiger  die  den    letzti'ren   I' 
auch  öfter  voraufgeheriden  Neuralgien   und  Hypi.-ralgieii.     Bezüglich  n 
ist  nur  selten  den  veranlassenden  Momenten  direct  Rechnung   ^u   tr.i. 
von  Geschwülsten :   Locullherapie  Min  \'rrli'tzungen  und  Krkraiikungcn   ■ 
Wirbel.     In    vieli'ii   Füllen   wird    eine    /.weckmässigere    xnid    «Jen  AnlonI 
Hygiene    besser   Rechnung   tragende    Kleidung,    naniciitli<'ii    ganzlicb-  - 
("orsets    oder  mindestens  Tragen  eines  verbesserten  sogenannten  Rn 
änderte  Befestigung  der  Unterkleidung,  sei  es  durch  Anhängen  denselinT. 
an  Lntertailte  oder  Corset  selbst  oder  an  den  Schultorn,    hotvoHI  zur  \' 
auch  zur  Uesfitigung   der  hilercostalneurnigie    bei    wcililichen    Indivi' 
mitwirken,     hn   liebrigeti    inuss    tlic  Bi'hainllung    eine    .syin|itoniatis( 
nach  Schwere    und   Bescliaffenheit    di's    einzelnen  Falles    sehr   vrrscl 
Tbätigkeit  set/.en.    In  leicliteien  und  frischoren  Fällen   kann    man   v>' 
und  anderweitigi-it  eNlernen  Application    .sediremler    und   antineuraU' 
Form  von  Liiiinienteii.  S.ilben  und  I'fla.sti'ni,  F.rfolge  erwarten.    In  solch'  i 
di(^  Finn'ilitmg  von  alkoholisch-aetherischer  Icbthyollösung  (lO  p('t.)  oder 
den  ichthyolsalben,  auch  das  Auflegen  von   Ichthyolpflastern    häufig  nfllzn 
(Kulenbnrg).    In  sciiwereren  und  namentlich  in  schon  veralteten,  die  Ki 
grosse  Schnierzhaftigkeit   ]H»inig(Mi(leii  Fällen    schreite    man     zunäcli<>t    lut   >■• 
einiger  Mori)hitiminjectionen,    am    be.sten    in    loco,    jui    den    durch  Schnienb»! 
bei   Druck  aLisgezeichneten  Stellen  (Val  hux'schc  Druckpunkte);   mit  ib-"  "' 
injectionen  mögen  liier  auch  liijcctionen  von  2 — 4proc.  Cocaiiilösung.  fen 
sironde  Injectionen    mit  Seh  leicbscher  Flüssigkeit,    ('hioraethy  Ispray    ' 
spray  u.  dergl.  als  l'alliativmittel  abwechseln.    Daneben  versuche  man  «•»  • 
faradischer  oder  noch   besser  mit  galvaiii.scher  Pinseiiing;   letztere   ist,  an 
einer  Hirschmanii  sehen  Doppelbürste,    längs    des  Nerlaufcs    «1er  Inter. 
von  der  Wirbelsäule    bis    zum  Stcrnum  hin,    ziemlich    kräftig    vorauiiehi 
Zwischenräumen    von   ;^ — 4  Tagen,    die    faradische  Pin.selung'  öfter,    tu 
Bei  Sclunerzpnnkten  an  und  neben  der  Wirbelsäule  kann  man  auch  dunM 
von   .lodtinctur,    Brennen    mit   I'aipielin,    Fimkenströmen  u.   s.   w.    |n.-   ' 
versuchen.     Mit    der    örtlichen    muss    eine    kräftigende,    hygienisch-' 
gemeinbehandlung,  nöthigcnfalls  auch  die  innere  Anwendung  tonisireii'  j"- 

und  Arsenpraeparate,  cinhergehen.    Gegen  die  Intercostalneuralgien   H 
eine    psychische,    durch    passende     Hülfsmittel    unterstützte     Be' 
geeigneten  Individuen  iu  Form  der  Suggestionstherapie,  oft   von 


Intprlaken 


—    ('.«»n    - 


Intubation] 


HAALHei.t). 


Interlakon  bielcl  ciiiuii  burvorrngcud  kliiiinliücli  güiisti^uii  Aufenthalt  für  gescbwiiclitc,  sehü- 
niingübcdürftige  annemiscbe  Indivirluen  wahrend  der  vSoniDiersr.eil,  Anfang  Mai  bis  Ende  Sep- 
tember. Die  herrliche  Lage  mitten  im  Hemer  Oberlaiide  der  Schweiz,  geschützt  durch  hoho 
Felsmassen,  in  einem  Thalkesscl,  568  m  ü.  M.,  die  frische  reine  Alpcnluft  —  mittlere  Luft- 
temperntur  im  Mai  14,1»  C,  im  Juni  17.G'  C.  im  .Ulli  20,4»  C.  im  August  18.9»  C,  im 
.'September  16,2"  I'..    mittlere    relative  Feuchtigkeit    im   M.ii  61,30  pCt.,    im  Juni  63,27  pCt., 

Iira  Juli  6U.91  pCt..  im  August  66.29  pCr.,  im  .September  66,95  pCt.  — ,  die  vorzügliche  Milch 
und  Molke,  nicht  zum  roitidesten  auch  die  g\ite  Verpflegung  in  den  Hotels  und  Wohnhäusern, 
.sowie  die  Möglichkeit,  sich  in  Waldungen  und  (iürten  zu  ergehen,  machen  Iiitcriaken  zu  einem 
mit  Recht  beliebten  Ijuftkurortc.  in  welchem  ausserdem  Milchkuren  (Kuh-,  Ziegen-  und  Esels- 
milch), Mölken-,  Erdbeer-,  Tniubeiikurcn  vorgenommen  werden  kiinnen.  Die  Hauptindica- 
tionen  erstrecken  sich  darum  auf  die  verschiedenen  Formen  von  Anaemie,  Ileconvalescenz  nach 
schweren  Allgemeinerkrankuugen.  chronisch-katarrhalischen  Affectioncn  der  Kcspiration.sorganc, 
Reste  von  Pleuritis,  chronische  Lungenphthise,  Neurasthenie,  Hypochondrie,  allgemeine  Schwäche 
bei  Kindern  und  Greisen.  

KISlU. 

Intertrigo,  Frattseiii,  stellt  die,  iniMst  ai.s  l-'.rythom  bugiuin-iHk',  Fonn  des  Ekzems* 
dar,  die  sieb  an  di>ti  aiiciiiaudfr  liegciKloii  Hauiraitcn  aii.sbildet.  Die  Ursache  für  die 
^H  Intertrigo  sind  entweder  iinf^enügentl  i'ntfernte  normale  Se-  und  Kxcrete  oder  patho- 
^V  logi.sch*'  Seerete  re,s|).  (!!»■  [latholofsiscii  veränderten  nornialen  Seerpte.  Tlierapeutisrh 
^B  ist  diircli  Säuhcriiiif;  eine  j^rniidliclie  tyntrernung  der  Serretf  zu  erstreben,  und  ihre 
^f  L"elier|(rfulnrti<m  hintenan  zu  halten.  Sind  ilio  acuten  iMit/ündungserscheinunfjen  zu 
'  liekäniiifen,    so  sind   iüh  Itritn   Kkzem'    iihliehen  Maassnahmen  anzuwenden.     L'm  die 

eiitzündlicli  erkninkti-n  Hautflaehcn  anseinainler  zu  halten,  legt  man  Vi'rbandwatte  ein, 
die  mit  den  bc-itn  Ekzem"  gebrrinrldicbi'ii  l'iiderii  arniirt  ist;  liaheii  die  Kntzündungs- 

ierscheinungen  naeligelassen,  sn  koninieji  di«'  liaselbst  angeführten  Salben  zur  Ver- 
wendung: zur  schnelleren  Lebi'vli.'nitiuig  wendet  tnan  schwache  Hclllensteinlösungen 
an  rcsp.  bei  Hhagadenbildiingeii  Touehirungen  mit  dem  llfvllensteiiistift.  Prophylaktisch 
werden  hei  zu  Intertrigo  disponiiten  Personen  die  betreffenden  Stelli-n  eingepudert 
und  eventuell   dnreli  WattebUnsehe    vor    gegenseitiger  Ht-rühruiig  geschützt. 

Intestinale.>i  Irresein.     Hei    praiMlisponirteii   Imlividuen    kiiiini'ii  di(!  verscliiedensten  Er- 

E  krankungen  iinu'rer  Organe  ilii'  Ver.inl.i.ssung  zum  Ausbruch  einer  (ieisteskrankheit 
geben,  ganz  besonders  sind  in  dieser  Beziehimg  .Magen-  und  narnd<rankheiten 
zu  erwähnen.  Hier  kann  eine  sehen  vorhandei\e  Hypochondrie'  in  erhelilicher  Weise 
durch  das  Hinziitreteiv  jener  Stömngen  gesteigert  werden.  l)a.sselbe  gilt  von  Krankheiten 
der  Leber.  Eine  erheblichere Bedi-utung  haben  chronische  Nierenkrankheiten  als  l'r- 
.sache  von  Psychosen.  Ihirrh  eine  bestehende  chronische  L"raemie  kann  übrigens  auch  eine 
Psychose  vorgetäuscht  werden.  }h;rzkranklieiten  werdi^n  nur  selten  als  aetiologische 
Momente  für  i'ine  entstehende  Psyeliosc  bi-lraehtet  wi-rden  können,  am  häufigsten  sah 
man  sii'  iiodi  im  Zusarnnieidiaiig  mit  der  Manie  (.Mendel).  Ilagegon  seheinfii  Eungen- 
krankheiti-n,  speciell  'riil)i'r<-uiosi!  der  Enngen,  öfter  den  .\nsloss  zu  melancholischen 
Geistesstörinigen  zu  geben.  Viel  hänligcr  allerdings  entwickelt  sieh  tlii'  Titberculnse 
der  Lungen  im  Verlauf  der  IVsychoscii.  Dasselbe  ist  aui'li  vom  Emphysem  der  Liuigen 
behauptet  worflen.  I'ie  Thi-rajue,  welche  überhauiit  bei  jeder  P.sychose  die  ge- 
naueste Untersnetiung  siimmtlicher  körperlichen  Urgaite  erfordert,  hat  auf  die  Er- 
krankung jedes  einzelnen  tJrgans  Rücksicht  zu  nehmi-n. 
^K  Wurmpsychose.     Es  existirt  in  der  Litteratur  eine  Za)d   von  l''rillen,  in  welchen 

^K  Wünner  im  Darmcanal  geistige  Veränilerungen,  Depression,  Ueizbarkeit,  Stimmungs- 
^^  Wechsel  hervorbrachten,  und  seltene,  in  denen  durch  Bandwurm,  Askariden  eine  aus- 
L  gebildete  tieisteskr.mkheit  erzeugt  wurde,  welche  nach  der  Austreibung  der  Würmer 
^^  schwand.  Diese  Ber>baehlungen  erstrecken  sich  nicht  nur  auf  Kinder,  sondern  auch 
^f  auf  Erwachsene.  Innnerhin  sind  <lie  Wurni|».s\chosen  eine  sehr  .seltene  Erscheiimng, 
meist  sintl  die  vorhandenen  Wünner  eine  Folge  der  Psychosen,  indem  Geisteskranke 
durch  ihre  l  ns;nd>erkeit  Veranla.s.sung  zur  Einwanderung  von  Würmern  geben.  Zu 
den  Wormpsycho'^en  hat  man  übrigens  nicht  jene  Fälle  zu  rechnen,  welche  auf  Cysti- 
cerken  des  Hirns  beniheii.  Die  Therapie  der  Wumipsychcsen  besteht  in  der  Vor- 
wendung der  Anthelminthica".  mendei. 

Mit  dieseni  Namen  hat  U'Dwyer  ein  Verfahren  bezeichnet,  das  in  vielen 
atz    für    die  Tradieotoniie    dienen    soll.      Die  Methode  besteht  in  do 


Intubation. 


Ffdl 


en    als 


[Iiitubaliuii 


—       T(M) 


Intnbi 


Kiufübaui^  vuii  Külireii  diiR'h  (Jen  Muiul  in  ik-ii  Laniix,  wuisclbst  dirwvlbeu  itfl 
einige  Tage  verlileiben.  O'Dwyer  benutzt  zu  ilieseni  Zwerk  5  Köhren  voo  nl 
schiedpner  LSnge    und  verschiedenem  Ourcliniesser    und  elliptiscli'  4 

deren  olierein  Knde  sich  eine  Ausbuchtung  befindet,  die  das  Hiii^i    _  tM 

in  die  Trachea  verhütet.     Das  ubere   Ivndc  der  Rrdire  ruht   auf  den    I  (M 

wälirend    das  uutere  Knde  in  die  Tr.ichea  frei   liineinnigt.     Mittelst   t-i  i^ 

des  Introihii'ttirs,    welcher  vorn    ahgehogen    und  hinten  mit  einem   Schiel>er  xooi  Al»- 
Ntosscn  der  Tube  vorsehen  ist,  wird  die  letztere  in  den  Kehlkopf  gpbr:icbt.  «.ii-lidi-ui 
sie  vorher  an  einen  Seidenfaden    befestigt  worden  ist.     |)ie  Procedur,    :uii    üäiii_ 
bei  Kindern,  wird  .so  vorgenommen,    dass  das  Kind  in   ein  L:iken    t'iugewickel- 
der  Kopf  durch  Assistenten  fixirl  wird.     Nunmehr   fasst    der  Arzt    mit    clor    r 
Hand    den    Iiitroductor,    nachdem    eventuell    mit    einem  Mundsperrer    «lor  Mum     . 
öffnet,    iiiul    führt    die  Tube    ein,    während   er    mit   dem    linken  ZeigefiiiK^r    tu-  ■.,' 
die  Aniknorpel    eingegangen    und    die    I'^piglottis    aufgehoben    hat.      Liegt    die  lul»- 
richtig,    so  wird    sie    durcli  Vorsi'hieben    des   Schiebers    frei    gemacht    und    der   It»- 
troduetor    entfernt,    während    der    link^  Zeigetinger  durch   I)ruck  auf  «len   Tubcnlopf 
das  Austreten  der  Tube  verhindert.     Der   aus  dem   Munde  hängende   Faden   wird  um 
das  t')hr  geschlmigen    oder    bei   kleinen  Kindern  am  besten  ganz  entfernt,    dj  durrL 
Spielen  mit  ilemselben  die  Tube  leicht  herausgezogen  werden  kann.     Zum   Ent/croOL 
der  Tube    bedient  man  sich  des  Kxtubators,  einer  gekrümmten  Zange  mit  vorn«"  ^H 
rillten   Hranchen.     Die  Operation  geht  genau   in  derselben   Weise  vor  sieb;    mit  «1^1 
linken  Zeigefinger  wird    auf  den  Kf»pf    der  Tulie  gedrückt,    wälirend   der  Kstubal^| 
in  der  rechten  Hand  gelialteji,  die  Tubc!  horaasbefördert.  ^| 

Die  haupt«äehlichste  liidicatiDn  für  das  O'Dwyer'sche  Verfahren  ist  die  Di|i^| 
tlierie  des  Keblkopli?s.  Angezeigt  ist  din.selbe,  wenn  beständige  .\thcmnuth  i-intr^l 
iiihI  die  Tr;ii'htitt<n)iie  wegen  .Mangels  an  Assistenz  oder  wegen  .\s.plij  sie  nnmügli^l 
ist,  oder  wuni  dii-selhe  liberh.'uipt  verweigert  wird.  Als  Operationsmetbodo  ist  d[H 
Intubation  tier  Traclu-otcimie  gleichwerthig  lUanke,  Ganghofer):  dagegen  ist  ^| 
erwägen,  dass  durch  Husten  die  Tube  nicht  ganz  selten  herau-sge.schleudiTt  weni^| 
kann,  und  ila.s.s  iti  Knlge  de.ssi-n,  da  die  Operation  sofort  wieder  vorgenouiincn  i»irnl^H 
mass,  sich  die  Intubation  mehr  für  das  Knuikenhaus  als  für  die  I'rivatpraxi«  <^>gn4^| 

Krwägt  man  die  Vor-  und  Nachtheile  der  beiden  Methoden,  so  wird  to^M 
zugeben  raüs-scn,  doss  die  Intubation  ein  orhi<blich  geringerer  EingrifT  als  i^H 
Tracheotomie  i.st,  lind  dass  dic'  Athniung  auf  dem  natürlichen  Wege  erfolgt;  aucb  iH 
das  definitive  Decanulomeut  nach  der  Tracheotomie  weit  schwieriger  und  ^tst^M 
w ortungsvoller,  währetnl  nach  der  Kxtubation  loiclit  wieder  die  Intubatiog^^H 
werkstelligl  werden  kann.  Hervorzuheben  ist  ferner,  dass,  wenn  die  Intnhatjj^^^| 
Weiterverbreitung  des  l'rocesscs  auf  die  tieferen  Theile  der  Trachea  nicht  aiisrelrb^l 
sollte,  die  Tracheotomie  ohne  Nachtheil  noch  nachträglich  gemacht  werdi-n  k:iJilfl 
Von  den  Nachtheilen  der  Intubation,  dem  Dectdjitus,  der  erschwerten  Ern.1hmnfil 
der  V'crstopfung  der  Canüle  imd  dem  nicht  selt<'n  vermehrten  Husten,  ist  x^fa^l 
merken,  dass  letzterer  wegfällt,  wenn  man  den  Faden  entfernt  resp.  nicht  ai^^^M 
Kpiglottis  liegen  lässt.  Der  DeeubitiLs  ULsst  sich  nicht  .selten  vermeiden,  weiip^^| 
Tnbe  häufiger  gewechselt  wird:  aber  auch  wenn  dies  nicht  möglich  sein  soUip  uaS 
wirklich  DecubitiLs  eintritt,  so  ist  derselbe  bei  geschickter  Intubation  nur  t»in  ubriH 
tliichlicher.  Im  übrigen  kommt  derselbe  auch  bei  der  Tracheotonde  vor.  INc  R^H 
.schwerung  der  Krnährung  wäre  allerdings  we.sentlicher;  aber  in  den  niei.sti^n  FaU«^B 
ist  sie  nur  anfangs  bemerkbar  und  k.'uni  leicht  durch  Dvtubation  während  des  E^aeo^l 
vermieden  werden;  späterhin  gewöhnen  sich  die  Patienten  au  die  Tube,  wunj^M^f 
selbe  mir  richtig  liegt.  Die  Verstopfung  durch  Schleim  oder  .Membranen  nius.s  ^^^H 
mnglichst  weites  Lumen  der  Tube  zu  verhindern  versucht  werden;  gelingt  <H^H 
nicht,  so  mu.ss  die  Tube  sofort  entfernt  und  durch  eine  neue  ersetzt  werilen.       ^^H 

Selbstverständlich  richtet  sich  die  Zeitdauer  der  Intubation  nach  «ler  Schwere  iir 
Erkrankung.     Häufig    kann    man    die  Tube    .schon  vom    dritten   Tage    an    (rntfr>mMi^ 
seltener  vom    zehnten    oder    noch    später.      In    einzelnen  Fällen    nuLs^te  hi.«  tu  t^i^| 
Wochen  intubirt  wenlen;    natürlich  steigern  sich  die  Nachtheile,  n;uiientlich  di«  Ot^M 
fahr  des  Decubitus,  mit  der  Länge  der  Zeit,  wtthrend  der  die  Tube  liegen  man.     ^M 

Ausser  bei  der  Diphtherie  hat  auch  bei  den  anderen  .-iciitcn  und  clironisc]ii^| 
Kehlkopfsverengerungen  die  Intubation  Eingang  gefunden.  Ob  sie  aber  iu  alleu  iii*fl 
dicirt  ist,    bleibt  vorläufig  noch  fraglich.      Uei  der  pliiegnionOsen  und  nbsrrtlirvtiikn 


fTntnhntioii 


701      - 


Iniilin] 


I 


Laryngitis,  Iwi  di'ii  vf'rscLi''deneii  ocdi'iuatöscn  SckwcIluiigiMi  ist  wohl  ilif  Ti':ichu<itnniic< 
vorzuziehen,  da  dip  geschwulleue  Sehleinihiiut  das  Lumon  der  Tube  leicht  ver- 
schliesson  kann.  Wo  diese  Uefahr  dagegen  nicht  vorhanden  ist,  beim  Pseudocroup, 
der  I/aryngitis  stridula,  hypnglnttica,  dem  Skleroni,  der  Lues;  ohne  Perichondritis, 
der  Lepra,  den  recidinrenden  Papilloiinui  <ler  Kinder  ist  sie  sicher  indicirt. 

LUBLISSKI. 

itussu8re|)t]on,  In  vagination,  Darmoinstülpung,  kommt  bei  Kindern  weit  hiiufiger 
vor  als  bei  Erwachsenen:  '/^  der  Fälle  gehört  dem  ersten  Iyel)ensjahr<'  an.  I>:i.s  klinische 
Bild  äussert  sich  in  kolikartigen  Schmerzen,  blutig-schleimigen  Stühlen,  Tenesums, 
sowie  zuweilen  im  Abgang  gangraenüscr  Fetzen  oder  noch  gut  erkennbarer  Dann- 
stücke. Nicht  selteu  ist  an  der  Stelle  der  Einstülpung  ein  Tumor  durch  die  Bauch- 
deckon  bin.lurch  zu  fühlen.  Mit  diesen  Erscheinungen  ver(>iir<let  sich  bald  frülier, 
bald  später  das  Bihi  einer  nu;hr  r>der  minder  vollkommenen  Ilarmstcnosc.  Die  kli- 
nischen Erscheiiuuigcn  sind  im  Einzelnen  abhängig  von  der  Ursache  und  damit  auch 
von  der  Entwicklung,  sowie  von  dem  Sitze  der  Intussusception.  Meist  ist  dieser  im 
Coccuni  oder  lleum  gelegen,  seltener  tiudet  man  das  Colon,  nur  ausnahmsweise  d;»« 
Duodenum  betroffen;  die  hftufigste  Form  der  Darmeiiistülpung  ist  die  InvagLnatio 
ik'ü-coecaüs.  die  mitunter  solche  (irade  erreicht,  dass  das  „Intussusceptum"  vom 
Kectinn  aus  zu  fühlen  ist  fwler  direct  vor  den  Anus  tritt.  Ein  Theil  der  Fülle  konrnit 
tturcli  Losung  der  Einstülpung  zur  Spontanheilung,  ein  anderer  Theil  zeigt,  wenn 
kein  chimrgisches  Einschreiten  erfolgt,  einen  Verlauf,  welcher  manchmal  redit 
chronisch  wird  und  meist  danu"t  endet,  da.ss  entweder  das  eingestülpte  Darmstück 
nacii  vorausgegangener  Verlöthung  des  äusseren  und  inneren  Blattes  abgestossen  und 
per  rectum  nach  au.ssen  bcfiirdert  wird  oder  dass  in  Folge  einer  Perforation  der 
Darniwand  Peritonitis  entstellt.  Eine  Reihe  von  Fällen  endet  direct  unter  ilens- 
ähnlichen  Erscheinungen.  [)ie  Therapie  ist  eine  operative,  sobald  ein  nicht  chirurgisches 
Vorgehen  ohne  Erfolg  geblieben  ist.  Es  ist,  wenn  irgend  möglich,  vor  einem  chirurgischen 
Eingriff  <lie  nianu«'lle  Lösung  der  lntu.ssusceptinn  durch  die  Bauchdecken  iiindurch 
zu  versuchen,  doch  muss  diese  wegen  der  (ief.-dir  einer  eventuellen  Zerreissung  des 
in  seiner  Ernährung  gestörtiMi  Darmes  ohne  Anwendung  roher  tiewalt  und  mit  grosser 
Vorsicht  geschehen.  Ebenso  ist  der  Versuch  zu  macUen,  durch  Lurteinbla.stmgen  per 
rectiun  oder  durch  tiohe  Eingie.ssungen  das  eingestülpte  l'armstfick  in  seine  natür- 
liche Lage  zurückzudrängen.  Da,  wo  diese  Mittel  nicht  zinn  Ziele  führen  und  ein 
chirurgischer  Eingriff  nicht  durchführbar  ist,  muss  man  sich  darauf  beschränken, 
die  Schmerzen  durch  Narcotica,  besomlers  durch  Anwendung  der  Opiate,  sowie  durch 
Auflegen  einer  Eisblase  auf  das  Abdomen  zu  liekämi)fcn,  ferner  das  Erbreclien  und  den 
Kräfteverfnll  durch  eine  euts]trcchende,  gleichzeitig  auf  die  Darm.stenose  Rücksicht 
nehmende  Ernähnmg  zu  verhüten  und  sich  am  Schlüsse,    wenn  Alles    im  Stiche  ge- 

^B     lassen  hat,    damit  liescheiden,    für  Euthanasie  zu  sorgen.    Die  Symptome  der  Dann- 

^P    Stenose  sind   nacli  den  dafür  gültigen  Regeln  zu  bekämpfen. 

iDnlft  L.     PflanxengaUiing  auk  Jt>r  Firn.  <l(<r  Com  pos  it  ad",  Tjrpiu  der  l'nterrani.  Inulcac.    Die  Uattoii);  I.  ainfKst 

IetwA  50  Arten  t|pi-  nstliehoii  Gnlltlirtc.  nipi«t  auBdatieriide,  com  Tbeil  krlftige  Krüator.  s(«U(*n  Straueher.  T.  Helc- 
niam  L.,  Alitnt,  eine  au.sdaQt>rDiIe  Staude  mit  dEcktfr.  Kutigor.  flpkNchiffcr  Worte!  and  1— 2ni  hobon,  raubbtarifcon. 
nicitit  i*infaobeii  Stonifoln.  In  Euntpa.  Nurd-  and  Hitto)««ien  hcimiftch.  in  Nordamenka  pingewundert.  BtOht  Juli 
bia  AncaaL  Die  Wonetn  riecbnn  und  Kchnieeken  stark  art>Diatt4eb.  Hie  enthalten  Alantkainpber*  nnd  die 
ganie  Pflanxo  enthilt,  wie  allr«  C'umiKisiteit,  Innlin.  Viel  klniuore  Arten  »ind  bei  un»:  I.  salieiua  h.,  kahl,  blt- 
00  Dtn  boeb,  I.  hirtaL.,  der  vungcn  ilimlicli,  aber  taubliaarii;.  1.  (germanica  L.  und  I.  Uritaani«*»  1..  I.  gri^ 
veoleas  wirkt  dinrctiich  (Hendclsubn). 
nUn,  Ci2Hj,iOio.  findet  sich  vielfach  und,  besonders  im  Herbst,  oft  in  sehr  reichlicher  Menge 
iii  Wurzelu,  z.  K.  von  Inul,!  Ilelunium,  Dablin  pinnata,  Cichorium  Intybus  und  aodcren,  stets 
^1  in  gelöstem  Zu.staMde.  Es  wird  durch  Ausziehen  mit  siedendera  Wasser  und  wiederholtoj* 
^B  Ausfrierenlasscn  gewonnen.  En  bildet  ein  aus  mikroskopischen  Kugebi  bestehendes  hygro- 
^"  skopisches  Pulver,  das  bei  IGO",  unter  ('el)crgang  in  das  amorphe  Pyrinulin,  schmilzt,  spcc. 
Gew.  1,47  (Dragciidorff),  1,3491  (Kiliiini);  bei  100"  hat  es  die  coiistante  Zusammen- 
^_  aetzung  3C,,Il2„0,„  -f-  H..0.  Es  i.st  doppcllbrechcnd,  sehr  wenig  löslich  iii  kaltem,  rcichlicL 
^B  in  heisscm  Wasser,  fast  unlöslich  iu  .Alkohol.  Die  wäs.serige  Lösung  ist  linksdrehend.  Durch 
^H  Jod  cutstellt  keine  Blaufärbung.  Durcb  Erhitzen  mit  Wa.sacr  wird  es  langsam,  durch  iSäurun 
^H  rasch  in  Lacvulose  (d-Krnctosc)  übcrgcfiihrf,  wobei  als  Zwischenproducte  Metinulin  und 
^H  Lacvinulin  entstehen.  Feh  li  ng'.schc  Lösung  wird  durch  Inulin  nicht  reducirt,  wohl  abür 
^H  nmmoninkalischc  ,'iilberlösung.  Kcrmcntc  wirken  garnieht  oder  .sehr  wenig  cin.^  Beim  Erhitzen 
^H  von  Inulin  mit  Barytwa.sser  auf  löO"  wird  viel  GährunKsmilchsäure  gebildet. 

^H  Pnlilin  fP«7»a),  «in  Kohlrlijnlrat   aiu  Dahli»  (linnati,  ist  Identüieli  mit  Inolin.  apipnvi 


^ 
^ 


[IniiHnliisniits 


—     700 


Innr 


Inulinbi)«cuH8  sinJ  für  Diali'Mikcr  als  Surrogat  für  li.Hs  kaum   zu  ci. 
die  Zuckerausscheidung  vermehrenden  hohen  Starkemchlgehaltes  ■ 
seitdem  Külz  den  Nachweis  geführt,  dass  luuliu*  das  einzige   Pol 
Diabetiker  noch  verbrannt  und  verwerthet  wird,  ohne  die  Zuckeran 
wenig  Mehl  und  viel  Inulin  wird  unter   Zusatz  vou  Wasser,   Ei   und  ücwu' 
bares  und  ziemlich  wohlschmeckendes  Gebäck  hergestellt.      Leider  ist  da- 


InniirHdiis-  odi-r  Ki  ii  i-iwliuiigskurou  rlioiiiMi  dazu,    in   S;ilbo,   JSeilo  oili-r   wii 
ilcii  (Vinstitaciiticii    incnriwrirte  ArziioistofTi-  von   der  Hautoberf1:1fh«<    .mi  >' 
rcibung    oder    einfache    Auftrn{(uiig    zum    Zwecke   der  Allgcni' 
Körper    zu    britigeii.     Im    S|M'eieilen    verstellt    man    untor    ..In 
(,»tierk.siiber.s;ilbe    ;iusgefiihrte    Kinreibuu};,    Frietioii,     zum    Zwecke    d« 
br'hiuiriJuiig.      Zweifellos    stellt    die    Kiureibungskur    eine    der    besti-n    B*l 
iiK'thoilcn    dar    und   so  haben  seit  jeher  die  Aerzte,    nicht    crsst    Miit  B«'t 
der  Syphilis,    sondern  .lahrhunderte   I.lnger,    diese   Methode  benilt2t,    «fiiu 
eiier^iische  Qiiecksilberwirkung  ausüben  wollten,  uud  diese  günstige  Beurlbi 
Schmierkur  liut  sich  bewährt  trotz  aller  Wandhmgen   der  Aiisi !  .11 

Aerzte    und   Laien    iil)er  die  Krankheit  selbst  und   trotz    der  \v  11 

thnden,    in  welchen    die  Inunctionskur    im  Laufe    der  .lixlirliui 
gelangte.     JMe    zu  den  limiictionen    verwandte  graue   t^)uecksil; 
ist  ein  mechanisches  (iemengc  vou   l   (^luecksilber  mit   2   Fett   oder  IauioIiu 
riiarni:ik<>ijiien    I.-Lssen  ein    anderes  Verhältniss  zu.     Als   be.sonder»>   \ehikel 
Serbin  und  Vasofren  benutzt  worden. 

.\1k  Ersatz  für  (j*uecksilbersalbc    sind  mehrfach  die    fettsauren  Salzo 
Silbers,  IJuecksilberoleate,    eniiifohlen    worden  (Shoemaker).      Einen  Sc 
gingen  Schuster,  Oberländer,    Spillniann  und  Andere,   welche    "■• 
hergestellte    Seifen    verwenden.     Itie    einzureibende    Körperpartie   1 
feuchtet  werden,  dann  wird  die  Seife  leicht  oingeschäiiTnt  un<l  cingfru-nen 
mit    Seiden-  und  Pergnnientpapier  bedeckt,  oder  man    Llsst   den  S;haum 
trocknen.    Die  ganze  Procedur  ist  etw.a.s  sauberer,  wie  das   Rinreilien   mit  S 
siill    nicht    weniger    günstige    Resultate  lief(>m,    als    die    gewöhnliehe   inni 
Auch    Kalonielsalbe,    Kainnielseife,    Einreibungen    mit    weisser    Praeripi 
als  Ersatz  für  das  gewCihnliche  Unguentum  cineveum  empfohlen  wnnleii. 
infigcn  den  \'<jr/ng  lialien,  dem  Laieiipulilicum  die  veril.aehterregeuden  und 
limnctionskureti  durch  harmlos  erschi'inetide  Ma.ssagebehandliuig  in    iinri>I 
ereetzen    zu    können.    Aber  für  diese  Fälle  würde    Injertionsbehaii'i 
sein,    deim  man  wird    sicliprlich    vermeiden  wollen,    die  Schmierkui   .ui.  l, 
cinereum,    über  <leren   Wirkungsweise  wir    auf   das   Gen.'iueste   unterrichtet 
deren  Energie  wir  nach   beliehen    steigern  uud  vermindern    krmnen.    durri 
Kuren  zu  ersetzen. 

Für  die  ,\itsf iih rung    der    „  1  nunctionen"    giebt    es    \ • 
Entweder  sucht  man  durch  mehr  oder  weniger  energisches  Verr« 
Salbe    in  die  Hanl    einzureiben  oder  nach  Hcrxheimer'a   „KLiisi  i 
Haut  hinein  zu  klopfen.     Oder  man   begnügt    sich  mit  Aufstreiel  • 
(Pietrn  (!  a  niberi  n  i"s  1h:?H  angewendete  Supraposition,    ni'urrdingi«  »i>n  * 
SiockholiH    empfolilen).     Man    reibt  mit  den  Handflächen,     mit  (i|.i«liiji  bi 
pilzförmigen  „liinnctoreu".  ge)iolsterten  mit  Leder,   Scliweiiisblase. 
überzogenen  Kissen  ein.     l>ie  Krmiken  reiben  sich  selbst  ein   oder   v\.  ..r.„  , 
(Jehilfen  eingerieben,    hie  Ilnner  <les  Einreiheactes  schwankt  8wii,phen  .n— .TU 

Doch  sclieiiien  alle  diese  kleinen  Variationen    unweHentlich.      I'< 
heutigen  Kenntnissen  ist  ein  wesentlicher  Factor  für  da.s  Ziisrandek' 
silberwirknng  die  dünne  Vertheüung  eines  ijuecksilberhattigen   Feti. 
otterfläche;  die  Wirkimg  beruht  nänilich  auf  der  Verdunstung  des   rv 
silbere    sclion  bei  gewöhnlicher  Temperatur.     Je  mehr    verdun  • 
.\iifiiatime  gelangen  kann,   desto  energischer  wird  die  Vt'ecksill 
Aufiiahnie  des  t,>uecksilherdanipfes  erfolgt    theils  durch   Lungen-,    ti 
atluiuiüg.     llevveis  dafüi-  ist,  d:iss  die  Quecksijberwirkinig   .nneli   bei 
(und  Tliieren)  zu  Slanili-  kommt,    liei   welcben    nur  auf    dem   \>  egi» 
vriii   venhinsteiem  t^iieeksiltier  eiiU'    t^iiecksilberzufuhr    stnttgefiHiften 


demgoraüss    auch    die  Auftragung    der  l^iiecksilüersalbc  auf  die  Haal  • 


[Tniinctionen 


—    703    — 


Iniiiirtionenj 


diu  Auftraguiig  der  Salbe  aiif  Sloffu,  die  in;in  unlor  diT  Kliidung  tniKcii  lüssl  oder 
durch  Iiupnipgiiirung  von  Stoffen  mit  Quecksilber,  wenn  nur  sonst  die  Gelegenheit 
gegeben  wird,  duss  der  vou  diesen  praep.irirten  Gegenständen  sich  entwickelnde 
D.-inipf  zur  Einatlinumg  gelangen  kann.  (Merget's  Plauelles  ruerenrielles,  herge- 
stellt   durch  Eintauchen    in   saure»  Quecksilbeniitnit  und   dann   in  Annnoniakwasser.) 

Diese  Art  der  Quecksilberaufnahmo  niuss  alsi  sicher  betrai-htet  worden.  Weniger 
«icher  bewiesen  ist,  nb  nicht  ilio  t^iu'cksilberkvigeli'heii  bei  energischer  Friction  in  die 
rollikeioHuiHigen  hiiieingepresst  (.1.  Neumanii,  P.  Firrbriuger)  und  nach  l'eber- 
ndirmig  in  lösiiehe  Verbindungen  resorbirt  werden;  besMuders  dann,  wenn  [leri- 
follicuiUre  Kntzündungen  und  Kiterurigen  sich  entwickeln. 

Für  die  praktische  Verwerthung  der  Schmierkur  wird  man  also  das  mechanische 
Moment  wohl  nicht  vollständig  vernachliissigen  dürfen,  aber  jedenfalls  berück- 
sichtigen müssen,  dass  von  der  Menge  des  zur  Resorption  gelangenden  Uanipfe.s 
die  Wirkung  abhängen  wird.  Es  ist  demgemiläs  in  jetlem  einzelnen  Falle  in  Rech- 
nung 7,u  ziehen  sowohl  die  Frage:  durch  welche  Anordnungen  beeinflusst  man  die 
Bildung  und  Menge  des  (^uecksilberdampfes  aus  dem  auf  die  Kiirperoberfliiche  vcr- 
tbeilten  Metalle?  nrul  wtilche  Anordnungen  beeinflussen  die  Aufnahme  des  gebildeten 
ti'necksilberdampfes  in  den  KOrper? 

Zunächst  ist  es  klar,  dass  die  Menge  dos  Quecksilberdanipfes  von  der  Ver- 
darapfungsfläche  abhängt,  .le  grössere  Theile  der  Körperoberfläche  also  bei  jetler 
Einreibung  bearbeitet  werden,  um  so  intensiver  ist  die  Wirkung  der  einzelnen  Einrei- 
bung. Eine  Steigerung  der  Einzeldosis  hat  wahrscheinlich  geringere  Bedeutung,  wie 
die  Vergrössernng  der  Eirireibungsfiäche.  .ie  wärmer  der  Körper  gehalten  wird,  um 
so  grfi.sser  wird  die  Masse  des  sich  entwickelnden  Dampfes  sein.  Sodann  muss  dafür 
gesorgt  werden,  dass  der  gebildete  Dampf  möglichst  wenig  .sich  verflüchtigt  iuul  in 
der  Nähe  der  Körperoberfläche  und  der  Lungenathnumg    zugänglich   erhalten   bleibt. 

üie  Vorschriften  für  die  .Xusübiing  einer  Innncticmskur  lauten  demnach  folgendor- 
uiaassen:  Jeden  Tag  wird  eine  der  beabsichtigten  Energie  der  l^uecksilberwirkung 
entsprechende  Dosis  grauer  Salbe  mit  mehr  oder  weniger  Reiben,  Kneten,  Klatschen 
verrieben  und  verstrichen,  wobei  es  von  äus.seren  und  .subjectiven  Verhältnissen 
abhängen  wird,  ob  der  Patient  selbst  oder  eine  andere  Person  die  Manipulation  aus- 
führt. Gewöhidich  vereinigt  man  fünf  Einreibungen  zu  einem  Turnus:  1.  Tag: 
rechter  Arm;  2.  Tag:  liuker  .Arm;  :i.  Tag:  rechtes  Bein;  4.  Tag:  linkes  Bein;  ö.  Tag: 
Rücken  resp.  Seitentheile  der  Hru.st.  Der  Kranke  h:it  über  den  ganzen  Köqjer  hin- 
weggehende, nicht  zu  leichte,  ain  besten  wollene,  nicht  tricotartig  anliegende  Unter- 
kleider zu  tragen,  welche  zweckmäs.sig  im  Laufe  der  Kur  nicht  gewechselt  werden. 
Je  weniger  von  der  Körperoberfläche  die  V"***"l<silbersalbe  mechanisch  durch  ein- 
faches Abwa-scheTi  luul  Abseifen  entfernt  wird  und  je  weniger  Quecksilber  etwa  durch 
Schwefelbäder  chemisch  unwirksam  gemacht  wird,  um  so  reichlicher  und  länger  wird 
das  aufgetragene  Metall  sich  in  wirksamem  Zustande  erlialten  können.  Die  Patienten 
sollen  also  während  der  Kur  möglichst  in  demselben  gleichmässig  erwänuten  Räume, 
der  nii'ht  übermässig  ventilirt  werden  darf,  sich  aufhalten,  recht  lange  im  Bett 
liegen.  Diese  Vorschriften  dürfen  dii;  sonstigen  Regeln  der  modernen  Hygiene  nicht 
ganz  unberücksichtigt  l.a.s.sen:  Spazierengehen  ist  nicht  g;inz  zu  verbieten,  Baden  vou 
Zeit  zu  Zeit  erlaubt.  Als  gewöliDliche  Dosis  beim  F>waclisenen  rechnet  m:in  3,(1  bis  4,0 
33'/iproc.  Salbe  pro  Tag;  doch  kann  m:in  dieselbe  meist  :iuch  bei  sorgsamer  Beobachtung 
auf  •),(>  bis  H,0  steigern.  Ferner  kommen  in  Betr:K'ht  die  verschiedene  Eniptindlichkeit 
des  Individuums  gegen  Quecksilber  und  die  Nothwendigkeit,  den  vorhan<lenen  syphi- 
litischen Proce-ss  mehr  oder  weniger  .schnell  zu  beeinflussen;  sodaim  die  Berücksich- 
tigung der  br-gleitemlen  Krankheitsprocesse,  |)yskrasien  etc.  Bei  Kindern  ist  die 
Dosis  entsprechend  kleiner,  0,5-1,0—1,6.  Eine  genaue  Dosinuig  ist  nur  von  Fall 
zu  Fall  möglich.  Bi'sonders  ist  in  Betracht  zu  ziehen,  dass  kranke  mit  nicht  nor- 
maler Hornschicht  überzogene  Haut  ganz  besonders  gut  resorbirt,  dass  also  in  solchen 
l''ällen  mit  gro.sser  Vorsicht  vorgegangen  werden  muss.  Man  kami  mit  der  Salbe 
jede  belielng  starke  oder  .schwache,  rapid  oder  allmählig  einsetzende  Wirkung 
erzielen.  .Nur  wird  ni.in  berücksichtigen,  dass  eine  gute  Durchfühnuig  der  Ein- 
reibungskur dem  Patienten  m:inc|ie  Einschränkungen  auferlegt.  .Man  winl  die  Ein- 
reibutigsknr  .'d.w  rescrviren  für  die  Fälle,  in  denen  eine  besonders  energische 
und  sorgsame  Quecksilbcrbehandlung  nothwendig  ist.  Auch  erlanbl  die  Kinn'ibuoirs- 
kur  eine  locale  Beeinflussung  cutajier  Syphilisprocess«'. 


|Tppra«-uaiilin 


—     TOfl     — 


IpManakI 


i'iiUT  Schrift  \oa  H«lvi:tius.     Di«-   Krlnliniiiij:,    welche    Ludwig 
für  lue  überaus  crfolgroichp  Bch:iniUung  des  iKiiiphin  zu   Theil  wi.i  : 
ihm    vprlinhene  Uebertniguiig    des  Monopols  für  den  Verkauf    seines 
Li'iinmiftel  verbreiteten  Pnieparates  erregten  allgemeines   Aufsehen.      ' 
Streites  mit  Garnier  wurde  von  Letzterem  d:is  Hei  vntius'schc  (i«^heii: 
gemacht  und  von  nun  an  ging  die  Anwendung  diT   Drog«    in    allgr!ni>'iiMii 
über,    zu    dessen    Verbreitung    liesonders    Slo.aae,     Biiglivi     und    An 
Leilinitz   beitrugen.     Aber  der  stirke  Vorbnuich    friihercr  7.' 
dem    Bf^ginne    der    Decadenz    pliarniakodynamiscbcr   Tlier.npi' 
obgleich  diu  Wurzel  zu  den  nützlidislen  .\rzneimitteln    dt>s   F'tl 
Als  wirksamster  Bestandtlieil  lindet  sich  in  der  l'ftanzc  ein- 
die  l|R(:uuanhasäure,    fenier  da.s  Rnietin.    welches   allertlings    nicht    als 
Bestamltheil  der  Cephaeli»  Ipecacuanha  zu  betrachten    ist,   (i:i  eü  in  3ii<lin-n 
iler   Frtuiilie  der  Psychotrieae  ebenfalls  gefunden  wird.       In   ncuen-r  7 
Cownley  IWtö)  ist  eine  neue  Ba.se,    das  Cophalin,    CisHjoNOj,    nebni  t.u. 
gefunden   worden.     Die  physiologischen  Untersuchungen   bczioh«n  sich  hau 
auf  <la.s  Enietin,  bei  dem  man  sehr  babl  erkannt  hat,  d.i.«i8  t»s  der  Tr.l.' 
Wirkung  sei,  wilhreiul  Uiitersucbuiigen  über  die  ]pecacu;inh:Lsiture  oder 
lliecacuanha  bisher  nicht  angestellt  worden  sind,  so  wüiischfnswr'rth  •! 

Zuerst  wurde  unreines  Kinetiii  benutzt,  jedoch  ist  der  Untt-rschi'^«! 
mit  dem  etwas  .stärkeren  oder  reinen  Knietin  nicht  besonders    hit 
nächst  zeigt  es  sich,  dass  da.s  Knu'tin   eine  stark  reizende    Subst.;: 
Haut  Kr.scheinungen  hervorruft,  die  mau  von  der  Anwendung  der  Ipi' 
kennt,     jlas  Kmetin  kann  subcutan  und  vom  Magen  aus  vembreicht  w< 
Brechen  erregende  Wirkung  betrifft,  so  zeigt  sich  hier  ein  üntor5chie<l  vc 
phin,  welches  eine  centrale  Einwirkung  ausübt,  wahrend  das  Eniefir  - 
MagcM  aus  wirkt.     So   kann  man   urtheilen,    da  bei   Durfhsc.hneiil 
Erbrechen  eintritt.  r>ie  Wirkung  nach  der  subcutinen  Injfction  erki.i 
dass  Emetiu  durch  die  Magenschleimhaut  abgeschieden    wird.      Es   ist 
ciiigeweiulet  worden  (v    I'od wyssotzki),  einmal    dass    diese  Vm: 
Schwncimngeu    der    Thiere    nicht    m.a;issgebend    seien     und     d:i- 
Versucliei)  zuweilen  auch   eine  Brechwirkung,  allerdings    nur  eine 
beobachten  köune.     l-erner  sei  auch  die  .\ussrhei<lung  aus  der  .Mit:; 
nicht    einmal    sicher    gestellt.     .Jedoch  s|)richt   für  sie  die  von   l>urchrilJ'fl 
stark  reizende  Einwirkung  auf  den  Dann  bei  subcutaner   Injecliou,  fiiw 
die    der  IpecMcu:iHh;i    in    diesem  Maas.se    nicht    zukommt.       Sehr    anltiJliXi 
Lähniungsersclieinuiigen  bei  Thierversucheu  nach  grris-seren  Dosen.    *■■ 
anhaltender   Irritalulitfit    der  Muskeln.      Puls    und   Rcspirntion    \\ 
.Nur  bei  grossen  Oosen   wird  ein  EiiiRii.«s  auf  den  Blntilnu-k   beob.-iciu'i,   ii»f 
sinkt  die  arterielle  Sp.nnnung  bei   starker  Schwilchung  der  Herz.-iction     L«Jt« 
bei  Thieren   durch  \'erabreicbuMg    von  .\tropin    gehoben    werden ,    eine 
die  vielleicht  einiu  Hinweis  für    die  Therapie  der  Collapszustande  nach  l[ 
^iebt.      IJiiutig  wird  eine  Liutgenhyperaemie  beobachtet   mit  n.-tchfoleenilrr 
Jedenfalls  hat  das  Kmetin  eine  v:usocoi)strict(M-ische  Wirkung. 

Da  da.s    in    der  Wurzel  zu    etwa  ^U — 1   pCt.    euth.iltene   Enietin    »> 
war  seine  Isidinuig  für  <lie  Therapie  überflüs.sig,  der  «iebruurh    <ler  ^mA 
aus   .ihr   herge.stellteu   galenischeii  Praepanite  ist  vollkonmien   au- 

Auf  der  Haut  rnauifestirt    sich    die    reizende  Wirkung    der  Ip.  ■ . 
eigentliüiulichcn    Weisi",    dies    zeigt   sich   besouders  mit   einer  SaltM*. 
Ipecacuanh.ae  und   \'.\  g  Fett  enthalt.     Es  entstehen    mit  einem   .<•■!- 
zündeten  Hof  umselieue  Papeln,  welche  zuweilen  eonfluiren.     Schi 
kleine  Piistclu  mit  einer  centralen  Depression.    Schmerzhaft    i 
und  die  Pusteln  trockueii  bald  ein.     Wir  .sehen  hier  also  eine  äli 
nach  Krotiini'it  iiitd  üiechweifistein.    Die  sehr  reizenile  V 
auch  bei  iJearlieitung  der  Droge  beobachtet  wonlen.    E.v 
tlersellieu  die  ArlieitiT    di(^  Kespirationsor;^ane    durch     leuchte    i'iiohnr 
St.aub  ist    aber    so    fein    und    leicht    beweglich,    d:iss    er   .selbst  gaJU 
Arbeitsplätze    seine    Wirkung    noch    äussert.       Besondei-s     sind     charaki««'''* ' 
asthmatischen  Zufälle,  welche  bei  manchen  empfindiichen  Personen  darcb  *'*'^ 
Spuren  des  Pulvers  bewirkt  werden.     Ausser  Aiithnia    können  Fnu^rtirdiiln^' 


dir  hfl 

.t .1^ 


rut'P'" 


4 


[Invertzucker 


-     705     - 


IpePHcuAnhH] 


I 
I 


nur  in  geringer  Menge  aiifgenommeii.  In  der  Nnlur  tritt  der  rnvcrtzucker  als  Bestandtbeil 
des  Saftes  süss  schmeckender  Beeren  und  Friichte  aul,  besonders  aber  in  den  BlUtheo  vieler 
Pdanzun,  aus  welchen  er  iu  den  Bienenhonig  übergebt. 

Der  künstliche  Invertzucker  dient  als  Ersatzmittel  für  Honig,  und  findet  ferner  bedeu- 
tende Anwendung  bei  der  Fabrication  vun  Frucbtcouscrvca,  wozu  er  sich  wegen  des  langsamen 
Krystallisireiis  viel  besser  eignet  als  der  Rohrzucker.  Zur  llcrstellung  dcü  Invertzuckers  im 
Grossen  crbitat  mau  1000  kg  Rohrzucker  mit  '240  Liter  Wasser  auf  95",  setzt  sodann  0,222  Liter 
ÖS  proc.  Salzsäure,  welche  vorher  zu  10  Litern  verdünnt  worden  war.  hinzu  und  erwärmt  noch 
'  »  Stunde  auf  80  bis  90°.  Das  Product  wird  schliesslich  durch  Neutralisiren  mit  etwas  .'^oda 
oder  Zuckcrkalk  von  der  Säure  befreit.  —  Die  Umwandlung  des  Rohrzuckers  iu  Invertzucker 
wird  auch  durch  Kohlensäure  bewirkt,  jedoch  verläuft  der  Process  hierbei  sehr  lan^am  und 
muss  in  geschlossenen  Oefässen  unter  Druck  vorgenommen  werden. 

LANDOLT. 

InvoIntioiiBbehaudluug.     Uio  liivolutiivn,    il.  li.  die  Hückbildiuif;    diT   weichen  Goburts- 
woge,  besonders  dos  UtenLS,  nach  der  Goburt  zur  normalen  Grösse,  ist  ein  rein  phy- 

»sioiogischer  Vorgang.    Nur  Störungen  der  liivi»hiti<in  {^eben  zu  therjipüuti.schen  MautiS- 
n:ihmeu  Anlnss.     Der  I'rojjliylaxe    wird  d;iher  lier  l)uu[)tantlK'il  zuhillen. 
Norni:ilcr  Weise  nimmt  die  Rückbildung  des  L'teru.s  einen  Zeitraum  von  .sechs  Wochen 
in  Anspruch    und    ihr  Abschlus.s    wird    bei    nicht    stillenden  Krauen    gekennzeichnet 
durcli    den  Bintritt   einer    regelrechten  Menstruation.     Eine    ungenügende    Involution 
ilocumetitirt  sich  entweder  sciion    im  Wochenbett    oder    nach    deni.selhen    durcjr    un- 
^  rogelmilssige  Hlntnngen  und  dnmjifen  Schmerz  im  rnterleib,    besonders  heim  Gehen. 
V  Unter  ilen   Ursachen  einer  mangelhaften  Kfickbildnng  steht  obenan   eine  schlechte 

I^eituiig  der  Nachgebiirtsperiode.  Je  activt-r  raan  vorgeht,  destn  hiiufiger  werden 
Reste  der  I'lacent;i  oder  der  Eihäute  zurückbleiben.  Es  kann  nicht  genug  betont  werden, 

»dass  ilie  e.vspect.itive  Methode  die  besten  Resultate  liefert;  man  soll  nur  dann  die 
I'lacenta  exprimiren,  wenn  sie  spontan  gelöst  ist  oder  wenn  Khitungen  zur  schleunigen 
Entfernung  aulTnrdern.  Etwaige  Reste  des  Placentagewebes  im  Uterus  soll  maji 
mauneli  etitferneii;  bleiben  nur  Eih.lute  zurück,  so  soll  man  sich  abwartend  verhalten 
und  im  Wochenbett  durch  |)rüi)hylaktische  Ausspülungen  der  Scheide  ihrer  Zei-sotzung 
vorbeugen.  Nur  bei  höheren  Eieberbewegungen  und  st.'irkereu  Blutungen  sind  sie 
manuell  zu  entfernen.  Eine  veniüiil'tige  Leitung  des  Wochenbettes  ist  die  zweite 
Vorbedingung  für  eine  normale  Invohifion.  Möglichste  Sauberkeit  der  Bettwäsche 
niul  Reinhaltung  der  :1ns.seren  Ge.schlechtsthelle  venneiden  am  besten  eiiu«  nachträgliche 
Infection.  Eerner  sind  die  Sorge  für  regelmflssige  Stidilentlefningen  vom  dritten 
Woclienbettstage  an  und  eine  mindesten.s  dreimalige  Entleerung  der  Harnblase  am 
T;ige  wichtige  Factoren    für  einen    norniiden  Verlauf.     I>ie  Bettruhe    endlich    ist    so 

»lange,  gewöhnlich  zehn  Tage,  auszudehnen,  bis  die  Lochien  ihre  blutige  Färbung 
verloren  haben  und  der  Uterus  wieder  ins  kleine  Becken  herabgetreten  ist. 
Bestehen  nach  Ablauf  des  eigentlichen  Wochenbettes  unregelmä.ssige  Blutungen 
und  Schmerzen  im  Unterleib  und  ergiebt  die  Untersuchung  einen  vergrösserten,  aber 
sonst  normalen  Uterus  (Siibi  n  volutio  uteri),  so  hat  man  durch  geeignete  Be- 
handlung eine  weitere  Rückbildung  anzuregen.  Wenig  erfolgreich  i.st  hier  meist  die 
Verabreichung  der  selir  verbreiteten  Mittel:  Secde  und  Hydrastis.  Viel  r3.scher 
kommt  man  zum  Ziel  <lnrch  Scarific.itionen  des  Uterus,  durch  heisse  .Ausspülungen, 
durch  [iijectionen  von  .lodtinctur  in  die  Utenishölilc  ntul  in  hartnäckigen  Fällen 
tlurcli  eine  eventuell  wiederholte  .\u.skratzung  des  Uterus.  In  neuerer  Zeit  sind 
Ma.ssagc  unil  Elektricität  angewendet  worden,  gewiss  vielf.ich  mit  gutem  Erfolg, 
aber  sicherlich  nicht  gefahrloser  un<l  schneller  wirkend,  als  intrauterine  Injectionen 
und  Curettement.  Eine  häufige  Coniplication  der  Subinvolutio  uteri  ist  diu  Retro- 
flexion.  Nichts  ist  verkeiirter,  als  die  Rückbildung  fördern  zu  wollen,  ohne  die  Lage- 
verÄndenmg  zu  beseitigen,    denn  oft  genug  ist  diese  die  Ursache   der  Subinvolution. 

»Zuerst  ist  daher  der  Uterus  m.iimell  zu  anteflectiren  und  durch  ein  Pessar  in  seiner 
normalen  Lage  zu  Hxiren  uml  dann  i'rst  sind  nöthigenfalls  andere  Mittel  anzuwenden. 
Suhinvohitionen  bei  Peri*-  und  Parametritis*.  bei  .Myomen  <les  Uterus  und  bei 
entzündlichen  Zuständen  der  Adnexe  konnnen  für  die  Behaiullung  ebenfalls  in  Betracht. 

K  STEFFECK. 

^^ecncnanhn.  \i>n  der  (lephaelis*  Ipecacuanha,  einer  aus  Süd-.\nierika  stammenden 
Pflanze,  wird  dii-  Wurzel  benutzt.  Die  erste  Nachricht  über  ihn-  Brauchbarkeit, 
und  zwar  bei  Dysenterie  in  Brasilien,  rührt  von  Piso  her  (1041)).  Die  eigentliche 
Einführung  der  Droge   fand  aber  erst  .später  .statt,  besonders   durch  die  Verbreitung 

0.  Ligbrelch,  Eue}kloi>ikedio.     II.  Biiiil.  ^j 


(Ip. 


ei'Bruaii 


Im 


ciiiiT  Srlirift  von  Hi'Ivctius,  hie  Helohiuii)^,  wrlchf  I,inlwip  XIV.  (lieaciD  Aoiar 
fflr  tlie  überaus  orl'olgroirho  Behiuulliuig  (Jos  Dauphin  zu  Theil  worden  lieets,  und  die 
ihm  vprlieheue  Ucbertriigung  des  Monopols  für  den  Verkauf  soin«>s  zuerst  al«  Ge- 
heinimittel  verbreiteten  Praeparates  erregten  allgemeines  Aufsehen.  In  Folge  neimm 
Streites  mit  Garnier  wurde  von  Letzterem  das  Helvetius'sehe  Geh«Mmiiiittt»l  bckiMt 
gemacht  uiid  von  nun  an  ging  die  Anwendung  dir  Droge  in  allgemeinen  iiebrauri 
über,  zu  dessen  Verbreitung  besonders  SInane,  ßaglivi  und  der  Plul<M«|tb 
Leibnit/.  beitrugen.  Aber  der  st-irke  Verbraueh  l'rflherer  Zeiten  ist  besitndrr»:  pnt 
dem  Beginne  der  Deeadeiw  pharuiakodynaniiscbor  Therapie  eingfsrlir.Hnkt  »nn)'«" 
obgleich  «lie  Wiuv.ei  zu  den  nfltzlielisten  Arzneimitteln  des  l'flanzenn-l. 

Als  wirksamster  Bestandtlieil  findet  sieb   in  der  Pflanze  eine  eigen;» i 
die  Ipecacuanhas.lure,    femer  das  Emetin,    welches   allerdings    nicht    uIn  r 

Hestandtheil  der  Cephaelis  Ipecacuanha  zu  betrachten   ist,  da  es  in   aiidcri    -    !  -a 

der   Familie   der  Psychotrieae   elienfalls  gefunden  wird.      In  neuertrr  Zeil   (Paul  oml 
Cownley   IHOö)  ist  eine  neue  Ba.se,    das  Cephalin,    CisHjoNt'j,    n«;bnn   Ktuotin  auf- 
gefunden  worden.     Die  physiologischen  Untersuchungen  beziehen  sich    hnuplKirhlidi 
auf  d:w  Emetin,  bei  dem  man  sehr  bald  erkannt  hat,  dass  es  der  Trälgor  der  l'-—'- 
Wirkung  sei,  während  Untersuchungen  über  die  Ipocacuanhasäiire  oder  die  ««nn  • 
Ipecacuanh.-i  bisher  nicht  angestellt  worden  sind,  so  wünschenswertli   dies  auch  »,ir» 

Zuerst  wurde  unreines  Emetin  benutzt,  jedoch  ist  der  Untei-scbied  in  der  ^^irk1ln$ 
mit  dem   etwas  stärkeren  oder  reinen  Emetin  nicht  besonders    beuKTkcnüWerth.     la- 
nächst  zeigt  es   sich,  dass  das  Emetin   eine  stark  reizemle   Substanz    ist    uml  auf  du 
Haut  Erscheinungen  hervorruft,  <lie  man  von  der  Anwendung  der  Ipecacuiiidia  wl^ 
kennt.     Das  Emetin  kann  subcutan  und  vom  Magen  aus  verabn>icbt   werden      Wa»  it 
Brechen  i'rregende  Wirkung  betritTt,  so  zeigt  sich  hier  ein  Unterschied  \  on  dem  A|iniia' 
phin,  welches  eine  centrale  Einwirkung  au-sübt,  während  dxs  Emetin   nitlectoriiJch  k« 
Magen  aus  wirkt.     So   kann  man   urtheilen,    da  bei  Durchschneiiliinj»  der  Vac 
Erbrechen  eintritt.  Die  Wirkung  nach  der  subcutanen  Injection  erklärt  sich  d.»ii  ^ 
dass  Emetin  durch  die  Magenschleimhaut  abgeschieden   wird.     Es   ist   aWr  d.u  . 
eingewendet  wordtMi  (v.   Pod wyssotzki),  einmal    da.ss    diese  V:i^us vorsuche    »rsrt 
Schwächinigen     iler    'ITiiere    nicht     maassgebend    seien     und    dass    man     bei    di-*«!! 
Verbuchen  zuweilen  auch  eine  Brccliwirkung.  allerdings  niu-  eine 
beobachten  könne.    l'Vrner  sei  auch  die  Ausscheidung  aus  der  .M;i. 
nicht  einmal    sicher   gestellt,     .ledoch  spricht  für  sie  die  von  DiacKi 
.>-tark  reizende  Einwirkung  auf  den  Dann  bei  subcutaner  Injection,  ei; 
ilie    der  Ipecacuanha    in    diesem   Maasse    nicht    zukommt.       Sehr    an 
Lähmungserscheiuuiigen  bei  Tbiervi-rsuchen  nach  grö.sseren  Dosen.    Sir  ^ 
anhaltender   Irritabilität    der  .Muskeln.      Puls    uml  Respiration    werden    verlauü 
Nur  bei  gros.sen  Do.sen   vvird  ein  Einfluss  auf  den  Blutdruck  beobachtet,   abr-r 
sinkt  die  arterielle  Spnnn<uig  bei   starker  Schwäcluuig  der  Herzaction.     LetiKTr  ka« 
bei  Thieren   durch  Verabreichung    von  .■Vtropiii    gehoben   werden,    eine  Hpoba«bti 
die  vielleicht  einen  Hinweis  für    ilic  Therapie  der  Collapszuständp  nach  IjH'cariu 
gieht.      Häufig  wir<l  eine  Lungonhyperaemie   bwbarhtet   mit  nachfolgender  A« 
Jedenfalls  hat  das  Enii'tin  eine  v:uioconstrictorische  Wirkung. 

Da  das  in  der  Wurzel  zu  etwa  ';;— I  pCt.  enthaltene  Emetin 
war  seine  Isolirung  für  die  Therapie  überflüssig,  der  (iebruich  der 
aus   ihr   hergestellten   galenischen  I'raeparate   ist  vollkommen  ar. 

Auf  der  Haut  mauifestirt    sich    die    reizen<le  Wirkung    <ler  l|' 
eigenthünilichen    Weise;    dies    zeigt   sich   besüiulers  mit  einer  Salbe,    dir 
Ipecjicuanhac  und   l.'J  g  Fett  enthält.     Es  entstehen    mit  einem   sehr  schma]« 
zünileten  Hof  unigebene  Papeln,  welche  zuweilen  cniifluiren.    Schliesslich  bilij 
kleine  Pusteln  mit  einer  centralen   Depression.    Schmerzliaft  ist  dies««  Erupli« 
und  die  Pusteln  trocknen  bald  ein.    Wir  sehen  hier  also  eine  iihidiche  Kr$chctnu 
nach  Krotoni'd  und  Brechweinsteiu.    Die  sehr  roizeufle  Eigi-nschaft  der  lpc<] 
auch  bei  Bearbeitung  der  Droge  boubachtet  worden.    Es  ist  bekannt,  ilaan  Iwitu  I 
derselben  die  Arbeiter    die  Ri'spirationsor;^aiie    durch    feuchte  Ti 
St;inl>   ist    nUi'r    sn     fein    und     leicht    beweglich,    das-i    er    felbsl 
^  Wirkung    noch    iiusscrt.       Ib"-' 

.■I  le,  nelcbe  bei  maacheu  euipfindli' 

Spuren  de»  Pulvers  bewirkt  werden.     Ausser  Asthma   krionen  Pratsour 


W 


Ii3  in 
K  K  Priri» 


[Tpocni'uaiilia 


-     707     — 


Ippeariinnli(i] 


^ 


I 


^ 


^ 


piioe  und  Glottiskrampf  iiuftrotoii.  Kür  die  lliiTMinnitischi'  Aufr;u><suii{;  hosimdprs 
interessant  ist,  dxss  l)ei  der  Vergiftung  zuweilen  sehr  reii-hliche  Sputa  entleert 
werden,  die  sich  durch  ihre  eigciithOndiclie  Form  als  Abdruek  der  kleineren  Bron- 
chien verrathen.  Besonders  müssen  die  Augen  gegen  das  Pulver  geschützt  «erden,  weil 
eine  heftige  Conjunctivitis  und   Keratitis    durch    diesen  Stauh  hervorgerufen  werden. 

Sehr  huldig  findet  die  Ii>ecacHanh:i  ais  Brechmittel*  Anwendung.  L'ii'  Wirkung 
i.st  weniger  schnell  als  heim  Brechwcinsteiii,  aber  lilnger  anhaltend,  l'ie  relativ 
milde  Allgemcinwirkinig  ist  aber  wohl  in  Betnu-ht  zu  ziehen,  da  CollajKSerscheinungen 
seltener  sind  als  beim  Tartarus  stibiatus  und  die  stark  abführende  Wirkung  do.>t 
letzteren  der  Ipecacuanha  fehlt.  Ferner  iiietet  die  Ipecacuauha  den  Vortheil,  dass 
bei  gros.sen  Hosen  die  Keizerscheimmgen  des  M:igens  geringer  sind,  als  hei  vielen 
anderen  Brechmitteln.  l>a  «las  l'ulver  zuweilen  abhängig  von  den  Flü.ssigkeitsmeugen 
und  dem  Säuri'gehnlt  des  Magens  unregelniilssig  wirkt,  verordnet  man  am  besten  ein 
Infui«.  hl  Betracht  zu  ziehen  ist,  dass  merkwürdiger  Winse  eine  (lewölmuiig  an 
dieses  Brechmittel  eintritt,  sodass  schliesslich  die  Brechwirkung  nachlässt. 

Hie  zuerst  enipfohfene  Anwendungsweise  der  Ipecacuauha  bei  iHseuterio  hat  in 
der  moderiH'n  Tlieraiiie  grosse  Fliischränkung  gefuniien.  Fs  ist  dies  wohl  dadurch 
zu  erklären,  da.ss  die  stark  Brechen  erregende  Wirkung  durch.ius  nicht  zur  Kur 
der  Ityseriterie  gehört  und  diese  immerhin  schwächende  Nebeiuvirkung  gefürchtet 
wird.  Die  Wirksamkeit  dieser  Behandlung  beruht  wahrscheinlich  auf  der  Ipeca- 
cuaiiha.^iliirc.  Man  hat  iliese  durch  die  adstringirenden  Figenschaften  tier  8äure 
als  Gerbsiiure  zu  erklären  gejaucht,  aber  mit  l'nr(>cht,  denn  amJere  Adstringeutinn 
leisti'u  liäufig  bei  der  Dvseuterie  garnichts;  man  inuss  ilnher  der  Ipecacuanhasaure 
eine  specifisclie  Wirkung  zuschreiben.  Ih'e  l[)ecacuaiiha  mä.ssigl  deu  Schmerz,  ver- 
mimlert  die  Dejectionen  und  ihren  lilntigen  Charakter.  Aber  auch  bei  mider<>n  Diar- 
rhoen erreicht  man  mit  Ipecacuanba  in  kleini'tr,  nicht  Brechen  erregenden  Dosen 
eine  aus.serordeiitlich  gfmstlge  Wirkung.  Es  sind  besonders  diejenigen  Fälle,  bei  denen 
man  eine  Erschlaffung  des  Llaj-nitractus  anzunehmen  hat.  D.-ls  hifus  der  Ipecacuanba, 
als  Lavcnient  verordnet,  h.it  sich  gegen  diarrhoische  Zustiinile  bei  Kimlcrn  oder 
rhtliisikern  vielfach  .sehr  nützlich  erwiesen.  Die  Anwendung  grös-serer  Dosen,  1  bis 
1,.T  g,  welche  besonders  früher  häufig  in  Anwendung  kamen,  wird  man  dos  starken 
Krbrechens  wegen  vermeiden  müssen.  Man  hat  gleichzeitig  zur  Verhütung  der  Brech- 
wirkung Opium  in  Gebrauch  gezogen  und  dabei  die  Beobachtung  gemacht,  dass  hei 
späteren  Gaben  letzteres  fortgelassen  werden  komite,  da  eine  Ab.stumpfung  gegen  die 
Brechwirkuiig  eingetreten  war.  Eine  andere  Methode,  die  Brcchvvirkung  einzu- 
schränken, beruht  in  der  Verabreichung  von  (),lö  g  mehrmals  tilglich.  Dm  die  brech- 
euerregcnde  Wirkung  überhaupt  auszuschalten,  sind  von  Enietiu  befreite  Prao- 
parate  der  Ijiecacuaiiha  hergestellt  worden,  welche  besonders  bei  der  Tropen-Dys- 
enterie sich  bewährt  haben. 

Die  Ipecacuauha  bewirkt,  indem  wahrscheinlich  Emetin  oder  Tbeile  desselben  aus- 
geschieden werden ,  eine  vermehrte  Secretion  tler  Haut,  der  Nieren  und  iler  Galle 
(Vignal).  Diese  Eigenschaften  können  um  so  besser  iu  der  Therapie  benutzt  werden, 
als  Ipecacuauha  in  kb'inen  Dosen  eine  sehr  günstige  Einwirkung  auf  die  Verdauung, 
vornehmlich  bei  Katarrhen  von  Kindern,  ausübt.  Besonders  sicher  ist  die  expecto- 
rireude  Wirkung.  Aucli  bei  der  d.xs  Eni|)hysein  begleitenden  chronischen  Bronchitis 
wird  von  iler  Ipecacuauha  mit  grossem  Vortheil  Gebrauch  gemacht.  Ob  Ipecacuauha 
beim  Keuchhusten  einen  Nutzen  leistet,  ist  mit  Sicherheit  noch  nicht  zu  entscheiden. 
Mau  kann  wohl  mit  Recht  behaupten,  dass  die  ipecacuanlia  zu  den  nützlichsten 
„Expectorantien"  gehört,  weil  sie  die  Secretion,  wie  es  auch  bereits  die  Vergiftimgs- 
erscheifiungen  gezeigt  haben,  au.s.serordentlich  .steigern  kann.  Bei  der  gleichzeitig 
günstigen  Einwirkung  auf  die  Verdauung  kann  sie  auch  bei  fieberliaftcn  Krankheiten 
und   liei   schmerzhaften   Zuständen   in  Verhindung  mit  Morphium    gebraucht    werden. 

Der  blutstillenden  Wirkung  wird  man  sich  erinnern  nu'issen,  wenn  andere  Haemo- 
statica  in  Stieb  gelassen  haben.  Für  die  Wirksamkeit  derselben  bei  E|>istaxi8,  Hae- 
mnrrhoiden  und  Metrorrhagien  sind  .\utoren,  wie  Trousseau,  eingetreten  und  wenn 
auch  die  ürs.iche  der  Wirkung  eine  erschöpfende  Erklärung  nicht  gefunden  hat,  so 
ist  doch  die  Thatsache,  d.iss  die  Droge  diesen  Effect  zu  leisten  vermag,  nicht  zu 
beatreiten. 
^^^^  f)<T  Di>«irung  ist  die  Gewölimmg  an  das  Mittel  in  Betracht  zu    ziehen,    ferner 

^^H  45' 


flppe 


acunii 


Im 


dio  sulir   gnissi'n  iiulividucllfn  Schwankungen   für  dio  Kmpf&nglichkeit.      Als  Etp«- 
torans  köuuen  (1,03  bis  0,0(J  gpgeboii  wfirden,  als  Emeticum   1  g  in   refracta  do«. 

Radix  Ipecacuanhae,  Racioe  d'Ipccacuanha,  Ipecac,  Breoh-  oder  Rubr- 
vurzel  Ph.  G.  Ill  bilden  die  Wurzel  äste  von  Hsychotria  oder  Ccphaclis  •  Ipecacuanh«.  JTnit 
selten  wird  die  Droge  verfälscht  oiit  den  äbtilicti  wirkenden  Wurzeln  von  Eupborbu  l{ie(» 
caanha.  Jonidiuin  Ipecacuanba,  Richardsouia  scnbra.  I'syehotrin  emelica  und  iu>dereti  ItüttL 
Dio  echte  Wurzel  besitzt  eine  graue  oder  bräuoliebgrauc,  geringelte,  innen  weinlidh«  BMl 
von  dumpfem  Geruch  und  widerlich  bittcrem  Geschmack.  Im  Wurzelinfus  emQ|t  QmiI- 
silberjodidlösung  einen  reichlichen,  amorphen,  weissen  Niederschlag.  Wird  da»  Wunelpobe 
mit  Salzsäure  geschüttelt,  so  Tärbt  sich  do.^  Filtrnt  mit  Jodwasser  blau,  auf  Zufall  nn  Qi^ 
kalk  feurig  roth.  Als  Emeticum  0,2 — 1,0,  alle  10 — 15  Minuten,  als  Infus,  Scfaüttrlmä!«' 
oder  Pulver;  bei  Diarrhoen,  als  Expcctorans,  Diapboreticum  0,01—0,05,  mohrmals  tägtici  s 
Infus,  Pillen  oder  Trochisci,  bei  Tropendysentcric  2,0—4,0  oder  0,5,  2 — 3 stündlich. 

Extractum  [pecacuanhae,  Emetinum  coloratum,  Eitrait  dUp^c»  Ph.  OtlL 

Consistenz  3.     In  Wasser    klar    löslich.     0,1—0,2    als    Emeticum,    0,002&— O,^) 

dreistündlich  als  Expcctorans  und  Antispasmodicum. 
Extractum  Ipecacuanhae  fluidum  Ph.  U.  S.:  Dosis  wie  die  Droge. 
lufuMum  Ipecacuanhae  Ph.  llisp.:  Radix  Ipecacuanhae  1  :  60. 
Pilulae    Ipecacuanhae    cum    Scilla  Ph.  Brit. :    Pulvis  Ipecocuaiibae    opiatat  3> 

Bulbus  Scillae,    Ammoniacum  u  1,    Sirupus  simplex  q.  s.  f.  pil.  40;    3 — i  Klk» 
1'astilli    Ipecacuanhae    Daubentun:    KadLx    Ipecacuanhae   10,   Massa 

sjkccharata  vanillata  193  zu  Pastillen  200.     2— 3  mal  1  Stück  als  Expeettinas 
Pulvis  an tidiarrhoicus  Brera:  Radix  Ipecacuanhae,  Opiuni  u  0,0b,  Corta 

carillac  0,5.     3 — 4  Pulver  bei  atonischen  Diarrhoen. 
Pulvis  Ipecacuanhae  stibiatus  Pb.  Feno.:  Tartarus  stibiatus  0.1,  Radii  If"*- ' 

cuaidiae  0,5,  Saccharum  0,4.     Brechpulver. 
Pulvis  Ipecacuanhae  opiatus.  Pulvis  Doweri,  Compound  Povder  ol  i|t- 

cncuanha  Ph.  G.  III:  Radix  Ipecacuanhae,  Opium  u  1,  Saccharam  la«tfa&  ~" 

bräunliches,    nach  Opium  riechendes  Pulver.     Sedativum,    AuÜspasaodMiua,  B^ 

phoreticum  0,1  — 1,5  mehrmals  tiiglich.     1,5!  pt-o  doni,  3,0!  pro  die 
Sirupus  Ipecacuanhae,    Sirop  d'Ipi'cacuanha.    S.vrop    of  Ipeca    Ph.  (LI 

Macerat    aus    Hadix  Ipecacuanhae  1,    Spiritus  5,    Aqua  40.     Zar    CoUtnr  40  T 

charum  f<0.     Als  Zusatz  zu  Mixturen.     100  entsprechen  I  Ipecacuanha. 
Sirop  d'Ipecacuanha  compos6,    Sirop    pcctoral    incisif    d«  Debaraabi 

Ph.  Gall.     Radix  Ipecacuanhae    30,  Folia  Sennae  100,    Vinum  album    750,   BaST' 

Serpj-Ili  80,  Flores  Rhocados  125,  Aqua  ilorum  .Vurantii  750.  Zum  Kiltral  lOD  R<« 

mau  Saccharum  180  hinzu.     Ess löffelweise. 
Tinctura  Ipecacuanhae  Ph.  G.  III.:  1:10,  nach  Pb.  Austr.  1:6.  BSthlicitea» 

gelbe,  bitterliche  Tiuclur.    Dosis  10— 20  Tropfen  mehrmals  täglich. 
Tinctura    Ipecacu.inhac  et  Opii    Ph.  U.  S.     Tinctura  Opii    deodorata    100  f*l 

auf  85  verdampft.    D:uu  Extractum  Ipecacuanhae  fluidum  10  und  Spirita«  a4  IM 
Trochisci  Ipecacuanhae,  Tablettes  d'Ipecacuanha  Pb.  Q.  1.     Rtdtt  ip^ 

cuanha«  3  werden  mit  .\qua  fervida  15  digerirt.    Zum  Filtrat  wird  .saceharua  <|  i 

ad  600    gegeben.     1   Pastille    enthält    0,005  Ipecacuanha.     Dosi«    1 — S  nctoöli 
Uoguentum    Ipecacuanhae    seu    rubefaciens    Hanuay.     Radix    If 

Oleum  Olivarum  u  5.  Adeps  suillus  10.     Ableitende  Salbe. 
Vinum    Ipecacuanhae    Ph.  G.  111.     Radix    Ipecacuanhae  1,    Vinum    XereMt 

Dosis  10—30  Tropfen  mehrmals  als  Expcctorans.  USBUDca 


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alle   timitr  Aaiur|iii  nnil  Klaslg. 
I'or  l»t. 
■  U  AUohul   •■>  a*r  Wand  astnklrt. 


uutli  ftoviUc 
Um  «ek«liit  kltnatk  i 


AtUirr,    railtnr  durch  IdfifMlt.   r*4wirt  Siltwi-  mt 


KaUtUUMo», 


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Pharkilis,  Balatk».  Eiv(ubiiiiii  k.  a.. 
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b»«  !'  m  b   fti   i«!!! J<-nJ.'   n!rng'l   (m;1     Ur-^'-  (i' It.-n.  her. 
Bftdii  a.  Tub»r  Jalft|ifte.     I.  «imMift&B  HAnbary.  dt' 


li  nur  dnnt  dm  twUitmi.  »Mil  aM  ( 
hU  Dun  t*r|>>M*   la   Uanans 

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-     709    - 


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niiieheu  Anden  boiinis«li,  liffort  die  wcnit{(*r  harzreiche  ßBdix  Jftlnpbe  Tarn  (uoenüis.  Tamt>>eo-Jftt«i<a.  J.  Ort- 
sftbensis  Led«uuii»,  den  mexicJintiichcn  Auden  um  Orltabe  an^obOroDd,  ist  einti  weiehh(uiri)(o  Art.  dei'im  KbuUoD 
ftU  Kadix  Jfttapfte  Orixnbensiii  it.  lerts  t.  faaiforioii  in  den  Handel  gekommen  ijt.  I.  Tu  rpe  t  h  am  K.  Br.  (Con- 
T  ulrnl  Q  5  T  n  rii  pth  u  ra  L.)  JNt  eine  auxdmnerude  Art  OBttndien*^,  NeuhrjUandü  und  Poljnotiientt  mit  weiitsen  HIQthen. 
Liefert  Kadii  Turpelhi.  I.  Jalapa  I'ursh  (ConTolTnln»  Jilapa  L,.  Batata»  Jalapa  Chuisy),  eine 
durch  Mexico.  Oeorfoen.  Kloridi  und  Carolina  Terbreitete  Art  mit  rUbenmrmiger.  bin  W  um  ilieker  Wunol,  warde 
froher  fUr  die  ytammpflanxe  der  echten  Jalapenwuncel  Kehalteu. 

1.  Batatat  Lam.  (Convolvalui  Batalas  L^  Batata»  eduliii  Choi^y)  eine  Art  mit  kriechenden,  nicht 
windenden  Stengeln.  benfOrmiicen  oder  3— 7  lappigen  BUttem.  wird  wegen  der  fanstgrosseu.  walxi|;-Kpinlollgen 
Knollen  faat  in  alten  Tropenlindern  nach  Art  unserer  Kartoffeln  gebaut.  Die  stkrkereicben  Knollen  bilden  die 
Bataten  oder  sOssen  Kartoffeln  (swoet  potatoes). 

I.  Nil  Both  (Pharbitis  Nil  Choiiijrj,  eine  einjährige  Art  mit  dreilappigen,  am  Grunde  herxformigen  BUtteni. 
ist  durch  alle  Tropenlünder  verbreitet.  Ihre  Samen  (Semina  Pharbitis  8.  Kaladana]  enthalten  I'linrbitisin. 
Tn  Ostindien  werden  sie  wie  Jatape  verwendet.  1.  pnrpuroa  L.  (Conrolvulua  pnrpureal^.  Pharbitta 
purporea  Ascher«..    Pharbitis   bispida  choii^jrj  ist  eine  cinjihrige  Windenart.  H. 

Ipomoin,  CtsHimOmi,  ein  (rivko.sid  aus  I.  panrlurata,  .stellt  ein  weisses,  in  Alkohol  und 
Risessig  lösliches  Pulver  dar.  Schmp.  170".  Ist  laevogyr.  Basen  spalten  es  iu  eine  flüchtige 
Siiure  C'iHsOi  OJ-MethylkrotonsäureV)  und  die  einbasische  IpomoeVnsiiure,  fMH6!*-'iDi  welche 
sich  wie  ein  saure.s  Glykosid  verhält  und  beim  Kochen  mit  verdünnten  Säuren  Ipomoeol- 
säure,  CioHmO.,,  liefert.  Von  Salpetersäure  wird  Ipomoin  zu  Scbauinaäure  und  ValeriansSuro 
oxydirt.     (Kromer). 

Tampicin,  C34HMO14,  ist  ein  harzartiges,  in  Alkohol  und  Aether  lösliches  Glykosid  aus 
I.  simulans.  Schmp.  130°.  Verdünnte  Säuren  .spalten  es  in  Tampikolsäure,  CkHjjO:),  beim 
Behandeln  mit  Barytwasser  entsteht  Tampicins.Hure,  ('»«H^o^iti  ^^'^  amorphe,  gelbliche 
Masse.     (Spirgatis). 

Turpethin.  CuHsgOie. 
Glykosid  aus  I.  Turpethum. 


ist  ein  amorphes,  bräunliches,  scharf  und  bitter  schmeckendes 
Iiü.slich  in  .Alkohol.  Schmp.  146,8".  Lnevogyr.  Bei  der  Spaltung 
eutsteht  neben  I.sobuttersäure  Turpct holsäure,  l-'i^HajO«.  Alkalien  liefern  aus  Turpethin 
die  iweibasische.  amorphe,  gelbliche  Turpethinsäurc,  C^jH^oOis-  Durch  Salpetersäure  wird 
es  in  Oxalsäure,  Isobuttersäure  und  Sebaciusäure  zerlegt.    (Spirgatis). 

J.  JACOBSON. 

IpontBÜnre,  Fettsäure,  Sebaciusäure,  CiuHihOj,  entsteht  bei  der  trockenen  Destillation  von 
Oelsäurc  oder  Fetteu,  bei  Destillation  von  Iticinusül  mit  Aetzkali,  beim  Kochen  verschiedener 
höherer  Fettsäuren  mit  Salpetersäure  etc.  Sie  bildet  federartige  Krystallc  oder  dünne  Blält- 
cheu,  Schmp.  127",  ist  schwer  löslich  in  kaltem  Wasser,  leicht  in  Alkohol  und  Aetiicr.  Br-iiu 
Glühen  mit  Baryt  zerfällt  sie  in  Kohlensäure  und  Oktan,  Chilis;  beim  Glühen  mit  Kalk  in 
■    Sebacin,  Ci,H,|j,  Valeraldehyd  und  Oenanthol. 

f  SPISOEI. 

IriUftCefte«     Pllanzenfani.    aus   der  Classe   der  llonocotyleae*.    Reihe    der  Li  li  i  fl  orae*.     Fast    alle  sind    ana- 

dauernde  KrKuter.     1.  tTnterfam.   Ixieae.    mit   uklioomorphen  Bldthen.    Hierher   die  TribuH   der  Croonae.    fia* 

laxieae.    Aristeae    und    Si  »7  rineheae.     2.  Unterfam.    Irideae.     Hierher    die  Tribus    der    Enirideae    (mit 

kriechendem  Khixom).  Xiphionideae  (mit  Knollen),  Tigridieae  (mit  Knollen  und  verwachsenen  Staubblntteni). 

I        *J.  Unterfam.  (Uadioleae. 


IridO'Chorioldltis.  Die  Irido-Chorioiditis  entsteht,  wenn  die  Entzündung  von  der  Iris  dun-h 
das  Corpus  ciliare  hindurch  auf  die  Aderhaut  oder  umgekehrt  übergreift.  Man  unterscheidet 
zwei  Formen :  a)  die  pla.stischc  Form,  b)  die  suppurative  (s.  l'anophthalmitis).  Ist  bei  der 
plastischen    Irido-Chorioiditis    die  Iritis  primär,  dann  überwiegen  die  entzündlichen  Symptome 

»und  die  Schmerzen,  während    diis  Sehvermögen  erst  allmählich    durch    die  Folgezustände    der 
chronisch  werdenden    Iritis    und    durch  secundär  von  der  Chorioiditis   aus   entstehende   Glas- 
kiJrpcrtrübuugen  stark    herabgesetzt  wird.      Sie  führt    bei    geringen  Reizerscheinungen  seitens 
der  Iris  zu    ringförmiger    hinterer  Synechie  und   Katarakt  und  schliesslich  zu  Amotio  retinae. 
Katarakt  und  Amotio   retinae  können  bei  der  von    der  Chorioidca  auf  die  Iris  übergreifenden 
Fonn  bereits  vorhanden  sein,  ehe  die  Entzündung  sich  durch  hintere  Synechien  und   Pupillar- 
I     nbschluss    sichtbar  macht.     Bezüglich  der  Diagnose  hat  man    also    darauf   zu  achten,    ob  der 
I     Patient  angicbt,    dass    zuerst  Entzündungen    und    dann  Schmerzen    und  Seh.störungen  aufge- 
f     treten  sind,  oder  umgekehrt.      Die  Krankheit  zieht  sich  bei  acutem    und  chronischem  Verlauf 
meist  monatelang  hin,  häutig  erfolgen  Rückfälle.    Auch  bei  erblindeten  Augen  beobachtet  man 

^Wiedererkrankl)ngen.  Somit  ist  riie  Prognose  zweifelhaft;  wo  die  Iritis  angefangen  hat,  ist 
sie  besser.  In  Fällen,  in  welchen  wenig  plastische  Exsudate  hinter  der  Linse,  wo  keine  Ka- 
tarakt und  Amotio  retinae  vorhanden  sind,  kann  die  Therapie  allenfalls  einen  Stillstand  her- 
beiführen. Ursachen  und  Therapie  der  Irido-Chorioiditis  plastica  sind  dieselben,  wie  bei 
Cvclitis». 

L  aUTKANN. 

Iridodonegis,  Irisschlottern,  erfolgt  bei  Bewegungen  des  Auges,  wenn  die  Iris  ihre  Stütze 
verloren  hat,  wenn  also  die  Linse  fehlt,  bei  Aphakie,  nach  Staaroperationen ,  oder  wenn  die- 
.sctbe  sich  verschoben  bat,  bei  Linsendislocationen.     Die  Therapie  ist  machtlos. 

OtTTMANN. 

ifl  L.  Pflanzengattung  aus  der  Farn,  der  Iridaceae',  Typus  der  tTnterfam.  Irideae  und  inuerhalh  atetflr  der 
Tribns  Eulrideae.     l'mfasMt  etwa  Mt  rurnehralich  der   ndrdliclieu  gemlsAigteri  Zone  angehürlge  Arten,  aubdauenid* 


K 


firis 


KrRnter  mit  •Itckem,    flpiacliiRPni  Rhtxom,     'In  rifn   ,bplt:lrl(*ti>ii*   Fornifn    irf^hffrvttr     1.  m^  '  •■ 
tina  L..  1.  {iülliiia  Lara.  (1.  uilurmtiAHiiim  Jaeq.).     L>i«*  Ithl«ini'<  allor  tlrvi  Art«ii  »ind  ü(: 

die,  VeilehenwarzeL    Za  den  nteht  Mbcb&rteton*  Arten    gpbOrt  1.  raeudaeorQi  L.    oud     ...   ..... .. 

ficoior  L.  M. 

Rhizoma  Iridis,    Radix  Ireog    scu    Iridis  Florentinae,    Khizomo  d'Iris 
rence,  Veilchen vrurzel,  Pli.  G.  III,  ist  der  Wurzelstock  von  Iris  germanica  L..  Irii 
lida  Lmk.    und    Iris    florentina  L.,    welcher   im  Herbst    ausgegraben  wird.      D^r  \Vur:i-, 
welcher  frisch  geruchlos  ist,    aimmt  beim  Trocknen  einen  angenehmen,   vcil<:^ 
ruch  an.     Der  Geschmack  ist  bitter,  etwas  scharf.    Dos  geschälte  Rhizom   bil'J' 
weisse  zu.samnienhängende  Stücke,    welche  durch  3 — 5  EinschDürungen  von   eiiiatid«r  gcBnd 
sind.     Es  enthält   zu  0,8  pCt.  Veilcbcnwurzelkainphcr,   aethcrisch>>3  Oel,    ein  br«iuMli4  tAui 
.schmeckendes  [lare,  eisengrünenden  Gerbstoff,  Amylum  und  Gummi. 

Iriswurzel  ist  ein  beliebtes  Mittel  in  der  Kosmetik.    Sie  dient  als  ZosAtz  ea  SeUea.  WmcV 
pulvern,  Zahn-  und  Sebnupfpulvcrn,  zu  Räucherungen,  als  Desodorans  zu   Kaiimittelii.    liuo- 
lieh  als  Geschmackscorrlgcns  in  Pulvern,    Species,  Latwergen.     1,0 — 2,0  mohrroals  täglifiL 
Pulvis  dentifricius  albus,  Ph.  Austr.:    Calcium  carboniciim  40.  Jfagn 

bonicum,  Rhizoma  Iridis  Florentinae  u  5,  Oleum  Heuthae  piperitae  gtt.  4,  Sp;     

Pulvis  Infautium  Hufclandi,  Ph.  Russ.:  Crocus  1,  Radix  V.-ilerianae  38,  RW» 
Iridis  Florentinae  24,  Radix  Liquiritiae  36,  Fructus  Anisi  8,  Magnesia  c«rbooiM 
Dosis  messerspitzenweise. 
Pulvis    sternutatorius,    Ph.  Belg.:    Herba   Msjoranae,    Rhizoma  Asari,    K 

Iridis  Florentinae  u  1. 
Radices  Iridis  inundatae    seu    pro    iufantibus:    ausgelesene  lange,    g«f 
Stflcke,  welche  Kindern  zum  Bcisscn  gereicht  werden,  um  das  Zahnen  su  erieleki 
Sic  dürfen  nicht  mit  Kreide  oder  BleiweL-ss  abgerieben  sein. 
Species  pcctoraics,    Ph.  G.  III:    Radix  Althaeae  S,  Radix   Liquiritia«  8,  1 

Iridis  Florentinae   1,  Folia   Farfarae  4,  Florcs  Vcrbnsci,  Fructus  Anisi  Q  2.    tt«m 
1   Esslöffel  auf  2  Tassen  Wasser. 
Oleum  Iridis.  Irisril,    Irisknmpher.     Aus  dem  Rhizom   durch  Destillatioa 
Schmp.  38-40°.     Klar  in  Alkohol,  Aetber,    Chloroform    löslich,    von  brennendem   i'tcui 
und    veilchenartigem   Geruch.     Irisstoaropten    ist  liyrislin.säure  (FlOckiger).      Findet   in 
Parfümeric  und  als  Zusatz  zu  Mund-  und  Toilettenwässern  x\nwr<ndung. 

Iris    versicolor  L.    liefert    das  Rhizoma  Iridis    der  Ph.  U.  S.     Dattelbe    besitst 
schwachen  Gcnieh  und  schmeckt  widerlich  kratzend. 

RKtractum  Iridis  fluidum,  Fluidextract  of  Iris,   Ph.  D.  S.:   wird    aU  CM» 
gogum    und  Cathartioum,    auch    als    Fcbrifugum  (Allisiardi)    empfohlen.    Daa 
I  10.0—20,0,  zweimal  innerhalb  2  Stunden  zu  nehmen. 

Iris  Pseudacorus  L.  enthält    in    seinem  Rhizom  Irisin.      Das  Rhizom    '  '  d  ik 

Radix  Acori  vulgaris  seu  palustris  seu   Pseudacori    arzneiliche  Verwendung   aii  ■.-i  ia 

Florentina.  j.  jacqI 

Irisin,  Phlefn,    CeüioOs  +  '/iHjO,  ein  dem  Inulin    ähnliches  Kohlehrdra'.   r\^'al 
auch  in  Phicum  pratense  und  Baldingera  arundinacea   enthalten.     Blendend 
aus  mikroskopischen  Kugeln   bestehend,    Schmp.  218".     Mit  wenig  Wasser   er« 
einen  klaren  Kleister,  der  durch  Alkohol  gefillt  wird.    Die  wässerige  Lösung  ist  UoksdlttoA,^ 
wird  durch  .lod  nicht  gefirbt.     Verdünnte  Schwefelsäure  verwandelt  es  in  Laevulo«e. 

snwGU. 

Iris.  Allen  Formen  von  Regenbogenhautentzündung,  Iritis,  sind  folgende  Syn">»-- —  j  iiuiiiiM 

1.    Totale    pericorneale    lujection    und    Conjunctivitis,    in  schweren   I  moss  wt 

Oedem  der  Lider.    2.  Ausgesprochener  Glanzvcrlust  und  Farbcnvcrändcrui.^    .......  /,iiai*ria«C 

des  Blutroths  in  dem  hyperaemischen  Gowobo.    3.  Veränderungen  des  Volumens  und  zwar  U» 

Exsudation  in  das  <icwebc  diffuse  Verdickung,  bei  Knötcherjbildung  circumscripti-    rrrrliA^u 

dunkle  Anschwellung.     4.  Am  auffallendsten  sind  die  Veränderungen    der  }'{i^ 

grau    bei    Pupillarexsudat.    sie  wird  eng  und  reagirt  träge  auf  Lichtcinfall.  i.r 

Atropin  nur  langsam  und  nimmt  bei  plastischer  Exsudation.  welche  den  1' 

vorderen  Linsenkapscl  verklebt,    also    zur  Bildung  sogenannter  hinterer  ,-. 

zackige  Form  an.    Diese  Zacken  sind  manchmal  erst  bei  focaler  L.impenbeIcurI 

bar  und    treten  deutlicher    nach  Atropininstillation    hervor.     Nach  Losung    drr 

Atropin    bleiben  auf  der  vorderen  Liustnkapsel  Pigmentpunkte  zurück,  an  wc'. 

nach  .fahren    erkennen  kann,    dass  eine   Iritis    bestanden  hat.     n.  Trübungen  .. 

Medien.     .Subjective  Symptome  sind  Lichtscheu,  Schmerzen    in  der  Stirn,    SchUic  und  u  ^ 

Zähnen,    zuweilen    nur  Kopfschmerzen.     Auch  Störungen    des  Allgemeinbefindens    uad  IM^ 

werden  beobachtet. 

Nach  der  .\rt  des  Exsudates  unterscheidet  man  seröse,  plastische  wnd  *ltrisi»  IHt» 
(Hypopyoniritis).     Die  Iritis  verläuft    acut    oder  chronisch.     Die  Iritiv 
treten  oder  im  Gefolge  von  Lucs,  Rheumatismus,  Gonorrhoe,  .icutcn  li, 
betes,  Scrofulose  und  Tuberculose.     Local  kann    sie  nach  T  ,  uisii'Ucu.    sctuütln  tU- 


—     711      - 


Iris] 


sU'lit  Iritis  durch  Fortlpitung  dt-r  EnUündiing  boiinchbarter  Augonliäute,  oach  Keratitis, 
Chorioiditis,  lilaukom  und  n.ii-ii  Amotio  retinae. 

Die  Iritis  acuta  idioputhiua  tritt  unter  den  ohon  bcsprocbciicn  Symptomen  mit  mehr 
oder  weniger  heftiger  Cilinrncurosc  meist  bei  Erwaehsencn.  seltener  bei  Kindern  auf  und  ist 
gewöhnlich  einseitig.  Man  unterscheidet  das  Stadium  der  llyperacmic.  dann  das  Stadium  der 
plastischen  Eisudation,  iu  vclebcm  es  zu  den  sogenannten  hinteren  Synechien  kommt.  Manch- 
mal ist  Pupillarexsudat  und  begleitende  Chemosis  der  Conjunctiva  bulbi  vorhanden.  Diese 
Iritis  verläuft,  wenn  rechtzeitig  und  richtig  behandelt,  in  G — 8  Wochen  mit  Ausgang  in 
Heilung.  Bei  der  Behandlung  ist  dafür  zu  sorgen,  dass  der  Patient  aufhört,  in  seinem  Be- 
rufe weiter  thiitig  zu  sein.  Die  Kranken  haben  sich  im  massig  verdunkelten  Kaume  aufzu- 
halten und,  wenn  sie  in  helles  Licht  kommen  müssen,  dos  kranke  .\uge  mit  einer  Klappe  zu 
verhängen  und  auf  dem  gesunden  eine  rauchgraue  Muschclbrillc  aufzusetzen.  Bei  schwereren 
Fällen  emptiehlt  es  sieb,  Bettruhe  anzuordnen. 

Local  sind  die  Mydriatica  indicirt. 

Am  besten  wendet  man  Atropinum  sulfuricum  1  pCt.  an,  umi  /.war  ist  dasselbe  mehrmals 
täglich  event.  '/» — 1  stündlich  einzuträufeln,  bis  maximale  Mydriasis  erzielt  ist.  Allmiihlich 
klingt  man  dann  mit  den  Einträufelungen  ab  und  giebt  nur  .so  viel,  als  zur  Erhaltung  der 
maximalen  Erweiterung  der  Pupille  ausreicht.  Zu  haulige  Instillationen  wirken  reizcnil  und 
manchmal  Pupillen  verengernd.  Eine  noch  energischere  Dilatation  di:r  Pupille  kann  durch 
Atropiu  in  Verbindung  mit  2proc.  i'ocaVnlösung  erzielt- werden,  auch  ist  die  schmerzlindernde 
Wirkung  al.sdann  eine  giössore.  Bei  Schmerzen  sieht  man  von  protrahirten  lauwarmen  Um- 
schlägen, oder  an  deren  Stelle  von  einem  feuchtwannen  Verbände  und  von  Blutenlziehungen 
in  der  Schläfe  gute  Erfolge,  ist  jedoch  nicht  selten  genöthigt,  zu  subcutanen  Morphium- 
injectionen  oder  z\i  Chloralliydrat  zu  greifen.  Bei  Atropin-Intuxication  kann  man  dos  Seo- 
polaminum  hydrobromicum  (' i„ — '/b  proc.)  anstelle  des  Atropins  geben,  da  dasselbe  nicht  so 
toxisch  wirkt.  Duboisinum  sulfuricum  ("aproc.)  kommt  in  Betracht,  wenn  Atropin  zu  reizend 
auf  die  Conjunctiva  wirkt,  jedoch  ist  es  giftiger.  Das  Mydriatieum  ist  so  lange  anzuwenden, 
bis  die  pcricorneale  Injcction  dauernd,  al.so  lagel.-uig  versehwunden  ist,  sonst  kommt  es  leicht 
XU  Rückfällen  der  Iritis  und  hinteren  Synechien,  welche  auch  trotz  aller  Behandlung  auftreten 
können.     Contraindicirt  sind  die  Mydriatica  bei  glaukomatöser  Iritis. 

Wird  die  Iritis  chronisch,  so  eiititehen:  1.  Atrophie  des  Irisgewebes:  Die  Obcrflächeo- 
zcicbnung  verschwindet,  die  Iris  bekommt  ein  zottiges  Aussehen.  2.  Vielfache  braune,  hintere 
Synechien  und  schliesslich  vollständig  ringförmige  Verwachsung  des  Pupillenrandes  mit  der 
Liiisenkapsel  (Pupillarabscbluss  oder  .'»eelusio  pupillae,  v.  (jraefe).  Ist  die  Pupille  durch 
Exsudat  verlegt,  aus  dem  eine  bindegewebige  Pupillarmembran  werden  kann,  -so  nennt  man 
den  Zustand  Pupillarverschluss  (Occlusio  pupillae).  Scclusio  und  ücclusio  pupillae  können 
zusammen  oder  für  sich  allein  vorkommen.  Scclusio  ohne  Occlusio  stört  das  Sehvermögen 
nicht,  wenn  sie  bestehen  bleibt,  bringt  sie  die  Gefahr  der  Erblindung  mit  sich.  Occlusio  stört 
d&s  Sehvermögen,  ohne  an  sich  das  .Vuge  zu  gefährden.  Bei  totalen  ringförmigen  hinteren 
Synechien  wird  die  Communication  zwischen  vorderer  und  hinterer  Augenkammer  und  damit 
der  .\btluss  des  Kanimerw.issers  aus  der  Hinter-  in  die  Vorderkammer  aufgehoben.  Ist  nun 
•vorn  der  Irisrand  verklebt,  so  wird  die  Iris  durch  Ansammlung  des  Kammerwassers  zwischen 
ihrer  Oberfläche  und  der  vorderen  Linscokapsel  buckeiförmig  hervorgebuchtet.  Ist  die  ganze 
bintere  Irisflächc  mit  der  vorderen  Linscnkapsel  durch  bindegewebig  degenerirtc,  in  die  Hinter- 
knnuncr  abgelagerte  Exsudate  verklebt,  Klächeuvcrklebung  der  Iris,  so  kommt  keine  Buckel- 
bildung zu  Stande.  Zugleich  linden  sich  bindegewebig  degenerirte  Exsudate  zwischen  Corpus 
ciliare  und  Linse  in  (lestalt  cyklitischcr  Schwarten  und  um  dieselbe  hemm  Cataraet.a  accret.a, 
und  bewirken  eine  Kctraction  der  Irisperipheric  an  der  Iriswurzcl.  Diese  Folgez;istände  ent- 
stehen weniger  nach  vielfach  recidivirender,  primärer  Iritis,  als  nach  secundärer  Iritis,  also 
n.'»ch  Iridochorioiditis  und  Iridocyclitis.  Fast  immer  sind  Praecipitatc  an  der  Descemctis  vor- 
handen. Werden  die  Augen  sich  selbst  überl.asscn,  so  führen  diese  Veränderungen,  leider  frei- 
lich vielfach  auch  trotz  jeder  Behandlung,  zu  tiefgreifenden  Ernährungsstörungen  der  Linse  und 
dca  Glaskörpers,  f^s  kommt  zu  Katarakt,  zu  Trübungen  und  Ablagerung  von  Exsudaten  in 
den  vorderen  Abschnitten  des  Gl.askörpers  und  schliesslich  erfolgt,  meist  nach  .lahren.  Er- 
blindung entweder  in  Folge  von  Dniekstcigerung,  Secundärglaukom,  mit  Excavalion  der  Papille 
oder  es  tritt  Phthisis  bulbi  ein  durch  bindegewebige  Glaskörperschrumpfung  mit  nachfolgender 
Amotio  retinae  bei  Druckvermindening  (Hypotonie)  und  Verkleinerung  des  Bulbus. 

Bei  Behandlung  dieser  Folgezuslände  der  chronischen  Iritis  hat  der  Arzt  vor  allen 
Dingen  dem  Secund.ärglaukom  vorzubeugen  und  bei  multiplen,  durch  Atropin  nicht  mehr  lös- 
baren hinteren  Synechien,  bei  Seclusio  pupillae,  ebenso  bei  Scclusio  und  Flächenverklebung 
der  Iris  eine  möglichst  breite  Iridcktomic  zu  machen.  Man  warte  dazu  .iber  ein  möglichst 
reizloses  Stadium  ab.  So  lange  das  Sehvermögen  noch  nicht  ganz  erloschen  ist,  noch  hell 
und  dunkel  unterschieden  wird,  ja  sog.ir  noch  bei  beginnender  Phthisis  bulbi  kann  die 
Iridcktomic,  wenn  es  gelingt,  eine  Communication  der  Hinter-  mit  der  Vorderkammer  zu  er- 
tielcn.  einen  sehr  günstigen  Einfluss  ausübeu.  Bei  buckeiförmiger  Iris  h.it  man  die  Iris  an 
der  Stelle  des  Buckels  auszuschneiden,  da  dort  die  Iris  der  Linsenk.ipsel  nicht  adhacrent 
ist.     Freilich  ist  bei  Scclusio    pupillae    die  Iris   häufig,    bei  Flächenverklebung   immer   so 


[Iriit 


—     712     — 


morsch,  dass  mnn  zufrieden  sein  muss,  vrcnii  es  gelingt,  eine  tjumronuFatr  Irispinixti«  a 
reissen.  Anderenfalls  bleibt  bei  Fläclienverklebung  nur  noch  die  von  Wenzel  Torfe*chUi:!w 
Operation  übrig.  Man  geht  alsdann  mit  dem  Schmalnie.sser  bei  Bildung  des  I{orTi^LautlA;/p<M 
gleichzeitig  durch  die  Irisüchwartc  durch,  extrahirt  die  Linse  und  schneidet  aus  ivi  lis- 
schwarte  mit  der  Wecker'schen  Iridotomicsohecrc  ein  möglichst  grosses  Stück  au&  If. 
gleichzeitig  Ocelusio  pupillae  vorbanden,  so  legt  man  das  Kolobom,  wenn  di»  Homboat  dt 
selbst  frei  ist,  nach  innen,  sonst  nach  oben  oder  unten.  In  diesen  Fällen  erzielt  dir 
iridektomie  gewöhnlich  nur  wenig  Besserung.  Aber  wenn  es  nur  gelingt,  eine  kleine  LücktJ 
schauen  und  d.iniit  eine  Besserung  der  Circulation  der  Augenflii-  '  •  i  und  so  ein«' 
Krnährung  des  Gewebes  zu  erzielen,  so  kann  man  hoffen,  dureli  nde.  ereat 

halb  mehrerer  Jahre    öfters  zu  wiederholende  Iridektomien    da.i  .  ■unimugien    zu 
schmerzhaften,  erblindeten  und  sich  wiederholt  entzündenden  phthisischen   Bulbi   ist  dk  Eon- 
cleation  zur  Verhinderung  sympathischer  (iphthalmic  vorzunehmen. 

Eine  besondere  Form  der  chronischen  Iritis  ist  die  Iritis  oder  lridocbori*ldll 
serosa.  Man  findet  sie  meist  auf  beiden  Augen.  Die  Keizerscheinungen  sind  Ter 
inil'>sig  gering,  weder  Thränenfluss.  noch  Lichtscheu  sind  vorhanden.  Zarte  Pen« 
tritt  auf  und  besonders  in  der  unteren  Hälfte  der  «'ornea  lindet  mau  multiple,  paskl- 
stecknadelkopfgrosse,  graue  oder  braun  pigmentirte  Beschläge  auf  der  Descemetts.  £•  «W 
runde  l'igment/.ellcn,  welche  sich  aus  dem  Kammerwasser  niedergeschlagen  haben.  Später 
kommt  es  zur  Veränderung  der  Endothelzellen  und  nicht  selten  zu  sklerosirendcr  KnatHn 
Die  Iris  ist  durch  Trübung  des  Kammcrwas.scrs  verschleiert.  Die  Vorderkamnser  i>t  fr 
wohnlich  sehr  tiel  und  die  l'upille  manchmal  etwas  erweitert.  Treten  hintere  .SyDeefaicn  aL 
so  sind  diese  leichter  durch  .fVtropin  zu  sprengen,  als  bei  der  plastischen  Iritis.  Im 
ni.iskürperabschnitt  entsteht  diffuse,  staubförmige  Trübung,  sogenannter  (ilaskörpei 
Diese  Iritis  hat  ausgesprochene  Neigung  zu  glaukomatöser  Drucksteigerung.  Sie  kann  ; 
haben:  sklerosirende  Keratitis,  I'upillarverschluss,  Secundärglaukom.  Katarakt  und  Chorio' 
Stets  ist  bedeutende  ."^ehstörung  vorhanden,  welche  dem  Patienten  häutig  als  >tebelseb«D 
auffällt,  als  die  entzündlichen  Erscheinungen.  Der  Verlauf  ist  ein  mon.itelaDger.  Sie 
.seltener  bei  Männern  und  meist  bei  Frauen  in  den  klimakterischen  .lahren  vor.  Tfcerapeq) 
hat  man  neben  Atropin,  mit  welchem  man  bei  der  Neigung  zu  Drucksteigeruog  \  ■  ■  -  z  -^ 

muss.  prolrahirtc  lauwarme  Umschläge  zu  vcrordneu.    Schwitzkur  mit  Natricum   -  ^ 

l'ilokarpiuiiijcction.    auch  Inuoctionskur,    ohne   d.iss  Syphilis   zu  Urunde    lieg', 
pfrblen.     Die  Diaet    ist  zu    regeln;    man  gebe  kräftige  Kost,    und  sorge   für   ■»  ... 

Stuhl  durch  salinische  Abführmittel.  Auch  sind  wiederholte  Puoctionen  der  \  txiUcxkam^ 
xur  Entleerung  der  zelligen  Elemente  des  Kammerwassers  von  Nutzen.  Bei  gUnkiMMilitC 
Dnicksteigerung  ist  die  Iridektomie  auszuführen. 

Die  Iritis    gonorrhoica    tritt    zugleich    oder  nach  fieleokaDschwelluogen  al» 
.sehr  schmerzhafte  Entzündung,  welche   zu    häutigen    Rückfällen    neigt,  auf.     Di«   Tbenpie  i 
neben  der  Behandlung    des  (Irundleidens,    die    oben    besprochene.     In  schwere»  FSÜm 
man  von  Schwitzkuren  mit  Natrium  salieylicum  gute  Erfolge. 

Die  häutigste  l'rsachc  der  Iritis  ist  Syphilis.  Die  Iritis  syphilitica  triu  g«wülui| 
.secundären  Stadium  ohne  besondere  Merkmale  auf  luid  ist  dann  nur  durch  das  be^fläteadei 
exanthem  oder  durch  die  Auamne.se  zu  diagnosticiren.  Oder  man  findet  cirvunueripte, 
röthliebe,  circji  stecknadclkopfgrosse  Knötchen  am  •'itiar-  oder  Pupillarru>de  der  Irtt  ab  ' 
V.ipeln.  Iritis  papulosa,  aufschiessen  und  unter  nntisTphilitiseher  Behandlung  vtcde 
schwinden.  Sie  lassen  dann  nicht  selten  eine  circumscriptc  Atrophie  im  Insgevebe  aad  öw 
breite  hintere  Synechie  an  der  ergriffenen  Stelle  zurück.  Im  tertiären  Stadiiua  todat  MC 
iiummiknotcu,  Iritis  gummosa,  iu  Form  von  ähnlichen,  aber  circa  hanlkoragroawt  Aam». 
bildungen.  Gewöhnlich  ist  Chorioiditis,  häutig  auch  Retinitis  dabeL  Die  Bc1mu>4Ib»c  «• 
heischt  neben  eaergischer  Atropinisirung  gründliche  Schmierkur  und  Aoweiidaaf  roo  JmuIl 
Nur  wenn  die  Schmierkur  unausführbar  ist,  greift  man  zu  den  subcutanen  SabtintatinjflCtiHaft 
Im  L'ebrigeu  gilt  die  Therapie  der  Iritis  idiopathicv 

Iritis  rheumatiea  findet  man  bei  Muskel-  und  besonders  luch  nsd  bei  Galeakzkaia»- 
lismus.     Sie  verläuft  wie  die  Iritis  idiopathica.     Die  Therapie  bat  neben  der  1^^*^lf  ttiupi* 
sirung  dos  .Mlgrmcinleideo  zu  berücksichtigeD. 

Iriti.%  tub'Teulosn    beobachtet  man  bei  sonst   anscheinend  tgtatAim  edtr  |]ei(faeiti( 
Tubereulosf  '  "Q,  einmal  in  Fora  VM  ^'■— »*-''*— .  niümi 

Knötchen   aU  le   graue  i'romineaMa.    GtwSkaBafe  ist  In*- 

eotiündung  d.i.U'i  uiiJ  hiut<':  li  trc'.ou  aui.    Ein  Vencfcviadea  dkwr  KsöbÄ*«  tetk 

Ke»nn>tina    \s\    bcob.ichtet  atmann).     Zvtitea»   fiadet  MU   VSbäx  bIj  Ojauilif 

'•<tc,    conglobirte    oder    .vh;.ire  TubcrkeL     £s    treten    gelbviim,    pOaficBifc,   iMck 
le  und   nach  rcrfontioo    der  Bulbuskapsel.    welche  meist  ia  der  rm  ilMwl  li  i  i\piT*1 
>:.inhudct,    nach    aus.^en    wucbemde    Geschwülste    auf,    in    deren    Cmcebwiiy   aft    kM^^H 
Koötcheo  auf«ehie&5en.     Wenn  die  Perforation    erfolgt   ist.   so  «aUabirt  der  Balbva  ■■^^^1 

'  SA   veiebe  dnreb   Inenk  inCeHäen  «ea  der  0*^i^^H 
ibataaf  der  AtlgewiniilicHrin  db  KmKintMa  d^^H 

irvneuen    ^ii^s  lodiciix.  ^^^H 


—     713     — 


Irrlg^atoren] 


I 
I 


AI»  Entozotm  kommt  Cysticercus  in  Betracht,  der,  wenn  in  die  vordere  Augeiikamaicr 
gelangt,  partiell  mit  der  Irisoberfläche  verwachsen  kann.     Die  Behandlung  ist  operativ. 

Oesehwülste.  Erwähnt  seien  Melanome,  welche  häufig  in  pigmcntirte  Sarkome  iiber- 
gefaeu,  und  Iriscysten.  Letztere  eutstehcri  durch  Verschluss  tiiier  Iriskr>pte  und  meist  nach 
perforirenden  Corueaverlet?.uugen,  bei  denen  Kpiderrnis  oder  llaarwurzclzcllcn  (VVirapcni)  in 
die  Vorderkammer  gelangt  sind.  Wegen  der  Geraiir  der  Iritis  glaucomatosa  muss  die  Iris- 
cyste  exstirpirt  werden.  Ferner  kommen  Sarkome,  und  zwar  meist  pigmentirte,  mit  Anfangs 
langsamem,  später  rapidem  Wachsthum  vor,  auch  Epidermoide,  welche  sich  rings  um  ein- 
gedrungene Cilien  oder  Kaupenhaare  entwickeln.  Epidermoide  können  durch  Eistirpation  der 
ergriffeiien  Stelle  bei  breiter  Iridektomie  beseitigt  werden,  bei  Sarkomen  empfiehlt  .sich,  zur 
Verhütung  von  Metastasen,  f.ills  die  Irisgeschwulst  als  primäre  aufgefasst  werden  darf,  die 
möglichst  frühzeitige  Enucleation. 

Verletzungen.  Die  Iridodialyse,  d.  h.  Ablösung  der  Iris  vom  Ciliarkörper,  er- 
.soheint  nl.s  .schwarze,  mit  dem  Augenspiegel  roth  durchlcuchtbare,  sichelförmige  Lücke  am 
Ciliarrnnde  der  Iris.  Der  Pupillnfrand  ist  an  der  Seite  der  Dialy.sc  geradlinig.  In  frischen, 
nach  Contusioncn  auftretenden  Fällen  kann  man  durch  Atropin,  bei  maximal  erweiterter  Pu- 
pille, versuchen,  die  Wundrnnder  an  einander  zu  bringen;  so  gelang  es  Evcrsbuscb  in  einem 
Falle  von  schm.iler  Iridodialyse,  Heilung  herbeizuführen.  Fast  immer  ist  aber  die  Therapie 
machtlos.  VollstäDdige  Ablesung  der  Iris  vom  Ziliarkörper,  Irideremia  totalis,  wird  beob- 
achtet nach  .schweren  perforireuden  Verletzungen  der  Sclera  in  der  Gegend  des  Ciliarkörpers. 
Der  Zustand  ist  unheilbar.  Eine  Iriseinsenkung  kommt  partiell  bei  Skler.ilrupturen  und 
»•ich  Staaroperationon  vor,  bei  denen  wegen  Cilaskörpervorfalls  die  Iris  nicht  mehr  excidirt 
werden  konnte.  An  der  Stelle  der  Einscnkung  ist  die  Iris  nach  hinten  umgestülpt  und  scheint, 
wie  bei  einem    durch  Iridektomie  gemachten  Kolobom,  zu  fehlen.     Die  Therapie  ist  machtlos. 

Bei  Contusioncn  und  jierforirendcn  Verletzungen  durch  Fremdkörper*,  namentlich  bei 
durch  die  Cornea,  Iris  und  Linse  durchschKigenden  Metallsplittern,  kommeu  auch  kleine  Ein- 
risse am  Sphinktenande  der  Iris,  .sogenannte  Sphinkterrupturen.  zu  Stande.  Dieselben  er- 
scheinen als  Einkerbungen  des  Pupillarrandes  und  sind  unheilbar. 

Nach  Prellungen  des  .Vugapfels  durch  stumpfe,  mit  Gewalt  gegen  den  Bulbus  fliegende 
Körper  kommt  zugleich  mit  Ilyphaema*  eine  Mydriasis  traumatica  nicht  selten  vor.  Mau 
niuss  den  Versuch  machen,  durch  Eserineinträufclungcn  die  Mydriasis  zu  heilen,  derselbe  ist 
jedoch  gewöhnlich  vergeblich. 

Prolapsus  Iridis  entsteht  bei  Perforationen  der  Cornea  und  zwar  bei  Durchbrucb  pori- 
pherischer  oder  centraler  llornhautgeschwürc  oder  nach  pcrforirendeu  Verletzungen  der  Cornea 
und  .Sclera  und  nach  Operationen.  Ist  der  Vorfall  bei  Perforation  eines  Geschwüres 
entstanden,  so  versucht  man  bei  peripherischen  durch  Einträufelung  von  Eserin,  bei  centralen 
Prolapsen  durch  .\trnpin  die  Iris  aus  dem  Bereich  der  Perforationsöffnung  zu  bringen,  und  dies 
gelingt  in  manchen  Fällen.  Wenn  nicht,  so  fosst  man  den  Prolaps  mit  der  geraden  Iris- 
pincette,  zieht  die  Iris  etwas  an  und  excidirt  den  Vorfall  dicht  an  der  Cornea  mit  einer 
.schmalen  Cooper'schen  Scheere.  Dasselbe  hat  man  zu  thun,  wenn  nach  Verletzungen  oder 
Operationen  ein  grösserer  Irisprolaps  entstanden  und  mit  dem  Spatel  nicht  zu  reponiren  ist. 
Bei  gelungener  Reposition  ist  Eserin  einzuträufeln,  damit  die  Pupille  sich  verengt  und  das 
Wiedervorfallen  verhütet  wird.  Ist  nach  der  Excision  eines  Irisprolapse»  ein  grösserer  Sub- 
stanzverlust entstanden,  so  kann  man  denselben  mit  gestielten  oder  uugestielten  Bindehaut- 
stückeben (Da  Gama  Pinto)  decken. 

OUTSUNN. 

Irrigatoren  sind  die  bekannten  Bebältnisse  mit  oberer  Oeffoung  und  nach  unten  gerichtetem 
Auslass,  au»  denen  mitteLst  eines  Schlauches  Flü.ssigkeiten  dem  Körper  zugeführt  werden  und 
zwar  sowohl  in  dessen  praeformirte  als  auch  in  künstlich  geschaffene  oder  abnorm  entstandene 

tOeffoangen  der  Körperoberfläcbe.  Aus  Gründen  der  Asepsis  empfehlen  sich  ausschliesslich 
gläserne  Irrigatoren,  nur  verträgt  das  Glas  nicht  das  Einbringen  von  allzu  hcisser  Flüssigkeit. 
Sonst  werden  Irrigatoren  auch  aus  Metall  und  anderem  Material  hergest(j|lt;  und  auch  weiche 
und  zusammenlegbare  Gummiirrigatoreu  giebt  es.  Neuerdings  hat  man  heizbare  Irrigatoren 
hergestellt,  deren  untere  Fläche  durch  eine  kleine  Lampe  erwärmt  wird  und  in  denen,  zumal 
da  in  ihren  Wandungen    auch    ein  Thermometer    angebracht    ist.  selbst  bei  protrahirtem  Ge- 

»  brauche  die  verwendete  Flüssigkeit  auf  constantcr  Temperatur  erhalten  werden  kann. 
Beim    Gebrauch     der    Irrigatoren     ist     einmal     zu    beachten,     dass     die    verwendete 
Lösung    homogen     ist,     dass     nicht     etwa     concentrirte     Karbolsäure     erst      im     Irrigator 
selber  mit  darüber  geschüttetem  Wasser  bis  zur  gewünschten  Verdünnung  zusammengebracht 
wird,     ohne    dass    eine    völlige    Vermischang    erzielt    ist,    sodass    Aetzungen    und     andere 
Nachtheile  aus    der  ungleichmässigen  Concentration    entstehen    können:    das  Gleiche  gilt  von 
TemperaturdifTorenzen.     Sodann  ist   zu  beachten,    da.ss   bei  Beginn   der  .Spülung    die   Flüssig- 
keit nicht  zu  heftig  auf  die  fast  immer  afficirten  Körpergewebe  aufprallen  d.irf:    der  Irri^ 
ist  daher  bei  Beginn  des  Einlaufs    stets    nur  wenig    höher    als    die  Ausflussöffnung«  zu  h.'> 
und  erst  nach  begonnenem  Flüssigkeitsablauf  bis  auf  die  gewünschte  Höhe  zu  biingen.    N 
lieh  hängt  von  dieser  der  Druck  .ib,  unter  weichem  die  Flüssigkeit  auftriflt,  und  die  .Sehn 
^m  keit,  mit  der  sie  ausläuft. 


Isanethol,  |C,J1,/))I,  cnttt«bt  nnhon  linui«Km  MoUnitliol  l.oi  .1» 

golb  und    diclflllsiig.    bei  .'180°  noob  unririlnilKrt,  Mtbl  lOtlich  in  Xrther,  wnii^r  tn  Alkob*).  ^ 


ImmUs  L.    PlammiirUtiini;  tu»  dar  Fun.  der  OraelftrkC*,   Uutvrrtaa 
LoUlvri!  ist  gi'kenn«i>ichnt>t  dureb  rlnrichrrii:«,  r>ln«ini)t',--    ''■'•     ■ "  ■ 
I.  uiur^'it  piw»  .'Ui  ftuf  Ei)ro{<ii,  Nurilafrik»  uri<l  Noril*  n 
kiiblr  lind  bUugrUn«*,    spltpopr  bplifttuie  Krlii}ti*r.     Ilie  i.:. 
cfai^n  fliDd  hlaU«rti)(  getla|;plt.     I.  lincturiiL  L.,  di*r  FElrtjurwAi.I,  i-l 


Notarrlilxaka,  TiAm  kr| 


<  wntjahngK  A't    Dill  C^l'^'l 


Ischtng,  Ncuralgia  isthiadica,  Malum  t'ntuunii,   Hüftweh.   Ks  ko 
Ui'luiMdluii;;  dieser,    die    seii.sibleii   Hestaiidtheilo    iIcs  Nervus    JM-lii;ii1ii-ir- 
oder  in  einzelnen  Alisclinitten  befallenden  Neuralgie  alle    Antirifui 

Binige    Besonderheiten    l>edingt   jedoch    die    Lage    des    >>frv..M     

saniinenhängenden     hAtiti^en     Krankheitsursaclieii.        Itn     <  ■  tu 

anderen    Neuralgien    wird    die   Isehias    viel    häufiger    boi      .i.ni.i.iu   als 
beobachtet.     Es  hängt  dies    ohne  Zweifel    mit    di'r  Bonchäffi^ng  xii«aa 
einerseits  rheumatische  SchUdlichkeiten  bei  längerem  Aufontbalt  in  Nl 
andererseits  die  mechanische  Insultirung  des  Nerven     iturch     aiih.ilton 
der  Beine  bei  den  verschiedensten  körperlichen  Thatigkriton   ■ 
eihfilt  daher  auch  häufiger  als  bei  aniiereii  Neuralgien   tloii  Kjn' 
im  Beginn  des  [..eidens,  ein  neuriti.srher  I'rocess  ZU  Gruiuli»  li' 
I.schi.'is   zu    denjenigen  Neuralgien,    welche    verhriltnissmässig     i 
Kinflii.s.s«^    entstehen,    so    besonders    durch    die  bei   Diabetes   raeihtas   uwl  ( 
.steliemle    Blutvcrändening.      Au.s.ser    dieser    kommt    in    einer   Aiiralil    der 
Alkitlioliiitoxication    allein    oder    neben    anderen    Ursachen    in    B«^tracht. 
falls  für  die  Annahme  leichter  neuritischer  Veränderungen    .spricht.     In 
Stadien  solcher  Falle  i.st  daher  Bettruhe  und  möglichst  ilruckfreie 
griffenen  Beines    zu  empfehlen.     Bei    rheumatisdier  Entstehung 
meine  oder  locale  ^Schwitzbäder,    feuchte   Kinp.ickungcn    (1«t   * 
Salicylsäurc  und  .Indkaliurn  innerlich  lifiufig  als  wirksam.     In  iloii  luilij 
paroxysmen  ist  Miir[)hiiini  kaum  entbehrlich.    Bei   Vorhaiulensoin  von 
ist  die   entsi»n-chende  Diaet  meist  von  augenscheinlii;hr;r  Wirk 
h.anisaureii  IMathese  diese  weniger  ra.sch  einzutreten   pflegt.      N 
acuten  Stadiums   ist    es    zweck mü.ssig,    die    Kranken    nufstelien    un4i   hi' 
hissen,    in  den    mehr   subacut  entstehenden  Fällen    ist  die  Bettruhe  nk 
erfordprlich.      V,a    kommen    dann  weiterhin    zunächst   die    therini.scheol 
auf  den  Ischiadicus  in   Betracht,  von  welchen  manchmal    trockene  Hit 
S.Tndbädeni  oder  Sand.säcken  sich  besonders  wirksam  erweist,    w3hn-i 
wahrscliinnlich    mehr    in  den  neuritisclion  Fällen,  dio  Kälte  gi" 


p{lscliia8 


—     71S     — 


Isomerift] 


I 


omplV'liiiMi.  Innorlicli  knminon  ;iiissor  doiri  Miirphiuni  die  sämmtliclu'ii  Antinoiir- 
algicii  in  Betracht.  In  den  hruifigcn  i>rotr;iliirt  vorlaiilViiilini  riilli-n  von  l.schi:us 
ist  ziiui'ik'n  ciiip  conseiim.'iit  •lurcligfrührt*'"  Wasserkur  heilsam.  Zweckmässig  wird 
mit  ihr  in  diesem  Stadium  die  .\l.iss;igo  vorhuiideii,  mit  wolclier  ;iuch  dit;  un- 
bUitigi."  Uehnung  des  Ischinilicus  durch  forcirte  Flexion  im  Hüftgelenk  des  im  Knie 
I  «estreckton  Beines  coralKnirt  werden  kann.  Vereinzelt  ist  auch  die  blutige  Dehnung 
flies  durch  EinscJmitt  hlns.sgelegten  i.schiadicus  von  Erfolg  gewesen.  Doch  ist  die 
Openition  wegen  der  nicht  ganz  aiiszu.'ächliessenden  Coinplicationcn  auf  die  .schwersten 
und  li.irtiijickig.steii  Kfille  /m  heschräiiken.  In  anderer  Weise  operativ  zu  heilen  sind 
einzi'hu'  (ier  Fälle  symptomatischer  I.schias,  bei  welchen  es  sich  um  Tumoren  im 
Becken  han<lelt,  welche  auf  den  F'lexus  oder  Nervus  i.schiachcus  drficken.  Da  ferner 
in  manchen  Fälle  durch  chronische  Obsfipation  und  Kotliverhaltnng  Isciiias  hervor- 
genifen  oder  die  aus  anderen  l'rsachen  entstandene  verschlimmert  wird,  so  ist  stets 
hierauf  zu  achten  und  durch  die  geeigneten  Mittel,  auch  durch  Badekuren  in  Karls- 
hald,  Kissingen  u.  a.  Erfolg  zu  erzielen.  Fliegt  keine  derartige  Ursache  vor,  so  sind 
die  Thermalbäder,  wie  Teplitz,  Gastein,  Wildb:id,  Baden-Baden,  oft  von  Nutzen. 

JOLLY. 

bchl  im  Mittelpunkte  des  oestcrreichischcD ,  an  Naturschönbeiten  reichen  Salzkammcripites, 
468  m  ü.  H. ,  vereinigt  die  Vorzüge  eines  klimatisch  sehr  begünstigten  Sommcrnufenthaltes 
mit  denen  eines  Soolbadcs.  Zu  dem  letzteren  wird  die  26,2  proc.  Soole,  Mutterlauge,  neue 
Schwefelquelle  imd  der  Sal/.bcrgschwefelschlamm  in  mannigfachen  Formen:  Wannen-Wellen- 
bad. Sootdampfbad  mit  P^inriuhtung  zur  Inhalation  von  Sooldämpfen,  Schlamnib.-id  benützt. 
Die  .schw.iclicn  Kochsalziinellcn:  M.aria-Luiscnquelle  und  Klcbclsbergquclle  linden  auch  inner- 
lich Anwendung.  Das  Klima  ist  milde  ^mittlere  Sommertemperatur  17,5°  C.)  und  feucht. 
Milch  und  Molken,  sowie  mannigfaltige,  wohlgcpllegte,  ansteigende  Spazierwege  sind  zweckmässige 
Untcrsttitzmigsmittel  für  Kuren  bei  Störungen  der  Blutbercituug  und  Abbildung,  bei  Anacmie, 
Scrofulose,  liachitis,  chronischen  Katarrhen  der  .Athmungsorgaue.  Exsudatresten  im  Pleura- 
säcke, Peritoneum,  weiblichen  (ienitale,  bei  Krankheiten  des  Nervcnsvsteras. 

KI8CU. 

Ischurie,  Harnverhaltung,  bedeutet  dos  jetzt  gewöhnlich  als  Rcteutio  urinae  bezeichnete 
Symptom  vieler  verschiedenartiger  Affectionen  der  Hamwege.  in  welchen  die  Blase  iliren  Barn 
gar  nicbt  oder  nicht  gänzlich  selbständig  auszutreiben  vermag.  Es  bandelt  sich  hier  also 
nicht  um  die  Zustände  der  Anurie*,  in  denen  überhaupt  kein  Barn  in  die  Bl.i^e  gelangt, 
sondern  vielmehr  nur  um  solche,  bei  welchen  eine  Dysurie*  besteht,  mit  vollständiger  oder 
unvollständiger  Uarnverhaltuog,  oder  aber  eine  Incontinentia*  urinae. 

MEKDELSOHN. 

ISOCellnsflurp,  CuH^O^  Inact  ticb  n»r.li  Banis  als  Oljcerid  in  Otio  der  Sami-n  TOn  Jatrophit  Oureu.  Sic  kildvt 
BltttclK-ii  lüin  Schmii.  I>&°;  dl>r  Al<tli]rlliiit«r  ichmilit  bei  äl". 

SPIEGEL. 

Isoduicit)  bnmr  Bhimnoie.  C^JIaO,  -f  BjO,  eine  Zuekerirt.  Er  ontulclit  itiu  Qunreitrln  und  andorvn  Oljrko- 
siden  bei  der  HjdroIyHe.  IcrysUllinirt  iu  gllniotidpn  Kry^tulloti  von  «ebr  sOasem  Qesehnmclc,  Schiup.  M3°,  int  in 
wlmicriiier  LOssng  schwach  recbudrshcnd.  in  alkuliolischcr  link»dri<hpnd.  Du  Osuan  sehmiltt  bei  IM".  Blumnura 
{."t  »Is    eine  UethylpcDtoi»,  CH,' lCH(OH)lj  '  CHO,  la  botnchtoii. 

8PIE0EL. 

.ilMC^  CuHsiO,!,  ein  Disaccharid,  entsteht  syntheiiflch  aas  DevtruAe  durch  Einwirkanit  rauchender  Salt^anre 
tO— lA',  sTe  tlndet  «ich  ilaber  im  tecbniRcheu  Stttrkexucker.  Auch  hei  der  Einirirkang  Tun  Dia^iato  auf 
Stilkl  IrirÄ  lie  neben  llaltoae  gebildet.  Sie  bildet  dahur  auch  einen  Ue^tandtbeil  dea  iiedarrten  Haliei,  der  Bier- 
wllne  nnd  dea  ver^nbrcnen  Bieres,  fOr  dessen  Eigen.^cliafteu  »ie  Bedeutung  ta  haben  scheint  Sie  Kcbmeckt 
inteusiT  sttsa  und  beginnt  schon  hei  Ci"  in  gelbbraune,  bittere  Bdstproducto  Dbcrangeben.  Sie  ist  stark  rechla- 
drehend.    Das  Osuan  bildet  gelbe  Nadeln.    Sehmp.  löo— IdJ°. 

SPtEOEL. 

Isomerie  nennt  man  die  Erscheinung,  dass  Körper  von  gleicher  Zusammensetzung  verschiedene 
Eigenschaften  besitzen.  Es  wurde  zuerst  bekannt  durch  die  Entdeckung  des  Dimorphismus  durch 
Mitscherlich;  hierbei  handelte  es  sich  um  physikalische  Verschiedenheiten,  bald  aber  zeigten 
Wochler  und  liiebig  durch  Untersuchung  der  Cyansäure  und  Knallsäure,  dass  auch  che- 
mische Eigenschaften  ohne  .\endening  der  Zusammensetzung  wechseln  können.  Das  Wort 
, Isomerie"  {lao/ispiQs  —  aus  gleichen  Thcilen  zusammengesetzt)  wurde  von  Berzelius  eingeführt. 
Man  unterscheidet  a)  physikalische  und  b)  chemische  Isomerie.  Physikalische  isomere  Körper, 
die  bei  gleichen  chemischen  Eigenschaften  nur  iu  physikalischer  Beziehung,  z.  B.  Krystall- 
form,  Schmelzpunkt,  Siedepunkt,  optischem  Drehungsvermögen,  verschieden  sind,  nennt  man 
auch  Modilicationen.  Hierher  gehören  die  allotropen  Modilicationen  der  Elemente,  die  theils  durch 
verschiedenen  Aufbau  des  Mulecüls  aus  den  Elementaratomen,  wie  Ozon  gegenüber  gewöhnlichem 
Sauerstoff,  theils  durch  vorschieden  dichte  Lagerung  der  Molecülc  erklärt  werden  können, 
femer  die  Fälle  von  Stereoisomcrio,  bei  denen  Molecüle  von  gleichem  Bau  sich  nur  durch 
die  gegenseitige  räumliche  Lagerung  der  Atome  bezw.  Radiealc  untcrscheideu.  Bei  der  cheiui' 


[Iflomeiic 


—     71fi     — 


laoUaW 


scheu  Isomerie  ist  die  Polyinene  von  dor  eigentlichen  Isomcrie  oder  Mclunjerip  zu  uiiter»ri)i;4'i 
Bei  crstercr  ist  zwar  die  relative,  nicht  aber  die  absolute  Zahl  der  Atome  die  glriciir.  i.  E, 
in  allen  Kohleuwasaerstoffen  der  Olelinrcihe  CnU,n,  während  bei  den  Mctameren  jcdri  M.jIwl 
thatsäohlich  die  gleiche  An/.ahl  derselben  Atome  enthält.  Die  Vcrschiedeübeit  der  <  onsli'.ous 
kann  dann  beruhen :  1.  auf  Verschiedenheit  der  im  Molecül  an-  CM-  '  O  '  C-IIs  ClI.  '  "  '"jH- 
zunehmenden  Kadicale  (Metamerie  im  cigetillichen  Sinne)  z.  B.        Arlb/lMtbor  Urtii^lrr.fiivikr 

2.    auf  verschiedener  üruppirung  der  Knhienstoffatorae  oder  verschiedeoer  V'ertheiluDg  irr  i> 
mit  verbundenen  Elemente  (Slructurisomerie),  z.  B. 

a)   CjHjOCjnB  C4H9(oH)  b)  CH3CI  ■  CH,  •  CH3  CB,  •  CHCI "  CH. 

AetbyUother.  Biitjrlalkoliol.  >-Chlorprop>n.  .^-Chlorpropu. 

Die  Verhältnisse    der  Isomerie    sind  hier  hauptsächlich  an  Kohlenstoffverbindi  ',  . 

Theoretisch  künnen  sie  sich  ebenso  bei  Verbindungen  anderer  mchrwerthiger  I 

es  sei  erwähnt,  dass  bei  Verbindungen  des  Stickstoffs  analoge  Isomeriefälle  constaiin  woni'n  •  01 

lüonltrlle,  Isocyanide,  Carbylaminc  sind  Cyanvcrbindungen  der  Alkofaolradicalp.  in  dcacs 
die  letzteren  nicht  wie  in  den  Nitrilen  an  Kohlenstoff,  sondern  an  Stickstoff  pt»^u^dm  «Sri 
der  seinerseits  ein  Kohlenstoffatom  bindet,  also  K — N:S=C.  Die  Isooitril 
Flüssigkeiten,  leichter  als  Wasser,  etwas  darin  löslich,  mit  eigenartigem,  furch; 
Meist  werden  sie  dargestellt  durch  Einw^irkung  von  alkoholischem  Kali  aul  eiu  U<.uiiwit  *■« 
Chloroform  und  einem  primären  Amin,  z.  B.  Anilin.  CjHj  '  N  Hj  -|-  C  HCl,  -\-  SK08  - 
3  KCl  +  SUjO  -f-  CoHs  ■  NC.  Diese  Isonitrilreaction  dient  wegen  des  charakt«r)stisciMD  fl^ 
ruchs  als  Erkcnnungsmittel  für  primäre  Amine.  Die  Isonitrilo  zerfallen  durch  ver 
Mittel  in  primäres  Amin  und  Ameisensäure:    CeHj  "  NC  -\-  2H,0  =  C,Hs  '  NH,  +  H  -  Ct»,i 

iKOpropylalkohol,  C,1I,0  =  (0H,),=  CH(0U),  dorcnlc  Kcpraesrnlant  Jfsr  scenudlron  Alkoliulc.  wird  durek  K«4« 

•IfK  AcetüDK  oder  ilurnh  AnUgvruii^  ron  SohwpfolttHurt'  an  Propylen  und  Kochen  dt^s  Prodnct«  m^'  n^---' 
Huwie  dareli  Kui'hen  des  laoprupyljodidä  mit  Bloihydroxyd  und  Woseer.    Dio  nonoal«  rrop;I|;rD|  ) 
Iiopnipylgmppr  ülior.     Er  hildol  eine    farhlosr  Flllisigkoit.  <p«e.  Oe«.  a,T)<9.  Sdp.  91".     Mit  V> 
tiiitnemann  'J  Hydrat«,  mit  Cbloreolcium  einn  krystÄlliniiieho  V(>rbindun)^.    ffureh  Oxydation   i 

Isopropylalkohol    bewirkt    bei    Thieren    in    kleinen    Dosen    Schlaf,    in     - 
hebt  er  die  Reflexe  auf,  eraeugt  Lähmung,  .\bnabme  der  Uespiration  und  Her. 
des  Blutdrucks  und  der  Körpertemperatur.    Beim  Menschen  rufen  1 — 2  g.  in    \ 
Wasser  gegeben,  ruhigen  Schlaf  ohne  üble  Neben-  oder  Nachwirkungen  hervor  (M.  Fried  >• 

uuiae, 

Iffltoma   lODglflora    Fresl..    Kinr    lioheliaeee    >n.<  Cuba.    cntbllt    in   mllun   Tbrilin    uinen  »ei 
wlrkiMtdr-n  Mili'bfaft.     Die  Fflaoxo  wird  innerlich    aU  Drastieam  und  Antisypbilitieuni,   iti<.<TlicI' 
niitrj.    Urasbofr  hat  aas  ihr  ein  festes  AlkaloTd.  I-olumiu.  i^olirl,  oinen  barf(bnliehn<' 
KOri>nr,  welfhor  beim  Enrftraen  durchdringend  uranKeblütteriihnlich  riecht  und  in  saluün 
ist     liotomin  ist  naofa  Plagife  ein    stark  wirkenden  Gift,  welrbeii  Taubon  tu  (t.OQ  snbru'.  — . 
FrUschr  zeigen  nach  0,006—0,01  snbcatan  nnrcgclmlssigc  Athmong,    Störung  der  CuordlnatioD  ^■ 

dor  Witlknrl>ewegnrig,    aber  Erhöhung  der  Hefleibewegangon    auf   mocbaniscbe  Beliung.     THe  I'  -    ' 

sofort  ab  inid  «oliliesslieb  bleibt  ims  Herx  in  Diastole  stehen.    Isotomin  wirkt  demnach,    ahnlicii   •■•r   i^j'^um.  »^ 
iDgsweise  aof  Oehim,  verllngertes  Mark  und  Uerz  ein.  ohne  das  ROokenmark  besonders  tu  altcrtrr». 

J. 

Isotonle.  Wörtlich  „Uleiehhcit  der  Spannung,  des  Drucks".  Gegenwärtig  wendet  man  imr* 
Ausdruck  speciell  in  der  Theorie  der  Lösungen  an,  um  die  Gleichheit  des  osmotisrkt* 
Drucks  zu  bezeichnen,  l'm  zwei  Lösungen  als  isotonisch  zu  erkennen,  hat  man  tathrltth  hi>- 
logische  Methoden  benutzt.  De  Vries  brachte  I'flanzenzellen  (Tradcscantia  r!'=-  i  -  p-.f-r*' 
manicata)  in  die  zu  prüfende  Lösung  und  suchte  diejenige  Concentration  der 

mittein,  bei  welcher  die  Zellen  Wasser  weder  aufnehmen  noch  abgeben.    Da  diest  . -u^  _ 

niler  Schärfe  nicht  möglich  ist,  so  begnügte  er  sich  damit,  diri<>uigc  Concentration  aufzonKferk, 
bei  welcher    der  Wasseraustritt    aus    den  Zellen  eben  beginnt,   was  sich  durch  die  LttUäiunf 
des  Zellleibcs  von  der  Zellwand,   die  sogenannte  Plasmolyse,  kund  giebl.     Diese  Beebu^ 
tnng  ist  natürlich  nur  mit  Hilfe  des  Mikroskops  möglich.     Solche  Lösungen,  bei  weleb««  \ü» 
Eintritt  oder  Austritt  von  Wasser  durch  die  nur  für  Wasser  durchlässige  (,halbdnrchl.u*ig»'i 
Zellmembran    stattfindet,    haben    offenbar    den    gleichen    osmotischen  Druck  wie  der  Zfi^^ 
sind    also    auch    unter   einander   isotouisch.     Berücksichtigt  man  die  MnleculargrSMe  4|^^H 
lösten  Salze,    so  kann  man,    wie  leicht  einzusehen,    auf  diese  Weise   auch  den  Grad  4^^^| 
.sociation  *  des  Salzes  im  Lösungsmittel  bestimmen.     Die  Pflanzenzelle   spielt,    wie  ua^^^H 
bei  dieser  Untersuchung  die  Rolle  eines  ladicators.   In  neuerer  Zeit  haben  Hedin,  HaabllH^| 
Eykman  und  Koeppc  dafür  das  Blut  verwendet,  indem  sie  da.s  Verbalten  der  rotheo  RraH 
Zellen,    speciell    ihres  Volumens   unter  Einwirkung  verschiedener  .Salzlösungen  im   MrirB»kl|l 
kriteu  beobachteten,  einem  graduirten  Capillarrohr.  in  welchem  die  festen  P  '^^H 

Blutes  durch  Centrifugiren  vom  Blutplasma  getrennt  werden,     in  diesen  Vers .  ''ff^l 

Mctall.salzlösungen  die  Oberil.äche  der  rothen  Blutkörperchen  die  Rollo  einer  halMuniblilSH 
Membran.    Hierbei  bat  sich  u.  o.  ergeben,  doss  das  Plasma  des  Menschenblutes  danfeM^^fl 


Isotonie 


—     717 


isoorBiid 


lieh  uiuer  0,87  proc.  Null-Losung  isotoiiiscli  ist,    audaüs  also  letztere    für  menschliche  Gewebe 
als  wahre  physiologische  Kochsalzlösung  zu  betrachten  wäre. 

TH.LOMNSTEIN. 

BnvtltnsitarCf  Homopht»Uilnrc,  riionjIojsig.o-Ctrhonüllur»,  Cja,ii,  =  00,H  •  CeH, '  CHj •  W,H,  ciiUUlil 
«u«  Outli*  mit  Aetxkali,  fprotT  lipiin  Vor?>nifpit  von  (M-Cy*D-<»-TMUiyls(lure.  Sip  bildet  trirarln'schi»,  k»no  .Sliikii, 
flehmp.  t7r>",  Lciclit  lilsliflh  in  Alltiihol,  in  lifrifflom  Wa^-l^r,  Mctiwt'rer  In  Actbor.  Buim  (ilDbuu  mit  Nstronitalk  liofcrt 
üio  KohWniiliuro  nnd  Toluul.  mit  Kali  u-Tula;l^Suro,  mit  KaliumiierrnftOgAoat  Phialstturp. 

BPIBOEL. 

ItacOnBlnre,  MethrlcnbcrnsteinsHure,  CjHf.04  =  CH,=  C  COjHCHjCOjH.  isomer,  uml  iwir  ntrueturisomur, 
mit  CitrseoR-  nnd  Uesaeonailur«,  entsteht  als  Anhydrid  noden  dem  iler  CitraoonsKur«  bei  «rbnelloro  Dcstillireo  vv» 
CitroncDS&ure ;  die^  Anbydrid  geht  hei  Destillation  anter  gewOhuliobem  Drurke  in  Gitraronitliiireaiihydrid  Ober, 
wKbrend  umgekehrt  an.s  letzterem  durch  Erhitnun  mit  Wa««er  Itaeonsttiire  entsteht.  Sie  bildet  Rtiomben<^lcta(>der. 
Behmp.  ItfP.  LOslich  in  Wasser  nnd  Alkohol.  Spec.  Qew.  1,573—1,0:12.  Dat,  AmmuniakMaU  giebt  mit  Ei.sencbloiid 
eiDVn  braunen  Niedcneblag,  der  sieh  im  Uebvrsebass  doa  FtllnDgamittels  mit  dunkolrothbraaner  Karbe  lOst,  aus 
diesor  LOaung  durch  Kochen  wieder  ausgcflcbiedfln  wird. 

SPIEUEL. 


» 


Itrol;  citroneDsaures  Silber,  Ag3C||H507,  ein  feines  geruchloses,  gut  haltbares,  schwer  lösliches 
Pulver,  ist  von  Crede  als  energisches  und  völlig  unschädliches  Antisepticum  als  Ersatz  für 
.todoform  empfohlen  worden.  Es  tödtet,  ebenso  wie  Actol,  das  Silberiaetat,  innerhalb  5  Minulcn 
Spaltpilze  in  ciiior  Lösung  von  1  :  1000,  und  hemmt  ihre  Eutwickclung  schon  bei  einer  Yer- 
diiiinuug  von  1  :  50 000.  Es  wird  iu  Substanz,  als  Salbe  1  :  50 — 100  Lanolin  und  in  wässrigcr 
Lösung  1  :5 — lüOOO  als  Antisepticum,  als  Gurgelwasser  und  zu  Um.schlHgen  benutzt.  Tägliche 
Injcctionen  einer  Lösung  von  0,01'25— 0,025 :  100  wirken  günstig  bei  Gonorrhoe  (Werler). 

J.  JACOBSON. 


IvaTn,  Ivabitter,    Ivaöl    und   Ivaol    .sind    in    dem   vor   der  Blüthe   gesammelten  Kraut  der 

I     Achillea  moschata  Jacq..    der  ,.Iva''  enthalten.      Das  Ivaöl    ist    blnulichgriin,    besitzt 

f    intensiven    Geruch    und    pfeffcrminzäbnlichen    Geschmack;    spcc.  Gew.    0,934r>    bei    15".     Der 

Hauptbestandlheil  ist  das  Ivaol,  C24H4o03,   Sdp.  170 — 210",  ferner  Ivai'n,  eine  dunkulgclbe, 

terpentinähnliche,   intensiv    bitter   schmeckende,   leicht  in  Alkohol,   nicht   in  Wasser  lösliche 

L    Masse,  C34U4]03,  sowie  Achille'i'n*  und  Moscbatio. 


Ivouicz«  galizirtcbes  Dorf  am  Nordabhange  der  Karpatheu,  350  m  hoch.  t>esitit  Jod-  und  bnimbaltlge  Koebsat'taliuer- 
lingc  (bi»  IQ  8,0  Chloi^.  0.024  Jod-,  U.037  Bromsatrium,  2,4  Natriumbiearbunat,  361  com  rreier  Kobleiukura),  aowia 
eine  Eisen-,  Seiiwerel-  und  Napbtai|Uolle. 

Ixodes  Latr.,  Zecke.  Milbengattung,  deren  Angehörige  auf  Bäumen  und  Sträuchern  leben  und 
die  sich  auf  vorbeigebeude  Menschen  oder  Thiere  herabfallen  lassen,  deren  Blut  die  Weibchen 
saugen.  Der  Rüssel  ist  so  lang  wie  die  Kiefertaster,  die  säbel-  bis  keulenförmig  sind.  Die 
Beine  sind  mit  Haftscheiben  versehen.  In  neuester  Zeit  sind  sie  als  Verbreiter  des  Teias- 
tiebers  der  Rinder  bekannt  geworden.  1.  I.  araericanus  Koch,  eine  2,2 — 3  mm  lange,  rotb- 
bräune,  fein  punktirte  Milbe,  befällt  Menschen  und  Pferde.  Ihre  Lebensweise  ist  wie  die  der 
folgenden  Art.  2.  I.  reduvius  Charl,  eine  ovale,  11  mm  lange  und  7  mm  breite  Milbe, 
welche  hinten  abgerundet  ist.  Die  Haut  ist  fein  gestreift  und  mit  kleinen  weissen  Härchen 
besetzt.  Das  Rückenschild  ist  zu.sammenged ruckt  und  ein  wenig  fünfeckig.  Der  Körper  ist 
blassroth,  ein  wenig  ins  Gelbe  spielend.  Diese  Art  findet  sich  hauptsächlich  auf  Schafen, 
Hunden  etc.  3.  I.  ricinus  (L).  Gemeine  Zecke,  Hundszecke,  Holzbock.  Die  Hüften  haben 
an  der  Basis  einen  langen,  nach  rückwärts  gerichteten  stachelartigcn  Dornfortsatz.  Das 
Männchen  ist  1,25 — 2  mm  lang  und  braunroth  oder  pech.schwarz.  Das  Rürkenschild  des 
Weibchens  ist  kleiner,  von  röthlicher  oder  bräunlicher  Farbe.  Dos  vollgesogene  Weibchen 
erreicht  die  Grösse  einer  Erbse,  während  es  im  gewöhnlichen  Zustande  2,2  mm  laug  ist. 
Die  Thiere  befallen  Menschen.  Hunde,  Schafe,  Vögel.  Bleibt  beim  Versuch  des  Herausreissens 
des  Thieres  in  der  Wunde  der  Kopf  desselben  zurück,  so  entstehen  Entzündungen  und 
Geschwüre.    Das  beste  Mittel  zum  Enttemen  der  .Milbe  ist  das  Betupfen  mit  Oel  "der  Bon/.in. 

STAUELHANN. 
Izsl)  ein  DerinfactioDtmilt«!,  bnt«bt  «u  ainsr  Hiiehang  Ton  lUrueifea  and  lcr*solbaltigen  TheerOleu. 


h 


Jaburantll, 

.'XnierikM 
Wirkung. 
Gaiidich 


.I:ingu:iraiuly.   ist  fiii  ColIootiviütiiU'.     Er  bedeutot   in  Sf»!- 
vprschiptleneii    F;iinilif.-ii    mit    rli.-ifilioroti.sclK'r    und  si;ilagoger 
Pipfr 


.I.T  v;iv;iiidi 
Pfliinzoii    aus 

.Vis    solche    werden    j;i'ii;imit;    Pipfr   reticulatuni  L.,    Sen'oni;i  .lalioraiidi 
und   Guiileni.  .lus  der   Familie  der   Piperacecn,  Monnieria    tril'olia   I,.,    eine 
Rutacee,  einige  Herpestis-Arten  (SiTophuluriareae).     Ür.  OiuUinho   aus  IVriiHmbuc« 


[Jaborandi 


71H 


J«cfai<i', 


limktc  1H74    die  Aufuierksainkuit   auf   die    als   „.laboranili''    gobräuclilichMi    BISBr, 
Baiilon  (1875)  erkannte  als  Mutterpflanze  Pilocarpus*  penuatirnlius  Lctnairr. 

Zerriol)en  besitzen  die  BUlttrhen  einen  eigenthfimlichen  aromatischen  Gemrli  mi 
rieseliniack;  beim  Kanen  wird  anf5n};lieh  ein  eipenthiiniliches  Bmiiiea  auf  der  Zau;«- 
spitze  l)cmerkliar,  um  dann  einem  vermehrten  Speiebelflusse  Platz   zu   machen. 

Hardy  (1H75)  entdeckte  in  den   Blattern  und  (ierrard  (1h7ö)   tu  der  Rind«'  jJ» 
wirksames  I'rincip  das  Alkaloid  Pilokarpin*.    Nach  Pohl,  Rudoe  und  Milirr 
»ollen  die  behaarten  Blätter  alkaloTdreieher  als  die  kahlen  sein.     F>er  Gohalt  .; 
karpin  sdiwankt  von  üjlö'j— 1,'.»7  p(;t.    Üb  in  der  Droge  neben  dem  Pilfk   q  '» 

noch    die    ebenfalls    basischen  Substanzen  Pilokarpidiii,    Jaborin     und   .labuiiU: 
kommen    oder  ob  sie  erst  bei    der  Darstellung    des  Pilokarpin»  exitsteln-n,    i>' 
IVajitlich.     Dem  .labnriu    kommt    eine    dem  Atropin    ähnliche   Wirkung    zu;    I' 
pidin    entspricht    darin    dem    Pilokarpin,    .laboridin    dem    Jaborin.       Ein    nlrf  • 
wichtiger    Bestandtheil    der    Blatter  ist    ein    krSftig   riechendes,    milde    und    fr 
artig  scbiijockeiuies  actherisches  (M  (0,4—0,50  p(!t.,    Sp.  G.  0,875,    Sdp.    l.O-     • 
Hardy),  das  hanptsärhlirh  uns  eitn-m '1  iT|>rn,  dem  Pilokarpen   (Hardy).     ' 
dem  Carven  ähnlichen  oder  mit  ihm  identischen  Körper  (Pohl)   besteht.    ."^ 
enthalten    die  Blätter    auch    noi'h   Harz    und   Gerbstoff. 

Die  Wirkung  der  Blätter  entspricht  jener  des  Pilokarpins.    Bin  Infusuin  von 
bis  4,0  verursacht  inne  starke  Vermehrung  der  Schwciss-  und  Speichelsecretion, 
werden  hierbei  verschiedene  unangenehme  Nebenwirkungen  beobacbtel,    die 
Einftuss    dos  Jaboriiis  und  des  aetherischen  Oeles  hinweisen.     Solcho    gel« 
Symptome,    die    beim    reinen  Pilokarpiu  fehlen  oder  doch  nur  selten  sich  cii 
sind:  längere  Zeit  anhaltende  Uelielkeiten,  mehrstündiger    Magendruck    oder  IIa 
schmerzen,   Singultiis,    Krlirecheu  —   Tebelkeiten    und    Krbrecbeii    sind    zuwetleii 
hochgradig,  ila.ss  schwere  Collapse  erfolgen   —   Kopfschmerzen,    NebtdseLen,   {>}> 
Harndrang  mit  Schmerzen    in    der    Lendengegend.      Dieser    Nebenwirkungen    *e 
werden    sie    gegenwärtig  vielfach  durch  d:is  Pilokarpin  ersetzt. 

Folia  Jaborandi    l'h.  <i.  III.-.    Die  moisl    ganz    kahlen  Fiederblätter  bcctcliM 
2 — 4  kurz  gestielten  JocheD.    Dieselben  sind  lanzettförmig,  oval  oder 
Länge  16  cm.  Breite  4 — 7  cm.    Zahlreiche  durchscheioendc  Oelräame  sind  wat  i 
Blatt  erkennbar.     Infus  3— G  :  200  auf  einmal  zu  nebmeo. 
Extractum   Jaborandi  Ph.  Gall.:    Von  Consistenz  2.     In  Pillen    zu  rcrabiric^w; 

0,15 — 0,75  pro  dosi. 
Extractum  Jaborandi  lluiduni.  Liquor  Jaborandi  Ph.ü.  S.:  0,1— O.S^r*^ 
Sirupus  Jaborandi  l*h.  Gall.:    Die  Colatur  des  wiisserigcn  Aufgas»cs  (I  :  15)   wirl 
mit  Zucker  q.  s.  behandelt.    3—4  EsslölToI  pro  dotii  für  ErwiichsoDe,  1  — 
löfTel  für  Kinder.     Bei  Prurigo   und  chronischem  Nessellieber    (Simon  uod  Pt<) 
!  Tiuctura  .laboraudi  Ph.  Brit.:    Braungelbü,    spirituöse  Macerations'- 

leicht  Ekel.     1,0  hi.s  5,0  pro  dosi. 
JftboriQ.  C^H   V  ",     ii...t..f  »i,qi  iipbpn  Pitoknrpln  »aoh  im  «0ht«u  und  tm  f»Uchen  Jdbi  . 
U(0)nu  J»burtn(iauiv,  I  n  Toii  Pilukarpin  auf  It'iU*^.     Eä  iint  amorph,  nnlAfilicti  in  Wiuit 

uimI  Antlii'r.     Durch  K  '  i  SaliHUur"  wiril  es  in  Pilokar^idin  umKuwaiidplt    S»hf  st4rk> 

in  W^sfr  wie  iri  Alli.ii.i  i.  irm  iiillche  Salio  bildet.     Es  ist  von  thnlioher  Witkung  wl»  Atmpm 

srtioi 

Jftranindll   Ju.-i«.     rfl«r)ieu)rattunt;    aiiit    drr  Faniilio    ilor    B I  k«  u  ni  aeea« ,    <4twa    '" 

it:iiitii>'  mit    fregvnitXiiiJi^on,    dop|ivltgt>llrdnrt<>n  BIlUteni    und    rifiniK    ^ap[>irt«n.    u'  -< 

Di«  fachspaltiKüu  Kapn^ln    nnthalt^n   hHatijr-)toflUKi<ltu  Samen.     J.  brasiliana  Wt.-..  ;■.■.:„- u 

Oliiitalia  orinnem.  ist  «in  «luttliehor  Baum  Braailiens.  Gilt  aU  Stamropllanie  des  Palitand«*- 
•  anderholtea.  J.  |>ru«era  S|>r..  Iimeifotia,  »eutirolla  B.  ot  B.  und  J.  mimotavfolla  Dim. 
cloischn  Verwnndung.     J.  toin^ntusa  R.  Ür.  liefert  wie  die  vorige  Caroba,  IC 

Folia  Jacarandat!  proccrae,  Fnlia  f'arobao  eutbatteu  Cambin,  Carob&>4.an 
Stcocarobasäure,  Carobon,  Carohaharzsiiure,  Carobabalsam,  eine  ,■;— "H '.".i;.-i"-  ijerbüuti 
Bitterstoff  und  organische  Säuren  (Pcckolt).     Jacaranda  wirkt  di.Ti  diurrt 

und  gilt  in  .Südamerika  als  vorzügliche.s  Mittel  gegen  Lues.     Auch  ;i,.. . .l  ab  \Vun4-T 

und    Hautmittel    in    Gebr.auch.     Vcrorduct  wird  sie  im  Infus  als  Electuariutn  oder  ab  Flaiil- 
extract.     Der  Carobabalsam  dient  als  Wundmittol,  innerlich  zu  1,0  ab  Totiicum,  C'aroboa 
0,1  äussnriich  bei  nautaiTcctionen,   Carobin  zu  0,5  gegen  Lues  und  .^^crofulose. 

Eicetuarium  Carobao  (Carneiro):  Folia  Carobae  90,    Radix  Sassaparilloe,  F*ll 
Sennae  »  80,  Kalomcl  2,0,  8irupus  q.  s.  ad  clrctuarium.    Dosis  2  mal  täglich  tiacd  ' 
TheclölTel  voll  im  C.irobainfus  zu  nchmi^n. 
Extractum  fluidum  Carobae:    Dosis  1—3,0,  auch  in  Verbindung  mit  Jodkalinm. 
Jacaranda    lanciloliata    liefert  ein  Kluidcxtraet,   welches  in  Dosen  von   1  -3,0  S  ba 
4  mal    täglich    bei    Lues,    als    Injuction    1.5  :  100   bei    Gonorrhoe    benutzt    wird    (Hvsacfl 
Jacaranda  acutifolia  liefert  die  ParavisoofrQehto  zu  gleichem  Gebmudi.  ■ 


iiJ- 

4 


lagMtfpId 


—     719     — 


JalapaJ 


I 


ttCStfOldy  in  Wllrttt*nibvi^,  \-if*  m  liocli,  Knulbitd.     llin  Qiiflln,  welrbo  ku  Trliikkurt*u  ninl  Radpin  henuUI,  wird,  t*iii- 
•  Ull  2.'>6.U  Chlor-,  (1.17  Ju<l-,  0,4Ö  llruintialrium,  4,M  Mublinüiuin-,  3,26  t'alrilimcklijrid,  3.1'.'  Caloinmsulfjil. 
'  W. 

falnpa.     Tiil)ci-a   .1  ;i I ;i p :u' ,  .1  ;ilaiiniiknfi| Icii  stammen   vnii   lior  moxikaiiischen  Con- 

I    volvulaccf  [[lomnea*  Piir}!;a  Hoyti.     I>it!  Hrogo  stellt  die  klniiiapM-  l>is  faiistgrossrn 

Wurzfilktiüllcn  dar,  die  von  der  mpxii%anisi:heii  tjtadt  Xalapa,  nach  wi>!clier  diusc  Drof^c 

1   don  Namen  hat,  nach  Vera  Cruz  und  weiterhin  verfrachtet  weriien.    Die  grauhrainien, 

I    auf  ihrer  Obe]-rtäclie  runzeligen  und  hOekerigen  Knollen  besitzen  nn.'ist  Birnonforin  und 

laufen  in  eine  Spitze  aus,  während  sie  am  oberen  Knde  kurze,  nur  wenipi'  Millimeter  dicke 

Stengelresto  trafen.    Auf  dem  Hrnrhe,  der  j;l:itt,  mehlig  oder  hornartig  ist,  erscheint 

die  Knolle  schmutzig  hellgrau,  weder  holzig  noch  faserig  und  läs-st  zahlreiche  dunklere, 

conci-ntrische    Zonen    erkennen,    welche    aus    glänzenden    Harzzellen    bestehen.     Sio 

riecht  rauchig  oder  kaft'ee,"ihnlich.     Der  Geschmack  i.st  fade,  später  kratzend. 

IHt  wirksnnii'  Bestanilthi-il  ist  da.s  Harz,  Resina  .lalapae,  das  zu  10  bis 
17[i(!t.  in  der  Knolle  enttialten  ist  und  eine  auf  dem  liruche  glrinzi>nde,  braune, 
leicht  zerreildiche  Ma.sse  darsttdit.  Neben  dem  Harz  enthalten  die  Knollen  noch 
etwa  IMpCt.  Stärke,  ins  zu  l'.tpt't.  Zucker,  ausserdem  (ninimi,  Farbstofl'  etc.  I)a.>!  _ 
Harz  lö.st  sich  sehr  leidit  in  Alkohol,  Kssigs."uire  und  Kssigaetlier  und  besteht  zum 
prössten    Tlieil    aus    dem    in  Schwefelaether    unlöslichen  Convol vulin*. 

Die  Wirkung  des  t'onvolvulins  bezw.  der  Tuber.i  Jalapac  ist  eine  purgirende; 
jedoch  ist  sie  eine  i-ein  örtliche,  denn  weder  0,2  Convolvulin  in  die  Venen  einge- 
spritzt, nocli  0,.T  subcutan  gegeben  erzeugen  diese  Wirkung,  während  0,1— 0,2.  per  os 
veralif(dgt,  stark  abführend  wirken.  Aber  auch  «liese  localo  Wirkung  im  Dann 
kommt  nur  zu  Stande,  wenn  es  mit  tialle  in  Kerührung  kommt,  wobei  letztere  nicht 
verändernd,  sondern  nur  lösend  auf  das  Harz  wirkt.  Andere  Wirkimgen  wie  die 
abfflliren<ie  und  eine  geringe  galb-ntreibeiide  besitzt  Convolvulin  nicht.  Sie  sollen  bei 
Pflanzenfressern  weniger  ausge]»rägt  sein,  als  bei  ('arnivoren,  jedoch  starben  .Meer- 
scliweinchen  auf  0,,'J  g  nach  wenigen  Stunden.  Nach  0,1  bis  0,2  ('ouvoivulin  l)ezw. 
I  0,2  bis  0,4  Jalapa  treten  beim  erwachsenen  Menschen  breiige  Stiddu  auf;  nach 
grösseren  Dosen,  1,0  bis  2,0  .Talapa,  sind  die  Stühle  flässig,  und  die  Entluernngen 
sind  mei.st  von  Kolikschmerzen  und  TenesmiLs  begleitet.  Nicht  selten  tritt  auch  Kr- 
brcchen  gelb  gefärbter  .Massen  auf.  Der  Stuhlgang  erfolgt  gewöhnlich  2  bis  3  Stntnien 
nach  dem  Eingeben,  nachdem  .schon  früher,  etwa  '/■>  Stunde  nach  dem  Kinnehmen, 
die  Darmperistaltik  deutlich  gesteigert  war.  Bei  zu  hohen  Dosen  können  die 
Keizerscheinungen  ini  iKirme  zu  einer  bedenklichen  Höhe  gesteigert  werden,  und 
mehrere  Fälle  von  Vergiftungen  mit  .lalaita  haben  unter  den  Erscheinungen  einer 
schweren  Gastroenteritis  zum  Tode  geführt.  Da  Jalapa  keine  Neigung  zu  Obstipation 
hinterlässt,  so  kami  man  sie  zweckmä.ssig  bei  hartnäckiger  Verstopfung  anwenden, 
("ontraindicirt  ist  sie  bei  bestehender  Entzündung  der  D.irmschleimhaut.  Man  braucht 
sio  besonders  in  dc-r  Kinderpraxis  als  Drasticura  zur  „Ableitung"  bei  Infections- 
krankheiten,  Meuingitiden  etc.  oder  auch  bei  Wurmkuren  zur  Herausbeförderung  der 
Helminthen.  Die  Darreichung  muss  slets  per  os,  nicht  per  clysnia  oder  als  Stuhl- 
zäpfi'hen  erfolgen,  da,  wie  oben  auseinanderge.setzt  wurde,  die  Wirkung  nur  bei  Gegen- 
wart von  Galle  zu  Stande  kommt.  Als  Emnienagogum,  als  welches  Jalapa  früher 
auch  benutzt  wurde,  ist  sie  heut«  kaum  noch  in  Anwendung. 

Tubern  Jalapae    l'h.  G.  III.:     .Als  Purgnns  0,5  bis  1,Ü;  als  Drasticum  1,0  bis  2,0 
in  getheilten  Gaben  mit  kurzen  Zwiscbenräumeo  in  Pulvern  oder  Pillen  und  Yer- 
bindung  mit  0,2  bis  0,5  Kalomel. 
H         Resina  Jalapac  s.  E.x:tractum  Jalnpae  spirituosuni    Ph.  <i.  III.:     In  halb  so 
^H  grossen  Dosen  vic  die  Tubcra. 

^m         Sapo  Jalapiuus,    Jalapcnsi;ife    Ph.  G.  IIL:    Resiiia  Jalapac,  Sapo  mcdicatus  u- 
^K  Braungclbc,   knetbare,    in  Woiscr   trübe    lösliche   Masse.    Besoudpfs    zur    Pillcn- 

^m  bereituiig   geeignet.    0,5  bis  2,0,   bei    längere  Zeit  fortgesetztem  Gebrauch  Pillen 

■  zu  0,1  bis  0,3. 

^M         Pilulae   Jalapae    Ph.  G.  III.:    Sapo  Jalapiuus  8.    Tubcra  Jalapac  1.     Pillen   von 

■  .     0.1  g.     Dosis:  3—6  Pillen. 

H  Pilulae  laxantes  Ph.  Aust.  VII.:  Jalaponpulver  G,   Aloe  4,  S.ipo  medicatus  2,  .\nis  I. 

^m  Pulvis  Jalapae  compositus  Ph.Brit.:  Tubera  Jalapae  0,5,  Tartarus  depuralus  0,t), 

^1  Khizoina  Zitigiberis  0,1.     Dosis:  Ein  Pulver. 

f  Tinetura  rcsinae  Jalapae:  1:10  Spiritus  viai.  KIOKIU. 

JaUpin,  CmHmOii,  ist  das  Glykosid  der  steogeligen  Jalapc  (Mayer)  und  des  Scammo' 


[Jalapa 


—     720 


itn^ 


harzcs  (Spirg.itis).  Es  Ut  amorph.  Schmp.  über  150**,  weoig  ia  Wasser,  irtcist 
und  Benzol,  in  Alkohol  und  Aether  l<islich.  In  kalten  AlkaUeo  löst  es  neb  laaipHi,  h 
kochenden  rasch  und  geht  in  Jalapin säure.  CpHjoO,,  über.  SalpetrrMore  otyStt  a  m 
Oial.säure  und  Ipomsäiire.  Mit  verdünnten  Minemlsäurco  zerTällt  es  in  *^\yio*e  as4  JtLqöi 
Jalapinol.  C,:H,,07,  entsteht  neben  (ilvkosc  bei  der  H.v"'"' —  ■'■-  '*' — im»  bcnr.  4i 
.falapinsäur«.     Es  bildet    blumenkohlartigc  Kr^-sl.illgruppen,    ^  iäl        ' 

in  kaltem,    sehr  wenig  löslich    in    kochendem  Was.ser,    leicht  Netbs.    I 

Behandeln  mit  starken  Basen  geht  es  in  Jalapinolsäure,  t  4*  fiks, 

Kaliumpennangauat  ia  IsobuUersäure,  die  weiter  zu  Üxyisobuti.. ..  rird. 

Jtmbosa  Kumpli.     ritaiitci'  .    drr  Fam.    iler  l(;rlae«>e*,    Vatrrfim    ^ 

Gilluri);  Euiionia*.     J    i  MjTtus  Jamboga  I,.,  Eug«liia  JaBk 

n'ho  hrogp  jamlui  Afvit  tu    ond  Blattern    bostpbaod    aad    alj  Fi«b*iv 

wird  meift  mit  Eu Kenia  TuttttiiiKt.  wvlche  OatiuDg  daoD  in  die  S«otiott0a:  L  JabUmaa 
Gaartn.,  ».  EDtrnla  W.  ;:*tbeilt  irird. 


I  i>f crl   4»  I 

utat.     Uw  ' 


Jambul,   Jambu.   Jamun,   Jameni,    Kabajamv.    Kalajam.  Narel,    todiadw  NiaM  % 

Eugenia  Jambolana  Lam.    (s.  S^zygium  Jambolaoum  D.  C,  Calyptbrantcs  Jambobuu  WiUl 
eine    in  Ostindien    einheimische   M}-Ttacce.     Der   frische    Saft    der  Blätt/r    hnr    adxthl^nii». 
Eigenschaften  und   wiid  nilein   oder  mit  anderen  .\dstringenticn  von  inr^  '  rntca 

Dysenterie  angewendet,     .\bkochungcn  der  Rinde  werden  zu  ad.^tringirci  .liaan  I 

<iurgelungen  und  innerlich  gegen  Diabetes  benutzt.     Die  reifen  Frucht«   <licii>.Li  to  loiLa 
Herstellung  eines  alkoholischen,   Jambava  genannten  Getränkes,  aus   dvm  viedema  tiu  » 
genehm  .schmeckender  Essig  bereitet  wird,  der  als  Stomachicum,  CarraiDativma  aaA  Ditt2«b«M 
Anwendung  tindet. 

Die  Samen,   von  den   indischen  Aerzten  als  Specificum  gegtn  Diab>-t  "'.taa 

werden  auf  die  Empfehlung  von  Banatvala  (1S83)  auch  bei  ans  aog«w  -^i« 

in    100  Theilcn:    Spuren    eines    actberischen    Oelos,    Chlorophyll    und    Kfu 
Gallussäure  1,65,    .VIbumin  1,25,   in  Wasser   lösliche  Extraotivitoffe  2.70.    W 
löslichen  Rückstand  83,73  (Elborne).    Eine  Substanz  von  specifiscfa  aatidiaLci^>riirr  T*mu< 
ist  nicht  aufgefunden  worden. 

Die  saccharificireode  Wirkung  der  Diastase  auf  Kohlehydrate  wird  durcb  «int»  Zv> 
von  gepulverten  Jambulsamen  geschwächt  (Scott,  Balfour.  Sims,  WoodboAd},  «bo» 
diejenige  der  saccharificirenden  Fermente  de.s  Blutserums,  des  Speichels,  des  Pi-'*  — --^•''j»e*t. 
ferner  die  Wirkung    des  Myrosins  auf  m\Tonsaures  Kalium   und  des  Emulsin-  gi^'*- 

während  die  Pepsin-  und  Trj-psin-Verdauung  uubeeinfliisst  bleibt  (Hildebr/n,  .  .  .i:*tiu 
beobachtete  bei  Hunden  mit  l'hloridzin-Diabetes  nach  Eingabe  von  J.imbul  «ioe  AboatoM  te 
Zuckerausscheidung  um  durchschnittlich  86  pCt.  und  Kobert  konnte  die  durch  oxalsaimStUi 
bei  Uundon  erzeugte  filykosurie  durch  Eitractum  .lambolani  schnell  beseitigen. 

Die  bei  ZnckerkTankcu  mit  Jambul    gemachten  Erfahrungen   sind   sehr  un^rl- '.  1i      Xu  ^ 
zelnen  Fällen  beobachtet  man  in  der  That  eine  Abnahme  der  Zuckerausschei' 
bleibt   jeder  Erfolg  aus.     Die  Innehaltuiig   einer   aiitidiabetischcu  Diaet   i.st    :  -^     i 

Allgemeinen  wird  das  Mittel  gut  vertragen.  Nur  nach  sehr  grossen  Uaben  steilen  sioa  nweiH 
Diarrhoen  ein. 

Semen  Jarobolnni:    Unregclmässige  Bruchstücke  der  Samen.    Mao  gi^bt  d<s  Pkim 

zu  20.0—40,0  g  täglich  in  2 — 3  Einzclgaben. 
Extractum   Jambolani    fluidum    e   fructibus:     10,0— 20,0— 30,0  g    tägtick  ia 

Wasser  oder  Wein,  mit  einem  Zusatz  von  Saccharin. 
Extractum  Jambolani  fluidum  c  cortice:   In  gleicher  Do-  rdtifft.   b 

soll  schwächer  wirken.  >ichmcckt  aber  weniger  sdilecht  und  i^  - 

Jateorrhiza  >i         '■■'  ■■       !.rM..,i-,  •   ••■•--'-  •■• 

mit  2  0.1.-1  :t  \  ,:..>),«'   I.. 

oiit  Itandniriiü  i  ■!  <  i-      .1    t  ' 

M'nUp.  i'ni  -^aaikara 

CuUmba  B:.  ,'r«K.     U  I* 

Wll.Irm  o,ui  r.^La  r  iM>« 


JatrOpha    J.  Unoll.     ril>ni«n|tattun|;    ana    der  Farn,  dor    R  iw,  ).„  r  >,  i  .,•.',  n  ■     ['„LM^m    ttii'ri,.g 
atwa  7u  trupiaeha  Art«'»,  Blumn  udrr  .sitiitieli(«r   hpiw.  ei 
ildfff  handucrTiiEvfl   Blkltoitt.      Hlllth<<n     tuou.jfriHrh    in    dol. 
(raniiiPQla.  —  J.  Carfiaft  t        »■       ■  »i    >       ,.,„  ;,„,„„    .i...    ., 

taitK.  «ntiirani,  matt,  Hpn  K  -  Puriflr-  und  Hri<(-i. 

%.  Ricitii  niajtiria.    hr.i-:  1*  i  nh  ot' n- tl**  l,  • 

lifida  I..  und  J.  Klauea  I..    J.   Muiuli  .1'   I.. 

Jalru|<li<«l.     t>lii    Saaioa    tun    J.  Cntca»  I,.   nntbaltno    40-M)  (iCt.    rrttiu   Ort.   (>|*«a 
r'l<*Miuiii  -.  in^t'f.i  1,1..).-!;.     ,  in  r.-r  tt  ,!.■,  »ilrli-'     ,>t  in  — 1ö  Trgpfi»n  iMiiL'lr- iil  «ifVt.     t. 

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—     721     — 


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X5P3SO4,  •  N;i^ ,  ein  Eiweisskörpcr  (Drcclisel)  in  Pferdcleber,  auch  der  Huiide- 
leber,  Hiiidermilz,  Meiisulienhirn  u.  s.  f.  (Baldi).  Es  isf  erdig,  äusserst  bygroskopiscb,  leicht 
löslich  in  Aethor,  schwer  in  Alkohol.  In  Wasser  quillt  es  auf,  löst  sich  und  wird  dann  durch 
Kochsalzlösung  gefiillt.  Es  reducirt  Fchling'sche  Lösung.  Kalte  Salpetersäure  löst  es  und 
scheidet  beim  Erwärmen  Stearinsäure  aus.    Durch  Jod  wird  es  nicht  gefärbt. 

SPIEGEL. 


J«<l,  .IiuJini),  Jociin.i,  Jode,  Jodine,  ist  ein  Element  aiw  der  Gruppe  der  Halogene. 

»K.s  tiinlut  .sich  nur  an  Metalle  gebunden  und  ist  weit  verbreitet,  wird  aber  überall 
in  äusserst  geringen  Mengen  beobachtet.  Ks  findet  sich  ebenso  wie  das  Brom  mit 
Natrium  verbunden  im  Meerwasser  und  im  Verhfütniss  von  1  :  300(X)0  in  einigen 
Mincr;il<|uellen.  Verschiedene  Meeresalgeu  entziehen  dem  Meerwasser  die  .lodverbin- 
(lungen  und  geben  daim  beim  Verbrennen  eine  jodhaltige  A.sche,  welche  in  Schnttland 
Kelp,  in  der  Normandie  Varec  genannt  wird.  Auch  eine  Anzahl  Seothierc  und  die 
aus  ihnen  .slainnieiulen  Producte  enthalti'U  Jod,  i.  B.  der  Leberthran,  die  Bailc- 
schwämnie  u.  a.      Ebenso  weisen  viele  Süsswa-sserpflanzen  Spuren  von  .lud  auf,  auch 

Iin  der  Ackerenh',  .selbst  in  der  Luft  sind  kleine  Mengen  Jod  angetrofTen  worden, 
und,  wie  neuerdings  nachgewiesen,  in  der  (ilaiidnia  thyreoidea  und  in  anderen  Organen, 
Z.  B.  der  Thymusdrüse. 
Iias  Jod  wurde  1811  in  ilen  Mutterlaugen  der  Asche  von  Soepflauzen  entdeckt 
(Courtois),  GayLussac  gab  ihm  den  Namen  „Jod"  (liui^i  veilchonfarbig)  nach 
der  Farbe  seiner  Dämpfe.  Ks  stellt  einen  grauschw.irzen  Kör])er  dar,  welcher  in 
grossen  nietalitsch  glänzenden  rhombischen  Tafeln  oder  KIftttchen  von  eigenthiini- 
lirhem  (lernche  sublimirt.  Schmp.  113".  In  \Va.sser  ist  Jod  nur  sehr  wenig  toslidi, 
leicht  in  Alkohol,  sehr  leicht  in  Aether,  Chloroform  und  Schwefelkohlenstoff,  auch  in 
einer  Lösung  von  Kalium  jodatum:  es  entsteht  dann  eine  schwarz-braune  Flüssig- 
keit, K.lg.  F>etztere  sowie  die  alkoholische  Jodlösung  sind  braun  gefärbt,  die  Ijösungen 
des  .tod  in  ("hlorofonn  und  Schwefelkohlenstoff  hingegen  von  rothvioletter  Farbi'. 
Stärkelösung  wird  von  Jod  blau  gefärbt. 

Bringt  man  .lod,  z.  B.  in  Form  der  Jodttnctur,  auf  dif^  intacte  Haut,  so  entsteht 
nach  wiederholter  Auftragung  l'rickelii  und  Stechen,  .sddiesslich  eine  Hautentzündung, 
die  bis  zur  l^iiaddelbildung  führen  kann.  Die  Epiderniis  löst  sich  in  grössernii  nnti 
kleineren  gelben  oder  gelbbraunen  Fetzen  ab.  Auf  die  Haut  des  Kaninchenlüffel  auf- 
gepinselt bewirkt  Jodlösung  zuerst  eine  Erweiterung  der  Venen  und  Capillaren, 
darauf  Tran.sfusion  und  Auswanderung  von  l.eukocyten.  Sp.lter  degeneriren  die 
wei.sseti  Hhitkörperclien  und  Bindegewebskörpcrrhon  fettig  und  werden  zum  Zerfall 
gebracht  (Schade).  Ebenso  wirkt  Jod  int<!nsiv  reizend  auf  die  Schleimhäute  und 
ruft  Conjunctivitis,  Schnupfen  mit  Stirnkopfschnierz,  Entzündung  der  Kehlkopf-  un4l 
Bronchialsehleimhaut  hervor;  per  os  applicirt  erzeugt  es  einen  unangeiu'hmen,  salzigen 
Geschmack,  Speichelflnss,  l'haryngitis.L'ebelkeit,  Erbrechen,  Magenschmerzen,  Durchfall, 
eventuell  Darmentzündung.  Unmittelbar  in  die  Blutbalm  gebracht,  bedingt  es  Auflösung 
der  rothen  Blutkörperchen  und  infolgedessen  Thrombosenbildung,  Haematurie,  Nephritis 
etc.  Das  Jod,  ebenso  die  Jodide  werdpu  von  allen  Applicationsstelleii  aus  sehr  ra«ch 
resorbirt.  Freies  Jod  wird  hierbei  vennuthlich  zum  grösseren  Theil  mit  dem  Eiweiss, 
nur  ein  kleiner  Theil  auch  mit  den  Alkalien  des  Blutes  Verbindungen  eingehen,  um 
dann  ailmälig  oxydirt  als  jodsaurt-s  Salz  und  später  als  Jodid  zu  circuliren  und 
ausgeschieden  zu  werden.  Ein  Theil  dieser  im  Köqjer  so  gebildeten  Jodide  wird 
jedoch  wohl  nicht  einfach  zur  Ausscheidung  kommen,  sondern  zuvor  an  manchen 
Stellen  des  Organismu-v,  wo,  wie  besonders  ;m  den  secernirenden  Organen,  Schleim- 
häuten u.  s.  w.,  wohl  unter  dem  Einflüsse  der  Körperwärme  eine  fortwährende  Zer- 
setzung der  Jodide  stattfindet,  gespalten,  zu  Gimsten  der  sich  darbietenden  ander- 
weitigen .starken  und  massenhaften  Affinitäten,  z.  B.  von  lel)endem  Eiwei.ss,  der 
Kohlensäure,  salpetrigen  Säure.  Hierdurch  wird  Alkali  frei,  dxs  von  der  Kohlen- 
säure u.  8.  w.  in  Beschlag  genommen  wird,  auch  bildet  sich  die  sehr  leicht  zersetz- 
liche  Jodwassorstoffsäure,  die     zur  Entstebimg  von  Jodeiweis.sverbindungen  führt. 

Acute  Vergiftungen  uut  Jod  werden  nur  verhältnissmässig  selten  beobachtet. 
Sie  erzeugen  Speicheifluss,  Magenschmerzen,  Koliken,  mehr  oder  weniger  starkes  Blat- 
brochcn,  Gastroenteritis,  Collaps  und  führen  zuweilen  den  Tod  herbei.    Sie  kommen 
beim  Selbstmord  vor  oder  es  handelt  sich  um  medicinale  Vergiftungen.    So  sind  ein 
Fälle  beobachtet,  bei  denen  Jodtinctur  zu   therapeutischen  Zwecken  in  vorher  pui 
Ovarialcysten    eingespritzt   worden  war.    Es   stelUo   sich  hierauf  das  eine  l» 


■ 
t 


0.  Li«broicli,  EuejUo|iMdie.     II.  B«ad. 


i6 


[Jod 


722     - 


MI 


nach  einigen  Stimdeu  starkes  n,f'rvöses  Erl>n'clii?ii,  Killti-  der  Rxtremität(>u  and  KJr'B 
werden  des  Pulses  ein.  I'as  Erbrochene  ontliielt  —  wenigstens  zuerst  —  fn-ir«  Ji^ 
luid  Ballen  losgeschällor  Lalidrnsen.  Das  Sensoriuui  war  benommen,  und  nach  fini^rB 
Tagen  mit  wechselndem  Belinden  trat  unerwartet  der  Tod  ein  ohne  Krürapfo  wi/r 
Cyauose.  Tliiere,  denen  grössere  Mengen  .Jod  beigebracht  wurden,  sah  man  unfc^ 
den  Erscheinungen  einer  Vergiftung  diu-ch  ein  Bliitkörperchengift  zu  Grunde  pchtt. 
DicThenipic  der  acuten  Vergiftungen  muss  in  Darreichiuig  von  Stärkekleister,  MrWIim, 
Milch,  Eiweiss,  oder  auch  gebrannter  Magnesia  oder  Seifeulrtsung  bestehen,  um  c^TiitwII 
das  im  Magen  befindliche  Jod  an  Alkali  zu  binden  und  in  wenig  schädliche  Sal*e  Uhu- 
zuführen.  Eine  chrnnischo  Vergiftung,  den  Jodisnius,  beobachtet  man  maiirbBii 
nach  Ifmger  daneriider  innerlicher  Darreichung  von  Jod  oder  .)ndprae|iarat«n,  «Ar 
auch  nach  fortgesetzter  Einathniung  von  Joddämpfen,  wie  das  beim  Arbnit<;o  in  M- 
fabriken  der  Fall  ist.  Man  sieht  dann  Verdauungsstönuigen  und  Abma^enuif  »ö 
treten  verbumic'n  mit  allgemeiner  Mattigkeit  und  Muskelsebwäche.  Die  Haut  b^-t 
eine  eigenthiiniliohe  graufahle  Färbung  und  ist  trocken:  auch  die  Mund-  und 
Schleimhaut  wird  bla.'js,  die  Speichelsecretion  vermindert.  Die  Pati<>Dteti  Iri' 
:m  Zittern  der  Hilnde,  Dyspnoe  und  Herzpalpitationen.  E>er  Puls  erscheint 
weich  und  freijuent.  Die  Gemüthsstimmung  der  Patienten  ist  meist  eine  peiirikckisv 
sie  werden  ängstlich  luid  von  einer  beständigen  Unruhe  ge<|Uält.  iHes«?  J*^ 
kachexie  führt  jedoch  fast  nie  zum  Tode,  sondern  lässt  sich  durch  Aosset»«  fc 
Jodzufuhr  gewöhnlich  wieder  beseitigen,  jedoch  dauert  die  FIrholun|;  auffallarf 
lange,  und  nach  Wiederaufnahme  des  .lodgebrauches  treten  f;ist  regelmässig  Kccidi" 
auf.  Ausgeschieden  wird  das  Jod  durch  alle  Secrete  und  kann ,  soweit  die«  duni 
die  Mund-,  Magen-  und  Darmsecrete  geschieht,  wieder  resorbirt  wenlen  und  auf  dio» 
Weise  mehrfach  secernirt  und  wieder  resorbirt  und  so  zu  einem  kloinrn  Thfü» 
lange  im  Körper  kreisen.  Im  Urin  ist  das  Jod  meist  als  Jodid,  zum  Tht-il  al*  «rz*- 
nische  Verbindung  enthalten. 

Therapeutisch  wird  Joti  hauptsächlich  äusserlich  angewandt.     Iniierlii-h 
CS  früher  in  Form  von  verdünnter  Jodtinctur    oder  LugoTscher  Lösung    n 
bei  unstillb:u-em  Erbrechen,  wnhl   auch  hei  Vergiftungen  mit  Alkaloiden  uin: 
organischen  Giften,  sowie  bei  Diphtherie  angewandt.     Alle   diese   Veronlnm 
jedoch  von  mir  zweifelhaftem  Erfolge  und  heute  ebenso  wie    die  innerlicli' 
lung  der  Lues  mit  Jodlösungen  nicht  molir  in  Anwendung.    Auch  die  Th<"i 
tinctur  in  vorher  entleerte  pathologische  Cysten,  ins  Parenchym  von  Tumunii  ru   > 
jiciren  oder  bei  foetidcr  Otitis  in  den  Ohreanal,  fenier  in  Fistelgänge,  Ab.-<r«-«>LAkl<%, 
in  die  Syniivialkapsel  der  Gelenke  und  in  andere  seröse  Säcke  einznspritznn,  hat  wi- 
fach    an    Bedeutung    verloren.      Hierbei    soll    das    Jod    in    doppelter    llimdcJit   »«• 
Nutzen  sein:    erstens    ist  es  ein  Antiseptieum  und  zweitens  übt  es  einen  spmfisrkrft 
Reiz  aus,  indem  es  eine  acute  Entzündung  ohne  Neigung    zur  Eitenuig   mit  uackfol- 
genden  Schrumpfungen  und  Verklebiuigeu  lu-rvorruft. 

Viel  häufiger  ist  die  änsserliche  Anwendung  des  Jods.    Hautkrankheiten:  Psori«^»- 
Exantheme   und  Ekzeme,    Hautgeschwüre,   Lupus,   erytheraato.se  Frostbeuhtn,   < 
nome  etc.,  ebenso  verschiedene  entzündliche  und  uiceröse  AfTectionen  der  Schleim  i- 
des  Mundes,  des  Rachens,  Kohlkopfes    untl  Urogenitalapparates    sieht  man  oft  <l  n : 
Pinselungen    mit  Jodiösungen   günstig    lipeinflu.-ist  werden.       Einpinselungm    auf   -l'- 
intacte  Haut   werden    häufig  vorgenommen    zur  Aufsaugung    in    der  Nähe    «.'elr-.'rn" 
Ex8ud;ite  oder  Lyjnphdrüsenscliwellungen,  femer  bei  Struma,  bei  entzün"    '        \  "■• 
tionen  von  Körpertheilen,    welche    sich    oberflächlich    dicht  unter  der   1: 
wie  Knochen,    Gelenke,    Sehnenscheiden  etc.      Zur  Pin.selung   benutzt  m  u    ^  i  ■  : 
Tinctura  Jodi,    zuweilen    zur  Hälfte    verdünnt,    z.  B.  mit    Tinctura  Gall   -  ^ 

in  Fomi  von  Salben    und  Linimenten  wendet    m;u>  Jod  an,    um  eine   1: 

Exsudatreste  zu  bewirken,   femer  bei  chronischer  Schwellung  der  Lyrnj  l ._r 

Brflste,  Testes,  sowie  besonders  auch  bei  Stnima. 

Jod  um.    Ph.  fi.  Ill:    Mntimaldosis  Ü,ü2  pro  do»i!  0,1  pro  die/,    nach  d«r  Ph-  HtK 

0,0.5  pro  dosit  0,2  pro  diel 
Tinctura  Jodi.    Ph.  G.  ill:    1:10  Alkohol.    DunkelrotbV'r.iiui    n.a.h    T^d  riccial 
Muss    in    einer  mit  Glasstöpsel  ViTschlosscnen    Fl.iscbc  n  :?q.  ^^H 

der  Fünwiricung  de.s  Lichtes  zersetzt  sie    sich  leicht  uutii    i  ,.  T,.<IamH 

stoffhäure.  .rodauthyl  und  .\Mehyd.     Mau  giebt    sie    st.'hr    «nitrn   m  ilm 

verdünnt!  —  zu   2 — 4  Tropfen.     M,nimaldosis:    0.2  pro  doai!    l.'i  j  um 

der  Ph.  Holv.  ad  0,25  pro  dorn!    Aeussorlich  nach  als  Zusatt  lu  Sitlbaa.  1 


1 


fJod 


—     723     — 


Jod] 


I 


Solutio   Jodi    oaustica    Lugoli,    Lugol'sche  LösuBg:   Jod  1,  Jodkali  2,  Aqua 
destillata  30.     Anwendung  wie  Tinctura  Jodi. 

Von  de»  .io(I.s;i!zi>ti  kommen  tlu^rapuutisch  nur  die  AI  kalijodiile  in  Betracht, 
vnr  aliorii  .1  lulkaüuin  und  Jotluatrium ,  ausserdem  noch  .lotiiunmotilum,  Jnd- 
lithiuiu,    .lodriibidium  mid  .iodcaicium. 

Zur  Heiituug  der  physiologischen  Wirkung  der  Jodide  ist  niohrerns  xn  bu- 
rücksii'htifren.  Erstens  ilhen  sie,  da  sie  alle  in  Wjtsser  iiiiiremein  lösllrh  sind,  im 
Organismus  eine  „Salzwirkung"  aus,  die  .wesentlich  tiurcb  die  chemische  Beziehung 
die.ser  Körper  zu  W;isser  bedingt  ist.  Ferner  ist  zu  lieachten,  dass  aus  diesen  Ver- 
l)induiigen  sehr  leicht,  wie  oben  erwähnt,  Jod  sich  al)spalten  la.sst,  ein  Vorgang,  der 
im  Organismus  unter  Kinwirkung  der  Körperflüssigkeiten  oder  der  in  ihnen  enthal- 
tenen Nitrite  leicht  zu  Stande  kouiint.  Und  dieses  im  Körper  frei  gewordene 
Jod  bedingt  dann  die  als  „Jodwirkuiig"'  bekannten  lirschoinungen.  Schliesslich  kommt 
drittens  noch  bei  jedem  einzelnen  Jodid  die  seinem  Mctallcomponenten  eutsprecheiirto 
specilisrhe  Wirkung  hinzu.  So  muss  unbedingt  ein  grosser  Theil  der  nach  Kingabo 
von  Jodkali  beobachteti'u  Erscheinungen,  namentlich  von  Seiten  der  Circulation,  a.s 
„Kaliwirkimg"  aufgefasst  werden.  I'ie  Aufnahme  und  Ausscheidung  geht  sehr  schnell 
von  Statten.  Wenige  Minuten  nach  der  Darreichung  jier  o»  tritt  Jodkali  schon  im 
Speichel  luid  1  —  l'/^  Stunden  nach  subcutaner  1  Darreichung  im  Üarmsaft  auf.  Häufig 
treten  liei  ihrer  Aw.sscheidung  allerlei  entztindliche  Proces.se  oder  Secretionsvermehrung 
auf,  so  hilufig  Jodschnupfen,  .lodbusten,  .lodspeicheln  und  .lodexanthenui. 
Auch  in  den  (Jonjunctivalsack  kann  durch  die  Thräiieiifliissigkeit  das  ausgeschiedene 
Jodid  gidaiigen  und  hier  lOutzitiidung,  Geschwnrbildung  und  (langraen  der  Cimjunctiva 
erzeugen,  wemi  zn  gleicher  Zeit  Kalomel  auf  dieselbe  aufgepudert  wird.  Lange  Zeit 
fortgesetzte  Darreichung  der  Jodide  kann  natürlich  auch  zu  .lodismns  führen. 

Therapeutisch  benutzt  man  die  Jodsalze,  vor  Allem  Jodkali  zur  Behandlung  der 
Lues  im  spateren  tertiären  Stadium.  Zwar  werden  auch  häufig  die  Erscheimmgou 
im  Secundärstadium  durch  .lodkali  zum  Zurückgehen  gebracht,  und  man  wendet  es 
daher  in  sub'hen  Fällen,  in  wtdchen  *^uei'ksiiber  nicht  vortragen  wird,  neuerdings  wie<ler 
häufiger  an,  jedocli  liegt  das  Hauptgebiet  der  Syphih'sbehandlung  mit  Jodkali  in  der 
Behandking  der  splitlnetischen  Affectionen,  besonders  solcher,  welche  einer  vorange- 
gangenen energischen  (^uecksilberkur  nicht  wichen.  Hier  erweist  sich  Jodkali  als 
ein  Si>eciticum.  Ein  zweitos  specielles  Anwendungsgebiet  der  Jodide  bilden  hy[ier- 
trophirte  drüsige  Organe.  Vergrösserungen ,  auch  n.ich  entzündlichen  Vorgüngeu, 
oder  auch  scrofubise  Schwellungen  von  Lymphdrüsen,  den  Brustdrüsen,  Testes, 
ebenso  vorübergehende  Vergrfisseningeii  der  Schilddrüse  gehen  auf  Darreichung  von 
.lodsalzen  h.luHg  sehr  schnell  wieder  zurück.  Ferner  erweist  sich  Jodkali  sehr 
nützlich  bei  Behandlung  chronischer  Metallvergiftmigon.  Nach  dem  (lebraiich  von 
Joih"den  treten  bei  solchen  Intnxicatinnen  die  Stoffe,  z.  B.  Blei,  t^ecksilber,  Arsenik, 
wieder  in  dem  Harn  auf,  nachdem  sie  vorher  darin  nicht  zu  finden  waren.  Vielleicht 
tritt  hier  beim  Jodkalium  die  diuretische  Wirkung  der  Kalisalze  mit  in  Action.  Bei 
manchen  Asthmaformen,  auch  Neuralgien,  nanuMitlich  wenn  dieselben  durch  irgend 
welche  Schwellungen  oder  Hypertrophien  drü'jiger  Org:me  oder  plastische  Binflege- 
webswuclierungen  hervorgerufen  werden,  desgleichen  bei  manchen  auch  nicht  liU'ti- 
schen  Augenmuskellfdimungen  bewirken  die  Jodide  öfter  Hervomgendi-s.  Bei  chro- 
nischer Arthritis  ist  auf  einen  Heilerfolg  nicht  immer  mit  Sicherheit  zu  rechnen. 

Kalium    jodatum    s.    bydrojodicum,    Kaliumjodid,    Jodkalium,    Jodure 

^m  de    potassium,    Jodide    of   potas.sium,     Pb.  G.  III,    bildet    weisse    würfel- 

^V  förmige  Krystallc  von  scharf  salzigem  und  hinterher  bitterem  Geschmack.    Da  das 

^B  Jodkalium  ein  wenig  hygroskopisch   ist  und  bei  Lichteinwirkung  Jod  abspaltet,  so 

^B  soll  CS  im  Dunkeln    in  Flaschen  mit  Glasstopfen  aufbewahrt  werden.    Es  löst  sich 

^B  etwa  zu  gleichen  Theilen  in  Wasser,  schwerer  in  Spiritus  von  90pCt.    Dosis  0,1  bis 

^H  0,d  mehrmals  täglich,  bis  zu  5,0  pro  die  in  Lösungen  innerlich,  auch  als  Klystier, 

^M  selten  als  Pulver,  Pillen  oder  Trochisci,    iiusserlich  in  ."^nlben,   in  Spirituosen  Ein- 

^M  reibungen  (1—3:20)  oder  zu  Mund-  und  GurgelwSssem  (1 — b -.  100). 
^M         Ungucntum  Kalii  jodati,    Kropfsnlbe,    Ph.  G.  lil:    Kaliumjodid  20,    Natrium- 

^H  thio.'iulfat  0,-25  gelöst  in  Wasser  15  und  mit  Adeps  suillus  165  gemischt.     In  der 

^ft  Ph.  G.  II  war  Parattinsalbe  benutzt,  welche  iudess  die  Kesorptioii  des  Kaliumjodids 

^H  durch  die  Haut  eher  verhindert  als  begünstigt.     Der  Zusatz  von  Natriumthiosullat 
^^^^       ist  vorgeschrieben,  um  das  etwa  frei  werdende   Jod    unter  Bildung  von   Natrium- 

^^H  46* 


|Joil 


—     124     — ^ 


JodbM^fr 


(flrfiUiiiiMiit  /.u  entfärben.    In  Kiiliumjodidsalben,  ■welche  mit   ireiiii»  '•■■il  uvcat- 

vororfincl  werden,    ist  natürlich  der  Znsatz  des  Natriumthinsulfats    s-.i   j'ut'i-u— 
Natrium  jodnl  um  s.  hydrojodicum,    Natriumjodid,    .lodna-  ■;. 

de    Hodium,    Jodide    of    sodium,    Pli.  0.  lll,    stellt    ein     fr  «-» 

krystRlliuischcs  I'nivcr  dar.     Dosis  und  Aufbewahrung  wie  bei  .' 
Ammonium  jodatum,  Ammoniumjodid,  kr)"stallisirt  ia  farblo»  » 

leicht    in  Wasser  und  Alkohol    löslich    sind.     Bei  tertiärer  Lue&    i.tinu.-..,     r.  .. 

abor  leicht  .lodisraus.     Dosis  0,1—0,5  mehrmals  täglich  in   Lösung. 
Iiitbium  jodatu  m,  Lithiumjodid,    ein  weisses.  kr}-stalUniscbes,  laicht  iii  U< 

lösliches  l'ulver,  wird  kaum  noch  benutzt. 
Kubidium   jodatum,    Rubidiumjodid,    bildet  weisse,    leicht    io  Wmmt  1*1  _ 

Krystalle.     Boslamliger    als  Jodkali  und  besser    t»  vertragrn.      B«l  tertÜRt  UoT 

Üoais  5  .  200  Wasser,  Sinai  täglich  einen  Esslöffel  eventuell   iu  M1l«h. 
C'aleium  jodatum,    Calciumjodid,    ein  weisses,  hygroskopische*.   Icicbl  IüsIScIb 

kryütallinisches  Pulver.     Bei  ^crofuloso  und  Lues,  aber  nur  selten,  bentitxt 

Ri<i  gloichzcitiger  Indicntion  von  Eisen  giebt  man  Jodeisen praeparate: 

Ferrum  jodatum.  Da  das  trockene  Jodeisen  sich  an  der  Lult  leicht  ier>dil.  •* 
schreibt  die  l'h.  Helv.  eine  Lösung  vor,  welche  25  pCt.  Jodeiseo  roüiüt  IWn, 
0,0.'i— 0,3  mehrmals  täglich  in  Pillen,  Pulvern  oder  Lösung. 

Lifiuor  Kerri  jodati,  Ph.  G.  III.  enthält  50  pCt.  Eiscnjodür.     Dosis  0^— Ijft 

.Sirupus    Ferri   jodati,  Ph.  ü.  III.  mit  5  pCt.  Jodeisen.     Dosis  1,0 — 5,0 
täglich  rein  oder  mit  anderen  Sirupen  gemischt. 

Forrum  jodatum  sacobarntura,  eine  Mischung  von  Ferrum  jodatum  nat  BA 
«uokor    mit  20  pCt.  Jodeisen.     Dosis  0.25 — l.ö  mehrmals    io   Pulvers    nai  Itta 

Pilulac  Ferri  jodati,  Ph.  Brit,  bestehen  aus  Eisenpulver,  Jod,  Zucktfiai^ 
pulvcrtcm  .^üssholz-,  eine  Pille  enthält  0,02  Ferrum  pulvcr«tam  tiad  OjM  M 
1 — 2  Pillen  2 — 3mal  tHglicb.     Achnlich  die  Pilul.ie  Blancardi. 

|)ir    Joili|ui>cksilbt'rpr.-ii>|iarate   wurden  n.amontlieh  durch   Kicord  bd  La*j 
bvhandinng  i'ingt'führt  und  verbinden  die  Jod-  mit  der  '^uecksilbrrwirkuni;. 

llydrargyrum  jodatum  flavum  und  Hrdrargyrum  bijodatum  rubraa 
letstere«  ist  onioinell.  _,  __ 

Jodsllyl,  Allyljodid,  OjUsJ.  ein  eigenthümlich  laucbartig  riccbeodes  OeL     Spcc 
Sdp.  109",  entsteht  durch  Einwirkung  von  Phosphor  und  Jod  auf  Glyccrio,    sa 
WCI-.  es  deshalb  benutat  wird:   r,Hj(OH),  -f  P  -f  J  =  C,H»J  +  HPO,  -f  H,0. 

enwnL 

JodiModw.     hie  Jodquvllrn,  JodwSsser  oder  Jud-Korh«aüzwä£ser  (rebAnsn   m  d^rGn^ 
■        ''s.-\l»wässer:  von  diesen  enthält  nine  .\u     '  '  '■' 

und    den    betreffenden  Wüstem    ihren   i 

:ui(-h  Jod  und  Kroni  in  ::•  '"ngeu.     I'  üumd  «^ 

>  ils  M-ipiesiuni-,  NatriiiMi- mi'.  ^^.-vlx  vor.  1  iltiir»' nstt'- 

lii-tii-  \S.iswT  ist  d.as  H.1II1T  Mineralwasser,  welrhi^s  0.1V4  g 
i'iilh.llt.  Obgleich  .ils"  die  Jndt^alie  in  allen  Vuelb'"  r.ar 
i-uth.'illen  sind.  Ist  doch  jjegenüber  der  Ansicht,  »« 

dc'Utuikg  ab.<4iricht,  eine  Kiuwirkung  auf  deit   Or^ai  «<u  «• 

nicht    alb*in    nach    detu  (lenuss    von  Jodwasaer   J'  beobariiM. 

aMMlwm  man  )    '        '    Nei  anhaltendem  (lebrif  '  '   ' 

fiftaag,    wie  >  ^«  und  Jmlactw.  Henk 

y.^^T  die  Art  uuU  \\eise  di««r  " 
•in"«i!f:MBS«  wird  dorrli   dif 


.rnpfforiB«B    HC' 


'Tgam  vmi' 
Hing  hat 
uIsteD  <i    . 
d,  bei    .; 
OB  Essu..... 

von  Batiniano   frtolglT  i 

(irinuig  aaf  den  (VganicanB  ' 

•ds  uad  «sah  maA  der  JodwSsser  ti 

ra  gwiiHcv  )l«ag(a  Jod  b  ik> 

ra  ><*t*ijira^  da»  bei  dir  kn^. 


iaio 


se,  K.^ 
Voscfa»  .  .. 
bd    i^iebtifchti 


.™ 


*  Tkrrajodis*  ^ 
.       lAfktS» 


i|>cli«>  Meogg  Jod  den  K«cp«s  ofMUn  m  inl,  <i»m  ttami  U> 


fjoilbacdpr 


-     72i5    — 


Jodoform] 


I 


I 


Jod  nicht  alli^iii  wirkt,  soiiiioni  in  Verbindung  mit  Kocbsalz  und  mit  nicht  unbe- 
deutenden Mengen  warmen  Wassers.  Auch  hat  man  mit  Recht  angeführt,  dass  der 
gleichzi'itigp  Km'hsaizgi'halt  diircli  Krhöhmig  der  Iiiffusion  eine  ausgiebige  Resorption 
auch  des  .Imics  onunglirlit,  und  auf  <lic  bpkannti-,  stärkuri'  Wirkung  combinirter  Arznei- 
mittel liiugpwifwen.  Man  darf  liahir  d<'r  innerlichen  Anwendung  der  natürlichen  .lod- 
wjtssor  nicht  allein  auf  (irnmi  der  Erfahrung,  sondern  aueli  auf  Grund  theoretischer 
Krwiigungpu  eine  Berechtigung  nicht  absprechen.  Anders  verhalt  es  sich  dagegen 
beim  äusseren  Gebrauch.  Die  Haut  ist  zwar  für  freies  Jod  durchgängig,  nicht  aber 
für  die  Verbindungen  desseltieti.  Klier  kann  man  noch  von  der  Anwendung  an  Jud- 
salzen  reicher  Mutterlaugen  eine  gewisse  hautreizendc  Wirkung,  welche  sich  mit 
derjenigen  des  Kochsalzes  conibiniren  würde,  erwarten,  eine  Resorption  von  Jod 
ilurch  die  Haut  wird  aber  auch  bei  derartig  stärkeren  Bädern  von  vielen  Autoren  be- 
zweifelt. Contra'indicationen  gegen  den  inneren  Gebrauch  derJodwüsser  geben  acute  ent- 
zünilliche  Zustände,  besonders  der  Verdauungsorgane,  sowie  hochgradige  Anaenüe  und 
Kachexie.  Für  die  Jodbäiler  gelten  dieselben  Gegenanzeigen  wie  für  die  warmen 
einfachen  bezw.  kochsalzlialtigen  Bäder. 

Man  hat  auch  künstliche  Jodwässer  mit  höherem  Jodgehalt  dargestellt,  von 
denen  z.  B.  das  künstliche  Kwich'scho  Jodsodakochsalzwasser  1,;J  g  Jndnatrium  und 
das  Jedlithionwasser  (),',)  g  Jodlithium  enthält.  Künstliche  Jodbäder  stellt  man  dar 
durch  Ziifügung  von  10—  lö  g  Jod  in  Seesalzlösung  oder  Mutterlauge  gelöst  zum 
Vollbad.  Kin  solches  Bad  ist  in  i'im.'r  hrdzernen  Wainie  herzurichten,  welche  während 
des  liebninches  bedeckt  sein  uuiss.  damit  ein  Hinatiimen  der  Joddiinipfe  verhindert  wird. 

l>ie  wirlUigHten  .lod(|uelleii  liinlen  sich,  nach  dem  Gehalt  an  .lodsalzen  angeordnet, 
in  Hall,  Heilbrunu  (Ailelheidsquclle),  Sniza,  Königsdorff-Jastrzemb,  Go- 
czalkowitz,  Salzschlirf,  Dürklieim,  Krankenheil-Tölz,  Kreuznach. 

ORITBE. 

lodmethyl,  Metlijrljodia,  CH^,  entüteht  dareb  EiDwirknng  Ton  Jod  und  Phonphor  aor  KethjrUIkuhol  Karhios«, 
um  Lli'lit  hAld  braun  wfrjendp  FIBstiigkeit  Ton  anK<^nflhm«ra  Oprach,  ^pec.  Oew.  'i,i7,  Sdp.  +4*.  E.«  dicnl  jtip  Ein- 
ruhrutit;  von  Hetb)l  Kn  Stolle  tüQ  WusenitofT  iu  Hydroryl-  oder  Aini>lu)(rappen. 

SPIEUEL. 

odororni,  'rrijodniethan,  Formy  1  trijodid.  Die  narstellung  dieses  so  wichtigen 
Heilmittels  karrn  auf  vei-schiedene  Weise  geschehen.  Sehr  einfach  vcdizieht  sicli  die 
[5ildung  beim  llrwännen  von  (.iisungen  kaustischer  oder  kohlensaurer  Alkalien  mit  Jod 
und  Alkoliol.  üb  bei  der  Zersetzung  sich  vorübergehend  Jodal  bildet,  ähnlich  wie 
bei  (,'hlorziisatz  zu  Alkohol  ("liloral,  ist  nicht  mit  tiiclierheit  zu  erweisen,  da  da.s 
Jodal  bisher  nicht  hergestellt  werden  konnte.  Auch  aus  Aceton,  Aldelijd  luul  anderen 
organischen  Korpern  lä.sst  sich  Jodoform  herstellen.  In  neuerer  Zeit  lienutzt  man  die 
elektrolytische  Methode  (Patent  Schering).  Zu  dem  Zweck  wird  in  eine  alkoholisch- 
wässerige  Lösung  von  Jodkalium  Kohlen.säure  geleitet  und  die  Flüssigkeit  elektro- 
lysirt.  Has  Jodoform  stellt  gelbe  hexagonale  Plättchen  dar,  welche  leicht  zerreibbar 
sind;  Schmp.  nahezu  120";  es  ist  in  Wasser  fast  unlöslich,  verflüchtigt  sich  mit 
Wa-sserdampf  und  löst  sich  in  50  Th.  kaltem  und  etwa  10  Th.  siedendem  Weingeist 
auf.  Es  darf  keine  Asche  hinterlassen  und  soll  1  g  Jodoform  und  10  Th.  Wasser 
eine  Minute  lang  geschüttelt  ein  farbloses  Filtrat  geben,  welches  durch  Silbernitrat 
sofort  nur  0|>alisirend  getrübt  und  durch  Barynrafdtratlösung  nicht  verändert  werden 
darf.  Durch  Licht  und  den  Sauerstoff  der  Luft  zerlegt  sich  Jodoform  in  Jod, 
Kohlpnsäur(<  und  Wasser.  Ks  zeigt  alsdann  beim  Schütteln  mit  Wa.sser  auch 
die  Reaction  auf  Jodwasserstoffsäure.  Wird  Metallpulvor  mit  Jodoform  gcmi.scht,  so 
tritt  ebenfalls  Zersetzung  ein;  mit  Zinkstaub  erwärmt,  entwickelt  es  Acetylengas. 
Diese  Zersetzung  tritt  auch  dem  Arzt  durch  einen  sehr  eigenthümlichen  Geruch  ent- 
gegen, sobald  er  metallische  Gegenstände  mit  Fingern  berührt,  an  denen  Jodoform 
haftet.  Zum  Nachweis  des  Jodoforms,  besonders  im  Harn,  Blut  und  thieri.schen  Flüssig- 
keiten kann  die  Lustgarten'sche  Reaction  dienen.  Nachdem  man  das  zu  unter- 
suchemle  .Material  mit  Aether  ausgeschüttelt  hat,  wird  der  Aether  verdunstet  und 
eine  alkoholische  Lösung  hergestellt.  r>ie  Ausfühnmg  der  Reaction  geschieht  fol- 
gendemia.'ussen:  „.Man  bringt  aid"  den  Boiiei)  einer  kurzen  Reageuzröhre  etwas  I'henol- 
alkali,  nur  sehr  wenig,  weil  Phenolalkali  beim  Erwärmen  sich  brilunt  und  dadurch 
eine  später  auftretende  geringe  Rothfärbung  nicht  deutlich  erkannt  werden  könnte, 
fügt  1 — 3  Tropfen  Jodoformlösung  hinzu  und  orwännt  vorsichtig  über  einer  kleine« 
Flamme."     Nach   wenigen  Secunden  tritt    am  Boden  der  Eprouvette    ein    rother  Be- 


in«  cniuwmii»  oihhu  sumiu  aiiuuran  «ui 


»reines  Jod  enthalt.  Dieses  Jod  ist  jedoch  nicht  wie  in  den  Ji 
soiidiTn  licd:irf  zu  seinem  Nachweis  erst  der  Zerstörung  des  f;ati/,i-ii  .Mol^ 
sfiijfht  dies  am  besten  durch  Schmelzen  mit  Aetzkali,  wodurrh  luan  Jodk.ilid 
welches  <l:i.s  Jod  direct  nachzuweisen  gestattet.  Dass  das  Jod  aber  diKh 
fest  Uli  dem  Kohlenstoff  gebunden  i.st,  ergicbt  sich  aus  den  bereits  chcmil 
führten  Thatsachen,  beson(b>n<  der  Zersetzung  durch  das  Snniit?nlicht.  .Aur'o 
Thierkörper  wird  Jodoform  zerlegt  iind  durch  den  Harn  in  Form  von  Jod 
geschieden.  Gewöhnlich  ist  dieses  Jod  direct  nachweisbar;  bekanntlich  sb 
Jod  im  Harn  zuweilen  substituirt  auf  und  ist  datin  das  .lod  gerade  wie  iml 
erst  zu  erkennen,  wenn  die  Harnbestandtheile  mit  Alkalien  %-erascht  wen" 
sieht  aber  auch,  ilass  ein  Tlieil  des  Jodoforms,  allordings  ntir  minie 
direct  ausgeschieden  werden  und  »lann  im  Hani  als  kJetae  sechseckige! 
treten.  Hin  Müderer  Tlieil  wird  durch  die  Lungen  un<l  waiirficlieiulich 
Haut  eliiniiiirt.  wie  iiuin  es  sclu>n  durch  den  Geruch  sehr  leicht  walimiiM 

Man  li.it  geglaubt  aunclimen  zu  kriniien,  dass  die  Intoxic-itions»  ! 
eine  besondere  Ket<Titi<)u  des  Jodofonns  hervorgerufen  werden,  lui^ 
dem  Irin  ganz  fehle.     Ks  ist  aber  diese  Annahme  durchaus   nicht  er»i<' 

Werden  kleine  ijULintitäten  Jodoform  dem  Organismus   einverleibt    edi- 
sie  von  der  Haut  odiT  Wimdftärlien  zur  Resorption,  so  treten   keine  beniRrk 
scheinuiigeu  hervor,    dagegen  bewirken  grössere  Dosen,    die  auch    durch 
kleiner  ent.stehen  können,  eine  Jodoformintoxicati on.     Sie  wurde  in  ih 
Ausdehnung  zuerst  bei  der  externen  Anwendung  beoliaehtet.     Die  erst« 
selben,    LU'iielkeit    und  Krbrochen,    Verweigeiung    der    Nahrung,    zu»« 
köimeii  nach  Aussetzen    des  Mittels  wieder  verschwinden,    aber  bei  Be 
grösserer    Dosen    werden    schwerere    .Störungen    bemerkbar:     Grossn    Ah 
Schlaflosigkeit,  zuweilen  mit  nachfolgendem  Coma.    Es  kann   zu  Vc 
lobsuchtsanfalleii  koimuen,    auch  können  Convulsionen    sich   d:uu  gc 
treteuiler  Genesung  kann  starke  i^chwUchung  des  Gedächtnisses  zurOekblei 
Albuminurie  nrit  Auftreten  von  HamcyUndern  und  Haematurie  sind  ebei 
der  Vergiftung.    Die  Krscheirmngen  zeigen  sich  gewöhnlich  nach  plotilie 
Frequenz  des  Pulses  und  Verlangsamung  der  Respiration;  die  'l'enipera 
beim  Beginn  erhöbt  zu  sein,  später  erniedrigt.  Das  auch   bei  dit».Heni  ' 
Arzneiexanthem  in  Form  von  Pusteln,  Urticaria,  Ekzem,    Purpura  ist  r« 
deutuiig.  Die  Intoxiratimi  kann  Wochen  hindurch  anh.'iltcn  und  d.inn  nrst  (' 
Herzparaly.se    oder    unter    dem    Hilde    einer    schweren     Meniiij  "-ni' 

Schon  Do.sen  von  eiiu^m  (inumn  vermögen  bei  der  innerlichen  \ <  .nfi 

Zustand  zu  fitliren,  aber  man  inu.ss  bemerken,  d;ws  es  niemals  erforderlich  ist,  i 
llo.se  zu  schreiten,    da  die  Wirkung    eine    um  Vieles    intensivere 
kaiium.     Dio  Fräse  ist  natürlich  vielfach  discutiit  worden,  nh  ili 


fJodoforin 


-     727    - 


Jodoform] 


I 


I 


I 


iliese  Wirkung  ilr-m  ganzoii  Molccül  .lusgesitruclit'iiL'r  zukommt.  Will  niuii  die  .IikIo- 
formiiitoxic.ition  auf  abpespalteiies  .lotl  scliH'lieii,  so  müssti-  man  eint?  Gleichartigkeit 
der  Wirkung  zwischen  .hu],  Chlor  uinl  Brom  lieohachten  kiinueii,  die  aber  in  Bezug 
auf  den  [jsychisfheu  Effect  bei  alle»  drei  Krir(KTu  fehlt. 

Die  Disposition  zu  Erkrankungen  und  il.'us  Befallenwerden  von  schweren  Folgen 
nehmen  mit  dem  Aller  ?.u.  Diese  besonders  von  König  besdiriebenen  Vergiftungs- 
erscheinungen können  aber  dem  Nutzen  gegenüber,  welchen  das  Jodofonn  bietet, 
niclit  zum  Aufgeben  des  Mittels  veranlassen  und  die  Worte  Königs;  „So  lange  niclit 
ein  unsrhfidliriies  Ersatzmittel  für  das  Jodoform  in  der  Behandlimg  der  Tuberrulose 
gefunden  wird,  ist  es  einfach  unmöglich,  auf  den  Gebraticli  desselben  bei  dieser 
Krankheit  zu  verzichten"  gelten  noch  heute,  nur  wird  m.'in  tue  Vorsicht  beobachten 
niüs.sen,  keine  zu  grrissen  WmidH.-ichen  mit  .lodoforni  zu  behandeln  und  dio  selbst 
äu.sserlich  anzuwetuienden  .lodorornunengeii  einer  Dosirung  zu  unterziehen. 

Auch  von  rein  theoretischer  Seite  hatte  das  Jodofonn  einen  Angriff  auszuhalten, 
ituh'm  die  Möglichkeit  der  Wirksamkeit  des  Mittels  bezweifelt  wurde,  hi  der 
cliirurgischen  Praxis  nahm  man  zuerst  an,  dass  das  Jodoform  als  autisepti-scUes 
Mittel  aufzufassen  sei.  Von  dieser  Idee  ausgehend  fand  die  Anwendung  des 
Jodoforms  eine  grosse  Verbreitung;  man  rubricirte  daher  dieses  Mittel  in  die  Kate- 
gorie der  Körper  wie  Karbolsäure,  Sublimat  und  andere.  Die  Beobachtung  aber, 
dass  bei  ileni  Jodoformverband  bei  sonst  vorzüglicher  Wirkung  eine  Antisepsis  der 
Wundsecrcte  nicht  eintrete  (Schede),  und  die  Zersetzung  des  Eiters  selbst  bei  An- 
wendung von  relativ  grossen  Mengen  nicht  behindert  werde,  liess  .schon  erkennen, 
dass  man  e.s  mit  einem  gewöhnlichen  Antiseptirum  nicht  zu  thun  habe.  Eine  Be- 
stätigung fand  diese  Ansicht  durch  die  Untersuchungen  von  He\n  und  Rovsing, 
dass  ausserhalb  des  t)rganisnms  pathogene  Bakterien  bei  Gegenwart  von  Jodoform 
existiren  können.  Allerdings  tritt  eine  Entwicklungshemnunig  ein,  welche  aber 
gegenüber  Mitteln  wie  Sublimat,  Karbolsäure,  die  ih'e  eigenartige  Wirkung  des  Jodo- 
fornis  nicht  zeigen,  ausserhalli  des  Organismus  keine  Rolle  spielt.  Die  Schhi.ss- 
folgenmg  Rovsing's,  d.ass  daher  das  Mittel  keine  Wirkung  äussern  könne,  ja  sogar, 
weil  es  nicht  aseptisch  sei,  (iefahren  mit  der  Anwendimg  verknüpft  seien,  entspricht 
ganz  jener  Schule  von  l""orsrheni,  die  durch  die  Beobachtung  <ler  Einwirkung  auf 
Mikroben  aiLsserhalh  des  (»rgairismus  einen  Schlu.'ss  auf  die  Wirkung  des  Mittels  für 
ilen  Organismus  als  zubissig  erachten.  IHe  i'raxis  hat  sich  abi>r  liierdurch  nicht 
beirren  la.s.sei)  uufl  spätere  Versuche  haiwu  gezeigt,  dass  die  Wirksamkeit  die.ses 
Körpers  erst  dann  zu  Tage  tritt,  wenn  ein  Eintritt  des  Jodoforms  in  die  Zellaction 
statttindet. 

Allerdings  können  bei  der  leichten  Zersetzharkeit  des  Jodoforms  die  Zorsctzungs- 
producte  auch  aus.serhalb  des  (Jrganismus  einen  Effect  hervorrufen,  wie  das  ein 
Versuch  von  Binz  zeigt,  welcher  das  Jodoform  auf  ein  zur  Eiterbildung  vorbereitetes 
Frosch-Mesenterium  einwirken  liess  und  dem  Tageslicht  aussetzte.  Es  wurde  auf 
diese  Weise  die  Leukocytose  verhindert.  Aber  hier  dürfte  die  Zersetzung  nicht  durch 
den  vitalen  Process,  sondern  rhirch  das  I.icht  hervorgerufen  sein.  Sicher  i.st,  da.ss 
der  Tiiberkelbacillus  durch  Jodoform  nicht  abgetödtet  wird;  wemi  :mch  Behring 
nachgewiesen  hat,  dass  .auf  künstlichen  Culturen  der  Tubcrkelhaciilus  beim  Verreiben 
mit  .lotbifonn  kein  Wachsthum  zeigt,  so  ist  andererseits  durch  Baumgarten  nacli- 
gewiesen  worden,  dass  Tuberkelbacillen  enthaltendes  Jodoform  beim  Mwrschweiuchen 
unter  die  Haut  gespritzt  die  Entwickelung  der  Tuberculose  niclit  verhindert.  Hieraus 
ergiebt  sich,  dass  v\'eder  Jodoform  noch  seine  iCcrsetzungsproducte  Bacillen  tödtcn, 
ferner  dass  die  Bakterien  im  Allgemeinen  durch  .lodoforni  nicht  beeinflusst  werden, 
wohl  aber  die  Zellen  und  deren  Wehrkraft  gegen  den  F'arasiten.  Jedenfalls  gilt 
dies  sicher  für  den  Tuberkelbacillus,  während  für  den  Cholerabacillus  Neisser 
eine  Abtödtutig  annimmt.  Es  können  Zcrlegung.sproducte,  welche  man  von 
dem  Jodoform  bis  jetzt  kennt,  nämlich  Acetylen,  Jodwasserstoff,  Jodsäure,  nicht  die 
Ursache  der  Wirkung  sein,  weil  diese  Producte,  für  sich  angewandt,  weder  physiolo- 
gisch noch  therapeutisch  dasselbe  Resultat  zeigen  wie  Jodoform.  Es  müssen  sich 
im  Organismus  bisher  ungekannte  Zersetzungsproducte  bilden,  deren  Auffindimg 
noch  nicht  gelungen  ist,  aber  auch  diese  Zereetzungsproducte  können  keine  desinti- 
cirende  Wirkung  auf  die  Bakterien  ausüben,  wie  es  der  Baunigarten'sche  Versuch 
beim  Meerschweinchen  zeigt,  luid  es  ist  daher  nur  die  Annahme  mriglich,  ilass  djis 
in  den  Stoffwechsel  hinein  gezogene  Jodoform  durch  eigenartige  Zersetzungsproducte  die 


[Jodoform 


—     72«     — 


iix'iischlirlui  Zclltliätigkeit  (lorartif?    kräftigt,    ilas»   ilit-  dt 

biicillen  beim   MuiiKi-heu  verhindert  wird,    eine  Thatsache,    die 

zu  beweisen    ist,    da    die  Zellen    der  Meerschweinchen    und    ' 

Höhe  der   Entwickliingsfähijrkeit   Anspruch  haben    wie  die    M 

normalen  Zustand  Resistenz  gegen  den  Einsn"iff  des  Tiihi-rkelli.i 

hat  sich  beim    .IcHldfnmi  in  definitiver   Weise  gezeigt,     dass  > 

suche  weder  im  pusitiven  noch    im    negativen  Sinti»   für  therapeatischu  i*diliBäi 

rungen  altein  entscheidend  sein  kOnnen. 

Dass  eine  bei  der  Zersetzung  des  Jodoforms  immer  eintretende  JodlnUu« 
den  jfanzen  Heilungsverlauf  von  Wichtigkeit  sei,  Ist  durch  die  ünterrnfhutfa 
de  Ruyter  luid  Behring  wahrscheinlich  gemacht  worden,  da  dx=i  Joil  ai»' j 
wechsel[>roducte  der  Bakterien,  wenigstens  ist  dieses  von   dem  C.iili-  ijn 

worden,    unwirksam    macht.      So    erklärt    es    sich   auch,     da.s!>    <'  -a 

Kiter  zugesetzt,  bei  welchem  auch  ohne  Zellthätijrkeit   eine  .Ii-  lUri 

den  I'aulnissgerueh  verbindert.  D:»ss  die  .lodwirkuiig  übrij; 
di-iide  bei  der  Wirkung  des  Jodofonns  ist,  geht  auch  daraus  liervor,  da»  tarl 
anderer  chemischer  Körper,  welche  zu  der  .lodabspaltung  führen,  l)i.sbi-.r  iidl 
dem  Jodoform   zttkonmifude  Wirkung  gezeigt  haben. 

Das  .)odofonn    hat    daher    mit  Recht    in    iler    chirurgischen    B.>'imi.iIi^ii;-  •■ 
Platz  behauptet,  nicht  blos  als  Verbandmaterial  bei  tuberculösen  (■■ 
auch  zu  Injectionen,  und  die  Kmpfeblung  von  Bruns,   diese    MetI 
luid  wirksame  Behandlung  der  tuberculfison  Absccsso  und  Gelerikr'! 
nutzen,  besteht  zu    Recht,  ebenso  die  5u.ssere  Anwendung  bei   Svj 
Aiiwenduns:  sti'lit    entgegen,    dass  das  .lodoform  sich    durch     den   I. 
rfitit  und  die  Patienten  iiiciit  verratben  lassen  wollm,   das«   sie  diese«,   lu  wiar: 
Wendung  aucb  di'u  Laien    bekannte  Mittel  innerlich   gebrauchen. 

l)eu  unniigenebnicu  (■cnicli  kann  man  leider  nicht  ganz  verdecken:  viit^eitU^ 
sind  als  Di'SDdorirung.'iniittel:  < 


Acidum  carbolicum  O.Sproc. 
„       ciimamylipum 
SOproe, 
BaLsiimum   pcniviamim 
Campiinra 
Carbi»  e  ligiio 
Coffea  tö.sta  25  proc. 
Cumarin   10  proc. 
Kaba  Toncae 


Fructus  Foeniculi 
Meuthfiliim 
Moschus 

N'aphtalinum  1  proc. 
Oleum  Auisi 

„       Berganidttae 

„       Car)ophvllonim 

r       Citri 

,      Foeniculi 


Oleum  Xmithar  ;i 
Neroli 
.'^Msatru 

i'it  liquiila  IprwL 

Terpineotum 

Thymoluin  ! 

Tinctura  B.  • 

Vanillinum  lof'- 

Zincum  olrinictus. 


Bacilli  Joiioforiiiii,    Craynns  d'iodolorme  Ph.  Gall.:    Jcl 

arabicum   1   werdun  fein  gepulvert  geiniüclit,   mit   Wasser  und  ■ 

massc  angcstossea  und  zu  .Stäbchen  ausgerollt. 
Col  lodium  Jodoform ia turn   .lamcs:   Balsaiuiim  peruTiauttm,  Suk' 

vcratus,  .lodoformiiim  »   1,0,  Collodiura  elasticum   17,0. 
lilobiilu.s    Jodoformii  Purdoti:   Jodofomiium   1,  Oleum*  Cacao  i5, 

Als  .'\nodynum. 
Linimcnturii    ad    pcrnioues:    Jodoformium  2,    Aether  10,    OUnn 

Spiritus  dilutus  20,  Glycerinum  10. 
Oleum   jecori-s    Aselli   jodoforraiatnm:   Jodoformium    1,   Oleum 

200,  Oleum  Anisi  0,5.     Dosis  2—3  mal  täglich  1   Esslöffel. 
Oleum  Jodoformii  Ph.  llisp.    Jodofoimium  5  werden     in  Oleum  Amypfalö*' 

kalt  gelost,  nach  Zusatz  von  Oleum  Amygdalarum  .-v<etberoura  0,45  filUat 
l'ihilae    an tirhcumaticae    Purdon:     Jodoformium    2.5,     Frmim   »iart 

Succus  Liquiritiac  4,0,    Afjua  q.  s.  ad    pilulus  5Ü.      Dosis  if,:-'.    '    '  ^    ' 
l'ulvis  crrhinus    contra  ozaenam  Letzcl:    Jodoformium  2,  ' 

Fructus  Anisi,  Fructus  Foeniculi  u  1,5.     Schnupfpulver. 
.Sohitio  Jodoformii  aetherea  Gubler:  Jodoformium  2,  Spiritos,  Aelbtriai' 

Aufstreichen  bei  (lichlknolen. 
Suppo.si  loria   au  tihac  morrhoidalia    Purdon:    Jodoformium  2Ä  OIM 

40,  Cera  flava  5.     Fiant  suppositoria  X. 
Suppositoria  Jodoformii  Tb.  Brit.    Jodoformium  2,33,  Oleum  Cir- 

geschmolzen.     Nach    dem  Erkalten    theilt  man    die   Masse    io   IS  Ti- 
Tinctura  Jodoformii    composita  Roo:    Jodoformium  0,4.  Killutn  ju 

itlycerinum  20,0,    Oleum  Foeniculi    guttas  30,    Spiritus  60.     DiAiii  ^ 

15  Tropfen  bei  Drüseutumoren,  Dysmenorrhoe. 


Vöaoronn 


loflophpitinj 


nu 

»bc 
t . 


Trochisci  Jodoformii:  Jodoformiuin  5,  Haocharura  afbutn  100,  Oleum  Meiithae  pi- 
peritae  guttae  3,  Tragacanthum  0,25,  .A<iu.i  glycerinata  q.  s.  ad  trocbiscos  100.  Jedes 
Stück  cuthält  0,0.5  Jodoform. 

Ungucutum  JodDrormii  T'h.  U.  S.:  Jodoformiuni   1,  Adeps  benzoatus  9. 

Unguentuni  Jodoformii  compositum:  Jodoformium  5,  Extractum  Conii  2,5, 
Acidum  carbolicum  guttae  10,  Unguentuni  lunicns  30. 

Unguentiim  Jodcformii  Form.  Mag.  Berol.:  Jodoformium  2,5,  Vaselinum  ameri- 
canum  ad  2.5,0. 

Injectio  .lodoformii  Thomann:  Jodoformium  6,0,  (ilycerinum  ad  ccra  20.  Eine 
Spritze  =  0,3 !  Jodoform. 

Jodoformium  bituminatum,  eine  .Mischung  von  Jodoform  undTheer,  bildet  durch- 
scheinende, glimmerartige  .''chuppen  mit  Theergeruch. 

Jodoformgaze  Wijlfcr:  Mit  Kolophonium  60  in  94pror.  .Mkohol  1200  werden  Gaze 
G  m  getränkt    und  uach  dem  Ausdrücken    noch    feucht  mit  Jodoform  50  bestreut. 

Vasogenum  jodofurmiatum:    Jodoformium,    Eucalvptolum  u  1,5,  Vasogenuiti  97. 

Ersatzmittel  für  Jodoform: 
Dijodoform,    Tetrajodaethylcn,    CjJi,    mit  95,49  proc.  Jod,    geruchloses,    gelbes  Pulver, 
Jnnlüslich  in  Wasser,  löslieb  in  Alkohol,  .\ether,  Chloroform.     Zersetzt  sich  om  Licht. 

Jodnformin,    Verbindung    von  Jodoform  mit   ne.xaniethylentetramin,   mit  74  pGt.  Jodo- 
'form.     Weisses,  geruchlose»:  Pulver,  am  Licht  und  durch  Einwirkung  von  Säuren  und  .Mkalien 
Jodoform  abspaltend.    In  Wasser  unlöslich.     Schmp.  178"  unter  Zersetzung.    Wirkt  stark  gra- 
nulationsanrogeiid,    Dosis  0,25!  pro  dosi.  1.2!  pro  die.     Zu   Pulvern,  Salben,  Bougics. 
Jod- Jodnformin,  hellbraunes,  bei  200"  schmelzendes  Pulver. 

Jodoforms!  (Eichengrün),  citronengelbes,  leichtes,  geruchloses  Pulver,  löslich  in 
bcissem  Alkohol,  unlöslich  in  Aether.     Schmp.   128". 

Traumiitol,  .1  odo cresine,  mit  54,4proc.  Jod,   eine  Verbindung   von  Kresylsäuro   und 
'Jod.     Vioiettrothes,    amorphes,    feines,    geruchloses  Pulver,    in   Aether    wenig,    in  Chlorofonn, 
Schwefelkohlenstoff  und  Alkalien  löslich. 

IKk.ijtxloforin.  Ha  ihm  Joflofiirni  nicht  ."useptiscb  i.st.  so  ist  i>s  r:itirtncl],  ihm 
eiiu>  .Sulist:ii)z  ztizufügcn,  weicht'  <•.';,  nhiif  sfini>  F2ijji"risch:ifton  zu  l)C('iiiträ<-iitii;eii, 
asi-])tis<'li  luiu'lit.  Dieses  ist  htnin  i'^kajodornnii  in  si-lir  imiktisclier  Weise  freschelien. 
Kk;ij<ul<ifV>riu  ist  eiiir  Miseliunj;  von  Jodoform  mit  l'ar;irorm.  Ks  i.st  absolut  steril 
und  besitzt  das  B:»kterien\v;wlustlium  lieniiin'n(l(>  Kigcnschaften  {(iitttstein).  Das 
Ekajoitoforni  ist  reizlos  nnii  beseitigt  sclnu'II  die  Kiterung  (Tlniuiai  la).  Die  An- 
weiiduiio;  geschieht  wie  beim  Jndufomi.  liebkeicii 

Jodol,  Tetrnjodpyrrol,  CiIjNFI,  ist  ein  krystallinisches,  gelbliches,  gcruch-  und  geschmackloses 
«l^iilver,  welches  in  fetten  Oelen,  Aether  (1:1),  Alkohol  (1  :  .S),  Wasser  (1  :  5000)  löslich 
^Mst.  Aus  alkoholischen  Lösungen  wird  es  durch  Wasser  gefällt,  durch  (ilycerin  nicht. 
^1  Das  Jodot  wurde  von  Mazzoni  als  Ersatzmittel  des  Jodoforms  in  die  Praxis  eingeführt, 
^Bda  es  weniger  giftig,  geruchlos  und  ebenso  wirksam  wie  dieses  sei.  Die  Tbier^•c^suehe 
^|(Marcus)  ergaben,  dass  die  Erscheinungen  bei  vcrgiftefcu  Thieren,  Temperaturabnahme  und 
^Hallgemcine  Lähmungsorscbui<iungen,  ebenso  wie  die  Sectiousbcfunde,  Vcrfettuugen  von  Leber, 
^VEerz,  Niere,  denen  bei  Jodofornivergiftung  entsprachen.  Die  tödtliche  Dosis  des  Jodols  ist 
^■1,09  g  pro  kg  Thier.  Es  wird  ebenso  langsam  resorbirt,  wie  ausgeschieden,  und  zwar  als  Jod- 
^fkali,  denn  noch  nach  5  Wochen  zeigte  sich  im  Hani  Jod  (Marcus).  Die  Anwendung  des 
^■Jodols  ist  empfehlenswerth  in  allen  Fällen  der  Wundbehandlung,  in  denen  man  Jodoform 
^Bl)enutzcn  kann.  Es  regt  gut  Granulationen  an,  beseitigt  üblen  Geruch  und  bildet  mit  dem 
^■Wundsecret  keinen  Sc"horf,  es  kann  daher  auch  mit  Vortheil  zur  Behandlung  von  Schanker- 
^Bgeschwürcn  benutzt  werden.  Bei  brandigen  Geschwüren  ist  es  nicht  empfehlenswerth.  Als 
^Brecht  wirksam  haben  sich  auch  parenchymatöse  Injectionen  von  Jodol  1,  Alkohol  16,  Gly- 
^■xerin  ad  50  bei  fungösen  Erkrankungen  erwiesen.  Auch  zu  Einblasungen  bei  Larynige- 
^Bschwüren,  bei  Rhinitis  atrophicans,  bei  gummösen  Geschwüren  etc.  ist  es  mit  bestem  Erfolge 
^pbenutzt  (LubÜDski  und  Seifert),  auch  in  Form  eines  Schnupfpulvers  mit  Menthol  und 
^■Borsäure  bei  hartnäckigem  Schnupfen.  Von  Pick  wurde  es  empfohlen  zur  Bestreuung  von 
^BKondylomen  uod  in  Lösung  auf  Tampons  zur  Behandlung  der  vaginalen  Blennorrhoe.  Innerlich 
^mrurde  es  in  Form  von  Kapseln  oder  Pillen  zu  0,25 — 0,5  pro  die  als  Ersatz  des  Jodknlis  ver- 
^Kordoet,  wenn  es  auf  nicht  zu  intensive  Jodwirkung  ankommt  (Seifert  und  Pick).  Jodol- 
^Metherspray  und  Jodolcollodiuni  sowie  Jodolsalbe  mit  Lanolin  nimmt  man  5 — lOpCt.  stark. 
^■Zur  Herstellung  von  Jodolgazc  benutzt  man  eine  Lösung  von  Jodol,  Kolophonium,  Glyccrin 
Hm  1,  Spiritus  10.  Zu  Einblasungen  empfahl  Schäfer  das  fein  krystallisirte,  weisslich-golbe, 
^1  staubähnliche  Pulver,  das  sich  nicht  zusammenballt. 

B  FRIEDLAKHEB. 

^pdophenln,   Jodpbenacetin,    Trijodphenacetio,    wird    durch  Fällen    einer  Lösung  von 
^BPhenacetin    in    Eisessig    mit  Judjodkaliumlüsung    iu    chocoladenbrnuuen  Kr}-stallcn    erbalten. 


nbfall    uutcr  Scbweiss,    obne    dass  ScliSitetfrost  folgi  (Münze! 
UDd  SpHtfonncn  der  Lues  hat  es  gute  Dieosto  geleistet.     0,5 — : 


-latal« 


Jodgaeore,  Acidum  jodicum,  JO^H,  wird  hergestellt   durch  T.t' 
S.ilpotcrsäure,  weisse  durchscheinende  sechseckige  Tafeln,  kaum 
in  Wasser  hat  einen  sauren,  etwas  herben  OesehmacV.     Sehr  ch  > 
ist  die  Reaclion  mit  Jodsal/.cn.    .Jodkrili-Verbindungen   und  Jodw 
conceutrirter  Lösung  sofort  Abscheidung  von  .lod. 

HJO,      +      5JH      =      3H»0      + 


GJ 
Jod 


Es  gelang,  die  Abscheidungsgeschwindigkeit  zu  messen  (Laadolt).    DiMcrTa 
nutzt  worden  zur  Demonstration  des  todtcn  Raumes  bei  cli.      '     ' 

Die  JodwirVung  ist  bei  der  internen  Verabreichung  b' 
töscn  Injectionen    in    den  Kropf   hat  man  1:50g  benutzt,     i — •.■  .•..•m.     ^ui 
sind    selbst    bei  CocaTnzusntz    sehr   schmerzhaft.      Die  Säure    sp»lt«t  mit 
Speichel,    Eiter   Jod    ab.     In  Folgj;  dessen  wurde    die  Jodsäure    als  Aetzsti 
coniprimirt)  bei  ülccrationcn  der  Schleimhäute,    des  Penis   etc.   mit  Krfi>lg 
zogen.      In  Hnselungen    lOproc.  Lösungen.      Ebenso  Salben     in    Nasir,    Ketill 
muttcr  1  :  50  Lanolin.     .\uch  als  Mundwasser  0.1  pCt.  zum   (Turgeln. 

In  äluilicher  Weise  ist  Natrium  jodicum  zu  benutzen.    Zu  vermeiden  ist  di»  g>Wf 
vcndung  von  Jodsalzen  und  Morphium,  welches  auch  Jod  su  stürmisch   im  Ornnisai:! 

u 

Jodtrichlorid,  JCIj,  eine  leicht  zersetzlicbe  Verbindung  von  Jod  mit  Chlor,  ist  «a « 

tUichliges  Pulver,  das  in  W,isser  und  Alkohol  löslich  ist.  Es  wird,  bcsonden  ia 
Autisepficum  angewendet  und  zwar  meist  in  l'/ooiger  Losung.  Sein  flauptgcbkl 
kraukhciten  und  die  (ionorrhoe.  Bei  Laparotomien  h.it  es  häutig  in  der  Lösnog  l 
Wendung  gefunden.  Seiner  allgemeineren  Anwendung  in  der  Chirurgie  steht 
entgegen,  dass  es  die  Instrumente  angreift.  Innerlich  ist  es  bei  7,entUatpf 
Magen  gegeben  worden.    Die  Maximaldosi.s  ist  0,01  pro  dosi  und  0,06  jtro  Ar. 

Judwasgerstoflliiiare,   HJ,  farbloses,   stechend  riechendes,    an  fciicbt«r  Luft  DiaifA 
stark  saures  tias,  entsteht  hei  Einwirkung  von  Jodphosphor  resp.  Pbosplior  oad  J«! 

PJj  +  3H,0  =  HjPOj  +  3HJ.  -  PJs  -f  ölUO  =   H,PO«  +  HiO  +5BJ 
oder  auch  durch  Einwirkung  von  Jod  auf  sehwelligsaure  oder  uiiterschveiiigsaurT  » 

Wärme.     Das  Gas  hat  das  speeif.  fiew.  4,3757,  ist  leicht  zur  Flüssv.-' Hirfc* 

— 51°  zu   einer   eis,-irtigcn  Ma.sse  erstarrt.      In  Wasser  ist    es    nus,- 
üie  wässerige  Lösung  wird  durch  Einleiten  des  (i.Tses  in  Wjiss'"-    • 
von  Schwefelwasserstoff  in  Wasser,    welches  Jod    suspendirt  en; 
2HJ  -f  S.    Die  concentrirleste  wässerige  Säure,  durch  Sättigen   I    . 
(icw.  1,99  bis  2,0,  raucht  stark  an  der  Luft.     Beim  Destilliren    gii' 
gas  ab,    bis  der  Procentgebalt    an  dieser  57,0  beträgt,    dann    geht  .: 

«utnittknt  btri   197°  iihgr-  Higcalho  Saiira  vnm  «npwf  Gern    17    »i»M;H    ^.iv  <■■>(<  h»l  B 


■  "-'1, 


rohannp.sia 


—    731     - 


Jncken] 


»«Unden  mit   «iner   eioKigtn  eentralKestollteD   woiblichen  BlBthv    in  jeder  Theilcjmi.      Dio  in  itronsD  ■tsiormcht- 
Vtigeu  Frachten  Torbuiden«n  Hamon  sind  fettreioh  und  ein  dorn  Rieious  alinlichf«!  l'urüirmlttel, 


Johauuisbad,  Wildbad  und  r.unknrart  in  Böhmen,  am  SUdabhange  dea  Biessngebirges  6&5-7M  n  hoch  gescbltit 
gelegen.  Die  200  wamie  iiuliirererite  Quelle  wird  innerlich  und  iunerlieb  gflbranebt,  aneMrdem  ist  ein  alkalisch- 
ealinisober  EiseneluerlinK  Turlianiti<n. 

W. 

JohanuUbeeren,  die  Beerenfrüchte  des  Johannisbeerstrauches  Ribes  rubrum  und  nignini,  cnl- 
halteii  Wnsser  84,8.  Stickstoffsubstanz  0,5,  freie  Säure  2,2,  lüsliche  Kohlehydrate  7,3,  Ilol»- 
foser  luid  Kerne  4,6,    Asche  U,7  pCt.     Die  StickstofTsubst.mz    besteht    zumeist    aus   l'flanzen- 

■ftlbuinin,  die  Säure  aus  Aepfel-  und  Citronensäure,  theils  frei,  theils  an  Basen,  zumeist 
Kali,  in  Form  saurer  Salze  gebunden,  die  löslii-hen  Kohlehydrate  aus  Deitrosc,  Lacvulose  und 
■  etwas  Kührzuckcr,  daneben  Dextrin  und  I^ektinstoffe.  Der  Gehalt  an  Säuren  und  Frucht.iether 
,  erklärt  ihre  erfrischende,  kühlende,  durststillende  Wirkung.  Der  gezuckerte  Jobanuis- 
^^eersaft  enthält  Was.ser  4G~50,  Zucker  49—52,  freie  Säure  1 — 2  pCt.  Die  Ph.  Austr.  cnt- 
^Dlält  Sirupus  Rihiurn,  die  Ph.  Gall.  Sirop  de  grosscille. 
^f  KUNK. 

^■cken  -spiolt  iiiitTT  den  bei  den  Hnutkrnnkbüitou  vorUandonfri  Symptnnifti  die  wesent- 
H  lii'hstc  Riillt'.  Es  ist  nicht  nur  iinifcmeiu  l.l.stig,  .sniideni  kann  auch  ciniMi  beduiik- 
liclipii  (imd  von  Nervosität  und  Stilrung  des  Allgeincinbelindcns  hervorrufen.  Eine 
Wfilere  Ucdeutuiig  erlangt  es  dann,  wonn  d;i.s  in  Folge  di-s  Juckreizes  vurgennmniciie 
Kratzeil  die  örtlichen  Kr.inkheitsei-sclieinungen  verschlimmert.  An  die  Kranken  ge- 
riclitete  Mfdiiitmgen  nicht  zu  kratzen  sind  fast  immer  erfolglos.  Es  ist  nicht  einm.'il 
nützlich,  solche  Kranke  gewaltsam,  durch  Festbinden  der  Münde  u.  s.  w..  ;ini  Kratzen 
vei'liindern  zu  wollen,  lalls  man  nicht  zu  gleicher  Zeit  für  ilindening  des  Juckreizes 
bsellist  soi-gt.  f)ie  nervöse  Erregung  wird  durch  solche  gewaltsamen  Maassregcln  meist 
Inur  noch  gesteigert,  l'ebrigens  kratzen  sieb  sehr  Viele  nur  wührcnd  des  Schlafes 
lin  Folge  eines  unwillkürlichen  Kefle.\acte.s. 

Eine  :i\[p  Arten  des  Juckens  treffende  Behandlung  giebt  es  nicht. 
)er'l'liefa[K'iit  hat  in  jedem  Falle  die  Ursachen  festzustellen,  deien  man  folgende  kennt: 
1.  verschiedene  thicrischc  I'arasiton,  ningcn  sie  wie  Flöhe,  LäiLse,  Raupen 
»orübergehrnti  imIit,  wie  die  Scabiesmillie,  danei'nd  die  Haut  zum  Aufenthalt  wählen. 
fOft  schliesst  sich  diesen  eini"  nervö.se  In'italjjlitiit  :tn,  die  ein  Fortbesteiien  der 
Krankheit  vortäuscht;  eine  oft  schwere  hifl'cn'iitialdiagnose,  namentlich  wenn  eine 
vorausgegangene  Scabieskur  nicht  gründlich  genug  ausgeführt  wonlen  ist;  2.  eine 
Gnippe  von  pflanzlichen  l'arasiten,  welche  durch  ihre  Ansiedelung  in  den 
obersten  Hautschichteii  mehr  oder  weniger  ausgeprägte  entzündliche  Alterationen 
beilingen.  Hierher  gehören:  a)  die  verschiedenen  Fonneii  der  Trichophytie,  hin  und 
wieder  bei  starkem  Schwi'iss  Pityriasis  versicolor  und  l-'rythrasma,  b)  die  Pityriasis 
rosea  Gibert,  c)  die  oberflächlichen  Derniatitiden  (Neisser),  welche  Unna  seinem 
„Eczema  seborrhoicuin"  zun'chnet,  d)  einige  Arten  der  „Gewerbe-Ekzeme",  e)  schliess- 
lich die  im  Prornption.sstadiinn  oft  sehr  stark  juckende  „Psoriasis",  die  am  best«<n  den 
Itennatomykusen  angereiht  wird  (Neisser);  3.  alle  Hautkrankheiten,  bei  denen  das 
Jucken  als  Sym])tom  dt'>i  örtlichen,  durch  irgend  welche  Urs;ichen  entst.indenen  Krank- 
heitsiirocesses  anfziila.ssen  ist:  die  (.'las.se  der  Ekzeme  oder  besser  der  ekzematösen 
AfTiM'tiimen,  ferner  die  verschiedenen  Formen  des  Liehen  ruber,  frische  Stadien  der 
Mycosis  l'nngoides,  eine  Anzahl  Pemidiigusfornien,  specicll  die  Duhring'sche  Dermatitis 
herpetifiirmis  u.  s.  w. 

Eine  andere  Form  stellt  dasjenige  Jucken  dar,  welches  ohne  jede  nachweisbare 
Verttnderung  der  Haut  sich  einstellt,  demgemäss  am  meisten  das  Wesen  einer  reinen 
.Sensibilitätsneurose,  einer  essentiellen  Paraesthesie ,  darbietet.  Freilich  finden  sich 
IHautveränderungen  bei  solchen  Patienten,  sie  sind  aber  nur  Folge  des  Kr.itzens: 
LErosionen  oder  Excoriationen,  die  bisweilen  bleibende  Veränderungen,  Pigmcntationen 
lunil  Narben,  zurücklassen.  Diese  Form  des  Juckens  nennen  wir  Pruritus.  Specielle 
iPruritusfonnen  sind:  a)  Pruritus  senilis,  vielleicht  bedingt  durch  die  senilen  Ver- 
pEnderangen  der  Haut,  b)  Jucken,  das  bei  gewissen  Individuen  regelrnJUssig  zu  be- 
I  stimmten  Jahreszeiten  sich  einstellt,  Pruritus  liiemalis  u.  s.  w.,  c)  Jucken  erzeugt 
l  durch    ;iljnorme,    in    die    Circniation  gerathene    Stoffe    in  Folge    von    Irritation    der 

Seripheren   Nervenendigungen.     Bekannt    ist    eine    derartige  Aetiologie   bei  einzelnen 
leilicamentfn,  wie  bei  Morphium,  ferner  bei  Diabetes  und  Icterus.    Möglicher  Weise 
l«.\istiren  auch  andere,  durch  Autointoxication  vom  Darm  her  erzeugte  Pruritusformen, 


die  fiel 


gilj.iri| 
,   i.oral 


\-on    dem  Grade    des  Kr.itzens,  sodass 
arteficielle  Folgeerscheinung  aussieht. 

Eine  sichere  Entscheidung,    \v:inn  iind  wie  weit  wir  es   In  <He««r 
heitsgruppo    mit    primären    Hautknuikheiten    oder    mit     primärvti    und 
Neurosen,  mit  secundären  1  »eniiatosen,  zu  thun  haben,   ist   vor  der  Hanit 
Am  khirsfcn  ist  dieses  Verhältiiiss  vielleicht   bei    der  Gruppe    der  l'rtifi 
ihr  nahestcbendeti  Strophulus  iiifaiitium,  welche  wohl  jedenfalls  .-ils  i-iiiL- 
sensible  Neurose  aufzufassen  ist.     Natürlich  iiiilss;  auch   für   '' 
noch  ein  weiteres  aetiologisches  Moment  gesucht  wertlen.     J-.i 
(iruppe    der    urticariellen,  d.  h.  vasomoti>risch -sensiblen   Neiiruscu 
Hehra,  .sowohl  in  ihrer  typischen,  wie  in  ihrer  atypischen  Fnrrn. 
Neurose  der  Haut,  bei  der  freilich  ein  ganz  bestimmtes  cliar 
Krankheit  zukommendes,  cuUines  Krankheitsbild  mit  gesotziu,^  ..^ 
entwickelt  (Neisser).    Verwickelter  aber  ist  die  Frage  nach  dem  VerhäJtii 
nervöser  Irritation  und  Hauteniption  bei  einer  Reihe   von  [)orniatosen,  die 
wegen    ihrer  äusseren  Erscheinungsweise    als   Ekzem    bezeichnete.     Die 
Schule  will  statt  dessen  den  nervösen  Charakter  des  ganzen   Leiden«  in 
gruiid  stellen  und  die  ganze   Gruppe,   unseren  Pruritus  un<i   Prurigo  iub« 
weilcr    als  „NeurodiTmitis"  oder  als  „pruriginö.se"   Classe    aiifTa^en  ud4 
indem  sie  die   urticariellen,    papulo-vesiculö.sen,    lichenoiden    und    <-kii 
feslatioiicii  als  nebeiisrichlicl\e,  banale  Hautsymptomo  der  allgn 
hiiisteltt:  eine  Anschauung,  die  bei  weitem  über  das  Richtig!-,  w  :i 
wei.se  steckt,  hin;ius-*chiesst  (Neisser). 

Mag  aber  Auflassung  und  Bezeichnung  sein  wie  sie   wolle,  unti-r  allen 
hat  der  Arzt  dem  (lesamintstatus  emstlichste  Beachtung  bei  der  Behandluu^ 
l>io   Thenipie  richtet  sich  nach  der   ('onstitution,    nach   «Jen  Kmähningsi« 
etwa  vorhandenen  Anomalien  der  Magen-  und  Hannfunction,  nach  den  Mi 
verhäünissen,  schliesslich  nach  Benif,  TemjHTameiit  und  den)  nervü 
krankten  Individuums.  Daher  spielen  Veriinderungen  der  Leben.sweise,  di 
des  .Aul'ciitlialtsKrtes,  kurz  eine  Art  psychischer  Behan<ilung,  eine  grtwi* 
Beh.iiuiluiig  in    Badeorten,    vielleicht    auch    in    geeigneten  Anstalten    i:<l 
Grinule  der  häuslichen  selir  häutig  vorzuziehen.     Hand  in  Hand  damit 
fehlen    darf    aber    eine  sorgfältige  Behandlung  der  Hautlaetiionen. 

Ketrefl's  der  specielleii  Therapie  seien  nur  einige  allgemeine  Gmoh 
geben.     Bei  Erkrankung  oder  gestörter  Function  eines  anderf"  Or-n 
i)arm  (Band wurm),  Leber,  Niere,   Uterus,   Urethra,   isit    eine 
einzuleiten.    Biswt'ilen  nützen  allgemeine  diaetetische  und  baln.  ..i.ri;i-. 
ßeriicksichtigung  erfordert  eine  krankhaft  gesteigerte,    bisweilen   erst 
langes  Jucken  und  t^clilaflosigkeit  erzeugte  Nervosität.     Warme  B&der, 


ICkPTI 


—     733     — 


JnyrlAns] 


iTlivinol   '■(  bis  IpCl.,    Karholsäuro  Üpf't.,  Mpiitlinl   1— 3(iCt. 
("hlfirnrnnii    uiul  Aotlipr    crhölit    Itisweilon    ük  Wirkunj',    der 


Dil'   Bi'iinischiinp  von 
Zusatz    von    Glvcorin 


[5|)('t.  oder  fHouni  Ririni  "'/jpCt.  macht  die  Waschung  miklrr  und,  wie  es  Bchcint, 
ti'w.  Wirkung;  ftwas  anhaltender,  b)  Als  haftende  Pinseliingen  sind  zu  nennen  die 
alkivhfdisch-aetherische  Tinehira  Rusei  vieinionsis  iwid  I,i<ju(>r  Anthracis  siniplex, 
Fihnngen*,  denen  man  Theer,  Ichthyol,  Tunienul,  Menthol  zusetzen  kaiui;  Anthra- 
robiiisuspcnsion  in  Tinctura  Benzocs  1  :  4;  Tliiol-Glycerin  8  :  2;  Schiittelmixturen 
von  A(|ua  C'alcis,  Ai|iia  Amypdalarum  amararuin  und  Glycerin  i^,  oder  Glyeerin, 
Aijua   destilhita,    Flores  Zinei    und  Talcum  venetum  «,    denen  man  liiijuor  Carbouis 

uletei^ens   10  bis  "iOpCt.,  Ichthyol  bis  lOpCt.,  Oleum  Tumenoli  fi  bis  lOpt't.  beimischt. 

Ic)  Vielen  Patienten  ist  statt  der  trocknenden  \Va.srluiiigen  und  Pinselungen  eine  Kin- 
fcttung  (namentlich  bei  altfn  Leuten  mit    fettarmer  Haut)    zu  empfehlen.     l)ie  Con- 

I  sistenz    solcher  Salben    soll  nicht  zu  liünnfliissip  sein.     Als  ZusStze  dienen  die  oben 

I  frenannten  Stoffe,  also  Thymol,  Menthol.  Ichthyol,  Tumonol,  Theer,  ferner  /9-Naphtol, 
Salicyisilure,  eine  Verreibung  von  t'hloral  nnt  Kampher  und  Menthol  u.  lUpCt. 
davon  zur  Salbe.  Als  Pastengrundlafjen  empfehlen  sich  1.  die  Lassar'sche  Paste 
oder    2.  eine  etwas  zähere,    weniger    trocknende  Mischung,    z.  B.  Zincum  oxydatum, 

'  Amylum,  Lanolin,  Vaselin  u  oder  3.  eine  schneller  trocknende  .Mischung,  Zincum 
oxydatum,  Amylum,  Unguentum  leniens,  Vaselinum  ü,  denen  die  obigen  Medicamento 
zugesetzt  werden  können  (5  bis  lU  pCt).  Auch  wasserhaltige  Salben*,  Kiihlsalben, 
unter  Zus,atz  von  ,\i(ua  Galeis,  Li<[Uor  .Mununii  acetici  erweisen  sich  nützlich.  Wichtig 
bei  localer  Therapie  ist  die  Erzielnnj;  vollkommenen  Luftabschlu.sses,  resp.  Venneidung 
jeiles  Tem|)eraturnech.sels.     Dicke  Watteverbände,  feste  Kinwickelungen,  Zinkleimbe- 

Ipin.seiungen,  Bestreichung  mit  Casein.salben    und    den    oben    genannten    trocknenden 
[  Mischungen  sind  daher  oft  von  überraschendem  Erfolg, 
n 
!■■ 
OKI 


NEISSEB. 

landaceac»  rUtiizcnrimilic  >u.'<  der  dlkotjlon  Ordanng  der  Amenttee*«'.  rmfutl  ptva  30  Artoa  llluni« 
viiTi  lunift  ai)!;o1inlicbor  OtI^bsp  und  b»rteu  NiitxboUe.  BUtter  oft  anpaarif^  g«Hedert,  oboc  NebonbUUor.  RlQtbvu 
moaooeisob  Torthetlt  Der  unterstlndiKO  Fruchtkooten  wird  lu  einer  einsamigen  Steinfrnehl  mit  flelsohiicem  oder 
klappig  aurMpnogPDdom  Eptkarp.  Der  Same  idt  eij(»Dartig  bnckelig-hUokerig.  Der  Steiiikem  (die  .Naia")  lal 
UDVüllkoiumen  zweineherifr.    Hidrber  die  Gattiinpcn  .taglans,    Carya  and  Pteroearjra. 


laKlftHB  L.     Pflaniengattunt;  aus  der  Fam.  der  •Taglaiiilaceae,    mit  7  oder  8  Arten  auf  Ai^it^n,  Nordamerika,   Bo* 
IJTia    unil  Jamaika   bescbrtukt.    BSume  mit    amroatisüb-bariiger  Rinde    und    Tie1jochif:v*n  FiederbUttcm.    tieiienn- 

iA^'icbuet  durch  die  SteinfrUehte  mit  unregelmHseitj;  sirh  Tom  Kern  (der  ,Niuii;'')  Ioi«lil8endem  Epikarp.  Der  Kern 
rundlicb  bi-t  llnttlicb,  grooR.  der  LInge  nacb  Ton  GefbtsbQndehMndrfleicen  nnregelm!ts«ig  notzig  geädert.  J.  regia 
L-,  der  WaUnuKtii)aara,  bis  20  m  Höhe  erreichend,  meist  kurziitKramig  mit  dohOner,  breiter  Krone.  Die  Samen  sind 
sehr  fettrejcb.  J,  cinerea  T,..  eine  nordamerikanisehe  Art  mit  beiderseite  grauhaarigen  Blattfledem  und  sehr 
rauher,  srbwarxlirber,  unToUit&ndig  2 fächeriger  Nus«.  J.  nigra  L.  ist  eine  nordamerikanfaebe  .\rt  mit  onTollstSodig 
Tierfltohertgen  Nllasen  mit  rauher,  sehwaner  Sehale.  H. 

Cortex  fructus  Juf^landis,  Cortcx  oucum  Jughindis,  Putamina  nucum 
Juglandis,  Broiix  de  Noii,  Pcricarpo  de  Noyor,  Butter  nut  Bark  Ph,  G.  I, 
sind  die  äusseren  Fruchtschalen  der  reifen  Früchte  von  Juglans  regia.  Beim  Trocknen  färben 
sie  sich  schwarz  und  büssen  wesentlich  an  Gerach  und  Geschmack,  sowie  an  färbender 
Kraft  ein.  Sie  enthalten  Nucitansäure,  Juglon  (Nucin),  fettes  Oel,  Eiweiss,  Zucker,  .\pfel- 
säurc  und  Fhospborsiiure.  Die  Wallnussschalen  wurden  schon  im  Alterthum  als  Anthel- 
minthicum,  von  Mithridatcs  als  .Mexipharmakon  benutzt  und  später  als  Pollini'sches  Decoct  be- 
sonders gegen  SA^philis;  gegenwärtig  dienen  sie  als  .Amarum  und  Adstringens  und  sind  neuer- 
dings als  wiederum  sicher  wirkendes  Mittel  gegen  Scrofuloso  und  Tuberculose  gerühmt  worden, 
IMan  benutzt  sis  im  Decoct  äusserlich  zu  Umschlägen,  Injectionen,  .Vugcnwässcru.  als  Tinctur 
als  Haarrärbcmittel :  innerlich  bei  Hautkrankheiten,  Lues,  Drspepsie  im  Decoct  und  als  Spe- 
cies,  Dosis  1.5,0—30,0:200,0. 
Dccoctum  Pollini:  ("ortcx  fructus  Juglandis  300,  Radix  Sassaparillae,  Kadii  Chinas, 
Pumci,  Stibium  sulfuratum  nigrum  u  15  werden  mit  Waiiser  2000  gekocht.  Co- 
latur  1000.  Tags  über  zu  verbrauchen. 
Extractum  corticis  nucum  .Tuglandis,  Roob  Juglandis  Ph,  Graeo.:  Con- 
sistcnz  2  eingedampft.  In  Wasser  trüb  löslich.  Dosis  0,1 — 0,6. 
Gouttes  anthelmintiques:  Extractum  corticis  nucum  Juglandis  8.  Aqua  Cinnamomi 
100.  100  Tropfen  pro  die. 
Folia  Juglandis,  Fouilles  de  noyer,  Wallnut-leaves,  Wallnussblätter 
Ph.  G.  III  werden  in  nicht  völlig  ausgewachsenem  Zustande  gesammelt.  Sie  haben  einen 
■  stark  aromatischen  (icruch  und  einen  scharf  bitteren,  harzigen  Geschmack.  Sic  enthalten  ein 
Inoch  nicht  genau  untersuchtes  AlkaloTd  Juglandin,  einen  inosiUirtigcn  Körper  Nucit,  Eisen 
rünenden  Gerbst^B'  und  Bitterstoff.  Beim  Trocknen  dürfen  sie  sieh  nicht  schwarz  färben, 
3)e  Blätter   benutzt  man  als  Adstringens   in  Form  des  Decocts   zu  Augenbähungeu,    Augen- 


0,925,  bei  — 25^  erstarrt  es.    Reizmilderudes 
Juglans   cioeroa    L.    liefert    die    Cortei    radicis 
schwachem  fieruch    und    bitterem,    scharfem  Geschmack.     Sie    dient    als  vealf 
tharticum.     Dosis  0,06—0,8  dreimal  täglich  mit  Milchzucker  als  Pulrer. 
Eitrnctum  oortiois  radicis  Juglandis  Pb.  U.  &.:  tod  Coo 
bis  2,0  als  Purgans,  0,25—0,5  als  Laiativum. 
JugiOD,     Nucin,     Regianin,     a-Oxynaphtochinon,       «rurde    tmJ 
Reischaucr    aus    den    reifen    (frünen    Walh 
%\0/N  Wonnen;   es    bildet   sich    durch  Ojydation   i» 

HCr^\|      \CH       grünen  Theilen  des  Wallnussbaums  enthaltener. 
C»H»Oi-OH=  Synthetisch    ist    es     von      Bcrnthsen    und 

Hcl      Jl      Jjcii       a,a3-Dioij-naphtalin   durch   EinwirkutiL 
rrft  erhalten    worden.     Man    stellt    das    .1 

^^  reife  Wallnussschalen    mit  Aether    extr.imr 

Chrorosäurclösung  schüttelt,  eindunstet,  den  Rückstand  mit  kleinen  Meng 
aus    einer  Mischung    von  Chloroform    und  LigrüVu   krystaUisirt.      .luglon 
braunrothe,  beim  Erhitzen  dunklere  Nadeln,  welche  die  Uaut  brnun  färben. 
Sehr  leicht  löslich  in  Chloroform  und  heissem  Eisessig,  weniger  in  Aether. 
fast  unlöslich    in    Wasser.     Verdünnte  .Mkalien    und    Ammoniak     liefern 
braune,  Vitriolöl  blutrothe  Lösung.    Mit  Kupfcrncet-it  in  alkobolixcher  Lüsun| 
brori^ffarbene,  metallglänzcndc  Verbindung,  CuCCioOsOa);,  welche  in 
krj'stallisirt.     Bei    mehrstündigem    Kochen    mit  Salpetersäure    vom    spcc. 
.luglonsäure    (Dinilro-o-Oxyphtalsäure),    C^H  •  0H(N02)2(COOH)3,     eine     Wel 
.\lkohol  und  Aether,  schwer  in  Ligro'in  lösliche,  krystallisirende  Substanz. 

JalapliUBi  Juiep,   bezeichnet   eine    durch    angenehmen  Geruch    und  Gesc 
elegantes  .\ussehen  ausgezeichnete  Mixtur  der   alten  Pbarmakopoeen.     Da 
dem  Persischen  und  bedeutet  Rosenwasser,  wurde  aber  später  auf   iuek<!ij 
Mixturen,  Saturationen  und  Emulsionen,  die  heutigen  Potiones,   übertragen. 
.Tulapium   salinum  Ph.  Dan.:    Liquor  Kalii  carboniei  5,    Aqtu  ' 
32,    Sirupus    aimplex  2,    Acidum    citricum    I.     Klare,    ricl    freie 
haltende  Flüssigkeit,  der  Potio  Riveri  ähnlich. 

Jnnipenis  L.    Pflanzengattung  aus  der  Classe  der  Gymnosperraac*,  Pamifl 
ce;ii;,  ^iisgereichnet  durch  die  Becrenzapfeu.     Alle  Arten  sind  aromatische,^ 
odf.T  Bäume  mit  dünneu,  ruthcnfiirmigen  .Vesten.    Blütben  dioecisch  oder  na 
Die  schildförmigen  Staubblätter   der    kleinen  männlichen  Zapfen    trugen    uati 
kugelige    Pollensäcko.     Der  Pollen    hat  keine  Flugblasen.     Man   unterucheidel 
(s.  str.,  Oxycedrus  Spach),  2.  Sabina  Spach. 

J.  comraunis  L.,   der  Waebbo Idor,   rin  pjnmidkler,   dnreh    irini    Earopa,    la 
breitcter    Struncli    mit  •hstvhi'ndcn,   spHi«D.   itamn,   g«ki«lt«n,    )>llii)ioh-«<>is>  ntttnitU» 
im  enteil  Jskrn  cirsnnig  und  grflii,   im    iweiten  Jalire   nifend   und  duTiu   in.'.ii..     .'iivknk 
etw»  Ton  ErbienicrS»««.    J.  OiyeeJrn»  L-,  d«r  K«d«Bbrinm  odw  '        '  l»r.  ■ 


fJunlpcrns 


—     735     — 


Junipenu] 


I 


1 


WacLhoIdcrbcereii  wirken  als  Diaphorelicum  und  DiiirRtiriim  und  sind  ein  beliebtes  Mittel 
bei  Hydrops,  worden  auch  hei  chronischer  Cystitis,  Blasenliihmuiig,  seltener  bei  Rheumatismus 
und  Gicht  angewendet.  Sie  dienen  als  Stimulans  zu  Büdem  und  zu  Räucbeningcn  bei  In- 
rectionskrankheiten.  Dosis  1,0 — 2,5  mehrmals  täglich  als  Electuarium,  Pulver,  am  besten  im 
Infus  5,0—25,0:  100,0  und  als  Specics.     Zu  Bädern:  Infus  von  4—500,0:  1500,0  Wasser. 

Fructus  Juuipcri  siud  Bestaodtheil  des  Pulvis  theriacalis  Ph.  Uisp.,  der  Spccies  amarae 
Fb.  Austr.,  der  Species  sudorilicae  Ph.  Ital.,  des  Spiritus  Aogelicae  compositus  Pb.  G.  III. 
des  Vinum  Scillae  compositum  Ph.  (iall, 

Spocies    diureticac   Ph.  Belg.:   Fructus  Juniperi  6,   Fructus  Foeniculi,    Radix  U- 

quiritiau  u  2. 
Spiritus  Juniperi,  .-Vlcoolat  de  Genievre  Ph.  (i.  III:    Fructus  Juniperi  5,  Spi- 
ritus, Aqua  u  15.     20  Theile  werden  abdestillirt.     Klar,  tarblos,   spec.Gcw.  0,8!)5 
bis  0,905.    Zu  Einreibungen,  als  Diurcticum  20—50  Tropfen. 
Linimentum    de  Rosen  Ph.  Gall.:    Oleum  Nuoistae,   Oleum  Carj-ophyllorum  m  5, 

Spiritus  Juniperi  90.     Bei  Rheumatismus. 
Succu.s  Juniperi  inspissatus,  Extractum  Juniperi,  Roob  Juniperi,  Wacb- 
holdermus  Ph.  G.  III:  Die  Colatur  aus  Fructus  .luaiperi  reccntes  1,  Aqua  4  zur 
Consistenz  1  abgedampft.   Dunkelbraun,  trüb  in  Wasser  löslich,  süsslich  aromatisch. 
Tbeelöffelweise  als  Diureticum  und  Diapboreticum. 
Conserva   Juniperi   Pb.  Belg.:    Extractum  Juniperi   9,   Saccharum  pulveratuni  I, 

werden  bis  zur  Lösung  im  Wasserbade  digcrirt. 
Tinctura  Pini  oomposita  Ph.  G.  I:     Turioncs  Pini  9,   Fructus  Juniperi,  Lignum 
Sassafras  u  3,  Lignum  Guajaci  6,  Spiritus  dilutus  108.    Brnun,  aromatisch.    20  bis 
.50  Tropfen  mehrmals  täglich  als  Antidyscrasicum  und  Diurcticum. 
Unguenlum  Juniperi  Ph.  .Vu.str.:    Fructus  Juniperi  250,  Adeps  suillus  500  werden 

gekocht,  abgepresst  und  Gera  flava  80,  Oleum  Juniperi  20  zugesetzt. 
Vinum  diurcticum  Ph.  Belg.:  Bulbus  Scillae  12,  Folia  Digitalis  15,  Fructus 
Juniperi  75,  Spiritus  125,  Vinum  albuni  1000,  Kalium  accticum  50. 
Oleum  Juniperi,  Oleum  fructuum  Juniperi,  Essenoe  do  Genievre,  Oil  of 
Juniper.  Wachholdcrbeeröl  Ph.  G.  III  wird  durch  Destillation  aus  den  frischen,  zer- 
quetschten Früchten  von  Juniperus  communis  gewonnen.  Es  enthält  zwei  isomere  Kohlen- 
wasserstoffe C]oH]g.  Das  Oel  ist  neutral,  farblos  bis  gelblich,  riecht  wachholderbeorartig  und 
schmeckt  brennend.  Spec.  Gew.  0,840 — 0,90.  In  Weingeist  trübe,  in  Schwefelkohlenstoff  klar 
löslich.  An  der  Luft  verharzt  es  leicht  und  wird  unter  Ameisensäurebildung  sauer.  Mit  Jod 
verpufft  es.  Junipeni.sül  wirkt  wesentlich  als  Diureticum,  kjinn  aber  in  grösserer  Dosis  leicht 
stärkere  Nierenreizung  und  Haematurio  erzeugen.  Es  darf  aus  diesem  Grunde  bei  acuter 
Nierenentzündung  nicht  verordnet  werden.  Da  es  durch  die  Nieren  und  Lungen  ausgeschieden 
wird,  ist  es  auch  bei  Cystitis  und  Broiichoblennorrhe  in  Anwendung  gezogen  worden.  Der 
Harn  nimmt  nach  seinem  Gebrauch  Veilchengeruch  an.  Es  wird  seiner  hautreizenden  Eigen- 
schaften wegen  zu  Einreibungen  bei  Gicht,  Rheumatismus,  Lähmungen  und  Hydrops  benutzt. 
Auch  zu  Inhalationen  2 — 5  Tropfen  mehrmals  als  Elaeosaccharum  oder  in  Tincturen. 

Es  ist  Bestandtheil  von  ünguentum  aromaticum  Ph.  Austr,  Unguentum  nervinum  Ph. 
Graec,  Unguentum  Rosmarini  compositum  Ph.  G.  IIL 

Spiritus  Juniperi    Ph.  U.  S.:     Oleum   Juniperi  5,   Spiritus  95.    Zu   Einreibungen 

und  als  Diurcticum.     Dosis  30 — 60  Tropfen  auf  Zucker. 
Mixturn  Kreosoti    Ph.  Brit.:     Kreosot.    Acidum   aceticum  cr)-stallisatum  üa  ccm  1, 
Aqua  ccm  480.  Sirupus  simplex  ccm  32,  Spiritus  Juniperi  (mit  2  pCt.  Oel)  ccm  2. 

Oleum  Juniperi  e  ligno,  Wachholderholzöl,  wird  durch  Destillation  des  Holzes 
und  der  beblätterten  Zweige  von  Juniperus  communis  gewonnen.  Es  ist  farblos  oder  schwach 
gelbtieli,  diintiflüssig.  Spec.  Gew.  0,87—0,89.  Wird  ebenfalls  zu  Einreibungen,  sowie  zur  Dar- 
stellung von  Catgut  benutzt. 

Chorda  juniperata  (Kocher):    Catgut  wird  für  24  Stunden  in  Oleum  ligni  Juniperi 
gelegt  und  in  einer  Mischung  von  Alkohol  90,  Glycerin  10,  Sublimat  0,1   aufbewahrt. 

II.  Oleum  Juniperi  empyreumaticum,  Oleum  cadinum,HuiledeCade,  Kadeöl, 
Ph.  G,  I,  wird  in  Frankreich  durch  Schwelung  des  Holzes  von  Juniperus  Oxycedru.s 
gewonnen.  Es  ist  braun  bis  dunkelbraun,  halbflüssig,  schwach  sauer,  riecht  brenzlich  und 
theerähnlich  und  schmeckt  brennend  aromatisch.  In  Weingeist  nur  wenig,  leicht  in  Aether, 
Chloroform,  Schwefelkohlenstoff  und  .Amylalkohol  löslich.  Das  Kadeöl,  welches  in  seiner  Wir- 
kung dem  Theer  sehr  nahe  steht,  besitzt  antiparasitäre  und  hautreizende  Eigenschaften.  Es 
wird  daher  als  .Antiscabiosum  und  Anthclmintbicum  benutzt,  steht  jedoch  den  übrigen  Wurm- 
mitteln an  prompter  Wirkung  nach.  Ausgedehntere  Anwendung  findet  es  bei  der  Behandlung 
chronischer  Hautkrankheiten.  Ekzem,  Psoriasis,  Prurigo,  sowie  bei  Rheumatismus  und  Gicht. 
Innerlich  wendet  man  es  zur  Unterstützung  der  äusseren  Wirkung  bei  llautkraukbeiten,  sowie 
bei  Nierenkolik  an.  Dosis  2 — 5  Tropfen  mehrmals  täglich  in  Pillen.  Kapseln  und  aelhcrischer 
Lösung,  äus.serlich  rein  oder  in  Salben  1  : 3 — 5  Fett,  (ilycerin,  Seifen. 


[Juniperus  —    736    —  KaeltcBisehnf' 

Kmulsio  Olci  cadini,    Emulsion  d'huilo  de  cade    Pb.  Galt.:     Oleum  Juiptr. 

empyreumaticum  3,  Spiritus,  Tinctura  Quillajae  u  10,  Aqua  ad  100. 
Sapo  piccus  liquidus,  Linimentum  cadinum  saponatum  ▼.  Bebra  PLKvl: 
Oleum  Juniperi  empyreumaticum,  Sapo  viridis  u  1,  Spiritus  2. 
111.  Summitates  Sabinae,  Herba  seu  foliaSabinae,  Herbe  de  Sabinier,  SitIi 
Top.s,  Sadebaumspitzen,  Ph.  G.  II,   sind  die  getrockneten,   beblätterten  Zweigspitm  tt. 
Juniperus  Sabina  L.    Sie  enthalten  ein  flüchtiges  Gel,  Harz,  Gerbsäure  and  ExtractirrÄSt. 
Aus.scrdcm  ein  toxisches,   uicht  näher  bekanntes  Säureanhydrid  (Buchheim).     Die  Tirhi; 
des  S.idebaums  ist  abhängig  von  dem   aetherischen  Gel.    Wie  alle  aetfaerischen  Gele  vird« 
durch  Lungen  und  Nieren  ausgeschieden  und  verleiht  dem  Harn  einen  scharfen  GerucL 

Kleine  Dosen  erhöhen  die  Pulstrequenz  sovie  die  Diärese  und  bewirken  eine  Hypenesi 
der  im  kleinen  Becken  gelegenen  Organe,  welche  gegebenen  Falls  Abort  Tcianlassen  bei. 
GKissere  Dosen.  0,4—0,8  des  Pulvers,  6  Tropfen  des  Gels,  können  Erbrechen,  Durchfall,  Dysait 
und  Haematurie  hervorrufen,  noch  grössere  führen  Exitus  unter  Convulsionen  und  Coma  betts 
Sibina  und  ihre  Praeparate  werden  innerlich  nur  selten  als  EmmenagDgum  benutit,  ül 
die  üblen  Nebenwirkungen  sich  auch  bei  Gebrauch  medieinaler  Dosen  nicht  ganz  veraeis 
l.-i.s.sen.  Ihre  .Anwendung  bei  Leukorrhoe,  Metrorrhagie,  Sterilität,  Gicht  und  Bbenmaiismiii  ts 
heute  aufgegeben.  .Xeusserlich  wird  das  Pulver  häufiger  benutzt  zur  Aetzung  spitzer  K«^- 
lomo,  erzeugt  aber  zuweilen  heftige  Schmerzen.  Im  Infus  wendet  man  es  zu  Mond-  v'. 
(Surgel wässern.  Umsehlägen  und  Einspritzungen  an.  Dosis  0,23 — 0,5  mehrmals  täglich  'S 
l>ro  (/oni.  3,0 :  pro  die  als  Pulver,  Pillen,  Infus  2,0—8,0 :  100,0.  Da  beim  Lagern  das  aetfaeriicb 
Gel  sieh  verflüchtigt,  sollte  die  Droge  jährlich  erneuert  werden. 

Extractum  Sabinae.  Extrait  de  Sabine,  Sabinaextraet  Ph.  G.  0:  •ir> 
braun,  in  Wasser  trüb  löslieh,  von  Consistenz  2.  Dosis  0,025 — 0,05.  0,i'.  pro iM 
1.0!  j>ro  die  in  Pillen,  in  Salben  1 :  10.0  Lanolin. 
Gleum  Sabinae,  Essence  de  Sabine.  Oil  of  Savine,  Sadebanmöl  PL>'.! 
Destillat  aus  den  frischen  Zweigen.  Farbloses  oder  gelbliches,  neutrale^  isa- 
flüssiges,  an  der  Luft  eindickendes  Gel  mit  widerlich  s^rfem  Geruch  und  bresaa' 
scharfem,  bitteren  Geschmack.  Spec.  Gew.  0.S9 — 0.9S.  In  Weingeist  klar  Viäe. 
Es  enthält  einen  Kohlenwasserstoff  C,oHm.  Bewirkt  anf  der  Haut  BlaseDhiMa( 
innerlich  Uterinblutungen.  1.0: 10.0—30,0  Lanolin,  innerlich  *  . — 3  Tropfen  ii* 
3  mal  täglich  in  Pillen.  Elaeosacchamm.  spirituSser  Lösung. 
Pulvis  Sabinae  aluminatns  cv.  Sigmund):  Alnmen  nstum.  CupramsulidncaBäi 

Summitates  Sabinae  pulveratae  10.  Streupulver  für  Kondylome. 
Tinctura  Sabinae  Ph.  Brit.:    Percolat   500   aus   Herba  Sabinae  70.     Klare,  (ä- 

braune  Tinetur.    Dosis  0.5 — 1.0  3  mal  täglich.    1.8!  pro  doti,  S.5!  pro  He. 
U:ii:uentara  Sabinae  Ph.  G.  I:  Extractum  Sabinae  1.  Ungnentom  cerewm  9.  1 
Ycrbaadsalbe  für  Kondylome,  atonische  Geschwüre. 

JiT';*r:a.  f-a  «rT.:<  V«i*B«l«r  B:n*rRof.  wiri  4«b  S«4bs«BL  wirk»  ack  mark  4*B  EncMf!^  ** 
W  i.-i^v-:<lf  :Vf  »a  K:a«l»:  *'»t**ritMi(*s  Wkaff  ii««:aaa>«  iM  »tOem§€htm  «Mm  (vkeUct  kat.  teitk  ■■• 
t— .::(*■:.    H<'.\ft'.^  Mate«.  i:f  »f  rU::3t'I««k  nt^naal  ira  ti*nck  aack  VackkaM«r  hi«tciTl1 

J.  IXCK'K'»- 

Jale,  Yu-.e.  D^chute.  i$:  di«  BistiJkser  von  Corchorus  capsnlarisL.  und  C.  olitoriaiL 
'.i:o  :3  v>»::si;en  he'.aisoh  >:::'.!.  aber  auch  in  China.  Algerien  etc.  angebaut  w«rden.  äi 
i':<:>:<rh:  au«  pr$ni::$^-hcs.  hob'.es.  •iickwi&digen.  verbolzten  Zellea  mit  vecfeselndem  Lsa& 
l"»-.-:  K-*vr.  ivrtc:-.  *;v.i  weisosli.-h-^'.b  cder  silbeignu.  glänzend,  sriir  -wvich.  aiaderwcnfcip 
:ur.i'.;r  b-.*  r.-thiriur..  brichij.  Sie  wird  dorvh  .Vni'.tssAlie  goldgelb,  durch  Jodkviki&a 
iv  r  i^:"Jc^:.  I>.:  .'uti  Sad-,:  re:-.i  ;d-r  =::  latisepBschea  Lcöusgea  iapracguirt  »um  T«rt«« 
>;ji-.:  i::r  Bi-=*.".'.-;  V;:we:idu:;j:.  si;  ia:  kein  sc  jT."««*  -\«&*agererBöges  wrse  £es<.  i>".  »bs 
.:.;r,->' wsacji'rr  uri  "Mct:  s:oh:  *v'  '.ii-it  nsasiaea. 

0::".r::r.i-::      !0  fO:." :     7:=-.;-    :h'..-,-»ra=   löO.    A^aa    destillaa    ferrid*  I^ 

■uu  ■-•XV    Fir  :;?".;> er.". 
T>    r.Ti.    -.i    ?■;<:•,:.  Lxu.r  A:-=.iv.:  v-e-i.-l -^V  AviaSÄ».  Jt:«  U>X»  Bj:;!. 
Kir:.-.::?    <-.•;:       k.---.-  .M.->-.:::.;r.  -rr*:.  ■!*).  .V'.cfh-.-rria  iOP.  Cetawia  !*• 

>-.-:u<    ;•>?-■■;     ".3S,\  '-^u  '.'XV'    K;-::-. .-h'. 

KkkSX. 


E. 


V«  i-i..-  ;- £   ::T-  Vi  :.-  *.-'?<  'i-t-.'sr-'T     i    "*.    £■?;  ■•i3"«ea>fc  LÄtaag  ktt2t  äck  äK-   9* 
"-•.:  .::r  -'*-n.~Ti;:  T'rT-;r^--~r:  •^ir.r-ij:  ":i:r:  *J  v.-a  xm.  grwäUaen  Sabe.  «■  *■ 


[KapItemLschunil^ 


—     737     — 


Kaosp  I 


Meiiguuverhalliiis.se  xwischeii  Sah  uud  Wasser  und  von  der  Alisgangstemperatur.  Nimmt  man 
alü  Lösungsmittel  statt  Wasser  Schnee,  so  erreicht  man  noch  viel  niedrigere  Temperaturen, 
weil  die  Ausgangstemperatur  geringer  ist  und  ferner  weil  dem  Gemische  ausser  der  Lösungs- 
wärme die  zur  UebcrÄihruiig  des  Schnees  (oder  gestossenen  Eises)  in  den  flüssigen  Aggregat- 
zustand erforderliche  Schmelzwärme  entzogen  wird.  Nachstehend  sollen  die  am  häufigsteo 
verwendeten    Kältemisehungen  augegeben  werden : 

3  Th.  Schnee  und  1  Th.  Kochsalz;  die  Temperatur  sinkt  von  O"  auf  — 210. 

2  Th.  Schnee  und  3  Th.  kryst.  Chlorcalcium ;  die  Temperatur  sinkt  von  0"  auf  —33". 

1  Th.  Schnee  und  2  Th.  kryst.  Chlorcalcium;  die  Temperatur  sinkt  von  0°  auf —43°. 

7  Tb.  Schnee  und  20  Th.  kryst.  Chlorcalcium :  die  Temperatur  .sinkt  von  0"  auf — 55". 

1   Th.  Wasser  10»  und  1  Th.  Animoniumnitrat;  von   10»  auf  —12". 

5  Th.  Wa.sser  13.6"  und  3  Th.  Amraoniumnitrat:  von  13,6o  auf  -13,6". 

0.  Liebreich  hat  die  Kältemischung  von  gleichen  Theilen  Wasser  und  Ammoniumnitrat 

(zur    mcdici laschen  Anwendung    empfohlen    und    eine    hierzu    geeignete    Eismaschine    für    den 

Handgebrauch  beschrieben.     Wenn  mau  3  kg  Wasser  und  3  kg  des  Salzes  verwendet,    erhält 

man  mit  ihr  in   15  Minuten  ca.  500  g  Eis.     Der  Preis  für  das  Kilo  Eis  ist  etwa  40  Pf.     Dies 

ist  zwiir  Iheurer  als  da.s  gewöhnlich  käufliche  Eis,    hat    aber    gegenüber    diesem   den  Vorzug, 

dass  der  Apotheker  auf  diese  Weise  sterilisirtes  Eis  herstellen  kann,    was   für   den  inner- 

'  liehen  Gebrauch  (Eispillen)  wichtig  ist.    Auch   für  die  Tropen  ist  die  Methode  zu  empfehlen. 

TH.  LOHNSTEIN. 

KBCIIipferi&  I..     PflanzpiiüattaiiK  »lu  Her  Fmm.  dor  Z i  n ei be r>Q «KB",  Untfrlam.  Modjcli  iek«.  nMobHl  Tnrw«nilt 
<l*'T   <i.itlung    Curctim«'.    iickenntcirhnct    darob    die  VorlüDgerung  den  HiUelltaitJi^s    dor   ntBabb«titel   in   einnm 

Ilcr<^«^*Mi,  *J— äUiiiM^en  lironbititturtitEoii  An1i8nKi»eI.  K.  QiilAnt;«  L.,  in  Ostindien  und  Jkpin  boimiäeh.  Iif*ft>rt  den 
Inf(wcr  Aholiebe  Rtilzumn  iChookuo  Riilbs.  Cbandr«  muU.  HarouU.  Kftchalft-Kalftnfeu).  K.  rotundft  L.  Ostindien« 
lief  -  —  .... 

krii 
teil 


linfert  rundlitibn,  kant^iherartii^  riecbondo  Kbixumknollen  (Bbin-Champa,  Hslankaa),  welobo  früher  mh  Rhiioma  Zedft* 

Enthilt  Cinool  ond  MethjlobiTicot. 

M. 


f  ariM  rolnoda«  beaohrieben  worden. 


w 


'inpfdrtdj  Cp^t^if  4  H^O.  findet  dich  neben  Oalangin*  und  Alpinin'  in  der  rinUnga*.  Es  bildet  sebwefelgelbe, 
llsobe  NkdolD,  $ebmp.  3'il  — 2'J'i^  sublimirt  tboilweise  nnzer^etit,  ist  nnlOüticIi  In  WoAver.  10j4lic)i  in  Aetber  und 
RiwtiKiir,  wenig  in  tiiedendeni  Oblorofnrm  und  Benzol,  sowie  in  kaJtem,  leiebter  in  liedendein  Alkotiot.  In  Alkalien 
UlMt  es  »leb  mit  ^elber  Farbe.  Ifie  alkohnlinche  Ln^iinf;  winl  dureh  EiHenehlurid  ^rQn  tci'flrlit,  mdurirl  Hilber-  und 
alkaliacbe  KupferlONung.  Durch  Einwirknng  von  Hrt<ni  ont^^toben  PabvtitationHproducle,  bei  Einwirkant;  roii  Eeaig- 
BAure-  bezw.  Benzoesftarcaubjrdrid  Acetyl-  und  Beniu>-IderiTBte. 

Bei    der  Oxydation   mit  Balpetersftare    liefert  Kftmpferid  Anissäure   und  Oxalafture,    h«tin    Selmielzeu    mit  Kali 
Pbloroglucin,  Oxalstare  und  Ameiaeoatur«,   mit  Natriamamalgun    eino  purpurrothe  Slor».     Verdünnte  Sauren   sind 
bno  Wirkung.    Klmpferld  terbindet  ileb  mit  Buea. 

SPIEOEL. 


Kaeso.  Das  Princip  der  Käsebereitung  geht  dahin,  das  Casei'n  aas  der  Milch  auszurällcii  und 
von  dem  restirenden  Miichserum,  den  Molken*,  möglichst  zu  trennen.  Das  ausfallende 
fCasein  reisst  die  in  der  Milch  suspendirten  Fettkügelchen  meohani.sch  mit  nieder.  .le  nach- 
Idem  nun  süsse  oder  saure,  ganze  oder  abgerahmte  Milch  verwendet  wird,  je  nach  der  weiteren 
P technischen  Behandlung  gewinnt  man  verschiedene  Käsearten,  die  als  weiche  und  harte,  besser 
[als  Fett-,  Halbfett-  und  Magerkäse  unterschieden  werden. 

Aus  süsser  Milch  wird    das  CaseVn    zumeist  durch  LabflUssigkcit  ausgefällt;    hierbei  fällt 

Isuch    der    als  Nährsalz    wichtige    phospborsaure   Kalk    aus.     Die  ausgeschiedene  Caseinmasse 

^wird  dann,  ausgepresst  uud  an  der  Luft  getrocknet,  2 — <>  Wochen  bei  13 — 14"  stehen  gela.ssen, 

Fdabci  .reift"  der  Kn.se    und   wird  dadurch    schmackhafter.      Beim    Reifen    erfährt    er,    ausser 

»eiterem  Wasserverlust,  eine  qualitative  Veränderung,   die,  durch  organisirtc  Fermente,   Bak- 

erien,    manchmal    auch  Schimmelpilze,    angeregt,    einer    gelinden  Fäulniss    ähnlich  ist.     Aus 

äem  Casein    bilden  sich  peptonartige  Stoffe,  ferner  organische  stickstofflialtige  Ba.sen,    Leucio. 

Tyrosin    und   Amine:    But)-I-,    Amyl-,    Methylamin    bis    zum   Ammoniak,    der  Milchzuckerrest 

serfällt  zum  Theil  in  Milchsäure,    die  Fette  in  Fettsäuren,  die  theils  durch  Ammoniak,  thcils 

Murch  organische  Basen  gebunden  werden,  daher  die  saure  Reaction  beim  Reifen  abgestumpft 

wird  und  schliesslich  alkalisch  werden  kann.    Höchst  wahrscheinlich  sind  es  die  abgespaltenen 

flüchtigen   Fettsäuren,    Buttersäure,    CaproDsäure  u.  a.,    denen    alter    Käse    seinen    picanten 

liresrhmack  verdankt. 

Die  .Milchsäure  der  sauren  Milch  macht  das  CaseVn  ebenfalls  gerinnen;    der   so  gebildet« 
l^eisse  Käse,  Quark,  Topfen  oder  Sauermilchkäse,  wird  meist  frisch  genossen. 

100  Tb.  Pettkbe        entbalten  36.8  Wuier.  27,2  Eiweiaa.  ;<0,4  Fett.  3.6  Zuekar  +  Slur«.  4,1  MineralnUe. 

100  .     Halbfettklae         .  46,8        .        27,«        ,  20.6  .     3,0        .  ,      3,1 

100  .    Magerkbo             .  48.0        .        32,7        .  8,4  .     6,8        ,  .      4,1 

100  .     Qaarkklm            ,  «0,3        ,        24.>l        .  7.3  .     3,6        .  .      4.0 

Darnach  ist  der  Käse  ein  aus.scrordentlich  worthvolles  Nahrungsmittel,  insofern  er  25  bis 
B3  pCt.  Eiweiss  und  7—80  pCt.  Fett  enthält,  dabei  für  den  gleichen  Nährstoflgchalt  nur 
p/4— '/a  so  hoch  im  Preise  steht  wie  z.  B.  Fleisch.     Volleuds  dem  Quarkkäse  kommt  als  Nah- 

ingsmittel  für  die  .ärmeren  Volksclassen  eine  ganz  eminente  Bedeutung  zu,  zumal  wenn 
lereu  Nahrung  überwiegend  aus  den  an  Kohlehydraten  reichen,  wenig  Eiweiss  und  nur  Spuren 

on  Fett  enthaltenden  Vegetabilien  besteht.  Der  Käse  wird  nicht  nur  im  Darm  sehr  gut  aus- 
genutzt, sonderu  er  scheint  sogar  die  Verwerthung   der   Milch    und    des    MaLsinehles    zu    vcr- 

0.  Liebreleh,  Enejklupaedie     II,  Band.  ^•J 


>f«I9U«VBI9« 


XII   AnnMHiMUBav    vihh 


durch  frische  Weichkäse,  Enet-  oder  Handkäse,  seltener  durch  sehr  al' 
Käsevergiftun^en  in  Amerika,  i»o  in  den  Jabreu  1884  und    1885    in  Mj' mg 
im  Jahre  1387    iu  Pennsylvanien    einige  50  Fälle    beobachtet   wurden,    dia 
Orleans  geliirbte  Labkäse  herbeigeführt  waren.    Die  Verwendung  verdnrben* 
keit  bei  der  Hereitung  und  Aufbewahrung  der  Käse  und    wohl  auch  dir  B<^ 
kranker  Thiere   müssen    als   ursachliches  Moment   bezeichnet    wer'^--'       i  «W. 
herrscht  noch  Unklarkeit.    Sicher  ist,  dass  es  sich  um  Producte  b  i 
Aber  weder  ist  es  gelungen,   einen   spccißscben  Microorganismus    .... 
festzustellen,   noch  hat  man    das   coustante  Vorkommen    einer    und    derselben  | 
Träger  der  Giftwirkung  nachweisen  können. 

Die  Käse,  welche  die  Vergiftungen  in  Michigan  verursacht  hatten. 
zeigten  auf  der  Schnittfläche  opalescirende  Tröpfchen,  welche  Mikrokokken  mII 
doch  keine  patbogenen  Eigenschaften  besassen.  Vaughan  erhielt  durch  An 
alkalisch  gemachten  wässerigen  Auszuges  mit  Aether  eine  in  Wasser,  AI 
lösliche  Substanz,  die  reducirende  Eigenschaften  bcsass.  durch  AlkaIoi'drca_ 
wurde  und  einen  an  alten  Käse  erinnernden  Ueruob  und  stechend  scharfen 
Vaughan  nannte  diese  Substanz  Tyrotoxicon.  Sie  bewirkt  in  kleinen  Dwiien] 
gcfühl  und  Trockenheit  im  Schlünde,  in  grösseren  Gaben  L'ebelkeit,  ErbrecJwi 
fälle.  Den  gleichen  Körper  erhielt  Vaughan  aus  Milch,  die  er  mit  But 
ficirt  und  8 — 10  Tage  in  verschlossenen  Gcfässen  stehen  geli-vssen  hatte.  B«j_ 
(ielegenbeit  isolirle  er  aus  giftigem  Käse  ein  Toxalbumin.  In  einem 
fand  er  zusammen  mit  Perkins  in  einem  Käse,  der  bei  mehreren  Per 
hervorgerufen  hatte,  einen  sowohl  aerob  als  auch  anai-rob  wachsenden  Ba 
12  —  14  Stunden  zur  Gerinnung  bringt,  in  Milch  den  Geruch  nach  Butt«r 
und  für  eine  Reihe  von  Thicrspeciea  subcutan  und  intraperitone*!  patl 
welches  in  Aether  etwas  löslich,  in  Chloroform  unlöslich  ist  und  io  •• 
15  Minuten  langes  Kochen  nicht  zerstört  vrird,  darzustellen   gelang  nicht. 

Deneke    züchtete    aus   altem,    faulenden  Käse    ein  Spirillum    tyrv.>geDUOi;   i 
rillum  fand  Melenohini    in   einem  Gorgonzola-Käse.  der  Verdau ungsstöruogw 
hatte.     Dagegen    konnte    in    einem  Käse,    durch    den    in   ilamein   mphren:  Pei 
waren  und  der  auf  Veranla.ssung  Husemann's  untersucht    wurde,    weder    itt 
noch  überhaupt  ein  pnthogener  Bacillus    nachgewiesen  werden.     Hol. st  erhieH 
ligen  Knetkäse  eine  Varietät   eines  Bacterium   coli,    die    dem    Jensec'sci 
Kälberruhr   sehr    nahe   steht    oder    mit  diesem  identisch  ist.     Lepierre 
Schafkäse  neben  Leucin,  Tyrosin  und  Milchsäure  ein  bitter  s.-'  -      '    -  " 
lösliches,    in  Alkohol    lösliches  PtomaTu    von  der  Formel  Ci^r 
schweiuchen  innerlich    gegeben  Diarrhoe,    bei    intravenöser   Ini.vii.,,    ,,.i;;> 
nungen  hervorrief.     Dnkkum    Lsolirte    aus    einem    giftigen   Käse,   der  Sohl 
wickelte,  Tyrotoxin.  ein  PtomaVn  mit  stark  redueirenden  Rig^eD«chaft«A. 
toiicon.    welches  aber  durch  Alkaloidreagentien    gefällt  wurde    und 
Lähmung  und  nach  '/j  Stunde  Tod  durch  Herzlähmung  bewirkte. 

Die  Vergiftungserscheinungen  treten  meistens  1 — 2  Stunden   nach  dem  G« 
auf,  selten  Dach  der  vierten  Stunde    und  bestehen   in    leichteren  Fällui 

)lAll>irfjkr    7.iinirfk     TTfrhiillroif     RrhiwAkAn    wfi1ftr1i«%1i    nai^l)    finlc^tn    ITvo..    •.:a.«Iu,aJ 


o« 


[Kaesevergiftung 


—     739     - 


Kalium] 


Um  einu  Iiifertioo  des  ferligeii  Kib>t.'s  zu  verhindern,  empliehlt  sinli,  Dach  dem  Vorüchlage 
von  Adametz,  dos  Abreiben  der  ObcrtlHchc  mit  Borsäure-  und  Milchsäurelösung. 

LANOOAABD. 

KAlUZOUb&dy  bei  Partonkirchcn  iiiinitt^iii  ilnr  baynrUehoii  Hoehalpim  760  m  hoch  icplni;pnitr  IclimitUchpr  Alpenknr- 
iKiil  Itii'lport  mit  «ler  1330  m  hohoii  Nebrnftii»Ult  Alm  am  Eck.  Ktimk  mildo  auJ  Kl<^iclimiL«!<ig,  <loeb  Aontgpixl, 
niittlprn  Temperatur  6,0,  im  Hai  11,5,  Juni  14. :t,  Jali  l(t,5,  Aagust  Ibfi,  äeplembor  i'i.ii,  Oetober  0,9.  Die  Q(it*lli>ii 
Kin<l  tbeilrt  alkalisofa-iialiuiseh,  thetU  ndiwefel-  (10  cem  Schwefolwutfierstoff)  uod  eiseDhaltig,  aueh  kumroea  Muor-, 
richteoiiadelbader,  InhalatioDun,  Hydro-,  Eloktrotbermpie,  Haaflage,  Terrainkanin  in  Anwenduu|(. 

wObzbvro. 
Kairin , 


HO 


C        CH, 


' 


C9HioON(C2H5)  ■  HCl,  das  saUsauro  Salz  des  n- Aethyl-a-Oxytetrahydrochinolins, 
wird  erhalten  durch  Rcduction  des  a-Oijxhinolius  mit  Zinn  und  Salzsaure 
und  AetbjMiruug  des  entstandenen  Tetrahydroprodiicts.  Es  bildet  ein  farb- 
und  genichloses  Krystallpulver,  löslich  in  fi  Th.  Wasser,  20  Th.  Weingeist. 

SPIBüEL. 

Das  Kairin  hat  als  Vorläufer  des  Antipyrins  ein  mehr  historisches 
Interesse.  1,0—1,5  g  sind  beim  Menschen  ohne  physiologische  Wirkung 
(Filehne);  bei  Fiebernden  bewirkt  diese  Dose  unter  Schweisssecretion 
einen  Temperaturabfall  bis  2",  die  Wirkungsdauer  ist  aber  nicht  länger 
als  3  Stunden.  Die  unangenehmen  Nebenwirkungen,  wie  Collapscrschei- 
ouugen,  sowie  die  Auffindung  des  Antipyrins  waren  die  Veranlassung,  dies  Mittel  zu  verlassen. 

L. 


HC, 


i/'™- 


HO         \ 


CH. 


I  Kairo,  Hauptstadt  Aeg)-ptens,  20  m  hoch  in  unmittelbarer  Nähe  der  Wüste  gelegen,  durch 
Trockenheit,  Wärme  und  Reinheit  der  Luft  ausgezeichneter  klimatischer  Winterkurort.  Regen 
ist  selten,  mittlere  relative  Feuchtigkeit  des  Winters  etwa  65  pCt.;  die  Temperatur  sinkt  in  der 
Regel  nicht  unter  5",  Mittags  etwa  20",  Morgen  und  Abende  jedoch  kühl.  Sehr  geeignet  bei 
fieberfreier  Phthise,  chronischen  Katarrhen  der  Atbmungsorgane  mit  reichlichem  Secret, 
Nieren-,  Nerven-,  Herzkrankheiten,  Rheumatismus.  Gicht.     Üctobcr  bis  April. 

WÜBZBUBO. 

Kakothelill)  C,,Ux,}ffi,  +  HfO,  «ntutebt  bei  dar  ElnwirkniiK  voa  flalp«terainr«  aar  Bnicin  in  orangegelben  Rlull- 
cb*>n.  R«  vorbindet  Rieb  sowobl  mit  Staren  wie  mit  Baien ;  doeh  wvrden  die  Terbindangen  mit  emteren  schon 
durch  Wasnr  (ersetit,  ed  hat  also  mehr  den  Charakter  eines  NitrokSrpnrs  als  einer  Baao. 

HPIEOEL. 

Kalium  und  Kalinmsalze.  Da.s  Kalium,  K,  ist  ein  weiches,  silberweisses ,  glänzendes  Metall, 
Schmp.  f)2,5"  mit  spec.  (iew.  0,86.  An  der  Luft  oxydirt  es  sich  schnell  und  wird  daher  unter 
Petroleum  aufbewahrt.  Es  zersetzt  Wasser  unter  Bildung  von  Kaliumhydroxyd  und  freiem 
Wasserstoff,  der  sich  entzündet.  Das  Kalium  kommt  nur  in  Form  von  Salzen  vor,  am 
bäniigstcn  als  Kaliumsilicat  im  Feldspath  und  Glimmer  und  als  Kaliumchlorid  meist  über  Stein- 
salz. Durch  Auslaugung  dieser  Gesteine  gelangen  die  Kaliverbindungen  in  die  Erde,  von  da  in 
die  Pflanzen  und  durch  diese  in  den  thicrisnhen  Körper.  Letzterer  enthält  Kalisalze  nament- 
lich in  den  zelligen  Elementen,  den  Blutkörperchen  und  den  Geweben,  während  ift  den  Flüssig- 
keiten die  iNatronaalze  überwiegen.  Daher  ist  eine  fortwährende  Zufuhr  von  Kalisalzen  Tür 
den  Thicrkörper  uothwendig.  Bei  ungenügender  Kalizufuhr,  bei  Fütterung  mit  ausgelaugtem 
Fleisch,  sank  bei  Hunden  die  Entwickclung  der  Muskeln,  sowie  die  functionelle  Thätigkeit  der 
Muskeln  und  Nerven.  Bei  vennehrter  Zufuhr  von  Kalisalzen  wird  der  Ueberschuss  durch  den 
Urin  ausgeschieden,  bei  verminderter  Zufuhr  nimmt  der  Organismus  die  bei  der  Oxydation 
der  .Mbuminate  frei  werdenden  Alkalien  in  Anspruch,  sodass  das  Alkaligleichgewicht  sich 
leicht  bew.ihren  lässt.  Täglich  werden  ca.  3  g  Kaliumoxyd  ausgeschieden,  eine  Menge,  die 
durch  den  Geuuss  kaliumreicher  Kost  oder  durch  Fieber  auf  das  3 — 4fache  steigen  kann. 
Die  Kaliumsalze,  im  Uebermaass  eingeführt,  sind  ein  heftiges  Gift,  namentlich  wenn  sie  direct 
in  d.is  Blut  gebracht  werden  und  haben  Abnahme,  dann  .Authören  der  Muskel-  und  Nerven - 
thätigkeit,  schliesslich  Herzstillstand  im  Gefolge.  .So  genügen  0,01—0,02  in  die  Jugul.iris 
injicirt,  um  Kaninchen,  Katzen  und  Hunde  zu  tödten,  vom  Magen  aus  sind  für  Kaninchen 
3  g  nothwendig,  subcutan  1  — 1,5  g.  Der  Tod  erfolgt  durch  rasches  Sinken  und  Unregel- 
mässigkeit der  Herzthätigkeit,  folgende  Blutdruckerniodrigung  unter  Dyspnoe  und  klonischen 
Krämpfen.  Nicht  tödtliehe  Dosen  intravenös  injicirt  bewirken  anfangs  Sinken  des  Blutdrucks 
und  der  Pulsfrequenz,  bald  darauf  bedeutende  Zunahme  des  Blutdrucks  und  Pulsbeschleu- 
nigung, die  aber  b.ild  erheblich  abnimmt.  Sehr  kleine  Dosen  führen  nur  Steigerung  de» 
Blutdrucks  mit  gleichzeitiger  oder  folgender  Putsverlangs.iniung  herbei. 

Die  Kalisalze  haben  ein  hohes  Diffusionsvermögen,  wirken  in  Folge  dessen  reizend  auf  die 
Schleimhäute,  und  gehen  daher  leicht  in  das  Blut  über.  In  concentrirter  Lösung  und  grösserer 
Menge  dem  Magen   einverleibt,    haben  sie  eine  starke  Gastroenteritis  im  Gefolge. 

Die  Kalisalze  werden  in  3  Gruppen  eingetheilt  und  zwar:  I.  ätzendes  und  kohlen- 
saures Kali.  II.  pflanzensaurc  Kalisalze,  III.  mincralsaurc  Kalisalze. 

I.  AetzendcH    und  kohlensaures  Kali    .sind  die  stärksten  Basen,  entziehen  in  Stt^ 
stanz  den  Geweben    begierig  Wasser    unter    starker  Wärmeentwickung,    zersetzen    und    15* 
Fette,  Eiweisskörpcr  und  die  meisten  Salze  und  zerstören  so  die  thierischeu  Gewebe.    Iti  Fol 
der  Zcräiesslichkeit    und  Diffusionsrdhigkeit   der  Salze    dringt   ilie  sehr   schmerzhafte  Aetz\i> 

47* 


I  Kalium 


—     740     — 


weit  in  die  Tiefe.  Das  Uowebu  wird  in  eine  graue,  breiige  Utsae  rerwaadett,  die  a  «i« 
(esiiiü  Schorf  eintrocknet.  Diese  schwachen  Lö^ungea  innerlieh  g^enommen  aUuBgkm  tt 
M.igen.HÄure  ab,  erhöhen  den  Stofrum.sati:,  machen  deu  Urin  alk.\lisch,  lösen  einra  CcbnaAa 
von  Harnsäure  und  verhindern  deren  Neubildung.  Bei  Einführung  \a  den  Magen  wird  MiMtfa 
scharfe  Geschmack  und  starker  längs  des  Oesophagus  verlaufender  Schmers  reriptel  BiM 
erfolgt  Uebclkeit.  Würgen  und  d.inn  heftiges,  andauerndem  Erbrf;cb>?a  missfarbycer  nil  Bc 
und  Schleimhautfetzen  vermischter  Massen,  zugleii'h  Durchfall  und  Enlikschoien««.  liiy 
Zunge.  Kehlkopf  erscheinen  mit  gelb-  und  schwarzbraunen  Schorfen  bedeckt,  dtt  Scmp 
und  Spreeben  ist  sehr  erschwert,  dos  Seosorium  frei.  Die  Schleimhaut  de«  O^aofk^gm  mi 
des  Magens  ist  ebenfalls  mit  Schorf  bedeckt,  letztere  oft  voUkomincn  erweicht,  sowt  Ife 
weilen  eine  Perforation  des  Magens  mit  folgender  tödtlicher  Peritonitis  zu  .^taade  baat 
In  anderen  Fällen  bilden  sich  durch  die  Verätzung  des  Oesophagus  namentlich  ia  uatm 
Drittel  so  starke  Narbenconstrictionen,  dass  eine  Ernährung  per  os  nicht  möglich  i<t,  nal  ä 
Folge  von  Inanition  der  Tod  eintritt.  Die  Schwere  der  VergiftungserscheiooDgcn  bt  «tp  4* 
Quantität  und  Concentration  der  verschluckten  Flüssigkeit  abhängig.  Als  Antidote  W  T» 
giftung  sind  zu  empfehlen  Essig,  Citronen  oder  Weinsäure  in  schwachen  Lösungvn,  bcMtr  (W- 
cmuUion,  Biweiss,  schleimige  Substanzen,  ferner  Eisstückchen  und  Narcotica. 

1.  Kali  causticum  fusum.Aetzkali.Kaliumhydroxjd.  Kalr^'-'^-'t,  PataM4 
Lapis  causticus  chirurgorum,    Th.  G.  111.     Wird  meist    in  cvlindr  ~'-äbdHi  W- 

wendet;  sie  sind  von  weisser  Farbe,  schwer  zerbrechlich,  reagireu  stark   i^..:,,:,^^,   und  «via 
an  der  Luft  feucht.     Es  wird  äusserlich  angewendet   als   energisches    in  dl«   Tie/e 
Aetzmiltel,  z.  B.  bei  vergifteten  Wunden,    die  von  Schlangen   oder  tollen  Hundeo 
sind,  ferner  bei  Lupus,  Schanker  etc.    Da  die  Aetzuog  sich  leicht  der  Fläche  eaeh 
muss   die  Umgebung   der   erkrankten  Stelle   durch  Heftpflaster   geschützt  werden. 
nutzt  zweckmässig  die  Substanz  in  Stangenfonn    oder  die  Wiener  Actzpaste*. 

In  concentrirten  Lösungen  wird  es  bisweilen  bei  hartnäckigen  Ekzemen  gebrasek^  m 
die  Epidermis  durch  Ueberstreichen  mit  der  etwa  löproc.  Flüssigkeit  zu  xerstöres.  SrfM 
nach  der  Application  spült  man  mit  kaltem  Wasser  nach  und  macht  eine  Zeit  lang  Ctwiaik 
oompre^sen  wegen  der  starken  Schmerzhafligkeit  der  Aetzung.  In  verdünnten  Löcom  «M 
M  zu  Waschungen  der  Kopfhaut  bei  .Mopecie  10.300  und  zu  Bädern  bei  Ujuit 
30^f!0  g  auf  ein  Bad  bisweilen  noch  benutzt  Innerlich  wird  es  besser  darafe 
.\lkalien  ersetzt;  früher  wurde  es  bei  Gicht,  chronischem  Kheumatismos.  üb 


Mn  bt- 


Säurebildung  benutzt,  und  zwar  zu  0,01—0,1  in  grosser  Verdünnung  und  schleiaicen  Td 
namentlich  in  Form  der  Tinctura  kalina:  Kali  causticum  5.0.  Spiritus  SO  üfet 
dies  III  et  decantha.    D.S.  3 mal  täglich  10—30  Tropfen  in  Haferschleim. 

a)  Liquor    Kali    caustici,    Kali    bydricum    solntum,    Litirinra    oauttii 
Solution  of  Potasb,  Kalilauge,    fast  iSproc.  wässerige  Lösung  --dnl 

Die  klare,  farblose  oder  sehwach   gelbliche,   stark   alkalisch   r>   ..  ~^l'<it  ^ 

verwendet    zu  Pinselungen    bei  Ekzem,    zu  Bädern    150 — 300  auf  esij   H.id.    m    WastkofB 
10 :  100.      Innerlich  wird   sie  selten  gegeben  zu  Ü,03 — 0.5  in  grosser  Verdünnuag  oad  «U»  . 
migem  VehikeL    Praeparate:    Sapo*  kalinus,  Spiritus*  saponstas.  ^ 

3.    Kalium    carbonicum,    Sal    Tartari,  Carboaate    of  Potash.  kohleaiair 
Kali,  Ph.  G.  III.    Es  ist  ein  weisses,   kömiges,    in  gleich  riel  Wasser  leicht  löbliches, 
lisch  reagircodes  Pulver   mit   95  pCt  Raliumcarbonat     Es  zerfliesst   an    der  Luft    ta 
dicken  Flüssigkeit,  dem  Oleum  Tartari  per  deliquium. 

Ausser  seiner  .Mkaliwirkung  wirkt  es  diuretisch.  und  verflüssigt  di«  Seeret«  der  ScUä» 
baut    'i      "       '  "      -tractus.    Daher  wird    es  zu  Umschlägen  -   "'  '■  " 
bei  H  '  '..  zu  Inbalationeo  bei   Croup.    Diphiber 

innerlid;  ^"gtn  j>"iuiäs$lge  Säurcbilduog  also  namentlich  t-vi  ,^,i<  u^.  i^ain-viurer  Diilkiw. 
chronischem  Rheumatismus,  ferner  .\uch  bei  Croup  und  Bronchialkataniz,  doch  enpdeUl  sd 
mehr  die  Verabreichung  des  Kalium  bicarbonicum.  Dosis  zu  Augenwässcnt  0,1 — 0,5  :M,  • 
Inhalationen  0,1—0.5:100.  innerlich  0.2—1.0  in  stark  verdünnt«!  Lösauea  in  •eU«üta 
Vehikel  und  als  Saturationen.  Zur  Sättigung  erfordert  1  g  Kalium  cwi«iue«ai  15  g  Acrttt, 
I  g  Aeidum    tartaricum,    1  g  Acidom  citricum. 

KaliuT'    <■  1 'V..-.r)icum    crudum,  Impnre   P'^fa««i    Peartstb,   rohe  Pattstfl^ 
Ph.  G.  III.  I  ;  Ct.  Kalium  carbonicum,  wird  n  h  angewandt  sa  reiscadsD,  iK> 

theilcnden :.  ien  Bädern.    Waschungen    und  ...... .....agn    bei  verschiedciMa   dt^B" 

sehen  Hautkrankheiten,  wie  Psoriasis.  Pityriasis,  Ekaem,  Acne,  dann  bei  Kritse,  lar  b^ 
femuog  TOD  Comedonen.  Zu  Bädern  nimmt  man  100 — SOO  aaf  ein  Vollbad«  agfut  5— 10  c  IC" 
Waschungen  3—10 :  100,  Linimente  und  Salben  1  .  5—10  Fett 

Liquor  Kalii  carbonioi.  Kalium  carbanirum  «olutna.  Ph.G.III.  Di•nl^| 
wässerige  Lösung  von  Kalium  carbonirum  wird  namentli<b  zu  Satontioaea  [ 
S.Kar':-  '^    — ^    nicum,   Bicarbonat«  of  Potasiium,  »anrät  kaklet 
Kali,  Ph. '  -blosr.  dnrcbschdne■d^  in  4  Tb.  Wasser  Uafwa  IfislialMt, 

rtaginade  Ki^suik^.    r,>  wird   fast  nur  inaerli^  gtgtbsa,  da  es  i—iMHi(k 
ab  das  kahlaanoa  Kali,  inarrtieb  aber  dicMlb«  wWraiig  «k  dtaw  adgt,  aha« 
damag  n  bedatokchtigta.  Maa  gicbt  «t  vx  0,5— IjO  adnaab  Sglkli  in  Palften. 


[Kalium 


-     741     - 


Kalium] 


^ 


^ 


oder  Lösung,  am  besten  mit  koblensnurehaltigen  Wässeni  und  in  Brauaemiscbuagen,  2  g  mit 
2  Esslöffeln  Citronensaft  pro  die.  Aeusserlich  1 — 5:  100  zu  Inhalationen  als  Solvens  und 
Eipectorans  und  1:50—100  zu  Injectionen  in  die  üarnblose  bei  Ciriesbildung. 

II.  Pflanzijusaure  Kalisalze.  Von  diesen  wird  das  Acetat  und  Tartrat  angewandt. 
Beide  haben  ein  geringes  Diffusionsvermögen  und  wirken  daher  in  grossen  Düsen  in  Folge  ihrer 
langsamen  Resorption  auf  die  Darmschleimhaut  reizend,  abführend.  Da  sie  in  medicinalcn 
Dosen  und  nicht  zu  lange  hinter  einander  angewandt  keine  störenden  oder  gar  ätzenden 
Einwirkungen  auf  die  Schleimhäute  haben,  so  treten  sie  mit  Vortheil  in  allen  Fallen  inner- 
lichen Gebrauches  nn  die  Stelle  der  kohlensauren  Alkalien.  Sie  werden  thcils  im  Darm,  theils 
nach  ihrer  Aufnahme  in  das  Blut  zu  kohlensaurem  Kali  verbrannt,  auf  den  Organismus  wirken 
sie  wie  Alkalien  und  erhöhen  die  Alkalescenz. 

1.  Kalium  aceticum,  Terra  foliata  Tartari,  essigsaures  Kali.  Kaliumacetat 
ist  ein  weisses,  glänzendes,  an  der  Luft  «erflicsseudes  Pulrer,  das  in  0,36  Tb.  Wasser  und 
1,4  Th.  Alkohol  lö.slich  ist. 

Es  vermehrt  die  Urinsecretion  und  macht  den  Harn  alkalisch.  Grosse  Dosen  können 
Durchfall  und  Haeraaturic  herbciriihreu,  anhaltender  Gebrauch  eine  Beeinträchtigung  der  Ver- 
dauung. Dosis  1 — 3  g  in  Lösung  mehrmals  täglich,  oft  als  Zusatz  zu  Digitalis  oder  Scilla 
bei  Hydrops,  ferner  hei  Uraten,  Itheumatismus.  Gicht,  Psoriasis,  Ekzemen,  Scrofulose,  Tripper, 
ausserdem  b(y  AlkaloVd-  und  Jodoformvergiftung,  um  die  Oxydation  und  Eliminining  de«  Giftes 
zu  beschleunigen.  Wegen  der  Zertliesslichkcit  an  der  Luft,  wird  häufiger  als  das  Salz  der 
officinelle  Liquor  Kalii  acetici  Ph.  G.  III.  verordnet,  der  in  3  Th.  1  Th.  des  Salzes  ent- 
hält.    Er  ist  eine  klare,  farblose  Flüssigkeit,  Dosis  2—10  g  in  Mixturen  mehrmals  täglich. 

2.  Kalium  bitartaricum  purum,  Tartarus  depuratus,Croraor  Tartari,  saures 
weinsaures  Kali,  Weinstein,  ist  ein  weisses,  krystallinisches,  in  kaltem  Wasser  sehr 
schwer,  in  heissem  leichter,  in  Alkohol  unlösliches  Pulver  von  säuerlichem  Geschmack.  Er 
wirkt  in  kleinen  Dosen  durstlöschend  und  beruhigend,  zugleich  diuretisch  und  den  Urin 
alkalescirend,  in  grossen  Dosen  abführend.  Hei  längerem  Gebrauch  wird  die  Verdauung  ge- 
stört. Man  gicbt  ihn  bei  fieherhaften  Erkrankungen,  häufig  mit  Kalium  nitricum  zusammen, 
als  Diureticum  und  Abführmittel,  bei  nacmorrhoidal leiden  mit  Folia  Sennae  und  Sulfur.  Dosis 
als  Temperans  und  Diureticum  0,.^j — 2,0  mehrmals  täglich,  als  Laxans  4 — 8  g  iu  Pulvern, 
Lösung,  Electuaricn.     Dient  zur  Herstellung  der  sauren  Molken*. 

Aqua  crystallina:    Tartarus  dcp.  10,  Saccharum  40,  Aqua  fervida  600.    Getränk. 

Tartarus  boraiatus,  Kali  tartaricuni  boraxatum.  Boraxweinstein,  Ph. 
U.  HI.,  ist  ein  weisses,  an  der  Luft  leucht  werdendes,  sauer  schmeckendes  und 
rcagirendes.  in  gleich  viel  Wa.sser  lösliches,  amorphes  Pulver.  Wirkung  und  Dosis 
wie  Weinstein,  nur  etwas  milder. 

3.  Kalium  tartaricum,  Ph.  G.  UL,  Tartarus  tartarisatus.  Sei  vcgetal.  neu- 
trales weinsaures  Kali,  bildet  farblose,  durchscheioende,  luftbeständige  Krystalle,  die  in 
Wasser  leirht.  in  Alkohol  wenig  löslich  sind  und  salzig,  bitterlich  schmecken.  In  kleinen 
Dosen,  1 — 2  g  mehrmals  täglich,  wirkt  es  diuretisch,  in  grösseren,  3—10  g,  ruft  es  massige, 
wässerige  Entleerungen  hervor  ohne  Leibschmerzen  zu  verursachen  und  ohne  den  Urin  alka- 
liseh zu  machen  und  wird  daher  in  kleinen  Mengen  als  Diureticum  und  ^tomachicum,  in 
grösseren  als  Laxans,  fast  immer  mit  anderen  Mitteln  zusammen,  verwandt,  seines  schlechten 
Geschmackes  wegen  aber  häufig  durch  das  ähnlich  wirkende  Seignettesalz  ersetzt. 

4.  Tartarus  natronatus.  Natro-Kali  tartaricum.  Sal  polychrcstum  Seignetti, 
Tartarated  Soda,  Rochelle  Salt,  weinsaures  Kali-Natron,  Seignettesalz,  bildet 
farblose,  durchsichtige,  salzig  bitterlich  schmeckende  Säuleu,  die  sich  in  1,4  Th.  Wasser  zu 
einer  neutralen  Flüssigkeit  lösen.  Er  regt  iu  kleinen  Dosen  zu  0,5—2  g  mehrmals  täglich 
die  Diurese  an,  macht  den  Harn  alkalisch,  in  grossen  Dosen  zu  15—30  g  ist  er  ein  mildes 
Abführmittel,  das  namentlich  auch  bei  Kindern  und  schwächlichen  Personen  gegeben  werden 
kann.  Recht  zweckmässig  ist  es,  dos  Salz  in  Fleischbrühe  gelöst  zu  geben;  Säuren  sind  zu 
vermeiden,  da  sich  sonst  der  schwer  lösliehe  Weinstein  bildet. 

Pulvis  aerophorus  laxans.  Pulvis  aeroph  orus  Seid  litzensis,  Poudre 
gazogene  laiative,  abführendes  Brausepulver,  Seidlitzpulver  Ph. 
G.  III.:  Tartanis  natronatus  pulveratus  7,5,  Natrium  bicarbonicum  2,5,  Acidum 
tartaricum  2.0.  Die  Salze  werden  gemischt  in  einer  gefärbten,  die  Säure  in  einer 
weissen  Papierkapsel  verabfolgt.  Die  erstcren  werden  in  Wasser  gelöst,  die  Säure 
hinzugesetzt  und  während  des  Aufbrauscus  getrunken.    Milde  wirkend. 

in.  Die  mineralsauren  Salze.  Von  diesen  kommen  hier  in  Betracht  das  salpeter- 
saure, das  phosphorsaurc  und  das  schwefelsaure  Kali.  Das  erstere  hat  ein  grosses  Diffusions- 
vennögen  und  regt  in  Folge  dessen  die  Diurese  lobhaft  an,  während  die  anderen  beiden 
schwerer  diffundiren,  langsamer  resorbirt  werden  und  durch  den  auf  die  Dannschleimhaut  aus- 
geübten Reiz  ablührcnd  wirken. 

1.  Kalium  nitricum,  Nitras  Lixivae,  Azetate  de  Potasse,  Sei  de  Nitre, 
Nitrate  of  Potash,  Kalisalpeter,  salpetersaures  Kalium,  RNO3.  Die  Salpetersäuren 
Salze  entstehen  überall  da,  wo  stickstuilbaltige,  organische  Stoffe  in  Gegenwart  starker  Basen 


[aliunt 


—     743     - 


Kalium] 


Ivrystalle  odor  Krystallinelil,  Ifu-ht  lilslidi  in  Wa.sM-r.  si-liwierigcr  in  Alkohol.  Beim 
Kriiitzi'ii  eiitl:1sst  es  den  .SaiicrstolY.  wfiiinMui  KHliumclilorid  zuriickbleilit.  Der  Frocess 
verläuft  in  2  Phasen  gemäss  den  Gleichungen: 

I.     'JKCIO,,     =     KCl     4-     KCIO,     +     20      11.     KCIO^     =     K('l     +     40. 

Knliamehtumt       Kuliameliloriil     R»llun]i>i>rcliturMt     ädDorstofT 

Wird  seine  wüsserige  Lösung  mit  Salzsäure  erhitzt,  so  tritt  Chlorentwickelung 
auf.  Mit  oxydirbaren  Körpern  liefert  es  Gemenge,  welche  dnrch  Schl;ig  oder  Heilicn 
explodiren.  Es  ist  daher  gro.ssc  Vorsicht  beim  Mischen  luit  anderen  pulvrigen  Sub- 
staiizi'ii  .'ni Anwenden.     Auch  beim  Krwärmen  kann  Explosion  eintreten. 

l);i.s  Kaiiutnchlorat  ist  ein  häufig  gebrauchtes  Hausmittel,  d.-is  aber  schon  wieder- 
holt tödtliche  Vergiftung  erzeugt  hat.  liuuTlich  genommen,  goht  e„s  schnell  in  Harn 
und  Speichel  über.  Ks  kann  schon  in  Tagesdosen  von  10,ü  — 12,0  Speichel flu.<s.  ikteri- 
sche  Hautfilrbung.  Magenbeschwerden  und  Nierenschnierzon  henorrnfen.  Grössere 
Gaben,  12 — 30  g.  vcraidassen  .Schlaflosigkeit,  kleinen,  schnellen  I'uls,  Durchfall, 
Oligurie  mit  Haemnglobinurie  und  All)uminnrie.  Cnma.  Post  mortem  linilet  man  in  den 
geschwollenen  Nieren  die  Harncaniilchen  angefüllt  mit  Zerfailsprniiucten  der  rothen 
Blutkörperchen.  Das  Klut  selbst  giebt  dxs  .Methaemnglobinspectrun».  Die  Blut- 
körperchen (juellen  auf  und  ballen  sich  zu  braunen  Klümpchen  zusammen. 

Das  Salz  zeigt  neben  der  Kaliwirkung  antiseptische  Eigenschaften,  welche  vor- 
zugsweise bei  Mund-  nnil  Haclienaffectionen,  aber  auch  bei  Krobsgeschwüren,  Leu- 
korrhoe. Gonorrhoe  Verweniiung  finden.  Ausgedehnten  Gebrauch  macht  man  von 
ihm  bei  Inynctions-  und  Injectlonsknren  zur  Verhütung  der  mercuriellen  Stomatitis. 
Innerlich  ist  es  bei  Diphtherie,  Cystitis  und  Magenkatarrh  benutzt  worden.  f»osis  zu 
Mimd-  imd  Ciurgehviissern  3,0—6,0:100,0,  zu  Piii.seliuigeii  1,0  :  1(),0  Glycerin:  inner- 
lich zu  0,1—0.5  mehrmals  täglich  in  Lösungen  oder  Trnchi,sci. 

Trocbi.sci  l'ot.iäsii  Chlorntis  Ph.  ü,  S.:  Knlium  chloricum  6,05,  Saccharum 
album  24,8,  Tragacautha  1,3,  Spiritus  Limonis  0,13.     Trochisoi  20. 

Tablettes  de  Chlorate  de  Potasse  l'b.  Gall. :  Kalium  cbloricam  lU,  Saccbanini 
album  90,  Tragacantha  1,  Tiactura  BaUaaii  tolutaiii  9.     Trocbisci  100. 

G'argarisma  cum  Kalio  cblorico  Ph.  Oall.:  Kalium  chloricum  10,  Aqua  destillata 
250,  Sirupus  Mororum  50. 

Kalium  permanganicura  .sen  hyperraanganicum,  Charaaeleon  minerale, 
Permanganate  of  Potassium,  übermangansaures  Kali,  Fb.  G.  Hl,  bildet  me- 
tallisch glilnzende.  schvvarzviolette  Prismen,  welche  in  2U,ö  Tb.  \V.a.sser  mit  blau- 
rother  l'arbe  löslich  sind.  Znm  L'nterschiede  von  Kalium  hypcrm.ingauicum  crudnui 
ist  dieses  Praeparat  vollkommen  neutral,  während  das  rohe  von  seiner  Darstellung 
her.  indem  Braunstein  mit  Salpeter  und  Actzkalk  zusammen  geschmolzen  wird,  sehr 
leicht  reizeiul  wirkt.  Beim  Erhitzen  auf  240"  wird  das  Permang,'uiat  unter  Ab- 
spaltung von  Sauerstofl"  in  Kaliummanganat  und  Braunstein  zerlegt: 
2KMnl>4     =       KjMnO^       +        MnOj       +       20 

Kftliumprrnun^anat         KaliiimniKaKftiiat        Mangansuperoxyd        Saaerstoff 

Diese  Abspaltung  von  Sauerstofl  tritt  ebenfalls  ein  bei  Berührung  mit  oxydirbaren 
Substanzen,  zuweilen  unter  Entzündung  oder  Explosion.  Es  iat  daher  das  Verordnen 
von  Kaliumpermanganat  mit  organischen  Stoffen,  wie  Zucker,  Glycerin  zu  venneiden. 
In  wässriger  Lösung  kann  bei  der  Oxyd.ation  die  Zerlegung  des  Salzes  in  zweierlei 
Weise  erfolgen.  Bei  Gegenw.art  von  Mineralsäuren  wird  Sauerstoff  abgespalten  unter 
Bildung  von  Manganoxydul,  welches  sich  mit  der  Säure  zu  euiem  Mangajiosalz  ver- 
einigt: die  Lösung  wird  dabei  farblos,  andrerseits  bildet  sich  bei  Zusatz  von  Alkalien 
unter  Grünfärbung  Mangansuperoxyd. 

Beide  Arten  der  Zerlegung  lassen  sich  durch  die  Gleichungen  veranschaulichen: 
aKMnO«      =      2MnO     -f     K,0     +     50 

Kftliurappnnaniruiat        Mftnfranoxydal        KkUumoijrd        SkaorstofT 

2KMnO^       =       2Mn02      +      K,0     -f     30 

KaliumpennanKaiiat        ManganBiipcrozyil        Kalinmoiyd        SantirKtolT 

Wegen  dieser  leichten  Abspaltiuig  von  Sauerstoff  ist  d-as  Perm.inganat  ein  guti>s 
Desinficiens  und  Desodorans,  welches  die  Fäulnisserreger  und  ihre  Producte  schnell 
zerstört.  Es  dient  d.aher  als  W.aschmittel  zur  D(«infection  der  Hände,  der  Genit:ilien, 
als  Verbandmittel  übelriechender  Geschwüre,  zu  Mund-  und  Gurgelwänsern,  zu  Inha- 
lationen bei  Gonorrhoe  mid  übelriechendem  Ausfluss  aus  den  weiblichen  Genitalien. 
Gute  Dienste  leistet  es  bei   Behandlung  (h-r  Schweissfüsse,  wobei  es  aus.ser  der  deso- 


schwpfliger  SSore  leicht  beseitigen.    Es  bildet  Sieh  lile 
farbloses  dithionsaures  Manganoxyd  nach  der  Gleichiiug': 

SOO         ,         0\.,  _      SOOOv ., 

SOO        ''■        O/**"        "      SOGO/"*" 

Sehwnfliice  SKore        Manganiaperoxyd      Diiblonsaure«  MAitfttaoij^ 
K&ltDm    tellDricuifl.    Katin  mtellurat.   t«llar«anrei    Kaliom,     Di«  «r*)is*D,   ti  ' 

Heht^tt  Kryt&llp  bewirken  oinA  VcrmiudomnK  patbologisohfr  Scbweiss««     Dosis  O.OS  vinKal  ' 

mar  0.04.     (jpgen  Scbwcii^se  ilor  rbthiniker  (Noisser). 

Kalium    bioxalicum.   tial    Acptoeellao.   S(<l    d'Oseinp.    ox*' 

bildet  Ttcrsoitii;'^  I'ri^mon.  lA»Hch  in  Wa«9er,  in  Wüingoist  nnlnsUoh.     Diu<  S:. 

Entoritis  und  Üetrilis  {pueriieratis  benntxt.     Do^itt  0.0.^—0,3    3oial  t&glich   in    i 

Ton  Ki.O— 20,0  bovirken  tOdtliebe  Vergiftung  unter  den  Bneheinuuften  der  Tvrgilluug  lait  Uti 

Kainiia  L     PHantcngattung   ans   der  Farn,  der  Erieaeeao*.    Cnterram.  dar    Rhudnraeeaa. 
fKSfii' TiTwaudt.     K.latirolia  L.,  in  Nordamerika  rerbrettet,  enlhklt  Androiuc*tlu  Coxiu*.  Wu4|. 
und  Aypbilitisobe  Hautkrauk  lii<iteu  angewandt.     K.  ani;ustifolia  L.  «nthtlt  Jlff^stil*. 

Kaltenlentgeben  bei  Wien  ist  durch  die  daselbst   befindliche,    von   \V.   \'. 
gründete  und  noch   jetzt  geleitete  WnsserheiUnstalt  ein  sehr  beliebter 
liegt  in  einem  reizenden  Thnte  des  Wionerwaldcs,    begrenzt  von  mit  Laub-  uad  i 
bedeckten  BergzügCD,    die    sieh    bis    zu    einer  Höbe  von  600  m    erheben.    Reieh« 
vorzügliches  (^uellwasser,  kühle  Sommer,  milde  Winter  charakterifiren  es. 

Die  Wa.sscrheilanstalt,    durch    ihre    Einrichtung    und    praktiüch-wissenschaftUcki 
vollkommen  in  ihrer  Art,  besteht  aus  4  grossen  Kurhäusern  und  2U  Villeo.  die  < 
räum  für  mehr  als  350  Personen  bieten.     8  für  Herren    und  Dam«ri  sepiirirte, 
sanip  KuiTaumc    und  eine    entsprechende  Anzahl    separirtcr.    ebenfalls  Kur 
Badevorrichtungen   belinden    sich    in  den  Kurhäusern.     Auch    in  allen  «ndcr 
die  Kuren  gebraucht  werden.    Einriohtungen  für  die  gesammte  bydriatische  To 
Bäder,  elektrische  Lichtbäder,  Vorrichtungen   für  Douchemassage  utid   auch  k^ 
sind    vorhanden,    desgleichen    ein    gj-ronastischcs   Institut    mit    Zander'scben 
kommen    ferner  Freiluftkuren    und    alle  Formen    von  Diaetkuren    »ur  AnWifad 
nähme  gelangen    alle    für  die  Hydrotherapie*  nach  Wintern itz'  Untersuchu 
Krankheitsformen.     Ausserdem  ist  für  Zerstreuung  und  Erholung  reichlicb 

Kamala,  Kamela,  Glandulae  Rottlerae,    Ph.  G.  III,   sind  die  duokelrotben  . 

Kapseln  von  Rottlera  tincloria  Roxb.     Die  Druge   stellt  ein  leichtes,    nicht   kl» 
dar  von  rother  mit  grau  gemischter  Farbe  ohne  Geruch  und  Geschmack.    !^w  ht  »M 
als  Wasser  und  unliiislich.     .>icdendos  Wasser    ertheilt    ihr    eine   bl.i- 
l'iltrat  wird  durch  Eiscnchluridlösung  br.iun  gefärbt.    Im  Mörser  zcrri 
Pulver.  Aether,  Chlomform,  Alkohol,    sowie    auch    alkalische  LCisuiigi;ii    iii,luai:ii  m] 
reichlich  dunkelrothes  Harz  auf.    Unter  dem  Mikroskop  erscheinen  die  kleinen,         "^ 
ungefähr  kugeirörmigcn  Driischco  aus  etwa  60  keulenförmigen  Zellen  2usainiue 
(.'ioc  gelbliche  Masse    eingelagert    und    von   einer  zarten  Hembran  umgeben 
der  Zellen  ist  schön  rothbraun.    Sie  soll  6  pCt.  Biickstand  bint  Je 


[Kamala 


—     74fi     - 


Kampher] 


Die  K.imala  wird  in  Indien  srbnn  seit  dem  5.  Jahrb.  v.  Chr.  zum  Färben  von  Seide  be- 
nutzt.    Als  wunutreibciide«  Mittel  wurde  sie  erst  im  Jahre   1S41   bekannt. 

Die  phj°siologü>cbe  Wirkung  der  einzelnen  Stoffe  der  Droge  i.'it  nicht  bekannt.  Die 
Kamala  als  solche  erzeugt  in  grossen  Dosen  Ucbelkcit,  Leibschmerzen  und  vermehrten  Stuhl- 
gang. Spcciell  wirkt  sie  als  Antbelminthicum  gegen  den  Bandwurm.  Nur  sehr  selten  wendet 
man  sie  äusserlich  zu  Einreibungen  bei  Uautau-sschlägen  an.  Als  Bandwurmmittel  giebt  man 
6—10 — 12  g  der  Droge  auf  einmal,  oder  in  refracta  dosi  innerhalb  10  Minuten  bis  V2  Stunde 
zu  nehmen.  Auch  wird  zuweilen  mit  Hülfe  von  Pulpa  Tamarindorum  eine  Latwerge  daraus 
hergestellt.     Ein  Abführmittel  daneben  zu  geben  ist  nicht  nötbig. 

KIONKA. 

Kamphcne,  Ciorfm,  sind  feste  Terpene,  die  gegen  50°  schmelzen  und  bei  etwa  160"  sieden, 
von  verschiedener  Wirkung  auf  den  polarisirten  Lichtstrahl.  Sie  entstehen  aus  Terpenhydro- 
cbloriden  durch  Abspaltung  der  Salzsäure,  durch  Erhitzen  mit  Seife  oder  Natriumbcnzoat  auf 
200—220"  (Borthelot)  oder  mit  wasserfreiem  Natriumacctat  und  Eisessig  auf  200"  (Wallach). 
Auch  durch  Schütteln  von  Terpentinöl  mit  kleineu  Mengen  V'itriolöl  entsteht  Kamphen  (Tilden 
und  Armstrong).  Das  gewöhnliche  Kampberkamphcn  (Borncokamphcu)  entsteht  durch  Erhitzen 
von  Bornj-lchlorid,  C,oU|7CI,  mit  überschüssiger  alkoholischer  Kalilauge  auf  180"(Riban)  oder  mit 
Wasser  und  etwas  Magnesia  auf  90 — 95"  (Kachler)  oder  mit  Anilin  (Wallach),  ferner  beim 
Erwärmen  einer  Lösung  von  Kampherchlorid.  CioEIioCI,,  in  absolutem  Aether  mit  Natrium,  so- 
wie aus  Borncol  durch  Erhitzen  mit  Kaliumbisulflt  auf  300".  Es  ist  in  Lösungen  inactiv,  iu 
geschmolzenem  Zustande  jedoch  rechtsdrehend.  Durch  Erhitzen  für  sich  auf  250—270",  mit 
Zinnchlorür  auf2(X)"  oder  mit  Phosphorsäureanhydrid  oder  Vitriolöl  wandelt  es  sich  in  isomere 
Hoditicationen  um.     Es  riecht  gleichzeitig  nach  Terpentinöl  und  Kampher. 

SPIEGEL. 

Kampher,     K.imfer,    Cninphor.i,    C.-iniphre  tlu  .lapoii,    dor    gewöhnliche  oder 

Laurinoen-Kaniphi'r   war  bereits  den  .\rabftrn,    Marco  Polo  etc.  bekannt,    scheint 

in  Kiiropa  aber  erst   im    TT.  .I;ihrliuinlert  eine  weitere  Verbreitung  gefuiulen  zu  iiabeii. 

*   Er  statiiint  von  Cinnamnmiiin*  (I.nnipliora.     Alle  Theile  des  Kampherbaumes,  be- 

»gonders  die  Wurzeln,  onthaiten    rnichJicli  das   aetherische   Kanu>lierr>l,    in    welchem 

■  Kampher  gelöst  ist.    Kr  krystallisirt  oft  aus  den  Spalten  des  Baume-s  aus. 

H  [>er  „Rohkampher"  wird  aus  Baumstücken  mit  Hülfe  von  Wasserd;unpf  ge- 
Bn'ounen,  er  stellt  eine  ziemlich  lockere,  knstalliaisch  körnige,  graue  oder  röthlicho 
BM.-isse  dar,  welche  bis  zu  20  p('t.  Verunreinigungen  enthält,  und  gelangt  als  Kisten- 
Bkampher  oder  Rnhrenkampher  in  den  Handel.  Der  .aus  eigenthümlichen  G\xi- 
Bkolbeii  oder  aus  ei.sernen  (iefäs.sen  resublimirte  und  hier  iwid  da  geprcs.ste  raftinirte 
BKanipher  bildet  gros.se,  scheibennuuie,  convex-coiicave,  in  der  .Slitte  durchbohrte, 
■Icrystalliiriscli-krirnige,  farblose,  durchscheinende  Kuchen:  Kuchenkampher  oder 
■Scheihenkatnplier.  Aus  dem  Kam|)herpiilver  wird  durch  Pre.s,sen  Kampher  in 
KPlattenform  erzeugt. 

■  Die  örtliche  Wirkung  des  Kaniphers  in  Substanz  oder  concentrirter  Lösung  be- 
Bateht  in  einer  ziemlich  starken  Heizung  der  H.aut  und  der  Schleimhäute,  deren  Re- 
^kiiltat  ein  Gefühl  der  Wärme,  Stechen,  Brennen,  bei  intensivem  Kinflusse  Köthnng, 
Hßchmerzhaftigkeit,  auf  zarten  H.iutstelleu  sogar  exsudative  Entzündungen  sind.  Auch 
■die  suLcutanc  A[iplication  ist  mit  mehr  oder  weniger  gross<'n  Schmerzen  verbunden. 
Him  Munde  verursacht  der  Kampher  sehr  bald  einen  eigenthümlichen,  anHinglicb 
Berwärraenden,  bitterlich-gewürzhaften,  nnchträglicli  kühlenden  Geschmack,  vermehrte 
■Speichel-  um)  Schleimsecretion.  Kr  vermag  wegen  seiner  Flüchtigkeit  alle  Gewebo 
Haiu  durchdringen  und  seine  Wirkung,  zu  entfalten.  Der  Kampher  beeinflusst  da.s  Pro- 
■toplasma  felir'nder  Zellen,  hemmt  jedoch  nur  in  geringem  Grade  die  Entwickelung 
Bvon  .Mikroorganismen  und  lilhmt  die  Bewegung  der  Leukocyten.  Hier.auf  kann  man 
■die  volkstliümlichc  Verwendung  des  Kaniphers  zur  Unterdrückung  der  Miiclisecretion 
Hvnd  «las  Zurückdrängen  beginnender  Eiterung  durch  locale  Application  vielleicht  zu- 
Rrückfüliren  (Binz).  Kampher  tödtet  jedoch  wirbellose  Thiere,  besonders  Insecten. 
Kbn  Magen  rufen  geringe  Mengen  (0,0.3—1,0)  ähnliche  F)mpfindungen  wie  im  Munde 
K^ervor,  grosse  Gaben  (1—2  g)  vcriu^achen  lebh.ifte  Schmerzen  in  Magengegend  und 
■Bpei.serölire,  Würgen,  st.irken  Durst,  Aufstossen,  Erbrechen,  Flatulenz,  ja  sogar 
^Erscheinungen  einer  G.astritis  acuta.  Diarrhoen  pflegen  nicht  einzutreten.  Bei  mit 
^Kampher  vergifteten  Thieren  kommen  häufig  Ecchymosen  mid  UIcerationen  im  Magen 
Hvor.  Die  Resorption  selbst  i.st  eine  ganz  unregelmässige,  abh.ingig  theila  von  dem 
■Aggregatzustande,  tiieils  von  dem  Lösungsmittel.  Alkoholische,  besonders  aber  ölige 
■Lösungsmittel  scheinen  eine  rasche  Resorption  zu  bewerkstelligen,  üb  bei  der  Auf- 
Biabme  des  Kamphers  ins  Blut  eine  Verändertuig  der  Blutbestandtheito  statttindet,  ist 


i 


Kückenniarks 


Aufheboiig   der  Längs-   uad  l^erleit  d 

Kinflussos  auf  die  peripheren  Endigungen  der  motorisi-in-n  i-^.f^rn 
krmnpii  (C.  \Viedeni:inn).  Bei  Wamiblütnrn  greift  der  Kamplier  iw 
und  Kleinhini,  vorzugsweise  aber  die  Medulia  oiilongata  aii.  f'syclii 
zustände  stx^llen  sich  ein,  Thiere  werden  unruhig,  wild,  mit  oft  iinzw 
wegungon,  verfallen  in  einen  rauschartigen  Zustand  (\V.  Hoffmannj,  ja 
l)ei  Menschen  sind  zu  benliachten:  Aineisenkriechen,  Öchwinrt'-l  und 
Gedankc-iifluciit.  Idcfiiverw  irrung,  Hallucinntinneu  meist  ai 
sucht.  Bald  tritt  jedoch  Bewusstlosigkeit  ein,  worauf 
kurzen,    unregeiniässigen    Intervallen,    eingeleitet  dun:h  Zi  im 

N.  trigeniinus  und  des  N.  facialis,  aufweiche  sie  bei   unzur».-. ,. ..i  iJ; 

bleiben  können  (Binz),  ausbrechen.  Die  Kretiuenz  der  Kräjupf»*  sei 
Grösse  der  Gabe  abhängig  zu  sein.  Zuweilen  kann  auf  der  Hi'*he  di 
Tod  durch  Erstickung  erfolgen.  Gewöhnlich  ist  das  aber  nicht  drr 
sehr  grosse  Dosen  das  Respirationscentruni  lühnien.  Nicht  krampfi 
erregen  dieses  Gentruni.  die  Athmung  wird  langsamer,  aber  be<lenl«j<I 
die  Menge  der  in  der  Zeiteinheit  ein-  und  ausgeathnieten  Lui' 
(A.  Lewin).  Mit  den  Convulsionen  zugleich  geht  auch  an  curariv; 
bedeutende  periodische  Steigerung  des  Blutdruckes  durch  F{eizung  i 
('cnti-uins  einher.  Die  Perioden  sind  unregelniässig.  Der  Ulutd 
dann,  wenn  diese  Centren  in  ihrem  Tonus  durch  Chloralbydrat  L 
eine,  wenn  auch  nur  vorübergehende  Steigerung  y\.  Lew  in).  Der  Fji 
Kückenniark  wannblütiger  Thiere  scheint  auch  ein  erregender  zu  s«tin,  A 
errcgbarkeit  ge.steigert  ist  ((Jottlieb),  und  man.  freilich  nur  an  Tuben, 
schneidung  des  oberen  Bnistmarkes  spontane  Krämpfe  in  der  Scbu 
und  deutliche  Laufbewegungen  in  den  Beinen  henorrufen  kann.  Au  \ 
wähnten  Convulsionen  betheiligt  sich  das  Rückenmark  aber  nicht  od 
nicht  dir<'ct.  (ioltlieb  sah  Krämpfe  vom  isolirton  Rückenmark  der  Sil 
bei  der  Kanii>herwirkung  nie  entstehen. 

Neben  dem  centi-alen  Nervensystem    uud   mit  ihm   .                 wirft  Jnj 
das  Herz    beeiiiflusst.      Bei    Frö.schen    venn;ig    er,    in    i  ■       _      rm,    dj» 
dann  zu  rhythmischen  Contractionen  anzuregen,  wenn  es  durch  Moscanit 
stole    stillgestaiulen    hat.      Ks    handelt    sich    hier    um     eine     reine    Mi 
(<).  Heubner,    Harnack,   Witkowski,    Wiedemann).      Schon 
mengen   setzen    die  rulsfretjuenz   stark   herab   und    vermindom   di*  » 
des  Herznuiskels  .sowie  die  l'tilsvnluniina  erheblich.    Für  die  Muskelwiriii 
auch  Verbuche  am  isolirten  Froscidierzen,  die  zu  denselben  I'               /  (älil 
ändert  nichts  an  diesem   Verhalten.     Die    Muskel  Wirkung    ^                rin 
dass    die  Elasticitätsverhältnisse    der  Muskelsuhstani,   altiiliclt   - 


-     747     - 


Kanipher] 


man    liSiifig  cim"  Ciefü.s.sorwfik!rutig,    was  auf  ciiio  Lüliniiiiig  i.lcr  Gcfiissncrvpn- 

1  liiiideutet.     Auf  die  KörperkMiiperatur    übt    der  Kainphcr  bei   Fiebenuleii  so- 

in  grosseil  wi<'  in  klfiiifii,  nicht  krampfcrrcgomlcii  Gaben  einen  herabsetzenden 

von  meist  nur  kwM'T  Hauer.    Diese  Beobachtinig  fiitirtt-  bereits  dazu,  iiui  heim 

\t  anzuweruleu  (Hetideii   171)2).     I>ie  Wärnu'ernieilrigiuig   gelingt    an    gesunden 

nn  weniger  leicht,  sehr  gut  aber  dort,  wo  durch    Injeetion    fauliger   Substanzen 

es"  Fieber  erzeugt  wurde.   Die  Ver.suclu'  über  dio    schweis-streibende  Wirkung 

ipiiers  bedürfen  noch  einer  Bestiitigung  (M arme).     Auch  hier  scheint  es  sich 

,ne  Krregung  der  iSchweisscontren   zu  handeln,    da    liei  unverletzten  Katzen    an 

Pfoten  iSehweiss  auftritt,    d(T  aber  dort  unterbleibt,    wo  ein  Ischiadicus  durch- 

n  ist.     Kxpertmentell    unerwiesen    ist    die  Annahme,    dass  die  Secretion    der 

iaisch leimhaut  durch  Kampher  erhöht  wird.     Da.s-selbe  gilt  von  der  angebliehen 

lung  der  l.*iurese.     Die  Nieren  erfahren    scheinbar  keine  Veriiiidennig,  obgleich 

nden  bisweilen  KiwcLss  im  Harne  gefunden  wird.     Nach  grossen  Gaben  soll  er 

bhergeruch  besitzen. 

^cute  Vergiftimgen    kommen    bei    Menschen    nur    selten    vor.      Auch    Säuglinge 

■    durch  <lie   .Milch    der  Sjlugcruten    vergiftet  werden    können.      Die    individuelle 

PUiglichkeit    für    flic  Wirkung    des  Kani|)hers    ist    eine    sehr  verschiedene.     Als 

e    Gaben    gelten    0,5 — .">,(».     Lftale    Ausgänge    wurden    mehrfach    beobachtet. 

hier  ist  aber  die  (Salic  nicht  tixirbar:   Man  sah  bei  einem  Kinde  nach  2  g,  bei 

anderen,  .njährigcn  schon  nach   I  TheelöffeH  ihmni  caniphoratum  den  Tod  ein- 

anderer.seits    kam    es    aber    auch    noch    nach    (j — 10  g    einer  alkoholischen 

ihertüsung  oder  nach  t) — 12  g  gepulverten  Kamphers  zur  restitutio  ad  integiiim. 

sten  Symptome  pflegen  sich  sehr  bald,  spätestens  2  Stunden  nach  der  Kinver- 

bg,    einzustellen.     In    5 — 20    Stunden    erfolgt    Genesung,    selten  der  Tod.     Die 

ten    erholen    sich  vollständig,  nur    irr   einzelnen  Fällen  halten  Uebelkeiten  und 

heu  mehrere  Tage  an.      0,3  g  bewirken  nur  leichtes  Magenbrennen,  0,7  einen 

tigeii   rau.schälmlichen   Zustand,  volleren.  fre(pienteren    Puls,  Lebhaftigkeit  tter 

Heiterkeit,  umlGahen  von  2,4,  nach  8olbst\'ersuchen  von  Purkinje,  der  sich 

ine  Düsen  gewiilint  hatte,  Alteration  des  Muskelgefühls  insofeni,  als  bei  gleich- 

nder    Muskelkraft    alle   iSewegungen    ungemein    erleichtert  waren,    verminderte 

ilität,  l'nnii'iglichkeit,  die  Aufmerksamkeit  zu  fixiren,  Ideenflucht,  Bewusstlosig- 

Rüthung  de.s  Gesichts,  conviilsivische  liowegungen.  Schlaf;  nach  dem    Krwacheii 

Brbesinnlichkeit,  aber  keine  Krmattung.    Mit  diesem  Symptomenconiplex  stimmen 

ganz    überein    die    Selbstbeobachtungen    W.  Alexander's.      Kr    fühlte    nach 

,mpher,    auf   einmal    genonuuen.  .Mattigkeit,    Niedergeschlagenheit,    Schwinchd, 

Erstickuiigsanfälleii,    Schwere  und  Steifheit  der  Glieder,    Jius.seret  Hitze  und 

:hte  thermomctrisch    gesteigerte  Hautwänne  nachzuweisen.     Auch    .loerg  und 

Schüler  (1825)  sj)rechen  nach  0,66  Kampher  von  einer    anfänglich    erregenden 

"aun  lähmerulen  Wirkung  auf  d.xs  Geliini,  die  Nieren,  die  (Jeschlechtsorgane  und 

iarmcanal.   In  allen  Fällen  finden  sich  ausser  den  weiter  beschriebenen  Symptomen 
itshallucinationeii,  Angstgefühl,    kalter  Schw'ei.ss,    Sinken    der  Temperatur,  zu- 
I  Pu|)illetulilatation,  häufig  Anurie  und  Strangurie,  der  Harn  enthält  weisse  und 
I  Blutkörperchen,  .selten  Lähmung  der  Blase  und  des  Mastdarmes.     Nach  Huso- 
n  wechseln  m.inchmal  Excitation  und  Depression  mit  einander  ab.    Die  Beh.-uid- 
[der  acuten  Kam]iherintoxicatinn  besteht  iu  der  Entfernung  der  giftigen  Substanz 
st  sonst  eine  symptomati.srhe. 

herapcutisch  verwendet  man  den  Kampher  innerlich  zu  0,03—0,2  pro  doii, 
ro  dir  meist  als  Kxcitans  für  die  gesunkene  Circulations-  und  Rcspirationa- 
[keit,  in  Schwäche-  und  ("ollapszuständen,  vorzugsweise  im  Verlaufe  verschiedener 
ionserkrankungen  und  Entzündungskraokheiten,  bei  Vergiftungen,  ganz  besonders 
larkotischcn  Substanzen,  Opium,  Morphin,  Belladonna,  Chloralhydrat,  Alkoliol; 
r  als  Kxpectorans,  regelmässig  in  ('ombinatioii  mit  anderen  Mitteln,  bei 
I,  stockendem  Auswurfe  und  als  ('arminativuni. 

er  exacte  Nachweis  der  sedativen  und  reflexvemiindernden  Wirksamkeit  mittlerer 
i  ist  noch  nicht  erbracht,  trotzdem  stets  der  Kampher  in  jener  Gabengrösse  bei 
liedonen  Nervenerkrankungen,  wie  Epilepsie,  Chorea,  Manie,  Satyriasis,  Delirium 
ps  etc.,  im  Gebrauche  ist.  Die  Eiregung  höherer  Ceutren  soll  dabei  einen  heni- 
In  Einfluss  auf  die  pathologisch  gereizten  niederen  Centren  haben. 
>enso    luizureichend    bewiesen    ist    die  Annahme,    dass    der  Kanipher    ein  Au- 


(ainpher 


—    749    — 


Kamphpr] 


I 


Opii  bciizoica.     Ei  mtiss    seine  Rigenscliaft,  mit   ein/.elneii  vun  ibiieii,    wie  i.  B.  mit  Chloral- 
hydrat,  Karbolsäure,  Menthol,  Tbymol,  a-  und  /S-Napbtol,  Resorcin.    Mono-  und  Trichlorcssig- 
läurc,  Pyrognllussnure  etc.,  bei  inniger  Vermischung  sich  /.u  vcrtliiasigen,  Berücksichtigung  tiudcn. 
ic  gcbriiuchlichsten  Combinationcn  sind:    1.  Kampher   und  Karbolsäure,    2.  K.^mphcr 
nd  Naphtol,  3.  Kampher  uojd  Salicy Isäure,  4.  Knmphcr  und  Salol. 

KaniphoVd  ist  eine  Losung  (1  :  40)  von  Pyroxylin  in  gleichen  Tbeilcn  Knmpber  und  ab- 
solutem Alkohol.     Es  soll  Collodium  ersetzen. 

Ether  eampbrc  i.st  eine  aetherische  Kampherlösuag,  Aether,  Kampher  und  Tannin  u  I, 
*ur  liOcalbebaadlung  des  Erysipels  empfohlen  (Trousseau  und  Cavazzini). 
\        Pavesi's    An tisepticum:    Kampher  5,    Alkohol  25,    Chlorkalk  50,    Wasser  150.     Zur 
■Tmpraegnirung  von  Verbandstoffen. 

Thiocamf.  Kampber  absorbirt  mehr  als  300  Voluriiioa  Schwefligsiiurenuhydrid  unter 
Verflüssigung.     Diese  Verbindung  gilt  als  Desinfectionsmittel.  NEVINNY. 

Beraerkeiiswerth  sind  folgende  Verbindungen  des  Kainphers: 
Amidokamphcr,  CiulInNH^ 'OH,  entsteht  durch  Xitrirung  von  Kampher  und  Reduction 
les  Nitrokamphcrs  mit  Natriumamalgam  (ScbifO  und    liefert  leicht  lösliche  Salze.     Es  wirkt 
im  Sinne  des  Kamphers,  aber  viel  schwächer  (A.  Lewin). 

Kampheranilin    ist    eine    lockere  Verbindung    von  Anilin    und  Kamphersäure:    kleine 

;clbliche,   brennend   scharf  schmeckende,    schwach    nach    Anilin    riechende   Prismen,   löslich 

In  30  Th.  kalten  Wasser»,    in  illycerin,    sehr  leicht    in  Alkohol   und  Aether.     Es  wirkt  nach 

erczul  in  Gaben  von  0,20  bis  0,25  g  eminent  lieberwidrig;  dabei  beeinllusst  es  das  Nerven- 

rstera    weniger    als    gleiche    Mengen    Acetanilid.     Seine    antispasmodische  Wirkung    ist    von 

omaselli  hervorgehoben  worden. 

Kamphernaphtol,  erbalten  durch  Behandeln  von  1  Th.  Naphtol  mit  2  Th.  Kampher. 
at  bedeutende  antiseptische  Wirkung  (Fernet).  Die  Sobmerzhaftigkeit  l.lsst  .sieh  durch 
'ocaVn  beseitigen.  Vorzügliche  Erfolge  sollen  damit  bei  Furunkeln,  Coryza,  Angina  diphtheritica 
nd  tuberculöscn  Mundaffectionen  erzielt  worden  sein.     Es  löst  in  grossen  Mengen  Jod. 

Kampherol,  Cio'lisOj,  entsteht  durch  hydrolytische  Spalt\jng  der  im  üundeharu  nach 
ültcruüg  mit  Kampher  auftretenden  Kaniphoglykuronsäure  ''„Uj^Öb'  Es  krystallisirt  beim 
langsameu  Verdunsten  der  wässerigen  Lösung  in  unregelmässigen  dünnen  Tafeln,  Schmp.  197 
bis  inS",  es  lässt  sich  aus  der  wä.sseriger  Lösung  durch  Aether  ausschütteln.  Es  verbindet 
sich  nur  mit  Säuren.  Bei  der  Oxydation  entsteht  Kamphersäarü.  Seine  Wirkung  ist  wie  die 
des  Kamphers,  nur  intensiver  (Pellacani). 

Karapheroxim,  CjoHiofNOH).  Der  Kampher  bildet  mit  Uydroxylamin  das  Oxim.  Es 
lähmt  das  Herz  und  auf  eigenthümliche  Weise  die  Skelctmuskcln,  verschont  aber  die  Endigungen 
der  motorischen  Nerven  am  Frosche  (Sohmiedeberg). 

Kamphersäure,  Kamphylsäure,  entsteht  bei  anhaltendem  Kochen  von  Kampber  mit 
,oH„04  =  0H»-C(CH3)-C0,H  oder  (H,C)j  •  C— CH-COjH    conoentrirter  Salpetersäure,   in 


I 


CHi  •  C(C,H7)  •  CO,H 


Form  Uires  Imids  auch  aus 
Nitrosokampher  durch  Erwärmen 
mit  Schwefelsäure  (Tiemauo). 
Sic    bildet    monokline    Blätter 


H,G  •  C-CH-COjn 
oder  Säulen  vom  Schmp.  178— 180",  spec.  Gew.  1,193,  in  8  Th.  kochendem,  in  140  Th.  kaltem 
Wasser,  leicht  in  Weingeist  und  Aether  löslich.  Die  gewöhnliche  Kamphersäure  ist  rechts- 
drehend. Aus  linksdrehendem  Kampher  erhält  mau  eine  linksdrehende  Säure.  Beide  vereinigen 
«ich  racemisch  zu  inactiver  Parttkamphersäurc.  Ferner  entsteht  durch  Erhitzen  der  rcchts- 
Idrcbenden  Säure  mit  starken  Mineral.-iäuren  Mesokampbersäure,  welche  eine  Verbindung 
der  gewöhnlichen  Kamphcrsäure  mit  einer  linksdrchenden  Isokamphersäure  darstellt. 

.«IPIEGEL. 

Kamphersäure.  Acidum  camphoricum  seu  camphoratum,  Acidc  camphoiique 
Th.  G.  III.  Nachtrag.  Camphoric  Acid.  ist  ebenso  wie  ihr  hygroskopisches,  leicht  in  Wasser 
lösliches  Kaliumsalz,  CioHnO^Kj,  ein  milde  wirkendes  Antisepticum  und  Adstringens,  welches 
zugleich  leicht  excitirende  Eigenschaften  aufweist.  Für  den  Organismus  anschädlich,  wird  sie 
selbst  in  Dosen  bis  zu  5,0  gut  vertragen  und  .sehr  schnell,  in  5  Stunden,  durch  den  Urin 
wieder  ausgeschieden.  Sie  ist  ein  beliebtes  Mittel  zur  Bekämpfung  der  lästigen  Schweisse  der 
Phthisiker  (Fürbringer).     Hier  wirkt    sie    oft    zuverlässiger    und    nachhaltiger    als  Atropin. 

»Dreesmann  nimmt  an,  dass  sie  diese  antihydrotiscbc  Wirkung  weniger  durch  directe  Be- 
einflussung der  Vasomotoren  und  Seh  Weissnerven,  als  vielmehr  durch  Zerstörung  der  von  den 
Tuberkelbacillen  producirten  Ptomai'ne  ausübt.  Auch  bei  Diarrhoen  der  Phthisikur  und  bei  Typbus 
ist  sie  empfohlen  worden,  ist  jedoch  hier  ohne  besondere  Vorzüge.  Aeusserlich  wird  sie  hei  acuten 
und  chronischen  Katarrhen  der  oberen  Luftwege,  bei  chronischer  Urethritis  und  Cystitis  und 
bei  gewissen  Flauterkrankungen,  wie  Eczema  narium,  Acne  rosacea  benutzt.  Dosis  in  3 — Gproc. 
Lösung  bei  chronischen,  in  0.5 — Sproc.  Lösung  bei  acuten  SchleimhautalTectionen  in  Form 
ton  Inhalationen,  Einspritzungen,  Gurgelwasser,  Spray,  Waschungen.  Innerlich  als  Pulver  zu 
8,0  auf  einmal  am  Abend  oder  zu  3,0—5,0  in   l'/j — 2stüiidigen  Zwischenpausen. 

J.  JAC0B.SON. 
K»mpbiD>llare  onttteht  M  4or  Oxrdatian  dos  Kmiophers  durch  Salratcmllur«.    Sic  lit  wenii;  «tudlrt. 

nOELDNEB. 


)  «MUBMKMm,  M  Wuatf  mlBHIaM.  n  WMlifaH« 

Kaniphr«iiiture  wird  diirflb  Einwirkung  run  SalpeUirelare  auf  Kjuuplu«n  lüa  II 
Kampb  reiiiiifiKnre.  eine  heUK(.>Ihe.  zalic,  in  Wasser,  A«*tber  andAlkohot  104tjf1kf* 

EiiiwirltPD  Ton  Sal]tet«ralnr«    aar  Tcrpcntiatil    erhalten.    Sie  onUteht    f«m*r    dar«lt  KiDvjibl|  1 

auf  Kanii'iter,  Iternstein,  KautMbuk  und  Ten;chit<dene  Oummibane. 

Kanipbylcn.     ßarcb   Riuleiteri  von  (.'blorga»  in  ein   Gemisch    von   ScliwefelkohUnistoff   la^ 

»U'bt  eine  fesle  HCI-VerbindunK.    der  «oKt^nanDto   kUnstliebe  Kämpfer.     Wird  di«^rr    (n  Daaifff 

Kalk  froloitci,  ^n  rortiltirt  ein  Kampben,  das  Kampbylen,  aueb  Dadyl  fi^n^nnX 

Monobromkam  pher,  Camphora   moDobromata,    '  ',    Pb-  (ii 

Wirkung  von  Brom  auf  Karapher  gewonnen,  krystallisirt   in    ;  "'fi  Pnsr 

Sdp.  274",  spec.  ticw.  1,437 — 1,449.  im  (leruch  dem  Kampher  ganz  ähalieh. 
Alkohol    in    der  Kälte  massig,    beim  Erwarmen  sehr    reichlich,     leicht    in  A* 
und  Benzol.     Die  alkoholische  Lösung  ist  rechtsdrehend. 

Die  physikalischen  Versuche  über  den  Bromkaniphcr  sind  sehr  widerspr 
aber  so  viel  daraus  hervorzugehen,    dass    der  K.impher    seine    volle  Wirkung ' 
Brom  als  Sedativum  zur  Geltung  kommt.    Es  wird  augegeben,  da.s-;  li.i's  Rt.-.iri 
die  Nieren  ausscheidet.      Die    ursprünglich    angenommene   kramf  • 
bei  hysterischen,  epileptischen  Krämpfen,  noch  beim  Tetanus  zu 
dings  soll  bei  der  Hystero-Epilcpsic    und  bei  der  Hysterie  eine  Wirkung  cn/< 
FlauptsKohlich  scheint  es  bei  Schlaflosigkeit  und  den  verschieden^<f-n  Frrei 
mildes  tlypnoticum  zu  wirken.    Ob  es  bei  Paralysis  agitans  eine  ' 
nicht  entscheiden,      (irössere  Dosen    führen    zu  cineu    der  Kanii 
Staude.      Subcutan  verwendet  man    es  zu  0,1   in  Oel  gelöst,    innorlicii  m  9,1^ 
Pulvern,  Oblaten,  Emulsionen. 


Kampherartcn  sind  feste,  flüchtige  Körper  von  besonderem  Gpru.-Ti    ri;, 
Ziehung    zu  Terpcnen  stehen,    mit  denen    sie    häutig    auch  i: 

allgemein  nach  den  Formeln  CioHmO,  CioH,bO  oder  GioHjoO  .:      :nf 

auch  rtlkylsubstituirte  Homologe  dieser  Grundverbindungen.     Viele  verhdltai 
aliphatische  .\lkohole,    andere,    vor    allen   der   gewöhnliche  Kampher,    wie  K<W 
stiliilion    und    die  Isomericverhältnisse    der  Kampherarten    sind    trotz    benrru 
suchuugcn  noch  unklar  geblieben.     Eine  Anzahl  Kampberarten    sind    nicht 
biudungeu,  sondern  ungesättigte  Alkohole,  Aldehyde  and  Ketone    der  Fettreäe. 


Kankrttid  ist  diejenige  Form  des  Krebses,  bei  der  theilweise  oder  gänzlich  rertoni« 
auftreten.     Die  Verhornung  ist    bei  geringster  Anaplasie  der  Krebse  von 
zu  unterscheiden.     Bei  stärker    anaplastischen    aber  wird    sie  pathologiscli ! 
den  Charakter  der  hyalinen  Degeneration  an.     So  entstehen    alle  '  ■■'■ 
Hornkrebs  zu  weichen  MeduUarkrebsen,     KankroVde  geben  nur  v^  '  piB 

entweder  physiologisch  verhornen  oder  durch  Metaplasie  in  Platt  «J 

kijniieti,  also  von  der  Epidermis  und  ihren  Derivaten,  von  der  Sr 
phagus,  Vagina  und  Uterus,  von  den  Schleimhäuten  der  Athmungsv.   ,,.. 
blase,  nicht  aber  vom  Darm  und  den    echten  Drüsen.     Man  hat  friUier  du  B» 
Carcinomen    getrennt    wegen    seines   oft    langsamen  V^erlaufs    uii'l    seiner 
Metastasen  zu  maehcn.     Virchov  hat   maeist.   dass  es    zu  f.'n  < 


LRitthnnaeii 


KsiithaHflrnl 


»jeiRT  l'"i\II  eines  liatitkninlvPii  röiuischeii  Ritters,    welcher  an  einer    zu    grossen  l)oso 
I  zu  (inintle  i^ing.     Aus  dlcson  knrzr-ii   Notizen  .sind  sch<in    die  Hauptiiuiicationeu  für 
I  die  Anwendung    tier  Kniitliariden    (rn-iclitlich.      Die    innere  Anwendung  ist  im  Laufe 
I  der  Zeit  vielfach  jierhorrescirt  worden.     Am  cii.irakteristisehtcn  zeigt  dies  die  Verur- 
l  theiluiig  des  Imllrindi.se.lien  Arztes  Johannes  Groenvblt  durch  d.is  „London  C'ollege 
l  of  phy.siciaus".    {ier    seine  üeberzeugung    von   der  Wirksamkeit  der  Kantharideu  mit 
I  Geffingnisstrafe    bü8.sen    musste.    trotzdem    er   nachweisen    konnte,    dass  er  bei  einer 
1  Reihe  von  Krkrankungen  der  Nieren  und  der  Harnwege  mit  ihn<>n  irlilnzende  Resul- 
I  täte  erzielt  hatte,  .\iicli  nach  seiner  Begnadigung  hat  die  Verwendung  der  spanischen 
Fliegen    keine    besondere  Atisdelmung  gewonnen,    obgleich    sie    von    anderen  Seiton 
gegen    eine  s^uzo  Reihe  von  Krkninkungen    einpfählen  wurden.     Wir   .sehen  damals 
nicht    nur  die  Hauterkrankuugi>n,    sondern  auch  StofTwechselstörungen  wie    Rachitis, 
Gicht    und  Erkrankungen  des  Centralnervensystenis  wie  Epilepsie  mit  Erfolg    durch 
Kantharideu  behandelt.    Merkwürdi;:erweise  empfahlen  viele,  imi  die  etwa  zu  scharfe 
Wirkung  zu    beseitigen,    den   gleichzeitigen  Gebrauch    des    Kamphers.     IHe  Formen, 
in  welchen  die  Kanthariden   iimerlicli  verabreicht  wurden,  waren  die  Tincturen  oder 
sonstige  aus  den  In.serten  hergestellte  I'raeparate.    Selbst  nach  der  Robiquet'schen 
Entdeckung  der  wirk.samen  Sulistanz  der  Kanthariden,  des  Kantharidins*  (11S12),  blieb 
man  bei   iliesen  Praeparaten  bis  in  die  allenieiieste  Zeit  hinein  stehen.     Doberblickt 
man  die  Berichte,  so  orgiobt  sich,    dass  auf  iler  einen  Seite   glrinzonde  Resultate  er- 
zielt wurden,    :indererseits  aber  starke  Yergiftunj;en    oder  Erl'olglnsigkeit    zu  consta- 
tiren  waren,     haraus  ergab  sich  die  Nothwendigkeit,  die  Kantharideu  nicht    einfach 
bei    Seite    zu    la.ssen,    sondern    zu    erforschen,    wodurch    die    Unregelmässigkeit    der 
Wirkung  zu  Statide  komme  (Liebreich). 

E.S  läs.st  sich  das  in  ziemlich  einfacher  Weise  erklären,  nAmlich  durch  die  rnsicher- 
lieit  der  Dosinmg  eines  so  seharfeu  und  in  der  Zusammensetzung  ganz  aasserordentlich 
wechselnden  Heilmittels.  Nicht  nur  die  einzelnen  Käferarteu  enthalten  verschiedene 
.Mengen  der  wirksamen  Substan/.,  sondern  auch  die  Käfer  einer  und  derselben  Art  können 
nach  der  Jahreszeit  verschieden  wirken.  I'azu  kommt,  dass  die  Handels wa.ire  häufig 
zum  Theil  oder  nianchmal  auch  ganz  der  wirksamen  Substanz  ber.iubt  ist.  So  be- 
richten I^ibriearit«!!  übc>r  schlechte  Erfahrungen  beim  p]inkauf,  insofern  Käfer,  welche 
äus.serlich  eine  vnllkommeii  normale  Beschaffenheit  zeigten,  durch  Behandeln  mit 
Aether  oder  CidonilVtrm  rler  wirksamen  Sub.stanz  beraubt  waren.  Ohne  betrügcrischo 
Absicht  kann  dies  auch  beim  Tödten  der  Käfer,  da.s  zuweilen  mittels  Aether  oder  Chlo- 
roform erfidgt,  geschehen.  Bei  Praeparaten  indifferenter  Natur  würde  die.se  Ungleich- 
heit von  ki'iuer  grossen  Beiieutung  sein.  Bei  einer  Droge  aller,  die  eine  in  mini- 
malsten Dosen  wirksame  Snhstatvz,  wie  das  Kantharidin,  enthält,  ist  es  natürlich, 
ti;i.ss  die  aus  ihr  hergestellten  Praeparate  unter  solchen  Umständen  eine  enorme  In- 
constanz  in  der  Wirkung  zeigen  müssen.  |)iejenigen  Autoron.  welche  heutzutage 
über  Erfolge  bei  innerer  Anwendung  der  Kantharideu  berichten,  zeigen,  dass  sie  für 
die  Fortsehritte  pharmakodyiiamischer  Betrachtungen  nicht  empfänglich  gewesen  sind 
und  dürfen  sich  nicht  wundern,  wenn  ihre  F>fahrimgen  von  denen  .anderer  abweichen. 
Hieratis  erklärt  sich,  (l;iss  die  innere  Kantbarideiibehandlung  im  Allgemeinen 
'jetzt  nicht  mehr  einen  Bestaudthei!  der  nioiieriien  Therapie  ausmacht.  Die  äu.ssere 
.\nwendung  dieses  Mittels,  die  der  innep-n  durch  die  Resorption  des  Kantharidins  ent- 
spricht, hat  sich  dagegen  mit  Recht  dauernd  erhalten,  da  die  Wirksamkeit  leicht  sicht- 
bar ist  und  die  Gefahr  der  Verwendung  übergros.ser  Dosen  leichter  vermieden  wird. 
Die  Kanth.iriden  bestehen  aus  einer  Reihe  von  Substanzen,  welche  vielen  Käfer- 
arten gemeinsam  sind.  E.s  sind  hier  nur  diejenigen  Substanzen  zu  lietrachten.  welche 
die  Kantharideu  von  anderen  Insecten  unterscheiden.  Durch  Behandlung  mit  Alkohol 
und  Aether  erh."ilt  man  ein  grünliches  Oel  und  ausserdem  eine  krystallisirende  Sub- 
stanz, d;is  Kantharidin*.  Der  Träger  der  Wirks.amkeit  ist  augensc.Iieinlich  letztere». 
Ob  die  rdige  Substanz  ebenfalls  scharfe  Eigenschaften  b<^itzt.  ist  deshalb  so  schwer 
zu  entscheiden,  weil  da.s  Kantharidin  nie  voUkonnnen  von  ihr  zu  trennen  ist. 
Die  Hauptanwendimgsweis«>  der  spanischen  Fliege  findet  in  Form  d(>s  Em)ilastrum 
Cantharidum  ordinarium  statt,  weniger  häufig  winl  das  E.  per])etuum  irebraucht. 
In  derselben  Weise  wirksam  i.st  das  f'ol  loflium  cantharidatum.  Irnierlii-li  hat  man 
dieTinctur  benutzt.  Wird  das  Pfl:tster  auf  ilie  Haut  gebracht,  oder  lässt  man  das 
Gnllndium  m\(  der  H.aut  verdunsten,  so  zeigt  .sieh  innerhalb  einer  halben  Stunde  eine 
k  ziemlich  scharf  begrenzte  Hyperaemie  der  Haut,  welche  die  Ausdehnung  der  Pflaster- 


[Santharidrn 


—     7B2 


Saalknifar' 


griVssi?  j;rwöliiilich  uiclil  filicrschrriti-t.    innerhalb  pinigtT  -  ;    -irh  .!■-     --• 

Schicht  tler  Epidonnis  ab  und  es  i-nbteht  eine  Blase,  <li  u»    kUm  ^« 

Serum  ist,  welches  keine  Gerinnuiip<ei^en.scbaften  zeigt.  Läseit  maa  die  Kmt  » 
trocknen,  so  bildet  sich  ein  kleiner  Schurf,  nur  selten  tritt  eine  gxttkMtrift  F^* 
:iuf.  Wird  der  Blaseninbalt  durch  einen  Nadelstich  entleert,  so  bildet  ädk  ck- 
schnell  neue  Epidermis  und  nur  bei  sehr  sensiblen  Personen  bleibt  hier  ffr  f^p 
Zeit,  Tafje  oder  Wochen,  eine  helle  pigiuentirte  Hautstelle  zurück.  Dia»  Alt  tt 
Blasenbildung  ist  charakteristisch  für  die  Kantharidcnwirkung  und  wird  ia  dHfAa 
Weise  durch  andere  hautreizende  Mittel  nicht  erzeugt.  Man  hat  angKoammm,  4* 
da.s  wirkiiame  Kantharidin,  weil  es  in  Oel  löslich  Lst,  mit  Hilfe  des  Oels  nv  9am^ 
tion  kommt.  i>a  aber  da-s  Collodiumpraeparat  keine  fettig«  Sabetanx  enthUt,««iK 
dadurch  bcwie.Hen,  dafls  auch  ohne  fdige  Zuthat  Resorption  und  Bla*eobtldB|i 
folpen  können.  [)ass  unter  allen  Umständen  Resorption  stattfindet, 
her^'or,  <Ia<is  der  Blaseniiihult  Kantharidin  enthält  und  in  Folge  desBMi 
selbst  Blasenbildunjr  bewirkt:  wenn  er  abfliesst,  wird  sein  Weg  miadc 
eine  llautröthun);  kenntlich.  Diese  Thatsachc  ist  deshalb  für  die  therapeotiarik 
tlwiliing  von  Wichtigkeit,  weil  sie  uns  die  Möglichkeit  einer  doppelten  Witfcaigl 
Kanthariden  zeigt,  uümlich  einmal  locnl  ableitend  und  zweitens  durch  dM  mi 
Blutbahn  gelangte  Kantharidin  entfernt  zu  wirken.  Die  letztere  Wirkung  ig|  Wl  _ 
localen  Annendung  zu  berücksichtigen,  denn  e«  kann  durch  zu  grosse  Kaaduiite 
pfla.ster  starke  Reizung  des  Urogcnitalapparates  hervorg»Tufen  werden. 
ist  bei  Kindern  deshalb  grosse  Vorsicht  gei)oten.  Abhängig  ist  natöriidi 
Wirkung  von  der  Beschaffenheit  der  Haut  und  dem  nie  sicher  zu  bestii 
halt  an  Kantharidin  in  dem  Pflaster  selber.  Aber  stet*  hat  man  hvi  Ao« 
de.s  Pflasters  zu  beachten,  dass  die  Entzündung  sich  weiter  verbreiten,  Piabv] 
AllgeMieiiierscheiiiuiigen  eintreten  können.  Bei  je<ler  .\awendung  dm 
die  Vorsicht  zu  gebrauchen,  dasselbe  nicht  zu  lange  liegen  zu  laaasa,  ni 
Zündung  des  Coriuras  zu  vermeiden. 

Der  Gebrauch  des  spanischen  Fliegenpfla,«ters  ist  nützlieh  als  iH-rivans,  fe 
Transsudate  zur  Resorption  zu  bringen,  unterdrückte  Functionen  hi-rvonuruf«i)  9uit  _ 
lieh  ahi  Stimulans.  Der  Erfolg  letzterer  Anwendungsweise,  welche  fast  gaa  «"»• 
lassen  iitt,  hat  sich  besonders  bei  dem  Kantharidin  bewahrheitet  (Liebreich).  Mb 
hat  m:ui  eine  Kantharidensalbe  benutzt,  um  indolente  Geschwüre  in  Bitema^ttMi 
führen.  Man  siebt  daraus,  welcher  vielfachen  Anwendungsweine  die  Tf mtliii^i 
fähig  sind.  Es  i.st  die  Pflastcrbehaiidlung  bei  der  Pneumonie  versucht  wordn, ' 
die  Anhänger  dieser  Methode  sind  nicht  aJs  Sieger  hervor^"  'Sut  da»  i 

hat  sich  ergeben,    dass  Hu.sten  und  Schmerr.  eine  Erleichtei  •  n.   liie 

ration  gemildert  wird,   und  die  Spannung  und  Schnelle  des  I'uj-  uiniL    AJl*^' 

dings  raiiss  bemerkt  werden,  da.ss  dann  die  Pflaster  nur  kurze  '/.'  bautraMi^ 

Mittel  gebraucht  werden  dürfen.  Ein  besonderer  Nutzen  scheint  bei  der  chxviotAm 
Bronchitis  und  den  durch  Stiche  sich  kundgebenden  Pleurareizungen  T^^ 
und  beim  Emphysem  durch  d:is  Pfla.ster  hervorgenifen  zu  werden.  Tb.  WilljJ 
hnt  in  der  grossen  .Mehrzahl  von  Fällen  schwerer  Phthise,  welche  rar  Mfili 
kamen,  da«  spanische  Fliegenpflaster  verwerthet.  Bei  Entzündung  der  Einpcvcifc 
bat  man  von  den  spani.schen  Fliegen  eine  ErleicJiterung  gesehen.  I>ie  üuimctT'  A^ 
Wendung  bei  Hauterkrankiing  ist  vielfach  versucht  und  schon  früher  hat  naa  be 
Lepra  und  Psoriasis  Erfolge  beobachtet  und  besonders  von  Ray  er  ist  die  Anvmlaf 
bei  Lupus  empfohlen.  Selbst  bei  Gonorrhoe,  bei  Bla.senlKhmung  und  )v»  •c4*hm«TibtAr 
Meiistniation  ist  von  dem  Bla.senpflaster  mit  Erfolg  Gebrauch  ger  ^v- 

wenii  hierbei  eine  Wirkung  erzielt  worden  ist,  so  kann  sie  nichi 
Bondern  nur    auf  eine  Besorption  des  Kantharidin»    bezogen  werden.      Init-nwin: 
die  Anwendung  des  spanischen  Fliegenpflasters  bei  acutem  Gelenkrheuni  i»  . nu 
dein  es  von  Traube,  gestützt  auf  eine  Reihe  früherer  Beobachter,  cii  nur 

Da.s  Pflaster    wird    auf   das    aflicirte  Gelenk    gelegt    und    dieses    iiat-ii    . 
Blasenbildung  unter  Entfemwtig  des  Pflasters  mit  Watte  umwickelt;  alsdann  ' 
Gelenk  zu  Gelenk  forfgefidiren.    Trotz  der  Schmer/.haftigkeit  des  .«psuiisclt 
pfl.-isters  habi>n  die  Patienten  iliese  Methoile  über  sich  er|;ehen  l.iwMsn.    «I  i 
1  '    n  Beschwerden  betr.lcht lieh  abnahmen  oder  ver^ch«;Hldell,  IVi.   i 

.  Wirkung  i.st  hier  indess    sehr  gross  und  die   Entdeckung  d 
Wirkung  hat  die  Methode  eliminirt.     Bei  einer  Reihe  von  Neuralgien,  Mrlbai  ka 


[Haiitharidt'u 


—     753 


KantliariilenJ 


(Irmliiiinmx  sind  Autimii  für  ilici  Wirksamkeit  üfT  spanisrhnn  Fliegen  eingetreten  und 
diese  indic;ition  ist  durch  liun  Krlolp  die  prvjjulrirste  {geworden. 

I>ie  ifitcriie  Anwciidunj;  der  K.iiitliarideiitinetiir  hat  zu  einer  Reiiie  von  Heilungen 
geführt,  aller  heutzutage  ist  diesellje  aiis  den  oben  angegebfMien  Grilnden  nur  selten 
in  Gebrauch,  und  zwar  als  Uiureticuni  und  bei  der  Kur  des  Nachtri|ipers.  Hie 
frühere  Hehatiptung,  daüs  ilie  Kantlinridcn  als  Aphrodisiacnm  verworthbar  seien,  ist 
bei  Hf-h.itidlung  der  inipoten/,  ganz  verlassen  worden,  da  dureli  d:is  Kintreten  einer 
Reiznirkuüi!;  eher  eine  Schädigung  beobachtet  worden  kami.  Vergütungen  mit  Kan- 
thariden  siiul  sehr  h.lutig  beobachtet  worden. 

Cantbaridac,  Kauthariden,  Meloi'dac,  Vesicantia,  Pflasterkäfer,  ist  der 
Name  einer  Kälerfamilie  der  Unterordnung  Heteromera.  Sie  zeichnen  sich  durch  meist 
11  gliederige  Fühler  aus.  Der  Kopf  ist  nach  unten  gesenkt  und  nach  hinten  halsformig  ver- 
engert. Das  Ilalsschild  ist  schmriler  als  die  Flügeldecken,  die  hier  nicht  so  fest  wie  bei  den 
übrigen  Käfern,  sondern  von  weicherer  Consistcuz  sind.  Die  /Vugchörigeu  dieser  Familie  sind 
meist  miltelgrosse  Thiere  und  fast  über  die  ganze  Erde  verbreitet.  Am  häutigsten  jedoch 
trilTl  man  sie  in  den  würraercu  W'cltgcgendeu  an.  Nach  Beauregard  (18!)0)  giebt  es  circa 
l'iOO  f\rlcn,  diu  sich  auf  48  Gattungen  vertheileu.  Jetzt  dürfte  Jedoch  ihre  Zahl  eine  erheb- 
lich grüssere  sein.  Die  meisten  Arten  siiiii  buntgefärbt  oder  haben  metallischen  Glanz.  Ihre 
Entwickclung  ist  eine  sogenannte  Ilypermctamorphose,  d.  h.  zwischen  der  ersten  Larve  und 
der  letzten  l'uppe  ist  eine  Reihe  larven-  und  puppenäbnliehcr  Stadien  eingeschaltet.  Im 
Gegensatz  zu  den  freilebenden  Imagiucs  führen  die  Larven  ein  Schmarotzericben  entweder  auf 
Hymenoptcreu  oder  in  deren  Nestern.  Fast  alle  zu  dieser  Familie  gehörenden  Thiere  ent- 
halten in  ihrem  Kiirper  Kantharidin.  nur  bei  der  Unterabthciluug  der  Horiidcn  konnte  es  bisher 
noch  nicht  nachgewiesen  werden.  Das  Kantharidin  findet  sich  in  allen  Körperthcilen,  aber 
nicht  in  gleicher  Menge,  vor,  so  enthalten  die  festen  Körperbestandtbeile  weniger  als  die  weichen 
unii  von  diesen  wieder  die  Geschlechtsorgane  am  meisten.  Auch  in  den  Eiern  und  Larven 
wurde  Kantharidin  gefunden.  Nach  der  blasenziehenden  Eigenschaft  dieses  den  meisten  Arten 
zirkiinmicuclen  Stoffes  wird  auch  die  ganze  Familie  als  Vesicantia  bezeichnet.  Die  haupt- 
säidilicbsten  Gattungen  sind  Cantharis,  Mylabris,  Cercocoma  und  Meloo.  Zur 
ersten  Galtung  gohi.>rt  die  spanische  Fliege  Cantharis  (Lytta)  vesicatoria.  Sie  ist  in 
Europa  sehr  häufig  und  tritt  in  manchen  Jahren  in  grossen  Mengen  auf.  Die  Entwickclung 
machen  die  Larven  wahrscheinlich  bei  Erdbienen  (Antbophora,  Ualictus,  Bombus  etc.) 
durch.  Die  Mylabrisarten  sind  meist  bunt  gefärbt,  auch  von  ihnen  wird  eine  grössere  Anzahl 
nicdicinisch  verwerthet.  Die  in  Deutschland  vorkommende  gewöhnlichste  Art  ist  .Mylabris 
fluralis.  Während  die  eben  erwähnten  Gattungen  häutige  Unterflügel  besitzen,  fehlen  sie 
bei  Meloö  und  Verwandten,  auch  zeichnen  sie  sich  durch  die  verkürzten  Flügeldecken  aus, 
wodurch  sie  eine  gewisse  Aehniichkeit  mit  den  Kurzflügicrn  (Staphylinidao)  haben.  Die 
Weibchen  sind  an  dem  verdickten  Hiutcrlcibe  leicht  zu  erkennen.  Die  häutigsten  Arten  bei 
uns  sind  die  dunkelbraune  Meloe  proscarabacus,  gemeiner  Oolkäfer,  und  M.  violaceus, 
deren  Larven  in  Blumen  auf  Honigbienen  lauem,  um  sich  von  ihnen  in  den  Stock  tragen  zu 
lassen.  Weniger  häutig,  aber  von  ähnlicher  Lebensweise  der  Lan*en,  ist  M.  variegalus, 
bunter  Oelkäfer.  stadelmann. 

Cantharides  Ph.  G.  III:    der   ganze  1,5 — 8  cm    lange   und  6 — 8  mm  breite  Käfer 
>  von  goldig-grüner  Farbe.     Der  Geruch  ist  durchdringend,  der  Geschmack  äusserst 

I  scharf.     0,05!  pro  doai,  0,15!  pro  die. 

k  Aether  cantharidatus  Ph.  Helv.:  Colatur  10  aus  Cantharides  10  und  Aethor  15. 

[  Charge  de  Lebas  Ph.  Gall.:  Adeps  suillus,  Pix  liquida  u  125,  Oleum  Terebiuthinac, 

[  Tinctiira  Caiithariduni  Tä,  100. 

i  Charta  Canth.iridis  Ph.  U.S.:  Gera  alba  8,  Cetaceum  3,  Oleum  Olivarum  4.  Bal- 

[  samum  Canadcnsc,  Cantharides  *a  1.  Aqua  10  werden  erhitzt  und  mit  der  Mischung 

r  Papierstreifen  auf  einer  Seite  überzogen.     Aehnlich  Ch.  cpispastica  Ph.  Brit. 

^  Collodium    cantharidatum    s.    vesicans,    Blistcring  CoUodion  Ph.  G.  III: 

I  Cantharides  1  werden  mit  Aether  erschöpft,   zum  Sirup  verdampft    und  Collodium 

»  ad  1  hinzugefügt.     Olivengrüne  sirupöse  Flüssigkeit,    mit  dem  Pinsel  aufzutragen. 

b Emplastrum  Caiitharidum  ordinarium  seu  vesicans,  Sparadrap  vcsicant, 

^^U  Blistering    Piaster,   Spanischfliegen-Pflastcr  Ph.  G.  III:  Cantharides  2, 

^^f  Oleum  Olivarum  1  werden  erwärmt  und  Gera  Hava  4,  Tercbinthina  I  hinzugefügt. 

'  Ein  weiches  Pflaster  von  schwarzer  Farbe. 

Emplastrum  Can  tharidum  camphoratum,  Emplätre  vesicatoire  campbre 
^  Ph.  Bcig.:  Emplastrum  Cantharidum  ordinarium  96,  Camphora  4. 

i  Emplastrum    Cantharidum    pcrpetnum   seu   Euphorbii   seu    Janini,    Zug- 

\  pflaster    Ph.  G.  III:    Colophonium   14.    Tercbinthina  7,    Gera  flava  10,    Sebum, 

I  Cantharides  <•  4,  Euphorbium  1.     Grünlich-schwarzes  Pflaster. 

^  Emplastrum  Mezerei  cantharidatum,  Seidelbastpflaster  Ph.  G.  I:  Seiden- 

1  taffet  wird  mit  einer  Lösung  von  Colla  piscium  20,    .\qua  200,   Spiritu.s  50  über- 

I    0.  Licbrtioli,  Eoejiklupuilic.    II.  BiuiL  ^ 


Mtt^WWWHIU    «#  U  |f  U/  «A  VJft-4  «*    MWftW«*    \ 


samum  Peruvianum  8,  Spiritus  dilutus  30.    Tiootora  Cuitliaridtn  i 
Caryopbyllorum,  Tioctura  Ciunamomi  u  1. 

KanlhRridiii.  FVr  uiizwi-ifelhiifte  thcnipcutischt'  Effect,  wclfLcr  sich  iia4ji 
vuii  K;iiilli:iii(leni)fl;ist('r  in  Vfrsclil('ik'ii:irtig»;ti"r  Weise  gezeigt  hui,  ist 
(hiijrt  thirch  (his  Kaiitii.-iridiii.  Die  UrMaciic  soiner  Wirkung  isst  .•itif  ilio 
UBtl  deu  Hautrt'iz  gescholiwi  wonieii.  Wciiu  man  aber  «lie  mit  ilein 
pflastiT  erziplteii  Ri-sultati'  mit  denen  anderer  AbleituiigsmittJ?!  sorgfiltii 
so  gelangt  man  zu  dem  Schluti.s,  dass  eine  Al>leitung  allein  iiiclit  zur  Ri 
Wirkimg  ausreicht,  sondern  dass  das  Kantharidiii  erst  nach  der 
wcsRnt liebsten  Kinfluss  auf  den  Kraukheitsprocess  ausübt. 

KUtne  die  Ableitung  allein  in   Frage,  so  hätte   ni;in   natürlich  ktiine  Vit 
das  Kaiitliaridin  innerlich  zu  verwertben ;    heriicksichtiart  man    abt»r   di* 
nalnnc.    so  war  hinreichend  Anlass    dazu  gejicben  (Liebreich).     Zo 
küinien  aber  die  vorhandenen  Praeparate  der  Kanthariden*  nichts 
halb  Tuusste  man  sieb  an  das  Kantharidin  selber  halten,     ^einc  li- 
machte  die  direete  Atuveiuluni;  zwar  uimiöglich,  d:igegen   bot  .sich  eini'  K 
durch    die  l'\'lbij,'kei1   des  Kantharidins,    mit  Alkallen    in  der  Wäirme  in 
sSure  überzugeben  und  Salze  zu  l)ilden,  welche  dieselbe  Wirkung  wie  das 
besitzen.    Aber  wiederum  sind  diese  Salze  in  festem  Zustande  inconsUnl 
diilier   zur  Dosirntig    nicht    benutzt  werden.     Dennocli   liess  sich  die  Ei^ 
Kantharidins,    Salze  zu  bilden,    insofern  zur  genauen   DosLrung  heranii''lii 
das  Alkali   i:e\visserniaa.ssi'ii  als  4'in  l/isuiigsmittel  für  das   in   Kanth.nriii 
geführte    K.nitliaridin    zu    betniehten    hat,    mit    anderen    Worten,    di» 
Kantbaridin  kann    in  sebwaebalkaliMcben  Lösungen    in  genau  normirter 
reicht  werden.    Auf  diisi'  Weise  war  es  möglich,  das  kantharidinsaur 
Natron  subcutan  und  innerlich  zu  lienulzen. 

Die  feineren  Wirkungen,  welcbe  untr-rhalb  der  toxikologischen  Di>«* 
bislier  iiirbt  <iefrenstan<l  der  Fovsi'liung  gewesen.  Von  der  Un.schädlirii 
lieber  Dn<en  kann  mau  sich  dadurch  überzeugen,  dass  man  Thiere  inoi 
kleinen  Dosen  Kantb.iridin  füttern  kann,  ohne  irgend  eine  nachtheili 
zu  beobachten.  Wird  die  Do.se  gesteigert,  ohne  toxisch  xu  werden, 
dass  die  Nieren  eine  succulente  BesehafTenheit  bekommen  und  ohne  Hjrj 
dem  Querschnitt  ein  reiehlichcs,  iiiiiit  freiwillig  gerinnendes  Serum  ici 
hier  also  der  erste  Effect  einer  stilrkeren  Kantharidinwirkung  daiiurrh  pi 
dass  die  Capilbiren  ein  reichlicheres  Serum  durchtreten  la-ssen.  Im  7. 
mit  der  eigentbinnlicben  Wirkung  auf  die  Haut  niu.ss  m;4n  also  vor« 
Kantharidin  die  ("apillaren  besinu(ers  beeinflii.sst.  Bekanntlich  ist  iWe  p 
Praire.  ob  die  f'anillaren  einfache,  ledicrlieh  filr  eine  nhvaiL  il ;..),..   \ 


rÄntliaridin 


—     755     — 


Kantharidin] 


ThatsarliiMi  folfiorn  lils-st,  lifsitzi-n  ilii;  (';i]>illareii  der  VRrsrhicdeneii  Korix'nlistricte 
kt'iii''  f;l(.'iclimäs.sigc  Bosi-liiifl'ciihuit,  sumlrni  diese  ist  je  nach  (lern  Orf^an,  in  i\vm  die 
C;i|nll.in'ii  sich  büfiiidcii,  fiiiictiiMii'll  v<;rschi('ilcii.  So  sii>hl  ui;ui,  dass  bei  deu  di« 
Arzncidosr'  etwn.s  übersrhreitemien  KantiiaridiiHloscii  zimäehst  in  den  Nicrcncapillareii 
pine  ülierniiissige  Traiissudatioii  stattfindet,  wiihreiul  vorher  schon  eine  allgemeine,  aber 
piiidit  .si<'htban!  Wirkung  anfjenuminen  werden  kann.      In  Organen,    deren  üapillaren 

►  erkrankt  sind  und  daher  diese  Serum  absondernde  Eigenschaft  luir  herabgesetzt  bo- 
^tiitzen.  können  sie  durch  solche  StotTe.  welchi-,  wie  das  Kantliaridin,  auf  die  Capil- 
'  laren  einwirken,  zu  besonderer  l"'iuiction  gebracht  werijen,  und  zwar  in  [)usen, 
(welche  auf  die  Niereu  noch  nicht  einwirken.  Ilurcli  die  Seruiiiab.sonderung 
I  iniLss  den  Gewelx-n  selber,  d.  h.  dr'U  Zellen,  ein  grös.seres  Nilhrinaterial  als  normal 
leugefiihrt  und  nins.sen  so  die  Zellen  in  eiiu^n  gekrilftigteren  Zustand  gebracht  werden. 

Von  diesem  (iesiihts|mnkte    aus    kann  d.is   Kantliaridin    besonders    da    zweckmässig 
verwerlhet  wcnfeiK  wn  durch  üussere  Einwirkung  oder  durch  Erkrankung  derZellen- 
i  territorieii    ein    krankhafter  Zustand    erzcu^'t    ist.     Hierdurch    findet   die  kaum  inehr 
beachtete,  .iljer  früher  vielfach  hi'ohachteti>  'l'hatsache,  da.ss  nach  der  Anwendung  des 
Kanlharidenpflasters    eine    allgeniehi    roborireiide  Wirkung    eingetreten   ist,    eine  Kr- 
[klänitig.    Diese  kann  auf  den  loi'alon  FIffect  allein  nicht,  sondern  nur  auf  Resorption 
1«Il<s  Kantharidias  zurückgeführt  werden.    Besonders  war  es  angezeigt,  das  Kantliaridin 
>zur  Zellkriit'tigiing  in  denjenigen  l'allen  zu  benutzeu.    wo  Mikroben  die  Gewebe  erst 
I  daiui  liefalien,   wenn   ein  krankhafter  Zustand  i'ingetreteii  ist,    also  nicht  ein  wahrer 
I'arasitisnnis,    sondern   ein   Xosoj»arasitisnuis  anzunehmen  ist.      Für  diesen  Zweck  er- 
scheint besoiulers  die  Lunpc'ntuberculo.se  als  geeignet.  Thatsächlich  hat  z.  B.  Petternti 
^drei    ilurch    Kantliaridin    geheilte    Fälle    von    Luiigentubercntose    beschrieben.     Aber 
über  eine  Wirkung  des  Kautharidins  bei  dieser  Krankheit  zu  «rtheilen.  ist  jedenfalls 
1  viel    schwieriger,    als  den   .Nutzen    bei  lienjenigci)   Affi'ctionen    zu    erkennen,    welche 
'die  Haut  betretTen,  und  so  ist  zunächst  bei    Lupus*  und    anderen    Hautorkraiikunpen 
I  diis  Kanlharidin  in  subcutaner  lujection  vorsucht  worden.    Anfängliche  und  leichtere 
iKällü    solcher  Erkrankungen    kontiteu    zur  vollsläniligen    Genesung  gebracht  werden 
(Liebreich).      Aber    auch    bei    anderen    Erkrankungen    hat    sich    ein    Nutzen    des 
Kanth.aridiiLs    gezeigt    und  zwar  schieneu    es  besonders  diejenigen  Fälle  zu  .sein,  bei 
denen  Eroährungsstdrungea    entweder  die  rnsaebe  des  Leidens  sind  oder  das  Leiden 
Kerscldiinmern.     Die  Anwendung    fies  Katitharidins    beiiri  Lu[)U.s    sowie    bei    anderen 
Erkrankimiien  li;it  in  methodischer  Weise  zu  geschehen,  ist  aber  immer  contraTiidicirt, 
jwenn  Nieren.störungen    bereits    vorhanden    sind,     wähn-nd    auderersciits  bei    gesunden 
Nieren  selbst  bei  .lahre  hindurch    fortgesetzter  Behandlung  weder  eine  Störung  diese» 
'  Organs  noch  irgend  eine  andere  nachtlieiligc  Wirkung  beobachtet  werden  konnte.  Es 
ist  die  Kuti-st  des  Arztes,  die  Dose  genau  zu  bemi'sseii  und  sie  allmählich  so  weit  zu 

►  steigern,  da.ss  sie  von  dem  Organismus  noch  mit  Leichtigkeit  vertragen  wird.  Ist  die 
'Grösse  der  Dose  für  einen  Patienten  richtig  festgestellt,  so  bleibt  <lieselbe  .lahre  lang 
[constant,  aber  selbst  die  kleinste  L'et)erschreitung  der  für  jeden  Fall  festgestellten 
j  Maximaldose  wird  schlecht  vertragen.  Es  treten  d.ann  zunächst  diejenigen  Störungen 
Lein,  welche  auch  nacli  Blasenpfla.stern  ungemein  häufig  beobachtet  werden,  nämlich 
I  I>ysnrie  und  Diarrhoe.  Dieselben  werden  in  der  leichtesten  Weise  durch  Tinctura 
^  0|Hi  beseitigt.     Ausser  in   subcutaner  lujection  als  kantharidinsaures  Salz  kann  iniui 

das  K.'intharidin  auch    in  Tinctura    corticmn  Aurantii    gelöst    verabreichen.     Niemals 
;  aber  s<dl    der  Arzt   das  Mittel  dem  Patienten  anvertrauen,   sondern  ihm  stets  selbst 
darreichen. 

Vergiftuiigserscheinuugen  nach  Kantharidin  direct  sind,  soweit  bekannt,  nicht  be- 
obachtet, häufig  dagegen  durch  Kantharideii  oder  deren  pharniaceutische  Praeparate. 
LGelangen  toxische,  jedoch  nicht  zu  grosse  Dosen  Kantharideii  oder  ihrer  Praeparate  in 
f^in  tieu  Magen,  so  treten  Brennen  und  Schmerzen  mit  starkem  Durstgefühl  auf.     Die 
iPulsschlKge  sind  stark  vermindert,    eine  Diurese    und  häufig  Diaphorese  werden  be- 
merkbar.   Dazu  gesellt  sich  Tenesmus  mit  liäufigon  diarrhoeischen  Stublentleeningen. 
Diese  Sym])tonie  können    innerhalb    24  Stunden  schwinden,    ohne  da.ss  eine  Störung 

■des  Befindens  /urürkbleibt.  Bei  stärkerer  Vergiftung  treten  Erbrechen  und  Nausea 
auf.  I)er  Ap)>etit  ist  nicht  in  allen  Fällen  herabgesetzt,  sondern  im  Gegontheil,  es 
wird  oft  ein  Heisshunger  empfunden;  der  Puls  kann  unregelmilssig,  dabei  faden- 
förmig werden    und  sich  über   die  Norm    heben.      Es   besteht  Polyurie   mit  grosser 

■  48* 


[Kautlitiridin 


75ß     — 


Srtm 


zhiifliirkcit.    In  der  H.'i 


^ 


brc  wird  auch  in  di-.ii  Hulu*|»:itiä<!it  »tariiri 
etii|»fiuulen.  Bald  tritt  Dysurie  i-in.  Der  ürin  enthält  Hliit,  Litiikocyiru  n») p* 
Kiliriii^ieriunsul.  die  den  Alidruck  der  Bl:is(>nwaud  bildcD.  Das  ikvwMiii 
uiif;i'.stört,  aber  Zittern,  sojiar  Convulsionen  können  sich  einstelka.  Uli 
dii'seni  starken  Grade  der  Vergiftung  können  »lio  Pati«'nteii  sieb  schm-ll  iriwi-  i 
t<)dtlicheu  Vergiftungen  zeigen  sich  die  .Symptome  einer  starken  Eii;iini<l»:*  fc 
Magciid.-mncanals,  der  Oesophagus  befindet  sich  in  einem  kramp Hirti sm  Zu**-»'»! 
dass  diis  Scliliicken  mit  qualvollen  Schmerzen  verbunden  ist.  Die  Duirri«  «j 
stärker  und  es  kommt  zu  blutigem  Ausftuss  aus  dem  Darm,  währt^ud  die  Imir-wj 
vollständig  aufhört.  Die  Beschreiliungeu  der  Kaiitharideuwirl-iii,.-  ,;■. 
nielit  eines  phantastischen  Anstriches:  niaii  hat  den  acuten 
Totivvuth  verglichen,  andererseits  dahin  übertrieben,  dass  inm  wu 
Wirkung  grosserer  Kantharidendosen  auf  den  Drogenitalapparat  sicJi 
il.'is  Mittel  als  Aphrodisiaciuu  zu  bezeichnen.  Ks  regt  die  Gesrhl.  >  ' 
nicht  an,  sondern  man  beobachtet  nur  starken  Fri.apismus:  dir  ■ 
verharren  in  geschvvellt»-m  Zustand«^  und  bei  dem  stärkst^jn  GraJo 
kommt  es  zur  Gangraen  des  mäimlichen  Gliedes,  bei  Frauen  kann 
kommen,  auch  hier  ohne  dass  die  Sinnlichkeit  erregt   wird. 

Diese  Vergiftungsei-sdieinungen  sind  am  häutigsten   nicht  durch  Vn 
Kantliariden  und  ihrer  Praeparate  beobachtet  worden,   sondern  nach  nnnri 
Ainvcndung  des  Pflasters.     Die  ersten  Symptome  der   Wirkung  zu   grojw 
tischer  Dosen  bei  Anwendung  des  Kantharidins  documentiren  sieh  ilnrch 
Verlauf  der  Harnröhre    und  Auftreten  von  .Mbumen   im   Hani.     l-ctjtw» 
ist  bei  Anwendung  von  Blxsenpflastem    sehr    häufig    olme    sotistigc  Xi' 
licobai-htet  worden  (in  ISS  Fallen  26  mal  Gubler)  und  nach  Aussetteo 
sehr  si-hneti  wieder  verschwumien.     Die  mit  O.ül  g   Kantharidin  hni  klaim 
angestellten  Versuche  ergaben  das  Bild  einer  Glomerulo-nephritis,  Zelliief 
flariiiaiiiilclu'ii   nebst   BlutTuigen  in  das  Gewebe    der    Niere    und    di-r   II 
Die  hier  erlangten  Resultate  können  insofern  ffir  die  Therapie  n  • 

als  bei  Menschen  nur  Dosen   von  Decimilligramnieii   zur  AnW'  i     .  .^      'i 

C.intharidinum,  CiuHijO«,  Ph.  Gall.,  aus  den  Kantbariden,  welcJio  «n 
enthalten,    durch  .Ausziehen  mit  Chloroform    gewonneu.     *■"     >■■"■■'  ■'•■ 
scitige    Tafeln,    löslicii    in  Chloroform,    fetten   Oelcu,    A' 
Durch  Wasseraufiiahme  entsteht  die  Katitharidinsäurc,  v 
lösliche  Salze  bildet.     Geeignet  für  die  äusserliche.    inut ; 
Wendung.    Dosis  0,0002—0,0008  in  Verdiinnung.    (Theri^-.  :...=^.  . 

Oleum  Cantharidini  Dieterich:    Cantbaridinum  1,  Oleum  Olirtnin 
num  40. 

Kantharidin.  CkIIijU«,  in  weissen  trimetrischen  Tafelu  vom  Schmp.  ?!*•! 
Suhstaux,  ist  das  wirksame  Princip  der  spanischen  Fliege,  Lj-tta  vi-- 
dercr  Käfer,    besonders  tiichrerer  Mjlabris-Arten,    in  denen  es    sich 
0,4  pCt.  tjiidet.     In  reinem  \Va.sser    ist  es  so    gut  wie    unlöslich;    w 
zugefügt,  so  löst  CS  sich  in  der  Kulte  in  80000,  bei  Siedehitze  in    1 
Amciscnsäurclösungcn  höherer  Concentration.    Es  lösen  ferner  bei  1^'  : 

Alkohol  (92proc.)        Schwefelkohlenstoff        Aethcr         Benzol         Chi 

0.03  0,06  0.11  0,20  I,äü  n 

Mit  .Alkalien  längere  Zeit  gekocht,  geht  es  unter  Wasseraufr^  ■'^■•••'  •-  ~'i"  '■ 
Zustande  wenig  beständigen  Kaotharidinsäure  CjoHnGj  über.      J 
es  in  die  isomere  Katitharsäure  unter  gleichzeitiger  Bilduiiio;  cin<-s  i    .. 
Durch    alkohotisches  Ammoniak    entsteht    bei  ISO"  KantharidinimiiJ 
durch    .Substitution    des   W'asscrstoffatoms    am    StickstolT    di^  i.  r    V 
Aiphyle  oder  Säurereste  erhielt  Andcrlini  eine  Reihe  wohl 
iiidifferentor  Verbindungen.     Beim  Erhitzen  mit  Phosphorpi  ;       - 
Xylol  neben  Kohletioxyd  und  Kohlcrisäure.     Hydröxylamiu   liefert    ein  Uiini  C^n 
Nadeln  vom  .Schutp.   lfi<i".     \Yu:  Einwirkung  des  Phenylhydrazins    ist   je  D«d)  >' 
beditigudgen  verschieden;    freies  I'henylhydraziu   liefert  in  der  Kälte  Kanlhuida 
hydrazid,  einen  sehr  unhestänriigcn  Körper,  während  durch  Erwärmen   mit  •  i^icsaif« 
hydrazin    zwei    gut  krystallisirende  Verbindungen    entstehen,    das   K 
CidHisN^O^  vom  Schmp.  237—238"  und    ein  Hydrat    desselben   C,«H 
Durch  Einwirkung    von    Brom    auf  diese  Verbindungen    entstehen  Brom»ub»üiiili 
durch  Salpetersäure  Nitroverbindungen,    welche    bei    der    Reduction    KtuHtmüni 


fanthRrliiln 


-     707    - 


RapillaritSt] 


Mit  Rücksicht  :iuf  (iii-   vorerwäliritcii   Kcactionen   hielt  Spiegel   die   Cotistilutioti  a    für  wahr- 
scheinlich, während  Haus  Meyer  neuerdings  dureh  die  Bildung  eines  Dimethylesters  die  An- 
nresenheit  einer  Carboxylgnippe  für  ervieseu  hält  uod  die  Coustitutionsformet  b  annimmt. 


a) 


HjG 
H,C. 


CH. 


CHCH,CO 


> 


COOK 


.;\     JCH-COCO 

Kantharidin    verbindet   sieh    direct    mit   Aelhylendiamiu 
I indifferenten  Körpern  (Anderiini). 


und   mit   o-Phenylendiarain    zu 


SPIEGEL. 


I 


I 
I 


ipillaritÄt.  In  der  reinen  Hydromechanik  werden  die  Thcilchen  einer  Flüssigkeit  nur  soweit 
Ton  einander  abhängig  gedacht,  als  es  das  Corapressibilit.itsgesetr.  zum  Ausdnick  bringt,  /.wischen 
festen  und  flüssigen  Körpern  wird  dabei  überhaupt  keine  Beziehung  angenommen.  Diese  An- 
nahmen sind  nur  annähernd  richtig  und  reichen  folglich  nur  für  eine  gröbere  Beschreibung 
der  Flüssigkeitsbcweguiigen  aus.  Thatsäehlich  besteben  sowohl  zwischen  den  Theilen  einer 
Flüssigkeit,  wie  zwischen  den  benachbarten  Theilen  zweier  an  einander  grenzenden  Flüssig- 
keiten, sowie  zwischen  einer  Flüssigkeit  und  einem  mit  ihr  in  Berührung  befiodlicben  lesten 
Körper  Wechselwirkungen,  welche  allerdings  nur  auf  molcculare  Entfernungen  hin  thatig  sind 
und  daher  nur  an  den  GrenzflSehen  zur  Erscheinung  kommen.  Diese  Erscheinungen,  welche 
durch  die  innerhalb  einer  Flüssigkeit  wirkeude  Pohaesion  und  die  zwischen  ihr  und  einem 
angrenzenden  festen  oder  flüssigen  Körper  thätige  Adhaesion  hervorgerufen  werden,  fasst 
man  nach  dem  marcautestcu  Phaenümcn  dieses  Gebietes  unter  dem  Namen  der  Kapillarität 
zusammen.  La  place  hat  ihre  mathematische  Theorie  auf  die  .\nnahme  von  Fcrukräften  ge- 
gründet, deren  Wirksamkeit  allerdings  schon  in  molecularcn  Abständen  verschwindet:  Gauss 
wandte,  von  den  Laplaee'schen  Anschauungen  au.sgebend,  die  Principien  der  Energetik  auf  sie  an 
und  leitete  so  die  Folgerung  ab,  dass,  um  eine  bestimmte  Flüssigkeitsoberfläche  herzustellen, 
eine  ihrer  Grösse  proportionale  .\rbeit  geleistet  werden  müs.se.  Der  zugehörige  Proportionali täts- 
factor  ist  eine  für  die  sich  berührenden  Körper  charakteristische  physikalische  Constante,  die 
für  die  Grenzfläche  zweier  Flüssigkeiten  als  -Oberflächenspannung"  bezeichnet  wird.  Bei  den 
zur  Beobachtung  kommenden  Kapil  laritätserscbeinungen  handelt  es  sich  meist  um 
zwei  Flüssigkeiten,  die  mit  einander  und  mit  einem  festen  Körper  in  Berührung  stehen:  ge- 
wöhnlich ist  eine  der  beiden  Flüssigkeiten  die  atmosphacrische  Luft.  Die  Statik  dieser  Er- 
scheinungnn  wird  durch  die  schon  erwähnte  Oberflächenspannung  «  und  den  constanten  Rand- 
winkcl  jf  bestimmt,  unter  welchem  die  Flüssigkeiten  an  den  festen  Körper  herantreten.  Wir 
wollen  ganz  kurz  einige  der  wichtigsten  Kapillarphaenomene  besprechen,  unter  der  Voraus- 
setzung, dass  die  eine  der  beiden  Flüssigkeiten  die  atmosphacrische  Luft  ist. 

Während  nach  den  Gesetzen  der  Hydrostatik  die  Gestalt  der  Oberfläche  einer  Flüssig- 
keit unter  dem  Einflüsse  der  Schwerkraft  eine  Ebene  ist,  ist  sie  in  Wirklichkeit  in  der  Nähe 
der  Wand  des  Gcfässes,  in  dem  sie  sich  belindet,  gekrümmt,  und  zw.v  ist  diese  Krümmung 
concav  oder  convex,  je  nachdem  die  Flüssigkeit  das  GefaJis  benetzt  oder  nicht.  Im 
ersteren  Falle  wird  von  der  Längeneinheit  der  Beriihrungslinie  die  Flüssigkeitsraeugc 
V2  «  CO» ^  über  das  Niveau  erhoben:  y  ist  hier  ein  spitzer  Winkel:  da  5.»  im  zweiten 
Falle  ein  stumpfer  Winkel  ist.  de.ssen  Cosinus  negativ  ist.  so  gilt  diese  Gleichung  richtig 
intcrpretirt  auch  für  den  Fall  der  nicht  benetzenden  Flüssigkeiten.  Je  enger  das  Gcfäss  ist, 
um  so  mehr  treten  die  ebenen  Theile  der  Oberfläche  gegenüber  den  gckriimmten  zurück:  von 
einem  bestimmten  (auch  von  dem  Kandwinkcl  p  abhängigen)  Durchmesser  des  Gefässes  ab 
kann  man  die  Oberfläche  als  Thcil  einer  Kugelfläche  betrachten.  Wenn  man  ein  oben  und  unten 
ollcnes  weites  Rohr  in  eine  Flüssigkeit  taucht,  stellt  sich  nach  den  Gesetzen  der  Hydro- 
statik die  Flüssigkeit  im  Rohr  ebenso  hoch  wie  ausserhalb  desselben;  lassen  wir  das  Bohr 
enger  werden,  so  beginnen  sich  allmählich  Abweichungen  zu  zeigen,  und  von  einer  bestimmten 
Enge  des  Rohres  an  steht  die  Flüssigkeit  im  Rohr  sichtbar  höher  oder  tiefer  als  ausserhalb 
de.sselbcn.  Ersteres  findet  statt  bei  Flüssigkeiten,  welche  die  Oefässwand  benetzen,  letzteres 
bei  solchen,  die  sie  nicht  benetzen.  Ist  das  Rohr  aus  Glas,  so  ist  der  typische  Rcpraescntant  der 
ersten  Classc  das  Wasser,  für  die  zweite  Classe  das  Quecksilber.  Für  enge  Röhren  (Haar- 
röhrchen, daher  der  Name  Kapillarität)  gilt  hierbei,  wenn  r  der  Halbmesser  der  Röhre, 
h  die  Höhe    der  Flü.ssigkeit   in  der  Röhre   über  dem   äusseren  Niveau  und   h  das  specifiscbe 

Gewicht  der  Flüssigkeit  ist,  die  Beziehung  2  r  Ä  =  —  co»y, 

aus  welcher  folgt,  dass  die  Steighöhe  für  enge  Röhren  dem  inneren  Durchmesser  umgekehrt 
proportional  ist.  Da  für  nicht  benetzende  Flüssigkeiten  cos  tf  negativ  ist,  wird  für  diese  auch 
h  negativ,  d.  h.  es  findet  hier  eine  Depression  der  Flüssigkeit  in  der  Röhre  unter  das 
äussere  Niveau  statt.  Zwischen  zwei  parallelen  vcrticalcn  Platten,  die  in  eine  Flüssigkeit 
getaucht  werden,  findet  ebenfalls  eine  Kapillarerhebiing  resp.  Kapillardcpressinn  statt,  wclob« 
halb  so  gross  ist  wie  die  in  einer  Röhre  von  dem  ihrer  Entfernung  gleichen  Durchmesser  vor 


nSpTTTlF 


Um.  k\ 


hai)i|iii".    '/wiiclirri  xwri  winklig  zii  einander  grstellU:u  \  •• 

In  F^nii  ••iii'T  ({Iniclionitigcn  Ujperbel.     Die  Kapillarcrs' 

'lii'  Saugkraft  d*r  Schwümmc  und  das  Steigen    der  Nährllü^.^igkc•iU:a    iu   li' 

rUnii/.rn.     Audi  an  «ii'liwinim<>nden  Kiirpcni  macht  sich  der  Einfluss  der   i 

Sir  bi'wirkt,  da»»  dir  ■  der  FliLssigkeit  den  betrpffcnden  Körper  nicJit  lu  uacr'|IJtti| 

Hnrir.dntalfhcn«  itchii'  !''rn  an  ihn  mit  einer  Kapillarerbebung  (reap.  OcpnaiM)  I»  | 

antritt.     Ilarauf  beruht  'In:  I  iigenauigkcit  der  gewöhnlichen  Aracometer.      Die  K«{iilUiiät  < 

nii'mlicht  frrni.T,  da.i.H  speci(iseh  schwerere  Körper  von  geringem  Volumen,  wie  Rin^  aiu  Ic^ 

drnlit,  dlinnr  Metallplatten  etc.,   von  einer    specitisch    leichteren   I"  :     '    '      ' 

können,     Durch  Bildung    einer  nach  der  Seite  der  Luft  convexcn 

dnndeni  «tnbil  an  .loharfen  Kanten  hergcstelK  werden  kann,    wird    ii.uiiihii     nr  ■ 

lUchcn   Auftrieb  (Ibersleigcnde  Thcil  de.s  Eigengewichts  des  auf  der  Oberfläche 

Körper»  fter|uillhrirt.     I>ie  Kapillarität    ist  ferner  die  Ursache    der  Tropfor"- 

Nin  würde  nich  ein  nocli  so  kleines  Fliissigkeitsi|uantum    schnell    auf    einer 

und  thcils  vun  deren  Uändcrn  abllies.scn.    theils  sich  noch  auf  der  Platte   \ 

niiige  der  Dlierftachcnnpanming  verbleibt  es  als  Tropfen  Uingcrc   Zeit   an 

CS  gerade  gefallen  i.tt.     Die  Tropfenform   stellt  die  Ausgleichung  des  auf  <i.. 

nilicudon  Strcbens  de«  Flilssigkeitsquantums,    seinen  Schwerpunkt    dem    KrduuttclfuakJ  bi 

lichfil  nahe    tu   bringen,    und   des  auf  der  Kapillarität    bestehenden  Strfbcu»,    cidb  . 

kloine  Oberlläclie  /lu  bilden,    dar.     Man  unterscheidet    zwi.schen  den    llrtchi:u  Tnaplo 

Mi'tü'tnden  Kliissigkciten,  »..  B.  Wasser  .luf  filas,    und  den  Tropfen   nicht    h,u,.n,-ni\jtfi 

Liii.ii,  t.  II.  liuocksilbcr  auf  tilas.     Rei  letzteren  liegt  der  grösste  I'at  ,  obcrlian  ir' 

llasis.     .\uf  der  Kapillarität  beruht  auch  d.as  Abfliessen    der  Flüssigk^-ii    i'ogez  Mnv 

(örinigcn  (iririiungun  iu  Ocslnlt  von  einzelnen  Tropfen;  die  firössc  des  einMio««  Tnjta 
liiingt  dabei  ausser  von  den  Dimensionen  der  AusflussöfTnuxig  wesentlich   von   •^.•t  OSerfkte 


Spannung  der  Flüssigkeit  ab.     Hieraus  erklärt  sieh  die  verschiedene  W 
flüssiger  Meilicamenlc.    tieriiige  Verunreinigungen  beeinflussen  sehr  stai, 
iKii'lw'iispannung    und    du.s    Kandwiiikels.      Für    eine    ganz    reine    Gla^t 
Wasser  ist    letzterer  wahrscheinlich  ^=  0  (vollständige  Benetzung):    un' 
bällnis<ien  belriigt  er  meist  zwischen  20"  und  30°.     Reines  destillirtes  \\ 
llächi'uspaniiung  (in  di-m  oben  dctinirton  Sinne}  von  15  mg:  schon  diin-' 
gungcn  der  Obcrfllichc  sinkt  sie  auf  10  mg.     Alkohol  und  A> 
iiiediigen  Wcrth  ihn'r  Kapill.iritiiLsconstantcn  ans,  daher  die  ge: 
und  actherischcr  Tinctnrcii.     F.inc  Erscheinung,    die  w.-UirschciuIii  h    ai. 
klingen  der  Kapillarit.it  und  der  sogenannten    inneren  Reihung 
ist  der  von  0.  Liebreich  cutdeckte  .todte  Raum  bei    chcmi- 
besonders  schön  bei  der  Bildung  von  Chloroform  aus  Cbloral  und 

t.lr.    Utmt  4nn\  lotkmUm  Uk«k«t 
-<-ka^  (0*.   ««kavT  Mdta  la  iaIUa  Wwnr. 

Ai«*i',«    >,....-..  ,...»    ;....M.-..  »»,.-. .Cm  ,..  CJOarofor«  «m4  A*tb«r. 

lfiri»>lM.  K«ram»l«a  tmi  K»rtnelia  tiad  illi  niwlwitllwlli  da  btiai 
moktr  bb  n  910*  «atstilMadMi  K&numeU.  Sie  ndacirai 
mit  Mkokttl  nn  M  pCl  minBt  atia  lUfwha.  CnH,.0^:  t»  ift 
«ricK,  ■niitsaJMk   okM  Uef««h,   aber  vm  Mkr  bttterrm  GtaAmtttk.    Aaa 
•hurii  Awilefcn  mit  tellem  Wvmr  ce«iMt  aaa  KwwBdtB.  C»H,<W  <JM 

MM.    IwMtfcWbt  KMMMÜiU  C«BM|Ok«,  cte* 

Bete  Keckn  KM  c«  «M  ia  Wuvr.    G«IU  m 


lex 


•Tr^' 


•irtmiL 


OnckAi 


^  m 


EwWilire,    Ariiinm    c 


•    :i«s  iam  gHi»kefclmdwwT  fem— ta  CBvbl 
1K40   iuA  Laar^nt.   itr  am   PkcBTlaxrd 
M»  Üwiit^MM»  .rWMl«  fikrtp  Gcrkardt 
m«  KjrWbaff  tain  ack   ia  da  ifcitttefcw  Orpän»:  WfthUr  «ia  m' 
te  OutMiwiB   Bwk.   SUdllf>r  nt  Ran  der  MeMckca 
dm    ««tstrkt   MP    M  der  trackeaea  [imaistiM  dn- 
Hatoea,  tvtackivdeaOT  Hana  and  ist  äi  MiakiadM  TkicttiF  MAikaa  (^«ickrakacfti 


[arholsünre 


-    759    - 


KnrbolsHurp] 


I 


I 


I 
I 


weisse  krystalliiiisclic  hygroskopische  Mai»e.    Schni]».  40  bis  42'  und  Sdp.  etwa  180*. 

Sie  lOst  sich  in  15  Th.  Wasser  zu  einer  klaren  neutralen  l''lüssigkeit.  Sie  ist  in 
Alkiihol,  Ai'thcr,  riilornfonn,  Glycerin,  Schwefelkulilenstoff  inid  Natronlauge  leicht 
lösiifh.  Neutrale  Lösungen  wenlfn  durch  Kisenoxydsalze  violett  gefürbt.  Broin- 
wa-sserziLsatü  filllt  selbst  aus  sehr  vt-rdüntiten  w-lsserigen  Losungen  Tribromphenol. 
Miilon's  Ke.'igens  ("ärlit  wässerige  Phcnoliösungeii  schön  kirschroth. 

Ihrer  chemischen  ("onstitutien  narli  leitet  sich  d\i>  Karbolsfiure  direct  vom  Bonziil 
ab,  in  welchem  an  Stelle  des  eiireti  WasserstnfTes  ein»;  HydroxyIgrti[)]i('  tritt.  Sie 
ist  also  keine  Säure,  soiuiern  als  Alkolml  aul'ziirassen.  Itie  Karbolate  mier  Phennlale 
sind  sehr  lockere  Verbindimgen,  die  sich  schon  durch  Kohlensäure  zersetzen. 

3  proc.  I;,5sungen  von  Karbolsäure  bewirken  in  eiwei.ss-  luid  leimhaltigen  Flü.ssig- 
keiteu  eine  Trübung,  5proc.  Lösungen  eine  (Joagiilation,  jedoch  ohne  durch  Kiit 
Ziehung  von  Wasser  eine  chemische  \'erbiii(fimg  einzugehen.  Karbolsäure  bewirkt 
beim  entleerten  uiui  circulirenden  Hlut  Schninv|>rung  und  Austritt  von  Blutfarbstoff. 
Im  Organismus  sammoln  sich  <lie  Itlulkfirpercheu  zu  Häufchen,  es  kommt  zu  (.iof5.ss- 
verlegungen  und  Hltitaustritti-n.  Jluskelf.asern  werden  erst  durch  4  proc.  Lösungen 
aflicirt  und  zum  Zerfall  goltracht.  IHe  Nerveneleniente  können  schon  in  niedrigenT 
('«mientration  gi-schädigt  und  zur  Auflösung  gebracht  werden.  !>ie  Bewegungen  des 
f'rotoplasina  und  der  Flimraorepithejicir  hören  bei  Einwirkung  ganz  schwacher  Li\- 
songeii  1  ;  SIMI  bis  l.'ltM)  auf.  Ihre  zenscliädigende  Wirkung  äussert  die  Karbolsäuro 
auch  auf  die  Mikroorganisnn.ni.  Indessen  hat  man  ihre  „desinficirende"  Kraft  früher 
übersehätzt.  Wie  Versuche  mit  der  Seidenfadenmethodo  ergaben,  werden  Milzbrand- 
sporen in  5  proc.  Lösung  erst  nach  2,  und  in  '.i  proc.  erst  nach  7  Tagen  getödtet. 

In  stärkeren  Concentrationen  übt  die  Karbolsäure  starke  Aetzwirkungen  aus.  Bei 
Application  auf  die  äus.sere  Haut  cntj^teht  eine  weissliche  Verfärbung  der  Epidemns 
und  Schrtimpfung,  während  in  der  Nachbarschaft  eine  reactive  iCntzündung  sicli  an.s- 
breifet.  Kbenso  bewirkt  sie  auf  Schleimhänten  eine  olierflächliche  Aetzung  in  Form 
trockener  weisser  l'lecke  mit  entzündlichi'r  Heizung  der  Umgegend.  Bei  längerer 
Kinwirkung  .selbst  nur  öjiroc.  Lösung  tindet  Tiefenwirkung  statt;  es  findet  eine  Munii- 
tication  der  Uewebe,  schliesslich  brandige  Abstossung  der  nekrotisirteii  Theile,  selbst 
ganzer  Finger-  luui  Zehenglieder  .statt.  Schwächere  (1  l)is  3  proc.)  Lösungen  rufen 
im  Atlgeim'in<Mi  au.'*ser  leichtem  Brennen  und  nachfolgender  xXnaesthesie  weiter  keine 
Erscheinungen  hervor;  entzündliche  Stellen  werden  blasser  und  .schwellen  ab:  Wund- 
nä(^hen  werden  wcisslich  verfärbt.  Ausser  die,sen  localen  Wirkungen  übt  die  Karbol- 
säure, die  von  allen  Stellen,  auch  von  der  intacten  Haut  aus,  .sehr  leiclit  resorbirt 
wird,  nocli  Fernwirkungen  nervösir  Art  aus. 

F,s  bewirken  schwäcliere  Lösungen  nur  geringe  Vennehrung  der  Speichel-,  Schweiss- 
imd  Schb'imsecretion.  Stärkere  Lösungen  führen  zu  einer  schweren  acuten  Ver- 
giftung mit  starken  Verätzutigen.  Es  tritt  sofort  heftiges  Brennen  in  Mund, 
S]»eiseröhri'  und  Magen  ein.  l'nter  Würgen  erfolgt  Erbrechen  weisslicher,  schleimigiT 
.Ma.s.sen,  die  stark  nach  Karbol.sänre  riechen.  Nach  wenigen  Minuten  tritt  ('olla()s 
nnil  unter  allmählicheiii  Erlöschen  der  Reflexe  ("oma  ein,  das  ziemlich  rasch,  niancli- 
mal  nach  einigen   vorübergehenden  Convulsioneii  zum  Tode  führt. 

Eitle  subacute  Form  der  Karbolsäure- Vergiftung  sah  man  häufig  nach  Verbänden 
und  Umschlägen  bei  geschwächten  Individuen.  Es  kommt  zum  Karbolrauscli: 
Ko[ifschmerzen,  (thrcnsausen,  Schwindel,  ferner  zu  Mattigkeit,  Appetitlosigkeit,  Uebel- 
sein, Erbrechen  und  Sinken  der  Körpertemperatur  l»ei  meist  kleinem  Puls.  Gewöhn- 
lich geht  der  Zustand  nach  kurzer  Zeit  in  Heilmig  über.  Bei  Chirurgen  entwickelte 
sich  eine  chroiusche  Vergiftung  zu  jener  Zeit,  als  die  Karbolsäure  noch  d.as  allein 
herrschende  Antisepticum  war,  sie  verfielen  unrettbar  dem  Karbolmarasmus.  Itie 
Kr.ankheit  verläuft  unter  Kopfschmerzen,  Appetitlosigkeit,  Mattigkeit,  Neigung  zu 
hilufigeni  Erbrechen,  schweren  Ernährungsstörungen  mid  allerhand  H.aut.ausschlägen 
und  führt  gewöhnlich  mit  einer    chronischen  NephritLs  zum  Tode. 

Von  Nebenwirkungen  tritt  d:us  (Gefühl  des  Pelzigseins  auf,  welches  sich  bis 
zum  Pruritus  steigert.  Wichtiger  sind  die  Hautexantheme,  die  papulöser  Art 
sind,  PemphigusbLisen  mit  Schmerzen  und  Fiobererscheinungen,  Urticaria  oder  dif- 
fuse Dermatitis  mit  Karbolgangraen. 

Die  Ausscheidung  des  in  den  Körper  eingeführten  Phenols  findet  zum  grös.sten 
Theil  durch  den  Harn  statt,  in  welchem  er  zu  Phenolschwefelsäure  (C,iHr,<>  •  SO3  •  OH" 
au    Aik;dirnetalt    gebunden,    auftritt.       Die    Menge    der    im    Harn    ausge»chiH<lcnt 


(KarholsKnro 


-     760    - 


Kardi 


freien  Schwcfolsfliwo  nimmt  in  dnn  Maasse  ab,  als  die  Aethorscb\icf<-)säil^^H 
trotc-n.  IHnsßlbcn  simi  ungiftig;  es  ist  also  jene  Paarung  eloc  ScIbatciilpfli^^H 
Organismus!  Verschwinden  die  freie  Schwefelsäure  bezw.  die  Sulfate  il^^H 
gäiiziich.  so  besteht  also  bei  weiterer  Phenolzufuhr  Vergiftungsgefahr.  —  (^a^lH 
Tlii'il  des  Plieiuils  oxydirt  sieh  im  Körper  zu  hihydroxybenzol  (Cs^«  '  OH  '  OBJ^-i^f 
kleinereu  Theil  zu  Brenzkatechin',  zuni  grösseren  zu  Hydrochinon  bezw.  Uy(!rackia*>- 
schwefelsaure.  Von  letzteren  hängt  die  dunkelgrüne  Farbe  des  KarboUiMniei  iL.. 
Ein  kleinerer  Theil  piiart  sich  im  Organismus  mit  Glykuronsuure;  uinl  »«in  ifl 
grosse  Mengen  von  Karbolsäure  innerhalb  kurzer  Zeit  in  den  Org.'uiistDiis  (iifl 
führt  werden,  ersrlieint  ein  Tbeil  der.^eliien  im  Harn  als  freies  Phenol  wieder.  jH 
ein  geringer  Theil   wird  vollständig  vi-rbruniit.  ^ 

Für  die  innerliche  Anwendung  der  Karbolsäure  liegen  keine  bestiminltn  iol- 
rutionen  vor.  —  Hingegen  ist  ihr  äusserlieher  Uebrauch  ein  sehr  ninfangrfidBr. 
namentlich  als  Uesinficiens.  Wenngleich  man  auch  heutzutage  von  ihrer  Vm» 
düng  als  Wunddesinfection.sniittel  absielit,  so  wird  sie  doch  nllgeniein  bei  der  Don^ 
iTihruiig  der  A.se[)sis  liein'itzt.  Man  wendet  dazu  8  bis  5  proc.  Lösiingeu  an,  mrkit 
jedoch  erst  nach  t;igehuiger  Kinwirkung  eine  gründliche  Desinfoctioa  der  laitnaM» 
bewirken.  Für  gevviihnliib  wird  <lio  Karbolsäure  auch  nur  benützt,  am  d»  «(b> 
<Iesinficirten  Hände  und  Instrumente  zu  benetzen,  um  das  ilin.iufgclaiigea  war 
Keime  zu  verhindiTri.  IMe  im  .lahre  ISG"  eingeführte  Methode  der  ^Viiiiin>i  liiniWl 
Lister'.s,  des  ,,aiiiise|rlic'  trcatment"  nebst  Karbnisjiray,  ist  heute  .n  -n,  vlfiJaU 

die  subcut;ineii  oder  paremdiymatiisen   Injei^tionen  bei   Krysipel,    (  |n,    llra**- 

schwel liiiigi^n,  Knorlien-  und  (ielenkeiitzündungen.  Die  mit  Karbolsäure  gotrtflht 
Verbaiuhnaterialien  linden  aber  heute  nur  noch  selten  Verwendung,  ijrt  ^''•-  — '•'  !'■•! 
durch    Hesorjition    zu  Vergiftmigen    Anlnss    geben.       Auch    zur    Hm 

Anaesthesie    wurde    die    verflü.ssigte    Karbolsäure    oder    concentrirte    wa-N.^-ng 

a*'therische  Lösungen  auf   die  Haut  gebracht.      Hieses   Verfahren     iijt    kaum  ooth  a 
Anwendung.      Zur  ßeseitigiuig  von  Zahnschmerzen  benützt  mau  in  coneentrirtr  iL» 
bolsäurelösung  getauchte  Wattebäuschrhen,    die  man    in    die    carifison   Zfdni*-  hrr»* 
steckt.     Kine  weitere  äus.serliche  N'erwendung  in  Substanz  oder   als    .\ 
dii-  Karbolsilure  bei  Behandlung  tU-r  jliplitlu'rie,  auch  in  der  (»ynaek^ 
von   Inb.ilaticHien    bei    (nitridiT  Hrotichitis,    Lungengaiigraen    un<l     hut. 

Bei  iliT  Hi'iiaiidlung  der  Ivtrliolsäun'ViTgiftung  sind  als  Antidot*  .S«h  i 

schwefelsaure  Salze  aus  den  oiirn  riiigi-führten  Gründen  zu  benutzen.  Sk»ll  die  k» 
bolsilure  auf  dem  ersten  Wege  uascbädlicli  gemacht  werden,  so  veronlne  man  U]i)(Mn 
usta,  schleimige  Mittel  und  Oele.  Femer  sind  Excitantia*  zu  geben,  um  die  datiirA*- 
liegende  Herzthätigkeit  zu  helel>en. 

Acidum  carbolicum,  I'h.  (i.  III.,  Phenolum,  statt  dessen  zu  benatM>a 
Acidum    carbolicum    liqucfactum,  rorflüssigtc  Karbolsäure,    Ph.  ß.  j 

Karbolsäure  100,  Wasser  10. 
Acirlum  carbolicum  crudum.  rohe  Karbolsäure.  Ph.  0..  jetz!      ' 

crudiim.  rohes  Krcsol,  aufgeführt,  .liiid  die  zwiscbi'u  180  und  "220  des: 

öl«  mit  ;10— SOproc.  Phenol,  eine  gclblicli-braune  Flüssigkinl  von  liut. 

Geruch.     Sic  dient    zur   Desiufection  von    Latrinen,    .lucti    in   Form     li 

»äurepulvcrs,    100  Tb.  Sand,    Erde,  Torf,    (lips,  Sägcspidinc,    gcpuivi.Tic  »■• 

mit   2  Th.  roher  Karbolsäure  gemengt. 
Aqua  carbolisata,    Karhol wasser,    Ph.  G.  IL:    3^{  Tb.  verflüsfigt«  Kj 

in  Wasser  9^7  gelöst,  enthält  also  8  pCt.  Karbolsäure. 
Karbnisäurchaltige    Verbandrnittel:    Karbolgaze:    Mit   5-   '^-- 
Karboljutc:   Die  nasse  erhält  man  durch  Einlegen  von  .luteknchcn  iii 
lö.suog,    die  trockene    durch  Tränken  von  Jute  500  mit  Karbols.^ure  .'i  -     - 

Splritu.s  550  und  Olyccrin  2.W.     Karbo  Istreupulver:  KarboNäuro  25, 

Stearin   15  werden  mit  der  7 — Stachen  Menge  von  Calcium  carbolicum  a 

Silkprotcclivc    aus    grünem  Seidenstoff   und  Cottonproteetive  aus  P  !^ 

Kopallaok,    dann    auf  der    einen  Seite  mit  Dextrin  1,    Stärke  2    un'!    ■■,■...   -.^ 

Karbnlsäurelösung  10  bestrichen.     Phcnolvaselinc:  Karbolsäure   10,  VisoliiM«  lUO, 
Von  dcu  Sul  fonsäurcn*  ist  nur  die  Sozolsäurc  in  Gebrauch  aeiogoa. 

Klont  iu 

Kardamomen.    Die  Früchte    von  Elcttaria  Cardaraomum*  White,   Alpinia  Cari!  ■• 

hcllgellilirligrauc  Fruchtkapseln,  sno  schliessen  in  drei  Reihen  angeordnet  20  '  r\i 

S,imen  ein,  welchen  allein  der  charakteri.slische  Geruch  und  tieschmaok  eigen  isj.  '- 
enthält  flüchtiges  Oel  4,0,  festes  Ocl  10,4,  pllauzensaures  Kuli  2„S,  Stürkemehl  H,i< 


[arilanioTni^n 


7ß1     — 


(saure  KalkeHe  1,8,    gelbfärbeiide    Stoffe    und    starkemelilhalüge    Iliilzfaserii    7,8.     Sie    haben 
,  eineu  angiinchmcn  Geruch  und  Geschmat^k  und  dienen  sehr    /weckmiisüig  ala  Stomnchicum 
und    Carminatirum,    besonders   als   Zusatz   xu    anderen    Medicatnenteo.     Dosis   0,2 — 1  g 
^mehrmals  täglich. 

Tinetura   CarJainunii.   Tioclnrc   of  Cti'iltmom  Ph.  (J.  S.:    PcreoUt  lOU  tu»  Fruetos  lU.    DotU 

20—30  Tropfon  mctirmalf  tllglich. 
Tiiitur*  Cardimoml  cumpoüits,    Componnil  Tinotnri<  ori'»rd»mom  Pli.  Brit. :    Prnftns  Car- 

daniurai,    FrurtU8  CArvi  ui  :iO,    CoecitiuRlIa  U>,    Cürti*x  Cinanmomi  GMliao  60,    TiuutuUe  tnajoriH  120, 

Spiritiu  ililotuB  2n<HI.     Dosi«  ÜO-iiO  Trupfi'n. 
PnlTi!  Cinn  Amum  i  rompof  itui*.    Conipüu  nil  Po  wder   o  f  CinDamomi  Ph,  Brit.:     Fniottrii  Car- 

diuomi,  Cortn  CinDamomi,  Khizoma  Zingiboris  £2  'M.    Dosü  0,3—0,9. 

L. 

Karlsbad  in  Böhmen  bat  16  aus  einem  gemeinsamen  Becken  entspringende  warme  alkaliscb- 
suifatisc'he  Quellen  von  25—73"  C.  Aus  ihrer  Analyse  crgiebt  sich,  dass  .sie  nur  bezüglich 
ihrer  Temperaturen  unter  einander  verschieden  sind,  bezüglich  ihrer  chemischen  Bestandtheilc 

I jedoch  keine  Differenzen  zeigen,  und  dass  sie  durch  einen  hohen  tfehalt  au  kohlensaurem 
Natrium,  schwefelsaurem  Natrium  und  Chloruatrium  neben  einer  nicht  beträchtlichen  Menge 
Kohlensäure  charaktcrisirt  sind.  .\uf  diesen  drei  Natronsalzen  in  den  gegenseitigen  Mengen- 
verhältnissen beruht  hauptsächlich  die  pbarmakodynamischc  Wirkung  der  Karlsbader  Quellen, 
wenngleich  auch  noch  andereBcstandlheile,sowic  die  natürliche  WärmoAntheil  an  derselben  haben. 


I 


Narli  drir  RrunncnniesRnug  Tum  H.  April   1H07  encabHD  sich  fnlKelidf*  Teiopftratnron : 

.Markibrunn              :t8,4''  C.  K>i«<rbninn         «.B"  C.                     BcrnharjHbninn  M.n'  C. 

S^hlos'bnitin            41.7°   ,  Theresienbrnnn  M.b"   ,                     Kelsonqucllp        60.2°   , 

Eli'nl.L'Ui.iuoUii        43.3"   .  Neubrnnn             Mfi'   .                     Sprudel                72,»''    . 
Kaiser  Karl-Quell«  45,3°    . 


Von  Magen-  und  Darmcrkrankungen  sind  indicirt:  1.  alle  Fälle  von  Hyperacidilät, 

2.  chemische  und  motorische  Insuflicicozcn  leichteren  Grades,  3.  Dyspepsien  mit  und  iihue 
Hyperacidität,  4.  Mageuscliw.^chc,  liastralgic  und  Enteralgie,  5.  chronische  Katarrhe,  0. 
Ulcus  rotundum,  selbst  hei  gleichzeitiger  hochgradiger  Anaemie,  sowie  Ulcus  duodeni.  Die 
cholagoge  Wirkung  der  Karlsbader  Mineralwässer  hat  deren  Weltruf  bei  Leber-  und  Gallen- 
kran khciten  begründet,  nämlich  1.  bei  Lebcrhypcracmie,  3.  bei  Fettlebcr,  3.  bei  Cirrhosis 
hep.itis  im  Stadium  der  Vergrösserung  des  Organ.s,  4.  bei  Katarrh  der  Gallenwege,  5.  bei 
Gallensteinen.  Hieran  schliesst  sich  ein  günstiger  Einllus.H  bei  Plethora  abdominalis, 
chronischer  Obstipation  und  Haemorrhoidalbeschwerden.  Auch  St.iuungshyper- 
acmicn  der  Milz  und  die  sich  anschliessenden  llypertrophicn  der  Milz,  besonders  die  nach 
tropischen  Fiebern  und  Malaria  sich  ausbildenden  Milztumoren  werden  durch  den  auf  den 
Darm  ableitend,  daher  aul  das  Organ  depletorisch  wirkenden  Einlltiss  des  Karlsbader  Wassers 
in  ihrem  Volumen  häutig  beträchtlich  verringert.  .Auch  bei  Hypertrophie  der  Prostata 
wird  eine  Yerklcincning  der  Glandula  prostatica  beobachtet.  Der  klinisch  und  experimentell 
erproliLi'  Einlluss  der  Alkalien  auf  Diabetes  mellitus  erklärt  die  Erfolge  von  Karlsbad  bei 
dieser  Erkrankung.  Die  durch  eine  Karlsbader  Trinkkur  für  eine  gewisse  Zeit  hervorgerufene 
Verminderung  der  IT.irnsäureausschcidung  und  ErhiJhung  des  Lösungsvermögens  des  Harns  für 
H.irnsäure,  sowie-  die  die  Heilwirkung  von  Karlsbad  auf  die  harusaure  Diathese  so  häutig  be- 
gleitenden Erkrankungen  der  Untcrleibsorgane  erklären  zur  Genüge,  warum  Gichtanfälle 
und  Nierenkoliken  nach  dem  Gebrauche  Karlsbads  lange  Zeit  ausbleiben  oder  bei  ihrer 
Wiederkehr  an  Intensität  eingebüsst  haben.  Die  durch  Concrcmentbildung  hen'orgcrufenen 
Nierenbecken-  und  Harnblasenkatarrhe  werden  dort  in  jenen  Fällen  geheilt,  in  denen 
die  ElimiuLrung  der  Concrementc  gelingt.  Der  Eigenschaft  des  schwefelsauren  Natrons,  die 
Consuinption  der  im  Organismus  aufgespeicherten  Kohlenhydrate  und  Fette  zu  steigern  und 
die  Eliiiiinirung  der  Uxydationsproducte  derselben  aus  dem  Körper  zu  beschleunigen,  verdankt 
dos  Karlsbader  W.nsscr  hauptsächlich  seine  Wirksamkeit  bei  Entfettungskuren.  H.tut- 
crkrankiiiigen,  wie  chronisches  Ekzem,  Urticaria,  Furunculosc,  die  häufig  mit  Ano- 
malien der  Verdiiuungsurgaue,  fiicht  u.  s.  w.  einhergeben,  heilen  dort  manchmal  in  über- 
raschend kurzer  Zeit. 

Con  traVndicationen  sind:  1.  Tuberculose,  2.  Carcinom,  3.  nicht  gut  compensirte  Vitis 
cordis,  4.  Cirrhosis  hepatis  im  Stadium  der  Verkleinerung  des  Organs,  5.  Gravidität,  wenn 
Neigung  zu  Abortus  besteht,  6.  jene  Fälle,  in  denen  es  darauf  ankommt,  die  Drüsensecretion 
des  Magens  oder  die  Peristaltik  des  Darmes  energisch  anzuregen. 

Bezüglich  Temperatur  und  Menge  der  zu  trinkenden  Quelle  seien  folgende  allgemeine 
Regeln  aufgestellt  (vgl.  auch  Gans,  Thcrap.  Monatsh.  1887,  Heft  1): 

Höhere  Temperaturen  (50 — 73"  C.)  tür:  I.  Kräftige  Constitutionen,  2.  Mittleres 
Lebensalter,  3.  Steine  jeglicher  Art.  4.  Leberhypertrophie,  5.  Gicht,  C.  Entfettungskuren, 
7.  Diarrhoen.  —  Niedere  Temperaturen  (40 — 50"  C.)  für:  1.  Schwächliche,  nervöse  Con- 
stitutionen, 2.  Kinder  und  alte  Leute,  3.  alle  .sogenannten  Karlsbader  Krankheiten,  so  lange 
sie  mit  Kcizzuständcn  einhergeben,  4.  Ulcus  rotundum,  3.  Obstipation,  G.  Coogeativzuständ 
7.  Gravidität  und  Mcn.struation. 

Grössere  Mengen  (ca.  1  l)   für:    1.  Kräftige  Constitutionen,    2.  Mittlere«    Lebensi 

3.  Steine  jeglicher  Art,  4.  Leberhypertrophie,  5.  Gicht.  0.  Entfettungskuren,  7.  Obstipntio« 
Kleinere  Mengen  (100,0—400.0)   für:    1,  Schwächliche,  nen-ösc  Constitutionen,  2.   Kiui 


[Karlsbad 


-     762    - 


und  iilte  Leute,  3.  alle  sogeoonutcn  Karlsbader  Krankheiten,    so  Unge  sie  r?  '^**| 

einhergehen,    4.  Ulcus    rotundum,    5.  Magetierweiterung,    H.   Dyspepsie,    7.  C  '^lü 

8.  Gravidität  und  Menstruation,  9.  Bettlägerige  und  bei  ungenügender  Bewegung.         ^^^H 

Bei  allen  im  Vorstehenden  nicht  genannten  Krankheiten  richten  sich  Tempcn^^^H 
Menge  des  zu  trinkenden  Wassers  nach  der  Individualität  des  Kranken.  ^^^^ 

Bäder,  aus  dem  Wasser  der  ijuellcn  oder  aus  Moor  bereitet,  Verden  beioab«  statiih, 
Unterstützungsmittel  der  Kur  in  Karlsbad  vervendet.  J^^H 

OAICBL   ^H 

Knriabninn«  im  Ostorriiiclil.«olion  SnIilMien.  76.1  ra  lioeli,  Stthlhul.  U<itk»nkururt  iiBil  WnufthciluiitalL  l>ar  b- 
brunni'u  üiitliUlt  0,04  EiK«n-,  0,7.1  Cilelaiu-,  0,13  llkKn»alDmble>irlion»l.  Trink-  unil  Hailpkur»n,  anrk  HeafkU«  ai 
luhftlationpn.     Hai  bis  Sopteinhcr.  ^^^H 

Karlshafen,   äoolUad  in  Hossfü-Niumiiu.      tue  Qui-Ilo   pntlimt  so,»  Natrium-,    0,004  I.ithininrliluiiii.    OJXM  lUrii»  ' 

bpimi'i.  n.4l>  N'atriuiD-,  0.,M  Mai^esium-,  0.31   Ciloiamsairat,  0,7:i  C»leiambieir(ion>L     Inarrlieh   aei  liUMrIick 

W. 

Karmin,  Knrnünroth,  Karminsäure,  ist  der  in  der  Cochenille*  enthaltene  rothc  FarhsUff. 
Da.s    technische  Karmin,    Karminroth,    Carminum    rubrum,    welches    zum   l-'ar!ieD  nt 
Seiden-  und  WoUenstoffen,  zur  Tintenfabrieation,  in  der  l'harm.icic  xuweilen   zum  Kärbe^jj« 
Zahnpulvern  und  -P,-isten,    Schminken  u.  dergl.  Verwendung    findet,    i.st  eine   Verbinrl«^^^| 
Karminsäure  mit  Thonerde,  häufig  verunreinigt  durch  übermässige  Mengen  Thonerd«",  Rafl^H 
Es    stellt    ein    dunkclpurpurrothes,    grünen  Keflex    zeigendes   I'iilver    d.v,    wclohei    wtrijt^H 
Wasser  und  .Mkohol,  nicht  in  Aether,  Benzol,  Chloroform  etc..  dagegen  in  verdünnten  .*jurtq 
mit  gelblichrothcr,   in    sehr  verdünnten  Alkalien   und  Ammoniak    mit   purpunvilber,   io   ««•■ 
centrirten  Alkalien  mit  violettrother  Farbe  löslich  ist. 

Keine  Karminsäure  wird  aus  .Mkohol  krv'stallisirt  .als  rothe  prismatisrbr  Krrftällrin 
erhalten.  Sie  ist  als  Dioxymethyl-a-n.iphtochiuon  aufzufa.ssen  und  bildet  mit  BaKii  rto 
Reihen  von  Salzen. 

Blauer  Karmin  oder  Indigokarmin  ist  das  aus  Indigo*  erbältliehe  indi^cfawvttluiin 
Natron  oder  Kali,  ein  in   140  Th.  Wasser  lösliches  tiefblaues  Pulver. 

lUASt 

KartolTel.     Die  in  Amerika  seit  ältester  Zeit  angebaute,    in    Peru   und   Mexico    wild*acltMn4 
Kartoffel,    Solanum  tuberosum,    ist  um  1,584  nach  Europa   eingeführt  worden:    ihr  Aut 
sich  hier  jedoch    erst  seit  100  .lahren  allgemein  verbreitet,     l'ie  Kartoffel    enthalt    ta] 
Wasser  Tft..^,  slickstollhaltige  Substanz  2,  Fett  0,2,  Amylum  20.C,  Rohfascr  0.7     \v 
Der  an  .sich  geringe  (ichalt  an  Slicksloffsubstanz  ist  nur  zu  etwa  Vs  auf  Eiw 
etwa  -Vö  findet  sich  in  Form    von  .\miden,   wie  Asparagin,  oder  stickstiiffhaln;, 
wie  Solanin,  Substanzen,  die  kaum  als  Nährstoffe  für  den  Menschen  anzusehen  sind.    Kui  •«ttk- 
volles  Nahrungsmittel  int  sie  weniger  durch  ihren  Eiwciss-  als  durch  ihren  Amyluen^elialfc 

Beim   Kochen  der  Kartoffeln  mit  Wasser  quillt  das  Amylum  unter  Sprengung  der  j^ 
losekapsrln  auf  und  saugt  den  Zellsaft  auf,  so  erscheint  die  Kartoffel  trockemT.   .mi-Mö 
die  Kartoffel  sehr  arm  an  Natronverbindungen  ist,  setzt  man  vortheilh.-ift  Ko. ' 

Werden  die    gekochten  Kartoffeln  im  ii.inzen  verzehrt,   so  können  30  pCi  ffi 

7  pCt.  Kohlehydrate  sich  der  Resorption  entziehen.  Hei  reichlichem  Genuss  kanu  Uurih  auf 
Gäbrung  im  Darm  und  dadurch  her\orgerufcne  breiige  Defaeeationcn  die  Verwertbung  der  Kar- 
toffeln noch  mehr  sinken.  Erheblich  besser  ist  die  Ausnutzung  der  sogenanntco  i/a«:«-!) 
kartoffcln  oder  von  Kartoffelpüree.  Es  bleiben  dann  nur  4  pCt.  Trockensubstanz  und  l'J  pt"l 
Stickstoff  unverwcrthet ;  der  Kartoffelbrei  wird  ebenso  gut  ausgenutzt,  wie  die  besten  Metli«- 
bäcke  und  wird  .selbst  von  Kranken  gut  vertragen.  So  werthvoll  die  Kartoffel  als  N'ihntt>(*- 
mittel  ist,  so  ist  sie  doch  weit  entfernt,  eine  Nahrung  zu  sein,  da  zur  Deckung  de»  Eiwtissbtvisfi 
4V2  Kilo  erforderlich  sein  würden.  Neben  den  Kartoffeln  bedarf  es  daher  stets  ein«  eiVM* 
reicheren  und  fetthaltigeren  Zuspeise  und  zwar  vorlheilhaft  des  Zusatzes  eines  animaliwtea  Nak- 
rongsmittels  in  Form  von  Vollmilch,  Mager-  oder  Buttermilch,  oder  in  Form  tob  Ptoiidt.^ 
Für  eine  animalische,  also  eiweissreicbe  und  relativ  kohlcnstoffarme  Kost  '  '  '  ''%i 
tofleln  nächst  dem  Brot  die  zweckmässigste  Zuspeise,  die  auch  noch  den  V 
bei  ausschliesslicher  animalischer  Kost  gebildeten  spärlichen  trockenen  und  z 
lieber,  wässeriger  und  leichter  cntleerbar  zu  machen  und  so  die  Neigung  zur  - 
direet  zu  bekämpfen.  Wenn  infolge  Keimens  sich  reichlich  .'^olanin  oder  d  : 
Solanidin  entwickelt,  kann  die  Kartoffel  gesundheitsschädlich  werden.  In  nas>- 
sich  in  den  Kartoffelknollen  nicht  die  nöthige  Menge  von  Amylum,  während  j,..  ..  i..,. 
Entwicklung  des  Kartoffelpilzes  (Peronospora  infestans)  überhand  nimmt,  der  »ehnellr 
niss  herbeiführt. 

Für  die  Krankenkost  wird  es  am  passendsten  sein,  Kartoffeln,  mit  Milch  als  Pur«  juIt 
reitet,  zu  reichen,  selbstverständlich  nur  da,  wo  überhaupt  breiige  Kost  am  IM  i!j,'  ;<t     V'.u.rt 
lienondercn  Werlh    wird    auch    den  Kartoffeln    als   skorbutverhütende«    nnd 
nachgerühmt.     Wo  nur  flüssige  Kost  gestattet  ist,   kann   man  auch  die  m)t  >' 
zerkochten  und  durch  ein  Sieb  geschlagenen  Kartoffeln  als  KartoffeUupp«  teietteu;  eue  ^  ' 


[  K  artoir«!  ^^^^^^^^^^^^Tn^^^^^^^^  Kataplasmen] 

enthält  etwa  Eiwci.ss  1,  Fett  0,5,  Kohlehydrate  8 — lOpCt.;  ihr  Nährwerth  kann  durch  Zusatz 
von  Milch  eutsprcchcnd  crhciht  werden. 

HCNK. 

Kutanien,  Maronen,  Die  Frucht  der  echten  oder  xahtnen  Kastanie,  Cast.inea  vcsca  (Cupu- 
liferac),  enthält  Wasser  52,  Eiweiss  5,5,  Fett  1,5,  verdauliche  Kohlehydrate  38.  Holzfaser 
und  Mineralsalze  je  1,5  pCt.  Die  Kohlehydrate  bestehen  weit  überwiegend  aus  Amylum, 
daneben  Dextrin  und  Zucker.  Die  beim  Rösten  entstehenden  Würz-  und  Genussstoffe  machen 
die  Kastanien  wohlschmeckend.  Für  die  Krankcndiaet  stehen  die  Kastinien  weit  hinter  den 
Kartoffeln  zurück,  sodasa  sie  bei  uns  in  dieser  Hinsicht  ausser  Betracht  bleiben  können. 

MUNK. 

Katulepsle  (von  xaraXanßüveiv,  ergroifen).     Unter  kataloptischen  Zustünden  versteht  iii:iii 

»solche,  bfi  Wflcheii  der  Kranke  geistig  und  kr.r|)erlich  villlic;  regungs-  und  n-netinns- 
los  erseiii'int.  I*abei  crsclioinen  die  Muskeln  steif,  trotzdem  .iber  biegsam,  sod.i.'vs 
sie  in  jede  beliebige  i,:ige  frebracjit  werdfii  können  und  d.nnn  in  dieser  vorhrirreii 
(w:lehsenie  l?ict;s:iinkeit,  l'*lextbilit:i.s  rerea).  TiMopenitur,  Tuls,  Atliniung  sind  in  diesi-ni 
Zust;iij(l4>  in  der  Kegel  nieht  wesentlicli  verändert,  üfter  .ilterdiiigs  .■iiieb  ber.digesetzt. 
K;itale[itisi-be  Zustände  können  bei  geeigneten  l'er.sniien  hervorgehracht  werden 
durch  Hy|inotisnuis  (kiiiistliclio  Katalepsie).     Sie  kommen  ausserdem  vor  bei: 

1.  (ieisteskr.-inklieitcn.  linter  diesen  sind  besonders  zu  nennen:  a)  die  Me- 
hinelrolif,  sowohl  in  ihrer  hypoclmiidrisehen  als  in  ihrer  moralisehen  Komi,  besonders 
oft  in  der  .MclanelioÜa  generalis,  b)  die  P.ir.nnoia  balhicinatoria,  c)  die  Dementia 
Ijr.aecox,  d)  die  progressiv!^  Paralyse,  bei  der  sie  zuweilen  im  Anse.hluss  an  para- 
lytisebe  Anfälle  beobachtet  werden,  e)  hysterische  mid  epileptiseho  Psyehnsmi. 

2.  Hysteri)'.     Hier    wiTilen    sie    rpft(;r    dm-ch    plüt/lielie    heftige    tiemüth.sein- 

Iilriieke  (psy<'hisehi's  Trauma)  ohne  ndt-r  mit  Verhetzungen  des  Körpers  ausgelöst  (Hlitz- 
si-hag,  K.iilway  braifi  u.  s.  \\•^,  zuweilen  er.srheinen  sie  iduti'  erkennli.an'  L'r.saelie, 
i>if>  'l'herapii'  din-  k:it;deptisi'hen  Zustände  hat,  snvvnit  dicstdlien  als  Symptonn' 
bei  einer  (ieisteskrankhi'it  auftreten,  diese  zu  lierücksichtigeu.  Hesondere  Indie;»- 
tionen  stellen  (iieselbe  nur  dann,  wenn  sie  lange  Zeit  nnh.alten  und  dadurch  i'ine  Be- 
schränkung der  Krnährmig  und  Entkräftung  herbeiführen  können.  Kniiihreudc  Klystiere, 
Fütterung  mit  der  Schhindsoude,  sind  dann  erforderlieh.  Ist  die  K:italepsie  nur 
eine  Aeussenmg  liestehr-mior  Hysterie,  so  schwindet  sie  in  der  Regel  n.ieli  kurzer 
Zeit  von  selbst,    um  so  eher,   je  ruhiger  der  Kr.iuke  im  Bett  und  ji-  isolirter  er  ge- 

I  halten  wird.  Will  mau  diese  spontane  Heilung  mcht  abwarten,  so  kann  man  ver- 
suchen, ilitreh  Kierhmiltcd,  Begiessnngen  mit  kaltem  Was.ser  im  I.TUwantien  Bade, 
faradischen  l'insel,  l'oinle  de  f<'u  den  Verlauf  abzukürzen,  man  nmss  aber  von  vnrn- 
herein  darauf  gefasst  .sein,  (i.a.ss  trotz  alledem  der  katalejitische  Zustand  ftirtbesleht, 
bis  er  sjrontan  vorübergeht.  In  den  hartnäckigen  [•"allen  .sciieineu  subeiitam»  Injee- 
tionen  mit  Oleum  eamidioratiim,  3  — -t.Hti"«idli<'ii  eine  Spritze,  nützlich  zu  sr-in. 

|l)a  die  Kranken  nach  denv  Ueberstelii'U  de.s  katabrptischeri  Zu.standes  sehr  liäiilig 
eine  mehr  oder  minder  \ollständige  Krinnennig  für  das  haben,  was  in  ihrer  Um- 
gebung währeml  des  Anfalli«  vor  sieh  gegangen  ist,  so  sei  man  mit  Aeusserungon 
über  den  Kranken  in  seiner  Gegenwart  sehr  vorsichtig. 

Kntaplasnicn,  Breiumschläge,  i»ezwecken  eine  un?hr  oder  weniger  lange  Kinwirkung 
von  Wärme  und  [''euchtigkeit  auf  die  äns.sere  Elant,  sind  daher  den  Kmülli(>nti:i*  zu- 
zurechnen. Seltener  werden  den  Breiunisehlägen  Arzneistoffe  beigennscht,  die  ihre 
Wirkungsweise    complicirter    gestatten.     Man    hat    d.iher    zu    unterscheiden  zwi.sehen 

ICatni)lasmata  simplieia  s.  emollientia  und  t'ataplasmata  eomposita  s. 
medieinal  ia.  Sie  werden  meistens  im  Hause  bereitet  und  bestehen  aus  einer 
Miscliung  von  Lein.samenmeht,  Hafergrütze,  Reis,  Stärke,  Roggenmehl,  Kleie-,  Brot 
mit  kocliendem  \Va.sser  oder  Milch.  I'ie  .Application  der  dickbreiigen  Umschläge  üst 
je  nach  dem  Zweck  verschieden.  Will  man  .auf  die  (»bertläi'be  einwirken,  bei  Ge- 
schwüren, Abseessen  und  Entzündungen  der  Haut,  Verbrennungen,  so  lilsst  man  i\n» 
('atapla.sma,  d:is  die  Temperatur  der  Haut  etwas  übersteigen  soll,  entweder  nnmittel- 
liar  oder  in  dünne  Gaze  eingehüllt  auflegen.  I.st  dagegen  eine  Tiefenwirkung  beab- 
sichtigt, bei  Pneumonie,  Plotirodynie  etc.,  so  bringt  man  auf  die  Haut  ein  Stü<'k 
Eianell  und  auf  dieses  (h'U  Umschlag,  der  in  die.sen  Fällen  fa.st  kocheufl  heiss  be- 
nutzt wird.  Iti  jedem  Falle  werden  ülier  den  Breiumschlag  mehrere  L:igen  von  Flanell 
B    oder  tuidurchlässigem  Stoff  aiLSgebreitet,  auch  wird  die  Haut  zweckmässig  mit  etwas 


MEKDBL. 


[KataplRsmcfi" 


iM  abgorii'Ui'fi,  um  ein  Anbackm  zu  vt^rhüti-n.     Man  Iflsst  die  Kat.ipl »Milien  W  i 
Erkalten  lifgi'ü  und  kuiiii    ilin-  AMWfuilung  liclii-liig    iil't  wipdf?rh<>J»Mi,    nur    ist 
etwaige  |{csor|itioM  bi'igi'iliischti'r.  scharf  wirkender  Stoffe  nicht  ausser  Acht  lo  la 

Zu  KntapliLSuifu  Wünltni  benutzt: 

Acetum 


Acetum  pyrolignosum 

Acidum  cnrbolicum 

Alumcn 

Aqua  Calcarinc 

Aqua  Chlori 

Bolus  .alba 

Bulbus  Allü 

Bulbus  Scillae 

Campbora 

Capita  Papayeris 

Carj'ophylli 

Cortex  Chiiiae 

Cortex  i^uercus 

Crocus 

Extractum  Belladonnae 


Extraclum  Opii 
Fermeiitum  cerevisiae 
Folia  Bolladonnac 
Folia  Cicutae  virosae 
Folia  C'onii 
Folia  DigiUlis 
Folia  Hyoscyami 
Folia  Juglandis 
Folia  Malvae  silvestris 
Fructus  Caricae 
Gallae 
Herba  Conii 

Hcrba  Mentbae  arrensis 
Herba  Salviae 
Kalium  carbonicuni 


Liquor  Natrii  chlunä 
Liquor   Plumbi  sub 
Mel 

Morphium 
Olea  aetfarn.'» 
Oleum   Hyoscrnmi 
Radix  AlthJi««« 
Radix  Kj4tanhiae 
Radix  Tt^rmpotilUe 
Semina  Lupioi 
Scniina   Myristicae 
Specie<i  emollieote» 
.Spcciea  narcoticae 
Spiritus 
Tiuotura   Opii 
Vioum  rubrum. 


Kreosotum 
Cataplasma  ad  docubitum,  1'Iumbum  tanuicum  pultiforinc   Ph.  <?.  Ii 
latur4Ü  au»  Cortex  t^uerous  8.  Aqua  q.  s.  wird  gcnillt  mit  Pluiiibum  »ul 
q.  s.  und  Spiritus  1  hiu7.u);ofiigt. 
Cataplasma  anodrnum  I'li.  Belg.:    Fructus  Papavcris  32,  Folia  ITyo»c}'«inJ 
wcrdon  mit  Aqua  q.  s.  auff^ckocht.     Die  Colatur  750  wird  mit  Parina« 
128  zur  Breiconsistcn7.  verdampft. 
Cataplnsma  Belladonnac  Ph.  Hisp.-.  Folia  Belladonnac,  Farin.l  Liol  u  I.  .^'^ntC 
Cataplnsma  Carbonis,    Cataplasmo    au  Charbon,    Chnrcoal   P»ultir«^j 

Brit. :  Mica  paiiis  2,  Fariii.i  Liui  1,5,  Carbo  Ligni  OJi.  Aqua  bullieu»   10, 
Cataplasnia  Liiii  scu  cmoUicns,  Cataplasme  de  Farinc  de   Lin,    Lia** 

Foultice  Ph.  Brit.:  Farina  Lini  4,  Oleum  Olivarum  0,5,  Aqua   10. 
Cataplasma    pcrfcctum    s.  instantau6    de  Lelievrv:    Wattolngen  wtt^ta  »Ji 
coucentrirter  Abkocluing    von  Fucus  crispus  geträukt    und  nach  dem  TrvjcUira  1 
Platten  von  Kartendicke  gcprcsst.     Zum  Oebraui^h  werden    si»    iti   Iieisw^  Vi 
getaucht.     Eine  sehr  praktische  Form,  weil  reinlich  und  bcquntu  tu  hondlu 
Cataplnsma  Sodae    chinratae.    Chlorine    Poultice  Ph.  Brit.:     Farina 

Liquor  Natrii  chlorati  2,  Aqua  bulliens  8. 
Sinapismus,    Cataplasma  Sinapis  seu  rubefaciens,    Cataplasme  Ae  M«^ 
tarde,    Mustard  Poultice  I'h.  Brit.:     Semen  Sinapis  ot  Lini  r    ' 
Bequemer,    aber  weniger  intensiv  wirkend   ist  die  vielgebrauchte  Charta 
Linteum  sinaplsatum.     Zu  beachten  ist,    dass   bei    intensivem  Schmerz    die  .\ppiu'.iii.io 
zu  wechseln  ist.     Ferner  Catap lasma  Conii *,  s.  Cataplasme  avcc  la  Cigu^,  tlemJAtt 
Poultice  und  Cataplasma  fcrmenti,  Hefe'kntaplasma. 

J.  JACOIHM«. 

Katarrh  bedeutet  eine  Entzündung  der  Schleimhäute,   bei   der  eine   Flüssigkeit    producii{ 
und   licrablliesst  {xtirafi/itiv).     Die.sc  Flüssigkeit   ist   iu   der  That    Tür   den  Begriff   uoc  ' 
und  d;iher  ist  der  Ausdruck  .trockener  Katarrh",    den   man    für  Entzündungen  erixini 
die  mit  Katarrh  beginnen   und  dann  in  einen  trockenen  chronischen  Zustand  ülx^rjvhe 
Cootradictio.     Die  Flü.ssigkeit  wird  bei  der  Entzündung  producirt  einmal  durch  die 
Absonderung  der  Schlcimhautcpithclien,  zweitens  durch  vermehrte  Secretion  der  irtw% 
denen  Drüsen,  drittens  durch  Austritt  von  Flüssigkeit  aus  den  tiernssen.    Dauach  ist 
entweder  mehr  wässerig  oder  schleim-  und  eiweis.slialtig.    Nicht  jede  sieh  3chleimi(r  dar«t 
Katarrbllüssigkeit  ist  mucinös.    Auch  gequollene  Albuminatc  können  eine  schlciii 
bcit  haben  z.  B.  beim  Katarrh  der  Harnblase.     Zellcu    misclien   sich  der  Flu 
zwar  abgeatossenc  Epithelien,  weisse  und  rothe  Blutkörperchen  in  so  verschiedener   • 
«ie  entweder  makroskopisch    gar  nicht  bemerkt  werden    oder   die  Hauptsache    der 
ausmachen  und  dazwischen  alle  l'ebergäiige.    Danach    unterscheidet    mm-      '        ' 
den  .schleimigen,  den  eitrigen  und  den  hacmorrhagisehcn  Katarrh  und  die  ■ 
Formen,     ticwöhnlich   durchlauft  ein   K.itarrh   mehrere   Formen,  und  zwi 
rö.ser  beginnt  und  als  eitriger    oder    schleimig-eitriger  endigt.     Mikrosk"] 
baut  geschwollen,  in  den  Epithelien  linden  sich    zahlreiche  Mitosen.     Mu<  ■■... 
sind    mit  Lcukocyten  dureh.setzt,    die  Gcfässe    der  Subnuieosa    sind    dilatirt. 
Schleimhaut    werden   bypertriipbiseb.     Besteht  der  Katarrh    läutere  Zeit.    •■■• 
Atriiphie  siimmtliehcr  Theile  ausbilden:    die   Mucosa    wird    dünn    und    ;. 

schmal    und    gcfissarm,    die    DrUsen    werden    klein    oder  verscbwindeu  t' - 

Kat.irrh  auf  und  cd  rvstdtirt  eine   trockene  Schleimhaut,   die   sieb   nie   wieder  in  eiaeo  aer- 


'rkatitrrb 


—      7tin       — 


Katatonie] 


UANKEMANN. 


mnli.'ii  ZubUiid  vcrw.tiulL-lii  k.iiiu.    Obwohl  zu  dum  Katnrrh  cigutitlich  üefuctc  der  ächluiiiiliiiute 
I       nirlit  geliüreii,  so  bilden  sich  doch  liäulig  solche  aus,  die  iu  kleine  „katJirrhiilisohe  Geschwüre" 

r übergehen.     Uie  Therapie  ist  von  der  Art  der  butroflbtieu  Schleimhäute  abhängig. 
tlANI 


\ 


BtarrltalHcbcr,  wich  SchniiiifenfiL-ber  nennt  m;iii  ilcn  mit  Fieber  verlaufenden  Katiirrli 
iler  hiiliereii  l/uftwcfcc  von  der  Niuso  uiiil  di'n  Stirnliöhlen  abwärts  bis  lu  der  Luft- 
nibro  und  ilireii  prösscren  Vcrfustelung;eii.  Als  lulufipste  Ursache  gilt  nicht  mit  Un- 
itTlit  die  Erkältiuig,  wie  sie  namentiieli  eintritt,  wenn  auf  den  durch  Muskcl- 
aiuitrengung  erhitzten  und  schwitzenden  Iv'iriier  eine  ]dötzliche  NVännoentzieliuiig  ein- 
wirkt. Abgesehen  hierv4»n  tritt  Katarrhal(ii>ber  sehr  häulif;  zu  gewissen  Zeitläuften, 
bei  na-sskalter  Witteruns;  nder  iiberliait|(t  unter  gewi.sseii  nicht  immer  hestinimten 
Witti'runfjseiniliissen  in  mehr  mler  weniger  grosser  epidemischer  Aii.sbreituiig  auf, 
als  epideiiiisches  Katarrhal  fieber,  welchem  wohl  eün-  Infeetiou  zu  tJrumle 
liejijt.  IHese  Källe  liaben  eine  gewisse  Aehnlidikeit  mit  der  lnl!uenza  in  ihren 
katarrhalischen,  den  Respirationsapparat  vorzug.sweise  bef.iUenden  Formen.  Ohne 
Zweifel  sind  viele  früher  und  auch  jetzt  noch  als  Katarrhal  fieber  bezeichiieto 
Falle  wirkliche  Influenza-Krkrankungen,  verursacht  durch  den  speeifischen  Krankheits- 
crn'ger  derselben,  den  Pfeif  f  er '.sehen  Iiifluenza-Hacillas,  gewasen,  wit^  manche  aus 
aniieren  Ursachen  entstandene,  wenn  auch  gleichfalls  infectiöse  KataiThal fieber  als 
„Influenza"  oder  „Grippe"  bezeichnet  wurden  un*i  werden,  weil  die  klinischen  Bilder 
heider  Gru|i]>en  einander  sehr  ähnlich  sein  küiinen.  Ks  ist  nicht  möglich,  in  jetlem 
einz(dneii  Fall  nach  dem  eigentlichen  di.'ignnstisehen  L'nterscbeidungsmittid,  dem 
Iiifluenza-Bacilhis,  zu  suchen  uml  es  gelingt  auch  nicht  immer,  ihn  zu  tindr'u.  Des- 
li.ilb  wird  es  immer  einzelne  Fälle  geben,  deren  Zugehnrigkeit  zum  einfaihen  „Katarrlial- 
lieber"  oder  aber  zur  Influenza  zweifelhaft  bleibt,  wenn  nicht  der  Charakter  der  Epi- 
demie ajiderweitig  sichergestellt  ist.  Das  Sy  m  pt  omeribi  Id  setzt  sich  zusammen  aas  den 
Erscheinungen  des  (iel>erhaften  Allgemeinleiiteiis  uml  den  örtlichen  StOnnigen.  Erstere 
zeigen  in  der  Kegel  deiiTypus  des  sogcnaiiiiten  „katarrhali.sclien  Fiebers",  bei  welchem  die 
Temperatur  nicht  gerade  sehr  hncli,  selten  bis  40"  oder  d.ariiber  steigt,  aber  häufiges 
Frtisteln,  selbst  Schüttelfröste  auftreten,  die  nanientltch  durch  geringfügige  äiw.sere 
Einflüsse,  wie  PIntblössen  des  Körpers  oder  auch  nur  eines  Kiirpertheils  hervorgerufen 
werden.  Dalxn  besteht,  trotz  der  massigen  Teinperatursteigerung  starkes  Mattigkeit.s- 
gefnlil,  Gliedersclimer/cn  und  namentlich,  wenn  Nasen-  und  Stiriihöhleuschleimhaut 
an  dem  Katarrh  hetheiligt  sind,  heftiger  Ko|»fschn\erz.  i>ie  örtlichen  Störungen  sind 
diejerugen  des  acuten  Katarrhs  des  betreffenden  Schleimliautabschnitts,  also  der 
Rhinitis,  Tracheitis,  Hninidiitis. 

Für  die  Behandlung  hat  sich  das  diaphoretische  Heilverfahreu  am 
meisten  bewährt,  nur  ilnss  mit  Hürksicht  auf  das  Fieber  und  seinen  eigenthümlichen 
Charakter  alle  diejenigen  Maassnahmen,  bei  welchen  der  Kranke  das  Ziuuner  oder 
auch  nur  das  Bett  verla.ssen  un'isste,  also  ausser  dem  Hause  zu  nehinemie  l'ampf- 
oder  .sonstige  ^Schwitzbäder  besser  unterbleiben.  Allenfalls  können  warme  Bäder  im 
Hause  mit  sofortiger  Einpackung*  angewandt  werden.  Doch  thun  einfache  Ein- 
packungen des  ganzen  Körpers  oder  Priessuitz'sche  Umschläge  um  den  Rumpf,  ver- 
bunden mit  Zufuhr  heis.sen  Getränks  gewöhnlich  auch  gute  Dienste.  Ausserdem 
erweisen  sich  Salicylpraop.arate  .sehr  nützlich,  iiulem  sie  neben  ihrer  schweiss- 
treibendeii  Wirkung  auch  die  Temperatur  und  ganz  besontlers  ilie  allgemeinen  Glieder- 
.schmerzen,  den  Kopfschmerz  uiul  die  Abgeschlagenheit  günstig  beeinflussen.  Die 
örtlirdien  Störungen,  soweit  sie  nicht  durch  dxs  diaplioretische  Verfahren  schon  ge- 
bessert werdiui,  namentlich  der  Husten,  die  Schlaflosigkeit  u.  s.  w.  werden  nach  den 
für  diese  gcltemlen  Vorschriften  behandelt.  „„.-..>.>„ 

"  SENATOR. 

Kiitatonie,  Spannungsirreseiii.  Unter  diesem  Namen  beschrieb  Kahlbaum  187.3 
eine  Knuikheit,  bei  welcher  „bestimmte  soniati.sche  und  zwar  mu.sculäre  Symptome  in 
gleich  grijsser  Häidigkeit  wie  bei  der  paralyti.schen  (ieisteskr.-inkheit  die  Hegleiter 
bestimmter  psychi.sciier  Erscheinungen  sind  und  so  wie  dort  auch  hier  eine  wesent- 
liche Bedeutung  für  die  Gestalhuig  des  ganzen  KrankheiLsprocesses  gewinnen."  Die 
musculHren  Symptome  be.stehen  in  dauernder  Spannung  gewisser  Muskeln,  be- 
sonders der  Hecti  abdinninis.  oder  Muskelgruppen,  wodurch  dem  Kör]ter  eine  gewisse 
eigenthümliche  Haltung  im  Liegen,  Sitzen,  Stehen  oder,  wenn  dies  überhaupt  möglich 
ist,   im  Gehen   dauernd    aufgedrängt  wird  (Stereotypie  der  Haltung  mid  Bewegung). 


I 

I 
I 


[Ka  tatoiiie 


—     7««     — 


Die  Sti'miiig    irn  Sprach:ipiiar;il    hcstehl    (Mitweiler    iu  völliger  StuDinifa«-it 
Vcrl)igiT:iti<iu  (stcrpdtypos  WictliMiuilfii  rlorsclbcii  Worte-  oder  Sntz«,    flRtT 
losL'u    hiiialts).     Die    psychisclu'ii  Syininnine   wechseln,    s-iiicl  liald   iiu'ümriMG 
Art,  balil  zoigoii  sie  manische  l'.rregiirij;,  l);ihl  wieiler  scheinen  si».«  |iuraiioiscJier  SiM  ' 
zu  sein,  sie  werden  öfter  von  Halliirinationeii  liegieitet  and  eiuleii    aiuist  wH  ftgfal^W  ' 
Schwäche    oder  völiipem  Blödsiiui.     HervorsU'cheud  iti  dem  A'erlanf  der  pciychis<te 
Ki-scheiiiungen  ist  der  „Negativismus"  (Kahlbaunil,  liei  welchem  <lio  Kranken^ 
alle  fiusseren  und  schuierzhaftoii  Einwirkungen  sich  gleichgültig  uiifl   regnngsla 
hallen,  oder  auch  indem  von  ihnen,  sofern  der  Versuch  gemacht  wird,  irgend 
Aenderung  in  Haltung,  Bewegung  hervorzubringen,  oder  ihnen  Essen   in  rlon 
führen,    sie   in  ein  Kall  zu  bringen,    hiirtuäckigster  Widerstand  entgc^engesetit  »iri 

Die  geschilderten  katatonischen  Symptome  werdi'n  vereinzelt  oder  aucli  in  dir»* 
Mehrzahl  zusammen  bei  den  vei-schiedensten  Psychosen  beobachtet. 

Iw  gehcii-eii  hierher:  1.  Die  Melancholie,  welche  in  der  stujjorfi.soH  Form  b- 
weilen  das  Bild  der  ..Katatonie"  zeigt.  Im  melancholischen  Stadiuni  der  circnlSrm 
Psyehose  wird  .Ibnlichcs  beobachtet.  2.  Die  chronische  Paranoia  halluri- 
n;itoria,  welche  in  ihrem  Verlauf  intorcurrent  zuweilen  unter  dem  Hilde  der  Kai 
verläuft.  3.  Die  Dementia  praecox,  welche  in  ihrem  Verlauf  vorfitni 
Monate  lang,  ja  ein  halbes  Jahr  und  l.'lnger,  die  ausgeprägtesten  Sympt 
Katatonie  zeigen  kann.  4.  Gewisse  Mischformen  der  verschiedenen  Psychosen:  Pi 
mit  Melancholie,   Paranoia  mit  schwerer  Hysterie  u.  s.  w.     5.  I'erio<Hsche   Psyf 

Unter  diesen  Umstiiitde»  wird  mau,  wenn  man  bei  einem  Kranken  dru  küi- 
tonisfhen  Syni|)t(inieiic,oniplex  findet,  nachzusehen  haben,  welcher  Form  d«v  altgnpr« 
:in'Tk;uiiiteir  Psychosen  derselbe  zugehört.  Oefter  wird  eine  solche  Festtitcllnii;  hn 
niangcltiiier  oder  ungenügender  Anamnese  nicht  gelingen,  und  dann  renctufi  «S 
liingere  Beobachtung  ein  klares  Bild. 

Die  Prognose  und  Therapie  werden  sich  nach  der  Kranklu<itsfonn  richht 
Die  li'tztere  wird  in  erster  Reihe  eine  Anstaltsbohandlung  erforderlirh  noHna 
Das  Symptom  des  ,,Negativisnms"  erheischt  dieselbe  vor  Allem,  ila  nur  anttr  6e 
Disciplin  einer  Anstalt  Widerstünde  zu  heben  sind,  welche  in  der  Famili«?  nirkt  a 
fiberwinden  sind,  und  hfiufig  genug  hier  zu  Gewaltmaassregeln  nml  selbst  ZOrbtipui^ 
des  Kranken  führen,  welche  .selbstverständlich  für  denselben  schädlich  sind.^  Ihn 
kommt,  dass  auch  die  oft  auftretende  Nahrungsverweigerung  lediglieh  in  diifir  A»- 
stalt  in  entsprechender  Weise  bekämpft  werden  kann.  MMtin 

Katechn.  I.  Pegu  Katechu,  Kntechu  nigrum,  Catechou  de  Pcgu,  Terra  Japviii 
Cut  eh.  durch  Auskochen  des  dunkelrothen  Kernholzes  von  Acacia  Catechu*  W. 
Es  bildet  schwarzbraune,  stellenweis  röthliche,  undiircbsichtige .  spröde,  grossmnsdMllf 
brechende  Blöcke.  Kochendes  Wnsser  löst  es  zu  einer  trüb  brauurotbeo,  ^rh»arfc  sueti 
FlUssigkuit,  welche  streng  adstriiigireud,  später  süsslicb  schmeckt.  Durch  ■ 
sie  grün,  durch  essigsaure  Alkalien  violett,  durch  Alkalien  roth  gefärbt.  Es  < 
33  pCt.,  Quercitia  und  Katechugerbsäure  31  pCt..  Katechuroth,  Katechuretin,  ' 
.laponinsäurc,  Mimotanuiretiu,  Brenzkatcchiu.  Beim  Schmelzen  von  Katccli 
hydroxyd  entsteht  Protokatechusäure*  und  Phloroglucin*,  bei  der  Irockeaen  DebtiK 
katcchin*.     Der  Aschengehalt  darf  nach  Ph.  G.  ti  pCt.  nicht  übersteigen. 

II.  fi-imbirkatechu.  Katechu  pallidum,  Cachou  clair,  Pale  Cai 
Katechu  durch  .\uskochen  der  Blätter  und  jungen  Triebe  von  Uncaria  (Out 
Koxb.  gewonnene  bräunliche,  innen  hellgelbe,  leicht  zerreiblichc  Ma.sso,  welel:- 
und  weniger  Urosetzungsproducte  wie  Pegukatechu  culhält.    Nach  Gautier  *■ 
aus  drei  Körpern    bestehen  C4oHmOis  +  2U,0    mit  Schmp.  205",  CijHjbOij  -t 
177»  und  C4oH,„0,e  +  HjO,  ijchmp.   ll!3". 

Katechu  wird  in  seiner  Ueimath    mit  den  Arecnuüssen   zum  Bctclkfle—     ' ' 

der  Technik  zum  Farben.     In  der  Therapie  dieut  es  als  .\dstringcns :    A 
mittel.  Mund-  und  Gurgclwasser  bei  Scorbut  und  Anginn,  bei  Gonorrhoe  f-  •■ 
chronischer    Dysenterie    als    Clysma;    innerlich    bei    chronischen  Di.irrhoen     '. 
Dosis  10:100  in  Form  von  rnjecHonen.    Klysmen  und    Solution,  iuticrticb  0..i     ..^ 
taglich  iu  Pulver,  Pillen,  Trochisei,  Lösungen  5,0 :  1Ü(J,0  Wasser. 

Cnchou  de  Bouingnc.  Pastilles  pour  les  (umeurs;  Extractura  r/ir? 
ritiae  100,  Katechu  30.  Gummi  arabicum  15,  Wasser  100  wrrdrn  r  i 
verdampft,  Cortei  rascnrillae,  Carbo  Ligni,  Radix  Iridis  Florentin««,  Ma- 
Menlhae  piperitae  u  2.  Tinctura  Moschi,  Tinctiira  Ambrac  ü  gtt.  &  li 
Zur  Beseitigung  des  Geruchs  von  Tabak,  Bier,  Wein. 


[Katechu 


—     707 


Katheter] 


LElectuarium  Catcchu  compositum  Fh.  Belg. :  Catechou  pulveratum  1  l'i,  Cortex 
Ciniiamomi  Zeylauici  27,    Kino  pulveratum  83,    Opium  pulveratum  5,    Semen  My- 
risticae  27.  Sirupus  Itosarum  rubrarum  74G. 
Extractum  Catci'hu  rii.  Hisp.:  1:6,  Consistenz  3.  In  Wasser  trübe  löslich.  1,0—2.0 
mehrmals  tiiglieli  bei  Diarrhoen. 
Intusum  Catochu  Pli.  Brit.:  Katechu  5,  Cortex  Cinnamomi  Zeylaaici  1,  Aqua  fcr- 
vida  q.  s.  nd  eolaturam  150.     Dosis  2 stündlich  eiu  Esslöffel. 
Mixtura  adstriugens  Sylvii  Ph.  Hisp.:  Opium  0,1,  Katechu  0,6,  Corallia  rubra  2, 
Sirupus  simplcx  30.  Aqua  70,  Acetura  dcstillatum  Ib. 
Pulvis  Catcchu  compositus  Ph.  Brit.:    Katechu  12.  Kino,  Radix  Ratanhiae  ^  G, 
Cortex  Cinnamomi,  Semen  Myristicae  u  3.     Dosis  4 mal  täglich    eine  Messerspitze. 
Sirupus  Catechu,  Sirop  de  cacho-u  Ph.  (»all.:    Katechu  25,    Aqua  50,   Sirupus 
bulliens  975.     Colatur  1000. 
Tinctura   Catechu  Ph.  ü.  III:    Katechu  1,    Spiritus  5.    Dunkclrothbraune,   saure 
Flüssiglieit,  welche  durch  Eisenchlorid  grün,    durch  Kaliumehromal  beim  Erhitzen 
kirschroth    gefärbt    wird.      Dosis    zu    lujcetionen    2—10 :  100.     üu    Mundwässern 
1—2:100,  innerlich  zu  15—80  Tropfen  mehrmals  täglich. 
Trochisci  CatRchu,  Tablettes  de  cachou  Ph.  Gall.:  Aus  Katechu  50,  Saccha- 
rum  400,  Mucilago  Tragacanthae  50  werden  Pastillen  a  1,0  g  geformt. 

J.  JACOBSON. 
Kalaeliin.  Kiteoli  ualure,  C^iUjnMi  oder  nach  E 1 1 i  CuHmO,.  iit  der  wosontliche  BosUudUicil  ili<<i  K>t«clia. 
den  ea  ilureh  Eisiguthor  entiogen  wird.  Es  bildet  kleine  Nüdelchen,  die  >iu  Wuser  mit  i  HulecDlen  Krjisfatllwa^iier 
kn'sl'llisiren,  .Schmp.  217°,  in  kaltem  WaMor  »ohwer.  in  heiiisrm  Wasser,  Alkohol  nnd  boisücni  Acthnr  leicht 
laslir.h.  nie  wlsKerige  Lösung  wird  durch  Eiienchlurid  grün  gerirht.  alkalische  LSsunpin  fUrben  lieh  au  der  Lufl 
dunkel.  Edelmetalle  wirdcn  aus  LUsuniien  ihrer  Salze  redncirt.  In  Tordünnter  Schwefelsiare  lO.ot  es  sieh  in  der 
Kulte  lihnnZorsetiiiiiii;,  beim  Kuchen  untt'r  Kildung  ron  Kateehuretin.  CaH'aOu  +  8H3O,  einem  duukelrothbraunen 
in  Wasser,  Alkuhul.  AiilhtT  unlUslicheu  Pulver.  Bei  der  trockenen  Destillation  liefert  es  Briinikateebin  nelieu 
Es-iipiliure  und  Phewil.  Bi-im  Erhitien  mit  oder  ohne  waaaereutiiehende  Uitlel  liefert  es  Torschiodcne  Anhydride, 
uuti.*r  denen  die  ^knchfnlU  im  Katechu  enthaltene  Kateebngerbsli ure,  C,r,H3,0c  oder  t;-,,,Ut,0,,  (Etti),  und  das 
Kutcrhuretln  am  bekanntesten  sind.     Kateohin  ffiobi  weder  mit  LeimlOanng  noch  mit  Aikaloldcn  NiederschlUt^e. 

SPIEGEL. 

Katliartinsäure  ist  der  wirksame  Bestandthcil  der  Sennesblätter  und  wahrscheinlich  auch  der 
Faulbaumrinde.  Während  sie  nach  Kubly  die  Formel  C,»,IIo«0|,2N,S  besitzen  soll,  hat 
Stoekmann  durch  neuere  Untersuchungen  die  .Abwesenheit  von  Stickstoff  und  Schwefel 
festgestellt,  sodass  die  Kathartinsäurc  ein  gefärbtes  Glykosid  zu  sein  scheint.  Sie  wird 
thcils  frei,  theils  au  Kalk  oder  Magnesia  gebunden  augotroffeu  und  wirkt  stark  purgirend. 

Kathartugcnin«llurc.    Durch    Kochen    tou    Kathartinslure    mit   alkoholischer  SalMlui«   «rbalten,   woba 
gleichzeitig  Zucker  gohildet  wird.    Sie  ist  sehr  leicht  zersetjilich. 

OOELDNER. 

Katheter  nennt  mau  Instrumente,  welche  dazu  bestimmt  sind,  aut  dem  natürlichen  Wvgo  durch 
die  Harnröhre  in  die  Blase  eingeführt  zu  werden,  um  so  deren  Inhalt  zu  entleeren.  Sic  sind 
entweder  aus  einem  weichen  Material  gearbeitet,  welches  sich  den  Krümmungen  der  Harnröhre 
ohne  Weiteres  anzupassen  vermag,  oder  sie  sind  fest  und  besitzen  eine  Form,  welche  eben 
jenen  Krümmungen  möglichst  genau  entspricht. 

Die  weichsten  Katheter  sind  Schläuche  aus  vulcanisirtem  Kautschuk;  im  Allgemeinen 
als  ,Ni'latoD  katbeter"  bezeichnet.  Das  vesicale  Ende  ist  abgerundet,  nahe  an  der 
Spitze  üfTiiot  sich  das  .Schlauchlumcn  als  ^..Auge".  Das  Auge  soll  nicht  bloss  Bingeschnitton, 
soudeni  gepresst  sein  und  keine  scharfen  Ränder  haben:  die  äussere  Fläche  des  Katheters 
soll  sehr  glatt,  der  Raum  zwischen  Auge  und  Spitze  (der  todte  Raum)  nicht  hohl,  sondern 
ausgefüllt  sein.  Die  Katheter  müssen  so  elastisch  sein,  dass  sie  einen  bedeutenden  Zug  aus- 
halten, ohne  zu  reissen  oder  eine  dauernde  Veränderung  zu  erleiden.  Nach  längerem  Ge- 
brauch oder  bei  unzweckmässiger  Behandlung  quellen  sie  auf,  werden  ungleichmässig,  schliess- 
lich brüchig  und  können  dann  durch  .Abbrechen  beim  Gebrauch  sehr  üble  Zufalle  herbei- 
führen.   Die  besten  weichen  Katheter  werden  in  Amerika  f.ibricirt  (Jacques  Patent,  Tiemauu), 

^L  neuerdings  stellt  auch  die  Firma  Delamotte  in  Paris  sehr  gute  Instrumente  her. 

^B  Von  etwas  festerer  Consistenz,  aber  immer  noch  biegsam,  sind  die  elastischen  Katheter. 
Sie  bestehen  aus  seidenem  oder  baumwollenem  Gewebe,  welches  durch  Auftragen  von  T.ack  in 
vielfachen  Schichten  die  gewünschte  Consistenz  erhält.  Es  soll  dabei  auch  das  Lumen  des 
Katheters  mit  einer  glatten  Lackschicht  ausgekleidet  sein.  Das  vesicale  Ende  zeigt  entweder 
eine  einfache  Abrutiduiig  (cylindrische  Fonn)  oder  ist  zugespitzt  mit  kleiner  kugelförmiger  An- 
schwellung (koiii.sch  geknöpfte  Form);  vielfach  gebraucht  man  solche,  bei  denen  das  vesicale  Ende 
eine  Aufw.ärtsknickung  in  stumpfem  Winkel  zeigt  (sog.  Mercierform),  welche  das  Eintreten  in  den 
prostatischen  Theil  der  Il.nrnröhre  wesentlich  erleichtert.  Auch  bei  den  elastisciicn  Kathetern 
ist  auf  die  Besch.ilTenhi'it  des  .\iiges  besondere  Aufmerksamkeit  zu  richten:  es  soll  nicht  ein- 
geschnitten oder  eingebrannt,  sondern  von  vornherein  eingeweht  sein,  ebenso  soll  der  todte  Raum 
gefüllt  sein.  ELisli-sclie  Katheter  sind  in  verschiedenen  Härtegr.iden  und  verschiedenster  Qua- 
lität im  Handel;  früher  eiu  Monopol  französischer  Fabriken  (Delamotte,  Porges,  Vergne 
u.  A.)  werden  sie  jetzt    auch    in  Deutschland  (Rüsch    in  Cannstatt)  in   tadelloser  Ausfüh- 

^  rung  hergestellt.    Auch  sie  leiden  durch  den  Gebrauch  durch  Desiulicientieu  und  durch  längeres 


jMo«  njHipiaui|^  innia  amuaonu    uar  «mimuiui  ■^^■r^— —  i^i— j>c  u 
too.     In  dieser  Hinsicht  iHud  die  Metall katheter  am  leichtesten  ta  r 
Sa»  Ausltochen  vomüglicli    und   es  bedarf  also   keines  weitere«    ' 
liaKffi  nur  die  Nclatonkatbetor  das  direeto  Kochen    im  Wassor 
schliesslich    leiden    sie  aber  darunter.     Für   elastische  Instruiiiesii"   i>> 
speciell    das  Hindurchleitcn    strümenden  Wasserdampfcs,     wie    es   Kutoel 
licht,  wohl  die    vollkommenste  Methode.     Von   cheraisehen   Desinfcctions 
oder  Trioxymetlnlcn  in  Uampfform  empfohlen  (E.  Frank),  docih  musü  da 
Waschung    folgen,    da    sonst   leicht  tiarnröhrenreizung  eintritt.      Die  D'»inl 
Sublimat  u.  dergl.  ist  entweder    nur  unvollkommen  oder  schädigt  die  fns 
ist  unter  allen  Umständen  energisches  Abseifen,    sowie  Verweudn"«    >-....t  , 
zum  Schlüpfrigmachen,  sterilisirtes  Glycerin,  (Tuyou'sche   Paste,    I 
Der    beste    Schutz   gegen  Uebertragung  infectiöscr  Keime    durch 
liegi-n,  dass  man  für  jeden  Patienten  immer  nur  dasselbe  lustruinent  benut 
gi'fahr  liegt  nicht  in  Verunreinigung  durch  Luftpilzc,  solidem   im  UaftcobU 
der  Bakterien  nach  stattgehabter  Benutzung. 

C'athctcrisinus.    Uii'  Kinführung  eLnes  Katheters  in  (lio  Blase  zu  lÜ 
Zwockoii  kann    eine    (UippoltL-  Absicht   verfolgen;    eiam.il  wünj^cht  Duaj 
entleeren,  als<i  einer    bestehenden  vollkommenen    oder  theilw  eisen  Ha 
steuern,  dann  ;iber  Fliisslgkeiten  in  die  Blase  selbst  «inzuhriiigen,  die  l/f j  I 
der  Schleimhaut  günstig  einwirken  sollen.    Kür  die  Twhnik  des  (.'albrtf/^ 
ist  es  {jleicbgtilfijr,  welcher  dieser  Zwecke  dabei  verfoltct  wird. 

IHese  Technik  f^estaltet  sich  nun  verschieden,  je  uach  dem  _■ 
Als  oberster  (iruiulsatz  hei  der  Auswahl  hat  zu  gelten,  dass  Jen 
tiichl    \oltkt.imnien    sicher  beherrscht,    zunüchst  eine«   Versuch  mit  ei 
Katheter  niac.lun  soll  —  mit  diesem  kann  wenigstens  kein  Schaden  f^'* 
Her  Patient  befindet  sich  —  wie  principiell  bei  allen  Manipulationen  ;ui  i' 
in    der  Rückenlage    mit    etwas    erhöhtem   Becken;    der  Operateur 
links,    CS  ist  das  Sache  persönlicher  l'ebung)  und  ergreift  mit  der 
Penis  des  Patienten  so,  dass  dieser  mit  Ring-  und  Mittelfinger 
I'aunien  und  Zeigefinger  das  OriHcium  urcthr.ae  klaffeiid  öffnen.    Das  wpU  i 
Instrument    wird    nun    nn't    der    rechten    Hand    schreit.' 
in  den  stark  angezogenen  Penis  langsaut  vordringend  • 
Kegel    lä.sst   sich  liier  nicht  weiter  geben  —  man  muss  ebeu  nur  siJu'Cii 
viirwärfs  gehen.     Bei  nnnnaJer,  d.  h.  nicht  verengter  Harnröhre  uud  boi 
eni|)tindli<'ben  Personen  kommt  man  dann  meist  ohne  weiten-.s  bis  in  lü»  I 
Harundu-enverengerung    aber,    desgleichen    bei  Prostatikern,    anden- ü»!» ' 
liekannte  oder  nachweisbare  Ursache  gelangt  man  nur  bi«  an    die  Vc 
1)1«  an  den  (.Kompressor  urefhrac  —  man    muss  dann  einfach  den  Vaeati' 
und  zu  einem  anderen  Instrument  greifen. 

Ktwas    greifbarere    Regeln    lassen    sich    schouj 


tatliotpr 


_    7Bfl    — 


refRSlwT 


fossa  biilhi,  und  knnn  hier  aiisspronlciitlicli  leicht  stecken  blcihcn  oder  boi  An- 
wendung vnn  Ginvnlt  sich  in  dxs  Gewebe  einbohren:  es  ist  dies  die  SteHe,  w(i 
^B  ;iin  häutigsten  sogenannte  „r.-iKsehe  NVi-gi'"  ent.stchen.  Am  leichti'sten  üt)i'nvinden  die 
H  Katheter  mit  Mereii-rkrünnuiing  diese  Kiilirlieiikeit,  weil  bei  ihnen  eben  die  Spitze 
H  aufwfti"ts  gekrümmt  ist.  Ein  IvinistgrifT,  auoh  in  srhwierigen  Fallen  doch  richtig;  in 
^ft  in  die  Pars  membranaeea  biiicinziigolangen,  besteht  darin,  dass  man  den  Pationtou 
^P  aufstehen  lässt,  den  Penis  sehr  stark  dirert  nach  oben  anzieht  und  nun  einen  sehr 
^^  sanften,  aber  constanten  Druck  nach  unten  mit  der  S])itze  des  Instrumentes  ausübt: 
die  Spitze    ist  dann  gezwungen,    sich  im   [itdbnssack  aufwärts  zu  krümmen  und  tritt 

Idann  von  selbst  in  die  Oeffnung  ein  (Cauduiont):  doch  erheischt  die.s  Verfahren 
natürlich  grosse  Vorsicht  und  z.irte  Hand.  Ist  einmal  die  Pars  membranacea  er- 
reicht, so  gleitet  das  Instnnnent  nun  in  der  Rege!  ohne  Schwierigkeit  l)is  in  die 
Blase.  Nur  in  l'";llleii  von  Pnistatahypertrophie  kommt  es  jetzt  noch  gelegentlich 
zu  Schwierigkeiten  in  Folge  vors[tringeiHler  Lappen  oder  tasohenfflrmiger  Buchten, 
in  denen  die  Spitze  des  Katheters  sich  f:lngt;  auch  sie  werden  am  besten  durcli 
ilie  .Mercierkrüiimiung  überwunden. 
Kür  die  Einführung  der  Metallkatlieter  bedarf  es  einer  ganz  besonderen  Zart- 
heit und  Vorsicht:  die  Gefahr,  mit  diesen  starren,  gebogenen  Instnimenten  vom  prae- 
formirten  Wpge  abzuweichen  und  Verletzungen  der  Schleimhaut  herbeizuführen,  ist 
hier  noch  wesentlich  grüsser.  Sind  sie  auch  in  ihren  Krümmungsverhältnissen  dem 
anatomischen  Verlauf  der  Harnröhre  möglichst  genau  angepa.sst,  so  bef:"ihigt  sie  doch 
nur  eine  ganz  vorsichtige  Leitung,  diesem  Verlauf  wirklich  zu  folgen.  Der  schwierige, 
kritische  Punkt  liegt  anch  für  sie  beim  Eingänge  der  Pars  membranacea:  hier  ver- 
engert sich  das  Lumen,  hier  weicht  es  insofern  von  der  geraden  Axe  ab,  als  nur 
»an  der  obi'ren  Wand  der  Canal  weiter  führt,  hier  «'inllicli  beginnt  die  (ixe  Krümmung 
der  Urethra,  im  liogen  um  die  Symphyse  herum.  In  der  Regel  wird  die  sogenannte 
,,Tour  de  ventre"  gelehrt;    der  Arzt  steht    rechts  (oder  links)  vom  Patienten,    zieht 

Iden  Penis  stark  an,  sodass  er  beinahe  der  Bauchfl.lche  anliegt  und  führt  so  den 
Katheter  em,  bis  er  jenen  kritischen  Pnnkt  erreicht.  Dann  wird  der  Griff  des  Instru- 
ments erhohen  und  beschreibt  einen  grossen  Bogen,  bis  er  zwischen  den  Beinen  des 
Patienten  anlangt  —  dabei  tritt  der  Schnabel  nach  aufwärts  in  ilie  Pars  membranacea 
ein  unil  gleitet,  der  nun  folgenden  tiefen  Senkimg  des  Griffes  entsprechend,  durch 
die  hintere  Harnn'ihre  in  die  Blase.  Leider  ist  es  hierbei  oft  .sehr  schwer,  den  richtigen 
Punkt  zu  linden;  Ungeübte  machen  die  ge.schilderte  Bewegung  zu  früh  —  dann 
steninit  sich  die  Schnabelspitze  gegen  die  obere  Haniröhrenwand  —  oder  zu  spfit  — 
dann  drfmgt  sie  sich  in  das  lockere  Gewebe  des  Bnllnis  ein.  Für  Lehrzwecke  und 
in  schwierigen  Füllen  ist  es  daher  vorzuziehen,  die  Katheter  nicht  vom  Bauch  her, 
sondern  von  der  Seite  des  Patienten  —  etwa  in  der  Verlängenmg  der  gegenüber- 
liegenden Inguinal  falte  —  einzuführen.  In  dieser  Position  ist  der  Katheter  nur  bis 
genau  an  den  Bulhus  zu  bringen;  dort  stös-st  er  auf  Widerstand,  und  eben  dieser 
Widerstand  zeigt  an,  dass  man  am  kritischen  Punkte  angelangt  i.st.  Wendet  man 
den  Kathetergriff  jetzt,    ohne  die  Spitze  zurückzuziehen,    in  die  Mittellinie,    so  steht 

■  der  Schnabel  genau  an  der  richtigen  Stelle;  man  braucht  dann  nur  den  Griff  zu 
senken,  und  der  Sclmahrd  tritt  rir'htig  ein  (Demitour  de  raaitre).  Auf  demselben 
Princip  beniht  auch  die  eigentliche  Tour  de  maitri>,  bei  der  der  Katheter  in  der 
Korjjeraxe,  aber  vom  Fus.sende  des  Patienten  her  eingeführt  mnl  bei  Erreichung  des 
Bulbus  ilurch  rasche  Drehung  gewendet  wird.  Es  sollen  sich,  wie  schon  erwähnt, 
des  Metallk;itheters  nur  Geübtere  bedienen;  da  aber  mit  diesem  glatten  und  festen 
Instrumente  eine  viel  be.s.sere  (trientinmg  möglich  ist,  werden  die.se  oft  mit  ihrer 
Anwendung,  und  namentlich  mit  dicken  Calibem,  die  nicht  so  leicht  in  zufällige 
Taschen    und  Buchten    hineingernthen,    zum  Ziel    kommen,    wo    dem  Ungeübten  der 

»Catheterisnms  gänzlich  unmöglich  schien. 
Der  Catheterismus  der  weiblichen  Harnröhre  ist  wegen  der  Kürze  und  Geradheit 
dieses  Caiials  in  der  Regel  sehr  leicht.  Die  Harnröhre  mündet  zwischen  Clitoris 
und  oberer  Conunissur  der  Vagina;  man  kaim  sich  danach  schon  mit  dem  fühlenden 
Finger  orientiren  und  das  Instnnnent  im  Dunkeln  (unter  der  Bettdecke)  einführen. 
Anzurathen  ist  «lies  Verfahren  nicht,  da  hierbei  eine  Verunreinigung  mit  Bakterien 
au»  der  Vulva  kaum  zu  vermeiden  ist.  Wo  es  irgend  angeht,  mache  man  sich  die 
1"  Urethralöffnung  genau  zugänglich  und  reinige  dieselbe  vor  Einführung  des  Instru- 
^■meuts  mit  Sablimat-  oder  Karbolwnschungen  sorgfältigst. 

^B  0.  Liebreieh,  Encjklopuilie.     II.  Band.  ^ 


[K  ÄthPtPr 


770     — 


Meist  ist  PS  gestattcl,  den  gesiimmtüii  Blasf-ninhalt  nuf  ornn 
in  gewissen  Fallen,  n.imeutlich  von  Prostat.ihypt-Ttrophio,  in  ii 
stark  gefüllt  ist  und  sich  lange  Zeit  hindurcL  tliesejn  Füliuiig>i):u>>t.-uiii  inj 
ist  Vorsicht  nüthig:  hier  pflegt  die  brüske  Kiitieorung  von  Gnfi»« 
gefolgt  zu  werden  —  man  muss  in  der  ersten  Sitzung  sich  mit  ca.  ll 
gnügen  und  die  Blase  erst  sehr  allmählich  an  die  Entloorang  geirGhoeo. 

Wie  oft  man   in  Fällen  chronischer  Kelention,    also   z.  B.  beim  Retitil 
Prostatiker,    zu  kutheterisiren    hat,    hängt  vom   Einzelfall   ah;    oft    wirJ 
mals   am  Tage  nothwendig  sein,    andere  Male  genüget  es.    wenn  eiDnuiI 
besondere,  zur  Sicherung  der  Narhtmhe,  Abends,   clio    E\r  ■:  vorgm 

Es  kommt  nun  vor,  dass  auch  bei  dringendster  Indici  :  Calheter 

glückt;  dies  kann  einmal  der  Fall  sein  bei  sehr  engtm  Strirturru  —  dinn 
sich  begnügen,  wenigstens  eine  ganz  feine  filiforme  Bougic  einzufühiru, 
daim  der  Urin,  wenn  auch  sehr  langsam  abtropft.  I.)anu  aber  bieten  H; 
denen  schon  Versuche  des  Catheterismus  gemacht  sind,  die  also  /lari»« 
bluten,  ein  sehr  .schwieriges  Object.  Am  ehesten  gelingt  dann  noch  di» 
Kinführuug  dicker  Metallkathcter.  Schlägt  auch  sie  feliJ,  80  ist,  cbrns"  « 
erwähnten  Falle,  vor  all/.ulangen  Versuchen  zu  warnen  —  mit  Einfnld 
neuen  In.struiiients  steigt  die  Gefahr  der  Infection !  VielmeLr  wird  für  « 
die  supraiiubische  Blasenpunction  in  Betr.icht  kuninien,  die  mucIi  unter 
Tifter  wiederholt  werden  kann:  inzwischen  gewinnt  dif  Hani' 
Heilung  und  oft  gelingt  nach  kurzer  Frist  der  Cathcten- 
Nochmals  sei  für  diese  Fülle,  wie  für  alle  schwierigen  Falle  ul 
Versuchung  gewarnt,  irgend  eine  Gewalt  anzuwenden;  der  alle  S.i 
foire"  sei  nur  erwähnt,  um  .ille  Bestrebungen,  die  dabin  zielen,  ohraig* 
gewaltsam  zu  sprengen,  als  grobe  Kunstfehler  zu  brandniarkf>n. 


KantHChln,  C^\^  onlsteht  nach  Ilouclisrdit  bei   ilor  trockenen  D««tiU»tion  i" 
kHiiii  vuti  (iiesein    dtirrh  Ansfrivronlusen    {n    viner  KAlkniicboDg   bexw.    durch   r^ 

£>  bllilol  biii  —18"  ein«  weisso.  au8  Nadeln  bvttebpndc  Kr7it»Uni'"= '-•  ■ 

Mhmllit  und  bei  14,5°  eiedet,  unlOsliob  in  Was.<ier.  leicbt  litalish 

Das  KauUebin  Uimly's.  C]oB,o.  aua  der  iwiscben  MO  nnd  l' 
Wonnen,    ein    waa«>rhvlleK    Ool    tom    Sdp.    lil",    epec.  Oew.!  0,lv».-,     i-i    i,i.-iiinct 


!••  ( 


Ult      i>llM|4VI   I 


Kautschuk,  Federharz,  Gummi  elasticum,  findet  sich  in  Spuren  in  sehr 
uiclit  rillen  milcbsaftführondcn  Pflanzeu,  in  grösserer,  die  Gewinnung  Inbm-rdi^l 
lidi  in  r.iatichcn  Apocynaceen,  Artokarpeen,  Asklepiadaceen,    Eupb 
Sapoteen.      Die    wichtigsten    Ptammpllanzen    sind    zur    Zeit     die     i     , 
clastica  Pers.,    S.  brasilicnsis  Willd.,    die  Artokarpeen  Ficus    ci 
dica  L.,    Castilloa    elastica   und    die  Apofyuaceen    Urceola    »li 
gummifera  Lam.,  Ilancornia  speciosa  Gom.     Pas  Kautschuk    ' 
emulgirt  in  den  Milchsäften.    Je  nach  der  Darstellung  ist  das  I'rodu 
neben  dem  K.iutschukharzc  enthält  es  in  wechselnder  Menge  Eiweisa,  i  - 
forner  Holz,  Rindentheile  etc.    Es  wird  gereinigt,  indem  es  in  Fetzen  zer 
lösung  und  Wasser  gewaschen  wird.    Ein  reineres  Product  erhält  man,  w^uii 
in  Chloroform    durch  Alkohol   fällt.      Reines  Kautschuk    bildet    weisse, 
elastische  Massen;    das  Handelsproduct   ist  gelb-  bis   schwaribrauu.    Spec( 
Es  ist  unlöslich  in  Wasser  und   .Mkohol.    zum   Tlieil    löslich    in    Chloroform, 
Terpentinöl,    SohwefelkohlcnstofT,    am    besten    in    Kautscbuköl.      G' :   - 
ist  Kautschuk  sehr  widerstaiidsHihig,  wird  jedoeh  von  coucentrirter 
trirter  Salpetersäure  angegriffen.    Bei  mittlerer  Temperatur  Lst  esc., 
frische  Schnittflächen  auf  Druck  fest  aneinander  haften,    unUrr  0*   -j 
weichend,  Schmp.  ca.  120°.    Auch  durch  längere  Einwirkuns  i-.-,,,  f 
Sauerstoffaufnahme  spröde.     Reines  Kautschuk    soll  die  Z-. 
der  trockenen  Destillation    liefert    es    neben  Kohlenoxyd,     i. 
Butylcn    das  sogenannte  Kautschuköl,    ein  Gemenge  v<r>  ; 
denen  das  Isopren  bei  38,  das  Kautschin  bei  171  und  iil^   i. 

Wird  es  mit  Schwefelblumcn  durchknetet  und  kurze  Zeit  auf  i 
ein  Theil  des  Schwefels  chemisch  gebunden,  und  das  Product,  v  u  ! 
bleibt  auch  noch  bei  — 20"  und  .indcrcrseits  bei  +180°  eLv;t 
gegen  Lösungsmittel.  Dasselbe  Product  wird  erhalten,  wrnu  m 
Schwefel,  in  eine  erhitzte  Lösung  von  Kiinffach-Schwefelkaliuni 
Chlorschwefel  in  Schwefelkohlenstoff  taucht  Vulcanisirtes  Kaul.M 
gebundenen,  5 — 15  pCt  mechanisch    bcigcmcngton   Schwefel;    der   IcUMt  i***^ 


KclilkopfkranklioiteiiJ 


I 


Kochen  mit  Kali-  oder  Nalroolaugc,  durcli  Scliwefelkohlciistoff,  Ben/.ol  oder  Terpentinöl  ent- 
zogen werden.  Bei  sehr  langer  Aufliewahrung  oder  aiidaucrudcni  Erhitzen  wird  auch  vulcani- 
sirtes  Kautschuk  spröde,  weniger  leicht  wenn  ihm  der  überschüssige  Schwefel  entzogen  wurde 
—  Patentgummi.  Wird  dem  Kautschuk  hingegen  eine  grössere  Menge  Schwefel  einverleibt, 
so  entsteht  eine  bei  mittlerer  Temperatur  feste,  horoartige,  schwarze  Hasse,  das  Hart- 
gummi, Ebonit,  Vulcanit. 

Kautschuk  dient  unter  Anderem  als  Grundlage  für  .stark  klebende  Pflastermassen. 

Getih  Lkhon  ist  der  »rliUrtotr  Milchtall  »on  Ficu»  «crifor».  Amson  schwIrTlicIi-urMnn.  innon  urtron. 
Mehr  pürOx»,  torreiblloho  Huien.  bei  KcrinKcr  W&mip  knethur,  iiplU«r  blclirifc  »■^rdenil.  Sehrap.  ».  61)°.  (]ettli 
Lahi>,>  ifit  in  kaltpin  Alkohol  onlOdlictt.  in  hoissnni  Alkuhol  Inslieb  unter  Zurno1tl«K,>iQn(;  t?iner  t&hna  ^ttapercba- 
nhuliahcn  MiUise,  leicht  und  vollkoninion  inttlicll  in  Aether,  Clllorororm,  Beniol,  TfirpcntinOl. 

itotab  M«labe{}Ta  h**i.sst  der  einKCtrücknete  Milrhsaft  doa  gloiehnnmifceu  in  China  heimisohen  Uaumos. 
Sie  ist  d«r  r,ntta|M>rr.h>  ubnlicb,  rtw»«  klebrii;  und  gii'bt  mit  koehendem  W».<«er  ein«  klcbriifc  EinuUion,  konml 
in  IV'j-Z'i  mm  starken  BlUltehen  »or  und  dient  den  Chinesen  als  VerttUehunipimalfrlal  «r  auttapercha. 

HAASE. 


K«Tlar  ist  der  in  der  Regel  eingesalzene  Kogen  der  Störe,  Acoipenser*  sturio.  Man  unterscheidet 
den  grossköniigeren  und  wohlschmeckenderen  Astrachan-  von  dem  Eibkaviar.  Ungesalzen  ist 
er  von  feinerem  Geschmack,  aber  weniger  haltbar.  Mittlerer  Gehalt:  Wasser  44,  Eiweiss  31, 
Fett  16.  E.xtractivstoffe  knapp  2,  Mineralsalze  7pCt.;    von   den  Salzen  entstammen  ä— 6  pCt. 

Idem  zugefügten  Chlornatrium.  Sein  hoher  Eiweiss-  und  Fettgehalt  stempelt  ihn  zu  einem 
übrigens  appetitanregenden  Nahrungsmittel.  Durch  seine  leichte  Verdaulichkeit  wird  er  selbst 
Mdgcnleideoden  uud  Keconvalescenten  bekömmlich 


JfTNK. 


Kefir  ist  ein,  wie  der  Kumrs.  durch  alkoholische  Gähning  aus  der  Milch  gewonnenes  Getränk. 
Zur  Herstellung  desselben  verwendet  man  die  Kefirkörner,  welche  ein  Conglomerat  von  Hefe- 
zellen und  Stabchenbaktcricn  (Dispora  caucasica)  sind  und  welche  einen  Thcil  des  Zuckers 
in  Kohlensäure  und  Alkohol,  einen  anderen  in  Milchsäure,  einen  Theil  de:)  Eiweisses  in  Pepton 
umwandeln.  Kefir  aus  Kubmilch  nach  24stündiger  Gabrung  cuthalt  etwa  3,8  p(?t.  Eiweiss- 
stoffe  und  Pepton,  2  Fett,  3  Zucker,  0,8  Alkohol,  0,9  Milchsäure,  0,4  pCt.  Kohlensäure,  ist 
also  ärmer  an  .Alkohol  und  Kohlensäure,  als  Kumys  von  gleich  langer  Gährung.  Er  wird  im 
.Allgemeinen  etwas  besser  vertragen,  erzeugt  weniger  leicht  Durchfall.  Seine  Wirkung  ist 
diejenige  eines  Nutriens  und  Stimulans;  doch  steht  er  al.t  letzteres  wegen  seines  geringeren 
Alkoholgehaltes  hinter  Kumys  zurück.  Indicirt  und  contraindicirt  ist  er  in  denselben  Leiden, 
wie  letzterer.  Man  beginnt  mit  einer  Fla^icbc  pro  die  und  steigt  allmählich  bis  zu  drei 
Flaschen;  wenn  Widerwille  sich  einstellt,  macht  man  eine  Woche  Pause. 

ÜFPEULANN. 

Ki-hlkopfkrnnkhpitoii.  DiT  Knh ikopf.ibscess,  ahscessus  I.iryngis,  entwickelt  sich 
au.s  eigener  circuniscripter  suliniticöscr  Kiit/.iiiuiuiifc  oiter  aus  Porichonilritis  eines  Kehi- 
kopfkiiorpels.  l>ie  Behariiilung  mu.ss  in  iiiöglichst  frühzeitiger  rhirurgischer  Kr- 
öfTininf;  de.s  Absce.sses  bestehen.  Diese  geseliieht  unter  Leitung  des  Spiegel.«  mit  einem 

»Kehlknpfmesser.  Die  Art  des  Schiiitttuhrung  h.lngt  von  dem  Sitz  des  Abseesses  ab. 
Bei  Absce!>sen  an  der  laryngealen  Seite  der  Kpiglottis  wähle  man  ein  geknöpftes 
Me!<,sor  mit  der  Schneide  nacli  vom,  bei  Abscessen  der  Pars  interarjtaonoidea  ein 
solches    mit    der  Sehneide    nach    hinton    gerichtet,    an    den    übrigen  Stellen   ist  da.s 

RLanzeunie.sser  vorzuziehen.  Nach  der  Entleerung  des  Eiters  tritt  in  den  meisten 
Fällen  ohne  weitere  Nachbehandhing  Heilung  ein;  nur  bei  den  Absces.sen,  die  aus 
einer  Perichondritis  sii-h  entwickeln,  hängt  der  weitere  Verlauf  und  die  entsprechende 
Behandlung  von  dem  zu  Grunde  liegenden  Leiden,  Tuberculose,  Syphilis,  acuten  Infec- 

Itionskraiikheiten,  wie  Tvjjhus,  VarioLi,  ab.  Kommt  es  zur  Geschwiirsbildung,  sei  es 
auf  dyskr.xsischcm  Boden,  sei  es,  dass  Nekroiäe  der  Knnrjiel  vorhanden  ist,  so  wird 
man  neben  der  BehaiKllung  des  Grundleidens  die  Schmerzen  durch  r'in.selungeii  mit 
5 — lOproc.  Cocain löaung  oder  3  proc.  Morphiumlösung  in  Verbindung  mit  einer 
lOproc.  Karbulglycerinlösimg  zu  lindern  suchen.  Nebenher  kann  man  ein  oder 
mehrere  Male  des  Tages  desinticirende  und  anaesthesirende  Substanzen,  Jodoform, 
Jodol,  Dennatol,  Orthoforni,  Antipyrin,  einblasen.  Ist  die  En'ttTnung  des  Abseesses 
nicht  möglich  oder  der  Erfolg  in  Bezng  auf  den  N.ichlass  der  Athenmoth  ungenügenil, 
so  zögere  man  nicht,  prophylaktisch  die  Tracheotomie  zu  machen.  Die  Anaemie 
der  Kehlkopfsclileimhant  ist  Theilerscheinung  einer  fehlerhaften  Blutmischung,  wird 
demnach  bei  allgerneiiii'r  Aii.'iemie,  Chlorose,  Leukaeinie,  perniciöser  Anaemie,  nach 
^L  starken  Blutverlusten,  in  der  Keconvalc-sccnz.  bei  Krankheiten,  die  mit  Verarmung  der 
B  Gesammtbliitmassc  und  Kache.vien,  wie  Tuberculose,  Carcinose  einhergeheu,  beobachtet. 
Die  Behandlung  fällt  mit  der  (inmdkrankheit  zusammen  und  verspricht  nur  Erfolg, 
wenn  das  Aligenieinleiden  heilbar  ist.  Bei  abnonnen  Sensationen  im  Kehlkopf  thul 
oft  die  EinpulveruDg  voo  Antipyrin  gute  Dienste. 

49» 


W«WW»S«M» 


liehen  Ernülirung.     Am  zweck  massigsten   geschieht    dies  mittelst  der  Se 
(legen  die  Anaesthesie  selbst  ist  die  Elektricität  in  beiden  Stromartsn; ' 
Mittel.     Man  verwende  eine  Doppelelektrode  in  der  Art,  duss  brid«: 
Sinus  pyriforniis  zu  liegen  kommen  und  drflcke  sie  gegeu  <i;is  l^igaiti 

cpiglotticum,  in  dem  der  Nervus  Inryiigeus  superior  verlauft,    an  ode   

sonders  bei  einseitiger  Affection,  den  einen  Pol  in  den  Siuus  pyriforniis  dcrc 
Seite,  den  andern  :in  den  oberen  Theil  des  Sternuins. 

Von  Mcdicunienten  wird,  allerdings  ohne  weseiitlirhfn  Nutzen,  il» 
sulicutini  empfohlen  in  der  Dosis  von  ü,<)Oö  bei  Erwachsenen  steigend  Itis 
innerlich  Tiiictur.i  seminis  Strychni  ilreimal  tflglich   5 — 10  Trtipfen. 

Kehlkopfblutung.      Geringfügige    Blutungen    aus  dem   Kehlkopf  mj 
Katarrhen  sehwinden  spontan.    Ein  Gleiches  gilt  von  den    leichten  Btiitu 
freie  Oberfläche    und    den  Ecchymosen,    die    bei   Keu<'hhusten    oder   N 
strengung  der  Stimme  durch  Schreien  und  Singen,   im   Verlaufe   von  Tho 
cation,  Scorbut,  Morbus  maculosus  Vp'erlhofii,  bei  Haemophiliv,  Variola  ha 
Leukaemie,  Typhus  beobachtet  werden. 

Beträchtlichere    Blutungen  kommen    vor  bei  tiefen  Verletzungen 
ausnahmsweise  bei  endolar>  ngealen  Operationen.   CurpUeinent,    ferne 
tosen    und    specitischen  l'lcorationen.      Die    Behandlung    erfordert   Ruhn 
Organs,    kalte  Umschläge  um    den  Hals  in  Form   der  Ki.scrriv.nttc,    Ei 
Adstringentien,  .Mann,  Tannin,  in  den  Kehlkopf  oder  Inhalation  der 
Wege.      Stfirkere  ßliitiingen    ins  submucöse  Gewebe  erzeufjen    2uw» 
nungeu  der  Glottisstenose.      Hier  zögere  man  nicht,    die  Trachfoton 

K e h  I  k  o p f h y  p e r ae m  i e  entsteht  hauptsächlich  durch  üeb<  .■ 
active  Hyperaemie,  oder  in  Folge  v«n  Erkrankungen,  il 
ungcn  im  Blutkreislauf  Veranlassung  geben,  Emiihysoni,  K' 
eine  locale  Störung  im  Blutlauf  bewirken,  besonders  diu-ch  < 
auf  den  Kehlkopf  drücken,  forcirte  Exspiration,  krampf  halif  Hu.siriu 
Hyperaemie.  Die  active  Hyper.ieniie  schwindet  meist  .spontan  mit  dct 
schädigenden  Ursache.  I'rciphylaktisoli  ratho  man  Personon,  die  berufamlsti^l 
organ  brauchen,  und  leicht  zu  Hyperaoniieii  neigen,  haushllteriscb 
Stimniorgan  umzugehen,  nach  jeder  Anstrengiuig  dem  Kehlkopf  durefc 
Schweigen  Hube  zu  gönnen  und  jede  Reizung  desselben  durch  Staub  odffj 
vermeiden.  Bei  der  i)3.ssiven  Hyperaemie  hangt  die  Bc8senmg  oder 
dem  Aufhören  der  Stauungsursache  ab. 

Kehlkopfliyperaesthesie   ist  nur   dann  als  pathologisch  za  bwe 
auf  nn'nimale  Heize  Keactionen  in  abnormer  Stürke,  Krampf  husten,  hnot 
Anfälle  auftreten,    oder  wenn  Personen  grosse  Enii>findlii-bkctt  itif  H'-^f" 
denen    sie    früher    unbeeiuflusst    blieben.     Mci^t    lif'L't    il 


[Kehlkopf  krankhcitcn 


—     773     — 


Kehlkopf  kraiikliciteii] 


I 


empfohlen.  Pinselungen  mit  fncain  wirken  stets  nur  für  wenige  Minuten.  Auch  die 
Üpiate,  innerlich  oder  local,  bleiben  meist  ohne  Krfolg  und  sind  auch  wegen  der 
Gefahr  des  Morphinismus  zu  widerrnthen.  Ist  Larynxkatarrh  vorbanden,  so  applicire 
man  Adstringentien,  besonders  li'icbtp  HöilcnstcinlOsiingen,  2 — 4  pCt..  versäunio  aber 
nicht  die  Allgemi'inbebandlung.  .Maiii'hmal  Ici.stet  auch  die  feuchte  Wärme  in  Gestalt 
von  alle  2  Minutfn  gewechselten  heissen  Compressen  von  halbstündiger  Dauer  gute 
Dienste.  Die  Kälte  wird  dagegen  schlecht  vertragen.  Von  der  Anwendimg  des  con- 
stanti'ii  Stroms  ist  besonders  bei  den  Hyiieralgt'sien  ein  Erfolg  bcobaciitet  worden. 
Symptomatisch  als  Bcnihiginigsniittel  (!mpfi(4ilt  Schrötter  das  Hineinhalten  von 
kaltem  \Va.sser  in  den  l'liarynx,  ferner  auch  eine  Mischung  von  Chloroform,  Spiritus 
vini  g;il!ici  ü  50,(i,  Tinrttira  Laudani  5,0,  davon  ein  KafTcelOffcl  in  so  viel  Wasser  ge- 
löst, als  der  Tatieiit  zur  einmaligen  Procodur  des  HtneiiibaUens  in  den  Pharynx  bedarf. 

Kehlkupfgcschwiilste.  1.  Gutartige  Neubildungen,  am  häufigsten  Fi- 
brome, Papillome,  seltener  Cysten,  Lipome,  Myxome,  Ecchoadrome.  Die  Störungen 
der  Stimme  und  Athnmng  hängen  von  ihrem  Sitz  und  ihrem  l'mf.-ing  ab.  Die  Be- 
handlung kann  nur  eine  operative  sein.  Dabei  kommt  in  Betracht:  1.  Unter 
welchen  Umständen  kann  von  tler  0|ieration  abgesehen  werden?  2.  Was  hat  zu  ge- 
schehen, wenn  liie  n|K'ratioii  aus  irgend  einem  Grunde  nicht  ausführbar  oder  wemi 
die  für  notliwciidig  erk.innti-  Ojienition  verweigert  wird?  .'1.  Nach  welchen  Gesichts- 
punkten sind  die  vcc^cliiedeiien  Operationsmethoden  zu  wählen?  4.  Welche  N.ich- 
theile  küiinen  sich  dabr^i   für  d.is  Leben  «der  die  Fntictiooen  einstellen? 

S()ontanes  Scliwindeii  kleiner  Neubildungen  an  eleu  Stinmibändern  geschieht  nur 
ausnahmsweis«!.  Manche  Neubildungen  verursachen  indess  so  geringe  Beschwerden 
und  zeigen  so  geringe  Tendenz  zuzitnehtnen,  diiss  man  bei  operationsscheuen  nament- 
lich jungen  Personen  von  ihrer  Entfernung  vorläufig  absehen  kaim.  Dies  gilt  be- 
sonders für  die  sogen.innteti  Kntzündutigs-  oder  Sängerknötchen,  welche  übrigens  nicht 
selten  von  selbst  schwinden.  Dagegen  ist  bei  Neubildungen,  welche  die  Kespii-ation 
behindern,  die  Operation  dringend  .'niziiratbeii,  weil  durch  rasches  Wachsen  der  Ge- 
schwulst oder  intercurrente  Krankheit  die  Atheninoth  gefährlich  werden  kann. 

Ist  die  Operatioti  nicht  ausführbar  oder  sind  Hrsebeiimngen  drohender  SufTocation 
vorhatiden,  sd  wird  v<u'  der  Hadicilnperation  zunächst  die  Traeheotomie  vorzunehmeu 
sein,  lue  iiperativo  Entfernung  kann  entweder  endolai'vngeal  oder  durch  künstliche 
Eröffnung  der  Larynxhiihle  von  Aus.sen  erfolgen. 

a)  Die  endolanngealen  Operationsmethoden.  Mau  überzeuge  sich  durch  Unter- 
suchung mit  tiem  Kehlkopfspiegel  und  Einführung  einer  Sonde,  da-ss  der  Kranke  ruhig 
zu  athmen  versteht,  dass  auch  die  anatomischen  Verhältnisse  in  der  Mund-  und 
Rachenlifdile  kein  Hindemiss  abgeben.  Bei  stark  gewcdbter  Zimge  lasse  man  das 
Hervorstrecken  und  Festhalten  derselben  viele  Wale  am  Tage  üben.  Bei  langer  Uvula 
genügt  die  V'envendung  eines  grossen  Spiegels.  Hypertrophische  Tonsillen  bilden 
nur  selten  ein  enistes  Hindemiss,  eventuell  sind  dieselben  zu  entfernen.  Bei  stark  nach 
hinten  geneigter  Epiglottis  ist  es  rathsam,  falls  die  einfachen  Hilfsmittel,  Intonation 
eines  ,.h.ae"  in  der  Fistel  oder  eines  „hi"  nicht  zum  Ziel  führen,  das  für  die 
Operation  zu  benützende  Instrument  der  Art  zu  krümmen,  um  mit  iliesem  den  Kehl- 
deckel zu  beben;  nur  selten  wird  man  eines  besonderen  Kehldeckelhebers  bedürfen. 
Obgleich  wir  im  Cocain  ein  souveraenes  Mittel  besitzen,  die  Schleimhaut  des 
Kachens  und  des  Ke)iIkoi)fs  anaesthetisch  zu  machen,  empfiehlt  es  sich,  wenn  keine 
Gefahr  im  Verzuge  ist,  mehrere  Tage  vor  der  Operation  i>— 10  Minuten  täglich  ver- 
mittelst Sondining  des  Kehlkopfs  den  Kranken  für  die  Einführung  des  Instruments 
vorzubereiten.  Hat  man  sich  überzeugt,  dass  der  Kranke  auch  bei  Einführung  der 
Sonde  ruhig  weiter  zu  athmen  versteht,  die  Zunge  in  zweckentsprechender  Weise 
festhält,  dann  sclu-eitet  man  zur  Cocainisiruug  des  Kehlkopfs.  Man  applicirt  ver- 
mittels Wattepin,sels  eine  2(Jproc.  Coc.ilnlösung  auf  die  Schleimhaut  des  Kehlkopfs; 
es  müssen  hierbei  alle  Theile  von  der  Lösung  betroffen  werden.  Die  Anaestbwio 
tritt  nach  3 — ö  Minuten  ein  und  giebt  sich  subjectiv  durch  das  Gefühl  der  Steifigkeit 
und  eines  Fremdkörpers  im  Halse  zu  erkeimen.  Ueberzeugt  man  sich,  dass  die  An- 
aesthesie  noch  keine  vollständige  ist,  so  wiederholt  man  ein-  oder  zweimal  die 
Pinselung.  Die  Kachensch leimhaut  braucht  man  nur  dann  zu  cocatnisiren,  wenn  sie 
besonders  empfindlich  ist,  es  genügt  eine  lOproc.  Lösung.  Die  endol.iryngejile  Ent- 
^BBung  von  Kehlkopfgcschwülsten  geschieht  entweder  durch  schneidende,  ({uetsclicnde, 


[KplilkopfkrankneuMi 


—     774     — 


Kehlkopf 


abreissiMulp,    abschnüreiuln    Iti.struni«*nte    niler    iliirdi  Actzung.     Als    iii  tiiifiiikinli  W 
struiueuto  benutzen  wir  Messer,  sclineideodi»  Zangen,  Guillotine. 

Zum  Ausreissen  oder  Abreissen  bedienen  wjr  uns  j)iiic<'ttoiiartij!;<*r  Instnuiysit 
oder  besser  noch  der  KelUkopfzangen.  Die  Methode  lindet  ihre  Vcnvpndnag  l*s 
weichen,  breitaufsitzenden  Geschwülsten.  Das  Abschnüren  geschieht  vcrmitt«!^  4ir 
kaiton  Drahtschlinge  bei  Neubildungen  von  nicht  zu  grossem  Umfange,  die  eiitw«*r 
gestielt  sind  oder  zapfcnartig  in  das  KehlkopHumen  hineinragen.  Die  galvanokaiotixi* 
Glühschlinge  bietet  keinen  Vortheil.  Die  Aetzung  findet  nur  «.'iiio  .sehr  bracknakk 
Anwendung,  meist  nur  bei  kleinen  Knötchen  an  den  Stimmbändern  oder  an  Pol;|»' 
resten.  Die  Aetzung  erfolgt  entweder  durch  Chromsäure,  die  an  eine  Silbersaode  »- 
geschmolzen  wird,  oder  mit  einem  galvanokaustischen  Brenner. 

b)  Zur  Kntfeniung  von  Geschwülsten  durch  eine  künstlich  gcschafftüie  KitiHiwir 
öfTnimg  wird  man  nur  dann  seine  Zuflucht  nehmen,  wenn  die  endolHryngMle  B0 
femung  nicht  ausführbar  ist  und  gleichzeitig  beträchtliche  Fuuction.s.«>t4inmgCA,  «» 
hochgradige  Dyspnoe  und  .Aphonie,  vorhanden  sind.  Es  kommen  hier  hinpWifMiri 
multiple  Papillome  bei  Kindern  in  Betracht,  .le  nach  dem  Sitz  luid  der  AwtMmae 
der  Ge.schwulstmassen  wird  entweder  die  totale  oder  partielle  Spaltung  d«a  Sdn» 
knorpela  in  der  Medianlinie  ausgeführt.  Subchordale  Tumoren,  dir>  per  oa  nidit  b 
erreichen  .sind,    kfinnen  durch    die  Larj'ngotomia  subthyreoidea  entfernt   wmlen. 

2.  Bösartige  Geschwülste:  Sarkome  und  Carcinome.  Die  endnlnr^ugf^ale  Enir 
pation  maligner  (ie.schwülste  kann  nur  in  den  seltensten  Fällen  mit  Erfolg  verariJ 
werden,  weil  oft  genug  der  krankhafte  Procoss  eine  grössere  Ausdehnung  bat.  ie 
der  Spiegelbefund  glauben  lässt  und  man  daher  niemals  sicher  ist,  alias  KraaUiilfc 
zu  entfernen.  Am  ehesten  verspricht  die  Methode  noch  einen  Erfolg  beim  SaiiM, 
zumal  wenn  das-selbe  einen  scharf  begrenzten  Tumor  darstellt.  Ebenso  unzu\vrlS*ä 
ist  die  (»Iteration  durch  eine  künstlich  gebildete  Kehlkopfsöflnung;  nllenfalis  kann  «Jj» 
carcinoniatöse  Epiglottis,  sofern  der  Process  sich  nicht  tiefer  erstreckt,  nack  Ab- 
führung der  Pharyngotomia  .subhyoidea  exstirpirt  werden.  ALs  eigentlich« 
Operation  maligner  Ge.schwülste  des  Kehlkopfs  ist  die  Hxstirpatioa  de 
kopfs  anzusehen.  Die  bisher  vorliegenden  Krfahnuigen  über  die  Totalex«' 
lauten  jetzt  weit  günstiger,  als  noch  vor  wenigen  .lahren.  Wenn  man  in 
zieht,  dass  der  Zustand,  in  dem  sich  solche  Kranken  befinden,  ein  tnwtlMfr 
dass  die  Dysphagie,  von  der  sie  schon  nach  kurzer  Zeit  ergriffen  werden,  wag|<a 
mangelhaften  Ernährung  das  Lebensende  beschleunigt,  dxss  die  oft  drobeode 
stickungsgefahr  ohnedies  die  Tracheotoraio  nothwcndig  macht,  so  wird  man  t^ 
Radicaloperation  nur  anrathen  können.  Die  günstigsten  Aussichten  _ 
Aber  selbst  bei  Carcinomen,  welche  die  Grenzen  des  Kehlkopfs  u 
oder  von  den  Nachbartheilen  in  denselben  hineingewuchert  sind,  bei  ^ 

geächwülsten  am  Halse  ist  die  Operation  indicirt.     Sclbstverstäiidlicb  ü.;   ...«-:.- 

seste  Technik  nothwendig.     Dieselbe  besteht    in   iler  prophylaktischen  RoaectiOB  <W 
Trachea    (Gluck    und    Zeller)    und    der  Anwendung    Trendelpnl>arg 'scher  Tam[ 
canflien,    in  der  Oesophagus-    und    Pharynxschleimhaut-Ktagennaht    (Barden heue 
Poppert),  in  der  Pliaryngo-  und  Oesophagoplastik  (v.  Hacker,  Hohiv  t» 

sorgfältigen  Tamponado  des  intermediären  Wundraumes  (Schüller), 
peinlich  genauen  Nachbehandlung  mid  Ernährung.     Die  theilwei.se  E&Ntirp^ioa  odtr 
Kesection  des  Kehlkopfs,  die  eine  weniger  eingreifende  i  ti><-rT»tioii  ist    und    auch  cn 
gflnstigeres  phonetisches  Resultat    giebt,    ist    aber  nur  w  '.    wciin    man  »oll- 

ständig sicher  int,    d-iäs    die  carcinoniatöse  Intiltratinn    \'  ^    ta  )N!*4>ili|^  iM. 

Ist  die  Exstirpation  nicht  ausführbar  oder  wird  sie  verweigert,  so  tritt  dir  sy»- 
ptomatiache  Behandlung  in  ihr  Recht.  Fängt  die  Ke.spiration  au  durch  die  ätnina 
beeinträchtigt  zu  werden,  so  mache  man  die  Tracheotomie,  man  mache  si«  üdm 
frühzeitig,  noch  bevor  das  Allgemeinbefinden  durch  die  Dyspnoe  gelitten  hat.  Gtfia 
die  Dysphagie  sind  wir  fast  machtlos.  Ist  die  Deglutition  sehr  erschwert  oder  ftnt 
unmöglich,  so  niiuw  der  Kr.-uike  ent\veder  durch  die  Sihlund-.  '  '  r  darrli  natri 
tivc    Klystiere    ernährt    werden.      Die  Schmemen    weriicn    «b:  damniirMi   »«• 

Moqihium,    0,015 — 0,02  zu  gleichen  Theilen  mit  Sacdiaruin   1— JmaJ  «J«'' 

Orthofonn  gelindert.     Man  kann  auch  statt  deoseu  riii"  halbe  8tiin»fe  'ijÜ 

leiten    eine    subcutane    Morphiumeinspritzung  am  H 

Kehlkopfgeschwüre,    Laryngitis  ulcero«.T 
köpf  kommen,  wenn  wir  von    den  Eit)8ionon  absebea|   die  ia«eil«n  il> 


[ehikopfkraiiklipitpn 


775 


Kehlkopf  krankheitcnj 


I 


I 
I 

I 


Katarrh  begleiten,  wohl  :iusn;ihiii.ski.s  nur  auf  dyskrasiseht'in  oder  iiifwtiilsem  Bodon 
vor  und  gehnn  iiinist  aus  einer  specitisch-tuberculösen,  syphilitischen,  krebsigen, 
ii.'pri'ispii,  lupOsoii  liililtrntiou  hervor.  Die  Behandlung  wird  sieh  nach  der  Gninil- 
krankhi'it  zu  richten  haben.  Geschwüre  im  Verlaufe  der  acuten  Infectionskrank- 
lieiten,  TyphiLS,  l'neuuiunie,  heilen  meist  spontan  in  der  Keconvalescenz,  wenn  die 
Kräfte  des  Kranken  sich  heben.  (Jreift  der  Proccss,  wie  zuweilen  beim  TyphiLs,  auf 
das  Perichoudrium  und  die  Knorpel  über,  so  wird  man  die  Tracheotomie  nicht  um- 
gehen kijnnen.  Man  wird  hierdnn-h  einerseits  der  drohenden  Erstickungsgefahr  vor- 
beugen, andererseits,  indem  man  den  Kehlkopf  in  Ruhezustand  bringt,  den  Heilungs- 
vorgang fijrdcni.  Geg(Mi  syphilitische  (iescinvflre  steht  die  allgemeine  Behandlung 
in  erster  Keihe;  nebenher  können  Tinselungen  mit  .lod-.lotlkaliliKSungen  oder  Argeutum 
nitricum-ljösungen  (8—6 — 10  pCt.)  oder  auch  Kinblasungen  mit  .lodoforni  vorgenom- 
men werden.  Tiiberculöse  Geschwüre  sind  mit  .Milchsäure,  Karbolglycenn,  .lodoforni  oder 
Jodol  zu  behandeln,  in  geeigneten  Füllen  i.sl  das  Curettemeiit  auszuführen.  Hei 
Lupus  sind  energische  Aetzungen  mit  .lodtinctur  oder  concentrirten  Hrdlensteinbisungen 
von  Nutzen.  Gegen  die  circinoiiiatiisen  und  leprösen  Ulcerationen  i.st  locale  Therapie 
machtlos.  In  solchen  Fällen,  ebenso  wie  bei  allen  mit  heftigen  Sclimerzen  verbun- 
denen Geschwüren  empfehlen  sich  Pinselungen  mit  narkotischen  Lösungen,  vor  allem 
Morphium  0,.'?  auf  1(J,()  (ilycerin,  oder  auch  Fiinblasungen  von  Orthoform,  das  sich 
gerade  bei  geschwürigeü  Processen  sehr  bewährt  hat,  da  es  bäulig  auf  viele  Stunden 
die  Kranken  von  ihren  Schmerzen  befreit.  j.  oottstein-U'blinski. 

Kehlkopf-Tuberculose  zeigt  sich  in  vier  Formen,  die  aber  auch  in  ver- 
schiedenen Verbindungen  vorkonuncn  können.  Die  häufigste  Form  ist  die 
Infiltration.  8ie  findet  sich  in  der  Regel  zuerst  an  der  Hintenvand  und  den 
aryepiglottischeri  F'alten,  oder  auch  an  den  Slimniüppeu.  Fitst  ebenso  häutig 
.sind  die  Geschwüre,  theils  oberflächliche,  theils  tiefe.  Erstere  trifft  man  be- 
sonders an  den  mit  Pflasterepithel  versehenen  Stellen,  letztere  mehr  an  den  mit 
Cylinderepithel  bekleideten  und  drüsenreichen  Stellen.  Die  dritte  Form  Ist  die  tu- 
morige, die  wir  meistens  an  den  StimmlippiMi  und  an  den  Taschenlippeu  beob- 
achten. l>ie  vierte  Form  ist  die  miliare,  die  man  als  Theilerscheinung  der  allgcj- 
nieinen  miliaren  Tiiberculose  oder  als  Resorptionserscheinung  von  ben.achbarten  er- 
krankten Stellen  anziisehiMi  hat.  l)ie  ersten  drei  Formen  sind  durch  F.inwandennig 
von  aussen  durch  das  unverletzte  Fpithel  oder  durch  Lücken  desselben,  besonders 
auch  in  den  Ansführungsgängen  der  acinösen  Drüsen  entstrinden,  die  nn'liare  Form 
verbreitet  sich  dagegiMi  auf  dem  Wege  der  Blut-  oder  Lvniplibalmen.  l>ie  ersten 
drei  Formen  sind  fast  immer  secundär  von  einer  gleichartigen  Erkrankung  der 
Lungen  veranlasst,  nur  in  seltenen  Fällen  sind  sie  primär  oder  wenigstens  ohne 
nachweisbare  Erkrankung  der  Lunge  vorhanden.  Die  primären  Erkrankungen  treten 
am  häutigsten  in  der  Form  des  Tumors  auf.  Die  primäre  Kehlkopf-Tid)erculose  kann 
jahrelang  das  einzige  Zeichen  der  Infection  sein.  Zu  den  vorhin  genannten  drei 
Foniien  kaim  sich  auch  noch  eine  Perichondritis  hinzugesellen,  indem  die  Strepto- 
kokken durch  das  tuberculöse  Geschwür  oder  von  der  Infiltration  aus  in  die  Tiefe 
wanden).  Aus  der  Verbindung  dieser  vier  Formen  unter  sich  oder  mit  der  Perichondritis 
kömien  sehr  verschiedene  Spiegelbilder  entstehen,  die  alter  meistens  so  charak- 
toristi.sch  sind,  dass  man  aus  ihnen  .schon  ilie  Diagnose  machen  kann.  Bestätigt 
wird  diese  in  den  secundären  Fällen  durch  den  Befund  an  den  Lungen,  oder  durch 
den  Nachweis  von  Tuherkelliaeilleii,  wenn  Au.swurf  vorhanden  ist.  Bei  der  Tumor- 
fonn  oder  in  sonst  zweifelhaften  Fällen  entscheidet  die  mikroskopische  Untersuchung 
eines  Probe.stückchens.  Auch  bei  <ier  primären  Kehlkopf-Tuberculose  werden  schliess- 
lich die  Lungen  ergriffen;  meistens  stirbt  der  Kranke  an  dem  Fortschreiten  dieser 
Lnngenerkrankung,  in  selteneren  Fällen  an  der  verminderten  Nahnmgsanfnahme  in 
F'olge  der  l>ysph:igie  oder  an  Aspirationspneumonie  durch  den  mangelhaften  Ver- 
schluss des  Kehlkopfs  bei  hochgradiger  Erkr.inkung  desselben. 

Die  Laryngitis  tuberculosa  kann  heilen,  sowohl  spontan  bei  anhaltender  Bessc- 
nmg  des  Lungonzastandes  oder  durch  Kunsthülfe,  indem  man  die  tuberculöscn  er- 
krankten Stellen  n.ich    chirurgi.schen  lirundsätzen  zerstört  oder  wegnimmt. 

Die  Behandlung  der  bei  VVeiteni  häutigeren  secundären  Fälle  hat  vor  Allem  die 
Erkrankung  fier  Lunge  im  Auge  zu  halten.  Bei  der  Auswahl  von  Kurorten  hat  man 
noch  mehr  als  iu  Fällen  von  Tuberculöse*  der  Lungen  Rücksicht  auf  staubfreie  und 


[Kehlkopf  kranklipitcii 


—     77ß     — 


Kehlkopfkranklifitoi 


inclit  zu  trorkenc  PläUf  zulegen,  wi>shalb  auch  die  hoch.Upiiien  Kun'  r  ß«-e 

nicht  so  gcwgnft  sind,  so  sehr  sie  für  die  uncomplicirte  Lungf-nork  >  ihmti 

Als  geeignete  Kurorte  für  solche  Kranke  sind   zu    nennen:    als    V  it„  g 

Mitteldeutschlnnd  gelegenen  Anstalten :  riilkenstein,  liohenhoniief,  1.«  "iWtbk^ 

grün,  Andreasberg,  St.  Ul.iAlen,  Badenweiler,  Meran,  Areo,  Gardoiie-Hivirra,  Vcm^ 
Ajaecio,  Capri,  allenfalls  Ner>i,  I'au;  im  Sommer  werden  sich  alle  in  waldigw  Ge- 
gend gelegenen  Orte  mit  alkalischen  oder  alkalisch-erdigen  Quellen  eignen,  «rir  8*4« 
am  Taunus,  Lippspringe,  luselbad  bei  l'aderborn,  Obersalibrunn,  Teiitacli,  Stmiaäi 
und  Kms;  Weissenburg  oder  Lenk  in  der  Schweiz  und  Contrexe%-ille  in  FnaknM. 
Natürlich  darf  in  den  meisten  Fallen  auch  wahrend  dieser  Kuren  die  örtiklr  ~ 
haiidlmig  nicht  unterlassen  werden.  Während  der  Ortlichen  Behandlung  iitki 
schiedene  diaetetische  Vorschriften  von  Wichtigkeit,  so  besonders  die  Abhahmg 
Reize  von  den  geschwürigen  Stimnilippen.  Ära  Besten  ist  »^  in  nllm  «ä 
m:iaN8en  erlieblich  erkrankten  Fällen,  den  Kr:uiken  nur  schriftli. 
statten  und  bei  der  Nahrung  alles  Heizende,  wie  heisse  Speisen  tu  ,       -' 

iiewürzc,  unreine  Luft,  Tabak  etc.  vermeiden  zu  lassen. 

Als  mildeste  örtliche  Behandlung,  die  auch  bei  den  obeHlachlirhea  Giarbwini 
oft  genügt,  sind  die  Kinathmungen  von  BaLsamum  peruvianum,  2  Theilo  auf  1  TU 
Spiritus  villi,  10  bis  "20  Tropfen  auf  kochendes  Wasser  geschüttet  und  dorck  tua 
1  ni  langen  f'apiertrichter  eingeathniet,  anzusehen.  Statt  des  Balsams  wcnicn  t«ii  » 
deren  Seiten  Einathmungen  zerstilubtor  Lösungen  von  Menthol  aij'  !'  ji'o'tVs 

Wirksamer  sind  die  täglich  vorgenommenen  Einblasungen  desinf^'  .  r  i  ■ 

Jodoform    (weniger  zu  empfehlen,    weil    es  den  Appetit 
Zincuni  sozojodolicum  (1  Th.  auf  10  bis  5  Saccbaruiu  \.<< 

Alumnol,  Pyoktanin,  Methylenblau  u.  s.  w.,  doch    gelingt  e.^  liatnit  wirkir» 

Vem.vbungen  zu  erzielen.     Als    bestes    Mittel    bat  sich   die  'ung    »ob  HiA 

säure  in  der  Stärke  von  2Ü  pCt.  oder  hO  p('t.  bis  eu  dem  reinen,  ooTennlidM 
Mittel  bewährt.  I>ie  anzuwendende  Stärke  richua  sich  nach  der  AiudcJraaag  4t 
Erkrankung  und  deren  Tiefe.  Je  grüsser  die  erkrankten  Stellen  sind,  dcstu  aehirkkr 
ist  die  Lösung  zu  nehmen,  l>ei  kleinen  umschriebeneu  kann  man  aber  sogteick  ^ 
n^inc  S.'ture  anwenden.  Nach  der  Ausdehnung  der  Erkrankung  richtet  sieh  lutA  4f 
(.irössc  des  Wattepinscis.  mit  dem  man  d:vs  Mittel  unter  Anv  '  _-  einer  tnlaipB 
*Gewalt  einreibt,   nicht  bloss  aufi^inselt.      E^  ist  $elbstverst«;i  ls»  maa  nuhs, 

wie  auch  bei  den  gleich  zu  erwähnendeu  chirurgischen  Ein^iQeu,  Ut-n  Kehlko|if  |> 
cttcafnisirenjmuss  und  zwar  wohl  immer  ein-  oder  zweimal  mit  einer  äOproc.  LfiMi^ 
IMe  Wiederholung  der  Anwendung  der  Milchsäure  hingt  von  der  n<i»ctiwi  i^ 
die  sie  hervorruft.  Erscheint  die  Schleimhaut  in  den  oScbsteo  Tagen  gcrtditt, « 
darf  eine  Wiederholung  nicht  stattfinden,  ist  dagegen  die  Schteimluiat  blase,  au  ba 
man  die  Anwendung  so  lange  alle  zwei  Tage  wiederholen,  bis  die  BlJtaK  aacr  ^ 
■unden  Reaction  Platz  gem.icht  hat  und  sich  ein  weisser  Belag  auf  daa  Geaehvfträ 
teigt.  Dann  muss  man  warten,  bis  die  Schleimhaut  wieder  ein  sdüalfcs 
angenommen  hat  oder  der  Belag  von  den  wunden  Stellen  Ter^chwimdai  kt; 
auch  dann  soll  man  das  Mittel  nicht  wieder  einreiben,  w«fin  sick 
lationen  zeigen;  sobald  liiese  wietler  .srhlaff  erscheinen,  mcuB  das  Mittel  ariadetMl 
werden.     Meistens  genügt   es,   «i  <äureeinreibimgea  etwa   alle    14 — 31  T^ 

vorzuneluBcn.  Fast  ebenso  gat  s  ~  Ton  Franknieii  ans  fptohleae  "~ 

«^hMl,  EaiBpher  aad  Naphtol  »,  lu  aeüi,  aar  dan  es  scbwldMr  wirkt' 
Amr  angeweuMl  werdeo  rnns.  In  der  Zeit  iwbcbea  swei  Eiawlhuigew  kaim  ■■ 
eiaes  dar  eben  crwIhntMi  desia£dreiiden  PnlTor  ainblastt.  Don^  «Im  oavemAcw 
Epitfael  bindnch  wirV-i"!  ii;n<«  Mittel  nicht,  inihnrte,  nickt  geaekwitQge  SteUcn  «M 
Bian  uit  deoselbeti  -a  krumes.     Uiese  wSasta  abgelngai  oder  < 


[ehikopfkranklicitPii 


—     777     — 


KeloYd] 


I 


nclimen,  ebenso  grn>:so  Stiicki'  dos  Kehldeckels  oder  denselben  ganz  entferiion,  d:i  er 
ja  zum  Schlucken  nicht  unbedingt  niitliig  ist.  Ist  es  geglückt,  so  ziemlich  alle»  er- 
kennbar Kranke  zu  entfenieu,  so  ist  eine  Anwendung  weiterer  Mittel  nachher  nicht 
nothwendig.  Wi'ini  ;ilitT,  wie  es  meistens  der  Fall  ist,  Tlieile  der  Infiltration  zu- 
rückgeblieben sind,  so  wird  man  gut  thun,  in  die  operirten  Stellen  noch  öO — lOOproc. 
Milchsäure  einzureiben.  Oft  genügt  eine  einmalige  Cürettage,  in  anderen  Fällen 
muss  man  sie,  je  nach  der  Wirkung  der  ersten,  wiederholen.  In  den  Zwischenzeiten 
kann  man  dann  wieder  die  erwähnten  Pulver  einblasen.  Die  Sclunerzhaftigkeit  des 
Verf:direiis  richtet  sich  nach  dem  Sitz  der  Erkrankung  und  deren  Ausdehnung.  Si« 
erstreckt  .sich  in  der  Kegel  auf  zwei  bis  acht  Tage  imd  i.'st  durch  das  trockene  Ein- 
nehmen von  0,003  Moq)!üuui  alle  paar  Stiuiden  oder  durch  die  von  Avellis  ange- 
f ebenen  Anginapastilleu,  aus  Autipyrin  und  Cocain  bestehend,  zu  lindem.  Hlutiingen 
ommen  dabei  kaum  vor,  nur  in  ganz  seltenen  Fällen  machen  sie  ein  Einschreiten 
nöthig.  Zunächst  achte  man  dabei  auf  etwaige  Hiiidemisse  für  dio  Blutcirculation, 
enge  Hemd-  oder  Kieiderknigen,  Corsets  u.  s.  w.;  darnach  kaim  man  eine  Mischung 
von  Milchsäure  mit  Linuor  l'erri  sesi|uichlorati  auf  die  blutende  Stelle  pinseln;  reinen 
Liquor  Ferri  hat  Schmidt  noch  nie  für  nöthig  gefunden. 

Bei  Schwellungen  des  Kehlkopl'deckols,  die  fast  immer  durch  Geschwüre  auf  der 
larjiigealen  Fläche  desselben  bedingt  sind,  versuche  man  zuerst  Einreibungen  von 
Milchsäure  oder  Kaniphernaphtol.  Wenn  darauf  nicht  bald  eine  Besserung  eintritt 
oder  die  Schmerzhaftigkeit  sehr  gro.ss  ist,  bo  mache  man  tiefe  Scarificationen  mit 
einem  abgerun<leten  oder  gedeckten  Mes.ser  auf  der  Unterseite  oder  entferne  den 
Kehhierkol  gänzlich  mittelst  der  Doppolcürette.  Nach  G — 8  Tagen  pflegen  die 
Schmerzen  nachzulas.sen  und  kommen  bisweilen  für  den  Rest  des  Lebens  nicht  wieder. 
Contraindicirt  ist  die  angeführte  örtliche  Behandlung,  wenn  die  Erkrankung  der 
Lungen  weit  vorgeschritten  mid  die  Schwellimg  der  Schleimhaut  so  liochgradig  ist, 
dass  eine  geringe  Zunahme  derselben,  wie  sie  namentlich  auf  die  Aetzungen  zu  folgen 
pflegt,  Erstickungsgefahr  herbeiführen  würde.  Die  Indication  zu  den  bisher  erwähntt^ti 
Maassregeln  liegt  nicht  nur  in  der  zu  erstrebenden  Heilung,  sondern  mitunter  auch 
in  der  Dysphagie,  welche  man  häutig  dadurch  zum  Verschwinden  bringen  oder 
doch  sehr  lindern  kann. 

Wenn  trotz  dieser  Behandlung  das  Üebel  weiter  schreitet,  so  soll  man,  wenn  die 
Lungen  noch  nicht  zu  weit  erkrankt  sind,  mit  der  Tracheotomie  nicht  zu  lange 
zögern  imd  niciit  erst  die  äus.serste  Athemnoth  abwarten.  In  den  meisten  Fällen 
winl  alienlings  die  grosse  Atheimioth  die  lndi<'atio  vitalis  zur  Tracheotomie  abgeben. 
Es  ist  eigenthünilich,  dass  man  nicht  so  ganz  selten  nachher  eine  Ausheilung  des 
Kehlkopflridens  und  mitunter  auch  des  Lungenleidens  beobachtet,  und  zwar  ohne 
weitere  örtliche  Behandlung.  Tritt  eine  wesentliche  Abschwelluug  nicht  ein,  .so  kann 
mau  anndunen,  das.s  d.iran  pcrichoiidritische  Processe  Schuld  sind.  Nachdem  sich  durch 
die  Tampnnimng  des  Kelilko|)fs  nach  der  Spaltung  desselben  oder  durch  Abschiuss 
des  Speisecanals  von  der  Luftröliru  dm-ch  Vernähuug  der  Schlundwand  die  Aussichten 
für  die  Heilung  sehr  gebessert  haben,  so  wird  es  erlaubt  sein,  in  den  Fällen,  in 
welchen  die  Lungen  im  Verhältniss  zu  dem  Kehlkopf  wenig  erkrankt  sind, 
die  Spaltung  des  letzteren  vorzunehmen,  um  das  Erkrankte  gründlich  entfernen  zu 
können.  Unheilbare  Fälle  bedürfen  oft  der  aufmerksamsten  Behandlung,  wenn  das 
Schlucken  sehr  erschwert  ist.  .Meistens  wird  man  dann  eine  breiige  Nahrung  em- 
pfehlen müssen,  weil  Flüssigkeiten  zu  leicht  in  de»  Kehlkopf  eindringen  und  Husten 
erregen.  Zur  Lindormig  der  Schmerzen  empfiehlt  sich  das  Einpinseln  von  Cocaln- 
lösungen,  dxs  die  Kranken  aber  in  der  Kegel  bald  satt  bekommen.  Besser  wirkt 
das  Morphium,  als  trocknes  Pulver  in  der  Dosis  von  -i — 10  mg  genommen,  oder  die 
oben  erwähnten  Anginapxstillen  oder  das  Schluckenlassen  einer  30proc.  Antipyriu- 
lösung  oder  subcuUino  Einspritzungen  von  Morphium  0,01 — 0,03  mehrmals  täglich 
eine  halbe  Stimde  vor  der  beabsichtigten  Nahrungsaufnahme  oder  Eisbeutel  auf  den 
Hals.  In  einzelnen  Fällen  gelingt  es  mit  allen  Hilfsmitteln  nicht,  dem  Kranken  eine 
auch  nur  einigermassen  erträgliche  Euthanasie  zu  verschaffen. 

UORITZ  SCHKIOT. 

doTd  bedeutet  eine  derbe  Wucherung  von  Narbcngewete.  Die  Narben  werden  dadurcJi  pro- 
mioent,  gcschwulstartig,  häuilg  schmerzhaft.  Histologisch  besteht  dasselbe  aus  straffem  Binde- 
gewebe.   äcUca  wird  ein  Uebcrgang   in  Sarkom  beobachtet.    Aber  auch   ohne   einen  aolcbeo 


eiDdarstcUung  aus  der  Sch&Ienhaut  der  Hühnereier.    Einzelne  Kerar 
iSscn    sich   schon    bei    langem  Kochen  mit  Wasser,    anter  Eotwiekc 
sloff,    etwas  aal,    alle  beim  Erhitzen  mit  Wasser  auf  SOO**,    sowie    l 
lauge.    Beim  Erwärmen  mit  Salpetersäure  färben  sie  sich  gelb.    Bcir- 
•Schwefelsäure  entstehen  Leucin,  Tjrosin  und  Asparagins.^ure,     mit  S 
Ammoniak,  Schwefelwassersoff  und  Glutaminsäure.    Beim  Erhitzen  mit 
auf  160 — 180"   erhielten  Schü  tzenbergcr  und  Bleuuard    .Vininor 
säure,  Üialsäurc,  Amidosäuren,  Tyrosin,  Pyrrol  und  GIvliMorot.Vni;. 
Keratin  entstehen  Indol,    Phenol,  i-Toluylsäure  und  p-' 
erscheinen    die  Keratine    unverdaulich.      Für   manche     I 
acheinen  sie  die  Eiweisskörper  zu  ersetzen. 


KerstoconuB   s.  Cornea  conica    s.  Staphyloma  pellucidnra,    ein  Bora. 

kaunter  Aetiologic,  beruhend  vielleicht  auf  einem  Elastjcitätsvertn  *    '      ' 
bran,  entwickelt  sich  an  .\ugen,  die  niemals  vorher  erkrankt  gew 
irgend  welche  Keizerschcinungen.  meist  im   15.  bis  25.  Lebeasjahri.   >m^uiu 
Kegel  doppelseitig,  indem  das  zweite  .\ugc  einige  Monate  bis  Jahre  nach  dem  i 
wird.      Die    Hornbautobcrlläche    solcher  Augen    nimmt    die    Gestalt  eines  Pwv  { 
boloVds  an  und  nähert  sich  durch  Zuspitzung  der  Kuppe,    welche  fast  stets  rijifl' 
allmählich  immer  mehr  der  Kegelform.     Wiihrend  man  früher  glaubte,   'Lw  iit  I 
der  Conuskuppc  verdickt  sei,    daher    der  alte  Name  Hyperkeratosis,    hat   om 


<-h 


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stellt,    dass  sie  daselbst  verdünnt  ist.     Im  Laufe  der  Jahre  bildet 
schreiten  der  Verdünnung  eine  Trübung,    die  auf  circurascripter 
kommt  CS  auch  zu  Beizerscheinungen.    Spontane  Ruptur  wird   ni 
bestehen    in    der    durch    die  Kormverändcrung   bedingten    li 
massiger  Astigmatismus),   wie  sie  besonders  in  dem  höchst  \i 
tendon  Punkte  auf  der  Netzhaut  entworfenen  Zerstreuungsbild  li' 
Was  die  Behandlung  des  Leidens  anbetrifft,    ao  will  Arll    >! 
und  Verzicht    auf  Naharbeit    .'-tillstaud    des    Processes    gesehen 
spontan  I.inge  Stillstände  vor  und  schliesslich  wird  die  .^ffection  ' 
haben  Eserin    und  Druckverband  empfohlen.      Operativ    hat    man    rUoi  lyculeii 
gesucht    durch    wiederholte  T'unctioncn,    welche    aber  erfolglos   warvn.   •"»" 
welche  direct  auf  eine  Formverbcsserung  der  Honihaut  abzielten 
Weise  Stücke  aus  der  Hornhautkuppe  entfernt,   mit  oder  ohne  dr 
dies  Verfahren  wegen  seiner  Gefährlichkeit  (sccuudäre  Iritis,  Iridoc 
wieder    verlassen  worden.    Durch  v.  Graefe   ist   die  weniger  r; 
liehen  Geschwürs  auf  der  Kuppe  des  Conus  inaugurirt  worden,  doi 
des  Epithels  und  darauf  folgende  LapisHtzung  erzeugte,  während  es  hei; ■ 
dem  (iaivnnokauter  oder  dem  Ferrum  eandens  hergestellt  wird,     '^i 
fahren  mit  einer  oder  mehreren  in  Zwischenräumen  von  einigen  W 
ausgeführten  Punctionen    der  Vorderkammer.      Das  danach  an  d'  ■ 
sich  bildende  Leukom,    das  von  einigen    zur  Verbesserung    des 
wird,    soll  durch  seine  Narbenretraction    die  peripberisc"       ~ 


yttj^jHt  i 


[eratoronuR 


I  währen.     Letzthin  hntSnellen  eine  stenopaeische  Brille  angegeben,  die  aus  einem  von  links 
I  nach  rechts  bis  zur  Mitte  der  Scheibe  verlaufenden  horizontalen  Spalt  besteht,  welcher  in  der 
I  Jlitte  in  einen  Winkel  endigt.    Scharf  gesehen  wird  nur  in  dem  Scheitel  dieses  Winkels,  der 
r  übrige  Spalt   dient   zur  Ycrgrüssening   des  Gesichtsfeldes.    Sphaerischc  Concavgl.^er   nützen 
[  nichts,  dagegen  sieht  man  von  cylindrischcn  Concavgläsem  (cvent.  mit  cylindrischen  Convex- 
I  und  mit  spbaerischen  ConcavglHsern,   sowie  mit  stenopaeisehen  Scheiben    zu   combiniren)    oft 
erheblichen  Nutzen.    Allerdings  darf  man  vor  starken  Nummern  (manchmal  mehr  als  — 20  D) 
nicht  zurückschrecken.     Die  Cylindergläser  corrigiren  nicht   die  Kuppe,    sondern  den   angren- 
zenden im  Pupiliarhereich  liegenden  Theil  der  Uorubaut;    ihre  Wirkung  beruht  darauf,    dass 
jede  stetig  gekrümmte  Flache  in  der  Nähe  eines  Oberflächenpunktes  regulären  Astigmatismus 
[  xeigt;    sie  ist  um  so  ausgesprochener,  je  cxcentrischcr   die  Conuskuppe    liegt.     Raehlmann 
bat  vor  längerer  Zeit  zur  Corrcction  des  Keratoconus   hyperbolisch    ausgescblifTenc  Gläser 
I  empfohlen,    weil  er    glaubte,    dass    eine  hyperboloVdi.sch  geformte  Hornhaut    auch    durch  cnt- 
I  sprechend    gestaltete  Gläser    corrigirt  werden    müsse;    nach  Tb.  Lohnstein    ist    dies  falsch 
I  und  müsste  das  corrigirende  Glas  bei  vollständig  centrirtem  Conus  etwa  die  Gestalt  eines  in 
I  der  Aequatorialebene  durchschnittenen  rothen  Blutkörperchens  haben,  d.  b.  in  der  Peripherie 
I  convex,  im  Gcntrum  concav  sein.     Die  geringe,    gelegentlich    bei  den    hyperbolischen  Gläsern 
beobachtete  Wirkung  beruht  nur  darauf,  dass  ihre  Peripherie   ein  variables  C'ylinderglas  dar- 
I  stellt.     Zur  Correction  des  Keratoconus  und   sonstiger  Fälle  von  regulärem  Hornbautastigma- 
P  tismus  hat  A.  K.  Pick  vor  etwa  einem  Jahrzehnt  das  Contactglas  angegeben,  eine  entsprechend 
I  dem  vorderen  Abschnitt  des  Bulbus  geformte  Glasschale,    die  zwischen  Lider   und   Sklera  zu 
I  bringen    ist;    der   capillare   Kaum  zwischen  Hornhaut  und  Innenfläche  des  Glases  wird  durch 
I  eine    geeignete  Flüssigkeit,    physiologische  Kochsalzlösung    resp.   2proc.  Traubenzuckerlösung, 
'  ausgefüllt;    obgleich  das  Glas  rein  optisch  vorzüglich  wirkt,  hat  es  sich  wegen  der  Schwierig- 
l  keit  der  Application  und  der  von  ihm  ausgehenden  Reizwirkung  nicht  einzubürgern  vermocht, 
I  Von  derselben  Idee  ausgehend,  bat  Th.  Lobnstein  das  Hrdrodiaskop*  angegeben. 

I  TH.LOHNSTBIK. 

tcrntuinnlacie  beobachtet  man  auf  einem  und  anf  beiden  Augen  zusammen  mit  Xerosia 
,   conjunctivae*    bei    elemit^n    Kiniiern,    meist    nach    Brechdurchfall,    bei    welchen    die 
Horiihatit    nach    eitriger  Infiltration,    gevvrihnlich    im    Lid.sp:dtonliereich,    ge.schwürig 
I   zerfällt,     v.  Graefe   glaubte  an  einen  Zasamnienliang  der  Keratomalacie    mit   Knce- 
I    phalitis.     Diese  Ansicht  i.sf  durch  die  Sectioneii  nicht  bestätigt  worden.      Wenn  dem 
Fortschreiten    der    eitrigen    Infiltratinn    nicht    durch    einen    Schntzverbaiid,    der    bei 
kleinen  Kindern  am  besten  mit  Heftjillaster  befestigt  wird,  bei  Zeiten  Kinh;ilt  gethnn 
wird  und  wenn  es  gleichzeitig  nicjit  gelingt,  die  Ernährung  des  Kindes  zu  heben,  so 
endet  die  Keratomalacie  in  Panoplitbalmitis.     Auch  bei  hemntergekominenen  erwach- 
senen Individuen  tritt    eine  Art  Keratomal.icie  zugleich  mit  Hemeralopie  in    die  Er- 
scheinung (tlplithalinia  bra.silian.i).      Nicht  selten    heilt    die  Entzündung  bei  Kerato- 
'   mal.icie  der  Kinder,  bei  gleichzeitiger  Besserung  der  Kfirperemähnmg,  durch  Atropin 
'   und  einen  sorgsam  angelegten  Schutzverband  mit  kleiner  Hornhautnarbe. 

0.  GirrMANH. 

Ketone^  Ketonsäuren.  Ketono,  die  ersten  Oiydationsproducte  secundärer  .\lkohole,  gleichen 
[  den  entsprechenden  Producten  aus  primären  Alkoholen,  den  Aldehyden,  darin,  dass  sie  die 
'  Carbonylgruppe  CO  enthalten.  Während  diese  aber  in  Aldehyden  einerseits  mit  einem  Alko- 
'.  holradical,  andererseits  mit  Wasserstoff  gebunden  ist,  sind  in  den  Ketonen  beide  Valenzen 
I  durch  Alkyle  gesättigt,  und  mnn  unterscheidet  einfache  und  gemischte  Ketone,  je  nachdem  beide 
,  Substituenten  gleich  oder  verschieden  sind,  z.  B. :     CHj  '  CO  •  CH,  CHj  '  CO  '  CjHb 

'  Ausser  aus  Alkoholen  erhält  man  die  Ketone  durch  Destillation  der  Kalisalze  organischer 

Carbonsäuren,  femer  durch  Anlagerung  von  Wasser  an  die  Homologen  des  Acetylens,   durch 

\  Einwirkung  von  Zinkalkj'len  auf  Säurechloride,  durch  Abspaltung  von  Kohlensäiu"e  aus  solchen 
Ketonsäuren,  deren  Carbonyl-  und  Carboxylgnippe  durch  ein  Kohlenstoffatom  getrennt  sind, 
z.  B.  bei    der  alkalischen  Acetessigestcrspaltung.     Ebenso   wie   die    .\ldehyde   vermögen    die 

I  Ketone    unter  Auflösung  der  Doppelbindung  zwischen  Kuhlenstoff  und  Sauerstoff   andere  Ver- 
bindungen wie  Natriumbisulfit  und  Blausäure  anzulagern,  sich  ferner  unter  Wasseraustritt  mit 
Hydroxylamin  und  Hydrazinfen  zu  Ketoximen  bezw.  Hydr.izonen  xu  vereinigen.    Dagegen  haben 
sie  nicht  das  starke  Reductiousveraiögen  der  .Vldehydo  und  nicht  die  Neigung  zur  Polymerisa- 
tion.      Bei    der    Reduction    gehen    sie    in    die    ent-         d  ^  jj  v^  vR 
sprechenden   secundären   Alkohole    über,   unter  um-      "R,/^^  "1"  ^^  ^^  R  / ^' —     nR.' 
ständen    entstehen    daneben,    indem   je    2  Molecüle                                         '     '„      '„ 
Keton  2  Atome  Wasserstoff  aufnehmen,  Pinakone: 

Bei  der  Oxydation,  z.  B.  durch  Chromsäure,  zerfallen  sie  in  zwei  Säuren  von  niedrigerer 
Kohlenstoffzahl  und  zwar  tritt  die  Spaltung  stets  zwischen  der  Carbonylgnippe  und  einem 
der  benachbarten  Kohlcnstoffatome  ein.  Gemeinsam  mit  den  Aldehyden  ist  den  Ketonen  BKL'!J^. 
die  Condensationsrdhigkcit.    Dabei  bilden  sich  aus   gesättigten  Aldehyden  zunächst   une.«'''^^^ 


[Keione 


—     780     — 


tigto  wie  Mesityloiyd  und  Phoron  aus  Aceton,  dareb  stärkere  Cond«tt*»ti<a  : 
Kohlenwasserstoffe  wie  Mesitylea: 

i)co<ggi  +  co<c!l:  -  s»o  =  co<gj;^=<SH:M«t! 


<^v<; 


ai. 


/■CH, 
3)  CHa-CO 

\co 

I 

CH, 


CH 


+  CO-CH,  CHa-Qf'^C-CH, 


I 
CH, 


,  —    SOjO    =         HclJcH        "« 


CH, 


KotoDsSuren  sind  YerbinduDgcn,  welche  die  Eigenscbafteo  ron  KeU^oal 
vereinigen,  indem  sie  Carboiylgruppen  neben  tetonartig  gebunfi' '  -  ''  ■'iii/f 
halten.  Als  Naturproducte  sind  sie  kaum  bekannt,  dagL'gca  sj-rn 
halten,  da  sie  selbst  wieder  ausserordentlich  brauchbare  Aus --• 
sind.  Der  bekannteste  Vertreter  ist  die  Acetcssigsiiure*. 
kommt  vor  allem  die  Einwirkung  von  Natrium  oder  Natriumam,  .... 
tracht.  Die  Ketonsäuren  gehören  zu  den  reactionsfäbigsteu  Verbiniiung»  <iff  < 
Chemie.  Zur  Charakterisining  ihrer  Bedeutung  sei  hier  an  die  Synthese  dci  AabjivT 

t 

K<vachhu»ifen.     Zur    Zeit    ist    uiich    hoim  Kouchbustt-n    die    Prophylai« 

Thoil    (k>r  Tlu-rapie,    da    mit  Ausnahme    ziemlich    seltouer,    •^:int   sr-nt 
und    .sicli    rajiid  verbreitender  Keuchhusteiieiiideniien    das  un'  i'^ 

giuiii  sich  für  gewöhnlich  vou  l'erson  zu  Ter^on  durch  den  iH'    ■  i '« 

breitet.    Wollteu  die  Laien  besser  bedenken,  welches  iCiend,  itiiudeshw  wie 
volle  rilegearbeit  durch  einen  unüberlegter  Weise  nicht  i.solirteu  KeufUio 
lirsacht  wird,  so  würde  es  öfter  glücken,  eine  beginnende  Kpidewie  »a/ *•• 
Kreis  zu  beschränken.      So  aber  erleiien  wir  es  immer  wieder,  wie  Ik 
die  schulpflichtigen  Geschwister  die  Infectinn  in  immer   neue,   lahlr  ' 
einpesclilcppt    wird.      Gerade    hier   könnte    durch    Aufklärung    nocJi 
Sehlitnines  verhütet  werden,    de)in   es  gelingt   bei   sorgsamer  [''enilialB 
Verkehr  ein  Kind    mit    ziemlicher  Sicherheit  vor  Keuchhusten  zu  scfaJl 
sondens  wichtig  ist  bei  sehr  jugendlichen,  bei  schwächlichen,  r:ietiifi'irli*o,< 
serofuliisen  Kindern,  bei  Reconvalescmten  von  RespLration.<kr.-i!  ""' 

kratikhoiten,    speciell    solelioii,    welche    eine   llisp(isiti<tn    zu    i  ''•^* 

Pneumonien,  zur  Tuberculose  hinterhusseu,  wie  namentlich  Masern  «nJ ' 
Zur  Zeit  einer  Epidemie  soll  jedes  hustende  Kind  als  vcr<l.ichtig  peiiltoi) 
werden;  denn  Beginn  oder  Ende  der  CoritagiositUt  ist  nicht  sicher  «ii  "i* 
Bei  grosser  Ausbreitung,  bösartigem  Charakter  einer  Epidemie  •■■'!'-.t 
besten  den  durchseuchten  Ort  für  einige  Zeit  ganz.  l>ie  Aogehrir 
Kindes  sind  auf  die  grosso  Ansteckungsfähigkoit  aufmerksam  zn  hki^ 
ihr  ati  Keuchhusten  erknuiktes  Kind  ihren  Mitmenschen  femhaltt-n;  Schill«.] 
gärten,  in  deneo  epidenn'sch  gehäufte  Fälle  von  Pertussis  auftreteo,  tnüssai ) 
und  desinficirt  werden. 

Auf  Vorbeugungsmittel  verla.sse  man  sich  ganz  und  r: 
vielgerühnitei)  Käuehernngen  mit  schwefliger  Säure,  mit  Subi 
unbekannte  I'ertu.ssisvirus  angeblich  mit  Sicherheit  abtüdtenden,  nach 
fahrungen  unwirksamen  Holzin-  und  Holzinoldämpfe.    Wichtiger  ist  es« 
der  Athrnungsorgane  zu  vermeiden,    zuverlässig    allein  bleibt  eine  strMß*' 

Zur  Behandlung  der  einmal  ausgebrocheneu  Krankheit  liat  niM  i 
nach    einem   Specificum    gesucht    und    empirisch   alle  möglichen 
sucht,  besonders  den  Kanipher,  das  Chinin,  das  Antipyrin  und  seine  ^< 
Tn.ssol,  Pertussol,  das  Perfiissin,  Com-ulsiii  u.  dergl.    Nicht  ein  einiijT 
hat  einer  strengen    Kritik  Stand  gehalten  mit  .\usuahme  des    aJtbek* 
zuverlässigen  Beobachtern   immer  wieder  gerühmten  Chinins.    Zwifl 
keineswegs  ein  auch  nur  annähernd  sicher  erfolgreiches,  ein  spccifiÄk*»' 


^^^^^^^^^^^^^TW^^^^^^^  Keui'liliuNten] 

CS  vcriii.'ifr,  in  gfiiügciul  grosser  Dnso  gi-gcbon,  zweifellos  in  der  Melirünlil  tler  l-'üUe 

die    Zahl    iiiul    Heftigkeit    der    KeuelihusteiiattiKiueii    herabzusetzen.     Weseiitlicli    ist 

starke  Dosirung:    so  viel  Ceutigranime,  wie  il;ui  Kind   Moii;ite,    so  viel    Ueeigraninio, 

wie  es  .lalire  zählt,  dreimal  täglich.     l>ie  hüben  1  tosen,    die  zu    einem  guten  Erfolg 

nothwcndig  sind,  bringen  es  mit  sieh,  dass  man  das  Obinin  nur  in  den  ersten  2  bis 

3  Jahren  anwenden  kann,    denn  es  erfreuen  sich  nur  gerade  die    ersten  Altersstufen 

einer  unerwarteten  Toleranz  gegen  relativ  grosse  Chinindoseu.     Auch  bewirkt  es  bei 

Kindern  unter  4  .laliren    und    besonders    bei  Säuglingeu    statt    einer  Schildigung    im 

Gegentheil  fast  ausnahmslos  eine  Hebung  und  Anregung  des  vorher  oft  recht  mangel- 

th.'ilten  Appetits,    sod-xss  es   als  einziges  Mittel,    welches  vielleicht  eine  Art  von  spe- 

citischcr,  sicher  in  zahlreiche«  Füllen  eine  die  Krankheitsdauer  abkürzende  und  den 

IVerlauf  milder  gestaltende  Wirkinig  ausübt,    angesehen  werden  muss.     Man  gebe  es 

Kunilchst    in    flüssiger    Form:    Cliininurii  nmriaticum   in  der    zehnfachen    t^inzeldosis, 

iazu    das    dreifache    von    Spiritus    vini,    Aipia    destillata    3(),U,    ^^inifjus    Liipiiritiae 

40,0,     3  mal    tllglich  1   Theelöffel.     Nach   anfrmglicbem  Widerstreben  tritt  in  der 

Icgfl   rasche  Gewöhnung  ein.     Da  seine   Kinverleibuug,    wenigstens   Anfangs,    meist 

lufreguiig  und  damit  einen  Keuchhusteuanfall  hervorruft,  in  welchem  es  dann  leicht 

Brbrocheu  wird,  so  lasse  man  es    stets    bald    nach    einer  Pertussisattaquc  resp.  nach 

Jer  sogenannten  Reprise  reichen.     Entschieden  angenehmer,    aber  wesentlich  theurer 

Bt    das   Chinin    in    der    Form   der    Chinin-Chocoladenpastillen.      Suppositorien    und 

Clystiere  mit  Chinin  dürften  wohl  nicht  so  sicher  die  nöthige  Chininmenge  zur   Ro- 

lorption  bringen  lassen  mul  erzeugen  bei  längerem  Gebrauch  Dickdarmkatarrh;    die 

ehr  schmerzhaften    subcutanen  Chinininjectionen  sind  durchaus  entbehrlich. 

Die  Resina  llenzoi-s  könnte  nur  bei  mangelhafter  Schleimexpectoration  zur 
Anregung  derselben  in  Form  von  lasuffl.itinncn  versucht  werden:  bei  complicirendcn 
Katarrhen,  bei  gleichzeitigem  Naclila.^seii  der  Kr;lfte,  der  HerzthHtigkeit  diirfti^  sich 
ein  Versuch  mit  Kampher  rechtfertigen.  Antipyrin,  Phenacetin  vermögen  «las  ('hinin 
nicht  annähernd  zu  ersetzen,  höchstens  noch  das  mandelsaure  Anti[(yrin  oder  Tussol 
ipeciell  bei  älteren  Kiiulcrn.  Man  giebt  es  in  flüssiger  Form  in  derselben  Dose 
6twa  wie  Antipyrin,  doch  darf  es  der  Zersetzung  wegen  im  Magen  nicht  mit  Milch 
und  .\lkalieD  zu-samnientrefl'en.  Schon  aus  diesem  Grunde  wende  man  dieses  Mittel 
bei  Säuglingen  nicht  .in. 

Verziclitet  man  auf  den  Versuch  mit  einem  Spocificum,  so  ist  durch  narkotisch 
rirkende  .Medicaniente  der  heutige  HiLstenreiz  zu  mildem,  den  geplagten  Kindern  bei 
iTage  mehr  Ruhe  vor  den  an.strengenden  Anfüllen,  bei  Nacht  der  nöthige  Schlaf  zu 
Iverschaffen.  Das  Harmloseste  dieser  Narcotica  dürfte  das  Kodein  sein.  Ent- 
sprechend ist  aber  auch  seine  Einwirkung  auf  den  Keuchhusten  recht  gering.  Man 
Igebe  Dosen  von  1  —  l'/a  cp  schon  bei  Säuglingen,  II.2 — 2  cg  bei  Kindeni  von  wenigen 
IJahren.  Viel  gerühmt  (Ritter)  ist  das  Bromoform,  das  namentlich  bei  älteren 
fKindern  als  unschuldiges  Linderungsmittel  Zahl  und  Heftigkeit  der  Hustcnanfälle 
lierabsetzen  kann.  Das  weitaus  wirksamste,  freilich  auch  energischste  Mittel,  den 
quälenden  Husten  zu  mildern,  ist  das  Morphium.  Auf  Henoch's  unbestrittene  Auto- 
rität hin  hat  man  sich  endlich  gewöhnt,  auch  an  dieses  Narcoticum,  das  lange  Zeit 
[aiLs  dem  Arzneischatz  des  Kinder:irztes  fast  ganz  ausgeschlossen  war,  mit  etwas 
uehr  Muth  und  weniger  Vorurthcil  heranzutreten.  Will  man  wirklich  den  viel- 
ecplagten,  armen  Kindern  wenigstens  eine  leidliche  Nachtruhe  verschaffen,  so  bleibt 
Kein  be.s.seres  Narcoticum  zur  Verfügung;  es  wird  durchweg  ohne  üble  oder  auch 
[lur  unangenehme  Neben-  und  Nachwirkungen  vertragen.  Wenn  es  gleichzeitig  dxs 
Hungergefühl  abstumpft,  so  gebe  man  es  nur  Nachts  resp.  Abends.  Einer  leichten 
^^obstipirenden  Wirkung  tritt  man  unschwer  mit  diaetetischen  Mitteln  entgegen.  Die 
^■Dose  ist  bekaimtlich  1 — 5  mg  mid  mehr.  Viel  bedenklicher  ist  die  Anwendung 
^Bdes  Cocain,  wenigstens  in  der  Form  von  Einpinselungon.  Die  Belladonna  und  das 
^■Atropin  werden  immer  wieder  gerühmt  (Heubner). 

^B  Der  bedeutsamste  Factor  in  der  ganzen  Keuchhustentherapie  ist  der  möglichst 
^Hausgiebige  Genuss  reiner  Luft  im  Freien,  wie  eine  sorgsame  Krankenpflege  Ober- 
haupt. Es  ist  eine  täglich  zu  bestätigende  Erfahrmig,  dass  die  keuchluistenkranken 
Kinder  dnussen  in  der  frischfu  Luft  viel  seltener  und  weniger  heftig  husten,  dass 
dii'  ganze  Krankheit  bei  luis  zu  Lande  in  einer  den  Aufenthalt  im  Freien  erl:uibenden 
.I:ihreszeit  ungleich  günstiger  verläuft  und  viel  rascher  endigt,  als  im  Winter,  wo  die 
Kinder  nameutlich  bei  complicircndcn  Katarrhen   oft  Wochen    lang  an    das  Zimmer 


[Keuchhusten 


gefosselt  sind.  Soweit  os  das  Wetter  irgend  erlaubt,  inüsson  si 
systoiiiatiscli  :iu  die  freie  Luft  gi-wnlmt  und  d:inn  wenigstens  \inli 
drausseii  belassen  werden.  Da  pertus.siskrankc  Kinder  vor  complicireni 
sorpsiun  geschützt  werden  nn'i.s,»ten,  zu  denen  die  Schleinihniitontzrindul 
Luftwege  entschieden  disponirt,  so  hat  die  Gewöhnung  .111  die  Auss« 
günstigem  Wetter  natürlich  mit  allen  erdenklichen  Vorsichtsiiia.-wsrBgt'ilti 
liflege  zu  geschehen.  Man  kouinit  mit  l'm.sicht  und  Euergi««  r.i.sr.h  dah 
jugendliciie,  verweichlicht«'  Kinder,  mit  einer  wannen  Mahlzeit  im  Lo 
verpackt,  in  ihrem  W;igen  viele  Stunden  auch  wahrend  des  Winters  iai  Fr 
zu  lassen,  wenn  sie  nur  alle  1 — 2  Stunden  wieder  für  kurze  Zeit  iiis  i 
sich  wieder  durchwilnnen  und  in  der  Nahrung  neue  W;innfi|uelleii  .iu/n« 

I>ie  l'rage,  ob  man  den  heimischen  .VufenthalLsort  w«?chseln  soll, 
(ieldfrage;  denn  es  ist  nicht  der  Wechsel  des  Ortes,  des  Klimas  aij  .sicli 
\  erlauf  günstig  heeinflusst;  nicht  der  Klimawechsel  als  solcher,  sondern 
Aufenthaltsort  den  reichlichen  Genuss  frischer,  reiner,  milder  Luft  im 
gegen  rauhe  Winde  geschüt/.te  Lage,  Stauhfreiheit,  Soune  bietet,  rechtfort 
Diese  Verhältnisse  kann  schliesslich  jeder  beliebige  Landaufenthalt  a 
sonders  günstig  .sind  die  Ostseeküste  und  die  niedriger  gelegenen  Orte 
Mittelgebirge,  besonders  Tlnlringens,  wie  Suiza,  Kosen  etc.,  der  raub 
hoch  gelegenen  Kurorte  des  Schwarzwaldes,  der  Schweiz  sind  wenigsten] 
Kindi'salter  weniger  zu  empfehlen.  Für  «lie  üebergangsjahreszeiten  w: 
.See,  «tberitalien,  für  den  Winter  Aren,  Meran,  die  Rivien«,  Südi 
f'orsica  anzurathen.  Winterkuren  im  Hochgebirge,  in  St.  Moritz,  Arosa 
Keuchhusten  wenigstens  der  jüngeren  Altersstufen  ausg<.>scbiots8en. 

Ein  Wechsel  des  Aufenthaltsortes  hat  auch  seine  Schatteuseiten. 
fahr,  die  Pertus-sisepidemie  zu  verschleppen;    daher    wird    h:iuNg    die 
anderen  Orten  erschwert.    Sodann  werden  die  kleinen  Patienten   aus 
häuslichen  Ordnung  und  Kegelniilsaigkeit  einem  Wechsel  des  Arxt<«,  ili 
den  Gefahren  einer  Reise  ausgesetzt. 

Möglichst  .lusgiebigen  Genuss  reiner  frischer  Luft  ermöglichen  stun 
fahrten.     Bei  grösserer  Killte,    scharfen  Winden  führt  mau  die   Kinder, 
warm  bekleidet,   bei  offenen  Fenstern  im  Zimmer  spazieren. 

In  jedem  Falle  ist  anch  für  hohe,  luftige  Schlafräunie  Sorp»   lu  tntd 
alle  Staubfanger,    wie  Teppiche,    Portieren  und  Vorhiinge,    ganz    rti    et 
Der  Fu.ssboden  der  Wohnräume    soll    t^iglich  mehrmals    feucht 
Dass  eine  ausgiebige  Lfiftinig  mehrmals  täglich  erfolgen  niu.-is,  ve:         :    u 
Es  ist  entschieden  anzurathen,  mit  den  Wohn-  und  Schlafräumcn   der  kr 
wenn  e»  angeht,    täglich  zu   wechseln  und    die  nicht   benutzton   'J-t  Stp 
lüften.     L>er    Auswurf   ist    sorgsam    zu    entfernen,    damit    beechmiitxto 
Wäsche  zu  desinficiren.     Man  kann    namentlich    des  Winters    am  Ofen 
aufhängen;  Karbol wasserlösungen  haben  keinen  besonderen  Nutzen,    ei« 
flüchtigen  Desinficientien. 

Die  F>nährung  richtet  sich  nach  den  bekannten  Regeln   der  Diai 
fiebernden  Kinde  mit  Allgemeinerscheinungen  giebt  man  nur  flüKSige  Kw 
gute  Milch.     Sehr    kalte   Getränke    reizen    zum    Husten,     bic  bestou   A 
Kinder  durch    gute  Ernährung  bei   Kräften   zu  orhalt»>n,    stossen   häufig; 
übcrwindliche  Schwierigkeit:    entweder    besteht    grosser  Widorwillir    |^ 
oder  C8  tritt  eine  febrile  Complication  ein  und  geht  mit  dysprptischco  I 
eiidier,    oder  ein  grosser  Theil    der    einverleibten  Nahrung    wird    l"-;    4 
Hnstenanfällen   wieder    erbrochen.     In    letzterem  Falle  muss   j« 
wieder  Ersatznahrung    gereicht  werden.     Milde  Excitantien,  Fleii  .inrum 
süsse  Südweine  sind  nicht  zu  entbehren.    Bei  damiederliegendeui  Ap|K«( 
Ernährungszustände  sind  Roborantien  und  Nutrientien  dringend  xn  wid 
Nutrol,    Euca.sin,    Somatose  u.  dergl.,    die  dem  Kinde    frennl   und  ung4 
auch    dem    kindlichen  Verdaunngsverniögen  nicht  angemesisen  sind.   rid< 
den  Magen  hineingehören    uinl  L)iarrhoen    erregen    können   wie  AlbitnMi 
und  dergl.     Am  weitesten  kommt  m:ui  immer  mit  den  natürlichen,  gr« 
milteln.  unter  Zusatz  der  leicht  löslichen,  kaum  schmeckenden,  sehr; 
und  billigen  Nutrose  zur  Milch  und  Bouillon. 

Ein  oventuelles  grosses,    tiofea  Ulco»,   das  sublinguale  9.r\„n< 


[enrlihnslen 


-     783     — 


Kiiitlprlilhiniin^^] 


und  Kssen  venirs.icht,   miiss  Iducliirt,  auch  mit  rocjiTii  iiiininjifiiKlIii'li  ^mrincht  werden. 
In  vKrzweiftrltcti   Fällon  si'liri'itd  man  zur  Ernfihrunf;  mitti'ls  Srhlmidsonde. 

In  der  Kioidnng  lasse  man  li-iclites  Suidi'ii-  oder  Wolkmiuiterzeng  tragen.  Keiner- 
lei Händer,  Wickidbilnder,  Schnürlrtbchcn  n.  dergl.  dürfcn  die  Thoraxexcursionen 
behindern.  Nicht  zu  untoi-schiitzcn  ist  die  moralische  Behandlung  der  Kinder. 
Gieht  ni.iu  ihrem  Willen,  ihrem  Eigensiim  nidit  nach,  .so  ^'"■•'•'lien  sie  gewöhnlich 
sofort  in  grosse  Krreginig,  und  da  jede  Gcitiiithsiltewi-gung  heftigerer  Art  sofort  einen 
Hustenanfall  auslösen  kann,  so  gelangen  Klterii  und  Pfleger  leicht  dahin,  die  Kinder 
in  allem  gewilhren  zu  lassen,  ihren  NYider.sjirtich  stets  zu  vermeiden.  [Meses  Princip 
ist  verkehrt,  macht  das  Kind  immer  eigenwilliger,  launiger  und  trilgt  dazu  hei.  die 
Pflege  zu  erschweren,  die  Durchfiihning  nothwendiger,  dem  Kind«  unangenehmer 
Ma.ssnahmen  zu  verhindern.  Man  mnss  Energie  mit  Nachsicht  richtig  (taaren.  Beim 
Hastenaiifall  suche  man  nickt  nur  durch  Stützen  des  Kopfes,  Entfernung  der  Schleim- 
luassen  aus  Nase  und  Mund,  .sondern  auch  durch  ruhiges  Zureden,  Beschwichtigen 
des  aufgeregten  Kindes  sich  ihm  hillreich  zu  hethätigen. 

Die  sym|)tomatische  Behandlung  erstreckt  sich  einmal  auf  den  Gehrauch 
narkotischer,  Imstenreizmildender  Mittel;  ferner  kann  man  namentlich  w.ihrend  der 
Nacht  eine  Aldeitnng  von  den  Afhmungsorganen,  eine  allgemeine  Beruhigung  erzielen 
ilurcli  L'mlegen  hydropathischer  UmschlUge  um  Thorax,  eventuell  auch  Abdomen.  Bei 
starker  Sccret.-msamniiung  mag  man  auch  wohl  ein  sogenanntes  Solvens  oder  Expec- 
toraiis  viTsuchen;  die  \'erflfissigung  des  Secrots  erstrebt  man  daneben  mit  der  Dar- 
reichung alkalischer  Mineralwässer.  Gegebenenfalls  erwei.st  sich  auch  ein  Breclimittt.'l 
oder  eine  kalte  Begiessung  im  wannem  Rado  als  nutzbringend.  Sehr  nützlich  sind 
auch  theilweise  und  ganze  Wasserpackungen.  C'ontrai'ndicirt  sind  bei  solchem  Zu- 
stande natürlich  alle  Narcotica.  Bronchitis,  Bronchopneumonie,  Blutungen  erfordern 
«iie  übliche  Behandlung.  Stets  achte  man  sorgfältig  auf  das  Eintreten  von  Otitis, 
Lungenblähung,  Herzschwälche,  Hernion.  ,,.,obd 

■Ayft  JuBs.  PUftnxcngattang  ans  der  Farn,  der  Moli aecae*,  tTnterfan.  8wtotoni*ae,  nlclut  renrandt  dem 
Mahagonibaam,  Swietenia  Maltai^oni  L.  Etnait:«  Art:  K.  sPDVgalanBls  OaUl.  et  Pcrnitt.,  ein  aohnner  Banm 
Setiegambiens  mit  braanrothom.  wie  Haliai^oni  boQutxCon  IToU  (Matleira-Maliagoni  odnr  CailcpdraboU).  Dto  sebr 
bittere  Binde  wird  in  der  Ileimatb  gi!|;<*ii  Wpebsiillleber  gebranoht.    Wirksamer  Bestandtheil    iüt  da»  Caileodrtn. 

H. 

icksia  Blume.     Pflaniengattung  aus  der  Fan.  der  Apoernaoeae*.  ITnterfam.  Eobltldeae,   liemlieh   nahe  dem 

Oleandt-r.    Nnrium'  Oleander  L.,   verwandt.     Nur  twin  Arten  bekannt.     K.  arbnrea  Bl.,  ein  jaTaoiacber  Baum, 

wird    ^'OKon  Wnmil^riinkhflitou    angewendet.     K.  africana  Bontb.,    ein    Baam    dfa    tro{>i«chcn  We:ftafrikaii,    Liereit 

dunkelbraune,  kahle  Samen,  welche  xnr  VerfHl»ohung  Ton  St  ropbanthaa-Samen  bonuUt  werden,  aber  durch  die 

,  «iagerollten  Kvimbllttcr  der  in  ihnen  enthaltenes  Keimlinge  leicht  erkannt  worden  können, 

'  H. 

Igelia  nc.  Pflantengattung  aa>  der  Fam.  der  Oecneraceae*.  l'nterfain.  Crveeen  tieae,  welch«  Ton  Be  n  th am 
and  Hooker  den  Bignooiaceao*  «agereehnot  wird.  C  africana  Bcnth..  Tielleicht  auch  eine  noch  nicht  he- 
scbriebenp  neno  Art,  liefert  unter  dem  Namen  Eto  aua  Westafrika  eingefllhrte  FrOehte,  welche  gegen  Manie  in 
AnwoDiiunK  gebracht  werden  sollen. 

Jf. 

Inderliilininn^.  Poliomyelitis  anterior  acuta.  Da  das  mit  grösster  Wahrschein- 
lichkeit als  Ursache  der  Rückenmark.sentzOndung  anzunehmende  infectiöse  Agens  als 
solches  einer  Beeinflussung  nicht  zugiingig  ist,  so  k.ann  die  Behandlung  im  Wesent- 
lichen nur  eine  diaetetische,  syui})tomatische  sein. 

Steht  die  Di.'ignose  erst  einigermaassen  fest,  so  ist  vollkommene  Bettruhe,  Fern- 
halttmg  aller  körperlifbeu  und  seelischen  Reize  das  erste  Gebot  der  I'flege.  I)a 
häutig  vtm  Beginn  an  cerebrale  Erscheinungen  hen'ortreten,  so  wird  m.an  alle  lauteren 
Geräusche,  grelles  Licht  abhalten  und  eine  Eisblase  auf  den  Kopf  applicircn.  Bei 
hohem  Fieber  wird  man  älteren  Kindern  ein  laues  B.ad,  jüngeren  hydropathische 
Packungen,  kühle  Waschungen  .•uigedeihen  Lassen;  eine  niedicamentose  AJitipyresc 
empfiehlt  sich  nicht  (Hauser),  dagegen  eine  gründliche  Ableitung  durch  I'lntlecrung 
des  Darms  mit  Ricinus  und  Kalomel.  Auch  erscheint  es  rationell,  eine  milde  diapho- 
retische Kehandluiig  zu  versuchen,  nicht  sowohl  vermittelst  heisser  Bäder,  sondern 
mit  n;4.sskalten  Vollpackungen.  Für  Blutentziehimgen,  Kälteapplication  längs  der 
Wirbels."inle  ()flegt  es.  wenn  die  Diagnose  feststeht,  gewöhnlich  zu  spät  zu  sein. 

Die  Eniährung    richtet    sich    nach    der  Höhe    der  Fieberti'mperaturen.      Lst    das 

febrile  Stadium  vorüber,  so  geht  m.an  zu  einer  roborirenden  Diaet  über,  bei  der  man 

,  die  Sorge  für  tägliche  bei|ueme  Stuhlentleerung  nicht  aus  dem  Auge  lassen  darf.    Die 

i  gelilhuiteu  Glieder  tnüsscn  passend  gelagert   und  genügend   wann   bedeckt  gchultou 


diesem.  Im  Allgemeiuen  wird  man  aber  den  positiven  Pol  de« 
lur  Krzeugimg  von  Zuckungen  verwenden.  Die  Massago  tnoss 
recht  z:irt  und  vorsichtig;  vorgenommen  werden;  später  darf  sie 
zu  Wege  gehen,  kann  sicii  zweckmässig  an  ein  warmes  Bad  aiLsch" 
die  stets  auftretenden  Circulationsstörungen,  erliöht  damit  die  Ki 
die  Ernähnnig  der  gelähmten  Muskeln:  sie  ersetzt  die  fehlende  activ*  B 
wichtig  ist  es,  beginnenden  Contracturen,  Muskelspaonungen  und  -verkl 
dehnende  Bewegungen  entgegenzutreten,  Ankylosen  der  Gelenke  zu  vi 
Kntzündungsprocess  im  llflckenmark  selber  kann  man  durch  schwM 
Slrfiine  günstig  zu  beeinflussen  trachten.  Soolthermen  sollen  die 
Hesorption  der  EntzOndungsprnducte  beeinflussen,  den  Stoff,  '  '  ;uni 
k,iliiim,  Unguentum  Hydnirgyri  cinereum.  I'inselunpeu  mit  loll 

nininjectionen  und  dergleichen  auf  den  Heilunpsproce.s.s  innii-nid 
dahingestellt.  Von  der  Anwendung  örtlich  ableitonder  Mittel,  .lodtinci 
wird  man  Abstand  nehmen  müssen,  weil  dadurch  ilen  Kindern  dir  I 
Schwert,  die  Ruhe  zu  sehr  gestßrt  wird.  Die  Behandlung  etwa  entst 
niit.lten,  denen  sich  jethich  durch  eine  unermüdliche,  geschickte  gyinnasi 
behandlung,  richtige  Lagenuig  vorbeugen  lässt,  fällt  dem  Orthopaeden 

Vor  Ablauf  eines  Jahres  und  länger  nach  Beginn  der  Krankheit  brjui 
der  Behandlung  mit  der  HotTnung,    noch  Heilung,    mindesten.^   ;•. ■■•"■•■: 
nicht  n.-icbzul.issen-,  im  wachsenden,  sich  weiter  entwickelnden  I 
unerwartet  viel  wieder  reparirt  werden.    Die  orthopaeilisclie  Hfrinisj 
handliiug  solcher  Kinder  muss  in  der  Regel  freilich  viele  .lahre  ai 
sich  oft    weit    über    die  Kindheit  hinaus.      Selbst    dann   g' 

schickten  ortluj()aedisrh-nu'chanischen  Beeinflussiuig  noch  ii.  

losen  Zustärulcn  Besserung  und  Ersatz  der  verloren  geglaubten  Funrtloii 

Klnderniehle  sind  sehr    fein  z>;rmahleiie,   im  Ucbrigen  nicht  verändert)*  Mehle, 
denen  ein  mehr  oder  weniger  ^rrosser  Theil  des  Amylum.s  in  Dextrin*  beiw.  ia| 
geführt,    also    gleichsam    der    Verdauung    näher   gebracht    ist,    oder    endlieb 
Nährwcrth    durch  einen  Zusatz  erhöht  worden  ist.    Die  meisten  werden  »n 
tTcidefrüchten •,  einige  auch  aus  Hülsenfrüchten*  hergestellt.    Zur  1.  nup.'i 
die  pracparirten  Hafermehle*  von  Weibe/.ahn  und  Knorr  mit   11  —  15 
und    71   Amylum,    ferner  das    dextrinirtc  Weizenmehl    Kufe 
22  Deitrin  und  Zucker,  52  Amylum  und  die  ähnlich  zusamni 
mehle,    sowie  viele  andere  (Rademann.  Timpc  «tc.)    Zur  diiltcij  Ci 
prneparate,    die  unter  Zusatz  von  Milch,  Eiern,  Milchzucker,    Butter, 
u.  .1.  hergestellt  sind.     Aus  dieser  Gruppe  seien  genannt: 

Nestle's  Mehl  mit  .  .  10  pCt.  Eiweiss.  5  pCt.  Fett,  77  pCt.  K.-.hleh'.'? 
Farinfl  lant^»   <^^^»m^  in 5 23 


lehle 


—     Tftö     — 


Riflsiiigpu] 


zuckernde  Wirkung  des  Mund-  und  Bauchspeichels  tiocii  gering  ist.     Der  Kohlehydrat- 

bum  bedingt  die  Gefahr  der  sauren  (ialirung  im  Dorm    und  in    der  Folge  leicht  Magcn- 

ftarmkatarrh.     Deshalb  eignen  sich  diese  Mehle  fast  nur  fUr  die  späteren  r<ebcnsmoDate. 

|ie  Zeit  der  Entwi;ihnung  und  im  zweiten  Lebensjahr    werden    sie    besser    vertragen  und 

ei  Reizbarkeit    des  Verdauungstraetus  manchmal  sogar  von  Nutzen.     Das  Leguminosen- 

(Hartenstein)    und    die   Maltoleguminosc    (mit  20  pCt.  Eiweiss    und    65  p<.'t.    Kohle- 

B)    eignen   sich    vornehmlich    für   reconvalesconte    und    schlecht    genährte  Kinder  ohne 

äich  gestörtes  Verdauungsverraögen. 

ich  für  erwachüeoc.  febrile  Kranke  und  io  der  Recooralescenz  kann  man  von  den  Kinder- 
besonders  aus  Cerealien,  zweckmässig  in  Suppenform  Gebrauch  machen. 

Mumt. 

pp«  (Liebig)  wird  bereitet,    indem  man  15  g  Weizenmehl  mit  15  g  Malzmebl  mischt, 

|>pfen    einer  llproc.  Kalicorbonatlösung,    weiterhin    150  Milch    und    30  Wasser  zusetzt, 

erwärmt  (4.J "),    damit  sich    die  Stärke  in  Zucker  verwandelt,  und  zuletzt    zum  Sieden 

und  darauf  durchseiht.    Sie  enthält  3,1  pCt.  Eiweiss,   3,1  Fett,    4,8  Zucker,    wird  von 

Dgen  gern  genommen  und  ist  im  Stande,  Frauen-  oder  Kuhmilch  zu  ersetzen. 

UPFELMANN. 

ftk  ist  eine  westafrikanische  Droge,   die   von  Cumbretum  Raumbaulti  (Heckcl),   Com- 
altum  Guill.  (Engler)  abstammt.  Es  werden  die  Blätter  mit  20pCt.  Tannin  (Schlag- 
kuffen)    als    das   werthvollste  Heilmittel  gegen    das   in    den  Tropen  so  häufige  biliöse 

mit  Haematurie  gerühmt.    Dosis:  im  Decoct  10:500,  im  Beginn  des  Anfalls  die  Hälfte, 
iest  nach  10  und  20  Minuten  zu  nehmen,  pro  die  30,0  4  Tage  hindurch. 
I  ''■ 

nmmi  Kino  Ph.  Helv.,  indisches  oder  matabariscbes  Kino,  ist  der  nach  Ein- 
en in  die  Rinde  von  Pterocarpus*  Marsupiuni  ausilicssende  und  eingetrocknete  Saft. 
BJmt  io  Form  von  kleinen  unregelmässig  scharfkantigen  und  zerbrechlichen  dunkel- 
ixbraunen  Stückchen  in  den  Handel,  die  ein  braunes,  geruchloses,  zusammenziehend  süss- 
Pulvcr  geben.     Es  lüst  sich  zum  grössten  Theil  in  Wasser,  und  vollständig  in  gleichen 

Alkohol  mit  dunkclblutrothcr  Farbe.  Die  wässerige  Lö.sung  wird  durch  Eiscnchlorid 
»grün,  Quecksilberchlorid  tleischfarben,  Bleiacetat  schmutziggrauviolett  und  durch  Brech- 
tin bellbräualich  gefärbt.  Minderwerthige  Sorten  Mnd  das  australische  Kino,  von 
|itus  resiaifer.1  (Smith),  das  bengalische  Kino  oder  Buteagummi.  aus  der  Butea 
la  Roxb.,  und  das  westindische  Kino,  Jamaica-Kino,  von  Coccoloba  urifera  Jacqu. 
K  wichtigsten  Bcstindtheile  der  Droge  sind  die  Kinogerbsäure,  welche  im  Malabarkino 
;■  25  pCt.  enthalten  sein  soll,  ferner  das  KiooTn,  das  der  (lallussäuremethyl- 
t   des  Breuzkatecbins    sein    soll,    sowie    das    Kinoroth,    auch    Kinosäure    genannt, 

beim  Stehen    der  Kinolösungen    an    der  Luft    sich    aus  dem  Kinoin    abscheidet. 
p  Wirkung  beruht  wesentlich  auf  seinem  Gehalt  au  Kiuogerbsäure,  ist  daher  dieselbe 
a  Katechu.    Wird  besonders  in  England  als  Adstringens  bei  DurahfdUen,  äusserliob  als 
lendes  Mittel  gebraucht.     Die  rothbrauue  Tinctur  dient  besonders  zu  Zahnwässern. 

Kino  Ph.  Helv.  als  Pulver  zu  0,5 — 1,0  pro  dosi,  bei  uns  selten  benutzt. 

Tinctura  Kino:  dargestellt  aus  Kino  1  und  .\lkohol  5,  innerlich  zu  30 — 40  Tropfen. 

Liquor  Kino  aluminatus:    Kino  10,  .\lumeu  2  auf  10<J0  Wasser. 

Pulvis  Kino  compositus:  Kino  7,5,  Opium  0,5,  Cortex  Cinnamomi  2,0. 

Sirupus  Kino:  Tiactura  Kino  10,  Sirupus  simplei  90.  -•,„„.,. 

imOlt  das  rette  Oi*l  dor  Samen  Ton  Pruuiie  CeraruB  L.,  in  30—30  pCt.  daria  entlialt«a,  In  li«ruQh 
Miiraaek  dem  Mandelöl  ähnlich,  wird  Jedoch  leicht  raniiK.     Eretarrt  bei  —28°,  sdm.  0«w.  0,024. 

H. 

fbeeröl   ist  das   am  den  nUttern    Tun  Prnnas  Lanro-Ceraaua  L.   erhUtlir.he    aetherisohe  Oel     Mit 

^rmaodelnl  in  seiner  ZnsammenfiOttunK  nbereinstimmend.   hat   es  mit   diesem  aneh  da.^  (Gemeinsame,   dass 

fertig  gebildet  in  der  Drüge  enthalten  ist.    sondern    erst  durch  die  Einwirkung   eine<*   Ferments  lEmiilsin) 

LauroceraKto'   entsteht     Es  ist  gelblieh,    beisteht  aas  Uonialdehfd,   weotg  Beniylalkohul  und  etwa  2  pCt. 

«.     8[)eti.  Gew.  I.iirtA  — 1,00.V     Wurde  früher  als  Aqua  Lau  roe.e  r  as  i  *  gebraucht. 

UAäüZ. 

in  Bayern  hat  5  kalte  Kocbsalzquellen,  von  denen  Rakoczy,  Paudur  und  Maxbrunnen 

Bphlirh    Tum    Triiilrpn       SnlinpnsnniHpl     iinH    SolirmKnrncnrmil*!      h.iiint*;."i«»hlinh    »lim    RiiH(»n 


[Kissiiif^cn 


—      7Hß 


w. 


beiträgt,  so  können  licbwnypörnemie,  Fcttlcber,  Katarrh  der  Gn 

Er/olg  in  Kissingen  behandelt  werden,    so  lange    es  sieb  um    1 

Zustände  handelt,  wohingegen  hühere  Grade  jene  l/uelleo  erfordern,  iii   (i-urii   dj.- 

und    schwefelsaure    Natron    die   eholagogc   t^uellenwirkung    verstärken.      Unterlt 

Hncmorrhoi'dalbeschwcrden  ete.:  Hier  beruhen  die  Kissinger  Erfolge  auf  einer 

der    eholagogen   und    der   Perist,iltik    und  Stoffumsatz    steigenideii    Wirknnf    des 

Erkrankungen  der  Bespirationsschleimhaut :    Uachen-,  I,rir> :  '   '  "^ 

werden    äusserst  günstig  beeinllusst   und   zwar  offenbar  durch  die  1-^ 

zähe  Scbleimmasscu  zu  vertlüssigcn.    Fettleibigkeit:  Die  Wirksanikci.    fi^in    .^ui  «tr  i.5d- 

Schaft  des  Kochsalzes,    den  Stoffwechsel    zu    steigern.     Scrofulose.   Rachitis.   Ess«d«t(j 

Da  Kochsalzlösungen  die  Diffusion  zwischen  dem  Blute  einer-  und  den    Parenchjrmea  ia6  ba 

darin    abgesetzton  Exsudaten  andererseits  begünstigen,  so     ist  es  begreiflich,   «amra  Kmiata 

beider  Aufsaugung  solcher  pathologischer  Productc  (Metritis  chronic;*     i-vr..',^    ..^;.i.     — . 

auch  hier  wieder  die  Stoffwechsel  anregende  Einwirkung  des  Kochsalz 

Diathese:  Durch  die  seitens  des  Kochsalzes  wie  der  Kohlensäure  g' 

hierdurch    bewirkte  Erleichterung  der  Ausfuhr  von  Harnsäure    und   I 

greifen,    dass  Gicht  und  Bildung  von  barnsauren  Concrementcn   ein'.    :    ■,.   .. ^--^ 

abgeben.     Soolbäder  sind  ein  wichtiges  Unterstützungsmittel  der  Kissinger  Kur. 


KiSBlOTTOdsk,  im  Kiukuiu,  «04  m  hoeb,  klimatitehcr  Kurort  mit  Skoerlingou,  mlek«  Vis  wa  1000  < 
oatliftitoa.     Mittlere  Sommertcnipermtur  18^. 

Klelenbider.     Zum    Kleienbad    wird    die  Mandel-    und  Weizcnkleie    benutzt.      V 
gerührt,  '/«"l   ''g,  dient  diese  Kleie  hauptsächlich  zu  kosmetischen  Zwecken 
zarter  Haut  bis  zu  gewissem  Grade  geeignet,  die  Seife  zu  ersetzen,  welchr-     ' 
Neutralität  ist.     Ausserdem  findet  dieselbe  Verwendung,    wenn  es  sich    <! 
spröden    H.iut    wieder    Geschmeidigkeit    und    Glatte    zu    verleihen.     Diu     \\. 
Kleber  und  wenig  Stärkemehl.     Die  Zubereitung  des  B.ides  erfolgt,  iud<-m  dl' 
Beutel  gebunden,    im  Wasser  gekocht    und  die  .Abkochung  nebst  dem  B>-"' 
than  wird.     Das  Kleienbad   wirkt  erweichend    und    beruhigend.    Die  Kl'  , 
daher  mit  Vortheil  zur  .Vnwendung  als  mitigirender  Zusatz  zu  hautreizeti'i-^i  ij.iucm     iK>c 
sind  die  Kleienbäder  für  Neugeboren«  und  schwächliche  Kinder. 

nnuni!» 

KIe|)ton)anie,     Kleptomonomanie    oikr    Klopeinani«    (MattfapyV    Sti>hlmoB4 
manie.  wird  dofinirt  als  ein  „krankliaftcr  Triob.  ohno  Vpr.inlassun 
und  .Noth  zu  .stcliU'ii."     M.111  fiiulct  iliii  bei  sehr  verschiodenen  (ii  .    ■  <m«i: 

1.  Bei  Iiulii'cillen.  Iit>i  weldien  drr  Reiz,  egoistischi-  Geiüsir  jtu  bvfmAgtt, 
zusniunieii  mit  der  m:tng<'liiden  Einsicht  in  das  Unsittlirbf  und  Strnfbmre  «Im  IK«ik- 
Stahls,  zuweilen  aurh  d.xs  Motiv,  einen  Anderen,  welcher  ihuen  n.tch  ihrer  Aiaiiit 
Uebles  lugefögt,  zu  schädigen,  zum  Diebst.ilii  führt.  2.  Bei  der  Manie,  in 
d.is  Verschwinden  der  Geffihle  der  Sittlidikeit  dem  Triebe,  krankhafte  Gell 
befriedigen,  zu  Statten  kommt.  .I.  Bei  Fällen  von  Paranoia,  in  welch' 
gung  des  Eigenthums  .\uderer  die  Raclie  für  .ingelilich  erlittene  Vei ; 
stellt.  4.  Bei  den  verschieden.sten  geistigen  Scii wäcliezuständt.-u.  ui  vtefl 
sowohl  die  l'asittlichkeit  wie  die  .Strafbarkeit  des  Diebstahls  nii-ht  rrkoitnl 
k.inn.  Hierher  gehören  besonders  die  Diebstähle  der  Paralytiker  und  der  Aller»-" 
blCdsiiinigen.  ( »efters  ist  allerdiugs  bei  Letzteren  .nuch  die  Ursache  tu  der  Schwftefe 
des  (ied.lclitnisses  zu  suchen.  Der  Kranke  steckt  Dinge  ein.  welche  er  in  der  llaa^ 
hat,  ohne  sich  dessen  zu  erinnern,  d.iss  ihm  ilieselben  nicht  gehftrfj«.  5.  Bei 
ständen  mit  vorübergehender  Trübung  oder  Aufhobung  des  Sclbstb«wnsi 
Seins  (.\lkoholismus,  Hysterie.  Epilepsie). 

Ist  ausser  der  Stehlsucht  nicht.';  Kraiikliaftes  zu  entdecken,  so  ist  der  KIt'pt 
ein  Dieb,  welcher    seine  Behandlung  nach  den  Bestiniuiungen    des  Stnifgi?:etib«ic 
erfordert.      Es    giebt     demnach     eine    Kleptomanie    nur    als    nin«'    Theil 
erschoinung   einer    krankhaften    Störung    der    Goi.stesthfttigkoit,    nickf 
als  eine  besondere  Eorm  L'cistiger  Krankheit. 

Die  Therajjie  der  Kleptomanie  hat  den  derselben    zu  (irunde  li'-. 
haften  Zustand    zu    behandeln.      Im    Interesse    des    Knuiken    wie    d«i 
wird  eine  Swiuestirung  in  einer  Irrenanstalt  erforderlich  »eiJi.  moroiL 

KUma.    In  streng  geographischem  Sinne  bedeutet  Klima  (von  ;i/tWi>)  die  goognpUtch« 
l.-kge  eines  Ortes.     Da  dipse  Lage    die  Sonnenhöhe    und    d.imit  die  tiröMe  der  SoBMai 
bedingt,   fasst  ro«o  jetxt  allgefflcio  alle  mit  der  IJ'  in  oiherer  oder  catftfalerw  B*- 


[liina 


—     7«7     — 


KliinaJ 


t 
t 

I 


I 


zieliuiig  stehenden  VerbHItnisse  unter  diesem  Namen  zusammen.  Weitergehend  begreift  man 
darunter  auch  durt'h  die  besondere  Lage  eines  Ortes,  seine  Beziehung  zu  naheu  Meeren  und 
deren  Strömungen,  seine  senkrechte  Krhebung  über  den  Heeresspiegel,  die  physikalisch-chemi- 
schen Verhältnisse  und  die  F'flanzendcoke  seines  Bodens  bedingte  Besonderheiten  seiner 
Atmosphaere.  Alle  diese  Momente  beeinflussenden  normalen  Ablauf  der  Lebcnsproccsse ;  sie 
können  unter  Umständen  Krankheiten  erzeugen  oder  eine  Disposition  für  gewisse  Krankheiten 
setzen;  bei  vorliandeiK'n  Krankheiten  kommen  sie  in  doppelter  Weise,  im  Sinne  der  Beseitigung 
von  Schädlichkeiten  und  im  .'^innc  positiv  heilender  Wirkungen,  in  Betracht. 

Zur  Orientirung  über  das  Klima  eines  tJrtes  benutzen  wir  regelmässige  Beobachtungen 
der  Luft-,  eventuell  auch  der  Bodentemperatur,  des  Luftdrucks,  der  Stärke  und  Richtung  dos 
Windes,  des  Wassordampfgebalts  der  Atmosphaere,  der  Menge  und  Beschaffenheit  der  Nieder- 
schläge, der  Ncbelbildung  und  Bew'ilkung  und  der  damit  im  (iegensatz  stehenden  Dauer  und 
Kraft  der  Besonnung,  endlich  des  elektrischen  Zustandes  der  Luft.  Hierzu  kommen  dann  noch 
Untersuchungen  über  die  Zusammensetzung  der  Atmosphaere,  wobei  man  speeiell  ihren  (ie- 
balt  an  Kohlensäure,  an  Ozon,  an  den  gasförmigen  Producten  gewisser  chemischer  Procossc, 
an  Staub  der  verschiedensten  Art  und  an  den  Keimen  niederer  Organismen  berücksichtigt  hat. 

Die  Angaben  über  Lufttemperatur  werden  durch  Beobachtung  von  im  Schatten,  zweck- 
mässig an  der  Nordseite  eines  Tiebäudes  oder  in  besonderen  «Wetterhäuschen"  aufgestellten 
Thermometern  gewonnen.  Viel  exactere  Resultate  liefern  die  Assmann'schen  „Aspirationsthermo- 
meter",  welche  selbst  im  directcu  Sonnenschein  die  wahre  Lufttemperatur  angeben.  Das  Mittel 
dreier  um  6  Uhr  Früh,  2  Uhr  .Mittags  und  10  Uhr  Abends  gemachten  Ablesungen  fällt 
nahezu  mit  dem  wirklichen  Tagesmittel  zusammen  und  wird  meistens  als  solches  gerechnet. 
Aus  den  Tagesmitteln  werden  die  Mittel  5  lägiger  F'erioden  (Pentadenmittel),  die  Monats-, 
Jahreszeit-  und  .lahresmittcl  berechnet.  Für  die  menschliche  liesundheit  sind  die  Vertheilung 
der  Temperatur  über  die  Tages-  und  J.ihreszeiten  und  die  Grösse  und  Schnelligkeit  der 
Temperaturscbwankungen  viel  wichtiger  als  die  mittlere  Temperatur.  Ks  müssen  doshalb 
die  ThermometerbeobaehtungcQ,  um  Auskunft  über  die  aetiologische  und  therapeutische 
Bedeutung  der  Temperatur  eines  Ortes  zu  geben,  in  der  Art  verarbeitet  werden,  dass  man 
einerseit.s  die  mittlere  Temperatur  der  einzelnen  Monate  und  die  mittlere  Morgen-,  Mittags- 
und .Vhendtemporatur  derselben  ersehen  kann,  und  dass  ferner  der  mittlere  und  höchste 
Werth  der  täglichen  und  monatlichen  Temperaturscbwankungen,  also  die  Temperaturextreme, 
ersichtlich  gemacht  werden.  Dies  wird  am  Besten  durch  .\ufiiteltung  und  täglich  zweimalige 
Beobachtung  eines  Maximum-  und  Minimumthermometers  erreicht. 

Die  Beobachtung  des  Luftdrucks  wird  wohl  im  Altgemeinen  in  ihrer  gesundheitlichen 
Bedeutung  überschätzt:  ob  die  ."Schwankungen  des  Barometers  an  einem  Orte  gross  oder  klein 
sind,  ist,  soweit  unser  Wissen  reicht,  an  sich  gleichgültig.  Nur  insofern  hat  dieses  Moment 
Bedeutung,  als  mit  ihm  andere  einflussrciehe  Veränderungen  der  Temperatur,  der  Feuchtigkeit, 
der  Windstärke  cinhergehen.  —  Ein  Einfluss  der  Baromcterschwankungeu  auf  die  Athmung 
speeiell  die  Kohlensäureausscheidung  existirt  nicht.  Selbst  sehr  viel  grössere  Druckschwan- 
kungen, welche  man  mit  Hülfe  des  pneumatischen  Kabinets  oder  durch  Aenderung  der  Meeres- 
höhe jeder  Zeit  herbeiführen  kann,  sind  ohne  Einfluss. 

Die  Stärke  und  Art  des  Windes  ist  einer  der  ärztlich  bedeutungsvollsten  Factoren  des 
Klimas.  Der  Wind  wirkt  dircct  durch  den  mechanischen  Reiz,  welchen  er  auf  die  Körperober- 
Aäche  übt,  durch  W.ärmeentziehung,  Förderung  der  Verdunstung,  indirect  durch  Aufwirbeln 
von  Staub,  dessen  mehr  oder  woniger  grosse  Schädlichkeit  von  der  Bodenbesehaflienhcit  ab- 
hängt. Die  Windstärke  wird  in  den  meteorologischen  Berichten  mit  den  Ziffern  1 — 6  oder  auch 
1 — 12  bezeichnet.  Die  niedrigste  Ziffer  entspricht  einer  (reschwindigkcit  bis  zu  3,5  m  pro 
Secunde,  die  höchste  dem  Orkan  von  30  —  40  m  üeschwindigkeit  und  darüber.  Bei  Windstärke  2 
der  6  theiligen  Scala  werden  die  Blätter,  bei  3  die  kleineren  Zweige,  bei  4  grosse  Aeste,  bei  5 
stärkere  Bäume  bewegt.  Die  durch  die  Wetterfahne  angezeigte  Windrichtung  ist  für  die  hygie- 
nische Wirkung  deshalb  von  hoher  Bedeutung,  weil  von  ihr  der  Wasserdampfgehalt  der  Luft,  die 
Wolken-  und  Ncbelbildung,  sowie  die  Staubbildung  abhängen.  Durch  schädliche  Eigenschaften 
(sehr  hohe  oder  niedere  Temperatur,  abnorme  Trockenheit,  welche  meist  mit  übermässiger 
StaubbilduDg  vergesellschaftet  ist  oder  auch  übermässige  Feuchtigkeit)  ausgezeichnete  Winde 
können  gegen  die  Wahl  eines  Kurortes  in  der  Jahreszeit  ihres  häuligeu  Wehens  bei  gewissen 
Krankheiten  ausschlaggebend  sein.  In  dieser  Weise  kommen  der  Scirocco  Süditalicus,  der 
Cbam.sin  Aegj-ptens,  der  Mistral  der  italienischen  Biviera,  die  Bora  der  nordadriatischen  Küste, 
der  Föhn  der  nördlichen  Alpentbäler  für  uns  hauptsächlich  in  Betracht.  Ein  günstig  gelegener 
schützender  Bergrücken  kann  unter  solchen  Umständen  einem  Kurorte,  ja  einem  Theile  eines 
solchen  entscheidende  Vorzüge  vor  der  Nachbarschaft  sichern.  Es  sei  an  die  viel  besprochene 
Ungleichwerthigkeit  der  einzelnen  Stadttheile  von  Nizza,  an  den  grossen  klimatischen  Unter- 
schied zwischen  Montreux-Territct  und  dem  benachbarten  Vevey  erinnert.  —  L'nter  den  bequemen 
Methoden  zur  Bestimmung  des  Wasserdampfs  in  der  Luft  ist  die  psyubrometrische  die  ge- 
naueste. Au-s  den  Psychrometer-Tafeln,  z.  B.  der  von  Jelinek,  Wien  1876,  entnimmt  mau 
dircct  die  der  psychrometrischen  Differenz  bei  der  herrschenden  Lufttemperatur  entsprechende 
Wasserdampftension  in  Millinieter-l,'uecksilber  und  das  Verhältniss  dieser  Tension  zu  derjenigen, 
welche  bei  vollkommener  Sättigung  der  Luft  mit  Wasserdampf  herrschen  würde,  die  , relative 


50« 


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— ff— 1^  i»WH     ■■■■     ■■  — ^1— yyiy -^«w  -         __  _      _  

Millimeter  angeben.    Für  uns  ist  n«l  mehr  als  die  absolute  Ni'  i:^mtaKC 

auf  die  einr.elnon  Monate,    sowie    auf   die  Tages-  uud  Nacbt^u.,,'.  i,    Aicliti(^ 
Dauer  der  durch  den  Hegen  cnteugten  Bodcnuässe,  welche  von  diT  phj"«' 
hcit  des  Bodens  nhhüngt. 

Die  Sohwnnkungcn  des  (ielmitcs  der  Atmosphaerc  an   ilireo  Hauptbestuu 
abgesehen  von  dem    vorher  besproehenen  Wasserdarapf,    nicht   in   B-ir-v.-l 
gungon,    wie    sie    durch  Düngung  der  Felder,    durch  industrie'He 
Emanationen  in  die  Luft  eines  Ortes  gelangen  können,     werden    !• 
Hülfsmittel  durch  unsere  Sinne  wahrgcnommeu.     Sie  künnen    dur. 
in  anderen  Füllen  auch  durch  directc  Schädigting,  namrntliuh    d^  r 
einen  Ort  ungesund  machen.     In  seltenen  Fällen  werden   BeiiU'  ■  _  iv'  ■■    -ll 
zu  Heilzwecken  benutzt,    doch    fallen    diese  Wirkungen    (^'ring^r    M.  tit.-'  n  »i 
Stoff,    schwefliger  .Siure    und    dergleichen    eigentlich    schon     nirht    mehr   in 
Klimawirkuugen.       Man  hat  vielfach    dem  wechselnden   Geh.ilt    der  f.itft  ^n  Pl' 
deutung   für  das  Klima    eines  Ortes  beigemessen.      Durch    die  ox; 
sollten  schädliche  Beimengungen,    selbst    Krankheitskcime    vemici 
jetzt  jeder  Beweis  dafür,  d.iss  ein  minimaler  Oiongchalt,  welcher  in  der,' 
an  Waldsäumen,    am  Meere,    besonders    hoch    gefunden    wird,    die  w.'\; 
tbätigcn  Wirkungen  der  belrefTenden  Luft  darstellt.     Man  hat    vif! 
halt  einer  Luft  an  Staub  im  .Mlgemeinen,    an  organischem     u 
sonderen    quantitativ  festzustellen.    Von  den  in  Betracht  koii; 
nur  diejenigen,    welche  die  .Menge  und  Art   der  fortpflani 
fassen,    genügend  au.sgcbildet  und  auch  einfach  genug,  um   bei  y 
Ortes  in  Betracht  zu  kommen.     Man  sucht  bekanntlich  in   der  Ken 
der  Luft  des  Hochgebirges  vielfach  die  Ursache  der  Heilwirkung  der  t-ttn 
Schwindsucht  und  andere  Krankheiten. 

Die    therapeutische    Bedeutung    der   einzelnen    Kli: 
auf    die  Erkenn tnis.s  ihrer  physiologischen  Wirkung  211 
allerdings  nicht  verhehlen  dürfen,  dass  wir  gewiss  viele  feinere  unn   ii.'r:i   nci-nu 
Ziehungen  kaum  ahnen,  manche  uns  vielleicht  noch  ganz  verborgen  sind. 

Am  klarsten  erkannt  ist  die  Wirkung  der  Temperatur  und  d.imit  im  S 
diejenige  des  Wa.ssergehalts  der  .Atmosph.iere  aul  die  Vorgang»  der  W;irmej«gBll 
Blutvertheilung  und  den  Stoffwechsel.  Bei  niederer  Aussentempcratur  wird  i 
nur,  sondern  auch  die  angrenzenden  .'Schichten,  blutarm:  die  W.isserausseheidi 
Haut  sinkt  auf  ein  Minimum,  die  .Sensibilität  der  kalten  H.-iut  ■-'  h'»'-!' ■■■•■'•tit, 
wird  spröde  und  ri.ssig.     In  den  an  der  Abkühlung  theilnchm  t-a 

der  Stoffumsatz;    hierdurch  kann  bei    siarker  Abkühlung    die ihoM 

Korpers  merklich  vermindert  werden;  andererseits  führt  die. A)  wcooil«' 

wird,  rctlectorisch  zu  Zittern  und  vermehrter  Muskelspannung.  li-r  S 

beblich,  selbst  bis  nahe  zum  doppelten  des  normalen  Werthes.  ia 

ehe  es  zu  diesen  Heflexacten  kommt,    wirkt  die  .\bkuhlung  iu  .....   ^i^Q 

System,  dass  die  Neigung  zu  willkürlichen  Bewegungen  wächst.     Mit  dMMT 
ist  das  subjootive  Gefühl  erhöhter  Leistungsfähigkeit    und    ein   iresteip'fti^? 
Satzes  durch  Nahrungsaufnahme  verbunden;    der  durch    die  w 


fKIimn 


—    7Rn    — 


Klima] 


I 


Sehneil  ein  Locus  miuoris  resistcntiae  sein.  Die  Mijglichkeit,  durch  geeignete  Wahl  des  Auf- 
enüi.iltsortes  die  Tcmpcratursehwankungeii  mit  ihren  eben  geschilderten  Gcfahreu  zu  ver- 
miodern,  spielt  eine  hervorragende  Kelle  in  der  Klimatotherapie;  dabei  ist  aber  auch  zu  be- 
denken, dass  die  wärmeregulatorisehen  Apparate  der  Haut  in  hohem  Maasse  der  Uebung 
zugänglich  sind,  dass  also  durrh  häufige  Einwirkung  massiger  Temperaturschwankungeii,  wie 
sie  der  möglichst  verlängerte  Aufenthalt  im  Freien  bedingt,  die  Haut  zu  immer  zweckmäsaigcrer 
Reaction  geübt  werden  kann;  ein  allzu  gleichmässigcs  Klima  kann  in  Folge  dessen,  und  weil 
es,  wie  jede  Monotonie  erschlallend  wirkt,  für  die  dauernde  (lesundheitsforderung  weniger  ent- 
sprechend sein,  als  ein  solches  mit  stärkeren  Schwankungen,  wenn  dieselben  nur  nicht  so 
stark  sind,  dass  sie  den  ausgiebigen  Luftgenuss  verbieten.  Es  braucht  kaum  gesagt  zu  werden, 
dass  die  Wirkung  der  Lufttemperatur  durch  zweckmässige  Wahl  der  Kleidung  erheblich  modi- 
ficirt  werden  kann.  Praecise  Anordnungen  seitens  des  Arztes  über  diesen  Punkt  sind  bei 
jeder  klimatischen  Kur  uneriässlich. 

Die  Einwirkungen  der  Temperatur  werden  durch  den  Wassergehalt  der  Luft  und  die 
Bewegung  derselben  wesentlich  modilieirt.  Da  die  Temperatur  der  Luft  fast  durchgchends 
unter  der  des  Körpers  liegt,  wird  sie  dem  Körper  um  so  mehr  Wärme  entziehen,  je  stärker 
sie  bewegt  ist.  Selbst  sehr  niedrige  Lulteraperaturen  werden  bei  absoluter  Windstille  leicht 
ertragen,  hierauf,  neben  der  starken  Sonnenwirkung,  beruht  die  Möglichkeit,  in  den  Hochgebirgs- 
thälcrn  im  Winter  bei  tief  unter  dem  (refrierpunkt  stehender  Lufttemperatur  mit  Behagen  im 
Freien  zu  weilen.  Als  zweiter  Factor  kommt  hier  noch  die  Verdünnung  und  die  grosso 
Trockenheit  der  Luft  in  Betracht;  namentlich  das  letztere  Moment  macht  die  Besonnung  viel 
wirksamer,  da  ebenso  wie  da.s  in  den  Wolken  zu  Tropfen  condensirte  Wasser  auch  der 
unsichtbare  Wasserdampf  die  VVärmestrahlen  viel  stärker  absorbirt  als  die  trockene  Luft. 
Wie  starke  Erwärmung  in  der  Sonne,  findet  daher  im  trockenen  Klima  des  Hochgebirges, 
sowie  trockener  Zonen,  Aegyptens,  vieler  Theilc  von  Nordamerika,  starke  Abkühlung 
durch  Ausstr.ililung  in  den  Weltraum,  daher  sehr  rapide,  von  den  Kranken  durch  rechtzeitiges 
Aufsuchen  der  Wohnung  zu  vermeidende,  Abkühlung  nach  Untergang  der  Sonne  statt.  Die 
Temperaturschwankungen  und  damit  auch  die  durch  sie  bedingten  Reize  sind  in  trockenen 
Klimriten  sehr  viel  grösser  als  in  feuchten,  werden  aber  auch  sehr  viel  besser  vertragen. 

Eine  besondere  Bedeutung  hat  noch  die  relative  Feuchtigkeit  der  Luft  bei  absolut 
hoher  Temperatur  derselben,  namentlich,  wenn  Muskelthätigkeit  mitspielt.  Die  Wärmeabgabe 
des  Körpers  durch  Strahlung  und  Leitung  reicht  dann  nicht  mehr  zur  .\bfuhr  der  im  Körper 
stetig  producirten  Wärme  aus:  gesteigerte  Verdunstung  muss  zu  Hülfe  kommen.  Die  Ver- 
dunstung wird  durch  die  in  (fang  kommende  Secretion  der  Schwelssdrüsen  vermittelt;  ist  die 
Luft  trocken,  so  kann  das  Secret  in  dem  Maasse,  in  dem  es  gebildet  wird,  verdunsten,  die 
Luftbcwogung  kommt  dieser  Verdunstung  wesentlich  zu  Hülfe,  l'm  .so  leichter,  jo  feuchter 
und  je  windstiller  die  Luft  ist.  kommt  es  zu  mehr  oder  weniger  weitgehender  Durchfeuchtung 
der  Kleider  mit  Schweiss.  In  diesem  Zustande  ist  die  tiefahr  einer  Schädigung  durch  plötzliche 
Abkühlung  besonders  nalicliegend.  um  so  mehr,  als  die  Durchfeuclitung  der  Kleider  noch 
lauge  andauert,  wenn  unter  dem  Einfluss  der  Abkühlung  resp.  bei  Nacblass  der  Muskelarbeit 
die  Schweisssecretion  und  das  Bedürfniss  grösserer  Wärmeabgabe  aufgehört  haben. 

Reichliche  Schweissabsonderung,  welche  dem  Körper  neben  viel  W.isscr  auch  .'^alze  und 
organische  Stoffwcchsclproducte  entzieht,  hat  zur  Folge,  dass  in  erster  Linie  das  W.isser  des 
Harns,  aber  auch  die  absolute  Menge  seiner  festen  Stoffe  abnimmt;  mau  wird  auf  diesem 
Wege  die  Nieren  ohne  Schädigung  des  Körpers  um  so  leichter  und  ohne  sonstige  Nachtheile 
entlasten  können,  jo  mehr  in  trockenem  warmem  Klima  der  reichlich  secernirte  Schweiss  so- 
fort bei  seiner  Bildung  verdunstet.  Viel  kann  in  dieser  Hinsicht  eine  rationelle  Kleidung 
nutzen;  hygroskopische,  das  Wasser  leicht  aufnehmende  Unterkleider,  poröse,  wenig  Wasser 
bindende  Oberkleider  werden  eine  reichliche  Schweissabsonderung  mit  ordentlicher  Kühlung 
des  Körpers,  die  aber  mit  Sistirung  der  Schwcissbildung  alsbald  ihr  Ende  findet,  bewirken. 

Achnliche  Nachtheile,  wie  sie  die  schweissgetränkte  Kleidung  erzeugt,  entstehen,  wenn  die 
Kleider  von  nu.sscu  durchnässt  werden.  Mehr  noch  als  Regen  ist  in  dieser  Hinsicht  Nebel 
zu  scheuen.  Indem  er  die  Poren  der  Kleidung  mit  Wasser  füllt,  hindert  er  die  Venti- 
lation durch  dieselben  und  verstärkt  zugleich  die  Wärmcleitung  nach  aussen,  deren  Ueber- 
maass  ja  in  erster  Linie  durch  die  ruhenden  Luft-schichten  der  Kleider,  welche  als  schlechte 
Wärmeleiter  fungiren,  verhindert  wird.  Unzweifelhaft  und  für  Kranke  sehr  merkbar  ist  das 
Athmen  im  Nebel  erschwert.  Wahrscheinlich  spielen  hierbei,  wie  bei  der  analogen  Wirkung  einer 
stiubreichen  oder  mit  unangenehmen  BiechstofTcn  geschwängerten  Luft  Relleie  von  den  ersten 
Luftwegen  eine  Bolle.  Die  Athemanstrengung  wird  durch  Contraction  der  Bronchialmuskeln, 
welche  die  feineren  Bronchien  verengt,  bedeutend  vergrössert  (Lazarus,  Einthoven). 
Darum  athmet  man  so  viel  leichter  und  tiefer  in  reiner  frischer  Luft,  darum  „weitet  sich  die 
Brust"  im  Walde,  auf  Bergeshöhen,  am  Meeresstrande.  Die  Heilerfolge  der  klimatischen  Kuren 
im  Allgemeinen  und  bei  Lungenleidenden  im  Besonderen  hängen  gewiss  wesentlich  von  dieser 
Wirkung  der  „reinen*  Luft  ab,  wobei  es  dahingestellt  bleiben  mag,  ob  ein  reicher  Gehalt  an 
Bakterien,  an  Ausdünstungen  von  Menschen  und  Thieren  eine  besonders  grosse  Schädlichkeit, 
verglichen  mit  mineralischem  St.iub,  darstellt.  Wie  sehr  letzterer  im  Stande  ist,  die  Luftwege 
zu  schädigen,   der   tuberculösen   Infection    die  Wege   zu  bahnen,   zeigt   die  Tuberculosc   der 


AUs.-'n  [t)>;^ 


aer  nwiwinangvn  aw  noengvon^w 

Eggcr  und  anderen  Schweizer  Acratcn  bat  Damentlich   M 
die  Zunahme  der  Blutkörpercbeu  mit  der  Abnahme  der  ijul' 
auf  einen  R^gulationsmeclianismus  belogen,    welcher  in     den 
anrege,  wie  die  Sauerstoffaufnahme  durch    die  verdüiint«;^   l.;;i' 

Dass    die    Zunalime    der    i-tlutkürperchen    im    Hochg'  ;  ir- 
kommt,  konnte  Zuntz  mit  Schumburg  und  Loewy   feslsttl  ■  n     \\    ii  r 
die  Luftverdünnung    auch    ander«    im    Hochgebirgo    cinwirk-i:  J. 
Kulte,  nitre,  Wind,  die  Blutkörperchenzahl  voriiborgoheiid   js- 
Neubildung  reden  kann.      Es  handelt  sich  in  diesen  Fällen 
nisses    von   I'lasma    und  Blutkörperchen,   welche  durch  die    ■ 
r/kSHc    zu    Stande    kommen.      Diu    Möglichkeit,    dass    atidaii> 
ebenso  wie  dies  Blutverluste    unzweifelhaft  thun,    direct  die     .. 
anrege,  wird  durch  die  Arbeit  von  Suter  und  Jacquet,  welchi?,  den  ges 
vorrath    im    Körper   von  Kaninchen    bestimmend,    in  B.vsel  5,3;>  p.-M.. 
Körpergewichts  fanden,  gestützt.    Weiss  hat  in  analogen  Versuchen  nicht  dxsi 

Aber  .-»uch  mit  dieser  Einschränkung   beweisen    die  WirWuM.'.ti    .1,-,  Hotf 
Erythrocytenzahl  eine  starke  Einwirkung  auf  das  vegetative 
Va-somotoren,  welche  wir  sehr  wohl  als  eine  tonisircnde  h<    .       „ 

Vielleicht  in  unmittelbarem  Zusammenbange  hiermit  steht  die  6ct.  v: 
kranke  so  leicht  in  der  Höhe  erfahren:  mit  dem  Tonus  der  klciiuii 
Widerstand,  welchen  das  Herz  zu  überwinden  hat  und  diese  stärkere  Anffvi^ 
LcistungsHibigkeit  eines  geschwäehteu  t'rguus  übersteigen.  D.izii  (...itiint,  ilü?  ja 
auch  wenn  alle  grösseren  Wege  vermieden  werden,  jeden  >' 
macht,  welche  um  so  leichter  über  das  zulässige  Maass  hinaus^Z' 
Reize  die  Bewegung  im  Freien  genussreich  gest.ilten.  Für  II 
pcutisch  wohl  nur  in  den  Andcs  und  dem  llimalaya  in  Betr.i. 
nachweisen,  dass  gleiche  Arbeit  einen  grösseren  Stoffverbr.iucb  Ij. 
Verdünnung  ist  die  durch  sie,  die  relative  Trockenheit  und  die 
stärkere  l.icbtwirkung  im  Hochgebirge  ihrer  physiologischeu  \\ 
Heizung  der  Haut,  deren  höhere  Grade  sieh  als  Röthung,  Erjtheni.  |: 
welche  nach  längerer  Dauer  die  bekannte  starke  Pigmentirung  b" 
flectorisch  auf  das  ttctasssj-stein,  auf  den  Muskeltonus,  auf  den  j. 
des  Nervensystems  wirken.  Besonders  wirksam  ist  hierbei  der  st  i 
Sonnenlichts,  die  blauen  und  die  ultravioletten  Strahlen,  die  in  den 
unteren  Schichten  der  Atmosphaere  reichlich  absorbirt  werden  un  ! 
höheren  Regionen  nicht  nur  absolut,  sondern  auch  relativ  stiirkni 

Die  so  mit  der  Höhe  wachsende  Lichtwirkung  wird  noch 
Felsen,  Wasserflächen  oder  gar  Schnee-  und  Eisfelder  das  Licln 
mehr  noch  durch  schattigen  Wald  wird  sie  wesentlich  gcrail-iin. 
die  I'nterschiede  der  Windstärke  wird  bedingt,  dass  verschiedeoe  Orte  la  gl« 
sehr  verschiedenem  Grade  anregend  auf  den  Menseben  wirken.  Das  sicbersl«  ' 
wohlthuenden  Anregung  ist  der  ihr  folgende  cri|uickende  Schlaf  und  der  ; 
Die    Uebererrogung   gicbt   sich   durch   Schlaflosigkeit   aod  Verdais"  "/-<'■ 


ninia 


701 


Klima] 


Am  nüchstcn  verwandt  ist  dem  HochgeMrgsklima  trotz  des  Gegensatzes  im  Luftdruck 
dasjenige  des  Mecrusstrandes  in  kühloicu  Gegenden.  Beiden  gemeinstim  ist  die  lebiiaft  bewegte 
reine  Luft,  sowie  die  starke  Lichtwirkung.  Sind  auch  die  chemisch  wirksamsten  Strahlen  im 
Meeresniveau  viel  schwächer  vertreten,  so  ist  doch  die  Reflexion  von  der  grossen  Wasserfläche, 
der  an  vielen  Orten  der  weisse  Dünensand  zu  Hülfe  kommt,  wirksamer  noch  als  die  an  den 
meisten  Bochgcbirgsstationen  stattiindende.  Leider  liegen  bis  jetzt  keine  Beobachtungen  über 
die  Wirkungen  des  Seeklimas  auf  die  Zahl  der  rothen  Blutkörperchen  vor;  es  ist  höchst 
wahrscheinlich,  dass  die  analogen  Reize  auf  die  Haut  auch  in  gleicher  Weise  auf  die  Ver- 
thcilung  der  Formbestandtheile  im  Blute  einwirken  dürften.  Als  besonderer  Reiz  kommt  der 
durch  Zerstäuben  des  Weileriscbaumes  bedingte  Salzgehalt  der  Luft  in  Betracht.  Für  Nase, 
Rachen  und  Luftwege  ist  er  als  Heilfactor  in  Rechnung  zu  ziehen. 

Ein  direet  gegensätzliches  Verhalten  zeigen  Gebirgs-  und  Seeklima  in  Bezug  auf  die 
Lultfeuchtigkcit,  wenn  auch  selbst  dicht  am  Meere  die  Luft  bei  Landwind  relativ  trocken 
sein  kann.  Die  höchste  Feuchtigkeit  zeigen  die  in  der  warmen  Zone  mitten  im  Meere  gelegenen 
Orte,  wie  Madeira,  ferner  die  an  der  Westküste  von  Irland  und  Schottland  im  Bereiche  des 
warmen  Golfstroms  gelegenen  Stationen,  trockener,  vor  allem  weniger  regenreich  sind  die 
englischen  und  französischen  l'lätzu  am  Canal  und  die  Xordscebäder,  am  trockensten  die 
Kurorte  der  Riviera  di  Ponente  zwischen  (iuuua  und  Nizza,  während  die  Riviera  di  Levante 
eine  wesentlich  feuchtere,  darum  auch  staubfreiere  fjuft  hat.  Am  vollkommensten  bieten 
kleinere  weit  ins  Meer  hinaus  gelegene  Inseln  die  Kigenthümlichkciten  des  Seeklimas:  die 
Luft  ist  stets  staubfrei  und  sehr  arm  an  Bakterien:  Licht-  und  Windwirkung  lassen  sich  bequem 
dosircn,  jähe  Temporalursprünge  kommen  kaum  vor,  der  Unterschied  zwischen  Sonne  und 
Schatten  ist  weniger  grell;  die  Hitze  im  Sommer,  wie  die  Kälte  im  Winter  sind  gemässigt. 
Kin  Nachtheil  für  viele  Fälle,  in  anderen  wieder  erwünscht,  ist  die  Schwierigkeit,  ausgiebigere 
Bewegung  im  Freien  in  anregender  Weise  zu  ermüglichcii.  In  diesem  Punkte  sind  die  Ostsee- 
bäder mit  ihren  waldigen,  aumuthigcD  Dünen  bevorzugt,  andererseits  ist  in  ihnen  die  anregende 
Wirkung  der  Meeresnäho  nur  noch  in  abgeschwächtem  Maasso  vertreten.  Je  wärmer,  windstiller 
und  feuchter  die  Luft,  je  weniger  ausgiebig  der  Anreiz  zu  energischer  Muskelthätigkeit,  desto 
leichter  machen  sich  im  Seeklima  Appctitmangel  und  Verdauungsstörungen  geltend,  während 
andererseits  Hustenreiz  und  trockene  Entzündung  der  Luftwege  wirksamste  Linderung  erfahren. 

Den  schärfsten  Gegensatz  zum  Inselklima  bieten  uns  in  Bezug  auf  Luftfeuchtigkeit  die 
südlichen  Mittclmcerländer,  Mittel-  und  Obcrae^-ptcn  und  Algerien  südlich  des  Atlas,  ferner 
gewisse  Thcile  der  südüstliehon  Staaten  der  nonlamerikanischcn  Union.  Das  trockenwarme 
Klima  gestattet  reichliche  Hautausdünstung  ohne  lästige  .Scbweissbildung  und  entlastet  darum 
in  wirksamster  Weise  die  Nieren.  Katarrhe  der  Luftwege  mit  reichlicher  Secretion 
werden  besonders  günstig  beeinflusst.  .\ls  Beleg  dafür,  wie  sehr  grosse  Trockenheit  der  Luft, 
verbunden  mit  starken  Temperatursehw.aiikungcn  und  heftigen  Winden,  den  Zustand  des 
Centralnervensystems  beeinflu.ssen  können,  werden  vielfach  die  V.inkces  Nordamerikas  ange- 
führt, deren  nervöse  Beweglichkeit,  deren  Neigung  zur  Neurasthenie  als  Product  des  Klimas 
des  Landes  bezeichnet  wird.  Hier  sei  aueli  an  die  ^Witterungsneuroscn*  erinnert,  auf  welche 
Loeweofcld  jüngst;  die  Aulnierksamkeit  lenkte. 

Wenn  auch  dem  Gesagten  zufolge  Klimato  von  ausgesprochenem  Charakter  energische 
W^trkungen  entfalten,  in  gewissen  Fallen  und  namentlich  für  die  kältere  Jahreszeit  unleugbare 
Vortheilc  bieten,  lassen  sich  doch  die  wesentlich  wirksamen  Factoren  der  Klimawirkung  auch 
in  der  Heimath  in  ausgiebigem  Maasse  therapeutisch  verwerthcn.  Die  Liegehallen  unserer 
Sanatorien,  die  Einrichtungen  für  Luft-  und  Sonnenbäder,  die  bekiesten,  nach  jedem  Regen 
gangbaren  Wege  vieler  Kurorte  zeigen,  wie  man  durch  vcrhältnissmässig  einfache  Maass- 
nahmen  den  ja  auch  an  den  meisten  fernen  Kurorten  von  dem  Ideal  weit  entfernten  klima- 
tischen Verhältnissen  soweit  nachhelfen  kann,  dass  Gcnuss  reiner  staubfreier  Luft,  angemessene 
Sonnen-  und  Liohtwirkung,  d.is  rechte  Maa.ss  von  Reiz  für  unser  Hautcrgau,  endlich  die 
psychisch  wohltbucnden  Einwirkungen  landschaftlicher  Reize  und  damit  die  wesentlichsten 
Factoren  der  klimatischen  Therapie  überall  in  unserer  Heimatb  auch  weniger  bemittelten 
Patienten  zugänglich  gemacht  werden  können.  ül^NTZ. 

Gebirgsklima.  Wir  unterscheiden  das  alpine  oder  llochgebirgsklima  (1200  m  und 
darüber),  das  subalpine  oder  Mittclgcbirg^klima  (600 — 1200  m)  und  das  voralpine  oder  Vor- 
bergsklima (150— GOO  m).  Da  das  Mittelgebirgs-  und  Vorbergsklima  nur  niedere  Potenzen  des 
Hocbgebirgsklimas  sind,  so  verweisen  wir  in  Bezug  auf  Eigenschaften,  physiologische  Wirkungen 
und  therapeutische  Verwendung  derselben  auf  das  unter  ,Alpenluff  Gesagte.  Die  Salubrität 
der  Luft  in  den  niederen  Lagen  ist  zu  nicht  geringem  Theil  durch  das  Vorhandensein  von 
Wald  bedingt.  Der  Boden  ist  wasserreicher  als  in  der  Alpenregioti.  die  absolute  wie  relative 
Feuchtigkeit  ist  grösser  als  in  dieser,  die  t.ägliche  Wärmeschwankung  kleiner.  Die  Ansprüche 
an  die  Widerstandsfähigkeit  des  Organismus  sind  geringer,  die  Anregung  des  Stoffwechsels  ist 
weniger  stürmisch  als  im  Hochgebirge.  Zu  warnen  ist  vor  zu  rascher  Versetzung  aus  niederen 
Lagen  in  extreme  Höhen.  .Je  grösser  die  Schwächlichkeit,  desto  geringer  sei  die  Höhe  des 
Kurortes"  (Roh den). 

SCKLIBP. 


e  recht  bSwfig  tagsSber  «nd  Tee«  enerlfselr  'Swsj^fWJW'^ 
^^^_^     Resultate  erzielt  werden  solleu.    Es  dürfte  deshalb  wohl  anr 
resstrenden  Bewegungen   die  dos  Kind  pflcgendeu  Personen    lernen    ta 
die  ständige  (?ontrole  des  Arztes  nicht  fehlen.      Die  Bewegungen    sind    folpadrJ 
den  Unterschenkel    mit    der  einen  Hand    und   führt  mit    der    anderen   rotireod 
I'ronation  und  Abduction,  oder  niiin   umfasst  bei  stärkerer  Abknickung    im  In 
das  Sprunggelenk  und  den  Calcaueus,    andererseits  den  Vorderfuss  und 
Dann  drängt  mau,  wenn  Plantarflexion  besteht,  den  Cusü  möglichst  in  Dor 
diesen  redressirendcu  Bewegungen    ist  es  nun  von  grossem   Vortbeil,    den  Fä 
liehst  weit  redressirten  Stellung    zu  lixiren,    und  dies    lässt    sich    am  bestcD 
Bindentoureu  bewerkstelligen.    .Vuch  Schienen  können  empfohlen   w      '  '  ilt{ 

redressirter  .Stellung  befe.stigt  wird,    und  von  diesen  sind   wohl  di 
schcm  Filz  hergestellten,    da    sie    nach    dem  Fuss    gut    geformt  w 
die  Schienen  an  die  Aussenseite,    König  an    die  Innenseite.     Dci 
auch  aus  Outtapcrcha,    plastischer  Verbandpappc,    Blech  oder    äliuuri 
Es  sind  noch  Schienen  mancher  Art  angegeben,  so  die  Köl  likcr'schi?  Stahliiltsckil 
Fuss  nicht  nur  in  der  gegebenen  Stellung  festhält,  sondern  auch  durch  di* 
des  Stahles  ihn  allmählich  rcdrcssirt.    Die  grössten  Vortheile  hat  wohl  die  Befll^'K 
die   aus    einer  Hohlrinne   aus   Stahlblech    für   die  Aussenseite   de^  Obersebeabb,! 
zweiten  für  die  Aussenseite  des  Unterschenkel»  und  einer  Sandale  für  den  Fn»  I 
drei  sind  mit  Filz  ausgekleidet  und  durch  biegsame  Stahlstübe  verbunden, 
ziemlich  weit  nach  aussen  und  innen  rotirl  und   die  jeweilige  Stellung  dur 
gestellt  werden.     Der  Oberschenkeltheil    ist    zum  Unterschenkcllheil  winklig  [ 
die  Möglichkeit   gegeben  ist,   sicher   und    dauernd   die  Rotations-  und  Flcii« 
Kusses  zu  beeinflussen.     Der  Fuss  wird    nun  manuell  redressirt,    der    \ri:ijr»lj 
Kcdressomcnt  angepasst  und  an  der  mit  einem  Strumpf  versehenen  K 

oder  mit  Riemen  befestigt.    Der  Fuss  wird  noch  besonders  durch  .         

Sandale  angezogen.      Alle   diese  Verbände   und  .Schienen    haben    den   gn>sKO  W 
man  sie  für  redrcssirende  Bewegungen  oder  Bäder  und  Massage  leicht  aboetu&M  t 

Die  eigentlichen  Klumpfussapparate,    deren    es    eine   grosse  Zahl  giebt,  sott 
allmähliches  oder  forcirtes  Redressiren  erreichten  Resultate    festhalten    oder  wiii 
redressiren.    Mit  der  Anlegung  solcher  Apparate  ist  die  Behandlung  nicht  abge: 
mus-i  dieselbe  mittels  der  Uebung  von  Widerstandsbewegungen,   Gymnastik 
mindestens  ein  Jahr  fortgesetzt  werden,  da  sonst  zu  leicht  Recidive  eintreten, 
sollen  durch  festen  Zug  oder  Druck,  mittelst  Hebel- oder  Federkraft  wirki-n.   Vttt 
sich  im  Frincip  auf  Scarpa's  Klumpfussschuh  zurückführen,  ein'  *«|4 

eine  Schiene  an  der  Aussenseite  abgeht,  die  in  der  Höhe  des  Ki  rtl« 

mit  einer  Untcrschenkelschiene  articulirt.  Diese  wird  durch  eine  UalLriüiji'  ua4  i 
unter  dem  Knie  fixirt.  Sie  federt  nach  aussen  und  drängt  dadurch  den  Fus.i  in  I'w« 
diesem  Princip  sind  die  Apparate  von  Venel,  Stromeyer,  Little,  Pamplia.l* 
eonstruirt  worden.  Sehr  zweckmässig  als  Klumpfussschuh  ist  ferner  der  sogea»M*' 
von  K.  Roser.  An  einem  hohen,  sehr  festsitzenden  Schnürschuh  wird  «i»  i 
Eisen  aussen  am  Absatz  und  unter  dem  Kleinzehenbalten  so  in  die  SebohMUiJ 
dass  es  dieselbe  um  1 — 2  cm  überragt  und  beim  Auftreten  i»,:'     ' 


1 Ml L 


.!AA    J ir'_j 


[Klumpfiiss 


—     703     — 


Klysmen] 


¥ 


Da  tiiese  Bchandlungsweise  7iml  und  Ueduld  erfordert,  so  zieht  man  wohl  meist  das  gewalt- 
same Kedrcs-semeut  in  der  Naricose  vor.  König  beginnt  dasselbe  mit  einer  Tenotomie  der 
Achillessehne.  HHulig  ist  es  auuh  nötbig,  die  Plantaraponeurose  subcutan  zu  durchtrennen, 
wenn  sie  der  Rcdression  zu  grossen  Widerstand  leistet.  Der  auf  einem  festen  Tisch  liegende 
Patient  wird  auf  die  Seite  gedreht.  Während  dann  ein  Assistent  dos  Knie  gut  liiirt,  stützt 
der  Operateur  den  Klumpluss  mit  seiner  am  meisten  convexen  Partie  auf  der  Aussenseitc  auf 
eine  dreikantige  Holzunterlage,  die,  um  ein  Drücken  der  Kante  zu  verhindern,  mit  einem 
Handtuch  umwickelt  ist.  Der  Operateur  ergreift  mit  der  einen  Hand  die  Innenfläche  der 
Ferse,  mit  der  anderen  den  Vorderfuss  und  lüsst  seine  eigene  Körperschwerc  gleichmüssig  mit 
allmählich  zunehmender  Kraft  einwirken,  eventuell  auch  ruckweise.  Nach  der  Beseitigung  der 
Adductioii  des  Vorderfusses  sucht  man  noch  die  Plantarllexion  desselben  zu  beseitigen,  bis 
die  Sohle  atiimäherud  convex  nach  unten  ist.  Man  drängt  den  Fu.ss  gegen  die  Aussenseite 
des  Untersebenkots.  Nachdem  man  so  den  Fuss  an  sich  corrigirt  hat.  verbessert  man  die 
Stellung  des  Fusses  zum  Unterschenkel,  wozu  meistens  die  Achillotomie  nothwendig  ist. 
Lorenz  rätb,  alle  diese  redressirenden  Mairipulationen  langsam  „modellirend"  auszuführen, 
und  will  die  ganze  Correclion  bis  zur  ümmodulung  des  Fusses  in  einen  Pes  calcaneo-valgus 
in  einer  Sitzung  ausgeführt  wissen.  Englische  und  amerikanische  Aerzte  benutzen  zur  forcirten 
Redressiou  besondere  Instrumente,  auch  Lorenz  empliehlt  sehr  warm  die  Anwendung  seines 
Modelleur-Usteoklasten,  mit  dem  selbst  die  schwersten,  veralteten  Klumpftis.se  in  einer  Narkose 
ausgeglichen  werden  können.  Nach  beendigter  Operation  lixirt  ein  Gipsverband  die  corrigirte 
Stellung.  Die  Extremität  wird  nachher  hochgelagert  oder,  wenn  man  eine  beträchtliche 
Schwellung  erwartet,  auch  wohl  vertical  su.spendlrt.  Mit  dem  Künig'schcn  Verfahren  oon- 
currirt  einzig  und  allein  d.is  ,1.  Wolff'sche  der  Anlegung  eines  Et^ippenvcrbandes, 

Gelingt  es  nun  auch  mit  den  angegebeneu  Mitteln,  die  grösstc  Mehrzahl  der  Klumpfüsse 
sicher  zu  beherrschen,  .so  leisten  doch  veraltete,  schwere  Fälle  der  rein  orthopaedischen  Be- 
handlung solchen  Widerstand,  dass  man  rascher  operativ  zum  Ziele  gelangt.  Zu  den  kleinen 
Weichtheiloperationen,  welche  zur  Erleichterung  des  Kedressements  ausgeführt  werden,  gehört 
die  Tenotomie,  am  häufigsten  der  .\chil lessehne.  .Jedoch  ist  es  von  Vortheil,  sie  erst  auszu- 
führen, wenn  die  Stcllungsanomalie  des  vorderen  Fussabschnittes  beseitigt  ist,  um  sich  nicht 
■  oinos  wichtigen  Stützpunktes  bei  der  Correction  der  Supination  und  Adduction  der  vorderen 
Fusswurzct  zu  berauben.  Von  den  übrigen  Sehnen  ist  die  des  Tibialis  posticus  durchschnitten 
worden,  noch  seltener  der  Flexor  digitorum  und  hallueis  und  der  Tibialis  anticus.  Von  den 
Durclitrennungen  der  Fascien  und  Bänder  ist  diejenige  der  Plant,-iraponeurose  die  wichtigste. 
Die  Operation  von  l'belps  sodann  ist  lolgende-.  zunächst  Tenotomie  der  Achillessehne:  indem 
man  dann  gleichzeitig  durch  Uändekraft  oder  mittelst  eines  Redressionsinstmmcntes  den  Klnmp- 

■  fuss  in  die  entgegengesetzte  Stellung  überzuführen  sucht,  durcbtrennt  man  von  einem  Uaut- 
ausschnitt  aus  alle  Weichtheile,  die  der  Redression  Widerstand  leisten.  Kann  der  Fuss  dann 
immer  noch  nicht  in  eine  übercorrigirte  Stellung  gebracht  werden,  so  schreitet  er  zur  linearen 
Durchmeisselung  des  Talusbalses  und  eventuell  zur  Rcsection  eines  keilförmigen  Stückes  aus 
dem  Körper  des  Calcaneus.  Darauf  aseptischer  Verband  und  Fixation  des  Fusses  durch  einen 
in  Uebercorrcction  angelegten  Gipsverband.  Die  Nachbehandlung  ist  von  grösster  Bedeutung 
und  dauert  ungefähr  10  Monate.  Während  bei  dieser  Operation  die  offene  Weichtheildureh- 
schneidung  in  den  Vordergrund  tritt,  greift  nun  eine  ganze  Reihe  .indcrer  Operationen,  über 
welche  Lorenz  eine  Uebersicht  gegeben  bat,  das  Skelet  direct  an.  Von  ihnen  kommen  heute 
nur  noch  die  Exstirpation  des  Talus  und  die  Keilrcscction  aus  dem  Tarsus  wesentlich  in  Be- 

»tracbt.  Nach  beiden  Operationen  ist  natürlich  eine  ausgiebige  orthopaedische  Nachbehandlung 
nötbig.  Der  Vollständigkeit  halber  wollen  wir  noch  erwähnen,  dass  man  bei  ganz  veralteten 
Klumprüsseo  auch  durch  eine  Amputation  nach  Syme  oder  besser  nach  l'irogoff  oder 
Chopart  die  Patienten  gehräbig  macheu  kann,  während  bei  paral>'tischen  Klumpfüssen  mit 
hochgradiger  Scblottrigkeit  die  Arthrodese  des  Fuss-  und  des  Chopart'.schen  Gelenkes,  sowie 
die  Operation  von  \V  ladimiroff-Hikulicz  und  bei  Ankylosen  des  Fussgeleukes  die  supra- 
^  malleoläre,  lineare  oder  Keil-Osteotomie  des  Unterschenkels  in  Frage  kommt. 

B  HOFFA. 

^Tlf 8111611.  Man  unti-rschoidet  zweckmllssig  1.  Reinigungs-,  2.  Eniährungs-,  3.  Arziiei- 
klysnir'ri,  4.  Klysnieu  zur  Erzieiuiig  eines  theruiisclien  oder  r^flectorischcii  EfToctcs. 
Je  riarli  dem  verschiedenoii  Zweck  (le.s  Klysmas  wechsein  Menge,  Temper.itur  und 
Zu.s.tnui)<'iisi'tzung  desselben    und    in    manchen  Fällen  .luch  die  Art  der  Application. 

tFür  die  Anwendung  jeder  Art  von  Klysmen  gilt  eine  Reihe  von  Kegeln:  1.  Das  in 
das  Rectum  eiiizuriiliriMidc  Rohr  nius.s  weich  sein,  Schläuche  aus  vulcanisirtem  liurami 
sind  .-im  mei.steti  einpfehleiiswerth.  Das  Aiialrohr  ist  gut  einzuiWen.  2.  Man  vermeide 
Klystierspritzen  und  äiuilicbe,  schwer  zu  reinigende  Apparate,  sondern  bediene  .sich 
nur  des  Irrigators*  oder  üJinlicher  einfacher  Vorrichtung.  .3.  Man  verabreiche  das 
Klysma,  wenn  nicht  eine  specielle  Indication  vorliegt,  körperwarm,  ferner  im  All- 
gemeinen unter  geringem  Druck,  sowie  bei  hochgelagertem  Steiss  des  Patienten 
entweder  in  Rücken-  oder  in  linker  Seitenlage.  4.  Man  erziehe  jeden  Patienten,  welcher 


[Klysmen 


—     7JU 


häufiger  Clysmala  orbält,   systematiach  dazu,  in  absoluter  Kub- 
Kückt'ii-  oder  Seitenhige    (am   besten  linke  Soiteulage  oder  3«/aii;r> 
und    später    recht«    f5eitt?niage)    einzubaiteti.     Daiin     könnt-n     '"'  ■ 
Klysmen  4.  ß,  S  Stunden    und    ni<-hr    zurfirkliphalt<'n.     Bci 
sich  das  Anlegen  einer  leicht  zu  iTITiiendeii  Binde    um   dii-  1 

Die  Reinigungsklysmen  verfolgen  ziinarhst  den  Zweck, 
Mild  heraiLszuspülen,    dann    aber  auih    die  Mubcularis    de»   ' 
Aetion  anzureizen.     Krweiclieiul  und  au!>.s|)iilenil   wirkeu  Kly 
diis    man    körperwanii    meist    bei  Erwachsenen    in    der   Mi 
1  —  1 1/2  Liter),  bei  Kindern  in  l^uantitAteii  von  :{(M)  cein   un<> 
hohem  Hnick  eiiifliessen  lässt.     Ein  Zusatz   von   Kochsah   (1    lle 
Wasser),  Honig  (1—2  Esslöffel  auf  ^j.,  Liter  Wasser),    gi-schalilrr  ^ 
',2  Liter  Wasser),  Essig  (2  Esslöffel  auf  V2  Liter)  erhölit  die  Wirkim. 
von  einem  Zusatz  geringer  Mengen  Glycerin  (1 — 2  E^sslöffel  /i'  ' 
(Uysma.    In  denjenigen  Fällen,  wo  Flatulenzerseheinnugeu  um! 
liegen,  gebraucht  man  mit  Vortheil  Abkochungen  von  Pfeff' 
/Vnisthee,  Kamillenthee,  Haldrianthee.    Eine  besondere  Beliebtli' 
mit  Recht  die  Oolklysmen  erlangt  (Fleiner).    Man  giebt  4<HJ- 
M(diM<-d,  Sesaiuöl  (man  kann  auch  Leinöl  benutzen),  d:ts  auf  K 
ist,    bei  50  cm  l>ruekhölie  als  ("lysnia.     ller  Irrigatorscjilauch   ;>" 
ein    olivenförmiges,    mit    genügend    weiter  (»effnung    vereehen« 
n.is  Clysma  soll  mehrere  Tage  wiederholt    werden,    wenn  das  (>• 
Wirkung  entfalten    soll.     Später   k'jnnen    die  Intervalle    2Tö---;.  r 
kleiner    gennnimen    werden.      Her    Erfolg    ist    ein    au^_ 
uiililenid  und  haben  eine  inteu.siv  erweichende  unil  schlu,  :: 
den    eingeti-ockneten  Stuhl.     Znsatz  von  5  Tropfen  t>|eu;ii  M 
oft  die  Wirkung  (Strauss).     Werden  die  Oelklysmon  sniir  ! 
sind    die    durch   das  Del   erweichten  Scybala  durch  ei«  W:i-  "  ''^ 

cKsma  zu  entfernen.     Statt  der  reinen  Oelklysmon   kann  ni  " 

Sfifenwa.sser  (^/^  Liter)  und  Oi-l  ('/^  Liter)  benutzen.       Pen 
die  Iiicinusülkly.smen  an,    welche  eigentlich  schon  in  «las  (1 
gehiiren.     .Man  bringt  das  Ricinusrd  im  Clysma  in  Emulsioi, 
man  Lchertliran  (1  EsslüffeL  und  Soda  (1  Messerspitze)  oder  1   1 
(2  EsslriH'el  (  mit  2  Esslöffeln  liiciinisöl  und  dem  enlsprechi-ndiT  ' 
hörig    zerrührt.      Man    kann    in    schweren  Füllen  1 — 2  Tri'i 
diesem  (Temenge  hinzufügen.       Ebenso   hat   man    auch  Senn:u:  . 
nutzt,  ferner  hat  man  früher  Enuilsionen  mit  (Jleum  Terebintliin.ii 
gegen  Ob.stipatioii    mit    Ijochgradigem    Meteorismus    besonders   'i; 
jenigen  Fällen,    in  welchen  die  Kothmas.sen  schon  in  der  Auipul 
nahe    dei-selben    sich    lietinden,    wirkt    oft    das  Oidtniaun'schv  l-'iir^.u.v   -; 
clysma"  von  tilycerin  *.  rasch  stuhlentloerend.  i 

Niihrkl\snicti  köiuien  den  Zweck  der  Ernähning*  nur  erfö' 
l;mge  zurückbehalten  vvcnien  und  möglichst  viel  rcsorptionsf.i 
An  ller  (irenze  zwischen  Nührklysmcn  und  Arzneiklysmen 
klysmen,  welche  bei  acuten  lilutverlusten  sowie  bei  Entv 
Organismus  (Oesojihagusstenose  [Strau.ss],  l'yloriLsstenose)  oft  Ifi" 
her  ausgetrocknete  Org;uiismus  saugt  in  solchen  Füllen  vtiv  d 
rectum  iiijicirte  Kochsalzlösung  (1 — 2  Liter  0,0  proc.  Koclts,' 

l)te  Arzneiklysmen    tragen  ebenso  wie  die  NährH--" 
allen  Fällen,  so  doch  meistens  den  Chanikter  von  Blei 
a])|ilicirte  Menge  soll  deshalb  nicht  zu  gro.ss  sein,    >v«mi 
steigen.      Man   kann    2  Gruppen    von  Arzneiklysmen   m 
Wirkung  des  C'lysmas  auf  die  Darmwand  —  in  manchen  1 
—    odiT   auf   den  Gesaninitorganismus  berechnet  ist.      Zur 
die  desiiih'cirenden,  a<lstrit)girenden,  ,.stopfenden"' Klysnir-n 
Klysmen;  zur  letzteren  (iruppe  gehört  die  rectale  AppI 
wegen  schlechten  Geschmacks,  Schluekbehinderung  oder  Magenstnru«  i-'^* 
gewöhnlichen  Wege  verabreicht  werden  können. 

Ais  desinficirende  Klysmen    kommen  Lösungen    von 
ö,0:100ti,0,    Natrium  salicylicum    2,0—4,0:200,0,    Acidum 


rsm«n 


—     795     — 


Klysmen] 


Blrathol    0,25 :  5CK),i)    (Strauss),    Liijuor    Alummis    acetici   5,0 :  l(KK),(l,  ferner  ('lii- 
BiosdI  0,ö — '2,5:ö(HJ,0  in  Bt'traclit.   Unter  cltMi  adstriiif^irenden  Klysmen  stellt  obennii  das 
fUi'nprnniliich  .inch  vonCantani  l)i>nutzte  Tannin  r>,U— ID.n  ;  1(.k:m),((  (man  kann  auch 
[die  dop|R'ite  Tariiiiiidosis    ohne    Schaden  ^;eben),    daini    konmit    das  Argentiim  nitri- 
Icum    0,1 — 0,3:200,0,     ferner    der    Alaun    5,0:ö(M),(),    Li(|uor    Kerri    ses<|iiirhlorati 
10,2:100,0,    Phunbuiii  at-etifum  0,2— 1,0  :  2rtUJ,  Ziiicuni  snlftiricuni  0,2--0,ö  :  2(H),(), 
Suspensionen  von  Uisnuilhuui  subuitricum  20,0:3(MJ,0  lassen  sieh  gleirhfalls  mit  Vor- 
jtlicil  verwenden.    Mati  iivuss  letztere  Klysmen  sehr  rasch  apjilicircn  und  den  Inhalt  des 
Irripators  umriiliren,  ria  sich  sonst  das  Wismuth  zu  Boden  setzt  und  das  Rohr  verstopft. 
"Statt  des  Tannins  kann  man  aurh  dieWinteniitz'scIifi  Heidelhoerabkochung,  welche  beim 
|chronischen  Dickdarnikatarrli  eruiilint  ist,  vcrabreirhen.    Zweckmilssig  ist  es,  mit  der 
iheniisL-hen  Wirkung  der  Adstrin;.'entien  nneli  die  ])hysikalischen,  ailstrinj;ircnd  wirken- 
Iden  Kartoren,    plützlirhe  Kälte-  oder  Hit/eeinwirkunt;,  zu  rombiniren.     Kbenso  coni- 
Ibinirt    man  zweekniiUsig  desinfieircnde    und  adstrinpirende  Mittel.      So    ist  eine  von 
lEwald   benutzte  Mischung:    Chloralhydrat  .^,0,    A(|ua  Caicis  9(X),0,    DS.   4  Esslüffol 
lauf  (MtU'  Alikoubinrg  von  Haferschleim  diIit  düruier  Stärke  oder  aid'\V:i.sser  mit  Zusatz 
[■von  Mncihif^o  (.iiinnni  arabiei,    in  ib'r  Behandlung  des  chronischen  l>ickdarmkat:irrhs 
lasu  einpfeliien.    Man  kann  zu  dieser  .Mischung  eventuell  noch  3—5  g  Aciduni  taunicum 
"liuzufiiigen.       Bei    langdiuienuler    Anwendung    der    Uesinficientien    und    Ad.stringen- 
[tien  empfiehlt  es  sich,    häufig  die  Mittel  zn  wechseln,    um   eine  Intoxication  zu  ver- 
Ihüten.      Als  Vehikel    für    die    mitgetheilten  Arzneimittel   benutzt    man    mit  Vortheil 
letntt  des  gewöhitliclien  Was.sers  Aipia  Caicis,  dünne  Stärkeal)kochungen,  Zu-sätze   von 
iMucilago  (imnmi  arabiei  zum  Wa.sser.    In  die^e  Rubrik  gehören  auch  die  BespQlungen 
fdes  hickdarnis  mit  Karlsbader  Wasser  (Pol  1  atschek),  Km.ser  W.-usser,  gewöhnlichen 
Kochsalzlösungen.      Ferner  reihen    sich  hier  die  ausserordentlich  wirksamen  Opiura- 
St:1rkckh Stilen  an,  welche  durch  Zusatz  von  15  Tropfen  Tinctura  Hpii  .siniplex  zu  einer 
Abkochiuig  von  etwa   1  Ksslöffel  Stärkemehl  auf  1.50 — 2(X>  rem  .'V(|ua  herge.stellt  wer- 
den.    Kinen   ähnlichen  reizmildernden  EiuHuss  auf  die  D.irmwand  besitzen  auch  .\b- 
ktichungeii  von  Farina  seminis  Lini,    2 — 4  Ksslöflel  auf  H  (jlas  Wxs.ser,    oder  Herba 
Malvae  vulgaris  in  derselben  Verortlnungswei.se.    VVn  die  Herstellung  solcher  Abkochun- 
gen Schwierigkeiten  macht,  kann  man  auch  den  officinellen  .Mucilago  Gummi  arabiei 
in  Verdünnimg  benutzen.      Früher  wurde    die  Timpanie  des  Abdomens    sehr    häufig 
durch  Terpentinklysmen  (Oleum  Terebinthinae  rectif.  ö,0,  Pulvis  Gummi  arab.  ([.  s.  Aq. 
|dest.   100,0,  Mf.  eiuulsio.  I>S.  zu  2  Klysmen)  bekämpft.    .Man  hat  diese  Klysmen  auch 
I  gegen    A.scaris  lumbricoides    angewandt,    wie    überhaupt  Klwsmen  in    der  anthelniin- 
thischen  Therapie  eine  grosse  Rolle  spielen.  Es  kommen  hier  Fssigklysmen  (2—3  Ess- 
löfTel:    !00  .Aquai,    Knoblauchabkochungen    in  Milch,    l>ecocte    von    Rhizoma  Filicis 
maris  ICKl.O:  1000,0,  Flore.s  Cinae  2,0  :  100,0,  Santonin  0,1    bis  0,2:200,0,  Chminum 
nuiriaticum  1,0 — 2,0:200,  Kalium  sulfuratum   1,0:10(1,0  zur  Anwendung. 
I         Durch    die  rectale  Application    von  .\rznei  mittein  kann  man  bei  sonuiolenten 
Kranken,  l'r.aemischen  und  Geisteskranken  eine  Allgcnieinwirkung  erreichen.     So  kann 
man  E.vcitantien,    Herztonica,    Hiaphoretica,    Diuretica  und  Sedativa  per  rectum  ein- 
verleiben und  schliesslich  kann  m.an  schlechtschmeckende  oder  Magenstörmigen  her- 
I  vorrufende  Mittel  rectal  vorabreichen.    Diese  Methode  kommt  am  häufigsten  in  IJotracht 
beim  Natrium  .salicylicum  sowie  beim  l>iuretin.     Auch  ist  man  zuweilen  gezwungen, 
Digitalisirifusc  [)er  rectum  zu  verabreiduMi.    Selbstverständlich  kann  m.an  alle  Mittel, 
welche    sich    in  Wasser  gut  lösen,    per  rectum  verabreichen.     Es  ist  hierbei  zu  be- 
achten,   d.ass    man    die    difTerenten  .Mittel,    z.  B.   das  Chloralhydrat,    das  Morphium, 
nur    in    der  .Menge   der  Einzehlosis  der  Pharmakopoe  verabreichen  darf,    da  bei  der 
guten  Resorptionsfiiliigkeit    des  Rectums    und   bei  der  Unmöglichkeit,    im  Voraus  m 
sagen,  was  im  Einzelfalle  zurückbehalten  wird,   unter  Umstäiuien  Vergiftungserschei- 
nungen    zu  Stande   kommen   können.     Bei  weniger  differenten  Mitteln  kann  man  für 
lein  riysma    die    doppelte    oder    dreifache  Dosis    verwenden,    welche  man  per  os  zu 
leben    pflegt,    doch    ist    auch    hier   eine  gewisse  Vorsicht  zu  r.athen,    da  t.  B.  nacli 
plication  von  4  g  Natrium  .salirylicura  per  rectum  Salicyldelirien  beol)achtet  wurden 
Jtrauss).     Bezüglich    der  Vcrabfolgung    der  Klysmen    ist   zu  bemerken,    da.ss  man 
nur  geringe  FIflssigkeitsmengen  (50 — liXIccm)  benutzt,  und  da.ss  man  schleimige  Medien 
als  Vehikel  bevorzugt.     Werden  diese  Klysmen  schlecht    behalten,  so  ist    ein  Zusatz 
von  5  Tropfen  Tinctura  Opii  simplex  indicirt. 
L       Man   b.it    versucht,    durch    kalte  Klysmen    wärmeeutziekend   zu  wirken.     Es 


Als  letzte  Indication  fQr  die  Verabreichung  von  Klysmen  kooimt 
hanische  Indic.ition  in  Betracht,  wenn  es  gilt,  Stenosen  im  I>ar 
machrn.  Ks  kann  sich  liierbei  um  Kothstenosen,  um  Intussusccptii 
um  Itic:irceration  von  inneren  oiler  äusseren  Hernien  handeln.  Iin  -V 
man  für  diese  Zwecke  grosse  Fh"is,sigkeitsniengen  (2— M  1)  um)  Hti* 
höhe  (2 — 4  m).     Man  verwendet  ara  hesten  für  die  ersten  '  ■-'«( 

nur    in  ganz    geringfügigen    Mengen  resorhirt    wirr!     und    •  "i'- 

üc.lHüpfrig  niadit,    für  die  späteren  Eingiessungeu   kann   man  > 
siologische  Kochsalzlösung  benutzen.     Wenn  auch   von  inancLi-i 
Kingiessungen"    empfohlen    werden,    so    stellen    sie    doch  m.itirhnial  va  I 
diges  Schwert  dar,  da  man  unter  rmslinden  auch  damit  schaden  kamt. 
wenn  der  geringste  Verdacht    auf  das  Vorhandensein   von  tJangmi-n  «*t\ 
vorliegt,    ihre  Anwendung  streng  contra'nulicirt:    speciell  hei    ilrr  IVnij^" 
wenn  nöthig.  nur  Oelklysraen  von  KK)  bis  2(M1  ccm  zn  empfehlen. 

Kiiel|»|thar.  Es  könnte  eigentlich  als  ein  Error  loci  erscheinen,  wenn  in  rincn  \ 
niedicini.schcn  Lciicon  der  Kneippkur  nin  Artikel  gewidmet  wird;  ■] 
kur  als  von  einem  neuen  originellen  Heilsy-stcm  oder  doch  v^^i 
gesprochen  wird, so  ist  das  ein  Testimonium  pnupertatis  liir  die  ( ■ 
Als  ein  solches  kann  es  nur  Jenen  iroponireu,  die  sich  bis  ■: 
noch  um  ihre  Geschichte  und  hiteratur  gekümmert  haben,  c~!i  w 
bO  Jahren  für  die  Was.serkur  des  wirklich  genialen  und  mit  seltener  I 
Pricssnitz  geschah.  Da  und  dnrt  die  Anwendung  des  k 
Formen,  nur  unter  verschieiicn  Namen:  dort  von  einem  ui  _ 
einem  Pri(?ster;  beide  sind  durch  die  an  sich  selbst  durchg^flulirtta  hur -»i  io  ^ 
iliror  Begabung  als  Heilkünstler  gekommen:  beide  haben  ein  i'rass  buraifll-j 
Credo  zum  l'ivot  ihrer  Kuren  gemacht.    Der  lieist  der  Medicin  ist  '  '•■■* 

Krankheiten,    welchen  Namen  sie  immer  führen  mögen,  haben.  S'  \| 

ihre  Entstehungsursache,    ihr  Würzelchen,    ihren  Keim  im  Blute, 
Blutes,    mag    dieses    in    seiner    im   ge.sunden  Zustande  geordneten  CirculttioB  I 
seiner  Zusammensetzung,  in  seinen  Bestand theilen  durch  nicht  dahin  gehöripJ 
verdorben  sein."    Die  Heilung  ist  eine  ebenso  einfache,    wie  die  Rruikbdli 
Wasser,    speciell    unsere  Wasserkur,    heilt  alle  überhaupt  beilbaren  Kn 
ihre  verschiedenen  Wasseranwendungen  zielen  d.irauf  ab.    die  Wurzeln  der  Kr 
heben;  sie  sind  im  Stande:    a)  die  Krankheitsstoffe   im   Blute   .Tii!'i'''i."' 
auszuscheiden;    c)    das    so    gereinigte    Blut    wieder    in    die    rieh;  , 
d)  endlich  den  geschwächten  Organismus  zu  stählen,  d.  i.  vt  "■ 
Was  kann  einfacher  und  verständlicher    sein  als  diese  Patin 

diesen  fertig  vom  Himmel  gefallenen  Heilkünstlern  nicht  im  1; 

bestimmten  Behauptungen  ungemessene  Arbeit  erheischen  würde, 
liehe  Begründung  eder  Widerlegung  zu  geben.    Was    in    dig 
Basis  aus  schon  erforscht  ist,   dos  eine  nicht  von  Kneino. 


—     7fl- 


Koclisalz] 


Bhcilproceduren  sind,  seit  es  eine  Hydrotherapie  giebt,  in  Uebung;  es  ist  eine,  ich 
len,  nur  vollkommeae  literarisdie  Unkenntniüs,  sich  diese  zu  vindieiren.  Auch  da.s 
krfussgeheu  im  nassen  (irase  ist  schon  vor  Priessnitz  von  dem  einst  berühmten 
isrdü  empfohlen  und  auf  den  prachtvollen  Matten  von  Malta  geübt  vordeu. 
[Theorie  also  ist  das  unstreitig  grosse  Verdienst  des  Praclaten  Kneipp  nicht  zu 
Dgst  bekannte  Wahrheiten  als  neu  und  zum  ersten  Mal  ausgesprochen  hinzustellen, 
^  auch  eine  Methode,   wenn  auch  Weine  origiuelle.     Xeu  auKneipp's  System  ist 

r"ne  Vorgänger,  z.  B.  Priessnitz,  vollständig  zu  ignorircn;  hierdurch  wird  aber 
's  Wasserkur  noch  keine  Kneipp'sehe.  Das  unbestrittene  Verdienst  Kneipp 's 
E  anderen  Richtung:  Niemandem  vor  Kneipp  ist  es  gelungen,  die  Wasserkur  so  in 
gen  und  so  populär  zu  machen,  wie  diesem.  Noch  grösser  wäre  dieses  Verdienst. 
|bt,  in  genauer  Nachahmung  der  Priessnitz-  und  Nach-Priessnitz'schen  Periode,  den 
fwischen  Wasser-  und  Medicinärzten  aufrecht  zu  erhalten  und  noch  zu  ver- 
r  nöthig  gefunden  hätte.  Es  ist  dies  um  so  weniger  verständlich,  als  er  selbst  die 
Eten  Drogen  äusserlicli  und  innerlich  empliclilt. 

»ensatz  zwischen  der  wissenschaftlichen  Medicin  und  der  Wasserkur  besteht  nicht, 
Initz  schon  seit  mehr  als  drei  Iiccennien  nachzuweisen  bestrebt  war.  Es  sei  keinen 
lln  Abrede  gestellt,  dass  auch  mit  der  Kneippkur  Resultate  erzielt  werden.  Wenn 
>  Heilküustler  sich  zu  seinen  Kuren  des  natürlichen  Lebensreizes,  der  Kälte  und 
lient  und  ein  richtiges  Verständniss  dafür  bat,  seine  Patienten  vor  Uebcrtrcibungen 

r,  so  wird  er  in  vielen  Fällen  gute  Resultate  erzielen.  Qar  oft  wird  sogar  den 
Naturarzt  ein  kühnes  Wagen  zu  Erfolgen  führen,  wo  der  mit  allen  mogliehen 
in  rechnende  Sachverständige  mit  der  Diagnose  noch  ringt;  wie  oft  aber  bei 
len  der  nicht  geschulte  Heilküustler  dun  Krankon    schädigt,   erfährt  kein  Mensch. 

WINTEENITZ. 


Ben,  aufh  Patellarschneiircflei,  die  bei  mechanischer  Erschütterung  der  Patellar- 
jtcndc  Cotitrnction  des  Quadriceps,  wuide  durch  die  gleichzeitig  veröffentlichten 
Bgen  von  C.  Westphal  und  Erb  als  wichtiges  diagnostisches  Hülfsmittel  erkannt, 
frb  besonders  auf  die  bei  spastischen  Paresen  und  Paralysen  vorkommende  Ver- 
ls l'baenomcns  hinwies,  wurde  von  Westphal  die  bedeutungsvolle  Beobnchtxiug 
lits  es  bei  Tabes  dorsalis  in  der  grossen  Mehrzahl  der  Fälle  verschwindet,  und  dass 
(rinden  gewiihnlich  schon  im  ersten  Stadium  erfolgt  und  so  die  Diagnose  der  Tabes 
irmöglicht  fWestphal'sches  Zeichen).  Die  zahlreichen  inzwischen  angestellten 
(Igen  und  Experimente  haben  ergeben,  dass  eine  Erhöhung  des  Knicphaenomens 
eintritt,  wenn  die  Leitung  in  der  betreffenden  Pyramidenbahn  im  Rückenmark 
oder  gestört  ist.  Eine  Ausnahme  hiervon  seheint  nur  dann  einzutreten,  wenn 
Querdurchtrcnuung  des  Rückenmarks  stattgefunden  hat  und  somit  auch  die  Ver- 
Init  dem  Kleinhirn  unterbrochen  sind.  In  diesen  Fällen  scheint  sich  die  zuerst  von 
lemachte,  vielfach  angefoclitcnc  .\ngabe  mehr  und  mehr  zu  bestätigen,  dass  die 
pte  verloren  gehen.  Üb  es  sich  dabei  um  den  Wegfall  eines  vom  Kleinhirn  aus- 
pous  der  Muskeln  handelt  oder  um  andere  noch  unbekannte  Einflüsse,  ist  vorläufig 
it  zu  stellen.  .Tedenfalls  ist  zum  /Zustandekommen  des  Kniepbaenomens  ein  ge- 
[  von  Tonus  im  Quadriceps  erforderlich.  Dasselbe  schwindet  daher  bei  grosser 
Ißieit,  wie  sie  theils  durch  Inanitionszustände,  theila  durch  primäre  Erkrankungen 
E  bedingt  wird.  In  solchen  Fällen  gelingt  es  zuweilen,  das  Phaenomen  doch 
Ikurufen,  wenn  durch  kräftige  Muskelaction  in  einem  anderen  Gebiete,  z.  B.  den 
kr  allgemeine  Tonus  erhöbt  wird  (Jendrassik'scber  Handg^ff).  Selbstverständlich 
(iepbaeuümen  auch  überall  da  verloren,  wo  die  Leitung  zwischen  Rückenmark  und 
lört  ist,  also  in  den  Fällen  von  Poliomyelitis  anterior  wie  in  den  Fällen  von 
ih  die  Stelle  des  Rückenmarks,  in  welcher  der  Reflex  von  den  sensiblen  auf  die 
[  Wurzeln  übertragen  wird,  hat  Westphal  den  sogenannten  Uebergangstheil 
frsal-  und  Lumbaimark  ermittelt  und  in  den  Hintersträngen  speciell  die  liegend 
lintrittszone.  Da  die  .Steigerung  und  Verminderung  des  Kniephaenomens  nur  für 
)  gewisser  Krankheiten  von  Bedeutung  ist  und  nicht  an  und  für  sich  Beschwerden 
tommt  ihre  Behandlung   nur  als  solche  der  betreffenden  Krankheiten  in  Betracht. 

JOLLT. 

r  Chloniiitrium,  NaCl.  findet  sich  in  einer  die  anderen  Mineralsalze  überwiegenden 
lestaadtheil  der  .\scho  von  Blutplasma,  Lymphe,  zu  0,5 — 0,7  pCt.,  Bauchspeichel, 
figkeit,  Menschenharn  sogar  zu  1  pCt.  u.  u.  Abgesehen  von  seiner  chemischen 
Ulischen  Bedeutung,   die  man  in  seiner  Lösungsfäbigkeit  für  manche  Eiwoisskörpcr 

in  seiner  Diffusibilität  und  W-isseransaugung  und  demzufolge  in  der  Förderung 
iiären  Flüssigkeitsstromes  zwischen  den  Zellen  und  Fasern  der  Gewebe  sucht,  ist 
I  das  Material  für  die  Salzsäure  des  Magensaftes:  bei  Kochsalzhunger  wird  der 
Bmer  säunärmer,  um  schliesslich  keine  freie  Salzsäure  mehr  erkennen  zu  lassen. 
i  die  Drüsenzellen  der  Magenschleimhaut  aus  dem  Kochsalz  die  sauren  Ionen  ab- 

id  in    die  Mtigenhöhle  überführt  werden,   treten  die  basischen  Na-Ionon   ins  Blut 


|Btoffe  unterstützt,   insofern    nadiirch    die  Abscbeidung  der  Vet' : 
TeptotiisiruTig  gcfilrdcrt  wird.  Am  ehesten  noch  könnte  es  bei  .1 
»u  einem  Kochsal7,innng:el    Itomraen.      Während    des    ganzen    nr 
Kind  höchstens  0.6—0,9  g  NaCI  pro  Tag  auf  und  bestreitet  darr 
sondern    erspart    noch  NaCI    zum  Ansatz    und  Wnchsthum    sein 
reiche  tJehalt  der  Vcgetabilien  an  Kalisalzen  soll   nach  Bunge 
niss    bedingen,    insofern    die    Kalisalze,    z.  B.  Kaliumpbospbat. 
Blutes  zu  Natriumphosphat  und  Ohiorkalium  umsetzt  und  diese  > 
hetorogoncu  Salze  durch  den  Harn  austreten,    daher  der  Körper 
Deshalb    erfolge    der  Zusatz    von    Kochsalz    zur  Pflanzennahrung  Wil 

sondern  des  physiologischen  Bedürfnisses  halber.    Indes.s  zeigen  c 
überhaupt  keine  Neigung  zur  Kochsalzaufnahmc:  andererseits!  hi' 
Salz  entzog  und  dafür  Chlorkalium  gab,    ihr  Kochsalz  im  Blut    1; 
nackig  zurück,  dass  nur  Spuren  durch  die  Nieren  austraten  und  ~ 
Organe  nur  etwas  weniger  Kochsalz  enthielten  als  in  der  Norm. 

Uebermäs.sig   gesteigerte  Kochsalzaufnahme  kann  vcrmebrto  Diuresi'  lud  i 
des  Eiweisszerfalls  um  3—5  pCt.  zur  Folge  haben. 

KochsalKbttiler,    Kochsalrthermen.     Im   Kocbsalzbade   kommen    zur  W'lriraai  i 

Schwere  der  Badellüssigkeit,  der  thermische  Reiz,  verstärkt  durch  d»n  rh'mlwk-p 
llciz  des  (rhioruatriums  und  anderer  Chlorverbindungen  auf  die  IJi  '" ' 

biidcrn  mit  Kohlensäuregchalt,  den  Thermalsoolbfidern,  tritt  dii-  !  .  1*J 

hinzu.    Ein  Durchgang  des  Kochsalzes  in  die  Rlut-  und  Lrnipbb.tJiQ'.u  liudd 
Salzlösungen   dringen  vielmehr  durch  die  zahlreichen  .''palten  und  Vnliplung 
bis  zu  den  Enden  des  peripheren  Nervensystems  vor.    Hier  ei; ' 
ebenso  wie    die  Wirkung  der  Kohlensäure  auf    das    übrige   N 
Je  nach  ConccntTation,  Gasgehalt,  Badetemperatur  und  Gebr.-nji-i 
schwächer  oder  stärker.     Während    schwache    Reize  die    üefHssc 
engen,  bewirken  stärkere    nach   vorübergehender  Verengerung    cim 
terung.     Man   sieht  die  Haut  im  Bade  sich  rötben   und  längere  Zeit  nach  ie»  1 
bleiben.    Unterstützt  wird  dieser  Effect  durch   die   sogenannte  Adh.usinrir' 
Bädern  mit  festen  und  gasigen  Bestandtheilen    cigenthümlich    ist     Di«   in 
und  Vertiefungen    eingedrungenen    Salztheilc    haften    längere  Zeit.    Dsdarch  - 
schwer  die  Nachwirkung  salzhaltiger  Bäder. 

Die  Hauthyperacmie  verringert  den  Blutgehalt  der  inneren  Or™""     '^'f  1 
rntion   werden    durch    das    Soolbad    verlangsamt    und    letzten.'    v> 
erhöht,    die   gcsammte  Circulation    günstig   bceinflusst:    die    Sau' 
säureabgabo  sind  gesteigert,  die  muskelermüdende  Blutkohlens-iu; 

Wir  be.sitzeu  in  den  Kochsalzbäderu  ein  Mittel,  um  den  Or. 
kcit  im  StoiTumsatz  anzuregen  und  eine  verstärkte  Anbildui._ 
dicirl  bei  träger  Reaction,  bei  körperlich  und  geistig  geschw.. 
schwachen    und    blutarmen    Personen;    ferner    bei    rheumati.scben   Zusüflik« 
endlich    durch    ihre    retlectorisohe    Reizwirkung    auf   den    Ut<:rus, 
Bäder  mit  höherem  Salzgehalt  als  1,5  pCt.  werden  aU  Soolbätf' 


[Kocliiisflips  WaMSPr 


—     790     — 


KooriiorkraiiklipitJ 


Koclnisches  Wasser,  Aqua  colonicnsis,  Kau  de  CnloKnc,  ist  eiriu  alkoholische  Liiüiing 
viTsi-lueilfiicr  artherischor  Oelc.  Seines  angenehmen,  erfrischenden  Geruches  wej;cn  findet  es 
nicht  nur  zu  Toilettc/.wccken  als  Parfüm,  sondern  auch  als  Zusatz  zum  Wasch-  und  Mund- 
■wosscr  ausgedehnte  Anwendung.  Seltener  wird  es  zu  Bäderu,  zu  reizenden  Einreibungen  bei 
Frostschaden  und  innerlich  als  Aoalcpticum  benutzt.  Üos  echte  Kölnische  Wasser  wird  fabrik - 
massig  nach  geheim  gehnltcncn  Vorschrifteu  hergestellt:  es  besteht  jedoch  eine  grosse  Auzahl 
Formeln,  welche  ein  dem  echten  Wasser  ähnliches  Product  liefern. 

Spiritus     Colonicnsis    s.    aromaticus,     Aqua     Cotoniensis     medicinalis. 

V  Teinture  d'cssence  de  citron  compo.sec,    Ph.  gall.   Oleum  .Vurantii  corticis, 

r  Oleum  Bcrgamottae,    Oleum  Citri  u  20,   Oleum  Aurantii  norum,  Oleum  Rosmariui 

*  u  4,  Spiritus  (yon  90»)  2000, 

J.  JACOBSON. 

KOeni^boni)  .Sr>nl-  und  Tli<>nnalb»r|  bpi  l'ßna  in  Wt'vtfalcn.  34"  wurme,  an  Kublonitlluro  rptolie  KoehirsIxi|Ui'll(rn 
worden  xti  Trink-  nnd  Badekuren  Kvliraucbt.  hmt*r  lluuipfltädcr.  Inlialatiunpti,  F.lflktru-,  rneumatotliera|ii4i. 

Koeni||;Mlorir-JaStriemb,  Soolbad  im  Kec-B».  Oppcln,  2MI  m  liooii.  Ttle  \IS,»<>  wanun  Sool«  nnthkit  11,12  Na- 
trium-, o.(ö  Calcium-.  u,37  Maffnoaiumchlorid.  0.0t)7  Jod-,  0,037  BrommagDeviuu,  wird  innorlinh  und  auuerljch  Ri*- 
hriiuriit.  <lunt<bon  Inbulationcn,  Eli>ktrtcit&t.  Ua£:<ttgc- 

M06nl^flWlLrt}  bei  Marianbad  in  BlbinoD,  tM)0  m  boeh,  mit  tnnerlieb  und  lusserlieh  gebrmnohton  erdig-alliaJiaelien 
Emonaucrliugen  (TietorqBoUo:  0,118  Elsen-,  0.47  Caleiam-,  0,32  Mafneiiaiii-.  0,04  Natriunbiearbonat). 

W. 

Koeni^nasser,  Aqua  regia,  Acidum  cbloro-nitrosum,  ist  ein  stets  ex  tempore  zu  be- 
reitendes Gemisch  aus  Acidum  hydrochloricum  3  und  Acidum  nitricum  1.  Die  Säure  wirkt 
stark  oxydireod.  Beim  Krwärmen  wird  die  Mischuug  gelb  unter  Bildung  von  NjOn,  Nti^CI 
und  NOC'l.  Anwendung  lindet  Königsw.vsser  zu  Fussbridern  (30.0—60,0  ;  5000,0),  selten  zu 
Vollbiidern  (100,0—200,0)  bei  aller  S>-philis,  Leber-  und  Milzleidcn.  Bei  protrahirtcn  Bädern 
sind  saurer  Geschmack,  Salivation,  Kolik  und  Diarrhoen  beobachtet  worden.  Innerlich  hat 
man  die  S.iure  gegen  Icterus  (1,0 — 2,0  :  150.0  esslöffelweise  mehrmals  täglich)  versucht. 
Selbstverständlich  sind  keine  Metallgeräthe  zu  benutzen. 

J. 

Brnerkraiikheit,  Tr.icliom,  ('onjunctivitis  (tranulns.n  efcypticii.  Sie  ist  dio 
lelptärt',  infirirte  Form  von  Follikeln  in  clor  Schlfimhaiit  ile.s  Auges,  die  zu  inter- 
»titif'ller  Bindcgewebsschnimpfurig;  ffdirt.  filier  Art  ("irrbo.s«-  der  Schloirabaut.  Da-s 
Trai'lioin  bildut  eim;  endtjuiische,  chroiiiscbe  Erkrankung  riniger  Gegenden,  fehlt  aber 
iii  aiulri'eii.  In  Deutschland  sind  am  .«tärksten  befallen  ()st-I'n'u.s.sen,  dann  Hessen, 
lie  untere  Rheiiigegend,  Schlesien  und  INiseti.  Mehr  noch  findet  es  sich  in  Hussland, 
Polen,  Ungarn,  Eg\|iten,  in  fa.st  .■dien  Lfmdern  am  Mittelliliidischen  Meer.  Ks  macht 
jlten  acute  F|»ideniien,  sondern  pflanzt  sich  langsam  von  Fall  zu  Fall  fort.  Die 
Jerirhte  vom  Au.shruch  der  ,,eg\  p li.se hen  Augenkrankheit"  sind  Verwefhselungen  mit 
Jen   viel  harmloseren  .acuten  einfachen  ("onjunctivitiden. 

Da.-*  Trachom  wird  charakterisirt  durch  d.as  Auftreten  der  „TrachonikBrner",  die 
nach  l.'lngerem  Be.stehi-n  platzen  und  eine  Narbe  hinterlassen.  So  kann  die  g.inze 
Bindehaut  nach  und  mich  zu  Grunde  gehen.  Das  Krankheitsbild  ist  in  den  einzelnen 
Pällen  ein  so  verschiedenes,  verschieden  nach  Grad  der  Infection,  Sitz  der  Kflrner, 
)auer  der  Erkrankung,  Folgezustilnflen,  da.ss  es  unnv'^glich  ist,  alle  Formen  n.ich 
iemselben  Schema  zu  behandeln.  ICiii  .specifisc.he.s  Mittel  gegen  die  Körnerkrankheit 
lltennen  wir  nicht.  Ks  gilt  hier  ganz  bt^sonders  zu  individualisiren.  Die  Therapi« 
ier  Kömerkranklieit  kann  man  eintheilen:  1.  in  eine  medicamentöse,  2.  in  eine 
ncrh.anische,  3.  in  eine  operative. 

I>ie  Therapie  hat  sich  zim.lchst  gegen  die  Neubildungen,  die  Körner,  zu  richten. 
Sei  der  medicamentösen  Behandlung  wollen  wir  dieselben  durch  Anregimg  einer  Rnt- 
lündung  allmülig    zur  Resorption  bringen,    wilhrend  wir    bei    der  mechanischen  und 
operativen  Behandlung  din-ct  zerstörend  gegen  die  Neubildungen  vorgehen.  Von  den 
'littein  gegen  Trachnni  sind  mit  Recht  «lie  beiden  alten  classischen  Medicamente,  das 
lalpetersaure  Si  Iber  und  das  essigsaure  Kupfer,  noch  jetzt  am  meisten  in  Ge- 
lbrauch. Diese  Mittel  werden  schon  von  Votsch  (1820)  als  die  besten  gerülimt  und  ihre 
Anwendung  für  heute  noch  mustergilltig  geschildert.    Weder  der  Blaustein,  noch  das 
Silbeniilr.-it  sind  als  eigentliche  Aetzmittel  zu  betrachten,  sondern  als  kräftige  .\d.strin- 
j;enti.i.      Dieselben  müssen  nicht  in    der  .\lisicht,    einen    iiber   die    ganze  (»berflächo 
Bich  erstreckenden  Schorf  zu  bilden,    applicirt  werden,   sondern  mit  grosser  Zartheit, 
l'or  dem  .\rgentum  nitricum-Stift,  auch  als  Lapis  mitigatus,   ist  zu  w.irnen;  es  wird 
lit  ihm  meistens  zu  viel  gebeizt,   besonders  von  ungeübter  (Land.     Man  wendet  das 
rgcntum  nitricum    am    besten    in    '2proc.  Lö.snng  an;    es  wirkt  so  weniger  ätzend, 


[Konrnerkrankheit 


—     800     — 


nbor  iiiohr  zusaininenziehend  als  clor  Kupferstift.  Die  / 
wöiiniich  (lt>n  Kcizzustaiid  des  Auges,  die  Anwendung 
Ausserd<un  ist  diis  Silber  der  beste  Kokken vern ich tei 
reichlicher  eitriger  Secn^tion  stets.  Die  Silberlösung 
mit  heftiger  Entzündung,  auch  bei  alten  Fällen,  wem 
diiKS  sich  Actzungen  verbieten,  in  allen  Fällen  mit 
(las  Secret  die  Ansteckung  vermittelt,  so  ist  es  dcshal 
nirende  Fälle  von  dem  Secret  zu  befreien.  Die  Silbe 
rationen  der  Cornea  angewendet  werden,  wenn  nur  di 
Höllenstcinliisung  in  Berührung  kommt.  Man  nimmi 
einmal  täglich  vor  und  spült  die  Lider  direct  hintc 
insung  ab.  Auch  bei  heftiger  Entzündung  pflegt  siel 
Behandlung  spätestens  in  14  Tagen  zu  legen.  Sobald 
passend  zur  Behandlung  mit  Kupfer  über.  Schon  in 
künde,  dem  I'apynis  Ebers  (1500  v.  Chr.),  findet  sich 
anderen  Substanzen  empfohlen.  In  den  ersten  Decenn 
das  essigsaure  Kupfer  wieder  als  Mittel  gegen  das  Trai 
niehr  das  auch  heut4>  noch  vorzüglichste  Mittel,  der  Ki 
Stiftes  auf.  Er  pas.st  für  jene  Fälle,  in  denen  die  en 
ring  sind,  ist  aber  coutraindicirt  bei  hoht^m  Reizzustan^ 
Der  Stift  soll  länglich  birnförmig  aus  einem  Krj-s 
nii^ends  scharfe  Kanten  haben.  Vorn  wird  er  am  bei 
man  leicht  in  die  Uebergangsfalten  gelangen  kann.  M 
ganze  Oberfläche  leicht  und  gleichmässig  überfahre) 
robei^angsfalten,  die  Si'hlupfwinkel  der  Trachomerr 
rührung  der  Cornea  ist  zu  vermeiden.  Es  genfig 
touchirtni.  wenn  man  zwischendurch  2mal  täglich 
oder  Kupfersalben  (1  pCt.)  anwenden  lässt,  die  sich  di 
sack  einbringen  kann.  Man  touchirt  so  lange,  als 
sind.  Unmittelbar  nach  dem  Touchiren  sind  mit 
machen.  Als  Nachkur  wendet  man  die  milderen  Mitte 
vitis.*  l>as  neutrale  essigsaure  Blei  wunle  frfiher  in  P 
twchtigtT  Schorf  erzielt  war,  unter  dem  die  Follikel 
Applicationsweise  ist  mit  Recht  verlassen.  Wir  wend« 
leichten  Fällen  zu  Piuselungen  an  ^Plumbum  aceric 
Nachspülen  von  Wasser"*  oder  in  S.illHMiforni  (0.3  :  1<'M»^ 
Als  Nachkur  empfehlen  sich  Bleiwassenunschläge.  E 
rtMu  metlicament5sen  Behandlung  auch  schlimme  Falb 
Heilung  gebracht  werden  ki^nneu.  Aber  es  Infdarf  daj 
.lahrinu  und  erfortlert  viel  Getluld  von  Seiten  des  Arztes 
dfn  B<>nif  störende  Behandlung  ist  indess  oft  nich 
li  runden  bevorzugt  man  in  neuester  Zeit  die  mechanische 
Unter  den  mechanischen  Heilverfahren  ist  die  S 
her*-or7i;helvn.  Sie  In-steht  darin,  dass  die  erkran 
Sublimat  «tauchten  Wanebaasch  abgerieben  wird. 
•st  »!:i<  nuvhanisch'.',  es  miiss  de: 
K"r:i'T  zum  Plat.'»M'.  gebracht  w.-rd« 
iv..  Ks  :'»d.ir:  mv:>t  rüs'.ich-ii  n 
,:V".:  \'>r  öo::".  .V:tv-.:":::  •■::;  paar  Tr»H>:e!:  Co»VtI:s  <■.■ 
?'r  /.■'.'.  ^y':'''.':-  V.  rr'.i":;:*".'.  i".:r  B-'<e:T:^".u":i  ''.-t  K'; 
■r.  l*-.:«  Kr. -7  w-rii."  ^:■.•.^oh  I*r.:ok  ;-:r.  Pi-i:: 
:'.:    ■—.'.■■:-       Y<    z-.'.:—:    «i.i>   Au>.,  :-;:>ohrn    livr 


iMcsem  V,vr:ahre:'. 
»erxic;!,  »i.smit  »i!'.- 
wirkcv.ö's   Vrrtah! 


.      t.>...T 


z  Na_- 


is    n:>s:s.:hr  M, 


Coprnwkraiiklu'il 


—     «Ol     — 


Kohle] 


■  (111(1  durch  Zielion  über  die  Srhlnimltaut  dii"  Künier  zu  zerstrmMi.  (iprudczu  den 
H  Nagel  :iuf  den  Kopf  getroffen  in  diesiT  Keziehunj;  hat  Knupp  mit  seiner  R(dlzniigc. 
B  l)xs  Instrument  ist  mtch  dem  rrinrip  der  W:isehrolle  oder  Miitigu!  gebaut.  Die 
B  Enden  einer  gew/iiiniielien  starken  I'ineette  (heilen  sich  an  den  S|)itzpn  in  Form  eines 
H  Hufeisens,  bei  dem  das  l^uerstück  aus  einem  walzenförmigen  f'yünder  bestellt,  (»ieso 
H  Walzen  werden  über  die  f'onjiinetiva  gezogen,  da  wo  Körner  sitzen,  und  die  Kftmer 
H  zum  Platzen  gebracht.  Zur  vollständigen  Hesinfection  und  zur  Verhütung  von  Reci- 
H  diven  ninss  sich  nacli  der  Rollung  für  lungere  Zeit  noch  eine  rein  medicimentOse 
H  Behandhing  anschliessen,  am  besten  mit  Ku[)ferlr>sung  oder  Silbernitrat. 

■  OREEFF. 

^K0686B;»  Socjltiail  uiul  Vlinifttisebpr  Korort  im  Saalllult!,  cc^cn  Nonlwinüo  gcsrliUtit,  Ityi  m  lioeh.  Sooln  5proe., 
^m  aiusordem  Eisen-  Mt.Ol  «loppeltkufaleDBaorts  Eisen)    and  Haluiuellen  (3,7—3,7  Nairiumoblorid,  0,2—0,35  Mügrie-^ium- 

■  W. 

^KOdstritZy  in  Reoüs  j.  L.  170  in   hoch   gelegener  Kurort»  in  welchem   vomotunlieh  S«ndbKHer   und  .Soolbldor   mit 

^K  S2pro<>  Soole  «u  der  uheu  Saline  UeinriehshaU  rebraoebt  werden. 

■ 

Kohle.    In  der  Medicin  wird  Fleisch-,    Knochen-,   Blut-,  Schwamm-  oder  Holzkohle,  sehr  selten 
ftfiti-  und  Braunkoblo  verwendet,  also  Carbo  nnimalis,    vcgctabilis  und  mincralis. 

Carbo    cariiis,  Fleischkohle  oder  Thierkohle,  ist  ein  poröses  Pulver  mit  10  pCl. 
f  Kohlenstoff  und  fiO  pCt.  anorganischen  VerbiDdungou. 

Carbo    ossium,     Kbur   ustum,    Spodium,     Animal    Charcoal,    Beinschwarz, 
[Knochenkohle,  1'h.  Brit.,    ist  tiefschwarz  und  glanzlos,  enthält  neben  10 — löpCt.  Koblen- 
I  «tofi  Stickstoff  und  B!> — 90  pCt.  anorganische  Bestandtheile,  vorzugsweise  Kalksalze. 
Carbo  e  sanguine,  Blutkohle,  enthält  die  A.srhenbestandtheil.c  des  Blutes. 
Carbo    spongiae,    Spongiao   ustae,    Charbon  d'epooge,    Kponges   torrefitJcs, 
[Sohwammkohle,  Pb.  Gall.,  ein  hygroskopisches  Pulver  mit  2  pCt.  Jodnatrium. 

Carbo  ligni  pulveratus,  Carbo  vegctabilis,   Wood  Charcoal,  Holzkohle,  Ph. 
G.  III,   ist  käufliche  MeittTkuhlc.    Sie  ist  zcrstossen  ein  schwarzes  Pulver  mit  nur  wenig  Asche. 
Die  I.inHenkohle  oder  Pappelkohle  hat  vor  der  gewöhnlichen  FichteuholzkoblO' keinen  Vorzug. 
Carbo  Panis,  Brotkuhle,  ist  der  Holzkohle  ähnlich. 

Carbo  fossilis,    Litbanthrax,    Antbracitea,  Steinkohle,    enthält  ausser  Kohlen- 
Istoff  noch  Eisen,  Mangan,  Schwefel,  Jod. 

Cirapbitcs  depuratus,    gereinigter  Graphit,    wird    aus    dem    hüttenmännisch  ge- 
[wonnonen,    geschlämmten  Graphit    durch  Behandeln    mit  Salzsäure  und  Auswaschen  erhalten. 
Carbo    ligniteus,    Lignum  fossile,   Braunkohle,  enthält  neben  Kohlenstoff  einen 
[gerbstoffartigen  Körper. 

Die  frisch  geglühte,  fein  gepulverte  Kohle  hat  ein  hohes  Absorptionsvermögen  für  Gase; 
L»o  vermag  sie  das  90fache  Volumen  Ammoniak  aufzunehmen.  Sie  wirkt  daher  .ils  Dcsinficiens 
rund  Desodorans.  In  ihren  Poren  werden  die  Miasmen  coudensirt  und  zum  Thcil  durch. den 
'Sauerstoff,  welcher  gleichfalls  verdichtet  wird,  zerstört  .\us5er  dieser  gasbindeuden  Kraft  be- 
I  sitzt  die  Kohle  absorbirende  Eigenschaften  für  Farbstoffe,  Bitterstoffe,  Kohlehydrate,  Glykoside, 
Enzyme,  Alkaloi'de  und  eine  Reihe  von  anorganischen  Körpern,  am  meisten  die  Blutkohle. 

Wird  Kohlenstaub  längere  Zeit  eingeathmct,    so    inibibiren    sich    die  Lungenalvcolen   mit 

f demselben,    und    es  resultirt   der  als   Anthracosis   bezeichnete  Zustand    der  Lungen.     Im 

^Magen  giebt  die  Kohle  an  den  Magensaft  einen  Theil  ihrer  Salze  ab.    Die  feinen  Kohlepartikeln 

durchdringen  tbcilweise  die  Wandung  und  können  in  Drüsen  und  Venen  nachv;cwiesen  werden 

(Donders).      Sie  bewirkt  Aufstosscn    und    beschleunigt    den  Stuhlgang    durch  Erregung    der 

Darmperistaltik.    Die  Gasbindung  in  den  Verdauungswegen  durch  Kohle   ist   nur  gering,   da 

nur  trockene  Kohle  diese  Eigenschaft  besitzt. 

[         Man   benutzt   die  Kohle    als  Streupulver  bei  übelriechenden  W^unden,  Ozaena,  Carcinom, 

lluich    in  Verbindung  mit  Cortex  Cbinae,    zu  Zahnpulvern  besonders  die  Brotkohle,  bei  Foetor 

tcx  ore,  Stomatitis  ulcerosa,  als  Einlage  für  Respiratoren ;  innerlich,  zweckmässig  nur  in  Pulvern 

^Und  Trochiscen,  bei  Hagcngäbrung  (Ewald).  Flatulenz,  foetiden  Diarrhoen,  sowie  als  Antidot 

[■bei  Vergiftung  mit  Alkaloiden,    Phosphor,    Arsenik,  Kupfer  in  Einzeldosen  von  0,5-2,0.     Die 

I  Schwammkohle    dient    ihres  Jodgehaltcs   wegen    noch    hin   und    wieder   in  Bleicher  Dusis  bei 

L  Kropfbildung.     Graphit    wurde    bei    Hautkrankheiten    zu  0,5 — 1.5  und  in  Salbonform  benutzt, 

[die  Steinkohle  zu  1,0—3,0  pro  die  bei  Rachitis  und  Scrofulosis. 

I  Authrakokali:  Ein  Gemisch  aus  Kali  causticum   fusum   10  und  Lithanthrax  7  wird 

f  geschmolzen  und  nach  dem  Erkalten  gepulvert.     Hygroskopisch,  braunschwanc. 

I  Anthrakokali  su  Ifuratum:  Kali  causticum  10.  Lithanthrax  7,  Flores  Sulfuris  1,5. 

^^^  Hygroskopische,  grünlich  braunschwarze,  nach  Schwefelwasserstoff  riechende  Masse. 

^^^  Beide  Pr.icparate  wurden  innerlich  zu  0,1—0,5  dreimal  täglich  und  in  Salbcnform 

^^^P  I  :  30  Adeps  bei  Hnutleiden  in  Anwendung  gezogen  (Po  Iva). 

W  Trochisci    Carbonis,    Tablettes    de    charbon    Ph.   Gall.:    Carbo    vcgctabilis, 

ftu    I.IM11M.M1     ri..->LI,,i...o,iin      II.  U<nd.  51 


[Kohle 


H(J2     — 


Saccbarum  »  *2UÜ,  Miiuilago  Trngacanthae  50.     Fiant  Trochisci  9S<k    D«al^H 

30  Stück  bei  Dyspupsie,  l'^roMs,  (ra^tralgic.  ^H 

Trochisci  strumales  Pb.  Uclv. :  Spoiigiao  ustae  2,  Amylum   1,  SaoohariB  t^  ^^| 

cilago  Trag.icauthac  q.  s.     Fiant  Trochisci  ponderis  1,0.  __^^l 

Kohlehydrat«.  Der  Name  dieser  Körperclasse,  der  die  Zuciiernrten,  die  Stärke  nnd  üt  Cflri^H 
angehören,  ist  dadurch  begründet,  dass  sie  ihrer  empirischen  Zusammeosctzung  nadt  «li^^l 
biiidungen  ron  Kohlenstoff  mit  Was»cr  Angesehen  werden  könneo,  da  Wass«r»t«9  uoü  S^^| 
Stoff  im  Verhältniss  von  '2  :  1  stehen.  Neuerdings  hat  sich  indessen  hemusgentellt,  itttm^M 
Verbindungen,  welche  ihrer  sonstigen  N.itur  nach  in  die  Gruppe  geboren.  di««e»  TaM^^I 
nicht  zeigen,  sodass  der  Name  nicht  mehr  berechtigt  ist.  Die  Gruppe  ist  daher  ■•  )i^^| 
zu  detiniren  als  die  der  einfachen  Zuckerarten  (Monosaccharide)  und  derjenigen  StäitH^H 
welche  durch  Hydrolyse  in  jene  übergeführt  werden  künnen.  ^H 

Diese  Monosaccharide  sind  .Aldehyd-  oder  Kctonalkoholc  mit  ofifoner  KobleosliA^H 
deren  Molecül  eine  Carbonylgruppo  und  Hydroxylgruppen  enthält,  von  denen  eine  der  O^H 
nylgruppe  benachbart  sein  muss.  Der  einfachste  Zucker  kann  demnach  nur  eine  Tnos  ^H 
CHO— CU(OH)— CHoCOH);  man  charakterisirt  die  Zuckerarteii  durch  die  EndoBg  .«k*1H 
setzt  Unterabtheilungen,  soweit  sie  sich  nach  der  Zahl  der  im  MolecUI  Torband«fi<ii  $■•'1 
stoflatome  richten,  die  entsprechende  Zahlenbezeichnung  vor.  Bereits  dieser  räb^nJ 
Zucker  enthält  ein  asymmctrisclies  Kohlenstoffatom  (2):  bei  den  höheren  Gliedern  tRtmi^^| 
in  grösserer  Anzahl  auf  und  damit  wächst  die  vorauszusehende  Zahl  stcreoisomcter  l^^| 
So  erklärt  es  sich,  dass  allein  von  Zuckerarteu,  denen  die  Structur  CH2(OH)  "  CII(OH)'CI^^| 
CH(OU)  ■  CH(OH)  ■  CHO  zugeschrieben  werden  muss,  zur  Zeit  nicht  weniger  aU  13  b^^| 
sind.     Gerade  dadurch  wurde  die  Chemie  der  Kohlehydrate  ausscrordcntlii-'  -{  u^H 

ist  der  neuesten  Zeit,  besonders  Riliaui  und  Emil  Fischer  Torbehaltcn  „  ..  lii^H 

dieses  Wirrsal  zu  bringen.  Fischer  gelang  es,  Zuckerarten  synthetisch  ru  ^tviaae^^l 
kannte  Zucker  in  andere  überzuführen,  ihre  Beziehungen  und  vielfach  auch  ihre  ConffB^H 
die  räumliche  Anordnung  der  Atome  bezw.  Gruppen  in  ihren  Molecülen   zu   erkennen.    ^H 

Monosaccharide  finden  sich  \ielfach  fertig  gebildet  in  der  Natur,  theils  als  soMrt  ^H 
in  Form  der  complicirteren  Kohlehydrate,  theils  als  Glukoside,  esterartige  Verbtodnsf^^| 
phenolartigen,  aldchydartigcn  oder  älinlichcn  Körpern.  Synthetisch  entstehen  »ie  U»  ^H 
hyden  durch  .Mdolcoudensation  oder  durch  vorsichtige  Oxydation  der  mehrvcrthigok  Alk^^| 
Je  nachdem  die  Carbonylgruppe  nldehyd-  oder  ketonartig  gebunden  ist,  unterMiKÜ(l^^| 
Aldosen  und  Ke  tosen.  Die  bisher  bekannten  Vertreter  sind  neutrale,  süss  sebm«ck|^|^^| 
und  geruchlose  Körper,  die  zum  Tbeil  in  reinem  Zustande  i>;ut  kr^-stallisiren,  nber  h^^^^H 
durch  geringe  Verunreinigungen  daran  gehindert  werden,  in  Wasser  leicht,  in  Alkoj^H^^I 
in  Auther  gar  nicht  löslich.  Beim  Erhitzen  zersetzen  sie  sich,  zunächst  unter  Bri^^| 
(Karamel),  dann  unter  starker  A'erkohlung.     Sie  sind  optisch  activ,    soweit  -   -!i;  Tj^| 

düngen  zweier  optisch  entgegengesetzter  Isomeren  sind.    Sie  fallen  aus  alkr.  ifk^KM 

lösung  (Fehling's  Lösung)  rothes  Kupfcroxydul.  Mit  Essigsäureanhydrid  i,v..Fi.  >if  ImP 
derivate,  entsprechend  der  .Anzahl  der  in  ihnen  vorhandenen  Hydroxylgruppen.  Purti  1t- 
ductioD  mit  Natriumamalgnm  gehen  sie  unter  Aufnahme  von  2  Atomen  Wasserslcff  a  m^^ 
werthige  Alkohole  über.  Nascirende  Blausäure  wird  angelagert.  Mit  HrdroxyUmia  Ikftn  * 
Oxime,  mit  Phenylhydrazin  Hydrazoue,  ganz  wie  andere  carbonyIh.3iltige  K:."'--r  Tri.  r- 
wirkung  des  Phenylhydrazins  im  Ueberschuss  geht  aber  weiter;    es  wird  d. 

dem  Carbonyl    benachbarte  CH(OH)-Gruppe    in    eine   neue    Carbonylgruppi.     ..;..,.: 

dann   ihrerseits   wieder   mit    Pbenrlhrdrazin    normal   reagirt      So    entstehen    di«  Üiai««. 

..  B.:    CH.OH-CH(OH)-CH(OID-CH(OH).C-CH  'llT,u4ru]  TX''^ 

CH.NH-N    N-NH-C«Hj,         «beidunfc  und  Cf,.\rtktr.-is 

der   ouii 
nen.    Aus  ihnen  können  durch  verschiedene  Methoden  wieder  Zucker  r<  „ 
Aber  stets,  auch  wenn  man  von  einer  Aldose  ausgegangen  war,  Ketosen  eii 
auf  diesem  Wege  beispielsweise  Traubenzucker  in  Fruchtzucker  verwandeln, 
können  Aldosen    in    Säuren    von    gleicher    Kohlenstuffatomzabl    übergefilhrt    «cniea. 
natürlich  nur  in  solche  mit  weniger  Kuhlenstoffatomen. 

Durch  den  Eintluss  gewisser  Mikroorganismen  und  durch  nicht  organisirt«  EntTTae*  I 
mcnte*)  erleidftn  die  Zucker  besondere  Zersetzungen  (Gährungen *). 

Durch  Vereinigung  von    zwei    oder   mehr  Monosaccharidmolecüleo,    die    gleieli   wfar 
scbicdenartig  sein  können,  kann  man  sich  die  Polysaccharide  entstanden  denken.     Diesf  1 
eioigung  erfolgt  unter  W,isseraustritt.     In  welcher  . Art  die  einzelnen  sau 
daran  betbciligt  sind,  ist  noch  nicht  völlig  aufgeklärt;  aber  es  scheitn 
Condensationen  die  Carbonylgruppen  bald  sämmtlich,   bald    nur  zum  T[i.-i 
gezogen  werden.     Man  kann  dies  aus  dem  Verhalten  gegen  Fehling'scbe   I 
Unter  den  Polys.icchariden  unterscheidet  man  zwei  Abtheilungen,  die  zuckerviiiii.rr.ni.  •-   ..■ 
in  ihrem  Gesammtcharakter  den  Monosacchariden  noch  sehr  nahe  stehen,    und  die  akkt  kl** 
stallisirbaren,    stärkeähnlichen  Polysaccharide,    deren  Molecüle  wahrschctsb'cii    ricl 


[ohlfhyffrate 


—     803     — 


I 
I 


nind.  Letztere  zeigen  sieh  eigeiitlieli  nur  nocli  durch  die  Fähigkeit,  bei  hydrolytischer  Spal- 
ttuD);  MoDOaaccbiiride  zu  liefurii,  aU  Angehörige  der  (Jruppo, 

I  Am  weitesten  verbreitet  sowohl  im  freien  Zustand  als  Monosaccharido  wie  auch  als  Be- 
Istandtheile  der  Polysaccharide  sind  die  flexosen.  Je  nachdem  zwei  oder  drei  oder  mehr 
[Holecüle  derselben  zu  einem  Polysaccharid  vereinigt  sind,  unterscheidet  man  bei  diesen 
iBiosen,  Triosen  etc.  So  wird  der  früher  meist  als  Raffinose  bezeichnete  Zucker  jetzt  fast  au»- 
Iscbliesslicb  Meletriose  benannt. 

I         Bei  der  Hydrolyse  tritt  nicht  immer  gleich  Zerfall   in    die  einfachsten  Componentcn,   die 
iMonosaccharide,  ein,  sondern  es  entstehen  vielfach    aus   complexen  Polysacchariden    zunächst 
leinfacher  zusammengesetzte,  die  erst  weiterhin  in  ihre  Componentcn  zerfallen.    So  liefert  bei- 
spielsweise  die   erwähnte  Meletriose   zunächst   d-Fnictosc  (Laevulosel  und  Melcbiose,    welche 
letztere  dann  weiter  in  d-Glukosc  (Dextrose)  und  Galaktose  gespalten  werden  kann. 

In  der  neuen  systematischen  Nnmcnclatur  der  Zuckerarten  weist  die  Bezeichnung  ,d-* 
[bezw.  ,1-"  nicht  immer  auf  das  FJrehuugsvennögen  der  Substanz  hin,  sondern  auf  die  Bc- 
fziehung  zu  einer  bestimmen  Aldohexosc,  welcher  entsprechendes  Drehungsverraögcn  zukommt. 

'  SPIKOKL. 

ifaleiioxyd,  CO.  Dio  Aiifuahiiu'  von  Kohlenoxydga-S  führt  zu  charakteristischon  Vcr- 
giftungserscheiniingori,  denju  liiteiisitilt  iiiid  Dauw  je  nach  der  Menge  des  .lufge- 
iiommeneti  Gases  scliw.iiikt:  bei  gro.sseii  Meiigeii  tritt  der  Tod  ein.  Praktisch  koniinnii 
Vergiftungen  mit  reineni  Kohleiicxyd  .so  gut  wie  gariiieht  vor,  es  sei  denn  bei  Ge- 
legenheit von  L.'ibnr.ituriiimsarlieiten;  um  so  liüufiger  sind  sie  durch  Gasgemi.scho, 
die  Kohlenoxyd  enthalten.  Hierher  geliört  zun:k-list  d.as  Leuchtgas.  Kiu  Koiiien- 
oxyd  eiitlialteiides  (.xasgeniLsch.  der  Koh  leiidunst.  wird  ferner  bei  der  unvoll- 
ständigen Verbrennung  organischen  oder  organische  Bestandtheile  enthaltemlen  .Mate- 
rials entwickelt.  Sein  (iehalt  ;in  Knhlenoxyd  ist  um  so  hiihfT,  je  unvollkomniener 
die  Verbrennung  vor  sich  geht.  Seine  )nv:iktisrlie  Wichtigkeit  hat  der  Kohlendunst 
dadurch,  da.ss  er  sich  auch  aus  unseren»  Heizmaterial  entwickelt.  !So  kommen  Kohleu- 
dunstvergiftuugeii  zur  Beobachtung  bei  Henutxung  schlecht  zieiieniler  oder  mit  Russ 
verstopfter  oder  mit  Ris.scn  versehener  Oefen,  mehr  ncreh  bei  zu  frühzeitigem  Schliessen 
der  Ofenklappen  oder  bei  Benulzung  von  t*nf<>n,  die  überhaupt  keinen  Abzug  haben, 
wie  Natroti-f'arl»nn-l tiefen,  oder  bei  Aufstellung  olTeiier  Kolileiibecken.  Aus  dem  zu 
Heizungszwecki'u  i>i-mitzteti  Wa.ssergas.  d.is  durch  L'eberleiteti  vnn  \Vas.serdanipf  über 
glühende  Kiflilen  entstellt,  .soll  bis  zu  .1(1  pCt.  aus  Kolih'uoxvd  bestehen  kOnnen. 
Auch  an  dem  Zustandekommen  der  vielfach  bei)baclit<'ten  Vergiftungen  durch 
l'ulvi'rdunst  dürfte  das  Kohlenoxyd  betheiligt  sein,  da  es  bis  zu  It)  pCt.  in  ersterem 
enthalten  .sein  kann,  In  den  bi't  Verbrennung  der  Schiessbaumvvolle  sich  bildenden 
Gasen  tritt  es  zu  'M — 43  pCt.  auf.  NVonn  Staub  auf  glühenden  Platten  verbrennt, 
bildet  sieh   Kohlenoxyd. 

In  allen  acute»  [''allen  der  Koidenoxydvergiftuug  kommt  es  zu  Kopfsrlimorz, 
Schwindel,  L'ebelkeit,  meist  auch  zu  Krbrechen.  In  deu  schwereren  Fällen  treten 
rauscliähnlicho  Zustände  hinzu,  dann  Benommenheit,  die  allmählich  bis  zu  tiefem 
C'oma  sich  steigert  oder  plntzlich  in  vollkommene  Bewusstlosigkeit  übergeht.  Die 
willkürlii'he  Muscul.alur,  auch  die  der  Sphinkteren  des  Uarnu's  und  der  Blase  sind 
gelähmt,  es  bestellt  allgemeine  Anaesthesie  der  Kiiiiierobcrfläche.  Die  Symptome  von 
Seiten  des  Athmungs-,  des  Civcidations-,  des  v.i.sonmtorischen  Systems  sprechen  dafür, 
dass  es  nach  einem  Stadium  der  Heizung  zu  Lähmung  der  betreffenden  Centren  kommt. 
Die  Athiiiiing  ist  angestrengt,  tief,  schnarchend,  um  erst  kurz  ante  mortem  ober- 
flächlich zu  werden.  Der  Puls,  zuerst  verl.angsamt  und  voll,  wird  später  frequent 
und  klein,  endlich  fast  unfühlb.ar.  .Mit  ersterem  geht  ein  stark  erhöhter,  mit  letzterem 
ein  verminderter  Blutdruck  einher.  Das  Sinken  des  Blutdrucks  beruht  auf  Erweite- 
rung der  (iefässe  durch  Lähmung  de^  vasomotorischen  Centrums.  Auf  letzterer  be- 
ruhen auch  die  flecklTirmigen  Hautriithungen  und  das  congestionirte,  hochrnthe  Gesicht. 
l»ie  Köthe  geht  allerdings  mit  dem  terminalen  Sinken  der  Herzthätigkeit  in  Blas.se, 
dann  in  eine  livide,  cy.inotische  F.irbc  über.  In  schweren  Fällen  sinkt  die  Körper- 
temperatur bis  um  2'/^"-  Vor  dem  Tode  treten  schliest^lich  tonische  und  klonische 
Krjiuipf),'  auf.  Zuweilen  ist  Zucker  oder  ICiweiss  im  Harn  gefunden  worden.  Führt 
die  Vergiftung  nicht  zum  Tode,  so  schwinden  nur  allmählich  die  Symptome,  Kopf- 
schmerz, Uebt^lkeit,  allgemeine  .Muskel.schwäche  bestehen  noch,  selbst  wenn  alles 
Kohlenoxyd  aus  dem  Blute  eliminirt  ist, 

Als  Nachkrankheiten  treten  auf:  Lähmungen,  auch  fortschreitender  N.atur,  nach 
Art  der  aufsteigenden  Paralyse,   Zeichen  multipler  Sklerose,    Trophoneuroseii,    wozu 

51» 


Die  Pii|)illiMi  reagirpii  trSgo,  zuweilen  gar  nicht,  ÄJ6'T!?el 

l)azu  Abiiiihnie  des  (jcdächtnisses    und  der  Intelligenz    bt 

Reihe  nicht  t5<)tlich  endender  Vergiftungen  zu  vollkommener  Deuieui' 

Syinijtoinenconiplex  kann  sonach  zu  Verwechselungen  mit    progressiverl 

UiNs   geben.     Immer  ist  hochgradige  Anaemic   zu    constatiren,    muiicha 

Bilde  einer  [tcraiciösen  Anaemie. 

Den  Hau|itangriffsjiunkt  des  Kohlenoxyds  bildet  das  Hacmoglobin  de 
verbindet  sich  mit  diesem  unter  Verdrilngimg  des  Sauerstoffs,  da  d«  f 
iiität  zum  Hacmoglobin  eine  ca.  2(X)  mal  geringere  ist  als  die  de^  Knbl 
starke  AffiiiitJU  dieses  zum  Hacmoglobin  ist  zugleich  «lex  (in;- 
ein  geringer  (ü'balt  der  Athi'mluft  an  Kohlenoxyd  zu  Vergiftuii. 
schon  0,(15  pCt.  geniigen,  um  krankhafte  Erscheinungen  berbcizutubrti 
von  1  jiCt.  wirkt  schon  sehr  schnell  vergiftend.  Ist  das  Blut  xu  \H 
Kohleuoxyd  gesättigt,  so  tritt  der  Tod  ein.  Die  Gewebe  erhali'-n  niri' 
zur  Bestreitung  der  Oxydationsprocesse  nothwendige  Menge  S"i--  '.it  ..  i^ 
zu  einem  der  Erstickung  analogen  Vorgange.  Aber  d;is  K' 
eine    spocifische   schädifientie  Wirkung    auf   die    nervösen   {  i-m 

Der  Nachweis  dos  Koblenoxyds  im  Blute  kann  durch  das  ?~; 
D;is  Kohlenoxyiibhu  enthält  zwei  Absorption.sstreifen,  die  zwi.s 
hofer' sehen  Linien  l>  mui  H,  denen  des  Oxyhaemoglobins  sehr  .1h 
mehr  nach  dem  violetten  Ende  des  Spectnims  hin  liegen.  l'er  cfiil 
Unterschied  zwischen  beiden  ist  der,  dass  durch  reducirende  Mittel, 
ammonl'lsung  oder  Stokes'sche*  P'lüssigkeit,  das  Kohlenoxv<lspectruiri  md 
d.'usjr'nige  des  Oxyhaemoglobins  in  das  Haemoglohinspeetruni  verwandelt  I 
müssen  ztim  Nachweise  minilestens  27  pCt.  des  Haemoglobins  mit  Kohlr-not' 
sein.  Um  kleinere  (,|uantililtBn  nachzuweisen,  bedient  man  sich  ch—""'^*"' 
Kl  eeni  Kohlenoxydblut  werden  mit  15  ccm  20  proc.  Ferroc\ 
2  ccm  Essigsaure  gemischt:  ebenso  normales  Blut.  Letzt>-'nv  /. 
schwarzes  (Jorignlmu,  ersteres  ein  hellrothes.  Oder  xu  einem  Th>i 
vierfachen  Wasser  verdfinnteti  Blutes  setzt  man  das  dreifache  Vuluiii 
Timninlösung.  Das  normale  wini  grau,  das  kohlenoxydhalri?p  Bliit 
Forner    setzt    man    zum    zwanzigfach    verdünnten    Blut    da-  ~ 

lauge  von  l,rJ  si>ec.  <iewicht.    Normales  Blut    wird    schmni 
bleibt    hellrofh   »Hoppe-Sey ler).      Durch  Zusatz    von    stark    vcnlfl 
frischem  SchwefelwasscrstotTwasser  erhiUt    man    mit  normalorn  Blut 
grüne  Farbe,    mit  Kohlenoxydidut    eine  hellrothe.       In  offen  an  drrLaftl 
Blute  verschwindet   d.as  Kohlenoxyd    allmählich,    innerhalb    .icJit  TajT» 
länger  scheint  es  sich  in  eingetrorknHtem  Blute  zu  h.Mten.     .Auch  ei'*' ' 
das   im  Gefässsystem   circuliremle  Blut   eines   selbst    b     ' 


.. tr—    _:_- 


I 


ohlenoxyd  —    R05    —  Kohlensaeore] 

I^uft  krHiniit.  Ist  tlif  natürlirho  Atlimtiiig  flach,  so  muss  sie  durch  künstliche  Respi- 
ration unterstützt  wcrilon,  ebenso  durch  kalte  Bogiessungen,  Frottinuigon,  Senfteige, 
Kitzeln  der  Nasenschlcinihaut,  Riechen  an  Ammoniak,  eventuell  Klektrisinmg  der 
Nn.  phrenici.  Die  Wiederbelebungsversuche  müssen  stundeahing  fortgesetzt  werden 
und  je  nach  den  Umständen  noch  mit  Anwendung  von  Herzreizen,  wie  Kampher- 
oder  Aetherinjectionon,  verbunden  werden.  .nuarv 

ohlenBaeore,  Kohlensäureanhydrid,  Kohlcndioxyd,  COj,  farbloses,  schwach  säuer- 
lich riechendes  Gas  von  Gasdichte,  auf  Luft  bezogen  1.527,  auf  Wasserstoff  bezogen  21,94. 
Durch  starken  Druck  lässt  sich  Kohlensäureanhydrid  unterhalb  30.9 "  zu  einer  Flüssigkeit 
verdichten,  die  unter  gewöhnlichen  Druck  gebracht  zum  Tbeil  erstarrt,  zum  Theil  sich  ver- 
flüchtigt Das  Kohlendioxyd  entsteht  beim  Verbrennen  von  Kohlenstoff  oder  koblcnstoff- 
baltigcn  Körpern  in  einem  L'ebcrschuss  von  Sauerstoff,  ferner  beim  Glühen  vieler  Carbonatc, 
z.  B.  Calciumcarbonat.  Kohleudioxyd  löst  sich  in  dem  gleichen  Volumen  Wasser  von  14*,  die 
Lösung  reagirt  sauer,  löst  Magnesium  u.  s.  w.    Die  Salze  der  Kohlensäure  entstehen  im  allgu- 

meinen  durch  Einwirkung   des   Koblcndioxyds   auf  Basen,   neutrale  Salze  der  Formel  CO^^ 

und  saure  der  Formel  COjC^ ,,,    die    neutralen    sind    mit  Ausnahme   der  Alkalisalze   in  Wasser 

schwer  löslich.  Durch  Zufuhr  von  Kohlendioxyd  werden  viele  dieser  unlöslichen  neutralen 
Salze,  z.  B.  die  der  alkalischen  Erden,  gelöst,  indem  die  sauren  Salze  sich  bilden.  Beim  Zu- 
sammenbringen der  Carbonatc  mit  MineralsSureii  und  den  meisten  organischen  .Säuren  wird 
die  Kohlensäure  als  Kohlendioxyd  frei.  Das  Kohleudioxyd  wird  beim  Ueberleiten  über  glühende 
Kohle  in  Kohlendiosyd  übergeführt  entsprechend  der  Gleichung  CO3  -(-  C  =  SCO.  Beim 
Durchleiten  eines  Gemenges  von  Kohlendioxyd  und  Wasserstoff  durch  ein  glühendes  Rohr  bilden 
sich  Kohlenoxyd  und  Wasser. 

Die  Kohlensäure  ist  das  Eridpruduct  der  Oxydation  des  Kohlenstoffes  und  der  kohlenstoff- 
haltigen Verbindungen  bei  der  Verbrennung,  der  Fäulnis.s.  der  Verwesung  und  der  Gährung. 
Sie  bildet  neben  Wa.sser  da.s  Hauptendproduct  der  im  Thierkörpcr  zum  Zerfall  kommenden 
stickstofffreien  Molecülgruppea.  Wie  alle  (Jase,  wird  auch  die  Kohlensäure  sehr  leicht  durch 
Diffusion  in  den  Körper  von  der  LungcnoherÜache,  von  allen  Schleim-  und  serösen  Häuten, 
auch  von  der  Körperoberfläche  aufgenommen.  Vorzugsweise  und  zuerst  wirkt  sie  auf  die 
Centren  der  Äth mutig.  Ein  Kohlensäuregehalt  von  1  bis  l'/2  pCt.  in  der  Inspirationsluft 
erzeugt  nur  eine  massige  Vertiefung  der  .Athcmzüge.  Subjeetivc  Dyspnoe  tritt  erst  bei  ca.  4 
bis  6  pCt.  Kohlensäure  in  der  iVthcmlutt  auf.  Ueber  6  pCt.  längere  Zeit  ohne  Beschwerden  ein- 
zuathmen,  ist  nur  wenigen  Menschen  möglich.  Es  treten  sehr  bald  Beklenimungsgefühl, 
Ohrensausen,  Schwindel,  Kopfschmerz,  l'ebelkeit  auf,  ferner  rauschartige  Exaltationszu.stände. 
Der  Puls  ist  verlangsamt,  der  Blutdruck  erhöht.  Bei  gesteigerter  Kohlensäurezufuhr  wird  die 
Athmung  wieder  flacher,  das  Bewiisstaeiu  beginnt  sich  zu  trüben,  bis  es  zu  vollkommenem 
Bewusstseinsvcrlust,  zu  einer  .'\rt  Narkose  kommt.  Zeichen  motorischer  Reizung,  bis  zu  allge- 
meinen Krämpfen  sich  steigernd,  treten  auf  bei  gleichzeitigem  Sauerstoffmangel.  Sonst  ver- 
ursachen grosse  Kohlcnsäurcmengen  sogleich  Lähmungen.  Aus  Versuchen  an  Thieren 
crgiebt  sich,  dass  die  Grenze  der  reizenden  Wirkung  der  Kohlensäure  bei  einem  Gehalt  von 
15  pCt.  Kohlensäure  in  der  Einathmungsluft  liegt,  und  dass  der  Eintritt  der  Narkose  bei 
ca.  40  pCt.  erfolgt. 

Bei  localer  Wirkung  tritt  auf  der  Haut  ein  Gefühl  von  Prickeln,  .Tücken,  Stechen  auf, 
dabei  Wärmoempfindung  unter  gleichzeitiger  Köthung,  weiter  Hypaesthesic  bis  zu  vollkom- 
mener Anaesthesie.  Auch  auf  den  Schleimhäuten  der  Nase,  des  Auges  und  des  Rachens 
treten  dieselben  Erscheinungen  mit  nachfolgender  Hypaesthesic  auf.  Im  Munde  tritt  zugleich 
ein  eigentbümlich  säuerlicher  Geschmack  auf.  Weiter  wirkt  die  Kohlensäure  secretionsanregend: 
bei  Einwirkung  auf  das  Auge  entsteht  Thräncnfluss,  auf  die  Magenschleimhaut  vermehrte 
Abscbeidung  von  Magensaft.  Ihre  irrilirende  und  anacsthesircnde  Wirkung  macht  die  Kohlen- 
säure auch  geltend  gegenüber  Wunden  rcsp.  Geschwüren.  Torpide  Geschwüre  zeigen  bessere, 
reichlichere  Grnnulationsbildung  und  grössere  Heilungstendenz.  Sie  reinigen  sich  leichter, 
wozu  wohl  auch  eine  weitere  Eigenschaft  der  Kohlensäure  beiträgt,  nämlich  antiseptisch  zu 
wirken.  Die  antiseptische  Wirkung  ihrerseits  ist  ein  specieller  Fall  der  allgemeineren:  die 
Lebensrähigkeit  des  Protoplasmas  zu  vernichten.  Daher  auch  in  einer  Kohlensäureatmosphacre 
die  Muskeln  schnell  ihre  Erregbarkeit  verlieren  und  die  Flimmerbewegung  bald  aufhört.  Sie 
wirkt  diuretisch  und  anregend  auf  die  Darmperistaltik.  Die  äusserliche  Anwendung  der 
Kohlensäure  geschieht  in  der  Form  von  Gurgelungen,  Inhalationen,  kohlensauren  Wasser- 
bädern, von  Gasbädern  und  Ga.sdouchen.  Letztere  werden  auf  die  gesamrate  Körperoberilächc, 
den  Kopf  ausgenommen,  applicirt,  aber  auch  auf  Schleimhäute.  Als  Objecte  der  Behandlung 
mit  Gasbädern  und  (iasdouchen  galten  zumal  früher:  jauchende  Geschwüre  der  Körperober- 
fläche, wie  verj.iuchende  Carcinome  der  Mamma,  eine  Reihe  von  U,auterkrankungen.  so 
Psoriasis,  chronische  Ekzeme;  femer  Kat.irrhe  der  Vagina  und  des  Uterus:  dysmenorrhoische 
Beschwerden,    gegen    welche  Vaginal-  und  l'terusdoucheu    verwendet  wurden.    Man  muss  mit 


[Kolilensaeure 


—     806     — 


KoUt 


der  Anwendung  der  Gasbüder  vorsichtig  sein  und  allz\i  reichlicher  Einat' 
um  nicht  Vergiftungserscheinungen  herbeizuführen.  Schwangerschaft  ist  ei; 
gegen  V'aginaldouchen.  Die  Inhalationen  von  Kohlensäure  sind  gegen  astnmiuTzic 
chronische  Bronchitiden  und  tuberculösc  I.ungenaffcctioucn  zu  beuutscn,  sie  (übre:!  xu  erie^ 
tcrter  Expectoration  und  bessern  Husten  und  Dyspnoe  durcb  die  secrction- "^  ■"  - '  "ilm  ä 
anacsthesircnden  Eigenschaften    der  Kohlensaure.      Ausser    mit    KohIcDs,'iur  >n  az 

Inhalationen  mit  natürlichen  und  künstlichen  kohlensauren  Wässern  ausgefLnii  i.  iiir  iniir: 
liehe  Verwendung  geschieht  ebenfalls  vorwiegend  in  Form  kohlensaurer  Wäs»er*  (Voaia 
pototorum). 

LOEH 

Kohlensaure  W&aser.  1.  Naturliche  kohlensaure  Wässer.  Natürlicfae  knbl 
Wiijiser,  auch  einfache  Säuerlinge  oder  Sauerbrunnen  genannt,  sind  an  festen  Bsrut: 
theilcn  arme,  au  Kohlensäure  reiche  Quellen,  deren  Gehalt  an  freier  KohleasÄiire  tiiekx  ob 
.500  ccm  im  Liter,  meistens  aber  sehr  viel  mehr  beträgt.  Die  in  diesen  Wässern  eatetaa 
festen  Bestandtheilc  sind  hauptsächlich  kohlensaures  Natron,  Chlornatriura,  koUcMHW 
Kalk  und  zuweilen  minimale  Mengen  Eisen.  Die  Wasser  sind  klar  und  meist  kalt,  t 
genehmem,  erfrischendem,  prickelndem  Geschmack. 

Ihre  pharmakodynamiscbe  Wirkung  wird,  abgesehen  von  dem  Genüsse  des  Waswn, 

bedingt  durch    die  Anwesenheit    der  Kohlensäure*.      Eine  Resorption    jr^       "-  M 

mengen  im  M.igen  und  ihr  L'ebergang  ins  Blut  ist  wegen  der  höheren   >  ia 

befindlichen  Kohlensäure  unmöglich.    Ferner  wird  durch  den  Gcnuss  dei    ll.im^n^,l.J^■7u  Wl 
die  Diurcsc  vermehrt  (Quincke),  da  die  Reizung  der  Mucosa  eine  Hj-pcraomiii  erzeug  »tki» 
zur  Resorption  grösserer  Wassermengen   und  dadurch    zur  lebhafteren  Urinmi- -■ '•-■■'•-t  •^'- 
Auf   die  Athmung  und   den  Puls    hat    die  .\ufnahme    dieser  Wässer   einen 
auf   den  Blutdruck    keinen  nachweisbaren  Einfluss.      Der  therapeutische  \V>.i...   ...,  ........ 

Säuerlinge  beruht  demnach  bei  ihrer  inneren  Anwendung  auf  Hebung  der  Verdauung  durtiR^ 
seitigung  von  auf  mangelhafter  Innervation  beruhenden  dvspeptischen  Stönui.'.n  ■"  .1  ■■  ■•  -■- 
Hervorbringung  einer  bes.sercn  Nieren thätigkeit.      System.itisch  getrunken  hr. 

auch  eine  geringe  schleimlösende  Wirkung,  sodass  sie  auch  bei  leichten  Kalo:.: , 

ralionsschleimhaut  nützlich  sind.  Ihre  eigentliche  Bedeutung  haben  sie  jedoch  al5  4ii«i«' 
tische  Getränke.  Als  solche  sind  sie  mit  Recht  sehr  beliebt,  doch  kann  der  couitica 
und  übertriebene  Guuu.ss,  besonders  der  stark  kohlensäurchaltigea  W^ä.sser  auch  unanfMfiA« 
Wirkungen  für  die  Verdauung  haben.  Die  immer  wiederholte  Reizung  und  Auf  bläfanaf  i» 
M.-igenwandung  durch  die  Kohlensäure  wirken  zuletzt  schwächend,  secretionsven^3n4 
und  appetitverringernd. 

Die  bekanntesten  natürlichen  kohlensauren  Wässer  sind:  der  Apol  linarisbrno 
die  Quellen  von  Birresborn,  Evian,  Geilnau,  Gerolstein,  Gicsshübl,  Sulxm 
T  ein  ach  und  andere. 

2.  Künstliche  kohlensaure  Wässer.  Die  nur  als  Erfrischungsgetränke  iia>< 
künstlichen  kohlen.saurcn  Wässer  sind  einfaches  mit  Kohlensäure  gesättigtes  TrinkwasuT. 
auch  zur  Verbesserung  des  Geschmackes  etw.is  reines  kohlensaures  Natron  und  Chlumsbiaa 
zugesetzt  werden.  Zur  Entwicklung  der  Kohlensäure  verwendet  man  Magnesit,  Dolomit,  Krr^ 
oder  Marmor,  die  durch  Schwefelsäure  oder  Salzsäure  zersetzt  werden.  Das  entstehrDd<^  iii> 
niuss  zuvor  gereinigt  werden,  um  etwa  mitgerissene  Säure  oder  Schwefelwasserstoff  in  tL' 
fenieu.  In  neuester  Zeit  benutzt  man  mehr  die  flüssige  Kohlensäure,  deren  Druck  allcia  r- 
nügt,  um  das  Wasser  damit  zu  impracgniren,  während  sonst  besondere  Apparate  nöthig  näi, 
um  dieselbe  dem  Wasser  zuzusetzen.  Der  Druck  der  Kohlensäure  in  diesco  käoatÜebM 
Wässern  ist  sehr  bedeutend,  3—4  Atmosphaeren,  also  wesentlich  grösser  als  der  in  das  utir- 
liehen  Wässern,  daher  ist  der  andauernde  Gennss  gT<>sscrcr  Mengen  der  külutli(^hea  ^IImk 
noch  weniger  empfehlenswerth:  denn  die  mit  Gewalt  entweichende  Kohir--  —  Vdingt  Utk 
grössere    Reizung   und    Aufblähung   der    Magcowandung.     Koblensaurci  dtf   wtrin 

ebenfalls    künstlich    dargestellt.      Am    einfachsten    ist   es,   dass    man    >.' i»   eifie  Hrt- 

sprechende  Menge  doppeltkohlensaures  Katron,  etwa  1  Pfund  .tuf  d.is  Vollbad,  tiuetst.  £Mi 
sich  vollständig  auflösen  lässt  und  beim  Besteigen  des  Bades  die  gleiche  Meng»  Sabiäot 
unter  Umrühren  hinzufügt. 

aSCBK 

RohlenstolT,   asymmetrischer.    Mit  diesem  Namen  wurden  zuerst  von  van  't  Hoff  aelcbc  'n 

Verbindungen  vorhandene  Kohlenstoffatome  bezeichnet,  deren  4  Valenzen  durch  4  mmXet  «- 
ander  verschiedene  einfache  oder  zusammengesetzte  Radicale  ges.Httigt  sind  und  iMait  4ca 
allgemeinen  Schema  CUiR^RjUi  entsprechen.  Man  kennt  zahlreiche  organische  SohstaaiM, 
welche    theils  nur  l,    thcils  i.   3  .  .  .  asymmetrische  Kohlenstoffatome  (*C}  enthalten,  a.  R: 


on  HS/*\CO0H 

l.slura  Cjralin 

-C;H,-a),H.      Woiu»»ure:  CO^-'CB- OB-'CUüB-OC.iL 
•CHOH-'CH    OH-CHO. 


AtftnUlar»:  CO,H-TU-ÜU- 
ClIjOll-'CH   OH-*CH-  OH 

Mit  dorn  VorhandcDseia    asymmetrischer  Kobloustoffatome   in  einem  Kliper  Ist  aoiitM 


Lohlen.stoff 


807     - 


Kola] 


das  Auftreten  einer  bestimmten  Eigenschaft  verbunden,  nlimlich  das  Vermögen,  die  Polarisa- 
tionsebene eines  durch  die  tlüssige  oder  gelöste  Substanz  geleiteten  polarisirten  Lichtstrahles 
um  einen  gewissen  Winltel  zu  drehen.  Es  icigt  sich  mit  anderen  Worten  die  Erscheinung 
der  sogenannten  optischen  Activität  oder  des  optischen  Drehungsvermögens.  Diese  wichtige 
Beziehung  wurde  im  Jahre  1874  gleichzeitig  von  van  'ttloff  in  Holland  und  von  Le  Bei  in 
Paris  aufgefunden  und  sie  ist  seitdem  durch  zahlreiche  Erfahrungen  bestätigt  worden.  Die 
Lehre  vom  asymmetrischen  Kohlenstoff  hat  ferner  zuerst  zu  fruchtbaren  Anschauungen  über 
die  Lagerung  der  xVtome  im  Raum  geführt  und  dadurch  Veranlassung  zur  Entstehung  der 
neuesten  Epoche  der  chemischen  Constitutionstheorien,    deijenigen  der  Stereochemie,  gegeben. 

LANDOLT. 

Kohlenwasserstoff  ist  jede  Verbindung,  welche  nur  die  beiden  Elemente  Kohlenstoff  und 
W.isserstofr  enthält.  Die  Zahl  solcher  Verbindungen  ist  theoretisch  in  Folge  der  Vierwerthig- 
keit  des  Koblenstoffatoms  unbegrenzt.  Bisher  ist  ein  KohlcnwasserstotT  mit  GO  Kohlenstoff- 
atomen bekannt.  Die  Kohlcnstoffketten  können  einfach  oder  verzweigt  sein :  die  ersteren  Ver- 
bindungen nennt  man  , normale*.  Unter  diesen  ketteiiförmig  gebundenen  „aliphatischen" 
Kohlenwasserstoffen  unterscheidet  man  femer  gesättigte,  bei  denen  die  Kohlenstoffatome  nur 
durch  je  eine  Bindung  aneinander  gekettet  sind,  während  alle  übrigen  Valenzen  durch  Wasser- 
stoff gesättigt  werden,  von  den  ungesättigten,  bei  welchen  einzelne  Kohlcnstoffatomo  durch 
mehrfache  Bindungen  aneinander  gebunden  gedacht  werden,  wie  z.  B.  Aethyleu  CHj^CIlj 
oder  Acetylen  CH^^CH.  Diesen  allen  gegenüber  stehen  die  ringförmig  angeordneten  Kohlen- 
wasserstoffe, bei  denen  das  letzte  Glied  einer  Kohlenstoffkette  wieder  mit  dem  ersten  ver- 
bunden erscheint,  die  aromatischen  Kohlenw.'isserstoffe.  Kür  die  Nomcnclatur  der  aliphati- 
schen Kohlenwasserstoffe  sind  folgende  Vereinbarungen  getroffen.  Die  normalen  gesättigten 
Kohlenwasserstoffe  erhalten  die  Endung  .an",  wobei  für  die  ersten  (ilicder  die  historischen 
Benennungen  Methan,  .Aethan,  Propan,  Butan  beibehalleu  werden,  dann  aber  die  aus  den 
griechischen  Zahlwörtern  der  Anzahl  der  C-Alome  entsprechend  abgeleiteten  Namen  Pentan, 
Hexan  etc.  Platz  greifen.  Bei  den  ungesättigten  wird  die  Endung  „an*  durch  „en"  für 
doppelte  und  „in*  für  dreifache  Bindung  ersetzt.  Kohlenwasserstoffe  mit  verzweigten  Ketten 
werden  als  Subslitution.iproducte  der  normalen  betrachtet  und  zwar  so,  dass  die  Bezeichnung 
auf  die  längste  iu  der  Fonnel  vorhandene  normale  Kette  bezogen  wird.  Lst  eine  Seitenketto 
wiederum  verzweigt,  so  werden  die  in  diese  eintretenden  Radieale  nicht  als  Methyl-,  Aethyl-  etc. 
dem  Namen  beigefügt,  sondern  als  Metho-,  Actho-  etc.  Die  .Stelle,  an  welcher  die  .'^eitenkette 
eingreift,  wird  durch  Zahlen  bezeichnet,  ausgehend  von  dem  Ende  der  Uauptkcttc,  wclcbea 
eioer  Scitenkette  am  näcbstea  steht,  also  z.  B.: 

Qj,»_)CHCH,CH,C'H,   JteUijl-3-limn. 

»Die  Kohlenstoffatome  der  Seitenketten  werden  durch  die  gleiche  Zahl  bezeichnet  wie  das- 
jenige C-.\tom  der  llauptkette,  au  welcher  die  Seitenkette  angefügt  ist,  mit  einem  Index,  welcher 
der  Stellung  in    der  Seitonkette,    von  der  Vcrzweigungsstellc  an  gerechnet,    entspricht,  z.  B.: 


I 


^h'  \  (2)    (3)       (*)     (6)     CD 
5j'^CH  •  CHj-CH-CH,  •  CHj 


I 


In  analoger  Weise  wird  bei  ungesättigten  Kohlenwasserstoffen 
die  Stelle  der  mehrfachen  Bindung  durch  die  Nummer  des  ersten 
dar.tn  betheiligten  C-Atoms  bezeichnet. 

Kohlenwa.'iserstoff  par  excellence  ist  das  Methan,  Grubengas.  Als 
schwerer  Kohlenwasserstoff  wurde  das  .Vethylcn  (.\ethen)  bezeichnet. 

SPIEGEL. 


KOul^rnUf  klimatificlicr  Kiirürt.  Stahl-  and  Moorbid  im  bayeriscbon  IToohgebirye.  VHX)  m  hoch.  Sommcrtempentnr 
im  Mitt«!  I8.I.  Lurtilruck  «66  mm,  relatiTn  Fi-achti|:kFit  «U,i>  |>CL  Di«  SUhlqnellcn  ptithalten  ll.n<\2  kghl«n<anr»s 
Eiifitnuxydul,  iJ.Od;)  iIi-^kI.  Hanffanoxjd,  sind  frpi  Ton  Sulfaten  und  dionen  tu  Trink-  und  Uadekuron.    Aach  Fichteu- 

fiuulel-,  Snol-,  Ktslendampfbldor,  Elektrotlionpie,  Mouiig«,  Teintiskuren  werden  gobrsacbt. 
Olif  Semen  Kolae,  die  Kola-,  Guru-,  Ombcne-Samen,  Kolanüsse  stammen  von  der 
im  tropischen  Westafrika  einheimischen  Sterculiacee  Kola  acuminat.i  R.  Brown.  Der  Kola- 
baura  i.st  ein  massig  hoher  Baum  und  wächst  häutig  im  Niger-  und  Kongogebict  Seine  Frucht- 
barkeit soll  so  bedeutend  sein,  dass  ein  Baum  schon  im  zehnten  Jahre  eine  Ernte  von  50  kg 
giebt.  Er  gehört  mit  zu  den  wichtigeren  Nutzpflanzen  der  deutschen  westafrikanischen  Colo- 
nicn  und  wird  namentlich  im  Togogcbiot  angebaut.  Die  Früchte  sind  länglich,  dunkelbraun 
und  enthalten  etwa  b  bis  10  in  frischem  Zustande  weisse  oder  rothc,  an  der  Luft  braun 
werdende  Samen  von  der  Form  und  Grösse  der  Rosskastanien.     Eine  Nuss  wiegt  durehschnitt- 

tlich  20  g.  Zum  Export  werden  die  Nüsse  getrocknet.  Früher  wurden  die  Kolaniis.se  wie  die 
Kaffeebohnen  geröstet,  wobei  viele  wirksame  Bcstandtheile,  namentlich  KoSein,  verloren  gingen. 
Die  wirksamen  Bcstandthcile  der  Droge  sind  neben  dem  Koffein,  bis  zu  2,4  pCt.,  das 
Theobromiu  (0,02  pCt.)  und  wahrscheinlich  auch  dasKoIanin.  Dies  soll  ein  Glykosid  sein 
und  sich  beim  Erhitzen  mit  Wasser  in  Tbein,  Glykose  und  Kolaroth  spalten  (Knebel). 
Nach  Anderen  (P.  Charles)  ist  in  den  frischen  Früchten  kein  Kolanin  vorhanden.  Pls  bildet 
sich  erst  durch  den  Einfluss  von  Luft,  Licht  und  Feuchtigkeit,  namentlich  auch  unter  der 
Einwirkung  von  Bakterien,  und  soll  eine  Verbindung  der  Kolagerbsäure  mit  EoffeTo  and  Theo- 


[Kola 


—     80«     — 


tiutsmm' 


brotnin    darstellen.      Ausserdem    ist   in    den  Nüssen    enthalten    das  Kolarotb,  SoU| 
säure,  sehr  viel  Stärke  (bis  43  pCt.),  Fett,  Gummi  und  Zucker. 

Die  liauptsüchliclistti  Vurwcndung  finden  die  Kolanüsse  in  ihrer  Heimath  »b 
und  ErfrischuiiKsmittcl.  Wciinglcich  ihre  LeistungsHihigkeit  hicriu  überschätzt 
scheinen  doch  nach  den  bisherigen  Erfnhniugcn  die  aus  ihnen  hergestellten  l'ni«p 
quits,  Chocolade,  Tabletten,  Brausclimonadeubonbons  etc.,  nützlich  zu  seio.  Thiii  ijniilTiA 
Verwendung  findet  diu  Droge  neuerdings  namentlich  in  Frankreich  bei  DiarThoen  a»!  l!i 
Diurcticum  bei  Herzkrankheiten  und  Hydrops  in  Form  von  Pulvern,  Tinrtur,  Fluideilnct  itt 
Pillen.     In  Form  von  Pastillen  wird  sie  auch  gegen  die  Seekrankheit  empfohlen. 

Semen  Kolae,    Kolanüsse,    selten  in  Pulverform  angewandt,    meist    ia  F«B  *■ 

Extraeten.     Es  wird  ein  trockenes  Extract  und  ein  Fluidcxtnict  her^fOSUUL 
Extractum    Kolae    siccum    kann    rein    genommen  werden     in  Scltcr«4»i«r,  HilA 
Chocolade,  Wein:   gewöhnlich  dient  es   zur  Herstellung  verschiedener  l'nepatVL 
Extractum  Kolae  fluidura  rein  angewandt  zu  15 — 20  Tropfeo  pro  ttott. 

Kolik  ist  ein  Siimmolnnme,  mit  welchem  man  eine  Reibe  von  aciunenbaftpu  L 
ständen  im  Abdomen  bezeirhnpt.  Die  mit  dem  Namen  Kolik  beseichnfii-n  Z»- 
stüMtl**  sind  durcli  dio  I'bitzliclikt'it  ihres  Beginnes,  sowie  durch  ihre  rHativ  kan» 
D.iucr  fharakferisirt.  Sie  können  ihren  Sitz  nn  den  verseil iedeiistcn  C^rganrn  «J' 
Abdiimens  luiben  .-m  der  Leber,  an  der  Niere,  am  Darm,  am  Processus  vemiuunuj 
am  Uterus  und  können  durch  die  verschiedensten  iTsacheu  bedinf?t  sein.  Sic  i-'*m 
durch  nervöse  Kinflfisse  erzeugt  sein,  wie  dies  bei  den  .M.igen-,  Üarni-,  l.rlwr-  aU 
Nierenkoliken  der  Neiiraßthcnischen  und  Hvsterisclien  der  Fall  ist,  sie  können  i" 
scheu  Charakter  tr:igen,  wie  dies  bei  der  Bleikolik  und  der  Kupferkolik  vjnir 
den  kolikartigen  Zuständen  nach  Kinnahme  bestimmter  Medicainente,  z.  B. 
zu  beobachten  ist,  sie  können  auch  durch  eine  Reizung  di^«  Peritoueunis  nit 
sein,  t.  B.  bei  gewissen  Formen  der  Uterin-,  Ov.irial-  oder  auch  I>:iriiikoiik.  Stir 
h.1nfi|!;  entstehen  die  Koliken  dadurch,  dass  ein  mit  glatten  MuskelHisem  au 
Hohlorgan  in  seinem  Bestreben,  seineu  Iiüialt  zu  entleen*n,  auf  ScliwicrigkciCm 
sod.nss  es  zur  Krreichung  des  Zweckes  besonders  energischer  und  laiigdaue 
mit  schmerzhaften  Kmptindungen  verbundener  ('ontr.ictinnen  be<larf.  Die  ScL<ri< 
koiten  der  Klimination  des  Inhalts  können  dadurch  bedingt  sein,  dass  durch  or 
Processe  oder  durch  eine  Abknickmig  eine  ."'tenose  erzeugt  ist,  z.  B.  .im  (>ann, 
Un'ler.  oder  dadurch,  dass  der  Inhalt  des  Rohres  im  Verhältniss  zum  Lumen  zo  xa 
minös  ist,  z.  B.  bi-i  (iallensteinen,  Nierensteinen,  Kothsteinen,  sowie  im  I*i 
vennil'ormis,  schliesslich  können  :un  Darm  auch  ohne  Vorhandensein  der  »fc« 
genonutcu  Momente  abnorm  beschaffene  Inhaltsnni^en,  harte  KothmaMseu  irnliira>kv- 
roraJis),  blähende  Speisen  (colica  flatulentai,  junges  Bier,  unreife:«  Ol»t,  (mrt 
Würmer  xiir  Entstelnuig  von  Koliken  Veranhussiuig  geben.  Besonden;  Enttlmcic 
verdient  die  Colica  raucosa,  welche  auch  Kntcritis  rnembranacca  gen.-innt  wird.  Ii 
einer  geringen  Zahl  von  Fällen  sind  local  entzündliche  Processe  Ursache  der  i^^ 
scheinuug.  Die  Kolikanfälle  zeigen  die  verschiedensten  Intensitätgrade;  bald  halklt 
«»s  sich  nur  um  leichte  kneifende  Schmerzen,  bald  um  schwere  Atuqnen,  wriHie  lu 
Colla|)s  ffdiren  können:  häutig  ist   Erbrechen  vorhanden. 

Die  Behandlung  des  Kolik.-mfalls  i.st  eine  symptomatische  und  eiiM  eaadbk 
Letztere  setzt  eine  gen.anere  Ke.ststellwig  der  Art  des  Kolik.-uifalls  raraw,  dak 
ist  diese  manchmal  iui  ersten  Moment,  in  welchem  der  Arzt  den  Patiefitea  «k^ 
nicht  mit  absoluter  Sicherheit  zu  stellen.  Deshalb  ist  die  8ou\er:ii>iti>  ^Mmrilf 
aller  Kolik.-infftlle,    von  irgendwie    .schwererem  Chan»kler,    von  \"  eine  mt 

kotische.  Es  kommen  hier  vor  allem  d.ts  Opium  und  seine  AIk...vimv,  sowie  fi* 
Belladonna  in  Betr.icht,  deren  Itanreichung  durch  die  .\nwendanK  hoiaser  L'mseUlp 
wirksam  unterstützt  wird.     Es  wird    von  Tiussereu  Umst.'  auch  voo   «Ur 

Eigenart  des  Falles  abh:uigen,  ob  wir  Opium,  Morphium  '  Ijtu,  ob  «ir«9 

jH«r  OS  oder  in  Form  von  Suppositorien  per  rwtura  vembJwlg«:n  oUw  eine 
Injit-tion   machen;  man    halte  nur  als   Reg«'l    fest,  dass  man  bei    ««hwcn<{< 
.infälien  mit   einer  einmaligen    grossen    [>osi$    mehr    ausrichtet    als    aitt  TiTwiltnilina 
kleinen    Dosen.      lu    leichten    Fällen    ^r^nfisn    oft    eine  Tsebc   warmea    PMfemiu-i 
Kamillen-    oder   Küwmelthee.    bei   H\  "    eine    Tasse    Baldrianthee    am   da 

Schmcrxruifall  zu  b4*seit1gen.  HcLs.se  üm^  mI  da.  wo  nicht  eine  acate  Entsäadaiif 

oder  eine  i^peciellc  Idiosynkrasie  eine  '  n  abnben,  ct)«iiCalU  am  Itatte. 

Die  fiegeluag  der  Diaet  bat  bei   der  u.«.^^.    lui  iii>ukaiUiul  voduadanva  Abne^pnf 


tollk 


—     fi09     — 


Koloqiiiiithpiij 


I 


l-gegen  Nahrung  koinc  Schwierigkeiten.  Es  gelingt  leicht,  für  eine  Zeit  hing  völlige 
^Abstinenz  durchzuführen  oder  die  Nahrungszufuhr  auf  die  Aufnahme  nur  geringer 
Mengen  flüssiger  Nahrung  zu  beschränken,  ebenso  bedarf  es  kaum  der  Urztlichen 
Aufforderung  zur  Durchführung  absoluter  Bettruhe.  Lässt  sich  die  l'rsache  des 
Kolikanfalls  genauer  feststellen,  so  ist  diese  gleichzeitig  neben  der  symptomatischen 
Ther.ipio  zum  liegenstand  der  Beh.aiidlung  zu  machen,  üeberladungen  des  Magens 
erfordern  die  Anwendung  des  .Magenschlimcln-s  oder  ein  Kmeticuni,  verdorbene  Nahrungs- 
mittel müssen  durch  Abführmittel  oder  durch  Klysmen  möglichst  ra.sch  aus  dem 
Itarme  entfernt  werden.  I)as.selbe  gilt,  wenn  eini'  Koprostase"  oder  eine  abnorme 
Gas.insamnduiig  die  L'rsache  der  Krankheit  ist.  IMe  Flatulenz*  an  sich  ist  nach 
bekannten  Regeln  zu  bekäm|)fen.     War  eine  Krkiiltung  die  Ursache  der  Erkrankung, 

ISO  ist  ein  diaphoretisches  Verfahren  augezeigt.  GallenstiMii-  und  Nierensteinkolikeu 
sind  nach  <leu  für  diese  Zustünde  geltenden  Gesichtspunkten  zu  bi'h;nidelii.  Die 
Koliken  bei  Wanderniere,  sowie  diejenigen,  welche  bei  allgemeiner  Enteroptose*  auf- 
treten, sind  durch  Anlegen  einer  gut  pa.ssendeu.  Leibbinde  zu  beheben  und  zu  ver- 
hüten. Iiarmstennsen*  verlangen  die  dem  F/inzolfall  entsprechende  Behandlung. 
Wünnor  sind  durch  Anthelminthica  zu  beseitigen.  Neurasthenie*  und  Hysterie*  er- 
fordern eine  geeignete  physikalisch-diactetische  und  psychische  Therapie.  Wo  über- 
haupt die  Gnuidkrankhoit  genauer  .aufzuKnden  ist,  ist  diese  nicht  nur  in  der  An- 
fallszeit, .sondern  auch  in  der  anfallsfreieu  Zeit  zum  Gegenstand  der  Behandlung  zu 
machen,  denn  die  causale  Therapie  ist  bei  vielen  l'ormen  von  Kolikanfälleii  mächtiger 
in  Gestalt   der  Prophyla.xc  :ils  da,    wo  sie    dem  ausgebildeten  Anfall  gegenübertritt. 

■  STRArss. 

KotlOtnrill )  ciaea  der  Alkalottlo  tüh  8;mploeos  racpniüsm,  knrstjiUtsirt  aus  AUohol  in  Ungiin,  Klünnenden,  Bubli- 
mirburon  Prismen.    Die  LQtangCD  in  vordflonter  Salz-  and  Schweffllslure  flaureseiren  blaariolott  (Hemof. 

8PIE0EI.. 

Kolophonium,  Rcsina  ColophoDium,  Pixgraeca,  Resinejaune,  Colopbonr,  Geigen- 
harz PI],  G.  III.  Bei  der  Destillation  des  Terpentins*  geht  das  Terpentinöl  über  und  im 
Kückstoad  bleibt  das  Kolophonium.  Es  besteht  grösstenthoils  aus  dem  Anhydrid  der  .\bictin- 
säure*.  Das  sprüdo,  glasartig  durchsichtige,  in  guten  Sorten  bellbernstcingelbc  Harz  ist 
last  geruch-  und  geschmacklos  und  löst  sich  in  Alkohol,  Aether,  Chloroform  und  Oelen. 
Schmp.  90^100".     Mit  Alkalicarbonat  gekocht  liefert  e.s  eine  lösliche  Harzseife. 

Es  dient  in  Form  von  .Streupulver  als  Ilaemostaticum,  in  Form  von  Wergverbänden  seiner 
leicht  reizenden  Kigenschaften  wegun  bei  Ilhcumatismus.  Dient  vielfach  als  Zusatz  zu  reizen- 
den Pllastern.  Die  innerliche  Verwendung  bei  Gonorrhoe,  Diarrhoe  ist  als  nutzlos  aufgegeben. 

Retinolum.  Rosinolum,  Codöl  wirr!  durch  trockene  Destillation  aus  Kolophonium 

als  dicke  gelbe,    grün    Jluorescirendo  Flüssigkeit    erhalten.     .Spec.  Gew.  0,90,  .Sdp, 

240—290".     Löslich  in  Aether  und  fetten  Oelen.     Es  wird  zu  2,0—3,0  pro  die  in 

Kapseln  bei  Gonorrhoe,  in  Verbindung  mit  Borax  zu  Vaginalkugeln  und  Tampons, 

^  ferner  als  Lösungsmittel  füi°  Karbol,  Kampher,  Jodol,  Aristol  benutzt. 

■  J.  JACOBSON. 

'Kolo(|nlnthen,  Fructus  s.  Pulpa  Colocynthidis,  Pulpe  de  Coloquinte,  Colocynth 
l'uip  Ph.G.lII,  stammen  von  CitruJlus*  Colocynthis  Schrader.  Die  geschälten,  apfelgrossen, 
sehr  leichten  und  äusserst  bitteren  Früchte  bergen  im  Innern  viele  ölroiche  Sargen.  Ihre 
Wirksamkeit  hängt  von  dem  Gebalt  an  Kolocynthin  und  Citrullin  des  Fruchtfleisches  ab.  Die 
Koloquinthen  gehören  zur  Classe  der  drastisch  wu-kenden  Abführmittel.  In  Dosen  von  2  g 
bewirken  sie  zahlreiche  wissrige,  auch  blutige  Entleerungen  mit  heftigen  .Schmerzen  im  Magen 
und  Darm,  Erbrechen,  starkem  Angstgefühl,  Ühnmacbtsauwandluugen,  kleinem  intormittircnden 
Puls  und  Collaps,  Bei  tiidtlichcr  Dose  (schon  nach  Genuss  von  3 — 5  Früchten)  finden  sich 
Congestionen  und  oberllächlichc  Geschwüre  im  Duodenum,  während  der  Dickdarm  stark  ent- 
zündet und  mit  schwärzlich-rothen  Streifen  besetzt  erscheint  (Butte).  Das  Glykosid  Kolo- 
cynthin tödtet  Kaninchen  in  Gaben  von  0.3  per  os  oder  subcutan  unter  Dyspnoe  und  Krämpfen. 
Auf  das  Herz  der  Kaltblüter  wirkt  es  schwächend  ein  (Fischer). 

Die  sichere  Wirkung  der  Koloquinthen  als  Catharticum  war  schon  Dioskorides  bekannt. 
In  medicinalen  Dosen  rufen  sie  wässrige  Entleerungen  hervor,  die  nur  selten  von  üblen 
Nebenerscheinungen,  dagegen  häufig  von  Leibschmerzen  begleitet  sind.  Mau  benutzt  sie 
hauptsächlich  bei  habitueller  Obstipation,  meist  mit  andern  Abführmitteln  combinirt,  seltener, 
analog  den  übrigen  Drastica,  als  Antihydropicum,  als  ableitendes  Mittel  bei  Geisteskrank- 
heiten, hin  und  wieder  auch  als  Anthelmiuthicura.  Die  sicherste  Application  ist  die  per  os; 
ganz  unsicher  dagegen  ist  die  epidermatische  Verabreichung  auf  die  Bauchdecken  zur  Er- 
zielung ekkoprotischer  Wu-kung.  Kolocynthin,  sowie  Citrullin  zeigen  zwar  auch  bei  sub- 
cutaner Einverleibung  deutlich  eine  Beförderung  der  Darmperistaltik,  die  Injectioneu  sind 
jedoch  so  schmerzhaft,   dass  sie  jetzt  aufgegeben  sind.    Auch  zeigen  beide  Stoffe  bei  rectaler 


Ein  zur  Pillcnbcreitun);  sehr  geeignetes  Pulver. 
i^ilulac  Colocynthidis  compoüitae  l'h.  Brit.: 

Aloe  Barbadensis,  Scammoiiium  Z,  6,  Kalium   sulfiiricum  0,7 

rum  11,0,  Aqua  q.  s.     Flaut  pilulae  pouderis   O.l.     ." 
I'ilulae  Colocynthidis  et  Hyoscyami   Vh.   Brit. :   y 

compositi  4.  Extrnctum  II)-oscyami  '2.  Pilulae  pondiTj"  U.l.    ü- 
Pilulao    purguDtes    diurcticae    Frank:    Estractuta  Colocj 

(iutti  u  1,  Kalotncl  0,5,  Sinipus  Zingibcria  q.  s.       t'ilutao  li. 

Abends  zu  nebmeu. 
Tinetura   Colocyothidis  Ph.  ü.  III:    I  :  10,  gelb,  sehr  bitt«r. 

scbleiiuigein  Vehikel,  auch  zu  J^inreibungcu.     1,0!  pro  doti.  5.01  \ 
Kolocynthidin,  Citrullin,  erhielt  Walz  als  weisse,  mtkrAsli> 
iu  Aether  und  Alkohol.     Dosis  0,02  gelöst  in  Spiritus,    Glyccriu  ü  " 

Koloey  ntliin,   C^^O^,   dnrch  Auaiicih«ii  mit  Alkohol    gowonnen,    blM«!  mV;     •   , 
kaltem  ■biiulutvifi  Alkohol    f&at    unlöslich,    in     helHSBm    lOslieh    «ind.     Bei    d«*r  Sr.^i*  >■<-. 

'^iilW^n-    lUii  in  Wiiss(<r    niilOslioh.    in   Anlhcr    lOslieh    ii)t(Walt).     W>li   h,Lt  >. 

kr]ri»tftlli«irbAr<*«.  völlig  f^e^rhraarkluoes  Uarx  bvsehriebcn,     UoAia  ianerlich  su  <'  -u 

11,04  in  !<i)iritu>,  Oljrcorin  »  &  gelöst. 

Kolpttig.    Die  Entzündungen  der  Scheideuschleimhaut  ähneln  \ 
mit  Plaitenepithel  und  wegen  der  Papillen  mehr  den  Krkraii 
.Schleimhaut.      Infolgedessen    spielen    sie  sich  .luoh  nicht  so    acut    .ib.  »i« 
wahrer  Schk'iinh.iutc,  sondern  haben  mehr  einen  chronischen  Vcrlau/.    MaoI 
Alter.    Schon  hieraus  erhellt  die  Vielseitigkeit  der  Ursachen.     Man   trifft 
gemeinerkrankuiigen.    wie    Scrofulose,    Chlorose,    von    Onanie,    von  L'orria 
durch  Fremdkörper,  und  besonders  häutig  als  Folge  gonorrhoischer  IiifecC 
erscfieiniing  der  Schwangerschaft.    Selten  beobachtet  man  eine  diffuse 
.''chleirahaut,    die  sich  durch  Rötbung  und  Schwellung    .äussert;  bäuligpr 
fleckwoisc  Erkrankungen,   die  entweder    in    körnigen  .Schwellungen    der 
Papillen,  Kolpitis  granularis.  bestehen  oder  in  kleinen  Defeoun  im  Pli 
pitis  senilis,   oder  endlich   in    kleinen,  bis  erbseugrossen  Cysten,    die  Flu 
enthalten  und  durch  bestimmte  Mikroorganismen  bedingt  sind.    Kolpitis  efl 
oder  Kolpohyperplasia  cystica. 

Die  Behatidtuiig  ist  eine  einfache,  wenn  auch  oft  langwierige.    BeJ  Allg 
ist  eine    locale  ßehandUing  meist  nicht  nöthig  und  auch  erfolglos.     Mao 
besser   auf   die  Behandlung   des  Grundleidens   allein.     Bei    leichterer  Kolp 
Fremdkörpern,  genügt  die  Entfernung  derselben  mit  nachfolgenden  reinig 
Sonst    ist    die  Anwendung  von  Adstringcntien  etc.  nölhii;   u:iil   r.w.-ir 
als  in  Pinselungen,  Tampons  und  (ilohulis.     Gegen    die 
sind  20proc.  Ichthyol-Glvcerin-Tnmpons  am  meisten  zu  ci.  -  ijj 

mit    starken    entzündlichen  Schwellungen    der    äusseren  lieiiil.Thea    und 
Schmenien,  bessern  sich  nach  3  -  4  täglich  zu  wiederholenden  Kiii!.i_-rn. 
der  Scheide  mit  Wasser  and  Seife  unterstützt  die  WirkuDir  de.- 


TJopftrhniPrf 


—     811     ^ 


Kopfschmerz] 


[opfschniera.  Weitaus  dir»  hfiufipste  aller  Klajren,  welche  Kranke  «Itini  Arzte  vor- 
bringen, ist  ilie  Klage,  über  Kopfschmerzen.  Sehr  hrmfig  sind  sie  die  einzige  Be- 
schwerde, derentwegen  der  Arzt  consnltirt  wird.  Diagnostische  irrthünier  iibi-r  die 
Bedeutung  des  Schmerzes  und  damit  auch  verkehrtes  therapeutisches  Kingreifen  oder 
unter  Umständen  auch  das  Unterlassen  eines  Heilverfahrens,  weil  der  ,.K(>prschmerz" 
unerheblich  erschien,  kommen  oft  vor,  besonders  deswegen,  weil  man  sich  zu  iiäuKg 
mit  der  Diagnose  „Kopfschmerz"  begnügt. 

Kopfschmerzen  werden  unter  folgenden  Bedingungen  beobachtet: 

1.  Kopfschmerzen  sind  oft  das  erste  Initialsymptdui  einer  fieberhaften  Er- 
krankung, besonders  bei  Infectionskrankheiten.  Man  versäume  nicht,  besonders 
bei  Kindern,  zur  Sicherung  der  Diagnose  das  Thermometer  zu  appliciren.  Oefter 
halten  die  Ko()fsch merzen  nicht  bloss  wiihrcnd  der  Dauer  der  Krankheit  an,  sondern 
bleibe«  auch  nach  der  Bcconvalcscenz  noch  lange  bestehen  (Typhus,  Influenza). 

2.  Sie  sind  eine  fast  regelmassige  Begleiterscheinung  der  verschiedensten  I  n  tox  i - 
cationen:  Alkohol,   Nicotin,   Chloroform,    Kohlenoxyd-,   Kohlenwasserstoffvergiftung. 

3.  Kopfschmerzen  sind  oft  ein  nuülendes  SyTnptom,  welches  durch  Autointoxi- 
cationen  hervorgerufen  wird:  Uraemie  (Untersuchung  des  Urins  bei  andauermlein 
Kopfschmerz!),  ("holaemie,  Addison'sche  Krankheit.  Hierher  gehören  auch  die  Ko])f- 
schmerzen  bei  Stürnngen  im  Digcstionsapparat  (.sympathischer  Kopfschmerz). 

4.  Kopfschmerzen  können  entstehen  durch  eine  rheumatische  F>krankung 
der  Kopfschwarte,  <ler  (iaiea,  lier  Musculi  frontales,  temporales,  nccipitales  (Myaigia 
cephalica).  Bewegung  des  Kopfes  st<'igert  den  Sclimerz.  besonders  der  Versucli,  die 
afficirten  Muskeln  zu  bewegen;  das  Berühren  der  Haare  ist  schmerzhaft. 

5.  Sie  können  bedingt  werden  durch  eine  Erkrankung  des  Periosts  dos  Schädels. 
Diese  kaim  eine  acute,  an  eine  frische  oder  ältere  Kopfverletzung  sich  anschliessend« 
Kntzündung  (Pericranitis  acuta)  sein.  Oft  sind  die  periostealen  Kopfschmerzen 
syphilitischer  Natur;  der  Schädel  zeigt  dann  periosteale,  circumscripto  Auftrei- 
bungen, welche  auf  Drack  sehr  schmerzhaft  sind,  besonders  häutig  auf  den  Seiten- 
wandbeincn.  Wie  alle  Kopfschmerzen  syphilitischen  Ursprungs  zeichnen  sich  auch 
die.so  aus  durch  ihre  besondere  Heftigkeit  in  der  Kacht.  Periosteale  Kopfschmerzen 
küimen  auch  durch  Arthritis  bedingt  worden. 

ß.  Kopfschmerzen  köivnen  entstellen  durch  Krkrankung  der  Schädel knochen 
und  deren  Hühleii  (Stirn-  und  Keilbeinhrdile.  Fortsetzung  von  Katarrhen  und  Eite- 
rungen aus  der  Na.se  und  dem  K.achen).  Bei  der  Erkrankung  der  Schädelknochen  ist 
an  Geschwülste,  Osteom yeliti.s,  Caries,  besondere  des  Os  petrosum,  zu  denken. 

7.  Kopfschmerzen  kfinuen  liiirch  Neuralgien  im  ersten  A.st  des  Trigeniinus, 
speciell  des  Supraorbitalis,  uiui  durch  Occipi tal neuralgien  bedingt  werden.  Die 
Localisation  des  Schmerzes  im  Verlauf  eines  bestimmten  Nerven,  der  interniittirende 
oder  remittireiule  Charakter,  die  Druckpunkte  siebern  die  Diagnose. 

8.  Erkrankung  der  Dura  mator,  speciell  die  Pachymeningitis  haemor- 
rhagica,  vorzugsweise  traumatischen  Ursprungs,  ist  mit  Kopfschmerzen  von  grosser 
Hartnäckigkeit,  welche  bald  über  den  ganzen  Kopf  verbreitet  sind,  bald  sich  an  der 
Sagittalnaht  localisiren,  vcriumden.  Die  Kopfschmerzen  der  Schwangeren  sind  oft 
auch    auf  eine  Reizung  der  Dura  zurückzuführen. 

9.  Kopfschmerzen  können  bedingt  werden  durch  acute,  wie  chronische  Me- 
ningitis. In  Bezug  auf  die  erstere  ist  die  Temperaturerhöhung  ein  wichtiges  dia- 
gnostisches Hilfsmittel  neben  dem  .\uftreten  von  Krämpfen.  Von  den  subacut  ver- 
laufenden Fällen  von  Meningitis  kommt  wegen  ihrer  Häuligkeit  besonders  die  Me- 
ningitis tuberculosa  mit  ihren  äu.sserst  heftigen,  meist  initialen  Kopfschmerzen 
in  Betracht.  Die  BeschalTenheit  der  Pupille,  des  Pulses,  die  Lähmungssymptome  werden 
hier  vor  diagnosti.scben  Irrtliflmeni  schützen.  Ausserdem  ist  noch  die  Meningitis 
purulenta  und  die  Meningitis  luetica  zu  erwähnen,  von  denen  besonders  die 
erstere  durch  die  heftigsten  Kopfschmerzen  sich  auszeichnet. 

10.  Von  den  Erkrankungen  des  Hirns  sind  besonders  die  Herderkrankungen 
(fieschwfliste  vor  .-dleni)  von  frühzeitigen  und  intensiven  Kopfschmerzen  begleitet. 
Sie  treten  hier  zuweilen  in  der  Form  einer  Migraine  auf  und  lassen  dann  oft  ihre 
wahre  Bcileutnng,  besonders  wenn  Patient  schon  früher  an  Migraine  erkrankt  w.ar,  nicht 
erkennen.  Oft  ist  der  erste  Eintritt  von  St.auungspaptllcn  entscheidend  für  die 
Diagnose.  Ocfters  ist  der  Schmerz  remittirend,  zuweilen  ist  er  über  den  ganae 
Kopf  ausgedehnt,  zuweilen  an  einer  Stelle  locaUsirt.    Dieselbe  braucht  durchaus  nid 


«aw  nypocnonornicB«  nyire««« 

in  der  Roge!  auf  doii  T;ig  beschränkt,  sind  oft  am  Morgim  am 
sich    im  Laufe    des  T;iges,    besonders    nach   den   Mabizoiten.     Bei 
werden  die,  Kopfbe^sch werden  oft  nicht  als  Schmerz,   sondern  ab  ,1 
oder  als  d;is  liefühi  einer  Bleiplatto  auf  dem  Kopf.     Bei  der  Hjsten 
schmerzen  hflufig  auf  einen  bestimmten  Punkt,  bosoiidprs  an  der  !»fh- 
(Clavus).     Bald  wird   die  Kniptindung  bezeiclinet  als  ob   Eis,    bald  ; 
Kohlen  auf  dein  Kopf  wären.     Gleichzeitig  besteht  oft  eine  Hvperawi 
12.  Störungen  im  Gefässapparat  des  Hirns. 

a)  .Mangelnde  Klutfüllo  wie  fibemiässige  Fülle    de«  Gofasssvstem.«, 
Ilyperaemie  de.s  Hirn.s  ruft  Ko])fscliinerz  hervor.     Der  ersiere,  su  häol!{ 
verbindet  sich  mei.st  mit  Ohrensausen.     Der  hyperaeniische  Knpfsi'linifl 
die  verschiedensten  traumatischen  Einflüsse,  welche  auf  den  Kopf  »ifi» 
hervorgerufen  werden,   er  kann  auch   entstehen  durch   Hemnimif:  J»  lii 
B!ute,s    vom    Hirn    (Strimia,    Mediastinaltumoren).     Auf  Störungen  m  iM 
beruhen  wohl  auch  jene  Kopfschmerzen,  welche  bei  zu  gros.ser  AnstrrnpU 
und    Bildungsfehlem    in    demselben    entstehen    und    durch   ein«   ßrillf 
schnelle  Besserung  erfahren. 

b)  Der  Kopfschmerz  bei  Migraine*  ist  als  vasomntorisrhco  C( 
bezeichnen  (Kram|if  der  GefUssnerven,  AnaeinieV  In  dieselbe  Kalt^ori» 
bei  Kpileptikern  fast  regelmässig  nach  dem  Insult  auftretende  Knpfsrinl 
ebenso  wie  die  intervajiärcn  Kopfschmerzen  bei  Hpileptikeni,  »eiche 
Bedeutung  eines  ejiileptischen  Aequivaleiits  haben. 

(■)  Von  den  organischen  Erkrankungen  der  Gefässwände,  welch»  to 
auf  die  Circuhttinn  Kopfschmerz  hervorrufen,  kommen  in  Betracht  dii"  id 
Degeneration  und  die  specifische  Endarteriitis.  \V'i<^  iti--  erst«« 
pflegt  der  besonders  im  Beginn  der  Entwickeliuig  der  .Art' 
treteniic  Kopfschmerz  von  geröthetem  Gesicht,  injic.irten  <  '    ,  'U. 

pillen  begleitet  zu  sein.    In  der  Regel  kann  man  hier  auch  bei  >enl 
Wiederaufrichten  des  Kopfes  objective  Zeichen  von  Störung  desKöi^ 
nachweisen.     IkT  Kopfsclunerz  bei  der  Endarteriitis  specifica  ist  «ie  W 
gesehwülsten  des  Hirns,  wie  bei  der  Meningitis  specifica  und  der  Perii 
in  der  Regel  voraugsweise    in   der  Nacht    vorhauden    und    verbimii-i  sii 
meist  mit  Störungen  des  Schlafes  resp.  Schlaflosigkeit.       Der  Sclmw« 
einem  Gefühl  der  Schwere  des  Kopfes  verbunden,  bald  winl  er  aU  n» 
des  Kopfes,    wie  ,,in  einem  Reifen   geschlagen",  bezeichnet,  xuwei 
schlüge",  welche  auf  den  Kopf  fallen.    Ist  die  l'rs.ache  des  Kopfso" 
liann    ist    selbstverständlich  die  Bekämpfung  dieser  in  erster  Reihi 
Therapie.     Da    die  Ursache  aber  oft  nicht  zu  beseitigen  ist    o<ler 


[opf*«ctiinerz 


—     813 


Kopfvcrlptziinier^n] 


:iRiiiisrhciii  Kiiprsiliinor/.    stini    Sfliröjifkrujfc    auf   den    Rücken,    Blutegel    hinter    die 
Üliren,  auch  nis  llt'urtclotip'schi'r  Ulutcgel,  zu  euipfelilon. 

2.  Iniu're  Mitt4'l.  Das  .-im  lifiufigstc  angewendete  Brom  (in  Dosen  von  1 — '2 — 3  g) 
pflegt  bcruhigpinJ  l>ei  allen  l'onnen  von  Kopfschmerzen  zu  wirken.  Dann  kann  ver- 
sucht werdun  Chinin  in  ftoseu  von  O.O.") — 0.2—0,3,  Koffein  in  Dosen  von  0,06 — 0,1, 
Arsenik,  am  besten  als  Acidum  arsenicosum  in  Pillen  mehrmals  täglich  0,ü(X»n 
steigend  auf  0.(X)1,  .lodofurm  0,00—0,1 — 0,2  in  Pillen,  Nitroglycerin  in  Tabletten 
von  U.f MM).",— 0,001.  Akonitiii  iGehe'sches  Praeparat)  in  Dosen  von  0,OÜ00.i— O.Ü(K)l. 
Will  man  sehr  scinicll  etwas  erreichen,  .so  sind  .\ntipyrin,  Antifebrin,  Phenacetin, 
Sali|)yrin.  .Migrainin  am  allerzwerknv:l.s.<igsten.  Von  diesen  und  der  grossen  Zahl 
audenT  iihidicher  Mittid  fand  Mendel  lia.s  Phenacetin  in  Dosen  von  0,5 — 1,0  am  wirk- 
sani.sten  niul  nicht  begleitet  von  iniangeriehmcii  l',rscheinungen.  1«  l'iillen,  in  welchen 
m.an  mit  allen  diesen  Mitteln  nichts  erreicht,  und  wo  doch  die  Heftigkeit  der  SchmiTzeii 
so  gross  ist.  d.ass  sie  Linderung  erheischen,  wird  schliesslich  eine  .Morpliiiniiinjoctioii 
nicht  zu  umgehen  sein;  oder  aber  bei  nächtlichem  Kopfschmerz  kaiui  Nachtruhe  durch 
Chloral  oder  Krotonchloral  hergestellt  werden.  w»%-in=. 

(OpfvcrletÄuniren.  Am  Kopf  sind  Verletzungen  der  weichen  Schrideldeeken,  des 
^ich;Ulelgehji^ses  und  des  Schädeltiihalts  zu  unterscheiden.  Die  Verletzungen  der 
weichen  Schädeldcckeii  sirul  subcutan,  Biuilen,  oder  offen,  Hieb-,  Stich-,  Riss-  und 
Quetschwunden.  Di«'  Bekandhmg  der  Beulen  besteht  in  Compression.  ausnahnisy- 
weise  kommt  die  Pmictiori  in  l"r;ige.  Vereitert  der  Inhalt,  so  muss  incidirt  werden. 
Zuweilen  bleiben  nach  derartige»  Kopfverletzungen  Verilickungen  in  der  Kopfschwarto 
zurück,  die  zu  neuralgischen  Besclnv'rden  führen  können.  Dieselben  sind  zunächst 
mit  .Indtinctur  zu  behandeln;  wird  dadurch  kein  Krfolg  erzielt,  so  wird  die  Ver- 
dickung am  besten  e.xcidirt.  Die  ofleneu  Verletzungen  der  weichen  Schädeldecke  sind 
im  Allgemeinen  »hirch  eine  reichliche  Blutimg  ausgezeichnet,  zum  Klaffen  der  Wunde 
kommt  es  nur,  wenn  die  Galea  aponeurotica  mitverletzt  ist.  Glatte,  den  Schnitt- 
wunden gleichende  Wunden  können  am  Schädel  auch  durch  stumpf  wirkende  Ge- 
walten entstehen.  Tangential  angreifende  Gewalten  führen  zu  Lappenwunden.  Ist  die 
weiche  Schädeldecke  in  grossem  Umfang  abgetrennt,  so  spricht  man  von  Skalpirung. 

Das  erste  bei  »ler  Hehandhmg  der  Scliädelweichtheilwunden  ist  die  Stillung  der 
Blutung.  Dieselbe  wird  nach  i^rüiuilicher  Reinigung  (Rasirenll  und  Desinfection  der 
Umgebung  durch  Unterbindung  oder  Compression  erzielt.  Alle  glatten  Wunden 
werden  genäht.  Grössere  WuniJeii  sind  durch  einen  besonderen  Verband  zu  schützen, 
bei  kleinen  genügt  ein  Co!li)dinmverlianr!  oder  dergleichen.  Sehr  zweckmässig  ist 
ein  Occiu.sivverband  mit  Wisnuitho.vyjodidgallat,  dem  Airol  (Airol,  Mucil.ago  gumini 
arabici,  Glycerin  il»  10.0,  Bolus  alba  20,0.  M.  f.  pasta  nach  Bruns  oder  Airol  ö,0, 
Linimentiun  exsiccans  Pick.,  Bolus  alba  «  10,0.  M.  f.  pasta  nach  Horrnheiser).  Ist  die 
Wunde  nicht  inficirt,  so  sind  die  Bedingungen  für  eine  glatte  Heilung  die  denkbar 
günstig,sten.  Kommt  es  aber  zu  einer  Infection,  so  bringt  dieselbe  hier  besondere 
Gefahren  mit  sich.  Die  infectiö.sen  Keime  können  auch  bei  intactem  Knochen  durch 
die  Kmissarien  in  das  Schädeliiinere  vordringen  und  zu  Hirnhautentzündungen,  Gehirn- 
abscessen  und  pyaemischen  Simisthrnndioscn  führen. 

Die  Wrietzungen  des  Schärielgehäuscs  betreffen  das  Schädelgewölhe  (('onvexi- 
tätsbrüche)  oder  die  Schädelbasis  oder  gleichzeitig  Gewölbe  und  Basis.  Compli- 
cationen  werden  durch  gleichzeitige  Verletzungen  der  t)edeckendcn  Haut  und  der  unter 
ihr  liegenJeii  Weichthcile  (offene  Fracturen)  und  durch  gleichzeitige  Verletzungen  lies 
Schädeltnhalts,  der  Hirnhäute,  der  Hirnsub.st'inz,  der  Hirnnerven  bei  Basisfracturen 
oder  der  Hirngefässe  gebildet.  Die  Therapie  der  Schädelbrüche  hat  neben  der  Be- 
schaffenheit der  Kracturstelle  stets  den  Zustand  des  Gehirns  zu  berücksichtigen. 
Bezüglich  der  ersteren  richten  sich  unsere  ÄLaassnahmen  vor  allem  danach,  ob 
eine  subcutane  oder  eine  coniplicirte  Fractur  vorliegt.  Subcutanen  Schädol- 
hrürdien  gegenüber  hat  man  sich  möglichst  zuwartend  zu  verhalten.  Man  verordne 
ndiige  Rcttlage,  verhindere  alle  Erregungen,  gebe  eine  leichte  Diaet  und  sorge  für 
regelmä.ssige  Stuhlentleenmgen.  Zeigen  sich  Andeutiuigen  von  Congestion  (Kojif- 
schmerz.  Unruhe,  Schlaflosigkeit"),  so  applicire  man  Kälte  in  Form  von  Kisbeuteln, 
kalten  Um.schlitgen  u.  s.  w.  Selb.st  wenn  Knochenstflcke  deprimirt  situi  oder  au-sge- 
dehntere  Splitterungen  vorliegen,  ist  von  dem  exspectativen  Verfahren  nicht  abzu- 
weichen.      Die     früher   so    häutig    ausgeführton    Trepan.itionen    zur    Hebung    von 


I 


I 


(Ii-s   GehCr^tngps.     Eüie   absolnte  Sicherheit   gegen    di'  <a 

wahrt    freilich    die    Ohrtamponade    nicht,    da    immer    neun    i\'iiae 
Kiistachii   hindurch  iu  den  Bruchspalt  hineingelangen   kAnn'*ii-     Bei 
Schädclfracturen    ist    l)e7.üglich    der    Behandlung    zwischen 
ujid    Splittt-rbrüchen    mit    Üislocationen    zu    uuter.«chficlen.       Efsterr 
den»  die  Weichtheilwnmlen  versorgt,    d.  h.  tamponirt   rosp.  g^eoilit 
subcutanen  Schädel briichen  behandntt:   letztere   können   weit*TB 
erfordern,    um  (iefahren,    wi-lche    durch    die  ursprüngliche 
Schaft  drohen,  zu  beseitipien.     Zu  diesem  Zwecke  kann  die  Eatim 
und    Knochenstöcken,    die    Aufrichtung    depriniirter    Fragmente    and 
scharfer  Spitzen  und  Kanten  nothwendig  werden.      Niemals  darf  nuol 
ge<lrungene  Kreradkörper  und  Knochenstücke  im  Gehirn  in  sacheo, 
nehmen    und    dadurch  Verheerungen  anrichten,    welche    viel  rerhJ 
als    die    im  Gehirn    zurückgebliebenen    Fremdkörper.       (Quillt  darck  ^ 
zerrissenen  Dura  Hini    hervor,    so    t.imi)onirea    wir    mit  Jodofom- 
Gazc;    zertrünunerte  Hirnmasse    wird    abgetragen.       Zur  Stillung    *• 
aus  den  Sinus    wird  gleichfalls    die  Tamponado  verwandt;    unter  L"( 
die  Naht  der  Sinuswandungen  in  Fr:ige.    Die  Weichtheilwundc  wird  g«n^ 
t.imponirt    und    spfiter  eventuell  secujidär  genäht.       Zum   Sehnt«    der 
deren  Bed<'ckung    mit  Weichtheilen    wünschenswerth:     um    eine  soIrU 
kann  eine  plastische  Hrdfsoperation  erforderlich  sein.       Der  Verband 
ganzen  Kopf  bedecken  und  durch  Bindentouren,  die  das  Kinn  nnifa^uivn 
Bei  Anlogung  der  Bindentouren  ist  eine  gleichmässige  CompreesioD 

Von  Insulten  des  Gehirns  bei  Kopfverletzungen  unterHcheidrm  wii 
Schotterung  (Commotio  cerebri),  Gehirndruek  (f'uinpressio 
Gehirnquetschung  (Contusio  cerebri).  Bezüglich  der  beiden 
weisen  wir  im  allgemeinen  auf  die  betreffeuden  Artikel  S«*ite  Ai^ 
Hier  müssen  wir  nur  noch  etwas  näher  auf  die  durch  Hlutiii' 
hinihäute  verursachten  Gehinidnickfomien  eingehen.  Meist  ha 
letzungen  der  Arteria  meningea  media.  Kntsprechend  der  allni; 
des  den  Gehirndruek  verursachenden  Haeniatoms  entsteht  dii-sr  Fu 
immer  erst  einige  Zeit  nach  dem  Trauma.  Dies  masa  ' 
Auge  behalten  werden.  Weiterhin  müssen  natürlich  die  chank.. 
Symptome,  anfängliche  Reizungszustände,  Verlangsanuuig  des  F' 
schliesslich  Bewusstlosigkeit  ausgeprägt  sein.  Von  hervorragemiii 
Auftreten  von  halbseitiger  Lähmung  einzelner  Muskelgnippen,  cvent 
an  der  der  Verletzung  entgegengesetzten  Seite  in  den  rrsten  Sl 
Diagnose  „Gehinidruck  in  Folge  von  Verletzung  der  Arteria  meningea! 
so  i8t  es  unsere  Aufgabe,    den  Bluterguss   lu  entfernen,    die  verietrt»  t 


.oprostasc 


81f)     — 


Koprosfasp] 


I 


ipro!<tase,  Kof hst:iuiiii^,  ist  liit- Foljjn  ciiip.s  Mis,svfrlir«ltnis.ses  zwischfii  ilrr  für  dii« 
Austrt.'ibung  (l(w  Kothes  zu  leistenden  Arlieit  und  der  für  diosoii  Zweek  disponiblen 
Kraft.  Die  Insiifficinnz  der  nustreibeiiilen  Krilfto  k.-iiin  «ine  :ibsnlute  oder  eine  rela- 
tive sein:  letztereres  ist  der  Fall,  wenn  die  zu  leistende  Arbeit  infolge  :»bni)rm  harter 
Consistenz  des  Kothes  oder  in  P'olge  von  Vorhandensein  von  Stenosen  abnorm  ge- 
steigert ist.  Von  Koprost;ise  spricht  man  erst  dann,  wenn  die  Stuhlonlleening  eine 
relativ  seltene,  die  r'on.sistenz  der  Stühle  eine  harte  ist  und  wenn  bei  der  Anwesen- 
heit des  Stuhles  im  Ibnii  gewisse  subjeelive  Üesehwerden  vorhanden  sind,  welche 
sehwinden,  soU;ilii  diT  Stuhl  entleert  ist.  Kine  genauere  Definition  des  Begriffes  hlsst 
Kich  di'sli;ilti  nicht  geben,  weil  die  Hfiuligkeit  der  Stublentleerung  .sehon  beim 
Gesunden  innerhalb  einer  erheblichen  Breite  schw.mkt,  und  weil  die  objectiven  Zeielien 
<ler  Koprostase:  lühlb;ire  Kotlitinnoren,  sowie  Meteorismus  der  oberen  Darmpartien. 
nicht  in  allen  Fällen  gleir-li  deiitlicb  sind.  l>as  klinische  Bild  der  Koprostase  .stellt 
eine  Misidutng  dar  von  den  Erscheinungen,  welche  die  Ursache  der  Koprostase  nach 
sich  zieht,  und  den  Folgeerscheinungen  der  Ko)trüstase  selbst.  Letztere  sind  zwar  bei 
den  einzelnen  hulividuen  je  nach  deren  Heactionsart  verschieden,  doch  kann  man 
neben  den  objectiven  Symptomen  eine  Flenibsetzung  des  Appetits,  ein  Gefühl  von 
Völle.  Hruck  und  Geblahtsein  im  Leibe,  zuweilen  sogar  kneifende  kolikartige 
Schmerzen,  hfinfiges  Aufstossen  und  UelielkeitsanwandlnngiMi,  in  schweren  Fällen 
Erbrechen  lieobachtcn.  I)azu  können  sich  AUgemeincrschi'iiirmgen,  wii-  Kopfschmerz, 
Schwindel,  Hingerninmiensein  des  Kopfes,  gros.ses  M:ittigkeits-  und  Schwächegefühl, 
|).ifhi)loü;isclie  Trägheit  und  EiHTgiolosigkeit,  Selilnfsuciit  oder  Schlaflosigkeit,  Blut- 
andrang nach  dem  Ko]>fe,  asthm;rti.sche  Zustände,  Herzklopfen,  Angstzustände  und 
ähnlicbe  Erscheinungen  hinzugesellen.  In  seltenen  Fällen  kommt  es  zu  typischen  Neu- 
ralgien im  Nervus  ischiadicus  oder  trigeminus,  in  anderen  Fällen  bilden  sich  schwere 
functionclle  Neurosen  und  Neuro- Psychosen  aus,  es  krmncn  sogar  wahre  Psycbo.sen 
auftreten.  Freilich  kommt  es  nur  selten  zur  Ausbildung  eines  schwereren  Symptomen- 
complexes,  doch  kann  man  zuweilen  beim  Versuch  der  Elimination  steinh.arter,  die 
Rectal-  und  Aiialschleinih;uit  anritzender  Kothmassen  furibunde  Schmerzausbrflchc 
mit  üolla|tszuständen  ja  direct  hysterische  Krampfanfälle  (Strauss)  beol)achten;  in 
amteren  Fällen  kann  eine  lang  dauernde  Koprostase  die  Circulation  im  Abdomen 
dauernd  schädigen,  derart,  d;is.s  es  zur  Ausbildung  von  Haemorrho'iden  kommt. 

Für  die  Behandlung  der  Koprostase  ist  es  von  cardinaler  Bedeutung,  dass  man 
im  Einzelfalle  die  l  rsache  derselben  genau  kennt.  Am  klarsten  ist  diese  bei  den 
verschiedenen  Formen  der  Ftnrmstenose.  Doch  ist  diese  Aetiologie  nur  in  der 
Minderzahl  der  Fälle  von  Koprostase  vorhanden.  Meist  ist  die  Aetiologie  schon  des- 
halb nicht  so  durchsichtig,  weil  sich  häufig  mehrere  Factoren  beim  Zust.andekommen 
der  Koprost.ise  betheiligeii.  Im  Grossen  und  Ganzen  kann  mau  die  Ursachen  der 
Koprost.ase  zurückführen  entweder  auf  eine  abnorme  Beschwiffenheit  des  Darm- 
inhaltes in  Folge  von  unzweckmässiger  Nahrung  oder  sonstiger  Einflüsse  oder  auf 
eine  abnorme  Reaction  des  I>armes  auf  den  Reiz  des  DarminUalts  oder  auf 
mechanische    .Momente,    welche    die  Weiterbewegung  des  Darminhaltes    hindern. 

Eine  abnorme  Beschaffenheit  des  Darminhaltes  kann  zu  Stande  kommen  durch 
eine  sehr  wa.s.serarnie  Nabnmg  oder  dadurch,  d.ass  der  Darminhait  sehr  trocken 
wird.  z.  B.  hei  reichliclieDi  Schwitzen,  bei  Diabetes,  bei  raangelbaftem  Zufluss  von 
Verdauungssecreten.  Di«  (pialilative  Zusammensetzung  der  Nahiaing  ist  insofern  von 
Eiüflu.ss.  als  eine  nur  wenig  Rückstände  bedingende  Nahrung  einen  Koth  liefert,  welcher 
keinen  genügenden  Reiz  für  die  Peristaltik  abgiebt,  während  gleichzeitig  eine  w:isscr- 
arme,  aber  schlackenreiche  Nahrung  vom  Darm  eine  abnorm  grosse  motorische 
Leistimg  verlangt.  E;in  abnonnes  Verhalten  der  Verdauungssäfte  z.  B.  im  Fieber, 
bei  der  Hyperacidität  des  Magensaftes,  bei  einzelnen  Fällen  von  Gallensperre  kann 
gleichfalls  die  Zusammensetzung  des  Üarminhaltes  in  einer  für  die  Peristaltik  un- 
günstigen Weise  verändern. 

Eine  abnorme  Reaction  des  Darmes  auf  den  Reiz  des  Inhaltes  kann  bedingt 
sein:  durch  eine  vererbte  Anlage  (familiäre  Form  der  Stuhlträsrheit)  oder  durch 
ein  mangelhaftes  hygienisches  Verhalten,  Unterdrückung  einer  regelmä.ssigen 
Defaecation,  in  l'olge  von  gesellschaftlichen  Rücksichten  (be.sonders  hiiulig  iiei  Mädchen 
und  Frauen)  oder  von  Berufsgeschäften,  Ueberreizung  des  Dannes  durch  langdauemden 
Gebrauch  v(m  Drasticis,  Schädigung  der  Darnifunction  durch  eine  sitzende  Lebens- 
weise, durch  Mangel  an  Bewegung;  durch  eine  schlechte  Ernährung  der  Damiwand 


[Koprustase 


—     81«     — 


Kn 


lii'i  kaclicktisclii'ii  Zii^tfiiKii-ii,  lici  Clilomsf,  Anaciiiic,  bei  Stnuiin^'s. 
von  Kinphysera.  Herz-,   Li-biT-  iinil   Nierenaffcctionen;    durch   oiiu  lua 

vatiun    der    l>armwniid     bei    fuiictionelleii  Neurosen,    bei     miiuchvit  i'^jcUoia 
bei  orgniiischeii  Ncrveniiranklieiten. 

Die  Iniicrv.-aidii  ist  in  diesen  Fällen  meistens    derart  gfstftrt,    dnas  ratii«AffJ 
Keizem|ifäiiglichkeit    abgestumpft    oder    die    motorische  Kraft    herabsr-srtTt  ifl 
da^N  beide  Störungen  vorliegen.      In  manchen  r'illlen  neurogeu   IjetJ'  .<|ii 

treten  spastische  Contractionen  entweder  des  ganzen  Darmrohrcs  oUi  ;      ...Lia«! 
tien    auf  „spastische  Obstipation"    bei    Neurasthenie,  Hysterip,     bei    Blriin» 
durch  pcritonitische  Reizungszustände. 

Die  mechanischen  Momente,  welche  eine  Weiterbewc^ong  des  DanninbaltMl 
können  bedingt  sein:    1.  In  Darmstenosen    in   Folge  von  Tuinor<»n,    Galkaik 
Kothsteinen,    Fremdkörpern    oder    in  Folge    von   Abknicknngen  d«s   Itannrafan 
Adhaesionen.  bei  (^onipressiiinen  durch  Tumoren  oder  bei  Lagevr-r 
Darmtheile,    wie  man  sie  bei  der  Enternptose  trifft.    In  diese   <  jAlim : 

die  Compres-sionen  des  Dannrohres  bei  Prostatabypertrophie,    b» 
des  Uteru-s,    bei  pelveoperitoniti.schen  Exsudaten,    bei  der  Gravin  nd  «t 

Schwellung    von    Haemorrhoklalknoten    erzeugten    Verengerung»Mi     des    Ana 
2.  In  Kpastischem  Verschluss  des  spliiucter  ani  in   Folge  starker  Sohne 
ÜKSura    ani    oder    bei    „spastischer   Obstipation".    3.    In    mnngolbafipn 
der  ßauchpressc    bei    Enteroptose.  nach    hilufigen   Puerperien,     sowie    naeU 
i»iese    kurze    Aufz;lhlung    der    Ursachen    der    Koprostase    zeigt,      wie    vir 
im  einzelnen  Fall  die  Angriffspunkte  für  die  Rchaudlung  dieser  Krankheit  nds  i 
Dieselben    sind    am  klarsten  vorgezeichnet    bei   den  durch  niecbaniscLf  Manenkr 
Stande    gekommenen  Formen    der  Koprostase.      Bei    den  verschiedfii 
Dannstenose  hat  ein  operatives  Verfahren  einzugreifen  oder  es   hat   • 
gische  Therapie,    soweit  möglich  auf  palliativem  Wege,  durch   !■  uig  dv 

eiigerimg  o(ier  durch  Verflüssigung  de.s  Kothes  die  P.iss.age  zu  erl.  Es  ist 

hier  eine  Behandlung  des  (irundleidens  von  grösster  Bedeutung.      Kine  speckiU«  !►' 
handlang  erfordern  die  Fälle  von  Koprost.ase  bei  Peritonitis,  bei  welcher  die , 
der  Darmperistaltik  in  den  meisten  Füllen  einen  Kunstfehler  betleutel,   fcmr 
Bleikolik,  sowie  bei  der  spastischen  Obstipation.    Bei  letzteren  F'illtcu  ist  zwar  ' 
weichung  und  ein  Her.iusspülen  des  Kothes  aus  dem  Dann  erwünscht,  allein  a 
.\nwendung    der    auf   die  Peristaltik    wirkenden  Mittel    contraindicirt,    da   hier 
normale  Peristaltik  am  besten  durch  sedative  Maassnahmen  erzielt  wird.    ScUti 
verlangen  die  auf  dem  Boden  einer  allgemeinen  Ernährungs-  oder  Circulati4 
entstandenen  Fonnen  der  Kothst-iuung  neben  der  Beeinflussung  der  Knprostaar 
eine  eingehende  Behandlung  der  zu  Grunde  liegenden  Herz-,  Lungen-,   I.^ber-,  Nk 
oder  Bhiterkrankung. 

Das  Regime,  welches  sich  gegen  die  Kothstauung  selbst  ricli 

Reihe    von  Maassnahmen,    welche  theils    diaetetischer    und  liygii  ■  

theiU  dar.auf  hin.auslaufen,  die  Darmi)eristaltik  zu  krilftigen.    Es  ist  klar,  da«» 

Fonnen  von  Kothstauung  ein  anderes  Vorgehen  erheischen  als  chron?— •■■     — '> 

der«  wird  man  bei  acuten  Formen  der  arzneilichen  Behandlung  eimm 

zuerkennen,  als  bei  den  chronischen  Formen,  bei  welchen  man  finen 

den  Gebrauch   von  Abführmitteln  um   jeden  Preis  vermeiden  muss.        v      -    u  , 

den    acuten  Fonnen    kann    man    in  vielen  Fällen    die  Arzneibehandluiig    durch  euf 

CTysinabchandlung  erfolgreich  ersetzen. 

Die  Diaet  mü  eine  pi'niisi-ht«',  reich  an  Flüssigkeit  und  :i  -      ' 

einen  Reiz  auf  lii«-  Darmwand  abgeben,    sowie  eine  Austro>^ 
möglichst    verhüten.      Besonders    wirksam    ist    die  Ycnibreiohui'. 
uüchtemen   Magen.     So  wirkt  ein  Glas  kalten  Wassers  oder  ein- 
(I   Esslöffel  in  einem  Glxs  Wasser)  auf  nüchternen  Magen  l>ej  vielen  '■ 
befördernd,    dasselbe    kann    man    häufig    bei  Genuss    von  frischem  u.    . 
Frühstück    beobachten.      Faser-  und   kemreiche  Nalirungsmittel  wirken 

maysin-mi'      "      •■    auf  die  Darmwand,    wahrend    zuckerreiche  S :!'•  r 

einen  Fb;  intni  aus  der  Darmwand  in  das  Dannlunicn  ei 

durch  ihr«'   \  i  riciilirung  Material  für  einen   Reiz    auf   die    D  !■ 

diesem  Grunde  bevorzugt   man   im  Speisezettel    faser-  und  ■    '  i.tm.riii    «i* 

Pflaumen,  Feigen,  Johannisbeeren,  Preisselbceren,  Stacli«lbwifcu,  l'liivtche,  i'nuiellca, 


<4M 


Loprostase 


-     817     — 


KoprostaseJ 


I 

I 

I 


I 


MulfMH'ir,  Rlmbarbor,  aussenlcin  Gi-niüse,  wie  Toltowcr  Ruhini,  Miihren,  Sauerkraut, 
Kiirliis,  Tomaten,  die  verscliioiienoa  Salat(<,  ferni'r  grobes  Brot,  wie  Comiiiisbrot, 
Schrotbrot,  linilianilirot,  I'nniiPiTiiickt"!,  von  zuckerreichen  Nahrunjisniittoln  Kunhen, 
besonilcrs  I'fcITorknchi'ii  mit  Hmii'.',  fristhes  Obst,  besonders  Weintrauben.  Von  Ge- 
tränke» wähle  man  besonders  die  kolilensäure-  nnd  zuekerreichen,  wie  Fniditsaft- 
Itmoiiaden,  ("hamiiagner,  besondei-s  Weissbier,  Most,  Kefir*,  ferner  .Mosel-,  Apfelwein, 
Muttermileb,  Molken,  saure  Milch,  (liiiiiii'n  Kaffee,  dabei  meide  man  schwarzen  Thee, 
Kothwt'in  und  t'ncao.  Bei  den  elironischen  Formen  von  Koprostase  ist  zuweilen  auch 
der  inneriiebo  Gt'hraucb  von  Hi'fe  erfolgreich. 

Unter  tlen  hygienischen  Jlaassnabmeii  steht  die  zeitliehe  Regelung  des  Stuhles 
obenan.  Der  alte  Trou.sseau'sche  Rath,  dass  Ohstipirte  jeden  .Morgen  zu  bestimmter 
Stunde  das  Closet  aufsuchen  sollen,  gleichgiltig  ob  ein  Bedürfni.ss  vorliegt  oder  nicht, 
kann  nicht  genug  betont  werden.  Kerner  muss  darauf  gedningen  werden,  dass  eine 
Unterdrückung  des  Stuhlbedürfni.sses  um  koincn  Preis  erfolgen  darf.  Patienten, 
welche  zu  Kothstauung  neigen,  mfis.sen  sieh  reichlich  Bewegung  machen.  Gyni- 
njustik  (reiben,  mi-dico-mcchanische  Institute  besuchen  und  gewissen  Sportsarten, 
dem  'rurncii,  Sclilittsrhuhlaufen,  Reiten,  Rudern,  Radfahren,  Bergsteigen,  huldigen. 
Neben  diesen  Momenten  kommen  iVw.  Massage,  die  Klektricität,  sowie  gewisse 
hydrothcra[)eiitische  Procculun'n  in  Bi'tnicht.  I)ie  Bauch m.'i.'^sage,  welche  besonders 
bei  schlatTeii  B.iuchdecken  indicirt  i.st,  soll  wonifiglich  vom  .Arzte  au.sgeführt  werden, 
im  Nothfall  kann  sie  vom  Patienten  selbst,  eventuell  unter  Zuhilfenahme  einer  3  bis 
5  Pfund  schweren,  überzogenen  eisernen  Kugel  durchgeführt  werden.  Die  M:tssago- 
behandhiiig  dauert  in  der  Kegel  mehrere  Monate  und  muss  vorzugsweise  das  Colon 
zum  Angrifrs()iinkt  nehmen.  Mit  ihr  verbindet  man  die  elektrische  Behandlung  am 
besten  so.  dass  beide  Proceduren  getrennt  vorgenommen  werden.  Man  benützt  .in- 
uiid  abschwidleiide  faradische  Ströme,  die  man  entweder  von  zwei  grossen  stabilen 
IMattenelektroden  oder  von  einer  stabilen  grossen  Rückeiielektrode  und  einer  wandern- 
den kleineren  Hauchelektrode  wirken  liis.st.  Man  kann  aticli  die  eine  Klektrode  vom 
Ri'ctum  ,aus  wirken  Kassen.  In  einzelnen  Füllen  sieht  m.in  von  der  Anwendung  dos 
constanteii  Stronrs  be.ssere  Erfolge,  als  von  der  Faradisation.  Es  wird  auch  die  so- 
genannte Galvauofaradisation  emiifolilen. 

Die  bydrotheraju'ufisclien  Pnu-ednnn  sind  tlicils  loraler  Natur  (Neptunsgürtcl  bei 
Nai'ht,  B»'gies.suii^cn  des  Leibes  im  liuiupl  liad,  schottische  Doiiche,  mobile  l'':lcher- 
douche  auf  d.is  .\bdomen),  theils  mehr  auf  eine  allgenieini'  Bei'influ.ssung  des  Circu- 
latiousa|tparates  und  Nen en.systems  gerichtet,  wie  kalte.Silzbilder,  kalte  Abreibungen, 
Vollbäder  und  Halbbäder.  Die  eonseijuiMite  .XinM'Utiung  warmer  Dunstnmschiäge 
passt  mehr  für  die  sp.asli.schen  wie  für  <lii'  p.iralytisi'hen  Fonni-n  der  Obstipation. 

Bei  Anwendung  der  Zinimergynm;istik  iievorzuge  man  Rtimpfbewegungen,  wie 
„Axtliauen";  zweckmässig  sind  auch  Zimini'rruderbote  mit  gleitendem  Sitz  und  fest- 
stehende „Zininii'rfabrräder". 

Die  evacuiieudeii  Kiysnieii  mit  W'as.ser,  Gel.  Glyeerin  oder  mit  mcdtc;unent6scn 
Beimengujigen  sjnelcn  in  der  Behandlung  der  Koprosta.se  deshalb  eine  grosse  Rolle, 
weil  sie  mit  Ma.ass  und  auf  liidicalion  angewantit  relativ  unschädlich  sind  und  rasch 
iiJid  sicher  zum  Ziele  führet;.  Kalte  Klysmen  regen  die  Darmperistaltik  mehr  an  und 
besitzen  eine  hilhere  tonisirende  Einwirkung  auf  den  Dickdann  als  lauw.arme.  Die 
.Anwendung  iler  Klystiere  sei  keine  schatdonenliafte.  sondern  man  richte  sich  in  der 
W.ahl  luid  Darreiclningsfru-ni  der  KlysTuen  nach  den  liei  der  Beschreibung  der  Klysmen 
gegebenen  Aldialtspunkten.  Statt  der  Klysmen  kann  mau  auch  abführende  Supposi- 
torien  oder  Insiiff lationen  von  Acidiim  boricum  per  rtTtuin  anwenden. 

In  i'iner  Heilie  von  Fällen  kann  man  den  (ielirauch  von  per  os  zu  venibfolgen- 
den  Abnihrinitteln  nicht  ganz  umgehen.  Bei  den  acuten  Formen  kann  man.  wenn 
keine  ( 'ontraindication  vorliegt  und  wenn  eine  sofortige  energische  Evaruation  des 
Darmes  notliwendig  i.st,  dreist  ein  oder  einige  Male  «irastische  Abführmittel,  wie  Aloe, 
K<doi[iiintlieti,  Kalomel.  Senna,  Krotonrd  geben,  bei  etw.as  länger  dauernder  Anwen- 
dung soll  i)i;iti  jedocli  die  milderen  F^-coprotica  wie  Tamarinden,  Casrara  Sagrada. 
die  Rlieiinipraepanite  oder  ("ompositionen,  wie  d.as  Pulvis  Magnesiae  cum  Rheo,  das 
Pulvis  Liquiriti.ae  coiii[)ositus,  die  Species  laxjintes  oder  die  .Mittelsalze,  entweder 
allein  oder  in  Verbindung  mit  Rheum,  verabfolgen.  Es  gehören  in  diese  Gruppo 
noch  der  Sulfur,  der  Tartarus  depuratas  und  Tartarus  natronatus,  sowie  grossere 
üaboQ    (3  Mal  täglich  1  E.sslöfTel)    vou  »Milchzucker.     Eine  Mittelstellung  niniuit  das 

0.  Liebreich,  Eno^kiopAOdio.    U.  Uaod.  ^o 


;Oft  kann  man    die  niedicnmentöHe  Beeinflussung  bald  sistlren    noA  ka 

diactctischcn  und  pliysikalisehon  Faotoron  eventuell  mit  ünterstOt/uu^ 
zum  Zii.'lf,  nur  sehr  solton  kommt  es  zn  solchfin  Kotiistauunp-tt,  i| 
Amimllt'  des  Hectuni  digital  pvnntupli  unter  Chlorofonnnarkosr  nu 
Bei  den  liartnäckifrcn,  /.u  Krcidiven  peneifrteu  l'ornieii  von  KuUu^ 
f\mctinni'I](.Mi  Nenrosfu  ilirf  Kntstehung  verdiuiktMi,  nius.s  ein  all| 
Nourasilu'iui',  Hysterie,  Hypochondrie  juerichtttes  Refrinn-  eingreil' 
niorai.  die  Suggestion,  und  wenn  es  nöthig  sein  sollte  die  H>'pii 
Kütlcn  erfolgri-icber  als  das  beste  Laxans  der  Pharmakopoe.  Üio  1 
oft  schwer  zu  bekilnipfenden  Zustände  hfm^  mehr  vom  Arzt  als  vo 
Methode  der  Behandlung  ab. 


KopSlB.     I'flanion^attunfj    ans    dor    Farn,    der  A^ucy  n  A  r  uao*.    rnt^rfum.    Plomioraft«, 
K.  fluridi  Blume,  cino  Art  in  Nif'dprlllnjbch-Indien,  onthAU  in  Bl&tt«'rn,  Kintla  and  Saan  | 
ebenso   wie   K.    »rborea   B.,    K.   Koxburglii    IHjn.   (=   C*liear  [>  am    Kozb.^    iui*l 
(=  Caliaarpna  albiflarum). 

Koriamyrtill}  C^HkOio.  findet  aicli  im  Oerberetnneh  (Bibtii).  Curiari»  mjrrtifolift*.     b  hiM««  ( 

l'rif-nipn.  .'^chinp.  2200,   Ton  bitterem   Gesehmaok.    In    kaltem  ^v-...^ .1     *ii-    t...t 

boifff^om  .\lkobo1  and  Aether.  Itin  alkoholische  Losung  i«t 
SHlitö&ure  soll  OS  in  iCaoker  und  Hane  terfalleu.  Kauebendo 
Körper,  der,  in  absolutem  Alkohol  geldEct,  mit  concentrirter  NuitoniauL'o  „m'' 

Koriamyrtiu    wirkt   ähnlich   dem  Pikrotoiin.     Bei  Frösr! 
ConvulsioDcn    und  Mctcoristnus,    auch    der    für    Pikrotoiiuvergit 
Beim  Uuude    treten  nach  0,02  subcutan  klonische  Krämpfe,    Tt  i 
starke  Myo.sis,  Lälimuug  auch  der  Kospiration  auf  (Riban).    Es  «erdeo 
Todteustarre,    Hyperaemie  der  Hirnb.nute  und  Ecchymosen    in   den  Lung 
bemerkenswcrth    ist    eine   starke  Steigerung    des  Blutdrucks,    .auch  b«i  chlo 
IIa  durch  Chloral  die  Krämpfe  zum  Verschwinden  gebr.icht  werden  köaacu,  i 
in  gewisser  M'echselbeziehung.     Praktisch  wäre  Koriamyrtin  zu  Tcrsucben,   »fr* 
Gefasscontrum  geschwächt  erscheinen  (Koppen), 

Korsakow'scher  Symptomeucomplex ,  Korsakow'scfacs  Srndn 
steht  darunter  eine  Gruppe  von  Symptomen  psychischer  Störung. 
Verbindung  mit  Polyneuritis  auftritt  und  hier  offenbar  der  \ii< 
ist,  welche  das  (iehirn    gleichzeitig    mit    dem    peripheren  Nervei. 

liegende  Infection  oder  Intoxication    erfahrt.    K,  bat  es  wahrsch.: 

hierbei  um  eine  indirecte  Wirkung  des  intifirenden  Stoff'es,  eine  bei  dtn 
Krankheiten  in  übereinstimmender  Weise  sich  ausbildende  Toiacmie  hiadle. 
ptome  bestehen  1.  in  einer  eigcnthümlichon  Gediicbtnissstörung,  wcl 
die  Vorgänge  der  Gegenwart  und  jüngsten  Vergaugenhn^bMg^t. 
früherer  Erinncrunaren  ziemlich  unaneetastet  bleibt; 


"Korsakow 


—     819 


Kuthnstpl] 


überall  <]a,  wo  eine  organische  Degeneration  des  Geliims  die  Grundlage  der  Erscbcinungen 
bildet,  diu  Behandlung  völlig  aussiclitslus  ist,  kann  in  den  Fällen  leichterer  Schädigung  die 
Wiederkehr  der  normalen  Function  durch  eine  allgemeine  diaotetische  Behandlung  gefordert 
werden.  In  den  ersten  Stadien  ist  Uuhe  und  möglichste  Abhaltung  von  Reizen  erforderlich, 
dabei  eine  möglichst  gute  Ernährung,  auch  die  Anwendung  von  roborirendcn  Mitteln,  wie 
Chiuinpracparatcn  und  Fiisen.  Wenn  weiterhin  der  Kräftezustand  der  Kranken  ein  besserer  ge- 
worden ist  und  die  Neuritis  sich  genügend  zurüokgebildet  hat,  ist  reichlicher  Aufenthalt  und 
dann  auch  Bewegung  in  frischer  Luft  zweckmässig,  sodann  eine  directe  Einwirkung  auf  das 
geschwächte  Gedächtniss  durch  methodische  Uebung  desselben.  Liegt  s>-philitische  Uchiru- 
orkrankuug  vor,  so  ist  die  spccitiscbe  Therapie  in  Anwendung  zu  ziehen. 

JOLLY. 

KorjtnICZS)  im  nDRirifchoD  ComiUte  Lipto  847  m  hocli  graclilltit  R*leg«n,  mit  subiJpincm  lillhlen  Klima.  tÜe 
QotiUon  enthalten  0.09  Eisen-,  1,3  Caleiumbtearbonat,  1,1  Calcium-,  0.8  MaitnMiniiisQirat,  1,.')  freie  Kohlonslaro. 
Flchionnadclbidcr.  .SehafmüHcen.  KaltwuscrlEur. 

W. 

[080,  Kosso,  Kusso,  Flores  Koso,  Florcs  Brayerae  aothelmintbicae,  nennt  man 
die  nach  dem  Verblühen  gesammelten  und  getrockneten  weiblichen  Blüthenstände  der  Hagenia* 
abyssinica.  Die  Wirkung  als  Bandwurmmittel  ist  bei  richtiger  Verabfolguug,  genügend  grosser 
Monge  und  guter  frischer  Qualität  eine  sichere. 

Die  verschiedensten  Ifotersucher  haben  sich  bemüht,  aus  dem  Koso  den'  wirksamen  Stoff 
zu  eliminireii,  doch  ist  diese  Aufgabe  bisher  noch  nicht  einwandfrei  gelöst.  Man  glaubte  in 
dem  Kosiii  und  io  dem  Kussin  das  wirksame  Agens  gefunden  zu  haben,  doch  scheint  das 
Kosotoxiii  von  Leichsenring  begründeteren  Anspruch  auf  diesen  Titel  zu  haben.  Daa 
Kussin  ist  kein  reiner  Körper  und  gegen  das  Kosin  machte  Leichsenring  geltend,  dass  es 
in  den  Kosoblüthcn  nicht  praeformirt  vorkommt,  sondern  erst  durch  eine  sehr  eingreifende 
Behandlung  derselben  künstlich  zu  erhalten,  und  dass  es  im  Gegensatz  zu  allen  anderen 
wirksamen  Bcstandtheilon  von  Bandwurmmittclu  für  andere  Thicre  als  die  Bandwürmer, 
namentlich  Frösche,  kein  Gift  ist.  Das  Kosotoxin,  CjcHmOk,,  ist  ein  amorpher,  gelblich  weisser 
Körper,  Schmp.  SO*,  es  ist  löslich  in  .Alkohol,  Aether  und  rhioroform,  sowie  in  den  wässerigen 
Lösungen  der  Alkalicarbonate,  unlöslich  in  Wasser.  Das  Kosotoxin  i^t  «in  ausgesprochen 
lähmendes  Muskelgift  (Hand mann).  Am  meisten  tritt  die  peripherische  Muskelwirkung  her- 
vor, welche  bei  Säugethieren  schliesslich  durch  Lähmung  der  Respirationsmuskeln  zum  Tode 
führt.  Auch  bei  dem  Ein/luss  auf  das  Ben!  scheint  es  sich  um  eine  Muskelwirkuug  zu  han- 
deln. Die  sensiblen  Bahnen  und  Reflescentren  bleiben  unbeeintlusst.  Eine  centrale  Wirkung 
kommt  im  Allgemeinen  wenig  zur  Geltung,  kann  aber  vermuthet  werden.  Ausserdom  fand 
sich  eine  weitgehende  L'ebereiustimmung  mit  der  Wirkung  der  Filii-,  Panna-  und  I'olystichum- 
säure.     Die  let.ile  Dosis  des  Kosotoxins  beträgt  für  Frösche  0,001.  für  Kaninchen  0,05  pro  Kilo. 

Kosoblüthcn  werden  gegen  Tacoia  solium,  Tnenia  mediocanellata  und  Botbriocephalus 
latus  angewandt,  ihr  Geschmack  ist  Anfangs  schleimig,  dann  aber  bitter,  kratzend.  Sie  er- 
regen leicht  Uebclkeit  -und  Erbrechen,  in  grossen  Dosen  Leibschmerzen  und  Durchfall. 

Man  giebt  15 — 20  g.  Kindern  2 — 10  g  nach  der  üblichen  Vorbcrcitmigskur,  1 — 2  Stunden 
später  Ricinusöl.  Die  Verabreichung  geschieht  entweder  in  Tabletten,  aus  den  gepulverten 
Blütheu  coDiprimirt,  oder  mit  Honig  oder  Sirup  als  Electuarium,  oder  als  Infus  ohne  Cola- 
tur!  oder  auch  mit  der  doppelten  Menge  Zucker  als  Grauules  in  Lindenblüthenthee.  Gegen 
die  Uebclkeit  giebt  man  Rum,  Pfefferminz,  Citronensaft^ 

Kosin  (Merck),  Ci^HmGy,  bildet  kleine,  prismatische,  gelb  gefärbte,  geruch-  und  ge- 
schmacklose Krj-stalle.  die  im  W.'isser  unlöslich,  in  heissem  Alkohol,  Aether,  Chloroform,  Benzol 
leicht,  in  kaltem  Alkohol  schwer  löslich  sind.  Vcrmuthlich  ist  es  eine  actherartige  Verbin- 
dung der  Isobutylsäurc  und  nur  ein  Zersctzungsproduct  des  Kosotoxins.  Zu  3  g  in  3  Theileu 
halbstündlich  verabreicht,  wirkt  es  angeblich  besser  und  angenehmer  als  die  Droge. 

Kussin,  Kossin.  Kossein  (Bedall)  wird  dargestellt  durch  Kxtraction  der  Koso- 
blüthcn mit  Alkohol  unter  Zusatz  von  Kalkhydrat,  Abdcstilliren  des  Alkohols,  Filtriren  der 
zurückbleibenden  Flüssigkeit,  Ausfällen  des  Filtrats  mit  Essigsäure,  Auswaschen  des  Nieder- 
schlages mit  Wa.sser  und  Trocknen  desselben  bei  gelinder  Wärme.  Es  ist  ein  harzartiges, 
gelblich  weisses,  zerrieben  graues,  zum  Theil  kr)"stallinisches  Pulver,  welches  bitter  und 
kratzend  schmeckt  und  nach  flüchtigen  Fettsäuren  riecht.  Es  ist  schwer  löslich  in  verdünntem 
Alkohol,  leicht  in  starkem,  in  Aether.  in  Ammoniak  und  Actzalkalien,  fast  gar  nicht  in  Wasser. 
Man  giebt  es  zu  1 — 2  g  in  4  Theilen  halbstündlich  mit  Elaeosaccharum  Menthae  oder  Foeniculi, 
am  besten  in  Oblaten  oder  Kapseln.    Nach  grossen  Dosen  tritt  zuweilen  Erbrechen  ein. 

FB1EDL.VNDEU. 

otbflstel,  Darmfistel,  W'idernatürlicher  After,  Anus  praeternaturalis,  ist  eine 
durch  die  Bauchwandungen  hindurch  nach  aussen  führende  Ocffnung  im  Darm.  Derartige 
Communicationen  des  Darminneren  mit  der  Aussenwclt  entstehen  im  .Vnschluss  an  Ver- 
letzungen, bei  entzündlichen  Processen  und  bei  Goschwulstbildungen.  Je  nach  ihrer  Grösse 
und  nach  dem  Verhalten  des  Darmes  machen  die  Kothtisteln  sehr  verschiedene  Beschwerden. 
Kleine  Fisteln,  durch  welche  nur  ganz  geringe  Mengen  von  Koth  nach  aussen  entleert  werden. 


53' 


„Spora"  besteht,  ist  an  eine  Heiluog  nicht  zu  denken;  and  so  beschafti^cts  i 
früher  vornehmlich  mit  der  Beseitigung  des  Sporns.     Zu  diesem  Z-w     ' 
densten  Instrumente  (Enterotome,    Darmscheeren  und  Darm: 
meisten  bestehen  aus  2  Branchen,    welche    in    die   beiden  Darmlunnu.i 
einander   genähert   werden,    soHass    sie   alles   zwischenliegcnde    Gewet 
damit  den  Sporn  zum  Verschwinden  bringen.     In  S — 10  Tagen  ist  dies] 
dann    an    den  .Versuch  des  delinitiven  Verschlusses  der  Fistel  gegaag«8] 
zutage  hat  man  dieses  Verfahren  meist  verlassen  und  ist  zur  I. ^"'•• 
ülTnelen  Darmschlinge  und  Naht  des  Dofcctos,  event.  Kesection 
Dnrmnaht,  übergegangen.    Wie  alle  Operationen  in  der  Bauohb...... 

dieser  EingrilTe  durch  die  Beckcnhochlagerung  sehr  erheblich  erlei': 
banden,  so  kann  man  die  Darmlistel  sehr  haulig  durch  eiufaob<'  '■ 
besonders  wenn  es  sich  um  kleine  Fisteln  handelt,   durch  Kaut 

Lippcnlistcln  müssen  zunächst  in  röhrenförmige  verwandelt  wci 

sehe  Operationen  nothwcndig.     Während  der  Heilung  lässl    mati    die  I'.iQea« 
mircnden  Verband,    am  besten  in  der  Form  eines  Bruchbands,     tragen    und 
gcniessen,   welche    möglichst   wenig    Roth    macht.      Die  Haut    in    der  l'm^b 
Kothflstel  ist  stets  eingefettet  zu  halten ;  anderenfalls  treten  leicht  selir  lüti 

KoniSXna-Tajnaralra,  >wi>i  IwaicliliKrt«  DOrfor  Jci  siolicnbOrRiielmn  ComitaU  {lAi..u<.s.'l. 
:kIkaliBch-uiurifttiiicbcft  (jaclle  (10,1*&  Natriurobieu-bonat,  ö,44  Natriomeklorid,    1.0  fr^i 
(incllii  (0,048  Eisen-,  0.34  Natriiim-.  0.27  Caldumbirarbonkt),  «triebe  in  Trink-  nni)   ' 

KracutcrbiUler.  Die  Kräuterbäder  steigern  ähnlich  wie  die  Ficbtennadelbäder  dir 
den  Ilautgcfässen.     Sie  wirken  al.«  Reizmittel  auf  die  Hautnerven    und  ihiuii  i 
den  ganzen  Organismus;    sie    werden    bereitet    aus  Heubinmen   oder  aus  Uit 
milleu,    Kalmus,    Enzian,    Lawendcl,    Fddkümmel,    Melisse,    Pfeffemünxe, ., 
Krauseminze.     25,0 — 150,0  g  dieser  .Spocies  aromaticac    werden    in    eine 
kochendem  Wasser  abgebrüht  und  ausgeiirückt.    Das  Extract  wird  dem  i 
dos  Decocts  kaiin  auch   ein  alkoholisches  Extract  (50 — 120  g  für  ein  Voll 
gusotzt  werden.    Noch  stärker  wirkt  der  direct«  /.usntz  von  1  g  der  Mtfa« 

Kraeuterklssen,  Pulvilli  s.  Sacculi  mcdicati,  Pulvinaria  medieats.  S»« 
der  trockenen  Bähung*.  Zumeist  werden  aromatische  Drogen,  wie  Flor«  OIimi»i« 
aromaticae,  Hcrba  Majoranae,  seltener  Mehl  (Bohnenmehl),  Klcio  u.  a.  ia  Rräut* 
cirt;  sie  dürfen  nicht  zu  grob  in  .Anwendung  kommen  und  müssen  locker  eil 
um  Reizung  zu  vermeiden.  Die  Kissen  werden  1 — 3  cm  dick  gefertigt  wi\ 
durchsteppt,  damit  die  gleichmässige  Verthcilung  der  Species  bewahrt  wird. 

Kraeutprsüfte,  Succi  berbarum  rccenter  expressi,  repraescntiren  eine  nur »flN 
Arzneiform.     Die  jungen  Kräuter,    und  zwar  solche,   welche  .sich  durch  hin 
schmaok    auszeichnen   (Achillca  Millefolium,  Chelidonium  majus.  Erjthraeaj 
anthcs  trifoliata,  Taraxacum  officinale  u.  a.  m.).   werden  zu  eioem 
nhirnnrp.iHt.     Die  xn  vewonnenen  Kräntii  ~  ili  -    sinrl    reich    an    «phlii 


[Krampria 


—     821 


KraitiprAtli>rtt] 


knoten  mit  pfriemenßrraigfm  Griffel  in  jeder  Bliitho.  Die  liastauiiMibraiine  FrucLt,  eine 
^kugcligo,  nicht  aufspringende  Hüls«  mit  lederiger  Wand  und  hakiguu  Stachelu,  führt  nur  einen 

S^imeu  ohne  Nälirgewebe.  Die  Art  bildet  einen  20 — 30  cm  hohen,  sparrig  ästigen  Strauch, 
Tdcssen  untere  nicderliegcnde  Aeste  bis  meterlaug  -werden.     Die   ganzrnudigeu,    dicken  Blätter 

sind  ctva  1  cm  lang.     Heimath  der  Pflanze    sind    die    trockenen,   sandigen  Abhänge  der  Cor- 

dillercD  Bolivias  und  Perus,  auf  denen  sie  gesellig  in  3000—8000  Fuss  Hoho  lebt,    Sic  blüht 

Iim  October  und  November.  Liefert  Radix  Ratanhae  s.  Ratanhiae  s.  Krameriao  (peru- 
anische oder  Payta-Ratanhia).  Die  holzige  Wurzel  ist  7—14  cm  lang  bei  2 — 4  cm  Dicke 
und  trägt  zahlreiche  bis  30  cm  lange,  geschlängeltc  Aeste.  Enthält  Ratanhiagcrbsäurc 
und  Ratanhiarolh.  Die  Para-Ratanhia  soll  von  K.  argentca  Hart.,  die  Savanilla- 
odcr  Neugranada-Ratanhia  von  der  bis  2  m  Höbe  erreichenden  K.  tomentosn  St.  Hil. 
(=  K.  Ixina  var. /$.  granatensis  Triaua)  und  K.  Ixina  L.  abstammen.  Letztere  sind 
durch  Neu-Granada,  Uuiaua  und  Brasilien  verbreitet. 
M. 

Krniiiiifuderii,  l'hlt'liektüsien,  Varicuu,  Viiricositäten,  simi  krankhaft  au.sgudchnte 
Vuiieu.  rraediU'etioiisstelleii  für  derartige  Veueii.nu.sdehiniiigeii  sind  die  unteren  K,\tre- 
uiitäten,  der  unterste  Thei!  des  Mastdarms  und  der  Saraeiistrang.  Die  Varicen  der 
Mastdarmvenen  (Haemorrhoiileii)  und  die  des  Plexus  iiiunpiiiiforniis  (Varicoeele) 
sind  an  anderer  Stelle  he.siiniclien,  bii-r  interessiren  uns  nur  die  Veuenausdehnuugen 
an  den  Unter.scheii  kein.  Dieseilien  bieten  von  Altorslier  <ler  chirurgischen  Thütig- 
keit  ein  reielie.s,  aber  freilicli  nidit  immer  .sehr  dankbares  Arbeitsfeld  dar.  Die  ver- 
schiedenstiMi  Metiioden  .siinl  im  Laufe  tier  Zeit  zur  liliminirunp  oder  zur  Obliteration 
(iiT  erkrankten  Venenstrecken  ersonnen  und  ausgeführt  wiu'di'n.  Aber  bei  der  Ge- 
fiihrlifhkoit,  die  jeder  chirurgische  Hingriff  auf  diesem  (iel)iete  in  der  vorantisep- 
tischen  Zeit  mit  sich  brachte,  koinite  sich  keiiis  von  deu  alteren  Verfaliren  eine 
dauernde  .Stellung  erwerben.  Heutzutage  können  wir  es  unter  dem  Schutz  der 
modernen  Wundbehandlung  eher  wagen,  gegen  das  l'ebel  energisch  und  radical  vor- 
zugehen, und  so  haben  deini  auch  hi  neuerer  Zeit  die  früher  in  Misscredit  gekoni- 
nienon  Vencnexcisinnen  und  Vcnenligaturen  in  etwas  modificirter  Form  d.as  Bürger- 
recht erworben.  Die  Venenexcisionen  werden  in  der  Weise  ausgeführt,  da.ss  die  be- 
treffenden Veiienstücke  oben  und  unten  unterbunden  und  dann  herauspraeparirt  werden. 
l"m  i'inen  wirklichen  Krfnig  zu  erzielen,  iiiüs.«en  zuweilen  sehr  grosse  Stücke  der 
betreflenden  Vene  entfernt  werden,  auch  künnen  multiple  Venenexcisionen  nothwendig 
sein.  Die  Vem-nligaturen  werden  entweder  nach  Schede  oder  nach  Trendelenburg 
ausgeführt.  Krsterer  ninunt  multiple  rmstechungen  an  den  gröfsicn  dilatirten  Venen- 
stämraen  vor,  um  eine  ObliterMtii.Mi  der  Gefässe  durch  directe  \'ei'klebung  der  Ge- 
filsswaruhmgen  ohne  Thromlienbildung  zu  erreichen.  Trendelenburg  unterbindet 
bei  Krainpfadern  im  (iebiet  der  Vena  saphena  magna,  also  bei  der  weitaus  häufigsten 
Form  aller  Uiiter.scheidvulvariceu,  den  Hauptstamm  die.ses  Gefässes  au  der  Grenze 
iwisehen  mittlerem  und  unterem  Drittel  des  tlberscbenkels.  Das  Trendeleuburg- 
sche  Verfahren,  welches  schon  in  unzahligen  Fällen  mit  bestem  Krfolge  aiisge- 
führt  wurde,  stützt  sich  auf  die  aiuitomischen  untl  physikrdischen  Verhältnisse  und 
ist  daher  als  das  rationellste  anzusehesi.  Bei  Varicen  im  Gebiet  der  Vena  saphena 
werden  nämlich  bei  der  Itisuflicienz  der  Klappen  dieses  Venenstatnines  die  Ünter- 
schenki'lvenen  nicht  durch  das  aus  den  Capillaren  zuströmende  Blut  ausgedehnt, 
sniidern  vorwiegend  durcli  die  dem  Gesetz  der  Schwere  folgende  Rlutsäule,  welche 
vom  Herzen  an  (iler  oliere  Tbeil  der  Vena  femoralis,  sowie  die  Venae  iliaca  und 
Cava  haben  keine  Klappen)  abwärts  bis  dahin  reicht.  Nur  bei  Verdoppelungen 
des  Stammes  der  Vena  saphena  magna  bleibt  erklärlicher  Weise  der  Krfolg  aus! 
Die  V^ersuche,  die  V.-jricen  durch  Kiektropunctur  oder  durch  Einspritzung  von  Flüssig- 
keiten, welche  die  Gerinnung  des  Blutes  befördern,  zur  Heiliuig  zu  bringen,  haben 
wenig  erfreuliche  Resultate  ergeben. 

Selbstverstflndich  kommen  alle  operativen  Methoden  nur  bei  sehr  ausgebildeten 
Varicen,  bei  Inichgradigei)  Be.schwerden  (Schmerzen,  Ekzeme,  UIcera  cniris)  oder  unter 
ganz  besoiiderrn  Üinstihnleii  in  Frage.  In  cjer  gro.sseii  Mehrzahl  der  Fülle  werden 
wir  uns  mit  comprimirenden  Einwickelmigen  und  Uhnlicheii  Maassnahmen  begnügen 
müssen.  Besonders  beliebt  .sind  hier  «lie  Martin'schen  Gunimibinden*,  doch 
lassen  sich  auch  alle  anderen  Arten  von  Binden  (Flanell  imd  dergl.)  verwenden. 
Die  neuerdings  in  den  Handel  gebrachten  japanischen  Grepebinden  sclioinen  recht 
brauchbaj-  zu  sein.  Von  antleren  werden  Gunnnistrümpfe*  vorgerogen;  bei 
B Varicen,  welche  bis  znm  Oberscheidiel  hinaufreichen,  kounnt  man  ohne  solche  wohl 


IKrnmpfndorn  -    «22    -  Krankenhausbeku« 

kaum  SUIS,  li.iinlc.rcr  hat.  für  bcstiinintc  Fäll«  eine  beisondere  Bandage  miM 
Dii'Kclhc  licstclit  aus  <"iiH!r  paralxtlisch  gekrümmten  Feder,  die  vom  Körper  M- 
iiiiil  (li<>  an  ilircr  liini'ii.seit«  oiiu'  mit  Wassnr  gefüllte  Poiotte  trögt,  welch 
Scliluss  (ii's  Hamlcs  nur  auf  dw  Saplicna  druckt.  kikchh- 

KriimpriiUHton,  niM-Miscr  Husten.  Mau  versteht  unter  Krnmpfhusten  einen«. 
Ihüniliohen  llusteu,  der  bei  Abwesenheit  einer  organischen  Krkr.tnkung  des  R»- 
lionstractus  in  Taroxysmen  auftritt,  oft  Stunden  lang  anhält  und  meist  erst  wi' 
lies  Schlafes  verschwindet,  (lewöhnlich  ist  «liescr  Hasten  ohne  Experteration, 
befüllt  meist  weibliche  Individuen  und  hauptsächlich  solche,  die  au  anaeatt 
oder  hysterischen  Zuständen  leiden,  aber  auch  schwächliche  junge  Männer.  Iie^n 
wenn  sie  aus  nervösen  Familien  stanunen.  Die  Affection  kann  mit  und  ohn>.-  l 
brechung  Wochen  und  Monate  dauern,  ohne  dass  d:us  Allgemeinbefinden  unter  dtrs 
leitlet.  Prophylaktisch  werdt'U  alle  iliejenigen  Maassregchi  von  Nutzen  sein,  i 
bei  nervösen  und  anaeniischen  huliviiluen  die  Psyche  und  tien  Körper  stärken: 
allem  Kutfenumg  aus  einer  neurotischen  Umgebung,  sorgfältig  überdachte  Abhi 
und  IMlege  di«s  Körpers  und  «les  tiemüths,  roborirende  Diaet  uiid  als  M»ili' 
besondi'rs  F.isen  und  Arsen.  Oas  beste  Mittel  ist  Luftveränderunff,  am  be«t.a 
Se»>n<ise  oder  Seeaufenthalt.  Von  localen  Proceduren  winl  man  tve'nis  Krfols  h 
manchmal  scheinen  jinloch  t'ocain-  und  Morphium-,  sowie  BelladonnäbVun;:.  s. 
Schleimhaut  namentlich  der  regio  interarytaenoidea  Kiryngis  jrebracht,  wenigsten- 
weise  \ou  Nutzen  /u  sein.  .,..,..... 

LI  BLiSsi 

Krankfnhaasbvhuidlnir.  Pie  Knnkonhau>boh.iiidlung  •rfüllt  zwei  wesentlioh  T-r^.•: 
liuiio.ttionoii:  c:iim.il  für  jn"os<o  Oruppen  «ior  Bov"-!keru;:^  ira  Krankheitsral!*  »jic-?  au-rr.-: 
\orM<n;u!ii;  und  ,ir.*tlioho  H<fh.indlaKj:  üborh.tui>t  zu  ernv^llohet*:  und  zueitecs  lesT.':'.: 
(•om|<!:oirlo  Boli.»iidlui;jrsn»o!ki>doii.  wolclio  eine  d-iui-nid-.'  i'eberT.iobuag  od-.-r  •:i£:':^-in:i- 
r.v.tti'l  boaipruohoa.  mit  oinora  >oa>:  nioh:  ir.-"  jClii'hta  Ei-ügehea  in*  Detail  r^  Aiit-. 
.'11  br.v.sv'a.  Pii'sca  '.■o-.doa  ladkMtior.o!;  ea:»pr-.:hta  o:.:»ider  di*  ali^ecieii.'sa  KriL 
'.•.,»;:>or  oder  dio  Svooi.»lVr.»r.kOr.hSustfr. 

Va    s-.v-h    -s:    ov.io    -od,'  l»eh.»r.dluac    -.r.    ti-vs;    .iV.ct =»:=;n  Kra=.£  .'iibiv;!-;  :• 
N>5hVohc:-\  nur  <■::;  :::  ion  Orc:;:oa   ios  M^jrlirho:;  :;^i:-=ier  A::*»-^;    rv^^  =  ::t-r    i  -    i 
.Tvj.'r.r.iv-h;;',    \:;rVrd!"r,;;-!r.-a  .\a   ir;;'.ioh#  B:r..i:.'.lu:j:.  yii'.:i.^  i:.  r-rr::*-  V;'.ijs.:h-:i:*i 
•Vre  .\i>".  v.v. '.  ;>Tv  M-.:;^".".  v.jrko;:  s".el'.?:;,      P.\*  w'r.'.   :;:■;   -.rr-i.'hr  jj>r  li*»:   ■»  iri   r:z-: 

.   .     \. ..........  j^    .1..,.    ...  j.... [!....> — »    .    >.-.—  y -.    *— — -r...-r_  A_  ...  .*fc.  '..l-*  . 


N  : 


_.  V ; 


[rankenltniishclinnillunf; 


-     823    — 


Krnnknnpfl(*|ce] 


I 


I 


Patienten  vielfach  stüreu  müssen,  StüruDgeo,    die    in    noch  wi'itcrgehendum  Ma.isse  durch  die 
häutig  sich  wiederholenden  ärztlichen  Visiten  mit  ihren    oft    zahlreich    daran    theilnehmundeu 
Personen  und  durch  die  bei  den  einzelnen  Kranken  verweilenden  Besuche    gesteigert  werden, 
—    die    ungünstigste  Wirkung    dieser   eigenartigen   Verhältnisse    der    Krankeiihausbehaiidlung 
besteht  besonders  darin,    dass   ein   juder  gezwangen  ist,  alle  Hantirungen  und  Verrichtungen, 
welche  in  demselben  Räume  an  anderen  Kranken  geschehen    und   die  oft  unappetitlicher  und 
ekelerregender   Art    sind,    mitanzusohcn,    oder   gar    durch    den    Zwang,    dauernder  Zeuge  der 
Leiden  und  sogar  des  Sterbens  anderer  Kranker  sein  zu  müssen,  aufs  Tiefste  beunruhigt  und 
erschüttert  zu  werden.     Und  da  die  Krankenpflege    eine    ihrer    vornehmsten  Aufgaben  gerade 
darin  suchen  muss,  derartige  Einwirkungen  auf  den  Kranken,  welche  oft  sehr  erheblichen  Ein- 
iluss   auf  den  Ablauf  seiner  Krankheit  nehmen  können,  von  ihm  fem  zu  halten,  so  entspricht 
diese  Seite  der  Krankenhausbehandlung  keineswegs  den  Anforderungen  einer  rationellen  Therapie. 
Die  Behandlung  in  Specialkrankenhäusern   hat  andere  Aufgaben.     Bei  ihr  fällt  das 
nachtheiligu  Moment  der  Unterbringung  der  Krauken    in    grossen    gemeinsamen  Räumen    zum 
erheblichen  Theilo  oder  auch  ganz  fort;    sie    werden    dementsprechend  auch  von  Angehörigen 
der  besser  situirten  tlesellschaftsclasscn  vorwiegend  besucht;  und  erst  neuerdings  sind  erfolg- 
reiche Bestrebungen  in  die  Erscheinung  getreten,  auch  den  mittleren  Bevölkerungskreisen  die 
Woblthat  die.'ier  Anstalten  zu  ermöglichen.     Eine  jede  solche  Anstalt  dient    einer    eigenen 
Methode    der    Krankenbehandlung;    und    es    bestehen  derartige  Austal  Leu  für  Behand- 
lungsmethoden,   welche    entweder   eine    dauernde    und    ununterbrochene  Einwirkung    auf  den 
Kranken  nöthig  machen,  oder  aber  besonderer  Heilfactoren  für  ihre  /wecke  bedürfen,    welche  ^m 
dann  gerade  in  diesen  Anstalten  zur  Verfügung  stehen.     Manchmal  sind  auch  beide  Momente  ^M 
gleichzeitig  wirksam.     So  ist  das  bisher  der  Fall    gewesen    bei    den  Schwindsuchtshospi-  ^^ 
tälern,    welche    früher,    als    man    die  Einwirkung  eines  bestimmten  Klimas  für  die  Conditio 
sine  qua  non  dieser  Therapie   ansah,    in    entsprechend    gelegenen  Kurorten    errichtet    worden 
waren.     Jetzt,  wo  dieser  Heilfactor  fast  ganz    in    den  Hintergrund   getreten  ist  und  dafür  die 
sogenannte  hygienisch-diaetetische  Behandlung,  welche  zutrefTender,    da  sie  nichts  anderes  ist 
als  diese,  eine  sorgsam  ausgebildete  »specielle  Krankenpflege"  der  Schwindsucht  genannt 
werden  sollte,  jetzt  hat  man  überall  Ueilstätteu*  liir  Lungenkranke  zu  errichten  begonnen,  in  ^^ 
welchen  diese  speciellc  Krankenpflege  unter  genauester  Innehaltung  einer  für  jede  Stunde  des  ^M 
Tages  vorgeschriebenen  Lebensweise  und  Bethätigung  zur  Durchführung  gelangt.    Des  weiteren  ^1 
sind  es  die  Krankenanstalten  für  Ernährungstherapie,    welche  eine  solche  ununter- 
brochene Beeinflussung  und  Ucbcrw.ichiuig  des  Kranken    möglich    machen,    die  Anstalten  zur 
Herbeiführung    einer    Uebcromährung    oder    Unterernährung    und    der   sonstigen  dinetctischen  ^M 
Kuren.     Auch  für  Herzkrankheiten  beginnt  eine  eigene  Anstaltsbebandlung  sich  zu  entwickeln;  ^M 
in  England  giebt  es  bereits  allgemeine  Spitäler  für  Herzkranke,  bei  uns  in  Deutschland 
bilden  sich  solche  Anstalten  an  Kurorten  aus,  welche  auch  die  sonstigen  Behandlungsmethoden 
und  Heilfactoren  für  Herzkranke  zur  Verfügung  haben.     Schliesslich    machen  die  eigenartigen  ^M 
Krankhcitsverbältnisse  des  jugendlichen  Alters  den  Bestand  eigener  Kinderkrankenhäuser  ^| 
nothwcndig;  das  .Säuglingsalter  mit  seiner  spccielten  Ernährung,  das  Kindesalter  mit  seinen  be- 
sonderen Krankheiten  ertordern  diese  Specialisirung.    Und  ganz  besonders  ist  in  diesen  Kindcr- 
spitälem,  bei  den  im  Kindcsalter  reichlich  vorkommenden  Infectionskrankheiten,  die  Einrichtung 
besonderer  Abtheihingen  für  diese,  in  erster  Linie  für  Diphtherie,  Scharlach  und  Masern,  un- 
crlösslich.    Solche  lufectionsspitälcr  werden  auch  sonst  nolhwcndig,  insbesondere  in  Zeiten 
von  Epidemien,  wo  Choler.ispitäler  und  l'estkrankenhäuser  geschaffen  werden  müssen.    Und  dass 
für  die  Krankheiten  des  Centralner\eiisystems  Specialkrankenhäuser  bestehen  müssen,  Lst  darum 
unbedingt  geboten,    weil    diese  Krankheiten    entweder    zu    lange  andauenidem  SIcehthum  bei 
I     gänzlicher  Hülflosigkeit  des  Kranken  fülircn   und    so    Spitäler    für    Ncrvenkrankheite  n  ^h 
I     bcnöthigen,  oder  aber  als  Geisteskrankheit  sich  geltend  machen,  und  dann  natürlich  eine  Unter-  ^M 
'     bringung    solcher   Kranker    in    Irrenanstalten    erfordern.     Die    Krankenhausbehandlung  in  ^^ 

derartigen  Specialspitälern  ist  daher  nicht  zu  entbehren  und  leistet  sehr  Werthvollcs:  nur  i.st 
p  es  .luch  hier  naturgemäss  sehr  schwer,  eine  gewisse  Gleichlörmigkeit  der  Behandlung  und 
I    einen  mehr  oder  minder  ausgesprochenen  Schematismus  zu  vermeiden. 

r  MENDELSOnN. 

Krftnkeuhell,  l>ri  ToIz    in  Obiirbajorn,   (170  m   boeh.    Luftkurort  mit  Joclsoduchwefülquellen.     Kltmit    tnnMrf>n4,' 
milttffp  Ti'mpprBtar  in  i!er  Saison   17.4".  roUtiTP  FeuclitiKkoit  Ä7.  im  Sommer  <l'i,2  pCt.     \hfi  l}n>  V         •"    ' 
»n  0.3K  N'ilnnm-,  ri.S.'i  t'aleinmliictrlionat.  il.3  Chlor-.  (I.(N)I7  .loiliiatrium.    II,0I>I2  Kolilflisliirc.    0' 
ütulT.    Zur  l^ntrrstllttiing  boi  4eti  Karen  dioncn  (jueUüAlv.  <JiieUi;alf.»pifen,  8cifcngeii>t  »nd  (^nuU 
L       rtand  der  Bebindlung  bilden  Tomehinlich  SjruhilU.  äeroruloico,  Haut-,  Nerven-,  Franenkranliheiten. 

I  wObzbttko. 

Krankenpflege  ist  die  gemeinsame  Bezeichnung  für  drei  verschiedene,  wenn  auch  mit  cinandori 
nahe   verwandte  Disciplinen.     Man  versteht  darunter  einmal  die  Fürsorge  für  Kranke,    wclchal 
entweder  infolge  unzureichender  eigener  Verhältnisse  oder,  wie  im  Kriege  und  bei  Epidemien^ 
aus  Anlass    des    plötzlich    hereinbrechenden    grossen  Bedürfnisses    auf   die  P'ürsorge  der  All-i 
gemcinheit    angewiesen    sind,    die    ihnen    durch    die    weltliche   oder  die  geistliche  sogenannt 
„organisirte  Krankenpflege",  sowie  durch  Kranken  hausanlagen  und  ähnliche  Einrichtungen 
Tbeil  wird;  dieser  Zweig  der  Krankenpflege,  diu  , Kraukenversorgung',  ist  ein  bumaoi^ 


bestehen  in  der  systcmatiscben  und  wisscnschaltlicb  bevrussteu  V 
phystikaliseheD,   hygienischen,  psj-chischen    und  andersartigen   Hcm  . 
kleinster  Dosis,  welche  aber,  da  sie  andauernd  und   ununterbri' 
wirken,  durch  die   Suiuniation    ihrer  Effecte  sehr  wesentliche  utid  oit  au 
Wirkungen    herbeiführen,    und  die  darum  der  wisscnschrtftlicheti   Kraukefl 
einer    selbständigen    Ileibncthode    geben.      Diese    dem  .Vrzte    alleiaj 
dürfte  zutreflend  ,llypurgic"  (Meudelsobn)    genannt  werden  kä 
„Unterstützungmittcl    anwenden';    und    sie    ist   eine    selbstätidii 
therapeutische  Methode   dos  Arztes.     Es  wird  dalier  an    dieser  Stell«  x 
Hypurgie  die  Rede  sein. 

Eine  jede  therapeutische    Diseiplin    hat    zur  Voraussetzung    iltrer  Attaki 
Berechtigung,    dass    sie    über   eigene    Qeilmittcl    verfüge;  und    i"    'lir  flii 
jeden    solchen    Diseiplin    muss    das    Inventar    dieser    Heilmittel,    un  ' 
in  Gruppen  ihrem  inneren  Wesen  nach  geordnet,  die  erste  Stelle  cii 
]'harm,ikopoe  für  die   Pharmakotherapie  die  mcdicamentösen  Heilmit:' 
der  Hypurgie,  der  wissenschaftlichen  Jvrankenpflcge,  setzen  sieh  aus  > 
zusammen;  und  zu  diesen  gehören  zunächst  die  materiellen  Mittel  der  hrti 
welche  deren  gesammteii  technischen  Apparat  umfassen  und  welche  ri'in.  ia  .UiT 
Eintheilungspriiicipe  anderer  tlierapeutisoherDiscipliuen,  nach  ihrer  i' 
ihrer  Herstellung  griippirt  werdeu  können.     Sie  würden  deraeut.-j 
(ilasgeräthe,  in  Giimmiutcnsilien  und  Metallgeräthe;  und  zu  ihnen  k.f 
aus    anderen  Materialien    gefertigten    und    nicht   besonders  für  die  y  ■ 
bereiteten,    sondern    nur    angemessen    modilicirleu    Hausgeräthe,    ins!" 
standtheile    und  Zubehör   des  Bettes    bilden,    hinzu.     Die    zweite  'ir 
mittein  sind  die  somatischen  Mittel.     Sie  bestehen  in  allen 
deren  dem  Kranken  die  körpeilicbeu  Verrichtungen,  welche  das  t   _ 
sowie    diejenigen  Besonderheiten,    welche    der  Zustand    des  Krank^ciiji    bn 
Krankenpflege    entweder    ganz    abgenommen    werden    oder  durch  die  er  in  ihwrl 
Vornahme    in    so  weitgehendem  M.iassc  unterstützt  wird,   dass  sie  für  ihn  anticj 
geringsten  Anstrengungen  und  Beschwerdon  vor  sich  gehen.  Diese  somatischen  B«l 
um    so    grössere  Bedeutung,    als    die    täglichen  Verrichtungen    auch   in    '     " 
gehen  müssen,  die  beiden,  in  der  Krankenpflege  am  meisten  hervortretend 
die  mögliehst  ergiebige  Anwendung  dieser  somatischen  Mittel  notbwendig  ma 
und    die  Unbeholfenheit  des  Kranken,    welche  bis  zur  völligen  activen  Lei^tul 
keit  gehen  können,  und  die  horizontale  Position,  welche  die  Bettlage  mit:' 
welche    die    selbständige  Vornahme    dieser  Verrichtungen    erschwert    und   oft 
dritte  Gruppe   bilden    sodann  die  hygienischen  Mittel  der  K'-  -■•'''.• 
massig    in    somatisch-hygienische    und    in   psyehisch-hygienische  i 

fassen    all«    diejenigen    hygienischen  Kinrichtungcu    und  Anordne.;, (;.. 
scblosseneu    Aufunthaltsraiinie    ohnedies    gelten,    für    einen    zum    länger 
.'\ufeuthalte  eines  Kranken  bestimmten  Raum  jedoch  besonders  eiact  ausgefi 
und  vielfach  selbst  eigene  A4)änderungen  für  den  eigenartigen  Zweck  des  Kr 
fahren.  Soweit  diese Maassuahmeu,  wie  dieErwärmurn'  mU-i  Mikmiim.-  .I.r  Z^niajB 


[Kmiikonpllop;« 


S'25     — 


Krcalin] 


der,   wenn    man    so   ■will,   conceritrischen  Cinippcn    von  Personen    ausgL'ht,    welclie  mit  dem 

ranken    in  Conncx    kommen:    von    dem  Pflegepersonal,    von    der  Familie    und    von    dritten, 

cmden,  unter  dem  Begriffe  des  «Besuches"  zusammen  7.u  fassenden  Persiinlichkciton,    so  ge- 

lörcn  zu  den  psychischen  Heilmitteln,  deren  wichtigste  Einwirkung  die  Vermeidung  jeder  un- 

üthigen  Erregung  ist,  nicht  nur  alle  Momente,    welche    den    sogenannten  , Umgang  mit   dem 

ranken"  zusammensetzen,  sondern  vor  allem  auch  die  so  vielfach  vontilirte  und  noch  nicht  zum 

bschluss    gekommene  Frage    der  Ausbildung    und  der  Herkunft  des  Krankenpflegeperiionals. 

Alle    diese  Mittel    haben,   wie  diejenigen  einer  jeden  therapeutischen  Disciplin,    ihre  be- 

cndcrc  und  eigenartige  Anwendungsarl.    Diese  Art  der  Anwendung  ist  für  die  materiellen 

uilniittel  der  Hrpurgiu  eine  gegebene;  denn  diese  sind  zu  dem  vorbestimmten  Zwecke  eigens 

ergestelltc  Gorüthe,  welche  als  technische  Apparate  dieselbe  praecise  Anwendung,  aber  auch  die 

'gleiche  Bedeutung  beanspruchen,  wie  die  technischen  Heilmittel  andersartiger  Disciplincn,beispiels- 

■weise   der  orthopaedisehen    und   der  sonstigen  chirurgischen  Methoden.     Die  somatischen  Hcil- 

ittel    wiederum    beruhen    in    ihrer  Ausfühning  sehr  wesentlich  auf  der  Geschicklichkeit  und 

'der  Uebung  der  ausführenden  Personen,  während  die  psychischen  Mittel  der  Krankenpflege  an 

den  Tact    und    an   die  Intelligenz   der  für  sie  in  Betracht  kommenden  Persönlichkeiten  nicht 

(Unerhebliche  Anforderungen  stellen. 

Auch  mit  der  Kenntniss  dieser  zweiten  Gruppe  der  Anweodungsart  der  Mittel  der 
ypurgie  ist  die  Krankenpflege  noch  keine  wissenschaftliche  Disciplin;  denn  die  Anwendungs- 
art dieser  Mittel  entspriciit  in  der  .\nalogie  der  Pharmakotherapie  erst  der  ArzneiinittoUchre. 
"*i'as  al>er  die  I'harmakotherapie  erst  zu  einer  Wissenschaft  macht,  ist  die  Pharmakodynamik, 
eiche  die  physiologischen  EITecte  eines  jeden  Heilmittels  kennen  lehrt  und  damit  erst  seine 
isscnschaftiieh  begründete  Verwendung  cnnöglicht.  So  muss  auch  für  die  Mittel  der 
Krankenpflege  eine  Dynamik  dieser  Heilmittel  ausgebaut  und  vertieft  werden;  und 
■wenn  man  sich  vergegenwärtigt,  dass  keine  einzige  therapeutische  Einwirkung,  welcher  Art  sie 
auch  sein  mag,  eine  Function  des  menschlichen  Körpers  in  ihrer  Gesammtheit  beeintlusst,  sondern 
immer  nur  partiell,  wenn  beispielsweise  ein  Mittel  zur  Herbeiführung  einer  Stuhlentleerung 
entweder  nur  die  Peristaltik  anregt  oder  die  Dnrmcontenta  verflüssigt  oder  die  Reibung 
zwischen  Faeces  und  Dannwand  verringert,  so  vermögen  auch  die  Heilmittel  der  Hypurgie 
derartige  partielle  neilcfTecte  auszuüben,  und  selbst  solche,  welche  andersartigen  therapcuti- 
■rhen  Einflüssen  nicht  zugänglich  sind.  Für  das  Beispiel  der  Stuhlentlecrung  können  sie  das 
sogar  in  sehr  wesentlichem  Maasse:  der  EfTect  der  Bauchpresse  ist  sehr  erheblich  von  der 
Körperhaltung  abhängig;  und  so  sind  die  Mittel  der  Hypurgie,  welche  eine  angemessene  Körper- 
haltung bei  der  Defaoeation  schaffen  und  dadurch  die  Expulsion  der  Faeces  fördern,  in  genau 
dem  gleichen  Grade  PurgantitV  wie  die  entsprechenden  arzneilichen  oder  andersartigen  Heil- 
mittel, welche  ebenfalls  nur  Theilactionen  der  Gesammtfunctioncn,  nicht  diese  in  ihrer  .\llge- 
nieiuheit  günstig  beeinflussen.  Es  lässt  sich  auch  für  die  Mittel  der  Krankenpflege 
nachweisen,  dass  sie  wesentliche  Einwirkungen  auf  das  Zustandekommen  und 
den    Ablauf   aller   einzelnen    Functionen    des    menschlichen  Organismus   aus- 

ȟben,  und  dass  sie  darum  als  wahre  Heilmittel  zu  erachten  sind  (Mendelsohn). 
Vit  der  Durchführung  dieser  Dynamik  der  Krankenpflcgeheilmittel  ist  eben  aus  der  ^Kranken- 
pHege"  die  „Hj-purgie"  geworden. 

Sic  kann  das  aber  erst  dann  vollständig  sein,  wenn  auch  die  iDdicationen  für  die  An- 
wendung dieser  Mittel  durch  die  klinische  Prüfung  und  Beobachtung  ebenso  festgestellt  sind, 
wie  das  für  die  andersartigen  therapeutischen  Agenticn  geschehen  ist  und  geschieht.  Dies« 
Aufgabe  in  weit  intensiverem  und  umfangreicherem  Maasse  durchzuführen,  wird  sich  die  Klinik 
nicht  entziehen  können.  Zur  Voraussetzung  dafür  gehört  allerdings  eine  möglichst  praeciso 
Feststellung  der  Dynamik  der  Wirkungsweise  der  Krankenpflcgeheilmittel,  einer  Wirkungs- 
weise, welcho  bisher  auf  das  ausserordcntlichste  unterschätzt  und  gering  geachtet  worden  ist; 
sind  diese  Wirkungen  jedoch  praeciser  als  bisher  ermittelt  und  feststehende  geworden,  so 
besitzt  alsdann  die  specielle  Therapie  in  den  Mitteln  der  Krankenpflege  neue  grosse  und 
wirksame  Gruppen  von  Heilmitteln,  um  ihrer  Aufgabe  gerecht  zu  werden:  bestimmte  physio- 
logische Wirkungen  im  kranken  menschlichen  Organismus  herbeizuführen. 

MENDELS«  IHN. 


I 


Krapinil-Too|)]ilz,  im  Wiruilar  CdmiUt«  KroiUeu,  152 

haiifUScIiEich  zu  HAdi'rn  bcnutit  wvrden. 


baeh,   mit  42°  warmsii  indilForvntvn  Qaellon,  wskhe 

W. 


ci 


NHj 


+ 


hreatin,  IilcthrlKiii>ni<lini<.s»iX»ltur«,  TiüvKin^  flndot  aieh  bononden  im  Matkelsaftii  der  Sini^othidre,  TSgel, 
An)p)ii))ji>n,  Fi^clin.  aueli  im  Blut  iiud  bfi  oiniKPii  TLiPfPii,  in  geringf^r  Heng«  atieli  heim  Mpttsciivri.  tm  Ovliini. 
^yutUuti&eh  iiit  oh  durch  VoDtBrd  und  Strocker  ■nit  Cyanunid  and  Surkosln  orhallnn  wontrn: 

»j.  Es   korstallisirt   mit  1  Holncnl  M'uvsor   in  loono- 

^^n«'  klinon  Prismen,   dio  bei  UW°  daa  Kr}-Fit«tlw«.<iKiir  ver- 

XS    rii  .  na  .  onnn      Herxn.  lOsl  «icU  in  UA  Tli.  Wissor  bei  M",  in  !MUI  Th. 

_  ..  a    t     i  i'     ,,'  kilUm  «bsolutem   Alkiibol,  gir  ultlit  in   Aiither.     Di« 

Gjaatmid  Sarkoain  Kre.tln.  wässerige  LOsung   reagirt  ueutml     Beim  Kuebeü  niit 

Bar^tlijdritt    lorfllll  os  in  Snrkosln.  Rurnstuff  und  Meth^noduitoin,  C^U^NjO}.  mit  >jurck«illier<it;d  und  Wa»«er  lo 

OxaN&Dro    und  MetbylguHniilin.     Dureb   Erhitxeii    mit    Mineralalliiren    uder  CblorzinklUsung    udcr    bei    Erhitr.on    mit 

Wusnr  unter  Druck  auf  Hill"   gehl   e«  in  Krotlinin  über.    Eü  bildet  mit  äaureu,  suwie  mit  einigon  Saiten  kij- 

'  dlisirendc  Verbindungen. 

SPIEGEL. 


/CH, 
NfH 
NCHjCOOII 
Sukoaiii 


14— IGpCt.   Eiwüiss  und  '/i— 2  pCt.   Fett,   ist  trohlschmeckend  und 
verdaulich,  deshalb  aus  der  Kraiikendiaet  zu  streichen. 


Kri>islaar88lörnii^cii,    Oertel-Kur.      Pfis  Hoilvorfahren,    dos    Oertel' 
20  .lahron  im  i'igeuen   Interesse  entworfen  hat,  ist    ufit»T  <Jcni  Naiu«iJ 
allgemeines  geworden.     Es  erstreckt  sich  auf  chroni.scho  Störungen 
.'ipparates,    deren  IvKhirs.iehe  die  Insuffir.ieiiz    des    Herzens    ist.      Di»'  I 
experimentellen  Unler.suchungen  unil  Heohach fünften  gefunden' 
<iiaetetisclie,  in  innigem  Zusammenhang  mit  der  Kmäliriin'.:  - 
sie   der  Classe  der  mechanischen    oder  physikalisch- 1 
sannuenfa.ssung    die.ser  Mittel   in  zwei  Gruppen    sehri' 
chroni.scher  Kreislaufsstörungeu  in  zwei  Verfahren:    1.  in  ein  diaetw 
ein  mechanisch-gjninastisches.      Das  leitende  Prineip    der  gajiz«u  i 
ist  der  Ausgleich  zwischen  arteriellem  und  venösem  Systetn.   Knlftig 
gewordenen   Herzmuskels,    Krleichterung  der  Herzarbnit  durch    Ve 
bewegenden  Last  hezw.  der  Flüssigkeitsmenge  im  KörjMir,  Kntla.sliu)g 
weiterhin,   nachdem  der  Ausgleich  zwischen  arteriellem  und  vcnte« 
als  möglich  erreicht  ist,  Krhaltimg  desselben   oder    des  t'ircnlatioo 
cn:deni  oder  bestmöglichem  Zustand.      Mit    der  Kogidirung    oder 
Klüssigkeitsmenge  im  Körper  verbindet  sich  datier  die  Bebandluti:;  deii 
ülu'rm.'i.ssigcn,  falschen  lunl  ungenügenden  Ernälirung.  dann  die  l\r 
nuiskcls  durch   Hebung  der  Krnälining  und  durch  mechanisch-pinn 
durch  .\uslüsung  kräftiger  Her/.contractionen.  insbesondere  durch 
A.  Diaetetische  Methode.    1.  Reductinn  der  Flüssigkcif-mri, 
wü-sserutig    des.selben  durch  Verminderung    der   FlOssigkei: 
düng  mit  der  mechaiii.sch-gymn;tstischen   Methode    durch  l,...-....  .. 

.nusscheidung  durch   Muskelarbeit    und    durch  Einwirkung    phy.-iikalischffj 
Wiirme:    römisch-irische  Bäder,    l)ara])fhader    oder    auch,    iniless 
pharmakologische  Mittel,  Tilokarpin  etc.    2.  Belastung  des  Cireujatino 
die  Nahruiigsaufalune    so  jiiedrig  wie  möglich.     Vielfache  Zerlegnn 
in  kleine,  zumeist  auch  Trennung  iler  festen  Sp<;isen  von  il'-n  üetri 
starke  Anfüllung  des  Magens  und  einen  l)mck  von  unten 
und  auf    die  Ahdoniiualgefäs.se,    sowie  eine    zu  starke  !?•' 
Erhöhung  iler    Herzarbeit  durch  die    in  kur7er   Zeit    erf(dgen<ie  Kp 
Mengen  von  Speisen  und  Getränken,  oder  temporäre  Plethora  la  r« 
Art  der  Ernährung.     Bestimmung  der  Speisen,  der  (jiweis.sreiclu'n  unil  ^^ 
den  Nahrimgsmittcl  nach  Quantität  und  Qualität,  ••"»         "" 


,.l.,,n,l 


iFi 


naofnti/l     «)« 


ITX«. 


IT.irlinViiinfV      Aaa     RiivniaaKi--. 


[rpislatirsstörunpon 


—     R27     — 


Krmslaursstöruiippn] 


I 


von  verbrauchten  Striffnii  während  der  Steigbpwegung;.  M.  Krriffigiing  sfuiinitliebtT 
Muskeln,  Besserung  der  allgemeinen  Kmilhning  und  Hluthildung,  KrhOhung  der 
Lei.stuiigsfrihigkeit  des  Kör])ers  und  der  Mllgeineinen  Widerstandsfähigkeit  durcli  das- 
selbi!  Mittel,  »iiireli  Muskehirlieit  übi'rti:tn[)t,  (jynui:L«tik,  Turnen,  Hoizsiialten  u.  s.  w. 
4.  Krlii'ihinig  der  (•"liissigkeitsniisscheiiinng  in  Folge  vermehrter  Wa'sserabgabe  durch 
Haut  und  Lungen  unter  der  Einwirkung  der  cUaetetisrhen  und  meehaiiisfhen  Mittel 
auf  die  Funetionen  des  l  irganisnuis.  Entlastung  der  Nieren. 

Heide  .Melhodi'u.  die  di:n-teti.Mdn>  und  meehaniseh-gVTumvstische,  stehen  mit  einander 
in  innigster  Vei-I)iiiflüng  uiul  Weeh.sidbeziehung:  a)  die  die  Kreislanfssti'irungen  be- 
dingenden und  b)  die  von  ihnen  abhiiugigen  Krankheitszustände  zu  beseitigen.  Sie 
werden  daher  aueli  in  der  Kegel  zugleieli  in  .\n\vendung  gezogen:  snn.st  kann  es  .sieli 
nur  darum  hajuicln.  (h'e  diactetisehe  der  mechaniseh-gynuiastisehen  eine  Zeitlang  vor- 
ausgehen zu  lassen,  da  entweder  dio  Realisirung  der  Ten-ainkurnn  augenblieklieh  Zeit 
und  Verhältnis.se  veriiiiulern,  oder  bei  hoeligradiger  Stauung  und  besonders  stark  herab- 
gesetzter Ilerzkraft  eine  medieainentösc  Behandlung  und  Entl.istung  des  Kreislaufs, 
eine  ausgiebige  Entw.ässcrung  des  Körpers  vorher  dringend  nothwendig  erscheint. 

Indieationen  bilden:  1.  llii-  den  Stauungen  im  Blutkreislauf  zu  Grunde 
liegende  Ursarhe  selbst.  Kraflabnahnie  des  Herzmuskels,  Altnabnie  des  Blutdrucks 
im  Aorteusysteni,  Störung  dos  hydrostatischen  Gleichgewichts,  a)  Bei  sonst  intaetem 
Gefäs,sain)arate:  in  Folge  von  Fettsucht  unter  Insuffici<'nz  und  |)iIatntio)]  des  Herz- 
nniskels,  durch  liyanitiod  und  Atrojdiie  des  Herznuiskels  in  Folge  von  Anaenue, 
Ciilorose  und  Hydr.temie  u.  s.  w.  oder  durch  theilweise  Degenerationsvorgängc  in 
den  Muskelelementen,  b)  Bei  Beschiidigung  des  Circulation.sapparates:  im  Herzen 
selbst  bei  Klapitenfeldern  umi  ihjcIi  nicht  vollständig  eingetretener,  ungenügender 
oder  in  Abnahme  begriffener  Aceonimodation  des  Herzens,  hei  Störungen  des  l^uDgen- 
kreislaufs.  Emphysem.  Einengung  des  Bmstranms  durch  Verkrümmung  der  Wirbel- 
säule, Kyidioskoliose  etc.  II.  IHe  von  den  Kreislaufsstöruugen  abhfingigcn 
secundären  Krankheitszustände:  a)  Socundäre  Ernähnings-störungen ,  über- 
niä-ssige  Fetthildung,  seröse  Plethora,  Hydraemie,  Blutarnnith  u.  s.  w.  b)  Krank- 
hcitsziLStänrie  als  Folgen  der  Stauung  im  venö.sen  Apparate:  Katarrhalische  Verände- 
nnigen,  Stauungsk:itarrhe  der  Schleimhäute  der  Kespirationsorgane,  des  .Magens, 
Darmes  u.  s.  w.,  secundän-  Erkrankungen  der  Haut  als  vicariirenden  Organs  für  die 
Nieren  in  Folge  von  ("ongestivzustünden  und  Hypersecretion,  Ekzeme,  Fuss.schwei.sse 
u.  8.  w.,  Störungen  der  Filtration,  der  Exosmose  u.  s.  w.,  endlich  bei  aneurysmatisclier 
Erweiterimg  diT  GefäLsse,  hauptsiu^hlich  der  Aorta*,  bei  welcher  durch  den  erhöhten 
arteriellen  l>ruck  eine  plötzliche  grössere  Sch:1digung  oder  selbst  nnmittelhare  Lebens- 
gefahr umi  der  Tod  eintreten  kann.  Es  steht  ausser  Zweifel,  dass,  wo  es  gelingt, 
eine  hinreichende  Erniedrigung  des  Blutdrucks  zu  erzielen,  auch  der  Zeitpunkt  der 
Zerrei.s.s«ng  des  .•uu-urysinatisrlien  Sackes  ln"niuisgerückt,  die  Lebensgefahr  für  die 
nächste  Zeit  verniimlert  werden  dürfte.  Die  hauptsächlichste  Indication  liegt  hiiT 
für  das  diaetetische  Heilverfahren  vor. 

.\usführung.  Man  leitet  d;us  Heilverfahren,  wie  es  bei  der  Behandlung  von 
Herzkr.inkheiten  überhaui)t  geschehen  soll,  mit  der  Bestimmung  der  Flüs.sigkeits- 
bilanz  ein,  2  Tage  unter  gcwolinter  Flüssigkeitsaufnahuic,  2  Tage  unter  stark 
herabgesetzter,  und  bestinnnt  darnacli  die  für  den  bezüglichen  Circulationsap])arat 
zulris.sigen  Flüssigkeitsniengen.  Eben.so  wird  die  Diaet  n:u:h  dein  Ernährungszustand, 
Eiweiss-  und  Fettbesfand  des  Kranken  eingerichtet  nnd  je  nach  Umständen  entweder 
sofort  oder  später  die  Grösse  der  mechanischen  Einwirkimg  auf  das  Herz  durch  die 
Geh-  und  Steigbewegung,  womöglich  an  einem  Terra inkurort,  bestimmt  unter  ge- 
nauer Angabe  der  Arbeitsleistung,  der  zu  begehenden  ebenen  oder  mehr  oder  weniger 
ansteigenden  Wege  und  bezfigliehen  Wegstrecken.  In  der  gleichen  Weise  erfolgt 
die  Znfheilung  der  gynm.a.stischen  Uebungen.  Indem  der  Kranke  unter  beständiger 
ärztlicher  Contrnle  gehalten  wird,  erhöht  man  lang.s.im  die  Arbeit.saufgabe  durch 
Vernieiining  der  Wegstrecken  und  Heranziehung  von  Wegen  mit  grösserer  Steigung, 
lä.sst  iumuT  die  nöthigen  Ruhepau.sen  i-intreten  und  grös-sere  Arbeitsaufg:iben  nnt 
kleineren  abwechseln,  bis  die  Kreisl.aufsstörungen  sich  so  weit  wie  möglich  ausge- 
glichen und  (Las  Herz  wieder  erstarkt  und  der  (lirculationsappar.-it  zur  Norm  zurück- 
gebracht oder  der  bestmögliche  Zustand  erreicht  ist.  An  die  Kur  schliessen  sich 
Vorschriften  zur  Erhaltung  des  Erfolges.    Eine  medicamontöse  Behaiullung  katni  auch 


aurlj  diese  Kraiiklii'iteu,  wenn  nicbt  der  Tod  uiiniittottiÄ 
diantutisrhe  Metlmde  noch  günstig  beeinflusst,  itamentlid 
der  KoKt  und  Regulirung  der  Flüssigkeitsaufiiahine.  uju   nicht  durrh 
Aufnahme  die  Kreisl.iufsstrirungon  nnd  die  davon  aliiiflngigoii  sulijet-Jirt 
Op|)resbion  auf  der  Brust,  .stenokardiscbc  Schmerzen,    l>_vs|)^Ol^   k.iniil 
stelij;  und  rasch  zunehmender  Weise  zu  erhi'lhen.     Auch  die  Kin| 
mente.    namentlich    der  Diuretica,    der  Digitalis,    gestaltet    sich 
8chr;lnkter  als  unter  abundanter  Aufnahme  von  Flüssigkeit. 

B.  ('nntraYndicationen  gegen  die  Anwendung  des  Ahd^i 
fahren.«.  Gegenanzeigen  in  diesem  Sinne  liegen  vor:  In 
keit.sreduction  in  Fällen,  in  welchen  unter  normalem  Wa•^'<|  i , 
der  (iewebe  eine  Kindickung  unter  die  Jiürni  nicbt  angestrebt  wenlcn 
leibigkeit  luid  manchen  Herzkrankheiten  im  Anfangs.stadium.  fiiio  H» 
Flü.s,sigkcitsaiifna!inH'  kann  hier  nur  uüthwendig  werden,  wenn  der  Kr 
wölint  hat,  über  die  Norm  grosse  Mengen  von  Getr.'lnken  zu  sich  n  i 
atul(;re  Krankheitszustilnde  durch  die  Verminderung  der  FInssigkeitMufnd 
wiegender  Fiweissernfthrung  eine  Steigenmg  erfahren,  wie  Ciicht,  h.ir 
liegt  die  .Aufgabe  so,  da.ss  durch  IMfl'erenzbestinimungen  berai 
mus.K,  unter  welcher  Fliissigkeitsaufnahine  iler  meiste  Friu  eiitie 
schr.'inkung  der  Anfn;dnne  xon  Fett  und  Kohlehydraten  ist  wlbs 
schlössen,  wo  ein  norni;iler  oder  gi-ringer  Fettliestand  vorhanden  ist 
Enifihnmgsstriruiigeii,  iiiaiigelh.'ifte  Fett-  und  Blutbildung  liestehen  und 
dieser  zugli'ich  als  Aufgabe  der  Theraiiic  betrachtet  werden  rniuo.  l'i 
gewissen  l'Vttbest-ind  auch  der  Eiweis.sbestand  des  KnrjM'rs  abhäiisi? 
letztere  bei  zu  weit  gehender  Knffettimg  nicht  mehr  erhalt«-»  wcnli4 
Abnahnu;  der  Leistungsfähigkeit  des  Körpers,  Schwilrhezustände  sind  ' 
Methode  ib-r  Kntfettiing  dii'  gewöhtiliclien   Folgen. 

('.  {'ontraindicationen  gegen  die  Anwendung  des  tnirh»! 
nastischen  Verfahrens.  Die  Methode  setzt  Fillle  voraus,  in  wlq 
mfiglich  ist,  durch  die  Stelgbewegnng  mehr  oder  weniger  kräftige, 
auszulosen.  Wo  dieses  nicht  mehr  j:elingt,  kein  Ai-rstärktes  Hei 
der  Steigbewegung  mehr  eintritt,  der  l'ids  nicht  voller,  lijirter, 
d.  h.  der  Blutdruck  zunimnit,  sondern  im  (-iegentheil  die  Herzconln« 
fitändig,  rre(|ueiit  und  anhuhmiscli  erfolgen,  der  Kranke  kein  Herjkli 
sondern  stark  ifysimoibdi  uiui  cyanotiscli  wird,  kann  durch  die  uieckiiiJ 
sehe  Mi'tliode  nur  selten  ein  Erfolg  melu'  erzielt  wenlen.  In  vicl'u 
mit  einer  sclion  zu  weit  vorgeschrittenen  1  »egeneration  des  Henm« 
schon  die  Unniögüchkeit  einer  Ausführung  der  Methode  die  Gegen 
S]n'cielle  Contniiiidicationen  geben  folgendej 


krf>i8iHiin*8toriin|r(*n 


Kreosot] 


Lxur  Alihf'iluii^  K^l^^ninuMi  ist.   meist  in  Foip'  i'iiicr  zu  firossi-ii  körjnTÜclii'n  Aiistreii- 
fgung;  weit  vorgoscliritti'tic  Skicroso  dur  Kraiizartcrii'n,  wolcho  diu  i''ini;iiiruii};  <iiT  in 
auspclirciti'tcr  Def^t-neration    bojrrifTr'nuti  Muskel  fasern    lii'ointr:u'hti};;fn    und    eine    go- 
f steigerte    Zufiiiir    vtm    Nalirniaterial    so    viel    wie    uninüglieli    niaclii*n;     aii^enieino 
|Atiien>tnatose  der  Arterien.  Iiei  weli-her.  da  die  Gefä.ssc  nicht  mehr  im  Stande  sind, 
Idurrli  ra^rlic  Heralisetzinig    der  Wandspannung    den    durch    diu  Steigbewegung  sich 
lerln"iheiuieii    lllutdruck    zu    coinpensiren,    insbesondere    der    Hirngefüsse,    leicht    eine 
Serreissuiig,  .\()fjple.\ie,  zu  füreliten  ist;  Aneurysmen  der  Aorta*  und  aiulerer  Gefä.ss- 
[stämnie;  vor}:esc!irittene  i'lironisciie  Kntziimiung  des  Nierenparenchyms  mit  ^'er^l(lung 
prösst-riT  lilomerulusliezirke  in  Folge  lang  bestellender  Herzfehler;  r'lirmiische  Nieren- 
erkrankung aus  irgend  welcher  Ursache,    in   welcher  eine   Entlastung  des  Kreislaufü 
in  keiner  Weise    melir    zu    «'rreicheii    ist;    einfache  Stauungsoedeme.    auch  weim  sie 
hochgradig  sind,    sciüicssen  die  Metlioiie    in  keiner  Weise  ans;    schwere  Erkrankung 
lies   Uterus  uiui  der  Ovarien   bei    Frauen  ii.  s.   w. 

In  Fällen,  wo  eine  erbliche  lielastnng  für  .-Vthcromatoso  besteht,  aber  noch  keine 
[\errin<lerung  au  den  Gefässen  naehweisliar  ist.  diirfti'  die  Steigbewegung,  speciell 
Ida.s  Kergsteigi'u,  proplivlaktisch  zu  empfehlen  sein.  l).i  während  dos  Steigens  eine 
fden  zunehmenden  Hlutdruck*  e(>m|iensirende  Erweiterung  des  Gefilssrohrs  eintritt  und 
[l:uige  Zeit  nachhält,  so  liegt  in  der  Steigbewegiing  eine  physiologische  Beeinflussung 
|«les  Arterienrnhres,  seiner  Elast  icität  nmi  FrniUirungsvorgänge,  Gymnastik  der  Arterien, 
vic  sie  durch  kein  anderes  Mittel  erreicht  werden  kann. 

Inilem  sf»  ilie  diaetetiscli-mechanische  ISebandlung  (b^^r  Kreislaufsstörungen  auf  diu 

'^in  Frage  konunenden   physikalischen  Eli'mente  und  die  bewegenden  nmf  hetiinremjen 

Facluren,   Kraft  utut   Last,   einzuwirken  vermag,   besitzen   wir  in  derselben  eine  lliera- 

peutische  .Mefhuile.  deren  recoustniirende  Wirkung  von  keiner  anderen  erreicht  wird. 

l'er  Erfolg  li;ingt  dabei    ab  von  der  geuaiteii  Individualisiruug    unter  Erwägung  der 

I  vollen  Wirkungsweise  der    zur  Verfügung    stellenden  Mittel    für  den   einzelnen   Fall, 

l  der  Indicatioiten  und  ContraTudicationen,    sowie    :indererseits  von   der    nothwendigen 

IBerücksicbtigimg  der  aus.sordem  besteh<'ndcn  Indicationen  für  die  Anwendung  anderer 

I Methoden  und  Heilmittel.  „ 

I  OEKTEL. 

Veo80t,  Creasotum.  Creosole,  Creasote.  Ph.  G.  m,  ist  eine  klare,  schwach  gelbliche, 
rst.-irk  lichtbrechende,  ölige  Flü.ssigkeit,  spco.  View.  1,07,  Sdp.  205—220.  Trotz  der  sorgfältig 
langegebcuen  HeactioDCu  der  Pharmakopoeu  wird  sich  niemals  eine  gleichartige  Mischung  der 
ITerschiedcncn  in  dem  KrcosDt  enthalteucn  Körper  feststellen  lassen,  so  wie  sich  dies  ja  au» 
idem  weiten  Spiehaum  dos  Siedepunktes  ergiebt.  Kreosot  ist  unverdünnt  ein  starkes  Actz- 
Imittel  und  erzeugt  üastrocnteriüs.  Durch  Resorption  kommt  es  zu  Schwindel,  .Vthemnotb, 
IBewusstlosigkeit,  Sinken  der  Herzkraft,  Lähmung  uud  Tod.  Krämpfe,  wie  bei  Phenoliutoxi- 
[tation,  fehlen. 

I  Das  Kreosot  ist  besonders  in  Kapseln  als  Mittet  gegen  Tuberculose  empfohlen  worden, 
tllinc    innere  Dcsinfectiou    von  Tuberkelbacillen    durch    directe  Einwirkung    ist  nicht  erwiesen 

■  irorden  und  nicht  anzunehmen.  Die  Besserung  des  Allgemeinbefindens  muss  deshalb  auf 
rändere  Umstände  zuriii^kgeführt  werden,  möglicherweise  auf  die  stark  dcsinlicirendc  Kinwirkung 
nuf  Magen  und  Darm  bei  etwaigen  .Vutointoxicationen.  An  Stelle  des  Kreosots  ist  besser  das 
pßuajakol*  anzuwenden.  Auch  zu  allen  anderen  therapeutischen  Zwecken,  zum  Mundwasser, 
num  Aetzcn  cariöser  Zähne,  empliehlt  es  sieh,  statt  dessen  diesen  Körper  zu  benutzen  oder 
pCarbolsäure  anzuwenden.  Dosis  zu  Mund-  und  Gurgelwasseni,  Injectionen  1  : 2(X)  Aqua,  zu 
LSuppositoriun  0,5,  zu  Klysmen  0,5—1,5  pro  die,  innerlich  zu  0,01^0,1  in  Lösung,  PiUen. 
IKapsclD.    0,2!  pro  dost,  1,0!  pro  die. 

t  Aqua  Kreosoti,    .\qua    Binelli  Ph.  G.  I;    1:100  Aqua.     Trüb,    ei  tempore    zu 

I  bereiten.     TheelöfTelwcise  bei  Bronchitis,  Magengnhruiig,  Diarrhoe. 

%  Emulsio   Kreosoti  Audloud:    Kreosotum  3,   Oleum  jecoris  Asclli  180,    Vitellum 

ft  ovi  1.    Zu  Klysmen. 

I  Mixtura  Kreosoti,    Creasote  Kixture  Ph.  Brit.:    Krcosotuin,   Acidum  aceticum 

b  glaciale  ii  1,  Spiritus  .Tuniperi  2,   Sü-upus  simplex  32,  Aqua  480.    Täglich  2  bis 

I  4  Esslöffel. 

I  Oleokreosotum,  Krcosotoleinsäureaether,  ein  gelbliches  Oel,  spcc.  Gew.  0.95, 

I  löslich  in  Aether,  Chloroform.      Giebt  mit  Gummi  leicht  eine  Emulsion.     Es  wird 

W  im  Körper  zerlegt  und  ist  weniger  giftig  als  Kreosot.    .Anwendung  wie  dieses  sub- 

I  cutan  und  intern  (Prevost). 

■  Ungueutum  Kreosoti  Ph.  Brit.:  Kreosotum  I,  Unguentum  simplex  8. 

K  1.  JACOB.SON. 

■  Kreosot  wird  aus  Holzthecr,  besonders  von  Bucbcnholz,  gewonnen;  das  Od,  welches  nach 
Hoem  sauren  wässerigen  Vorlauf  übergebt,   wird   fractionirt,   das   oberhalb   180°  destillircnde 


dimcthjlaethcr    CeHjCOCH,)!  •  (OH),    Mcthvlprrogalloldimeth%  . 
Propylpyrogalloldiinetbj-laether   C5n2(C3H-)(dCH:,).(0H).      LM^     - 
giubt  mit  Brom  einen  rothbniuncn  harzigen  Niederschlag,   mit  seh' 
mit  graugrüner  oder  schnell  vorübergehender  blauer,    zuictart    -  •' 
wird  hiiulig  mit  T'hcnol  verfälscht.    Zur  Erkennung    dient    n 

und  1  Th.  Wasser,  in  der  Kreosot  nicht,  rhenol  in  jedem   N'l. j 

dium;  heim  Schütteln  mit  einem  gleichen  Volum   des    letzteren    bleibt 
klar,  vührcud  Pheuol  ciuc  gallertartige  AosschciduDg  bewirkt. 

KreMin  1ii>»cU>1it  m^  Itoltkrosolen.   die  durcb  ooneontrirt«  wXss«ri|te  LOsDug  toq  krosoiji 
lüiilieb  gtMuac-Ll  sind.    Es  ist  eine  braune,  in  Waxiier  kl&r  lOsliche  Flüssigkeit  mit  u«a 

Kresol.     Ortho-,   Mota-  und  Parakresol,   zusammen  Trikresol    j^ii^nDt, 

stanzen,    welche  der   Karbolsäure  und  den    dieser  lihnlicheo    .\ 
verleihen.     Die  roho  Karbolsiinre    enthält    ungefähr  50  pCt.  '1 
wiLsserstüffcn.     Aus  ihr    hat    man    durch    Hitiiufügung    von    i- 
Pracp.iratc     dargestellt:      Crcolin*,     Lysol*.     Kresin*,     KrC'- 
Solutol*    u.  a.     Alle   diese  Prneparate    haben    denselben    Nao 
wechselnden  Krcsolgehaltcs  der  Karbolsäure  unglpichmdssig  zus. 
liehe    Wirkung    der    Ncbcnproductc    aus    der    Karbolsäure    unn    'iie    nur 
Mischungen    geben    mit    kalkhaltigem  Wasser  Trübungen.     Es   ist  iu  Kolf« 
pfehlenswcrthcr,  Liebreich'.s  Vorschlag  zu  folgen  und  das  reine  Tr '  • 

Kresolsaponat  wurde  zuerst  von  Kurkhurdt  als  Eiüata  d' 
Mischen  gleicher  Theile  roher  Karbolsäure  und  reiner  Kaliseife  und  l.n.uii 
bade    bis    zur    klaren  Lösuug.     Es  hat  ebenso  stark  baktericide  Eigen» " 
aber  in  den  verwendeten  Concentrationeu  angeblich  keine  Nebenwirkungeal 
(icgensatz  zum  Karbol  auch  bei  ganz  kleinen  Kindern   verw.indt  werdea. 
Wendung  mumilicireu  die  oberen  Epidermisschuppen,  werden  braun  und 

Liquor   Krcsoli   saponatus    wird  ebenso  dargestellt,    nur   tritt  «ii  51 
Karbolsäure  das  Cresolum  crudum,  welches  aus  Trikresul,  höheren  HomoU 
dieser  selbst,    Pyridin,    Naphtalin  etc.  besteht.      Ganz    ähnlich    zusomma 
Ilaschig,  Krcsapol,  Phenolin,  Sapokarbol.    Für  chirurgische  /Cwecke  geoS 
Lösung. 

Kreiol  l«t  dia  BeteicLnunfr  de«  OiTtoluuls,  CgH^CHi'OH,  dta    dor  Thrurti-  .-iiUfrrrtalJ 
ItHnnl  ist.     Im  Steinliolilenthocr   linden   sieh    alle    drei  gsniaeht,   ebenso    >: 
Trciinunc  der  lisumeren    durch    fraeÜMnirte  Destillation    ist  wef«ii    der  nali 
Su(.serKt  schwer.    Will  man  ttie    fUr  «ich  haben,   so  stellt  man   sie  aus  den 
zotiren  und  Erhitzen  der  Diatolnsungen  her.    In  chemischer  Ucziebang  doiii 
trelTeo  die  Kre»ole  dasselbe  noch    an    desinfiolrender  WirVune.     Hoph  wsr  ' 
Walser  der  Verwenduni;  hinderlich,    ffemiöchc  der  .T  ' 
Destillation  erhaltou  werden   kOonen,  be^itjien  eine  . 
luügeu  die  Kresulu  durch  .Subatitutiun  von  Alkjlon  .• 


Kretotlnsänre,  A  cid  um 


■t.Tl' 


•"-WcCC 


irpiiimapr 


Croprj 


I 


KrSnznach,  Hoolhml  im  Kvit-Bci.  Kulilrna,  l(ir>  m  lipcili  (inüchatit  grIi'Ktiu,  mit  nilMiim  Kllnis.  Diu  tU«il<  lur 
Tntik-,  thriU  Dinfaeh  odor  nntor  Ztiii«ts  Ton  Mtittcrlikugi«  zur  Uadolcur  ilionondcn  (Junllnn  sittd  bis  tu  'J4'*  wann 
unil  "iithallKn  bis  lu  14.15  Nalriuin-.  2,U<I  I  alriiim-.  (I.lr>  Kuliiin-.  II.MiJ  Lithinni-.  O.M'J  Barjrum-,  0,084  i^trulltiilDi-, 
n.l't:!  UnintfeiumeliluriiJ,  0,2:1  Itrom-,  0.0014  [.Itiilinagiipstuin,  0.0118  ItuhliMiifauros  Kiienuxydut,  0,(HK>4  areionoaurou 
Kalli.     InlLilaturittin,  Maflsago.  Hctlgjmna.stik,  ElelttrutlictaiMo,  Tiaitbonkuion. 

WORZBUUd. 

Kroeteogift.  Die  getneiae  Kröte,  Bufo  vulgaris  s.  cincreos,  die  grüne  italienische  Kröte,  Bufo 
viridis  s.  v.iriabilis,  und  andere  Arten  der  t'ialtung  Bufo  besitzen  in  ihrer  Haut  zahlreiche 
wantenfijrmige  fiifidriisen,  die  besonders  reichlich  hinter  der  Ohrgegend  angehäuft  siud.  Das 
Gift  tritt  bei  Berührung  der  Thiere  als  milchige,  klebrige,  eigenthümlich  widerlieh  lauchartige 
Flüssigkeit  aus.  Es  besitzt  eine  stark  örtlich  irritirende  Wirkung,  erzeugt,  in  das  Auge  ge- 
bracht, heftige  Conjunctivitis  und  Keratitis,  im  Munde  verursacht  es  brennenden  Schmerz  mit 
starker  Uothung  und  Schwellung  der  Schleimhaut.  Allgemeine  Vergiftungen  beim  Menschen 
liegen  nicht  vor.  Thiere  gehen  nach  Einspritzung  des  Giftes  fast  unmittelbar  nach  der  In- 
jcction  zu  Grunde.  Wird  Blut  mit  Krötengift  im  ReagenzgLisc  gemischt,  so  wird  das  Uaemo- 
globin  iu  Methaemoglobiu,  durch  grosse  Mengen  von  Krötengift  in  Haematin  umgewandelt. 
Im  cireulircndcn  Blute  wird  diese  Blutverüuderung  nicht  beobachtet,  wahrscheinlich  weil  die 
Thiere  zu  schnell  der  Wirkung  des  Gifte.«  erliegen  (Pugliese).  Neben  dem  local  irritirend 
und  auf  das  Herz  digit.ilinartig  wirkenden,  chemisch  nur  ungenau  gekannten  Bufidin  oder 
Phryntn  kommt  im  Krütengifte  nach  Calmels  Isocyanmethyl  (Mcthylcorbylamin)  CH3 "  NC 
und  Isocvanossigsäure  vor,  welche  auf  ins  Nervensvstcm  lähmend  wirken. 

LANOOAABD. 

Krondorf,  hei  Karl«bid,  mit  olkaliaehen  Slaerling«n  (1,1  Natiiara-,  0,6  Otloinm-,  0,3  Msgnesinm-,  0,017  Elscn- 
btcarbuiial,  774  ccm  frcin  KohlonsHurc). 

W. 

Kropr,  Struma,  Goitrc,  Gozzo,  Goitro.  Untpr  Kropf  vorstehen  veir  ciue  krankhafte 
ViTilmloruiig  der  Schiifldrüse,  die  meist  mit  einer  Vergrösseruiig  derselben  oiiiber- 
geht  »nd  von  geringfügiger  Anscjnvelhing  eines  oder  beider  (..appen  »der  des 
Jsthmu.s  bi.s  zu  einer  enormen  Voluniszunahme  des  Orgaus  führt.  Mau  unterscheidet 
unilaterale,  bilaterale  oder  mediane,  ferner  suhniaxillare,  substemale,  sowie  mobile, 
waiidenule  Kröpfe  (Wiilflen.  Letzttire  kommen  in  Folge  abnormer  Beweglichkeit 
des  Kehlkopfs  nnit  der  Trachea  bald  retrosternal,  bald  an  die  richtige  Stelle  zu 
liegen.  Die  Driisensubstanz  ist  nach  verschiedenen  Richtungen  hin  in  ihrer  Structur 
verändert,  sodass  man  je  nach  Betheiligung  resp.  Entwickelung  des  betreffenden 
Gewebes  eine  Struma  parenchymatosa  s.  follicularis,  fibrosa,  vasculosa,  colloides  scu 
gelatinosa  .■intrifft.  Erstere  i'ntsteht  durch  Hyperplasie  der  Follikel,  deren  Zellen  sich 
durch  Theilniig  vcrnirdireii.  Au  manchen  h>tellen  kommt  es  nach  Verdünnung  der 
Septa  und  .S-h\\und  iles  Epithels  zur  Bildung  grös.sei-er  unregelinä.ssig  gestalteter  kol- 
loidhaltiger  .Mveole».  Die  Struma  Hbros,i  kommt  durcii  Hyperplasie  und  Sklerose 
des  iiiterstitit'lieii  Gewebes  zu  Stande  und  zwar  gewöhnlich  in  einer  bereits  bestehen- 
den oder  gleichzeitig  sich  entwickelnden  Struma  parenchymatosa  scu  foUicul.iris.  Je 
nach  Entwickelung  der  (iefässe  wird  eine  Struma  .aneurysmatica  und  varicosa  be- 
schrieben. Tritt  eine  .starke  ainyloTde  Üegener.ation  des  GefiLsses  und  des  Parenchyms 
der  Drüse  ein,  welche  dem  Organ  ein  wachsartiges  Ansehen  giebt,  so  hat  man  aucli 
von  einem  Wacliskropf,  Struma  arayloides,  gesprochen.  Das  foetale  Adenom  (Wolf  1er) 
11t  eine  epitheliale  Neubildung  <lar  und  entsteht  aus  atypisch  v;iscularisirtem,  em- 
onaleiu  Drflsengewebe.  In  Mcw  Kr(">i)fen  können  sich  .acute  Entzündungen  und 
Absc&ssbildiingen  entwickeln.  Stninia  intl.-imm.'itoria,  Struniitis,  welche  auch  auf  die 
Umgebung  übergehen  und  zu  l'eristrumitis  führen  können.  Ursach(^  derselben  siud 
(Tavel)  verschiedene  Streptokokkenavten  und  der  Bacillus  coli  communis. 

Mau  unterscheidet  zwischen  einer  angeborenen  und  erworbenen  Kropfkrankheit. 
Der  Kropf  kann  sich  bald  endemisch,  bald  sporadisch  zeigen.  Ersterenfalls  ist  er 
an  meist  scharf  abgegrenzte  Bezirke  gebunden,  die  sich  aber  über  die  g.onze  Erdoberflilcho 
zerstreut  vorfinden.  Die  Entstehung  des  Kropfes  ist  auf  eine  lufection  durch 
einen  organischen  an  bestimmte  tellurische  Gestaltungen  gebundenen 
und  durch  das  Wasser  dem  Menschen  übermittelten  Krankheitskeim  zu- 
rückzuführen (Ewald,  Die  Erkrankungen  der  Schilddrüse,  Wien,  IS'J(i).  Die  Struma 
congenita  kommt  f;ist  ausnahmslos  im  Gebiet  der  Kropfendemien  vor,  die  Struma 
acquisita  ist  dagegen  nicht  an  bestimmte  territoriale  Grenzen  gelnuiden. 

Je  nach  der  Art,  welclie  Entwickelung  und  Verlauf  des  Kropfes  zeigen,  kann  man 
einen  acuten  und  chronischen  Kropf  unterscheiden.  Der  erstere  ist  in  Folge  von 
Anstrengungen  beim  Geburtsact,  bei  Husteiianfiillen  oder  nach  dem  Trinken  von 
Kropfwasser  oder    in  Folge   einer  acuten  Hyperaemie  der  Drüse  beobachtet  worden, 


«m  iyni]iiui«iiienHii  oamnin  nui  iBnm  <ra«gaiKB>i«iw<Ki;isit'ii. 
XII    l)l:mrotber    Verfärbung,    Kopfschnxirzeii    und     ."'. 
ratinn  und  besonders  die   Exspiration    wird    diirrh    liuii    l'niiii  «Iwl 
auf  die  Trachea  oder  die  in  pleichein  .Sinne  wirkcnib'  Lühinun^  di-rl 
dtin-li  Coniijrussion  des  Recurrens  erschwert.     Auch   dies  Monu'iit  sin 
{»rucii,  der   so    stark  werden    kann,  dass   eine   angi'schnitteni'  Venr 
s|iritzt.     Herxkbipfen,  gesteigerte  Frequenz  und  Unregelmässigkeit 
eine  gewöhnliche  Erscheinung,  und  zum  Theil  durch  den  direcli 
gcschwulst  auf  die  Kami  cardiaci  Vagi  bedingt.      Eine  besonderr  ] 
Üislocation  und   Compression  der  Trachea   durch  den   Kropf,    wnbvi  < 
Luftröhre    ()uer    oder    längs  gestellt,    auch  wohl   geradezu  türi|ajrt 
scheideiiföriiiige  Krümnuing    henorgenifcn     winl.       fiewrihnlich  wiril 
Luftröhre,  Kiinrpelriiige  und   bindegewebige  Theile,  durch  den  Orack 
zur  Atrophie  und   Erweichung  gebracht.      An  Stelle  »li' 
schlapiier  Schlauch,  d.i-s  Luftbaiid  (Kose),  welches  unter  i  a| 

ständig  zu  niihte  inacheti  kann.    Solche  Zustände  können  eintreten, 
Kropfgfsclnvulst  in  bedeutendem  M.iasse   nach   aussen    hin  entwid 
ilirccte  ("onqu'ession   resp.  Versi'hiebung   der  Stiiuinbrmiler,    theils 
liecurrcus  entstehen  l'iu'alysen  und  Paresen  der  Stimmbänder  (in  • 
Sprache  wie  Athinuiig  verändert  resp.  erschwert  werden,  und  gel? 
liehe  Erstickungsanfälle,  plötzlich  meist  ohne  Vorboten  und  iu  flbp 
Nachts,  beobachtet  werden.    Die  Stimme  verändert  sich,  wird  aaff»Iln 
und  tonlos,  sngenainife  Kroi)fstinune,  und  die  Kranken  niachen  dun  FJnil 
an  Aslhni.'t  litten,    l'elier  die  i-'r.ige,  wie  weit  dieses  Asthm.i  eini- uervi'« 
oder  durch  dirccte  Compression  des  Nerven  hervorgerufen  sei.  iM  i 
Worden.     Siclierlick  aber  handelt   es  sich    lun   eine  Compn-ssioiM 
im  Laufe  der  Erkraiikimg  auftretenden  l)ysph.igie.    I)i"'selbc  kann 
Schlingbesclivvcrden  bis  zu  totaler  Unfähigkeit,  zu  schlucken   nsp. 
zubringen,  zunehmen.      Da   sie  auch  bei  retropharyngealen.    äux 
liaren  Kröpfen  vorkommt,  kann  unter  Umständen  die  UrHache 
behinderung  lange  Zeit  verkannt  werden. 

Die  Diagnose  des  Kropfes  macht  unter  gewöhnlichen  l« 
Schwierigkeiten.  Nur  die  retrosternalen,  retrocIaviculAren  und 
Stnunen  sind  schwer  zu  erkennen.  Von  den  anderen  am  Hals«'  vnA« 
schwülsten,  Cysten,  Aneurysmen,  Lymphomen  etc.  sind  sie  in  der  Krg 
grenzen.     Schwieriger    ist    es,    ilic  Natur   der  KropT        '  M 

Dieselbe  wird  sieh    im  Allgemeinen    nach    den    obi 
zi'lneii  Kropifonneii  ennittcin    las.«en,    ist    aber    häutig    erbt    durch 
UntersLicbung  am  Leichentisch   festzustellen.    Per  Verlntif  di -,•  nnr 

ist     ein     nfif>rniiH     JaniTsnni*»r      vnn     Hpr   .Ini>*iTiiI    lii-^ 


tropf  —    833    —  Kumysp 

,  sich    dabei    um    ein  itCitzliclips  Zusaintnenf:ill(>ii    (Ins  erweichten    Traclicnlsfliliiuclies 
oder  um  eine  Parese  oder  einen  Spasmus  clor  lUottis  oder  um  Tod  durrli  plötzlichen 
Druck  der  Kropfgcschwulst  auf  die  erweichte  Trachea  (Kriinlein)  handelt,  ist  immer 
LDoch  nicht  entschieden. 

Die  Behaniilunp  des  Kropfes  ist  eine  pn>])liylaktisrhe   um!    eine   directe.     In 

Brsterer  Bezichun};  steht  die  Venneidunp  von  Kro])lge;^enden  bezw.  notorischer  Kropf- 

Jbrunnen  oder  (Quellen  in  erster  l..inie.    Dazu  kommt  die  Verhessr-rung  der  allgemeinen 

[hygienischen  Verhiiltnissn.    Die  medicann-ntiise  Keliajidlung  der  Struma  stützt  sich  auf 

[den  Einfluss,  welchen  das  Jod   in  den  verschiedenen   Formen    seiner  Anwendung  auf 

Iden  Kropf  hat.    Mau  hat  da.s.selbe  innerlich  als  Joilkalitim,  als  .lodeisen,  als  .lodoform, 

|8usserlich  als  Salbe  oder  Tirn.'tnr  anjcewaridt,  und  damit  ausfjezeichnete  Krfolge  erzielt. 

I  Das  Gleiche  gilt  theilwei.se  von  den  parenrliymatcisen  Jodinjectionen,  doch  sind  dieselben 

nicht  ganz  gefahrlos,  da  in  der  Literatur  ca.  '2H  Fälle  bekaimt  gegeben  sind,  in  denen 

ein  blitzartig  schneller  Tod  nach  .solchen  liijectionen  erfolgte,  oder  Zellgewebscntznn- 

dungen  um  den  Kropf  herum  oder  eine  wahre  Stnmiitis  auftrat.     An  Steile  der  .lod- 

tracparate  hat  mau  auch  F/i.senclilorid,  Arsenik,  Alkohol  und  Krgotin  in  Einsjiritzuiigen, 
'luor-Wasserstoff,  in  halbproccntiger    Losung  in    l*nsen    von   20 — 25  Tropfen,    inner- 
I  lieh  gegeben.    In  hohem  Maasse  nierkwfirdig  ist  die  zuerst  von  R e i  n  b o hi  gemachte, 
^von  ßruna,  Kocher,  Ewald  u.  A.  bestätigte  Erfahrung,  dass  der  Kropf  nach  Ver- 
fütteiimg  von  Schilddrüsen.substaiiz,  sei  es  in  frischem  Znstaudc,  sei  es  iu  F'orm  der 
1  T:d.>letten  oder  des  Thyrojodins  nach  verhältnissmässig  kurzer  Zeit   um  ein  Beträcht- 
liches zurückgeht.      Irulessen  ist  von    einen)  vollständigen  Verschwinden   der  Struma 
iiicbt  die  Kede,  sondern  die  Wirkung  scheint  auf  da.s  die  einzelnen  Kropfknoten  ver- 
birnJemle    und    einbettende    hyper|)lastische  Gewebe  beschränkt   zu  sein.      Im  Allge- 
I  meinen  scheinen  jinigero  Kröpfe  die.ser  Behanfibmg  zugänglicher  wie  ältere  Exemplare, 
(loch  sind  hier  wohl  auch  itulividuello  Verschiedenheiten  vorhanden.      Inmicrbin    ist 
ein  Rückgimg    des  Halsumfanges  bis  zu  4Vs  und  ö  cm    in  verbiiltnissmä.ssig    kurzer 
Zeit,    nämlich    schon    innerhalb    iler  ersten   14  Ta.!;i>  nach  Beginn   der  Schiiddriis(>n- 
Itherapie,  beoJiachti't  worden,   wobei  2 — 5  Tabletten  pro  die  zur  Verabfolgung  kamen. 
>8t("trende  Nebenwirkungen  sind    bi-i  vorsichtiger  Anwendung   des  Mittels    so   gut  wie 
I  ansge.sclilo.>isen,  doch  tritt  gelegentlich  eine  vt-niiehrte  Pulsfre(pienz.  auch  wohl  Herz- 
Ipaljutation  und  ein  leichtes  Scjiwächogefühl  ein.     Nach  Aussetzen  des  .Mittels  gehen 
I  diese  Erscheinungen  schnell  zurück.     Von  .Mikulicz    ist   an  Stelli'   der  Schilddrüse 
rauch  die  Tliymn.-*.  angeblich  mit  gleich  gutem  Elrfolge,   gegeben    worden.     Eine  um- 
fänglichere Mittheilung  oder  Bestätigung  von  anderer  Seite  steht  noch  .ans. 

BWALD. 

KrjniCA)  Karort  in  Oftlizicn,  im  NordftbhAtige  der  Kirpftlhen  584  m  buch  KüschQUi  ((etogen,  mit  gureichen,  kftlk* 
hftltigßD  Eisenquellen  (0.03  Eitfenbteftrbunat). 

W. 

KryoHn,  CHjOCHj-CO-NHCrJIj-OC^H,.  ist  ein  ConcJensttionsproiluet  au  D-Pbenetidin  nnd  MelbylglylinUllur». 
Wpi<<fie,  gemobloite,  bitter  nnd  bci6«eud  scbmeokendf'  Nadeln,  Sehmii.  i>8— W)".  itebwer  lutlich  in  kaltem,  leiehinr 
in  .siodcndom  W'ae<8er.  Ea  ist  wirksamer  wie  Phenacutin*.  da  es  leiebtcr  durch  den  Ma^n-  und  Damtsart  verseift 
wird  und  ist  als  Anodynnm  nnd  Antipyreticnro  erapfublen  wurden  (Eiebhorst,  Brefiler).  Dosis  0,5—1,0  in 
Fulrer,  Oblat«D  mehrmals  tIgUeh. 

J. 

Kumys,  Tschi^ao,  ist  ein  moussircndes  Getränk,  welches  aus  Stuten-  oder  auch  aus  abge- 
ndiniter  Kubmilcb  durch  saure  und  alkoholische  (lährung  bereitet  wird.  Die  ZusammeD- 
setzuug  schwankt  je  nach  der  Zusammensetzung  der  Milch  und  der  Dauer  der  Gährung. 
Echter  Kumys  enthält  etwa  2,2  pCt.  Eiweiss  und  Pepton,  2  pCt.  Fett,  1,5  pCt.  Zucker, 
0,9  pCt.  Milchsäure,  0,S  pCt.  Kohlensäure,  1,7  pCt.  Alkohol,  0,3  pCt  Salze,  Kuhmilch-Kumys 
dagegen  3,4  pCt.  Eiweis.s  und  Pepton,  2  pCt.  Fett,  1,8  pCt.  Zucker,  0,7  pCt.  .Milchsäure, 
0,8  pCt.  Kohlensäure,  1,9  pCt.  Alkohol,  0,5  pCt.  Salze.  Lässt  man  die  Milch  länger  als 
3fi  Stunden  gähren,  so  hat  der  Kumys  weniger  Zucker,  aber  mehr  Alkohol,  bis  zu  2,65  pCt., 
und  Kohlensäure  bis  zu  I  pCt.  Kumys  ist  also  Nabrungs-  und  Genussmittel  zugleich,  wirkt 
als  Nutriens,  aber  auch  als  Stimulans,  in  grö.sseren  Mengen  genossen  sogar  berauschend. 
Seine  Bekömmlichkeit  ist  nicht  bei  Allen  dieselbe  und  richtet  sich  auch  nach  dem  Alter  des 
Getränks.  Kinder  und  Individuen  mit  Neigung  zu  Durchfällen  vertragen  ihn  im  .Allgemeinen 
nicht  gut,  und  frischer  Kumys  von  24  Stunden  erzeugt  leichter  Unbehagen,  Kollern  im  ünter- 
leibc,  dünno  Stühle,  ein  Kumys  von  72  Stunden  dagegen  Verstopfung.  Wer  ihn  gut  verträgt, 
spürt  bald  seine  nährende  und  Appetit  erregende  Wirkung.  Indicirt  ist  er  besonders  bei 
.\nacniie,  bei  .allgemeiner  Schwäche,  bei  Erschöpfungszuständen,  bei  Tuberculose.  Pleuritis. 
Pneumonie  und  Bronchitis,  falls  sie  obrouisch  sind,  dagegen  contraVndicirt  bei  Neigung  zu 
Haemoptysis,  bei  anaemischen  Zuständen,  so  lange  noch  Blutungen  bestehen,  bei  Neigung  zu 

0.  Liebreich,  Enejklupaedie.     II.  Band.  gg 


butter  in  den  flandel  kommt.   Vermöge  ihres  erbeblich  niednjferenPri 
Ernäbning  des  Volkes  mehr   und  mehr  eingebürgert.     Vom    r>^'"    r 
ist  gegen  den  Genuss  von    nus  gutem  Material    hergestellter   i  it 

da  sie  nach  Versuchen  am  Menschen  und  Thicrcn  an  Bckümmlu e  i 

der  Naturbutter   kaum  nachsteht.     Im  Deutsclien  Reiche  darf  sie  nur  xmie 
«Margarine"  feilgehalten  werden.  Die  Kunstbutter  entb.Hlt   lOpCt.  WaoerJ 
Fette:   sie  ist  von  der  reinen  Butter   dadurch  untersehiedeu,    daas   in   ilir  i' 
flüchtigen  Fettsäuren,  Butter-,  Capron-,  Caprinsäurc,  nur  in  Spuren  rorii 

Aus  frischem  Cocosnussöl  wird  die  farblose  und  fast  genichlnj*  f* 
(Schliiick),  die  fast  100  p Ct.  Fett  enthält  und  beim  Backen  Venrendua^f  " 
nntzung  als  Speisefett  ist  das  nicht  völlig  zu  beseitigende  Aroma  störend. 

Knpfer,  C'u,  Atompt^wicht  63.3,  spec.  Gew.  8,94,  Schmp.  g^eo  10^'- 
(Ics  HihhIcIs  eiitliiiit  iiifist  gpriiigc  Meiigi'n  von  Ki8<>n,  Ar9*>n.  SdiwrWj 
ist  «ioiniich  wi-irii,  z.lli  und  ge.schineiiiip,  .st:irk  gläiizonü,  von  roti« 
(Iclinliar.  Es  kann  zu  feiii.><teru  Praht  ausgezogen  und  io  «-lir  dM 
walzt  werden,  «tie  grünlich-lilaue.s  Licht  durchlaswen.  An  trockwier 
Metall  ujivcrrinderl,  in  feui-liter  bedeckt  es  sieh  allniählieh  i' 
von  liasisrli  kohlcnsaureni  Kupfer.  I)as  selion  seit  den  :i 
.Mi'tall  (aes  ry[irieniii)  linili't  sich  gediegen  hüutig  in  Würfeln  uiiii 
Von  (U-n  vcclin-itften  Kupfererzen  sind  die  bek.inntesten :  Malaciiit.  RoAl 
kupfererz,  lüipFiTlasur,  Kupferglanz.  Kupferkies.  In  kleinen  ilfiigifl 
noch  In  anderen  Erzen  mit  Blei,  Silber,  Wismuth,  Arsen  etr.  .luf  nm 
in  der  .Nckerr-nle.  Aeltere  Angaben  Aber  das  Vorkommen  geringer 
in  der  Pflanzenwnlt  sind  vielfach  angezweifelt,  weil  man  den  KujifwS 
liei  der  Analyse  verwendeten  Materalien  zuriickführte,  dodi  sind  W' 
Tschifch  inid  K.  B.  Lehmann  bestätigt  worden.  Cliarrli  fand  u» 
EarlistotVi'  der  El  ii^el federn  von  Turaeo  (Bananenfre.ssor)  5.9  pCt.  Ku] 
entdeckte  in  dem  llhite  mancher  Schneeken  einen  blauen  Farlfloi 
Harless  Kupfer  nachwies.  Hilulig  wurde  Kupfer  in  Organen  des.  Jli' 
in  Leber.  Galle  nnii  Gallensteinen,  vorgefunden. 

lJ;t   Kupfer  bei   Luftzutritt  von  ganz  schwachen  Säuren,  Kohlensli 
Weinsfinre,  von   Eett  und  Kodisalz  angegrifTen  wird,  so  ist  es  erltlirlia 
Speisen    beim  Kndien    in  blanken   Kiipfergefässen    nidit    kupfcrhaltii 
aber  beim  Stehenlassen  ati  der  Luft. 

Grüne  Gemiis{'.  welche  in  kupfernen  Gefilssen  oiler  mit  Zusaa  «fl 
oder  Ku[)fervitriol  gekocht  werden,  behalten  ihre  grüne  Farbe.  & ' 
der  Bildung  einer  sierlebest.lndigen  Kupferverbindung  des  rTiluropIildll 
cyanin.sauren  Kujifer.s  (Tschirch).  Daneben  enthalten  die  CoDsenenmn'li 

lu  verdünnter  Salzsäure  uml  SchwcfeLsiui 


—     835     — 


Kupfpr] 


.l)l;iulirfi   u;riini'ii   NiciliM'schlaf;;    von  Kiijiferhydroxyil,  iinlO-slich    im  Ucltci-sohussc,    lös- 

l^licb  in  Aminoniak,  der  Iteini  Kiicheii  in  wassprlialtiges,  srhwarzes  Kuitferoxyd  über- 
teht.  Fcrrocy;mi<:iiium  füllt  in  Siiizsaurf  unlö.slichos  rnthltraunps  Kupferferrocyaiiür. 
tum    Nachweis  vnn   Kiiiifw   in  <>r{:ani;n,    CorisprviMi,   Friirlilrn  clc,  werden  dieselben 

Imit  Schwefelsäure  niincralisirt:  nach  dein  Verdani[)fen  und  Wiederaufnahme  mit  Salz- 
Säure  wird  das  Kupfer  durch  Schwefelwasserstoff  gefallt. 

Die  in  Wasser  lüslichcn  Salze  gehen   mit  Kiweisskrirpern  schwerlösliche  Verbin- 

•^dungen  ein,  welche  im  überschüssigen  Eiweiss,  nicht  aber  im  Ueberschusse  des 
ITillungsmittels  Ifislich  sind.    Je  nach  (,'oncentratinn  nnd  chemischer  Zusammensetzung 

Ides  Salzes  werden  iU/.ende  ndr'r  ad.'^triii^irende  Wirkungen  hervorgebracht.     In  Sub- 
stanz   oder    concentrirter  lAsung    aHerireii    die  Kiipfersalze    die    intacte   Haut  nicht, 
hingegen  wirken  sie  in  dieser  Form  auf  Wunden  oder  Schleindiüiite  ätzend,    in  ver- 
düiniten  Liisungen  adstringireini  «nd  secretiDiisvermindernd.    Von  Wunden  kann  ebenso 
Wie    vom  ünterhautzellgevvebe  aus  Resorption    erfolgen.      Bei  Aufnahme    durch    den 
Wuml  zeichnen    sich  itie  Kupfcrsalze  neben  der  adstringirenden  Wirkung  noch  durch 
den   ekelhaften   Metallgesclimaek  aus.     in  Folge  ihrer  locai  reizenden   Wirkung  stellt 
sich   je    nach    der    Menge    und  (Jnncentration    der    aufgenommenen  Kupfersalzlösung 
heftiges  Erbrechen  oft  grüngefärbter  Massen  ein.     Entweder  folgen,    besonders  wenn 
■  der  Magen    gefüllt    war,    nach    dem   Erbrechen    keine  weiteren  Erscheinungen  mehr, 
der    aber    es    zeigen    sich    die    F^rscheinungen    der    acuten    Kupfervergiftung 
^(heftige  Magenschmerzen,  wiederholtes  Erbrechen,  schmerzhafte  Durchfälle),  die  unter 
Krämpfen  und  (  ollaps  zum  Tode  führen  können.     In  Folge  tler  Zerstörung  des  Darm- 
^epithels  tinriet  in  solchen  Fällen    auch    ergiebigere  Resorption    statt,    und    es    treten 
I  dann  nervöse  Erscheinungen,   Nephritis,   flaemoglobinurie  etc.  zu  Tage.     Bei  wieder- 
I  holter  Aufnahme  von  Kupfersalzen  in  nicht  brechenerregendcn  Gaben  kommen  immer 
I  nur  geringe  Mengen  zur  Resorption.      N.ich   anhaltender  Ku]>fer/.ufuhr   hat  man  eine 
I  Herabsetzung    der    Muskel-  und  Nerventhätigkeit,    Henunung    der    Enfwickelung    der 
Zellen,  Vermindenmg  der  Zahl  der  rothen  Blutkörperchen  uml  Bildung  eines  kachek- 
tischen  Zustaiides  iieobachtet.    Auch  degenerative  FVocesse  in  Leber  und  Nieren,  so- 
wie eine  directe  Schädigung  des  Blutes,  eine  Zerlegmig  des  Blutfarbstoffes,  und  hier- 
durch hochgradige  Anaemie    scheinen  die  Kupfersalze  zu  liewirken  (Fi lehne). 

Das  in  den  Säftestrom  aufgenommene  Kupfer  wird  langsam  durch  Harn,  Darm 
und  Galle  ausgeschieden  und  nur  in  geringen  Mengen  in  der  Leber  aufgespeichert. 
Nach  subcutaner  odiT  intravenöser  Application  nicht  ätzender  Kupfersaize  f;md 
Harnack,  (hu-is  Dosen  von  0,4  bezw.  U.O'i.'i  CuK  bei  einem  Hunde  tödtlich  wirken. 
Neben  Unsicherheit  in  den  Beinen,  Schwäche  im  Gang  schreiten  die  Symptome 
allmählich  fort  bis  zu  einem  vollständigen  Lähnuingszustand;  Herzschl.ag  und 
Respiration.'itH'Kegungen  uenbii  .•ui.'xserordentlich  schwach  und  langsam,  die  ru]dllen 
Kind  erweitert.  l)ie  Sensibilität  bleibt  «'rhalten,  und  die  auf  Reiz  venirsachten  will- 
kürlichen Bewegungen  fallen  sehr  mangelhait  aus,  die  Respiration  wird  obei-flächlich, 
und  zugleich  erlischt  allmählich  die  directe  Reizbarkeit  der  willkürlichen  Muskeln. 
Der  Tod  tritt  ohne  erhebliche  Zuckungen  unter  Herz-  und  Res])irationslähnumg  ein. 
Die  Ku|)fersa!ze  wirken  in  Folge  der  Bindung  von  Schwefelwasserstoff  dcsodori- 
sirend  unti  verhindern  in  verdünnten  Lösungen  die  Entwickelung  von  Mikroorganismen. 
Ans  die.sein  (irimde  werden  sie  imierlich  vielfach  gegen  Infectionskrankheiten,  Lungen- 
schwindsucht, f'liolera,  Intermittens,  besonders  bei  r)amikraiikheiten,  auch  als  Band- 
wurmnrittel  und  äus.serlich  bei  chronischen  Hautkrankheiten  gebraucht.  Gegenwärtig 
linden  die  Kii[)ferpraeparate  ihre  hau]»t.sächlich.ste  innere  Anwendung  als  Brechmittel. 
In  geeigneten  Gaben  erfolgt  die  emetische  Wirkung  rasch  und  ohne  Nausca.  Be- 
sonders angezeigt    erscheint  diese  Anwendung  bei  Phosphorvergiftung*. 

Zum  äus.seren  Gebrauch  dienen  Kupfersalze  als  Aetzmittel  und  als  Adstringenticu, 

in  Substanz  zur  Kauterisation  von  Geschwüren  (Muttermund),  Zerstörungen  von  .Nmi- 

bildungen    bei   Trachom    und    Granulationen    der    Conjunctiva,    als    Streupulver    für 

Sehankcrgpschwüre  und  Komlylome.     Concentrirtere  Lösungen  werden  in  Fistelgiingc 

injicirt    nnd   verdünnte  finden  Anwendung  bei  Bindehautkatarrh  und  bei  Gonorrhoe. 

Cupruni  oxydatum  nigrum,    Kupferoxyd,    stellt    ein  schwarzes,    amorphes, 

geschmack-  und  geruchloses  Pulver  dar,   ila.s  in  .sauren  Flü.ssigkeiten  sich  allmählich 

Lauflöst,     [»ie  innere  Anwemiung  geschieht  in  Pulverfonn  meist  mit  Zimmt  in  Gaben 

von  0,05—0,5,  äusserlich  in  Salben  (1,0 — 1,5  :  30)  bei  entzündlichen  Anschwellungen. 

I  53« 


Kupfervitriol  we(!;en  dessen  stärkeren  localen  Heizung 

Cupruin  arsenicosum,   arsenigsaures  Kupfel      _ 
leiden  rnipfolilen.     Für  einen  Krwachsenen  0,0006  g  pro  die    in    I 
aile  10  Minuten  bis  */j-stündig  1  KsslOffel  zu  nehmen.     Erf.ihrangrn 

Cupruni    aceticum,    Aerugo  crystaliisata  s.  destillata 
aeris,  krystailisirter  Grilnspan,  neutrales  essigsaures  Ki 
-|-  HjO,    zuerst  von  Basilias  Valentinus  bereitet,    stellt    dtuikelMai 
Krystaile  dar.     Beim  Kochen    der    wiis.serigen   Lösung    entweicl 
eni«!tebt  liasisch  es.sigsaures  Kupfer,  welches  in  helllilniien  Nadein    _ 
gei.st  l<i.'<lich  ist.    ALs  .schwach<'S  Aetzrnittel  war  Grünspan  Bestandthsfl 
lieber  Hühneraugenpflaster  (Kniplastnini  ad  clavos  pedum),  desGri/nspi 
Aeruginis  s.  viride),  des  (Ixyniel  Aeniginis  (Üngnenhun  aeg)-pti.iruifl 
von  Geschwüren  im  Munde  und  Rachen,  ferner  der  Tinctura  Cnpri  acrti 
(wird  nach  Schacht  hergestellt  durch  Auflösen  von  ]  Th.  kry.stallisi 
Kupfer   in    einem  Gemisch  von    1  Tii.  20  proc.  Essigsäure  und  55 
einem  Zusätze  von  23   Th.  90  proc.   Weingeist).     Essigsaures  Kupfer  ia 
des  Se.hweinfnrtergrfins. 

Cuprurn  nitricnni,  (NO^XCn -j- 2HjO,  salpetersaures  Kupfei 
liunkeHitaue,  pnsni:»tis«'he  Krystaile,  welche  in  Wa.sser  leicht 
liUft  7.crfiiessen.     Wurde  ab  und  zu  als  Aetzniittel  und  bei  li 

Cuprum  sulfuricum,  Kupfervitriol,  blauer  oder  c)pri>cl 
blauer  Galitzenstein,  schwefelsaures  Kupferoxyd,  bildet  lil 
Krystaile,  die  bei  220''  w.nsserfrei  werden.  Letztere  sind  weiss  midn 
Wasser  an.  Aus  den  grns.sen  Kryst.illen  des  Kupfervitriols  Ias.sen  mA\ 
nieter  lange  Aetzstifte  (Kup ferst ifte)  herstellen.  Lapis  diviniu  *. ' 
Cupnim  alnininatum,  stellt  eine  bläuiichweisso  51as.se  dar,  welche  «»« 
von  Kupfervitriol,  Alaun  und  Salpeter  ü  16,0  nebst  einem  Zusalie  reo 
steht.  Kupfervitriol  ist  we.seiitlicher  Bestandtheil  der  Fehliiig'scheri,  B* 
Locweschen  und  Worni-Müller'schen  Lösungen,  welche  dem  .Vafh*< 
(|uantita1iven  IScstiinmung  des  Traubenzuckers  dienen,  indem  beim 
Kufiferoxyd  in  alkalischer  Lösung  durch  Traubenzucker  zu  KupffnU 
wird,  welches  sich  als  gelber  oder  rotlier  Niederschlag  zu  erkennen  pi'btl 
alkalische  KupfersuH'atlösungen  gclien  Biuretn-action*.  Cuprum  «ulfuni 
Rnieticuni  in  Pulveni  mit  «i  Zucker  oder  Pulvis  gnmniosuä  zu  0," 
15  Minuten,  bis  Erfolg  eintritt,  verabreicht.  Verwendung  finden 
4—10:  100,    adstringirende  Lösungen  0,5—1  :  160  und  SaU)en  4:100 

KnasB  ist  ein  durch  gleichzeitige  saure  und  scbtracbe  alkoholische  Gähnog ' 
dium  der  Nacbgäbrung  befindliches  rusidscbes  Nationalgettänk.     £s  kann  f 


[Hwass 


—     R37     — 


Kyphose] 


holgehalt  sehr  niedrig,  bei  et-wa  1  pCt.,  gehalten,  4.  das  Entstehen  milchsnurer  und  essig- 
saurer Gäbrung  begünstigt.  Man  hat  daher  wohl  gelegentlich  höhnend  den  Kvass  als 
sauer  gewordenes  Dünnbier  bezeichnet. 

Die  Geschichte  dos  Kwass  reicht   um   mehrere  Jahrtausende   zurück ,    denn    das  soge- 
nannte   Bier   des   Alterthums    war   thatsächlich  Kwass.      Wirkliches  Hopfenbier   existirte 
fast  bis  zur  Zeit  Karls  des  Grossen  nur  bei  einzelnen  wenig  bekannten  Nationen  des  Ostens. 
In  der  medicinischcn  Literatur  taucht  der  Kwass  erst  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  auf,  fand 
in  Westeuropa    aber   keine   Beachtung.      Auch   eine    zu   seiner   Empfehlung   dienende    1S96 
erschienene  Schrift  von  Kobert  blieb  unbeachtet.    Auf  dem  Congresse    zu    Moskau   hingegen 
.und  bei  den  sich  an  diesen  anschliessenden  Reusen    in  dos  innere  Russland  lernten  Hunderte 
ron  Acrzten  dieses  billige,  unschädliche  und  wohlschineckeade  Getränk  kennen  und  schätzen. 
Russland  wird  und  wurde  es  von   jeher    von    Reich    und    Arm    gern    getrunken.     Für  die 
Üationaloekonomie   Russlands   bat   es   eine   grosse   Bedeutung.      Bei   allen  Regimentern    der 
siscbeo  Armee  existiren  besondere  Kwasskocher,   welche  Officierskwoss   und  Soldatenkwass 
Rierstellen.    Kobert   hat   sich  lUher  bemüht,    auch  bei    der   deutschen  Armee  Kwass  einzu- 
Iführen.     Selbst  in  den  Krankenhäusern  und  Klöstern  Russlands    wird   allenthalben  Kwass  ge- 
Itrunken.    lieber  die  chemische  Zusammensetzung  liegen  nur  wenige  Arbeiten  vor,  von  denen 
rdie  von  Giorgicwski  und  Iljinsky  die  ausführlichsten  sind.    Nach  ihnen  beträgt  die  Menge 
ies  Alkohols  0,5 — 1,0  Volumprocent   und   der   Milchsäure  0,1— 0,5  pCt.      Nebenbei   ist  auch 
~  sigsäure  bis   zu  0,15  pCt.  vorhanden.      Von  Mikroben    linden    sich  Hefepilze,   sowie    süure- 
Ibildende  Bacillen.      Eine   grosse  Reihe    von  Rcrepten    zur  Kwassbereitung  ist  durch  Kobert 
idcm  deutschen  Publicum   ziignngig  gemacht  worden.     An  durstlöschender  Kraft,  Unschädlich- 
"keit  und  Billigkeil  übertrifft  der  Kwass  d.is  Bier  bei  weitem  und  deshalb  sollten  alle  .Mässig- 
llteitsvereine  seiner  Einführung  in  Westeuropa  das  Wort  reden. 

'  KOBEBT. 

Kydift  Roxb.  PflanxeDK>ilung  aus  dur  F«bi.  der  UftlrucuAn*.  Dnlorfam.  MaUeao,  nahe  rorwandt  Abatilon. 
K.  ealyeioB  Boxli..  im  llimaUya,  in  Birma  und  Ostiiidinn  liejtuirtch,  li«fprt  piiie  selileimreieba  Binde,  welche  gegen 
Dikbetes  angpwrndet  wird.    l)io  Butfaüern  wc*rdi'n  xu  Ui'spiniisten  vururbeitel. 

Kyllillglll  Kottb.  rflftQiongaitang  aus  dor  Farn,  der  Cjr p er uno ai**,  Untcrfam.  Hcirpcaa,  rorwandt  der  Gattung 
Cji>(>raB.  K.  odorata  Vahl  in  Brasilien  ala  Capim  nbrirono.  wohlriecbendos  (irae,  Capiffl  eidroira,  HeÜBsengraa, 
odur  Cupini  limon,  Limonpngras,  bezeichnet,  ist  ein  angenehm  riechendes  Kiedgras  mit  federlEieldielcon  Bhitumeu. 
Die  AuäiOgo  der  Bllittor  werden  als  sehwciji.4.  and  harntreibeud**^  Uittel  angewandt.  K.  pungon»  Link,  in  den 
braailianischen  Staaten  Bahia  und  Minas  Gera?«  als  Oapim  de  oamclou  bocoicboot.  Olbrt  ein  schwach  aroffla- 
^m  tisebes  Rhizom.    Wird  gegen  Bubr  und  Uiabntea  rerwendet. 

Kyphose.  Der  ruiuic  HtK'keii,  Kyplinsis  ilorsalis  arciiata,  hahitueüi:  Kypliose,  ist  ur- 
sprünglich tiifht  die  Folge  einer  Schwäi'he  iler  Kiickunniiisctilittur,  sondern  lediglich 
•  des  WilleiJS  uttd  des  iniuTvatnrijicheii  .Apparates.  Uir'  Kiudi^r  müssen  durch  eine 
genidezii  paetiagogisclie  Krziehiuij?  lernen,  ihre  Rfiekeniiiiiskeh)  wieder  dem  Einflüsse 
ihres  Willen.s  zugänglifli  zn  maclien.    liiturstützt  wird  dies  dnrch  i'ine  zwerkraä,ssige 

IGymiüistik,  .Sehwiinnicti,  Kuinpfdrehungen  und  Huinplstrocken,  während  die  Beine  auf 
einer  Pol.sterbaiik  tixirt  sind,  der  ( Ibcrkrirper  frei  herausragt  und  der  Kopf  mit  n.ich 
unten  geriehtoteni  Gesicht  möglichst  hoch  gehalten  wird,  ferner  <l:is  Tragen  schwerer 
Lasten,  Widerstandsbewegimgen,  auch  niilitärisdie  Marschübujigen,  den  sogenaimten 
langsamen  ScJiritt.  Später  lässt  man  p.issende  Hantelübungen  und  M,as.sage  folgen. 
Gynmxstfk  und  Massage  für  sieh  nliein  können  aber  nur  dann  angewendet  werden, 
wenn  keine  Contraeliii-en  der  Weichtheile  au  der  vorderen  Seito.  der  Wirbelsäule  vor- 
liegen, antJerenfalls  müs.sen  diese  erst  getlclint  umi  die  Wirbelsäule  riiobilisirt  werden. 
Dies  kann  man  auf  verseliiedene  Weise  erreichen.  In  leieiiteren  KiUlen  genügen  ein- 
fache Suspension  niit  Hangübungen  an  Schweberingeii,  aber  mit  gestreckten  Knien, 
oder  Uehungen    mit  Stäben:    Stal>ütjerschwingen  mit  gestreckten  Armen    unil  Rnder- 

t Übungen.  In  schwereren  Fällen  muss  man  kr.Hftigere  Redressionsvorriehtungen  an- 
wenden, wie  den  Lorenz  "sehe  Wotmapparat,  .in  welchem  die  Redression  durch  die 
Körperschwero  des  Kindes  geschieht,  während  es  mit  beiden  Händen  um  den  WoUu 
herumgreift.  Zweckmässig  lässt  sich  auch  ein  anderes  Lorenz'sches  Verfahren  .td- 
wenden.  .\n  einem  Pfahle  wird  in  variabler,  den  vorderen  Darmbeinstacheln  ent- 
sprechender Höhe  ein  ^förmiges,  gut  gepolstertes  Kisen  angebracht,  gegen  welches 
das  Becken  tlurch  einen  Riemen  befestigt  wird.  Der  Rücken  wird  in  Hrihe  der 
Achselhöhlen  durch  einen  verkürzbaren  tiurt  gegen  den  Pfahl  angezogen,  sodass 
der  Oberkörper  sich  nach  vorne  zu  neigen  mass.  Slit  .Aufgebot  aller  Kräfte  soll  nun 
der  Patient  bei  erhobenen  .\rmen  gegen  die  Wirkung  (K^s  Gurtes  ankämpfen  und  wird 
hierbei  von  dem  Arzt  durch  kräftigen  Zug  an  ilen  Schullem  nach  rückwärts  und 
zugleich  durch  lunkrünmienden  Druck  nach  abwärts  unterstützt.  In  den  Pausen 
zwischen  den  üebungen  liegen  die  Khider  auf  einer  hölzcren  schiefen  fclbene.   Zwischen 


Bei  der  rnfhttii?chen  Kyphose  xrtrd  «biSiThst '^ftS»' 
ileitet  und  die  Rflckenmusciilatiir  zweimal  täglich  tlrirrh 
L:i(;eniiig;  gestärkt.  Die  Kinder  dürfen  nicht  auf  dem  Armo  getragen 
DifisscQ  Tag  und  Nacht  auf  einer  festen  Kusshaaruuktrntzo  liefen,  | 
Kyphose  mit  einer  festen  Rolle  unter  dem  Buckel.  Sehr  iweckm," 
Lagerung  in  einem  Pliolps"sciieii  Stebbett;  zur  Verhütung  seillich 
der  Wirbelsäule  kann  man  sie  durch  ein  Holzcorset  oder  ein  H»'i 
corspt  stützen.  Bei  der  spoiulylitischen  Kypho.se  sind  den  Kindi 
zu  iiehtuen  und  die  (libliu.sbilduug  durch  eine  Entlastung  <ler  erkrank 
auf  das  ununigünglich  iiothwendige  Ma.iss  zu  beschränken.  Kine  au^ 
der  Wirbel.säulo  kann  nur  in  einer  modificirten  Horizontaljage  gw< 
beginiK'iuien  ('onsolidirung  des  Gibbus.  Erst  dann  tritt  die  ambull 
mittelst  etitlastendcr  Stützapparate  ein.  Am  besten  kann  eine  Eni 
Rückenlage,  mit  Extension  oder  mit  Reclinationslago  de«  Rumpfes  irr 
geführt  werden.  Zur  Exten.sion  wird  bei  Anwendung  einer  iuitcn 
Glisson 'sehe  .Schlinge  au  den  Kopf  angelegt  mit  zuerst  4 — 0,  .ipätwl 
Belastimg.  Der  Phelps'sche  „Holzcürass"  ermöglicht  neben  der  fnitteo 
auch  die  Transportfäbigkeit  des  Patienten.  Dieser  Apparat,  ton  XSi 
bett"  getauft,  Ist  eine  dem  ganzen  Körper  angepassto  Ilolzlade,  io  4 
vorsichtig  bliieingelegt  wird;  der  Knpf  wird  an  einer  G  lisson'scliai 
festigt.  Der  tixirte  Patient  befindet  sich  hier  wirklich  in  einer  entlutH 
Stehbctt  kann  mit  dem  Patienten  überall  hingestellt  werden;  di* 
Eine  völlige  Umbettung  geschieht  nur  etwa  alle  6 — s  T:»ge,  dieBfiflC« 
täglich  neu  eingewickelt  iiml  dabei  activ  und  pas-siv  bewegt.  D» 
Stchbett  liLsst  sich  zum  gWissten  Theil  aus  tüps  herstellen,  doch  ist  J 
plicirt;  ein  recht  praktischer  Ersatz  ist  der  Bradford'sche  K;»liinen. 

Leider  lü.sst  sich  nun  aber  eine  wirkliche  Extension  sowohl  üi  iii< 
als  auch  im  Phelps'schen  Bett  niu-  bei  der  Spondylitis  der  Hi 
obersten  Bmstwirbel  erreichen.  Bei  den  tiefer  gelegenen  Wirbelp* 
Reibung  zu  gro.ss.  I''ür  dinso  erreichen  wir  eine  genügende  Exi 
elrii'  Kecliu.'rtionslage  des  Rumjifes  (Raiichfuss,  Maas,  Vogt)^ 
tieutende  Verbesserung  dieser  Methoden  bedeutet  das  Reclinatiöi 
Der  Patient  wird  in  Bauchlage  auf  gepolsterte  Rollkissen  mit 
gegend  und  üliersrheiikel  gelegt,  wobei  die  mittlere  ^^ 
dorisch  ausgebaucht  wird,  oder  auf  einen  durch  vier  nieii.  . 
rahmen.  Zu  starke  Keclination  mu.ss  vermieden  werden,  ^un  «inl  ü' 
des  Körpers  vom  Scheitel  bis  zu  den  Glutealfalten  mit  einer  Uj"  li 
deckt,  zunächst  rings  um  den  Gibbus  und  dann  auf  deusolbon  «M 
dickere  Polsterung   aufgelegt,    darnuf   "'in  Stflclr  r*Hi>Matoff  ■""I  il^* 


[Kyphose 


_    839    :=- 


KyiihoÄ 


Fnrdorunf;  d(>r  :il)solntcn  Rulif*  lii.'s  Rumpfes  iiiul  di-r  Kntlastung  ilcr  erkrankten 
Wirbel  vorwurfsfrei  genügt.  Die  Wirkung  der  Apparate  ist  vorzfiglich;  wenn  die 
Betten  gut  passen  und  nirgends  drücken,  sn  schwinden  die  Schmerzen  sofort. 

C.'ilot  liat  cliis  grosse  Veniienst,  gezeigt  zu  haben,  wie  man  \on  vornherein  gegen 
die  Ausl>ildui)g  des  Buckels  ankämpfen  kann  und  soll  und  auch  seit  Ifingerer  Zeit 
bestehende  Buckel  redressiren  kann.  Auf  die  Narkose  folgt  als  erster  Act  der  Rc- 
dression  die  forcirt«!  Extension  der  Wirbels.lule.  die  mit  Hilfe  von  fünf  kräftigen 
A.ssistenten,  drei  a>n  oberen  und  zwei  am  unieren  Kude  des  ()]ierationstischea.  ge- 
macht wird.  Am  Koitfciide  übernimmt  der  mittelste  As.sistent  die  Extension  am  Koj)fe 
mit  zwei  festen,  etwa  70 — MO  cm  langen  Biiidenstreifen,  deren  einer  um  den  Nacken, 
der  andere  unter  dem  Kinn  liegt.  Bi'ide  werden  später  mit  eingegip.st.  Zwei  Assi.stenten 
nelnnen  jeder  einen  Arm,  zwei  jeder  ein  Bein  und  fangen  auf  Conimando  an.  lang- 
sam und  gleiciimii-ssig  zu  extendiren.  |)urrli  diese  allmählich  gesteigerte  Extension 
flacht  sich  der  Buckel  ali.  I,ä.s.st  die  furcirte  i'Atcnsion  keine  weitere  Correction 
erreielien,  so  folgt  dan  eigentliche  Eindrücken  dos  Buckels.  I>er  Kranke  wird  mit 
dem  Bücken  imd  den  Schlnsscllieiiieti  je  aid"  eiu  \'olkmann'sches  Bänkchen  gelegt, 
währeinl  ein  As.si.stcnt  seine  .\rnie  unter  dii'  Lcndiuiwirbelsäule  unterlegt.  l>er  Ar/t 
legt  ein  Stückchen  Filz  auf  die  prominenten  Dornfortsätze,  auf  diesem  beide  Hände 
flach  auf  und  drückt  imn,  während  alle  Assistenten  wieder  fest  anzieheji,  langsam, 
aber  mit  stetig  wach.sender  Kr;ift,  doch  ja  nicht  mit  roher  (iewalt  den  Buckel  hin- 
ein. Dabei  hat  er  d.is  Gefühl,  d;us.s  unter  (Muem  kradienden  Geräu-scli  die  Wirbel 
nachgeben  und  an.statt  des  Buckels  eher  eine  Depression  der  Wirbelsäule  entsteht. 
Der  redre.ssin^nde  I^nick  soll  ni<'mals  din>ct  auf  der  Haut  st,'ittbabi'n,  da  son.st  die 
Donifortsätze  die  Haut  von  innen  nach  aussen  perforiren.  Ist  die  Correction  erreicht, 
so  fiili;t  die  exacte  Fixation  «ler  erwünscliten  Stellung  im  Gipsverband.  Zu  dorn 
Zweck  lässt  man  einen  Assistenten  während  th^r  Anlegung  des  Gipsverbandes  den 
redressirenden  Druck  weiter  ausüben.  Diese  Anlegung  beginnt  mit  der  cx.icten 
Polsterung  de.s  Hückons,  auf  deren  richtige  Auslnlinin^  viel  ankommt.  Man  macht 
die  Polsterung  so  stark.  d:uss  man  naciiher  die  Gipsliinden  fest  anziehen  kaim,  ohne 
das«  ein  stärkerer  Druck  auf  der  Haut  entutoht.  Die  .\ssi(itenton  bleil)en  ziehend 
resp.  driickend  an  ihren  PlUtzon.  bis  der  Verbiuid  völlig  eriiärtet  ist.  Dann  folgt  das 
Eingipsen  <les  Kopfes.  Dieser  Verband  wird  innner  nach  2—3  Monaten  erneuert, 
bis  die  Wirbelsäule  soweit  con.solidirt  ist,  dass  ein  leichteres  Stützcorsct  genügt. 

.loiinesco  und  Vulpiiis  haben  die  Extension  mittels  Flxschenzug  oder  Schraube 
empfohlen,  Lnni;e  und  Nebel  dageirtMi  besondere  Rahmen  angegeben.  Bilhant 
wiü  bei  herabhäriL^enilcni  Kopfr  eingipsen.  Die  beipiemste  und  sicherste  Moditicalion 
scheint  der  Ncln-l  sehe  Schwebelageningsapparat  zu  sein,  der  aus  (iasrohr  hergestellt 
ist.  Di'i'i  verschiebbare  Gurte  stützen  ilie  Beine,  einer  die  Brust.  Die  Extension  ge- 
.sehieht  tinreh  einen  Kopfbalter,  der  Druck  auf  den  redressirten  Gibbus  während  des 
Anlegens  des  Gipsverbandes  mittels  eine.s  Zügels.  Das  tJalot'sche  Verfahren  ist 
bei  noch  nicht  ni  lange  bestehendem  Buckel  jugendlicher  Individuen  zu  empfelilon. 
Eine  vierjährige  Dauer  bildet  dii'  Grenze,  an  der  d:is  Verfahren  von  Erfolg  hegleitet 
ist.     Niemals  soll  mau  es  forciren. 

Ist  es  nun  bis  zur  beginnendi'n  Consolidirung  der  Wirbelsäule  gekommen,  so  ist 
der  Zeitpunkt  da,  die  Behandlung  mit  einem  portativen  Apparat  fortzusetzen.  Wir 
besitzen  in  der  Röntgcnpliotographie  ein  gutes  Mittel,  um  zu  sehen,  wie  es  mit  dem 
Krankheitsherd  steht.  Es  muss  aber  auch  jeder  locale  Schmerz  nii-ht  nur  spont.an 
und  beim  l''ingerdnick,  .sondern  auch  bi'im  Behi.stimgsdruck  ausbleiben.  Der  probe- 
weise in  die  aufrechte  Haltung  gebrachti'  Patient  muss  nicht  nur  fn^i  stehen  köiuien. 
sondern  auch  eine  gewisse  Freiheit  der  Haltung  zeigen.  Zu  der  Unzahl  der  porta- 
tiven App.aratc  gehtirt  das  abnehmbare  Gipscorset  Sayre's.  Die  gün.stige  Wirkung 
der  Saspension  bei-uht  hier  nicht  auf  einer  wirklichen  Streckung  der  Wirbcd.säule, 
sondern  fiarauf,  dass  sie  die  perverse  Haltimg  der  spondyiitischen  Wirbelsäule  aus- 
gleicht und  den  Krankheitsherd  entlastet.  Ein  Gipscorset  muss  stets  abnehmbar  sein, 
(lamit  von  Zeit  zu  Zeit  eine  ordentliche  Reinigung  lies  Kdrpers  vorgenommen  werden 
kann.  Die  Gii>scorsets  haben  nun  .aber  den  N.achthcil.  d:i8s  sie  sehr  schwer  sind. 
.Man  kann  d.aher  über  einem  Gipsmodell  des  Rumpfes  Corscts  aus  anderm  Stoff'  bor- 
stellen, aus  Holz,  Cellulose  oder  CelluluTd-Mull.  Während  sich  die  Gip.scorsets  mehr 
lür  poliklinische  Behandlung  eignen,  sind  für  die  Praxis  unbedingt  die  Hessing- 
schen  Corscts  vorzuziehen,   die   aus   Stof  verfertigt   sind   und    ihre  Festigkeit   und 


an  diese  wird  das  untere  Endo  je  eines  Gummfstreff&nä 

Ende  in  einpra  Knopf  am  vorderen  und   hinteren   Ende 

corsets  angeliängt  wird.      Spannt    man   nun   diese  Gummiliünder  an,] 

den  Kopfring  luid  damit  den  Kopf  selbst  in  die   Höhe.      Die  ganze 

nun  fest  und  iinverschiebbar  am  Corset  befestigt. 


L. 


Labessenz.    In    den  Labdrüsen   junger  Kälber   ündet    sich    ein    pepsioähoUch 
Enzym*,    welches  bei  15—40"  aus  der  Milch   sowohl  bei    neutraler,  als  uii 
alkalischer  Reactioo    das    CaseTn    zur  Coagulation    und   Abscheidung  bringt, 
an  Stelle    des  gewijhnlichen  Labs,    d.  h.  getrockneter  Stücke    der  Labmagea 
Kälbern,    als    Handelspraeparate   verwendeten    Fermentlösungen    werden 
Vorschriften  mehr  oder  weniger  concentrirt  hergestellt.     Die  wichtigeren  sini 

1.  Besonders  zu  medicinischen  Zwecken  dient  der  Liquor  seriparus.  Es 
Pharm.  Germ.  I,    welcher   durch    Extractiou  frischer,    durch  Abschaben    von 
erhaltener  Schleimhaut  mit  Weisswein  unter  Zusatz  von  et-wa  4  pCt.  Kochs«! 
Filtration  erhalten  wird.  2.  Nach  Dieterioh  wird  die  Eitraction  des  Lahm» 
haltigem  Wasser  vorgenommen,    welchem   Kochsalz  und  etwas  Borsäure,  du 
ca.  '/»  pCt.  Thymol,  zugesetzt  werden.    3.  Nach  Hammarsten  wird  die  Lab 
mit    schwach  salzsäurehaltigem  Wasser  (auf  1  Labmagen    150 — 200  Wasser 
HCl)  extrahirt  und   die  Lösung  bis  zu  neutraler  oder  sehr  schwach  alk 
stumpft.    4.  Nach  Erlenmeyer  lässt  sich  kräftige  Labessenz  auch  dui 
liehen  trockenen  Labmagens  mittelst  gesättigter  wässriger  etwa   >/b  pCt 
stellen.     Die  Behauptung,  da.ss  Salicylsäurezusatz  sehr  bald  die  Wirksamiei'i ! 
aufhebe,  ist    auf  Grund  früherer  Beobachtungen  über    das  Yerhalt<?.n  von  Pb« 
säure  zu  Enzymen  noch  keineswegs  als  erwiesen  zu  betrachten  (Sehaer). 

Endlich  kann  zur  Extraction  des  Labmagens  auch  glycerinhaltiges  Wa 
Zusätze  benutzt  werden.    Zur  Kläning  der  Labessenz  vor  der  Filtration 
Bolus,  Talk  oder  Kaolin  verwendet.     Auch  die  Bauchspeicheldrüse,    sowie_ 
Carica  Papaya  enthalten  gewisse  Mengen   eines  wie  Labfennent    wirke 
nahe  verwandten  Enzyms.    Je  nach  ihrer  Conccntratiou  vermögen  die 
die  200 — lOOOfache  Gewichtsmenge  Milch  zur  Gerinnung  zu  bringen.      Nebe 
werden  in  neuerer  Zeit  auch  trockene  Praeparate   in    den    Handel    KebraKÜit,J 
Bedarf  zur  Bereitung  süsser  Molken  in  Wasser   gelöst    und    mit    einem  ~ 
Glyceriu  oder  Alkohol  versehen  werden. 

Lablatae,  Pflanzenfaniilie  aus  der  Ordnung  der  Labiatiflorae*,  ausgexeidui4 
zygomorphen  Blülhen  mit  zweilippigem  Kelch  nach  3'2,  zweilioDiiMr  Krone  na 


[Labiatiflorac 


Labyrintherkrankungrrn] 


r  entwickelt  ist  oder  gini  f»Ut     Hierlisr  dia  Fitmiliea  der  Lmbitlie*.   Serophultriicete*.   Ae>  iithtrete*. 
Bignoiiikoi**«*,  Uosneraeaae*,  Vorben teeao*,  l'laatiginiieoe*  und  «ioigc  kloinsr». 


Lab}rinthblutaiigen    ratstehen    primär   putwoder    ilurch    intensive  Gewalteinwiricungfii 

I gegen  das  äussi^ni  Ohr  oder  durch  erbeblicho  Verletzungen  oder  starke  Ersciiüt- 
terungen  dos  Si-hüdels,  wobei  nicht  st'lteii  I'r.icturen  oder  Fissuren  des  Felscnl)eins 
0iit  Bhitniistritt  in  die  l,:il)ynntldn'ihie  zu  Stunde  kommen..  Sod;irni  sind  sip  se- 
ctindär  bei  (.'aries  nder  NeJinise  i\e^  !'"elsenbeins,  ferniT  bei  Pachymeiiingitis  h.'iemor- 
rhagit'.'i,  bei  Meniugiti.s,  Herz-  und  Nierenknuikiieileti,  bei  Diabetes,  Leukaemie  und 
peniieiOser  Anaeniie  sicher  benljaehtet.  Aueh  bei  eintT  Keihe  von  acuten  Infections- 
kranlkheiten,  die  ?.u  einer  veränderten  Blutniiscbung  uder  zu  einer  Erkrankung  der 
GefH-s-swandungen  füliren,  wie  beispielsweise  Typhu.s,  Diphtherie,  sind  diu-cU  Öections- 
bel'nnde  mit  «der  ohne  Betheiligung  des  Mittelohrs  Labyrintliblutungcn  nachgewiesen 

I  worden.  Ebenso  können  grössere  Dosen  von  Chinin  oder  Salicylsäure  oder  .starke 
Explosiom-n  Blutungen  verursachen.  Die  Sytniitome  bei  Labyrinthblutungen  sind 
Schwerhörigkeit  resp.  Taubheit,  Sausen,  Uebelkeit,  dann  Erbrechen,  Schwindel,  tau- 
melnder Gang.  Objective  Befunde  am  Tromoielfell  fehlen  meistentheils  bei  der 
primären  Labyrinthblutung.  Die  Prognose  ist  in  Bezug  auf  Wiederherstellung  der 
nonnaleii  Herfähigkeit  in  der  Regel  ungünstig,  falls  es  sieh  nicht  etwa  imi  eine 
kleine  Blutung,  wie  nicht  selten  bei  acuten  Infectionskrankheiten,  handelt,  die  leicht 
resorbjrbar  ist.  Im  Anfange  der  Erkrankung  ist  man  aber  imr  auf  Vennuthungen 
angewiesen.      In    erster    Keihe    ist    für    absolute  körperliche    und    geistige  Ruhe    zu 

I  sorgen  und  alles  zu  vermeiden,  was  Stauung  oder  Congestionen  in  den  Hirngefässen 
hervorrufen  könnte.  Im  Anfang  der  Erkrankung  sind  Blutentziehungen,  insbesondere 
künstliche  Blutegel  am  Warzen fortsatz  von  entschiedenem  Nutzen.  Ganz  besonders 
werden  die  Gehörsemptindungen,  wie  d;is  Sausen  und  Brummen,  sowie  die  Gleich- 
gewichtsstönuigen  hierdurch  in  günstiger  Weise  beeinfiusst.  In  älteren  Fällen  sind 
Schwitzkuren  und  .ledkalium  zu  versuchen.  ,,_„ 

byrintherkrunbungien  kiimmen  im  VerhiUtniss  zu  den  besonders  im  Kindesalter  häutig 
ZM  beobachtenden  Erkrankungen  der  benacldiarten  Paukeuhtlhle  relativ  selten  vor. 
Es  kann  als  eine  besonders  glückliche  Einrichtung  der  Natur  betrachtet  werden, 
d;iss  das  Labyrinth  mit  dem  so  zarten  HiVrnervenapparat  durch  eine  feste,  harte 
Kmichenkapsel  gegen  die  Paukenhöhle  geschützt  ist.  Es  würde  sonst  leicht  vor- 
kommen können,  dass  ein  gewöhnlicher  Schnnjd'en  oder  eine  Augina,  die  leicht  auf 
di(^  Paukeidiiihle  übergehen,  zu  einer  folgen-'^chweren  Entzündung  des  akustischen 
Endafiparats  führen.  Aber  dennoch  konmien  die  gefürchteten  Erkrankungen  des 
Labyrinths,  die  häufig  zu  vollständiger  Ert.aubung  führen,  zur  Beobachtung.  Leider 
ist  nach  dem  heutigen  Stande  der  Wis.senschaft  dif  Differentialdiagnose  einerseits 
zwischen  Labyrinth-  und  manchen  Paukenhöhlenerkrankungen  (Sclerosis  etc.)  oft 
nicht  mit  ganzer  Bestimmtheit  zu  stellen,  andrerseits  gerathen  wir  oft  bei  der 
Beurtheilung  eines  nervOsen  Obrenleidens  in  Verlegenheit,  ob  es  sich  um  eine  cen- 
trale Erkrankung  des  Acusticus  im  Gehirn  oder  eine  Labyrinth-Erkrankung  handelt. 
Wir  sind  fast  ausschliesslich  bei  der  Diagnose  der  Labyrintherkrankung  auf 
Function.spriihmgen  des  Geliörorgans,  besonders  vermittelst  Stimmgabeln,  oder  auf 
einzelne  snbjective  Angaben  des  Patienten  (Labyrinthsymptome)  angewiesen.  Was 
den  ersten  Punkt,  die  Functions[)rüfungen,  betrifft,  so  gehört  dazu  a)  die  Lateni- 
li.sation  des  Stimmgabeltons  vom  Scheitel  nach  der  gesunden  Seite  nach  dem 
Weber'scben  Versuch;  b)  der  positive  Ausfall  des  Rinne'schen  Versuches  auf 
einem  für  die  Sprache  .sehr  schwerhörigen  Ohre;  c)  eine  verhältnissmässig  starke 
Schwerhörigkeit  für  durch  die  Luft  zugeleitete  hohe  Töne,  aus  der  viergestrichenen 
Uctave,   bei    relativ    giitem  Uörvermfigen    für   die  tiefen  Töne,  klein  c  oder  A,  und 

d)  die  sehr  selten  beobachtete  Erscheinung,  dass  die  Herabsetzung  des  Perceptions- 
vomiögens  für  verschiedene  Töne  der  musicalischcn  Scala  g:inz  unregolmässig  erfolgt 
ist,  endlich  e)  das  öfter  beobachtete  Falschhören  von  Tönen,  die  Paracusis 
duplicata.  Einzelne  der  sogenannten  Labyrinthsymptome  erscheinen  nicht  in  allen 
Fällen  ganz  eindeutig  imd  haben  desh.db  für  die  Diagnose  keinen  absoluten  Werth; 
zu  ihnen  gehören  a)  die  snbjectiven  Gehörsempfindungen,  b)  die  Hyperaesthesia 
acustica,    c)  Schwindel    und  Gleichgewichtsstörungen,    d)  Uebelkeit   und   Erbrechen, 

e)  Taubiieit.  Alle  diese  Erscheimmgen  können  auch  bei  Erkrankungen  des  mittleren 


r 


I 


icitwnp  ■«•on   pcriphprer  oUtr  pentraler  Softe  te'ulÄl.itwfiStp 
Mittclohrkrankhfitcn,   sowohl  bei  den  acuten,  eiterigen. 


Secrt'tioii  L-ntwickclndiii  Fonnen  von  trockinicni  chronischen  Mittfl 
Mittclohrskli-rosp.  Sodann  sehen  wir  Lahyrintherkraukungeu  «?nt8t 
schiodonen  entzündlichen  F'rocessen  des  Ct'iitrahi«!rvct»sy!<tcm«,  ' 
epidemischer  Cerebrospinaiuieningitis,  bei  Hydrocophalus,  bei  arutcr 
Encephalitis,  bei  Hirntumoren,  bei  Tabes,  bei  J?töriuigeii  ilfr  Blutci 
Kopfgefässon,  wie  sie  z.  B.  durch  Horz-,  Lungen-  und  Niurciikrankheii 
entstehen.  Nicht  selten  sind  ferner  alts  Ursache  Typhu-s,  Masern,  S 
rherie,  Syphilis,  Mumps,  Leukaemie,  Diabetes  etc.  xu  b-  '  ''  .••n. 
es  eutwe<ler  durch  embolische  Processe,  durch  Kinwaiuk'i  .  pal 

Organismen    oder    durch  Verfuiderungen    »1er  Blutnii.schuiig  zu    patholo 
tiouen    in    den    endo-  und  perilymphatischen  Hüutiiou  de!«  Laby rinthSj 
Vernichtung    der  Sinneszellen    iui  l'orti'schen  Organ     und    den    feia»! 
gungen   zu  .schweren  Kunctioiis.störungen    oder  voll.stän<ligcr  Taubheit 
(.irosse    Dosen   Chinin,    Sallcylsäure,   seltener    Tabak   oder  Chlorofon 
inipressionablen  oder  widerstand.sunffihigen  Gchr>rnorv'en  nu»ist  nur  vn 
Diu  Therapie    der  Labyrintherkrankungen  hat  nur  in  acuten  Fill( 
Krfülg,  z.  B.  nach  Scharlach  und  Nhiseru  erlebt  man   manchmal  im« 
freuliche  Rrl'olge.      Bei  luetischen  Krkrankungeu    gelingt  es  zuweilon 
unction.skur  mit  Quecksilber,  der  rapiden  Herabsetzung  des   H 
thun.     Auch  Schwitzkuren,  entwetler  durch  S.-irsaparillenthoe 
VMi  l'ilokariMn,    sind  wiederholt   mit  grossem    Krfolg  aiig«<>vaudt   »or 
car|)iMum  nmriaticuni  wird  bei  Krwachsenon  (O.iil)  unter  Binwickci 
mit  Ausnahme    des  Kopfes  in    eine  wollene    Decke   jeden   zweiten 
vor  der  Mahlzeit    eingespritzt.      In    der   Regel    tritt    nach    6 — 30 
und    Speichelabsonderung    auf,    welche  gewöhnlich    2  Stundou    aiih. 
Schwitzen  nmss  der  l'aticnt  vor  Krk.ältung  geschützt  werden.     Con 
I'ilokarpin    bei    Herzkranken,    bei    chronischen    Katarrhen    der  Lii/twi 
schwärhlichen  Individuen.      Hier  ist  eine  Schwitzkur  durch    hcLssr  W 
folgender  Eiiiwickclung,    durch  heisse  Luftbäder  oder  heissc  feuchte 
vorzuziehen.    Ausser  den  Schwitzkuren  sind  in  acuten  Fallen  \im    ' 
nicht    syphilitischen  Ursprungs  auch  Blutentziehungen,  am   1" 
künstlichen    Blutegels    am  NVarzenfortsatz,    mit  Vortheil    anzuwcmli  u. 
werden  auch    ß  Blutegel    am  Processus  raastoides  genügen.      Auch 
Kopf    durch    Fussbäder    mit    Senfmehl    (30"  K.),    sowie  Abfübroiittcl 
(),ln— {),2."i  pro  dogi,   oder  salinische  Mittel  sind  zu  empfehlen.     Hanii«; 
chronische  Falle  von  Labyrintherkrankungen,  deren  anatomisches  Sul>»B 
meistens  nicht  kennen,    beispielsweise  nach  einer  abgelaufenen  Me 
einer  secundiiren  Afl'ection  dos  Labyrinths  bei  Garies    des  Mittclofa 
Erwartung<-n  im  Allgemeinen  sehr  niedrig  zu  stellen.      Versucht 
wiederholt  Sjianische  Fliegen  auf  den  Warzenfortsatx,    ferner  eine  3- 
Jodkaliunikur,  manchmal  in  Verbindung  mit  Bromkaliuni.    HienJad 
selten   auf    die  (jufilenden  .sui)jectiven    Geräusche  einen    besänftige 

Labyrintherschiilterongen.    Darunter  versteht  man  Verändemnge«  desl 

zupiweise  aber  des  membranipsi'n  Labyrinths,  welche  nicht  auf  pT>>b«w 
pathologischen  Processen,  soiufeni  auf  Störungen  moleculärer  Natur  I»  ' 
inembrandsen   resp.  ner\'öseu  Gebilden  beruhen.     Sie   könne«  hv 


tittvoin 


liBbynnthprsphHnermigen 


Lapfftmel 


durch  fiiieii  K;ill  :iiif  <l('ii  Krtpf,  (iiiiT)i  ("iiuMi  Schlag  mit  einem  ffsteii  Gosionstaiul 
gpgen  (las  Ithr  rcsp.  <lcn  Kopf  (nler  diircii  t'ino  pli'itzlicht^  starke  Sehalleinwirkiiiij; 
bei  Explosionpii  vfni  Gasen.  Hierdureh  kommt  es  meistens  zu  vorflberj;ehen(ler 
Lahiimng  des  Aeustieus,  seltener  zu  tlauernder  Veriiichtuti^  seiner  Function.  Die 
Fälle,  bei  denen  nacli  einer  Ohrfeige,  die  nicht  gerade  mit  grosser  Krnft  ausgeführt 
wurde,  mit  oder  ohne  Ruptur  des  Trommelfelles  dauernde  Schwerhörigkeit  zurück- 
gehlieben  ist,  sind  selten.  Es  wird  sich  dabei  meistcntheils  nicht  um  eine  Blutung 
ins  Labyrinth  oder  um  eine  Luxation  der  <i<'lir»rkncichelrheii,  sotidi-ni  um  eine  Com- 
motion  h:uuiidii.  Audi  bei  der  operativen  KrölTimn;;  des  NVar/.enfnrtsatzes  mit  Mei.ssel 
und  Hammer  i.'it  häulig  eine  Cominotion  des  Labyrinths  anzunciimon,  wenigstens 
spreihiMi  dafür  die  nach  vollbrachter  ilperation  häufig  vorkonmiende.  nicht  auf  die 
Narkose  zu  beziehendi'  Benommenheit,  Ko](fschmerzen,  Sausen,  manctimal  sogar  Er- 
brechen und  Schwindel,  lüese  letzteren  sind  wohl  die  hauptsächlichsten  Symptome, 
die  für  {..abvrintherschvittenuigon  siirechen  und  im  Grossen  mul  (ianzen  bei  zweck- 
mässiger Bohandltuig  eine  günstige  Prognose  bieten.  Leichtere  Fälle  von  Labyrinth- 
erschütterung verschwinden  in  der  Regel  bei  knapper,  blander  Diaet  luid  ruhigem 
Verhalten  nach  eiHigeii  Tagen  von  selbst,  in  schwereren  sind  Eisblase,  künstliche 
Blut<»gel  auf  den  Wansenfortsatz.  sowie  .intiphlogistische  Diaet  imd  Laxantia  za  ver- 
ordnen. Schwartze  cmptiehlt  bei  nicht  eintretender  Besserung  subcutane  Injection 
vtui  Stychninum  nitricum,  0,(K)2 — O,00fj  pro  do'i.  Auch  reizende  Fussbäder,  sowie 
Applicationeii  von  Vesicantieit  auf  den  Warzen fortsatz  sind  in  protraliirten  Fällen 
zu  empfehlen.  ^^^ 

Labyrinthverletzungeii  kommen  zu  Stande  entweder  auf  dircctem  Wege  durch  Traumen, 
wie  beispielsweise  durch  imgeschickte  Extractionsversuche  von  Fremdkörpern  aus  (h'm 
äusseren  Gehflrgang  oder  durch  zufälliges  tiefes  Eindringen  von  spitzen  Gegenständen 
las  Ohr  oder  durch  l'rojectile  bei  Sohuss Verletzungen.  Auch  bei  Operationen,  ganz  be- 
sonders bei  der  sogenaiuiten  Radicaloperation  des  Warzenfort-satzes,  wo  der  Atticus, 
d.  h.  der  obere  Theil  der  I'aukeiduihle,  eröffnet  werden  muss,  sind  von  ungeübten 
Ofierateuren  Verletzungen  dos  Labyrinths  nicht  selten  herbeigeführt  worden.  Ver- 
hältnissmilssig  viel  iifter  kommen  auf  indirectem  Wege  Labyrinthverletzungen  zu 
Stande,  z.  B.  bei  plritzliehcn  Luftitruckschwankungcn  im  äusseren  Gehörg.ing,  durch 
Einwirkung  sehr  starker  Srhaileindrücke  in  der  Nähe  des  Ohres  und  in  geschlossenen 
Räumen,  überhaupt  aber  durch  Gewalteinwirkung  gegen  das  Ohr  oder  gegen  die 
Schädidknochen.  Mei.st  kommt  es  tiadurcli  zn  KhUutigeu  in  die  Labyrinthhöhle 
oder  zu  Zerreis.sung  der  sehr  zarteji  häutigen  Labyrinthgebilde,  manchmal  auch 
zu  Fracturen  und  Fissuren  des  Felseidjeins.  Aus  derartigen  Blutungen  entwickeln 
sich  später  Bindegewebs-Noubildungen  oder  knöcherne  pathologi.sche  Processe,  welche 
das  (.'orti'sche  Organ  erheblich  laedircn  und  functionsnnfähig  machen  können.  Daraus 
rcsultirt  off  totale,  unheilbare  Taubheit.  Die  Therapie  muss  sich  hier  auf  absolute 
Kidie,  Antiphlogo.se,  Blutegel,  Eisblase  auf  den  Warzeuforlsatz,  beschränken. 

KATZ. 

Lackmus,  durch  Giihruiig  lus  Flechten,  besonders  aus  Roccella,  Lccanora-  und  Variolaria-Artcn, 
d.trgestelltür  Farbstoff,  kommt  in  Tafeln,  welche  nach  Zusatz  von  Kreide  und  Gips  zu  dem 
Gäbrbrei  hergestellt  werden,  iu  den  Handel.  Kanc  isolirte  daraus  als  Hauptbc^tandtheile 
Erythrolitmin  und  Azolitmin.  Die  Verwendung  des  Lackmus  beruht  darauf,  dass  er  durch 
freie  Alkalien  blau,  durch  freie  Säuren  roth  gefärbt  wird,  der  Farbenumschlag  also  zur  Er- 
kennung der  einen  wie  der  anderen  dienen  kann.     Der  Farbstoff  ist  in  Wasser  löslich. 

Lactame,  Lactime,  Lactone.  ;-- und  (?-Oxjsäuren,  d.  h.  solche,  bei  denen  die  Hydroxylgruppe 
zur  Carboxylgruppe  in  1,4  oder  l,b  Stellung,  durch  3 — 3  Atomgruppen  getrennt,  steht,  haben 
die  Xeigung,  unter  Wasserabspaltung  und  Bildung  5-  bezw.  Ggliedrigcr  Ringe  in  neue  Verbin- 
dungen überzugehen,  die  man  Lactone  nennt,  z.  B.  (a). 

OH  OH  =■  NO-^  +  ^  ,,  „  /CO    CO  •  OH      _    „  „  /  C0\  „.   ,,    ,  ,,  „ 

BnUnoIld  1,4  a-AraJdopbeDjrlgl^oijIsIlare  lutio  (Lutim), 

In  der  neuen  chemischen  Nomenclatur  werden  diese  Verbindungen  durch  die  Endung 
»olid"  bezeichnet.  Sie  gehen  schwer  durch  Kochen  mit  Wasser,  leicht  bei  Gegenwart  von 
ätzenden  oder  kohlensauren  Alkalien  in  die  entsprechenden  Oxysäuren  bezw.  deren  Salze  über. 

Entsprechend  entstehen  aus  ;'-  und  J-Amidosäuren  Verbindungen,  bei  denen  Amido-  und 


fAiVITHüiKn«   oei    oeponaen   scBiemT  nap,  gov  ■  uiijuuih.ii 

zwcifflh.ift  spielt  auch  hier  die  Vererbung,    wie   bei  den  Tbiertm,^ 
Ks  ist  ja  bekannt,    diiss  man  z.  B.  bei  Kühen  iluroh  Zürlitung    im 
Vermehrung   der  Miichproduction  zu  erzielen,  und   ess    lirgt  die  Am 
di<-    so    oft    beobachtete  /Vg:ilaktie    der  Frauen    zum    Thell    auf  die  D 
werdende  Seltenheit  des  Selbstnährens  zurück zufüiiri'ii   ist. 

Die  Therapie  hat  demnach  prophylaktisch  in  zwei  Ptuikt^Mi  ciiixoM^ 
Forderung,  dass  jede  gesunde  F'rau  ihre  Kinder  selbst  stillt  und  2. 
nellen  Ernährung  der  Schwangeren  resp.  der  Wftchnerin.  Eine  reichlü 
Ei  Weissstoffen,  verbunden  mit  massiger  Bewegung,  eine  hüufige  meciu 
der  Drüse,  wie  es  das  Anlegen  des  Kindes  l)ewirkt,  eine  ir<'hi"irisrc  PI 
Warzen  schon  während  der  Scliwangerschaft  werden   m  m,   « 

Milchsecretion  zu  heben;  und  umgekehrt  wird  eine  P<.  .iircb 

und    häutigere  Abffllinnittel  meist  mit  I'^rfolg  bekämpf«    w.-nli'ti    kmn 
stündlich  ist,  dass  kranke,  besonders  mit  erblichen  Kr:uiklieiteii  beh.ifrc 
Kinder  niemals  selbst    nähren   solleu.     Die    frfliier    so    beliebten    ' 
wegen  der  Unsicherheit  ihn^r  Wirkuni:  mit  AuMialime  der  Galega 


Lartophentn  ist  aufzufasseu  als  ein  raroamidophcuctol,  in  «cb-hcm  iu  einen  .Ammog 

eines  Wasserstofifatoms  der  Milchsäurerest,  das  Lactyl,  eingeführt  ist.  QH«'^!.^ 

Die  neutrale  Verbindung  stellt  ein  Kr^stallpulvoj  von  bitterlichem  Gescfama 
117,4—118.  In  Wasser  1:500,  in  siedendem  1:55,  in  Weingeist  1  ' 
schwer  löslich  (Thums).  Von  coacentrirter  Schwefelsaure  wird  L.i 
Das  Lactopbenin  steht  chemisch  und  tberapeutLsch  dem  Ph^nacetin  na;if.  . 
tisch:  in  Dosen  von  1  g  treten  aber  auch  hypnotische  Kigenschaftcn  hervor, 
abfall  hält  Stunden  lang,  ohne  Eintritt  eines  Schüttelfrostes,  au.  SchwoissAu^l 
culüses  Ekzem  sind  nach  dem  Gebrauch  beobachtet  worden.  A  Is  Antirhcumitj 
Stande  sein,  die  Salicylsäure  zu  ersetzen.    Dosis  0,5—1,0  mehmials  tägL 


Laotnca   L.,    Pflanzengattung   aus    der   Familie   der   Compositac*.    Ty 
Lactuceae,  gekennzeichDct  durch  stark  zusammengedrückte  Achnetit-n 
l'appus.    Die  Gattung  L.  umfasst  kable,  selten  stcißiaarige,  mil' ' 
ständigen,  weichen  Blättern  und  kleinen,  rispig  gruppirten  Blüth 
Grunde  bauchig  erweitert  ist.    Die  hellgelben  Zungenblüthen  am  u:jg.j:iijut« 
zähnig.    Etwa  CO  Arten  in  Europa,  Asien,  .\frika  und  Nordamerika.    L.  viros» 
Giftsalat,  ein  zweijähriges,  bis  1,5  m  hohes  Kraut  mit  horizontal  .il 
bläulich-grünen  Blättern  und  abstehenden  Rispenästen,    in  Euni 
ist  als  Kopfsalat   (Lattich,   var.  capitata)  ein  allbekanntes  Gewaor.i.      l    sc»r 
zweijährige,  bis  über  meterhohe  Art  mit  senkrecht  gestellten  Blättern  (Compi 
uns  an  wüsten  Plätzen  und  Wegen  nicht  selten. 

Die  Lactucaarten  führen  in  der  Blüthezeit  einen  bittem,  narkotiscbeo 
von  L.  altissima,  L.  canadcnsis,  L.  capitata,  L.  elongata,  L.  sativo,  L.  seariota 
arznciliche  Verwendung  findet. 

Schon  Hippokralcs   und  Dioskorides  (/tpüa^)    wandten    Lactuc«  als 
und  Plinius  stellte  sie  dem  Opium  gleich.    Die  kritische  Beobachtung  bat 
ein    hypnotischer   Effect    viel    weniger   zuverlässig    als    durch    Opium  zu 
grösseren  Dosen,    welche    zur   Erreichung   einer   hypnotischen  Wirkung    D«t% 
Uhrcusausen,  Schwindel,  Kopfweh,  Mydriasis  und  Steigerung  der  Diurese   uod  " 
treten  (Fron  müUer).  Bei  subcutaner  Verabreichung  des  Extraotes  in  to; 
bei  Hunden  Herabsetzung  der  willkürlichen  Bewegungen  und  Refleie,  a«*ta 
sibilität  vom  Centrum  nach  der  Peripherie  auf.  Die  bypaotiäcbo  Wirkung 


1 

otal 


iactup« 


—     845     — 


jitdaniim] 


eiiiflussung  des  Gehirns,  sondern  auf  der  Vcrlangsamung  von  Circul.ition  uml  Rvspiralimi. 
Während  die  Ilereactiou  zuerst  beschleunigt  wird,  sinkt  sie  allmählich,  ebenso  wie  der  Blut- 
druck in  Folge  von  Vaguslähmung  und  Depression  der  llerzganglieu  (.Skworzoff).  Aut  no.i' 
logo  Weise  kommt  die  Abnahme  der  Athmungsfrequenz  zu  Stande.  Die  Temperatur  nimmt 
gleichfalls  ab.  Bei  übergrossen  Dosen  erfolgt  der  Tod  durch  HcrzliUimung,  Iliinanaemic  und 
folgende  Asphyiie.     Die  quergestreifte  Musculntur  bleibt  direot  erregbar. 

Trotz  der  unzuverlässlicheo.  zuweilen  von  üblen  Nebenerscheinungen  begleiteten  Wirkung 
benutzt  man  Lactuca  in  denjenigen  Fällen,  wo  Opium  schlecht  vertragen  wird  oder  wo  man 
den  verstopfenden  Einlluss  des  Opiums  auf  den  Darm  vermeiden  will.  Mit  besserem  Erfolge 
wendet  man  sie  als  Sedativum  und  Antispasmodicum  bei  Pertussis,  Asthma,  l'leurilis,  ner- 
vösem Herzklopfen,  AfTcctionen  der  Harnblase  und  des  L'tcrus  an.  Aeusaerlich  dienen  die 
Blätter  als  Cataplasma  und  im  Decoct  zum  Verbände  schmerzhafter  itcschvrüre. 

Bei  der  Verordnung  von  Lactucapraeparaten  ist  wohl  zu  beachten,  dass  Lactucarium  und 
Extractum  Lactucae  in  ihrer  Wirkung  durchaus  nicht  identisch  sind.  Der  Gehalt  au  dem 
wirksamen  Lactucin  ist  im  Lactucarium  erbeblich  höher  als  in  dem  Extract.  In  letzterem  ist 
von  Dymond  ein  pupillcnerweiterndes  Alkalotd,  CnHiiNOj,  Schmp.  159,75",  dem  Uyos- 
cyamiu  isomer,  zu  0,02  pCt.  aufgefunden  worden,  während  es  im  Lactucarium  fehlt.  Wahr- 
scheinlich trägt  dies  AlkaloVd  zur  sedativen  Wirkung  bei.  Das  deutsche  Lactucarium  steht  in 
der  Wirkung  obenan,  fast  gleich  ist  das  englische  und  österreichische,  während  daa  Lactuca- 
rium der  Ph.  Gall.  wesentlich  schwächer  wirkt. 

Eitrmetam  Liotaeav,  Eitriit  de  laitne  ealtiTAD,  T  hridsee  Ph.  Oall.:  Uor  Prenuft  miii 
riisehen  Steogeln  Ton  Lactuca  capitaU  wird  zur  Abficheidang  dca  Eiweisaos  erbitxt  uod  lur  Coii- 
Bist«RS  3  verdampft.    Steht  dem  Lactucarium  in  der  Wirkung  weit  uaeh. 

Extractum  Laetaeae  rirosae,  Eztmit  de  laftue  rireuse.  Giftia  llicbextrac t  Ph.  (*.  I: 
In  Wa«8or  braun,  fast  klar  lösliches  Extract  Ton  Consi.vteni  '2.  Enthalt  Laclucon  und  Lactacin. 
Wirkt  ala  SedatlTum,  ll^noticum  und  Antiäpa^modicuro.  Do»is  0.1— O.tt  mehrmals  täglich  in  PuWer, 
Pillen ,  Mixturen.     0,(1!  firo  dfiti,  '2,fi'  prn  di^. 

Sirupns  Lactncae.  Sirop  de  thridacn  Ph.  Belg.:  Extractum  Lactaeafl  20,  Aqua  destillata  fiO,  St* 
rupuR  Himplex  960  werden  auf  1000  eingekocht.     DgsiB  thoelaffolweise. 

Lactucarium.  Lactucarium  gormanicum  seu  anglicum,  Lettuoe-Opium, 
Giftlattichsaft,  Ph.  G.  II,  ist  der  eingedickte  Milchsaft  von  Lactuca  virosa,  durch  Kappen 
der  Stengel  zur  Blüthezeit  gewonnen.  Es  bildet  gelbbraune,  innen  weissliche  Stücke  mit  wachs- 
artigem Bruch.  .Mkohol.  sowie  Aether  lösen  es  nur  zum  Theil,  Gummi  emulgirt  es.  Es  riecht 
eigcnthümlich  narkotisch  und  schmeckt  bitter,  kratzend.  .Ms  wirksames  Princip  findet  sich  in 
ihm  Lactucin,  ferner  Lactucon  oder  Lactucerin.  Lactucopikrin,  Lactucasäure,  organische  Säuren, 
Alaniiit,  Eiweis.s  und  anorganische  Salze.  Dosis  zu  .\ugenwäbsern  0,5 — 1 ,0  :  50,0  Wasser,  inner- 
lich 0,05 — 0,3,  0,3!  pro  dogi,  1,0!  prn  die  in  Pillen,  Pulvern,  Emulsion.  Als  Hjpnoticum 
wirken  erst  Dosen  von  0,5!— 2,0!  (FroDmöller). 

Lactucarium  gallicum  Thridax  Ph.  Gall.  stammt  von  Lactuca  sativa  L.,  Lactuca 
virosa  L.  und  Lactuca  scariola.     Dosis  0,2 — 1,0. 

Lactucarium  gallicum  (.\ubergier)  von  Lactuca  altijsima  Bieberstein.  In  ihm  sind 
neben  den  Bestandtheilcn  des  deutschen  Lactucariums  noch  Asparagin  und  Gallaktukon  ent- 
halten.    Dosis  wie  von  Lactucarium  germanicum. 

Lactucarium  canadense  von  Lactuca  canadensis  L.  und  Lactuca  elongata  Milhl. 

Extractum  Lactnearii.  Extraft  de  Lactucarium  Pb.  Gall.;  Lactucarium  1  wird  mit  Spiritus  (t 
raacerirt  und  xnr  Consistenx  'J  Terdampft.     Dosis  0,1  —0.3. 

Pllulao  Laetucarii  (Bouehardat):  Lactucarium  5,  Radix  Althaoae  0.&,  Pil,  60,     Abend»  1   Pille. 

Sirupu«  Lactaearii  opiatut,  Sirop  de  Laotncariam  opiac^  Ph.  Oall.;  Extractum  LactuoariJ 
1,5  wird  mit  wannen  Wamier  ervobopft  und  Sacchanim  2000.  Aoidnm  citrioiim  0,^h,  «owie  eine  fillrirte 
Losung  von  Extraotam'Opii  0.75  in  Aqua  florum  Anriintii  40  hinzuKegebon.  Der  Hirup  wird  mit 
Elweim  geklärt  und  mit  Wasser  auf  daa  Oewicht  :I0U0  gebracht.  20  cem  =  0,01  Extractum  Laetucarii 
and  0,005  Extractum  Opii.     Dosis  15,0—90.0.     Illuflger  wird  beautat: 

SirnpDS  Laetucarii  (Aubergier):  Eitractuui  Laetucarii  1,5.  Saccharam  1000,  Aqua  500.  Aqua  Herum 
Anrantii  50.     Dosis  l-i  Tbeelfiffel  mebmals  tiglicb.  J.  JACOBSON. 

Oallaktnkon.  ('„H^O  (Franchimonl).  Es  bildet  mikroskopische  Radeln,  Sehnp.  296°.  DnlOslich  in 
Wssnr.  schwer  lOslieh  in  Alkohol,  leicht  in  Ligroln.  Im  Eohleosaurestrom  kann  es,  zum  grtfssten  Theil  unaorsetsi, 
sublinirt  werden.  Es  ist  gesrbmaeklo«  und  ungiftig.  Durch  ItetallKalzo  wiid  e»  nicht  gefnilt,  durch  vordllnnto 
Sfturen  und  Alkalien  nicht  aogegriffen.      Enthalten  im  Lactucarium  Kallieum  Auhergier. 

Lactucerin,  CmHjbOs,  krjstallisirt  erbalten  (Th lerne  und  Ludwig),  Es  besteht  aus  den  Es>ig5aureestern 
des  a-  und  ,H-Laclucerol8.  C]]^y)0,  welche  aas  ihm  bei  Verseifung  mit  alkoboliACbera  Kali  entstehen  illesse).  Ein 
anderes  Lactucerin.  C^Hj^O).  auch  Lactucon  genannt,  fanden  Lenoir  nnd  Kasiner.  Es  bildet  mikroskopische 
Nadeln  Schmp.  210°,  löslich  in  bei^Ficm  Alkohol  und  in  Aether.  Beim  Schmelien  mit  Kali  liefert  es  Essig«ilure  und 
Lactucol  CisHjpO ;  ("„H^O,  -f  2  H}0  =  2  C,,illg,0  -f-  C^HiO^  4'  U«-     )m  Lactucarium  gemianienre, 

Lactucin  (Auhergier).  Bildet  perlmutlergllnzende  BUttohen  oder  rhombische  Tafeln  Ton  rein  bitterem 
Gexcbraack,  ist  leicht  lOslich  in  Alkohol,  wenig  In  Aether  und  iu  Wiaur,  sieht  RDchtig.  wirkt  schwichor  als  Lac- 
tucarium.    Dosis  0,05—0,5, 

SPIEGEL. 

LiftdADOlll«  AU  r.adanom,  auch  •Lahdannm'*  war  !feil  dem  Altertbnm  bis  in  die  letston  Jahrhundert«  ein  harxartigw 
Beeret  offlcinell,  weichet  im  Orient  und  im  nstlichm  Mittelmeergehiet  Ton  diver-en  i'istns '-Arten  ouigi'«chwilxt 
wird  und  frflher  Iheils  durch  Peitschen  der  i.'iHtufstrttncber.  theils  durch  Auskämmen  der  Ton  Cifto*  weidenden 
Ziegen  mit  eigentbUmlicbcn  Instrumenten  erbalten  wurde.  Das  Lsdanum.  welches  nsmentlich  als  L.  cretieon  boeh- 
gesobXtst  war,  stellte  hraunMchwarxe,  beim  Ersinnen  an)raafi<fch.  d.  h.  storaxahnlich  riechende  sprflde  .Wamsen  dar. 
walebe  thaiU  als  .L.  in  massiv*,  theits  als  .1..  In  haenlis**  in  den  Handel  kamen,  w&hrend  eine  in  spiraÜK  genillten 
äMak«n  Af  In  tortis)  geliefert«  Waare  ein  mit  Sand  und  anderen  mineralischen  Beimisehangei)  bis  xn  80  pCI,  Ter* 
■Wigl««  Pradttct   darstellt     Den  Hauptbeslandtheil    det  in  Weingeist  fast  ganx  lOsliehea  reinen  Scerets  bildet  sin 


m 


in  Boliuf  einer   erfolgreichen  Behandlung    einer  LShmune 

gfäitige  Boaiitworfung  der  folp'nden  5  Fragen  uncrlä^^lirh: 

1.  Wf'lchc  Muskoln  sind  g(>lühnit?    2.  In  wflchera   Grade  ( Parc»  i 
3.    S<.'it  wolclicr  Zeit  l)psteht  die  Lähmung?     4.    Auf  welcher  Thcils 
der    willkiirliclien  Bewegungsinnervationeii    liegt    die  Störung,    we 
licrvornift?  5.  Worin  hostrht  diese  Störun;;,  ist  sit-  functionell  od 

Per  KitifliLss  der  beiden  ersten  Feststellungen  auf  die  Therap 
ersichtlich.  Das  Alter  der  Lähmung  ist  insofern  von  Eiiiflass,  als 
der  Satz  festzuhalten  ist:  in  den  ersten  Wochen  nach  Kintritt  i-in| 
handle  man  nur  die  Striruiig,  welche  die  Lähmung  vcrur«,ieht.  and ' 
inung  als  solche.  Einer  viel  eingehenderer  Besprechung  bedarf  dia 
Bedi'utiuig  der  4.  Frage.  Die  histologischen  Krgebnis.se  der  modemfl 
lind  die  Experinientalcrgebni.sse  der  modernen  Hirnphysii 
scharfcharakterisirte  Typen    der  Litlimmig    kennen    und    unt-  .  i| 

jeden  dieser  Typen  lassen  sich  ganz  bestimmte  therapontische  i; 
Untersucht  man  nrmilich  zimächst  anatomisch  die  Bahn  der  willkil 
tion<Mi,  st»  stellt  sieh  heraus,  dass  sie  aus  folgenden  Thei Istreck« 

a)  die  Ganglienzellen  der  motorischen  Region  der  Hinirind 
Axeni'ylinderfortsatzen  dieser  Ganglienzellen  entspringenden,  dureh  iM 
und  den  Uirnschenkelfuss  spinn Iw.lrts  ziehenden,  grösstentheils  s 
Nervenfasern,  deren  Gcsammtheit  als  Pyramidenbahu  bezcichnft  wir 
nannten  Keniganglienzellen,  welche  von  den  Eodbäumen  der  l\ns 
umsponnen  werden.  Sie  liegen,  soweit  die  Uimnerven  in  Betracht  k 
bekaiuiten  Hininervenkernen  zusammen;  soweit  die  Ruckcniuarksner 
kommen,  sind  sie  in  den  multi])olaren  Ganglienzellen  des  Vordci 
d)  die  aus  den  Axencylinderfort.sätzen  der  letztg»?nannten  Gang 
springenden,  als  „Wurzelfasern"  austretenden  und  zu  der  Musculator 
pluTischen  Nervenfasern. 

Man  unterscheidet  daher:  a)  Corticale  Lähmungen,  x.  B.  die  F. 
gen  der  !>emeivtia  ijüralytica.  b)  Pyramidenbahnlähmungen, 
plegir  dr>r  pewi'ihnüchen  Hirnhaemon'hagie.  c)  K ernlilhniungcn,  t.1 
Kin<ii'rlitlininng.  d)  Peripherische  Lähmungen,  z.  B.  die  rheuraa 
iihninng.  Erwägt  man.  dass  die  sub  1  aufgeführten  Ganglienzelleu 
Region  auf  A.«snciationsbahnen  von  den  V  erstell  im  gsregionen  des  Ge 
werden  müssen,  so  leuchtet  ein,  dass  auch  Associatioi' 
der  Vorstellungen,  z.  B.  hypochondrische,  Lähmungen  l> 
diese  auch  als  Associatioiis-  und  Vorstellungslähuui 

.lede    der    angegebenen  Lähmungs formen    ist    durch    charakteristisji 
ausgezeichnet.    Die  Association»-  und  Vorstellungslähmungeo  werden  v(i 
Vorgängen  in  hohem  Grade  beeinflusst.    Sie  beziehen  sich  oft  nur  auf  < 
Rewegungscoordination,    während    andere    Bewegungseoonlinationen 
Muskeln  normal  ausgeführt  werden.     So  ist    z.  B.  bei  der  Abasie'  ili«l 
erloschen  (Ganglähmiiiig),    w."dirend    der  Kranke    im  Sitzen    alle  Bowt! 
führen    vermag.     Den  cortiealen    und  Pyramidcnbahnlähmungen. 
als  Lähmungen  des  ersten  motorischen  Neuronsystems  znsammenf.-ts 
ver.sehrtheit    der  elektrischen  Erregbarkeit,    das  Ausbleiben    ' 
die  Steigerung  der  Sehnen]thaenomenc  in  den  gelähmton  Körp> 
Umgekehrt  ist    bei  den  Kernlähmungen    und    den  peripheren  Laliuidi;,: 
numgen  des  zweiten  motorischen  Neuronsystems,    die    elektri'sch«'  Rnrj{ 
erheblich  geschädigt,  meist  tritt  rasch   eine  schwere  Mnsl 
sind  die  Sehni'n|diaenoniene  meist  stark  herabgesetzt  oder 
sind  die.se  Stönmgen  bei    iler  peripherischen  Lähmung    ausge-spHich« 
nuclearen.      Für   die  Therapie    ist  weiterhin  noch    die  Thaisachc 


Saehmiinp 


—    847    — 


liacrchcnschwamm  ] 


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I 


dass  die  Liiliiniiirgcn  des  prstcii  motorischen  Neiironsystcins  srhr  oft  zur  Coiitractur 
führen,  wUhrcnd  die  I^ähmunpon  des  zweiten  inotorischeu  Ncuronsystcms  schlaff 
bleiben.  Nur  wenn  eine  |)eri|)hcrisrho  oder  Kernliihinung  zwei  antagonistische 
Muskeln  in  sehr  ungleichem  M;i;t.ss  betrifft,  entwickelt  sich  in  dem  von  der  Läh- 
mung ganz  oder  relativ  verschont  geliliolunicn  Mnskcl  eine  ('onti'actnr.  Auch 
Contractiiren  der  corticaleii  und  i'yramiilenlialinlähmungen  treten  in  der  Regel  in 
den  von  der  Lshnmng  weniger  hetroffenen  Muskeln,  z.  B.  hei  gewöhnlicher  Hemi- 
plegie in  den  Beugemuskeln  des  Anns   und  in  den  Strecknmskeln  des  Beins,  ein. 

Die  Ther:i|iie  vermag  heute  hereit.s  liestimiiite  allgemeine  Sätze  für  die  Behiuul- 
Inng  der  im  Vorstellenden  aufgeführten  Lahmungen  aufzustellen.  I)ie  wichtigsten 
dieser  Satze  siiui  folgende:  a)  l>ie  associativen  und  Vorst'ellHngsl.Ihmungen 
sind,  soweit  funct ioneil,  fast  mir  der  Psychotherapie  zugfmglich.  Medicamente, 
mechanische,  elektrische  Behandlung  etc.  wirken  nur  durch  Suggestion.  Eins  der 
geeignetsten  Suggestivinittel  ist  die  Uebung.  b)  Die  organischen  corticalen  und 
namentlich  die  organischen  Pyramidenbahnlilhniungen,  also  die  Lähmungen 
dos  ersten  motorischen  Neuronsystems,  sind  nach  Ablauf  des  acuten  Stadiums  für 
vorsichtige  elektrische  Behandlung,  am  zweck^n^tssigsten  eine  regelmassige  Kathoden- 
behandlung,  und  Ma.ssage  geeignet.  Beide  .sind  auf  die  von  der  Lähmung  hesonders 
schwer  getroffenen,  also  von  (,'ontracttir  nicht  bedrohten  Muskeln  zu  beschränken. 
Zur  Verhütung  der  Coiitractur  eiiiptiidilt  sich  l'erner  frühzeitige  passive  (iymnastik  und 
Lagenmg  bezw.  Fixation  der  Glieder  in  einer  der  drohenden  Contractur  entgegen- 
gesetzten Stellung.  Active  Gymnastik  ist  nach  Ablauf  des  acuten  Stadiums  sofort 
zu  beginnen,  c)  Die  nuclearen  Lähmungen,  Kernlähmungen,  erheischen  gleichfalls 
die  Kathodenbehandlung  der  gelähmten  Muskeln.  Statt  ihrer  ist  auch  die  Faradisation 
statthaft.  Die  Mas-sage  ist  im  Interesse  der  MtLskeh^rnährung  noch  viel  dringlicher 
al.s  bei  den  Lähmungen  des  ersten  Neuronsystems.  Die  Verhütung  der  Contractur 
erfolgt  nach  demselben  (irundsätzen.  Active  Gymnastik  sollte  früh,  aber  vorsichtig 
begonnen  werden.  Strychnin  scheint  die  Restitution  zuweilen  zu  fiirdern.  d)  Periphe- 
rische Lähmunj.cen  erheischen  in  der  elektrischen  und  niecliani.schen  Behandlung 
grosse   Vorsicht,  bis  der   acute  Verlauf  völlig  abgeschlossen  ist. 

Die  Behandlung  der  Lähmung  als  solcher  ist  selbstverständlich  stets  mit  der 
Behandlung  der  Lähnuingsursaclie  zu  verbinden.  !)iese  crgiebt  sich  aus  einer 
exactcn  Beantwortung  der  oben  sub  5  angeführten  Frage.  Liegt  eine  vollständige 
Leitungsudlerln-echuiig  vor.  so  ist  bei  einer  Pyramidenbabulähmung  nur  insoweit  auf 
eine  Rückkehr  der  Bewegungsfähigkeit  zu  hoffen,  als  andere  Ner^'ellfase^l  vicariircnd 
für  die  zerstörten  eintreten  können.  Die  Theraj)ie  hat  daher  ihr  Hanptangenmi'rk  in 
soh'hen  Fällen  auf  compensatorische  Uebungen  zu  richten.  Bei  peripherischen  Läh- 
mungen ist  das  L'eberwachsen  neuer  Fasern  aus  dem  centralen  Stumpf  in  den  peri- 
pherischen sehr  oft  zu  beobachten.  In  traumatischen  Fällen  kann  dies  üoberwach.sen 
durch  Nervennaht  erheblich  gefördert  werden.  Häufig  handelt  es  sich  um  lui  voll- 
ständige LeitungsunterbrechunKen.  F"nr  die  Therapie  ist  die  Erfüllung  der  Caiisal- 
iiidicationen  iu  solchen  Fällen  besonders  aus-sichtsvoll.  So  ist  die  operative  oder 
medicamento.se  Beseitigung  einer  Geschwulst,  z.  B.  eines  Gumma,  welche  dunb  I*ruck 
eine  unvollständige  Leitungsnnterbrechung  hervomift,  oder  die  Entziehung  eines 
Giftes,  welches  in  den  Nervenfasern  Veränderungen  (Neuritis  toxica)  und  dadurch 
Leitungsstömngen  heriorruft,  nicht  selten  im  Stande,  unvollständige  Leitungsunter- 
brechtmgen  fiist  vollständig  zu  heben.  Die  einzelnen  Lähmungen,  wie  die  des 
F^acialis*,  erfordern  eine  speciello  Behandlung.  ,,=„»„ 

iBCrchenschwamin,  dur  an  älteren  Stämmen  der  Lärche  (Larix  decidua  Hill.)  angewachsene, 
namentlich  aus  dem  nördlichen  Rii.ssland  bezogene  ungcstielte,  in  meist  hufeiseiiPirmigen 
grossen  Stücken  vorkommende  Hutpilz  Polyporus  officinnlis  Fries,  schon  im  .Mtcrthuin 
als  Volkshcilmittel  bekannt  und  iu  der  spätem  Materia  medica  als  ,.\garieus  albus"  oder 
„Boletus*  Laricis"  eingeführt.  Das  Gewebe  ist  mürbe,  missfarbig  weisslioh,  mit  Kalkoxalat- 
Kr)stallon  durchsetzt,  von  bittcrlich-süsscm,  zugleich  etwas  scharfem  Geschmack  und  giebt  an 
verschiedene  Lösungsmittel  theils  amorphe  und  krystalliiiische  purgirendc  Harze,  theils  krj-stal- 
linisches  Agarikol,  CioH,«0,  und  Phytosterin  (vcgetab.  Cholesterin)  ab,  uameutlich  aber  als  oineu 
der  wirksamen  Bestandlhi^ile  die  krystallisircnde,  bei  139"  schmelzende,  mit  Aepfclsäurc  homo- 
loge Agariciusäure*  (.Vgaricin*,  Laricin*  der  früheren  Autoron).  Früher  diente  die  DroM 
als  Purgans  und  bildete  einen  nie  fehlenden  Bestandthcil  des  ,Elixir  ad  luiigam  vitam'.    Dls 


absolutem,   unlöslicli  in  Acthcr,  von  failem,  nicM  süssem  Cescfir 
es  sich  unter  Karamelbildung  und  zerfallt  in  Glyltose  und  Lacvul 
mit  verdünnten  Säuren.     Es  reducirt  Fehling'sche  Lösung  erst  nach 
ist  nicht  direct  gährfähig,  wohl  aber  nach  längerer  Berührung  mit  H 
vertirt.    Mit  Silbernitrat  giobt  es  eine  weisse  Füllung,  beim   Enrärmen  tritt I 
hindert  die  Fällung  von  Eisen-  und  Kupferoxyd  durch  Alkalien.    Bei  der  trod 
entstehen  Aceton,  Essigsäure,  Kohlensäure,  Kohlenoxyd  und  Hetbao. 

IjieTulln8änre,/9-Acetopropionsäurc,C5U903=CH3CO-CTl2-rTT    (■',.n.«iti 
feststellte,    aus   Hexosen,   besonders   leicht   aus   Laevulose,    d. 
welclie  bei  der  Hydrolyse  Hexosen  liefern,  z.  B.  Rohrzuckf-r     - 
verdünnten  Säuren.     Diese  merkwürdige  Reaction  ist  so   .nl 
nungsmittel  für  die  Zugehörigkeit  eines  Kohlehydrats  zur  ii 
Säure  ist  ferner  synthetisch  durch  Ketonspaltung  des  Acetj-lbcr: 
aus   der  .Mlylessigsäure    durch    Bromirung    und    nachfolgendes 
worden :  hierdurch  sowie  durch  die  Uebcrführbarkeit  in  Valerolacton  and  nofl 
durch  Reduction,    in  Bernsteinsäure  durch  Oxydation    ergicht  sich   di>  jheaj 
stilution.     Die  Laevulinsäure  hildet  harte  strahlige  oder  bl 
bei  rascher  Destillation  unter  nur  geringer  /erselrung  bei    . 
löslich.    D.1S  speo.  Gew.  ist  bei  30°  im  uberschmolzcnen  Zustande  1,13:^. 

LRemlOHan,  C„H,i,On.  enl^teht  noilfn  Oljrkaae  bei  rucliem  Erbitien  von  Eohnackrr  tut  IM«:  • 
Sirup,  der  heim  Kochen  mit  Wasser  oder  TerdQnnten  SHufen  Ldevulosfl  linferi,  aijo  woU  «1>  J 
Torslellt.     Hefe  Ter^Slirt  e.a  nicht  nnd  kann  aaf  dieicm  Wege  von  der  lltjku^n  g«tretial  »kJA-J 

Lagen&liR  Ser.     Pflnmengattnng   ins    der  Fam.   der   Cnen  rhitaee***.    aa<    der  Oi 
SanenanUßen  gekennieiehneten  PlaglospormeaG,  Unterfani.  der  C'aeuiiit*T ineae 
ehi'n    die   mftnnlichen  Bldthen    swoi    freie  boppolKtanhhUttor   und    ein    einfach»  SlaobKlaU 
knoten    der    weibllciien   ßlQthon    ist    untersUndig,    dreifSchorig.     Die  Gn'*'--   !       -Tafi 
(Cucurbita  Lagenan'n  L.1,  Fla«  ohe  n  k  U  rbis.     I>ie  Pflanze  i.st  ein  bocii  m 

lieebendeR,    einjHliriger«    Kraut    mit    rundlieh-henförmigeo.    eckigen    Blti,  ;l>v| 

weissen  Bluthen  mit  frelblattoriger  Krone.     Die  Tflanie  wird  in  allen  Truii'ni.iniim  wegM 
b«nut«ten  holzig-schaligen  Frucht«  enltivirt.     Die  Fruchte  eind  flaschen-,  kmg-.  «andahrflnalf  4 
bisse).    Frucbtflei'trh  und  .Samen  finden  ils  AnRneimlttel  Verwendung. 

Lagophtbalmos,    Hasenauge.     Man    versteht    darunter  die  Unnv' ■''-•*'''■•'•.  di» 
schlies.'Jen.     Der  Musculus  orbicularis  ist  gelähmt.     Das  ünterliii  ib, 

langt  in  Ectropiumstellung.     Die  Folgezustände  sind  lästig  und  a  Ti 

Thräticii  über  den  Lidrand,    secundäre    Conjunctivitis,   Dacryoc;  rititil 

faciei.     Wenn    mit   dem  Facialis  auch  der  Trigeminus  iu  Mitlei 
die  Cornea  anaestheti.scb  und  so  noch  mehr  gefährdet.     Die  Bi.l 
der  Facialisparese  zu  (irunde  liegecde  Leiden.    Local  kommt,  u.    ...  ...Mcit 

zu  verschlicssen  und  damit  den  Bulbus  besser  zu  schützen,  die  Blepbaroiri^ 

Laraaloili   llorr  im  Vtfl.  Hirmlt,  190  m  hoch,  mit  sldliehem  Klimi,    bnllit  ein«  grOaort  hU 

lieh.  thfiU  XU  Bidem  benutzten  irsen-  und  eisenhaltigen  Quellen,  deren  T ^ ■-  ^^«  f 

Die  Sunroe  chiude  (48°)  enthUlt  O.OU  Eisen-,  je  0.72  Natrium-  und  Ca!  m^ 

bonal.  O.OOnC  Nalriumarsonat.    'JSn  com    freie  Kohlensaure,    die  Sonrco   1-  im 

11.23.  11,0».  O.OOOl.    WW  und  O.OOIS  Lithiumchlorid.    dieSouv      ''  l,» 

(1.0007  Lilhlurachlorid.  O.iJOl  Natrinmarsenat.  ;168  ccm  freie  K  -mA 

Nerronkninkheiten.  auch  centralen  IVb-prung».  Anaemie.  Fr.m  -nOi 

Lnininarla   Mont.    Pflanzengattung    aus    dem    Unterreich    der    Cryp'    ■•"-"' 
Tli.illophy ta*,  Unterclasse  der  .\lgae*.     In  letzterer  bildet   die   '■■ 
Brauülaiige,  Phaeophyceae,  welche  neben  Chlorophyll  einen  fl" 
kophae'in,  führen.    In  der  Familie  der  Laminariaceae  sind  !■• 
meist  blattirtig  flachem  Thallus  vereint,    der   sich    aus  verzweig. 


19     - 


Landrj'scIiP  Pnraijsp] 


lang  gestieltes  Blatt  erhebt.  Bei  L.  ist  das  „Blatt^  rippeulus,  ungetlieilt 
(nfbrmig,  bei  eioigen  Arten  bis  2  m  lang,  bei  mehreren  Arten  zerreisst  die 
Mife  der  Vegetationsperiode  bandförmig  in  mehrere  schmale  Streifen.  Die 
id  durch  Schwärmüporen  bewirkt,  welche  sich  an  oberflächlich  dem  Blatte 
Iren    entwickeln.    Ein    fie.schlcchtsact   fehlt.     Fast   alle   Arten    gehören    den 

der  nördlichen  Erdhulfte  an.  L.  digitata  Larnour.,  aiif  felsigen  Meeres- 
■2  m  langen,  an  der  Basis  oft  4  cm  dicken  Stiele  (stipites)  erhebend,  welche 
lange  und  bis  90  cm  breite,  sich  in  eine  unbestimmte  Zahl  riemenartiger 
teu  spaltende  .'Spreite  tragen,  ist  eine  ausdauernde  Pil.nnze.  Wächst  bis  zu 
an  den  Felsküsten  des  .\tlantischen  Oceans,  im  Eismeere  und  im  Grossen 
Igs  unterscheidet  man  die  breitblätterige  Form  mit  starrerem  Stiele  als 
|dm.,  die  kürzer  gestielte,  in  schmalere  Lappen  sich  spaltende  als  L.  digi- 
^hylla  Ha^^'cy  (L.  flexi eaulis  Lc  Jolis).  L.  saccharina  Lam,,  der  Zucker- 
ig, trägt  auf  cyUndrischem  Stiele  eine  lanzettliche,  ungetheiite  Spreite.  Die 
lan  Mannit;  sie  gehört  den  europaeischen  Meeren  an.  m. 

L  die  Stiele  des  blattartigen  Thallus  der  Laminaria  Cloustoni,  sind  graubraune, 
t  Länge  und  l  cm  Dicke  erreichende  längsrunzelige  Cyliuder,  welche  in  Wasser 

Sie  finden  in  der  (Geburtshilfe  und  in  der  Gj-naekologie  zur  allmäligen  Er- 
tvicalcanals  behufs  Einleitung  der  Entbindung  oder  Austastung  des  Uterus 
1  besten  sind  die  höh!  gearbeiteten  Stifte,  weil  sie  einen  Abfliiss  der  Secrete 
I  schwierige  Sterilisirung  der  Stifte  hat  ihre  friiher  sehr  verbreitete  Anwendung 
ikt;  doch  gelingt  es,  sie  auf  folgende  Weise  sicher  steril  zu  machen :  die 
l  werden  mit  einer  alkoholischen  Sublimatlösung  (1  :  1000)  ahgeriebeo,  mit 
>tcn  Seidenfaden  verschen  für  einige  Tage  in  eine  Lösung  von  1  Th.  Sublimat 
her  gebracht  und  dann  in  einer  Lösung  von  Jodoform  10  g,  Cocaiuum  rauria- 
r  suKuricus  tOl)  g  bis  zum  Gebrauch  aufgehoben  (Touvenaint). 

I  8TKFFECK. 

nttung  *us  der  Farn,  der  Ltbiktke*.  Unterfun.  der  Btmgbxde»»,  gekennuiebaft  dnrch 
Vonen,  mit  gemoinumer  I<ILog8sp&lt«  6ieh  nffnende,  K^radliolg  ihre  Fftcher  BproiEcndo  Antheren 
%  Bchlef  ftbgestntvte  NDBHebcn.  L.  album  L.,  weiesp  TaubncKAcl,  bei  una  ein  weit  rerbreitetes 
*  ihem  AuBseheu,  mit  scbtfnen  weissen  BlDtboo,  M. 


ii  albi  s.  Urticac  mortuae,    Fleurs  d'Ortie   blanche  Ph.  Hall,  ent- 
.s-  und  Gerbsäure  ein  Alkaloi'd  Lamin,  das  wie  die  Blätter  selbst  blutstillend 
Der  Blüthensaft  und  das  Deooct  werden  als  Tonicura  uud  Adstringens  bei 
Ben  und  Leukorrhoe  benutzt.    Dosis  des  Saftes  60 — 80  g. 

.Lkmii  albi:  1:10.    Dosis  S.O— 10,0. 

ikemostktics   (Floriin):    Tinctura  Lamil   albi  100,   Bini|)U  Simplex  tO,    Ai|Bi  2i>,    DusU 

|betandl!eb,  gptter  «atdndlieb.     Bei  Uterinblotangen. 


I 


J. 


te    im  D^pt.  leere,    «00  m  hoeb.     Die    (Urkere    der  Qoetlen    ist   ä^fi"    wann    und    eutbalt 
leeiomcblurid,    1,4U  Caleium-,   0,77  Natrinmsnlfat,   0,OB73  freie  Kohlenslnre.    Hie    dienen  su 
ft,  Doneben    und  Inbalaliooen   Tomchmlicb    bei  Bcrofolose.    Rheninatleroas   und  FrauonkranlE- 
%iB  September. 
!  Wt)EZBÜBG. 

ft.  PflaniengattUDg,  welobe  naeb  Bentbam  und  Booker  wabrMbeinlieb  Arten  der  Oattuug 
t  der  Onttiferae*,  Tribns  Oareinieae,  angebttrig,  nrnfassL  Hiers  stellte  die  Gattung 
von  Calupbf  llum*  Calaba,  einer  Ton  Kheedia  weit  entfernt  stehenden  Ctasiacee. 


Bet.  Cobloni,  mit  einem  aueb  als  Leininger  Wasse  r  bekannten  erdigen  EisensUnerliug 
lelnm-,  0,3  Magnesium-,  0.07  Natriumbiearbonat),  welcher  nur  Tersaudt  wird. 

,nnd  Terrainkurort  in  der  Grafschaft  Glatz,  450  m  hoch,  gegen  Norden  und 
Klima  anregend;  mittlere  Tempenitur  Juli  16,  August  15.5'*,  mittlere  relative 

ft..  Regenhöhe  731  niiu.  Die  20—28,5"  warmen  Quellen  mit  geringem 
0,0028  Schwefelnatriuiii,  0,001  Schwefelwa-sscrstofl)  dienen  hauptsächlich  zu 
k  Moorbäder,  Doucheri:  W.isscrheilanstalteu  Thalheim  und  Gerraanenbad. 
Bhlich  Fr.tuenbad,  ist  iudicirt  bei  chronischen  Katarrhen  der  weiblichen  Go- 
lenstruation.sstörungcn,  Gicht,  Rheumatismus,  Nervenkrankheiten,  chronischen 
hmutigsorgiine,  allgemeiner  Schwäche,  Ueberoostrengung.  Mai  bis  September. 
,  wCbzbubo. 

brse,  P.iralysis  ascpiidpns  acuta,  vonLandry  1H59  beschrieben, 
[wickelt  sich  acut  oder  jM-racut  eine  fortschreitende  .sclilaflfe  Lähniuri};, 
Beiiii'ii  ln'-jriimt,  ;nif  liuinpr  und  Arme  übi'rgeht  und  schiie.<siic.h  auch 
Jprueh-  lunl  .\tlinn(ngsmnscul.itur  befällt.  Die  Reflexe  und  Sehnen- 
Bsclieti.  Die  (•iektn.sche  Krri'gbarkeit  bleibt  intact.  Blase  um!  Ma.st- 
ier  Läliniunj;  nicht  betlieiligt.  Ebenso  bleibe»  die  Augenmuskelnerven 
I  meist  verschont,     tjcnsibilitätsstöruiigen  linden  Bich   uur   aiisnahms- 

jrklopaedie.    II.  Band.  ^^ 


peinlich  sorgfältige  Pflege  zu  legen.    Gelingt  es  durch 
einmal,    den  Kranken    über    das  acute  Stadium   hinauszuiiolfj-n,    f« 
eine    vorsichtige    Klektrotherniiie    die  Restitution    der   Motilität    vicL 
schleunigen.      Man    verwendet    dazu    den  faradiscbcn    oder    die    Kd 
stauten  Stroms.      Beide    sind    auf   den    periplierischeu    Nerven    zu 
stabile  Galvanisation  des  Rückenmarks  selbst  scheint  ganz  einfliusloe 

Langenaa,  Nieder-Lmrentu,  BUhlbkJ  In  it«r  GraTnelitn  OUU,  »5T  m  tioeb.  mt 
lu  Tnnk-  und  Biilcknren  dirnondcit  gur«lcb«n  «rdii^ii  Stitlili|a«nen  (0,06  Elses-,  0.it 
0,'.*3  Nitlriumbirarbonat,  12IH)  ocm  Inif  KohlcnsHurc).    SiUnoa  Mai  bia  Mitte  OcwVar. 

LanfrenbrIIckeil,  in  Badm,  KH  m  hoch  mit  ordiK-:alinl5iehiin  8eliwer»Iqn«rien  (O.OUM 
Calciunikullid,  0,'S  Magneaiumaalfkt.   0,))3  Ctli'iuinbloarbopal):    Trinkkuren,    BiUit,    1 


Lftn^OnSAlZBf  Vrovint  Sachsen,  L'IO  m  hueb,  im  Allgcnniaen  geaehatit  gflefrcB,    b«4lt4t 
4iu(>ilf<  111,0715  Scbwcrt?lwa«5rrstoff,  1,10  Calcium-,  0.3,^  Mngneaiamanlrjil,  0,4  Caloinaibi<srboaalk 
Iludern  und  Inhalationea  verwandt  wird.     Saison  Hai  b1<4  OcU>b«r. 

Langpfefloröl.     Da«   im   Pcnkarp    dos   sogonanntcn    lauicen    l'filTprs      .1     I,     ,1,,   v  „ 
von  Piper  offleinar.  C.  DC.  und  Piper  longum  L.,  aus  dem  ' 
lieber  in  den  WuneUtOoken  der  Benannten  Specios  enth«!' 
voH  noch  (jerluKerero  spec.  Gew.  ((>.8ri)  als  das  Oel  des  ge« ,■...,. 
9Cher  llosehmaek  und  fjewUrabaft-finharror  üorucb  aacb  dem  LanL 
derjeniKo  deh  ^ewcbnlichim  Ffefferdla    und    sehwankt  zwischen   .'-^ 

welebcs,  wie  boim  schwanen  Pfeffer,    in  den  Fruchten   vun  Piperin    bff^irit.-t     i-t     wurda^ 
foracht.    Vermuthlich  entblUt  daaselbc  ühnliche  Bfatandtheile  wie  das  gvwnlinliche   PfofarA 

Lanolin.  Da.s  Lanolin  ist  eine  neue  Salbengrundlage,  die  in  Folge  rii 
Unter^iuchung  in  die  Therapie  eingeführt  wurde  (Liebreich  18S 
existirtt'ii  nur  Salhengruiuilagen  rein  empirischen  Ureprungs.  Ma 
Alter.';  her  die  Tette  und  Oele  für  sich  oder  mit  bt^liebigeii  Alisrlmn 
Wallrath  und  anderen  Stoffen,  In  neuerer  Zeit  gesellten  sirh  die 
retr(>leuni(le.stillatioii,  Va.selin,  sowie  das  Ungneiitimi  Paraffini  und  dh 
liin/.u.  Man  wurde  zur  Benutzung  der  Salben  lediglich  bestiinnil  duf 
kali.-iche  Beschaffenheit,  sich  leicht  auf  der  Haut  zu  verreiben  und  dab'ii 
Schlüpfrigkeit  zu  zeigen.  Die  Erliudung  derartiger  Pfl.oster  und  Ssibi 
vnn  der  wissenschaftlichen  l-'orschung,  denn  mit  dem  Auffinden  sflld« 
besch;ifti<?teii  sich  wesentlich  Empiriker.  Anders  verhält  es  sich  mit 
einem  \V()llfeft|)rai'])arate,  das  erst  infolge  naturwissenschaftiicbcr  ti 
als  Salbengrundlage  eingeführt  wurde. 

Die  Geschichte  des  Wollfettes  zeigt,  dass  von  den  vorschietl«i.''tce « 
Material    ztLsammengetragen  werden    uiusste,  um   eine   für  die  Thrfip« 
schaiiuug  zu  ermiiglichen.     Der  Fettsubstanz  der  Schafwolle  hat  uwiRfl 
ititiiM  eiiir>  hi^Kondere  Aufme.rkfiamkflit  geschenkt,    was  auch  ulelit^HH 


[7<anolin 


—    851     — 


Lanolin] 


Eine  KrklHniiig  liicrfür  gii-bt  ilcr  l'mstand,  tiass  dio  tloin  Wollfftt  aiihaftfiitliui  Uii- 
minigkeitcn  hin  der  narstt»)hing  nicht  entfernt  worden  waren,  ferner,  dass  dem  Prae- 
par.it  ein  starker  Bocksgerueh  aiiliaftete  und  die  Acidität  die  therapeutische  Verwendun«; 
störte,  .ledoch  iteschiU'tigte  man  sich  von  chemischer  Seite  vielfach  mit  dem  Woll- 
fett und  zwar  aus  dem  Grnniie,  weil  es  ein  bedeutendes  yVbweichen  von  allen 
:inderen  Fetten  zeigte.  So  ist  die  Verseifung  ein(>  ausserordentlich  schwierige  und 
konnte  nur  mit  alkoholischem  Kali  zu  P>nde  geführt  werden.  Ferner  Ifiste  sich  die 
Seife  niemals  klar  in  Wa.sser  auf.  Zwei  Kijarcnschaften,  die  es  nicht  einmal  zur 
Bcnnt/ung  der  Seifenfaliricalion  verwendbar  maclu-i)  lies,sen.  Die  Kigenartigkcit  des 
Fettes  wurde  üuer>it  dun-li  Hartmaiiu  und  E.  Schulze  aufgeklärt.  Sie  zeigten,  i':lss 
bei  der  Einwirkung  von  Alkalien  auf  das  Wollfett  sich  an  Stelle  des  Glycerin's 
rhidesterin  oiier  [.«jocholcsterin  bihli^n.  lias  Kiitstehen  des  ersten  Kilrpei-s  ist  besonders 
(leshalb  von  lntere.s.se,  weil  das  Cholesterin  ziun  Theil  im  Organismus  frei  vorkommt, 
zum  Theil  in  den  (ieweben  pathologisch  oder  spater  .ils  Zersetzungsproduct  sich  bildet. 
Bisher  aber  hatte  man  Verbindimgen  dos  Chidesterins  im  Organismus  nicht  aufge- 
fuuden.  Diese  t^ntdeckung  rief  eine  Beobachtung  Berthelot's  in  Erinnerung,  welcher 
bei  (ielegenlieit  des  Nachweises,  dass  das  Chole.sterin  seiner  Constitution  nach  zu  den 
Alkoholen  gehöre,  auch  die  Stearinsäure-Cholesterin-Verbindungen  darstellte,  und  iu 
bemerkenswerther  Vorahnung  auss|)rach:  „d.ass  dieser  Kfirjjer,  sei  es  in  normalem 
oder  p.athologischem  Zastande.  vielleicht  im  Organismus  vorkommen  kOnne"'. 

Soweit  brachte  die  Untersuchung  Klarheit  über  die  chemischen  Eigenschaften 
des  Wollfetts,  dass  dieses  ein  Gemenge  verschiedener  Cholesterinaether  sei. 
Vom  physiologischen  Gesichtspunkte  aus  lag  zuniichst  die  Frage  offen,  ob  diese 
Cholesteriivaether  eine  Eigetiartigkeit  der  Bestandtheite  des  Wollhaares  seien,  wie  es 
sich  ähnlich  bei  anderen  Körpern  zeigt,  die  nur  bei  einzeliieu  Thierarten  gefunden 
werden,  oder  ob  die  Cholesterinaether  eine  weitere  Verbreitung  zeigen  und  beson- 
ders ob  sie  an  die  keratinf'yse  Substanz  allgemein  gebunden  sind.  Die  Be- 
rechtigung dieser  Fragestellung  wurde  nnterstützt  durch  das  eigenartige,  ijuantitativ 
nngemein  variable  Vorkommeu  des  Wach.ses  bei  den  Pflanzen.  So  sehen  wir  viele 
Blätter  und  Früchte  mit  einem  dünnen  Hauch  von  Wachs  überzogen,  während 
manche  PRanzen,  wie  die  Karnaubapalme,  so  massenhaft  Wachs  absondern,  da.ss  es 
ceiitnerweise  von  den  USumen  gewonnen  werden  kann. 

So  lag  auch  die  Hoflriung  vor,  dass  das  in  so  abimdanter  Weise  manche  Woll- 
arten begleitende  Fett  sich  auch  bei  anderen  Organismen  würde  nachweisen  la.ssen. 
Für  das  Studium  die.ser  Frage  mussto  es  natürlich  in  erster  Reihe  darauf  ankommen, 
ein  geeignetes  Erkeiumngszeichen  aufzufinden.  .Ms  Index  hierfür  konnte  dieselbe 
Keaction  diejien,  welche  auch  für  den  Nachweis  des  Cholesterins  nützlich  ist,  die  so- 
genannte Liebermann'sche  Cholestol-Reaction,  die  in  Gemeinschaft  mit  der  Fligenschaft 
«lor  ('holesterinaether,  reichlich  und  in  eigenthüralicher  Weise  Wasser  zu  binden, 
benutzt  wurde.  Eine  Schwierigkeit  bot  immerhin  die  Trennung  des  CholesterLn's 
von  den  Cholesterinaethern  dar.  Diese  konnte  aber  durch  Anwendung  von  Propyl- 
alkoliül  überwunden  werden.  Dieser  Alkohol  löst  von  dem  Wollfett  nur  die  leichter 
schmelzbaren  Tlieile  und  das  Chole.sterin  auf,  sodass  man  einen  schwer  schmelzbaren, 
wachsähnlicheii  Theil  erhalten  kann,  welcher  nur  Cholesterinaether  und  kein  freies 
Cholesterin  enthält.  So  konnte  nachgewie.sen  werden,  dass  alle  keratinösen  Snb.stanzen 
wie  Haare,  Nagel,  Epidermis,  Hufe,  Klauen,  Schnäbel,  Krallen  etc.  Cholesterinaether 
enthalten  imtl  somit  dasW'ollfett  nicht  eine  Eigenthümlichkeit  der  Schafhaare  allein 
sei.  Nachdem  dieser  Nachweis  geführt  worden  war,  erübrigte  es  zu  zeigen,  daüs 
die  Bildlingsweise  des  Fettes  nicht  in  den  Talgdrüsen  vor  sich  geht,  sondeni  das.selbe 
intracellufär  mit  dem  keratinösen  Gewebe  sich  bilde.  Dass  dem  so  sei,  Hess  sich  bei 
Thieren  zeigen,  welche  wie  die  Pfauen-  und  Brieftaube  und  das  Faulthier  überhaupt 
keine  Hautdrüsen  besitzen,  dagegen  in  den  Federn  resp.  im  Haar  Cholesterinaether 
nachweisen  lassen.  Beim  Menschen  kommt  unter  Umständen  das  Lanolin  in  nicht 
uirbeträchtlicher  Menge  vor.  So  konnte  gezeigt  werden,  dass  die  Veniix  caseosa  der 
Neugeborenen  fast  aus  reinem  ('bolesterinaether  bestehe  und  alles  keratinö.se  Ge- 
webe Lanolin  enthalte.  Auch  hier  ist  durch  Untersuchungen  der  Fingernflgel  der 
Nachweis  geführt  worden,  dass  drüsige  ftrgane  nicht  nothwendig  sind,  um  das  Fett, 
in  das  KeratiTi  zu  bringen,  sondeni  dass  es  sich  in  den  Zellen  selber  bildet. 

Es  lag  nun  weiter  dio  Fr.oge  vor,  ob  den  Cholesterin.aethem  eine  functiouelle 
Bedeutung   zukomme   oder  ob  sie   als    ein    werthloses  Abfallsproduct  zu  betrachten 

bi* 


^w^^^^^^wi 


fnm 


die  Fette  oder  die  Petroleumkohlen  Wasserstoffe,  wie  Vaselia,  dieae 
scliaft  nicht  besitzen,    wovon    man    sich    auch    schon   bei  der    von 
entfeniteii  uiui    cntfettt'ten    keratinfisen  Substanz    sehr    leicht  übea^ 
kann  auch  eine  Reihe   von  Arznpikörpern,    welch«    dem    Lai    '  »I 

auf  diese  Weise  besser  in  die  Haut  eindringeu,  als   es  nüt  ;ii  --j 

nißglich  ist.  Diese  Eigenschaft  ist  auch  i)r:iktisch  sehr  bald  erkjoi 
man  hat  das  Lanolin  nicht  blos  als  Salbcngrundlage,  sondern  gi- 
diactetischcs  Mittel  für  die  Hautpflege  in  Anwendung  gezogen,  ind 
liehe  Hautfett  ersetzt.  Besonders  vielfach  in  Gebrauch  ist  der  Lauol 
marke).  Die  grosse  Verbreitung  des  Praeparates  hat  dazu  geffl 
minderwerthiger,  zuweilen  unter  anderem  Namen,  in  die  Therapie  ei 
selten  sind  dieselben  chlorhaltig,  glycerinhaltig,  oder  nicht  hinreiclx 
die  Haut  mehr  schädlich  als  nützlich;  besonders  häufig  finden  sich 
unter  dem  Namen  „Adeps  lanae"  vor. 

I'\ir  <lie  richtige  Hetiutzung  des  Lanolins  muss   man  die  F 
selben  kennen,  denn  es  unterscheidet  sich  wesentlich  von  dr  , 
liehen    Fetten    und    ebenso    von    den  Wachsen   und    Mineralfettea. 
Lanolin,  Laimlinuni  anhydricum,    stellt    eine    gelblicliweisse  M:is,se 
100  pCt.  Was.ser   aufzunehmen  vermag,    um    damit    eine    leichtt^r  vei 
Masse  zu  bilden.     Je  hi'iher  schmelzbare  Cholesterinaether  in  dem  W 
waren,    desto   zäher,    aber  wirksamer  ist    das  daraus   darpe,stellte  L, 
was    die  Technik    erreicht  hat,    die  wachsartigen  Bestandtheilc  mehr 
fernt,  so  resultirt  ein  weicheres,    aber  wie    es  scheint   leichter  lei 

Da  das  Lanoitn  durch  wüssrige  Alkalien  nicht  volikoniroen  versei 
lingt  es,  mit  ihm  alkalische  Salben  herzustellen;  da  es  m'cht  ranii 
dadurch  eine  gros.se  Haltbarkeit  der  Salben  zu  erreichen.  I)ie  AuJhal 
führt  dazu,  dass  man  auf  diese  Weise  einen  Cold  ereani  sofort  erhall, 
auf  Umwegen  herzustellen  ist.  Der  schweren  Verreihbarkeit  wegen 
allen  Salben  10 — 1.5  pCt.  Fett  oder  Vaselin  hinzuzufügen,  welcher 
artigkeit  des  Lanolins  nicht  aufhebt.  Da  alle  dem  Lanolin  einverleibl 
besser  zur  Geltung  konnnen,  ist  besonders  graue  t^uecksilber-Lanoii 
wirkend  als  die  Fettsalbon,  ebenso  die  Kalium  jodatum-Salben,  und  »*> 
gilt,  bezieht  sich  auch  auf  andere  zahlreiche  Medicamente,  welche  den  Salbe 
werden.  Bei  Bonutzunj;  von  AlkaloYden,  wie  Belladonna,  Veratrin  tn 
eine  schwilchere  Verreibung  vorsichtiger  Weise  vornehmen  müssen, 
zu  miterscliätzcnden  Nutzen  pewlibrt  die  Eigenschaft  des  Lanolins,  .w 
häuten  zu  haften,  bei  denen  man  Fett-  und  Vaselinsalben  für  diesen  Zw« 
angewandt  bat.  Die  reine  Lanolinsalbe  mit  Borax  und  mit  GlTCcrin 
metische  Salben,  aber  besonders  bei  Rhagaden  zweckmässig  »o  V 
Verbrennungen,  Einschnitten  ist  mit  Vortheil  von  dick  aufratrag«* 
Gebrauch  zu  machen.  Zum  Schutze  erodirter  Stellen  auf  Haut  iiml 
eignet  sieh  natürlich  Lanolin,  so  ist  nach  Haemorrhoidal-Operationen  dji 
Mjvstdarms  von  gutem  Erfolge:  man  benutzt  dazu  kleine  Gununischl^ 
schraube,  welche  auf  Zinntuben  oder  Salbenspritzen  p.'issen,  und  injio»' 
angewärmte  Lanolin.  Srhon  seit  Jahren  wird  beim  indischen  MiUüf 
Lanolin  an  Stelle  des  Glyeerins  zur  impf  lymphe  zugesetzt,  da  «li«-  W 
sich   in  den  Tropen   leicht  zer.st>tzt,    während    die   L:uiolinlymiihe  ci« 


—     8BS     — 


LarjTipitis] 


teit  zeigt.  Urigüristige  Ri^sultate  wurden  nur  mit  fiilor-  uiiij  glycerinh.-iltigeiii 
oder  Adeps  ianao  orhalteii. 

ersieht  aus  Vorstellendem,  dass  dem  L:in()lin  das  volle  Wirkungsgebiet  der 
an  Salliengrundlagen  zukommt  und  über  dieses  hinaus  sieh  ein  neuer  Wirkungs- 
Bffnet  hat. 

Dietrich  werden  die  Lanolinsalben  als  Lanoliniente  bezeichnet. 

LIEBREICH. 

PflAotoD^attang:  aus  der  Fnin.  der  Terbeofteefto*,  Strlnebcr  nad  einige  Krtuter  mit  gegpii8tlndig»n 
nd  liHi)fIgc>n  Blnttacnstlnden  omfa-ueod.  Vereinigt  t*twt  M)  «um  grOsaten  Theil  anerikaoisobo  Arten, 
lensis  Link,  in  BUdunerika  hi3lini»eh,   Uufert    du  fieberwidrige  Uitlel  Yerbn  sante  a.  .Sagrada. 

U. 

t»Da   brasilieosis,    Yorba  Santa,  wird  als  Chinincrsatz  angewendet.    Es  wirkt 
leratur  und  Circulation,  schädigt  nicht  die  Verdauung.     Man  benutzt  es  bei  Malaria, 
Fiebern,  Gelenkerkrankungen  und  Gesichtsneuraleien  in  Pillen,  0,5     2,0  pro  die. 
kntaoin:  ein  na«h  wenig  gekannter  BitterstolT,  iii  ita  wiänune  Prineip  in  Lantuk. 

}. 

Radix  Ijapatbi  aeuti,  Ox3rlapathi  s.  Hydrolapathi,  Grindwurzel,  Racine 
iuce  Ph.  Gall.,  stammt  von  Rumex*  obtusifolius,  auch  aqiiaticus,  orispus  und  con- 
is.  Die  herb  und  bitter  schmeckende  Wurzel  färbt  wegen  ihres  Gehaltes  an  Chrj'.so- 
9  den  Speichel  gelb,  diu  £xcremcote  blutroth.    Benutzt  wird  sie  bei  Hautkrankheiten 

und  als  Waschmittel, 
nfasum   Lapathi    acuti,   Tisaae   de   patience   Pb.  Gall.:    Radix    Lapathi  30 

werden  mit  Aqua  buUiens  2000  infundirt. 
ix  Lapathi  bortensis  seu  Rhei  monacborum    leitet   sich    ron    Lapatbura  hor- 
,  Rumex  patientiae  L.  ab.     Sie  enthält  ebenfalls  Chrysophansäure.    Sic  wird  als  Anti- 
im  und  zu  Kräutcrlränkeu  benutzt  und  diente  früher  unter  der  Bezeichnung  Rheum 
um  als  Rhabarberersatz.    Dosis  des  Decocts  30,— G0,0 :  1000,0. 

J.  JACOBSON. 

n.  Pllanungattang  äu  der  Faa.  der  Comnoiitae*,  Seet.  Cynaroae,  Tribiu  C]rttaroeephaleae 
In  rOhrig,  Bandblüthon  nnfrachtbar  oder  Q).  anr  Snbtribns  Cbaracopappao  gehörig,  deren  KOpfoben 

sind  nnd  deren  Pmcbt  einen  ringförmig  vorragenden  .Anasenpappns*  am  Grunde  dea  Pappns  bildet.  Die 
(s=  Arotium  L.)  umraast  nar  6—7  europaeiscb-asiatiscbe  Arten,  iweijühHge.  bobe,  Bstigf«  Krttuter  mit 
tgetbeilten.  antenioita  graufilaig  oder  spinngewebig  Qbenogenen  Blattern.  Die  Htlllkclcbe  der  mittel- 
pfcben  tragen  bakennjnnige  Spitaon,  weahalii  die  FruchtkOpfcben  alji  Kletten  bei  uns  allgemein  h(^- 
I.  L.  offioinalis  All.  (L.  major  Gaertn.,  Arctiom  Lappa  L.  t.  Tb.),  mit  gleicbfarbig  grllni'n 
wird  bis  1,80  m  hoch.  Ist  bei  uns  in  Dorfstrassen,  an  We^lndern,  an  Zinnen  und  auf  SehuttplIitiHn 
Bht  im  Juli  und  AugoRt.  L.  macrosperma  Wallr.  iL.  major  Tar.  raco  m  osa  Hejerl  wird  biü  2.7,^  m 
traubigen  BlDthenkOpfe  fnbren  rOtbliche  HUllblatter.  Liebt  schattige  Lanbwslder  nnd  GebO«che. 
toaa  Lam.  (Arctium  Bardana  Willd.),  bis  1,3,5  m  hoch,  aeiobnet  sich  durch  ^innwebniiige  Knpfe 
{«nannten  Arten  liefern  Kadix  Bardanae'  nnd  Klettenwuraelül. 

M. 

rdo  von  Martins  als  wirksamer  Boslandtbcil  des  Lttrcbenschwammes  beaefarleben.  eine  bitter  schmeckende, 
;)rpbe  Substanz,  welche  iu  Alkohol  und  Tcri'entinOl  lOslich  ist.  Nach  neueren  Untersuchungen  (Jahns 
lieder)  ist  ei  ein  unreines  Gemenge,  welches  thoilweiao  mit  der  Agarlcinskore  (AgarioussKure, 
ts  deutschen  Anneibuehes)  luaammenfUlt. 

E.  8. 

I  Ton  Miller  aufgestellte  Koniferengattnng  aus  der  Unterfamilie  der  Ahietineen.  Ton  den  B— 10  in 
rlen  und  Nordamerika  einheimischen  Species  kommt  fnr  die  europaeische  Medlein  nur  Lnrix  deeldna 
Pinna  Larix  L.)  in  Betracht,  welche  in  SOdtirol  den  in  der  Mohnabl  der  Pharmakopoen  noch  aufge- 
sogeftannt^n  venetianischen  oder  Lkrobent^^rpi'ntin  (Terebiuthins  voneta)  liefert.  In  Sadfrankreich  war 
in  früheren  Jahrhunderten  ein  mannaartlge^  (Melezito^e  fUhreudes}  Rxsndat  unter  dem  Namen  Manna 
DO  als  Volksbeilmittel  bekannt  und  wird  in  allen  Apothekentaxen  als  Manna  Briansona  anfgefUhrt. 
xslure,  LarixinsKure.  Eine  in  der  Rinde,  namentlich  der  jBogeren  Zweige,  der  Lärche  \Finn» 
rarkommende  Slure.  nach  Stenhouse  von  der  Zusammensetiang  C,„II,uOr,.  Die  schwach  ba.siscbe, 
dl  krystklUairende,  kampbenUinlieh  riechende  Slnro  ist  in  Wasier  schwer,  leichter  in  Woiugeiat  Kjatii'li 
hri  bei  etwa  95".    Ihre  Losungen  rednciron  Silbernitrat  und  flrbon  EisenoxydsatxIOsungen  roth. 

E.  SCHAElt 


Pflanxengattung  aus  der  Faia.  der  Zjrgopbyllaceae*.  Nur  rief  Arten  aus  dem  wgnaeren  Amerika 
L  roexicana  Horic,  ein  in  Mexico  und  Catifornien  heimischer  Strauch,  liefert  in  Folge  des  ABsiiehs 
dlana  (Oartoria  Larreae)  Ariiona-  oder  California-Schellack  (SonorvOumml),  der  gegen 
DU  in  Sehwitxbtdem  benotit  wird. 

M. 

ist  die  acute  oder  chronische  Entzündung  der  Kehlko])fscbleinihaut. 
acute  Entziincimig  kann  auf  die  Schleimhaut  des  Kehlkopfs  beschränkt 
oder  auf  die  ober-  oder  unterhalb  gelegenen  Theile  oder  auf  beide  über- 
Daher  bestehen  die  Beschwerden  nicht  allein  in  Stimmstr»ruiigen,  sondern 
Respirationsbeschwerden  oder  in  Schluckschinerzen  oder  beiden.  Allgeineiii- 
UDgeu  sind  mit  Ausnahme  von  Fieber,  das  besonders  bei  Kindern  ziemlich 
in  kann,  nicht  hilufig.    Gewöhnlich  dauert  die  Krankheit  1  bis  2  Wochen  und 


% 


pflegt  navh  oiiier  gewissen  Zeit  allm3liRcfi  nTjztrrtelrtfti 
l'ropliylaxc  am  wicLUgsteii.  Wer  zu  acuten  Katarrhen 
tlienipeutisdn'  Massregelii  abzulifirten  versuchen  und  all  'i 

Kaucb,  verdorbene  Luft,  plötzlichen TeraperaturwechiieJ,  L    .    ...:i 
vermeiden.    Ist  die  Krankheit  bereits  entwickelt,  so  ist  xiiniicbst  i; 
dicirt,    eiii    Priessnitz'schor  Uniscliiag    oder    Flores    Tiliao,    Fol 
auch    hejsse    Gitronenlimonade.     Nach    dem  Schwitzen    luuss 
tüchtig    abgerieben    werden.     Auch  sind  warme   Wasserdämpf« 
mit  Zusatz  von  Emser  Salz,  Kochsalz  ('/* — V2   pCt.),   Natrium 
1  pCt.),  von  Nutzen.   Selbstverständlich  ist  Ruhe  des  Organs  no: 
Hustenreiz   ist   Morphium    oder   Kodewi    im    schloiniigun    Vehi" 
Althaeac  2(10,0,  Morplitniini  nmrlaticuni  0,0."i,  Codi-inuin   pbospl: 
1    KsslöH'el),    und    das    Trinken    alkalischer  \Vils.ser,     wie     Km: 
dicirt.     Auch  Alileitung  auf    den  Darm  ist  bei  Trägheit   <lc.sselben, 
salini.scho  Abführiuittel,  cmpfchlenswerth.  Eine  localo  Behandlung  i«t 
namentlich    ist    vor  der  „abortiven^'  Behandlung,  Pinsclung  mit  starl 
lAsung,  zu  warnen.     Bei  kleinen  Kindern  tritt  der  acute  Kehlkopfk 
unter   dem    Bilde    des  Pseudocroup    auf.      Gegen    die   Neigung  xu 
katarrh  ist  namentlich  bei  alteren  Leuten  der  Gebrauch   der   leichttn 
sehen  Wässer,    wie  Ems,    Soden,    (Jbersalzbrunn,    lin    Sommer    von 
anderen  d:vgegon,  namentlich  pastösen  Individuen,    schiigt  eine  Bru 
bürg,    Ki.ssingen,    Marienliad,    Karlsbad,    Tar:Lsp    oft    besser  .111.      1 
Katarrh  hat   meist  dieselben  Ursachen  wie  der  acute,    aus  dem  fr  s 
lieh  hervorgeht.     Beachtenswert!!  ist,    dass  der  i-hronische  Pharmx 
übrigen    clironisi'hi'n  Entzündungen    der  oberen  Wege  durch  iliren  I 
gang  auf  den  Kahlkopf   oft    ganz    unmerklich    auch    ihn    in    Mitleid 
Gewöhnlich  tritt  er  hilufiger  bei  Erwacliseuen,    und    «war    bei  Mion 
häufiger,   je    mehr  sie  sich  Erkältungen,   Anstrengtjngen   ihres  Orga 
dem  Tabak  sowie  dem  Alkohol   fröhuen.     Der  Verlauf  ist  meiat 
bleibt  eine  Schwäche  dor  Stimme  zurück.   Die  Prophylaxe  ist  ebenm 
der  acuten  Form.  Ohne  Vcrmeidmig  der  Schädlichkeiten  i.st  eine  Beseiti 
kung  untnüglicli.    Daln-r  die  vielen  Klagen  über  die  üuhcilbarkeit  d»>s 
ist  zu  beachten,  da.ss  ohne  Beseitigung  eines  etwa   vorhandenen   R.ie 
etwaiger  anderer  P/rkrankungen    der    obersten  Wege    ein  dai.  M 

reicht    werden    kann.      Mit    allgemein    wirkenden    Mitteln,    *  't 

hydrotlii'rapcutisclien  Massnahmen,  wird  man  kaum  allein    aa-sktirnmi'n; 
tldiicn  können  höchstens  eine  augenblickliche  P^rleichtcnmg    bringen. 
Itandtung    ist    die    localc    mit    adstringirenden    Mitteln.      Man    gebru 
in    Pulverform,    und    zwar   Tannin    oder  Zincum    sozojodolicum    in»: 
Mischung  mit  Saccharum.     Gelangt  man  mit  diesem   Verfahren    nicht, 
halte    m.tn    sich    mit  den    anderen  Mitteln    nicht   auf  und  benutze 
Hellen  Erkrankungen  Argentum  nitricum-Lösungeu,    während  bei  den 
men,  d.  h.  denjenigen,  wo  auf  der  Schleimhaut  zähe  Krusten  haftni, 
lösung  am  Platze  ist.     Ersteres  wird  in  3—5,  höchstens  10,  Cldoi 
Lösung  (0,2— (i.;i,  Aq.  destill.  1U,0.  Filtra!)  mittelst   eines  Watti 
krankte  Schleindiaut  aufgetragen.    Ist  es  schon  zu  Verdickungen 
konrnien,    besonders   an   den  Processus  vocales  oder  auf  der  Regt*' 
(Pacliydermie),    .>iü    wird    ns   oft  nothwendig    sein,    nach    vorangi 
rang  die  erkrankten  Stellen  mit  einer  2Ü — 30,  höchstens  öOproc 
lacticum  energiscii    einzitreiboii    imd    bis  zur    eventuellen  Wirf'  -'•^'■'"^ 
ration    re.sp.    bis    zum  Ablauf    der  Reaction    absolutes    S<'hw' 
einzeliii-n  Fällen   ist  auch  das  Abtragen   der  Verdickung  besonuci^   n'* 
mittelst  Doppclcurctte,  natürlich  nach  erfolgter  Cocatnisirung,  nothw 
Paresen  der  KebIkopfsuuLskcIn  sind  durch  elektrische  Behandlung  10 

Laryngro.skople  ist  die  Besichtigung  des  Kehlkopfes  von  der  M' 
durch   Einführung  eines  Spiegels  in  den  Rachen,    oder    die   K' 
mittelst  eines  geeigneten  Instruments,  Kirstein's  Autoskopie.     Zur 
ersten  Art  der  Untersuchung  gebraucht  man  einen  kleinen  runden  S(uq 
Durchmesser  mit  langem    Stiel,   der  unter  einem   Winkel  von    120—1 


aaryngORkopip 


R5R     — 


linscriiitium] 


'  belcstigt    isl,    und  Soiiiion-,    cloktrisi'lH^s  oilcr  Lainpi'iilirlit.      \^:a<  urstiTi:  f:in(;t    iicui 
mit  (lirH.'iti  l'lanspicgol  auf,  sodass  die  vtui  rlicsciii  n-Hti-tirtfii  Strahlen  in  den  Hacheu 


und 


somit    aiifl 


il'    den  SiMi'Ki'l   fal 


has  elektrische  Licht    wird  meist  (Uirc.h 


I 


geeignete  A]i|»aratu  dinrt  in  den  Kailicn  resp.  auf  den  .Spiegel  geworfen,  wäiirend 
das  I^anipeidiclit  zunächst  mittelst  geeigneter  HuhLspiegel  von  K — 12  cm  Durchmesser 
und  einer  Ureniiw  eite  von  2'.J  cm  aufgefangen  und  dann  in  derselben  Weise  angewajidt 
wird.  Der  tfpiegel  wird  derart  an  die  hintere  Rachenwand  angelegt,  dass  die  auf 
denselben  einfallenden  Lichtstrahlen  in  das  Kfhlknpfinnere  geworfen  werden  können; 
umgekehrt  wird  dann  auch  das  Bild  des  erleuchteten  Kehlkopfes  auf  dem  Spiegel 
erzengt  und  gesehen  werden  können.  Zu  dem  Zweck  halt  man  den  8]»iegel  am 
besten  so.  da.ss  sein  Neigungswinkel  mit  dem  Horizont  etwas  mehr  als  40"  betrügt. 
Der  Patient  sitzt  tletn  Beobachter  aufrecht  gegenüber  mit  ein  wi'nig  nach  hinten 
geneigtem  Kopf,  soda.ss  die  Augen  des  .4rztcs  etwa  25  cm  vom  Munde  des  Krankon 
entfernt  sind.  Rine  etwaige  Lampe  befindet  sich  zur  rechten  Seite  dos  Patienten, 
etwas  hinter  der  Schulter  desselben.  Die  l'lammc  befindet  sich  in  gleicher  Höh« 
mit  dem  Munde.  Der  Arzt  wirft  mit  der  elektrische))  Lampe  oder  dem  Reflcctor 
einen  Lichtkn-is  so  ;mf  die  Fauces,  d;is»  der  Mittelpunkt  des.selben  dem  Zilpfchen 
entspricht.     Nunmehr  ergreift  der  Arzt  die  Zunge  mit  einem   Leintuche,    sodass  scia 

»linker  Zeigelingcr  nach  unten,  der  linke  Daun)en  nach  oben  zu  liegen  komn]t.  Beim 
Vorziehen  der  Ziujge  hat  )))an  sich  vor  Zcrn)iig  und  Verletzung  des  Frenulum  zu 
hüte)),  da  an  (lemselbe)i  nach  ungeschickter  U))tersuchung  leicht  ein  dem  Keucb- 
hu.stengeschwür  hon)ologes  Ileus  a)iftritt.  .\lsdan))  wird  der  leiciit  er\viln))te  Spiegel, 
schone))d  in  den  erleuchtete))  Phary))x,  wähi'end  der  Kranke  "hü"  into))irt,  ohne  den 
Gaumen  zu  beDlhre)),  bis  an  die  l'vula  eingeführt,  diese  aufgehoben  und  der  Spiegel 
•.m  die  l)i))te)-e  Rachenwand  angrli'hnt,  während  der  Stiel  in  dem  Ii))ken  Mu))dwinkel 
ei))en  Halt  li))det.  Ks  erscheint  dann  in)  Spiegel  das  Kel)lkiii)fsl>ild.  Bei  Beurtheihmg 
desselben  i.st  nicht  z))  vergesse)),  das.s  alle.s,  was  i))  Wirklichkeit  vorn  liegt,  Epiglottis 
U)id  ('oni)nis.s))ra  anterior,  in)  Spiegel  olie)),  was  in  Wirklichkeit  hinte))  liegt,  Ary- 
kiiorjtel    u))d   Cn))))nissu)-a  posterior,  im  Spiegel  u))teu  erscheint. 

IJn)  [lathologischi.'  Bilder  richtig  boirtlieilen  zu  können,  muss  )na))  das  normale 
ßüd  nach  Farbe  und  Fonn  ke)))ie)).  In)  AllgoncMncn  hat  die  gcsammto  Schleimhaut 
eine  rosonrothe  Färbung,  doch  i.st  die  obere  Fläche  der  Epiglottis  juattrosa,  an  den 
Rändern  und  hei  dünner  Schlei)nbaut  wegen  des  durchscheinende))  Knorpels  ent- 
schieden i))s  gelbliche  schi!timer))d;  die  u))te)'e  Fläche,  namentlich  der  Stiel,  ist  leb- 
haft roth.  Die  aryepiglottische))  Faltoi  haben  die  Farbe  des  Zahnfleisches:  über 
de))  Wrisbergi'Kche))  und  Sa))ti)ri))'schen  Knoqieln  ist  die  Farbe  etwas  lebhafter  und 
gesSittigter,  ma))c!))nal  aber  auch,  beso))ders  bei  iler  Pho))atio)),  wenn  die  Schleiojhaut 
den)  Knor])el  prall  aufliegt,  ins  gelbliche  spielend.  Die  Interarytaenoidalfalte  ist 
meist  hellrnsa,  nicht  selten  weiss-gelblicU.  Die  Tascheubänder  sind  tiefroth.  Die 
Ocffnunge))  ties  Ventriculus  Jlorg.igni  kon))nen  als  dunkle  Li))ie  zwischen  Taschen- 
und  Stimmbändern  zum  Vorschein.  Die  Stiinn)b.1nder  seihst  sind  im  Allgen)einen 
mattglänzend,  periweiss;  bei  professionellen  Rednern  mid  Silngern  nicht  .selten  leicht 

fröthlieh  verfärbt.  Die  Cartilago  cricoidea  erscheint  unterhalb  der  vorderen  Commissur 
als  ein  breiter  gelbröthlicher  King  und  unter  derselben  wechseln  die  schmalen  gelb- 
liehen Tracheairinge  luit  der  schwach  röthlich  verfärbten  Schleimhaut  ab.  In  der 
Tiefe  zeigen  oft  zwei  dunkle,  durch  eine  belle  vorspringende  Leiste  getre))nte  Ringe 
die  Bifi))-cafiünsstelle  der  Trachea  inid  die  Ueffnungen  der  Bronchien  an,  von  denen 
man  besonders  im  rechten  n)aiiehmal  noch  die  obersten  Ringe  erkennen  kann. 

Kirstein's  .\utoskopie  wird  so  ausgeführt,  d.iss  ra.iu  den  Spatel  in  die  volle  Faust 
nin)mt  u))d  ii))ter  Beleuchtung  derart  einführt,  dass  des.sen  E))de  in  die  Fossa  glosso- 
e))iglottica  einhakt.  Aisdaiui  hebt  man  den  Griff  und  zieht  den  Zuageugrund  so 
weit  nach  vorn  und  unten,  bis  man  den  Kehlkopf  vor  sich  hat.  ,,.„,,« .,^, 

Laserpitlnm  L.    Pflimiengultang   MF  der  F«n.  der  UmbeUirerto*,   Cnterfam.    derThtpilea^    .^....1.^    ^„f 
den  Qaertteliiiitt    krfiKrond).    Oro««e,    Kasdua^rndn  Kriat«r    mit    flederig   senohlitxton  Blltt^rn.  dvt 

Prtteht«  Keflüfiolt.     L.  latifolium  L.,  Laserkraut,  lieferte  den   weiiseo    Eniikn.     Vw    difkfl  V,  aU 

Hloniftebieum  rrrwendet.  Sie  onthKH  aasser  apthortscbein  Oel  d«a  Bittentoff  Laserp  ttiii.  L.  (^'h  i  r  <•  tMnin  L. 
ist  ifn.  Opuponax'.     Radix  Laserpiti)  Kermanici  «lammt  Ton  Lcrist icom'.  M. 

Die  Wurzel  von  Laserpitium  latifolium,  Turbith  des  montagnes,  enthält  eiu 
m  aetherisches  Od,  das  nach  Peiargonium  riecht  und  ranzig  schmeckt,  luid  das  sehr  bittere 
H  Laserpitiii.  Die  Wurzel  ist  ein  sehr  kräftiges  Purgans  und  wurde  früher  mit  Hadix  Gcn- 
Biianae  albae  s,  Cervariae  albae  bezeichnet.    Heute  ausser  Gebrauch.  J. 


4 


[Lasprpitiuni 


—   ma 


Laserpitin.  CJ4HJ0O7,  findet  sich  in  der  Wurzel  von  Laserpitium  IaÜ/oU 
Es  bildet  rhombische  Prismen,  die  utizi-rsctzt  sublimireu,   ist  gerticb-  und 
lieh  in  Aether,  Alkohol,  Schwefelkohlenstoff  und  Chloroform,    unlöslich  in  AU 
dünnten  Säuren,    durch  Hetallsalze  nicht  fallbar,    Schmp.    114°.     Beim 
sehera  Kali  zertällt  es,  entsprechend  der  Gleichung  C24H36O7  -f-  HjO  =:  3CVH(0^ 
Angelikasäure  und  Laserol  C,4H,204,  eine  bräunliche,  harzige  Masse,  die  ha  1 
krystallinisoh  wird,  nicht  unzersetzt  flüchtig  ist,  sich   leicht  in   Alk-^hol.  As4ii«i1 
kiilicn    lost,    aus    letzteren    durch    Säuren    gelallt   wird.      Kül;'  vjiA  t 

Wurzel  initLIgroin  ein  in  monoklinen  Prismen  krj'stallisirende.s  Lav<  :"e'^l 

Durch  conccntrirtc  Kalilauge  oder  Vitriolöl  wird  daraus    ebenfall>  Ao^f«!^ 
durch  Schmolzen  mit  Kali  .Methylkrotonsäure.     Concentrirte  SalpetersJu»  1 
derivat,  Essigsäureanhydrid  und  Natriumacetat  eine  Acetylverbindaiig. 


Lathyrismog  (Catani)  bezeichnet  einen  cigcnthümlichon  Symptomencompl«,  «ridwe 
nach  Gcnuss  der  Samen  von  Lathyrus  cicera  L.,    Lathyrus   i-!\  in.riiiin   I.    uoif 
auftritt.     Das  Krankheitsbild  zeigt  .Vehnlichkeit  mit  der  spas  inily 

mcdullaire  spasmodiquc).  Nach  kurz  dauerndem  initialem 
Nieren-  und  liUrabalgegend,  Incontinenz,  Impotenz,  Porniicationen  und  Störm^j 
in  den  unteren  Extremitäten  auf.  Der  Fuss  ist  extendirt  und  addadrt,  die  Zeteof 
gekrümmt,  beim  Gehen  werden  die  Beine  seitwärts  geworfen,  das  Knic^ifleilM 
flectirt  werden:  Abnahme  der  Ilaut-  und  Steigerung  der  Sehnenrefl':'!':'.  In  isi 
Fälle  erfolgt  Heilung.     xVuch  experimentell  kann  bei  Thieren   mit  dffi 

Tauben  durch  alkoholische  oder  aetherische  Sameneitracte  ein  al 
Das  giftige  Princip    der    Samen    ist    noch    nicht    bekannt,    doch  f<t  i 

mehrerer  AlkaloVde  in  Lathyrus  cicera  constatirt.    Die  Beh.indluri.  ..  sll 

reize  längs  der  Wirbelsäule,  Anwendung  der  ElektricitÄt  und  Dariüii.iiuu^  •na  i 

LsthymS  L.     Pflamvogatlung   ■lu    der  Fun.   der  P*i<  ilioiuicc»e*, 
nüehst  TPrwRudt  dor  Gattung  Pifium  (Erbse).    Umfust  Krautor  mit 
KUHlaufondpit    BlBttpm.     ßluthnn  wie    fiei  Pinttui,    der  Griffel 
ElwA   100  Arton  nmfas§i'nd,  welche  der  nördlichen  Erdhulfte  unil  ~ 
Krdeiehel,  Platterbse.  ArlferDUü«,  ist  eine  ausdauernde  Art  mit  in. 
Blätter   mit   einem  Fiederpaor   und    halbkeilflrmigen  Ni' 
frUher  offlciiiell.     L.  «ativu«  L.,  eine  einjuhriKe  Art  du' 
rou   oder   bellblauen  Blnthen.    wird    in  SDdenropa   >l«  luii.i, 
beroituDg  beaalit.    BlUht  im  Mai  und  Jnni. 


Oruppe 

der  ritioidt« 

.■fio.li.rl. 

n.  In  ei»  «laeM 

nia   rendm  ' 

■  na.    U«lt 

...1!»  uduMi 

biüthen 

porpunt.    M  n 

Stengel 

und    tiasxU  Uofl 

•  ■'■■"■lt. 

Di«   StOM  •!■->■ 

Lanch,  Porree,  eine  Zwiebelart,    enthält  in  dem  Safte  etwas  Eiveisa,  Amidofi 
ringe  Mengen  Fett    und  Kohlehydrate,    in    den  Salzen   viel    pbosphunaunss  üall 
penetrante  Geruch    und  Geschmack    des  Lauches   rührt,    ist    nicht    bekaoot;  lanAi. 
Würze,  erzeugt  aber  leicht  Blähungen. 

LaUOfaataedt,  Prorini  Sachsen,    mit  erdig-uliniseber  Eiienquolle    lO.OUä  Eisen-,   OM  C>lr 
cium-,  0,2  Uagnesiuro-,  o.lti  Natriumiulfat);  xu  Trinlt-  and  Badekuren  gebraucht.     Koi  bi,  i 

Lanf^tBhle  sind  auf  Rollen  nach  allen  Seiten  hin  leicht  bewegliche  Uoiigernst«  Mti 
führen  .'^cbulterlicihe  eines  Menschen:  der  Kranke  tritt  in  sie  hinein  und  rtlhs  lä»**' 
auf  verstellbaren  Armstützen  auf,  sodass  der  Laufstubl  das  Körpergewicht  trigt  vaH 
indem  er  das  Gerätb  vor  sich  herschiebt,  in  ihm  aul  dem  Kussboden  gvbtn  k&na 
des  Ausrubens  ist  eine  Sitzvorrichtung    entsprechend   angebracht.     Die  L»uMükis  ( 
der   Krankenpflege    verwendet,    um    Reconvalescentcn    und    schwachen    Peison« 
standencr    Krankheit    die    .\n3trengung,    welche    die  Wiedereinübuug  des  Odl««« 
nach  Möglichkeit  zu  mildern;    auch    können    sie   bei  Lähmungen  oder  bei  loolnl 
der  unteren  Extremitäten  zweckmässige  Verwendung  linden. 

Langenbitder.     Dos  Laugenbad  stellt  eine  Lösung  von  Soda  dar,  derart,  dns»  rai 
1—3  kg  verwendet  wird;  100 — 200  g  zu  localcn  Bädern,  z.  B.  Fu- 
Abkochung  von  Holzasche  8  kg  in  3  1  Wasser.    Das  (ianze  wird  H-: 
dem  Bade  zugesetzt.     Die  Laugenbäder  linden  hauptsächlich  A' 
krankheilen.     Soll  sofort  eine  balbätzende  Wirkung  auf  die  H.i  i*' 

zum  allgemeinen  Bade  2 — 3  kg  genommen  werden.   Solche  Fti^^  i  ijgtm»* 

mittel  bekannt,  um  bei  Cougestionen  des  Kopfes  eine  Ableitu;-  ileo. 


Laiiraceae.     PUtnienfamilie  aui  der  dikotjrlen  BeiUe  der  Polye«r, 
lUiljg,  mit  :i  -f  3  Perigonbllttern  und   iwei    bis    nnf  SiUhlig'M' 
je  2  oder  4  vuu  unten  lier  ».ich  EurDekjcblagendon  Klappen,    ti; 
Bielsl  XU  einer  Beere  werdend,    t'mfasst   etwa  UOO,   xumeist  den    nv 


i^iii^TiAa 


ft57 


Laurus] 


UHt«niebefd»t  die  ruUrfWnilien:  Lanritionc,  BBume  nnd  StrAucUer  mit  nonnaiMD  Lttuho. 
iDftnonium*,  Perno»,  Nfctandra,  Diey pellinm*.  SttKAftfras*,  Lauru«*;  Caisylhtjitt,  nur 
«roiihfllloBo  ScIimarobierKaüniig  Cxiyth«  ««rtretcn. 


K)   Folia   Laurocerasi,    Kirschlorbeerblätter,    von   Prunus*   Lauroce- 
zcn  frisch  zerrieben  einen  Geruch  nach  Bittermnadelöl    und  gevrürzhaften,  herben 
L     Sie  enthalten  neben  Lauroccrnsin   die  Phyllinsäure. 

i  Laurocerasi.  Uydrolatum  Lauro-Cerasi,  Eau  destillee  de  Lauricr- 
pherry  Laurel  Water  Ph.  G.  1.  wird  aus  den  Blättern  durch  Destillation  mit 
tonnen.  Das  leicht  trübe  Destillat,  welches  lieblicher  als  Bittcrmandclwasser  riecht 
pckt,  euthjilt  0,1  pCt.  Blausäure  Vb.  G.  1.,  0,06  pCt.  Ph.  Austr.,  0,00  Ph.  Gall., 
tazaldehyd  und  Benzylalkohol.     Da  nur  frische  Blätter  ein  gutes  Praeparat  geben, 

fh.  G.  111  dem  Kirsch lorbecrwasser  Bittcrmaiidelwasser  zu  substituiren. 

ij 

tferftsin,    ricLleiclit  mit  Amrgdaliti    idtmtisch.      &i  wird    durcli    dio  Pormentwirkang   in  CjranwaHscr- 

febyd  and  Zaekor  |£ospalt«ii. 

^Laurocerasi,  ein  farbloses  uder  irelMiebcs.  dem  Bittormandelttl  BUnlichos  aciborisehes  Oel,  ontbuit 

ilBsture,  ferner  Beaaaldohyd  und  Beaijlalkabol.    Es  wurdK  lu  Salben  1 :  10  benulat. 

I^sKure,  Cj^H^iO«,  wurde  von  Bougarel  ans  den  Bluttern  gewonnen  als  feines,   weisses,  lujst&lliui' 

1^  and  KMohmackloMW  Pulver,   Scbrnp.  170".    Bildet  mit  Alk^ien  Saite.     Dextrogyr. 

1  J.  JACOBSON. 

L=  CjHv -  Cell] - (Cn^V  entsteht  nach  Fittig.  KObrieh  und  Jtike  aus  Kampber  doreh  Einwirknng 
k.  F.s  siedet  hei  188°  und  bat  das  spee.  Gew.  0,887  bei  10°.  Durch  TordUnute  aalpotonillure  wird  es 
IsUure,  <'0U|„O3,  otydirt.  Beutet  unterscheidet  a-  und  ^'l^anrol,  durch  die  Sulfonnänren  resp.  durch 
tene  L(tf;tirhkett  der  Baryumsahe  derselben  trennbar.  Die  ^-Verbindung  siedet  bei  liH)  -191°  und 
tr  OtydatiuD  I'araxylylslurc.  die  .'-Verbindung  siedet  bei  184—186°  und  liefert  Xylylslure.  —  Nach 
•  r  soll  LaufoI  bei  195°  sieden  und  dem  Cymol    isomer  sein,   also  die  Zusammensetzung  C„>H||  haben. 

SPIEGEL. 


k>  Pflansengattnng  aus  der  Farn,  der  Lauraoeae*.  Vnterfanj.  Laurineae.  Tribus  Litsaeaeoae. 
Nrenlge  Arten  Blume  mit  immergrilnen.  lederigen  Blsttern  und  achseUUndigen,  kuragostiolteo  BlQthen- 
fr  kleinen  BlQtbon  fahren  ein  corolliniscbcs  4theiliges  Perigon;  die  mHnnlichen  enthalten  12  Staub- 
Prei  Wirt^In.  Jedes  Filament  trügt  nalie  der  Basis  xwoi  seitliehe  Drflson.  Weiblicbo  BlUtlien  mit 
i  FruchtkuotoD  mit  dreikantiger  Narbe  auf  knnem  OritTel.  Fruebt  eine  orale  Beere.  L.  nubilis  L. 
[i  Banb.}.  bekannt  als  Lorbeerbaum,  ein  2—5  m  hober  Strauch  oder  0—8  m  hoher  Baum,  mit  Ton 
kniktirten  Bluttern.  Beeren  eiftirmig.  ^ebwarabtau,  8—10  mm  lang.  Liefert  Fructus  s.  Baccae 
IIa  Lauri  und  Oleum  Lauri.  In  Sudeuropa  allerw&rt«  cultivirt.  L.  eanariensis  Webb.  ist  auf 
14ea  canarisoUon  Inseln  boimiaeb.     L.  glaneaThunb,  liefert  in  Japan  ein  BrennOl,  L.  gigantea  den 

per-Rampbcr,  häufiger  jedoch  Laurus-,  Laurinecu-Eamphcr,  wird  zuweilen 
Oiche  ofüciiielle  Kampher*,  das  Product  von  Laurus  CamphoraL.,  genannt.  Als 
Rlich-chemische  Bezeichnung  ist  der  Ausdruck  Lorbccr-Karapher  synonym  mit  Laurin  , 
I,  Delffs),  CjjHaoOa,  welches  durch  Alkohol  aus  den  Lorbeeren  eitnihirt  werden 
rauch   als    ßcstandthcil    des    ausgcprcsstun    Lorbeeröls    bekannt   ist.     Der   Kürper 

in  orthorhombischeu  geruch-  und  geschmacklosen  Krj-stallen;    er   beträgt  nur  •/« 

der  Droge. 
er-Oel.  Mit  diesem  .-Vusdruck  wird  z.  Th.  das  aetherische  Lorbeeröl,  namentlich 

ciueile  „Oleum  Lauri,  Oleum  laurinum  expressum",  d.h.  das  durch  Aus- 
'  Lorbeeren  in  Südeuropa  gewonnene  Gemenge  von  Fett  und  aetherischem  Oel,  bc- 
diesem  letzteren  Sinne  ist  Lorbeeröl  gleichbedeutend  mit  „Lorbeerfett,  Lorbcer- 

el".    Das    erwäiinle   Gemenge,   welches  seit  .Tahrbundcrten    zu  S.ilbciimischungen 

R  findet,  ist  köruig-mikrokr^-stallinisch,  von  halbweicher  Consistenz,  schmilzt  bei  35 
löst  sich  theilwL'ise  in  Alkohol,    leicht   in   gleichen  Mengen    Benzol.     Die  grüne 
a  Oleum  laurinum  ist  durch  Chlorophyll  bedingt,  dessen  Körner  sich  mikroskopisch 
Fettkrystallen    erkennen    lassen.      Der  Ilauptbestandthcil  ist  Laurostearin   neben 
und  aetheriscuiem  Oel.      In   die    weiugeistige  Lösung   gehen    ausser  Laurin    und 
auch  harzartige  Stoffe  über.      Nicht   selten  wird    d,i,s  Lorbeeröl    durch  Surrogate 
Dhe  aus  Talg   oder  Schweinefett  und  Oel  durch  Digestion    mit   Baccae  Lauri  pul- 
1  grünen  Blättern  oder  Färbung  mit  einer  Mischfarho  z.  B.  aus  Indigo  und  Curcuma 
Brden.    Darum  sull    nach  miinchen  Pharm.akopoen  der  warmo  alkoholische  Auszug  des 
[  nach    dem  Erkalten  und  Filtriren  durch  Ammoniak-Zusatz  nicht  geröthet  werden. 
er-Oel,    aetherisches.      Aus    Lorbeerblättern  erhält    man    durch    Destillation 
l  Cie.)  'U — 2  pCt.,  aus  den  Lorbeeren  ca.  Vs  pCt.  eines  aetherisehen  Oeles,  welches, 
jpem    gemischt,    einen    wesentlichen    Bestandtheil    des    rohen   Lorbeeröles  bildet. 
I  von  denen  da.s  Blättcröl  sich  durch  angenehmeren  Geruch   auszeichnet,    scheinen 
^sikalisch-ohemischen  Eigeusch.aftcn  nahe  übereinzustimmen.    Ihr  spec.  Gew.  beträgt 
b;  sie  bestehen,  nach  Wallach,  hauptsächlich  aus  einem  KohlenwasserstofT  C,jHie 
einem  sauerstoffhaltigen  Anthcile  CioH,«0  (Cineol).    Ueberdies  ist  zuweilen  über- 
mrinsäure  nachweisbar.    Unter   dem  Namen  Californisches  Lorbeeröl   ist  ein  ähn- 
iges Oel  aus  den  Blättern  der  Laurinee  Oreodaphne  californiea  Nees  bekannt 
.ches,  bei  etwas  höberem  spec.  Gew.  (0,947),  ebenfalls  Cloeol  enthält. 

E.  aCUAEK. 


'argelungen    gneigoote   Icr&Ätge  ElacnTÜfioltaelT- 
ivben  Moor-,    Fichl«noftdel-.    Sclivofol-,    Muttprl.. 
BEDtkrankheiton  lar  AnwouilUDg.    Ssison  Hai  bis  iin.iM 


LSTMlulllft  L.    rflanxpiit^&ttun^  mis  der  Fain.  der  Lniiiataf'* 
l»Ii|»tp  Blninonkrüneo.     IMc  in  der  Kr<inrltlirp  »•ini:p«rhIo?Bencii 

dio  [tkcb  dorn  Aufsprinpoit  alf  rondlicb^ü  Flatlrhen  eracbetiien.    K -.  .. 

L.  Vera  DC.  (L.  officiDalis  Cbaix,  L.  augustifolia  MOnch;.  auf  i- 
Florea  LaTanduUe.  L.  Spioa  DC.  (L.  latifolia  Tall.),  Spike.  L.  >• 
Hill.)  der  MittcInioorUnder  lioferle  Flore a  Stoeehado»    arabicau. 

Plorcs    Lavandulac,    Fleurs    de   Lavande,    Law«nder-Ftav< 
blQtlicii  Ph.  G.  III,  stammen  von  Lavandula  vcra  DC.    Dio  bläu' 
Blüthen  sind  reich  an  aetherischem  Oel   und    finden    daher  Anw' 
Kolik  als  Kräuterkissen.  Species,  Katiplasmeu,  zu  Bädern  (0.5 — l.o«^!';« 
Neurftlgien,  auch  zu  Waschungen  bei  Psoriasis  und  EkzemciL 

Aqua    aromatica.    Aqua    apoplectica,    Balsamnro   Embrr 
was.scr  Ph.  (1.  I:  von  Folia  Salviae  4,    Folia  Rosmarini.  Foli»  ' 
Florcs  Lavandulae  üa  2,  Fructus  Foeniculi,  Cortei  Ciii'. 
tus  26,  Aqua  130  zum  Destillat  72.     Trübe,  aromati- 
Abort     Zu  reizenden  Waschungen  und  Umscbirkgen.     Imi-jr! 
Aqua  vulncraria  spirituosa.  Aqua  aromatica  spirlt 
busade  Ph.  0.  I:    Folia  Menthac  piperitae.    Folia  K-^- 
Salviae,  Herba  Absinthii,  Flores  Ijavandulae  ü  1,0   n 
2  Tage  macerirt  geben  Destillat  36.     Trüb,  stark  ar  r 
Species    aromaticac,    Especcs    aromatiques  Ph.  ' 

ritae,  Uerba  Serpylli,  Herba  Thymi,  Flores  LavatiduU«;  ..  .,    ~ 
«  1.     Infus  5,0—1.5.0:100,0,  Bäder  100,0—500,0. 
Vinum  aromaticum  Ph.  0.  I:  Species  aromaticac  2,  Ath  » •  ■" 

Vinura  rubnim  IG  werden  8  Tage  macerirt.     Klare,  n 
Spiritus  Lavandulae,  Alcoolat  de  Lavande.  Spin.     ._. 
24sliindige  Macer.ition   von   Flores    Lavandulae  1    mit  Spirinjs, 
Destillat  4.     Klar,    farblos,    nach    Lavreudel    riechend.    Spcc  G< 
Spiritus    saponato -kalinus    Ph.    Austr.:    Digcsttoo  too  S*p« 
Spiritus  Lavandulae  100. 

Oleum  Lavandulae,  Essence  de  Lavande,    Oil  of  Laveoder, 
G.  III.  wird  durch  Destillation  mit  Wasser   aus   den  Blüthen  von  Lavuiul 
Fast  farbloses,  neutrales,  angenehm  riechendes  aetherisches  Oel,  vorwiegeod 
Cu,H,a  bestehend,     gpec.  Gew.  0,885—0,895.     Laevogj-r.     An  der  Lul» 
putrt  mit  .lad.    Mit  Alkohol  ist  es  klar  mischbar,  ebenfalls  mit  90proc, 
wirkt  innerlich  als  Excitans,  änsscrlich  als  mildes  lioutmittel.     Vonui 
satz  zu  kosmetischen  Mitteln,    als  Geruchscorrigeus,   auch  zu  reiiendi 
Feu    liquide    ordinaire    Ph.  Gall.:    Pulvis  Cantharidum, 

Oleum  Ülivarum  300,  Oleum  Lavandulae  600. 
Tinetura  Lavandulae  composita,    Lavender  drnp»  Ph 
momi  Cassiae,    Semen  Myristicac  u  10.    Lignum  Santali    ruhrl 
dulae  5,    Oleum  Rosmarini  0,5,    Spiritus  800  werden  7  Tilge  ' 
Stimulans,  Nervinum,  Antihvsterioum   2,5—4.0,  auch  als  E 
Uugucntum    aromaticum    Ph.  Austr.:    Herba  Al>-!r'i^"    I 
Adeps  suillus  1000  werden  erhitzt.     Zur  Colatur  ' 
Oleum  Juniperi,  Lavandulae,  Menthae  crispae,  Ro...... 

Lavendplwasser,    Lavender  water:    Oleum  Lavandnlae  30, 
7,5,  Tinetura  Ambrae  1,  .Spiritus  ad  1000. 

Lavandula  Spica  DC.  liefert  ein  Oleum  Spicae,  Spiköl. 
artig  riechend.    3,6  g  wirken  bei  Kaninchen  tüdtlich   (L.  Lewin). 


DIntI 


ijMTRnnula 


beBensschwäche] 


Likv.indula  Stoecbas  L.  liefert  die  mehr  kamphcrartig  rieohcndon  Ftores  Stoccbado» 
Ph.  Uracc.     Sie  dicucii  als  Tünieum  uuil  Sudüriliouiu. 

J.  JACOBSON. 


IVCy^  im  Kaiilon  Waftdt,  433  m  hucll,  mit  (Mner  innorlidh,  zii  UUilprn,  Duiirhnn.  Inhalationnn  und  rulvoriiationno 
l|vbr«uchtpn  SehwefelkochttAlzthonue  von  47*^  Tnnii>urfttur  (U,(X>ö3  HchwefclwaHjfcrstoff,  0,37  Natriam-,  U.Otl.'id  l.ilbtum- 
flhiortd,  0,61)  NatriamsalfatJ ;  ansserdom  Huttorlaugp  von  Box  ionerliclj  uuti  ltu55orlicb,  Sandbldär,  ily ilroth«^raple. 
Vornehmlich  bri  Haut-,  Knochen-,  Orlvnkkrankheiten,  Sorofulo»,  OiohC,  Kheamatuanu».    Hat  bii  Oetab«r. 

wOrzbubo. 

L.    Pfltnzvneattunfr  aus  d(*r  Fam.  der  Lythraecae*.  kleine  StrKnoher  mit  gegenstftndigen  Blattern  nnd 
iD  filnthen.    In  N'^rdiifrika  und  im  tropischen  Alien  hetoiisob,    L.  alba  Lam..    der  Uennastraoob,  liefert   das 
and  XlgetfftrbctDittol  Hnnaa.     Die  Wnrxel    wurde    aU  Aleanna'    vera    t.  oricntalia  benutzt. 

M. 

JiMniillgtoni  in  der  englischen  Grafschaft  Waraickshire,  besitzt  theiU  eisenhaltige  0>i'  O.W  Etsenbiearbonat) 
^■KoehsaliqaeUen  (hia  9,3  Natrinro-,  2,7  Maicneslum-,  3.1  CaleiumcUorid,  3,4  Caloium-,  0,7  Hagnesinminirat),  welche 
^^fteeondera  bei  Leber-  and  Nierenleiden  gobraaobt  werden. 

liCbanOn,  WiMba<l  in  der  Orafsehaft  Columbia  N.  T.,  3U  m  hoch,  gesehntit  gelegen.    Die  73'  warme  Qoelle  dient 
vom*>bmt)cti  zu  Bitdorn. 

W. 

«ibensschwäche.  Uin  Bdiandluni^  der  Li'lipusschwächc  kanu,  wenn  sich  vor.iusschon 
l&sst,  dass  eine  Mutter  eiu  unreifes,  lebensschwaches  Kitid  zur  Welt  bringen  wird, 
bereits  mit  der  l'rtiphylaxe  beginnen.  In  Betracht  koniiiit  da  besonders  die  speci- 
fisclie  Tln^rapie  einer  constitutionelleii  .Syphilis  des  Vaters,  die  I'flege  und  Behandlung 
luetischer,  tuberculöser,  diabeti.s<'her,  iiephritischer,  krebskranker  .Mütter,  ferner 
solcher  l''ranen.  welelie  in  allzujujcendlichem  Alter  ki''1^'''1  geworden  oder  durch 
acute  Krankheiten,  .Manj^el  an  Nahrung,  Nahnuif^sverweigeruiif:  (Psyehoseii,  Hysterie), 
Hypercniesis  oder  profusen  Speichelfluss  sehr  geschwächt  sind,  endlich  die  Ernährung 
derjenigen  Mütter,  welche  in  der  Angst,  zu  grosse  Kinder  zu  bekommen  untl  dadurch 
einer  schweren  Geburt  entgegenzusehen,  ganz  verkehrter  Weise  sich  während  der 
Schwangerschaft  einer  Nahnnigscntziehuiig  unterworfen  oder  wiederhtdte  .Metror- 
rhagien, riacenta  praevia  und  dergl.  erlitten  haben.  Der  ungünstige  Kinfluss  eines 
decrepiden,  hochbejahrten  oder  kranken  Vaters  dürfte  ■  am  i^chwersten  zu  paraly- 
siren  sein.  In  allen  diesen  PYilte«  ist  durch  eine  entsprechende  Diaet,  Mastkur,  eine 
Ruhekur.  resp.  durch  eine  gegen  das  ursächliche  l.,eiden  gerichtete  Behandlung  der 
angeborenen  J?chw.1che,  mangelhaften  Entwickelung  des  zu  erwartenden  Kindes  vor- 
zubeugen. Der  praktisch  wichtigste  F.ictor  wird  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  eine 
»eventuelle  Behandlung  der  Lues  der  Eltern  .sein.  Die  Behandlung  der  Lebens- 
schwäche des  Neugeborenen  hnt  sich  nach  zwei  Richtungen  zu  bethätigen. 
Einmal  hat  sie  den  grossen  Schädigungen,  ja  Gefahren  entgegenzutreten,  welche  dem 
lebens.schwachen,  meist  zu  früh  geborenen  Kinde  bei  seiner  noch  sehr  mangelhaften 
ProductioQ  von  Eigenwärme  und  bei  noch  unentwickelter  Wärmeregulation  aus  W'ärme- 
verlusten  drohen.  Zunächst  ist  schon  jede  stärkere  Abkühlung  bei  der  Geburt,  beim 
Abnabeln,  B.iden,  beim  ersten  Ankleiden  zu  vermeiden.  Das  Kind  mus.s  wie  auch  in 
der  Folge  stets  bei  einer  Was.sertemperatur  von  mindestens  Körperwärme  (37 — .38*  C.) 
gebadet,  darf  nie  anders  als  mit  gewärmten  Händen  angefa.sst,  mit  gewärmter  Wasche 
bekleidet  werden,  Miuiciie  Autoren  (A.  Schmidt)  wollen  sehr  schwache  Kinder  in 
den  ersten   Monaten  besser  überhaupt  nicht  gebadet  wissen,   da  sie  jedesm.il  dan.ich 

»einen  Collaps  und  (iewichtsabnahme  eintreten  sahen.  An  die  Stelle  der  Bäder  hätten 
dann  vursicLtige  Waschungen  zu  treten,  bei  denen  jedoch  nach  Hauser  die  ein- 
tretende Abkühlung  mindestens  ebenso  gross  ist.  Die  Temperatur  des  natürlich  des- 
halb nicht  weniger  gründlich  zu  ventilirenden  Zimmers  soll  sich  auf  20 — 22"  C. 
halten.  Der  Nutzen  der  üblichen  Watte-Einwickelmig  erscheint  etwas  zweifelhaft, 
da  ja  die  Baumwolle  mit  Begierde  jeden  Tropfen  Flüssigkeit  aufs.augt  und  kein 
sehr  schlechter  Wärmeleiter  ist.  R.ationeller  ist  wohl  als  BekleidungsstofT  ein 
weicher,  feiner  Flanell  oder  ein  wollener  Tricotstoff;  nur  die  Windeln  müssen 
aus  Baumwolle  bleiben,  obwohl  m.an  auch  solche  aus  „Normalwolle"  sehen  kann. 
Alle  Kleidungsstücke  dürfen  nur  völlig  trocken  und  gut  erwärmt  in  Gebrauch 
genouimen  werden.  Namentlich  ist  auch  der  von  schützenden  Haaren  meist 
sehr  ungenügend  bedeckte  Kopf  mit  einer  w.armhaltendon  Hülle  zu  versehen. 
Jedenfalls  wird  man  Icbensschw.ache,  imreife  Früchte  dauernd  durch  in  wollene 
Tücher  eingewickelt«,  unter  die  Knie  geschobene  und  rechts  und  links  neben  dem 
Rumpf  liegende  Wärmefla.schcn,  durch  Fedenmter-  tuid  Deckbetten  in  einer  gewissen 
Brutwärme   halten   müssen.     Sehr   zweckmässig  sind  iebensschw.iche  Kinder,   durch 


eines  Thermosipton  rcgalirt.    Die  In  der  Regel  snbnannnTs  r? 
'  schwachen  Neugeborenen  steigt  nach  kurzem  Aufeuthalt  in  d 
38"  C;  vorhandene  Cyanose  »uid  Sk lerem  schwinden  in  günstigpn  Fi 
pflegt  bei  entsprechender  Erntthrung  wenigstens  im  Anfang  da»  K& 
unbedeutend  zu  steigen.     In  einzelnen  F^len  gelingt  es    aber  auch 
behnndlung  nicht,  Körperteinpcratur  und  -Gewicht  zu  heben.    Alle  " 
rnit  der  sorgsamsten  Couvcusenbeliandlung    verfehlen    ihr   Ziel   (.K 
wenn    nicht    der   zweite    luid   sicher  noch  wichtigere  Fartoi 
angeborenen  Lebensschwäche,  eine  richti|ie,  wenn  irgend  mi'.. 
des  Kindes,  mit  dem  ersten  Hand  in  Hand  geht. 

Die  künstliche  Krnährung    vermag    hier  und  da  oinmal   eineD 
zu  erzielen.     Meist  vertragen  aber  die  unentwickelten,  schwachen, 
Verdauungsorgane  das  Kidimilchseniisch  auch  in  kleinsten  Mengen 
(lünnung    schlecht,      lianz    gewöhnlich    kommt    es    zu    hahitaelleoi 
bald    zur  Dyspepsie,    auch  Enteritis    follicularis,    und  so    geben   die 
rasch  nn  mangelnder  Eniähnmg  und  Verdauungsstörungen  oder  aueli 

den  Affectionen,   Bronchopneiunonie  und  Atelektasen,    Haufr  •  — 

Syphilis,  zu  tiriiiule.    rngleich  bessere  Chancen  bietet  die  I 
resp.  Anunenmilch.     Aber   fast  ausnahmslos  haben   die    leb' 
nicht  die  Kraft,    die  Milch  aus  den  Brustwarzen   zu    saugeTi 
f.'üls  bald  der  Unterernährung  und  dem  Hungertode. 

Dann  wird  e^s  nöthig,  ihnen  dii'  Nahrungsaufnahme  künstlieh  m  m 
zu  erleichtern.  Der  einfachste  und  dabei  ganz  praktische 
der  gewöhnlichen  glä.sernen  Milclisauger  (Auvar(r.scher  S,.  . 
bei  Rhagailen  nilor  schlechter  Entwickelung  der  Brustwarzen  .aulzuscu 
kajisel-  oder  tulpenglockenartigen  Gla-sgefäss.  welches  luftdicht  den 
schtiesst.  Wahrend  die  Mutter  diesen  gläsernen  kleinen  Hohlraum  1 
dein.se!ben  an  einer  Stelle  entspringenden  Gummischlauches,  an  A 
Mundstück  sie  saugt,  luftleer  und  damit  die  Milch  aus  den  Milchg 
macht,  saugt  der  Siiiigling  die  aussickernde  und  am  Boden  <ler  Tul|)e  si 
Milch  Tiiülielns  ans  einem  zweiten  mit  einem  Mundstück  versebi-neu  S 
tuell  ln'iiiit/t  man  auch  für  den  Fall,  dass  das  Kind  nur  sehr 
Milch  deshalb  erkaltet,  eine  Milcli[Tuni|)o  mit  birnenförmigem, 
das,  gefüllt  unti  in  heisses  Wasser  gesetzt,  die  Milch  warm 
besser,  aber  etwas  coniplicirt  und  deshalb  auch  theuerer  ersehn 
Schaltung  eines  etwa  luTalifliessenden  und  die  Milch  verunreinig^ndi 
Keime  auftiehmendcn  und  unsehiidlichmachenden  Zwischenstücks,  wrld 
Wulff 'sehen  Flasche  am  Einfachsten  aus  einem  Glascylinder  bosUthl 
den  Speichel  auffängt,    der    aus    dem  Mundo  der  '.-•i" -.— -i-  M'H 


\ 


fljp  bnnsJM-hwHflie 

suiluss  fiiip  Anzahl  von  H— 12  Malilzciton  hcrauskonimon  k;inn.  Ocfter  wie  l'/astüiid- 
lich  Milch  zu  rRicheii,  dürfte  ixi  Kürksicht  auf  die  zur  Verdauung  nothwendige  Zeit 
freilich  nicht  rationell  erscheinen.  Umgekehrt  lüsst  man  die  Kinder  nicht  gern 
länger  wie  4  höchstens  6  Stunden  schlafen  und  versucht  es,  falls  sie  kein  spontanes 
Nahruugsbcdürfniss  äussern,  unter  grosser  Vorsicht,  um  eine  Schluckpneunioiiie  zu 
vermeiden,  ihnen  dann  löffelweise  etwas  Thee,  Zuckerwasser,  wenn  sie  gut  schlucken, 
dann  auch  Milch  einzuflOssen.  Auf  grössere  I'ausen  in  der  Nahrungsdarreichung  pflegt 
sofort  eine  Gewichtsabnahme  oder  schlechtere  Zunahme  zu  folgen. 

Erscheint  es  angezeigt,  etwas  excitirend  zu  wirken,  namentlich  bei  sehr  schwachen, 
sehr  schlecht  trinkenden  Kindern,  so  ist  Alkohol  in  jeder  Korn»  zu  widerrathen.  der 
in  diesem  Alter  sicherlich  noch  nicht  am  IMatz  und  stets  von  einer  Heaction  nach 
seiner  Einwirkung  gefolgt  ist.  Hecht  erfolgreich  und  gut  begründet  sind  dagegen 
hiUiligere  Kly.stiere  mit  physiologischer  Kochsalzlösung,  durch  die  es  gelingt,  dem 
Organismu.s  ziemlich  reichliche  Flüssigkeitsniengcn  zuzuführen  und  damit  anregend 
auf  die  Circulation  und  die  Herzthiltigkeit  zu  wirken.  Medicamente  jeder  Art,  wie 
Tinctiira  Valerianae  aetherea,  Aether,  Kanipher,  Mo.schus  otc,  könnten  störend  auf 
die  Verdauungsorgane  wirken.  Ebenso  wird  m;ni  alle  und  jede  oxcitirenden  Kälte- 
applicationen,  Affusionen  im  warmen  B.ade  vermeiden  und  es  lieber  einmal  mit  dem 
nervenreizenden  Einfluss  eines  heisson  Bades  (35^ — 40"  C.)  versuchen. 

l>ass  die  Sorge  für  Zufuhr  stets  erneuerter,  reiner  und  gleichmässig  warmer  Luft, 
Hautpflege,  Krankenjifloge  überhaupt,  nicht  zu  unterschätzende  Momente  bei  der 
Pflege  !eben.sschwacher  Kinder  sind,  versteht  sich  von  selbst.  Lebensschwache  Kinder 
pflegen  wenigstens  die  ersten  Wochen  anhaltend  zu  schlafen,  was  zu  ihrem  Gedeihen 
direct  nothwendig  erscheint.  Man  störe  sie  deshalb  auch  nur  zmn  Zwecke  der 
Nahrungsaufnahme,  der  nöthigen  Reinigung  und  dergleichen.  Jedoch  verabsäume 
man  andererseits  nie,,d;is  Kind  in  regelmässigen  Zwischenräumen  aufzuneiinieu, 
umherzutr.ngon,  ihm  ivech.selnde  Lagen  zu  verschaffen,  damit  der  gefälirlichen  Hypo- 
stasen- und  Atelekt:ii>enbildung  vorgebeugt  werde.  Auch  ist  dauernd  darauf  zu 
achten,  da.ss  die  wärmende  l'mbülli)iig  ihnen  nicht  die  Luftzufuhr  beschränkt,  da  sie  . 
selbst  nicht  im  St.-uide  sind,  sich  auch  nur  durch  ein  schwaches  Nothsignal  vor 
Erstickung  zu  schützen.  Aus  demselben  Grinide  nimmt  sie  die  Mutter  auch  besser 
iiioDials  in  ihr  Bett,  um  sie  zu  wämicn. 

Bei  ^>f»llung  der  angegebenen  Bedingungen  kann  die  Beh.ondlong  der  Lebens- 
schwäche  durchaus  dankbar  und  <'rro!greicii  sein.  Früchte  mit  einem  Geburtsgewicht 
von  noch  nicht  .3  Pfund,  die  noch  blind,  olme  Nägel  waren,  bei  denen  die  Testikel 
noch  innerhalb  der  Banchhiihlc  lagen,  die  Knochen  ganz  weich,  Muskeln  und  Haut 
gallertartig  waren,  wurden  mit  der  Zeit  durchaus  lebensfähige  und  organisch  gesunde 
Individuen,  die  voraussichtlich  im  l^aufe  der  Jahre  sogar  ihre  ausgetragenen  Alters- 
genossen annähernd  erreichen  dürften.  „,,.^„„ 

^  llAl  SEK. 

leberabscegg.  Eiteningserreger  gehangen  nur  selten  durch  Wunilen  oder  Verletzungen 
direct  in  die  Leber,  meist  dringen  sie  auf  dem  Wege  der  Blutbahnen  oder  der  Gallen- 
gänge ein.  Hier  ist  es  in  erster  Linie  das  Wurzelgebief  der  Pfortader,  wo  nament- 
lich dysenterische,  typhöse,  tuberculöse,  carcinomatöse  Geschwürsbildungen  und  Ent- 
zündungsproce^e  im  M.igendanncanal ,  besonders  auch  Typhlitis  und  Appendicitis, 
oder  Eiterungen  in  Milz,  Pankreas,  den  Urogenitalorganen  mit  oder  (dme  vermittelnde 
Pylephlebitis  den  Ausgang  für  eine  Infection  der  Leber  abgeben  können.  Seltener 
entwickeln  sicii  met.astntische  i,eberabscesse  nach  Eiterungen  in  entfernter  gelegenen 
(Jrganen:  der  besondere  Zusammenhang  zwischen  Leberab.scessen  und  Kopfverletziuigen 
ist  nicht  erwiesen.  Nicht  selten  bilden  multiple  Leber.abscesae  nur  eine  Theilerschoi- 
nung  allgemeiner  Pyaeniie.  Für  die  Invasion  der  Eiterungserreger  durch  die  Gallen- 
wege sind  Gallensteine  das  häufigste  veranl.assende  Moment,  in  seltenen  Fällen  .auch 
die  Einwanderung  von  Spulwünnern  in  die  Gallengänge.  Ferner  werden  Leberabscesse 
durch  Vereiterung  von  Echinokokken*  hervorgerufen,  sowie  durch  .andere  Entozoon*, 
besonders  lUstonnim  haematobium  (Bilharzia  haematobia*)  und  Distomuni  hepaticum'. 
Eine  eigenartige  Stellung  nehmen  in  tropischen  Gegenden  dii«  spontanen  Leberabsccsse 
ein,  deren  Aetiologie  noch  keiru'swegs  klargestellt  ist;  ein  Zusanimcidiang  mit  Pys- 
enterie  lässt  sich  durchaus  nicht  in  allen  Fällen  n.achwei.sen. 

Als  Infectionsträger  hat  man  bei  Leberabsccsseu  ausser  den  gewöhnlichen  Eiterupfcs.- 
erregern*,  Strepto-  und  Sfciphylokokken  insbesondere  auch  Bacteriiun  coli  commune. 


I 


«f     QWUMAQU    VUK»     f^avm^lHHHH^VB     ««OffUSB 


^" 


ütenH 


Vürfahren  kann  die  Function  n<ir  auBnalunsvreise  zum  Zinle  fübrea. 
dickerer  Troc^rts  ist  sie  durchaus  nicht  ungefJlhrlicb.  b)  Dip  Pun( 
ist  da  indicirt,  wo  eine  weniger  eingreiff-nde.  rasch  ontl  ohne  Nark« 
t  ilieration  orAvünscht  ift.  Im  Uehrigen  bietet  sie  keine  \"ortJjM(e 
Operation.  Verstopfung  oder  Hcrausgleiten  der  DraiivrOhre,  Voriwsj 
liehen  dem  Drainrolir  und  Aehnlichea  kann  noch  nachträglicb  lur 
zwingen,  c)  Die  einfache  Incision  ist  am  Platze,  wo  ein  Ix-b»-«! 
wachsungen  zw-iscben  Leber  und  Rauchwand  so  in  die  BauchHeck''n  i» 
ilajis  ein  spontaner  üurchbruch  bevorsteht.  Die  äogen.innte 
Little,  die  auf  das  Vorhandensein  von  Adbaesionen  keine  Rüel 
fährlirh,  weil  sie  keine  Sicherheit  gegen  den  Eintritt  von  Eii 
gewährt.  Auch  die  Anwendung  des  Thermokauters  (ZancaroJ) 
Züge,  d)  Die  einzeitige  Schnittmethode  mit  Bcfestii^onf 
die  Bauch  wand  ist  für  die  meisten  Fälle  das  geeignetste  Vnrfüm 
ausreichciiden  Adbaesionen  zwischen  Leber  und  Bauchwand  voriumd) 
«lie  Leber  durch  Nälite  an  der  Raucbwand  fixirt  wenieo.  am 
zuvor  den  Al>scess  durch  Capillarpunction  mfigiichst  entleert,  und 
in  ihrer  respiratorisrjien  Mittelstellung  angeheftet  wird.  Kn»  nari 
al>.>;chlies.senden  N;ihtreihe  wird  die  breite  Eröffnung  des  Absce»sst^s  lorj 
Scbnittrruidi'r  nach  aussen  gestülpt  und  mit  der  Bauchwand  vn-tni^ 
wird  die  Ausführung  bisweilen  durch  die  Zerreisslichkeit  de»  Lebefp!' 
IVritoiiealüberzuges.  Wo  daher  eine  schneite  Entleening  des  .\l«rf*t< 
niitlnvendig  erscheint,  kann  e)  die  zweizeitige  Schnittmctboftf 
tbcilc  gewähren.  Hierbei  werden  zunächst  nur  die  Banchdecken  ii^H 
ii:irli  s  — 1(1  Tagen,  nacbdi-ni  eine  Verwacksung  der  Leber  mit  il«f 
Stande  gekommen,  der  Ab.'^ce.ss  eröffnet,  f)  Die  Hepatoklostomi'' i 
des  Abscesses  in  das  Colon  dürfte  sich  kaum  AuhJltiger  PT*rJ^ 
g)  Abscesso  an  der  Tonvexität  der  Leber  müssen  perpleural,  fvcirtw 
resection,  eröffnet  werden. 

LeberamyloTd.    Dio  amyloTdo  DcRcneratioQ  der  Leber,  eine  Thcilerscheinuaj 
amyloVdeii  Degeneration*,  entsteht   wie    diese    nur    als    secundäre  Verind« 
kaobektischen  Zuständen  verschiedenster  Art,  insbesondere  von  cbronisri 
culose,  Syphilis.  Malaria  u.  s.  w.     Die  Störungen,  welche  die  Amyloidleb 
sind  im  Wesentlichen  mechanischer  Art  durch  die  Griisscnzunahme  des  <" 
der  Leberfmiction  treten  vollkommen  zurück  gegenüber  den  durch  du  Gn 
Degeneration  anderer  Organe,  besonders  der  Nieren  und  des  n^-nw    •..nin 
erschein uiigen.    Die  Behandlung  kann  nur  gegen  das  Grund  t.VM 

dieses  zu  beseitigen,  so  ist  die  Möglichkeit  einer  Rückbildung  > 

irnn*    ansmoeAhlnaoAll        fln*i^SnflpK     Bii^h      ni/ilif     eii«l,A»     AxiriUAiM 


»eratroplile 


-     883     — 


Zeil 


unter    dt'iii  liililf    der  ..LcborinsufficiiMiz''  mior  der  sogen:uiiiteii  „Aclmlif"  zum 


Todf  führt.  Die  Bczoicliming  „S''ll><?  Atrophie"'  cnt^äpricht  ••iiu'in  vorgeschritte- 
neren St;iiliuni  der  anatomischen  Vcränderuiifc,  welches  bei  typischem  klinischen  Ver- 
lauf erreicht  zu  werden  i»flet;t.  Indessen  deckt  sich  dio  Intensität  der  klinischen  Er- 
scheinungen und  der  anatomischen  Yeriüidennigeii  keineswegs  in  allen  Fallen.  Dio 
iüchwierigkeiten  in  der  BcgritTsbestimmung  der  Krankheit  werden  noch  dadurch  ge- 
steigert, da.ss  die  gleichen  ursriclilichen  Schädlichkeiten  auch  an  anderen  Organen  er- 
hebliche Veräuderungeu  und  l'unctionsstörungeri  hervorrufen,  sodass  die  AlTcction 
der  Leber  eigeutlich  nur  die  'llioilerscheiimiig  einer  AllgcDieinerkrankung  bildet. 

Von  den  Intoxicationen.  die  eine  acute  gelbe  Leberatrophio  her\'orzunifen  ver- 
mögen, kommt  in  erster  Linie  die  acuti'  l'hosphorvergiftung  in  Betracht,  seltener 
die  acute  Alkoholintoxtration,  vereinzelt  auch  Blei-,  Chlornforui-  und  andere 
Vergiftungen;  von  infectinneii  in  erster  Heihe  das  Gelbfieber,  dann  die  septischen 
und  pyaemischcn,  besonders  die  puerperalen  Erkrankungen,  Abdoininaltyphus,  Recur- 
ren.s,  seltener  Diphtherie,  croupöse  Pneumonie,  acute  Miliartuberculose,  .Malaria,  auch 
Syphilis  in  der  trühperiode  zur  Zeit  der  Eruption  der  secundiii-en  Exantheme. 

Dio  Krankheit  befällt  vorzugsweise  Individuen  im  jugendlichen  Alter.  Die 
grössere  Häufigkeit  der  Erkrankung  beim  weiblichen  Geschlecht  erklärt  sich  aus  der 
besonderen  praedisponirenden  Wirkung  der  Schwangerechaft.  Die  Diagnose  stützt 
sich  auf  das  Auftreten  von  schweren  Ersrheinimgen  einer  durch  Leberinsufficienz  be- 
dingten Autoiiitoxication,  Icterus  gravis,  Acholie,  und  auf  den  Nachweis  einer  rasch 
fortschreitenden  Verkleinerung  des  Organes  sowie  einer  Ausscheidung  der  charakte- 
ristisclieii  ZerfalIs|»roductc  Leucin  und  Tyro.sin  im  Harne.  Die  Prognose  der  Krank- 
heit gilt  für  die  au-sgebildeten  P'Ulle  als  eine  fast  absolut  schlechte.  Sie  erscheint  in- 
dessen anders,  sobald  oian  den  Zusammenhang  mit  den  durch  die  gleichen  Schädlich- 
keiten bedingten  leichteren  Eonnen  der  diffusen  Leberdegeneration  ins  Auge  fasst. 
Vereinzelt  erfolgt  ein  günstiger  Au-sgang,  obgleich  bereits  Verkleinerung  der  Leber  uud 
Leucin  und  Tyrosin  im  Harne  nachwei.sbar  waren. 

Die  Therapie  hat  in  erster  Reihe  die  Fernhaltung  derjenigen  Schädlichkeiten  zu 
erstreben,  dio  als  die  Ursache  der  Krankheit  anzu.sehen  sind.  Dieser  Indication 
entsprjclit  die  allgenieiiic  Behandlung  der  verschiedenen  hier  in  Betraclit  kommenden 
Infi'cfionen  luul  Intoxicationen.  In  sehr  vielen  Fällen  ist  die  Erffdlung  dieser  In- 
tiicatiiin  utimiiglirh,  weil  die  Krankheitsursache  imbekannt  bleibt,  auch  pflegt  es  in 
der  Ilegid  zu  der  Zeit,  in  welcher  sich  die  .schworen  Functionsstrirungen  der  Leber 
bemerkbar  machen,  für  eine  causale  Therapie  bereits  zu  .spät  zu  sein.  Immerhin 
ist  anzunohnien,  da.ss  meist  das  Eindringen  der  schädlichen  Substimzcn  vom  Darme 
aas  stattHndet.  Auch  ist  nicht  ausgeschlos.sen,  da.ss  eine  fortgesetzte  Zufuhr  von 
Schädlichkeiten  den  Krankhoitsprocess  zu  unterhalten  und  zu  steigern  vormag.  Und 
so  erscheint  eine  Entleemng  und  l>esinfection  des  Darminhalts  durchaus  rationell. 
That.sächlich  werden  fast  in  allen  Fällen,  welche  in  Genesung  ausgehen,  Abführ- 
mittel, insbesondere  Kalomel,  .lalappe,  Senna,  Koloijuinthen  in  Dosen,  welche  profuse 
Entleerungen  bewirken,  mit  gutem  Flrfolge  angewandt.  Uober  die  Desinfection  des 
Darras  durch  Saiol.  Benzonaphtol,  Resorcin,  Bismuthum  salicylicum  liegen  zuverlässige 
Mittheilungen  nicht  vor.  In  zweiter  Linie  nius.s  die  Unterhaltung  einer  reichlichen 
DiuresB  die  Elimination  der  Gifto  befördern.  In  dieser  Hinsicht  ist  namentlich  auf 
genügende  Wa.ssentufuhr  ein  besonderer  Werth  zu  U>gen.  Wo  in  Folge  von  Be- 
nommenheit oder  heftigem  Erbrechen  eine  ausreichende  Wasserzufiihr  por  os  nicht 
mflglich  ist,  sind  I)armeingies.sungen  am  Platze.  Von  diesen  ist  jedenfalls  mehr  zu  er- 
warten, als  von  der  .sogenannten  „Durchspüliuig  des  Blutes"  mittelst  subcutaner  oder 
inlravenäser  Wasserinfusinncn.  die  bei  darniederliegcnder  Resorjition  immerbin  ver- 
sucht wenlen  kCmnen.  Wo  eine  intensivere  Affection  der  Niereu  es  nicht  verbietet, 
kfinnen  auch  Diuretica,  in.sbesondcre  Koffein  und  Dinretin,  angewandt  werden. 

Gegen  den  Krankheitsprocess  als  .solchen  besitzen  wir  keine  wirksamen  Mittel. 
Was  in  dieser  Hinsicht  empfohlen  wurde,  i.st  weder  theoretisch  noch  durch  praktische 
Erfahrungen  genügend  begründet.  Die  symptomatische  Behandlung  kann  im  Be- 
giinie  der  Erkrankung  diejenigen  Massnahmen  anwenden,  die  bei  den  fluxionären 
Hyperai'mien*  der  Leber  sich  als  wirksam  erweisen.  Im  weiteren  Verlauf  kann  das 
Erbrechen  Eis]iill<'n,  Cocain,  Aussj)ülungen  des  Magens  erforderlich  machen.  Die 
Schlcimhautblutungen  bekämpft  man  durch  Kälte,  Adstringentien,  eventuell  durch 
Tomponade  clor  Nase,    kalte  AuswaschoDgeu  des  Magens  und  des  Darms;    die  cere* 


entslandeuen  Cysteu,    vor  Allem   auch    das  Cystadenomaer  Letter, 
Weise  meist  gleichzeitig  mit  cystischer  Degenerstion  der  Nieren  vorkomm  L 
kleinen  und  multiplen   Cysten  beanspruchen  nur  ein  auatomLsobcs  IntertüM.] 
weise  erreichen    einr-clne    nicht  parasitäre  Cysten  der  Leber  eine  solche  (irö^ 
therapeutischen  Eingriffen  Veranlassung  geben.     Dann  pflegt    dl"!  Diagoose 
auf  Echinococcus  der  Leber  gestellt    zu  werden,    und  nur  das    Kohkn    der 
Bestandtheile   oder   reichliche  Mucinmengen  in    der  Punct 
Vermuthung  nahe  legen.    Die    einzige  Möglichkeit   einer  II 
cbinirgiscbeo  Eingriff  geboten  werden,  doch  ist  er  nur  ausuaiiiuswcis«  auuuijriii 


Leberentozopn.    Von  Entozoön*  finden  sich    in    der  Leber    ausser   den  Echin 
sächlich  Distomeu:  Distomum  haematobium  (Bilharzia*  baematobia)  und  i 

Leborhyiteraemie.  A.  Dor  Kraiikheitsbegriff  der  activen,   flu-xionSren 
afiiiii'    ist    nii'lit    scharf    abgjenzbar.    Gegenüiier    der    phy.sifilocriyclien^ 
N;iliruiig.saiifti,ihtin'    zu  Staiidt-    kommeiulen  stärkeren    Blic 
nur  die  abnonne  Intensität,    die    abnorme  Dauer  oder  al>i 
Wirkung  die  Leherhyperaeniie  als  kr.ankhaft  erscheinen.     1- 
wo  diLs  Gebiet  der  einfachen  Hyper.ieniie  in  das  der  srhwc; 
der   diffu.^ieii  Heiiatitis  übergeht.      Schliesslich    giebt    es    auch    kfinp 
zwi.schcn  der  dureh  Keizwirkung  bedingten  activon  flusiunAntn  Hyi(«'r*T 
und  der  durch  ^Stauung  verursachten  sogenannten  passiven  Hyperacmif  i 
Dunii    (iieseliieii    Ursachen,    die    als    abnomie  Reize    auf   die    Lcbisi    ' 
hädfi;;  zu  Erkrankungen  des  Circulationsapparates,   welcho    ihren 
Blutabfiusses    aus    der   Leber    zur  Folge  haben,    so    die  Herzhyper 
essern  uiul   Vieltrinkcrn,    die  Arteriosklerose  bei  Alkoholikern,  die  HiT 
acuten  liifectionskranklieiten. 

nie  im  Verlaufe    von  Infectionskrankheiten    auftretenclo    Irfberhyp 
in  der  Kegel  keiner  besonderen  Behanillung.  Sonst  kann  in  acuten  KillM  I 
fehlerti  oder  Traumen  und  bei  besonders  heftigen  Exacerbalioneu  chron 
der  !''jilte,  wenn  die  Schwellung  und  Kmptindlichkcit  der  lieber  erbeblifli 
Ke.schwerden  verursacht,    zunächst    ein  antiphlogistisches  Verfahn"»  jb  I 
neben  ruhiger  Bettlage    die  Applicatien   von  Eisblasen  auf  die  Lebe 
intensive  Kültewirkung  auf  die  Lebergegend  kann  eine  Hcrabsetznng 
im  Innern    des  Organes  erzielt  werden,    welche   den  Coiitractions 
mu.scitlatnr  zu  beeinflussei\  vi^mag.    Nur  muss  die  .Vpplication  di>r  I 
gro.sser    FI.Hchenausdeliniing    stattKiiden,    durch    grosse  Eisbl.'uen    'm1<t 
Kiihlap|iarat.    Nur  ausnahmsweise  wird  die  Kältewirkung  nicht  vertragen.' 
Priessnitzsche  oder  waniie  Breiumschläge,  auch  Hautreize  uod  locak T 
een.   besonders  in  Koitii  von  blutigen  Schröufküi 


MTljrppracmir 


—       Ntln       — 


lA'lierliyperlrof 


i>- 


ini 

K      cri, 


1111(1  (lii-   s.ilinisi-lii'M  Piirgniitioii  von  ^riitcr  Wirkmif:;.     Ncboii  der  HoschliMinimitig  der 
Poristaltik,  der  Flüssigkeitsentziehunfr  im  Dann»  und  der  Fördt«rung  der  Hlutcin-ul;itioii 
in  der    l.ober    knniiiu'ii  hii'rlioi  walirschcinlicli  auch    noch    die  Drsiiifcction    des  Ver- 
dauungstractiis,    dii'    l'Virt.schMffuiip     von    srhädiichen    Substanzen    aus    dem     Dariii- 
caual,    sowie    die  Aure^mg   der   [>iurese    ziu'  lieitung.     In    chronischen    Fällen,    bei 
Leuten,    die  zu    viel   essen  und  trinken,    oder    nacli   NIalaria    und  Ihseiiterie,    ist   in 
erster  Linie  liurcli  Hegehuij;  der  Ernährung  und  der  ganzen  I^obensweise  eine  Beeiu- 
flnssiing  der  Leberfuiictionen  und  der  Blufcirculation  in  der  Leber  anzustreben.    Ver- 
meidung eines  jeden  Uebermaasses   in    Nalirung    und  Getränk,   reizloise  Kost,    insbe- 
nd<>re  Resdiränkung  des  Alkoholgenusses,  evei(tiiell  Milehtlinet.  Körperbewegungen, 
_vmn:»stik    und  Massage,    Hegelung    der    Peristaltik    durch   AblTihrmittel ,    Darmein- 
giessnngen,    verschiedene    Mineralwxsserkuren,    wie  Karlsbad,    Marienbad,    Kissingen, 
Homburg,  Vichy,  Neucnahr.  unter  Berücksichtigung  der  ('onstitution,  der  Hlrnähnnig 
nd  des  Kräftfzustnndes   können  bei  rechtzeitiger  und  zweckmässiger  Anwendung  die 
eschwenien    heben    und    nicht    selten  auch    ilie   Fntwiekelung  ernsterer  Krankiieits- 
stSnde  verhindern.     Wo  klimatische  Einflösse  im  Spiele  sind,   wie  bei  Leberhypcr- 
mie  in  ilen  Tropen,  kann  ein  Aufeiithaltswechsel  driugeiu)  nothwendig  sein. 
B.    Eine  passive,  venöse  Blutstauung  in  der  Leber  wird  nur  ausnahmsweise 
iiirch  locale  Stönurgeu  des  Bliitabflnsses,   Compressiou  der  Vena  cava  inferior  ober- 
lalb  der  Kitimiiuduiigsstelle  der  Venae  hepaticae,  Verengening  der  Lebervenen  selbst 
odingt.    In  der  Kegel  ist  die  Stauungsliyperaemie  der  Leber  nur  die  Theilerscheinung 
iner  allgenuMnen  venösen  Stauung,    wie  sie  bei    den    verschiedensten  Erkrankungen 
es  t'irculations-  und  Kespirationsapparates  z«  Stande  kommt,  bei  Herzklappenfehlern, 
erznuiskelerkraiikungi'n    mul    solchen  Erkrankungen    der  l<uiigen    mul  der  Plenren, 
e  zu   Hypertrophie  und  Dilatation  des  rechten  Ventrikels  Veranlassung  geben,    wie 
lUngenemiihysem  eder  Lungenschrumpfung.    In  dem  Krankheitsbilde  der  allgemeinen 
enö.sen  Stauung  nimmt  die  Leberhyperaeniie  eine    besondere  Stellung    ein,  weil    sie 
ne    der   frühesten  Aeusserungen    der  Circulatioiusstönmg  ist,    oft   sogar    die    ersten 
leschwenien    bei  Herzkranken  verursacht,    und  weil  die  Veriitulerungen,    welche  die 
fertdaiiernde  Störung  der  Blutcirculation  in  der  Leber  zur  Folge  hat,  die  cyanoti.sche 
trophie    und    die    kardiale    Cirrhose,    eine    gewisse  Selbständigkeit    gewinnen    und 
lUcli  dann  noch  Störungen  verursachen  können,  wenn  die  allgemeine  venöse  Stauung 
Ickgängig    geworden    ist.     .\iich    steht    die    Intensitüt    der    Leberhyperaemic    nicht 
inier  im  Verhiiltiiiss  zu  der  liitensitrit  der  übrigen  Staniuigsei"scheinungen. 
Die  Beliiuidlung  hat  die  Aufgabe,  die  zu  lininde  liegende  Circulationsstörung  zu 
beseitigen.      Es     wird     sieh     f.ist     inuner     darum     handeln,     durch    Digitalis     und 
ähnlich     wirkende     Medicainente,     durch    Kr.inkeni)flege    und    diaetetische    Verord- 
I      nungen,    thireii    kilrperliche  Ruhe    oder    auch   durch  zweckniäs-sig  angewandte    Flerz- 
'      gymnastik  die  Herzthiitigkeit    zu  reguliren   unil  die  ('onipensation  bestehender  Herz- 
fehler zu  begünstigen.     Auch  wo  die  Veründcrungen  an  (1er  Leber  und  die  Störungen 
des  Pfortaderkreislaufs  als  einzige  oder   hauptsächlichste  Folge  einer  Erkrankung  de« 
Circulationsapparates    auftreten,    giebt    die    Behandlung  des   lirundleidens  die   wich- 
tigsten therapeutischen   Indicationen   ab,  und  gestattet  erst  der   günstige    Erfolg   der 
I      gegen  die    Circulatien.sstörung    gerichteten  Therapie    ein  sichereres  l'rtheil  über    die 
Natur  einer  Leberaffection.     Neben  dieser  Behandlung  des  Gmndleidens    ist    für  die 
Therapie    lier  Stauiingsleber    von    grösster  Bedeutung    die  Fernhaltiuig    aller  Schäd- 
lii'hkeit(^n,    welche  auf    die  Leber  direct  einwirken  können.      Demi    die   Circulations- 
stiVruDg  setzt  die  Widerstandsffdiigkeit  des  (irganes  herab.    Kegeliing  der  Diaet,  ins- 
lie.sonilere  Beschränkung  der  Alkoholzufuhr  und  Beseitigung  von  Verdauungsstörungen, 
welche  zu  abnormen  Zersetzungen  innerhalb  des  Darratractius  führen,  sind  hier  wichtig. 

MINKOWSKI. 

Leberbypertrophle.  Eine  wahre  Hypertrophie  mit  Vermehrung  und  Vcrgrösscrung  der  Paren- 
chymzclIcQ  betrifft  entweder  die  ganze  Leber  oder  grössere  Abschnitte,  oder  entwickelt  sich 
in  inselförmig  .ibgcgrenzten  Theilen,  in  einzelnen  Leberläppchen  oder  auch  nur  an  ein- 
zelnen Theilea  der  Leberläppchen.  Die  totale  gleicbmässige  Hypertrophie  der  Leber  kommt 
äusserst  selten  vor.  ihr  häufigeres  Vorkommen  bei  Diabetikern  ist  nicht  sicher  erwiesen. 
Weniger  selten  beobachtet  man  die  Hypertrophie  von  grösseren  Abschnitten  der  Leber  dort, 
wo  andere  Tlieile  des  Orgaiies  zerstört  sind.  Diese  compensatorisehe  Hypertrophie  entwickelt 
sieb  besonders,  wenn  die  Schädlichkeit  den  Kräfte-zustand  des  Organismus  nicht  erhcbhch  "der 
nicht  dauernd  beeinträchtigt  hat.  am  häuRgsteu  daher  bei  Echinokokken  und  bei  gummösen 
Erkrankungen  der  Leber.     Experimentell  entsteht  sehr   rasch  Hypertrophie    und    Hyperplasie 


0,  [.icbroich,  EocjUafacdie.    U.  BkD<l. 


55 


Erfolg   aus^efüTjrt.      Die  HauptgewErbestelit  ii 

nach  (lor  Operation.    Wahrend  der  Operation  k:iiiii   .^i.    muj. 

des    Lfberlappens    liekünipft    werden.      Um    d('r   Nachblutung  vonu 

Leberstück,  an  welchem  die  (ie.schwulst  sitzt,    in  die   B.iufhwuiulo  i-l! 

txieli  ist  in  zwei  Zeiten  zu  operiren  oder  die    Leherwunde  mit  .U\Ma 

poniren  und  solche  durch  den  unteren  Wundwinkcl   nach  .lassen  ni  l>* 

lebersyphillg  kommt  sowohl  bei  congenitaler  Lues  dpr  Neugeborenen, 
formen  der  hereditären  und  in  verschiedenen  Stadien  dor  ac<juirirt«D  i 
Aligemeinen  können  zweierlei  Arten  von  Veränderungen  bei  die 
der  Leiter  unterschieden  worden:  specifische  und  iiichL^pecifi-vliif 
(■irfiimsfript  und  bestehen  in  der  Bildung  der  (iuminat:i-  hcrm 
die    besondere    Loealisation     und    Kntwickelung      des      '  il 

befallenen  (>rj;ane.       Von    dem  Ort    und    der  Art    der    1.  '_ 

Gestaltung  der  krniikbaften  Veränderung  in  den   verschiedtuen  Källp 
sich  im    foetalen    Urganisrnus   die  gummösen    Neuhildungeu    Lisi    riuri 
ausserordfutlicli    zahlreichen,    aber    äusserst    kleinen,    miliaren  Knötcf 
wathseneii  dagegen  treten  die  Gummata  mehr   vereinzelt   anf  "nil 
eine  ansehnliche  Grösse.    Die  nicht  specifischen  Veränilemnp' 
zuführen    auf    die    unter    dem  Kinflusse  der  Infection    verSiulr-i  i^ 
Blutes  luid  der  Körpei-säfte.     Sie    können   ihrerseits    wieder   >oo 
EntwedtT  sind  sie  höchstwahrscheinlich  erzeugt  durch   die  direct 
Toxine  anf  die  Leber;  sie  unterscheiden  sich    im  Wesentlieheo 
iilinlich   wirkender  Gifte  und  Toxine.     Nur  die  Intensität   und  |).i 
und  die  von  dem  Alter  des  Individuums,    dem   Kntwickeliingsxi 
sonstifjen   Mtinu^nteu  abhängige  Praedisposition    des  Organes    sind 
des  Krank heitsuntcessi's  im  Kinzelfallo  m;v8.sgebeud.       Uierher   gobilf 
infectlilsc   Icterus,  die  acute  gelbe  Leberatrophie  und   die  I^ebercir 
des  sypliilitisrhon   Infectes  auftreten  können.     Die    andere  Art  de 
Verfindenuigen    entstellt  nicht  durch  eine  directe  Einwirkung  der  Kr 
die  Leber,    sondern  erst  secundär  durch  die  Rückwirkung  des  »j 
auf  den  gesammten  (»rganismus    und  die   allgomeiuen   Enulhnmg 
gehört  vor  .\lleni  die  .AnjyloTdleber,  wahrscheinlich   auch  gewisse 
litisehon    nicht    .seltenen    Fettleber.      Die  specifischen    un<l  nicht 
derungeii  können  sich  mannigfach  comblniren.    Dadurch   •    ' 
der  Leber  bei  der  Syphilis  eini'  Mannigfaltigkeit  und  Vi.  :_ 
anatomisch,  sondern  auch  klinisch  /.um  Aasdruck  gelangt. 

Die  antisypliilitisclie  Beliandlnng   kanu  sich  ziuiächät   nur  ge§m  iti 
Vi-rändenmirpn  wirksam   erweisen  und   vermag  dininniean  nirJit  i       " 


tbersypliilis 


—     807     — 


lipbcrtliran] 


touwksilbcrhch.-indliitifc  ist  bei  dilTusen  Frkr.iiikuiigoii  dw  Li^Ikt  x\v;ir  iiirlit  ciiiitni- 
■{ndirirt,  »loch  ist  hier  hcsotidere  Viirsii-Iit  .-im  Platze.  Krfalinuigsgoinäss  vortragen 
nolr'.hp  Patienten  das  (Juecksilhcr  oft  sehr  schlecht,  besonders  wenn  Stfirungen  des 
■Gallenabflusses  vorhanden  sind,  da  neben  der  Niere  <lie  l<el)er  das  Haupteliniiua- 
■tionsorgan  für  i^nocksilher  ist.  Noch  häufiger  tritt  Intnxication  auf,  wo  gleichzeitig 
leine  schwerere  Nierenerkrankung  vnrhandon  ist.  F)ann  thut  man  gut,  sich  anfiuigs 
Biur  auf  .lodkalium  zu  beschränken.  ^»,..„™„.-. 

Bberthran,   Oleum  jecoris  Aselli,  Oleum  Morrhuae  seu  hepatis  Horrhuae,  Huile 
Uu  foic  ile  Morue,  Cod-Iivcr  Oil,  Ph.  G.  III.  ist  das  aus  dcti  frischen  Lebern  von  Gadus 
Bforrbua  L.,    dem  Kabliau,   gewoiiueue  Ocl.     Zu  uns  gelangt  er  aus.schliesslich  aus  Bergen  in 
worwegcn,    aber  auch  in  Island,  Neufundland,   St.  Pierre  und  Miquclon,    neuerdings    aucb    In 
Japan  wird  er  hergestellt.    Bei  den  Handelssorten  hat  man  zu  unterscheiden  zwischen  Fabrik- 
thran  und  Bauornthran.     Letzterer  wird  aus  Lebern,  welche  längere  Zeit  gelagert  haben,  her- 
gestellt und  liefert  das  orangegclbe  Oleum  jecoris  Aselli  flavutn,  von  starkem  Fiscbgeruch 
und  saurer  Ueaction.     Dtsr  Fabrikthran  wird  dagegen  nur  aus  frischen  Lebern  durch  Krwärmen 
im  Wasser-  öder  Dampfbade,  Dampfthran,  gewonnen.    Das  Product,  Oleum  jecoris  .\selli 
album,  bat  schwachen  Fischgcrucb  und  neutrale  oder  schwach  saure  Reaction.    Bei  stärkerer 
Erhitzung  resultirt  zuerst  ein  Ocl,  Oleum  jecoris  Aselli  darum  fuscum,  welches  Madeira- 
tarbe,  starken  Fischgcrucb  und  starken  Säuregehalt  aufweist.     Das    später  gewonnene  Oel  ist 
trübe,  ebenso  die  letzten  abgcprcssten  Antheile.    Sie  eignen  sich  nur  für  die  Technik. 

Der  Leberthran,  welcher  nach  Ph.  G.  III  nur  aus  den  Lebern  von  Gadus  Morrhua  bei 
thunlichst  gelinder  Wärme  im  Dampfbude  bereitet  werden  darf,  während  die  Ph.  G.  I  auch 
die  Lebern  anderer  Gadusarteo  zuliess,  stellt  ein  blassgclbcs,  klares,  schwach  saures,  öliges 
Liquidum  dar  von  eigenthümlichem,  fischartigem,  aber  nicht  ranzigem  Geruch  und  Geschmack. 
Spec.  Gew.  0.924—0,928.  Er  ist  löslich  in  Alkohol,  Aether,  Chloroform,  Schwefelkohlenstoff, 
Benzol.  Aul  0"  abgekühlt,  sollen  nur  geringe  Mengen  Stearin  herauskr>-stallisircn.  Wird 
1  Tropfen  Leberthran,  gelöst  in  20  Tropfen  Schwefelkohlenstoff,  mit  1  Tropfen  Schwefelsäure 
geschüttelt,  so  entsteht  eine  violettblaue  Färbung,  welche  schnell  in  purpurrotb,  braunroth 
und  tiefbraun  übergeht.  Diese  licactiun  wird  durch  t'holestcrin  und  Lipochrom  bedingt  und 
kann,  ebenso  wie  eine  Rothrärbung  auf  Znsatz  von  rauchender  .'Salpetersäure,  sowie  ein  nega- 
tiver Ausfall  der  Elaidiuprobe,  zur  f^kennung  von  Vernilschungcn  dienen. 

Der  Leberthran  besteht  im  Wesentlichen  aus  Triglyceriden  der  fetten  Säuren  und  zwar 
der  Oelsäure  zu  70  pCt.  und  der  Palmitinsäure  25  pCt.,  in  geringeren  Mengen  der  Stearin- 
und  Margarinsäure.  Erst  beim  längeren  Aufbewahren  treten  auch  fluchtige  Fettsäuren  auf. 
In  neuerer  Zeit  sind  in  ihm  die  Glyceride  zweier,  bisher  unbekannter  Fettsauren  aufgefunden, 
der  Thcrapinsäure  Ci^H^jOz  und  der  Jecolei'nsäure  CjoHsjO«.  Zum  ganz  geringen  Thcilc  sind 
die  fetten  Säuren  auch  frei  im  Ijchcrthran  enthalten.  Der  Gehalt  an  freier  Säure  schwankt  je 
nach  der  Sorte  von  0,18  bis  5  pCt.  Ob  sich  in  ihm  ausser  gewissen  Gallenbestandtheilen,  wie 
Cholesterin  und  Gallenfarbstoff,  auch  Gallensäuren  linden,  ist  noch  streitig,  dagegen  sind  con- 
stant  (Vlbuminate  mit  Eisen,  Mangan  und  Phosphor  in  fester  Verbindung  vorhanden  (Unger). 
.\uch  .lod  0,<K)1 — 2  pCt.  und  Brom  sind  so  fest  in  ihm  gebunden,  dass  sie  erst  nach  vor- 
heriger Verseifung  nachweisbar  sind.  In  geringer  Menge  ist  in  dem  hellen  Thron  Trimctbyl- 
amin*  vorhanden,  welches  den  charakteristischen  Fischgeruch  bedingt;  in  älteren  oder  gering- 
wertbigen  Lcberthrancn  ist  der  Gehalt  an  diesem,  sowie  an  Cholinen  in  Folge  der  Zersetzung 
der  Albuminate  «in  höherer.  Der  in  ihm  enthaltene  gelbe  Farbstoff  gehört  zur  Classe  derLi- 
pochrome  (Salkowsky).  Ausser  diesen  Stoffen  haben  Gautier  und  Mourgues  eine  Reihe 
zum  Theil  bisher  unbekannter  Alkaloide  aufgefunden:  Butylamin  C4HbNH2,  Amylamio 
CjHiiNH,,  Ilexylamin  C^HiaNH;.  Dihydrolutidin,  identisch  mit  Dihydrodimethylpyridiu, 
Csll|(CÜ,)'jNII,  eine  bei  200''  sich  vcrflücbtende  Base,  welche  in  kleinen  Dosen  die  Scn.sibilität 
herabsetzt,  in  grösseren  Mengen  abwechselnd  Depression  und  Excitation.  klonische  Krämpfe 
und  Tod  veranlasst;  AsoUin  CjjIIsjNj,  ein  amorpher,  gelblicher,  aromatisch  schmeckender 
Körper,  löslich  in  Alkohol  und  Aether,  welcher  Dyspnoe.  Convulsioncn,  Stupor,  in  grösseren 
Dosen  auch  den  Tod  hervorruft  Morrhuin  C]gH37N3,  ein  dickes,  braungelbes  Liquidum,  von 
Fücdergcruch  und  ätzendem  Geschmack,  löslich  in  Alkohol  und  Aether,  an  der  Luft  Kohlen- 
säure anziehend,  wirkt  förderlich  auf  die  Ernährung,  Assimilation,  Diurcse  und  Diaphorese.  In 
einem  Esslöffel  Leberthran  sind  0,002  Morrhuin  enthalten.  Morrhuinsänre  oder  Morrhua- 
säure,  CnH.aNOa,  mit  Platinchlorid  wie  die  Alkaloide  Doppclsalze  bildend,  kr)-stallisirt  iu 
Prismen,  die  fisch-  oder  tangartig  riechen  und  bitter  schmecken,  in  Alkohol,  wenig  iu  Wasser 
und  Aether  löslich.  Sie  zersetzt  Carbonate,  röthet  L.ackmus  und  verbindet  sich  mit  Alkalien, 
aber  auch  mit  Säuren.  Wahrscheinlich  ist  sie  identisch  mit  de  Jongb's  Gaduin  und 
kann  als  Flydropj-ridincarbonsäurc  aufgefasst  werden.  Sic  steigert  in  hohem  Grade  Appetit 
und  Diurcse.  Die  angeführten  Basen,  zum  Theil  an  Morrhuin-,  Ameisen-,  Butter-,  Phosphor- 
glyccrinsäurc  gebunden,  sind  keineswegs  durch  Fäulniss  entstanden,  sondern  pracformirt  iu 
und  neben  den  Leberzellen  vorhanden  (Bouillot).  Von  anorganischen  Stoffen  sind  ausser  den 
erwähnten  in  der  geringen  Menge  Asche,  welche  erst  in  geHirbten  Thranen  auf  0,61  pCt.  steigt, 
Calcium,  Magnesium,  Natrium,  Schwefel-  und  Pbospborsäure  nachgewiesen. 

55' 


[Lebcrthran 


HO«     — 


Lrk«>rlkn 


Die  VerwcnduDg  des  Lcberthraiis  als  Heilmittel  ist  nicht  alt.  obgleich  et 
als  Nfibrungs-  und  V'olksmittcl  an  den  Nürdküsten  Kuropas  iu  Geltung  stand.  Er«  t 
machti;  ein  euglischrr  Arzt,  Percival,  auf  seine  mächtige  nutritive  Wirkung  lufMbi 
in  Deut-schlaud  kam  er  1822  durch  Schenk  in  Aufnahme.  Trotzdem  er  seit  <ii«a«rZ«2l 
.ständigen  Rüstzeug  aller  Aerzte  gehört,  ist  das  Wesen  seiner  Wirkung  niMJ»  nicht  Mo. 
7.ugsweise  wirkt  er  wie  andere  Fette  als  PInsticum,  unterscheidet  sich  *bor  roa  di— 
die  Schnelligkeit  seiner  Resorption  in  Folge  seines  Vennögens,  leicht  und  voU«tSl£|  I 
sioneu  zu  bilden.  Nach  Naumann  ist  auch  die  Diffusionsfähigkeit  des  L«bor11lnB 
thierischc  Membranerj  erheblich  höher.  Resorption  und  DifTusioii  werden  beifiüosti^ 
seinen  Oohalt  an  Gallcnsäuren.  Unger  verlangt  daher,  dass  die  Gallenblasen  b<ei  Jer  fi 
oation  mitverarbeitet  werden.  Hiergegen  wendet  v.  Mebriag  ein,  dass  Gnllrtiiäurtn  ai 
Oelen  unlöslich  sind  und  überdies  Erbrechen  und  Durchfall  hervorrufen;  er  sieht,  »ii 
schon  vor  ihm  Buchheim,  den  wesentlichsten  Vorzug  des  Lcberthraos  vor  anderen  Ttta 
seinem  (ichalt  an  freien  Fettsäuren.  Diese  werden  in  dem  alkalischen  Uann^aft  Tinri« 
omulgiren  die  anderen  Fettkorper  so  fein,  dass  sie  direct  die  Darmzotten   pasaino  kitcar« 

Die  Mi^nge  des  im  Leberthran  vorkommenden  Jods  und  Broms  wird  für  «u  gerim  fM 
um  bei  der  Wirkung  in  Betracht  zu  kommen.  Das  Gleiche  gilt  vom  TrimcthylAaufc.  Ea 
jedoch  nicht  unmöglich,  dass  das  organisch  gebundene  .lod  analog  dem  Jirl  '•■   - 

lange  Zeit  fortgcrcichten    kleinen  G.iben    eine    anregende  Wirkung    auf  d<'' 
übt.      Auch    die    I'hosphorsäure,    welche    in    anorganischer    und    organiscl 
Thran  vorhanden    ist,    kann    den  Aufbau  neuer  Zellen    nur    in  positivem    ^ 
Ein  weiterer  wichtiger  Factor    für  die  günstige  Wirkung    des  Leberthrans     .^.i,  . 
AlkaloVde.    obgleich  es  nicht  an  Stimmen  fehlt,    die    ihre  Anwesenheit    nur  aK 
weit  vorgeschrittenen  Fäulniss    der    in  Arbeit    genommenen  Lebern     aufgefasst 
Bouillot,    welcher  ihren    stimulirenden  Einfluss  auf  .\ppetit,   Secrction   und   E 
gewiesen  hat,    hält    sie  für  Substanzen,   wohlgeeignet,    den  Organismus   durch   '/ 
LcukomaVne  und  Toxine  zu  entgiften.     Da  nun  alle  eben  angeführten  .Stoffe  in 
Thransorten  in  weit  erheblicheren  Mengen  vorhanden  sind,  als  in  dem  blassg^tl'^ 
so  lässt  sich  annehmen,  d.Tss  mit  ersteren  sich  bessere  therapeutische   Erfolge 


T' 


in  welchen  Gründen  man  immer  die  Lcberthranwirkung  auch  erblicken   mijgt' 

ist  von  der  praktischen  Erfahrung  längst  bestätigt  worden,  ja  es  ist  sogar   I  • 

ungefärbte  Oel  die  Ernährung  beeinträchtigt,  während  das  gefärbte  sie  bofor': 

Trotzdem  wird  dos  farblo.se  Oel  bevorzugt,    weil  es  besser  vertr.igen   wird    i^ 

Widerwillen    hervorruft.     Freilich  bewirkt  auch  der  weisse  Leberthran   oft   I 

Neuerdings  bat   man  erkannt,    dass  die  Fettsäuren  des  Leberthrans,     vor.in   clte 

sehr  leicht   in  Oxysäureu  übergehen  (Ileyerdahl),  welchen  die  Schuld   nen    A--' 

schrieben  wird.     Der  Leberthran    wird    daher    jetzt  in  einer  WasserstoP 

Kohlensäurestrom  von  Oxysäuren  frei  hergestellt  und  veranlasst  nuri 

Dieser  leichten  Oxydirbarfccit    wegen    wird    man  dem  Leberthran  auch    keino  au 

körper  in  Zukunft  zusetzen,  da  diese  Veranlassung  zur  Bildung  von  Oxysäuren  ^ 

Will  man  auf  Zusätze,  wie  Chinin,  Eisen,  Jod,  nicht  verzichten,  so  reiche  mao  sie  m  «ii4 

Tageszeiten.    Von  sonstigen  Nebenwirkungen  sind  Erbrechen,  Diarrhoe,  suwcilon  ein  voic«! 

oder  pustulöser  Ausschlag  beobachtet  worden. 

Man  benutzt  den  Leberthran    äusserlich    als  Einreibung  bei  chronischen   BautaJbftM 
Impetigo,  P,soria.sis,  schlaffen  Geschwüren,    auch    der   ganzen  Brust,    sowie    des    RfickcM 
Phthisis    pulmonum,    als  Einträufolung    bei  Homhautflcekcn,    als  Klysmen  bei  Askaiidea 
Mastd.irmgeschwürcn.    als  Injcction    unter    die    Ruckenhaut   (Shoemaker)    «ur  Em'elaDj 
Allgcmeinwirkung:    innerlich    als    Nutriens    zur  Hebung  der  Ernährung    bei     Rachitb,    ( 
roalacie.    Scrofulose,    Tuberculosc,    Caries,    (licht    und    chronischem   Rhr^:—    •-   -u«,    vttä 
Epilepsie.    Chorea,    Paralysis    agitans.     Contraindicirt    erscheint    sein    i!  wähn» 

hcisseu  Jahreszeit,  bei  bestehendem  Magendannkat.irrh.    Fieber,    Haomofi  Ntg    \jfi 

näckig'.'m  Widerwillen.     Dosis  anfänglich  V2 — '   Esslüffel,    später  2 — 4   1  i.'inal  tt 

für  Kinder  1—4  Thee-  resp.  Kinderlöffel  am  besten  nach  der  Mahlzeit.      .,,.,.,,  u^ode  Dia 
bekämpft  mau  durch  Verabreichung  von  Opium,  noch  besser  von  Tannalbin   2,0 — 6,0  my 
Zur  Verdeckung  des  schlechten  Geruchs  und  Gcsebmack.s  ist  eine  ganze    1',  ;'i,.     .....  ,-  ,. 

tien  vorgeschlagen  worden,  u.  a.:  .^cthcr  aceticus.  Aqua  .\mygdalarum  ai  , 

.\qua  Menthae  piperitae,    xXrrak.    Camphora,    Carbo  ossium,    (Vrcvisia,    '   ^ 

losta,    Cognac,    Cortex  Aurantii.   Cumarinum,    Faba  Tonkae,   Fructus  Foenir.ult.  .  j 

Mcutholum,  Moschus,  Nitrobenzolum.  Oleum  .\mygdalarum  aronranim,  Anisi.    C.t  ( 

Cinnamomi,  Citri,  Eucah-pti,  Gaulthcri.ae,  Menthae  piperitae,  Neroli,  Sas!<,"xfr 
rinum,  Sirupus  Liquiritiae,  Spiritus,  Spiritus  actheris  nitrosi,  Strjchninum,  T: 
Tinctura  Aurantii  corticb,  Vanillinum,  Vinuni,  Vinum  Chinac. 

Gcli5e    huile    de    morue    (Duroy):    Oleum   jecoris  Ascili    900,    Gutnmi    Araiiii 
Saccharum  album  ü  5Ü,  Ichtbyocolla,  Aqua  q.  s.  ut  Rat  gelatina.      (o  Milch 
Wasser  zu  nehmen. 

Oleum  jecoris  Aselli  aromati cum  (Dieter ich):  Oleum  jccori«  A 

Citri  5,  Oleum  Neroli  2,  Oleum  Menthae  piperitae  I,  Vanillin  0,J,  ^„,., .,.,;,  „.^^ 


[IjeberlUrnii 


—     ft69      - 


lieoaiiorsäiiro] 


Oleum  jccoris  Asclli  coffeatum  (Pavcsi):    Oleum  jecoris  Aselli  1000  wird  mit 

Semina  Coffeae  tosta  50.  Carbo  ossium  25  digerirt  und  filtrirt.     Esslöffelwcisc. 
Oleum  jecoris  Aselli  cum  citracto  Mnlti,    Leberthran tritol  (Dicterich); 

Extractum  Malti,  Gummi  arabicum  iw  10  werden    in   Aqua  15   gelöst,    mit  Oleom 

jccoris  Aselli  75  cmulgirt    und  Elaeosaccharum  Menthac  2  biuzugenigt     Haltbare, 

fast  geschmacklose  Emulsion.     Essloffelwcise. 
Oleum  jecoris  Aselli  ferratum:  a)  Ferrum  bcnzoicum  1.  Oleum  jccoris  i\selli  100. 

Pli.  Helv.    Klares,  rothbraunes  Product.    b)  Ferrum  olei'nicum  oxydatum  16,  Oleum 

jecoris  Aselli  84.     Enthiilt  1  pCt.  Eisen. 
Oleum  jecoris  Aselli  kreosotatum:    Oleum  jecoris  Aselli  100,  Oleum  Anisi  gtt. 

45,  Kreosotum  0,5—1.     Dosis  2  bis  3mal  täglich  '/j  Esslöffel. 
Oleum  jecoris  Aselli  phosphoratum  (Kussowitz):    Oleum  jecoris  Aselli  1000, 

Phosphorus  0,1.    Dosis  3  mal  täglich  1  TheolöSel. 

Eine   Reihe    von    Pracparaten    wird   in    neuerer  Zeit   von  Dieterich  hergestellt,   z.  B. 
folgende,  welche  im  Esslüffel  enthalten  Eisen  0,01,  Eiscnbromür  0,01.  Eisen  0,01  -j*  Mangan 0,001ö. 
Ausser  G.  Morrhua  liefern  Leberthrane  G.  eallarias  Dorsch,  G.  aeglefinus  Schellfisch,  G.  car- 
lltonarius  Kühler,  diese  Thran.sorten  stehen  aber  dem  Kabliauthran  als  Plastica  nach,  ebenso  der 
[Rochenthran,    Oleum  Rajae,    Aesehcnthran,    Oleum  Aschiac,    Quappenthran.  Oleum  Lotac  seu 
[Mustcllao  fluviatilis,  Kerzenlisch-  oder  Eulacbonöl  von  Thalcichthys  p.iciticus,  sowie  das  Leber- 
fett  der  Cctaceen.    Auch  hat  es  nicht  au  dem  Versuch  gefehlt,   audere  Thier-  und  l'flaozen- 
I  fett«  mit  oder  ohne  Zusatz  dem  Leberthran  zu  substituiren,   ohne  dass  bisher  der  Erfolg  den 
Erwartungen  entsprochen  bat.     Es  seien  angeführt:  Lipaniii*,  ferner 

Jecorin  (Berkcnheier),  eiuc  sirupartige,  wohlschmeckende,  mit  Fruchtsäften  ver- 
setzte Mischung,  welche  auf  lOOTheilc  enthält  Calcium  chlorbydrophosphoricum  0,5. 
Calcium  lactophosphoricum  0.5,  Acidum  lacticum  0.25,  Acidum  phosphoricum  3, 
Bromum  0,05,  Jodum  0,05,  Ferrum  jodatum  0,375,  Extractum  .^rtcmisiae  compo- 
situm 5.  Dosis  vsslöffelweisc.  Kann  noch  mit  .lod.  Eisen,  Kalk  combinirt  werden. 
Morrhuol  (Chapoteaut):  Mit  Natriumcarbonat  versetzter  Leberthran  wird  mit 
Alkohol  ausgezogen.  Nach  dem  Verdunsten  resultirt  eine  scharf  und  bitter 
schmeckende,  stark  riechende,  zum  Theil  erstarrende  Masse,  welche  Jod,  Brom  und 
Phosphor  enthält.  Wirkt  günstig  bei  .\ppetitmaugel,  Krdftevcrfall,  Hasten  der 
Phthisiker.  In  Kapseln  ä  0,2  entsprechend  5  Oel,  2 — H  Stück. 
Pangaduin  (BouiUot),  die  gesammtcn  Leberthranalkaloide,  durch  Ausziehen  der 
Lebern  mit  Alkohol  oder  glycerinhaltigem  Wasser  gewonnen.  Bei  Gicht,  Rheuma- 
tismus, Diabetes,  Neurasthenie,  Bronchitis  catarrhalis  0,05 — 0,25  pro  dit. 
Vinum  gadeo-morrhuinum  (Wright):  Fei  Gadi  call.iriao  recens  .SO,  Extractum 
Pancreatis  10,  Vinum  Xerense  460  werden  gemischt,  nach  10  Togen  filtrirt.  4  mal 
täglich  vor  oder  während  der  Mahlzeit  1 — 4  Theelöffel.  j.  JACOBSON. 

Gadus  morrhua  L.,  Kabeljau,  Dorsch,  Fisch  aus  der  Ordnung  der  Anacanthini.  Wird 
bis  1,25  m  laug  und  50  kg  schwer.  Bewohnt  deu  atlantischen  Ocean  und  die  anstossenden 
europaeischen  Meere  bis  zum  40"  n.  B.    Das  gedörrte  Fleisch  ist  der  Stockfisch  des  Handels. 

STADELMANN. 

Lpcanora  Acharius.  Flocbtengattung  aus  der  Gruppe  der  Licbcnes  gymnocarpi,  deren  schild- 
oder  schüsselformige  .\pothecien  dem  Thallus  oberflächlich  ansitzen.  Das  die  Sporeuscbläuche 
enthaltende  Hymenium  liegt  wie  bei  den  Diskomycetcn  frei  an  der  Oberfläche  des  .\pothecium3. 
In  der  Familie  der  Lccanoreae  ist  der  Thallus  krustenfurmig  oder  schuppig-blätterig  ent- 
wickelt. Erstere  Form  ist  Charakter  der  Lecanorinac,  deren  typischer  Vertreter  die 
Gattung  L.  ist.  L.  subfusca  Ach.,  auf  Baumrinden,  Steinen  und  festen  Substraten  gemein. 
Hymenium  braun  bis  schwarzbraun.  L.  esculenta  Eversm.  (Liehen  csculcntus  PaU., 
Chloraiigiiim  esc.  Link.  Sphaerothallia  escul.  Nees,  Chlorangium  .lussufii  Muell.), 
die  Manna'flechte,  besitzt  einen  knolligen,  unebenen  bis  korallenformigcn,  weisslichen, 
grauen  oder  grünlich-grauen  Thallus.  .\pothecien  krugfömiig,  dem  Thallus  eingesenkt.  Findet 
sich  in  allen  Steppen  Central-  und  Kleinasiens,  in  der  Krim  und  in  der  Sahara.  Durch  Stürme 
zerrissen,  wird  sie  oft  in  crbscngrossen  Stücken  weit  fortgeführt  und  sammelt  sich  in  Thälem 
der  Steppengebiete  oft  in  grossen  Mengen,  einen  .Mannaregen'  veranlassend.  Ist  essbar  und 
wird  von  den  Tartaren  als  .Erdbrot*  gesammelt  und  gebacken.  —  L.  tartarca  Ach. 
(Parmeüa  tartarea  Ach.,  Ocbrolechia  tartarea  Körb.),  die  Weinsteinflechte  oder 
schwedische  Lackmusflechte  mit  kürnig-warzigem,  Weinsteinkrusten  ähnlichem  Thallus  ist 
an  Felsen  und  an  Bäumen  im  nördlichen  Europa  heimisch.  Wird  in  grosser  Menge  xn 
Orseille*,  Persio*  und  Lackmus*  verarbeitet.     L.  parella  Ach.   (.Parmelia    pttrell_a_ 

»Schaer.,  Ocbrolechia  pallescens  Koerb.},  liefert  Erdorseille.  ^H 

LecanOrsSnrey  Dior^allinaHuro,  Cu^uO;,  ftoilct  Hieb  in  rielpa  Fl<chton,  btisamlore  iii  Locanurm-  und  ViuioUrl*» 
Arten,  GTurniii  |<ninwtri,  Koceella  tinotiiri*.  Sis  bildet  kleine  Nadeln,  Sehmp.  168°.  iül  kaum  lüülick  in  lL*Jt<>ia, 
weniK  in  Aledondpra  Wa^nr.  leiobter  in  Alkohol,  besondem  in  der  Sled««hitxe,  and  in  Aether.  Ana  der  Lfffung  In 
Barjrt  wird  aic  durch  KohlenüJlure  nicht  geftUt.    Die  alkoholiKbe  LOstinK  gicbt  mit  Eitenchlofid  dunki'lrnniiirrolh« 


[LpoanorsSur<> 


—     870     — 


Kilrbniitf.     Boim  KorhtMi  m>t  Wassitr  t;»M  ^ie  In  Orii  nl  nn*lln  rp,   (.*AlIft('^.  mit   AILobolrn  ' 
Brlni   Kc>cb[>u  mit  DttorschUMRiguiii   Kni^t  nvrrultl  äin    in  Kuhlonttliilre  itn<l  Oruin. 

Lecithine  (von  -iMcVoi;,  Eidülter),    stickstofl-   und    phosphorhiiltig«   Suli«' 

allen  pHaiulichcn  und  ihicrisclien  Geweben  linden,    stehen    wie   in    m  ;  1 

aueb  in  ihrer  Coustitulion  den  Fetten  sehr  nahe.     Ihr  Holecül  eiitbä!  •: 

des  Cholins*.  andererseits    einen  Glyeerinesler,    abzuleiten  von   der  i:  i 

weleher  die  Wasserstoffatomc  der  noch  nicht  csterilicirtcn  Hydroxylv"^  i 

der  I'almitin-,  Stearin-  oder  Oelsäuro  ersetzt  sind.     Durch  verse 

zunächst   die  Spaltung    in  Gholin  und  die  Diacidylglycerinphospli.- ^.,.      .n 

mählich    stattfindet,    so    nimmt  man    zwischen    beiden  Complexen    keine    sal 
esterartige  Bindung  an.     Die  Coustitution  des  Stearyllecithins  wäre  dfmn.Ti-li^ 

O  •  ro  ■  r   H  OH  ^'®  l-'*i''"i''"^  sind  war: 

CH.=^0C0C;;h"  >(GH,),    S"S;ri^\tf  [„'iÖo?"  ^e.i.e 

\.ft  '  PiVnilS  •  C\  •  PH  *  r*IT  /  wiij    uio   r  tibic     lu    £\  ikuik^i,     a'\cuici 

^     ^        '  ^       2  leicht    löslich  sind,    sich  auch  mit 

Verhältniss  mischen  lassen.  Sie  haben  über  die  besondere  Eigcuthümlicfa: 
schleimig  aufzuquellen  und  erscheinen  dadurch  hervorragend  geeignet,  die  £iri 
in  Wasser  gelösten  und  unluslicheu  Stoffen  zu  begünstigen.  Doch  ist  nicht  a 
Bedeutung  sie  für  den  Organismus  haben.  Ebenso  ist  noch  unentschieden, 
des  Organismus  der  Nahrung  entstammen  oder  aus  anderen  Materialien  aufgr 
künstlicher  Paiikreasverdauung  zerfallen  sie  leicht  in  ihre  Componentcn 


LCCytulUeAO»    UntcrfaniiUi)  der  Myrtacetin",  noaordin^ii  aacli  wohl  als  besondere   Fa 

»ufgpfaxEt.     EiithHlt  r&At  itiHtirhlic»5lioh  hoho,  (lickstXramiKo,  nnsphnltchc  BUuiiio    mil  4  —  tt j 

BlUthen.     Der  untenttutidif^o  :2  — d  nicbcrifro  Krarhtkiii>tpn    trtt^  auf   axilcr  PUoeril«    xahlr 

wirft  xa  »>iner  hoUii^on  Frucht  (Eulocj  thiilnatO  oder  rntwickcll  nJni^  (isonfr  O'It  fl«ttfefe 


Bortbo tleti  t 


H»rr  io fl 


Frucht  (Barr Ingtonicae).     Iliurhor  dio  Oattungi'ii  Leoythts 

IjOCythlH    I^.     rflftnzPnpRttuDir  au»    der  Kam.  dor  Myrtmcpop*.  T*[iiw  der  I.(»rT* 
Auiorikft^  mit  gros^cu.  holziK**"   DuckplfrUrhlBn  umfassood.     Ij.  olJjiri&  L.,  ChAi 

w:ildi«r.  mit  kopruroufien   DprkpIfrQchton,    dt>ron  |tflautneiißru^sf>,    hraone  Sumvn     .-  | 

ßi'ntcn    werden.     L.  bractcata  W..    t^in    Baum    Wealindiptm    mit    rolhoti   Blttthcn     lt>  :  « 

Fracht«.    dor>3n  Mark    zu    kUhleiidon  irt<trSt)kpi)  Vt'rwondunj;    findet.     L.  grxidiflor  >< 

und  tia^uias  Uofort  eiao  tuxiscb  uud  diaroti»eh  wirkende  Kind<«.     IHfy  Abkocluug  d**i  Vt-  •* 
katftrrh  und  Albumlaurie  gobrsaobt.    Die  lobleimgebemJen  Blnthen  worden  bei  JkQgtfakr*ukit«tb 


liBd^BIUS)    nnwoit  SaUmAncu.    820  m  ho«b,    mit  40^    wannon  :4cbwefBlqa«U0a.     Uios«lb«D 
Kh*niu]AtJAmu9,  Lnhioongon,  Nearalgion,  HkutkraDklieitoD.  Syphilis  rerwandt. 


LeditanusHarey  dor  Uorbfttoif   in    don  Blattern    Ton  Ledum  ptliutre,    ist  naeb  RoohtodMr 
GerbritiifT  iler  Ro.sskafttauit*.     Naoh  Thal   hat  die  die  Formel  CüjUbOi  and   liefert  b«lni    b«haft<| 

HehwefoUUnrc  Lodixiinthin,  Cj^Hj^Ou,  aber  keinen  Zucker. 

Lednin  L.     Pflantengattung  ans  der  Fam.  der  Erieaceao*,   tjnterfam.  Bkodoracoau  (A|p«nr< 
4—5  Arten    der  geruUHiiglo«    und    kalten  Erd^itriche    der  nOrdlicbon  Henif-^  '  'x->»«ntl 

arumati«che  Strauchur  mit  liti(<nti^cht)n,    am  Kantle  »itrllckgerulUen,    unt«>i  .:*fn   Bluli 

Mitteleuropa  in  TorffUmpfou  rerhrcitet:  L.  palustre  L.,  Sumpf«  od<ir  Ku;...;  ..  :  ;a  ttbnr 
8lraueh  mit  doldi^  gebüuftcn  woif>ien  Blüthen  und  •Sklapplg  sich  Öffnenden.  biingvBtlea  Kap^ 
nach  Terpentin.  Liefert  Herha  Ledi  palastris  s.  Bosmarini  iüt.  |l«i  uns  ftls  «Mot 
Dienl  aU  Hopfonsnrrogat.     L.  latifoliuiu  Ait.,  in  Nurdameriki 

Herba  Ledi  palustris  seu  Kosmarini  silvestris,  Sumpf- Horschli 

an  aetherischem  Oel.  Enthält  ferner  Erikolin*,  Loditannsäure*,  Hant,  Glyk 
Sauren.  Das  Kraut  riecht  aromatisch,  leicht  adstringirend.  Es  bewirkt  Erl 
Vermehrung  der  Expectoration  durch  Verflüssigung  des  Secrets,  auch  hat  es  nar 
tische,  diaphoretische  und  abortive  Eigenschaften.  Es  wird  bei  acuten  ui 
Katarrhen,  bei  Pertussis,  Dysenterie,  äusserlich  bei  Hautleiden,  Rheumatismus 
nutzt.    Decoct  oder  Infus  5,0—10,0:200,0  esslöffelweiso  auch  id  Tinctur 


■C^-A  t\n     nnntrrt     iui 


(^  rt  11  r  n  I  «  t  V  .1 


RnfliT    lnpp.tnnmalH»M^UMbiJ 


jdiphpnpii 


871     — 


Loinippptonf] 


■wesiingsjpft,  VcMierium  piitredinis,  Iit'ictiengift.  Iii  »luii  70crJalircii  zei((lo  F.  Sc  I  mi,  il.iss  sich 
auü  Leiclien  basisdie  Kürpor  isolireii  lassen,  welcliu  mit  (jewiswii,  im  l'Unnzonri-iche  vor- 
kommenden Alkaloidcn  sowohl  in  chemischer  Beziehung  als  auch  in  ihrer  physiologischen 
Wirkung  grosso  Aehnlichkeit  haben.  Kr  nannte  sie  zum  Unterschied«  von  den  Pflanzeu- 
nlknloi'den  .Ptomaine"'  (tu  Tmi/ia  Cadaver).  Später  ururde  der  Begriff  T'tomain  auf  alle  uut«r 
dem  Einflüsse   von  Bakterien  gebildeten  basischen  Korper  aasgedchnt  (Bricger). 

LANOOAABD. 

ieichentuberkel  ist  eine  Form  der  Impftuberkulose  der  Haut,  die  sich  vorzugsweise  bei  solchen 
Leuten  cutwickelt,  die  mit  luberculösen  Leichen  zu  thun  haben,  also  bei  Anatomen  und 
Leichcndiencrn  der  anatomischen  Institut«.  Es  bilden  sich  in  sehr  chronischer  Weise  an  den 
Bänden  entzündliche  Wucherungen,  die  zuerst  Aehnlichkeit  mit  einem  Furunkel,  später  aber 
mit  wanigen  Excrescenzen  haben.  Histologisch  lindet  mau  neben  einer  Ycrdickuug  der  Epi- 
dermis einige  Tuberkel  in  der  Cutis  mit  sehr  spärlichen  Tuberkclbacillen.  Mau  kann  die- 
selben cxstirpiren.  In  der  Regel  aber  bilden  sie  sich  nach  jahrelangem  Bestehen  spontan 
zurück.  Es  ist  einige  Male  beobachtet  worden,  das.s  von  ihnen  eiue  tuberculösc  Lymph- 
angitia  entstand,  die  auch  die  regionären  Lymphdrüsen  ergriff.  Mehrere  Male  war  hier  ein 
Trauma  vorangegangen,  das  eine  erneute  Entzündung  der  a/ticirten  Uautstelle  hervorrief.  Im 
Allgemeinen  sind  die  Loichentuberkel  als  harmlose  Gebilde  zu  betrachten. 

nANSEMANV. 

eimbrot.  Kleber-,  Gluteobrot,  ist  ein  zuerst  von  Bouchardat  für  Diabetiker  umpfohlenes 
fiebäck,  aus  einem  durch  Waschen  mit  Wasser  möglichst  zucker-  und  stärkemchlfrei  ge- 
machten Weizenmehle  hergestellt.  Es  enthält  57 — 7C  pCt.  Eiweiss,  aber  noch  10  pCt.,  selbst 
30  pCt.  Kohlehydrate,  da  man  etwas  Mehl  zusetzt,  um  deo  faden  Geschmack  zu  beseitigen. 
Das  Gebäck  ist  wenig  porös  und  auf  die  Dauer  nicht  angenehm. 

UFFELHAKN. 

^im-Gelatlnebäder  können  Anwendung  finden,  wenn  es  sich  darum  handelt,  bestehende  Reize 
zu  mildern  oder  eiue  rigide  Haut  weicher  und  schlaffer  zu  machen.  Dei  Leim  bietet  in 
seiner  Wirkung.sweise  den  Gegensatz  zu  den  Adstringcntien.  Localc  Leimbäder  köoaen  mit 
Erfolg  .\nwendung  linden  bei  Verbrennungen.  Excoriationen,  HautafTcctioncn.  Coutraindicationcn 
bestehen  nur  für  den  Kall  längeren  Gebrauchs.  Man  verwendet  etwa  500  g  Leim,  in  heisscm 
Wasser  gelöst  und  noch  hciss  dem  Badewaswr  zugesetzt.  In  den  obengenannten  Fällen  stehen 
die  Leimbäder  mit  Kamillen-,  Malz-  und  anderen  Bädern  gleich.  Eine  andere  Verwendung 
verdankt  der  Leim  seiner  relativen  Indifferenz  anderen  .'Stoffen  gegenüber.  Er  wird  Mineral- 
bädem  zugesetzt,  wenn  man  da.s  eine  oder  das  andere  ihrer  Agentien  quantitativ  oder  quali- 
tativ abzuschwächen  wünscht.     Es  geschieht  dies  z.  B.  bei  alkalischen  und  .Schwefelbädern. 

TUILENK'S. 

Leimpeptone,  Leimstoffe.  Als  LeimstofTe  bezeichnet  man  die  beim  Kochen  von  Collagen,  der 
organischen  Orundlagu  des  Bindegewebes,  und  von  Chondrogen,  der  organischen  Grundlage 
der  echten  Knorpel  mit  Wasser  ia  Lösung  gehende  Substanz,  und  man  unterscheidet  sie  dem- 
entsprechend als  Glutin*  und  Chondrin".  Reichlicher  und  schneller  als  beim  Kochen  mit 
Wasser  wird  Leim  beim  Kochen  unter  hohem  Druck  im  Papin'schen  Topf  bei  120"  gelöst. 
Loimlösungeu  erstarren  selbst  beim  Gehalt  von  nur  1  pCt.  in  der  Kälte  galleitartig,  sie 
»gelatiniren",  daher  man  den  gereinigten  Leim  auch  als  Gelatine*  bezeichnet;  Gegenwart  von 
Säuren  und  Alkalien  hindert  das  Gelatiniren  von  Leimlösungen  beim  Erkalten.  Durch  mehr- 
stündiges Kochen  mit  Wasser,  noch  schneller  durch  natürlichen  oder  künstlichen  Magensaft 
bilssen  Leimstoffe  ihre  Gelatinirfähigkeit  ein  und  gehen  in  die  Biuretreaction  gebende  Körper 
von  atbumose-,  bezw.  peptonartigem  Charakter  über:  Glutosen  und  Glutinpcptone  (Lcim- 
peptou) :  ähnliche  Producta  bilden  sich  bei  der  BebandUing  mit  Bauchspeichel  oder  Pankrea.s- 
extraet.  Die  Leimstoffe  sind  stickstoffreicher  (17,9  pCt.  Stickstoff),  aber  kohlcnstoff-  (50  pCt.) 
und  schwefelärmer  (0,G  pCt.)  als  die  Eiweissstoffe. 

Selbst  in  grossen  Gaben  werden  die  Leimstoffe  bezw.  -Peptone  leicht  resorbirt  und  schnell 
bis  zu  Harnstoff,  Kohlensäure,  Schwefel.säurc  gespalten  und  oxydirt.  Dadurch  wird  in  sehr 
beträchtlichem  Umfange  das  Eiwüiss  und  auch  noch  in  erheblichem  Grade  das  Fett  vor  der 
Zerstörung  geschützt.  Die  eiweisssparendc  Wirkung  des  Leims  ist  grö.sser,  die  fettsparende 
dagegen  kleiner  als  die  gleicher  Mengen  von  Fett  und  selbst  von  Kohlehydrat.  So  können  die 
Leimstoffe  für  einen  grossen  Theil  des  Nahningseiweisses  und  einen  ansehnlichen  Theil  des 
Nahrungsfettes  voUwerthig  eintreten.  Dagegen  ist  der  Leim  nicht  im  Stande,  das  Nahrungs- 
eiwei.ss  vollständig  zu  ersetzen  oder  gar  Eiweiss  zum  Ansatz  zu  bringen:  stets  muss  neben 
Leim,  bezw.  Kohlehydraten  und  Fetten,  noch  Eiweiss  gereicht  werden.  Demnach  stellt  der 
Leim  einen  werthvollen  Nähr-  und  Sparstoff  vor.  sodass  die  Vcrwerthung  der  leimgebenden  Stoffe 
in  den  Knorpeln,  Knochen,  Sehnen  u.  a.  für  die  Volksernährung  zu  befürworten  ist. 

Die  Fleischkost  enthält  in  Folge  des    leimgebenden  Gewebes,    das  beim  Kochen  in  Leim 
übergeht,  etwa  Vio  "^es  Fleischstickstoffes  in  Form  von  Leimstoffen,  ebenso  enthält  die  Fleisch- 
brühe Leim,    reichlicher,    wenn    sie  aus  Kalbfleisch  hergestellt  wird,    am   reichlichsten,    » 
Sehnen,  Knorpel    und  Knochen    mit   zur  Bereitung  verwendet  werden.    Sehr   reich   nn  I 


'Rheinweins  lö — 15  ccm  Cbgnac  linzusetzcii.    Tülnc  trefnicn  >' 
Brateosauce  ^Jus"  hergestellte.    Sehr  wohbcbmeckond    und    :, 
gelees*.     Dagegen    ist    das    früher  viel    gebrauchte  Deooctum   aUuim 
die  Leimsloffe  aus  geraspeltem  Hirschhorn  gewonnen   wurflf-n     ii 
finden  sich  neben  Eiweisspcptoneu  auch  in  den  Plcischpcpi 
Pepton.     Ob  sie  vor  den  Lcimstoflen  Viirzüge  haben,  selb 

Leliidotteröl.     Ein    aus   den   Samen   der   mittel-  und  'südeurop;)« 
sativa  Crtz.  (Sjn.  Mjagruni  sativum  L.)  gewonnenes   fettes  Oel, 
dels,   von  hell  goldgelber  Färbung   und    schwachem,    aber    eig«a1 
schmaek.    Spce.  Gew.  von  0.92.1^0,930.     Es  verdickt  sich   in  d« 
etwa  — 18°.    Es  besteht  aus  den  Gljccrinestem    der   Valuiitinsäu 
der  Leinölsäure  verwandten  .Säure.    Obgleich  ein   trocknendes  Oel,  ' 
nur  langsam  und  liefert  bei  Behandlung  mit  Bleiozyd  einen  schwer  < 
namentlich  als  Brennül  und  als  Scifenöl,  seltener    in  seinen   beaaercn"] 

Leinölsfiure.  CuU^V   Inilol  aleh  »In  Olyenriil    im  LeinSI  (^»ce)    an<«    Im  V?tinRI 
Achw»eh  KfIblielieB  Oel.  das  boi  — IH**  no«li  itieTit  feft  wlril 
Mefrtrt  sie  kein  festes  Protjtift.     An  der  Luft  riiyitirt   ciie  ^> 
iiouttiklon  Pruduct,  Liiiüiyri,  CtiHo^On.    Sftli>itterslluri'  oxyt|i< 

li6nk)    gefieliQttt  gelotcener  Luftkururt  und  Mineralbkd    im  Kuntoii    Born.     J  l(t.'*   __ 
iwei  (^kwefelwuserstufniAltig.  deren  stärkere  (44.6  eem)  Torxufrft-wpiAc  ku  Bld»n 
lungen,    deren  schwichere  (4.0)    Bn^AcUltessliclt    innerlich  benutzt    wird,     und  ol., 
Gälciumbicwbonat.  \,M  C*lciuiu-,  0,15  MAgne&iamsolf»t).    Saiaon   Juni  bU  8eptaa 

LentlKines,  Linsenflecke,  sind  im  2. — 6.  Lebeusjahre  an  den  verschied« 

weder  isolirt  oder  zahlreich  auftretende,  Stecknadelkopf-  bis  linseng 
flache  oder  wenig  erhabene  (letztere  theilweise    mit  Haaren   beset 
Flecke.    Die  Entternung  der  Lentigines  kommt  nur  aus  kosmetisc 
sie  im  Gesicht  ihren  Sitz  haben.     Man  kann  hier  Pinsolungen    mit  At 
factum,  Essigsäure,  Natronlauge,  ferner  das  Glüheisen  oder    die  Fl<'l(tri>l^ 
bei  behaarten  Linsenflecken,    anwenden.     Bei    zahlreichen    im   ' 
erweisen  sich  das  Uebra'sche,  auch  bei  Sommersprossen*   zu 
matvei fahren ,    sowie    die    mehrere  Abende    hinter   einander     voriu 
Ilydrargyrum  praecipitatum  album,  Bismutbum  subuitricunj   u  5.( 
nülinum  8,0  von  Vortheil  (Saalfeld).    Ferner  kommt  in  Frajjc  die'zel 
ferner  die    energisch  wirkende  12—24  Stunden    auf    den   Fk-cken    in 
Langsamer    und    weniger    energisch   wirken    täglich     I — 2  tn.il    wieder 
alkalischem  Seifen-iplritus,  b  pCt.  Salicylspirilus,   '/s — '/'i  pCt.  SublimaUi>i 
Spiritus  äa).   Die  Patienten  müssen  stets  darauf  aufmerksam  gemAcbtiiH 
Xeit    in  den  meisten  Fällen    eine  Rückbildung    des  Pigments    siehj 
Anwendunif  des  lilühcisciis.    welches  am  '"■■*'"  'i  ^— ' — TimrU-ri 


ifontoflon 


-     «73    - 


[ji^a] 


rii|>iMt6  •■••r  Krtirlite,  Vun  tlim  ptwn  40  ilnr  iturilwpstlleliint  RrdhHlflc  Ant(olit1rrnfli*n  Artitn  Ist  bei  uns  hi>iniiiich 
L.  Tariixaeulo  L.  (L.  vulKiro  Lttni.,  Tar4iacum  uffieiiialo  Web.,  Taraiticum  vnltfiki'P  ächrk.}i 
rin  mit  floi»eliii;er,  bis  40  rm  Uiiger  Wurtol  aust)«itornileK  Kruut.  Vit*  liurhtiif-fiotlorKpitltiKOQ  BUtU'r  bildun 
rinn  boiloniftlniligo  Ka0?tti>.  aus  dorpn  Mittn  sieb  oinxoUic  lAiiKgustit'lte  BlUtlinnkOpfv  mit  soh'tn  gelben  Zungen- 
blllth«>n  rrbi*ben.  Din  Fruchte  bililrn  pin  dureb  illo  l'apiMi.srnnu  cb&r&lttcriKtischcs  kugvlrundeti  KOpTchi^n.  Uttlbt 
v</iii  April  hi*  in  den  Herbst.     Bei  uns    aU  Kuh-.  Uuttcr-  oder  Pnfithlame  beltannt. 

liCOnUniB   I,.     I^ttanzenpittung    ani<  der  Kam.  der  Labiatat«*,    Vntorfam.  Ktachydeae.     rmfasat    10  Arten,    auT- 

recltte  Krauter  Europiui  und  de«.  K^nillitii^tpn  AAien^i,    mit    eint(OKChnitten  gelappten  HIBttern.     Von  der  rerffandteu 

OattunK  Ijamium*    durch    »teoht^nde  Krtclixitliri*'    unton«ekledi^n.     L.  Cardiaon  L..    biü  1  m  bobes,    l^arrbaarigea 

I  Kraut,    mit  bandförmig  Ahpaltiyen  Bluttem  uikd  lilciuMn  rütturutben  BlQthen.     Bei  nns  biullt;  an  nnbebaut«>n  tliten, 

Blttbt  Juli  ond  AugUKt.     Liefert  Herba  Citrdtaoa    s.  Agripalmae.    L.  lanatus  Spreng.,   wei&swollit;   behaart. 

I  bi»  40  cm  hoch  und  mit  gelbbchnn  BIQtbcn,  in  Nordasieo  beimiäcb,  liefert  Uerba  Ballotae  lauatae, 

M. 

piuilly  Ci^HyO,  eine  Ölige  FltUfti(;ki<it,  Hdp.  äüd**,  wurde  inerat  ron  Williams  in  den  liestillationspro* 
dueten  de«  Cinchoninä  mit  Kali  aiirgefundnn,  itpKter  auch  auf  andere  Weise  Ans  Cioobonin  bozw.  t'inoboninslture 
dargeatellt  und  auch  Kyutbetisch  erhalten.  Em  hat  sieb  als  iüeatiseh  erwiesen  mil  dem  Ton  Williams  «as  dem 
Bteinkoblentheer  isolirti*a  Iridulin  und  mit  ^-Motbylchinolin. 

SPIEOKL. 

_pidill]ll  L.  I'nanzengatlung  aus  der  Farn,  der  Cruciferae*,  Unterfam.  der  Notorrbiseae,  Tribus  Lepidi- 
neac.  welche  durch  zifttamniengedrUcLte  Schoteben  mit  «cbmater  Scheidewand  gekeunKeiohnol  sind.  Die  Gattung 
L.  umfai*8t  etwa  HO  Arteu,  Krnud'r  und  Halbstraueher  mit  kleinen  weissen  Bltttbpn.  Die  Scbotcben  fUbnin  mei^t 
ein!tamige,  fcltener  xweivamige  Kücber.  L.  satirnm  L,,  die  Uartenkreitse.  ab  äalat  gebaut,  einjuhrig,  aus 
dem  Orient  ^talnme^d,  wird  al.s  Herba  Nasturtii  hortensis  tu  Kuren  iienuttt  L.  latifolium  L.,  eine 
au.idauemde  Art,  an  Salinen  nnd  am  Ueeresstrande  TUrkommend,  auch  eoltirirt,  wurde  ebenfalls  arzneilieh  ver- 
wendet.    L.  Iberis  Tall.  liefert  Herba  Iheridis. 


Lepra,  Aussatz,  Lepra  A r:\liuin  s.  tauiica,  Elephantiasis  Graoconiin,  Morbus 
I         phoL'iiicii'iis  8.  liiTciiU'us,    I.lmiii tiasis,    Satyriasis,    Ophiasis,    Rosa  astu- 
rieusi.s,    Mfirpliana,    Zaraath,    Kadesygc,    Spedalkshed,    Mal  rouge,    Mal 
^^   rosso,  Malrivorlo,  Li^prosy,  Lt'hlira.  Maltzey,  Boasi,  Mal  de  San  Antonio, 
^K  ist  eine  flironisi-lif  liifpctionsknuikln'it,  dfiTii  Spuren  sioli  in  Aegypttni  und  im  Orient 
^"    bis  auf  den  lio^iiin    der    historischen  Zeit  zurfickverfolgen    lassen.     Von  dort  wurde 
sie  nai'h  dein  Süden  Kuropiis  übertragen,    wo  sie  sich  allmählich  weiter  verbreitete, 
nach  [teutsrlilnnd    zwei  .lahrlmnderto    nach  Christi  (ieburt.     Vom    11.  bis  15.  Jahr- 
hundert griff  sie  in  Europa  ausserordentlich  um  sich,    alsdann    fand   nach  und  nach 
ein  derartiger  Hiu-kgang  statt,  dass  sie  ihre  Bedeutimg  als  Volksseuc.he  verlor.    Auch 
andere  Enltheile  sind  schwer  heimgesucht  worden.    Von  den  zur  Zeit  noch  besonders 
betroffenen  Lfmdeni  seien  Japan,    Südchina,    (Istindien,    Persien,    Türkei,    Aegypteii, 
Ost-  und  Südafrika. ■  Mexico,    Süd-    und  Mitteiainerika   genannt.     Neuerdings  sclioint 
die  Lepra  aiicli  in  Eiiro](a  wieder  um  sich  zu  greifen.    I>eu  H;mptanl:Ls.s  dazu  bieten 
Uevölkeniiigszunahiiu-    und    Verkehrserleiclitcmiig    (Goldschmidt).     Grössere    Aus- 
dehnung hat  sie  in  Rii.ssland.    Norwegen,    Islaml    gewonnen.     Auch    in    den  meisten 
anderen  Staaten  finden  sich  Herde,  innerhalb  Oeutschlands  ist  ein  solcher  im  Kreise 
Meniel   festgestellt  worilen,  wo  er  sich  seit  1874  gebildet  haben  soll. 

Als  Erreger  der  Krankheit  sind  jetzt  naliezu  allgemein  die  Leprabaciilen*  aner- 
kannt worden.  Obwohl  wtuler  Culturen,  noch  unzweideutige  Uobertragnngen  tlerselben 
bisher  gelungen  sind,  nimmt  man  an,  dass  die  Verbreitiuig  durch  Ansteckung  erfolgt, 
wie  sich  z.  R.  bei  der  Kiinvaiiderung  Leprü.ser  in  bis  dahin  verschonte  Gegenden  gezeigt 
liat;  die  Erblichkeit  wird  m<-br  umi  mehr  angezweifelt.  Näheres  über  die  Art  der 
L'ebertragung  ist  nicht  liekannt.  Für  dirccte  L'ebertragung  sprechen  die  Fälle,  die 
nach  längerem  Zusammcnsclilafen  der  Retroffenen  mit  Leprösen  auftreten.  Auch  der 
Geschlechtsverkehr  imd  dieMitch  beimSaugen  sollen  dieUebertnigungvennitteln  können. 
Als  Träger  der  Krankheitskeiine  kommen  b»'sonders  Na.sensecrot,  Sputum,  tlie  Ab- 
Rondernngen  verschwärter  Hautknoten  in  Betracht.  Hinsichtlich  der  indirecten  Ueber 
tragung  sind  Kleidungsgegenstände,  Wäsche,  beschmierte  Hände,  verunreinigtes 
Wasser,  In.secten,  inticirte  Wohnungen  angeschtddigt  worden.  Klima,  Ras-se,  Er- 
nährung und  (iiltiirstufe  sollen  für  die  Verbreitung  von  Bedeutung  sein  (Besnier), 
besonders  gilt  Ijisauberkeit  als  begünstigendes  Moment.  Am  häufigsten  tritt  die 
Krankheit  zwisidien  20  und  41)  .lahren  auf,  vor  dem  3.  Lebensjahre  scheint  sie  nicht 
vorzukommen.  Ihre  Entwickelung  ist  schleichend,  ihr  Verlauf  sehr  schleppend. 
Hieraus  erklärt  sich  die  Schwierigkeit  der  Feststellung  der  üebertragungsart,  wie 
einer  etwaigen  Heilung.  Mio  Incubation  dauert  gewöhnlich  .3  bis  0,  die  Krankheit 
U)  .lahre,  es  sind  aber  auch   Fülle  von  dreissigjähriger  Dauer  bekannt. 

Dem  Ausbruch  der  KrankhtMt  gehen  häufig  allgemeine  Erscheinungen,  wie  Mattig- 
keit,  Schwindel,  ziehende  Schmerzen,  Dyspnoe.  Erbrechen,  Fieber,  Nasenbluten,  vo» 
aus.    Nach  Stick  er  wird  meist  zuerst  der  vordere  Abschnitt  der  NaseuschleimhaX 


Her  FSH  „gemiseiK-  wr  wm  mw  iwrmiwpifi  <' 

ii  der  tuberösen  P'orm  zeigen  sich,    vorwiegend    im   G<«ic     

täten,  umschriebene,  mehr  oder  weni};er  pigmontirte  InHl träte.    A' 
ohne  vorausgegangene  InRltrationsbildung    entstehen     verscliieden 
bliiuiii'h  gefärbte,  wachsartig  glänzende  Knoten  und  HOckt>r.    Zuei 
zalilri'iebt'r  auftretend,    da    und   dort  auch  wieder   vfrscbwindeml 
und  führen  zu  Al)weichuagen  der  natürlichen  Formen,   welche  in 
vcrschiedenf:u"l)igen  Pigmentirungen  mehr  oder  weniger  erkcblicbe 
krmnen.     Wimpern  und  Augenbrauen    lallen  häufig    aus,    der  Ge 
vollkommen  verloren  gehen.     Im  weiteren  Verlaufe    treten    iinmi 
ältere  zerfallen  unter  üe.schwürsbildung  oder    lodij^lich    durch  Hl 
den  Schleimhäuten,  besonders  der  Nase,    des  weichen  ■  n«, 

Kehlkopfes,  treten  Infiltrate  und  Knoten  mit  ihren    Fi  ._  ..in 

oft  ijualvoUe  Zastände  herbeigeführt  werden.     An»   Äugt-     kiWinen 
Sclera,    Cornea    und    Iris    betroffen  werden;    Beeinträchtigungen, 
Sehvermögens    ergeben    sich    daraus.     In  Lymphdriisen,   Leber.    1 
finden    sich  vielfach  Infiltrate,    nach  Klingen    kommeu    auch    lep 
der  Lungen  vor.     Im  Verlaufe  der  Krankheit    treten  mitunter  Sti 
bildnngen  ein.  welche  vorübergehend  den  Eindruck  der  (leiltuig 
im    Nervensystem    fehlen    bei    der    reinen    Knotenform,     können 
Lepra  nervorum  nberfüliren.  Auch  der  umgekehrte  G;ing  wird  bei 
liehe  Ende  wird  durch  intercurrento  Pneunionieu,  Erysi(»ol,  putrji 
Kräfteverfail  oder  Knchexie.  häufig  durch  Lungenphtlii.se   oder  Ne|il 
Die  Lepra  raaculo- anaesthetica  ist  zunächst  durch  hyperi 
leicht  pigmeutirte  Flecke,    flache  Infiltrate  an  verschiedenen  !Stcll 
kennzeichnet,  welche  vereinzelt  oder  zahlreicher  neben    einander 
in  grösserer  .Ausdehnung  zusannnenfliessen  und  die  Neigung  haben, 
unter  Atrophtrung   der  H:iut  abzublassen.     Damit  verbindtai  sich    I 
Veränderungen  der  Hautnerven.    Einzelne  Nervenstämme,  vomehnili' 
alsdann  radiales,  tibiales  posteriores,  peronei,  der  N.  facialis  und  4 
schwellen  durch  Bildung  lepröser  Infiltrate  an,  soda^ss  sie  als  kno 
durchgefühlt,    theilwei.se    mit    dem  Gesicht  wahrgenommen    werda 
stehen  Schmerzen  und  Hyperaesthesie,  welche  später  einer  AnaesI 
Letztere  ist  inirogeluiä.ssig,    an  bestimmte  Norvenbezirke    nicht  g« 
greifende  sensiide,    motori.sche,    trnphische    und    secretorisrlie  Stul 
Vi-rliältnissraässig    lange    erhält    sich  gewöhnlich    die   Kmptindunit; 
Die  iH'troffencn  Körperstellen  atrophiren;    Finger  und   Zehen,    zuvt 
seltener  Artne  und  Ueini>    nehmen    durch  Ueberwiegeu    der  Antagi 
Stellung  ein.     Die  Muskelatrot)hie  hedimrt  Abnahme  dw  ■matnpWi 


i«prn 


—    875    — 


Lepra] 


odvr  spillcroii  Vorlaufe  der  Krriiiklicit  »Tsclicincii  (lirlil  st-ltoii  :iiif  iUt  Maut  HIasi-ii. 
Ppiiiphigus  IcprDSUs,  welclii'  alshiilil  plat/.i'ii,  unter  NnrbtMibildung  huiluii  oder 
zu  (ic.'scliwiirpii  führen.  Die  Function  dnr  Scliweiss-  und  Talgdrüsen  ist  gestört  und 
hört  sohlif'sslich  ganz  auf.  An  dnn  (icli'iikun  sind  tuliercuiöse,  aber  auch  einfache, 
spontan  ht'iicnde  KrkrankuiipMi  liciil)aclitet  worden. 

i>ie  t)iagnose  wird  sich  oft  aus  aetiidctgischen  .Momenten,  dem  Gesannnteindriick 
und  den  angegcbeiieii  Kraiikhcitsersclieiiiungen  .stellen  und  eventuell  durch  den  Naeh- 
wei-s  von  Lcprahacillen  in  aii.sgeschnittenen  Gewehspartikeln,  im  Inhalt  von  Haut- 
blasen, weifhi'  iriitliigeiifalls  durch  J^panischfliegenpflaster  erzeugt  werden,  im  Ulute, 
in  den  Seenöten,  vorni-hinlich  der  Nase,  bestätigeu  lassen.  Eine  von  Haelz  niitge- 
tlieilte  .Methodi'  l'usst  auf  tleni  Versiegen  der  SchweLsssecretion  an  leprös  veränderten 
Stellen.  Reibt  man  die  Haut  mit  Mefliylviolett  ein  inid  legt  hydrophile  Watte  auf, 
so  heben  sich  die  gesunden  Stellen,  an  denen  sich  der  Farbstoff  löst,  von  den  kranken 
scharf  ab.  Verwechselungen  mit  Malaria,  Syphilis,  Tuberculosc,  Hautkrankheiten 
werden  in  der  Kegel  leicht  zu  überwinden  sein.  Schwierig  ist  zuweilen  die  Aus- 
schliessung von  Syringomyolie  und  Morvan'.scher  Krankheit,  welche  Zambaco  Paclia 
ebeti.so  wie  die  Raynautrscbc  Gangraen,  A'bdium,  Morphaea,  Sklerodermie  sogar  dem 
Gebiete  der  Lepra,  theilweise  als  abgeschwächte  Formen,  zuweist.  Die  geschilderten 
Fleck(>  und  Nervenvenlickungen  sjjrecben  für  Lepra,  hypertrophische,  schmerzlose 
Gelenkaffcktioiien,  l{lasr>n-.  .Mastdarnistörungen,  Kyphoskoliose,  Bulb-ürsyniptonie  und 
ein  verliältni.'isiiiä.ssig  schnell  fortschreitender  Verlauf  für  Syringomyelie.  Bei  Lepra 
befallen  die  Mutilationen  im  Gegensatz  zur  Morvan'schon  Krankheit  Hände  und  Füsse 
ziemlich  unterschiedslos,  die  Anaesthesie  ist  asynnnetrisch,  regellos  über  den  Körper 
zerstreut,  bei  Syringomyelie  aber  ziemlich  scharf  an  die  betroflV'uen  Nervengebiete 
gebunden,  an  dr'ii  Fxtreniitaten  streifig,  am  Kiunpf  gürtelförmig.  Die  Muskelatro- 
phieu  finden  sich  bei  Lepra  vorzugsweise  in  bestimmten  Nen'engebieten,  der  F'acialis 
ist  frühzeitig  betbeiligt,  bei  Syringomyelie  werden  häufiger  nur  die  oberen  Extre- 
mitilten  befallen,  es  wi'nJen  Zuckungen.  Zittern,  auch  Krämpfe  beobachtet. 

l)ie  leprösen  Ninibildimgeu  bestehen  aus  (iranulationsgewebe,  das  durch  die  in 
der  Form  vvecli.si'lnden,  durch  ihre  Grö.s.se  auffallenden,  von  Virchow  als  Leprazellen 
bezeichneten  (Gebilde  gekennzeichnet  wird.  Noisser  h:U  sie  als  Globi,  Hansen  als 
braiingelbe  Schollen  besclirielien;  beide  sprechen  sie  als  durch  Leprabacillen  umge- 
formte Bindegevvebszellen  an,  für  welche  nach  Neisser  die  Neigung  zur  Lücken- 
büdung,  Vacuolisation,  charakteristisch  ist.  Nach  Unna,  Bergengrün  u.  A.  handelt 
CS  sich  nicht  um  Zellen,  sondern  imi  Klumpen  von  in  Lyniphbahnen  gelegenen 
Bacillen.  Die  extraccllulare  Lage  der  Leprabacillen  hat  mit  der  Maassgabe  mehr 
und  mehr  Anerkennung  gefunden,  dass  deren  Vorkommen  innerhalb  der  Zellen  nicht 
gerade  als  ausgeschlos.sen  gilt.  Unna  unterscheidet  C'utisleprome,  subcutane  Lepromo 
und  Neurolepride,  nach  Arn ing  Lepride.  welche  durch  bacilläre  Infection  der  Nerven 
secundilr  erzeugte  Hautveränderuugen,  Circulationsstörungeii,  Taraesthcsien,  Pigment- 
anomalien.  Atrophien,  Hypertrophien  sind.  Die  reinen  Neurolepride  von  Flecken- 
oder Hingform  zeigen  vollkommenen  Mangel  an  Bacillen  in  der  Cutis  sowohl  wie  in 
den  Gefüssen  und  charakterisiren  sich  als  zellige  Hyperplasien  des  Gufä.ssbaumes  und 
der  bindegewebigen  Bestandtheile  der  hypodermalen,  weniger  der  dermalen  Nerven. 
Sie  werden  durch  successive  Gefä.s.senibolisationen  mit  Leprabacillen  klinisch  und 
histologi.sch  verändert;  da  die  Cutis  keinen  guten  Nährboden  für  die  in  die  Saft- 
spalten  auswandenulen  Bacillen  bietet,  halten  sich  diese  an  die  näch.ste  Nachbarschaft 
der  hyper]da.stiscliL'n  Gefä.s.se,  wo  sie  allmählich  verschleimen  und  die  Cutis  lediglich 
str.ingartig  durch.setzende,  cylindrisch  gestaltete,  perivasculäre  Leprome  darstellen. 
Von  hier  breitet  sich  die  lepröse  Neubildung  sehr  häufig  difliis  in  das  Hypoderuia 
aus.  wo  sie  sofort  wahre  Leprome  bildet;  viel  .seltener  bilden  sich  noch  späterhin 
wahre  Cutislepronie  aus  den  strangfömiig  gebildeten  Neurolepriden  der  ('utis.  Im 
Gegensatz  zu  Unna  fn.sst  Gerlach  die  Nervenaffection,  eine  von  der  I'heripherie 
aus  asceudireiide  Neuritis,  als  secimdären  Prozess  auf.  Nach  Darier  sind  die  Flecke 
ebenso  beschaffen  wie  die  wahren  Leprome.  lu  den  hinteren  Wurzeln  des  Rücken- 
marks und  in  diesem  selbst  sind  einige  Male  Leprabacillen.  von  Anderen  sind  Dege- 
nerationen der  Hinterstränge  im  Cenical-  und  Lunibaltheil  festgestellt  worden. 

Die    Zahl    der    zur    Behandlung    benutzten    Mittel    ist    ausserordentlich    gross. 
Manche  derselben  sind  eine  Zeit  lang    geradezu  als  Specifica  angesehen  worden, 
die  Mudar  oder  Madar  genannte  Wurzelrinde  von  Asclcpias  gigantea,    diis   auB 


sonders  das  Wort  redet:  ferner  BlektrfcftSt  tjfitä 
Zur  B(?handlung  der  Hautsjmptoine,  auf  welche 
auch  Wannen-,  Danipl-,  Seebäder,  besonders  starke,  Huutentznnii 
blutige  Schröpfköpfc.  Kiureibungen  mit  grüner  Seife,  Ai^txuiij 
Karbiilsiiure,  Kali  eaiLstiruni,  Gnlvanokauter  iind  ElcktricitXt 
schwürt'  und  Wunden  sind  gut  zu  verbinden,  aiiaeüthetischo  Tho 
zn  schützen.  AU  wesentlicl»  wird  sodann  die  Versetziuig  in 
Verhältnisse,  Bewegung  in  frischer  Luft,  gute  Krnährung-,  nötJii^e 
geeigneter  Medicaniente,  wie  Eisen.  Cliinin.  lieberthran,  und,  wtf 
enthalt  in  einer  lepralVeien  tiegend  des  geniä.ssigtoii  Klinias  .ing 
culin  treten  Hcactionen  an,  welche  aber  den  Zust:)ii(l  «If-r  Krnfi| 
auch  hei  lilngernr  Anwendung  wird  der  Fortschritt  der  I 
(haiiielssen).  l>ie  Hehandlung  mit  dem  Carrasi|uill:i  - 
dem  Blute  mit  Seruiu  Lepröser  geimpfter  Pferde  gewonnen  wird,  lu 
gefunden.  Hansen  hält  es  im  l'rincip  für  falsch,  Thit-re  mit  de 
imnuiiiisiren  zu  wollen,  da  bei  letzteren  selbst  keine  Ininnmisirun. 
dauernd  Selbstinfectionen  in  Form  neuer  Eruptionen  erfolgen. 

Bei  den  im  (ianzen  recht  mangelhaften  Erfolgen   der  llierapie 
phylaxe  nni   so    grössere  Bedeutung.     Aus    der  Erkenntnis»,    dass 
und  jeder  Kranke  daher  eine  Gefahr    für  seine  Umgebung  ist,   eq 
rungen,    zu    denen    sich  die    erste  internationale  Lepra-Confea-nz 
folgenden  Sätzen  einstimmig  bekannt  hat:    „1.   lu  allen  hilndem,  ii 
herdweise  oder  in  gn'isscrer  Verbreitung  auftritt,    ist    die  Isolatiou 
uui  die  Verl>reitung    der  Seuche    zu  verhindern.     2.  l);is  System 
Anmeldung,  der  ri>l)erw:u-luiiig  und  der  Isidution,    wie  es  in  No 
ist,  ist  allen   Nationen  mit  autonomen  Gemeinden  und  hinlängliche 
zu  enipfi'hlen.     3.  Es  niuss  den  gesetzlichen  Behönlen  überl.xssen 
höniug  der  .sanitären  Autoritäten  die  näheren  Vorschriften,  die  deu 
Verhäitnis.sen  angepa.sst  werdr-n  müssen,  festzustellen. "    Ueberall 
vorzugehen,    erscheint  nicht  angezeigt.     Selbst  in  Norwegen    hat 
eine  vollständig  rtblig.-ilorische  Isolirung  nie  bestanden.    |)as  dortig« 
gab  den  Gemeinden  luir    dann  das  Recht    zur    zwangsweisen  relxji 
in  eine  Anstalt,    Wfnn  die.so  den)  Gebot,    zu  Hanse    so  weit  wie 
Nächsten  isolirt  zu  leben,  nicht  nachkommen  konnten  oder  widlten 
ausreichende  Saubcrki-it   und  die  Sorge    für  sichere  Beseitigung  vn 
.Material,  wie  Sputum,  Nasenschleim,  Verbandstücken.    Die  Säuglinj 
sind  künstlich  zu  ernähren.     Ausserhalb    des  eignen  Heims   kann 
der  Kranken  in  geschlossenen  An.stalten,  welche  aber  mehr  den  Chti 
als  eines  Gcfansni.sses  habeu.  •"«°°~«    «"<"••  k^>— j»    K.j...fc.  -..^^j^u 


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l/pprn 


^    «1 


LeptuderSj 


iliin'ii  verboUMi  wcrilfii.  KeriuM-  ist  •gefordert  wortlcn.  boi  M:i.sseiiausw;iii(li'runj?en, 
bosnidlers  ;ms  «■iidemiHrhcn  Lrprapcf^cndi'n,  cinp  strenge  Aufsicht  zu  üben,  sowie 
krankt'  iCinwaniloror  /.urückzusi-ndcn  odur  zur  bt-sseren  Ueberwachung  und  zum  Schutzo 
des  Inncru  des  Landes  an  Küstenplätzen    unterzubringen.  wPrzbi'ro 

iprabacillns.  Er  wurde  zuerst  von  Armauer  Ilansen  gcsuhen  und  dann  187!) 
von  A.  Ncisser  nach  den  Koch'seheti  F'ärbungsmethodcn  genauer  erforscht.  Er  ist  ein 
dem  Tiiberkelbacillus  iu  Form  und  Eigenschaften  ausserordentlich  ähnliches  Stäbchen,  be- 
sitzt keine  Eigcnbewcgiuig  und  wahr.scbcinlicb  keine  Dauerfoimen.  Bei  eingreifenden  Be- 
bandlungsmethodcn  scheint  er  aus  Kömchenreihen  zusaramengesclzt  zu  sein  (Coccothrix). 
Die  Zell«  besitzt  eine  Einlagerung  einer  fettartigen  .Substanz  (Unna),  die  wahrscheinlich  nicht 
nur  in  der  Zcllhüllc,  sondern  durch  den  ganzen  Zcllkörper  vertbeilt  ist.  Es  ist  bisher  weder 
unanfechtbar  gelungen,  den  Leprabacillus  zu  züchten,  noch  auf  Thicre  zu  übertragen.  Auch 
die  UebL'rtragung  ganzer,  grosser,  reichlich  bacillenhaltigcr  Knoten  auf  den  Menschen  ist  bis 
auf  einen  zweifelhaften  Fall  stets  misslungen,  sodass  einige  Forscher  sich  der  Meinung  von 
Cornil  aDschlicssen,  dass  die  in  den  erkrankten  Geweben,  mindestens  die  iu  den  Knoten 
vorkommenden  Stäbchen  abgestorben  seien.  Vielleicht  erklärt  sich  diese  Eigenschaft  der 
schwierigen  L'cbcrtragbarkcit  auch,  wie  Havelburg  annimmt,  dadurch,  da.ss  die  Bacillen  in 
den  (ieweben  von  einer  dichten  Schleimhülle  umgeben  sind,  welche  das  Freiwerden  der  Stäb- 
chen nach  der  Ueberimpfung  erschwert.  Die  Leprabacillen  haben  dieselbe  Färbungscigen- 
thümliehkeit,  wie  die  Tuberkelbacillon,  d.  h.  sie  behalten,  einmal  gefärbt,  auch  nach  An- 
wendung von  Säuren  und  anderen  stark  entfärbenden  chemischen  Agcntien  die  ursprüngliche 
Färbung,  ohne  dass  sie  eine  Gegenfärbung  annehmen.  Sic  bleiben  daher  auch  nach  der 
Gram 'sehen  Methode  gefärbt.  Es  besteht  nur  der  quantitative  Unterschied,  dass  sie  die  Fär- 
bung selb.st  nicht  ganz  so  schwer  annehmen,  wie  die  Tubcrkclbacillen,  sondern  schon  nach 
kürzerer  Zeit  und  selbst  mit  einfach  wibserigen  Lösungen  basischer  Anilinfarben  tingirt  werden. 
Auf  diese  letztere  Eigenschaft  sind  mehrere  Methoden  zur  Trennung  von  Tuberkclbacillen  be- 
gründet worden,  deren  man  umsomchr  bedarf,  als  bei  der  Lepra  socundär  sehr  häufig  echte 
Tuberculose  namentlich  der  Eingeweide  sich  findet.  Alle  diese  Färbungsmethoden  sind  aber 
unsicher,  es  empfiehlt  sich  der  Thier^•ersu<•.h,  bei  dem  die  Thiere  entweder  gesund  bleiben 
oder  an  Tuberculose  zu  Grunde  gehen.  Im  Körper  der  Leprösen  finden  sich  die  Leprab.icillen 
in  ganz  ausserordentlich  gros.ser  Zahl  und  zwar  in  so  enormen  Mengen  angehäuft,  wie  kaum 
bei  irgend  einer  anderen  bakteriellen  Erkrankung.  Die  Leprabacillen  sind  in  allen  erkrankten 
Geweben  gefunden  worden,  so  in  allen  Knoten  der  Haut  und  Schleimbaut,  im  T'crineurium 
erkrankter  Nen-en,  in  Ganglien,  in  der  Cornea,  den  Knorpeln,  in  L>-mphdrüsen,  Eingeweiden, 
in  den  Schweissdrüsen.  ob  auch  in  den  Talgdrüsen,  ist  strittig.  In  den  Flecken  der  maculn- 
anaesthetischen  Form  finden  sich  die  Bacillen  spärlich.  Sie  werden  aus  dem  Körper  der  Er- 
krankten auf  mehrfache  Weise  massenhaft  ausgeschieden,  zunächst  aus  den  eiulcerirten  Knoten 
durch  deren  Eicrete,  dann  vor  Allem  durch  das  Nascnsecret.  Ferner  wird  durch  das  Sputum, 
den  Schweiss.  nicht  aber  durch  den  Urin  und  wohl  selten  durch  die  Faeces  der  Bacillus  vom 
Erkrankten  nach  Aussen  abgeschieden.  Im  Blute  kreisen  die  Stäbeben  nur  während  acuter 
Eruptionen.  Zum  Nachweis  der  bestehenden  Erkrankungen  empfiehlt  es  sich,  ein  Stückchen 
ITaut  zu  eistirpiren,  was  namentlich  bei  anaesthetiscben  Flecken  keine  Schwierigkeit  macht. 
Zur  Untersuchung  von  Knoten  eignet  sich  vorzüglich  das  Verfahren  von  Havelburg,  durch 
Einstich  in  denselben  und  Druck  einige  Tröpfchen  Blut  zu  entleeren  und  im  Trockenapparat 
zu  färben.     Hier  finden  sich  stets  Bacillen  in  enormen  Mengen,  wenn  Lepra  vorliegt. 

A.  OOTTSTEIN. 

rCptanilra   Satt.    Pftanzonf^ttonf^  «ns  der  Farn,  der  S r roph aliri looau*,   g«w0hn1iel]  tu  Teronlcft*  goiogen. 
L.  TiDcinicft  Null.  »jo.  Veruniea  vlrgioieft  h.  M. 

Rhizoma  Leptandrae  virginicae,  Culvers  Root  Ph.  U.  S.,  enthält  das  wirk- 
same Glykosid  Lcptandrin,  Mannit,  einen  saponinartigen  Körper,  aetherisches  Oel,  Gerb- 
stoff' und  Gummi.  Loptaudra  gilt  als  Tonicuui,  L.ixans  und  Cholagogum,  als  Substituens  für 
Rheum  und  wird  vorzugsweise  in  der  Kinderpraxis  benutzt,  auch  werden  ihr  emetische  Eigen- 
schaften zugeschrieben.  Man  gicbt  sie  bei  Leber-  und  Gallenleidcn,  Dysenterie,  typhösen 
Fiebern,  Cholera  infantum,  im  Pulver  zu  1,0 — 4,0.  Lcpt.indrin.  ein  Kcsinoid.  wird  gleichfalls 
in  Dosen  von  0,015 — 0,06  in  acuten,  von  0,06 — 0,12  in  chronischen  Fällen  als  Emeto-catharti- 
cum  verwendet.  Das  Leptandrinum  purum  bewirkt  zu  0.5  Stuhlgang  ohne  Diarrhoe  (Hiller). 
Extractum  Leptandrae  fluidum  Ph.  U.  S.:  Dosis  1,0 — 3.0. 

1.  JACOBSOK. 

Leptodera  ist  der  Name  einer  Gattung  der  Fadenwürraer  oder  Nematoden.  Für  dou 
Menschen  kommt  allein  in  Betracht  L.  intestinalis,  die  jedoch  nach  neueren 
Untersuchungen  zum  Genus  Strongyloides  gehört.  Diese  Art  besteht  aus  zwei  sichi 
heterogenetisch  abwechselnden  Formen,  die  .seiner  Zeit  von  Bavay  als  besondere  Artcsl 
unter  den  Namen  Anguillula  intestinalis  und  atcrcoralis  beschrieben  worden  sind, 
bis  Lcuckart  ihre  Zusammengehörigkeit  erkannte.  Die  erstere  Form  lebt  parasitisch  im 
Darme  des  Menschen    und    ist    nach  einigen  Forschem  bermaphroditisch,    während  andere  sif 


i 


I 

I 


lür  p.irlhciiogeneti.srli    9tMmHptUn7.cuHe  Weibchen    halten.       Jian    6e»  i 

entwickelt  sich  die  «weite  freilebende  Generatioo,    die   streng   prsebl«ektliek| 

die  erst  wieder  die  parasitische  Form   liefert.      Zu    diesem    Zwecke    n^ 

ersten  Fonn  ins  Freie  und  die  Jungen  der  zweiten   Form  mit  dor  N"» 

gelangen.    Die  Thiere  der  parasitischen  Form  sind  3.t?  mm   '  ' 

die  Weibehen  der  freilebenden  Generation  nur  gegen    1  mnj 

die  Männcheu  0,7  mm  lang  und  0,03.^  mm  dick  werden.       I  • 

Form  aus  den  Eiern    der    parasitischen    dauert    bei    genügi 

wälireud  bei  niederer  die  Entwiokelung  sistirt  wird.      Die  J 

müssen  nach  einiger  Zeit  in  den  Darm  gelangen,  wenn   sie 

kann  auch  die  freilebende  Generation  nusfalleo.    indem     sicli     >i  . 

Form  wied<^r  diese  entwickelt.     .\uch  ist,  allerdings   nur  hei    l.f 

die    freilebende   Generation    im    Darme    gefunden    worden.       E> 

nehiueu.    dass    sich    die    freilebende  Form    erst    nach     dcoi   To<ä 

nachdem  ihr  die  Möglichkeit  ins  Freie    zu   gelangen    g^nornmen 

wohl  weniger  durch  das  Wasser,    als    durch    den  (ienuss     von   (: 

Nach  Donnon   schaden   die  Parasiten  im  gesunden   Darme    nicl 

Pcrsunen  eine  diiirrhoeische  Erkrankung  ein,   so  vermehren  sie   - 

halten    durch    den  Ueiz   di«  Gesundung  auf,  ja    sie     steigern    b  Kati 

Lebensgefahr.     Die  Eingeborenen  sind  übrigens  meist  immun,     i 

wahrscheinlich  Südostasien,  von  wo  er  nach  dem  malayischen  Ar. 

.\uch  auf  den  .\ntillcn   und  in  Brasilien  ist  er  gefunden   worden.     lo  It 

und  Parona  auflanden,    kommt    er    meist   mit   Au  cfa  ylo  s  f  <>  tu  .i    duodsl 

Darme    des  Menseben   vor.     Auch  bei  .\rbeitern  des  G.i  vordt 

Seilschaft  angetroffen.     Verwandte  .Vrtcn   schmarotzen    b  ;i. 

IieptO]n6rill  Br.    PflanfpnK*ttniip4ii4  it(*r  K«m.  rtcr  San t*l aci»« «*,  ti&taa  T*nraniit  ti»r  ü«rnn|<>*|[ 
H.  br.,  viiip  kufltritUficbe  Art,     Die  FrUrhle  itient?!!  «U  AcUtringvo«. 

lieptnRpprmPae.    Ciilorramillc  Jor  Uyrt»««»*'.  tiisiiFi<iir'hn*t  darcb  Tun  8<ih«lt«]  krr  I 

KiiiboId.     Hirrbcr  Jlo  iftUungpa  Lcptoip*ruuBi*,  Mplaleu»**,   E  uet  1^  pln«*.  CillUltiil 

Leptospemmm  Fr  t.i-  nu<  d^rFun.  dar  My  r 

Ittwuin  Smith,    cit.  :•  r  kteinpr  Baum,    im  «n' 

folia  i^milti  zar  G ti>T,  vou  Maliuia  bvhffrTBrt.i       : 

eino  aodoro  austntlUoUo  Arl^  wurdo  »chon  Ton  Cook'i  Kxppdltjoii  tu  AittisWuH>aU«ob«a  Tk*«  I 

TiPptothrix  sind  ungegliederte  fadenartige  Pilze,    welche  in    der  MiindbÄble, 
bclag,  und  iti  den  Krypten    der  Tonsillen    fast  rcgelmäisii'   x,  rk 
mikroskopische  verschlungene  Knäuel,  welche    mit  Kokk 
sich  mit  Jodlösungen  gelb,    werden  durch  die  Gram'sfii 
bei  letzterer  Behandlung  starke  Granulirung.     Miller  bat  nn 
schieden.     Der  Züchtung  sind  sie  bisher  nicht  lugäns'tich  f 
dem  Actinomyccspilz  nahe.      Sie    spielen    eine  patli 
hartnäckigen  Krankheit,  der  Pharyngomvcosis  leptoii 
den  Handeln  anhaftenden  weissen  zähen  Membranen  schwer  at 
erneuern.      Diese  Membranen    bestehen    vorzugsweise    aus  L' 
übel  riechenden  bräunlichen  Kömer.  die  sich  häufig  in  den   i- 
weilen  ist  die  Lcptothrix  auch   die  einzige  Begleiterin  einer    > 
die  Pharyngomycosis  Icptothricia  schwer  zu  beeinflussen;  sie  i  litf  a  • 

ehesten  noch  .lodpinselungeu  zugänglich.    In  einem  Falle  yet~.  >diKl' 

aufnähme  des  Rauchens.     Auch  in  der  Vagina  findet  sich  eine  LeplutiintArt, 
der  5ehr  seltoueii  Colpitis  mycotica  geluudcn  wird. 

Leptns  autamnalig,   Ernte-,    Gras-,  Stachclbeermilbe,  B't.-  roiiir«.  f*-*' 
oder  mennigrothe  sechsbcinige  Larve  einer  Milbenart,  die  zu  T 
wahrscheinlicher  zu  Tetranychus  telarius  Dul.  gehört.    Sie  l'-V' 
Sträuchern,  Moos  etc.  und  geht  mit  auf  die  Haut  des  Mcr 
Pustelti  erzeugt,  die  selbst  Fiebererscheiiiungen  hcrvorrui' 
oder   gruppenweise    auf   der    Haut,    in  die  sie,    um  Blut   zu 
haben.     Da  die  Milben    zur  Zeit  der  Getreide-  und  Ileuemff 
werden    die    damit    beschäftigten  Arbeiter   am    meisten 
unterscheiden,  eine  0,35  mm  lange,  flinke  und  eine  laup  '*^| 


Legina)  m  d<T  SOdklUt«  der  gli>icbn«mii;t>n  dalmatischen  rntpl  »indK<i>'nlilUil  pUpM  S**  j 
TrAubunkitrott.     KUaa  wim  and  ((■''■•^'«■lasi'iK.'    In  WinUr  miUUr*  Tmnf  ntut  M*.  nMttl 


jpncndpndroii 


—     «70     — 


lifiikncinie] 


CnCadendrOB  llr.  rOanKni^ttuui;  »>  der  K*in.  in  Prolorpito*,  ifiii»|jp»<<iclliict  iliircli  iiiuurtiKo  Frttchle  (t'ular- 
rtn]j1ic>  Nur  am?  n  tKQCKoi.  L.  coititinnam  R.  Br..  wird  »m  K»p  ünr  guton  HolfiiuDg  ^sgen  MftUria  renroDdet, 
Enthält  L  0  u  k  ukIjIc  od  r  I  D  iinil  Leukodritt. 

Cnoaena  Ueotk.  Fll»n>rn|(attnii|i  >iu  drr  Fam.  d«r  If  imotks*««*,  gewBbnlleh  in  Asteik*  g*iogen.  L.  glia«« 
Bmith.  (AcBoik  g)aue&  W.|  irilt  aIp  Emmt.>n»(i:Dgaio.  L.  ndo  ratitsi  ma  Huk.,  in  Jara  heimlich,  liefert  eino 
gegen  Kolik  ItoiiuUlp  Kinde.    Holt  »neh  lum  Betltiiien  der  Pi«che  benutst  werden. 


encht^asrergirtang  kommt  meist  vor  in  Folge  des  OfTenbleibens  vod  GAsbähnon  oder  durch 
Rohrbriiche,  wie  solche  besonders  im  Winter  häufiger  sich  ereignen  und  wo  dann  das  aus  den 
Bruchstellen  ausstrOroende  Gas  durch  das  hartgefrorene  Erdreich  oder  durch  das  undurch- 
lässige Strasscnpflaster  nicht  entweichen  kann,  sondern  auf  grössere  Entfernungen  durch  den 
Erdboden  mit  der  Bodeuluft  in  die  geheizten  Häuser  eingesogen  wird.  Besonders  gefährdet  sind 
hierbei  die  in  Kellern  wohnenden  Personen.  Es  kann  d.is  Gas  aber  auch  bis  in  die  oberen 
Stockwerke  dringen.  Bei  dem  Durchgang  durch  das  Erdreich  verliert  das  Leuchtgas  icincn 
charakteristischen  Geruch.  Die  Zusammensetzung  des  Leuchtgases  ist  eine  nach  dem  Her- 
stellungsmaterial wechselnde,  .\usher  Aethylcu,  Sumpfgas,  Propylcn,  Butylen,  WasserstolT, 
Stickstoff,  geringen  Mengen  Kohlensäure,  Schwefelwasserstoff  und  orgauischen  Sehwefelver- 
bindungen  enthält  es  Kohlenoiyd  in  schwankender  Menge,  Steiukohlcng:is  3,5 — 15,  Paraffmgas 
8,9,  Holzg.is  29—38,  sogar  bis  61  pCt 

Die  Leuchtgasvergiftung  ist  im  Wesentlichen  eine  Kohlenoxydvergiftung*  und  die  Sym- 
ptome, der  Verlauf  und  die  Behandlung  sind  die  gleichen  wie  bei  dieser. 

LAKOOAABD. 

Xencin  kommt  sowohl  in  einzelnen  Geweben  wie  Secrcten  des  Körpers  vor.  Es  ist  in  der 
Milz,    Leber,    im  Pankreas,  in  der  Thymusdrüse,  in  den  Lymph-  und  Speicheldrüsen  uachgc- 

k  wiesen;  es  ist  im  Harne  bei  acuter  gelber  Leberatropbic,  bei  Phosphorvergiftung,  bei  Infectionen, 
wie  Pocken,  Typhus,  sowie  bei  der  Leukaemie  beobachtet.  .\uch  im  Eiter  und  in  Transsudaten 
ist  Leucin  gefunden  worden.  Als  Stufe  des  Abbaues  des  Eiweissmolecüls  kommt  fieucin  nicht 
bloss  als  Zwischcnp  roduct  des  Eiweis.sstoffwechsels,  sondern  auch  .ils  Product  der  P.iukreas- 
wirkung  auf  die  Eiweisskörper  der  Nahrung  im  Dünndarm  und  der  bakteriellen  Zerlegung  des 
Kiweisses  bei  der  Fnulniss  vor.     Auf  letztere  dürfte  z.  B.  ein  Befund  im  Sputum  zu  bezieben 

»sein  (Fischer).  Wenn  das  Leucin  unter  Ausschluss  der  Fäulniss  in  Körperllüs.sigkeitcn  ge- 
funden wird,  so  beweist  dies  immer  eine  schwere  Störung  des  Eiweis.sstoffwechsels,  denn  der 
gesunde  Organismus  antwortet  auf  die  Zufuhr  von  Leucin  und  Glykokoll  mit  einer  erhöhten 
Harn.stoffausfuhr,  während  das  Leucio  in  den  Secretcn  des  Körpers  nicht  mehr  nachweisbar 
ist.  Wenn  das  Leucin  auch  vorzugsweise  bei  Erkrankungen  gefunden  wurde,  die  mit  einem 
rapiden  Zerfall  des  Lebergewebes  einhergehen,  so  bedarf  doch  die  Beziehung  der  Leucinaus- 
scheiduug  zu  diesen  Processen  immerhin  noch  der  Klärung,  da  bei  der  acuten  gelben  Leber- 
atrophie und  der  Phospborvergiftung  Leucin  im  Harn  gar  nicht  selten  vermisst  wurde,  andercr- 
^seits  gezeigt  wurde,  dass  selbst  bei  .\usfäll  grosser  Partien  von  Lobersubstauz  eine  ausgedchulo 
Harnstoff  bildung  noch  möglich  ist.  STBAüss. 

Leucin,  Amidocapronsäure,  C^HijO,N  =  C5H,|,(NH2)C0;H,  ist  ein  regelmässig  auf- 
tretendes Spaltuugsproduct  von  Albumiuaten  und  Leimsubstanzen.  Meist  von  Tyrosio  begleitet 
findet  es  sich,  auch  im  Pflanzenreiche,  besonders  in  den  Keimlingen,  regelmässig  ist  es  in  der 
Rübenmelassc  enthalten.  Ks  krystallisirt  in  Blältchen,  die  in  Wasser  ziemlich,  in  Alkohol  sehr 
wenig  löslich  sind.  Zum  Nachweis  verdampft  Scherer  die  Substanz  auf  dem  Platinblech 
mit  Salpetersäure;  es  entsteht  ein  farbloser  Rückstand,  der  mit  Natronlauge  sich  gelblich 
färbt  und  bei  vorsichtigem  Verdampfen  damit  einen  ölartigen,  Platinhiech  nicht  benetzenden 
Tropfen  bildet.  Das  natürlich  vorkommende  oder  das  aus  natürlichen  Materialien  hergestellte 
Leucin  ist  in  der  Regel  optisch  activ,  in  wässeriger  Lösung  links-,  in  salzsaurer  rechtsdrehend, 
wird  aber  durch  längeres  Erhitzen  mit  Baryt  auf  150—160°  inactiv.  Das  so  oder  syn- 
thetisch erhaltene  inactive  Leucin  wird  durch  Penicillium  glaucum  gespalten,  wobei  die  der 
natürlichen  optisch  entgegengesetzte  Hodificatlon  biotcrbleibt.  Es  ist  nicht  sicher,  ob  alle  als 
Leucin  bezeichneten  Fraeparate  identisch  sind  oder  ob  sich  Lsomere  darunter  linden.  Mit  der 
synthetisch  aus  Isovaleraldehydammoniak  und  Blausäure  gewonnenen  a-Amidoisobutylessigsäurc, 
(CHj)2  :  CH  ■  CH2  '  CHCNHj)  ■  C02n,  hat  sich  das  ,ius  Pflanzeneiweiss  gewonnene  und  inactivirle 
Leucin  identisch  erwiesen,  während  das  aus  Ca.sci'n  hergestellte  beim  Erhitzen  mit  Jodwasser- 
stoffsäure als  normale  n-Amidocapronsäure,  CHs' CHj"  CHj"  CHj"  CH(NU;)'COiü,  angesprochen 
werden  muss.  welche  künstlich  erhalten  wurde. 

sriEOEL. 

Lonkaemic  wurde  184,5  von  Virchow  zuerst  bosdirioben  und  al»  „weisses  Blut",  von 
pngli.^chcn  und  franzßsischon  At^rzten  :ils  „Loukocythuemi«''  bezi-ichnet.  Sie  ist  eine 
eigpnthfiiniiche  Form  der  Blut.irmuth.  welche  sich  durch  eine  excessive  Vermehrung 
der  weissen  Zellen  im  Blute  bei  gleichzeitiger  Abn:ihnie  der  rothen 
Zeilen  in  sehr  sch:irfer  Weise  von  .anderen  Formen  der  An;»emii'  unterscheidet  und 
von  dem  überaus  häufigen  Vorgange  der  Leukocjtosc  besonders  dadurch  unterschieden 


i 

in 


»wie  «»«  ««nni-iympnntiseB»  wttr  ««»Fifwowi 
,  Npumanii).    Ob  die  Org.anveräiiderungen  das  Primkro 
cytonvennehruiip  auf  ciiipr  Krkrankung    des    Blutos    selbst    bpj 
si'ciiiidrir  in  Mitleidenschaft  gezogen  werden,  ist   bis  jetxt  nicht 

Rino  sichere  Diii^nosc    ist    für    die  Therapie     deshalb    so 
hei    dem    hilutig    so    ähnlichen    Zustande    transitorischer,     vic 
Leukooytose  um  gilnziich  andersartige  Verhältnisse  handelt.     Sie 
Linie  auf  den  Allgeraeinbcfund.     Vorzugsweijäe  betroffen  ist  da.s  t 
Alter,    selten  dos  Kindes-  und  Groisenalter.      Das    weibliche  GeS 
Allgemeinen  etwas  weniger  hüufig  befallen  zu  werden. 

\'on  <len  Symptomen    f:1llt    in    erster  Linie   die    .'xll^emeine,   ji 
sehr  starke  BlTisse  auf,  gleichzeitig  sind  h:1ufig  die  ^owrihnlirhfn 
Anaeniie  am  Heraen,    Gefässapparat    und    anderen    Organen    iiarh 
Organveranderuiigen   ist   in  der  Mehrzahl  der   Fälle    die    Vergrö 
auffUlligsten.     I>er    Milzhmior   kann    gewaltige    Uimensioneu    an: 
Haupttbeil  des  C'avum  abdoniinis    durch    ihn    ausgefüllt    erschein' 
Spitze  der  Milz   in   der  (legend  der  rechten  Spina   ilei    fühlbar  *jj 
eine  Reihe  von  Beschwerden  zusammen,  welch«  sich   auf  das  Gel 
Vnlle  im  Unterleib  beziehen;  objectiv  nachw^eisbar  sind  Verschiel 
Organe,  besrmders  des  Magens  und  Colons,  Hochstand  des  Zwerchfel 
Auch    ein    zuweilen    auftretender   quälender  Priapismus  findet  ztl 
Wirkung  der  Milz  auf  ilic  Vena  cava  und  dadurch  bewirkte  Ueber 
cavernosa  penis  seine  Erklärung.      l>rüsenanscli\vcllnngen   k(1nnen 
scheu  oder  gemischten  Formen  als  l'ackete  zahlreicher  derber  Kn 
Halse,    in  den  Achselhöhlen.    Inguinalgegend,   im  Abdomen    und  i 
verschieblich  palpirt  werden.    Besonders  können  sie  auch   zu  8cb»l 
Erscheinungen  der  Trachea  und  grossen  Gefässe,   sowie   des  Vagns 
fheiligung  des  Knctcheninarkes   verrüth   sich   vornehmlich  in  Sclimi 
langen  Röhrenknochen,   besonders  aber  am  Sternum  spontan  und 
treten,    als  soeoiiannte  Knochenschraerzen.     Ausser  diesen  Symptoi 
Schwere  der  Bliiterkrankung  besonders   durch   d:i8  Auftreten   einer 
I>iathese.    welche  sich  in  Blutungen  an  der  Haut,    den  SchleimhSul 
Rachens  und  der  Luftröhre,    ganz    besonders    hiUitig    und    frühzei 
Retina,    Ketinala]»ople.\ie,    kundgiebt.      Auch    flüssige    Kxsudate   t 
]>flegeii  haeinorrhasisch  zu  sein,  was  besonders  bei  I'leuritideti  »ii  h 
Auf  der  Haut  finden  -sich  manchmal  Exantheme,  meist  in  Act 
liAuten,  Iie.-ionders  der  Luftwege,  leukaemische  Wuchenmgen 
des  Stoffwechsels    brauchen    nicht    zu    bestehen.     Häufig  zeitt  sieb 
K^ßeUrUOe  der  Ham.säurB-An.s8eheidnng.  welche  miin  anf  ain  m 


iMIRSmiU»' 


LpukaPHiili 


I 


I 


die  DiiiguoKo  allein  zuvcriüssijj.  Bei  ausgesprochenen  Filllen  von  lieukaeinie  getiiigl  voll- 
konimeii  die  Untersiichutig  eines  frischen  Bluttröpfchens,  den  man  ohne  Druek  zwisrhtm 
DeckglS-schen  und  Olijecttrfiger  sich  vertlK-ileii  liisst  und  bei  einer  niittclslarken  Ver- 
'  grftsserung  betrachtet.  IHe  massenhaft  vnrhaiidencn  l>eukocyten  praevaltreii  durcli  ihre 
Grösse  tmd  ihr  Nebencinaiiderlif'gen  vor  den  kleineren,  zu  (ieldrollcii  geballten  rothen 
I  Blutk5rper<'h».'n  derartig  im  Gesichtsfelde,  dass  sie  noch  zahlreicher  erseheinen,  als  sie 
I  es  wirklich  sind,  und  an  den  Inhalt  eines  Abscesses  erinnern.  In  nicht  deutlich  ausge- 
sprochenen Fallen  entscheidet  woniger  die  Enuittelung  des  numerischen  Verhältnisses 
der  farblosen  Zellen,  als  ihre  mnqdiologische  Beschaffenheit.  I He  Zahl  der  Lenkocyten 
•wird  um  zuverlilssigsten  in  einem  der  bekannten  Blutzählapiiarate  festgestellt.  In  der 
Pnucis  empfiehlt  sich  am  meisten  fGrawitz)  der  Vergleich  des  kr.inken  mit  gesundem 
Blutß,  d.  li.  man  ermittelt  bei  gleicher  Praeparationsinetlmde  des  Bhittröpfchens  und 
gleich  st.irker  Vergrossfnuig  dii'  mittlere  Durchschnittszahl  an  Leukocyten,  weiche  sich 
unter  physiologischen  Verhältnissen  in  einem  Gesichtsfi-Ide  finden  und  vergleicht  die- 
soliie  mit  den  bei  dem  fragliche»  Leukaemie-Fallc  gefundenen.  Hechnet  man  die  obere 
Grenze  der  physiologischen  Leukocyten-Menge  in  1  ccra  auf  10  CHX),  so  wird  man 
im  Allgemeinen  nicht  fehl  gehen,  wenn  man  Vermehrungen  auf  das  Zehnfache  und 
darüber  für  Lenkaetnio  anspricht,  da  bei  transitorischer  Leukocyto.se  derartige  Zahlen 
kaum  erreicht  werden.  Sehr  viel  unzuverlässiger  für  die  Diagnose  ist  die  Ennit- 
telimg  des  Zahlenverhältnis.ses  zwischen  weissen  und  rothen  Blutzellen,  welches  sich 
annähernd  in  einem  recht  dünn  ausgebreiteten  Tröpfchen  durch  Zählung  in  ver- 
schiedenen Gesichtsfeldern  feststellen  Iäs.st.  Das  Vi'rhältniss  der  weissen  zu  den 
rothen  Blufzellen,  welches  in  physiologischen  Zuständen  beim  Erwachsenen  etwa 
1  :  "i'iO  beträgt,  kann  ganz  beträchtlich  zu  Ungun.sten  der  rothen  verschoben  werden, 
wenn  eine  anaeniisi-lie  Blutbeschaffenheit,  also  eine  Verringerung  der  Erythrocyten, 
vorliegt  und  hierzu  sieh  aus  irgend  welcher  Veranla.ssung  eine  Vermehrung  der 
Leukoi-yten  —  Ijcukocytosc  —  hinzugesellt.  .Man  kann  unter  diesen  Um.ständen  .sehr 
leicht  Verhältiiisszahlen  von  1  :  100  und  darunter  bekommen,  ohne  dass  von  Leu- 
kaeniie  die  Rede  wäre  und  es  ist  unmöglich,  wie  man  es  früher  versucht  liat,  eine 
bestimmte  Grenze  in  diesem  Zahlenverhältniss  juizugeben,  welche  die  Leukaeinie  von 
transitorischer  Leukocytose  sicher  zu  scheiden  vermöchte. 

Gerade  dieser  Punkt  ist  für  die  Beurtheüung  der  Therapie  der  Leukaemie  sorg- 
fältig zu  erwägen,  denn  es  kaim  keinem  Zweifel  unterliegen,  das»  manche  als  ge- 
heilt be.schriebenen  Fälle  gar  nicht  Leukaemie,  sondern  transitorische  Leukocytosen 
gewesen  sind.  Besonders  sind  es  zwei  Krankheitszustände,  welche  zur  Verwechselung 
mit  Leukaemie  Veraiilas.sung  geben  können:  bei  Erwachsenen  die  septischen  Er- 
krankungen im  weiteren  Sinne,  bei  welchen  eine  schwere  Degeneration  der  rothen 
Blutkörperchen  bei  gleichzeitiger  starker  Leukocytose  und  unter  Auftreten  allge- 
meiner Blässe,  starker  .Milz-  und  manchmal  auch  Drüscnsehwellung,  unregelmässiger 
Fieberbewegungen  und  nicht  selten  auch  h.nemorrhagi.scher  Diathese  eintreten  kann; 
bei  Kindern  die  Anaemia  pscudoleukaemica  infantum  (v.  .laksch),  welche  durch 
eine  starke  Abnahme  der  rothen  Zellen  bei  gleichzeitiger  manchm.-il  massenhafter 
•Vermehnmg  der  weis,sen  charakterisirt  ist.  Die  Prognose  dieser  Erkrankung  ist  wesent- 
lich günstiger,  als  die  der  Leukaemie.  Ausschlaggebend  bei  der  Entscheidung,  ob 
in  einem  zweifelhaften  Falle  echte  Leukaemie  vorhanden  sei,  kann  nur  die  Be- 
rücksichtigiuig  der  morphologischen  Eigenschaften  der  vorhandenen  L^aikocyten 
sein  (Grawitz).  Nach  allen  bisherigen  Erfahrungen  werden  bei  transitorischer 
Leukocytose  im  Wesentlichen  nur  diejenigen  Formen  der  Leukocyten  vermehrt  ge- 
funden, welche  sich  physiologisch  im  Blute  vorfinden,  d.  h.  in  erster  Linie  die 
raehrkernifren,  grossen  Formen  mit  feingekörntem  (neutrophilera)  Protoplasma,  die 
man  als  Leukocyten  xar'  i^o^^-^  zu  bezeichnen  pflegt,  femer  die  kleineren  soge- 
nannten Lymphocyten  mit  homogenem  Protoplasma  und  relativ  grossem  Kerne,  ausser- 
dem die  gro.ssen,  mehrkernigen  Zellen  mit  auffällig  grober,  glänzender  Granulirung 
des  Protopl.'tsmas,  die  sogenannten  eosinophilen  Zellen.  Im  Gegensätze  hierzu  zeigen 
die  Blutbilder  bei  Leukaemie  Zellformen,  die  man  am  kürzesten  und  treffendsten  als 
„atypische-'  bezeichnet  (Grawitz).  Die  .\typie  bemht  darin,  dass  die  mehrker- 
nigen, neutrophilen  Zellen  der  Zahl  nach  zurücktreten  und  die  Lymphocyten  und 
eosinophilen  Zellen  in  den  verschiedensten  Variationen  und  Grössenverhältnissen  auf- 
fällig stark  vermehrt  erscheinen.  Ferner  treten  bei  der  Leukaemie  abnorme  Zellfornien 
in  grosser  Zahl  auf.  welche  sich  im  gesunden  oder  leukocytotischon  Blute  höchstens 

0.  Liebreich,  Euejiilapudie.    II.  Biod.  gg 


XU  luauaimu  VAum^ 

zclno  Zellfomien,   wio  die  Lyniphocyten   und  die  zuletzt  orwäh 
Aus  dem    Bhithpfiinde  l^sst    sich    aber   ein    sicherer  Schliiss    au 
dieses    oder   jenes  blutbildenden  Organes  ebensowenig  ziehcu.    wj 
des  einzelnen  Krankheitsfallos  quoad  acuten,  subacuteii   oder  chi 

Ein  bestimmtes,  vielleicht  spocifisches  Agens   ist  nicht  bekam 
sehen  Forschungen  sind  ebenso  resultitlos  geblieben,  wie  die  zahl 
Impfungen  von  Blut  und  Organtboilen  Leukaeinischer  bei  Tliieren 
zustünde  zu  erzeugen.    Alle  Bakterienfunde  bei  Leukaemisichen  k 
tungslus  für  die  Aetiologie  erwiesen,  da  es  bisher  nicht  gelungen  ist,  ti 
Leukaeuiie  zu  erzeugen,   sodass  sie  als  arcidentell   nnziiseheo  simi 
zur  Leukaemie  schaffen  anscheinend  in  manclien    Fällen    chroniscl 
stitutionello   Syphilis,    ausserdem    andere  Infectionskrankheiteu, 
Influenza,  ferner  chronische  Blutungen,  climniscbe  Dannkatarrbe 
auf  die  Constitution  einwirkende  Schildlichkeiten.     Nach   neufn-ii 
auch  Verletzungen   der  Ausgangspunkt    leukaemischer   Krkrankuii 
sonders  solche  der  Milzgegond,    aber  auch  Traumon,    welche   eil 
ganzen    Körpers    bewirktiui    (Mosler,    Ebstein   u.  A.).       Eine 
gung  giebt  es  also  nicht  und  die  Aetiologie  ist   in   Dunkel  gehü 

Aus  dieser   Unkt^nntnis«    der   Pathogenese  der  Leukaeuie  crl 
Therapie   bisher  unbcfriedigi^nde  Kesultate    aufzuweisen    hat 
der    medicamentOsen    Therapie    erscheint    das  Chinin  unzweifol 
nellste    bei    denjenigen    nicht    seltenen    Füllen,     welche    sich    ai 
clironischon,    ungenügend    behandelten    Malaria  -  Erkrankung   enl' 
werden    Dosen    von    0,5 — 1,0  g  pro  die    empfohlen    und    sogar 
damit    berichtet  (Moster).      Ob    es    sich    dabei    um    einen  Milz 
fluss    oder    einen    dcli't.ircn  Einfluss    auf   die  Malariaparasiten    (M 
sircnde  Wirkung  h.indelt,  nniss  dahingestellt  bleiben.     Neben  dea 
in  Verbindung  mit  denisfllien   werden  Eisenpraeparate*  mit  Kt-cb 
als  ob  das  Eisen  hier  illiidich  günstig  wirkt,    wie   bei    der  Chlor«; 
Zuständen,  aber  der  tonisircmle  Einfiuss  des  Eisens  auf  den  Gesan 
so  häufig  augenfällige  Bf'ssenmgcn  hervortreten,  dass  es  mit  L'nta 
aus  zu  empfehlen  ist.    Einem  bestimmten  Eisen praeparat  ist  ein  \ 
räumen,    vielmehr    muss    man    individualisiren    und    dasjenige  Pn 
welches  am  besten  bekömmlich  ist.    Auch  die  eisenhaltigen  Bäder 
Pyrmont  etc.  werden  von  Mosler  empfohlen.    Das   ferner  versuch 
Arsen  (Mosler)  verdient   im  Verein   mit  Chinin  und   Eisen  iu  ei 
zu    werden.  '  Ob    man    sieh    die    günstigen    Wendungen    im    Kral 
directon  Einflusti  des  Arseiis    auf   jie    LeukocN^^ 


Bukacmio 


—     883     — 


Loukaemie] 


I 
I 

I 


Syiihilis  vorliamleii  war,  ebonsowciiig  vim  Nutzen  erwiesen,  wie  eine  l^u<^cksilbor- 
Behandlung  (C.intani  und  Bircli-Hirschfeid).  Als  Milz  -  verkleinernde  Mittel 
wurden  l'>iicaly|>tusöl*  und  Tiperin*,  welche  zusanunen  mit  Cliinin  und  Wachs 
Alu  Pillen  längere  Zeit  genommen  werden  sollten,  empfohlen  (Mosler).  Angebliche 
Heilung  ist  in  einem  Falle  durch  Ammoniak  erzielt  wortlen  (Martyn  1864) 
.und  ein  sehr  günstiger  Erfolg  durch  Behandlung  mit  Kreosot  innerlich  und 
Lysoldarmausspülungen*  von  Vehsemeyer,  welcher  auch  die  Tinctura  Berberidis 
vulgaris,  sowie  das  Berberinum  sulfurioun  als  Storaachicum  empfiehlt.  Feinen 
besonderen  Ruf  haben  sich  längere  Zeit  hindurch  fortgesetzte  Sauerstoff-Inha- 
latinen  (Sticker,  IMctzer,  Kickenbusch  u.  A.)  iTworben,  welche  zwar  keine 
Heilung,  aber  erln'biielie  Besserungen  des  Allgemeinbefindens  und  des  Blutes  hervor- 
rufen sollen.  Den  anfänglich  beoi)achteten  günstigen  Erfolgen  stehen  aber  ebenso 
zahlieiehe  .Misserfolge  gegenüber;  in  einem  Falle  konnte  gar  keine  Aenderung  im 
Blutbefunde  constatirt  werdi'u  (Grawitz).  So  erklärt  es  sich,  dass  die  Sauerstoff- 
Therapii'  kt-inen  allgemeinen  Anklang  gefunden  hat. 

Dnrcb  directe  Ueberleitung  von  gesundem  Blute  das  leukaemische  zu  verbe.ssern, 
ist  besonders  von  Mosler  befüraortet  worden.  Da  er  sali,  dass  nach  Transfusion 
von  grös-seren  Mengen  (180  ccni)  defibrinirten  Blutes  eine  vorübergehende  Ver- 
kleinerung der  Milz  und  Verringerung  der  Leukocyten  eintrat,  glaubte  er  später, 
dass  wiederholte  Transfusionen  daucniden  Erfolg  haben  könnten.  Doch  hat  sich 
diese  Erwartung  nicht  bestätigt:  ininier  handelte  es  sich  höchstens  um  vorüber- 
gehende Erfolge.  Auf  (innid  der  Benbaehtnng,  dass  gewi.sse  Organextracte  einen  Zer- 
fall von  Leukocyten  in  der  Blutbahn  hervorrufen,  injicirto  Jacob  einem  Leukae- 
misehen  Milze.xtract  .subcutan  in  Intervallen  von  einem  Tage,  worauf  jedesmal 
nach  der  Injertimi  eine  allenlings  nur  vorübergehende  Verringerung  der  ZabI  der 
Leukocyten  eintrat.  Die  dabei  beoliacbteteji  Anfälle  von  schwerer  Dyspnoe,  welche 
auf  Vi'rstopftüig  von  Lungeiic:apill;iren  in  Folge  der  starken  Lenkocytenauflösung 
zurückgeführt  wenlen  inüs,sen  (Jacob),  la.ssen  dies  Experiment  als  gefährlich  er- 
scheinen. Auch  die  subcutanen  resp.  intravenfisen  Injectionen  von  Sperniin*  und 
Zimmtsüurc*  (Richter  und  Spiro)  las.sen  das  interessante  Factum  wner  transito- 
rischen  Leukocyten-Vennijiderung  i'rkennen,  kommen  alier  für  die  Therapie  einstweilen 
nicht  in  Fr;ige.  Mit  diesen,  auf  directe  Verbesserung  des  Blutes  gerichteten  Experi- 
menten stehen  in  nahem  Zusammenhange  gewisse  Eingriffe,  indirect  das  Blut  Leu- 
k.'iemisclier  zu  beeinflussen.  Es  exisfiren  Beobachtungen,  nach  welchen  die  leu- 
k:ir'miscbe  Blutbesch;iffenheit  in  erheblicher  Weise  durch  intercurrente  fieberhafte 
Infectionskranklieiten  derartig  beeinflusst  wurde,  d;iss  die  Leukocyten  auffallig  an 
Zahl  zurückgingen  und  bilufig  auch  die  Milz  und  Lymphdrüsen  abschwollen.  Beson- 
ders bei  intercurrirender  Sepsis,  Tuberculose,  Pneumonie,  Influenza  hat  man  diese 
Erscheinung  heobachtet  und  daraufhin  versucht,  durcii  künstliche  Infection  eine 
Verminderung  der  Leukocytenzahl  zu  erzielen.  So  konnte  nach  Anlegung  eines 
Abscessi's,  durcli  subcutane  Injection  von  1  g  Oleum  Terebinthinae.  auf  der  Gorhardt- 
schen  Klinik  ein  vorübergehender  Rückgang  der  Leukocytenzahl  beobachtet  werden 
(Grawitz).     Auch  diese  Versuche    haben    nur  vorübergeliende  Besserungen  ergeben. 

Durch  verschiedenartige  äussere  Eingriffe  hat  man  besonders  die  Milz  zu  beein- 
flussen gesucht.  Mosler  empfahl  die  kalte  Douclie  auf  die  Milzgegend,  Botkin 
schlug  vor,  die  Milzgegend  zu  elektrisiren,  um  sie  zur  Verkleinerung  zu  bringen.  In 
manchen  Fällen  von  starkem  Druck  des  Milztumors  auf  die  Unterleibsorgane  kann 
man  versuchen,  durch  Bandagen  von  unten  her  die  untere  Milzkante  etwas  anzuheben 
und  die  Organe  dadurch  zu  entlasten.  Schliesslich  sind  noch  directe  chirurgische 
Eingriffe  auf  die  Milz  zu  erwähnen,  von  welchen  parenchyraatöse  Injectionen 
versi'hiedener  Stoffe  zur  Verdüntmug  und  Verkleinerung  des  Milzgewebes  sich  als 
relativ  unschädlich  erwiesen  haben.  .Mosler  empfahl,  Injectionen  von  Solutio  arseui- 
calis  Fowb'ri  oder  KarboLsäure  direct  in  die  Milz  vorzunehmen,  von  anderer  Seite 
wurden  Injecticmen  mit  Jod  mul  Ergotin  vorgeschlagen.  Auch  parenchymatöse  Injec- 
tionen mit  den  gleichen  Stoffen  in  die  geschwollenen  leukaemischen  Lymphdrüsen  sind 
ausgeführt  worden,  inde.ss  dürfte  man  im  Allgemeinen  von  dieser,  immerhin  nicht 
ungefährlichen  Methode  aI)gekommen  sein,  ebenso  wie  von  der  Milzexstirpation. 

Die  allgemeine  Therapie  der  Loukaemie  hat  zu  berücksichtigen,  dass  der  Stoff- 
wechsel dieser  Kranken  einen  ge.steigerten  Eiweisszerfall  erkennen  lässt,  welcher 
Asich  V.  Nourdeu's  u.  A.  Annahme  au  die  Einwirkung  eines  Protoptasma-zerstCreu- 

56* 


Appetit  ungüustig  beeinflussen  könnte.     Anf  der  anderen  Seite 
Stuhles    Aufmerksamkeit    zu  schenken,  da  durch    Verstopfung:  d 
liikl  ungünstig  lieeinflusst  wird.     Daher  ist  der  Vorschlag  von  V 
wä^iing    wertli,    eine    Antisepsis    des    Darmes    zu    versuchen,    i 
Resorption    von    toxischen    Materialien    entgegen     zu     wirken, 
Salol  u.  A.     Kerner  ist  auf  den  Aufenthalt   in    reiner   Luft  Gewir 
dem  Lande  und   in   Badeorten,    StahlbUdem,    MoorhSdcrn    und 
finden  sich  häufig  günstige  Bedingungen  für  Leukaemiscbe. 

Symptomatische    Behandlung    erfordern     häufig     auftreten 
Diarrhoen,  HnutausschÜlgo,   Schmerzen   in   den    verschiedensten 
wird  gut  tliuri,  sich  soviel  als  möglich  vor  eingreifendi-n  thorape 
zu  hüten,  da  Alles  vermieden  werden  muss,  was  die   Kachexie  v 

Leokerbad,  r.Dtirlio-Ics-Dainii.  im  Kantun  Walüs  1415  m  boeb  »in.u-o^rlittfrt 
und  ei]««iilik1tiKen  Oipsqiicllen,  wniclie  la  Bftdern.  Dinilwei!»  van  «1  j 

I>io  LDrenitqnclU  (61  °)  CDthilU  u.a.  1,5  Calcium-.  0.33  )I*|{'"^<iuni- 
bicarbunaL    Indicirt  bei  chroniAchen  Hautkrankhcilrn,  Klii*umall«uju-  m.  ;   .tl-uu 

Lenkocytose    ist  ein  Zustand  rics  Blutes,  bei  welchem  das  Verh 
Blutkurpcrchcn  zu  Ouiisten  der  weissen  verändert  ist.    Man  utn 
örtliche,    eine   vorübergehende  von  einer  dauernden  Leukocytose,  oder 
activen    und   passiven,  je    nachdem  die  Vennehrung  der  weissen  Blutk 
octive   chemotaktische   Zuwanderung   ins  Blut   oder    durch    eine   passiv 
vermehrter  Production  in  den  Bildungscentren  der  weissen  Blutkörptrch 
Nach  der  speciellen  histologischen  Eigenschaft  der  vermehrten  ' 
man  von  einer  polynucleären  neutrophilen  und  eosinophilen  Lf. 
theilung    ist    diu    nach    der  Entstehungsursache    in    eine    physiologisiU 
pathologische    F'orm.     Kine    physiologische  Leukocytose    ist    die  \'t 
Blutkörperchen  in  der  Schwangerschaft,    die  mit  dem  Fortschritt  derseltl 
Lciikocytose  der  Neugeborenen.     Sie    findet   sich    ferner    einige  Stundea 
aufnähme    und    zwar    nach  Eiweissuahrung   al.s    sogenannte  Verdaunn 
erltliirt  sich,  wie  experimentell  hervorgeht,    aus  der  durch  Chemotaxis* 
Wanderung  von  Leukoeyten.    Spritzt  man  nämlich  in  das  Blut  solche  SU 
den  Leukoeyten  die  Eigenschaften  positiver  Chemotaxis  besitzen,  so  tritt 
Blutkörperchen  an  den  Ort  der  Einspritzung  und  der  Depots  ein,  das  n 
gross  ist,  wie  bei  einer  Eiteransammlung.    Zu  diesen  für  Leukoeyten  p< 
Körpern  gehören  ProteVnsubstanzcn  pHanzlichor  und  thierischer  Natur, 
Aleuronnt  (Büchner),   welche  eine  so  starke  Loukocytose  hervorru/eo, 
Substanzen  weisse  Blutkörperchen  selbst  in  grösseren   Anhäufungen    aus 
kann,  sowie  Nuclei'ne,  ferner  chemische  Substanzen,  wie  Antipyrin  und  P 
Baktericuproteinc    und    viele    bakterielle    ^t"ff'»'"-t'»«i"'-"«<"f*V      T>trirT 


rLeiikoc}'tose 


885     — 


LeTistieuni] 


I  Blutungen),   oder    als  Folge   der  Anwesenheit  leukotaktischer  Substanzen    im  Blute  vor.    Sic 

(findet   sieh   bei  den  verschiedensten  Infectionskrnnkheitcn,    um    bei   anderen    zu  fehlen,    ohne 

idass    hierfür    allgemein    gesetzmässige  Beziehungen    bestehen.     So  findet  sich  namentlich  bei 

JAcuter  fibrinöser  Pneumonie  im  Beginne  und  vor  der  Krise  erhebliche  Leukocytose  als  prognostisch 

günstiges  Zeichen,  während  deren  Ausbleiben  die  Prognose  erheblich  verschlechtert.    Die  Leu- 

tocytose   geht    übrigens    hier  parallel   mit  dem  Peptongehalt  des  Blutes.     Leukocj'tose  tindet 

sich    ferner    bei  Erysipelas,    bei  serösen  und  eitrigen  Entzündungen  der  serösen  Häute,    also 

B.  bei  citriger  Meningitis,    bei  Sepsis    und    Puerperalfii-ber.    Sie  fehlt   dagegen    bei  acuten 

rExanthemen,    bei  Tubcrculose,  so  lange    keine    Kachexie    eingetreten,    sie  macht  sogar  einer 

Dedeutenden  Verminderung  bei  Abdominaltrphus  Platz.    Bei  Diphtherie  findet  sich  gevröhnlich 

keine  Leukocytose,    ihr  Auftreten  soll  sogar  prognostisch  ungünstig  sein. 

Die  allgemeine  d.iuerndc  I.eukocytose  ist  ein  Symptom  vieler  chronischen  Krankheiten, 
rie  der  Krebskaehcxie  und  der  Hydraemie;  der  höchste  Grad  einer  Leukocytose  tritt  bei 
lacuter  und  ehroiiwcher  Leuk^emie  auf.  Vor  dem  Tode  wird  vielfach  eine  praeagonale  Leuko- 
cytose  beobachtet.  Die  künstliche  Erzeugung  der  allgemeinen  Leukocytose  zur  Behandlung 
septischer  Erkrankungen,  wie  Piicrperallieber,  durch  Einspritzung  von  NucleVn,  Pilokarpin  und 
anderen  Leukocytose  erregenden  Substanzen  ist  mit  einem  gewisseu  Erfolge  versucht. 

A.  OOTTSTEIN. 

Leukoderma  bedeutet  geuerell  Pigmentmangui  der  Haut,  Achromatose *,  wird  aber  fast  aus- 
schlics.slicb  für  den  im  Secundäpiladium  der  >SyphiiLs  besonders  bei  Frauen,    wenig    bei  Mün- 

tnem  am  Nacken  und  Hals,  selten  auch  an  anderen  Körperstellen  auftretenden  Pigmentmangel 
gebraucht.  Die  Flecke  sind  Stecknadelkopf-  bis  linsen-,  bis  zehnpfennigstück-gross.  weiss, 
glatt  und  geheu  allmülig  mit  einem  nach  aussen  convexen  Bogen  in  die  byperpigmentirte 
Umgebung  über.  Meist  scheinen  sir.h  die  Flecke  au  den  .Stellen  auszubilden,  wo  sich  vorher 
keine  specifisehen  Efilorcscenzen  befanden;  au  behiiarten  Partien,  Nackenhinterhauptsgrenze, 
fallen  auf  dem  Ldcus  aifectus  bisweileu  die  Haare  aus.  Das  Leukoderma  ist  ein  ziemlich 
sicheres  diagnostisches  Zeichen  für  eine  seit  einigen  Monaten  bestehende  Syphilis;  selten  finden 
sich  Flecke  auch  bei  nicht  syphilitischen  Personen.  Es  schwindet  meist  nach  einigen  Monaten, 
besteht  selten  einige  Jabre  und  wird  von  der  antisyphilitischen  Therapie  nicht  beeiuflusst. 

SAALFEI.D. 

Lenkomaine  (^.«üxoj/ia-Eiwciss)  nennt  Gautier  alle  im  lebenden  Organismus  durch  den  nor- 
malen Stoffwechsel  gebildeten  basischen  Zersetzungsproducte  der  Eiweisskörper.  Es  gehören 
hierher  verschiedene  von  G.Tutier  aus  Fleisch  isolirte  basische  Körper:  .X'authokreatiniu, 
Amphikreatin,  Crusokrcatinin,  Pieudoxanthin,  femer  Kreatinin,  das  von  Liebreich  im  Harn 
nachgewiesene  BetaVn,  ein  nach  Pouche t  im  normalen  Harn  vorkommendes  AlkatoTd,  ein  im 
menschlichen  Speichel  vorkommendes  Alkalo'id;  auch  die  Basen  des  Leberthrans:  Morrhuiu 
und  Aseüin,  werden  von  Gautier  zu  den  LeukomaTnen  gerechnet. 

LANOOAABD. 

Lerico,  Badeort  in  Südtirol,  520  m  hoch,  ausgezeichnet  durch  sein  auch  vielfach  versandtes 
Eisen-Arsen-Wasser.  Die  schwächere,  zu  Trinkkuren  dienende  Quelle  enthält  0,66  schwefel- 
saures Eisenoxydul,  0,27  schwefels.-iures  Eisenoiyd,  0,16  Aluminium-,  0,32  Calcium-,  0,24 
Mognesiumsulfat,  0,00095  arsenige  Säure.  Die  der  Caverna  del  Vitriolo  entspringende  Stark- 
waaaerquelle  wird  zu  Trinkkuren  und  ebenso  wie  der  mit  dem  Niederschlage  der  Quelle  ver- 
mischte Schlamm  zu  Bädern  benutzt  (2,57  schwefelsaures  Eisenoxydul,  1,3  schwefelsaures 
Eisenoxyd,  0,62  Aluminium-,  je  0,38  Calcium-  und  Magnesiumsulfat,  0,0087  arsenige  Säure). 
Die  Verabreichung  erfolgt  '/i  bis  1  Stunde  nach  den  Mahlzeiten  zu  t.iglich  2  bis  4  Esslöffeln 
des  schwächeren  Wassers  in  Wein,  Bier  oder  Wasser  und  wird  nach  2  bis  3  Wochen  bis  auf 
4  bis  8  Esslöffel  starkes  Wasser  gesteigert.  Indicationen:  Anacmie,  Chlorose,  Nen-enlciden, 
chronische  Hautkrankheiten,  Krankheiten  der  weibliehen  Geschlechtsorgane.    Juni  bis  .'^cptcmbcr. 

WÜKZBUKO. 

LcvisticUDl  Kocil.  PflanKüngBttQng  km  der  Fan.  der  UmbelUferae*.  Oruppe  der  Orthospermafi.  tTntprfkm. 
ADgeticcau,  L.  ofrtein*le  Soeli  (AngoIiOft  palndapifulia  Lkm..  L.  pal  adapi  folinn  Aücbers.,  Li- 
gusti«um  LpTisti«nm  L.).  LiebitOekel,  »ine  auNdanentdo  Stande  mit  flei«rtiiifi'r,  bU  40  cm  dicker  Wnnel, 
1—2  m  hohem,  hublem  äUmin,  wird  als  AnDeipflanae  cultirirt.     Heimisch  in  .SUdouropa.  U. 

Radix  Levistici  s.  Ligustici  s.  Laserpitii  germanici,  Racine  de  Livcche, 
Lovage  Root,  Liebstöckclwnrzel,  Ph.  G.  HI,  i.st  die  süsslich  aromatisch,  hinterher  bitter 
und  sch.irf  schmeckende  Wurzel  von  Angelica  Levisticum  s.  Levisticum  oflicinale.  In  ihr 
sind  aetherisches  und  fettes  Oel,  Harz,  Zucker,  Bassorio,  brauner  Balsam,  .Stärke  und  Farbstoff 
nachgewiesen  worden.  Levisticum  wird  als  Uiureticum  bei  hydropischcn  Ergüssen,  chronischen 
Herzfehlem  verwendet,  besitzt  jedoch  auch  tooisirende  und  excitirende  Eigenschaften.  0,5  bis 
^^S,0  mehrmals  täglich  als  Species,  oder  im  Infus  5,0 — 15,0:  100,0. 

^B  Extractum  Levistici,  Liebstöckelextract:   von  Con.s-istenz  2,   in  Wasser  trüb 

^^  löslich.     Dosi.s  0,5 — 1,5  mehrmals  täglich  in  Mixturen,  Pillen. 

^B  Tinctura  Levistici:  1:5.     Dosis  3,0 — 4,0  mehrmals  täglich. 

^B  FiDotus  Levistici,  Semences  d'äohe,  werden  wie  die  Wursel  verwendet 


inocben,  welche  rothe  und  weisse  BlutkorpercIieD  iimscTiIiesseh  anc 
icbiuht  am  besten  bei  bober  Ausseotemperatur  oder  auf  dem  he 


Leygln  gnr  Algle,  klimatiseh^r  .Sommer-  und  WinttTkurort  im  ltaiit,.u  ^VJl>.]l. 
')Kt)Mi  oftpii,  »onst  durch  Berge  peACbUtzt.  Luft  trtiricon  und  r»in.  In  |]<ihi<  i-i 
loriiiin  mit  Kederklon  Oallerien  und  äuiiboiea.  wu  die  Kninken  im   Fiei<_*u   luhrici 

LiAvTIs  Srhrob.     rflanzengattuntc  aas  dpr  Farn,  der  Com  pui^i  tat»  *.  V;  ' 
iiiselit)  Ktloter  aud  8trllueher  mit  knolliger,  hanrpirher  Wurzel   and  ' 
k'ipfe  meist  rotfa.     L.  oduratiwsiraa  Wiild.,    die    «amerifcaniifclie   \ 
wird  als  Ersatz    der  Tonkaltobneu   (Pipteryx")    gebraucht.     Die  Wurzel     nt    b«rA' 
Kbenio  laden  Venrenduni;  L,  apioata  Willd.    Pennsjtlraniens,  TirKinluns  und  L.  qma^ 

Liberty  hOf   Spring  j  im  Stute  Colondo,  mit  00-e&°  warmen   Qnanea  (0^— l.}  Xi 

Liehen.    Der  in  der  älteren  Dermatologie  für  eine  sehr  grosse  Aozobl  ro 
affeclionen    angewandte  Name  „Liehen"   wurde   von  Hcbra    tind  Kapi> 
jeuigcu  Knötchcn-Eruptionen,    welche    nicht   nur    ein    vorübergehendes 
sondern  die  einzige  Erscheinungsweise  der  cutancn  Affection   darstellen, 
ncten  sie  als  .Liehen"  nur  noch  die  beiden  Formen    des   Lieben  ruber, 
und  acuminatus,  und  den  L.  serofulosorum.    Da  indess  der  Xame  nicht 
K)rscbcinuiig   ausdrücken,    sondern    zugleich    einen  Krankheitsbegriff   deo 
/usammeufassung   des  Liehen  serofulosorum  und  des  Liehen    ruber  ungei 
verwendet  die  Bezeichnung  Liehen  hesser  nur  für  die  als  Liehen  ruber 

Dio  übrigen  Lieheii-Formen  dagegen  bezeichnen  wir  ihrem  eigei 
entsprechend,  sei  es,  doss  wir  den  pathologisch-anatomischeD  Vorgaj 
Nomenclalur  zu  Grunde    legen.      Lieben  acneique    ist    für    uns    eine  Fi 
s.  .\cae;  Ij.  pilaris  eine  Ichthyosis  oder  Keratosis  pilaris  3.  fotlicul 
erscheint  als  eine  folliculär-iocalisirte  Form  des  Scrofulo-  s.  Tuberculod^ 
(L.  urticatus)  ist  besser  als  Urticaria  p.npulosa  zu  bezeichnen.     Liehen 
Form    des   papulüsen    Syphilids.      Liehen    tropicus     entspricht    dem 
Sehwciss    hervorgerufenen    Ek/.  em    der  Wiener  Schule,    der   prickly-hejt 
auch  Sudamina  und  Miliaria  rubra  benannten  Knötchenformen.     Liehen  i 
durch  Hncmorrhagien  in  die  nllerobersten  Hautschichten  erzeugte  Hautet 

Viel  schwieriger  sind  die  Liehen-Formen  der  alten  französischen  A 
Der  Liehen  simple  aigu(Vidal)  ist  eine  der  Hebra'schen  Prurigo 
VidaTsche  L.  polymorphe  feroi  ist  identisch  mit  der  echten  Prul 
eigenthümlicbe  Mittelstellung  nehmen  dagegen  ein  der  L.  simple  cbronid 
L.  polymorphe  mitis.  Einerseits  bietet  der  Charakter  der  Knütchenbildui 
eiroumscriptus  sehr  viele  Berührungspunkte  mit  den  beim  L.  ruber  auflj 
sodass  Tommasoli's  Vorschlag,  die  Bezeichnung  Pseudolic  hi-n  zu 
rechtigt  erscheint.  Andererseit.s  sind  die  sehr  häutig  sich  anscbliessi 
formen,   die    diffuse    als  „Lichenincation"  bezeichneteJoSUiiBH^^HM^^ 


Liehen 


887     - 


nicus  und  polj-morphe  niitis)  Vi  dal  hier  abhandeln,  von  der  Annahme  ausgehend,  dasa  der 
alte  von  den  ersten  Besciireibcru  gewählte  Name  im  gegenwärtigen  Augcnbliclc  den  gering- 
sten Widerspruch  von  den  verschiedenen  an  der  Discussion  belbeiligten  Seiten  erfahren  werde. 

Liehen  ruher.  Diese  nicht  sehr  häufige  Dermatose  kommt  in  zwei  Formen  vor.  Liehen 
ruber  acuminatus  und  Ltclien  ruber  planus  (Kaposi,  Neisser).  Der  lj.  ruber  acuminatus 
(der  L.  ruber  Uebra's),  die  seltenere  Korm,  ist  meist  eine  ernste,  das  Allgemeinbefinden  sehr 
empfindlich  störende,  ohne  die  specilische  Therapie  event.  sogar  letal  endigende  Erkrankung, 
obarakterisirt  durch  oft  sehr  acut  sich  entwickelnde  folliculär-localisirte,  mit  Hj-perkeratosc 
oinhergehendc  entzündliche  Knötchenbildung.  Die  spitzen  Knötchen  sitzen  theils  isolirt,  Iheils 
confluiren  sie  zu  grossen  Plaques,  ja  zu  universeller  Ausbreitung  über  den  ganzen  Körper. 
Diese  universelle  Form  der  entzündlichen  Hautalteration  ist  durch  die  Spannung  und  Sprüdig- 
keit  der  Haut  sehr  lästig,  zumal  wenn  eine  stärkere  Desquamation  die  Bildung  von  Rhagaden 
noch  mehr  begünstigt.  Haare  und  Nägel  bleiben  natürlich  nicht  intact.  Ein  sehr  starker 
Juckreiz  erhöht  die  subjectiven  Beschwerden,  verursacht  Schlaflosigkeit.  Dazu  gesellen  sich 
Appetitlosigkeit  und  nervöse  Störungen  aller  Art,  oft  gefährdet  eine  ausgesprochene  Kachexie 
das  Leben.  Daneben  werden  leichtere  Formen  beschrieben.  Es  ist  jedoch  zur  Zeit  nicht 
sicher  festgestellt,  ob  die  milden  Formen  zum  L.  ruber  acuminatus  zu  zählen  (Kaposi), 
oder  nicht  vielmehr,  wie  französische  Autoren  und  Neisser  ghiuben,  als  eine  eigene  Form 
von  Ker.itosis  als  ?itj-ri.isis  (sivc  Keratosis)  pilaris  (follicularis)  rubra  aufzufassen  seien.  Die 
benigne  Schwesterform  des  L.  r.  acuminatus  ist  der  L.  ruber  planus  (Liehen  planus  Wilson), 
eine  in  der  äusseren  Erscheinungsform  ungemein  wechselnde  Dermatose.  Das  typische  Lichen- 
knötchcn:  ein  stccknadelkopfgrösscs,  rothgelbliohes,  auf  der  Oberfläche  fl.iches.  glänzendes  Ge- 
bilde findet  sich  bald  in  isolirten,  regellos  in  wechselnder  M.xsse  über  die  Körperbaut  ver- 
streuten Erhebungen,  bald  zu  annulären,  zu  flachen  Scheiben  sich  entwickelnden  desqua- 
mirenden  Formen  vereinigt,  bald  zunillijteii  Laesionen  folgend  in  strichförmigcr  Anordnung, 
bald  durch  stärkere  Entzündung  und  Hyperkcratose  mächtig  vergrJssert  zu  isolirten  oder 
korallenschnurartig  geordneten  warzenartigen  Gebilden.  Auf  der  Schleimhaut  des  Mundes 
finden  sich  Leukoplakie-ähulich  verfärbte,  gcfelderte  weissliclie  Schwarten.  Meist  begleitet 
ein  sehr  starkes  .lucken  die  Erkrankung.  Es  erzeugen  bisweilen  ganz  unbedeutende  Eruptionen 
intensive  Beschwerden,  Erregtheit,  Schlaflosigkeit,  aber  in  anderen  Fällen  verlaufen  universelle 
Ausbreitungen  ohne  .luckreiz. 

Das  Heilmittel  des  L.  ruber  ist  das  Arsen,  mit  dem  es  gelingt,  ohne  jede  externe  The- 
rapie, auch  die  schwersten  Fälle  von  L.  ruber  .acuminatus  und  planus  zu  hellen.  Die  Arsen- 
Verabreichung  muss  eine  energische,  intensive  sein.  Wieweit  statt  dessen  Anlimon-Praepa- 
rate  (Hutchinson,  Jamieson),  Pilokarpin  in  subcutanen  lojectioncn  (Köbner),  schliess- 
lich Thyreoidea  brauchbar  und  vorthcilhaft  sein  werden,  bedarf  weiterer  Erfahrungen.  Für 
milde  Fälle  reicht  die  innerliche  Medication  aus;  für  schwerere  Fälle  empfehlen  sich  subcu- 
tane Injectioricn,  sei  es  von  Solutio  Fowleri  (rein.  '/2 — 1  Cf™  pro  die)  oder  von  ',  j — 1 — 2  ccm 
folgender  Lösung:  Acidum  arsenicosum  0,3,  .\cidum  carbolicum  1,0,  Aqua  dcstillala  ad  30,0 
(Neisser).  Diese  Injectionen  sind  vollkommen  schmerzlos.  Köbner  empfiehlt  Injectionen 
von  Natrium  arsenicosum  0,1  :  10,0,  '/s — 1  ccm  pro  die.  Die  Therapie  per  o»  ist  unsicher, 
oft  auch  schädlich,  weil  Mageu-  und  Darmstöningen,  Appetitlosigkeit  sich  einstellen:  und 
doch  bedarf  man  oft  grosser  und  energisch  wirkender  Dosen.  Am  meisten  gebraucht  werden 
für  diesen  Zweck  die  asiatischen  Pillen*.  Gut  vertragen  wird  sehr  oft:  Solutio  Fowleri  5,0, 
Tinctura  Strrchui  5,0,   Tinctura  Chinac  composita  40,0;  3 mal  täglich   30—50  Tropfen. 

Die  externe  Therapie  ist  theils  eine  symptomatische,  .lucken  bekämpfende,  theils  eine  die 
Dermatose  selbst  zur  Involution  führende  Behandlung.  Zur  Milderung  des  Juckens  dienen 
1.  vorsichtige  Waschungen  mit  Spirituosen  Lösungen  von  Karbolsäure  (3  pCt.),  Thymol 
C/s— 1  pCt.),  Menthol  (1—2—5  pCt.),  resp.  Corabinationen  dieser  Medicamente;  2.  Einfet- 
tungen mit  dieselben  Stoffe  enthaltenden  Salben;  3.  Einpinselungcn  mit  Tinctura  Rusci  vien- 
nensis,  Liquor  .\nthraci3  simplct.  Ferner  sind  empfohlen  35°  warme  Douchen  mit  nachträg- 
lichen kalten  Begicssungen ;  daneben  Castoreum-,  Asa  footida-  und  Valeriaua-Praeparate 
fUrocq,  Jacquet).  —  Theer-  und  Sublimatbäder  scheinen  wenig  zu  leisten.  Die  Liehen- 
Eruption  selbst  wird  von  Rcsorcin-,  Salicylsäure-,  Ichthyol-  etc.  Salben  nur  wenig  becinflusst. 
Auch  Unna's  0,2  proc.  Sublimat- und  4 pCt.  Karbolsäure-Salbe  hat,  abgesehen  von  der  drohen- 
den Intoxicatiousgefahr,  wenig  Erfolg.  Nur  Chrysarobin  ist  oft  ein  brauchb.iror,  wirklich  heilen- 
der Arzneikörper.  Die  mit  starken  Uommassen  besetzten  Formen  des  Liehen  ruber  verrucosus 
werden  durch  Emplastrum  s.aponatum,  ca.  10  pCt.  .Acidum  salicylieum,  Eraplastrum  Uydrargyri 
gut  erweicht.  Vidal  empfahl  Bäder  mit  Zusatz  von  1—2  Litern  Essig;  frrner  Einfettungen 
mit  Uagueiitum  Glycorini  neutrale  20,0,  Acidum  t.irtaricum  1,0,  später  Salbe  aus  Oleum 
Cadiui  5,0,  Unguentum  Glycerini  30,0.  Van  Doort  empfiehlt  mit  einem  Mikropaquelin  die 
einzelnen  kleinen  Knötchen  zu  berühren;  das  Jucken  soll  dadurch  sofort  beseitigt  werden. 
Bei  Liehen  ruber  der  Mundschleimhaut  empfehlen  sich  Pinselungen  mit  Iproc.  alkoholisch-aethc- 
rischer  Sublimatlösung.  Eine  besondere  Berücksichtigung  der  Diaet  erfordern  nur  die  genera- 
lisirtcn,  mit  hochgradigen  nervösen  Störungen  und  starkem  Jucken  einhergehenden  Lichcn- 
Eruplionen.  Getränke  (Kaffee,  Tbee,  Alkoholica),  gewürzte  und  scharfe  Speisen  werden  BU 
Vermeiden  sein,  ebenso  intensives  Bauchen,  Aufenthalt  in  sehr  beisscn  Locali^teo. 


[liiclieu 


—     «88     — 


; 


Liehen  chronicus   und  L.  polymorphe  miti 
einander  übergehenden  Formen  ist  eine  rein  symptoma 
B'allc  das  Allgetneiubtlindon,  die  Function  jedes  Urgao 
denkbare  Ursache   der  cutanen  Affcction  und    der    sal 
tigeu.    Allgemein  gültige  Vorschriften  aber  giebt  es  nil 
bchniidlung  namentlich  das  Jucken,    die  Schlaflosigkei 
Fscitationszustände    r.u    beeinilussen    suchen.     Von   Mi 
ßrompracparate,  Chinin,  Antipyrin  und  Fhenacetlu,  S( 
Karbolsäure,  einzeln  und  in  Combination.     Auch  das  Ai 
Pilokarpin.    Die  Therapie   bewegt  sich  also    in  wissenl 
therapeutisch  werden  bald  Schwefelbäder,   künstlich  ai 
richtet,  bnld  ganz  milde  Bolus  (V4 — '/»  1>B  P'o  balueo) 
mit   Douchen,    Begiessungen.      Empfebleuswerth    schein 
Schlangeubad,  eventuell  Kagatz,    in  Frankreich   Luieu 
St.  Gervais.     Manchmal  sollen  Schwitzkuren  Gutes  gel 
therapeutische  Massnahmeu  getroffen  werden  köunen. 
psychische  Verhalten    und    die  gesaramto  Lebeasveise 
Auch  Hypnose  ist  versucht  worden. 

Die  externe  Behandlung  wird  je  nach  dem  sd 
zündungserscheiuungen  bald  in  energischer  Weise  die  j 
sie  hervorgerufene  Jucken  zu  beeinflussen  suchen,  bati 
roatösen  Reizerscheinuugcn  beseitigen  müssen.  lu  letzt 
Ganzen  identisch  mit  der  bei  nässenden,  noch  im  fri 
Ekzemen,  nur  können  hier  gewisse  energischere  Hedic 
Chrysarobin,  viel  zeitiger  in  Anwendung  gezogen  w« 
(Zincum  oxydatum  purum  und  Amylum  •*  partt.  I 
Uuguentum  leniens  ü  I  oder  Vaseline  und  Lanolin  u  7 
genannten  Arzneistoffe  sehr  brauchbar.  Etwas  fetti 
von  Unguentum  leniens  und  Unguentum  simplex  zu  a 
liisrauthum  subnitricum  (10  pCt.),  Resorcin  (2—5  pCt-, 
werden  können.  "Noch  erweichender  ist  Unguentum 
guentum  diachylon  (Bebra)  mit  und  ohne  Zusatz  von  t 
ist  folgende  Vorschrift:  Unguentum  Va,sclini  plumbl 
Vaseline  50,0.  Liquor  Aluminii  acetici  10,0.  Sobald  d 
scheinuogen  verschwunden  sind,  kann  man  mit  Theer- 
sehr  häufig  Ausgezeichnetes  erreichen.  Von  bcsonderei 
Beseitigung  des  Juckeos,  ist  ein  möglichst  voUkomi 
verbänden,  oder  von  I'flaster-Einwickelungcn,  Zink-Leii 
Firnissen  und  trocknenden  Pinselungen  (z.  B.  Thiol  I 
10,0—20,0,  Tinctura  Bcnzoes  60,0;  Thecrtinclur,  Liq 
Glyceriii,  Alkohol,  Acther  ü>  30,0;  Liquor  carbouis  deU 
Zincum  oxydatum,  .Amylum  ü  20,0.  Glycerinum  30,0,  Spi 
Daneben  gehen  einher  Bäder,  spirituöse  Waschungen  mit 
säure  und  Einfettungen.  Besonders  zu  berücksichtig« 
salben  mit  Liquor  Aluminii  acetici,  ferner  die  Glyci 
sich  sehr  leicht  abwaschen  lassen,  z.  B.  Acidum  tar 
Acidum  carbolicum  1,0,  Unguentum  Glyccrini  54,0  (Vi 
Fällen,  die  jeder  Therapie  Widerstand  leisten,  ist  ( 
schnell  eintretender  und  zufriedeustol lender.  Sehr  oft 
Beseitigung,  weil  die  oft  auffallend  rasche  Besserui) 
schwerden  die  Patienten  verführt,  die  Behandlung  zu 
eventuell  auch  eine  den  Gesammtkörpcr  berücksichtige! 
Termin  der  scheinbar  erzielten  Heilung  hinaus  fortgeso 

Liehen  isilandicDs,  Cetraria,  Liehen  d'lalande,  Ic 
scIics  Moos,  Kramperl thcc,  Ph.  G.  UJ,  ist  die  gett 
Ach.  s.  Liehen  islaudicus  L.  Von  wirksamen  Best 
zu  70  pCt.  und  Cetrarin*  oder  Cetrarsäure  zu  2  pCt.,  aui 
Zucker,  Gummi,  Extractivstoffe,  Chlorophyll  und  Salce. 
Linnc  und  Scopoli  eingeführt)  wird  im  Norden  Euro 
mittel,  auch  als  Nahrungsmittel  benutzt,  dient  auch  1 
Kochen  mit  verdünnten  MincraLsäuren  70  pCt.  Zucker 
der  demulgirendcn  des  Licheuins  und  der  tonisireudon 
eine  Compouente,  der  Bitterstoff,  leicht  isolirt  werden 
keinem  anderen  Mittel,  in  der  Hand,  durch  geeignet) 
Mucilaginosum,  als  Amnnira  oder  als  Amarum  mucill 
das  letztere,   so  wählt  man  das  Decoct,  welches  bei  ( 


Mlenenisfaiiai?»^^^^^^^^^^-    889    —  Ijivht] 

^  gelatinirt,  als  Am.irum  dient  das  Macerat  oder  Infus  und  als  Hucilaginosam  trirkt  das  Decoet 
^  aus  dem  entbitterten  Moos.  Benutzt  wird  isländisches  Moos  zur  Keizmilderuiig  bei  cbroui- 
^Lachen  Katarrhen,  bei  Diarrhoen  und  darniederliegendem  Appetit,  bei  Dy.soutcria  chronica, 
^fatonischer  Verdauuiigsschwächt-,  wodurch  es  sich  einen  Ruf  bei  Tuberculos«  erworben  halte. 
»  Auch  der  Bitterstoff  hat  therapeutische  Beachtung  gefunden.  Er  ist  ein  Stimulans  für  die 
-  i'eristaltik  und  die  Bildung  der  Bluteleraente,  erregt  das  Centraincrvensystem.  Nur  in  grossen 
Dosen  kann  Tod  unter  Convulsionen  eintreten  (Kobert).  Benutzt  wird  Cetraria  bei  Anorexie 
lind  Obstipation  auf  cblorotischer  Basis,  auch  als  Febrifugum.  Dosis  des  Decocts  20,0 — 30,U  • 
100,0—400,0,  des  Infuscs  10,0—15,0:  150,0,  des  Cetrarins  0,15  zwei-  bis  dreimal  täglich. 

Gclatina    Lichenis    islandici    sicca  Ph.  Belg.:    Liehen    islandicus  7    wird    mit 
Aqua  q.  s.  gekocht.     Die  Colatur  wird  mit  Saccharum  1  zur  Trockne  verdampft 
Geintina  Lichenis  islandici  saccharata  sicca  Pb.  G.  I:  Lieben  islandicus  16, 
Kalium  carbooicum  I  werden  mit  Wasser  bedeckt,  welches  nach  24  Stunden  abge- 
gossen wird.     Das  noch  feuchte  Moos  wird  mit  Aqua  400   im  Dampfbade  digerirt. 
Zur  Colatur   wird  Saccharum  8  gegeben,    zur  Trockne    verdampft    und    gepulvert. 
Dosis  thee-  bis  esslöffelweise  zu  Aqua  5.0 — 20,0. 
Liehen  islandicus  ab  amaritie  liberatus,  cntbittertes  isl, indisches  Moos, 
wird  durch  3  stündige  Macerntion  mit  1  — Sproc.  Kaliumcarbonatlösung  oder  durch 
Digestion  mit  warmem  Wasser  und  Trocknen  erhalten.     Dosis  wie  bei  Liehen. 
Pasta  Lichenis  islandici  opiata  Ph.  Gall.:  Dccoctum  Lichenis  islandici  ab  ama- 
ritie   liberali  50  ■  300,  Gummi  .Senegal  250    werden    colirl,    nach  Zusatz    von  Sac- 
charum '200,  Extractum  CJpii  0.1  zur  Teigconsistenz  verdampft  und  in  Formen  er- 
kalten gelassen.     100  enthalten  0,02  Extractum  Opii. 
Sirupus  Lichenis  Ph.  Ilisp.:    Liehen  islandicus  ab  amaritie  liberatus  80  mit  Aqua 
600  gekocht;  die  Colatui  wird  mit  Sirupus  simplex  1035  versetzt  und  weiter  ein- 
gekocht. J.  JACOBSON. 
Lieben  In.  CeHjgOs.    besonders  In  Cetraria    ulamitca   enthalten,    bildet   eine  durehecheinende    itprOde  Moaee, 
kdle  In  Itallem  Wasser  aafqDillt,  in  Icoobendeni  sich  TDllstUnOig  lOst;  die  LSsung  erstarrt  beim  Erkalten  gallertartig. 
*Dnreb  Jod  wird  es  niobt  geblint,   durch  Scbwerolftäurc    iu   einen  Zucker   Torwandelt.     Mit  Eisessig   liefert   es  ein 
TriiicetylderiTat,   rerbindet    sich    mit  Basen,   IO(«t  6ieb  in  KupferoxjdammoDiak  und  in  Cblancink.     lisneben  konnit 
Isütirhenin  vor.  das  in  Wu-x-ser  lovliah  ist,  durch  Jod  gebUut  wird,  mit  Eisessig  keine  Verbindung  liefert,  ebon- 
80Wi*nig  mit  Basen,  und  in  Kupferoxydammoniak  nnlOsMch  ist. 
^L            I.icbe  nttearlnsHure,  C||Hj|0>  neben  Cetrarin' (K  nup  und  8oh  n  ederni  an  n).  sowie  im  Ftiegeosehwanm. 
^H  Sie  wird  der  Pflanio  durch  Anskochen  mit  Weingeist  und  Pottoscbc  entlegen  nnd  ans  dem  Ausauge  durob  Salu&ore 
^Band  Woiiser   gefUlt.     Durch  Kooben    mit  Petroleum  (?)  oder   mit  Weingeist    gebt  wesentlich  Liehenstearlnslnr«    in 
^■liOanns.  Sie  bildet  kleine,  Tieraelligo  Tafeln  Ton  Sehmp.  1X0°,  ist  nicht  laebtig.  in  Alkobol  undAether  leicht  iQslich. 
H  SPIEQEL. 

IJchenes,  Flechten,  sind  eine  eigenartige  Ordnung  fler  Thallophyta*.    Sie  sind  symbiotische 
Gebilde  aus  je  einem  Pilz    und    einer    mit  ihm    in  Gemeinschaft  lebenden  Alge.     Die  gegen- 
^seitige  Abhängigkeit  beider  Symbionten  führt  dazu,  da'is  die  L.  als  Pflanzen  mit  eigenartigem 
"R'uchs  auftreten.     Biologi.sch  sind  sie  die  Pioniere  der  Vegetation.     Sie   siedeln  sich  auf  dem 
Bdcsten  Heideboden,  auf  reinem  Sand,  auf  härtestem  Felsgestcin,  auf  Baumrinden,  an  Zäunen 
Itt.  s.  w.  an.    Die    in    die  Symbiose   eintretenden  Algen,    den  verschiedensten  Gruppen  dieser 
laugehörend,  bringen  es  im  Flcchteukörper  nie  zu  irgend  einer  geschlechtlichen  Fortpflanzung 
oder  zu  Schwärmerbildung,    dagegen    entwickeln    die   zur  Plechtenbildung  geschrittenen  Pilze 
"hre  Sporeaformen  aus.     Nur  wenige  Flochten    sind    von    B.isidiomyceten    erzeugt  (Basidio- 
li ebenes,  auf  die  Tropen  beschränkt);    die    meisten  Flechten   sind  durch  Askomyceten  con- 
tituirt  (As CO  liehen  es),    die    geschlossene  Perithecien  (angiokarpe  Flechten),    häufiger    aber 
Bach    Art    der    Diskomyceten    freie    Hymenien    als    Auskleidung    becher-    oder    tellerförmiger 
,Apothecien"    erzeugen    (gymnokarpe  Flechten).      Für   die   Systematik    der  Flechten    berück- 
richtigt    man    die  Vertheilung    der  Algen    (Gonidien)    im    Flechlcnthallus    (Homoeomerici, 
iBeteromerici),  sowie  die  habituellenIChnraktcre  (üelatinosi  oder  Gallertllechten,  Byssacei 
toder  Fadendechten,    Kryoblasti   oder   Krustenflechten,    Pbylloblasti   oder   Blattflechten, 
ihamnoblasti    oder   Strauchflechten).     Ausser  den  Sporen    bildenden  Organen  führen  viele 
iFlecbten  Spcrmatien  in  besonderen  Spermogonien.     Bisher  kennt  man  etwa  1400  Arten,    von 
rdeucD  allein  €50  auf  Europa,  etwa  500  auf  Deutschland  entlallen.  Die  L.  geben  ganzen  Länder- 
Jatrichen  einen  eigenartigen  Charakter  (Renntbierflechten,    Heideland,    Cetraria    auf  Gebirgs- 
»ügen  etc.).     Einige    Arten    leben    auf   vom    Meerwasser    bespülten    FcUblöcken    (Lichina). 
"■j^ichtigere  Gattungen    sind  Lecanora*,    Sticta*,    Parmelia*,    Peltigera*,    Cetraria*, 
toccclla*,  Cladonia*.     Fälschlich  werden  Flechten  oft  als  „Moos"  bezeichnet  und  in  der 
Uteren  Pharmacie  werden  viele  Algen  rälschlich  als  .Liehen"  bezeichnet. 

mOllgb. 

Licht  im  engeren  Sinne  ist  das  Agens,  welche«  die  den  nervösen  Elementen  unseres  Auges  zu- 
^^ommenden    specifischen  Empfindungen  auslöst.     Im  weiteren  Sinne  werden  hierzu  auch  Vor- 
^B&nge  gerechnet,  die,  wenn  auch  für  unser  Auge  erst  mittelbar  wahrnehmbar,  ihren  physika- 
lischen  Eigenschaften  zufolge  als  unmittelbare  Continuität  der  direct  in  uns  die  Lichtempfin- 
dung  auslösenden  Naturvorgäuge    erkannt   sind    (ultrarotbe    und    ultraviolette  Lichtstrahlen). 


-A 


z.  B.  aus  Glas,  gehen  lässt  und  das  dndurdi  gebrochene  Xilcbt  ai 
Tiingt,    von  welchem  es  diffus  reflectirt  wird:  auf  dem    letzteren   zi 
phaenomen,  das  Spectrum,  in  welchem  eine  grosse  Zalil   von  Farbl 
färben,  sichtbar  werden.    Dos  Licht  pflanzt  sich,  wie  sich  durch  d 
der    Fixsternaberration    ergeben    hat,    im  Wcltcnrnum     mit    einer 
300000  km  in  der  Secunde  fort,    und  Bestimmungen   mehrerer  T'l 
geschwindigkeit  in  Luft  im  Einklang  mit  der  Theorie  annähernd 
fördert.     Näher  auf  die  Natur  des  Lichtes  einzugehen,  w.ir  min 
scbeinungen    der   Krj"stalloptik    (Polarisation,    Doppelbrv. 
Newton  aufgestellte  Emissioustheoric  des  Lichtes,  nach    ^ 
feinen  Licbtstoff  aussenden,    erwies  sich  in  dieser  B'- 
UuyghcDs  begründeten  und  von  Frcsnel  durch  ci. 
lationsth  eorie,  welche  das  Licht  als  VVellonbewegung  <1 
den    die    moderne  Physik    an    die  Stelle    des   , leeren   H.. 
raschcnd  vollständiger  Weise    die  Lösung  des  Problems.   inUcai 
kannten,    sondern    auch    eine  grosse  Zahl  von   neuen    optiitcbeti 
leiten  und  die  letzteren  experimentell  bestätigen  konnte.     IIierb< 
nannten    „Beugungserscheinungen",    ,,DiffractionspbaeuomRDi 
erschcinungen,  die  man  durch  feine  .Spalten  u.  ü.  hervorrufen   k 
von    den    rein  geometrischen  Gesetzen  der  Scbatlcnbildung   d.irü' 
Undulationstbeorie  erklärt,    ohne  dass  man  besondere   Aunab 
bewcgung  zu  machen  brauchte:  sie  würden  sowohl  durch  Lon 
Schwingungen  des  Lichtaethers  zu  Staude  komaien.     Dagegoa 
Polarisationserscheinungen  schon  bestimmtere  Annahmen,  sie  kön 
von    Transversalschwingungen    des    Aethcrs    erklärt    -werden ,    waä 
letzteren    die  Eigenschaften   eines  elastischen    festen    Körpers   b<i 
polarisirtes    Licht    kommt    bei    dieser  Auffassung    dadurch     zu   Si 
welche  die  betreffende  Lichtquelle  aussendet,  in  schneller  Kolge 
ebenen  (so  nennt  man  die  durch    den  Strahl  und  die  Schwingiin 
aufweisen.     Die  Brechung    crgiebt  sich    unmittelb.ir  aus  der  Anu: 
Körpern,  au  deren  Oberfläche  es  gebrochen  wird,  eine  andere  und  r 
geschwindigkeit  als  im  leeren  Baume  hat.     Man  fand,  genau  so  ' 
das  Verhiiltniss  der  beiden  Fortpflanzungsgeschwiiidigkeitr-n     ..i.  ;, 
des  Lichtes  beim  Uebertritt  vou  Luft  in  W.issor.     Die  Dof  ■ 
der  Annahme,  dass  der  Aether  im  Innern  derselben  in  ver 
Fortpflanzungsgeschwindigkeiten  habe,  die  mit  den  Elasticitatsrerl 
ihrer  Krystallform  in  einfachem  Zusammenhange  stehen. 

Die  verschiedenen  Farben  beruhen  auf  verschieden  sehnellcQ" 
theilchen  oder,  was  dasselbe  ist,  auf  Verschiedenheit  der  Wellen 
weissen  Lichts  bei  der  Brechung  in  homogenes  Liebt  (DispersionJ 
d,is3  die  Wellenlängen  für  die  einzelnen  Farbengattungen 
einen  in  das  andere  Medium  sich  verschieden  ändeni,  da  die  R 
des  Lichts    in   durchsichtigen  Korpora    für  Licht   veracbiedcaar 


I.Z.  J 


Xlcht 


-     891 


Weht-  etc.  Erschelnunppii] 


I 


I 


Verstiiiidlichkcit  hat,  bei  der  BMchreibung  und  dem  Studium  der  rein  optischen  Phnenomeoe 
zu  verlassen.  Ausser  der  Wirkung,  die  das  Licht  auf  unser  Auge  ausübt,  ist  es  noch  vieler 
anderer  Wirkungen  fähig.  Wird  es  von  Körpern  absorbirt,  so  entwickelt  es  dabei  Wärme; 
manche  Körper  erleiden  bei  Belichtung  Aenderungen  des  elektrischen  Widerstandes,  andere 
werden  chemisch  verändert  (Photochemie) ;  endlich  vermag  Licht  bei  der  Absorption  durch 
manche  Korper  diese  .selbstleuchtend  zu  machen.  Man  nennt  dieses  Selbstlcuchteo  Phos- 
phorescenz,  wenn  es  langer  dauert  als  die  Bestrahlung,  Fluorescenz,  wenn  es  nur  so 
lange  dauert  als  die  Bestrahlung.  Fluorescircnde  Substanzen  sind  z.  B.  saures  schwefelsaures 
Chinin,  üranglas,  Bernstein  u.  s.  w.  Da  bei  der  Fluorescenz  das  von  der  Substanz  entwickelte 
Licht  meist  von  grösserer  Schwingungsdauer  als  das  einstrahlende  Licht  ist,  seine  Farbe  und 
Zusammensetzung  meist  unabhängig  von  der  des  letzteren,  wodurch  eine  Verringerung  der 
Brechbarkeit  stattfindet,  so  ermöglicht  sie  es,  wegen  seiner  zu  geringen  Schwingungsdauer 
schwer  sichtbares  Licht  (Ultraviolett)  perceptibel  zu  machen.  In  biologischer  Beziehung  kommt 
dem  Licht  eine  grosse  Bedeutung  zu.  Altbekannt  ist  die  Kolle,  die  es  bei  der  Chlorophyll- 
bildung in  den  grünen  Theilen  der  Pflanzen  spielt,  wodurch  es  das  wichtigste  Agens  für  den 
Vegctationsprocess  der  meisten  Pflanzen  wird.  Viel  studirt  ist  ferner  das  Phacnomcn  des 
Heliotropismus,  welches  viele  Pflanzen  darbieten.  Für  den  Menschen  hat  das  Licht  eine 
doppelte  Bedeutung,  indem  es  einerseits  in  einer  im  einzelnen  noch  unbekannten  Weiso  auf 
die  vegetativen  Vorgänge  im  Organismus  und  andererseits  auf  die  Psyche  wirkt.  Erstcrcs 
tritt  besonders  in  der  Veränderung  der  Hautfarbe  hervor,  welche  als  Einwirkung  der  Polar- 
nacht beobachtet  worden  ist,  letztere  macht  sich  mittelbar  auch  in  einem  excitirenden  Ein- 
fluss  auf  die  vegetativen  Processe  im  Organismus  geltend.  Moleschott,  Selmi  u.  A.  haben 
den  Einfluss  des  Lichtes  auf  den  Stoffwechsel  durch  den  Tbierversuch  studirt;  es  wurde  er- 
mittelt, dass  sich  die  Sauerstoffaufnahme  im  Hellen  und  Dunklen  wie  110:  100.  die  COj-Ab- 
gabe  wie  114:100  verhält.  Uffelmann  erwähnt,  d.iss  kleine  Kinder  unter  sonst  gleichen 
Verhältnissen  im  Dunkeln  eine  Temperaturerniedriguug  von  '/i°  C.  darbieten.  Auf  die  niedersten 
pflanzlichen  Organismen,  die  Bakterien,  übt  das  Liebt  die  entgegengesetzte  Wirkung  aus.  Es 
gilt  dies  -sowohl  vom  diffusen  Tageslicht  wie  vom  directen  Sonnenlicht.  Natürlich  ist  die 
Wirkung  des  letzteren  stärker;  während  jenes  die  Entwickelung  vieler  Bakterien  nur  hemmt, 
tSdtet  sie  dieses  bei  hinreichend  langer  Einwirkung  ab.  Selbst  Milzbrand.sporen  in  Bouillon 
verlieren  nach  Arloing,  dem  directon  Sonnenlicht  ausgesetzt,  nach  mehreren  Stunden  ihre 
Kcimungsfahigkeit.  Man  hat  auch  den  Einfluss  der  einzelnen  Wellenlängen  auf  das  Wachs- 
thum  der  Bakterien  untersucht  und  ist  zu  dem  Resultat  gekommen,  dass  alle  Strahlen,  mit  .\us- 
nahme  der  rothen,  die  Entwickelung  der  Bakterien  beeinträchtigen;  am  stärksten  ist  dieser  Effect 
bei  den  ultravioletten  Strahlen.  Auf  Grund  dieser  Thatsachcn  hat  man  in  letzter  Zeit  versucht, 
das  Licht,  sowohl  natürliches  wie  elektrisches,  therapeuti.sch  zu  verworthen.  Die  hygienische 
Bedeutung  der  Besonnuiig  von  Wohnungen  ist  längst  anerkannt.  Nils  Finsen  in  Kopen- 
hagen will  Pocken  durch  rothes  Licht  geheilt  haben;  durcb  den  Aufenthalt  der  Patienten  in 
Räumen,  in  deren  Innern  nur  rothes  Licht  herrschte,  will  er  die  Suppuration  der  Poeken- 
efflorescenzen  ganz  oder  fast  ganz  verhindert  haben.  Der  hypothetische  Microorganismus  der 
Pocken  würde  sich  danach  den  rothen  Lichtstrahlen  gegenüber  gerade  entgegengesetzt  wie 
die  meist«n  bekannten  Bakterien  verhalten.  Lupus  will  derselbe  Forscher  durch  concentrirtes 
elektrisches  liicbt  gebeilt  haben.  Kellogg  hat  in  Amerika  die  sogenannten  elektrischen  (ilüh- 
lichtbäder  eingeführt,  deren  Wirkung  auch  sehr  gerühmt  wurde.  Neuerdings  sind  diese  Be- 
strebungen, um  das  Bogcnlichtbad  bereichert,  auch  nach  Deutschland  verpflanzt  worden,  und 
werden  bei  den  verschiedenen  Formen  des  Rheumatismus,  bei  Neuralgien,  Ischias  und  den 
Spätstadien  der  Lucs  empfohlen.  Irgend  welche  beglaubigte  Erfolge  dieser  Lichtheilanstalten 
sind  noch  nicht  beknunt  Beträchtlich  älter  ist  das  Sonnenbad,  das  in  der  Naturheilkunde  eine 
gro.ssc  Rolle  spielt,  und  dem  zweifellos  als  einer  machtigen  Anregung  des  Stoffwechsels  eine 
gewisse  Bedeutung  zukimimt.  Besonders  bei  Lungentuberculose  und  Lupus  soll  es  nach  ita- 
lienischen Autoren  in  manchen  Fällen  geradezu  heilend  gewirkt  haben. 

TH.  LOHNSTEIN. 

Icht-  nnd  Farben erschelunii^en  treten  bei  allen  möglichen  Formen  von  inneren  Augcner- 
krankungea  auf.  Sie  finden  sich  bei  Chorioretinitis  myopica  atrophicans  in  Folge  von  Netzhaut- 
Irritation  bei  gleichzeitiger  (ilaskörperverflüssigung.  Hier  sind  die  Photopsien  manchmal  sehr 
quälend  und  nicht  selten  die  Vorläufer  von  Netzhautablösung.  Wenn  also  excesaiv  kurzsich- 
tige Patienten  über  Farbenerscheinungen  klagen,  so  halte  der  Arzt  dies  nicht  für  übertrieben, 
«ondern  fahnde  auf  Amotio  retinae.  Ferner  beobachtet  man  Photopsien  bei  allen  Netzhaut-, 
vielen  Aderhauterkrankungen  und  Sehnervenleiden.  Für  Glaukom  pathognomonisch  ist  das, 
als  Diffractionserscheinung,  von  Seiten  der  trüben,  brechenden  Medien  ausgelöste  Regenbogen- 
sehen um  Liohtflammen.  Da  dasselbe  jedoch  auch  bei  Ansammlung  von  Flüssigkeit  im  Con- 
junctivalsack  vor  der  Hornhaut  in  Folge  von  Conjunctivitis  nnd  Dacryocystitis  vorkommt,  so 
lasse  man  den  Patienten  jedesmal  erst  das  Auge  trocknen.  Verschwinden  auch  dann  die 
Regenbogenfarben  nicht,  so  denke  man  an  Glaukom.  Phosphene  sind  Lichterscheinungen, 
welche  bei  Aufenthalt  im  Dunkeln  durch  Fingerdruck  auf  den  Bulbus  ausgelöst  werden, 
diametral  entgegengesetzt   zur   Stelle    des  Druckes,    momentan    auftreten    und  vcrscbwiudeo. 


nterie  ist  ein  Zustand,  bei  welcliem  Nalirungsmlttet 
öllig   unverändert    im  Stuhle    wieder  erscheinen.     Mai 
weilen  bei  der  Dannatrophie*,   beim  D.irmamyloid  *,  bei   i: 
tubcrculose*,    sowie  überhaupt    bei  schweren  Formen    des   1 
Beschleuniguni;;  der  Motilität  einbergehen.    Lienterie  kann   auch  dadur 
sich  eine  Communication   zwischen  Magen  und  Darm   bildet,     z.  B. 
waehseuen  Magen-  oder  Darmcarcinom.     Lienterie  ist  also  nur 
mäss  auch  nach  den  Regeln  behandelt,    welche  für    die   GruiidkraD 

Lier^aneS,    in  Siuni»»    bei    Santander.       Die  Qoolle    mit    l.l   Calciuin.    <>A4   M^l' 
('«leiunihK'arbortat.  ü.f^ft  Nftthainclilorid.  O.OOlfi  SohwefcIwM»er^tffr  wirj  \>*>i    Krittlof 
KhtMiinatibmii^.  Surufulufto,  Haut-,  Utehnl«iden  und  Yerdauun^^sf^rurigen   zn  Trink 

Ltgnin,   aniillhcnid  r„Run,„.    blldot    mit   Olliiloae    die   SuhhUnx    da«   B''--       '-■ 
mit  AnilineiilfM  intensiv  Kclbe,  mit  finer  Lo^aog  von  Ptloroiilucin  in  > 
tiehmelxeo    mit  Actukali    auf    1H5*'    prfolgt  SpaUong    in  OcUulostf    unil     ,  -. 
Oia]-,  Protokat^cbusHure.  Bronzkatcehin  und  Ammoniak  (?).     beim  ErhUj'.ti   m<t  Jo 
Ihyl.     Durch  Hchandlung  mit  Kaliauiehlorat  und  Salpeteriiarv  win]  Lrf^ia  in  Gf> 


asil  j 


Lignosnlflt.  Die  Flüssigkeit  enthält  schweflige  Säure  an  aroraativbe 
stanzen  gebunden,  Harze,  aetberische  Oele  und  Mineralstoffc.  Lig 
Gebalt  an  schwefliger  Säure,  welche  in  Folge  ihrer  Bindung  an  org* 
Respirationswege  milder  einwirkt,  als  in  freiem  Zustande.  Benutzt 
und  zwar  entweder  in  Inhalatorien,  wie  z.  B.  Hallcia,  oder  aus  geeigoett 
den  Patienten  ermöglichen,  auch  beim  Sp.uierengehcn  die  Dämpfo  au/ai 
praeparate  werden  auch  zum  Üesinficiren  von  Wohnräumen  verwendet 

Lifsnacuirit  iat  dio  abfeprMste  Lauge   boi  der  Uemtc-Ilnng   Ton  CeUaloM  aittala^ 
CaloiumbisulfltlOtiung  nutor  Druck,  wuboi  das  Lignin  in  LOaung  gebt. 

LlgUBtrlnAO  nennt  man  biaweilen    die  Ordnung  der  Contorlao    unt^r  i]«n  8yB|i«lA( 
der  (iloaoeao*  incl.  Jasmloeae,  Oentian  aCHae*.  Apoey  na  c«  a«*  auit  A*«l«fU 

Lt^Stmm  L.    Pflanicnpattung  ans  der  Farn,  der  Oloaceae",  Till, 
kannt-en    spanisrhon    Flieder,    Syringa    TUlKarii«  t.     Von    dc*r    i' 

Bcbeidei  sieb  L.  durch  fit>orenrrUchte.     ItlUthou  xweizabllg.     Hei  uk.- :. 

Bartriegel,  Kainwoide,  Trenne.  BlUlhnn  weias,  in  miltelgronsen  Kiepen. 

LiguGtron,  Nadeln  Ton  bitterem  Oeschmaek,  etwas  über  ll»»  sdhmolteud,  bei  KW 
lOflIieU  in  WasKor,  Alkohol  und  Aether.    Es  reducirt  ammoniakalische  äilb«rl(lMOf. 

Von  Ligustrum  vulgare  wurden  dio  Blätter  und  Blütbea  als  Ai 
Verminderung  der  .Milchsecretion,  die  Beeren  als  Purgans  bonutxL 
Intoxication  führen,  die  sich  in  Durchfall,  Kolik,  Scbw.äche  des  Pubw,  0 
sionen  äussert  (Taylor).  Sie  enthalten  ausser  Glukose  und  W,loh^  Lifwli 
Blättern,  sowie  in  der  Rinde  Syriuginl*,  Ligustron,  Spingopikiin  und 

Ti.*>.ii«    v.,..-»;.:»«..*!,*..  v..i..i..ff   in..ti.v.  I...  vt.^^ammm^K^ß^i^^^^t^K^m 


iliidorae 


Liiiilen1>lü(lu'it| 


ulliiflorft6«    Ordnung  ilor  Munueotyleiio '.  Atisf^xfitrlinnt  dtirfli  mnixl  groiAMllUii|{o  Formen.     blQtlicti  fiut  stet« 
aktinomuri>li,  den  Tjpus   der  Monokutylon  dttrtitellVnd.     Furniel:  P  U -f  3,  A  3 -f  «^t  '*  •)•     Umfa^itit  die  FumiWen  dttr 
,  Liliacßne*,  Am  iiry  llidaeoAe*.  Iriduooao*.  June»co«v,  Diuxeuroaeefte*.  ßruiuoliuODae*  u   ft*  in. 


nonade      Al.s    solche    werden   säuerliche    kühlende  Getränke    bezeichnet,    die  u.  A.  auch   bei 

tfiuberh:iflen  Processen  zweckniiissigc  Verwendung  finden;  ursprünglich  nus  Citrouen  (Kimuneu) 

^esp.  deren  ausgcpres.stcm  Satt  unter  Zusatz  von  Wasser  und  Zucker  bereitet,  woher  der  Name 

stammt.    Den  säuerlichen  Geschmack  verdanken  sie  der  Citronensäuro,  ihr  Arom  dem  Citronen- 

Bl.    Auch  aus  dem  Saft  der  Himbeeren,  Erdbeeren  und  Kirschen  la.ssen  sich  ähnliche  Getränke 

herstellen.    Die   österreichische,  französische  und  italienische  Pharmakopoe  bieten  als  Limo- 

ladeucxtract  den  Sirupus  Citri*.    Auch  mit  Acidum  tartaricum  kann  man  Limonaden  her- 

itellen;  zu  dem  Zweck  wird  ein  Limonadeupulver  empfohlen,  aus  5  g  Acidum  tartaricum, 

[1  g  Elaeosaccharum  Citri  und  100  g  Zucker  bestehend,    von  dem    man    etwa  1  -  2  Tbeelöfiel 

lauf  V«  I  Wasser   nimmt.     Da   diese  Pulver   indess  ziemlich  stark  Feuchtigkeit  anziehen,    em- 

Epfiefalt  es   sich,    sie  nur  in  kleinen  Mengen  zu  dispeusiren.     Wie  aus  organischen,  lassen  sieb 

lauch  aus  Mineralsäuren  Limonaden  bereiten,  z.  B.  aus  2  g  Avidum  sulfuricum  dilutum  oder  3  g 

[Acidum  phosphoricum  auf  '/«  1  Wasser  und  30  g  Zuckersirup. 

Viele  Pbarmakopoen  schreiben  eine  Limonada  purgativa  vor,  die  Magnesia*  citrica  enthält. 

UUNE. 

^  ICCU.  Pflinionrifflille  tiu  der  Ordnung  der  Orninale»*,  tugeieiehnet  durch  den  Muipil  oder  die  aterite 
Ausbildung  der  Kronstnubblltter.  Die  Fruchte  eind  ob«ntUndi|fe  Kapseln,  durf<n  FKcher  durch  fälscht  Seheide- 
winde Tprdoppclt  sind.    Hierher  die  typische  Onttunn  Liuum*. 

UinarlA  Tonmef.  rflanzoD(e»ttuni^  aus  der  Farn,  der  Serophultirinceae',  t'nterfain.  Antirrhineuo,  etwa 
1^10  fji!*t.  ausnahnislDii  don  g(*ni!lj<fti)(lcn  OüliiPton  der  ulton  Weit  angohüritfo  Arten  urofASsend.  Krliiit*^r  mit  einfachen, 
ge^'pn-  und  wcchsoiHtlindigen  Blnttern  und  iichNclt>tandi)ren  EinzelhlOthon.  Die  t^goniorplien  Illlithen  toiiien  eine 
aus  Ober-  und  Unterlippe  bestehende  gespurnte  Krone  («Lllwonmanl*)  mit  gesohlü^unem  Gaumen.  Die  KapNel- 
frtlchte  fuhren  riole  Samen.  L.  vulgaris  Mill.,  bei  uui^  gemein,  als  Li}wcnroi»ul,  Leinkraut  oder  Frauenflachs  be- 
kannt, ist  ein  aosdauorndes  kahles  Kraut  mit  blUuliobgrUnon,  schmalen,  ^anzrandigen  Blilttem  und  dickblQthlKen, 
gelben  Rlnthimtrauben.  Uluht  Juli  bi<  Septiimber.  Liefert  Horba  Linariao.  L.  Cymbalaria  Hill.,  ein  aus- 
dauernde» Kraut  mit  rankenden  und  kriechenden  Stengeln,  henfOrmlg-nindliehon,  grub  geathnten,  aiomlioh 
■eischigen  Bllttem  und  kleinen,  riolett-blauen  Eintclblnthen,  wuchst  gern  in  Hauerritien  and  in  Oesteinspalten. 
f  Liefert  HerbaCjrmbalariapii.  UmbilielTeneris.  M. 

Linarakrin.  Linaresin.   Linarosmin    find    drei   der  Onippe    der  BitteratolT«   aogohlJrige,   ans  Linaria 
vulgaris  dargestellte,  noch  sehr  wenig  studirte  Substanzen.  OOELDNGR. 

Ilerba  Linariae,  Uerba  cum  Floribus  Antirrhini,  Herbe  de  Linaire.  Flax- 
reed,  Lein-  oder  Flachskraut,  Ph.  G.  I,  ist  das  im  blühenden  Zustande  gesammelte,  un- 
[«ngcnehm  riechende  und  bitter  schmeckende  Kraut  von  Linaria  vulgaris.  In  ihm  sind  ausser 
ICitronensäure,  .Vpfelsäure  und  Gerbstoff  noch  eine  Reihe  nicht  näher  studirter  Körper  aufge- 
I fanden:  Lin.irin,  Linnrakrin,  Linarcsin,  Linarosmin,  Antirrbiosäuro  und  in  den  Blüthen  das 
{Aetbokirriu  (Riegel).  Es  wurde  früher  im  Infus  und  als  Spccies  äusserlich  zu  Augenwässem, 
lund  innerlich  als  diurctisches  und  stuhlbeförderndcs  Mittel  bei  Hydrops,  Icterus,  Lyssa,  chroni- 
f  gehen  Hautleiden  benutzt.     Dosis  des  Infuses  10,0—20,0:100.0. 

Onguentum  Linariao  Fh.  O.  I:  Rerba  Linariae  2,  Spiritus  1,  Adens  suilliu  10  «erden  im  Dampfbad 
digerirt  und  colirt.  Eine  grilne  Salbe,  welche  als  anüandungswidrig  haoptatchlieh  bei  UaemurrhoTdeo 
in  Anwendung  gezogen  wurde. 

J.  JACOBSON. 

Lindas,  Loocb,  „Lecksaft",  bezeichnet  eine  in  frühere  Jahrhunderte  zurückgebende,  in  älteren 
Pharmakopoen  auch  als  „Eclegma*  aufgeführte  Arzneiform,  welche  bereits  der  arabischen 
Medicin  unti-r  den  Benennungen  „lauqiU  (später  zu  „lohoch,  looch"  corrumpirt)  bekannt  war. 
Linctus  ist  eine  dickflüssige  Arznuimiscbung  von  der  Consistenz  dünnon  Honigs,  in  welcher 
theils  süsse  Stoffe  wie  Honig  (Roscuhonig  oder  depurirter  Honig)  und  Sirupe  (z.  B.  Eibisch- 
sirup, Opium-  oder  Diakodionsirup),  theils  schleimige  Pravparatc,  wie  Muoilago  Gummi 
arabici,  als  Vehikel  gewisser  gelöster  oder  auch  nur  suspcudirtcr  medicamcntöser  Substanzen 

(dienen,    In  einzelnen  Fällen  stellen  die  Lecksäfte  auch  concentrirtc  dickliche  Emulsionen  vou 
Balsamen,  Aether  oder  fetten  Oclen  diu-.    Ihre  Haltbarkeit  ist  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  eine 
'sehr  beschränkte;  dieselben  sind  deshalb  stets  nur  in  kleineren  Mengen  zu  ordiniren. 
E.  SOHAER. 
Indflf  Kurort  im  sächsischen  Vugtlande,  464  m  hoch,    besitzt   ein  grossas  Etsenmineralmoorlager  und  erdige  Eisen- 
niionon  (je  0,02  Eisen-  und  Calcium-,  Ü.03  Msguesinmbiearbanat). 

W. 

LlinIenbllithPii,  Florcs  Tiliae,  Fleurs  de  Tilleul,  Linden-tree  Blossem  Ph.  G.  ül 
sind  die  Tnigdoldc^n  von  Tilia*  parvifolia  Ehrh.  und  Tilia  grandifnlia  £hrh.  Di«  angenehm 
riechenden  und  schleimig  schmeckenden  Blüthen  enthalten  0,05  pCt.  aetherisches  Oel, 
Schleim,  Eiweiss,  wenig  Gerbstoff,  Wachs  und  Zucker,  in  den  Bractccn  linden  sich  mit  Aus- 
nahme des  Oels  dieselben  Bestandtheile.  Die  Lindenblütheu  sind  ein  beliebtes  Hausmittel 
zur  Erzeugung  von  Schweiss,  auch  werden  ihnen  krampfstilleude  Eigenschaften  zugeschrieben. 
Benutzt  werden  sie  zu  Gurgelwässcrn,  Bähungen,  Bädern,  als  Speoies  bei  Erkältung,  Kardialgie, 
Diarrhoe.    Dosis:  Infus  5,0—15,0:  150,0,  zu  Bädern  500,0—1000,0  auf  ein  Vollbad. 


letzteren  sind  das  flüchtige  Liniment,    L.  ammoniatunL,    das  II 
inimcot,    L.  ammoniato-campboratum .    das  Kalk  li  ni  men  t,    L.  Cal 
combustiones,    das  Blciliniment,    L.  plumbicum.       Weder  Fett    noch 
spic'lsweise  Lioimentum  Aconiti,    L.  Belladonnaa,    L.  Jodi,     L.  cjimphor 
Br.  Ph.;  dünnflüssige  Linimente  sind  L.  Chloroformü  Ph.  frani;.  um 

Unna  empfahl    als  Grundlage    für  Arzneilinimentc    eine    Mischung 
arabici  3,  Gl)xerin  2,  Oleum  Ricini  1. 

Lillkgfrachtzacker,   l-rrnetoso,  C(HuO»   entsteht  bei  der  SpaUnni;  der  syaUMtU«! 
^u     II     n  Tulos«  (i'Acrose)  durch  i  WihnnA  4 

.       .       I  tion    ((.'(■wohnliche    La<->  il-Frmfta 

—  /ftii\r'H      rci    r      C"     r    nijnn\      »OHii:    TerfUhrt.    bleiht  iitatioa    u 

-  (OH)CH,-C0-C-C-C.-CH^OH)      ,„  p,,^  j^^,^  n^^^ou,    i..<,lirt  .cJen.    «Ich« 

u    OH   on  ""'*     •*"     gleiche     optische     Vcrhale«a     t*it 

n     vu   vn  ^,^^  Zucker  selbst  i<t  rochUdrehend.  ^ 

Linsen.     Pflanzengattung  aus  der  Familie  der  Papilionacce.     Sie  \rffi 
oder  Leguminosen  gerechnet.     Die  Linsen  enthalten  im  Mittel  W 
Kohlcliydrate  53,  Holzfaser  4,  Asche  2  pCt.     Ihr  reicher  Eiweiss-  uni 
ihren  hoben  Nälirwertb.     Sic  werden  mit  vreichem  Wasser   langsam 
Wasser  bildet  mit  dem  Lcgumin    eine    unlösliche  Verbindung),    wobei  d; 
mächtigen  Druck  der  quellenden  Stürkcmchlkijmer  gesprengt,  das  .Stirkei 
verwandelt  und  die  Eiweis.sstoffe  zum  Theil  gelöst  werden:    das   V 
gesetzt,  bis  das  Ganze  eine  breiartige  Consistenz  annimmt:  Lin^ 
Enthülste  und  zu  breiartigen  Consistenz  zerkochte  Linsen   u 
Menschen  bis  auf  ',%  der  Trockensubstanz  verwerthet      Allein 
haftigktiit,    sodann    der  Umstand,    dass    die  Liii.sen  ebenso  wie    >1, 
Vielen  eine  mehr  oder  weniger  starke  Gasbildung  und  Auftreibutig  des  Dj 
machen  es  verstündlich,  weshalb  die  Linsen  ungeachtet  ihres  hoben  Nähn 
Verhältniss    zu  diesem  niedrigen  Preises  nicht  zu  den  täglichen,  ja  nicht 
breiteten  Nahrungsmitteln    gehören.    Da  die   Legumosenmehle    den  Geirfi 
auf  Nährwerth  nacbstehoo,  so  eignen  sie  sich  auch  nicht  aar  Krankenkost. 

Litit,  ein  Baumwollcnstoff  mit  einer  glatten  und  einer  rauhen  Fläche,  baapi 
hergestellt,  dient,  mit  antiseptischen  Stoffen  impraegnirt,  als  Verbandstoff. 
fach  zu  trockenen,  feuchten  und  zu  Salbenverbänden  benutzt. 

Llntzlf  BobwsfelUienne  im  Peloponnea,  aW  wum  (0,175  Sabwnfelwmaratoff,  \Ji  ütiril» 
dugl.  Mtgneiiomsnlht  und  Ctleiumbioarboakt). 


Linnm  L.  Pflanteni;attang  »oü  der  dikoljrlea  OrdnnnK  der  Grulnalei,  Typu«  der  Liat 
(Krunter  oder  Halbatrftucher)  mtt  schmaleti,  ipinirmidtgeit, _aiUi>Bd  waabtijUUBiUtfM»  äUUi 
Atlllillseli  Blutben.  in  welchen    die  Krouetuulifidcn    tMtl^^^m^^KKi^^^^^K^^ 


niäiii 


—     895     - 


Lipom] 


Decoctum  Litii  scminis.  Ein  Thcil  nicht  zerquetschten  Siimenii  mit  20  Thcilen  Wasser 
*/f  Stunde  auf  dem  Dampf  bado  digerirt. 

Nach  dem  Auspressen  des  Oeles  bleibt  die  Placonta  seminis  Liui  zurück,  welche 
gepulvert  als  Kariria  Lini,  Leinmehl,  zu  Kataplasmen  benutzt  wird.  l. 

Leinöl,  Oleum  Lini,  Huile  de  Lin,  das  in  den  Samen  zu  ungefähr  80  pCt.  ent- 
haltene Oel  wird  warm  oder  kalt  gcpresst  und  besitzt  in  crsterem  Falle  eine  dunkclgelbe, 
bräunliche,  in  letzterem  eine  hellgelbe  Farbe.  Spec.  Gew.  0,93—0,94,  demnach  höher  als  das 
der  Mehrzalil  fetter  Oele.  Die  Verscifungszalil  ist  zu  190—195,  die  Jodzahl  zu  170—180  ge- 
funden worden.  Das  Leinöl  behält  seine  flüssige  Consistenz  selbst  bei— 20°,  verdickt  und  trübt 
sicherst  bei— 25 "und  erstarrt  bei  circa  —30"  zu  einer  gelblichen  Masse.  Ausgezeichnet  ist 
dasselbe  durch  relativ  leichte  Löslichkeit  in  Alkohol,  welcher  beim  Sieden  etwa  '/si  ••>  der 
Kälte  ungefähr  '/«>  seines  Gewichtes  an  Leinöl  auflöst.  Das  Oel  besteht  im  Wesentlichen  aus 
dem  bisher  als  LinoleVn  bezeichneten  Triglyceride  der  Leinölsäure  (CuH2»02),  welche  aus 
einem  Gemenge  von  Oelsäure  und  8  besonderen  flüssigen  Fettsäuren  zu  bestehen  scheint. 
Neben  diesem  circa  Ve  des  Oeles  bildenden  , LinoleVn"  enthält  es  kleinere  Mengen  der  Glyceriu- 
oster  der  Palmitinsäure,  Stearinsäure  und  Myristinsäure. 

Die  hervorstechendste,  in  technischer  Richtung  wichtigste  Eigenschaft  des  Leinöls  ist  seine 
Fähigkeit,  sich  an  der  Luft,  namentlich  in  dünnen  Schichten,  unter  Gewichtszunahme  in  eine 
»äh-elastische  und  zugleich  durchsichtige,  den  meisten  Losungsmitteln  gegenüber  resistent« 
Hasse,  Lcinöltirniss,  zu  verwandeln;  dieses  Vermögen  lässt  sich  durch  Erhitzen  des  Oeles, 
insbesondere  unter  Zusatz  von  Bleioiyd,  Mennige  oder  gewissen  Mangansalzen,  erheblich  ver- 
stärken. Das  Leinöl  stellt  deshalb  den  Typus  der  trocknenden  fetten  Oele  dar.  Seine  Ver- 
wendung ist  eine  sehr  mannigfache,  zunächst  in  technischer  Richtung,  bczw.  in  der  Oclmnlcrei 
als  gekochtes  Leinöl,  sodann  zu  arzneilichen  Zwecken,  namentlich  aber  zur  Bereitung  des  bei 
Brandwunden  verwendeten  Kalklinimcnts*,  sowie  früher  zur  Darstellung  des  „Balsamum 
Sulfuris"  oder  , Oleum  Lini  sulfuratum*,  welches  Praeparat  durch  Eintragen  von  Schwefel  in 
kochendes  Leinöl  und  nachherigen  Zusatz  von  Terpentinöl  erhalten  wurde.  E.  SCBAXR. 

Linin,  in  Liniim  uthartieum  «Dthalton,  bildet  leideKUntcnde  Errstllkhou  Ton  ink-nsir  hitteram  Qssebmtclt, 
sehr  wenig  in  Wasnur.  leicht  in   Allcohol  and  Aetber,  in  Essig^Bare  and  Cblorofonn  lOülieb. 

Linoictn,  lUaptlmstindtheil  des  LeinOU  (ca.  »0  pCt.),  Ut  ein  Gl;eerid  der  LoiuOUiure  Ci^a^,  oder 
CnB^tV  welcbe  un  der  Luft  durch  Oi;d>lion  in  Iciebrige  OitjrlelnOlslare  C,^xCi°2H]0.  dann  in  du  neutrale,  in 
Aetber  UftlOslicbo  Linosyo  CnlluO,,   Dborgebt.     Auf  diesem  Vorgange  bembt  das  «Troeliiieu*  des  LoinOls. 

8PIE0EL. 

ilpacldaemie  ist  das  Vorkommen  von  flüchtigen  Fettsäuren  im  menschlichen  Blute,  welche  sich 
nur  aus  eben  entnommenem  Blute  nachweisen  lassen,  da  sonst  ohnedies  Buttersäure  durch 
Zersetzung  des  Hacmcglobins  entsteht,  von  Jakscb  fand  geringe  Mengen  im  Fieber,  bei 
Leukaemie  und  bisweilen  bei  Diabetes. 

Jpactilarie,  die  Ausscheidung  flüchtiger  Fettsäuren  durch  den  Harn,  hat  keine  praktische  Be- 
deutung, da  schon  normal  geringe  Mengen  davon  vorkommen,  zudem  treten  sie  auf  bei  fieber- 
haften Krankheiten,  bei  schwereren  LeberafTcctioneu  und  bei  Diabetes  als  Oiybutter-,  Ameisen-, 
Essig- u[id  Buttersnure.  Die  Lipacidurie  ist  bedingt  durch  stärkeren  Eiweisszcrfall  (v.  Jaksch), 
wobei  die  entstehenden  flüchtigen  Fettsäuren  im  Blut  auftreten,  oder  aber  durch  abnorme 
Verdauungsvorgängo  (Senator),  wo  sie  im  Darm  sich  bilden  und  resorbirt  werden. 

MEKDELSOHN. 

iilpanln  (^tratVsiv  =  rettnaeben)  iit  ein  S  pCt.  freie  Oebiare  enthaltende! ,  feine«  OliTonal  snd  «teilt 
eine  gelbliebe,  wie  OÜTenOI  sebmeekeDde  FIttnigkeit  dar.  Durch  «einen  Oohalt  an  freier  OeläSare  ist 
es  Kusserflt  leicht  emulgirbar.     Hit  kaoütiaebeD  oder  koblen.iauren  Alkalien  znRuuimongebraeht,  bildet  die  OeUftore 

^So^e,  welche  als  YonOgliebcs  Emulgens  wirkt.  Sobuttelt  man  duhfr  Lipanin  mit  einer  selbst  sehr  rordOnnten 
^HHBBl^lsung  (1  prom.).  so  erh&lt  man  sofort  eine  sehr  feine  und  haltbare  Eniolsion.  Per  gleiche  Vorgang  flndet 
^^^^B^  wenn  das  Lipanin  im  Darm  mit  dem  Alkali  der  Qalle  und  des  Pankroassaftos  in  Uerübrang  kommt.  In  Folge 
^^^^Viuiserst  feinen  Emulsion  wird  da^  Lipanin  scbnellor  als  nndero  Fette  resorbirt,  und  dies  hat  t.  Mering 
^F  Teranlassi,  das  Lipanin  als  Ersatsmittel  des  Ltibert.brans  in  diu  Therapie  einiafUhren.  Es  wird  aaob  bei  lilngerem 
H  Oebrancb  gut  Tcrtragen.  Erwachsene  erballvn  3—4  Esslnffel  ttglicb,  Kinder  anter  0  Jahren  ',']— I  Th«el(fircl  drei- 
H  mal  Uglieb.  über  G  Jahre  *,'a  — 1  Essloffel  nach  den  Mahlzeiten. 
■  LANOOAABÜ. 

^IjlpllC)  in  einem  gegen  Wcften  offenen  Tbale  des  slavouiseben  Comitates  Poxsega  IbA  m  hoch  gelegener  Kurort. 
ausgeKoichnct  durcli  innerlich  und  lusserlieh  Tornehmürb  bei  .*-]rphili.^,  Scrufuluse,  ExsudationKprocessen  der  Haut, 
Schleirahliute.  Knochen  und  inner(>n  Organe  benutxto  Jodtheruien  tun  (U**  Temperatur  fl,\t5  duppeltkoblcnsaurcs, 
U.ti  l'hlur-.  0,02  Judnatron.  0.2  Kalium-,  0.22  Natriumsulfat,  O.OI«  Elseribicarlnioat,  0,27«  freie  KublensUure),  Klim»  j 
mild  und  windfrei.     Die  Ilildcr  sind  dus  gante  Jahr  geOITncl.     Satsou  Mal  bis  September. 

WÜKZBtTBO. 


I 


I 


liipom,  Geschwulst  des  Fettgewebes.  Es  wächst  als  Bindesubstanzgcsohwulst  und  nimmt  dann 
schnell  au  Grösse  zu  durch  Aufnahme  von  Fett  in  die  Zellen.  Mitosen  findet  mau  daher  nur 
in  den  mit  Fett  nicht  gefüllten  Zellen.  Lipome  stehen  in  keiner  Abhängigkeit  von  allee 
meiner  Fettleibigkeit.  Sie  finden  sich  auch  bei  sonst  mageren  Individuen.  Auch  bei  def 
Abmagerung  früher  Fettleibiger  bleiben  die  Lipome  in  der  Regel  bestehen.  Lipome  wordea 
meist  in  dem  subcutanen  Fettgewebe  gefunden,  sie  entwickeln  sich  aber  auch  am  Oesophagus, 
Magen,  Darm,  Peritoneum,  Gallonblase  und  Uterus  aus  praeformirtem  Fettgewebe.  Eintj  be- 
sondere Stellung   oebmea   die  Lipome  der  Niero  ein,  die  entweder  aus  versprengten  Stüokci 


i 


l 


zu   einer   Zerstörung   des   Drüsongevebes  und    kann    so  dea  DiaiMM 

Nieruukapsel  treten  Folgcerächciuungen  nicht  auf.  * 

Die  Dia^ose  der  Lipome  ist  meist  leicht.  Die  Consisteiu,  ä 
schiebbarkcit.  der  lappige  Bau,  zuweilen  ein  deutliches  Knittrr 
welches  durch  Zerdrücken  einzelner  Fettläppchon  entsteht,  sj^ 
Des  Weiteren  lässt  die  Haut  über  den  Lipomen  häutiz  '•'■'- 
Umgreifen  der  Geschwulst  mit  der  Hand  besonders  •: 
langsame  Wachsthum.  das  Alter  des  Patienten  und  di-,  ii...^..  ij;-.i;.;ud. 
die  Lipome  besonders  an  den  Körperstellen  vor,  die  durch  -ip.ärlicheD 
eine  geringe  Zahl  von  Talg-  und  Schweissdrüsen  ausgezeicbaet  sind, 
an  der  hinteren  Fläche  des  Rumpfes,  in  der  Schultergcgeod.  ao  den 
tremitäten.  Bei  multiplen  Lipomen  ist  häufig  ein  syminetri<^'-i--  » 
Die  symmetrischen  Lipome  sind  neuropathischcr  Natur.  In  w 
noch  nicht  sicher  klargestellt;  violleicht  ist  eine  im  .Anschluß 
auftretende  Sccrotvermindcrung  der  Talg-  und  Schweissdrü^-  !■  \  rv  : 
Die  Behandlung  der  Lipome  kann  nur  in  der  KxstirpaD  .11  wriai: 
bestehen,  welche  auch,  wenigstens  bei  circurascripten  Lipomen,  stet» 
sich  um  eine  absolut  gutartige  (leschwulstbildung  handelt,  welch« 
und  das  Allgemeinbefinden  des  Trägers  in  keiner  Wciso  sch.idigt, 
gedrungen  werden,  wenn  die  GeschwulstbilduDg  durch  ihr  Wai 
erscheinangen  macht,  wie  z.  B.  bei  Lipombildungcn  in  der  Orbits,  odi 
einer  Körperstelle  sitzt,  wo  es  leicht  Traumen  ausgesetzt  ist  und  in  Vi 
liehen  Veränderungen  Veranlassung  geben  kann.  Im  Uebrigen  g«ben 
siebten  eine  Indication  für  die  Entfernung  ab.  Die  Versuche,  Lipome 
Aether  oder  dergl.  zum  Verschwinden  zu  bringen,  siud  oft  gemaoht  «01 
aussichtslos. 

Lippen,    aufgesprungene,    entstehen   meist  ohne    nachweisbare   Ui 
Fällen  ist    diese  in  zu  sauren,    zu  scharfen  Speisen   und   Oewüracn,    Ti 
suchen.   Bei  den  aufgesprungenen  Lippen  schilfert  sich  das  Epithel  in  gt 
Felzeii  ab.     Vor  dem  Abbeisseu    der  herabhängenden  Kpithelfeticn    ist 
Itliagatieii    sind  mit  dem  Argentumstift  zu  touchiren  oder  Nachts  mit  eil 
muH  oder  .5  proc.  Salic-ylsäurepflastcrmull  zu  bedecken.     Zu    meiden    ^ 
und    alle  Wasser,   Glycerin  oder  Alkohol    enthaltenden   Mittel.      Km  Tm 
Stelle  der  Pflaster  dos  Nachts,    siud    die    aufgesjiningenen    Lippen    mit 
oder  mit  .\cidum  horicum,  Cera  alba  u  .^,0,   Spermacetum.    Oleum  Amv 
Alkannae  u  10,0,  Borsäurelippenpomade  (Pasch kis),  mehrmaU  einiure 


'h«  jina 


Lippenkreljt«.     Der  Sitz  des  Lippenkreli.ses  ist  ein  typischer,  er  h 
Unterlippe,  welche  ungefähr  in  der  Mitte  zwischeu  Mu»<lwinkcl 
sojlion  poic'gou  ist,   uiul  dabei  ctw.is    häufiger  die  linko  S«fite, 
OtjerJiiiDC  i»t  f:ist  niom:ds  Sitz  der  Neubil(laa&.ai^a^^aUllM 


1 


[jippenkrebs 


—     897     — 


Lippen*PerIeche] 


I 


voll  werdeil  kann.  Es  ist  nicht  bekannt,  dass  Lippencarcinomo  jemals  jugendliche 
Individuen  befallen  haben,  obwohl  gerade  das  Tabakrauchen  zwischen  dorn  20.  und 
30.  Lebensjahre  am  excessivstt-n  betrieben  zu  werden  pflegt.  Diese  Jahre  gerade 
lässt  die  Statistik  frei  von  Lippencarciiioni  erscheinen. 

Die  histogenetische  Analyse  des  Lippeiikrebse-s  betreffend,  ist  durch  zahlreiche 
Untersuchungen  festgestellt,  dass  die  markigen,  zoilreiehen,  Kpithelnester  aufweisen- 
den Krebse  die  häufigeren  sind.  Dabei  ist  zu  bemerken,  dass  fast  stets  die  ge- 
schwürig zerfallenden  Formen  zu  beobachten  sind,  das  heisst  das  ulceröse  Can- 
croTd,  das  Ulcus  rodens  mit  häufig  nur  wenig  knollig  erhabenen  Rändern.  Drüsen 
in  ihrer  regionären  Ausbreitung  an  der  hmetiseite  des  Kieferrandes  im  Fett  zwischen 
den  Mm.  biventres  oder  neben  der  Kul»ma,\illaren  Speicheldrüse  finden  sich  relativ 
selten  als  neue  Depot"«  der  Ge^chwulstdisseminirung.  Im  lianzen  haben  die  Lippen- 
krebse einen  torpiden,  indolenten  Charakter.  Ihr  Wach.sthum  ist  im  Allgemeinen 
nicht  rapide,  Generalis.itionen  und  Metastase  gehören  zur  Seltenheit,  kommen  aber 
dennoch  vor.  Die  De.struction  kann  bisweilen  enorm  sein,  sodass  der  Kiefer  entblösst 
wird,  Wange  und  Nase  mit  in  den  ZenstSrungsprocess  einbegriffen  ei-scheinen.  Oft 
jedoch  lassen  sich  spontane  Heilungsandciitnngen  durch  Bindegcwebsschrumpfung 
beobachten.  Das  meist  flache,  unregelmässig  geklüftete  Ulcus,  das  mehr  Neigung 
hat.  die  Haut,  als  den  Lippeusaum  oder  gar  die  Schleimhaut  zu  ulceriren,  wird  als- 
dann durchzogen  von  dicken,  oft  reine  Granulationsrasen  tragenden  Stromazügen, 
welche  schrumpfen,  vascularisirt  werden  und  nur  stellenweise  noch  weissliche  markige 
Krebsin.seln  zeigen,  aus  welchen  die  comedoartigen  Fipithelpfnipfe  henorzupressen 
sind.  Man  kann,  wenn  man  wegen  Verweigerung  des  allein  richtigen  operativen  Ein- 
griffes Gelegenheit  hat,  solche  Geschwüre  über  Jahre  hinweg  zu  beobachten,  wahr- 
nehmen, dass  von  Zeit  zu  Zeit  manche  Partien  der  Geschwulst  durch  Schrumpfung 
verheilt  sind,  sogar  mit  normalem  Epithel  ülK'rkleidet  sein  können;  freilich  zerfallen 
solche  scheinbar  gesuiuleten  Partien  wieder  secundär  zu  Krebsgeschwüren,  während 
meist  schon  früher  an  den  Rändern  die  Neubildung  fortgeschritten  erscheint.  Es 
sind  Fälle  von  Spontrmheilung  resp.  durch  raedicamentöse  Einwirkimg,  Arsen,  be- 
schrieben worden.  Schleich  operirto  eine  recht  zweifelhafte  Ulceration  der  Lippe 
durch  einfache  Auslöffelung  zwecks  mikroskopi.scher  Diagnose,  welche  von  Langer- 
hans als  Cancroid  bezeichnet  wurde,  die  ohne  Störung  glatt  ausheilte  und  jetzt  im 
5.  .lahre  schon  eine  völlig  gesunde  Narbe  praesentirt.  Aus  allem  geht  hervor,  dass 
die  Lippencarcinome  relativ  gutartig  sind  und  thatsächlich  .Jahrzehnte  lang  bestehen 
können,  ohne  durch  Metastase  oder  Destruction  direct  das  Leben  zu  gefährden. 

Immerhin  bleibt  das  Sicherste,  jeden  ab;  solchen  erkannten  Fall  von  Lippen- 
carcinom  zu  excidiren  und  zwei  Centimeter  breit  im  Gesunden  den  Schnitt  zu  führen 
und  eventuell  gleichzeitig  erkrankte  Drfl.sen  .sorgsamst  zu  exstirpiren.  Bei  allen 
Fällen  berjchtoter  Spontanheilung  und  absoluter  Benignität  sind  diagnostische  Irr- 
thüiner  nicht  ausgeschlossen,  denn  Lupus,  Lues  können  ähnliche  Bilder  hervorbringen 

Innd  selbst  die  mikroskopische  Untersuchung  schützt  leider  nicht  absolut. 
So  unsicher  eine  nicht  operative  Therapie  in  ihren  Erfolgen  naturgemäss  sein 
muss,  für  die  Abweisung  medicaraentö.ser  Behandlung  spricht  nichts  so  sehr,  als  die 
vorzüglichen  Resultate,  welche  beim  Lippenkrebs  zu  erzielen  sind.  Die  fast  anstands- 
lose  Heilung  sowohl,  als  das  fast  regelmässige  Ausbleiben  von  Recidiven  nöthigt 
dem  Arztc!  hier  das  Messer  in  die  Hand.  Dazu  kommt  die  absolute  Vermeidbarkeit 
der  Narkose.  .Man  kann  fast  alle  Lippencarcinome  in  vollendeter  Analgesie  unter 
Infiltration  operiren,  selbst  wenn  es  dabei  nöthig  wird,  kleinere  oder  grössere  Drüson- 
K  paquete  in  gleicher  Weise  und  gleichzeitig  mit  zu  exstirpiren.  schleich. 

Llppen-Perl^cbe.  Unter  Perleche  versteht  man  eine  1886  zuerst  von  Lemaistre  beschriebene, 
diphthoroide  Erkrankung  gewöhnlich  beider  Mundwinkel,  K^nau  die  Commissuren  derselben 
befallend.  Der  Belag  der  kleinen,  nach  Entfernung  der  Pseudomembranen  leioht  blutenden, 
flach  uicerirten  Defecte,  hat  etwas  schaumiges,  weisslich  opalines.  Die  .\ffection  betrifft  vor- 
wiegend Schulkinder,  selten  Erwachsene.  Sie  ist  schmerzlos,  aber  im  höchsten  Haasse  an- 
steckend. Fieber  wurde  niemals  beobachtet,  üie  Abheilung  der  flach  uicerirten  Plaques  pflegt 
sich  4 — 6  Wochen  hinzuziehen,  indem  die  Kinder  den  speckigen  Belag  gern  abpellen.  Der- 
selbe bildet  sich  jedoch  stets  von  Neuem  wieder.  Endlich  trocknet  er  ein  und  die  befallene 
Stelle  überzieht  sich  unter  der  Borke  mit  Epitliel.  Die  Umgebung  ist  massig  entzündlich 
gereizt,  bisweilen  entstehen  brennende  Fissuren.  Die  snbmaiillarcn  Lymphdrüsen  sind  in 
Reizung.    In  den  Membranen  sind  oft  Staphylokokken  und  Streptokokken  gefunden.   Nament- 

^      0.  Liebreioh,  Eacjklupudi«.    U.  Band.  57 


I 


Lippia  dulcis,  Trev.,  Lippia  Mexicana.  einMHHHpBbee *  i 

cum  gerühmt.  Die  stark  und  eigenthümlich  riechenden,  DttterR^-süssli 
enthalten  nach  Podw yssotiki  einen  eisenjfriinenden  Gerbstoff,  ein 
haltiges,  süssschmeckendes  Och  Lippinöl  und  einen   leichtflüssigen, 

Kampher:    Lippiol,  das  wirksame   Princip  der  Blätter.      Es   bewirk     

Nickbewegungen  und  leichte   Mydriasis,    0,004  Erbrechen    und   UnrüB?' 

digem  Schlaf.     0,3  in  Alkohol  verabreicht  verursachen    b«iin   Menscbeu 

Schwcissausbruch  und  Schliifrigkeit,    Lippiaöl  L'ebelkeit   und   M- 

die  alkoholische  Tincturzur  Verraindening  von  Athcmbcscbwerd 

sem    und   Bronchitis.     Dosis    der   Tinctur  1:9    8  bis  4-stündhcn    jut 

gleichen  Thtilen  Glycerin  oder  Gummilösung  gemischt. 

Lippia  oitriodora  Ktb.  ist  in  Spanien  als  Ilerba  Aloysiae  o 

Lippgprin^,   Städtchen    in   Westfalen,    am  Südwestabbange    des    Teuto 
hoch  gelegen,  gegen  Ost-  und  Nordwinde  geschützt.       Klima  in   Folge 
halts  rt-izmilderud.    In  gleicher  Richtung  wirkt  die  innerlich,  zu  Bädera 
nutzte  21,2"  warme,  stickstofTreiche  Arminiusquelle  (0,82  Calcium-,  0,85 
sium.suifat.  0,41  Calcium-,  0,02  Eiscnbicarbonat,  0,03  Natriumchlond). 
vornehmlich    für    solche  Fälle    von  Lungenphthise,    bei    denen  keine   H 
Störungen  vorhanden  ist,    chronische,    trockne  Katarrhe  der   AtbmungbOf 
Lungen-  und  Pleuraprocessc.   Saison  Mai  bis  September.  Trinkkuren  dis 

LIpnrio  bedeutet  die  Ausscheidung  von  Fett  durch  den  Harn,  ein  Vor^ 
der  eigenartigen  Form  der  Chylurie*  geschieht,  aber  auch  bei  anderen 
men  kann.  Diese  sind  entweder  Knochenbrüche,  welche  eine  sogenanat 
bedingen  und  bei  denen  ebenso  wie  bei  einigen  anderen  Knochenerkrair 
Knochenmiu-ks  in  den  Kreislauf  gelangt  und  neben  F'ettembolien  zur  LS 
finden  bei  der  Kkl.impsio  der  Wöchnerinnen  Quetschungen  des  Fettgew 
(Virchow):  oder  fetthaltige  fJeschwülste  und  Organe  geben  dies  bei 
Blut  ab;  auch  sonst  will  man  es  bei  mannigfachen  Krankheiten  beobiC 
und  sicherer  erwiesen  ist  das  Vorkommen  des  Fettes  im  Harn  bei  Krank] 
Hamwego,  welche  fettige  Degenerationen  der  Gewebe  bedingen:  doch  sia 
Fettbeimischungen  zum  Harn  äusserst  selten.  Auch  Vergiftungen,  bcsoj 
liefern  allgemeine  Verfettungen,  die  zu  Lipurie  fuhren  können. 

Das  Fett  bei  der  Lipurie  erscheint,  wenn  es  überhaupt  makroskopiM 
der  Oberfläche  des  Harns  in  Tropfen,  oder,  wenn  es  erstarrt,  in  talgar  " 
der  milchartigen  Trübung    des    ganzen  Harns  bei  Chylurie.      .\uch  sin 
Cylindcr  und  Nierenepithelien  im  Harn.   Der  Fettnachweis  im  Harn  geschie! 
pisch  oder  es  wird  durch  Osmiumsäure  oder  .Mkannatinctur  oder  durch  .V 
oder   Chloroform    nachgewiesen.     Immer   aber  ist  zu  beachten.   da.<s  F( 
durch  Verunreinigung  gelangen  kann,  besonders   durch    das    EinSlea    Ti 


Jiquidambar 


Lithium] 


einori  dem  Shrax*  ähnlichrn,  klar  tlurchsiclitigen,  hrrmiilichgcllicn  Balsam  von  Houig- 
consistenz,  welcher  zum  Thoil  in  Alknhol  löslich  ist  und  24  pCt.  Styracin,  1  pCt. 
Benzoesäure  und  aetherisrhes  Oel  enthält.  Er  wird  nur  zu  Rüucherungen,  aber  auch 
zum  Verfälschen  des  Toluhalsams  benutzt. 

LiriOdendron  L.  PflaDiongatttiag  aiu  df?r  Farn,  dpr  Magnoliioeae*.  Cnterrim.  MagnoliciftQ.  L.  tallpt- 
fprt  L.,  aU  Tnlpenbanm  Tiplfaoh  anf^opflauzter  Baum  aus^  IVorilamorfka.  atuf^ozciehaet  ilurcli  gro!is<\  an  Tulpen  «r« 
inncrniic,  grllnlich-ürangegolbo  Blutlinn  and  pigonartig  lappig*^,  au  der  Spitto  breit  abgestutzt«  illntter, 

M. 
LirM>dcndron  tnlipifera  h.  besitzt  eine  arümatlHob  und  bitter  ichraeokende  Kinde,  in  weleiior  nob«n 
Gorbütolf  und  Oummi  Liriodcudrin  (Emmet)  ein  AlltaloYd  Tnlipiferin  (I^Ioyd)  und  Piperin  (Buuehar- 
dat)  Kurgerundea  aind.  Die  Angaben  hodttrfCD  indeHs  noch  der  Bestätigung.  Die  Droge  wird  in  Amoriita  aU  Chinia- 
iiabBtitut.  aber  aueh  als  Stimniantt.  L>iareticum.  Diuphoretieam.  und  als  Antbelmiutbieum  verwendet.  Dosts  do< 
Pulren  2,0—8,0,  dea  Inftuea  oder  Deooctes,  6,U :  100,0,  M.O.     Die  Samen  gelten  ala  Paigaos.  , 

[ilthlonirSsger  sind  Mineralwässer,  welche  sich  durch  einen  beträchtlicheD  Gehalt  an  Lithiutn 
auszeichnen.  Man  findet  sie  als  Natrun-Lithionwässer  und  Chloruatrium-Lithion- 
wässer.  Ihre  therapeutische  Verwerthung  wird  vorzugsweise  auf  die  pharmakodynamische 
Wirkung  der  kohlensauren  Alkalien  beziehungsweise  des  Cblornatriums  gestützt,  dabei  aber 
ein  besonderes  Gewicht  auf  d,is  Verhältniss  des  Lithions  zur  Harnsäure,  welches  mit  dieser 
ein  leicht  lösliches  Salz  bildet,  gelegt.    Mau  zieht  daraus  die  Indicntion  der  Litbionwässer  bei 

»überschüssig  gebildeter  nanisäure,  bamsaurcr  Diathesc  und  Steinbildung. 
Von  den  Natron -Lithionwässcrn  sind  hervorzuheben:  Die  Königsquelle  in  Elster  niit 
0,735  g  Natronbicarbonat  (undO.lOS  Lithionbicarbonat)  in  1  Liter,  der  Iladeincr  Sauerbrunnen 
mit  4,f>06  (0.068),  die  Quelle  in  Assmannshauscn  0,138  (0,028),  die  SalvatorTuelle  in  Eperies 
0,02-2,  die  Kaiser  Fricdrichquelle  in  Offenbach  2.488  (0,020),  die  neue  ijuelle  in  Cudowa 
0,70fi  (0.018),  der  .losephsbrunnen  in  Bilin  5,14.")  (0,017),  die  Sophienquelle  in  Petersthal 
0,0«5  (0,014),  der  Oberbrunnen  in  Salzbrunn  2,424  (0,014),  die  Kronenquelle  daselbst  0,871 
(0,011),  die  Natron-Lithionquclle  in  Weilbach  0,!)12  (0,005).  Man  lässt  von  diesen  Wässern 
täglich  '/i — 1  1  auf  mehrere  Male  des  Tages  vcrtheilt  durch  4—6  Wochen  trinken,  entweder 
an  der  Quelle  selbst  oder  in  versendetem  Zustande.  Von  Chlornatrium-Lithionwüssern  sind 
erwähncnswerth ;  Der  Bonifaciusbrunncn  in  Salzschlirf  mit  10,241  Chlomatrium  (und  0,218 
Chlorlithinm),  die  Elisabethquelle  in  Kreuzn.tch  mit  9,490  (0,080),  die  HauptstoUenquclle  in 
Baden-Baden  2,014  (0,053),  die  neue  Quelle  in  Dürkheim  12,201  (0,039).  Auch  der  Kur- 
brunnen in  Nauheim,  der  Elisabethbrunnen  in  Homburg  und  der  Raknrzy  in  Kissingen  haben 
nennenswerthen  Lithiongehalt  (0,027 — 0,021—0,020  Chlorlithium).  Bei  der  grösseren  Menge 
fester  Bestandtheile,  welche  die  Chlornalrium-Lithionwä.'iscr  aufweisen,  kann  in  diesen  der 
Lithiongehalt  weit  weniger  als  therapeutisch  ausschlaggebend  betrauhtet  werden,  als  bei  den 
stofTärmeren  Natron-Litbionwässern.  Aber  auch  bei  diesen  wird  man  die  therapeutischen 
.Ansprüche  an  das  immerhin  doch  nur  in  geringen  Mengen   auftretende  Lithium  nicht  so  sehr 

»hoch  stellen  dürfen,  wie  dies  iu  Publicationeu  der  letzten  Zeit  geschieht. 
KISIU 

Tiitninill «  chemiiieheB  Symbol  Li.  Atomgewicht  7.  findet  sieh  stets  gebunden  und  in  Verbindung  mit  anderen  1C*- 
tAllen  im  Triphylin,  Lepidulitb,  Amblfgonit,  Petalit  und  anderen  Mineralien,  aowie  in  der  Asche  vieler  Pflansfln, 
An  Koblensiluro  oder  Salzsäure    gebunden    Ist  es  Beatandtheil    einer  Reihe  von  LithionwUssem  *. 

In  ri'iripm  Zustand  ist  Lithinm  silberwoisa,  leichter  als  äteinOI.  spec.  Oew.  0.6936,  ist  weich  nnd  IHsst  sieh  in 
Draht  suiiziohen.  Es  zersetzt  Waaser,  aber  ohne  Entzündung  de«  WaHerstolTs  wie  Kalium  und  Natrium.  Schmp. 
180°.  Hit  Sauerstoff  geht  es  nur  eine  Verbiedong  ein.  nSmIieb  in  Lilhiumozjrd.  LijO.  das  aber  nur  als  Hjrdrat  be- 
kannt ist.  Seine  Salze  sind  mit  Ausnahme  dos  Carbonatjf  und  Pliosphatfr  in  Wasser  leicht  lOslich  und  fUrben  die 
t  Flamme  karminroth.  Im  Spectrum  geben  sie  eine  charaktori.4ti9ohe  rotbc  und  eine  gelbe  Linie. 
Die  Lithiumsalze  wirken  ähnlich  den  Kaliumsalzen.  Sie  verursachen  Sinken  der  Tempe- 
ratur, .\bnahme  der  Herzkraft  und  der  Schlag/iihl,  später  diastolischen  Herzstillstand.  Eine 
Steigerung  der  Diurese  ist  wahrscheinlich.  Die  Dosis  letalis  beträgt  0,1  Lithium  pro  Kilo 
Thier.  Die  Entdeckung,  dass  die  Lithiumsalze,  besonders  das  Carbonat,  ein  grosses  Lösungs- 
vermögen für  Harnsäure  besitzen  (Garrod),  berechtigte  zu  der  Hoffnung,  dass  sie  sich  bei 
Behandlung  der  harnsauren  Diathese  bewähren  würden.  In  der  Thal  werden  die  gicbtiscben 
Anfälle  günstig  beeinllusst  und  die  Gelenkschwellungen  im  Gefolge  der  Gicht  beseitigt.  Bei 
längerer  Darreichung  des  Carbonats  wird  die  Magensäure  ncutralisirt  und  so  Veranlassung 
zu  Magenbeschwerden  gegeben.  Man  ersetzt  es  daher  durch  das  Citrat  (Mendelsohn)  oder 
Salicylat.  Ausser  diesem  Lösnngsvermögcn  für  Harnsäure  besitzen  die  Lithiumsalze  die 
Eigenschaft,  Diphtheriemembranen  zu  lösen,  ohne  sonst  den  Krankheitsprocess  zu  beeinflussen. 
_^  Lithium  benzoicum,    Benzoate  de    lithine  Ph.  Gall.,  bildet  weisse,  glänzende 

^v  Blättchen.    0,5 — 1,0  mehrmals  täglich. 

^^^_         Lithium  bromatum,    Bromure    de  lithium  Ph.  Gall.     Die  weissen,  bygroskopi- 
^^^H  sehen  Blättchen  oder  Nadeln  schmecken  scharf,  bitter.    Wirkt  zugleich  bypnetiscb 

^^^B  und  ist  gegen  Epilepsie  empfohlen  worden  (Levy).     0,25 — 1,0. 

^f  Lithium    carbonicum,    Carbonate    de    lithine,    Carbonate    of    Lithium, 

^^^  kohlensaures    Lithium    Ph.  G.  IU.      Ein    weisses,    laogenartig  schmeckendes 

^^^b  Pulver,   velcbes   sich  in  kaltem  Wasser  80,   in  siedendem  140,   leicht  in  kohlen- 


LithOSp6ril1Ut&  L.  Pflanzpngattnn^  aas  der  Ftio.  der  Aiiper  i  f  ol  i  »  e  e  ft  e  *,  Typni 
bei  woletiun  dto  Mnjucbeii  dem  Frnchtbodeu  mit  flachem  oder  gewölbtem  Grande  ai 
liegt   in    der   offenBohlandigen    Krone,   welche    kleine  Scblandsohappen    oder    Torspric^i 
L.  offieinale  L.,   Steinsame,   ein    bei    una   häufige«,   rauhhaariges  Kr«ot    mit  echmala 
nnRoheinbaren    weissen    BlOthen.    NBsaehen  wetsa.  glatt,  an  Hirse    erinnernd.     Worde 
wendet.     L.  arrenie  L.,  AcIcersteinBame.  Bauemachrainiii*,  mit  braanen,   ruiiaelig«ii 

Lltliospermin.  Lithospermumroth ,  C^B^Oig.  ist  dunkel,  amorph,  bwarti^ 
leicht  In  AUohol.  Aether.  Beniol.  Ei  erweicht  bei  06°  und  snliliroirt  bei  etwu  hShM 
Die  alkoboligohe  LOinng   reagirt  lehwaeli  aauer,    wird  dnreh  Alkalien  blkn.  dnreb  Slaroa 

Litns,  Pinsclssft,   ist   eine  zu  externem  Gebrauch  bestimmte  Mischung, 
Honig,  Gummi.schleim,  in  vielen  Füllen    am  zweckmässigsten   Glycerin    \\a 
Am    häufigsten  wird    er    auf   die    erkrankte  Hund-    und  RacheDsrhlcimh 
oris.    Aber  auch    die  übrigen  Schleimhäute   und    in    gewissen   I 
mit  Pinselsäftcn  behandelt.     Demgemäss  kommen  auch  die  versc 
ätzende  und  adstringirende,  desinficirende,  reizmildernde  otc,    in   di 
Der  Litus  wird    mittelst  Pin.seLs   oder  Schwümmcbens,    eines  Watte 
der  ätzend  wirkende  mittelst  eines  Glasstäbchens  auf  die  erkraukte 

Lobella  L.  Ptanzengattung  der  Farn,  der  Loheliaeene*.  naeb  nenerer  AaffaeFang  *tt 
Meist  ein-  oder  mehijuhrige  KrHnter  und  Standen  mit  wpeh=pl^tnn'!fk:.rj  Puttem.  Itrat 
Backen  gespaiten.    Antheren  meist  b&rlig.     Der  xweifleh>  .^  t>der  gana 

seheidenwandstAndigen  Plaeenten.    Die  Kapsel    Öffnet   4)i>  I,.  (nfl 

Art  des  Astliehen  Nordamerikas  mit   stark  milchendem,   ii      '  -^gel    and 

Horba    Lobeliae.     L.  nieotian  if ol ia    Hndindiens  scht^uiL   &l)Dlicbe<  üigeuaeliMWo 
litica  Hajne  mit   grosseren  rioletten  BlUthen    und  L.  eardialie  L.    mit    yroasaa 
In  Mexico  ist  L.  doleasa  ein  Mittel  gegen  Asthma,  Bronchitis  etc.,  wie  Seue^. 

Herba  Lobeliae  inflatae.  Herbe  de  Lobelie  enflee,  Indisn' 
die  während  der  Blütbe  gesammelte  T'fl.inzc  Lobelia  inflata,  enthält  *1« 
ein  Alkalcid  Lobelin,  daneben  Lobeliasäure,  Lobelakrin,  ein  zweit«s,  um 
Phytosteriu  oder  Inflatin,  aetherisches  Oel.  Dlt  Geschmack  der  Droge  M 
später  scharf  und  kratzend,  tabakäbnlich.  Auf  ihre  Eigenschaften  als  HeiH 
Cuttler  aufmerksam,  nach  Europa  kam  sie  1829.  ^ 

Lobelin    ist  ein  heftig  wirkendes  Narcoticum.   welches    dem  Nicotin  o» 
wirkt  eine  energische  Erregung  des  Athmungscentrums,    später  respiratorii 
Fröschen   worden    die  Willkürbewegungen    herabgesetzt,    wiLhrend    die    R« 
scheinen  und    die    peripheren  Nervenendigungen  gelähmt    werden  (Drcsfl 
verlangsamt,  später  beschleunigt,    der  Blutdruck  nach  voraufgehender  Eni 
und  das  vasomotorische  Ceiitrum  gelähmt;  auch  die  Temperatur  wird  zud 
niedrigt.     Die  Vagusbcmmiiiig  wird    schon    in  kleineren   Dosen   unwirk.'s.im, 
erzeugen    0,01   Erbrechen,   0,05  Hinfälligkeit   und  M.vdria.^is.     Diesen    exji 
nissen  entsprechend    ist  die  Wirkung  der  Droge    eine    antispasmodische   i 
leistet  vorzugsweise  bei  Leiden  der  Athmungswege  gute  Dienste  und  wird 
und    catarrhale,    Dyspnoö  der  Phthisiker  und  Anaemiker,  Pertussis,  Chorea 
Angina,  bei  Leukorrhoe, u.nd__bei  zögerndem  Geburtaaot  anggweBiiat-  j 


fTjOljplia 


-   noi    — 


liOchien] 


Tinctura  Lobcliae  Ph.  O.  111:  1:10  (1:5  Ph.  Austr.,  Tiall.).    Braungrüne  Tinctur 

mit  widerlich  kratzendem  Gesclimacli.     Aeusserlich  mit  Watto  auf  Schnittwunden. 

Innerlich  5—20  Tropfen    bei  Asthma  halbstündlich.     1,0!  pro  rfo«,    5,01  pro  die. 

Tinctura  Lobcliao    aetherea  Ph.  Brit.:    Herba  Lobeliae  1,  Spiritus  aethereus  8. 

Dosis  20—30  Tropfen. 
Guttae  antasthmaticae  (Oppolzer):  Tinctura  Lobeliae  10,  Aqua  Amygdalarum 

amararum  15.  Dosis  15 — 20  Tropfen  stündlich. 
Extractum  Lobeliae  fluidum  Ph.  U.  S.:  Dosis  1 — 5  Tropfen. 
Lobelin  s.  Extractum  Lobeliae:  ein  gelblichgrünes  ResiuoTd.  Dosis  0,03 — 0,0G. 
Lobelia  an tisyphilitica,  von  süssem,  hinterher  scharfem  Geschmack,  enthält  einen 
flüchtigen  Bitterstoff,  Zucker  und  Schleim.  Sic  gilt  in  Amerika  als  kräftig  wirkendes  Anti- 
syphiliticum  und  wird  geradezu  als  Mercurium  vegetabile  bezeichnet.  Sie  wirkt  in 
kleinen  Dosen  als  Diureticum,  in  grösseren  als  Emetocatharticum  und  Sudorifioum.  Dosis  im 
Decoct  15,0—30,0:  1000,0—2000,0,  als  Extract  zu  0,1—0,2  pro  die. 

r       Lobelia  purpurescens  gilt  als  Speeilicum  bei  Schlangenbiss. 
J.  JACOBSON. 
; 


»beliareae. 


rflftnxenfam.  ftas  dor  dikoljplen  VnteroUne  der  Sy  upotala«*,  Ordaun«  dpr  Cttmpftntt  li  nte*. 
saiueist  Hilcfasaft  fahrcodo  Kräuter  und  llftlbstrUucher  mit  einfachen  blittern  umfassend.  Ch&r&ktenfltiBuh  lind 
die  cwitterii^en,  mediansjgümorpben  BlBtbcD.  welche,  in  •Lobeltooeonstellunf;**  Angelegt,  dnreh  eiae^enduDg  (R^ 
saplnntion)  ihre  Stellung  eo  Kndem,   dus  die  ursprUngliche  Oberlippe   aU  Unterlippe   erseholot    Die  StAubhUtter 

■  Terwuhnen  mit  den  Beuteln  in  einer  Kflhre.    Frucht  bald    eine  Beere,    bald   eine  KapeeL     Von  den  SOO  ArUin  g»- 
haren  die  meiiten  den  Tropen  und  der  »Odlicbc-n  Erdhllfte  an.  X. 

Lobelin,  AlkaloTd  unbekannter  Zusammoniietxung,  in  den  Blftttern  an  LobeliaaXure  gebunden  iLewia}. 
gelblicher  Simp  Ton  HonigconsiHtcni,  an  dor  Luft  Terharreod.  lOat  sich  in  Wasser.  Alkohol.  Aether,  wird  durch 
Alkalien  lenetat  und  liefert  beim  Kochen    mit  diesen  oder  mit  Sturen  Zucker.    Es  bildet  krjstallitirends  .'ialie. 

8PIEUEL. 

Lobenstein,  kllmatUcher  Kurort,  Eisen-  and  Moorbad  in  Reuss  J.  L.,  603  m  hoch.  Die  Btahlqoelle  eathUt  0,0«S 
Eisen-,  »lOU  Manganbicarbonat.     Saison  Mai  bis  September. 

LocamOy  in  der  ijchweit  am  Lago  maggiore  204  a  boeh  gelegen,  klimatisoher  Kurort  (Ir  Herbst,  Wintor  nnd 
Frühling  mit  staubfreiem,  mBssig  feuchtem  Klima. 

W. 

Lochien,  WKchcnrtMingiiiig.  Nonnal  .siiiU  die  Luchicii,  Secrote  des  ]MitT])er.ileii 
Uteras,  in  dfu  urstun  4  Tilgen  blutig,  vveniou  dunii  mit  der  weiteren  Kückbilduiig 
des  Ut*'ras  serös  oder  eitrig,  um  nach  vollendeter  invuiution  zu  verschwinden.  In  der 
Blüthezeit  der  Antisepsis  war  mjin  bestrebt,  selb.st  bei  diesem  nonnalen  Verlauf  eine 
„Behandlung"  vorzunehmen.  Man  rieth,  den  Uterus  und  die  Vagina  nach  jeder  Ent- 
bindung und  im  Woclienbett  mit  .■intisept.i.schen  Lösungen  anszu-spülen.  Man  be- 
obachtete aber  ebensoviel,  wenn  nicht  mehr  puerperale  Krkraukungen  und  überdies 
»Vergiftimgsfälle,  besonders  ilureh  .Suliliiii.it.  Bei  der  heutigen  Asepsis  hat  man 
Ober  die  Behandlung  in  den  früheren  .Jahren  in  dem  Maasse  den  Stab  gebrochen, 
dass  man  jede  „innere  Unt-ersuchung"  der  Kreis.scnden  fast  für  ein  Verbrechen  hält, 
zur  Untersuchung  i>er  rectum  (!)  riUh,  und  .selbst  bei  endometritischen  Processen  im 
Wochenbett  von  jeder  Auss])üluiig  ahräth!   Weder  die  eine,  noch  die  andere  Methode 

Iist  die  richtige,  sondern  die  Wahrheit  liegt  in  der  Mitte  (Steffeck). 
Ein  normales  Wochenbett  mit  nornialcin  Wochenfluss  soll  man  nicht  „behandeüi", 
aber  eine  Abnormität  der  Lochien  erfordert  sehr  wohl  ein  ärztliches  Eingreifen. 
Trotz  aller  Asepsis,  die  in  der  praktischeu  Geburtshülfc  ein  F'h;intasiegebilde  ist, 
wird  es  Abnormitäten  des  Lnchiai-Flusses  geben,  abnorm  lange  blutige  Ausscheidungen 
in  Folge  mangelhafter  Involution,  übelriechende  uni!  stinkende  ojich  putrider  In- 
fection.  Die  orstere  Abnormitiit  ist  bei  Fehlschlagen  der  Socale-Praepar.tte  durch 
manuelle  Austastung  und  Ausräumung  des  Uterus  zu  beseitigen  und  die  letztere 
durch  Keiiiigung  des  tienitaltractiis  von  putriden  Stoffen.  Es  fragt  sich  hierbei  nur: 
soll  man  Utenis  oder  Vagina  auss]>üli'ii  oder  beide  zusammen?  Bei  putriden  Lochien 
ohne  Temperatursteigerung  wird  man  am  besten  nur  die  Vagina  au.sspülen,  d.igegen 
bei  F'ieherbewegungen  über  38,00  Vagina  und  Uterus.  Ob  m.an  diese  Ausspülungen 
mit  .intiseptischen  Lösungen  oder  mit  abgekochtem  Wiisser  vornimmt,  ist  vielleicht 
gleichgültig;  jedenfalls  lehrt  die  Rrfahrung,  dass  selbst  sehr  hohe  Tempeiaturen  in 
Folge  einer  Endometritis  endgültig  schon  durch  eine  intrauterine  Ausspülung  be- 
seitigt werden.  Von  antiseptischen  Lösungen  nimmt  man  am  besten  wirklich  anti- 
septische, z.  B.  4proc.  Karbollösung,  von  der  kein  schädlicher  Einflus.s  zu  sehen  tat. 
Streng  d.tgegen  ist  jede  Berührung  <ler  Utems-lnnenfläche  mit  Sublimat  zu  vermeiden. 
Kehrt  das  Fieber  wieder  und  ist  keine  Allgemeininfection  oder  sonstige  Ursache 
zu   ermitteln,   so   sind    diese  Ctorus-Aus-spülungen    zweimal  täglich  zu  wiederholen. 


Mj  Onrebn»  Lln  in  Schweden.  Stahlbail  10,013  EiaenbicirboDiQ. 
Toruandonft  SchUmmbider  in  Anwcndnug. 


Soit  hhiliiuid 


LoUnm  L.     Ffluiengattang  «tu  der  Funilie  der  OriUer  fOrknlneap  *).  Vnteittm.  in  f 
die  ein-  oder  mebrblntbigen  Aebrchen  nur   eine   oder  h&nfiger  tw*'>    n  itttn  (rloi 

L.  gebort  der  TribuB  der  Hordeaeoae  (Gerstengrlser)  *a,    tu  w-',  V«iLi«Leo 

AebrenBjilndel  ansitren.     Uei  Ii.  üirid  die  Aehrchen  senkrecht  xur  ^^^--  .  .^    . .:  rAmill«aKw4] 
in  einer  Ebene  ll&ga  der  xtthen,  nicht  in  Glieder  serbreehenden  Spiniiel.     L.  te  malen 
mit  befcrtnnten  Spelfton  anftretend,  als  Unkraut    auf  Aeckera  and    onter  0«tr«id«.     L. 
cum  A.  Br.  tlnd  werthTolle  FuttergrIUer. 

lu  deu  Samcu  tod  Lolium  temulentum,  dem  Taumellolcb,  sni( 

Körper  Loliin,  Temulcntinsäure  und  Temulin  aufgefunden   worden.     Na( 

Samenauszuges,   welche  zuletzt  Herzstillstand  in  Diastole  herrorriefcn,  i 

ein  rauschartiger  Zustand,  Dyspnoe,  Beschleunigung,  später  Verlaogsat 

und  Ansteigen,  dann  Abfallen  der  Temperatur  bis  auf  SS"  constatirt  ( 

von  Menschen  sind  häufig,  da  Lolium  das  Getreide  verunreinigt  und  in 

gehen  kann.     Die  hcrvorstcchenstcn  Symptome  bestehen   in  Stimkopfschi 

Zustand,  Angst,  krampfhaften  Magenschmerzen,  Erbrechen,    Störungen  4t 

fuiictiou,  Irregularität  des  Pulses,  kaltem  Schwciss,  Tcraperaturabfall    uj 

Behandlung  dienen  Magenpumpe,  Emetica,  Purgantien  und   Hertstimul 

Loliin,  zu  0,9  pCt.  in  den  Samen  enthalten,  stellt  eine  amorph 

haltige  Base    ton    widerlichem  Geruch    dar,     löslich    in  WaäB 

Chloroforra.  Die  Salze  krrstallisiren.  Dosis  letalis  für  Kaninol 

steigernd  auf  Pulsfrequenz  und  Temperatur,   erzeugt  keinen 

Temulentinsäure,    CnH^iNO,,,   eine  Amidosäure  in  den  S^l_ 

banden,  krystallisirt  in  feinen  seidenglänzenden  Blättchen,  S 

heisscm  Wasssr.     Bildet  mit  Alkalien  Salze.      Beim   Erhitj'a 

kalien  liefert  sie  unter  Ammoniakentwickelung  TemulOi 

schwer  in  Wasser,    leicht   in  Alkohol,    Aother,    Chlorofc 

erzeugt  bei  Kaltblütern  zu  0,03—0,06  Lähmung  der  exciti 

Herabsetzung    der    Relleierregbarkeit    und    tibrilläres    Mnski 
blütem  erzeugt  die  Säure  Rausch.     Dosis  letalis  für  Eanio 
flofmeister  bat  dagegen  neben  Fettsäuren,  Wachs  und  einem  bi 
Temulin,    C^OuNaO,    ein    zur    Pyridinreihe    gehöriges    AlkaloTi 
Lolch    ttuftiudcn    können.     Es    ist    in     Wasser     löslich    und 
aus    der    Luft    auf.     Da,s    Hydrochlorat    krj-stallisirt    in 
welche  beim  Erhitzen  sublimiren.     Dosis  letalis  für  Katzen 
Betäubung,    Aufhören  der  Willkürbcwegung,    Sinken,    spätei 
peratur,  Beschleunigung  und  folgende  Verlangsamuug  der  Ai 


Lonfcera  L.    Ptamcngattung  au  der  Farn,  der  Ctprirolla««««*    Ibi 

--''-^--     »tW,<liAi>       Aar     f,fIr.lti.*l>B..     PnlKair»«      «»»^tfc^wiwt^—m itJ      ■   ■■ 


««ma««iiTtnn 


;^ll 


[LonJcera 


903     — 


Lotio] 


Lonicera  brachypoda.  Die  Blütheu  und  Zweigspitzcn  finden  in  Japnn  und  China  im 
Infus  bei  Sjrphilis  Venrendung.  Auch  als  Diureticum  empfohlen  (Naumann).  Dosis  des 
Blütheninfases  2,0—10,0 :  100,0,  der  Stipites  10,0  bis  50,0 :  100,0. 

J.  JACOBSON. 

Loranthaceae.  PflimenrunUie  anr  dnr  dikotylFn  OHnno«  der  Hjt teropby ti.  In  wrlchcr  mui  (>)ne  RoiliF  Ton 
Hc))nmrv)tiorgewMoh«en  vereint,  wie  die  Rftffiesfseeen,  S«nt«Ue«en,  Balanftphoraoeen.  weichen  man  noch  die  Aristo- 
lochiaeoon  und  Podosteroaceen  anreilit.  Die  L.  sind  olitoropbyligrlln«  Srjimarutzor  auf  Aesten  nnd  dtlmmen  tod 
HoItgcwäcliBen,  Ihre  Bltttter  nind  meint  einfach,  lederif:,  xeltcuer  auf  Schuppen  reducirt.  Blütbon  meist  diooeiscb 
oder  mnnoecisch  vertbeilt.  Fracbt  eine  Beerv  oder  Steinfmobt.  Tun  den  etwa  MK)  Arten  gehtfren  die  meistfln 
den  Tropen  an,  etwa  330  gebOron  sur  (iattnng  Lorautbos,  wetebo  mit  einer  Art,  L.  earopaena.  auch  In  SUd- 
nnd  Hndoffteuropa  rertreten  ist.     An  belianntestcn  ist  Viaeam'  album  L.  die  Mistel. 

M. 

IjOrdoHe  ist  eine  Defonnität,  bei  der  die  Wirbelsäule  in  der  Lendengegend  ganz  auffallend  vor- 
gewölbt ist,  w.ährend  do-i  Oesüss  nach  hinten,  der  Bnuch  nach  vorn  vorspringt  und  der  ganze 
Oberkörper  zurückgclagert  erscheint.  Man  unterscheidet  die  paralytische  und  die  compensa- 
toriscbe  Form.  Bei  ersterer  kann  man  die  Stütze  für  den  Rücken  durch  Anlegung  von  ge- 
eigneten Stützapparaten  gewinnen.  So  erreichte  .Staffel  die  aufrechte  Haltung  in  einem 
sehr  schweren  Kalle  durch  folgende  Vorrichtung:  Von  einer  unten  dick  gepolsterten 
Kreuzbeiuplatte  geben  nach  vorn  zwei  auf  den  Bauch  durch  Kiemen  fixirte  HQftbügel.  nach 
oben  aber  eine  starke  stählerne  Stange  ab,  welche  an  einem  Querbalken  vom  die  Schulter- 
stützen trägt.  Uen  Apparat  vervollständigt  eine  Bandage,  welche  die  stark  vorspringenden 
Rippenbogen  umfasst  und  sie  nach  hinten  zieht.  Ein  starkes  Dessiog'scbes  Corsct  würde  wohl 
noch  bessere  Dienste  geleistet  haben.  Bei  der  rompensatorischcn  Form,  die  man  bei  ange- 
borenen Hüftgelenksverrcnkungen,  sowie  im  Gefolge  einer  Colitis  und  Psoascontractur  beobachten 
kann,  räüt  die  Behandlung  mit  jener  des  Grundleidens  zusammen. 

HOFFA. 

Loretinum ^  Jodai;cbinaUainlfanslDre,  wird  durch  Jodiren  der  Ortbo-Ox^ebinaHnsalfonalni«  In  Fona 
•Inea  krystallinisebeo.  gelben,  gemebloten  PnWers  erhalten,  welche«  in  Wasser  und  Alkohol  nur  ücbwierig  IrtsHeh 
Ist.  Sebmp.  2700  ,)Qter  Zersetsung.  Ea  wird  als  Braata  de»  Jafludinm.  vor  welchem  e<«  »ich  durch  rngiTtigkeit 
und  Qemebtosigkeit  ausxeicbnet,  in  der  Wundbehandlung  als  StreupiilTer  mit  Magnesia  U5t«,  Talcnm.  Amjlum  ver- 
misebt,  auch  in  kalt  gesSttigtor  LOsang  verwendet,  bei  Erysipel  als  Collodium  1  :  20—40,  ferner  als  Loretingaie,  in 
StRbcbenform  nnd  in  .Salben  1:10  Lanolin,  Innorlich  ist  es  tu  0,5  mehrmals  täglich  bei  Diarrhoe  der  Thtbisiker 
rersocht  worden.  Von  seinen  Salion  ist  das  farblose,  in  Wasser  unter  Orangeflrbang  lOsliebe  Natronsali  in 
2— ttproc,  Losungen  als  Wumlmittel,  da«  (.'alciumsali  zur  Herstellung  von  Loretingue,  daa  Wi^muthsala  in  8alben- 
form  1  :  10  Lanolin  bei  Ektom  nnd  Psoriasis  xnr  Anwendung  gelangt. 

J. 

liOBophanuiii ,  Trijodmetakresol,  C«HJg '  OH '  CHj,  entsteht  durch  Einwirkung  von  Jod  auf 
Orfhoüxj-paratoluylsäurc  bei  Gegenwart  von  Natriumcarbonat,  es  kr)-stallisirt  in  weissen,  ge- 
ruchlosen Nadeln,  Suhmp.  121,5*.  in  Alkohol,  Aetber.  Chloroform,  Benzol,  auch  in  fetten  Oelcn 
bei  60"  löslich,  Concentrirte  Natronlauge  verwandelt  es  in  eine  schwarzgrüne,  amorphe 
Masse,  die  in  Alkohol  unlöslich  ist.  Der  Jodgchalt  beträgt  78,39  pCt.  Da  sich  Losophan  bei 
seiner  Prüfung  als  stark  antibakteriell  erwiesen  hat  —  es  tödtet  in  1  proc.  Lösung  Anthrai- 
bacillen  in  4,  Cholerabacitlen  in  5  Minuten  — ,  ist  es  bei  mykotischen  parasitären  Erkran- 
kungen der  Haut:  Herpes  tonsurans,  Pityriasis,  Sycosis,  Scabies,  Pediculosis  empfohlen 
worden  (Saalfeld).  Auch  bei  Prurigo,  .Acne  vulgaris  und  rosacea.  sowie  bei  Eczema  chroni- 
cum ist  es  von  Nutzen,  dagegen  versagt  es  bei  Urticaria,  Psoria.sis  und  Pruritus  cutaiieus. 
Bei  acut  entzündlichen  Affectionen  ist  es  zu  vermeiden.  Man  benutzt  es  als  Pulver,  in 
Lösungen:  Losophan  1—2,  Alkohol  75,  Aqua  25  und  in  Salbenform:  Losophan  1,0—8,0:100 
Lanolin  oder  in  Traumaticin  gelöst  0,1—0,3  :  10,0. 

J.  JACOBSON. 

Lostorf,  Kanton  Solothnm,  MW  m  hoch,  bMitit  eine  SehwefeUochsaliriaelle  (11,00  ScbwefelwaMeratoff,  0,2:1  Nalrinm- 
sulAd,  M  Natrinmchlorid,  0,(17  Kalinmsuirat.  0.4U  Calcium-,  0,:I1  Magneaiumbicarbonatl  und  eine  erdige  Qnelle 
ra,M  Calcium-,  0,31  Magnesiunuutral,  0,4«  Caleinmbiearbonat),     Mai  bis  September, 

W. 

Lotio.  Waschungen  kommen  therapeutisch  nur  als  Massnahmen  zur  Desinfection  in  Be- 
tracht. Die  Anwendung  des  einfachen  Wassers'  bewirkt  nur  eine  Erweichung  von  Krusten. 
Borken  und  Schuppen.  Wird  dagegen  eine  neutrale  Seife  angewendet,  so  kommt  die  lösende 
Wirkung  des  freien  Alkalis,  welches  sich  bei  der  Auflösung  der  Seife  bildet,  in  Betracht,  um 
eine  stärkere  alkalische  Wirkung  zu  haben,  bedient  m.in  sich  der  gereinigten  grünen  Seife 
oder  des  Spiritus  saponato-kalinus,  welcher  am  besten  mit  Watte  aufgetragen  wird.  Die  Dauer 
der  Waschung  ist  davon  .abhängig,  wie  weit  man  einen  lösenden  Effect  ausüben  will.  Um 
Hautreizungen  vorzubeugen,  ist  darauf  zu  achten,  dass  die  Seife  vollkommen  durch  Nachspülen 
mit  Wasser  entfernt  wird.  Was  für  die  locale  Anwendung  zutrifft,  gilt  natürlich  auch,  wenn  es 
nothwendig  ist,  den  gesammten  Körper  einer  , Lotio"  zu  unterziehen.  Um  tonisircnd  auf  die 
Haut  zu  wirken,  wendet  man  milde  Adstringentien  in  Wasser  gelöst  an.  Zur  Reizmilderung 
empflehlt  es  sich,  dem  abgekochten  Wasser  1—2  Esslöffel  Glyccrin  pro  Liter  Flüssigkeit  hin- 
zuzusetzen oder  in  dem  Waschwasser  Handelkleiu  zu  vertbeilen. 

SAALFRLD. 


k 


la  tlOmtnlTOrSX  Coi|,  rVaso  anihropuphikgk  Con.l.  ^uie  ■KdüDerOuBtsaE^flS 
meist  mftssealisflM  Vorkummen  ijD  Orgonismot  du  Menaeheo  schwor«  ätOrmnf««! 
■treckt«  liUTo  ist  dorch  die  wuUltrtii;  erhibeoen  KDrperriage  ausgofiobnet.  VmmlCM 
Husdhakes  darebbolirt  sie  die  ScIiliMinlikute.  Ihre  LieblingsplUi«  sind  die  StinikW 
Meniehen,  naa  findet  sie  »noh  in  der  Sebleimbaat  des  Oaumena,  RaehrDi  und  selbiit  i 
flinen  berronrerufeneD  KrankbeitsaraebciDDngen  werden  mit  dem  Kamen  Mjiasis  boaakft 

LnOSklf   in  eiuem  nur  nach  Snden  offenen  Karpathenthale  des  aogari«eh»a  CoMiitali 
Die  20,6°  warme  Trinkiiuelle  enthUt  0,03  Eisen-,    1,1  CalciambioarboDat,    0,386 
Bsdeiinelle  desgl.  0,03.  I,B,  0,98. 

LnfTu  L.  Pflaniengattang  ans  der  Fsm.  der  Cncnrbi taeeae*,  Tribas  Cuenmeria« 
(iutUiiK  Cocnmis*.  ansgeteiehnet  doreh  das  starke  Fasemets  der  mit  l«d«ri|^r  Vtam 
frOcbte.  L.  acg7ptiaea  Mill.  it^t  ein  gesobftttteä  Nsbningmiittel.  Da»  Osfli^liaadBU 
Luffa  sn  reraebiedencn  Zwecken  verwendet:  Sehwamme,  Frottirlappen,  Einlegcvsohlan  < 
fttr  die  Aommerceit.  T«.  aeiitangola  Ser.,  eine  Art  HQdasien-  dtirrYi  Oilr^ir  iu 
hat  eine  bittere  Frucbt,  welche  als  Tonteum,  Diareticam  und  1  ^»'Hri 

(Vttmordica    uper  o  u  I  at  a  L.)    wird  im    tropischen  Amerik  t  .je 

In  Brasilien  auch  gegen  Anaemie,  Herpes  etc.    L.  echinata  r,  -bfl  ^ 

nougrossea  Frtlotatfn  enthUt  LnffeTn  und  wahtaehalnlieh  aaoh  K  et»*}  aihidla. 

Lsftdonclio  bei  Ohrenlcr.tnltheitcn.    Tide  Ohrenkrankheiten  werden  d 
oder    chronischer   Schleimhautschwellung   beruheudcn  Verschlass  rea^).  d 
Eustachischen  Röhre  bedingt,    lirundbcdingung  zur  Besserung  und  Heilung 
ist  die  Herstellung  einer  künstlichen  Ventilation  der  Tuba,  durch  ilcn  '"i' 
Surrogate  wie  das  Politzer'sehe  Verfahren,    die    sogenannte  tf' 
Val.sa  Iva 'sehen  Versuch.     Die  Luftdouchc    dient  aber  auch   hei 
/wecken,    indem    man    aus    den    durch    den    Auscultationsschl.iuch    wahi 
phaenomenen  z.  B.  auf  Eisudate,   .'^klerose   der  Schleimbaut    der  Pauicei 
kann.    Die  Technik  des  Catheterismus  ist  folgende: 

1.  Die  Tubenwulstmethode.  Man  führt  vorsichtig  einen  der  Weite  ü< 
gnnges  entsprechenden,    vorher   gereinigten  K.itbctcr   durch   den  unteren  J 
hinteren  Rachenwand ,    dreht  den  Schnabel  dann  aus  seiner  nach  unten  ge 
einen  Winkel  von  circa  90°   gegen    die  gleichseitige   Roscnmü  I  ler'sche 
aus  zieht  man  den  Katheter  sanft  über  den  mehr  oder  minder  prominirendi 
rück.    Dieser  Weg  betr.Hgt   ungefähr  1 — 2  cm.    Mao    muss    sich  hier  auf  dl 
lassen.     Der  Kathetcrscbuabel    muss  ungefähr   die  Vcrlaufsricbtung   der  Ei 
haben,    also  der  oricnlirende  Ring   des  Katheters  muss  gegen   das  entspr«! 
hinweisen.      Indem  man  alsdann    den  Katheter    mit  2  Fingern  an   der  Nui 
fuhrt  man    mit    einem  einfachen    oder   doppelter.  Ballon    die  Lufteiatreiboi 
2.  Die  Nasenscheidewandmethode  nach  Frank-Loe weuberg.   Hiai 
wie  vorhin  bis  an  die  hintere  Uachenwand,   dreht  den  Schnabel  dann  sacb 
entgegengesetzten  Rosenmüller'schen  Grube  um   einen  Winkel  von  c».  9 
horizontal  gestellten  Schnabel  bis   zur  Nasenscheidewand,    an  welcher  sich 
KatheterkTÜmmung  längt.    Der  hintere  Rand  der  Nasenscheidewand  marlirt 
welcher  der  Katbeter  zurückErczoiren  werden   muss.  um  leicht 


lonohe 


EÜÜMfÖ] 


I  Daa  besonders  bei  doppelseitigen  Obrcnafiectioncn    angewandte  Politzer'sche  Verfahren 

t  ist  in  erster  Reihe  in  der  Kiuderpraxis  von  Werth.      Mnn  lasst   den  Patienten  einen  Schluck 

\  Wasser   nehmen,    führt   ihm    den   olivenrörmigcn  Ansatz   eines  entsprechend  grossen  Gummi- 

I  ballons  luftdicht    in    das    eine  Nasenloch,    verschliesst  gleichzeitig    durch  Zudrücken  mit  dem 

Finger    das    andere  und  presst,    während  der  Patient  auf  Geheiss  schluckt,  die  Luft  aus  dem 

1  Ballon  in  den  Nasenrachenraum  hinein.    Auf  diese  Weise  gelangt  die  Luft  durcli  die  Tuba  in 

[  die  Paukenbühlc;  denn  beim  Sehluckact  hebt  sich  daa  Gaumensegel ,  legt  sich    au   die  hintere 

I  Rachcnwaud    und   bewirkt    einen    Abschluss    des    Nasenrachenraumes    vom    Hundrachenraum, 

I  während  gleichzeitig   die  Tuba  Eustacbü  durch    die  Contraction    des  Tensor  und  Levator  veli 

I  palatini  erweitert  wird.     Auf  demselben  Princip  beruht  die  trockene  Nascndouche  durch 

Aussprechen    dos  Vooals    „A"    (Lucae)    oder   durch    Aussprechen    der   Silben  .Hack,  Heck, 

Huck"  (Grub er).     Auch  der  Valsalva'sche  Versuch    basirt   auf   ähnlichen  pb^-siologiscben 

Verhältnissen.   Zu  bemerken  ist,  dass  bei  der  Luftdouche  nie  zu  starker  Druck  anzuwenden 

ist,    da  sonst  besonders  bei  atrophischen  Trommelfellen  oder  bei  Narben  leicht  Rupturen  des 

iTrommelfclIs  entstehen.    —    Bei  Verletzungen    der  Schleimhaut  im  Nasenrachenraum  dagegen 

[  köDocD  beim  Katheterisiren  störende  Emphyseme  des  Rachens  erzeugt  werden. 

r  KATZ. 

^nftkigBen    sind  die  bekannten  ringförmigen  Unterlagen,  deren  Mitte  frei  ist,   sodass   der   auf- 
i  liegende  Körper  mit   der  Kreuzbeingegend   hobl   ruht   und  dadurch    vor   entstehendem  Decu- 
[  bitus   geschützt  wird    oder,   falls  dieser    bereits  vorhanden,  bessere  Bedingungen  zur  Heilung 
I  findet.     Bei  der  Verwendung   dürfen   sie  weder  zu  schwach  aufgeblasen,  noch  zu  prall  ange- 
füllt werden;  sie  müssen  den  aufgelegten  Vorderarmen  ein  Eindrücken  bis  nahe  zu  der  anderen 
Wand    der  Tasche    hin  gestatten,    nicht  jedoch  bis  zu  deren  Berührung.     Nach  der  Füllung 
mit  Luft  schliesst  sich  das  Ventil  entweder  durch  Schraubenverschluss,    oder  auch  neuerdings 
'  automatisch;    es    giebt    auch  Luftkissen,    welche    sich    selbstth.itig  wieder   füllen.      Die  Luft- 
I  kissen  dürfen  in  der  Krankenpflege  niemals  unmittelbar  mit  dem  Körper  in  Coutact  gebracht 
I  werden,  da  der  GummistolT  die  Haut  reizt  und  unangenehm  empfunden  wird;    sie   sind  unter 
[  das  Bettlaken  zu  legen  oder  mit  Leinwand  zu  überdecken.    Ausser  den  grösseren  und  haupt- 
I  sächlich  verwendeten  Formen    für  die  Krcuzbeingegcnd    giebt  es  auch   kleinere  Luftkissen  für 
[  die  Ferse  und  ebcnsolclie  nach  Art  der  Schlummerrollen  geformte  für  den  Nacken. 

I  MENPELSOHK. 

Up'llOy  %m  gleiobnuniKen  See  im  KAnton  Tcesio,  27&  m  hoeb,  gegen  Norden  geschOtit.  Uebergangsststion  ond 
[  Traubvnkurort.  Du  Kliioft  «tcbt  in  der  Mitte  xwiseben  den  eedetiveo  und  erregenden  und  {.it  maesiic  fenoht,  im 
I   Herbut  und  Winter  feuehler  nie  im  Frflbjabr  nnd  Somuor.    Mittlere  Tenporatnr  11,4°,  Feuclitigiceit  7iS  pCI. 

UputBChOWfuE  9  in  Mahren  nm  Nurdabhange  der  Karpathcn  200  m  bocb  gelt*gcn,  mit  jud-,  tirom-,  iitbinm-  nnd 
Ki||anbntli>:*'ii  krnftici^n  allcAlittrb-rouriiittitchen  SKuirtingon  (Vinccn>c|ueilv:  :),1  Chiur-.  0,017  Jod-,  0,033  Brom-, 
KDMle  Flüurnilrinm,  l>,23  Kalium-,  0,0024  Litbiumeblorid,  4,28  Natrinm-,  OfiS  Calcium-,  0,02  Eisen-,  0,007  Mangan-, 
^  0,OIS  Strontium-,  0,0112  Barjinmbiearbonat,  1453  ccm  freie  Koblenalnm).  Innerlieh  nnd  >u  Bidern  bei  ehroniiehen 
I  Katarrhen  der  AthmnngB-,  Verdannnge-  und  Hamorgane.  SaiaoD  Mal  bia  September. 
I  WÜKZflirKO. 

iunbago,  Leadenschmerz,  Hexenschuss,  bedeutet  einen  meist  plötzlich,  zuweilen 
f  allmählich    sich    cntwickplrKleii   Schmerz    in    der    Leudeugogeud,    welcher  auf   einer 

Affection  der  Muskeln  und  Bandupparate  jener  Gegend  beniht.  Diese  Affection  k.ann 
>  durch  ein  Trauma,  Zerrung,  Zorreissung,  oder  durch  rheumatische  Einflüsse  her\-or- 
I  gerufen  werdcm,  l.iumb.-igo  traumatica,  rlieumatiea.  Verwechselt  kann  dieser  Zustand 
I  werden:  1.  Mit  dem  Kreuzschnierz,  welcher  manche  Infectionsk rankheiten  einleitet, 
'  besonders  Variola.    Fieber  sichert  hier  die  Diagnose.    2.  Mit  Affectionen  der  Wirbel, 

der  Kiickf'nmark,shäute  und  des  Rückenmarks.  Genaue  locale  Untersuchung,  wie 
'  die   der  Patel larreflexe,    der  Hautsensibilität,    wird  vor  Irrthümem  schützen.     3.  Mit 

Aflectionen  der  Nieren,  Nierensteinen,  Nephritis,  Nierengeschwülsten.     Daher   ist  die 

Urimintersuehiing    nie   zu  unterlassen.     4.  Mit  Geschwülsten  des  .Mastdarms  und  des 

Beckens,  HaemurriioTdfii,  Tumoren.     5.  .Mit  Affectionen  des  Utenis  und  der  Ov.irien. 

In  allen  tiie.scn  Fällen   wird  der  Schmerz    in    der  Regel    sich  allmählich  entwickeln. 

6.  Mit  Ischias,    bei    welcher    der    Schmerz    dem  Verlauf   der  Nerven    folgt.     7.  Mit 

hysterischer  Rachialgie.  Die  anderweitigen  hysterischen  Erscheinungen  sind  für  die 
I  Diagnose  entscheidend. 

FAnii  acut  entstehende  Lumbago    erfordert  Ruhe  im  Bett    und  locale  Umschläge, 
'  welche  in  der  Regel  am  meisten  Linderung  zu  bringen  pflegen,  wenn  sie  heiss  sind. 

Bei  manchen  Individuen  leistet  jedoch  die  Eisblase  bessere  Dienste.  Kommt  man 
'  damit  nicht  aus,  so  sind  Sinapismeu  oder  Schröpfköpfe  anzuwenden.  Besonders  die 
I  letzteren  haben  zuweilen  einen  mirnittelbaren  und  schnellen  Erfolg.    Ist  der  Schmerz 

sehr  heftig,  so  mache  man  eine  Morphimninjection,  welche  zuweilen  den  Process 
Iresp.  den  Schmerz  dauernd  coupirt.  Bei  längerer  Dauer  heftiger  Schmerxon 
[empfiehlt   sich    die  Anwendung  der  Eloktricität,  besonders  des  elektrischen  Pinsels, 


Bfti»|nj«»«iavuoH   «JfffW»V 


"m)'i 


hinter   den    diagnustischen  Ergebnissen,   wie    sie    namentlich    in 

tiiluTculüscn  wie  eitrigen  Meningitis    und    der    zumal   tloH  SchS 
Hirnblutung    sich   ausprägen,    zuriickgcMiebeii.      Selbst  gute  Au 
entfernt    davon,    sie    zu    leugnen.     Immerhin    darf    hier    nach 
Manriies  reservirt  werden.     Die  Fe.stleguiig  der  Indiratioaen  um 
samkeit  steht  freilich  noch  aus.      Zu  belilagen    ist   die  hervorr; 
Wirkung.     Die  Technik  ist  einfach  und  erfordert  die  N-irkosf 
wird  unterhalb  des  .3.  oder  4.  Lendenwirbels,  noch  besser  in  d<>n  Im 
eingestochen,  entweder  seitlich  im  Niveau  der  Wirbelbogen    oduc. 
zwischen  den  Dornfortsätzen.    Je  mehr  diese  klaffen,  d.  b.  je  stXrl 
vorn  gebeugt  wird,  um  so  leichter  ist  die  Kinführung  der  Nadel, 
die  sitzende  Stellung  des  Patienten    für    das  Gclingo»    die   günsi 
rechnet  aber  gegenüber  der  Seitenlage  mit  dem  Factor  d<T  Flüssig 
weit  stärkerem  I>rui-k.     Erg<-bnisslos    kann  die  Lumbal punction 
der    Verfehlung    des    Duralsaekes    bezw.    Subarachiioidalrauios, 
flottirenden  Ncrvenwurzehi  mler  von  (.ii-rinnseln ,    eine«    zu   engen 
endlieh  wegen  Flüssigkcitsniangels  fdierhaiipt.    In  letzterer  B<'xiehi 
Obliteratioii  durch  KraiikheiLsproducte,   wie  sulzige  M:is.sen  bei  Tulw 
Der  therapeutische  Nutzen    gipfelt    in    der    Heraltsotzung   d 
der  überall  da  zu  erwarten  sein  wird,    wo    die  "  normale   (!Jonmii 
noidalräume  des  Kückeinnarks  mit  den  Hirnk.anunern  nicht  durcl 
Häute  oder  Ver.scliliiss  des  Aquaeductus  Sylvii  aufgehoben  ist. 
abzulassenden  Flüssigkeit  ist  eine  Einigung  noch  nicht  erzielt  Wi 
wertli  »?rscheint  im  Allgemeinen,  ein  (Quantum  von  iiCi — 4<>  rem  nie 
ein  atlzii  schnellrs,  den  Druck  brüsk  herabsetzendes   A'ifliessen  zu 
sonderer  manometrischer  Apparate  bedarf  es  für  die  Zwecke  der  V 
von  einer  Aspiration    uiüglichst    ganz  Abstand    zu    nehmen.      In 
merki'nswerth  ist,  dass  es  gerade  bei  der  mit  hohem  (iehirndrurk 
tubereuliisen    Meningitis    nur    selten    gelingt,    eine    annehnib:ire    ! 
schwerden    und    des    objectiven  Befundes  durch    die  Luiubalpuncti 
Günstigsten  Falls  hat  man  es   mit   vorübergehenden  palliativen  W 
auf  einzelne  Symptome,  wie  Kopfschmerzen,  Erbrechen,  Krämpfen  n 
der    lauteu    die    Berichte    über    die  Beeinflussung  der    acuten  seri 
Siimc    der    Quincke'schen   Definition.     Ein    sichtlicher,    mehr  wa 
Rückgang  in  .schweren  Himdniekerscheinungen    ist   verschiodentliii 
ja  es  fehlt  selbst   nicht    an    behaupteten  Heilimgen  durch  die  Spil 
gleichen    liegen    verschiedene  Bekundungen   einer   günstigen  tieetal 
eitriger  Meningitidcn  einschliesslich   der   epidomiächuu  ütiuick&tacn 


iiimhalpiiiictloii 


—    907    — 


litinpeimbscesij 


wnnli'ti,  (Icsson  ursächliclirn  Zus.immenhaii!;  mit  tlwn  Eingriff  für  aüp  Fälle  zu  leugneo 
I\ifmarul  nn'hr  wagt.  Langdauernde,  durch  die  Punctiou  veraniaaste  kemissioneu 
wird  man  gelten  lassen  müssen,  allein  sie  sind  grosse  Seltenheiten. 

Zu  günstigeren  Schlüssen  berechtigen  die  Beobachtungen  über  die  Gestaltung  des 
Verlaufs  der  hydrocephaüscheu  Zustände  namentlich  der  kleinen  Kinder  bei  häufigerer 
Wiederholung  des  Eingriffs.  Hier  finden  sich  selbst  glaubhafte  Berichte  über  deut- 
liche AuTbesserung  der  Intelligenz.  Dass  bei  Bedrohung  des  .Sehvennögens,  der 
Psyche,  des  Lebens  durch  die  wachsende  Transsudation  und  dadurch  bedingte  Druck- 
Steigerung  die  Methode  geradezu  zur  Pflicht  gemacht  worden  ist,  begreift  sich;  allein 
man  vergesse  nicht,  dass  die  resultatlose  Hi'baiidluiig  durch  die  Puuction  im  Ganzen 
überwiegt.  Hier  ist  auch  derjenigen  Hiriikrankhoiten  zu  gedenken,  bei  denen  die 
Beobachter  selbst  rficksiehtlicli  der  l>ifferenziruug  der  Diagnose  zwi.sehen  Tumor, 
serris-iiieningitischen  und  encephaiitischen  Processen  zu  einer  ganz  bestinnnteii  Knt- 
Echeiduiig  nicht  zu  gelangen  vermochten,  indess  dürfen  frapp.inte ,  offenbar  durch 
die  (.Quincke 'sehe  Methode,  bedingte,  selbst  an  Heilungen  grenzende  Besserungen 
nicht  geleugnet  werden.  Insbesondere  war  in  dem  Schwinden  von  Kopfschmerz  und 
Erbreclien  sowie  Contracturcn,  in  der  Aufbessenmg  des  Ganges  und  nionoplegischer 
Krscheinungen  und  im  Zurückgehen  der  Stauungspapille  ein  schätzbarer  Beleg  für  die 
Wirksamkeit  des  neuen  Heilverfahrens  gegeben.  Immerhin  darf  nicht  vergessen 
werden,  dass  solche  Boob-ichtimgen  spärlich  gesät  sind. 

Die  Berichte  über  Bes.serung  der  hartnäckigen  KopfsehmtTzen  der  Clilorotischei' 
durch  die  Lumitaijiunetioii  haben  in  letzter  Zeit  einer  mehr  ablehnenden  Haltung 
Platz  gemacht.  Niehtsdi'.'^tcisveniger  ist  ein  definitives  Urtheil  noch  nicht  zu  fällen. 
Endlich  ist  mit  Nachdntik  liar.iuf  zu  verwei.sen,  dass  augenscheinlich  in  einigcu 
Fällen  tratmiatischer  HIrrdiliitung  mit  bedenklichen  Druckei-scheinungen  sofortige 
Besserungen  durch  die  Verminderung  des  Extravasats  auf  dem  Wege  der  Spiual- 
punction  erzielt  worden  sind.  Wie  die  Chirurgen  hier  durch  die  Trepanation 
eine  möglichst  ausgiebige  Ausräumimg  der  Blutherde  erstreben,  ohne  sich  durch 
<lie  Eventualität  einer  Nachhlutimg  beirren  zu  lassen,  so  darf  dieses  theoretische 
Bedenken  auch  nicht  abhalten,  ilurcli  ergiebige  Entleerung  dos  herabgestie^genen 
Blutergusses  von  unten  her  das  Centralni.Tvensysteni  vom  gefährlichen  Drucke  zu 
enthisten.  Spontarn>  Gehirnblutungen  bei  schweren  Grundiciden  dürften  mit  Sonder- 
beiltngungen  rechnen.  Es  .scheint  f:ust,  als  ob  gerade  hol  den  chirurgischen  Formen 
(Schät!elhnii-li),  wo  die  einfachsten  mechanischen  Verhältni.sse  die  Gefahr  der  Druck- 
steigemng  bedingen,  die  Methode  relativ  verlässliche  Wirkungen  verspricht,  während 
in  der  oben  abgehandidten  Kategorie  offenbar  dem  erhCditen  Druck  nicht  die  einzige 
Rolle,  vielmehr  nur  ji*ne  einer  mehr  oder  weniger  wesentlich  mitwirkenden  Ursache 
für  tlas  Zustandekiniinicn  der  Krankheitserscheinungen  zuertheilt  werden  darf. 

Die  schädlichen  Wirkungen  iler  Lumbalpunction  anlangend,  haben  wir  der 
plützlichcn,  insbesondere  bei  Klcinhimtumoren  beobachteten  und  hier  wohl  als  Folge 
der  Beeinträchtigung  der  in  labilem  Zustande  befindlichen  lebenswichtigen  Centren 
durch  die  mangelhafte  Comniunication  im  Niveau  des  Hinterliau[)tsloches  bezw. 
fehlende  Neigung  zum  Flü.ssigkeit.sausgleich  zu  erklärenden  Todesfälle  bereits  gedacht. 
Weit  häutiger  sind  Klagen  über  Auftreten  von  Kopfschmerzen  bezw.  Steigerung  der 
schon  vorhandenen  während  der  Panction.  Auch  an  Collapszuständen  fehlt  es  nicht. 
Alle  diese  Zufälle  sind  auch  bei  Vornahme  der  Entleerung  im  Liegen  und  Verineiilung 
jeder  Aspiration  beobachtet  worden,  vielleicht  in  minderem  .Ma.a.sse,  als  unter  den 
entgegengesetzten  Verhälttiis.sen.  Sonstige  unangenehme  Nebenwirkungen  sind  sehr 
"ten,  soda-ss  man  <iie  Lumbalpunction  bei  der  nöthigen  Vorsicht  namentlich  in 
ierag  auf  Allmähliehkeit  der  Flüssigkeitsentlcerung  ohne  Scrupel  als  einen  im  All- 
gemeinen gefahrlosen  Eingriff  wird  ansprechen  können.  pOkbrinoer. 

ingenabscesg.  Vereiterungen  des  Lungengewebes  sind  verhältnissmässig  selten,  sie 
können  auf  verschiedenen  Wegen  zu  Stande  kommen.  Es  können  durch  die  Respi- 
rationswege eitererregende  Mikroorganismen  in  die  Lunge  gelangen,  jedoch  ist  eine 
Abscedirung  nur  äusserst  sdteir  dit-  Folge  dieses  Eindringens.  Eine  Vereiterung  der 
Lunge  tritt  erst  dann  .auf,  wenn  das  Gewebe  der  Bronchialwand  durch  st.ognirende 
Secrete,  besonders  in  Broncbiektasien*,  in  seiner  Ernährung  geschädigt  ist,  die 
Bakterien  zur  Ansiedelung  gelangen  und  ulcer.itiven  Gewebszerfall  bedingen.  Von  der- 
artigen Bronchialulccratiouen  kann  dann  die  eitrige  Schmelzung  auf  das  benachbarte 


-rerlcrflpft.  IWe  wtebtigsten  Pnnirtt?  Stuf  me  neüeittewegungw 
charakteristischen  steilen  Anstieg  und  Abfall  der  Teini>eratur,  doch 
gering  sein  oder  fehlen,  wenn  der  Abscess  nach  einem  Bronchus  ' 
hat.  Fercutorisch  und  auscultatorisch  ist  in  vielen  Fallen  so  gut 
zu  ermitteln,  da  kleinere  Eiterherde  tief  im  Lungengewebe  kaum  d* 
kaiische  Zeichen  hervorrufen.  Wichtig  dagegen  ist  d;is  Verll.•llt^■ll 
welchem  man  Eiterkfirperehen,  rothe  Blutzellen,  Haeniatoldinkr. 
elastische  Fasern  findet,  welche  für  diese  Krankheit  eine  hohe  iluiti^- 
besitzen.  Von  grosser  Wichtigkeit  ist  ferner  das  Verhalten  des  .' 
der  Patienten,  sodass  das  Missverhaltnis  zwischen  schworer  Allgenv 
geringem  physikalischen  Lungenhefunde  auf  die  VeiTUUthung  eiQ'jr 
Sehr  zahlreich  sind  die  (^omplicationen,  welche  dadurch  hen 
krtnnen,  dass  der  Kiter  in  Nachbarorgane  direct  durchbricht  wler 
Wege  narh  entlegenen  Organen  verschleppt  wird.  Am  hau! 
foration  in  die  Pleurahöhle  mit  nachfolgender  eitriger  PlenritWM 
der  Kit«r  in  den  Herzbeutel,  das  Mediastinum  und  nach  Perforafia 
in  d;is  Peritoneum  durch.  Von  den  Metastasen  sind  am  wichtigEti 
Bcesse  des  Gehirns  «nd  der  Nieren. 

Die  Therapie  veniiag  häufig  den  krankhaften  Process  direct  ni 
Aussen,    besonders    bei    den    auf  enibolischcm  Wege  entstandenen 
abscessen.     Günstiger    liegen  die  Chancen    bei    solitärer  circunl^cl 
wenn    der  Eiter   durch   einen  Bronchus    nach   aussen  gelangen  kan 
man.    durch  Inhalation    desinficirender  Mitlei  den  Process    xu    bokl 
Linie    durch  Terpentin-,    I^atja^henöl,    Lö.<iungen  von   Eisenchlorid, 
ist  der  nianchinal  überraschend  günstige  Effect,  welchen  lu.in  vun 
Anwendung   dieser    Mittel    bei    putrider   Bronchitis*    und  auch  bei 
beobachtet,    beim  Ltnigenabscess  meist  nicht  so  deutlich.      Noch 
Anwendung  innerer  Autiseptica,    wie  Terpentinöl,  Terpenhydrat,  Kl 
und  ahnlicher  Mittel.     In  jedem  Falle  wird  man  Expectorantiea* 
Herauslieförderung    des    Eiters    zu    erloichtcni.     Von    grfisserer  >* 
immerhin    zweifelhafte    medicamentöso   Bekämpfung    ist    bei    diäei 
Pflege    der  Körperkrüfte,    welche    in    Folge    des    Eitorfiebers    schl 
dürfte  in  Folge  dessen  von  inneren  Mitteln  meist  Abstand  ru  nehj 
gesunkenen  Appetit  nicht  noch  mehr  zu  verschlechten!.    Roborifeu( 
liehe  Gabe«  von  Alkohol  sjiielen   hei  diesem  Lungenleide«  eine  tit 
es,  damit  der  allgemeinen  Consuniption  vorzubeugen,  so  kann  der  S 
leerung  durch  die  Luftwege  zur  Vcrn;u-bung  gelangen  oder  es  k.iiui 
in  die  Pleura  durch  Ripponresection  der  Liingenabscess    zugleich  m 
zur  Heilung  kommen.       >~<^^i^^^^^^^^^^^^^^^^^^^Hl 


«I^natelektase 


jim^nembolie] 


^^nehuog  der  Atelektase  infolge    von  Comprossioii    der  Lunge   von   aussen  her,    besonders 
^Burch  pleuritische  Exsudate,  Hcrzhypertrophie,  perikarditische  Exsudate,   Tumoren,  Uochstand 
^Bes  Zwerchfells  infolge  von  abdominaleu  Erkrankungen.      In  einer  anderen  Weise  kommt  die 
^Bildung    atclcktatischer   Stellen    dadurch    zu  Stande,    dass    durch    bronchitische  Secrete    die 
^^BDmiua  der  feinsten  Bronchien  verstopft  werden,  und  die  Luft  hinter  dieser  Stelle  zur  Resorp- 
^Hlon  gelangt.     Vorzugsweise  im  kindlichen  Alter    ist    die  Retractionskraft    dos  Lungengewebes 
^Bkärker  und  die  Kraft  der  Kespirationsmuskelu    geringer  als  später,    sodass  Kinder  mit  Bron- 
^Bbialkatarrhen.  Masern,  Diphtherie  der  Gefahr  'ler  Atelektaseubildung  um  so  mehr  ausgesetzt 
^Hind .  JL'  schwächer  die  Constitution  in  Folge  chronischer  Krankheit,  Rachitis,  Anaemie  usw.,  ist. 
^BHe  Hauptmomente  zur  Atelektase    sind  demnach  Katarrh    und  Muskcischwäcbe  (Gerhardt), 
^Balten  Fremdkörper  im  Broochiallumen,    nie  käsige  Massen,  Tumoren.     Bei  Erwachsenen  sind 
^Bl  besonders  langdauernde  Erkrankungen  mit  Bronchialkatarrh  und  allgemeinem  Kräftcverfall, 
^■He  der  Abdominaltj-phus,  in  der  Regel  bildet  sich  hier  mehr  eine  Hypostase  aus. 
^B       Die  schädlichen  Folgen  der  Atelektase  bestehen  für  den  kindlichen  Qrganismus  besonders 
^Bd  der  Erschwerung  des  respiratorischen  fiaswechsels  durch  das  Aussercurssetzen  des  atelekta- 
^Btiscben  Abschnittes,  es  pflegen  in  Folge  dessen  dyspnoische  ii^ustände  nutzutreten,  welche  um 
^kao  gefährlicher  sind,  je  geschwächter  der  ganze  Organismus  durch  die  veranlassende  Krankheit 
^Mcworden  ist.     Ebenso    tritt  eine  Störung    des  Circulatioiisapparates  ein,  der  rechte  Ventrikel 
^Kkuss  mit  erhöhter  Kraft  arbeiten,  wird  ditatirt  und  schliesslicb  kommt  es  zu  einer  allgemeinen 
^^enösen  Stauung.   Bei  der  Untersuchung  fällt  ausser  der  Dyspnoe,  etwaiger  Cyanose  und  Klein- 
^Hheit  des  Pulses  ein  Zurückbleiben  der  Thoroxhälftc  auf  der  erkrankten  Seite  bei  der  Inspira- 
^Ktion  auf.     Eine  Dämpfung  über  der  atelektatischen  Stelle  ist  um  so  ausgesprochener,  je  aus- 
^Bgedehnter  die  collabirte  Partie  an  der  äusseren  Lungenoberfläche  ist.    Auscultatorisch  ist  zu- 
^Pneist    abgeschwächtes,    manchmal    bronchiales  Athmen    mit   katarrhalischen  Geräuschen    oder 
^kroch  Knistcrra.sseln  zu  hören.     Die  Her/.därapfung  ist  häufig  nach  rechts  verbreitert. 
^B        Zur    Beseitigung    atelektatischer  Zustände  'wird    zunächst   der  Bronchialkatarrh*    in    ge- 
^Hligneter  Wei.se    behandelt,    vorzugsweise    durch    die    schleimlösenden    und   secretverflüssigen- 
^Blen  Mittel,    auch  Wasserdampfinhalationen,  Priessnitz*sche  Umschläge  um    den  ganzen  Brust- 
^Bcorb   während    der  Schlafenszeit.      Von    besonderer  Wichtigkeit   ist   es,  die    gestörte    Respi- 
^^ntion    in    Gang    zu    bringen    und     besonders    kräftige    respiratorische   Bewegungen    zu    cr- 
^pengen.     Ganz  kleine  Kinder  lässt  man    häutig  aus    der  Bettlage    auf   den  Arm   nehmen,  um 
Sccret-  und  Blutstauungen    zu    vermeiden,   hindert   sie    nicht    am  Schreien,  da  hierdurch  die 
Respiration   gefördert  wird,    auch    laue  Bäder  mit   nachfolgender   Frottirung  sind   von   guter 
Wirkung.    Grössere  Kinder  wird    man    abwechselnd    aus  der  Rückenlage  in  sitzende  Stellung 
bringen,  zum  tiefen  Athemholen  anhalten  und  ebenfalls  mit  Bädern  behandeln.     Brechmittel* 
thun  hier  gute  Dienste,    da  sie  die' Inspiration  anregen  und  vertiefen.    Von  grüsster  Wichtig- 
keit ist   es.  den  allgemeinen  Emährungs-  und   Kräftezustand  der  Kinder  mit  allen  zu  Gebote 
stehenden    Mitteln    der  Diaetetik  zu  heben,  bei  sehr  herabgekommenen  Individuen  muss  man 
zu  Analepticis.  Wein,    [InfTmannstropfen  greifen.     Prophylaktisch  lässt  sich   bei  schwächlichen 
Kindern  besonders  dadurch  gegen  die  Ausbildung  der  Atelektasen  einwirken,  dass  man  die  all- 
gemeine Ernährung    von  vornherein    in    den  Vordergrund    der  Therapie  stellt,    und  verhütet, 
dass  die  Kinder  durch  allzu  ängstliches  Bannen  in  die  passive  Rückenlage  ihre  Athemmuscu- 
latur  zu  sehr  schonen  und  schwächen. 

GKAWITZ. 

Iinngenembolie.  Es  giebt  verschiedene  Gebilde,  die  mit  dem  Kreislauf  in  die  Lungengefässe 
gelangen  und  sich  in  denselben  festsetzen  können.  In  erster  Linie  sind  Theile  von  Thromben 
2U  nennen,  die  sich  an  anderer  Stelle  bilden,  z.  B.  in  den  Venen,  besonders  der  unteren  Ex- 
tremitäten und  des  Uterus,  und  im  rechten  Ventrikel  des  Vorhofes.  Seltener  gelangen  Em- 
boli vom  linken  Vorhof  in  die  Lunge,  wenn  das  Foramen  ovale  offen  geblieben  ist.  Die 
Folgen,  die  sich  entwickeln,  hängen  ab  von  der  Grösse  und  dem  Sitz  des  Embolus.  Werden 
eine  oder  beide  Hauptarterien  der  Lungen  verstopft,  so  tritt  der  Tod  so  plötzlich  ein,  dass 
sich  besondere  Veränderungen  an  den  Lungen  nicht  mehr  ausbilden  können.  Werden  kleinere 
Gefässe  verstopft,  so  kann  dies  wegen  des  ausgiebigen  Collateralkreislaufes  ganz  symptomlos 
verlaufen.  In  anderen  Fällen  aber  entwickelt  sich  dann  der  baemorrhagische  Infarct,  der  in 
einer  Blutung  in  die  Alveolen  mit  Gerinnung  und  entzündlichen  Erscheinungen  an  der  Pleura 
besteht.  Der  Infarct  kommt  hauptsächlich  zu  Stande,  wenn  vor  der  Embolie  bereits  Circula- 
tionsstörungen  in  der  Lunge  bestanden,  die  eine  chronische  Hyperaemie  (rothe  Induration) 
oder  leichtere  Brüchigkeit  der  Gefässe  bedingten.  Das  i.st  besonders  der  Fall  bei  Mitral- 
fehlern und  bei  chronischen  Katarrhen  der  Bronchien.  Ausser  Blutgerinnseln  kann  Fett  in 
den  Kreislauf  gelangen  und  die  Lungencapillaren  in  mehr  oder  weniger  grosser  Ausdehnung 
anfüllen.  Das  findet  stets  statt  bei  Zertrümmerung  von  Fettgewebe  oder  fetthaltigen  Or- 
ganen, bei  Knochenbrüchen,  schweren  Geburten,  Rupturen  der  Leber  u.  s.  w.  Es  ist  erstaun- 
lich, welche  Qiiaiititäicn  von  Fett  die  Lungen  ohne  Schaden  ertragen.  Xur  selten  bestanden 
klinische  Erscheinungen  von  dieser  Seite,  wenn  ausgedehnte  Fettembolien  in  der  Leiche  ge- 
funden werden.  In  einigen  Fällen  aber  wurde  der  Tod  durch  Fettembolien  herbeigeführt,  be- 
sonders wenn  zu  frühzeitig  auf  frische  Fracturen  mo-ssirt  wurde.  Die  Fettembolien  lösen  sieh 
schnell    und   leicht   dadurob,   dass   das   Fett  emulsiooirt  und  von  Zellen  aufgenommen  wird, 


iniigengangraeD,  Liingenbrand.    Häufiger  als  e: 
entstehen  in  der  Lunge  durch  Infection  von  den  obe 
Störungen  des  Gewebes  dadurch,   dass  in  fauliger  Zersi 
direct  in   die  feineren  Bronchen  gelangen  und   dort,     begüiiitigl 
vorhandenen  SauerstolT,    in  den  wasserreichen   entzündeten  Gew 
hervorrufen.    Ganz  vorzugsweise  entsteht  Lungcngangraen  deniiiaf 
fauligen  Materials,  z.  B.  aus  der  Mundhßhle  bei   Schv»'erkranicn, 
paralyse)  und  Geisteskranken,    ebenso    krjnnen  auch  Speiaeth 
Wege  gelangen  und  in  den  Bronchen  faulig  zersetzt  werdejK    A' 
besonders  Kindern,    können   durch   Fehlschlucken    zersetzte  Spei 
stiickcheu  durch  die  Glottis  gelangen  und  in  der  Narkose  ki 
rynx  hinabgleiten.     Bei  einem  jungen   Mann  sas.s  eine  zweitf 
Wurzel    in  der  Bifurcation   eines  mittelgro.ssen  Bronc 
umfangreicher  (langraen  geführt.     Gewisse  Krankheit 
ders    der  Gefahr    einer  Gangraen    ausgesetzt,    so    z.   U.  Uroi 
rendeni,    faulendem  Secret,    auch  tuberculöse  Cavernen,    d: 
pneumonischer  Processe  in  Gangraen  selten.     Ebenso  selten  ist  ifli 
Lungengangraen    auf  eraboliscliem    Wege.     Auch  von  den  NacUli 
sie  dadurch  zu  Stande  kommen,    dass  uicerirte  Oesophagus-Garrii 
durchbrechen,  seltener  von  cariösen  Wirbeln  oder  Rippen  her. 

Besonders    solche  Individuen    sind    gefährdet,    deren    ges:imnit< 
schwächt  ist.    z.  B.  Sfiuler,    Geschwächte.    Gi-lähmte,    schlecht 
deren   Gewebe    au  WiderstandsfUliigkeit    eingobüsst    haben.     Fi 
welche  in  der  Nfdio  faulender  Stoffe  zu  afhmeu  gezwungen  »l 
Abdeckereien  et«,  der  Gefahr  der  Infection  ausgesetzt.     Anal 
gangraeuiise  Process  in  der  Lunge  als  Gewebszerfall  dar  mit  Bili 
massigen  Hohlen,  in  welchen  dxs  begrenzende  Gewebe  in  Fetzen 
Wandungen  dieser  Herde  lediglich  aus  zerfetzton  Gewebsmassoti  b«! 
Theil  auch  in  dem  jani'higen  Iidialte  des  Herdes  frei  iind  losgerii^ 
Bakteriologisch    findet    man    Unmassen    der    verschiedensten    roi 
erregen»  mit  Eiterbaktorien  zusanimen.     Von    grossem   Inti 
mentative  Wirkung  des  gangraenö.sen  Secretes,  zumal  bei  Kö 
äussert  sich  am  auffillligsteu  darin,    dass    die    wl  ' 
des  Lungengewebes   in    den  brandigen  Herden    :'> 
aufgelöst  werden,   während    im  Gegensatze    hierzu  die  In 
angegriffen  werden,  die  rothen  Blutzellen  d.igegen  sofort 
von  HaeniatoTdin  und  amorphem  Pigment  zurücklassen.     A 

verdaut    das    .^-.nornpnfta«     ?Wr.^     im    Witrm>«rJ.»»fe   fiimr,. 


loa 


ingongani^rBen 


All 


liiinjirpnppschwiilste] 


nicht  selteu  bricht  die  Gangraen  in  dir  Plourah'ihle,  seitoiier  in  den  Herzbeutel  durch, 
'ausserdem  können  gaiigraenfise  Partikelchen  in  die  Circulation  gelangen  und  zu 
Motastiisen  in  den  verschiedensten  Orgaiieii  führen. 

Die  Theraj)ie  dieser  bösartigen   Erkrankung   bietet  nicht  ganz  schlechte  Chancen 
denjenigen  Fällen,  welche  frühzeitig  erkannt  und  in  Behandlung  genommen  werden. 
gelingt  hier  nicht  selten,  den  Anfangs  progredienten  Gewebszerfall  zu  begrenzen, 
Jer  Herd  wird  allmilblich  durch  eine  bindegewehige  Wandung  localisirt,    die    sp.lter 
lls    dicke    fibröse  Schwarte    eine    vrdlig    gereinigte   Höhle    uiTLSchliessen    und    durch 
narbige  Hetraction  zur  Schrumpfung    gelangen    kann.     IMe   erste    Aufgabe    ist    hier, 
arch  secretionsbeschränkende    und  desinficirende  Mittel    den  Process  zu  bekämpfen, 
fahrend    Kxpectorantien    in   der  Regel    nicht  nöthig  sind,   da  der  zersetzte  Auswurf 
!i«<  Bronchiaischleimliaut  genügend  reizt,  um  reflectorisch  Husten  zu  erzeugen,  und  da 
luch   eine   Verflüssigung    dos  Secretes    eher  contraindicirt  ist.     Das  beste  Mittel    ist 
las    Terpentiiiri],    innerlich    und    in    Inhalationen.      Die   Scheu  vor  grösseren  Gaben 
wegen    der  Möglichkeit    i'iner  Nierenentzündung    ist    auch    bei    Kindern  sieher  nicht 
begrüniiet.      Oeftors    dagegen    ist    man    bei  empfindlichen  Kranken   gezwungen,    das 
littel  in  Folge    von  Kopfschmerzen  auszusetzen.      Gerade    bei  Lungengangraen   darf 
aan  nicht  zu  kleine  iJo.sen  geben,  3 — 4  mal  am  Tage  1   Theelöffei  des  ftleum  Tere- 
binthinae  rectificatnm,  dabei  Ifisst  man  die  Päinpfe  des  Oels  einathmen,  derart,  dass 
getränkte  Lapiien  vor  dem  Gesichte  des  Kranken  aufgehängt  werden,    wodurch  man 
tleichzeitig  eine  Üesodorisirung  der  durch  den  Auswurf  und  die  Ausathmung  verpesteten 
Luft  erzielt.    Von  Manchen  wird  das  Terpenhydrat  zum  inneren  Gebrauch  vorgezogen, 
Joch  scheint  die  Wirkimg  nicht  so  energisch    zu  sein,    wie  beim  Terpentinöl.     Sehr 
it  bewährt  sich    bei  Inhalationen    das  Latschenöl,    dessen   Geruch  angenehmer   ist, 
emer  dienen  Karbol-,  Salicyl-,  Thymol-,  Eiscnchlorid-Lösungen  zur  Inhalation.     Von 
leren  Mitteln  werden  ferner  angewandt  das  Kreosot*,  Myrthol*,  Terpinol*.     Neuer- 
ings   hat  Rokitansky  versucht,    f,ungengangraen  durch  directe  Einspritzung  einer 
Iproc.  KnrlioUösung  mittels    einer  langen  Canüle    zu    heilen,    die    durch   den  Inter- 
Bstalranm,    welcher   dem    Sitze    des    gangraenösen  Herdes    entsprach,    eingestochen 
wurde.     Die  Einspritzungen  riefen  Hu.stenreiz  hervor,  worauf  die  Kranken  im    Munde 
Karholgeschmack  spürten,  die  Erfolge  dürften  kaum  zur  Nachahmung  auffordern, 
ßinen  wirkürhen  Heilerfolg  wird  man  nur  erzielen,  wenn  es  gelingt,  die  Körper- 
rälfte    zu    erhalten   durch   zweck rarissige,    reichliche    und    kräftigende    Diaet.      Die 
Appetitlosigkeit  rauss  mit  Stomachicis*   bekämpft,    reichliche  und  leicht  verdauliche 
Speisen,  Wein,    starkes    Bier  (Porter)    in  guter  Abwechselung   gegeben  werden.     Da 
Ser  Widerwille  gegen  die  Speisen  häufig    auf   den    üblen  Geruch  in    der  Umgebung 
les  Krankenbettes  zurückzuführen    ist,    so  muss  für  reichliche  Lüftung  des  Zimmers 
^■nnd  Beseitigung  des  Auswurfs  gesorgt  werden.    In  manchen  Füllen  ist  die  Nahrungs- 
I  aufnähme  eine  so  geringe,  dass  man  Nflhrklystiere*  geben  "muss,  aber  früher  als  bis 
'die  Kräfte  rettimgslos  verfallen  sind.    Ist  der  gangraenöse  Process  wirklich  zur  Hei- 
lung gekommen,  das  Fieber  und  der  übelriechende  Auswurf  geschwunden,  so  ist  ein 
längerer  Aufenthalt  in  reiner,  geschützter  Luft  von  grösstem  Vortheil    für  die  dofini- 
itivo  Vernarbung    und   es  dürften  sich  hierfür  am  besten  die  mittleren  Höhenorte  im 
^ar^,    Thüringerwalde,    Riesengebirge    und  Schwarzwald   eignen.     Kehrt  der  Kranke 
Jedoch  bald  wieder  in  seine  Arbeita-Atmosphaere  zurück,    so  sind  Rückfälle  häufig. 
Prophylaktisch  lässt  sich  besonders  bei  solchen  Kranken,  deren  Leiden  eine  Dis- 
position für  Lungengangraen  schaffen,    wie  bei  Bronchiektatikcrn,    und  bei  Lähmnng 
■er  Schlingmuskeln  einwirken.    Besonders  bei  Bronchiektasien  oder  Bronchitis  putrida 
Buss  sorgfältig  auf  den  AuswTirf   geachtet  werden  und  bei  den   ersten  Zeichen  stär- 
kerer Zersetzung,    also    beim  Auftreten  üblen  Geruches,  durch  zeitweise  Anwendung 
iron  Terpentin  die  Zersetzung  beseitigt    und    die  Gefahr    des  Uoborgreifens    auf   das 
Lungengewebe  abgewaudt  werden.     Bei  Kr.anken  mit  erschwertem  Schlingen   ist    die 
rösste  Sorgsamkeit  bei  der  Ernähnuig  anzuwenden,  in  vielen  Fällen,  besonders  wenn 
ists  Pflegepersonal  nicht  zuverlä.ssig    ist,    wird    man  sich  in  Rücksicht    auf   die  Ge- 
Efahren  der  Speisen-Aspiration  zur  Ernährung  per  rlunma  wenden.  «».wt^.» 

[^en^eschwülste.      Es  kommen  ia    der    Lunge    des    Menschen    von    echten  Geschwülsten, 

bgeseben    roo    Raritäten,    nur  Carcinome    und   Sarkome   vor.      Gescbwulstartige    Bildungen 

irerdea    in    der    Lunge,     ausser     tuberculösen,    durch   Bindegewebe   abgekapselten    Knoten, 

durch  Echinokokken*  und  Aktinomykose*  hervorgerufen.    Die  Luogep-Carcinome  und  Sarkome 


nn^nliaemorrhB^e.  Blutungen  kommen  in  der  Lnngp  nnt 
Verhältnissen  und  in  uiiinnipfaehster  Fomi  vor.  Zunächst  konin 
Haemoptoe*,  bei  Arrosion  grösserer  BlutgeHisse  durch  ulcerati»e 
besonders  in  Folge  tuberculösen,  aber  auch  rein  eitrigen  und  ga 
Zerfalles.  Reichliche  Blutungen  treten  ferner  beim  haemorrha 
Lunge  auf  und  sind  mit  dem  zäh-citri^en  BronchiaJsocrct  ioifl 
dieses  Sputum  leicht  von  dem  blutigen  Auswurf  der  PhtbLaiker  » 
Von  hoher  diagnostischer  Bedeutung  ist  das  blutige  Sputum   bei 

wo  die  rothen  Blutzellen  mit  dem  sehr  eiweissroichen  Secf! 
mischt  sind  und    die  als  ,.Rostfarbe"  bezeichnete   FSrbung    bediiM 
rumseripte  Blutiinj^en,  welche  sich  als  hellrothe  Streifen  von  dr 
findet  man   bei  Lungentuberculose,    sie  verdienen   besonders  im 
kung   grrtsste    Beachtung.     Bei    putrider    Bronchitis*   iin(f  Broncb 
chialulcerationen  findet  man  manchmal  kleine  Blutni'  m  i 

Uninchialsccrcte  so  innig  beigemischt,    dass    eine    eig  icJie 

Färintng  hervorgerufen  wird.     In  anderer  Färbung  äussern    sicJi 
lliren  Blutungen  beim  Luugenabscess*,    welche    manchmal    in  Folgi 
matoidinbiliJiing  eine  ockergelbe  Färbung  des  Auswurfs  vemnlossexi. 
Lungengangraen*    die  kleinen  Blutinigen    eine   schwarzbr;iunr  f 
gnostisch  sind    ferner   die  Blutungen    bei  Lungenkrebs    von  Bwleol 
sind  capülare  Blutungen  bei  Stauungen  im  Circulationssvstem,   b' 
fehlem  (.Mitralinsufficioiiz  und  -Stenose)  von  Wichtigkeit,    wcicfae 
Lungeiiiniiuration*    hezeidirieten  Zustand  kemizeichnen.      So  gros» 
Bedeutung    dieser    Formen    von   Lmigenblutung  ist,    so  liegt  do«h 
therapeutisches  Eingreifen  nur  bei  Haemoptoe*  VeranJassmig  »or. 

LnngenlijpoBtase.     Blutstauungen    und    Blutsenkungec    kommeo    io   der 
weua    l^ersonen    mit    ge.schwiichter    Herzkrnft,    besonders    in    höherea,  " 
Rückenlage    einnehmen    müssen.    Daa  Blut  stockt  dann  in  den  hinl 
Lunge,  die  Alveolen  werden  durch  die  Cipillarektosie  comprinurt.  diej 
durch  verkleinert  und  es  entsteht  Dyspnoe.    Gleichzeitig  aber  entiteb 
sich  pneumonische  Processe  in  diesen  Theilen  entwickeln,  welche  mu  1 
Ursache    bei    chronischen    consumirenden    Krankheiten    als    byposlalT 
der  Section  findet.    Bei  manchen  Krankheiten  besteht  eine  bcsTOiirr?  f 
bilduog,   so  beim  Typhus  abdominalis,  bei  Herzfehlem,  al'  'iWI 

Die  Behandlung  dieser  Zustände  ist  ebenso  wichtip,  w  mi 

liehen  darin,    dass  man  Kranke  mit  Neigung  zu  Hypo  '  ug 

und  möglichst  auch  zeitweise  aufrecht  sitzen  lä«sL   Gf'  -'    .^  -.u  UattJ 


[TiUiiK*'iiiiidiiratiuii 


—    913     - 


LiinKcnupilem] 


LuugeiigrcnzeD  äussern.  Später  kommt  es  in  Folge  der  Stauung  des  Lungenvenonblutes 
und  durch  den  erhöhten  Druck  iu  der  Lungcuarterie  zu  einer  Erweiterung  der  I.ungen- 
enpillareti,  welche  sich  iu  die  alveolaren  Hohlräume  hinein  ausbuchten  und  dadurch  den 
Luftgebalt  der  Lunge  beträchtlich  verringern,  (ileichzeitig  kommt  es  zu  kleinen  Blutaustritteu 
aus  den  Capillaren,  wobei  sich  die  Blutzellen  an  den  Alveoinrwänden  niederschlagen,  und  eine 
Umwandlung  des  Blutfarbstoffes  in  eine  cigenthümliche  eisenhaltige,  amorphe  Modilication, 
Haemosiderin,  stattfindet,  welche  die  Alveolarepithelien  braun  färbt.  Diese  durch  Capillar- 
ektasie  luftarm  gewordenen  .Stellen  dos  Luugengewebes  nennt  man  je  nach  der  frischeren  oder 
älteren  Beschaffenheit  des  Blutf.irbstoffes  „rothe"  oder  „braune"  Induration. 

Klinisch  kann  man  diese  Lungenveränderung  di.ignosticiren,  wenn  in  Folge  bestehenden 
Bronchialkatarrhs  bräunliche  Massen  im  zähen  Sputum  ausgehustet  werden,  welche  mikroskopi.suh 
dos  bräunliche,  die  Eisenreaction  gebende  Pigment  iu  den  Alveolarzcllen  aufweisen.  Mau  hat 
diese  Zellen  in  Folge  dessen  als  „Herzfehlerzellen"  bezeichnet.  Die  Lungeninduration 
bewirkt  Störungen  im  respiratorischen  Gaswechsel,  sie  verschlimmert  mithin  die  an  und  für 
sich  schon  bei  Herzkranken  bc^hende  Dyspnoe.  Noch  verstärkt  werden  diese  Beschwerden 
durch  den  fast  stets  hierbei  vorhandenen  Bronchialkatarrh,  welcher  seinerseits  durch  den 
Husten  die  Capillarektasie  befördert,  sod.iss  sich  gerade  in  Folge  dieser  Lungenveräaderungen 
die  quälendsten  Symptome  bei  Herzkranken  entwickeln. 

Therapeutisch  lässt  sich  gegen  die  Lungeninduration  direct  kaum  einwirken,  sondern  nur 
venu  der  Bronchialkatarrh  schlimmer  wird,  muss  man  ihn  durch  verflüssigende  Expectorantion 
und  Narcotica  zu  beseitigen  suchen,  gleichzeitig  die  Herzkraft  stärken  und  in  manchen 
Fällen  erweist  sich,  wenn  allgemeine  Cvanose  besteht,  der  Adcriass  sehr  nützlich. 

OKAWITZ. 

■ngeninfarct.  Man  bezeichnet  seit  Laennec  als  Lungeninforcte  dunkelschwarzrothe,  circum- 
scripte,  verhärtete  und  luftleere  Stellen  des  Lungengewebes,  welche  meist  keilförmig  gestaltet 
mit  der  Basis  nach  der  Pleura  zu  liegen  und  fast  ausschliesslich  bei  Herzkranken  vor- 
ikommen.  Virchow  bezeichnete  sie  als  ,haemorrbagische  Infarcte".  Die  Lehre,  dass 
.diese  Lungeninfarcte  nach  Analogie  der  Niereninfarcte  durch  Arterienembolie  und  Durch- 
blutung des  verstopften  Gefässbezirkes  durch  den  rückläufigen  Yenenstrom  zu  Stande  kommen, 
lässt  sich  nach  den  neueren  histologischen  Untersuchungen  von  P.  Grawitz  nicht  mehr  auf- 
recht erhalten.  Während  es  früher  für  die  Kliniker  und  pathologischen  Anatomen  bei  Befunden 
TOU  LungcDinfarcten  zuerst  darauf  ankam,  nach  einer  Stelle  im  venösen  Gebiet  des  Kreislaufes 
tu  suchen. von  wo  aus  ein  Embolus  in  die  Lungenarterie  gelangt  sein  konnte,  wobei  man  be- 
sonders auf  Parietaltbromben  im  rechten  Herzen  fahndete,  muss  man  heute  als  feststehend 
betrachten,  dass  eine  Embolie  der  Lungenarterie  an  sich  nicht  zur  Bildung  eines  haemorrbagiscben 
lofarcts  führt,  da  es  noch  nie  gelungen  ist,  durch  experimentelle  Embolie  der  Lungenarterie 
faaemorrbagiscbe  Infarcte  bei  sonst  gesunden  Thieren  zu  erzeugen  und  da  auch  in  sonst  ge- 
sunden menschlichen  Lungen  eine  Embolie  nicht  zur  lufarcirung  führt.  Es  i.st  vielmehr  ge- 
xcig^  worden,  dass  haemorrfaagische  Infarcte  nur  in  solchen  Lungeu  von  chronischen  Herz- 
kranken vorkommen,  welche  in  Folge  chronischen  Bronchialkatarrhs  und  sogenannter  brauner 
Induration*  hochgradig  verändert  sind,  und  dass  die  Durchblutung  eines  Lungenbezirks  durch 
Ruptur  massenhaft  ncugebildeter  Bronchial-  und  peribronchialer  Gefässe  in  das  schon  vorher 
entzündete  peribronchiale  Gewebe  zu  Stande  kommt.  Das  Hauptgewicht  bei  der  Entstehung 
der  haemorrhagischen  Infarcte  ist  demnach  auf  die  bronchitischen  Veränderungen  bei  Herz- 
kranken zu  legen.  Klinisch  äussert  sich  das  Au/treten  von  Infarcten  durch  Vermehrung  der 
meist  schon  bestehenden  Dyspnoe,  durch  Husten  mit  schleimig-eitrigem,  innig  mit  dunkel - 
rotfaem  Blute  gemischten  Auswurf,  durch  circumscripte  Dämpfungen,  besonders  hinten  unten 
fiber  der  rechten  Lunge,  manchmal  mit  pleuritischem  Reiben.  Im  Auswurf  dieser  Kranken 
findet  man  stets  sehr  reichlich  die  unter  Lungeninduration*  näher  beschriebenen  pigmentirten 
sogenannten  „Herzfchlcrzellen".  Eine  speciolle  Behandlung  dieser  Infarcte  ist  nicht  möglich. 
Man  thut  gut,  den  Hustenreiz  durch  Narcotica  herabzusetzen,  um  stärkere  Blutungen  zu  ver- 
liindem.  Bei  Kranken,  bei  welchen  der  Auswurf  übelriechend  und  zersetzt  ist,  muss  man  durch 
•eitweise  Einathmungen  von  Terpentinöl-  oder  Latschenöl-Dämpfen  für  Desinfcction  des  Bronchial - 
secrets  sorgen,  um  einer  eitrigen  Infection  des  Infarctes  vorzubeugen.  Erfolgt  kein  blutiger 
.Auswurf  mehr,  so  ist  die  Bronchitis  und  capillare  Blutstauung  der  Lunge  zu  beseitigen,  was 
durch  geeignete  Expectorantien  und  andererseits  durch  Hebung  der  Herzkraft  zu  erstreben  ist. 

GRAWITZ. 

inRcnoedem.  Boi  den  verschiedensten  Krankheit>>n  kann  in  Folge  von  Herzsdiwllche 
FIfissigkril  aus  den  Liuigcncapillarcn  in  das  Lumen  der  Alveolen  und  feinsten 
Bronchien  übeitreteii,  also  Lungenoedera  entstehen,  und  zwar  sind  solche  Kranke, 
bei  welchen  oedeniatöse  Zustände  sieb  schon  an  anderen  Organen  entwickelt  haben, 
Nieren-  und  Hcrükranke,  besonders  dazu  disponirt.  Das  Auftreten  von  Liingen- 
oedcm  ist  als  ein  höchst  gefährliches,  da.s  Lehen  unmittelbar  bedrohendes  Kreignisa 
anzusehen,  da  in  dem  oedeni.itösen  Lungeubezirke  der  respiratorische  Gasaustausch 
mehr  oder  minder  vollständig  unterbrochen  ist,    was  um  so  gefährlicher  ist,  als  das 


0.  Li(br<icb,  EoeTldepudie     I],  Btnil. 


68 


Die  Therapie   dieses  hlufigen  und  gef!lhrlichen  Symptofixs 
ad    energisch    die  HiTzkrnft  zu  stärken,    wobei    man    direct 
wirken    versucht    und    durch  Ableitung  die  Hindernisse  zu  beseitig 
durch  Stauungen  im  Blutkri-islaufe  die  Fimction  des  Herzens  erschi 
Es  kommen  demnach  zunächst    die  Analeptica*  im   weiteren   Sinuel 
wie    stärkere  alkoholische  Getränke,   Kampher,  Aether,   letztere    b« 
cutaner  Einspritzung,  Aciilum  benzoicimi,  Spiritus  aethereus,    femei 
Herzmittel  wie  Digitalis,    Koffein,    Strophanthus.    Zur  Ableitimg    di 
und  Senfteige  auf  die  Brust,    noch   energischer  wirken  heisse  Hanc^ 
welche  durch  Vasodilatation    das    Blut    in    die    peripherischen   Th« 
dadurch  den  Herznmskel  direct  entlasten.     Bei  Kindern  und  jugend 
sind  häutig  allgemeine  heisse  Bäder  von  bester  Wirkimg,    besonder 
gelingt,  Schweissausbruch  zu  erzeugen.     Schliesslich    thut    gerade 
der    lange    Zeit    vernachlässigte  Aderlass    die  besten  Dienste,    nie 
Gcsammtmenge    dos   Blutes    verringert,    sondern  es  findet    schon 
strömen«  des  Blutes  aus  der  Ader  ein   erhi'bliches  F^instrGmen  von 
in  das  Blut  statt,    wodurch    das  eingedickt»  Blut  dünnflüssiger  wi 
schuss  von  Gewebsflüssigkeit,  d.  h.  das  Oedem,  abgeleitet  wird.    Pr 
Miau  das  Entstehen  von  Lungenoedoro   bei  acuten  Krankheiten,   seht 
häutig    durch    sorgsame   Lagerung    des   Kranken    imd    sorgfältige 
durch    reichliche  Flüssigkeitszufuhr,    alkoholische    Getränke,    besoE 
frühzeitige  Uigitalisanwemlung    bei    schlechter    Beschafl'euheit    des 
Ebenso  kann  mau  bei  Herzkranken,    deren  Myokard    bereits  miterl 
Schonung  und  Krankenpflege,  sowie  durch  diuretisch  wirkende 
von  Lungeuoedem  entgegenwirken. 

Longengcbla^.     Mau  versteht  darunter  dea  plötzUchen  Tod  unter  AuihebiiDt 
kcit.     .Km.  häufigsten  geschieht  dies  durch  Lungenembolie*,  \rcnn  dabei  di^ 
stopft   werden.    Doch    kann    der   plötzliche    Lungentod   auch   eintreten 
Bronchien  oder  der  Trachea  durch  Fremdkörper,   diphtherische  Membranen^ 
Schleim    (Schleiminfarct)    und   dergleichen.     Zuweilen    tritt   plötzlicher  To 
des  Atbmungscentrums  ein,  doch  püegt  man  dies  nicht  mit  Luugensci: 


LnngengypUlis.    Die    Ansichten   über   das  Vorkommen   syphilitischer 
sind    sehr   verschieden.    Nur   darüber   herrscht  Einigkeit,  dass  sv'philitia 
den  Bronchien  nicht  selten  sind  und  in  späteren  Stadien  zu  Rctraci: 
führen  können.    Im  eigentlichen  Lungengewebe  sind  syphilitische  \'  :i 

Autoren  selten,  nach  anderen  aber  ziemlich  häufg.  Die  Schwierigk.-ii  n^ 
keine  sicheren  Kriterien  giebt,  nach  welchen  die  syphilitischen  Gewebn 
Lungo  anatomisch  von  anderen  chronisch  entzündlichen  Processen  xu  untMl 

Wi^Kfi^lrnit      tct     Kai      Altr     Anfitnmia/«1ian      ninmtnaa      «4of>      QtW      Aar     »oKMatfwl  J 


fliUpiniis 


—     915     — 


Lupus] 


'  ItUiBM  L.    PlUmisaitaUuDii:   >tu   der  Fun.  dor  Papiliou  ■eeft«*.   Ornpp«  der  Lotoidoito,    S«ct.  aeoitleto 

kBtwft  80  Artou,  vornehmlieh  in  Amcrikn  rerbreltet  Blktter  oinfaeh  oder  3— l&tKhlift  Kpfitigert,  BIttthrn  in  «hd- 
■Undigen  Tnubpn.  HtlUen  K<>idenlikari|r,  mit  ■fshwammigitn  Querwündeii.  L.  latoaa  L-,  gelbo  Lupine,  Futter- 
pflmttxe.    h.  albuM  L.  mit  woinaon  Blfithon.     L.  nngastifoliuM,  bltnu  Lupine.  M. 

Die  Lupinusarteu,  L.    albus,    lutcus    und  angustifolius,  sind   wegen    ihres  Reichtliiims  an 
Stickstoff  werthvoUo  Futterpflanzen.     Man    hat    in  den  Samen   bis    zu  42  pCt.  Coiiglutin    und 
Legumiii,    ferner  Fett,    Citronen-,  Aepfel-   und    Oxalsäure,  Vanillin,  Asparagin,    Phi.'uylamido- 
propioo-,  Amidovaleriansäure,  Gallaktan,  Lupinin,  Lupeol  und  mehrere  AlkaloVde,  in  Menge  von 
^»  0,4— 1,6  pCt.,  Lupaniu,  Lupiniin,  Lupiuidin,  Arginin,   uachgewieseu.     Die  AlkaloVde  verleiben 
^B  den    Lupinen  einen  stark    bittern  Geschmack,    urelcber    vor    dem  Verfüttern    beseitigt  werden 
^"  muss.    Ausser  diesen  Körpern  Gndet  sich  unter  Umständen  in  den  Samen  ein  toxisch  wirkender 
Stofl,  das  Lupinotoiin  (Arnold)    oder  Akterogen  (Kühn)  von  unbekannter  Natur.     Es 
^^  ist  wahrscheinlich  ein  bakterielles  Stoffwechselproduct,  welches  von  schmarotzenden  Pilzen  gc- 
^V bildet,  wird.     Die    Lupinose,  welche  beim  Vieh  nach  VerfQtterung    derart    giftiger    Lupinen 
^  auftritt,    erscheint  als  Icterus   gravis  acutus:    neben    fieberhaftem    Icterus  und  Schwäche  der 
hinteren    Extremitäten    bilden    sich    Zuckungen,    Lähmung,    schliesslich   Cirrhosis  hepatis  und 

I  Nephritis  aus.  Experimentell  kann  dieser  Symptomencomplei  durch  kleine  Dosen  Lupinotoxin 
hervorgerufen  werden.  Durch  die  Entbitterung  der  Lupinen,  welche  den  Futterwerth  jedoch 
erheblich  herabsetzt,  kann  gleichzeitig  eine  Entgiftung  erzielt  werden. 
Therapeutisch  findeu  Lupinen  beschränkte  Anwendung.  Somina  Lupini  albi  werden 
äusserlich  als  erweichende  Kataplasmen,  im  Clysma  als  sicher  wirkendes  Anthelmin- 
thicum  gerühmt  (Bellini),  auch  bei  Intermittcns  sollen  sie  erfolgreich  sein.  Intoxicationen 
sind  auch  beim  Menschen  nach  grossen  Dosen  beobachtet.  Die  Symptome  bestanden  in  Verlust 
des  Sehvermögens,  Mydriasis,  Kältegefühl,  Ucbelkeit,  Erbrechen,  Stranguric,  Unvermögen  zu 
^gchen.     Dosis  als  Febrifugura  1—3  Stück,  im  Decoct  10,0-15,0:300,0. 

Argioin.  C«Hi4N,0:,    aus  Keimlingen  von  L.  luteus  (Schulze  und  Steiger), 
Lupanin,    C1SU24N2O,     in  Samen    von    L.    ongustifolius    und    albus,      Krystallisirt 
in    farblosen    Nadeln.     Schmp,  44",     Dextrogyr,     Es    wirkt   auf   die    motorischen 
Nen'en    nach  Art    des   Strychoins,     Auch    ein    zweites,    laevogyres    Lupanin    mii 
Schmp.  99"  ist  dargestellt  (Davis). 
Lupeol,  CjrHuO    (Likiernik),    aus    Samenschalen    von    L.    luteus,     in    farblosen 
Nadeln  krj-stallisirend,    Schmp,  204".     In  Alkohol    und  Aether  löslich,  doxtrog)T. 
steht  den  Cholesterinen  nahe. 
Lupin idin,    Ct,H|(N    oder   Ci«BaoN2,    ein    flüssiges    Alkaluid    aus    L,    luteus.      Für 
Warmblüter  zu  0,2 — 0,3    stark  toxisch,    schwächt  die  Uerzganglien  und   setzt  den 
Blutdruck  herab,  erzeugt  Mydriasis,  Parese  der  Extremitäten,  Steigerung  der  Reflexe, 
Dyspnoe,  Zuckungen,  Krämpfe  (Loewenthal), 
Lupiniin   (Schmidt),    auch    Lupinin,    CuHjjOjj -j- TllaO,    ein   Glykosid    aus   L. 
luteus,    bildet  gelbweisse  Nadeln,  in  Ammoniak  und  Alkalien  löslich.     Zerfällt  in 
Lupigenin  und  Dextrose. 
Lupinin,  C2iUm(0H)2N2   (Baumert),  eine  zweisäurige  tertiäre  Base  aus  L.    luteus 
und  albus,  bildet  rhombische  farblose  Krystalle,  Schmp.  67 — 68*,    die  fruchtartig 
riechen  und  bitter  schmecken,   löslich  in  kaltem  Wasser,  Alkohol,  Aether,  Chloro- 
form, Benzol.   Laevogyr.    Das  chlorwasserstoffsaure  Salz  liefert  mit  Pbosphorsäure- 
anbydrid  Oxylupinin,  CjiH4oN205.    Ruft  örtliche  Entzündung  und  allgemeine  Krämpfe 
durch    Lähmung    des  Athmungscentrums    hervor.     Bei   Kaltblütern   lahmt    es    das 
motorische  Centrum  und  die  musculomotorischen  Herzganglieo.    Das  Hydrochlorat 
tödtet  zu  0,015—0,02  subcutan  Kaninchen  (Raimondi). 

J.  JACOBSON. 

nnpBR  (pathologisch-anatomisch).  Obwohl  der  Lupus  seiner  histologischen  Beschaffenheit 
nach,  sowie  der  bakteriologischen  Befunde  wegen  zu  den  tuberculösen  Erkrankungen  der  Haut 
gczälilt  werden  muss,  so  unterscheidet  er  sich  doch  wesentlich  von  allen  anderen  Formen 
der  Hauttuberculose,  besonders  im  klinischen  Verhalten.  Aber  auch  die  einzelnen  Formen 
der  Hauterkrankung,  die  man  als  Lupus  bezeichnet,  sind  unter  sich  so  verschieden,  dass  man 
mit  Recht  daran  zweifeln  kann,  ob  man  es  hier  mit  einer  einheitlichen  Erkrankung  zu  thun  hat. 
In  allen  Fällen  von  Lupus  findet  man  Tubcrkelbacillen,  selten  in  grösserer  Zahl,  meist 
spärlich  und  so  selten,  dass  man  40  und  mehr  Praeparate  durchmustern  muss,  bis  man  ein- 
zelne Tuberkelbacillen  zu  Gesicht  bekommt.  Durch  die  einfache  Inoculation  von  Tuberkel- 
bicillen  ist  überhaupt  die  Genese  des  Lupus  keineswegs  erklärt.  Vielmehr  wissen  wir,  dass, 
wenn  eine  solche  Einimpfung  ein  gesundes  Individuum  trifft,  im  schlimmsten  Falle  ein  Leicbea- 
tuberkel*  entsteht,  der  niemals  zum  Lupus  und  höchstens  zu  einer  tuberculösen  Lymph- 
angitis  führen  kann,  die  keine  fortschreitende  Tendenz  zeigt  und  sich  local  auf  die  Umgebung 
der  Impfstelle  beschränkt.  Auch  die  Hauttuberculose  wird  von  allen  Dorm.-ito logen  von  dem 
Lupus  getrennt.  Sie  stellt  ein  tuberoulö.ses  Geschwür  dar,  das  sich  bei  auch  sonst  Tubercu- 
losen meist  in  der  Umgebung  der  Ostien,  seltener  au  anderen  Stelleu  des  Körpers  entwickelt. 
In  der  Umgebung  tuberculöser  Fistelgänge  entwickelt  sich  kein  Lupus.    Endlich  ist  auch  das 

58' 


platt«  die  Hyperaemie  wegärüdittct  Vetre  i  ch).  Dann  sieht  man  auc 
Rubepidermoidal  liegen,  das«  sie  nicht  den  f^ben  Knoten  iin'l  F^h-, 
laris  und  hj-pertrophicus  entsprechen,    dass  sie  auch  bei     der 

vorhanden  sind.      Diese  Knötchen    entsprechen    entweder    anat>.:.... 

sohriebenen  subepidermoidalen  Ent/.iinduuprherdcn. 

Die  Infiltration  in  der  Cutis  entsteht  durch  Wucherung  der  Binde] 
thelien,  durch  Einwanderung  von  Lymphocyten  und  Leukocyten  und 
Lymphocyten  an  der  infiltrirten  Stelle.  Die  Wucherung  kann  sich  : 
fortpflanzen,  die  stets  von  zahlreichen  Leukocj-ten  durchwandert  wird. 
Epidermis  führt  zum  L.  hypertrophicus.  der  eine  warzige,  borkige  odej 
st«llt  und  sich  geschwulstartig  über  die  Oberfläche  erhebt.  Auch  nach 
die  Entzündung  und  die  Wucherung  gelegentlich  fort,  sodass  das  Unterhl 
die  Knochen,  die  Museulatur  ergriflfcn  werden.      Dadurch  bildet  sich 

Aul    der  anderen  Seite   kann    die  Wucherung    ganz  in    den  Hiotia 
Entzündung  sich  flach  ausbreiten  und  nur  wenig  über  die  Oberfläche 
oder  planus).      Besteht  dabei    eine    starke  Gefäs.siujcctiou.    die    gewübn 
weiteren  Umfang  umgiebt   und  histologisch  von  einer  porivasculären  W:i 
so  nennt  man  das  L.  erythematoides. 

Dio  beiden  Zustünde,  die  den  Lupus  mit  grosser  Regelmässigke 
Narbciibildung  und  Ulccration.  Es  ist  ganz  irrthümlicb,  was  von  { 
stimmig  behauptet  wird,  dass  der  Lupus  nur  mit  Narbenbildung  heil 
selbe  sich  selbst  überlassen  ist,  so  entstehen  freilich  stets  Narben  di 
der  jungen  Bindegewebszellen  in  Fa.sern.  Auch  durch  die  bisher  übli< 
kratzcns  oder  Ausbrennens  entwickelt  sich  Narbengewebe.  Wenn  aber 
Rückgang  gebracht  wird,  wie  es  unter  dem  Einfluss  von  Kantharidia 
histologische  Untersuchung  eines  solchen  geheilten  Falles  ergeben,  dail 
Infiltration  eintreten  kann,  ohne  Narbenbildung.  Während  er  an  einer 
er  sich  häutig  an  anderen  Stellen  weiter  fort  und  ergreift  immer  gru) 
das  Narbengewebe  sich  auch  immer  weiter  ausbreitet  und  nur  am  Ran'l 
Irische  Eruptionen  des  Lupus  erkennen  lässt  (Iv.  serpiginosus).  Die  Sit 
sonders  im  Gesicht  entstellend,  führt  zu  Ektropion.  Symbiep!- 
Winkel,  der  Nasenflügel.  Gleichzeitig  bildet  sich,  auch  ohr. 
einzelner  Theile  aus,  ähnlich  wie  bei  der  Lepra,  aber  nicht  so  w-.-.s' 

Die  Complication,    die   am  häufigsten  eintritt,    ist    die  Geschwil 
phagedaenicus,    vornx).     Durch    Zerfall    der   tuberculösen    Herde   ui 
durch  die  Epidermis  werden  kleine  Geschwüre  erzeugt,    die    sieb  durch 
Eilerkokken    und    durch  Neubildung   von  Tuberkeln    in    die   Tiefe  tu 
(leschwürshildungcu  umw.-indeln  können.   Diese  Oeschwürsbildung  kann 
Lupus    anschliessen    und    führt  die    grössten    Zerstörungen    der    Weii 
Knochens  herbri.     Zuweilen,   wenn  auch  recht  selten,    ist  es  beobai 
in  Carcinom    überging.      Durch    ausgedehnte  Epithclwuohcrunir  im  L? 
histologische  Bilder  entstehen,  die  mit  Cancroi'den  grosse  A- 
hüten,  diese  atypischen  Epil^elyuchenintw^ai^CMffliigB^u^^^^^ 


liOpoiTul^aris 


-     917     — 


<ii|ius  vulgaris] 


I 
I 


I 


I 


sanimtliit«!  Liijnis  vulgaris  Ijnzcit'lmeton  Rrkraiikuiigpn  ist  oiii  wissciiscluiftlifhor  l-'ort- 
scliritt  wir  ilurin  iU(">};lirl),  wenn  man  nicht  die  doctriiiüiT  Bozelchimnn  des  Lupiis 
als  Kinheit  rnsthiilt.  sdiulern  flie  .ii-tioloi^isclic  und  klinLsrlie  Analyse  dioscr  Fr:igü 
scharf  [H-accitsirt  und  in  don  Vorder^rntnl  stellt.  l>ass  es  sich  bei  den  verschiedenen 
Formen  um  patholojjiscli-anatoniische  Gleichartigkeit  einer  (iranulationsgoschwulst  mit 
Tuberkelbildung,  sowie  deren  Folgcu  handle,  ist  als  feststehend  zu  betrachten.  Die 
Heilimg  solcher  Processe  kann  aber  nur  dann  zu  einem  Resultate  führen,  wenn  die 
einzelnen  Formen  und  Vorgänge  für  sich  als  gesonderte  Erkrankungen  betrachtet 
werden  utui  wenn  man  sich  nicht  durch  einen  Trugschluss  über  die  Aetioiogie  zu 
falschen   Vorsteliungen  verleiten  lässt. 

Der  Lujjas  wir<I  als  eine  tuborculfise  Erkrankung  bezeichnet,  verursacht  durch 
den  Tuberkelbacillus,  es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dass  der  durch  ihn  eraeugte  Tu- 
berkel dem  Kratiklieitsbilde  zu  (jrundi-  liegt,  aber  die  erste  Lücke  in  der  Anschau- 
ung über  die  Aetioiogie  des  LuiJtis  wird  schon  dadurch  sichtbar,  dass  man.  von  ihm 
unterschieden,  die  Tuberculosc  der  Haut  als  eine  gesonderte  Erkrankung  betrachtet. 
Auch  beim  ficrofuloderma  wird  ebenfalls  der  Tnberkclb.icillus  als  Ursache  angenommen. 
Dazu  kommt  noch,  dns.s  der  LupiLS  je  nach  dem  Sitz  und  der  uiakroskopi.schen  Ent- 
wickelmyg  Formen  annehmen  kann,  welche  das  vcrscliiedenartigste  Bild  zeigen,  und 
so  S[)richt  man  daher  von  eini-in  Lupus  macuiosus,  hyportrophicua  s.  tumidus, 
exfoliativus,  exulccrans,  papillaris,  verrucosus,  sclerosus,  clophantiasticus  etc.,  und 
nach  der  Anordnung  von  L.  dis.seniinatus  sowie  von  L.  serpiginosus.  Ferner  gehören 
hierhiT  die  ais  liioculatinnslupus  l)ezeic.hnete  Erkrankung  und  der  i.,eichentuberkel. 
Wemi  mm  der  Tuberkelbacillus  als  alleinige  Ursache  der  Erkrankung  betrachtet 
werden  soll,  so  steht  man  vor  dem  Räthsel,  dass  eine  und  dieselbe  Infection  zu 
diesen  verschiedenartigen  localen  Krankheitsformen  führt,  abgesehen  davon,  d;iss  sie 
auch  als  Ursache  einer  Allgeincinerkraukung,  wie  der  .Miliartuberculosc,  imd  der 
Lungentultercnlose  angeschen  wird.  Wenn  es  nun  auch  zutrelTi'iui  ist,  dass  die 
Infection  auf  verschic<lenen  NVegen  durch  Einwirkung  von  aussen  oder  durch  Ver- 
breitung von  innen  stattfinden  kann,  so  ist  durch  diese  beiden  Möglichkeiten  die 
Vielartigkeit  der  tuberculösen  Erkrankungen  nicht  zu  erklären.  Allen  diesen 
Schwierigkeiten  für  die  Beurtheilung  der  Krankheitsursache  will  man  dadurch  aus 
ilom  Wege  gehen,  dass  man  die  Existenz  einer  „Disposition"*  für  die  Erkrankung 
8upponirt.  Aber  von  dem  Moment  an,  wo  wir  sehen,  dass  es  sich  um  verschieden- 
artige locale  tuberculö.se  Erkrankungen  handelt,  wird  mit  dem  Worte  „Disposition" 
keine  erschöpfende  Vorstellung  von  der  Causalitfit  gegeben. 

Man  wird  deshalb  bei  dicker  einfachen  Anschauung  sich  nicht  beruhigen  können, 
und  miiss  die  logi.sch  consequente  Frage  aufwerfen:  Welches  ist  die  Ursache  der  localen 
Erkrankungen?  Die  einzige  Antwort,  die  wir  darauf  geben  können,  ist,  dass  diejenigen 
Theile  dos  Körpers,  in  welchen  der  Tuberkelbacillus  seinen  Angriffspunkt  findet,  von 
den  nicht  befallenen,  also  der  Krankheit  widerstehenden  Geweben  eine  Verschiedeu- 
artigkeit  zeigen  müssen.  Was  man  mit  Disposition  bezeichnen  will,  bedeutet  eine  locale 
Hinfillligkeit  des  Gewebes  und  diese  Veränderung  der  normalen  Beschaffenheit  kann 
nur  als  eine  Erkrankung  bezeichnet  werden,  wenn  wir  auch  nicht  in  der  Lage  sind, 
durch  irgend  welche  objective  Hidfsmittol  den  Unterschied  von  dem  gesunden  Gewebe 
zu  erkennen.  Es  müssen  verschiedene  Erkrankungen  sein,  die  das  (iemeinsauie 
haben,  die  Verbreitung  des  Tuberkelbacillus  zu  gestatten.  Die  Möglichkeit  localer 
Erkrankungen  ohne  sichtbare  Veränderung  der  Gewebe  wird  durch  das  Experiment 
bestätigt,  denn  man  sieht,  das.s  nach  Nervendurchschneidung  dxs  neuroparalytische 
Gewebe,  welches  .'iuSvSerlich  sich  durch  nichts  vom  normalen  unterscheidet,  der  Ver- 
nichtung durch  Bakterien  preisgegeben  ist,  welche  das  gesunde  Gewebe  nicht  anzu- 
greifen vermögen.  Bei  einem  allgemein  gesunden  Individuum,  bei  dem  also  auch 
jeder  Theil  des  Gewebes  normal  ist,  wird  bei  der  Einimpfung  mit  dem  Tuberkel- 
bacillus ein  engbegreuzter  Tuberkel  entstehen,  wio  es  beim  Leichentuberkel  und 
auch  bei  dem  sogenannten  Impflupus  der  Fall  ist.  Eine  Progredienz  des  Processes 
wie  beim  Lupus  findet  aber  hier  nicht  statt. 

So  ist  denn  also  der  Tuberkelbacillus  kein  Parasit  im  strengen  Sinne,  sondern 
nur  ein  Parasit  des  erkrankten  Gewebes,  ein  Nosoparasit  (Liebreich)  und  der 
Tuberkel  ist  als  die  secundäre  Erscheinung  einer  Krankheit  zu  betrachten.  Vs  ver- 
hält sich  beim  Lupus  ähnlich  wie  bei  der  tuberculösen  Kniegelenk.sentzündung,  denn 
wir  sehen,    dass    bei    ganz    gestmden    hereditär  nicht  belasteten  Kindern,    die  dnrch 


nicht  ao  und  die  Täuschung  boroht  darauf,  d:tss  dio  üi 

iBf^riiiihiiig  dureh  Veriiarbung,  durch  VerSdung  für   eino  kun« 
auf  ein  J;ihr  und  darüber,  vorgotfiuscht  wcrdi-n  können,  dass  abei 
Stelle    selber  oder  deren  l'mgebunp  sehr  bald    das   Fortlaufen  di 
wird.     Die  Schwierigkeit    der  Beurtbeilung    der  therap 
nahroru  gegen    den  Lupus  war  bedingt    durch  die  Mang^ 
r>iagii(ise. 

Für  die  Lu[Hi.sdiagnose    luid   für  die  Heiliing  ist  eine  vollstSfl 
der  Anschauung    hervorgerufen    worden,    seitdem    physikalischr    1 
Betrachtung    hineingezogen    werden    konnten.     Ks    sind    dies  der  i 
jilianeroskopische  Beleuchtung  (Liebreich).    Wir  sind  nunmehr  inti 
selbst  dann  noch  zu  erkennen,  wenn  wir  mit  unbewaffnetem  Aug» 
kranknng  vor  uns  sehen.  In  denjenigen  Fällen,  in  denen  die  ersten 
als  kleine  hrilunliche  Flecken  auftreten,  erscheinen  sie  oft  den  Epheü 
die  Färbung,  noch  eine  Hrhabenheit  der  Kpidermisauf  l.igenmg  der 
lieh  den  Unterschied  erkennen.     Diese  Flecken   können    hei  dem  ' 
gerade  .so  aussehen,  als  wenn  Soiinnersprossen  das  Gesicht   bedecki 
druck  erscheinen  Epheliden    und  Lupus  ziemticb     gleicliartig.      B 
pischen  Beleuchtung  aber  wird   von   der  Ephelide  alles  Licht  abai 
dunkel,    beim  Lupus  zeigt  sich  ein  leuchtendes  Knötchen.     Aber  , 
kleine  Herd  von  der  Epidermis  so  bedeckt  ist,  dass  man  ihn  mit  ij 
erkennen  kann,  ist  man  im  Stande,  durch  den  Gl.isdruck  und  die  pi 
leuchtniig  ihn  sichtbar  zu  machen.  Das  ist  wichtig  für  den  vernarb 
weilen    als   geheilt  angesprochen    wird.      Wo    die   Knoten    zuerst  1 
auftreten,  welche  zuweilen  der  Acnepustel  ähnlich  siud,  kann  man 
der  das   Gewebe  i.schaemisch  macht,    den    Knoten  erkennen    und 
bestätigen.      HSußg  grenzt  sich  der  Lupus  äu.sserlich   betrachtet  g 
man  könnte  annehmen,  dass  das  Gewebe  in  einer  Entfernung  von 
meter  in  der  Teripherie  noch  gesund  sei.      Die  Beleuchtung  zeigt 
griissere  Ausdehnung  der  Erkrankung,  gerade  so  wie  es  beim  Erjsif 
neroskopische  Beleuchtung  erhärtet  worden  kann. 

Die  Entstehung  des  Lupus  hat  nichts  Einheitliches.     Zuweilen 
auf  der  Haut  mit  kleinen  unscheinbaren  braunen  Fleckchen,  welch» 
Röthe  zeigen.     Diese  kleinen  Stellen,  welche    multipel  auftreten, 
sie    können    einzeln    einsinken,    sie    können   sich    erheben    und   im 
dickungen    bedeckt   sein.      Andererseils  kann    der  Lupus  auftraten 
Leichentnberkel    durch  Erhebung  einer  rothen  Pustel.      Meli  '    •sl 

flniren  unil  aus  diesen  beiden  Anfangsstadien  können  die  vi  d 

bilder  sich  entwickeln.  Eine  fernere  Eigenthümlichkeit  dieser  E 
Verschiedenartigkeit  des  zeitlichen  Verlaufes.  Es  kann  eine  etwi 
Stelle  in  30  .Jahren  sich  höchstens  bis  zu  einer  5-Markstück  gl 
grös,sern.  Aber  andererseits  kann  ein  sehr  schnelles  Wachsthum  h( 
Rückbildungen  der  Erscheinungen  gehören  zu  den  äusserston  Seltenh 
achtet  den  Lupus  an  allen  Stellen  der  Körperoberfläche.  Bevorzug 
Er  kann  von  der  Schleimhaut  ausgehen  oder  auf  die  Schleimhaut 

Für  die  Tlierapio  I.og  am  Nächsten  die  operative  Belt.-vndlung. 
dass  der  Erfolg  nur  dann  ein  vollkonunener  sei,  wenn  ni:in  über  ih 


|»ii8  Toigaris 


-     919    — 


Lupus  vulgaris] 


^baus    einen   Tticil  dos  gesunden  mit  entfonit.      Ries  ist   jodorh    nicht   aasführbar; 
^k  Aiif^it1's|iiinkt  für  liun  TulKrrki'lli.urillu.s  lic^l  iiriMilieli  .schon  dann  vor,    wi-nti    die 
Htt.'du   Kraft    der    Zelle    nicht    mehr    normal    ist,    für    diese    rein    kim-fischo   Rigen- 
Hliaft  der  Zelle,  alier  hesitzen  wir,  wie  schon  ausgesprochen,  kein  Erkc^iinuiigszeichen. 
Hm  häulifcsten  ist  von  den  chinirgischeii  (tjieratiiinen  wohl  die  Kxr'ision  in  Anwendung 
gezogen  worden.     AIht  auch  da-s  Auskratzen,    die  Ignipunctiir  uud  die  Comliination 
beider  Methoden    .sind    hfiufig  ausgeführt  worden.     Wegen  der  guten  Vernarhung  i.st 
„besonders  die  Scaritication  (Balsamo  Squire)  empfolilen  worden.    Von  allen  Methoden 
Jässt  sich  da.s.selhe  sagen,  das.s  Recidive  in  mehr  oder  weniger  langer  Zeit  einzutreten 
.pflegen,   aber  es  scheint,  dass   die  Igriipunctur  und  fScarificatiou  deshalb  die  brauch- 
barsten .Methoden  sind,    weil    sie    bei   eintretenden  Recidiven  sieh  besser  wieder  an- 
wenden   Lassen    und    nicht    so    starke    operative    Defccte    verursachen.      Ausser    der 
operativen  Entfernung  hat  man  versudit,  durch  iihaiiiiakodynaniische  Einwirkung  den 
»pus  fortzuätzeii.     Es  giebt  kein  Aetzmitt<d,  welches  nicht  gelegentlich  zur  Anwen- 
ng  gekouunen  wäre,    es    seien    erwähnt:    Arsenige  Säure,    Borsäure,    Karbolsäure, 
jlorzinkstift,  ('hrysaroidn,  .lodglycerin,  Kreosot,  Kali  causticum-Stift.   spitzer  Lapi-s- 
tift,  Mildisäure,  i'yrogallol,  Salicylsäure,  Schwefelkaliuni,  Siibiiiiiatj  Quecksilbernitrat. 
Dn  der  An.schanung  au.sgehend,    d.a.ss    es    sich    für   die  Heilung  wesentlich  um  eine 
rnichlnuK   der  Tulierkelbacillen  handele,    h.'tt   ni;m  d.is   sonst  so  brauchbare  .lodo- 
ni,    Perubalsara    und    besonders    die    desinficirenden  Mittel  bevorzugt.     Auch  Eis- 
Handlung,    Einwirkung    von    Lichtstrahlen,    Koentgenstrahleti    und    Brennen    durch 
'Sonnenlicht  wurden  versucht.     Vor  den  Aetzmitteln   umss  jedoch   l)esonilers  gewarnt 
i^wrden,  da  sie  das  umgeliende  (iewebe  stark  reizen  und  besonders  schnell  zu  einer 
l^pfeitorvorbreituiig  des  Processes  Veranlassung  geben.      Die  Literatur  weist   nun  eine 
i|^osse  Anzahl  von  Heilungen  auf.      Die  Praxis  zeigt  aber  ein   grosses  Material   von 

■  Lupuskranken,  welche  von  geschicktester  Hand  3(1 — 40  mal  nperirt  oder  geätzt  worden 
'sind,  ohne  dass  eine  dauernde  Heilung  zu  verzeichnen  ist.    Sehr  charakteristisch  dafür 

»  ist  ein  Fall,  bei  welchem  die  lupöse  N;i.sen.spitze  durch  Trans])lantation  aus  dem  Arm 
I-. ersetzt  worden  war.     r)er  sogenannte  geheilte  Zustand   hielt  !'/,  .lahr  an   mid  d.ann 

■  trat  von  neuem  der  Lupus  deva.stirend  in  der  küiistliclien  Nasenspitze  auf.  Eine 
Heilung  wird  durch  <nne  Narbenbildung  nur  vorgetäuscht.  Erst  die  phaneroskopische 
Beleuchtung  und  der  Glasdruck  haben  unser  Urtheil  schärfen  können.     Ja,  es  komite 

jai"  mit  Hülfe  dieser  .Methode  ganz  genau  voraus  gesagt  werden,  an  welcher  Stelle 
Narbe  der  Lupus  demnächst  zu  Tage  treten  würde  (Liebreich). 
Von  den  inneren  Mitteln  ist  in  der  letzten  Zeit  das  Tuberculin*  bei  dem  Lupus 
aasgedehntester  Weise  versucht  worden.    Die  Beeinflassmig  i.st  eine  dadurch  inter- 
Bunte,  dass  Eritzüiidungserscheinungen    henorgerufen   werden,    welche  zur  Narben- 
Idung  führeii  können,    aber    zur  Heilung    kommt  es   nicht,    trotz  der  verschieden- 
tigstcn  Modilicationen  der  Anwendung.    Andererseits  jedoch  liegt  eine  Gefahr  vor, 
selbst  bei  kleinen,  keine  Rcaction  verursachenden  Dosen  zu  fürchten  ist,  nämlich 
Weitenerbreitung  der  Tuberkelbaeillen  und  die  hierdurch  bedingten  Schildigungen. 
las  von  den  früheren  Tuberculinpraeparaten   gilt,    hat  sich  .auch   bei    den   neuesten 
ixlificatiouen    gezeigt.      Bei  Anwendung  von   Roborautien   und  der  arsenigen  Säure 
id  sogar  Heilerfolge  berichtet,   allerdings  auch   nur  vorgetäuscht  worden.     Immor- 
ist  es  interessant,   zu  erfahnui,   da.ss  diejenigen  Mittel,  welche  zur  Aufbesserung 
'  Zellthätigkoit  im  Allgemeinen  führen,  den  Lupus  günstig  beeinflussen,  und  deren 
Firkung  also  mit  der  anfangs  ausgesprochenen  Theorie  der  Krankheit  übereinstimmt, 
sonders  werthvoll   hat  sich   in  dieser  Beziehung  das  kantharidinsaure  Natron  und 
und  das  Kantharidin  gezeigt,  nach  welchen  Heilungen  eingetreten  sind,  die  .selbst 
ch  Verlauf  von  .lahrcn  bestehen  blieben   und   durch   die  oben  angeführte  optische 
Icthode    bestätigt    werden  konnten  (Liebreich).      Es    konnte    sog-ar  Heilung   ohne 
■^arbenbildung  c^jnstatirt  werden  (S.  Lupus  pathologisch-anatomisch).     Selbst  in  den 
■Veraltetsten  Fällen  konnte  Besserung  untl  Stillstand  des  I.*idens  erreicht  werden.    Ein 
ickgang  der  entzündlichen  Erscheinungen  kann  schon  nach  kuraer  Zeit  beobachtet 
lirdeD,    aber    die   ganze   Kur    ist   eine    Langwährende,    die  Geduld   des  Arztes   aufs 
erste  in  Anspruch  nehmende.     Sobald   die  Patienten  jedoch  sich  von  der  Ein- 
rkung  überzeugt  haben,  ziehen  sie  die  langsame  Heilung  dem  vernichtenden  Fort- 
chritt  der  Krankheit  vor,    besonders    nachdem    sie   die  schlechten  Erfahnmgen    mit 
E:^llen  anderen  Kurmethoden  hinter  sich  haben.    Die  therapeutischen  Eigenschaften  des 
Btharidins*  zeigen,    dass    es   sich  um  Emähnins  und  ErreKunsr  der  ZellthUti; 


i'gung 


igkeit 


Fehniar  8.1.  Utn  10,0,  Ai)ril  13.2'>:  relative  Fcnchligkott  71 

Lnt^Ylly    HaitmuluteT  n.    bt  ein  im  Pfluixen-  wie  im  Thierreiche  v«rbreit«t«r  Fi 

ini  Hbii*,    in  CiLrutl«n.    in    don  SUnbDUlen    vieler  BtBihon,    im   Cori»uj«    luteum     tl»r  ITsIt* 
Ki'loltor,  [>atliologiii<iir  in   EiopftoQkgesehw1ll»t«a.  Cystpn  und  sor/}>nn    Er^-Qssi*!!       E*  bl 
lOtilicb  in  Cblorufonn  und  Eis^MtK.    nach  Capraniea   auch    in    A-tkoha]    unJ   Acthi 
durrli  einen  Tropfcti  BaIp><tcn4Kurt>  Tornborgohend  blau  (cef&rbL      Nmoh    Msly   U; 
iVUcMul  a  t  cYn)    und    rulb''n  FarbvtoS*  (Vitolloraboln)    zerloi:en.      BriJ«    i 
sSur«  fOfort  indigblau  gefärbt  nnJ  lOsen  üicfa  in  TitriolOl  mit  dunkeUiLfticrlluer   Fi 

Lat^YnSäure,  C3i.H»>^i>>  ^"  ^^^  Blathe»  Ton  EophorbU  Cjparusias.  bildet   fi^in«  gvtb« 
falbst  in  heissem  WaüNer  schwor,  in  Aeiher  and  besonders    in  Alkobul   l«icliter  IlUlivk? 
Fohling'ifche  LdEung,    Silber*  und  QueckailberoiTdallOsuDg.     Die  LOsun^    wird    durck 

Lnseuily  D^pt  Hauto-Saöno,  310  m  hoeb,  besitit  xahlreieh«  Indifferente  QuelUn  toh  £1 
KiHt)oi)uiil]en  (je  0,01  Eiaen-,  Magneiriiunoarbonat).  Trink-,  Badcicaraa  ▼omelinlieb  b«l  B 
bellen  den  NenrensjBlema,  der  Verdanungs-,  woibliehen  Geachleoblsor^ganet  AiWABile.     Kai* 

Lfcetol  ist  das  veinsaure  Salz  der  DimethylTerbindung  des  Piperazins  *. 

Lyclnill    L.     Pflanxengattang   aus  der  Fun.  der  SolanKceae*.    Unterfua.  Atrc^itaa.    C 
SQftuniprJka  und  SDdafrlka  angehörende  Arten  mit  einfaehen,  gttn«r»ndig<n>  i.-eAi 

Blutben  mit    tricbt^r-,    glucken-    oder    kni^fnrmiirer    Krone.     Pracht    eini*  .■» 

TeureUiwim.  Bock«dum,  aas  dem  MitlelmefTgebiet  stammender,  bei   uns  t;  f^r  I 

rorniigen,  hogig  Oberhaugendcn  Zweigen  und  kleinen  lUafartwnen  BlOtbeu. 

L.  barbarum  enthält  ausser  Lycio  (Bctain*)  einen  alkaloYdartij^n,  pu 
Körper^  welcher  vielleicht  mit  Hjoscin  identisch  ist.  Thiere  sterben  nach  d^ml 

L.  zeichnet  sich  durch  eine  bitterschmeckende,  übelriechende  Wunq 
Osten  Asiens   aU  ADtiüpasmodicum    und  Authelminthicum  therapeutisch«  V' 

LjCOpCrdon  h.  Bekannte,  durch  viele  bei  uos  heimische  Arten  aiiggexctchoetfi  Pllxgatluae. 
inyci't*'s  (BauobpiUe).  Die  FruchtkOrper  bcsitxen  einen  Rlerilen  Basjlili.-i!.  wrtcb<*ai  th»f  r 
■tder  minder  kugelige  Fmcbttbeil  ala  Peridio  aofsittt.  Der  von  der  V 
kawnit'rn  ermilt,  welche  zur  Ueifvieit  xa  einer  staubigen,  von  Capill 
Pit'  meinten  leben  gesellig  aoT  humosem  Boden.  Die  Peridio  Öffnet 
meist  scbeitelstnndigon  anbestimmt  bogrenxten  Loche,  aas  welchem  der  S; 
wand  anstritt,  weshalb  die  L.-Arten  aU  ätXablingo  (Boviste)  beiuicbnet  w>  . 
Batfich)  und  L.  caelatum  BuU.  finden  ala  Fungus  ohirargorum"  alt   l<i<M<'.in*.Mi.if 

Lycopersicnm  Toumef.     Pflameneattang   aas   der  Fam.  der  Solanaeea« '.    TTTttArfa«  9oli 
wandt  der  Gattung  Holanam",  gekennzeichuet  dareb  die  mit  Ltngnriaieti  - 
verUngertf'n  ConnecUren    tnnammenhlngon.     Die  3   oder  4  bekannten  Art>  r 
ibuen  wird  vielfach  cultlvirt  L.  esoalentam  Mill.  (Solanum  Lycoper' 
haarige  Art  mit  gelblichen  Blnthen  and  grossen,  gedrflekt  kageligeo,  l&DgsfuioUigcji.  ai^ii  i 
gelben   oder   weissen  Beerent'rtlcbten,    welche   als    Tomaten  (Liebes-  oder  ParvdiPtiyC 

LyC0p0diftC6S6.  Pflancenfumilio  aus  der  Famordnnng  der  Ljcopodinao.  gek»nai«i 
von  nur  einer  Art  Sporen  (isosporo  Ljrc-opodiaae).  Der  moiitt  kriechende  8t*Bm  Isl  dil 
rsrmi^n  BUttora  bneut    S^rugien  m.i.i  ..  .,am.m,.,  k.1,,..   M.rf.lrf.   .m^i 


Lycopodium 


—    n2i    — 


Lymphndenitis] 


leicht  purgirend  wirkte  ist  rfas  Alltaloid  stark  tosisch.  Die  Dosis  tojica  beträgt  0,06  pro  Kilo 
Hund,  die  Dosis  letalis  0,1—0,2.  Üubcutau  oder  interu  ruft  os  Salivation,  Erbrechen,  Diar- 
rhoen, Kuflexsteigerung,  Zittern,  Krämpfe,  Myosis.  irreguläre,  bcschleuuigtc  Athmung  und 
schliesslich  Herzlähmung  hervor.     I'iligau  wird  im  Infus  als  Emetocatharticum  angewendet. 

f'iligauin,    Cj^UjiNjO,  wird    aus    dem  wäaserigcn  Piliganexlract  als  weiche,    durch- 
scbeiucudc  Masse  mit  unaDgenebmem  Geruch  gewonnen.    In  Wasser,  Alkohol  und 
Chloroform  löslieh  (Arrata  und  Canzoneri). 
h.  Selago  L,  wirkt  als  heftiges  Drasticum.    Es  erzeugt  Taumeln,   Elrbrecheo,  Bewusst- 
losigkeit,  kauo  auch  Abort  hervorrufen  (L.  Lewin). 

Qcrba  Lycopodii,  Herba  Musci  clarati  seu  Musci  terrestris,  das  Kraut  von 
L.  clavatum,  wurde  als  Antidiarrhoicum,  Antirhcumaticum  und  Diureticum,  auch  bei  Lyssa  und 
Wcichselzopf  verwendet.    Dosis  des  Decocts  25,0:  1000,0  Tags  über  zu  verbrauchen. 

Lycopodium,  Semen  seu  Sporae  Lycopodii,  Lycopode,  Soufre  vcgetal,  Bär- 
lappsamcn,  Uexenmehl,  Blitzpulver  Ph.  G.  III.,  die  Sporen  von  L.  clavatum,  bilden 
ein  blassgclbes,  zerstäubendes,  geruch-  und  geschmackloses  Pulver,  welches  durch  Wasser 
nicht  benetzt  wird.  Es  enthält  bis  zu  47  pCt.  fettes  Oel,  Zucker  und  Pollenin.  Verwendung 
findet  Lycopodium  zum  Conspergiren  der  Pillen  und  als  Streupulver,  rein  oder  mit  Magnesia, 
Zinkoxyd,  bei  Intertrigo,  nnsscndeu  Ekzemen,  selten  innerlich  als  Demulgcns  und  Diureticum 
1,0—3^0  im  Decoct  und  als  Schüttehnixtur  5,0—10,0:100,0. 

Linctus  diurcticus  (Hufeland):  Lycopodium  10,  Simpus  Alibaeae  20,  Aqua  70. 
Stündlich  ','2— 1  Esslöffel  bei  Dysurie.  J.  JACOBSON. 

Lyltopotlionbi tt(!r  komul  in  L.  CbAmapryitiriMas  vor  (Kamp).  Es  bildet  fvjne  Ntdeln  Ton  KtuRDnit 
bitterem  Gesebneek,  «ebr  leicht  lOsUch  in  WsHbor,  ÄUobol  and  Aetber.  Jodtinctar  flrbt  v»  ponreaurotb  und  er- 
leugt  in  cooeontrirten  Ladungen  einen  bräunlicbruthen,  floektgcn  NiedßncblBg.  Fe  hti  ng'.<i«bc  Losung  redaeirt 
es  erat  neeh  Tonngebendem  Kochen  mit  verdOnnler  Sebwefeltffture,  en  ist  daher  wibrscbf>inUcb  ein  Glykosid. 

Ljrkopodin,  GsU^aNjO^  AlksloTd  «os  dem  Krsate  von  Lycopodium  oomplanstam  (Hoedoker),  wird  sus 
eoneeotrirteo  Losungen  durch  Kali  hsnig  gefallt,  der  Niederschlag  wandelt  sich  aber  beim  Stehen  in  einzelne, 
lange,  monokline  Prismen  um.  die  bei  114—116"  <ichm<.>lien,  starken  und  r^in  bitteren  Oescbmaek  beditien,  reich- 
lich in  Wasser  und  Aether,  sehr  leicht  in  Alkohol.  Chloroform,  Benzol  und  Fuselöl  sich  lOson. 

Lykoresin.  C||Hi«0,  in  den  Mutterlaugen  von  der  Darstellung  des  Lykostearons  enthalten,  bildet  mikro- 
skopische Nadeln  oder  Prismen.  Sebmp.  170°  unter  Zersetzung,  ist  wenig  lOslioh  in  kochendem  Wasser,  sehr  wenig 
in  kalten  Alkalien,  leicht  In  Alkohol  und  Aether. 

Lykostearon,  CuHsuO).  ist  der  in  kaltem  Alkohol  wenig  lOsliohe  und  dadurch  leicht  von  seioen  Begleitern 
trennbare  Bestandtheil  von  Lycopodium  Chamaecypariasus  (Kamp).  Es  ist  eine  amorphe,  sttrkemehlhaltigc,  ge- 
sehmaoUoee  Man«,  sehmilst  allmlhlich  iwisehen  76  und  100°.  unlöslich  in  kaltem  Wasser,  aus  der  heisa  bereiteten 
Losung  beim  Erkalten  sich  gallertartig  abscheidend,  leicht  lOslich  in  Alkalien. 

SPIEOEL. 

[iJ'COpnS  Tournef.  Fflanzengattung  aus  der  Kam.  der  Labiatae*.  L'nterfan.  der  Satureineae,  nahe  verwandt 
den  Gattungen  Mentha*  und  Origanum*.  etwa  16  Arten  der  nördlichen  gemässigten  Klimate  umfassend.  Alle 
find  Auslaufer  treibende,  ausdauernde  Kr&uter  feuchter  und  sumpfiger  Orte  mit  eingebchuitten  gesftgteu  oder  fieder- 
spaitigen  Blsttem.  In  den  ßluthen  sind  die  unteren  beiden  StaubbUtter  allein  fruchtbar,  die  oberen  mehr  oder 
weniger  verkümmert,  stamlnudial.  L.  enropaoos  L.,  in  Europa  weit  verbrettet,  mit  kleinen,  weisslicbrutben 
BlOtben,  liefert  Herba  Marrubii  aqnatici  als  Fiebermittel.  L.  virginicnii  L.  liefert  Uerba  Lycopi.  Wird 
wie  Digitalis  verwendet,  innerlich  und  tosaerlich  auch  gegen  Sehlangenuiaa  und  Inaeetenstiche. 


Lycorl»  ratlata  Herb.,  eine  in  Japan  häutige  Amaryllidee*,  enthält  im  Bulbus  zwei  AlkaloTde, 
Lykorin  und  Sekisanin.     Sie  wird  hin  und  wieder  als  Emeticum  und  Diureticum  benutzt. 

Lykorin,  CjjHxtNyO«,  krystallisirt  in  grossen  farblosen  Rryftallen,  welche  sich  bei  200"  zersetzen.  Schwer 
in  Alkohol,  A<*thpr.  Chlorufonn,  kanm  In  Wasser,  aber  leicht  In  Slluren  lOslich.  Das  Hydroohlorat  krystallisirt  In 
farblosen  Nadeln,  üahmp.  308°.  Lykorin  wirkt  auf  Kalt-  und  Warmblnter  toxisch.  U.03— 0,0S  erzeugen  bei  FrOsehen 
allgemeine  Llthmung  und  Hcrxstillstand,  bei  Hunden  zu  U.OUS  hHuflgos  Erbrechen,  in  höheren  Dosen  auch  Uureh- 
lall,  zu  0;1  Sehwlche,  Coma  nnd  Tod  (Horishima). 

Sekiaanin,  Cj|,HmN,(V   wahrscheinlich  Dimethylhydroxylykorin,    CbH^ICH^iOIINjOi.    bildet  lange,    farblose 


aialOD.    Sehmp.  °00°r   Leicht  in  Alkokol  und  Sluren  lOslioh. 


1,    vggnj^^v/nsJjvfinj^.'a.     uiiuvt   ii 

Ohne  phsrmakodynamisohe  Wirkung. 


Lymphiidenitis.  Du  die  Lymphdrüsen*  einmal  Retentionsfilter  für  die  ihnen  unter- 
stellte Ötroml>;ihii  und  zwnitfiis  l>i'port3tionsorf;;ine  für  die  Alil.ngerun|r  von  Noxen 
sind,  so  ist  der  Mcchrinisimis  ihrer  Kiit/.öiidiiiii;  ein  doppelter.  Kiiinial  entzündet 
sicli  die  Drüse  uninittelliar  im  Aiiscfilu.ss  an  eine  Krknmkung  des  centri fiig;ü  vom 
Iliii'tus  thor.ieii'us  gelcKeiuMi,  peripheri.'tchen  und  (iie  Wurzeln  ihres  Stromgebietes  ent- 
h-tltenden  Körperabsehnittes  oder  aber  e.s  p.-irticipiren  an  der  Locnlisation  der  dyskra- 
sischeii  Ursache  die  flltrigen  LjmjdidrÜHen  gleichfalls.  Wo  endlich  die  Abwehr- 
mechanisnien  der  regionären  Lyin|)lnirüse  nicht  .lasreichen,  um  in  acuter  oder  chroni- 
scher Reactiüii  d;is  Leiden  als  ein  von  der  Peripherie  iuiportirtes  zu  localisiren  und 
loeal  zu  überwinden,  tritt  durch  l'ebcrschreiten  des  regionären  Filtrationsapparates 
die  Materia  peecans  in  neue  L\inph-  und  Blutbahnen,  die  General isation  des  Leidens 
beginnt.  Bei  der  Häufigkeit  der  gewöhnliclien  Formen  der  Lymphadenitis  der  Glieder 
bestätigt  die  Regel,  d;is*i  die  ersten  Stationen  der  in  die  Lymphcirrulation  einge- 
betteten Drii.sendepots  von  der  Localisation  und  Retention  der  No.\e  übersprungen 
werden.    Sowohl  die  cuhitale  Lymphdrüse  als  dio  in  der  Kniekehle  gelegenen  Drüsen 


tni 


11« 


[Lymphsdenitifl 


—     022     — 


werden  bei  irgend  einer  infieirenden  Verunreinigung  der 
überwiegenden  Melirzaiil  nicbt  afficirt.  Das  ist  nur  zu  vc 
Etappe  der  Lymphstroni-Sanirung  durcii  das  Filtcnietz 
noch  so  heftig  auf  die  ersten  Fangstätten  einwirkt,  dass  c 
die  Folge  ist;  erst  in  den  grösseren  Depots,  der  Achse 
inguinalen  Partie,  gelingt  dann  die  Retention,  natürlich  i 
Keaction.  Aber  nicht  blos  für  Noxen  corpusculärer 
chemische  Gifte  und  für  Fermente  muss  die  Passage 
angenommen  werden,  zumal  ja  in  jedem  Gewebe  die  prin 
gewebes,  die  ersten  Aufnabmestätten  injicirter  oder  impi 
gleich  die  Wurzelgebiete  der  sammelnden  Lymphgcfässe  i 
im  Gewebe  ist  offen,  die  Blutcapillarbahn  ist  es  nicht 
Sorption  für  die  Einverleibung  entzündungserregender  S 
das  Spaltlückensystem  der  Lymphbahnen  offen  und  d 
giebt  die  ersten  F'angmaschen  für  diese  copusculäron  und 
Gottstein  imd  Schleich  haben  versucht,  diesen  Mecl 
der  Erscheinungen  der  Immunität  heranzuziehen,  indem 
regionären  Lymphsystems  zu  der  Aufstellung  einer  „local 
welche  das  Besteben  einer  allgemeinen  Immunität  im 
läugnet.  Dass  eine  solche,  durch  Verdichtung  und  reacti 
maschen  herbeigeführte  grOsscre  Undurchlässigkcit  der  m< 
imd  Lymphcanäle  auch  die  Undurchlässigkeit  toxischer 
die  chirurgische  Erfahrung,  dass  in  narbigem  Gebiet  I 
der  Regel  ausbleiben.  Die  Tofcilexstirpation  von  Lymphdn 
ein  das  Lymphstromgebiet  besonders  gefährdendes  Üntei 
weben,  deren  zugehörige  Lymphdrüsen  früher  exstirpin 
deletärer,  als  an  anderen  Stellen  mit  intactem  Lympl 
Schmid  starb  an  einem  einfachen  Panaritium  unter  den 
Pyaemie,  weil  auf  der  Seite  der  Infection  die  Axill 
Pathologische  Anatomen  haben  die  bedrohlichsten  Infection 
Infection  im  Gebiete  der  früher  exstirpirten  Achseldrüse 
anderen  Extremität  die  Infectionen  in  gewöhnlicher  W 
gewährt  Ueberstehen  einer  Infection  mit  secundärer  ent 
gehörigen  Lymphdrüse  und  nachfolgender  bindegewebig 
einen  gewissen  Schutz  gegen  die  Generalisirung  des  Pr 
verletzte  Haut  infectiüses  Material  bis  zur  Lymphdrüse  u 
Halt  zu  gebieten  (Wundinfection),  oder  wird  bei  Ulcus 
Nekrose  durch  Resorption  die  Noxe  in  den  Lymphapi 
Ekzem,  Furunkel),  so  reagirt  die  Drüse  in  mehr  od( 
Schmcrzhaftigkeit  auf  Druck  und  bei  Bewegungen  hindei 
Je  nach  der  Specifität  des  Reizes  gestaltet  sich  dies  Bild  d 
verschieden.  Bei  den  Formen  progressiver  Entzündung  m 
wird  aus  der  reinen  Adenitis  eine  Periadenitis  und  Phleg 
ein  Erweichungsherd,  ein  Absoess  die  Ka{)sel  durchbroch 
die  durch  Verlöthung  mit  der  Kapsel  fixirte  Hautdecke  u 
und  bläulicher  Verfärbung  und  durch  spontanen  Durchbru 
buchtige  Drüsenabscesshöhle:  Bubo*.  Diesen  Verlauf  p1 
gonorrhoischer  Infection  und  Ulcus  molle  zu  nehmen,  auc 
Verwundung  oder  nach  vernachlässigter  einfacherer,  wie! 
gift,  Panaritien.  Bei  Funmculosis,  Ulcus  cruris,  Flrythem,- 
pflegen  die  secundären  Drüsenschwellungen  nicht  den  G 
haften  Hyperplasie  zu  überschreiten,  ebenso  wie  bei  der 
haften  rheumatischen  Bubonen,  welche  meist  auf  Anstren) 
Schwimmen,  also  auf  Reizung  durch  Muskelaction  zurück 
adenitiden  nach  Angina  simplex,  diphtherica,  scarlatincsa 
infection  pflegen  trotz  der  Virulenz  des  importirten  Giftes 
zugänglich  zu  sein. 

Den  Uebergang  zu  den  mehr  chronischen  Kornien    d 
adenitis  bilden   die   indolenten  Bubonen    nnr.h  Ulirux  dv 
acute  Bild   entzündlicher  Hyperplasie   geht   .illnilÜiUcli| 


[TijTiipliaileiilris 


—    023     — 


l^mphadenitis] 


fibor.  Nehon  typisrlir-r  Vorfcfhing  katui  :iueh  lifi  woitfrcm  Bcstchon  dos  Ulcus  jederzeit 
oinc  neue  K»'iziin(j;  muhr  |)un)'nniR'rArt  sich  liiiizut^i'.sfllun,  die  zu  fistulösen  und  ahscess- 
arti^ei»  Nckrofisirungcn  rühren  fcntui.  Aueli  bei  operativen  Kingrift'tMi  k:iini  der  gt's:iinnite 
Wuiulrand  siieciliscii  syjdiilitiscli  iidieirt  wt-rdeti,  smhiss  die  urspriiujjliehe  BuLiostello 
nunmehr  von  einem  einzigen  grossen  Ulcus  durum  eingenommen  zu  sein  scheint. 
Erst  das  Erlöschen  der  Virulenz  des  specifischen  Giftes  durch  tlienipeutische  Maas«- 
n.ihmen  tliut  dem  gemischt  progressiv-destructiven  Procesa  Einhalt.  Ueberhaupt 
nindificirt  das  gleichzeitige  Bestehen  einer  dyskrasisclien  AUgeuieinerkrankung  in 
ausgesprochenster  Weise  den  typischen  Verlauf  einer  acuten  und  eircuruscripten 
Lymphadenitis,  indem  auch  anfänglich  reine  Hyperplasien  je  nach  dem  Allgemein- 
leiden  leicht  zur  Verkä.snng  resp.  Verfettung  und  zu  licsondercn  Störungen  der  Granu- 
lationshilduiig  bei  errdTneteti  oder  exstirpirten  l>rüseii  führen  können.  Namentlich 
bei  der  Scrol'ulose  nn*l  Tulierctiiose  giebt  die  allgemein  vorhandene  Hyperplasie 
mehrerer  Drüsen  zu  besonderen  Localisationeii  in  bestimmten  Urü.sciikörpern  Veran- 
la.ssung.  So  erweist  sich  anfangs  manch  einfacher  rheumatischer  oder  traumati.scher 
Bubo  schliesslich  als  oino  tuberculöse  Localisation  und  umgekehrt  können  tuber- 
culüse  Hyperplasien  durch  relativ  harmlose  Reizungen,  Stoss.  Druck,  Marschiren  etc., 
zur  Vereitening  und  Verschwänmg  ftihreii.  Da.ss  eine  ganze  Zahl  von  Lymphadeni- 
tiden  mehr  riift'user  Art  durch  (nfectioiien  im  Gebiet  des  Intestin.il-  resp.  Pulmona!- 
tnictus  auftreten  können,  bedarf  nur  der  Erwähnung  (Typhus,  I>ungeni(hthise), 
ebenso  d.oss  die  orientalische  Fest  sich  durch  das  Auftreten  schnell  vereiternder  und 
gangraenescirendor  Bubonen  charakterisirt. 

Zu  trennen  von  dem  Begriff  der  Lymphadenitis  ist  das  Lymphadenom  (Lymphom), 
welches  in  circuniscripter  localer  oder  mehr  generalisirender  Weise  eine  productive, 
atypische  Gewcb.swucherung.  d.  h.  ••lue  echte  Geschwulst,  darstellt.  Irgend  eine 
Reizung  einer  dyskrnsi.sch-hyperplastischen  Drüse  kann  den  Anstoss  zur  Lymphombil- 
dung  geben  und  bei  der  primären  Infection  der  regionären  Lymphdrüsen  bei  Krebs, 
Sarkom  ujkI  malignem  Adenom  sind  analoge  Neubildungen  in  den  Drüsen  das  erste 
Zeichen  einer  Generalisation  des  Grundleidens,  Auch  bei  der  Leukaetnie  und  der 
Psetidoleukaemie  ist  die  Hyperplasie  der  befallenen  Drüsen  mehr  lymi)honiatö.sen  als 
lymphailenitischen  Charakters. 

Die  Therapie  der  Lymphadenitis  chronica  -ist  eine  mehr  oder  weniger  specifische, 
nach  der  Natur  des  Grundleidens  besonders  zu  modificirendc.  Bei  der  acuten 
Lymphadenitis  hat  man  zn  wählen  zwischen  der  rein  antiphlogistischen  oder  der 
ojierativen.  Letztere  wieder  sichtet  zwi.schen  einfacher  Incision  und  nachfolgender 
Anslöffeking  und  der  totalen  Exstirpation. 

lieber  die  Zeit  der  Operation  kann  bei  einfacher  acut  eitriger  Lymphadenitis 
keine  Meinungsverschiedenheit  sein,  da  die  hohe  Röthung  der  Haut  zusammen  mit 
fühlbarer  Fluctuation  oder  auch  nur  besonders  excessiv  schmerzhaften,  circumscripten 
Druckpunkten  innerhalb  des  afficirten  Gebietes  für  den  Eingriff  entscheidend  ist: 
der  Durchbruch  eines  puruleiiten  Herdes  der  Drüsensubstanz  in  die  Kapsel  ist  er- 
folgt. Hier  nützt  eine  einfache  Incision  im  Sinne  der  Spontanheilung  der  Natur: 
die  au.sgesto.ssenen  Drüsonpartikel  flie-ssen  ab,  aus  dem  Grunde  repariren  Granulation 
und  Vascuiarisation  durch  nutritive  Substitution.  Die  Gesundung  tritt  ein.  Bei  ein- 
facher gonorrhoischer  oder  infectiösor  Adonitis  nach  Trauma  ist  es  überflüssig,  mit 
dem  .scharfen  Löffel  in  der  freigelegten  Abscesshöhle  henimzukratzen.  Was  man 
fortschabt,  ist  schon  zum  Aufbau  dienliches,  nengebildetes  v.iscubirisirtes  Granulations- 
gewebe und  die  unnöthige  Eröffnung  neuer  Biutbahneu  innerhalb  des  Eiter-über- 
schwemiiiten  Gebietes  scheint  zum  Mindesten  zwecklos.  Sollten  neue,  andere  Drüsen- 
punkte vereitern,  so  pflegen  sie  meist  in  die  einmal  geschaffene  Höhle  durch- 
zubrechen oder  aber  neue  kloine  circum.scripte  Ab.sce.sse  zu  bilden,  deren  Eröff- 
nungen bei  den  Fortschritten,  welche  die  localc  Anae-sthesie  gemacht  hat,  gering- 
fügige Complicationen  darstellen.  Ganz  und  gar  als  Gegner  der  totalen  Exstirpation 
der  Drüsen  müssen  wir  uns  in  den  Fällen  einfach  eitriger  Adenitis  bekennen.  Es  i.st 
direct  falsch,  ein  Organ  total  zu  entfernen,  in  dessen  Parenchym  ein  Abscess  sich 
etablirt  hat,  d.  h.  die  grössere  Menge  functionstüchtigen  Gewebes  ein  für  allemal 
zu  entfernen.  Bedenkt  man  die  oben  entwickelte  Gcfährdmig  eines  Lympb- 
strompebictes,  dem  die  schützende  Filtervorrichtiuig  einer  gro.sseu  regionären  Lymph- 
drüse  mangelt,  so  hat  man  alle  Veraid.a.ssung,  diesen  leider  noch  immer  als  typisch 
angeschenen  Eingriff  als  über  das  Ziel  hinaus.schi(«send  zu  kennzeichnen.    Auch  die 


[Lymphadenitis 


—    024    —  Lyi 


(Jhirurgil'  orlobt  seltsam«  Wamllungeii  rier  Anscbaunitf 
jeden  Hubii  mit  Totalex-slirpatioii  /,u  lioliaiidelji,  ist  maul 
wordeu.  Die  Heiltendciizeii  der  Natur  ziulhewusst 
unterstützen,  ist  aurli  diu  Hau|itaufgaliu  des  operirciidd 
zähligun  l'';ill(^  von  .S|)üiitanbeiluiig  einfacher  Bubonrn,  difli 
welche  weniger  heissbliitige  Operateure  und  liuiiderto  von] 
Rionen  aufzuweisen  haben,  nicht  beweisen,  dass  zu  einer  Toi 
vereiterten  Lymphdrüse  eine  ganz  besondere  und  glücklid 
geliört?  Ist  lue  Drüse  an  sich  total  zerfallen,  warum  difl 
liehen  Ausschälungeu  der  fiberall  verwachsenen  und  an  i 
hefteten  Drüsenkapsel?  Hier  steht  doch  die  Gefalir  der  1 
Verhältniss  zu  der  des  Grundleideus.  Für  tlie  einfach^ 
tiden  ist  die  Totalexstirpatiim  zu  verwerfen.  Die  neuere 
Materie  anzusaugen  uml  die  Höhle  mit  Argentum  nitriq 
zuspritzen,  sind  gewiss  mit  Vurtheil  anzuwenden,  nur  sei 
unter  Infiltration  o<lt>r  Actliylohloridapplication,  am  bca^ 
ein  einfacheres  und  sclinellrr  zur  Heilung  führendes  Vj 
nicht  mit  der  einfachen  Inci.'^ion  wegen  Multiplicitilt  der] 
empfiehlt  e,s  sich,  durch  Ablösung  der  Haut  in  Lappenschf 
Drüse  überall  «iie  Circuniferenz  derselben  frei  zu  praepl 
eventuell  neue  Durchbrücho  schmerzlos  auf  die  freie  Fläclt) 
In  seltenen  Fällen  ist  Ifuiger  als  3 — 4  Tage  Bultlager  bei 

Für  die  Totalexstirpafion  blieben  aus.ser  ilen  echten  I 
jene  seltenen  Fälle  übrig,  bei  welchen  eine  /,u  (iruiule  1| 
krasie  die  Heilungstendenz  unter  diesem  cinlai-lien  liicisiol 
gleichzeitiger  allgenu'in  specifischer  Behandlung  nichti 
versuchen  stets  zunächst  durch  Incision  die  Hfilung  1 
diese  durch  dauernde  Schlaffheit  der  ürauul.itionsbildungj 
schiessen  von  Drüsunknoten,  durch  Nekrotisirung  luid  Ulclj 
genügend  gekennzeichnet  hat,  .schreitet  man  zur  Totalcntfd 
mit  diffusen  Herden  der  Degeneration  und  miliaren  Erwoi| 
tumors.  Denn  die  nicht  eintretende  Heilung  nach  Lucisiol 
Anwesenheit  uneliminirbarer  Krankheitsherde.  Das  be.trii 
syi»hilitischen  Bubonen  und  die  scrofniüsen,  bei  denen  beij 
infection,  d.  h.  eine  herdförmige  Fiterung,  aufgepfropft  I 
ciHsche  und  rhronische  Hyperplasie,  haiuleit.  Die  einfach 
erhebliche  Hautröthimg,  mit  Anlötbung  der  Kapsel  an  d| 
Scripte,  punktfönnig  localisirbare  Schmerzhaftigkeit,  gehl 
Ruhestellung,  ti>ueck.siiber-lnjectiou,  Judpiiiseluiig,  warme  | 
Jedenfalls  versuche  man  stets  die  antiphlogistische  Metlj 
gesprochenen  Symptomen  des  Kapseldurchbruchs  tritt  dia 

Häufig  ist  bei  schlechter  Granulationsbildmig  und  <i 
nekrotischen  Drüsensequestor  Jodkalium,  ö  :  2(.I0,  3  mal  tij 
gezeichnetes  Mittel,  die  Reinigung  der  Wundfläche  zu  el 
allgemeine  Regel  der  Wundbehandlung,  mit  den  Wundmi^ 
bei  allen  Granulationsmitteln  eine  überaus  schnelle  Aupt 
das  Medicament  statt,  hier  müssen  also  Glutol,  JodoformJ 
Silbersalbe  mit  einander  abwechseln.  Denn  Granulation  q 
der  Slachelung,  einfönnige  Wuudtherapie  ei^zeugt  häufige 
dität  des  Granulationsprocesses. 

Lympbadcnitig  retropharfngealte.  Die  kleinen,  an  der  Vord^ 
genden  Lj-rophdrüseo  werden  roruebmlicb  bei  kleinen  Kindero, 
von  eitererregenden  Kokken,  die  von  der  Schleimhaut  des 
nicht  selten  iulicirt,  und  es  entsteht  dann  in  dem  praevertcbralfl 
pbarj-Dgcalabscess.  Es  ist  natürlich,  dass  die  Behandlung  dl 
üiTnung  des  Absccsses  bestehen  kann,  und  zwar  recht  Irübt 
den  Pharyni  durchbrechen  würde,  und  der  Kranke  leicht  <i 
Zweck  gebraucht  man  am  besten  ein  nur  an  der  Spitze  gescbü 
sichtig  vom  Uunde  her  in  die  Abscesswand  eineu  kleineu 
flieaMn  des  Kiters  nur  laugsam  vor  weh  gebt    Um  jede  Uefa 


^jjTnphadpnlrtsrptTopharynppaTls  —     325     — 


Lymphanfrltfs] 


I 
I 


beseitigen,  empfiehlt  es  sich,  das  Kind  sofort  in  die  Bauchlago  zu  bringen,  am  besten  mit 
etwas  herabhÜDgendera  Kopf.  Stockt  der  Eitcrausfluss,  so  wird  man  den  Schnitt  horizontal 
verlängern,  eventuell  mit  der  Sonde  in  die  Abscesshöhle  eingehen.  Am  nächsten  Tage  kann 
man,  wenn  sich  der  Eitersack  wieder  gefüllt  haben  sollte,  die  zugeklebte  Oeffnung  mit  der 
Knopfsonde  eröffnen.  Eine  Nachbehandlung  ist  uunijthig.  Die  Wunde  schliesst  sich  von  selbst 
und  ist  in  wenigen  Tagen  nach  vollständiger  Entleerung  des  Eiters  geheilt.  Selbstverständlich 
ist  die  Hebung  des  Allgemeinzustandes,  der  durch  die  langwierige  Eiterung  noch  weiter  ge- 
litten, nicht  zu  vernachlässigen.  Salzbäder,  gute  Milch,  eventuell  bei  grösseren  Kindern  Bceftca, 
Ei  und  kleine  Gaben  Ijcbcrthran,  Jodeisen  werden  neben  guter  Luft  und  aufmerksamer  Ab- 
wartung  zur  Wiederherstellung  der  Gesundheit  viel  beitragen  können. 

LUBLtNSKI. 

Lymphago^  sind  Stoffe,  welche  die  Lymphbildung  .steigern  (Hcidenhain).  Man  hat  zwei 
Gruppen  lyraphtrcibender  Stoffe  zu  unterscheiden.  1.  KrystalloTde  Stoffe,  wie  Zucker,  Harn- 
stoff, Mittelsalzc  (Salpeter,  Kochsalz,  Glaubersalz  u.  a.),  die,  in  grösseren  Mengen  in's  Blut 
injicirt,  aus  den  Gewebselementen  grosse  Mengen  von  Wasser  anziehen,  das  theils  in's  Blut 
übertritt,  theils  auf  den  LjTaphbahnen  zum  Brustgang  strömt,  sodass  die  aus  letzterem 
beim  Hunde  aufgefangene  Lymphrnenge  mächtig  in  die  Höhe  geht,  während  jene  krystalloVden 
Stoffe  selbst  die  Blutbahn  sehneil  verlassen,  indem  das  mit  ihnen  beladcne,  zu  den  Nieren 
strömende  Blut  eine  kräftige  Diurese  anregt.  Und  zwar  richtet  sich  die  lymphbeschleunigende 
Wirkung  nach  dem  physikalischen  Wasseranziehungsvermögen  der  verschiedenen  Salze:  jo 
grö.sser  dieses,  desto  erheblicher  ceteris  paribus  die  Lymphbcschleunigung.  2.  Substanzen,  die 
durch  beschleunigte  Ueberfühning  von  Flüssigkeit  aus  dem  Blut  in  die  Lymphspalt^n  ge- 
steigerte Lymphhildung  bewirken.  Dahin  gehören  wässrige  Decocte  aus  Muskeln  der  Krebse, 
Flussmuscheln,  iiu.s  den  Köpfen  und  Leibern  von  Blutegeln,  aus  Darm  und  Leber  von  Hunden, 
ferner  Albumose-Peplon  und  Hiihnereiweiss.  Nach  ihrer  Einführung  in's  Blut  kann  die  Lymph- 
menge auf  das  2 — 15  fache  steigen    und   die  Lymphe   .selbst   dabei   noch  eine  Concentratious- 

I      zunähme  an  organischen  Stoffen  zeigen.    Da  die  gleichzeitige  Untersuchung  des  Blutes  lehrte, 

I  das»  es  ärmer  an  Plasma  wurde  und  zugleich  letzteres  an  Conccntration  abnahm,  muss  reich- 
lich Blutplasma  in  die  Lymphe  übergetreten  sein,  aber  nicht  unverändertes,  sondern  eine 
Flüssigkeit,  die  an  organischen  Stoffen  reicher  ist  als  das  ursprüngliche  Plasma.  Diese  Er- 
scheinungen sind  naeb  Heideuhain  nicht  wohl  anders  zu  deuten,  als  durch  die  Annahme, 
dass  die  lymphagogen  Stoffe  auf  die  Zellen  der  Blutcnpillarwandung  einwirken.  Solche  Lym- 
phagoga  fanden  sich  bei  Wirbclthieren  spärlich  in  den  Lymphdrüsen,  etwas  reicher  in  Leber 
und  Pankreas  von  Hunden,  auffallend  stark  in  der  Dünndarmwand  auf  der  Höhe  der  Ver- 
dauung.   Im  Gegensatz  zur  ersten  (truppo  lassen  diese  Stoffe  die  Harnsecretion  unbeeinflosst. 

I  mras. 

Lymphangriom  ist  eine  Geschwulst,  die  aus  den  Lymphgefässen  sich  entwickelt  und  eine  cavernSse 
Beschaffenheit  hat.  Wie  alle  Angiome,  breiten  sich  auch  die  Ljinphangiome  entweder  flächcn- 
I  artig  aus  oder  bilden  kleine  circumscripte  Geschwülste.  Lymphangiome  der  inneren  Organe 
sind  sehr  selten  und  meist  unbedeutende  kleine  Tumoren.  Man  findet  sie  zuweilen  in  der 
Niere,  in  der  Milz,  noch  seltener  in  anderen  Organen.  Die  meisten  Lymphangiome  gehören 
der  äusseren  Haut  an.  Häufig  sind  sie  schon  angeboren  und  bestehen  schon  bei  der  Geburt 
als  weitverbreitete  Neubildungen,  die  zu  unförmigen  Verdickungen  der  Extremitäten,  dos 
Kopfes  oder  des  Thorax  führen  (Elpphantiasis  congenita).  Oder  die  Lymphangiome  werden 
als  unscheinbare  Bildungen  mit  zur  Welt  gebracht  und  wachsen  später  aus  zu  umfangreichen 
Tumoren.  Zuweilen  bleiben  .sie  auch  als  kleine  Gebilde  das  ganze  Leben  über  besteben. 
Entsteht  durch  irgend  einen  Zufall  eine  Verletzung  eines  Lymphangioms,  so  entwickelt  sich 
eine  schwer  beilbare  Lymphtlstel,  aus  der  grosse  Mengen  von  Lymphe  abflie.ssen  können. 

Lymphangiome  gehen  zuweilen  in  Sarkome  über  oder  haben  von  vornherein  einen  sarkoma- 
tösen Charakter,  indem  sich  ihr  Stroma  stark  zellig  entwickelt. 

HANSEMANN. 

Lymplian^tig  i.st    eine  P'ntzüii()unjj;  der  W.infl  und  rmgobunj;  cim«  Lymphstr;inge.s,    in 

I  tlessnn  Inhalt  eine  reizondc  Materie  durcli  totale  ndt>r  waiulstiliidi(;e  Thrombose  fi.\irt 

I  i.st.      TrübunfT,    Körnung,   Verlust  der  glatten  Lichtreflexe,    Beschattung    dürften    die 

I  einzigen  Vor.ündorungen  sein,   welche  man  innerhalb  eines  solchen    U-miihangitischen 

I  Gefü-sses  bemerkt.  Zustände,  welche  der  directen  Beobachtung  des  (.)per.'iteurs  häufiger 

I  mitorliegen,  als  der  des  pathologischen  Anatomen.     So  wird  oft  beh.auptet,  da-ss  der 

I  Lynijihthrambiis  niei.st  eine  radaverfise  Erscheinung  sei,    man  kann  aber  als  Chinirg 

I  bisweilen  bei  Lyuipliangitis  als  Begleiterscheimnig  anderartiger  Entzündungen  dieWahr- 

I  nehmung  machen,  dn.«s  die  Stellen  lymphangitischer  Streifenröthung  der  Gerinnung  und 

••  Trfibung    der  Lyni]>]ie  ents|)rechen.     Pabei    braucht    die    trübe  Sülze    dos  Lymphge- 

I  fSsses  nicht  einmal  Vcrinelinuig  der   Lyniplizeilen    aufzuweisen,  al.so  von  einer  Puri- 

I  fication  der  Intima  kann  ebensowenig    in    frischen  Fällen  die  Rede  sein  wie  bei  der 

I  Phlebitis.    Alle  Eiterung  in  solchen  Gebieten  ist  an  die  Gefässwand  und  deren  Um- 


chcint.     Auch    in    diesem  Stadium  ist  einfache  RfickbUduns;  din| 
Resorption    mflglich.    Werden    die   Knntenstränge    jedocli  -r 

diui^ssymptomen  fluctuirend,  so  ist  in  der  Umgebung  Ab^' 
des  lAinphjtefässes  eingetreten.  Dann  ist  der  Throniliu.s  zerfall 
nach  oben  und  unten  in  schützende,  blande,  der  Rückbildung  tag 
in;ussen  fort.  Die  Gefässwand  ist  nekrotisch,  in  der  Umgebung  5 
Phlegmone  und  d.TS  Ganze  stö.sst  sich  in  einem  mehr  oder  wea 
Abscess  ab.  Bei  vielen  führt  die  Lymphangitis  abscedens  zu  diffui 
phlegmonösen  Infiltrationen,  aber  glücklicherweise  selten  zur  Pya 
nur  dann  einzutreten,  wenn  ohne  reichlichen  schützenden  Tbroinbx 
drüscn  mit  ihrem  local  begrenzenden  Filtrationsprocess  insufiiciei 
drungenen  Giftes  Herr  zu  werden.  Eine  andere  F'orm  der  L^tap 
nannte  reticuhlre  oder  diffuse,  ist  an  den  Lymphwurzeln  der  Gew 
begleitet  mit  Vorliebe  hifectionen  an  zersetztem  Flei.sch,  n.tmentlirii 
die  Verunreinigung  von  Wunden  an  Krebsen,  Hummern,  Austern  \] 
iKt,  oft  von  einer  immerklichen  kleinen  Schrunde  aus,  der  Finger 
sipelartig,  aber  dunkler  im  Ton  intumcscirt,  die  Haut  über  d< 
collodiiinih.lutchcnartig  gespannt  und  glänzend,  bisweilen  in  groi 
Schuppen  eingebogen  und  eingesprungen.  Die  Röthung  i.st  ohne  i 
läufer  wie  bei  der  Hauthyperaemie*  des  Erysipels,  sondern  gwht  h 
bildung  unmerklich  in  das  natürliche  Colorit  der  H.iut  über.  1 
da  vor,  wo  die  besondere  Verschiebbarkeit  und  Weichheit  der  Hl 
Wette  der  lymphatischen  Spaltlücken  vermuthen  lässt.  Diese  Fon 
kant»  chroni.sch  diffus  werden    und  emi)findlich  schmenthat'f  s.ein. 

Es  scheint,  als  wenn  bei  der  Entstehung  der  Lymphatv.r''Ti-^  'ü 
iiientativer,  toxischer,  chenii-sch  differeuter  Materien  eine 
directc  Bakterienwirkung.  Dafür  spricht  einmal  die  grosse  ^ 
sie  sieh  an  Verwundungen  arizuschliessen  vermag,  oft  nach  weni 
Bisswundeu  von  Schlangen,  Pferden,  Hunden,  auch  Menschen  oft  i 
zweitens  die  Thatsache,  dass  auch  bei  intactcr  Haut  Lyraphangitiden; 
<liircli  Ameisen-.  Raupenreiz.  Auch  wo  der  primäre  Herd  iinstreit 
cnlonien  durchsetzt  ist,  liegt  die  Möglichkeit  des  Hineing^rathenä 
producte  in  die  Lymphbahnen  früher  als  die  Einschweranmng  von  1 
kaim,  vor,  bei  Fnrunkelbiklnng,  Blasenbildung  durch  Reibung,  Vrri 
frierung,  Intertrigo  der  Fusswan derer.  Es  scheint,  dass  unter  v 
diejenigen  am  hfuifigsten  zu  Lymph.ingitis  führen,  bei  denen 
ri.ssartige,  grosse  Flfichen  des  Coriums  freilegende,  und  mehr 
Verluste  bedingende  Cpntinuit&tatrennungea  »tattfiodauu    jUachlii 


'II 


Ijymph  anf^itis 


ijniphdraseB] 


I 


producta»  bilden.  GnsclnvürslMlduiig  luid  Nokrotisirung;  aller  Art  führen  gleichfalls 
zur  KröfFnung  zuhln-icher  Lymiih.spalten  und  damit  zu  I>yuiphangitiden.  Keichliclic 
lyraphorrliüische  Secretion  disijivnirt  im  Falle  der  Vorhaltung  und  Verstopfung  zur 
Reizung  »ler  Lymphbahnen.  Am  häufigsten  sind  begreiflicherweise  die  obere  oder  die 
untere  KxtremitSt  Sitz  der  Lymphangitis.  Die  Bahnen  sind  natürlich  typisch.  Auch 
von  den  Schleimhäuten  aus  können  sich  Lymphangitidon  entwickeln,  die  Schnierz- 
haftigkcit  bestimmter  Bahnen  um  ein  l'ollictilargeschwür  im  Munde,  um  eine  Penis- 
oder  Vulvaschrunde  rührt  augensclioinlich  von  solchen  Lyniphangitidtm  abführender 
Stränge  her.  Eine  Stelle  typischer  Lyni]diaiigitiden  oft  gefährlichen  (,'harakters  sind 
die  r'arametrien.  Natürlich  künnen  auch  die  Chylusbahnen  als  Resorptionscanälo 
ontzüiidlicher  Materien  wirken,  und  so  findet  man  die  Chylusgefässe  des  liarmes  und 
Magens,  wie  die  Mesenterialsträngc  bei  acut  purulenten  F'rocessen  häufig  bei  Operationen 
im  Status  lymphangitischer  Thrombose  oder  Vei-schwärung. 

Die  Symptome  der  einfachen  Sh'anglymphangitis  gehen  meist  nicht  über  die 
Empfindung  der  Schwere  und  der  ziehenden  Spannung  des  betreffenden  Gliedes  oder 
Körportheils  hinaus.  Gewühnlich  besteht  nur  bei  Druck  Schnierzhaftigkeit  auch  in 
der  regionären  Lymphdrüse.  Das  Roth  der  Streifen  ist  von  sammotartiger  Weiche, 
vom  hüllen  Rosa  bis  zum  Kupferroth  schwankend,  die  Streifen  fühlen  sich  hn  Beginn 
nicht  knollig,  sondi-rn  bindfaden.irtig  an.  Bei  sich  vorbereitender  Eiterimg  steigt 
auch  die  spontane  Sctimerzhaftigkeit,  dann  treten  Buckel  und  Knoten  im  Verlauf  der 
Stränge  auf.  Gleichzeitig  iii;ichen  sich  Allgenieinsymptome  des  Kiterfiebers  bemerk- 
bar. Wird  der  Abscess  eröffnet,  so  pflegen  sich  die  Symptome  zurückzubilden,  je- 
doch hat  bei  Weiterbostohen  der  Wundsecretion  aus  der  Kinfuhrstelle  die  {..ymphan- 
gitis  Neigmig  zu  Recidivcn.  Daher  nmss  durch  feuchte  Verbände  die  Verschurfuiig 
verhütet  werden,  auch  liurch  Bäder.  Selten  ist  das  Bild  der  Lymphangitis  striata 
gleich  im  Beginn  ein  schwereres;  gastrische  Beschwerden,  Frösteln,  Benommenheit 
.gestalten  die  Erkrankuug  bedenklich.  Dann  pflegt  Bildung  von  Reihen abscossen,  von 
gangraenösen  Geschwüren,  von  Metastasen  in  Lunge,  Nieren,  Milz  zu  drohen:  Pyaemio 
oder  Sepsis  kann  der  Ausgang  sein. 

Die  Behandlung  der  Streifenlymphangitis  be-steht  voniehmlich  in  Ruhestellung, 
eventuell  verticaler  Suspension,  (^uecksilberinuiictionen  entlang  der  Streifenbikhmg 
bis  zur  regionären  Lymphdrüse  unterstützen  die  Rückbildung.  Auch  Ichthyolum  purum 
in  Einpinsehmgen  ist  wirksam.  Von  Gompressionen  ist  abzuratben.  Am  Wichtigsten 
ist  die  energische  Säuberung  der  meist  kleinen  Einfuhrstätte;  glatte  Excision  ist  am 
zweckdienlichsten,  Abscesse  sind  natürlich  zu  eröffnen.  Die  Bch.andlung  bö.sartiger 
Lymphangitiden  fällt  von  vornherein  unter  die  Therapie  der  pyaemie-verdächtigen 
Erkrankungen.  Bei  di£ru.ser  Lymphimgitis  empfehlen  sich  neben  Quecksilber,  .lod, 
Ichthyol  Bäder  und  umschlage  von  Kampherwcin.  Auch  die  Anwendung  reizender 
Pflaster  kann  bei  protrahirtem  Verlauf  von  Nutzen  sein.  ooTTo.mi 

Lymphdrüsen.  1.  Das  adenoide  Gewebe.  Nehmen  innerhalb  der  meisten  Gewebe  ausser 
Knorpe!  die  Lymphsysteme  ihren  Anfang  innerhalb  praeformirter  Gewebslücken  ohne 
Wandung,  höchstens  von  Bndothelplatten  unregelmässig  austapezirt.  so  kommt  an 
anderen  Regionen  und  Organen  eine  Gmppirung  der  primären  Lymphgängo  derge- 
stalt vor,  <lass  man  von  einer  besonderen  Structur,  einer  Organisirung  zu  besonderem 
typischem  Gewebe,  hat  .sprechen  köimen.  In  diesem,  einem  Haarnetz  ähnlichen,  zart 
fibriüären,  durch  Auspinselung  der  Zellen  darstellbaren  Grundgewebe  findet  man 
nichts  als  feinbalkige,  viel  verzweigte,  filigranartige  F.isern,  an  deren  Kreuzmigs- 
punkt<Mi  und  Anastomo.senwinkeln  bi.sweilen  platte  Bindegewebszellen  fest  und  nicht 
entfernbar  anliegen,  während  die  eigentliche  Füllma.sse  der  vielgestaltigen  Fächer 
und  Lücken  aus  sogenannten  Ivmphoiden  Zellen  besteht,  welche  locker  imd  beweg- 
lich, wenn  auch  dicht  und  z.ihlreich,  innerhalb  dieser  uucomplicirtesten  Lymph- 
apparate gelegen  sind.  |)ie  Bestimmung  dieser  hier  im  Netzgewebe  der  Organe 
gebildeten  Zellen  ist,  auf  Umwegen  dem  Blutstrom  einverleibt  zu  werden,  rcsp.  von 
dem  Verdauimgstractus  her  dem  Blutstrom  einverleibt  und  an  die  Gewebe  trans- 
portirt  zu  werden.  Es  giebt  also  einen  regelrechten  Kreislauf  der  Lymphe,  wie  <>8 
einen  des  Blutes  giebt.  Man  spricht  daher  auch  von  Lymphgefäs.sen,  welche  zu  einem 
Lymphorgan  führen,  Va.sa  affluentia,  und  von  ihm  fortführen:  effliientia,  also  eigentlich 
von  Lymph.'irterien  und  Lynrphvenen.  Die  Auflösung  der  Lymphgefä.sse  in  (lapillaren 
und  iu  wandungslose  Capillarräumc  geschieht  eben  in  jenem  fibrillären,  mit  Lynipb- 


Pflllungszustand  die  Schleimhaut,  nnter  der  er  g^tS 
artig  hervor.     Diese  Lyiupbfollikel  charakterisiren   sie 
Organindividuen,  als  Apparate  des  Körpcrliaushaltes,   weil  Venen 
je  ein  solclias  (jeltiide   zu  umflechten   pflegen,    derrn   capillare  J 
radiären  Schlingen  gegen  das  Centruni  des  Follikels   iiuigekehrt 
girend  angeordnet  ist.     Aas  den  Spaltlücken  der  rtiticulärfn  M; 
um  den  Follikel    ein  grösserer  Spaltraum,  der   in    eine  ochte  L 
Endothel  und  Adventitia  versehen,  einmündet.    Solche  Follikel, 
die    ganze  üarmschlelmhaut  ohne  Communication    verbreitpt,   S 
ihre  unmittelbar  vom  Epithel  überdeckte,    dem   Parrn    zugewani 
massiger  Durchwanderung    freii-  Lj-mphkörperchen   zeigt.      An  ; 
nehmlich  am   unteren  Theile  des  Dünndarms,   sind  sie  zu  Dutz« 
besondere  Aggregationen,  auch  Plaques  genannt,   Peyer'sche  Hj 
iiiiumi  an,    dass  die  aus  diesen  Follikeln  zwischen   doii  Epithel.- 
wandernden  Lymphkörperchen  activ  die  Partikel   der  Nahrung  iai 
mit  corpusculftren  Nahrangstheilchen  beladen  wieder  zurück  ia 
und  von  liier  dem  Cliylusstrom  und  damit  später  der  BlutcirculatJ 

3.  Die  Balgfollikel.  Von  der  Zungenw-urzei  Ins  zum  I 
wir  ähnliche  Gebilde  an  Stellen  eingelagert,  an  denen  die  Seh 
förmige  Kiosenkung  macht,  d.  h.  eine  Balphöhle  bildet,  an  den 
mohicre  kugelige  Follikel  von  gleichem  Dau  wie  die  .solitSren  i 
verdichtetes  Maschennetz  von  Bindegewebe  scharf  gegen  die  um 
abgesondert  sind.  In  diese  Balghöhle  münden  gleichzeitig 
Scileimdriiseii  ein.  l'ebcrall  findet  hier  in  den  LymphfoIIike 
tlicilung  statt  und  ihre  Umgebung  mit  dem  deckenden  Schleimi 
setzt  mit  aus-  und  einwandernden  Lymphkörperchen. 

4.  Tonsille  und  lymphatischer  Ring  im  Pkaryai. 
Pharynxtonsille.  Diese  Gebilde  sind  gleichsam  Gruppcnvci 
fluirentien.  conglnbirten,  lym])hatischen  Balgdrüsen,  indem  die 
Lacunen,  Ta."ichcn  und  KiTjJten  bildenden  Schleimhauteinsi 
erscheinen  von  einem  angelagerten  Drüsengewebe,  d'visen 
niclits  von  jenem  der  adonniden  Lymphgewebe  unter-  tr 
zu  noch  compactercn,  schon  makroskopi.sch  als 
M;i,ssen  sich  vergesellschaftet  haben.  Dabei  darf  namentlich  für 
Dinge  nicht  vergessen  werden,  dass  Lymphgefil.'ise,  Blutgefü-sse, 
structur,  adenoides  Gewebe,  Follikel körper,  Schleinidrüsenacini 
drüsciikry]>ten  mit  Epitheldecke  diese  Organe  cnrustituiren.  Dem 
Zündung  gleicbsMui  furunculös  die  Drüseuacini  der  Schleimnpp.ir 
Tonsillitis  siniplex,  ob  sie  in  einer  folliculär  entzündlichen  BaJ| 
T.  follicularis,  ob  eine  coniedonenartige  Balgverstopfung,  ein  R 
bildet,    oll   nhle^nonri.se   Infiltration    das   bindeeoBiiHH^rikal 


C 


[L}rinphdriisen 


920 


Lymphe] 


I 


zelner  Follikel  und  Kiiihigeruiig  von  ailenoulem  Gewebo  ontstehonden  rundlichen 
Packete,  deren  einzelne  Knollen  eine  mehr  platte,  bohuen-  oder  mandelartige  Gestalt 
zu  haben  pflogen,  sind  überall  im  Kürper  dem  System  der  Lymphgefnsse  eingefügt, 
so  zwar,  dass  die  zuführenden  Lynipligefässt'  sich  in  die  communicirenden,  mit  Zellen 
gefüllten  Hohlräume  der  I>rüsen  auflösen,  hier  ein  verfolgbares  Stromgebiet  dureh- 
laufcn,  um  sieh  schliesslich  zu  abführenden  LymphgefSs-sröhren  zu  sammeln,  die  bis 
zu  nii-hreron  Ceutimetern  gross  erscheinen  können.  .leder  dieser  zusammengesetzten 
Lyniphapparate  ist  in  eine  mehr  oder  weniger  derbe,  liindegewebeartige  Kapsel  einge- 
hüllt: eine  Verdichtung  des  umgcbeuilen  Zellfasergewebes,  in  welches  die  Drüse  einge- 
bettet erscheijit.  Man  unterscheidet  die  Rinde,  dxs  Mark  und  den  Hilus  der  Lymphdrüse. 
M:in  hat  sich  vnrzustelh>n,  da.ss  die  zuführenden  I.ymphgefässo  durch  die  Kapsel  in's 
Innere  der  Drüse  eintreten,  hier  unter  viel-  und  kurzUstiger  Theilung  und  gleich- 
zeitiger Verdünnung  ihrer  Wilnde  sich  in  das  adenoide  Gewebe  verlieren,  wahrend 
ihre  Lumina  cnntinuirlicb  zunächst  iu  die  Rindenfollikel,  dann  in  die  Marksträngo 
übergehen  und  im  Hilus  der  Drüse  in  einem  System  gleichsam  cavernöser  Buchten 
sich  wieder  sammeln,  aus  deren  lÜndegewehsunikleidungon  allmählich  sich  die 
dünnen  Canillchcn  der  Va.<ia  lymplintica  efferentia  sammeln  und  aus  dein  Hilus  zu 
2— ß  Stünimchen  hervortreten.  Die  mit  dem  zuführenden  Geffi-ss  eintretende  Lyinph- 
flüssigkeit  um.spült  also  zuiiäcli.st  das  ganze  System  der  Rindenfollikel,  denn  diese 
la.ssen  zwischen  sich  unil  der  K:ipselwand  eine  freie  lAmpliltahn  offen,  die  den 
Follikel  umkreist  und  wuhrsidieiidich  von  einem  iu  den  anderen  führt,  sodass,  wenn 
man  die  Feinmaschigkeit  des  hier  überall  eingelagerten  Fibrillennetzes  bedenkt,  ein 
vollendeter  Filtrirap[).arat  schon  um  die  Follicularstränge  des  Rindeutheils  gegeben 
ist.  Aber  noch  dichter  wird  das  Netz  innerhalb  der  Follicularstränge  selbst,  deren 
Abgrenziuig  nur  durch  eine  intensivere  Zusanimenziehuug  des  Bindegewobs-Reticulums 
und  des  ailenoülen  Piirenchynis  gegeben  erscheint.  Ueberall  auf  dieser  labyrinthischen 
Strombahn  kann  die  Lymphe  geformte  und  ungeforrate  Ingredienzen  ablagern,  anderer- 
seits aber  auch  aus  den  .-ulenoiden  Werkstätten  neue  Zellsa.at  in  sich  aufnehmen,  bis 
sie  in  den  mikroskoi)i.schen  Sammelbecken  des  Hilus,  dem  danun  auch  d:us  eigentliche 
Parenehym  mangelt,  zusamnienflies.st,  um  als  filtrirter,  gereinigter,  im  unmittelbaren 
Cnntact  mit  den  Rlutgefä.ssen  der  Follicularstränge  chemisch  alterirter  (oxydirter?) 
Saftstrom  der  Circulation  zurückgegelten  zu  werden.  So  wird  begreiflich,  wie  in  den 
grossen  regionären  Lymphapparaten  des  Stammes  und  der  Glieder  ein  schier  undurch- 
dringliches Wundernetz  von  Filtrirkammem  und  -Pl.itten  gegeben  ist,  fähig,  die  mit  der 
Lymph-  und  Blutbahn  eingeschwenunten  pathologischen  Producte  aller  Art,  die  hete- 
rogenen Beimengungen  aufzuhalten  und  dem  enei^ischen  localen  Oxyd.ationsverfahn.'U 
aus/.u.setzen.  Bakterien,  Pigmente,  Geschwulstkeime,  fermentativc  Stoffe,  sie  ;dle  unter- 
liegen hier  erst  dem  Versuch  der  Unschädlichmachung  und  nur,  wenn  der  patho- 
logische Contactreiz  hinreicht,  um  die  gesanuute  Schutzvorrichtung  zu  lähmen,  dringt 
zu  grüsster  (Gefährdung  des  (iesamnitorgauismus  die  unassimilirbare  Noxe  direct  in 
die  ccntraleren  Bahnen  des  Körpers.  Doch  auch  dann  braucht  nicht  unbedingt  die 
allgemeine  Infection  oder  Intoxication  Platz  zu  greifen,  weil  auch  über  die  regionären 
Lymphdrüsen  hin.uis  imnuT  von  Neuem  die  Passage  filtrirender  .\pp.ar.ate  erfolgen 
muss,  wodurch  möglicherweise  an  dritter  oder  vierter  Stelle  der  der  L\inphbahn 
eingefügten  Drüsendepots  d.is  allmählich  geschwächte  Virus  seine  HemmunR  erfahren 
k.inn,  ehe  die  acute  oder  chronische  Dyskrasie,  die  Ges;immtvcrgiftung  des  Org.ini.smus, 
eintritt.  Ist  diese  von  sogleich  paralysirender  Gewalt  auch  für  die  lebenswichtigslen 
Centralstätten  der  Regulation,  so  tritt  der  Tod  ein,  andernfalls  vormögen  die  immer 
wieder,  aber  jetzt  in  rückwärts  gerichteter  Reihenfolge  überschwemmten  Lymph- 
apparate endlich  dennoch  der  differenten  Matfrie  Herr  zu  werden,  freilich  nur  unter 
energischster,  hyperplasirender  Mehrlcistimg  dieser  s.inificirendcn  Filter.  Das  ist  der 
Grund,  warum  Dyskrasie  und  Drüsenhyperpla.sie  zusammengehörige  Begriffe  .sind. 

6.  Milz,  Knochenmark,  M  esenterialdrüsen   sind   in   Bau  und  Function  so- 
wohl, wie  in  pathologischer  Verändening  den  Lvmphdrüseu  innigst  verwandte  Organe. 

SOHLEICH. 

Lymphe  im  engeren  Sinne,  Impflympbe.  ist  dicjeni)^  Flüssigkeit,  welche  aus  dem  Inhalt  der 
kiin.stlirh  erzeugten  Impfpocken  gewonnen  wird  uud  zur  Krzeiigung  der  Impfpocken  dient.  Man 
benutzte  früher  menschliche  undthierischeLymphe.gegenwiirtig  nahezu  ausschliesslich  die  letztere; 
man  gewinnt  sie  bei  der  Entnahme  vom  Uenscheu.  indem  man  die  Pocke  in  dem  Stadium,  in 
welchem  sie  noch  nicht  zerfallen   uud  noch  nicht  von  dem  rothen  EntzÜDdungshofc  umgeben 

0.  Liebroieli,  Eiicjkluiiaedie.     II.  BiuiL  ;^ij 


[Lymphe 


—     930     — 


ist,  ansticht  und  die  ausfliessende  Flüssigteit  mit  einer  mi 
ansaug;t.  Aus  der  künstlich  erzeugton  thierischen  Pocke  vriri 
indem  mau  die  Pocke  entweder  ausschneidet  oder  mit  einem  S]^ 
Klemmpincette  abkneift.  Zur  Erzeugung  der  auimalen  Lymph^ 
kauft,  auf  ihre  Gesundheit  untersucht,  dann  die  Haut,  welctl 
abrasirt  und  gereinigt.  Die  Hautstelle  wird  so  gewählt,  dass  aieu 
liebst  wenig  verunreinigt  werden  kann,  dann  werden  die  Kl] 
trokener  Streu  gehalten  und  ihnen  zahlreiche  Flüchenschnittof 
Impfstoff  wird  durch  Imptung  von  Kalb  zu  Kalb  oder  durch  1 
sirtem  Stoff,  Retrovaccinc,  gewonnen.  Es  werden  50 — 60  seiof 
nähme  der  Lymphe  unter  Verwertbung  der  ganzen  Pockensubstanl 
Die  wirksame  Substanz  der  Lymphe,  das  Contagium  animatumj 
gehörender  Keim.  Neuere  Untersuchungen  von  Guarnieri  ausj 
L.  Pfeiffer  und  v.  Wasiliewski  bestätigt  worden  sind,  mac' 
sich  um  einen  amoebenartigcn  Zcllschmarotzer,  den  Cytorjxl 
auf  die  Cornea  überimpfen  und  in  den  daselbst  erzeugten  entzi 
den  gebräucblicbeu  Karmin-,  Haematoxylin-  und  Anilinfarben  sii 

Das  Contagium  der  Lymphe  ist  am  wirksamsten  nach  der  tß 
verändert  aufbewahrten  Lymphe  indess  ist  es    sehr    schnell    vei 
nach  Tagen    an  Wirkung   verliert.     Durch    antiseptische  Zusät; 
gehoben.    Die  besten  Conservirungsmittel  sind  die  Vermischung 
von  1:1  bis  1:2  und  die    schnelle  Austrocknung.     Danai 
in  flüs-siger  Form,  Lymphe  in  Pulverform  und  solche  in  Pasten 
Glycerinlymphe,    die  in  engeren  oder  weiteren  Capillaren  autbc 
Lymphe  wird    durch  Entnahme  der   gesammtcn  Poekenraasse 
und    sofortige  Austrocknung  im  Schwefelsäurecxsiccator    durch 
Pulver  wird    in  vorher   ausgeglühten  Gläsern    versandt,    zum 
Wasser  angerührt.     Die  Conser\'irung  in  Pastenform  ist   nur   ei 
metbode,  bei  welcher  die  gesammte  Pustelsubstanz  unter  Zusati 
homogenen  Paste  verrieben  und  in  Gläsern  oder  zwischen  Glas:]!] 
dem    Gebrauch    ist    Verdünnung   mit   Wasser    oder   Glyctrin    i 
dieser  Form    ist   der  Impfstoff  nicht   unbegrenzt,    sondern    nur 
haltbar,    wenn  er  an  einem  dunklen,    kühlen  Orte  aufbewahrt  m 
macht  die  Conservirung  in  tropischen  Ländern;  während  der  heu 
wegen  der  Verderbniss  nahezu  ausgeschlossen,  in  der  übrigen  Z^ 
senen  Kästen  und  unter  Eis  möglich.     Häufig    lassen  die  Erfolgt! 
der  Vorschlag  neuerdings   gemacht   wurde,    in   den  Tropengegen 
winnuug  von  Lymphe   zu  errichten.      In  Indien  bat  sich    eine  ^ 
Import  statt  mit  Glycerin  mit  Lanolin*  vermischt  worden  war.  i 

Die  flüssige  Ljnnphe  ist  eine  hellgelbe  bis  braungelbe,  etwa 
leicht  blutige  Färbung  zeigt;  kleine  Fibringerinnsel  beeinträcbtij 
lieh.  Die  Lymphe  enthält  fast  stets  Bakterien  und  zwar  meist  Str 
Züchtung  haben  diese  Formen  sich  im  Versuch  meist  als  weni; 
auch  gehen  sie  bei  Glycerinzusatz  allmählich  zu  Grunde;  imm 
schwer  zu  vermeidende,  so  doch  lästige  Zugabe,  und  man  bes 
freie  Lymphe  zu  gewinnen,  mindestens  aber  bei  der  Erzeugung 
und  Aufbewahrung  der  Lymphe  thunlichst  a.scptisch  vorzugebt 
die  unliebsame  Mitübertragung  von  anderen  Contagien  neben  j 
absolut  geschützt.  Bei  der  humanen  Lymphe  lag  trotz  aller  Vc 
Uebertragung  von  Syphilis,  die  geringere  derjenigen  von  Tub| 
tropischen  Ländeni  vereinzelt  die  Uebertragung  von  Lepra  dd 
Bei  der  zur  Vermeidung  dieser  Gefabren  allenthalben  cingeführl 
gegen  Syphilis  und  Lepra  vollkommen  geschützt,  gegen  Tuberfl 
sicher  dadurch,  dass  die  benutzten  Thiere  nach  der  Entnahme  i 
sucht  werden.  Die  nach  der  Impfung  zu  Beginn  der  zweitej 
und  Rüthung  in  der  Umgebung  der  Impfpustel  kommt  grosse^ 
Lymphe  beigemengten  bakteriellen  Eitererreger.  Die  Impfer)-; ' 
Impfung  auftretende  Sep.^is  sind  wohl  eher  die  Folge  einer  si 
gegen  ist  die  zuweilen  nach  Impfung  mit  animaler  Lymphe  epi 
contagiosa    durch    eine    zoonotische  bakterielle  Verunreinigung 


Lymphom  bedeutet  die  Geschwulst  aus  lymphatischem  Gewebe. 
Ist  also  auch  jede  Hyperplasie  einer  Lymphdrüse  oder  eines  Fol] 
aber   bezeichnet   man    die  grösseren  markigen  Lymphdrüsenges 
Leukacmie  oder  bei  der  f^scudoleukaemie  entwickeln,  als  Lympb 
Wucherungen,    die    beim  Typhus   in    der  Leber  entstehen,    sin^ 
Die  Lymphome  der  Lymphdrüsen  und  Follikel  durchbrechen  nii 


[Lymphom 


-     031     — 


Lysol] 


C.H.N,=^«^^C<!H, 


auch  wenn  sie  noch  so  umfangreich  werden,  und  unterscheiden  sich  dadurch  von  den  Lympho- 
sarkomen*. Histologisch  stellt  dos  Lymphom  eine  gleichmässigo  Geschwulst  aus  lymphatischen 
Zellen  dar  mit  einem  feinen  Stroma.  Die  Eintbeilung  in  Follikel  ist  dabei  verschwunden. 
Wo  dieselbe  noch  vorhanden  ist,  bezeichnet  man  da.s  als  einfache  Hyperplasie. 

Lymphosarkom.  Wenn  die  Zellen  in  Lympbdrüsengeschwülsten  eine  besondere  Entwickclung 
niiiiehmcn,  so  entstehen  Tumoren,  deren  Zellen  zwar  noch  vielfach  den  Charakter  der  Lympho- 
cytcn  an  sich  tragen,  aber  im  Ganzen  grösser  und  protoplasmareicher  sind.  Es  entwickelt 
sich  auf  diese  Weise  das  Lymphosarkom,  dessen  Bild  noch  dadurch  vervollständigt  wird,  dass 

■  die  natürlichen  Grenzen  des  lymphatischen  Organs,  aus  dem  die  Geschwulst  hervorgegangen 
ist,  durchbrochen  werden,  und  die  Wucherung  nach  Art  maligner  Geschwülste  in  die  benach- 
barten Gewebe  eindringt.  Lymphosarkome  entwickeln  sich  aus  Lymphdrüsen,  den  Tonsillen, 
der  Thymus,  der  Milz.  .\uch  manche  Knochenmarkgeschwül.ste,  die  sogenannten  Myelome,  sind 
nach  Art  der  Lymphosarkome  gebaut.  Die  Metastasen  können  in  alte,  auch  nicht  lymphatische 
Organe  erfolgen  und  stellen  sich  entweder  als  umschriebene  Tumoren  oder  als  eine  diffuse  Infil- 
tration dar.  Lymphosarkome  bestehen  oft  sehr  lange,  bis  zu  S  und  10  .Jahren.  Manchmal  zeigen 
sie  erbebliche  Schwankungen,  sodass  sie  bis  auf  kleine  Reste  versehwinden.  Niemals  aber  heilen 
sie  spontan  oder  unter  der  Einwirkung  von  Medicamenten  ganz  aus.  Nach  einiger  Zeit  fangen 
die  kleinen  Reste  aufs  Neue  an  zu  wuchern  und  führen  den  Tod  herbei,  wenn  es  nicht  ge- 
lingt, den  Process  durch  Exstirpation  zum  Stillstand  zu  bringen. 

HANSEMANN. 

Lysldtn  ist  identisch  mit  dem  Aethylcnaethenyldiamin,  das  zuerst  A.  W.  Hofmaan  dargestellt 
hat.     Die  Base  entspricht  der  Formel 

H\  Das  Chlorhydrat  wird  durch  trockene  Destillation  von  Natrium- 

ii\n-ru.  acetat  mit  Aethylendiaminchlorhydrat  gewonnen.  Aus  diesem  ist  die 
Base  leicht  zu  erhalten.  Schmp.  105°  und  Sdp.  198°  (Laden- 
burg). Da  Lysidin  in  geradezu  erstaunlicher  Weise  Harnsäure  löst,  wurde  es  aus  theoreti- 
scher Ueberlegung  als  Heilmittel  für  Gicht  und  Nierensteine  empfohlen.  Es  theilt  jedoch,  in 
de»  Körper  eingeführt,  mit  dem  gleichwirkendeo  Pipcrazin  die  Eigenthümlicbkcit,  im  Harn 
unwirksam  zu  werden  (Meridclsohn).  Im  Uebrigcn  ist  das  Lysidiu  unschädlich,  ohne 
störende  Nebenwirkungen  und  trotz  seines  eigenthümlichen,  an  den  Geruch  von  .Mäusen  er- 
innernden Geschmackes  nicht  unangenehm  zu  nehmen.  Es  wird  in  Dosen  von  1 — 5  g,  in  500  g 
kohlensaurem  Wasser  gelöst,  kühl  genommen. 

HEKDELSOHN. 

Lysol  wird  erhalten  durch  Kochen  eines  Gemenges  von  Theerölen,  Fett  and  Han  mit  einer  ent- 
sprechenden Menge  Alkali.  Durch  die  Gegenwart  der  hierbei  gebildeten  Seifen  werden  die 
Thecröle  in  Wasser  lösliob.  Es  stellt  eine  braune,  klare,  alkalisch  rcagirende  Flüssigkeit 
dar,  die  mit  Wa.sser  mehr  oder  weniger  gelb  gefärbte  klare  Lösungen  giebt.  Die  Lösungen 
fühlen  sich  schlüpfrig  an,  Sproc.  Lösungen  schäumen  wie  Seifenlösungen.  Lysol  besitzt 
stark  autibakterielle  Eigenschaften  und  übertrifft  in  dieser  Beziehung  die  Karbolsäure. 
Alle  in  der  Wundbehandlung  in  Frage  kommenden  Mikroorganismen  werden  durch  eine 
0,3proc.  wässerige  Lösung  in  20 — 30  Secunden  abgetödtet  (v.  Ger  lach).  Dabei  wirken 
derartige  verdünnte  Lösungen  nicht  reizend  und  finden  daher  als  Antisepticum  und 
Desinficiens  in  der  chirurgischen,  geburtsbülfliohen  und  gynaekologischen  Praxis,  ferner  zu 
Gurgclungen  bei  Diphtherie,  zu  Ausspülungen  der  Nase,  zu  Injectionen  bei  Tripper,  Waschungen 
bei  parasitären  Hautkrankheiten  ausgedehnte  Anwendung.  Auch  für  den  innerlichen  Ge- 
brauch ist  es  z.  B.  als  Darmantisepticum  empfohlen  worden,  ist  jedoch  hierzu  schon  wegen 
seiner  tnconstanten  Zusammensetzung  nicht  geeignet,  während  ein  aus  Trikresol  dargestelltes 
Praeparat  in  der  Zusammensetzung  constanter  ist.  1 — 2proc.  Lösungen  rufen  auf  Schleim- 
häuten ein  mehr  oder  weniger  heftiges  Brennen  hervor.  Ein  längeres  Hantiren  mit  einer 
1  proc.  Lösung  setzt  auch  die  Tastempfindlicbkeit  erheblich  herab.  Ein  weiterer  Nach- 
thei!  ist,  dass  die  Instrumente  nach  dem  Einlegen  in  eine  Lysollösung  schlüpfrig  sind.  Für 
geburtshüldiche  Zwecke  ist  die  seifenartige  Beschaffenheit  der  Lösungen  häufig  vortheilbaft. 
Obwohl  weniger  giftig  als  Karbolsäure,  ist  doch  dos  Mittel  nicht,  wie  mehrfach  behauptet 
worden  ist,  ungiftig.  Wiederholt  sind  schwere  Vergiftungen  mit  tödtlichcm  Ausgange 
vorgekommen.  Unverdünntes  Lysol,  auf  die  Haut  gebracht,  erzeugt  heftige  Dermatitis 
mit  intensivem  brennenden  Schmerz,  starker  Schwellung  und  nachfolgender  fetzenweiser 
Abstossung  der  Oberhaut.  Waschungen  des  Penis  mit  unverdünntem  Lysol  nach  einem 
^fcCoitus  erzeugten  in  einem  F.%lle  starkes  Oedem  der  Vorhaut,  des  Penis,  auch  die  Glans  war 
^BOedematös  geschwollen  und  mit  zahlreichen  Bläschen  blutigen  Inhalts  besetzt  (Saalfeld). 
Neben  den  localen  Erscheinungen  kommt  es  nach  Einpinselungen  einer  grösseren  Körper- 
fläche sehr  schnell,  schon  nach  wenigen  Minuten,  zu  schweren  Allgemeinerscheinungen,  Um- 
fallen, Bewusstlosigkeit,  Convulsionen  (Reich).  Bei  einem  Kinde  trat  der  Tod  ein.  Wieder- 
holt sind  durch  Verschlucken  von  unverdünntem  Lysol  Vergiftungen  zu  Stande  gekommen. 
Die  Symptome  sind:  brennender  Schmerz  im  Munde,  Schlünde  und  im  Magen,  Erbrechen, 
blasse  Haut,  Cyanose,  verlangsamte,  oberflächliche  Respiration,  langsamer  kleiner,  kaum  fühl- 
barer Pals,  Krämpfe,  Coma,    Der  Urin  ist  nicht  dunkel  gefärbt,   wie  p'><^  Ke 


[Lysol 


—     932     — 


hält  aber  Eiweis.s.  Bei  eioem  10  Monate  alten  Kinde  machte  ein  durch  die  A 
entstandenes  Glottisoedem  die  Tracheotomie  nothvendig  (Bacde).  Die  Dos«a 
von  1  TbcelöfTel  bis  zu  35  g.  Die  letale  Dosis  wird  zu  O.OS  pro  Kilo  KörptrgewUk 
gegeben,  jedoch  erfolgte  bei  einem  Kinde  nach  dem  Verschlucken  ron  etwa  23  g  LyMl 
geeigneter  Behandlung  Genesung.  Die  Behandlung  besteht  nach  äusserlicber  Anweadot 
sorgfältigem  Abwaschen,  Umschlägen  von  Aqua  Plumbi,  später  Borglycerin,  Lanolin  o4a 
pudern  mit  10  pCt.  Borsüurc-Talcum;  nach  dem  Veräcblucken  Ausspülungeo  des  Magen*, 
reichung  von  Magnesia  usta,  Excitantien. 

Lysol  gelangt  zur  Anwendung:  zur  äusseren  Desinfection  in  1  —  3proc.  Löisa4 
Waschungen,  Umschlägen,  Berieselungen  bei  reinen  Wunden,  zur  Injeetion  in  die  Vagi 
die  Urethra,  zu  Gurgelungen,  Ausspülungen  der  Nase  0,5  pCt.  (l  Tbeelüffel  auf  1  Lit«r  W( 
bei  inficirten  Wunden  1 — 3  pCt.,  zur  Reinigung  der  Peritonealhöhle,  bei  liaparotomieo  0^ 
zur  Aufbewahrung  von  Seide  5  pCt.,  von  Catgut  2—5  pCt.,  für  Instrumente  ä  pCt.  I«i 
0,05 — 0,8 — 0,5  in  Kapseln,  Pillen,  in  Lösung  mit  Aqua  Hcntbae  piperitae,  bei  Rüideiii  ia 

LAKOOAI 

Lyssa,  Hydrophobie,  Rabies,  Hunds-,  Tollwuth,  ist  eine  Krankheit  Yornigia 
der  Hundt',  wt-li-lie  durch  diese  auf  aiidfre  Thiorc  oder  auf  Menschen  fibcrt'  •*. 

kann.     Aus.si'r  Hunden  erkranken  Pferde,  Katzen,  Kinder,    Zie-gen,   Schai  .1 

inei.st   durcji   HunilebLss,    dann   Füchse    und  Wölfe.     Unter    wuthkranken    HauKthJ 
beträgt  die  Zahl  der  Hunde  an  75  ()Ct.    Die  Uebertragung  der  Krankheit  fiudd 
stets  durch  den  Bi.ss  schon  erkrankter  oder  itn  lneul)ations.stadiutn   befa'ndlicher  T 
statt.     Nicht   jeder  Biss    eine.s    erkrankten  Tliiere-s    führt    zuni  Au.sbruch    der  \ 
nanientlieb   ist  der  Briichtheil  der  erkrankenden  Menseben   ein  verbfiltnLssniilssij 
ringer;  begünstigt  wird  die  Infection  durch  tiefe  und  zerfleischende   Bi.sse.    Die 
hation  der  Lyssa  ist  die  längste,    die  wir  von  einer  Infectionskrnnkheit  kennen 
beträgt  gewöhnlich  25 — 30  T.ige:  inde.ss  sind  sowohl  beim  Menschen  wie  beim  ' 
auch  viel  Jüngere  Zeitpunkte    bis  zu  "  Monaten  und    mehr  beobachtet  worden. 
gebissenen  Thiere  zeigen  nach  Ablauf  der  Incubatinn  ein  Stadium   prodroniorurr 
weichem  sie  Lainien  und  grosse  Unruhe,  sowie  Zittern  und  Schwilche  des  Hintert 
zeigen.     Nach  kurzer  Zeit    tritt    das    eigentliche  Wuthst.-idium   ein,    in   welchem 
Thiere  Drang    umherzuirren,    Neigung    zum    Beissen    und    zimi   Verschlingen    u( 
daulicher  Gegenstände  neben  Verdauungsbeschwerden  und  starker  Abra:iperuiig  lej 
„Rasende  W'uth,  Sti-assenwuth".     Die  Stimme   klingt  heulend,   die  Conjunctiven 
geröthet,    es    besteht  Lichtscheu,    aber   keine  Wxssersdieu.     Nach    etwa    viertl{ 
Daner  treten   Lähmungserscheinungen  und  Athmungsbeschwerdon  auf,    nach  wen 
Tagen  geht    d.is  Thier  an  der  „paralytischen  Wuth"    unter  Convulsionon    und  S 
zu    Grunde.     Bei    anderen    Hausthieren    finden    sich    kleine  Abweichungen   im 
lauf,  80  fressen  Pferde  keine  unverdaulichen   Dinge,    während   Rinder  nicht  beii 
Beim  Menschen    treten    als  Prodroinalerscheinungen  Schmerzen    und  Rrithun) 
der  Bi.ssnarbe  auf;  das  Hauptzeichen  der  Krankheit,  welches  sie  wesentlich  ron 
nahestehenden   TetaniLS    unterscheidet,    sind    paroxysmenartig    auftn'ii  '  mu 

krämpfe;  diese  werden  nimientlich  durch  den  Schüngact  .ausgelöst,  sei  u  dl 

d:is  Schlingen  von  Speichel;  aus  diesem  Grunde  vermeiden  es  die  Kranken,  FiBl 
keit  zu  sich  zu  nehmen  (Wasserscheu).  Bei  einmal  deutlich  eingetretener  Knuib 
nehmen  die  .\nfälle    an    quälender  Heftigkeit  zu,    es    treten  Erregnngszii  i 

die  sich  bei  der  l^ual  des  Leidens  sogar  zur  Tobsucht  steigern  können ;  /-.  <| 

Lähmungserscheinungen  ein,  die  sogar  den  Schlingact  schliesslich  wieder  <■  li 

Die  Kninkheit  endet  nahezu  stets  tOdtlich  und  zwar,  wenn  nicht  plötzlieb  m  <ti 
Anfalle,  so  in  dem  Lähmuugsstadium  nach  einer  Dauer  von  2 — 4  Tagen.  eeli-i:t-nl 
auch  eiiunai  nach  längerer  Zeit.    Der  Sectionsbefund  ergiebt  in  den  (  t 

nichts  Charakteristisches.      Sicher    sind    die  Hauptverämlerungeu  in  t 

System  zu  erwarten,  in  dem  man  bisher  Rundzellenanhilufungen  in  il'  i 

anderweitig  veränderten  (langlienzellen  beobachtet  hat.    Im  Magen   ii>  ij 

man  noch  als  besonders  wichtige  Kennzeichen  unverd.iuliche  Gegenständ«'  all«T  , 
Die  Lyssa  ist  eine  conlagii'ise  Krankheit,  deren  Contagium  aber,  trotz  .ing>?bll 
Befunde  von  Kokken,  Bacillen  und  pathogenen  Hyphoniyceten,  uns  gegen wSrtig  ■ 
unbekannt  ist.  Wohl  aber  kennen  wir  eine  Reihe  von  Eigenschaften  seie' -  '•' 
Es  ist  in    den  Speichelzellen  und  deren  Secret  vorhanden    und  zw.ar    hi'  i 

Stadium  prodromorum;  mit  gros.<;er  Intensität  wird  es  vom  CentralnerveiL^j^i'-mj 
bunden,  in  dessen  Bestandtheilen  es  besonders  reichlich  enthalten  ist;  aussen 
findet  es  sich  noch  in  den  Nebennieren,  w.ahrscheinlich  aber  niu-  in  geringen  ^cfl 


'  [Lyssa 


—     933     — 


Lyssa] 


I 
I 

I 


I 
I 
I 


im  Blut.  Durch  den  Magensaft  wird  es  vernichtet,  sodass  das  Vertilgen  des  Fleisches 
wuthkruuker  Thiere  durch  andere  ungestraft  geschieht;  es  wird  durch  Sonnenlicht 
und  Temperaturen  üher  50",  nicht  aher  durch  die  Kälte  abgeschwächt  und  durch 
Antisejjtica  verniehti't;  es  kaim  von  der  Mutter  auf  rleu  Foetus  übergehen. 

Ui'Iht  Ininiuiiisirung  gegen  das  Gift  der  Lyssa  verdanken  wir  Pasteur  wichtige 
Feststellungen.  U.is  Gift  ist  am  coiicentrirtosten  im  Centralnervensyslein  vorhanden 
und  liisst  sich  auf  geeignet«'  Vt'rsuchstliien'  am  besten  durch  Impfung  einer  Ner\'en- 
sub.stanzeuudsion  unti'r  die  Dura  übertragen.  Das  Gift  kann  abgeschwächt  werden 
und  zwar  entweder  durch  Pa.s.s;ige  auf  inind<'r  emptindüclie  Thiero,  wie  Affen  oder 
durch  künstliche  Eingriffe,  wie  Trocknenlassen  der  Rückenniark.ssui)stan/,  verendeter 
Thiere  bei  a)"  C.  über  Aetzkali.  wobei  die  Wirkiuig  von  Tage  zu  Tage  abnimmt 
uiul  nach  16  bis  IStägiger  Austrockiuuig  ganz  erlischt.  Andere  Abschwächungs- 
methoden  sind  durch  Behandhing  mit  küiustiichem  Magen.saft  oder  durch  Glycerin, 
das  nur  das  Gift,  niclit  aber  die  immuuisirende  Substanz  scinvächen  soll,  erzielt 
worilen.  Durch  Kiiiiiiipfmig  mit  abi;eschwUclitem  Gift  kann  man  Versuchsthiere  gegen 
nachfolgeutid  sulidurale  hupfung  mit  starki-m  Gift  inniiuuisi  ren.  indem  man  erst 
die  seliwäclislen  Giftsorteii  und  dann  schnell  steigend  imnu-r  stärkere  sui)cutan  inji- 
cirt.  Pasteur  gewann  die  verschiedensten  Giftarten  auf  Grmnl  des  Befundes,  dass 
das  Gift  bei  der  Passage  durch  den  KaninchenkörpiT  sich  stetig  steigert,  sodass 
es  nach  40 — 6lt  Pas-sagen  schon  nach  "tägiger  Inciibation  tödtet.  Von  Kaninchen, 
die  mit  diesem  stärksten  „virus  fixe"  getfidtet  waren,  gewann  er  durch  die  ver- 
schieden lange  Trocknung  die  ndthigen  Abstufungen  der  immtinisirenden  Substanz. 
Als  besonders  wirksam,  um  nicht  imr  Thiere  prophylaktisch  zu  impfen,  sondern  auch 
schon  befallene  Thiere  zu  retten,  erwies  sich  ihm  das  stärkere  Verfahren,  die  Reihe 
der  „successiven  Vaccins"  fl4.  12,  10,  H,  0,  4,  Otägiges  Rückenmark)  innerhalb 
24  Stunden  dem  Versuehsobject  subcutan  in  Emulsion  zu  injiciren.  Dieses  Ver- 
fahren gab  er  auch  zur  Behamllung  wutlikranker  oder  gebis.sener,  noch  im  Incuba- 
tion.sstadium  befindlicher  Menschen  an,  es  bildet  die  Grundlage  tler  Wuthbehandlung. 

Seither  lint  Tizzoni  gemeinsam  mit  Schwarz  und  Gentanni  die  Entdeckung 
gemacht,  dass  die  immunisin'iide  Substanz  in  das  Blut.serum  hochgr.adif:  inimunisirter 
Versuchsthiere  übergeht,  in  ilem  es  als  eine  nicht  dialysirbare,  aber  durch  Alkohol 
fällliare  Substanz  enthalten  sei.  Er  hat  darauf  eine  Blutserunibeh.indlung  zur  Be- 
kämpfung der  Tolhvuth  bei  Menschen  aufgebaut,  nachdem  er  deren  Wirksamkeit 
durch  Experimente  an  Hunden  mit  subduraler  Impfung  controlirt  hatte. 

Die  Behandlung  der  Lyssa  des  Menschen  ist  zunüch.st  eine  prophylaktische, 
dann  erst  eine  individuell  therapeutische.  Die  Prejibylaxe  ist  wiederum  zunächst 
eine  allgemeine,  die  die  Hauptpimkte  der  tiefahr  für  den  Menschen,  die  Seuche  beim 
Hunde,  berücksichtigt.  Die  Diagnose  beim  Hunde  ist  nicht  leicht,  da  noch  .andere 
ähnliche  Krankheiten  diesem  Thiere  eigenthüudicli  sind.  Alle  durch  irgend  eine 
Ersciieinung,  wie  Unruhe,  Bi.ssigkeit,  Fressen  imverdaulicher  Gegenstände,  veränderte 
Stimme,  verdächtigen  Hiuide  sollten  intcrnirl.  beobachtet  und  eventuell  getddtet 
werden,  um  durch  die  charakteristischen  Veränderungen  des  Verdauungscanais  und 
seines  Inhalt*;,  eventuell  durch  den  Thierver.such  die  Diagnose  zu  stellen.  Als  das 
sicherste  prophylaktische  Mittel  hat  sich  der  Maulkorbzwang  herausgestellt.  Be- 
lehrend hierfür  ist  das  Beispiel  Englands  und  Deutschlands.  In  London  allein  kamen 
im  Jahre  1HS5  27  Todesfälle  an  Lyssa  beim  Menschen  vnr;  als  dar.auf  der  Maulkorb- 
zwang eingeführt  wurde,  sank  die  Zahl  1880  auf  0,  um  nach  dessen  .\ufhebung  18H0 
wieder  auf  10  zu  steigen.  In  ganz  Deutschland  kommen  im  .Jahre  bei  Thieren  nur 
etwa  500 — TWJ  Erkrankungen  vor,  davon  Dreiviertel  bei  Hunden  und  zwar  nahezu 
ausscIiUesslich  iu  Grenzgebieten,  wohin  sie  vom  Ausland  eingeschleppt  worden  sind; 
oft  ist  die  Einschleppung  direct  nachweisbar.  Die  Zahl  der  Todesfälle  liei  Menschen 
ist  minimal,  sie  betrug  z.  B.  18!tO  nur  0  Fälle,  eine  im  Vergleich  zum  Ausland  ver- 
schwindende Zahl.  Auch  als  in  Madeira  1892  die  Lyssa  eingeschleppt  wurde,  und 
in  kurzer  Zeit  an  300  Himdc  nach  einem  Zeitraum  von  25—30  Tagen  in  durch- 
schnittlich 5  Tagen  starben,  wobei  von  den  00(MKJ  Menschen  deren  0  durch  Bls.se 
zu  Gmiidi"  gingen,  schaffte  der  Maulkorbzwang  und  die  Todtung  von  gegen  2tKX) 
verdächtigen  Munden  schnelles  Erlöschen  der  Seuche. 

Die  individuelle  Prophyla.ve  hat  die  Behandlung  eiues  jeden  durch  einen  wuth- 
verdächtigen  Hund  herbeigeführten  Bisses  zu  verlangen.  Es  emt>fiehlt  sich  in  jedem 
solchen  Falle,  namentlich  aber  bei  tiefer  zerrissenen  Wunden,  die  gebissenen  Thcilc 


[Lyssa 


934     — 


auszuschneiden,  den  Grund  der  Wunde  energisch  zu  ätzen 
behandeln.  Die  Erfolge  dieses  Verfahrens  scheinen  gute  i 
schwer  zu  beurtheilen,  weil  nicht  jeder  Biss  eines  wuthvei 
das  Lyssagift  mit  fiberträgt  und  weil  selbst  von  den  nacl 
Hunden  gebissenen  Menschen  nur  ein  Bruchtheil  später  w 
Ist  der  Hund  toll  gewesen,  die  Wunde  nicht  sofo: 
handelt,  so  kommt  die  Behandlung  mit  dem  Pasteur's 
Verfahren  in  Frage,  das  ein  Franzose  selbst  als  „une  dei 
condamne"  bezeichnet.  In  fast  allen  Ländern  sind  „Pastei 
der  ToUwuth"  errichtet,  die  Aber  ein  grosses  Material  sch< 
urtheilung  über  deren  Wirksamkeit  ist  eine  ausserordeu 
Statistik  dieser  Institute  lehrt,  dass  nur  ein  verschwindenc 
behandelten  Menschen,  etwa  1  pCt.,  später  noch  unter  de 
wuth  erkrankt  oder  sterbt.  Aber  bei  der  entsetzlichen 
und  dem  Aufsehen,  das  die  Methode  erregte,  ist  es  klai 
grosse  Zahl  Menschen  zuströmen,  die  überhaupt  nur  einen 
hatten.  Zwar  wird  die  Controle  so  sorgsam  wie  mögl 
Fehlerquellen  sind  zu  gross,  und  so  ist  es  auffallend,  dasE 
Mortalität  doch  die  absolute  Zahl  der  an  Lyssa  Gestorben) 
ist.  Die  Tizzoni'sche  Behandlung  ist  bisher  in  einem 
kommen,  der  trotz  der  Verabreichung  von  95  ccm  Serum 
zu  Grunde  ging.  Hier  sind  die  Schwierigkeiten  besonders 
ersten  20  Stunden  [nach  Ausbruch  der  Symptome  Anssic 
In  einem  Falle  soll  die  innerliche  Verabreichung  von  Agavei 
sein.  Die  Behandlung  der  schon  ausgebrochenen  Erkranke 
matisch  und  bei  der  Letalität  des  Leidens  nur  auf  Linderui 
bedacht  sein.  Es  kommen  Morphium,  Atropin  und  Chlo 
elektrische  Behandlung  empfohlen;  zur  Linderung  der  Wa 
aus  dunklen  Gefässen  und  Röhren  erfolgen. 

Lythraceae.    Pflamenfamilie  ans  der  dikotflen  Ordnung  der  Hrrtiflorae*, 
nmfasat    etwa  300  Toraehmlich   tropische  Arten,   die   bald   als  Krtnter,   bald   ■ 
Die  Bltlthen  sind  perigyn,   3-  bis  16ithli|{   (meist  SiHblig).    Der  Fraehtknoten 
der  KelebrOhre.    Hierher  Lythrnm,  Peplis,  Gnphea,  Lawsonia,  Nesae 

Die  Butter  nnd  BlDthenspitzen  von  Lythnim  salicaria  wurden  in  fiHber« 
Lysimaohiae  pnrpnreae  in  der  Wnndbehandloni;  angewendet  Nenerding 
sie  aufmerVsam  gemacht.  Ein  Oehalt  Ton  2  pCt.  Tannin  Terleiht  ihnen  i 
tasserlich  bei  Lenkorrhoe,  Ekiem,  Intertrigo,  Varieen,  Conria,  innerlieh  bei 
mit  gntem  Erfolge  benntit  werden.  Grossere  Dosen  kOnnen  TerdaanngsstOm: 
3,0— fi,0  pro  die,  als  Extract  2.0.  als  Tinctur  1 :5  20  Tropfen  Imal  tIgUeh. 


M. 


Maba  Forst.  Ptanzengattung  ans  der  Farn,  der  Ebenaceae,  aosgeieiehnet  ( 
zBhlige  BlUthen  mit  gedrehten  Kronlappen.  BKnme  oder  Strtueher  mit  sehr  1 
den  wKrmeren  Erdstrichen  beider  Erdhftlften  Tertreten.  Nahe  verwandt  D 
Baum  der  Molukken,  liefert  schwarzes  Ebenholz. 

Maccaroni  ist  ein  aus  feinem  Weizenmehl  und  Wasser  in  röhrenfi 
Gebäck,  das  in  trockeDem  Zustande  gut  haltbar  ist.  Es  enthält 
Stärkemehl  79,  Wasser  11,  Asche  V2  pCt.  Gekochte  Maccaroni  s 
werthbar,  da  ihre  Trockensubstanz  annähernd  so  gut  wie  bei  1 
wird ;  nur  4  pCt.  der  Trockensubstanz  und  zwar  von  den  K< 
Stickstoff  etwa  10  pCt.  entgehen  der  Resorption.  An  Nährwerth 
brot  am  nächsten.  Für  Gesunde  und  Reconvalescenten,  auch  f 
eine  empfehlenswerthe  und  nährstoffreiche  Zuspeise.  Bei  acc 
werden  die  Mchlgebäcke  besser  durch  Getreidemehbuppen  erset 


Macen,  CwUu,  das  Terpen  des  HaeisVU  (MuskatblathentUs  [Sehseht])  ist  na 


[Maceratc 


—    WB    - 


Madiirafii.ssl 


I 


MaC4r&t6  heinBen  die  Prudueto  der  pbsrniBceulivclien  Uueratioti,  d.  h.  mfbr  oder  weniger  eoneeotrirte  LoeuiiKoii 
ur^&nisehor  oder  anorgaiitüchor  StofTo,  welche  dnreh  EinwjrkoDg  meint  Ton  Wuser  oder  TerdQnntcin  Alkohol,  aueh 
wohl  Ton  Aethcr,  WeinKeiist,  Ol^eerin  u.  s.  w.  anf  xcrkloinerto  vpt;et«bili»rhe  oder  animalische  SabaUoien  bei 
lü— 'i5*'  (HaeerationKtomperatur  der  noaeren  Pbarmiikoiioen)  erzielt  werden,  Macerate  werden  bei  llerstellang  fieler 
Extraete,  Hirope  und  Tiuctoren  erhalten  und  sodann  durch  Eindampfen  u,  s,  w.  weiter  verarbeitet. 

E.  SCHAER. 

Macintosh  ist  ein  wasserdichter  Stoff,  vod  Mac  Intosh,  einem  Ghisgower  Chemiker  1S23  er- 
fuudeu,  und  findet  in  der  Krankenpflege  bliufiger  Verwendung.  Er  wird  durch  ZusnmmenklebeD 
zweier  Gewebslagen  mittelst  Kaut^cbuklöaung  hergestellt. 

KIRCHHOFF. 

Macis,  Arillus  Mrristicae,  Muskatbl  üthe,  Fleurs  de  MtiscaTe.  Mace,  ist  der  ge- 
trocknete Samenmantel  der  Frucht  von  Myristica*  fragrans.  Die  Muskntblüthe  ist  eine  eiförmige 
zerbrechliche,  horoartige,  fettglünzcnde  Haut.  Sie  ist  an  der  Basis  durchbohrt,  aber  ungetbeilt, 
nach  oben  vielspaltig  zerschlitzt.  Sie  riecht  eigenthiimlich  aromalisch  und  schmeckt  gewürz- 
haft bitter,  ähnlich  der  Muskatnuss.  Die  Blüthe  enthält  4 — 9  pCt.  aetherisches  Oel  und 
rothes  und  gelbes  Fett.  Sie  wird  im  allgemeinen  in  kleinen  Do.sen  als  Stomachicum,  bei 
Dyspepsien  und  Koliken,  aber  selten,  verwandt.     Grosse  Dosen  sollen  narkotisch  wirken. 

Oleum  Macidis  aethereum,  Macisöl,  HuskatblUthenöl,  besteht  zum  grüssten  Theil 
aus  Macen,  C,oH,(i,  ist  (arblos  bis  gelblich  und  riecht  nach  Muskat  Die»  Oel  wirkt  auf  der 
Haut  schwach  reizend  und  findet  daher  zu  Linimenten,  Pflastern,  Salben  Verwendung.  Als 
CarmiDativtim  1 — 3  Tropfen  mehrmals  täglich,  meist  als  Elaeosaocbarum. 

FBIGDLÄNDER. 

Macnlaß)  sind  umschriebene  nicht  erhabene  Veränderungen  der  Hautfarbe;  sie  werden  bedingt 
durch  Hyperaemie  in  den  oberflächlichen  Schichten  des  Papillirkörpers  (Erj-them,  RoseoliO, 
sind  dunkel-  oder  hellroth,  schwinden  unter  Glas-  und  Fingerdruck,  oder  durch  Blutungen 
oder  Pigmeiitanotnalien.  Schliesslich  kann  es  sich  noch  um  die  Einimpfung  einer  äusseren 
Schädlichkeit  handeln,  wie  bei  Maculae  coeruleae*.  Bei  Infectionskrankheiten  wird  eine 
specielle  Behandlung  der  Maculae  nie  erforderlich.  Bei  juckenden  Maculae  kommen  kühlende 
Umschläge,  Bleiwa.sser,  Borsäurolösuug,  essigsaure  Thonerde,  Kamillen-  und  Pfeffcrminzthee, 
Streupulver,  auch  mit  Kiirbolsäure  oder  Menthol,  Betupfen  mit  Karbol-  und  Menthollüsung, 
Ammoniak  zur  Anwendung. 

Maculae  coeruleae,  linsengrosse,  bläuliche  Flecke,  welche  durch  Einimpfung  de,s  Secretes  der 
Pediculi  pubis  entstehen,  schwinden  nach  Entfernung  der  Ursache  von  selbst  (Duguet). 

Maculae  hepatlcae;  Leberflecke,  war  ursprünglich  die  Bezeichnung  für  Pitv'riasis  versicolor, 
weil  man  meinte,  dnss  die  Affection  mit  Erkrankungen  der  Leber  zusammenhänge.  Später 
wurde  diese  Anschauung  fallen  gelassen,  und  der  Name  nur  wegen  der  Aehulich- 
keit  der  Farbe  bei  dieser  H:\uterkrankung  mit  der  der  Leber  beibehalten.  Seitdem  aber 
der  parasitäre  Ursprung  der  Pityriasis  versicolor  festgestellt  ist,  beschränkt  man  sich  in 
dermatologisch-wissenschaftlichem  Sinne  darauf,  unter  Leberflecken  nur  die  als  Chloasma 
uterinum  bezeichnete  Pigmentanomalie*  zu  verstehen,  während  in  Laienkrei.sen  die  verschieden- 
artigsten Pigmenthypertrophien,  wie  Epheliden,  Lentigines,  Naevi  für  Leberflecke  angesehen 
werden.  Die  Leberflecke  sensu  strictiori,  Chloasma  uterinum.  finden  sich  während  und  kurze 
Zeit  nach  der  Gravidität,  fenier  bei  Uterineikrankungen  und  sind  gekennzeichnet  durch  eine 
hell-  bis  dunkelbraune  Vcrrärbung  im  Gesicht,  sehr  selten  auch  an  anderen  Körperstellen, 
und  zwar  besonders  in  der  Stirn-  und  Schläfengegend,  wo  sich  die  stets  scharf  abge- 
grenzte Verfärbung  mit  einem  weissen  Streifen  gegen  die  Haargrenze  absetzt.  Nach  der 
Entbindung  oder  Hebung  des  Uterinlcidens  schwindet  im  Allgemeinen  d,-is  Chloasma  uterinum 
spontan;  ist  letzteres  nicht  der  Fall,  so  kann  man  zur  Beseitigung  des  übermässig  gebildeten 
Pigments  die  bei  Lentigines*  erläuterten  therapeutischen   Maassnabmen  anwenden. 

SAALFELD, 

Madeira,  portugiesische  Insel,  ist  durch  eine  ununterbrochene  Bergkette  in  eine  nördliche  und 
eine  südliche  Hälfte  getheilt.  In  der  letzteren  befindet  sich  die  Hauptstadt  Funchal  un- 
mittelbar am  Meere  und  windgesehützt.  Das  Klima  ist  milde,  beruhigend,  massig  feucht, 
staubfrei  und  zeichnet  sich  vor  allem  durch  Gleicbmässigkeit  aus.  Die  täglichen  Temperatur- 
schwankungen liegen  zwischen  0,88  und  5,55,  der  Unterschied  der  mittleren  Maxima  und 
Minima  schw.tnkt  zwischen  15,68  im  Februar  und  :22.-14°  im  August.  Die  mittlere  .lahros- 
temperatiir  beträgt  19,78",  Winter  17,9,  Sommer  22,0,  die  relative  Feuchtigkeit  71  pCt.,  der 
Luftdruck  762,16  mm,  die  Zahl  der  Regentage  79  mit  038,5  mm  Niederschlägen.  Vornehm- 
lich geeignet  für  erethische  Formen  der  Phthise;  Gegenauzeigen  bilden  Diarrhoen,  Nephritis, 
Gicht,  Rheumatismus.     Im  Hochsommer  suche  man  höher  gelegene  Plätze  der  Insel  auf. 

VfiRZBlTBO. 

Madonna  di   Caniplglio,  in  Radlirol,  klimatische  BochgebirgsatatloD,  1663  ra  boeh. 

W. 

MadorafoBS,  Podelkoma,  Fungus  foot  of  In dia,  ist  eine  in  Indien  endemisch  auftretende,  in 
letzter  Zeit  auch  in  Amerika  beobachteto,  durch  das  Mycetoma,  einen  dem  Actinomyces  nahe- 


M>e8>  Forsk.  Pflanzengattang  IDS  der  Farn,  der  Hyrsinaeeae*,  Typos  der  Tribat 
durch  oberstftndigen  oder  halboberstlndiges  Keleta  und  syinpetalo  Krone,  Fmeht  vielsi 
36  tropische  nnd  subtropische  Arten.  XUe  sind  Strftucber  mit  einfaehea,  oft  dnrcfasch 
U.  pieta  Rochst  (=  H.  lanceolata  Forsk.) 

Die  kleinen,  rothbraunen  Samen  von  Haesa  picta  finden  in  Äbes 
mittel  „Saoria"  Anwendung.  Sie  enthalten  neben  einem  fetten,  nicht 
und  Gerbsäure  ein  Weichharz,  aetherisches  Oel  und  einen  kratzend  scbi 

Mafaratalg,  ein  gelbes,  festes  Fett,  Tom  Oeraeh  der  Caeaobotter,  Sehmp.  42°,  Olero  and 
den  Samen  Ton  Trichilia*  emetica  Tahl.  s.  Mafnraia  olelfera  Bert,  durch  Koeliea  mit  W 
wendet  es  in  der  Seifenfabrication.    Mafnra-  oder  Mahrabutter  stammt  tod  Baflsia'arteo. 

Magenansspttinng.    Die  Magenausspülung  ist  fiberall  da  am  Platz«, 
Entleerung  schädlichen  reizenden  oder  toxischen  Mageninhaltes  h; 
derselbe  frisch  in  den  Magen   eingebracht    und    aus    demselben 
schnell  wie  möglich  entfernt  werden  soll,  wie  z.  B.   bei  Vergiftun, 
er  wegen  mangelhafter  Leistmig   der    austreibenden  Muskelkräfte 
Schlusses  des  Magenausgangs  ungebülirlich  lange  im  Magen  verweiJ 
Krebs,   Geschwür   und    Erweiterung    des  Magens,    sei    es    endlich, 
logisches  Secret  in  den  Magen  abgesondert  wird  und  hier    zu  Reiz 
erscheinungen  Veranlassung  giebt  (Gastrosuccorrhoe,  H}'perchlorhydri€ 
von  Salzsäure)  oder  Blutungen  in  denselben  stattfinden. 

Die  Technik  der  Magenausspülung  hat  sich  mehr  und  mehr  ' 
fänglich  verband  man  den  eingeführten  Magenschlauch  mit  der  sog 
pumpe,  d.  b.  einer  etwa  250  ccm  fassenden  Spritze,  welche  mit  ( 
hahn  montirt  ist,  derart,  dass  man  bei  einer  Habndrehung  die  S 
Magen  vollsaugen  und  bei  einer  anderen  ihren  Inhalt  nach  aossea 
Bald  setzte  man  an  Stelle  der  Spritze  Aspirationsapparate  verschi 
Dieulafoy'sche  Glocke,  eine  Glasflasche,  in  welcher  die  Luft  i 
kleinen  Luftpumpe  verdünnt  werden  kann,  den  von  Jaworski  cons 
aspirator,  eine  mit  Wasser  gefüllte  Glasflasche,  in  der  durch 
Wassers  ein  luftverdünnter  Raum  geschaffen  wird,  und  Aehnliches.  I 
auf  diese  Weise  wechselnd  mit  aufgesaugtem  Wasser  gefüllt  und 
werden.  Bequemer  ist  es,  wenn  man  den  Magenschlaucb  mit  einem 
verbindet,  dessen  einer  Schenkel  mit  einem  in  passender  Höhe  nebe 
aufgehängten  Irrigator  durch  einen  Gummischlauch  verbunden  ist 
den  anderen  Schenkel  ein  Guramischlauch  gezogen  wird,  der  i 
Boden  gestelltes  Gefäss  hängt.  Lässt  man  nun  zunächst  Wasser  an 
in  den  Magen    laufen,   indem   der   abführende  Gummisehlauch  vom 


lagcnnnsspnlunif 


—    937    — 


lagpiterwelternnp] 


resp.  Prosswirkung  wifcdor  abfliesst.  Wenn  man  au  Stelle  der  grossen  Augen  des 
Mageuschlauchs  eine  Reihe  kleinerer,  Stecknadel knopfgrosser  Oeffniingen  nni  unteren 
Ende  des  Magenschliiui'hes  anbringt,  so  fliesst  die  Flüssigkeit  durch  dieselben  wie 
aus  der  Brause  eiiver  liinsskanne  ab,  und  es  kann  eine  Art  von  Douche  der  Mageii- 
wandiing  zu  Stande  koniiwn,  die  natürlich  nur  so  lange  dauert,  als  der  Spiegel  der 
Flüssigkeit  im  Magen  unterhalb  des  Sehl.aurliendes  steht.  Etwaige  Verstopfungen 
des  Magenschi auelis  lassen  sich  am  Besten  durch  erneutes  Heben  des  Trichters  be- 
seitigen. Eventuell  nniss  der  Schlauch  au.«  dem  M.agen  herausgezogen  und  das 
Hiiideniiss  mechanisch  aus  demselben  entfernt  werden. 

Als  Spülfliissigkciten  dienen:  1.  reines  Wasser  verschiedener  Temperatur.  2.  Alka- 
lische Lösungen,  2 — öproc.  Sodalösungen  oder  die  natürlichen  alkalischen  WUsser, 
Ems,  Neueiiahr,  Soden,  Vichy,  allenfalls  die  Koclisalzi|uelleu  von  Wiesbaden  und 
Kissingen  oder  die  .salinischen  Wässer  von  Karlsbad,  Frauzeusbad.  Hei  Anwen- 
dung der  letztgenaiiuteu  kommt  aber  noch  die  Wirkung  der  Kohlensäure  einerseits  und 
der  Mittelsalze  andererseits  in  Betracht.  Sie  alle  gelten  als  schleimiü.wnd  und  Säure 
abstumpfend.  3.  Gährungswidrige  Lösungen.  4— 5proc.  Lösungen  von  Bora.x,  von 
SalicylHüure,  lOproc.  Lösung  von  uuterschwefligsaureni  Natron,  allenfalls  Lösungen 
von  Na|)htalin  und  Resorcin  zu  2 — 6  pCt.  Doch  ist  bei  diesen  darauf  zu  achten, 
dass  nichts  von  der  Lösung  im  Magen  z\irfi<;kbleibt,  und  zu  etwaigen  Vergiftungs- 
erscheitiiuigini  VcraiiL-ussung  giebt.  Auch  das  Chlore  form  wa.sscr  kaim  verwendet  werden. 

EWALD. 

Magendmck  bildet  ein  Symptom  der  verschiedensten  Magenkrankheiten.  Zu  beachten  i.st,  dass 
sogenannter  .Hagendnick  auch  durch  Erkrankung  der  Nachbarorgane,  besonders  von  der  Leber 
und  dem  Querdarm  ausgelöst  werden  kann. 

Magenerosionen.  Als  solche  werden  kleinste  Substanzverluste  der  Magenschleimhaut  bezeichnet, 
welche  ihre  Entstehung  im  Allgemeinen  folMculären  Blutungen  in  die  Magenschleimhaut  ver- 
danken.   Die  Symptome  decken  sich,  soweit  vorhanden,  mit  denen  der  Magengeschwüre*. 

EWALD. 

Magenerwelternng,  Dilatatio  vontriculi,  Gastrektasie.    Eine  krankhafte  GrOsson- 

zunahme  des  Magens,  welche  wohl  zu  unterscheiden  ist  von  dem  genuinen  grossen 
Magen,  der  Megalogastric.  Eine  abnorme  Erweiterung  des  M.igons  ist  in  der  .Mehr- 
zahl der  Fälle  die  Folge  eines  Hindenii-sses  am  PyloriLs  resp.  Duodenum,  sei  es,  da.ss 
d.asselbe  von  Anfang  an  vorbanden  ist,  oder  sich  in  Folge  einer  Insufficienz  und 
Parese  der  Magcnmusculatur  entwickelt.  Daher  können  die  verschiedensten  Ursachen 
Auhiss  einer  Magenerweitening  sein.  Schon  der  einfache  chronische  Magen kat.irrh 
kann  durch  Schwäche  der  Magenmusculatur,  Stagn.ation  der  Ingesta  im  Magen  und 
Ueborlastung  der  Magenwand  zu  einer  Ausweitung  derselben  und  durch  Abknickung 
des  horizontalen  Astes  des  Duodenums  zu  einer  mechanischen  Hemmung  für  den 
Austritt  der  S])nisen  Veranl.a.ssung  geben.  Geschwüre  am  Pylorus  oder  im  Duodenum 
können  durch  Narbencontractinn,  Geschwülste  durch  ihr  Wachsthum  den  Ausgang 
des  Magens  verlegen  oder,  wenn  sie  extra  vontriculum  gelegen  sind,  cnmprimiren. 
Dasselbe  gilt  von  entzündlichen  und  zu  narbigen  Verwachsungen  führenden  Processen 
in  der  Nachbarschaft  des  .Magen.iusganges.  Endlich  sind  eingekeilte  G;dlensteine 
und  Divertikel  des  Duodenums  zur  Ursache  von  Magenerweiterung  geworden.  Es 
giebt  also  keine  specifi.sche  Therapie  der  Magenerweiterung,  vielmehr  ist  dieselbe 
rein  symptomatisch  zu  behandeln.  In  der  Diaot  vermeide  m.in,  den  Magen  mit  festen 
oder  flttssigen  Speisen  zu  überbürden,  und  gebe  eher  häufige  und  kleine  Mahlzeiten. 
Alle  leicht  gährenden  oder  sich  zersetzenden  Speisen  und  Getr.lnke  sind  zu  ver- 
meiden, vor  Allem  Kohlarten,  nicht  ganz  frische  oder  g.ir  r.mzige  Butter  oder  Fett, 
nicht  ausgegohrcne  oder  sehr  zuckerhaltige  Getränke.  Letztere  sollen  überhaupt 
nur  in  kleinsten  Quantitäten  genossen  werden. 

Die  im  Magen  stagtiirenden  Massen  sind  durch  Magenaussjiülungen*  zn  entfenien 
und  weitere  Zersetzungen  durch  gähnmgswidripe  Mittel  zu  verhindern.  Der  Ueber- 
tritt  des  Mageniidi altes  in  die  Därrae  ist  nach  Kräften  zu  fördern.  Hierher  gehört: 
1.  Die  .■\nregung  der  Darmthätigkeit  durch  Aperientieu  bezw.  f'lysmata;  2.  die 
Massage,  im  Sinne  eines  mechanischen  Hinuberdrängens  des  Mageninhaltes  in  die 
Därme  auszuführen;  3.  die  Faradisation  der  Magenmusculatur,  sei  es  durch  äussere 
Application  der  Elektroden,  sei  es  durch  Anwendung  der  internen  M:igenelektrode. 
Dieselbe  besteht  aus  oiuom  weichen  M.agenschiauch  gewöhnlichen  Calibers,   der    mit 


[Magene^^uSran^ 


—     988     — 


Maf;»^ 


einem  Leitungsdraht  durchsetzt  ist,  welcher  unten  einige  Müli'  itn 

herausr.'igt  und  hier  durch  eine  bohnenprosse,  vielfach  durch  i  .e  w 

l)ein  oder  Hart^nimi  gedeckt  ist.    Die  Klektrode  wird  in    tien   mit  Waxser 
Magen    eingebracht   und    der  Strom    durch  die  andere  (Platten-)   Elektrode 
Bauchdecken  geschlossen.     Hierdurch    lassen   sich  sehr  ausgiebige  Contracti 
Bauch-  und  Magenmusculatur  erzielen.     4.  Die  Applicatiou  der   kalten  Stralili 
oder  der  sogenannten  schottischen  Douche,  welche  einen  schnell  abwcchselndei 
und  kalten  Strahl  liefert  und  energische  Contractionon  der  Ahdoniiualniascuh 
eine  gesteigerte  Circulation  zur  Folge  hat.     Innerlieh  kommen   die  gfthrungi 
Mittel    und  diejenigen,    welche  die  Magenperistaltik  anregen  sollen,  xur  Ani 
Es  sind  hier  im   Laufe  der  Zeit  gel)raucht    worden:    Carbo  Tiliae,  Kneosol, 
Salicylsäure,  Naphtalin,  Resorcin,   Karbol,  Lysol,  Kalkwasser,   Terpentin,  Chi 


Nux  vomica    und  ihre   Praeparato. 
za  Grunde  liegenden  Erkrankung. 


Die  weitere  Behandlung    richtet    sich    o 

ewAi 

Magengeschwür,  chronisches,  einfaches,  rundes,  perforirendes,  cor« 
Ulcus  rotundum  s.  pepticum  s.  rodens  veutriculi,  tritt  meist  oiiunl 
XU  mehreren  auf.  Gewöhnlich  sitzt  es  au  der  grossen  Curvatur  und  am 
weniger  oft  an  der  kleinen  Curvatur,  .selten  an  der  Cardia.  Es  tritt  am  hiUifii 
hei  Individuen  im  jugendlichen  und  mittleren  Alter,  bei  Frauen  öfter  als  b«i 
Ein  gewisser  Zusammenhang  mit  Chlarn.sti  und  Anaeraie  ist  EWfifellos  vi 
wenn  auch  nicht  erklärt.  Schmerzen,  bald  während  der  Mahlzeit  odrr  unmitt«-! 
dem  Essen  auftreteiul,  bald  erst  einige  Zeit  nach  demselben  utul  jo  nach 
des  Geschwüres  in  der  Mittellinie  oder  links  oder  rechts  localisirt.  bibic-u  das  voi 
SjTnptom  des  .Magengeschwürs.  Dabei  fehlen  eigentliche  dyspojitische  üeae^ 
die  Zunge  ist  rein,  Appetit  vorhanden,  aber  die  Mahlzeiten  werden  .-m-;  Fi: 
Schmerzen    auf   ein  Minimum  reducirt.     Blutbrechen,  sehr   heftige  k:  i 

fälle  können  im  Verlauf  auftreten,  und  die  Krankheit  unter  l'erforati"  j 

oder  tödtlicher  Anaeuiie  ein  jähes  Ende  nehmen.     Die  Salzsäureprodvi  j 

grossen  Mehrzahl   der  Fülle   über  die  Norm   gesteigert,  es  besteht  H  > 

Die  beste  Behandlung  des  Ulcus  ventriculi  i.st  die,  welche  den  M. 
schont  luid  dem  Geschwür  Zeit  und  Ruhe  zur  Heilung  lässt.    Zu  dfni  /.\\.i-k,j 
man  dem  Kranken  in  den  ersten  Tagen  alle  per  os  gegebene  Nahruiijr  entwed 
ständig  oder  doch  bis  auf  geringe   Mengen  essliiffelweLHe  gegebener    !■  < 

und  leicht  verd.aulicher  Suppen,    wie  Milchgries  oder  Mehlsuppo,    H;i,  J 

Tapiokn  mit  Zusatz  von  Kemmericb's  Floischextract  oder  I'epton  oder  Ei, 
von  Nestle"s  oder  Timpc"s,  Hartenstein's  oder  Ziobo"s  Leguminos«'  odur  30 — o 
gerührtem  Fleischniehl,  Bouillon  von  wei-ssem  Fleisch  mit  Mondamin  ode 
Das  Gros  der  noihwendigen  Näiirstotfe  führt  man  durch  mehrmals  täglich 
abfolgende  Nührklystiero  zu.  Am  Morgen  werden  zur  Neutralisation  der  S4u 
zur  Anregung  der  Darmperistaltik  15 — 20  g  Sal  Carolinense  factitiiiui  gegpb 
die  Magengegend  werden  heisse  Umschläge  von  Wasser  oder  bei  slärkt-ren  Sc 
von  Kamillenthee  oder  Baldrianthee  oder  Flicderthee  gelegt.  Der  P.-it-  r 
seine  Kräfte  zu  schonen  luid  den  Stoffwechsel  möglichst  niedrig  zu   li  | 

hüten.     Heftige    kardialgische  Schmerzen  sind  durch  Narcotic;»  (M.  i 

Amygdalarum,  Morphium  mit  Wisrautli,  Codeinum  phosphoricum,  sn 
injectionen)  zu  bekämpfen,  auch  kann  man  grosse  Do.sen  —  15—20  g  —  i 

nitricum  in  Was.scr  suspendirt    auf  einmal  nehmen    lassen.     So  bleibt  t 

bis  5  Tage.    Lassen  die  Schmerzen  nicht  nach  resp.  treten  b'  1 

zufuhr  wieder  auf,  so  wird  jede  N;üirung  per  os  abgesetzt,  h<"  _  j 

Eiswasser  u.  a.  gegeben.  Andernfalls  erhält  der  Patient  eine  Zulage  von  lOO  g  '/,\ 
oder  Cakes,  ca.  60 — 75  g  Schabefleisch.  Am  «.  Tag  kommt  1  Ei,  30  g  Butt«] 
und  die  Menge  der  Milch  resp.  Suppen  wird  auf  2t)0  g  pro  Portion,  d, 
IVa  Liter  im  Tage,  gesteigert.  Verträgt  der  Patient  die  Kost  gut,  «o  fall« 
klystiere  fort,  andernfalls  muss  wieder  eine  Reduction  eintn'ten.  In  der  sweitia^ 
kommen  zu  Obigem  100— 120  g  Kalbsmilch,  Geflügel,  zarter  Schinken  und  Aeh 
hierzu  etwas  Kartoffelbrei  csslöffelweisc;  und  so  wird  der  Uebergang  xu  ron«ü( 
Kost  angebahnt. 

Leider  lassen  sich  die  Patienten  gewöhnlich  erst  nach  schwererm  Enchei 
Blutimgen,  sehr  heftigen  Kardialgien,  zu  dieser  Behandlungsart,  dio  meist  von 


[Maffengeschwiir 


—    939    — 


llfagenkrAmpf] 


Erfolg  ist,  bestimmen.     Für    die  ambulanto  Behandlung  suche   man  das  diaetotische 

I  Regime  möglichst  dem  obengenannten  anzupassen.  Innerlich  giebt  man  Wismuth, 
evenhiell  mit  Opium  oder  Chloroform,  Argentuni  nitricum  in  LOsung  von  0,1 — 0,3 
auf  200  Wasser,  Natrium  bicarbonicum  in  l'ulver  oder  in  Lösung  mit  einem  aromati- 
schen Corrigens,  I^iquor  Ferri  sesijuichlorati  in  Tropfen  oder  Lösung  imd  gegen 
I  eventuelles  Erbrechen  Narcotica,  Kreosot  in  Salepschleim  oder  .Jodtinctur  je  2  bis 
3  Tropfen.  Die  Cnmplicationen  sind  nach  Massgabe  des  einzelnen  Falles  zu  behandeln. 
In  geeigneten  Fällen  hat  man  die  Excisiou  des  Geschwürs  mit  Erfolg  ausgeführt. 
EWALD. 

üln^enkrainpf,    Kardialgie,    Gastralgio,    Gastrodynie,    Neuralgia  ventriculi. 

I  Krampfhafte  Contrarturen  der  Mageninu.sculatiir  können  im  Gefolge  von  Magenkrank- 
heiten auftreten,  in  deren  Verlauf  starke  Reizinomente  entstehen,  welche  von  einer 
.  Stelle  ausgehend  eine  reflectorische  Contractio»  der  Magemnusculatur  veranlas.sen. 
Oder  sie  entstehen  scheinbar  spontan,  ohne  dass  eine  nachwei.fbare  Ursache  derselben 
vorliegt,  gehören  also  in  das  Gebiet  der  Neiu"osen.  Schliesslich  kommen  sie  aus 
Anlass  einer  Erknmkung  des  Centralnerven-systems,  besonders  des  Kückenmarks  (Tabes 
dorsalis)  zur  Beoliachtung.  In  die  erste  Gruppe  gehören  also  alle  diejenigen  Magen- 
erkrankungeii,  bei  denen  entweder  durch  organische  VerUndennig  der  Magenwanil 
selbst  Oller  durch  dii'  dar.ius  resultirenden  l'roducto  Anlass  zu  einer  Reizung  der 
Magenwand  gegeben  wird.    Wir  sagen  ausdrücklich  „zu  einer  Reizung  der  Magenwand" 

Iunil  sprechen  nicht  von  einer  Reizung  der  sensiUlen  Elemente  derselben,  weil  wir 
hierüber  eigentlich  nichts  genaueres  wis-sen,  und  nur  so  viel  mit  Bestimmtheit  sagen 
können,  dn.ss  die  unter  normalen  Verhältnissen  im  Magen  sich  abspielenden  Processe 
jedenfalls  unter  der  sensiblen  Reizschwelle  bleiben.  Der  Krampf  äu.s.sert  sich  in 
Form  von  reissenden  und  bohremlen,  tiilutig  zusammenschnürenden  Schmerzen,  die  in 
den  meisten  Fällen  auf  einen  imischriebenen  Bezirk,  gewöhnlich  in  der  Herzgrube 
beschränkt  sind,  in  anderen  Fällen  einen  diffusen  Charakter  haben,  in  noch  anderen 
in  der  Gegend  des  Pylonis  .auftreten.  Dieselben  können  sich  paroxysmenartig  steigern, 
selbst    mit   Erbrechen    verbunden    sein.     Gewöhnlich  ist  ihre  Dauer  nicht  allzulang, 

»von  mehreren  Minuten  bis  zu  Stunden  sich  hinziehend.  Sie  können  einmal,  aber  auch 
vielmals  an  einem  Tage  auftreten  und  sich  über  mehrere  Tage  erstrecken.  Trifft 
der  Krampf  eine  iimsrhrieliene  Partie  des  Magens,  z.  B.  die  Pylorusgegend,  so  wölbt 
sich  dieselbe  bei  schlaffen  Bauchdecken  wie  eine  Geschwulst  vor,  oder  lässt  sich 
wie  eine  solche  palpiren.     Anderenfalls    kommt    es    durch    die    Zusammeoscluiürung 

(des  ganzen  Orgaus  mehr  zu  einer  muldenartigen  Eiiuiehung  der  Oberbaucbgegend  mit 
brettartiger  HKrte. 
Von  besonderem  Interesse  sind  diejenigen  Krampfformen,  welche  der  zweitge- 
nannten Gruppe,  also  den  Neurosen,  angehören.  Sie  sind  ebenso  selten,  wie  die 
symptomati.scben  häufig,  ja,  ihr  Vorkommen  wird  von  einzelnen  Autoren  überhaupt 
in  Zweifel  gezogen.  Ewald  kann  sich  imr  weniger  Fälle  entsinnen,  bei  denen 
ein  n.ach weisbarer  Krampf  des  Pylorus  best.and,  ohne  dass  eine  directe  Laesiou  der 
Magenwand,  also  ein  Ulcus  oder  Krebs  .am  Pylorus,  vorhanden  war.  Als  Reizmoment 
dient  in  solchen  Füllen  der  saure  Mageninhalt,  besonders  dann,  wenn  er  in  den 
nüchternen  Magen  abgesondert  wird,    also  ein  sogenannter  ,,Magensaftfluss"  besteht. 

I  Unter  solchen  Verhfiltnis.sen  kommt  es  zuweilen  durch  krampfhafte  Contractur  der 
Pylorusgegend  zu  einer  umschriebenen  Härte  derselben,  die  durchaus  den  Eindruck 
einer  Geschwulst  machen  k.ann,  aber  von  einer  Neubildung  dadurch  zu  unterscheiden 
ist,  dass  sie  nach  einiger  Zeit  mit  Aufhören  des  Schmerzes  verschwindet,  am  bei 
neuen  Anfüllen  wieder  aufzutreten.  Indessen  sind  grobe  Irrthümer  hier  nicht  aus- 
geschlos.sen,  und  in  der  französischen  Literatur  ist  über  Falle  berichtet,  bei  welchen 
auf  Grun<l  solcher  Tumoren  operirt  wurde  (Doyen).  Es  zeigte  sich  dann,  dass  der 
vermeintliche  Tumor  dr-n  eben  erwähnten  Spasmen  seine  Entstehung  verd.ankte. 

Die  Therapie  kann  bei  den  Magenkrämpfen,  soweit  sie  nicht  das  Gnmdleiden 
betrifft,  nur  symptomatisch  sein,  und  mus^  sich  .auf  (Ue  bekannten  krampfstillenden 
Mittel  beschränken.  Heisse  Umschläge  mit  Wasser  oder  calmirenden  Infusen  (Ka- 
raillenthee,  Lindenblüthenthee  u.  A.),  heisse  Stürzen,  heisse  S.indsäcke.  Tüllsäcke  mit 
heissor  Kleie  oder  Kamillen  gefüllt,  Wärmflaschen,  Einreibungen  mit  Bilsenkrautöl  und 
Chloroform,  mit  Salben  aus  Extr.ictura  Belladonnae,  Moq)hium  und  Opium,  am  besten 
Einspritzungen  von  Morphium,  machen  sich  notliwcndig.  Gelegentlich  kann  auch  ein 
warmes  Vollbad  (29—30'*  R.)  den  Krampf  lösen  und  die  Schmerzen  beseitigen.  Vor 


t 


Y 


[Magenkrampf 


—     940 


allen   Dingen   wird   es   aber   darauf  ankommen,   der  Ir 
thun,  die  sich  nach  den  jeweiligen  Verhältnissen  verschi 

Magenkrebs.  Der  Krebs  befällt  von  allen  Organen  am  ha 
40  pCt.  aller  Fälle  von  Krebs  betreffen  den  Magen,  ül 
Todesfälle  an  Magenkrebs  nach  Hacberlin  auf  je  10< 
0,46,  1,35,  2,67,  3,61  für  die  Dekaden  vom  40.  Jahre  an. 

Üb  der  Magenkrebs  erblich  ist  oder  nicht,  ist  immer 
aber  im  Allgemeinen  dahin  beantwortet  werden  kami,  d 
erbung  sehr  erheblich  in  der  Minderzahl  stehen.  Dagegi 
drei  Viertheile  aller  Magenkrebse  zwischen  das  40. — 70. 
Häufigkeit  zwischen  dem  45.  und  60.  Jahre  liegt  (Lei 
ist  der  Magenkrebs  selten,  doch  haben  sich  in  der  letzt 
cinoma  ventriculi  bei  Personen  in  den  20  er  Jahren  und  < 
Die  Geschlechter  werden  ungefähr  in  gleichem  Maasse 
unter  1303  Fällen  680  Männer  und  623  Frauen  waren. 

Ueber  die  Ursache  wissen  wir  wenig.  Chronische  Rei 
dtu-ch  unpassende  Ingesta,  entzündliche  Zustände,  Tram 
schuldigt.  Von  alledem  ist  nur  soviel  sicher,  dass  sich 
alter  Magengeschwüre  entwickeln  kann.  Selbst  die  na 
standenen  Geschwülste  lassen  die  Möglichkeit  offen,  dass  < 
vorhanden,   aber  erst  durch  den  Insult  zu  rascherem  Wa 

Wir  unterscheiden  Epitheliome,  Medullarcarcinome,  d( 
carcinom,  kolloide,  teleangiektatische,  melauotische  und 
Die  dabei  zu  Stande  kommenden  Veränderungen  sind  du 
Zeichnungen  angegeben.  In  allen  Fällen  handelt  es  si 
Process,  der  zunächst  von  den  Drüsenelementen  der  Schi 
atypische  Wucherung  derselben  darstellt.  Des  Weiteren 
Muscularis  und  Serosa  ergriffen.  Nachdem  das  Neoplasi 
Wicklungsgrad  erreicht  hat,  kann  es  theiiweise  zerfallen, 
grossen  Substanzverlusten  und  Blutungen  Veranlassung 
häufigst«  Form  des  Magenkrebses  ist  der  Scirrhus,  w« 
Fällen  laOmal,  =  72  pCt.,  fand.  32  Fälle  waren  M 
3  melanotisch  und  1  Epitheliom.  Die  Grösse  des  Kr 
Galiertkrebs  und  Markschwamm  wuchern  diffus  in  die  1 
Bezirke  des  Magens.  Der  Faserkrebs  ist  circuniscript,  b 
Geschwülste  und  neigt  zum  Wachsthum  in  die  Tiefe  und  H{ 
von  Ausnahmen  vor.  Ewald  besitzt  2  Praeparate,  in  dene 
Magen  ergriffen  und  zu  einer  armdicken  harten  Geschv 
Sitz  des  Krebses  ist  am  häufigsten  an  den  Orificien  (in  't 
unter  195  Fällen  den  Krebs  128mal  am  Pylorus,  26 mal 
der  kleinen  Curvatur,  11  mal  an  der  grossen  Cur\-atur.  ü 
häufige  Erscheinung.  Die  Lymphdrüsen  sind  in  ca.  30  p( 
lieh  tastbar  erkrankt.  Zieht  man  den  gesammten  Lympl 
so  steigt  die  Häufigkeit  der  Erkrankmig  auf  54,5  pCt.  al 

Allgemeines  Kranklieitsbild.  Der  Magenkrebs  ist 
und  in  seinen  ersten  Anfängen  von  anderen  Kranklieit« 
Dyspepsie  führen,  nicht  zu  unterscheiden.  Er  beginnt  n 
Appetits,  Abnalime  desselben,  Verdauungsbeschwerden, 
der  Magengegend,  Aufstossen  und  Uebelkeit.  Dann  trete 
brechen  ein.  Die  Zunge  wird  dick  belegt,  der  Geschmac 
sauer,  der  Appetit  sinkt  mehr  und  mehr.  Widerwille  geg 
schon  früh  ein,  die  Schmerzen  werden  inten.siver,  bald  n: 
bald  unabhängig  von  derselben  eintretend.  Das  Erbrocl 
oder  fauligen  Geruch  mid  enthält  Nahrungsreste,  Epithel: 
lange  fadenförmige  Bacillen,  die  fälschlich  als  specifisch 
wurden.  Häufig  ist  Blut  l)eigemengt,  welches  selten  f 
oder  weniger  in  l'äulniss  übergegangen  ist.  Zuweilen  bil< 
Symptom,  und  man  findet  schon  früh,  ohne  dass  eigenl 
blutigen  Mageninhalt.     Sehr  bald  tritt   eine   starke  Abn: 


lag^enk  rebs 


npFnErciii 


I 


I 

I 

I 


I 


dif  sich  zu  dor  spocifisdion  Krehskaclu'Xio  steigert.  Siil)  finom  vitae  kommt  es  zu 
hydropisclidi  Atisclnvclluiigcu,  ncij'nciitlirlion  Fii'berstcigprungon,  entzündlirben  Pro- 
cessen in  aiidiTcii  (Irganpii  und  Mctastasi'ii  in  dipselben. 

l>as  Auftreten  dtT  Krclisgcsdiwulst  gcliört  zu  den  clianikteristischstfin  Symptomen 
dns  Krelisps,  jn  m;in  k.-viin  sagen,  dass  trotz  aller  diagnostischen  Hülfsmittel  und 
Bemühungen  der  Neuzeit  der  Narhweis  einer  palpal)len  Geschwulst  immer  noch  zu 
den  zuverlässigsten  Erkennungszeichen  des  Magenkrebses  gehört.  Es  ist  selbstredend, 
da.ss  der  Nachweis  einer  solchen  Geschwulst  ganz  von  ihrer  Grösse  und  ihrer  Lage 
abhängt.  Dalier  gelingt  es  im  Allgemeinen  leichter,  die  harten  Fa.serkrebse,  wie  die 
weichen  Mnrksclivviimnie,  leichter  die  Pyloruskrebse  und  die  der  gro.ssen  Cur\'atur, 
wie  die  der  kleinmi  Curvatur  unil  lier  Cardia  zu  palpiren.  Letzteres  dürft«  über- 
haupt nur  in  Ausnahmefällen  bei  hochgradiger  Senkung  des  Organs  möglich  sein. 
Es  ist  auch  klar,  d.i.ss  sich  bestimmte  S)Tiiptome  im  Verlauf  der  Krankheit  in 
Abhängigkeit  von  dem  jeweiligen  JSitz  der  Geschwulst  entwickeln  müssen.  Bei  Cardia- 
Carcinom  bilden  die  ihsph.tgie  und  die  Schmerzen  in  der  Herzgrube,  die  Retention 
von  Speisen  im  Oesophagus,  die  Undurchg.lngigkeit  seines  untersten  Abschnittes  für 
die  Sonde,  das  Einsinken  der  Magengegend  in  Folge  der  Contractur  des  fa.st  leereu 
Magens  die  typischen  Symptome.  Bei  Pylomskrebs  treten  die  Erscheinungen  der 
Magenerweitenuig  gleichzeitig  mit  dem  Nachweis  eines  mehr  oder  weniger  beweg- 
lichen Tumors  in  der  Pyloni.sgegend  in  den  Vordergriuid.  Ma.ssenhaftes  Erbrechen, 
Ketention  und  Stagnation  des  Mageninhalt.s,  der  kaum  verdaut  ist,  Schmerzen  in  der 
Pylontsgegend,  hartnäckige  Obstipation,  sind  hier  charakteristisch. 

Verhältnismässig  am  Wenigsten  geben  die  Neubildungen  im  Fundus  und  an  den 
Curvaturen  zu  besonderen  Erscheinungen  Anlass.  Man  kann  hier  zuweilen  bereits 
lange  Zeit  eine  deutliche  Geschwulst  fühlen,  ehe  sich  besondere  Störungen,  abgesehen 
von  zunehmr'uiier  Schwäche  und  .\bniagerung,  entwickeln.  Hier  kommt  Alles  darauf 
au,  wie  gross  die  Neubildung  i.st,  und  wie  weit  sie  durch  ihren  Sitz  und  Umfang 
die  Motilität  des  Magens  behindert.  Ist  die.se  erhalten,  so  wird  der  Mageninhalt  mit 
verhältnissmU.ssig  geringer  Belä.stigimg  in  den  Darm  übergeführt  und  dort  verarbeitet. 
Der  Chemismus  des  Magens  erleidet  schon  früh  eine  eingreifende  Veränderung,  doch 
ist  dieitelbe  nicht  einer  specifischen  Wirkung  der  Krelisiieubildung,  sondern  dem  Ein- 
flu.sS)  diT  mit  dem  Wachstluim  der  Krebsgeschwulst  Hand  in  Hand  gehenden  ent- 
zündlichen Proco.«se  (Katarrh)  der  Magen.^chleimhaut  zuzuschreiben.  Die  Salzsäure- 
secretion  wird  zunächst  erhcblrch  herabgesezt  und  fehlt  bald  so  gut  wie  ganz,  so- 
dass sich  weder  freie,  noch  srebundene  Salzsäure  nachweisen  Jä-sst,  und  da.s  sogenannte 
Salzsäure-Deficit  sehr  hohe  Werthe  erreicht.  Dasselbe  gilt  von  der  Eiweissverdauung, 
welche,  mit  dem  Verf.ihren  von  Hamm  erschlag  bestimmt,  unter  26  pCt.  der  Norm 
herabsinkt.  Die  Bildimg  von  Milchsäure  ist  das  Resultat  des  Zusammenwirkens  der 
verminderten  Secretion  und  herabgesetzten  Motilität  des  Magens.  Da  dies  iu  den  meisten 
Fällen  von  Magenkrebs  statt  hat,  so  findet  nuin  auch  in  den  meisten  derselben  .Milch- 
säure im  Mageninhalt.  Indessen  geht  aus  dem  Obigen  hervor,  dass  dies  keineswegs 
immer  der  Fall  i.st,  und  die  Behauptung  von  Boas,  dass  der  Nachweis  der  Milch- 
säiu'e  pathognostisch  für  den  Magenkrebs  sei,  auf  einem  Irrthum  beruht. 

Was  man  sonst  für  die  Erkeniumg  des  Magenkrebses  herangezogen  hat,  das  Ver- 
halten des  Blutes,  d.a.s  Verhalten  des  Stoffwechsels,  die  Beschaffenheit  des  Harns, 
hat  sich  Alles  als  trügeri.sch  erwiesen.  Dies  gilt  auch  von  der  sogenannten  Ver- 
dainingsieukocytose,  welche  beim  Krebs  einer  starken  Hcr.ibminderung  unterliegen 
sollte.  Neuere  Arbeiten  von  Capps,  Hofmann  u.  A.  haben  gezeigt,  dass  die  Ver- 
dauuiigsleiikocytose  zwar  in  den  meisten  Fällen  fehlt,  andererseits  aber  hin  und 
wieder  zweifellos  gefunden  wird. 

Zuverlä-ssiger  ist  der  mikroskopische  Nachweis  von  Geschwulstpartikeln,  welche 
sich  im  Erbrochenen  oder  Spülwasser  vorlhiden  und  durch  ihre  rothe  oder  braunrothe, 
bisweilen  schwarze  Verfärbung  meist  schon  makroskopisch  leicht  erkennbar  sind. 

Die  Diagnose  des  Magenkrebses  wird  gewährleistet  durch  den  Nachweis 
eines  Tumors  am  Magen,  durch  die  Erscheinungen  der  chronischen  Dyspepsie  und 
Krebskachexie,  cvent.  Schwellung  der  peripheren  Lymphdrüsen,  durch  die  .Mteration 
des  Chemismus  und  durch  den  progredienten  Verlauf  des  Leidens.  Wo  sich  diese 
Symptome  in  ihrer  GcsamnUheit  zusammenfinden,  stösst  die  Erkennung  der  Krank- 
heit auf  keine  Schwierigkeiten.  Sie  können  aber  einzeln  und  zu  mehreren  fehlen 
und  da  kommt  es  denn  darauf  an,  die  etwa  vorhandenen  auf  ihren  Werth  zu  prüfen. 


DiffcrentiaUliapnostisch  kommen  diis  M  ■.■ 
(los  Mapcnk.'itarrliK.  Atrophip,  amyloTde  Oogf^neration  di-i  Map'i 
stände  srliwercr  Hysterie  und  Neurasthenie,  sowif  ^•.n^ 
seliaft,  liauptsat'hlich  der  Leber  resp.  der  Gallenblast'  uiid  «les  Pa 
Nur  eine  genaue  Uutersuehuji};  und  Abwägung  aller  einsrhlägigea, 
hier  eine  Diagnose  zu  stellen,  die  in  maucheji  Fällen  ü>>crM 
Immer  wird  für  die  Diagnose  dos  Carcinoms  der  Nachweis  m 
wichtigste  und  entselieidendstc  Moment  bleÜKMi.  Es  kommt  ifl 
aber  darauf  .in,  festziLstelJen,  ob  diesell)e  durch  eine  wahre  NVa 
Narbencontraetur  oder  Muskeleonlraction  gebildet  ist.  ixlor  nb 
dem  M.igen,  sondern  diT  Naehbarsehaft  .•mgehört.  [>ie  F* 
eine  \veciiseln<ie,  im  Allgomeinon  ein  Jalir  nicht  übfr> 
Fälle  protraliirtcren  Verlaufes  einc-rseits  und  sehr  acuten  Kra 
vor.  Die  l'ropnosii  ist,  soweit  nicht  die  chirurgische  Inter 
absolut  infaust.  Alle  Heilmittel  gegen  den  Krebs  h»heu  sich  als 
bewusste  Täuschung  ergeben.  Die  einzige  Hoflfnuii|>;  des  Krebskrar 
sagt,  dass  der  Arzt  sich  in  der  Diagnose  geirrt  liat. 

Die  Behandlung  ist:  .a)  eine  mediciiüscho,  b)  eine  cbir 
A,  Die  raedicinische  Behandlung  k.inn  nur  einn  STvif 
richtet  sieh  gegen  den  Katarrh  der  Magenschleimhaut,  ge« 
mit  ihren  Folgeerscheinungen  (Erbrechen,  Sfcignation,  Zer 
Schmerzen  und  umf.'isst  ganz  besoiulers  die  Ernährung  und 
iiisch«'  Regimen  des  Kranken.  Hier  kommen  also  die  Stoiuaubi^ 
die  (^mdurangorinde,  die  sich  eine  Zeit  lang  sogar  de»  Rufes  erfn 
zu  sein,  ferner  die  Salzsäure,  Pepsin  und  Pankreatin,  Pa{i;un,  die  ( 
in  Betracht.  Ihnen  reihen  sich  die  antifermentativen  .Mittel  an,  vi 
besonders  das  Resorcin,  das  Chloroform  (event.  in  Verbindung  mi< 
dosen),  d.%s  Chloral,  allenfalls  das  Kreosot  benutzt.  Mechanisch 
secutiven  Magenerweiterungen  und  Magengährungen  das  Meist«! 
lungen  erreichen  können.  Hierzu  kann  man  Lösungen  von  Sa 
(2 — 5  pCt.),  Lysol  (2  pCt.)  am  besten  benutzen.  Bei  Blutungen 
Spülungen  mit  Eiswasser,  Verschlucken  von  Eisstückchen,  wi 
raeinbefindeti  des  Kranken  erlaubt,  eine  Eisblase  ,nuf  den  Li'i 
Secalf  roruutiiin,  innerlich  oder  subcutan,  von  der  Hvilr.; 
H.'imanielis  virginica  hat  Ewald  nie  irgend  einen  nenii' 
Die  Schmerzen  .sind  durch  Hypnotica,  besonders  Mor|>li 
dern.  Bald  wird  man  zu  subcutanen  Einspritzungen  greifen  in 
eisigem   müssen.     Dm    ist  in    aotrfiim  Fällen  kwin   H«hari>,      limmi 


lal 


[Haf^ftiikf 


'—     943     — 


MageBsehlauch] 


Bci-uhigiing  und  iieuf  Hoffnung  wird  gowäliron  können.  Rin  wesentlicher  Nutzen  ist 
davon  unter  den  gegebenen  Verhältnissen  kaum  zu  erwarten. 

B.  [lie  rhirurgi.sche  Behandlung.  Kntsciiiedene  Krfolge  hat,  I)ank  der 
ver\ollkommncten  Teehnik,  die  chirurgische  Behandlung  gewonnen,  obgleich  auch 
hier  den  Bemühungen  des  Operateurs  durch  die  Natur  der  Dinge  gewisse  Schranken 
gesetzt  sind.  Es  handelt  sich  dabei  im  AVesentlichen  um  die  totale  Rntrcmung  der 
Geschwulst  (die  Gastroresection),  die  Umgehung  derselben  durch  Anlegung  einer 
Comniuiiication  zwi.schen  Magen  und  Darm  (Gastroenterostomie)  und  die  Herstellung 
einer  Magenfistel  (Gastrostorair).  Leider  ist  die  Mortalität  immer  noch  sehr  gro.ss 
und  betrug  in  Ifi  Fällen  von  Kesfction  75  pCt.,  in  34  Fällen  von  Gastroenterostomie 
64,7  pCt.  und  in  26  Fällen  von  Gastrostomie  5  pCt.  Diese  PYille  wurden  1894  bis 
1898  im  Augusta-Hospital  operirt  (Berl.  klin.  Wchschr.  1897  No.  37).    g^^^u 

Hagensaftflnss,  Gastrorrhexis.  Reichmann'sehe  Krankheit.  Als  solche  wird  heut- 
zutage eine  Störung  der  Magensecretion  bezeichnet,  die  sich  durch  eine  übermässige 
Absondenuig  von  Magen.saft  charakterisirt,  welcher  in  seiner  Beschaffenheit  dem 
normalen  Absonderungsproiluct  der  Magendrüsen  entspricht.  Während  dieser  aber 
nur  auf  den  Reiz  der  Ingosta  secemirt  wird  und  mit  der  Entleerung  des  Magens 
aufhört,  tritt  bei  dem  in  Rede  stehenden  Process  eine  ununterbrochene  Absonderung 
ein,  soda.ss  der  Magen  auch  im  nüchternen  Zustande  mehr  weniger  grosse  Quanti- 
täten, bis  zu  '/2  Liter  und  mehr,  Magensaft  enthält.  Die  Folge  davon  sind  dvs- 
peptische  Beschwerden  und  Reizerscheinungen  von  Seiten  der  Magenschleimhaut,  die 
ohne  eingehende  Untprsuchung  leicht  zu  Verwechslungen  mit  Katarrhen  oder  Ge- 
schwüren und  Aehiilichem  führen  kömien.  Diese  Zustände  waren  übrigens  schon 
lange  vor  Reichmann  bekannt  und  sind  zu  Unrecht  mit  dem  Namen  dieses  Arztes 
bezeicjmet,  dem  nur  das  Verdienst  zukommt,  aufs  Neue  darauf  aufmerksiun  gemacht 
zu  haben.    Als  Ursache  ist  für  die  Mehrzahl  der  bisher  beobachteten  Fälle  eine  grössere 

»Reizempfänglichkeit  derjenigen  nervösen  pylemente  bezw.  Centren,  welche  die  Ab- 
sonderung anregen,  anzunehmen.  Ein  localer  Reiz,  wie  er  etwa  durch  ein  Geschwür 
der  Magenschleimhaut  bewirkt  wird,  scheint  dabei  aber  nicht  in  Betracht  zu  kommen, 
wenigstens  sind  bisher  keine  Fälle  bekannt  gegeben,  in  denen  nach  vorausgegangenem 
Ulcus  resp.  bei  Bestehen  eines  solchen  eine  Hypersecretion  gefunden  worden  wäre. 
Eher  scheint  das  Umgekehrte,  nämlich  die  Entwickelimg  eines  Ulcus  auf  dem  Boden 

»einer  Hyiiersecretion  stattzuhaben.  , 

Die  Therapie  hat  zweierlei  Indicationen  zu  erfüllen,  einmal  den  Magen  von  nem 
sauren  Inhalt  zu  befreien.  Dies  geschieht  entweder  durch  möglichste  Neutralisation 
resp.  Verdünnung  desselben  mit  Alkalien  und  alkalische  Wäs.ser  oder  durch  directe  Ent- 
fernung der  angesammelten  Flüssigkeit  mit  Hülfe  der  Magonpumpe.  Zweitens  ist 
»die  nervöse  Disposition,  welche  in  der  grossen  Mohrzalil  dieser  Fälle  das  ursächliche 
Moment  abgiebt,  mit  den  hierfür  geeigneten  Mitteln  lu  bekämpfen.        ctv.TD 

MagonBchlanch  i!>t  eine  passendere  Bezeichmmg  als  Mageosonde,  denn  unter  Sondo  begreift 
man  im  Allgemeinen  ein  solides,  nicht  röbrenrörmiges  lostrumeot.  Unter  HagenüvhUuch 
s.  str.  vorstehen  wir  die  weichen  biegsamen,  aus  Gummi  bestehenden  Instrumente  im  Gegen- 
satz zu  den  harten  Hagenröhren,  welche  wohl  biegsam  sind,  aber  sich  nicht  in  dem  Maasse 
den  localcn  anatomischen  Verhältnissen  anpassen  können,  wie  dies  bei  den  Hagenschläuchen 
der  Fall  ist.  Wenn  wir  auch  schon  am  Ende  des  18.  Jahrhunderts  hohle  biegsame  Hagen- 
röhren von  John  Bunter  empfohlen  sehen  und  auch  in  den  ersten  Jahrtebnten  dieses  Jahr- 
hunderts die  harten  Magenröhren  in  Verbindung  mit  der  Uageopumpe  erblicken,  so  ist  es 
doch  K ussm  au  l's  Verdienst,  den  „Magenschlaucb"  systematisch  in  den  Dienst  der  Therapie 
gestellt  zu  haben,  v.  Lcnbc  hat  dann  das  Instrument  der  Diagnose  dienstbar  gemacht. 
Eingebürgort  hat  es  sich  jedoch  erst,  als  die  harte  Magenröhrc  durch  den  weichen,  elastischen 
Gummischlaucb  von  Ewald  u.  A.  ersetzt  wurde.  Die  jetzt  am  meisten  gebrauchten  Magen- 
sohläucbe  besteben  aus  vulcanisirtem  Gummi  und  zwar  werden  die  besten  Schläuche  aus 
Jaoques-Patent-Masse  hergestellt.  Die  Schläuche  sind  entweder  unten  offen  oder  geschlossen. 
Der  letztere  Typus  hat  gewöhnlich  zwei  seitliche  Oeffnungen,  der  erstere  hat  eine  seitliche 
und  eine  untere  Oeffnung.  Hierzu  kommen  in  der  Regel  noch  einige  feinere  seitliche  Oeffnungen. 
Wichtig  ist  bei  beiden  Typen,  dass  die  Ränder  der  Oeffnungen  nicht  scharf  sind,  und  dass  die 
Oeffnung  genügend  gross  ist,  damit  auch  dicke  Brocken  in  das  Lumen  des  Magcnschlauchs 
eindringen  können.  Eine  Abart  stellt  der  zur  Hagendouche  verwandte  Magcnschl.iuch  dar. 
Derselbe  hat  eine  relativ  enge  untere  Oeffnung  und  eine  Reihe  sehr  feiner  seitlicher  Oeffnungen. 
dagegen  fehlen  die  grossen  Fenster  (Rosen  he  im).     Die  harten  Magenröhren  scheiden  sich  in 


I 


nuszieben  der  weichen    oder  Barten  Ifagenronretel : 
e1ang:t,  da  auf  diesem  Wege  leicht  ScbluckpneumODieD  ;^„  .  .. 
Mageiiiuhalts    hat    man    früher    die  Hagenpumpe    verwandt.      Diese 
Jahre    1822    angewandte  Instrument    hat    heute    nur     noch    historü 
meisten     Fällen    gelingt    es,    auf    dem    Wege     der     Cspressioo. 
kürlich    erzeugte    Brecbbewegung    des   Patienten,   den  Mageninhalt 
Magenschlaueh  nach  aussen  zu  befördern. 

Magenschmerz.     Derselbo  ist    eine    BegloiterscUpinung    fast    alli 
über  von  sehr  verschiedener  Qualität,  In-  und  Extensitüt.    Er 
leichten  Gefühl  der  Spannung  und  des  DnickRS.    welches  kad 
üeichnen  ist,    bis  zu    den  hochgradigsten  und  wütheuil  " 
die  Kranken  vor  Schmerz  krümmen,    strdinon  oder  ^:ii 
uiittirend,    durch  mehr  weniger  lange  freie  Pausf-n  uitt<:r 
Meist  stellt' er  mit  der  Nahrungsaufnahme    in   unniittelbai 
er  bald  kürzere,  bald  längere  Zeit,  aber  doch  immer  in  A 
und  Trinken  eintritt.      In    di-r  Minderzahl    der   Fälle    ab^ 
ganz  anderen  Zeiten,  z.  B.  während  der  Nacht  oder  des  J 
auf,    oder  dauern  ununterbrochen  längere  Zeit,    gclogentli' 
gehören  z.  B.    die  Schmerzen,    welche  mit    den  gab-triscben  K 
bunden  sind.     Solche  and.iucniden  Schmerzen  kommen  auch  g 
krebs  vor,    wenn  derselbe  zerfällt,    uud  auf   seiner  ulcerirten 
fallenen  Gewebsma.ssen    und   andere  Zersetzungsproducte    ein 
findet.     Der  Schmerz  ist  entweder  umschrieben    oder  verbroil 
ganze   Magengegend  oder  str.ohlt  nach  hinten  ins  Kreiu,    nach 
unten    bis    in    die  Schenkelbeugen    und    die  Hoden    au.s.       Se 
stechend  oder  bohrend    oder    schneidend    oder    dumpf.     I>ie  ' 
schmerzen  hat,    soweit  sie   nicht    rein    symptomatisch    ist.    di 
Magenkrankheit  zu  betreffen.    Symptomatisch  kommen  die  bekai 
Mittel,  bei  heftigen  Schmerzen  Morphiumeinspritzungcu,  itir  V 

MagcnTerenKentog.     Die    Verengerung    des    Magens,    soweit    nu 
kleinerung    seines    ümfanges    versteht,    kann    zweierlri    Ursac 
handelt  es  sich  um  die  Contraction  der  unbes<''  '  "'       i,  Magei 
musculatur,    oder  um  eine  krankhafte  Veränd'  ■  •   Wand 

durch  eine  Degeneration  derselben  bedingt   ist.     1.  ;||e 

Verkleinerungen  am  häufigsten  bei  allen  denjenigen 
der  Speiseröhre  zur  F'olge  haben,    in  seltenen   Fällen 
huige  Zeit  hindurch  gar  keine    oder  nur  eine    uiinima: 
Der  Magen  zieht  sich  dann,  da  es  an  jeglicher  Belastung  du 

^llüililiUiUUlH^i 


[Ilagenverengerunp: 


—    n45    — 


MafTitesium] 


I 
I 


jedem  Falle  muss  es  sich  alier  iini  eine  coiitractionsfähiKe  Mageiiniiisnilatur  liiiiuleln, 
wenn  anders  die  Verenpcnuij;  des  Miigen.s  zu  Stande  knijiinen  soll,  (ian?,  anders 
liegen  die  Verliilitnisse  da,  wo  sich  als  Ursache  der  Magenverenfterung  eine  Veriüidorung 
seiner  Wilnde  Hiidet.  Zu  allermeist  sind  es  Neubildungen  maligner  Natur,  welchi'  die 
Magenwanii  in  tnto  durchsetzen  nnd  aus  dem  ehistischen  cnntrartionslllhigen  (Jebildo 
eine  starre  Rühre  mit  dicker  fester  Wand  und  einer  engen  Höhle  niaclieu.  Ewald 
liat  solche  Fälle  gasehen.  in  welchen  der  Magen  wie  eine  mSssig  dicke  Wurst  aiLssali 
und  kaum  einen  grosseren  Dmfang,  höchstens  das  Doppelte  einer  Dünndarmsililinge 
erreichte,  l'nter  .solchen  Verhilltnissen  findet  man  die  Magenwand  gleichmässig  von 
einer  fibrösen  oder  gallertartigen  Kreb.imasse  durchsetzt,  die  sich  von  der  Cardia  bis 
zum  Pylorus  hinzieht.  Der  Magen  kann  lauge  Zeit  vnllstilndig  hinter  den  Ran<l  der 
Leber  zurücksinken,  und  sich  der  Betastung  entziehen.  Nur  so  war  es  möglich,  d:iss 
iu  einem  Falle,  welchen  Kwald  beobachtet  hat,  der  Patient  von  anderer  Seite  in 
der  Annahme,  dass  seine  Klagen  neurastlienischer  Art  seien,  einer  Mastkur  unter- 
worfen wurde,  dii'  ihm  n<ich  grös.sere  Beschwerden  verursachte. 

Von  .■uiderc'U  Processen,  welche  zur  Verkb-inenrng  des  Magens  führen  können,  ist 
die  hypertropliisclie  Cirrhose  desselben  zu  nennen,  [dieselbe  kann  sich  im  Verlauf 
einer  chronischen  (iastritis  entwickeln,  und  besteht  in  einer  an  die  entzündliclu-  Ver- 
änderung der  Mucosa  sich  anschlie.ssenden  Verdickung  der  Submuco,>;a  und  Muscularis, 
imleni  sich  eine  Atrophie  der  Muskelfasern  mit  consecutiver  Bindegewebsneubilduug 
entwickelt.  Indessen  kommen  auch  Fälle  vor.  in  welchen  sich  eine  genuine  Hyper- 
trophie der  Muscularis.  besonders  am  Pylorus,  vorfindet,  unter  allen  diesen  Umständen 
kann  es  zu  einer  erheblichen  Verringerung  <les  Magenvolumens  kommen,  sodass  sein 
Inhalt  bis  auf  100  ccm  (Leube,  Penzoldt)  sinken  kann.  Diese  Zustände  sind  als 
„Sclerosc  liypertrophii|iie"  beschrieben  worden  (Manot  und  Gombaut,  Douby). 
Klini.scb  äussern  sich  diese  Veränderungen  unter  dem  Bilde  des  Magenkatarrhs  mit 
seinen  Consctiuenzen,  sie  können  aber  auch,  wenn  der  rigide  Magen  unter  dem  linken 
Lebi'rrand  gefidilt  werden  kann,  zu  einer  Verwechslung  mit  Krelts  Veranlassung  gelien. 

EWALD. 

lagg^ltngr^nj  klinittisohor  Luft-  mi  TomiDkorart  Im  B«ni«r  Jon,  MO  D  hoch,  g»elintit  anil  sUubfrei. 

W. 

[agnesium,  Mg,  Atomgewicht  24,8,  spec.  Gewicht  1,7.5,  Schmp.  H00°,  ist  ein  glänzendes, 
fast  silberweis.ses  Metall,  zähe,  dehnbar  und  kann  in  der  Wanne  zu  Draht  gepresst 
und  in  dünne  Bänder  gewalzt  werden.  Beim  Krhitzen  verbrennt  es  mit  äusserst 
intensivem,  weissem  Licht  zu  Magnesiumoxyd.  MgO.  Es  lü.st  sich  iu  verdünnten  Säuren 
leicht  zu  Salzen.  In  der  Natur  ist  es  sehr  verbreitet  und  begleitet  fast  immer  das 
Calcium.  Au.sserdera  finden  sich  seine  Salze  in  fast  allen  natürlichen  Mineralquellen, 
das  Magnesiumsulfat  im  Meerwasser  und  in  den  sogenannten  Bitterwässern,  Magne- 
siumphosphate finden  sich  in  geringer  Menge  neben  f'aiciumphosphat  in  den  Knochen 
uiul  der  Pflauzenasche.  D.os  ('arbonat  kommt  als  Magnesit  oder  als  Talkspath  vor. 
Dolomit  stellt  ein  i.somorphes  Gemenge  von  ('aicium-  und  Magnesiumcarbonat  dar. 
Serpentin,  Talk*,  Asbest*,  Meerschaum  sind  kieselsaure  Verbindungen. 

Magnesia  und  Magnesiumcarbonat  werden  bei  innerlicher  Darreichung  durch 
den  Magensaft  in  leicht  lösliches  Chlormagnesium  umgewandelt,  wobei  aus  dem 
Magnesiumcarbonat  Kohlensäure  frei  wird.  Beide  Salze  haben  also  eine  eminent 
säuretilgcnde  Fähigkeit.  Chlormagnesium  wirkt  nach  Versuchen  von  Mickwifz  bei 
Katzen  und  Fröschen  schädigend  und  schliesslich  lähmend  auf  die  Herzthätigkeit; 
ausserdem  lähmt  es  bei  Fröschen  die  Nervencentren  und  vermindert  bei  Warmblütern 
die  Reflexerregbarkeit.  Von  dem  Magensaft  nicht  zerlegte  Magtiesiumsalze  sowie  das 
nicht  resorbirte  Chlormagnesium  werden  im  Darm  weiter  in  Magnesiumbicirbonat 
umgewandelt,  das  leichter  als  Magnesia  in  Wasser  Ifislich  ist  imd  sich  nach  Ein- 
nehmen dieser  .sowie  auch  der  org.inischen  Magnesiumsalze  stets  in  den  Faeces 
wiederfindet.  Anders  verhält  sieh  das  Magnesiumsulfat.  welches  zum  grö.ssten  Theil 
in  den  Faeces  abgeschieden  wird.  Die  kleinen  Mengen  Magnesiunisalzf.  die  im  Ver- 
daumigscanal  resorbirt  werden,  erscheinen  im  Harn  als  Animonium-Magnesiumphos- 
phat  wieder.  Therapeutisch  verwandt  werden  die  Magnesiumverbindungen  zunächst 
als  säuretilgende  Mittel,  namentlich  das  Magnesiumhydroxyd  und  da.s  (arbonat,  und 
als  neutralisirende  Mittel  bei  manchen  Vergiftimgen.  Ferner  benutzt  man  sie  .als 
Abführmittel,  die  schwach  purgirenden  da,  wo  man  jede  stärkere  Reizung  der  Dami- 


I. iebrtieli,  EoojklopMili«.    IL  Btnd. 


GO 


[)lag7>csiuui 


040     — 


Magnoll 


Schleimhaut  verraeidon  will,  namentlich  in  der  Kiuderpnixis.  Aeiisserlicb  v,  ■ 
man  die  in  Wassor  uulrisliche  Magnesia  als  Streupulver  rein  oder  als  Grundl:i_ 
Pudermischungen  sowie  aJ.s  Zusatz  zu  Zahnpulvern  an. 

Antidotum  Arsenici*. 

Magnesia  ustn,    Magnesium  oxydatum.    Magnesia  caloinata,    gebraal 
Magnesia,  \'h.  G.  Id.,   wird  dargestellt  durch  Glühen  des  Hydroxydes  oder 
Corbonntes.    Sie   bildet  ei»   weisses,  feines,   ausserordentlich  voluminöses    PuWer, 
das  in  Wasser  fast  unlöslich   ist   und    sich   in    verdünnter  Schwelcisäurc  ru  cinT 
Flüssigkeit  löst,  welche  nach  Zusatz  von  Ammoniumchloridlösung  und  ül 
Ammoniakflüssigkeit    mit    Natriumpbospbatlösung    einen    weissen  Nie*!'  . 
Ammoniummagncsiumphospbat  giebt.  Sie  wird  bei  abnormer  Siiurebilduug  im  üa^hu 
2u  0,2 — 1,0,  bei  Kindern  zu  0,05 — 0,5,    mehrmals  täglich  gegeben.      In   grössereo 
Dosen   zu  0,5 — 2,0    mehrmals    täglich  wirkt  sie  zugleich  schwach  abführend.    B«i 
Säurevergiftungen  giobt  man  5.0 — 10,0  in  Wasser  angerührt  auf  einmal.     A(!uwrr- 
lieh  wird  sie  als  Grundlage   für  Z.ihnpulver    und    als  Streupulver    bei  Ei;'' 
benutzt.     Durch    Kochen    mit  Wasser  und  Sirup    bereitet    man    die   iura  <: 
Theil  aus  Magnesiumhydroxyd  und  Maguesiumsaccharat  bestehende,  als  Abfühnnj^ 
in  der  Kinderpraxis  beliebte  Magnesiamilch,  Lac  Magnesiae. 
Magnesium  boro-citricum,    ein  mittelfeiues  weisses  Pulver  von  schwach  bittcrt 
Geschmack   und  schwach  saurer  Reartion.    dient  als  .Xbführmittel  in   Pulrcm  oi 
mit  Zucker  u  mehrmals  täglich  eine  Messerspitze  voll  oder    in  2 — Sproc.  Lösun^ 
Magnesium  carbonicum.  Magnesia  alba,  Ph.  G.  lil.,  ist  ein  weisses,  sehr  toM 
minöses  Pulver.     Durch  Zusatz  von  Kalium-  oder  Natriumcarbonat  wird  aus 
wässerigen  Magnesiasalzlösung  unter  Entweichen  von  Kohlensäure  ein  weiss«  SuM 
schlag    gefällt,    der    aus  einem  Gemenge  von  Magncsiumearbonat  und  Mag 
hydroxyd  besteht.    Beim  Trocknen  desselben  erhält  man  ein  weisses  leicht 
von  der  ungcfähreu  Zusammensetzung  Mg(OHJa  "  4CO,Mg-}-4HiO,  die  früll 
nelle  Magnesia  alba.     Ein  comprimirtes  Praeparat    von   höherem  spcv.  Gel 
als  Henry-Magnesia  oder  Magnesia  ponderosa  im  Gebrauch  und  vir 
seiner  grö.sseren  Handlichkeit  zuweilen  benützt.    Zu  0,5—2,0  mehrmals  täglich! 
Uyperacidität  des  M.agens,  zu  3,0 — 5.0  in  Pulver-  oder  Tabletfcnform,  bei  Kinilfl 
zu  0,1—0,3,  mehrmals  täglich  als  .\bführmitlel.  Zu  Brausepulvern  und  Saturutioi« 
eignet  sich  das  Praeparat  recht  gut.     Löst  man  Magnesium  carbonicum  tu  kobld- 
säurereichem  Wasser,    so    entsteht   die    Aqua   Magnesiae   bicarbonicae  ote 
Aqua  magnesiata,  ein  angenehm  zu  nehmendes  Abführmittel. 
Magnesium  citricum,  citronensaurc  Magnesia,  ein  in  Wasser  lösliches  Pall^ 

von  schwach  bitterlichem,  nicht  saurem  Geschmack.     Häuligcr  wird  benutzt: 
Magnesium  citricum  effervescens,  Brausemagnesia,  Ph.G.  III.,  eine  Miscliil 
mit  Natriumcarbonat,  welche  sich  in  Wasser  unter  reichlicher  Kohlensäurccntwicklit 
langsam    zu   einer   angenehm  schmeckenden  Flüssigkeit  löst,     [st  ein  mildes,  an- 
genehm zu  nehmendes  Abführmittel.     Ein  Kaffee-  bis  Esslöffel   der  Mischung  wirl 
in  Was.ser  gelöst  während  des  Brausens  getrunken. 
Magnesium  lacticum,  milchsaure  Magnesia,  stellt  ein  kr>'stalliDisobes  Pulve 
dar,  dos  schwer  in  kaltem,  leichter  in  beissem  Wasser  löslich  ist  und  kaum  Dd'^ 
lieh  bitter  schmeckt.     Es  wirkt  als  Abführmittel,  wird  aber  wenig  b<!uut»t. 
Magnesium  salicylicum.  farblose,  in  Wasser  (1 :  10)  lösliche  Krystalle,  tieuerd 

als  Darmantisepticuni  empfohlen. 
Magnesium  snlfuricum,  Bittersalz,  Ph.  G.  III.,  ist  in  Wasaer  Irich' 
hat  einen  bitter-salzigen  Geschmack.     Es  krj-stallisirt  in  farblosen,  d^ 
rhombischen  Prismen.     Beim  vorsichtigen  Erhitzen  giebt  es  Krystall*as«rr 
zerrällt  zu  einem  weissen  Pulver,  dem  Magnesium  suUuricum  siccum.   St 
wirkendes    Abführmittel    bei    habitueller    Verstopfun»,'    in    Dosen    von     15,0—3 
namentlich    zur    einmaligen  Entfernung    von    im  Darm   aiigehäufton  Foiicalroa 
Zu  längerem  Gebrauch    eignen    sich    besser  die  nalflrlif.hen  Bittcrwässt-r.     Ton 
indicirt  ist  Bittersalz    bei    entzündlichen    Processen   der  Darmwand  oder  des 
toneums,  sowie  bei  alten,  heruntergekommenen  Individuen. 
Pulvis  Magnesiae  cum  Rheo,  Kinderpulver,  Ph.  (i.  III..  besteht  ansMagnc 
carbonicum  12,   Elaeosaccbarum  Focuiculi  8,    Radix  Rhei  3,    und  wird  t,h 
Laxans  bei  Verdauungsstörungen  kleiner  Kinder  mesüorspittcnveise  ancn 

MainioUt  Li    Plinungiiltung  las  iltr  Ftn.  d«r  M«f  aolitevia*,  Tryas  ilnr  HavDalla».  uiivanliknsl  t 

iti»*i5t  «elione  «n  vpLiua  S'-prosPn  crinTiPiTi'I*  lilnthen,   dPren    korollinisfhr-  v-'-^    '     -*■-  -  »-- 

folgwii.  in  welche  ftirb  rifl»-  .SUiibhhttor  mit  tntroraPD  Bontrin   in  Spirnl 


IaU  U,    U,  giitnili/lurit  L..    ijoliOii'U    iiutiiit   ku<lereii    KurUuuviikit 


.  » ifc  Hwi^  cX  üv*i 


[Magiiolia  —    947    —  Makropsie] 


•iman  knua^htiUenden  Ths«.    H.  gtellat»  Htzini.  und  lt.  eouspieua  Salisb.  liefcra  in  Japan  in 
dm  Xuwpan  sin  Fisliennittel.  H. 

Cortaz  Kagnoliae  Ph.  U.  8.  ist  die  bitter  aromatisek  und  adatringirend  schmeckende  Rinde  dt>r  jüngeren 
Zweigs  TOD  H.  glaaea,  11.  aouminata  und  tripetala.  Sie  enthält  aetherisehes  Oel.  sowie  ein  krystallisirendes  üly- 
koiia  und  wird  lüa  Antipfratienm  in  Pulrer,  Tinetur  nnd  Infus  benutzt.    Dosis  :!,0— 4,0  mehrmals. 

M>gBOUM6M.  Pflanienfamilie  aus  der  dikotjrlen  Ordnung  der  Polyearpieae',  nlchst  Tervandt  den  Banun- 
«nlaneas*.  Blttthen  gewöhnlich  zwoigesehlechtig.  Die  Krone  ist  zum  Unterschiede  Ton  den  verwandten  Anonaceen 
daehlg.  Androeeenm  nnd  Oynaeconm  sind  spirali^  aufgebaut.  Als  l'nterfamilien  unterscheidet  man;  Magnolioae 
mit  groMAB,  in  der  Knospenlage  gerollten,  Ton  Nebenblättern  tutenfOrmig  umschlossenen  Blättern.  Hierher 
■  scnoli»,  Llriodeadron*.  Wintereae.  NebenblatUos.  Hierher  Drimys,  Illicinra*.  ,Troehodendroae. 
Oaknauialiaet  dnreh  Fehleu  Tun  Keleli  und  Krone.    Sehizandreae.    Hit  rein  eingeschlechtigen  BlUthen. 

M. 

MshOliS  NntL  Pflaniengattang  ans  der  Kam.  der  Berberidaceae*,  Tribus  Berberideae,  Ton  der  Uattung 
B«rb«ris  nir  dnreh  gefiedeKe  Blätter  verschieden  nnd  deshalb  von  Bentham  und  Hooker  mit  Borberis 
Taraint.  ÜBfust  12  asiatische  und  amerikanische  Arten.  Von  diesen  vielfach  hei  uns  in  Oärten  gezogen 
IL  Aqoifolinm  Nutt  (=  Borberis  Aiiuifol.  Pureh),  eine  nordamerikanische  Art.  M. 

Kadiz  Hahoniae  aquifoliae  enthalt  das  amorphe,  gelbe,  bitter  schmeckende  AlkaluTd  Mahonin  (.Tungk). 
Das  Floldeztraet  wird  bei  ohrouisehen  Hautkrankheiten,  Katarrhen,  Endometritis  nnd  im  Seeundärstadium  der  8y- 
phOIa  ÜB  Aaiehlui  an  <)aoeluilberkuren  verwendet.    Dosis  20—30  Tropfen. 

I. 

MaiSy  «iBelil.  Aehnlich  wie  bei  uns  Weizen  und  Koggen,  bildet  in  Oberitalien,  Wälschtirol, 
Egjpten  und  in  einigen  Theilen  Amerikas  der  Mais  die  hauptsächlichste  Körnerfrucht.  Aus 
dem  Haia  irird  ein  Hehl  hergestellt,  das  zu  allerlei  (tebäcken  verwendet  wird,  und  zwar  ent- 
hält das  Mehl  Eiweiss  14,  Fett  4,  Kohlehydrat«  70,  Asche  1,  Wasser  lOpCt.  Mit  Milch  gekocht, 
giebt  das  Maismehl  die  in  Oberitalien  verbreitete  Folenta,  die  zumeist  mit  Käse  versetzt  ge- 
nossen wird.  Die  Ausnützung  des  Maismehls  verhält  sich  ähnlich  wie  beim  Weizenmehl: 
etwa  7  pOt.  der  Trockensubstanz  werden  mit  den  Faeces  ausgeschieden,  von  Stickstoff  bis  zu 
15  pCt.,  während  Kohlehydrat  und  Fett  fast  vollständig  resorbirt  werden.  Zusatz  von  Käse 
tum  Maismehl  verbessert  die  Ausnutzung  so  erheblich,  dass  von  der  Trockensubstanz  des 
Hehles  nur  4  pCt.,  vom  Stickstoff  nur  noch  7  pCt.  der  Resorption  entgehen.  Auch  mit  den 
grösstcn  Mengen  Maismehl,  die  überhaupt  genossen  werden  können,  ist  ein  erwachsener  Mensch 
nicht  in  Stickstoffgleicbgewicht  zu  erhalten,  er  setzt  dabei  täglich  noch  3  g  Stickstoff  gleich  90  g 
Körperfleisch  zu.  Um  den  Mais  zu  einer  den  Bedarf  deckenden  Nahrung  zu  ergänzen,  bedarf  es 
des  Zusatzes  von  Eiweiss  und  von  Fett.  Daher  bildet  die  PolentA  mit  Käse,  in  ausreichender 
Menge  genossen,  eine  Nahrung.  Als  Getreidenichl  zur  Herstellung  von  nahrhafter  Suppe  für 
fieberhafte  Kranke  ist  das  Maismehl  weniger  empfchlcnswcrth,  hauptsächlich  wegen  des  re- 
lativ hohen  Uehaltes  an  Maisöl,  das  leicht  ranzig  wird,  wodurch  der  Geschmack  und  die  Be- 
kömmlichkeit nicht  wenig  leiden.  Eher  empfehlen  sich  für  diese  Zwecke  die  aus  Mais  unter 
Entfernung  des  Oeles  hergestellten  Mehle,  die  unter  verschiedenen  Bezeichnungen  „Maizena", 
„Mondamin''  in  den  Handel  kommen  und  neben  8d  pCt.  verdaulichen  Kohlehydraten  nur 
1 — IV2  pCt.  Eiweiss  enthalten,  daher  noch  einen  geringeren  Nährwerth  haben.  Kocht  man  sie, 
anstatt  mit  Wasser,  mit  Milch  und  Wasser  zu  gleichen  Theilen  auf,  so  lassen  sich  Nährwerth 
und  Schmackhaftigkeit  steigern. 

TtmiK. 

MaUirln,  Uoringerbsäure,  Protokateeliuphlorogluciu,  C„H,u08  -f  II3O  —  (OH), '  C«H2 '  Cü  '  CcHj^OID,  -f  HfO,  findet 
sieh  im  Gelbholz  und  wird  aus  dem  w]issuri(;en  Extract  nach  Ausscheidung  des  Mürins  durch  Salzsäure  gefällt. 
Ablagerungen,  die  sich  inmitten  des  Grlbholzes  finden,  bestehen  aus  nahezu  reinem  Maklurin  und  brauchen  nur 
nnkrTstallisirt  lu  werden.  Hellgelbes  Krystallpulvcr.  Suhmp.  :!0U°.  Tu  Wasser  schwer,  in  Alkohol  und  Aether 
leicht  löslich.  Mit  Ferrosalzen  giebt  es  einen  grilnschwarzen  Niederschlag;  es  wird  ferner  durch  AlkaluVde. 
LaimlOsung  nnd  Albuminate  gefällt.     Die  alkalischen  Losungen  bräunen  sieh  an  der  Luft. 

Kachromin,  Cj^iliäOs  +  3H3O,  entsteht  neben  Phloroglucin  hei  der  Beduction  von  Maklurin  durch  Zink  und 
Sebwofelsänre  (Hlasiwetz  und  Pfaundler).  £s  bildet  farblose,  flimmernde  Blättchen,  die  in  Wasser  und  Alkohol 
sehr  schwer,  in  Aether  etwas  leichter  ISslich  sind.  Die  heisse  wässerige  LOsung  filrbt  sich  an  der  Luft  tief 
Tfilehenblau ;  in  der  sehr  verdünnten  alkoholischen  LOsung  bewirkt  Eisenchlorid  eine  viulettrothe  Färbung,  die 
später  königsblau  wird ;  das  entstehende  blaue  Oxydationsproduct  wird  durch  Natriumamalgam  oder  Zink  und  Salz- 
säure wieder  zu  Machromin  reduoirt. 

SPIEGEL. 

Hakropgie.  Unter  Makropsie  versteht  man  die  Erscheinung,  dass  die  (tegenstände  grosser  als 
früher  oder  mit  dem  anderen  Auge  verglichen  gesehen  werden.  Die  Makropsie  tritt  am 
häufigsten  auf  bei  einem  Krampf  des  Accommodationsmuskels.  Die  Gegenstände  erscheinen 
grösser,  deswegen,  weil  schon  bei  einer  relativ  geringen  Anstrengung  der  Accommodation  die 
letztere  für  eine  kürzere  Entfernung  als  gewöhnlich  Platz  greift,  und  wir  uns  daher  im  Ver- 
hältniss  zum  Accommodationsaufwandc  die  Gegenstände  entfernter  vorstellen.  Häufig  ist  gleich- 
zeitig eine  spastische  Myosis  vorhanden. 

Künstlich  erzielen  wir  Makropsie  in  Verbindung  mit  Accoinmod.ttionskrampf  durch  Ein- 
iräuielung  von  Physostigmin*  in  den  Bindchautsack  in  Folge  einer  DitTusionswirkung  durch 
die  Hornhaut  und  einer  Erregung  der  glatten  Mu.soulatur  der  Iris.  Heflectorisch  entsteht 
luweilen  dieselbe  Erscheinung  bei  entzündlichen  Zustanden  der  Hornhaut  oder  der  Iris,  ferner 
ynKB  eine  starke  Reizung  der  Netzhaut  durch  andauernde  Beschäftigung  in  der  Nähe  mit 
Ütinen  Gegenständen,   besonders  bei  greller  Beleuchtung,   oder  selbst  durch  letztere  allein 

60* 


[MakropHie 


—     048     — 


Malaria-ErkrsnkungenJ 


stattgefunden  L;it.  Auch  bei  beginnendem  hj-pnotischon  Zustand,  femer  bei  !!• 
Epilepsie  und  Chorea  ist  Makropsie  in  Verbindung  mit  Accommodationskrampf  bc'-i 
worden.  Seiten  tritt  Maitropsie  als  Begleiterscheinung  der  Mctamorphopsic  auf  bei  ]'.:i.:  . 
kungeu  der  Netzhaut  und  Chorioidea.  Die  Behandlung  hat  sich  gegen  das  zu  Grunde  li.'i 
Leiden  7.u  richten.  Die  Makropsie  ist  meist  sofort  durch  den  localen  Gebrauch  dc^  \-i '^ 
zu  beben.  Es  Lst  deshalb  eine  längere  Atropinkur  sowohl  bei  den  entzündlichen  .lU  i 
reflectorisch  erzeugten  Krampfzustiinden  erforderlich. 


Malaga,  Wiiit<<rlurort  an  dpr  BDdkliirte  Bpim 
•Mn  Kl^i(^)'i>ili.S!;ii(dR,  truckeaes  and  «armes  K 
Il»rbst  il,:..  Wintor  12,3.  Frtthjihr  l»,a».  O. 
Nieronkruikhoiten  ron  Oetober  bis  April. 


Nord- 


nicht. 
p    relativo   : 
Lungpiipbr 


OREKFF 


WCEZBITBiI 


Malaklni   Salic^laldehj-d-p-Phenctidin,    entsteht   aus  Salicylaldehyd    uud    p-Pbenetiiltn 
durch  Condensation  unter  Austritt  von  Wasser: 

<  Es  bildet  hellgelbe,  geschmacklose  Nadeln,    Scbmp.  92°,  schwer  in 

^^  kaltem,  leichter  in  hei.ssem  Alkohol  und  in  Natronlauge  löslich.    Schon 

N=C— CtH^-OH      schwache  Mineralsäuren,  wie  die  Salzsäure  des  JfagCDsattes,  zerleg«)  a 
I  in  seine  Componenten. 

Malakin  ist  als  Antipyreticum,  Antirheumaticum  und  Anodynam 
empfohlen  worden  (Jaqnet).  Die  Herabsetzung  der  Temperatur  erfolgt  sicher,  .iber  langsam 
und  nicht  anhaltend.  Nach  l'/s — 2  Stunden  fällt  die  Temperatur  um  1 — 2"  und  hält  sich  .lai 
diesem  Stande  3—6  Stunden  (Immer mann).  Das  Pracparat  steht  daher  dem  Antipj-rin  nacli, 
zeichnet  sich  jedoch  vor  diesem  durch  das  vollständige  Fehlen  übler  Nebenerscheinungen  juv 
Da  es  in  keiner  Weise  den  Magen  belästigt,  kann  es  längere  Zeit  hindurch  gereicht  werdro 
uud  eignet  sich  daher  für  fiebernde  tubcrculöse  und  t)'phöse,  herabgekoramene  Kranke. 
Beobachtung,  dass  es  Askariden  und  Taenien  bei  seiner  Spaltung  nach  voraufgehendci 
regung  tödtet  (Ottolenghi),  bedarf  der  Nachprüfung.  Die  Dosis  beträgt  bei  Neuratgieo 
Rheumatismus  5,0 — 7,0  j>ro  die,  bei  tuberculösera  Fieber  für  Kinder  die  Hälfte,  als  PulvJ 
in  Oblaten  oder  iu  Fruchtmus. 

J.  JAC0B30K.  I 

Malnria-ErkrankangMi.  Seit  Alters  werden  die  M.ilaria-Erkr.mkujüreii  auf  klitn:ili 
ScIifKlIichkfitt'n,  :iufLuftverderbniss,zuriirkgerührt,  wiesrhnn  die  Bezeiehnuiig„M:i' 
(mal'  aria,  .schlechte  Luft)  beweist,  und  auch  nach  den  neuesten  Ergebnissen  tnfiwffl 
wir  die  Luft,  wenigstens  in  vielen  Fallen,  :ils  Trfigerin  des  Infectiona.stofl'«'-^  ■i.ii..li,-ii 
Die  M.ilaria-Krkrankungen  kommen  in  den  verschiedensten  Welttheilen,  abf;- 
den  kalten  Zonen,  vor  und  zeij^en  eine  ausserordentliche  Vurschiedenheit  de^  KuuiMuh 
Bildes.  Wrilireiid  in  den  gemässigten  Zonen  die  Erkrankungen  oft  so  leicht  siuii. 
da.ss  sie  ohne  jede  Therapie  heilen,  bilden  sie  in  den  heis.sen  Lilndem  den  gefiL^ 
liebsten  Feind  imd  die  Hauptsehwierigkeit  bei  Einwanderungsversuchen. 

Ueber    die  Aotioingie    der   Malaria-Erkrankungen    hen-scht    Uebereii 
indem    man    die  von  Laveran  1.S80    entdeckten    H;iematozoi'n    aus    der  ' 
Amoeben  als  die  Erreger  dieser  Krankheiten  ansieht.     Diese  Malaria-Par.-isiien 
tiren  im  Blute  di's  Mensehen,    sie    übertragen  bei  Ueherimpfimgen    von  Blut  <l 
krankung    auf   andere   Menschen  ((rerhardt)    und    kommen,    wenn    man  Van 
von  mehr  localer  Bedeutung  beiseite  lüsst,  in  fol^nden  drei  wichtigsten  Fomi' 

Die   Parasiten    des  Tertianfi(<bers    erscheinen  kurz    vor   und  im  Sehüttelfro 
Fiebcranfalles    als    kleine,    helle,   kugelige  oder  ovale  Gebilde  mit  lebhafter  I 
bewegung,  sie  dringen  in  die  rotlien  Blutkörperchen    ein    und    wachsen    .auf    I 
des  Haemoglobins,    welches  als  feinste    schwarze  Melanin-Klümpchen    im   I-cibe    iit 
Parasiten    abgeschieden    wird.      N.ich    48  .Stunden    hat    sieh    bei    einem  Theilp    der 
Parasiten  durch  Abschnürung  von  proliferirten  Chromatinklümpchen  (Zietn 
grössere  Auz.ihl  von  jungen  Parasiten  gebildet,  welche  um  den  central  ai; 
Mi'laninh.-iufen    regellos    gel.igert    sind    und    die    sogenannte  „Sporulation 
Par.Tsiten  bilden.     Ein  Theil  der  Parasiten    wächst    zu  gro.ssen  sterilen   I  ■ 
Im  Fiebcranfall  werden  die  jungen  Parasiten  frei,  und  es  beginnt  wiederum  <ler 
Entwickelungsgang.     In  ähnlicher  Weise    findet    die  Entwickelung  der  Para&l 
•^uartaiifiebcrs  statt,    luir  mit  dem  Unterschied,    d.ass  bei  diesen  dreimal  24 
zur  Reifung  erforderlich  sind,  und  d.nss  sich  in  den  Reifeformen  die  jung«'n  Pa 
eigenthümlicher  sternförmiger  Figur  lun   das  centrale  Melaninklömpch«*fi    Ligeru,  )•«»• 
genannte  ,,Gänseblrimchen-Sporulationsfonn". 

Wesentlich  anders  verhält  sich  diejenige  Form  des  Parasiten,  weiche  zuertt 
Laveran  eingehend  beschriebeu  wurde  und  als  „hematoioairo  cn  crräBant",  -Baf 


falaria-Rrkrankuiig^eii 


—     940    — 


Malaria-Rr1irankung:(Mi] 


niondforni",  bezeichnet  wird.  Der  Kntwicki'ltitigKguiij;  dieses  Parasiten  ist  noch  nicht 
klar,  er  entwickelt  sich  ebenfalls  in  den  roiheii  Bliitzcllen,  und  es  scheint,  dass 
die  Halbmi>ude  und  die  ihnen  verwandten  freien  Sphaercn  sterile  Altkömnilinge  kleiner 
endoglnlinhirer  Parasiten  sind.  i>iese  Kornion  sind  hei  Malariafiebern  der  geni.'l.^sigten 
Zone  bisher  nicht  beobachtet  worden.  Die  (^uotidianficber  unserer  Gegenden  und  zum 
Tlieil  auch  die  der  wannen  Länder  entstehen  nach  der  Ansicht  der  meisten  Autoren 
dadurch,  da.ss  zwei  Generationen  des  Tertiantii'jms  oder  melirere  Generationen  des 
Quartantypus  im  Blute  vorhanden  shid  und  au  verschiedenen  Tagen  zur  Reife  ge- 
langen, sodass  der  Fieberanfall  in  Folge  dessen  täglich  zu  Stande  kommt.  Kie 
Quotidianfieber  sind  demnach  in  der  Regel  als  Tertianao  dnplicatae  oder  Quartanae 
triplicatae  aufzufa.ssen,  eine  besondere  Abart  des  l':irasit«'n  nnt  24stflndig6r  Kntwicke- 
loDg  gieht  es  in  den  meisten  Ländern  nicht,  wohl  aber  in  Italien  (Marchiafava  und 
Bignami).  Die  Fntdeckuug  l^averan's  hat  iIit  Di;tgiiiistik  die  werthvollsten  Dienste 
geleistet,  da  bei  zweifelhaften  Fieberzuständen  ilun'h  diu  mikroskopische  Untersuchung 
eines  frischen  oder  mit  Methylenblau  gefärbten  Bluttröpfchens  in  den  leicht  erkenn- 
baren Parasiten  ein  sicherer  Anhaltspunkt  gewonnen  wird  und  auch  ein  negativer 
Befund  in  vielen  Fällen  die  Diagnose  auf  die  richtige  Fährte  zu  leiten  vermag. 

Auch  die  histologischen  und  biologischen  Verhältnisse  der  I'arasiten  sind  gut  ge- 
klärt, ilagegen  gehen  di»^  Ansichten  über  den  Modus  der  Infection  noch  aus  einander. 
Die  Thatsache,  dass  sich  Malaria-Erkrankungen  vornehmlich  in  feuchten  Ländern, 
an  der  Meeresküste,  am  Flussufer,  an  Sütn|(feii  etc.  finden,  dass  sie  sich  femer  be- 
sonders baldig  daini  zeigen,  wenn  durch  Austrockniuig  feuchter  Ländereien,  durch 
Umarbeitungen  des  Erdreii'hes,  durch  Atisrodung  von  Wäldern  u.  s.  w.  Gelegenheit 
zur  Verdunstung  von  durchfeuchteter  Knie  gegeben  ist,  spricht  dafür,  d.'iss  die 
Krankheitskeinie  aus  dem  Erdreich  in  dit?  Luft  gelangen  und  durch  die  Athniungs- 
wege  in  den  Körper  eindringen.  Thatsächlirli  sprechen  hierfür  auch  die  Erfolge 
der  später  zu  erwähnten  prophylaktischen  Massnahmen.  Als  zweite  Möglichkeit  der 
Infection  ist  der  Genuss  inficirten  Trinkwassers  angeschuldigt  worden,  jedoch  hatte 
Celli  bei  Versuchen  mit  Verabfolgiuig  von  Trinkwasser  aus  Malarialioden  negativen 
Erfolg.  Neuerdings  bat  Manson  darauf  hingewiesen,  dass  weibliche  Mosquitos, 
welche  von  Malariakranken  Blut  gesogen  haben,  ihre  Eier  mit  den  Parasiten  auf  da.s 
Trinkwasser  übertragen  können,  und  d;iss  auch  die  sich  hier  entwickelntlen  Larven 
die  I'arasiten  enthalten,  sodass  imgereinigtes  Wasser  inticirend  wirken  kann. 
Drittens  können,  wie  man  schon  im  Alterthume  annahm,  Insectenstielie  von  Mosquitos, 
Mücken  etc.  die  Parasiten  direct  ühorimpfen,  und  R.  Koch  geht  in  neuester  Zeit 
auffälliger  Weise  so  weit,  diesen  Infectionsmodus  als  den  einzigen  bei  Malaria- 
üebertragung  in  Frage  kommenden  zu  bezeichnen,  obwohl  es  doch  auf  der  Hand 
liegt,  dass  sehr  häutig  dort  .Malaria  acquirirt  wird,  wo  keine  Spur  von  stechenden 
Insecten  ist.  Ueber  Vegetiren  und  Entwickelung  der  P.'irasiten  im  Erdreich  ist  nichts 
Sicheres  bekannt.  In  wärmeren  Malariagegenden  findet  man  sie  auch  im  Blute  be- 
sonders von  Amphibien,  ferner  bei  vielen  Vögeln,  und  es  scheint,  dass  diese  Blut- 
parasiteu   nahe  mit  einander  verwandt  sind  (Ziemann). 

Die  kUnischen  Formen  der  Malaria-Erkrankungen  sind:  1.  Intermittirendo 
Fieber,  Wechselfieber,  welche  mit  Unwohlsein,  Schüttelfrost  und  hohem  Tempe- 
raturanstieg beginnen,  mit  steilem  Temperaturabfall  und  profusem  Scbweisso  endigen 
und  dann  freie  Intervalle  von  24,  48  und  72  Stunden  zeigen,  Quotidian-,  Tertiau-, 
Quartaufieber,  die  entweder  stets  zur  gleichen  Tageszeit  den  Fieberanfall  aufweisen, 
oder  bei  denen  der  Anfall  jedesmal  einige  Stunden  früher  oder  später  als  heim  vor- 
hergehenden Male  beginnt,  Febris  intermittens  anteponens  oder  postponens.  [liese 
mehr  oder  weniger  regulären  intermittirenden  Fieber  bilden  in  den  gemässigten 
Zonen  den  hauptsächlichsten  Typus  der  Malaria-Erkr.inkungen,  sie  werden  je  nach 
der  localen  P^ntstehung  als  „Sunipffieber",  „Marsihfieber"  (in  den  Marschen), 
anderwärts  als  „kaltes  Fieber"  bezeichnet.  Manchmal  ist' im  Anfang  die  Unter- 
scheidung von  der  sogenannten  „F^phemera"  schwierig,  einem  kurz  andauernden 
Fieberanfalle,  bei  welchem  dxs  Fieber  jedoch  ausschliesslich  auf  Störungen  durch 
Abkühlungs-  und  Erkaltungseinflus.se  bendit,  nicht  auf  Infection;  ein  .nn  den  Lippen 
auftretender  Herpes  spricht  mit  grosser  Wahrecheinlichkeit  für  Ephemera.  2.  Lar- 
virte  Sdalaria-Erkrnnkungen  kommen  in  allen  Zonen  vor  und  äussern  sich  in  neu- 
ralgischen Affectionen,  z.  B.  Supraorbitalneuralgien,  Gastralgien,  welche  in  regel- 
(Uässigen  Intervallen  aidtretcn,  zumeist  mit  Milzschwellung,   aber  fieberlns  verlaufen. 


fWnlnrin-TIrkrnnkiinarpn 


-     050     - 


Wnlnria^FrkmnkoTit 


[):i  (Ifr  Parasitciiiiachweis    hinr  iKUifiK  uuKeineiii   srhwiorig  ist,  so  wird  (!!<•  Mal.i 
Krivraiikiing    oft    rrst    ilurcli    die   Ohiniiiwirkuiig    lestgi-stollt.      3.    Coutiuu irlicl 
lind  reniittirondi' Fieber  komrut'n  vorzugäwvis«'  nur  in  don  Tropen  vor.   4.  Kbcn 
unrcgplniSKsige  Fif'bf-r  mit  vf>rschiedeii  langen  fiebprfreion  Intervallen,  vorschiede 
iiuhen  Temperatiirstcigennigeii    und  von  prosser  Hartnilrkigkoit.    5.  Als  perniciSisi; 
Fieber,    febros  perni ciosac  s.    coniitatae,    bozeidinet    man    solche    tropisclu-n 
Fieber,    bei    welchen  schwere  Alterationen  des  Nt^nensysteins  im  Vordergnmde  der 
Erscheinungen  stehen.     Man  unterscheidet  hier  eine  algide,  eine  komatöse,  delir 
convulsive,  cholerische  u.  a.  Form.      Eine  besonders  wichtige  Abart  ist  <i.  die  bä 
artige  haemoglobinurische  Form  ,,fii>vre  pernicicuse  hemoglobinuri(|Qo",  „Feb 
iutemiittens    perniciosa    haemoglobinurica".      D.is  hervorstechendste  Symptom  die 
Erkrankungen  ist  eine  massenhafte  Aufliisung  rother  Blutkörperchen,  welche  plötzlid 
unter  hohem  Fieber  und  schweren   Allgemeinerscheinungen    auftritt    und    zu   Ictei 
und  H.iemoglobinurie  führt.      Einzelne  Erkrankungen   führen  in  kürzestor   Frist  la 
Tode.    In  Folge  auffillliger  Dunkelfärbung  des  Urins  wurde  diese  Form  von  England« 
als  „Black water- fever"  bezeichnet,   tnid    deutsche   Autoren  haben  in  wortgetn-i 
Ueborsetzuiig  den  Namen  ,.Sch warzwasserfieber"  in  die  Literatur  eingeführt, 
falschlich  an  einen  Zusaramenhaug  der  Krankheit  mit  Wnsserverderbniss  denken  lif* 

Diese  Erkrankung    tritt    in    tropischen  Gegenden    niemals  bei  solchen  Mensch« 
auf,   welche  erst  kurze  Zeit    in  eleu  Tropen    leben,    sondern    stets    erst    nach   tiiohii 
monatlichem  Aufenthalte  (IMelin).     Vorhergeg;uigene  Malaria-Attacken  scheinen  ei 
Disposition  zu  si-hafTcn;    ebenso  besteht  n:ich  l'lehn    zuweilen  eine  deutliche  iiidi>i 
duelle  Disposition,    (iro.s-ses  Aufsehen  haben  die  Beobachtungen  der  Gebrüder  ['l>'h| 
und    anderer  Tropenilrzte    em-gt,    da.ss    die    h.iemoglobinuri.schen  Anfälle    nianrhnii 
durch  geringe  Dosen  (0,5  —  1,5  g)  Chinin  direct  hervorgemfcn  wenlen,  Angahm.  ili^ 
von  anderer  Heile,  z.  B.  Steudel,  welcher  .s— 10  g  ('hinin   bei   derartigen  Krankd 
anwendete,  bestritten  wurden.    Thatsächlich  scheint  bei  manchen  Individuen  Iwllglid 
durch  den  Tropenaufenthalt  und  in  verstärktem  Maassc  nach  überstandenen  .\nfJll«l 
eine  Disposition  zur  Haeniocytoly.se  aufzutreten,  und  italieni.sche  Autoren  nehmen 
dasa  sich  zu  jedem  Malariafieber  Haemoglobiuurie  hinzugesellcn  krmne.    Die  Anftll 
selbst,    deren    einen   Grawitz    mit    Kohlstock    an    einem    aus    Ostafrika   zurfirl 
gekehrten  Soldaten  zu  beobachten  Gelegenheit  hatte,  haben  die  grössto   Aehrdichktj 
mit  gewissen  Vergiftungen,  z.  B.  iliurh  Kalium  chloricuni,  besonders  aber  mit  .\iifilld 
von   paroxysmaler  Haemoglobiuurie.     (ianz    imwahrscheiulich    ist,    da.ss    eine  Fd« 
schwiMumung  mit  Malariapar.xsiten  die  ])l<"itzliche  enorme  Blutdi.ssolution  bewirkt,  «<ha 
wilre  an  eine  lnto.xication  durch  aufgi-häufte  Giftstoffe  zu  denken,    und  Murri  i.  U- 
hillt  es  für  möglich,  dass  durch  Chinin  ein  unbek.-mnter,  fernientahnlieher  Glf'^'"*''  l>ei. 
sidchen  Men.schen    im  Blute    gebildet    wird,    deren  Zellthätigkeit    durch 
Malariainfection  geschädigt  ist.     Es  scheint  dieser  Hypothese    gegenüber  angiin.m 
d.'iranf  hinzuweisen,  dass  bei  solchen  Personen,  welche  ohne  Mal.aria-Erkrankung,  i- 
in  Folge  hereditärer  Syphilis  und  anilerer  coastihitioneller  Schfidliehkeiten,  zu  Harind 
globinurie    disponirt  sind,    unzweifelhaft  vasomotorische  Reizungen    und  Erhöhung 
des    Blutdrucks    bei    der  Auslösung  der  Anfälle    eine    grosse  Rolle  spielen,    «nd 
wäre    zu    erwilgen.    ob    nicht    die    widersprechenden  Angaben   der  .\utorHn  über 
Wirkung  des  Chinins  bei  diesen  Erkrankungen  dadurch  zu  erklilren  sind,  das»  kleh 
Dosen  desselben,  welche  den  Blutdruck  erhöhen    und  den  Herzschl.ag    bosehlo« 
in  Folge  dessen  den  .\nfall  auslösen  können,  während  die  an  Vergiftung  st 
grossen  Dosen  Steuilel's    durch  Herabsetzimg    ih-r   Herzkraft    innl    des  Blutd 
günstig  W'irken.    Alle  Malaria-Fieber,  auch  die  der  geniüssigten  Form,  können,  w>l 
sie  chroni.scb  werden,  zu  schwerer  Anaemic  und  D.irniederliegen  der  Körjxirfnnction^ 
zu  Abmagerung    und  Siechthnm,    der  sogenannten  Malaria-Kachexie,    führen, 
einzelnen  Fällen  kann  sich  im  Anschluss  hieran  eine  Leukaemio  entwickeln. 

Für  die  Behandlung  der  Malari:i-F>krankangen  kommt  in  erster  Linie  ilas  Chinid 
in  B''traclit,  welches,  bei  den  leichten,  regelmässigen  NVech.selfie.beni  nn^e^cr  Zoo* 
dor  Apyrexie    etwa    sechs    Stunden    vor  dem    zu    erwartenden  Fieberanf.ill    ge 
schon  in  kleinen  Dosen  von  0,5 — 1,0  g  die  Krankheit  heilt.    Üeber  die  WirV 
der  verschiedenen  Chininpr.ieparate  ist  das  Wichtigste  schon  erwähnt  (Bd.  1.  S. 
es    sei     ferner    darauf    hingewiesen,    d;iss    die    Chininsalze    .sowohl    per    o»,    so« 
auch  subcutan  oder  nach  Plelm  bcs.ser  intramusculär  (1,0  Chininum  bimuriaticnni :  '■ 
VV.asser),  ferner  intnivenös  (B.nc colli),  per  atmm  nnd  nucU  durch  Rinn.-ihuui;  tti 


[Malaria>Erkrnn1cnii{B^ii 


MalariiT-KrirriinRnnpenj 


Haut  t»ii)verlcil)t  werden  kßiuion.  In  don  Tropen  wnrdun  im  All^*.'nii.>inuii  grösst-rt' 
Dostin  Chinin  verabreicht  und  zwar  bi-i  den  iiiterniiltirenden  Können  in  der  Apyrexie, 
bei  drn  continnirlichen  jedoch  schon  auf  der  Höhe  des  Fioliers  und  läj^lich  wfihrend 
ca.  drei  Tagen  wiederholt,  woraul'  sich  die  Continuac  nianchiual  in  Interniittentes 
umwandeln.  Gerade  bei  derartigen  schweren  Fiebern  empfehlen  it:dienische  Autoren, 
2uen>t  das  Chinin  intravenös  eiiuuführen.  um  eine  möglichst  schnelle  und  onerpische 
Einwirkung  auf  das  Blut  zu  erzielen.  Im  Gegensatz  hierzu  wanien  Schellong. 
Knhlstock  n.  A.  vor  dem  Gebrauch  des  ChinÜLs  bei  perniciösen  Formen,  da  es  das 
uhnehin  geschwächte  Herz  noch  mehr  scIiUdige.  Diese  widersprechenden  Angaben 
mögen  wohl  zum  Theil  darauf  beruhen,  dasa  die  .schweren  Fieber  je  nach  der  liert- 
lichkeit  sich  verschieden  verhalten.  Noch  .schrofTer  .stehen  sich  die  Ansichten,  wie 
schon  erwrihnt.  betreffs  der  Chiinnwirkung  bei  den  haemoglobinurischeii  Fieber- 
anf&llen  gegenüber.  Knst  wenn  gnKssere  Statistiken  aus  verschiedenen  tropischen 
Gegenden  hierüber  vorliegen,  wird' ein  sicheres  Urtheil  in  dieser  Streitfrag(^  zu  ffillen 
sein.  Schliesslich  sei  erwähnt,  da.ss  bei  Kindern,  welche  der  Infection  noch  stärker 
als  Erwachsene  au.sg&setzt  .sein  sollen,  weil  die  nur  wenig  vom  Boden  sich  erhebenden 
Malariaparasiten  leichter  in  ihre  Athmungsorganf^  eindringen  können  (Bohn),  d,%s 
Chinin  nach  Feuchtwanger  am  besten  als  Chininum  bisulfuricum  dreimal  täglich 
in  so  vielen  Decigrammen  anzuwenden  ist,  wie  die  Kinder  .laliri'  ziUilen. 

unzweifelhaft  ist  die  Chinarinde  und  deren  wichtigstes  AlkaUii'd.  das  ('liinin,  das 
einzige  sichere  Heilmittel  der  Malariaerkrankungen,  huiter  dem  alle  anderen  neuer- 
dings enipfohlcni-n  Mittel  weit  zurück.stehen.  So  wird  das  von  Khrlich  und  Gutt- 
mann  emi*i'nhlene  Methylenblau*  zwar  von  einigen  Acrzten  bezüglich  seiner  Wirk- 
samkeit giTühmt,  aber  weder  ist  der  Heilerfolg  ein  so  jirompter,  wie  beim  Chinin, 
noch  ist  d:iB  .Mittel  als  absolut  luischädlich  anzusehen  und  daher  dem  Chinin  voran- 
zustellen. Als  ganz  unwirksam  hat  sich  das  Pliennkoll*  besonders  bei  den  tropischen 
Fiebern  erwiesen,  zeitweise  genilnut  wurde  die  Anwendung  von  Kucalyptus  globukts*, 
doch  ist  seine  Wirkung  unsicher.  Aehnlich  verhält  es  sich  mit  Heliantlms*  annuus, 
welcher  als  alkoholische  Tinctur  oder  in  K.\tractform  bei  Kindern  gerühmt  wird,  von 
mehr  localer  Bedeutung  ist  z.  B.  Callianiira  Houstuni,  deren  Wurzeln  in  Mexiko  ab- 
gekocht und  besonders  gegen  iiuotidiane  und  leichtere  continuirliche  Fieber  gerühmt 
wi'rden.  Hei  allen  diesen  Mitteln  aus  dem  Pflanzenreich,  zu  denen  noch  die  FTores 
Urticae,  l'olia  l'i.TMt.'iginis,  Piper  nigrum  und  albujn,  Cnrtex  Prani  padi,  Folia  Gnaco  u.  a. 
hinzuzufügen  sind,  muss  mau  berücksichtigen,  das-s  leichtere  Wechselfieber  ohne 
Zweifel  auch  ohne  medicamentöse  KingrifTe  heilen  können,  und  dass  der  Werth  vieler 
dieser  Pflanzi-nstoffe  wohl  mehr  in  ihrer  Wirkung  als  gute  Stomachica  zu  .suchen  ist. 
Ganz  unsicher  ist  die  Wirkung  von  Antipyrin*,  Acidum  salicylicum*  und  andern 
Antipyreticis,  von  Ana  Igen*,  Hebeerinuin  sulfuricum*  und  den  AlkaloTden  der  China- 
rinde wie  Cinchoninum.  Chinioidimuu  etc. 

Die  Diaetetik  ist  bei  den  leichten,  regidären  Malariaorkrankungen  relativ  einfach. 
Leicht  verdauliche  Kost  und  Sorge  für  Stidilentleerung,  Bettruhe  bis  zur  definitiven 
Beseitigung  des  Fiebers  und  alsdann  kräftige  Ernährung  mit  Fleisch,  grünem  Gemüse, 
Milch,  eventuell  mit  Untei-stfltzung  durch  Stomachica,  Kisentincturen  etc.  zur  Be- 
seitigung der  eingetretenen  Anaemie  sind  erforderlich.  Sehr  sorgfältiger  Pflege  be- 
dürfen die  an  schworen  Formen  Erkrankten  und  hier  kommen  ausser  leichter 
flüssiger  Diaet  bei  don  continnirlichen  Fiebern  kühle  Bäder,  bei  Benommenheit  des 
Scnsoriums  mit  kalten  L'ebergiessungen,  kühle  L'mschläge,  reichliches  Trinken  kühlen- 
der Getränke  zur  Herabsetzung  der  Temperatur  in  Frage.  In  den  selteneren  algiden 
Formen  werden  im  Gegensatze  hierzu  heisse  Bäder  and  heis.se  Einpack\nigen  empfohlen, 
in  der  Apyrexie  ebenfalls  Schwitzbäder.  G.egen  den  drohenden  Herzcollaps  müssen 
Analeptica,  gegen  die  mancliniai  sehr  quälenden  Kopf-  und  Gliederschmerzen  Anti- 
pyrin u.  ä.,  in  g.anz  schweren  Fällen  sogar  Narcotica  angewandt  werden.  Nicht 
anders  werden  auch  die  haomoglobiuurischen  Formen  der  perniciösen  Fieber  von  den- 
jenigen behandelt,  welche  hier  das  Chinin  verwerfen.  Nach  A.  Plehn  müssen  be- 
sonders durch  grosse  Mengen  von  Mineralwas.ser  tlie  Harnwege  durchspült  werden, 
um  der  Anhäufung  des  gelösten  Haemoglobins  in  den  Harncanälchen  der  Nieren 
entgegenzuwirken,  dasselbe  sucht  Fisch  durch  gro.sse  Milchgaben  zu  erreichen,  die 
er,  wenn  nöthig,  im  Clysma  verabfolgt,  durch  Kampher  oder  Aether  muss  die  Herz- 
thätigkeit,  falls  sie  schwach  wird,  gehoben  werden,  doch  warnt  Plehn  vor  Alkohol- 
gaben   auf   der   Höhe   der  Erkrankung.     Bei    H-icmocytolyso    und    dadurch    hervor- 


[Mftlaria-ErkraiiRHnSSn 


tftlaria-RrkranRini^Tn] 


ftcrufr-iiHr  lolt^ns^efillirliclifir  Aii.'icmic  h:il  Sti'uili'l  mit  «lin.slinom  Rrfolgi>  dii- 
Transfusion  ausi^i^liilirt.  Bcrtliii'i"  i-miificlilt  gogi'u  die  fi-bris  li,'ieuio^tnbinurir:i 
liaeninstatisflir  Mittel,  b(>si>n(li-'rs  Krgolin,  rloi:h  ist  der  Nntzon  drssciliiMi  schwer  lic- 
^reiflich,  im  Gi'gt'ntln.'il  sclieincii  {^i'ffts.st'rwi'itfrndu  ilittol  nach  den  obigen  Ausein- 
andersetzungen und  auch  nach  den  praktischen  Krl'alirungen  viel  rationeller,  so  wird 
auch  die  günsti};«  Wirknng  des  t.lUorofonus  (nach  Quonncc  4  g  auf  250  Mix 
ginnmosa)  bei  innerlichem  Gebrauche  auf  die  vasodilatirende  Wirkung  bexogi 
Kohlstock  hat  für  diese  schweren  Fieber  SauerstotT-Kinathmungen  empfolib-n. 

Die  larvirten  Malariaerkrankungeu  wenlen  am  sichersten  durcii  Ch 
beseitigt.  Die  Malaria-Kachexie,  Oachexia  palustris,  MalariasiochthumT 
inuss  in  erster  Linie  dadurch  bekämpft  werden,  dass  die  Kranken  aus  der  Fieber- 
gegcnd  in  gesunde  Orte  gebracht  worden.  In  r>eut.sehland  gelten  besonders  die 
mitteldeutschen  (>(<birgi',  der  Har/,,  Kie.sengebirge,  Thüringer  Wald  etc.  für  sehr 
günstige  klimatische  Aufenthaltsorte  für  derartige  Kranke.  In  den  Tropi-u  sind  es 
besonders  trocken  gelegene  Hochplateaus,  welche  zumeist  fieberfrei  und  daher  für 
diese  Kranken  geeignet  sind.  Auch  der  Aufenthalt  zu  Schiff  auf  dem  hohen  Meere 
kann  für  die  lienesung  sehr  günstig  sein.  Am  besten  werden  die  Knuiken,  welche 
die  Malaria  in  den  überseeischen  Colonien  acquirirt  haben,  in  die  Hoirauth  zurück- 
befördert. Neben  guter  Pflege,  leichter  nahrhafter  Kost  und  vielem  Aufenthalt  in 
gesunder  freier  Luft  wird  die  Blutannuth  diesi-r  Kranken  durch  dieselben  Mittel  be- 
hoben, welche  bei  anderen  chronischen  Anaeniien*  in  Frage  kommen,  also  besondere 
tlurch  Arsen*,  Eisen*,  kleine  Chiningaben,  femer  Stomachica  etc.;  Trink-  und  Bade- 
kuren von  salinischen  oder  leicht  eisenhaltigen  'Quellen,  kühle  Abreibiuigen,  Ma.ssage 
und  (iynmastik  können  zur  L'nterstützung  der  Kur  dienen. 

Die  Prophylaxe  gegen  Malariaerkrankuugen  ist  wegen  der  Frage  der  Akklimati- 
.sation  und  Besiedelung  in  tropischen  Gegenden  von  grösster  Wichtigkeit.  Die  iiorsönj 
liehe  Prophylaxe  kann  schon  vor  der  Ankunft  in  der  Fiebergegend  durch  praeviM 
tiven  Chiningebrauch  eingeleitet  werden,  dessen  Wirksamkeit  heute  vou  den  nieist^ 
Tropenärzten  anerkannt  wird.  Besonders  französische  Aerztc  und  an  ihrer  Spitfl 
Lavoran  empfehlen,  kleine  l)osen  (((,2—0,3)  Chinin  tAglich  prophylaktisch  H 
nehnir-n,  wodurch  das  Fieber,  wenn  es  auch  nicht  gänzlich  verhütet  wird,  doch  fl 
seiner  Schwere  gemildert  wird.  Viel  weniger  Schutz  gewähren  die  vou  einigen  eifl 
[ifohlenen  i)ropliylaktischen  Arsengaben,  und  auch  der  von  Schellong  empfuhleifl 
prophyl.aktische  Fiseiigebrauch  hat  wohl  nur  den  Sinn,  durcli  Verbesserung  der  Blofl 
beschalTenheit  den  Kräftezustand  und  die  Widcrstanilsfäliigkeit  zu  hoben.  ■ 

Das  grösste  Gewicht    wird    bei    der  Prophylaxe  heute  von  den  Tr.  tl 

gesunde  und  comfortable  Wohnungsverhältnisse,    auf  zweckmässige    b  .  iM 

mit  Schutzvorriciltung  gegen  Sonnenbrand,  auf  gute  Frnäiirung  bei  möglichster  V<H 
nieidung  von  .Mkohol  gelegt.  Vermeidung  von  Excessen  irgend  welcher  Art,  köqiiM 
liehe  Thätigkeit,  sorgsame  Hautpflege  werden  dringend  emjjfohlen.  Im  Specielli^ 
muss  ein  directer  Schutz  gegen  Infection  mit  Malariakeimen  dadurch  angestrebt  werd<w 
da.ss  die  besonders  des  Abends  und  Nachts  eintretenden  Uodenau-sdünstiingeii  vcfl 
mieden  werden,  besonders  also  NachtmKrsche,  Schlafen  auf  der  Erde  etc.  nicht  aiiH 
geführt  werden.  Auch  sonst  hat  man  versucht,  der  Infection  durch  KinathmuiH 
entgegenzuarbeiten,  und  Henrot  fand,  dass  in  Bengalen  die  Boten  des  Gouvcn^^fl 
welche  beim  .Marsche  durch  Fiebergegendeu  häufig  schwere  Malaria  arqai^^^| 
nicht  mehr  erkrankten,  als  sie  durch  Rcspiratoren  mit  fein  vcrtheiltcr  ThierkoU^^H 
schützt  wurden.  Nuvarre  hält  die  N:isenathmung  auf  dem  Marsche  durch  PJ^^I 
gegenden  für  besonders  wichtig,  er  räth  daher,  unterwegs  d;us  Sprechen  ru  \ertni'iilfl 
und  hält  Nxseukranke,  bei  welchen  dieses  (_»rgan  als  Sicherht'itsventil  für  viogd 
athmefe  Stoffe  nicht  functionirt,  zum  Aufenthalt  in  den  Tropen  für  ungeeignet.       m 

Die  zweite  Möglichkeit  der  Infection,  nämlich  durch  Trinkwasser,  wird  sich  ■ 
vicleu  Fällen  durch  Abkochen  des  Wassers,  durch  Genuss  lmportirt<>n  Miuej-ifl 
Wassers  etc.  beseitigen  l.nssen,  ebenso  ist  es  geboten,  in  Fiebergegenden  br^tndfiS 
sichere  Vorkehrungen  gegen  Stiihe  von  .Mo,s<|uitos    und    anderen  Insecteu    zu  trefT^tl 

Der  Ausbruch  der  schweren  h.iemoglobinurischen  Fieber  wird  nach  Plehn  !■ 
besten  durch  die  angeführte  gesiuidlieiismässige  Lebensweise,  ans'wnlem  dur^| 
energische    Bekäinpfinig   jedes    au.sgebrochenen    Malariafieberanfalles    !•  ■  t^^H 

jedoch  nicht    in    zu  hohen  Dosen    hintangehalten,    da   gerade    vurherg'  "9^1 

trnhirte  Fieber  die  Disposition  zur  Haemoglubinurie  erhöhen.     Aus.senleiu  tst  fiti  bH 


(llaIari»<Ericnakaiigeii  —    063    —  Malignes  Oedem] 

Bonderes  Gewicht  darauf  zu  legen,  dass  geschwächte  Iiidividueu  au.s  derartigen  bös- 
artigen Fiebergegeudea  nach  nicht  zu  langem  Aufenthalte  zur  Krholung  und  Kräf- 
tigang  orlaubsweiHe  iu  gesunde  Gegenden  oder  in  die  Hciniath  gesandt  worden,  und 
Plehn  ist  mit  Recht  der  Ansicht,  dass  durch  eine  liberale  Urlaubsbewilligung  zahl- 
reiche Beamte  für  längere  Zeit  dem  Coloniahlienst  erhalten  bleiben  können. 

Die  allgemeine  Prophylaxe  hat  hauptsächlich  die  Assanirung  der  Bodenverhält- 
nisse zu  berücksichtigen  und  durch  Ableitung  stagnirender  Wässer,  durch  Drainage, 
Flussregulirung,  durch  Bedeckung  sumpfigen  Bodens  mit  reinen  Sandschichten  u.  ä. 
Maassnahmen  auf  Entwässerung  und  Verbesserung  des  Bodens  hinzuwirken.  Auch 
Anpflanzungen  solcher  Gewächse,  welche  durch  starke  Wasseranziehung  austrocknend 
auf  den  Boden  wirken,  wie  z.  B.  von  Eucalyptus  globulus,  Helianthus  annuus,  Kalmus 
und  andere,  sind  in  sumpfigen  Fiebergegendcu  mit  Erfolg  ausgeführt  worden. 

GBAWITZ. 

Malebslnre«  CiH«0«  =  (C02H)-CH=CH-(C02H),  entsteht  nebpu  dnr  storcotsamoren  Fumaralure*  beim  ErUtun 
Toa  Aapfsblare,  iiynUietiseh  tun  Diehloressigcster  durch  Erhitien  mit  roolecularem  Silber  und  naehfolKende  Ter- 
OTifang.  Du  Anhydrid  entsteht  femer  aus  FumarHlLure  dureh  wasserahspaltende  Mittet,  während  umgekehrt  die 
MalflTnaInre  durch  die  Terschiedenarti|.rstcii  Procosse  in  Fumarsftoro  verwandelt  werden  kann.  Sie  krystallisirt 
in  rhonbisehen  Prismen,  schmilit  bei  130°  und  beginnt  bei  etwa  1H0°  unter  Abspaltung  von  Wasser  und  Ver- 
wmndlang  in  das  Anhydrid  zu  sieden.  In  Wasser  ist  sie  sehr  leicht  löslich.  Die  Losung  wird  Ton  Barytwasier  ge- 
fUlt.  Sie  kann,  im  Gegensatz  zur  Fiimarsäun*,  von  Myeelpilzen  nicht  assimilirt  werden.  Das  Anhydrid  krystallisirt 
a«  Chloroform  in  dünnen  Prismen  Tom  .Schiup.  53°  und  Kdp.  202°. 

]{_(;_(;()^  Es  muss   der  Halctnsllure    die  ci.«-Conü|!nratian  (inalelnolde  Form)  lugescbriehen  werden.    Die 

n       ^^       Bildung  des  Anhydrids   sowie   der  leichte  Uebergang  in  die  wegen  der  symmotrisehen  Vertheilung 
]]_A_ro_[{      der  Carbozyle  stabilere  cis-trans-Form  werden  dadurch  leicht  erklirlich. 

"^  SPIEGEL. 

■allpieB  Oedem  ist  eiue  .suptische  Erkrankung,  welche  bei  zahlreichen  Tbiereu  und  gelegent- 
lich beim  Menschen  vorkommt,  sie  wird  durch  einen  Bacillus  verursacht,  dessen  genauere 
Kenntnisa  wir  Koch  verdanken.  Der  Bacillu.s  des  malignen  Oedcms,  der  Vibrion  septique 
von  Pasteur,  ist  ein  dem  Milzbrand  iihnliches  Stäbchen,  welches  im  Gegensatz  zu 
diesem  abgerundete  Enden  hat.  Die  Zellen  .sind  schwach  beweglich  vermöge  ihrer  cud- 
ständigen  Geisscln.  Sie  bilden  echte  Sporen,  doch  nicht  innerhalb  der  Scbeinfäden,  wie 
der  Milzhrandbacillus,  sonduru  mittulständig  in  jeder  Einzclzelle.  Nach  der  Gram'schen  Me- 
thode werden  sie  entfärbt.  Sie  sind  streng  anacrob,  wachsen  unter  anaerober  Züchtung  bei 
gewöhnlicher  Temperatur  in  der  Gelatine,  die  sie  unter  Entwicklung  von  Gas  und  üblen  Ge- 
rüchen verflüssigen.  Ihre  Sporen  finden  sich  regelmässig  in  der  Gartenerde,  im  Hademstaub, 
neben  denen  eines  sehr  ähnlichen  Bacillus,  des  Pseudoocdembacillus,  der  morphologisch  und 
in  seinen  pathogenen  Eigenschaften  ähnlich,  aber  aerob  ist.  Auch  in  dem  Beutel  des  Moschus- 
tbieres  wuide  der  Oedembacillus  gefunden.  Kleinere  N.igethierc,  die  m,in  mit  Gartenerde  in- 
ficirt,  gehen  in  ein  bis  zwei  Tagen  unter  den  Erscheinungen  eines  starken  haemorrhagischen 
Oedems  im  Bindegewebe  zu  Grunde,  in  dem  sich  extravasculär  die  Bacillen  massenhaft  finden; 
irenn  keine  Mischinfection  stattfindet,  ist  dieses  Ocdcm  frei  von  Gasblasen  und  üblen  Ge- 
rüchen. Nur  bei  den  kleinsten  Thieren,  wie  Mäusen,  dringt  der  Oedembacillus  auch  iu  die 
Organe  ein.  Zu  erfolgreicher  Infcction  ist  die  Einbringung  grösserer  Mengen  des  sporen- 
haltigen  Materials  direct  in  eine  grössere  Wunde  des  Unterhautbindegewebes  erforderlich,  die 
einfach  cutane  Impfung  reicht  nicht  aus.  Für  grössere  Tbiere,  wie  Kaninchen,  Ziegen,  genügt 
auch  dieses  Verfahren  nicht,  sondern  es  bedarf  der  gleichzeitigen  Infection  mit  anderen 
Bakterien,  wie  Proteus,  oder  der  Vergiftung  mit  giftigen  Bakterienproducten,  wie  Prodigiosus, 
oder  der  gleichzeitigen  Einwirkung  gewebsschädigender  Substanzen,  wie  Milchsäure.  Man  kann 
Thierc  durch  Einverleibung  mit  löslichen  bakterienfreien  Stoffwcchsciproducten  immuuisiren. 
Das  maligne  Oedem  findet  sich  nicht  selten  auch  spontan  als  septische  Erkrankung  bei 
grösseren  Haustbieren  und  sogar  vereinzelt  beim  Menschen.  Auch  bei  der  spontanen  Infection 
genügt  der  Oedembacillus  niemals  allein  zur  Erzeugung  der  Infection,  sondern  er  tritt  als 
Krankheitserreger  nur  in  einem  durch  andere  Vorgänge  geschwächten  Organismus  auf  und  hier 
meist  vergesellschaftet  mit  anderen  pathogeuen  Mikroorganismen,  wie  I'roteusarten,  Eiterer- 
regem, Pneumoniekokken.  So  hat  man  den  Oedembacillus  im  Blute  erstickter  Tbiere  finden 
können,  ferner  ziemlich  regelmässig  bei  der  fälschlich  als  Geburtsrauschbrand  bezeichneten 
Septicaemie  kalbender  Rinder,  bei  der  er  mit  anderen  Septicaemieerrcgern  vorkommt.  Beim 
Menschen  fand  er  sich  als  secundärer  Oedemeireger  bei  anderweitigen  Krankheiten,  so  bei 
Abdominaltyphus  nach  Moschusinjectionen,  bei  complicirten  Fracturen  und  anderen  schweren 
Wunden,  in  dem  Eiter  von  Pyosalpinx,  als  Complication  einer  septischen  Pneumonie  und  bei 
septischen  Phlegmonen.  Die  Therapie  des  malignen  Oedems  ist  diejenige  der  septischen 
Phlegmonen,  die  Prophylaxe  fällt  zusammen  mit  der  der  Sepsis.  Die  Erfahrungen,  dass  der 
Moschu.sbeutel  den  Oedembacillus  enthält,  und  dass  gerade  hochgradig  geschwächte  Personen, 
bei  denen  die  subcutane  Moschustherapie  in  Betracht  kommt,  besonders  empfänglich  für  diesen 
Bacillus  sind,  erfordern  antiseptiscbe  Zusätze  zur  moschushaitigen  Injectionsflüssigkeit. 

A.  OOTTSTEIN. 


i_     954     _ 


niTtöivwfr 


MAllOtnH  J,  Mni^U.  l*1Tiitizonf;ttlt(ii){;  uun  Atyr  Vnm.  rli*r  Kiiphorbtttcnati*,  rnlifrUm.  A«»l)f  phH»i(,  HlUin«  und 
SLiliLivtitir  tnil  wfo^hüoi-  nilpr  |:r>i£itn6tändJKoti,  utitpr^HiU  ilrDjft^iibaarigMn  llUttfrii.  BUllliiiii  tliuf^ei*cil  vrtrllii*ill,  nti 
filnrAf  lii'nl  Pcriiiiitb.  Sani<>i)  ntitio  (.'nruurula.  t'nti>r  den  HOArton  im  trupisrbvn  Ksivn  liofitrt  M.  plii  ll  p  p(  aanci 
J  Vdfll.  (Cruton  pli  il  i  pp  i  n  13  n  s  ii-  l>ain..  KotMi^m  tiHctoria  Bnili.,  Ri>ttl«<r»  ilnr«nti«fl«  UüvL  »t  / 
^in  Strauch  mler  hitt  il  ui  HUhi?  «rTPiulit>ud(.<r  Baum,  Kiiiuala*  t.  Ulanilular  riottlur«p. 

JL 

MalmPlIy^   St>dl  in  der  Rlipinprorini.  3M\  m  lioch.   oit  drei  lioliIvDSSurercichen  alkalUeii-frdiicaii  Bluasfi>*tUa| 
(l'.tMi  Eilten',  n,iM  CaleinmbicurbonKtJ,  wolehe  innorlioti  gebrkuaht  werden. 

MlUOjAf    klini&ttAeher   Sommer-    and  Winterknrort,    181 1  m   liurb    Im    Oberen^kdin,    Raotou    GraubDnd**n,    K»t*K 
Mittlere  Temperatur  Juli  bis  September  lUiSö".  relative  FenchtliElieil  96  pCt. 

W. 

MalonsSarO,    Kethandiearbomaurc.    CjBtO,  =  CO,l) '  CH, -  COjII,    roii    lleataigne«    bei    UxydtfiaB 

AepfelRäorr»  18A8  beobacbti^t,    findet  sieb    tiatUrlicb  ioi  KUbensafle.     SyntliQtiscb  wird  sie  ans  Ot"^'"-"-'""'*-"-  -*' 
Veraeifong    (fewontinn.      Sie  JcrystaUintirt    in    triklinen  Tafpln.    Srlimp.  133—134^,    »ernillt    beiii; 
KohlensSure  und  Essinfifture.  iiu  Vapuam  ist  sie  anierr^etat  «nblimirbar.      Hie  ist  in  Wa«*er  nn.l 
lieh.     Die  S^lze.  mit  Aufnahme  der  AUaliitaUe,    Hind  «rliwer  Irt^licb,     r>io  UalunHfture  bat   ' 
den  Auflian  kgblenstuffreicher  Verbindriiigrn,  da  in  ihren  E-*itom  die  WasüerHtoffatome  dn  < 
Naehharscbaft  der  beiden  ^tark   negativen  (Gruppen  Uhnliob  wie  im  AneteAsigeater  dnrob   N 
UDil  die  hierbei  entatehoodeD  Natriumvorbiudnngvn  sieh  mit  organiaohen  HalogeaTerbinduugeu  gUtt  umsi^t^en. 

»PIEUEU 

Maloneiia  A.  ÜC.  rflanienRattung  aus  der  Farn,  der  Apor/naeeac.  Tribiu  E«bitideae,  etwa  30  Ailra. 
kleinere  and  grlst^ern  Bllnmo  des  trnpiKehOD  We«tafrlkaB  und  Amorika.«.  IMe  Azäbligen  Blutbeo  «lad  mitx«t|^CA. 
weis«,  KelbgrQn  oder  rütblieb.  Ralgrmohte  xiemlieh  sehlank,  die  awelreihig  angeordneten  Samen  oft  behaart  odar 
wollig.    M.  ni  t  i  d  a  Bpmce  10  u  achamaea  toxi  fera),    ein  Baum    Centralamehkas,    liefert    G  u  a  e  bau  aea- Hernie. 

Xa1plghiacea6.  PHamonfam.  aus  der  dikot]rlcn  Reihe  der  Aeseulinae*.  Cbarakteiuirt  durch  gegeo  dai  ilrlttr 
Kelchblatt   i>ebrtlg  zy^omorphe  Blutheu.     Räume  und  Str&ueher,  oft  windend. 


Maltalleber.     Man    versteht   unter   dieser  Bezeichnung   eine  mit  hohem,  langdauomdem  Fieber 
einhergehende  Infectionskrankhcit,  welche  in  Mntto.  Gibraltar,  Cypern  u.  a.  0.  eudii  ' 
in  den  verschiedenen  Küstenländern  des  Mittelländischen  Meeres    epidemisch    oder 
vorkommt.     Diese  Krankheit  nimmt  ihrer  Symptomntologie    nach  eine  Mittetstelliiiig  /■* 
Unterli'ibstj"phu3  und  Maliiriafieber    ein    und  wird    in  Folge   dieser  Eigenthümlichkcit  }• 
dem  Praevaliren    dieses    oder  jenes  Symptoms  mit  folgenden  Synonymis    bezoichuot:    .Wai 
typhus",  .gastrisches,  rcmittirendcs  Mittelmeerlieber".    „Gibraltar  fever',  .Rock  (cver",  ,Ne 
polilan  fever",  .febbre  gastro-biliosa*,  .fcbris  sudorali.'i'',  .fcbris  miliaris",  „febricola  ty 
,febris    typhoidea    atypica'',    ^typho-malarial-fever"',    ,,pseudo-tifo"  etc.     In   dem  Symptl 
complex  dieser  Krankheit  sind  am  hervorstechendsten:  hohes  Fieber  von  langer,  uubestin 
Dauer  mit  auffälligen  Neigungen  zu  Schwankungen,  sodass  Hughes  gerade  hierin  ein  Uaupl 
characteristicum  sieht  und  daher  die  Krankheit  als  „undul.int  fever'  bciciehnct.    Sl.irkc  Coq 
stipalion,    häutige    und    profuse  Schwcisse,    neuralgische  Beschwerden,    arthritische  Schracrj'.« 
sind  ferner  die  wesentlichsten  Zeichen  dieser  häutig  schwer  zu  diaguosticirenden  Krankheit. 

,\ls  Erreger  dieser  Krankheit  wird  der  von  Bruce    entdeckte   Micrococeus  melitensix 
gesehen,    welcher    nach    den    neuesten  Untersuchungen  von  Wright  und  Smith,    sowie  va 
Kretz  in.sofem  eine  besondere  diagnostische  Bedeutung  besitzt,    als  er  im  Serum  von  Mall 
tieber-Kranken  deutliche  Agglutination.serscheinungen  zeigt.    Diese  Autoren  messen  der  Iteactid 
eine    ähnliche    diagnostische   Bedeutung    bei,    wie  der  WidaPschen  Typhus-Reaction,    zao 
Kretz    gefunden    hat,    dass    noch    bei    einer  800fachen  Verdünnung  des  Serums  die  Kokkt 
deutliche  Agglutination  zeigen.      Bei  sporadischen  Fällen,    welche  z.  B.  in  den  BalkaoittMtro 
anscheinend  nicht  selten  vorkommen,  würde  diese  Reaction  besonders  werthvoU  sein. 

Die  Behandlung  dieser  Krankheit  kann  nur  symptomatisch  geführt  werden,    da  es  irfCO 
ein    specilLsch    wirkendes  Mittel    wie    bei  Malaria    hier    nicht    gicbt.     Das  hohe  Fieber    wii 
wie  beim  Abdominaltyphus,  mit  kühlen  Bädern,  Waschungen,  Uebergiessuugen  gemildfl 
neuralgischen   Schmerzen  durch  Antipyriu*   oder    milde  Narcotica    beseitigt.     Die  Uaxip 
muss  der  allgemeinen  Pflege    und  Ernährung    der  Kranken    gewidmet   sein,    wobei    elw»~ 
selben  Grundsätze    wie    bei  der  Typhuskrankenprtegc    zu  befolgen  sind.     Zweckmässige.  La 
rung  in  gut  gelüfteten  Zimmern,  vorbeugende  W.isclmngen  in  Rücksicht  auf  Decubitus,  leic 
verdauliehe,  flüssige  Diaet,  Beseitigung  der  Verstopfung  durch  milde  Abrührmittel.    Die  MorU 
lität  ist  gering  und  wird  auf  durchschnittlich  2  pCt.  der  Erkrankten  angegeben. 

V'rophylaktisch    lassen    sieh    keine    speciellen  Vorschriften    geben,    da  die  EnstdiUDg 
Krankheit  auf  allgemeine  schlechte  hygienische  Verhältnisse,    besonders  der  Wohni 
zogen  wird,  ihre  Verhütung  also  durch  allgemeine  hygienische  Verbesserungen  zu 

CIKA". 

Maltoiiweln.     Ist  ein  Getränk,    welches  im  Geschmack  dem  Wein  gleicht,    aber  ans  Malr  vi 
nicht    aus  Traubensaft   hergestellt  wird.     Zu    diesem  Zwecke    werden    die  H' 
Traubenarten,  hauptsächlich  der  Trauben  aus  südlichen  Gegenden,  z.  B.  der 
ungarischen,  aus  kleinster  Menge  in  Reincultur  gezüchtet  nnd  hiermit  eine  eigviu 
Bierwürze  vergährt.     Dieselbe    enthält   ca.  80  pCt.  Maltose,    20  pCt.  Isomaltose   u:. 
In    derselben  wird   durch  Zusatz  von    rein   gezüchteten  Milchsäurebakterieo   ein   lieh^l   t4 


[MaltoHwrfn  —    95ß    —  Malnm  coxae  senile] 

0,6 — 1  pCt.  Milchsäure  erzeugt.  In  dieser  Würze  tritt  nun  nach  Zusatz  der  Hefe  eine  stürmische 
Alkoholgäfarung  ein,  die  bis  zu  14.  ja  selbst  18  Volumeiiprocent  Alkohol  bildet.  Zugleich 
entwickeln  sich  damit  die  cigcnthümlichen,  den  bctretfenden  Trauben  bezw.  den  daraus  ge- 
wonnenen Weinen  charakteristischen  Riech-  und  Geschmackstoffe.  Dieselben  sind  zunächst 
noch  von  dem  Halzgeschmack  und  Geruch  überdeckt.  Dieser  Beigeschmack  verschwindet, 
nachdem  das  Gährproduut  einige  Wochen  lang  einer  Nachgährung  bei  einer  Temperatur  von 
ca.  50"  C.  mit  einem  stetig  erneuerten  Luftstrom  ausgesetzt  ist.  Es  handelt  sich  also  streng 
genommen  um  die  Herstellung  eines  Bieres,  aus  dem  aber  durch  die  besondere  Wahl  der  Hefe 
und  durch  die  Leitung  der  Nachgährung  ein  Ge&äuk  geworden  ist,  welches  mit  Bier  gar 
keine  Aehnlichkeit  mehr  hat,  sondern  im  Ansehen  und  Geschmack  und  Alkoholgehalt  durchaus 
den  Weinen  gleicht,  von  denen  die  betreffenden  Heferacen  stammen.  Der  Vorzug  dieser  Haiton- 
weine liegt  darin,  dass  sie  reinen  Gäfarungsalkohol  (Acthylalkohol)  enthalten,  während  die 
südlichen  Weine  mit  fusclreichem  Sprit  versetzt  werden.  Es  kommt  hinzu,  dass  die  Malton- 
weine einen  hohen  Malzextractgnhalt,  Albumosen  und  bis  zu  0,15  pCt.  phosphorsaure  Salze 
haben,  wodurch  ihnen  gegenüber  den  Weinen,  Kunslweinen  und  Wcinliqueurcn  ein  besonderes 
Gepräge  aufgedrückt  wird.  Im  Geschmack  sind  die  Maltonwcine  kaum  von  den  Traubenweinen 
au  unterscheiden.  Allerdings  haftet  ihnen  ein  gewisser  sehr  leichter  Beigeschmack  an,  der 
einen  brot-  oder  nussäbnlichen  Charakter  hat,  indessen  werden  sie  auch  von  verwöhnten 
Zungen  gern  genommen,  und  es  kommen  ihnen  als  stärkenden  Getränken  in  vollem  Maasse 
alle  jene  Eigenschaften  zu,  welche  den  guten  starken  Südweinen  eigen  sind.  Bis  jetzt  hat 
man  Maltonweinc  von  dem  Geschmack  des  Sherry,  Malaga  und  Tokayer  hergestellt. 

EWjlLD. 

■altose,  die  pflanzliche  Diastase,  Diastase  des  Mund-  und  Bauchspeichels  (Pankreassaft),  geht 
bei  weiterer  Einwirkung  der  Fermente  in  Traubenzucker  über.  Findet  sich  in  der  Mundhöhle, 
noch  reichlicher  im  Dünndarmchymus,  bei  Amylum Verdauung.  Wird  daher  Maltose  als  solche 
dem  Körper  zugeführt,  so  bleibt  gevissermassen  die  zur  Herstellung  von  Maltose  aus  Amylum 
erforderliche  Verdauungsarbeit  erspart.  Daraus  leitet  man  als  vorthcilhaft  iib,  zumal  Kindern 
eine  Maltose-haltigo  Nahrung  (Kindermchle*)  oder  schwächlichen  und  reconvalesccnten  In- 
dividuen das  MaltoKC-haltige  Malz*  zu  verabreichen.  UUNE. 

Maltose,  Malzzucker,  Ci2H220if  entsteht  aus  Stärke  durch  Einwirkung  der  Malz- 
diastase  und  thierischcr  Fermente,  auch  der  Schwefelsäure;  sie  ist  der  gäbrungsfähige  Zucker 
aller  Kartoffel-  und  (letreidebranntwcinraaischen,  wie  auch  der  Bierwürzen.  Sie  krystallisirt 
mit  1  Mol.  Krystallwasser  in  feinen  weissen  Nadeln,  ist  in  Wasser  löslich,  stark  rechts- 
drehend. Sie  rcducirt  Fehling'sche  Lösung,  wird  durch  Alkalien  leicht  zersetzt,  durch  Hefe 
leicht  und  vollständig  vergohren,  durch  Diastase  und  Invertin  aber  nicht  verändert.  Bei  der 
Hydrolyse  liefert  sie  ausschliesslich  d-Glukose.  Mit  Essigsäure  und  Natriumaeetat  liefert  sie 
ein  Octoacetylderivat  Schmp.  150 — 155°,  mit  Phenylhydrazin  ein  Osazon  Schmp.  206".  Bei 
Oxydation  mit  Bromwasser  entsteht  Maltobionsäure,  Gi2H220is,  die  durch  Hydrolyse  d-Glukose 
und  d-61ukonsäure  liefert.  Maltose  ist  wahrscheinlich  die  zuckerartige  Componente  des  Amyg- 
dalins  (E.  Fischer). 

SPIEOEL. 

Malnm  coxae  senile.  Unter  Malum  coxae  senile  versteht  man  eine  Alterserkrankung  der  Hüfte 
die  mit  dem  Namen  Arthritis  deformans  bezeichnet  wird.  Derartige  Gelenkserkrankungcn 
werden  im  Allgemeinen  mit  Bädern,  Pricssnitz'schen  Umschlägen,  Massage,  Elektricität, 
daneben  auch  wohl  mit  internen  Mitteln  wie  Jod,  Arsen  und  Lcberthran  behandelt.  Diese 
Hülfsmittel  leisten  jedoch  nur  dann  Erspriessliches,  wenn  sie  in  frischen  Fällen  angewendet 
werden.  Doch  ist  in  der  Regel  der  Erfolg  nur  ein  vorübergehender.  Denn  ein  Rückfall 
kommt  nach  dem  anderen.  Die  Deformität  nimmt  immer  mehr  zu,  ebenso  die  Muskelatrophie 
am  erkrankten  Gelenk,  und  so  werden  die  Patienten  immer  hülf  loser.  Entweder  kommen 
dann  die  Krücken  an  die  Reihe  oder  der  Rollstubl,  von  denen  die  Patienten  nicht  wieder  los- 
kommen. Wie  gross  die  Beschwerden  oft  sind,  beweist  die  Thatsache,  dass  sich  viele  Kranke 
zu  eingreifenden,  oft  recht  erfolgreichen  Operationen  entschliessen  (W.  Müller). 

Immerhin  ist  die  Operation  —  Resection  der  erkrankten  Gelenkcnden  —  doch  als  Ulti- 
mum refugium  zu  betrachten,  und  glücklicherweise  ist  man  vielfach  in  der  Lage,  sie  durch 
eine  geeignete  mechanische  Behandlung  ersetzen  zu  können. 

Man  hatte  schon  vielfach  zur  Entlastung  der  erkrankten  Gelenke  geeignete  Stützapparate 
empfohlen  (v.  Volkmann).  König  empfiehlt  einen  dem  Taylor'schen  ähnlichen  Apparat, 
ebenso  Tillmanns.  Hoffa  empfiehlt  nach  seinen  zahlreichen  Erfahrungen  die  Schienenhülsen- 
apparate  aufs  Wärmste.  Mit  denselben  hat  er  schwere  Arthritiden  behandelt,  die  nach  ver- 
bal tniss  massig  kurzer  Zeit  soweit  geheilt  wurden,  dass  die  völlig  arbeitsunfähigen  Patienten 
wieder  ihren  Beruf  aufnehmen  konnten.  Der  Zweck  der  Anlegung  solcher  Apparate  ist  einmal, 
das  deforme  Gelenk  zu  entlasten,  dann  zu  distrahiren  und  die  falsche  Stellung  des  Beines  zu 
corrigiren.  So  lernen  die  Patienten,  die  nur  mühsam  an  Krücken  oder  gar  nicht  mehr  gehen 
konnten,  in  den  Apparaten  an  Stöcken  und  schliesslich  auch  ohne  solche  gehen.  Hoffa  ver- 
bindet die  Apparatbehandlung  mit  einer  Behandlung  der  atrophischen  Muskeln  mittelst 
Massage  und  Elektricität.    Der  Apparat,   der  sonst   ständig  —  Tag  und  Nacht  —  getragen 


fMalnm  roxne  senile 


—     956     — 


Malnm  Pottill 


wird,  solniigK  die  Deformität  des  (i>.-leokes  tjostubt,  wird  .ibgitijuiniiiuu,  .lobalU  icUtc^rc  aoM 
iiühcrnd  licsvitigt  ist.  Die  Muskeln  der  gaozeii  Extri-miliil  worden  dnnu  rt:|^elrccht  moäsirt  uufl 
mit  dem  faradischeu  Strom  beliandelt.  Nach  Buuudi^iiiii^  dicsiT  Matiipiitationon  wird  dflfl 
Apparat  sofort  wieder  angeluvt.  Man  sieht  unter  snlulior  Boliandlung  schwere  Processe  all 
den  Hüften  zum  ^^'tillstaIld  kommen  und  die  Gelenke  wieder  viel  beweglicher  werden;  in 
manchen  Fallen  functionirto  nach  Jahresfrist  daa  liclonk  sogar  ohne  Apparat  gut  ond 
schmerzlos.    Die  Apparate  sind  in  Hoffa,  Lehrbuch  für  orthopaedisohe  Chirurgie,  bcächhebea] 

IIOFFA.  g 

MRinni  perforans  pedia,  auch  „Mal  perforant  du  pied"  wird  eine  eigRnthümliche  GeschwürM 
bildung  an  der  Fusssohle  genannt,  die  unaufhaltsam  in  die  Tiefe  vordringt,  und  für  die  neM 
vüse  Störungen  verantwortlich  zu  mncheD  sind.  Die  Schmerzlosigkeit  des  Processe-s  und  dia 
Unemptiudlichkcit  der  umgebenden,  häufig  atrophischen  flaut  sind  besonders  charakteristiselH 
Die  Behandlung  dieses  ueuro-paralytisehen  F'rocesses  unterscheidet  sich  in  nichts  von  defl 
Behandlung  anderer  Geschwürsbildungeu,  führt  aber  als  solche  niemals  zum  Ziele.  Um  iaM 
Bein  wieder  gebraucbsrähig  zu  machen,  bleibt  schliesslich  nur  die  Ablatio  des  erkrankten 
Theiles  übrig. 

KTBCHBOFF.     M 

Malnm  Potttl.  Bei  der  Behandlung  des  Malum  Pottii,  der  tubcrculöscn  Entzündung  der  Wirbefl 
säule,    muss  zunächst    eine  kräftige,    antituberculüsc,    medicinisch«,    diaetetische  Allgemeinbefl 
handlung  erstrebt  werden.     Man  hat  Fürsorge  zu  tragen  für  eine  trockene  Wohnung,  kräftigt 
Fleischkost,  ausgiebigen  Gcnuss  frischer  Luft  und  Verabreichung  appetiterregender  und  tonisi- 
render  Mittel,  unter  denen  der  Lebcrthran  eine  Rollo  spielt. 

Sodann    kommt    die    mechanische    Behandlung    in    Betracht,    die    auf    die    LocAÜaation 
der  Erkrankung    direct    einwirkt    und    deren    Aufgabe    es    ist,    einerseits    dem    Patienten    di^ 
Schmerzen  zu  nehmen,  andererseits  die  Buckelbildung  nach  Möglichkeil  zu  beschränken.     Elfl 
reicht  wird  dieses  Ziel  einmal  durch  die  Entlastung    der  erkrankten   Partien    der  \Vii-l"i- '•■•iSI 
von  dem  Druck  des  supragibbärcn  Rumpfsegmentes  und  dann  durch  eine  oxacteFi-  r] 

ganzen  Wirbelsäule.  Eine  derartige  Entlastung  um!  Fixation  ist  durch  portative  ,,,  ...liij 
mit  unseren  augenblicklichen  Hülfsmitteln  nicht  zu  erreichen  und  daher  ist  die  ambulantfl 
Behandlung  einer  floriden  .Spondylitis  nicht  möglich  (Uoffa).  Es  kann  dies  nur  in  einM 
roodilicirten  Horizontallage  geschehen  und  d;is  Einhalten  einer  solchen  bis  zur  begiiina^^| 
Consolidirung  der  erkrankt  gewesenen  Wirbel  ist  eines  der  driugendsten  Postulate.  Erst  ■ü^l 
tritt  die  ambulante  Behandlung  mittels  portativer  Stützapparate  in  ihre  Rechte.  Beides  gea 
schiebt  nach  den  bei  Kyphose*  abgehandelten  Methoden.  ■ 

Was  die  Senkungsabscesse  anbetrifft,  so  werden  diese  mit  Jodoforminjectioneu  bebanddtfl 
Nach  voraufgegangener  Aspiration  des  Abscessinhaltes  injicirt  man  am  zweckmässigyteo  ciuM 
Mischung  von  10  Jodoform  mit  100  Glyccrin  oder  100  Olivenöl  in  einer  Quantität  von  80  bM 
40  g,  je  nach  der  Grösse  des  Absccsscs.  In  der  R«gel  füllt  sich  derselbe  bald  wieder,  unfl 
CS  müssen  die  Functionen  und  Injectionen  im  Verlaufe  von  4 — 8  Wochen  circa  3—4  maB 
wiederholt  werden,  sodass  zur  Heilung  eine  Zeit  von  circa  3 — 4  Monaten  erforderlich  »<tM 
Wälirend  dieser  Zeit    bildet    sich    an  Stelle    des  Abscesses    eine  feste,    mit  den    ui:  il 

Tbeilen  verwachsene  Induration  aus;  die  Bacillen  der  tuberculösen  Granulationsscli;  il 

zu  Grunde  und  damit  sistirt  die  Gewebswucherung:  der  Absccssinhalt  geht  zun.icb^l  iiuafl 
schleimige  .Metamorphose  ein  und  dickt  sich  allmählich  ein.  An  Stelle  des  Jodoforms  wirfl 
namentlich  in  FVankreich  vielfach  der  Naphtolkamphur  angewandt,  bei  dem  jedoch  vcr^ 
sobiedentlich  Intoxicationen,  insbesondere  bei  grösseren  .\bsccsscn,  beobachtet  worden  stndj 
Neuerdings  wird  auch  die  Zimmtsäure  empfohlen.  Die  langviame  Heilung  hat  vielfach  zu  V«r9 
suchen  Anlass  gegeben,  den  Abscess  zu  incidircn,  zu  entleeren  und  zu  draiairen.  EiH 
derartiges  Vorgehen  ist  im  Allgemeinen  nicht  empfehlcnswerth,  namentlich  wenn  d(M 
urspriiugliche  Krankheitsprocess  noch  nicht  erloschen  ist;  in  diesem  Falle  kann  die  Aui^ 
heilung  nur  eine  flstulöse  .sein,  bei  der  die  Gefahr  einer  Sepsis  in  Folge  der  1t  -  -  M!;and-5 
lungsdauer  sehr  schwer  ins  Gewicht  fällt.  In  der  Regel  ist  die  breite  Spaltung  .-sMaJ 

nur  dann  indicirt,  wenn  der  locale,  ursprüngliche  Process  schon  längere  Zeit  ....^^,  ,,^u.ij|^H 
und  die  Absccsse  nach  aussen  durchzubrechen  drohen,  ferner  bei  Abscessen,  die  durcI^^^H 
LocaUsation  lebcnsgerährlich  werden  (retropharyngcalc,  retrooesophageale),  und  bei  sol^^^f 
die  hohes  Fieber  verursachen.  Etwa  zurückbleibende  Fisteln  kann  man  durch  reiten^^^H 
jcctionen,  wie  durch  Einspritzen  verdünnter  Lösungen  von  Jodtiuctur  oder  von  JodofonMH 
oder  durch  Einlegen  von  Jodnformstäbchen  zum  V'erschluss  zu  bringen  suchen.  ^ 

Die  Behandlung  der  spondylitischen  Lähmungen  geschieht  gleichzeitig  durch  die  fixirtfl 
Horizontallage  oder  durch  Anlegung  eines  Stützcorsets.  Durch  die  Entlastung  der  WirbrW 
säule  wird  auch  der  epidurale  Druck  günstig  beeinflusst.  Ein  vorzügliches  Mittel  ist  (m|H 
die  permanente  Extension,  die  freilich  lange  Zeit  hindurch  fortgesetzt  werden  musa>,  ^^^H 
die  aber  selbst  bei  Jahre  lang  dauernder  Comprcssion  mit  schwerer  Lähmung  roll»t^^|H 
Heilung  erzielt  worden  ist.  Wird  die  Lähmung  hierdurch  nicht  günstig  beeinflusst,  <tu  kanfl 
man  mittelst  Elektricität,  durch  Massage  und  passive  Gymnastik  dafür  sorgen,  das»  die  1lu>kelifl 
in    ihrer    Eniiihrung   nicht    zu    weit   zurückbleiben.      Gegen  Muskelspasmen    h»t    irioli,    veaH 


[Halam  Pottii  —    957    —  Halra] 

Chlonlhydrat  und  Bromkali  versagen,  das  Curare  recht  wirksam  gezeigt.  Man  injicirt  etwa 
0,0035  subcutan  und  wiederholt  diese  Dosis  nach  2 — 3  Tagen,  bis  die  tfuskelsteitigkcit 
nachgelaasen  bat,  was  etwa  im  Verlauf  von  2  Wochen  der  Fall  ist.  Die  Behaudlung  der 
Blasen-  und  Mastdarmlähmung  geschieht  nach  den  allgemein  gültigen  Regeln. 

Auch  auf  operativem  Wege  .sucht  man  die  spondylitischea  Lähmungen  zur  Heilung  zu 
bringen.  Im  Anschluss  an  die  Eröffnung  von  Senkungsabscessen  suchte  man  längs  der  Bahn 
dieser  Abscasse  direct  an  den  Knochenherd  zu  gelangen  und  diesen  auszumeisseln  oder  aus- 
sakratien  (Israel,  Fraenkel,  Vogel,  Chavasse,  Reeves,  Podres).  Bei  lumbaler  und 
dorsaler  Spondylitis  schnitt  Treves  direct  auf  die  Wirbelsäule  ein,  suchte  an  die  vordere 
Seite  des  Wirbelkörpers  zu  kommen  und  den  Herd  möglichst  früh  auszukratzen.  Vor  der 
Aiuf&brung  solcher  Frühoperationen  ist  dringend  zu  warnen;  der  Krankheitsherd  an  der 
VordeTfläche  ist  schwer  zu  erreichen:  die  Entfernung  des  ganzen  erkrankten  Gewebes  ist  un- 
m^Uch  und  dann  bleiben  Fisteln  zurück,  die  eine  ordentliche  mechanische  Behandlung 
verhindem. 

Diesen  Eingriffen  stehen  nun  diejenigen  gegenüber,  welche  die  Compressionsmyelitis  dadurch 
direct  zur  Heilung  zu  bringen  suchen,  dass  durch  Rescction  der  Wirbelbögen,  durch  Entfernung 
etwaiger  Granulationsmassen  und  Exstirpation  schwielig  verdickter  Gewebe  das  Mark  von  einem 
etwa  auf  ihm  lastenden  Druck  befreit  wird  (Jakson,  Mac  Ewen  und  Andere).  Die 
Prognose  derartiger  Operationen  ist  eine  sehr  ungünstige;  gcrathen  sind  sie  vielleicht  in  den 
seltenen  Fällen,  in  denen  der  Wirbelbogen  der  Sitz  der  Tuberculose  ist.  In  der  Mehrzahl  der 
Fälle,  in  denen  die  Tuberculose  ihren  Sitz  im  Wirbelkörper  hat,  ist  ein  operativer  Eingriff 
höchstens  dann  gerechtfertigt,  wenn  Lähmungen  bestehen  und  trotz  rationeller  Behandlung 
weitergehen  und  Blase  und  Mastdarm  befallen.  Nothwendige  Voraussetzung  für  die  Operation 
ist  aber,  dass  die  Diagnose  eines  epiduralen  Exsudates  feststeht.  Ein  solches  ist  anzunehmen, 
-wenn  bei  vorhandener  Lähmung  kein  Gibbus  besteht,  wenn  die  Lähmung  sich  langsam,  aber 
stetig  vermehrt  und  vor  allem,  wenn  Störungen  des  Markes  durch  Wurzelsymptome  einge- 
leitet werden  oder  sich  die  Wurzelsymptome  auf  mehrere  Nervenwurzeln  ausbreiteu.  Wa.s 
die  Technik  anbetrifft,  so  legt  Vincent  durch  Längsschnitte  zu  beiden  Seiten  der  Wirbel- 
säule den  kranken  Wirbclkörper  frei  und  drainirt  denselben  (Drainage  transverso-vertcbral). 
Menard  nimmt  dagegen  den  kranken  Wirbel  von  der  Seite  her  in  Angriff,  indem  er  die  be- 
treffenden Querfortsätze  und  Rippenenden  resecirt  (Costotransvcrsectomie).  Am  einfachsten 
ist  es,  nach  dem  Vorgehen  von  Uorsley  und  Kraske  die  Weichtheile  in  der  Domfortsatz- 
linie zu  incidiren  und  dieselben,  soweit  es  möglich  ist,  in  der  Regel  über  3  Wirbel,  bis  an 
die  Querfortsätze  loszulösen.  Der  am  meisten  vorspringende  Domfortsatz  wird  nach  der 
Durchschneidung  der  Ligg.  interspinalia  an  seiner  Basis  mit  einer  schneidenden  Knochen- 
zange resecirt,  und  darauf  wird  der  Bogen  mittels  Hohlmeisselzangen  allmählich  abgetragen. 
Nach  der  Resection  so  vieler  Bögen,  .ils  nöthig  sind,  drängt  sich  die  Hinterseite  der  Dura, 
eventuell  mit  Granulationen,  in  die  Wunde,  welche  mit  einem  haken-förmig  gebogenen  scharfen 
Löffel  von  den  beiden  Seiten  und  der  Vorderfläche,  des  Marks  ausgeschabt  werden  können,  wo- 
bei sich  auch  der  etwa  vorhandene  Eiter  uuA  der  Sequester  entleeren.  Wenn  es  geht,  kann 
man  auch  die  Knochenhühlu  in  den  Wirbclkörpern  ausschaben.  Dann  wird  die  Wunde  mit 
Jodoform  bestäubt,  drainirt,  und  von  beiden  Winkeln  her  geschlossen.  Nach  der  Anlegung 
des  Verbandes  kommen  die  Patienten  wieder  in  ihre  R«clinations-  bezw.  Extensionsbetten. 

HOFFA. 

MuTA  L.  Pflanzengattang  aus  üor  nach  ihr  henaniit(*n  Familie  der  MalTaceao*  mit  etwa  10  in  Europa,  dem  ge- 
mlssigten  Asien  und  in  Nordafrika  verbroitcten  Arten.  Die  BlQthen  sind  dareh  einen  dreibltttterigen  Anssenkeleh 
gekennaeichnet.  Die  Stauhfftden  sind  bis  dicht  untor  die  monutbccischen  Beutel  zn  einer  Bfibre  Torwaohsen. 
Die  FniehthUtter  schliosson  zu  einem  Ticlfäehorigcn,  sehcibenfOnnifren  Fruchtknoten  mit  wulstigem  Hände  zu- 
•anmen  (,Katzenkaso*).  Zur  Fnichtreife  lOseu  sich  die  Fruchtblutter  als  einzelne  Theilfrtteht«hen  aus  ihrem 
Verbände.  V.  silvestris  L..  eiuo  zweijähriK«^  oder  ausdauernde  Ait,  durch  ganz  Kuropa  rerbreitet.  M.  negleeta 
Wallr.,  eine  einjährig  und  ausdauernd  rorkummende  Art  mit  niederliegendcm  Stengel  und  kleinen,  hellrusa  bis  fast 
welsien  Blllthen,  durch  ganz  Europa  Terbreitet.  Nahe  verwandt  ist  M.  rotundifolia  L.,  durch  kürzere  Blumen- 
kronblUter  gekennzeichnet.  M. 

Plores  Malvae  silvest'ri.s  s.  vulgaris,  Fleurs  de  Mauve,  Mallow  Flowers 
Ph.  G.  III  sind  die  zartblauen,  Pllanzenschleim  und  Farbstoff  führenden  Blüthen  von  M. 
silvestris.  Sie  wirken  für  sich  oder  häufiger  mit  anderen  schleimigen  Pflanzenstoffen  ver- 
bunden als  rcizmilderndes  Mittel  und  werden  meist  im  Decoct  15,0 :  150,0  Colatur  innerlich 
bei  Bronchitis,  äusserlich  als  Gurgelwasser,  Injectionen  und  Kataplasmen  verwendet. 

Species  ad  gargarisma  Ph.  G.  I:  Flores  Althaeae,  Flores  Sambuci,  Flores  Malvae  aa. 

2  Theelöffel  auf  1  Tasse  Wasser  zum  Gurgeln. 
Species  puerperarum  Ph.  Helv.:  Flores  Malvae,  Paeoniae,  Primulae  veris,   Tiliae 
aa  1,  Fructus  Anisi,  Fructus  Focniculi  m  '2,  Fructns  Coratoniae,  Radix  Liquiritiae 
aa  5,  Comu  Cervi  raspatiim  10. 
Folia  Malvae,  Fcuilles  de  Mauve,  Mallow  Leavcs,   Pappelkraut.   Ph.  G.  III, 
stammen  von  Malva  vulgaris  und  M.  silvestris,  auch  von  M.  negleeta  und  rotundifolia.    Eben- 
falls schleimhaltig,  werden  sie  im  Decoct  20,0  =  100,0  bei  katarrhalischen  Zuständen  gereicht. 
Plores  Malvae  arboreae  s.  hortensis,   Stockrosen,   stammen  von  Althaea  rosea. 

J. 


[Mslvaceari 


—     958     — 


MUTft06A6.     rilanxoor«milin  aus  der  dlkotjrlfu  Ordnung  der  Gol  n  Hill  1 1'^  r>t  r  ' 

tiolfiindrifirbe  Amlroeoputn,  wctchOM  anterwärt«  oiiiR  Un{te,  phkc  die  Uriffol  hih  ' 

wirU    in     viele   Kidon   a'i-t:fht.    dpr^n    jflrr    njnrn    ni>"nri{,hpi'i-i'!if'n   Stitifjfi 

Omndo  iintor  sich  un 

kolcti  gestutzt.  QiU«*  1 

Abutilon,  ohne  Au-  -  ,      ^     . 

AnsBOnkolch  3  — CfipüUi^,   ILibiicun,  Au^scnlcblcli  vteLnpMjLig,   i.io»a>  ptuiu,   Auu>«tikelch  aiu  di«»i  )$(v«m«u,  Iic 

ronnigen,  in  der  Ri'Kel  lileibenden  Blaitom  icohildot. 

8eblii*s«t  mftn  die  Kamili«  der  BombAeeae  luit  den  Gattangen  Bomliii,  Briodeadron,  Chori«i« 
AdanKontft)  nach  noaoror  Auaebauung  in  die  Familie  der  M.  ein,   ^o  urofaüiit  dioae   etwa  700  Arten,   vatch»  i 
Au^iuahme  der  arktiürbon  (iegenden  der  [;auzeu  Erde  angehören. 


Malz,  •extract.    Mit  Wasser  eingequoUene  Gerste*  wird  je  nach  der  Temperatur  6 — 10  Tage 
keimen  gelassen,    wobei  reichlich  diastatisches  (zuckerbildeodes)  und  ein  peptonisirendes  Ku 
meot  frei  werden.    Die  gekeimte  Gerste,  „Grünm.ilz",  wird  bei  40 — 80"  getrocknet,  das  fertig 
«Darrmalz"    nach  Abtrennung   der  Keime   gemahlen  (geschrotet)    und    dann    mit  Wasser  bl 
ca.  60°  C.  digerirt.     Bei    diesem  als  , Maische"  bezeichneten  Process  geht,  vermöge  dr-r  Fe? 
mentwirkuug   der  Diastase  auf  das  StÜrkemebl,    die  Verzuckerung  der  Stärke    unt 
von  Dextrin*  und  Maltose*  vor  sich,    daneben  die  thcilwcise  Umwandlung    der  Eiv, 
in  Albumosen  und  Hrpton.     Die  nach  Abseihen  des  unlöslichen  Rückstandes  klar  ubgu 
Flüssigkeit    wird   dann,   je    nachdem,    zur  Consistenz  2  oder  1  abgedampft,    wobei  aas 
Darrmalz  I  Th.  Malzextract    entsteht.     So   hergestellte    Kxtracte    enthalten    im  Mittel 
31—33,  Eiweiss  8,  Dextrin  25—50,  Maltose  30—40,  Mineralsalze  3  pCt.  Ausser  als  Expector 
bei    katarrhalischen  AfTectionen    des   Respirationstractus,    wird    Malzextract   hauptsächlich 
Nutrien.s  verwendet,  theclöffelwcise  rein  oder  mit  Milch,  Bier  und  Wein  versetzt. 

In    der    Krankendiaetetik    dienen    die   Malzextracte   zur  Steigerung  des  Nährwerthes  d< 
Getrcidemehlsuppen,    und    zwar   setzt   man    etwa   3  Esslöffel  =  45  g   zu  400  com  Wcizca-l 
(Jcrsten-,    Hafer-,    Griesmchlsuppen;    eine  solche  Mischung    enthält  dann  im  Mittel  Eiweiss 
lösliche  Kohlehydrate  (Amylum,  Dextrin,  Maltose)  17 — 19,  Fett  und  Mineralsalze  je  1  pCt., 
schmackhafter    als    die    einfachen    Mehlsuppen,     nahrhafter    und    leichter    verdaulich.      .Soll 
empfehlonswerth  ist  das  Liebe'sche  Malzextract  mit  Eiweiss  5>/},  Dextrin  SO,  Maltose  36  un 
Salzen   l'/.ipCt.      Ein    noch  höher  oouceulrirtes  Malzextract  repraesentirt  die  Braw 
«doppelte  Schiff -Mumme"    (von  Nettelbeck);    sie    enthält    sogar  63  pCt.  Extrac;  r| 

49  pCt.  Maltose),  9  pCt.  Dextrin  und  3  pCt.  Eiweisssubstanzon.     Malzextract    kann ...iti 

den  verschiedensten  Medicaraenten  verbunden  werden,  für  die  es  ein  sehr  geeignetes  und  raei.sl 
angenehm    zu  nehmendes  Vehikel   bildet.      Die    hauptsächlichsten,    vorräthig    gehaltenun  Vctj 
binduiigen    sind:    mit  2  pCt,  Calcaria  lactioa,    phusphorioa,    hrpophosphurosa,    Ferrum 
phosphoricum;  mit  5  pCt.  Ferrum  peptonatum,  50  pCt.  Oleum  jecoris  Aselli  a.  A. 

MUSK. 

Slnlxbitder.     Zu  einem  solchen  Bade  werden  gebraucht:    4—6  Pfund  Malz   mit  4—6  I  Wi 
i'irii:  halbe  Stunde  gekocht,  durchgeseiht  und  dem  Bade  zugesetzt,  oder  '/< — 1  Pfund  F.xt 
Matti.    Es  dient  hauptsächlich    als  mitigirender  Zusatz  zu  hautrcizendca  Bädern.     Alloin  g«' 
braucht,  wirkt  es  nicht  .-ludcrs  als  ein  lauwarmes  Bad. 

THn-CTICS. 

Mamma.    Entzündliche  Prozesse  in  der  Mamma  spielen  sich  in  der  grossen  Mehrzahl  d« 
Fälle  während  der  Lactationsperiode  ab.    Infectionen,  meist  von  kleinen  Wunden  an  der  War 
aus,    geben    die  Veranla.ssung.     Von   der    einfachen    entzündlichen   Schwellung    bis    zur  Ent 
Wickelung  solitärer  oder  multipler  Abscesse  verschiedenster  Grösse  und  der  schwersten  Pbl(>L 
monc,  mit  Betheiligung  der  Achscidrüseri,    kommen  alle  Arten  vor.     Eitrige  M^stiti?«  fltids 
sich  auch  ausnahmsweise  ausserhalb  der  Lact.itionsperiode,  z.  B.  während  der  ;~ 
Ferner   sind    bei  Neugeborenen  Abscesse    in   der  Mamma  beobachtet  worden, 
stehen  meist  schon  intrauterin,    können    aber   auch  auf  eine  Infection  von  der  .Maiuiuiilc 
während  des  Geburtsactes  zurückgeführt  werden. 

Die  Therapie  der  entzündlichen  Schwellungi'n  besteht  in  Hochbinden  derP-       "  "      i'Sti 
pensorium  maramae)  und  in  antiphlogistischen  Maassnahmen.     .Sobald  Eiter  i: 
sind  ausgiebige  Incisionen  zu  machen.     Die.selbeii  müssen   radiär  zur  Mamrnill 
den,  da  nur  so  eine  quere  Durchtreiuiung  von  Milchgängen  vermieden  wird.    ."• 
sind  an  die  erkrankte  Mamma  nicht  iinzulegcn.     Chronisch   entzündliche  Procc?.^'-  k'Jiiimi 
der  Mamma  selten  vor.     Syphilitische  Geschwüre  an  der  Mammille   sind  entweder  Kon- 
oder  frischer  Sehanker;  ihre  Diagnose  ist  oft  erst  .lus  dem  Auftreten  von  .\llKemeinerschrii 
zu  stellen.     Die  Therapie  ist  gegeben.     Gummiknoten  sind  selten.     Ihre  Diagnose  ist 
Möglichkeit    von  Verwechslung    mit    einer  der  vielen  Geschwulstformen,    die  hier  vork 
sehr  erschwert    und    wird    meist    er.it    durch    den  Erfolg  einer  specilischcn  Kur  sichcri 
Tuberculöse  Erkrankungen  können  von  den  Nachbarorganen  aus  auf  die  Mamma  aber 
primäre    Tuberculöse    i.it    ausserordentlich    selten.      Ihre    Behandlung    besteht    io     Incisii 
Evidcment,  eventuell  in  der  Fortnahme  der  ganzen  Drüse. 

Die  häufigsten  Erkrankungen  der  Mamma  stellen   die  Geschwulstbild' 
finden  die  verschiedensten  Arten  von  gutartigen  und  iTi.iiiüinii  Tumcri'n.    Di.'  a 


[Ifaaina  —     959    —  Mammacarcinoiii] 

circumscript  und  mehr  gegen  das  übrige  Mammagewebe  abzugrenzen.    Durch  ihr  Waebsthum 
vird  die  Mamma  selbst  nicht  bceinflusst.    Insbesondere  ist  die  bei  den  Carcinomen  oft  zu  be- 
obachtende Einziehung   der  Maramille    nie  vorhanden.    Die  äussere  Haut  verwächst  mit  gut- 
artigen Geschwülsten  nicht,  sondern  bleibt  verschieblich,   es  sei  denn  bei  ausscrgewöbnlicher 
■  Grösse  der  Tumoren  oder  in  Folge  entzündlicher  Vorgänge  oder  Verletzungen  der  Haut.    Bei 
den  Carcinomen  und  Sarkomen  bilden  sich  dagegen  sehr  bald  Verwachsungen  mit  der  äusseren 
Haut,  bei  den  Carcinomen   auch  mit  der  Mu.sculatur  des  Thorax.    Für  die  Carciuomdiagnosc 
ist  das  Alter  der  Patienten  von  Wichtigkeit.    Selten  werden  Frauen  vor  dem  40.  Lebensjahr 
an  Kammacarcinom  erkranken.    Tritt  die  Ocsehwulst  ausnalimsweise  früher   auf,    so   ist   der 
Verlauf  gewöhnlich  ein  sehr  bösartiger.    Kann    nach    allen   diesen   Symptomen   die  Diagnose 
nicht  sicher  gestellt  werden,   so   bleibt  nur  die  probatorischc  Incision  und  das  Mikroskop  als 
letztes  Hülfsmittel  übrig.     Da  die  gutartigen  Cicschwülsto  keine  Metiustascn  auf  dem  Wege  der 
Ljrmphbahnen  hervorrufen,   so    lindct   man   bei  denselben  keine  geschwolleneu  Achseldrüsen. 
Ist  dÄe  Diagnose  „gutartige  Geschwulst"  gestellt,   so  kann  die  Operation   von    dem  Wunsche 
des  Patienten   abhängig   gemacht  werden.    Fühlt  sich  derselbe  durch  das  Vorhandensein  des 
Tumors  physisch  oder  psychisch  belustigt,  so  ist  die  Exstirpation  angezeigt.    Bösartige  Tumoren 
sind  aliein  durch  die  Operation  zu  beseitigen ;    es   ist  nur  in  einzelnen  Fällen  zu  überlegen, 
inirieireit  die  Operation  berechtigt  ist,  d.  h.  inwieweit  dieselbe  Aussicht  auf  dauernde  Ge- 
nesung des  Kranken  bietet.    Die  Entscheidung  darüber,  ob  eine  Geschwulst  operabel  ist  oder 
nicht,   deckt  sich  mit  der  Frage,   ob  es  luöglich  ist,    alles  Kranke  zu  entfernen.    Man  weiss, 
dass  Sarkome  und  Carcinome  nicht  nur  in  loco  wachsen,   sondern    sich    auf   dem  Wege    der 
Blut-  und  Lymphbahnen  verbreiten,  die  Sarkome  vorwiegend  durch  die  Blutbahn.    Hier  hcisst 
es  also  festzustellen,  ob  sich  schon  an  anderen  Körperstellen  (Lungen,  Leber,  Knochen  etc.) 
Metastasen  finden.    Die  Carcinome    lassen    bald    die   zugchürigen  Lymphdrüsen  carcinomatiis 
erkranken;  für  die  Hammacarcinomc  spielen  die  Achseldrüsen  die  Hauptrolle,  dann  die  Drüsen 
der  Infra-  und  Supraclaviculargegend.     Sind  die  Claviculardrüsen  erkrankt,   so  gilt  die  Ge- 
schwulst in  der  Kegel  als  inoperabel.    In  einzelnen  Fällen  hat  man  durch  Exarticulation  des 
ganzen  Schultergürtels  auch  diese  Drüsen  luitzuentfcrncn  gesucht.   Wenn  die  Achscidrüsen  mit 
den  umgebenden  Wcichthcilcn,  Nerven  und  grossen  Gefiisscn  verwachsen  sind,  ist  keine  Aussicht 
auf  erfolgreiches  Operiren    mehr   vorhanden.     Für   inoperabel    gelten   ferner   die  Carcinome, 
'welche  mit  der  Brustwand  in  weiter  Aii.sdehnnng   fest  zusammenhängen  („Cancer  en  cui- 
rassc").     Selbstverständlich    sind    Carcinome,   welche   schon    Metastasen    an   ferngelegenen 
Körperstellen  hervorgerufen  haben,  inoperabel.    Bei  den  Mammacarcinomen  kommt  nicht  selten 
eine  Geschwulstdissemination  in  der  Umgebung  vor.    Sobald  sich  multiple  Carcinomknötchen 
neben  dem  Ilaupttunior  ünden,   ist  jede  Operation  aussichtslos.    Besteht  über  die  Natur  der 
kleinen  Knötchen,  die  nebeii  dorn  Haupttunior  sitzen,  ein  Zweifel,  so  kann  nur  Excision  und 
Mikroskop  helfen.    Die  Operation  des  Mninmacarcinoms   verlangt   die  Entfernung  der  ganzen 
Mamma,  der  zugehörigen  Achseldrüsen,  der  Muskelfasciu  des  l'ertoralis  majoi.    der  obertläch- 
lichen  Huskelschicht  und.    wenn    man  noch  .sicherer  gehen  will,    des  ganzen  Musculus  pecto- 
ralis  major  (Rotler).    Die  Achselhöhle    ist    unbedingt   auch    dann   freizulegen,  wenn    keine 
Drüsen  gefühlt  werden  können;  es  finden  sich  trotzdem  fast  immer  .schon  erkrankte  vor.    Die 
Prognose  der  Operation    ist,   selbst  wenn  von  vornherein  ungünstige  Fälle  von  der  Operation 
ausgeschlossen  werden,  stets  eine  sehr  zweifelhafte:  Jteeidive  sind  sehr  häufig.   Von  Bedeutung 
ist  die  Art  des  Carcinoms:    der  Scirrlius    bietet   eine  f;ünstlgere  IVogiiosc,    als    ein  Medullar- 
krebs.    Manchmal  wird,  wie  sidi  aus  dem  Vorstehenden  ergieht.    eine  ()peration  des  Kecidivs 
in  Frage  kommen;  die  Indieation  wird  dann  nach  den  gleichen  Gesichtspunkten,  wie  vor  der 
ersten  Operation,  gestellt.    Für  innperable  Fälle  kann  eine  palliative  Operation,  Exstirpation 
oder  Auskratzung  jauchender  (iesoliwulsttheilo,    unter  Umständen    erforderlich  sein,     .andern- 
falls sind  bei  den  stets  übelriechenden  careinoinatö.sen  Geschwüren  aiitisepti.-ohe  desodorirendc 
Verbände  anz\ilegen  (essigsaure  Thonerde.  Chlorwasser  ete.).    Dnrch  die  earcinomatösen  Drüsen 
und  durch  die  Narben  in  der  Aelisclliöhle  werden  die  Aehsel^efiisse   oft  dauernd  comprimirt; 
es  kommt  zu  Oedcm  des   Anns,  der  sehliesslieh  eine  elephantiastisehe  Form  annehmen  kann. 
Suspension  des  Arms  und  leicht  compriniirende  an  der  Peripherie  bogiunende  Verbände  können 
hier  Erleichterung  sehaffen.    Gegen  die  meist  sehr  leliliafteii  Schmerzen  liei  Mammacarcinomen 
kann  man  rücksichtslos  Morphium  geben.     Bei   Personen    mit    iiifiperablen   Geschwülsten    .soll 
jedoch  der  Anfang    mit    grösseren  Morphiumgaben    nach  Mögliehkeit  hinausgeschoben  werden, 
da  der  Verlauf  der  Krankheit  oft  viel  ehrnniseher  ist.  als  vorauszusehen  war. 

KIKCilHOFF. 

Hunmaearclnom.  Die  Krebse  der  Mamma  gehen  entweder  von  der  Alammilla  und  deren  Um- 
gebung oder  von  den  Drüsenausffihrnngsgängen  oder  endlieh  von  der  Milchdrüse  selbst  ans. 
Die  von  der  Epidermis  ausgehenden  Krebse  sind  in  der  Recel  Kankro'i'de.  seltener  Medtillar- 
krebse.  In  einigen  Fällini,  die  man  als  Paget'seh-'  Krankheit  bezeiehnet,  i-ntwieUelt  sieh 
zunächst  ein  .Fahre  lang  bestehendes  .Mammaekzem*.  das  si'hliesslieh  in  Careiiinm  ülverjrelit.  Die 
Krebse  der  Ansführiujgsgänge  sind  zuweilen  KaiikroVde.  häuliger  l.'ylinder/.elli-ii-  fder  Mediillar- 
krebse.  Von  der  Milchdrüse  selbst  entwickeln  sieh  .Medullarkrebsc.  KolloVdkrebse.  plexifnrme 
Carcinome  und  Skirrhen.  Die  Letzteren  treten  unter  der  Fiirni  der  retrahinnden  .VtV'.pliic 
auf.    Alle  Mammacarcinotne   haben  eine  besondere  Neigung,    die  AchseldrUsen  und  die  Muse. 


[HannaeardHoai  —    960    —  Munma^rsehwülst«] 

pectorales  schon  sehr  frühzeitig  zu  ergreifen.  Es  genügt  daher  bei  der  Operation  selbst  der 
kleinsten  Carcinome  nicht,  nur  die  ganze  Mamma  zu  entfernen,  sondern  es  müssen  stets  die 
Achseldriisen  and  der  Pectoralis  mit  herausgenommen  werden.  Je  jugendlicher  das  Indiyidauin 
bt,  um  so  bösartiger  erweisen  sich  die  Carcinome  der  Mamma,  die  bei  Frauen  unter  30  Jahren 
stets,  bei  solchen  unter  40  Jahren  fast  immer  zu  Becidiren  führen.  Mit  zunehmendem  .\lt«r 
nimmt  die  Aussicht  auf  recidirfreie  Operation  zu  und  gleichzeitig  die  Neigung  zu  schnellem 
Wachstbum  und  zur  Metastasenbildung  ab.  Obwohl  das  Mammacarcinom  rorzugsweise  eine 
Erkrankung  des  weiblichen  Geschlechts  ist,  so  sind  doch  gelegentlich  auch  solche  bei  Männern 
beobachtet  worden,  besonders  bei  solchen,  die  eine  Milchdrüse  besassen.  Auch  sind  in  über- 
zähligen Milchdrüsen  (Polrmastie)  Carcinome  vorgekommen. 

HAXSnUXN. 

ManuuekzfiH  hat  insofern  eine  von  den  an  anderen  Stellen  localisirten  Ekzemen  abweichende 
erhöhte  Bedeutung,  als  sich  bei  längerem  Bestände  derselben  bisweilen  die  als  Paget's 
Disease  bezeichnete  Form  des  Mammacarcinoms*  ausbildet.  Das  als  Vorläufer  der  Paget's 
Disease  auftretende  Ekzem  zeigt  sich  bei  Frauen  von  über  40  Jahren,  ist  äusserst  chronisch 
und  praesentirt  sich  als  eine  häufig  recidivirende,  der  Therapie  gegenüber  äusserst  hartnäckige 
Krusten-  und  Fissurenbildung  der  Mammilla,  die  Neigung  zur  Retraction  zeigt.  Im  weiteren 
Verlauf  zeigen  sich  abwechselnd  nässende,  crustöse,  schuppende  Stellen  auf  der  Brustwarze 
und  deren  Umgebung,  bis  sich  schliesslich  nach  jahrelangem  Bestehen  Krebsknoten  und  Krebs- 
geschwüre ausbilden,  wobei  die  Acbseldrüsen  erst  ziemlich  spät  erkranken.  Je  nach  dem 
Zustande  der  Affection  besteht  Jucken  oder  Schmerz.  Die  Behandlung  der  ausgebildeten 
Paget's  Disease  bt  eine  rein  chirurgische,  um  dieser  carcinomatösen  L'mwandelung  vorzu- 
beugen, hat  die  Behandlung  des  Mammaekzems,  die  sich  in  Nichts  von  der  der  sonstigen 
Ekzeme*  unterscheidet,  möglichst  frühzeitig  und  energisch  einzusetzen. 

.SAALFELD. 

MuBma|^8chw1U8te.  Ausser  den  Mammacarcinomen  *  ist  die  Brustdrüse  reich  an  theils  gut- 
artigen, theils  bösartigen  Geschwülsten.  Von  dem  Epithel  aus  entwickeln  sich  Adenome,  häulig 
in  Verbindung  mit  Fibromen  als  Fibroadenome,  die  zuweilen  einen  Uebergang  in  Carcinom 
nehmen.  Auch  die  cjstiscben  Geschwülste  nehmen  z.  Th.  ihren  Ursprung  vom  Epithel.  Sie 
bilden  entweder  echte  Cystome  oder  sind  Retentionscysten  (Galaktocele),  die  sich  im  An- 
schluss  an  entzündliche  Veränderungen  entwickeln.  Besonders  häufig  sind  die  Fibrome  der 
Mamma,  die  entweder  als  circumscripte  derbe  Tumoren  auftreten  oder  als  papilläre  intra- 
canaliculäre  Zottengeschwülste  sich  entwickeln.  Etwas  seltener  sind  Mriome;  die  als 
Lipome  beschriebenen  Tumoren  dürften  wohl  meist  der  Umgebung  und  nicht  der  Mamma 
selbst  angehören.  Von  bösartigen  Geschwülsten  sind,  ausser  dem  Carcinom,  besonders  die 
Sarkome  zu  nennen,  die  als  Spindel-  oder  Rundzelleasarkome  sich  darstellen  und  vom  Binde- 
gewebe ihren  Ursprung  nehmen,  und  die  Alveolarsarkome,  die  sich  als  Endotheliome  von  den 
Endothclzellen  aus  entwickeln.  Die  Sarkome  haben  häufig  Neigung  zu  cystischem  Zerfall,  man 
bezeichnet  sie'dann  als  Cystosarkome.  Alle  Tumoren  der  Mamma  sind  in  Bezug  auf  ihre 
Bösartigkeit  suspect,  da  von  allen  gelegentlich  Uebergänge  zu  Carcinomen  oder  Sarkomen 
beobachtet  sind.  Doch  stehen  die  Sarkome  hierin  entschieden  hinter  den  Carcinomen  zurück, 
besonders  in  der  Neigung,  die  Achseldrüsen  und  den  M.  pectoralis  zu  ergreifen. 

BANSEXANN. 


Oadrnekt  bei  L.  8eh>- 


LANE  >tEDIC^L  UBRARY 


T.i  uvoid  finc.  thii  hnok 
or  V fort  «hc  ilnir  h  ■ 


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