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l«-.-' ^--
ENCYKLOPAEDIE
DER
THERAPIE.
HERAUSGEGEBEN
VON
OSCAB LIEBREICH,
DB. MED., GEHEIMER MEDIOINALKATH. 0.^. PROFESSOR DEK HEII.yiTTELI.EHRE AN DER
FRIEDRICH- W1LHELM8-UN1VEBSITÄT.
UNTER MITWIRKUNOi VON
MARTIlf MENDELSOHN, lnd ARTHUR WURZBURG,
OR. HER. PRIVATDOCENT DER INNEREN MEDICIM
AN DER FRIEDRICH-WILHELMS-rNlVERSITÄT.
DR. MED.. KGL. SANIT.ITSRATH. BIBLIOTHEKAR
IM KAISERLICHEN GESl'NDHEIT.^AMTE.
ZWEITER BAND.
BEFU^IN 1898.
Verlag von August Hirschwald
N.W. UNTER DER LINDEN 68.
^^^
sl^-^
Siaphoretica. Dife eigentliche Uebersetzung des Wortes Diaphorese: Durchtritt der ge-
nossenen Nahrung durch den Körper, hat in dem medicinischen Sprachgebrauch keine
Geltung mehr. Man versteht jetzt unter Diaphorese den Austritt des Schweisses aus
dem Organismus, und diejenigen Mittel, welche Schweiss* her\'orrufen, werden Dia-
phoretica und auch Sudorifera genannt. Erstere Bezeichnung ist besonders dann ge-
wählt worden, wenn der Schweiss als Dampf unsichtbar wird, in welchem Falle der
Rückstand desselben auf der Haut verbleibt; Sudorifera dagegen sollen solche Mittel
sein, welche einen flüssigen Schweiss hervorrufen. Hieraus ergiebt sich, dass es nicht
erforderlich ist, lediglich des quantitativen Unterschiedes wegen, für einen und den-
selben Secretionsvorgang zwei verschiedene Ausdrücke zu wählen.
Für die Beurtheilung des Werthes der Schweisssecretion ist es wichtig, sich eine
Vorstellung von der Zahl der Schweissdrüschen und der Grösse der secernirenden
Fläche zu machen. Messungen (Krause) haben ergeben, dass über 2 Millionen
Drüsen beim Menschen vorkommen, und ihn; secernirende Fläche, bei der Gesammt-
oberfläche des Körpers von I1/2 Quadratmetern, 1/2 Quadratmeter beträgt. Das
Volumen der Drüsen würde demnach dem Inhalt '2 Niere entsprechen. Bei
dieser Berechnung, die natürlich keinen Anspruch auf absolute Genauigkeit
machen kann, sind die schweissdrüsenreichen Achselhöhlen nicht einmal eingerechnet
worden. Die Vertheilung der Drüsen ist nicht gleichmässig. Am zahlreichsten finden
sie sich, etwa 300 auf 1 qcm, in der Vola manus imd in der Planta pedis, am
wenigsten verbreitet sind sie im Rücken und Gesäss, etwa 50 pro 1 qcm. Diese
imposanten Zahlen deuten schon an, welche grosse Bedeutung der Schweisssecretion
in dem Körpersystem zufällt. Wird die Secretion an einer Körperstelle aufgehoben,
so treten für den Ausfall der Absondenmg, ähnlich wie bei der vicariirenden Nieren-
function, andere Schweissdrüsen mit verstärkter Secretion ein. So zeigte sich bei einem
Soldaten, dessen übermässige Fussschweisse zum Verschwinden gebracht wurden, eine
so starke Schweisssecretion in den Handtellern, dass er das Gewehr nicht halten
konnte. Nicht immer jedoch findet die üntcrdrilckung der Secretion an einer Stelle
einen Ausweg durch Hypersecretion anderer Hautstellen. Es kann dann die unter-
drückte Schweisssecretion zu starken Störungen des .\llgemeinbefindens
führen. Es ist daher die bis in die neueste Zeit hinein sich breit machende An-
schauung, dass die Schweisssecretion als eine für die Gesundheit unwesentliche zu
betrachten sei, auf das Energischstem zu verurthcilen.
Die Schweissdrüsen haben nicht allein die Function, dem (Organismus Wasser zu
entziehen und mit Hülfe dieser Wasscrentziehung Temperatur regelnd zu wirken,
sondern si(( sind auch Excretionsorgane fester Stoffe. Letztere sind anorganische
Salze, vorwiegend Kochsalz, ausserdem phosphorsaure Alkalien und Erden, sowie
Eisenoxyd. Von organischen Stoffen sind vorwiegend Harnstoff, einige unbekannte stick-
stoffhaltige Verbindungen und flüchtige, fette Säuren gefunden worden. Die geringe
Quantität fester Stoffe, 1/2 — 2,3 pCt., hat bis jetzt nicht erkennen lassen, welche
Stoffe als normales Stoffwechselproduct auftreten müssen. Aber die constante Se-
cretion fester Stoffe in wä.sseriger Lösung weist auf die Aehnlichkeit mit dcT Nieren-
function hin. Für diese spricht auch das Auftn»ten von Hippursäure im Schweiss nach
Genu.ss von Benzoesäure (Meissner). Auch fremdartige, selbst to.Nische, dem Orga-
nismus einverleibte Körper können durch den Schweiss ausgeschieden werden, so
sind arsenige Säure, Arsensäure, wie Sublimat und eingeführte h'arbstoffe im Schweiss
erkannt worden. Eine genaue Feststellung der pathologischen Verändenmgen des
Schweisses ist bei der mikrochemischen Zusammensetzung desselben äusserst schwierig.
Wir wissen, dass der Schweiss zähe und klebrig wird, er kann aromatische Fäulniss-
(I. I.icb reich, EiKTklupaeda^ U. |H>nik ^ \
^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^ PinphorettV'«»
protliict*» luithaltcii (Kiist) odfr Aotlifrscliwr'fclsäiirc und arniiuitisrhe *>xvsäarcn.
I''crni.'i' ist eine dein Skatnxyl ;ihiilii;In' Siil).st;mz bcohachtet wonicii, auch köiHieti
abiioriiK' Farbstoffe auftrcton. Von l)i'soii(U'riT Bedeutung für iJi*.' thcrapcutisclic Au-
•^chauung ist abor, dass lilo durch Infcrtionskrankheit erzeugten Toxine im Sehweiss
ziu- Aussrheiduiig kommen. I'ies lehrt die interessjuite Beobachtung Queirolo's bei
Blattern, Slalaria, Typlius und Geleukrheuuiatisniiis. I>ie chemische Reaetinn des
Schweisses ist, und das kann uns l>ei der Verschietienartigkeit der Aussrhcidungs-
producte nicht wundern, inconstant. Man hat sie sauer oder alkalisch gefunden. Am
häutigsten ist die schwach saure Keactioii.
Die Schweisssecretion kann eine selbstiindige Function der Zellen sein. Sie unter-
liegt aber a\ich einem nervösen Einfluss, bei welrhem die Nervenendigungen el>enfrills
von BedeutiHig sind. 0er Reiz, den die Nerven auf die Schweissdriiseh ausüben können,
kann refleetorisch durch die Centren verursacht werden, deren Sitz im Rüeken-
uiark angenommen werden niuss, und ebenso kann die Krregung eines tiehinicentrunis
Ursache der Schweisssecretion sein. Die Bahnen, welche zu tien Hriisen führen, ver-
laufen mit den peripheren Nervenstämmen gemeinsam und stellenweise gehen sie
mit den .sympathischen Bahnen zusammen. Die mechain"sche Heizung der j>eripheren
Nervenbahnen kann daher Schweiss hervorrufen. Das nervöse System kann natür
lieh nur functioniren, wenn die t'irculatiou es unterstützt. In erster Reihe bewirkt
die Erregung der Herzaction eine Yennehruiig der Schweis.s,se<:retion und jede (iefäss-
enveitening an und für sich kann zur Sclnvei.s.s.secretioii führen. Dass die active
Hyperaetnie in der Nilhe der Schwei.<sdrüsen von Hedi'iilung ist, unterliegt keinem
Zweifel, aber es ist nicht der Vorgang der Hyiieraeniie allein, welcher die r>riisoii-
fimctlon unterstützt, sondern es muss die Reichhaltigkeit des Was.^iers im Blute für
die Function eintreten. Ks liegen beim Menschen einige ganz interessante Beobach-
tungen vor, welche von Thierexperimenten gestützt werden. Kendal 1 und LKchsi[igcr
beobachteten, dass noch 20 Minuten nach .Xmputation eines Ciliedes auf Nervenreizung
Scliweis-ssecretion eintrat. Hier war also von Circulation nicht nn-hr die Hede. In
einem anderen Fall sah iJieffenbach nach einer plastischen Operation der Na.se das
Auftretxjii des Schwei.sses in dorn transpianrirten Hautstück erst nadi Rückkehr der
Sensibilität in demselben wiederkehren, liier zeigte sich also der nervöse Kinfluss als
erforderlich. D;ifi.s auch Schweiss durch rein mechanische Umstände bedingt werden
kann, geht aus einer Angabe Brunton's hervor, der bei einem ampulirten (Uiodi-
das .\uftreten desselben auch uhtte Reizung beobachtete und mit Recht als alb-inige
Ursache dieser Erscheintmg die ("iintraction des Üewebes aniiimnit. Eine l'>kl;irung,
die auch wohl beim Todteiischweiss statthaben dürfte, welcher allerdings aucli regel-
mflssig dann einzutreten [ittegt, wenn Ululstauutigserscheinungen, also der erste Grad
der Cyanosc, beginnt.
Da für die llervorrufung der Schxveissisecretiou die verschiedenartigsten Fac-
toren erforderlich .sind, sieht man leicht ein, dass auch das .\usbleilien
der Schweisssecretion, die Anidrosis, auf deren Schädlichkeit für die Gesundheit
schon hingewiesen ist, die verschiedenartigsten Ursachen haben kann. Dement-
sprechend haben diai»horet.ische Mittel auch einen ganz verschiedenen Angrifl"s|>unkt
im Organismus, indem sie auf die lirüsenzellen, auf die Nerven, auf die Centra uiul
auf die ("iivulation einwirken. Allerdings ist dies oft nicht genau zu ('rkinnen, um
80 weniger, als mehrere Angriffspunkte dieser Erregung gleichzeitig vorhaiuieu sein
können. Sehr häutig sind diejenigen Mittel, welche als Diuretica* wirken, besonders die
Thees, gleichzeitig auch Diaphoretica. D.a.ss d.is (iemcin.sanie bei allen Thees, die \\ arme
des W,'i«,sers, ein wichtiger Factor ist, kann zugestanden werden, aber die jihamia-
kodynamische Wirkung der in den Thees eiitlialteuen Substanzen sjuell unzweifelhaft
ebenfalls eine grosse Rolle. Uebrigens ist wii; bei den Diureticis auch die Venneli-
nmg des Wa.s.serreichthuins im Onranismus durch FlOssigkeitsaufnahme von Bedeutung.
Bei der Wirkung des Zittmann'schen Decocts scheinen alle die.se Momente gleichzeitig
vorhanden zu sein. Die Diapliore.se wird auch durch warme Bilder erzmigt, aber man
muss berücksichtigen, da.ss für diese Secrelionsvorgänge minutiöses Einhalten der
Temperatur von ausserordentlichfiii Einfluss ist, denn ein warmes Bad mit nachfolgender
kalter Douche oder naciifolgender kiilterer Temperatur führt fast immer zur IMurese.
Bleibt das Indi\idnum nach eimin warmen Bade jedoch in gleichiiiitssig wärmerer
Teiupcratur, soda.ss kein Kältegefühl auf der Haut eintritt, so sehen wir die liiurese
durch die Diaphorese ersetzt. .\uch die Bottwärino allein in ihror gleichmässigcn Tem-
[Dii9l><*i«tiea — 3 — Diaphoretiie»]
peratur ist ein so wichtiges Diaphoreticuin, dass man sich nnr wundern kann, wie
häufig gegen ihre rechtzeitige Anwendung gefehlt wird, und es ist ja auch von Senator
und anderen Klinikern auf diesen wichtigen Heilfactor, z.B. bei der Bright 'sehen Nieren-
krankheit*, hingewiesen worden. Diese Anregungen der Diaphorese sind aber nicht die
einzigen, welche wir kennen. Es sind einzelne Mittel, welche, wie Pilokarpin, wesent-
lich peripher wirken, während Hitze, Kampher, Liquor Aminonii acetici central
wirken. Man könnte noch hinzufügen, dass locale Reizung sensibler Nerven durch
Elektricität, reizende Salben und Pflaster und forcirte Muskelbewegungen als kräf-
tige Diaphoretica benutzt werden können. Aus dieser Verschiedenartigkeit der
Mittel, diaphoretisch zu wirken, erklärt sich die praktische Erfahrung, dass es
nicht blos darauf ankommt, Schweiss hervorzurufen, sondern dass die Art der
Schweisshervorrufung praktisch jeder Krankheit besonders angepasst werden muss.
Die anerkannt günstige Wirkung, welche warme Bäder und Zittmanu'sches Decoct
z. B. bei der Syphilis haben, können nicht durch Pilokarpin ersetzt werden, da-
gegen werden rheumatische AflFectionen der Augenmusculatur in vortrefflicher Weise
durch die Pilokarpinwirkung beeinflusst. So lAsst sich also auch nur allgemein
sagen, dass die Schweisssecretion als Regulator eines normalen Stoffwechsels
oder als Entlastungsmoment für die Nieren dienen kann. Die Wiederherstellung
einer normalen oder einer verstArkten Schweisssecretion zeigt einen grossen Nutzen
bei Katarrhen der Bronchien und des Darms, ebenso wie manche hartnäckige Exan-
theme unter Schweisskuien beseitigt werden können. Die alte Vorstellung, dass bei
allen dyskrasischen Erkrankungen die Schwitzkuren von Nutzen sind, bleibt bei der
heutigen Anschauung der Dyskrasie* mit Recht bestehen. In diese Kategorie der wohl-
thätigen Schweisswirkung gehört auch die Anwendung bei Vergiftung mit Ptomainen und
Schlangenbiss und bei Infectionskrankheiten, d. li. beim Ablaufe derselben, und man
wird dieser Wirkung die Anerkennung nicht versagen können, wenn man die Diaphorese
nicht als Radicalmittel, sondern nur als Unterstützungsmittel auffasst. Wir sehen auch
bei einer Reihe von Entzündungen innerer Organe durch Schweisssecretion eine Ent-
lastung eintreten. Vielfach ist die Einleittmg einer Diaphorese im Beginn von Er-
kältung im Gebrauche und oft von wunderbarer Wirkung. Bei der Inunctionskur
ist die Diaphorese übrigens von mehrfacher Bedeutung. Es sind hier wahrschiein-
lich zwei Gründe für die gute Wirkung anzunehmen, einmal die bessere Re-
sorption des Quecksilbers und femer die Aasscheidung der durch die Lues erzeugten
Producte. In Erwägung zu ziehen ist auch, dass durch Anwendung der Diapho-
rese der Stoffwechsel beträchtlich vermehrt wird. Da wo bei chronischen Erkran-
kimgen die Schweisssecretion eine continuirliche und länger dauernde sein muss,
wird man zur Anwendung klimatischer Kuren geführt oder zu systematischen Bade-
kuren, welche besonders auch dann ihre Wirkmig als Diaphoretica äussern, wemi die
unterdrückte Schweisssecretion zu localen Erkrankungen der Haut geführt hat.
Die nützlichen Schwitzkuren sind aber verdächtigt worden durch Üebertreibung und
Schematismus, denn es unterliegt keinem Zweifel, dass ein zu reichliches Schwitzen
Ermattung und Erschlaffung hervorrufen kann. Da-ss eine Hyperhidrosis auch zu einer
grossen Schädigung des Organismus beitr:igen kami, sehen wir ja bei der Phthisis am
klarsten. Hier ist daher die Diaphorese contraTndicirt und ebenso hei allen schwäch-
lichen Individuen, besonders aber bei vorhandenen Circulationsstörungen.
Für eine allgemeine Diaphorese werden benutzt:
Acidum aceticum Herba Menthae piperitae Radix Caricis arenariao
„ citricum „ Violae tricoloris „ Chinac
„ tartaricum Kampfaer u. seine Praeparatc „ Hemiariae
Aetherea Lignum Guajaci , Ipccacuanhac
Alkoholica Limonaden, heisse „ Ononidis
Dampfbäder Liquor Ammonii acetici „ Sarsaparillae
Einpackungen Opium, Opium-Praeparatc „ Serpcutariae
Flores Chamomillae Pilocarpinum hydrochlori- „ Valerianae
„ Sambuci cum Species lignorum
„ Tiliae Priessnitz'schc Methode Stipites Dulcamarae
Heissluftbäder Radix Angelicae Vinum stibiatum
Herba Calendulae „ Ballotae lanatae Warme Getränke
„ Jaborandi „ Bardanae Wanne Bäder.
, Helissae
[Diaplioretica
Diathes
Zur Brzeugimg einer Incalcn Hiaphorese worden in Anwendung gezogen:
Cbampoon Locale Bäder (mit Reizmitteln)
Frottircn Massage.
Impermeable Bedeckung (Pflaster) LIEBREICH.
l)ia)jlitlierln ist eioo Verbindung von Ox^-chinolin mit o-pbenolsulfonsaurem OxychinoUn od«
(1.1 die o-Pliennlsnlfonsnure auch mit dem Namen Aseptol bezeichnet wird, Oxychinasepto|
CH CH cn cit
HO
\
cu
"VV"'
I
OR
\,
OxTchinoUo (SOi)
I
I
OR
Otjchiuuün
Ri
f
"\7™
CH
o-PhenolsulfonsIturc
Es stellt bernsteingelbe, durchsichtige, in jedem Vcrbältniss in Wasser lösliehe Krystalle da
Scbmp. 85". Die Constitution dieser Verbindung macht es wahrscheinlich, dass ihr eine ant
septische Wirkung zukomme und darnuf hin wurde sie von Emmerich und Stabel unt
sucht. Während Phenol in '/iProc. Lösung bei '/< s'ündiger Einwirkung den Staphylococc«
pyogencs aureas nicht zu tödten vermochte, genügte für diese Zeit eine 0,3proc. Lösui
von Diaphtherin. Auch Löfner'sche und andere pathogenc Bacillen konnten durch O.Spro
Lösung in spätestens 10 Minuten getödtet werden. Das Oxychinaseptol ist aber ebensowenig
wie andere für medicini.sche Zwecke gebräuchliche Antiscptica im Stande, Sporen zu ver-
nichten. Sowohl von Wunden als vom Magen aus absorbirt, zeigt dieser Körper eine relative
Ungiftigkeit. Meerschweinchen vertragen dio grosse Dose von 0,2.5 g subcutan ohne Nachtheil,
vom Magen aus sogar 2 g. Die für die Wundbehandlung erforderliche Liliung braucht nur
Vi — 2proc. zu sein. Es wurde zu Operaüonen beuutzt hei Panarilien, Phlegmonen, Car-
bunkeln und zur Extirpalion gut- und bösartigf-r Geschwülste, wobei Wutiiliufectionskrnnk-
hciton nicht beobachtet wurden. Die Wunde selbst wird durch das Mittel selbst bei wochen-
langer Benutzung nicht gereizt. Mit Eiseiisalzen giebt es eine grüne Fiirbutig. Es seheint,
dass trotz der günstigen Resultate in der Wundbehandlung diese Einwirkung auf den Stahl
der Instnimente die weitere Verbreitung bebindert hat.
Das dem Diaphtherin n.ihestohendo p-Methylojtychinaseptol, entstanden durch EinHihrung
zweier Mcthyle, zeigt keine Erhöhung, sondern eine Verminderung der desinfieircndcn Krnft.
Das Dioxvchinaseptol, welches ein Hydroxyl in dem .Vscptolrcst enthält, ist gleirhtalls
von geringerer Wirkung. liebreich.
Dlftpntbol it«bt tn seiner CunftilnlioD d^in Dinphtherin g*m nalie. Ea Ut eine V«rhinilunK twc*i(.*r Oxyehinolin«*
mit fJcr m-PbenoIituironfitlure statt der o-Plif«nolstilfonslfurfr. Es bositzi geringere de^inflcircmJo ond toxisebr Ei^n-
flcbaft^n als Diaphtherin nnd theilt doBsen tinangenehmc Eigonächaft, tnit d«ni Eisen eine grUnc FUrbang su liefern.
h.
DUIStMC) ein ungoformto^ Ferment, bililpt sieb beim Keimen der Gerste und anderer Oetreidearten und bewirkt die
TcrsnekemDg der Gprnte, J. i. ibru reluTfUbrung in Maltose und Dextrin. Sie ist ein eiweisaarti|:er Kirpor, der
HUF d»*ni wftsserlgen MalianM^U); aU w«?iss<'S Piilror geflült worden kHnn. atmvnvr
Diatbese, aus dem Griechischen von 3td und HSti/u, ist also schon seinem Wortlaute nach das-
selbe wie d.is lateinische .Disposition". Auch im Sprachgebrauch wird es vielfach damit identi-
licirt, häutig aber abweichend angewandt. So hat sich das Wort nach zwei Richtungen hin
ausgebildet. Einmal in der Bedeutung der angeborenen oder erworbenen Neigung zu einem
krankhaften Zustand. In diesem Sinne bezeichnet man die Haemophilie oder auch die erwor-
bene Neigung zu Blutungen mit haemorrhagischer Diathese, die Neigung zur vermehrten .-Xus-
.scheidung oder zur Ablagerung von hamsa\iren Salzen als Harnsiiure-Di.Tthcse. Auf der
anden-n Seite bedeutet dis Wort eine Vcrallgemcineniug eines urspriinglicii localeii Zustandes,
so als krebsige oder tuberculöse Diathcsc, wodurch es idcnti.seh wird mit (icneralisalion. Es
ist nicht zu verkennen, dass dies aus früherer Zeil stammende Wort etwas ausgesprochen
Bumoralpathologischcs an sich hat, es ist mit der Zeit immer ungebräuchlicher geworden.
Vorzugsweise wird es noch für di^enigen Zustande angewandt, die man auch jetzt noch in
den Körperflüssigkeiten sucht, also für haemorrhagische und Harnsäure-Diathcse. Nach Lage
der Sache ist in jedem Falle eine besondere Behandlung erforderlich. hansemann ~
lAMN. ^H
[Diat«inaceae — 5 — Diazoverbinduiigen]
IHstOIIIKCM6) sjn. Piatoni<>>e r. Baoillariaoeae, sind mikroskopische, cinivllige Pflanzen (Algae*), in wel-
chen der grttne Farbstoff swar Torhanden, aber durch einen gelbbrannen, das Diatomin, Terdeekt ist. Charakt»-
ristiäch ist für die Diatomaceen, dasg jede Zelle (also jedes IndiTidanm) ihre Wand nach Art einer Sehachtel mit
mehr oder minder weit tthergreifendem Deekel, also ans zwei Stttckeln ausbildet („Stflckelalgen'*). SehachtelkOrper
und Deckel sind stark rerkieselt (daher „Kieselalgen''). Uan unterscheidet die Klnehenansicht der Schachtel als
Schalonseite. die Kandansioht als Oflrtolbandseite. Beide Ansichten sind frewOhnlich sehr Terschieden.
Das Diatomin ist entweder an kugelige Karbstoffträger (bei den Coccochromatiean) oder an breite Platten
(bei den Placochromaticae) gebunden. Die Vermehrung geschieht unter suceessivem Kleinerwerden der Indi-
ridnen durch Theilnng in nur einer, stets gleichbleibenden Kiehtung. Bei nicht eintretendem Freiwerden bilden
deshalb die AbkSmmlinge einer Xntterxelle ein Band (Melosira n. a.), welches bisweilen winkelig in zickuckfOrmige
Gruppen von Indiriduen zerreisst (Diatoma n. a.). Viele Formen auf feuchter Erde, andere Wasserpflanzen auf-
sitzend, einige auf Qallertsticlen emporgehoben (Oomphoncma u. a.). die meisten aber frei schwimmend als
„Plankton" im Süss- und im Heereswafser. Viele der letzteren mit besonderen Schwimm- und Schweboinrichtuugen.
Auch die Sns.swasserformen zeigen Eigenbewegung. Neben der regetativen Vermehrung durch Theilung findet sieh
ein VeijQngungsact durch Auxosporenhildung (UeberfUhrung der kleinsten IndiTiduen in solche maximaler Grosse).
Die Auxospore geht bei vielen Formen aas völliger oder theilwoiser Copulation (Conjugation) zweier IndiTiduen her-
vor. — Die Kieselschalen zeigen besonders bei einigen Gattungen (Plcurosigma, Surirella, Gramroatophora)
äusserst feine Stmeturen, weshalb sie zur Prüfung de.s optischen Vermögens der besten Mikroskope in Gebrauch
sind. Die Schalcnmassen fossiler D. finden sich bisweilen in mächtigen Ablagerungen, welche als Bergmehl,
Kieselgnhr und Tripel technisch verwerthet werden. Kieseiguhr dient ^s Vehikel ftlr das flfissigc Nitro-
glycerin bei der Bereitung des Dynamits. Festere I^.-Hassen bilden den Polirschiefer.
M.
Dlazorerbinduigeii. Die Kcuntniss derselben ist für da.s Verständniss der ZusaramciKsetzuiig
neuerer Heilmittel von Wichtigkeit. Sie sind eine grosse Gruppe von organischen Verbin-
dungen, welche zum grössten Theile der aromatischen Reihe angehören und von Kohlen-
wasserstoffen dadurch sich ableiten, dass in diesen Wasserstoff durch die eine Valenz der
zweiwerthigen Gruppe N» ersetzt wird, während die andere Valenz mit einem anorganischen
Radical, in den meisten Fällen mit einem Säurerest verbunden ist. Dementsprechend
lassen sich die Diazoverbindungen als die Salze von Basen auffassen und werden in der cbc-
miscbcti Nomenclatur als .solche behandelt, wobei indessen zu beachten ist, dass diese Salze
nicht, wie die der meisten anderen organischen Basen, dem Typus der Amraoniumsalze folgen,
sondern nach Art der Hetallsalze den Wasserstoff der Säure durch die Diazogruppe ersetzt
enthalten. So ist beispielsweise das Diazobenzolnitrat nach der Formel
CgH,, • N = N • NO,
zusammengesetzt. Versucht mau es indessen, aus diesen Salzen die denselben zu Grunde
liegende Base abzu.scbeiden, so erweist sich dieselbe als höchst unbeständig, indem sie ent-
weder sich total zersetzt oder, namentlich bei den einfacheren Diazoverbindungen durch frei-
willige intramoleculare Umlagerung in die isomere Iso-Diazoverbindung übergeht. So entsteht,
wenn man das oben erwähnte Diazobenzolnitrat mit starkor Kalilauge zersetzt, zunächst das
höchst unbeständige Diazobenzolhydrat : CgIIs ■ N = N • OH, welches sich freiwillig in daslso-
diazobeozol : CgHt " N<^tj umlagert. Die Isodiazovcrbindungcn werden auch, ihrer Consti-
tution entsprechend, als Nitrosamine aufgefasst und als .solche bezeichnet. Sie sind be-
ständig im freien Zustande, verwandeln sich aber, sobald sie mit Säuren in Berührung kommen,
in die normalen Diazoverbindungen zurück. Alle Diazoverbindungen sind in hohem Grade
zcrsetzlich, gewöhnlieh nur bei niederen Temperaturen cxistenzräbig, die meisten derselben
sind im trocknen Zustande höchst explosiv, weshalb man sie gewöhnlich nur in Form ihrer
frisch bereiteten wäs.srigen Lösungen zu verwenden pflegt. Als verhältnissmässig beständig
können die meisten Diazosulfosäurcn bezeichnet werden, man kann sie d.iher in vollkommen
reinem trocknem Zustande in massigen Mengen ohne grosse Gefahr aufbewahren, wodurch sie
zur Verwendung als Reactiv besonders geeignet werden (Diazo-Rcaction, s. u.).
Die Bildung der Diazoverbindungen erfolgt, wie Peter Griess zuerst entdeckte, jedes
Mal dann, wenn salpetrige Säure mit primären .aromatischen Aminen zusammenkommt, unter
Wasscrabspaltung nach der Gleichung:
R-NH, + HCl 4- HNO2 = RN = NCl + 2 H2O
wobei es gleichgültig ist, welchem Vorgang die salpetrige Säur« ihre Entstehung verdankt, oh
sie fertig gebildet zur Wirkung gelangt oder sich in statu niiscendi betindot. Aus diesem
(iruiidc treten daher Diazoverbindungen auch auf, wenn z. B. die Nitrate primärer aromatischer
.-\miiic bei Gegenwart überschüssiger Salpetersäure mit Reductionsmitteln behandelt werden.
Zur Darstellung der Diazoverbindungen pflegte man früher in die Auflösung des be-
treffenden primären Amins in überschüssiger Salpetersäure das als .Salpetrigsäuregas" be-
zeichnete Gemisch der niederen Oxyde des Stickstoffs einzuleiten, welches durch Erhitzen von
starker Salpetersäure mit Arsentrioiyd. Stärke, Zucker 0. dgl. erhalten wird. Heutzutage wird
diese umständliche Methode nur noch selten angewandt, sondern man bedient sich eines sehr
einfachen und glatten Verfahrens, welches darin besteht, dass man zu einer sauren wässrigcn
Lösung der betreffenden Atniubase die genau berechnete Menge Natriumnitrit in verdünnter
Lösung hinzufliessen lässt. Die Bildung der Diazoverbindung erfolgt dann nach folgender
Gleichung, aus der sich auch die anzuwendenden Mengenverhältnisse ergeben, z.B. für Anilin:
C.HjNHa + 2 HCl + NaNOj = CeHjNjCl -f 2 H^O + NaCI.
Es empfiehlt sich, einen kleinen Ueberschuss an Säure anzuwenden. Da ferner die Bildung
[Dia)!ovcrbiniluiig;pn
«> —
DinznverbiDduiigei
einfr Diazoverbinduog uiit«r allen Urastandeu eine siark exothcrmisoho ReacHon ist. dii
meisten üiazovcrbincJungen aber bei einigermaassen crhühter Temperatur nicht mehr zu be-
stehen vermögen, so inuss, falls es sieh nicht um sehr verdünnte Lijsuiigen handelt, für gute
Kühlung Sorge gotriigen werden, was am besten durch Einwerfen von Eis geschieht. Da die
hier angegebene Itilduugsweise der Diazoverbindungen eine ganz allgemeine ist, so kann die
beschriebene Darstellungsmcthode auf fast alle primiiren aromatischen Äminbascn angewendet
werden, es Mnd somit zahllose Diazovcrbindungcn in sehr einfacher Weise zugänglich. Das
Verfahren ist auch, ohne wesentliche Abänderung, auf die Sulfosäuren der primären aroma-
tischen Amine anwendbar. Es entstehen aus denselben die sogenannten Diazosulfosäurcii,
welche indessen keine eigentlichen Säuren, sondern die durch Ringschliessung zwischen der
1
Suifo- und Diazogruppc entstandenen inneren
z. B. die durch Oinzotining der Sulfanil.säure
die Constituliousformcl:
\/
Anhydride '
entstehende
erartiger Säuren sind. Es besitzt
sogenannte Diazobenzolsiilfonsäurc
SO,
Diesem cigunartigcu Bau entsprechend sind die sulllrteii Diazoverbinduugcti in iliren
Eigenschaften vielfach abweichend von den tj-pischen Diazoverbindungen. Sie sind beständiger
und nicht selten in Wasser schwer löslich oder unlöslich, während die gewöhnlichen Diazo-
verbindungen sich meist durch sehr grosse Löslichkeit auszeichnen.
Die Diazoverbindungen gehören zu den reactionsfähigstcn Körpern, welche die Chemie
kennt. Sie finden daher auch eine sehr au.sgedehnte .\nwendung. Die wichtigsten Rcactioacn,
welche bei fast allen Diazoverbindungen in gleichmässiger Weise eintreten, sind die folgenden:
1. Kocht man Diazuverbindungen (bei Gegenwart von Säuren) mit Wasser, so wird Stick-
stofT abgespalten und statt seiner die Hydro^tylgruppe in das Mclecül eingeführt. Es entsteht
mit anderen Worten da.-, entsprechende Phenol und wir könneD so von primären Aminen
durch die Diazoverbindungen zu den entsprechenden Phenolen gehingen. Ist die anwesftndo
Säure Salpetersäure, so entstehen nitrirte Pbenolc.
2. Beim Kochen der Diazoverbindungen mit .Vlkohol wird unter Bildung von Aldehyd
und Abspaltung von Stickstoff die Diazogruppe durch Wasserstoff ersetzt und der entsprechende
Kohlenwasserstoff gebildet (Eliminirung der Amid»gni])pe). Diese Rcacticn verläuft besonders
glatt, wenn man dem (icmisch ctw.is Kupferoxydiil hinzufügt.
3. Beim Kochen mit Bromwasserstoff. .Jodwass^Tstoff, Cyanwasserstoff entstehen, nament-
lich bei (iegenwart von Kupfersalzen, glatt die entsprechenden Bromüre, Jndüre, Cyanüre.
4. Brom wird von den Diazoverbindungen addirt und es entstehen die Diazo-Pcrbromide,
welche durch Behandlung mit .\mmoniak in die Diazobenzniimidc übergehen, welche als die
organi-schcn .Subslitutionsproductc der StickstoffwasserstoffsUure aufzufassen sind. Die von
nitrirtcn .Aminbasen sich ableitenden Diazo-imide zerfallen beim Kochen mit Alkallen in die
entsprechenden Nitrophcnole und Stick.stoffalkall, aus welchem letzteren freie Stickstoffwasser-
stoffsäiu-e gewonnen werden kann.
.1. Lässt man Diazoverbindungen auf Phenole einwirken, so vereinigt sich der Säurorest
des Dia/.obenzolsalzes mit einem Wasserstoffatom des Phenols zu einer Mincralsäurc, für deren
Absättigung durch Zusatz von Alkalien, Alkalicarbonaten oder Acetaten Sorge zu tragen ist,
und die frei werdenden Atomgruppen treten zu einem hydroxylirten Azokörper zusammen,
welcher unter allen Umständen ein Farbstoff ist. Auf dieser Renction beruhen die Dar-
stellungswcisen zahlreicher werthvoller sogenannter Azofarbstoffc. Da die Roaction eine gonx
allgemein« ist, so kann sie als äusserst empfindliche Prüfung auf die Gegenwart von Sub-
stanzen phenolischen Charakters benutzt werden. Für die Untersuchung thicrischer Gewebe
und Secretc, insbesondere des Harnes, ist diese sogenannte „Diazo-Reaction" zuerst von
P. Ehrlich benutzt worden. Es werden gleiche Volumina des zu untersuchenden Ilanies und
einer wässerigen Lösung von Diazobenzolsulfosäure vermengt und die Mischung wird mit
Ammoni.ak übersättigt. Während normaler Harn unter diesen Umständen unverändert bleibt,
liefert der Harn von Personen, die au gewissen Krankheiten, wie Abdominaltyphus, Masern,
gewissen Formen von Phthisis leiden, eine hell- bis dunkelkarminrothe Färbung.
6. Mit primären, secundären und tertiären Mono- und Polyaminen reagiren Diazoverbin-
dungen in ähnlicher Weise wie mit Phenolen unter Bildung des entsprechenden Amido-azo-
körpers. Da auch diese Körper intensiv gefärbt sind, .so findet diese Ileactiou ebenfalls in
der Farbeninduslrie ausgedehnte Anwendung. Ausnahmsweise entstehen bei der Rcaction von
Diazoverbindungen auf gewisse primäre Monamine (.\nilin, Paratoluidin u. .a.) nicht sogleich
die Amidoazoverbindungen, sondern als Zwisehenproduct die ihnen isomeren Diazo.imidover-
bindungen, bei welchen der Diazore.st nicht in den aromatischen Kern, sondern in die .\mid-
cruppe des primären Amins substituirend eingreift.
Primäre Diamine sind ebenfalls, wie die Mouaminc zur Bildung von Diazoverbindungen
befähigt, welche indessen meistens höchst zersetzlicber Natur sind. Bei den Orthodiaminen
tritt durch sofortige Ringscbliessung der zuerst gebildeten Diazogruppe mit der benachbarten
[Diazoverbindungen — 7 — Diffusion]
Amidogruppe die Bildung der höchst viderstaudsfähigen Azimidoverbindungcn ein, während
bei den meisten Metadiaminen durch Einwirkung der gebildeten Diazorerbindung auf noch
intactes Diamin Azofarbstoffo vom Charakter des Bismarckbrauns entstehen.
WITT.
Dlbromapophyllin, (C;H,Br2V03 4- ^HjO),, au> Emlproaucl dor Einwirkung vun Brom auf BromUrlonin (von
Gerichten), krysUllitiirt in seeh8scitig«n Tafeln vom Schmp. 229*^. Purcb Einvirkang von SaUsäure bei 20U<*
zenteizt e» sich in KohlensBure, Chlormethyl und .Hfi^-I^ihrompyridin.
SPIEGEL.
DlchlOrOBSIgSllire ) Acidum biehloraceticum s. Jichloraeeticum. wird durch Substitntion zweier
Wasserstoffatome der Hethylgmppe der Essig^ilure mit Chlor gewonnen
CBjCOOH -f- CI4 = CHClj-COOH + •-•HCl
EsäigaXnre Chlor DiehloressigsUure .Salzsäure
Sic bildet unter 0° schmelzend« Krjrstallc. Sdp. 189— liU". Sie ist durch die energischer und gleichralissigcr
wirkende Triebloressigslurc * verdrltngt worden.
L.
UichOpSlB Thwaitcs. IMkutyle Pflanzongattnug aus der garaopeialen Ordnung der Diu.^py riua«*, zur i^ani. der
Sapotaceae* gehörig, etwa 30 milchsaftfUhrende BHume de> tropischen Asiens umfassend. Die bQschelig in
RIattaehseln oder an den Knoten gt-htuften, mittelgrossen Blüthen Szihlig. I>. Gutta Benih. ot Hook. (= Iso-
nandra Gutta Hooker), ein 13m hoher Baum der Bergwülder der malayiseben Insetu. mit rostrothen Zweigen,
ledvrigen, nntenicits KoldgelbglKnzenden Bllttem und fast kugeligen Beeren mit zwei cinsamigen Ftehern, liefert
die Hauptmenge der (Jutta-Pcrcba. Nahe Terwandt sind Bassia*. Cbrysophy llnm*, Aehras*.
H.
DiCOtylOM odor Dicotylcdonos nennt man diejenigen BlBtbenpflanzon. deren Keimlinge mit zwei Keimblättern
(Kotyledonen) ausgestattet sind (daher auch .ZwoikeimbUtterigc*). Die Keimblätter sind fleischig, mit Besonre-
xtoffeu ingefillU (wie bei der Bohne, der Erbse, der Rosskastanie, der Eichel) und erscheinen bei der Keimung
nicht Über dem Erdbuden, oder sie sind laubblattartig dllnn iwie bei der Buche, der Linde, dem Ahorn, Ricinus u.a.)
und entfalten sich dann meist Qher dem Erdbuden. Die grosse Hohncahl der Arten der Bltltbenpflanzen sind D.
Sie zeichnen sich meist durch reichliche oberirdische Verzweigung, notzadrige, oft formenreiche Blfttter und viel-
fach nach Fllnfzahl gebaute Blathen aus. Gegensatz: Honucotyleas*.
M.
UiCypOllllllll Neos. Pflanzengattung aus der Farn, der Lauraceae*. Vnterfam. Oroodaphucae, ausgezeichnet
durch dioeciscbe Blnthen; mBnnliche mit 9 fruchtbaren Staubblitttern. Die Gattung I>. nmfasst nur eine Art, D.
raryophyllatnm Nees. Ein Baum Brasiliens mit papierdflnnen, lederigen Blattern und grossen Blntben mit
lederigem, fttheiligem, bleibendem Perigon. Beere trocken, vom fleischigen Perigon umgeben. Liefert Cortei
Dicypellii s. earyophyllatus s. f'assia caryophyllata, Netkenzimmt.
n.
DIOppCj Stadt an der KBste der Normandie, NvrdseebaiT mit Wasserheilanstalt. Saison Juni bis Soptomber.
W.
01688611 oder Bayerdiessen. Sommerfrische am Ammersee in Oberbayem, ^AO m hoch, mit Gelegenheit zum Baden.
W.
Di6t6Bmnlll6y Wasserbeilanst«U in der Nähe von Wiesbaden, 150 m lioch. Au.sser der Hydrotherapie kommen
Elektro-. Pneumatotherapie, Massage. Heilgymnastik und Diaetkuren zur Anwendung. Das ganze Jahr geOffneL
W.
IH6TeilOV bei Cammin in Pommern. Ostseebad, auch das baltische Sylt genannt, auf einer tS km langen, 2- bis
400 m breiten, «um Theil bewaldeten, nach Westen Torspringenden Landzunge gelegen, welche im Norden durch
die 0:^tsee. im SUdeo durch den unteren Lauf der DiuTenow und den Caniminer Bodden he.spUIt wird. Auf dieser
Landzunge befinden sich in der Richtung von Osten nach Westen die Dörfer Klein-, Berg- und Üst-Diovenow; West-
DieTenow liegt gegonflber auf der Insel Wollin. Es können auch warme Sool- und Seebäder genommen werden. In
Ost-IlieTenow ist neuerdings eine 4proc. .Soole erschlossen worden. Saison 3Iitte Juni bis Endo September.
wCrzbubg.
INCZ an der Lahn, Stadt im Rog.-Bez. Wiesbaden, Luftkurort. In der Nähe liegen Fachingen und Oeilnan.
W.
DiAisioii. Flüssigkeiten, welche sich berühren, können ohne Einwirkung äusserer Kräfte sich
mischen, vorausgesetzt, dass sie mischbar sind. Dieser Vorgang heisst Diffusion, .spcciellor
llydrodifTusion, zum Unterschiede von der Dißu.sion der (iase, die jener der Flüssigkeiten
analog ist. Die Diffusion lindct auch statt, wenn Flüssigkeitiii mit porösen Wänden an ein-
ander grenzen: letztere Art der Diffusion bezeichnet man specieller mit dem Namen Osmose.
Graham fand, dass die Zeiten, in denen der Diffusionsprocess vor.schreitet, für ver-
schiedene wasserlösliche Substanzen sehr verschieden ist. Demnach thcilte er die Substanzen
in zwei Classen, in die schnell diffundirenden Krj-stalloide und in die langsam diffundircnden
Kolloide. Er fand ferner, dass für verschiedene Lösungen desselben Salzes die Diffnsionsge-
schwindigkeit der Concentration proportional ist, sowie, dass sie mit der Temperatur wächst.
Der Diffusionscoeffieient (Fick) dient als Maa.ss für die Geschwindigkeit der Diffu-
.sion: er ist diejenige Menge der diffundirenden Substanz, welche in der Zeiteinheit durch die
Flächeneinheit des Querschnittes eines Cylinders hindurchgeht, dessen Höhe gleich 1 ist und
dessen Endflächen auf Concentrationen gehalten werden, die sich um die Grösse 1 unter-
.seheidcn. Die Usmose setzt sich zusammen aus Endosmosc und Exosmosc, indem beide
Substanzen durch die poröse Membran hindurchgehen, jede nach der Seite der anderen Flüssig-
[Diffusion
s —
Digitalis]
keil. Eudosraot isclius AcQutvalcij t, eine jetzt verlassene Constaoto, war bei der Osmose
gegen Wasser die Zahl, welche angiebt, wie viele Gewichtstheile Wnsser gegen einen üewichts-
theil der untersuchten Substanz durch die Membran hindurchgehen (Jolly).
Neue Anregung in dieses fiehiel kam durch die Entdeckung der halbdurchlüssigeu
Membranen, welche die Eigenschaft haben, von einer Lösung nur das Lösungsmittel hin-
durchzulassen, für die gelöste SubsUnz dagegen völlig undurchgängig zu sein (M. Traube).
Man kann sie herstellen, wenn man in den Poren einer Thcnzellc Niederschläge bildet, z. B.
von Fcrrocyankupfer, welches durch Berührung von Ferrocyankaliura mit Kupfersulfat entsteht.
In der Natur geben uns die Wände der lebenden Pflauzenzellen ein Heispiel dieser Mem-
branen, .''etzt man eine Thouzellc der beschriebenen Art mit einer Lösung gefüllt in reines
W.osser, so wird also nur letzteres in die Zelle hincindiffuudiren, bis das Niveau der Flüs.sig-
keit in der Zelle eine bestimmte Höhe erreicht hat. Der dieser Höhe entsprechende Druck
häU der Kraft, mit der das Wasser in die Zelle hineingezogen wird, da.s Gleichgewicht; er ist
ein Maass für die Anziehung, die zwischen der gelösten Substanz und dem W.isser stattfindet;
man nennt ihn den osmotischen Druck (Pfeffer). Pfeffer fand bei Zuckerlösungen,
dass der nsinotische Druck bei constmler Temperatur der Coucentration der Lösung pro-
portional sei. Ferner wurde ermittelt, dass der osmotische Druck mit der Temperatur z,alilen-
raJLssig genau so wächst, wie der Druck eines Gases bei constantcm Volumen. Da die Cou-
centration einer Lösung umgekehrt proportional ist dem .Volumen* der aufgelösten Substanz,
d. h. demjenigen Räume, welchen eine Gewichtseinheit der aufgelösten Substanz in der Flüssig-
keit einnimmt, so besteht also zwischen osmotischem Druck, V'olumeu und Temperatur genau
dieselbe Beziehung, wie sie das Mariotte-Gay-Lussac'sche Gesetz für Gase zwischen
Druck, Volumen und Temperatur lehrt (van't HofO- Diese wichtige Analogie erstreckt sich
sogar auf den Zahlenwcrth der in der Beziehung vorkommenden Constanten, wenn man das
Volumen nicht auf die Gewichtseinheit, sondern auf das Gramminolecül der aufgelösten Sub-
stanz bezieht. .Streng gilt dies nur für sogenannte unendlich verdünnte Lösungen. Man kann
daher sagen: Der osmotische Druck einer verdünnten Lösung gegen das reine Lösungsmittel
hat denselben Werth, welchen bei gleicher Temperatur der Druck eines Gases besitzt, das im
gleichen Volumen ebenso viele Gasmolecüle cnth.^lt, wie die Lösung Molecülc der aufgelösten
Substanz. Für die cicktrolytisch leitenden Lösungen gilt dies Gesetz nicht; es liegt dies
d.iran, dass sich in ihnen ein Theil der Moleeüle stets im Zustande der Dissociafion * befindet,
rechnet nmn die Theilc eines dissociirten Molecüls als Einzclmolecül, so gilt das (lesetz auch
jetzt, und mun kann daher die Bestimmung des osmotischen Druckes ziu- Ermittelung des
Dissociationsgrades in solchen Lösungen benutzen. Lösungen desselben osmotischen Drucks
nennt man ^isotonische" Lösungen.
Die Gesetze der Gnsdiffusion sind im Wesentlichen dieselben wie bei den Flüssigkeiten.
Unter gewissen Imständen können Gase sogar durch feste Körper hindurch diffundiren. So
geht Wasserstoff durch blühendes Platin und Palladium: Wa.sscrstofr und Kolilenoxyd durch
glühendes Eisen. „
' TH. LOHNSTEIN.
Digitalis Tournefort, botanisch. Pflanzengattung aus der Familie der Scrophulariaccae*.
Typus der Dnterfamilie der Digilaleae wegen der bauchigen, röhren- oder glockenförmigen
Kronen mit ganz kurzen Kandlappeii und der wandspallig 2klappigcii Kapsf^ln. Die Gattung um-
fasst LS auf Europa. West- und Mittclas-ien beschränkte .Arten, zweijährige oder ausdauernde,
zum Theil kräftige Kräuter mit ansehnlichen, hängenden, purpurnen, gelben oder weissen Blüthen
in langen endständigen, einscitswendigen Trauben. D. purpurea L., rother Fingerhut,
zweijährige, sainmctartig gr.iufilzigc Stiude mit grossen, bauchig-glockigen, hellpurpumen,
innen dunkelroth gcfleclrtcn. seltener rein weissen Blütben. In Westeuropa vorkommend, bis
Södskandinavien verbreitet, in Deutschland besonders in Thüringen und im südlichen Gebiete,
auch auf Corsica und Sardinien wachsend, blüht im Juli und .\ugust. Die von wildwiichsendeii.
eben zum .\ufblühen schreitenden Pflanzen eingesammelten, uutcrseits stark netzadrigen,
kerbig gezähnten Blätter sind oiücinell als Folia Digitalis.
M.
I)igltali8, chemische Bcstaodtheile:
l>il.'it«lin. Ein Glykosid. I>le in flrn Handel kommcuilen Fra^ritratc sind indenscn Ocmlxelio Ji«sv< Oljrko-
0(Ik mit «nd<«r9ii.
l>a« rfinc DiKiUlin. Diftitatinuin vontin Kiliani'fi. dem nacli ßoehm'<t lInU>rsu«hunf;pn di<' rbaraklrriHtiHchn
llrietfirliunK dfr IHinlali^ zulconinjl, if.t ein wciKseo. amorphe« Pnlrfr. dig» b(>lm Erliitxen ^i^ i:a. 200° wpiss Ittoiht,
tH'i ;!1M" XU ftinU'ni b«rinni utnl 1>ei 217" unter sUrIcer Qeltiflirbunic strhroilxt. Itcim Erbltipn mit vftrdllnni'T alko-
liuliiteher SaIt«lior<r u^rflllll r» in LH gi t s li|;eni n CioHsO^, Traubenzucker und Iiigitaluso OrlfiiO.^. Auk diesen
Spa]tt:n|.^j»mduc1rn >'f>recbnet f>fr.h als ^infaclisto Formel C^jUmOo. welche der von Sebmicdfiborf; Kc'unilenen
Cnll.O^ profi-ntisrh »ehr nahe »leht: C.ijII„0„ -)- H,0 = C,iiHaO, -f- CtHijO, = C-HuO,,. Durch Erhilieo mit E«sij(-
■tftar<^auhydi-id Kelit I>iK>lalin in da» Anhydrid ('^«HmOii Dber.
DiKitaliMn. r'-gH,,,0> Es bildet mikruskiipiseue, rnndlicbe Krtmer, die in Wasser und Alkohol leicht, in
Aetbcr, (TTilotof^rm und B*>nKol nirht Ufhli^h i-ind. Vitr1oIi>l Inst e« mit schmutziKtrrUner Farbe. Beim Korben mit
i«'rdD0Dt(*ii Slluren rerfallt o., iti Zucker und 0 i ;{i t al i r es in. C|.,Hgb*^.i. besitzt ungeDthr die Wirkung der l>rog«.
niyiluzin. O^^H^O-, Ea bildi't perlniu1terKtliuz'>Dde Nadeln. unlfJslirb in Wa.sser. IDslich in fTiIurüTDrui und
lnMt..em Alkuliol. Beim Kochen mit vordllnnten Süuren entatebt Toxiresin. da*; kramprerreKend wirkt. O.t>02 ist
lebnn^geflhrtich. subcutan nrzeugt es phlegnion'i^c EutzOndung nnd Eiterung. Die Wirkaug iirxneilicher Dosten
htll 8—10 Tage an.
Digitunin, Cfstt^Ofj, -)- HiO. ein Ulrkofiil, Ton Scbnii«d<iberg luerat amorph, dann tob Kiliani dureh
Behandeln mit H6pruc. Alkohol in feinen, zn Wtnchen rerninigten Nadeln erhalten, die, im Oegcnaatx au
[Digitalis — 9 — Digitalis]
dem amorphen Product, sieh in kallfini Wasser nur sehr schwer lOsen, aas der heiss bereiteten LOsang sich aber
beim Erltalten nicht abscheiden. Linksdrehend, Beim Erhitzen mit verdOnnter Satzsäure xerfällt es in Dextrose,
Maltose and Digitogenin, CijsHa^Og. Es kommt hier die Wirkang nicht in Betracht, hat aber dem Saponin ähnlieh
stark irritireade Eigenschaften.
Digitalsäore. Weisse, saner schmeckende Nadeln Ton schwachem eigenthOmlichem Oenich, IVslich in
Wasser and Weingeist. Ihre Salxe lassen sich nar schwer krystallisirt erbalten.
Digitalakrin, CnBaoOi, wird gemeinsam mit OigitaleVn durch Wasser ausgexogen. Es krystallisirt aus Al-
kohol in Bllttchen (Wati).
Digitalose. Nach Homolle und Qnevenne eine krystallinische, schneeweisse, geruch- und geschmack-
lose Snbstani, welche in Wasser nnlOslich, in Alkohol oder Aether leicht lOslich ist.
DigitoleYns Su re krystallisirt iu gritnon. sternförmig gmppirten Nadeln. Schmp. 30*^. Hinterlassen auf
Papier rettleeke. schmecken sehr bitter, lüseu sich schwer in Wasser, leichter in Aether nnd Weingeist.
Digitalosmin hat Wall das riechende Princip der Digitalis pnrpnrea genannt. Es bildet gelblichweisso,
perlglänzende Schnppen, die sich bei der Destillation Ton Digitalisblattem aaf der Oberfläche des Destillates aus-
scheiden and diesem durch Aether entzogen werden.
Ton diesen KOrpem winl die Araneiwirkang wesentlich dem Digitalin, DigitaleTn und Digitoxin tagesprochen.
Als SpaUuDgsproducte seien erwähnt:
Digitaletin, CuHaiOu, entsteht nach Walz neben Zacker zuerst bei der hydrolytischen Spaltung des von
ihm als Digitalin bezeichneten Körpers, zerfallt aber alsbald weiter, theils durch Wasserrerlust so Paradigitaletin,
^uHaoO,,, theils dnreh weitergehende Spaltung in Zucker und Digitaliretin, CnH»0«. Es krystallisirt In weissen
Warten und XOmom, schmeckt in wässeriger Losung bitter, schmilzt bei 176° und zersetzt sich oberhalb 206**.
Es ist schwer loslich iu Wasser, noch schwerer in AeUier, leicht iu Weingeist.
Digitalinsänre entsteht nach K o s m a n n aus dem Ton ihm Digitalin genannten Fraeparat, CuHuOjo, beim Kochen
mit Natronlauge Ton 36° Banm^. Sie ist in Wasser nnlOslich, krystallisirt aus kochendem Alkohol in mikroskopischen
glänzenden Blättchen Ton saarer Beaction und nur wenig bitterem Oeschmack. Beim Kochen mit TerdOnnton
Säuren zerfällt sie in Zucker und Digitaliretin.
Digitaliresin, Spaltungsprodurt des Digitalins und Digitalelns, entsteht neben Olykose bei kurzem Kochen
alkoholischer LSsungen genannter Glykoside mit sehr TerdQnnter Salzsäure. Wirkt krampfeiregend.
Digitaliretin ist Ton Walz ein Spaltungsproduet des Digitalins genannt worden, dürfte jedoch kein KOrper
Ton indiTidnell chemischen Eigenschaften sein. Gelbliehweisses, bitter schmeckendes, in Aether und Weingeist,
aber nicht in Waaser losliches Pulrer, welches bei 60° schmilzt.
Digitaloln. Walz gab ihm den Namen ,l>igi talotnsBure'. In Weingeist und Aether lOsliche, schiefe,
abgestumpfte Prismen.
DigitoneTn. Entsteht beim längeren Kochen tou Digitonio mit Terdttnnter Salzsäure neben Zucker. Kry-
stallisirt nicht. Es ist in Aether unlöslich nnd kann dadurch Ton dem gleichzeitig entstandenen Digitoresin ge-
trennt werden.
Digitoresin entsteht zusammen mit Digitt^neln', ist in Chloroform und Aether leicht, in Wasser schwer lOslich.
Digitaligenin entsteht nach Kiliani aus Digitaliresin' bei vollkommener Spaltung.
8FIE0EL.
Digitalis, pharmakologisch. Die Anwendung der Digitalis als Vollsäbeilmitt«! ist schon eine
sehr alte. 1542 machte sie Fuchs in Deutseh land unter dem Namen Digitalis als Arzneimittel
bekannt, und 1640 führte Parkinson ihren Gebrauch in England ein und veranlasste ihre
Aufnahme in die Londoner Pharmakopoe. Allgemeinere Verwendung fand die Droge erst auf
die Empfehlungen des englischen Klinikers William Withering 1785, der sie als Diureticum
pries und sie gegen Phthisis, Scrofulose und Hydrops anwandte. Er kannte auch schon ihre
pulsverlangsamende Wirkung.
Physiologische Wirkung. Die verschiedenen Thiorspecies verhalten sich der Digitalis-
wirkung gegenüber nicht gleich. Für Carnivoren ist Digitalis weit stärker giftig als für Herbi-
voren. Auch für Kaltblüter ist Digitalis Gift: der Frosch ist ziemlich resistent.
Digitalis erzeugt innerlich stärkere Magen- und Darmreizung, beim Menschen in grösseren
Dosen zuweilen SchwindelgefOhl, Sehstörungen, Ohnmachtsanwandlungen, Erbrechen, Am
meisten in den Vordergrund tritt die Wirkung auf die Circulation. Injicirt man einem Warm-
blüter intravenös eine grössere Menge, so erfolgt augenblicklich diastolischer Herzstillstand.
Bei mittleren Gaben oder bei subcutaner oder auch innerlicher Darreichung sieht man am
Thier, ebenso wie bei einer Digitalisvergiftung am Menschen meist sich die drei T raube 'sehen
Stadien der Digitaliswirkung entwickeln. Im ersten Stadium ist der Blutdruck hoch, die Puls-
frequenz vermindert. Im zweiten Stadium steigt die Pulsfrequenz plötzlich in maximo auf
die Zahl, welche das Individuum nach Atropinvergiftung oder unvergiftet nach Durchschneidung
der beiden Vagi haben würde, wobei der Druck zunächst noch steigt, dann aber allmählich
bis unter die Norm .sinkt. Im dritten Stadium sinkt der Blutdruck noch weiter, der Puls
wird wieder seltener und unrcgelmässig, der Herzschlag immer schwächer und aussetzend,
schliesslich steht das Herz in Diastole still.
Es fallen an diesem Bilde zwei Erscheinungen des ersten Stadiums auf, erstens die Puls-
vcrlangsamung und zweitens die Blutdrucksteigerung. Was die Pulsverlangsamung anbelangt,
so beruht sie ausschliesslich auf einer Erregung im Vagusgcbict. Hat man einem Thier vorher
durch Atropin die Vagusperipherie, respective die hemmenden Apparate im Herzen gelähmt,
so kommt diese Wirkung auf Digitalis nicht zu Stande. Jedoch wird auch an normalen Thiereu,
denen man vorher beide Vagi am Halse durchschnitten hat, durch Digitalis eine, wenn auch
weit geringere, aber doch sicher constatirbare Pulsverlangsamung herbeigeführt. Es müssen
also durch Digitalis in den peripheren Vagusendigungen im Herzen — unabhängig vom Vagus-
centrum — Erregungen entstehen, welche die.se Pulsverlangsamung bewirken. Indessen kommt
diese eminente Pulsverlangsamung — z. B. von 90 auf 30 — auf Digitalis nur bei nicht-
durchschnittenen Vagis zu Stande. Es kommt also der Hauptantheil an dieser Wirkung einem
Einflüsse zu, welcher mit Durchschneidung der Vagi ausgeschlossen wird und der, wie sich
erweisen lässt, sowohl in einer gesteigerten Anspruchsfähigkeit der peripheren Vagtisendigungen
im Herzen gegenüber Erregungen, welche vom Vaguscentrum ausgehen, als auch in einer Zu-
IDigiUl
nabine dcb Tonus rlicses rentrutn» benilit. Diese IcUttrc ist nur eine secuniläro Wirlnitijf
infolge der ebenfalls durch Dig;italis bewirkten Bluldruekstcigcrung.
Die wichtigste ErM'heioung am Warmblüter ist ebeu diese Blutdrucksteigeruag im erstea
Stadium. Sie führt ?,\i einer stärkeren Durchblutung der (iewcbc des Körpers; die Bhitmeogc.
welche in einer Zeiteinheit durch den Gesammtriuerschnitt des ticfässsystoms strömt, uimmt
mithin erheblich zu. Ohwolil al.-io dn.s Her/, .seltener schlägt, leistet es mehr .Arbeit, »tei^
doch der Druck. Ks mü.ssen also Momente bestehen, welche dieses Minus (Infolge der Puh-
verlangsarauiig) der geleisteten Her/.arbcit übercompcnsireu. Hierbei können zwei F'actoreo io
Betracht kommen : entweder ist dii^ Arbeitsleisluiig des Hentcns in l''olgc der Digitalis verstärkt,
oder der Ablluss de» Blutes aus dem Aortonsystem ist in Folge va.socon.strietorischer EinfliUsr
erschwert; oder es können auch beide Momente zugleich in Betracht kommen, wiis thatsÄcb-
lich bei der Digitalis der Fall zu sein scheint. — Was zuniichst die Wirkung uuf den Hen-
muskel anbelangt, so sieht man bei den Fröschen auf kleinere oder mittlere DigiUilis-
dosen das Herz kräftiger arbeiten: in der Diastole erschlafft der Herzmu.skcl mehr ab.
vorher, der Ventrikel wird grösser und fasst mehr Blut für die folgende Systole. Diese dauert
länger als normal, und es leistet, wenn man die Arbeit misst — z. B. Blutserum in die Höhe
pumpen lässt - jed^r einzelne Herzschlag mehr, bis zum Doppelten der nommleu Arbeit
Auf dieses erste Stadium der verstiirkteu Arbeitsleistung des Herzmuskels folgt bei grosseren
Dosen beim Froschherz ein zweites Stadium, in welchem sieh die einzelnen Particu des Hen-
miiskels nicht mehr glcichmü.'.sig contrahircn und ausdehnen: einzelne Stelleu des ncnsmuskcl»
bleiben länger (oder auch dauernd) in Systole als andere, die bereits in Diastole übergegangen
bind. Bei noch grösseren (iahen folgt ein drittes Stadium, in welchem der Ventrikel in Systole
stillsteht, während die Vorhöfo sich noch vergeblich bemühen, ihr Blut in den Ventrikel hin-
einzupumpen, und erst später diastoli.scb erlahmen.
E.S wird also thatsächl'ch, wie in dem oben geschilderten ersten Stadium am Frosch-
herzen zu sehen ist, der Herzmuskel durch Digitalis befähigt, grössere .Arbeit zu leisten. lu-
dcssen genügt dies allein nicht, um die Erscheinung am Warmblüter zu erklären, dass unter
Digitaliseinlluss trotz der bedeutenden Pulsverlangsamung der Blutdruck bis über das Doppelte
der Norm in die Höhe getrieben wird. Es kommt hier wohl .luch noch der zweite oben er-
wähnte Factor mit in Betracht, wie auch aus Versuchen hervorzugehen scheint. Wenn man
nämlich unter gleichbleibendem künstlichem Druck defibrinirtes Blut oder Blutseium in die
Arterie eines überlebenden Organes (Niore) eiufliessen lässt und die aus der abfübronds
Vene in einer bestimmten Zeiteinheit abflie^sende Blutmengo misst. so sieht man diese Mea
sofort bedeutend (bis unter die Hälfte) abnehmen, wenn man dem Blute Digitalisbestandtbe
zusetzt. Es müssen also die (lefässe unter der Digilaliswirkung contrahirt worden, und in Fol
dcHsen wird der Durchtritt des Blutes bei gleichbleibender Triebkraft erschwert (Paldrocj
Es wird also durch Digitalis der licfässtonus gesteigert und somit der Blutdruck auo
denn gegen das Hindemiss, welches durch die verengten Gefisse dem BlutabHuss aus de
AortensTstem gesetzt wird, kämpft das Herz unter dem Kinfluss der Digitalis an, indem
seine Kraftreserven zu Hülfe nimmt. Neue Kräfte erwachsen dem Herzen durch Digitalis nioi
es sind nur die Reservekräfte, welche es ausnützt, und ein durch vorgäugige .\rbeitslcist
erschöpftes Herz kann durch Digitalis nicht zu verstärkter Arbeit angeregt werden.
Üb die Herzwirkung der Digitalispraeparate eine directc Wirkung auf den Herzmuskel od
auf die intrakardialen (ianglicnzellen und Nenenfasem sei, muss vorläufig dahingestellt blcibeij
Manches spricht dafür, dass Digitalis — im Herzen, wie wohl auch in den Gefnssen —
den Mu.skclfascrn angreife, wenigstens erzeugt z. B. das Digitoxin eine nachweisbare direo
Muskelläbmuug. hat also eine .lusgesprochcne Muskelwirkung, und auch der durch grosse Dos
Digitalis erzeugte systoli.sche Stillstand des Froschherzens uiu$s wohl auf einer directen Ve
äiiderung des Herzmuskels beruhen.
Infolgi' der durch Digitalis veränderten Circulationsbedingungen wird auch das Verhaltf
der Körpertemperatur beeinflusst. Nach kleinen Dosen oder im ersten Wirkungsstadi'
grösserer Digitalisgalicn nimmt die Körpertemperatur im Körperinnern häufig ab. v
rend sie an der Körperoberfläche steigt. Es ist dies eine f'olge der arteriellen Dr
»leigerung, welche durch die beschleunigte Blutbewegunp mehr Blut, als in der Norm in i
bestimmton Zeiteinheil in die Gefässe der H.iutdccke scliafft und dadurch eine raschere
grössere Wärmcabgabi- und eine Abkühlung des KÖri)erinnern bewirkt trotz etwaiger Ge
regulation von Seiten des Organismus. Dieses Kegulationsbeslfbi-n wird natürlich bei e
geschwächten, wenig rcgulationskräftigcn Organismus, z. B. im Fieber, um so weniger vo'
folg gekrönt sein, — .Tcdoch bcwiiken .im-Ii "msse Dosen Digitalis gewöhnlich ein Sinkt
Körpertemperatur. Durch die alsd.ini. ne Verminderung des Blutdrucks und das
niedorlicgen der Circulalion wird ein.; - .Vervensystera und damit auch der die Kö
t«»npcratur regulirende Mechanismus, .indorerseit» werden aber auch dio wärmcproducin
Organe, dio Muskeln. Drüsen etc. in ihrer Ernährung beeinträchtigt und dadurch in
Lcistungsfäliigkeil heralige^utzt. Hierdurch wird der Organismus in >eiuei Ilcgulationsril
gegen die übcrmä.ssigi' Wärmeabgabe an die kühlere rmgebung und in »einer Wider»
Fälligkeit gegen die .Abkühlung ge.schädigt, und es sinkt in Folge dessen dm Eigenwarm
Kino besiindere Beachtung verdient das Verhalten der Diurusc*. Bokannllicb
>if;i(alis
nipitali.«]
Idi« tIarnao(.Tvtioii iini so ri.'ii.'blii-ln.T stall . j>-' reichliclior Bltil durch 'lic Niere strömt. In
Folge (Jesscu wirkt jede Blutdrucksteigrruog im allgemeinen befördernd auf die Ham-
secrction. Wir sehen daher auch nach kleinen Dosen Digitalis bei Kaninchen eine aus- *
gesprochene, bei Hunden und Katzen eine (jeringfügige Vermehrung der Uamabaonde-
rung. Grössere Dosen aber bewirken im Gegenthoil eine Verminderung der Harnsecretion, •
und ebenso sieht man beim gesunden Mensehen nach Digitnlisdarrcichung niemals vermehrte«
Diurese: meistens ist sie vermindert, und grosse toxische Gaben können sogar zuweilen Anuriv
erzeugen. Diese Verinindening der Harnsecretion im Stadium des gesteigerten Blutdrucks ist
durch i^nen Krumpf der Nierenarterien /.u erklären, welche bei ihrer eigcnthümlicbeu
doppelten Verzweigung (Glomeruli. Capillarsj'stem) im verengerten Zustande ein um so
süsseres Hiuderniss für die Btutbahn und dadurch für den Zufluss von Material für die Ham-
eheidung abgeben. Anders liegen natürlich die Verhältnisse bei Patienten, bei denen
orch Störungen der Circulation und dadurch bedingte venöse Stauungen sich bereits Krgüssc
und Flüssigkeitsansammlungcn im Körper entwickelt haben. Hier erscheint die Digitalis da-
durch, dass sie die Circulationsverhältnisse bessert, die venösen Stauungen beseitij^t und eine
reichliche Blutdurchströmung in den Nieren bewirkt, als ein mächtiges Diurcticum.
Intoxicationen, die durch Digitalis verursacht werden, sind meistens medicinalc Ver
»pltungcn. In der Regel haben entweder kurz nach einander wiederholte grössere Dosen oder
der uncontrolirte Fortgebrauch von Digitalispraeparaten in kleinen Gaben die schliessliche
lutoxication verursacht. Die erstercn Fälle können unter schweren gastrischen und ucrvönea
Erscheinungen, eventuell furibunden Delirien, wiederholtem unstillbojem Erbrechen, Herz-
klopfen, fulsverlangsamung auf 40 und noch weniger Schläge, Klopfen der Karotiden, Stirn-
kopfschmerz und Schwindel oder auch in schwereren Fällen unter st.irker Muskelschw.äche und
Collaps, unregelmässigem, dabei sehr frciiuentem und kleinen Puls, Coma und eventuell Con-
vulsionen verlaufen. In diesem zuletzt geschilderten Stadium ist jode Mu.skelanstrengung oder
psychische Erregung äusserst gefährlich, da dieselben momentane Herzlähmung mit blitzartigem
Tode verursachen können. Diese Gefahr besteht auch noch am dritten und vierten Tage —
I nach der Vergiftung, wenn sich der Patient schon durch Ruhe erholt bat und subjcctiv wieder
ganz wohl befindet. In der Behandlung der Digitalisvergiftuugcn spielt daher absolute Ruhe
die Hauptrolle. Man vermeide auch häutiges Trinkenlassen, da hierdurch der Brechreiz ver-
' mehrt und eventuell starke Bewegungen ausgelöst werden können. Die durch cumulntive
Wirkung ent^standenen Vergiftungen beschränken sich auf Brechreiz, Kopfschmerz und Benom-
mensein, denen ein Gefühl von Schwäche im Kpigastrium, üebclkeit, Spannung über den Or-
bitae. Gesichtsvcrdunkelung, auch Funkensehen. Schlaflosigkeit und Ohrensausen vorhergehen
I kann. Hier genügt meist das Aussetzen der Medication. Als Antidot sind Tannin und ver-
f dünnte Säuren empfohlen; ferner sind bei drohendem oder bestehendem Collaps Stimulantieu
i anzuwenden. Eine Ausscheidung eines der wirksamen Digitalisbestandtheile durch deu
iHarD ist bis jetzt beim Menschen noch nicht beobachtet worden, und auch bei Thieren Ist
I nur ganz vereinzelt DigitaleVn in Spuren im Harn wiedergefunden worden. KIOKKA.
Thi'r."»i)Puti.sch(' Anwenrluiii; ilor Uigitalis. Die Digitalis ist iini Kranken-
bottp .seit ihrer Eiufiihruns ailiii;ililich zu einem unentbehrlichen Hülfsniittel thera-
peutischcn H.'uideins jreworden. Ks piebt wenifce Arzneikdqjer, welche am richtigen
Orte, zur richtigen Zeit und in der richtiiieii Art angewendet, eine .so ausserordent-
liche Wirkung zu entfalten und schwere functinnelle LStörungen so zu i)eseitigen im
Stande sinfi: dennoch darf die Anwendimg dersellien nur nach sorgHlltiper Krwfignng
aller Anzeigen und Gegenanzeigen stattfinden und sollte nie veranlasst werden, ohne
tdass eine fortlaufende, tägliche, selbst öftere ärztliche Beobachtung des Kranken
mriglich ist, denn nm' auf solche Weise kann man sicher sein, schwere Uebelstande
zu vemieiden, welche im Palle einer überm.1.ssigen Einwirkung die.ses mächtigen Herz-
giftt» eintreten können. Ihre hauptsächlichste Verwendung findet die [»igitalis in
Erschwerungen des Kreislaufes bei gesunkenem arteriellen Drucke, niag
die ursprüngliche Erkrankung in einem Klappenfehler oder in einer Erkrankung
des Perikards oder in gewis.sen Stönuigen der Innerv.ation de,s Herzens gelegen
sein; ihre .Anwendung setzt das Vorhandensein einer noch immer leistungsfähigen
■ Herzmusculatur und eines noch ziemlich guten Vagustonus voraus. Bei starken De-
generationen des Myokards, bei Myocarditis, bei seniler Schwäche des Herzmuskels
kann die dem Herzen durch die Digitalis zugemuthete Mehrarbeit .-mstatt mit einer
gewünschten Kräftigung der Herzcontracfinn mit einer grös.seron Schwäche derselben "*
und mit einer endlichen Herzparalyse beantwortet werden. Ist femer der Herznmskcl
■ selbst noch in gutem Zustande imd .sogar die Innervation des Herzens etwa durch
Digitalis selbst eine bessere geworden, so kann dennoch ein allzulanger Gebrauch
eine schwere Schädigimg der Herzarbeit herbeiführen, insbesondere weil der Digitalis
eine cunialirendi' Wirkung zukonunt, die wahrscheinlich von der sehr langsamen
K Auaschoiduug ihrer in W:i8ser schwer löolicbeu Glykoside aus dem Organismus her-
[IMfrilalis
— Kl -
l)i|?i«alU
iialimc des ToiiUü dieses Ccntrums bcniht. Dicsi- IclitKri' ist uur eine seeunJSro Wirkung
infolRo dor tbonfalls diircli Digitalis bewirkten Blutdruckstcigerutig. S
Die wichtigste Ersclieinung am Warmblüter ist eben diese Blutdrucksteigeruag im crstefl
Stadium. Sic führt zu einer stärkeren Durehbhilung der Gewebe des Körpers: die Blutmeuge.
welche in einer Zeiteinheit durch den Gesanirntquerschnitt des (lefässsystems strömt, nimmt
mithin erheblich m. Obwohl niso dos Herz seltener schlüirt, leistet es mehr Arbeit, steigt
doch der Druck. Es müssen also Momente bestehen, welche dieses Minus (infolge der Huls-
verlangsnmung) der geleisteten Hertnrbeit übercompensiren. Uierbei können zwei Factoren in
Betracht kumnien: entweder ist die Arbcitsleistnug des Herzens in Folge der Digitalis verstärkt,
oder der Abfluss des Blutes aus dem Aorten.system ist in Folge vasoconstrictorischer Eiiii'
erschwert; oder es können auch beide Momente zugleich in Betracht kommen, was tha:
lieh bei der Digitalis der Fall zu sein scheint. — Was zunächst die Wirkung auf den Herz-
muskel anbelangt, so sieht man bei den Fröschen auf kleinere oder mittlere Digitalis-
dosen das Herz kräftiger .irbeitcn: in der Diastole erschlafft der Herzmuskel mehr als
vorher, der Ventrikel wird grösser und fasst mehr Blut für die folgende Systole. Diese dauert
länger als normal, und es leistet., wenn man die Arbeit roisst — z. B. Blutscnmi in die Höbe
pumpen lässt - jeder einzelne Herzschlag mehr, bis zum Doppelten der normalen .\rbeit.
.Vuf dieses erste Stadium der verstärkten .\rbcitsleistung des Herzmuskels folgt bei grü< p
Dosen beim Frosehhcrz ein zweites Stadium, in welchem sich die einzelnen Hartien des 1
miiskels nicht mehr gleichm.issig eontrahjren und ausdehnen: einzelne Stelleu des Uerzni .
bleiben länger (oder auch dauernd) in Systole als .indere. die bereits in Diastole überget: i
sind. Bei noch grösseren Gaben folgt ein drittes Stadium, in welchem der Ventrikel in S\.-,i..i.
stillsteht, während die Vorhöfc sich noch vergeblich bemühen, ihr Blut in den Ventrikel hin-
einzupumpen, und erst später diastolisch erlahmen.
Es wird also thatsächUch, wie in dem oben geschilderten ersten Stadium am Frosch-
herzen zu sehen ist. der Herzmuskel durch Digitalis befähigt, grössere Arbeit zu leisten. In-
dessen genügt dies .illein nicht, um die Erscheinung am Warmblüter zu erklären, dass unter
Digitaliseinfluss trotz der bedeutenden Pulsverlangsamung der Blutdruck bis über das Doppelte
der Norm in die Höhe getrieben wird. Es kommt hier wohl auch noch der zweite oben er-
wähnte Factor mit in Betracht, wie auch aus Versuchen hervorzugehen scheint. Wenn man
nämlich unter gleichbleibendem künstlichem Druck defibrinirtes Blut oder Blutsetum in rlie
Arterie eines überlebenden Organes (Niere) einfliessen lässt und die aus der abführenden
Vene in einer bestimmten Zeiteinheit abfliessende Btutmcngc raisst, so sieht man diese Menge
sofort bedeutend (bis unter die Hälfte) abnehmen, wenn man dem Blute Digitnlisbestandtheile
zusetzt. Es müssen also die Gelasse unter der Digitaliswirkung eontrahirt werden, und in Folge
dessen wird der Durchtritt des Blutes bei gleichbleibender Triebkraft erschwert (Paldrock;.
Es wird also durch Digitalis der Gefässtonus gesteigert und somit der Blutdruck auch;
denn gegen das Hinderniss, welches durch die verengten Gefäsjse dem Blutabfluss aus dem
Aortensystem gesetzt wird, k.impft das Herz unter dem Einfluss der Digitalis an, indem es
seine Kraftrcserven zu Hülfe nimmt. Neue Kräfte erwachsen dem Herzen durch Digitalis nicht:
es sind nur die Reservekräfte, welche es ausnützt, und ein durch vorgängige Arbeitsleistung
erschöpftes Herz kann durch Digitalis nicht zu verstärkter Arbeit angeregt werden.
Ob die Herzwirkung der Digifalispraeparate eine directe Wirkutig auf den Herzmuskel oder
auf die intrakardialen fianglicnzcllen und Nervenfasern sei. rauss vorläufig dahingestellt bleiben.
Manches spricht dalür, dass Digitalis — im Herzen, wie wohl auch in den Gcf;issen — an
den Muskelfasern angreife, wenigstens erzeugt z. B. das Digitoxin eine nachweisbare directe
Muskclläbmung, hat also eine ausgesprochene Muskelwirkung, und auch der durch grosse Dosen
Digitalis erzeugte systolische Stillstand des Froschherzens inuss wohl auf einer directeu Ver-
änderung des Herzmuskels beruhen.
Infolge der durch Digitalis veränderten Circulationsbediugungen wird auch das Verhalten
der Körpertemperatur bceinflusst. Nach kleinen Dosen oder im ersten Wirkungs.staflium
grösserer Digitalisgabcn nimmt die Körpertemperatur im Körperinnern häufig ab. wäh-
rend sie an der Körperoberfläche steigt. Es ist dies eine Folge der arteriellen Druck-
sleigerung, welche durch die. beschleunigte Blutbewegung mehr Blut, als in der Norm in einer
bestimmten Zeiteinheit in die Gefässc der Hautdecke schafft und dadurch eine raschere und
grössere Wärme.-ibgabc und eine Abkühlung des Körperinnern bewirkt trotz etwaiger Gegeu-
regiilation von Seiten des Organismus. Dieses Begulationsbestreben wird natürlich bei einem
geschwächten, wenig regulationskräftigen Organismus, z. B. im Fieber, um so weniger von Er-
folg gekrönt sein. — .Jedoch bewirken auch giosse Dosen Digitalis gewöhnlich ein Sinken der
Körpertemperatur. Durch die alsdann eingetretene Verminderung des Blutdnicks und das Dar-
iiiederliegeu der Circulation wird einerseits das Nervensystem und damit auch der die Körper-
temperatur regulirende Mechanismus, andererseits werden aber auch die wärmeproducirt-nden
Organe, die Muskeln, Drüsen etc. in ihrer Ernährung beeinträchtigt und dadurch in ihrer
Leistungsfihigkeit herabgesetzt. Hierdurch wird der Organismus in seiner Regulationsfäl
gegen die übermässige Wärmeabgabe an die kühlere Umgebung und in seiner Widerst ;^_
fähigkeit gegen die Abkühlung geschädigt, und es sinkt in Folge dessen die Eigenwärme.
Eine besondere Beachtung verdient das Verhalten der Diurese". Bekanntlich (iq^
[Diiritalis _ 11 _ DigitalisJ
die Hanisecretiou um so reichlicher statt, je reichlicher Blut durch die Niere strömt. In
Folge desseu wirkt jede Blutdrucksteigerung im allgemeinen befördernd auf die Harn-
secretion. Wir sehen daher auch nach kleinen Dosen Digitalis bei Kaninchen eine aus- "^
gesprochene, bei Hunden und Katzen eine geringfügige Vermehrung der Hamabsonde-
rung. Grössere Dosen aber bewirken im Gcgentheil eine Verminderung der Harnsecretion, «
und ebenso sieht man beim gesunden Menschen nach Digitalisdarreichung niemals vermehrte ~
Diurese ; meistens ist sie vermindert, und grosse toxische Gaben können sogar zuweilen Anurie
erzeugen. Diese Verminderung der Harnsecretion im Stadium des gesteigerten Blutdrucks ist
durch einen Krampf der Nierenartcrien zu erklären, welche bei ihrer cigenthümlichen
doppelten Verzweigung (Glomeruli, Capillarsystem) im verengerten Zustande ein um so
grösseres Hindemiss für die Blutbahn und dadurch für den Zufluss von Material für die Harn-
ausscheidung abgeben. Anders liegen natürlich die Verhältnisse bei Patienten, bei denen
durch Störungen der Circulation und dadurch bedingte venöse Stauungen sich bereits Ergüsse
und FlüssigkeitsansammluDgen im Körper entwickelt haben. Hier erscheint die Digitalis da-
durch, dass sie die Circulationsverhältnisse bessert, die venösen Stauungen beseitigt und eine
reichliche Blutdurchströmung in den Nieren bewirkt, als ein mächtiges Diureticum.
Intoxicationen, die durch Digitalis verursacht werden, sind meistens medicinale Ver-___
gütungen. In der Regel haben entweder kurz nach einander wiederholte grössere Dosen oder
der uncontrolirte Fortgebrauch von Digitalispraeparaten in kleinen Gaben die schliessliche
Intoxication verursacht Die erstercn Fälle können unter schweren gästiisghen und nervÖMa.
Erscheinungen, eventuell iuribunden Delirien, wiederholtem unstillbarem Erbrechen, Herz-
klopfen, Pulsverlangsamung auf 40 und noch weniger Schläge, Klopfen der Karotiden, Stirn-
kopfschmerz und Schwindel oder auch in schwereren Fällen unter starker Muskelschwäche und
Collaps, unregelmässigem, dabei sehr frequentem und kleinen Puls, Coma und eventuell Gon- . _
vulsionen verlaufen. In diesem zuletzt geschilderten Stadium ist jede Muskelanstrcngung oder p* "
psychische Erregung äusserst gerdhrlich, da dieselben momentane Herzlähmung mit blitzartigem '
Tode verursachen können. Diese Gefahr besteht auch noch am dritten und vierten Tage —
nach der Vergiftung, wenn sich der Patient schon durch Ruhe erholt bat und subjectiv wieder
ganz wohl befindet. In der Behandlung der Digitalisvergiftungen spielt daher absolute Ruhe
die Hauptrolle. Man vermeide auch häufiges Trinken lassen, da hierdurch der Brechreiz ver-
mehrt und eventuell starke Bewegungen ausgelöst werden können. Die durch cumulative
Wirkung entstandenen Vergiftungen beschränken sich auf Brechreiz, Kopfschmerz und Benom-
meosein, denen ein Gefühl von Schwäche im Epigastrium, üebelkeit, Spannung über den Or-
bitae, Gesichtsverdunkelung, auch Funkenseben, Schlaflosigkeit und Ohrensausen vorhergehen
kann. Hier genügt meist das Aussetzen der Medication. Als Antidot sind Tannin und ver-
dünnte Säuren empfohlen: ferner sind bei drohendem oder bestehendem Collaps Stimulantien
anzuwenden. Eine Ausscheidung eines der wirksamen Digitalisbestandtheilc durch den
Harn ist bis jetzt beim Menschen noch nicht beobachtet worden, und auch bei Thieren ist
nur ganz vereinzelt Digitalei'n in Spuren im Harn wiedergefunden worden. KIONKA.
Therapeutische Anwendung der Digitalis. Die Digitalis ist am Kranken-
bette seit ihrer Einführung allmählich zu einem unentbehrlichen Hülfsmitt«! thera-
peutischen Handelns geworden. Es giebt wenige Arzneikörper, welche am richtigen
Orte, zur richtigen Zeit und in der richtigen Art angewendet, eine so ausserordent-
liche Wirkung zu entfalten und schwere functionelle Störungen so zu beseitigen im
Stande sind: dennoch darf die Anwendung derselben nur n.ach sorgfältiger Klrwägung
alier Anzeigen und Gegenanzeigen stattfinden und sollte nie veranlasst werden, ohne
dass eine fortlaufende, tägliche, selbst öftere ärztliche Beobachtung des Kranken
möglich ist, denn nur auf solche Weise karai man sicher sein, schwere Uebelstände
zu venneiden, weiche im Falle einer übermässigen Einwirkung dieses mächtigen Herz-
giftes eintreten können. Ihre hauptsächlichste Verwendung findet die Digitalis in
Erschwerungen des Kreislaufes bei gesunkenem arteriellen Drucke, mag
die ursprüngliche Erknmkung in einem Klappenfehler oder in einer Erkrankung
des Perikards oder in gewissen Stönmgen der Innervation des Herzens gelegen
sein; ihre Anwendung setzt das Vorhandensein einer noch immer leistungsfähigen
Herzmuscuiatur und eines noch ziemlich guten Vagustonus voraus. Bei starken IJe-
generationen des Myokards, bei Myocarditis, bei seniler Schwäclic des Herzmuskels
kann die dem Herzen durch die Digitalis zugenrathete Mehrarbeit anstatt mit einer
g«!wünsclit€n Kräftigung der Herzcontraction mit einer grö.sseren Schwäche derselben -"^
und mit einer endlichen Herzparalyse beantwortet werden. Ist ferner der Herzmuskel
selbst noch in gutem Zustande und sogar die Innervation des Herzens etwa durch
Digitalis selbst eine bessere geworden, so kann dennoch ein allzulanger Gebrauch
eine schwere Schädigung der Herzarbeit herbeiführen, insbesondere weil der Digitalis
eine cumulirende Wirkung zukommt, die wahrscheinlich von der sehr langsamen
Ausscheidung ihrer in Wasser schwer löslichen Glykoside aus dem Organismus her-
|Diintali.s
— 12 -
nig:italia
rührt. iiinJ sich >o die spfitciTii (ialioii zu dim frübtTcii siiuiiiiin'ii. GliicklirhnfJ
weise erkennt man in den meisten FHlIen die Grenze, über welche man mit JefB
Ois^it.'disdarreichung nicht herausgehen darf, an einer deutlichen Bradykardie o<ler docfl
an dem Auftreten einer Ailorhythmie, insbesondere von Pulsns bijjeniinus. ■
Andererseits werden diejenijjen Affectionen, welche von vornherein mit gesteigertem
arteriellen Drucke einhergeben, wie z. B. insbesondere die Insul'ticiutiz der Aorteii-
kla|>|>en (bei krilftigem Myokard un<l «tarker Hypertro[)hie der linken Katunier^, dann
die entsprechenden Krkrankungen der gpissen Gefüsse. HnilMrtiTÜtis ehninica, Aneu-
rysmen, den (iebraucli der Migitalis im Allgemeinen eonf raindiciren . seihst wenn
die Herzaction eine frequente ist; in solchen FSllt-n liegt nicht nur die Gefahr einer
Verstilrkmig der vorhandenen snbjectiven Beschwerden, sondern sogar die einer Ruptur
im Bereiche der arteriellen Gefä.ssbahn, namentlich aber in den .-Xiterien des Gehirn vor.
. Diese Gefahr wird selbstverständlich um so grösser sein, je weniger elastisch und je
I brfichiger die l.Jefässe sind, also eher beispielsweise bei der Aortenklappeninsufficienz
I älterer Leute, welche aus Kndarteriitis hervorgeht, als bei jener jugenillicher Indivi-
I (Inen, welche gemeiniglich der Kndocarditis den Urspnmg verdankt, und liei welrh<T
' die Gefä.sse lange elasti.sch bleiben; aber auch da wird ein lioher Blutdruck den Ge-
brauch der Digitalis coutraiiidiciren. Noch mehr ist dieses der F.ill, wemi bereits
arterielle Blutungen da sind, z. K. Kpistaxis und dergleichen.
Kommt es bei der .\ortenkla|ipeninsufficienz, wie das gemeiniglich in) Fndstadiiuii
der Fall ist. wegen F3rkrankung der Kranzai-terien zu einer Kmälirungsslörung des Herz-
muskels und geht <l;unit der früher sehr hohe Blutdnirk auf <;in geringeres Ma;uss
herab, so kann bei grosser l'ulsfreipienz, .•Xrhytliniii- n. s. \v. Digitalis zeitweilig ange-
zeigt erscheinen, jedoch nur mit sehr grosser Vorsicht und unter .steter Beobaehtimg.
Dagegen sind di«- Erfolge der Digitalis bei Mitralklappenerkrankung, und insbesondere
bei der Stenose de.s linken venösen Ostiimis geradezu glilnzende, und es gelingt, wenn
man mit der .\iiwendung im riclitigen Zeitpunkt ein.setzt und rechtzeitig wieder
aufhört, oft, .•solche Schwerkranke über mannigfaltige, itus.serst gcffdirliche Phasen
ihrer Krankheit hinanszuleiten und eine erträgliche ('Duiiieusation oft für viele .lahre
wiederherzustellen. Man hüte sich aber, di'in Kranken dii' Digit.alis zum beliebigen
Gebrauche in dii- Hand zu geben.
Neben die.ser unmittelbaren, auf die Behebung der Kreislaul'stönutgen bezüglichen
Wirkung wird die Digitalis sehr häuHg zu dem Zwecke angewendet, die Diurese
zu venneliren und durch die Steigerung der Harnfluth seröse .AnsamTulimgeu in den
Körperhöhlen und im subcutanen Bindegewebe zu beseitigen. Tbatsarhiich kommt
ihr diese Wirkung in hohem Maa.sHe zu, und man sieht auch bei .schwerem Hydrops.
insbesondere der Körperhöhlen, unter ihrer Anwendung ra.sche Bessenmg eintreten,
wenn ilie Ursachen der Kreisl.iufstöiimgen behebbar sind. Aber aui'li die nmsclirie-
lieuen, hydro[iischen Krgüsse, insbesondere im Bauthlellsack. wie sie bei Ubiiteration
des l'erikards öfter beobachtet werden, werdeiv dnreti Digitalis manchmal äu.sserst
günstig lieeinflusst.
Die reine paroxysmale Tachykardie wird durch Digitalis selten direkt günstig
beeinflusst. Man sieht sie zwar bei dieser Beii.andluiig ebenso, wie ohne dieselbe
plötzlich abbrechen, indem, häutig ganz unvermittelt, eine Piilsfri^nuenz von
2(M( bis 800 Systolen in der Minute dauernd auf iso umi weniger herabgeht, aber
die gros,se mit jenem Zustande einhergehende Dehnung di's Herzens gestattet nicht
einen boKtinuntr^n Schlnss auf den Ernäiirungszu.stand des Herzens, und ist derselbr
schlecht, so kann man mit Digitalis auch unberechenbaren Schaden zufügen. Noch
mehr ist vor dem (Tebrau<-h der Digitalis bei jenen schweren Zuständen von Herz-
.Hchwäche zu warnen, bei welchen nebeti Tachykardie jener eigenthiimlicbe detn
Fnetalpuls iihnliche Khythnnis beobachtet wird, auf den .schon Stokes aufnierksani
gemacht hat und für welchen Hiiehar<l den besojideren Namen Kmbry>ik;ird ie
eingeführt hat. Bei starker Cnmpen.sationsstöning im Vevl.iufe der Basedow "schf^n
Krankheit sieht man von Digitalis oft gera<lezu wunderbare Bes.-ierung, wenn man
sie nicht in allzugrossen Gaben und nicht zu lange anwendet. Schwierig ist die
Irnlicatinnsstellung liei solchen hydroiiischen Ergüssen, welche sich im Verhaufe von
chrnnischem, substantivem l^ungenemphysem entwickelt haben, weil es hier, wenn
die Verödung der Lungengefässe eine sehr ausgebreitete ist, wenn ferner eine sehr
starke excentrische Hypertrophie de.s rechten Herzens vorliegt und die .Musculatur
des letzteren eine kräftige ist, manchmal unter dem Gebrauch der Digitalis zu
[Dig:itali8
Difcitalts]
I
N
Lungcnblutiinfri'n und wlbst zu i;;rii88('rpn Infnrrfpii knmnit, die zwar an und für sich
eine Kntlastung des Kreislaufes zur F'olge haben, aber nianchraal eine bedrohliche
Höhe erreichen kftniien. Die Empfehlung der Difcilalis bei der Haemoptoe der
Tuberculosen ist auf jene Fälle einzuschränken, wo dieselbe von einer beson<lers
stürmischen und frequenten Herzaction begleitet ist, die übrigens vielleicht oft in
der entsetzlichen Angst vor dem Bluthusten selbst ihren (inind haben dürfte.
Kiner besonderen Beliebtheit hat sich vor langer Zeit die Digitalis in der Be-
handlung der croupfisen, genuinen Pneumonie erfreut; Traube und Andere
enipfalilen sie bis zu 1 — 2 g pro die, man ist später aber wieder davon abge-
kommen, bis vor einigen .lahren Petrescu neuerdings grosso Gaben von l>igi-
talis (0 g pro die) empfohlen hat. I)as Mittel ist imter allen Verhältnissen in
dieser Gabe ein gefährliches und wird keineswegs von allen Beobachtern
gleichmä-ssig gerühmt, wenn auch beispielsweise Masius lügitalis in Tagesgaben
von 4 g als Herztonicum empfiehlt, „es setze die Kieb<?rteniperatur herab, habe auf
normale Temperatur keinen Kinfluss, die Wirkmig trete gewöhnlich schon nach
24 Stunden, manchmal später ein; Tagesdosen von 3 — 4 g kfiimteu während 3 bis
4 Tagen mit grossem Vortlieil gegeben werden; bei Pneumonie sei günstige Wirkung
auf Herz und Temperatur zu beobachten, die Krisis trete am 5. — 0. Tage ein, in
.schweren Fällen bleibe der tödtliche Aasgaug nicht aus". Havas hat bei Anwendung
solcher (iaben heftige Vergiftungserscheinungen, dagegen keine Coupirung des
Krankheitsproce.sses beobachtet. Teniperaturemiedrigung trat allerdings ein. Wir
möchten von dieser Behandlungswei.se imisomehr abrathen, als der Verlauf iler croupö.sen
genuinen Pneumonie, wenn nicht besondere Complicatioiien ihn compliciren. erfahmngs-
gemä.xs ein guter ist. Bei anderen Infectionsk rankhfit en, wie /.. B. Typlnu*, Schar-
lach u. s. w., hat m.-in Migitalis öfters in der .Meinung angewendet, die Fieberhöhe damit
herabzusetzen. Ks stammt diese Anschainmg aus der Zeit, wo das Thermometer in Ver-
ge,s.senheit gerathi-n war, und wo man die Höht- des Fiebers nach der Pulsfrequenz zu
beurtheilen pflegte. Ilie Erfahrung spricht nicht für die günstige Wirkung dieses Mittels
als Antipyreticum, ja es sind Fälle bekannt, wo nach seiner Parreichung geradezu
ilie Temperatur in die Höhe gegangen ist, wie man es zuweilen übrigens auch von
wirklichen Antipyrelicis sieht. Bemerkenswerth sind in dieser Beziehung inshwon-
dere die aus den .lahreu 1K7() mid 1875 stammenden Versuche von Otto nn't dem
damaligen Merck'schen I>igitalin, denen zufolge nach subcutaner Verabreichung von
im Durchschnitt ';3„ Gran (= etwa 0,0025 g) in Wasser, welchem 10 pCt. Glycerin
zugesetzt war, bei Epileptikern binnen wenigen Stunden heftige, ohne locale Reiz-
erscheinungen auftretende Temperatursteigerungen von typischem Ai)l3uf in zahl-
reichen I''allen beobachtet wurden, während Aehnliches auch bei drr Darreichimg
per 0» .stattfand. Wesentlich verschieden davon sind allerdings die Ergebnisse von
von der Hayde, der bei subcutaner und intravenöser Einführung kleiner Mengen
von Digitalin zwar constaiit Temperaturerhöhung fand, sie aber bei interner Verali-
reichung oder Application per rectum vemiisste, sowie vier Benbachtungen von Wit-
kowsky, bei denen die Temperatursteigerungen offenbar an phlegmonö.se Entzün-
dungen gebimdcn waren, die der subcutanen Anwendting folgten. Möglicherw'eisc
war in den letzteren Fällen ein gewisser Gehalt an dem stark cntzfindungerregenden
Digitoxin im Sjiiele. i)ie aus Nephritis hervorgegangenen hydropischen Ergü.s.se werden
durch Digitalis genu'iniglich weniger günstig beeinflusst, wahrscheinlich deshalb, weil
di-r arterielle Druck bei chronischer, namentlich interstitieller Neplirilis ohnehin ein sehr
bedeutend gesteigerter ist. Zwar wird manchmal die Diiiresc eine \io\ reichlichere,
aber man sieht öfters Epistaxis, Haeniaturie eintreten, und selbst Hirnhaeinorrhagien
können bei diesem Kraiikheitszastande herbeigeführt werden. Indessen darf nicht ver-
schwiegen werden, da.ss manche Kliniker die [tigitalis geradezu bei Schrumpfniere
empfehlen, wie z. B. Rosenstein, ebenso schon früher Christison, der sie mit
C-remor Tartari reichte, ja sogar bei üraemie hat sie Verwendung gefunden. Leube
empfiehlt sie in diesem Falle dann, wenn der bis dahin harte und langsame Puls
beschleunigt und kleiner geworden ist und dabei vollends auch an Spannung ver-
loren hat; er reicht die Digitalis als Pulver 0,1 pro doni, 5- i> Pulver pro die luul
lä.sst diese Dosis 3 — 4 Tage lang gebrauchen, bis die Wirkmig auf den l'uls deutlich
ersichtlich ist. Die clamit erzielten Resultate sind, wofeni das Herz überhaupt auf
das Mittel zu reagiren im Stande ist, günstige. Auch in Fällen von acuter Nephritis
ist nach Leube die Ordination von DigiLalis da iudlcirt, wo die Uraemie nicht, wie
[Digitalis
- 14 -
Di^italU
sonst gewöhnlich in solchen Fallen, plötzlich, sondeni mit .illrnählirh sirli steigernden
Symptomen einwtzt; erst wenn man sich überzeugt, tliiss ihre Wirkung zu lang-
sam eintritt, d. li. dass am er8t<Mi oder zweiten Tag der Anwendung des Mittels dUI
uraemischen Erscheinungen sich steigern oder gar Com.n eintritt, ist von der Dig^
talis abzusehen und zu subcutan applieirliaren Kxeitantien ül)erzugi'hen, von denen
man eine raschere, aber weniger nachhaltige Wirkung als von der Digitalis i-rwarte
darf. In der ItehaiKllimg des Meliriuin tremens alkoholicuin hat sieh ilie [)igitalis sei
ihrer Empfehlung durch .lones eiiu-ii gewissen Ruf erworben. Ks ist schwer zu enl
scheiden, wie viel in .solchen Krdlen auf Rechnung der IHgitalis selbst, wie viel ai
jene der geänderten hygienischen Verliftltiiisse des Kranken kommt; sicher ist, d
n.ich grösseren Gaben im Alkoholdelirium zuweilen i)lr)tzlicher Tod lieobachtet wir
Gegen Migraine, und zwar besonders da, wo dieselbe wjihreinl der Menstniatioif
auftritt, rühirit Gauchct Pigitalis unter folgender Anwendung;: R]). (hinini sulfur.
3,0, l'ulv. fol. liigit. 1,.^, Sir. simpl. 0,.'>. M. f. ])il. No. XXX. .b'deti Abend eine Pille.
Bei inneren Blutungen hat Pereira. bei Metrorrhagien Llick4'nson, .\rau
IHgitalis empfohlen, welcher iMuptehkiug sich Ilayem anschlies.st.
Als Hilfsmittel der Uigitalis in solchen l'ällen, wo iler Arterientonus st
herabgesetzt ist, wie bei der Aorteiiinsul'tii'ienz, bei der idiopathischen Herzdilatatio:
hei gewissen Stadien tier Aiterioskleruse, bei acuten, enormen Krirperiiberanstre;
gungen, wo Iiigitalis erfolglos bleibt, empliehlt (). Hosenbacii die l'nterstütz
durch Seeale cornntuiii, bei erhöhter Arterienspannung, bei erhöhtem arteriellen Druc
bei chroui-scher Nephritis zur W egr.'Uiniung der damit verbundenen Contramdication
der Digitalisanwenduug das Nitroglycirin (zwei.stiiiidlich (t,(K)l — (»,(11 pro du), ebeni
das Natrium nitrosum in zweistündlichen (jahen von (»,2 g.
.\nch bezügliclt der I'orm. in welcher Uigitalis am Kr.-inkenbelti- .anzuwenden ist,'
gehen die Anschauungen aus einander, dtx'h ist die nberwiegenile Mehrzahl der Kli-
niker bis jetzt der Üeberzeuguiig, d.^ss die Form des Infuses den übrigen (Jal
nischen Bereitungsweiseti bei Weitem vorzuziehen sei. Gegen diese Form wird d
üble Geschmack und die Erregung von Nausea angefiihrt, aber an Verlässlic
keit der Wirkung kann sich keine andere mit ihr messen. Int hei.sscn Sommer
das InfiLs nicht sehr haltbar und kann gallertig werden. Als l'rsache für di'
Gelatinisiren hat Braeutigam den Micrococcus geiatinogenes erkannt; sowohl se;
Culturen als die durch ihn erzeugten gelatinirten Nährlösungen sinil für den niensc
liehen und thierischen (_>rganismus uuschädlich und Digitalisinfus in gelntinirteni
stand nicht wirkungslos. I>:is Infus gestattet ferner eine gleichmäs.'-ige Vertheil
kleinerer Einzelgaben über die einzelnen Tages.stnnden luid ein )pei|tiemes Steige;
oder Verringeni der Dosirung, was ger.ide b4'i diesem .\rzneimittel als ein besoiuien
Vortheil angesehen WiU'den imiss.
Als mittlere Tagesgabe möchten wir ein Jnliw von O.lg fid. Migit. auf 200,O
Wa.ssor bezeichnen und als Maximum l,(t — l,ög. als Einzelgabe 1 Esslöffel = 15
des Infuses jede Stiuide. Man wird mit ji'uer nuttlfifn Gabe bei kräftigen
w.nchsenon im Allgemeinen sein Auskommen linden und das uiti.soniehr. als sich b
längerem Gebrauche die cumiilirende Wirkung ohnehin einstellt, ein Umstand, d
manche Forscher veranlasst hat, eine systematische Verringerung der Tage
gaben bei längerem Gebrauche zu enipfi'hb'U. Einzelne .Vuton'ii, wie ■/..
Huchard, empfehlen einzelne grössere (iaben. Itn Allgemeinen wird mau mit gi
theilten und regelmässig wiederh»dten Tagesgabeii bessere Erftdge <elieii. Es ist au|
fallend, d.-uss im Allgemeiucn die Kliniker der südlichen Länder kleinere, jene d
nördlichen grössere Gaben empfehlen, und es scheint dieser Umstand mit einer verJ
Rchiedenen BcschafFenheit der llroge bezw. mit einem verscliiedonen Gluki>sidgehal
zusammenzuh.'ingen. (ienimere Angaben über diese Ungleiehmässigkeit des (iehal
hat in.shesondere .Strahler beigebracht. Für eine gute llroge siuti die erwähnt«
Gaben gewiss die g(;nügenden; dem entsprechend .schreibt auch die ö.sterreichisc
Pharmakopoe als Maximum pro dosi 0,2 g, /)ro die 0,tj g vor, während in L'eutschla
0,2 g tuid 1,0 g, in Rasslaiul Ü,1S7 g und 0,50 g und in Ungarn 0,2 g utul (),«j
vorgeschrieben werden. Hayein empliehlt als Tagesdosis für liie Maceration U,ö
1,0 g Folioruni Digitalis, für das Infus 0,2 — 0,5 uiui ist der Meinung, das.s,
grös-sere G.aben verschrieben worden sind, iti der Rege! an der Wirksamkeit
Üigitalisblatter zu zweifeln war. Oertel, Ponzoldt u. A. empfeliten I'ulvis folioi
Digit.alis iu Gaben von 0,5 g pro die, in 5 rulveni 2—3 hintereinander: Creq»
[Digitalis — 15 — Digitalis]
beobachtete nach 0,5 Pulvis folioram Digitalis Vcrgifhingsei-sehoimuigeii. Es scheint
das Digitalispulver die üble Nebenwirkung der Verdauungsstörung viel mehr zu haben
als das Infus, abgesehen davon, dass dem Magendarnicanal die überflüssige Arbeit
der Auslnugung und des Transi)ortes der Pflanzeutheile zugemuthet wird. Ganz un-
verlässlich ist die Tinctura folionim Digitalis (10 — 30 Tropfen, ad 1,5 pro die bis
3,0 pro die) und nur da zu empfehlen, wo man für längere Zeit verschreiben nuiss,
weil das Infus nicht haltbar ist.
Zur subcutanen Anwendung hat Zienetz 0,3 Infusum foHorum Digitalis: 10,0,
2 — 3mal täglich eine Spritze injicirt. Weil der Digitalis ganz entschieden lociil
reizende Eigenschaften innewohnen, so können diese zu recht schmerzhaften Local-
affectionen an der Injectionsstelle Veranlassung geben. Ebensowenig empfiehlt sich
die epidermatische Anwendung oder diejenige in Badern schon wegen der uncontrolir-
baren Dosis und der local reizenden Wirkimg.
Digitalin. Seit man die wirksamen Bestandtheile der Digitalis kennen
gelernt hat, haben namentlich französische Autoren das krjstallisirte Digitalin an
; Stelle der Drogen empfohlen. Neueren üntersuchmigen Schmiedeberg's zufolge
handelt es sich dabei jedoch nicht immer um reine chemische Körper. Diese gi-ossen
Bedenken, die ausgezeichnete Beobachter, wie z.B. noch Nothnagel und Rossbach
(1894) veranlassten, dem Infus vorläufig den Vorzug einzuräumen, sind nur zum Theil
durch die ermöglichte Darstellung reinen Digitalins im (irossen überwunden, dagegen
steht allerdings auch noch der sehr hohe Preis und die ziemlich schwierige Dosirung,
sowie die grosse Giftigkeit des Digitalinum venmi (Kiliani) und namentlich des
Digitoxins <ler allgemeinen Anwendung der letzteren im Wege. Obgleich das Digita-
Unum verum günstig wirkt, so ist vorläufig doch noch den» Digitalisinfus der Vorzug zu
geben. Hayem verordnet amorphes Digitalin Homolle und Qucvcune (8 mg in
60,0 Alkohol, OOproc, und Aqua destillata ü). Man beginnt mit einem halben Ess-
löffel (1/2 mg Digitalin) ujid steigt, nur wenn nöthig, auf 1 — l^/o mg. Nach 2 bis
5 Tagen ist die Behandlung auszusetzen und erst nach 4 — 5 Tagen wieder zu ver-
ordnen. Bernstein dagegen hat nie Digitalin wirken gesehen, wo ein einfaches Infus
versagt hätte, wohl aber umgekehrt. Huchard verwendet das krystallisirte Digitalin,
von dem er eine Iprom. Lösung (1:1000) nach Petit in nachstehender Weise be-
reitet: Krystallisirtes Digitalin des französischen Oodex 1,0 g, Glycerinum purum
(spec. Gew. 1250) 333 cm'. Aqua destillata 147 cm', 1)5 grad. Alkohol q. s., um bei
15" C einen Liter zu machen. Das Digitalin wird in 450 cm' Alkohol gelöst, dann
kommt das Wasser imd das Glycerin hinzu und endlich wird mit Alkohol auf 1 Liter
aufgefüllt. Er nennt diese Form Glyceroalcoole und rühmt ihr als Vortheile nach:
unbegrenzte Haltbarkeit, Schwierigkeit des Verdimstens wegen der Viscosität der
Flü.ssigkeit, sichere vollständige Löslichkeit auch bei Verdüimung im Wasser, Sicher-
heit der Resorption in flüssiger Form, während die in Frankreich üblichen Granules
den Darmkatarrh passiren können, ohne resorbirt zu werden. Die Dosis dieser Lösung
ist 30, 40—50 Tropfen, das ist 0,0, 0,8—1,0 mg krjstallisirtes Digitalin, ent-
sprechend ungefähr 4 mg amor|)hem Digitalin, eine (iabe, <lie, scheinbar hoch, nie-
mals üble Zufälle gehabt h:it, weim man die Behandlung sowohl bei Hypersystolie
wie bei Asystolie nicht mit Digitalin beginnt, sondern den Kranken einige Tage
Ruhe und absolutes Milchregime einhalten lässt, dann konmit nach einigen Tagen
ein Purgaus und am folgenden Tage 40 — 50 Tropfen der Solution: man muss 14 bis
20 Tage warten, ehe man wieder beginnt. Man soll nicht zu lange bis zur voll-
ständigen Compensationsstörung (Asystolie confirmee) warten, und, sobald ein leichtes
praetibiales Oedem da ist, soll man systematisch ungefähr alle 3 Wochen einmal an
einem einzigen Tage eine einmalige Dosis von 10 Tropfen geben und so mitunter
durch Monate und Jahre, gleichzeitig durch 2 oder 3 Tage alle Monate oder Wochen
Milchregime. Er empfiehlt deshalb die Dose massive, weil die Digitalis eine cumu-
lative und langsame Wirkung hat. Die Dosis von 1 mg Digitalm soll aber nicht über-
schritten werden. Huchard wanit davor, gleichzeitig Antipyrin, Morphin, Bella-
donna, Amybiitrit, Mutterkorn, Trinitril und Jodide darzureichen.
Von Kiliani's Digitxlin ist recht bequem die Anwendung der Lösung von Digi-
talinum 0,08, Aqua destillata 180,0, Alkohol 20,0; 2— 3 mal im Tage 10 cm' (Stoit-
scheff). Diese Form ist eine sehr angenehm darzureichende, aber es giebt Fälle,
wo sie im Stiche lässt, während das Infus noch wirkt. Nach Stoitscheff ist die
Wirkung des Schmiedebergschen Digitalinum verum eine sehr prompte. Sowohl
[DigiUlis
10
Digitalis]
'■n,
■^
in t|ualitativer als iu fiuantitativer Bexifiliiuig sei kein Grund, dem Infus den Vorzug
zu gebt'n vor reinem Digitulin. Auch haben kleinere, häufigere Dosen besseren Ein-
fluss als grössere Dosen iu längeren Pausen. Pf äff hat deutliche, zum Theil con-
stante Beeinflussung des Circulationsapparates dujxli Digitaünum verum constatirt.
Bei Typhuskrankfu wurde Digitalin durch 5 Tage bis Ki mg täglich besser vertrage.«
als das vorher verordnete Digitalisijifas, welches starke gitstrische Störungen machte.
In einem f\ille von subcutaner Injection von ö mg Digitalin iu 1 cm' verdünntem
Alkohol mit etwas Cocain kamen keine Altscesse an der Injectionsstelle vor, doch
waren die Injcctionen selbst schmerzhaft. Wesentliche Unterschiede zwischen Digitalis
und Digitalin ergaben sich aus seinen Versuchen nicht. Schmiedeberg's Digitalin,
das auf der Strassburger Klinik erprobt wm-de, hat vor dem Infus den Vorzug der
sicheren Dosirung und des Fehlens aller Nebenerscheinungen, kann aber in schweren
Fällen von Herzklappenfehleni die Digitalis im Infus nicbt annähenid ersetzen (Klin-
gcnlierg). Lepine hat bei 40 Pneunionikeni Digitaliimni crystallisatuni Nativelle
bei Zeichen von Herzschwäche angewi-ndet, im Allgfiiieinen 3 mg Morgens, oft
auch noch 1 — 2 mg Abends. Er hält die lügitilis nicht für ein Specificuni bei
Pneumonie, schreibt aber dem Digitalin eine au.sserorifeiitlicln- Wirkung auf das Heri_
zu. Man sieht, dass feststehende (irundsfitre für die Digitalinaiiwendun!: sich nocli
in'cht gewinnen lassen; augeuscheinlich liegt der Gmnd hierfür in der noch mangel*
haften Kenntniss der thatsäehlichen chemischen Ue.schaffenheit des Digitalins.
Digito.xin. Von weiteren BestaiidtL eilen der Digitalis ist geprüft worden das
Digitoxin. Wenzel hat Merek'.sches Digitoxin per cli/vna versucht, weil per o»
öfters Erbrechen beobachtet wurde. Nach einem jedesmaligen Keinigungsklystier
wurde zuerst 3 mal im Tag, dann 2 mal, zulelzt 1 mal ein 15 g einer Lösung von: I>i-
gitoxinum 0,01, Alkohol 10,0, Aiiua de.stillata 21K.).0 auf HH) Wasser enthaltendes lau-
warmes Kl_v.>-tier gegeben, also pro cioni 0,(K)07.ö g, deiniiaih um i'inige Zehntel .Milli-
granmi mehr als die von Sclmiiedeberg und l{inz auf 2 mg festgesetzte .Maxinial-^B
dosis pro die. Zweimal trat Erbrechen ein. Bei der überaus gnis.seii Giftigkeit dc(^|
Digitoxins, bezw. der aus,serordent lieben Kleinheit der Dosen und bei der Ungleicli-
inflssigkeit der Resorptionsvorgänge im Mastdarm ist ausserordentlich grosse Vor-
sicht mit dem Mittel schon deshalb nothwcndig, weil bei subcutaticr Anwendung \oii
Vio "'g ausgebreitete iihlegnionöso Entzündungen eintreten. Van Au hei hat bei grosscCj
Herzschwäche bei Cholera Digitoxin intravenös angewendet, man kruni ','4 — i/j
Digitoxin intravenös injiciren, braucht jedoch hierzu 25 — öd cm'-' Flfi.ssigkeit. Vi
leicht wird die Hau]>t\virkung dun-li die Einführung der physiologischen Kochsalz-
lösiuig erzielt, auf den l'uls soll das Digitoxin unzweifeihnit wirken. Koppe hat
dagegen durch eine Digitoxingalic von 3,ö iiip, auf "> Tage vertlieilt, an sieb selbs
eine schwere, lebensgefährliche Vergiftuivg erfaliren. Corin h;il das Merck'schfl
Digitoxin bei einer Pneuiiionieepiileniie angewendet in ungi'wölinlicli hohen Dosen^i
3— 4 mg bei Erwachsene«, 2— :J mg bei Kindern \un !ti— !."> .Jahren, .\bgesehen
von Erbrechen sind nie üble Zustände unii cunTulnlJM' Wirkung gesehen worden. Man.
wird gut thun, bei ferneren \er.suchen mit .sehr vii-l kleineren (jaben zu beginr
da diese ganz ausserordentlich bocli gegriffen scheinen. Masius hat von diesec
Praeparat bei Pneumonie, Typlms und Morbus Basedl^wii 2— il mg v<Mabreicht, b«
nicht oder nicht getiügend eompensirlen Herzfehlern ausserordentlich wirksam,
dem es in 12—24 Stunden die Asystoüe beseitigt. Auch liei Tarhykaidiu der Bas*
dow'schen Krankheit snll der Puls nach Verbrauch von 2— :Jmg fast tnu-mal ge
worden sein. pkiukam.
Praeparate:
Folia Digitalis, Fiugcrhutb lätter:
Von Digitalis purpurea L., dem rothen Fingerhut, stammen die Folia Digitalis. Die ein
30 cm langen und 5 cm breiten, am Rande gekerbten Blätter sind ciRirmig bis «irürim^
lanzettlich und in den Blattstiel verschmälert, oberseit» kurzlinariK, etwa.s ruiixlig, unterseit
ebenso wie die oberen Thcile des Stengels, graulrlzig. Das Trocknen der Blätter muss bei
Zersetzlichkeit der wirksamen Stoffe rasch und gründlich erfolgen. Auch sehr sorgfiltig 1
bewahrte Blätter dürfen nach einem Jahre nicht irielir ringewaniit werden, da man annehme
kann, dass nach dieser Zeit ihre Wirksamkeit geschwunden ist. Ein gutes Praeparat sehn
widerlich bitter und giebt einen bräunlichen, Lackmus rötheiiden Auszug von bitterem
scbmack und eigenartigem, höchst charakteristischem Geruch. Fehlt dieser Geruch, so ist
Verwendung eines schlechten Praeparates zu scbliessen, Iu dem Auszuge muss durch Eis
Chlorid zunächst dunklere Färbung, später ein brauner Absatz, durch Gerbsäure ein rvA
Iz-
is^H
nmeoli
rDigitolis — 17 — Dij^tsiis]
lieber, im Ucberschuss nur schwer löslicher Niederschlag entstehen. Eine Spaltung der wirk-
samen Stoffe kann auch schon im Infuse der Blätter unter der Einwirkung von Bakterien und
Schimmelpilzen vor sich gehen, und ebenso können schlecht conservirte und vor dem Trocknen
verschimmelte Digitalisblättcr schon vor der Einlieferung in die Apotheke Digitaliresin und
Toxiresio enthalten und alsdann selbst steril aus ihnen hergestellte Arzneien giftig wirken.
■»•. Dosis 0,06—0,3 in Pulvern, Pillen oder Infusen (0,5—2,0:200.0). 60 g zu einem
Bade. Die Maximaldosis nach Ph. G. JII beträgt 0,2 pro doni! 1,0 pro die!
Das Infus ist frei vom giftigen Digitoxin. Decoot« und Macerationen enthalten dasselbe,
ebenso die Tinctur.
Zu vermeiden sind Gerbsäure, Bleizucker, .Mkalicarbonate, da sie zersetzend wirken.
Von Praeparaten seien genannt:
Cataplasma Digitalis:
Folia Digitalis 1, Placenta Lini semiuis 4.
Mixtura antasthmatica Choulaut:
Folia Digitalis 2, Radix Ipecacuanhac I, zur Colatur von 120 Sirup 35, Liquor
Ammonii anisati 2,5.
Mixtura antihaemostyptica Lebert:
Infusuin Digitalis (1,2) 150, Extraetum Batanhae 2, Extractum Opii 0,06, Sirupus
Succi Citri 30.
Pilulae diureticae Pearson:
Folia Digitalis 2, Bulbus Scillae 2, Extractum Geutianae 1,2, Oleum Juniperi 0,4,
Pilulae 30.
Pilulae bydragogae Heim:
Folia Digitalis, Bulbus Scillae, Stibium sulfuratum aurantiacum,! Extractum Pim-
pinellae, Gutti u 1,5. Piluliie 60.
Pulvis diuretious Brerae:
Folia Digitalis 0,1, Kalium nitricum 1. 2 — 4stQndlich ein Pulver.
Tiuctura Digitalis composita s. Elixir antasthmaticum Aaskow:
Folia Digitalis 1, Kadix Liquiritiae 2, Lignum Santali 0,2, Spiritus 5, Aqua Foeuiculi 5.
Tinctura Digitalis, Fingerhuttinetur:
Frisches Digitaliskraut 5, Weingeist 6. Die Tinctur soll von braungrüncr Farbe
sein. Dosis 0,5 — 1,0 mehrmals täglich. Maximaldosis 1,5 pro dosi! 5,0 pro die!
Ph. G. m.
Die französische und österreichische Pharmakopoe lassen die Tinctur aus 1 Tii.
trockener Blätter und 5 Th. verdünntem Alkohol herstellen.
Die Tinctur wird weiter benutzt zur Herstellung einer Anzahl Praeparatc:
Guttae diureticae Hildebrand:
Tinctura Digitalis 5, Tinctura Colchici 5, Spiritus nitrico-aethcreus 1.
Guttae sedantes Oppolzer:
Tinctura Digitalis 1, Aqua Amygdalarum amararum 1,5.
Mixtura diuretica Halle:
Tinctura Digitalis 18, Vinum Colchici 6, Kalium jodatum 10, Sirupus Sarsaparillae
50, Aqua 75.
Sirupus Digitalis, Ph. Galt.:
Tinctura Digitalis 1, Sirupus 19.
Tinctura diuretica Hufeland:
Tinctura Digitalis 5, Spiritus Aetheris nitrosi 5, Oleum .Juniperi fructus 1.
Tinctura Digitalis aetherea:
Maceration aus 1 Th. trockener Digitalisblätter und 10 Th. Spiritus aethereu».
Dosis 0,25 — 0,5 mehrmals täglich.
Extractum Digitalis
wird aus frischen Blättern und Aestchen der blühenden Digitalis bereitet. Ph. G. I.
Dosis 0,025—0,2 mehrmals täglich, zu 0,2 2»'0 dosi! 1,0 pro die! in Pillen oder
Lösungen.
Das Extractum Digitalis enthalten u. a. auch folgende Pracparate:
Emplastrum Extracti Digitalis, Ph. franco-gallic.
Unguentum Digitalis:
Extractum 1,0:9,0 Unguentum cereum, bei Mastitis und Parotitis angewandt.
Extractum Digitalis liquidum Denzel:
5 g Extract entsprechen 1 g Folia Digitalis.
Extractum Digitalis duplex:
Haximaldosis 0,051 pro dosi, 0,251 [m-o die. Ph. Helvetic.
Extractum Digitalis fluidum:
Maximaldosis 0,11 pro dosi, 0,5! pro die. Ph. Helvetic.
Acetum Digitalis, Fingerhutessig:
Zerschnittene trockene Digitalisblättcr 5 werden mit Alkohol 5, verdünnter Essig-
säure 9, Wasser 36 acht Tage raacerirt, dann ausgepresst und filtrirt. Eine klare,
O. Liebrsieb, EnejklopMdie. IL Bud. 2
l.riliiiilioliKt'lbo FliUsigkcit. Dosis 0,5-1,0 ad 2,0 pro doli! 10,0 pro die! in
Tropfon. Mixturon, Saturationen.
'''';tVl^l""m'<!Ä:i- s. Digitalinum amorphum vel in-
''7,^!' wÜBnÜlolioii an» Distalem bestehend, ist ein gelbliches, nach Digitalis riechen-
.hfl, hlltcr »cbnicckendos Pulver. Es ist in Wasser und verdünntem Alkohol
. ri.. i^lrli Ein Digitalinum Germanicum (H. Finzelberg) enthält
. -..i,„ Thr ircrinee Mengen des krysUUinischen Digitelins. Dosis 0,0005-0,0015
;i"'' , I tSol. 0,502 pro dosi! 0008 prodUt
i.i, i« Inum "rystallisatum s. activum, Digitahne globulaire oristallisö:
1 1 « II wolHdOH krystalliiiisches, neutrales, geruchloses und bitter schmeckendes
I' I 'r Kh ist in Wasser, Aether und Benzol fast unlöslich, leicht löslich in Al-
kohol 'mid' Chloroform. Ph. Call.
1 -.-.i,,iH xind foluende pharraaceutische Praeparate:
'''''''"'liJn.u.U DiKitalinae, Granules de Digitaline, Homolle et Qucvenne-.
iX KllKelchen enthält 0,001 Digitalin.
Ml. turn Digitalinae, Homolle et Quevenne:
(»m)5DigHaliu, 125,00 Wasser.
^irii'tiuM Digitalinae, Homolle et Quevenne:
■ 7)Ktali» 0,01, Sirup 150,0.
Ilnguontum Difit*!]"*«'-
VXiritalin 0,1 : 10,0 Adeps suillus.
WlrkHiimk<"''t der einzelnen Praeparate ist je nach ihrem Gehalt an Digitalin und Di-
. . '..ii.l im Digitoxin sehr verschieden.
M"»' 'iitällnum crystallisatum Nativellc:
Kiitliiilt im Wesentlichen Digitoxin (Schmiedeberg), daneben auch Toxiresin etc.
Do.His 0,00025—0,0005 als Einzelgabe, 0,001 als Tagesgabe.
Diifitiiliu'um verum Kiliani:
In alkoholisch-wässeriger Lösung. Dosis 0,002 3— 6mal täghch. Bis 40 mg wur-
den ohne Schaden vertragen.
Idjriloxiuum crystallisatum Merck:
In alkoholisch-wässeriger Lösung innerlich, per Clysma oder subcutan. Dosis
0 75 me 2 — 3 mal täglich; im ganzen etwa 4 — 5 mg innerhalb 2 Tagen.
' " KIONKA.
ikliMin Hlmll im l>'i''- Baisscs-Alpes. 03U m hoch. 2 km sUdOstlieh findet sieh eine «ehr alte Thcrmalstation, in der
"'■"'•" |. ||„,|,roror 38 bis 43° C. warmer, leicht schwefelwa«8entoffhaltiger (bis 0,0011) Kochsaliqnellon (mit
it»" "*',,, 1,:,, ja 2,51 Natriumcblorid) «ur Verwendung gelangt Saison Hai bis Angust.
nlnt'iit lll'llllt. ^y^
IftIhvilrobdDZaldcbyd« C7UHO. Erhalten dui-cb Zersetzen Ton bromwasserstoffsanrein Anbydroekgonindibromid
"'"' |<]j mit Soda oder durch Kochen Ton Tropinonjodmethylat mit Silberoxyd. Farbloses. naehdankelndeH
/v^^ Ofl Ton XU Thrlnen reizendem Oemeh. Terharzt an der Ituft. Spec. Gew. 1,0327 bei 0**, siedet
. .| ■'^ »11 bt'i 121^ untrr 120 mm DracV. Koc^ncirt ammottakalii^cbp Silberlttsnog, FehlTTip^rhp Lu?ung qnd
^1 I Ka]inm|iJ'ni]ai]gJ4t].it. &CitL?t ^chwcfti^snuro PucbüiiilüEUTi^. Verbindut »>«li mtt Kalitllubinultit. Oieht
uiit llvcIrexyUniin und PIienjlhyLlijiztii iiuH xugobnrige Aldükim uml Ifydraioii, I.iust !«ieh mit Silber-
nlt|L yjf oiyd nnj Ammütilak kii Dib^tlTobrnzo^'tsAurt?, C^K^O^, oiydirun. G^bt iIiErcb Kocll^n mit .Alkali*
carbüiiaU^n oder mit rerdllnntiT .Hblpetem&nre in IJenäaldelivd llber.
[Dinsn — 19 — Dioxybenzole]
DUUI, SUdt im D6pt. CAtes-dn-Kord. mit einer 2 l^m nordwärts gC'U>goni>n, zu Trinkkunm liiMiuttten kalten Eisen-
qoello (0,011 doppeltkohlenraures Eisen, 0,069 fmio KoblensKore). ^■
Dinird, Seebad am Canal La Handle im Dept. nic-et-Vilainc. W.
Dioltrobenzol) CeH4(N03)2, ist in seinen drei möglicfacn Isomeren bukauut. 1. Die Metavurbin-
dung. rhombische Tafeln, Schmp. 89,9, bei 25° in ca. 17 Th. absolutem Alkohol löslich:
2. die ParaVerbindung, monoklino Nadeln vom Schmp. 173": 3. das Ortho-Dinitrobenzol,
monokline Tafeln, Schmp. 117,9, löslich in 3 Tb. siedendem Alkohol, venig in siedendem
Wasser. Bei acuter Vergiftung tritt Zerstörung der rothen Blutkörperchen unter Braunfarbung
des Blutes und Bildung eines abnormen Absorptionsstreifens im Roth des Spectrums ein, totale
Lähmung der Extremitäten und hochgradige Dy^spnoe bis zur Asphyxie. Der Harn wird dunkel
und lässt Dinitrobenzol nachveisen, zuweilen besteht Haemoglobinurie oder acute Nephritis
(II über). Bei der Section zeigen sich Leberverfettung und Stauungsmilz.
HAASE.
Dl]litr0kr680L I>as kUofliche, Safransurrogat* beitelit nach Pieard aus einem Oemenge der Ealinmsalze tom
/OB Dinitro-o-Krasol und Dinitro-p-Kresol. Es stellt ein rotbes, in Wasser IVsIicbes, geschmacklos Pulrer
— CHa vor. Es kann, wenn das znr Darstellung dienende Krosol phonolhaltig war, Pilcrinsfture bezw. deren
C„ll2=(N(^ Kaliumsalz enthalten. SPIEUEL.
Das Hafransurrogat hat bereits zu Vergiftangen geführt. Es wirkt redueirend anf das Blut, aber nicht so in-
tensiv, dass darauK die grosse Giftigkeit des Praeparates sich erkllren liesse. Man wird vielmehr annehmen mtssen.
dass es noch eine zunächst reizende, später lähmende Wirkung auf das Centralnervensystem ausSbt (Kobert).
rnter der Bezeichnung „Ant iuonn in'* sind die wasserlöslichen Salze des Dinitro-o-Kresuls zur Vertilgung der
Konuonranpo und in Verbindung mit Seife als Mittel gegen Hansschwanun empfohlen worden.
KIONKA.
DlOIlSeft Ellis. Pflanzengattung aus der Farn, der Droseraceae. Einzige Art: D. museipula L., Venusfliegen-
falle, ein ausdauerndes Kraut mit grundständigen Blättern, die anf blattartig verbreitertem Stiele eine zweilappige,
horstig-gewimperte Spreite tragen, welche bei HcrUbrungsrciz die beiden Hälften nach Art von Muschelschalen zu-
sammcnschnellen lässt. Die gefangenen Insecten werden mit HDife eines aus DrUsenhaarcn abgeschiedenen Seerets
verdaut. Die doldig auf nacktem Schafte emporgehobenen BInthen sind cucjklisch Aiählig, mit meist l.'> Stanb-
blättem ansgestattot. Die einfächerige Frucht trägt viele riamen.
M.
DiOSCOr^A L. Pfiaitxengattung mit etwa 1>~)0 den Tropen angohörigen Arten, den Typus einer besonderen, in die
Verwandtschaft der iridaeeae' gehörigen Familie der Diosooreaceae bildend. Ausdauernde Kräuter mit
diekknolligen Rhizomen. ans welchen meist rechts- oder linkswindende Stengel mit gestielten, herzförmigen oder
bandförmigen gelappten Blättern austreiben. Die zweihäusig vertheilten, getrenntgeschlechtigen BlUthen klein,
unansehnlich, meist grünlich, in blattachselständigen kleinen BlBthenständeo. Fracht einu 3-klappig fachspaltige,
Skantige Kapsel, mit je zwei geflügelten Samen in jedem der 3 Fächer. U. alata L. und D. sativa L., ursprllng-
lich in Indien heimisch, werden in allen Tropenländem wegen der bis 20 Kilo schwer werdenden, nssbaren, stärke-
reichen Knollen, die als Yams, Yamswnrzeln oder Ignamnn oder auch als „Bataten** bezeichnet werden.
D. Batatas Deeaisne ist nach Boissier eine irrthtlmlicho Benennung der D. japonica Thnnbg., welche wie
die vorigen in Japan wegen der Knollen gebaut wird. Mit den von D. stammenden Bataten* sind nicht die von
Ipomoea' Batatas Lam. zu verwechseln.
M.
Di081ll6ft6} eine Uuti'rfam. der Rutaceac', mit der typischen Gattung Diosma = Barosnia*.
M.
DlOAinill, Glykosid aus den Blättern von Diosma crenata, bildet mikro.skopiscbe Nadeln, die bei raschem Erhitzen
bei 243—244^ schmelzen. Es ist fast unlöslich in Alkohol, in Alkalien unter Zersetzung lOslicb. Beim Kochen
mit verdUnnter Schwefelsäure zerfällt es langsam in Olykose und einen KOrper vom Schmp. 120—130° (Spica).
SPIEGEL.
DlOSPf rln A6 nennt man die die Sapotaceae*, Ebcnaeeae* und Styracaeeae* umfassende Ordnung der
Sympetalae*, welche sich unmittelbar den Primuliuar* anscbliessl, von welchen sich die II. scharf durch den
gefächerten Fruchtknoten unterscheiden.
M.
DlOSpyrOS L. Mit etwa 153 Arten über die ganze Erde zerstreut vorkommende Pflanzengattung aus der Farn, der
Ebenaceae*, Bäume und Sträucher mit dioccisch vertheilten BlUthen. Frtichto kugelige oder eiförmige Beeren.
D. Eben um Retz., ein Banm Ostindiens, Ceylons und der malayiscben Inseln mit einfachen, länglichen, am Grunde
verschmälerten Blättern, liefert das geschätzte Ebenholz. D. Ebenaster Retz., ein Baum Ostindiens, durch
kahle Laubknospen und eifOrmig-längliche Blätter vom vorigen unterschieden, liefert ebenfalls -schwarzes'* Eben-
holz, das auch von D. melanoxylon Kozb. (Ostindien und Ceylon), sowie von verwandten Arten in den Handel
gebracht wird. Das Ebenholz in Manritius und Bourbon stammt von D. mclanida Poir.
D. Lotus L., ein Strauch mit länglich-eifOrmigen untersetts blassgrilnen Blättern, in China und im Kaukasus
heimisch, in den Mlttelraeerländern, nordwärts bis SUdtirol cultivirt, trägt kugelige, kirschengrosse, bläulicbschwarze,
sUsso Beeren (Dattelpflaumen).
D. Embryopteris Pers., ein Baum Ostindiens und Javas mit lanzetllichen, kahlen Blutteni, liefert thera-
peutisch verwerthete Fruchte.
D. virginiana L. Nordamerikas bringt eifiirmig-kngelige, etwa 2 cm lange, ruthgelbe Früchte, welche unreif
als wnrmtreibendes Mittel angewendet werden: Frnctas Diospyri der Pb. f'. S.
U.
DlOXjrbOnZOIß^ CeH4(0H)a, entstehen aus Halogen- bezw. Amidoderivaten des Phenols ebenso wie dieses aus den
entsprechenden Derivaten des Benzols. Der Theorie entsprechend sind drei Isomere bekannt:
CH CH CH
•^y NrrnRi Hnr \
HC,-' >|C(OH) HCf ]|C(OH(
L I I II. III. I ,,
HCk !IC(0H) HcL IIgH (HOlCl l'CII
CH 0(0H) eil
o-Oioiybenzol, BronikatetUa ••Dinjkmal, Bworcin p-Uioiybenzol, ll}dr<irhin<iii
2*
rbnnaM
- 2(»
lliplitherir]
«»4 all« *nd*rT*n fi>|)iuiC5rprliiM<liiiiKtM) woii)(\m in L'V«unK diiroli Eisonelilorifl tcrün fsrtjkrhi,
CbArmktcrüU»cb fUr ilju lu-Uiuxjvorbmduiigt'ii ii^t itie EiiteiWliun^; roit Fluure^cpUiiMi bt^uii Kr-
»liy^nd Wr |t-[>ioTTTerKinilnntf(^n liof«rn Itfi Elnirirkiing von OxyJ«t(onsniitU'In Chinnor,
SCJEr.EI,.
MnjBSyhtatiBef C^JV*: = I^^IVOU),. Wii> Wi EmU iweicr WaMontolTtttoinf def BrnioU ilnrnh di«
4)mVJ»P|»' f >*<k 4ri ra|>ti«i>n 9t»llon|; der 8iib«tittieiit»n drei Isomore DioxTbenioIe entxtehen, m kennt i
«mA *stm ****^* «Mittenrr Vitr(iinitan|(crt. w<<lcbp auf irleifbn WniMe »üh fintn Nitiihtalin hprTur]<t*hnn. E* ftfo
t* li — IM Wkinnl.
iBiMyllMlCia^bcdfB ^inti dm- VencLjnoIxen ilcr Naiibt«liiidiHaironftüuri.*u oder Xitpbtulinoii'
Batinlen Hjrdrxiiiapbfoehinolio, f>nt!iteht>n durch Redaetion der onUpreohnn.l
ttttimumgm
Dioajft« pb I al in wird vielfacli in df«r Karlientrtrbnik hoiinlzt SnlnM I<OMin)(on »«'bwar.'.t ii mlIi ;^ii «lA
Jltmirm. t« «tira 0.1 [«ruliK 1'lilor p*Kt'bi>n. ruft ns Mnlbaemoclubinaointf. ituwio citi«' l>ed>Miti'nde Abn^hli
■tt^etebrn heiYor; Inlttm- i^ii^t sit-'b joducb nrst am 3. Tuu** dei' Veririflunir. V»>r«<«i?t ui4n au«es«|^
ft^ 4» y*ipi>i. BlvIJA^nni; mit IHoxynapblulin, »o tritt Rclhitt Imi i**^ keinr MetJinumuitlnhjnbil'liinK ein. Katf
lln«*^«B VajM^lirvbranrh tritt Dioxynaiihtjilin im Harn «uF. der daber ulmlirh ilein •Kitrlnilliarn' f:f fitrbt ersehoinfj
KIONKA.
IMyktlirrie« IMe DipLtheiie ist zur Zeit GegeDst;iii(l lililinfifv ('oiitrovcrson, ilirr Tht
npip daLer koiiH-swfgs :il.s :ii)tji',scliltisst'ii zu b(>tracli1cn. l'ir luTrschfiiilo roiitagit
nivtiacb«^ Li-hn- wird nicht ali.seitij: ain'i-k.-iiiiit. Ih'e Vcrschit'dciihL'it dw .\iisclirmiiiipoii
üimM in «len iiarbstchendMi r.'iii7,i'lm'ii AbhumliiirigMii lilicr Diphtliorii' ihriMi Aiisdi-uck.
UEBBEII.1I.
I>iplitlicrie (anatomisch). Bestimmte Kormeii nberfläclilicher Nekroscu der Schleimhäute ui
der äusseren Haut bezciclmct man al.s Diphtherio. Dieselben bcstehon in einem Absterbei
der Epithelieu, indem iu denselben die Kerne verschwinden und Fibrinmassen sich ent
«iekelo. Dazu tritt eine hyaline Veriindernni; der Gefässe, des Bindegewebes und der Fibri«
fwem. Dn.s Ganze ist von Leukocyten durchsetzt, die zum Tbeil erhalten sind, zum The
aber iu Fettmetamorphosc übersehen. Durch Ausscheidung von Fibrin an die Ubcrflächd
werden die nekrutischeu Schorfe verdickt. Dtu-ch Imbibition mit Blutfarbstoff erhalten difl
.Schorfe eine grAU-schniutzig-grüne und rothgelbc Beschaffenheit. Durch die Gerinnung er
»cheionn dioclhen trocken und borkig. Die Diphtherie unterscheidet sich von der fihrinösei
Kotzünduiig dadurch, dass diese sich lediglich an der Oberiläche abspielt uud die Kpitbeliel
darunter im wesentlichen erhalten bleiben. Wenn man bei dieser die Fibrinfa.sern abzieht
«rt erblickt man die enlzütidetc stark gcriilhetc und intiltrirtc Schleimhaut. Diphtherisch
Membrauen lassen sich nur schwer abziehen. Geliugl dies aber, so bleibt ein Geschwür zu
rück, dass mehr oder weniger tief in die Submucosa eindringt.
Die Diphtherie findet sich bei der als Diphtheritis bekannten infcctiösen Halserkranku
und von dieser ist der Name hergeleitet, der dann wegen der gleichartigen anatomischen Ver
auderungen anderer Organe von Virchow auf diese ausgedehnt wurde, .\us.ser bei der Diph
therie der Luftwege lindel sich diphtherische Entzündung an der Conjunctiva. im Obr,
•.»esophagiis und Magen häufig im Zusammenhang mit Diphtheritis. fm Darm kommt die
Entziindungsform bei den verschiedenen dysenterischen Erkrankungen vor. Im Uterus st
sie sich bei einzelnen Puerperalaffectioiicn ein. In der Harnblase bei ver.scliiedcnen Formet
der Cystitis wird die Diphtherie dadurch modilicin, d.iss sieh die Schorfe mit liarnsalzcii in
cnistiren. An der äusseren Haut bilden sich diphlhirische Entzündungen nur auf Wune
flächen und niemals auf der intactcn Epidermis. In der vnraülisepüschen Zeit kam dies
Wunddipbtherio in Krankenhäusern unter dem Namen des Lazarethlirandes hä,ufiger
Heut zu Tage ist sie überaus .selten geworden, .^m häutigsten siebt mrni sie noch bei Dipt
fheritiskranken mit zurälligen Hautwunden und bei neugeborenen Kindern am Nabel.
Diphtheritis ist eine in sich anatomisch gut cliarakterisirte Erkrankung, bei der nia
verschiedene ünterformen unterscheiden kann. Die leichten und abortinTi Erkrankung
haben nicht» charakteristisch diphtherisches an sich. .Sie stellen sich als .Vmygdalitis. Pha
ryngitis oder I/ar\ugitis catarrbalis oder follicularis dar und wcrdfu bnutig erst an
Folgeerscheinungen erkannt. Ist die Krankheit ausgesprochen, so kann mnn die membrauös
Form (den Croup), die gangraenöse Form (die eigentliche anatomisclio Diphtherie) und
phlegmonöse Form unterscheiden. Diese combinircn sich in verschiedener Weise oder komnoe
auch rein vor. Je nachdem (indel sich mehr die fibrinöse nberllächliclie Entzündung, di^
diphtherische .Schorfl)ildung oder die phlegmonöse Inliltration des Halses, der bymplnlrüseij
uud des Mediastinum. Tritt die Diphtheritis als Theilerseheinuiig von Scharlach, Masern ode
septischen Erkrankungen auf, so unterscheidet sie sich anatomisch nicht sicher von der idia
pathi.schvn Form, doch ist sie bei Scharlach vorzugsweise ^angraenös. Wenn die Diplithcrit
ausheilt, so slosscn »ich die Schorfe ab und man findet nun zunächst gereinigte Gosehwiir
die Niel weniger in die Tiefe gehen, als es den .Anschein hat, da die Schwellutii.' des
webes dieselben tiefer erscheinen lässt. Die Heilung dieser Geschwüre ist eine vollstäudio
da alle belroffen'-n Gewebe, die Schleimhaut, die Submucosa uad die Lymphfollikel. ed
grosse Begcnerationsf.ihigkeit besitzen. Narben bleiben daher nur sehr selten zurück.
Bei der Diphtheriti.s finden .sich fast alle übrigen Organe mehr oder weniger veriinde
.Vbgeschcn von den parenchym,atösen Trübungi-n und Schwellungen der Nieren, der Lei
des Myokard.?, den Blutungen in den sorüson Häuten, der Endocarditis mit ihren Folgoersch«
[Diphtherie — 21 - Diphtherie]
iiuiiguii, diu alle auf die septische Art der Krknuikuii^ hiudeuteii, liiiduu sich iiuch bcüuuderc
Veränderungen am Herzen und in späterer Zeit an den Nerven. Am Herzen zeigt sich eine
parenchymatöse Entzündung, die frühzeitig zu Herzschwielen und Dilatation führt. Auch kann
das Herz sich ausdehnen durch die stärkere Thätigkeit in Folge der Lähmung des Vagus und
alleiniger Einwirkung des Sympathicus. An den Nerven finden die Lähmungen ihren anatomi-
schen Ausdruck in einer Polyneuritis mit zelliger Infiltration und degenerativen Processen
der Markscheiden. Auch diese sind einer vollständigen Regeneration fähig.
Ein grosser Theil der an Diphthcritis erkrankten Kinder stirbt während oder nach der
Affection an Pneumonie. Dieselbe ist niemals eine fibrinöse lobäre, sondern stets von den
Bronchien fortgeleitete lobuläre. In Folge dessen sind die Lungen hepatisirt, von rother oder
rothgelber Farbe und von zahlreichen Infiltrationsherden durchsetzt, die vielfach mit einander
confluiren. Mikroskopisch enthalten die Herde wenig Fibrin und sind fast ausschliesslich
zelliger Natur. Die Pleuren sind selten mitbetheiligt, doch treten zuweilen auch hier Ent-
zündungserscheinungen in Gestalt von Ergüssen und fibrinösen Auflagerungen auf.
HAN8EUANN.
Diphtherie (klinisch). Die Diphtherie ist eine epidemische Infectionskrankheit, welche
sich zuerst auf den Schleimhäuten des oberen Theiles der Respirationsorgane localisirt und in
nicht zu bestimmenden Zeiteinheiten zur allgemeinen Krankheit wird, eine Definition, die
Oertel bereits im Jahre 1868 gegeben hat. Selten ist der Sitz der primären Erkrankung
eine andere Schleimhaut, des Magens, Darmes, der Viigina, oder der äussere Gehörgang. Ob
die diphtherische Erkrankung der Conjunctiva der epidemischen Diphtherie immer angehört,
ist noch nicht sichergestellt. Auch Wunden, Verletzungen der äusseren Haut, Vesicator-
Wunden, Intertrigo, können diphtherisch inficirt werden.
Die Ursache der Diphtherie oder der Krankheitserreger sind Ktäbchenförmige, speci-
fische Bakterien, der Diphtheriebacillus * (Löffler'sche Bacillen) und Kokken, Streptococcus
pyogcnes und Staphylococcus aureus. Oertel hat beide Formen zuerst bereits in den
Jahren 1866 — 1868 in diphtherischen Membranen aufgefunden und beschrieben, sie aber
nach den damaligen botanischen Kenntnissen (Naegeli) als eine Spccies in verschiedenen
Entwickelungsformen aufgefasst und als Micrococcus dipbthericus bezeichnet. Die Bacillen sind
die eigentlichen Erzeuger des diphtherischen Giftes. Sie finden sich nur auf der Oberfläche
der inficirten Schleimhaut, selten im Innern der Gewebe. Dagegen gelangt das durch ihren
Vegetationsprocess erzeugte Gift rasch durch Resorption in die Lymphe und das Blut und
ruft schwere Erkrankungen, Nekrobiose, Bildung nekrobiotischer Herde von Rundzellen,
hyaline Degeneration, entzündliche und andere degenerative Vorgänge allmählich in sämmt-
lichen Geweben und Organen des Körpers hervor: Ansammlungen von Leukocyten und Bildung
nekrobiotischer Herde in den Haufen derselben in der zuerst erkrankten Schleimhaut, in ihrer
Submucosa und darunter liegenden Muskelschicht (Rachenschleimhaut, weicher Gaumen, Uvula),
in den zunächst gelegenen und entfernteren Lymphdrüsen, in der Milz: dann bei secundärer
Infection des Magens und Darmes, zumeist von verschluckten diphtherischen Massen aus,
gleiche .Herde in der Magen- und Darmscbleimhaut und in den Peyer'schen Haufen; ferner
entzündliche und degencrative Vorgänge schon frühzeitig in den Lungen, im Herzen, in den
Nieren und endlich im Gehirn und Rückenmark (grössere und kleinere Haemorrhagien) und
in den peripheren Nerven, die auf wefte Strecken hin durch parenchymatöse Entzündung zu
Grunde gehen können. Das Gift, das bei seiner Production durch die Bacillen direct mit
den Epithelzellen in Berührung kommt, erzeugt hier fibrinöse Degeneration, Auflösung, Zerfall
derselben, Nekrobiose der ins Epithel eingewanderten Leukocyten (Herdbildung) und führt
durch den Reiz, den es auf das subepitheliale und mucöse Gewebe ausübt, zu Faserstoff-
exsudation, Gerinnung und Pseudomembranbildung. Die specifisch charakteristische
Wirkung des Diphtherotoiins sind die Bildung der genannten nekrobiotischen Herde durch
Vergiftung, Zerfall, Nekrobiose, hyaline Degeneration von Zcllenhaufen, Kxsudation fibrinogener
Lymphe und Gcrinnungsbildungen ; dann weiterhin hyaline Degeneration von Gefässen, Muskel-
fasern etc. Liegt ein nekrobiotischer Herd nahe der Oberfläche der Schleimhaut, so kann er
bei seiner allmählichen Vergrösserung diese erreichen, durchbrechen, und sein Inhalt wird mit
Massen fibrinogener Lymphe auf die Oberfläche ergossen (ein eigentlicher Sanirungsproccss),
hebt das Epithel ab oder zersprengt und zerklüftet es, wo es noch nicht durch die directe
Einwirkung des Giftes auf die Oberfläche zu Grunde gcg.ingen ist. Durch Gerinnung der
Faserstoffmassen daselbst entsteht gleichfalls wieder eine diphtherische Pseudomembran. Die
durch das diphtherische (lift sich bildenden nekrobiotischen und degenerativen Herde sind im
ganzen Körper dieselben, im Epithel, im subepithelialen und mucösen Gewebe, die zur Mem-
branbildung führen, wie in der Submucosa, in den Lymphdrüsen und in den übrigen Organen.
Das Wesen des diphtherischen Processes ist daher ein vollkommen einheitliches. Der
pathologische Vorgang, der auf der Oberfläche der Schleimhaut sich abspielt und zur Mem-
branbildung führt, ist der gleiche wie der in der Tiefe der Gewebe und im Innern der
Organe, und der Unterschied zwischen beiden besteht nur in der weiteren Entwickelung und
dem Endschicksal der nekrobiotischen Herde. Während der in der Nähe der Oberfläche einer
Schleimhaut sich bildende Herd schliesslich durchbricht, seinen Inhalt auf diese ergiesst und
zur PseudomembnabiUBag führt, kommt der Inhalt des in der Tiefe der Schleimhaut oder in
[i>iplitli«'ri<-
_ ">o _
niiiiitii«<if
dcu iiiii'r' II Urgaiivii sich bildcniivn nckrubiolisclicii lli-nles pntwefiT «nr Risurpliuii <"lcr <lrr
Uwd bi-ill Im;! grösserer liaesion des (jewcbes durch Karhenbildunj;. L'nler dem Ijinitiissc der
Vt: " .' odi.T des Ergusses von Serum oder librinogcner Lymphe vollzieht sich die Eut'
gi'" il'irde. Nach der Entstehuugsweise der l'seudomcmbraiie ri wcnleri wir zwti
Art' ti ii.rsi-lben zu iinlcrseheiden hal>cn: die durch die AVirkung des DiphthcrotDxius auf
<ta* Epithel »ich bildeuden primäre» Membratien und jene, wii; sie Oortel unterschieden bat,
dir " " " ■
Ül/
jed.
nnf) i:
Mittldr
Ti
'■k rlcs liowebes durch den Erguss nekrobinlischer Herde und librinuiirencr Lymphe
f({ nehmen, die secundären Membranen. Die letzteren bilden die Hauptmasse ia
!' II diphtherischen Krkrankung. .^ie überziehen Mandeln, weichen iJaumen, UvuIa
■ i, iiwäiide, bedecken die Nasen-, Kehlkopf- und Luftröhrctischleimhaut mit mehrorea
■ iei dickrn, weisslichgrauen. speckigen, fibrinösen Autlagcruogeu, erscheinen später durch
Blutergüsse bräunlich, sehwarzlichgrau und können einerseits unter der Kinwirkung der sie
durch« uchrmden Strrptokokken der Zersetzung, Fäulni.ss unterliegen und zu .Sepsis fUhixo.
oder andererseits in den engen Luftwegen, Kehlkopf und JiUftröbre, durch ihre Masse den
Erstickungstod zur Folge haben. Die /.weite Vrt der Baktericü, .Streptococcus pyogenes
und .St.iphy lococcus ;iurcus. kommen nicht nur, wie eben erwähnt, auf der Oberfläche der
.Schi'^inihaut und in den Pseudomembranen vor, sondern auch in der Tiefe der ttewcbe, in den
Lymphgriüssen. Auch wurden dieselben zuerst Mitte der sechziger Jahre io den Vasis affe-
rentibus der .Submnsillardriisen, die von ihnen angefüllt waren, sowie der Drüsensubstanz
»elb«t hschgewieseu (Ocrtel). Aber auch in den inneren Organen hat man sie vorgefunden,
in den Nieren, in den filomerulis und Hameanälchen (Ebcrth. i>ertel), im Herzen, auf
dem Endokard, wo sie dann auf den Klappen ma.ssenhafte Vegetationen bilden und zu ent-
zündlichen Processen und Klappenfehlern Veranlassung geben können. Ihre Hauptwirkung
rntfalten die Streptokokken indess in der Erregung septischer Pmcesse und coniplicircn auf
diese Weise das Bild der durch das Diphtherotoxin der Bacillen erzeugten allgemeinen InfcctiOQ.
NacJi den entzündlichen ICrschcinungeu, exsudativen und Resorplioiisvorgängen auf uud in
den inficirtcu Schleimhäuten und nach den Symptomen der allgemeinen Erkrankung hat Oertel
rier Formen der diphtherischen Erkrankung iiiiterschiedcn: 1. die katarrhalische, die
IricJitcste Form, bei welcher die Veränderungen auf der Selilcimh.uit i;nter der Einwirkung
der Bacillen und Streptokokken nicht über die des Katarrhs hinausgehen: 2. die croupüse.
die, »pecifisch übcrwiegcude oder ausschlics.sliehe Wirkung des diphtherischen Bai-illus, Bildung
nutMenhaftcr Pseudomembranen (Faserstoffexsudation) im Rachen, in der Nase, im Kehlkopf
lind in der Luftröhre; 3. die septische, wo es unter dein zersetzenden Eiiillu.ssc der Strcpto-
krikkcn zu Zerfall und FKulniss de r l'seudomcmbranen kommt, Foetor ex ore, Entwickelung
allgemein septischer Erscheinungen durch genannte Bakterien, und endlich 4. die gangracnüse
Form mit brandigem Zerfall, Sphacelus der diphtherisch erkrankten .Schleimhaut.
Die leichteren katarrhalischen Formen werden unter verschiedenen Arten der örtlichen
und allgemeinen Behandlung, die keine Verletzung und Reizung verursachen, zur Heilung konnnen.
Bei der croupöscn Form wird es von der Menge des bereits zur Resorption gelangten
Giftes oder der Möglichkeit einer immer neuen .Aufnahme desselben, also von der andauernden
Vegetationsthätigkeit der Bacillen abhängen, ob der Organismus im Stande ist, das Gift zu
überwinden und ob durch unsere Mittel und Methoden auf medieamentö.sem oder chirurgisi-hem
Wege eine Heilung erzielt werden kann. Noch iingiiiistiger gestaltet sich der Au.sgang in der
septischen Form, bei welcher sich mit ilcr kiankheiterregenden Thäligkeil der Bacillen
jene der septischen Mikroorganismen verbindet und der Tod durch Suffoeatioii oder Sepsis erfolgen
oder nach Ueberwinduug jener noch durcli diese eintreten kann. Die Abstossung der Membr.ioen
geschieht in sämmllichen Formen auf dem Wege reactiver Entzündung, Infiltration des sub-
mucösen Gewebes mit Leukocjten, zum Theil auch der Membran (Eiteriniiltration) und Ab-
hebung durch Eiterung oder durch Auflösung, Abreissen der fibrinösen Verbindungsfasem von
der Mucosa, auch durch Erguss von Schleim aus den Schleimdrüsen zwischen Schleimhaut und
Membran. Die brandige Form führt fast ausschliesslidi zum Tode.
Ein haupsächliches Symptom der allgemeinen Diphtherie sind Blutungen in die ver-
schiedensten Gewebe, nicht nur in die primär iuficirten, sondern auch in die tiefer liegenden.
Femer erkranken schon frühzeitig die Nieren, und die Albuminurie ist ein charakteristi-
sches .Symptom der Diphtherie. In schweren Fällen allgemeiner Intoxication, zumeist mit l.ing-
dauerndem Verlauf, kommt es zu secundären Lähmungen bis zu völliger At.ixie, seltener
zu spastischen Contraeturen. Der Ausgang io Heilung oder bleibende Störungen wird selbst-
verständlich allein von der Grösse der Beschädigung abhängen, welche die Centralorgane oder
die peripheren Nerven erlitten, und der Möglichkeit einer Wiederherstellung der unterbrochenen
Leitung. Selten sind die Muskeln durch wachsartige und fettige Degeneration und Zerfall der
Faseni leistungsunfahig geworden, und ist die Lähmung als eine rein nmsculäre anzusehen.
Am häutigsten und ausgedehntesten werden diese degenerativen Erscheinungen iu den
Muskelfasern des Herzens beobachtet und führen den Tod durch Horzlähmung herbei.
Tlior.ipif. Sic erstreckt sich .tuf die locale Infnetion, .-uir die .illgt-mcine
Hrkraiikuiig und di»- Naclikr.inkbeituii. Nach den vorliegpiiden Indirationen
ist si« eine enusalo, syniptoiii;itisi-hc und palliative. Die Aiifg.ib(Mler causaleij
Keluiiidluii^ MTl.'ingt: 1. Die Veniichtting oder Unschadlicbniachutig der specißschen
ffti|ililli«*ri<'
23 —
IM|i1itli«>ripJ
I
I
I
I
<li|iittli('riKi'lii'li itiicilli'li liml si'plisi'lini Kiikki-ii .uil ili-ii Srlili'iiiili:'iuli'ii iiiiil I'moimIh-
nieiiiliniiifii ilcr Mund- und Kaclii-iihiihli' und oliiTfii Liiltw<){;i.' iibiM'li.'iiipt ••tc, sowii'
2. die Z<'rstr>run(; odor Neutralisation dos tn-rcit« in den KOrptT aufgonotiiiiinneu
«pecifisclicn X'inis, das durch dt-n Vegetationsproct^ss drr Bacillcti fiv.i-ufrt wird. Uio
ndinndlung niuss deshalb «'ine locale und alipemeint; simm.
I. I..«cale Bohandlunfj. a) Mund- und Kachrnhöiili.'. Mittel, welche das
einmal aufgenommene Uift und seine Biinvirkiing beseitiiien, stehen uns nicht zu Ge-
bote, wohl aber gelingt es bei Flinleitung einer ausreichenden Antisepsis, die
Bildung neuen Giftes und seine Resorption zu verhindern. Die Ausführung einer
ausreichenden Anti.sepsis verlangt: a) das« die Berührungszeit der antiseptischen
Mittel mit den erkrankten Stellen eine genügend lange winl; b) die Möglichkeit ge-
geben ist. sämnitliche inficirten Stellen, Nischen, Buchten, Talten in den .Mandeln,
am Isthmus faucium zwischen <len Gaumenbfigen etc. in genügender Weise mit anti-
septi.scher Flüssigkeit zu ilurchtriinken; c) da.ss schw.iche I^ösungen nicht zu sehr
durch Speichel, Schleim, Getrilnke etc. verilfinnt werden und d) die .\pplication des
Mittels keine Verletzung der erkriinkten Schleimh.iut, noch weniger natürlich der ge-
sunden vemrsacht. Gegen die entzündlichen VorgSnge sind im Anfange, wenn
Schw'ellung und Schmerz hochgradig sind, Eisstückclien, die der Kranke im Munde
zergehen lilsst, kalte Compressen um den Hals von Nutzen; sie wirken scbuierzstillotid
und bescliHinken die Schwellung. Später wirkt die Wärme vortheilhafter in Form
von Kinathmung warmer M.lmpfe, die dann mit der antisepti.schen Behandlung zu ver-
binden sind und die Losung und Abstossuiig der Membran durch F,iterung b(>.schleu-
nigen. Die Mittel, welche zur De.sinfection der Mund- und Kachenhühle zur Verwen-
dung kommen, sind Lösungen von Sublimat, 0,0.^ — 0,1 proc.!, Karbols.lure, 0,ö
bis 1,0 proc. und 2,0 — 5,0 proc, Tliyniol, 1 proc. in mit .Mkohol versetzten l<ösungen,
BorsUure, 3,0 — 4,0 proc, schwache (0,;j— n,."i |)roc.) Lösungen von übermangan-
saurem Kali oder Natron, .lodtinctur. Lic|. Ferri ses<|uichlor. etc. Auch
Schwefelbltunen wunien zum Einblasen benutzt. Zu diesen .Mitteln sind in neuerer
Zeit hinzugekommen Wa.«serstofl'siipero\yd. dann .loil-, Jodoform-, Salicyl-, Kuka-
lyptolvasogeti, .lodol und die Sozojo<lolpraepanUe etc., aber keiner der beigegebeneu
Berichte vermag einer wissenschaftlichen Kritik Stand zu halten.
Die Methoden der Applic.itiun sind Gurgelungen, Bepinselungen, Inhalationen,
bezw. Irrigationen (Spray). Am wenigsh-n genügen ilen .\nf orderungen einer wirk-
K.amen Antisepsis die Gurgelungen. Die .schwachen Lösungen sind viel zu kurze
Zeit mit den erkrankten Stellen in Berührung. Zu den Hepinse hingen köimen
stärkere Lösungen verwendet werden. Die l'inseinngen selbst dürfen nur in schonend-
hU't Weise vorgenommen werden. D.is Medic.iment haftet indess nur geringe Zeit in
der .angewendeten Concentration, wird ra.sch durch unwillkürliche Schluckbewegungen
entfernt unil durch Speichel und Schleim verdünnt. Wirkungsvoller ist, mit dem
Arzneimittel angefüllte SchwHminchen (I'insel) längere Zeit ,iuf die erkrankte Schleim-
haut anzudrücken. Allein hier sind die Stellen, welche durch diese Methofte de.s-
inficirt werden, doch n-lativ klein und erfordern bei grosser Ausbreitung der Krank-
heit zahlreiche Applicationen, die nur bei einer immerhin kleinen .<\nzahl von Kindern
durchführbar sind. Das Abreiben, Abwa.schen oder Loslösen der Membranen ist aber
stet« eine gefährliche Manipulation, da bei fortschreitender Krankheit .in solclieu
Stellen immer wie<ler neue Exsudationen sich bilden. Die zu Pinselungen in Anwendung
konmienden Mittel sind die oben angegebenen in den st.ärkeren Concentrationen.
Den vorliegenden Indicationen am meisten entspricht die Application der antisep-
tisclien und desinficirenden Mitt4d durch Zersfäubungsapparate mittelst Dampf,
wobei säinmtlicbe erkrankten und anscheinend noch gesunden Schleinihautpartien, aid'
denen aber wieder, wie Oertel nachgewiesen, dicke Schichten von Bakterien lagern
können, eine zur Durchtränkung der Membranen vollständig genügend Lange Zeit
mit hinreichi-nd starken Lösungen überrieselt werden. Nothwendig ist dabei, dass
das trichterförmige Zideitungsrohr von dem Kranken weit in den Mund hinein zwi.schen
die Zahne genommen wird. Zu Einathmungen resp. Irrigationen werden am besten
2— 5 proc. Lösungen von Karbolsäure benutzt, je 3- -5. Minuten lang, 2 — 3 stündlich,
seltener und nur am Anfange kürzere Zeit hintereinander stündlich je nach der
Schwere des Falles, den Tag luul <len grössten Tlieil der Nacht über. Durch die
Verdüimung mit Wa.sserdauipf wird tlie Stärke der Lösung um die Hälfte herab-
gesetzt, eine 5 pmr. LöRuiig kommt uj« 2,5 proc. zur Einwirkung. Vergiftungsersrhei-
[Diplitlicrip
24
Diplitherl
iiiiiiir«
11 ixliT scIiHillicIir NfliciiwirkuiurcM sind nie lii'oUarliti't wortli'
Kiiilfft«*!
ftraulichi! bis p-ünlich«' Kürbuiif; dient als ItulicuUir l'iir djus AussfMzrii <ii-r KiirlMdsjItir«
und für di«' Sulistituiriiitg (Irrscllton diirrli 4 \tTW. Ufirsriiirc Nur wo der Ihiinitf-
/.••rstiiuliuiifrsapiKinil in dt'r :iM(;''(J<'l»''nHn Wri.sf nirlil an^'pwrndot wi-rdfii kann, ist
die Zi'rstänUnii;; niittrisf Lnftdriu'k, Sj>ray. zu l"'nutzfii. weli-lriT nii-lit wi»;
l)ani|d' die Flüssigkeit l'ciu» };»'iiu^ \tTtlioill. I''ür dif kurze Anwi-iiduii«;. S - 10
runden mit eltensti vielen llalltHU'iMuiHessionen, ei(|;net sirh ^>uhlLuiul 0,05 pCt. wohl nm
besten, luid zwar anfanffs stüiuUieli, später 2 — Hstündiieli; auch wahrend der Nncbt
sollte die Zersläulnuig niclil };anz ausj^esetzt wr'rden. Daneljeu l'inselung (3 — 4i
im Tage) mit der jjjleiclu'n J^ösini^ uiuf (iwrjreliuifren von Boi-sänre oder ehloi'sati
Kali zur Verhütini); einer etwaipen meri-uriellen Stomatitis. Aetzutigftn mit Arg^
tum nitrieuni in Sulistanz oder roncentrirten JÄungen, Cliromsäure oder {rar
concenlrirter »der verdüimter Salzsäure, i'beiisu die (iaivanokaustik niü.sseii aus
Therapie der IMphtherie jje.strichen werden. Cuter einem Aetzscborf von Argontiill
uitricuui landen sirb (tlertch in einem tödtlicli verlaufenden Kalle v«ni septis<-ht_T
Diphtherie weit ausgedehnte nia.s.sen hafte Colunieu von Streptnkokken.
Mechanische Knlferniiug der .Meiiibraneii. Die Meuibnuien können inittnl
l'insel. Sehwümniehen oder zarter Leiiiwatullä|i|ti'.heji. mit desinfifiren<li'r l'lüssipkt'it
ilurchtifinkt, entfernt werden. .lediK'h ist \orsiclit und frnnidliehe Asepais rioth-
wendig. Augezeigt ist ilie llerausnahnie. wenn uia.sseiihafte fibrinöse K.v-
sudationen seeuniläre Membranen gebildet haben, diese in Zer.setzung
und Fäulniss begriffen sind, Foetor ex on- uuil die iiefahr ausgebrei-
teter Sep.sis bestehen. Wenn noch keine deitiarkireiide Kiterung eingetreten ist,
(las Virus in den nekrobiotiseheii Herden noeh fortbesti-hl, k<imint es immer wiexl^r
zu n(!uer fibrinöser E.\sudarion, die narh den gleiehen Hegeln antiseptiseh zu b«»-
haudeln ist,
Was die AnweiHlting vou .Meilicamenten ;inbelaiigt, wek-lie diphtherische Mem-
branen aufzulösen vermöge«, I'apayotin, Pepsin, .Milchsäure. Kalkwasser,
kuli lensaures Lithion und Natron u.a., so ist ihr Nutzen ureist mehr als zweifel-
haft. lUe Menge der medicamentöseu Flüssigkeit niuss, wenn .sie die Membranen
auflösen soll, eine weitaus grii.ss<>re sein, als sie zur .Anwfudtin.s gelirarht wor«leii
k;uni. Bei den Hepinseluiigi'ii mit Paiiayotiu und l'epsin werden dureh lien merhiuii-
scheii Act des l'inselns .selbst die obiTfläctilicheii Schirliten der Menibnuieii losp-lOst
und entfernt. Oft ist dieser Kft'ect der hauptsilehliehst(! des ganzen Verfahrens. Gar-
gelungen und Einathmungen von Milchsäure, Kalkw.-is.ser, kohlensaurem Lithion otc.
nutzen wenig. In der Tiefe des Larynx und der Trachea konuneu sie kaum in ge-
nügender Menge zur Kinwirkung. Das Kalkwas,ser wird schon bei den ersten Kxpi-
rationen, sowohl bei (iurgeluugen wie Kiji.ithniuiigeu. unwirksam dureh Ausfällung
des gelösten Kalki's als unliislichen kohleusaiiren Kalk. Spontane .\bstossun{j von
Membranen während ih-r luhalatitMi d.ni man nicht fiir thera]ieuti.schen Erfolg haiton.
Vor Allem soll uiaji bei der Hikbnig vou ['seudoiuenibrauen in Larynx luid Traelu-a
die Zeit nicht durch derartige Versuche verlieren. Oertel hat nie einen Nutzen von
solchen Inhalationen gesehen. I>;uin darf niclit vergessen werden, da.ss die .spccilischen
Bakterien durch die genauiiteu .Medieamente nicht lelietisuufjlhig geiu;icht werden und
auf den Schleimhäuten zurückbleiben. Kndlich wird iiiaii sich eriiiiiern niiissen, da!>s,
wie bei der mechani.schen Ablösung der .Metnbraiien, immer wieder neue Faüerstoff-
oxsudatiimen n.ichknnimen, so lange die Wirkung des (jiftes hik'Ii nicht erloschen ist.
Audererseit.s erfolgt auf jeder Schleimhaut eine Faserstofi'exsudatiou, die auf irgend
eine Weise durch Krankheitsprnces.se, Traumen, clieuiisrhe .Aetzungeti (.Ammoniak,
Sublimat) eines Theiles ihres Epithels tiinl der subepilhelialen SchiclUeu berauhi ist,
bis eine reactive Kitenuig, Zellenneubihhuig, erfolgt i.st. Nach der .\ bstossiiiig der
Membranen bei eintretender Heilung luid Heinigiiiig tler Jlund- und Uachenhrtlile
müssen die dcsinlicirenden lidialalionen mit -fproe. Borsäure, selten 2 — iJproc. Kar-
bolsäure, 3 — 5 -Minuten lang nm-li eiiiigi" Tagi' hindurch, 4 — (i mal im Tage vorge-
noiuinei) werden, da häutig auf di.T Schleimhaut unil in den (.iniben, Wüschen, Lacimeii
der Mandeln noch pathogene liakterien, dem Auge unsichtbar, sich beiluden köniiea
mid wiederholt Recidivc veranlassen.
b) Kehlkopf und Luftrölue. Hat die Erkrankung auf lieu Kehlkopf und die
Luftröhre übergegriflTen, so kaiui man, so lange es sich noch um einf;iche entzünd-
liche Schwellungen handelt, die Tub.-ige anwenden. Zur Heraiisbeförderung von
)i|ilillirri(*
- 2R -
Diplithcrir]
*
I
sli'iiosiiTiiilfiii Sflik'iiii odi'i- alk'iiliilts leiclil ;ibli.islj;ii'rii rscudoiiii'mlirjuii'id k;iiiii iiiaii
rill Hr('climifl<'l vei-siiclicti (Tart;irus< stiWiatus, ('u|inim suH'urlcuin. A|ioiii<irpliin iiiiK'rlirli
iiml in Kiiispi'ity.iiii}:rii). Hi'i MiMiiiiraiiriiltilduiijr ist die Traflicotuniii' uiilx'iliii^t iioth-
wi'tiiii};. Mniu'liiiial ;;rliiijri es, ilic dmi lü-lilkopf sti-Dusirfiidr M<;iiibran diirdi t'iin>ii
l'iiistd mittelst rotirciid«'!' BcWf^uii(r<'H lici'.tu-^xuiii-iiiiK'ii: liäiilif; indi-ss entsteht aurli
liier wietler eiiii' zweite Meiiiliruii. Mit iCinatliimin;; lösender Mittel soll man die Zeit
uiflit \erlieren. Wenn auch die HeN|iiratitin diircli die Tnliaj;i' nütlidürlti^ erhalten
werden kaiui, m» ist eini- {teniijicnde Ivvpectoratiuii dnreh die Tulie iloeh nicht mfig-
licli, die Ciefahr der Krstickunft nach Ahlö.sini}: der Menihranen eine sehr nahe iie-
(!:cndc. Keim Zerfall und bei der Ablösung der PsL'Uilonu'mbranen im Heilungs-
process lieohac-htete Oertel .schwere Pneiinionien durch Kesorption clor Zersetzungs-
liruducte und Anscliuppntii: der Massen in den Kroneliiolen. Nach der Tracheotomie
la.sst man in der ei-slen viertel- bis halben Stunde i'inen cjinch Dampl' zei-stäuhten
Strom von nproe. Kariiolsäurelösunp inid daini Taf: und Nai-ht über einen gleichen
von 4iir(ic. Uiirsäurelösung üb'T die 'IVachealöffnung hiiiwogstreichen; der Apparat
wird ca. '/ä '" ^"" i'erselben aufgestellt. Der Stiuiu desinHcirt und verschafft von
Wasserdanipf gesättigte warme l,uft für die H*.>8piration. I»ie weitere Hehaiullung
ist die bekannte chirurgi.'iche.
c) Nase. Sowie die ei>teii Zeichen einer Hliinitis sich einstellen, Ausflu.ss einer
tlie Nasenöffntnigen rasch c(irro<lirenden Flüssigkeit, sind antiseptische Kiiispritzimgen
vun 2 — 4pritc. lauwarmer Horsäurelösimg vorzunehmen, 2— Sstündlich. Woniger ge-
eignetsind Inhalatiinien. Kommt es zu dick'Mi uieinbraiiöiion Belagen, su benutzt lUiiii
die Nasen pumpe (l'utuiie nach Art iler Scibstklystiere von Kautschuk mit einem
für das bezügliche Nasenloch ]>;is.senden Ansatzstücke, Olive, ähnlich wirkend wie
die Weber sehe N.'usendouche), durch welche die Nxse am besten gereinigt, Massen
von Se<'reten und Membranen herausbefürdert uiul die Höhlen desinlicirt werden
können. .\uspuni|iungen 4 — ümal im Tag, je naeli der Schwere des l'alles; /,u je
einer Aus[)unipuiig '/, Liter 2 — 4proc. lauwarmer Borsfiurelösinig. Nach .\bst08.sung
umi Kntfernung der P.sendiiinembraoeii sinil auch hier die di-sinticirenden Kin-
spritzungen mit der Naseupum()e noch 2— 3 mal tliglicji fortzusetzen und darauf
iiocii eiuige Zeit lang (6 — n Tage) Au8S|)ritzungeii mit leichtcir Borsäiirelösung niit-
tolst einer gewöhnlichen Spritze vorzunehmen.
II. Allgemeine Hehandluug. Die Diphtherie ist die einzige liifectionskrauk-
heit, bei welcher wir, zuerst durch dii' .Xrbeit von Oertel über die „Pathogenese
der epidemisrheti Diphtherie", iMubliek in die Vorgänge haben, luiter welchen sich
die Heilung der Kraiiktieit im Körper vidiziehf. Durch die .Arbeiten von Behring
über die Wirkung des ülut.seruins durch Impfungen mit Diphtheriegift immunisirter
Thiere erhielten indess die Bestrebungen nach einem die Diphtherie direct bekämpfen-
den Mittel eine bald greifljare Form. Das in dem Senini iles inHcirten Orgiuiismus
entstehende Antito.Nin, dieser noch unbekannt«' Körper, wird durch tias in dem Diph-
therieheilserura" der iminunisirten Thiere in weit grö.sserem Maa.sse enthaltene ver-
mehrt und dadurch <lie Heilwirkung im gleichen Sinne erhöht. D<fr nalnrliclie Hei-
lungsprocess erfährt eine Steigerung, welche der Menge des durch da» Heilsenun in
den Körper eingeführten Antitoxins proportional ist. Je nach der Menge de.s einge-
spritzten und im Körper enteugten .Antitoxins wird auch spilter da.s durch den Vege-
tationsi)roce.ss der Bacillen auf den SchleinihSuten sich fortwährenil bildende und zur
Resorption gelaugende Virus mehr oder weniger mischädlich gemacht oder eine
Immunisirung des (.irganisinus erreicht werden können. .Nach der Injection
von Heilserum wird man theoretisch keine Erscheinungen erwarten dürfen, welche
<iin'ch eine besonders uulTallende oder stürmisch verlaufende Keaction sich kenn-
zeichnen, sondert! vielmehr die gleichen, wie bei einer mehr oder weniger rasch er-
folgenden spontanen Heilung. Der letale Ausgang kann selbstverstiindlicli in be-
züglichen I'"äilen auch durch die Senirnbehandltmg nicht venuietlen werden uiul ist
abliäugig: 1. von der (irüssc der Intoxicatiun des bereits in den Körper .lufgenoni-
uieneu Vinis, von der Intensität der allgemeinen Erscheinungen und der Zahl und
AiLsdehnuDg der nekrobiotischen Herde mit ihren Folgen, .Ausbreitung der P.seudo-
membranen bis in die tiefsten Luftwege, secundäre Pneumonie; 2. kann der Tod am
Eufie oder nach Ablauf der acute» Erscheinimgen, selbst nach vollstUndiger Heilung
der Schleimhauterk.nuikung durch (.Jewebsbeschildigung und ansgehreiteto Degenenition
lebenswichtiger Urgane, insbe.sondere des Herzmuskels und des Centralnervenuppa
fDridilliorf«'
- 20
Iti|>liiliorii>]
rati's, >\ii|il scIti'iM'i' voll "l<'ti Nii-rcii :ims iTful^cii. Nicht lii'fiii flusst ilurcti «l:is
llcilscniiii wird nnrh Bohriii};, wit? aiicli OcrtrI bemts nii .»uU^i-oii (trfiMi liorvur-
kfn>|)(>l>oM linl. (Ii<- St ri'iif "kokken-Vogetation und -Invasion initl dif vnti tlifSHn
labli.'lMfripr' sc]i1isrhp liiKixication.
|)ic Anwi'iidnnt: jr<'Sfliielit sultriitan an dfi- soitliclifn lVttn>ichfii Tlioraxwand
oder an den Sflu-nkplii unil Natfs, wciiu diiiTh srlnvore Aflectinn dor Lnftwej;«^ dir
AllimuM" "•(•tiiiiik'rt ist und dif Kxciirsioncn dfs 'I'hnrax in:lchtint»r worden. Hie Ein-
s|)ritziink; wird unter stn-ng antiseptischen ('autfl(>n, am ht.'stfn mittelst einiT lO bis
12 ccm cnthaltir^tidtMi aseptischen Uali(Mi«]H-itze nacli Kocii ohne Stouipel aufgeführt.
Auch Ripritzeii mit Asheststeiiipel können benutzt werdeu. I>ie Spritze rauss jedenteit
eilt (jereini^t und vor dem <iebraiich durdi Kochen mit Natronl.iuge sterilisirt uiiil
«.septisch f^emacht werden.
Dosirunt!;. Ailf:<'ineine Kegeln für die Üosiruiig la.ssen sieh nicht anfstolleii.
Die Menf;e der zur Verweiiduni; komnieiiilen .Vntitoxineinlieiten richtet »ich iiacli iJom
Alter de.s Kindes bezw. seinem K i">rpor^e\vioh te, der Zei tilauer der bestehenden
Krkninkntr^ innl der Schwere des Falles. Ua es nicht immer möglich ist, die
Scluvi-re des Falles, d. b die Menge des bereits zur liesorjition gelangten Virus, aus
der Localinrectinii und den Allgemeinersclieinnngen zu erschlies-sen, so wird luan
stets gut thun, die Zahl der Antito,\in-Immtinisirnngseinlieiten nicht zu tief zu greifen
und. wenn iiothwendig, mehrere Injectioiien von stltrkerera Serum sich rasch folgern
zu lassen. Die für (li«' Schwere des Falles nothwendige Dosis miiss in-
dess jederzeit auf einmal eingespritzt werden. Wenn Flasclie 2 oder 3 nicht
erhältlich sind, so kann man in schweren Fällen unbedingt 2 — 3 Fiflschnhen des
l'raeparates No. 1 an 2 Stellen des Körpers iujiciren. Andererseits wird man, da das
K'irpergewicht des Kindes die Zahl der Antitoxiiieiidieiten bedingt, bei filteren Kin-
dern sogleich das stärkere Praeparat, Flasche N«>. 2, einspritzen. In schweren Fallen
LJcnnn man nach 12 bis längstens 24 Stunden liie gleich starke Dosis wiederholen
Fniüssen; ebenso, wenn in frischen l'.-illen nach 24 Stunfleii Temperatur und Puls
nicht beeinflusst werden, das Allgemeiiibi-Iinden schlecht bleibt oiler sich verschlim-
mert, ohne d;iss Complicationen vorliegen, nm.ss eine weitere Hinspritzung von «Jem
gleichen I'raeparale oder besser noch von einem stärkeren gemacht, bezw. eine
grössere Jienge von dem gleichen genommen tmd bis -.uif iODO Antitoxin-Imniitnisi-
rung.seiniieiten und dariilier hinausgegangen wiTilen
Zurückbleiben von sjiecifischen Kaci I len auf der Kachenschleindiaut nach
Ablauf der Diphtherie. Die Beobachtungen haben sich in der letzten Zeit gehäuft,
dass nach anscheinend vollkommener (lencsnng auf der wieder iinrinal aii.ssidieiiden
Schleimhaut der Mund- um! iJachenlirihb- und der Nase .specilisclu' Harillen entdockt
wurden und in mehreren Fällen auch eine Uebertragiuig, seihst nrit tödtlicheni Aus-
gange, nachgewiesen werden kcumte. Ks ist deshalb geboten, mit der Scrnmbehand-
hmg gleich von .\nfang an die locab' Ib'handlung zu verbinden, bezw. am besten Inh.i-
lationen oder Irrigationen mit Karbolsäiin', IJursäure etc., wie oln-n angi-gebeii wurde,
so lange wie möglieh vornehmen zu bas.sen, wodurch der V"egrtationsproce.s.s der
p,atliogenen Bakterien in der .Mund- luid Itacheidiöbb- etc. am schnellsten unterdrückt
und diesetben zum Absterben gebracht werden.
Medicamentöse Behandlung. In Fällen, in weichen Serumeinspritzimjten
gemacht worden sind, ist eine medicamentöse Behamllung in der Regel nicht noth-
wendig. Indicationen können nur für eine symptomatische Behandlung vorliegen, die
nach dem allgemeinen Kriiftezustaiide des Kranken (robcu'irende Behandlung) und
gegen schwere, coni[(licirendi' F.rscbeinitngen, die durch das Heilsenuu nicht beeintlusst
werden, sich zu richten hat. Wo die Ausführung der Seninithi-rapte ans äns,seren
(jrün<len nicht möglich ist, wird man versuchen müssen, die locale Behandlung
durch die bisher üblichen Mittel zu unterstützen. Specifiscln' medicamentöse Mittel
gegen das in den Körper aufgcnomtnene diphtherische Virus besitzen wir nicht.
Empirisch haben sieb die <iluecksilbei-[)raeparate mehrfach bewührt, aber es ist .luch
hier iler Schluss n.ach dem Erfolge ein sehr unsicherer, dn auch andere Fülle ohne
Quecksilberpraeparate gleichen Verlauf nelime». Wissenschaftliche Beiego sind nicht
eingebracht worden. Am meisten Anwendung fand das Kalomel, 0,01 — 0,2 und
selbst 0,3 mehrmals im Tage in Pulver: bei den stärkeren Dosen in Verbindmig mit
etw.is Opium, um die abführende Wirkung zu beschränken. Dann das Hydrargvnim
cyanatum, 0,005 — li.Olri in Pulver 2 — 3stündlich. mehr bei Erw.tchsenen: bei iU'teron
[Diplitherie — 27 — Diphtherie]
Kiiidt'i-n am bcstoi in liösuiif: 0,()l:l'2() striiKllicli einen Kiiffoelöffel voll, bei kleineren
Kinileni 2stündlich. Kndlich wurden Kinreibuiigen mit Mercnrialsalbe und Sublimat-
einspritzuiigen, aber ohne besonders emiunteniden Erfolg; in Anwendung gezogen.
Bei Irrigationen und Einpinsohuigen mit Sublimat sind innerlich Quecksilberpraepa-
rate wegen der Gefahr einer Hydrargyrose zu vermeiden.
Das i'^ieber ist hier als Reafltionserscheinuiig ganz und gar aufzuf:vssen. Jeder
Mcmbranbildung oder Vcrgrössemng einer bestehenden geht eine Temperatursteige-
rung voraus. I>asselbe wird der Fall sein bei der EntAvickelung nekrobiotischer
Herde in den inneren Organen. Hohes Fieber mit unbedeutender Ausbreitung der
diphtherischen Auflagerungen muss als ein Anzeichen für die Grösse der Resorption
des Virus und seiner Einwirkung im Innern des Organismus durch weit\'erbreitete
Nekrobiose angesehen werden. Von allgemeiner Behandhmg des Fiebers durch kühle
Bäder etc. ist Umgang zu nehmen; die specifische und seprische Intoxication wird
durch sie nicht beeinflusst. Mit der Erschöpfung des Giftes fällt und verschwindet
da.s Fieber. Innerlich ist Chinin den übrigen Antipyreticis vorzuziehen.
Die hauptsächlichste Indication ist die Erhaltung und Hebung des Kräfte-
zustandes des Kranken. Darreichung zweckmässiger kräftigender Nahrung zumeist
in flüssiger Form, stark eingekochter Suppen mit viel Fieische.xtract, Beeftea, Eier,
Milch, Kaffee, Thee, Wein, stärkere Biere, Coguac, Rimi etc. Medicamentös: Chinin,
Chinarinde, Roborantien: bei Herzschwäche .\ether, Digitalis mit Aether, Kampher-
injectionen und andere Excitantien. Bei hochgradigen Schlingbeschwerden ernährende
Klystiorc. Daneben absolute Ruhe, Vermeidung joder Erregung, sorgfältigste Ueber-
wachung. Bei vorgeschrittener Degeneration des Herzmusk(>ls ist die Katastrophe
oft nicht abwendbar.
111. Behandlung der Nachkrankheiten. Die Therapie ist hier ganz und
gar abhängig von den Beschädigungen im Gehirn, Kückenmark und peripheren
Nervensystem, von der Intensität und Ausbreitung, sowie von der Möglichkeit, mit
therapeutischen Mitteln dagegen einzugreifen. Der ganze Erfolg der Behandlung
hängt davon ab, ob diese pathologischen Processc ad integrum sich zurflckbilden
können, und dies geschieht oft ohne unser Zuthun.
Die Mittel und Methoden, welche zur Behandluug herangezogen wurden, umfassen
so ziemlich wieder Alles, was man gegen ähnliche Erscheinungen, wenn sie auch aus
anderen Ursachen entsprungen sind, in Anwendung gebracht hat, Elektricität, Massage,
Hydrotherapie, Strychnin, Nux vomica, raedicamentösc Einreibungen, Badekuren etc.,
und wer rein exspectativ, symptomatisch und palliativ vorgeht, hat den gleichen Er-
folg. Volle Aufmerksamkeit rauss nur darauf verwendet werden, dass die diphtherischen
Lähmungen in irgend einem Gebiete keine schlimmen secundären Folgen nach
sich ziehen können. Bei Lähmung des weichen Gaumens, der Schlundmuskeln
und Hinaufgelangen von Speisetheilen in den Naseu-Rachenraum während des Schluck-
actes ist sorgfältige Reinigung desselben durch Ausspritzen nach jeder Nahnmgsauf-
nahmo nothwendig. Lähmung der Glottisöffnor (Adductoren), erschwerte Respira-
tion, pfeifende Inspiration neben freier FApiration und Sprachvermögen in kurzen
Sätzen, soweit die Luft in den Lungen ausreicht, verlangt grösstmögliche Ruhe, imi
bei der ungenügenden Einathraung den Sauerstoffverbrauch auf ein Minimum herab-
zusetzen. Nach wenigen Tagen schreitet die Lähmung auf die Glottis8chlies.ser (Ab-
ductoren) über, die Respiration wird wieder frei, dagegen die Sprache aphonisch, und die
Gefahr des Verschluckens, drohende Schluckpneumonie, indicirt die grösste Vorsicht
in der Ernährung, Anwendung der Schlundröhre etc. Selten wird Lähmung der
Glottisschliesser die Tracheotomie nothwendig machen. Die gleiche sorgfältige, sym-
ptomatische Behandlung erfordert die Lähmung der Blase, Anlegung des Katheters;
bei weiteren Complicationen entsprechende chirurgische Behandlung. Gegen Läh-
mungen der Muskeln der Extremitäten und des Rumpfes kann keine specielle
Methode empfohlen worden, da dieselben von der Grösse der Beschädigung derCen-
tralorgane oder der peripheren Nerven abhängen, und wir eine Heilung weder ver-
anlassen, noch beschleunigen können. Auch die Anwendung der Elektricität, um
degenerative Vorgänge in den Muskeln zu verhindern, ist vielfach ohne Nutzen, wenn
bei Zerstörung der peripheren Nerven der elektrische Strom (constante und inducirte
Strom) keine Muskelzuckung mehr auslöst. Die hauptsächlichste Indication ist da-
her auch hier wieder Erhalttmg der Kräfte des Kranken, Hebung der Ernährung,
roborirende Diaot, Fleisch, Eier, Milch, Bier, Wein etc., Ueberwachnng aller Func-
[Diphtiierio
— 2k
Diphllieri«
tioiirMi iiiiil Alilialtun^: nlli-r srlirHÜiclK'M EiiiHüssc. Alli- Miitt'l iiinl Mcdiixlcii. <iur
weli'In" diesen Atiroi'ilcniiij^fi'ii edUsjinifliesi wenleii kiiiin, iliuctotiselie, |)liysik:ilisrh-inecha
L-lie (.M:i
0,
Aufeiltlialt
(lebi
Pll- I
hcamoiitose. I.ullkuren, H:iüelciireti
M«t"resstr;m(l i-tf. werden, in riclitif^er Weise verwerthet, iiut/.brin^end sein: dann vor
Allem aber zmv.-irten und mlii;; niul niielitern die Saclila^ce nml lieti l'>ridii; lieurtlicileti.
Audi l'ntoesse, rüe sieh ülier \ieie M<>nat<'. ein halbes liis ein Jahr hiiiiciohcu.
hat (lertei oft bis auf nur wenige Störnnuen versdiwinden oder sollkoniiDen at
Heilunj; kiiinnien sehen. Wir können den <)r;;anisnnis in der Wiederherstellung d
ilnrch die Krankheit jceschiidiplen Theile <les centralen und iierijiheren Nervon
Systems vielfach unterstützen; diese Beschädigung aber selbst zur Heilung bringui
kftnnen wir nicht.
Prophylaxis unil Hygioiic. Das beste Schutzmittel gegon Diphtherie wS
eine ausreichende Schutzimpfung. In der Familie ist vollständige Isüliruni
des Kranken iintliw endig. Die vor der FCrknuiktnig mit dorn Patienten in Bi
rühning gekenitnenen Personen, Kltern. (ieschwister, Dienstpei-sonen, sind strei
zu überwachen: (.ieschwtstern ist der Schulbesuch, um die Di)ihtheri<' nicht
verschleppen, verboten. Intimer Verkehr der Fainilienniit:^lii'der mit dem Krank
und imter einander, wahnnici ein l>i(»litlieriet'all im Hause liegt, iiisbesonilere Küs
sind zu verbieten. .\ici grossheranglich hessischen Hofe wurde die Diphtherie
.lahre 1.S7S nur durch Küsse in der Familie verbreitet. Die (irosslierzogin selli.st
starb als Opfer einer bösartigen Infection durch eine» Ku.ss (Uertel). l)er
Kranke miLss im eigenen Zimmer verpflegt werden. Gute Ventilation desselben
und gleiehmiUssige Temperatur, Ifi — l.s" (.)., ist nothwendig. Das Wartepersonal,
namentlich Kitern, Mütter müssen sich vor Bcschnmtzen mit Secroten und Pseutlo-
membranen, namentlich w.'ihreml des Hustens, in .\cht tvehmen. L'iinütze
(.iegenstünde, an welchen .\iisfeckmigsstofte leicht haften, mid die schwer zu rei-
nigen sind, wie Teppiche, (jardinen, Vorhänge u. s. w., nnis.sen aus dem Krankotii^H
ziminer entfernt wenlen. Teller, Schüsseln, Trinkgefä.sse, Ifestecke sind auf.s sorg^^l
fältigste zu desitificiren, ebenso die (lOfiLsse für die Se- und Fxcrete, unil diese selbst
Die Sputa simi in einem zur Hälfte mit 1 prom. Snlilimatlösung oder ') ]>roc. Karliol-
.saureUisung gefüllten (iefässe aufzufangen. Wä.sche, Leinen-, Wollstoffe etc. nifis,s«?n
durch hohe Hitzegrade sterilisirt, und ilie zu sehr mit lnfections.stoH' impraegnirtei
gleich vernichtet werden.
Als vollkommen genesen und nicht mehr infectioiisfähig ist «ler Krank
eigentlich erst zu betrachten, wenn keine specifischeti Bacillen mehr auf den
Schleimhäuten der Mumi- und Hachenhöhle nachgewiesen werden können. Ks ist
daher die locale Behandlmig. namentlich wo keine bakteritdogische IHagnose gestellt
wenleti kann, sn lange wie möglich, auch noch einige Tage nachdem die Schleim-
haut ihr vollständig normales Aussehen wieder erlangt hat, besondeiy durch Kinath-
mungen von 4 proc. Borsäurelösurig u. a. m., wie obeu angegeben wurdi', fortzusetzen.
Nach Au.sgang der Krankheit, gleitdiviel ob in (lenesung odi'r 'Yml, nmss »las
Zimmer, bevor es weiter benutzt wird, durch .\bn'iberi der Wände, der Decke, d
Fenster, Thüren, Fu.ssliöden. durch Aufwaschen mit Snhlimat und Karbolsäure na
den durch die Bakteriologie und Hygiene sicher gestellten .Methoden gründlich de:
iuticirt werden. Da.s Contagium kaiui sich oft Jahre lang (Beobaclitungen Uertel
in einem inficirten Zinnuer erhalleir urul imnn;r wieder ni.'ue Ansteckungen vei
Sachen, sobald für die Knuikheit disponirte Personen, Kinder in <la.sselbe gelei
werden. Im FaHe der (jenesung keine zu frühzeitige Kntlassung aus der Bi
handlung.
Um die Kinder weniger empfindlich für Diphtherie zu machen, ist die Disposi
tion für Krkaltungseinflus.se etc. anszntilgi'n, kalte \Naschnngeu, .\breibinigen tragi'i
viel d.azu bei; auch kühle Kleider und viel Binvetrung in frischer Luft bei verseh
dener Witterimg. Nur ist zu warnen, hier die Abhärtnngsbestrebuiigi'n zu üherlrr-ibeii,
luimentlich bei jugendlichen, schwächlichen, ;nvaemisrhi-n. scrofulö.'ien i'tr. Individm
deiu'n m;ui empfindlichen Schaden (hiich solclii' Procednien /.ufügen kann, ohne sie .•»'
zuhUrten. Auch dem Arzte ist grosse .\chtsandveit und Reinlichkeit ?.u empfelüe
theils um «ich seihst vor der Krankheit zu schützen, theils um dieselbe nicht zu vei
.schleppen; scrupulöse Keinigiuig der Hände und Instrimiente. Jede ßerüluung r|
Kleider mit der Wäsche, mit dem Bettzeugi- ties Kranken u. s. w. ist sorgfältig zi
vermeiden. Bei Untersuchungen und operativen KingrilTed ist gros.se .\clitsainkoil
tieH
[Diphtherie _ 20 — Diphtherie]
geboten, um durch Husten und Spucken der Kinder nicht inficirt zu werden. Das
Aussaugen des in die Trachea während der Tracheotomie hinabgeflossenen Blutes,
das schon so viele Opfer unter den Aerzten gefordert hat, ist zu unterlassen, da der
Kranke meist keinen Nutzen davon hat, oder durch einen bereit gehaltenen Saug-
a|)parat auszuführen.
Auch für die Staatsbehörde, Stadtgenieinde und andere Vorstände er-
geben sich bei der (epidemischen Diphtherie bestimmte hygienische Aufgaben, nämlich :
Herstellung von Schulen und anderen Anstalten, welche den Anforderungen der
Hygiene vollständig entsprechen und vor Allem genügend Raum bieten. Salubrität
der Strasse. Unnöthiges Kehren auf den Strassen und Aufwirbeln des Staubes, be-
sonders in einer Jahreszeit, wo nicht mit Wasser gespritzt werden kann, wie in
trockenen, kalten Wintermonaten, wenn kein Schnee liegt, und zu einer Zeit, wo ge-
rade die Kinder auf dem Schulwege sind, ist strengstens zu verbieten. Reinhaltung
der Kinderspielplätze, Beaufsichtigung derselben. Windfreie Lage. Femhaltung von
Staub. Salubrität der Wohnungen, Reinhaltung derselben, vor allem aber der Vor-
plätze und Treppenhäuser, strenges Verbot des Ausklopfens von Teppichen, Vor-
hängen, Decken etc., wo möglich auch der Kleider, namentlich der von dem Kranken
benutzten in denselben. Reinhaltung der Wohnräume selbst bei ansteckenden Krank-
heiten jeder Art. Anweisung zu ausreichender Desinfection, Unterstützung bei Mittel-
losen. Verbringung der Kranken in Spitäler bei ungenügender Wohnung, zu kleiner
Wohnung, bei Unreinlichkeit, mangelhafter Desinfection, Armuth u. s. w*. Anzeige-
pflicht in den Schulen und Beaufsichtigung der Kinder, welche neben einem Er-
krankten sa.ssen oder mit ihm in häutigem Umgange standen. Verbot der Aufstellung
der Leichen in den Privatwohnungeu und der Annähenuig an diese überhaupt von
Seiten anderer Personen als der vom Staate für die lieichenbesorgung aufgestellten.
Verbot des Verschenkens oder der Aneignung von Gegenständen, welche mit der
Leiche in Beriihnmg kamen. Allgemeine Belehrung. r,^^„„
Diphtherie (epidemiologisch). Für eine schärfere Beurtheilung eines therapeutischen
Erfolges bei der Diphtherie darf man den epidemiologischen Gesichtspunkt
nicht ausser Acht lassen. Die Diphtherie, welche in der ersten Hälfte dieses Jalir-
hmiderts in Huropa sehr wenig, in Deutschland und den Niederlanden sogar nahezu gar
nicht hervortrat, hat seit der Mitte dieses .lahrhunderts eine immer mehr gesteigerte
Bedeutung in ganz Europa und Amerika gewonnen und im neunten Jahrzehnt des-
selben fiberall ausserordentlich zahlreiche Opfer gefordert. Es entsteht nun die Frage,
ob wir für absehbare Zeit mit der Diphtherie als einem gleichmässig unter uns
wüthenden Feinde zu rechnen haben werden, oder ob auch diese Krankheit, wie
so viele andere epidemische Krankheiten, ja sogar die Endemieen, einem bestimmten
Gesetze des zeit\veisen Vcrschwindeus und Wiederauftretens gehorcht. Für die Fest-
stellung einer solchen Erscheinung ist allerdings nur die Geschichte der neuesten
Zeit zuverlässig, welche sich auf Statistiken stützen kann. Die Berichte über frühere
Knuikheiten, namentlich des Mittelalters, sind dadurch getrübt, da-ss verschiedene
Krankheiten, z. B. Scharlach, .Viasem und DijJhtherie, vielfach zusammengeworfen
worden sind: in jener von Seuchen schwer getroffenen Zeit begnügten sich die
Schriftsteller mit allgemeinen Angaben, wie grosses Sterben, Pest u. s. w., unter
denen alle möglichen Krankheiten verborgen sein konnten. Ist ja doch die grosse
Seuche von Anfang des 16. Jahrhunderts, die am Niederrhein und in der Schweiz
hen-schte, und welche überall als Diphtherie galt, neuerdings von l''eer für epidemi-
sche Pneumonie erklärt worden. Die Diphtherie ist sicher keine Krankheit der Neu-
zeit, sie ist wahrscheinlich von Hippokrates schon beobachtet worden und im
Talmud als .\skera erwähnt. Genauei-e Schildenmgen liegen von Aretaeus von
Kappadocieii aus dem Jahre 50 und von Aetius aus dem .lahre 550 vor. Dass sie
im Slittelalter vorkam, dafür liegen eine Reihe Anhaltspunkte vor, nur sind aus
den angeführten (irfinden die Mittheilungen für ein Studium über den Verlauf der
Seuche unbrauchbar, und erst allenfalls vom Beginn des 1 7. Jahrhunderts an kann man
sich ein mit jedem Jahrhundert klarer werdendes Bild über den Zug derselben machen.
In die.sen .(ahrhunderten zeigte die Seuche die deutliche Neigung, von Westen nach Osten
zu ziehen. Von lö!K)— 1020 heri-scihte in Sp.-uiien nach zuverlässigen Schilderungen die
Kpideniie äus.serst heftig, sie erreichte im „Garrotillojahre 1W1:J"' ihn'u Höhepimkt. Sie
trat in dem ersten Jahrzehnte dieses Jahrhunderts auch in ganz Italien und Sicilien ver-
— 80
Diphtlieriebacillns]
tWVt im waA in Eii^^laucl, wo sie bis zum .lahie 10<i4 erwähnt
^B JMO Darb Anierika und trat am Ende des Jahrlnuulerts
eh auf. Im 1«. Jahrliuiulcrt fiiulon wir sie wifHler
Mitte der divissifcer lalir« tritt sie in Eiifslaml auf
in Frankr^icli und den NiiMii'rhiiidi'ii: eist Aiil'an;; des scch-
»« von Nordwesten aus nacli Ik'utsciiiand, von Süden au»
M ttmm später tritt sie in Selivveden auf; in Deuttichland niuiint sie
2mg Math Osten, sodass sie Mitte der secliziper .lalire d;i.seibst wohl
I. Von da bis zum Ende des .hihrhuiiderts iinren wir ül)erali aus
Theiii-n Kiiropas Bericlitc über iiir Auftreten. .\ber mit Begiun
•?• •••■xeliDten Jahrhunderts, zu dessen Anfang sie hauptsächlieh in (Osteuropa
■) «idi tindet, tritt die Diphtherie überall in Europa völlig zurürk. Nur
i-ich bricht von ISIK an die Diphtherie von Neuem aus, sie erzeugt jene
^die durch die Studien von Bretoiincau berühmt gewordeu Ist; jetzt erhalt auch
y Kfaakhw't deo heutigen Namen, wilhreiid sie früher als Synanche, Anj^ina maligna,
Cmmter, Croup und (iarrotillo bezeichnet wiu-de. Während dxs übrige Kuropa,
^■Ewl Ik'utschland und die Niederlande g:uiz frei vim lHjditlierie waren, breitot
•«■ 4i«t Krankheit langsam über ganz Frankri'ieh nach Nnrden ans, erreicht etwa
OD Jahrv 1«45 dessen nördliche Frenzen, und seitdem beginnt wieder ein neuer
Zoj: der Knnkhcit durch ganz Euni|(a von Westen nach Osten. Knnf Jahre später
tritt die Diphtherie gleichzeitig in Kuglaiul, Diinemark, Schweden, Deutschland, Italien,
npauien. Amerika auf: sie nimmt .stetig zu und erreicht in merkwürdiger, diesmal
xaalenraässig nachweisbarer L'ebereinstimmung überall in allen ("eutren, in welchen
«f endemisch geworden, um den Anfang bis Mitte der achtziger Jahre ihren
Höhepunkt. Seit dieser Zeit i.st überall ein mehr oder woniger steiler Abfall
der Diphtheriesterbliciikeit in Kurnpa mit Ansnahme des l.lstens zu coustafiren. so «lass
vielfach in Kuropa zu Anlang der OOer Jahre die Sterblichkeit auf die Hnlfie und
Weniger gegenüber dem \ orangegaiigenen .lahrzeliiit sresunken ist. Diese Thatsarhe
wird gleichiuässig in Italien, Deutschland, I>ifiiemark. Trank reich <'(instatirt. Nur in
den ersten Jahren des letzten Jahrzehnts war an vielen Orten Deutschlands wieder
'■nie kurze, schnell absinkende Steigerung zu lieiibaclilen gewesen.
So weit die Heobachiimgen der letzten drei Jahrhunilerte eimm Schluss zulassen,
so verläuft die Diphtherie in grossen Epideniieeii, welche mehrere Jahrzehnte um-
fassen, in sprungweisem Anstieg einen jähen (uplel erreichen unti dann spriuigweisc
mit zeitweisen Steigenmgen langsam abfallen. Itann folgt eine I'ause von mehreren
Jalir/elmten oder mehr, in welchen die Dii)htlierie zeitweise so völlig als
Seuche zurücktritt, dass, wie Ilaesi'r und Hirsch ausdrücklich betimen, ihr Wie-
derauftreten die vorhandene Aerztegencration zuweilen ohne Kenntnissi' von den K;
fahnuigen früherer (jeneraticHien fatul.
Was die gegenwärtig«' Epoche betrifft, sei lä.s.st sich jedenfalls nicht Im \oraus
sagen, ob es wieder, wie in den früheren .lahrhuiiderten, zit einen zeitweiligen völligen
ZurücktreftMi der Di|)litlierie für einige .lahr/.ehiite konnneir winl: jedenfalls aber ist
es Thatsache, fla.ss seit lU .lahn'ii überall ein stetiger, mir durch zeitweise kleinere
Steigerungen bedingter Ijiickgang der Difditheriesterbliclikeit festgestellt ist. Man
winl deshalb bei ih!r Heurtheilung therapeutischer Erfolge die Wandelbarkeit di
Seuche im Auge behalten müssen. ^ gottstki
IMphtheriebacillns. Der Diphtbericbacillus, Bacillus diphtheriao Loeffler, -wu
zwar zuerst von Klebs 1882 schon bcsclirichcn, aber von Liiffler 1884 gezüchtet. Die
I.iifflcr'.schc Entdeckung ward durch die Forschungen von Koux und Ycrsin über die
Oiftwirkung des B.icillu.s über Immunisirung und scliliesslich über Bliitsf>nirather,-jpie er-
weitert. Dur Ijöfflcr'sebe Bacillus stellt »ich morphologisch als ein biiiifig uiiregelmassig ge-
staltetes Stäbchen von der Länge des Tuberkclbacillus dar, ist aber breiter als dieser: »u-
wtfilen zeigt er eine leichte Kriiniinung und kolbig verdickte linden. Die Stäbchen sind un-
beweglich, liegen öfter zu zweien oder mehreren in Gruppen winklig zusaiiiinen. Er zeigt
öfters eine dichotomiscbc Thcilungsfonu nach Art der Spalt.ilgca und bildet keine Sporen.
Mit fast allen basischen Anilinfarben, besonders mit Löffler'seher Methylenblatilösung and
ZiebTscher Lösung färbt er sich; die Gr.-inrsche Kärlning nimmt er nicht an. Er ist
aerob und wächst auf künstticbcn Nährböden zwisclieii 18" und 42" f.'. .\iif .Serum bildet er
in zwei Tapni dicke, weisslichc L'eberzügc, auf der Gelatineplatte rundliche, kleine, nicht ver-
nOssigeode Colonieii, auf Agar wei.sslicbe Deläge: in IJtiuillon tritt eine .-ichwachc Trübung
1
[Diphtheriebaoillus — Bl — Diphtheriebaoillus]
ein, es bilden oich kleine bröcklige weisse Hassen, welche zu Boden sinken. Die Bouillon
wird schon vom zweiten Tage ab sauer, später aber wieder alkalisch. Er wächst auch im
Harn und auf alkalisch gemachter Kartoffeloberdäche, auf Eiern und in Milch, welche er zum
Gerinnen bringt.
Für die Praxis zu diagnostischen Zwecken sind gegenwärtig besonders drei Arten von
Nährböden in Gebrauch, nämlich:
1. Das Löffler'sche Blutserum:
3 Th. Rinder- oder Hammelserum vermischt mit 1 Th. reiner Uinderbouillon, der
1 pCt. Pepton, Vj pCt. Kochsalz und 1 pCt. Traubenzucker zugesetzt sind.
2. Das Alkalialbuminat von Deycke:
10 g des bei Merck käuflichen Alkalialbuminats werden mit 10 g Pepton, 5 g
Kochsalz, 20 g Agar, 50 g Glycerin und 1000 g Wasser gemischt, dann durch tropfen-
weisen Zusatz von Salzsäure ncutralisirt und 1 pCt. einer Sodalösung zugesetzt, die
aus 1 Tb. Soda und 2 Th. Wasser besteht: die Mischung kommt in den Dampfkoch-
topf und wird durch Watte filtrirt.
3. Das Tocbtcrmann'sche Blutserumagar. Es wird hergestellt, indem man unter Zusatz von
"ä pCt. Kochsalz, 1 pCt. Pepton, 0,3 — 0,5 pCt. Traubenzucker eine 2proc. wässerige
Agarlösung herstellt und diese Mischung mit gleichen Tbeiien Hammelblutserum (oder 8Th.
Serum auf 2 Th. Agar) '/4 — V2 Stunde kocht. Die Mischung verträgt die gewöhnliche
Sterilisirung im Wasserbade, wird aber durch zu lange Siedehitze (4 — 6 Stunden) un-
brauchbar. Sie eignet sich für Röhrcheu- wie für Plattenculturen ; der Nährboden
giebt schon nach 8—12 Stunden mikroskopisch diagnosticirbare Culturen.
Die Impfung auf Blutserum wird derart vorgenommen, dass man kleine Partikel der
Membran in sterilisirtem Wasser auswäscht und dann über die Oberfläche mehrerer mit Nähr-
substanz gefüllter Gläser hintereinander ausstreicht. Nach 8 — 10 Stunden beobachtet man
einen matten grauen, hauchartigen Streifen, dessen Oberfläche fein gekörnt ist. Nach
24 Stunden ist das Wachsthum über die ganze Oberfläche gegangen, glänzend saftig und leicht
weisslichgelb gefärbt, mit welliger Oberfläche und erhabenen Rändern. Die mikroskopische
Untersuchung und eventuell die Impfung bestätigen die Diagnose. In getrocknetem Zustande,
in Pseudomembranen, wie in der Cultur erhält er sich beträchtlich lange entwickelungsfähig.
Die Löffler'schen Bacillen sind für verschiedene Thiere pathogen; empfänglich sind be-
sonders Meerschweinchen, etwas weniger Kaninchen, junge Hunde, Schafe, Ziegen, Pferde,
Tauben und Hühner. Mäuse, Ratten und Rinder sind immun. Die spontane Hübner- und
Taubcndiphtberie sind andere Bakterienkrankheiten, die mit dem Löffler'schen Bacillus nichts
zu tbuD haben. Bei der Uebertraguog der Dipbtheriebacilleii auf 'die Schleimhäute disponirter
Thiere entstehen, besonders wenn gleichzeitig kleine Epithellaesionen vorgenommen werden,
nekrotisircnde Entzündungen, häufig begleitet von Membranbildung. Hieran schliessen sich
diejenigen Erscheinungen, welche auf Rechnung des von den Bacillen gebildeten Giftes kommen.
In die Gewebe dringen die Diphtheriebacillen für gewöhnlich nicht ein. Eine besonders ge-
eignete Impfstelle ist die Vagina der Meerschweinchen oder die Trachea der Kaninchen. Bei
der Section findet sich Oedem oder Schwartenbildung an der Impfstelle, Hyperaemie der
Nebennieren und meist Pleuraerguss. Bei Impfung mit grösseren Mengen der Cultur sterben
die Thiere nach 1 — 3 Tagen, bei kleineren Mengen oder weniger virulenter Cultur gehen die
Thiere oft erst nach einer Woche unter hochgradiger Abmagerung und Atrophie aller Organe
langsam, oft an Secundärerkrankungcn ohne charakteristischen Scctionsbefund zu Grunde.
Die Hauptursache der pathogenen Wirkung des Löffler'schen Bacillus beruht darin, dass
derselbe ein starkes Gift bildet und zwar sowohl in der Cultur, wie im Thierkörper. Das
Gift wurde bald als Eiweisskörper (Toxalbumin), bald als Enzym aufgefasst; jedenfalls spaltet
es sieb nicht aus den Eiweisskörpern des Nährbodens, denn es entsteht auch bei Züchtung
der Diphtheriebacillen in eiweissfreien Nährmedien. Die Wirkung des Giftes hängt von der
Virulenz der Bacillen und der Conccntration ab. Die Bacillen lassen sich durch verschiedene
Verfahren in ihrer Giftbildung abschwächen bis zum völligen Verlust der Giftbildung, so
z. B. bei Züchtung auf Glycerinagar oder Erwärmung auf 65 — lO" C. Auch bei der Züchtung
zeigen die Bacillen verschiedener Herkunft verschiedene Stufen der Virulenz. Ja man hat
beim Menschen vielfach einen dem Löffler'schen Bacillus morphologisch gleichen Bacillus
gefunden, der sich sowohl bei normalen Menschen, als vielfach bei verschiedenen Krankheiten,
wie Masern und Keuchhusten fand, den Pseusodiphtheriebacillus, dessen Verhältniss
zum echten virulenten Löffler'schen Bacillus strittig ist. Vom Magen aus wirkt das baktcrien-
freie Gift gar nicht, sondern nur bei subcutaner oder intravenöser resp. iutraporitonealer In-
jection. Es wirkt local und allgemein. Die örtlichen Veränderungen kennzeichnen sich durch
gallertiges Oedem, welches sich bis zur Nekrose in weiter .\usdehuung steigern kann. Die
Thiere sterben unter allgemeinen Vergiftungserscheinungen innerhalb 24 — 96 Stunden bis zu
2'/2 Wochen. Es findet sicli Pleuraerguss, braunrothc Färbung der Lungen mit Atelektase,
Injection und charakteristische Rothfarbung der Serosa. Bei chronischen, langsamerwirkenden
Vergiftungen linden sich .Mbuminurie, Diarrhoeen. Leberverfettung, periphere Lähmungen.
Gegen die Vergiftung mit Diphtheriebacillen ist eine Inimunisirung bei Thicren mög-
lich. Dieselbe wurde zuerst durch vorausgeschickte Impfung mit Culturen bewirkt, die auf
flMplitliPrirbBrillus
— 32 —
DtplitliPriphBcilltt»
ß5— 70° erhitet waren. Dir Krage der Immunisirung gegen das Diplitheriegift wnrdc ara
nnuesten i'rp(;rimenlcll von Behring ausgebildet. wckhi.T eine gnuze Reihe von Meliux
angab luid .luch an grösseren Thieren erprobt«. Die rauisteu derselben gehen von abg^
schwächten Culturen aus, nur eine derselben besteht in der vorausgeschickten Einspriti""''
von Wasscrstoffsuperoiyd. Dasjenige Verfahren, welches Behring besonders ausg'
hat, besteht in der Vorausschickung der Kiiispritzung des Giftes von Tnlturen, die tuit
trichlorid abgeschwächt waren, und der nachfolgenden Einspritzung schnell stark gesteig
Dosen von immer stärkeren (Jiftmeügen. Die neue Einspritzung wird vorgenommen, sob«
die auf die vorherige Einspritzung folgende fieberhafte ,Reaction'' abgelaufen ist.
Das Blutserum der so iramnnisirten Thiere hat nun die von Behring entdeckte Eigea-
Schaft, wenn es anderen Thieren subcutan eingespritzt wird, die Vergiftung derselben mit dw
Producteu des Lö(fler"schen Bacillus zu beeinflussen. Wird die Einspritzung des Serums
der Injectton des Giftes vorausgeschickt, so ist die Mehrzahl der so durch die Senini-
injectiou behandelten Thiere gegen die nachfolgende Vergiftung geschützt, sie sind «passiv
immun*. Bei gleichzeitiger Einspritzung beider Substanzen oder bei der Mischung d-?r- i
.selben in bestimmton quantitativen Verhältnissen kommt es ebenfalls bei dem grösstcn Theil^ j
der Versuchstbiere nicht zu Vergiftungserscheinungen. Wenn aber die SerumeiDspritzuiig erfl
nach schon erfolgter Vergiftung ausgeführt wird, so gelingt e.s nur, wenn die Seruminjcctioji
nach wenigen Stunden erfolgt, einen Theil der Thiere von der Vergittnng zu retten. Die
Wirkung des Serums wird von dem Entdecker auf die Bildung von .\ntitoxinen* im Blute d«
aotiv immunisirten Thiere-s zurückgeführt und für specüisch erklärt. Dass gegen die Spec.ifitit
der Wirkung einige Einwände von Buchner und Roui vorliegen, ist unter Antitoxinen* aus-
geführt. Im Uebrigen besitzt auch das Blutserum vieler Menschen, nicht bloss der Diphticrie-
reconvalescenten, sondeni sogar solcher, die sicher niemals Diphtherie gehabt, wie der Neuge-
borenen, deutlieh antitoiische Eigenschaften gegenüber dem Gifte des Löffler'schen Bacillus.
Die antitoxische Wirkung des Blutserums der gegen das Gift des Löffler'schen Bacillus ge-
festigten Thiere wächst quantitativ mit dem Grade ihrer Giftfestigkeit. Zur Gewinnung von An-
haltspunkten ist von Behring und Ehrlich eine ganz bestimmte Terminologie eiDgefQhrt
worden.
Zur Messung des Grades der Entgiftung dient ein conventionell gewähltes, besonders
starkem Diphtheriegift, von welchem etwa 0,8 ccm des sterilen Killrates ein Meerschwein-
chen von Durchschnitt-sgowichl tödtet. Zur Prüfung des Serums werden nun wechselnde
Mengen desselben mit dem Gifte im Reagcnsglase gemischt und Meerschweinchen eiii-
gespritut. Ein Serum, von welchem 0,1 ccm die lOfache Minimaldosis des Giftes so vollständig
für Thiere unschädlich macht, dass dieselben nicht einmal mehr örtliche Erscheinungen zeigen,
wird als ein solches bezeichnet, von welchem ein ccm eine Normalan titoxineinhei l ent-
hält. Genügt aber zu diesem Zweck vom Serum nicht, wie im vorliegenden Falle, 0,1 ccm.
sondern schon eine Verdünnung desselben auf 0,001. so enthält der Cubikcentimeter 100 Nor-
maleinbeiten.
Behring übertrug die Erfahrung von der aulituxisoben Wirkung des Serums giftfest ge-
machter Thiere aul die Behandhing diphtheriekranker Menschen. Das .Serum hochgradig giflfester
Thiere wird in folgender Weise gewonnen. Das Bhit der vorbehandelten Pferde wird unter
antiscptisehen Cautulen durch AdcrKvis gewonnen, bleibt zunächst im Eisschrank 2 — 3 Tage
stehen; dann wird das abgeschiedene Serum abgefüllt, auf seinen Antitoxingehalt geprüft und
mit 0,G pCt. Karholsäure versetzt. Statt des K.irbol setzen andere Hersteller andere Anti-
septica zu, so Roux Kampher, Aronson Trikrcsol, tn EngLind wird der wirks,-imc StofI de*
Serums neuerdings in Pulverform dosirt. Das .Serum kam bisher in drei verschiedenen
Kormen, je nach dem Gehalt an Antiloxiiicinhciteii. in den Handel. Es w.ir zur Erzielung
der erforderlichen Menge die Einspritzung vcrhiiltnissmässig grösserer Mengen von Serum bis
10, 20 ccm und mehr nöthig. Nach einer neulichen Mittheilung von Behring soll es ge-
lungen sein, ein Serum zu criialten. welches schon in 1 eem die einfache Heildosis enthält.
Dieses Anlidiphtheriescruin ist nun von Behring 1.S9.') zur Behandlung der schon
ausgebrocheuen menschlichen Diphtherie und zur Schutzimpfung zur Verhütung des Aus-
bruchs ilerselben ■■mpfohleii worden, und die .S-nimthcrapie der Diphtherie ist seitdem in
»ahlloseu Fällen .ingewendet worden. Dir Kmpfidilung dieser Therapie stützt sich auf die
Annahme, das» die experimentelle Erkrankung der Thiere, welchen der Löffler-
»cLe Bacillus und sein Gift einverleibt sind, aetiolngisch, klinisch und ana-
tomisch identisch im mit der Diphtherie den Menschen, dur Bretonncau'sohe Diphtheritis.
Praktisch ist diese Krace ■•rsl »eeuiidär. denn es könnt.' Mch ja herausstellen, diis.s das Serum
von Einfluss auf den Verlauf der Diphtherie ist, oIidc. ilxni ilu-yKt Kiiiflu.HS .«hon auf dciiji riii;>'n
Ursachen zu beruhen brauchte, dcn.n sie Reh ring «uschrieb. Di« Wirkung könnte |.i '1' iti
.Serum als solchem zukonunen. ThLorctiseh aber steht oder fällt die Behring'scho Ther.ipic
mit der Roll.- des Löffler'schen Bacillus bei der Erkr-inkung dr^ Menschen.
In Bezug auf das Vorkommrn des LöffUr'helion B.icillu« beim Mensehen
liegen nun folgende Thats.ichen vor. Der Löfflersche liaeillux findet »ich In der über-
wiegenden Mehrzahl derjenigen Erkrankungen, wdili •• - ' '• • ' echte Diphtherie be-
Michnwn, In einer Mindon»hl der Fälle, höchsten* . n, \\tvt er »ieh nicht
[Diphtheriebacillns — 33 — DiphtherieheilserumtherapieJ
auffinden. Man muss aber hier den Einwand gelten lassen, dass Mängel der Untersuchungs-
raethode, unglückliebe Zufälle schon erfolgtes Ueberwuchern durch andere Bakterien für einen
Bruchtbeil der Fälle die Entdeckung des vorher wirklich vorhanden gewesenen Bacillus ver-
eitelt hätten. Auf der anderen Seite ist der Einwand Hansemann's berechtigt, dass viel-
fache Fälle von klinisch und anatomisch echter Diphtherie zur Kenntniss gelangten,
welche aber wegen des Fehlens der Bacillen für Pseudodiphtiierie erklärt wurden. Der Ba-
cillus findet sich für gewöhnlich nur auf den Schleimhäuten: in vereinzelten Fällen vermochte
er, wie jeder Saprophyt* bei Schwund der Widerstandskraft der natürlichen Resistenz des
Körpergewebes invasiv zu werden, auf die Blutbahn überzugehen und in die Gewebe einzu-
dringen. Eigenthümlich aber ist die Incongruenz des Grades der Virulenz mit dem klinischen
Verlauf der Erkrankung. Im Allgemeinen bebalten die Bacillen die ihnen innewohnende Viru-
lenz während des ganzen Krankheitsverlaufes bis zur Genesung bei. Ob aber die Bacillen
für das Meerschweinchen als hochvirulent oder nur massig gefährlich sich herausstellen, so
wird dadurch der Charakter der Erkrankung des Menschen in keiner Weise be-
cinflusst, er kann leicht, mittel oder schwer sein.
Der Löffler'sohe Bacillus tindet sich aber, selbst in seiner voUviruleuten Form, nicht
nur bei Diphtherie, sondern auch bei anderen Krankheiten und sogar bei Gesunden.
Das ist um so auffälliger, als er vermöge seiner Lebenseigenschaften nicht in unserer Um-
gebung vermehrungsfähig ist: er kann, einmal nach aussen befördert, daselbst nur für eine
gewisse Zeit dem Untergange entgehen, nicht aber selbstständig gedeihen; er ist bei dieser
Gelegenheit vereinzelt an hölzernen Spielgeräthen eines Kindes, sowie an einer feuchten Wand
gefunden worden. Als echter Parasit ist er also im allgemeinen auf den Thierkörper ange-
wiesen. Und doch ist er hier, so oft er beim Menschen gefunden wurde, recht häufig nicht
von Diphtherie begleitfet gewesen. Er hat sich zunächst sehr häufig bei Rhinitis fibrinosa
gefunden, einer Krankheit, die pathologisch anatomisch vielleicht noch in eine gewisse Be-
ziehung zur Diphtherie gebracht werden kann; er fand sich aber auch bei Phlegmonen der
Baut ohne jede Beziehung zur Diphtherie, bei einigen Augenleiden, auffallend
häufig bei Masern, Keuchhusten, Scharlach ohne jede Complication mit Diphtherie;
auch in Hautblasen, wie in dem Inhalt eines Herpes oder den Blasen von echten Pocken,
wurde er gelegentlich aufgefunden. Ueberraschend häufig ist seine Entdeckung und zwar
als virulenter Bacillus in der Mundhöhle ganz gesunder Menschen gelungen, als man daran
ging, systematisch die Untersuchungen an grösseren Materialen von Krankenhäusern vorzu-
nehmen. Dies geht so weit, dass C. Johannessen bei einem Viertel der von ihm aufge-
nommenen Kinder Diphtheriebacillen fand. Nun besteht aber wiederum durchaus kein Parallelis-
mus zwischen dem Vorkommen der Bacillen und der Uebertragung oder dem .Ausbruch der
Erkrankung. Diese Patienten konnten monatelang ihren Bacillus beherbergen, ohne zu er-
kranken, andere derselben wieder erkrankten in ganz unregelroässigen Intervallen, was
nicht wunderbar ist, da es sich meist um Anhäufungen von Menschen in Krankenhäusern
oder in Kasernen handelte, in denen Diphtherie ausgebrochen war.
Der Löffler'sche Bacillus findet sich ferner meist nicht allein, sondern mit anderen
Mikroorganismen vergesellschaftet; bricht in einer Familie Diphtherie aus, so kommt es ge-
legentlich vor, dass das eine Familienmitglied an Angina follicularis ohne Bacillen, das
andere an Diphtheritis mit Löfflerbacillen erkrankt. Schliesslich fällt gegen die aetiologi-
sche Bedeutung des Löffler'schen Bacillus der von Hansemann gemachte Einwand schwer
ins Gewicht, nach welchem die pathologischen Befunde bei der Thiervergiftung von der Er-
krankung des Menschen durchaus verschieden ist.
Der Löffler'sche Bacillus ist einer der vielen Bewohner der normalen
Mundhöhle, der schon darum kein häufiger sein kann, weil er langsam, aber sicher durch
das normale Mundsecret abgetödtet wird. In den Fällen aber, welche die Veranlassung zum
Ausbruch der echten Diphtherie geben und welche in den Zeiten epidemischer Verbreitung der
Krankheit sehr verschiedenartig sein können, findet er als Nosoparasit die Bedingungen zu
einer rapiden Vermehrung. Dann ist auch diese Vermehrung für den Charakter der Erkrankung
sicher nicht nebensächlich. Während es für gewöhnlich die Diphtherie ist, welche diesen
,, Wohnparasiten" zu einem echten Parasiten erhebt, vermögen dies gelegentlich, wenn auch
seltener, auch andere infectiöse Krankheiten, wie die genannten Masern, Scharlach und Keuch-
husten. Auch hier fehlt es häufig nicht an der Bildung von Membranen, welche jedoch oft
genug klinisch von der echten Diphtherie zu trennen sind.
^ =^ , ' A. GOTTSTEIN.
DlphtherieheilsemiBtherapie. Nachdcui durch orientirendo Versuche von Henoch und
Heubner die für den Menschen erforderliche Menge des durch Immunisining gegen Diphtherie-
bacillen bei Pferden gewonnenen Diphtherieheilserums festgestellt worden war, wurde das
Behring'sche Serum durch die Höchster Farbwerke in den Handel gebracht, (ileichzeitig
wurde dasselbe noch von der Schering'schcn Fabrik unter der Leitung von Aronson und
im Institut Pasteur von Rons hergestellt. Später wurden noch von Merck (üarmstadt)
und in anderen Ländern, wie Oesterreich,' Bolgion, England, .\inorika llcrstellungsstUtten
unter der Leitung von Fachmännern eingerichtet; für Deutschland wurde dann eine st,-iatlicho
Controlanstalt begründet.
0. Liebreich, KnarUafM«!«. IL ShI. 3
|IH|)lilli(>rielir!ilserunitlierapic
34
Diplithorielipilsorumtltprapiel
Das Oiphtheriebeilscrum sollte, wie Behring 1894 auf der Naturforschcr-Vursammlun^
in Wien darlegte:
1. gesunde Personen iiuaiunisiren, d. b. giftfest machen gegen die Infcction mit Diphtherie
2. ein spei-ilisches thjilmittel sein gegen die Erkrankung an Diphtherie und die Mortatitäl
derselben auf 10 pCt. der bisherigen Sterblichkeit her.ibdrüeken, ja sogar auf 5 pCt^
I wenn die Behandlung mit demselben in den ersten beiden Tagen der Erkrankung er
folgte, und
•-!. für den Menschen absolut unschädlich sein.
Betrachten wir nun ao der Hand der bis jetzt verüffentliehten Berichte, wie sich das'
DiphtherieheilseruDi in Bezug auf diese drei Punkte bewährt hat.
A. Die loim uuisiruug mit dem Diphthcrieheilscrum. Die Disposition zu er
kranken ist für die einer Cuntagion mit Diphtherie .lusgesetzten Kinder im tii.'gi'Dsatz
Masern und selbst zu Scharlach eine recht geringe. Es erkrankt selbst bei Fehlen von
jeder Schutzniaassregel nur ein Thcil der der Contagion ausgesetzten Kinder, dii^
Zahl derselben ist wechselnd, oft ausserordentlich gering. Diese Thatsache ist dur
zahlreiche Forscher der jüngsten Zeit ganz zweifellos lestgestellt worden, so von Uotl
stein, Feer. Kohts, Wassermann, Hilbert, K. Müller, Flcsch. Will ma
also die immunisirende Wirkung eines Heilverfahrens beweisen, so muss die Zahl der
träglicb Erkrankenden ganz erheblich unter den sonst beobachteten Zalilen bleiben
Bei Feslhaltung dieses ficsichtspunktes Tällt es schwer ins Gewicht, dass ein grosser Theil
der immunisirten Kinder nachträglich erkrankte. Ka.ssowit/. berechnete unter Zusamme
Stellung der Literatur, dass von je 13 immunisirten Kindern eins erkrankte. Die Erkrankungen
waren nicht etwa leichte, denn ein grosser Theil der immunisirten Kinder starb. Die nach-^
fragliche Erkrankung folgte der Immunisirung zu den verschiedensten Zeiträumen, die zwischen
Tagen und Wochen schwankten. Die Schutzimpfung hat sich daher als gänzlich wirkungs
los herausgestellt. Aber sie ist zudem auch nicht einmal unschädlich. In einem gi'osset
Tbeilc der Fälle freilich verlief sie ohne Folgen; in zahlreichen anderen dagegen kam es zu
heftigen, oft Monate lang anhaltenden Nachkrankheiten, die hauptsächlich durch das Auftreteu'
licberhafter tielenkausschläge, Darmkatarrhe und Gelenkaffectionen gekennzeichnet waren.
Andere Fälle, die von Alföldy, .lohannessen etc. beschrieben sind, führten unter Er-
scheinungen von üraemie oder Darmkatarrhen nach einigen Tagen zum Tode und sogar pIStz«
liehe Todesfälle unmittelbar nach der Einspritzung wurden von Langerhans und Anr"
beobachtet. So ist es nicht erstaunlich, dass über die .Schutzinipfuitgsfrage sogtir .Anhänge
des Senims. wie Vnriot, zu dem Schluss gekomnien sind, dass es sich nicht lohne, defl
günstigsten Falles kurzdauernden Schutz durch die häufig mit der Einspritzung verbündend
Uefahr der Naehkrankheiten zu erkaufen. Die Berichte ergaben nun folgendes: Ehrlicf
beobachtete Erkrankung an Diphtherie 2 Tage nach der Injection; Schüler bei einem Kindfl
7 Tage nach der Injection von 1 ccm Senim: Kossei Reeidive bei 3 Kindern, die mit Serut
behandelt waren, und 2 Kinder, welche 2 Tage nach der Iiijeclioii erkrankten. Hilbert
bei 10 Immunisiningen mit einfachem lleilsenim 4 Erkrankungen innerhalb der ersten 14 Ta
bei 8 mit SOfaehem Serum injieirten zwei Erkrankungen am J!. und 12. Tiige und endlich
28 mit GOfaehem Serum immunisirten eine Erkrankung am 3. Tage. Peltesohii heohaehtet
Erkrankung an Diphtherie bei einem Kinde nach Injection von ■' « ccm Serum aia 20. Tag
Hob in so n schwere Erkrankung an Diphtherie hei einem Kinde am 9. Tage nach der In
munisiruriK. Scholz Erkrankung am 3. Tage. Hager imtniuiisirte 35 Kinder, von deoeq
3 erkrankten, Richter sah bei 72 Immunisirten 7 Erkrankungen nach c,i. 9 WocbenJ
.lohannessen sah bei 30 Personen, die wegen einer nautinfeetiun inimunisirt wurden, dreM
mal Erkrankung am 15.. 22. und 56. Tage. Strauss beobachtete, d.'Lss ein Knabe, der eiuefl
leichten Anfall von Diphtherie nach Injection von 400 Anlitoxincinheiten prompt überstände
hatte, 6 Wochen später einem zweiten Anfall trotz Injectien von IGÜO Antiloiineinhciten erla
Variot kommt zu dem Resultat, dass ein so kurzdaucnider Schutz durch die gefährliche
Nebenwirkungen des Senims zu theuer erkauft werde. Ouippius inimunisirte den Vater,
' Brüder von 4 und 14 Jahren, eine Schwester viin 9 .lahreu eines an schwerer Diphtherie ver-
storbenen Kindes rait je 150 Einheiten. Ein schon erkranktes lijähriges Mädchen heilte lüTa_
nach der Injection: an demselben Tage erkrankten die iramunisirte ."^ehwester und die Mutterj
Während die Brüder die Immunisirung gut vertrugen, bekam der V;iter am 7. Tage SchOttelfr
mit 39" Temperatur und ein ausgebreitetes, bei Druck sehr scbmcrzhiiltes Er\ thcm au de
lujcctionsstelle und Diarrhoe. Das Fieber dauerte 5 Tage und nauui lylisth ab, das Erythe«
7 Tage. Eine Frau, welche inimunisirt wurde, erkrankte nach der Injection sehr schwer
heftigen Gelcnkschmerzen, sodass sie 5 Wochen zu Bett liegen musste. Nolen sab 2 Kind
welche sofort nach der Erkrankung eines dritten, bei welchem keine Diphtheriebacillcn
funden waren, immunisirt wurden, schon nach 24 resp. 48 Stunden au Diphtherie erkr.-\uli
Gaudard inimunisirte 7 Kinder, von denen schon 10 Stunden später eins mit Diphtherie
belägen auf den Tonsillen erkrankte. .lohannessen hat 2G Patienten mit je 1 ccm Bei
ring'schem Serum No. 1 inimunisirt. Von 3 Patienten, bei denen Diphtheriebacillen geluDdod
wareu. erkrankt«; einer bald darauf an Diphtherie, bei den beiden anderen i'.itiontcii wi]rd«l|
die B.villen bei der jeden zweiten Tag vorgeuommcncü Untersuchung noch am 21. rc
[Diphtheiieheilseramtheraple — 35 — Diphtherieheilserumtherapie]
30. Tage gefunden. Von den übrigen immunisirten Patienten bekam einer 8 Wochen
nach der Injection Diphtherie, in einem anderen Falle traten 14 Tage nach der Injection
diphtherische Beläge des Rachens auf und in einem dritten Falle entwickelte sich 22 Tage
nach der Injection ein Croup, der durch Behring'sehes Serum No. 1 gemildert wurde, doch
erlag daa Kind einer consecutiven Pneumonie. Ein anderes Kind bekam 14 Tage nach der
Immunisirung eine fibrinöse Rhinitis mit Diphtberiebacilleu. Filatuff beobachtete, dass nach
der Behandlung eines Diphtheriefalles mit Heilserum bei dem Recidiv nicht einmal die Sym-
ptome durch das Heilsenim abgeschwächt waren, bei einem 3jährigen durch 4 Injectionen
geheilten Kinde, welches nach 40 Tagen wieder an schwerer DiphUierie erkrankte. Ebenso
wenig wie diese curativen Injectionen, gaben immunisirende Injectionen eine absolute Im-
munität, sondern nur eine relative von 14 Tagen bis 3 Wochen Dauer. Auch die immuni-
sirenden Injectionen vermindern die Schwere einer nachfolgenden Erkrankung an Diphtherie
nicht, wie Filatoff bei einem immunisirten Kinde beobachtete, welches an Herzparalyse starb.
Spriugorum hat 105 Kinder immunisirt, von den 14 nach 2 Tagen bis 3 Monaten an
Diphtherie erkrankt sind, unter diesen waren 5 Schwererkrankungen und 1 tödtlichcr Aus-
gang. Heubner hat im Ganzen 64 Kinder seiner CharitSabthcilung anfangs mit 150, später
200 Einheiten immunisirt vom Säuglingsalter bis zu 12 Jahren, von denen keines einen Nacb-
theil von der Injection hatte. Zwei bereits in der ersten Entwickelung der Diphtherie stehende
Kinder erkrankten leicht an Diphtherie und wurden durch Serum gebeilt. Zwei der immuni-
sirten Kinder erkrankten später an Diphtherie, ein Sjähriger Knabe nach ca. 6 Wochen und
genas und ein 1 jähriges Kind nach 8 Wochen und starb. Heubner zieht hieraus den
Schluss, dass der Schutz nur wenige Wochen dauere und die Injection dann wiederholt wer-
den müsse. Kurt Müller hat 125 Geschwister Diphtheriekranker mit je 120 Antitoxineinheiten
immunisirt und in '/s der Fälle Urticariaausschlag beobachtet, während der Urin stets frei be-
funden wurde. Nach V4 J*hr ergaben die Nachrichten von 121 Kindern, dass sicher an Diph-
therie erkrankt waren 3 Kinder und zwar nach 4 Wochen mit schweren postdiphtherischen
Lähmungen, nach 14 Tagen und nach 2>/2 Monaten; ausserdem war ein 12jäbriges Mädchen
nach 2'^ Monaten an Augendiphtherie erkrankt und bei 3 Kindern waren schmerzhafte Ge-
lenkschwellungeu eingetreten.
Gegenüber diesen schwer wiegenden Gründen der Nutzlosigkeit der Immunisirung liegen
Beobachtungen vor. durch welche die Autoren zu der Ansiebt gelangen, dass die Schutz-
impfung die Ursache des Ausbleibens weiterer Diphtherieerkrankungen gewesen sei.
,Üeberzeugend zu Gunsten der Immunisirungen, zum mindesten für die Vornahme der-
selben in solchen Familien, wo die Kinder nicht von den Erkrankten getrennt werden können",
spricht sich Kurth- Bremen aus, welcher das Gesammtergebniss seiner Immunisirungen zu-
sammenfasst:
1. Von 22 Familien, wo überhaupt oder anränglich nicht immunisirt war (mit 75 — 100 Ein-
heiten), sind bald nach Auftreten eines ersten Diphtberiefalles 10 von Erkrankung eines
zweiten und (3 mal) auch dritten Familienmitgliedes betroffen worden. Diesen 13 Er-
krankungen Nichtimmunisirter steht das Gesundblcibcn nur der Erwachsenen von 15 Fa-
milien und von 9 Kindern in 4 Familien gegenüber.
2. Unter 14 Familien, woselbst die noch gesunden Kinder (insgesarnmt 35) nach Auftreten
eines ersten Falles immunisirt worden sind, ist nur ein immunisirtes Kind, 38 Tage nach
der nur mit 60 Normalcinheiten erfolgten Immunisirung, erkrankt.
3. Eins der erkrankten und behandelten Kinder ist 2 Monate nach Ablauf der Krankheit
von Neuem leicht an Diphtherie erkrankt.
Kurth ist der Ansicht, dass der Impfschutz, der gelegentlich nicht länger als 6 bis
<S Wochen dauern soll, zweifellos viel länger anhält, und dass man dabei auf die Ausnahmen,
welche durch das Vorhandensein besonders empfänglicher Individuen bedingt sind, Rücksicht
nehmen müsse.
In ähnlichem Sinne äus.sem sich Allen Thomas (New York), welcher in dem dortigen
Kinderhospital 136 Kinder immunisirte, von welchen keins später an Diphtherie erkrankte:
ebenso Loebr nach seinen Immunisirungsversuchen auf der Heubner'scbeu Abtheilung.
B. Die Wirkung des Heilserums. Zur Behandlung der Diphtherie empfahl
Behring zuerst sein Heilserum in 3 Concentratiöneu und zwar von je 10 ccm, welche 600,
1000 und 1600 Immunitätseinheiten enthielten, später ein concentrirtes zu GOO Einheiten bei
Fällen von reiner Rachendiphtherie in den ersten 2 Tageu, 1000 Flinbeiten bei schwereren
Fällen von Diphtherie, welche schon auf die Nachbarorgane übergegangen sei, und wenn die
Behandlung erst nach Ablauf des zweiten Krankheitstages eingeleitet wurde, und endlich
1600 Einheiten bei ganz schweren und spät in Behandlung kommenden Fällen. Heubner
empfahl, auf einmal die ganze Menge von 10 ccm des Serums, welche er mit einer Iproc.
kochenden Sodalüsung, sowie Alkohol sterilisirte, am besten mit der Koch 'sehen Spritze (nach
Aronson mit Asbestkolbenspritzen) zu injiciren. Als Applicationsstullen wurden empfohlen die
Infrascapulargrubc, die Infraclaviculargrube und die Oberschenkel. Bei Erwachsenen und bei
Kindern mit schwerer Diphtherie empfahl Behring eine Wiederholung der Injection. Auf
Oomplicationen und Streptokokken-Infeotioo habe das Serum keinen Einfluss (Behring).
Uebcr die Wirkung dos HeilseTnma bei schon vorhandener Diphtherie liegt eine
[Dipbtliprielieil8entintherapip
3r,
DiphtlipriplipilHcrumtherapie]
iiusserordentlicli grosse Zahl von Mittbeiluiigen aus der Privatpraxis, wie aus Krankcnhäusuru.
ferner amtliche und private Statistiken vor. Die meisten dieser Mittheilaiigon zur Beurtheilung
der Wirkung sind statistischer Natur. Eine Zusammenstellung der erhaltenen Resultate von
130 bis zur Abfassung dieses Aufsat/.cs orsrhienenen Arbeiten crgiebt eine Zahl von 10340 in
den \erschiedensteu Verhältnissen mit Serum behandelten Fällen, von welchen 145.S tödtlicli
endeten. Das sind 14,1 pCt., also eine vom bisherigen Durchschnitt der Sterblich-
keit kaum abweichende Zahl. Das vorliegende Material hat dabei aber noch eine Ucihi
erheblicher Fehleniuellen, die darin beruhen, dass naebgewieseuer Maasscn eine Reihe leichterer
Fälle als früherden Krankenhausern xuslröniten. durch die bakteriologische Diagnose der Begriff der
Diphtherie gegen früher verschoben wurde, und die Behandlung friiher als sonst üblich begann,
dass ferner zuweilen gerade die schwereren Fälle von der Behandlung ausgeschlossen wurden.
Schliesslich ist au vielen Orten gerade in den letzten Jahren das Auftreten der Diphtherie
ein milderes gewesen. Unter ditwen UmstäDden kann der statistische Beweis für die Wirk-
samkeit de>^ Serums nicht als ein befriedigender angesehen werden, und i's ist daher verständ-
lich, dass auf diesem Gebiete die Einwürfe der tiegner der Serurabehandlung von den An-
hängern derselben noch nicht widerlegt sind und die Behring'scbeD Voraussagungen sich
bisher noch nicht erfüllt haben.
Betrachtet man die Heilserumfrage vom rein klinischen Standpunkt, so steht gcgcii
wiirlig der grössere Thoil der Beobachter ut^ter dem Eindruck einer günstigen Ein-
wirkung des Heilserums auf den Verlauf der Krankheit. Nach der Ansicht fast aller
Beobachter wirkt es auf die Lnrynxdiphtlicrie und die durch dieselbe verursachte Lar}"ni-
stenosc vortheilhaft ein, und zwar in dreifacher Weise:
1. durch Verminderung der Larrnxdiphtheric überhaupt, 2. durch Verminderung der durch
die Larj'nistenose vemrsachten Operationen, 3. durch Verminderung der Mortalität für die
wegen Larynxstenosc operirten Fälle.
Sorensen bestreitet diese Beeinflussung und schiebt auf tjirund eigener Beobachtungen
die günstigen Ergebnisse auf Aendcruug der epidemischen Verhältnisse.
Wenden wir uns nun zu der Betrachtung, in welcher Weise und iu welchem Maatisc das
Diphthcriehcilserum die einzelnen örtlichen und allgemeinen .Symptume der Diphtherie be-
einflusst hat, so finden wir in den Berichten der Beobachter eine so grosse Verschiedenheit,
wie sie eigentlich nicht bestehen dürfte, wenn sich da-s Heilserum als ein specitischcs Heil-
mittel gegen die Diphtherie erwiesen hätte.
Manche .\utoren (Rinne, Rouk, Heine, Unterholzner, Washbourn, Sonnenburg.
Grünfeld, v. Ranke, v. Schäwen. v. Muralt. Baginsky) berichten theilweise in enthu-
siastischer Weise von einem ausserordentlich günstigen Einfluss der Seruminjection auf das
.Mlgemeinbclindeu der Diphtheriekrauken.
Diese günstige Einwirkung Mii das Allgemeinbefinden und den Puls wurde dagegen nicht
beobachtet von Katz. Soltraann. Vicrordt, Kohts, Garighofiier. Mendel, Katz und
Sei/, sahen sogar am Tage nach der lajection fast regelraissig eine Verschlimmerung dos .Ml-
gemeiubefindeus. Leichtenstern und Weudelstadt haben ebenfalls keine Einwirkung
der Serumbehnndlung auf das Allgemeinbefinden und den Puls beobachtet.
Ferner berichten manche Autoren, dass sich die Beläge rasch absto.ssen und der Local-
process zum Stillstand kommt. Nnch Rciux stossen sie sich nach 72 Stunden ab. Kalischer
fand sie bei der Scction von Diphtherii-kranken, welche noch 20 Stunden gelebt halten, noch
der InjectioM immer abgelöst und Witthauer sah die Belüge immer am übernächsten Tage
an den Rändern gelockert und theilweise abgehoben und am 'i. Tage völlig verschwunden.
Körte, Ililbert. Widerhofer, Leichtenstern uiid Weridelstadt fanden keine Ein-
wirkung des Serums .luf den Loealprocess. Springorum wiederum sah die Membraneo
schon nach 12 Stunden abgestnssen, Mouti dagegen erst nach 4 — 10, ja selbst 14 T.igen.
V(in manchi'U Beobachtern wurde sogai nach der Injectioii noch ein Fortschreiten des Processcs
beobachtet. Aus diesen Widersprüchen ersieht man, das.s die Frage an einem kleinen Ma-
terial nicht zu lösen ist. (iläscr weist an einem sehr grossen Material aus friihiTeu Perioden
nach, dass auch damals die Abstossung der Membranen in derselben W\'i.se verlief, wie jetit
mit der Serumbehandlung. Auch iu Bezug auf das Zurückgehen der Drüsenabschwellung
widersprechen sich die Angaben.
Aut die Diphthericbacilleii hat das Heilserum nur eine geringe oder auch gar keine Wir-
kung. Die Bacillen verschwinden entweder gleichzeitig mit dem Loealprocess (Monti) uder
bestehen sehr oft noch nach vollständiger Abheilung desselben viele W^xbeii (Trump 82 Tajte)
lang fort, in voller oder wenig abgeschwächter Virulenz, und es hat keinen Eintluss auf da.»
Fortbestehen des Löffler'schen Bacillus, ob neben der Seruinbeh;uidlang eine Localbeband-
lung besteht oder nicht (Sevoslrc und Mery). Für die Anwesenheit der Bacillen nach der
-Abheilung giebt es kein Zeichen im Reichen und in der Nase, höchstetts kann ein fortdaueru-
der .Ausfluss aus der Nase verdächtig erscheinen, sodass nur eine mctbodisrh fortgeführte
bakteriologische Untersuchung darüber Auskunft geben kann.
Ueber die Beeinflussung der Temperatur bestehen ebenfalls widersprechende Angaben.
Viele Autoren nehmen einen '.onstanteii .Abfall der Temperatur an. Heubucr findet sogv
einen dircct für die Serumbehandlung veränderten Fieberverlauf, bei welchem sieh /eigt, .das*
fDiphtlierieheilseniintherapic — 37 — I>iphth(!>rieheilH.oraintlierapir]
das langsame Abklingen der erhöhten Kürperwärme in ein rasclics, oft goradeüii kritisches Al)-
fallen verwandelt wird."
Ganz anders lauten die von fi:anzösiscben Beobachtern geschilderten Angaben. Variot
beobachtete im Trousseau-Hospital je nach dem Alter und der Krankbeitsform der Kinder im
Beginn der Scrumbchandlung stets eine verschieden hohe Temperatursteigerung bis
40" C. Zugleich mit der Temperatursteigerung nach der Injection des Serums trat immer
eine Beschleunigung des Pulses resp. der Herzaction ein bis auf 160 bei einer Tem-
peratur von 39". Auffallend häufig ist Arythmie des Herzens beobachtet worden, welche
bis in die Reconvalescenz vorhielt, welcher aber von vielen Autoren kein Nachtheil für die
Genesung zugeschrieben wurde. Auch bei den mit Heilserum behandelten, nicht an Diphtherie
erkrankten Kindern zeigten sich ganz dieselben Temperaturerhöhungen und Pulsbeschleuni-
gungen und nach 4 — 5 Tagen dieselbe Schwäche und Unregelmässigkeit des Pulses zugleich
mit der Arhythmie der Herzaction.
Während nun nach Heubner das Verhalten der Temperatur bei der Serumbehandlung
,mehr von theoretischem als. praktischem Interesse" ist, „da das Fieber an sich ja bei der
Diphtherie kaum je Gefabren in sich sohliesst", bringen diese Temperatursteigerungen nach
den Heilseruminjectionen nach Hutinel oft eine ernste Gefahr, besonders für tuberculösc
Kinder. Während Seiz besonders betont, dass das Heilserum andere Processe (Tuberculösc,
Herzfehler, Pertussis) nicht beeinflusst, fanden Variot und Hutinel unter den mit Heil-
serum behandelten an Diphtherie verstorbenen Kindern auffallend viele mit Lungen- oder
Broncbialdrüsentuberculose, die vorher keine Symptome verursacht hatte, und da die meisten
dieser Kinder erst nach dem völligen Verschwinden der Membranen starben, so ist es wahr-
scheinlich, das der Tod durch die tuberculösen Affectionen verursacht war, welche bisher
latent waren und durch die fiebererrgenden Injectionen zum Ausbruch gekommen waren.
Auf die nachfolgenden diphtherischen Lähmungen hat das Heilserum keinen £influss
(S ör e n s e n), auch nicht bei ganz früher Injection (K a s s o w i t z). Diese Thatsache, welche von allen
Autoren beobachtet wurde, lässt sich mit der Theorie der Ileilserumwirkuug schwer in Einklang
bringen. Nach Kossei ist ein Ausbleiben der Lähmungen allerdings nicht zu erwarten, da
nach Meyer eine Degeneration der peripherischen Nerven schon in den ersten Krankheits-
tagen nachgewiesen wurde, nach der Theorie der Heilserumwirkung sollte es aber doch wohl
möglich sein, durch frühzeitige Injection des Serums die Toxine zu neutralisiren. Die diph-
therischen Lähmungen wurden gerade bei der Serumbebandlung häufig, von manchen Autoren
sogar auffallend häufig beobachtet. Baginsky glaubt, dass die Lähmungen jetzt häufiger
zur Beobachtung kommen, weil mehr Kinder am Leben bleiben.
Die Frage, ob das Diphtherieheilserum die Nieren schädlich beeinflusst und Nieren-
reizung und Albuminurie hervorrufen kann, geht ihrer Lösung entgegen.
.Mbuminurie wurde von manchen Autoren sehr häufig berichtet. Moizard und Per-
regaux beobachteten 82 mal Albuminurie unter 250 Fällen; Monti 13 mal unter 25 Fällen;
Ritter sah sie 8mal unter 26 Fällen und zwar ungewöhnlich schwere Albuminurie. Möller
beobachtete Albuminurie in 42 pCt., Kossei in 47 von 104 Fällen, Schröder in 64,84 pCt.,
Fürth in 64 pCt., Bokai in 42,5 pCt., Soltmanu fand nach der Injection von Serum in
72 pCt. Eiweiss.
Jedenfalls geht aus diesen Angaben hervor, dass eine Eiweissausscbeidung in häufigeren
Fällen als früher beobachtet worden ist. Es erklärt sich dies daraus, dass das Serum die
Entstehung einer durch Diphtherie erzeugten Nephritis nicht hindert, ferner kommt hinzu, dass
das Serum selber eine Nephritis erzeugen kann. Hierfür spricht der Fall vonAdac.
Adae injicirte sich selbst das Serum No. 1, nachdem er vorher wiederholt seine Tem-
peratur und seinen Urin untersucht und normal befunden hatte. Nach der Injection trat
geringe Temperatursteigerung ein, sympathisches Erbrechen, Harndrang, Oligurie, der Harn
hatte ein hohes specifisches Gewicht, dunkelrotbe Farbe, war trübe und enthielt auffallend viel
Albumen. Mikroskopisch fanden sich Exsudatcylinder mit rothen Blutkörperchen. Erst nach
4 Tagen war die ürinsecrction wieder geregelt, doch blieb das Albumin noch volle 3 Wochen
im Urin nachweisbar. Eine zweite häufige Quelle der Eiweissausscbeidung ist nach Ver-
suchen von Siegert die .Mbumosenausscheidung, verursacht durch Ausscheidung des fremd-
artigen Serums. Hierbei können die Nieren intact bleiben.
Eine bei Menschen beobachtete Anurie nach Heilsenimwirkung, welche mehrere Tage
anhalten kann und gelegentlich auch tödtlich verlief, ist nach Tbierversuchen von Siegert
ebenfalls auf das Heilserum zu schieben.
Ausser den schon besprochenen Temperatursteigerungen und der Beeinflussung der Herz-
action resp. des Pulses und der Nierenaffectionen -wurde fast von allen Autoren das häufige
Auftreten von Exanthemen bei der Heilserumbehandlung berichtet. Diese Exantheme treten
entweder ohne Allgemeinerscheinungen auf oder mit denselben, wie es Dutmeilh in au.«ige-
zeichneter Weise folgen dermaassen beschrieben hat: ,Die in Folge der Serumbebandlung auf-
tretenden Exantheme können vollständig fieberlos und ohne Begleitung irgend einer
Krankheitserscheinung auftreten, sind aber sehr oft nur eine Thcilerscheinung eines
Symptomencomplexes, velcher eine wirkliche Krankheit darstellt, die oft schwerer
ist, als die Diphthvrie. welche die Behandlung erforderte. Die Pseudo-
I IM|tlilli<'ri<'li<>iIs<'riiiut]i«M-n|ii(>
3H
hi|ilitUr>rii>ii)>ilsi'rinnlli(>rM|ii<']
Jiicnibmiicii sind ••tbun abgcitossun . das Fieber i»l sril mrlninn Taycii (jischwiiinl'.-..
der Kracke schon aufgestanden und bolindet sich in voller UcconvalBsccnz, als man wieilrr
Tenipcraturstci^ruugen beobaehtct, und plötzlich oder nach einigen Taigen Tcmperaturoii vou
40" und darüber mit leichter tnorgcndlicbcr Ueinission auftreten. Zu gleicher Zeit treten
Uebelkeit, Erbrechen. Verdauungsstöningen, foetide Diarrhoc-ii auf, ferner heilig' Sohmerzen
in den Mu.skclniassen der Beine oder in den (jclenken, welche angehchvrollen sind, aber Iceinr
deutliche Röthung zeigen. Es können alle Gelenke betroffen sein, meiston.K sind es aber nur
diejenigen der Unterextrcmit;itcn. Der Urin ist reich an ürobilin und enthält oft Albumeii,
aber nicht coustant. Dieser Symptomencomplcx dauert 5— S Tage und endigt mit »elteoeu
Ausnahmen mit Heilung, lässt aber die Kranken noch lange Zeit bloss und sehr matt," Di*
Exantheme gehen entweder von der Injectionsstelle aus und verbreiten sich dann über dfn
ganzen Körper oder sie treten an entfernteren Stellen auf, sie sind entweder ürticnria und
dann nur mit leichten Allgenieincrscheinungen verbunden oder polymorphe Erjthctne niil
starkem Fieber, schmerzhaften Gclenkschwellungen, wie populo-raaculösos Exanthem, Krjrtbema
exsudativum multiforme, raasem- oder soharlachahnliche ErA'.theme, letztere dem ScbarlMh
so ähnlich, das« Variot jeden solchen Fall als verdächtig ansieht und isolirt.
Die Exantheme treten meistens am G. bis 10. Tage nach der Injection auf und ilnarm
meist 5 — 8 Tage, doch kommen auch Wochen- und monatclange Erkrankungen vor.
In selteneren Fällen (Unterhölzer, Mendel) wurden auch Ilauthaemorrhagieo und
Nasenbluten bei der .Serumbehandlung beobachtet Mendel führt diese llaemorrhagien «o(
die Injection des Pferdeblut-Serums zurück, da nach Landois fremdartiges Blut oder i>cnim,
in den Kreislauf gebracht, die Blutkörperchen auflöst und stets eine Tendenz zu Blutungen
bewirkt. Nach Ponfick soll hierzu schon 1 pCt. fremden Blutes geniigen. Bei Kindern niil
einem Körpergewicht von 18 kg machen .iber 20 ccm Pferdeserura ca. 1,75 pCt. der xvr-
bandenen ßlutmenge aus.
Dass diese Erscheinungen auf Rechnung des Pfeide-serums und nicht des hypothctischtüi
.\ntitoiins kommen, hat Johanneaseii durch Injection normalen Pferdeserums erwiesen.
Als weitere Nebenwirkungen des Hcilsenims werden noch ausser den schon hervorge-
hobenen Störungen der Herz- und Nierentiiätigkeit Erbrechen, foetidc Stühle, CoUaps, Orchitis
und sehr häufig auftretender stai'ker Dnrmkatarrh von nelen Autoren berichtet.
.^usser den vorgenannten Nebenwirkungen, welche nach den übereinstimmenden Berichten
der Autoren keinen dauernden Schaden hinterlassen haben, sind aber auch noch mehren
Fälle berichtet, wo das Heilserum deti Tod des damit behandelten Individuums zur Folge g«^
habt liabcn soll. Es sind dies folgende Fälle: 1. Ein Fall von Alföldi. Ein Kuabe, d«
wegen diphtherischer Erkrankung .seiner Schwester mit 2 ecni Behring No. 1 iininunisirt wurde,
war am folgenden Tage sehr matt und hatte am zweiten Fieber und Schmerzen in der Lum-
balgegend. Der Urin enthielt grosse Mengen Albumen. Am dritten Tage war die Tcmperatm
.39.5. nn den Beinen traten Petechien auf und am vierten Tage starb das Kind. '2. Ein Fall
von Guinoo und Koufilange. Ein Kind von 3 ,l,ihrcn mit Nasen- und R.ichendipbtherie
erhielt am 2., 3., 4. und fi. Tage je 10 ccm Serum, wodureh jedesmal die Urinsecretioo
mehr unterdrückt wurde, sodass am 7. Tage tonische Krämpfe bei vollständiger Anurie eia-
trat.cn und das Kind starb. Dabei war die Diphtherie nur mitlelschwer und ea wurden im
Ganzen nur 40 ccm Serum bei einem kräftigen Kinde injieirt. Heubner hält diese beides
Fälle nicht für beweisend dafür, dass das Heilserum an sich den Tod eines Menschen hervor-
rufen könne, da bei beiden Fällen eine Section nicht gemacht wurde, in dem ersten Fall di«
Möglichkeit einer Diphtherieinfcction von der erkrankten Schwester vorhanden war und von
englischen Acrzten (Goodall u. A.) Fälle beschrieben sind, wo die diphtherische Infection an
sich in wenigen Tagen zur Anurie und tödtlichem Ausgang führen kaun. 3. Ein Fall too
Moizard, wo ein Kind sich durch 10 ccm Serum besserte, am 9. Tage aber Fieber, Er-
brechen und Diarrhoe bekam, am 11. Tage Exanthem, das sich .im 12. Tage über den gan-
zen Körper verbreitete. Es trat geringe Albuminurie auf. Am 13. Tage trat unter Con-
vulsionen der Tod ein. Variot hält diesen Fall nicht für beweisend, weil keine Section ge-
macht wurde. Hcuboer findet es auffällig, dass das Fieber 2 Tage vor dem Exautbem auf-
trat, welches Moizard als scharlacharlig bezeichnet, und vermuthet eine sccundärc Scharlarfl-
iufection. 4.-6. Die Fälle von Kortright, Langerhans und einem ungenannten .\rztc in
Wheerssburg, in welchen 10 Minuten nach der Einspritzung plötzlicher Tod eintrat. Nur der
Fall von Langerhans wurde secirt, die Todesursache konnte nicht festgestellt werden. An-
derweitige Schädlichkeiten niussten ausgeschlossen werden.
Heubner betont mit allem Nachdruck, .dass nach wie vor der Satz von der L'nschäd-
lichkeit des Heilserums vollkommen zu iteeht bestehe". .Wenn es sicher wäre, dass d,is ^cll•
serum allein auch nur in einem einzigen F.ille einen tlidtlichcn Ausgang hervorzurufen iu
Stande sei. dann würde man in leichten Fällen von Diphtherie zögern müssen, ein no zwri-
schneidiges Mittel ohne Weiteres in Anwendung zu ziehen. D.inii würde aber der spccinsohn
Behandlung die Spitze abgebrochen, denn ihr Wcrth wird illusorisch, wenn sie nicht früh-
zeitig und auch bei anfangs leichten Fällen zur Anwendung gelangt." Trotz dieses wansto
Eintretens für die Serumtberapie seitens Heubner's ist nach dem Bekanntwerden der oben
angpfiibrten Thntsaclien ein Hücksdilag in der .Anschauung vieler Aorzte nicht ausgeblicbfli.
[Di|ihtheri«heil8oruinthcrspie — ;in — Dipsomanie]
So empfehlen Moizard und Puregaux, da d,is Serum nicht ganz iDdifferout isl, das-
selbe bei Icichteu verdächtigen Fällen von Angina und Laryngitis erst nach der bakteriologi-
schen Untersuchung zu injiciren. Auch Variot's Begeisterung für das Heilserum scheint
durch die Beobachtung der Nebenwirkungen abgenommen zu haben, denn neuerdings empfiehlt
er für leichte Anginen mit circumscriptem Exsudat, bakteriologisch diphtherisch oder nicht,
statt der Anwendung eines so energisch wirkenden Mittels, wie es das Heilserum ist, eine locale
Behandlung. Eine vollständige Ablehnung enthalten die Aeusserungen Gottstein's:
„Vor meinem ärztlichen Gewissen kann ich es also gerade auf Grund eigener Erfahrungen
verantworten, wenn ich bei meinen Patienten eine neue Behandlungsmethode nicht anwende,
deren theoretische Begründung ich für falsch halte und deren praktischer Nutzen mir bisher
ganz und garnicht erwiesen erscheint, die aber nachgewiesener Maassen zuweilen schwere
Nebenerscheinungen erzeugt."
Ueber die Conservirung des Serums hat Arloing sorgfältige Untersuchungen angestellt.
Im Anfang filtrirte er das Heilserum durch Asbest oder Porzellanfilter, welche jedoch die im-
munisirende Kraft des Serums so sehr verminderton, dass dieselbe von 100 auf 34,75, ja sogar
auf 30,25 fiel. In neuester Zeit hat Funck (Brüssel, 1896) das belgische Senim ebenfalls
liltrirt. Die Erfolge mit diesem Serum, welches er unbewusst von den Antitoxinen befreit hiit,
waren sehr günstige, eine Thatsache, welche die Theorie der Serumwirkung in bedenklicher
Weise erschüttert. Um eine vollständige Sterilisirung des Serums zu erhalten, ohne die physi-
.schen und physiologischen Eigenschaften zu beeinflussen, gicbt es daher kein anderes Mittel als
den Zu.<iatz eines Antisepticums. Normaler Weise trübt sich das Serum in der Kälte und bildet
einen Eiweissnicderschlag, der sich bei 20—30" wieder auflöst, während höhere Temperaturen
das Eiweiss coaguliren. Nach 3 Monaten hat das Serum durchschnittlich den vierten Theil
seiner immunisirenden Kraft verloren.
DREWS.
Diple^e Ut und tzX^ttsoi, Doppellähmung) bezeichnet ein homonymes, symmetrisches
Auftreten der Lähmung, z. B. Diplegia facialis = doppelseitige Gesichtslähmung*,
Diplegia brachialis = doppelseitige Ärmlähmung*. Für die IMplegie der unteren
Gliedmaasseil pflegt der Ausdruck „Paraplegie" vorgezogen zu werden.
EDLEKBURO.
Diplokokken sind diejenigen Arten aus der Gattung der Mikrokokken oder Kugclbakterien,
welche regelmässig in einem Zellenverbande von je zwei Individuen auftreten. Da die
Mikrokokken, für deren Artbestimmung die Lagerung der Einzelindividuen z« bestimmten und
unter einander verschiedenen Zellenverbänden einigermaassen charakteristisch ist, sich für ge-
wöhnlich durch Spaltung der Einzelzelle in zwei oder vier Tochterzellen vermehren, so findet
man gelegentlich bei den Culturen der meisten Kokkenarten auch Gruppen zu je zwei oder
vier, entsprechend der eben vollzogenen Spaltung: doch handelt es sich hierbei nicht um
echte Diplokokkenbildung. Auch einige Kurzstäbchen, wie der B<acillus der Hühnercholera,
welche durch ein ungefärbtes Mittelstück bei gefärbten Kndpolen charakterisirt sind, wurden
früher irrtbümlich für Diplokokken erklärt.
Zu den echten Diplokokken gehören von pathogcnen Arten vor Allem die Gonokokken*,
die verschiedenen Spielarten des Diplococcus lanceolatus capsulatus, die bei Pneumonie,
Meningitis, Ohrenleiden, Erkrankungen der Nase und ihrer Nebenhöhlen und Eiterungen seröser
Höhlen, sowie normal in der Mundhöhle gefunden werden und schliesslich der Diplococcus
intracellularis meningitidis, welcher dem Gonococcus sehr ähnlich ist, aber wie der Diplococcus
lanceolatus eine Kapsel besitzt. Der letztere wurde bei einigen Fällen von Cerebrospinal-
meningitis innerhalb von Zellen gefunden, er stellt bei künstlicher Züchtung bald sein
Wachsthum ein und besitzt keine grosse Virulenz in Thierversuchen.
" A. GOTTSTEIH.
DipSSCSCeae oder I>ipstce*e nennt man eine PSknicnfamilie ans der dikotjlen Vnterclasse der Sympetalae*,
Ordn. der AggreKatae*, den Compositae* nahestehend. BInthen raonosymmetriseh mit 4 freien StaabbUtteni.
Der Fruchtknoten wie bei den Compositon aus einem Fruchtblatt mit einer Samenanlage gebildet, die^e aber
hängend, bei den Compoftiten aufrecht. Jede BlBUie in den vielblathigen KOpfen ist von einem besonderen, von ver-
wachsenen Torbllttern gebildeten Aussenkelch umgeben. Hit etwa 120 Arten der Östlichen Erdhllfte, besonders
den MittelmeerUndem eigen. Nnr 5 bezw. 7 Gattungen, von denen Dipsacus, Scabiosa, Succisa und
Knautift bei uns vertreten sind.
Dipsomanie. Die periodische Trunksucht, welche nach Hufeland als Dipsomanie
bezeichnet (von ,)it/-a Durst und ßofia), besteht in einem krankhaften Zustande, bei
welchem sich in gewissen Zwischenräumen nach (lemüthsverstimmung , Kopf-
schmerzen, Praocordialangst, Schlaflosigkeit eine unwiderstehliche Sucht zu trinken
einstellt. Diese Trunksucht kann Wochen, Monate dauern, endet zuweilen mit
einem Delirium tremens und macht dann einem Zustande Platz, in welchem der
Kranke nicht bloss grosse Reue Aber seine Excesse empfindet, sondern auch häufig
einen tiefen Widerwillen gegen all« geistigeil Getränke.
[Dipsuiuanic ^^^^^^" _ 40 — ^^^^^^^ Disposititti
Derartige Zustäude, welclic ni;iii nach der ilusstTun Krscheitmiig dw* Trinke
als Dipsoniaiiio ziLsammengcfasst hat, haben eine sehr verschietlene Kiitsteiiung
I 1. Es sind periodisch auftretende Psyeiioseii, l)ei denen neben anderen krnnkh.-ift
I Syniptoinen sich aiicli das einer gesteigerten Lust, geistige (ietrflnke zu sich
nehmen, zeigt iManie, epileptische, hysterische (leistesstöning);
2. Fülle von geistiger Schwäche, welche zeitweise mit Krregungszustündcn oiuher
gehen, in denen die Sucht nach geistigen Geträiiikeii hervortritt;
'i. Periodisch exacerbirende Neurosen und besoirders oft perioilische Melancholiei
I bei welchen der Kranke den Alkohol als F^rleichterungs- resp. Betäubungsmitt
r also als Medicament, gegen seine Angst benutzt.
In allen derartigen Fällen verlangt die Heliandlung, dass wahrend des Atil'»lls
der Kranke einer Irrenanstalt mit vrdliger Beraubimg seiner Freiheit Oberwic
wird, da es nur iladurch miiglich ist, ihn vor dem weiteren Missbrauch zu schütz
Hier wird man zur Heruhigung des Kranken Opinni bei Melancholien, Brom u;
hydrotherapeutische Ktiren bei Manien anwenilen, und zur Beseitigung der giftig'
Wirkungen des genossenen Alkohols Strychnin, am besten subcutan, in linsen v
1 — 2 — 3 mg pro die injicircn.
Wenn es sich aber nach lieseitigung des Anfalles darum bandelt, für die Zukuii
derartigen Anfällen und speciell dem Missbnuich des Alkolmls in dem Anfall vorx
beugen, dann wird eine Jahr und T;»g fortgesetzte Hehaiidlung in <-iner Anstalt e'
forderlich sein, in welcher die Anfälb' beidiacbtet unil, wenn diese selbst nicht gi
heilt, dem Kranken in denselben gezeigt wird, dass auch ohne die Finverlciliuiig
jenes Giftes in dem Anfalle ihm durch andeie weniger schiUlHche Mitte! Heruhigui
gebracht werden kann. Trotz aller .iufgeweiideten .Mühn wird allerdings nur sei
selten eine wirklich dauernde lleihnig erzielt. „„„„„,
MEnDEL.
DlpterOCarpaCeae. Pfl«nii>nf«inilip auh der dikotyli.n Otilmmi! .Ut Ci » t i fl ur «p '. t.'liirui't otw« M2
.-rltlicislifli ticpinclit- Büanio ron iai»iftt betrachllichi>r Hotif und Lfti-irpirlifm Hülxc /witt^rblothnn io trftubig
ud"i h*^iij^'i'ti Itlutbcn.-.liliidpt), niiifxUhliK mit inuiüt victeit StanbblatterD. hm rietim Arten TergrOsAeni »ich 2 Ettlq
t>Utt4*T XU Flu^a]ii>ttrbt«n für die V«r1>rf>ilunK der FrQchto {'2 Ktttgel entwirkf^In D iplQ rocftr i' us* und Hoyilf
t! Kllt^ol Slioroa*. '.' gruf^e und 3 klein«* Fltlgid .\ n i i>oi> t e ru , f* {fleirh ^ri>^!«f> FIB);ol D ry obal au» )* ^ *; nVSQ
In» blciM Vati(ii). Die l>i|iteruV;ui>acprnbilEaiiic und Harrr sind lioeliwichtiKi' PHaaienproducte.
M.
Dlpt^rOCarplIS Ouortn. T)i>iKCho PflantenKattunfc dfr Familie der D i [(tero carp ace ae ' mit i'twa ?.'> Art<<n iIp
lri>[ii^olit'ii A^iiMi auBeii'irenil. Büniue mit ganarandi^en oder bucliti^.fcekertiten Biüttern und gro.ssen, utifAllund
Nebeiibluttern. HlUlhen grusti, in anniilllthigen, acbflelaUlndigeu Trauben, özählig, mit Sfncberigttro FrueUtkooli
FrOcht« nicht aufspringend, uiil xwei Fltlgtdn dus bleibenden Kclebev ansgertlstet. 1>. tnrhiuatus (iaertn.,
incanue tU/ab.. I>. trinervis filujue, D. ututu« tUftb., D. leylanicn« Thwaitca, T>. laevis Harn., D. iudl
euf Bedd. u. a, liefern tj nrjun-Bal^am*.
IL
Dipter}^ .Schrebcr i= Coumarnu na Aubl-, Ta ralea Alibi.}. Gattung dor Papi I iooa eeae * , Unterfain. d^
l>a 1 t>e r [;ie ao. mit H tropiscb-amerikaniscben Arten. Baume mit unpaarig oder paarig gefiederten Blattern ui
rioletten uder rosenrolben Blutbeo in end&tandigen Uiipen. ]>ie beiden oberen KelehxILhne flUgelfUnnig entwickelt (d
derNuno. ron 'Jk^ duppelt und Trripu:^^ FlUgel). Die Höllen «teinfruchtartig, mit holzigem Gndoknrp, oii
sämig. V. odorata Willd. (= Coumarüuna odorata AuM.), in Guiana. liefert die länglichen, eehwara f^tj
glHnicnden, i—b cm langen Samen, welche als Tonkabohnen wegen ihren Beiehthums an Cumarin* oiisgi
fllhrt werden. V. üppo5iti fulia Willd. (~= Coumaronna o pposit i fol ia Aubl.), in Ca,Yenne und BrasUi«
heimisch, liefert die kleineren -engli^^t-ben Toukabuhnen".
H.
Dirsdorf (Uieradorf), Landgemeinde im Kreise Ximptech, Beg.-Bei. Breslau. 'JM m hoch in einer Thaleinsenk
des Eulengfsblrgea gelegen. Die beiden dortigen sehwofelhalligen Elsonwätu^er werden nur au Badern bennlat.
W.
Disposition ist ein .S.iniiiielworl zur Bcztiichiiijog allur JL^jenigeii ZustiiudL- und Vorgänge, welchf
d.ts Zuslandekoinmeii eiucr bakteriullcn liifi.'i.'tiyii unter solchen Bedingungen ermöglichen,
welchen die alleinige Anwesenheit eines spucitisehen Krankheitserregers nicht ausreicht, ua
Kniokbcilsvorgänge hcrvorziu-ufen. In den ersten Zeiten der bakteriologischen Forschtini
wurde die Nothwendigkoit einer Disposilioii überhaupt bestritten; man stand damals Doci
unter dem Eindruck der Aanahnic von der stets coastanten Virulenz eines pathogcnen Micro^
Organismus und bedurfte deshalb, gcstül/.t auf den Thiervorsuch, nicht der Heranziehung yret
terer Ursachen für die Fntstehun)^ des Krankheitsvorjfaiigs. Mit dem Fortschreiten unser
Kenntnisse wurde aber zunächst festgestellt, d,iss die paihugene Wirkung keine constante Er-I
.scheinuDg, sondern ein durchaus relativer Begriff ist, ein Product zweier variabler FactoreaJ
der an sich in weiten Grenzen schwankenden Virulenz des patliogencn Microorganismus und de
ebenfalls sehr verschiedenen Emplanglichkeit des Wiilh.sorganismus. Die pathogcnc Wirkui,
ist darum stets abhängig von den Zuständen des befallenen Organismus. .4iidererseit.s stellt
es sich nachgerade für fast alle die gewöhnlich bei specifischen bakteriellen Hrkrankung
de« Meusrben beobachteten Bakterien heraus, dass dieselben in mehr oder weniger häufig
1
[Dtspctsitiou
- 41
Dieiputiitionj
^
Küllva sich aul der Uaut uud durSchk'imbaul gvsuQder ludividueii vurKiideii; sie sind Iiierbei
iiiclit ohne Weiteres schon yoq solcheu Kraiikhcitsvorgäagen gefolgt, :ils deren Erreger sie
doch bezeichnet werden.
Diese Thatsache gilt vor Allem für die Erreger der Eiterungen, Staphylokokken, .Strepto-
kokken, Pneumokokken und Colibaktericn, welche regelmässig als .Saprophyteii auf Haut
oder Schleimhäuten sich finden. Diese Thatsache gilt aber auch fiir rein pathogone Mikroorg.i-
nismen, wie Diphthericbacillen, Spirillen der asiatiM'hen Cholera, Actinomyces; sogar der Tuberkcl-
bacillus ist vonStraus auf der Nasenschleimhau l bei Fohlen tuberculi.iser Laesionen gefunden
worden. Für den Typhusbacillus ist ein gleiches Verhalten durch die Möglichkeil bequemerer
Isolining, welche die Elsner'scbe Methode der Züchtung auf .lodkaliumgelatine ermöglicht,
zu erwarten; und nur der Gonococcus macht bis jetzt eine Ausnahme. Zur Erklärung dieses
Verlialteus war das bequeme nichtssagende Wort der Disposition willkommen.' Man muss
sich aber klar machen, dass dieses Wort nur ein Notbbeholf ist, welcher die allcrverschie-
densten Vorgänge zusammenwirft und dem einen Vorgange, der Virulenz der Krankheits-
erreger, willkürlich unterordnet. Die pathogenetische Wirkung ist das Product zweier
ganz variabler Grössen, der Virulenz der Bakterien und der Empränglichkeit des befallenen
Organismus. Beide Factorcn können von Ü bis oo soJiwankcn: wenn ihr Product eine bestimmte,
für jeden speciellen Fall schwankende Höhe erreicht hat, ist die Auslösung des Krankheits-
vorgangs möglich. Es ist aber nicht erforderlich, dass stets die gesteigerte Virulenz der Krank-
heitserreger diese Höhe erreichen lässt; es kann auch bei gleichbleibender, an sich wirkungs-
loser Virulenz der Baktcrieo die gesteigerte Empfänglichkeit des Organismus die Krankheit
entstehen lassen. Ja letzteres scheint der häufigere Fall bei den bakteriellen Erkr.iukungen
des Menseben zusein; der Mensch scheint für gewöhnlich, unter normalen Lebensverhältnissen,
dem für ihn in Frage kommenden Krankheitserreger schon angep.-isst zu sein. Wir finden
hier, da.ns jede Partie der Haut oder Schleimhaut ihre ganz bestimmte Flora von Bakterien
hat, welche fast alle, sobald sie invasiv geworden, die Rolle von Krankheitserzeugern über-
nehmen können. Eine ganz geringe Aenderung der normalen Zusammensetzung der Secrete ge-
nügt ferner schon, um eine ganz .indere Flora .luftreten zu lassen, indem nunmehr andere
Formen, die bisher zurückgedrängt waren, die Oberhand gewinnen und die hi.sherige Flora
überwuchern. Darunter können sieh zunächst solche Formen finden, die nicht au sich, aber
unter den veränderten Bedingungen pathogeuc Eigenschaften erhalten, aber auch solche, welche
regelmässig pathogen sind. Die normalen Secrete hemmen das Wachsthuni vieler pathogenen
Formen ; ändert sich ihre Zusammensetzung, so hört diese Thätigkeit auf. So vernichtet der normale
.Speichel den Löff ler'schcu Bacillus dipbtheriae: wir linden daher im normalen Mundluhalte diesen
Bacillus entweder vereinzelt und selten oder in abgcschwheht virulenter Form. Bei derjenigen
Krankheit aber, die wir als Diphtherie bezeichnen, findet er sieh nahezu regclmä.ssig in mehr
oder weniger grosser Zahl in den Krankhcitsproducten und oft noch viele Wochen nach
dem Schwinden der Krankheitserscheinungen. Es entsteht nun die Frage, was wir als Anlass
zum Ausbruch der Krankheit anzusehen haben, da.s blosse Eindringen einer bestimmten Bak-
terienart, wie dies nach dem Standpunkte der Conlagionislen gelten soll oder die vorausge-
gangene chemische oder physikalische Veränderung der Eingangspforte, welche die unter nor-
malen Verhältnissen nicht mögliche Ansiedelung der belrefTenilcn Bakterien begünstigt. Zwei-
fellos, wie die Beobachtung des Menschen lehrt, kommt der letztere Fall häutiger vor uud
Liebreich hat diese Vorgänge als Nosoparasitismus* bezeichnet. Bei diesem Begriff,
welcher den der Infection nothwendigerweise erst vorausgegangenen Vorgängen zu der ihnen
zukommenden Bedeutung verhilft, darf nicht vergessen werden, dass für das schliesslich ent-
stehende Krankheilsbild der Infectionserrcger durchaus nicht gleichgültig i^t. Es handelt sich
bei dieser Betrachtung durchaus nicht um einen blossen Streit um Worte oder um scholasti-
sche Begriffe; denn unsere ganze Therapie und Prophylaie erhält andere Bahnen, je nach
dem wir den Schwerpunkt auf die Bekämpfung der eingedrungenen Bakterien oder auf die
Bekämpfung derjenigen Zustände des Organismus logen, welche dieses Eindringen überhaupt
erst ermöglichen.
Wenn man nun unter solchem Vorbehalt mit der Disposition diese durchaus der In-
fection nicht untergeordneten, ihr nothwendig vorausgehenden Vorzüge bezeichnen will, so
lassen sich unter sich die ganz verschiedenartigen Zustände des Organismus, welche dem Ein-
diingen von pathogenetischen Bakterien Vorschub leisten, unter einige einlicil liehe licsichls-
punktc bringen.
Man kann zunächst zwischen einer äusseren und inneren Disposition unterscheiden.
Die äussere Disposition besteht in der Schaffung der Gelegenheit für die Infectionserregcr,
mit dem Gewebe in diejenige enge Berührung zu kommen, welche zur Entfaltung der
Wirkung erforderlich ist. W^Min wir eine bestimmte Menge Milzbrandbacillen mit
dem Körper des für diesen Bacillus disponirtcstcn Thiercs, der weissen Mau.s. nicht in so
innige Berührung durch Impfung oder nur durch Verreibung auf der Haut bringen, dass er
nicht mechanisch abgeslTeift werden kann, ehe er seine schädliche Wirkung entfaltet, so wird
es natürlich nicht zum Ausbruch des Milzbrandes kommen. Dagegen muss man den Körper
des Kaltblüters oder des Huhns erst durch allgemeine Schädigungen in einen Zustand ver-
setzen, der die Vennehrung des eingeimpften Milzbrandes ermöglicht, die innere Disposition
[Disitosltlon
42
ItlNpOSlilU
crsl schafft. Dii; aussen; Disposilicu ist. für jede liilcction selbstvcrstiiiidlit-b, sie besteht |H
der Continuitiitjitrcnniuii; der Haut und SchlcimliBul, der Abstnssung ihrer Deckepitlieluiu ^|
der xcitwciligeii InaotivitHt der b.iklcricutüdteBdcn Palzsüurc des Magensaftes etc.; ei «^M
dies Bedingungen, welche im ExpcrimeDt erst Icünstlich geMChafTcn werden mUsseD, ahtt^l
der Wirkliehkcit bei der Erkrankunir des Mensehen naiiezu stets als vorhanden roraol^^^H
werden können, l'nter Disposition im engeren Sinne kann nur die innere DispoüitldVi^l
standen werden. ^M
Dann kann man analog iriv bei der Immunität zwischen erworbener und aiig^|
boroner Disposition unterscheiden. Die letztere braucht nicht dauernd zu sein, sobd4^|
kann nur für ein bestimmtes Lebensalter gelten, wie die au.s.sebliesslielie Disposition <ir,f, Kiu'l^l
alters fiir Varicellen, die überwiegende Disposition dieses seihen .Mters für Diphtherii", Sdi^|
Inch u. s. w. Die angeborene Disposition kann vererbt sein, so die FaniiHeiidispo.Hitioo l^|
Tubereulose und Diphtherie. ^M
Das Hauptinteres.se eonccotrirt sich auf die erworbene Disposition. Die erworbene Di>- I
po&ilion ist eine örtliche und eine allgemeine Disposition des gesunden Kiirpers. I
Die örtliche Disposition besteht in einer ürtlieheu Veränderung der (lewebo, wi-If-he rifi« I
örtliche Infcetion an dieser Stelle begünstigt. Dieselbe besteht in einer H' . I
der Zellthütigkeit an der betrcfl'endcu Stelle und kann mechanisch-pbysikali :J
chemischen ü'harakters sein. Alle mechani.sehcn Laesioncn der Haut und des LiitcrLatiM
Zellgewebes, f^uetschiing. Hydraeniie, Blasenbildung, Blutungen, Verbrennungen, KrfrieniBgH
begünstigen die Ansiedelung der Eiterungserreger und l'.'iutnisserreger im mehr oder wen^H
nekrobiotischen Gewebe. Von besonderem Interesse sind die Experimente über Nervcndut^|
sehneidung: das neuroparaly tische Uewebc ist för die Infection mit Bakterien disponirtcr^l
dos normale: mit den Experimenten stimmen die Beobachtungen rli's Mal pcrfrirant, dev I^|
cubitus, der ueuroparalytischen Keratitis, der Morvnn'schen Krankheit und der FocumO^I
nadi Vugusdurehsehneidung überein. ^M
Die örtliche Disposition durch chemische Ageutieu ist eiperinientell durch die EJH
Hprit7,ung von Traubeu/.uckcriösungen, von zahlreichen anderen gewebstödtcnden Stoffen. solH
von Antiseptieis, wie Sublimat und Karbol, bei gleichzeitiger Vcriiiipfunt; von Kraukbe^|
errcgern dargethan. Beispiele aus der klinischen Erfahrung geben der Diabetes mellitus ^M
»einer Neigung zu Furunculosc und tiangraen, sowie die Blutvergiftung.' H
Von höherem Interesse sind din Thatsaehen, welche Ichren. dass viele Störungen all|fl
meiner Natur, namentlich solche, welche den Stoffwechsel altcriren, oder den Charakter tmI
Vergiftungen haben, die Disposition für solche Infectionen schaffen, welche unter gowöhnlieheu*
Umstünden nicht zu Stande kommen. j
Solche disponirenden Momente sind /.nuüclist Alterationen des .'^loHwechsels. Ilungfl
Durst: Temperaturerniedrigung und Terapcraturstcigerungeii von längerer Dauer können ThiSH
welche .<ionst gegen eine bestimmte Infection. wie z. It. Milzbrand, immun sind, dieser Imn^|
nität berauben und die nachfolgende Infection erlolgrcioh ninehen. IJydracmie und Anan^^
haben experimentell die gleiche Wirkung, während umgekehrt die der künstlichen Blut-'
entziehung folgende, übercompen.sirende Kegeneration de» Blutes eine gesteigerte Resistenz de»
Organismus gegen Infcetionen schafft. Ks liegt gar kein (iruud vor, diese Zustände beim
Menschen nicht ebenfalls als disponircnde heranzuziehen. Klinische Erfahrungen sprechen sa]il- ^
reich dafür. Ein weniger gekanntr;» Beispiel ist der disponirende Einfluss des Mcnstriufl
zustandcs für Infectionen. Wenn Frauen bei der Pflege ihrer diphtheriekranken Kinder ^|
krankten, so betindeu sie sich nioistcns in dieser Periode, welche sie cmpfäiiglicher für ^^|
Infection macht. Die allgemeine Disposition kann ferner durch Intoiication des GesamdH
Organismus bedingt sein. Die Zahl dieser Gifte ist eine ausserordentlich zahlreiche. Expeiv
mentell ist z. B. für Phloridzin nachgewiesen, dass es die weissen Mäuse ihrer Dispositioii
gegen Hotz beraubt: P)Togallol und andere Blutkorpcrehen «erstörende Gifte machen Meer-
schwcinchcu für Uühnereholcra emplanglich: Weinsäure und Traubenzucker lange Zeit hin-
durch eingespritzt ermöglichen die tubcrcnlöse Infection der sonst durchaus refniclären weissen
Mäuse. Eine Anzahl giftiger Substanzen, Curare, Chloroform, Alkohol, .Antipyriii, Arsen etc.,
sind im Experiment als Stoffe erwiesen worden, welche durch allgemeine Intoxieation eine In-
fection begünstigen. Von .allen toxischen Stoffen spielen aber als disponirende die toxi.schen
Bakterienproduetc selber die Hauptrolle. Und zwar sind es vor Allem die Productc der
Fäulnisserreger, sowohl in den ersten wie den späteren .Spaltung^productcu. Ihre Einver-
leibung In den Organi.smcn als putride Intoxieation spielt eine Hauptrolle al.s disponircndcs
Moment nnd zwar ist es hierbei gleichgültig, ob diese Producte von aussen kommen odor im
Körper .luf des-ien Schleimhiiuten .selbst entstehen und durch gün.stigc Itcsorptionsbediugutufen
zur i\ u toin tuxieat ion* führen; es ist ferner gleichgültig, ob die Intoxieation der Infection
vorau.sging oder gleichzeitig mit letzterer die Einverleibung der toxischen Stoffe statthat.
Die Wirkung dieser allgemeinen Hembsetzung der Resistenz des Organismus als disu
nircndes Moment für die Infcetion kann eine dreifache sein.
Zunächst braucht sie nur rein örtlich als Disposition für begrenzte Infection ohue gloicj
zeitige Allgemeininfcction aufzutreten, .'^o kann Autointoxicatwn durch putride Stoffe v«
Darmranal aus die Entalehiing phlegmonöser Proee«»« beitünstige», ja «ogar schwerere
[Disposition — 43 — Dissociatioii]
liehe Ijaesioncn, wie Verjauchung subcutaner Knochenbrüche (Riiun-), Zerfall von aiiüscptisch
behandelten Operationswunden (Kocher), scheinbar spontane krj-ptogenctisehe IVaemien her-
vorrufen, die von örtlichen Herden ihren Ursprung nehmen. Eine experimentelle Stütze haben
diese Beobachtungen durch die Versuche von Kinne erhalten und durch die von Gottstein,
nach welchen Schnittwunden durch die Haut von Meerschweinchen für gewöhnlich glatt heilen,
aber zu phlegmonösen Wunden sich umwandeln, sobald man diesen Tliieren gleichzeitig mit der
Verwundung Blutkörperchen zerstörende Gifte subcut,in in nicht tödtlichen Dosen einspritzt.
Die Infection kann femer eine ganz allgemeine, den ganzen Körper betreffende sein.
Dies kann zunächst durch Generalisirung von dem zuerst entstandenen örtlichen Herde aus
eintreten. Sie kann aber auch von vornherein die Tendenz zur Verallgemeinerung haben.
Und hierbei ereignet sich am häufigsten der Vorgang, dass die schon vorher auf den Schleim-
häuten vorhandenen Bakterien invasiv werden. Unter dem Einfluss der schweren allge-
meinen Schädigung des Organismus werden die als Filter dienenden Epithelien füi- die auf
ihnen wuchernden Bakterien durchlässig und die sonst thätigen bakterienvernichtenden Kräfte
der Zellen und ihrer Derivate insufficient.
Wir finden dann diese Bakterien innerhalb der Blutbahn und innerhalb der Gewebe. Die
Sachlage bringt es mit sich, dass sich in solchen Fällen nachgerade die meisten pathogenen
und saprophytischen Bakterien als Infectionserreger auffinden lassen. Die Form derselben
wird von der üreache der Allgemeinerkrankung beeinflusst. Handelt es sich z. B. um eine
Intoxication durch eine schon bestehende bakterielle Erkrankung, so werden die bei der
letzteren schon vorher in loco zahlreich vermehrten B.ikterien invasiv; wir finden dann bei
der Septioopyaemie die Eiterkokken und zahlreiche Saprophytcn, bei der Diphtherie dieselben
Bakterien und die Löffler'scben Bacillen, bei zahlreichen Bakterienkrankheiten, wie Milz-
brand, Tuberculose, Rotz, welche Laesiouen der Haut und Schleimhäute bedingen, die Strepto-
kokken in die Blutbahn eindringen als häufige „praemortale" Erscheinung. Handelt es sich da-
gegen um allgemeine Störungen anderen, nicht bakteriellen Ursprungs, namentlich um Intoxi-
cationen oder um Autointoiicationen vom Darmcanal, so sind es besonders die zahlreichen
Varietäten des Bacterium coli, welche die Filter der Darmepithelien durchbrechen und in der
Blutbahn oder den serösen Häuten sich anhäufen. Begünstigt wird dieser Vorgang, wenn
gleichzeitig die Gifte, wie es die meisten Blutgifte thun, zu Laesionen der Darmschleimhaut
iführen.
Ein charakteristisches Beispiel giebt die experimentelle Arsenvergiftung von Thicren. Je
nachdem der Chemiker oder der Bakteriologe mit seinen Methoden ausschliesslich untersucht,
wird der eine die Arscnintoxication, der andere die Bactcriaemie als Krankheitsursache hin-
stellen.
Für die Therapie der Einzelerkrankung, wie für die Prophylaxe der Seuchen crgiebt sich
aus der Betrachtung über die Disposition die Nothwcndigkcit, in jedem Einzelfalle genau zu
erwägen, welches von beiden Momenten als wesentlicher Factor im Krankheitsbitdc die Haupt
bedeutung hat, und welches im gegebenen Falle die günstigsten Aussichten auf erfolgreiche
Bekämpfung bietet. Bei jeder therapeutischen Maassnahme gegenüber bakteriellen Krankheiten
aber hat der Arzt, wie der Epidemiologe den Factor der Disposition genau so in Rechnung
zu ziehen, wie den Factor der Infection.
A. OOTTSTEIN.
Dtesentigj HCarktfleeken im Kanton OranbBnden, 1150 m hoch, klimatischer Karort mit einem erdigen Eisensäuer-
ling (doiipeltkohlensaares Eisen 0,01, doppeltkohlensaures Calcinm 0,22, freie Kohlensäure 20» cem) nnd Gelegen-
heit zu Milch- nnd Molkenkaren. Saison Anfang Juni bis Ende September.
W.
Dissoctatton, elektrolytischc. Wenn man eine Salzlösung zwischen den zwei Polen (posi-
tiver Pol oder Anode und negativer Pol oder Kathode) einer galvanischen Säule bringt, so
entsteht eine Zersetzung des Salzes (Elektrolyse), indem durch die ganze Salzlösung hindurch
die positiven Bestandtheile des Salzes, die Metallradicale oder Kationen, zur Kathode, die
negativen Bestandtheile, die Säureradieale oder Anionen, zur Anode hinwandern. Früher
glaubte man, dass eine Scheidung dieser Bestandtheile nur an den Polen stattfinde, jetzt ist
man allgemein der Ansicht, dass das Salz in der Lösung schon unabhängig von dem Zer-
setzungsprocess zum grossen, gewöhnlich grössten Theil in seine Theile Anion und Kation
zerfallen ist. Dieser Zerfall des Salzes in positiv geladene Theile Kationen und negativ ge-
ladene Theile Anionen nennt man elektrolytische Dissociation. Sie gehorcht im Wesent-
lichen denselben Gesetzen wie die gewöhnliche Dissociation, bei welcher die Producte des
Zerfalls ungeladen sind, nur entstehen einige für die elektrolytische Dissociation eigenthüm-
liche Bedingungen, die Schwierigkeit der Trennung der Jonen auf mechanischem Wege, da-
durch, dass bei derselben die Producte des Zerfalls, die Jonen, stark elektrisch geladen sind
und zwar 96000 Coulomb pro Grammaequivalent.
Im Jahre 1857 zeigte Clausius, dass die gewöhnliche Annahme, der zu Folge die
Elektrolyten (Salze — hierbei werden die Säuren als Wasserstoffsalze uud die Basen als Hy-
drate d. h. Salze von Wasser als Säure stammend gerechnet) aus lauter zusammenhängenden
Molecülen bestehen sollen, mit der Erfahrung über Stromeslcitung nicht in Uebereinstimmung
gebracht werden kann. Es lehrt nämlich die Erfahrung, dass, wenn der geringste Potentialunter-
[DiMHurinlioii
schied /»ischcn zwei l^uiiklcn in einer b.-tlrhalligcii Lösung bcrrselil, ein Kk-klrioitiil.'jlraii-ii i
entsteht, welcher mit einer Zersetzung von einer Reihe von Salzmolecülcn zwis ij ,
den beiden Punkten verknii[tft ist, falls die Salzmoiceüle /.usamincnhängen. Ks wäre also die
geringste elektrische Knift genügend, um den Zusammenhang der MolecGle zu /orstörcn, d. b.
die Kraft, welche die clektropositiven und die cleklroncgativcn Bestandtheilc des Salzes zu-
sammenhält, miisslo gleich Null sein. Clausins nahm deshalb an, dass in einer Salzlösung
die positiven und negativen Thcilc in den Moicciilon nicht starr mit einander verbunden sind,
«ondern immer untereinander den Platz tn\ischen, sodass bin und wieder, aber wahrsehoinlich
sehr selten, die positiven und negativen Bestaodtbeile, die .Ionen, frei in der Flüssigkeit sich
hcrumbewegen. Diese Hypothese erinnerte sehr an eine andere von Williamsoii zur Er-
klärung der Esterbildung (1851) ausgedachte, nur brauchte letzterer nicht anzunebmeu. dass
die Theilniolekeln in dem von ihm betrachteten Fall elektrisch geladen seien.
18S3 übergab Arrhcnius eine Abhandlung an die schwedis'the Akademie der Wissen-
scbafteu, worin er. die BetrachtTingcn von Clausiu« fortsetzend, zeigte, dass nur ein be-
stimmter Bruehtbeil der gelösten Salzmolecülc leitend und elektrolyliseb disscciirl ist, und
dass dieser Bruehtbeil auch bei chemischen Reactioncn in Wirksamkeit tritt. Kr zeigte, dass
die Säliren um so stärker sind, je besser sie leiten. Weiter hob er hervor, dass bei den in
der Analyse verwendeten doppelten Deeompositionen ein Austausch der Jonen staftlindet, .v)-
diiss z. B. nur diejenigen eisenhaltigen Salze Eisenrcaction geben, welche Kisen als pobitives
,)on enthalten, dagegen nicht solche, die wie z. B. gelbes Blutlaugensalz nicht Ei.seii als
positiven Bestundtheil enthalten. Er erklärte auch die Thats.iehe, dass die Ncutr.iIis;itions-
wärme aller Basen mit derselben Säure nahezu gleich ist in der Weise, d.xss bei dem Zu
sammenbringen einer vollkommen dissociirten, activen Säure und einer vollkommen disso-
ciirten Basis immer nur eine Rcaction entsteht, nämlich Bildung von nicht dissociirtem Wasser
aus positivem Wasserstoff und negativem Elydroxyl nach der Formel
(H + A) + (Me -f- OH) = HÖH + (Me + Ä),
«orin A das negative Jon (RadicalJ der Säure und Me das positive Jon (Metall) der Basis
bedeuten. Die geringen Unterschiede in den Neutralisationswärmen sollten davon herrühren,
dass die Säure, Basis und das neugebildete Salz nicht vollkommen dissociirt sind, also nicht
+ - + - + -
vollkommen den Formeln (H + A), (Me -|- OH) und (Me + A) entsprechen, wodurch kleine
Correctionen einzuführen wären.
In ilir endgültiges Stadium trat die Theorie der eloktrolytisehcn Dissociation im .Jahre
1887, als CS gelang, aus zwei verschiedenen Erscheinungen die firüssc der elcktrolytischen
Dissociation, den Dissociationsgrad, übereinstimmend zu berechnen. Van't Hoff hatto när
lieh in einer im Jahre 1886 in den Verhandlungen der schwedischen Akademie der Wi.ssen
Schäften gedruckten Arbeit gezeigt, dass alle Körper in Lösung einen osmotischen Druck am
üben, der genau gleich ist dem Gasdruck, den dieselbe Anzahl von Molecülen dieses Körper
besitzen würde, wenn sie in Gasform denselben Kaum (wie die Lösung) erfüllte. So e. f
beüitzt eine einproccntige Kohrzuckcrlösung bei 15" nach Pfeffer einen osmotischen Drua
von 0,691 Ätmospbaeren, während ein gleich viele Molekeln ( o^a" Orammmolocüle pro
Liter) haltendes Gas bei derselben Temperatur einen Druck von 0,687 Atmosphaeren ausüben
würde. Van't Hoff zeigte auch, wie man aus dem osmotischen Druck den Dampfdruck, den
Siedepunkt und den Gefrierpunkt einer Lesung und umgekehrt aus diesen Grössen den osmo
tischen Druck berechnen kann. Es zeigte sich dann, dass, wiihreiid eine sehr grosse Zahl vo8
Körpern dem van't Hoff'schen Gesetz in Bezug auf den osmotischen Druck folgt, doc
eine grosse Menge, besonders von anorganischen Körpern (Salzen), eine Ausnahme bildet
indem sie einen zu grossen osmotischen Druck aufweist.
Nun hatte m.in früher gefunden, dass einige Körper in Gasform einen abnorm gros
Dampfdruck zeigen, und man erklärte dies so, dass man annahm, diese Körper seien the
weise dissocürt, z. B. Salmiak in NU« und HCl. Man könnte ja auch in dem Falle eine
abnorm hohen os-motischen Druckes (z. B. von KCl in Lösung) eine solche Erklärung ve
suchen. Die GefrierpunktbeslimmuDgen von Raoult zeigten z. B., dass eine einproccntig
Lösung von KCl einen 1,82 mal grösseren osmotischen Druck besitzt, als man nach van*
Hoff» Gesetz berechnet unter der Annahme, dass KCl nicht dissociirt ist. Wenn man nun an-
-f
nähme, dass die KCl-Molckeln zu 82 pCt. in K und Cl zerfallen wären und nur zu 18 pCt
aus nicfat-dissociirten Molekeln beständen, so würde man der Beobachtung von Raoult ge-
recht werden. — Man könnte auch vielleicht daran denken, dass KCl zu 82 pCt. vom Wasse^
in KOH und HCl hydrolysirt w.ire. Diese Annahme, die übrigens mit vielen anderen That
Sachen iu Widerspruch steht, scheitert schon daran, dass KOH und HCl nach Raoult's Ve
suchen ebenso stark von dem van't Hoff'schen Gesetz abweichen, wie KCl. — Diese An^
nähme von einer Dissociation zu 82 pCt. in einprocentiger KCl-Lösung könnte nbenteuerlic
erscheinen, aber man kann dieselbe auch in einer anderen Weise berechnen und erhält
beinahe dieselbe Zahl.
[Dissociation — 45 — Dissociation]
Wenn eine bestimmte Menge KCl, z. B. 1 g. iu der gcgcbenoii Menge Lösung von
100 cem sich befindet, so hat diese sehr nahe 1 proc. Lösung eine bestimmte specifiscbe
Leitfähigkeit, 135,8 " 10-8 Siemens-Einheiten bei 18° C. Verdünnt man diese Lösung auf
das doppelte Volumen, so würde man erwarten, dass die Leitfähigkeit auf die Hälfte sinken
würde, wenn die Anzahl der leitenden Molekeln nicht ab- oder zuniüime. Und im Allgemeinen
würde, wenn man die Lösung auf das v-fachc Volumen verdünnte, bei der genannten Vor-
aussetzung das Product des Volumens (v) mal der beobachteten Leitfähigkeit constaut gleich
135,3 ■ 10—" S.-E. bleiben. Es zeigt sich aber, dass dieses Product immer mehr mit zu-
nrhmendem v wächst, erst ziemlich schnell, dann aber langsamer und langsamer, sodass es
asymptotisch sich einem Grenzwerth 162,5 • lO-* nähert. Es ist dann die nächstliegende
Annahme, dass dieser Grenzwerth dem Grenzfalle entspricht, dass alle KCl-Molekeln leitend,
d. h. dissociirt sind. Unter dieser Annahme findet man, dass der Dissociationsgrad (a) der
1 proc. Lösung gleich o = r-.^' . .f,_n = 0.83 ist. Diese Ziffer stimmt gut mit der aus
van 'tHoff's Gesetz abgeleiteten (0.82). Arrhcnius zeigte, dass eine ähnliche üeberein-
stimmung in der überaus grössten Mehrzahl der Beobachtungen (für etwa 100 Körper) von
Kaoult über die Gefrierpunkte und von verschiedenen Beobachtern (vor allen Kohlrausoh)
über die Leitfähigkeiten der Lösungen vorhanden ist. Einige Fälle, wo die Uebereinstimmung
nicht gut war, wurden von A. besonders untersucht, und die neue Untersuchung ergab auch
in diesen Fällen eine gute Uebereinstimmung. Es war durch diese Untersuchungen mit einem
hohen Grad von Wahrscheinlichkeit erwiesen, dass die Salze in nicht allzu concentrirten Lösun-
gen zum grösst«n Tbeil in ihre Jonen, Metall und Säureradical [z. B. (NHt)2 SO4 in 2 NU
und gQ ] zerlegt sind. Einige Salze der Schwermetalle, z. B. von Hg, die schwachen Säuren und
die .schwachen Basen sind weniger dissociirt. Für die schwachen Säuren zeigte Ostwald,
• für die schwachen Basen Bredig, dass die dissociirten und nicht dissoeiirten Theile in einem
Gleichgewichtszustand nach dem Massenwirkungsgesetz (Guldberg-Waage's Gesetz) stehen.
Arrhenius erklärte, mit Hülfe der Annahme der elektrolytischen Dissociation, die s. g. addi-
tiven Eigenschaften der Salzlösungen, wonach eine bestimmte Eigenschaft als die Summe der
Eigenschaften des Lösungsmittels, des positiven und des negativen Jons berechnet werden
kann. Weitere Erfolge der Dissociationstheorie folgten schnell nach einander. Die Verhält-
nisse von Mischungen von Elektrolyten konnten in ihrer grössten Allgemeinheit berechnet
werden, so wurde die Leitfähigkeit der Mischungen, die Avidität, d. h. das Vertheilungsver-
hältniss einer Ba.sis zwischen zwei Säuren, und der erniedrigende Einfluss von Neutralsalzcn
auf die Stärke schwacher Basen und Säuren in bester Uebereinstimmung mit der Erfahrung
berechnet (Arrhenius). Die Reactionsgeschwindigkeit bei katalytischen Processen zufolge
der Anwesenheit von Säuren oder Basen wurde als eine Wirkung der anwesenden Mengen von
jj. resp. oü-Jonen quantitativ berechnet (Ostwald, Arrhenius). Eine Theorie der Hydrodif-
fusion und eine andere der Concentrationsketten, welche später auf alle galvanischen Elemente
ausgedehnt wurde, gab Nernst. Die Neutralisationswärme bei nicht völlig dissociirten Säuren
und Basen wurde aus der mechanischen Wärmetheorie und der Theorie der elektrolytischen
Dissociation berechnet. Elektrolyte, deren Widerstand mit zunehmender Temperatur wächst
— ein früher als unmöglich erachteter Fall — wurden mit Hülfe der Theorie aufgefunden
(Arrhenius). Die photochemische Wirksamkeit der Silberbaloidsalze wurde als Folge deren
erhöhter Leitfähigkeit bei Beleuchtung erwiesen, und die Leitfähigkeit der Alkalisalzdämpfc in
der Bun.senllamme zeigte sich den Gesetzen der elektrolytischen Dissociation folgend (Arrhe-
nius). Die Fähigkeit der verschiedenen Lösungsmittel, die Salze in verschieden hohem Grade
zu dissociircn. wurde als in Zusammenhang mit der Grösse der Dielektricitätsconstante der
Lösungsmittel stehend erwiesen (J. J. Thomson, Nernst). Die Erscheinungen der elektro-
lytischen Polaris.ition wurden mit Hülfe der neuen Anschauung erklärt (le Blanc). Die
Energie '-Wandlung, welche bei dem Uebergang eines Metalls in den Jonenzustand stattfindet,
wurde berechnet (Ostwald). Die Dissociation des Wassers wurde aus seinem Verhalten bei
hydrolytischen, katalytischen und Neutralisatiousprocessen berechnet (Ostwald, Arrhenius,
Wys, Bredig) und durch direetc Messung bestätigt (Kohlrausch und Hallwachs).
Da die Theorie der elektrolytischen Dissociation auf verdünnte Salzlösungen ihre An-
wendung findet, und sowohl die physiologischen Flüssigkeiten im Körper als auch sehr viele
Arzneimittel nach ihrer Einführung in den Körper Salzlösungen sind, so wird voraus-
sichtlich diese Theorie eine grosse Verwendbarkeit auf dem Gebiete der physiologischen Chemie
erhalten. So z. B. erklärt sich in dieser Weise die Erfahning, dass die physiologische Wirkung
eines Salzes von einer Alkalo'i'dbasc in den meisten Fällen unabhängig ist von dem anwesenden
Säureradical, wenn nur aequivalente Mengen benutzt werden, v. Than hat die Theorie auf
die physiologisch-chemische Wirksamkeit der Mineralwässer angewendet. Untersuchungen über
Blut, Harn und die Flü.ssigkeitcn des Mageninhalts von dem neuen theoretischen Standpunkt
sind von mehreren Verfiissern ausgeführt (Hodin, Hoffmann, Köppn, ."^jörivist. Tani-
mann u. A.) und h.ihcn zu wichtigen llcsult.itcn geführt.
ARBHENIUS.
MnürhiMMiK
— 46
Distomum]
I
►IstlclilasiB bcflcutrt zwei Kcilipii vou Cilieu. Sie finden bicli sowohl aii^bAl'iü. wii- auch er-
worbeti. Am liauligstcii sehuu wir sie bei .iltem Trachom, gewöhnlich in Verbindung mit
Kntrupion. dann iiach ekzemati'sen Rnt/.üudungen der I-ider, naoli Blephiiritis exalcerani.
AflUuugcn und nach Diphtherie. Die oft derartig abweichende Richtung, dass die Cilie mit
ihrer Spitze die Vorderfläche des Auges reibt, und insbesondere zu Epithelverlusten, Gc-
»chwürsbildung und zur pnnnöseL Hornhiutfrübung führt, erfordert ein operatives Vorgehen.
Einzelne Wimpern werden mit der Pincetie herausgezogen, kommen aber dann wieder, sodass
der Patient immerwährend Beschwerden hat. Desh.ilb ist es besser, die Haare durch lialvaoo-
k.iutitik oder durch Klektrolyse zu zerstören. Die dabei am negativen Pole angebrachte Ksdel
wird in den Haarhalg gestossen und nun der Strom geschlossen. Durch die Verwendung von
.') M.-Ampi're Stromstärke während ca. ''■, Minute ist man meistens im Stande, die Cilie
dauernd zu vernichten. Wegen der .Schmerzhaftigkeit ist eine locale Cocain- oder eine allge-
meine Anaesthesie erforderlich. Liegt gleichzeitig Entropion vor. so wird dieses operirt. wo-
durch ja auch die Cilien eine normale Stellung hekommen. Die Keratitis wird unter Berüek-
sichtigiiog des actiologischen Momentes — bei eiternder Kornerkrankheit z. B. 1 mal täglich
eine Touchirung mit I proc. Hölleusteinlösung — mit Atropio. Cocain und warmen UraschlägcD
bekämpft und heilt gewöhnlich in kürzester Zeit.
SILEX.
"lliiitomoni Kud. (Distouia). Zwittrige digenc Trematoden mit Mundsaugnapf und iu der
Mittellinie gelegenem Baiiclisaugtiapf. Die Tbiere mtiohcu einen tieneratiouswcchsel durch.
Distomum spathulatum Lcuk. (D. sineiise ('ohb., D. endemieum Balz, D. innocuum Bäl«,
D. j.iponic.um Blanc.h). Dem D. lanceol.alurn ähnüi'li. l.'i mm lang und 4 mm breit. Eier
0,028—0,03 mm lang. Der Wurm ist in Chiiin und .Japan heimiscli. Er wurde jedoch auch
einige Male in Caicutl.i, Mauritius und England beobachtet und zwar an Chinesen. Er ver-
ursacht schwere lieberleiden und soll auch in Japan bei der Kake gefunden worden sein.
Distomum ophthalmobiuni Diesing (Distoma oculi liumani Ammon.). .Tugendlicbes
Distomum, lancettförmig, mit grossen Snugnäpfen, (.ieschlechtscirgano noch nicht ausgebildet
I/änge '/j — '/2 Linie. Die Thicre Stissen zwischen Linse und Linseuknorpel eines 5 Monate
alten blind geborenen Kindes. Vielleicht waren es nur junge Können von D. hepaticum.
Distomum pulmonale Balz (D. Ringeri Cobb., D. W'estermanni Kerb;. Dieser plumpe
Wurm ist dick, 8 — 10 mm lang und 4— (! mm breit und von bräunlich rother Farbe. IMc
."^augnapfe sind klein, der vordere fast bauchständig, der hintere etwas vor der Körporjuitte.
Die Cuticuta ist mit breiten schuppenartigen Stacheln besetzt. Der Schlund ist sehr kun.
Iliesehlechtsi/ffnung hinter dem Bauchnapfe links neben der Mittellinie. Vom Porus excretorins
geht ein weiter sinusartiger Rückenstamm aus, di-r nach den Seiten zahlreiche Aeste entsendet.
Die Dottersäckc sind mächtig cnl-wickeU. Die Würmer leben in den Lungen des Meuscben
und des Königstigers in .fapan, China und Korea. Die 0,08—0,1 mm langen und 0.05 mm
breiten Eier gelangen mit dem .\nsw\irf in's Freie.
Distomum <'rassum Busk. (D. Buskii Lankest. = Rathonisi Poir). Bis 8,5 cm lange
und "2 cm breite ovale Würmer mit wenig abgesetztem Vorderkörper. Die Entfernung zwischen den
Saugnäpfen ist sehr klein. Der Schlund ist sehr kurz. Die (iesehlechfsöffnung ist ctw.is nach
links gerichtet. Die ILniit ist gUtt ohne Stncbelii oder Schuppen. Der Parasit fand sich im
Duodenum, in der Gallenblase und (iallengängen und wurde einige Male per os et anum ent-
■ leert. Die Heimath ist w.ihrscheinlich Ostindien und China. Entwickelung unbekannt,
Distomum conjunctum Cobb. 12 mra lang, 2.b mm breit, mit Inneettf^irmigem, nach
vorn allmählich verjüngtem Körper, der hinten etwas zugespitzt ist. Die Cuticula besitzt Spitzen
oder Härchen. Der Bauchsaugnapf ist etwas kleiner als der Muudsaugnapf und sitzt dicht
(hinter der (iesehlechfsöffnung. Der Parasit lebt in der Leber des amerikanischen Fuch.ses und
der indischeu Strassenhundc. Beim Menschen wurde er bisher nur iu Indien und zwar in den
iallengängen der Leber gefunden. Entwickelung unbekannt.
Distomum haematobium Bilh. siehe Bilharzia haomatobi.i.
Di.stomum hepaticum L.. Leberegel. Bis 40 mm langer und 12 min breiter, blatl-
förmiger Tremalod. dem vorn ein kegelTürmiger Theil aufgesetzt ist. Die Saiignripfe sind klein
und stehen nahe bei einander, zwischen beiden liegt die Geschlechtsöffiiung. Dii' Haut ist mit
sehr kleinen schiippenförmigen Stacheln besetzt. Die Thierc leben in den (iallengängen der
Lrber verschiedener Säugcthicre (Rind. Schaf, Schwein ctc.V Beim Rind und Schaf ist Disto-
mum hepaticum ein fast regelmässiger Befund. Bei massenhafter Kinw.indenind erzeugt der
Parasit die Leberegelseucho. Ausser in der Leber findet man verirrtcs Distomum hepaticum
in den Lungen, iu der Milz und in anderen Organen. Distomum hepaticum ist auch beim
Menschen in der Leber und in anderen Organen gefunden worden. Die ovalen. 0.14 mm
langen und bis 0.09 mm breiten, gedeckelten Eier gelangen durch dcu Darm ins Wasser. Aas
ihnen schlüpft eine Lar\e hervor, die in eine Wassersehnecke (Limiiaea minuta) eindringt, ihr
Witnperkleid verliert und zu einer Sporocyste auswächst, fn ihr bilden sich einige Redien
und iu letzteren entstehen ca. 20 Cercarien, das lieis.st dem Mutterthier ähnliche, aber gesehwäiizlf
Trematoden. Diese verlassen die Schnecke, kapseln sich in W'as.serpllanz''n etc. ejn. verli.i i,
den .Schwanz und gelangen wahrscheinlich vermittelst der Pflanzen in die Leber des Wirtlu-.
thicres, wo sie zum geschlcchtsrcifcDThicr auswachsen. D. hepaticum ist wohrscbeinUehKosmopolJ
[Uistomum — 47 — Ditoiirylsäiire]
Distomum hcteropliyos v. Siebold. Der sehr kleine Wurm hat einen lüuglicb oralen,
vom zugespitzten und hinten verbreiterten Körper, Länge bis 1,5 und Breite 0,7 mm. Der
Bauchsaugoapf ist sehr gross \iDd liegt ziemlieh in der Körpermitte. Die Gesehlechtsöffnung
liegt hinter dem Bauchsnugnapf und ist mit einem durch (/hitiostäbe versehenen Wall um-
geben. Nur die vordere Körperhälftc ist mit Stacheln besetzt. Die Eier sind 0,026 mm lang
und 0,015 mm breit. Der Parasit wurde bisher nur einige Male im Darm von egyptischcn
Knaben, aber immer in zahlreichen Exemplaren gefunden.
Distomum lanceolatum Mehlis. Dünner, lanzettförmiger, vorn stärker zugespitzter
Wurm von 8 — 10 mm Körperlänge und 2,5 mm Breite. Saugnäpfc um ein Fünftel der Körper-
länge aus einander stehend. Die Excretionscanälc vereinigen sich hinten zu einem gemein-
samen Stamm. Die Gesehlechtsöffnung liegt zwischen den beiden Saugnäpfen. Cuticula glatt.
Kommt ebenso häufig wie D. hep. und bei den.sciben Thieren vor. Beim Menschen ist er
seltener gefunden worden. Die Entwickelung verläuft der vom D. hep. ähnlich, nur ist die
Larve kugelig und entwickelt sich fast schon im Uterus vollständig. Der Zwischenwirth ist
wahrscheinlich Flanorbis marginattis. Die Eier sind 0,04 mm lang und 0,03 mm breit.
STADELKANN.
Pistyrol, C„Hu ~ (r,H^ entstellt als ciu in Tafeln vuni Selunp. Ilti" krysUllUii-cnilcr KDrpvr bei der Destillation
von ziiDint^Hurem Calcium utier auch von Zimintsünre für .-«ich oder auch heim l.Vberleitcn von Plienyldibrumaethau
C.,U-, ' C.HgBrg Über |;Ilihenden Kalk (Kadsiiüiewskil. Ein HBssices I>i»tjrol entstebt auH Zimmtflnre beim Er-
liiizeu liiit SalisKure auf I.V)— '.'40" oder beim Kuelieu mit SOproc. Scliwefelsilure. Ek siedet bei 310 -311'0. hat
ilas spec. <>ew. I.U'i? bei 0" und l.01)> bei 15°. Friscli ilestillirt flnoreseirt es blau, verliert aber diese Eiftenschaft
bei Innrerem Stehen vollständig. Es {.-.t optiseb Inaetiv. Bei mehrstnndigem Kochen zerfItUt o« in Stfrol, Toluol
und Cumol. Es nimmt direct 2 Atome Brum auf. Bei der Oxydation liefert es nur Beniofisinre.
SPIEGEL.
Dita-Binde, Cortex Ditac, Cortex Alstoniae, Corte\ Tabernaeraontana. stammt von
Alstoiiia scbolaris R. Br. Die helle Binde zeigt eine Dicke von etwa 0,6 cm und trägt
aussen schwammigen Kork. Das Innere der Kinde besitzt körniges Gefüge. Man hat aus der
Kinde 3 .Mkaloide: Ditamin, Kchiteniii und Dita'iu (Echitamiu). sowie Eehikautschin, Echi-
cerin. Kchitin, EchiteVn und Ecliiretin isolirt.
Dita gilt in ihrer Heimath als brauchbares Stomachicuni, Vennifugum und Antipyreticum,
kann jedoch nicht entfernt mit der Chinarinde rivalisircn. Das DitaVn zeigt Einwirkung auf
das Centralmark. Injectiou von 5 mg bewirkt Erlöschen der Reflexe und Muskellähmung:
elektrische Reizung vom Mark aus bleibt negativ, dagegen reagireu die Muskeln bei localer
Reizung. Diese curareähn liehe Wirkung (Harnack) ist bei etwaigem Gebrauch zu beachten.
JArOBSON".
l)itamiu. CiyHiüNO.-!, wird der aetheriscben L>'(<ung durch verdünnte EssigsUure entzogen, .imorphen Pulver
vom Sclimp. 75". das sich leicht in .Ukohol, Aether, Chloroform und Benzol Inst. Aus der Lnsung in Säuren wirtl
es durch Ammoniak geftllt.
Echitamin (DitalnJ, IqÜ^iNjO^ -|- 4HtU. wird nach Entfernung de» Ditamins der mit festem Aetzkali «er-
setzten I.flsung durch Chloroform entzogen. Es bildet dicke, glastflunzemle Prismen, die im Exsiccutor 1 ILO. bei
rtO" weitere 2 HolecDle H.A> verlieren: bei 105" geht alle> Kryst^tllwasser fort., die Substanz reagii-t dann nicht
mehr alkalisch, liefert aber beim LAsen iti Salzsäure dasselbe Salz wie die wasserhaltige Base. Es ist ziemlich leicht
löslich in Wasser, nuch leichter in Alkohol, äusserst wenig in Benzol. g:ir nicht in LigroYn: frisch gefitllt, Ittst es
sich auch in Ohlorofonn und .\etber. Es ist linksdrehend, schmeckt sehr bitter und reagirt stark alkalisch : Kupfer-
und Bleioxyd füllt es ans ihren salzen, vermag sogar au> t,iil<irnatrium Natron fn'i zu mai:hen und wird selbst
ilureh .\uimoniak nicht gefnllt. In alkoholischer und aetherischer Lösung ahsorbirt <>s leicht Kohlensaure. Mit
Vitriol filrbt es sich intensiv ]iurpurroth: beim Kochen mit conoentrirter Salzsäure zersetzt es sich unter Bildung
eines .VIkaloTds. das Feh ting 'sehe Losung stark reiiuuirt. l>ie Salze krybtallisiren meist gut.
Wird die Rinde mit Ligroin au.sgezogen, dieses abdestillirt und der Kllükstnnd mit absolutem Alkohol erschtipft,
so bleibt Eehikautschin zurück ; Echiceriu und Eehitin krystalliri^n gemeinsam beim Erkalten der alkoholischen
Ltisung. durch wenig LigroYn wird dem Gemisch vorwiegend ersteres entzogen : aus der alkoholischen Mutterlauge
wenlen dann EchiteYn und zuletzt, beim Verdampfen, Echiretin erhalten.
Echiceriu, C^-Il^,'»,. bildet kleine Nadeln vom Schmp. I.i7°. ist iiusserst leicht löslich in Aether. LigroYn. Chloro-
form, Benzol, in Alkohol von CO pCt. liei l.'i" etwa 1 : MUl Es i.st rechtodrehend. Wedi.'r alkoholisches. n>ich
schmelzendes K:ili greift es an, Bi-om wirkt substitnirend. Natrium, in die warme LigroYnldsung eingetragen, wan-
ilelt es in Echicerinsllure ('...»H^iO^ um. Ein Harz von ganz gh-ichur Zusammensetzung und denselben Eigenschaften
wurde von Ileintz in dem .Milchsaft von Oalactodendron amcricanuin Kth. und von Tabernaemontu utilis gefunden.
Eehikautschin (V,ll|>0-,> bildet eine bernsteingelbe, zllhe M.asse. die unter 0" >prnde winl und höchstens spuren-
weise Ittslieb ist.
Echiivtin, C:,',H..i^t>2. amorphe Masae vom Schm]i. .~)2". in den meisten Lösungsmitteln leicht löslich, reclits-
drehend. llciutz fand in der Milch von Oalactodendron anieiicauuni auch ein mit diesem übtM'einstimniendes Harz.
EchiteYu, t;4»U7„0.j. bildet Natb In oder Prismen vom Schmp. I'.>5". sehr leicht löslich in Aether und lUiloroform.
..chwerer in LigroYn uml Aceton; e.- In-t -ich ln'i l.'i" in '.«Ml Th. Alkohol von w> pCt. Kerlitsdrehi'ud. Winl vtm
schnielzen.lem Kali kaum angegrifl'en.
Eehitin. Cf£}l.-_.1\.. ItlUttcIleii vtinl .Sflimp. ITIl". sehr leicht I/>s|icli in Chloroform und heissem Alkohol, viel
weniger in Aether. .Vcetoii und Ltgroin. In .Mk'diol *on Wl p(*t. bei 15"' im VorlHiltniss von 1 : I4:M». Es ist reihts-
dreliend. wird von schmelzendem Kali kiiiiin iinjregrilfeii. dtiicli Brom in ein Mitno)iroinpro<liH't verwandelt.
SPIEGEL.
UltartrylSiinre, Tartrals»ure. I',1I„,U,,. ist <in Anlodil.: il.r Weni-^iuK'. au- 2 M.dicUlen dersellien durch
Austritt von 1 Molccfil Wasser gebildet JCjll.i»,. - C,ll,,.0,, -f ILO. die durch Erhitzen v..u Metawiinsäure mit Tar-
trelsluie auf liHI -170» entsteht. Entsprechend '''•r t>'"-'i'"ii"" <'''oII . J Ij'ojjj i [™l',n', ' JvoII '^' "'" '''""
aweibuisehe SUurc. Sic i«t amorph und äusserst yi'illi'v-lich. l«-l;ch in Alkoh"). nicht aber in A'-llier. In 1!. -
rührnng mit Wa.ucr geht »i» in Weinsäure llber. Hie s.il/.f. dii- nun nneh ilnich Zn-ain nscbraelzen von Tartniten
mit Tartrelslure »rhällan kun, (lad «Boriili, meist haizi:;: 'Innh p:iliit/.en :iiir l.'n liui" n.hen .ie in ...iure meta-
weinsaure. durch Erhitwa alt Wamer In s»nr<> weinsaiiri' SaUe iil'<'i.
>|-lKliKL.
[Ditt(>r!ib«rh
— 48
HurfH«
Oltlcrsbach, li..rr in Rdhmfn. 33» ni hooll. Romrocifn>eli'* mit em(>r Anat»ll für wirm» nini Firhl«niik4«lha4l*r.
W.
Oiiirrtica. Als I>iurctica tjPZficliiH'l man iii('i(Miij2;oii Mittel. \v<'l('li(' <'hv Stcigrniiig fl«
H;inisori'ftioii licrNornifi'ii. |)ic Fm^'i- der (liiiri'tisfhcii \Virkun,t;swi'isi' rliosor Suk*
i:t:ui7.iMi liAnfit iiiiniitt('lli:ir mit dein Vnrs»n^(' der iiorin;il'-iv ll.irnalisonderuny »U-
s.-itnnion. Letztert- liiiiigt jih 1) von ilw HmIh' ili's artcnclk'ii Ih'ui'kfs, 2) von d«r
.Menge des die Niere in der Zeit<Miiheit durchstriiniendeii IJlutes, 3) von dum Reii-
znstande und gcwissgii liCbctisfunctionen der Zellen des Nir>renepithels und 4) eutUich
von gewisstMi, centi'.il bedingten, nervösen Krreijnngszustiinden.
Ks hat sich heniusirestellt, dass die Hani:jl>sondernn;r tun .-^o reirhlielier sialt-
findet, je reichlielier unt<T s<iii.sf jrjeichen Veihältnissi>n Blut diirrli die Nieren strömt;
die Höhe des .-\nrtendniekes liezw. die Triebkraft des Herzens, duroh wrlcbeo
ei-sterer vor Allem bestimmt wird, ist somit für lias Kintreten der Diuresc von be-
."«onderer IJedeiihin;:. <la meistens, je höher der Klutdruck ist, desto geschwinder und
desto reichlicher das Blut in de?i Nieren strömt. Es können daher nnter Uinstfintlea
diejenigen .Mittel, welche eine Steigerung des arteriellen Dmckes bewirke», »-ine vcr
mehrte Diure.se zum Effect haben. Solche ,.Herzdiuretica'', wie man sie wolil nennl,
sind vor Allem die [Wgitali?, ferner Stniphanthus, ScilLa etc. Diese .Mittel zeiget) je-
docli im Wesentlichen nur in (»athologischen Zuständen eine diureti.sche Wirlcmig,
in denen der Blutdruck abnonu eniieilrigt ist. iVnn in der Norm erreicht die Hflhe
de,s Aortendruckes meist das Üjitiintini für die Harnsecretion oder kommt iliin wenig-
stens sehr nahe. Die Verminderung der Harnsecretion nach Digitalis oder ähn-
lichen Stoffen beim gesmulen Menschen wähn-nd oder trotz der best<?henden Blut-
ilrncksteigerutig erkliirt si<'h aus einem Kram|)fe der Niereiiarterien, welchen rilr'
higitalis erzeugt. Hadiircb wird der Zufluss \on Hlut und von Material für die Hani-
swretion vermindert, (ibw<dd die Strömung im Gesanuntijner.schnitt des Aorten-
systems zugenommen hat.
hie Höhe des diuretischen Kffectos irgend einer Sub.stanz hängt aber weiterhin
noch ab von rfem \Va.ssergehiilt des Organismus, sowie von der Anwcsenhoii eini{(er
harntreibender Stoffe, der sog. „harnfähigeu Substanzen" ini Blute. Ih'e Ai*-
Wesenheit einer gewi.ssen .Menge von Fhiriistoff utul Salzen im Blute ist eine wesent-
liche Bedingung für die Harusecretion. Ks kann eine Vermehrung der Haniabsonde-
nnig ohne Hliitdrucksteigenmg in den NiereiK'a]^Hllari'n vorkommen, wenn da« Blut
eiru" Bereicherung an Harn-stoff und Salzen erf.ährt ujni iimgekebit. Man kann alüO
eine Vennehnmg der hiurese erzielen, wenn man derartige Stoffe in den Organismus
i'inführt. Zu solchen hanil'ähigen Substanzen gehört vor .\lb;m der Hanistoff selbst,
femer die sog. salinischen jiiuretic.a, besonders die (larbotiate und Bicarbonatc
des K.ilium und Natrium, ferner die Litbiumsalze und einige |iflanzei).saiire Sähe,
weiterhin der Zueker. die der Harnsäure nahe stehemli'n Körfn-r der Xanthingruppe
u. a. An eine <lirecte örtliche Bi'izimg di'r secernirr'ndi'u Niereneleniente mos
man auch bei der ilinretischen Wirkung einzelner scharfer Stoffe und .letherischer
Otde, wie des Terpinhyilrats, der Gewürze, des Pilokaqvins und einer Anzahl Pflanzcn-
drogeu denken.
Die direct die Nierenthätigkeit beeinf1us.sendpri Diuretica kfinnen also in ver-
schiedener Weise wirken: entweder sie steigern liie Filtrationsthfitigkoit im Glo-
inenilus, oder sie schwachen die resorbiicirde Kraft der K])itbi'lien der gewundenen
ranfilchen, oder sie thnn Beides zu gleicher Zeit. IHe Diiirese nach Körjvern der
zweiten (iruppe. zu welrtien die .Xbkönunlinge des Xanthins: Koffe'in unil 'rbeoliromiii
gehören, kann daher nur d.inn ausgielijg zu St.'uide kommen, wenn es dem Orga-
nismus nicht an ..hariifiiliigen Substanzi'u" m.'Uigelt. Ib'i" Ibiirese nach Salzen hin-
gegen, die auf die zuei-st angegi>bene Weise wirken, konnut aui-h dann zum Vor-
schein, wenn die erwilhnten Stoffe versagt haben, weil durch si(> im lllute und iu
den anderen (Jewcben die erforderlichen nedingnngen fnv Osmose nnd Filtration im
lilonierulus geschaffen werden, hie dritte Grnppe endlich steht in ib'r .Mitte zwischen
diesen beiden, ihr Hauptrepraesenlanf ist der Harnstivff. ,,Er steigert im Wesent-
lichen di-n osmotischen, resp. FiltrationscoefHcienti'u im Olonieruliis. ist ■,\h^>r auch
im Stjinde. bei gcwi.sser ('oneentration dii' resoibin'iidi' l'imclion der Kj)itl)eUeii der
Tid)nli conlorli zu verringern" (v. Soliieranski).
Endlich i.st noch zu erw.'dmen, d.ass es gewisse icntrale nervöse Einflösse giehj,
widche auf ilie Harnsw.retion wirken. Hierher gehört die Polyurie, wie sie mit o<|pr
[DiuKtica _ 40 - Diuretioa]
olin«' Zuckcrf^chalt des Harns bei der Bernard "sehen Pi(|urc sich einstellt, wie wir
sie. oft ganz plAtzlich, bei Gchirnleiden, Migraincanlüllen, (ieniiithsaffecten etc. aul-
Ireteu sehen. IMeser nervöse, central einsetzende Kiufluss liann ein ilirecUu-, secre-
tori.scher sein, oder aber er wird durch den osniotischtMi Apparat der Niere ver-
mittelt, indem durch plötzliche (üefässdilatation und <ladiirch bedingte Krweiterung
der Niereustronibahnen die in der Zeiteinheit die Niere durchströmende Blutmenge
vermehrt wird. Die Harnzunahuie tritt demnach hier auch bei sinkendem Blutdruck
<?in. So wirken ofTenbar Chloralhydrat, Paraldehyd und anden! zur (iruppe des
Alkohols gehörige Substanzen auf die Harusecretion mancher Versuchsthiere. Auch
<iie in ihrem physiologischen Mechanismus noch sehr wenig nufgeklürto Diuresc nach
Kalomel u. a. fjtiecksilberpraeparaten scheint auf einer derartigen Beeinflus.sung der
Nierencirculation zu beruhen.
In allen Fällen entsteht durch den Eintritt der Diurese eine Eindickung des
Blutes. Das an Wiisser verarmte Blut sucht sich nun wieder auf seinen normalen
Wassenrehalt zu bringen mid saugt aus den Geweben Wasser i^in. Auf diese Weise
entsteht ein Flüssigkeitsstrom aus den (.Toweben in das Blut und von dort wieder in
den Harn. Daher finden auch die Diuretica in erster Linie ihre therapeutische
Verwendung zur Entwässerung des Organisnuis bei hydropischen Zuständen, gleich-
gültig ob sie durch Herz-, Lungen- oder Nierenerknmkung bedingt sind. Hier kami
man die Diurese einerseits durch die ,,nerzdiiiretica" oder auch durch direct auf die
Nieivnsecretion wirkende Mittel herbeiführen, je nachdem eine Steigenmg des Blut-
drucks oder eine gesteigerte Thätigkeit der secemirenden Niereneleniente angezeigt
ist. Verwendet man salinisclie Diuretica, so kann man sie in solchen Fallen, wo es
sich um eine Entwässermig des Organismas handelt, mit verhältnissniässig geringen
Flüssigkeitsniengen einführen. .\ber nicht bloss die Ausscheidung des Wa,ssers
wird durch die Diurc!.s«« gesteigert, sondern auch die der Salze und des Harnstoffs,
.ledoch nimmt die Menge des Wassers in stärkerem Maasse zu. als die der fest<;n
Bestandtheile. Man wendet daher die Diurese auch an, um eine .\nhäufinig stick-
stoffhaltiger Stoffwechseljjroducte im Organismus zu verhindern, so bei (ücht und
Lithiasis. Bei diesen Leiden können sie in doppeltem Weise nützlich wirken, imiem
sie theils durch die vermehrte Was.sernienge des Harns die Urate lösen, theils auch
ein specifisches Lösungsvermögen auf dieselben zeigten. Auch andere im Organisnms
angehäufte oder abgelagerte Stoffe können, soweit sie im Wasser löslich sind, durch
Diuretica eliminirt werden. Vielleicht ist hierdurch ihr unter Umständen sich zeigen-
der Nutzen bei chronischen Metallvergiftnngen zu erklären. In allen diesen Phallen
kann man auch zweckmässig die diuretiscbe Wirkung verdünnter Salzlösungen in
Form der Mineralwässer benutzen. Endlich wendet man die l.igenschaft der Diu-
retica, den Harn diluirter zu machen, auch in solchen Fällen an, in denen es sich
dannii handelt, eine stärkere Durchspülung der Harnwege zu erreichen; so bei ent-
zündlichen, namentlich blennorrhoischen Zuständen etc. Hier sind gleichzeitig gross».'
Flüssigk(;itsniengen als (ieträuk zuzuführen, eventuell solche Stoffe ;ils Diuretic.i zu
Itevorzugen, welche, in den Harn fibergehi>nd, die erkrankten Partien local günstig
beeinflus.sen, z. B. Balsamum Copaiv.ae bei (ionorrhoe.
Die Zahl der diuretisch wirkenden Substanzen ist daher eine migemein gross(\
und der Arzt hat zuerat bei den ganz verschiedenen Angriffspunkten der einzelmm
Mittel die Möglichkeit grösster Auswahl. Die sog. ,,Herzdiuretica", die nur indirect
durch Verstärkung der Circulation diureti.sch wirken, wie die Cardiotonica, sollen
hier unerwähnt bleiben.
Zunächst sind einige diuretisch wirkende Stoffe zu nennen, welche man mehr
diaetetisch, als therapeutisch verwenilet. So kann man unter Umständen dinch ein-
fache Zufidir von Wasser die Diurese fördern. .ledoch wii'd für gewöhnlich nur ein
verhältnissniässig kleiner Tlieil des mehr aufgenommenen Wmssi.ts durch die Nieren
ausgeschieden, und der hei weitem gröss<>re durch die Lungen und die Haut abge-
geben. Anch die .\ufnalinie kohlensäurehaltigen Wassers i)flegt meist lun-
denselben Effect zu haben. Besonders wirkt nach vor:uisgegang(Mier. längerer Wasser-
abstinenz (Durstperiode) nur die Zufuhr von Salzwassi>r. nicht aber von de.stillirteni
Was.ser diureti.sch. da der im h^tzteren Falle lummehr nu< dem Blute in die Gewebe
hinein erfolgende Flüssigkeitsstrom eine .Menge harnläliigtr Sulist.in/eu dem Blute
entführt; und ebenso, wie Wasserentziehung, biwirkt, wie oben au.sein.inder gesetzt.
die Verminderung der ham^igen Substanzen des Biides eine .Mmnlinn- (!■ -r Harn-
)). LiobraieU, bajUspMiU«. U. Band. ^
IltiiirHii-n
- SO -
Dinretini
nuRsclii'iilunfr. 1> ist iUihfv klar, d.iss ilii' Viil'nahiii«- iMiiff l)Ostininitcii Mt-iigf Wa«i
um sü ohcr und uiu so mflir diuri'tiMrh wirkt, wenn es in l'cirm einer S:ilzl'>snnK
nicht als if^incs Wasser jrereieht wird. liier sind auch ilirer Wirkiinsrsweis«' iiacb
jene mehr udt'r wenif:er Nalziialtigen Mineralwässer zu nennen, welch»' zu dt
Zwecke einer VerstürkiuiK dir l>iiiresc liei Nierensteinen, Neigung zur Harnsri<
hiJdung ct<'. gereicht werden.
Ferner ist die Milch als Pinreticuni sehr geschützt: bei ihr beruht die diun^tlst;
Wirkunj: wohl ausserdem noch auf dem tiehalt an Milchzucker, der v\it> nnd«
Zuckerarten im Hlute ebenfalls als harnfähige Substanz direct auf die Nieren wirkt.
Weiter stellen die Salze — organische und anorganische — eine gross«» Anzahl
von I)iureticis, von denen die wichtigsten hier nur kurz aufgezählt werden Bollra:
Kalium aceticuni und citrirnm. Natrium .ifeticiim und cttricuni, Lithium citricum —
besser als Kitliium carb()nic«ni (Mendelxihn' — . Lithium salicylicuin, Atiintnniinn
|)hos])honcuni. Tartarus horaxatus - besser als Tartarus natronatus i'Raphafh — ,
Magnesium btuu-cilricum, Magnesiumchloriil, llydrargynrni chloratum. Kino specidschr
Niereuwirkung scheint auch dem Alkohol, bezw. flen alkoholischen Geträuken zu-
zukouunen.
Fernerhin wirken diuretisch: drT Harnstoff, weli-luT Irülu'r schon — meist al»
Nitrat — zu 0,5 bis 4,0 angewendet wurde und neuerdings wieder in grösseren
Dosen: zu 15,0 bis 20,0 empfohlen wird (Klemperer), Koffein, Theobromin.
Diuretin, fenu-r l'iperazin, Lysidiu und Urotropin.
Ausserdem giebt es unter den Üiuroticis eine Menge vegetabilischer Mittel
Kinige derselben miijren widil ihren — übrigens meisteiitheils erprobten — ijiun--
tiscben Kffect dem (iehalte an tlieils anorganischen, tlieils organischen Alk»li.salzpn
oder ihrem Zuekergehalte verdanken, so z. K. die an Kaliimi- und Calciumnitwl
reichen ('itronen und die Presssilfte der .lohaittiisbeeren, Molirniben. W'asKeriiioloneii
u. a.; bei anderen wiederum beruht er auf di'r Atiweseiilieil reizender, aetheriscbtr
0(de und Teqjene. So erweisen sich z. B. das Terjiinhydrat, das Wacliholderhti'n'pL
das Oel der .laborandibblttcr, des l'etersilieusameus, der Levisticawurzel, der Angp-
likawurzel u. a. als stark diuretisch (Kaiihael). Hierher gehiiren noch der Copaua-
balsam, die ("ubeben, das Sandelholzöl sowie die IViatta orieiitalis. Von einer )^o«8ni
Anzahl meist volkstliümliclier Mittel ist das wirksame l'rincip bisher nocli nicht
bekannt. Es seien die folgenden aufgezählt, die meist als „Thee-' in Gebrauch sinii:
Aeoiiitutn Lycoctoaum.
Acorus Calamus (S:imcnau%u5).
Actaen spicata.
Adoiiis vernalis.
Alcheiuilla vulgaris.
Allium ursiuum.
Anemone patens.
Apium p'avcolciis (Üecoct der Wurzel :
^Sellcricwasser'').
Arehaiigelica oflieitialis (Kadii').
Ariatolocbia Cle.niatiti.s.
Arteraisia Absiuthiuni und .ibrotanum.
Asaniru caropacuni.
Belula alba (Succus Betulau rcceiis
^Birkenwasser"*).
Callha palustris,
l'aimabis sntiva (Sameomilchi.
Carex arenaria.
Citrus inedica (.Citroneokur"!).
Cochlenria .\rmoracia.
Convullnria majalis.
Cucumis sativa (Samcuuiilcfa).
Cucurbita citrullus.
Cucurbita Hepo und maxima (Samen).
Cynoglossum ofticinale.
Daphtie Mczereuia.
Equisctum arveiise.
.luiiiperus communis.
Lappa major uud touieutosa.
Ijeduin pahistre.
Iicvistieum olliciriale.
Iiycopodiuai clavatum.
Onoois .spiiiosa.
Petroseliuum sativutu.
Phaseolus vulgari.'i und nudtiHorus
f.Boluieiibül.'ii'n").
T'lanlago major und media.
Rapbauus sativus.
Rubus Cliamaemoru3 (AVurzel).
Sambucus nigra (Rinde und Beeren).
Solidago virga aurea.
Spiraea L'lmaria (Flores).
l'rtica urens und dioccn (Samen, Wuricl),]
Veratnim album.
Viola tricolor.
IflONKA.
IHuretinuin: Theobroiuiiiuru Natrio-salicy licum: Tbeohritniino-Natrium f\
Natriii-salicylico, r;li.N4t)2Na CVH/JII • COllNa, vim firam 1S87 eingeführt,
enthält als wirksamen Uestaudtheil <las Theobroniin*, zu 4.s pCt. Das Thefiliroii
lest sich mit grosser l.eiclitigkeit in Alkalien unter Bildung von .Mkalisaiznn t
[Diuretinvm — 51 — Dwenbach]
Das Thoobroinin-Natriiiin vereinigt siili mit Natriuinsalicylitt zu einem l>oppelsaize,
(lern Diuretin.
I>as Diuretin ist ein weisses, amori)lieH, liygroskojtisclies Pulver, schmeckt salzif;
alkalisch, ist geruchlos und in gleichen Theilen Wasser Kislich. I>ie Lösung reagirt
stark alkalisch und wird durclt verdünnte Säuren, auch schon durch die Kohlen-
säun; der Luft unter Absclundinig von Theobromin zersetzt. Die Wirkung des Diure-
tins sduMut im Wesentlichen in einer directon Heeinflussung der Nierenepithelicn zu
bestehen (v. Schroeder, Cohustein). Das Grösser- und Kräftigerwerden des Pulses
nach Diuretiugebraudi bei Hydropsicu wird wohl nur eine in(iirect4' Wirkung sein
und so zu Stande kommen, dass die vermehrte Diuresc Störungen in der Blutbahn
beseitigt und dadurch die Herzarbeit erleichtert wird. Auf dieselbe Weise ist wohl
auch die von Einigen nachgewiesene, geringe Blutdnurksteigerung zu erklären, die
nach Diuretindarreichuug eintritt. Ausserdem soll das Diuretin noch <Mne anregende
Wirkung auf das Nervensystem, ähnlich der des Koffein ausüben.
Man darf daher überall da eine günstige Wirkung von seiiu-r therapeutischen
Anwendung erwarten, wo es gilt, die Diurese anzulegen, und die Nierenepithelien
nicht schon so weit degenerirt sind, dass nne directe Kinwirkung auf dieselben über-
haui)t nicht mehr eintreten kann. Man wendet es mit gutem Krfolge bei allen
Arten Ascites an. Bei nicht compensirten Klappenfehlern ist in frischen Fällen, wo
die Circulationsstörungen noch nicht weit vorgeschritt^^n sind, Digitalis meist rascher
und sicherer wirkend. Erst nachdem der Organismus auf Digitalis zu reagiren auf-
gehört hat. wenn die Veränderungen weiter vorgerückt sind, oder wenn der Patient
<lieselbe nicht verträgt, dann tritt das Diuretin in seine Recht»! und ist zuweilen
von glänzendem Erfolge gekrönt. Auch bei Erkrankungen des Hei-zmuskels kann «'s
unter Umständen recht brauchbar sein. Im Allgemeinen scheint es bei den chro-
nischen Erkrankungen dies«^r Art sogar noch bessere Resultate zu zeigen, als bei
Klappenfehlem. Auch bei allen Arten von Nierenleiden wendet man es ähnlich, wie
Koffein an. Ucberhaupt ist Diuretin in allen den Fällen statt Koffein zu brauchen,
in denen eine mehr oder weniger betleutende Reizbarkeit des Nervensystems besteht
(Pawinski). Auch bei Kindern, jedoch erst nach Ablauf des ersten Lebensjahres,
ist das Mittel ohne Nachtheil mit Erfolg angewandt worden (Item nie). Die harn-
treibende Wirkung des Diuretins tritt gewöhnlich am dritten bis vierten Tage des Ge-
brauches, zuweilen .sogar schon am zweiten Tage ein: steigt aber die Harnmcnge
nach (» Tagen noch nicht, so ist von einer weiteren Darreichung des Mittels Abstand
zu nehmen. Man soll auch nicht zu schnell mit der Dosis steigen, da unt<>r Umständen
in l'olge der zu raschen Diurese ("ollaps eintreten kann, ähnlich wie nach Punctionen.
Eine cunmlative Wirkung und Gewöhnung an dius Mittel ist nicht beobachtet wor-
den. Sehr gut hat sich die ('oinbination von Diuretin mit Digitalis bewährt.
Die seltenen Nebenwirkungen bestehen in Kopfschmerzen, Uebelkeit, die langte
anhalten kann, Appetitlosigkeit. Erbn'chen, Durchfall, Ohrensausen und Schwindel-
gcfühl. Angstgefühl und Aufregungsziiständen. Im Magen zerfällt das Diuretin in
stüne Componentcn: das nieobroinin wir«l durch den Harn und die F.aeces ausge-
.schieden.
Als einmalige i>üsis für einen Erwachsenen giebt man etwa 1.0, als T;igesdosis
für einen Erwachsenen 5,0 bis 7,0. Für Kinder von 2 l)is 5 .Tahren 0,5 bis 1,5. für
ältere Kinder von fi bis 10 .TahnMi 1,5 bis 3,0. Sauer reagireiide ( 'oiTigentien sind
zu vermeiden.
DlTdBy Sooliud int l*t'>pt. i'alvadu» üid Caiial La Manche.
KIONKA.
W.
DiTlCin; t-iuHjuNaiOi,,, hilji-l sicli lieiiu Koch«n \<>n Viciii' mit vvrdQniitcr KalilauK'' wler ScliirpfeliiSiirc. E.< hiHrl
flaelir* Pri.^mcn. 4io i.icb an der Luft rMlilich uder brüuDlirligelli Hlrbrn. Dio wHs>eriKc Lil.siing zontotzt sieb beim
Verdani|>r>'n. SilhcrlSüUDR wird sofort redneirt. Durch s<-hr «i'niK Eisfiichlurid und viel Ammonialc oatatehl «ine
lieflilam- Flrbang. In kalter Kalilauge M en nnzersetzt IdsUrh.
SPIEfiEL.
DITOIUI69 l)orf im Dept. Aiii am Ostliehen Abhänge de^ Jura, 47ri lu hoch. Dna ganze .lalir geöffnete Wasserheil-
anotalt mit eloktriaohan Udem, Hileh-, Molken-, Traubenknren uml Ma^^a^e.
W.
DimikMik oder Ditiokaak, KwaniUlt im wUrtt«mberi;>''>:hen (»leiauil (iei^i^lin^en. t^iii m bn<-li. mit einem an
KuhlenAliit« anl doppeltkoUnnnnB Kalk (0,m) reichen (lilnerllni-e.
W.
[Djamboehlätlor
— 52 —
Dontenl
DjamboeblStter. Die vou Hügel geprüfte und hei uns eiogeführtv Drogv <>tainmt atigebli(
voD Psidium* Guajava Raddi. einer MjTtacec. welche nach Drury al:> küblviiil<;s lietxä
gtgeii tieberha/te Krankheiten. Scorbut, Lcberkraiikheiten, als harn- und wurm treibende» j"'
in Java Verwendung findet. Das Mittel ist ungiftig nnd kann deshalb in ri>lativ grosse« ^
verabreicht werden. Mit Erfolg ist es benutzt worden bei Gastroenteritis der Kinder (H(
Auch schwere Gastroenteritis acuta der Erwachsenen wurde günstig becinflusst. Beim Tvpll
abdominalis, in zwei Fallen angewandt, soll es eine günstige Wirkung auf den Stuhlgang
geübt haben. Es wird als Infus 5 : 100. thee- bis esslöffclweisc 1— 2stündliob. als Pull
0.5—1 g oder als Fluidextract vorabreicht.
LIEBREICH.
DJorsStra« lu 8«b«o<lcii wrstlteli «oni WeUcmsi'p 130 m bucli K«l«g«n. 8Ulitb«<l mit WM»<rh<<n*ii»t»tt.
W
Doberan, Stadt in Mecklenburg-Schwerin, eine kleine Meile vou der Oblscekösto eiitfL-rnl.
daselbst 1820 entdeckte Quelle führt ein 8,2" C. warmes alkalisches, schwach-erdiges Eis
wasscr (46,7 ccm freie Kohlensäure. 0,09 doppeltkohlensaures Eisen), welches rein oder mit Kohk
säure übersättigt getrunken und zu Bädern benutzt wird. .■Vusser St-ihlbädem kommen Sä
Wasser-, Donche-, Sool- (mit Soole au.s Sülze i. Meckl.), Pichtennadel-, Dampf- und mcdij
mentöse Bäder, Pncumato- und Elektrotherapie, sowie Mas.sage, Heilgymnastik, Milch-
Molkenkureu zur Anwendung. Der Ort dient auch als Sommerfrische. Saison von AdM
Juni bis Ende September. In der Xähe befindet sich, durch einen Buchenwald getrennt,
seit 1794 bestehende Seebad Heiligeadamm mit Badehaus für warme Seebäder und Dan
douchen. , „
Dolnjn-Tozlllj äUdt in Kurdoiteu Bosnien»-. In ili>r Nahe ent«phii|tt pin 14° G. warmer lükaliioli-criligsr Sil
ling (*]oppettkuhl(>n»aore Ha^esU 11.102. frei«' Kohlonsinro ä,.'100) mit Ki^ringvin Ko«h8alz);«bmlte, w^lrber fiftlT
aU diaotctiseh^s Getrink di«at und tod Mitt<* Antust bis ^ittc Sept^mlKT kurmiMifc gptrunkftD winl.
W.
Domburg bei Middclborg nt dar ai«d«rlllDdi«cben Intel WaJcbsrvn, Scebtd mit krUtigem Wellvnacltla); and
eiindigi*ni Strande. Saison Anfang Juli biv Endo JäMptembor.
W.
DOBtmegchlngPII. eudl >m itvi. KuniUm. (Kl. VtlliiimKn I. «U4 m burh, äuniniorrriscbe und Suulbiul. Hie :
wird ^ouri^iilrirt (1!( pCt.) auf ütirrlieim bpxogon. Auch Ptchtennndpl-, Scbwiiom-, l>.tinpr- und DouoUubailer kSu
^enumtDcn wi'rdun. Stidtnn kommen Inbalationon und UiU'bkuren ^nr Anwenduni;. Sai.^on Mai bis Sopt^mh«^
W. '
Konnersberg, Kuranvtalt aiu Snduit-Ahbange des Uonnersbergea iu der bajrriüebeu Rbeinpfali, ituinuiorfria
«ufli Ti-rrainkurort.
W.
Dorema Don. Pflanzcngnttung aus der Fam. der Umbellifcrae*, ünterfam. der Peuceda-
neae. Mit 4 Arten auf Pcrsien und Beludschistan beschränkte, hohe ausdauernde Stauden
mit dickem, nacktem Stengel und pro.ssen, grundständigen, Szählig fiedersehnitligen Blättern.
Dolden klein, fast kugelig, auf sehr kurzen Aestchen des rispigen Oesammtblüthenstandes.
Blüthcn weiss oder gelb. D. Ammoniacum Don, in grösster Menge zwischen dem Syr-D.'uj»
und dem Amu-Darja, mit bis 30 cm langer und S cm starker Uübenwurzel, :ius welcher
frühestens im 5. Jahre die 2 — i'U m hoben, bis .') cm dicken, innen hohlen Stengel mit den
Blülbeustiluden austreiben. Die ganze jungte Pflanze gelblicliffrüii. von wisslichem Flauni
graugrün erscheinend. Nach der Blüllie kalil. Reich an Mili-li--iift. welcher an der Luft lu
idnem Gummiharz, dem .\uimoniacum*. erstarrt. Aehnlichc Producto liefern die cbciifaUt
in Persicn heimischen Arten D. Aucheri Boiss. und D. robustum Loftus.
M.
ItOrnn-Kftndrenyj lirmoinde in der Bukowina, mit alkalisoh-rrdigen Eisonslntriingon. Saison Juni bis S«ph
Koma-Watra, Kumrt im .ndwi^lllcbun Wlnkol dor Bukowina, iSU m liocb. Lufltururl uikI .Stablbud. KliU
alpin. Dip pi-*'nrpirh<'n Saut.tlinp- wprdpn «i'il Anfang dpt- Jabrbtindprt.'i la Trink- nnd B*dMkaiMn bcniit/t
Etwa I''3 Moibni fU'iwustlicb befindet «ich dpr kleine Ort Pojana ne):ri mit pinpm an Koblenfffturv (7..')Mnn|
reicben alkaliscb-erdigvn Hkucrliuge (0,04 Eisen-, fl.OOOH Litbiam-. 0,0028 Strontium-. 1,1« Caloinm-, 0,67 NittriiiB-.
0.3« klagneHiuinbifarbonat).
W.
nomburg, SUdI in .'<acli<..-n-Weiiuar. 12% ni hber dor Saale, klimatiseher Kururl.
W.
Uontt^ula h. CHauteniraltung ana der famille der Crtieaeeae*, aar Ünterfam. der Moreae (Maiilbeerbt
Kebdrii;, xu den Feitcenbliamon (Artocar peae**! liberleitend. Ansgexplcboet dureb den pigenartlspn Bintben«
der einer fiseb ■Htg"'»rpit<*|pn Keiir«- enlfprieht. Die 4."^ bekannten Arten sind Bewohner dos tr-'iii^t'hen Atnenka,
und Afrika»; nur eine Art in Ostindien vertieten. Mei«l an^^dauernüp Krauter oder kleine Sti.iii.-Ii,.t mjt reich*
liobeiu Atilr.liKafl. D. cintrajerva L.. mit c>iindriHi*beni Kbizoni ausdauernd, mit lnnK|£e^tieIl»u, tii'il«,rlaiipii;TM
Blutern, die Blutben auf npbildfnmiifc i|uadrati>icbeni Bllitiienhoden verpini;£end, im tropisclieii .\mprlkn vnn Wesi.
indien bi» Peru beimiftp.b, liefert Itbir. oma r o n t rnj errae. Nabe rerwandt ist l>. b r a>' i I i e n ^ i s T.iiin.
M.
[Dontpnia — 53 — Donchnn]
Ithizoma seu Kadix coiitrajcrva enthiilt neben viel Schluim, aiitlicriscbeni Ocl. Biltt-r
Stoff und Stärke das fluorescirendo Cajapin und einen basiseben Körper Co ntrajer vi n.
Ihr Geruch ist cigenthümlich aromatisch, ilir Geschmack scharf. Ihr Aether- oder Chloroform-
auszug, weniger der wässerige, ist für Kalt- und Warmblüter ein Gift, welches auf die Cen-
tralorganc deprimirend wirkt. Während Verlust der Willkürbcwegung und Schwinden der
Reflexe bei gleichzeitiger Hyperaesthesie beobachtet wird, ist die directe Erregbarkeit der
Muskeln und peripheren Nerven nicht beeinträchtigt, letztere sogar gesteigert. Grosse Dosen
rufen Tetanus hervor und führen Tod durch Erschöpfung herbei.
Vor einigen Jahrhunderten wurde die Wurzel unter dem Namen Bezoar- oder Giftwuracl
auch in Europa als Antidot für sämmtlichc bekannten Gifte, mit alleiniger Ausnahme des
Sublimats, gebraucht, heute ist ihre Anwendung auf ihre Heimath beschränkt, wo ihr eine
Wirkung gegen Schlangenbiss, sowie excitirende, diaphoretische und antipyretische Eigen-
schaften zugesprochen werden. Controjerva wird als Pulver zu 4,0 — 8,0 mg oder als Infus
(1,0 : 100.0) gereicht.
JACOBSON.
DOStOnSl) aptherisch«« Oel des blühenden Krautes Ton OriKsnum* Tulgtre L., ist farblos oder blassgclb Ton ea-
«Inigeni. tlijrmianlbnlicbem Oeruch nnb Gcscbmick, linksdrebend. T.a fiesteht im Wescntliehnn auü bei KU — Ifn»
siedenflem Terpen, welches Spuren ron Phenolen, die durch Eisten Chlorid theils irrQn, tbeils violett itefürbt werden,
enthält. Bei längerem Stehen scheidet es ein Stearopten ab.
II.
Dovamenex« Seebad am atlantischen Oeean. nahe bei Qnimper in Dept. Finistire.
W.
Doschen. Unter Douchen versteht m.in alle jene Anwendungsforiuen, bei denen Wasser
von verschiedener Temperatur und verschiedenen Aggregatfonnen von grösserer oder
geringerer Hfthe unter grösserem oder geringerem Druck mit der ganzen Körper-
oberflärhe oder mit einem Theile derselben in Berührung gebracht wird. Es ge-
hören also dazu auch Uebergiessungcn und Sturzbäder.
Methode. Douchen oder Fallbäder sind alle jene Vorrichtungen, bei denen das
W;u<s<'r entweder in fest gebundenen oder gebrochenen Strahlen oder durch soge-
nannte Brauseköpfe in einzelne Wa.<isorstrahlen zertheilt oder in fächerförmiger Aus-
breitung von einem feststehenden oder beweglichen Schlauch mit vers('hie.don ge-
formten .iVn.sätzen unter veränderlichem Druck herausströmt. Die Vonichtungen für
Strahl- und Regendouchen sollen derart eingerichtet sein, dass die Druckhöhe, unter
der das Wasser in dein Zuleitungsrohrc zu der Aitsflussöffnung steht, und die
Temperatur desselben veränderbar sind, indem entweder die verscJiiedenen Ausfluss-
öffimng(?n mit höheren oder weniger hohen Reservoirs in Verbindung stehen oder
an dem Zuleitungsrohrc durch seitliche Ableitimg eine Verminderung des Druckes
erzielbar ist. Das Wasserzuleitungsrohr für jede dieser Ausflussvorrichtimgen muss
mit einem Ventil oder Hahn absperrbar, mit einem Thermometer und einer Mano-
ineten'orrichtiing versehen sein, um zu jeder Zeit den jeweiligen Druck und die
jeweilige Temperatur betfuem ablesen zu können. Wo der natürliche Wassenlnick
f€*hlt, können auch transportable Douchevorrichtungen hergestellt werden, wobei das
zu dem Fallbade zu verwendende Wasser in einem Mctallkesscl imter beliebig hohen
Luftdruck gesetzt werden kann. Solche Apparate köiuien überall in der W'ohnimg
des Patienten aufgestellt werden und ermöglichen den Gebrauch der Fallbäder ohne
geschultes Wartepersonal. Der höchste Druck beträgt 5 Atmosphaeren, man reicht
aber auch in der Mehrzahl der Fälle mit einem Druck oder einer Schlagkraft von 2
bis 2*/2 Atmosphaeren aus, wenn es auch öfters wünschenswerth ist, behufs Kr-
leichterung der sogenannten vollständigen Reaction bei verschieden erregbaren Indi-
viduen mit einem massigen thermischen Reiz einen kräftigeren mechanischen Ein-
druck zu verbinden. Im Allgemeinen reicht eine Wassersäule von 10 — 12 m Höhe
besonders dann aus, wenn Wa.sser in Temperaturen von H* — 12* zur Verfügung
steht. Wird <lnrch ein fein gelochtes (iiesskaimensieb das Wa.sser unter hohem
Druck durchgepresst, so wird es förmlich zerstäubt, und es entsteht auf diese Weise
ein Staubregenbad; bei dieser Fonn ist der niechanischt' Eindruck ein verhältniss-
mässig geringer. Sind die Oeffnimgen des Siebes nur um etwas grösser, so tritt
das Wasser in dünnen Strahlen aus der Brausevorrichtung und stellt das eigentliche
Regenb<id dar. Endet das Zuleitungsrohr in eine einfache runde, etwas konisch
gebohrte, 1/2 — l'.'x cm weite Lanze, so bildet diese Vorrichtung die stabile Sti'ahl-
douche; hier ist es der ungetheilte Wasserstrahl, der, wenn er nicht zu hoch über
dem Fussboden mündet, den kräftigsten thermischen und mechanischen Reiz auf den
getroffenen KOrpertheil ausübt, .le nach d(T Form der Ausflussöffnung kann man hier
(Dsarhrn
54
II aui-
n tü»y
riiir Anzahl vers^-hiMlt'iier l'ourheartcii uiitersdioideii: s" «lic Glockoti-. «Jio ('irkei-.
die Kaji^tllfTidoiioh»» u. a. m. [He hfiufigst« Aiiwcniluiig zu tlieraiioutischt'ii Zwfrken >>«
gritaBter V. ihfit in der Anwenduiigswuise errciclit man mit dor how«'ju;lichfn
boiizontaJ' I . hier ist das Wasserzuleitungsrohr fiitwotler mit finem Knutsrhuk-
röhr vfrKunden, an das sich erst die Ausfliissspitzc oder Br:iiise anscliltpsst, oder mit
eineni Wendebahn : es ist dies die bewegliche Dnuchc, l;i tlmiche inoltile der KrauzOEten.
Je nacli der Ausflussvorrichtung unterscheidet muu ciin- horizoiitali' bewegliche Strahl-
doncbe. horizontale Regendouche und eine bewegliche Fäi-herdouche. Auch hier j«t
« von Wichtigkeit, dass man für diese Einrichtung vc>rschiedene willkürlich abzo-
SDdernde Wassertemperaturen und eine beliebig zu vcrilndernde Üruckhr>he zur Ver-
fBgung habe, um warmes oder heisses Wasser oder It;ini]if und k;iltes Wasser rasch
nach einander auch durch dieselbe Ausflussniündiuig ;iitf den zu Doucheiulen ein-
wirken zu lassen. Die abwechselnd heissen iiiid kalten Douclien werden als wechsel-
wanne oder schottische Douchen bezeichnet. Wenn an ein vertical vom Boden auf-
steigendes Rohr diese verschiedenen Ausflussapparate angesetzt sind, sn V>ilc]en
selben die aufsteigende Regen- oder StralilMulnnche.
Wirkungsweise. Die wirksamen Factoren sind thermische und inechanL
Die Eigeothümlichkeit dieser Badeformen besteht in der Art, Kraft, Temperatur.
Dauer und Reihenfolge, mit denen das Wasser oder der Dampf den Körper treffen
t»a« Wa-«ser fliesst bestfindig von der Krirperoberfliiche oder von dein getroffenen
TLeile ab, die einzelnen Partikelchen bleiben nur momentan mit der getroiTeoeu
Hantstelle in Berühnmg und werden durch andere iKu'liHiessende ersetstt. der thi-r-
mische Fi'eiz erneuert sich demnach continniriirli. i(azu Ivommt mich die eigi-nthüni-
liche Erschütterung, der Stoss der failrndfii W;us.sermiissen. die mehr oder weniger
fein vertheilt den Körper treffen. In dieser Verbindimu; des bi-stäiulig sii-h erneuern-
den thermischen Reizes mit dem eigenihümlii-li aiistiilliaren inecbanischen Kindnuk
sind die Ursachen der specili.schen Wirkuu;; der Fall- oder Schl.igbilder zu tiiichen.
Die Wirkungen aul die Olierflüche des getroflenpii Tlieiles sind abliiingig unter sonst
gleichen Bedingungen von dem Druck, unter dem das Wasser in dem Znleitungs-
rohr steht, von der Beschaffenheit der Ansflussniiiiidung, von der Dauer der An-
wendang, von der Temperatur des verwen<lct('n \Va.s,sei-s. Thermischer luid ine<'ha-
iiisrher Reiz vereinigen sich zu einer eigenthümlichen Erregung der sensiblen |>r.
ripherischen Nervenendigungen, die, je nachiiem blos einzelne Körpertheile oder
die ganze Knrperoberflftche getroffen werden, dtirrh Fortleitung der F.rregunj^ \un
der Peripherie zum t'entralorgan Innervationsverändcrnngen sowohl an der getroffene«
Stelle als auch in den centripetalen und c-entrifugalen lialiuen sowie in ilein Central-
org.'me selbst hervornifen. Die Wirkung ist oft eine moKn-ntan sich unmittelbar
äussernde m der mannigfaclistr'n l'inslimuiuiif; drr Innervation, krankhafter Sensationen
und l>«Mtuiigsverrinderungen im Nervensystem, Wirkungen, dii' aiirli als Ableitung im<l
Veränderung in der inuer\atioiisleitung gedeutet werden können. Wie .sich hier
Analogien und .\elinlichkeiteii mit der Wirkung der Klektricität beobachten hisseti.
so theilt die Douchewirkung mit der l^lektricltät auch die Eigenschaft, djtss nicht
nur bestimmte Nervenbahnen und Centra dun^li dreK<>lben erregt, sondern auch fiber-
reizt werden können: beide Wirkungen können oft in dem Heilplane angestrebt wer-
den. Da uns kein sicherer Maa.'^sstab für die Heizwerthe und Erscliiipfiiarkeit de^
selben dem Reizmittel gegenüber zur Verfügung stellt, nini da l<eituiigs- und Reflex-
babneii, die erregt werden, mir uiunllstandig zti belierrsrlien sind, so geboren Dosinuig
und Anwendung von Elektricität und Dnuclieir zu den schwersten Aufgaben der Thera-
pie. Die sinntälligsten physifdogi.^clien Frsiht'inttngen der Douchewirkung sind bei
kurzer .Xpplicationsdauer ('i— ."> Seciinden.) sowohl bei niedrigen al.s hoben Tempera-
turen llyperaesthesie der getrofleuen llautstellen, Erhöhung iles Temperatur-, l>ruck-
iukI Tastgefuhlsi solche liinger amlaneriiden .\iiwendtmgen können eine Veruiinde-
nmg der Hautemiilindliclikeit in allen ihren iJualitiUen hervorrufen. Dass über auch
in dem ( entralorgan mul in centrifugalen B.aliuen limervationsviTändenmgen eintreten,
ist luiverkennbar; die Muskelkraft, ergographiscli und dynainooietrisi-h gemessen, hat
zumeist nach kurzen kalten Douclien eine Zunahme erialiren. wie Maggior:i unil
Vinaj mit dem Ergographeii. wie Winternitz mit dein Dynainoineter dirrvt iiach-
wei.seii konnten. In dieser Richtung ist es von Interesse, da.ssaneh lieisse Douehen eine
Steigeriuig der Muskelkraft bewirken; es wird eben dt'r schwächende Warmereiz durch
den kräftigenden mechanischen überwunden. Die elektromotorische I Erregbarkeit ist
[Douchcii — 55 — Doiiclicnj
imnst nach kurzen kalten, wie auch tcnii»crirten |)ouclicn eine ^csttüp-rtc. hie Vor-
gfuige der Halmung husseii sich daraus erkennen, dass dem \Villcnseinfluss durcli
krankhafte Vorgänge entzogene Muskcigruppen oft während oder kurz nach der
Douclie willkürlicbeni oder unwiUkttrlicheni Nervoneinfluss in höherem Orade zu-
gänglich sind. Auch die Reflexerregbarkeit wird unter diesen Proceduren meist er-
höht. Die Veränderungen in der Kespinition und Circulatiou deuten auf roftectorisch»;
lunervatiousveränderungen in den Centralorganen, weiche diesen Functionen vor-
stehen. Die allgemeiuen Gesetze thermischer und mcciianischcr Kinflüsse von der
Haut aus zunächst auf die Gefässe dieses Organs kommen auch hier zur Geltung:
locale und allgemeine Gefässcontraction, Gofässerweitenmg, active Hyperaemie und
auch Stauiuig kann man nahezu willkürlich unter den Kallbädern hervorrufen. Selten
wird man — aber es gelingt dies auch — die Fallhädcr so lange ausdehnen, um
eine Verminderung der Erregbarkeit sensibler, motorischer und va.><omotorischer
Bahnen zu bewirken. Für die localen schottischen Douclien, die in der abwechseln-
den Einwirkung kalter und lieisser oder Dampfdouchen bestehen, wird auch letzterer
I'iifect mitimtcr therapeutische Verwenilung finden können. Als eigentlich wärmeent-
ziehende Proceduren werden die Fallbäder selten benutzt. Von noch viel grösserer
therapeutischer Bedeutung ist der Rinfliiss der Fallbäder .tuf die ("irculation der
('entralorgane und auf die peripheren Gefä.sse, indem wir die Herzaction, <len Gefäss-
tonus und damit den Blutdruck mächtig abändern, (|ualitativ nicht anders, wenn
auch stärker als durch die anderen thermischen und mechanischen P^ingriffe. l)ass
mit dieser Wirkung die niorphotischen und chemischen Blutverändeningcn, die StofF-
wechselvcränderungen und die Veränderungen in der Blut vert hei lung in wirksaraeitM-
Weise als nach anderen Proceduren hervorgerufen werden, htnlarf keiner weiteren
Erörtenmg.
Indicationen. Die Fallbäder umfassen in modificirbarer Weise das gesammte
Wirkungsgebiet der Hydrotherapie und «loch ist ihnen in gewisser Richtung eine
eigenthümliche speciiische Wirkung nicht abzusprechen, die durch ihre eigonthüni-
liche und niodificirbare mechauisclio Einwirkung geradezu als thermische Massage zu
betrachten ist. Das Vorurtheil ist ein ganz ungen'chtfc.'rtigtes. dass die Failbäder
unter allen Umständen zu den unbedingt erregend<'n Proceduren gehören, es ist das
reagircnde Individuum, das auf den Endeffect von iK-stinmiendeni Einfluss ist; über-
haupt ist die primäre Wirkung sehr häutig von der secuiidäreu entgegengesetzt ge-
folgt, und man kann also auch bei einer momentanen Erregung oft eine nachträglich
ganz wesentlich beruhigende constatiren. Gewiss wird der erfahrene Therapeut auch
hier die Dosirung des thermischen und mechanis<'hen EtTects viel sicherer beherrschen
als der unerfahrene. Als diaetetisches Mitbd wird sich die Anwendung der Fall
bäder um so melir empfehlen, als zu ihrer Anwendung ein geschultes Wartepersonal
entbehrlich ist imd überall die entsprechenden Ajiparate zn verwenden sind. Da
Temperatur, Dauer und Schlagkraft beliebig zu modificiren sind, so wird man sowohl
bei erethischen als torpiden Individuen, bei Anaemischen und Vollblütigen, bei Haut-
si-hwäche und Hautenipfindlichkcit, bei Neigung zu Katarrhen Nervenreiz, Blutbe-
wegung, Blutvertheilung, .Vnregung und auch Retanlationen des Stoffwech.sels zu
erzielen vermögen und durch eine Gynwiastik der Vasomoton^n die Reflexerregbarkeit
herabsetzen und tonisirende und sog. abhärtende Wirkungen erzielen. Ein solcher
diaetetischer Gebrauch von allmoi^entlichen Regenbädern wird sich deshalb bei allen
diesen verscliiedenartigen Schwächezuständen bcwähn'n. Da ein so tonisirter Orga-
nismus auch eine grössere Widerstandskraft gegen die verschiedensten Noxen dar-
bietet, so wird man einen mcthodischi^n Gebrauch dieser Fallbäder als Schutz- und
Vorbeugungsmittel gegen lufectionen verwerthen. Die mannigfachsten Nervenleiden,
Neurosen und Neuralgien, mannigfache lähmungsartigo Zustände, mannigfache Stö-
rungen in der ('irculation, selbst organisch begrüiulete, mannigfache Stofl'wcchselver-
änderungen, Schwellungen parenchymatö.ser Organe, Leberliyperaemie, Stauungen und
Stasen in den Organen der Beckenhöhle, Amenorrhoe und unregelmässige Menses
fallen in die Wirkungssphaere dieser Procedur, die mit den mannigfachsten anderen
combinirt werden kann und muss, wie z. B. mit Dampfbädern, Einpackungen etc.
Der Einfluss auf den Stofi"wechsel lässt diese Prucnlnr l)ei dyskrasischen l'rocessen,
oft in Verbindung mit Schwcisskun«n, zur Anzeige bringen; der Einfluss auf die Re-
spirationsorgane lässt diesell>e bei verschiedenen nervösen und organischen Leiden
dieser Organe wie Asthma, Tid)erculose, verschiedenen katarrhalischen Erkraukungs-
[Douchpn ^^^^^^^ _ 5ß _ n^^^l^tK^f Dreiaelini]
fornmn, bei EmphysiMii Nutzen liriiigcn. Wo es «ich (lariiiii hamlclt. cini' rasrhe Re-
sorption localer peripherischer Kxsudate oder Infiltrate oder solchi? in inm^rtm parnn-
i-hymatSscn Organen anzuivgen, das Volumen bestimmter parenchymatfisur Organe ziu
Verkleinerung zu l)ringen. kann man von der Wirkung localer und all^emeiiirr
l)ouchen häutig >'utzen sehen; für chronische (ielenksleiden, starre Exsudat«, iuiIm
wegliche Gelenkig nach Luxationen und Knochenlirüchen ist die locale Strahldoncbi-
oft geeignet.
Contraindicationen. WiM-den die Douchen von einem erfahrenou Arzte in
entsprecliendcr Weise angewendet, so sind die Contraindicationen selir einzuschrllnkcB
WirkJich naditheilig dürften die nmicheu, namentlirh locale Kopfdouchen, h»»i allrn
Formen der Manie, bei allen psychischen und somatischen Kxaltationszuständen seiu
Gewiss nur mit grösster Vorsicht und zumeist imr local sind Üouclien bei hochgradi-
gen atheromatrisen Processen und organischen Herzerkrankungen anzuwenden, ehtiiwn
bei vielen centralen Nervenkrankheiten, während der Schwangerschaft, im zarteslr«
Kindes- und htihen Greisenalter. wiNTEKJnTi
DOQg^USy 896bAd RUf dAr Insel Mun. Klimii ftnreir(*ud. doch milde. SaUua Juoi bis Rttplemtior.
Donndakerlnde von Sarcocephalus esculeotus wird von den Eingeboreoeu am Rio Nuhm ah
Kichcrmittel. anscheinend auch als Pfeilgift benutzt. Eine in der Binde vorkommondc Sub-
stanz ruft bei Fröschen (zu 0,08 g) und Meorschweincben (zu 0,034 g) einen eigen thümlicbfi
kataleptisdicn Zustand mit Erhaltung der Reizbarkeit der motorischen Nerven- und Huskel-
contraclilitäl. Sinken des Blutdrucks und Pulsverlaugsainung hcn-or. Es erfilgt hierauf ein
Zustand dt-r Erschlaffung, Kaninchen gehen uutor Rospirationslühmung zu Grunde. Die toxiscbr
Wirkung ist sehr nachhaltig.
Bochefoutaine, Fcris und Marcus nehmen eine basische Substanz als Tr.'iger der
Wirkung an. E. Heckel und Schlagdctibauffcn konnten dies nicht bestätigen; e» bleibt
daher die Frage, an welche Substanz die Wirkung der Rinde geknüpft ist. offen.
UEBREICH. '
DOUTllle, Bc«b*d in Di<|il, Ln MtDehr. Strand sandiii.
Vf.
U0V6rj äudt in dnr Oraftiehaft Kcut am Cuntü La Manche. Sevhail mit at«{nig«m Strande, dou 0^twinil,«n nusg
diilKT rnr rofitbare Personen nicht ^ocignel.
W.
Drachenliint, Resina s. Sanguis Dr.iconis. ist das aus den Früchten von Daemonor«
Draco Blume freiwillig austretende Ilarz. nrachenblut ist brauiirotli. gepulvert Zinnober
sehr spröde, backt bei Körperwärme nicht zusammen, ist geruchlos und fast gescIiTnackloi.
Es löst sich in Alkohoi, Aether, Chloroform. Benzol, PetroLeum. Schwefelkohlenstoff, couceo-
trirter Essigsäure und Aetzalkalien, nur zum Theil in fetten und aetherischen Oeien. Das dtucb
Fällen der alkoholischen Lösung mit Wa.sscr gereinigte Drnehenblutharz, Drakoiiia, Dra-
Gcnin, Dracin genannt, giebt mit Eisenchlorid einen gelbbrauiieu Niederschlag, mit Am-
moniak blutrothe Färbung, beim Kochen mit Sodalosuiig schwach braune Lösung, nach dem
Kochen mit Äelzkalk ein zinnoberrothes Filtrat, aus dem das Harz durch Kohlensäure wieder
abgeschieden werden kann.
Das ürachcnblut ist im Wesentlichen ein Gemenge verschiedener Harze. Das DrakoniS
besteht nach Dieterich aus dem Benzoesäure- und dem Bcnzoylcssigsiiurcester des „Drakore-
sinotannols", eines Alkohols derForinel CgHioü.; das rohe Drachenhlut soll ausserdem du
in Alkohol unlösliche amorphe ,,Drakoalban". C^ioH«!.'*, und das gleichfalls amorphe in
Alkohol lösliche -Drakorescn", C2eH..,4Ui., enthalten. Beide sind nicht verseifbar.
Das Drachenblut wurde früher als .Adstringens und Stypticnra benutzt und stand bd
Speichelfluss, Lungenauswurf und besonders bei Durchfall und profusen Schwcissen in gutem
Ruf. Es dient jetzt nur noch selten als Färbemittel für Z^ilinpulver und populär zu Pflast
Es ist Bcstandthcil des zu Actziiastcn* gebrauchten Pulvis arscnicalis Cosmi sowie der
Pilules alunees d'Holvetius:
AJumeu pulv. 1, Uesina Draconis 0,5, Mel q. s.; f. pil. X: consp. Resina Drac
pnlver. Ph. frarn;. HAA8E.
Dracnncalas niediueiiBts L. (Filaria med., Fil. draeuiieuluN, Dracunculus Persarura, Vena
dinensis). .Medina-, Guineawurm. Von diesem Wurm sind nur Weibchen bekannt, welche bis '
80 cm laug und bis 1,7 mm diek werden. Das Uintcrende ist bauehwärts eiugekrünitnU
ausgewachseueu Thiere sind aftcrlos und ohne GesehlechtsölTnung. Der stark entv
Uterus ist mit den 0,57 mm langen EmbryoucD angefüllt.
STADBt
Dreiaehr6lly Trult-f pU, Wrllcr im Ot)<>r-CUM<. Aiv m hooh, Soranerfriichv. Kliina «nbalpin.
[Dribnri? — 57 — Drogen]
Orlbiirg, .Städtchen im Kcg.-Bc/. Minden, in oiiiem Tlialu des Toutoburgcr Waldes 220 m hoch
gelegen. In der Nähe befindet sich da.s gleichnnmigc .Stahl- und Moorbnd mit zwei Austallvu,
ilcm älteren Freiherrlich Sier.storpffschen und dem 1S7.'> eröffneten Kaiser Wilhelm-Bade, so-
wie einer Kuranstalt für Damen, welche 1870 begründet ist. Die beiden letzteren .Vnstalteu
sind auch für Winterkuren eingerichtet. — Die Driburger Wässer, welche getrunken, zu diesem
Zweck auch versandt, und, unter Erwärmung nach Schwarz'scher Methode, zu Bädern be-
nutzt werden, sind erdig-salinischc .Stahlquellcn. Die lO.O" G. w.irme Hauptquelle enthält
0,074 doppeltkohlensaures Eiscnoxydul. l,b\h doppeltkohlensauren K.-i1k und Magnesia. 1,936
Sulfate, 2,433 freie Kohlensäure, die Hersterquelle 0,023 des Eisensalzes, 1,577 Carbonate,
1,972 Sulfat« und 2,056 freie Kohlensäure. Die Zusammensetzung der 1889 erschlossenen
Caspar-Heinriühquelle, 0,010 des Eistcnsalzes, 1,249 Carbonate, 0,058 Sulfate, 1,866 freie
Kohlensäure, kommt deijcnigen der Georg Victorquelle zu Wildungen nahe. Aus.ser den Stahl-
gel.ingen Schwefelmoorbäder, mit 2,46 Eisenoiyd, 25,85 Schwefel, 75,17 Kalksalzen in 1000
Theilen getrocknetem Moor, zur Anwendung.
Zu dem Kaiser Wilhelm-Bade gehören die Kaiserquelle, welche 0,043 doppeltkohlensaures
Eisenoxydul, 2,8 Kalk- und Magiie.siumsalze, 2.5 freie Kohlensäure enthält, und die mildere
Wilhelmsquelle. Daneben werden Schwefelmoor- und Sehwefeleisenmoorbäder gebraucht. Die
Kaiserquellc wird für den Versand durch Lagerung nahezu eisenirei gemacht.
Klima ftiscb und anregend mit massig feuchter, staubfreier Gebirgs- und Waldluft.
Vornehmlich ist Driburg indicirt bei Anaemie, Neurosen, harnsaurer Diathese und Krank-
heiten der Harn- und Gesehlechtsorgane. — Saison Mitte Mai bis Anfang Octobcr.
mjBZBUBO.
Dro^B im engeren Sinne heis.seu die zu Heilzwecken dienenden animalischen, vegetabilischen
und mineralischen Stoffe, sofern sie lediglich mechanisch bearbeitet worden sind. Der Werth
einer Droge kann nach ihrer Abstammung, Behandlung etc. sehr variircn. Die wirksame Sub-
stanz einer Pflanze oder eines thierischen Organs ist durchaus nicht in allen Theilen der-
selben gicichmässig vorhanden, ihre Quantität nimmt /u und ab nach dem Stadium der
Kntwiekelung, sie ist in gewissem Grade abhängig von dem Standort der Pflanze und kann
durch unzweckmässiges Trocknen und .\ufl)ewahren der Droge vernichtet werden: auch die
Cultur kann einen günstigen oder ungünstigen Einfluss ausüben.
Die bei weitem grös.ste Zahl der Drogen entstammt dem Pflanzenreich. Diese vegetabili-
schen Drogen sind zumeist zur Zeit ihrer höchsten Entwickelung einzusammeln: die Wurzeln
ausdauernder Pflanzen von zwei- oder dreijährigen Exemplaren im Herbst oder Frühling, be-
vor sie auszutreiben beginnen, die Kräuter im Allgemeinen vor dem Aufblühen, die Blüthen,
bevor sie vollständig sich entfaltet haben, Früchte und .Samen, nachdem sie gereift sind,
also im Herbst, Colchicumsamen im Frühjahr, Rinden im Anfang des Frühlings. Doch
giebt es einzelne Ausnahmen; die Mohnköpfe beispielsweise sind vor der Reife, Fruetus
Aurantit sogar im Beginn ihrer Entwickelung, Wallnussblätter, die sich überhaupt erst nach
der Blüthe entfalten, von der abgeblühten Pflanze zu nehmen. Im Allgemeinen sind die
Vegctabilien, insbesondere die Blüthen, bei sonnigem warmem Wetter zu sammeln und mög-
liehst schnell, in dünnen Schichten ausgebreitet, im Sonnenschein zu trocknen. Bei einzelnen,
beispielsweise bei den Digitalisblättcm, ist jedoch das Sonnenlicht während des Trocknens
auszuschliesscn, bei anderen k.inn man miLssige künstliche Wärme anwenden, Kaffee, Cacao,
Eicheln u. a. werden sogar geröstet. Eine ganz eigenartige Behandlung erfahren manche
Drogen, wie Tubera Salep ', Rhizoma Curcumae*, .Semen Myristicac*. Ebenso werden natürlich
pflanzliche und tbierisehe Fette, Seeretc u. dergl. uach .speciellen Methoden gewonnen und für
den Arzneigebraueh praeparirt Manche Wiu-zeln wurden früher, in erster Linie mit Rück-
sicht auf ein eleganteres Aussehen, geschält, d. h. von der äusseren Korkschicht befreit, in
Gebrauch genommen. Nachdem man aber erkannt hat, dass das aetherische Oel, das wirk-
same Princip der meisten dieser Wurzeln, vorzugsweise in den äusseren Schichten der Rinde
sich findet, und auderersi;its die an sich werthlose Korkschicht sich dadurch nützlich erweist,
da.ss sie die Verdunstung des aetherischen Oels hindert, ist man von dieser Praxis zurückge-
kommen.
Von Wichtigkeit ist auch die sachgumässe Aufbewahrung der Drogen, denu es ist
sehr erklärlich, dass unter dem Einfluss von Luft und Licht, Wärme und Feuchtigkeit nach-
theilige Veränderungen in ihnen vor .-sieb gehen können. Als Regel gilt, dass man sie
gut lufttrocken werden lä.sst, bevor man .sie in die für ihre Aufbewahrung bestimmten
Behälter bringt. Einzelne büs.sen aber auch bei der sorgfältigsten Behandlung in relativ
kurzer Zeit bedeutend au Wirksamkeit ein; es ist daher durchaus erforderlich, dass sie stets in
möglichst frischem Zustande zur Verwendung kommen, also im Allgemeinen nicht über ein ,Lihr
alt, da dann neue \Va.ire zur Verfügung steht. Bezüglich Folia Digitalis und Rhizoma Filicis
schreibt die deutsehe Pharmakopoe ausdrücklich dit? jährliche Erm-ucning vor, aber auch für
verschiedene andere, zumal narkotische Drogen: Beiladunna, Ilyoscyamus, fonium, Stramo-
nium, Colchicum, femer für Seeale cornutum, Flores Tiliae, Flores Verbasci, ist sie dringend
erforderlich. Besonders die zerkleinerten Drogen werden leicht miuderwerthig, aus diesem
Grunde darf Seeale oomutum in deutschen Apotheken weder in Species- noch in Pulverform
Torräthig gehalten weidea. In Betreff der Faulbaumrindc andererseits ist festgestellt worden,
[Ilrogirn
— SB —
^DroüPracpi
ila^s die Wirkung <lur abgclngcrlfii Diugc eine l>i<.ssere i^l: dvr Nai-Iitra^ /.iir Pb. (i. ili wrtl^
deslialb ao, dass tiie frübc^luns ein Jalir iiiicli dem Riiikaul' zur \erweiidun){ ((claagt; e^a^|
verhüll sich die verwaudlt Cascara Sagr.ida. ^M
Für die Verarbeitung vsu galoiiischcu Pracparnleii müsseu dii' Drogen 7,frkl'.'iiii-rt. iu mtM
oder weniger grobe Spf^cies- oder Pulverform übergeführt werden, um ihre Ausnutzung lu (■
müplichen: nur einzelne schleiinrciche Samen, Semon Liui, Cydouiac, Psyllii, werden uniM
kleiuerl in iiehraurh gezogen, da hier nur der Sehlcim, welcher die Samen umhüllt, rS
werthet wird. Für das Pulvern ist gewiilinlieh ein vorgüngiges Trocknen erforderlich, M
Aber mit grosser Vorsicht bei nur massiger Wärmn vorgenommen werden miiss, w>>Dti fl
Wirksamkeit der Droge unverändert bleiben soll. Unwirksame Theile werden bei der ZM
kleineruDg entfernt, so der Holzkern der Ipecacuanha, die Samea der Koloquinthnn u. a. U
Der grüsste Werlh ist auf die Prüfung zu legen. Ks genügt keincsweg« die Betrucbtnfl
des äusseren Habitus, um Verunreinigungen. Verwechselungen oder Verfal.schungeu zu orkennM
d(l Wurzeln oder Blätter einander sehr ähnlich sein können, ohne die geringsten B<.-zieItung«tt
zu einander zu haben. Zumal bei zerkleinerten Drogen ist eine sorgfältige Prüfung mitteilt
Lupe oder Mikroskop, bei solchen, deren Zusammensetzung oder Gehalt an wirksamer Sub-
stanz bekannt ist, mittelst ehemischer Untersuehungsmelhoden, unentbehrlich.
In neuerer Zeit hat man sich, vielfach mit Erfolg, bemüht, aus den Drogen die wiit-
samcu Substanzen zu isoliren, sie, wenn möglich, synthetisch herzustellen und sie statt de?
Drogen in Anwendung zu bringen oder besser wirkende Piaeparate daraus zu gewinnen. E>
bietet dies Verfahren den grossen Vorzug, dass man die (iahe besser praecisiren kann als ho
der Verabreichung der Droge oder eines galenischen Praeparates, deren Wirkung- ■■-•'■ ^'^
kauntlich vielfach ein recht schwankender ist. In zahlreichen Füllen ist aber der I r,
ausgeblieben; in anderen Fällen, in denen man den wirksamen Körper in Händci ; ^u
glaubte, stellte es sich heraus, d.ass man nicht mehr die ursprüngliche Substanz, sOJidcru ei«
Umwandlungsproduct derselben gewonnen hatte (Alropin): in anderen Fällen (.Akoiiitin, Di-
gitnlin) haben die Forscher anscheinend reine Praeparate. aber von sehr verschiedenem Wir-
kungswerth, erhalten: in noch anderen Fällen hat es sich herausgestellt, dass der isolirtt
Körper, wenn er auch die Hauptwirkung der Droge repraesentirt, doch nicht die Droge in
allen Fällen zu ersetzen vermag (Morphium. Chiniii), oder weniger angenehm wirkt (Acidiim
citricum), da andere Substanzen die Wirkung complicircn. Ks liegt hier ein Analogon der
Mineralwässer und Weine vor, in denen gleichfalls die Wirkung der wesentlichen Bc*
theile durch anscheinend indifferente Stoffe modificirt wird. «..„_
DrA^hedS; .SrphaJ in itür Orarsrhkn Luutli «n ilor Ostkdst« IrUn'b.
DroitTTlch) .SUi.lt in clpr nuitlisrlii-n aruNclufl Worei-.ilir, mit .s»llii. ii. K« wrnli>n ilorl U»s irantp Jalir nlii-r .-'•Hil-
liail>r Ti-nibitiirlil niilloNI i'iiifr Suul"', wolcl»' ilnn .-^aliKolllll •1l•^ Ono«n« um lici- Zi-bn- lii« /.wnlrra<-l,t< alx-Kntl
W.
Drosera L. UatlunE aus >ter Fan. dor Druf eraeeae*, aiisilauerndp Arton mit rosettoiiartiic i;«hKiin>n Onui4-
hllltern ontl Ton PrlUcDKflilUen Bl«!nice1it<>n roiiharen BlJtli-rn (.Sonnpnl huu-Arli'nl. I>i« klehi«n wvrnn
BlUttinn iu uiuracbcfi odrr ^aK^ÜKcn l>op|>»>lwiuk*-'ln. Von don rtwa 100 Artvn UA uns V. rutUDdifolla L. nil
runden Blalta[>rot1(*D. 1>. auKlicallndf. mit f^i^linial k(?itfljrmig:f>n nnii 1). i ti ( i^rmod i a H^^no mit vnikfhrt'
cirormlg-kelliKAa BlHttcrn in TurrNQmpron. M.
Unter dem Namen Uorba Rorellae oderUerba Roris solis waren schon im 16. Jahr
hundert verschiedene Droseraceen (Drosera rotundifolia L.. Drosera intermedia Hayne und
Drosera anglica Huds.) in therapeutischem Gebrauch. Sie wurden im Decoct 10,0 — 20,0: ICKJ.U
bei Bronchitis, Grippe, Pertussis, Asthma, Lungenschwindsucht verabreicht. Der Saft wurdi"
auch äusscrlieh seiner ätzenden Eigenschaften wegen zum Vertreiben von Warzen benatit.
Im Laufe der Jahre gcrieth Drosera bei den Therapeuten in Vergessenheit, bis Curie (1860)
und Vigier (1878) von Neuem die Aufmerksamkeir auf dieses Mittel lenkten. Nach Lhuen
kommt der aus Drosera rotundifolia und loiigifolia bereiteten Tinctur neben einer hautrciien-
den Eigenschaft eine spccilischc Wirkung auf localc Processe in den Lungen zu. üebereio-
stimmend wird eine auSalligc Anhäufung von Lcucocyten in den Unterlcibsdrüsen nach
Verleihung der Tinctur angegeben. Laniare betont bei Pertu.nsis die günstige Einvrirku
auf Zahl der Hustenanfälle und Appetit. Diese appetiterregende Wirkung ist des Peps"
haltes wegen ein theoretisches Postulat und verdient aus diesem (irunde volle Aufmerksamke
Tinctura Droserae, Aleoolature de Drosera:
Herba Droserae recens, Spiritus i^a; macera per dies X. Ph. fram;. Dosis l|
bis 15,0 pro die. Bei Pertussis mit Tinctura Bn-oniae (Lamare) aa 2,0 — 4,0.
JACOBSON.
Droserasaft, ein stark sauerer Saft, welcher tob verschiedenen Drosera-Arten aus,
schieden wird. Er liefert neben freien Säuren noch eiu Ferment, welches Eiweiss in Pept
verwandelt, sod.iss der Saft als eine pflanzliehe Pepsinlösung angesehen werden k,-inn, Dfl
Art der Säure des ."^aftes ist noch nicht festgestellt. ooeldnbr,
Dr08eracese> rSanunramili« aiu drr Drdnnng di>r t'isti riora«*, ansdauornde KrUuler mit meist grandsUiMl ,
diHilg-liehairlrn und zum Insect^nfang und sur FlelrtchTerdanung i<ingericbteteu BUtt<*rii. l>ie etwa 110 Arten.'
ft (iaituncfu vcrlhcilt, «ind auf der ganrcn Erdp XQretrent, f^blpn abi*r in l'DljnrsIfn,
M.
jsta^^
[Druesenflpbpr — 50 — Dnorklieim]
Dmesenfleber. Mit diosoin Namen bt;zeichin't K. I'foirf«!- cino inftictiOs«'. /uwcilcii in
Haascpidciniooii auftrctonde fieberhafte Kikrankuii}; von unbekannter L'rsuche. Die
Krankheit befiUlt überwiegend Kinder. In den leichteren Fällen erkranken die Kinder
plötzlich mit hohem Fieber, Gliedei-schinerzen und l'nruhe: es findet sich leichte
Rfithung des Schlundes und leichte Schnierzhaftigkeit des Halses beim Schlingen wie
bei Bewegungen. Objectiv zeigt .sich sonst nur Schwellung und Schmerzhaftigkeit
der Lymphdrüsen, besonders am hinteren Rande des Kopfnickers. Nach wenigen
Tagen ist unter Entfiehenuig völlige (lenesung eingetreten. In schwereren {''allen,
welche eine Dauer von 8 — 10 Tagen haben, sind ausser den Halsdrü.sen auch Leber
und Milz deutlich vergrössert und schmerzhaft: meist stellt sich auch Schmerz in
der Mitte des Leibes zwischen Nabel und Symphyse ein. Sonstige Verändenuigen,
wie Tonsillenbelägc, Ausschläge, Störungen im Verdauungsai)parat, fehlen vollstUndig.
A.\illar- und Ingutnaldrüseu sind nie vergrössert. Auch hier tritt völlige Genesung
ein, doch bleiben die Kinder oft längere Zeit anacnii.sch. Niemals gehen die Drüsen
in Eiterung über. In zwei Fällen hat Heubner als ('omplication dieser Krankheit
acute Nephritis mit Ausgang in Genesung beobachtet. Die Therajiie besteht in Oel-
eiureibungen über den geschwollenen Drüsen und llettruhe. Ausser diesem acuten
Drfisenfieber beobachtete 1' fei ff er noch ein subacutes Drfisenfieber, welches vielleicht
ähnliche Ursachen wie die vorige Erkrankung hat, obgleich ein Ueltergang der einen
Form in die andere noch nicht b«'obachtet ist. Hei di<'ser Form find<;t sich eine
Schwellung sämmtlicher drüsiger Organe des Unti'rleibes, verbunden mit hartnUckigen
Diarrhoen, leichter Albuminurie und massigem Fieber bis zu 2 bis il Monaten.
Die Schwellung der Milz und Leber ermöglicht die Differentialdiagnose gegen-
fiiier einfachem Darmkatsurh und Typhus abdominalis, der günstige Ausgang unter-
scheidet die Krankheit von der Tabes niesar.'üca. Die Behandlung besteht in der
zeitw<>isen Verabreichung kleiner Dosen von Kalomcl, in l'rie.ssnitzschen l insclilägen
und roborirenden Medicamenten, wie Chinin und Eisen. Unter dieser Behandlung
endet die Kranklieit in mehreren Wochen bis zu 2 — .'J Monaten in Genesiuig.
A. GÖTTSTEIN.
Drumln ist nueh ReiMt ein iu Eupliorliia Unimmondii i>nthalt«n)>!i AlIcilvTil, ilessrn Existeni je<locli vuii andetvr
Sf^ito (TaDiiorj bpstrittcn wird. Eä ixt TOn seinem Entdecker ul.i Emutz dvs CoeaVns rnipfohlon wurden,
iiide.-^sen vermochte Ogritun nach Injeetion von nruminhydroehlurut eine anae.<<thetiäcli<> Wirkiint; nicht zu
runstntiren, beuhiielitete dagegen eine lang andauernde Schwellung; der Haut an der lnjer.tion!4gtelle. I>af*s die
Pflanze BhriffenH eine toxisch wirkende Substanz enthält, ireht aus dem Umstand hervor, da.ss in ihrer Heimath
Australien zur Zeit der VeKetationsbOhe Kinder, sowie Sehafe n.ieh ihrem lienuss unter l[lhniun|;s-
arligen Er.sr heinungen zu Grunde Kehen.
JACOBSO.K.
llmSKeniKly Flecken im russischen (jouvernement Oroduif, isn7 als Badeort einf^riclitet. besitzt Kocbsalzqnellen
(bis zu 4.77 Natrium* und '2,'ifi ealciumchlorid. 0,0154 Eisen-. 0..')!>.') Calrinrnbicarbonat und 0,:l.iä3 Calciurasulfat).
W.
Dr7Ad6a6 nennt man eine Gruppe der Rosaceae* aus der ruterfam. der Putentilleae, bei welchen die eiu-
samiffen, zahlreichen NQ^seheu dem kef^eifOrmiK im Umnde des Kruchtkelches sich erhebenden BlUthenboden flU*-
reptaculum't frei aufsitzen. Hierher die Gattungen l>ryas. Fraearia* und l*<iten til t a. Einifre Botaniker
bezeichnen die D. als Frajfarieae.
M.
Dryden Springt Kurort in der New Yorker Urafschaft Tompkins, hoch gelegen, im Sommer ein kttblor und ange-
nehmer Aufenthaltsort. Eine vollstUndigo Analyse der dortigen Quellen giebt es nicht, doch steht so viel fest, dass
sie erhebliche Mengen Hagnesiunisulfat und Natriunichluriil enthalten. Es befinden si<>h daselbst auch Stablqnollen.
W.
DryObftl&nOpS Oaertu. l)ii>t«rokariiaceengattung mit nur einer den matayischen ln.seln eigenen Art: [>. Cum-
phnra Colenr. (D. aromatica Gaertn.). Ein stattlicher Baum mit eifTtmigen. zugespitzten, dicht fiedernervigen
Buttern. Frucht eine an der Spitze dreifttcherige Kapsel, halb vom vergrnsserten Kelebgrunde umgeben, von wel-
chem die .% Kelchzipfel als fast gleichgrosse, bogig-gcJErdmmte Fldisel abstehen. Fjiefert den Borneokampher*.
,M.
Dnboislft K. Br. (iatlung der Farn, der Solanaceae*. Unterfani. der Salpiglussideae, den bei uns als Zier-
pflanzen beliebten Petunien nahestehend. Einzige Art: D. myoporoides B. Br., eine strauchige Pflanze mit ISnglich-
lanzettlichen, ganzrandigen Bluttern. nur aus .\ustralien (Neu-Caledonien. Neu-(iuinea) bekannt, enthltlt Dnboisin*.
H.
DnboislB; in Duboisi<i myopuroYdcs aufgefunden, ist nach Laden bürg mit Hyo:)cyamin, welches
«leni .Atropiii' i.somcr isi, idf-ntisch.
SPIEGEL.
Dnerkheim a. d. llanrdt, kleine Stadt am Eingänge des Ibunachthales in der ithcinpfal/,, HG m
hoch, Soolbad, Luft- und Traubenkurort. Von den 8 Knthsalzciuellen -werden gewölmlicb nur
zwei zu Kurzweckun gebraucht, der Blcichbrunnen (13,8" C. ; 8,8763 Natrium-, LS641 Cal-
ciumchlorid. 0,0183 Brom-, 0,0018 Jodnatriuin, 0.0158 doppeltkohlensaures Kisenoxvdul) und
die 1S.->-— i8.ja erbohrtf Maxquelle (15.2—15,8" C: 12,71 Natrium-, 3,031 Calcium-, 0,0391
(Buerkhoini
— Rn
I»uM«t
l.iOiiiimcliloriil, 0.0172 MngTicsiumbrcmid, 0,(WS| Sironliiirochlnrid, O.OÜt.j SirMi' -• "nV
(icliMiikrii wirri ilax Wasser der i-rstereri. >eliwächeron Quelle allein oilcr in Venu aiit
(leiiVuiiigcii der luniereii Quelle, zu Bädern di>;iit das Wasser lifidfir. L'm letzt-. n. in «u-
dtHrken, wird Mutlerliiugc. welche 053,819 fe.ste Best.indtheile, darunter 52ß,49 <'ateittai-.
'iJI,(!04 Niitriumchliirid, enthält, seltener gradirte Soolc zugesetzt. Zu Inhalationen txnmtit
■nun die Sal/.luft des tiradirwerks. auch die Dämpfe der Sudhäuser. Endlich linden Soole nt4
Mutlerlnuge /.u Umschlägen und Injectionen örtliche Anwendung.
Die Traubenkur beginnt in der Regel Anfang September. Auch Milch und Molken ww-
den kurniäsüig gebraucht.
Der Ort ist dureh das llaardtgebirge nordwestlich geschützt. Das Kliina ist milde, dit
Ijutr Witterung beständig. Saison Mai bis November, für die Soolbäder bis Mitte September.
wrKZBUSO.
Dierronborg, I.aiicJa.iui.inil,. im Kmisc .Mcr*nlinrg. IIJ in liucli, KOniitl. SooDi«.!. Ein«- nulCr oa
L"J4 IM lii f.'m Hchnrlili'. von 17.1)" C. TcraiMrulnr ontliKlt »3.URII feste Bi'stiiidlliellu. ilmuntT 1.3
MA^tii'<.liiinc)iluri'l, .'».(VHO Uulrium«;iiKftt, (i.Oti Eisoiibtcart'ODal. Ks werden .Sr-uUinder und l)<<<i u»f
UuKtMt-, .*^i'hw(<rv)badcr, kowio InbuUtiouen sn den 1821 m lan^vn Orftdtrvprk>*n gehrnucUt. :5iu:uti \ um I. Mai ^
MK Hi»iiU»niSi»r. — FtiiKflbiit befindet sich »ucli di*» XerTenheH- und PfiegeKiHtalt DUrrenbenc-Keti^e h hur^.
W.
l>Bf rrjieltn, fii-t im UadiicheR Srliwuxwald. 708 m lioeh K^'^K»"- Soolbmd aod Luftkurort, nie Snoir i<nthxn 23«
N I I :-' C«ldumsulr»t. 0.1112 ElBOnWcarbon»!. Min verwendet dort - ~ - U-
''i"iieii, Mm.%.cbc*'. Terriinkilreii. Am Orte befindet sich die Kii h^
1 I— B«d. Klima railde. Saison Mitte Mni bis Mitte ortoher. .«cl i.i^
\V.
DnetlCII) porf im Krei«« Minden, sehncho SehwobIfutUe >b Badern. äai;on M<i hi>. Septomb^r.
Dnlcanar«, Stipites Dulcamarae, Bittersflssstcngel, Hindisch Kraut, Tigcs li':
Dnnreanierc, Bitterswcct, Woody Night-shade, stammen von Solanum" Dulcamara L.
Die Stengel und jungen Aest« werden im '2. bis 3. Jabrc nach dem Abfallen der Blätter ge-
sammelt. Sie sind hin und her gebogen, häutig um die Längsachse gedi-eht, fa.st fiinfkanlig
und mit Warzen besetzt. Krisch besitzt das Kraut eiueti Mäuscgenieh, der ))cim Trocknes
verschwindet und einen widrig schar/en, zuerst bitteren, später siis.slieheu Geschmack. Ali
wirksamen Bestandtbeil enthalten die Stengel ein glykosidisches AlkaioVd Solaniu C42H75NÜ1J
und ein Glykosid Dulcamarin C^jUaiOio.
Dulcamara wirkt in grossen Dosen toxisch und erzeugt dann Brennen im Pharynx, Un-
vermögen zu schlucken und zu sprechen, L'ebclkeit. Erbrechen, Schwindel, PulsvcrlangsamuD)^
nach voraufgehender Beschleunigung, Mydriasis, Dyspnoe, allgemeine Paralyse und Con-
viilsionen. In therapeutischen Gaben angewendet, zeigt sie geringe Einwirkung auf Diurese
und üiaphoresc. Früher galt sie, nach .Art der Holztränke bereitet, als .Vntidyscraticuni bei
Hautcrkrankungen, wie Lepra, Psoriasi.s, Liehen, Pityriasis, und bei rheumatischen Affeclionen.
Boerhave hat Dulcamara sogar speciflscheu Einfluss auf Bronchitis, .Asthma und Pertussis
zugeschrieben. Dosis 1,0—2,0 mehrmals täglich im Decoct, als Pulver, Pillen oder Speeies.
Extractum Dulcamarae, Bittersiissextraet:
wird durch lü stündige Digestion mit W^asser gewonnen. Itothbrauncs, dickes El-
tract, wird zu 0,5 — 1,5 öfters am Tage verabreicht, l'h. (i. 1.
I>nleaii)arin ict in>lieh in Alkubol und Esvigaether and wird durch Bleiesnig gerollt. Ihirch rertllMl*
Skuren wird es in i&ueker nnd hNrsiges Duloumkrctin gespalten;
OaH«0,„ + 2H,0 = C„Ha,0, + C,H„0..
JACOBSON.
DoIoIr wurde das 1888 von Dr. Berlinerblau zuerst dargestellte
p-Phenetolcarbamid C0<(^^[ ^''^* ' "'■'=^'
wegen seines süssen Geschmacks genannt. Es soll ungefilir 200 mal so starke Süsskr.ift be-
sitzen als Btihrzucker. Das Dulcin bildet farblose Nadeln vom .Schmp. 173 — 174" (ThomS'.
löst sich bei 15° in 800 Th. Wasser, bei 100" in 50 Th., ferner iu 25 Th. 90 proc. Alkohols.
In concentrirter Schwefel.säure Rist es sich ohne F.ärbung auf.
Nach iibereinstimmendcD Beobachtungen bewirken grössere Mengen Dulcin (beim Kanin-
ehen ca. 2 g) eine Herabsetzung der Körportemperatur (Stahl, Ko.-isel u. A.), es findtt
aber auch bei fortdauernder Darreichung keine schädigende Einwirkung statt. Nach EwAld'l
Beobachtungen wird es vom Menschen gut vertragen und stets gern genommen. AI dehoff
dagegen will bei Thieren, wenn täglich 1 g verabreicht wurde, schwere ikterische Erschei-
nungen beobachtet haben. Vor dem Saccharin*, dem es an Süsskraft nachsteht, soll es dea
Vorzug haben. da.ss sein Geschmack angenehmer, rein süss ist. Andererseits wird seine A (<r-
Wendung durch die geringe Löslichkeit erschwert. In der Küche und zu Conscrveu dürfte der
Gebrauch schon deshalb ausgcschlosscD sein, weil Dulcin durch kochendes Wasser theilveiso
in dl« geschmacklose Diparaphcnetolcarbamid COtfjjjj . pu* ■ nr^n' verwandelt wird.
PPIEOEL.
[Duicit — ß] — DQodenalgesohwtiT]
llVlolt^ aucb itls Melam pyrit, EToiiymii und Dulcose bozoiubnoi, C,;K,|0,,. normalei* Hcxaoxyhexan, alio ein
6atomiger Alkohol, ist der fast ausschliessliche Bestandtheil der Manna von Madagaskar, aus welcher er duroh Aus-
ziehen mit heissem Wasser erhalten werden kann. Er findet sich femer im Kraut von Melampyrum nemorosam.
im Cambialsaft Ton Evonymus enropaens und einigen anderen Pflanzen, in der Kinde tud Fraxinns sambneifolia.
Er entsteht durch Redoction aus beiden optisch entgegengesetzten CiaUktosen. Duicit Viystallisirt in monoklinen
Sünlen Tom Scbmp. 188.5°, IHst sieh bei gewShulicher Terapemtur in etwa 30 Tb. Wasser, sehr wenig in Wein-
Keist, gar uicht in Aethor. Spee. Qew.^^ 1,446 bei Vi". Er ist optisch inactir. Der Duicit redueirt Kehling'sehe
Ltisung nicht and ist durch Hefe nicht Tergfthrbar. Er Terbindet f^ieh mit .'Mauren sowio mit einigen Basen. Lftsst
man Sturen in hoher Temperatur (etwa 200°) einwirken, so entstehen nicht die Ester des Dnleits, sondern solche
des Ualcitans*.
SPIEGEL.
DnloltUI) CgHuOn, ein inneres Anhydrid des Dulcits, entsteht aus diesem durch Ungeres Erhitzen auf 300°. Es ist
ein zähfltlssiger 8irap. der in Aether unlOslieh, in Wasser wie in absolutem Alkohol sehr leicht lOslich ist und sieh
schon bei 120° merklieh TerllBchUgt. Bei Ungerem Stehen an feuchter Luft oder beim Erbitten mit Baryt aof
100° geht er wieder in Duicit Ober.
SPIBGEI..
Dnnbar. Scebad in der Grafschaft Haddington, an der Ostkllste Schottlands.
W.
PnnbllUie) Stadt in der schottischen Grafschaft Perth. um Eingänge des Oentralhoehlands gelegen. Wa.-iserheil-
anstalt und Soolbad (4,3 Katrium-, 2.3 Calciumchlorid). Das Klima ist ausserordentlich günstig.
W.
DnBdmilly Seebad nahe bei Downpatrick an der Ostkllste Irlands, mit gutem Strande.
W.
DnnMrqilO (Duenklrchen), Seebad im Dept Nord. Strand sandig. Saison Juni bis September.
W.
DmunOrC) Seebad am St. Georgs-Canal in der irischen Grafschaft Waterford. Strand gnt, Klima sehr milde.
W.
Dnodenalgeschirtlr. Das Duodeiialgcschwür i.st eine relativ seltene Krscheiiiuiig; nach
den vorhandenen Statistiken mindestens lOuial seltener als das Magengeschwür. Vom
Duodenalgeschwür werden im Gegensatz zum Ulcus ventriculi häufiger Männer als
Weiber befallen und zwar meist im Alter zwischen 30 und 60 Jahren. Die Sym-
ptome können oft vollkommen latent sein, bis eine Haomorrhagie oder eine Per-
forationsperitonitis plötzlich die Krankheit aufdeckt. Sind klinische Erscheinungen
vorhanden, so gleichen diese in vielen Punkten denjenigen, welche man beim
Ulcus ventriculi beobachtet. Manchmal kommt das Ulcus duodeni mit diesem
combinirt vor. Im Ganzen sind die .suhjectiven Erscheinungen der Dyspepsie
nicht so constant und so ausgeprägt wie beim Ulcus ventriculi. Die schmerz-
haften Sensationen sind vorwiegend im rechten Hypochondrium localisirt und treten
besonders stark bei rechter Seitenlage auf. Hinsichtlich des zeitlichen Auftretens
unterscheiden sie sich vom Ulcus ventriculi insofern, als bei diesem die Schmerzen
schon relativ bald ('/z — 1 Stunde) nach der Aufnahme unzweokmässiger Nahrung
aufzutreten pflegen, während sie sich beim Ulcus duodenale gewöhnlich erst nach
1 — 3 Stunden einstellen. Manchmal ist die Regio epigastrica rechts von der Mittel-
linie auf Druck empfindlich. Das Erbrechen ist nicht so häufig, wie bei Ulcus ven-
triculi. Wie bei diesem erfolgt es häufig auch auf der Höhe des Schmerzparoxys-
nius. Haeinatemesis ist bei Ulcus duodeni viel seltener, dagegen Melaena relativ
häufiger zu beobachten. Die Duodenalblutungen sind meistens sehr reichlich und
zeigen eine Tendenz zu Hecidiven. Häufigere kleine Blutungen, <lie nur durch che-
mische Untersuchungen des Stuhles nachgewiesen werden köimen, kommen indessen
auch vor. Kommt es durch das Geschwür zur Bildung einer Duodenalstenose,
die unterhalb der Papilla Vateri ihren Sitz hat, so kann das Erbrochene die
gesammten Charaktere des erbrochenen Duodenalinhalts besitzen. Sitzt das Ge-
schwür an der Papilla Vateri, so kann Icterus entstehen. Es l)esteht meistens
Obstipation. Bei der Untersuchung des Mageninhalts spricht starke Hyperacidität
mit einem gowLssen Grade von Wahrscheinlichkint für Ulcus ventriculi: aller-
dings kann ein abnorm saurer Magensaft unter Umständen seine gewebsverdauendo
Fähigkeit auch erst in den obf^rsten Duodenalpartien ziu- Geltung bringen, wenn
dort geschädigte Gewebspartien sind. Auf der anderen Seite kann das Fehlen einer
Hyperacidität des Mageninhalts nur mit einer gewissen Reserve für die diagno-
stische Abgrenzung des Ulcus duodeni vom Ulcus ventriculi benutzt werden, weil in
einzelnen Fällen auch beim Ulcus ventriculi die Hyperacidität vermisst wird. Im Grossen
und Ganzen ist eine sichere und frühzeitige Diagnose des Ulcus duodeni nur in wenigen
Fällen möglich und das Leidt.'n nur aus <loni gleichzeitigen Vorhandensein einer ganzen
Reihe der genannten, iinEinzelnen durchaus nic^ht eindeutigen, Symjrtoine zu ei-schliessen.
Die Thatsachc, dass die meisten Duodenalgeschwüre sich in der Pars horizontalis
Diio^Ipniilkiil
Miiiorinr. .-«Isf» nah«* il«iii Map-ii »i»-fi««li'ii, «eist nii.s ilaiaiif iiiii. «lass ili«' Entsi
ii>-> ricos iJaoti<»iule mit dem Vorii.iiidensein nioes rerd:iuutigskräfti;;cii
iii Za^iimiwiihans xa bringen Ist. I>er Magensaft kann ilir ihm i'ii;cii«' I" '
«•iiit-r NMil<?i>tai»tlskraft geschldigti-^v. •I<ni nienschiiohcii Orgiiiiismus a. _
wfitr zu veriauea, am so intensiver zur Geltung bringen, je weniger
I »armserreten iccmudit hat. iu «k-n «lein Pyloms zunächst ^nlrcrneii
, hmxiniuni haben wir ntteh eioen Map-nsaft. welcher diese Kl.
•» ist dalier genrhtfertigt, ffir die übt^rwiepeniie Mehrzahl der Du''. .ü»
KnI.stehuugsart anzunehmen, wie für die Magengi-schwfin-. Wenn ;mch <ii«r .spcicicllai
Inciclicn, weiche im Kinzeifall eine 8chridip;un^ der Darmwand her>'orrufpn und timt
s« der Vrnlauung durch den Magensaft zu^änglirh mai-hen. sehr häufig nirbt ni(b«r
bi-kannt Bind, so i^iebt es doch eine Reihe von Fällen, in welchen die>ic rrsadm
offenbar »iod. Diese Ursachen sind I. die Arteriosklerose, 2. Verbrennunjjeii «1er Hnl,
'A. gewiss«' Infectionskrankheiten. Ob loc^le Traumen und ebenso Krfrieruiigm dJ«
von einzelnen .\ut<iren ihnen xugesjchriebene ;urtiolo;rische Bedeutung ffir das Zo-
Mt^niidekoiMmen von Uuodenaigeschwüren besitjien. ist noch zweifelhaft. lVl»er iJi»
Kntstehuii2 iler l'uodenalgeschwäre bei Neugeborenen gehen die Meinun^n mA
auseinander. Wenn auch eine Reihe dieser Ffdle (besonders die l'Irtrra do»-
deni) auf arteriosklerotischer Basis so lat<-nt verlaufen, da-ss sio nur eitts
zufälligen Obdurtionsbefund darstellen, so ist doch die Prognose der diagaosti-
cirlen Fälle im .MIgemeinen eine schlechtere, als diejenige (los Magcngoseliwfim
Denn die Hauptgefahren des Geschwüres liegen in der .Möglichkeit einer abundaiiKn
Hlutnng, sowie in der Möglichkeit einer IVrforation, welche Zustande beim Flcus
iluiHleni häufiger und in bedrohlicherem Grade auftreten als beim Ileus vriitricult
l'ie Perforation führt entweder zu einer diffasen eitrigen Peritonitis oiler zu eiucin
abgekapselten .\bs«-ess. sperjell hat man nach Flcus duodeni wiederholt den so-
genannten Pyopneuraotliorax subphrenicus beobachtet.
Kine specielle Therapie für da-s Duodenalgeschwür liegt nicht TOr, sondern »
fällt mit der Tlierapie des .Magengeschwürs* zusammen. Eis ist dies insofern
günstig für die Directive der Therai)ie zu bezeichnen, als ja die differentit-lle
giio.se eine s<i schwierige ist. Bei der di.-ietetischen Behnn<llung ist zu berflcksidi'
dass alle mechanisch, chemisch, thermisch reizendi-n Substanzen vermieden wei
müssen und durch Alkalien sowie Karlsbader Salz eine Abstumpfung des übei
Magensaftes versucht wenlen muss. Kine amhulaiite Behandlung genügt wegen
ünzugänglichkeit des I.oca<< niorbi und des Ernstes der Prognos«^ kaum. Die einzel
Symptome werden wie bei M;igenldutung. D.irmblutung, F'erforationsperitonitis
handelt. .\uch Folgezustände, wie l>uodenalsteiiose, Obliterafion der OefTiiung
Papilla Vateri, kOnncn Gegenstand besonderer Beh.indlung wenlen.
STKAÜS«.
Paodenalkatarrta. .Man tmtcrscheidet eine acute und eine chronische Form. |>cr
ileii:ilkatarrli kommt entweder vor als Theilerscheinung eines diffusen Darnikata'
oder in seltenen Fällen als isolirter Katairli des Zwölffingerdarms. Die acute Form
verdankt ihn- Kntstehung entweder Sch.'idlichkeiten. welche in Kigenthünilirhkeiten
der Nahrtnig liegen, oder infectiösen Momenten, oder Stoffen, welche durch dif
Galle ins Duodenum gelangen. Die erstere Form ist in denjenigen Fällen gcc - r
in welchen sich ein Dumlenrdkatarrh an einen M.agenkafarrh anschliesst, die ,
Form ist ganz bwonjlers repraesenJirt in den Fällen von endeinischem oder epnli
mischem lrt4'nis. der WeiFscheri Krankheit. Fälle der letztgenannten Art findet
man bei i-iner Reihe vim Vergiftungen (so hat Verf. z. B. für das Lactoidienin die*'
Kutstehiiiigsari des Ictei-us klinisch nn<l experimentell wahrscheinlich gemacht). Ei»
he-<iondere .\rl der .\i'ti<dogii' ist für dii- genannte Krankheit in ausgeijchnton V<
bn'nniuigen di-r Körperoljei-flächi' gegi-ben, welche zu exci-ssiven H>p<'i":i»'iijien
DniMlenalscIileindiaiit mit Neigm»g zu Blutungen. Verschwäruugeu niiil z\i Perf<
tionen tüliren krmuen. Dass auch Krkältung zu Duoden.ilkatarrh führen k
ist bei der <.>niinpntenz dieses aetiologischen Momente begreiflich. Die Iliagnos'
dP8 acuten Duodena IkataiThs ist in manchen Fällen sicher zu stellen, in zahl
reichen Fällen dagegen nicht möglich. Das beweisendste ohjwtive SvniiiiMin
ist ein Icivrus, für de.-isen Kutstehnng kein .anderer Grund, speciell keine iU,,U
lithiasis n.ichweisliar ist. In denjenigen l'allen, in welchen das gi'n:uuite Sviiiplnui
/.ufi:unnien mit dyspeptischen Krscheinungen (Druck im Epigastriuni recht« von d«r
[Diiodenalkatarrh — o:t — Dnodenalstenosej
Mittellinie etc.) im Anschluss an eine ausgcdohiiti- Vfiluenniing der Haut auftritt, ist
di(.' Diagnose sicher. Auch da, wo diese Erscheinungen direct zu einein noch !«(-
stehenden Magenkatarrh hinzutreten oder auf einen schon abgelaufenen Magenkatarrh
folgen, hat man ein Recht, einen I >uodcMialkatarrh anzunehmen. Jn allen anderen
Fällen kann man bei Bestehen der genannten Erscheiinmgen einen Duodenal katarrh
nur vennuthen, aber nicht sicher feststellen, liei der isolirten Form des Dnodenal-
katarrhs zeigt der Stuhl nur dann eine aulfallende Veränderung, wenn durch Schwel-
lung der Papilla Vateri Icterus erzeugt ist, doch beschränkt sich diese Verändenuig
lediglich auf <lie Erscheinung des acholischen Stuhls. Die Prognose und der Ver-
lauf ist je nach der Aetiologic* verechieden, meist ist die Prognose günstig und die
Krankheit innerhalb einiger Wochen der Heilung entgegengebracht. Die Therapie
fällt im Allgemeinen mit der nierajüe der Gastritis acuta und der Enteritis acuta
zusammen. Eine leichte Abffihrbehandlung ist mit Ausnahme der nach Verbrennung
auftretenden Form erwünscht. Es wird hierzu am besten das Karlsbader Salz be-
nützt. Die Dosis niuss so gross sein, dass die Stühle breiig weich werden. Statt des
Karlsbader Salzes kam) anch ein Kheuminfus oder di(^ wäss(>rige oder alkoholische
Rheumtinctur in der Dosis von 2 — 3 mal täglich 1 Theelölfel verabreicht werden. Die
Diaet ist dieselbe wie bei der Gastritis acuta und beim acuten Darmkatarrh. Speciell
wichtig ist die Vermeidung oder wenig.stens grösstmögliche Reduction des Fett-, also
auch des Milchgenusses, da bei Verschluss der Papilla Vateri die für die Verdauung des
Fettes wichtige Galle fehlt. Allerdings kann man bei der oft Wochen i»etragenden
Dauer eines Duodenalkatarrhs die Milch nicht inuner ganz missen. Fleisch darf nur in
derjf.'nigen Form gereicht werden, welche im Magen rasch und leicht in flüssige Form
übergeführt werden kann (Schabefleisch und ges<'hal)tt?r Lachsschinken durch's Sieb
getrieben I. (Jewürze sind s(?lbstverständlich zu meiden. Von Amylaceen .sind
höchstens gepulverte oder ganz fein gekaute Cakes, eventuell in späteren Stadien
eingeweichter Zwieback erlaubt. Weich geko<'hte, gut zerkleinerte Eier können eben-
falls gereicht werden, doch soll im Anfang <ler BehaiuUung die Diaet möglichst flü.ssig
sein. Bei der nach Verbreiumngen entstehenden Form des Duodenalkatarrhs ist wegen
der Tendenz dieser Art zu Haemorrhagieen, llcusbildung und Perforaticm von vorn-
herein eine .Vbführbehandlung contraüulicirt, dafür aber eine Ruhigstelhmg des
Darms durch Opium um so mehr geboten. .\ni besttm wird in solchen Fällen die
Ernährung eine Zeit lang einzig und allein durch Nälirklystiere* bewerkstelligt.
Dass Bettruhe indicirt ist, ergiebt sich von selbst. Die Behandlung etwa vor-
handener Schmerzen erfolgt nach denselben Regeln wie beim acuten Dannkatarrh'.
Dnodenitis chronica. Die Krankheit besteht selten isolirt, sie ist meist nur
'llieilerscheinung eines diffusen chronischen Darnikatarhs oder l''olge einer luider-
weitigen Aftection des Duodenums (Ulcus, Carcinoni, im Duodenum liegender (Jallen-
stein etc.) oder der Umgebung, von Pancn'.iserkrankungen, entzündlichen Veränderungen
in der Umgebung der Gallenblase irtc. Das Krankheitsbild zeigt bei Verschluss
d<>r Papilla Vateri Icterus luid Druckemplindlichkeit im rechten Hypochondrium.
Der Kräfte- und der ErnährungsznstamI leidet bei langem Bestehen. Ist der chronische
Duodenalkatnrrh nur eine l'olge eines anderen krankhaften Zustandes. so conibiniren
sich mit diesen Erscheinungen noch die von dem ursprünglichen Leiden abhängigen Sym-
ptome. Die Therapie imd ebenso die Prognose richten sich nach dem (irundleiden. Die
Ernährung folgt im (ianzen den bei der acuten Dnodenitis entwickelten Principien,
doch darf man hier neben dem Princip der Schonung nicht das Princip einer hin-
reichenden Eniährung verge.ssen, da bei dieser Krankh<'it die (iefalir einer clironi-
schen Unterernährung vorliegt, (iegen das Leiden selbst siiul leichte Abführkuren
mit Karlsbader Salz, besonders aber Brunnenkuren: Karlsbad etc.. zu empfehlen.
STK.VI'8S.
Dnodenalstenose. Das Kranklieitsiiihl ist ein verschiedenes, je nachdem <li<! Stenos(>
oberhalb oder unterhalb der Papilla Vateri sitzt. Im elfteren Falle haben wir lediglich
die Folgeerscheinungen einer Behinderung des .Abflusses des ^lageninhalte.s, also zu-
nächst eine Stagnation der Ingesta, wenn das Hinderniss nicht durch eine gesteigerte
Motilität überwunden ist. Bei längerer DaiK-r s(dcher Zustände und .Nachlass des
Muskeltouus kaini es zu einer Dehnung der Mageiiwanil und damit zu einer Vergrösse
rung des .Magencavunis. also zu einer Ektasie mit niotorisclier liisuflicienz konunen.
Im zweiten Fall linden wir die eben genannten Erscheinungen gleichfalls. Es ge-
sellt sich ihnen aber noch eine Reihe von Merkmalen hinzu, welche ihre Existenz
riNo4«>nalst4>no8«
— «4
Duodenalsteaa
rtt'Di V"rhani|pns4'in von G:illi' iiiiil P;iii(Tr;Lssf>crot in tlon imtorhiilli il<»r Papilla %■
leri ^«•l>?genen Partien dfs IhuKJeminis verdanken. Man fiiulet also in tlotn ^togH
rendeii Inhalt dauernd Galle und rancre:is.sccret. Unter UiMständrn k:uiii fn otfl
h.nlli tier Stenose neben einer Mag:euerwi'itenin}r noch zu einer Ijedeutenilen AusweitnH
des Uuodenalrohres konnnen, sodass die CapacitUt dieses l>arnial>sehnittefl i^inu >)i><]^|
ti'iitl grössere wird, als unter normalen Verhältnissen. Dies ist lie.sontiers leicht inö^li^P
wenn die Stenose sehr tief sitzt, weil sich zur Stenose noch <l:i^ eine St.-itrnation trleicli-
Umdc Moment der syphonartigen Gestalt des ein Polygon bildenden IhiodenaU^
achnitte.^ des Danas hinzugesellt. Man kann in solchen K.lllen häufig trotz ^rüiidlic^l
abendlicher Keinwaschung des Magens am folgenden Morgen im Magen eine mehr odiP
minder grosse Menge eines nur thcilweise verdauten, mehr oder woniger mit Durin- bcJ«
Pankreas- miil Gallensecret vermischten Kückstandes aus früheren Inge.stion . " 'n
nachweisen. In manchen Fällen dieser .\rt tritt Nachts reichliches Krhii
trotzdem der M.'igeii Abends gründlidi rein gewaschen war, und in der Zv. :
keine Jiahrungszufuhr stattgehabt hiitte. Riegel hat auf die diagnostische 1, .;
diese« Symptoms hingewiesen und gleichfalls Ix.'tont. dass für ilen Mit^eniulinlt von
Patienten dieser Art ein auffallender und plntzlich einti^tender Wechsel itn Säofv-
grad und in der Verdauungstüchtlgkeit des Mageninhalts charakteristisch sei. IK»
Gründe hierfür sind in dem wechselnden ZuBuss des mit Darnisecret vermischt««
Duodenalinfaalts zum Mageninhalt gegeben. Zuweilen kann man bei DuodonalstenoKeii
einen häutigen Wechsel i[i dem Grade der Wülbung des Epigiistriums constatiren,
da bei starker Aiifnllung des Magens und des oberhalb der Stenose gelegvnrn Duo-
denalthcils das Kpiga.striuni stark gewiilbt ist, während es nach einor Kntlefnnic
dieser Tlieile des Vfirdauungsschlauches durch Huctus und Erbrechen eingesuiik<-n isl.
Die diagnostische .Abgrenzung einer oberhalb der Papilla Vateri gelegenen Sti-
nose des Duodenums von eiinT Pylorussteno.se bezw. von einer Magenerweitoriing i>i
häufig sehr schwer und oft nur durch die genajniten Schwankungen der Aciiiität d»
.Mageninhalts, sowie durch häufig zu beoliachtendeii Kiickflu.ss von Duoik-nalinhalt
in den zuvor rein gewaschenen .NIagen zu vermutheo. Die unterhalb der PapilJ>
Vateri gelegenen Stenosen sind aiusser durch die genannten Kriterien nocli durch dir
constante Anwtsenheit von (ialle, sowie durch das häutige Vorhandensein von Tryp-
sinferment, sowie von Producten der Trypsinverdauung (Leacin und Tyrosin) im
Mageninhalt ausgezeichnet.
Die Aetiologie der Duodenalsteno.sen ist verschieden: je nach der Eigenart der-
selben wechseln auch der Verlauf und die Prognose und ebenso die Kehand-
lung. Letzt^-re kann unter l'mstäiiden eine chirurgische werden, wenn es sich
um Obstruction-sstenosen durch G.illensfeinp. welclii' im L)iinilenuin längere Zi-it liegen
bleiben, oder durch Neubilduufren, durch Ulciisnarben etc. handelt oder wenn es sich
um Compre.ssionssteuosen : durcii Dnick von aussen, wie Druck von Tumoren der Gallen-
bla.se. des Pancreas, der Leiter, hnick dinch Wanderniere etc., Druck nnd Um-
schniirung des Duodeminis durch chronische locale peritonitische Processe, hc-sonders
bei Entzündungen in der l'ingebung der (Jallenblase oder durch chronische difTiup
peritonitische F'rocesse (tuberculöse Peritonitis etc-) handelt. Eine besoiulere Art der
Duodenalstenosen sind die Knickungsstenosen des l>uodennms, welche dadurch lu
Stande kommen, d.iss der nach unten gesunkene (Knti'ro])toso) oder gezogene M.igen
(Verlöthungen des Netzes mit tief gelegenen Partien der B.'iuchwand nach Laparoto-
mien, bei Netzhernien etc.) die gut bewegliche Pars horizontalis superior duodeni
derart n.'wh unten zieht, da.ss die,se mit der sehr gut liefestigten und de.sh.ilb nur
sehr wenig beweglichen Pars verticalis duodeni einen spitzen Winkel bildet. Bei
Bildung dieses Winkels können dii- Wände <lcs Duodenums an der Kni('knng;si;tell<>
einander derart genähert werden, dass es an der Uebergangsstelle <les oberen hori-
zontalen .\stes in den verticalen .\st zu einer schlitzartigen Verengennip koumit,
welche ausgeprägte Stenosenersclieinungen, Stagnation, Koliken etc. erzeugen kann.
Bei der Enteroptose haben diese Erscheinungen wegen der in der abnormen Bevr(^-
iichkeit der Bauchorgane gegebenen .Mögliclikeir eines leichten .Xusgleichs dieser Ver-
hältnisse den Charakter eine.s wechselnden, intermittironden Zustandes, und können
durch Tragen einer Leibbinde gemildert werdi'u, bei Netzhernien etc. können dicee.^
Erschi'inungen einen mehr oder weniger d.aiKrnden. luicli L:ip:in>t>iniii>n ki'mnen
einen acuten Charakter besitzen. Die symptomatische Behandlung h;il die Stagnat
nach den Kegeln für die Magenerweitening'" zu bekämpfen. Die c.hinu*gisehe
[Duodenalstenose — 65 — Durst]
li:iii(Hung ist je nach der zu ("inindo lic^gcndcn ürsaclio vcrschiodcii. Von unbintigon
.Miinssnnhmon kommen noch Magenausspülungeii ' sowie Bauchmassagc in Betracht.
STBArSS.
Durst. Der Körper verliert beständig Wasser durcli Harn, Lungen, Haut und Koth. Die Ge-
sammtgrUsse dieser Wasserabgabe schvcankt auch in der Norm innerhalb ziemlich weiter
Grenzen, und zwar am meisten diejenige durch Haut und Lungen. Während die Wasser-
abdunstung von der Haut durch höhere Temperatur der Umgebung, zumal bei wenig bewegter
Luft, und durch Muskelarbeit, zugleich durch Vcrmittelung der Schweissnbscbeidung mächtig
in die Höhe getrieben werden kann, steigt bei der Muskelarbeit die von den Lungen ab-
dampfende Wassermenge bis auf das Doppelte der Norm bei Körperruhe. Im Mittel giebt der
erwachsene Mensch in 24 Stunden bei Ruhe 2200. bei Arbeit 2700—3000 g Wasser ab.
Wird nun, auch bei son.st ausreichender Nahrung, die Wasserzufuhr geringer als den
Wasserausgaben entspricht, so erwacht das Durstgefühl. Zunächst tritt es local auf, giebt
sich durch Trockenheit und Brennen im Schlünde kund und ist bedingt durch Abnahme
des Wassergehaltes der Mund- und Rachenhüble in Folge Austrocknens derselben, besonders
in Folge reichlichen Wasscrverlustes durch Schwitzen, durch profuse Diarrhoen u. a. Bei An-
fuuebtnng der Mundhöhle mit W'asser wird das locale Durstgefiihl zunächst beschwichtigt,
um indcss weiterhin in ein allgemeines Durstgefiihl überzugehen, sobald durch die Wasser-
abgaben der Wassergehalt des Blutes und der Gewebe auch nur wenig abnimmt. Dies allge-
meine Durstgefühl kann nur durch Ersatz des verlorenen Wassers aufgehoben werden. Ueber
die Nervenbahnen, die das Durstgelühl vermitteln, ist wenig Sicheres festgestellt. Da nach
Durcbschneidung der die Mund- und Rachenhöhlc versorgenden Nerven: Trigeminus,
(ilossopharyngeus, Vagus, die Thiere ebenso nel trinken, wie in der Norm, erhellt, dass das
Durstgefühl centralen Ursprungs sein kann; damit im Einklang steht die Erfahrung, dass bei
manchen Affectionen des Gehirns, sowie bei Benommenheit des Sensuriums Durstgefühl nicht
mehr auftritt. Kann der Durst nicht gestillt werden, so treten bald, wahrscheinlich in Folge
Abnahme des Wassergehaltes der nervösen Centralorgane, zuerst Reizungs-, weiterbin Lähmungs-
urscheinungen und schliesslich unter stetiger Functionsabnabnie des Herzens der Tod ein. Das
Durstgefühl ist so peinigend und tritt so sehr in den Vordergrund, dass dadurch selbst das
Hungergefühl zurückgedrängt und die Aufnahme trockener Speisen verweigert wird. Der
Hunger wird vom Menschen länger und besser ertragen als der Durst. Während mit der
Dauer des Hungers das Hungergefühl mehr und mehr schwindet, nimmt, je länger die Wasser-
entziehung währt, das Durstgefühl in desto quälenderem Grade zu.
Für die Krankenernährung von Bedeutung ist die unzweifelhafte Thatsache, dass bei
acuten fieberhaften Krankheiten die Wasserausscheidung durch Haut und Lungen beträchtlich
gesteigert ist, ja noch in höherem Grade als die Koblensäureausscbeidung, die eine Zunahme
von 37 — 70 pCt. gegen die Norm erfährt. Daher macht sieh auch bei diesen Krankheiten
gesteigertes Durstgefühl geltend, zu dessen Beschwichtigung eine entsprechende reichlichere
Darreichung von Wasser oder anderen Flüssigkeiten erforderlich ist. Beachtenswerth ist, dass.
da bei Benommenheit des Sensoriums das Durstgelühl zurücktritt, ja ganz unterdrückt
ist, man fiebernden Patienten bei Apathie und Bewusstlosigkeit in regelmässigen Inter-
vallen Wasser einflüs.sen muss, denn kein acut- febriler Patient kann ohne Wasser-
zufnhr bestehen. Andererseits ist zu erinnern, dass bei acuter Gastritis und Gastroenteritis, so-
lange sich die hochgradige Reizbarkeit durch Erbrechen und Diarrhoen zu erkennen giebt, trotz
starken Durstgefühles die Wasserzufuhr ebenso wie die Speisezufuhr vorübergehend, etwa einen Tag,
unterbleiben muss, weil bei so hochgradiger Reizbarkeit der Magenschleimhaut Alles oder bei-
nahe Alles, was per os gegeben wird, auch wieder erbrochen wird. Das Einzige, was in der-
artig schweren Fällen gegeben werden darf, ist Eis in kleinen bohuengrossen Stücken oder
Eiswasscr oder eiskalter dünner Theeaufguss, thee- oder kinderlöffelweise gereicht; solche
kleinen, in regelmässigen Zwischenräumen von etwa '/2 Stunde gereichten Flüssigkeitsiiiengen
stillen den hochgradig gesteigerten Durst, ohne Erbrechen liervoraurufen.
Endlich sei hier nur noch des gesteigerten Durstgefühls der Diabetiker gedacht, das
durch die reichliche Wasscrausschcidung durch den Hara hervorgerufen wird. Das Harnvolumen
hängt einmal von den grossen Flüssigkeitsmengen ab, die der Diabetiker in Folge seines
Durstes aufnimmt, sowie von der diuretischen Wirkung des durch die Nieren austretenden
Zuckers und des reichlicher ausgeschiedenen Harnstoffes. H.äulig ist a\is letztcrem Grunde die
Hanrniengc schon an sich grösser als der Flüssigkcitsaufnahnie entspricht. In dem Maasse
als der Zucker- rcsp. Harnstoffgehalt des Harns heruntergeht, ermässigt sich die Harnmenge
und damit lässt auch das quälende Durstgefühl nach. Entsprechende Regelung der Diaet
bessert mit der Zuckcrau.sscheidung auch das Durstgefühl. Zur vorübergehenden Stillung des
Durstes kann man in einzelnen Fällen central wirkende Mittel, wie Opium, verwenden. Noch
schneller als durch einfaches Wasser wird das Durstgefühl beschwichtigt durch massige Zu-
sätzi-, wie Zucker, entweder in Substanz gegeben oder durch Kaueu von Brotrinde, wodurch
auch Zucker c'-bildct wird, indem Lösungen solcher krystalloVdeu .StofTe schneller p-sorbirt
werden als reines W^1sser. In derselben Weise scheint Brotwassor zu wirken. Von Manchen
wird auch als durststlllc-ndcs Mittel geriihnit, die (lande in AVasscr oinzutaurhi-n : am-h Däder
0. Liobrsich. EiiryL.lo|'ai'>lii'. II. lS»ti>l. r
[Dunit
— «6 —
Dysentei
»ullvu luauclimal dursUtilleud wirken. In beiden Källcn handelt i-s i>icli vielleicht um ^t
bibitiou der Haut mit Wasser, das weiterhin iu die Lympb- und Blutgefässe übertritt. ■
Dysenterie, K u li r. Die Dyseuterie ist weder vom aiiatoiniscliHii, iiucli vom aetiologiädfl
Standpunkt aus eine iMulieitliche Krankheit; nur (Ia>< klinisclic Krankhcitsbild S
scharf umschriebt-n. Dasselbe tritt in r-iner acuten und in eini-r ehroiiiüohen, I
eiupr opideinischen, in einer endemischen sowie in einer sporadischen Fonn auf. fl
Krankheit hat ihren .Sitz im Iiickdami, und zwar vorwiegend in den untersten nM
tien desselben: sie greift nur selten auf *Ien Hünndarm über, Sic äussert sicbfl
einer baemnrrliagischen Eutzüiidiuig der Schleimhaut <ler genaiuiteii P.irtieen (H
nimmt in schweren Fällen einen diphtherischen, j^augraenescirenden f.'hanikter ]fl
während in leichten nur ein Katarrh mit Neiguuia; zu lllutuugen und mit eveutuefl
Vereit«'rung von LyniphknOtchen zu constitiren i.st. In schweren Fällen komintfl
durch Losstossunp nekrotischer Srhlcinihautjjartien zur Bildung von Geschwüren fl
Als l'rsache für die Entstehung der Krankheit kimiuit eine gauzf Reihe ifl
Momenten in Betracht. Das epiileitiische und endemische .\uftroten der Dyscntifl
wei.st darauf hui, dass bei der Entstehiiui; der Dysenterie infectiöse Einflüsse <^M
grosse Rolle spielen müssen, wie M;ilariii, Erkllltuiig, Diaetfehler. .\ls eigentlidl
Erreger der Krankheit kommt nicht eine specielle Mikrobeuiirt in Betracht, sondfl
es besitzt, wie es scheint, eine ganze [{eihc von Mikroben die Fähigkeit, grleichartfl
anatomische YeTanderungen am Diirni und ein in seinen liruiuizüguu identisches Krtufl
heitsbild zu erzeugen. Da.sselbe ist hinsichtlich der Suhwen', in welcher es aufhfl
sehr grossen Schwankungen unterworfen. In leichten Ffillen sind nur geringe dW
peptische Beschwerden, mehr oder weniger zahlreiche, mit Schleim vermengte, leiflH
blutig tingirte, mit Tem-smus verbundene Stuhlgiingo .sowie Leilhschmerzen vorh.tndfl
Das Allgemeinbefinden hat entweder nicht oder nur wenig gelitten, Fieber fehlt fl
weilen ganz. In schwereren Füllen .sind silnimtürhe Erscheinungen viel heftiger. !■
.Mlgenu-inbelindeii zeigt eine scliwere Störung, Fielier kann zuweilen bis 30* «fl
liauden sein, der Pids ist lieschletuiigt «ml klinn, die Haut ist trocken, oft zeigt I
einen leichten Stich ins (ielldiche. die Wangen sind eiiigflallen, der (iesichtsausdnfl
ist ängstlich unti leidend, die Zunge ist trocken und klebrig. Die Patienten klageitfl
solchen Fällen über stnrki'ii Durst, über heftige Leibschmerzen von zusauinioiiziehM
dem, kolikaitigeui Char.ikter, sowie übiT starken Tenesinus vor, bei und nach M
Dcfaecation. tift strahlt der Tenesinus bis in die Blase aus und die Patienti>n zeiaB
Haniverhaltung. Das Abdomen ist in solchen Fallen massig aufgetrieben, auf Drql
an verschiedenen Stellen, besonders aber entlang dem Colon, speziell entlang dM
Colon descendens. eniptiiidlicli, das Colon (h'scendens ist meist als ein weicher, ifl
giger Strang zu fühlen. Die Anahlffnung und ihre Umgebung i.st meist gerOthet, fl
steht die .\iml>'>fliiHng offen. ller Stuhl ist .sehr liäutig, die einzelne iMitU^orung ■
an Menge gewridniich sehr spärlich, er enthftlt entweder breiige Faecalniassen H
sanunen mit blutigem Schleim oder blutigeni Kiter. oder er zeigt nur die Produfl
der haemiirrhagischeii Entzündung der Darniiimcosa. H.1n(ig sind Fetzen von abfl
stossener iiekrotist-her Darnischleiiidiaut iu ileui Genienge zu sehen. Der (jenich fl
Stuhles ist in der Kegel ein aashai't stiidcender Das Blut zeigt bnid hellrothe, bn
schwarzbnume Färlmng: bestehen dii- Stühle last mir aus Schleim, so kann dP
Stuhl eine glasige, bei Bewegung des (lefüsses zittenide, geleeartige Mas.se bildcfli
deren Farbe von den Faecal- und Blutbeimengungen abhilngt. in anderen Fftikii
kommen die sog. fleischwasser.'ihn liehen Stühle zu Stande. Reichliche Eitcrbeimen-
guugen finden sich meistens in vorgescliritteiii'n .Stadien des Proce.s.ses. In «Jett-
jeuigeu l'ällen. in welchen die Dysenterie nhni' Com)>!icationen von Seiten der A^
ibiniitialorgane zur Abheilung gekommen ist, Ideibt gevvühidich eine sfcirke An-
fiilligkeit des I »armes gegen Noxen irgr-nd welcher .\rt zurück, sodass ein solcher
Darm .lalire lang, speciel! im Sommer grosser Schonung bedarf, wenn man nicbt
riskiren will, dass einfache Diarrhoeeii, weiche iu .solchen Fällen zu einem lanr
wierigen \'erlaul neigen, oder liei-idive der Kninkheit eintreten. In vereinzelten FilikD
sind als Nachkrankheiten jieripherische Lähmungen besimders der unteren Extremi-
täten, ja sogar echte Rfickenmarkslflhmimgen beob.ichtet worden (.lacobi), jn dm
Tropen multiple Leberabsce.sse.
Die Behanilliing der Dysenterie hat 1. dem Kräfte verfall zu steuern, 2.
Heizung der Dannmucosa und der Darmperistaltik zu verhüten, 3. den Entzflndl
[Dysenterie — 67 — Dysenterie]
process selbst und seine Ursache zu b(;kämpfen. Die erste un»! «lio zweite Tndicatien
werden vorwiegend auf diaetetisrh-hygienischein Wege erfüllt. J)io Nahrung sei reiz-
los, aber kräftig. Ks gelten hier die gleichen Principien, wie für die diarrhoisrbe
Fonn des chronischen Üarmkatarrhs'', sowie für den acuten Darnikatarrh*. .Mit der
Anwendung der Milch sei man vorsichtig. Die Hvacuatiun des Damies ist hier
wichtiger als eine Darmantisepsis''. Man gebe trotz der Diarrhoe im Beginn Ri-
ciiuisöl, welches den Kcizzustand des Dannes nicht erhöht. Da der Hauptsitz der
Krankheit im Dickdarm ist, so wird die Reinigung des Darmes sehr gut durch Rn-
teroklyse" erreicht und durch eine Abführbehandlimg unterstützt. Von Arzneimitteln
kaini man die Radix Ipecacuaubae und zwar in sehr grosser Dosis: l'^ bis 2, ja
bis 4 g pro die allein oder mit 15 Tropfen TincturaOpii, auch nach einem heissenBadc
1*2 — 2 g geben, und etwa 10 Stunden später sowie am folgenden Tag eine kleinere
Dosis (0,5 — 0,75 g) folgen lassen. Die Ipecacuanha kann, wenn per os nicht vertragen,
eventuell per clysma gegeben werden. Sodann ist die Cortex Simarubae empfohlen:
(-'ortex Simai-ubae 30,0 : 300,0 oder Cortex Simanibae, Radix Granati u 10,0, macera
in vino gallieo 750,0 per horas XX. S. 0 — 8 Esslöffel täglich. Subcutane Morphium-
injectionen (Aufrecht), sowie der Gebrauch der Opiate sind im Verlauf der Behand-
lung nothwendig. Die Wirkung der Opiate in den Fällen von Dysenterie ist nicht
nur eine schmerzlindernde, also symptomatische, sondern sie erleichtert und be-
schleunigt durch Ruhigstellung des Darmes direct eine Abheilung der anatomischen
Laesion. Da die Opiumbehandlung ausserdem den Verlust eiweisshaltiger Körper-
.säfte bei der Dysenterie einschränkt, so ist sie auch aus diesem Grunde iudicirt.
Das Opiimi giebt man nach ausgedehnter Evacuation zunächst in grosser Dosis,
um einen sofortigen sicheren Erfolg zu erzielen; alsdann giebt man kleine, aber
häufige Dosen weiter, um die erreichte Wirkung zu erhalten. Man kann sowohl die
Tinctura Opii anwenden, als das Kxtractuni Opii oder das Opium pulveratum, i»e-
sonders in Form des l*uh-is Doweri. Man verbindet gern mit Opium die .Vdstringentien,
wie beim chronischen Darmkatarrh ^, auch kann man <]amit die Darmantisepsis " com-
biniren.
Die locale Behandlung durch Flnteroklyse" zeigt bei der Dysenterie einige Be-
sonderheiten. Zunächst muss die Einführung des unter allen Umständen weichen
Ansatzstückes des Irrigators aus naheliegenden Gründen sehr schonend luid vorsichtig
geschehen, sodann lasse man nur bei halb geöffnetem Hahn und unter niederem
Druck einfliessen. Man wähle die Zeit kurz nach einer Stuhlentleenuig, bei Empfind-
lichkeit des Anus gebe man zuvor ein Cocain- oder Eucainsuppositorium. Je nach
der Indication gebe man Reinigungs-, adstringirende, desinficin-nde oder narkotisirende
Klysmen, dem ersteren Zweck dienen lauwarme mit Zusatz von Natrium chloratum
(Iproc), Natrium bicarbonicuni (1—2 proc), adstringirend wirken Klysmen, wenn sie
entweder eiskalt oder heiss (45'* C.) verabreicht werden. Von adstringirenden Zu-
sätzen empfehlen sich: Tannin 1 —2 proc. selbst 5 pCt. werden längere Zeit mit gutem
Krfolg verabreicht (Strauss), ferner Argontuin nitricuni in <ler (/oncentration von
0,1—0,3:200, doch kann man noch höhere Concentrationen, bis Iproc, wagen,
wenn man das Clysma rasch wieder ablaufen lässt und den im Darm zurückge-
bliebenen Rest von Argentuqi nitricuni durch ein sofort verabreichtes Kochsalzclysma
unschädlich macht; ferner l'lumbuni aceticum (0,2 bis 1,0:2(X),0), Zincuni sulfuricum
(0,2—0,5:200), Alumen (1,0— 5,0 : 5(J0,0), Liquor Aluminii acetici (0,5— 1.0 : 20t),()),
lii<|nor Feni sesquichlorati 10 Tropfen auf ein Clysma von Haferschleint verabreicht.
Von einer Scbüttclmixtur von Bismuthuni subnitricuni 10,0— 20,0: 2(K>,0, wie sie bei der
Behandlung des Ulcus ventriculi in (iebrauch ist, sieht man gute Erfolge, doch mitss
hierbei, da sich das Praeparat schon im Schlauche absetzt, der Einlauf relativ nuscli
erfolgen und etwjis warmes Wasser nachg«.'gossen werden. Die Menge des Clysma
sei bei den adstringirenden Klysmen nicht zu gross, etwa 2(K)— ;)(K» ccni, damit sie
länger zurückgehalten werden können, wälin;n(l die Reinigimgsklysm<>n reichlicher
(I IJter) sein können. Häufiger Wechsel der adstringirenden und der desinficirenden
Substanzen d('s ("lysin:is ist zur Vermeidung einer Intoxication angebracht. Von den
l)e>iinticientien kommen in Betracht: Acidum boricum (1 - 2 proc), Natrium salicyli-
cum(."i.O - 10,0:r>(K),()., Bor-Salicyllösnng. Menthol > i ' aprom.. ("reolin 0,5 : r>(Kl,0.
Leider vertragen manche l*:itieiiten wegen der Reizbarkeit des Rectum die Klysmen
nicht, sodass ni:ui die Localbeliandhuig in diesen Fällen einschränken nm.s.^. Man
\erabnMclit in inittelscliwereii und schweren Fällen täi'licli 2 :t KUsnien. ein Kejiii-
I Dyspntcric
DjrsI
;riiiij;scl>siii:i, ein (i(«inflci rentier, i-iii adstriiigireiiiles Clysina. Am loichtesti'ii zu ^H
hehren ist das narkotisclu' Clysmn, uui es bis zu einem gewissen Grade zu erseti^l
(•rapfiehlt sieh ein Zusatz von Gununi arabicum TO— 5Ü g, sowie von lO — 2<) Trop^f
Tinctiu-a Opii. Kann man nur ein Clysnia pro ilif geben, so ist am besten eine TanoH
eingiesRung von 10,0: 1(X)<J,(), entweder lauwarm oder heiss. Hei hodi^radij^ein Tenesi^|
itiinneii besondere Klysmen von Tinctura Opii nothwendip werden, lö Tropfen Tinct^H
(l|(iiin 100 — 200 ccm Stärkeabkochunj: oder HaIVM-sehleini. Oft wird man jedoM
mit der Verabreicbung von ()|)iurnsu|)])ositorien event. mit Zusatz von Kxtrac turn Beflfl
donnae (0,03 — 0,05) oder Kxtractuni f'annabis indieae (0,03 — 0,05) zum Ziele konna^l
Man kann diesen Stijtpositorien zwcckraässip einen ZiLsatz von Tannin geben. Manol
mal wird der Tenesmns dureli CocaTn- oder Rucainsuppositorien bedeutend erleichMtJ]
l'eiiilicbste Reinliaifung der Umpeljung des Anns (lurth Sitzbitdor, }t«>streicli«a|
des Anus mit I^nmilin etc. ist nöthip, um Intertrigo zu verhüten; die ErsrJiH
nungen der Parmkolik* und der Dnrniblutung* werden nach den :inr;egehei^|
Refseln bekiimpft. Bei der Darmhiutuni; vviiren von iocaltherapenti.<ehen Mcthoilen dl
noch Eiswasserklysmen, 5 — 10 Tropfen auf eine Tas.se Hafersrhleim, oder heion
Klystiere zu nennen, sowie Klysmen mit Liquor Ferri se,<(|iiichlorati. CoUapaBt I
stände werden durch AnaJeptiea'"' bek5ni]ift: bei l*erforatiiins](erit(initis tritt nein I
einer energi.scheri Opiumtherapie eventuell eine ehirurgisclie Therapie in ihr Recht 1
In der Behaiullung der chroiiisr jicn Dysenterie spielen Trinkkuren mit Karlsbader 1
Wasser eine R(dle. Man giebt Karlsbader Wasser alle 2 Stunden in kleinen Hosen, t.%. I
50 g, und lauwarm. Narben werden dureh successive iJehnimg mit Bougies odal
auf operativeiu Wege beseitigt. Leberabscesse erfordern ein chinirgisches Eingreifet 1
Anaemien, Kachexien werden in entspri-ebender Weise behandelt. Wo Malaria eiBtl
Disposition für die Dysenterie abgab, ist Chinin jier os oder per rlysnia indicirt. ^
BTRAUSa ■
DjsidroRis bedt.'utel d.-is Aiiftruten von V'csikeln umi Pusletn auf gerülhetcr Basis, die ni^|
die Uandti'jler und Kusssohleti, sowie Finger und Zehen befallcu und gi'wöhnlich in ein^|
Tagen oder wenigen Wochen zur Heilung kommen. Da das Leiden meist an den H.-indeu ^|
bei Personen, die an Hypcridrosis manuum leiden, vorkommt, schlug Hutchinson die ^|
Zeichnung Cheiroponi pliolyx vor, ein Name, der insofern nicht ganz zutrifft, als in ^|
einzelten Fällen ,auch das Gesiebt mitbctroffen wurde. Die .\ufstellung dieses bejioniia^l
Krnnkheitsbildes ist noch nicht allseitig acceptirt, da die .MTeetion von anderen Aut^|
(Kaposi) für ein einfaches acutes vesiculöses rcsp. pu.stulöses Ekzem erklärt wird. Th4^|
peutisch kommen die für das Ekzem' geltenden M:tas.snahmeii, Umschläge mit Aqu.i Plu^|
BorsäurelüsuDg, essigsaurer Thonerde, Borlanoliii. Tbilniiinum molle. /inkoxydpfla.stcrm^|
2proc. Salicylaäureseifenpflaster, zur Anwendung. ^^B
SAAL FELD H
Djrgkrasie. \on Hippokratcs an bis zum Sturze der Humoralpathologie spielte die M^|
von der Dyskrasic, d. h. der schlechten Mischung der Säfte, eine grosse Rolle. Man ti^|
schied die acute und die chronische Dj.skrasie und hatte von der letzteren die Vorsti?lla^|
dass sie sich auch dircct auf die Nachkommen vererben künnte. Dnbei ging man von ^^k
Voraussetzung aus, da.ss die Dyskrnsie ein den Säften und speciell flem Blute dauernd ^|
haftender Zustand werde. Diese Voraussetzung liel natürlid) mit dem Eintritt der Ocllol^l
Pathologie und man nimmt nun an, dass nicht das Blut o4cr die .Säfte in ihrer schleoli^l
Zusammensetzung sich mangelhaft aus sich selbst regenerirt-n. sondern dass eine schlM^I
Zusammensetzung des Blutes und der Säfte von kranken Organen herrührt, die zu der Blfl
bereitUDg in Beziehung stehen. Nicht also der Beginff der Dvskrasie änrierle sich oder ^|
verloren durch die Einführung der Cellularpathologie. wie vielfach fälschlieh angenoml^l
wurde, sondern die Entstehung der Dyskrasie wurde durch die Cellulai-pathnioirie crlai^l
und erkannt. Die .Anschauung von der acuten Dyskrasie ist sogar z. Tli. unvcrän^l
stehen geblieben, indem man sich vorstellt, dass verschiedene Substanzen (Miasmen) eine i^|
unreinigung (Infection) des Blutes erzeugen und direct zu einer Zersetzung desselben flH
inentatiou, Zymose) fiihren können. Eine kurze Zeit hindurch ist versucht worden, den amH
Hegriff der chronischen Dyskrasie wieder aufleben zu lassen und zwar von Seiten der B»l-
feriologcn, als sie fanden, dass das Blut nach überstandenen Infcctionen gewisse .\cnderuacel
eingeht und mehr oder weniger lange Zeit festhält. Ja man hat versucht, diese Thatsacbc »1»
einen Einwand gegen die Cellularpathologie zu gebrauchen. Aber auch die Bakteriologen «vi
allm.^hlich zu der Erkenntnis» gekommen, d.asi es nicht die Säfte sind, die sich primär u
dieser Weise verändern, sondern die Zellen und Organe, von denen die Säfte geliefert wcrdn.
Es »tcht also nichts im Wege auch von einer chronischen Dyskrasie zu spreehen. Ktta
m.an sich nur klar ist, dass es nicht die S,äfte sind, die aus sich heraus die schlechte Wirtam
producircn, soodcrD dass es Erankhcitszustäude bestimmter Zellen oder Organe sind, d^H
[Dyskrasir — Ofl — DysmouorrlioeJ
ilic fortwährend und iuimor wieder aufs N«uc den Säften .Stoffo zugeführt werden, die ihr»^
normale Mischung verändern.
HANSEHANN.
Dyalexle (<?yc und iiytiv). Mit dem Namen Dyslexic hat Berlin 1887 eine besondere Art der
Wortblindheit bezeichnet, welche sich in folgender Weise eharakterisirt: Der Patient kann
beim Lesen nur wenige Worte hinter einander herausbringen, er empfindet sodann einen grossen
Widerwillen gegen weiteres Lesen und bringt dieses auch absolut nicht zu Stande. Bei einem
neuen Versuch nach einiger Zeit liest er wieder 3 — 5 Worte correct, und dann gelit es nicht
weiter. Dabei besteht keinerlei Affectiou des Sehorgans, wohl aber sind Krscbeinungen vor-
handen, welche auf eine linksseitige Uiruaffection hinweisen, wie Zuckungen im rechten Facialis,
Paraesthesicn in einer rechtsseitigen Extremität, rechtsseitige Hemianopsie u. s. w.
Die Dyslexic gehört der grossen Krankheitsgruppe der Aphasien an. Sic ist in der
grossen Mehrzahl der Fälle ein Vorläufersymptom schwerer Herderkrankung im Gehirn,
welche in der Regel durch Gefassaffectionen bedingt wird, und wird demnach immer als eine
ernste Störung aufzufassen sein. Ob auch bei functioncllen Erkrankungen Dyslexio vorkommt,
darüber fehlt es bisher noch an sicheren Beobachtungen. Die Möglichkeit wird jedoch nicht
von vornherein von der Hand zu weisen sein. Auf jeden Fall muss der Arzt eine bestehende
Dyslexic als ein Symptom betrachten, das die Entstehung schwerer und unheilbarer llirn-
crkrankung befürchten liisst. Die spcciellc Therapie wird sich nach der Art der etwa nach-
zuweisenden Arterienerkrankung, ob syphilitische, altieromat^se oder andersartige, richten.
MENDEL.
Djslogle. Dyslogischc oder dysphrasischc Sprachstörungen heissen diejenigen Störungen
im Sprechen, welche durch eine Störung der Intelligenz bei Krhaltcnbleiben der Function der
Sprache hervorgerufen werden. Die Abnormität kann bestehen in einer zu raschen Sprache
(Logorrhoe, Polyphrasie, besonders bei Exaltationszuständen) oder in einer Verlangsamung
derselben (Bradyphrasie) bis zur vollständigen Stummheit (Mutitas s. Aphrasia voluntaria,
besonders bei Depressions-, paranoischen, auch hysterischen Zuständen). Abgesehen von dem
Ablauf des Sprechens kann die Form, in welcher gesprochen wird, krankhaft verändert sein.
Es giebt Geisteskranke, welche nur mit erhobener, lauter, auch schreiender Stimme sprechen,
andere reden monoton, noch andere declamiren mit pathetischem oder theatralischem Ton
dieselben ganz oder zum Thcil inhaltlosen Phrasen (Verbigeration). Die dyslogische Sprach-
störung kann ferner in einer Veränderung der Syntax bestehen, wie Verlust des Vermögens zu
conjugiren, Sprache im Infinitiv, Sprechen von sich in der dritten Person, AgrammatismiLs,
Akatapha.sie. Endlich erscheint die dyslogischc Sprachstörung in dem Inhalt des Ge-
sprochenen, durch gewisse Ausdrücke, Bezeichnungen, welche den Wahnvorstellungen ihre
Entstehung verdanken. In manchen Fällen kommt es dabei zur Neubildung von Worten (Neo-
logismen). Die Behandlung dieser Zustände wird sich in erster Reihe auf die psychische
Krankheit beziehen, welche dem Symptom zu Grunde liegt. Einer besonderen Behandlung be-
dürfen jedoch die dyslogischen Sprachstörungen der Idioten. Sie zeigen sich in
Sprachlosigkeit, verlangsamtem, geschwätzigem Sprechen, öft«r in der Form der Echolalie,
wobei in der Antwort auf eine gestellte Frage diese selbst wiederholt wird, und in den eben
erwähnten Störungen der Satzbildung. Bei diesen Idioten kann, wenn dieselben nicht auf
einer .sehr niedrigen Stufe stehen, durch Sprachlehrer mit der nothwendigen Geduld und Aus-
dauer manches erreicht werden. Endlich sei noch erwähnt, das.s gewisse dyslogischc Sprach-
störungen auch bei geistig Gesunden vorkommen. Dahin gehören die Embolophrasie, das Ein-
schieben ungehöriger Worte in die Rede, die Angophrasie (Gasen oder Staxen), Unterbrechung
des Satzes durch gedehnte Vocalc oder Diphthonge, das Poltern und Brudeln (ßatturismus
oder Tumultus sermonis); die Sprache nimmt einen hastigen, sich überstürzenden Gang, indem
sie einem unruhigen, sich überstürzenden Denken folgt. Derartige Dyslogien kann man, wenn
sie bei Geistesgesunden vorkommen, durch langsames, lautes Lesen. Declamiren und einen
methodisch geleiteten Sprachunterricht bessern und heilen.
MENDEL.
Dysmenorrhoe. lUe Dysmenorrhoe, oine besonders starke Sohmerzhaftigkeit zur Zeit
der Menstruation, ist keine Krankiicit sui generis, sondern nur ein Symptom sehr
verschiedenartiger Erkrankungen. Deshalb kann auch die Therapie keine einheit-
lirhe sein, sondern mu.s$ sich an die iirsprüngliciien Jieiden anlehnen.
Wir können drei Hauptgruppen von Dysmenorrhoe imterscheiden : 1. Die Dys-
menorrhoe hei Allgemeinerkrankungen, 2. die Dysmenorrhoe bei Entwiekelungsfehlern
der Genitalorgane. 3. die Dysmenorrhoe bei Erkrankungen der (ienitalorgane: a) des
Uterus, b) der Tuben, c) der Ovarien, d) des Be<'ken-Peritoneums. Häufig sind bei
der Dysmenorrhoe verschiedene dies<>r ursächlichen Leiden zusanmien betheiiigt.
Von Allgemeinerkrankungen kommen für die Dysmenorrhoe hauptsächlich
zwei in Betracht: die Chlorose* und die „Nervosität". Die Beiiandlung muss sich
gegen diese beiden Grundleiden richten und wird daher nnr in Ausnalimefällen, bei
[Dysmenorrhoe
70 -
DysoiRnoi
glcicfazeittgcii Genifalerkrankuiigen. finc local«- soin. NpIk«« passcndt.'» bv_-=r-- -■
Verordnungen, wie Bewegiuig in freier Lnft, gymnastiscben Uebungen, ^ lA
Diaet, Mastkur, Vpnneidungc-n der Kinschinirutigen durch das Corset, kuimiiT d
das grosse Heer der Eisenpnieparate und dtT schmerzstillenden Mittel in Hetra^
Von letzteren sind besonders gerfdimt wfirden: Antipyrin (in grosser eiiiin:iliger Itfl
von 1.3—1,5 g), Chloralhydrat. Opiate, BroDikuli, belladonna, Hyoscy.imus, fl
foetida, Tinctura Strychni mit Tinctura C;istorei aä 3 mal tflglieb 15 — '20 gtt., H
tractuin Vibumi prunifolii 3 mal täglieh 1 Theelöffel, Cerium oxalirum in DoHcn fl
0,3 stündlich, Apiol in Dosen von 2 cg früh und Abends in Kapseln. Daneben Bfl
ruhe, heisse Sitzbäder, heisse Umschläge, heisse (ietränke. Von vielen, be«0D^|
englischen un<l franzr>sischen Autoren, wird die Suggestion bei nerviiser L>y.sinpnonfl
empfohlen; ja selbst über Dauerheilungen durch Hypnose wird berichtet. In l>eu]^|
land steht mau, und wohl mit Rocht, dieser Methode noch recht skeptisch gegeaOlB
Die I)ysmenorrhoe bei Enfwickelung.sfehlern der Genitalorgane («rfoTd|
meist eine operative Therapie. Sie nimmt auch .>*oii8t -.mdercn Dysmenorrhöen gegfl
über eine Sonderstclltnig ein, insofern liei ihr der Alifluss des Menstrualblutes sa|
oder auch gänzlich beliieulert i.'<t. Wir finden diese Dysmenorrhoe bfsonders fl
allen Atresieu des (ieuitalschlauches, mögen ilie.^c nun sitzen im Hymen (HaendH
kolpo.s), oder in der Scheide (ILienK-itokolpos und Haematometral, oder im Cetfl
(Haematometra und Haernatosalpin.x) oder nia^ es sich fiidlich um l'tt-rus hic4)^|
mit Verschluss eines Flortis (Haematometra lateralis und Haematosalpinx) hand^|
Die operative ISehnmllnng in solchen Fällen ist desto leichter, je tiefer die Atr«^!
ihren Sitz haben. Ikn Verschluss des Hytnen oder bei Stricturen der Vagina geni^
eine vorsichtige Incision der Versehlu.s.sineinbran mit nachfidgen<ler Offenhaltung der-
selben. .Ii' höher oben aber die .\tresie sitzt, desto sclnviTev gelingt eine dauernde
Offcnhaltung derselben, und di'sto lifniligiT liiuicl sich HroMnatosalpinx. In derartig«
Fällen hilft man den Kranken am besten durch die La|)arotnmie mit Entfernung d»s
verschlossenen l terushornes und der erkrankten .\dne\e. Ebenso tritt die Laparo-
tomie, und zwar die Castratinn. in den Fällen in ihr Hecht, wo es sich iini rudimen-
täre Entttickelung oder <räiizliclies I'ehlen des Iterns und st.irke Molimina luenstruaUk
handelt. Die lieliandlunj; der Dvsnu'iiorrhoe bei Erkrankungen der Genitalorgane, M
mal bei Erkrankungen des l'lenis, wird am häutigsten dem Praktiker unterkoirniNV
Wir treffen die liysmenon-hoe bei Stvnose eines oder beider Orificia uteri, bei Po-
lypen oder M>()nien des rtenis, bei L.igeveränderungi'u, besomlers bei iler Retroflraiii
und spitzwinkeligen Anteflexio, bei Metritis und Endometritis. Kür die Stenosen is
die beste und einfachste Methode die ausgiebige Er\veit<'ning des Cervix mit Dib-
taturen niul zwar in einer Sitzung in Narkose cvi'tit. verlmiiden mit einer Discissiou
des äusseren Muttennundes. l''ür f'oly]ien und submncöse Mumie kommt .-illein dir
Extirp.ition dieser tieschwfilste in Frage, für LageverSnderutigeii dir- ( orrection durck
Pe.ssare. die neuerdings ganz nnt lUrecht zu Gunsten einer sehr unsielifren opera-
tiven llehandhing (Vaginotixatioii) bei manchen Gynaekologen in Misscredit g;ekonim«fi
sind. Für liie .Metritis und ICiubujietritts concuiriren zwei tlierapentische Verfahi-en mit
einander: das Cnrettement und der constante .sJtroni. Dii' Erfolge des ( 'urettenieiil
sind in einzelnen Fällen völlig befriedigende, d. Ii. dauernde, in anderen aber «ehi
man schon nach zwei oder mehr schmerzlosen .Menstruationen dieselben fieschwerdrn
wieder auftreten wie ehedem. Es ist deshalb von mancher Seite (Reainy) der Vor-
schlag gemacht worden, in 14tägigen Intervallen 3— 4 Auskratzungen lunter ein. and«
vorzunehmen — eine Uehandinng, mit der man in fler Praxis sicherlich nnd mit Recht in
den meisten Fällen auf energischen Widerstand stossen wird. Rathsamer ist es. die
Wirkung des Cnrettement durch s lU nachfolgende intrauterine -lodinjectionen zu ver-
stärken. Die Behandlung; mit ilem constanten Strom venschalft sich neuerdings mehr un"l
mehr Anhänger ninl ihre Wirkung ist in der That oft eine iilierriisrfieiide. '/,\i em-
pfehlen ist folgendes Verfahren: Kathode in .l'orni einer Alninininin.sonde intrauterin-
Anode oberhalb der Sym]dnse; Stromstärke 21) :iu Milliainpefes: Dauer .3 — ö Mi-
nuten: .Anzahl der Sitzimgen 2 — 6, Je nach dem Erfolg evi'rit. während mehrerer
.Monate. Neben diesen beiden Hehandlnngeiv wird nran der idiiMi angeführten Medi-
camente oft nicht entrathen können. Die Dysmenorrhoe in Folge von A dnexer kr.in-
kungen oder peritoniti.schen Processen erfordert zuuäch.sl eine resorbirende Behand-
lung durch Bäder aller Art, besonders in Form von Sitzbädern und Ichthyol-Gly-
cerin-ICinl.Tgen, waime Scheidendouchen, Priessnitz'sche L'mschläge etc. Erst wcno
[Dysinonorrlioc
71 -
DyspliagifJ
Uit-sc vpisapl, ist ilie ßxtirjiation der Di-kniiikti-ii AdticM' mU-r ilit' Ijlutigf Lösung
der Adlun'sioncn entweder per v;iginain oder |>er laparotomiam indicirt. Die Massage,
die eine Zeit laiif; in der (ivnackolofrie so sehr modern war tiiid aneh für die Dys-
menorrhoe empfohlen wnrde, spielt heute nur noch eine mehr untergeordnete Rolh'.
Grandin will eine typische I>ysmenorrlioe ohne jede Genitalerkrankung durch Ex-
tirpation des cariösen Steissheins geheilt hahen.
Kine eigentliiitn liehe, nicht gerade seltene Form ist die Itysineniirrlioca mem-
branacea, deren Aetiologie noch gar nicht erklärt ist. Sie besteht darin, dass am
zweiten, driften oder vierten Tage der Menses unter starken Schmerzen eine Membran
au8ge«tossen wird, die der oberflächlichen Schicht der Mucosa uteri entspricht und
oft einen frirmlichen Abguss der Ttentshöhle darstellt. Mikroskopisch zeigen diese
Mendirancn am häutigsten die ['ormen der interstitiellen Kndoinetritis, bei der das
liitiTct'llulargewebe mehr :üs die Stroraaatellen betheiligt ist. l>ie Therapie dieser
Dysmenorrhoe i.st leider noch eine ganz unsichere: vrdlige Heilungen sind äusserst
.sfiten. Davon ausgehend, dass die Membranen das l'roduct einer Entzündung ilar-
sti'lleti. hat man möglich.st energische .Viiskratzungen mit nachfolgenden intrauterinen
.loilinjrjctiouen gemacht. Die Resultate sind aber schlecht, sodass man keine Garantie
für den Erfolg übernehmen kann.
Hierher gehört endlich noch der sogenannte Mittelschmer/,. Auch über die
.\i'ti(»logie dieses Schmerzes, der in der Mitte zwischen zwei Menstruationen nuftreti-n
und 'i— H Tage anhalten kann, weiss man noch nichts Sicheres. Steffeck beob-
achtete ihn nu'hrmals bei Retroflexio uteri und bei vorhandenen oophoritischen und
jierioophnritischen [Vocessen, jedoch sind derartige pathologische Befunde bei jenem
Schmers: nicht cnnstant und deshalb auch aetiologisch bisher nicht zu verwerthen.
In der Behandtiaig luu.ss man sieh mich aul rein symptomatische Mittel (Opiate etc.)
beschränken im<l zufällige Coiuplicationen seitens der Genitalorgune, wie :iuch sonst,
zu corrigiren suchen. stefpeck.
' Dyspepsie, N'erdauungsstrirung. Dem Wortlaute nach ist die Dyspepsie nichts
.inderes als ein Symptom, welches den verscliiedensten Erkraukungen des Magen-
1 Darnicanals zukommen kann, also die Bezeichnung einer ftinctionellen Stönmg. alwr
I nicht eines bestimmten krankhaften l'rocesses. In tlii^em Sinne kann man von einer
.\|>epsie imd Rradypepsie als Abarten der Dyspepsie, von symptomatischen und sym-
|iatliisclien, functionellen oder organischen Enrmeii derselben sprechen. Todd .«teilte
eine atonische, inflamni.atori.sche irritable und folliculiire ga-strische Dyspepsie .auf.
Dil' Franzosen, z. B. Damaschinu, unterscheiden zwischen einer Dyspepsie acide,
D\spepsie es,sentielle. DysjMjpsie flatulente, einer Dvspepsie des liijuidcs. Das alles
.sind aber keine abgegrenzten Krankheit,stv'i)en, sondeni nur .\eus.serungen der
verschiedenartig.sten .\ffeclionen, welche sich im Verdauungssc.hl.iuch vorfinden
und .sowohl .auf organischer Laesion beruhen, wie auch rein functioneller Natur sein
kfiunen. Es ist daher nicht angängig, wie man «lies früher gethan h.at, aus der
,,Dyspepsie" ein eigenes Krankheitsbild zu gestalten und darunter Störungen der
Verdauung zus.amnienzufassen, die ihrem Wesen nach .sehr wohl .auf einzelne be-
stimmte, gut charakterisirte Ursachen zurückzuführen sind. Dies war so Lange allen-
falls berechtigt oder zulässig, als eben diese zu (irunde liegenden Ursachen noch
nicht erkannt waren imd eine Einsicht in die feineren Vorgänge der Verd.auungs-
stcirungen fehlte, soda.ss man z. B. <lie verschiedenen Formen der kat.arrhalischen
Erkmiikung des Magens nicht von den unter ähnlichen Erscheinungen verlaufenden
Neurosen oder den Motilität.s.st/'irungeu des Organs trennen konnte. Heutzutage, wo
wir auch eine Reihe von Krankheiten der Verdauimgsorgane, die äu.sserlich imter
.sehr ähnlichen Erscheinungen verlaufen, von einander zu sondern im Stande .sind, und
unser Kestreb<'n dahin geht, die ratbnlogie nicht auf eine symptom.atische, sondern
auf eine anatomische resp. chemische Ba.sis zu stellen, kann der Begriff der „Dys-
pepsie'' als einer eigenen für sich zu behandelnden Krankhcitsspecies nicht mehr auf-
recht erhalten werden. ,„.,n
Dygphafrie, Schlingbeschwerden. Krankheiten der Mundhöhle, des Rachens und
j der Speiseröhre, sowie äusserlicher mechanischer Druck .auf die letztere können
Schlingbeschwerden veranlassen. Auch bei Erkrankungen des Kehlkopfes mid bei
I gewissen Nervenkrankheiten kommen Schlingbeschwerden vor. Mit Bezug auf die
lUjMlihai^ir
72 -
Dy»|
i*br»u
S3u0
LObH
Kr;uikh<nt<.-n der Miiiullirilil«.-. des H.iclii-ns iiinl ili-s K"'hlkojj|(.>s i;iulioi-fitlö8e(tt~«rli«
und lidiltniU'i, bot dciioii ScJilin^beHrhwcrdcii rfKp. d:is L'nveriiirigi;ii xit sfclil
als secuiidärt' ErsclKnimiigpii auftreten, vcrw t-isoii wir auf die bi-tr^fToiiden («j
(Augiiia tniisilluris, Angina Liidnvici, Diphtberie). Die Vcraniassuni; eu Schi
hpsrhwiTdcn, dio \t»ii der Spcjscröhr«' ausgehen und sieb bis zu v()lli«;t?r Vn
kcit /,u schlingen, d. h. die Schluckniasae in den Magen zu bringen, steigern
ist in organischen \ erSnderungen oder funr-tionellen Störungen gelegeu.
treffen entweder die durch vei-schbiekte Fremdkör[M'r u. Aehnl. bedingt« Un'
keit oder Neubildungen auf re.sj). in der Wand der .Sj)eiseröhre (I>ivcrtikof
schwülfite, Narben) oder acute Kntzündungen and Ulcenitiimen (idiopathischr E
Zündungen, \ erltrennungen, Verätzungen, Traumen) oder endlich sind di« Schlii
bcsrhwerden durch abnonuen Druck von aussen auf <lii' Wand di'S ite.sophagus
dingt. Die functiunellen Störungen sind nervöser Natur und können entweder Rei
erscheinungen sein oder centralen Ursprung haben. (legen acute Rntzüiidui
sind Eispillen r(«p. Kisw.isser in kleiuen .Mengen zu verschlucken und bei hol
Sitz der Entzündung Hliscravatten inn den Hals zu legen. Von der innerlichen
n'ichung von Atlstringentien wird man sich wenig versprechen dürfen, da bek
lieh die Schluckni.isse in weniger als ' ... Secunde ilie Speiseröhre ilurclilfiuft. Im
hin kann m:in es mit Gurgelungen von Tannin, Maiui und dein inneren (j
von Tannin versuchen. Meist pflegen die Schmerzen grösser als <ler eveiit. N'u'
zu sein. Bei Aetzungen handelt es sich zunächst darum, ob dieselben durch
oder kaustische Alkalien verui-sacht sind. Krsterenfalls bringt man Alkalien,
ilerenfalls Säuren zur Anwendung. Hieran werden verwendet .\qua Calciis, (
alba. iMagnesia us1a in wäs.seriger Aulschwemnnmg (1 : ")) und .sclileiiuige alkali:
Lösungen, z. B. ein Altheedecuct mit Natrium bicarbnuicum ixier .-uidererseits
gen von Acidum tartaricuin von 1 — 5 pCt., verdünnte Essigsäure und Citronen:
(lAnzlich zu vermeiden ist in scdclien l'ällen, wo es sidi zumeist auch um eine
ätzimg der Magenschleimhaut handelt, die .Anwendung des Magenscblauehes.
solchen l'"ällen muss man mit der Hillführung von Sonden, Schläuchen
Schlundschwämmen äusserst voi'sichtig sein oder am be.sten ganz davon A
nehmen, weil man nie wissen kann, wie gross die Nekrose der Wand des (J
phagus und damit die Gelegenheit zu einer Perforation desselben ist. ]>!••
tenen syphilitischen und tuberculöseii Neubildungen inni-rhaib der SpoisfTöhre Im'-
dürfen einer speeitischen Behandlung. Bei ilen weitaus die raei.sten Külle um-
fa.s.senden malignen Tumoren ist vor Allem auf möglichst kräftige Ernähning der
Patienten, die sich gewöhnlich erst dann einer Behandlung unterziehen, wenn Ste-
noseerscheinungeu auftreten, (iewicht zu legen. Im Allgemeinen kann es sich <bibei
nur um breiige oder flüssige Nahrung bandeln. Da aber unter diesen Umständm
regelraä.ssig auch die Magenverdauung darniederliegt, empfiehlt es sich, von Mitteln
Gebrauch zu m.achen, welche gegen den gleichzeitigen Schwäcliezustand der MAgen-
function bei Magenkatarrh*, Atonie des .M:igens, Anadilorhydrie gerichtet sind
Wenn schliesslich die Stenose .so hochgradig wird, dass eine Ernährung per «9
überhaupt unmöglich und jede Art verschluckter Speise oder Flüssigkeit rogur-
gitirt wird, so nius.« die Rectalernährung* erfolgen, die übrigens zwockmässigtr
Weise schon früher, d. h. ehe es zu vollständiger Unwegsamkeit der S
röhre kommt, .ingef.angen wird. Schon vorher aber mii.ss bei zunehmender V
eiigerung der Passage die Sondenbehaiidlung eintreten. Führt dieselbe nicht z
Ziele resp. wird, wie dies in der Mehrzahl der Fülle statthat, eine l!es.seriuig dadurrb
nicht iKJWirkt, so bleibt nichts übrig, als die »Vnlegung einer Magenfistel, die Ga.stro-
stomie, die desto bessere Chancen bietet, je besser der .MIgemeinznstand de»
Patienten i.st. Hierzu sind verschiedene Formen von Hoiigies und Vcrweilsonden an-
gegeben. Gute Kesulate sind nur bei n;irbigeii Stricturen der Speiseröhre /u er-
hoffen; bei den durch maligne Neubildungen veranlassten sind die Erfolge h
nicht glänzend gewesen; iinmerliin wird dem Patienten der .soii.st so ijualvolle Hin
tod dadurch etwas erleichtert. Hei den Divertikeln der Spei.seröhre kiunnit ehenlalL«
die Schlundsonde in .\nwendung, und zwar sowohl zur Etitleeriiiig der im Diverti
»ich anhäufenden Speisereste als zur Einbrinpuig von Speisen in den .Magen
den nervö.sen Dvsphjigien ist, soweit es sich um centrale Ursachen (Biilbilrerk:
klingen) handelt, jede specifische Therapie ausgeschlossen.
Der nervöse .Sp:isnni.s der Speiserühre, d. h. die kranipfliafte Contraction, die
[Dyspliafcic
— 73 —
D) s|»lioiiipJ
jcdiMii .Si'liluckiu't Miirtritt und ilas LuiiK'n (l«r S|ieLs<'riilin' ITii- ilcii RisstMi vei'si»i'crt,
il«»r (><<sii|)liagii<iiius. ist cino Nfurost' und meist ein .Syuii»li>ni ili>r Hysterie. Htiutig
gelingt es, den Krampf liurtli Kinlnliren eines ganz starken Bongies zu über-
winden, ja ich kenne einen l':itieiitei\, der i'in solches fingerdickes Kohr vor jeder
grosseren Nahrungsanfnalune in den Magen scliiei)t inid hehanptei, danach hesser
essen zu können. Natur};um:lS8 mnss sieb aber die Theraiue in solchen Kälien in
erster Instanz gegi-n das Grnndleiden, lly|ienier\ositUt, Hysterie, richten.
Schliesslich sin<l die entsetzlichen Schlingkrilmpfe bei der Hund.swnth, Rabies
canina, zu erwähnen. Währenil sie früher jeder Therapie trotzten, sollen angeblich
die i'asteur schell liijectiuncu Hülfe gebracht haben. Im Allgemeinen wird man sich
auf Narcotica in grösston l>osen, Cbloral, Morphium, beschranken müssen.
EWALD.
Dyspbasle (Ju<r und <frjfit). Unter Dysphasien verstellt man jene Stüruagen der Sprache, bei
wclclieu die Diction leidet (Kussmaul), d. h. bei welchen mit dem vorhandenen Beginff das
entsprechende Wortzeichen gar nicht oder in nicht richtiger Weise verbunden werden kann.
Dil' Dysphasien scblicssen als Untcrabtbeilungen ein: die atnklische und die amoeatische
.\pliasic, die Paraphasie, die sensorische Aphasie oder Worttaubheit, zum Theil den Agram-
inatismu.s und die Akatnphasie. Die Dysphasie ist in der Regel das Symptom einer schweren
Hirnerkrankiing(Hcrdorkrnnkuug in der Broca'schen Windung oder im Gynis lemporalis supcrior
durrh Gefa-ssaffectiou, Tumoren u. s. w.), deren Natur die speciellen ladicationen für das
therapeutische Einschreiten giebt. Sie kornmt im Uebrigen auch als functionclle Störung
nach epileptischen und hysterischen Aufallen, bei schwerer Hemikranio vor. Durch metho-
dische SprachübungoD lässt sich in chronischen Fälleu von Dysphasie Manches erreichen.
MENDEL.
Wir bezeichnen als «iysphonisi-h jede Stimme, deren Klang von stfireiiden
Nebengeräuschen begleitet ist. Von der .\rt und Stürke dieser Xebengerflusche hängt
OS ab, oll die Stinmie nur belegt, unrein, rauh oder heiser ist. hie liys)ihonie
Dysphonie.
\ kommt liberall da zu Stande, wo die regelmässigen Schwingungen der Stimmbänder
! ilnnh Mit.schwingen von Schleinmiengen. von geschwellter Schleiinhant, von Xeii-
liiidungen, FrenutkOrpern beeintrilchtigt werden oder auch wo durch Innervations-
stünuig'-n ein mangelhafter Glottisschluss oder eine nicht ausreichende oder nicht
gleichmässige Spannung beider Stimmbänder vorhanden ist.
I)ie Behandlung der Dysphonie hat demnach in allen l''Ullen in er>ter Keilie
sich mit dem zu (irunde liegenden Leiden zu beschäftigen und sie winl hei allen
organischen Hrkrankungen des Kehlkopfes, sowie bei denjenigen Aflection, welche
die den Kehlkopf vei'sorgenden Nerven entweder in ihrem peripheren Verlauf
o<ler ihren Wurzeln und Kernen treffen, sich darauf beschränken müssen. Da-
gegen kann bei den auf rayopathischen oder functiunellen I'.iralysen und F'are.sen
lieniheiiden l'ysphonien, wie sie besonders bei .\naemie, Chlorose, Hysterie und
nach l'eberanstrengung des Stinnnorgans beobachtet werden, die c.ausale Behanil-
tung durch eine .syni]itomatische unterstützt werden, ja in den meisten KälleTi
dieser .\rt führt letztere früher zum Ziel als die cansale. l'iese symptomatische
Hehaiullung b(;steht in methodisch ausgeführten Sprach- und Singübungen. Bei
Tare.sen und Paralysen der Adductoren kennen die Kr.inken während der Unter-
suchung mit dem Kehlkopfspiegel zuweilen einen lauten reimui Ton hervorbringen;
man benutze die.se Fähigkeit, lasse den Kranken wiederholt „Hae" intoniren, ziehe
n.ieh und nach den Spiegel zurück mid setze diese Uebmigen fort, auch nachdem
man die während der l'ntersnchimg festgehaltene Zunge freigegeben hat. St-itt des
,,Hae" fordere man den Kranken auf, einzelne Worte zu versuchen, weiterhin kleine
leichte ."^ätze. Bei Paresen des Stimnibandspanners, wie sie häufig bei Sangern, Hednern
beobachtet werden, geht die Fähigkeit, die Stimme mit gewohnter Kraft, .Ausdauer,
Festigkeit ert/men zu l.isseu, verloren. Die Sänger detoniren, die Kediier ermüden
leicht. Hier empfiehlt Moritz Schmidt bei den Sängern Singübungen. Die
Uebungen dürfen nicht lange dauern, höchstens drei .Mal täglich ."i .Minuten. Der
Kranke darf den Ton nicht herausquetschen, sondern er muss ihn während des .\us-
athmens anlauten lassen mit „Hae" oder „Ha" oder „Hi" und zwar soll der F'atient
nur die Tüiic, die bequem in seiner Stimme liegen, üben, das heisst, sie an- und ali-
schwelJen bissen, sie zu halten suchen. Alle paar Tage kaim er dann versuchen, ob
er ohne viele Mühe und ohne zu ((uetschen einen hflheren oder tieferen Ton hinzu-
fügen kann und diesen dann in den Umfang seiner Uebungen mit aufnehmen. In
ähulieber Weise können Redner durch vorsichtig ausgeführte Sprechübungen die vei-
[Dysphonie
- 74 -
loreii K*'n;:irifr<Mic Krifl und Aiisdaiirr ihrer StimiiK' \vic<lei t'Hanfren. NiomaLs dür|u
»nlclip Sin};-. Sprech- iiiul lA'seühuiigeii bis zur Kniiüdutig «Icr Stimme fortf^a^JH
werden. In ähnlicher, nur etwas veränderter Weise sind die Sprechübungt-n auszufüh^|
bei jenen Uysphonien, die wir als „verlängertes Mntiren der Stimme" |H
zeichnen. Mafiche Personen beiialten den eijienthrimlichen hoben Klang, den ^|
StiHime der .lünglinge wüiireml ihrer l'ubertfitszeit zeigt, über diese Zeit hiM^|
Die Stimme wird iiirht zur MiinMerstimine. Kordert ni.'iii die Patienten auf. ^
tiefer Stininihi^e zu sprechen, so sind sie es wohl im Stande: sobald .sie aV; I
nicht d.irauf achten, .sprechen sie in hoher liiifte. Um diese Hysplioiue lu *r I
seitigen, lasse man ilif Kranken mehrere Male t;i^lich kurze Sprachfibungeii au
lauter und tiefer Stimme machen. Man beginne mit kurzen, leichten Sätzen, lasw^|
etwa durch 5 Minuten in monotoner Weise wiederholen. Nach 2 oder 3 Tagen kfl|
man laute Leseiibunjjen in irleicher Wei.se machen la-s-sen, deren l>auer von Tag |l
T.og verl.lngert wird. Mit Ausd.auer kommt man in dieser Weise in iIhd lueiirifl
Fallen zum Ziel. _ _H
Dj-KpnoS. Kine Abweichung der Atlunuug vom normalen Typus, welche subjec^|
durch erhöhtes Athmungsbedürfiiiss bis Atbeninoth hervorgerufen wird luid objce^|
unter den Erscheinungen gesteigerter .^thmunjr.sanstrengunf; sich vollzieht, wird ^|
dem Nameu Ityspnoe bezeichnet. Die Üyspnoe kann eine inspiratorische, ^M
pirat orische und allgemeine .sein. Wenn die Schwerathmigkeit einen lirad ^|
reicht, da.ss die volle .\ctioii der KespiratioiishülfsmiLskeJn durch Aufrichtung ^H
Hntnpfe.s nothwendig wird, heisst sie Krthopiioe. IHe Erregung und Unt«rh3lti^|
der .Mhmung geht von den im grossen (iehirn und in der Mi-dulla oblongata jfl
legcnen .Vthraungscentren aus. her Mechanismus der Athnnmg selbst wiril durch ^|
wegungsnerven vermittelt, welche aus dem Rückenmark zu den .\thmungsniiiskebi ^|
Rumpfes gehen. !>ie Function des Kespirationsapparates ist also in erster Linie ffl
der Intactheit der Athmuiigscentren, des Hiickemnarks und der Bewegungsnerven dfl
biingig. .Mechanische Insulte, Heschäiiigungen, Erkrankungen, {•irnilliniiiL' .'<9
der .\fhmungscentren und der mit ihnen in Bezii-hung stehentlim Gehirnner ..■
Li.'itnnsssirirungen der motorischen Nerven, von den 12. Brustnerven an, welclu-^|
Hanchnniskeln versorgen, nach aufwärts, werden die Leistimgsföhigkeit des .XlH
nnmgsnpparates mehr oder weniger beeintriichtijren nn<l flvspnoisclies Atliineii err<^g^|
Kine liyspnoe entsteht, sowie rlie Athmungscentreit vim einuni Blute d\irrh$trriM
werden, in welchem Sauerstoff und Kohleiisiinre nicht mehr in normalen Mon(;eu v^|
banden sind, (iewöhnlich erfolgt die Erreginig angestrengten, beschleunigten a(H
vertieften Athraens gleichzeitig durch SauerstolTmangel uiyd KohlensiiureiibvrladtdH
doch kann auch eines dieser beiden (ia-se allein die Irsaclie abgeben. Bei geriu^|
Abweichung der Athniungsluft von der .Norm wirkt die Koblen.säurezunahme ät&t^|
erregend als eine gleiche Sauer.stof!'.al)nahn)e. ^^^H
I)ie Dyspnoe kann unter physiologischen und pathologischen VerhSH^^H
zur Entwickelung kommen und ihren Ausgang \om rircHlatinns- und RespilH
tionsapparat und vom Nervensystem aus nehmen. ^M
I. Ityspnoi.sche Erregungen in phy.siologiscben Zuständun. B*n
schleunigtes und vertieftes .\thmen mit dyspnoiscber Erregimg erfolgt duri'.h aubj
strengte Muskelarbeit nnt«'r ausgiebigem SauerstolTverlirauch unil gesteigerter KohilS
sJUirebildung und Anhäufung im Blute mit Verringonmg der .Mkalescenz dessellNH
Her Umfang der gewöhnlichen .Xtbembewegungen zeigt eine bedeutende Zima]|^|
ilurch Hereinziehung der accessori.schen Athembewegungen (pneumatorektische I>yspn^|
(iad). Der Blutdruck' steigt im Aorten.systeni, in beiden Herzkammern und in dfl
Pulmonalarterie, die Lungen werden starr unter Abnahme ihrer .\tlimung;<:t'ähigktfl
Den gleichen Einflass auf das .Athinung.srentnun wie die veniiebrti' Bildung rtM
Kohlensäure innerhalb des ( •rganismn.s hat die Verselilechtentng der Bedingungen m*
die Abgabe von Kohlensäure uml die .\ufnahnie von SauerstotT dim-h ilie LuugMj
Bei Aufn.ihmen von Athmiingscurven findet man die Tiefe der Athemzüge vergrOss^H
während die Zahl dersellien keine Zunahme zeigt. ^M
1. Die Dys|)noe aus Kob lensäiirenberladung der Luft entsteht beim Alfl
enthalte in kohlen.süurereichen Gasmengen in gnisseren oder kleineren Küunien fl
Räumen mit ungenügender natürlicher oder künstlicher Ventilation, boim Breni^l
von zahlreichen Lichtern oder (iasflammcn etc. Kohh-nsilurereiche Gasmengon wirMp
[Dyspnoe
7S —
DyspiioP]
sofTiir (I.'iiin (lyspnoi'errcfjpnd, WPiiii ihr SaiiersfofTgehait sribst wh:U grosser ist als
jener der atinosphriorisciien Luft, und (t;is Hlut sniUTSto ff reicher (tefunden wird ;iis
in der Nonn.
2. nyspiioe aus Sauerstoffmangel entwickelt sieh in einer Luft von geringer
Sauerstoffspanmmg oder Sauerstoffniangel, beim Aufenthalte in verdünnter Luft, in
Höhenluft, auf Bergen oder hei Luftsehifl'fahrten, sowie heim Athnien iniiifTeronter,
aber sauerstofTarmer cider sauerntofll'reier (i.-isniengen. I?ei intensiver Ventilation des
Blutes mit Stickstoff oder Wasserstoff kann der Kohiensäuregehalt in demselben so-
gar vermindert sein, und der Tod erfolgt dennoch unter den Zeichen der Erstickung.
l»ie Inspirationsanstrengnngen unter einer st.lrkeren l>\spnoe, die durch Verringe-
rung des Sauerstoffgehaltes der Athenduft hervorgerufen wurden, erlahmen viel
schneller als bei der Kohlensänre-nyspuoe. Ausblsung dyspnoiseher Athenibewe-
gting kann ausser durch Kohlens-Iure auch durch jede andere Verschlechterung
der Luft bis zu einem gewissen (irade, durch irrespirable (iase. diircii Staub,
Rauch et«, verursacht werden. Auch eine TemperatunThähmig der Athniiuigsluft
kann d>irch die gleichzeitige Verdünnung derselben dyspnoisches Athmen bewirken.
Dagegen wird durch erhöhte Temperatur im Körper, durch Krwfirmung des
Röckeimiarks von Thieren. Kinbetten der freigelegten Karotiden in beisse Knhren.
wottei das Gehirn allein von erwärmtem Blute durchströmt wird, oder wie im Fieber,
die Respiration wohl fretjuenter und oberflächlicher, aber es besteht keine Atheni-
notb, soda.ss hier eigentlich weniger von Dyspnoe oder Wännedyspnoe als von
Tachy|)nor' gesprochen werden kann. Vom grossen liehim aas kann experimentell
liei Kaninchen nach Oeffnung des Schädeldaches durch Digitalcompres.sion der Ober-
Hache i'incr llemisphaere (Landois) ein beschleunigtes Athnien ausgelöst werden,
Welches bei zunehmender Compression in ein verlangsamtes vertieftes, nicht selten
stertoröses übergeht. Auch elektrische Reizungen der von ilem (iehini getrennten
Medulla obinngata lösen Athenibewegungen aus oder verstärken die vorhandenen.
Wird die Medulla oblongata nicht in hinreichender Weise von nonnalem Hlut durch-
strömt, bei rnterbjnduiig beider Karotiden oder beider Art. subclav,, so folgt unmittel-
bar nach diesen Kingritfen bi'schleunigtes und vertieftes Athmen mit dvs]Mioi.«icheni
Charakter. Bei abgeschnittenem Kopfe treten in Kolgo der blutleer gewordenen
Athmungscentren schnappende Athembewegungen der (u'sichtsmuskeln ein. Venöse
Stase durch Ligatur iler oberen Hohlvenen bringt analoge Erscbeinnngon hervor.
Von den peri(iheren Nerven aiLS kann durch Reizimg der Nervi Vagi bezw. ihres
l'lexus pttlnionalis lang andauernde hochgradige Athemnoth »lurch Krampf der Hron-
• liinlnuiskeln hervorgerufen werden. .\ndererseit.s kann eine p'orni von Dyspnoe
ohne Luftluinger entstehen, wenn man bei einem Tliiere die Krregnngsleitung in
den Nn. vagis am Halse plötzlich reizlos unterbri)'ht. Die .Mhemfreijuenz ist dann
stark herabgesetzt, aber nicht wie bei der synko]»iscben Dyspnoe durch Verlilngevung
der Athempausen in der Expiration, sondern durch Verlängerung der einzelnen In-
spirationsanslregungen, welche ausserdem nncli gesteigert sind. Durch die l'nter-
lirecbnng der Erregungsleitimg ist der regulatorische Reflex von den LungeiKi.steri des
\agus aus fortgefallen, durch welchen die Inspiration aufliört, wenn die Lungen bis
zu einem Grade .ausgedehnt sind, d.ass durch ihre Expansion die V.agusnerven in
Reizzustand gerathen. Dieses Verhalten des Vagus erklärt auch bei einem Respira-
tionshindeniiss die Verlängerung der Inspiration, da jene .\usdehmmg der Lungen,
bei welcher eine Inspirationsbemmung durch den V.agus eintritt, später erreicht wird,
sowie bei einer mechanischen Erschwening der Expiration die Vcrlängenmg und
Steigerung der Expirationsanstrengungen, indem die Limgeu durch das Expirations-
hinderniss nur Langsam auf ein kleineres Volumen gebracht werden können, die be-
stehende Lungendeinnmg aber reflectin-isch nicht nur die Inspiration hemmt, sondern
auch active Expiration auslöst. Es sind dies aber Erschi'inungen, welche liei einem
inechanischen Athnunigshinderniss die durch den Lufthunger erzeugten .*<yniptnme weiter-
hin charakteristisch compliciren. Die physiologische Dyspnoe gewinnt selbstverständlich
an tirö.s8e. sobald pathologi.schc Zustände in dem ftrganisntus vorhanden sind, durch
welche die B(?dingungen zu dersellven schneller herbeigeführt und erhöht werden.
IL Ah pathologische Erscheinung gehört die Dyspnoe der Symptomen-
gnippe des <'i rculatinns- und Kesi>irationsapparates an als kardiale und
respiratorische Dyspnoe imd kann von den Athmungscentren und dem Ner-
vensystem ausgehen.
[Dyspiioö
— 76
Djrapi
1. K:ir(J iali- hyspriiM'. |):i ln-i der Arbnitslpistuii;? jeili-r Zflk K«thlon>rtiin B
Itildi't wird, koniiut es aiirli Ihm der ^tTing.st<-n l-'uMctionstli:itigkcit (h^r * • sfl
sie cb(!ii zur Erhaltung d<■^s Lfhciis in.itliwciulig ist, zu einer Kohli'nsäui<..iii gfl
im Blute, welche i>rregciid auf die Atliij)uugscentreii einwirkt und die Atbcmb«^!
gungen auslöst. Der Hcstand des Organismus ist an diese Vorgänge gebuudH
Während bei iiorinaleni Circulatioiisainiarate nur grössere Aidiäufuiig von Koh^|
sSureinengen im Blute iiarb nngestrengter Muskeltliütigkeit [»ysjMioe erzeugt, wird H
Kreislaufsstörungen In Folge von InsuflioieM/'. iti.>s llerznuiskels ohne oder mit Kla.p|fl
fehlem, bei idiopathischer Hprzliy|>ertrn])bie iiml IMlatation, Fettherz, ArterioaHl^H
chronischer Myocarditis je nach dem drade der Störungen eine grCisseri* odei M^^H
Orgati- bezw. Muskeltlifitigkett durch die entstantlene Kolilensäurenicnge Dyspriot' b<Y^|
rufen können. Die circulatorischen Vorgiinge sind in solchen Fällen die? glei«^|
wie in der Norm, Zunahme des Druckes in der .\rteria pulmonalis. Strurwcrdeu ^|
Lungen unter Hlutanfülluiig ihrer Capillaren und .\buahme ihrer re»piratori»«H
Dehntingsf.'ihigkeit, wodurch der üasaustauscb immer mehr eingeschränkt winL ^|
bei kann der arterielle Dnick, so lange der linke Ventrikel n((ch hinreichend leistUflH
fähig ist, erhöht sein oder absinken, wenn jener insufficient wird mid nur unV^|
ständig sich entleert. So kann bei hochgradigen Circubitiiinsstörungen die KoblH
säureproductioii au.s der zur Krhaltung des !,ebens noiliwendigen TbUtigkeit der fl
gaiie Bchon zur l'ys]moe Veranlassung geben. Hei allen Herzkrankheiten, aiiG^|
pensirten KlaiJjK'nfehlern, welche eine Steigerung des lilutdrufk<' im linken VitrllH
und in der I'ulnionalis mit sich bringen, wird ltvs]moi- daher besonders rasch nr
Entwickelunp komiiieu. Schon geringe Muskelarbeit kann hier starke I)y!*pnoe, dlt
zum Aus.setzen zwingt, hervorrufen. Vorübergehend knnn Dyspnoe bei Herzkraull
mit insuflicientem Herzmuskel nach reichlicheren .Mahlzeiten entstehen, oft ülH
gens bei besonders hervortretender Insufficienz sogar nach nicht ausserg<.>wiihulichfl
Vermehrt wird die Dyspuoe, wenn nach dem Mittagessen noch .Muskelarbeit, einftu^|
oder angestrengtes (»eheii oder k>leigeu liiiizukonunt. Der (.irund liegt in «Jer Lifl
Verdrängung des Herzens durch den stark atigi'fiillten .Magen, dann in der jH
lastung des Gefässapparates, zuerst tles Venensystems durch die resorbirte Nahn^|
in der Steigerung des intracordialen Druckes uml der Driickzunahnie in der Pulwo-
nalis, während der schwache linke Ventrikel dii' ihm veruiehrl ziLströniende Khil
menge nicht zu bewältigen verm.'tg und der Driu'k im .\oi-tPnsysteni sinkt. l>ie Er
.scheinungen gewinnen au l nifatig, wi'uii zugleich die AthiiiHngstläclie der Lud??ii
und ihr Blut.stro:iibett durch pathologische Zuständi- verkleinert oder eingeengt wurd«!
iH'ui Circulationsap]iar.tt gehört auch jene Form von Dyspnoe an, in welcher *-
durch ungenügende .\ufnabme von Sauer.stoff zu dys|)noi.scher Krregiing kommt
nach grossen Blutvorliisten, Anaemie, Hydraemie, (^hloro.se, Leukaemie u. s. «
Nach-Weicker bieten die rothen Blutkörperchen eines gesimdeu erwachsenen Men-
scheu eine Obertliiche von 'iKltl (jm. In einer Secunde werden ITß ccni Blut in tlif
Lungen getrieben mit einer respiratorischen Oberfliiche von Hl ([ui. Hei Ahnahn»'
der Zahl der Blutkörperchen wird dalier auch die .»Vthmungstläche in gleichem (irad'
geringer und mit ihr die Sauerstoflaufnahme. Dieselbe Wirkung wird weiterhin auch
die Abuahme des Ihteinoglobingehaltes der Bliitköri)erchen bei Chlorose iliissern, d»
die Sauerstoffaufnahnie jenem proportiinial ist. Fiiie unverhältnissmassige Steigeruns
der Dyspnoe wird aber in diesen Fällen immer eintreien, wenn eine Erkrankung d«
Herzens und Circulationsap|(nrates u. s. w, hinzutritt. Ist nach grossen Blut-
verlusten der (iaswechsel im Athmungscentrum zu lange und zu stark herabge-
setzt, so nimmt die Reactionsfäliigkeit desselben ab. Zwischen den cinzeliiru
Inspirationen entstehen immer längere .AthempaiLsen, die Expirationsmuskeln .sottrn
ihre Thätigkeit aus, uml ik-r Thorax zeigt mehr und mehr Cadaverstellmis:
Obwohl die einzelnen Inspiraliotieu noch tief, vielleiclit tiefer als nurmal sind, kann
in Bälde Collaps des Athnmngscentnnns eintreten. Die Athemziige werden seltener,
der inspiratorische Tonus, durch den der Thorax seilst am Ende der Expiration
noch inspiratorisch von der (Jadaversteiluug entfernt gehatten wird, nimmt ah. tuitl
die synkopische Dyspnoe lässt den baldigen Eintritt des Todes erkennen.
2. Die res]nratorische Dy sjuioe, welche von manniglachen Erkrankungen der
Athuiungsorgane iiiren Ursprung nimnvt, schlie.sst sich hieran am nächsten an. üas ur-
sächliche Moment liegt in allen Fällen in der Verkleinerung der Athniungsfläehe und d«
dadurch bedingten Beschränkung des tiaswechsels. ungenügender .SauerstofTau
»JSpiHM'
- 77 —
Dyspnoe]
iintl KohlfiisKiircaiissi-hoi^luiitr. Bfi den ai-utoii (>iitzrnMllich»'ii Processen der
l.uugen Lst die Reeiriträchtiojiing der Respiration eine vorübergehende und gleicht sieh
aus, sobald die erkrankten l,unKen])artieri nach ihrer Heilung wieder in die Respira-
tion hereingezofren werden. Andauernd und zumeist im stetigen Fortscliritt begriffen
erscheint die 8tönnig, wo chronische Veränderungen des l.ungengewebes be-
stehen, welche die Athmnng erschweren und zumeist gleichfalls eine langsame Zunahme
erkennen lassen. Hie häufigste Fonn dieser Erkrankungen ist da.s Pwnphysem. Die Be-
hinderung der Respiration, das rasche Eintreten dyspnoischer Zustände ist durch die
Ueberdehnung und Abnahme der Elastieität des Lungengewebes imd durch Verödung
grösserer oder kleinerer Capillarbezirke der Lungen gegeben. Die erstere verhindert
eine genügende Entleerung der .Xthmungsluft aus den Alveolen (Expirations-Insuffi-
cienz), während die letzfa-n- keine genügende Arterialisation des Blutes znlässt. Dem
Kuiphysem gegenüber, aber von der gleichen Wirkung auf den Respirationseffoct,
steht die Verk leinerung der Lungenoberfläche und die Einengung des Lungen-
kreislaufes durch Ranmbeschränkung im Thorax in Folge von Exsudaten in der
l'lenra, im PiTicardinm, rneumotliorax, durch Geschwülste in diesen oder im Ab-
domen, durch Schwangerschaft, durch peritonitische Ergüsse, .\scites. zugleich mit
l'"uni'ti(Misbeeiiitr!ichfigung der Kespirationsmuskeln, insbesondere des Zwerchfells, und
endlich durch Deformitäten des Thorax, besonders durch Erkrankung der Wirbel-
säule, Kyphoskoliose. In letzteren Fällen ist bei guter Compensatinn und ausreichen-
der Herzkraft zur Erhaltung des Kreislaufes so günstig, wie möglich, <lie Stärke der
(K spiioischen Erregmig, besonders nach grösseren Muskelanatrengungen, bei Muskel-
.-n-beit verschiedener Art, beim Steigen, Bergsteigen etc., durch den Sauerstoffmangel
in Folge zu geringer Aufnahme desselben durch die eingeschränkte Athniungsfläclie
der Lungen bedingt. .\uch Erkrankungen des Thorax selbst, welche eine Stö-
rung des Kespirationsniechanisnms zur Folge haben, schmerzhafte Affectionen am
Thoraxgerüst behindern ilie .\thnnmg und erzeugen Dyspnoe. Wenn die .\them-
bewegtmgen Schmerz verursachen, kann eine Zunahme der .\thnmngsthätigkeit
bi'zw. -Anstrengung fehlen, indem die .Athmung fretjuenter und flacher wird,
während Athemnoth und die Zeichen des Lufthungers bestehen. Hier wie bei
der Functionsbeeinträchtigung einzelner 'ITieile des Respiration8api);irates, bei er-
krankten und defecten Lungen, Lähnmug oder Krampf der Athmungsmuskeln, bei
Starrheit <les Tliorax (thoracale Dyspnoe), Hocbstand des Zwerchfells vom
Abdomen aus (abdominale Dyspnoe) wird der die Respiratimi bedingende
Gasweclisel in bestimmten Zeitabschnitten (1 Minute) durch die Vermehnmg der
Athemzüge hergestellt, soweit sie an Umfang verloren haben. Reicht in solchen
Fällen die Gompensation bei grösserem Sauerstoffbe<lürfiiiss und vermehrter Kohlen-
Säurebildung nicht mehr aus. so kommt es zu .subjectiver Athemnoth und den davon
abhängigen Ei-scheinungen an den (iesichts- und Respirationsmuskeln, Cyano.se n. s. w.
Ein bedeutendes ui-sächliches Moment liegt ferner in der Verengerung der liuft-
wege. der Nase, der Nasen-Rachenhöhle, ties Kehlkopfes, der l>uff röhre und der
Bronchien durch entzündliche Erkrankinigen, Katarrhe mit stärkerer Secretion, pseudo-
menibnunisen Ex.sudationen, Diphtherie, Croup, phlegmonösen Entzündungen, Schleini-
haiithypertrophie, Neubildungen und Tumoren, weiche entweder in den laiftwegen
selbst entstanden sind, wobei noch besonders auf die zwar nicht häutigen, aber häutig
übersehenen .sy])hilitischen Geschwülste in der Tiefe der Trachea über der Bifurcation
.•iufnierks:im gemacht wcrilen inuss. oder die aiisserhall) derselben .sich befinden miii
die Luftwege cnmiMimircn. Il\ jiertnijihie und carcinomatöse Entartung der Schilil-
drüse. der Cervicaldrüsen. der HronchiaUlrüseM. (Jeschwnlste im M<'dia.stinum, Aneu-
rysmen der Aorta u. s. w. Durch das Atbmungshinderni.ss können Inspiration imd
l'Apiratinn gleichmässig erschwert werden, oder es leidet nur eine Respirationspliase
unter der Stenose, während die andere noch freier von stritten geht. Im letzten-n
Falle können mit dem Luffhunger noch jene Erscheinungen der respiratorischen
Lungendehinmg eintreten, welche in der \ agusdyspnoe ihre Erklünmg finden.
3. Vom Nervensystem aus entstehen am häutigsten durch Reizztistände der
Vagiisfasern des l'lexus pulmonalis dyspnoische Erregungen, die bis zu asthmati-
schen .Anfällen sich steigern können (Asthnin bronchiale). Die refleclorische Er-
regung dieser Fasern selbst kann im einzelnen Falle von der P^inathmung irritiren-
der (iase in die Lungen, dann von den sensiblen Nerven <ler äu-sseren Haut durch
Kälteeinwirknng oder vom Gciiitnlapparate, besonders «ler Hyst<>rischen, ausgehen.
[Dj-apnoS
78 —
Krachwertes (lyspnoischec Athnien «erfolgt gleichfiilLs (liirch Kcizuii;; «ior n«fl
iriuiigsiicrveii der A th«-mbowe(:uiij;, diu im Nervus lan'iigcuß «upiTJor M
iiil'erior xerlaurfii, bei Keurhhiisten. •StimiiiritztnikraiM|)f. s|i:i.stiseher Aphonie, UÜimH
der Abductoreu, der Glottis. <ler .Mu-<L-uli crieo-arylaemiidei posteriores in Folge rtfl
mutischer, diphtherischer Lähraaii^, als I'rodruinalerscheinung luid Symptom fl
Tabes u. s. w., seltener bei Kecurrenslühimiiigeii. Ebenso kaiui reflectorist-h von §M
Nasenästen der Nervi trig;eininus. nlfactoriiis und ;;iusso-pbann);cu.s mxs djmfl
»ches Afhmeii liis Asthma ausgelost werden, bei Erkrankungen der Naserischleiaufl
Hypertrophie inid Polypenbildun;; derselben etc. Ueizuuf; dieser Nerven bewirkt Sfl
stand der Athmung in der Expiration. Endlich wird dnrch patholo^ibchf Zuatifl
in den ('entralorganen, durch entzriiuliiche X'orgfinge im (iehirn und Rfick<*mu^|
in den Meningen, durch Tumoren, durch (iehirndmck und mechanische KiitwirkM
auf die Athnuuigscentren. durch Ulutdrucksclnvankungen in denselben, durt-h fl
schwülste, Aneurysmen der (iehiniarterien, arterielle Anaemie und venOse !>tM
Athmen mit dyspnoischem Charakter bis »tärkster Dyspnoe aasgelöst. Die FrrtgDM
ist fast ausnahmslos eine infuuste. fl
Die Therapie der versrhit^enen Formen der Dyspnoe hat sieh iinniur juM
nach den diesen zu Grunde liegenden Erkrankungen zu richten und muaa m^|
wie möglieh die Ursache zu heben suchen, durch welche die .Xthmunealj^^l
veraula»(t wurde. Da die Dyspnoe kein ständiges Symptom einer Erkrank^^^|
CirculstioiM- und Kespirationsapparates ist, sondern nur zeitweise dureh dicadfl
henrorgerafeo wird, «so i*t sie in vielen Källcn einer causalen Therapie, sei il
<taaB diese gegen eine Insufiicienz des Herzmuskels, gegen eine StOrunjc; im Kespill
tioOMBoant« oder fogim Anom:4lien der Blutitildiiitg sich zu richten hat. zu^äM
lieh. In anderen nllea wird «ie eine symptomatische sein müssen, wenn I
nicht m''>glirb i*t. die Ursachen, welche die Respirationsbemmung bewirken, ni <M
fimen, wie l»ei den von einer Erkrankung der Oentralurgane auägehendvn, oder|
vnrseachritt«'nen Stadien der Herz- und l.ungenerkrankungen, in welchen dann wM
Dyspooe mehr oder weniger den Charakter der synkopischen .annimmt. In solcllfl
F^len kann meiNt nur eine kurze iukI geringe subjective Krleicbtennig des Kran^l
«reicht werden. Hat sich eine kardiale Dyspnoe entwickelt, .'lo ist ztinäehst SoM
XU tra|;en, die Herzarbeit durch Herabsetzung des l-tliitdrucks zu erleichtern und die djM
imoiache Erregung der Athmungscentren durch Vermindenmg der HnhlensäureproductiM
und Ermfiglichimg einer grösseren .'^anerstnlTaiifnabiue eiuzu.whräiiken. In .schwciH
Fällen laust man den Kranken, w emi er liegt, aufsitzen oder .aufstehen, da der Hlutdnidfl
beim Liegen hoher als lieim Sitzen und in diesem höher als beim Stehen ist. .\uch (fl
R«xpirationsmaskeIn können in dieser Köriierbaltnng besser eingreifen, und der ThoM
»ich mehr allseitig erweitern, .lede nicht absolut uothwendige Mnskelbewe.^ung mxM
vom Kranken vermieden werden, um su wenig wie möglich Kohlensaure zu producii^
und die Kohlensäureausfuhr so viel wie möglich Förderung erfahren. Man l,'i.>sst dahfl
den Kranken seine ganze .\ufmerk.samkeit auf die Expiration riehten, die nach Kräften aal
giebig luid, wo es thunlich ist, in .saccadirter Form ausgeführt werden soll in der aS
dass der Kninke in zwei Acten ohne iiispiratorische Unterbrecliung und mit besonder«!
Druck heim zweiten die .\nsnthmnng vollzieht. Im Zinuuer des Kranken ist für "oM
Luft zu sorgen und Anhäufung von Kolib-nsiUire oder \ Crunreinigung der Luft dur^
Staid), Dünste etc. zu vermeiden. Wo das .\tbtuen immer mehr beengt wird und bis 9
schwerem .Asthma sich steigert, S.iuerytoffmaiigid sich immer mehr bemerkbar niacM
verschaffen oft directe Einathmungen von Sauerstriffgas Krleichtcrune "'U
führen über die .\kme «ler I)y8pnoe hinweg. l in den Dnick in der Pulnionalis mP
vorgeschrittenen Stauimgen herabzu.setzen, kann man dnrch starke Hautreiie.
durch .Auflegen \»i\ Senfpapier, dnrch Senf-, Hand- und Fussbäder, durch troekeM
Schröplköpfe eine Depletion einer kleineren oder grösseren Blutmenge zu bewirkS
oder selbst durch eine Venaesection den venösen .\]»parat zu entlasten vei->;ucheii
Innerlich wird man erregenile .M i t te| verabreichen. Li(pii>r .Vmnionii :inisatn&
Karapher. ('astoreiim. .\ether, (ognac. ■starke Weine u. s. w, Bei länger anhaltendifl
Dyspnoe mit hober arU-rieller Spannung Ifisst sich dureli .\tropin 0,0(J<)3 — o.OUlfl
(0,3 — 1,0 nrg, /iro iluti mehrmals im Tage. 3 — ö stündlich, unter Herabsetzung dM
art<*riellen Spaimung häutig ein Erfolg erzielen: M.aximaldnsis für tien Tag im lir>chst^
Falle 0,(KW g. I.»l Gefahr pines Sinkens der Herzkraft zu befürchten, kann .\tropH
mit ejiieiii Digilali'ififu-, (»..'. -l.r» auf l.'iii.o. \eibundeu werden. 1 imtura Bell.ndonnJ
[Dyspnoe — 70 — DyspnoS]
initTinctura Lolteliue, Valerianae, Digitalis oder Liquor Ainnioiiii aiii8atus wirken eben-
falls günstig durch Verminderung des Tonus der Masculatur in den Arterien und
Hebung der Herzkraft ein. In Fällen, wo das Hera noch kräftig genug, kein Klappen-
fehler vorhanden ist, kann Morphium am besten subcutan dw dyspnoische Athmungs-
sinstrengung herabsetzen uiid einen drohenden asthmatischen Anfall verhindern. Auch
Jodnatrium, be.sser als .lodkalium wegen der Wirkung des Kalisalzes auf das Herz,
vermindert die Dyspnoe und wird längere Zeit hindurch gut ertragen. Die Auf-
nahme von Speisen und (letränken regulirt man streng nach den Grundsätzen,
welche bei der Ernährung chronisch Herzkranker' m:iassgebend sind, und lässt
nur die kleinsten Mengen in oftmaliger Darreichung, 2 — ^stündlich, zn.
Wenn kardiale Schweratbmigkeit in der Ruhe nicht vorhanden ist, sondern
erst bei angestrengter Muskelthätigkeit, Treppensteigen, Bergsteigen, eintritt,
kann durch saccadlrte Expiration und tactmässiges Gehen, sodass Schritte und
Athmungen in ein bestimmtes Verhältniss zu einander gebracht werden (1 bis
2 Schritt auf die Inspiration und ebenso viel auf die zwei Expirationen), günstig auf
die Circulation und Respiration eingewirkt werden. Durch die stärker als gewöhnlich
ausgeführten Expirationsdrücke, namentlich wenn die Lungen infolge der Druck-
erhöhung in der Pulmonalis und dyspnoischer Erregung blutreicher sind, werden
Drücke auf die Herzoberfläche ausgeübt, die, vom Herzen summirt, ähnlich wie die
Massage wirken und die Herzkraft beträchtlich erhöhen. Zugleich wird durch die
forcirte Expiration ein grosser Theil der kohlensäurereichen Residualluft ent-
leert und «für die saucrstoflfreiche Inspirationsluft Platz geschaffen. Die saccadirte
Athmmig kann beim Geben und Steigen längere Zeit hindurch, bis zu 1/4 Stimde,
eingehalten werden. Zu Hau.se, wenn der Kranke melir in Ruhe sich befindet und
die übrigen Zustände es gestatten, kann die saccadirte Athmung durch manuelle
Pressung, 12—16 Expirationen hindurch einmal im Tage, unterstützt werden. Die
F)xpirationsluft wird durch die einfache saccadirte Athmung um mehrere 1(X) ccm
und hl noch weit höherem Maasse durch Verbindung dieser mit der m.-iuueilen
Pressung vermehrt. Wenn «las dyspnoische Athmen die Folge eines verminderten
Blutbestandes, migenügender oder krankhafter Blutbildmig, von Blutverlusten un<l
Ernährungsstörungen ist, wird nuin durch Eisen und entsprechende Diaet die
Blutbildung fördern und später auf der normalen Höhe zu erhalten suchen. Nach
grösseren Blutverlusten können die Transfusion oder Einspritzungen von physio-
logischer (Ü,6proc.) Kochsalzlösung nothwendig werden. Nimmt die Dyspnoe ihren
Ausgang von Störungen und Erkrankungen des Respirationsapparates, .so ist in
erster Linie wieder gegen diese die aufmerksamste Behandlung nothwendig. Da
dyspnoische Erregimgen indess nie ohne Betheiligimg des (.irculationsapparates zur
Entwickelmig kommen, so sind auch die gegen die kardiale Dyspnoe angegebenen
Majjssnahiuen noch vollauf zu berücksichtigen. Wo Emphysem der Lungen zu
(inmde liegt, kann durch den .\ufenthalt in der pneumatischen Kammer und
durch Ausathmung in verdünnte Luft unter Benutzung der transportablen pneu-
matischen Apparate ein recht nennenswerther Erfolg erzielt werden. Erleichterung
der dyspuoischen Zustände durch Vergrösseruiig der Expiration verschaffen der Ath-
mungsstuhl von Zoberbier-Rossbach, sowie die methodische Durch fühmng»sacca-
dirter Athnmng mit und ohne Pressung (saccadirtes Athmen 5 — 15 Minuten lang
unterhalten, Pressungen 12 — 2()i. Wo di<? Dyspnoe durch Erregung der Vagus-
fasern im Plexus pulmonalis ausgelöst wird, zugleich in Zasammenhang mit Asthma
bronchiale oder nervosum, i.st die Therai)ie identisch mit jener des bronchialen und
nervösen Asthmas. Räucherungen mit Herba Stramonii, Folia Belladonnae, Can-
nabis Indien und Salpeter|)apier, mittelst Räucherker/chen, -Pa.stillen, -Pulver, in
Form von Tabak, (ligarren etc. erleicht<'ni das Athmen. Wo eine Stenosimng
der Luftwege die Dyspnoe verursacht, durch entzündliche Processe, Diphtherie
und Croup, durch Neubildungen in «lenselben, durch Druck von (Jeschwülsten, welche
den Kehlkopf und die Luftröhre von aussen comprimiren, dun-h verschluckte, in der
Speiseröhre fe-stsitzendt; Fremdkörper etc. rii-htet sich die Behandlung nach den
Indicationen. welche durch die zu (irundi' liegenden Krankheiten und anderweitige
Ursachen gegeben sind. Oft könntMi nur die Tracheotoinie und die operative Ent-
fernung <ler Stenosirenden l»ezw. coni]>rimireiiden Körper <lie Hespiration wieder
frei machen, (eventuell d:is Leben des Krankc.-n erhalten. In schweren Füllen von
Dyspnoe als Folgezustand mancher Firkrankung und Beschädigung des Gehirns ver-
— m
«üuugreilm. Bei bobw Bluirfncfci
BeoMdileistB4^fiÜiigi8t,lcMm Chloralkj^
den Blntdmck berabaseteeci und de« 7
Vmek darf akbl rtrgMBcn «enl<Mi. il.is» Chlorallkjrdnt «ä
Dm» da» Hen lähmt. In den ^eicbea
fMftaadca ist. leistet das Morphimn sobrntaa
laCeWiimi kt der Erfolg der Behandlimg von der
ben. der möglirben B«iiiflassun£ der At
[Ke 8e«piration>»-t<>rungeti. welche vom der I
npnmkf nebmen. «erhalten sieh ebenso der 1V|
Mr BcMÜ^a^g der Abdurtorenlähuiung in Folge von Tabes
f^egcn diese Krankheit erreicht werdea kaant. Bei
aafnerksani zu ninchen. dnss die L&hanmc hMrl
dm Abdactoren nof die Addurtoren übergvht and
die ■lyiin^liibe (iefahr tx^seiti^. Rbeiiniati8rhe etr.
■^mt dir EkklfMlHafie* ngXaglirb. Endlich Reflexnt-nrosen von der NasaBucfa
taat am käanM daidl Behandliing letzterer, durch operative Eingriffr,
res SililiMbMtiiilMiiiiifciii und Polypen in der Nase gebeilt werden.
■ jeder Zostand, in welchem der Vorgang des Harnlassens ewwliwttt {
rtrtich iit. IÜm ist einmal insofern der Fall, als die einzelne Hameot
Bcduniscb schwierigen wird, ^ndann kann auch die Anzahl Her
iaaerhalb eines bestimmten Zeitraimies sich ijteigem. und drittens
BaaeBtleening $ell>er von quälenden subjectiven Emplindun^i'n begleitet,
Zoftande nie geschieht. I>ie Dysurif muss demnach alle di»- ZustJ
in denen entweder der Harnabfluss gestört ist: oder in deiiexi das
bedärfniss gesteigert ist; oder schliesslich in denen Hanizwang besteht,
VMBHilei, die sich natürlich auch combiniren können. Ist demnach die Dysurie
■Jhitollndige Erkrankung, su tritt so hilufig ihr Svmptomenbild In den Vorde ^
md erfaeiseht so sehr eigene Massnahmen der Behandlung, dass schon allein (Sri
praktische Therapie die Dysurie eine gesonderte Besprechung zu beanspruchen
Unter allen diesen Zuständen bilden die rein mechaniscben Abnorinitäil
der Austreibung des Harnes die iKsiirie im engeren Sinne des Wortes. I>ir
.Affectionen, welche am hanügsteii die Harnröhre in ihrem Lumen beeinträchtil
sind die Haniröhrenstrictur" und die Prostatahypertrophie': aber diese ,,Vei«ii
ist bei der Harnröhrenstrictiir eine principiell andere als Itei der Prostatahyper
l>ie Stricturen sind thatsäcbliche \'prengerungen der Harnröhre selber: cl.is Nar
gewebe macht die Hnnirfdire au ilieseii Stellen zu einem engen und starren C«
die organischen Strirtureti bilden also eine wirkliche Verengerung des Lumens,
der Prostafcipertrophie dagegen ist ihr Lumen an sich nicht verengert: nur wird '
Harnröhre innerhalb des von der hrüse unigelinuen Abschnittes mit der Weiter
Wicklung der Krankheit mehr und mehr zusaumieiigedriickt und auch in der Län
richtung verzogen. Häher katiii luati ja auch H.irnröhrenstrirturen nur mit dünn
l'riislafahypertrophien nur ttiit dirki-u Kathetern überwinden. Ausserdem :ihpr ist
Harnriitireustrictiir eine Incale Krkraukuu^ nur der Harnröhre; die Blase hat
zuiiäch.sf uielits zti thutt; die f'riistatahypi'rlrojdiie ist jedoch keineswegs eine l«i
Krkrankuug, vielmehr eine >()l(!ie des ;;au;(eu harnahU'itenden Systems, bei weW
Hie Klase Ihre rr<))Milsi(inskrafl uiclit nur ejugeliiisst hat, sondern in der diese
selin|)fung der llariililase ;jeradezu als die hauiits-iehliehste Erscheinung in
\'ordergruiid <les Krankheitsliildes tritt. lÜe rein mechauische Behinderung: des
rtus.ses ist also bei diesen beiden wichtigsten Affertioueu insofern verschieden, als
eine Mal eine sehr l(r;lftige Blase <leu Mani duri'h eine zu enge Stelle hindurc
treiben bat. da« andere Mal einer zwar alxuiruieti und schwerer zu überwindend
sehliesslirh jedoch genfigLMid aiisweitbaren llartirölire eine zu schwache Blnsp gtew-
ilbei-steht. Die Dysurie der Strictur liegt in der Harnröhre, diejenige der Prn^tati-
liyi)i'rtr<i|diie in der Blase. In iliese beidi'ii grossen Ty))en der Behinderimg dttJ
Haniabflusses la«sen sich alle anderen mi-cliaui.schen l-'ornieu der Dysurie uiiscbl
einreihen, (ianz besonder-; f^t das ilor Fall hei jenen srin\ereu l'"ornien von
lichi-r Lahnning der Blascnnninciilalur, wie sie eeutralen l'rs|imugs iiarli l'arnpl^ül
bei .M>e|itis, Taliei- und an<|eren UiiekenniarksafluctiDueu auftreten, und Uei
fDyanrie — 81 — Dysurie]
I «lio Oysiiri« eine so gänzliche ist. dass sie zur Harnverhalliing und mit diosor zur
pnradoxon Incontineiiz wird. Auch andorc Anbisse führen zu inohr oder minder voil-
stilndigom Versagen der austreibenden Kraft der Blase, so besonders die Lahnnmgen,
weiche sich durch eine ex<'<!ssive Ueberdehnung der Blase bei einer unwillkürlichen
Hamretention entwickeln, gegen welche nicht rechtzeitige Abhülfe durch künstliche
Entle<'mng des Urins geschieht, die aber auch bei übermässigem, willkürli(;heni Ver-
halten des Haniabflusses und bei einem Aasserachtla^ä.<sen des rechtzeitigen Entleerens
der Blase in bewusstlosen, trunkenen, typhösen und ähnlichen Zuständen auftreten,
und die Behinderung in der Harnröhre tritt besonders hervor, wenn sich Harnsteine
in der Harnröhre einklemmen und so natürlich die Haniaustreibung erschweren, ein
wenn auch seltenes, so doch zur Beobachtimg gelangendes Vorkommnüss. Andere
Behindenmgen wiederum haben in der FVostat^i ihren Sitz, die Entzündung, die Tuber-
culose der Prostata, Zustände, deren wesentlichste Bedeutung für die Dysurie aller-
dings in dem Refloxreize liegt, der von der erkrankten Stelle ausgeht, die jedoch in
gewissem Maa><se auch durch «lie rein räumliche Veränderung zur Geltung kommen.
Bei Tumoren der Prostata ist das ganz ausgesprochen der Fall. Sodann kann auch
l)ei der acuten Gonorrhoe die entzündliche Schwellung der Harnr^hrenschleimhaut
eine niechani.sche Behinderung geben.
Die causale Therapir» besteht für alle diese rein mechanischen Behinderungen in
der Wegräumung des Hindern is.ses. Für die Stricturen lässt sich diese Indication
direct erfüllen durch die Erweiterung der Harnröhrenstrictur*. Bei <ler Prostatahyper-
tropliie dagegen ist eine radicale Entfernung der Behinderung, wenn man von «ler
schon wie(ler aufgegebenen Prostatektomie absieht, nicht möglich: hier stellt der
regelmässige Katheterismus für die Prostatahypertrophie* den Angelpunkt der The-
rjipir- dar. Dass die (ionorrhoe* und die Prostatitis*, dass die anderen Affectionen
als solche zu behandeln sind, dass eine Steineinklennnung in der Harnröhre zu be-
seitigen i.st, versteht sich von selbst.
Die zweite Form der „Dysurie" ist eine vermehrte Häufigkeit im Auftreten
des Harnbedürfnisses: man bezeichnet diese vennehrte Häufigkeit des Harnbe-
dürfnisses auch als Pollakiurie. Mit ihr ist eine zweite dysurische Erscheinung nahe
verwandt: das Unvermögen, den Harn bei auftretendem Be«lürfniss noch eine nennens-
werthe Zeit in der Blase zurückhalten zu können. Hier spielen Gewöhnung und be-
sonders psychische, uns noch unbekannte Factoren eine grosse Rolle. Unter nor-
malen Verhältnissen vennag der innere Sphinkter liuige Zeit hindurch dem Drängen
der Detrusoren zu wideretehen, ehe er die ersten Tro])fen Harns in die hintere Harn-
röhre liindurchpa.'isiren lässt: wir empfinden das Harnbedürfniss, aber wir können es
bemeistern; unter normalen Verhältnissen kann auch dann noch, wenn schliesslich
Harn in die prostatische Hamröhn? gelangt ist, die willkürliche Conipression und
Anspannung des Spincter extennis <lie Austreibung verhindern nnd die hintere Harn-
röhre vorübergehend wieder frei machen: wir empfind<>n den starken Harndrang,
aber wir können ihn uns ,. verkneifen". Hier d;igegen ist das nicht möglich: hier
besteht ein functionelles Missverhältniss zwischen »Umi Detrusoren einerseits und
andererseits dem inneren sowohl als dem äusseren Schlie.ssmuskel der Blase. Dieses
.Mi,ssverhiiltniss aber würde nur zu einem Zustandekommen des dringenden, nicht des
iiäufigen Hanibe<lfirfuis.ses führen. Dieses wird dadurch hervorgerufen, dass auch die
Reflexempfindlichkeit der in den Blasenwandungen belegenen sensiblen Elemente hier
eine stark gesteigerte ist, .sodass schon bei einem geringen Ffillungsgrade tler Blasi^
der Keflexact ausgelöst wird. Wann das geschieht, in welcher Häutigkeit und mit
welcher IntensitHt, ist ebenf:ills von individuellen und besonders von sogenannten
..nervösen" Besonderheiten abhängig, unter physiologischen Verhältnissen schon in
gleichem .Maasse wie ganz besonders hier bei der nervösen Dysuri«'. Unter dieser
l'ollnkiurie leiden öfters kräftige und sonst völlig gesunde Personen, bei denen oft
durch die blosse Vorstelhmg von dem Vorgange des Urinlasscns ein unwiderstehlicher
Harndrang luisgelöst wird, noch öfter j(«loch sind es ana<>niisch<^ und neurasthenische
oder hysterische Individuen, denen solches begegnet. Gerade .so wie bei Jedem
normalen .Menschen durch psychische Kinflüsse, durch geschlechtliche Kxces,se, durch
abgelaufene locale .VfVectionen in den Haniwegen. gerade so wie bei ganz Gesunden
öfters «linTli den Geiniss bestimmter Gi'träiike, besondei-s von jiuigem Bier, wie durch
Erkältungen mid andere ähnliche Einflüsse das Harnbedürfniss sich .steigert, ebenso
kann diese „reizbare Schwäche der Bl:»se" i)ei dazu disponirten, insbesondere bei
O. I.iehrvich, Eiirjklu|<ap<li<-. II. I!uii<l. i:
[Dysurip
— 82 —
Dfrail
nervöwn mid rlilorolisclicii Ppisoiipm fiiip s« aiLSf;»*sprocln>nc' soin, «lass r|f>r Reim
schon bei eiiieni geringfngigiMi Anliiss, oft schon bei niä-ssiKstcr Füllung der Bl
i-ntsk'ht iiml un.iufhalt.siini abiAiift. Eine Ausnahme hiervon sind (liejeni^jen, InHM
scIUnieii Falle von sogenannten Schrumpfblasen, wo nach tiefgreifenden, den KM
der Hla.se in Mitleidenschaft ziehenden, interstitiellen Rntzündungen d.is Organ M
Schrumpfungs])rocesse seine Kntfaltbarkeit in dem Maasse eingebüsst hat, daat. ■
sprechend seiner so sehr \ erringerteil ( 'apacität. d.is Harnbedürfnis}» sich, sobald J
Blase angefüllt ist, frühzeitig geltend machen muss. Diese Zustünde sind einer H
rapie nicht zugänglich. j
Die. Therapie hat gegen den) nervösen Zustnnel sich zu richten die Anfn
insbesondere ist eine sorgfältige Kegelung und Einschränkung der Flüssigkeitszoi
geboten. Im l'ebrigen jedoch ist angezeigt, durch allgemeine Kräftigung und !s
kung, durch eine IJe.sseruug der nesanimtconstitution vortheilhaft aucli auf clir [nä
•Störung einzuwirken, umsomehr, als manchmal «lie Pollakiurie ein frühes und ed
Zeichen einer entstehenden F'>krnnkuiig des Oiitralneneusystems bildon kann. I
Behandlung dieser Formen wird sich denmacli auf die Hegelung der Hiaet und I
gesanunten b.Oiensweise erstrecken, sie wird auf die Vcrmeidimg von Kxccstrul
Alkoholgenuss und in sexueller Itethiitiguug gerichtet sein und insbet>i>nderc aofj
etwaige Vornahme der Onanie ein Augeinnerk haben, die erfahnmgsg:ouiäs!s in j'm
Fällen die wesentlich vpranla.s.sende Urs.iche für den nervösen H;wndrang ahgiebt. Zai
sind natürlich sämmtlidie roborirende imd abhärtende Maassnahraen, raedicftmtnl
sowohl als allgemeine, für die Behandlung mit heranzuziehen und zu verwerM
unter denen eine maassvolle Hydrotherapie und besonders alle Bcthatigungen 1
Sports, in erster Linie das ganz direct gegen die Pollakiiu"ie ompfohlene K.idfsa
eine hervorragende Stelle einnehmen: und auch die psychische Einwirkung aiifi
Patienten darf nicht ausser Acht bleiben. Locale Ma.i.ssnahnien haben keinen I
sonderen Effect und sind, wenn überliaupt, nur mit der allergrös.stPn Vorsicht ■
Zurückhaltiuig vorzunehmen; insl)esondere ist vivr jedem grös.seren Eingriff»», wi"* 1
ätzeitde oder sonst stark wirkende Hinträufelnngen, oder häufige und copiöse Rlxi
ausspülungen, welche die Gefahr einer leberdehnimg der nur noch für eine bm
gesetzte CapacitHt ausdehnbaren Harnblase mit sich führen, oder besonders I
manchmal hier zur .\nweudung kommenden gewalt-samen Debnungen des BUl
halses darstellen, eindringlich zu warnen. Dagegen emptiehlt sich die alidi
liehe Dehnung der Bla.se in langsamer und schonender Weise und die hierl
erzielende Wiederkehr einer tiewöhnuiig des Organs an die Beherbergung gtf)^»
Fliissigkeitsmengen. Man bringt den Kranken, anfangs täglich, spiUor in iin
mehr ansteigenden Zwiscli(>nr;iumei), reines Was.ser in die Harnblase, iti einer Udl
welche lediglich von dem (iefühb- des Patienten bestimmt wird, und vemniultf
iliesc künstlich eingeluachte Flüssigkeit megltchst iange bei sich zu behalten, Mi
zweckniilssig, mit i)M) ccm Witsser zu beginnen und von diesem t^uantuin aus!
zusteigen, bis 6(Ki unil HC»0 ccm, was sehr gut erreicht werden kann, ohne das i
fühl .starken Harndrangs in die Bla-se eingebracht werden kfinneii. Aber die Ha
bedingimg für ein (ielingen ist, nichts zu forciren. i
Ausser diesen Formen giebt es noch eine .\nzahl anderer, in weldien die Ret
erregbarkeit in nidits geäiulert ist, dagegen aussergewöhnlich abnorme Reite |
dirocten anatomischen Lrsachen da sind. Auch hier ist es wieder die Pro.statahyi
trophie, deren erste.K und äugen fälligstes Sym|)tom die Venni'hrung des Mambed|
nisses ist: .sodaim kennen andere unmittelbar wirkende kürinTliche Reize, wie Blai
steine oder (ieschwülste der Harnblase eine Vermehrmig des Hiu'nbedürfnisiw« 1
dingen: doch iuinier nur dann, vv«'im liiese oder andere hVemdkörper den Bill
hals oder doch wenigstens <lie unmittelbar um die inneri' Hat-nröbieninünilung hefl
belegeneu Partien der Inni-nHäche der Bia.se unmittelbar zu beniiiren und zu rdS
vermögen. *»ft sind sie es nicht einmal selber, die für das llarnbedürfnis.s den ■
abgeben, sondern die aas ihnen hervnrgebeiideu Maassnabnieti. der Kathoterifl
oder die bei Steinen oder Geschwülsten in der Blase häutigen Blutungen mit \m
etwaigen Gerinn.selbildungen sind der unmitteibar als Keiz wirkende Anl.-iss f3r |
Reflexact, den auch katarrhalische uiul entzündliche Vorgänge abgeben können, i
dieser Reflexrciz kann sogar von Punkten bcrknnnnen, welche ganz au.sserh.Hlb 1
Blase und Harnröhre gelegen sind : entweder durch .\ffectionen benachbati
(irgajie, besondei-s des Mastd-irnis, dessen Nerven in ganz innigen Beziehungen i
[Dysurie — 83 — Dysurie]
denen der H.imbljiso sh'hen, sodass scliou Haoniorihoiden <l«s Miistdaiins zur Herbei-
führung gesteigerten Hanibcdürfnisses genügen; oder der l{oiz konnnt als ein «ft
cliaRiktcristisches Symptom von einer Pyelitis'' cniculosa her: oder entzündiielie
Affcetionen der weiblichen Genitalorgane bedingen ihn, oder aber der Reiz ist
centraler Natur, wie besonders bei der Tabes und der Uückenmarkssklerose. Mass
in allen diesen Fällen die Therapie nur eine causale sein kann, versteht sich; ins-
besondere bei den entzündlichen Affectionen der Harnwege selber, sowie bei den
Steinen und Geschwülsten der Harnblase.
Diese Schmerzempfindung beim Harnlassen ist das gemeinsame Kennzeichen
aller der Formen, welche die dritte Gruppe der dysurischen Zustande bilden. Auch
hier ist die Behebung der ursprünglichen Krankheitsursache die sicherste und wirk-
samste Therapie; nur dass es oft nicht ausreichend imd öfter sogar von vornherein
nicht einmal angängig ist, sie in Angriff zu nehmen. Denn sehr häufig verbietet
der ganze Zustand der Patienten überhaupt die Vornahme der für eine genaue
Feststellung der vorliegenden Krankheitsursache erlorderlichen Mna«isnahnien. Di<!
Therapie hat hier alle (ielegenheitsursachen, welche die Schmerzen .steigern können,
XU entfernen; so tritt besonders das auch bei Gesunden und unter normalen
Verhältnissen oft ungünstigen Einfluss übende Moment der Anwesenheit dritter Per-
sonen bei den Versuchen zu uriniren hier als krampfsteigernd in die Erscheinun};:.
8o<lann bedarf in einzelnen Fällen die BeschafTeuheit des Harns selber einer Beachtung
■ und einer Einwirkung. Es geschieht öfters, dass er entweder Hamsäurekrystalle
ffliirt, oder solche von Oxalsäure, oder dass seine Reaction zur alkalischen geworden
ist und mit diesem Umschlage die Phosphate ausgefallen sind; dass der Harn also
entweder ungewöhnlich concentrirt ist, oder dass O.xalurie' oder Phosphaturie* be-
steht. Diese Zustände genügen schon bei unversehrten Hamorganen, um die Empfindung
des Harnlassens zu einer unangenehmen zu machen, kommen dazu noch bei ausge-
sprocheneren Abnormitäten dieser Art spitze und scharfe kleine Krystalle, so reizen
diese <lie ohnedies überempfindliche Schleimhaut derart, dass sie ein wesentlich nüt-
wirkendes, ungünstiges Moment abgeben. Sie müssen also thunlichst beseitigt werden.
• Die weiteren, zur Verfügung stehenden Hülfsinittel sind in solche allgemeiner
Art zu trennen und in die localen Maassnahmen. Zunächst thut man bei einiger-
nia:issen hochgradigem Harnzwang inmier gut, den Kranken ins Bett zu bringen:
wirkt die Ruhe allein schon günstig ein, so thut dies ausserdem im vornehmsten
Maasse die Bettwänne, wie überhaupt die Wärme eines der wesentlichsten Mittel
zur Linderung der Beschwerden ist, während die Kält<; durchaus vermieden werden
muss, da sie den Zustand eher verschlinnnert. Die Wärme:uiwendung kann auch
durch Umschläge auf den Unterleib geschehen, mit w;innem Wasser getränkt oder in
Kamilleuthee oder in ähnlichen Flü.ssigkeiten, da innner nur die feuchte Wärme das
Wirksame ist. Auch vom Mastdarm her kann man warme Eingiessimgen in diesen
machen oder mit einem geeigneten Apparate, der in den Darm eingeführt wird, con-
tinnirliche Durclispülungen mit warmem Wasser vornehmen. Schlie.sslich ksmn auch
«lie einfjuthste Form der Anwendung der Wärme in Gebrauch gezogen werden: die der
Bäder, sei es nun in b'orm von Sitzbädern oder :iuch als warme Vollbäder; die Sitz-
bäder beanspruchen den Vorzug, da sie beejuemer und häufiger angewendet werden
können. Eine zweit<> Sorge bildet die ?>zielung von Stuhlgang, der nicht durch
heroische Mittel hervorgerufen werden darf, sondern nur durch Eingiessungen oder
durch Ricinu.söl. Sodann ist das Getränk zu regeln; es darf nur nnissig, in kleinen
Mengen, und nur von Zeit zu Zeit gereicht werden und muss so gewählt werden,
dass damit keine besondere diuretische Wirkung zu Stinde kommt, um die Hani-
nienpe in der Blase nicht ohne Noth zu steigern. l>arani sind Mineralwässer ver-
boten; am besten sind wanne schleimige Getränke, auch warme Milch oder Mandel-
milcli. Zu diesem Regime tritt in allen ausgesprochenen und schmerzhaften Fällen
sofort der narkotische Apparat hinzu. Sobald man sich zu dessen Anwendung ent-
schliesst, soll man gleich mit Morphium vorgehen, und das auch alsbald sowohl
innerlich als local; die zweckmässigste Form sind hier Suppositorien, doch kann es
:incli im ("lysma gegeben werden. Oft, wenn auch nicht immer, erfüllt Belladonna,
in Suppositorien vom Mastdarm aus angewendet, den beruhigenden Zweck in ähn-
licher Weise: am besten conibinirt man das Medicament mit Morphium; auch Cocain
wird hl der gleichen Art vom Mastdarm aus angewendet, doch tritt es in seinem
Effect hinter die Morphiumwirkung zurück. Ueberidl aber, wo diese locale Anwen-
rsnne
R4
Ranx-
■i'l
«!«• I
dnnp <]fr icu'koiisclicii Arziii*ikrirper iiifht aiisvficht. il;irf man nicht »'"•?••
Wirkung alshald durch die allgt-meino Morpliiuiiidarreichiuif; per os ■
rutaneni \NVge zu verstärken, oder aber ChloRilhydrat zu geben, djw, ina n
vrralircicht, eine nocli höhere Wirkung entfaltet.
Wie sehr es auch geboten ist, nach Ablauf der heftigsten und istfiriiii.schcn
nungen s<i früh als nioglich die Behandhnig <h'n ursprüiiglii-hen Leidpii« in
nehmen, die dann fa!-t immer eine locale ist, so wenig ist es erforderlich t«!
nur rweckniäjisig, die l>ysiuie als solche mit localen Maassnahin>/n %ii Imh
Maa thut gnt, sich dieser giln/.lich zu enthalten. Will man es dennoch versucl
ist die Einführung von Instrumenten überhaupt möglich, .so Ifusst sich in
sichtiger Weis«' mit dem Psychrophor ein therapeutischer Versuch wagt-n; doch
«txbei «ehr leicht die Reizung stärker werden als drr heilende EfTo'-' Ti,
wirken medicamentöse Bougie*i mit Cocain, welche in die Harnröhre eiiig>
oft günstig. Auch lilutentziehuugen am Damm sind überall da iiidioiri. »< ti
zöndungszustände die Strangurie unterhalten, und wirkfii sie durch llemhst^tiuut
Coogestion des Oefteren reizniildem<l. Sonst aber hat die locale Kinwirkun; I
keine Bedeutung, auch die elektrische Behandlung nicht, sodass man am '
thut, soweit nicht eben die Indication aus lU-r <irundkrankheit es erforcJort. von I
gnru abzusehen. Ganz allerdings lassen sich directe Eingriffe auch wieder nicht <•
ineidea, besonders wenn eine bestehende Harnverhaltung dringend den K.ithet*nB
noth wendig m.icht; und in ganz besonders srliweren Fällen, bei f|i>n sogcnxnli
rebellischen Blasen, bleil>t manchmal nichts anderes übrig, als durch t'incn operativ
Eingriff die Flarnblase überhaupt au.sser Thätigkeit zu setzen, sie gänzlich :tus •
ableitenden Haniweg«n auszuschalten.
XEXUKL^oe
E.
Eastbonrae, Htwlt m <Iit Cir>(>rban Sn^mi in iler SDilkOstc EmkIiikIs. 8»obiul iiiiil Lunknrort. LuR (dkl
krHTti.-'-tid : fit Atti Wiulrtunffnlliall iwt jeJueh mit (iem Xaiigvl an Wiuil$«huti in rcolincn.
W.
EatOn>Rapid<' Well«, '..»n.l Bi»i.r in Mirkigaii sehn» gfli-KOiie SUilt. mit ciniT tl. -i-. , _ ..- .. -^
wr>t(lif> III ' m] ih7(i aufgxrunitcn ilDiI theilwtii^n mit i1i*n Hotels iliiTct \ ^
kOuiiea lU.'- :i geuoDimou worijou. Dia [tunliiio-iiuelle i'iithalt 1.4 h'»lv l- ~;
t),M3 C«ieiaaik:iiis<. 114 < sirium-. 0,07 Magni>elumetrbun&t. M rem Kolilensaun'.
W.
Ean-Bonnes, auch kurzweg Bouues genannt. Dorf im Diipt. Ba.sses-Pyrcnces. 748 m boct
dem Von hohen Btrgcu umgebenen Sourdelhal, demnach gegen Wiude geschützt, geleg«a. t"
Temperatur ist im .Sommer beis* und ziemlich beständig, gleichwohl ist vegcu der sriir kfflii«
Mor^-rn und .Abende Vorsiebt geboten.
Es giebt dort 8 Schwefelquellen, deren kühlste 12" C. warm ist, während die TcmpaJ»«
diT übrigen zwischen 22 und 32.75° beträgt. Sie cnth.ilteu 0,0135 bis •>,01äS Sdratfcr
wasicrstoff und 0,01!<H bis 0,0219 Schwefelnntriuni und besitzen eine .sehr geringe Alkaliniü
Hierdurch, iowie durch geringe Mengen Kohlensäure, audrrerseils nliur einen verbältnisstniM
hoben Kocbü.ilzgeb.ilt (0.22 bis 0,28) unterscheiden sie »ich vmi den meisten anderen 5.1i'
ijuellen der P;renairn. .An der f^uft zersetzt sieh das Wasser leicht, lüs dient haupr-nh!.
■tilein oder in Verbindunj; mit Molken, /.\i Trinkkuren, ferner /.u luhalatintien, (lurgi'l'i;. •
und lucalen, b^•v;Il')^■r^ Hh.irjnxdouchen, wird auch versandt. Seltener werden Bäder gt'liMUi"--
Vorzu(fswei»i; Verwendung findet der Kurort bei Kehlkopf-. Rachen- (PharA-ngilis „n-
losa>, Hronchialkatarrticn. mit jety.terem verbundenem .Asthma und den torpiden Form •.
Phthise, die k-'*- ' "r bei Dyspepsie. Die Behandlung von Ulieuinatismen. Hauiki-it-
heitcn u. ». w mehr in den Hintergrund, (»egenanzeigen bilden ficborh.-ifte, «t*
sehe Zustände o.i-. n' iici .\Mbmu. — Saison Anfang Juni bis .Anfang September.
WCRZBrWl
Eaux-Chaad«t, kleiner ort im Dept. Basses-Pyrenccs, in der Nähe von Kaux-Bonues oo 4*
.Siidspitze des D^v.nithalcs in enger .Schlucht fi75 m hoch gelegen. Das schon im 15. Wf
hundert in Kuf gekomnu-oc Bad besitzt 7 Schwefelnatiiunxiuellen, von deneu eine P" '
anderen zwisehen 24 und ."Ifi" C. warm sind. Mit den i/uellen zu Eau\-Bonnes habii' •
schwache Alkaliniliit und den geringen KohliMisliuregehalt gemein, sie unterscheiden -
von ihnen durch einen geringeren .Schwefel- (0,0047 bis Ü.OO'.IG .Schwcfelnalriuni) u;
salzgchnlt (0,066 bis 0,088;. Drei ijuellen werden zu den Bädern, welche In Eäux-CIü-^'
lux-('liaii<li>s
- Rn
Rfliiiiokukkcnl
Jir Uaii|)ts.iclic siiiil, verwandt, die übrigen oiiischrK^sslioli der kalteu zu Triiikkurt-n. Das
Yasscr wird auch versandt. Die Wirktiiig desselben ist beruhigend, weshalb diu Kur auch
bei erethischen Zuständen angebracht ist. Vorzugsweise angezeigt erscheint sie bei Neuralgien,
'ligraine, itheumatisnieo. Dysmenorrhe, Scrofulosc und Katarrhen.
Gebirgsklima, daher rasche Temperaturschwankungcn häutig. Sai.scn .funi bis September.
WÜBZBURG
^BACi^AO, Pf1uiiz««nr«inilji* aiiH ilt^r Ortjnunc i]<>r Ui of px i*' i^ A<^'- t'mfust Bliuiuf» un<l Strllae1i(*r olinp Mllehsart,
iu"ist mit liürtoni, fietiweroni Holxe. üluttor i^anxriinilig, K<^ff*^"- '**^^^ wtrtelt(tiiudit<. Ulllthon kloia, xweiliUncJR Ter-
U»(*ill. FrDchtp fleiärhiKP od«r toilnriffp Bpentn, durch Verltflnimerunif eilt- odiir wouiKäamig. Hit ptwii 2*i*t Arttm
t gftnx don Tropen ntid Sndafrika Kn|;t>liOi«i)<l. Pioffjijro^* und Mlh»' lipffim Rbt^nliolx.
M.
Eborfldorf, in d<>r NiIh? rem Lulienilvla, Reuu j. L., 4W) m koeb. I.arikurort.
W.
Clierswalde, rrlllirr Nouktmlt-Eh^rswaldp, .'iUdt im Rp;;.-Bi-ii. Potsdun, 30 in hoch in ninnm fast altsnlUg
i:i>;:ctil(is*ii'ni*n waldigen tfllxclknsspl gntoKim, Somitinrrriifch«. Der Ort, tttdcher sich im Anfange dipjt^h Jahrhnndprt«
Psinrw |phharl(>n Vfrkplirv frfrpnt habi-n Rntl, hp«it«t drpl ^rhwachi' und tin Kohlpn^Utiro armp Ei-iPm^uclUn. THo-
»flhi*n wprdpn. mit KohlpnAlliirp impmpf'nirt, nur t» llltit4Tn ircltranplil. KUina Kli>iehnlll«''i); und mildP. iiitttiprp
Tpni|>(Mtitiir von Mai lu? Senti-nihrr ir>,H^ (.'., lulttlur» n-Ialivp KenPhtigk^it 77. ;i pCt,
W.
liriECh , Pnrf in Kurntcn, mit xwpI krflfUK«o atkallaehpu RitfPniiUiiurlingeu, welche rurwipgpnd Tor.^andt wortlpti.
W.
BalUniD A. Rieh. Pllanipngiittiing ans dpr Faniilio dpr Cupn rbi tacpap', Unterfam. Cae uiup rin p*o*, uiii
frnur piner Art, E. Elalpriuro Rieh. (^= G. arresto Rehl>., E. offirinalp Nopü, Uninurdica Elatpriiim L.),
IWls Eapls- t»dpr Spriltgnrkp httkannt, auf di" Mitt""!iTn'''rlnni1rT hp^phrankt. Dip dl4ikp HciMchigv, wpiialieh«
TWnntpl tipitjt oinpit his l.ö lani^pn, ftpi^rhi^pn. i ^' '< ngnl uhnp Ranken, mit tauggp^tielteH,
I hprxfOrmigen. Uliprhaodi;roMPU Blatt*?rn. Die n< "ii nionupci^rh, gp.4ti*>ll. Die 4— .'i cm
llnngpu, -Inuni^tarkpu, elliptüidischen, weich^-tachil. i i'h. blHnlichgrlln, trennen sich zur Rpife-
Vpit Tom Frtiehtjtiel, wobei die xaltlreichpn hrauUL^n, f;Utt^'n, oIwa 1 mui langen .Sauen mit^ainint dein fiehlpimigen
Prurht*afte aii*^ der basalen Opffnung lipritxend heranfgesehleuderl werden. Ilpr .*^afl enthalt Elaterin*.
^Xcchymosen .sind erbsen- bis haodtellergrosse BlutextravasAtc in die Haut; sie überragen
gewöhnlich das Bautniveau nicht, werden bei Finger- resp. Glasdruck etwas heller, nehmen
Jsdann eine gelbliche Farbe an, können hierbei jedoch nicht völlig zum Schwinden gebracht
rerden. Sie kommen allmählich, ohne Pigmeutreste zu hinterlassen — Ausnahmen sind
bellen und zwar nur bei ticfgehendco Blutungen zur Resorption. Ueberragen die Blut-
Fextravasate das Niveau der Haut als Beulen, so werden sie Ecchymomata genannt. Diese
[■werden ebenso wie die Ecchyinosen, wenn auch letztere nur selten, durch Trauma oder Ein-
}wirkuug verdünnter Liilt »uf die Haut hervorgerufen. Eine besondere Behandlung ist hierbei
Igewöhnlich nicht erforderlich; nöthigenfalls kann moji etwaige Schmerzen durch Umschläge
tTOti kaltem Wasser, Bleiwasser oder Eis bekärnpfeii. Unmittelbar nach dem Einwirken des
■Trauma ist der Druck mit dem Finger oder mit einem Messer oder Geldstück ein beliebtes
IVolk-smittel, das insofern nicht unzwcckmiissig Ist. als dadurch eine Vertheilung des E\tra-
I va.sates bewirkt und so die Möglichkeit der leichteren Resorption des Blutergusses gegeben
'^wird. Derselbe Zweck wird bei Ecchyinoniata, die schon einige Zeit bestehen, durch Massage,
hydropathischc Einwickelungcn und sonstige resorptionsbefördemde Mittel, wie Joilkali- und
Ichthyolsalben, erreicht. Gewöhnlich treten die Ecchymoscii, selten dagegen die Ecchymomata,
als Symptome einer Reihe von Ivrankheiten auf, so bei den verscbiedeneo Formen von Pur-
pura*, beim Morbus maculosus Werlhoni*, beim Scorbut', bei Flecktyphus*, haemorrhagischer
Diathese (Ilaemophilie)*, .\rzneieianthemen* und Vergiftung mit organischen Substanzen, wie
I i'leisch-, Fisch-, Wurst- u, s. w. Vergiftungen, Diphtheriescrum. Bei diesen Erkrankungen
[ist eine locale Behandlung der Hautblutuugen nicht niithig; die als Symptome aufgetretenen
"Extravasate schwinden bei der neitung der Krankheit. _.
'' SAALFELD.
okokken, Hydatidcn, Hülsenwiirmer, sind die Finnen (Cysticcrken) der Taenia*
echinococcus. Sie linden sich in der Leber und auch in anderen Organen verschiedener Haus-
ibicre, so des Schweines, Rindes, Schafes etc. Der entwickelte Bandwurm lebt im Darm dos
Hundes. Die im Darm des Zwischenwirthes aus den Eiern geschlüpften Embryonen (Onko-
sphaeren) wandern in die Leber oder andere Organe ein und wachsen hier langsam zu einer
on geschichteter Ciitioula uingchcnen Kugel heran (Hydatiden), in deren Innern sich Flüssig-
cit absondert, und die bis Kindskopfgrösse erreichen kann. Da-s Wachsthum geschieht sehr
langsam. Während desselben sprossen an der Innenwand zjihlreicbc Köpfchen hervor, die
theils ausgestreckt, theils eingestülpt sind und auf sogenannten Tocbtcrblasen sitzen. Bleibt
die Blase steril, so haben wir eine Accphalocyste. Wird durch die Tochterbla.sen die Wand
der Mutterblase buckelf^Jrmig erweitt'rt, so nennt man diese Form Echinococcus acolcci-
pnricns s. granulosus s. simplex s. exogena, entwickeln zahlreiche und gro.sse Tochterblasen
im Innennium wieder vielfach Enkelblasen, so spricht man von Echinococcus altrici-
parle ns s. hydatidosus s. eudogena, ist die Blase in eine Gruppe kleiner Bläschen zcr-
Tnllcn, die in ein weiches Stroma eingebettet sind, so erhalten wir den .s<igenannten Echino-
occiis multilocularis, der f:tst nur in der Leber des Menschen beobachtet ist und den
n
[ErkiaakakkMi
— KCl -
K«-liijiukokkpii>lR(l
aaa bSbtr ab Ali-- '■-' '■ 'I bi-zeieliiii;lc. Lctztrrc Komi ist wnhrsirhcititicb durth m
aetste äsacre Pivli /i^tundcn. Kilr diesen Wunii k:iriii chcuso wio für ilit la
•ofiaa derMcMck *.- / -.^...tuwirlh dienen. Aus den betroffenen Organen Tinrlrt ricilnl
DiBvUnck cud Eröffoni der üeschwuUt nach missen statt oder in eiu h>-nai.'hbarlt* ■
«•faa, M Anvfc die iüisaere Uauu iu den Darm, die Vagina. Uarnblosc, Broitcbir». m
E«cyaWblta and BlutgirfÄ.s»(>vMen. Er kann ein Gewicht von \h V^ erlnngeu. |
EchiAokokkea-Iafectiop. Dieselbe findot bciiii Mfnsrh(>ii vorziifrswuise diircii Ucbt>rtra
junger Embrj-oivn voui Hiindi" ans statt. Bt'Noiulcns liriiifjl ilcr iiitiini- Verkehnj
Kindern, di« in ländlirbor Uuigchung auf\vaclis«>ii. mit lii-n Haus- und Hnfhnnilm]
Gf-fahr f iner dirccten LVbertrajcung <l<<r Kehiiioki>kktii mit sicli, z.B. ilijrnh Kü!e«<«|
Hände, Lecken der letztrn^n ülicr das Gesicht der Kii)der: aber auch alloio m
llerühnuip sind zahtreidie Möglichkeiten der Uebertrajomp dieses AVurmes |;tM
Man findet iu Folge dessen Kchinokokken-liiiVctioti ;nii häufiir^ten in ländJichrJil
gendeo, wo viele Hunde gehalten werden unil die Wohnungsverhältiiisse und LcM
weise der Bewohner zu einem engen Zu.saninieiiM-in mit diesen Hnusthierefl^H
Besonder« reicblii-ji findet man daher diese Krkrnrikuiig in Island und Gröu^H
an.s in Mecklenburg und Vorpommern, wahrend dieselbe in Süddeutj^rhland rcJI
nissmässig viel selteuer ist. 1
Vom Magendarmeana 1 aii.s gelangen mm die Knibr^onen, ileren Kihüllen dJ
«iie Einwirkung der Verdauungssrifte, be.sonders des Magensaftes, zerstrirt werdru
die Blutgefässe, l»csonders in die I'fortader, und dringen von hier aus am h^afij
in die Leber, welche nach einer umfas.sen<leii Statistik unter HJGtl Tällen 12^01
liefalleu war. .Vusserdeni sind besonders die Lungen, l'ieura, die Nieren undl
Peritoneum, beltener Muskeln, Hini. .Milz, ii:is Hecken, Herz- imd Rlutj^efässe, KnttJ
Augen und Kückeiunark Sitz der Hcbinoknkken, die bi'i ilireii Waiulei-uugen <!■
den Körj>er an irgend einer Stelle des Kreislaufs sitzen Ideiben urui sich M
Blxsenwurni, der Hydatide, entwickeln. I
Der Leberech iuococcus, die Hydatidengescluvulst der Leber, bietet wi
des häufigen Vorkommens d.is meiste lntere.s.se dar. IUe IMagiio.se stös.st bei dill
tirgane zuinei.st auf weniger grosse Sclnvierigkeileu als bei dem Sitate des Wann
anderen ttrganen. Sie ba.sirt auf der ileutlii-h nariivveisharen Vergrnsscrunjj derlei
einer oder mehren'U liuckel förmigen Erhellungen, an welclieii man, wenn si«* m
flächlich gelegen sind, kleimvellige Kluctnatioii und durch Auscultatioji unter I
stünden das sogenannte ,.Hy datideiischw irren" wabnielurien kaiui. hieseTunMl
sind bei l>ruck nicht schmerzhaft, erzeugen ein (ieffih! von Völle inid I)ruck in I
Lebergegend, dagegen keine Schmerzen, mul liefeni liei ['robejmnction eine IcM
leicht gelbliche Flüssigkeit, welche neutral oder schwach alkalisch re.ngirt. ■
selbe enthält zumeist kein Eiwei.ss, ist reich an riilorn.-itrinm und weist benu-IS
sauren K';dk und Natron ;iuf, m.'Uichuul aitcli Traubenzucker, Inosit und Leucin. I
stricteste Nachweis für das Vurhauilensein einer EcliiiiokokkengeschwuLst wini dfl
erbracht, wenn in der entleerten Flüssigkeit Haken oder gar Isöpfchon oder ThJ
der eigeuthünilich geschichteten lamel lösen Membran zu Tage gefördert und OB
dem Mikroskop erkannt werden, tianz besondeiN wichtig für die Diagnose ist I
Beobachtimg, da.ss Kchiuoknkkengeschwülste hier wie auch an anderen Stellet),!
Gegensatz zu malignen .Neubildungen, keine Kachexie herbeiführen, die KraaB
vielnielu" .selbst hei EntvNicklung grosser Tumoren sich eines verhältnissniassigen Wj
s<'ins erfreuen. Fieberliewegtmgen treten dann ein, wenn der lüchinococcussack (■
seine Umgebung sich eutziiiiden. I
I)<T ausgebildete Kcliinociu'cus ist durch imiere Beh.indlung nicht zu beseidfl
und die empfohlenen (^hieck.'dllier.salze, .lodkalrum mul Kamalatinctur haben 4
nicht bewährt. (iegenüber den Anpreisuiigen von Wunderkuren durch ÄDM
düng lediglich innerer Therapie nmss darauf aut'merksaiu gemacht werden, 4
in vielen Füllen ein natürliches Absterben dieser IMasenwürnier in den verull
denstcn Altersstadien stattfindet, ein Vorgang, der wahrscheinlich durch pathologisJ
Veninderungeii im Wurme .selbst bedingt wird und gewöhnlich von di-r Fli^M
desselben ausgeht. Abgestorbene Echinokokken werden oft ganz resorbirt, ni^^|
verkreiden und verkalken sie. ^^^
Eine wirklich zweckmässige Therapie des Leberechinococcus kJ
lediglich auf chirurgischem Wege eingeleitet werden. Ein rein bistoriMfl
fehiiiokukken-InfecUoii
— S7
KcliiiiokokkPii-Iiifci-tiuiiJ
Interessi» dürfU- wohl ilic von liocaiiiicr .'iiigi-wJiiHU«' Mt'tlinili' lialifii, bei wol-
cher durch Anwendung von Kali causticuni oder Aotzpxste oder (^hlorzink einp ent-
zündliche Vorwachsiing der Bauchdcckeii und Cystenwand hervorgemfeu wird, worauf
die Eröffnung der Geschwulst nach erfolgter VerlOthung entweder durch ('austica
oder dxs Messer i-rfolgt. Ferner hat mau, von der Krfahrung ausgehend, dass
nach Entfernung der Flüssigkeit der Fchinococcus abstirbt, die Function der Cysteu
vorgenoiiinicn und durch Kxtraction der Flüssigkeit ein Absterben lii'rvorgernfen. In
energischer Wvm- hat man dabei gleichzeitig das Zugrundegehen tiadurch zu befür-
derii gesucht, d.ass man Mitlei, wie verdünnten Alkohol, .lo<l-, Karbol-. Subliniatlösung.
durch (ti'ii fiiigestochenen Troicart eingespritzt un<l di«- Blasen zur Ven'idnng gebracht
hat. Weiterhin hat niai\ zur VerlOthung des S.nckes mit der Serosa des Peritoneum
noppelpuui-tiiin mit gekrümmtem Troicart und nachfolgender Incision zwischen
den f'uiutiotiswunden ausgeführt. Im Uebrigcn ist zur r.adicalen Entfernuug der
Ciescliwulst die breite Eröffnung mit dem Messer zumeist in zweizeitigeui Ver-
fahren empfohlen worden, ganz besonders in solchen Fällen, in welchen die (iefahr
einer Perforation nahe liegt. Tritt eine solche Perforation iu die Bauchhöhle ein, so
ist sofortige Laparotomie und Hntfernuiig der perforirten Cyste aus der Bauchhöhle
der einzige Weg, um der tödtlichen Peritonitis vorzubeugen. DurchaiLs ungünstig
liegen die VerhSltiiissc bei der Anwesenheit eines multiloculiiren Kchinococcus, wel-
cher sich besonders in Südtleutschland, Bayern, Württemberg und dt-r Schweiz öfters
findet uiul zumeist der operativen Behandlung nicht zugänglich ist. daher in der
Regel zum Tode führt.
nie Echiiiokükkeu der Lungen können durch directe Einwandeiiang der Em-
brj'oncn zur Entwicklung gel.ingen, in vielen Fällen tritt .iber auch eine langsam
sich vollziehende Perforation von der Leberkuppe durch das Zwerchfell imd die ver-
lOthete Pleura ein. Solche Echinokokken sitzen zumeist an tler B.xsis des rechten
Lungenflügels und liefern ausser äu.sseren ])hysikali.schen Erscheinungen DSnipfung,
manchmai CaverneMsymptom«", besoiulers ein charakteristisch gelb gefilrbtes Sputum,
welches Membranfetzen der Cysten und Haken bei mikroskopischer rntei-suchung
aufweist. Iiie.se Lungenechinokokken können theilweise, vielleicht in nianclieu F-lllen
gänzlich per vias naturales durch Expectoration hlnausliefördert werden; in den
meisten l''ällen aber erfordern die l'l;isen hier etienso wie solche ijn Pleuraraum die
operative Entfernung; clurch Hippeiiresection. Pie Prognose dieser Ansiedlungen ist
stet« betrjlchtlich schlechter als die der Leberechinnkokken.
Die Echinokokken der Niere ebenso wie die des Peritoneum sind unter
Umständen schwierig zu diaguosticiren und auch hier liefert in der Regel die Probe-
puucticn den sichersten Aufschluss. Die Entfernung muss auch hier auf chirurgischem
Wege erfolgen, zumeist durch zweizeitige Incision, worauf die (ieschwulstsScke durch
Re.sectioi) entfernt oder durch i>rainage zur Verödung gebracht werden. Auch der
Nierenechinococciis kann unter Umständen absterben, zerfallen, in's Nierenbecken
perforircii urul per vias naturales entleert werden. Zu den schwierig zu diagnosti-
cirendeu Echtuokokkeiige.schwülsten gehören diejenigen des (iehirns, welche nach
einer Zusauuiieiistellung von Mya und Codivill;i unter UMI Fällen n\ir 8mal intra
vilam diagnosticirt sind. I>ie Entfernuug geschieht durch Tre]ianalio» des Schädels;
manchmal kann auch durch die Blase selbst eine Usur der Schädelkuochen eintreten
und durch Incision zur Entleennig gebracht werden. Auch die Echinokokken der
übrigen Orgaue, bei>onders der Musculatur und der Haut, können, wenn sie dem
Messer zugänglich sind, auf oper.ativem Wege entfernt, oder die Cysten durch Func-
tion und Injection zur Verödung gebracht werden. Gemfiss der im Anfang kurz
erwähnten Infectionsiiuelle für den .Menschen muss gerade auf diesem Ciebiete die
Prophylaxe luu-hdrücklich betont werden, da es unzweifelhaft gelingt, durch ge-
wisse M a;i.ssna!uueu die (iefalir der Echinokokkenerkrankung beim Men.schen betrUcht-
lich herabzusetzen. Besonders nmss im Verkehr zwischen Menscli und HuntI die
möglichste Vorsicht beobachtet werden: die betheiligten Personen müssen durch Be-
lehrung auf die Gefahren dieses Verkehrs aufmerksam gemacht werden, be.sdnders d;us
Küssen der Hunde ist geffdirlich, auch das Belecken lassen des Gesichts, das Abli-cken
von Tetleni, Sc-hüsseln u. dgl. durch die Hunde muss vermieden werden. Da in-
ilessen gerade imter der läudlichen Bevölkerung blosse Belehrungen meist auf einen
indolenten Boden fallen, so mus.s man gleichzeitig versuchen, Huiuie, welche mit
Echinokokken behaftet sind, durch zweckmässige Baiulwnnmuiftel von <len Wnr-
H<i
in (i«n l«rUi4<n t ihn« i
wnl««, adian i
Penwr mhwiLm. «rtmi ^idk
dieaelben vprnjrbi^'t 'K'-rtlfu. damit akfet«
,______w. « — u. Bfi '•tivnirer L'el>er«arhai^ diea
■• 4h- That in manchm <j<-gen<lt»i die Kchinokokkon*!
imam bcfirär^llick rennifi<l«rt. Audi an fin« Infe«<iaa
Faecaliflii ethinokokkenknuikfY Hondr tavm
»-jg and Waaehnag aUer zur Vcnkendtuig kuauMh
r, «eicbe vi« Salat roli genossM-n werden — zur
E<-hi>*r*rr«* dvr Orbits Ecliiiiococcti8eT«ten küiutm sich in jr<d«n
thcil caMfafcdB, ia das 4er DaiddD«Her der Arteri<>n pnisjer ist ab '/^i, ZiB,'i
Ce» wagdtkr 4tr DaraluBeaer dea Pnweoiex der T^ienia echinococcns humlni»
ülcädkwtU «ad bUm- EdiiaoeoeeiMc) stfii iui imifri-n dos Auges i
Sie koouacn dagegen, «ie übcrhauiit ^em im UnU'rhauu. ..^. ■
l«r Lider vor. «x> xich die f'vsten Ifiriit entfenieii Umea, öd
friteae Erkrankin^ in der Orbita Von lvchinocnr€4Lsbl.iscn in letzt - - --i\i
37 Fällr ttnchricben. Am hSufigst^'n sitzen die C'ysti-n am »bfr«<n 9i
der Orbita, doch kommen nie auch au allen anderen Orten vor. lue Lv.str
einfach win, oder eine ^ros« Anzahl Tochterzfllen «'nth.ilten. J»»« Aiis>- i^
züodM nnd M-hmerzhaft, meist bestehen Exophthalmus und Brv.
Wachtithuni der Tysten Ist irewöhnlirh ein sehr lajisMamen. .«sa
vom Bulbus durch die Lider oder die Conjunrtiva einen festen, d'
Tnmor. Ks empfiehlt sich zur Sicherung der lHapnose (s. Kcbin -i-iü«,!
zuerst eine l'robepunction mit der Pravaz"s4-hen Spritze zu machen. |»:is foi
oder .\nschneiden der Cysten jrenüpl nicht. In allen Fällen \«n eLnfach'-r r">»'-*l
mit KiitltM-rung der Flüssigkeit füllte die Cyste sich wieder. Ks ist «!.
möglich, die Totalextirpation zu erstreben. Man kann versuchen, den Builiu^ ii>-|
zu schonen, indem man durch die Conjunctiva einschneidet und den Itulbus ifn]
zur Seite zieht. Ist die Totalextirpation nicht pit angänsip. so genügt c« n
schon, die Cysto oder die Cysten vollständig zu i'iitleeren und nlsdaan einen '
zündlicheii Process einzuleiten, wodurch die Cystenw.iud zer-türt wird. D.-isu r»i*l
oft schon die Kinle-^un); eines !>rainai;erohres, d:Ls auf kurze Zeit <rering« ßtt*n(l
bewirkt, .aas. In allen Fällen, bei denen nacii letzterem Modus verf.ihren wonV, m|
eine .sriinelle Heilung ein.
Echlnorhyuchu 0. Kr. Müll. GAtlun^ der Akanthocephalen oder Kratzer. Wiimer ai
ge.»trccktem, darraloscn KOrpcr, .nm VordcrcnHc ein eiustülpharcr, hakentragfoder IWat
Die Thiere sind getrennten r;p.<,chlechles und ohne Ausnahme P.irjisitca.
Echinorh.rurhu« gigns Gocze, Riesenkratzer, bis 5Ü cm lang. Rüssel mit 6 Quentte
von je 8 Haken, lebt im Darmcanal des Sehweines, gelegentlich auch des Menscben. D»
l.an'cn eutwickelu sieb in Kngerlingen, gelaiigeu in den Maikäfer, alsdann in das WirttudklK
Kcbiuurhvri'-h<i>^ hnminis L<->mbl. .5,6 mm lang, 0,6 mm dick. Rüssel mit 13Qa«rrcte
von je 8 H.i: rcud tdeben. Wurde nur ciomal in Prag im Düund.tnn eina «
Licuka«mic i< Jiiden. Vielleicht die iinentwii-keltc Form eines anderen KntnB
STADBUUK
B<MtW TaanMf. ftaai
miWi
lg •■• itr fuB- 4cr A>|<e'l'>ll*<e*<i*, mit Hwi .V) Art«« Europa. BTiirtiM'
»irlr» KrtnUr ail »ickeligrii Blllthpnstunileii. UmOim mi trickWfiftaT
Kttmi, — tm * ataMM*« l»rTurri(*D. K. «ul|;>r'! L.. Nattcrkopr. liinlii; ;iii VVrcrta4«i» t/
*•■ 11*1 kl« StyUailwr Mnbrnil. HUtlPr ichni>l Univlllirli. Pr«kfv •!
M.
U» la k*« Mrf ,
Ki^tcUl «OB AdtBldB' BuobmUnaiii SchiBi. Der Straadi
4m 4<Mit««li^l4«nt*fHkjiQi«1len ScbnUgcbietM*.
Cebajla« '\)i^Jf *•* 4«r *««i i>*«b« «8t4(«kt« «irkoama Bestandtheil der Echt^a*. Das £ct*
jiu, ein üJ;lU4i4 tr-»<^-r„ifi imy ggg Actheralkoliot bei succe.ssivem .Xotherztisatz und t»
vMUfir AWetahl' >' immt in ftMabiatbeu, außerordentlich dünnen, rarblos.-ri und nttk-
gUaundea Tafv'< »'tw Mdit Kktlcb in Wasser. Aethylalkohol und MethrlalktW
naIScNeb ia unatm iMitiit> • und Pctrok-umacther. Es gehört das Ee)i#
tm dea tUntpUmi iMnmi > v r<'g«lmä.'isig beim Frosch nach spätestens 30 £>
aalen if»>l4i<n» ll«jata>t«uuO tMStiti. cnwMrr- <iabcri bewirkten zugleich allgemeine Pn»
!)•»■. «Im* 4aa> 4i« tl»tMn>ti.fH 4« • pe/i|tbvfiitdieu Nert-Muikrl.ippai.itcs erheblich l«cein!
L-hiijiii
- SO —
Ectropium]
tuiilc. Beim Kaiiiiirhrri betriii^t die tödlliclio Doüi-» 1,3 mg, boim lliimJi' 0,(1 mg pro Kilo. Beim
[£aiiinclivii iretun die Vergiftuiigssymptomc V2 — ''','4 .Sliindcu uach der biibeutuiien lujection aul
und bestehen iu waebseiider Dyspnoe, .nllgemeiner Scliwnebo und allgemeiuep t'ouvulsiouen.
Seim liundc zeigt sieb Salivntiou, Erbrechen, ziitjehmonde Entlirüftung und .'illgemeine Krumpfe.
Eine erheblichere Blutdrucksteigening wurde fast nie von Bochm beobachtet. Die Vergiftungs-
Symptomc traten nueh bei intravenöser Verubreiehuug nielit früher .luf als naeh sul)cutaner.
rKiinstliolie Athmung vcrinoehle nicht den Tod abzuwenden oder zu viirzögeni.
FBIEÜLÄNDEI).
BkfrbCr^^ in dor NnhP von Stettin nur (l(*n soptn&nntnn B«)tn>ci>;en im Uaiiilt- rineG (;ri>äC(*n WuMcr go]pgc>ni*
' W i..-st_Ttn'i|ftnstaU, welcbf* 18«:* tioKrllndt't worilon ist. Eh ItoimiiMi »lort ilji* guttzn \VA*i>;«'rh<'tlriMr»hreli, rflmiich-
. jri'ti'he. Luft-, Süiincii-, Sanclbador, GymuuiUi, Uüssagp, Torrun- and Uiaelknren xar Anwendung. IJie PriflrLtinitX'
I Qvoüo entfaHlt ein EiacnvBsser. Pie AdiIaU iit wAhrend dcf ganten Jahren geöffnet.
W.
Bth>nia. Unter Kr.thymn vorsteht man im All^fmciiitMi nicht gar zn kJeino, mehr
{oder tti'iiifrer in (iic Tiofe goheiuk-, i'iterbiklendi' Siibst.mzvcrhi.stc dur H.iut. Bi«-
Kvpüi'n findet inaii d.'ibei ilas Vorsta*iinin dii.'scr ohcrflächUrhen ülcerationen oder Ex-
I (•i)riutiiii)en vini i'iifsprcchi'm
j'rfisson I'ustt'In odiT eitriixi-n ßl;i.sen mit einem ent-
I ziiiidliefu-n Hof von wi'cliscliidfr Inteiisitilt und Aii.sdehuung umgeben: oder die eitrige
FIfiehe ist dinM:t durch mei
u.sehe Insulte, wesenflieli Kr;itze
^«lann iiachtr.'isiii'h tJurch Sehinutz, Bakterien, elieniiselii
n, erzeugt nu
e und nn'L'Mamse
he 1
rntationen
I
I
weiter eiitziindürh gereizt worden. SpfittThin hedeekt sieh die ott'ene Wunde dureli
Vertroekuung des Seeretes ndt Kru.sten, die .-in I>icke und l'";irbi- natürlieli je nach
der .serils-eitrig-hlutigen HeschMfi'enlieit der Absondonnigeii uiul je nacli der M.xsaen-
haftigkeit derselben weeliscdn. I'ie offene Wunde verheilt sehliesslicli zur Narbe,
wälirend (he Umgebung geHillinlieh dunkelbraune I'igmeutinuig als Rest des mecha-
nisch ins (iewebe deponirten Blutes aufwei.st. Wahrend dieses ,. Ecthynia" in der
älte.ren nermatologie eine grosse [{olle spielte und ausführlich in di.Mi verschiedensten
Formen beschrieben wurde, i.st heutzutage dieser Ur'griff eigentlich nur noch der
Be(|ueiidiehkeit halber in Hebraui-h für alle die versrhii.'denen .Arten von nutchainsch,
d. h. durch Kratzen erzeugten Hauldeleeten. Zumeist aber verzichten wir ganz auf
diesen Namen uud sjjrechen nur von Kr.itz-iVffectcn. deren Ursache in jedem einzelnen
[•'alle besonders festzusteileu ist. Wir finden diese gn>s.sen „Kctliynia-Hxcoriationen"'
liei vernachlässigten IVurign-l'-illiMi. i)ei sehr lange anhaltender Scabies uuil be-
sonders bei l'ediculi vcstinu'ntonmi. Uebernll aber wirri ihr Zustandukoinnieii be-
dingt durch einen ziertdieh hohen Grad von Vern.achl.lssigting seitens des sich
Kratzetiden, besonders bei Vagabimtien oder sehr iingütistig unii-rgelu'achten .\rbeiteni,
Ziegehirbeitem ii. s. w., sodass liie ui-sprünglich tiiibedeutfiiden Kratzlaesionen zu
breiteren und tieferen Ulceratimisformen sich ausbilden kniinen.
Kine Therapie des Kcthynia ISsst sich nicht allgemein geben. In allen Fällen
handelt es sich darum, die eigentliche Krankheitsursache aufzufinden und zu
beseitigen. Eine specielle Behandlung der oIjrTfl.'ichlicIuMi Excoriationeii erfolgt uach
.Abweichung der Krusten nach den gewrdinlich<-n Kegeln der Wtmdbehundlimg, mit
desiiiticirenden W.a.schungen, feuchten Verbänden mit essigsaurer Thom'ide 1 : H,
;{j»roc. Borsäure, Aethylendiamin-Kresol 1 ; KHMI; mit Salben von .\rgeut. uitr,, Peru-
balsam, mit Streupulvern von .lodolonn, .\ristol, Europlien, Thioform, Ilcrmatol, ,\irol
u. s. w. Meist geniigen Bäder; besonders nützlich erscheinen Schwefelbäder,
speciell Bä<ler mit Solutio Vlemiiigkx, ', ( 1-iter auf I Bad. !>as l^cthyma syphi-
liticum ist eine Form der oberfläi-hlichen, im späteren Stadium auftretenden ter-
tiären ulcerösen Syphiliiie; ihre Beliandlung erfolgt nach den gewöhnlichen Regeln
.der Wundbehandlung und Svjdiilis'. „-,„,,-„
Sctropiom ist die AuswärtsroUujig des Lidrandes. Narben an der Haut, entzfindüehe
Schwellungen der Bindehaut bei Ueberwiegen der Orbitalparfien ties ( »rbicularis,
L fnl.sche Stellung des Knorpels bei fehlerhafter Actioii des Ringmuskels und Lähinun-
f gi'ii des Facialis kommen aetiulogiscli in Betracht. Therapeutisch ist zuerst die Be-
handlung devS Cinuidleidens in jVngriff zu nehmen. Beiui Ectropium spa.sficum der Kinder
wiril die .stark geschwollene Conjunctiva mit 2 proc. Zinkliisimg touchirt, Cocain in-
stilliii und die Nid.spalte erweitert. Bisweilen erweist sich die Befestigung einer auf
die reponirten Lider aufgelegten dünnen Bleiplatte mittelst eines Mnnoculus von
Nutzen. In schweren Fällen, vorau.igesetzt da-ss eitrige Hornhaiiterkrankungen fehlen,
nähe in
:iM die Lidspa
.\in häufigsten sieht man die leichti'U und mittleren
[Rrtropiiiin
— flo —
Kiehelka
(iratip von Kctniptuiii lici rlininisclicr Blc|ih:iri><'oiijiiiictiviti.s. Hier situl «li« Tbrä|
n'ilircheu zu schlitzen, die Conjunrtiv.i mit 2 proc. Ziiiklösung til^lich 711 tonrj»
und Sallif auf den Liüraiid zu streifheii. Wird durch die sich jetzt contrnhir
Schleimhaut keine geuügeiule Zugwirkuii;; entfaltet, so excidire mnii oin dem
rande i>araUel verlaufendes 2 — 'S nun lireites Schleinihautstück. Bei dt-ii pantlyti«
Womien ist die Facialislrilunun}: Gegenstand der Behandlung. Gering«'ro Gradr
Kctropium kann man mit der Snellen'scheu Naht zu l)escitif;en vorsuchen
legentiidi leisten aucli keilförmige I-Acisioiien aus der ganzen Picke ties Lides
Dienste. Für die stärkeren Grade komnu-n plastische Operationen thcUs tuit 1
losen, llieijs mit gestielten Lappen zur Verwendung.
Edelschafgarbenöl, irthorische« Ocl la Knut, Bluthoii und FrUcbtea von AcUillea iiahili» L., et«r> ajkl
blwKgelh, tli''kfla96ifr. Ton kr&ni|com Gerueli, kKmphontrtigem OfcebmiMsk. Hp^. Offw. 0,97—0,08.
B.
Edeltanncngertisiure , eyillxO,,, cjnr in ilfn Nadeln Ton Abies prctintti DC. MithalUin«>, Bis»netalo*y j
rjrhfntio, Ir-ir'lit in W»*.<er. Alkobol, Aetlicr lOülicht'. nichl kr7)*tAlli8irhire Gi^rttfKuri*.
R.
Edenliotieil) SUdt in dor Pfalt. Lun- und Trauhtnkorort, mit riiipr schwi«h»n Sehwcf(>1r|u«Ilv, 1TB m t
Egartj kirincr Badrort in Tirol nkb« bei Xvnn. Ai)7 m buch. Litflkarort und Schw*r»lbiid. KliM» mild» «d
rukigend. Pic kalten AebwefslqoellfM Bollen Hbon ron altenbsr bekannt «ein. Badevinricbtunfren slod i
W.
EgCrdlCkj bei lansbrock. öM) m hoeli. «ebwaoh« alkaliaeb-erdige Kineralqnelle mit Eiuriehtuagvn tum Badei
W.
Eg^nberg^y bei Gru in Stfiermark 400 ni bocb geirgen, WtssnrheilunElalt, in der aueb Kiebl<>noaüiilhlilar, <
«cbe RBdor. EloVtrinllt und Mn#<agn K^braucht wprdpn. KunEfit ron Anfantr Mai bis Ende Octolmr.
W.
E^rypten. Trocken-wannes Klimn. Grosse Gleichmäasigkeit des Wetters. Heiterer Hin
Rcf^en selten. Heträchtlichc Aiisstralilung und Abltiililung bei Nacht. Starker Than.
tische Luft durch Eiuflu.ss der Wüste. Snlzgeh^U der Luft. Hohe Luftcicktricität. Nilr
und Aufenthalt in Obcrcgj-pten. Alexandrien", Assuan. Hülouan", Kairo*. Luxor mit,
Unterkunft. In den Monaten März und April wirkt der Chnm.siii, ein hcisser Wind rnitl
Staub, nachtheilig. Er dauert meist nur 1 — 3 Tage.
Egj-pten kommt vor/.ug.iwcise als Winteraufenthalt für Tiiberculöse ohne Heizzustüod
chronischen Broncbialkatarrhen mit reichlicher Absonderung, chronischen pleuritiscben F.xsud
ferner bei Nephritidcn, Khcumatismen, Neuralgien, Syphilis und IJaiitkr.inkheitcn in Beb
sCKI.I».
Ehrlich'gcbe Liisang, ein Reagens auf Gallcnfarbstoffe, ist eine LlJsung von p-Di.i2obcl
sulfonsäure, dargestellt durch Aullösen vou 1 g pAniliiisulfonsäure (SulfanilsHure) in I
Wasser und Zufügen von 15 ceni Salzsäure und 0.1 g Nntriuinuitrit. Man benutjit »ie
Unterscheidung des Bilirubins von den anderen nallcnfarbstofTcii. Versetzt man nämlich i
Chloroformlö.sung des Bilirubins mit dem gleiche» oder doppelten Volum der erwähnten h'4
und so viel Alkohol, dass eine homogene Flüssigkeit entsteht, .so fiirbt diese sich roth.
allmählichen Zusatz von concentrirtcr Salzsäure wird die Fäibung violett, dann bl.iu,
Zusatz von Alkali wieder roth und bei Uebersehuss des .Vlkali» grünblau.
SPIVOtL.
ElcnDnhly Kanton Born, .stKt m bocli, litiftkururt mit i)(«I(*gonhpit zo Sot;lhilil<>rn uikI Budern im Thanür 9^*.
W.
Elchilcacao des Dr. Michaelis lindet bei di.-Q Sommerdiarrhocii der Kinder, bei cb
Reizzuständen des D.irmes. sowie Brechdurchfall seiner tnnisirendon und nutritive
Schäften wegen Anwendung. Mit Milch gekocht bildet das Praeparat ein wohlscbmeckei
diaetetisches Getränk, welches mit Nutzen als Ersatz für Kaffee und Thee dienen kann,
längeren Gebrauch ist es zu empfehlen für rachitische, scrofulöse und schwächliche Kia
selbst für Säuglinge bei diarrboischen Zusl.änden, zeilweise als Ersatz der Milch, femer j
Mädchen in den Entwickelungsjabren, bei Bleichsucht, für Tvphusreconvalescenten, bei
diarrhoischen Zuständen der Phthisiker. Bei Nicotinintoxicationeu durch übermössigeu T»
genuss, sowie für Personen jeden .■\ltcrs mit geschwächter Verdauung und Relaxationszo
des Darmes zeigt sich dieses Cacao'-Pracparat wegen seines Gehaltes .in Ccllulose freier Eiii
gerbsäure besonders günstig. Man vermeide beim Kochen eiserne iiefössc.
JACOBSOX.J
Eichelkaffee^ aus gerösteten und zermahlenen Eicheln hergestelltes .Vbsud. Der wirksamei
standtheil ist die Gerbsäure. Man verordnet den Absud mit Milch und Zucker gegen
sehe Durchfälle der Kinder. Doch setzt er den Appetit herab und vermehrt oft eine
vorhandene Dv.spepsie. Es empfiehlt sich deshalb, lieber Eichelcacao zu reichen.
irrt
IclioliH'!
— ßl —
KiorJ
IchdlOdl 9 ifn.^ füMr (k*l tlor 9SNi7^Tenehit*ilt<iior QHt!rm«:iH«»ii, xu .1— '^Ct^t^SSSthnn i*nthttltf«ii. Ist dick*
flU^sic hU^>(;i>tl>, Keruchluä, (un 6n<isltchptn, «cbwark krAttrn<|rnt 0(*<«rltmftck ; leicht iii kirelifinlrm Alkgliul IOhUcIi.
H.
Ioh6n^0rl>8äur6^ Eirb^nriiHloneprlt^iluro. nAcli Elti ('ir1(|bOr„ nanli Luvwn C,«H,|(>7. naeli BuDltin^ur
C'|.>U|hO,,. linilti «ich aiuser in ünr Eielienrinüi* aneh im Tltm* (Rnr h I (m1 itr). Si<* i^t ••in rtltlilieliwr*!«««« PaWer,
il»s bi'i i:lo— UO*^ in iJu hrauiinilbe Anbydriil, l'.vHv<^i7 (KttiK llbt<rgebt, weniK Ift.ilipli in Waitsor, UMCbt in vor-
ilnnatcm Woingolftt, s(bw«>rer in E't'^Jirnvtbrr. nidtstirb in H^nxul. Mit Bl«iiteetjil i>nl<^trUi fjn wei-tslichnn^llier Nii^
itcrvcblftK- >uit Gisonrhlniid rinn tltinicMbUiir' PUrtmnK unit, nach flro'KPr Zoit. niti nUfiirnllA donkt^lhUupr NfndKr-
«fhlftK- '''^ l.niiiing in 4i>br verdUnnt**m Alkubol wird durch Loiin K^rutlt. Nitrh BuotlinK*?r •'paltqt sich djn
SHurn beim Kuchen mit vprdUnntnn Sniin'n odnr Alkalinn, nirhl alinr ilnrcb FirniPntwirkiinjif, in Kiebcnrotb und
OlykuBP, nc>bf>n diT «iRb'i'lwa^ ijtirrrit findet. Elti und I.oowf wjdt>rKpr<*eh(<n Aem und lii'strpiten flit\ Glykoniil-
natar der Eiehf>Dft?rbiftnr*' ; *■{•> nibrt'n da« AnrtrpttMi vott lllyko-'^p und (jaor^it Anf pId» unvollkornropnr R4>ini|cun^
der (tubütanz zartlrk. B^'iiti Kocb^n mit T<>rdllnnti>r SchwurcUaurt' (I -.'iO) entsteht ein ruthp.s Anhydml C^H^iO,.;.
b«»iin Erhltien mit verdünnter S<rhw<>feleiaurc (!:<') «uf llfO— 140'* wird ftwiuj Gallnssllurr gobjldot; beim Erhitien
mit pnncentrlrti»r Suliu^&ure »uf IW)— 18«^ «oll Melhylchlorid enl^ilvben: beim SrhmcUf^n mit Kali erbalt man
Protokatechiulnre, «twas Bronnkaterhin und eine Spur PhloroKhirjn. 8to verbindet nirb mit Br\>iii und liefert
Aeetyl- und Beniojlderivato. Etti fand eine Kwi^ite EirheniferbsUnre C'jdHsqO^ die durch Eisenehlorid blaulirhKrDn,
dann inten-iiT K^Qn lEefUrbt wird und sehlies-tlicb einen Krl^nen, im rehttpiehUM ron E)!>enrhlorid lOsIfehen Nieder-
itrhiag nb^^heidei. TMeselbe bildet vier Anhydride (Phlobaphcn*).
SPIEGEL.
Icbenrindenbftder. Die Eichrnnndc junger Stumme enthält vorzugsweise Gerbaiiurc und wirkt
als kräftiges Adstringens. Das Bad wird hergestellt aus einer Abkochung voti Va Kilo Rinde
und 3 Liter Wa-sscr: nach Bedarf wird es verdünnt. Ks lindet beutigen Tngrs nur eine be-
schränkte Aiiwenduug bei localer, übermrU-sigcr Schweissscrretion, bei wuchernden creth>scheu
Granulationen, bei Oedemen und flautcntzündungen, welche durch Einwirkung der Kalte (Per-
nioncn) entstanden oder nach ^Quetschungen etc. /.urückgebliebeii sind.
KISCH.
Ichenroth (Eifhenphlohaphon), CuHtoO« + VaH^O, findet ideh in der Riebenrinde nnd enUt«ht beim Kochen ron
EicbenfcerbiiKnre mit verdQnntQn Sturen. Pas rOtblifhbriunu Pulver Ist unlöslich in siedendem WasAor, kaltem
Alkohol. Aether, siedendem Beuzul, EaisiKS&nre, verdUnnten Mitieral>4lluren und 8oda, IttHÜrh fn Eirben^ferbsSurelnsunt;
und in Alkalien mit rotbbniiiner Farbe; dje alkali^clio Ln^iting ab^o^bi^t Sauerstoff. Von EiHencbl'>riil wird es ^<*-
«ehwlrzt. Beim Srhmelzen mit Kuli liefert es PrcitokatcebusRuro. Etüifr^Hiire nnd Phlorofflaüin, heim Erbitxeii mit
mnohendor äaU«anre auf 150 bi.« 230*^ KohlensKure and ein sohwarrnA FuItit CtsHuD^ + ViH^". vielleicht l*fr<>-
PKalloianhydrid. ts verbimJet sich mit Brum, liefert AcetjN und Benzuylderivate. Loewo fand da.« Elcbenroth »Wr
Kiade. nach Erhitien auf ISO<*. naeb der Formel CaiHnOu luvammengeseiit.
6PIE0EL.
EICnWAid^ am Fuüse den Entgebirgeü nahe bei Teplitx in ß(thmen :1'ü m hoch gelegener Luftkurort mit iwei Wasser*
bi>J]an<:taUf>i), der Brecher'nchen Att«talt und dem Ther^sienbade. Es krinnen dort Ü oor-. Plehteonadel-. rootissirrtnde
tSalx-. Ei»en-. Pampf-, Scbwimmbldor. Uasaage. nlektrisehe, Dlaet- und Terrainkuren gebraucht werden. Mittlere
Temperatur Im FrOhjabr und im Herbst H, im Sommer 17°; ReireDmenKe IMh.h mm. Saiiton Mai hi^ 8eptembf>r,
w.
Eickel-WuiIIPi iwüi Ovmplnilm Im Krcisn Barliam. Westfalrn, mit ilvm .Soul- und TlinnmlbmlK .VTllhrl iii4-
<incllp'. Die 3-J° waniK' guclln pnthtlt Hl.lUVl Nntriam-, l4.'2-.*7 Cnlciiiin-, 43-* MnKtipniumFlikrrlil. I.MM l'uleiiira-
trlcarbuttat. Ausser tief) Hool- und ThcnuftlhAdrrn konnion irihrb-ramiNcliP Ratifr, Inlmlntionü- und Milchkuren xur
Anwpndnnji. SaUon Ton Anfang Mai Ms Mittr OctnNer. dorh werdon dio Bndt'r auch iin Winler vernbr*ichr.
W.
£lU0TOldy SaAutorium und Mineralbaü bei CUriütiauia, Gk werden dort TrinJtkureu mit dem Wac«er einer EiAen-
quelle nnd hjärntherapentisohe Kuren rorgenommen. auch Monr-. Piohtennadel- und Mineralbader Terabreieht
W.
Eier. Die nls Nabniiigsinittel vervrcndcteii Viigeleicr sind bei weitem übenricgeiid Hühner-
eier, seltener Enten-, Gänseeier: in Küstenländern auch die Eier der Seevögel (Möven). Die
Kibitzeicr sind mehr als tbeurc Delicatessen anzusehen.
Die Hühnereier bestehen zu Vs — V9 des zwischen 45 und 70 g schwankenden, im Mittel
58 g betragenden Gewichtes aus der Schale, zu fast ^'5 aus Eierwciss und zu •Vio aus Eigelb.
Sicht man von der fast ausschliesslich aus Calciumcarbonat bestehenden Schale ab, so enthält
d.i.s Eierweiss fast lä pCt. Eiweiss neben kleinen Mengen von Mineralsalzen, Fett und Ex-
tractivstoffen ; das Eigelb rund 16 pCt. Eiweiss, 32 pCt. Fett uebeii Salzen und Spuren von
Extractivstoffen, dos licsammtei (Eierweiss und Eigelb) 1*2,0 pCt. Eiweiss, l'ipCt. Fett und 1,1 pCt.
Mineralsalze. Das Eierweiss besteht somit der Haupts,iche nach aus Eiweiss und Wasser,
das Eigelb ist noch reicher als an Eiweiss un Fett (zumeist Olein, weniger Palmitiu nebst
Cholesterin und Lecithin). Die Eiweissstoffe des Eierweiss sind fast ausschliesslich Eieralbumin,
die des Dotters Vitcllin, ein phosphorbaltigcs Nucleoalbumin. Im Durchschnitt kann man (i g
Eiweiss und 5 g Fett als mittleren Ochalt des Hühnereies ansehen. Vermöge ihres hohen Ge-
haltes an Eiweiss, Fett und Nährsalzen (Kochsalz, Kali- und Kalkphnsphat, Eisenoxyd) sind die
Eier werthvoUe Nahrungsmittel, um su mehr als die Trockensubstanz gesottener Eier bis auf
*','tD, das Eiweiss bis auf Spuren, die Fette bis auf '/» >"> Darm des gesunden Menschen rc-
8orbirt werden. Dem Näbrwerth nach kommt ein Hühnerei etwa 40 g fettem Fleisch gleich,
sodass erst mit 18 — 20 Eiern pro Tag der Eiweiss- (nicht aber der Fett-) Bedarf eines er-
wachsenen Menschen gedeckt wird. Nur selten werden die Eier roh. meist im gekochten Zu-
^ Stande, und zwar entweder weich oder halbweich, „ptlaumeiiweieh" oder hart genossen.
H Weich gekochte Eier sind leichter verdaulich und bekömmlich als hartgekochte. Ebenso wenig
Hvie TOD Magenleidenden Fleischstücke schon wegen ihrer mechanischen Druckwirkung auf die
[Kicr
92
lOiiiblsMl
i'nipKiidlicho Schluinibaut uhiic Schmerzen ertragen werdeu, ist das bei liartgesoltcavB^^I
der Fall. Letztere, in ((unügeud dünne Scheiben geschnitten, werden dagegen vom kün|^^^|
Magensaft nocli schneller gelöst als vreichgekochtc oder rohe. Iicicht verdaulieb sitiii ai^^^H
llockigcn Eigerinnsel. die entstehen, wenn man ruhe Eier in nicht zu bcisscü Was9<^^^H
heisse Fleischbrühe eintropfen lässt i Einlauf) oder den Inhalt roher Eier in mit heissel^^^H
.•msgeslrichene, über freiem Feuer stehende Pfannen einlaufen l.isst und ficissig umrührt! fH
Bemcrkenswerth ist noch, dass Kicr, schon in massiger Menge genossen, das Gefühl ^M
.Sättigung hcrvomifen, wahrend dies bei einem die gleiche Menge von Eiwelss und Kelt bieti^|
den Fleisch- und Milchquantuni nicht annähernd der Fall ist. Endlich sei noch ilaran |fl
innert, dass bei dem reichlichen Ueb.-ilt an Wa-sser, Eiweiss und Salzen Spaltpilze, von aiu|^|
durch die Schale eindringend, in den Eiern einen geeigneten Niihrboden unter Anregung wM
Zcrsctzungsprocessen linden. Aus dem Eiwciss spaltet sich Schwcfclalkali ab, das mit dir«
bei dem Angriff des Lecithins frei werdenden Phosphorsäure Schwefelwasserstoff und «itiJ
PhosphorwasserstofT liefert: diese Gase sind die Ursache des ekelhaften Geruchs verdorb«|H
Eier, der sich sofort beim Oeffncn der Schale bemerkbar und das Ei zum Gcn\i.ss untaog^H
macht. Um den Zutritt dieser Luftkeime abzulialten, legt man Eier in Kalkw.-vsser o^|
überzieht sie mit W.isserglas, Leinilösung oder mit einer gipslialtigen GummilöüUDg u. A. S» I
conservirte Eier sind aber weniger schmackhaft als frische. Bei acutem Brechdurchfnil künilr 1
lieh cniiihrter Kinder und der Entwöhnten, ferner bei der Fcttdiarrhoe verwendet man vortfatü
haft das Eierweisswasser: 1 Hühnereierwciss wird mit '/r. Liter vorher gekochtem Wasw
und 15 g gepulvertem Zucker sorgsam verrieben. Auch beim Typhus und der Dysenterie
Erwachsener sieht man, wofern Milch und Milehsuppcn nicht vertr.igen werden, vom Eierweia-
wasser Vorthcilc, nur muss man zur Verbesserung des Geschmackes 1 KinderlöfTel Oognv,
Madeira oder Tokaycrwein zuselzcn. In der Diactctik chronischer tieberhafter Kr.itikbeit«»
empliehlt sich das Eierbicr: Ucr Inhalt eines Eies wird mit 1/4 Liter nicht saurem Bier i>o4
30 g zerstossenem Zucker vermischl, langsam erhitzt und die Mischung mit dem Schaumscbli|rr
be.irbeitet; sobald man dem Siedepunkte nahe ist, was sich au dem Aufsteigen von Blami
zu erkennen giebt, wird das Gemisch vom Feuer genommen und einige Minuten geschlagen.
Das Getränk enthält dann je 5—6 g Eiweiss und Feil und 40 g Zucker resp. verdnuliciie
Kohlehj-drate. ^^^^^
Eilseiiy in Schauniburg-Lippe luihü bei Büekcburg in einem gegen Nord- und Ostwinde p-
schützten, bewaldeten Thalc (i9 m hoch gelegenes Schwefelbad. Von den i^uellcn sind dfr
Julianen- und der (Jeorgenbrunnen von 11,45 bezw. 12.1" C. Temperatur hauptsächlich in
Gebrauch. Sie enthalten etwa 3,0 feste Bestandtheile, darunter "2,09 und I,!I5 Calcium-. 0.019
und 0.026 Strontium-. U.l.S und 0.25 Magnesiumsulfat, 0.l;i und 0,11 Natriumchlorid, 0.4*
und 0,42 Magnesiumhiearbonat, ferner 0,<)4Ü7 und 0,04l'>7 SrhwcfolwasserstofT, 0,104 und 0,02l>
Kohlensäure, 0,027 und 0,021 Stickg.is. ihr Wasser wird zu Trinkkuren, zu Inhalationen.
Bädern, Douchen aller Art und zu Schwcfelsehlanimbiideni benutzt. Letztere bereitet maii
mit Hülfe eines Schlammes, welcher frisch gegraben und j^'cschlirkt 12,94 pCt. feste Bf.st.inii-
theile, getrocknet 46,16 pCt. organische Materie mit etw.is freiem Schwefel enthält. Der Glüh-
rückstand ergiebt 61.05 pCt. Kieselsäure, 12,73 Eisenoxyd, 11,53 Thoncrde, 6,66 Kalk, 1.0«
Magnesia und 7,79 Schwefelsäure. Aus.scrdeni verwendet man Milch, Ziegenmolken, M-^ssaer
und Elektricität. — D.is Klima wirkt beruhigend. Mittlere Sommertemperatur 18" C. — .Saison
Anfang .luni bis Ende August.
neilanzeigen sind vonichmlich Khcumatismen, Gicht, Neuralgien, Knochen-, Hautkrook-
beitcn, Sjrphili.s, .Asthma. Stockungen im Pfortadersystem und Katarrhe der Athmunfcswege.fl
WtlRZBl'Rö. ■
Einblasnngen von pulvcrförmigcn Stoffen werdeu in der Therapie der Ohren- Nasen- uod Kehl-
kopfkrankheiten sowohl zum Zweck der Absehwellung der Schleimhaut und der SecretioD»-
bcschränkung, als auch zur rascheren Heilung der verschiedenartigen ulecrösen Proce^se viel-
fach angewendet. Die Stoffe sind entwedfr Adstringeotien oder Caustisea oder Antiseptic».
Sie wirken d.idurcli, dass sie die in der Schleimhaut vorhandenen entzündlichen Intiltratioueo
.schneller zur Resorption bringen, oder durch Einhüllung Reizungserscheinungen der defect«n
resp. uleerösen Schleimhaut verhindern.
Was zunächst die Ohrenkraukhci tcn und besonders die chronische Otorrhoe betrüTl,
so wird die Wahl des medicamentiiseu Pulvers nicht nur von der Ursache, sondern auch too
dorn patbologi.scb-anatomischen Substr.it des Ohrenübels abhängen müssen. Allerdings! wirf
eine Reihe von besonders hartnäckigen Fällen uns zwingen, die Mittel zu wechseln o<l' >
promiscue zu benutzen. Die Pulvereinbl.asungen in's Ohr dürfen aber erst dann vorgen.
werden, wenn dasselbe vorher durch Ausspritzungen mit lauwarmem W.isser oder durch tri
Wattebehandlung gründlich gereinigt ist; denn nur dann sind die Tlieile einer si.
Betr.ichtung zugängig und nur dann werden die Mcdicaniente ihre Wirkung bethätigen kuiin'.n,
Die Technik der Einblasung besteht darin, dass man das anzuwendende Pulver in eine Itlas-
röhre von ca. 3 — 4 mm Querdurchmesser bringt und es mit dem Munde ausbläst. Viel
zweckmässiger wird aber die Einblasung vermittelst Piitverbl.äser vorgenommen. Sehr zu em-
pfehlen ist der Pulverbläser von Kabierske-Gottsteiu, welcher das Pulver in einem au
liiiblAsiiiiKi'K
- 93 -
Eiiipackun^]
Ider Rohre des Apparates im rechten WiiikBl befestigten Gla^behäller enthält: ans letzterem
►entleert sich leicht hei jedem Druck nuf den (.iummiballon das Pulver. Je nach dem Zustande
Mer Paukenschleimhaut werden die Einblasungen täglich oder seltener vorgenommen. In den
lel'iteu .lahreii wird besonders häutig von dem Aciduni borieum pulveratum nnverjuengt Gc-
Jbrauch gemacht: ferner, aber seltener, lediglich bei tuberculöser Erkrankung, von dem Jodoform,
[sodann von dem Jndol, .\ristol, Dermatol. Kalomel, Alauu, von letzterem bei Granulationen, Zincum
Isozo-jodolicum und anderen Stoffen. Die schwer löslichen Pulver sind in der Behandlung der
rOtorrhoe mit grosser Vorsicht zu benutzen, weil sie leicht bei enger und ungüustig ge-
jlegencr Perforation des Trommelfelles durch Verstopfung Eiterrctention mit nachfolgender
pPeriostitis und Ostitis des Wawenfortsalzes etc. hervorrufen können. Selbst gegen die relativ
leicht lösliche Borsäure, welche zu den mildesten und vorzüglich wirkenden Pulvern gehört.
Bind von gewichtiger Seite (Schwartze), wenn die Perforation eng und hoch gelegen ist,
bedenken erhoben worden. Die ab und zu auftretenden Gefahren haben dazu geführt, von der
IPulverbehandUing bei der chroiiischt^n perforativen Mittelohrentzündung nur in seltenen Fällen
•Gebrauch zu machen, und viele Ohrenärzte wenden daher nur gelöste Medicameute zur
Instillation an.
lu der Therapie der Nasenkrankbeiten werden Einblasungen pulverformiger Medica-
fnientc öfter angewendet als bei Ohrenkrankbeiteu, weil hier wegen der grösseren Zugangs-
[pforten die nachtheiligen Folgen mechanischer Verstopfung nicht gut eintreten können. Man
[verwendet thcils adstringirende, theils durch ihren Reiz revulsiv auf die Schleimhaut wirkende
[Praeparate. So wird besonders bei acuter oder chronischer Schwellung der Nasenschleim-
fhaut, bei den verschiedenen ulcerativen Processen, Lues, Tuberculose und Scrofulose, bei
Ozaena mit grossem Vortheil die Pulverbehandlung angewendet. In erster Reihe steht das
I Argentum nitricum, welches zu 0.2 — QJ> auf 10,0 Talcum oder Amylum zur Insufflation ge-
' braucht wird: fcnier i.st zu empfehlen Acidum tatmiourn (1:1}, Borai {rein oder zu gleichen
Theilen mit Zucker), Bismutum subnitrieum. Aluminium acetico-tartaricum, Borsäure (Alu-
minium acetico-tartaricum 1,0: Acidum borieum 5,0), Natrium sozo-jodoücum, Kalomel, be-
B sonders bei luetischen Geschwüren. Alumen und Zinksalzc sind zu vermeiden, weil sie er-
fahrungsgemäss die Ricchzellen schädigen. .Auch hier muss diu N.asenhöhle vorher gründlich
durch den Irrigator oder Spray gereinigt werden. Die Applieirung des Pulvers geschieht wie
bei den Ohrenerkrankungen entweder durch einen Pulverbläscr, oder im Nothfalle durch eine
H Glasröhre von 2 — 6 mm Durehmesser.
H Auch bei der Behandlung der Hals- und Kchlkopfkrankbeitea wird von der Ein-
blasung pulverformiger Medicameute oft Gebrauch gemacht. Hier kommen in erster Reihe
in Frage: Acute und chronische Schwellungen, tubcrcuUise und luetische Geschwüre. Zu
■ empfehlen sind: Argentum nitricum (0,1 — 0,5 auf 10,0 Amylum), femer Acidum tannicum
(rein oder zu gleichen Theilen mit Saccbarum lacticum), Jodol (rein oder zu gleichen Theilen
mit Acidum borieum pulveratum), Acidum borieum pulveratum oder Natrium bibor.ieicum (in
Verbindung mit Menthol [1.0:20,0]), Cocain (1,0:20,0) oder Morphium hydrocblorieum mit
Plumbum acetieum (Morphium hydrocblorieum 0,1. Plumbum aceticum 1,0, Saccharum lacticum
ad 20,0). Bismutum subnitrieum und andere theils deckende oder reizmildemdc, theils anti-
Isepti.sche Stoffe. Die Mittel werden am alltrzweckmässigsten durch Pulverbläser, von Bresgen
oder Kabierske-(iottsteiu unter Anwendung des Spiegels je nach dem Zustande
der kranken Schleimhaut täglich oder seltener eingeführt. Ist die Scibstbcbaudlung des Pa-
tienten als Nothbehelf erforderlich, so wird der Gebrauch der Inbulationstberapie Anwendung
finden müssen
Dl
KATZ.
Packung:. Man unterscheidet die feuchte und die irockcne Einpackung, letztere auch
als Pricssnitz'schc Schwcisspresse bezeichnet Beide in ihrer Wirkungsweise ganz difforentu
Procedureri sind von Pricssnitz zuerst angewendet und angegeben worden. Beide Me-
thoden müssen wegen der verschiedenen Technik und Wirkungsweise gesondert abgehandelt
werden: die feuchte Einpaokting gehört zu den originellston der von Priessnitz erdachteu
Methoden der Wasseranwendung.
Technik der feuchten Einpackungen. Ein« wollene Decke, für einen crw.achsenen
Mann von 7 bis 8 Fuss Länge und (! Fuss Breite, wird glatt auf einer Lagerstätte ausge-
breitet. Ueber diese Decke wird ein mehr oder weniger ausgewundenes, in kaltes Wasser ge-
tauchtes Leintuch au.sgespannt. .\uf d.is so vorbereitete Lager legt .sieh der Kranke, nachdem
demselben, behufs Vorbauung gegen die Rückstauungseongestion, Gesicht, Kopf, Brust, Nacken
und Rücken wiederholt mit kaltem Wasser benetzt worden sind. Der ausgestreckt daliegende
Kranke wird nun rasch, zumeist mit Ausschluss des Kopfes, derart in das Leintuch einge-
schlagen, dass da.Hselbe jedem Körpertheil anliege. Das Leintuch wird überall zwischen Arme
und dem Stamm und zwischen die Beine gestopft, damit jeder Thcil der Körperoberiläche mit
dem feuchten Tuche in Contact sei. Es ^oll das Tuch gut schliesstnd und glatt gefaltet,
gleichmäs.sig ringsum dem Halse anliegen. Kiirpcrthcile. die sieh schwer erwärmen und die
nicht viel Wärme produciren. dürfen von nur wenigen Lagen des feuchten Tuches bedeckt
»ein. Besonders die Füsse sollten, wenn sie sich kühl anfühlen, entweder gar nicht mit ein-
geschlagen oder durch trockenes Frottiren zuvor erwärmt werden. Sobald das Leintucb der
[Einpackiing;
04 -
Rinpael
Körperubcrflöcbt überall anliegt, »ns viel kürzere Zeit iu Aiisprucli iielimcn muss. als ■
obige Schilderung, fasst iler Diener, der an der einen Seite des Lagcrü steht, derj an der <■
gegcngesehsten Seite berabhüngendcn Thcil der Wolldecke und führt ihn möglichst tt»t W\
dem Körper aoschlieüüend um diesen herum. Dabei hat er durch Einschlagen und Falten h
Decke namentlich zu achten, dass sie um den Hals herum ohne Spannuug aiischliusar. I4
dies gescbeheo, so wird der andere Theil der Kotze auf gleiche Weise um den Körper henifl
geführt, der freie Längsrand fest angezogen und das untere Ende unter die Küsse- zuröeial
schlagen. Es werden darauf je nach der beabsichtigten rascheren oder laogsamerea Wiafl
erwärmung, der Yollständigereo oder weniger vollkommenen Wärmerctention Duch BettMfl
oder Federbetten über den eingepackten Kranken gebreitet und zu beiden Seiten des Kötm
uotergestopft. Es soll das Kinn stets oberhalb der Decken liegen, damit die Albmung noll
Schwert von Statten gelten könne und eine sauerstoiTreiche Luft zugeführt werden kann. ■
diesem Zwecke pflegt man ein Fenster zu öffnen. i
Die Dauer der Wicklung, die Wiederholung der Procedur, das häufigere oder seltaM
Wechseln der einzelnen Eiopackungen, die mannigfachen Modilicationen des ganzen V«iCduM
roüsseu nach den vorliegenden Anzeigen bestimmt werden. Weitere Moditicatioaen beitdvt
darin, dass auch der behaarte Kopf mit Ausschluss des Gesichtes in feucht« Tücher und 6
Wolldecke knpuzenartig gewickelt werden, oder dass die Einpackung nur ciuen giiam»
oder kleinereu Theil des Körpers trifft. Darnach unterscheidet man: Ganze uud XJl«U'
eiopackungen. ^^H
Warum der Einpaekung stets eine allgemeine Abkühlung folgen muss, ist leicht vjH|
lieh. Es bestehen nach der Einpackung ganz die Verhältnisse, wie nach einem Dampmc
Der durch die Wärmestauung bedingten Erschlaflung der Efaut muss entgegengewirkt, dif u
der Oberflächa de.s Körpers angehäuften Wärmemengen müssen abgeleitet werden. Der fe
rässiturm zur Kaut, die Erweiterung der Hautgelässe, also die eigentlich derivatorische Wir-
kung der Einpackung, wird durch eine .\bkühlung nicht geschädigt. Tritt mit der dnr*
Wärmcretention oder directe Wärmezufuhr hocherwärmten Haut ein kaltes Medium, besood«
aber Wasser, in Berühning, so wird zunächst die angehäufte Wärme entzogen. Das GriÖ>
der Költeeinwirkung auf den sehr warmen Körper unterscheidet sieh wesentlich von «lern, in
sich bei dem Conlact<'; einer normal warmen oder sogar kühlen Haut mit Wasser vod de
gleichen Temperatur bemerklich macht. Während in dem letzteren Falle die Kälte ein b6tttl
unangenehmes Gefühl von Frösteln. Frost, ja sogar von lebhaftem Schmerz hervomifeu kaan
erzeugt der ContKict der niedrigen Temperatur mit einer recht warmen Haut kein uuasf*-
nehmes, sondern gerade ein viel angenehmeres Geliihl von Kühlung, Frische, Wohlbcha^
Während sieh bei kalter Haut alsbald die niedrige Temperatur in ihrem Einflüsse auf ifii
Muskelgebilde als Krampf in der Haut, als Bewegungshemuuing in den willkürlichen Muakdi
geltend macht, zeigt sieh hier nicht leieht ein Hautkrampf und auch in den übrigen Muskeln
macht sich das Gefühl der leichteren Beweglichkeit, des Ausgeruhtseins, der Stärkung fihl
bar. Das Verhalten der Haut unter der Douche, der Uebergiessung oder im k.ilten WaoDi»
bade ist ein anderes nach einer feuchten Einpackung, als wenn man, ohne eine solcbe Pr»-
Cedur vorauszuschicken, sich niedrigen Temperaturen aussetzt.
Wirkungsweise. Die Berührung der gesamniten Körperobcrtlächc, also sHmotliekv
seusiblcr peripherischer Nervenendigungen, mit dem kalten Tuche muss einen Nervenrei» V
wirken, der ein um so mächtigerer sein wird, je höher die Temperatur der KörperoberlU^
vor der Einwickelung und je niedriger die Temperatur des W;Lssers gewesen, iiv welches d*
Leintuch getaucht wurde. Der thermische Hautreiz wird zu den Ceiitralorganen geleitet, aii<
werden hier Innervationsveränderungen hervorrufen, die sich inBewjg auf Respiration, Heraacti«,
Pulsfreijuenz und vasomotorisches Ceiitrum äussern werden. Da das kalte Wasser iu dem«
der Einpackung verwendeten Leintuclie in dünner Schichte vertheilt ist, da die iiingcbcDdct
schlechten Wärmeleiter in mehrfacher Schichte das Tuch bedecken, so muss dieses seine Ten-
peratur bald mit der Körperoherfläehe ausgeglichen haben. Die Köi-pemberfläche wird wl
demnach bald iu einem feuchtwarmen Medium belinden. Der durch die Berührung mit 6«b
kalten Tuche ursprüngliche kräftige Nervenreiz wird bei der ganz allmählichen Erwünattflf
desselben ebenso allmählich abklingen, daher wird die Erregung der riinerN-ation eine nach-
haltige sein.
Ziemlich anhaltend wird die Steigerung der Frequenz und Tiefe der Respirationen seit.
Dagegen wird die im Moment der Einhüllung gesteigerte Pulsfrequenz alsbald durch di«
horizontale Lage, durch die allseitige feste Umhüllung der Körpcroberfläche uud d*
durch erzwungene Muskelruhe, sowie durch refleetorischc Erregung der Vagi verlangsam!
Constant bleibt aber das Verhältniss der Pulszahl zu der Zahl der Athmungen ein veria
dertcs. Es kommen stets weniger Pulse riuf eine Respiration, das Blut bleibt also länger an-
der Luft in den Respirationsorganen in Berührung. Ein iti diesem Sinne verindcrtcs Verhilt-
niss ist selbst dann zu beobachten, wenn eine krankhaft beschleunigle Athmung durch di;
Einpackung beträchtlich verlangsamt wird, und es ist dies für den LuDgengaswfchscl nicW
ganz gleichgültig.
Der warme Dunst, sobald das Leintuch bis fast Kur Körpertemperatur erwärmt ist, wüif
ouf die Haut und die peripherischen Gerässe zurück. Die Erweiterung derselben wird eint
ipackunf?
- 05 —
EinpackuBg]
^^m so belrScLtlichiTC. als iiaclt «lor primiiren Coiilraclioii die übciwiegeiitle Ueiiiuiig der
HeniDiungi^Derveij eine wichtige Ryllc spicieu dürfte. Die Erweiterung der periplieriachcu <ic-
^raaiie bewirkt eioe Erweiterung des Strombettc-ü für dat> Blut und damit eine Mcrubsetzung
^bder CirculatioMswiderständo (iir das Herz, also auch aus diesem Grunde ciue noch beträcbt-
^Klicheru Vcrlangsamung der ller/.action.
I Die Biihung der Körperpcripheric durcli den warmen Wasserdunst, viclleicbl die dadurcli
bewirkte Qucüung der sensiblen peripherischen Nervenendigungen, jedenfalls die ruhige liOgo,
lie fehlende mechanische Reizung, die gleiehmiLssige Wärme sind Momente, welche die ein-
retendc Beruhigung im gesammten Nervensystem xu erklären geeignet sind. Diu von
iea Nen'cn an der Peripherie dem Centrum stets zugeführten thermischen, raechauiseheu
lud d)-iiamischen, stets wechselnden Reize fallen fort. Die peripherischen Nervenendigungen
befinden sich in einem der Innentemperatur nahestehenden, gleichroässigen, nicht wechselnden
'ledium. Auf diese Weise breitet sich Beruhigung vim der Peripherie zum Centrum aus.
)azu kommt noch, dass das Blut von deu inneren Organen in das erweiterte .Stromgebiet
der Haut abgelenkt wird, dass also auch die vom Blutstrome abhängigen Innervatiousimpulse
den nervösen Centralorganen sehr abgeschwächt werden. Daraus erklart sich die grosse
Scruhigung, die Neigung zum Schlafe, die in der Einpackung auftreten. Natürlich ist die
5auer der Einpackung, die mehr weniger oft wiederholte L'mpaekung, für die Wirkungsweise
[dieser Procedur von der grössten Bedeutung. Denn der Eiupackung muss stets eine allge-
tineine, die ganze Körperoberfliiche treffende Wiirmeentziehung, eine Abreibung, ein Regenbad
loder ein Halbbad folgen. Es wird Ihnen daraus ersichtlich geworden sein, dass die Grösse
|der Wärmeentzichung, die Einpackung und .'^chlussprocedur bewirken, für den Erfolg nicht
tleicbgültig sein wird. Alle Vorzüge einer wirk.samen antipyretischen Procedur vereinigen
Jic bis zu wirklicher F'icbcrerniässigunj; methodisch gewechselten feuchten Einpackuogen. In
Ider Einpackung wird aber nicht blos der Warmcverlusl vergrössert. auch die Warmeproduction
rird herabgesetzt, indem durch die enge Umhüllung die Muskeln zu voller Ruhe und Un-
hätigkeit gebracht werden, ihre tonische Spannung lässt nach und so wird ein Factor der
'Wärmebildung vermindert. Es giebt keine Form der Wiirmeentziehung, welche die Puls-
frci]uenz so dauernd und tief herabsetzt, wie die feuchte, wiederholt gewechselte Einpaukung.
IDass aber bei einer verlangsamten Circulation die im Fieber beschleunigten Stoffwecliselvor-
gaoge, die Wärmebildung, die Consumption verlangsamt werden, unterliegt kaum einem Zweifel.
Keine andere Procedur bewirkt ferner eine so günstige Veränderung des Hautorgan-s. Die
trockene fieberhcisse Haut wird weich und feucht.
Indicationen. Uebcrall, wo sehr schonend verfahren werden soll, bei Anacmie und
hochgradiger Schwäche, wo die Wärme nur allmählich entzogen werden soll, wo die Haut
brennend hciss und trocken, wo selbst durch sehr energische Frictioncn keine lebhafte Rötbung
derselben erzielt werden kann, endlich wo die Mittel zu anderen antipyretischen Proceduren
fehlen, wird man das Fieber mit grösstem Nutzen durch die methodisch gewechselten Ein-
packuDgco bekämpfen. Nur in dem Falle sehr tief gesunkener Herzkraft, bei schweren Stö-
rungen des Bewusstseins (Sopor. Coma), wo tiefe Inspirationen ausgelost werden sollen, werden
die feuchten, sehr beruhigenden Einpackungen weniger entsprechen. Hier finden zunächst
flüchtige, sehr kalte, mit grosser Kraft, Stoss, Fall, Reibung den Körper treffende hydriatische
Einwirkungen ihre Anzeige, Proceduren, die die Herztliätigkeit mächtig anregen, einen kräf-
tigen Nervenreiz ausüben.
Abgesehen von der antipyretischen Wirkung der gewechselten feuchten Einpackung wird
dieselbe bei zahlreichen chronischen Erkrankungen mit Nutzen .\nwenduug linden können. In
»erster Reihe stehen hier wieder die Nervenleiden. Wie alle wechselwnrmen Proceduren wird sich
auch die Einpackuug, der ja stets eine allgemeine Abkühlung folgen muss, bewähren: bei
den verschieden.sten Neuralgien und Neurosen, selbst bei Psychosen mit dem Charakter der
Erregung und Reizbarkeit bis hinauf zu manischen Zuständen. Bei rheumatischen Affectionen
ist wegen der auf das Dunsten folgenden Abkühlung diese Anwendungsform oft therraiscben
Kuren vorzuziehen, da sie Recidiven vorbeugt. Der mächtig beruhigende Einfluss auf die
»Circulation wird diese Procedur bei allen mit beschleunigter Herzaction und gesteigerter
Pulsfrequenz einhergehenden Zuständen rationell rechtfertigen.
Die Erweiterung der Hautgefisse in der Einpackung macht diese Procedur zu einer de-
rivatorischen. bei den verschiedensten Congestiv-, Reizungs- und EntzUndungsvorgängen in
mannigfachen parenchymatö.sen Organen geeigneten. Der retardirende Einlluss auf die Stoff-
wechsclvorgänge, der auf der Benihigung von Innervation und Circulation basirt, macht diese
Procedur geeignet gegen alle mit SiofTwechselbeschleiinigung einhergehciiden depascirenden Er-
krankungen mit dem Ch.arakler des Erethismus. Der Einlluss des warmen feuchten Dunstes
■ auf die perspiratorische und transpirntorischc Uantfiinetiun erweitert das .Anwendungsgebiet
dieses Verfahrens aul eine grosso Reihe mit gestörter Hautfunclion einhergehender Krkrunkuugeo.
Es gehören hierher mannigfache katarrhalische Affectionen, Hydropsien, dyskrasisclie Pri«ce.sse
und verschiedene Autointoxicationen, da mit der Steigerung der Perspiration auch eine Anzahl
saurer und riechender, vielleicht infectiöscr .Substanzen und mannigfache nonnalc und patho-
^B logische Stoflwechselpruducte zur .Ausscheidung gelangen. .Auch dort, wo die Hautfunction
^F als Unterstützung der Niercnfunction eintreten soll, in Fällen von Nierenhyperaemie und Ent-
zündung, wenn es sich um Schonung dieses Organs bandelt, ist die Einpackung zu empfehlen.
[Eiaparkani;
— Kfi
EinpArkaKI
CoDtraindicirt wird die feucht: Eiupai.-kiiug seiu bei allen ausländen der Torpiilitäi oMl
Trägheit von Innenation, Circulatioii uud Stoffwechsel. 1
Die trockene Einpnckiing gehört zu den schwcisserregcodeii liydriali>i •' "^iViAfc!
Technik der trockenen Einparkiing oder der sog'.' nannten Pr ^^\
SdiweLsspresse. Der nackte Körper wird mit Einschluss oder Ausschluss -.. - ..^.\
Kiipfes — das Gesicht bleibt u.itärlich immer frei — derart in die Wolldecke u
schlagen, wie dies früher bei Sfhildening der Methode der feuchten Einpa'-I....
wurde. Der so Eingewickelte wird nun mit weiteren schweren Decken. Fodr
deckt, um eine möglichst grosse Wärmest.iuung zu erzielen und gleichfalls du; .. 1
der auf der Körperobertläche lastet, durch die feste Umscliliessung mit den Decken, die Ti-\
kürliche Musculatur möglichst zu erschlaffen, ausser Tfaätigkeit zu setzen, um die Haii;''
richtuDg des Blutstromes gegen die Ilnut zu lenken.
Wirkungsweise. Die feinen WoUh.irchen der Kotze reizen die durch die ati ilir^r ('S* I
fläche angehäufte Wärme reizempfänglicher gewordene Haut. Die Hautget'äs.sc ors.-'
Blutcircalation in der Haut wird in der Wärme beschleunigt, das Blut wird nirl,
an die Peripherie geführten Wärmemengen entlastet, es kehrt, ohne abgekühlt woniin .-i;
in den inneren Organen zurück, steigert deren Temperatur um 0.5 — 1" C. D.%> w.air^
Blut wirkt als Reiz auf das Herz und verschiedene Nervencentra, wahrscheinlich auch *u( *
Secretionsnciren der Haut und naoh leichten Congcstiv- und Tcmperatursteigerungii-Krstk'
nnngen tritt Schwciss ein. der die überschüssig an der Körperoberilächc angehäuft« WiBI
entführt, die Körpertemperatur wieder herabsetzt, die Erscheinungen von Seiten der Cin^
tions- und Respirationsorgane wieder zur Norm zurückführt, die Nerven.nufregung beseitigt nl
durch die willkürlich ihrer Grösse nach zu beherrschende Schweisssecretion die BlntTtiiimiiw I
Setzung, den Saftstrom in den Geweben, die Vorgänge der Endosmose und i'
den gesammten Stoffwechsel mächtig bceinflusst. Es scheint Winternitz nich:
wieFleury will, ob man durch directe Wärmezufuhr wie im Dampfbade, oder (lurcij Warn.
Stauung wie in der trockenen Wicklung, die Schwcisssccretion hervorruft. Ihm scheint r
immer eingreifender und mindestens verschieden, ob die zur Erhöhung der Haut- und Kflrpe
temperatur behufs Schweisserregung erforderliche Wärme vom Körper selbst producirt »i^
von aussen zugeführt wird.
Der einzige Vorwurf, den Fleurr der trockenen Wieklung macht, besteht darin, dw
c» oft stundenlang dauern soll, ehe der Körper in Schwoiss geräth und doss die>'
4 — 5 Stunden lange Liegen die Kranken sehr nervös und ungeduldig mache und mit m
fachen Nachtheilen verbunden sei. Verhielte es sich wirklich so, dann wäre in der Th-
trockene Einpackung ein höchst lästiges und oft nachtheiliges Verfahren. Nun gi
aber gewisse Behelfe, die den Schweisseintritt fördern und beschleunigen und die nia;i i
Nutzen in Gebrauch ziehen wird. Man muss die Priessnitz'sche Schweisspresse anf ]'.'
Fälle einschränken, bei denen man auf die Blutbeschaffenheit, auf den interstitiellen Safif
bestand, auf den Flüssigkcitsstoffwi.'chsel. auf Be- und .Absorption Einlluss zu gewinnen i>^
strebt ist, vorwaltend also bei Blut- und Säftekrankheiten, bei dyskrasischen Processen. Bw
conditio sine qua non ist dabei, dass der Kranke im Stande sei, vor der Procedur bemoB-
geben. weiters. da-ss der Körper weit leichter am Nachmitta;;. als des Vormittags zur SebweÄ-
absondening disponirt ist. Der zur Schwitzeinpackung bestimmte Kranke muss in rwb;
warmer und schwerer Kleidung eine Promenade, am besten eine ziemlich anstrengende B«f
lour, machen. Während dieser Zeit wird die zur Einwicklung bestimmte Kotze an der S-nv
oder in anderer Weise erwärml. Der nun meist schwitzend von der anstrengeudeu Tour ?i
riickkehrcnde Kranke muss sich ra.sch entkleiden und wird schleunigst in die viirboreitetc, «
wärmte Decke eingepackt. Unter solchen Bedingungen dauert es oft nur wenige Miiiulfii ur.'
der Kranke ist in profuser Transpiration, die nun nach Bedarf länger oder kürzer \-
wird. Richter hat in einer 3stöndigen trockenen Einpaekuiig einen Körpcrgowl' '
von 3 Pfund beobachtet und Hallwanu will nach ß — Tstimdijrer Eiiipaekiing einen h
Verlust von 5'/j Pfund constatirt h.iben. Die trnekene Eiiipai-kung behtifs Seliweisscn
d.irf nicht über 2 Stunden währen, dabei tritt im Maiiminn ein Gewichtsverlust von 0
also über I"/, Pfund, ein. Der Gewichtsverlust kuniint d.ibei, wie bei den Dampfbäder'
ausschliesslich durch den Schweiss zu Stande. Während d»s Schwitzens lässt man 71;
in kürzereu Intervallen eine grös.serc Menge Irischi'n Wassers in kurzen Zwischerif .
trinken, .\usserdeiu sorgt man für ausgiebige Zufuhr friücher Luft, gewöhnlich durch O-iSM
der Fenster, mit der Vorsicht, dass kein direeter Luftzug den Kingctt-ickelten treflFe.
.Icder Schwelsscrregiing, sowohl in der Wolldeeke als auch im Dampfl'adc, muss noth-
wendig eine wärmeentziehende allgemeine Procrdiir folgen. Dies«' hat die Aufgabe, dpn diini
die Schwcisssccretion bedingten Gefassslurni zur Haut zu mässiifon, die erschlafften • i
GefÄ.ssc zur Contraction zu bringen, damit den Srliweiss zu beendigen, die üben
der Körperoberlläche angehäufte Wärme zu entziehi-n, die Körpertemperatur zur N.nm ■!'■
auch unter diese herabzusetzen, die durch die profuse Secretioii beselileiinigtc HerzactiOB w
beruhigen, der Erschlaffung de Hautorgans entgegenzuwirken, dii^ liiiienation der sensiM''
peripherischen Hautnenen zu erhöhen, aul den Gesammtorgaiiisnuis tonisirend i-inzuwir'>'
und die Haut gegen thermische Unbilden widerstandsfähiger zu ni.-ichen.
üiiipflckuiiK
— 97
Kinpai* kling:!
I
Die Vcrbiuduijg der Abküliluiij? mit der Schweisserryguiig iiisst vitio laiinc Fortsetzung
ivsvr Bthandlutig zu. Die Form der Wärmuentziohuug nach dor Schweiüsurregung ist nucb
idit ganz gleiubgiltig. Die adstnugireiidsten, am raschesten Wärme otitzitbenden, oineii
osscn Eindnick auf die von der Hitze erschlafften OetTisse und ermüdeten Ner\en ausübenden
roceduren sind hier die cntsprechendslen: mögliehst kaltes, mit grosser mechanischer Kraft
[den Kiirpcr treffendes Wasser, dessen Anvendungsdauer nach dem angestrebten Zwecke be-
cssen wird, wie kalte Regen- oder Vollb.ider, kältere Halbbilder werden hier sich am besten
owähren. Das Gemeinsame der Wirkung von Wärmezufuhr, wie im Dampfbade, oder der
irmestauung, wie in der trockenen Einparkung, besteht in einer Zunahme der Körpertempe-
ratur. Die Steigerung der Korpertemperatur hängt auch von individuellen Verhältnissen ab,
sie wird eine um so höhere sein, je spater der Schweiss eintritt. Ks gelingt leicht, im Dampf-
" ade die Körpertemperatur bis zu hoher Fieberwärme in die Höhe zu treiben, und auch in
Icr trockenen Kinpackung sah Winterni tz eine Wärmezunahmc bis um 1 " und selbst 1,5° C. er-
folgen, ehe der Schweiss ausbrach. Es wird also das Wärmercgulationsvcrmügcn des Körpers,
die Tendenz desselben, seine Normaltemperatur zu erhalten, durch Wärmestauung oder Wänne-
zufuhr überwunden, die Körpertemperatur nimmt zu. .\uph diese künstliche Steigerung der
'Jvörpertemperalur bewirkt lieberähnlithe .^'ymptome, und zwar subjcctiv: grossen Durst,
Ifiappigen Mund, Ekelgefühl, geröthetes (jesicht, glänzende, stark injicirte .Vugen, Schwere des
Kopfes, Schwindel, manchmal Störungen der intellectuellen Fähigkeiten, .\bgesehlagonheil,
Mattigkeit, Kopfschmerz, Ohnmacht: bei sehr hohen Hitzegraden Betäubung, Verdrehung der
Augen, Zähneknirschen. Convulsionen und auch Tod unter apoplektifonnen Erscheinungen. Es
ist also der Einftuss auf das Nervensystem im Beginne der Wärmezufuhr ein erregender,
bei längerer Dauer und Intensität treten Krschcinungen von Adynamie auf. Der Einllu.ss auf
das Circ ulationssyslem besteht in einer Beschleunigung der Herzschläge, Volumsvermeh-
rung der höher tempcrirten Säfteuiasseu, Druckvcniiehrung im Gefässsystemc, einigermaasscn ge-
mindert durch Herabsetzung der Tonicitäl der Gefässe und Elasticität der Gewebe, Verände-
rung der Blutverthcilung im Organismus, UeberfüUuug der Hautgeflsse, relative Oligaemie der
inneren Organe. Audi der Stoffwechsel zeigt lieberähnlichi- VeränderuDgen; vermehrte Kohlen-
säureausscheidung, vermehrte Harnstoffausfuhr : hochsaturirter, auch harnsäurereicherer Urin.
Die meisten Secretiouen nehmen ab. Erst mit dem Eintritte profuser Schweis.ssccretion ver-
schwinden mit der Temperatursteigerung auch die übrigen lieberähnlichen Symptome.
[ndicationcn: Schweisserregende Proceduren werden daher angezeigt sein als diaetcti-
schcs Mittel bei vemachlä,ssigter Hautpflege, bei gestörter Uautfunction. Diese kann oft durch
mechanisch fest anhaftende, die Ausführuugsgänge sämmtlicher Hautdrüsen verlegende, ver-
hornte und abgestorbene Epidermislagen, durch angehäuften Hauttalg, durch Schmutz und
durch Rückstände evaporirten Schweisses bedingt sein. Hier ist oft mechanisch der Ga.saus-
taiLSch durch die Haut, der unzweifelhaft zur Dicke umi Porosität der die oberflächlichsten
Blutgefässe deckenden Schichten im geraden Verhältnisse steht, gehemmt. Zahlreiche Haut-
krankheiten können von einer .solchen Hautbeschaffenheit abhängen und durch Beseitigung
derselben behoben werden. Furunculosc, Acne, manche Lichenartcn finden auf diese Art
Heilung.
Mit der gestörten Hautfunction nimmt auch die Blutmenge in der Haut ab. Hyperaemien
und Congostionen zu mannigfachen parenchymatösen Organen, als Folge davon, können durch
Uebung der Uautfunction beseitigt werden. Auch eine grosse Erregbarkeit der Hautnerven,
von der sämmtlicbe Erkältungskrankheiten abzuleiten sind, stehen mit der veruacb-
lässigtcii Hautcultur in Beziehung und können hier geradezu ein die Grundursache beseitigen-
des Heilmittel finden. In ähnlicher Weise wie die Erkältungskrankheiten entstehen bei ge-
störter Uautfunction und gehinderter Ausscheidung mannigfacher Rückbildungsproductc dos
Stoffwechsels rheumatische, giehtische und andere dyskrasisehe Leiden, die oft durch
methodische Schwitzkuren radical beseitigt werden. Die vermehrte Ausscheidung von Wasser.
Salzen und organischen Stoffen durch die Haut mit dem Schweisse wird auf die Blntzu-
sammensetzung von wesentlichem Einflüsse sein und sich daher bei hydropisclien Zu-
ständen, zur Einleitung lebhafterer Resnrptionsvorgänge bei Exsudativprouesse n und
chronischen Entzündungsvorgängen empfehlen. Torpide Scrofulose, Syphilis,
Fettsucht werden oft ein Unterstützungsmittel für diu Heilung in Schweisskuren finden.
Auch die mannigfachsten Stoffwechsclrctardationen können in der .Schweisserregung mit
DHchfolgenden kurzen, energischen Wärmeentziehungen ihrer Heilung zugeführt werden.
Con traindicatiouen. Wii- ein jedes Mittel, kann auch diese» durch seinen über-
mässigen Gebrauch selbst Gesunden nachtheilig werden. Die tägliche Hautreizung kann zu
mannigfachen Ausschlagsformen führen . die übermässige Schweisserregung zu Ernährungs-
störungen. Abmagerung und hektischem Fieber. Der mächtige Nervenreiz ist bei allen Er-
regungszuständen zu vermeiden, sowohl bei solchen in der Nervensphaere, als auch
im Girculationssystem. Organische Erkrankungen des Herzens verbieten diese
Methode, ebenso phthisisehe Prucesse, Auch alle acuten Eutzündungsformen und
die meisten fie.berhaften Zustände, alle Consumptionskrankhei ten und pseudo-
plastischen Processo contraVndiciren dieses eingreifende Verfahren.
WtNTEBKITZ.
O. Liohroicli, Elifiybluiiaediu. 11. baud. -j
[Kinwnehspn
- »8 -
Kiuwatlisvn ili-r Nilgt'l, Iiiruni.it in uiij^uis, (liiyrliia odor Ouvxik chroniea. B|l
Kiiiwachwii des Nngpis winl :tin liiliiNpsfi-n :iiii AussMuniiidi' (lt«r ^rossoii Zrh<-
achU't. Aushcr cirii-r Milj-rluiften Nagcll>ildiiiig sind schlei-litps Srhuhw»Tk amia{
kiu7e8 AIwrhtieideii den frcioii Nagciraiides die l'rsarlu'. In der Ficgcl t.'Utsti!lil •
nächst :iii dtT Spitze drs Nagelrandcs ciiic kleiiu- Excoriation, in Ufn-ii L'u^^tint
)'s zur Knuriiidun^ und Schwellung konuut. In Fol^t- der Schwolluiig dringt Ar
freie Nagflrund in die W<'ichtlu'ilf ein, und um ihn herum eiitwickirlt sieh rin
r.
»rliwiiriger l'rores.s, der ;ilhnählich den k^'I'^s''» SeiU-nrand des Nagels erjrrt'ift-
Sfhnierzhaftigkeit, welelie von Anfang :iu viirliamleii ist, nimmt mit «ler An !
des F'rocesses immer mehr zu; M'hli(>N.slicli winl d.is liehen jranz iiiiinö^lieli
l'ni das Uebel /.u Invseitifreii, kann man zunäciist versuehi-ii, den Nagflraiul »Jui.
untergescholicne klt-iite lleftjtflaster- oder Wattestiickclien allmlililieh ans den Wi-ir»
theilen heraiiszuhelien. Norton i'ni|iKehll, die Watti'stürkchen mit eintT Ral.m
carbonicuni-Lösung (1:4) zu tränken unti l'oriwäiu-end friseh anzufeuchten. Der N»?<
soll dadurch ganz erweichen, sodass er leicht mit di-r Scheere entfi>rnt werden tut
Auch durch Adstriiijjentien und Aetzniittel, wie Tannin, .lud, Kssigsäuro, S:tl{K!t<T(lnrr
Höllenstein, Kali cansticuni, sucht man den geschwiirigcn Proc&ss und cvent. /■
Nagel seihst zu zerstören.
Handelt es sich um ein liiichj,TadJgeres Leiden, so ist das Rationellste die \<i
ständige oder theilwcise Entfernujig des erkrankten Navrels mit gleichzeitiger tot«k
Entfernung alle.s erkrankten llewebes.
Die Operation wird am l>esten unter localer Anaesthesie bei Blutleere in f(i|p«is
Weise ausgeführt. Man schiebt das spitze Blatt eiiver geraden starken Scheere UBlir
iler Mitte des Nageln bis an den hinteren Nagelrand vor und schneidet den Nspi
bis hinten hin durch. Darauf fasst m:ui nach einander die beiden Nagelhülfteu iw
einer kräftigen Zangi' unil dreht sie um ihre Längsachse nach an^:;8en fihw «k»
Nagelfalz hebelnd heraus. Hinterher wiiil alles kranke (iewebe mit der Srheer«» ixfa
dera Messer entfernt Als Verband dient ein langer .Indoformstreifen. welcher
die Zehe heninigewickelt wird, wodurch gleichzeitig die Blutung zum Stehen komni
Die Wiuide heilt in kurzer Zeit: meist können die Patienten schon nach 3— 4 Taj»
lihne Schmerzen auftri'ten. Beim Verbandwechsel lässt man diu angetrocknete unter»
Lage der .lodol'ornig:ize liegen, da dieselbe die Wundfläche am l>esten schützt. V*
Enimet'sche \ erfahren, welches den Nagel intact lässt und nur die .seitliehen Ww^
theile entfernt, bietet keine Vortheile dar und ist nicht weniger schmerzhaft.
KiRcioiorr.
Ki8, Eisw.Tiscr. Kis wird in etwa bohnengros.seu Stücken, sogenannten Eispillen, KU-.,,--.-'«
zu 1 Tliecloflfcl bis 1 KssIölTel bei entzündlichen Aflectioncn des Mundes und Schlu 1
cicil bei .^ugina simplcx. Angin» diphtherirn, .\ngin.i phlegmonosa, sodann bei Ciasu.;.,- _. .J
mii starliem Brechrci/., bei Cholera no.stras. Cholcr.i asiaticn, hn Peritonitis aciita, endU
bei hochgradigem Durst und Trockenheit des Mundes in .•vcut-fieberhafton Krankheitnn tr
ordnet. Die Kulte wirkt günstig auf die Byperacmic und Byperaesthesie der Scbleimbäoi
AoA sich bildendi- Wasi*or c.r/rischrnH und durstlöschend. Contraindicirl sind Eis und Ei*
Wasser bei acuter Dysenterie, wo sie die Kolikschmcrzeu steigern, bei starker Hyperaestbc
de» Magens, da ancli eiskalto» Wasser erbrochen wird, und hei erheblichem Husteureix.
IJPPELMAJOl
F.l»beut«l sind weiche Bohältniase. zur Aufnahm« von Eis bestimmt, die zur localcn Antiph1of«(
dienen, f^ie werden ijewiihiilich ans weichem Oummizeug hergestellt, in der Form eines """^
lachen Beutels mit kurzem weiten Halse, der durch einen genau passenden Deckel verschl
wird; doch gicbl c» auch Beutel in verschiedenartiger Form, welche der Conlignration 4
einzelnen Körperpartien iingepasst ist. Besonder» snid die Kappen bekannt, welche auf d(.
Kopf gestülpt werden. Das Havipterforderniss eines jeden guten Eisbeutels ist. dass er &I
^olut wa-sscrdichl scblies>t und nicht den Kranken durch hindurchsickemdes SchmelzwasM
bonetxt; als wichtige Hegel für die Benutanng von Eisbeuteln gilt die, dass sie nicht
mittelbar auf den KT-rper aufgelegt werden, sondern unter Dazwischenlegen einer tnehrfacb«
Schicht von beinen. eines zusammengefalteten Ilnndluchs oder einer Senictte, Hji sodI
durch die- nnniitl. IIi.it.- .\l.kiihlung der Haut in dieser erhebliche Circulation.sstörungeu i
selbst ' kiinnen: ferner darf da.'« eingebrachte Eis immer nur
ganz kl' ''n, um dem Beutel nicht die Beweglichkeit zu benehmen und
überall sich aosohnnegcn ;o lassen: auch darf es ganz besonders bei jeder Füllung nur
geririkren M. ngen zur Verwendiuig kommen, die dafür häufig erneuert werden müssen, d^
,ii ; I zu schwer wird und den Kranken drückt. Eine sehr einfache und bei
liiij 11 von Eisbeuteln bilden dir Schwcinsblajicn, wie man sie in jedem Metz^^ei
isbeutel
09 —
Elften]
I
lertiätt; bei ihrer dütinon Wniidiing ist ein iintnitlclli.iri!» Auriogon ^luf >lic Haut erst ri-clit /.ii
iycnucidcn, auch niüsseu sie beüondcrs sorgfältig abgebunden werden. Im Gegensätze hierzu
Igicbt CS ähnliche antiphlogistisch wirkende (iumtniaufiagen, welche besonders wcrthvoll werden,
Kireun kein Eis zur llainl ist; sie bestehen aus einem vielfach zusamniengelcjjteu, dünnen, langen
[{tummischlnuch, durch dessen eines Ende von irgend einem Punkte oberhalb des Bettes kaltes
[Wasser aus einem Gefass. am besten aus einem Irrigator, einläuft und durch den Endschlauch
'wieder austritt; man kann sie auch mit der Wasserleitung verbinden. Sie bereiten eine milde
Antiphlogose und sind, wenn auch thcurer als einfache Eisbeutel, da sie in allen Kormon für
die einzelnen Körperstellcn hergestellt worden, sehr verwendbar. „i^vm, <,^w«
eu. Chemisches Symbol Fe. Atomgcvicbt 56. Das Eisen gebort zu den unedlen sehr ver-
tinduiigsnihigen Metallen: es kann als zwciwcrthigcs, drei- und vierwertbigcs auftreten, also
II in IV
Tt. Fo und Fe. Das Eisen findet sich nur äusserst selten in der Natur als metallisches Eisen.
Ueberwicgend kommt es in Verbindung mit Schwefel und Sauerstoff als Erz vor. Die letzteren
Verbindungen werden als Eisenerz dem hüttenmännischen Process unterzogen, um Eisen zu
gewinnen. Da das Eisen von den Alchymistcn dem ^Mars" gewidmet war, werden die Prae-
arate auch heute noch als „Martialia" bezeichnet.
Die RiseiijjnH'iiiiniti' i'iitraltcii in ihrer Wirkung eine solche .Miiclitifjkoit, dass der
skeptischste Praktiker .sich dieser Tbatsiiche nicht entziehen kaiui. Die leichte Her-
stelluii;; einzelner Kisenijracparate auf rein euij)irisehein Wege, wie e.s z. B. durcli
i\a>- Aiifit'i.sen von Eisenrnst in Wein niöjjüch ist, iu;icht es erklüriich. d.T*.s man ihre erste
Anwendmifi in sap'nliafte Zeit verlegen konnte. IMinius als Berichterstatter zeigt, dass
das ICisen wegen seiner alterirendeii Kigenschafteii bei (iraitulatinnen der Angenlirier und
liei Uterinleiden als llaemost iticnni \ erwendtuig f.and; in älinlielier Weise spricht sieh
Dioskorides aus. Bald fand man auch, ila.ss zu starke Dosen unangenehme Neben-
wirkungen haben kennen. Seit dem Ui. .lalirhnndert wurde Eisen als Rnnnenagogum
benutzt. Besonders aber fand die Anwendung des Eisens eim- erhöhte Bedeutimg,
als Sydenham ihm eini'u l'latz bei der Behandhmg der fhloruse anwies. So hatte
eine durch .lahrhunderti' festgestellte Empirie den Werth des Ei.sens als Heilmittel
beglaubigt, sie gewann aber eine mächtige Stütze durch die Entdeckung Lemery's,
daüs das Blut constant Eisen enthalte, und besonders durch die spiiteren Betihach-
tungen, dass das Metall «'in constituireiuler liestandthei! des Haemeglohins sei. Die^se
Th:it.sache forderte zu e.xperimeiitelb'n rntersuclmiigi'U auf. Sehr liiiufig zeigt es .sich
aber, wie auch hier, dass im Ueginne experimenteller Thätigkeit die erlangten Resultate
zur Erkläriuig des Thatbestandes nicht ausreichen. Theoretiker leugneten daher die
Wirkmig de-s Ei.sens .sogar bei der Chlorose, die Wirkung, wenn vorhanden, sei nur
eine suggestive, und so forderte der erste Referent auf dem Congress für innere .Mediciii
1S95 auf, „man gebe einfach Brotydilen statt Eisen'" (Bungei. Dieses letztere schroffe
und negirende, aus der Theorie abgeleitete Urtheil ist ilenri auch durch die Berichte de«
Correferenten l^uincke mid anderer erfahrener Kliniker gegenstaniislus gemacht worden.
Wenn nun :mch für die Erklärung der Eisciuvirktmg linrch Experimente keine
vollkommene Klarheit geschaflen wurde, so ist doch, wenn man mit kritischen
Augen die experimentell gewonnenen Tli/itsachen beti-achtet, ein gro.sser Schritt für
eine festere Hamihalmng lier Eisenpraeparate vorwärts geth.an. Natürlicherweise tritt
seit Lemery"-s Entdeckung die Wirkung des Isisens als Nährmittid in den Vordergrund.
Der Eisengehalt des H.-uMuoglobins in den Blutkörperchen beträgt 0.43 — 0,47 pCt.,
lier gesamnite Gehalt des Eisens im Blute i'twa :-5,07 — 3,3 g, und da die Blutkiir])erchen
eine Lebensdauer von etwa nur 11 T:igi'n halieii, .so ist es verständlich, da.s.s ein Mensch
ohne Eisenaufnahme ebensowenig bestehen kann, als wenn ihm amieri' wichtige, zur
Bildung der Gewebe erforderliche anorganis<-he Verbindungen viireuthalten werden.
Neben die.sein Ei.sen befindet stell noch im Knochenmark, in der .Milz. Leber, auch in
den Nieren Ei.sen, welches als von der l{ückl)ildung des Haemoglobins herrühren-
des Eisen angesehen werden kann oder zum Theil als solches, weli'hes zum Aufbau
des Organisinus wieder dienen kann. Das bei der Rückbildung abgelagerte,
sowie düK in der Leber zum Aufbau dienende Eisen sind iler directen Eisenreaction
zugänglich, während der pjiseiigehalt des so com]»licirt zu.sanimengesetzten Haemo-
globins erst n:ich dem Veraschen gefunden wird. In [lathologischen Verhältni.sseii
können gro.sse t^tuantitäten Haenmglobiii zu tirunde gehen. In welcher Eorin das zu
Grunde gegangene Eisi'U existiil, ist nicht bekannt. Wir wissen, d.xss die weissen
Blutkörperchen den Tr;msport dieses Eisens ausführen (i^uinckei. .ledenfalls ist c«
aber sicher, dass beim Zugrumlegelien \on Blutkörperchen, wie hei perniciöser Anaeniie
[Eispa
— 100 —
di* Ahla^nrunje: d«;s KiMMi*. ilir Sidpmsis, oine li«>4lcttUtiKl vCTstJIrkte i*t. Bn Etl»
tasation ü;t nbrigcn$: die Siderosisbildunu; in d>-n (ieweben am b«Bte» xu beobactei
r»ie ganze Fnip' der Eisen Wirkung lüsst sich von dem f»esi«'bi> " Aa h-
lühnin^ ans b«}tra<'hteii, ferner von dem Ge^icbt.spllnkt* ans, oli t-i ms ^
Organe derartig eintritt, dass iudirect Blnt in verstärktem M -i
Die experimentellen Untersuehungen nach dieser Richtung hiii >•
abpeschlosseii ru betrachteji.
Die zunächstliegende Fra^ ist, in welclier chemisrhea Verbindung das Kiaea ib
Zwei'ke der Ernährung sjjgeführt »erden muss. Ein wichtiger Fingerzfig für die Bern-
wortiuig ist die F^mährung dos Säuglings. Wir sehen hier von der (iel>«rt bis zum «ite
Lebensjahre die <^>uantität des Blutes imd des F^isengehaltes sich venlopjK-ln, selbst ««
die Zufuhr lediglich durch die Muttermilch geschieht. Die Analys<en tierselben küm
ilarfiber auf, da.ss die Ziuialime des Eisens im Blut« durch das von der Hihdk p-
lieferte Eisen vollständig gedeckt wird (Liebreich). Zur iHckung eines fi»
mä.ssigen Bedarfs des kindlichen Eisens ist angenommen worden, das» sich von da
foftalen Lel>eii her noch Eisen in der I/^her aufgestapelt finde (Bungn). SnbaM^
Milclinahrung verla.ssen wird, liefern fast alle Nahrungsmittel das für doti (.>r]gaiiiflB
zum Ersatz des Stoffwechsels noth wendige Eisen. Besonders in den Gemüsai i»
reichlich Eisen vorhanden. l>er Aschengehalt giebt darüber Aaskunft. Es MtgtJiA.
d.iss Sj)inat, Bohnen, Linsen die Träger des reichsten Eisengehaltes sind. I>as Hrtal
ist hier nicht in Form der Eisensalze, sondern .ils .\lbuminat. entweder als Pcmtt
oder einer ileui Ferratin nahestehenden oder ähnlichen Verbindung. cnthaJti*«!. Di
eine vermehrte Elsenziifuhr lierlieizuführen, können wir natürlich die Nahruiigsminr.
in denen der Eisengehalt vorkommt, nicht l>eliebig erhöhen, und es ist daher "-.
aiis-serordeiitlicluT N\ iditiKkeit, zu erfahren, welche Eiseimiittel im Stii ' .1. <iir»r.
zum Aiifliaii ili-s Ilariiinglciliiiis zu dienen. Es ist die Ansicht ansge^; «r.r4«.
d.xsN das Blnthaeniogloliin und Methaenioglobin als Eisennahrungsniittel il: ■,»
(Kobert), da diese .ilier im M.igtii und im Pünndann zu Haematin unigewan..
zii'hl man es v<ir, das ans dem IthitfarbstofT hergestellte H:iemol zu verwerthfu Fnt
<iie Kichligkeit nnd .Nützlichkeit dieser Anschauimg spricht eine Reihe von Krank«
gi'schichteii (jJarti'lt;. Da das verabreichte Eisen ofTeub.v in der Leb^r als Eis»
alltumin. als Ferratin, sich anliflult (Schniiedeberg), so hat r^s dieser Autor»
ganz raljrnieller Weiie verHucht. d;i8 aus der Leb*'r herzustellende Eist^npraepaC
oder als Ersatz deswillen i-iu künstliches Ferratin in Anwendung zu riehen. Esi^
als ziemlich sicher zu Ixtracfiten , da.ss d.a-s Haemoglohin des Blutes Me^i-Dtlicfa Sk
zugf^KUirlen Kisen.illiiMninalen aufgeliaiit wird. Ob die Resorption v(»n Ki.sensaliM
el)cuf;ills /lu- llihliiin; loii Maemoglobin lühnn kann. is1 nach den vorliegenden BM
achtuiigi'ii nii'hl g.inz alizub-hrien.
I'ie l'iuiction der Kiwripraepanite als Heilmittel für den Organismus kann ab*
nicht ledi;:lirh vom <iei«ichtHpunkte dt-r Ernährung aus betrachtet werden. Vapl
eine .lahrlnuiderte lang bewiihtle l'raxis tritt ein zweites, sehr wichtiire> Motn<Mit iV*
Ivisenwirkung In den Vordergnnid, es ist dies die tnnisirende, auf welche Bim
mit Re<|ii einen ganz iM-nomlenni Werth legt. Miese Wirkimg tritt nur bei «»■
zelniMi KisenpraeiniralJn auf, besotidiT» kinnint sie den Eisensalien zu und zeigt sfl
nidil bei den AlliimiiMul/'ri uml solclii>n l'raeparaten, die schon dnrch den Gesclunari
d:is Fi'hlen einer ad»inii(firiiid<n Wirkling \inathen. liiese tonisinnide Wirkung ist fürfii'
Magen und |)arniriiii/lioii von hftelixter Wichtigkeit, die erschlaffte anaemi.tche .^. '
haut de» V.•rd:luull^';M■al)rll•■ wird diinli die Iterüliruiig mit Eis«»ns:dzen ad-:
nnd die ItiHorption der piodiHl.' erlndil. Ivs wird sich akso von diesem tu
siclithpinikl»' aii" lorde , nicht um b'iclit lesorbirban' oder milde schoie<-keD<l'
l'raeparat<- handihi, Hiiri<|iTM um «olche, welche gerade schwer n-sorbirb.-ir sind und x
••iiii' iibiT den Him/in limmi. .. m» »i-ibreitele Wirkung zeigen können. Die Wirkiim
Uiikononile des Organismus indirect ernrdireiule m»'
VerliftltniiNe klar zu machen, stelle man sich mt
il>«rlii»t anaeniiseh geworden st>i und eine niangeluil'
n.liiiul die Verdamm;: und Resorption in «»-li
itniMiiius lieeiiifluKst W,"ichst durch Yeri^
MlliiKtrom für d.'ii t »r>r;misinus. so kajui'»
II |iii<Hi> wirkt in erhöhtem M.-utsse wi«!*
kann hier eine fflc di«
blutliildendc »ein, l'u,
das« ein Menm-Ii diindi •
Hvperaemie ib-r Magen
theiliger Wiime (lir ihe
ri'ichiing lonl- n '
zu einer mtI)<
auf die Mügeri ut,ii hmiiimi Wt' iiitl.»ui «im niwl no kniin in beschleunigtem Tempo ili>
isen
RIsen]
I
I
KiM'ii. iixiriii CS de« « ■fnniliis vitiosiis ilurctil>iii'lii. zur iThöliti-ii Hliitbililuii^ l'ühreii;
tfi»* Bliilliililiiii(» ist also, wie gesii^t, niclit diircli das Imsimi dirtu't, smiderii iiidirect
•zu Stand"' <:(!koiiinii'ii. Kür diese Art der Wirkun;; liandelt es sieh nicht d;iniiii, ob
*iii {'raep.'init leiclit rcsorliirbar sei, im (.iegeiitheil es sei schwer resorbirliar und iiiög-
iliehst adstriiifrireiid, ohne zu stark reizend zu wirken. f>en l'Vrrovi'rbinduiigen ist
'hier ilunduius ein Vorzup; vor den l''erriverbindunf:jen einzurfiumen. l'ie organischen
Doppelsalze, welche auch ziemlich nutzlos zur subcutanen Injection empfohlen worden
lÄJnd, werden, wie es scheint, ohne tonisirende oder nutritive Wirkung zu entfalten,
schnell ausgeschieden. L>ie sichtbare Wirkung tonisirender Kisenpracparate geht oft
sehr schnell vor sich, sodass manche derartige I'idver als ,.Rothi>ackiMipulver" be-
zeichnet wi'rdeii. Ks ist aber niclit ausgescldosseii, i\nss die gleichzeitige Verabrei-
chung nutritiver Eiseiipracparate, wie Ferratin. llaemol, Haeniatogen, die Wirkung
der toiiisirendeu Kisenpraeparato stützen kann.
\ Hit* Krage ist, wenn man diese Theorie der Kisenwtrkung acceptirt, ob tii<'lit andere
adstrifigirende und toiiisireiule Substanzen dasselbe wie die Kisenpraeparate leisten.
Dies ist aller nur in unvollkomnieiier Weise der Kall. Es sei hierzu bemerkt, dass
die Salze des dem Kisen so ähnlichen M.ingans reizendere und giftigere Kigenschal'ten
ausüben, und auch die organischen Adstringi-ntia wie gerbs;"lurehaltige Nahrungs-
.niittcl leisten nicht dasselbe, weil die tierlisäurc viel schneller als die Ei.senpr.iepa-
rate zur Resorption gelaugt und daher auf eine weitere Liliige des Darms hin nicht
tonisirend wirken kann. Wir sehen bei der oben besprochenen Auffa.ssung, d.iss sich
hier eine natürliche medicinische (ini[ipirttiig der Bisenmittel voUzii'ht, niimlich in
solche, welche ernährend und solche, welche tonisirend wirken. Die alkohnlisch-
aetherischen IvisrMitinctuveti nehmen eine besondere Stellung ein, hier ist es niclit die
tonisirendi' oder nutritive Wirkung, welche in den Vordergrund tritt, sondern die
durch schnelle [{esorption des Eisens und des Alkohols bedingte excitireride Wirkimg
macht sich bemerkbar. I'iin matter Puls kann sich schnell heben, die Bhitzufuhr
zu den inneren Organen wird regniirt. Hesonders bei hy.sterischen, nervösen F'ersonen
tritt die Nützlichkeit dieser Ei.senprai'parate hervor. Die übrigen Eintlieiliingen,
welche man vom ])harmakologi.schen tiesichtspunkte au-s gemacht hat, in .Martialia
fnrtiora imd Martialia mitiora haben für die therapeuti.sche Auffassung weniger Be-
deutung: sie gliedern imr die .Mittel in stärker und weniger stark adstringirende unil
reiziMide Substanzen, aber mit dieser Auffassung reicht man für die therapeulisclie
Uetrachtung doch niidit ans. L'ebrigens niuss die fernere Krage zu beantworten sein, ob
nicht nach der Kesoqititm der Eisenpraeparate aiLsser der nutritiven noch eini- be-
sondere Wirkung, welche sich vielleicht bis zur Intoxication steigert, hervortreten kami.
Es zeigt sich dies am evidentesten bei den Eisentincturen. liier wird leicht eine
zu starke Einwirkung .-uif das Gefässsvstem ausgeübt. Ks tritt ein zu schneller,
leiclit erregbarer I'nls, Klopfen der Karotiden. Congestion der inneren Organe ein.
Ein Theil dieser Erscheinungen konnte sogar bei Verabreichung von Eiseiisalzen
beobachtet werden. Diese Intoxicationsei-scheinnngi'ii sind als Contraindicationen in
der Fr;vxis von ausserordentlicher Wichtigkeit.
Es sollen aber die anderen Anschauungen über die Wirkung der Risenpraeparato
nicht unterdrückt werden.
Die Wirkung der Ferro- und Ferri-Salze auf die Blutbildung steht fest. Sie ist jedoch,
da die Resorption der Salze vielfach nicht erkannt wenlen konnte, zuerst dadurch er-
klart worden, dass die Ei.seusalze als Desinticientien dienen, die einfach die Zerlegung
der für den (trganisnnis geeigneten, in der Nahrung enthaltenen Eisenalbuininat-Ver-
bindungen verhindern. Diese Anschaumig ist diu'cli die l'ntersucliungen KTirner's
umgestos.sen, welche ergaben, da.ss die Meuge der Aetherschwefelsänre zu den Sulfaten
bei Aufnahme von milchsaureni Eisen nicht verändert wird. Wjlre die Theorie HalKs
und Bunge's richtig, .so müs.stc eine Abnahme der Aetherschwefelsänre im Hani
zu bemerken gewesen .sein. Auch die sich hieran anschliessende Theorie, dass die
Eisensalze Schwefelw.osserstoff binden, und .so das Nahnmgseisen schützen, lii«st sich
dadurch widerlegen, dass Wisnuithsalze, die viel stärker SchwefelwasserstoflF binden,
-keinen Einfluss .luf die Chlorose ausüben, w.ährend sie bei Eisensalzen .au.sser Fr.age steht.
Zum Deweise für die Nichtresorption der Eisensalze hat man angeführt, es sei
bei Eisenfütterung das gesammte Eisen im Roth wiedergefunden worden, man muss
aber d.ibei berücksichtigen, dass die Haupteisenatisscheidnng durch die Leber oder
durch ilen Dann statttindi't. und diese Versuche cl.iber für ilie lleurtheiliiiig der
[Risen
— 102 —
Itesorption iiirlit in.iSKgehcnd sriii krinnt'n. .Inloiifulls ist «<s wahrscIieinlM-li il-'
die i^iäetisalze iiiulit als solche zur Resorption kommen, sondern dudurch, '
im Ma);en mid Darm dem EiseDaibumii);it iihniiche Verbindungen gebildet h:)l"
diesen Versuchen tritt die Schwierigkeit iiin/u, dass bei l'ütterung: mit ELsph
raten zunächst wenif^er Eisen in den Aasscheidungsproducten gefunden weni'
da das resorbirtc Eisen in der LoIut sich anstaut (Hamburger). Die /
des Eisenjfchaltes des Blutes allein, neldie bis zu T,r>:i pCt. steigen kann, dart al>
dinps nicht als Beweis angcfnlirt werden, da bei Kisensalzon, wie schon bemerkt, 6
tonisirenden und daher ilir Ernähninp und Hlutbildung fördernden Filigeiuschaftn •
IJetracht zu ziehen sind.
Die adstringirende Wirkiuij; der Eisensalze ist auch :1usserliph für Wtin
nutzt worden, der sich bildende Schiirf aber ist der Zersetzung loieht zu;;.i:;-.
Am werthvollsten ist das Eiseucblorid als styptisches, ßlut-coagulirendes .Mittel.
Wa.s die Uenutzunp; lier Eiseiiprneparate im AllgenieiTien betrifft, so ist w
vornherein zu bemerken, dasa manche Menschen eine wahre Idiosynkrasie gegen Ei«»
Verbindungen habeji, und nicht die klei]rste Quantität irjreud eines Eiseiusalzes vertn^W,]
ohne grosse Störungen seitens der Verdauung 7M erleiden. Uatm sehen wir ferner, da
alle Eisen.salze, wcdche eine adstringirende und dabei toiu'sirende Einwirkung
üben, auf den Stuhlgani;: retardireud einwirken, und es nuiss dieisem Uebelstirf'
durch Abfflhrmittel abgeludlVn werden. I>eu nutritiv<'U Eiseupraeparaten, welchen ^
tonisirende \Virkun]t; auf den l>;irni leblt. kurnnieiv ilifse letzteren Eigenschaften uicbt n.
Stellen wir die allgemeine Indicatioii für Eisenpraepnrate, so sehen wir, dj*
das Eisen für eine ganze Reihe vmi Krankbeitszustilnden sehr nützlich sein kaflt
An.aemie und Chlorose werden durch tonisireude Eisenpraepnrate entweder gebwli
oder zum mindesten tritt eine günstige Wirkung ein. Rei der ('lilorose sei»*
wir h.'Uifig mit ausserordentlicher Schnelligkeit die Sym{)ti>nie der Athoninoth. m»
gelnde, unregelmilssige oder sparsame Menstruation verschwinden und einen reg4
mfi.ssigeii l'uls eintreten. Hei allen nervösen .AlTectioMen, ("borea und an«lereij NeuroML
welche von Ernährung.sstorungen begleitet oder von diesen abhilngig sind, könna
Eisenpraeparato geradezu heilend wirken, und bei Erkrankungen, welche von ein«
Anaemio iles Gehirns abzuleiten sind, werden die Eisen|>raeparate wirksam eintn<lei
können. Bei den Folgen der Albuminurie, bei stark .■uiaeniisclieu Zuständen solks
kleine Üosen von .Nutzen gewesen sein. Auch das ganze (_ii>biet der als Scrofulo»
bezeichuet<'n Erkrankungen bietet für die Behandlung durch Ei.Hen liHufip Vnrthwl
eben.so die constitutionelle Syphilis. l!ei Rhitungen imieror Organe und besonder
bei l.ungenblutuugen sind Eis<'upraeparate nur mit .lussenn-dentlicher Vorsicht aiiiu
wenden, und die anaemiscben Erscheinungen <ler l'htbisiker dürfen mit Eisen weg«
seiner den Puls erregenden Fligi'n.schaften durchaus nicht bebandelt werden, weil H»t'
moptoe als Folgeerscheinung leicht beobachtet werden kann. Bei schwangeren FnuMi
ist besondere Vorsicht geboten; m;m soll hii-r die Eisenpraej)arate nur in mihlesur
Form anwenden, um Abort zu verhindern.
Falls die Patienten es vertragen, ist i's am Resten, das Medicanient auf die mög-
lichst von Nahnnig befreite Schleimhaut des Verdauungstractus einwirken zu l:i><sen,
wie es bei eisenhaltigem Mim'ralwasser sehr häufig geschieht. |)ii' IMaet sei eine rob<H
rircnde, nur muss man bei ICisenpracparaten gerbsilurehaltige .Materialien vermeiden,
weil die durch F.inwirkung ilerselben auf das Eisen sich bildeniieii Tinten auf die
Schleimhaut bis zur L'nertraglichkeit reizend wirken. Da die ni<'isten Früchte Gerti-
säure enthalten, so sind tlie.se zu vermeiden.
l>:iss bei den Eisenpraeparaten die Zfdmu leiden, trifft besonders bei Benutzung dn
Eiäonsalze zu, es bilden sich Rhodanverbindungen, Schwefeleisen, welche den SchnieU
der Zahui' angreifen, aber es ist nicht aitsgeschlo.ssen, dajss die Eisensalze «lirect
auf den Schmelz (>inwirken. Fleissigcs Spülen de.s Mundes, ßenutzimg eines (ilas-
rohn's, flüssisre l'raeparate gewähren genügenden Schutz.
Diese hier gegebenen .Anschauungen dürften für die praktische Wahl der Praepa-
rate den richtigen .\nhalt geben.
Mft.-iUiscbes Eisen.
Kerrum liinatum, I. im.iluri» Ferri, Ph. Bclg. Feilspähuc aus weichem Eisen, in
verdünnter S*lzs.iuro unter Wnsscrdtoffcntwickclung völlig löslich. Heut zu Tage dtirch' die
iilirhstfulgcndvu Pracporate ersetzt.
M
Sisen
— 10.'?
Riscn]
Korrum pulvi;nitum. St.nlil pul vor. TiimMturii Forri piilvorafa. Es wirrl entweder
Gusseiseii gepulvert oder die Limatiirn Kerri in einem eisernen Stosamörser zurkloinort. Es
enthüll grüsserc oder kleinere Mengen Kohleusloff, gewöhnlich auch Spuren Arsen, Phosphor,
Kupfer und Blei. Da dies Pulver leicht rostet, muss es vor feuchter Luft geschützt werden.
Die Salzsäure des Magens vermittelt die Lösung de.s Pulvers; dem entwickeltou Wasserstoff,
■welcher durch Ructus entleert wird, ist etwas Kohlenwasserstoff beigemengt: das Pracpar.it
wird von vielen Patienten gut vertragen und reiht sich, indem es Eisoaoxydul bildet, den
Ferrosalzcn an.
Ferrum reductum Ph. G. III sehr zweckmässig, wenn das Praeparat nicht zu reich
an Schwefel ist, worauf die Ph. G. keine Rücksicht nimmt. Dieses grau bis dunkcigraue
Pulver, welches 90 pCt. reines KLsen euthiilt, wird durch (ilühen von Kcrrihydrat im VV.isscr-
stoffstrom erhalte«. Dosis 0,1- 0,6 in Pulvern, Pillen, Pastillen.
Eisenchocoladc:
Ferrum reductum 5 — 10, Chocolade ad 1000.
Eisenoxyd- oder Ferrioiydvcrbi iidungen.
Reactionen für Ferriverbiudungen:
a) Ferrocyankalium (gelbes Blutlaugensalz} z. B. ;
3 K«FeCy„
FeiTDejrankftUiuii
Der Niederschlag von Berlirierblau entsteht nur in saurer Lösung.
b) Schwcfelcyankalium (Rhodankalium) giebt selb.st in sehr verdünnten Fcrrilösungen eine
blutrothe Färbung, z. B. :
m
+ FeClj = Fe(CyS)3 + 3 KCl
KE^niichUmil RhodKDpUen CnilorkalJam
+
SKCyS
RtioiUnkitliaBi
in
III
4FeCl,
FciFcaCy.H
+
12 KCl
Eiioaclilorid
Bor) int* rill au
Chlorkttlinm
c) Nitroso-/9-n.-iphtol Hillt aus Fcrrilösungen in essigsaurer Lösung einen rothon Nieder-
schlag.
d) Diaphtherin* (Oxyehinoseptol) giebt selbst in sehr verdünnten Ferrilösungcn eine blau-
grüne Färbung.
Aus diesen, ebenso aus den Ferrooxydverbindungen wird bei Gegenwart vieler organischen
Säuren das Ferrioxyd und das Ferrooiyd durch Alkalien nicht ausgcf-illt.
Ferrum oxydatum fuscum seu Ferrum hydricum: Liquor Fern sulfurici oxydati
40, Wasser IGO in eine Mischung von Ammoniak 32 und W.isser 64 eingetragen. Der Nicder-
s"hlag bildet ein amorphes, rothbrauncs. geruch- und geschmackloses Pulver, welches sich in
Salzsäure löst. Ph. G. I Dosis 0,1.5 — 1,0, mehrmals täglich in Pulvern, Pillen. Wird vom Magen
gut vertragen, greift die Zähne nicht an. Wird durch das folgende Praeparat vortheilliaft ersetzt.
Ferrum oxydatum saceharatum, Kisenzucker Ph. G. 111: eine Lösung von Liquor
Fern sesquichlorati 30. W.isser 160, gefällt mit Natriumc.arbnnatlösung 26 : 150. Dem Nieder-
schlage fügt man Zucker 50, Natronlauge 5 hinzu, verdampft im Wasserbade zur Trockne.
Zusatz von Zucker zum Gewichte 100. Es ist ein rothbrauncs. süss und schwach adstringirend
schmeckendes Pulver. Eisengehalt 2,8 pCt. In Wa.sscr 20 mit schwach alkalischer Keaction
klar löslich. Der Eisenzucker stcrt nicht die Verdauung, greift auch die Zähne nicht an. Er
eignet sich für die Kinderpraxis, auch in Milch gebraucht. Wirkt nutritiv, wenig tonisirend.
Dosis 0,5 — 4,0, für Kinder 0,2 — 1,0 mehrmals täglich in Pulvern, Pillen, Pastillen. Als An-
tidot gegen Arsen Vergiftung viertelstündlich einen Theclöffel voll zu nehmen.
Sirupus Ferri oxydati solubilis:
Ferrum oxydatum saceharatum, Sirupus simplex und Aqua j^ Dunkclrothbiauoer
Sirup mit 1 pCt. Eisengebalt. Dosis 3,0 — 10,0 mehrmals täglich. Besonders nütz-
lich in der Kinderpraxis.
Tinctura Ferri coraposita, Marke üelfeuberg:
Eisensaccharat mit 10 pCt. Eisen 22, Wasser 570. Man fügt hinzu Sirup 240,
Weingeist 165, Pomerauzenscbaluntincfur 3. aromatische Tinctur 0,75, Ceylon-
zimmttinctur 0,75, Vanillentinctur 0,75, Essig.aether 2 Tropfen. Kommt der
Athenstaedt'schen Tinctur gleich.
Emplastrum Ferri, Strengthening Plaster Ph. U. St.:
Ferrum oxydatum hydratum 9, Oleum Olivarum 5, Resina bnrgundica 14, Em-
plastrum Plumbi 72.
Chalybeatc Piaster Ph. Brit.:
Ferrum oxydatum hydr.itum 1. Resina burgundica 2, Emplastrum Lithargyri 8.
Beide gegen rheumatische Beschwerden.
Ferrosol, ein flüssiges Doppels.iccharat von Eisenoxyd-Chlomatrium mit 0,625 pCt.
Eisen. Dosis 3 mal täglich 1 Theelöffel.
Ferrum oxydatum nigrura. Ferrum oxydato-oxydulatum ist der nach dem Auslällen
einer Ferri- und Ferrosulfatlösung mittelst Ammoniak erhaltene Niederschlag. Schwarzes Pulver,
in verdünnter Salzsäure leicht löslich. Dosis 0,1 — 0,6 in Pulvern und Pillen.
Ferrum accticum siccum, FejCCjHjOjjjCOH^j. Fcrrichloridlösung 10 mit Ammoniak
104
Onk
10 gefällt. Das Euenosydhydrstt in rcrdüniiter Essipäuro S gelöst Die ItSmaa^ wird ■
Diukeln bei 35" verdunstet Eiii braanmthes. in Waas«r und Weingeist löslicJiM Pttlvtt
Liquor Ferri subaretlci Pli. t;. lil:
Lösung von Ferrum aceticum siccum in Wasser, speo. Oe». 1,087 — 1,091. nd
braune Flüssigkeit von süss-eisenartigem Geschmack. Ciseogehalt 4.9 — 5 /\.
Tageslicht und Wärme bewirkt Zersetzung. Dosis 2 — 10 Tropfen in 'i'
Tinctura Ferri acetici aetherea Ph. <>. III. K lapprotb'scbe Sta. .
Liquor Ferri subacetici S. Spiritus 1. Aether aceticus 1. Dosis äO — SO Ttuftt
mehrmals täglich. \^'ird aU Tonico-Nerrinum beoutxt. Aehnlicb wirkt
Tinctura Ferri acetico-formicati 'Uensel}:
eine Lösung Ton Calciumcarbonat 60 in Ameisensäure äOO und Waaaer I&5 tri
mit FerrosuUat 31 und Ferrisulfatlö$ung 30, beide gelöst in Essigsäure 90 jf.'.
320 und Wasser SO. gemischt und das Filtrat mit Weingeist 400 und Es%
aether 15 versetzt. Touicum.
Ferrum benzoicuro, FeiCCTUjO^^jyOH)! -|- 6HjO. Der durch Fällutig too Atamemm-
beosoat mit Ferrichlorid entstandene Niederschlag ist naeh dem Trneknrji ein fleisdibitip
geschmackloses, in Wasser unlösliches, in Fetten lösliches Pulver.
Oleum Jecoris Aselli fcrratum Ph. G. Helv.-.
hergestellt durch Auflösen von Ferrum benioTcum 1 in Leberthran 100.
Ferrum citricum oxydatum. Fe^^C^HsO;); + 3 HjO. Der Niederschlag, darrh Hiitir»
von Eisenchloridli'isung 25 mit .\mmoniak 25 erhalten, wird in einer L'-sung von Citruors-
säure 9 : 35 gelöst, die Lösung eingeengt und bei 50" getrocknet. Die düunen, nibtsrrt
durchscheinenden Blüttcben enthalten ca. 20 pCt. Eisen und zersetzen sich am Lieht li
Wasser sind sie löslich, («cschmack schwach eisenartig. Das Citrat wirkt diorctiscb. «W
auch zur subcutinen Injection benutzt (Glaevike). Dosis O.I — 0.6 drei- bis Tiermal tägb)
in Pulvern, Pillen, Pa.stillcn, Sirup. Subcutan 1,0 einer lOproc. Lösung.
Ferrum citricum amraoniatum Ph. Austr.:
eine gesättigte Lösung von Eisenoiydhydrat in Acidum citricum 2, Ai^ua S, *H
mit Acidum citricum l und .^romouiak bis zur schwach alkalis<^ben (teaetiiM nr-
.<ictzt, zum Sirup eingeengt und getrocknet. Die amorphen, granatnoth dofii
scheinenden Schuppen mit salzigem, schwach eisenbaften Geschmack eothattn
U pCt. Eisen. Dosis 0,1 — 1,0 öfters in Pillen, Trochiscen und Solutionen, «u^
culan 0,05 — Ü,.T einer 2 — lOproc. Lösung.
Ferrum citricum cffcrvesccns:
eine Mischung aus Ferrum citricum ammoniatum. .\cidum citricum, N.itrium bwr-
bonicuin und Saccharum mit i pCt. Eisen. Dosis 5,0 als Schacht<rlpultcr. &
sehr zwcckniHssigcs touisirendcs Prarparat. ebenso das folgende.
Vinum forrntuiii »ou chnlybuatum Ph. Gall.:
Ferrum citricum ammoniatum 5, Yinum Hispanicum 1000. Dosis •/, WciofUi
il— 4nial liiglicli.
Ferrum nitricum. Fc(NO,)a, bt Bestandtheil von Liquor seu Tinctar« Ferr
nitrici. Lösen von Eisciidrnlil 5 in S.tlpetcrsäure 60, Eindampfen bis iura Sirup. Mi^fw
mit Wa,sser zum (iiwidil 100. Dunkelrotfio Flüssigkeit mit ä pCt Eisengehalt, wv ■ ■
neuralgischen und (tiehliselicn Sclimcrzcn, .schlauen Geschwüren, Kondylomen und h
rhoe angewendet wird. Do.si» innerlich 5 15 Tropfen mehrmals täglich in Wa.sser.
Ferrum manii.itum nu.-i Ferrum suifuricum 3, Manna depurata 4, .\mnioniak 3 na'
Spiritus bereitet Aclinlicli den Hlaud'si'hiMi rillen wirkend.
Ferrum olei'iiicum, Eisrnsuifr, durch Fällen der Ferro- oder Ferrisalse mit Setfct'
lösung erhalten. l)in dunkclliniunr. Lösung dient als Verbandmittel und zur snbcutanra b-
jcctiou 1 : 15,0—20,0 Olnuni Oliv.uuin, jeden 2. Tag 1,0.
L'ngucntum Saponi« forrici:
ans Ferrum oleVnicum und Ccrn flava u.
Ferrum phosphoricum oüydnluni, Fe,(P04)j -|- 8 HjO: Ferriphosphat stellt
durch Füllen einer Fcriirhloijilliiounn durch Nalriumphosphat dar: der entstandene Nii
schlag wird an ciiicin tniixiiin warmen Urlo getrocknet. Das weissliebe bis weisslicto
Pulver ist fnsf geschiii.icklos und in Wasser sowie Alkohol unlöslich. Innerlich wird es
verwendet, llusseilich öder in Salbenfurm 1,0 — 5,0: 10,0 .\dep.<i auf Krebsgtschwüre.
Liquor Ferri phniphonei »pii Srhohciti;
Ferriiihosphat 2,5, Acidum phnsplmricuin 80,0 werden gemischt, filtrirt und auf
abguilanipft Bei /ahnsclimer/en mit Watte in den cariösen Zahn gebracht.
Ferrum pliosphoricum oiydutuni cum Natrio citrico Ph. U. S.:
blnnsgrüneH. wns!<erlösliehe> uiiil hiiltliares I'racparat von salzigem Geschmack mil
l.'l,5 pCl. Eisen, (ieeigii't für »iiliculiine Injection.
Ferrum pvrophonphorleum utydatuni, 2 FcjÖ'jOj),) -\- 9 HjO; Fällen einer Lgsini
von Eixrnehloriil 100 mil NiitriumpyropliOKiihal 97. Ein weisses, geschmackloses, ia Wasstf
fast unlösliches Pulv«r. Es ist HnuiitbcdliiniUhrll des pyrophosphorsauren Eisenwassers. Doai
0,1 0,5 oflei» in j'illvn oder Pulvern. Wirkt iiU Toiiicuni adstringens.
Isen
— 105 —
Kispn]
Natrium py riJijln)splioricum ferraliitu l'li. lii;rm. I:
Natriumpyrupliosph.U 2()0 und Ferricliloridliisuirg 81 wcrtliMi duri'li Weiugoist gelallt.
Es ist ein amorphes, wcisslichcs Pulver von s.ilzigcm Gcsclimftok. in Wasser leicht
löülitli, mit 10 pCt. Eisen. Dosi.s 0,2 — 1,0 in Pillen oder Pulvern.
Ferrum p vrophosphorieum cum .^mmouio citrieo Ph. G. 1:
Eiseiieliloridlü.sung 84 mit Nafriumpyrophosph.it 84 gcriillt; der Niedersclilag in
einer Lösung von Citronensaure SCu-W, welche durch Ammoniak .ilkaliseh gemacht
ist, geliJst und zur Trockne gehraidit. Plättehen von gelblich grüner Färbung,
welche in Wasser löslich sind und schwach styptisch schmecken. Eisengehalt l.Sprt.
Als Tonicum, Dosis 0,3 — 1.0 mehrmals täglich in Pillen, Pulver, Solution.
Ferrum pyrophosphoricum solubile Ph. l'. St.:
.■vus Ferricitrat 9, Wasser IS und Natriumpyrophosphat 10 bereitet. Hellgrüne,
durchscheinende, was.scrlösliehe Lamellen mit 10 pCt. Eisen. Geschmack sehwach
salzig. Dosis 0,2 — 0,5 in Pulvern und Pillen und kohlcnsiiurehaltigen Getränken,
Ext factum Haiti ferratuni, Riscnmalzcxtract. Pb. Germ. I:
eine wässrigo Lösung von Ferrum pyrophosphoricum cum .Ammonio cifrieo 2 : 3
wird mit Extractum Malti 9J vermischt. Dosis: Ein TheclölTel voll 3— 4raal th^-
lich in -Milch, Bier, Wein.
Liquor Ferri sulfurioi oxydati, Ph. tt. L:
eine Lösung von Ferrisulfat. welche 8 pCt. Eisen cnthiilt. Die braunlich gelbe,
klare Lösung dient zur Bereitung von .\titidoluni .\rsenici. Siehe Bd. l. S. 234.
Ferrum sulfuricum oxydatuni ammoniatum, l'h. G. L:
Amiiioiisulfatlösuiig 28 : 100 wird mit Forrisulfallösung 240 vcreicigt. Die sich
ausscheidenden blossrotheu, leicht löslichen Krystalla schmecken stark styptisch.
Wirkt ühnlich dem Alaun.
Liquor Ferri subsulfurici oxydati. Liquor haetnostatiuus Monsel. Schwefel-
iSure 80, Wasser 200 werden mit Salpetersäure 150 erhitzt und in das Gemisch Ferrosulfat 250
Eingetragen. Wenn die Entwickelung der Dämpfe der salpetrigen Säure nachgelassen hat,
rird die gleiche Portion FerrnsuUat zugegeben. Nach dem Erkalten füllt man mit Wasser
Kiif 5(X) auf. Die Flüssigkeit enth.Hlt 20 pCt. Ferrioxyd. Verdünnt mit dem lOfachcn Gi>-
rieht Wasser als nicht aetzcndes Haemostaticum und Adstringens,
(i ly cerolatum Ferri sulfurici oxydati:
Ferribubsulfatlösung 200, Glycerinum 100 auf 200 eingedampft. Verbandmittel.
Ferrum suceinicum Ke(0H)C«H40,. Der durch Mischen der Lösungen von bernstüin-
fsaurcm Ammonium und schwefelsaurer Eiseno-xydlösung cnt,stchendc Niedersclilag bildet nach
idem Trocknen ein in Wasser unlösliches Pulver. Mit Erfolg bei Gnllenstmung benutzt. Do.sis
'heelöffclwcise, zweckmässig in Verbindung mit Chloroform.
Liquor Ferri succinici cum Kalio citrico:
Eisensuccioat 5,2, Kaliumeitrat 24, Glycerin 15, Wasser ad 120.
Ferrum tannicum, Fc;(CuH708)(ÜH)3. Eine Mischung von Eisenhydroxyd 1 und Tannin 2
wird mit Weingeist 3 verrührt und eingetrocknet, liefert ein schwarzes, adslringirend schmecken-
des, schwer lösliches Pulver. Dosis 0,2- 0,5 öfters in Pillen, Oblaten. E-s ist ein Tonicum
^ Adstringens, das schwer vertragen wird.
Ferrum tartaricum, Fe.j(C«H40e)3 + HjO. Müchung von Ferrichloridlö.sung 10 iiini
[■Was-scr 100 mit Ammoniak gefällt. Der Niederschlag in Weinsäure 4 und Wasser 10 gelöst,
^aum Sinip eingedickt und getrocknet. Dosis 0,1—0,5 in Pulvern. Pillen.
Ferrum tartaricum ammoniatum, Ph. ü. St.:
Der wie oben erhaltene Niederschlag wird in Weinsäure und in einer gleichen
Menge von durch Ammoniumcarbon.at ncutralisirten Weinsäuri-lösung gelöst. Die
granatrothen. wasserlöslichen, süss-eisenartig schmeckenden Lamellen enthalten
17 pCt. Fe. Dosis 0,2 — 1,0 in Pillen, Lösungen, .luch zur subcutanen Injection.
Ferrokalium tartaricum. Tartarus ferratu.s, Ph. Austr.:
K(FeO)C4H4 0o. Der Niederschlag aus Ferrichloriil mit Ammoniak wird in Wein-
stein gelöst. Schwarze, in Wasser lösliche, schwach eisen.irtig schmeckende Schuppen.
Wirkt zugleich diuretisch. Dosis 0,3—0,6 in Pillen, Pulvern, Wein.
Tinctura Ferri tartarici s. Tinctura Martis aperitiva Ph. IIclv.:
T.irtarus fcrratus 2 mit Spiritus dilntus 2 und .\qua IG diperirt und lillrirt.
Ferrum valerianicum, Ph. U. St., Fe2(C6Hs,Oj)j(OH)t, durch Fällung einer Natrium-
carbonatlösuog 15 : 150, welche mit Baldriansäure 4 versetzt ist, mittelst einer Mischung von
Fcrrichloridlösung 20 in Wasser SO und .Austrocknen des Niederschlages gewonnen. Das gelb-
braune Pulver, welches B.-üdriangeruch und schwach styptischen Geschmack besitzt, ist in
Weingeist löslich. Dosis 0,1—0.2 mehrmals t.=iglich in Pillen.
Eisenoiydul- oder Ferrooxydvcrbindunge n.
Reaotionen für FerroTerbindungen:
a) Ferricrankalium (rotbes Blutlaugensalz) z.
III n
KsFciCy,; + SFeClj
Ferncynakaliuni Etdoiioblurllr
B.:
n III
FejFcjCy,.
Tnmbull« Blku
+
GKCl
(.'lilurkolium
[Eisen
— KKJ
Der NitHlerscblag von Tiimbulls Blatt rntsteht nur in saurer Lüsuug. ■
b) Kaliunipcminngaiiat onydirt Fcrrosal/e in schwefelsaurer Lösung, indem w Otter bB
IHrbung zu Manganoxydul rerlucirt wirri, z. B. : ^B
III I
lOFeSO« + 2KMn04 + SHjSO^ = 3Feä(S04)j + K,SO« -f- 2MnS0, +9|B
Fprrosuiriit K>liiun[ipnn»nKsnnt SehwKfpl.iHuro Fi-rrinnirit Kilioin-'iilfiil lCanjnD»iilfii (^H
Ferrum arscuicii^um Pli. (iail., FcHAsO«, durch Fällen einer FerTosuifatlösun|l(}:[lH
mit Natriumarscniatlösung 60:500. Das weisse, an der Lu/l sich crün färhcndn, cmcMI
lose Pulver ist in Walser unlüslicli. Dosis 0,003-0,015! pto do»i, 0,0i.» — 0,06! prvA-H
Wenig benutzt. Zweckmiissiger werden Eisen und Arsensäure gesondert verordnet I
Ferrum carbonieum saccharatum Ph. 0. III. Vermischen der Lösungen von FonB
sulfuricum 5:20 und Natrium bicarbonicum 3,5:50. Der Niederschlag wird unter ^B
von Saccharura lactis 1 und Saccharum album 3 zur Trockne gebracht. Zusatz de« Zoctcl
gcmisches ad 10. Ein grünlich-graues Pulver mit 9,5 bis 10 pCt. Eisen. Eignet sich i^l
siisslichen Geschmacks wegen für die Kindei-praiis. Dosis 0,2 — 1,0, drei bis rierm*l ^^|
in Pillen, Pastillen und Brausepulvern. ^^H
Pilulae Ferri carbonii-i l'h. fi. III, Pihilac Valleti: 1
Ferrosulfatlüsung 50 : 200, gefällt mit Natriumbicarbonntlö.suog 35 : 500. iJM
Niederschlag wird versetzt mit Saccharum H, Mel depuratum 2(5 und im DaaniMl
auf das Gewicht 54 gebracht. Aus dieser Masse 10 werden mit Radix Aitbäl
Pillen 100 geformt (0,02 Eiseogebalt). Dosis 1—5 Pillen dreimal täglich! I
Ferrum glycerino-phosphorieum wird durch Liiseti von Fcrrocarbon.it in Glrnr»!
pbosphorsäure und Fälluiig durcli Alknhol erhalten. Der voluminöse Niederschlag lielerl atil
<lem Trocknen gelbliche, in Wasser und ui verdünntem Alkohol lösliche, in Aether uufitMl
Lamellen. Dosis 0,1—0,15 3 bis 4 mul Uiglicb. I
\ inum Ferri glyccrino-phosphorici: I
Ferrum glyccriuo-phosphoricuni 1. Vinum Hispanicum 100. Dosis 1 Liaues^l
vor jeder Mahlzeit. ■
Pilulae Ferri glyceri no-phosphorici Robin: I
Ferrum glycerino-phosphorieum 1,5 — 3,0, Pulvis radieis Bhei 1,5 — 3.0, Extrtdal
Khei aquosum 4,5—3,0, Pilulae 60. Dosis 4— G Pillen 3—4 mal täglich. I
Ferrum hypophosphorosum, FeiPHiOjh Ph. U. .St.. Calciurahypophosphit 10 sl
Fcrrosulfat 16,4 gemischt und zur Trockne verdampft. Grauweis.ses, wasserlösliches, gi-sehmvll
loses Pulver, welches sich beim Aufbewahren leicht zersetzt. Dosis 0,1-0,2. I
Sirupus Ferri hypophosphorosi: I
Calcinmhypophosphit 3, Fcrrosulfat 4,7 und Wasser 40, im Verhültniss von 87*1
mit Sirup gemischt. Dosis theclöfTelwcise. I
.*>irupus hypnphusphitum cum Ferro Ph. U. St.: I
Sirupus hypophosphitura 9!). Eisenlactat 1. I
Ferrum lacticum. Fe(C3n-,0,)2 + 3HjO. Caleiumlaet.it hO wird durch Ferrosulfa! 4'l
zersetzt. Die sich abscheidenden Krystalle werden mit Spiritus verrieben und ir'''r"''' I
Das krystallinische, grünlich-wcisse Pulver mit 20 jiCt. Kiscn ist fast geruchlos, vcij sui;. I
herbem Geschmack und in 40 kaltem, 12 bcisscni Wasser, kaum in Alkohol löslieh. Fru*!
oxydirt es sich. Gehört zu den mildesten, die ^(Tdauuug nicht boUisligeuden Pr.neparit > |
Dosis 0,1 — 0,75 drei bis viermal täglich in Pulvern, Pillen, Pastillen. |
Serum Lactis forruginosum: 1
Um 300 Eisenmolken darzustellen, wird frische Kuhmilch 700 in der Siedehita]
mit 3,5 Liquor Ferri acctici versetzt und colirt. 1
Sirupus Ferri laetico-phosphorici: J
Ferrolactat 4,5, Phosphorsäure 20, Sirupus siraplex 475, Elaeosacchnrum Citri t|
Dosis theclöffelweise. 1
Troehisci Ferri lactici Ph. Call.:
Mit je 0,05 Eisenlactat aus Ferrolactat 5, Zucker 100, gezuckerter Vanille l|
Traganthschleim 10.
Eisenmilch: '
Frisch gefälltes, noch feuchtes Ferriphosphat 10 wird in Milch 1000 eingctn^
Auch Calciumpbosphat wird neuesten» dem Gemisch zugefügt.
Ferrum oxalicum. Ph. U. St. FeCjO« -f HjO. Der durch Mischen der Lösung na
Oxalsäure 10 : 50, welche mit .\mmoniak ueutralisirt wird, und von Ferrosulfat 21 : 42 «ot-
stehende Niederschlag wird im Dunklen getrocknet. Ein gelbes, geschmackloses, wenig liV
liches Pulver Dosis 0,1 — 0,6 in Pillen, Pulvern.
Ferrum phosphoricum oxydulalum Ph. G. I, Fei(P04)j. Ferrophosphat, crhaltM
durch Ausfallen von Ferrosulfatli^sung 8: 18 mittelst Natriumphosphatliisung 4:16. Es bilde!
ein blaugraues, genich- und geschmackloses Pulver, welches in Wasser und .Mkohol unlösUcb
ist. Besonders bei Rhachitis in Gebrauch. Dosis 0,1 — 0,5 öfters in Pillen oder Sirup.
Sirupus Ferri phosphorici Ph. Brit,;
Lösungen von Fcrrosulfat 11, Natriiimphospbat 20 und Natriumacetat 5 werdea
— 107 —
Risein]
■ gemischt, clfir ausgewaschene Niederschlag mit F'hnspnorsSur« 90 und Wasser 40
■ übergössen und das Filtrat 140 mit Zucker 200 versetzt. Knthiilt 0,(>4 pCt. Eisen.
■ Sirupus Fcrri Quininac et Strvchninae phosphatiim Ph. U. St.:
I Eisenphosphat 133, Chinin 188. Str\chnin 4. Phosphorsäiirc 80(J. Zucker 6000,
■ Wasser ad 10000.
I Kxtractum Fcrri poinatum Pfa. Cr. III:
B Der Saft von .50 ausgcpressten Aepfeln wird im Wasserbade mit Kisenpulver I
■ erhitzt, Wasser hinzugefügt und das Filtrat zur Consistenz 2 verdampft. Das
W griinschwarze, in Was.ser klar liisliche Extract von angenehmem Geschmack enthalt
I C— 8 pCt. Ei.sen. Dosis 0,2—0,6 öfters in Pillen oder Lösung, gutes Tonicum.
I Kxtractuni Ferri cydoniatinn:
I In gleicher Weise aus Quitten bereitet, hat einen weniger angenehmen Geschmack.
L Tinctura Ferri pomata T'h. G. lil;
■ Eine schwarzbraiiue Lösung von Extractum Fcrri pomatum 1 in Aqua Cinnamoroi 9.
■ Dosis 25 — 50 Tropfen öfters. Wie das vorige Praepnrat wirkend.
■ Mixtura Ferri aromatica Ph. Brit.:
W 3tägigc Maceration von Cortcx Chinae rubrac 28,3, Radix Colombo 14,1, Carjo-
m phylli 7, Eiseiidrabt 14,1. Aqua Menthac piperitae 339,fi. Das Filtrat auf 350
■ aufgcriillt und Tinctura Cardamomi composita 85,5 und Tinctura Corticis Aurantii
I 14.25 zugegeben.
I Ferrum sulfuricum Ph. G. 111.. Fe SÜ4 -f- 7 02 0- Auflösen von Eisendraht 2 in ver-
Münnter Schwefelsäure 3 : 8 und Filtriren in Weingeist 4. Die sich abscheidende Salzmasse
hrird mit Weingeist ausgewaschen und im Sonnenlicht getrocknet. Hellgrünes, verwitterndes,
Heicht in Wasser lösliches Pulver. Auf 100° erhitzt, verlieren die Krystalle ihr Kryatallwasser
Buni grösston Theil und liefern das Ferrum sulfuricum siecum. Zur Pillenbereitung
Rtcnutzt. Das Eisenvitriol des Handels, Ferrum sulfuricum crudum. durch Rösten von
Kisenkies hergestellt, ist mit den Sulfaten von Mangan, Zink und Kupfer, mit Ferrisulfat und
ppit Alaunerdo verunreinig^. Es wird zur Biiderbcreitiiug (30,0—50,0 auf ein Vollbad) und zur
p)esinfection von .Aborten benutzt. Das reine Salz wird äusserlich als Haeniostaticum und al.s
[Adstringens bei Hauterkrankungen, Bleniiorrhoen. innerlich bei Katarrhen und Blutungen des
■Darms und der Harnwege angewendet. Lungerer Gebranch stört die Verdauung und bewirkt
[Obstipatiou, in stürkcrtr Cnncentration kann es Gastroenteritis herbeiführen. Dosis als Strcu-
Ibulver 1 : 5,0 Kohle, Alaun, als Injcction 0,5—2,5 : 100,0. als Salbe 1,0—2,0 : 30,0 Fett,
Bnncrlich 0,05 — 0,25 in Pillen oder Pastillen.
I Mixtura Ferri composita Ph. Brit.:
1 Eine grünlich-weisse, später rostfarbene Mischung aus Myrrha 6, Kaliumcarbonat 3,
I Zucker 6, Rosenwasser 415,C, Spiritus Myristioao 415.(;. Fcrrosulf.-it 2,5.
I Pilulac Blaudii:
I Gummi arabicum 5,0, Aqua 30,0, Sirupus simplex 15,0, Ferrum sulfuricum siccuni 30,0,
I Kalium carboniciim 30,0, Fiant Pilulae 120. Diese alte Vorschrift wird besser ersetzt
I durch die von Bau ml er empfohlene Verordnung: Ferrum sulfuiicuni 10, Saccha-
I rum 10, Kalium c.irbonicum 5, Magnesia usta 0,5, Pulvis radicis Althacae 0,5, Oly-
I cerini q. s. Pilulae 150. Dosis: 2 mal täglich 1—3 Pillen.
I Pilulac aloüticae ferratae Ph. G. 111, Pilulac Italicae nigrae:
I Aus Ferrum sulfuricum siccum und Aloe pulverata » werden mit Spiritus sapo-
I natus Pillen zu je 0,1 geformt. .Mit Tinctura .Moi's werden sie glänzend schwarz
I gefärbt. Dosis 1—5 Pillen 2 — 8 mal täglich.
I Pilulae Myrrhae ferratae s. Pilulae Ferri compositae Ph. U. St.:
I Pulvis Myrrhae 9,75, NatriurocnrboDat 4,85, Fcrrosulfat 4,85, Sirup q. s. Klulac 100.
} Pracparate der Halogcnverbindungen des Eisens.
Ferrum bromatum, FeBrj, entsteht beim Vermischen von Ferrum pulveratum mit in
Wasser vertheiltem Brom. Diu Flüssigkeit wird zur Trockne gebracht und im Sonnenlicht ge-
bleicht. Ein grünliches, in Wasser und Weingeist lösliches Pulver von herbem Geschmack.
Dosis 0,05 — 0,2 dreistündlich. Tonico-nervinum, wunig benutzt.
Liquor Fcrri bromati:
I Ferrum bromatum 10, Aqua 90.
I Tinctura Fcrri bromati:
I Kalium biomatum 9,6, Ferrum sulfuricum 12, Aqua 40. Als Tonico-nervinum.
I Aqua Ferri bromati nerviua:
I koblcnsäurehaltiges Wasser mit 0,165 pCt. Eisenbromür. Leicht verdaulich. Bei
I Neurasthenie, Chloroso, Kardialgie.
I Sirupus Ferri Broniidi, Ph. U. St:
I Eisendraht 30, Brom 75, Zucker 600, Aqua ad 1000.
I Ferrum sesquibromatum (Liquor Ferri perbromati) wird aus Ferrum biomaium 8,5
ktuid Bromum 2.7 bereitet. Die Flüssigkeit wird auf 100 aufgefüllt. Dosis 0,02—0,06 drei-
I bis fünfmal täglich. Dem Fernini sesquichloratuin ähnlich wirkend, jedoch ohne Vorzug.
— 108
Vtrmm cblr>ratum. FeCU -\- 4U2O: Lo^un von £isviidra)ii in Salzsni^f 1 E'wiii^M
mm SijutaUbni. Ein blossgriines, liygroskopi!«cbc.s Pulver voo saurer Re.f ''^''^l
Waaser und Alkohol lüslicb. Der Guschmnck bt tiuteuarlig. Dosis O. . . .J md^H
LSMngen, als ijurgelwa.sscr 3,0 — 5,0 : 100,0. Tonico-nervioum, ebensu ^|
Liquor Ferri chlorati Tb. G. I: H
Klare, grünlicbe Flüssigkeit mit 10 pCt. Ktscii. Dosis 0,2 — 1,0 mehrmals tägfi^|
Tinctara Ferri chlorati Ph. G. 1: V
Lösacg TOD Ferrum chloratum 25, Spiritus i'2h und Acidum faydrocbloricus I
Doä» 5 — 30 Tropfen 3 — 4 mal täglleli in Sirup oder Si-hleim. Touico-ncn'üiffii I
Liqaor Ferri oxyihlorati Pb. G. 111, Fe-Cla SCFe^HjUe): Verdünnte FerrichloridvJ
3»: ISO vird mit verdünntem .Ammoniak H.j : 320 gemischt. Den noch feuchten NiedTHlH
last tm» in .Salpetersäure 3 und füllt mit Wasser auf 100 auf. Die braurirothe, klare FliM
hat »ikmttkt vrnig eisenartig und enthält 3,5 pCt. Eisen. Sie wird r.u Wascbaogeo. Um
sar Blutstillung 1:1 Wasser benutzt. Dosis: Innerlich 0,2 — 1,0 öfters in mI
Ltaiagea. Hilde wirkendes Xonicum. Gleich Ferrum oxydatum dialysatutn Pb. KtM
Wird TM Dieterich zur Herstellung vieler organischer Eisenpraeparato benutzt. I
Ferrnm galacto-saccharatum solubile. Milchzucker 30 wird mit Li<iiinr fsl
86 und Natriumhydroiyd 7,5 auf dem Uampfbadc zur krümeligen lii»se svl
«nd bei 35" getrocknet. Milchzucker ad 100. Ein hcllgraubraunes Pulver vou -^»-M
Geadimack, in Wasser klar lö.tlich. Enthält 3 pCt. Eisen. I
~F«rram glyceriuatum soluturo. (Dieterich.) Natriuuihydrat 12 wird mit Glyctnll
bt BBd Liquor Ferri oiychlorati duplex 72,5 hinzugefügt. I
Liquor Ferri sesquicblorati Ph. G. III enthalt 10 pCt. Eisen in Form voo &>l
F^fiU- Ebendraht wird in Salzsiiure geliist und durch ein Gemisch von SaIi- «1
TVillwIlilinii üsydirt. Die klare, tietgeibbraune Flüssigkeit zeigt saure Reactiou und tirr-t
■dt ia Taigeslicbt. Sie coagulirt Blut und Eiwciss und wird daher als Aetzmittcl bei bi
ifUmeo, Coro luxurians, Diphtherie, Fluor albus und als llacmostaticum nDgewrendet ^1
jcrÜTfii in Aneurysmen oder Varicen sind wegen Gefahr einer Embolie zu vcrmeideD; iail
Scb bei Mageo- and Darmblutungen. Dosis 5 — lü Tropfen in starker Verdünnung, im l^.<*
9 — 10 Tropfen, als Gurgelwa-sser 5 — 6 Tropfen auJ eine Tasse Wasser.
Tinctura Ferri chlorati aetherea Ph. G. III, Tinctur.i tonico-nern«
Be»tuscbeffii seu Lamotti:
Liquor Ferri sesquicblorati 1, Acther 2, Spiritus 7 werden im Sonnenlicht rntür»
Die Flüssigkeit ist klar, gelb und enthält I pCt. Eisen. Dosis 10 — 40 Trop
mehrmals täglich. Zeigt die W^irkung des gebildeten Eisenchloriirs.
.\mmonium chloratum ferratum Ph. G. 111:
Liquor Ferri sesquicblorati U werden mit Ammonium chloratum 32 gemischt. It
Trockne gebracht ."stellt es ein rolhgellios, hygroskopisches Pulver dar mit 2.5)0.
Eisengehalt. Am Lieht zersetzt es sich. Dosis 0,2 — 1.0 mehrmals liiglioh.
Ferrostyptin von Dr. Eichengrün aus Acetariilid und Ammonium chloratum fem*
gewonnen. Ein rothgelbes, krj-stallinisches Pulver von phenulartigem Genich und bmii*
salzigem Geocbmack mit 20 pCt. Eisen. In Wasser leicht, in Alkohol schwer lö.slich. 5e»
wässrigc Lösung coagulirt auf Säurezusatz und beim Erhitzen. Durch Ammoniak wiri 'i>
Eisen au.sgefällt. Gut wirkendes, nicht ätzendes Haemostaticum und Autisepticum
Gossypiuro styptieum:
Baumwolle 10 wird in ein Gemisch von Ferricblorid 25 und Spiritus 15 gettiA
ausgedrückt und am schattigen, lauen Orte getrocknet.
Chininum Ferri chloratum:
Ein rothbraunes, in Was,scr und Weingeist lösliches Pulver von bitterem G
Haemostaticum. Dosis 0,1—0,2 in Pillen, Mixturen.
Collodium ferratum:
Ferrum sesquicbloratum 10, Collodium elasticum 89,75, Oleum Salviae gtt. 3.
Ferripyrinum (Hedderich) Fe2Clg ' 3(Ci)Ui2N50), eine Doppelverbindung tod Ai>
pyrin und Eiseucblorid, stellt ein krjstallinischcs dunkelrothes, wasserlösliches Pulverte
Es ist ein brauchbares Haemostaticum ohne jede Aet/.wirkung. Innerlich wird es bei Cto'
rose, Herzpalpitationen, Magenblutungen und ihronischcn Darmkatarrhen empfohlen. Do»
Aeusserlich in Substanz oder in Lö-sung auf Wattebäuschen, tu Injeclionen in die Drethia*
0,3:100 Wasser. Innerlich 0,05 — 0,2 — 0.5 in Lösung oder in Substanz mit Elaeosaceluffi
Mentbae. Zu vermeiden sind Alkalien, Judkali, Tannin und mehrere .VlkaloVde.
Ferro-Chininum hydrojodatura: Vennischen einer alkoholischen Lösung von Chii*
bisulfat 20:200 mit einer Lösung von .lodkalium 12,5 in Ferrojodidtösung 35. Die KelbgrüV*
Krystalle sind leicht zersetzlich. Bei Scrofulosc und Interniittens. Dosis 0,1 — 0,2.
Ferrum jodatum, FeJ2: directe Vereinigung von Eisen 3 mit Jod 8,1 in Wasser 90l*
theilt. Das grünliche, leicht zersetzlichc Salz mit 18 pCt. Eisen. Es wird haupsüchlicl) N
Anaemien auf luetischer Basis, bei Atonie, Amenorrhoe und Scrofulose benutzt. Dosis " '"
0,3 pro don, 1,5 — 2,5 pro die in Pillen und Lösungen (Glycerin), äusserlich in Bidi
bis 50,0, Injectionen 1,0:100,0, Salben 1,0: Lanolin 5,0.
5 geUiA
Eisen — 109 — Eisen]
m. Extractum Malti cum Ferro jodato, Ph. Hei.:
,- Extiactum Malti 96, Liqaor Ferri jodati 4. Enthält ca. 1 pCt. Fcrrojodid. Zweck-
C massig an Stelle des Ferrum jodatum.
Ferrum jodatum saccharatum:
Lösung von Ferrojodid 10 mit Milchzucker 40 zur Trockne gebracht. Ein gelblich-
■ weisses Pulver von herbem Geschmack, in Wasser 7 löslich. Wird bei Anaemie
nach Syphilis, Milzhj-pertrophie, Lungentuberculose, spinalen Lähmungen, chronischer
B Nephritis gebraucht. Dosis 0,2 — 1,0 öfters in Pulvern, Pillen.
« Sirupus Ferri jodati:
f Eine farblose Flüssigkeit von eisenartigera Geschmack, durch Auflösen von Ferro-
f Jodid in Sirup erhalten. Zur Haltbarkeit fügt man 0.1 pCt. Acidum citricum hinzu.
j Der Gehalt an Ferrojodid nach Ph. G. III beträgt 5 pCt., Ph. Helv. 1, Ph. Austr. 12,
[ I'h. Gall. 0,5. Auf diese Verschiedenheit ist zu achten, da Jodeisensirup kein in-
> differentes Mittel ist. Dosis des deutschen Praeparats 1,0 — 5,0 in Verdünnung.
Oleum jecoris cum Ferro jodato:
Leberthran 100, Eisenfeile 1, Jod 0,3. Enthält 0,36 pGt. Ferrojodid.
Pilulae Blancard
enthalten 0,05 Ferrum jodatum. Am Besten mit eingedicktem Sirupus Fern jodati
und Pulvis radicis Althaeae herzustellen.
Cyan- und Schwefelverbindungea des Eisens.
Ferrum cyanatum 4FeCj-j "SFeCyj: Fällen von Kalium ferrocyanid mit Ferri-
cbloridlüsung. Der Niederschlag von Berlinerblau bildet ein geruch- und geschmackloses,
dunkelblaues, in Wasser, Spiritus und verdünnten Säuren unlösliches Pulver. Es wurde bei
fieberhaften Erkrankungen und gegen Epilepsie benutzt, wird aber wegen seiner Uulöslichkeit
nur selten angewendet. Dosis 0,1 — 0,6 mehrmals täglich in Pulvern und Pillen.
Ferrum sulfuratum. Ph. Gall. FeS. Glühen von Eisenfeile 60 und Schwefel 45.
Dunkelgraue bis grauscbwarze Masse, welche tintenartig schmeckt. Ein Ferrum sulfura-
tum via humida paratum wird durch Zersetzung eines Niederschlages von Ferrosulfat
und Ammoniak mit Schwefelwasserstoff hergestellt, (iegcn Hautkrankheiten angewendet.
Dosis 0,05—0,2 in Pillen.
Sirupus Ferri sulfurati:
Ferrum sulfuratum via humida paratum 10, Zucker 125 und Wasser ad 200. Als
Antidot bei Blei- und Quecksilbervergiftungen esslöffelweise halbstündlich, zweck-
mässig mit Magnesia usta combinirt. Ebenso
Antidotum Duflosii, Magnesia cum Ferro sulfurato in Aqua:
Ferrosulfid 10, Magnesia usta 8, Aqua ad 160.
Ei senalbuminatpra eparate.
Ferrum albuminatum sicnum. Lösungen von Eiweiss und Ferrichlorid werden ge-
mischt, bei 40" zum Sirup eingedampft und getrocknet. Das gelbliche, wasserlösliche Pulver
enthält 3— 4pCt. Eisen.
Ferrum albuminatum cum Natrio citiico. Lösung von Eieralbumin 3:200 wird
mit Ferrioxychloridlösung 12:200 gemischt und mit Natronlauge neutralisirt. Der Nieder-
schlag von Ferrialbuminat wird in Citroiiensäurc 0,3. welche mit Natriumcarbonat neutralisirt
ist, gelöst und die Lösung auf dem Wasserbade, später auf Glasplatten getrocknet. Dunkel-
granatrothc, lösliche Schuppen, kaum eisenartig schmeckend mit ISpCt. Eisen. Leicht resor-
birbar, auch subcutan zu verwenden. Dosis 1,5 pro die in Wasser oder Sirup.
Li(juor Ferri albuminati Ph. G. 111. Trockenes Eiweiss 35 in Wasser 1000 gelöst
wird mit Eiscnoxychloridlösung 120 : Wasser 1000 gemischt. Der ausgewaschene Niederschlag
wird in Natriumhydroxydlösung 3:50 gelöst, mit Weingeist 150, Zimmtwasser 100, aromali-
scher Tinctur 2 versetzt und mit Wasser auf 1000 gebracht. Eine rothbraune klare Flüssig-
keit, kaum nach Eisen schmeckend, mit 0,4 pCt. Eisen. Dosis theelöffelweise in Milch.
Liquor Ferri albuminati Drees. Füeralbumin 3 in Zimmtwasser 30 gelöst wird mit
Eisenoxychloridlösung 12 : 40 und Spiritus 12 gcmi.seht, mit Natronlauge 0,75 neutralisirt und
mit Was.ser auf das (Jewicht 100 gebracht. Trübe, braune, wenig eisenartig schmeckende
Flüssigkeit mit 0,42pCt. Eisen. Dosis theelöffelweise.
Sirupus Ferri albuminati. Albuminlösung: 1 : 10 wird mit Natronlauge 2,5 auf 90°
erhitzt. Man fügt Ferrioxychloridlösung 18, Was.ser 15 und Zuckerpulver, femer Tinctura
aromatica 2 hinzu, Wasser ad 100. Rothbraune Flüssigkeit mit 0,6 pCt. Eisen.
Ferrum caseVnatum seu nucleo-albuminatum. Casein 1, durch Fällen von Milch
mittelst Essigsäure erhalten, wird mit Wasser, Alkohol und Aether gereinigt und mit Calcium-
carbonatlösung 1 : 100 gemischt. Das Caiciumcasei'nat enthaltende Filtrat füllt man mit
1 proc. Ferrolactatlösung und trocknet. Das fleischfarbene geschmacklose Pulver mit 5,2pCt.
Eisenoxyd ist löslich in Ammoniak und Natriumcarbonatlösung. Dosis 0,1 — 0.75 in Pillen.
Ferrum peptonatum siccum (Dietorich). Peptonlösung 10 : 100 wird mit Eiscnoxy-
chloridlösung 120 gemischt und genau mit verdünnter Natronlauge neutralisirt. Der Nieder-
schlag wird mit Salzsäure 1,5 versetzt, im Dampfbade zum Sirup eingedickt Die dunkelgranat-
[Eisen
— 110 _
rüllicii I>,-iiiiullcn. wi-l('bi> >wh kinr iu Was!>i'r liiüen. eiitli.-\Ucii 23 pCt. Ebeu. Wirkt i^^m
.iniidyspeptiscli iiud eignet sich zur siibculnneii Injoctioii. Dosis 0,1 — 0,2. I
Ferrum pe ptoaatuiii cum N'utrlo citrieo: I
I Der wie oben erhnltcue NieiierseLlat; wini in einer LiiüUiig von Citrooental
I H.5:12 gelöst uud mit Natriumc.irbnnat neutralisirt. Ein ockerfarbige«, «chuÄ
I salzig sclimeckendes l'ulver mit 15 pCt. Ktsen, Iciclit lüslich ia M'asscr. I
Caruiferriii Siegfried, ciue £iseDverbindung der Pbospborfleisebsäure, aua KloisckntJ
und Eisenverbindungcn erhalten, mit 30 pCt. Eisen. I
Ker errmol (Merck), eine Eiüctiverbindutig des BlutfarbstofTes. Man mischt BIuIÜmI
mit vcrdiinutcr nculrnler Eisenlüsung, neutrali.sirt mit Natriumcirbonat und trockutt M
Niederschlag bei 0°. Braunes, fast geschmackloses Hulver mit 3 pCt. Eixeo, ia Ntnf
nmmoniakalisclicm Wasser roth lüslich. Dosis 0,3 — 0,5 3 mal täglich. I
Fcrralin Scbmicdeberg. Eine Albuminlösung wird mit .\lkalitArtrat, Biseutml
uud Natriumhydroxyd erhitzt und nach dem Erkalten mit Weinsäure gefällt. Es sl^lll»!»!
ucutralcb, bellbraunes, geruchloses, ctwa^ nach Lein schmeckendes, iu Walser unlüiikkl
l'ulver mit 7 pGt. Eisen dar, welches mit der von Marfori und Schmiedeberg b M
Leber a\ifgefundonen Eiseneiweissverbindung chemisch und physiologisch identisch «äa M
Letzteres wird aber von Robert und Bunge bestritten. .\uch eine in Wasser löslirhelM
triumverbimtung ist hergestellt worden. Ferratin wird als leicht resorbirbarcs Ei.«rnpra(|0l
überall da verabreicht werden künneu, wo in kürzester Zeit mögliehst viel .oss; < ^4
dorn Körper zugeführt werden soll (Langgaard). Dosis 0,5—1,5 t^iglich in «' '^^4
Wasser angerührt, die Natriumverbindung als Pulver in Milch, Suppe oder in w;tsscng'.T LölHH
Ferrosinum aus Eisonoxyd 70— 75pCt.. Kalk 10— -.'O pCt., Eiwciss und WasMT ISkI
15 pCt. bestehend. Es wird zur Desinfoctioii von Trink- und .Vbfallwässern b^uutxt I
llae mal bumi n Da Innen mit 49 pCl. llaemntiii und llaemoglobin. Ein säMin
schmeckendes Pulver in heisscm Wasser und Wein löslich, flaemalbumin I entspricht Btüf
und Liquor Kcrri albuminati 25. Wirkt appetitsteigernd. Do.sis 1.0 in Substanz oder in UaM
3 — Gmal täglich. |
Haematinalbumin (Einsen und Halk), >>in braiinruthtis geschmacklosos Fotrcr, al
getrockneten Blutalhuminsloffen bestehend. Dosis 1 — 2 Theelöffel 3mal täglich in Wasser, KtM
Haematogcu Hommel besteht aus entgastem Haemoglobin. Eisengehalt 0,05 — O.OTftll
Dosis theelöffelwcisc. I
Haematogen Marfori. Alkalisehe Eiweisslö.sung wird mit Eisentartrat rcraetit M
mit Essigsäure gefällt. <Jelbes, iu Alkalien lösliches Pulver mit 0,7 pCt. Eisen. Dosb IN
2 EsslöfFcl täglich vor der Mahlzeit. I
Haeminal Groppler, ein aus Kinderblut gewonnenes braunes, amorphes, gerueUMi
Pulver von säuerlich fadem Geschmack, in Wasser und .\lkohol löslich. Eotliält SSM
Eisen und 9.4 pCt Eisenoxyd. Diaeteticum. I
Hat inoglobin (Pfeuffcr). Defibrinirtes Blut wird mit gleichen Theilen jpro« ">»l
Iriumcbloridlösung versetzt. Der Bodensatz wird mit dem halben Gewicht Rohr- oder Tr»«!»»!
Zucker gemischt und bei 5" zur Pilleueonsistenz eingetrocknet. I
Haemolum (Robert), durch Einwirkung von Ziiikstaub auf Blutfarbstoff gewoDM
stellt ein .schwarzbraunes, leicht rcsorbirharps Pulver dar. Dosis 0.1 — 0,5 in Pillen, Palifl
uud Choeoladepa-stilleu. Zahlreiche Verbindungen des llaemols mit Zink, Kupfer. fiiU
Quecksilber sind gleichfalls in die Therapie eingeführt. 1
Uaemolum bromatum I
I mit 2,7 pCt. Brom bei Epilepsie. 1
I Haemolum hydrargy ro-j odatum 1
I mit 13 pCt! Quecksilber und 28 pCt. Jod gegen S>-philis in späteren SlaM
I Zeigt keine Aetzwirkung. Dosis 0,1—0,4 3 mal täglich in Pillen. J
llaemogallolum (Robert), ein rotbe» Pulver, durch Behandlung von BlutlosoDg M
Pynigallol erhalten. Dosis 0,1—0,5 in Pillen, Pulvern. ]
Ferrum spiuaceum, Spinolum. ein trockenes, gelbes Pulver von mildem iewW
extractäJinlichem Geschmack mit 0.57 pCt. Eisenoxyd. 1,0 enthält d,-»s Eisen von 50 Spw
EUenacbii gudt im OroHli(!ra«|>thnni HKlieon, 22A lu liot'U am Fuw>! ilt'r Warlburn lieleitou. Soniin<-rtn»«hi. H
Klima wirkt Krfriurln-iiil atiil rtarkonJ. MilllFri' TpinpKralur Im Sumnipr K», im Ksiisnii ]*hr<> T.,"." C. mMM
Jahn'«f<<iicbtigko)t 7'1 i-f^L. Kf*K<'limi?tigo n8H.ft mui. TorlM'rr»ch<'nJc Wiiidriolilun»; SW bi?» W. T't»tfjV tlor'wwtf^
bii|in*ti*t sich auf dorn Hai n« tpinbor cf« t*in Kurliau.«, In wolebem Ujtiro-, Klt>ktrvi' und rtiunmiit,,tlif>ranie wm
Wendung kuinmcn. Auch kOnn«n dort Diact- nud Tnrrttinkur«'ii vorirfiioinincn wtrdpn. H
W.
EtSGnDAChy .Soniii)f<rfri»che im badisohen Sehwartwald, '-ilit m boüh, uil iMiter Eisenquelle. i
W. J
Eisenbäder. Zu Eisenbädern werden verwi'ndet: die kohlensauren und schwefelsaiireu {SM
alUsi-r. Erstcrc enthalten doppeltkohlensaures, letztere schwefelsaures Eisenoxydul. )b m
kohlensauren Eisenhädern, den sog. Slabibiiderri. i.st der chemisch wirksame Be.st.'%ndtheil 9
Kohlensäure, welche in reichlicher Menge vorhanden ist. ILxs kuhlens.iure Kisenoxydul ist iH
löslich, wird aber leicht löslich durch Hinzutritt von Kohlensäure, da liicrdureh doppellktm
senbädcr
— 111 —
EisenbädcrJ
I
saures Eiscnoxjdiil entslobt. Diese Büdcr sind durch den rciclien tieh.ilt an Kohlensäure
farblos und klar. Erst wenn -l. B. durch Stehenlassen an der Ijuft die Kohlensäure entweicht,
heidet sich das Icohicusaure Eisenoxydul diu-ch Aufnahme von Sauerstoff wieder aus.
Eine Uesorption dos Eisens durch die Haut in dem Badu tiudet nicht statt: in eiuom
iscüwasserbad kommt somit nur der grosse Itciehthum an KohlcDsiLure in Betracht, zum ge-
JDgen Theil vielleicht auch der uiibedeutcude Salzgehalt. Obgleich daher die Wirkungen der
ohlcnsäurereiehcn Eisenbäder gleichzusetzen sind den Wirkungen einfacher kohlcnsäurehaltigcr
äder, so hat das mit flüssiger Koblcasäure hergestellte künstliche kohlensaure Bad doch
ieht den gleichen therapeutischen Werth, wie das natürliche kohlensaure .Stiifilbad. Es be-
bt dies darauf, dass in dem natürlichen Stahlwasser die Kohlensäure nur zum geringsten
'heile fertig, zum grösseren in Statu nasceudi vorhanden ist. Diese letztere stellt das wichtigst«!
gens dar und kann in ihrer Wirkung durch die künstlich in Wasser eingeleitete Kohlensäure
icht ersetzt wenleii. Es ist daher von Wichtigkeit, dieses leicht flüchtige Gas beim Erwärmen
es Bades durch zweckmässig« Einrichtungen möglichst sparsam entweichen zu lassen. Dies
■ d durch die Pfriem'sche Methode (Zuleitung von heissen Dämpfen direct in das Badc-
asser) oder noch besser durch die Schwarz'suhe Methode (Einleitung von heissen Dämpfen
den Zwischenraum eines doppelten Bodens) .ingestrebt. Weun auch beim Erwärmen dem
ade schliesslich nur W) -70 pCt. erhalten bleiben, so genügt doch diese Menge, um die der
oblensäurc cigenthünilichc Fteizwirkung auf das Nervensystem zu er/ielen.
Beim Einleiten von heissen Dämpfen in ein sehr kohlensäurercichcs Bad moussirt das
[Wasser wie Champagner. Die Haut des Badenden überzieht sich mit zahllosen abstreifbaren
"Sasperlen. Diese stoben um so dichter, je weniger die Haut mit einer Fettschicht bedockt
it, und vcrgrössern sich mehr und mehr, je niedriger die Temperatur und je länger die
auer dos Bades ist. Di<:se Bäder wirken hauptsächlich durch den flüchtigen, aber intensiven
iz der Kohlensäure auf die Hautnerven; sie werden wärmer empfunden, als sie in Wirklich-
eit sind und können daher bei hautschwachen Personen mit tardiver Reaction in niedrigerer
'emperatur, von 25—32" C, verordnet werden. Der BadccfTcct ist also ein doppelter.
'ährend des Eint.-iuchens empfindet der Badende eine geringe Beklemmung und zuweilen
in lebhaftes Schaudergcfühl, die Capillaren vercngcru sich und die Haut erblasst. Aber bald
tt die Reizwirkung auf die ceiilripetalen Nerven ein, die Haut beginnt sich zu röthen, es
ntsteht ein peripheres Wärmegefühl, welches sich zu förmlichem Prickeln und Brennen, be-
londers am Hypogastrium und Scrotum. ja an emplindlichcn Körpertheilcn bis zum Schmcrz-
;efühl steigern k.inn. Durch die Contraction der glatten Muskelfasern crigircu sich die Brust-
arzcn, das Scrotum wird derb und die Haut erscheint lurgescent. Die inzwischen einge-
Itretene, lebhafte, diffuse Röthc der Haut bleibt bestehen. Durch die Kohlensäure-Bläschen
ird das Wasser von der Haut abgchübcii, d. h. zwischen beiden eine cliistische Schicht ein-
eschaltct. In Folge dessen wird der Druck auf die Hautcapilhirfn vermindert, die Blul-
circulatiou und die Arbeit des Herzens erleichtert. Der Badende hal ein Gefühl des Wohl-
ehagens und der Leistungsfähigkeit. In welcher Weise die Kohlensäure-Einwirkung auf die
Baut die rellectorische Erregung im Nervensj'stcm auslöst, ist bis heute nicht aufgeklärt.
Thatsächlich besteht diese Reizwirkung.
Wir besitzen daher in diesen Bädern ein vortreffliches Mittel, die Haut durch Verbesse-
rung ihrer Ernährung zu kräftigen, die inneren Organe durch die Hypcraemie der Haut zu
entlasten und dem gesammten Stoffwechsel eine mächtige Anregung diu-ch den vermehrten
AVärmeverlust zu geben. Der Reiz überträgt sich auf das Gefiisssystem und es tritt eine Ver-
laugsamung des Pulses ein. Das Bad wirkt anregend und beruhigend zu gleicher Zeit. In
sehr kohlensäurereichen Bädern ist für eine gute Ventilation der Badecabinette Sorge zu
tragen und die Wanne zu bedecken, um die Einathmung der Kohlensäure zu verhindern. Bei
Ausserachtlassung dieser Maassrcgcl können eventuell Schwindel und Cj-anose entstehen. Ferner
Diuss im Bade ein ruhiges Verhalten beobachtet werden, um nicht den Gasverlust zu vermehren.
Ueberdies hat man die Intensität der Badewirkung in der Hand, d. h. m.vi kann die
Bäder ohne Schwierigkeit den individuellen Anforderungen anpassen. Da. wie oben erwähnt,
die normale Fettschicht der Haut die Kohlcnsäurewirkung aufhält, so k.mn durch ein vorher-
gehendes Seifenbad die Wirksamkeit der Kohletisäure schon vom Beginne der Bakekur an voll aus-
genutzt werden. Andererseits ist eine allmähliche Steigening des Effects durch anfangs höhere,
sp.ätcr niedrigere Erwärmung des Bades erreichbar, da hierdurch mehr oder weniger Gas wäh-
rend der Herrichtung des Bades entweicht. Zur Abschwächung der itcizwirkung der Kohlen-
säure können aber auch mitigirende Zusätze von Malz und Kleie dienen. Die Dauer des
Bades beträgt 10—30 Minuten.
Indicationen: In Folge der Kohlensäure-Einwirkung auf den Stoffwechsel und das Nervei) -
5>"stem sind die kohlensäurcreichcu Stahlquellen dazu berufen, den internen Eiscngcbranch zu
unterstützen. In den Fällen idiopathischer und symptomatischer Anaomie. bei Basedow'scher
und Wcrihorscher Krankheit, nicht aber bei perniciöser Anaemie und anderen tiefergehenden
Constitutions- und Blutanomalien, endlich in Fällen von Chloruse der Pubertätsjahre, hei Er-
krankungen des Nervensystems, bei Neurasthenie, Hysterie, Neuralgien und peripheren Läh-
mungen; bei chronischen Metritiden. Parametritiden u. s. w., wenn es sich darum handolt.
auf c-ntzündlichc BliitnbirfiilUing der Organe abliitcnd zu wirlrn: bi'i Miiistrunl
li'ri<:ilMMM.I
lie
— 112 —
i.r,.ir l~t.T-;i,i;>i>rri,. ., V. ;...,,.jt »uAtMct oiid u»A «ftciatrrta BiigTif«a. Jetimlalb itj
wean Exacerbolieaea 4er Piafit nicbi zu
: Kar ein. ft> ist lebterc «onasKata. bis die Etacitiau
..'lasset! habrn. Venter kommen in B«tncht Etfcxaakuafea der oüanBdbca <
' rii-'-he iionorrho?. Impotrnz und PoHotioata. Vir Sciefuluae siod fie
venigrr K^rifrnet: sie Tird bcMW oad aveckmiasifer mit hihlmwi
").'1t. n),^|,.;,:-h ii die ko!i;>-r.aiadMMig(iiKder des kotikiisäntellMl
lg fMekca. ist ifeeh in l«tit«f«a 4areb wi
für SerofDloae gtestigni Weis* aad&kirl
liegenanzeichea (kr i lind: alle febrilen Zostäsde, N«ig«iif tm Blatappsl
wliiedeiier Art, jrrosse n--' i-arleit mit stark fcesaokeaer Rcactioa.
Die schwefelsauren £isi;n«ä$ser enthalten scbvefeUaores Biaeao-
bedeutendcr Menge. 0.04— -2.4 in 1000 Tbeilen, aber keine Kobl«s«Siij«.
Eisenbäder zeigen eine adstringirende Wirkung, besonders auf die Sebleimb 1
cirt bei cbronisehen Katarrhen der Vaginalsrhieimbaut. Aach verdea sie i
tismus, rhrouisrhen Hautausscb lägen mit Nutzen angewandt.
Bei der Wahl der Kisenbäder bildet das Klima einen weseotlicben Paetor.
Kohlensaure Kisenhadcr sind: Pyrmont. Driburg;. Schwalbach. Brückeaatt, Li)
Spaa. Sciiacz, Lang<.'iiau. Liebwerda, Imnau. Cudowa, Preiersbach. Petersthal,
Elster, Ijolienstein. Klinsberg. .Angogast. Griesbach. Reiner». " ' " i. Köoinvart.
bad. Sieben, St. Mnritz. Kurorte mit schwefelsauren EiscnV : Alesiäad, Klk
Muskau: ferner mit Alaun- und Arsenlkgebalt: Ratzes, L«tico, Koaaebj, Repcegn*.
TOtK
Eisuillchknr. Die systematische Darreichung von Kuhmilch, die auf 6—7* C. abgckäklt '
ist iiidicirt, wenn der M-igcn die Milch in der gewöhnlichen Temperatur nicht rertzäft.^
insbesondere bei Hyperaesthcsie des Magens. Als besonder« heilsam rühmt P
Ei.smilcli bei Magenerweiterung, die mit hartnäckigem Erbrechen verbunden ist
sie mit fein zerstosscnem Eis und Hess sie dann in kleinen Portionen trinkrn. l'j :
milch nicht seilen kirdi.itgische Symptome, Kolifcschmerzen und Durchfälle hervorruft.
Vorsicht geboten. Nie darf sie hastig getrunken werden.
ElBTcrginun^. Vergiftungen durch Speiseeis gehören nicht zu den Seltenheiten. Am
führt Vanilleeis zu Vergiftungen, seltener sind sie nach dem Genuss ton FraebttMii
einer Reihe von Fällen mag es sich hierbei wohl um Metallvergifttingen bandeln. Bdl
meisten Vanilleeisvcrgiftuugcn liegt jedoch eine andere Trsache vor. Ueber die Xatur]
Giftes und über die Bedingungen seiner Entstehung herrscht Dunkrl. Man hat
nommcn, dass das giftige Prir)cip von der zur Bereitung des Eises h-nutzteo Vaaillf'l
rühre. Es ist jedoch in keinem l'allc gelungen, den Nachweis für die Richtigkeit dicMr]
schauung zu führen. Wahrscheinlicher ist es. dass die Uiftwirkung bedingt ist
Gegenwart des von Vaughan in giftigem Käse nachgewiesenen Tyrotuiikon* oder Shal
Stoffe, wie solche sich in Milch oder mit Milch bereiteten Speisen durch Bakterien bildoj
ihr giftige Eigenschaftf'n verleihen. Vaughan gelang es. aus einem giftigen V-inill«»!
stalle durzustellen, welche bei einer Katze Brechdurchfall erzeugten und die er für id«
mit dem Tyrotoiikon bM. Die Vergiftungen durch Vanilleeis verlaufen unter cho!»
Brsebuiuungcu. Die Behandlung ist eine rein symptomatische und die Prognose
Biter (anatomisch). i;ntcr Eiter versteht man eine trübe, flüssige oder crt'meartjge
als ein Prnd»'-i ■•■■'•■.■..lijcher Proccsse entsteht. Er setzt sich aus einer eiweus^ '
rau'-inhaltigrn I zusammen, in der Zellen suspendirt sind. Uebor die
der Zellen i«! \. . ^ ..iileii worden. Ursprünglich wurden sie allein vou dem Biod(g(*k|
abgeleitet. Noch Entdeckung der Auswanderung der weissen BlutkSrpercheu .iiui d« f
rii.ien glaubt«! man in den Kit<!r/.i'lleii lediglich solche ausgewaudort<;n Zellen /« ,tWieU|
Die weiteren rnler^uchiingen haben ergeben, dass dii; Wahrheit in der Mittfl ' :A
»owolil ,iii-;;.»;iiidertr Lciili.,. , t.i,. aln auch mobile ncugebildetc Bindegewebs?., i :;<|
ilcm Übel wiegender Zahl. Das Verhältuiss der Zcllffl»!
nz de» Eitcns, auch ki'mnen EibringerinnuiigeQ in In
vorh.'
drr I
Eiter entutehrn.
onf den »<'r'>iri
Der r
■^inen eigi.'
producten kunn d-i
ein st.Hrkcre« (iriiv.
indem dir Mo»"
Kotli kann der I
Die Eitrrut.
Höhlen drr Pin
veutrikol. Au'-i
eriten;
bedingt
M>daM
IflUlT-^i,
I rnlir.inartige Ucberzügc bildet. Das geschieht besas^l
und de» Peritoneums.
i.ile, hat eine grünliche rahmartige BesrI
■-larkcn Geruch. Durch Beimischung v,,;,
[,<! werden. tJlelchzeitig verändert sich auch die Fübi»
Cr.iubraun u. s. w. Auch die Cousistenz veräiidtrt
Durch BcimiHcluing von Blut, Gal lenCarbstofi
'••n Vcranderuiifcn durchmachen.
\>r bei Wunden und (Jcschwüren und in den
irdiums, der liclcuke, der Meningen uad
kJUmj »'ju biUileimhiluten der Athmuugswege, des
^^EnnüT^rtes Nipronbeokfii» vnü di-r Unrnblnsp, der (rnllenwcgp, dfs Utrrii» und iler Srlicidf
^^■öniicn Eitcransammlungvu erfolgen. Alle diusc Zu!<t»ndc be/.eivhuet miiu als Oberfläcbeii-
^^■itcrun);eii. Bei Riterniisamnilurig in der Pleurahöblr; und der (iailvnblnsc spricht man von
^^Bmpyi'in, rbenso bei solchen in den Ventrikeln dc^ Gehirns, wo man die Eiterung auch als Pyo-
^^tephalus beicii'hnct. Die Kiterung erfolgt zweitens in die Gewebe hinein, indem sie dieselben
^^Bußllrirt. Die bctrofTenen l'nrtien sind prall gespannt, fühlen sich strafl" oedematös an und
^^■ind gerölliet. Beim Einschneiden entleert sich eine stark getrübte Flüssigkeit. Diesen
^^HUstand bezeichnet man als Phlegmone'. Die eifrige Inliltration der Gewebe führt häutig zur
^^Bchmelzung derselben, dann entsteht der Absress. Die Schmelzung der Gewebe ist ein com-
^^ftlicirtcr histologi.scher Process, wobei unter der Einwirkung chemischer Producte und der
^^BrhHtigkeit der Kiterzellen die Gewebszellen in Fetlmi'tamorphose und Kernzerfall übergeben,
^Hdic [nlerccUularsubstanzen gelöst, elastische Membranen und Fasern vernichtet, zertheilt und
^Hiium Theil resorbirt werden, während ein anderer Theil .sich dem Ab.see.sseiter beimischt.
^HGatize Gewebsstücke, besonders der Knochen, können dabei nekrotisch und sequestrirt worden.
^K^ Der Abscess* hat eine bestimmte Lchcnsgeschichte, die sich mit geringen Mndilicationeu
^^■ricdcrholt, wenn er zur .Ausheilung kommt, ohne dass der Eiter nach aussen künstlich ent-
^^■eert wurde, oder durch Schmelzung der Gewebe auf natürlichem Wege nach aussen oder in
^^feioc Körperhöble durchbrach. Die Zellen in einem solchen Abseess sind zun.äehst wohl er-
^^malten. gehen aber sehr bald in Fettmetamorphose über und zerfallen schliesslich in einen
^^feettigen Detritus. Dadurch wird der Eiter gelber und flüssiger. Mikroskopisch lindet man dann
^Bteine oder nur wenige zellige Elemente darin. Nun beginnt die Resorption der Ma,sse. die
^Hjedoch nur vollständig möglich ist, wenn der Abseess nicht zu gross war. Um den Abseess
^Bierum finden gleichzeitig /ellwucherungen statt, die zur Bildung einer derben bindegewebigen
^^Bfembran, der pyogenen Membran, führen. Je weiter diese entwickelt ist, um so schwieriger wird
^Bdie Resorption, die also mit abnehmender Geschwindigkeit vor sich geht. Schliesslich wird
^Hpur noch die Flüssigkeit resorbirt, während der fettige Detritus und die Zellreste liegen
^^nleibcn. immer mehr eintrocknen und schliesslich eine breiige oder trocken-krümelige, k.isigc
^^Blusse darstellen. Aehnlich wie beim tnbcreulöscn Käse können sich in diese Massci] Kalk-
^^nalzc ablageni. Solche Dinge bleiben dann zeitlebens über unverändert liegen. Wird der
^^wbscess nach aus.sen entleert, oder bricht er spontan durch, so kann er ohne weiteres aus-
^^Ueilen. Besteht aber eine Ursache zur weiteren Eiterung, so kleidet sich in der Regel die
^^p)urchbruehstelle mit einer bindegewebigen oderepithclialcn Membran aus und entleert fortwährend
^^Kiter aus den tieferen Partien. Den so entstehenden Ciual bezeichnet mau als Fistel*.
^B^ In früherer Zeit war man der Ansicht, dass die Eitening die nothwendige Bedingung zur
^^W/undheilung sei. Die Fortsehritte der Anti- und .Asepsis haben gezeigt, dass dies nicht der
^^Vall ist. Eine Wunde kann per primam heilen, d. h. ohne makroskopisch sichtbare Eitor-
^H>ildung. Für die mikroskopische Betrachtung aber beginnt auch dabei der Process mit einer
^H&uswandenjng weisser Blutkörperchen, die sich an der Oberfläche der Wunde und im Gewebe
^Hder Wundräiider ansammeln. Zwischen dieser mikroskopischen .Anhäufung von Li^ukocyteu
^Kind der makroskopisch .achtbaren Eiterung giebt es so allmähliche Uebergäuge, dass man
^Htheorctisch eine scharfe Grenze zwischen beiden Processen nicht ziehen kann. Für die prak-
^Ktiscbc Beiirtbeiluiig des OeÜLingsvorganges ist zu unterscheiden zwischen deutlicher Eiterung
^■bci der Heilung (secunda intentio) und mikroskopischer Leukocytenauswandorung.
^ HANSEMANN.
Eifemn^ (••jiirurgi.sch). Kiteruiif; ist die contiiiuirlicjit' uini progrodieiite Bildung cirii'.s
vonviogend zellh.Tltigwi Kx.sudatcs .•luf cntzünillichcr R.nsi.s. Si(< hat, wie jeder jjatlio-
loj:i,scb«' Zustand, ihr (ihysiologiscbps l'aradip;iiia, und als solches hat Vircliow dii>
Kitoniiij; mit der Milohsecretion verfflicbeij und den F.iter „die iiatlmlngisrhe Milch"
^B gen.innt. In der Tiiat: was innerhalb dei' producirenden Milrh- nmi S)ieii-heldrüscn
^Bdas speci tische, autoi'htinine Zellmaterial - die Helegzelltm «ler rtrüsenlätiprhen —
( (hireii iiinner neue Kef^eneration auf <lie freie Flüche der Alveolen liefert, das liefert
unter Umstrinden auch in krankem Zustand jedes beliebige (ieweUe: neues, nicht zum pro-
dnctiven (ie\vel).>iaufhau verwandtes Lyniph/ellmareriai in dauernder Folge, .le nach der
Auffassunis;, welche man von dem Kntziim)iin!;s|trohlem hat, variirt natürlich die Mefi-
nition der Kiterung — sie ist eben eine ('onswinenz des jeweiligen Standes der Knt-
»ziindungslehre im Allgemeinen. I)ei) Chirurgen interessirt naturgemä.ss mehr die
aetiologische Seite der Frage als ihre bi.stogenetisdi-descriptive. \Vir fragen daher
in erster Linie, auf Grund welcher Störung heilt eine Wunde, ein Ge.schwür, eine
Entzündimg nicht vermittels der ersten reparativen Intentionen des geschädigten Ge-
webes? Denn: Kitenmg bedeutet eine Stfirung des Aldanfes der Wundheilimg, eine
Complication der natürlidien Vorgruige zum Zwecke der I«ei)aration.
Firie Wunde, welche nicht per primam intentionem verheilt, kann cIk-u nur noch
Jaiif dem Umwege der Kiterung zur Heilung gelangen. Kine Eiterung kann nur statt-
^finden, wenn zu irgend einer Zeit im Verlaufe einer Krankheit ejnm.aj und sei es .in
0. Livitrticb, Eucyklupupilie. It. Bkinl. c
(IHcfUff
— 114 -
■i-i 1 11 vTij-lktfoTi /m
■'f irii'fpKI I
■in tritt,
'••*n. kli
iMK'h xo Icl^aMirMItfe Hiü* VtYwiuidaof:. piim? ü^rrptwaitg >)'->-
hallt;« d«r <j«vflbalkeile «tatt^undeu hat. Die Laeirio coi
Siniw die xintTÜMlieh« Vori>eding:utig. Aurh Haut tuid j^iuvi
irintiuil viirhergeijÄueeii*" l.ju?<ion nirht zu i'iicni. S<*lbst i«Ti«>
(!<•« K:i(M'rli'< <1<t ^' ' ' ' • und d«T H.iiit iiiÜKKen, che K
aiii'h nur im iiiikr' uu' verletzt pr-wciPii wiii. Kpitli
förmig«' Abhcbuii);i II (li> «Jickcmk-ii Zcilsannio. kiciiii- Khagadcu, -
>:ij;e NirkrotiÄiruiiKeii wirken allt» in dickem Siiuii': sie enu<"i(;liclit*ii
(•it<'ri'rn";;iii(l<.'ii rn<:i<-hf mit miIcIumi (icwobfii. wolchf ihrer Kntwicktri
ii:u'h nicht :iiip'|iajtKt ^illd, ohii<- D<'ckc zu i-xistin-ii. Hnt riiinial die Brrnhruiur
wi-liK.strii.'ki-K mit d<-r Au>wc'riwclt Ktaftp^fiimlcii. so vermag freilich <lio
sa<'lic, da nie die Käliiffkcit der tiDanfliörlichcn Knioucninp ihrer selbst i)
80Wohl iia<?h <ler Klftchc, wie in die Tiefe ihre in gleicher Weise schädig
zu nehmen. K» iiiukh alno stetn der Hpecifinchen Krkrankung eine ali^i.m.iii't»
iiiacliitii|! lies betrofTenen Gewebes vorangehen. Wenn Jemand narh .li;
oder nach ileni reichlichen lleniMH von Ketten, z. B. (iänseschmalz, einen Fi
bekiiiuint, so ist nur anzuneliiiien, dass der in der Haut auKf;e^cl)i(«di*no frw
Ätandtheil hinreicht, um Kpidermislaesion hervorzunifen. und wenn nun iler
hier :ui\veseiide Staphylococcus in diesoni für ihn bewohnbar gemachten
einnitilef, so wird i-iiie alluiilhlicii wegen der Neuontwickelunp vnn Pi.
proKn-ilienfe KitiTiiii^; sich einstellen. An ilie.seni Beispiele zeigt sich, da.H
die Beiiinguiig zur Iviteninf: niclit so einfach mit dem Schulsatze auszu-sprerln*]
Eitenmg entsteht durch Kiterkokken. l'orra wie .\usdehuuiiK ijer Kitening k'
w««seiitlich unter Einwirkung wolilfli.irakterisirter .Mikroiirganisnieii zu Stande
diu Anwesenheit pathogeiier .Mikroorgntiisuien genügt nicht allein, Kitening zu ei
F'er möglichsfi-n l'Vnilialtuiig bakterieller Keime d. h. der .Xsep.sis* venl
C'hinirgii' mit ihrer uiivernieidtichen Nnesin eoutiuni den grrissteu l*"ort.sfhnU.
hesinfectiou der Hunde, der Instniiin'nte. der VerlciiidstofTe erfüllt zwar ilv
derungen, welche an eine exacte Reiiiliclikeit zu stelli-ti sind. Aber ein seh'
l'unkt ist in dem Hüstzeug der inedenieu Cliirurgeii vorhanden: das ist das
luid Untcrbindungsmateriai. Das chirurgisch iiumer noch gelu-auchte Catgnt k-inn
peinlichfiter Sterilisation eine t,Uielle der Eitenuii: abgetieu i Popper), weil scins
kiuift au-s dem Thierdanu in cheniischeni Sinne tnkliseh wirkt. .Man vermeide
ganz die Verwendung von Catgut uiul substituire ihm die wohl sterilisirbare
Von dem Postulat, das.s stets eine Laesio coiitiruti der Eiterung vorangehen
machen ^heinbar Prü.sen- und manche reritouealeitenuigcti eine .Aiii--' —
früher in die Driiseii etc. transportirten Keime kr>nneu durcli Tratiina, leb.
vielleicht dorrh giftige Substanzen einen günstigen Ibulen für neue Entw irK'Uin
kommen. S« ist bei traumatischen Bubonen doch irgiMuhvo au der ExtremilM
alte ?i«rt», «De Schrunde oder .\ehnliches zu entdecken, lui .Vbdonien
mfigm siriKTtirk irgwid welche ('irculationsstrtningen durch Obstipationen, Iai
Prt'SMni, I'rängen «-tc.. von Neuem durch .Vuflockerung der narbigen U
einen Hoden für frisch»- Propagation der Mikroorganismen zu schafifen. D<i
s erhalt tritt bioftg vor den Arzt, z. B wenn die Unfallh.hnrde rien Zus*
zwischen Ahscesseo* aod vielleicht .lahre voraus liegenden Liesionen l>fz«rrif<lt;
Im Allgemeinra überhaupt praedisponirt jeile einmal gesetzte Gew.
namentlich b« jtogenannten inneren Eiterungen, unbedingt zur Bildang %~oa
phleginoniVen uml absredirenden Zuständen: indem die Mortificimng des Ge*'*'
Hei sie primir auck rdll^ aseptisch, dennoch secundSr zur An8iedeliing von
Yeninlassaiif^ gebea kaiB. Ctaasisch dafür ist die Beziehung des LeherabmseaM» ^
Haematoin der Leber, «elelMS «atstehen kann durch F.ill, Sprung, Stoss. m
Ligamentum stapenaorimii hapatia d» .sehwere pendelnde Organ beim K.-»ll oder
zwar hält, aber mehr oder weniger tiefe Einrisse ins Pan-nchyin veranlasBl Ih»
geMct/te llaematom kann fine Brutstätte für Bacterium coli werden, s« », '
dasselbe durch die offenen GallenwegB «Dwandert, sei es, das» tonst
Blut kreisend hier sich einnisten. IXms fiberhaupt Bakterien an subcotaa
Stellen, durch <len Blut- oder Lvt^lMtrnin tninsportirt. einzudrineren
haben Kinnes Verenche bei Hunden, denen er fcmab von einem Ihnnbniw
Knochen fractimrte, welche nachträglich vereiterten, übeneogSBd ^
Abdomen, in diT Nähe des Danaes aber »t öberall Ueberwanderang «|c^
Kerunfc
'— 115 —
Ritcriiti^]
Icdli aus (liMH [);irmlumoM in gf.srhäilij:te (.ulliin'iriiii^ vfrklt^iti', zcrrisscin!) l'artioii
■des Pt'ritonuums sichor beobachtft wonk'ii. Ilass iiitn'rlialb gesell lossciicr Hohlräuim;
Iinit Aiisfiihniiip<;;:infri>ii Bakfcricir um Lori iniiiuris resisU'iitiar sidi ciitwickrlii und
I Ritcnmp i-rri'tceu ki'inncn. Icljrt jt-di' Parotitis abscedens nach Spi-ichelstein, jc<lo Mastitis
•puruli'nta nach Mnmmillarsfhnnidfn, J'hIc f>titis mi'dia nach Tubi-nkatbctcrisnius. Für
Ivielc der sogonainiten uietxstatiscbcn KikTitngen ferner ist jener Mcchanisniui« ursäeh-
Uiüh anzusprecbeti. welchen Rinne exiterinientell erzeugte: irgendwo befindet »ich ein
^primürer Kiterherd, durch Infection bedingt, und an einer entfernt gelegenen Stelle,
weli'liP irgend einem schädigenden Eiiifltiss unterliegt, bildet sich eine secundftre
Kiteiiuig. So beruhen die nieLsten Mastitiden nicht auf den sti'ts vorhandenen, alier
|durciiaiis iiielit immer nachweislich inli<'irteii Manimillarsrhriinden. stiniiern dürften
leher als leichtero jinerperali' Infectictnen mit Loi'alisatien an dem von Jlilchstanung
lütrotzenden, mit fast entziiiidlich gesteigertem Stoffwechsel behafteten Brnstdnisen-
I Organ aiifzufass4*u sein ''Seh !e ich). In sonderbarer, fast gesetzmilssiger metastatischer
lReci|)riH-it:lt stehen manche Organe, wie z. H. Hoden imd l'amtis, Urethra und Knie-
lgelenk, auch in Bezug auf Kiterungen. l nerwähnt natürlich dürfen hier ji-nc l'älle
inetastalischer Kiterung nicht bleiben, welche bii pyaenjischen Zustanden auf dem
f materiellen Transport der Verecbleppung iiifectiösor Partikel mit der Blutbithn bo-
Lruhen, Mechanismen, zu deren Aufdecknng die classischen Arbeiten Virchow's das
hneiste beigetragen haben.
jlass in gleicher Weise, wie Gewebspartikel, die Krreger niet.tstatischer Eiterungen
auch anilero materielle Deportationen bilden kOnnen. lehren die nndti[)len Kchino-
cocciis- iuhI Actinomyceseiterungeii, vmi weldien die ersteren ja, gleichwie die Lelier-
liaeniatii!Me,»>ecundäre Vereiterung dntch Bacterium coli-Ansiedehmg erfahren, wäliretnl
Idcr Slrahlen|Ml/,, wii' si-hon r-rwiihnt, an umi für sich Kiter zu erregen vermag.
IMe bisher besproclieni'ii Eiterimgen betrafen meist Beisjuele von höhlenförmiger
Ansanmihmg von Exsudatniassen zu einem circnmscriptoii Herde, d. h. Formen,
Welche unter den Begriff des Abscesses" unterziireihen sind. K.s bleiben uns zu be-
spredu'» übrig die diffus im Gewebe auftretende, die progredient phlegmonöse
Form niul /,weit<'n.s die Flücheneiterungen. !>ie Phlegmone, d. Ii. dii' progrediente
Kitening imierhalt) bindegewebiger tiewebsspalten, folgt gewis.sen, durdi Biudegewebs-
iind Fa.scieidjüiidel, Gefäss- und Nervenhüllen praeformirten Strassen; sie ist also an
den anatomisdipu Verlauf des Bindegewebe-s innerhalb der verschiedensten Organe
gebunden. Sie kriecht die GefiLsshüllen entlang, bei Periphlebitis, Arteriitis, l,ym[)li-
nngoitis, sie folgt dem Neurilenuu, den Muskelhülleii, ilen f;vseialen .\ii,sstrahlungen
((^ongestionseiterungen) und den kajiselartigen L'mliüilungen der Llrüseu (Pi'ri.adenitis
jmrulenta), sowie den radiären oder iiotymorpheu Ausstrahlungen derselben innerhalb
»des Parenchyms (.\denitis interstitialis diffusa phlegnmnosa). Sie macht .•luch vor
dem Knochen und dem Knochenmark nicht Halt (t^steomyelitis, Periostitis, Ostitis
|uu-ulenta, ("aries), während tler Knm-pid durch die Kiterung zwar gel5st iiml gc-
L lockert, nicht aber v<"dlig einge.schniolzen werden kann.
■ Ueberall in bindegewebigen Organen, auch im Fettgewebe, dringt die Noxe in
W Lymphspalfen, praeformirteii Lymphrüumen nml Gewebsbündelii vor imd .schiebt sich
wie eine Intiltrationsraasse in iler Richtimg de.s geringsten Widerstandes vorwärts.
»IMese Richtung ist tyidsch, was für den anatomischen Verlauf, wie für die tbera-
pi'Utischen KiiigrifTe von höchster Wichtigkeit ist. Man kann tiadurch nämlich l>rai-
nagen, Incisionen, Spaltungen in zweckmässigster Weise gleichsam in der Richtung
der erfahrinigsgemä.ssen Bahnen der Krkrankung anlegen und so gewissermaassen
ilem I.auf der Kitening von vornherein die Wege abdämmen. Die Eiterung wühlt
stets die lockerste Gewebsrichtung: man muss bei Phlegmonen z. B. des Halses
und der Hand diese Wege unbedingt ki-nnen, inn sachgemäss zu incidiren. Kine
vollendete Operation einer Phlegmom- wird .stets in gewissem Sinne praeparatorisch
:ins7,iifnliren sein; eine einfache blinde Incision, sei sie noch so „tief uml weit",
bietet keine Gar.intie für den siegreichen Krfolg. Jede Incision sei so angelegt,
«lass die gekannten Bahnen der Progredienz Schritt für Schritt inspicirt werden
kfinnen, or.st im absolut int.acten Gewebe darf man Halt machen.
Eitemngen der serösen Hiiute sind f.-Lst niemals ohne gleichzeitige Production von
F;i>ierstoff, das K.\8udat ist gemischt eiterig-tibrinös. Wie fast überall, bildet auch
hier die Eiterung gleichsam einen über dxs Ziel hinaiisscliiessendeu Vei-such ■mr
Kf roduction von neuem Bindegewebe. F)ie katarrhalisch immer von Neuem auf der
■
rf*i.ii Flürh.' iliT S..r..s;i pimlncirtiM. nii.l .l.s.iu.nnirton Zolk'ii hihlw ja m
««•«iw Sti-iKmiusr .l«.s tiurli Lei productivor Zrllprolifonition /werk« .)nr >rfk-«
X»H<T Bir.tt.rr r.-sp. iiali.-li^pMidcr Sfros:if;.ltrii .<iitwi.-ki'lt<-n Hoilyor^angi-v Wi
h'h %n iiit.msiv, .lass d:is Iii.T/.u niUlii}:.- M:i;iss übf'i-scl.ntt.'ii wird, wi k«.in*<|
wrd.T zur V..rkl.-'ljung, iiorli zur Auf lafreru.ifj oin-r .lcck.ui<l.-n I-ibYinsrhirbt imoil
im rnrhfuro p'stu.hdtc Nfubilduii|,' von Z-dl.-n Lüdet einoii .lickn. Kahm »wl
-rhwiuu-n Kxsudatrs. Wo zwi F llUhot. rosp. IMättrr sorr.ser flaut.- Mch luk' *-I
rflhren flJ:imis<liling.!ii, Perikard. Pleura, Turiica vagiimlis t.-stis ctr), da koniml «'
(••Tad.- viTinAg^ dor plficlizritii^r-u Production von vfirlötheiid.«n und it-rtl '■
FILrinsthi.-lit.^ii trof/. hi'ftigi-r lU-izung zur definitiven Verlöthunp. ^^1-*^'^
\«ii einer Seit.' zur anderen und der Leiderseits gesdilossene neue Kreislai.
lirht die rinwandlung des pAsudats in ein re„sorbirLares Transsudat. ">>•"'«.
VerkleLungei, Lei pariiollen eiterigen Kntzündungon, welche eher nach Mi
nach Stunden zu /.iihien sein diirften. retten oft genug den Kranken vor ■:
lirhHten Gefahren, und wenn irgendwo, niüs-seii hier der Chirurg mifi der .\i'
Zwe.-knirisnigkeit gewisser natiirlieher Vorgiinge anerkennen, aul deren 1.-
und Yoniussielit die kiilnisten M:ia«suahnieiv rliirnrgisiher Therapie ba.sirt^siuU^
Keposition einer Llauschwarzen Darnisvhlinge, die Pmteroana-stoniosen, di
am Dann— sie idle wären nicht möglich ohne diese ungeheure Verkl.t
de« Peritoneums an Stellen eireumscripter eiteriger Kiitzündnng. „K.
kann man so viel zumuthen. als dem reritonemn !" (Georg Wegner.)
iHe Riteningen der (ielenkflUelien bieten im Wesentlichen dasselbe Bild, wi»
der grossen serösen Knrperhrdilen. Hie katarrhalische Kiterproduction kann hirr •
hrdiere Grade von l-'üHungen des Hohlraumes erreichen, als i. B. beim Peritw»«*
a>>er von Pleura und vom Perikard kennen wir ähnliche pralle Anfüllunf?en mit in«
Kiter wie an den Gelenken. Auch hier vermag Heilung nur auf dem Wep.- 4«
produntiven Gewebsbildung und schliesslieher VeriWlnng des Gelenkes einiutn-toi
Hie echten eitrigen Katarrhe der Sfhleimbfiute zeigen nichts von diesif W
klebungstendenz, wenn nicht vriilig die sie umkleidende Epithelsrhicht verlorfn r
gangeir ist, gerade .so wie auch auf der Haut eine reine Kiterung nicht zur S>nK^
XU führen pflegt. I.etztere tritt bin der Haut erst ein, wenn durch ulceröse, Oft'
greifende Processe die Stratae sul)nuiiosae oder cutanea« freigelegt sind.
l>ie fl-Uhenhaften Eiter.ibsonderungen <ler Schleimhäute gehen .selten, wie di» <•
Haut f.ist regelma.ssig, mit blilschenförnnger .\Lliebung der obersten Epithelsrhi«^
vor sich, wenngleich, wie bei ajibthöser Riterherdbildimg, auch dieser Modus ni*l
ausgeschlossen ist; im Allgemeinen keniizeichm-t sich die Schteimhanteitening dur«
Rin directes Durchwandern der Eiterköi-perchen zwisr-hen den natürlichen Lücken iV"
l'-pithelmembran aus den fotlicul.Trlvmphoiden Apparaten der Submucosa, ein V
hilltniss, welches den ganzen Process auch hier tun- .ils eine Steigerung physinl«*
gischer Zellwanderung durch die K])ithelmembrauen erscheinen lä.s.st. Stnhr tu
diesen Modu.s für die Tonsillen auf das Cliar.ikteristischste bes<-hriebeii. ferfi-JI"
bat aller auch eine gewisse allgemeine (iöltigkeit (ür alle mit Lymphapparaten <Fi
likelii) ausgestatteten Schleindiaute. Man imuss anm-hnien. dass iliirch die n.atiirlich«
l''.l>itlie||ücken leichter die Noxe eindringen kann, als durch die Kpid<«nnis. dw«
bei der letzteren kann sich Eiterung nur bilden, wenn die Epidennisdecke, sei *♦
von aussen, abgehoben wurde (Verbrennung, Erfrierung. .Aetzung, raechaniKeb« V**-
hebung), oder durch ilie vom Papillarkörper gelieferte, anfänglich meist sorfi^' i
sudation von innen her hochgehoben wird. Tvjiisch für diese dann naturgei
meist pu.sfulöseii Formen der Hauteitemng ist die Variola-Pustel. Fast .iHi-n pu!
lösen Formen der Dermatitis ist dieser Typus eigen. Natürlich kann die U
dieser sube\iidennoidalen Eiteran.sammlung eine sehr verschiedene sein: sie
ineciiauiseh, thermisch (Verbn-nnung, Erfrierung), chemisch (.Vetzung), baktei
(Pustula maligna. V.iriola, Varicellen, Ecthyma, Ekzem), sykotisch Hnipetigjo
tagiosa, Sycosis parasitaria), sie kann .auch trophoneurotischen Irsprunges, wie
||er[ies zoster, -sein. Selbstverständlich complicirt die Eiterung die allervers<-hii
stell Krankheitsbilder der Haut und ebenso, wie sie sich zu syphilitischen, leji;
[iiberculösen UU-erationen gesellt, begleitet sie auch nichtinfectiöse Formen dos
websierfalles (Decubitus. Kreb.sgesciiwüre. Noma etc.). Ist einmal <lie nntnri
Rpidermisdecke verlonMi gegangen, liegt der Papillarkörper frei, so vernuig eino
zalil s|H'<-ifi.<cher und nichtspeci1i.«cber Reize H.iuteitening zu erzeugen, deren P(
MTinff
Frünff
I
I
I
I
teuslaiiili' ilcti gniiK-n Cyklus plil<'<;iiiciiiös)'r iiiitl ulci-röscr, productivor und regressiver
jZelltiiütijjIveit n;idi sich niolipii können: {\:ts Hautorysipel, die Haut|)lilpgnionf', dii"
B^ymphungitis, die Haiit.iUscessc, kurz rille Funiifn vini Herd- oder Si'liirht('M|)lilej;inflii(;n.
I Im (iegciisatü r.n ;illen bisher bi'S|>rochenen l'ornifn der Kiternng finden wir bei
per l•'lächoueLIe^ll)^; der Wunden den (Inntaet mit der ftusseren Luft und ihren Noxen
Bn ausgedehnteren» Mxtsäe gegeben. Ist es bei jenen Pormen bLsweilen sogar schwer,
pten Nachweis der Laesio coritinni tiiid des Contacte.s innerer Gewebsstraten mit der
EA.ussenwelt naehznweisen, si» liegt bei den Wunden solbstverständlieh diese Beziehung
Klar zu Tage. Und in der That: es giebt keine Wunde, welche frei wäre von
[Bakterien: vennireinigt in niikreskopischeni Sinne ist sehlechterdings jede, auch
Wie a.se]ttisehstf Wiitide. iMtie andere [''rage ist es, ob diese natnrgem;i.«ise Verun-
[reinignng liinreieht. um die Gewebe /.u inliciren. otli-r ob uieht die natürliidien Alj-
twehrraeelianistnen, Fortspülung durch l'dtitstroni und Lyniphsecretion, IJesorptioii,
IPh:igoeytüse, Kiit/iehung des SauerslolTes, l'roduction bakteririder (Hobuline, Auti-
^toxin und l'toniaiiiliildunp, Ausscheidung bakteririder Stott'wechselproducte der .Mikro-
' Organismen selbst, genug, der gansto Kampf ums l>a.sein zwischen (trgan-Zelle und
iMikroorganismus. di'ssen Möghchkeiten theoretisch völlig unerschöpfbar, dessen That-
|8ächliehki'it nneh immer gleidi schwer erweisbar ist, hinreichen, die zur Eiterung
^frdirenden Heizungen zu elirniniren oder zu paralysiren. Es ist bekannt, da.ss die
I Fähigkeit, l'iitenmg an)' Winnie» zu erziuigen, durchaiLs nicht .allein den Mikroorga-
nismen zukommt (Terpentin, ('ailavi'rin, Crotonöl); es ist aber ebenso augenschein-
llich, dass die l'rngreciienz dei- Kiterung wohl nur an Mikroorganismen geknüjtft ist.
, l)a nun eine Wunde niemals frei von Bakterien sein kann, so wird es zum Theil
auch von tler Viridenz der liakterii-n abhiingen. wie die Bakteriologen nieincti. ob Kite-
rung eintritt oder nicht. Unserer Ansicht nach ist die Virulenz aber aucff von der
I Widerstandskraft der Zellen abhängig. Wie anders wilre sonst zu verstehen, diLss
Infectioiien an derselben Stelle bei verschiedenen Thier- utid Menschenindividuen sn
wesentlich (liflerente Infectionsmodi abgeben. Vielleicht ist die Vindeiiz des Eitei'-
«•rregers abhängig von seiner l'roductiunsfiihigki'it von Ptoinainen. Bei der völligen
Unklarheit, welche bisher über iliese fi'ini'ren Modi der Infeetion herrscht, nuis.sen
wir uns begnügen, gewisse Krfahrungssätze für unser therapmitisclies ILunlidn an
Stelle iler theoretischen !'-insiclit zu setzen. Hii'r interessirt dann vor Alb'in
die Frage, ob eine Wunde in jedrnn Zeitpunkt ihres Besteiiens gleichmilssig
leicht inticirt werden kanai' hii'se Frage ist zu verneinen, tlanz gewiss liegt
die grösste Uef.alir schwerer Wutidinfection, soweit die [irogrediente Eitening in
Betracht kommt, iniierh;db der ei-sten h— lo Stumlen des Bestehens der Wiuide.
In der Zwischenzeit hat namlieh die nicht inlicirte Wuinlfiache Zeit gehabt, theils durch
Fibrinbeschlilge Lücken, Spalten, Kitzen und toilte Kilunie, die beliebtesten Brut-
st.ltten der Bakterien, zu überkletden und so dem nachsickernden Saftstrom besser
(.ielegenheit zur Abspfdung von Keimen von der glatten Flüche zu geben. Es hat
ferner die Umgebung der Wundhöhle Zeit gehabt, rings um die verletzte Zone einen
Lcukocytenwall zu stellen, welcher nach Schimmelbusch den ausgiebigsten Schutz
vor Infectionen .selbst gegen Milzbrand zu liefern im Stande ist. Drittens i.st sowohl
ilurch die collaterale Hyperaemie, durch den Saftstrom und durch den liewebsdefect
an sich die freie Fläclie der Wunde der Ort des geringsten Widerstandes geworden,
nach welchem mechanisch Mikmorganismea eher herausbefördert wi'rden können, als
sie der ceiitrifugalen Hesorption anheimfallen. Ks ist zu bemerken, da.ss ilas unbe-
dingt zweckmiissige Aussaugen frischer Wiuiden oder ihre Hehandlung initer ilem
trockenen Schröpfkopf, da;; .\usblutenlassen, das vorsichtige Auspressen derselben,
das Absaugen durch sterile (iaze, Enveit«,'nmgen durch Schnitte etc. nur daraufhin
abzielen, die Wundflilche zum Orte des geringeren Widerstandes zu gestalten. Dass
Wunden, in welchen schon Granulationen gebildet sind, weniger leicht resorbiren, ist
eine allbekannte Thatsache. Ist überhaupt erst Eiterung auf einer Wundflüche ein-
getreten — ihr vorher geht eine Trübung und Beschlageidieit der soust glasig-glfin
zcnden, bei seitlicher Beleuchtung dui-chscheiueuden Wundfläche — , so ist gewöhnlich
keinerlei Gerinnimg seitens des Eiters vorhanden. Diese eigenthitinlii-he Thatsache
beruht höchst wahrscheinlich auf der Fähigkeit der Bakterien, das lilirinogene Fer-
ment aus Blut, Senmi und weissen Blutkörperchen schnell zu ])eptonisiren, wodurch
die vorh.audene Hbrinoplastische Substanz unveriindert bleibt. Damit ist die That-
sache gut vereinbar, d:uss nichtbakterielle, also chemiscb-DKHlicamentöae, nicehani>cbn
[Kilcruiip;
- IIK -
Kitfruaü
iiiiii vcrliMiulstoffiirlif!;«' Hci/.uiip'n der (iiMiiHLiümisfliH'lic, vuriit-liinlicli Whrinrw«- ft
schlage zuwege zu liriiiften jiii St;iiul(^
SIIUl
Hei Versuelicn zur Wuiiillu'iluii;; oiii
Ferraeuteu zeigte sieh, (hixs SjM-icliel und F'ty.tliii. iilsn nieht iieptduisirendf I<V«nn«>uk'.
durcliweg tibrinöse Beselilä^e lierviiriiniipreu, \v:iliren<l IVpsiTi-Salzsilure zwar ein« u»
geheurf! (Seerefitm heller seröser Kliissif^keit, ;iber keiiii> l'ihritibildung zu erz»*upen vr
mochte (Seh leich). Hierauf (inigeii die l-'iliriiibihfiingi'ii durch den Bacillus LoeHIrr
welchen Bruuner au
ruiigsveriTiögr'n nicht
f Wunde
uniliMi nacliwie>. beruUeii, ilinn Inr iliii konnte das i cptonis
«iescn werden, wahn-nil bri IHiilitherii'. sicher bei Wund-
diphtherie tibritir»sc Bcsclihige um so wi-nigi-r ausgeiiriigt sind, je reichlicher pepln-
nisirende Stapliylokukketi un<l ^Streptokokken 4li'n l'rocess cimipücireii.
Die Production des Kiters auf der Wurnle kann eine inilividuell nach Parbe, Cofl-
sistenz, Menge, Zetlreichthum, Fett'. Cholesterin- und Alkaloidbeiiuetigrungen 1l^
gemein variable sein. Die Farbe ist zum Theil abhängig vom Ciehall an Bloi.
welches denselben vom zarten Kusa bis ins Duukelbraunschwarze tingiren kann. Pi*
grünen und blauen Fürbuugen sind vom Staphylococcus pyocyaneus abhängig, einrt
nicht im Gewebe jirofrredionteD, als« eigentlich nicht iufectiOsen, aber stark cx)nl3-
giösen Bakterienart, bfdtngt. Wie schon ervvrdint. giebt es F.iterungen, deren Z«'!!^
material relativ wenig zahlreich ist, des.sen Kitcrseruiu aber immense (irndo erreicbfc
kann. Von diesem relativen Verliiiltniss \onj Fiti-rstrouia zum Serum ist die Cun-
.sistenz des Kiters abbSugig. So liefern Tul>erculri.<ie, Chlorotisclie einen (lünnflüsKigm,
oft mehr schleimigen Kiter, der bei l)ei<ien ebiMifalls leicht blutig tingirt sein kamt
w<>gen der leichten Zerreisslichkeit der (Jefiissspro.ssen, w:vs auch neben oeideniat'Vn
Ciratmlationen hei ,Nephritikern, hei Diabetes innl bei Amyloiddegeneratioii der Kill
»ein kann. Einen sehr .starken Seniragelialt hat auch der Kiter bei Pyocyaneji*-.\n-
Wesenheit, wobei dicke Lagen Verbandstoff mit fa<le riediendem Eiterseniin dnrrb-
tränkt sind. Stauungen localer oder allgemeiner Natur erhidien ebeufalKs den Sernm
gelialt des Kiters, wie auch jede mechanische Irritation der Wunden durclj Vrrbamt-
stoffi- und Binden. Das .lodoform wirkt bei manchen Individuen sehr stark .s^H•r^
tifmserböliend auf die tiramdatioueu und die iltzeiule Fiiis.sigkeit viirkt auf die Kpi-
ib'nnis gerade/u wie eine Liiuge, wie übi-rbaiipt Kpidermi.sahhebung, l>ii||r>.KC De»)!»-
nuitiou und Kkzein Begleiterscheiium^en der hypersecretorischeu Kiterbildung sind
In gewissem Sinne ist die l''nrm der KitiTliildnn;i abhängig von dem Aufl>an der
(ir.iiiulationen: wo die ZeHbildung die Va.scularisaMou und Serimiprodnctioii üb«
Iritft, linden wir ilickeii, ralimigen. ,,gnten'' Kiter, im anderen Falle dünnflrissigrii,
nmlkejShiilictien, serösen, trüben und gi'fiirbteu Ktti'r. M:ui kann bei einiger Krf.ili
ruiig aus dem Zustaiui der tiranulatiimen und di's l'jiters sehr su'liere Kückschlüsv
auf die allgemeine Cruistitution des Indiviiiitums machen, und nicht allzu selten g«'
staltet der Zust.iiul der (iraiiiitationen geradezu eine Di.agiiose eines zti Grunde liegen-
den Allgenieinleideiis. — Die .\usheilimg eiternder Wunden geschieht im Allgenieiiii'"
um .so Nchmdter, je tmdu" der productive Anbau der Zellen, inclusive der Va.srubin-
sation, den der Abstosstuig regenerirten Zidimaterials auf dit' Wundfl;1c.he überwiest:
so lange die (iraiml.'ttimien in scbwammartiger l eppigkeit reichlich Kiter produciren,
besteht auch noch ii'gend ein Keizztistaud .allgemeiner oder localer Natur, wie z. K
die .Anwesenheit auch kleinster (ieweb,ssei|uestpr in der Tiefe, die ganze Uranulatioivi-
tliiclie in fungusartiger Luxnriation erhalten kann, wie eine zu fest sitzende Hindentour.
ein zu frühes Agiren mit dem kranken Gliede, Kleiderreibung, dauerndes Herab-
hängenlassen, Intoleranz gegen gewisse Ai-ziH>imittel ilem Fortbestand der Riteruiig
förderlich und »ler Kiickbildmig der Granulationen zu Dauergowebe hinderlich srin
können. Ueberall kann eine gewisse Anpasi>ung des provi.sorischen Grannlationsp-
wehes eintreten, welche.s einen torpiden (,'harakter erhfilt und erst beim Wech.sel ib'r
Therapie zur Norm zurückkehrt. Blutungen in den Granulationen selbst, öfter waliR
Angiome, unterludten ebenfalls lange die Kiterung, wie auch Abscessbildungfv.
Tuberkeleruptionen. Nekrosen die Umhildimg zu Dauer^ewebe erschweren.
Die Therapie der Kitenmgen gehört zu ilen dankbarsten und segensreichstw
M.'iassnahmen des Chirurgen. Im Allgenu'iiii'n ist die Umwandlung der intraparun-
chymaULsen Kilerungen in FliicheneiterunKen das erste Erfiu-tlcmiss chirurgis^-hir
Therapie: Absces.se werden geöffnet, phlegmimö.se Str.a.s.sen freigelegt, pustulüse Decke«
entfernt, fistulöse Canäle gespalten und überall das Gewebe vom Dnick entlastet, so-
dass diT Druck der Hyperaemie und der Secretion ohne Widerst.iuil auf die fiw
Kljlube au kvirkon verning. ' Wir habe« schuu bei der Besprechung der phlegmoDüsc«
eruiig
IUI —
Eitcrmii;]
|^Bitfiiiii{?<iri :iii|;t.-ikMiti;t, wii- viel hier t'iiu> s:ii'likuiHli|£i' Tlicrapio ihircli firnpliyhik-
5» tisclif Krci legung erfahruiigsgt'niässer Eitorstrasscn zu leiston vorniiig, und Ix'i den
5«fillirliflistnii und dircct IfbcnshwlroLoiidcn Kitt'i-uiijren progredienter Art innerlinlli
Useitig gesclilüsst'iii'r Gewebsstratun ist nicht genug die iincparatoriscli-systeni.itisch«'
iul'spiirung auch f<'insti'r Vorilstelungcn der vit-lvcrzwcigtcn Infcctionswpge aivzu-
Empfehh'M. Hier v(Tm;ig d^r zielbpwusstc niei'iiaiiischn Eingriff viel mehr als alle
ntipliingistische und nicdicamcntösi' Therapie. Diese Tordcnuig der mechanischen
'reik'^ung des Eiterhi'ides führt oft zu den küinisten und rücksichtslosesten Kingriffen:
totale Anfnieisseliiiig eines Knhrenknochens zur Anfündung einer osteomyelitischen
Herdphh'grnnne, die Eröffnung di-r knöchernen Antra, die methodische Freilegimg
kder l)ura, eventnell die Resection eines Stückes pyo-thrombntischen Sinus; die tVnh-
tcitige Freileguug des perityphlitischen Absccsscs, eventuell die primäre Resection dos
?rocP8su8 vermiformis sind Reispi(de für die Energie, mit welciier dieser Indication nach-
gegangen werden kann. Freilich darf auch hier nicht über das Ziel hinaiisgescho.ssen
Verden, und in Füllen, bei welchen erfahruiigsgemä.ss die natürlichen Heilvorgfinge
lau einer Elimination der Gefahr führen, wie z. B. bei I'yosalpinx, manchen Fidlen
p-on Empyem inui rerity[>lilitis lasst sich der Satz : ubi pus ibi incidatur, nicht stricte
e^rfidlen. Ist doidi innnche dieser problematischen Operationen deietUrer, als das
K'fondleiden selbst. Denn wo die Natur selbst Heilwege einschlägt, hat man kein
Hecht, ihr ohne Noth zuvorkommen zu wollen. Erst werm auf (inmd sorgfältigster
Erwägung am besonthTen Falle, aus irgend welchen Symptomen er.srhlos.sen, dieser
natürliche .Ausgang nnwahrsciieiiilicli ist, ist ilie ganze !{ncksichtslosigkeit chiriu'gi-
ehen Hamlelns am l'latie. I'iir die .seliwierigen Erwägungen über den Zeitpimkt
der Üpcratiim in solchen heiklen l'"."illen bei Otitis media, Empyem der Sinus, des
Tliora.v, des Herzbentejs, der Perityphlitis, des Pyosalpinx, der IJeckeneiterung niiiss
auf special-chinirpische Artikel verwiesen werden. Man kann im Allgemeim-n sagtin ;
man lege jeden Eiterherd frei, falls durch den Eingriff" an sich keinerlei Complica-
tionen für ilen l'.itienten wahrscheinlich sind, und nur dann .scheue man auch die
ilurch Ojieration tieugc.sotzten Gefahren nicht, wenn das Grnndleiden an sich ganz
ilirect das Leben zu vernichten droht. Für ilie durch die Operation unabweisbar
liisweili'u geboti-nen .secundären Sir)nmg<'n <ler Fum-lion stehe man auf dem Stnnd-
jnmkte, da.ss erst die Imlicatio vitatis zu erfüllen geboten ist, uiui dass Fel»>rlegungen,
r,. |{. i>b eiju' Si'bnensrheidi- zu schonen ist oder niclit, keinesfalls auf Kosten des
absichtlichen Weiterbestihi'nlassens eim-r directen Leltensgefahr i^itschieden werden
dürfen. Für die \Veiterbeh.»inlhmg freigelegter Eiterhrdilen, Fisteln und phlegmonöser
Hahnen linden dieselben rrinci|jien Anwendung, welche über die Fülcheneitenmg im
Allgemeinen aufzustellen sind. Es kann also die Therapie der Ahscesshidilen,
der inticiiten Wunden und di'r Schleirnliauteilerungen gemeinsam bes)»rochen werden.
Auch hier mu.ss nach allen moderm'u Erfahrungen betont werden, dass die mecha-
nische häutige Befreiung der Flächen vom Eiter, seine dauernde Abflussmögjichkeit,
.seine stetige Aufsaugung in gul poröse rdcht verbackende Verbandstoffe, .seimt Fort-
ricselung durch möglichst imlilTerente Flüssigkeiten, wie Kochsalzlösung, .sterilisirtes,
lauwarmes Wasser, die allermeisten Ck.-mcen für regulären Ablauf der Heilung bieten.
Das ist nicht anders bei einem eitrigen Blasenkatarrh, beim Tripper, wie bei der
Behandlung eines Empyems oder einer Halsphlegmone. Da wir nicht im Stande sind,
auf antiseptischera Wege die Bakterien zu vernichten, bleibt mu- tler Appell an das
Gedeihen des Wundrasens eventuell der entzündeten Schleim- oder stjrösen Membranen
übrig. Da ist dann zu bedenken, d.iss der liegenbleibende Eiter selbst mit seiner
■Entwicklung von Sepsin, Pyocyaniii und giftigen Fermenten aller Art, mit seiner
Nährfähigkeit für fast alle Bakterienarten für den Fortbestand der Eiterung d:us
:illerschüdlich.ste Agens bedeutet. Setzte die permanente Irrigation und das Dauer-
bad nicht an sich Schädlichkeiten, wie (^uellung, Cullii|uation der Gr;uudationszcllen,
Verhinderung der Gef;is.sspro.ssung, so würden sie noch mehr und dauerndere Erfolge
haben, als in Form [läuGg wiederholter Spülungen und Bäder in möglichst steriler
{•'lü.ssigkeit gelegentlich zu erzielen sind. Der häutige Verbandwechsel, die sorgfäl-
tige Absangung der Secrote durch sehr zartes Tupfen mit steriler Gaze, die Anlage
siimgeniäs.ser [»rainage mittelst capillaransaugender Gaze, das sind Grundzüge einer
erfolgreichen Therapie der P^iterung. Nach Fehlschliigen der eigentlichen Antisepsis bleibt
nur der Appell an die Gewebszellen selbst übrig. Sie zu kräftigen und zur Widerst.inds-
fahigkeit gegen die Mikroorganisnwn zu befilhigeii, ist <I:ls Hauptziel ji-iKt NN inidtlierajiie.
I
I
I
I
[Kiteruiip
— 12() —
SiteruRgMimfwl
Schlpich's BestrebuiiirHn.iiiitt«!!!* bcsoiiders pmcparirtor Golatinc, dcsGlatoU'.fal
Zellstratuin die Mösilirlikcif iitastisfhcr, gesteigerter Vitalitfit zugleich untt^r i*ll*l
thäitiger, dauernder Abspaltujig tles Fitrm.iklehyds als Antisepticum äu g«wihrni|
sind glücklicher Weise von überaus eriiiuthigenden Erfolgen begleitet gewijsi'n. sl
beziehen .sich aber naturgeniäs« mehr auf die priiiulre Entfaltuug eines abwlt<l
sicheren .Sehiitz&s gegen die gefahrdrohende F'rngredii'n/. der Eiterungen, als »uf ewi
Sistirung des schon etablirten, aber liu'al begrenzten Eiteningsproeesses. R;-l
liut man sich je langer desto mehr davon übcneugt, dass häufiger Verliantlwech» I
mit steriler (Jaze, Bäder, feuchte (."onipressen, l^uecksilhorinunctionen, .Inrlknliun] in^l
altgeineine Hoboration der Kräfte, d. h. die Hehatidhing nicht nur der Wunde. -■•• |
dem des ganzen Men.scheii, liie wirksamsten Methoden abgelten (Schleich).
soll nicht geleugnet werden, dass eine Reiiie von Mitteln wohl geeignet ist, Sfr.r
im Verlauf der Wundheihm«: unter Eiterung auf das Uünstigste zu eompei
Secretion einschnnikende Wirksamkeit iles .lodofonns, des Derniatols, \ _. _
Airols, der Wisiiiuths.ilze, der Silbersal/.e, der ibira.xsalicyllösungfn , der l•^■l'.
s.iuren Thonerde k.iiiti nicht bestritten werden. Die Hemuiiing luxuriirendi-r li.-
nulationsbildung durch den Silberstift und d.is Chlorzink ist gewiss aug-enschi^iiihii
\Hr Specitität des AUttnininin aceticuni gegen l'vocyam-us-Eiter ist unleugbar. .\i<'
mögen manche Verschorfmigsversuche eiternder Elächeii mit Borsäure-, Salicylsäim
WisnnithpnlviT, namentlich bei Verbrennungen, gelegentlich vom be.><ten Krfolgr i.-
die Sistirung der Eitenmg si'in, im Allgemeinen aber muss es (.irundsatz sein. 'Iiii
die Behandlung eitenider Flächen wi'uiger dm-c-h chemische .\ction, als durch I
Stützung des norm;den .Vblaiifes des Eit(>rimgsprücesses leistet. Die Kitenuig i-
Eolge eines biologi.schen Processes zum Zwecke der Hi'iltmg, die Granul;ii
stellen ein provLsori.sches Gewebe dar, welches erst auf dem Umwege iler t
rung in das Dauergewebe der Narbe sich allmählich umzubilden vermag. Die Eiit-
lallmig und Erhaltinig solchen für die KegcmTation befähigten und gokräftigten Zcl'
tiiateriales ist vielmehr von der Kraft und vitalen Energie des ganzen Menschen %<
von unserem Einfluss auf die citerndRU tjuwebstheile abhängig. Bei gesunder < ««
.stitntion, bei jugendlicher Vitalität, bei gutem l^rnährungszustande heilen Wuiidm
auch mit Eiterung in crstacuibch kurzer Zeit. Alle Formen (hT Dyskrrusie aber, iill-
Störimgcn des AllgcmeiMlietindcns, :ini'h Fieber umi |)sych)si'lie Depression verzögiT"
den reparatorischen .\blattf des Ers.atzes des provi^iiirisrheti ticanutntiuii.sgowebes diink
das di'tinitive Dauerircwclie, die Narbe.
" aciaEicn.
Eiternn^crreKer sind, wörtlich, Mikroorganismen, welche Kitcrung erregen. Die Bildung; » •
Eiter ist aber eine Rcaction des Organismus, welche durch r|iinlitativ und quantitativ diii
rente Reize, unter anderen auch durch die Lebensthätigkeit gewi.sscr Mikroorganismen hr:
vorgerufen werden kann. Die Eiterung ist also nicht oothwcndig durch Mikroorganisrurn i^-
diogt. Auf der anderen Seite können verschiedene Formen von .Mikroorganismen je nach •:'■
Bedingungen des besonderen Falles, in welchem sie sich linden, bald Ertliche Kiterung. biü
allgemein septicaemische Erscheinungen hervorrufen. Die Kitonmg ist also niemals die l'uif
einer specilischen Lebensthätigkeit besonderer Mikroorganismen, sondern sie ist das Ergeliiis»
der Wechselthhtigkeit zweier Factoren, der Th.itigkeit von bestimmten Bakterien und ■t''
R«action des Organismus auf dieselbe. Nur insofern, als in der Regel die im menschli-i
und thierischen Körper beobachteten Eiterungen von ganz bestimmten Bakterieuformcti If
gleitet werden und als diese selben Arten in der Regel auch in Experimenten Kiterung k«-
vorrufen. ist man berechtigt, von Eitererregern im engeren Sinne zu sprechen.
Eiterbildung kann zunächst durch chemische baktcrienfrcie .Substiuizen herrorgeroia
werden. So vermögen Terpentinöl, Argentum nitritum. Digitoxin und andere Stoffe, subcntat
eingespritzt, Eiterung zu erzeugen. Die gleiche Wirkung kommt einigen Substanzen zu, welci»
zu Bakterien Beziehungen haben, nämlich erstens gewissen StolTweciiselproducten der Brt-
terien, wie Cadaverin, zweitens den abgestorbenen Leibern von vielen Bakterien, selbst ««•
diese an sich nicht eitcrerregtnd sind. Dies ist für den Tubcrkelbacillus, den Prodift(MiB>
Bacillus pneumoniae Friedländcr und andere beobachtet. Auch Proteinsubstaiiten ni^
bakteriellen Ursprungs, aber von chemotaktischer Wirkung, wie XilutenciiseTn, haben Uli
Buchner eitercrregende Eigenschaften. Alle diese chemischen Eitererreger können an( iW
Ort der Einspritzung beschränkte, niemals aber progrediente Eiterungen hervorrufen.
Wo sich jedoch im menschlichen und thieri.schen Körper spontane Eiterungen, nam-
progredienten Charakters, vorfinden, da sind dieselben auch stets von ganz bcstimmtei.
terien begleitet. Die bei den Eiterungen sich vorfindenden Bakterien sind je nach du >^
trolTencn Region typisch verschiedene Formen, welche alle das gemeinsam haben, d.av ■^
Bitcruiigscrreger
121
Rklampsiel
kusser der Eiterung .luoli uocli uiitur besonderen Umständen andere Vorgänge auszulösen ver-
b&ögcn, so Ürgnaerkraiikungen, Septic.iemipn oder iutoiicationen.
I 1. Die Eiterungen der Haut und des Unterhautzcllgewebes, die Furunkel, Pann-
Iritieu, Phlegmonen, Absecsse, oder die znlilrcichen mit Eiterung verbundenen Erkrankungen
id« Epidermis, vor Allem die meisten acuten Knochen- und Knochenmarkscrkrankungen werden
[■von wenigen, aber ungemein verbreiteten Bakterienformen begleitet, welche mau als Eiter-
rtrrcger im engeren Sinne bezeichnet. Hierzu gehören der Staphylocoecus' pyogenes aureus mit
seinen Abarten albus und citreus: dann der Streptococcus* pyogenes. Beide Formen linden
sich nahezu überall in ihrer Umgebung und sogar auf unserer Oberhaut und unseren Schleim-
ibäuten. Sie vcrmügcn progrediente Eiterung zu eiregcn, sobald sie durch eine Continuitäts-
ttrennung unter die Haut und ins Unterhautbindegewebe gelangt sind. Experimente beweisen,
idass die Einreibung von Culturcu in die Haut allein schon Eiterung zu erzeugen vermag. In
Jen meisten Fällen aber bedarf es ausser dem Eindringen noch einer besonderen Dispo-
[sition. Dieselbe kann mecbauLscb sein, z. B. durch i^uetschung hervorgerufen oder durch
["vorhergegangene Zelllaesion. So ist z. B. das durch anderweitige Erkrankung, wie Tumoren,
lAktinomykose, Tubcrculose, Pocken, veränderte Oewcbe besonders disponirt für den eitrigen
ly^erfall durch Staphylokokken und Streptokokken. Bei der reinen tuberculösen (iewebscolli-
fquation, dem kalten .\bscess, linden sich, so lange er von der Aussenwelt abgeschlossen ist,
leine Eiterbaklerien; dieser Umstand ist direet von diagnostischer Bedeutung. Die Disposi-
Ition k.inn ferner chemisch .sein, wie die vorhergegangene P^in.spntzung von Zellgiften, von
[Traubenzucker, Sublimat u. s. w. bewiesen hat. In der Praxis spielt besonders die vnrhei-
[gegaugenc oder gleichzeitige örtliobc Intoxicatoii durch K:iuliiis.sgifte eine Rolle (Blutvergif-
Itung*). Schliesslich kann die Disposition dureli eine allgemeine Herabsetzung der Wider-
fstandskraft des Organismus bedingt sein, wie Diabetes oder trophoncurotische Störungen (ex-
Scriraentelle Ischiadicusdurchschneldung, in der Wirklichkeit centrale Anaesthcsicn, welche zu
al pcrforant. Decubitus etc. disponiren). Die genannten Mikroorganismen sind auch bei
I Kiteruiigeri im (iewebsparcnchym, wie Lungcnabscesscn, Leberciterungen, Nierenherden, fcnicr
^bei (lelenkeiterungen vielfach betheiligt. Sie können unter veränderten Körperzuständen auss(^r
I örtlicher Eiterung noch andere Vorgänge, wie Septicaeraie, Endocarditis hervorrufen.
2. Bei Eiterungen der serösen Häute finden sich meist andere Bakterien. Spceicll ist
[bei Eiterungen der Pleura, des Perikards, der Meningen, auch zuweilen des Peritoneums und
[der Oelenkp der Diplococcus* lanceolatus pneumoniae Fraeukel-Weicbselbaum hesonders häutig
[gefunden worden. Bei einzelnen Fällen von Meningitis fand sich der Diplococcus* intraccllu-
rlaris Weichscibaum.
3. Bei Eiterungen im Beroich der vom Peritoneum überzogenen Organe, namentlich
I Eiterungen der Hartjbla.se, fTallertbliLse. Lcberabscessen, Perityphlitis und Perforation des Pm-
cessus vermiformis, Peritonitis piirulenta, hat man vielfach als einzigen Begleiter der Eiterung
I d;is Bacterium* coli commune gefunden. Doch bat sich dieser \Vohnpara.sit auch bei anderen
■ Eiterungen gelegentlich gefunden, so bei Struniitis, Panaritien und Decubitaleiteningen.
4. Bei Eiterungen gewisser Schleimhäute, welche einen eontagiösen Charakter haben, findet
.■»ich eine specifische Bakterienart, der Gonococcus* Neisscr. Derselbe ist zunächst der regel-
mässige Begleiter der Gonorrhoe des männlichen und weiblichen Geschlechts. Als solcher
findet er sich bei den genitalen Localisationen dieser Krankheit, in der Urethra und den mit
ihr zusammenhängenden Drüsen, der Uterusschleirahaut und deren Adnexen. Auch die gonor-
rhoischen Aflectionen der Conjunctiven des Auges lassen den Gonococcus aulfinden: das Vor-
kommen desselben bei Otitis media acuta und Rhinitis von Neugeboienen ist noch zweifelhaft.
I Dagegen scheint es ziemlich erwiesen, dass ein Theil der secundären Gelenkeiterungen nach
I Gonorrhoe durch den Gonococcus verursacht werde; für die Endocarditis gonorrhoica ist das
Vorhandensein von Gonokokken ebenfalls behauptet worden. Sicher ist ein Theil der eitrigen
Complicationcn der Gonorrhoe durch sceundäre lufcction mit anderen Eiterkokken auf dispo-
Dirtrm Boden verursacht. Erkrankungen anderer Schleimhäute, besonders Bronchorrhoe zeigen
gonokokkenähnlichc, mit ihnen aber nicht identische Bakterien.
5. Ausser den obigen (iruppen giebt es noch einige Bakterien, welche gelegentlich allein
^oder in Begleitung anderer Bakterien als Eitererreger auftreten. Hierher gehört zunächst der
^Bacillus typhi abdominali.« *, welcher dem Bacterium coli so nahesteht und zuweilen als
. der alleinige Begleiter posttyphöser Eiterungen in Parenchymen und Knochen gefunden wurde.
I Es gehört ferner hierher der Bacillus pyocyaneus* und der Microeoccus tetrngenus. Letzterer
^findet sich im Speichel des gesunden Menschen und huulig im Eiter von tuberculösen Lungen-
cavemen als symbiotischcr Parasit. Er tritt in Gruppinmgen von vier Zellen, umgeben von einer
gemeinsamen Kapsel, auf. Er bildet weisse, glänzende, die Gelatine nicht verflüssigende Cul-
turen und bleibt nach der Gram'schen Methode intensiv gefärbt. Weisse Mäuse und Meer-
schweinchen tödtet er langsam durch Septicaemie. Für andere Thiere ist er nicht pathogen.
Er wurde wiederholt bei Zeilgewebseiterungen des Menschen gefunden. hott^tpiv
Eklampsie. Die Kklainp.sie, jene .tetiologisch noch nicht aufgeklärte, epileptifonne
Knunpfforni Schwangerer, (iebälrender oder Wöchnerinnen, ist eine der ernstesten
— ^ (.'oiiiiilicKtionfn iler Liel>uil. |)ie stets bei de« Anfallen vorhandene Gehirii.nnaemie,
rKklainpsic
— 122 -
die häufig; glrii-li/.t.Mti^ licsU-lirinlo Ni-pliriiis und i^inllii'li ilic Krfaliriing, iln» rtnl
in ;iO— 40 pCt. der Kflllf diu Kklampsii- mit Beeidigung ilor li«>l)iirt aitriiArt. g»l"|
die Icitcndoti Gcsiclitsjuinktc für die 'rhürapii'. M:in wird d.-dior als ersten Z««i|
liei der 13eli:ui(llurig diic künstliclif (iotiissorweitonuig im Auge Iiaben iiiü.sstij n< I
dem gem"i;?t mau durch di<.' Kinlcituu«!; einer Nurkosc. VVillirend frOln-r tlfin ChW I
form /.tir KrzieiuiiK dersellien der \ orzuj; (;i'';el>en wurdr, wendet iiia.ri heutiutv I
liaii|its:ic!ilieli M(n'|ilii(im an, subcutan inid in sehr grossen Dosen, mit <>,OH f k» I
{finnend. In leichteren Fäih-n, d. Ii. iti l^iih'ii. wo nur kurze Krniniifanfüih' orl
kurzen) Couia in langen Pausen auf einaudiT folj;<'n, (renü^ aueli »las Cblnrul. ffl
rectum veraltfolgt. Die in der Hef;el stark herabgi'miuderti- UrinaiisschciduMp «adcl
man durch l>ia|diorese zu ersetzen, am besten und untrefährliclisten durch Pries» I
nitz'sche Einwickelungeii des ganzen Körjiers. Vom l'ilokarpin ist cutsebiedea i^ I
zurathen, wenn der Puls kleiu und fre(|uent ist, und wenn tiefes Coma und behindd* 1
Kespirattou bestehen. Hier kann das l'ilokarpin sogar direct lobeiisgefabrlich wirka 1
Der dritte Punkt, das häufigi' Sistiren der Anfälle mit Beendigung der G««I>ikI
führt auf die rein geburtslu'ilflichc lieh.tndlung der Eklampsie. Die Krfahrung Uk«!
einerseits, da.ss ganz unabhängig von einer Wehcnthätigkeit die Kk'laiiipsie in i^ I
tSchwaiigersehaft oder im Worhenliett auftritt, anderer^ieits, dass mit Beeiidigmi^ il>' 1
Gelturt durchaus nicht m allen l'iilleu auch die Kklam]isi«' ihr Ende erreicht. \»u
soll daher bei seinem geburlshülflichen Handeln vor .\liem d;us Wohl iler Mntt<'r.ii|
Auge haben, sieh nicht durch ein zu grosses Iiitere.ss(> für (las Kind verleiten l.i>« I
und soll Hns<'rer Ansicht nach nur dann, aber dann auch stets, eingreifen, wenn*!
.MTiglichkeit vorliegt, die Geburt ohne voraussichtlich grosse (iei'aiiren für die MugtI
zu beenden. Unter diese „grossen (iefnliren" sjnti auch die vmi Dührssen so flami
empfohleneu tiefen Cervixincisioueu bei noch erhaltenem ("ervix (boi verstrichrtr* I
Cervix sind sie ungefalirlich) zu rechnen und ferner vor Allem der Kftiserxclimii I
Denn wenn auch in letzter Zeit einzelne Operateure geradezu glünzentU- K'-* I
täte erzielt haben, so bleibt der Kaiserschnitt trotzdem eine der gel':ilirlirli-ii I
Operationen und wird niemals Allgemeingut der Aerzte werden können. Man ••> I
aber eine olmehin schon genug gefährdete l'^klani)itisclie nicht uocb neuen tirf.ilir< I
durch die Operation au.s.sotzeu, zumal mau ni<'ht weiss, ob u.ach der <!)peratiriii 'l' I
Eklampsie aufhören wird. Als ultimum refugiuni bei einer aufgegebenen PaliciU' I
mit noch lebi'ndein Kind ist dir Kaiscrsclmitt als bi-recbtigt anzuerkennen, sonst iiifli! I
In den meisten Füllen kummt lu.in mit einer rechtzeitig ausgeführten N> enilns I
oder Zangenextraction oder auch Peiforaliim zum Ziele. Als Hau[)tn'grl gelte. iH' I
iliese Operationen in tiefster rhluroforumarkose auszuführen. I*ie Vcnausectiniiri I
die ab und zu liesonders von anu'rikaiiischeu und franziisiseheu tieburtühelfer» »^ |
„bestes" Mittel empfohlen werden, allgemein anzuwenden, ist lüeht ricbtiK; nntt I
wendig dagegen können sie bei be.sonders vollblütigen Kreisseuden mit Zeichen i"]
Ueberfüllung des kleinen Kreislaufs werdi'u. I
Die Prophylaxe ist wegen der Unklarheit liber die Aetiologie ziemlich ohnmic^l
tig. Wollte man jede Nephritische als ib-r l^klampsie verfallen un«I jpdr riifiitl
nephritische Hchwangere für ungefährdet halten, so wiinlemau oft gar sehr getäiiäfk'l
werden. Trotzdem aber empfiehlt es sich, bei Nephritis in der Schw arigerschaft rin«
absolute Milchdi;iet bis zum f^chwiiideu der Svniptome einhalten zu la.ssen und lU«
tuell bei zunehmendem Hydrops den künstlichen Abort einzuleiten.
Itie bisher bei<ten Kesullate bei einer IJehandlung nach diesen l'rincipien ''" '
kilrzlich Bidder ans «lern St. Petersburger (ieburtshaus berichtet: unter 465 l .i
von Eklampsie eine Mortalität der Mütter von 17,.3pCt., davon auf Kechnonp •i'- j
Eklampsie selltut nur lO.'i pCt., und eine Mortalitftt der Kinder von 13,1 pCt
STEPPE«.
Eklampsie der Kinder. Fropkylaktiuch ist besonders bei Kindern mit ererbter uriii'»
patliischer Veranlagung Alles fernzuhalten und zu beseitigen, was als Reiz(|urü'
den Au.sgangspunkt <ler eklamptischeu Coiivulsionen abzugeben geeignet ist; es nnis^
also Ern.'ihrung und Pflege i«dcher Kinder mit ungewnhnlicher Sorgfalt rdierw.vM.
OS müssen Kachiti«, angeborene I,ue«, O.xHtrointi'stiualart'ectionen u. s. w. ener^i«'''
beknmpft, es müssen M-bHdlicbe Heizungen der Sinnesorgane und der I'syche n**j
Kräften vennicden werden. Kotnmt e« dennoch zu Anfällen, so be.steht die B«lua>^|
lung des einzelnen .\nfall» weKintlich nur in der Sorge für zwecknul-ssige Lagcn^l
und für ruhiges unlieliiuderte- Ailimen; letzteren ist, wenn es ins Stocken geralfc*!
clainpsip
— 123 —
Kkzpm]
kolllf, iliircli Aii8lti'it/.cii mit k:ill<>ni Wasser, nötlii!i;t'iir;ills ilurnli küiistlidK- k««iiira
kioii Hiiziirt^pi'ii: invi anhulttinlcni (louia sind iilii'nlii's küliln l'cl)nrj;icssuiigi'i) in laii-
mrnruK'iii Kiuk' von VnrHn'il. Ym- der l)i'licl)l('n Ki'<lifiiti|-A|)|(licMtion withrend des
kAnl'iilli's. cIh'iisi) wie vor ('hlKrtiriirni-liilialatioii, Kinreiliiinucn \oii ISelladdiina.salbu
m, s. w. isl zu wanifH. Als rraovciitivniilti'l wcilcrfr Aiiliillo liabon sicli, von einer
|lcriifti|;i'ndeii l-'niälmniju; und latiimidleii Kiirperptlcgo abgeseilten, wiizii selb.stverstiind-
Hieh auidi die Sorge für regelnifissigi' Marnieiitleeruiig gehflrt, von modicaineutOüeii
[Mitteln (!hlora!liytirat. und lirmnkaliuni i'nt.sehi<Mlen am meisten bewUhrt: ni.'m giebt
feie iuiierlieb, auch liänfig mit einander nimbinirt, in <lcr für die Altersstufe der
rKinder geeigneten Form und Idisis, eiienso auch Cliiorallivdral mit kleinen l>08en von
P'"'"!*'''"'"- ETLENBURO.
kzem ist „eine sehr oft acute, zumeist jedoeli eiirnnisrli verlaufende, mit
.lucken verge,sellseh.iftete Hautkrankheit, welche in Korni von thoil.s unregelniilssig
^verstreuten oder diehtgolrängten Knotrhen. ülaschi-n und l'usteln. tlieils von diffuser
iKrahung und Schweihmg der Haut sich darstellt, deren (tberfläche alsdann sehujiiK'ud,
luiit Knötchen, Bläschen oder l'usteln, nOsseud oder mit gelben, gummiartigen
I Borken bedeckt erscheint." (Hebra.) Die Ursachen des Kkzems lassen sich nicht
[immer klar erkcmien, sie k^mnen ausserhalb und imierhalb des Organismus lii'gen.
In Frage koiimien bei den ersteren chemi.sche, thermische, mechanische und parasitäre
lEinrtüsse, bezvv. eine Combination mehrerer hiervon gleichzeitig. |)ie ICkzeme eut-
Istcheji häutig bejm Gebrauch sch.-irfer Seifen, H.narwuch.smittel und populär beiuitzter
'osmetica, besonders schlechter Schminken uinl l'iider. Audi ilie 15eiüit/.uiig von
jArzneikr.rpern wie graue Sallie, nleuni Lauri. .Aiitiseptiea, hydropnthischc und Hafer-
l^riitzunischläge sind Ursachen des Ekzems. In dieselbe Kategorie gi'ivören die
pEkzeme der WäschiTinneit, die Cementkrittze der Maurer. Üakers itcli ', und die ver-
Iscliiedenen anderen (Jewerbeekzeiiie, bi-i denen zum Tlieil Säuren, Alkalien. Farb-
stoffe, 1 vin mit aiumoniakalischer (lidirung, wie bei den (ierbcrn, i'in<> Kolle spielen.
Zu den Kkzemen, die durch chemische Kinllüsse bedingt sind, gehon-n noch diejeni-
51m, welche in der Nähe oder der Umgebung der natürlichen Körpeniffnungen auftreten.
Andererseits greift auch nicht seilen eine i-kzeuiatöse Krkrankung der Haut auf
lie benachiiarte Schleimhaut über, spcciell bei Augen und Ohren. In letzteren stellt
lüicli eine tititis externa ein, die besonders durch Complication mit l''unuikeln lästig
^iiiid schmerzhaft wird. IHe Furunkel zeigen sich au.s.serdem niclit .selten .als l'om-
plic.-ilion bi'im Fkzem der beliaarti-n Ko])fhaut und bisweilen .auch an anderen Stellen
di's Kiirpers. wo auf Kxcoriationen staplivlukükkeiihaltiges Material direct eingeimpft
^wird. Bei Personen mit emplindlicher Haut bewirkt oft schon der Salzgehalt des
BSoewnssers oder auch die Seeluft einen scbädlicbeu Kinfliiss.
B Uebennilssige Hitze oder Kälte bedingen einerseils das l'k-zema solare, anderer-
Bseits die Rauhigkeit und Sprodigkeit der Hände, Lippen und des Gesichts.
H Zu den mechanischen Schädlichkeiten gehört der Druck von nnzweckmässig
^sitzenden Corsets, Hosenträgern, Suspensorien, Verbänden und Strumpf bänderu. Bei
letzteren kommt noch ein zweites mechanisches Moment, das der Stauung hinzu.
Durch die Circulationsstörung wird ein Juckreiz erzeugt, welcher zum Kratzen und
dadurch zu einer neuen Ursache des Kkzeins führt. Da der .luckreiz eine sehr ge-
wöhnliche Begleiterscheinung von Hautkrankheiten i.st, finden wir das durch das
Kratzen bedingte Ekzem sehr oft als Complication der verschiedensten Dermatosen,
»wie Prurigo, Liehen raber, Pruritus senilis, seltener Psoriasis vulgaris 11. .1.
Der .luckreiz spielt auch eine wesentliche Rolle iiei parasitärer Ursache. Die
Pediculi capitis, oft kaum nachwiMsbar, rufen besonders bei Kindern hartnäckige,
nicht selten fUlschlich als scrofulös bezeichnete Kopt- uud tiesichtsekzeme hervor,
lie.sgleiclii'u Pediculi pubis hauptsächlich solche der Scham-, Bauch- und Achselgegcmi
un<l i'cdiculi vestimcntonim speciell .nuf dem Riicken luid der Kreuzbeiiigegeiid.
Kratzekzeme zeigen sich noch bei der Scabies uud bei den ilurch rtcrmatodectes*
»bedingten Hautverändenmgen.
Seltener als die durch äussere Schädlichkeiten bedingten Ekzeme sind diejenigen
aus innerer Ursache, die Ekzeme bei Nephritis, Diabetes, Chlorose, chronischem M.agen-
darmkatnrrb, der gewöhnlich von Obstipation und bisweilen vim ILuMHorrlioiden imd
auch Proctitis begleitet ist; ferner die klim.ikteri.schen und dii' oll fälschlich für
Erysipele gehaltenen Meiistruation.sekzeine.
[Ekzem
— 124 —
Boi ifcr Tli('i':t])if il(>j> H2kz<*iiit> ist fs wichtig, iliü Lirsach«*!!, (Iti* Localisatiitu. 4l
Stadiiiiii der Krkniiikuni!;, feriH'r das Altor di-r F'iitimiten zu bcrürksichtigeD. I
Allerdings fjilt hier nicht immer der Siitz: Suld.it.i eins;» tollitur effectoic, teB
auch nach Auflindinig der Ursache ist eine seiiiiclle Heihitig nicht ohne «reiteret ril
Sicherheit zu emarten. Für das Eczema seliorrhoicum ouipfiehlt sich tnmr !•■
sprechung im Zusammenhang mit der Seborrhoe'. H
Die rlienrischet) Schädlichkeiten, die ein Ekzem bedingten, müssen fortan fffl^l
halten werden, eine Fordi-rung, die besonders bei den liewerbeekzonM.'!» oft «dWI
zu erfüllen ist. Kkzeuipatienten oder l'ersunen. die leicht zu Ekzeini'ii neigt»ii. ist ^1
Aufenthalt an tler !>ee zu untersagen. Hat »^irh Iiii-r ein Ekzem ein^c>8tellt, wi UrI
falls sich bei Behandlung nieht bald eint- l?i'ssenuig einstellt, die Abreise .ingenlkil
werden: im <jegen.satz hierzu stehen (liejcnigfii Kranken, besonders Kinder, bti tttal
das F^kzem auf .scrofulöser Basis beruht: durch Besserung der Scrofulo.se in Folgeial
Seeluft und Se<'bädern wird auch das <Iarch erstcre bedingte Ekzem günstig lieiMotel
l'as Eczema solare hlsst sich vermeiden oder nuldern, wenn man, besontlmb"!
Btjrgtoun'u oder an der See, das Ciesirht prophylaktisch mit einem inilitTrnnlnl
Puder ein]iuderji oder ausserdem noch einen Schleier tragen und die Hunde iMl
Handschuhe schützen l:1s.st. l)a.ss bei einem bereits bestehenden Ekzem jt>der tWrl
mische Keiz hintangehalten werden muss, ist .selbstvetstäruUich. .Man wird daher ■'inxl
Patienb'n mit einem (iesichtsekzem verbieten, sich den Sonnenstrahlen, sowie i'M
Hitze der hanipi', des Ofens imd des ivochherdes auszusetzen. Bei Personen, diftB
Ekzemen in Folge von Kältevvirkung lu^igen, l.'isst man [irophylaktisch die Lipl«!
mit Lippenpoinade', die Hände mit l,aiioliiicreme' einreiben und einpfieiilt deiii'-B
br.'tuch weicher lyederhandschuhe. I
liie iiiechani.schen Schädlichkeiten las.sen sich meist leicht venneitlen, resji. i< H
.seitigen; nur der durch innere Kraukheiteir gesetzte .luckreiz ist schwor zu bekäni|i!':' I
Bei jeder localen Ekzembeha ini I uiig ist eine besonders genaue ßeobacbtunil
er(Vtrd"rlich, weil ilie Therapie häufig individuellen Schwankungen unterliegt. I
Stehen beim acuten Ekzem die Entzünthmgserscheinuiigen im Vorderjrrumi ""I
Symptome, so ist imtiphlogistisch vorzugelieii und zwar mit l'riischlügen vnn BIr 1
was.ser, 3proc. Borsäurelösung oder l)eitleu zu gh'ielieii Theib'u, ferner mit Ie-I
.schlügen von 1 prum. 'rhvmolb'isung, '^.|hüc. e.ssig.saurei- Thonerde oder i/« {troc- /•'O^'l
sulfatlÖ.siiMg, schwaclier Kaliiim|)ennaiig:(narl(ismig oder Kamillenthce. l)ic L'niscbJifl
müssen, soliald sie wann geworden .sind, gewechselt werden. Bei sehr stafL'l
Schwellung einzelner Tlieile sind ilie geiiamiteu Umschläge auf Kis zu knhl^l
oder es ist von dem Leiter'schen Kühlapparat (icbrauch zu machen. B»l
einem Ekzem, das bereit.s von ariderer Seite mit einem in seiner Ziis:uuinn-I
sctzimg nicht bekannten .Mittel behandelt ist, verorilnc man im Anfang kein lU-" 1
praeparat; das erste Mittel kann vielleicht Schwefel enthalten haben, tjs bildet «t»l
alsdaim Si'hwefelblei, das sich in seiner dunklen l'"arbe auf der Haut, speciell *»l
Gesichts, recht unangüiwlim bemerkbar macht, .\ehnlich liegen die ^'e^h:^ltuL»c t«'l
der Anwendung von Schwefel- uiul <tbiecksilberprae|Kir;iteii, bei denen sich eine dunbll
gefärbte Schwefehiuecksilberverbindung ergiebt. .Mit Rücksicht auf die auch n»"*!
äusserer Anweniiung von Bleiprae]Kvraten besonders bei Kindern beobachU-ti ' 1
cationeir .sei man mit der Verwendung von Bleiwas.wr und llieisalben für aii-_' I
Stellen und für längere Zeit recht vorsichtig. Muss aus irgend einem (.innide «'*!
der feuchten Behandlungsweise zeitweise, während des Schlafes, des Verl.TS*«!
der Behausung etc. Abst^iiid genouiiiiea werden, so treten an ihre Stelle die Str»!
pulver, Talcum Venelura, Zinkoxytl, .\iiiylmu, Federaiaun u. älinl., denen man g^l
gebenen Falles zur Parfüniirung lü— 21) pt't. Pulvis radicis Iridis Florentinac »l
setzen kann. Bei sehr ausgebreiteten, speciell den universellen acuten KkiccKal
machen diese Puder den Haupttheil der Behandlung au.s. Iier im Bett befindlici»!
Patient wird alsdann di<'k eingepudert untl in ein mit l'tider bestreutes Laki ' "l
und möglichst leicht und luftig zugedeckt. Handelt es sich nicht um ein i. I
sondern um ein pa[tulrises oder vesiculöses Ekzem, so lässt man, un» deu r<"J'J
besser haftend zu machen, erst eine dünne Schicht Olivenöl auftragen. Contrrrn;(lif"l
ist die Anwendung des Puders auf deni behaarten Kopf, da sich hier 1. 1
Verfilzung der H.aare einstellt. Erfahrmigsgemäss hat sich gezeigt, das.s lu; n I
Ekzem der Zutritt der Luft schädlich wirkt und un;uigcnelim empfunden wird; irl
selben Nachtheile bewirkt jeder andere vou aussen einwirkende 1{(mz; e-^ mii'''W*I
clni
I
rliilirr sicli hnnihrr'nflo »•kromtiiiis (Tkraiikti' ri.'iiitNipll<>n durch mit Pu<lfr ;innirlc
Vi'i"l):ui»l- (iiiclil Saliol-) \V:itti' (idi-r Vi-rhilmlc vi>r fii-ffi-uscitimT Berührung geschützt
wcrdfii. NiH'li M-liiiillidicr, als licr Luftzutritt, s<>llf4', wie ni:iii bis vor Kurzem ,111-
ii.'ihin, die Ai)wcii(iiiii^ von W.'i.sscr uml Seite wirken. Wenn auch zugestanden werden
muss, dass gewiiluiliclieis VVaiiser und .Seife nicht immer von der ekzem.-itös erkrankten
Haut vertriifron werden, so nu'issen wir doch ziigebc^n, diiss in nelen Ffdlen durch
Wasseranwendung Nutzen ^^Ipist^t wird. Wir können durch kein Mitt<-I die krank-
haften Auflap^nmgen der Haut hesser entfernen, als durch ein Had. Oft leisten hier
Zusiitze von Kleie und Knuiillen oder heiile f;!eichzeitig gute Dieu.ste. In Fällen, in
welchen die Entziindniifr und das .lucken durch kalte medicamentöse Umschläge
nicht f;<'inindei-t wer(!en, erzielt man <lnrch inöKlirhst heisses W.asser oder hei.sse
tiiedicamentöse I.,(isungen ^uto Erfolge und zwar bcsiinders heim Jodoformekzem. Zur
Vermeidung von Kkzemen hei Anwendung von antisejitischen Streupulvern hedeckt
man hei emplimllicher Flaut die l'mgehung der Wunden von vornherein mit einem
Streujuilver {in|)n)i'. Fior-Talcum). Heisse Sitzh.'Uler wirken oft auch günstig bei
«li'in Kratzekzeui der Vulva, des Penis und des Scrotum, da diu-ch d;us heisse Wasser
die Ursache des Kkzems, der Pruritus, getioben wird. Mohr berechtigt als die Per-
Iiorrescinuig des Wassers beim acuten Ekzem ist die der Antiseptica, die zum gi'össten
Theil ein Ekzem hervomifen können, flie antiseptisehe Beliandhmg der Ekzeme
wird von dem Stand()iinkt, dass das p'kzem eine ansteckende Krankheit sei, abge-
leitet. |)iese .Ansicht ist aber nur bedingt richtig. Penn von einer hifertinnsnifig-
lichkeit iles Ekzems kann nur insofern die Rede -sein, als mit Eiter versehenes Ekzem-
«>cret diin-h Kratzen in bisher intacte Stellen eingeimpft wird.
Waren die .soeben genannteii Maassiiahiiien ziendich milder Natur, so muss hier
erwähnt werden, dass gerade hei dem durch .sein .Jucken .stark belästigenden acuten
jiapulö.sen und vesiculösen Ekzem oft durch energisclie Anwendung von Theer ent-
weder rein oder in spirituöser Lösung gute Erfolge erzielt werden.
Nachdem das Ekzem das St-idium der Blü.schenbihlung erreicht, kann durch
I^Rj-soi-ption des Vesikeliidi3lt,s eine restitutio ad iutegnun. die Heilung, einti-eten,
o<ler aber der 1'roce.s.s schreitet weiter fort, indem sich d.os Eczema inadidans
oder das Eczema pnstulosum bildet. iKis Eczema madidans wird meist durch medi-
camentöse Um.schinge. die gegebenen Ealles durch I'uder ersetzt werden, erfolgreich
bekämpft. S.dben unti Kette wi-rden gewöhnlich auf nfi.ssenden, ekzematösen Stellen
nicht gut vertragen, oder man muss Fettmischungon mit einem grossen Procentgehalt
fester l'estandtheile. wie das Ziiiköl'" oder riie Pasten*, in Anwendung ziehen. Hie
Uelierhiiutung der niLs-senden Stellen wird oft duri'h 'imal f.'iglich vorzuneluiieude
Einpiii.si'lungen einer 1 — 2pruc. Höllensteinlösung befördert, über die dann ein Puder
oder aber auch eine medicamentöse l.,ösung oder Paste kommt. Hat sich .aus dem
vesiculö.sen ein jiapnlöses Ekzem gebildr-t, so wendet m.an die beim cmstösen Ekzem
gleich zu erwähni-iidi'H Maassnahmen an. Bemerkt sei hier imr, dass bei otw.%s
lilngere Zeit be.stehendcn pustiilösen Ekzemen, die gewöhnlich die Tendenz der Weiter-
nufibreitung haben, oft gute Erfolge erzielt werden mit einer .schwach autiseptischen
Salbe, am zwecknifissigsten .t — lOproc. Perubalsam-I.anolin, das auf den Pustclinhalt
desinlicirend und gleichzeitig antiekzematös wirkt. Dieselbe Zusammensetzung, even-
tuell in etwas stärkerer f'oncentration. erweist sich auch als zweckmässig bei dem
durch Scabies bedingten Kratzekzem, bei dem man nicht genau eruiren kann, ob
das fifich vorhandene .Jucken tuir eine Folge des letzteren ist oder ob that.sächlich
noch l'eberreste von Scabies bestehen. Beim Eczema cnisto.suni ist die erste Auf-
gabe der Therapie die Entfernung der Krusten und Borken. Zu diesem Zweck«' werden
die Auflagerungen mehnnals am Tage dick mit Oel durchtrilnkt und mit öldurch-
trSnkter Leinewand bedeckt: darüber konnnt imilurchhlssiger Stoff, am besten Fla-
nell: im (iesicht wird eine Leinewand- und l'lanellinaske. für den beh.aarten Kopf
eine eheu.solche Kap])e angewandt, die durch angen.lhte Bän<lcheu oder Sicherheits-
nadeln entsprerhend befestigt werden. Erreicht man durch die ()ela]iplicationpn nicht
die Entfcnumg der Borken, so k.aun man die aufgeweichten Ma.ssen durch Wa.schen
mit :ilkalischem Seifenspiritus und w:irmem Wiusser beseitigen. Erst n.ach Ent-
fernung der Krusten kann die eigentliche auf das Ekzem gerichtete Therapie Platz
greifen. Hier kommen in erster Beihe f'ette in Betrai'ht, die :iuf die entzündete
H.iut einen günstigen, physiologisch noch nicht völlig aufgeklärten Einfluss aus-
üben. Zuerst werden indifferente Oelo und Salben, 1. Zinköl* (Ziucum oxydattu
- 12G -
CNrmn Ofiv.nruin ««), 2. üii;;ui'iiliim Hi.'liru', il:is abnolut frisch sein imit«« oi]rr >
dt» OpIs Y.'isoliii, (lax rnpiciitiiiii \ asi-lini pluiiibicuiii (Kaposi), oder
(GAldiuanii) t'iillialt«ii ninss, 3. Viisclin, 4. Luiiolin, boide rein twlrr mit
«nf» f, — lOproc. Borsiluri-, ö. 1'iipiciitiini und Pasta Ziiu'i, 0. Unffiit'ntmn Wi
Miim inollr 1111(1 H. KülilNaiben, tut- auf der Kifjenschaft des Lauolin»,
I •'II Wassors aur/iinrhiiifii, bcruliMi, zur Aiiwi-ndung gelogen w««rdco»^
di<- halben kann oiii l'udcr odor ausser dicsciu noch ein LeinewandverhanJ I
Hiit»'r Weglassunjr des l'udcrs ein Salbeiiverband kommen. Schreitet die Uoiloof I
l»*!»ti'lit aber noch Nässen, so können etwas differentere Salben, wie eine 2prc>c.
nripatttf;, eine 5— lOproc. weisse Praecipitat-. oder 2 — 5proc. Resorciusallw<
wnndung gezogen werden. Einpiiiselungen mit I — 2proc. HüllenstcinliVsua
»chleunigen hier hAulig die l'eberhäutung. Für die etwa-s umständliche Sali
cation sind in letzter Zeit mehrere Ersatzmittel angegeben word«"n, so di«
und rflasleriiuilie, besonders der Borsilur»-- und Zinkoxydpl1a,stor- resp. -Sallti
da.s Lliiimriitum exsiccans sterilisatum iPick). Ziukleimverb.lnde ouil dir
Ixt heim acuten Ekzem das Nii.ssen geschwiuiden unil da-s Stadiimi si|«
getreten, so müssen etAv;».s stärker wirkende Mittel zur Anwendung gv^xogen
loproc. weisse Praecipitat- tider Reson'insaiben, öproc. SaUcylsalben resp. -
oder -Salben- und -Pflasterrauile. l>as souveraenste Mittel beim schupp«nd«a
ist jedoch der Theer, der als Oleum cadinmn, Olemn Fagi, Oleum Rosci, ais ~
Riisci oder als der sehr zweckmässige Liquor Carbonis detergen» '-r ^•
kommt. Es ist Kegel, bei jeder Theorauwendiing zuerst an einer kl<
schwache Cimceiitration zu versuchen, so verwendet man zuerst öpi... la
ftiitT -Pasten oiler Theeröl. Diese Compositioiien wenlen ebenso wi»- «ler
mit einem Borstenpinsel hi dümier Schicht auf die erkrankte Fliehe
und darülx-r wird, mit Ausnahme bei den Pasten, dick gepudert. Statt
salben kann auch reiner Theer in dünnster Schicht eingerieben und
indifferente, am besten Zink- oder Wilson'sehe, Salbe oder Paste didE
werden. Der The^-rgehalt in den entsprechenden Zasammen.setzujig«n «rix^d
gesteigert, bis man schliesslich zum reinen Theer übergehen kann.
(lie der Theer in den angegebenen Anwendungsweisen zu stark reixtrnd «if%i
tragen häufig den Theer in Form der Theerbäder gut. Ist nun die Sei
KOthuug beim Stadium sqoamoisum des acuten F^kzems gescliwunden, und
noch eine geringe Spannung and SprOdigkeit der Haut, so haben
mit einer der genannten indilTeienten Salben stittzufinden.
Die Principieo bä der Brfiandlimg da chronischen Ekiems
denen des acoteo Ekuna, aar ■tu da« bei eisterem im Allgeme'
kende Maaaaiegehi Killliilw ■i»wii Betm chronischen nlrrrrnilrii
etwaige Kmtea mit hörn arataa Eeaeina cnutoeum durch Oelaaft]
und durch SeUeanwfanig «atferat «erdea. Auf die erkrankte Haut
die stärkerea heia EadikwuB de» acalen erastOeen Ekzenus rrtrihnau
hiermit «ine BunraBf mekt cnidt, w ■■■ das chronische
wie die chroiuHJMa mititinmäm aaiMilSaea imd vesiculiuren
Kaiiis einer T\f*ai»etamikmf tfeöM aut üngimtiun Wilkinsonü*
Führt dien« nidit xMB ZMe «dir «vd der Tlwer nicht vertiagva, •»
beim chroni»rl»m a§miti4em, aatt Kii »i/tdiBbildiing cinhergeheaden
lungen mit 2—'dyme. UMrmK>, mitiukt Chafpimnaek, zur
Entfernung der vewdiddM EpMaradiMaaKa mm uidite Blutmig
d:uin da» eknwiac^ tks»m ia «■ aa
gcl>enea GtmtiatUem tiAididt «rfted
mfiawHi n
pinarfMK kaaMHt dfa
tttr AwaadaM aad m
riecam «der aw &|H«e
nAartanattll. ^Mlifgit Van
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■— 127 —
Ekzpinl
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gi'H^iiif;'''' w<'nl<'M k.'iiiti. l'VriH'r isf ilir Hinzu füj^unp itus Sfliwofols zum TIuhm* wio in
ÖiT Wilkiiison'si'lii.'ii'' Salbi? itft von j;rns,scin Vortlinil. lias Kcz«m;i licIioiiDides wird
toiit lief Uniia'sclicii Sulili[n;it- (1 — 2proiii.), Karliol- (4proc.) Zinksalbe otler -Paste
IJfwrihnlii'li zur Hi'iliiiij; f^«' Israelit.
j Bei jrder Kkzi'iubf'haiitlluiif; iniiss im A\i(;i' belialh'ii werden, d;Ls.s dif I'atientiMi
sirli oft sehr schnell an ein Medicament ^ewnhnen, das dann seine ursprüiigliebii
Wirksamkeit einbüsst-, anderseits werden bestiunntc Arzneimittel länjroro Zeit pit
vertragen und rufen dann iikitzlicli, ohne dass ein plausibler (innul hierfür zu oniiren
Are, eine st.irke Ri'izung hervor. Die Ekzem-Patienten inü.s.sen daiier öfter iintersueht
>\erden; nfithip'u Falles sind die Mediramentc zu wechsidn.
l)ie l.iicalisatiim des Ekzems ist insofern von Einfluss auf die Therapie, als au
liestiramten fStellen mit bestinniiten aetiologisehen .Schätlliehkeitcn zu refhiien ist,
als ferner an erfahruiigsfjemäss emphmiürheren Stellen eine ent-spreeliend niiblerc
BehainlhniK Platz greifen muss, ausserdem aber, iler ('onfij;uration des Locus affectiis
entsprecbi-nd. ein passender Verband angelegt und auch ilii> Consistenz der Arznei-
niittel lieriicksiclitifct werden muss. So werden beim t-kzem des behaarten Kopfes
ini AlljjeuieiiTeu flüssigere Arzneitormen, Oele, Theerspiritus, Theeröl oder durch Zu-
satz von L>el oder Vaselin ifünuHiissif; gemachte Salben oder die viel Flüssigkeit ent-
haltenden Kühlsalben oder das Thilaniimm molle Verwendung finden. Beim Kkzein
der Oberlippe und bei dem Hartekzem, das an der OlteHfppe .seinen Ursprung go-
numinen hat, ist eine gleichzeitige Kehandhmg de.s N;Lseniiiiiern meist erforderlich.
I)ie bei chronischer Ixhiuitis sich .•tusbildeudeii iiililtrirteu Hk/eiue der Oberlippe
wenlen durch ( "oniftression nn't Streifen von amerikaiiisdieni Heftpflaster meist zur
Rückbildung geliraclil. Has l^kzem des Liiir.uub's wirtl gewiplmlieh durch Einpinse-
limg einer Salbe von .'1— r>proc. Hydrargyrtim oxyilatuni flavuin günstig beeinflns.st.
Heim Ekzem th-f (.lesichtes sind Seifenwaschuugen zu unterla.ssen; zur Ueirrigung dienen
Abreibungen mit Oel: e\entuell können beim chronischen Ekzem zur Entfernung vtm
Borken und Schiipjien Waschungen mit abgekochteni \Vas.ser, dem etwas Glyccriii
zugesetzt ist, und Mandelkbie oder einer neutralen Seife ab und zu erl;uibt werden.
Theer])raeparate sind beim Ekzem des Gesichtes zu vermeiden, ila sie hier häufig
irritirond wirken. Bei den stark juckenden Ekzemen des Scrotuni erweist sich die
Anwendung von Ai|ua Plumbi- um! ähnlichen Umschliigen, von Kühlsaltien, besonders
mit Theer, von Thilanimim mollo allein oder mit Atpia Plumbi oder .3proc. Rorsäurc-
Ifisung zu gleichen 'llieilen oder das l.inimentinn exsiccans mit Saiieylsäure, Kesorcin
u. dergl. von Vortheil. Als Nerb-inde kommen in der Genital- und Analgegend
Suspensorien uml T-Binden zur Verwetnltnig. Hei den chronischen infiltrirtcn Unter-
schenkelekzenien, besonders den varicösen, ist von di'r Theerapplicatiou Abstand zu
in'hmeri und statt ihrer Saiieylsäure, Ke.sorcin, < 'hrysarobin, Pyrogallussiiure und
Menthol zu viTwenden. Pei den Ekzemen der FAtreuiitali'u mü.ssen die sehiidlicheii
Momente der Blutstauung mngliclist aufgi'hnben und dementsprend eine Siis]ii'nsion
resp. ('onipre.ssion dnn-h Bintlen angeordnet werden. Heim isolirti'ii Ekzem der Hohl-
liilnde wird meist ein schnell eintrocknendes Vehikel, wie Gelatine, Linimentum exsiccans.
Traumaticin (für Chrysarobin) oder ein Pflastermull zur Anweinlung kommen.
.\ls Palliativmittel gegen d.^s .lueken kommen Betupfungen mit juckstilleuden
Mitteln wie beim Pruritus' zur Anwendung. Hierher gehören *J— 3proc. Karbol-
lösungen, 1 — 2prnr. Salicylspiritus, ferner eine Miscinuig aus Mi-nthnl i2— o pCt,),
Aelher aceticus (10 pCt.), Spiritus. Von inneren juckstilb-ndiMi Mitb'ln kommen
Plienacetin, Antipyrin und Chinin besomlers bei anfallsweise auftretendem .lucken in
Frage: eventuell nuiss für die Nacht zu llvpnoticis die Zuflucht genommen werden.
I>ie interne Behamllnng des Ekzems hat, iusidern als es sich um eine .spccitische
handi'lt. wenig Werth. |)er .Arsenik enveist sich nur in wenigen, chronischen, Füllen
von Vortheil. Bei arutHm nntl dem durch Magendarmstörungen bi'dingten chroni.schen
Ekzem ist der interne (Gebrauch des Arseniks ilirect contrahniicirt. Die Erfolge, die
l^ewin mit der Darreichung gro.sser Ergotiiido.s<'u erzielte, siini von anden'r Seite
niidit bestätigt worden. Magegen kounnt der iiitenien Behandlung eine Beduutmig zu,
wenn es durch dieselbe gelingt, ilie innerhalb des Organismus liegende Veranlassung
des Ekzems, Nephritis, Diabetes u. 8. w., zu heben oder zu lindern.
Bezüglich der Behandlung des Ekzems im Kindesalter mii.ssen wir auch zwischen
den durch ilussere und den durch iimere rrsachen bedingten unterscheiden, wobei
im Auge zu behalten ist, dass nicht selten beide Ursachen gleichzeitig einwirken.
[lilkxfni
— 128 —
ElaotiMHTwl
Abgfsi'hon vihii Eczfnia Iiit<Ttri;r(i liiulct sicli l>ci iilM'rin;l.s.sijt ('••tti-ii ••hvtTpn»!
Kiiuk'
Ucbr
tlltTNoll
fli'ihc
ibci
lli-il
Kürjtfrs in den versfliicdi-iisten Fonin'ii uiiil Kfflün'.si-cnzoii auftn-feml'
iMian>ri'ni'hni.sti'n zeigt .«ich (];is j-^kzrni in l'"i>nn (lt>s iiilsseiidr'ii miil cru-
Kopf lind im (iesicht. Mic hei älterpii Kiri<lcrn :iiil'treti'nden Gesichts- nml Kyl
rkzi'ino. (lif noch vielfach als srrofulris»' hrzficlmet wcrdi-n, sind f;ist au8n:üim'»l
durch Pedicuio.sis capitis, und die auf dem Körper verhreitfiten nicht selU'ii ik
Scabies bedini^t. Eine enisU-re Kri<rankuii^ knan das Ekzem nur iusofcrn rrp
wntiren, als von den Laesionen der Haut aiLS sich ein Erj'.sipol oder ein«? Lymphsl
ptiB und Lyniphadcuitis bilden kann. (ielingt es nicht bald, die C'siiisa morhi. 't>l
Obesitas, zu beseitigen, so warne man vor zu vielem Experimentiren beim NaLnuc-l
Wechsel, vor Allem aber davor, ein sonst blühendes Kind wegen cincis Kkzenu nt|
der Bni-st zu entwöhnen.
Bei den rnistösen Ekzemen müssen in erster Reihe die Borken ontferrt
Oft vertragen die Kinder abs<dut keine Fette, weder Oi>l noch Salben: aurh
im (iesicht beim pajMilö.sen oder nilssendeu Ekzem etwa zur Anwendung kKninirir^l
f'nder bringt keine Be.sserung. Hier erweisen sich Einreibungen mit 8ahuc i^\
häufig fri.sch zu befeuchtende, nicht zu oft zu wechselnde üm.schläge mit '^l"» [
Korlösung «der von Kamillenthee von Nutzen, Bleiw;isser ist wegen der Intoxir.it)ite-|
gefalir zu vermeiden. Während des Schlafes braucht man die Draschläge nicht t[
oft zu erneueni. Von Vortheil erweisen sich ferner mitunter hei Kinderekiecnl
Abkochungen von Vaccinium Myrtilli, die mittelst eines Borstenpinsels aiifgvla{a|
werden. Die BehaLullimg der durch I'ediculi oder Scabies bedington Ekzemf
Kindesalter ist ilieselbe wie die beim Erwachsenen. Nur sei hier noch empfohl«!
öfter eine rrinuntersuchung vor/uiieliinen. da erstens Ekzem bei Kindern
Säuglingen mit einer Nierenentzündung romplicirt ist, und zweitens <li»>se hei i)<»|
emi)fiii(llichen Organismus tles Kindes sich nach Anwendung der Balsamira
sonstiger scliHrferer .Mittel, die zur Bekätn]ifung der Epizoen gebraucht ww
einstellen kann. Mie Enipfiiidlichkeit rles kiiuiliclien Körpers sowie der Haut ist wil
der Grund, dass man bei der Ekzembeliandlnng des Kindes im Grossen und <iaiis*|
den Theer nur selten anwenden uiul gegebenen Falls nur in schwächerer VerdQiinotl
benutzen soll. Meist kann er durch Salben von weissem Praecipitat in verscbi*<ii>|
starker ('oncentratidn. durch Resorcinsall)i'n und ähntiches ersetzt werden. Auch
Brauch, kleine Kinder täglich zu badeti, wirkt oft als veranla.ssendes Moment füfil
Auftreten von Ekzemen, da die Haut hierzu ihres natürliclien Schutzes, des Fe«
lieraubl wird. Weim Bäder bei ekzematösen Kiiid'i
si<; noch Kleie oder Kamillen oder tjeiiles zusamn
oft in zu au.sgcdehnteni Maa.'ise
zur Anwendung konmien, sollen
als higredienzien enthalten.
SAALFKUt
EueiB Jaei|. Palinrnüaltuni: iiiis der l'nlerriin. der Coroiylinie (Paluite*), lar Trihns der Cuii*l«>
(t'oco^'t pphorift. E. (cuincensi.« L.. Opliialmc. wichtiger Baum des trnpisclini Afrilm.^. mit bis 40 Kiw« 1
dickem, aorrf'Cliteiu Stamme und kleinen FiUcltten. welehe »ti «00 — 800 im KoUien xii!(«mnienL-.-<tr '.
pflaumenulinliclie, tauben- bi« hühneroifcrosüe Frucht ist gelb bis urangeroth. kahl; da« Fniehttr
reich an Fett iralmOll, von butterartiger Confistenz und, friscll auifgepresst. lebhaft omn^i';;,
Lnft wird e» bald woi»^ und ranxif;. E." wird natnenUieh an der WettkUüte Aftikac ausgenihit. .i. ,|,. tnm
llftit einen knorhenhurten eifftnuigen, t*rhwach ^tkantigen Bleinkem Ton BuhnengrOsse, in wi9leh«*m ein I
fettreichem, hornigen, in der Mitte liuhlen Nabrgewehe «ittt. Dax aus diesem in Europa ßewoniioni* Fl
kannt als Falnik ernOl. Es wird wie das dem Ueaokarp cotatammende Fett zur Seifonrabriention baosW^
M.
£lftOOCftrpilB L. Pfiantengattung au& der Familie der Tiliaeeae'. ausgezeichnet durch x, f
/.Hhnle, in der Knospe ctiiwUrlji klappige Krunbliltter und das t^ammt dem Fruchtknoten auf drU..,
emporgehiibene, von der Krone gelrennte Androeceuin. Staubbeutel mit (|nerer Kluppe aiir>^-<
Elaeo C4r p •■ A ei. BSume und Strtfarber de^ tropischen Asiens, Australiens und Ostäfrikas. tletvn Frac]
rielfarh gegessen wird, tiie BlKtter der meisten Arten sind adstringirend, die Rinde ist aroniatiscTi oim
und gerhstvffreich.
M.
£IA60C0CCQB Cominers t^= Klaeocoeea A. Jim.) Pflantengattung der Farn, der Enphor h i a c r ar
Crotoueae*. jetxt als Section der Oatlung Aleurite*' einverleibt. Nur wenige Arten li.'i
tropifchrn tislanien.. und der Inseln de* *tillen Oceans, mit grossen ^teinfruchtartigen KrUet.
Bxokarp fleischig. I*ii* grossen Kamen mit holziger Schale und hartem, fettreichen NHbrjr.
E. Ve rn ie is Jnss. (c= II ryandra Vernicia Correa, Vernieia montana Loureiroi. ein Baum t'hinw"'i
eoau« Juss. (^=Alenrites cor data R. Br.. Prvandra cor data Thunb., I>. ölet fe ra Lam.i, odt Q^^
liefern »ur Lackhereilung virwendete« Fell, ebenso wie Alenrites laceifera Willd. (= Croton >roi..
I.. p. p., t:rotun laceiferum L.) Ostindiens und Alearites molueeana Willd. ('s A. trilnb» Forrc'
troptta fnnluccana L.) der Slolukken und Ceylon«. ^
Die Hamen der Elaeococensarleo enthalten ra. 40pCt. trocknende Gele, welche ans den Gt\ i
margsriiisSate, C|-Ha,02, und der HtearoKlnre, C't.HvftV bestehen sollen. .Sie .^ind llUssig, Terwi,<
Liebt in erst bei .'12" schmeltende* Fett. Oie ElaeococensOle wirken abweichend von den
Kuphofhioeeen (Crelon, Jatropfaa. Anda etc.) nicht pnrgirend. P
lapuptnir
i'2r>
KlHlorhiitil
ICOptone »lu'l dl" nuMtigün AnUinle iulcb«r anlhorisrlicii OeW', ilir in ilrr Kfl
BlolTv Miifueliriilrn.
8.
leosaccbam ivon ikmov Od »ik! mixj^npm Zucker abgeleitet), Oelz uckcr. sind iiemuiij:e
letlirrisi'lipr Oele mit Zucker, im Vi-rhältuiss 1 : 50 Pli. 0. III, d. i. 1 Tropfen auf 2 g Zucker.
pie sitiil jedesmal Irisch zu bereiten, da bei längerer AufhewalirunR das fein verlheilte Ocl
picht nur abdunstet, sundern auch leicht verliar/.t, und dadurch das Klaeosaccliarum in gleicher
ITcisc an Wirksamkeit wie an tJeschmaek und Wohlgeruch verliert. Aus denselben Gründen
rfolgt ilic Abgabe an den Patienten in gut verschlossenen Gläsern, bei getheilten Pulvern in
Vachsp.'ipierkapseln. Elaeo.sacehara linden besonders in Pulvern, als Geschmacks- und Ge-
^ ruchsc(.rrii;entien oder wegen der Wirkung des aetherischen Oels, hauligu Verwendung.
^_ Als i.lclzucker werden auch die Verrcibungen von Zucker inil der äusseren Fruchtschale
^Bder Cilrone und Orange, Elaeosacchanim ll.ivodinis Citri und .Viirantii (eine Frucht auf etwa
^BK) g Zucker'), sowie mit Vanille (im Vcrhältniss 1 : 10) bezeichnet.
^B KAAKE.
Elaul
aidin^anrey ('ln*ri<'^^ isomer dor DuUfturp, üii« wt^lnlier «It* durcl» Einwirkuiitr von rtul|iPtri|{rr Süuro eitUtplit, («I
rp«! iinl l>r>'>talltsirt iu> Alkolinl in HlJIttcbcii. Srhin|i. 44 — 4;i''. In Alkohol int tw »ehr leicht lOtlieh. Si« rer-
biudrt «ich direct mit Brom iiud lerfullt beim Sehmeliea mit Kali in E.'Miüslare und Ptlmitioslnre. Ka< dorn Ueber-
ig des Aduigen TrioleTni in fette« TrieUIdin berabt die KUTdinproh« bei der l.'ntonucbunK der Oele.
.SFIEOEL.
jlaphOmyCt^Bt fine AskomyrelenKuttunK »»it lier Fkuitlie der Tu be rao« ae* lTrllffel|>ilze), von den Trllfft'lu unlnr-
^^ •cbifiltMi iluroh dio fMt holzige Ii»rto Binde der im Innern xu einem «ebwftntßn Pulver xerfftllenden. nnlerirdi-fcb
^^«icb entwirkelnden FruefatkOrper. Bei iinii in Kiebtenwlldeni hlinflg: E. cmn u latuii Fr., HirKObtrUffol. in der
^^^fkarmitein itlrtBolftu« ccrvina^, HiniehplU, bekannt. Dient beifondera in der Veterinterpraxi« aU Aphrodi.iiaeuni,
B>pt
tphrinui Jaeq. Pflnntengsttnng, welche neuerdingi ils Unt«rg»ttang «ur Gattung Burcera Triana et l'loncbun
^^gpsogen wird. E. tomentoKum Jacq. = Bnrsera tomnotova Triana et PI. liefert Tacamabacu.
H.
Elsterinm, Extractum Elaterii. wird aus den Früclilcn von Ecbaliiim* Elaleriuin s. Mo-
mordica Elaterium, Esels- oder Spritzgurke, gewonnen. Der Name Spritügurke leitet sich von
' Jer Eigenthümlichkeit der Pflanze her, bei der Reife die Flüchte von ihrem Stiel plülzlich ab-
dustossen; durch die so entstandene Oi;fl"nung wird dann gleichzeitig der ganze Inhalt der
»rüchte, Fruchtsaft und Samen, bcrausgoschleudert. Man hat aus der Pflanze Prophetin.
Skbalin oder Elaterinsäurf, Hydroelatcriii und Elaterid gewonnen. In den Früchten findet
tteh neben einem amorphen Bitterstoff, Wein-, Citronensäure und Zucker Elaterin, dem die
*flauze ihre therapeutische Wirkung verdankt. Zur Gewinnung von Elaterium bringt man
Tnichtsaft der aufgeschnittenen Früchte auf ein Haarsieb. Die abgelaufene l'lüssigkeit wird
lach längerem Stehen dckanthirt und der satzmchlarligc Bodensatz bei massiger Wärme ge-
trocknet. Die so erhaltenen leicht zerreiblichen, schwach gekrümmten, grünlich oder gclblich-
ranen Kuchen mit feinkörnigem Bruch stellen d;is Elaterium album s. anglicuni dar.
)asselbe soll 20 pCt. Elaterin enthalten, doch kann dieser Gehalt im Sommer bis auf 40 bia
50 pCt. steigen. Ein mindcrwerthiges Producl, da.s Elaterium nigrum, mit kaum 5 pCl.
"Slatcrin wird aus dem Saft der zerquetschten Früchte durch Eindampfen zum Extract erhalten.
Elaterium ist ein äussert heftig wirkendes Drasticum, jedoch ist die Stärke der Wirkung
rescntlich von der Zeit der Einsammlung abb äugig, da der Gehalt des wirksamen
ülaterins nach der Reife der Früchte bis auf 0 pCt. herabgeht. Da Elaterin ein Säureauhydrid ist, so
rirkt Elaterium, wie dies bei den Abführmitteln* bereits erwähnt ist, nur bei Gegenwart von
jGnIlc. Elaterin zeigt nach der Resorption eine Einwirkung auf das Nervensystem, wie dies
'auch bei Thieren festgestellt ist. Wird das Mittel diesen .subcutan oder intravenös einver-
leibt, so tritt nur die nervöse Einwirkung zu Tage, nämlich Bewusstseinsstöning, Speichclfluss,
.\nacsthcsie und Dyspnoe. Erbrechen oder Durchfall fehlt stets, ebenso jedes Zeichen einer
Darmentzündung. Letzteres erkl.irt sich dadurch, dass die Einwirkung der Galle fehlte. Die
örtliche Wirkung bei stomachaler Verabreichung erfolgt durch directe Reizung der Darm-
scbleimhaut, nachdem die Umsetzung mit der Galle erfolgt ist. Bereits nach '/z — 1 Stunde
erfolgen wässerige Entleerungen, nicht selten auch schon bei Anwendung medicinaler Dosen,
von Kolikschmerzen, Erbrechen, Kopfschmerzen begleitet. Grosse Dosen (mehr als O.G des
frischen Saftes und 0,01 Elaterin) können den Tod herbeiführen. Die Ausscheidung erfolgt
durch Stuhl und Harn. Beftcbtenswerth ist, doss Elaterium auch in die Milch stillender
Frauen übergeht.
Elaterium wird bei uns nur selten angewandt bei Obstipation, BIcikolik, Hydropsien und
ils ableitendes Mittel bei Rückenmark- und Leberaffectionen. Bei geschwächten Personen,
(indem und alten Leuten erscheint sein Gebrauch contraVndicirt. Wegen der l'nregelmässig-
kcit der Zusammensetzung dieses .sehr energischen Mittels hat eine verbreitete Anwendung
bisher mit Recht nicht stattlinden können. Dagegen ist durch das Elaterin. dessen Wirkung
oit dem Elaterium identisch ist, die Möglichkeit einer genauen Dosirung gegeben. Dosis des
Slaterium album 0,00.5—0,03, des Elaterium nigrum 0,01—0,0.") in Pillen 2— 3 mal täglich.
Elaterinum. Elatorina, Momordicin, Elaterine, Elaterin, ist in den Früchten
'je nach der Einsammlungszeit in wecbscluder Menge enthalten. Während man im Juli 0,4 bis
U. I. iabreiob, Euejrklopaedie. tl. Uand. y
%
IKluti'riiim
130
KlekUinlMl
0,5 pCt. iiiilrifft, ^l<•ig( der (iclialt an Elaterin vor der Keife im August '■' *"*'"'
im September gän?,lici> zu verschwinden. El.itcrin entspricht der Formel C.
El-itcrins;iurcnnh)drid anzusehen. Es bildet kleine, farblose Tafeln von ii.. .■-
die luftbestiindig sind und einen bitteren, scharfen Geschmack besitzen. W
W.'Uiscr unlöslich, in Aethor schwer ISslich sind, lösen sie sich in siedender:;
AlknlicD leicht. Bei 200" schmelzen sie unter ficlbfärbuDg. Zur Darstellung
wird Elaterium albuin mit kochendem Weingeist ausgezogen, mit Wasser g<::.i..
hcis.sem Alkohol umkrvstallisirt.
Dosis 0,0025—0,00.5 2— 3 mal täglich iu Pillen, Pulver oder Lösung.
Proplictin, (V^ab^T' <^>" ir**lblich¥reitifieF. bilt«rf4 PiiWcr, wenig in Wui^er. leicht in Alkohol ontl J
liiili. Ausser in Ecltiiliiim Elnicriiira ist o» in den Fruchten Ton Cncumis rroip|i<*tanini outhalt*.>ii OVittLIvr).
raff vrrdflnnWr Halimllnr«? ^pftlt4^t pa in 01yko«c und Fro|)hi*ritin, Cj^spO^, ein nntorphps llarx.
llf droOIato r in , C3„lI,,,Or^ i>iu Mniorpher >;elbcr KOn*'^r, in Wuifier. Alkuhut und Auther l(t»ki4tXi,
Elatcrid, Cy^llxt^^. iichArf bitter, in Alkuliol, Alk^Iinn lOsUch, in WoeArr und AiUhor uulOylti'l*
Ekhmlin üdcr El atorin tKorp ut vm Walt nolipn anderen BitlorvtofTpn auR Ecli»llum (
weiches Uafx dargestellt worden, Ut Ton »ehr bitterem kratzendem tiefiehniack, lOiit sieh sehwror >r
in Weiii|Eei*t, Aethvr Bud wlaiorigcn Alkalien. Von Salpeteniluro wird ob mit »eiarotlier Farbe outii .
Zeriietsung gclnst.
(JÜEL.
Electuarla {to ixiety/m. d. i. ein Brei zum Lecken), Latwurgeu, von Frauzoaen, Fii;:lw''^|
und .Amerikanern Confectio, von Erstcrcn häufig auch Opiat genannt, sind I
misehungeii von einer Consist^nz, dass sie nicht fliesscu, sich jedoch mit dei
abstechen lassen. Sie bestehen aus meist veget.nbilischeti, seltener miueraliscben 1';
Salzen, die mit tittracten, LSinipen, Honig, Pflaumen-, 'famarindenmus etc. verarhHt
auch Tiiicturen, Balsame, fette und aclherischc Oele etc. können in Latweiv
werden. Ph. (}. III bestimmt hinsichtlich ihrer Bereitung : „Die festen Stoffe ri;
Pulverform verwendet werden und vor dem Zus.itzc der flüssigen oder halbflüssij;eii Üt'-'.
ihcilc unter sich gut gemischt werden: sind mehrere der letzteren vorgeschrieben, to i>i\
auch sie vorher iu der Weise zu mengen, da.ss der dickere StolT allmählich mit du
verdünnt wird, wenn im Einzelfalle etwas anderes nicht bestimmt ist. Zur Aull
bestimmte Latwergen .sollen, sofern sie niehl leichtflüchtige Bestandtheilo enthalten.
Mischung kurze Zeit im Danipfbadc erwärmt weiden. Latwergen müssen durcb.i .
massig gemischt sein." Das Erwärmen ist für die naltbarkcit der Latwergen vou W:
da diese .sehr leicht in Gährung übergehen; m:in verordnet zweckmässig, zumal w..
wärmeren .Jahreszeit, nur einen für wenige Tage reichenden Vorrath oder liLsst (]!■
etw.ns derbe als Electuariura spissum bereiten. Sollen specifisch sch-were \
Latwerge verabreicht werden, so miiss die Cousistenz natürlich gleichfalls eine den
Die Latwerge war ehemals eine sehr beliebte Arzueiform; der Theriak und
diese in früheren Jahrhunderten so sehr geschätzten Medieamcnle, sind Repraesent
selben; jetzt ist .sie fast nur noch iu der Kinderpraxis gebräuchlich. Sie ist für s. .
angenehm schmeckende Mittel zn empfehlcu, welche in grösserer Menge zu nehmen
die daher die Pillen- und Pasfillcnform weniger geeignet sind. Um einen üblen '•
noch mehr zu verdecken, kann mau das Eloctuarium iu Oblaten nehmen lasseu.
diffcrcnten Mittel ist es seiner ungenauen Dosirung wegen zu vermeiden.
Officinell ist das Electuariura e Senna*.
BAASE.
KlektricHael« Die elcktrisehcu Erscheinungen zerfallen unter mancherlei Ucbergäiiiti.-n
der statischen (ruhenden) Elektricität und die des elektrischen Stromes (strömeud».- ^h':\
Statische Elektricität. Ihre Erscheinungen werden am einfachsten durch \'
verschiedener Körper an einander lier\orgeniffu; liierhcr gehören alle Harze , !
Schwefel, tilas, Gummi u. s. w. : Metalle sind dagegen auf diese Art nicht clil
machen. Es liegt dies nur daran, dass sie in ihnen erregle Elektricität schnell for'
dass der elektrische Zu.stand nach aussen nicht zur Wirlning gelangt; die crstgen:iniJi
dagegen, welche die Elektricität festhalten, nennt man Isolatoren. Zwischen beiri
von Körpeni stehen die Halbleiter, wie Alkohol, Holz, trocknes Papier. Die EUk
die erzeugt werden, wenn ein Glasstab und eine Schellackstange mit Seide gerieben »«'^1
stehen in einem Gegensatz zu einander; man nennt sie positive oder G las-Eleklrit'-''f
und negative oder Harzelektricität. Zwei gleichartig geladene Körper stosscu ciiiw-
ab. während ungleichartig geladene einander anziehen (Goldblattelek troskop). — Aü-'i
oben kurz angedeuteten Thatsachen beruht die Hypothese der elektrischen Fluid», wcl*^l
wenn sie auch jetzt nicht mehr als wirklicher Ausdruck der Thatsachen betrachtet wirf. •'I
der rechnerischen Betrachtung der elektrischen Erscheinungen einen gutea Leitfaden ab(i^|
Gegenwärtig betrachtet man die Elektricität als eine besondere Zustand»- resp. B«wtfal
form des Licht-aelhcrs. — D.is Wirkungsgesetz der Elektricität ist von Coulomb lutfg^
(1785). Zwei Elcktricitätsmengcn e und e', deren gegenseitige Entfernung r ist, wiricoi '
d. h. nach demselben Geseta, welches
e e
einander mit der Kraft k = — - —
r^
zwci(.'r Massonpunkte regelt (Gravitatiousgesctz von Newton). Dos
die Amiek*
Couloiab*«ehe »>•
l(»ktriri(«i>l
— 131 -
Klcktricitact]
PI
I
lehrt ans. die filfklriuitritsinciigcti in iibsolulcm M;iu.ssc xu tnus.Hüii. (Dem absulutun Ma:i&>>-
■ystem liegen die Eliihciteii der Länge, Maasse und Zeit zu Orunde: im C. G. S. System
■Ccntimeter. Gramm und Secuude.) Einheit der Kraft i.it diejenige Kraft, weicht.' der Masüen-
cinheil in der Zeiteinheit die Einheit der Geschwindigkeit erthcilt. Zwei gleiolie Elektrioitäts-
leugen, die von einander um die Jjlingeneiuheit entfernt sind, enthalten jede diu Einheit der
tektricität in absolutem Mnasse, wenn sie einander mit der Krafteinheil anziehen.
Aus dem Coulomb'achcn Gesetz folgt, dass das Potential' einer in einem I'unkt ver-
_ einigten ElektricitütsmeDge E in einem Punkte, der von ihr die Entfernung r hat, gleich —
t. Unter Capaüitiit eines Leiters versteht man diejenige Eloktricitätsmengo, mit welcher
\r geladen sein muss, damit sein Potential den Werth l habe.
Influcnzclcktricität. Ausser durch Reibung kann elektrische Ladung auch durch
ertheilung oder Influenz erregt werden. Bringt man einen isolirten Leiter in die Nahe
ue,s mit einer bestimmten Elektricitiitsmenge geladenen Körpers, ao sammelt sieh auf dem
citcr an den Theilen, welche JL'nem Körper näher sind, Elcktricität der ontgcgengesetzlen
'Art an, auf seinen entlernteren Theilen Elcktricität derselben .\rt. In uiclitelektrischem Zu-
stand enthält der Leiter gleiche Mengen positiver und negativer Elektricilät: diese werden
entsprechend der Anziehung der ausserhalb bcliudliclien Elektricitätsmeugc in der angegebenen
Weise auf ihm verthcilt. Um grljsserc Mengen statischer Elcktricität zu erzeugen, bedient man
sich der Eleklrisirraaschinen. Es gicbt zwei ILiuplarten derselben, die Rcibungselektrisirmaschiue
und die 1865 zuerst von Holtz und Töpler construirten sogenannten Inilucnzmaschinen. Bei
der ersteren wird Elcktricität durch Reibung iremer von neuem erzeugt, bei den letzteren wird
aus einer von aussen her oder in der Maschine selbst erzeugten Elcktricitätsmenge durch Verthoi-
lung eine stetige Entwicklung vnn Elcktricität erzielt. M.tii kann mit den Influenzmaschinen hohe
Potentialwertlie erzielen; mau hat dabei eine entsprechende mechanische Arbeitsleistung auf-
zuwenden. Bei der .Auwcudutig statischer Elektricität für therapeutische Zwecke bedient mau
»ich grosser Influenzniosehinen (Frauklinisation).
Elektrische Ansammluugsnpparatc dienen dazu, die mit den Elcktrisirmaschinon
raeugten Elektricitätsmengen aufzuspeichern. Sie bestehen aus zwei plattenfürmigcn Leitern,
die durch eine nichtleitende (isolirende) Zwischenschicht getrennt sind (Lcjdener Flasche, Cou-
dcnsator). Auf den Condensatoren kann m.an Elektricität in grösserer Menge aufhäufen, als
in Leitern gewöhnlicher Form; durch Vergrüsserung der Platten und Verkleinerung der Dicke
der isolireiiden Zwi.schenschicht wird die Capacität des Condensators erhöht. Die Capaeität
eines Condensators hängt ausser von den geometrischen Verhältnissen auch von der Natur
der isolircnden Zwischenschicht ab. Besteht die isolirende Zwischenschicht aus Luft, so
bat der Condensator eine andere Capaeität, abi wenn die Zwischenschicht Uartgummi, Glas,
Schwefel u. s. w. ist. Das beweist, dass die Wirkung zweier Leiter auf einander durch
das zwischen den Leitern befindliche sogenannte isolirende Medium vermittelt wird. Das iso-
lirende Medium ist jedenfalls an dem Vorgang als wesentlicher Factor betheiligt; es wird nach
der .Annahme von Faraday und Maxwell in den Zustand der sogenannten dielektrischen
Polarisation versetzt. D.is Verhältni.ss der Capacität eines Condensators von gegebener
Form, wenn als Zwischenschicht einmal ein bestimmter Isolator, das andere Mal Luft genommcti
■wird, nennt man die Diclektricitätsconstantc der betreffenden isolircnden Substanz.
Dass ein Leiter mit Elektricität geladen ist, giebt sich auch dadurch zu erkennen, dass
er bei einigermaassen hohem Werth des Potentials, wenn ein anderer Leiter in sein« Nähe
gebracht wird, unter Wärme- und Lichterscheinungen durch die Luft oder andere Isolatoren
hindurch sich entladet. .le nach der Höhe des Potentials kann der elektrische Funke mehr
oder weniger lange Strecken der isolircnden Zwisehensubstanz überspringen. Zur Messung des
"Potentials elektrisch geladener Körper dienen die sogenannten Elektrometer. Das jetzt ge-
bräuchlichste Instrument ist das von .Sir William Thomson construirte ijuadrantcn-
Elektrome ter, welches für relative Messungen eingerichtet ist. Zu absoluten Messungen
dient das absolute Elektrometer Thomson's. welches auf der Acquilibrirung der Anziehung
und Abstossung elektrisch geladener Körper durch Gewichte auf der Wage beruht
Contactelektricität, Galvanismus (Volta). Bringt man zwei Platten aus ver-
schicdcnem Metall mit einander zur Berührung, ■/.. B. eine Kupfer- und eine Zinkplattc, die
beide isolirt .sind, so zeigen sie sich nach der Berührung elektrisch, das Zink wird positiv,
das Kupfer negativ elektrisch. Man kann das am einfachsten -im GoldbLittelektroskop zeigen
(Volta 'scher Fundamcntalversuch). Durch die Berührung wird, wie man annimmt, eine Po-
tentialdifferenz zwischen den beiden Metallen erzeugt, deren Grösse nur durch die Natur der
beiden einander berührenden Metalle bestimmt wird. Man hat gefunden, dass alle Metalle
sich in eine Spannungsreihe anordnen lassen derart, dass jedes Metall durch Berührung mit
einem in der Reihe hinter ihm stehenden Metall positiv, durch Berührung mit einem vor ihm
stehenden negativ elektrisch wird. Femer ist die Potentialdifferenz, welche durch Berührung
zweier Met.ille entsteht, um so grösser, je weiter sie in der Spannungsreihe auseinanderstehen.
Au.sser den Metallen fügen sich in die .'•pannungsreihe Kohle und einige .-^.luerstofT- und
Schwefelvcrbindungcn der Metalle ein. Die Reihenfolge der Glieder der .Sji.inuungsreihc ist:
Zink, Blei, Zinn, Wismuth, Antimon, Eisen, Kupfer, Platin, Silber, Gold, Kohle, Schwcfeiki*»
[Elpkiru-ita4?t
132
eipkUiciti
Brnunstein. I''iir rlin Spamiungsreihc hestclit da-s Spaiinungsgesct/, wi-lchcs svincn An
in licr Gleichung lindi.'l: a|c = a|b + b|c;a|b bedeutet hierin die bei der BbtbI
df.T beidi-n Metalle a und b entstehende Spannungsdifferenz; analoge Bedeiit-- -
und b I c In Betreff der Erklärung der Toten lialdiffercnz, weleho bei der
sieht, sind zwei Hypothesen aufgestellt worden, die Contaotthcorie und die il
Eine endgültige Eiit.sch<-idung zwisehen beiden Theorien steht zur Zeit noch aus. Andi I
der Berührung von Metallen und Flüssigkeiten, sowie bei der Berührung von Vii
unter einander entstehen I'otentialdifferenzen : aber die Klüs-iigkeitcn l.assi;ii sieb nidil (
den Met^illcn in eine Spannungsreihe bringen. Dieser Umstand führt zu der Gruppe tob i
Irisehen Erselicioungen, die man als galvanischen oder elektrischen Strom boteid
Verbindet man zwei einander berührende Metalle durch einen Draht ntis einem
Metall, so erhält man eine geschlossene Kette mit drei Berührungsstelleti, an deren,
zwischen den einander berührenden Metallen eine PotentialdifTerenz statltindet; au»
Ziehung a|b + b|c + c|a = 0 folgt, d;iss auf jedem einzelnen Metall das Polen
stant ist. es findet daher, wenn die Kelle dauernd geschlossen ist, innerhnll) ilcrs>'Hi
Bewegung der Elektrieität statt, d. h. kein nach aussen sich bemerkbar mach' ti{
Vorgang. Wenn aber die Kette aus zwei Metallen und einer leitenden Fl -
so folgt aus der Thatsaehe, dass die Flüssigkeiten mit den Metallen sich nicLit in die
Spannungsreibe einordnen, dass in jedem Metall das Potential von einem Ende xum
variirt: daher findet in jedem Stromkreis ein dauernder Uebergaug von Klektricität tob
.Stellen hiibercu Potentials zu den Stellen niedrigeren Potentials statt; diese Bi»wc*
Elektrieität in dem Stromkreis wird als elektrischer und galvanischer Strom
Der Sti-om dauert so lange, als Potcntialdifrercnzcn an den einander borQhreodeBj
keilen und Met^illen vorhanden sind. Falls die Beriihrungstlächcn nicht durch die
erwähnenden chemisclien Vorgänge im Stromkreis geändert werden, bleiben die l'otenti
rcnzeu constauf. — Die Summe der in einem Stromkreis vorhandenen Polentialdiffer
zciehncl man als eine elektromotorische Kraft (d. h. Ursache, welche die Elekt
Bewegung setzt). Combinationeu von Metallen und leitenden Flüssigkeiten (Säure- uD
Ifisnngen), welche durch ihre Berührung elektromotorische Kraft erzeugen, iieiint man gil«
nische Eleu\ente, Combinationen von mehreren PHementen galvanische Batterie.
Die primären galvanischen Elemente oder Ketten besteben also aus ivrei vcrscbio
artigen metallischen liCitera. welche in eine oder zwei leitend verbundene Flüs.sigkciten I
Elemente aus zwei Metallen (z. B. Kupfer und Zink) und einer Flüssigkeit (z. B. vc
Schwefels.iurc) haben keine constante elektromotorische Kraft: in Folge der durch den SQ
veranlassten chemischen Vorgänge, der Elektnily.se, wird an der Kupferobertläohe Wt
ausgeschieden, dadurch sinkt die elektromotorische Kraft. Deshalb bezeichnet man die« i
ähnliche Elemente als inconstantc Elemente. Die Schwächung der elektromotoriscbeo
eines Elementes durch chemische Vorgänge bezeichnet man als Polarisation. Man birt i
Einlluss der Polarisation durch Constniction der constanten Elemente und Ketten
lieh gemacht; sie bestehen meistens aus zwei Metallen und zwei Flüssigkeiten.
Die wichtigsten davon sind folgende; Danieirsches Element: amalgamirtes Zmil
verdünnter Schwefelsäure resp. Zinksiilfat: Kupfer in Kuplersulfatlüsung: die beiden Flfia
keilen sind durch einen pori.iscn Tbuneylindcr getrennt. Bunsen'sches Element: Zmkj
verdünnter Schwefelsäure, Kohle in concentrirtiT Salpetersäure, beide Flüssigkeit«a t\d
durch einen porösen Thoncylinder getrennt, licelau ehi'-'sches Element: Ein p-iiA
Thoncylinder enthält eine Kohlenplalte und als Umhüllung derselben Stücke voti Braunst
welches den frei werdenden Wasserstoff zu Wasser oxydirt. und grob gepulverte iia>rctnt1
kohle. Der Thoncylinder befindet sich in dem mit conrcntrirter Salmialtlösung gefüllten tiM
eylinder; in die Salmiaklüsung taucht ein Hohlcylinder aus amalgamirtem Zink. Chr«^
säu re-Tauchelement: Eine Kohlenplatte und ein Zinkstab t:iuchen in eine Losung i
folgender Zusammensetzung: Kalium bichrouiicum 80,0. Aqua fontana 1000,0, Acidum
ricum 100,0, Hydrargyrum sulfuricum 20,0. Beim (lebrnuch tauchen die heideo Elekt
in die Flüssigkeit, beim Nichtgebrauch werden .sie her.au.sgezogen.
Wirkungen des elektrischen Stromes. Man nimmt den elektrisehen Stna I
durch die Wirkungen wahr, die er nach aussen ausübt. Diese Wirkungen bestehen it
gendem: a) mechanische (motorische) Wirkung auf Magnete und andere Ströme, b) Win
Wirkung dos Stroms, c) chemische Wirkungen, d) Mngnctisiniiig von weichem Eisen, e) pbji
logische Wirkungen. Diese Wirkungen sind natürlich in erster Linie von Bedeutung »«
der ausgedehnten Anwendungen, welche sie gefunden haben; in zweiter Linie deshalb, w«il|
fi»st sämmtlieh dazu dienen können, die beim elektrischen Strom in Betracht komme
Grössen (Stromintensität, elektromotorische Kraft, Widerstand) zu messen.
Motorische W'irkuugcn des elektrischen Stromes. Ein von einem g»|vMik
Strom durchflossener Draht wirkt auf eine Magnetnadel ein (Ocrstod 1820). Ampere I
dafür folgende Grundregel aufgestellt: Denkt man sich in einem Sfrom einen MeuäfM
schwimmend, sodass der Strom bei den Füssen ein- und aus dem Kopfe austritt, und
diese Person üir fiesicht der Nadel zu, so wird der Nordpol der Nadel nach links abgclfl
.\uf dieser Eigen5ch.-ifl der galvanischen Ströme beruht die Messung des elektrischen Stnt
Unter elektrischer Stromstärke und Inlensttät versteht mau die Elektrieitätsmeoee,
K
So der Zeiloinlieil tlurcli dcu liuersclmilt di;s Leiters llicssf^lJieJciiigo Inli'iisitlil ist gleich
Bitus, bei welcher iu der Zuitciiiheit (Secuiide) durch den Querschtiitt des Leiters die Ktek-
■ricitätsnitinge Eins (dieselhe iu deui oben defluirten elektrostatischen Maoss ausgedrückt)
■iesst. \V. Weber hat jedoch eine .nndorc Stromeinheit eingeführt, die jetzt allgemein acccptirt
jund die lirundlngc des elektrischen Maasssvstems geworden ist. Kr hat diejenige Stromstärke
gleich Eins gesetzt, welche, einen Leiter von der Länge Eins umtliesscnd, auf einen im senk-
rechten .\hstand 1 bcüudlichen Magnetpol von der .Stärke 1 die Einheit der Kraft ausübt.
Weber geht also ausser von der früher delinirten Krafteinheit von der Einheit des Magnetis-
lus aus. Letztere wird auf (iruud der magnetischen Atlractionsgesetze in analoger Weise wie
ic elektrostatische Einheit der Elektricitätsmenge dcfinirt. Das auf Grund dieser Festsetzung
er Inicnsitätseinhcit aufgebaute elektrische Maasssystem hcisst d.is elektromagnetische ab-
HOlute Ma:isss)stcm. .Aus praktischen Gründen hat man die absolute elektromagnetische Ein-
heit ilcr .^Iromstiirko nicht selbst zur Gebrauchseinheit gewählt, sondern den zehnten Theil
•lerselben, und mit dem Namen ,1 Ampere" (abg. A.) bezeichnet. Elektromagnetische
Kinheit der EIcktricitatsme uge («Coulomb") ist diejenige Elektricitätsmenge, welche
bei dem Strome von d«r Stärke 1 in der Zeiteinheit durch den Querschnitt des Leiters lliesst.
D;is cinl.ichsto und früher gebräuchlichste Instrument zur Messung des Stromes ist die
iTangen tenbussole: bei ihr ist die Stromstärke proportional der trigonometrischen Tangente
des Winki'!», um welchen die Nadel durch den Strom aus dem magnetischen Meridian abge-
lenkt wird. Für die Messung von schwachen Strömen benutzt man die sogenannten Multi-
plicatorcn: in ihnen wirkt eine aus zahlreichen Windungm bestehende Spule auf ein
itatisehes Nadelpaar (aus zwei entgegengesetzten, übereinander befindlichen Magnetnadeln
bestehend); der obere Theil der Spule befindet sich zwischen den beiden Nadeln. Die Ab-
lesung der Ablenkung geschieht entweder direct oder für feinere Messungen mit Scal.i und
"■piegel (Spiegelablesung. Spicgelgalvanometer). In die Elektrotherapie und Elektrodiagnostik
urden 1882 durch v. Ziemssen und Edelmann iu München die sog. Einbeitsgal vano-
■mctcr zur Messung (Dosirung) der Stromstärke eingolührt, welche den zur Verwendung
~ ommendcn Strom direct in Milliamp'''rcs (Eintausendstcl Amperes) angeben. Eine andere
rt, die Stromstärke zu messen, geschieht durch das Voltamcter mittels Elektrolyse*.
Die Stromstärke J eines einfachen (unverzweigten) Stromkreises ist direct propor-
ional der Summe der elektromotorischen Kräfte (E) und umgekelirt proportional dem
W
iderstand W desselben: J = -=- (Obm'sches Gesetz). Der Widerstand eines Leiters ist
cstimmt durch die räumlichen Dimensionen desselben und durch das Material, aus welchem
r besteht. Sind Wj , W^, ...Wn die Widerstände der einzelnen Theile des Stromkreises,
r
iso W = W, -f W» -f ...Wo. so ist .T = -., , „. , — -^ü7— . Die Stromstärken in be-
Wi + «2 + ...Wn
iebig verzweigten Drahtsystemen hat G. Kirchhoff zu borccbueu gelehrt (1845).
Von der .Stromstärke wohl zu unterscheiden ist die Stomdichtc, eine für die Elektrothcrapiu
ind Elektrodiagnostik wichtige Grösse; es ist die Elektricitätsmenge, die in der Zeiteinheit
tdurch die Flächcucitihcit eines Querschnitts flicsst. Der Widerstand eines Mctal Idrahtcs
k-vou der Länge 1 und dem (juerscbnitt q wird nach der Formel W = — • — berechnet;
\ /' '1
Id. h. der Widerstand ist direct proportional der Länge und umgekehrt proportional dem
Querschnitt des Leiters; ausserdem hängt er von einer Matcrialcouslante /i ab. Kurze dicke
Jriihte liiibcn also einen geringen, lange dünne Drähte einen grossen Widerstand. ,u ist die
Ipspecilische Leitungsfähigkeif des Materials. Früher nahm man die Lcitungslaliigkeit des
[Quecksilbers zur Einheit. Der reciproke Wcrtb der speciflschen Leitungsfiihigkeit hei.sst der
'«pccilischc Widerstand. Der specilische Widerstand der Metalle vermehrt sich im Allgemeinen
durch Temperaturerhöhung. Der specifische Widerstand von Säure- und Salzlösungen ist ganz
erheblich grösser als derjenige der Metalle. Der Widerstand bestleitendcr Schwefclsäurelösung
ist ca. 15000 mal so gross wie der des Quecksilbers. Bei den Flüssigkeiten wird der speci-
lische Widerstand im .Allgemeinen durch Temperaturerhöhung vermindert. — Den Widerstand
von galvanischen Elementen und Batterien bezeichnet man als inneren Widerstand; da die
Flüssigkeiten in den Elementen einen sehr grossen Querschnitt und geringe Länge haben, so
ist er meist relativ gering. — Nach dem Gesetz von Joule wird in jedem Leiterstück in der
Zeiteinheit eine Wärmemenge Q erzeugt, welche dem Widerstand W desselben und dem Qua-
drat der Stromstärke proportional ist: also Q — / . W . J-. Nach dem Gesetz von Aequi-
valcnz von Wärme und mechanischer Arbeit ist eine Wärmemenge einer bestimmten Arbeits-
menge aequivalent (Uobert Ma>cr 1842). Ein Strom producirt also in einem Leiter eine
bestimmte Arbeitsmenge. Die Einheit des Widerstandes wird nun folgendcrmassen
delinirt: Derjenige Widerstand ist gleich Eins, in welchem ein Strom von der Intensität 1 in
der Secunde die Einheit der .\rbeit erzeugt. Arbeitseinheit ist diejenige Arbeit, welche zur
Uehcrwiuduug der Krafteinheit längs des Weges 1 cm erforderlich ist. .\us praktischen Gründen
hat man als Gebrauehseinheit nicht die eben dctinirte absolute Einheit selbst genommen, son-
pdcrn das ICfachc derselben und als 1 Ohm (1 ii) bezeichnet. — Vor Einlührung des absolntc»
Btlcktromagnetischcu Moas-ssystcms war aln Einheit des Widerstandes diu von Werner Sioiui
[Elektrioitact
- 134 -
KIPktrirlta«!
eingeführte i/iierksilbcrciiilieil. in ric'l)rnupli: es yr.ir dies derjeiiige Widt^rstaud, wcldioi lal
i^ueelcirilberääule vou 1 m Liingu und 1 qmm ijiierschntU bei 0° i)«sit2i. — 1 £ ist tM(<Al
gleich l,0(j yueckailbereinheitcn. I
Einheit der elelftromotorischen Kraft ist diejenige elektromotorische Kritt. »^1
in einem Stromkreis vom (iesaiumtwiderstand Kins die Einheit der Stromstärke entMigi. ul
praktische Einheit gilt diejenige elektromotorische Kraft, welche in einem .Str>>cakr!M «1
Widerstand 1 ii einen Strom von der Intensität 1 Ampire erzeugt; sie wird als rm T« I
(1 V) bereichnet. Das Volt ist das lO^fache der eigentlichen absoluten Einheit für die »ilet»!
motorische Kraft. Die elektromotorische Kraft eines Daniell 'sehen Elementes ist mI
1,08 V. die des Bunsenclemcntes 1.8 V, des frischen Chromsäure-Tauchelcnjents 2 V. GAl|
chemische Wirkungen des elektrischen Stromes siehe unter Elektrolyse. I
Die Erzeugung von Licht durch deu elektrischen Strom findet in zwei FormcD «U. 1
als Bogenlicht und als Glühlicht. Für die Zwecke der Medicin (Erleuchtung von Körjul
höhlen) benutzt man das letztere. In der tilühlampe wird ein praeparirter Kohlcfadn il
einer luftleer gepumpten Glasbirne durch die Stromwärmc zur Weissgluth crhitrt. D:jSf^l
benutzt man in der Medicin zur Beleuchtung auch an der Iiuft glühende Plr\: I
Magnetisirendc Wirkung des elektrischen Stromes. Der eleki nl
im Stande, unmagnetische, wcichn Eisenmassen in Magnete zu verwandeln. Weiden *aj i- '
Windungen eines kräftigen Stromes um einen Eisenstahl geführt, .io -wird er ein ki .
Magnet, sogenannter Elektromagnet. Die magnetisirendc Kraft ist im t'illgemein>;u f
portiooal der Stromstärke und der Anzahl der die Eisenmassen umgebenden Windungtii; :]
dess giebt es für jeden Eisenstah ein Maximum des Magnetismus. In der Medicin h«l<
Elektromagnet Anwendung gefunden, besonders als .Vugenmagnct".
Thermn-Elck trieität. Sind zwei verschiedene Metalle mit einander in Brr
und werden bei geschlossenem Kreis die beiden Berührungsstellen auf verschiedene T*i
turen gebracht, so fliesst in dem Kreis ein elektrischer Strom; es wird nämlich eine eWt
motorische Kraft er/.cugt, deren Bctr.og von der Natur und den Temperaturen der
Metalle abhängt (annähernd isf sie proportional der Temperaturdifferenz). Dadurch, iu*i
die Anzahl der Berührungsstclleii vermehrt, indem man eine Anzahl von F*.iar<'n d«r bn*«!
Metalle hintereinander verbindet, und die Beriihrungsstellen gerader und «mger.-ider Ordw
auf je zwei verschiedene Temper.itiireii bringt, kann mau die elektromotorische Kraft M
steigern: Tbermosäulc. Die Metalle lassen sich in eine Heihc ordnen, derart, da
man aus zwei Metallen dieser Reihe eine Kette bildet und an der einen Berührung
wä.rnit, an der erwärmten Stelle der positive Strom von dem in der Reihe tiefer stt
Metall zu dem hiiher stehenden übcjrgrht. Diese Rcibi? beginnt mit Antimon und
mit Wisniuth. Die therinoeicktriwhc Dilffrenz zweier Metalle ist um so bedeutender, jei
dieselben in der thermoelcktrischen Spaiinungsreihc auseinandcrstehcn. Bei gleicher Tfmf
raturdifiercnz der Bcrührungsstelleu wini also ein Element aus Antimon und Wisn
stärkste elektromotorische Kraft geben, .\iieh Eisen und Kupfer stehen in der tbermd
sehen Spannungsreihe ziemlich auseinander und geben ein relativ kräftiges Tbermoelen
Bewegt man in der Nähe eines geschlosseneu Leiters (etwa einer Spule aus Kupferdn
einen Magnet, so zeigt ein in dem Kreis belindlichcs (ialvaiiLimcter durch seinon Ati
das Auftreten eines Stromes an, welcher so lange dauert, als der Magnet bewe
(Magnetinduetion, Karaday 1831). Wird ein Magnetslab rasch iu eine Drahtsp
Richtung ihrer Axe hineingeschoben, so wird iu der Spirale ein Strom inducirt. «R
diejenige Richtung bat, dass er den unm.ignetisch gedachten Stab umfliessond za ei»
Magnet mit entgegengesetzter Polarität machen würde. Wird der Magnet aus der Holle I
ausgezogen, so wird ein Strom von entgegengesetzter Richtung inducirt. Ebenso werden
einem geschlossenen Kreis aus Ijeitern StriJme inducirt, weiiu irgend ein anderer Stramt
relativ zum ersten sieh bewegt. Schiebt man eine Drahtrolle, durch welche ein Strom flie
in eine zweite geschlossene Rolle in Richtung ihrer Axe hinein, so entsteht in der »wnlal
Rolle ein entgegengesetzt gerichteter Strom; entfernt man die erste Rolle, so entsteht in4»|
zweiten Itolle ein gleichgerichteter Strom. Unterbricht man den Strom in der einen BoU
während sie sich in der zweiten Rolle befindet, so hat das dieselbe Wirkung, als -wenn
erste Strom.spule plötzlich in unendliche Entfernung von der zweiten gebracht w.^re, es wird »H
ein gleichgerichteter Strom in der zwiteu Rolle erzeugt. D.as .Schlicsscn des Stromes ia «4
ersten Rolle wirkt ebenso wie das schnelle Hineinschieben der ersten Rolle in die zweit*.
Für die Richtung sämmllicher inducirter Ströme gilt das 1834 von Lenz aufgestellte!
setz: In allen Fällen der Induction haben die inducirten Strürne eine solche Richtung,
sie vermöge ihrer magnetoniotorischen resp. elektrodynamischen Wirkungen die sie erzeug
Bewegung zu hemmen streben.
Die Induction durch .abwechselndes Oeffnen und Schliesscn des Stromes findet Anwendni,
besonders in den für physiologische und clektrotherapeutische Zwecke construirtcn IndnJ
tionsapparaton (faradische Ströme). Ein Inductioiisapparat besteht aus zwei Rotleo;
der einen, der primären Rolle, fliesst ein durch eine constante Elcktrieitätsrjuelle (galvani«
Element oder Accumulntor) erzeugter Strom, der durch einen selbstthätigen Unterbrefii
(Necf- Wagnerischen Hammer) in rascher Folge abwechsciud geöffnet und geschlossen »il
Icktrifitact
- 135 -
Klektrisvhe V(>rIctziiii|;oii]
^■}io Aii/alil licr l'iitürbrocimiigcii in der SccuikIc kann durch eitic Kedi.r oder iilmliclie Vor-
^Kichtung itiii>.^rb!il)) beslimmter Greuzen variirt worden. Durch das ahwechsciude Üeffiicn und
^Bofaliessen des Stroms der pririiHren Rolle werden in der secundjiren Rolle kurz dauernde
^Httrönic von wechselnder Richtung inducirt. In dem Schlittcn-Inductorinm von K. du Bois-
^^Reymond kann vermöge einer Sehlitteuvorrichtung die Kntferuung der beiden Rollen in
^^Kicbtnng ihrer gomcinscbaftlicben Aie geändert werden. Dadurch wird, wenn alles andere
^KoDgcändert bleibt, die Stärke des inducirten Stromes geändert: denn die inducircnde Wirkung
^Kweicr Stromkreise auf einander ist eine Function ihrer gegenseitigen Entfernung. In anderen
^Mndactions.ipparaten befinden sich die Rollen in unveränderlichem Abstand von einander: ihre
^Unductionswirkung auf einander wird dadurch variirt. das man ein Bündel von weichen Riscn-
^BdrähtCD, welcher die inducircnde Wirkung sehr verstärkt, verschieden tief in sie hineinschiebt.
^PLEodlich gicbt es Apparate, bei denen die Stärke der Induction durch llincinscblebcn einer
^■Messingröhre abgestuft wird. Die Windungen einer Rolle wirken auch auf sich selbst indu-
^Beirend, wodurch die gegenseitige Induction geschwächt wird (Selbstinduction).
^B Die elektromotorische Kraft der in der secundären Rolle inducirten Ströme ist w>-
^Knäbernd proportional der Anzahl ihrer Windungen. Durch Vervielfachung der Zahl der
^^■Windungen kann man die Spannung in der secundären Rolle beliebig erhüben. Man nimmt
■ deshalb als secundäre Rolle eine Spirale aus zahlreichen Windungen dünnen Kupferdrahtes.
^pln den grossen Ruhmkorff'schen Inductorien. bei denen die secundäre Rolle aus vielen
^Krausenden von Windungen besteht, ist die durch Induction erzeugte elektromotorische Kraft
^Kso gross, doAS bei ungeschlossener Sccundärspirale durch die Luft hindurch decimeterlange
^BEntladungsfuuken auftreten. Findet die Entladung durch hochgradig evaeuirte (leissler'schc
^n>der Crookes-Hittorf'sche Röhren hindurch statt, so treten in denselben gewisse Licht-
^■erscheinungcn auf; von der Kathode gehen in der Röhre die sogenannten Kathodenstrahlen
^Baus; die Stelle der Glaswand, welche von ihnen getroffen wird, fluorescirt. Von dieser Stelle
^■gcht, wie Röntgen* gefunden hat. eine neue Art von Strahlen aus, die sogenannten .\-Strahlen.
^B Die Erzeugung elektrischer Ströme durch Magnetinducti>rn tindet ausgedehnte .Anwendung
^Wii der modernen Starkstromtechnik. Sowohl Gleichstrom wie Wechselstrom sind in Gebrauch.
^■Der Gleichstrom wird in den auf Grund des Sie mens' sehen dynamoelcktrischcn Princip»
^■construirten Dynamomaschinen erzeugt: der geringe renianente Magnetismus weicher Eiscn-
^■niassen wird hier zunächst zur Erzeugiing eines schwachen Stromes benutzt, welcher seiner-
^Heeits um die Eiseutheile geführt sehr kräftige m.iguetiscbe Felder erzeugt, wodurch es zur In-
^Bduction sehr kräftiger Ströme kommt. Bei den Gleichstrommaschinen werden durch ent-
^Bsprecbende Commutatorvorrichtungen die ursprünglich entgegengesetzten Ströme in gleiohgo-
^■xichtetc verwandelt. Daneben erfreuen sich die Wechselstrommaschinen, besonders in der Form
^Bder Mehrphasenmaschinen, gegenwärtig wieder grosser Verbreitung, besonders zur Erzeugung
^■lloher Spannungen (bis zu 200(X) Volt), die eine oekonomische Fernleitung <ler Elektricität er-
^fclnöglichcn. .'An den Verbrauchstellen wird die hohe Spannung durch Transformation in niedrige
^^rerwandelt. Als Kraftquellen zum Betrieb der Dynamomaschinen dienen Gas- und I'ctroleum-
Hmotoren (für kleinere Maschinen), sowie Dampfkraft (für grössere). Wo sie zur Verfügung stehen.
H linden auch Wasserkünste Verwendung. Für den Bedarf von ganzen Bezirken in kleinen und
V grossen Städten wird der elektrische Strom in Centralstationen erzeugt. ,\ucli elektromedici-
nische Apparate können an die Centralstationen angeschlossen werden. Die für Glühlampen
gebräuchliche Spannung von 10 Volt wird dadurch auf die für clektromedicinische Zwecke er-
forderlichen geringeren Spannungen herabgesetzt, dass man an den Anschlussstellen Wider-
stände vorscbaltet, durch welche der Strom passirt, ehe er in die elektromedicinisehen Appa-
^rate selbst geleitet wird. ^ lohnsteik
ElektrI.HChe Yerletzangen. Die Verbrennungs- und Lähmungs- Erscheinungen, welche bei
»den vom Blitzschlag Getroffenen zu beobachten waren, sind Gegenstände der Darstellung
in einer umfangreichen älteren Literatur. Ihnen experimentell nachzugehen, stellten sich
Forscher a>is der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts zur Aufgabe: Priestley 17GC,
Fontana 1775, Marat 1784. Der Erstere stellte bereits die Thatsacbc fest, dass der Tod
Iherbeigcfiihrt werden könne durch die Erschütterung des Entladungsschlages allein, ohne dass
Veränderungen an den Geweben nachzuweisen wären. Fontana machte mit einer Leydener
Fla-sche von 50 i^u.adratfuss Belegung an Lämmern, Ziegen, Hühnern Versuche mit dem Re-
sultat, dass Muskelveränderuogen, Herz- und Zwercbfells-Lähmungen als die hervorragendsten
Folgen des elektrischen Schlages erschienen, soda.ss er „den Verlust der Reizbarkeit des ge-
samniten Muskelsystems'' als Hauptwirkung proclaniirte. Marat's physiologische Versuche
über die Wirkungen von Entladungsschlägen der Leydener Flasche an Hunden, Katzen,
»Tauben, Ratten, Fröschen sind verdienstvoll, weil die Thicre obducirt und die allerdings
nicht sehr hervorstechenden Befunde beschrieben wurden. Eine eingehende neurologische
Untersuchung über die Folgen des Blitzschlages ist die von Nothnagel 1880. Durch sie
wurden besonders die directen peripheren Lähmungen dem Vcrständniss näher gerückt. In-
K zwischen hatte Duchenne Alles was bis zum Jahre 1860 über die Wirkungen und die Ver-
H breitungsart schwacher elektrischer Ströme bekannt geworden war, zusammengestellt und
B durch Beobachtungen am Menschen constatirt: Zusammcnzichung der Muskeln, starke l^H
[Elektrische Verlptaungeii
I3ß —
Klektnl}*!
tusion derNerven. Aufbetiuug derCapillaroirculation. du Bois-Rey mon d's „ünttnackiiM
über die Uiiemclic ElektriciUit* liefertet! neue Grundlagen lür die Erklärm i'hMBWu
Die Grtiuduug der Dynamo-Maschinen und die bei ihrer Benutzung ■'.■ itofsutafn
hcnorgetretenen Unglücksfälle durch die continuirlichen Gleich- und Wc - li-l
und sehr hoher Spannung führleu zur Krweiterung der elektiophysiologiscben -•< «1
zur Inangrifliiahnie neuer Aufgaben. d'Arsonval (1887) studirte die diiuLte Wirte;!
üoltz'scher und Gramme'scher Masciünen auf die Körpergewebe, den ^Effet di»rupti*r* fl»».I
wie die ,Action reileie"; Brown-Seijuard gleichzeitig die „Inhibition" und «Dy •
Die statische Entladung erwies sich nur dann als tödtlich, wenn mittelst genau
Entladungen (Energie = 3 kg) direct das verlüngerto Mark gclroffeu war. Lnfi _
Einwirkung verloren die verschiedenen Gewebe (Nerven, Muskeln u. s. w.), durch dif£»|
ladung einzeln getroffen, ihre physiologischen Eigenschaften in unheilbarer Weise. Brf
derer Energie übt die Entladung auf deu Bulbus des verlängerten Marks einen Bei« »u» i
erzeugt Erscheinungen von Athmungs- und Herzstörutig. von Blutungen unter dem Bti
Lungenerweitcrung, Störungen des Stoffwechsels.
Den Tod kann man mittelst einer Batterie von 43ü Volt erst her>-omjfeN durch hädlr|
Unterbrechungen und lange forlgcsctalc Einwirkung. Auch ist dann der Tod meJir
durch den Strom erzeugten Tetanus zuzuschreiben als der dirccten Stromwirkung. IV 1
Grarame'sche Wechaelstrom-.Maschine lührt erst bei Spannungen von 120 Volt und dank]
den Tod herbei. Die in der Industrie zur Anwendung kommenden Ströme tödtcu in derR<|
durch Störung der Ke^piration.
So scheint, den .Symptomen im Leben nach, die Elektricität den Tod io doppelt« W»|
herbeizuführeu : 1. durch llervorbriiigung mechanischer Verletzungen der Gefässe und *»|
Nervensystems (Wirkung des Blitzes und der statischen Entladung mächtiger Baltcriciit l»|
ruplive Wirkung), 2. durch totale oder partiellu Inhiliirung der lebenswichtigen Tliätigteiol
der Athemorg.inc. des Her/.ens, auch durch llciiimiiiig des Stoffwechsels zwischen den Gf»«iöl
und dem Blute u. s. w. (Wirkung der in der Industrie vorkommenden Unf-ille und Stmoi!!' 1
rührungen). Kratter (1896i ,Ueber den Tod durch Elektricität") hat, wie durch gP"i»
Keihcn von Thiercxperimentcn, so besonders auch durch eine kritische Prüfung der Leicb<»W 1
funde, die Kenutuiss der elektrischen Verletzungen wesentlich bereichert, .■\cu.sserlich oroel
am meisten hervor: starke Leichenstarre, intensive Entwicklung der Todtenflcck«, BrainUftAl
an den Eintrittsstellen des Stroms (Epithclialnekrosc. BlaseiihiUlung) und seinen A ustrittstteU* I
(Verfärbungen). Innerlich charakterisireii die elektrisclie Wirkung: die .AIIgemcinbcfuDiic i(|
Erstickung in sehr chürakleristischer Weise, in den Lungen nicht selten Luiigenocdcm. Ul
centralen Nervensystem überwiegend negalivc Befunde; nur in einzelnen Füllen bekuotel
kleine, puukt- und streifenförmige Blutaustretungeii in der Wund des 4. Ventrikels odff »I
den Uirnhäuten eine mächtige im Gehirn luealisirtc traumatische Einwirkung. Der W-i
welchen der elektrische Stroni im Kiirpcr geiiüninien bat, ist mitunter durch Blulunge;
zeichnet, die sich dann vorzugsweise au den Seheiden der grossen Gewisse und Nerven finäa 1
Für die anatomische Diagnose sind die Verbrennungen verschiedener Grade besonders an ite
Eintrittsstellen von entscheidender Bedeutung. Im verlängerten Miuk fehlten jeweilig kl«*!
Blutaustritte bei verschiedenen Sectionco nicht: doch müssen es melu" molecularc Veränderioje
innerhalb der Nervenzellen selbst sein, welche den schweren Erschöpfungszustand des n'
lungerten Marks begründen, welche die innere Erstickung, die centrale .Vtbmangsl.Ähoiu; 1
zur Folge haben.
Die Rettung der auf diese Weise Verunglückten scblicsst sieh an die Therapie d« &■ 1
.«itickungsgcfahr unmittelbar an. Grundvoraussetzung der Kettung ist das Abschneiden i>
elektrischen Reizes, dann küustliehe Athmung, .starke Gegenreize auf die Haut angcwcndA
Beim Unterbrechen des elektrischen Slroines hat der Retter sieh vor Allein zu hüten. ^ '
Leitung oder den Körper des Verunglückten mit der Hand zu berühren (fiumniiliaud'sctjul-
trockene Zwischenpolster und Decken). Ist der Verunglückte von den Drähten befreit, >» U
.seine weitere Behandlung, auch die Entfernung der Kleider, das Verbot der Cinflössuog t*
Branntwein u s. w. mit der Behandlung eines Ertrunkenen die grösste Aehulichkeit. to
Uebrigen beruht die Prophylaxe gegen elektrische Verletzungen in einer rationellen Ausbilduif
der Sicherheitsvorschriften für elektrische Starkstromanlagen : Völlig gesonderte AufstelluDC 4^
letzteren in anderweitig nicht benutzten Räumen; auffallende Waniungsaufschriften; i-;
sondere Isolirung der Apparate von der Erde, der Apparattheile von den tragenden üestcllfo.
Eine besondere Technik hat für blanke Leitungen zur Anwendung zu kommen. Periodisch
Untersuchungen und Untersuehuugen nach allcu Störungen sind vorzuseheu.
WEBNICH.
ElektrolfBe. Der elektrische Strom verursacht in einem flüssigen Leiter (Säure- und Salzlösw^
geschmolzene binäre Verbindung) eine chemische Zersetzung: Elektrolyse, die Flüssigkri
.selbst wird als Elektrolyt bezeichnet. Die Zersetzungsproduote scheiden sich an den Elek-
troden (Platten, in denen der Strom der Flüssigkeit zugeleitet wird) ab; sie heisscn Joatt
Mao bezeichnet als positive Richtung des Stromes die Richtung, in der die po.sitive F' '"■
cität sich bewegt, die beiden Elektrrjden als .\npde und Kathndc, je nachdem dri
durch sie iu die Flüssigkeit eintritt resp. austritt. Die Zersetzungsfiniibii'i.. hcissen i
leiktrolysc
— 1.17 -
KIpktrulyap]
»
I
nod Kation, je oactidviu «lic sich ati der Auode oder Kathode ausscheiden. Di« wichligsteii
Elekti'ulrseii hiud diu der Losungen von Säuren und äaUen in Wiisser, i. B. Schwefel-, Sal-
betcr-, iSalisäure, Kochsalz, Kupfer-, Zinicvitriol ; ausserdem viele binäre Verbindungen im ge-
iohmolzenen Zustand, t. B. Chlor-, .lodsilber. Au der Kathode scheiden sich bei der Klektro-
k-se aus alle Metalle, ferner WasserstofT und inetnIIHhnliohe Kndicalu der Sal/.e und Basen;
Ell der Anode Chkir, Brom, .lod, die Saureradicale und das llydroxyl der basischen Ki'>rpcr.
Der eigentliche Vorgang der Elektioivse wird oft dadurch complicirt, dass die sieh au>scliei-
Hvuden .Ionen nicht direct trei werden, sondern chemische Umset/.ungen mit den Elektroden
•der dem Elektrolyt selbst erleiden. Zersetzt man z. B. eine Kochsalzlösung zwischen l'latin-
plcktroden, so wirkt d.is ursprünglich ausgeschiedene Na auf das Wasser der Losung, es bildet
»ich Aetznatron und Wasserstoff. — Auch die Wasserzersetzung durch den elektrischen Strom
Ist ein secundärer Vorgang. Heines Wasser ist kein Leiter oder Elektrolyt, sondern ein Iso-
Sator; Wasser leitet den elektrischen Strom nur vermöge der in ihm gelösten Salze oder Säuren.
(Dm das Wasser zu zersetzen, säuert man es gewöhnlich mit HjSOi an; die Schwefelsäure wird
«ersetzt, an der Anode wird SO^, an der Kathode Hj ausgeschieden; da» SO4 an der Anode
[Csrsotzt sich sofort in SO3 und 0; SOj verbindet sich mit HjO zu DjSÜ«, 0 wird an der
.Anode frei: an der Kathode wird H2 frei, das Resultat dieses Vorganges ist also, dass das
iWasser in seine beiden Componontcn Hj und U zerlegt ist.
I Die Menge der in einer elektrolytischeii Zelle zersetzten Substanz resp. der ausgeschie-
(deneu .Ionen ist für jede Substanz der Stromstärke proportional und vollständig unabhängig
von den Dimensionen der Apparate und von der Substanz der Elektroden. Daher ist die
Menge der .lusgesehiedcneu .Ionen ein Maass für die Stromstärke (chemisches Stromm.i.iss).
Apparate, in welchen man die Menge der ausgeschiedenen Jonen gewichtsanalytisch oder volu-
metrisch (bei der Wasscrzerselzung^ bestimmen und daraus die Stromstärke herleiten kann,
Ijeissen Voltameter. Ein Strom von 1 Amp. scheidet aus einer Silberlösung in 1 Secundc
1,118 mg Silber (07,1 mg pro Minute), aus einer Kuplersulfatlösung 0,328 Cu in 1 Secundc
(19,68 pro Minute), zerlegt 0,0933 mg HjO in 1 .Seeunde (5,60 mg pro Minute) oder erzeugt
•0,1740 00,44) cm^ Knallgas. Die Mengen der in der gleichen Zeit von demselben Strom in
vci-schiedencii elektrolysirtcn Kliissigkciten ausgeschiedenen .Ionen verhalten sich wie ihre
.iequivalcntgowichte (Karaday). Die Massenverhältnisse der von dem gleichen Strom aus-
lesohiedencn Elemente, bezogen auf \Va.sscrstoff als Einheit, nennt man elcLtrolytische Aequi-
lyalente, diese sind gleich den Atomgewichten dividirt durch die Valenz. Bei Elementen, die
ie Cu ein- oder zweiwerthig auftreten können, ist darnach da» elektrolytische Aei]uivalent
'verschieden, je tiaehdem da.s betreffende Element in einer Verbindung einwerthig oder zwei-
irerlhig ist. — Kür die gleiche Stromstärke sind die in der gleichen Zeit von den vcrschie-
ieueo .Ionen an die Elektroden abgegebenen Elektrieitätsmengen die gleichen; jedes Jon führt
lermaassen die gleiche Menge Elektricität mit sich. Zur Erklärung der elektrolytisehen
Orgäuge in Lösungen nimmt man an, dass in jeder Lösung ausser den unveränderten Mole-
cülen in jedem Augenblick eine Anzahl freier Jonen vorhanden sind: diese sind elektrisch
geladen, die einen positiv, die anderen negativ. Beim Hindurchgehen des Stromes, z. B. durch
eine NaCl-Lösung, werden die positiv geladenen \a-Jonen nach der Kathode, die negativ ge-
ladenen Cl-JoDcn nach der Anode hingezogen; es findet so ein Transport von Elektricität nach
der einen und der anderen Richtung statt, entsprechend der Stromstärke; au den Elektroden
geben die geladenen Jonen ihre Elektrieitiitsmenge ab. und vereinigen sich, unelektrisch ge-
worden, zu Molecülen, als welche sie frei werden resp. weitere chenmchc Umsetzung erleiden.
Die Jonen bewegen sich im Elektrolyten mit verschiedenen Geschwindigkeiten (Hittorf).
Zur elektrolytisehen Zersetzung des Wassers müssen mindestens zwei Daniells verwandt
werden. Der Grund dieser Erscheinung liegt in der sogenannten galvanischen Pola-
risation. Wenn mau nämlich einen elektrischen Strom durch einen flüssigen Leiter sendet,
dessen Elektroden aus dem gleichen Metalle bestehen, der also selbst für gewöhnlich keine
elektromotorische Kraft besitzt, so kann man durch geeignete Versuchsanordnungen nach-
weisen, dass er nunmehr eine jener der Slromi:|uelle entgegengesetzte elektromotorische Kraft
hat, dass er, vrie man .sagt, galvanisch polarisirt ist. Gänzlich unpolarisirbare Elektroden
werden nach du Bois- Key mond erhalten, wenn amalgamirte Zinkplatten mit einer Lösung
von Zink Vitriol oder Chlorzink in Berührung sind. Als Ursache der galvanischen Pol.irisation
betrachtet mau verdichtete in Folge der Elektrolyse entstehende Gassehichtcu, die an der
Uberfl.äche der Elektroden festgehalten werden.
Secundarelemcnte, Accumulatoren. Die Elektrolyse kann in dieser Weise auch
dazu benutzt werden, um elektrische Energie aufzuspeichern, indem die Elektroden, in be-
stimmter Weise durch hindurchgcschickte Strome verändert, durch galvanische l'ohirisation
der Sitz constantcr elektromotorischer Kräfte werden. In Gebrauch sind gegenwärtig vorzugs-
weise die B lei- Accuuiula toren. Ein Blei-Accumulator ist im Wesentlichen eine Zer-
setzuogszelle, deren Elektroden aus Bleiplatten resp. aus mit BIcioxydcD impraegnirten Blei-
gitteni bestehen; als Elektrolyt wird gewöhnlich verdünnte Schwefelsäure genommen. Beim
Uindurchleiten des Stroms bildet sich an der Anode durch das ausgeschiedene 0 Bleisuper-
oxyd, an der Kathode eine Schicht von schwammigem Blei; es entsteht so ein Element mit
der hohen cleklromotori.scbcu Kraft 'i,l V. Das Uindurchleiten des Stroms durch di^^^i^
[Klcktrolysp
- 13R -
Rlfk«
inulaUinellu /.iiiu 7,yrvi:k der niigogvhiBDi'ti FormiranK ilcr Klektru'leii nuiint mau in .Life
de» AccumtilalDrs'*: gu'bl dor Aoouraulator seiuerseils Strom ab. so „entladet* er liiii LJ
Leistung, Capacität der Accumul.itorcti, hängt von der ('»■sammtoberrtärho der EitUnn
nh: durch Vcrgrüsserung derselben k.iiiii man Accumul.itorcn constniircn, welche grni4ftl
von Energie aufzuspeicliern vermügen. Man drückt die Cap.ieitnt eines AcciiDiul'iti)fS^^|
piTestundcn" aus; ein Aceumulator von 10 Amperestunden Capacität liefert eiiirii i^^|
I Ampere 10 Stunden lang, oder einen Strom von '!■. Ampirc '20 Stunden laue #«^H
Tiiidiing der Accumulatoren benutzt man meistens den von Pynamoiu.i jJJ
Strom. — Für elektromcdicinische /wecke werden in neuerer Zeit viel/.i.-I ''wB
toren benutzt; um sie besser transportf/ihig zu machen, hat man die Schwc/iiv^im •lurtll
satz von Kieselsaure u. ä. in eine Masse von gallertig fester Consistenz verwaudelL De II
7.ug der Accumulatoren besteht in ihrer hohen elektromotorischen Kraft und grosis<Ti OaüJ
ein N.aehtheil in ihrem verhnltnissmässig grossen Gewicht. j
Die Flektrolysc hat nicht nur ausgedehnte Anwendung in der Technik gefusdea >1
vanoplastik, ReindarstcUung von Metallen etc.). sondern auch für therapeutische Zweckt d
bei wird die Gewebsflüssigkeit clektrolytisch zerlegt. •««.nJ
In dor Durmatotherapie kommt di« Klektrolyse zur Entfernung an abniiil
St«MIeu gewiu'liscner Haaro. zur Hcseiliguiif; von Warzen (Aciiniiui»teni. LM
flei'ken, Angiomen, Teleangiektasien (Acne rosace.a), Xantljomi^ii, Kulniiieo I
seil liessl ich bei der Kphanilluii;; des Lupn.s viilfc.iri.s zur Aiiwen«Iiing. Im kA
meinen kommt hier die inonojioiare, nur selten die bipolare Mfthode tra I
Wendung; die letztere hat den VrH-tlieit, da.ss der Strinn einen goriiigoren Widertl
zu überwinden hat, und man niit einer gerinjcen .\n7.ahl von Klementen rrga
Wirkiiiigeii ;i!s mit der mi>ti"i|)(ilaren Methode erzielen kami. J
IHe Klektndyse gielit bei den geiKitniti-n AlTeetinnen hiiulig l>essere KesiilHH
andere liehandlungsweisen und soHtr- dahiT hiiufiger zur .Xnsfnhning geloa^H
tliatsächiieji geschieht. Allerdings nimmt die f!ehandliiiig et\va.s Zeit in Amml
andererseits aber bietet die Technik der Kh'ktrelysi', alig<-sehen von der elektrin
Ivpilation. aucli weiter keine Srliwierigkeiten. .Als Nadeln, deren man sieh geirt|
lieh bei der Klektrolyse liedii-nt, n-iehen im Allgemeinen Stahl- (Näh-) Nadeln |
nur bei der bipolaren Methodi- benutzt man zweckmässig Nadeln :uls Platin-lri<|
oder (iold: die Nadelhalter sind besonders zu diesem Zweck cuiistruirte. l>3(
behandelnde Territorium wird vor dem Kingriff ilesinficirt; die zur Verwendung Id
mendc Nadel wird vor jedem Kinstieh in Karbollösiing getaucht. Der Seh inert i
der Elektrolyse i.st im Allgemeinen gering un<l kann mit .\usnahme der über
Hautniveau .sehr erh:ibenen Nenlnldungen (.\cnminaten, liauthörner) durch K.-ttaphoi
\on ("iicainliisUngen beseitigt wenleti.
Bei liiT elektrolytischeii 1{ ad i cal epi I n t i on wird eine feine Niihnailel . sogonam*
I'erlnadel, oder IMatin-lridiimi-Nadel an einem zweeketitspreehenden Nadelhalter W-
kfcstigt, der durch eiue h^ichte Leitungs.schmir mit dem negativen Pol einer Uli
rtialvanoDieter und Üheostaten versehenen galvanischen Hafterie \erl)unden ist. Di»
Bositive mit .Salzwas.ser bi-feiu-htete Klektrode wird von der l'atientin iu der
laad gehalten. Die Nadel wini in den Kollikel parallel der Richtung dos H.i«»
gew isserm.assen gleitend eingeführt, l)is sie .auf Widerstand stösst. Dann .schli«»'
man entwediT durch eine Vorrichtinig am Nadelhalter oder durch Aufsetzen der pos-
tiven Klektrode auf die Hand der l'atientin den Strom, hlsst ihn vermittelst dr
Kheo.staten auf ','2 - - Millian)()>'re ansteigen, '/j — 1 Minute einwirken, gellt dant
allmilhlich auf den Nullpunkt zurück und entfernt die Nadel. Dii^ Haut über imd
um den l'Vdlikel wird wäliriiid der Procedur zuerst für einen .Augenblick roth. iLinn
Idass und erhel)t sich (|uaddidarlig; aus drm Follikel steigt weisser Schaum euip"
Folgt jetzt nach dem Herausziehen der Na<lel das Haar mit geipiollenen Wune
scheiden einem leisem Zuge der l'iiicette, so kann man sicher si'in, dass es radicxi
entfernt ist. Aiulernf:ills nniss die Operation wiederholt werden. Bisweilen wenl«
durch i'iiie weiter um sich gn-ifende Wirkung des Stromes ein oder mehrere Haan*
der L'nigi'bung der ursprünglich behandelten Stelle ebenfalls gelockert. Das Aa*
xiehen des H.-iares mit der Cilienpincette erleichtert die ('mitrole, ob das.selbo wirk-
lich von der P.ipille abgehoben ist; andernfalls kann man das Ha.ar in dein Follikel
bol.aKscn, ans ilem es beim Wa.sehen oder durch zufällige Berühnmg entfernt winL
An der epilirten Stelle bildet sich ein minimaler .Schorf, iler n;u-h wenigen Tageii
rabfUllt: zur Bildung von sichtbaren Narben kommt es im AllgemeiiM'ii nicht; treten
Ulie.se dennoch juif, so liegt der tirund >>ntweder iu nngenüg<'nder .\-;e|)sis od».r siw-
iPKtrolyaf]
Bterrr liifi'ctinii \(iii SiMti'ii tli'r rntii-titiii: aassordoiii kniiii i'ini' zu .i;r<is.so Stiirkf uiiil
H«u l:iii;;f Hinwirkunf; des ÜlroiiK'.s Anlatis zu i'xcessiver Narbctil.iilriuuj; gebi-ii; schliessi-
Hlicli sei norli daniuf hingpwiespn, dass bei dazu «lisponirten Personen sich Keloide
Haiisbildeii kniinen. In einer .Sitzung künnen 10— 3(» Haure entfernt werden. Man
Htinit f;ut in einer Sitzung nicht zu viel n<'ben einnntler stehende Haai-e zu e|)iliren.
^(l:i leiciit eine Hautreizunf;; nuffreteii kann, die durch Unisrhinge mit Aqua l'ltnniii
oth-r l'udiTn beseitigt werden kntnite. IMe Procentzahl der wieder wadisonden Haare
Hwird verscbieden angegeben.
B Zur Beseitigung der Warzen tnui Annminaten, sowie der Xanthome wird die
r Nadel entweder flach (parallel der Oberfläche der Haut) oder efwxs schrilg einge-
i atochen und nach einer bis drei Minuten (entfernt, dieselbe l'rocedur niniuit man dann
an einer anderen Stelle der Warze vor, bis der grosseste Theil der Neubildung be-
handelt ist. f?ei zu gros.ser Ausdelminig der Excre.scenzen und hei euiptin<llichen
Personen sind mehrere Sitzungen erfunlerlich. fSei den kleineren Geschwülsten diT
Haut kann man bisweilen mit Vortlieil sich lier bipolaren Methode bedienen. Durch
Wechseln des Stromes wird der bisher positive Pol zum negativen, wirksamen und
auf diese Weise wird die Anzahl »ler Nadeluintuhrungcn verringert. Analog ist da."»
Verfallren bei der Beseitigung von Leberflecken. Ist die Neubildung .sehr ausgebreitet,
so kann man, um scbnellere Kesuitate zu erzielen, mehrere Nadeln an verschiedenen
Stellen gleichzeitig einstechen und sie vermittelst eines Kabels, an dem Schrauben
oder Klemmen befestigt sind, mit der Batterie verbinden. Bei den mit Haaren be-
setzten Warzen und Leberflecken wird mit der Kntl'erining der H;i;ire glinchzeitig ein
llieil des Neoplasma beseitigt, währi.^nd zur Entfernung des Restes die erneute An-
we-ndung de,s Stronu^s m'ithig ist. Angiome werden in derseibeii Weise behandelt:
bei gWis.seren Cieschwülsten nni.ss man stilrkere Nadeln, die durch die Basis des
Angioms gestossen werden, anwenden uu<i den Strom längere Zeit (5 — lu Minuten)
einwirken lassen; bei den Teleangiektasien (specieli der Rosacea) ist es üblich, ein-
zelne isolirt .stehende fiefä.sse dadurch zur Vertldung zu bringen, dass man die Nadel
direct in das Gofü.ss der Länge nach i>infnhrt. |)ie Kntfernung der KeJoidi' geschieht
in derselben Weise wie die der Warzen, nur darf man hier bezüglich des Resultates
des KingrifTes nicht zu optiutistisch sein, lia die Prognose hier ebenso wie bei den
anderen Rehaiif!!ungsniethi)den oft eine recht zweifelhafte ist.
Mit der ebktrolyti.sclien Uehamllimg werden lerner gute 14<'sultate eraielt bei den
umschriebene)) verrucrisen Inliltniten. wie sie sich auf ilen Strerkseiten der Hände
inul Pinger specieli über den Gelenken bisweilen zeigen. l>ie Klektrolyse ist ferner
»in Auwi'tiduug gezogen zur Zerstönmg des Seliankei's, din'h sind fiie bisher <larüber
niitgetheilttn Erfolge nicht .sehr ermuthigend. In geeigneten Pälleii k:inn die Ktektro-
lv.se zur Verwendung gezogen werden bei tlen inunerbin seltenen Fällen von Cornu
cntaneum und ausserdem beim Kibroma pendulum. I'iinzelne hartnäckige I'lai|Ups
eines chronischen iidiltrirteu Kkzems dürften vielleicht ebenso wie die oft ri'sistentcn
IPla(|ues des Liehen ruber planus und specieli des verrucosus auch in die Ooinaenc
der Klektroly.se gehören; elieusn kütinte man die Hauttubercnlo.se, besonders die
vi'rrncöse l-'orm in die.ser Weise lu-liandehi; auch die oft jeder Therapie trotzen<le
Leuknplakia oris wäre vielleicht für die ICIektroly.se ein dankbares Object.
Die elektrolytische Behandlung des lAipus vulgaris wird er.stens in einer dem
bisher gescbüder'ten Wrfahren anabig(>n Weisi- ausgeffllirt; in jede.s einzelne Knöt-
chen wird «'ine Nadel von etwas dicken-m ('aliher eingeführt, h.a die Klektrolyse
ähnlich wie zahlreidie Medicaniente bei ihrer Anwendung auf erkrankte Steüi-u einen
zerstörenden Kinfluss, auf gesunde dagegen keinen oder nur einen geringen ausübt,
liat man eine grö.ssere Stelle mit zaliln'iehen Nadeln, die gleichzeitig in die Haut
gestossen werden, zu behandohi versucht. i*ie eleetive Wirkmig de.s elektrischen
»Stromes auf krankhaft verändertes Gewebe führte zur elektrolytischen Fiächenätzung.
Als negative Elektrode dient hier eine nicht überzogene Silberplatte von ca. 2 qcm.
Hierdurch wird eine Zerstörung der oberflächlich gelegenen Lupusknötchen bewirkt,
während die ge.siuide Haut ziendich intact bleibt. Bei eini-r Dauer von ungefähr
1() Miimten ist eine Stromstärke von 5— 10 Milli.-unpere nöthig. Einen dauernden
Nutzen hat diese Behandlung nicht erzielt. saalfelü.
In die Gynaekologie ist die Elektrotherapie nach dem Vorschlage von
Apostoli in Form des constanten Stroms, und zwar in bisher unbekanntj.'r Stärkn
(bis zu 2Ö0 Milliamperes), emgeführt wordon. Besonders eiiipfoiilen als Kmt
[Clpktrubsr
- ms —
Rlrkml}«!
rouUtorzc'llc zum Zweck der niigcgchnncii Formininfc ilvr Klektrurluu nuiint man ih? .I.r
d« .•\ccuinalali>rs'* ; giebt d«r Accumulntor seiucrscib Strom ab. so .entladet* er
Leistung, Caparität der Accumul/itoron, hängl von der (ri.'sammtoberfl.Hrhf Ht-r
ab: durch VergriisseruuK dersiMbcn kann man Accuinulatoren construiron, ■»•
von Energie aufzuspcicbcrn vermögen. Man drückt die Capacttät •.■ines Ac-
pcrestunden* aus; ein Accumulator von 10 Ampercstundeii Capacitiit liefert. •
I Arapi'-re 10 Stunden lang, oder einen Strom von '/; Amp^Te -0 Stunden I
Ladung der Accumulatoren benutzt man meistens den von Dynamom^ (tM
Strom. — Für clektroraediciniscbe Zwecke werden in neuerer Zeit vielf.i' .Ae
toren benutzt-, um sie besser transportf-ihig zu machen, hat man die SchwelcUiuru da
satz Ton Kieselsaure u. ä. in eine Masse von gallertig fester Consistenz verwandelt.
*ug der .\crumulatoren besteht in ihrer hohen elektromotorischen Kraft und groiseo <
ein Xnchtlieil in ihrem verhältnissmässig grossen licwicbt.
Die l'lektri^lrse hat nicht nur ausgedehnte Anwendung in der Technik ^fundes
vaoopUstik, Reiudarstellung von Metallen etc.). sondern auch für therapeutische Zwecke-
liei wird die Ucwcbsllüssigkeit elektrolytiseh zerlegt. tnuMTBl
In (l(T Di?rmatothcr;ipie kommt die Elektroly.se zur Entfemune «n abnoiMl
Stirllcn gewaclLSi'uer Haaro, zur Beseitiguii;^ von Warzen (Aciiminatoiii, Li*\
Hecken, Angiomen, Teloanfpektasion (Acne ro.sacea), Xanthomoii. Kt»lM»dea
schliesslich bei der Behandlung des Lupus vulf^.iris zur An\vendun|r. Im AM»!
meinen kommt hier die monopolare, nur si-lten die bipolarf' .Mi-thodc xor vt\
Wendung; die letzti-re hat den Vortlieil, d.iss der Stront einen {;ering»'rru Wider
zu überwinden hat, und ni.in mit einer geringen .\nzahl von Klomonteu Ktiiani|
Wirkungen al.« mit der m(Mio[)(d:ireM .Methode erzielen kann.
|lie lviektroly.se gielit Ijei den j;en;iniiten AlTectionen liäutis l>es.sorc Hesultoie ärl
andere Ileb.iiidlungsweiseu und .'iitllte daher lilUiliger zur .Vu.sl'ührung gelangco, i4|
thatsSehlich geschieht. Allerdings nininit liie Behandlung etwa.s Zeit in An9|inik,|
:nidererseits .aber bietet <lii« Technik der Elektrolyse, abgesehen von der elcktcMRl
Epilation, ;iuch weiter keine Sciiwierigkeiten. .Ms Nadeln, deren man sich g**öl*l
lieh bei der Elektrolyse bedient, reic-lieii im .Vllgeuieinen Stahl- (Näh-) Nadeln ;
nur bei der bipolaren .Methode beiuitzt man zweekuifissig N:iiielu aus Platin-Iri^vl
oder Gold: die Nadelhalter sind besonders zu (üi'sein Zweck construirte. Uit»\
behandelnde Territorium wird vor dem EingrilT desinticirt; die zur Vprwj^uduuf; )m\
niende Nadel wird vor jedem Einstich in Karbol bisinig getaucht. l)er Sehmert I»
«ler Elektrolyse ist im Allgcnieinen gering itiul kann mit .\asnalinie der über iti |
Hautniveau sehr erh.-ibenen Neubildungen (.\cuniinaten, Hauthrimer) durch Kataphoi"
von rocainliisluigcti beseitigt werden.
Bei der eli'ktridytisclien lladicalepi 1 a tion wird eine feine Nfihnadt?!. üOg«usiiii>|
l'erlnadel. odiT l'Iatin-lridiuni-.Xadel an einem zweckentsprechenden NadelhaJter W-
festigt, der durch eine leichte l>eittuipssrhnur mit dem iieg.ativen I'oi einer ■»
(ialvanometer und l'lieostaten versehenen galvanische.n Batterie verbunden ist. P»!
positive mit 8alzw:is.ser befeuchtete Elektrode wird von der Patientin in dffl
Hand gelialten. Die Nadel wird in den l''oliikel parallel der Riclituiig des Hurel
gewissennassen gleitend eingeführt, bis sie avif Widerstand stösst. l)ana .srhlJ«"' |
man entweder durch eine Vorrichhmg am Nadellialter oder thirch Aufsot/.««n der i»»
tiveii Elektrode auf die Hand der l'.'itientin den Strom, lässt ihn vennittcist i* 1
Itheostaten auf ' j -- Mütiampere ansteigen, '/j — 1 Miinite einwirken, geht <b«'
allmjihlich auf ilen Null|(Mnkt /unick und entfernt die .Nadel. I>ie Haut rd>er ui»l 1
um den Follikel wird wjiiin'ud der frocedur zuerst für einen Augeiddick roth. dai"
blitss und erhebt sich ini.-uliielartig: ;tus dem Follikel steigt weisser Schaum emp"'
Folgt jetzt nach dem Heranszieheii der .Nadel das Haar mit gC((uollen(n] Wun*!
.scheiden einem leisem Zuge der i'incette, so kann man sicher sein, da.ss? «^ radinl 1
entfernt ist. .Xndernfalls nmss die (liieration wiederholt werden. Hi.sweiien w«»d»*
<lurch eine weiter um sich greifende Wirkung de.s .Stromes ein oder inehruro Hau»
der Umgehung der ursprünglich behandelten Sttdie ebenfalls gelockert. ]>as .W
ziehen des H:iares mit der ('ilienpincetti' erleichtert die Controle, ob das!«elhe wir'»
lieh von der Papille abgehoben ist; andernfalls kann man das Haar in dorn Kolli-
bela.ssen, aus dem es beitn Waschen oder durch zufällige Berührung entfernt wi'^
.\n iler epilirten Stelle bildet sich ein minimaler Schorf, der nach wenigen l'a,:''
abfällt: zur Bildung von sichtbaren Narben kommt es im Allgemeini'n nicht: triM'
diese dennoch auf, so liegt der finind entweder in ungeniigemler .Vsepsis mler -im
lekfroI)st»
- 141 -
Kli'klriitlifrnpie]
riel Anhänger ;ri'ftiinliii. l»ic Hi'li.iiHlltms: ist nitsiclicr imhI IuiI .inssi'i'iii'm ilcn N:icli-
theil, (liiss eilin i'vrntui?ll s]wt<'r iloch docIi iiKtliwondig wi-nloinli- l )|K;i-:i(i(>ii ilurcli
Jii> Vt'rwarli.Hiiniit'ii mit iIit li;iut rrlirMicli frsfinvci-l wird.
KIBCHHOKF.
Hi'i n.'irtin'ilnTiistrir lurcii ist ilii' Kli-ktrolysc niii tlii'r.ipiutisclii's V('rf:ii)r»ii.
l\\-ds in [)('ii{sr)il.tii(l sich gamk'hl odor wi'nif; hat. cinlnirpTn kinitiiii und dirsi's iiiil
cht. I'ic HriiMiidiiinj; dir Stricturfu mit dem cntistiiiitiii Strnm verdient diesen
amen nur in so weit, als tlurdi denseilien i<eini' Aet/.wirkuiis' hiTvorj^ehracht wiril.
hlst tier Strom sn .stark, das,s das (iewebp verfilzt wird, durch Alka!
uri'h Saure am negativen
I'ol
siiriehf
I am |)usitivcii,
man hesser von (iaivanokaustik der Ure-
fthralstrictnren, (He gänzlich veraltet und höchst irrationell ist, ija ja ilie Verfttznng
jdes (iewehes zu der vorhandenen N'erengorung neues .Narheiigewehe hinzufügt. I>ie
lAnwi-nilinig sehwacher constanler Ströme .soll dagegen ein«' Kesorptidn des \<irhan-
] ilenen intiltrirendcn vcreiigenuleii Narhengewehes herlieitiihren. \Ian unterscheidot
^zwei Arten der .Vnwenduiig. Nach der einen führt man fiiie ilie Verengerung an Griiss«.'
üliersti'igende, an einem isolirenilen Seliaft sitzende Metallolivi', die mit dem nega-
tiven I'o! verbunden ist. his zur Strictiir, setzt den positiven l'id an iler Kiirpernher-
iflfiche an und liält während der Durchschickung <les schwachen Stronn-s die Olive,
Jtlie auch auf einem Lcitbcmgte aufgeschraubt sein kann, au die Strictur auf ö — lt>
IMinuteti aiigopresst. Bei der zweiten Methode nimmt man ein langes filifonm^s
[-Baugie, das sich nach hinten viTdickt und am Uebergang beider Theilc i.>ino mit
Jem Aussenende metallisch verbundene, vors]iringeude Phitiiiklingp trägt. I)iese mit
[dem negativen Pol verbunden soll, an die Strictur ari^repre.sst, die letztere ilitreh-
Bclineiden, nachdem mau tien Strom für kurze Zeit durcb Aufsetzen des jiositivon
iPoles geschlossen hat. Beide .Metlutden sind unsicher in ihrer .\u\vi'udung und auch
|fiherflü.s.sig. da die übrigen Verfahren für die bichtercu Trille
schweren Fällen die ICiektrolvse aber nicht ausreicht.
genügen, bei
C-VSPEB.
dKU
Elektrotherapie. l'"iir nicht chirurgische therajieiitische Zwecke kon>iiit <lie Klektri-
cität in dreifacher Wei.se zur Aiiwr-mbing: a) in der l'"nnu von infi'rmittireuden
^bi^tr^unell. IndiiitiiHi.sströmen, al.s l'aradntherapio; b) in der Komi von rontinnirlicheu
™ galvanischen Strimien, Balterieströnien, al.s Galvanotherapie: ci in der Form von
hochgespannten Influeiizma.schiiieiiströmeii, als Fr;iiiklinotliera|iie. .lede dieser An-
weiidungsweiseu verlangt für Heilzwecke ihr eigenes .\rniaiiientarium, besitzt ihr dem-
entsprechendes ludicationsgebiet und ihre mehr oder weniger reicii gt^staltete thera-
• peiitischo .Methodik.
Faradothcra|iie. I>i<- hiduction.sströnie entstehen bekanntlich in metnllisclien
l.i'itern, gewöhnlicli vielfach gewundenen lirahtrollen eines mehr oder weniger dicken
Kiipferdrahte.s, mit F,isetikern, worin bei Schliessung und OeR'nung eines [irimären
galvanisclieii .'Stromes oder bei nischer .Annäherung und RnHeniung e'ines Magneten
Ströme von miinient;iner Dauer und von abwechselmier, „altertiirender-' Richtung her-
vorgerufen werden. Wegen der nur momentanen Dauer der einzelnen aiil solche
Weise erzeugten Schlie.ssungs- und Oefl'aungsscbläge sind Vorrichtungen notli wendig,
die eine beliebig ra.sche und häutige Unterbrediung des primären Stromes und da-
durch die Anwendung schnell- oder langsamschlägiger intennittirender Ströme ge-
statten; dies geschieht mit Hülfe des selbsttliätigen Neef- Wagner'scheii Ilnmiuers
durch l'eder- und Kngehmterbrecber. Als Stronnjuelien können voltiscbe Klementi'
und Batterien, Magnete, Thermosäulen. .Xccumulattu'en und die von Dyiiamo-
masciiinen erzeugten Ströme benutzt werden. Für die l'raxis kommen bi.sher fast
ausschliesslich die voltaelektrisclien luductoren in Betracht. Welches auch die
benutzte Stronnjuelle sei, so müs,sen wir von jedem Iiiduclionsap)i;ir.ite vor .\llem
vi-riangen. da.ss er einen für therapeutiscbi' Zwecke ausreichend starken Strom liefert,
und /.war gilt dies insbesinidero für den Iinliictionsstroni iler äusseren, seciindän-n
Spirale. Der secundäre Induction&stroni wird für die F.ii'adisation fast allein, und
d<'r Imlurticmsstrom der inneren Spirale, der „primäre InductioiLsstroni •• oder
• „Kxtraciirreiit", nur ausnahniswei.se verwendet. [lie Windungen der secundären
Spirale müssen d.'iher möglichst zahlreich sein, da die Stärke der Induction der
Windungszahi entsprechend zunimmt. Weiter niiiss eine gute, gleiciunä.ssig fiinctio-
nirende l'nterbrechungsvorrichtung. am besten ein Kngelunterbrecher, auch eine anf
hecpieme. praktische Weise abstufbare und wenn inöglieh nie.ssbare itegulir
ätronistärku zu Gebote stehen. Letzti-res ge.schieht hei den '^itationären .\ppj
[Elektrulysc
— UO -
Klrktnl«
operativoii Bi'li:mdluM|» bei Utcnwinyomeii, wiinJ«' ilic KIcktriritat zum Sdiarf'n <fl
Mfthodo l):ild für alle, inö^lichoii Krkr:uiki(ii;rf*n 'Iks (ietiitnlapp.tratos .il$ HeikdA
f^fpricsdii. So kommt es, diiss jetzt tiacli Siclittnip der ern-ichton Kroululr «■
nach weiterer Verbesseniiisr d<T Myoin-OptjratiiJiH'ii die Klcktrotliorapi«! btsleiit'nJ ■
Ti-rrain verloren hat. Nicht-sdr-stinvenlger ist iiacii den Bfriehton oinn andsfrua M
nl)aehtor die elektrisehe Behandluitfr hei {jewissi'ii Kraiikht'iteii kaum xu rntiiiliiH
Was zunächst die He.«idta1e hei Myomen des Itcnis hetrifft, so ist nnvirkiM
har, dass ein Symptom dieser Ni'uliilihm;:, die Üliitungea, oft in sehr ;;ttiiit|fl
Wfise heeinfliisst wenteii. Oft allei'dlnf;s kommt auch die haeniostatisrh»- Wiikjfl
nicht /um \ orsrliein, sodass man Für cIdmii sicheren Hrfolii; in dieser RidlJ
nicht eintreten kann. Noch weniger sicher wird lias Waclisthum «ler MyomaMH
schrankt nnd endlich in noch seltenerf-n l-'jil!en wini die w'ünscbeii8>vcrtho Vefl^H
rnng der Myome erreicht. Natürlich trügt <ier Sitz der Myome sohr mm (nl
res|t. MisseriVdg hei. Inlranmrale .Myome werden am günstigsten beeiiil1u--<st: im
imiCMse und siihseröse weniger gut. Im (.>Hn/.en iietrachtet, ist boutv wnhl iter SliM
puiikt gerechtfertigt, dass hei langsam wachsende« interstitiellen Myomen mit stvw
Ulutongen, besonders hi'i jugeridlicticn Individneii, ein Versuch der Elcktrntbcr«
angezeigt ist, dass aber bei schnellem Waclisthum uiid hei subumcösen und subüeri^
Myiiiiieii von vornherein die operative Hidiandlung ins .Vuge zu fassen ist. B"|
amieren Geschwulstbildnngen im (ienitalsysieni, wie bei Ovaria 1 tuniorco tt\
Tuhentnmoreii und li<'i i^'x t ran terin-<i ravid i t:it ist die Elektrotherapie gondaj
contratndicirt. J
Br'i Meiistruationsanonialifii dagegen leistet der coiistantc Strom oft *■
uerth\cdlc l'ien.ste und zwar snwolil hei Menorrhagien, wie besnndei-s li«>i Amenontfl
iMiil ilysnieiiorrhoe. Die Schwierigki'it hit'rln'i liegt nur in der rielitigen Aiisvill
der Fälle. So kann man hei .Menm-rhagien mir dann atif einen Krfolg rvclinen. ndi
der Grund der Blutungen allein in i'iner Kndtimelritis zu suchen ist oder im l"
ginm'iiden Cliiiiacteriunr, liei Ameimrrhoe nur dann, wen« keine .\llgetncin(<rknuih»
gen das I'Viden der Menstruation v(>rnrsachen und hei l>ysmenorrhop nur in iVt
rälleii, wo es sich um sogenannte „iierM'ise l>ysinenorrhoe" oder um DysmcnortW
infolge von Stenosen handelt. Bei allen com(iliciivnden Adnex-Hrkrankungen k»
gegen ist auch liier die Klektricität cimtraindicirt.
Fast allein beherrscht die Kleklrotherapie ()as (Jebiet bei allen 11 y pe rae.sthe»i"
des (ienitalapparats, be.'ionders bei den iKaralgien. .Mlerdings sind un.«5erer Ansck'
nach <Iie reinen Hyperaesthcsicn ebne iTkeunban- pathe|ogiscl»> Krkraiikung dcri^r
gane äus.scrst ,<ietten und dann gewidiiiliib durch llysti^rie bedingt. Kino Ausn.ihw
hiervon macht die Koccygodynie, bei der mit dem faradischen Strom in tnehtwrs
Fällen sehr gute Kesultatc erzielt worden sind, hie .Methode der Klektrotherapi»' l><
in der (iynaekologie der cnnstante Strmn nnd zwar der eine l'ol intrauterin, J«
andere auf den Bauchderketi. Hie Stärke schwankt zwi-fchen 5 und 4() Milliampci"'
nur bei Myomen hat man starke Ströme l)i« zu 200 Milliampi'res empfohlen.
In der t!eb iirtshülfe hat man gleichfalls die Anwendung des consLanten Stroni
versucht und zwar zur Erzeugung ven WebiTi. l'ie Besultate alter sind ganz »
sichere gewesen und, abgesehen mui einigen wenigen Knthiisiastea, die zur Kinl'i'i! ■
der künstlichi'U Frühgeburt die Flektricität auch heute noch empfehlen, ist dii il
tinide so gut wie verlassen. stcffeck.
\\m (reschwülsten li.tt man schon lange, bevm- man die Elektrolyse zur
handlung von HariHtdirenstricturen und in der (iuiaeknhigie venvandte, div versci
ihnstfii Arten mit llidb' des idektrischen Strome^; zu zerstiiren versucht. Kine all
meine Anwendung hat aber diese Behandlungsmetliode niemals gefunden. Sobald
sich iini grössere leicht zugängliche (jeschwulstbildungen handelt, verdient die op
tive Beseitigimg jedesmal den Vorzug. Nur bei kleincreji Bildungen, wie bei Wa
und bei kleinen Gefä-ssgeschwütsten und bei Tuinori'U an .schwer zugänglichen St
ist die Elektrolyse am f'latze. Sit sind vor allen die l-'ibrorue im Na.senruchonr
ein dankbares Object für die elektrolyti.'icbe Behamihing. Weniger geeignet sind
artige Geschwulstbililnngen; bei ihni'n vermag mati wohl kaum einen dauernden
folg zu erzielen, wenn man auch das Waclisthum für kürzere oder längere Zeil
schränken kann. Und in dieser .Misicht werdm dfun aiicli zuweilen Sarkome^
Nasenrachenrnnni und im Schtumie elektrolytisch behandtdt. hie '■lektrolvtisehe
haudlnng mmi Strnmi'O, «eiche vun einigen Seiten warm empbdden wiinli^ l.-ii .,
Slpktrolynp
- 141 —
Kh'kirollii'rnpit'l
^
viel Aiih;iiigi>r ni'fiiiuli'ii. r>ic' Hflinniiliiiii; ist iiiisiclii-r iiikI IkiI .uisx'rdtin iIimi N:ifli-
thfil, H:u«s fiiic i'veiitueil sijäli'i- liocli iincli nutiiwpnilif; witiIi-ikIo ( »jK-nlion liitrrh
dii' Vcrw.-icliHim.spii mit lim' Haut frlii-lilicli cischwcil wirii, kircmiiokk.
Hei H uninilirciistrii- hiri'ii ist liic ICli-ktroljsc i-iii tliri;i|»ciilisrlK's Vfi-falin^ii,
»I:i8 in |li»titst:lilrinil sii'li g;iniii'!it oder wnii^ h;it cinliiirfji'rii köiiiicii inid dii'scs mit
Kcriit. Mir Bidiiiiidliiiii; der Siricturr-ii mit dpiii cnnstjntin SliDui MTilicnt dicsttn
Nanirii mir in so weit, als durch dfiistdlit'ii kcini' Actzwirkimg ln'rvrirp'tirai'lit wird.
Ist diT Striitn so stark, dass das üewclic vi/rätzt wird, ilundi Alkuli am ijositiveii,
durch Sfiurf :mi iit-gativfii I'ol, so si»rirht man besser von (inlvanukaustik der L're-
tbralstrictdrcn, diu gänzlich veraltet und höchst irratioiiell ist, da ja die Verätzung
des (iewebes zu iler vorhanileiieu Ven'n;:eriiiiji neues Narbenjjewebe hinzufügt. )>ie
AnwendiiiifT .schwacher coiistaiiter Ströme .soll dage};en eiiu' IJesor|dion des vni-haii-
denen inliltrirendeii verciifieriKleii Niirhengewebes herlieiiiihren. >lan iiaterscheidel
zwei Arti'n der Anwendung. Nach der einen führt man eine dir Verengennig an Grösse
übersteigende, an eiui-m isidirendeii Schaft sitzende Met.dlolive. die niit dem lu'ga-
tiveii l'ol verbunden ist, Ids zur Strictiir, setzt den positiven IVd an diT Köriiendier-
fläche an ntiil hiilt wahrend der Durch.schickung <hs scliwachen Stromes ilie Dlivc,
dii' auch auf einem I><Mtl>nugie aufgeschraubt sein kann, an die Stricttir auf Ti — ]()
Minuten angejiresst. Bei der zwi'iten .Methode tnuTUit nuin c-in langes filiformes
Boiigie, das sieh nach hinten vrirdickt und am Uebergang beitier Theilo eine mit
dem Aussenende metallisch verbundene, vorspringende l'latitikliiige trägt. |)iese mit
dem negativen Pol verbunden soll, an die Striciur ange]ire.sst, dii; letzlere diircli-
srhneiden, nachdem num den Strom für kurze Zeit durch Aufsetzen des jiositiveii
Poles geschlossen hat. Heide .Methoden sind unsicher in ihrer .\n\\endutig und atich
fdierflüssig. da die vibripen \ erfahren für die leichteren Fälle genügen, bei den
schweren Fälieii die Elektrolyse aber nicht ausn-icht. cispph
Klektrotlieraiiie. Für incht chinirgi.sche therapeutische Zwecke koninit die fvlektri-
eität in dreifacher Weise zur Anwendung: a) in <ler Form \tm ititermittirenden
I Strömen. Indur'tionsströniei]. als Faradotheraiiie; !>) in der Form von coutinuirlicheii
galvanischen Sti-önien, Batterieströmen, als Galvanotlu'rapie; ci in der l'"orm von
hochgespannten Influeuzmaschinenströmen, als Franklitiofheraiue. .lede dieser .\n-
weiidungsweivSen verlangt für Heilzwecke ihr eigenes .\rtnauuMifarium. besitzt ihr dem-
entsprechendes ln<lii'ation.sgebiet und ihre niehr r>d(>r weniger reich gestaltete tlu'ra-
pinitische Methodik.
Faradritherapie. IHe InductionsströuH^ entstehen bekanntlich in nietalli.schen
lH.<itern. icewöliidicii vielfach gewundenen hrahtrollen eines mehr oder weniger dicken
Kiipferdrahtes, mit I'-isenkern, worin bei Schliessung und (ti^rinung eines primären
y:alvaru.schen Stromes oder bei rascher AmiähermrL. und Enlb-rnung eines Magneten
Ströme \on momiuitaner Dauer und von abwechselmler, „alteniiremler'" Richtmig her-
vorgerufen werden. Wegen der mir momentanen l>;uier der einzelnen auf solche
IWiMse erzeugten Schliessung.--- unii ttfUnungsschiäge sind Vorrichtungen nothwendig,
die eine beliebig rasrhe und häutige Uuterbrechung des primären Stronu-s ujul da-
durch die Anwendung schni'll- oder langsamschlägiger interinittirender Ströme ge-
statten; dies geschielit nnt Hülle des selbstthfitigen Neef-NVagner'schen Hammers
durch Feder- und Kugeluntcrbrecher. Als Sti-nm(|uellen können voltasche Klemento
und Batterien, Magnete, Thennosäulen. .\ceumulat()r''n und die von Pyn.imo-
maschint'n erzeugten Ströme benutzt werden. Für liii' Praxis kiunmen bisher fast
ausschliesslich die voltaelektrischen Iniluctop'ii in Betracht. Welches auch die
benutzte Stronujuellc sei, so müs,sen wir von jedem Inductiotisapiiarate vor Allem
verlangen, da.ss er einen für therapeutische Zwecke ausreichend starken Strom liefert,
und zwar gilt dies insbesondere für den Induction.sstrom der äusseren, secnndären
Spirale, l'er secundäre Iiiductionsstroni wird für die Faradis.-ition f.-ist allein, und
Pder Inductions.stroni der inneren Spirale, iler „primäre Inductionsstrom " oder
„Kxtnuurrent", nur ausnahmsweise verwendet. Die Windungen der secundärcn
Spirille müssen daher möglichst zahlreich sein, da die Stärke der Inductioii der
Windungszalil entsprechend zunimmt. Weiter nui.ss eine gute, gleichmässig functio-
nirende Fnterbrechungsvorriehtung, am besten ein Kugelunterbrecher, auch eine auf
bequeme, praktische Weise absfnfbare und wenn möglich messbare Hegulirung der
^^ Stromstärke zu Gebote stehen. Letzteres geschieht bei den stationären Apparaten in
[Elektrotlieropif
- 14-2
Klektntthe
.SchlitU'iifnrm vorziigswcisr diircli RnllrDvcrschii-liiiiij:, ln-i ili-n t raiisportsblpti Apfl
raten vorziicswi'isc durdi YcrscliiclHin;; des im Iiinorii «Im- primären Roll»' bffindlii«!
I
Eisenkerns, uder durrli ruDiMnirtc AMWiMidiiiij; beider üilfsniittel; lior Schlitten. i^B
dem sicli die verschiehbare Kollo Itewept, uder der Kiseiikern sind mit «'inn Vi^H
iMet<'rsrala versehen. Kndlii'ii niilssen Vorrii-hlungen zur Kinsehnltuiifj rle* Sti^^H
für die beiden Strnin:irten vorhanden simii. Als Stroitii|iiello koininiMi \on voltiigrt^H
Elementen die eine Moditieation der enn.staiiten Kiinsi-n\s('heii Kette il:iri<lrik^^|
Hraunsteinelemente (Leel :itic-h o-Eletiierite) inul Cliromsiinre-Klenniiite in l^^^H
Die neueren bei|uemeii I^eclanelie-Elemente bieten jrrosse elcktroinotoriäC^^^^I
(],4 Volt) bei .^^chr (leringeni irniereni Widersland (kaum 1 Uliin) tind git>nl|^H
stanz, und l)edürfen nur einer seltenen Auffflllunp mit lUijtrnc Saliniakl'rsun(f. ^H
Kür die Praxis jieeipnete luductionsapparafe sind 1. die von li i rschmaDi^|
Herlin eonstriiirten trans])0i1ableii .Apparate mit einem oder mit zwei hinten-iiuo^B
freseluilteten Lerlanche-Klenienten: 2. die liillipereii lnduction»;np(>.-initp t^H
Spamer'sehem Typus mit Chromsäure-Element, aueh neuerdings von Hirscbni^|
verbessert; 'S. .\[iparate mit Accumutator (am besten mit trockener Füllung, Td<II^|
System). An Orten, wo sich elektriselie Centralen belinden, kann bei vorhuid4l^|
Stras.s(Mi- und HausleitunK auch der von der Dyiianmmaschine gelieferte Striiro ^|
den Betrieb stationärer Inductionsapparate heraiiRezogen werden, wobei durch ra^M
ei)ts[ireclien(ieii l'mselialtwiderstand die Stnmistiirke auf angemessene Weise m f^^t
tiren ist: ich bi-nutze bei einer Voltspamiuiig von 1 Id einen Widerstand von 3UT ll^l
vorgeschaltet: Slrorastrirke also = 110 :1G7 oder .trleieh 0,3 Ampere. ^M
(ia I vanotherapie. Mio galviuiischen (eoiistaiileni Ströme in iler Elcktrodur^l
liefern entweder (;;rris,«ere Stationärhatterien oder transportable Batterien. In j<^H
F:dle müssen auili hier, falls die .Apparate als tlierapeutisch brauchbar {celtcn stfllH
gewisse .Minimnlforderungen imter allen l'mstSnden erfüllt werden: [»ie i^ti^l
stärke mnss ausreichend, niuss durch entsjn-ecliemle Vorrichtung be4|uon] regulilt^|
uiul ab.stufhar sein, muss vor Allem mit Hülfe eines geeiirneten Mettsinstriiioal^H
eines n;ich absniiitenr Ma;us.se geaicbten (Jahanometei-s. in Tausendsteln eines Anif^|
f.Milliampere) be>tinutit und leicht abfreleseii werden köimen. .Ausserdem muss ein g^|
Stromwender vnrhatiden sein. N;itürlich sind auch die Anfordemngen hinsichtlich i^|
Nebenajjparate (Elektroden) hier viel weitgehender in liezuj; auf Hesch.nffenheit, F4^|
nnd (irrisse ((,|nerschiiittfl;iche der Elektroden) u. s.w., da hier die Verhrlltnis»'- ^|
Stromdichte an den Imji- mid .Austrittstellen, .wwie die Stnonvertheilung, «Jer Leituo^|
willerstand in den diirchflo.ssenen Kc"ir(ierthi'ileii f'erücksichtigimg erheischen, ww^B
überhaupt die galvanotheraiieutische .Metlimlik viel schwieriger und ciiinplicirtrr ^|
uiul insbesondere auch ein viel eindringlicheres X'erstandniss der physik:tlisc-li-ph\'si<^|
gischen Elektricitätswirkungeii erfordert als die therapeutische Anwendung di'ü |H
dnctionsstronu's. Hirsch mann 's stationärer .Apparat für galvanischen und faraditclH
Strom in Schraukfunn enthalt 40 modiJicirte Lee l;i nche-Eleuiente für den consta)il^|
sowie ausserdem zwei grössere Eb-rto'Ute für den iiiducirten Strom, ein Horizontal-Gaii^|
nomc>ter für absolute Stronnnessung, lndiictiiinsap)Hiral in Schlittenfonn, Metallrh(i<4^|
mit 4.') ( 'ontacten und KKKKMI Olirn Widerstand. Flüssigkeitsrheostat, Elenientenxit^l
Str<)mwender, Stromwerhsler zur Kinschaltung galvanisclter. laradLscher nnd gabl^l
faradischer Ströme, l'iiiscballungen für Widerst andsmessnng, Ableitungen, Neben:ipiKU^|
herselbe .A])|iarat wird auch in Tischforiii für entfernt aufgestellte Batterien gvlinlH
Wo Gelegenheil zum .\nschluss an elektrische Centralen (Beleuchtnngsaulagen) nl
banden ist, bedarf m:ui natürlich kr-iner Elementen-Batterie, sondern k.nnn silH
tier von der Ilynamonuischine gelieferten Stnime znr (iidvanisation und xtir P^
radisntion direct bedienen. In diesem Falle müssen entsprechende N'orschattwidif'l
stände vorhanden sein, die der von der Dynamomaschine konnnende Stntm »I
nächst und nnter allen Umständen ])a.<sirt, Zahl nn<i (Jrösse dieser .NVidersriii* I
richten sich nach der Beschaffenheit des zugeleiteten Stromes. Gleiehstr<im oJffl
Wechselstrom von mehr oder iiiiiuier hoher Spannuiig. und nach den speciull* 1
Zwecken der Strorro-ntnahme: Galvanisation IJirdert viel höhere Widerstiindo als F» 1
radisation und Ivlekirolyse. f)ie zum Anschluss dienenden Ap]Kirate können i»
sammengestellt in Schrankforiti ndi-r Tischform, als Wandtabiejui. oder, ITir Krank»-
häuser besoiKlers passend, in versciiliessb;iren K;isteii transportaiii'l angefertij»t. darri
.Anbringung entsprerhenrier .Miiditic.iilimn'M auch zu Bi'b'uchtnngszwerktMi niu\ zu pi-
v:uiokausti.schen Zwecken benutzt werden. Von den iransjiortableii Appriraten für <^
Sivktrotlierapio
US
Klt'klrotlivrapii']
I
I
consiuntcn Strom sind hrutziitagc f:ist uussclilicsslicli tlifjoniycii iiiil ('hniiiis;iiirc-Kln-
montt-n (Tuuclihatturic) v<!rbrcitet luul in ilireii bt-sscn-ii Ausfiilimngoii als praktisrli zu
um|ifi!liien. Zu citK.'r ausri'ii'licndcii BattfriotArUr {;chrinMi iniji<lc-äteii8 30 soli-hcr Kle-
in«>iite, gi'wOlinlk'h in dn.'i Kfilieii von zehn zu zolin anp'onlnct, von dtnicn joilit i'iiizflni'
si'lltstständi}; und in iK-lii'hijriT Auffinandürfol^e i)i"nutzt wcrdi'U kaiui. IHo Kinseliaituu};
ilcr l''di'nu!ntc gesrlvii-ht .un Ih-sU'Ii ilnrrh einen auf iloii Kli.'ini'nti.'nköj)ffn sich hcwc'tipn-
dcn Srhlussschiobor. l>i^r durch •■im- Hchuvorriclitunj; bL-wc^lichc Zidlcnkastcn wird mit
ciuor MisrinniK von Chromsäun-, SchwidVI.säurr, t,luc'cksill)(;rsulfat und Wasser beschickt.
(Acidum chriuniciim öO,(); Aciiluni sulfuricuni U)(),0: Hydrar(;ynini sulfiiricuni oxydulat.
2l(,0; A(). !MiO,0.) Zum Apirarat gehört, ausser Ableitungen, Stromwender u. s. w.,
als iiDthwendiger und unentbi-hrlicher Bestandtheil (üu absolutes Messinstruuient, am
besten Hoiizimta!-(ialvani>metrr mit schwimmendem Anker, wobei der Magnet oluie
die zerbri'chliehe KadiMi- mid S[)ifzi'itsu.'i]iensif>n in eim-r ihn tragenden l'lüssigkeit
sicii ajK'riodiscli bewegt, in kleiner Fenn bis zu '20 Milliaiii|MTe direcl anzeigend.
Sehr rathsam. wenn auch nicht so unbedingt netluveudig isl liir thi>raj)eutisclii^ Zwecke
auch dii' Verwendung des kb^nen l'Müssigkeit.srheüstaten Kulenburg's. Dieser gestattet
initti'1-.t cinf.'iclier Srdiraubendrehung des Knopfes die langsam .stetig ansch wellende
Ein- und Ausschaltung \on WiileiNtänden zwi,schen löO \ idt als Minimum um! un-
gefähr KKHMMI als Maxinuiin, somit ein, ii;unentlich :ui empfin<ilichen Köiperslellen
sehr erwünschles l-ju- uiul Aus.schleichen des Stronie.s, das übertiies die Benutzung
von ElementenziÜilern, Sdilussschiebern u. dgl. entbehrlich macht, da es stets die
Einschaltung der gesainmten Batterie und sornit eine gleichniässig«^ Ausnutzung der
säDuntlichen Elemente zuliisst. Neuerdings sind übrigens auch vielfache Versuche
im Gange, die rhrumsaure-Klemente für Iransjiortalde Batterien durch 24 oder 32 ino-
dilicirte Lcchinche-Elemente zu ersetzen, wobei durch sehr dichten Verschluss ein
Austreten der Salmiakblsung beim Transport uimiüglich gemacht ist. IHe Erfalirun-
gtm sind darüber noch nicht ausreichend, jedenfalls sind solche A)i[iarate etwas uni-
faiigreicher und schwerer, daher minder be)[uem lrans|)ru'tabil. l'üv ther.ipeutische
Zwecke bedarf der Arzt sodaim mehrerer Elektrodenhehe \on zweckm;issig<'r Enrm.
nicht zu klein, nicht zu dünn, einer llebel-Elektnide mit Ititerbrecher im Heft und
einer Collection viui Klektnideii mit eingravirter .Xngalie oder sonst deutlicher ßü-
zpichnuug von (,>uadrattl:Uhen oder Durchmesser: mindestens zu lU<t, öl), 2(1, lU,
3 (|cn», die grilsseren theils nind. theils viereckig, oblong oder ipiailratisch. Sehr .schiltz-
bar sind die biegsamen Bleipl.'itten-Klektnulen. die von verschii-denster Form uml
Grös.sc, von 1 bis zu fKH) i|cm i^uenschnitt, sich der Körperoberrtäche alb'iitlialben
genau adaptirend, gar nicht zu entbehren sind für die Behandhmg am lium|)f,
uamrntlich am Abdomen und an den (ielenken. Eine sehr angeiiebtin' IvrleiclrtiTuiig
bei I>estiuimten (ialvanisationsweisen am Ko[)f, un der Wirbelsäule gew.'ihreu auch
die biegsamen Nacken- und Kücken-Elektroden, rninibehrlii'h für iherapeutischi'
Zwecke sind ilie zur Hautreizung dieneiulen .Metallpinsel oder grösseren l'rahtbürsten
und Poppeldrahlbürsti-n für beide Pole, sowie ferner die zur Ausübimg der Elektro-
massage ilienentlen Walzen-Elektroden. Für uiehr specialistische Zwecke sind vielfach
iu verschiedener Form angefertigte Local -Elektroden für Auge, Ohr, Niuse, Hachen,
Kehlkopf, .\l;igen, Itoriis, Blase, Mastdarm u. s. w. unerhl.sslich.
Franklinotherapie. Man vei-steht darunter die therapeutische Benutzung hoch-
gespannter Ströme der sogenannten Influenzmaschinen. Man gebrauche dazu eine nach
Hol ti-Toepler'schem IVincip coitstruirte selbsterregende lnl1uenzni:i.schinc, die,
tun sie vor Staub zu schützen, von einem (ila.sgehäuse umschlossi-u auf geeignetem
Tisdie aufgestellt, und mit einer Kurbel zur Handhabung vin'seheii ist: statt der
letzteren kann natürlich ein pa.ssender Motor, lieissluftmotor, Wa.sserniotor, Elektro-
motor, zur Anwendung koiimien. Der Glaskasten kann zum Zusanunenstellen und
Auseinandernehmen der .Maschine an seiner vorderen Seite geöffnet werden. Nach
oben ist er von »len .VbleitimgiMi durchbohrt, ilie nach oben und n:icli unten in Metall-
kugelii enden, und u;ich unten durch eingeschobene Metallspiralen mit den (.'orulu<--
torenden -f- und — in Verbindung stehen. Den Durch leitungen gegenüber stehen
zwei Säulen, die nach oben Ableitungskugeln tragen, und deren hinteres Ende mit
je einem beweglichen, ebenfalls in Metallkugeln ruhenden Arm verbunden ist.
Zwischen diesen Säulen und ilen Durclileilungen sind zwei Condensatoreii (Frank-
linsche Tafeln) eingeschaltet, deren Belege sich einerseits gegen die Kugelenden der
Durch leitungen, midorerscits gegen die beweglicheu Arme der Säulen :uilehiicn, Ib-r
tEleklrwtliprapie
- in
Kl4>klrvllirn|»|
StTfiiii kann nun imiIammIit von ili'ii iHin'lilriliiiijrcii rritiioniiiiei! wpnlen, wob« *|
(\iiidons:ilor))t:ittfii niisfjpschaltet sind (ilirtTte Miisi-hiinMiahlcitunit) cxirr »oa
Säulen, vvolioi der Kr»rp<?r in den Kreis der äusseren Belepingen tl»»r Tafrlti nvl
M'haltet ist. Hieraus crftelieri sieh versehiedi'ne Aiiweiidungsweispii iin<i MeriiudHl
V(in NehentlieiliTi sind nnch erfiirderlieli: Klekfni<ien (lan)re porad«» Mrtalb^täl»'. s|
deren liervorsteliendcn Melallenden passend !!;efornite Spitzen, Kii;rolii ii. s. « tf|
gesteckt werden kr»nn<'n), eine iilter dem (ii'liäiise an einem steilhami t«n<l verlfa
baren Arm liefestij;te „K(ipf|j;ioeke" und ein Isolirsehi'niel oder nur ein«' iselin
l''Mssplatte aus [|:irt^;ttnimi mit Messin;;<'inl:iixe, sinvie mit stil'tfiinnij^fii Kinien iliul cl
ni<i;;licbst dicken, wi-ii'iicn (inmminnihfdlnn;;en versehene metallische Ahleituii(^k»l'-f
Therapeutische Leistiiiiiien unii MctluMien. I'aradisa ti o ii. r>ie Fr
(üsalion ktnrunt r.u Heilzwecken entweder in htcalisirter Form in Anwoixhin^ 'I'»
cli(>niiei (»der in Form der sogeniuniten alli;emeifien Faradisation (Tiorkwell
Hcard). l'er Incalen Faradisatinu lafc hokanntitcli die Thatsacho zu <inij)ilo, il»
fjelanj:, den Strom auf hestimnite Punkte unter der Haut zu „localisireii", indem i
die Spitzen der SlrnnifreWer mit einem reucbten I.,eiter unigali un<l unter ein«
tijjen hruck auf die Haut aufsetzte. Hieraus entwickelte sich zuiLlchst als
die Faradisation der unter der Haut lie^endeu (iehilde. sj)eciell der Miiskrin
niittori.schen oder gemischten Nervenstämriie: die directe intrainusr u I 5re und i
indirecte extramusculUre Far.'idisation der Muskeln — im Gegensatz zur Fjr
disation der Haut. d. h. ?,ur Finwirknn^c auf die im Hautorpiii lieirenden NV
enden, (iefässe, glatten Muskelfasern u. s. w., die mittelst trocknor, ohne F>rtirk
ilie miangefeuclitote Haut aufgesetzter Klektroden und, wenn eine stärkere Rein
lieahsichtigt wird, als faradische Pinselung mit Klektroden in Pinselforin geübt
(kleiner l,tuerschnitt, grosse Stroindichte in tien einzelnen StronifiUlon). l»ie« '
auch gegenwärtig noch die Hau)>tiiir>thoden der localen l''aradisation, detu*n sich MU
liin die Faradisation innerer Organe, lies Rachens, des Kehlkopfs, Marens, l'a
der l'rogenitalorgane in theils äusserlicher, theils innerlicher Application mit
in^teti Specialvorrichtiuigen in inmier wachseiider Hedeutung hinzugesollt hat.
lieber die therapeutischen Leistungen der localen l-'aradisation darf man «ifli '
.\llgemeiuen etwa folgende, mit der concreten Einzelerfahruiig wohl iiberciii
Voi-stelhmg lu'lden : Was zunäihst die nuisi-nläre, directe und iiulirecte. Far.Tii -
betrifft, so ist der Ktfect tier dabei entstehenden tetanischcn Mnskelzuekunf; rein an«
betrachtet in vielen Fällen nu'chanisch. insob-rn er die Holle einer localisirttMi (iyraii.vd
in au.sgezeiehueter Weise vertritt, eine grössere Heweglichkeit bei Muskt-Ispannuiic
Contracturen. Gelenk.steitigkeiten herbeiführt und diT Ausbildung vnuDeforniationea, '
Ankylosen in abnormer Gelenkstelhiiig u. s.w. entgegen arbeitet. Von diesem Oi»ich<
punkte aus findi't die nmscnläre Faradisation ilin' Stelle bei Re.siduen vieler acu*
und chroni.scher Gelenkleidiii, nach 0])eratirmen au den Gidenken und in den'n l*
gebung, nach Verletzungen der Knochen und tödenke, l'racturi'ti, Luxationen. Ind
ferner die faradische Tetanisinurg die Kiniibrnng unii den StotTwechsol tler Mu
beeinflusst. Temperatur und Volunieti derselben sti'igeit, die Oxydationsvorgä
sclileunigt, den Lymphstrmn in di-u .Muskidn lielerdert, n'chtfertigt sich ihre
düng bei primären lunl secundäri'u F.ruährnngstoruiigeu der Mnsculatur. hct
activitätsatrophie, nach fCxtensionsverbäiHlen. auch 7nr Resoriitiou myositiscber
sudaf« u. s. w., natürlich nur in solchen Frdlen, wo diurh Frhalteusoin d«T far
nmsculSren C'outractilität für eine heilsame .\ciion des Imluctionsstrome.s über
noch ein Spielraum gegeben ist. Schwache, inti'nnittirende Ströme vermögen fem
auch, wie wir wis.seu, die gesunkene Erregbarkeit der .Nen enstämme in ^ünBtip>in Sin
zu beeinflussen und dadurch bei Paresen uud Paralysen peripherischen l'rspnm
liei heraligesr'tzter Nervenerregbarkeit nützlich zu wirken. Man denke nur .in
faradische Phrenicusreizung bei Seheintoil, wobei allerdings wahrscheinlich auch
centripetalf .\nregiuig des Athemi'entruins wesentlich in Refracht kommt. Star
inlermittiri'ude Ströme können umgekehrt durch Feberreizuiig vorüliergohendi«
müdungs- tuid Schwächeznstände der Nerven herbeiführen. Ihre Anwendung
daher im Allgemeinen überhaupt zu widerrat hen und jedenlalls auf seltene Si
n.'dimefälle zu beschränken. Der F/ffect der faradischen Pinselung. die ührigens
verschiedener Weise \ollzogen werden kami (elektrische Geissei, .Moxe ii. s. v.\
steht der gehräiichliirhsten Yorstelhuig zufolge zunächst auf der intensiven flrtlW
ICrregung sensibler Hautnerven. |)iese kann einerseits diri'ct ilem Heilzwecke
|Klf!k4i'ollii>rii|iio
— 14B —
Klrktrotlirrapic]
lieh wirkt'ii, hei hcnib^i'st^tztiT Ha«t.seiisil>ilitat. Ilvpafstlu'.siu iiiiil Aiiacsthosic,
andererseits indirect, insofern liurcli den .M-hmerzhafteii Hantreiz als solrheii Aigieii
in HMtforntiTon. naiiyrntlii-li tirflicfreinien Ncrvctibiilinen frünstif: lieeinflusst luirl selbst
vnrülierjielieiul oder naclitraltif: zum Versrliwinden «rebrnrlit werden; Anwendnuji Itei
Neuralgien der verscliieiieiiNten Art, Myalgien luid Artln-alp;ieii n. s. w., und zwar iiielit
bloss in loeo tnnrhi, sondern seihst von entfernteren ReizstellRii ans. Hier wie bei
manrhen anderen Aiiwinidungen di>r eiitanen Faradisation ist aueli an ilie reflecto-
risrhe Wirkung der Hantreize auf die Herz- und (iefitssnerven zu donken, wobei sieh
bekanntlirb ein verscliiedenarti-res Verhalten seiiwarber und starker Hautn'ize, bei
schwacher Pinsciun.i; Besehlennifrun!; des Blutlaufs uiul Steiperujifr des arteriellen
Tonus, hei starker Pinselunjr Verl.nifrsntiiuDf; des liliitlaufs. Krschlaffung der Blut-
•jefSsse, durch Tonusvermimicrunf;. ancb am Menselien herausstfllte.
Die sogenannte ailE;eineine I'nradisation narh Hoekwell U[id Beard besteht
darin, dass di-r eine l'ol tiaeli einer nn't feuehteni Leinen überzogenen Fnssplatte ge-
leitet wird, «ährenil der andere l'ol bei ni;issiger Stroni.stfirki-, sodass elien deut-
liche MuskelrontraetioiRin ent.sti'lien. narh und nacli über (iesicbt. Hals und Huiilitf,
Ober- und rnt<'rgliedni;Lssr'n etwa !."> Minuten oder länger hiiigidölnt wird. Dieses
etwas umstand liehe und .schwerfällige Verfatircii sidite sich hesomiers bei den .soge-
luumten allgemeinen Neurosen, diT Neurasthenie uml Hysterie, .sowie bei allgemeinen
Schwrichezuständen als ein erfrischendes und kräftigendes Heilnuttel bewUhren.
Galvanisation. Auch hier haben wir die sehr verschiedenartigen und zahl-
reichen .Methoden localer Ai)]>lieatioii des constanteii .Strome», wie sie sich seit der
Reniak'schen Schöiifiing der (ialvaiiotherapie (IM.'iS) empirisch entwickelt haben,
luid die sogenannte allgemeine Galvanisation zu rmterseheiden. Bei den localen
(iaivanisatiotisvvei.sen pflegte tnnti lange, obsclioti mit ziemlich zweifelhafter Berechtigung,
die TreiiDimg der sngenatmteu ..centralen" und der „ ]ieri plii'rischen (ialvanisa-
tion" vorzunehmen. l nter ..centraler (iai vanis.i tion " wurden gewisse .Stroni-
applicafioDi'u am Kopf, rm derWirbelsänle und merkwürdigerweise auch .■([)) Halse wegen
der dadurch erzielten oder wenigstens iM'nbsiclitigti'ii Einwirkuiigi'ti auf (iehirn,
Hiifkeinnark und auf den Halssym[»athicus vei-stairden. .\lle sonstigen Applications-
weisen galten als perijdierisch. Zu den centralen Methoden im obigen Sinne zTddten
insbesondere: I. itie sogenannte (Jalvanisation durch den Kopf in der liichtung der
l'feilnaht, eine Klektrode in der Hinterkoi)f-N:u'kengegend, die andere auf die Stirn;
•J. die transversale (ialvatii.sation des Kopfes, (^iierdurchleitung mit .Aufsetzen der
Elektroden auf beide Processus mastoidei oder iti beiden Scliiäfi'H u. s. w.; 3. Gal-
vanisation längs der Wirhidsiitile, Aufsetzen beider Elektroden .auf die Hornfortsiitze
der Wirbelsäule in verschiedener Höhe. Bi-i der „centralen" Methode ist, nament-
licli am Kopf und am H:dse. wegen der Nähe der Sinnesorgane, des leichten Ein-
trittes von Schwindelemplindungeii u. s. w. grosse Vorsicht geboten; Ein- inid
Aussddrichen des Stromes nvittelst Rlieostat, verhültiiissniässig geringe Stromstärke,
njunentlich geringe Strotiidichte (durch mögliehst gross gewählte Aufsatzflächen der
Elektroden), geringe Ilaner der einzehien Sitzungen. Vor Allem gilt dies für die
•ifuerdurchleitung, doch auch für die lihrigen .\pplicarionen; der sehr verschiedene
(Jra<l individueller und kranki>;d't gesteigerter oiler herabge.setzter Empfindlichkeit ist
n.-itürlich dabei maas-sgebend. Erwähnt sei noch Miiller's „stationsweise (ialvani-
sation des Riickeinnarks" in ili.'tgonaler Kichtutig, wobei der eine Pol, gewöhnlich
der positive, auf dem ,,oberstet! H;dsg;iiigli(m" des Sympathicus, in der Fossa auriculo-
inastoidea verbleibt, wilhrend d<'r andi're successiv auf der anderen Seite neben den
l'ornfort.sätzen der Wirbelsäule herahgefiihrt wird. Als „peripherische Metho-
den" bezeichnet man im neurologischen Sinne gegentlber diesr>n ..centraltm" <iie (lal-
vanisation an den Wurzeln, Plexus, Nervenstäninieii und Muskeln. .Je nach der
Applicationsstclle der beiden Pole kotnite hier wieder von Kfickenmarkswm'zidstrüiiien,
Rückenni.irks])lexusströinen , Rnckenmarksncrvenströmen , von Plexnsiiervenströmen,
Nervmuskelströmen u. s. w. gesju'ochen werden. Alle die.se Einzehnethoden konnte
man n.a<'l) der Ap])licationsweisc der beiden Pole, dem mit Unrecht vorausgesetzten
oder schi-matisch zu Grunde gelegten Stromverlaufe entsprecheiul, als „absteigend"
loder „aufsteigend" bezeichnen; also z. B. „Galvanisiitimi durch den Kopf mit auf-
I Kt«'igendein Strome" bei .\pplic3tion der positiven Elektrode in diT Hinterkopf-Nacken-
i gegend, der negativen auf der Stirn. Die Indicationen, die man für auf- und absteigende
Richtung znntal bei der centralen Applicatioiisweisc fonnulirte, waren ziemlich
ü. Livbreieli, Enejklop«edie. 11. Baud. in
[Elektrolliprapip
— 146
Klekir*«
willkiirlii'li iukI liabi'ii ilt,'r Krfuliniii};; iiiclil Stand Ki'lialtoii. Sit« luiis.sU'ii miA H
tliciinnischpii (ic'sichfspunkte nu'hr um! tiii^lir ziin'irktrotfii. als man i-iiiprepiti
Brr'iiner's Eiiifluss dahin f;et'ülirt wurde, der so^onannten „polnrv^n M«»!»*
auch in der Therapie grCisscrc Ik-dputunp zuzuschreiben, luid daher auf varrti
oder ausschliessliche l^ocalisation des einen „di ffcrenten'' I'oles, d<'
^gebenen Falk,' angestrebt w urde, bei mMfrlichsfcr Kntfemung und iiid i,
cation des anderen Poles Bedacht /u nehmen, andererseits dem Verh.-illen dir »fc>
luten Stromstärke und natiieutlich der Stromdichte an den Kin- und Ausstrittjätru-
sowie in dem durchflossenen Gebiete wachsende Aufmerksamkeit schenkte. Ti»
der Herrschaft der pidarcn Methode gelangte man so, wiederum mit sehr dtuciaii
l'ebertreibung dahin, von einer „erregenden'' Wirkung <ler Kathode im GtpKi
zur „bendiigenden" oder rei/.mindernden Anode tu sprechen, oi1«.t ebenso lii» '
regende Wirkung gewisser Sirompbasen (Reizmomente), namentlich der Kalhi4'
Schliessung und AnodeiinlfiHmg :un motorischen Nprvei\ zu betonen, wälirend a«r
kehrt, wenn eine ,,henihigciide" Wirkung angestrebt wurde, iliese Reizmonifnlr a«
liehst auszuschalten, geschlossene Kette, Kathoden- oder Anodend.iuer, Eiii- s
Aiisschlcicheji des Stromes zu bevorzugen sein sollten. Von ähnlichen Ajitiahini^usi
auch die hidicationstellung für ..stabile" uini „labile" Ströme in der Thempif o
l'uter „stabilen" w\irdcn solche Ap[dicatioiisweisen verstanden, wobei die beiden f--»
troden unverrückt auf dem K(ir])er verharrten, während bei der „labilen" Applini"
die eine lölektrode streichend hin und her geführt wurde, und damit mehr ■*
weniger beträchtliche hitensitiitsschwankungen bei geschlossener Kette her\-or|W^
wurden. lÜe ,.laliileu"' Ströme galten daher als vorzugsweise anregend im \mi^
zu den stabilen, und sollten nach ihrem ersten Kmiifohlnr R. Remak aoA
di(; Errirdir\iT)g der Muskeln besonders günstig wirken, weshalb sie bei Para)',
utut .Musketatrophien mit Vorliebe benutzt wurden. Zur labilr-n Stn>mapplial
gehiirt natürlich .-lucb die (i al vanoniassnge. Von weit grösserer Bedeuttuu
für die elekfrotlieraiteutische Praxis ilie l'erücksichtigung der (in MiiliMif
KU messenden) absoluten Stromstärke und der Stromdichte, die n.ich der F*
L> := — p.— durch das Verliäitniss <Ior absoluten Stromstärko zum i juerscbuitt u
Kill- und Austrittstellc (Elektrodentjuerschnitti bestimmt zu werden pflegt. Z.KJ
bei einer Stärke von 5 Milliampere, eiinMu (Querschnitt von KX) qcm die Dichte =.;
zu setzen. Man bevorzugt neuerdings in der Klektrother.ipie mit Reclit grosse
trodcnflSchen, geringe Stromdichle, braucht aber darum nicht so weit zu
wie Milllor, der eine Stroindichte von -\^ forden „Durchschnitt der Falle"
18
eriiclitet, oder gar wie Sperling, der mit der Stromdichte -.Tjrr ( resp. — i— )
grüssten und ül)err.T.sclien(lstin Erfolge erzielt haben will. AIIge7iii>iiU' .Angaben la
.sich eben ,*tuf diesem (iebiele durchaus nicht geben, die galvanische ßehaudlungi
vielmehr gleich jeder anderen .selbstverstUndlich in durchaus individualisirendcr ^i
geübt werden, und die .•Xaswahl der ])assenden Methode, Stromstärke. Stroindi/ll
Sitzungsdauer, stellt .an die praktische (leschicklichkeit und Erf.ihnmg d« •
übenden nicht geringe Anfordeningen. Im ,\llgemeinei) hat man sieh dabei
einem „Zuviel- allerdings weit mehr zu hüten, als vor dem „Zuwenig". In,,
lieber Weise wie die Karadisation wurde von Hock well und Be.ard auch
vanisation zur allgemeinen Behandlung vcrwerthet, imieju der eine l'id. gp
die Kathode, zu einer inetallisclien Fussplatte geleitet, rait dem anderen suc
über den ganzen Körper gestricheir wurde, .\ii.sser dieser im engt-ren 8inD(< »\
zeichneten „allgenninen lialvanisation" empfehlen ihre Urheber auch als „c
(iaivani.sation" ein ziemlich analoges Verfahren, wobei aber die Kathode in der Vi
((eisend applicirt und mit der .•Vnode successiv über Kopf, Hals »nid Wirhelsäoi*]
(ianzen etwa .5 bis 10 Minuten gestj'ichen werden sollte. Soweit wirklich eil
zeitige elektrische Kinwirkuiig auf die ge.sammte Körijeroburflilche bei ge
gleiclimässiger Stronidichte dabei angestrebt wird, sind diese Verfahren alal
zu betrachten und durch da.s galvanische Bad in seinen verschiedeiu'ii Anwfl
(raouopolar, dipolar) zu ersetzeit. Therapeutisch leistet gerade bei dau »11
[Kloktrotlirrapic
- 147 -
Rkktrotlicrnpf
NcurosL'ii, um die i-s sich hier vnr/ugswi-isc h:ui<li-lt, ilif Fi'.-iiikliiicithi'raiiie bei zwcck-
PiitsprcchfiKUT Anwenihiiij; in d<:r Regel mehr als die obifjeii Procediiren.
l)io eiuiibiiiirte Aiiwcudunj; des galvanischen und furadisfheii Stromes, die sope-
ii.-innte „(iai vaiinl'aradofherapie'', kann, von ^^ewissen seltem-n Ausnahmsfällen
al)j;esi'hen, wii e.s sich um Krzielung besonders starker mechanisclier Kffeete oder um
mehr [»sychisch-suggesfive Einwirkun){en handelt, wohl kaum i'inen erheblichen thera-
jii-ittisi-hen Nutzen darbieten.
K ranklinisat ioii. lUe Influenzmaschinen gelaiipeii entweder ohne oder mit Kin-
schaltunj: der Frank lin'schen Tafeln zur thera[ienti.schen Vpr\ven(lun^. Im ersteren
Falle, der direkten M asch inenablei tun-;, iverden die Rndeii der Ableittingskabel
an den lüipdenden P und N an;;e.stiTkt. Die (."onductorkugeln (-|- imii — ) müssen so
wi-it von einander entfernt sein, ilass /\visehi;n ihnen keine l'jitladnrifci'n mehr statt-
finden künnen. Hie haufstsfichlichen therapeutischen Methoden sind die Spit/.enaus-
strömung (tizoiiisirunj;), ilie l'ranklinisatioii am Kt>j>fe (Kopf(<;lfjcke. Frank lin'sche
Kopfdoiiche), die unipolare Ladrmg, das Fimken/.iehen.
Für die Spitzenausstroimingen (OzonisiruiTp) muss der positive l'til in Form einer
auf ilas Klektrodenheft aufgesetzten Spitze tioiii K/'ir]>er (tiesii-ht) genähert werden,
wilhrend der negative Pol zur isolirten Fussplatfe hingeführt oder nach dem Erd-
boden abgeleitet werd<Mi kaim. Zur Polbestininiuiig dient am einfachsten das Ver-
fahren von Mund: man nähert die Condtictorkugeln bis auf ungefiihr 2 cm, der als-
dann übergehende lüinken zi-igt am positiven Conductoreiide eine hellgtilnzende, weiase
Strecke, die sogen, „positive Leuchtstrecke". während am negativen nur ein weisser
leuchtender Punkt wahrzunehmen und die Fimkenstrecke dazwisclu'ti violett gefiirbt ist.
lebrigens giebt, wie ich gefunden habe, bei der !Spitzenau.«strömimg sehun der Charakter
ties dabei bemerkbaren tieriiitsehes ein sicheres Kennzeichen für die Polarität. Das
auch ais elektrischer Haucli, Witnl u. a. w. bezeiclmete \ erfahre» kommt bestmdei-s
bei H\ [leraesthesicii und .Mgien, sowie aucii wegen der dabei stattÜndeniien lietrficht-
lichen ( Izoncntwitklung als Nervinnm und Sedativum zur Anwi'ndung. (Sei der Fran-
klinisation am Kopfe (Kopfdoindie) wird gewnlmlieh der positive Pol zur isolirendon
Fus^platte oder zum Isolirschemel. iler negative mittelst eines kurzen Kabels zin-
verstellbaren Kopfplatte (Kopfgbicke) hingeführt. Ks ist dies ein sehr wirksames und
empfehlensworthes Verfahren sowohl als allgemeines Sedativum, wie auch local bei
functiomdlen Neurosen mit sensiblen Heizung.serscheinungen der Ko]>fnerven. Migraine,
Kopfdnick, nervöser Insomnie und anderweitigen cephalischen Syiu]itomen (Dauer der
Sitzung .") bis 20 Minuten). Weniger genügend festgestellt sind die lirdicationen für
die sogenannte unipolare li.idung (gi-wöhnliidi mit dem positiven Pol), die .luch oft
mit der voraufgegaugeiien Methode verbimilen zu werden pflegt, indem man nnt posi-
tiviT Ladung beginnt, und für clas Funken/.ieheti. Wo es sich um mehr Incale An-
wendungen hoi-hgcspannter Ströme zum Zwecke franklinischer Nerven- und .Muskel-
reizung, bei Lähmungen. Muskelatrophieii, Anaesthesien, auch bei Gelenkatl'eetioneu
u. s. w. handelt, bedient man sich gewi'dmlich der Einschaltung lies Körpers zwi.schen
die äusseren Belegungen der Franklin'schen Tafeln, wobei die Ahleirungskabcl an den
Säulen angehängt werden, die f'onductorkugeln nur so weit von einander entfenit
sein dürfen, d;iss zwi.schen ihnen Funkenentl.iduiigen entstehen, denen dann an Stärke
gleichkommende Entladungen innerhalli des Körpers entsprechen. Durch verschiedene
Länge iler an einer Scala .tbli'sbaren intrajHilaren Fimkenstrecke (Schl.agweito der
M.'iticidne), sowie dundi die Wahl von t'ondeiisatorplatt^'u mit versehieilenei) Capaci-
täton (2ö^l0<.) ((cm Bidesflärhe) kann man die Knersiewerthe des \iin der .Maschine
gelieferten Stromes innerhalb sehr weiter (in-nzen beträchtlich abstufen. Thera|H'utisch
bildet diese locale Faradisation bei schwachen, ver.altcten, auch mit hochgradiger, mecha-
nischer Immobilität, durch Contr.actur, Ankylose u. s. w. verl)undenen Lähmungen un<l
ähnlichen Zuständen mitunter ein beachtenswerthes Heilagens, ila sie gewissem! aa.sson
eine Kombination der elektrischen und eigenartigen mechanischen Heizung (Erschütte-
rung) darstellt, jedoch ist dabei nicht zu übersehen, dass die für starke faradische
[Ströme völlig unerregbar gewordoneu Muskeln in der Kegel auch für Frankliu'scho
Reizung nicht mehr empfilnglich sirul, während sie dagegen auf galvani.sche Ströme
oft bekanntlich noch in i|Uantitativ und (pialitativ veränderter Weise (,,completP Flnt-
L artiingsreactiou"') reagiren.
P Elektrische Bäder. Als elektrische Bäder im engeren Sinne, oder al.t hydroelektrische
Bäder bezeichnet mau solche Formen der Elektricitätsanwcndung, wobei die Elektricilät dem
1 10' i
|Kirklrotlior«|tit>
US -
EI«ktrollirrai
im Rado hnfindlichen Kiirpcr dirrch Vermittlung der Bndefliissigkeit zugeführt wird. Die
kiiniirn Vollbäder oder Theilbnder. Douchen u. s. w. sein; die Elektricität k.-iun in Von
fiinidinclicr und gnivmiisebcr Bäder zur Anwendung kommen. Die faradiacheo, weil leichtrr
bcrvtcllliiir und bonuenuT i'ontrolirbar, werden in di;r Regel vorzugsweise verordnet und nai
luicb. weiiig-sleiis liir die Mehrzahl der Fülle, zu therapeutischen Zwecken ausreichend. Ei»«
weitere Eintbeiluug der elektrischen Bäder ergiebt sich daraus, duss entweder beide Pole de
slmmiuleitenden Vorrichtungen in die Badeflüssigkeit eintauchen, der .Strom also ausschlir»-
lieh durch deren VermitUung in den Körper übertritt, oder dass nur da.s eine Poleiide In if.
Klü.viigkcit taucht, wüliroud mit dem anderen auf dem Körper des Badenden selbst die KetV
grschlossen wird. Die erstereProccdur pflegt man nach Eulen burg's Vorgange als „dipolares'.dij
leLitcre nl.i „monopolares" (faradischc.«i oder galvanisches) Bad zu bezeichnen, und mau sprichi
bei galvanischen Badern von einem Anodenbad oder Kathodenbad, je nachdem Anode od<T
Kathode den eintauchenden Leitungspol bildet. Die Pole bestehen beim dipolareo Bade gc-
widinlich aus grösseren, in die Flüssigkeit eingehängten Hetallplatten, die mit einer vielta/-!!
durchbohrten Holzverkleidung überzogen sind, und deren eine mehr oder weniger t'ros^. Z.it!
duich Tlicilung der betreffenden Polenden zur Verwendung kommen kann. Beim ■
Bade wird der Strom auf dem Körper entweder mit einer stahförmigen Handelt.,
nwcckmässigcr mit der verstellbaren, einen grossen Querschnitt (ea. 400 qcm) bi
.Ilückcnkisscnelektrodc" geschlossen. Ob ^monopolare" oder »dipolare" Bilder als rai.
tu betrachten und zu bevorzugen seien, ist wohl kaum unbedingt in dem einen oder in dea
anderen ."^innc /» entscheiden. Beiden Formen haften gewisse Vorzüge und N.-ichtheitc jr,
Iti'ini mnnopnlarcn Bade geht der (tesammtstrom durch den Körper, und wirkt in ani
ziemlich fileichniiissiger Dichte auf die Körpcroberfläche ein, mit Ausnahme der den :-
auf dem Körper .selbst vermittelnden Elektrode (^Nebenelektrode" im Gegensatz zu der ins Bm
eintauchenden .Hauptelcktrode"). .An der als Ein- oder Ausgangspfortc des Stromes dienen-
den Ni'beneleklrode ist die Stromdichte natürlich verhältnissmä.-isig bedeutend: jedoch lisst sici
ilicser l'cbolstand nul ein praktisch völlig belangloses M.iass rcducircn. indem dieser Elektrode,
wie bei dem oben crw.ihnten Rückenkissen, ein möglichst grosser Querschnitt gegeben
wird. Im dipol.aren H.ide wird ilcr Körper nur von einem mehr oder minder grossen Theil-
strom durchllivsscn, insofern der Körper des Badenden dabei einen Theil des aus heterogeu«ii,
nicht gt'trcnnten ."^ubstantcu (Ttadciliissigkeit und Körper) bestehenden tiesammtleiters datst^llL
Immerhin kommt es jedoch darauf weniger an, als auf gewisse Nebenumstände, w ' ■ . .
wirkt wird, dass der Widerstand der umgebenden AVo-ssersäule möglichst gross au- .
über dem des Körfiers; da nun der Widerstand sich direct proportional dem Ijaiij;»,
umgekehrt proportional dem Querschnitt verhält, so sind Behälter (Wannen) zu be«
ilerrn Länge uiigofJihr der Korperläugc entspricht, jedenfalls nicht wesentlich über did
•ujtg^'ht. .\iich die Ti-mpcratur des Wa.ssers ist von Eintluss. insofern der Wa.>>ser«rid
mit waeh<<cnder Tempcralur sinkt, mit abnehmender Temperatur steigt; durch Sali
wird er natürlich \pnniudert. SUche /.u.sätte sind daher bei dipolarem Bade uuzweo
Kiiie wescntlieho .Absehwächuiig des .'^tromes im dipolaren Bade durch Tiegenströme,
der Entwicklung von .rolarisalinnscrscbcinungen''. ist. wie Versuche von Stein gezoigt hab
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n oder durvh .i]uen> Durchstnimung* des Körpers im W^iuser (St«i
^.. .:, [■■ !. s Stromes in den verschiedenen Körpertheilen erzielen.
W^vi di» functiünellen phyiiologischen Wirkungen betrifft, so sind manche dcrscl!
l.^.iMii.i, ,1, 1- \l.,i;i,t,t, der ,S>nsil>ilitjit. der Puls- und Respirationsfrequeni u.
im, oder hoehstoiis im dipol.vien Bade etwas stärker hervoi
.. W .ikung auf den li
als IUI monopotarvn K'i!
!»d
' U'Ullll'lMli'
wirkt !
.Im l,:l,.
mt^toffwecbsel erheblich stärker im dl||
. als Steigerung der Harnstoffaussct
W ;'Minc ist im dip.Mnreri Bnd. stärkt
viin deti ■
icr). Die
; de» Appetits und der VwtUuun.
u und gi'isiL-.ii Kuerri«. oft auc
Kdcn, aekr hsuüi l
n B««h«ek»«BCfn «> Krs;
Hclter Bäder, die E u I e u t.
- 'itlifhen onr mit einT. nti
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•— 140 -
RIppliantiasis]
bei den verschifdeiieo Konnüu diffuser couvulsivisclier Neurosen, wi« bei iiliupatliiächeiii
und toxischem Tremor, Paralysis agitaiis, Chorea. Athetose, auch bei Basedow'sehtr Krault-
heit: nicht ungünstig bei veralteten multiplen Neuralgien, sowie auch bei einzelnen Formen
schwerer l.ocalneurosen (namentlii-h Iscliias). Bei organischen Erkrankungen des Nerven-
systems (multiple Neuritis, Tabes, Henlskierusc ti. s. w.) ist wenig zu erwarten. Einzelne
* günstige Erfolge wurden bei altem eliroiiischem Gelenk- und Muskelrhcumatismus beobachtet.
Für die .Anwendung bedarf man einer nicht metallischen, am besten hölzernen, oder,
wofern sie metallisch ist, durch Ueberiirnissung, oder durch eine Ilolzeinlnge passend isolirteu
Wanne, deren Länge und Querschnitt dem Kiirper des Badenden ungefalir entsprechen; die
Temperatur des Wassers ist am besten die der iDdifferent-warmcn Bäder (35 — 37 Grad). Als
EIcktroilen dienen Metallplattcn, die an beliebiger Stelle, für gewöhnlich am Fusscnde, ein-
fach oder mehrfach getheilt, eingehängt wenion, und das Rüekenkissen. Zur lirllichen .Strom-
application im Bade, falls eine solche beabsichtigt wird, kann man ilie von Stein empfoh-
leneu „Schaufelelektrode" benutzen. Als Stromquelle dient beim faradischen Bade ein ent-
sprechend starker Inductionsapparat mit 2 — 4 grossen LeclaDeh>''-Elemenlen; man benutzt am
besten die aus starkem Draht hergestellte primäre Spirale, und regulirt die Stromstärke durch
Verschiebung des Eisenkerns in bekannter Weise. Für das galvanische Bad kommen Batterien
von 40 — 60 Ledanche-Elcmenten zur Verwendung; ausserdem ein WanrJtableau zum Aufhängen
im Badezimmer mit absolutem Galvanometer, Kurbelrheostat, Inductionsapparat, Strom-
wechsler, sowie Umschalter für die Elektroden, oder es wird die Drahtleitung aus einem
ausserhalb des Badezimmers belindlichen Batteriescbrank entnommen, um letzteren auch noch
für anderweitige elektrotherapeutische Zwecke benutzen zu können. Die Dauer der Bäder,
' oft mit 5 — 7 Minuten beginucud, allmählich steigend, Temperatur, Stromstärke u. s. w. müssen
genau vorgeschrieben und ärztlich überwacht werden: unter keinen Umständen ist die Verab-
reichung elektrischer Bäder dem ungebildeten niederen Heilpcrsonal allein zu überlassen. Ueberden
I Nutzen elektrischer Douchen liegen noch wenig Erfahrungen vor: desgleichen über elektri-
sche Partialbäder. Eine besondere Specialität der galvanischen Bäder ist das Gaertner'sche
Zweizellenbad. Die trogßrmige Wanne zerfällt durch ein dem Körper des Badenden wasser-
dicht anliegendes Diaphragma in zwei Abtheilungen (Zellen), die allenthalben mit Elektroden-
platten übcrkleidct sind, in der Weise, dass die Wände der einen Zelle mit dem positiven,
die der anderen mit dem negativen Pol in Verbindung stehen. Der Strom muss, um von
einer Zelle in die andere zu gelangen, den Körper des Badenden passircn; die Stromstärke
soll dabei bis auf 10(J M.-A. gesteigert werden können, ilie Stromdichte fast an allen Stellen
der Körperoberfläche annähernd gleich sein. Die Wirkung der einzelnen Pole, bezüglich der
Hautsensibilität u. s. w., kommt natürlich hier besonders zur Geltung. „
" ECLE.VBDBO.
Eleml. Gummi Elemi, Resina Elemi, Elemtharz stammt von verschiedenen, zum Theil
botinisch nicht näher bekannten Bäumen aus den Tropen, Die Ph. lii.Tm. Ilt sowie die Br.
Ph. fordern Manila- ßl cm i, das wahrscheinlich von einer Canariumart, vermuthlicb dem
Canarium commune L. (Arbol a brea, Abilo) herrührt. Das von der Ph. Austr. und dem
Cod. fraui;. verlangte brasilianische Elemi, von Icica Icicareha kommt im Handel gar nicht
mehr vor, das von der Ph. Germ. I geforderte meiicauische oder Yucatan-Elemi nur unregel-
mässig. Das Manila-Elemi besteht aus festen oder weichen, zähen, klebrigen, halb durch-
scheinenden, körnigen, grünlich-gelben oder orangefarbigen Massen von eigenthümlichem, aro-
matischem Geruch und gewürzigem, bittcrem Geschmack. Mikroskopisch betrachtet erscheint
es vollkommen krystillinisch; es verflüchtigt sieh leicht und löst sich in Chloroform, hcissem
Alkohol, Aether, Benzol, fetten und aetherischen Üelen. Es besteht aus einem dem Terpen-
tinöl isomeren, aetherischen Gel, einem amorphen, saureu und einem nicht sauer reagirenden,
krystallisirbartn, in Alkohol schwer löslichen Harz, welches Elemin oder Amyrin* genannt
wird. Ferner wurden im Elemi Elemisäure (Buri), C.^öHjoLIj, und zwei in Was.ser lösliche
Körper, Bryoi'din* und Breidiii (Baup), aufgefunden. Die Elemisäure bildet kleine, glän-
zende Krystalle, Schmp. 215", unlöslich in Wasser, leicht löslich in Alkohol und Aether und
dreht nach links. Wird nur selten angewandt, und zwar in Gestalt von Salben bei schlecht
heilenden Geschwüren und als Zusatz zu erweichenden Pflastern.
Unguentum Elemi, Balsamura Arcaei:
Elemi, Terebinthina laricina, Sebum, Adeps suillus üi.
Emplastrum opiatum, cephalicum, Hauptpflaster (früher officioell):
Elemi 8, Terebinthina 15, Gera flava 5 werden geschmolzen und colirt; man fügt
hiiizu: Ulihanum 8, Benzoe 4, Opium 2, Balsamum Peruvianum 1. Sohmen liii-
denidcs, nach Erweichen in warmem Wasser gut klebendes Pfla.ster.
FKIEDLÄNDEK.
jpephaatlasia kurzweg nennen wir jetzt die früher als Elephantiasis .\rabum bezeichnete Krank-
Kheit: die früher als Elcphantia.sis Graecorum bekannte Erkrankung ist die Lepra. Sie besteht
Bin einer erworbenen diffusen, auf einzelne Körpertheilc beschränkten Hypertrophie der Cutis
^■und des L'nterh.iutzcllgewebcs. Nach dieser Definition scheiden wir die als Fllephantiasis cun-
Hgcuita beschriebenen Fälle, welche entweder Jingeborenc Angiome oder Lymphangiome oder
HMeurofibromc sind, hier aus. Diu Elephantiasis scheint meint als Fulgcziutand von anderen
[Klcphantia^iN
— löD —
Eil
Krankheiten vorzukummcn. ilic zu SUuuiif(Cii im Oofiisssyslom, insbesondere in dw L,n
bahnen, führen. Dazu gehüri-n chronische F)kzuint.'. Lymph:ingitideii, Pblebitidco, li«
Lupus vulg.oris u. a. m.. ferner diu in den Tropen heimische FilarieDCTkr;iriWiiT,e
die I.ymphbalincn verschliessenden Narhcubildungen nach vollständiger Kxtii • rl
drüscn, welche zur Elephantiasis genitalium führen. Neuerdings hat K. Her\
Zeugung gewonnen, da-ss die Krankheit sich auch aus Oedemen toxischer Natur rntwi«
/. B. bei Erjsipelas. Es erkranken am häuligsten die unteren EilremitHtcn un.! (i\'-
Die Therapie hat nach dem Erörterten zunächst zur .\ufgabe, der i
heilen Herr zu werden, die meist nicht blos zu chronischen Stauungen fii!
die Eingangspforten für das Gift der Er>-sipelc und Lympbangitiden abgebcu. l lc<rH
Lupus vulgaris, Gummata müssen nach therapeutischen Kegeln behandelt werJm.
chronische Ekzeme. Die bei letzteren häufigen acuten Exacerbationen werden zwevt
Lotio Zinci oiydati (Ferrum oxydatum 0,05, Ziucum oxydatum 10,0, Glyccrinum Ätt .
Kosanim 35,0), dem Arning'schcn Anthrarobinlirniss und ähnlichen Medicamenten b(Uq
die eine schnelle Heilung erwarten Ins.sen und gleichzeitig gute Deckmittcl sind.
Ist die Elephantia.si$ cruris noch nicht selir ausgeprägt, so wird man mit H(>dila(
gleichmässiger Comprcssion und Massage in m.inchen Källcn einen zeitvrrlligi'B Stilä
des Processes erreichen. In liochgradigcren Fällen hat man der Geweb-I bi« i
Verminderung der Blutzufuhr Einhalt zu thun versucht, indem man die I lioil
primirtc oder eine Unterbindung derselben vornahm. .ledoeh sowohl diese Mu.li^u»Jlll
auch die elektrolytische Behandlung haben bisher sichere Resultate nicht erzielt. Vo» <
.Amputation des erkrankten (Jliedes muss im Hinblick darauf, dass die meistcu so
l'atientcn an den Folgen der Procedur gestorben sind. Abstand genommen werden.
Iiat die Eicision grosserer clephantiastischcr Flächen bei manchen Kranken xu günstif
sultaten geführt. Bei Elephantiasis genitalium ist die operative Entfernung des hrj
Kchen Gewebes die einzig richtige Methode.
KAHL HKUH
Eleti&ria Wliilr et Malon. rHaiiirnKiltunil aus drr FaiD. in / i n ifibprur i'av', Unloi faiii. A m »nixl. I
nnlati).rlic ArU'n mit khoclicndpin Rliitom, üruitifr beblättert**!) Stengeln unil laiig»ebei(lixi«n, na ijer Bf.
mit i'itieoi ZUngi'lcben (IlSut^beiil versehenen BIUTtcm. 1>ie tratibi);en BtUthenstKnilt* lialb ini Bo4«a4
lltier (IxintieUten tioritonlAl binknerbenrl. AeUAi^ere» Pen)|;on eine ilreiiltbnifie BObre. trincrf)» «^l>»nfal
ilrei Knpjjen au)f|4ehen«l. Von der miF- Ktaubblullern abciileitenden Lippe UberraRt Kapat^ln Ifileru'
kanti);, mit vielen fast if.(mi(!eii Barnen, deren jeder Ton einem xartbllntii^en Hantel (Arilliifrf >
dani'imn in White et Mat. l=.Alpinia Card^ranm Ruxb., Amoinum repenel Sonnerat), m\'
tind grtlnlirli-gelben Bltltben, wild und cultivlrt in den (^ebirgHwAIiiern der Halabarkll^l«*. .l .
pflanat, liefert die ofScinellen kleinen t.'ard amenien iFructufl et Semen Cardamomi ». <
malabarienm), deren Samen dai« C ard am om en Ol * enthalten. E. major Sm.. K'''^A^ere •.
bogig cekrtlmmto, deutliche Kapseln (llhreod. gohOrt dun WiLldcni Cojloui an und liefert die 1 .... .
CardamoiaDD des HandvU. Ueber runde und andere Cardamomen >. Auomura.
ElgersboriC; l>orf im Uenuirtbnm liotlia, .^'J<l ni bocb am ndrdiichon Abhänge de« .SehneekoprnH sehr
legen, Snmmerfrihr.he mit drei Waf^<;erheil- nnd Kuranstalten (thiMls .seit IH37), in denen dfts K*.>«Aluut« Wai
vvrfahffn nebut Elektroüinrapie, Ha^nag«, dlaotetlseheD Knrvn i.nt Anwendung gelangt. Mittler« TvnpMstirl
W.
KHmination. unter Elimination versteht man einen Vorgang, durch welchen der üi
sich von eingednnigeiien , körperfremden Stoffen befreien kann. Die meisten ins
lajigten .'^tofTe gehen unverändert als sogenannte Orgaiiodecursoren durch den
hindurch nnd werden von den secernirenden Lirgaiicn abgeschieden. Ein anderer
von bestimmten Organen festgehalten, fixirt, und endlich kann drittens iler Organisinuj
eingedrungene giftige StolTe in relativ iiiiscimdliehe Verbindungen umwandeln und sic4'
diese Weise cntgilten.
Die Ausscheidung oder Elimination der Giflc erfolgt im Wesentlichen durch die
iiirenden Drüsenappnrate. Ga-sHirmige oder leicht flüchtige Stoffe werden auch darcii
Lunge abgegeben. Die sämmtlichen sceernirenden drüsigen Organe kommen hierbei in i^
traebt. In erster Linie ist die Ausscheidung durch die Nieren ?.\i nennen: zahlreiche^
stanzen treten bald nach der Eingabe in den Körper unverändert wieder im Harn auf. Wo"'
hin ist für manche Substanzen die .Ausscheidung durch die Magen- und Darmdrilsen r«
Wichtigkeit. Durch die Untersuchungen von Rose, Solo weitsehyk, Leineweber, Alt
Kandidoff, Blanchier und Roc.hefontaine, Bongers u. A. ist von einer gro5>tii ^>
zahl Stoffe die Ausscheidung in den Magen nachgewiesen worden: von Jod, .lodkali, Br<ii:iki''
.\ntimon, Arsenik, Quecksilberchlorid, Chlorlithiuni, von aromatischen Substanzen : Salicylü^
und salicylsaurem Natron, von Fcltkörpern: Chloroform, Chloralhydrat, Aethyl- und Mtitr
alkohol, Aceton, von .Mkaloiden: M^riihin, Brucin, Strychnin, Chinin, Atropin und ihri-r. !'•
liehen Salzen, von Veratrin. Koffein und Antipyrin, ferner von Schlangengift. Jedoch 'li*
nicht verschwiegen werden, dass nach der Ansicht Nencki'.s, die übrigens kürzlir)
mm von Chiromanos bestritten wurde, alle diese Versuche anfechtbar sind, da n.i;'! "
Versuchsanordnung der oben genannten Autoren es möglich ist, dass durch -rückläulig»' F:i"
staltik", durch welche nach Grützner .sogar .Stoffe aus dem Rectum bis in den Magen r
langcu können, die in die üallcnblMC secernirlen Substanzen mit der Galle in den Mij»
.[Eliiniiiatioii
— löl —
Klstpr]
fekummoti sind. Von niiflereii Drüben sind an der Kliinination bvlLeiligl die Leber, das
'knkreas, die Spvii'bel- und Milebdriist,'n und selbst die Hautdrüsen. Eine besondere Rolle
kommt hierbei der Leber zu, da diese nicht nur die Ausscheidung vieler Gifte mit der Gallen-
.secrctiou vermittelt, sondern auch im Stande ist, eine Auünhl Gifte zu deponiren, ricl leicht in
Form einer chemischen Bindung festzuhalten und sie .so auf längere oder kürzere Zeit dem
allgemeinen Kreislauf entzieht, ihre Elimination verzögert. Die Drüsenelemente werden häufig
durch den Vorgang der Ausscheidung selbst geschädigt. So sehen wir infolge directcr Ein-
wirkung der ausgeschiedenen Gifte zuweilen mehr oder weniger starke Entzündung der he-
trelTenden DrüsenzcUen, unter Umständen selbst Nekrose eintreten (Arsenik, Metalle — Drüsen
der Darmschleimhaut, Niere).
Die Scbuclligkeit, mit welcher die ElimiDation eines Giftes vor sich geht, ist von grossem
Eiflfluss auf den Verlauf einer Vergiftung, denn durch diesen Vorgang einerseits und die
Schnelligkeit der Resorption andererseits wird dif-'jciiigo Menge eines Stoffes bestimmt, welche
zu einer gegebenen Zeit im Blute anwesend ist. Von dieser Menge aber, die zu gleicher Zeit
in Circulation ist, hängt allein die Intensität der Wirkung ab. So lässt sich z. B. durch,
auch wiederholtes Eingeben vnn Curare in nicht zu grossen Mengen in den Magen keine
Wirkung erzielen, da die .\us3cbeidung des Giftes durch die Nieren und den Darm ebensu
.schnell stattfindet wie die Resorption, und so die Zeit nicht zur Ansammlung der für die
volle <iiftwirkung nothwendigen Menge im Blut ausreicht. Umgekehrt kann infolge einer,
z. B. durch die Thätigkeit der Leber, verzögerten Elimination bei wiederholter Darreichung
durch inzwischen wieder von frischem resorbirte Giftmengen eine Anreicherung des Organis-
mus mit giftigen Substanzen stattfinden (cumulative Wirkung). ...„„t
KIONKA.
Ellxlria, Elixire, vom arabischen eksir oder iksir, d. i. Stein der Wei.sen, abgeleitet, wur-
den ursprünglich weingeistige oder weinige, häufig saure oder alkalische, gehaltnache flüssige
Auszüge von Drogengemiscben genannt, denen man eine besondere Heilkraft zuschrieb.
Seltener wurden einfache Mischungen, z. B. Miitura sulfurica acida = Elixir acidum Halleri,
so benannt. Die Erstcren nennt die Ph. G. jetzt Tiücturae composiLie. So ist die Tinctuni
.Mnes composita das frühere Elixir ad lungam vitani, Tinctura Cbinae composita d.is Eliiir
roborans Whyttii, Tinctura aromatiea acida d.is Elliir vitriolt Mynsichti. Dagegen .sind die
Elixire der Ph. (i. 111: Klisir amarum, Elixir AuraiiHorum compositum und Elixir e sucro
Liquiritiae. keine reinen .-Vuszugsformen, sondern Extractlösuogen mit Beimengungen.
b
iXllagSÜare, C„H^O,.f 2H,0. ein pt-lbliches KrysUllpuWcr. And»! «ich in viniKon uriontalisrhon Büioarnn ' (Wnlitrr
iiiiil M •' r tt !*• in), im CiuCurvuiii (>V{1hler), in dun IliTidiri-Sehuten C1'0''VJ nnij Vinibulauon, in ilfr Kicbenrind''
iRtti) iinti Fiehti'nrindp (8 trolimi^ri; tti*^ i^nUtolit rIs SpaUangs{iruilDCt ncbon Zuckor b«i ilvr BcbAmllung tun
(irunuWiint>lrinilcn|^erl»Sari< mit TprdBnoten .Sliuren (K(>tnbolil) und bildet sioh au« OftllnfsBnre. Sit* Ist Hckwrr
lOfllieb in kucbondom Wusor und in Alkoliul, niobt in A^lbpr. Duri*b Kitlilitug« ontftttbt oino tief|eeIbo LöKun^. dii>
><ich «n der Luft tief rotb^elh fKrbt und 9ehUeü<,lifh schwane ICry^lnUe von ^laukonielansaureni Kalium, KjCi^HiO^
uuMchuidet. Mit Eisenchlurid färbt sie sich grtln. dann hlansetiwari. Sal|ietrt|te Sltiiru «ntbaltende .^atpetentlnre
fürbt blutrtitb (O riesffmajror). Beim OIhben mit Zink^taub liefert ^ie Fluoren C',,H,„.
SPtEOEL.
£lnien, .-iuch Altenaalza genannt, bei Gross-Salze in der Provinz Sachsen, 48 m hoch, seit
1S02 bestehendes, ältestes deutsches Soolbnd. Es liegt hinter dem etwa 2 km langen Oradir-
werk. gegen Ostwinde geschützt. Die zu Trinkkuren dienende Victoriaqiicllc enthält 2'i,4 Na-
triumchlorid, 0,21 Natriunibromid, 1,37 Calcium-, 0,68 Magnesium-, 0,2 Kaliumsulfat, 35 ccni
freie Kohlensäure, die Soolbadcquclle 49,0 Natriurochlorid, 42 ccin Kohlensäure. Letztere wird
zu Soolbädem und Inbalatiooen verwandt. Saison Mai bis September. _„
EIOOpAtAKy aui*b Arapatak genannt, neben dem gleiebnami){en Dorfe im .Hildotiten SiebenbOrgpn» in einem engen
Tbalkes^el (124 m bocli geschützt gelegen, einer der be.surbtej<ten Kurorte doi Landes. Von den schon seit Jahr-
hunderten bekannten alkalisch-erdigen Ei<ien<:auerUngen werden einige, daninter der ^lamuibrunnen mit 0,.'11D Eisen-,
:!.n Natrium-, !,'.• Calcium-, 1,:K) Magne^iumhicarbouat, l.t)H4 freier Koblenp.11ure. nur iuio Trinken und zum Versand» he.
nutzt. Xu blidern dieniMi ein Mineralwasser-Vollbad, lAibogi^, eine Warmliadeanstalt und eine .^l1sswa«r>erscbwlD)ra-
scbnle. Zu Milchkuren wird nach altem Herkommen Ziegenmilch gebraocht. Saison Mitte Mai bi:. Ende MeptemlN>r.
WORZBIKO.
Elster, B.id im sächsischen Vogtlande 473 ra hoch in einem waldreichen, besonders gegen
Osten geschützten Thale gelegen. Der Gebrauch der dortigen (Juellen reicht zum Theil bis
auf das Jahr 1G6H zurück. Eines regeren Verkehrs erfreute sich d.is Bad seit 1849. Die
13 tjuellcn Elsters sind mit .\usnahme der Salzquelle alkalisch-salinische Eisen-
säuerlinge, von denen die Moritz-. Marien-, Alberts-, Königsquclle innerlich und äusser-
lioh, die übrigen nur äusserlich verwandt werden. Am gehailreicbsten i.st die Maricn-
quelle, welche 6,131 feste Bcstandtheile, 0,063 doppeltkohlensaures P^isenoxydul, 0,01.') desgl.
Manganoxydul, 0,727 Natrium-, 0,206 Calcium-, 0,241 Magiicsiumbicarbonat, 1,872 Natrium-,
0,015 KaÜumchlorid, 2,948 Natriuntsulf.xt, 0.044 Kieselsäure und 1112,77 ccm freie Kohlen-
säure enthält. Einen noch höheren Kyhlensniiregehalt besitzen von den genannten Quellen
die Moritz- (12GC,12) und die Königsquelle (1310,92), welche letztere auch 0,108 Lithiiim-
bicarbonat unter ihren Bestandtheilen aufweist. Der (irhall an Eisenbicarhoiiat steigt bis zu
Ü,0ä6 in der Morit/.-. an Natriuinsulfat bis 3.164 in der Alberts-, an Natriutnrhlorid bis 2,475
fElst«r
— 152 -
Kmilical)
in der Königsquell''. Diu Snlziiucll".', t-iu eisenhaltiges GlaubeisnUwasser. bat
jiholiche /ubaiiimcnsetzurig wie der Marienbader Kreuzbrunnen. Sie enthält 8,325 fest« Be-
standtheile, 5,2fi2 Nntriumsulfnt, 1,685 Natrium-, 0,063 Eisen-, 0,0086 Mangan-, 0.182 C*J-
cium-, 0,169 Magnesium-, 0.026 Lithiumbiearbonat, 986,84 ecm freie Kohlonsäare. Weiltrt
Kurmittcl bilden die mittels des im Quelleirgebicte von Elsti'r gewonnenen salinischeii Eisca-
moors bereiteten Moorbäder, die mit Kohleasiiurc impr.iegnirten und als Sprudel bäder l«-
zeiehiieten Mineralbäder, clcktri.-sche, Fichtcutiadelextraetbäder, Massage, Milch, Molken, K<|
Die wesentlichsten Heilauzeigeu bieten Anaemie. Chlorose, Katarrhe der Athmungs-,
dauungs-, H.im- und Geschlechtsorgane. Gicht, Rheumatismus und Nervenkrankheiten.
WÜRZBt'Bö.l
Eilllttfrut Uriäebueli gi\i beut als UnterKattuiii; der GattuDg CrotOD*. 8io TOroiniKt die Arten, boi w("l.'^>.'tt
lieben und weiblichen Btlllhen die Kroae entwickelt ist.
LinhOiill Burm. PlIansenptttanK aas der Fain. dnr Uyrainaoeae', Tribiu Eumyrsineae, oHattrtlmc^ mA i»i
Gatliint; ."^atnarn L. rereinigt. Strllnebor nnd BHamchen de« tropisoben A.*iien» and Afrikas, Nea-CaleJuDifir« tnJ
lief Sandwichy-Inffcln. Von den .^ü Arten liefert E. Bibeü Burm. (=E. dentata HamlU.. E. Gro sa « 1 a r i < B»U.
E. indica Omel., A ntidesma Ktliu» Kaetiseh., E. ribesioides L.) Ostindiens erfrischende Beeren. B. rabati*
Koib. OiitindienH hoII nUfnlireud wirken. M.
Dir Pfl.inzn i^l <r>it den ältesten Zeiten unter dem Namen Vidant;a (Duj nrdin-Bea umeta) als Ant i
AUeranfi und Ttmitrum. ä[>Utor aurb nU CarruinatiTum und Stomaebleuro in Anwendung gebogen worilen. K
(to.^ Animoitiiim eniliflicum benutzt, hii. RmheUas&uro C7H,3'COOH wird durch Gxtraetiou mit Chlnrt.r.
•Ja« mit Salzriaure, dann mit Natronlauge ariAge^cbOttelt wird. Aum dem Natrousalx wird dur<^li Sal.-
Haure abfrt'sebiudt'n. In WaA*er unln^lieh, ist sie in AUohul. Actber, Beniol und Chlorofurni leicbl 1
^t«1Ii.si^t ans letiterem in goldgelben Bl&ttchon, Schm^v. 140^', und lersetfft sieh bei 15.^°. Uit Aiuidl'u.
Ammonium embeiicum, C^Hij ' CÜUNII^, ein krapprothes Pulver, weichest in Alkot
Glycerin und .Acther löslich ist. Das Salz ist nicht giftig. Erst 3,0 g rufen beim Kaninc
Schläfrigkeit, Herzklopfen, Dyspnoi' und Linken der Temperatur um 2" hervor. Die bet!
bcnde Wirkung des Salzes auf Tiienitn und .Askiiriden steht derjeiiigiu von Pellctierin,
tnnin und Granatvrurzelrinde nicht nach (Coronedi). Wegen seiner Geschmack lusigkeit
Kehlen übler Nebenwirkungen — nur Kolik ist beobachtet — verdient Amnionium enibclio
besonders in der Kinderpraxis alle Beachtung.
Dosis für Kinder 0,2, für Erwachsene 0,4 in Pulvern oder Pillen am besten in Ho
oder Sirup. Vor und nach dem Gebrauch ist Oleum Ricini r.u n-ichea (Warden).
JACOBSOS.
EmboUe (von ißißdXXtv^ hineinwerfen) bedeutet die Verstopfung eines Gefässes durch eine
Ort fremde Substanz. Der Embolus, das Hiucingeworfeue, entsteht meist au anderer Stelle
Körper. Auch von aussen in den Körper eingt;)ührte Dinge können zu Embolien Veranlo^tl
geben. Zu der ersten Gruppe gehören zunächst Blutgerinnsel. Dieselben entstehen entwed
in den Venen und gelangen dauu durch das Herz in die Lungen, oder sie entstehen an den
llerzkUippen und den .Xrlerienwäudeu, und werden direct in die verschiedensten Org.ine trans-
portirt. Am häutigsten betrolTen sind, ausser den Lungen, das Gehirn, die Milz und die Nieren.
Merkwürdiger Weise gelangen Embolien aus dein Herzen und der Aorta seltener auf dem p-
raden Wege in die unteren Extremitäten und die Gefassc der Baucheingeweide, als in dia
seitwärts gelegenen Organe. Auch im Gehirn zeigt wieder die Arteria lossae Sylvii eine
sondere Disposition. Bei traumatischer Zortriinmierung de.'i Fettgewebes, z. B. bei Knorhc
brüchen und schweren Geburten, kommt Kett in den Kreislauf und füllt die CapilUreti
Lungen mehr oder weniger an, kann auch durch diese hindurchgehen und sich in den Nier
im Gehirn und anderwärts linden. In den meisten Fällen sind diese Fettembolien unsolu
lieh, da sie leicht resorbirt werden. Zuweilen aber führen sie den Tod unmittelbar herbeij
Von zelligcn Embolien sind Leber/eilen und Epitliclien der Chorionzotten gefunden Word
Die häufigsten und wichtigsten Zcllcmbolien aber stammen von malignen Geschwülsten.
Zellen wandern von diesen zunächst in die Lymphbaiiucn oder brechen direct in die Uli
gelä-sse durch. Sic haben deshalb eine so grosse Bedeutung, weil sie Veranlassung ru
ücbwulsthildungen an entfernten Körperstcllen geben können. Von eingeführten Kremdkör
xind die wichtigsten die Bakterien, die Embolien in die kleinsten Gefässe machen und von
aus, je nach ihrer Fähigkeit, ihre schädliche Wirkung entfalteu, Eiterung erregen, Tubt-rll
erzeugen u. s. w. Embolien folgen in der Regel der Richtung dos Blutstroins. Man kennt all
auch retrograde Embolien, die dem BluUtrom entgegen stattlinden und durch rüekläulige BlH
wellen entstehen. Bei Offenbleiben de» Foramen ovale oder des Scptum ventriculorum cor'
können Emboli unmittelbar vom kleinen in den grossen Kreislauf übergeben und umgekch
Die Folgen der Embolien hängen, abgesehen von den specifwchen Wirkungen der
schwulstzellcn und Bakterien, ab von der Grösse und der Art der betreffenden GefiUsregifl
Bei (icfässen mit mangelhaften Collateralen entsteht der Infarct. Der Verschluss der Lun«
artcric, grossen Gchirngcfässe und der Aorta kann sotortigcn Tod zur Folge haben.
Die Therapie der Embolie besteht vorzugsweise in der ProphjMaxe. Sind die Gm|j
einmal entstanden, so richtet sich die Therapie allein auf die Folgeerscheinungen.
HAN8I
Eiulllcnbady im bailK^ehen Amt Lllrreeh gegen l>«t- nnd Nordwinde geaohDtit 770 ni hoeh «n Vrum» 4aa <
l'iTi.- g>.lrifen. gnetle viin lo,,'!" ('. und ';IK fi-fiten Uestandtbeilen. darunter H.-Js Natrium- 1,1 t'altdnM
[Kinilifiibad
- I5S —
EinpfliifT]
l>ti N»triuint*liluftil, Ü,T3 Calcium-, (i.OI Kifirnbicartiuujkt, i^iü tri*i*> KuhUMitfaiirc, ilnilpt *u Trink- iimt flBflf>kiir«'ii
bei GrtlK'ii-teiiH'ii, L«»l)rr-. M4gi*n-, tUi'iitlciiltm. Krltli-iliigkrit nml Krunklietti-n der HamiirKAiii* V'irwfinluii^.,
WCKZHritn.
Knimenagoga. Als in der Oynaekologie 'lie Erforschung der p.itlioloj;iscL»Ti Zustände iiooli nicht
Lweit vorgeschritten war, sah man die pathologische AmCMiorrboe' als eigene Krankheit an und
behnudeltc sie mit Mitteln, welch« entweder eine Hyperaemi<; der Utorusschleinihaut oder eine
t'ontraction der glatten Muskelfasern herbeiführen. Zu der ersten Clnsse gehören Sabina,
Thuja, Aloe, Koloquin then, Safran, Terpentinöl und andere aetherische Oele, zur
zweiten vor allem Secalc cornutum, Extractum fiossypii radicis fluidum, Foli«
iivac ursi und Borax. Nachdem man erkannt hat, dass da.s Fehlen der Menstruation nur
ein Symptom anderweitiger Veriindcrungen der Genttalorgane ist, wird das Grund leiden be-
handelt und die Emmenagoga als solche wenig in Betracht gezogen.
riUEDLÄMDER.
Emmetrople. Wir nennen ein Auge emmctropiseh, wenn parallel auf die Uonihaut aufTallende
Strahlen gerade auf der Netzhaut zu einem scharfen Bild vereinigt werden. Die Netzhaut
liegt ini Hauptbreiinpunkti.' des dioptrischen Apparates des Auges. Das cmmotropisch gebaute
Auge ist das optisch vollkomnienstL> oder das eigentlich uonnalo Auge, da es nicht nur in
der Ferne deutlich sieht, sondern auch vermöge eines Einstellungsapparates, des Accommo-
dationsapparates, im Stande ist, sich für beliebige kürzere Strecken vor dem Auge scharf ein-
zustellen. Das emmctropische Auge bedarf also in keiner Weise einer Correction. Leider
gilt dieser Satz nur zu recht, so lange die Linse ihre jugendliche Elasticitiit besitzt. Im Alter
wird die Linse flacher und somit der Kernpunkt des Auges weiter hinau.sgeriickt. Ein Emmc-
trop wird mit etwa 55 .Jahren zu einem Hypermetrop von 0,'<Jö Dioptrien, mit 65 Jahren von
etwa 0,75 Dioptrien, mit 75 Jahren von etwa 1,75 Dioptrien. Es würden dementsprechend zu
genauem Sehen in die Ferne Convexglrlser nüthig sein. Noch uachlheiliger wirkt bei Emme-
tropie im Alter der Nachlass der Accommodation für das Sehen in der Niihe. Je mehr die
Sklerose des Kerns in der Linse zunimmt, um .so mehr liisst das Accommodalionsvermogen
nach. Mit 45 Jahren betrügt die Accommodation durchschnittlich nur noch .^,5 Dioptrien,
d. h. es kann nur bis etwa auf 28 cm von dem -■Vuge gesehen werden. Es ist dies schon
eine zum Lesen und zu feinen .\rbeitcn unangenehm weite Entfernung. Der Emmetrop muss
also von etwa 45 Jahren ab für die Niihe ein Convcxglas tragen, das von Jahr zu Jalir stärker
werden muss, entsprechend dem Nachlass der Accommodation*.
Emolllentia. I'if Mrdicninenta «'uioi'iifiitiii uiiifiissi-ii dit! 2. Clas.'ic de»; M i t.-<ch i>r I ic li ".schfii
Systems. In ihrer Wirkung ilt'ii .•idstringireinicii und tonischen .Mittidn ilirect fut-
gi!genge.sf.'tzt, sollen die l-niollieiitJ;i den Toiui.s di's lebeiideti (iewebes venniirderti,
also Krvsi'ichuiig und Hrselil;ilVuiig liervorrufen. Von ilinen sind, als besondere liitcr-
;d)tlit;iliiiij; die t>omulcentia° abzutrennen, wtdche die (Oberfläche vor Reizen zu
seh fitzen biibei). i^ine (irenze ist aber schwor zu ziehe», d;i viele Stoffe, besonders
die l>lt'0.sa und Aniylafea, zu beiden .Mitteln geretduiet werden müssen. I'us Gleiche
gilt v(»n der Unterscheidung, da.ss Kmnüentia auf Uussere Haut, l'emiiicentia dagegen
.'luf Scideinihiiute Amveudung tinden. I)ie Wirkungsweise der Kniollientia ist nicht
einheitlicii. huchfe Wiinni', widche in iiiannigfaelier Wei.se zur Anwendung gelangt,
bewirkt eine \'»'rniinilerung der Hitze, dei- S|iannung und des Sehnierzes bei Knt-
znndungen i'iiinial durch F.rueilerntig der ('idlateralgefiLs.se, dann aber auch durch
Verminderung der (.'oliaesitm utid des Ih'ucks auf die siMisibleii Nerven. IHi- Olensa
rufen eine Hrweiidinng der Haut lii'rvor, die durch ihre .\[)jdicatieii si'lintiegsamer
und nachgieliiger vviid. .\uf Scideimhiluti' wirken sie, wii' aiicii die iibrigi'n Kniol-
liuiitia, mehr di'nndcireiHl, durch mechaiiischi' Einhnihing mid Abhaltung \im Ueizen.
Ihre ,\nvveiutiing lintlen die Kiiitdlientia bei Kntziiinbnigsschnn'rz und sdinierz-
hal'ten (ie.schwüren iler Haut nml Srhleindiäute, hei Affectinnen der Athnnmgswege
und Leiden der lieiiitalorgane und Harnwege. ALs Ktnullientia seien aufgeführt:
a) Wiissrige: Wasrlmngen mit Wasser von mindestens K!", heisse Schwiimniü, Dumpfe,
Bähungen, KalapLismen, Inhalationen, Irrigationen, Klysmen.
b) Schleimige: Gummi, Traganth, Althaca, Feigen, isländisches Moos, Sarsaparilla, Lein-
samen, .Mandeln, Mohnsamen etc.
c) Aniy lumhaltigc: Stärke, Weizenmehl, Gerste, Hafer, Tapioca, Arrow-root, Sago.
d) Zuckerhaltige: Zucker, Honig, Süssholz.
v) Fettige: Glycerin, Butter, Speck, Talg, Spermacctum, Lanolin, Vasciin, Paraflin,
Lein-, Mandel-, Mnba-, Oliven-, Palm-, Sesamöl, Seifen und Liuimentc.
f) Eiweissartige: Eiweiss, Leim, Uausenblase, Milch, Uirscbhorngallerte.
JACOnSOK.
f^ lulrr A vitip ri ti i;, ktt*in(*x Hüll in OhcrhAjern, öTO m hnah inmitten aus}(«ilpkntfr Fic)(t«iiwml>tiniK«fl g0*
ftlli*ett*i bud ili*« Chif>M>i:aiif^. Oit* srhwarli i*r<li|f-alkA)lsob«< Quellt* «lli*iit xu Trink- itml BAilt<kitn*n.
W.
ruM'rii
[Einpliyscni
— 1S4 -
Emfbj«
Emph;tieni tli-r Liuigf ist i'iuv iiusKcronftMitlii-ij liUnli^<'. cliroiiiHclu!, miMHt liurrii ifl
lange Roilif* von .laliren vorlaufi-nde Verilndcrnng des Luiigeuparenchyins, ilfin-fl liaa
siichliclipr rharaktcr auf ciiifr Vomiindcning der Klasticitfit des Luiigengewilafl
V'^crklf i ncrung di-r [•' vcursions- und nanu-ntlicli Kxspi r.'i t ioiis-Fi^^H
d<*r l>un<;f h<;rulit, und \vi'lcli<> in dfn aii.<)<;o.si)rnc-heuen Können zu allseit^^|
•jrrnsücnnip; dets (Jrganes, i.-int^ni Volunii-n |iulinniiiini auctuin (Tmube;, fükf^^H
Zeit liat Iichattf tlarülnT hi'standcn, oli bei der Kntstoluing rlifSHr Veründti^^^l
aussen knnimeiul»' „inceliaiiisch*''' Bt'dinfrunpcn inh'r aber „nutritive" Stöni^PH
Luiigengewflif's dif llau[i!mll(' spielen. Naidi iifutigcn Anscliaiinngen ist dir r«
nation lieidcr Momente als (irundlafje der Krairklieit anzusehen: Ausser einer aa
bnrenen, haufif: wohl erbliclien Srlilafflieit des Liingengewebes, welche «ift mit >m
abiiornieu, fassfürinigen, t|Uadratisclien Thnraxfiirra in Verliindung steht, ist b« M
Bni|ihyseniatikern eine Neigung zur Entstehung entzündlicher und atroplM
der I'rocesse in dem int<'rstitiellen Gewebt} der Alveolar-Septa und in der m
gebnng der Broncbiolen in Folge gewisser Reize, namentlich Bronchitis. litirill
Delmung und Zerrung d<w (ieweben, aiizuneliineii. Diese Processe führen tu (•♦(■I
obliteration, Atrophie nnd Harel'artion in den genannten Geweben, und in F4|
hiervon unter der fortdauernden Hiiiwirkung der eventuell gesteigerten l'UM
\entilation zur Kkfasie der Alveolen und Infundibula, bei stark nusgcAproclM
Filllen unter Selivvuiid vieler Septa nnd ZusaniitienHiessen eines Theil es der AJiw
7.n grösseren Blllscben. heu Anstoss zur interstitiellen Erkrankung luul zur .Kam
düng der ausgesprochenen Lungen-Ekfa.sie gelien jedoeh in der Mehrzahl der Fl
Umstände, welrhe zu mechanischen Störungen in den feinen LtuigeMHH
führen, und zwar, indem sie die Athinung erschweren oder verstä(l^^|
datnit den die Ventilation in den Alveolen lievvirkenden Druck nuf verafl^l
Weise erhöhen, l'ies kann theils durch Lebenswei.se und Hesi'hiiftigung, thetUH
krankhafte Vorgänge in den Lungen hediugt sein. In ersterer HezieJmng g>(R|
viele (iewerlie und Berulsarten. vvelrhi' durch dauernde Vertiefung der In-ipil
tion und relieranstrengung der Atlii'iuniuskeln Kin|»hysem erzeugen können: Sf^ihM
Sidnniede, Maschinenbauer etc.: audi I'redigcr, Säivger u. ähnl. I)eni stt^h« I
scbriftigtingen gegenüber, bei denen erschwerte und ilaher forcirte Kxspiralll
dii' Hauptrolle s|tielt: Lasttrilger, TroTiipefer, (ilasbläsiT u. fihnl. Von kranllul
VerändiTungen sind besonders solelie an/.usehnhiigen, welche ih'o Bronrhial.Hcbm
haut zur fscliwellung bringen oder starken fltisten erzeugen, al.so forcirte In- un^l
spiration machen; das sind namentlich wiederholte Broinhiliden, welche di* 4
figkeit <les Emphysem bei ÜSckerii und anderen dem Staub besonders ausgiwvui
Gewerben erklären. Zu denselben Folgen können in mehr ;icuter unfl häufig «■
vorid »ergehender Weise Keuchhusten, wiederholte .\nfillle von Hrmichialasthiua D. ilil
führen. |)ie in hölierein Aller eintrelenden :itro|diischen Zustiindi.' des LtnM
gewelies können auch ohne Mitwirkung besonderer entzütidiicher Vorj^finge ibilGi
Erscliliiffung des Lungr^nparencliynis erzeugen; Seniles Eni|diyseni. Hierbei i.Nt iiil
Kegel, schon wegen iler .senilen Starrheit des Tdora.v, die Ektasie der Alveoli'iiJ
ringer, die Vergrösseiung der Lungi' kaini überdanjit fehh'U. i\ehnlicli<> Ernühnirf
Störungen der Liuige köinien ;iuch iiv jüngi>ren .lahren bei scIHerht cntwii-kiU
starren, eventuell auch ;isyninietrisclien 'l'horaxfonui'U, wie .sie namentlich die h'll
von Rachitis sind, sich bilden. Solche Lnngenformen zeigen, audi ohne VolJ
auctuni, dieselbe tnangelhafte Athinungsfäliigkeit, namentlich in Bezug nuf das 1
spiriuni, wie die wahren Ein|diysenilungen. Hiervon .sind die Fornu'n von rjrJ
scriptem, „vicariirenilem" Emphysem 7.n tri'unen, wie es sich in jler Umgebune I
grö.sseren Infiltraten der Lutige, tutierctdösen Herden, Atelektase etc. in Folp- J
verstärkten Ventilation der lietrefTenden hiingeii|(artien bildet. Auch »las n''***l
tielle", sulipleurale Lungenemphyseni ist zu untei-scheiden, weh-hes nicht selb«!
Folge l'ebertrittes von Luft durch die rareticirten Alveidenwände in das unige)>4
Bindegewebe entsteht und weiter zu Hautenipliyseni führen kann. ho<-h sind >ll
ZustäiKh" einer specielten ThiT;ipie in der Regel nicht zugänglich. I
Mie Folge des atlgeitunnen Enrphysenis ist zunächst eine zunehnieudc Bebill
rnng der mechanischen und der chemischen Athinung. Uem entsira
klinisch eine zmiehmende Dyspnoe, die theils eine dauernde, nach Anstreiu|i)fl
sich verstärkende ist, theils in (|urdi-tnlen Paro.xysmen auftritt. Nicht selten pW
sich :itif die licschwerden des EiMjihysems, bei Hinztitritt rlcr ({ronchiofll
Empliysciii
— i5r, —
Eiiiphy.som]
•■uich <l:is f{il(l \virkli<'lnT Anfälli- vom BrniK'liJalastliiiia .'Hif. In /.weiter Liitic reigrn
sich <1if l''olg»'ii dt* Kiiipliyscnis im (Jiiculatidnssysteni. Theiis in Kolpn des L'hUt-
gaiiges VOM Gefässcn ini Lunpciigowclie. noch mflir aber durch die niiuigelhafti'
UnlerstützuMg, weicht- die Kntleening der grossen Venenstäinine in den herabgesetzten
Athembewegungen liridet, tritt Neigimg zu reiierfiillung des Venensysteiiis im
grossen Kreislauf ein. ?>«i lange die nie fehlende hilatationshypprtropliie de« recliten
\ entrikels die StTinuig e(tm|iensirt, sind ihre Symptome wenig merklirli: bei dem im
spftteren Kraiikheit.sstadiuiii sicli einsteilenden Nachla.ssen der Herzmuskelkraft treten
Nie in Form von I.,elier- und Niereiistauung. Haeinorrhnidalerscheinungon aller Art,
Oedeiu, Ascites etc. in den Vordergrund.
l>Rr Entwicklung des Emphysems entsprechend kajui die Therapie ihm gegen-
über zunächst hHuHg in prophy laktisclier Form wirken. Wo eine Disposition
tum Kmpliysem vorhanden zu sein scheint (was an einer beginnenden Fassfonn des
Thorax oder einem vorzeitigen Starnverden desselben oft schon frfdi zu bemerken
ist), oder wo Keuchhusten nrul äliu liebe llustenerkrankungen in der Kindheit die
Anfänge des Leidens hinterlassen haben, sind das ganze .lugendalter hindurch alle
Schädlichkeiten und Kinfliisse, welche zu forcirten Athenil>ewegimgen zwingen, nifig-
licbst zu vermeiden. l>ies ist für die männliche .lugend besonders auch bei der
Wahl des Herufes zu berücksichtigen, sod,i.ss hier Beschäftigungen, wie die oben
genannten, welche tlieils einseitig angestrengte Lungenarbeit, theils Aufenthalt in
staubiger Atmospli.'U'n' verlangen, sich verbieten. Vor .\lleni ist die Neigung zu
den bei Kniphyseni;udage so schädlichen Lungenkatarrhen zu bekitiiififen. Wo der
Thorax schwächlich oder .sonst abnorm gebaut i.st, namentlich wo rachitische Ver-
änderungen bestehen, welche zu frühzeitigem Starrwerden oder zu Detormiamg des-
selben dis[ionireii, müssen methodisch gesteigert«" Athembewegungen zur mjrnialeii
Kntwickinng viui Lunge und Thorax nachhelfen. Hierfür werden in vielerr l'\-illei)
die allfjeinein eingeführten Turni)evvegungeu oder rationelle S[)ortübungen, Kn<iern,
Schw inniieu. Radfahren etc. genügen: in imderen ist hierzu eint» metliodische
(jyuinustik res]>. oitbuiiaedi.sche Heh.andlung iiclthig, welche durch gesteigerte IJrust-
bewegiiiigeti tlie Klasticität von Thor.a.v und Lunge zu fördern hat. Natürlich niu.ss
difs Alles «tline einseitige Ueberaiistrengung gi-scbehen; und wenn auch hier das
Haiiiitgewicbt meist auf eine Uetiiätitrung der Kxspirationsbewegungen, welche scbou
im ersten lieginii des Emphysems vermindert sind, zu legen ist, so scheint doch bei
vielen Formen von schwächlichem Thorax auch eine niethodi.sche l'ebung der inspi-
ratorischen Ausdehnung desselben nuerlässlich. Die für rlen speciellen F'all |ia.s,sende
Auswahl der Hebungen und ihr richtiger tirad i.st bei der heutigen Verfeinerung der
gymnastischen Methoden und ihrer nni.scliinel!en Technik leicht durchzuführen.
Ist das Lun;;eiu'm]diyseni ausgesprochen, so mii.ss seine Behandlung in der
llan()tsache sy iu(it «unal isch sein. l>ementspre<'hend li.at dieselbe sich in erster
Liuir gegen dii- das ganze Leiden be^leiten<b' Hauptbescbwcrde, dii> Dyspnoe, zu
wenden, (iegen diese sind iiacli allseitijrer ICrfabruug, wt-lcbe mit dem Wesen der
Krauklieit im Kinklaug steht, keine anderen liebaudhnigsmitboden nacblialtig wirksam,
••ils diejenigen, welche direct die Athunnig, n."uu<'ntlich die 1-Aspiration, zu erleichli'rn
und zu \ertii-fen suchen. Zu diesem Zweck sind, da die eben genannte Luiigen-
gyunuistik bi-i älteren Ivtuphy.sematikem fast ausnahmslos nicht melir .lasreicht, resp.
tiiclil mehr anw>'ndbar ist, verschiedene Mittel .■tngegeben. So ist die künstlicbi'
Verstärkung der K.\spiralion durch Händedruck empfohlen ((ierhardt): eine Me-
lliode, welche, wenn sie i'nergisch durchgeführt wird, die Dyspnoe wesentlich bes.sern,
.illerdings dabei auch leichte Luiigerib!nttmfr<'n, Schwindel Lmd .Miiskelzuckimgen her-
beiführen kann. Ileu.selben Zweck erreir'ht mau noch gleichmässiger durch gewisse,
liierfiir aiigegeberu' .Vpparate, wie einen ,..\thuuuigssiuhl" diossbach), bei welchem
mittelst angebrachter (iurte die .\rmbewegttng''ii ihs Kranken ilie cxspiratoriscbe
Compression des Thorax veranla.ssen: ferner durch elastisclu" ('orsets (Schreiber
u. A.) oder einen während der ICxspiration sich mit coiupriinirter 1-nft fülbuiden
,..\tbitiuug.sgürtel" (Steinhoff). Am etnfaciisten und naclihaltigsteu wirkt aber
in dieser lüclituiig die im engeren Sinn pneumatische Beliand jttng, bei welcher
die für die .\thnning in l''ra.ge konnnende .AussenUift in geeigneter Weise verilndert
wiitl. Dies kann theils durch die trans]torlablen pneumatischen Apparate, theils
durch pneumatische l'abiuette erreiciit werden. Für das Kmphy.sem sind erster«'
d.is weitaus wichtigere llilfsuiitti'l, da sie in besomlei-s leicliter Weise die
[Emphysem
tR6 —
Kmphjwl
Kxsiiinitioii in vrrdiiiiiitr l>iift jjoslatti'n. )>ii' IjrkiiDiiU'stc Form .solrber Ap|nrt
ist die g:isoiiifterfönnigo, wii- sie zuerst Huiikr angnb uiid daiin besonders Walil«
bürg ausbildete; viele .ModificatiDiien dieser Form, sowie auch älinlirh wirk«*
Instrumente von aiideretii l'nju-i|( (Sc-liiipfrad-Yeiitilator von Cieigel und Mayr»*
Sinti constniirl. hie Wirkun;: dieser pneiiinatisclien Apparate, ilen^ii Atiweiidun; >
neuester Zeit mit l nreclit in (Jen Hinterprinid ;j;etreten ist, pflegt lu-i niclit zu >«
geschrittenem Kin])bvseni eine scluK-lie zu sein. Kine kleine Anzalil yop-ichbr
Sitzungen mit Exs|)irnti<m in verdünnte l^iuFt, wobei tiiireh directe Aussauifunj il'
Lunge Vertiefung der Alliiiiung stattfindet, hat oft schon merkliche .Steigenm» ^
Atlnnungsfähigkeit inul Al)ri:ilinie der Dyspnoe zur Folge. Aber aucli du- In<|w-.
tion comprimirter Luft ist durchaas geeignet, dein Kinpliysem entge^iiziiwirl«.
und man thut gut, sie entweder von Anfang an oder nach gewisser Zelt rail *>
Anwendung verdünnter Luft zu coniliiniren. Sie kaiui mit demselben transporohl«
Apparat oder in einer pnenuiatisrhen (ilorke ansgefülirl werden. In beiden Folln
.scheinen bei ihrer günstigen Einwirkung auf das Knipliysein theils die VerbiffK
der Lungenexcursionen, fheils der gesteigerte Sanerstoffgehalt der eompriniirten Li'
als Hauptmomente mitzuspielen. F,ine nai'b solchen Principien mit allm;'ila»
Steigerung lier Sitzungsdauer und des (irades von Lultverdiinnung resj». -verdichte
durch etwa 2 — ^3 Monate fortgeführte )Mrennuifische Kur hat oft vorläufig; geiiteft*
Besserung zur Folge. In einzelnen Fällen ist diese Ht-ssening auch ubjeetiv :ui f
Lunge durch Nachweis einer Verkleinerung ihres Volumens, am Höherriickcn »'
«nten-n Lungengrenze erkenntlich, und einer Zunahme der vitalen l..nngeiu'ap'>'iä
zu bestätigen. Die Nachwirkung der Ijehaiidlung pflegt in günstigen Fällen miir
stens einige Monate anztdialten, sodass anfangs viertel- bi.s halbjährig«, äiöt*
noch längere Pausen die Kurperioden unterbreche« können.
Durch Klimawechsel kann in ähnlicher VVei.se gegen die Dyspaue der Km|iii'
scmatiker gewirkt und eventuell der durch künstliche pneumatische Kur erzielti' Ef
folg verlängert werden. Den meisten Kranken zeigt sich Hergluft, namentlich »«'
die.selbe mit sauerstoffreicher Wald luft combinirt ist, be.sonders zuträglich. Dies «rt
mit der Natur des Leitlens im Einklang, da bei dem Aiireiithalt unter erniedriivt
Harometerdruck eine .„Verengung der Lungeiisleilung" ((i. v. Liebig) und eiiii- Ei
leichterung di-r Exspiration anzunelimen ist. Aehnliche Krleichterung niü.sstc iH
Theorie nach dem Emidiysematiker auch durch künstliche Ziiführinig von Sauent»!
gewährt werden. Doch sjnicht die prnkti.sche I-Xahnuig nicht dafür, d.'iss di« SiiW
Stoff-Zuführung in Form von .\(|tia o\ygenata oder Kalium chlnricum imierlieh m
zweifelhafte Erfolge gezeigt hat.
Neben der pneumatischen Behandlung der Athembeschwerden sind ab«r M«iii-
namente gegen dieselben, seien sie dauiTnd oder paroxysmenartig, nie zn entbvlir'v
Im Allgemeinen fällt hier die Hebandtung mit derjenigen des .Nsthma* überti.n'r
und s|ieciell des .Asthma bronchiale.'' zu.sammen. ['ie .Melnv.abl der dabei in Bi-trif'
kommenden Mittel gehurt theils den N.-irctitica und v<T\vaiidti>n Gruppen, ili'i •
den Kxcitantien an. .Ie mehr liei den Kranken senile Veränderungen und Sclnvfi'ä'
'zustände vorwiegen, um so vorsichtiger sind i-rstere und nm so energischer •!'
letzteren anzuwenden; .-vus tier Hcihe der narkotischen und krain|>fstilleiideii ^i-
«tanzen: Morphium, Oiiium, besonders als Tincttira crocata. Hellad(inn:i, Extr.i'i
r:ujnabis, Stranioniuni (als 'l'inctur, Extract oder in Form von rigarrotten), .V|*'
Amygdalannn, Chlond, Einathniungen von Clilondorin, .Indaethvl (See), Atnylin!'
etc., :ui8 der Reihe der excitin-nden Mittel: Kani[)her, Benzoe.säure, Mo.sr>hu.s, .\>"l'
und Terpentinöl (innerlich und als Inliala(ion), AninKniiak (innerlich, inh:\lirt umi
der venilteten französischen Form von Eiiijdnselung des (>:uimeiisegols), sowie :inil''
Ammoniak:ilien (Li(|Uor Amnionii ;inisatus etc.). .\ls l'rophylacticum für drohen')'
jV.stbma-Anfälli' sind gewi.'-se .Miscliungen der genannren Mitlei, ■/.. \\. von Liii"«'
Ammonii anisalus, Tinctura f>pii crocata und Tinctura Stramonii. Ausst>rdeiu wi»^
in neuerer Zeit, wie liei Asthma, so auch hier, iler längere ( Gebrauch von Jix'-
kaliuni mit oft gros.sem Erfolg :ingewendüt; ob die Wirkung der Hauptsache rufk.
wie beh.iuptet wird, auf günstige Beeinflussnng des llronchtid- Katarrhs ziirückzufüJirni
oder in gewissem (irad specifi.sch i.st, erscheint noch zweifelhaft. Sinapismon UihI
wizende Einreibungen iles Thorax mü.ssen be.sonders bei besti-liendein Bru-stsclim««
die Wirkung der inneren Mittel unterstützen. Ausserdem ist auf genügemle l»:irui
|Kiii|)li>.s(>in
— 157 —
Kiii|ili}-s(>in]
fiitli't'iiiiifr streng zu aclitvn, (Im H.-is- und Kotliaiihiliit'uiig in di'ii l>:iriiii'n ilii- i-nipliy-
si'rn;iHsolu' Atlu-mnoth stark zu stoigorn [iflnjrt.
Viclfiifh ist die Bronrhitis zu bch.-indeln, welcln- in den fnllicrpu Stadion hiiuli^
recidivirc'n<t, im sfifitcnMi Verlauf meist beinahe constant das Kmpliysein bef^ieitet.
Da das Hronobiaisecret hier gewrdinlieh zfdier Natur ist, sii passen am häufigsten
verflüssigi-iide Kxpei'toran tien, wie Ipeeacuaiiha, Salmiak oder Apomorphin, unter-
stützt durch Inlialatimien mit Kochsalz, kohlensaurem Natrium i)der anderen Alkali-
salzi'u-, aufh l'ilnkarpiii (_jeden 2. Tag (1,01 siibcutani, welches starke Transsudatitm
in die Bronchien hervorruft, wirkt hüufig sehr gut. Daneben sind bei der Exspira-
tions-Sc!nv}iclie uft Husten, anregende Kxpwtoranticn iSenega, Aeidun» benzoicum, I..i-
<(U<ir Amnionii anisatus) brauchbar; früher genoss Herba Polygalae besonderen Ruf.
In einer Heilie von Küllen ist das Secret der Bronchien dagegen dünnflüssig, so-
da.ss bisweilen sogar Bronchorrlioe stattfindet. Hier sind die secretinnsboschrän-
kenden Mittel am Platz, namentlich Ualsamica lifalsaniumCopaivae, Terpentinöl. Terjdn-
hydrat) und -Xdstringentien (IMiimbiun aceticum. Inhalationen mit Tannin, Alaun, Zincum
sulfnricum). Zeigen die Sputa putride Kigcn.schaft. wie dies nicht selten Folge von
BrfHii-hiektasien i.st, so sind Inhalationen von Terpentinrd. Karbolsilure, Oleum cadiiiiim
und anderen Theerprae])araten von guter Wirkung. Das oben erwähnte .lodkaliuiii
zeigt bei consei|uentem Gebrauch oft energische B<'si-hränkung der verschiedenen
broiK-hitischen Be.sehwerdeu. Weiterhin sind Brunnenkuren hier fast niemals
zu entbehren, für welche besonders alkalisch-muriati.sche <,tuellen (Ems u. älinl.) und
Scinvefeivväswr (Neimdorf, Weilbach etc.). letztere namentlich auch in Eorm von Iii-
halatiunen. in lluf stehen. Endlich ist für die bronchitisclien Sym]>tome gerade
von einem Klimawechsel oft die nachhaltigste Besserung zu erwarten, und zwar
können in dieser Beziehimg sehr versi'hiedene I^uftarten. vorausgesetzt, dass .sie
staubfrei sind, von Vortheil sein. So ist es wohi auch zu erkiiiren, da.ss viele
Emidiysemafiker nicht mir in di-n genannten Höhenorten, sondern auch in .sehr tief
gelegenen Gegenden, sowfdd feuchten (Seekü.ste), wie besonders trockenen (Hgyptcn),
sich wohl liihk'ii können Von einer .Mdiärtung gegen Temperatiii- mid Wetten'inflfisse
darf bi'i ausges[irorhefiem Emphysem, namentlich iilterer Individuen, iiielit mehr die
Rede sein. Vielmehr sind hier alle Gelegenheitsursachen zu Katarrhen und Schädlich-
keiten, welche dieRespiralionsorgane reizen können, sorglich fern zu halten (Wollkleitlung,
Vermeidung von Wind und Stanb. Tr.-vgen eines Respirators beim .Vusgohen u. ähnl.j.
Es ist Erfahiungssatz, da.ss in kalten Klimaten der Emphysematiker zitr rauhen
.I.direszcit in d<'r Kegel sich ara wohl.sten liei (huierndein. möglichst ruhigem Aut-
eiitlialt in ;:leichniässiger Slubenwäriue fühlt. Das liberschlagen des Winters in
südticiiciii Klima ist oft die werthvollste therapeutische .Maassregel.
Es sind noch Mittel zu erwähnen, denen eine .s|)ecifisrhe Hiiiwirkiiiig auf das
Em(ihysem zugeschrieben worden ist, ohne da.ss die Erfahrung dii's bestätigen konnte.
So wurden die Brechmittel empfohlen, um eine methodi.sche .Vuspressung der
überfüllten Limgenalveolen zu erreiclien. Eerner wurde deni Strychnin. resp. der
Niix vtmiica, in innerlicher wie subciU;uier Anwendung, die Fähigkeit zugeschrieben,
die Cimtr.tctilität der .Mveideiiwände und der kleinsten Bronchien in dem i'nipliyse-
niati.scheii l.iiiigeiigewebe nnzuregen; auc!i hier ist der pr.tktische Erfolg des Mittels
zweifelhaft geblieben. |)asselbe gilt von dem innerlichen (.Gebrauch des Seeab' cor-
ttiiliiiii, der Ariiica etc., der methodischen .\invenduii.i; \oii Hau trei/.en auf den
Bnislkorli in l''orm von D(nii'hen und reizeiulen Einreibungen f.Ammoiiiaklinimcnti'n,
('rot<Miöl, Brechvveiiisteiiisallie), .sowie \on dcr.Vpplication der EIek t lic i tä t auf den
Thorax. Endlich ist die Besserung i'inphysematisclu'r Erschi-inungen unter Gebraucli
von Arsen, zum Tlteil in Verbindung mit .\ntiinon, liehauptet worden: ein speci-
ti.scher Einfluss des .Mittels ist unwahrscheinlich, während seine roborirendo Eigen-
schaft wohl zur GeltutiK komnieii k.iim.
Sind im weiteren Verlauf des Emphysems Zeicheu von naclilassender Herzaclimi
nnt Stauungserscheinimgeu im Venensystem, namentlich im Gebii't der unteren Hohl-
voiio, vorhanden, so ist Kräftigung des Herzens durcli Digitalis oder seine SiUTO-
gate, Strriphatithus, KotfeVn etc., und Excitaiitien, wie aetlierische Ttiictureu und starken
Wein, indirirt. Gleichzeitig sind zur Entlastung des abdominellen Venensystems je
nach dem Kräftezustand stärker oder milder wirkende Laxantien (Senna, Aloe,
Gummi (hitti, Hheuiii. salinischej .Abführmittel etc.) anzuwenden-, häufig sind ab-
leitende Bnniuenkiiren mit eijiem alkalisch-salinischcii Brunnen (Marienbad,
[Kinpliyscin
— löK —
Tnrasj) u. Sliiil.i, pincr Koflisalz<|Uflk' (Hoinlnirg. Naulii'iui iiU*.) oder fiuein
Wiisspr vorthcilliaft. Stellt die Nierenstnuimp mit HyflrO|is im Vordorgruod, «o i
.'tuf eine rationelle S^teiperung der IMurese, wozu ausser .scliwaehe'U |)igitilis'
lue diuretischen Salze, die Scilla und nach ut^uen Krfahruiigen bfsonders gal|
Kaloinel (zu 0,2 3— 4inal til^lieli) zu verwenden sijKl, Wertli gelegt werden.
inethotlische Diaphorese meist nur vorsichtig augewentlet werden kann.
Je mehr in den späteren Krankheitsstadieii die Zeichen der Herz.--
allgemeiner seniler Atrophie hervorfrt'ten, um so mehr miiss die Allgenn- ■ i<
roborirend sein: duri-b touisireiidi' Hiaet. der unter Umstanden ciw Sliirliit
eventuell mit ("ognac oder Kum (.'iitspricht. Alknholir'a, Leherthnin, Kisea.
Hier kann auch das oben erv^fihute Arsrnik als lioborans nützen. Bei einer aii»l
ganz seltenen Complieation der Krankheit mit [-"ettlcibigkeit* kann eine vor»irh>?|
Kntfettnngskur Vortheile bringen.
I)ass ein :ai.sgcs]>r()cbi'nes Limgfni'niphysi'in im strengen Sinn vollkominrn hnkl
kann, ist aus anatnniisclnni (irtmdi> nicht anzunehmen. .\b<T betont iltui wcHl
dass bei Erfnilung aller, nanu'ntlieb mich kliiuatisclu'ti, Indicationon die KrajikWll
bis in hohes .Mti-r hinein mit nur iitilssigen Symittonii'u verlaufen knnn.
Emplastra) Pflaster, sind für ausserlicbe arziieiltclie Artweii')iiug bestimmte, in ■^-
brücbige, beim Erwäruicn zähe, klebende, leicht scbmel/,iMnle M.is.scii, deren Grnn':i
pflaster oder Harze, Wachs mit Zusatz von Terpeiiliii oder Od bilden. Iläußg gebeu
harze, Balsame, Kampher, aetherische Oele, Seife etc. in die Ptlastenna-sse ein. Von Titifi
und anderen Spirituosen und wässerigen Flüssigkeiten werden nur sehr geringe Men;^
Beeinträchtigung der Consistenz aufgenommen: wässerige Extractc lassen sich gut yi
wenn sie zuvor mit dem halben bis drittel Gewicht Terpentin verrieben wurden, Gummi
und schwer schmelzende Harze müssen zerkleinert und mit Terpentin digerirt werdeD. Kl*
schnk und Guttapercha werden mit einem Theil (ier Fflastermasse längere Zeit auf 100— Ü'
erhitzt, oder in Benzinlösurig zugegeben : Pulver, vegetabilische wie mineralische, kiinnen in gr»*,
Menge (20 — 30 pCt.) zugesetzt werden, doch ist Sorge zu tragen, dass sie vollständig trocken fflt.
Die Bereitung des Pflasters erfolgt in der Weise, dass zunächst die schwerer, dann die kitiB
schmelzbaren Bestandtlieile geschmolzen, und die übrigen Zusätze der halb erkalteten rrat.
colirten Hasse zugefügt werden. Sollen fertige Pflaster mit einander oder mit medicnnitutlM
Stoffen gemischt werden, so ist in den meisten Fällen ein Schmelzen nicht erforderlich, ■■
erweicht sie. sofern sie nicht schon genügend plastisch sind, iu warmem Wasser und nurti
durch Mahixiren; nicht anwendbar ist diese Methode jedoch, wenn das Pllastcr in Wisk
lösliche Stoffe enthält. Das fertige Pflaster wird zu .Stangen ausgerollt oder gepressl, in Tita
oder Krukeu gegossen oder gestrichen dispensirt.
Unter Pflastern im chemischen Sinne versteht man die Schwc-rmi-tall-, in erster l-a>
die Bleisalze der in den Fetten" vorkommenden Säuren. Werden die Fcttu mit Bleioivil ii>*
WaÄser gekocht, so tritt Verscifuug ein nach folgender CFleicbung:
CHs(C,,H,50i)
2CH(C„H,50,)
I
CHj(C„H,sOi)
Trislcarin
+ 3PbO + 3IInO = 3[Pb(C,sH„0j)sJ +
steariusaures Blei
CH;, • OH
CHOU
CH, ■ OH
tJlycerin
BIcioxjd Wasser
Der wichtigste Kepracsentant dieser Pllaster ist das
Emplastrum Lithargyri. Bicipflaster, Emplastnini Plumbi seu di«cb]rlN
simplei:
.Adeps suillus, Oleum Olivaruin commune, Ijithargjrum du. Ph. G. Ilt.
Das Blcioiyd wird sorgfältig verrieben mit dem Fettgeiniscli unter stetem Zusatz \on WasBt
gekocht, bis n.'ich 2 — 3 Stunden eine gieiehmässige Masse von T'llastereonsistenz . . .<
diese wird darauf zur Eutfcrriung des gebildeten Hlycerins in warmem Wasser r- isi
sehlie^sbcb durch Erhitzen im Dampfl)ade von Wasser befreit. Das Bleipflaster der I'h. U. at «
tjcmcnge von überwiegend oleui-, mit pahnilin- und slearinsauren Bleisalzen, und zw»r b«
sehen Verbindungen, da Pb. (i. einen Uebersrhuss von Bleioxyd vorschreibt. Es bildet t:v
ziemlich spröde, .amorphe, gelblich-wcissc, in .-\lkoliol und Actlier nur zum Tbeil, in Wtö*"
nicht lösliche Ma.ssc. Für sich kaum angewandt, dient es als Grundlage für zahlreiche PDasI«'
und einzelne Salben. Schon im .Mlerthura wurde es unter Beinilzung verschiedener l'flani»
safte bereitet, daher der Name Diaclivlon von otä yi)}.üni, d. i. mit S:ift bereitet.
Emplastrum Litbargyri compositum, Plumbi seu diacbylou compositui
guramosum, (tummi-, gelbes Zugpflaster:
Emplastrum Lithargvri 24, Gera flava 3, Ammoniacum, Galbunum, Terebinltet J
« 2. Ph. (5. III.
[Empiaslra — 15» - Empyema pleurae|
Emplastruin Lithargyri mollc, Matris albuni, weisses Mutturpflastcr:
Emplastrum Lithargyri S. Adeps suillus 2, Scbum. Gera flava '^ 1. ?h. G. I.
UuguüDtum diacbyloii. diachylon Hebrac, Diachylou-, Ilebra'scliu
Bleisalbe:
Emplastrum Lithargyri, Oleum Olivarum ü. Ph. (i. lU.
Uiiguentum diachylon cum Lanolino:
Emplastrum Lithargyri 35, Oleum Olivarum, Lanolinum ä* 10. Liebreich.
Emplastrum ad fonticulos, Fontanellpflaster:
Emplastrum Lithargyri 36, Rcsina Pini 8, Sebum 1.
Emplastrum adhaesivum, Heftpflaster:
Emplastrum Lithargyri 100, Ccra flava 10, Rcsiua Daiiimar, Colophonium ü 10,
Terebinthina 1. Ph. G. III.
Emplastrum adhaesivum uigrum seu edinburgensc, schwarzes Heft-
pflaster:
Acidum oleinicum crudum 18, T^ithargyrum 10, Pix nigra 3. Sebum 1. Ph. (1. 1.
LithargjTum und Acidum oleinicum werden im Wasserbade bis zur vollendeten
Pflastcrbildung digerirt, dann die übrigen Bestandtheile hinzugefügt.
Emplastrum stomachicum Klepperbein, KIcpperbein'sches magcu- und
nervenstärkendes Pflaster:
Emplastrum Lithargyri 450, Gera flava 80, Resiua Pini 40, Terebinthina 20, Cam-
phora trita 5, Oleum Petrae italicum 8, Oleum Absiuthii, Oleum Calami, Oleum
Ijavandulac, Oleum Mcnthae piperitae u 1, Oleum Aurantii corticis, Oleum Caryo-
phyllonim, Oleum Rosmarini ü 2. Hager.
Ferner ist das Emplastrum Lithargyri Bestandtheil des Emplastrum Ccrussae, Emplastrum
Hydrargyri, Emplastrum saponatum und zahlreicher nicht officinellcr Pflaster.
Im Wesentlichen gleichfalls Bleipflaster ist das
Emplastrum fuscum, Matris fuscum, schwarzes Hutterpflaster:
Minium 32, Oleum Olivarum 64, Gera flava 16. Ph. G. I.
Emplastrum fuscum camphoratum, Mutterpflaster, Emplastrum Minii
adustum. Noricum seu universale, Hamburger-, Nürnberger-, Uni-
versal-, Tafel-, Chocoladen-, Wunder-, Altschaden- etc. Pflaster:
Minium 30, Oleum Olivarum commune 60, Gera flava 15, Gamphora, Oleum Oliva-
rum i„i 1. Ph. G. ni.
Emplastrum fuscum und Emplastrum fuscum camphoratum werden bereitet, indem man
die Mennige mit demBaumi.il ohne Zusatz von Wasser kocht, bis unter Entwickelung von
AkroleVndämpfen eine gicichmässig schwarzbraune Masse von Pflasterconsistcnz entstanden ist:
die übrigen Zusätze werden der halberkalteten Masse gemacht. Durch die Einwirkung der
Mennige wird das Oel ebenso wie durch Bleioxyd verseift. Hierzu ist unumgänglich Wasser
erforderlich, dasselbe wird aber nicht in Substanz zugegeben, sondern erst durch Zersetzung
des Fettes resp. des bei der Verseifung gebildeten Glycerins gewonnen, d<iher ist für die
Pflasterbilduug eine wesentlich höhere Temperatur erforderlich und das Product nimmt in
Folge dessen eine dunkle, von Zersetzungsproducten herrührende Farbe an.
Die Pflaster, eine mehr im Publicum als bei den Aerztcn beliebte Arzneiform, dienen
theils als Deckpflaster. Ccmpressions- und Fiiirungsmittel, theils als Excipiens für medica-
mcntöso Stofl'e. welche längere Zeit auf erkrankte Körpertheilc einwirken sollen. Sie werden
auf [jcinen, Shirting, Leder, Papier u. dergl. in 1—2 mm Dicke gestrichen, sodass auf Je
10 i|cm Fläche 1 — 2 g Pflaster kommen. Bei der Verordnung gestrichener Pfljislcr ist die
Grösse zu bestimmen, indem man entweder den Flächeninhalt nach Quadratcentimetcru an-
giebt oder sie von der Grösse einer Spielkarte, Handfläche, eines Octavblattes, eines Thalers
u. s. w. verlaugt oder ein Muster von der erforderlichen Form und Grösse vorlegt. Schlecht
klebende Pflaster lässt man zweckmässig mit einem Heftpflasterrand von 1— 1'/2 cm Breit«
umgeben oder direct auf Heftpflaster streichen.
Fabrikmässig hergestellte gestrichene Pflaster grösserer Ausdehnung, in erster Linie dits
gestrichene Heftpflaster, werden als Sparadrap* bezeichnet. Dahin gehören auch die Kaut-
schukpflaster, die Pflastcrmiillc, das Emplastrum anglicum und ähnliche Praeparate.
IIAASG.
Enplennmi SnUmlcr. Pflanz(>n),'attun^' aus ilpr Fani. -Irr Kutaf ob«"*, rntcrfaiii. Kiusmi-ao. mit nur i'iin'r .\il.
E. «errulatum Aituii. auf ilas Oap Ix-srhrankt. aUüKOzi'icIinet Jiireli die 4iillili|.'i>ii. kroiiciiloscii Bltlthcn ; liori'it
eiiion 'Hicil di-r langi-ii BurrublUttcr fsielic Barusina' iiml Baoeo'l.
M.
Eaipyema plenrae. Bei der Flitcraii.xaiiinilung im Bnistfellsark lii-gt dw Eiter entwedtr
frei zwischen Pleura ])ari<.-t:ili.s iiiid tier frei-bewejiliehen, alxn* mehr oder weaij^er
compriinirteii Lunffe, die auf ihm scliwimmt, oder da.s Exsudat ist abgekapselt, und
an den Grenzen des Er-^usses sind ht'hU' IMeuiahlätttT durch Fibringerinnstd verklebt.
Dann nimmt das Ex.su(iat die ti(;l'steii Tlicile des Cavum pleurae ein; nur selten ist
es auf höher liegende Stellen beschränkt, wenn durch frühere adhaesive Entzündungen
[Knipycina |ilrtirni'
ir.()
Kiiipyein« ptnt»|
der uiiUto Aliscliiiitt des Plfuraniuiiis vcrötict ist. Oder iIit KitorrTtr''---- '•''■■■ i W
eüihfitlichcs (jiinzos. sondorn ist durch fibrinöse oder fibröse 8cli< 1
durch wandstäiulifct* und fest venvachsene lAinjrc in Kammern getheilt. pw \3nL
iiiin^ des Exsudats im I'leurxsack ist für dif Therapie^ nirhf ohne Bislang. ■
Für saDimtlirhc Empyeme, f:ross<' wie kleine, kommt ausser einer zwecknäi^l
ailgemeiiien Behandlung die Frage der Eiterentleerung in Hetracht. IMese miHi«!
bald die Diagnose gesichert ist, dauernd im Auge Ijehaittm werden. I'och iyt <'il
Entleerung des Eiteiv nicht in jedem Falle so schnell als möglich nnzubahnen: ul
wiifl vii'linehr zu sehr verscliicili'nm EntsrhiOsscn koiinneii: jiber man mu>* ji'^B
Augenblick auf Oberrascheinle Wendungen gcfjLssl sein. In wenigen Fällen IM 4>l
Diagno.se durch den sich vorbereitendeu o<lfr erfolgten Anfbrueh des Empvein»^ oitl
iin.ssen 'Enipyema necessit,atis) oder naeli anderer Hichtung hin (Bronchien) g«!?*«'!
sonst muss die FVobepunction eintreten, dio, diirihaus ungefährlich, für ilU' Bfivtm
lung wichtige .Aufschlüsse giebf. Sie zeigt die HeseUaffenhcit iler Wnndschirht al
(d> .>:ie dünn oder dick ist, ob derbe Schwarten d;i sind oder nicht: und luvwArl
die Natur des Exsudats. Aus den Sunptonicn lässt sich die Art des Kx.'<uÜ3t>. <•■
citrig oder nicht, nur als wahrsrlieitilicli i'rkennen; die l'robepiinctioii M'halli li*l
Sicheiiieit. EntluUt die Spritze Eiter, so ist kein Zweifel: enthält sie aber nur«!
trübe Flüssigkeit, welche allerdings recht zellenreich ist, sodass i-s fraglich t»t*l
das Exsudat eitrig ist, so ergiebt dann oft eine zweite rrobepiniction wriKr almJf^l
Eiter, manchmal allerdings erst uacli nu'hreren Tagen. ISei Exsud.nten, welche ^sllw I
phyten, Hacteriuin.coli commune entli;i!ten, i.st eine spontane Kesorptioii des Ewwl* 1
so gut wie .lusgeschlossen ; hei Exsudaten mit Stre])tokokken, Tuberkel b:iri Heu ta I
mindesten unwahrscheinlich: bei P^xsudaten mit F'neumokokken nicht j^:inz seltm 1
Sofortige Operation kann geboten sein a) durch die (.Jrösse tle.s Ergn«»' 1
b) durch die Art des Ergusses. Bei sehr grossen Ergü.ssen, welche hinten fx'it*!
Kuppe des Bmstfellraunis, vorn die zweiti- l!ip]ie erreicht haben, soll man iwi I
warten, bis beunruhigende Anfälle von Erstickung-iiioth, Herzschwäche, Ohnm.Miii" I
d''n Eingi-i IT gebieterisch fordern. .Jede Mimiti' k;nm Lehensgefahr bringen; aacli bn I
mittlen-n Ergfis.sen kann das zutreffem! sein, wenn neben dem Enipyeni noch wnlrr. I
complicireiide l>kr:uiknngeii der Attimungsorgane oder des Herzens dfii 4ix«neck(iJ
und ^{^'l\ Kreislauf beeinträciitigen. Hier kommt es zunächst auf die Kntla.->tun^ ^|
Thrraxbinnenrautns \on !>nick und canniln. schränkender Mas.se an. Bei der Schwärf»!
der I'ationten mnl der dridiendi.'u Herzschwäche, die eine Narkose ni<'lit gestaltlJ
eniptiehlt es sich, zunächst von einer Radicaloperation abzusehen unti nur ein« M
wisse Eitermenge nsittelst Saugspritze zu entleeren. Meist genügt die Abzapfutic "fl
12(X) — 1H(M» ccni. um die (iefahren der Suffoi-atirm zu beseitigen. Danach >-tU\n
d;is Athmen leichter, der Puls wird kräftiger: aber niebt für l.ingi\ da gro.s.se ritr«
Ergüsse, unvollständig entleert, schon nach wenigen Tagen wieder ansehnlich wachs»!
.Man mus.'i daher in der kurzen Zeit der Ivuphoiie der l'undiim nach 1 oder 'iTayfl
die Radicaloperation folgen lassen, lileibt zur F'nnction nicht die Zeit, ist der Knuü4
[lulslos. cyruiotisch. nieheind, mit den Zeichen iles l.ungenoedems, helfen Kxdtiali4
nicht mehr, so niiiss sofort ein Messer, eiiu' Sclieere, eine Lancette o»li»r wai. tm
H.and ist, eingestossen werden, wodurch man dii'ect lehensrettend vvirkefi kann Itil
ilie i'robepunctiou ein jauchiges Exsuitat erwiesen, so muss gleichfalls sofort »jM'rti
wenlen, wenigstens dann, wenn hohes Fieber, Herzschwäche, rmnehhuig der Sini«
die Kesorptiori fauliger Zersetzungsproducte verrathen. Bei der Aufnahme to.viKM
Substanzen in da.-* Blut könnte bis zum nächsten Tagi' (jefabr eintreten, liier ist m
Entleerutig tnit der S|tritze direct contra'indicirt: demi der tlieilwei.sen Entli-eruo^H
in der Regel lebhaftere Resori)tion der l'lü.ssigkeil durch die von I>riick futt^^|
l.ymphsp.'illen der Pleurawand, was man gerade vermeidni will. IMe giftig FISb
keit muss vollständig entleert werden, das lei.stet mn- die Uadiiabvperatiou. |
!-äiigeres Zuwarten ist erlaubt bc^.w. geholi'u: bei kltnniii eitrigen Ergüsse«
welche nach croupö.ser Pneumonie. Influenza, i'uiholisehi'v Pnenmoiii«.- , haemorrülj
gisclK'ui Infarct, Lungenabsecss entstehen. Hei kralligen Individuen, welche j MJ
3 Wochen Fieber ertragen, kann, wenn der Ergtiss nicht ra.scb steigt nntl nicht Um
lige VfU'gHDge (Probepunction) da sind, hei pus honuni et lauriabile, nicht nur «j
lauht, Hondern geboten werden, mit der Operation zu warten. Denn hier tritt MM
häufig eine spontane Rückbildung des Hiterhenles ein: entweder selten, durch niti
fache Resorjition, oder häufiger durch Einbruch des Empyems in die I..iuige und fj»
iiipyoiiia pU'iirap
— 161 -
Einpypiiia plcurae]
i)4'ctiir:iti<iti ilcr Eitmiiassc
Ili
k<-
[Ml nntnrlirli nefnlircii ciitsti'lu'ii : rcbi-r-
wliwriiiniiKi;.' <I<T Bronrhinn mit Kifer, riiPiiiiintlinr.-ix. l''iir ^('wrilinli<'li at)t'r erfolgt
(Ifi- K
lor Kiiilinicli in tlio Lunß<< nicht plötzlirh, sondern :illm:1lilii'li, ohne cla.ss Luft in den
ri(Mir:iniiiiii iiticrtritt (vprdeckter Durclibnicli). Rs dnnnrt ninige Taire, ni:iiic)i!i);il
jiurh 2 — ;! Woclion. l)is narli dem ersten Auftret»»n oitripi-r Sputa, luitpr fortdauiTU-
dcui, d<>n Sflilaf stimTiilcn Hüsteln und Husti-u, dio t;an/.t' Masse ilt-s Kxsudats cx-
pectorlrt ist. Wfihrfnd der Kiter ans^p.iuistet wird, sontlern die Wfinde der Flülile
noch |;infce Zeit ni'uen Kitur ali. I>a.s sehr unangeuohme Aiisliuston ist günstiger als
die llüiiunu: durch Opt'ration. die in der Regel ebenso viele Monate erfordert, wie das
Aiislnisten Wochen. I>ie Selbstheilung ist um so sichen'r, je gewis.ser das Kmpyem
«in mctapneuinoni.sches, durch Pnenmococens lanceolatus be<lingtes ist, daher die
Bedeutung der bakteriologischen rntersuchnng. Das Abwarten darf aber bei acut
entstandinen Krnpyeuien nir-innls über '2 — '.i Wochen dauern. Hut dann die Hi>Norptioii
nirlil l)i';;(>niifn, ist (-in verdeckter lliirclibnich nicht erfolgt, so Ke.schieht es auch
nicht mehr. Würde aber ein Durclibnich in liie Lunge unter Hildung von Pneunio-
thnrax n<li'r nach au.ssen unter den Erscheinungen des Rinpyema necessitatis erfolgen,
.so wjtre jeder VortheU verloren. Bei lang.«iatn wachsenden oder still steheiiilen
Enipyeiiien TubercijÜBcr ohne stiirkere Beschwerden durch das Knipyeui und ohne
hohes l'"iel)er kann f!;ewartet werden. Man nuiss möglichst viel Zeit gewinnen, den
Krilfte/.u.'*taiid durch Nahnuigszufiihr und Pflege zu heben: dann hat die Operation
viel günstigere Aussicht auf vrdlige Beseitigung des Eiterherdes uuil auf Besseniiii;
des Lungenleidens. Allerdings scheint bei selir geschwHchteii Individuen iler Brustscliiiilt
<bi.s Ende nur zu beschleunigen. In allen übrigen Fällen mu.ss der VAUt balil eiit-
Iwrt wei-den. Langes Warten ist zwecklos; das Fieber würde die Kräfte consu-
tuiren, doch inüs.sen der Kr.inke oder die Angehririgen sich mit Hein (iedanki'u der
Oper.Htion vertraut luaclien und die Operation und die Nachbehandliiiifr \orlie-
ri'itet werden. Operirt miiss dort werden, wo ein spontaner l>urchbruch der Bnistwan<l
sich vorbereitet, denn bei itie.sein kann kaum jemals der Eiter gut abfliessen, sod.i.ss
CS nach dem Ibirclibnich nötbig ist, die Abzugswege kün.stlicii zu orweitom, und
«war baid. sonst geht kostbare Zeit verloren.
Methoden der Eiterentleeriiiig sind der Bnistschnitt mit Resection einer
Kippe und der Bruststich mit Einfügung tuftdiclit anliegender Köhre und nachfol-
geniler daiienider Heberdrainage. .\inlere Methoden werden kaum noch geübt: denn
tUe einfache Punctirm ohne dauernde .\bleitung hat bei Eiter schlechte Erfolge, her
EittT .sammelt sich inuuer neu an; nur zur vorläufigen Entlastung ist sie dienlich.
Aiicli der einfache Brustschnitt ohne Rippenresection ist unzweckm.xssig; denn die
Intercostal räume sind so eng, d.iss V'erstopfungen der OefTnung eintreten. .\ni häu-
figsten geübt und am sichersten wirkend ist der Bnistschuitt mit Rip|ienresection.
In der Regel wird nur eine Ripiie resecirt, manchmal ist aber eine umfangreichere
Operation iiöthig. Falls keine dringende ('ontr.iTndication vorliegt, wird Narkose
vorgenommen. I>er Patient wird :iuf die gesunde Seite gelagert, es wird an einer
möglichst tief gelegenen Stelle, et^va-s oberhalb des normalen ZwercbfeHstandes, ein-
geschnitten. Gewöhnlich dürfte die Höbe der VIII. Rippe in der hinteren Axillarlinie
die zweckniassigste sein. Natürlich bat man sich vorher durch Probepunction über-
zeugt, d.-iss an der gewilhlten Stelle Eiter ist. I>er Schnitt wird auf der Höhe der
Rippe parallel ihrem Verlauf mindestens 7 cm lang ausgeführt; ein erster Schnitt
durch die Haut, ein zweiter direet auf den Knochen, da.s Periost spaltenil. Die
unbedeutende Blutung kann durch Klemmen gestillt werden. Da." Periost wiril
mit dem l.'aspatortiim vor und hinter der Rippe abgehoben ohne Verletzung der
Pleura costalis, die von Periost befreite Rippe am oberen und unteren Wundende
mit st:irk gekrümmter Scheere <lurchschnitfen und nach ihrer Entfernung ein den
Ripjien paralleler, ilas abgestreifte Periost mit seinen Gefissen vermeidender Schnitt
in ilie Tiefe geführt. I>ie zu durchtrennende Schicht i.st bei frischen Exsudaten fast
liapierdümi, bei alten Ex.siidaten 1 — 2 cm ilick und unter deni Messer knirschend.
Die (teft'nimg der Pleura wird durch den Finger oder durch d.xs .Messer ausgiebig
erweitert. Nach Abfluss der Flüssigkeit durch Lagerung auf die kranke Seite werden
istarkwandige. gefensterte, lange und weilte Gunimiilrains eingelegt und mit reich-
licluMi Schichten qrut aufsaugenden Materials verbumleii. Der Verband wird Anfangs
alle 12 Tage, sobald die Secretion geringer, alle 3 — 4 Tage gewechselt. Ent-
sprechend der Wicderentfaltung der Lunge, der Rückkehr des .Mediiustinum nach der
O. Licbruich. En^yUiipAcJie. II. Band.
11
[Empyenia pipurap
- 102
KinpjFMmi
I r' '• 11 Sfiu-. der Schruin|ifuiijj: der Brustwäiidc wmlt'ii die Mrains riTkOnt; jl
-, der Eit^rhöhle sind iilxTlIüssig und zu vermeiden. Nacb 0 — 10 WoM
darl der Schluss der Wunde orwartct werden. ■
Von diesem einfachen Verf;iliren sind unter Umstanden Abweichungen n>^tiuc. ■
kann aiK> der Wunde nur wenifr Eiter sich entleeren, während inait ■viel Eitrr I
vaiiete: e» handelt sich dann meist nm ein mehrk.'imnieri^es Exsudat. Mja (■
mit den Finger vorsichtig ein un<l versucht, durch I-osung weicher Gcrinuäel iofl
rv«!hc Kammer zu gelangen, (iewalt ist zu vermeiden. Oder niuii wartet «äM
Tag*, da sich in der Regel diese Verliindung von .selbst herstellt unil dun-li pIM
hcbr Vtnnelirung des Anfangs .spärlichen .Socrets anzeigt. Gewöhnlich sinkt kl
AwaHila« anderer fiehererregender Ursachen die Temperatur schon am Tap m
Opefsboa zur Norm ab; i)leibt sie hoch, so ist der Abfluss unvollständig: entfl
iponliae Ihirrhbnirh neuer Kammern erniedrigt sie. Kommt es nicht von .seUirtH
Anfbraeil der entfernteren Ex-sudatkaramem oder ist derselbe ohne Gefahr der Ltool
iiaiM—mg nicht kün.stlich zu bew<>rk.stelligen, .so mu.s.s ahsbald die Brusthöhle .la oM
rwriten Stelle eröffn«;t werden. Steigt während der Reconvalescenz <la.s Fieb« H
N<-up und wird d:is Sccret spärlich, so ist Kiterverbaltung da und die*c xu besrilijl
Ist «lie Lunge nicht mehr entfaltliar, wie in verschleppten Fällen, .so dniktfl
Gefahr, dass die Verschiebung des Metliastiiium. die Hinaufdrängunp der (UfM
die Kinbiegiuig der Wirbelsäule und die Schrumpfung der Krustwan«! in'cht gd^H
den Hohlraum zu schliessen. Es lileibt eine grosse H«"ihle mit eiterseccnuniH
Wänden: Fieber fehlt, aber Siechthuni und häutig aniyioide I>e^eneratiou in ll
schiedenen Organen folgen. Hier em]diehlt Sche<le, Ri])pen und Zwi.scheiuipffl
nmscnlatur von der IV. bis X. Rippe herab, vom Kunrpi'lausat/ liis zum Ki|iM
Winkel, zu reseciren und den I>efect mit den erhalti'uen Muskeln und der Haut m
nrustw;uid zu decken. Uie kiihtie t(peratiiin hat starke Entstellung, den Verlwi B
einer ganzen Brusthälfte zur Folge — aber sii- rettet liiiulig ihus Lehen. Um <l
weniger gros.se Höhle zu .schliessen, kann man sich auf die Heseclinn weniger h
reicher und kleinerer Rippeiitlieil<> bescluüiikeu. Die Entstellung wird ilaiui ■
ringer. I>a der Brustschuitt otfeiieii Piieuinothorax bringt und so die Wii.tlfnJ
faltung der Lunge erschwert, sind vii'lfai'li aixleri' .Methoden zur Vermeidung fl
Pneumothorax vorgeschlagen. Sie giplVIu darin, da.ss ein nulglichst weiter Tfl
cart in die Thoraxwand einge.stos.sen wiril und zur dauernden Ausheherung d» ■
sudats dient. Durch ihn wird ein gefenstertos (nunmirohr eingeführt; at ■
meterlang nach aussen hervor urul dient zimi Abfluss. Es ist im l'rincip el(^
giltig. ob man zur (Gewinnung der Saugkraft den Schlauch unter den S/ ^^
;ini Boden stehenden, mit desinticin-nder l'lüssigkeit beschickten Flasche h
oder ^ich der negativen Druck erzeugenden Apparate \ nii Revillind «nb r !'«!-'
bedient. Verstopfungen des Drains können in der Regel durcli vorüliergeherule üi'fS**
lung [»ositiven Drucks beseitigt werden, z. B. durth Erheben <ler am Boden strhrok«
Flasche. Zweifellos leistet oft, nanieiitlicli bei KiiMbni, lenier bei uietapneumoDivin
Empyemen, dii; Methode tlas Gewünschte: guten Abtlus-. des Eiters, Wiedcrausdülim*
der Lunge io dem Maasse, wie sich die Hiterhöhle verkleinerte, Vermeidiiu^ ""
l'ueuinothorax. verhältuissmässig schnelle Heilung ohne Thoraxdeformität. Oft «l»'
gelang e« nicht, dauernd den in der Wunde liegiiiden Trojcart kiftdieht ta <*
ankem; Luft trat ein, I'nemnotliorax entstund, wie beim Hipitenschnitt, aber mitii«
Xachtheil einer kleineren Ausflu.ss(ifTimng. Andere Male verkleinerte sich die Wi^
nicht, die Lunge folgt«.* nicht dem Zuge des Hebers, der Ausfluss stockte und .^-hl/*
lieh moaate dennoch der Rii)pensrhnitt naeliträglieh ausgefidnt werden. Die V'üi''
hat, wenn Jauchung ausgeschlo.ssen, eine Berechtigung bei sehr elenden Krml*
wekhcd man zunäch.st den schwereren Eingriff des Rip]>enschnitts ei-sparen will:''
iat febetea bei Kranken, deren zweite Lutigeidiälfte für das Athmen untauglich '■
Imoer nnuH man darauf gefasst sein, später die Radicaloperatioii dennoch ausftUn»
zu nfiaam, wodurch das Vertrauen zu der dauerudeii .\s|)iratif>nsdraina^ crsrhuiW
wurde, ßruii^ hat versucht, bei Eni]iyenien Tuberculöser das Exsudat durch ejnlV»
Function grfisKtentheils zu entlenien iiml dann .Kidofonuöl in die Pleurahöhle '•mn
spritzen. Ueber die Erfolge der Methode läs.st sich uuch nicht ali.schliessend urtbei»»
Allgemeinbehandiung. Neben der operativen Behandlung des Enip»'»^
welche die unb'Hlingt wichtigste ist, koimnt vor Allem die diaetetische Beh.iuill««
in Betracht. Alle Hülfsndttel der Diaetetik sind heranzuziehen, um <leiu KnJili»
i|iy<'iiia pleurac
— 163 —
Kiiisl
^
^
eine iiiOfilichst {grosse Monp* \v;ilii-er Niihrungs-stoffe i-iiizuvorlfibcn. ?:^ol:iii{;f ilas Kui-
pyeiii iiiiniiu'rirt ist, hat lüp Ihircliftilirang grosse ScliwierigkeitPii; man inuss ilvv fott-
rc-irlii'ii Milch oiiieii in'ivrjrra{;fiiiden Platz in dem Kostzfttfl ciiiräuinfi). Nach (li>r
OjicrntitMi iii-!>t sit-li iii tirr Rf(r»'l der Appptit und bei Zufuhr von Kiwi-issköritprn,
l'Vtti'ii uiui Kohiniiliydratfu in get'igiu'ti'r Zubcrcitunf; ist alsbald wp^iontlichi' Zii-
tiahmi' di's Krn-p(Tf;i:w ii-htes zu vorzeicluieii. Stiisst reichliche Nahniug auf uniilmr-
winillirhe Schwierig;ki'iten. wie bei Lurifrr'ti.si'hwitHlsfirbtifji'n, so sinken die Aussichten
anf Wicderlierstellunf; der Kräfte und die Krhaltuiig de.s Lebens bedeutend.
Medit-amente kiinnen den Krankheitsprocess an iler Pleura nicht bi'einflussen.
Auf der Höhe der Krankheit werden je nach deu symptomatischen Indicationeii ISto-
tnachii'a, Narcotica, Stiiimlautia, hin und wieder auch ein Antipyreticuni am Platze
sein. Wird das Kmpyeiii auspiehttstct, so empfohlen sich Inhalationen von Terpentin
u. (lergl., ferner die innerliche Karreichung von ti riffilh "scher Mixtur (Mixtura l'^erri
composita. Ph. Brit.). Beides wirkt desinficirend auf den Inhalt der Bronchien. l)<>r
Husten, welcher die Entfernung der Kiterni.-issen fördert, diirf imr voriibergeliend
durch Narcotica bekilmi)ft werden. In der Reconvalescenz scheinen kleine Chinin-
innngen gute Dienste zu leiüten. Itaneben sind Ei-senpraeparate, Leberthrau, Wein
vorsichtig zu gebrauchen.
Können die Patienten Bett unti Zininicr verlassen, so soll das geschehen. Syste-
matische .\thenvübungen: Kinstenunen der Hand in die gesunde Seite, Beugung des
Humpfes ii.ich derselben, tiefe Inspirationen ffdgen dann. Kann man thn Heconva-
lescenfen im Winter in einen süiüicheu, im Sommer in eim-n waldigen Kurort auf
Diilssiger Höhe .senden, wird die volle Wiedererlangung der Krfifte beschleunigt.
V. NOORHEN.
■pyrenmatica (von ißirüpeu.ua = das Angebrannte, Brenzlichte) sind Mittel, welche einen
Itrcnzliclicn Geruch besitzen und auf dem Wege der trockenen Destillation nu.s deu ver-
schiedensten Stoffen gewonnen werden. Ihre Zusammensetzung ist dementsprechend eine
»echselnde. Es gehören hierher: das Dippel'sche Tbieröl, Ammonium carboiiioum pyro-
Hleosum. Oleum Asphalti aethereum, Oleum cnipyreumaticnm c Ligno fossili (Br.nunkohlenöl),
DIeum Juniperi cmpyreumaticum (Oleum cadiiium), Oleum Lithantbracis (aulherisehes Stein-
kohlenöl), Oleum Rusci, Oleum Succini, Pix lii|uida (Kcsina empyrcumatica liquida), Pix ni-
valis (Resina cmpvrcumatica solida), auch die ofticinelle Benzol.'säurc u. a.
LAKGOiABD.
liegt am nordwestLicheu Ende des Taunus, an beidco Ufern der Lahn in einem von steilen
öhen umschlüsscuen Thale, Ul m ühcr dem iMcer. iSaisondaucr vom 1. Mai bis I. Octobor.
Das Klima ist im Allgemeinen mild und gleichmässig. Die mittlere Feuchtigkeit beträgt
'6 pCt. Vor den Nord- und Ostwinden ist der Ort durch Höhenzüge geschützt. Die Berg-
ände und das enge Flussthal mit den in dasselbe miindonden Seitonthälerii bedingen jedoch
amentlich am .Vbend und Morgen kühle Luftströmungen, die zwar an lästig heisseu Sommer-
tagen eine energische Ventilation lei.«ten, aber durch ihr fast unvermitteltes Einsetzen empliod-
lichen Kranken gefährlich werden können, wenn sie sich zur Zeil des Sonnenunterganges
nicht genügend vorsehen.
Die Quellen gehören zur Gruppe der alkalisch-muriatischco Säuerlinge und ent-
halten kohlensaures Natron, Kochsalz und Kohlensäure. Alle haben ungefähr die
gleiche Zusammensetzung, in 1 Liter 2 g kohlensaures Natron, lg Chlornalrium, .500— 600 ccm
eie Kohlensäure und unterscheiden sich von einander nur durch ihre Temperatur. Quellen
d: Kesselbrunnen 47". Krähnche» 36", Fürstenbrannen 39", Kaiserbninncn 28". Victoria-
uelle 2S», Augustaquellc 5{9", Römcrquelie 4-t", eine leichte Eisenquelle 22" und die neue
ade<|uelk' M" C. Das Wasser ist krystallhcll und hat einen leicht salzigen, sehwach laugen-
iiften, ])rickelnden Oesohmack. Der therapeutisch wichtigste feste Bestandtheil ist das dcppelt-
kohlensaure Natron. Die lOmser Quellen wirken säuretilgend und schleimlösend und hefürdorn
durch .Anregung der Peristaltik die .\bfidir der in den Verdauuugswcgen angesammelten Schleim:
nassen. Die Gallen- und Pankrcassaftahacheidung wird quantitativ v<;rmchrl, der Alkali-
Kehalt des Blutes dagegen nur vorübergehend erhöht. Wasser, Natron, Kochsalz und Kohlcn-
■Hurc wirken auf die Diurese und haben eine verraelirte Ilamsnureausscheidung zur Folge.
I Die Bäder können, mit Kühlvorrichtungen versehen, in jeder gewünschten Temperatur
fccgeben worden. Ks befinden sich darin Voirichtungen für kalte und wanne Douchen, Vaginal-
^tcrmtdoucbcn mit Kegulirung der Temperatur und des Druckes; ferner werden hydrothura-
^^^■■LProi^ednrco, Massage ausg>^führt. Die Einrichtungen für Inhalationen mit zerstäubtem
^H^^^dcr und mit anderen medicamenlöscn Flüssigkeiten, Koniferengeist sind mustergültig.
^^^^5"»»» der Kurort gut eingerichtete pneumatische Kammern, Anstalten zur Ausathmung
l <ir Eijiathmung verdichteter Luft, letztere kann mit flüchtigen Hedi-
^^L Lösuugeu, trockeo oder mit W.isserdampf verwendet werden. Aus
^H^ 11*
Kle
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— 16-» —
fihw 4» <}«r{lrn verdeu Pastillen gewnuiieii, welche vorwit^gciid duppeltkokli
«alkahca.
■ ■dieatioBCo: Vor Allem die eitifacheo nhronisclicn, nicht auf r----
Irwliwfiil kcrakraden Xo.'^n-, Kachcii- und KehlkopftaUin-be, der i '
kstanh, beoa^aa vetm er mit cbroniscb-dyspcptiscben Zustäudcn complir
katarrt beäs Emphysem und Asthma; ferner die brouchopneumonisclien
lauf der febtiln Erscheinungen, die Brüncbiektasien und die Nachkraük!
thnmuht Katarrbe der Magenscbleimhaut mit abnorm gesteigerter SUur> lild
tioa: Hjperaemie und Anschwellung der Leber mit Gallenstauung und I nL
tmn Gtädea. Die Ausspülungen bei einfachen Viiginal- und Cervicalkatan
die znweileo Sterilität bedingende abnorm saure Beschaffenheit des Vagiii;\!
der .Bubenquellc* einen Weltruf vcrscbafTt. Uiinstigcn Einfluss hat die Trink- u:
auch bei iticht und clironischem Rheumatismus, besonders wenn vorwicLTvrj'Ic '
DyspepMe und DarmkatarrhcD und Katarrhe der Kespirationsschleimhaut fl:
ContraVndlcirt ist Ems bei hübcren Graden von Hyperaemie der ScM
erregbarem Gefä.ssi.y>.tcm und Neigung zu activen Congcstioncn, bei Neigung atu en
Nachschüben, insbesondere bei ausgesprochener Lungenphthisc mit Neigung zu Hi
EuIQIhiII (äynai'tase), <'tn amorpher, civpissartif^cr KOrpor, i»t lia.« Kerin^at dfr Mtt«rpn l(»nt)oIn ■-'•
kunK du ielriehl(*itiR Tork'iminendi? Amygdalin* c^rlcgt wird. Auell aodcr<> Olykoftide Tpna*>.
Mtionp lom i^ied*'n orhiUi, rerltcrt ok Boiae WirkfiuukolL Trocken verträgt du Emulsin eine 'l
^rl^'•.•
Emnlsioneg, Emulsionen, Emuisa, sind milchartige Mischungen von Fetten. Harr^
samcn und anderen in Wasser nicht löslichen Stoffen mit Wasser, welche unter Zuhül
eines schleimigen Bindemittels, des Emu I gen s, hergestellt werden. Ist letzteres iifb«»
Emulgcndum in der zu emulgirenden Substanz enthalten, wie in den S.imen um! Oo=
harzen, so bezeichnet man die Emulsion als wahre, emulsio vera seu genuiru. ir.^T
satz zu der Schein emulsion, emulsio spuria. welche Zugabe eines Em
Die Samenemulsion, emulsio seminalis, wird bereitet, indem man den >
Wasser, oder nachdem man ihn einige Minuten in warmem Wasser hat erweichen
zarten Brei zerstampft, unter stetem Heiben ganz allmäblich mit der erforderl
Menstruums mischt und das fertige Emiilsiim colirt. Auf diese Weise entsteht die ^
.Als Emulgens wirken Eiwti.ss- und ."rchleimstoffe, welche sich in allen Samen
Darstellung der Üelemulsion. emulsio oleosa, mischt man am zweckmässig
mit 1 Th. Gummi arabicum, gicbt l'/2 Th. Wasser .luf einmal zu, agitirt It
vollständig gleichmässige. zähe Mischung entstanden ist und verdünnt nun alli
Mcnstruum. Zuweilen genügt schon ein geringeres als das hier angegebene <.'
so giebt besonders Ricinusiil schon mit '/^ — '/o seines Gewichts Gummi gei
Emulsionen. .Ausser Gummi linden hauliger Eidotter und Traganlh als Emuig.
und zwar entsprechen ein Eidotter bezw. 1 g Tragauth etwa 10 g Gummi;
von Samen, wie Mandeln, Mohn- und Hanfsamen, von denen mindes-tens das
erforderlich ist, lassen sich die Üele emulgiren, ferner finden zuweilen Carrn^'
Casein und für extern anzuwendende Emulsionen Seifenpulver oder Alkalien A:
Borax und Saponin sind in manchen Fällen brauchbar. Balsame werden wie in.- "rr •
handelt: Wachs. Cacaoöl und andere feste Fette werden geschmolzen und im erwärs»!
Mörser mit heissem Wasser emulgirt. .Aetherisebe Üele erfordern etwa ihr doppelt« Ci<rr^\
an Gummi, sie werden aber am besten mit Eidotter emulftirt, ebenso erfordern Kiaf**
Men'^'^' -i' •! und ähnliche Stoffe, ferner Kreosot reichlichere Mengen des Emulgens: haltV
Emu fem dieselben, wenn sie zuvor in fettem Oel gelöst werden. Durch;ias »-•
Mituil.^ „; ..^ vorgängiges Lösen bei Phosphoreraulsionen: der Apotheker nimmt es «itt» «
aodl im Falle e« nicht ausdrücklich verordnet sein sollte. Auch Chloroform und Aethcrl»»
•Ml ««alaMaiartig vertheilen, wenn sie mit einer hinreichenden Quantitiit (»el vcnBa**
«crleo. Harz« und harzreiche aetherisehe Extracte lassen sieb recht gut mit MiuidcUi»«
nwitäw, -wird Gnmmi gewiihlt, so ist der Zusatz einer geringen Menge Alkohol der H»ltb«
kciimaMk. Gntmibarze geben ohne weitereu Zusatz Emulsionen, wenn m.in sie iemp^i
. ▼MMirt «ad dam mit kleinen Mengen Wasser verreibt oder bis zur Ilonigoonsisleni '•'
MMgt «ad Mit vannem Wasser emulgirt; doch sind so bereitete Emulsionen venig baltte
«MaMftr bt Zapfc« eine» Emulgens stets zu empfehlen.
M ÜMinr AaftiewahruDg einer Emulsion tritt Entmischung ein und zwar unt«r >^'
tMlkm BwMiafca «n m schneller, je grösser die Menge des Menstruums ist: ZdiU-
Stn^K OlywJ» wraSgeni diese Entmischung, während Salze. Tincturen und Säum, ♦
jtattEt. dieselbe hervorruien. Es ist daher die Verordnung solcher in E*'
»enneiden, keincnfall» dürfen sie unverdünnt letzteren zugefügt odwi«*
ICel'At werden. Emulsionen, für welche die Menge der zu verarbfit«**
Üt der Verordnung nicht angegeben wird, werden nach Vot^hf^*
PK G. Im dar V«iK kerntet, dass zu 10 Th. Emulsion 1 Th. Samen bczw. Oel eK. <"■
»e»drt vwd. Ht EmUu oleosa wird aus Ülcum Amygdalarmn bereitet, sofern nicht dxM
£■
I
^nniiTsfonl
— 105 —
Knclioiidronn
i's Oeics vorgeschrieben isl. Als Ge.sclitiiackscorrigcutieii fiir KmuKionen cigucn sich am
lesten die arümiitischcn Wässer und Sirupe und die aetherisehon Ocle.
HAASE.
.C&nSSOy Kunirl im li^pt. lUnto^Osroiine. 360 m hoch. Derselbe beiitxl twpx Gips(|uoll*<u i'I.THti Calctnni-, n,ri77
"AviiCftianisnirBt, 0«n23 NKtriiimehlonJ) von otw» 20** V, T«mpprfttar. w«lRht> zu Trink- nitd Baili*kart^n dietipn.
W.
Enceiihnlitls. Itie Enrephalitis komtnt in iwei Formen, der oirruinscripten eitrigen
Form, ilcm (ifhinmbsress*, tind einer acuten niclit-oitrigen Form vor. Pathologisrh-
nnatoniisch tritt letztere balii Iwi'moiThagiseli , imid h>'])urp!:istisi'li aul'. Für die
h:ieiiiorrli:igisclie Varietüt (Weriiiclii.') ist ii:is Hiii/.iikoiiiinen zahlreiehen'r und stär-
kerer Auswanderungen rother Blutktir]ierrh('ii zu der l,eükocytoiiiiitilti-:ition eliarak-
t«'ristiscli , l'iir die hyiierplastisciie Varietüt (Hayi'ni) das frülif Hiuzukoninu-n einer
intensiven Wuehernuf!; der Gliaeleinentp. Ibs Ivnderitebnisis ist meist ein leidlich
rircuniscriiiter, nnbesrimriit begrenzter Erweiehungshi-rd, in dessen Dereic-h die ner-
[Vösen Kiemente zum Theil zerstört sind. nft koumien secunditre 'rhroiiiliosen
liiizu. Bleibt dys Leben erhalten, so erfolgt liiklung einer Narbe oder Cyste.
Aetiologi.srh spielen Traumen, Intoxieationen und Infectionskrankheiten (Influenza,
Ißcarlatina, Endoearditis ulcerosa etc.) eine Hauptrolh'. [1er Verlauf ist peraent oder
i'ut. Krbrechen uiul Kopfsehmerzen koninien als Vorboten vor. Binnen einiger
Stunden entwickelt sieh in den peraentcn Fallen abs(dutes Coma; dabei steigt die
Temperatur enorm. I)ie Herdsytn]»tome liängrn von dem Sitz des Herdes ab. Meist
erfolgt (li-r Tod am 2. oder 3. Tag. Etw.is larigsann'r verläuft die ;on W ernicke
l)escliriebene l'oiienreplialilis superior haeinorrhagiea acuta, welche sich im Ivi>riigntn
ier Augennmskehiervi'n altspielt. Sonmolenz und Schwindel leiten das Kriiiiklu'itsbild
in. Oft lindct man Erbrechen untl Neuritis optica. I>er Gang ist gestTirt. Itazu
conimen progressive Augenmuskfdlähmungen. Selten fehlen Delirien, ll;illiii-iuationcn,
IVerwirrtlu'it, motorische l'undie. I'iebfr kann t'ehlen. \Hr nn'isten Fälle enden binm-n
|] — 2 NNochen tödtlich. L*as [liiuligste aetiidogisch«- .Moment ist elironi.scher .\lkolio-
lismus, auch Schwefelsfiurevergiftung, Üb auch eine analoge Polieiicephalitis inferior,
Im Gebiet der Kerne der untiTcn, bulbaren llirnnerven, uml eine l'oliencephalttis cor-
ticalis im Grau der Hirnrinde vorkommt, ist noch zweifelhaft.
Therapeutisch ist bei der acuten haenmiThagischen Enci'phalitis dieselbe Behand-
llung wie bei der Hirnbhitiiiig" durchzuführen. Ab.>iolufe Ruhe, Hoihlagennig des
Copfes, Ap]jlieation von Eis sind in erster Linie anzuordnen. Ein Versuch mit
Krgotininjection ist statthaft. Sobald die peracuten Erscheinunjien vorüber sind, sind
iLaxantien und l>iuretica zu verabreichen. Ausserdem gebe man Natriiun jodatum,
ta. I g itro (lii\ (iegenüber den deliranten ZustAiiden emptiehlt sich i'inc ähnliche
Uehaudlung wie gegeiiiiber dem Itelirium tri-moiis; Chlorai sollte man wegen seiner
^Wirkung auf die Gefä.sse vermeiden. Zur Beruhigung ties Kranken empfehlen sich
ielniehr, neben nicht zu kärglichen .\lk(diolilosen bei Alkoholisten, nami'utlich t)()inm
oder Morphium in oft wiederholten kleinen Dosen. Auch Opiuni-Trionalklystiere
Itönnen versucht werden (2,0 Trional, 0,1 Opium, 2,0 Natrium chloratum, 1 Esslöflel
\nivluni auf 2(K> g Wasser). .,,„„„„
Bncephalomalacle, llirnenveichung, ist ein Folgezustaiid verschiedener patliologi.scher
l'rocesse. .\m häufigsten tritt sie in Folge einer Gehirn-Embcdie' oder -Thrombose*
^■pierdförmig auf. Ferner stellt sie sich in der Umgebung von (le.sidiwülsteii. Ifhitungi-ii
^^ktc. ein. I)ie pathologisch-nnatoniische Untr-rscheifhiiig einer weissen, rothi'u und
^^kelben Erweichung ist für die Therapie vorläutig ohne Bedeutung geblieben. Die
^BBezeiclmung „Hirnerweichung" für Dementia' paralytica ist unzutreffend, da bei
^■dieser die Gewebsconsistenz gerade umgekehrt meist pathologisch gesteigert ist.
^P ZIEHEN.
Enchondrom, Chondrom, Knorpelgeschwulst. Von jedem Knorpel ans können sich Ge-
schwülste entwickeln, die entweder mit den Knorpeln im Zusammenhang bleiben (Ecchon-
'rom) oder auch als selbstständige Gebilde auftreten. Zuweilen entwickeln sich dieselben aus
iibr>-onalen Knorpelresten im Innern von Knochen und werden dann speeiell mit dem Wort
ncbondrom bezeichnet. Chondrome und Enchondrnme linden sich datier gcwöhnbch in den
pipbysen der Röhrenknochen, in der Umgebung der Gelenke und der Gegend der Tracheal-
nd Bronchialknorpel. Bei Enchondromen der Epiphysen liisst sich fast immer eine über-
andcno itnchitis nachweisen, im Uebrigcn ist die Aetiologie dieser Geschwülste gänzlich un-
^kaunt, Die Enchundrono sind mit ganz geringen .Vusnahmen stets gutarti|je GeschwwVvite,
[BncTinndroin
— t6fi -
Knd«
die wrdcr Neif;uiig vm R«ri()ivcri. noch zu MctasUscn xcigvti, und ilercii einfacli« EootJcM
zur dctiiiitiveij Heilung fiilirt, »ur selten wird ein üebergang zum Sarkom bcobaehld Bl
selben treten vielmehr gewöhnlich primär als Chondrosarkome auf und unter- ' " .1
diesen durch ihren vorwiegend cellulürct Charakter mit geringer Intfrcellulai t
die Enchondrome den typischen Bau des Knorpels zeigen. Eine besondere ."-t'.iiiiat n-wJ
die Knorpelgeschwülste der Parotis ein. Früher zu den Teratomen gestellt und von Kmi'I
rcst«n der Kicmenbögen abgeleitet, werden sie jetzt zu den Endotheliomen • (^reefawt, (im
Stroma eine hyaline GestaH angenommen hat. ha»«i«iäI
Endivie, Cichoria Endiviae, Pflanzcngattuog aus der Familie der Compositeo. nit purol
Rlüthenstielen, blauen Blüthen und langen gezähnelten Blättern, ist eine 0.6 — l,$BliJ
Pflanze, heimisch in Ostindien, Egypten, Griechenland, wird bei uns io Gärten culöm ll
grundständigen, lockere Rosetten bildenden und meist zu Köpfen zusammcnschr ~ I
besonders von der krausen Varietät (Cichorium crispum), wird zur BereitUD_ |
salat benutzt. Za diesem /weck werden sie durch Lichtentziehung gebleicüi; nt jc
dabei zarter, allein auch dann sind sie noch härter und starrer als gewöhnlicher Siiat te
deu vorliegenden .\nalysen stehen Endivien ihrer chemischen ZusamniensetzuDg narh rrr^
Kopfsalat (Garteulattioh, Laetuca sativa) und Feldsalat (Rapunzel, Valeriani'lla lo.u<'.i
enthalten Wasser 94,1, Eiweisssubstanz 1,8, Zucker 0,8, stickstofffreie Extractstoßr 1,*. ■•
lose 0,6, Asche 0,8 pCt. Sind schon die vcrhältnissmässig zarteren Kopf- und f'A-,-
wegen ihres derben, pflanzlichen l.iefilges aus der Kranken- und RüconvalesceDienili«:«
.streichen, so trilTt das vollends für den noch derberen Endivicnsalat zu.
Kndoc'ardltis. IHe acute Eiitzüiulung des EiKlocartliimis wird in der überwiepti*
Mfhr/.Mht lief Fülle, wenn aucli noch nirlit überall nachgewiesen, durch Miknxo
iiiMiieri erzeugt, welche auf irgend eine Wei.se in il;i.'< miit gehingt sind und anf «t
Kiidncardiuiu, naiiieiitlit-li am Kla[i|)enapj)arate, hatten blieben. Nach ihrvr A<*»
logie ist daher dif Hinidcarditis eine einheitliche Krankiieit, iJie nur durch •
Iiit<'nsit.'it, unter welcher die Ersclieiniait;eit je nach der Viralenz der von den W
terien erzengti.'n Tnxitie aid'treten, ]Kitliülogisch .sich verschieden ge.staltHt H»
unterscheidet se eine leichtere, vermesse und schwere, maligne oder ulcerris«" F«
Während hei der verruci'i.seü Furni der exsudative Process und die ProlifiTi«
von entzütidlieheni tiranulationsgewebe iji riiannigl'aclisten Bildungen von «pioa
warzigen, uieiir breiten, kurzen und längeren, halinenkainui förmigen, roflir ♦*
weniger leicht ahreissbaren Kxcrescenzen vorwiegt, kommt (*s bei der mali^nnt
tief greifende» Nekrosen luul Geschwürsbildnngen, zu K!a])])enaneur}-sm.i, WdoriW
viHi Klappen, .\lireiM.sen vnn SehnenfiUlen etc., und vcni dir Kla]>|)eiierkr.inkung <Hsi
wieder zu septisch-pyaeuiischer liifertioii. .Andererseits kaim aber auch eine leickv'
Kirlziifulung des Kiidtjcardiums, die verniciise Form, durdi secunilärc Anschwnui
.septischer oder infectiöser Hakterien, ilurch Mischiiifectinn, in eine schwerv Fol
übergeführt werden. Fmilich hat man nneiv, wenn die luidocarditis lang>.tnirr •■^1
läuft, wenn sich derbes lilin'V.ses Narbengevvebe bildet, wohei die Klappen Uiril
Sdirunipfung desselben verdickt, inisshihiet uiui mehr oder weniger functionsunfüd
werden, eine fibrös-indurative Etulocarditis beschrieben. .\lle drei Formen sind ui4*l
nicht wesentlich, .sondern tiur gradweise von einander verschieden und könneo rf*|
fach in eiuand<'r übergehen. .Maxs.sgehend für die Schwi're der Erkrankung Ist imr»
die Virulenz der Daktt^rien, oder der durch ihren Vegetationsprooe.s.s erzeugten Toi;»|
.\iil'gi'f(iTuleii w Linien hislier iti den eiHlokarditisclien Herden: Staplivlneoccus t»»;^
aiireu.s um! albus, Jstaphylococcus cereus alhu.s, .Staphylococcus flavus nun pvft^w^l
b.icillus pyogenes foetidus, Stre|)tocotcus pyugenes, Oiplococcus pneunionia/'. fi«'^
coccus Neis.ser.
Von den Krankheiten, welche die Endocarditis am hantigsten erzeugten, ist die hvi^l
.sSchlicliste der acute (ielenkrhi'uniatisnuis, alsdann die I'eliosis rheinnatiea, die infwB^
Arthritis, die tioiiorrhoe mit (ielentierkrankutigen, die Influenza, Malaria, die ('hufU
{Seltener wird da.s Emlocardiuui durch die Krankheitserreger der Diphtherii'. *H
Scharlach.s, der Jlasern, iler l'orketi, der .Angina tonsillaris, der Pneuraoni» '*|
Pleuritis, acuter und chronischer Nephritis iidictrt. Endlich können alle srh»*H
septischen Erkrankungen und pyaetidscheii Affectioneii, das Puerperalfieber, die P"<1
Phlebitis und C'arii's des Mtttelohrs, eiternde Wunden u. s. w. vielfacli schwerv aH
rös<' Endokanlitiden hfi-beifühn'ti. Sie .siiul als Theilerscheinung und Localissß^j
des allgemeinen septischen l'rocesses auf dem Endocardiiun aufzufassen. Wo »•
acut«' Entzündung des Endocirdiums einmal beslamlen nn<l zu chronischen VertiH
rKiitlocarditis
— 167 —
Rndocarditis]
riiiifiru (ti'sscUicii. Kla|i])i'iifi'hli'rii*. geführt liat, koinnit es loicht zu Kecitlivcn der
Krankheit, thcils ilturh die frlcichtii, thoils ilurch uiKlprc Ursachen, üelonkrheunui-
tismiis, lnf!uenzn. septisclic Infwtionen, Pnerporiuni oder mechanische Insulte, üeber-
austrengans; des Herzens: acute recurrirende Kndocarditis. Im extrauterinen Leben
sind es fast ausscliliesslich die Kla)»|jcti des h'nkcn Herzens, di<! von der Entzündung
ergriffen werden, wiihreud beim FoetiLs vorzü(;lich jene des rechten Herzens erkranken.
Die Ursachen davon sind noch nicht klar gestellt. Oh der Wedisel des Sauerstoff-
gehaltes des Blutes, intra- und extrauterin, oder die grö.ssere Anstrengunjc des linken
Ventrikels uach der Geburt im Gegensatz zur Mehrleüstung des rechten vor derselben,
oder iuidere Ursachen diesen Erscheinungen zu Grunde liegen, kann nicht mit Sicher-
heit entschieden werden.
Die schwächere F-linwirkiing der Bacillen ujid ihrer Toxine bei der einfachen ver-
rucöseii Form beiiiiif!;t auch eine geringere allgemeine Reaction. iJas Fieber steigt
selten über ;5k,,"i<>, I'uIs K(I— 1211 Schläge in der Minuti>. llie Schmerzen in der Herz-
gegend und unter dem Sternuni erreichen keine besondere Intensität, dagegen kann
die Athnmng.sfreiiuenz mehr oder weniger bedeutend erhobt sein und sich bis zu
starker l>ys|moe und .«selbst Orthopnoe steigern. So kann es kommen, liass die lindo-
carditis Anfangs und .selbst voHstfindig unbeachtet bleibt, namentlich wahreml eines
geringgradigen Gelenkrheumatismus, bis später bei besonderen Gelegenheiten, Stel-
lung zum Militärdienst, Aufnahme in eine LebeiLsversichening etc., ein Herzfehler
entdeckt winl. Weit ernster und nicht zu übersehen sind unter der hohen Virulenz
der Bakterientoxine die Symptome der schweren, ulccrösen oder malignen Form.
IMe subacute oder chronisch verlaufende Entzündung unterscheidet sich in ihren Sym-
ptomen wenig v(ui der vorausgegangenen. IMe pyaemisch-infectii'ise Erkrankung, die
iufectiö.se Tliroml)ose des Sinus petrctsus, die l'ylephlebitis luid Phlebitis uterina haben
beri'its geraume Zeit bestanden, und nur die erratisch auftretenden Frostanffdle weisen
auf ilcn Ent.st der Lage hin. .le acuter die ulceröse Form verliluft. um so bedrohlicher
gestalten sich die Erscheinungen. l>i<' Klagen der Kranken siiiil unbestimmt, über
Mattigkeit und Benommenheit, seltener über Beschwerden des Herzens. Die Kranken
liegen thctInuhmsloK da und müssen aus ihrem schlafsüchtigen Zustande zur Auf-
nahme von Wasser oder flüssiger Nahrung geweckt werden. Die unregelmlUisig auf-
tretenden erratischen Fröste, unt«r welchen die infectiösen Stoffe in die Circulation
eingeführt werden, und Embolien in den verschiedensten Gefässbezirken, im Gehirn,
in der Milz, der Leber, den Nieren, der Haut entstehen, haben Temperatursteige-
ruugen bis zu H!) und 41. selbst 42'' und eine Tulsfreipienz bis zu 120 Schlfigen und
darüber zur Folge. Durch Embolien im Gehirn entwickeln sich furibunde Delirien,
zu <lenen, vveim eine lömbolie der Arteria fossae Sylvii stattlindet, Lähniung.serschei-
nungen, überwiegend der rechten Seite, noch hinzukommen. Der Tod erfoljrt meist in
wenige« T;igeii. \ on l'svchosen wurde .icutes Delirium bei En<loc.irditis im l'uer)ierium
beobaclitet. Imliviiluelle Disposition und Ern:iliruug.s,st<">rmi'.'eu durch zahlreiche kleine
Embolien mtigeii hierzu Veranlassung gegeben haben. Blutungen in der Ketina bildi-n
ferner ein fa.st regelmllssigesVnrkomnuiiss bei der malignen Endoeaniitis. Auch let^'rus,
am wahrscheinlichsten durch rolycholie in Folge des Zerfalls zahlreicher rotlier
Blutköriterchen erzeugt, ist eine nicht zu .seltene Erscheinung. Sehr bemerke.uswerlb
siiul endlich noch die Hautembolien, blassrothe Flecken mit farblns<-r Stelle im <.'f\i-
trum, wo der Embolus liegt.
Nur in .selteiu'U l'iillen heilt die acute Ejitzündung. ohne Gewebsveriinderimgeu
nm Endocar<liuin luul nacnentlieh an den Klappen zurück zul.-isseii. F.-ust immer ent-
steht, wenn der Klap|)eiiapparat der Sitz der Erkrankung war, eine Schlussiuiffdiig-
keit der Klappen, oder eine Verengenmg des Ostiums, nicht selten eine Coiiibinatitm
beider dijr<-h Venlickung, Wulstung, Kigidität des Kla|)]>engewebes. Auch die l'auer
des l'rocesses i.st unltestimmt. Eine scheinbar gut.irtige Erkrankung kann durch I!e-
(idiviren des Proi-osses, durch schwere Embolien in lebenswichtigen Org.-inen oder
durch plötzliche Herzschwäche schliesslich noch einen tödtlichen Ausgang nehmen.
Die ulceröse st^ptische Form verläuft unter Perforation der Klappen, Abreissen der
SehioMifäden, F;mb(dien und allgemeiner Sepsis immer schwer und stürmi.sch und
emlet letal.
Die llntersuchuiig des lli-rzens ergiebt selten negativen Befund. Die charakteristi-
schen blasenden, schabenden, kratzenden Geräusche Iwi <len verschiedenen llerzactionen
fohlen nur, wenn die Entzündung entweder ansserhalli des Kl.'ippeiiapp.irates sich ent-
[Endocarditis
ir,8 —
end«
wifkplt hat (iilrr diu Veriindrniii^iii auf ili'ii Kla]»])!-!! fiu^stTst zart, loicht U-ve^Ofl
flottireiul sinil und dem Blutstruiii wenig Widerstand hieten. Die Hcliwen: itt M
guuK'ini'ii Iiifpction, di<' erratischen Frostanfälle und spAterhin nicht zu vorkeimmfl
|)yaeniisehen Kr^cheiiiungen sichern weiterhin die Diagnose, wäbrouii <li<? IJntcmdM
lies Au^eiihiiiterirruniles unter Nachweis von Blutungen in rler Kctiiia die Kaitoa
ditis niali^riKi vuni 'lypiius und d<'r Mihartubercuhjse unterscheitlet. ■
Therapie. Pie Endocarditis in ihren verschiedenen Formen gehört «inirrÄ
jenen l\r:uil<heiten, auf welche wir liis jetzt nur wenig directen Kiiifln.<<s gcwn«^
ti.'dien, sowoiil propli\l:iktis<'!i ihre Kiitstebung zu verhindern, als aueli fl;m AnwacM
ihrer schfKlIirhen \Virkungen eiiizuschrfinken. tiegen die Ansiedelung der Bll
terien und ihre Kntwickelung zu uiiifangreichen \ cgetationen und gegen ihr VavM
der von ihnen producirten 'i'oxine haben wir zur Zeit kein Mittel, das auch inirrinqfl
tnaasäen Erfolg erwarten Hesse. Die t^uecksilbiTpraeparate, Kaloniel und Sublinuii mim
lieh, Kinreibung von Unguentuni cinereuin, und das baktericiden Ruf goniossende benM
saure Natron haben sich erhdglos erwiesen und einzelne günstige Mittheilungeu kcitirM
stätigung erhalten. Nicht einmal die den tielenkrhi'iiinatisnnis begleitende KndnotM
kann durch salicylsaiin-s Natron, so sehr dassellic dem (ielenkrheumati.sniti» se.ltmM
gegenwirkt, in ihrer l'.ntstehung utui Ansbri'ilung gehindert werden. Nur durcli frähttitr|
Heilung des tieltiikriniiniatisitius siinl wir einer später sich entwickelnden Kudoßinfit»
vorzubeugett im Sf:inde. |)ic liestrelnnigeti, durch liisendi' M ittel, Natrium carbimirai
Ammonium hvdrochloririim .■iiddi-ni Wege diT K.inathnmng oder innerlich, dann dtirrh*'
Tht'rnialsoolbiirler in Nauheim u. a. die l-'ibrinaus.scheidimgeii auf dem Kndocardiiiinu
L^isung zu bringen, oiIit auf die liückbildnng und IJesnrptiou vorgeschrittener mJ»
karditischer Kntziitid\nigs|»ro(lucte und vernicöser Auflag(Tungen günstig einxuwuin
unterliegen den Täuschungen, welche durch die natürlichen Ileilungsvorgängf »»*
durch den Schlnss: „post lioc, ergo projvter hoc' entstehen. Wenn man hiilfuli
wie wenig wir durch Kitiatlimung Ifisemler .Mittel gegen die Fibrinausseheidunji'n '
ileii Luftwegen bei Uiphtlierii' ausgerichtet li.aben und wie wenig wir andere i-ntiii»'
liehe l'roducti?, Zellen- utid lündegewebsbildungen, womi sie nicht der dirwi"
mechanisch-chirurgischen Behandlung ziigäugig sind, durch ni<.>dicanientöse MiiH.
durch Mineralwxs.ser urul Hader heeiuflusseu kiimien, müssen solche therapeuti«*
Maassnahuien von vornherein als aussiiditslos angesehen wenleii.
Die Behandlung der Endocarditis in ihren verschiedenen Formen kaim nur »•
symptomatische sein. Die vorlii'genden Indicatiojieu beziehen sicli dabei 1. auf if»
Erkrankung des Herzens selbst, auf die l'ekämptiing uml iMu.schränkiing der entiunt
liehen Vorgänge am Klapperiajiparate mni der davon abhängigen 8tönuigen im Kfc
lauf, und 2. auf da.s allgemeine Itetiuden des Kranken, die Erhaltung und Hebung sein'"
Kräftezustandes unter möglichster Hekäni)ifuug der da.s lieben gefährdenilen Svmjii"»
Die leichte Form der im Verlauf di's Ueli'ukrhi'uuiatismas auftretenden Km!-'
cardilis bedarf meist keiner liehaudlung. Die Kutzündung auf dem Kndocanlid
heilt, jedoch selten ohiu' Zunickla.'JSiMrg eines Klait]ienfehlers, in der Itulie. Bettrnl«.
wie sie durch den tielenkrhfMimali.sums schon .selbst sich ergiebt, iilinr liass ein Ir-
sondere*« ärztliche.s Hitigreifeii nothwendig wirtl. Verläuft die l'intzünilung unter \t^
haften Schmerzen, ()p]iressiou und Herzerregung, so wirken Kisbla.se, Eisbeutel ixiif
der Leiter'sche Kiihlapparat auf liie Herzgegend, am besten über ein entsprech'*'
gro.s-Hc« Stück Leitiwaiid oder Flanell gelegt, nicht nur günstig antiphlogistisch xi
die entzündlichen Vorgänge ein, vermindern die Schmerzen und bessern »la.^ '::'•!'-
tive Befinden, sondern vermögen auch flie Erregung des Herzen.s oft recht hetr:i' i.'
herabzufw'tzen. I>ic Herzcontraclionen verlangsame sich unter der KinwirkuuL' iI'T K"-
.%oda.vs auch die Gefahr der Eiidtolie dadin-ch abnimmt, die Herzkraft sich liiii-ir iru
und «ine frühzeitige Bildung von Tlironilien im Herzen und in den Pulmonalg'-bi-^
vermieden wird. Die Eisblase bleilit ;)ni l)est<Mi Anfangs längere Zeit uniniteriir"'"^
liegen, und erst später, wi'ini liir' Erscheinungen der Hesserung unverkfnribar :
treten, kann diestdbe für kürzere Pausen weggelassen werden. Die feuchte l\
Fori« von in Wasser aasgerungenen kalten, bei etwas längerem Liegen immer wiflif
sich erwärmenden f'onipressen ist weniger wirksam und wird auch weniger l'h« -••'
tragen als die conslant wirkende, trockene Kälte des Eisbeutels und der Kühlapj
Von Sinapismen, Vesicantien, .lod-Einpinselungen u. s. w. ist eine antiphlojfoü
oder ableitende Wirkung auf das Herz nicht zu erwarten.
l'^ine besondi-re Verwendung liat das Chitiin bei iler vorrucösen und ulci
[Riiilocarditis
— 160
RnihM-Hrditis]
*
^
Komi (|i-r Eiiclocanlitis ;:;i'hiinh'n. imlciii i-s tlii- Kiirjii'rteniiirratur liiTiiljNot/.i'ii soll
und ilii.' Frostaiifälli' si'ltciicr würclcii. .Seine An\vi>iiiliing;swei.se wfiro 0,n — 1,0 /jrorfo«»
zwtii liis tirei Miil im Tage iniil nn-hrcre Tilge hintereinander. LHsst das Fieber
nicht nach, so soll iii.in die <:;|firheii I losen, aber seltener, mit Intervallen von zwei
l>is drei T.is;cii fortgehen, his nach zwei his drei Wochen die Krankheit sich zum
Uessern wendet. liei wiiuierkehrenden eiratischen Frösten nnlsste noch einmal ('hinin
gegeben werden. In wie weit die Herabsetzung der Körpertemperatur, deren Stei-
};orung als Unaction.sersclieinnng aufziifn.ssen ist, den VerlauC der Krankheit günstig
becinflusst, wenn sie nicht eine gewisse Riiphorie bei dem Kranken zu i-rzcugen ver-
mag, mu-w dahingestellt bleiben. Auch eini' {{eeiiiflu.ssung der l-'rnKtanfiille, <lie in
der llaniU.sache von iMidinlieti abhängen, durch das (Chinin erscheint recht l'r:iglieh.
Krwfigt man aber ferner noch, ilas.s die Kndocarditis aucii unter dem ( 'hiningebrauch
ihren wechselnden, 2- li Wochen latigeii Verkiuf nimmt, so kamt die Wirkung des
Chinins sowohl aut die entzündlichen inni septischen IVocesse, .sowie auf das Allgeniein-
belinden des Kranki'U mir als eim- wenig i'utscheidende, kurz dauerntle, niiiglicherweise
nur nielir tonisiretule angesehen werden, wenn diese Wirkinig ainlererseits nicht
wieder tlurcli den schwächenden lüiifluss des Chinins .luf das Herz beeinträchtigt wird.
Noch weniger Krfolg verbürgend sind die anderen .\nfiiiyreiica, die ausserdem noch
ungfinstiger auf das Herz einwirken, wie d;iü Kalium oder Natrium intricnm mit
oder ohne Digitalis u. a.
Wenn im Verlaufe der Krankheit die Herzth.ltigkeit immer mehr abnorm sich
gestaltet, der Puls aid'angs unter stärkerer Spannung mehr beschfeunigt ist und
später mit immer deutlicher hervortretender Insiit'licienz des Herzmuskels freipient,
klein und unrcgeluTässig wird, ist von der Digitalis in einem Infus von 1,0- l,"> auf
150,0, zweistündlich ein Ivssliiffel, (tebniuch zu machen. Ks besitzt das Herz wohl
einen vortrefflichen Hegulir,i|)parat in sich, der es i'rmöglicht, wie experimentell nach-
gewiesen wurde, auch jdüt/.iich eintretende Stönmgen sofort zu überwimlen, .sodass
für die Anwendimg der l'igitalis daher nicht sogleich mit der |)iagiHis(; der Kndo-
carditis eine Indication vorliegt, aber im weiten-n Verlauf der Knuikheit dürfen die
Zeichen der ungenügenden, zu stark erregten oder rasch sinkenden Herzthiltig-
keit (Ulli allgemeinen ( ■irculatiuns.störungen nicht zu spät Kerücksiditigung tinde]i.
Weitere Mittel sind einerseits zur ilerab.setzung der gesteigerten Herzerregtmg, wie
schon erwähnt, die Kisbla.«e und aiulererseits ziir Hebung der mehr oder weniger
rasch sinkenden Herzthätigkeit und ungenügenden ('irculation der Alkohol, l'och ist
in Bezug auf <ien letzteren sowie auf die Reizmittel idM*rliait|)t vor zu gros.seii (iahen
und zu häutiger l*arreichung des T.'igs über zu warnen, da dLirch eine off rasch ein-
tretentle stünni.sche Herzaction von den verrucüsen \\ uchermigen l'heile abgeris.sen
werden und lebensgefährliche Kmboiien hervorbringen kiuuien.
Wenn unter geringer Virulenz der bacübiren Toxine, wii' bei der leichteren, vom
(ifdenkrheumatisnms abhängenden, vorwiegend vernicösen Fonn, die Krankheit einen
jirotraliirten Verlauf nimmt, ist auf die Krlialtung der Kräfte des Kraidien durch eine
den Umständen entsprechende Nahrung die grüsste .Sorgfalt zu verwenden. Leider
ist es oft nur zu schwer, »ien Kranken, namentlich wctui die Kndocarditis einen ma-
lignen ('barakter trägt, einigerma.assen .Nahrung beizuhringen. Die Nahrung wird
anf.<uigs je nach der Schwere des Falles ausschliesslich oder haupt.sächlich in flüssiger
Form, Suppen, einfacher Fleischbrühe oder unter Zusatz von Fleiscbe.xtract, Kiem,
.\lbumosen- nml Peptonpraeparaten, (ielatine, Leim, Heeftea, Milch, Theo, Cacao ge-
reicht werden mü.ssen, später unter fortschreitender He.sserung oder bei weniger
schlinmien Fällen und bei günstiger Verdauung und .\u.snutzung der Nahrung etwas
mehr consistente Speisi'U, neben Suppen weiche Kier, geschabtes Ochsenfleisch,
llamnieltilet, d.mn Kalbsnulch. Mehlbn^i (Mus), Auflauf u. s. w., bis man dann endlich
zu gebratenem Fleisch, Huhn, Kallifleisch, Ochscnfleisch übergehen kann. Keines
Weissbrot wird am Aidang am besten in Suppen oder anderen Flüssigkeiten gegeben.
Als tietränk wird in der ersten Zeit je nach der Höhe des Fiebers und dem st.irken
Durstgefühl kühlendes, säuerliches Getränk, gutes Bnunuinw.ns.ser, frisch oder in Kis
gekühlt, W:u>ser mit Säun-n oder Fruchtsiiften, Citrom-n-, Orangen-, Himbeersaft mit
einigen Tropfen verdünnter Salzsäure versetzt, sich empfehlen. Auch einfache Säuer-
linge mit wenig Kohlensäure können für sich oder unter Zusatz von leichtem Wein
uiul Frucht.säften gegebtMi werden. Selbstverständlich sind aucli stärkere Weine,
wemi die Indication für sie vorliegt, zulässig. l>ic Höhe des Fiebers bildet k.«vvvtt
|Rndo4.-«rditis
r— 170
Eado
Oiircl iiotliwondiji: aber wiTiIcii iWcsi- Wciiin, P«irf.w«'in, Sln-rn. V4fl
Mancila, Tokayor, sowie klciiu' (jabcn von rognac. wi'nii (k-r allgemeine KrUfUn^l
sich beeintnichtirft zeigt imd der Puls auf t>iiic ilrohc-udo insufficieiiz des HeiXD^H
hinweist. Hfi der Krnähriiti^: d<-.s Kranken ist bcitonderti darauf zu acbtni, d^H
Darreichunp der (ietriinke iintl Speisen, wemi grösseres Vorlaiifrcn dartiacli dl^|
nicht eine zu reichliclie wird in der Sorge, die Kräfte des Kranken ra "^^1
und zu heben. Da das Kudn<-:u'diiini in entzündlii-hem Ztistando ist, dum ^|
jeder grössere intracordi.ile Itruck und die davon abhftturige starke Si>:iipnun<^B
Herzwand durch die Verinebriinji der Blutmetifjo in Folge ausgiebiger I; •U
mieden werden, liifl'ereiizbestiinniungen über Flüssigkeitsaufnahmo* ...... ....^1
Scheidungen werden einen Kinblick in die jeweilige Flüssigkeitsbilanz (le» Ki^B
und in die von der Herzkraft ahhilngigen circulatorischen Vorgänge geben. Ifl
im späteren Verlauf und unter allniahlirlieni Rückgang des Fiebers ananifl
Zustände hervortreten, k.inn niati mit der roborirendcn Diaet die Darreichuigfl
Eisen für sich oder mit Zusatz von China oder Arsenik verbinden. Die HrhalM
und Hebung der Kraft«? des Kranken, namentlich unter langs.ninem Verlauf mM
der Heconvalescenz, ist umsnuielir nutliwenilig, als d-is Herz dadurch und untirH
Hertruhe am besten vorben'itet und in den Stand gesetzt wird, de-r durrhfl
Kndocarditis verursachten Kla[)[)enlieschSdigung sich soviel wi»- möglich zu lofl
modircn. Wo wie bei der malignen, nlceröseu Form die Herzkraft rasch sinkt, »i^l
die Anwendung stärkerer Keizniittel neben alten, schweren Weinen, Cogn>- ''''
Aether. Kanipher innerlich und suhcutan, ('astoreum ohiuj oder mit VaJeri:
Mosebus u. s. w. selbstverständlich indictrt .sein, wenn auch der Erfolg ein
aussichtsloser ist. In den meisten Fällen indess wird das Leben wenigei
durdi die Kndocarditis venirsachte Herzschwäche bedingt, als vielmehr von deiii-
plicationen und Folgezustfinilen, <len emhnlisch-tliroitibotischen Schädigungen «tvli»!
.■schweren allgemeinen sr'|)tischen Vorgängen, wtjb'he ihrerseits wieder von
lität der Hukterien und der von jenen producirten Toxine abbringen. ^
eigenttii'heti Therajue (h'i-ser Frscheiniuigen k.inii mit dm uns gegenwärtig lo tu**!
stellenden Mitteln keine Hede sein.
OEli
Endometritis. Fndomelritis ist die Entzündung des Eiulonietriuni: je nacliui... -
Corpus uteri oder der ('ervix betheiligt ist, tbeilt man tlie Krkninkung ein in Fji»
metritis corporis und Fndometriris colli. Häufig besteht eine C'onibinalion boi«
Praktisch ist es aber zweckmässig, den L'iiterschiwi aufrecht zu halten und nafS
beachten, da.ss, wenn hoclignidig entzündliche Vcrändenmgen an der Portio saiio
bestehen, auch Erkrankung des Kndonietrium corporis vorliegt und daher duKb
isolirte Heilung der <'ervicalen Ver.-iiidenmgen der Symiitomencomplex nicht um "■'
heit beseitigt werden kami. Wenn auch liakteriidogisclie 1'r.sachen nicht iniiii'r i
weisitar sind, so ist <locli Itifectioii bei den sexuellen Beziehungen für viel, li
Erkrankungen sicher die Ursache. Neben der Inteetion spielen sexuelle Reizunj;iii
verschie<lensten Art eine l'rdle in der .\etiologie, gewisse Uehermaasse iihTsiolo^niiek«
Acte oder |)atlioI(igisch<' keizungen, .Mnsturhation, luiputenz des Mannes Q. t »
Auch können Erkrankinigen des lienis, Myom und Carcinom, sowie Affection« **
Uterusanlifinge katarrliali.scbe Verändenmgen auf der Schleimhaut hervomifcii. **
Allem aber spielen auch allgennjitn' Fntwickinngs- und Ernährungsstörungen, •»
("liloro.se, Anaeniie etc., eine grosse Holle in der Aetiologii' der Endometritis.
Für «lie Tlier.'ipie ist die Kenntniss der aetiologisehen Momente von BedeiU«
Wenn auch zunächst die gesetzten Veränderungen zu beseitigen sind, muss <W
durch die He.seitigung der aetiologisehen Moniente die Wiederkehr verhüte« i^'T*»
Erstores ist sehr \iel leichter als das letztere. Für die Therapie ist W' •
gross«?r Bedeutung die «eniitni.ss der anatomischen \ erändenmgen, welche iii.
metritis charakterisiren. Im Corpus uteri unterscheiden sich die interstitiel'' '
Zündungen, welche in der MehraabI auf Infection beruhen dürften, von den .1
Hyperplasien, für die allerhand nicht infecliilse Keizuiigeti des Uterus anzusrln. -
sind, und welche übrigens auch nach liingerem Bestehen chronischer inter-: ^
Processe .auftreten können. Mit diesen anatomischen Veränderungen köi ■
Erkrankungen der Tube vergesellschaften, und zwar voi"wiegend wieder hei
Infection verdächtigen Fällen.
Die Erscheinungen iiuHbesondere der ilrüsigen llypei[jl:isie beätcheii in dem V
n
1
[KiidoinetriUs
- 171 -
KndaniPtritiN]
I
trol<'ti lii'ftifffi' Sclmicrzt'ii. vor AUrni lici ilcr McnstniiitKiii, iiiiil tici iti^<'ii(lli<-lii-ii
liKliviiliii'ii in ^li-ii'hzi'iti^ l:iiigi> sicli liinzichoiHloii, wenn auch niemals extrem starken
BiiitiinftPii. Ueinnnriist ist die veniiehrte scbleiniip', scliieiniiii^-eitripe und rein
eitrifie Seerptinn ein ividitiges Syniiitiun, liei dem maji i;e\vi')hiilich interstitielle Knt-
zündun)!;, eventiH'll mit hrflsonliyjierjilasie, vorfiniiet. Klutunj^eu ziir Zeit oder :iiis.ser
der Zeit der Mmstriiatifm sind ein weiteres Zeichen trewnliiiiieh recht langdaueriider
interstitiell<*r Kmleinetritis. Relativ geringfügigere Veränderungen des Kndometrinin
eiidlieh kiinnen zu Abortus ffihren, nft sogar zu wiederholtem.
Liegen nach dem Krgelmiss der Untersuchung und den Symptumen allgemeine
St4)rungen der Hrkrankung zu Grunde, so ist in erster Linie eine allgemeine toni-
sirende Behandlung angezeigt. Sie kommt in Frage bei virgiiiellen Patientinnen.
Hier ist von ,\lters lier mit liesteni Krfolg eine längere Zeit hindurch die Darreichung
von Ki.senprae])aratejT im (ieltrauch, oiler Hade- und Trinkkuren in Scliwatltach, Pyr-
mont. Kister, Fran/,ensbad und aiidiTeii Pliltzen. Von weiteren Mitteln ist das lO.x-
tractuin Huidum llydra-stis canadeusis, ITir tilngereu (ieliraiicli wegen de.ssen wider-
lichem Ge.schmack das l-Atractuin siccum in Pillen mit Recht beliebt gewordi'ti.
Nebenbei werden alle diejenigeji Methoden angezeigt sein, welche eine Kräftigung des
tiesammtorganisnuis herbeifidiren. Iliirch strenge Diaet und Regelung iler \'erd;uunig
wird hierbei ebenso viel geleistet, wie durch die Uehimg der köriierlichen Kräfte,
sowie bei unverheiratheten Per-sotien durch die Vermeidung sexuell aufregender l'<in-
rtüsse. Die.se Allgemeiiibehandlung bei virginellen Patientinnen darf auch nicht bei
den übrigen Formen lier Hndometritis veruadilässigt werden. Gehen bei virginellen
Patientinnen die Krscheiiiiiiigen nicht zurück, so kommt besonders für die zu Dys-
menorrhoe und länger ilaueniden lilutungeu fiihri'uden Formen die .Auskratzung des
Uterus in Frage, an die sich eine l;ingere oder kürzere adstringirende oder Htzende
Behandlung der Fti-nisinnenfläche .anzuschlie.ssen eniiifiehlt, sowie der wiederholte
Gebrauch der allgenieitu-u l'.ehandlimg.
Die rein katarrhal isclien ICrseheiuungen der Hndometritis W'erden wenig durch
allgemeine Hehandluug beeinflu.sst: hier tritt die iocale Therapie in ihr Recht. Es
führen die verschiedejisten .Mitte! mit Sicherheit zum Ziid, so die FrvM'itenmg iJer
Üterushiihle mit .lodot'ornigaze und nachfolgender Draituige oder l terusausspüliijig,
die Krweitenmg <les {.'ervicalcanals mit t^uellniei.sseln und anschliessenden Uterus-
aussjin hingen. .\uch leistet die Hiiduhniiig von Aetzmittelii in die Utertish'ihle Gutes.
Eine Aluniiniumsonde nach Playfair oder ein dünnes Silberstäbchen nach Sänger
wird mit Watti- umwicki'lt und mit dr'in Aetzniittel getränkt in den Utenis einge-
führt, .lodtitictur, Karbolsäure, Tannin, Argentum nitricuni und liesonders Chlorziiik
in 10 — r)l)])n>c. Losung wenlen hier gern angewendet. ,1. Hoffmaiin und neuerdings
Lantos benutzen eine Spritze, deren vielfach durchbohrtes Knde, mit Watte um-
wickelt, in den l'teriis eingeführt und mit dem Aetzmittel erst getränkt wird, wenn
sie im Uterus ist. Medicamentöse Stäbchen, besonders mit Tannin impraegnirt, wandte
schon K. Martin an. Alle diese Mittel führen durch ihre .vlstringirende Wirkung
zum Ziel, ganz besonders die Chlorzinklösung. Das einzige Bedenken liegt mir im
Dauererfolg. Kine erkrankte und (feitiiiiichst geheilte Uterns-sch leim baut b.anii natur-
gnmäss wieder inficirt werden. Bleibt daher da.s Kndometrium, ohne da.ss etwa der
inficirende Gatte geheilt wird, auch in der Zukunft unter <!eui inficirenden Kinftu.ss,
so ist die Patientin vor Rückfällen nicht sicher. Dann hilft nur stärkere, durch
Aetzniittel herbeigeführte, fast einer Zerstörung ühnliche Kinwirkung, wie die längere
Anwendung einer öOproc. (Jhlorzitd<lö.>iung. Hierzu wird man sich mir selten, z. B.
bei tb'u immer recidivirenden Formen, entsch Hessen: für ganz hartnäckige f-'älle hat
Dumon tpa I lier tlie Kinlegung von .'Sri' '^proc. f-hlorzinkpaste in den Utenis aiige-
rathen; nach 4 — (i Tagen wird das ganzi' F.ndometrium gangraenös ausgest«,s.sen.
Bei denjenigen Formen der Endometritis, welche zu Vermehuing der Blutung bei oder
au.s.serhalb der .Meiistniatioii führen, wird man die Erweiterung der Uterusböhle mit
Laminaria oder mit dilatiremlen Sonden vornehmen oder auch ohne dieselbe die
Schleimhaut des Ufi.'riiskörpers mit der (Jnrette oiler mit dem scharfen Löffel ab-
kratzen. <iewöhnlic!i sind polypöse Wucheningen auf der Schleimhaut die Ursache
der Erkrankung, und dr-mentsprechend wird eine allgemeine Tlierapie oder eine
Actzung der Schleimhaut wenig Krfolg haben können. Man wird hier im All-
gemeinen immer auf die kleine Openition zurückzukommen haben. Da nach der
Utenisauskratzung regelmässig die Schleimhaut sich fast ganz in derselben Weise
[Endometritis
— 172 -
Eadoue
wieder bildet, wie sie voriier war, ist es zweckniiissi^, wülirctiii dit* StriH
Ausheiliuig luid der Wiederbildung die L'türussi'hleinihaut mit Aetxnii'
handeln, nicht nur ein Mal, sondert! fortgesetzt, zwei bis ilrei Wochen lang, iiaal
benutzt man Kinspritzuiigi'U vofi .Iddfiuftur oder Aetzuiigeii nüt 10 — öOproc
zinlilüsuiigen. Beide Mittel :idstrin};ireii in wirksamer Weise (iio sich wieder^
Si'hleimhaut, die .ludtiiietur scheint <lem riilor/.iiik insofern überleben, ak da
gen; (Jhlorzinkbelmudhuif; (ift eine zu starke ZiTstörnng der Sehleiinhaut eintreH
doch darf man t'lilorziiik niemals eiiis)iritzen wnlli-n, sondern nur nnif der Af<tx.sn
führen. Auch bei den anderen Formen d<'r Kiiilometritis hat man mit Krfolf; von <
Auskratzung liebrauch gemacht. Itisbesendere kommen auch bei virgiiiellen Pii
tinnen schwerere Formen der glandulären Hyiierpia.sie, welche zu DysmenorThm- füii
in Frage. Gelingt es hier nicht, durch eine aügemeine tonisirondo Behnntlluns 4
durch Hydra-stis und Seoale cnrtiutum sowie durch abliilrtende Mittel einen Erfolg hn
zuführen, so ist in der l'terusauskratzu]ig und Nachbehandinng der Schleimhaut i
.lodtinctur ein guter Krfolg zu erhntl'eii. Hei der Kndometritis, welche zu Abortnji
zur Wie<lerkehr des Abortes fnlul, muss man mit der Auskratzung ein wenig inrsid
sein, weil durch <Jie stärkere Kiiuvirknng der .\etzmittel, wenn man zu frühir.
nach dem Abortus auskratzt und ätzt, eine solche Zerstürung der Schleimhaut HffolS
da.ss von C'onception später nicht mehr die Kede ist. Wenn e.8 sich dabw i
haeniorrhagische Arten der Kndometritis handelt, ist die .\uskrat2uug imniir «<
einige Monate nach dem Abortus au-szuführen und sind die Jodinjectionen nii'iil i
lange anzuwenden oder zu häufig ?-u wiedi'rlnden. Für die mehr katarrhaii««
Formen ist es hier zweckent.sprechendrr, entweder ohne Auskratziiuig oder mit >
selben längere Zeit desinticireud»! Aii.ssnülungen des l terus vorzunehmen, und hi«
empfehlen sich Kiiuspritzuiigen mit Hülfe di's doppelläutigen Mozeman- oder Wm>
hold sehen Katheters mit schwachen Karbolsäure- <ider Lysollösungen.
I'ie Behandlung der Fndometri tis cervicis ist lu'uenlings zurückgeti' '
hat erkannt, da.ss sie \ielfacli r-jue neben.süi-hiiche B<'gleiters<"lieinuug der I!;
corporis ist und von selbst zur Heilung gelangt, wenn die letztere beseitigt «iri
doch bedürfen einzeliu- Formen des (Jervicalkatarrhs einer besonderen Therapie,
ist diejenige Veränderung des Cervix, Ix'i der Krosioneti nvit F,inris.sen .sich vcreinip
das Ectropium. Bei diesen hat man gleichzeitig die gewucherte Schleimhaut »in
fernen nud die Fnrntverilnderung des ('ervi.x zu beseitigen. Emutiet hat hierfür (ii
Operation empfohlen, welche in zweckmässiger Weise von Sclirooder modifi
worden ist.
Weiter ist in einzelnen Fällen der äussere .Muttermund operativ zu dilati
wenn hinter einem engen äusseren Muttemnmd katanhali.sches Secret sich amianio
und den Cervicalcanal mehr oder weniger stark geilelmt hat. .Man kann durch i
Erweiterung des äusseren Miitternumdes und die Erleichterung de.s Abflusses
Secretea den Katarrh nicht .luf die hauer beseitigen, aber weini gleichzeitig die l«
Sachen der Entstehung d<'s Katarrlis, die etwa vorliaiidt^iie gonorrhoische Affectinn >'
Mannes, beseitigt werden, ist wenigstens die .Möglichkeit einer l'auerheiliing gegriv
Sehr vielfach bat man in früherer Zi'it die V^ränderangeii der Portio vaginalis. iB
Erosionen, besonders behandelt. .\ber gerade hierfür halten wir den Standpunkt
recht, dass durch Beseitigung des Katarrhs des (Nirpus .sehr vielfach von selbst
Heilung der Erosionen eintritt. Man muss vielleicht nicht so weit geben, dass
nun gar nicht mehr die Erosionen behandelt, aber man soll jcdenfall.s nicht zu
Bedeutung dieser etw.xs kleinlichen Therapie iieilegen und .soll im .\ugp behalti
wieweit die Piagnose auch auf gleichzeitigen Corpuskatarrh z« stellen ist. Be«*
ilers muss mau noch die tVdliculärcn Veränderungen der Portio als ein katarrhali.<rli(
Endresultat ansehen, das einer Behandlung direct lnHiarf. liurch Stichelung der eil
zelnen Follikel wird man eine wesentliche Ah.schuelluiig der Portio herbeiführen
mancherlei ind>ei|Heme Erscheinnngen lieseitigen, inilem nuui nicht auf die Dauer i
Erkrankung heilt, sondern mir ein Haiiptsyniptoni dersell)eii hebt.
Als Vorbedingung jeglicher Therapie gegen Endometritis corporis, sei es,
man ätzt oder dass man den l'terns auskratzt, ist aber unter allen Umständen f«
zuhalten, dass eine Veränderung der Tuben nicht vorliegen darf. Besteht eine .sok
so ist jegliche locale Behandlung des L teru.sk ürpers coiitraindi cirt, weil nur allj
leicht die bis dahin auf die Tuben beschränkte Erkr.mkung in das IVritonemn wt
greift und direcl lebensgefälirliche l'>kraiikungen lii'rvciiTiiri'ii katni. sndasM di«*
[EndoinKritis
- 178 —
Eiiprgetik]
r.i|)ii' (liT Palinitiri tm-lir Scli:i(l<>n .'ils Niitzt'ii briiif^t. Ptir sidrlic Fälle triff natür-
lich (li<^ palli:»tivc Tlifriipie in ihr Ri'cht, ebenso wie sie dann anprzeij^t ist,
wi'nn CS anf kf'im Wcisr (jcliagt, die Ursache, die {rlr-iclizeitigo Krkranknnp; lii-.s
Manne*«, zu licseitifjeii. Hier hat es keinen rechten Zweck, das Kiidoiiietriniii loeal
zu lieliandehi. l)enn entweder nniss das j^anze Kndonietriuni zerstört werden in der
angedeuteten Weise durch sehr starke fhh)rzinkeinwirkunK<Mi, oder man l)e<;nii?;t sich
mit der Reseitijctiiig der unbei|Mems(en FolgeerscheiiHui!j;cn der Endometritis. Ki-sten-
Mittel sind mir ganz atisn;dnusweise, letzteres Mittel dagegen vicHach anzuwenden.
Dassel!)!' besteht in Kinspritzungeii in die Scheide, welche die Patientin sich selber
macht. Wir gestchen, da.ss wir kein grosser Freund dieses Mittels sind. Die Fort-
HciiafTung des Secretcs aus der Scheide geschieht auf einfachere Weise von selbst.
Kine Desiivfectinn der Vagina durtdi die Kinspritztiiigen kaim (he Patienfin nicht bei
sich selbst vornehmen. Die einzige Wirkung, welche wir den lviiis|iritzmigen zuer-
kenn<'n, ist die Coiigulafion des Secretes, l>nrch iliesellie wird verhimiert, dass dus
Secret dauernd heransflie.sst, und d:uss dadurch Wundscnn der äu.sseren rienitalicn lier-
bfngefrdirt wird. Man lenüfzt daher am besten leicht co;igidirende Mittel zu den
Kinspritzungen, und hiei-zu empfehlen wir insbesonden^ Alunieii oder rn|irmn aluiiii-
natuni, sulfiiricum, ZiiU'um sidfuricniii. snlfocarbolicnm in etwa '-jpnic. Lfisuitgen.
Immer ist dies .dier ein Palliativum, welches nur imter ausiialunsweisen Verhältjii.ssen
angewendet zu werden verdient und nicht oline genaue Diagnose vorgeschrieben
werden darf. Nur wenn di<> Ursache der Kndornetritis immer weiter besteht und eine
Heilung ausgesehlos.sen werden mu.ss oder wenn Erkrankungen der Tuben jede Behand-
lung der Kndomctritis verbieten, pflegt man von diesem Mittid (iebraui-h zu machen.
VFIT.
Eodofhelsarkom, Kndnthi.-liom. Eniiotigcit-arcinom, Sarcoiiia alveolare, ist einu iiv-
schwtilst, die sich aus dfo (lefassendothclicn entwickelt, die ebenso, wie bei der GranulitioD.>i-
hildunfc, einen cpitheloideu Charakter annehmen können. Die Oe.scbwülstc haben daher eine deut-
lich alveoläre Slructur und la.ssen ein Stroma und ein Paretirhyni unterscheiden, in Folge dessen
sie von Vielen auch zu den Carcinoinen gerechnet werden. Besonders sind zahlreiche Beob-
achtungen in früherer Zeit über Carciuome in Organen der Bindesubstanzroiben, z. B. in
Fascicn. Knochen u. s. w., als Endothcliomc aufzufassen. Diese haben im .MIgcmeiuen eine
geringere Neigung zur Meta.stnseubildung, wie dii; übrigen Carciuome, tragen jedoch stets einen
durchaus maligncu Tharakter und neigen besonders zur iirtlicben Reoidivirung. In Bezug auf
Aetiologic und Therapie gilt dasselbe wie von allen bösartigen (leschwülsten.
Energetik, Euergie. Wenn eine Masse von m Gramm, die an der ErdoberRiichu einer Kraft
von mg (in unseren Breiten m. 981) Kraffeiidieiten oder Dyiien unterworfen ist. unter dem
Einflüsse dieser Kraft die Uijhc von b Centimi.'teni durclifiilU, so erlangt sie eine Geschwindig-
keit V vou solchem Betrage, dass
1) -^ w\- = mg.h.
Dies folgt in einfachster Weise aus den Galilui'ncben Gesetzen den freiuu Falles, nach
welchen am Ende der Fallzeit t v = gt, s = — gt*.
Man braucht nur t aus den beiden letzten Gleichungen zu climiniron, um Gleichung 1)
zu erhalten.
Ist ferner die anfängliche Geschwindigkeit incht. wie bisher vorausgesetzt war, Null,
.•>ondeni Vi, - - -
V2 an. dass
so wächst sie während des Falles durch die Höhe h auf einen solchen Betrag
1
mg.
wie sich auf gauz eotsprccbonde Weis« berechnen lässt.
Diese Beziehungen l) und 2) sind nun einer viel weiteren Verallgemciuerutig fähig, als
die Gleichungen, aus denen sie hergeleitet wurden. Sie gelten nicht nur für den verticalou
Fall diu'ch die Höhe h, sondern für jede unter dem alleinigen Einitussc der Schwerkraft die
Höhe h durchmessende Bewegung, für den Wurf ebenso wie für das reibungsfreie Hinabgleiten
auf schiefen Ebenen oder krummen Flächen. Dabei stellt immer die rechte Seite der
Gleichungen 1) und 2) das Product aus der Kraft mg und der Projection des unter ihrem
Einflüsse durchlaufenei; Wegstückes auf die Richtung der Kraft, d. h. hier der Verticalpro-
jcction des durchlaufenen Weges oder der durchfallenen Hijhe dar.
Man nennt dieses Product die von der Schwerkraft mg bei Durchlaufen der Höhe b gc-
IciAt^to mechanische .\rhcit und bezeichnet übcrh.vipt allgemein d.vs Product jeder be-
liebigen Kraft und der im Kraftsinue durcbmesscuen Wegstrecke oder genauer das Product
[Enpriirctik
— 174 —
Cifll9PW«
dtfl
Kraft mal l'rojuctioii des unter ihrem Einnusso durchluufuuuu WegslQckei wl b
Richtung der Kraft
als mechanische Arbeit. Aeiidert sich die Kraft wührvod der Bewegung, so irajj« dm •
i\\> Ordinate zu dem im Kraflsinne gemessenen Weg aU Absrisse auf uud erhält ein Dl^oibi
iJcsscu Fläche die mechanische Arbeit misst, da jeder zwischen zwei aiifein.i"fl'^ ' ■'
ordinalen liegende Flächenstreifen das Product aus Kraft nnd zugehörigem ^^
teilt. So wird die Arbeitsleistung des sich contrahirendcn Muskels durch da-
messen, das zur Jeweiligen Verkürzung als Abscisse die Muskelspaniiuog als i >i
Andererseits ist für das Product, das auf der linken Seite der Gieichni ^
erscheint, in neuerer Zeit der Name kinetische Energie (artuelle Energie. Wuebtj gttmi
lieh geworden, so dass
Kinetische Energie = halbe Ma-sse mal Oeschwindigkeitsiiuadrat,
während früher diese Grösse und noch öfter ihr doppelter Betrag als lebcodige Krtftli
xcichnct wurde.
Das Maass der Energie ist hiernach aus dem der Masse, dem Gramm, und dem i!ff*
»chwindigkeit, Ccntimotcr dividirt durch .Sccunde (Ccntimeter pro Secunde), nach •'.
g.cm-:scc- zusammengesetzt und heisst das Erg. Auch kann man es, dem .Kr'i
»ufolge, als das Product aus dem Kiaftmaass, der Dync, und dem Centimeter darst
wenn die Kraft, wie es in der Technik üblich, durch das Kilogramm gewicht , der V . .-■
das Meter gemessen wird, so folgt als technisches Maass der Arbeit und Energie
1 techn. Kilogrammmetcr = 981 ' 100000 Erg.
Nach Einführung dieser Namen sprechen sich nun die Gleichungen 1) und 2) in
aus: die Zunahme der kinetischen Energie ist gleich der geleisteten A
und die theoretische Mechanik hat gezeigt, dass dieser Satz keineswegs nur für die
der Schwere gilt, sondern ganz allgemein in allen den Fällen zutrilTt, in denen aus
nischer Arbeit nichts entsteht als kinetische Energie.
Der Werth dieses Satzes liegt ganz wesentlich in der Auffassungü-weise
Wegungsvorgänge, zu der er führt, und diese Seite der Sache ist auf dem Gt! ■ ' '
tischen Mechanik und Tecbirik weit früher diircbschaut worden, als iu der
Der Sjitz legt nämlich den Gedanken nalie, sich die. kinetische Energie als i-iuen d-
bewegten Körpers vorziistelleii, den er erlangt hat. der in ihm aufgespeichert wui
Kosten der von der wirkenden Kraft auf ihn geleisteten Arbeit, und den er nur
indem er neue Arbeitsfilhigkcit hervorruft. Denn indem z. B. der fallende Körjier d
kung der Schwere folgend an (ieschwindigkeit und damit an kinetischer En
verliert er an Hfihe. und damit vermindert sich für die Schwere die Möglicl
leisten: während bei .•.teigender Bewegung eines geworfenen Körpers diese il.-j..v...
vermehrt, dagegen die kinetische Energie des Körpers abnimmt. Diese Beziobungva
ihren knappesten Ausdruck, wenn man die Arbeit, welche die Masse m beim Herabf
zu einem willkürlith gewählten Bezugsniveau, wie es z. B. die Bodenfläche des Zimmci
das Meeresniveau darbietet, durch ihre Schwere leistet, als potentielle Euer
lente, Spaunungs-, liadungseucrgie) der Schwere hinsichtlich dieses Bezugsnivcaus bwi
Fällt dann m aus der Höhe bi in die Höhe hj über dem Bezugsuiveau her.ih, sodasa^
die Höhe h = hj — b-, gef.allen ist, so lässt sich tileichuug 2) in der Form
— mv = mg.h^ — mg.h^
-^ mv
darstellen, oder
+ nigh :
sie besagt, da.ss die aus kinetischer und petctitieller Energie zusammen be<sir;hcnde
mechanische Energie zu Anlang der Bewegung deusclbcti Werth hat, wie zu ei
llebigcn sp.iteren Momente derselben. So ergiebt sich das Gesetz von der Erbat tun
mechanischen Energie: Während der Bewegung verändert sich die ges«
mechanische Energie nicht, d. li. die kinetische Energie wächst auf Kosten der |
tiellen und umgekehrt. Die Mechanik weist nacl), dass dieser Satz gan» allgemein
reinen Bewegungsvorgänge gilt. d. h. für alle Erscheinungen, bei denen nichts ges "
Veränderungen der Lage und des Bewegungszustandes.
-Ms potentielle Energie wird dabei immer die gesammte Arbeitsfiihij^keil
bezeichnet, d. h. die gesnmmte .^rbeit. die sie leisten würde, wenn der bewegte K'nt]
seiner augenblicklichen Lage in eine fest gew.ählte Normallage liinbewcgt -würde. Dabei!
sich die mathematischen Untersuchungen über die Polentialfunction , die Gfi^eai]
und Gauss 1S40 vcröfTentlieliteti, von grosser Tragweite erwiesen; nach diesen Untersuch
ist CS immer möglich, die Kr.iftwirkungen, welche nach dem Ncwtou'schen oder ein«
deren Fernewirkungsgesetz erfolgen, durch eine einzige mathem.itische Function da
dV
Heisst m die bewegte Masse, V diese Potentialfunclion, so ist — m -j— die in der B
X auf m ausgeübte Kraft und m.V die potentielle Energie, die sich in kinetische
von m umzusetzen vermag.
liiergotik
— 175 —
Kuergetik]
\ Durch diese Arlioitcu ist die Auffiissutig gewccltt und befestigt worden, nach der man sich
Idie Energie als ein unzerstörbares Quantum, wie das des Stoffes vorzustellen und alle Ver-
änderungen nicht dualistisch als Vergehen und Werden, sondern monistisrh als Umformungen
[anzusehen hat. Solchen philosophisch allgemeinen Wendungen gegenüber ist es aber zweck-
mässig, hervorzukehren, dass die Unzcrstiirbarkeit nichts anderes zum Ausdruck bringen soll,
als bestimmte Erfahrungen über die bei allen Bewegungserscheiiiungen auftretenden (|uantita-
tiven Beziehungen, wie sie sich für das Beispiel der Schwere durch die Gleichungen 1), 2) oder
) S) darstellen lassen.
Diese AufTassungsweise hat sich uun weiter durchführbar und fruchtbar erwiesen auch für
nicht rein mechanische Vorgüngc. Lfeberall wo Reibung sich einer Bewegung cntgegen'itellt,
wird weniger kinetische Energie entwickelt, als bei Verminderung oder Beseitigung der Rei-
bung, aber trotz des Fehlbetrages erwies sicli die .\nsichl von der ünzcrstörbark eit der
Energie als zutreffend: Rumford und Davy zeigten am Beginn unseres J.ihrhunderts. dass
bei der Reibung Wärme .luf Kosten der mechani.schcn Energie entwickelt wird und nach fast
über ein Jahrzehnt ausgedehnten sorgfältigen Messungen konnte Joule 1850 feststellen, dass
1 Calorie, d. i. die Wärme, die ein Kilogramm Wasser um 1" erwärmt, entsteht auf Kosten
von 423,5 Kilogrammmeteni nicchani.scher Arbeit oder 415.5 " 10' Erg. Neuere Messungen
führten auf etwas grössere Werthe dieses mcchanisehen Wärmeiiei|uivalen ts.
Inzwischen war die Auffassung von der Uozerstörbarkeit der Energie klar und umfassend
durchgearbeitet worden, zuerst 1842 von Robert Mayer, dann in mehr fachgerechter physi-
kalischer und mechanischer Behandlung von Hermann Helmholtz 1847.
Zwar die Uleichungen 1) und 2) und ihre Vemllgemcineningen waren den Vertretern der
theoretischen Mechanik bereits bei Beginn des 18. Jahrhunderts bekannt und geläufig. Sie
veranlassten Leibnitz, in dem auf den linken Seiten der <jleichuiigen 1) und 2) auftreten-
den Produet aus Masse und Ge.schwiiidigkeitsquadr.it das wahre Maass der Kraftwirkungen
zu sehen, die auf die bewegt« Ma.sse ausgeübt worden sind, während die .Anhänger Descartes
in dem Produet Masse mal Geschwindigkeit das richtige Kraftinaass erblicken wollten. In dem
hierüber entbrannten, durch J.ihrzehnte fortgesetzten Streite wurde kein Abschluss erreicht;
es waren verschiedene Begriffe, die von den Gegnern als Kr.ift bezeichnet wurden, aber das
\ We.scn dos Unter.schi!;des und die gegenseitigen Beziehungen dieser Kraftbcgrille wurden nicht
I durchschaut. Den Knrtesianern sehwebte das vor. was wir auch heute noch Kraft nennen,
eine Grösse, welche die Tendenz und die Intensität der Bewegungsänderung misst; licibnitz
dagegen beschäftigt sich mit dem l'nzerstiirbaren, wa.s wir als Energie bezeichnen und was,
wie oben ausgeführt wurde, nicht von der Kraftintensität allein abhängt, sondern auch vom
durchlaufenen Wege und dessen Lage gegen die Kraftrichtung.
Die .Auffassung, dass die in letzterer Weise bemifssenc Leistung der Kraft, die Energie,
der Menge nach unzerstörbar ist, wie der Stoff, und dass die Naturvorgänge, sie mögen nun
mechanischer, thermischer, elektrischer, chemischer oder sonst welcher Art sein, ganz aligemein
als Aenderungen der Form dieser Energie angesehen werden können, hat zuerst Robert
Mayer durchgearbeitet. Auch hat er betont, dass jeder Widerspruch gegen diese Auffa.s,sung
zur Anerkennung eines Perpetuum mobile führen müsse und zuerst auf einem richtigen Wege
berechnet, wieviel Kilogrammmeter bei der Energieumformiing ae'|uivalent einer Calorie sind.
Angeregt war er, als Arzt, zur Durchführung seines Grundgedankens durch die Beobachtung
der rüthercn Färbung des Venenblutes in den Tropen und hat vimj Anfang an seine Ideen
auf physiologische Probleme angewendet. Je grösser der Temperaluruntcrscliied zwischen dem
Organismus und der Umgebung, um so mehr Energie muss das Arterienblut während des Ver-
hrennungsprocessos im Organismus abgeben, um so grösser wird daher der Farbeuunterschiod
des .Arterien- und des Venenblutes zu erwarten .sein. Da.ss die thätigstcn Körperthcilc am
wenigsten zu schwitzen pflegen, da.ss der Schmied das Eisen warm hämmert auf Kosten der
Wärme seines Armes, sind bezeichnende Aousserungen der Auffassung Maycr's von der L'n-
zerstörbarkeit der Energie, und er unternimmt es bereits mit den physiologischen Kenntnissen
seiner Zeit, die mcehanische Arbeit des Herzens und einzelner Muskelgruppen zu berechnen.
Nachdem Helmholtz gezeigt hatte, dass im Wesentlichen das Princip von der Unmög-
lichkeit eines Perpetuum mobile genügt, um die Erh.iltung der Energie zu beweisen, und
nachdem Joule"s Experimente diese Erhaltung bestätigt hatten, wurde von Wilhelm Thom-
son und von Rank ine die jetzige Terminologie eingeführt. Als Eigenenergie eines Körpers
bezeichnet Thomson 1851 die gesammte durch seine Lage. Bewegung, Temperatur, wie durch
seinen chemischen, magnetischen, elektrischen Zustand bestimmte Leistungsfähigkeit, also den
(iesamnitbetrag mechanischer Arbeit, den man aus diesem Körper gewinnen könnte. Messen
kann man nur den Unterschied der Eigenenergie eines gegebenen Zustandes gegenüber der
eines Normalzustandes, z. B. die Eigenenergie einer chemischen Verbindung vcrgleichiii mit
der ihrer elementaren Bestandtheile, die des Dampfes mit der der gleichen Was.sermenge von
0*, die des elektrischen Körpers, des tetanisirtcn .Muskels, mit der im normalen Zustande, u. s. f.
[Jede Veränderung eines Körpers ist eine Veränderung im Betrag seiner Eigenenergie.
In vielen I''ällen hat es sich nützlich erwiesen, die Eigenenergie nur in zwei mecha-
1 niscben Fonnen sich vorzustellen, als kinetische und potentielle Energie, auch dann, wenn bei
[Aenderung der Eigenenergie nicht-mechnnische Vorgänge, z. B. Temperaturänderungen,
[EiiPrgpfik
170
Rnrixrtii
rlicmischc Zersetzungen un<i di-rgloidicn statllimlin. Dii.','. winl i-ntwrdi:r dnr.-; Vr
von Lagen- und Bcwegiingsänderungen an SIbUc der wirklich bcobai'htctuii
durch mechanisclK- Hypothesen, ermöglicht oder bhis dadurch, dass man / _
Analogie der Bewcgungsgleiehungen gebaute mathematische Beziehungen 'loti b«ob*
Vorgang zu beschreiben vermögen, ohne dass man sich weiter auf die anschauli-hi-
dieser Beziehungen cinliisst. Der erste Fall eioer mechanischen Hypotbcse li'
der Annahme, dass Erwärmung eines Körpers in Verschiebung und Erschiiti
Theile desselben bestehe, der kinetischen Molceularhj-pothese. Der andere Kall bot Tid
Anwendung zur Beschreibung clcktro-magnetiseher Erscheinungen gefunden.
Diesem Standpunkte mechanischer Weltanschauung gegenüber ist viededuiU ll|
Versuch her\'orgetrelen, die Eigenenergie, der Erfahrung gemäss, als eine nur d-m •5'«
betrage nach uns bekannte Function des jeweiligen Zustandes anzusehen ui '
über die Form dieser Energie als unberechtigt, ja die Frage darnach als sii
weisen. Denn ein fSas kann sowohl durch Wärmezufuhr wie durch Zusaniineii'ir.if.tii
höhere Temperatur gebracht, aber auch sein Volum kann durch diese beiden Kn(-r^iiiline|
verändert werden. Es ist also aiis Temperatur und Volum des (Joses iiiehl er»cMi«n4»I
welche Energieformen ihm zugegangen sind oder später aus ihm gewonnen werdea, bvt »1
(Jesammtmenge der Energie, die es bei Uebergang in einen vorgeschriebenen andeni Zo^|
aufzunehmen oder abzugeben vermag, kann angegeben werden.
Diesen Standpunkt halten die Vertreter der neueren Energetik für den allein iuIm
Es ist eine gleichgültige Sache, welche hypothetische Vorstellung man sich von dem
Zustande des Dampfes in der Dampfmaschine mai'ht; worauf es ankommt ist nur, r: »w* |
welche Beziehung zwischen der ihm zugehenden und der von ihm abgelieferten lOnergif »w
lindet. .TcdenfalLs ist es von hervorragender Bedeutung, in der Energetik eine Met^irdtBl
haben, welche gestattet, von innercu Vorgängen, z. B. von dem inneren Mechanismut is I
Muskcithätigkeit oder der nen'ösen Centren abzusehen, und doch das Eingreifen derscll»a «
die Naturvorgänge vollständig zu beschreiben. Dieser .Anpassung an die uiibcuEsamen Fn
ruugen erfahrungsmässigcn Erkcnuens ist die mechanische Weltanschauung nicht (äh\t. i
sie kinematische Zusammenhänge in die Erfahrung hypothelisch einschieben muss.
Nennt man d E den Zuwachs, den die Eigenenergie E eines Körpers bei einer kl»i»»j
.\cnderung .seines Zustandes erfährt, di3 aber den dabei stattfindenden Zugang an EntTzie*
bestimmten Form, z. B. an Wärme oder an mechanischer Energie, so ist
4) dE = Ide,
wobei die Summe rerht-s soviel ftlieder umfasst. als verschiedene Energieformen in Wirb»!
keit treten. Die Erfahrung lehrt nun nach der in Rede stehenden Ansicht nichts über E*
dass es eine vom augenblicklichen Zustand des Körpers völlig bestimmte Function ist. di(t^l
sind die verschiedenen Energieformen c, deren Aendening zum Gesammterfolg die Aendsn I
der Eigenenergie hat, der Erfahrung im Einzelnen zugänglich. Diese am Beispiel der Tk«» I
dynamik ausgebildete .^ulTa.ssung kann man im Gegensatz zu der oben Kcsi'hildertrn me^ I
nischen die f hermodyuamisehc Richtung der Energetik nennen. Neuerdings hat s«|
spcciell die letztere Richtung als Energetik bezeichnet während die theoretiseben Xrrm^ I
Rankine's, von dem der Name Energetik herrührt, keineswegs ausschliesslieh dieser Ricbtxal
angehören.
Ostwald und Helm haben in letzter Zeit die gemeinsamen Eigenschaftcii d« Kiin?»l
formen betont, auf die schon früher Rank ine. Zeuner, Mach n. A. hingewiesen h*!»
Ist der mit d bezeichnete Vorgang umkehrbar, d.h. kann er recht- und rückläufig (Wi»"'' I
werden, so ist jede .Aendening de einer einzelnen EmTgicform als Product J • dM dar»t-lll«
wobei J und M durch den augi;nblicklichen Zustand des Körpers völlig bestimmt« Cwrim \
sind. J, die Intensität, bestimmt die Tendenz der Energieform, indem diese nur fähi^ *
von einem Körper auf einen andern üherztigehcn, wenn letzterer niederere Intensität lui •* 1
crstcrer. M, die Capacität. vermindert sich bei jedem reinen, d. h. ohne gleiehzeitii^ T«
formung der Energie stattfindenden Ueberirang in dem einen Körper soviel, als sie sA •!
andern vermehrt, ändert also bei blossen Ueberpingcn ihren Gesamratbctrag nicht. B««p«*
weise heissen
für die Energieform:
Wärmeenergie
Volumenergie
Oberfiächencnergie
Kernewirkung
Chemische Energie
Elektrische Energie
Kinetische Energie
Ist der mit d bezeichnete
energie nicht als das Product
Grössen zurückgeführt werden,
auch von der besonderen Art
die Intensität:
Temperatur
Dnick
Spannung
Kraft
{Chemische Intensität
Chemisches Potential
Elektrisches Potential
Geschwindigkeit
die Capacität:
Entropie
Volum
Oberfläche
Abstand
Masse
Elcktricilätsmeiige
Bewcgungs grosse.
Vorgang nicht umkehrbar, so kann wenigstens die Wi»«''
Temperatur x Entropie dargestellt und überhaupt i'i''''
die vom augenblickliehen Zustand des Ki'>rpers allein unl ^
des Ucbcrgaugcs abhängig wären.
[Kiipr(;i>tik
— 177 —
KiitltiiKiiiiiK]
Oii' (hi;riiio'lyiismische Kiclituiig Ocr Energetik hitt iiussor in diT Würmclliuorii' und Wüthil'-
tvchuilc ein durchgearbeitetes iiebiet der Aiiweiidiiiig besonders durch Gibb.s io der mathe-
miitisehcii L'nlersuehuiig chemischer Vorgänge gefunden.
Der Anspruch der Energetik, dass sie die Mechanik als einen Specialfall umfasse, sowie
die besonders entschieden von Ostwald vertretene Behauptung, dass die mechanische Well-
nuschauung von der Energetik iibonvunden werden müsse, hat lebhaften Widerspruch erweckt,
der 189,") auf der Lübecker Naturforscher- Versammlung durch Boltzmann'.s Auftreten gegen
Osiwald und Helm ;:u heftigem Aasbruch kam. Wiedemana's Ann.ib'n der Physik und
Chemie. Bd. 57 und 58.
HELM.
EüK^steiB) BiiJ im Kanton Büni. 71)1 ni bor.h, »olt Atta M. Jsürliundcrt brkinnt. l)io tn KolilvnsUur» anii". crillgn
Eisrniiuell» (O.OI'.IU Eisun-, 0,4 Calelnm-, O.IKttt Magnoiiuiiihiearlioiiat) wird lu Trink- nn<l Bailoliurou T»rwan<lt.
W.
EnKhiPn-1e8-Bain8, Llcim- KUiII m iln Nlh« mn Parin, üO m hocb. Di« I) 8cli«erelkalkqiii-llon ü« Ort»« »ut-
^^- li.iU>'u u.ui.M liis il.04«:l äehwnroIwuternloH'. O.lsll )ii>i 0..')2M kohlcnnarim nnd O.löiM liis Ui^aSi (ichwrrelMnren
^^B Kallc. Da» Wasser wjnl. i;rwölinlieti mit Mileh rormifiobt, petrunken nnil za Bailem. Douobon, Inhalationen bennttl,
^^B ancb versandt. E« Kiebt dort femer eino WasserbeiUriütalt. Saigon t. Jan! bi§ 1. October.
^M \Vl)RZBUK6.
^^Znophthalmus ist ein Zurückgesunkeusein des Bulbus. Er entsteht auf Iraumatiscbom Wcgu
durch narbige Schrumpfungen in der Orbita oder durch Fettscbwuud und ist demgemäss der
Therapie nicht zugünglieh. Recht häulig ist gleiclizeitig das Sehvermögen hochgradigst altcrirl.
£n8fttai'* V.>fi L i II II !• eiiif'rulii-te R)'/i>irliniiiij: der {'irniipc der Hflbwerllilien, I r i d a e,* ue •.
M.
CillUlUA Adiiii... Pllaiizt'it^attqiii; aus der Ordnung der l.e ^ ii lu i ri <j ^ a»- *. Kala, der X i mu > a c •■it***. MeinI Klutter-
•itrUtieher tnil zweijnchiK-geflederten Bliittern, deren Ficdem je nach der GrAsäe der Fiedcrclien mehr oder minder
r-ahlreirlte Fiederblftlteben traiten. Die in quer« (jtieder xerfallenden Hnbien Itei einigen der 10—12 Arten »ehr
)Crufi!*. In Ameriku, A^ien. Austniljen nnd im trupi»chen Aftika heiniiseb. E. .«eanden.^ Bentlt. (= E. Oiga-
iMihinm |iC., E.Pnr^aetha DC. Mimo>ia scandenf Sw.) mit «ehr grusnen Hülfen. ra»t in allen TropenUndorh
eingehDrgeil. Die Samen dienen in Indien als Fiebermittel; gerüstet bind sie esshar (MakvBohnen).
U.
Eiitliindninr. l'ii" nnnnale (ifburt i.st ein pliysiolnirischi'i' Vörjcnnji und bi^iiarf al.s srilchur
ki'iinr Hcliiiiiiliuii;;. Nicht.>s(l<'.sto\vi'iiip'r kiiniiun selbst unter ganz iii>rni:ii<'n Vcrliält-
I iiisscii bei jeder Kntbindnnfr iiiKM-wartete Zft isrhonfillle einticten, die eiae s.ichfjtenifisse
L iA'itiin^ der (ii'lairt erfnriiern. und vor .Vlleni: es kiainen sejb.st n.ich ffiniz norm.-ileni
^K Verlauf im W<iclienbptl sclnvere Krkrankun;;en erfoljreii. die (l:is Letien der Mutter
^B ;;efttlirden. I'iese Erfnlirnnpen zwiiipen uns, wenn irgeial iiir>g;lich, bei jedei- (5i'bnrt
^B büstiintnte Viirsichtsma.is.srt;gelti zu üben. Grösstniriplieh.ste J^auberkeit und FernlniltUMf;
^B ;tller infectiö.si>n Stoffe bilclen da.s H.inpterforderniss.
^H Kin lauwarmes Vollbad im l{<-piim der Welienthatigkeit und saubere Leib- und
^B Bettwäsche ebenfalls beim Besdnn der Geburt genügen der ersten Knrdernng. Nicht
^H so leicht, ja inanelimal sogar unmöglich ist die sichere Venneidung einer Infectinn.
^B l>er langjährige Streit, ob der (ienitalranal der Frau pathogene Keime beherltergt
^B oder nicht, nb also eine sog. Selbstinfectinn möglich ist oder nicht, soll liier nicht
1^ erörtert wi'rden. Lnserer Ansicht nach ist diese Frage noch lange nicht ent.schiedeti
und wird .so lange unentsciiieden bleiben, als wir über das Zustaiidekojnnu'n eini-r
Inlection, oder über das .\u.sbleiben derselben trotz .\nwesenheit ]>ath(igener Mikro-
orgjiiiisinen, nncli nichts wissen. Für den Praktiker re.sultirt hieraus, d.a.ss er deu
lienitalcanal der Frau bei jeder Fiitbiiuhmg bezüglich der |)esinfertiou ausser .\clit
Uissst, und dass er nur eine Desinfcction der eigenen Hiinde und Instrumeute und
eine Desinfection der äusseren Geselilechtstheilc vornimmt.
nie Vorbereitung zur(iebnrt beginnt mit der Kntleenmg von Hiase und Mastdarm.
Nach derselben werden die äu.ssereti lie.schlechtstheile, der Bauch und die Oberschenkel
mit Wasser unil Seife und n.achher mit .Subiimatlösung gewa.sclieu. I>ann wird n.icii
Mesiufection der eigenen Hände mit Wiussier und Seife, Alk<diiil iiml Sublimat die
äussere Untersuchung der Kri'i.ssemlen mid endlich nach nochmaliger Iiesinfection der
Hfinde die innere Untei-snchnng vorgenommen. Man kann die neuerdings auftimchi'n-
deu Kmj)feh hingen, eine Geburt nur durch üiissere Untersuchung zu leiten, itein
Praktiker nicht rathen. Denn abgesidien davon, das,s er die äussere Untersuchung
früher nicht ausreichend erlernen konnte, würden selbst dem Geübtesten manches
enge Becken inid manche fehlerhafte Ivindesl.'tge entgehen und er würde hierdurch
der Kreis.senden mehr schaden, als durch eine innere Untersuchung. .Ja man miiss
sog:u- Eiagcn, die Furcht vor einer Innoren Untersuebung ist recht sehr übertrieben,
0. Llebteteb, Encjiklopaodio. 11. Band. ^^
[KiitliiniliiiiK
— 17H -
r.nlbiiau
vtir.'iiisp'sctzl (lass keine Vcrlelzuiineii hei (ici"sell>*»ti gesot/.t wenh'ii. Wir i'iimf.S
(leiniiach in allen Fälipii eine zweite innere Untersirclinng tiarh «TfolL
spriuig, einerseil-s uiu iIm.s Kortsclireiteu einer (Geburt, andererseits um »..ai.
kleiner Theiic oder der Nabelsi-hnur sicher erkeiineu zn können. Bitie driC"
rntersiichujijr ist nur erfonlerlieli bei abnom» langem (jeburtsvcriauf. K«
vorliegende Tlieil zum ,. Einschneiden", so ist die Kreissende, ilio hisher die Rüc^
liiere eingenoniiiien hatte, auf die Seite zu lagern und der Ilanmischutz in Seit
auszuüben. Xaili dem I>uri"lilritt des vurliogenden Theils ist wieder die Kücke
einnelimcn zu la.ssen, um iiaeh erfolgter tieburt ein Eindringen von LatX in |
Uterus zu veruieideii.
Die Nachgebin-tsi)erio<ie i.^t der Natur zu iiberl.'issen; nur bei Rlutung«n
abnorm langer Kelentiou ist die I'lacenta künstlieh zu entfernen. Itn AUgninfl
genügt eine halbe Stmule zur Lö.sung iler Nachgeburt, ilie dann am btwten durrbi
Siuiften Uruck auf den coulrahirteu Uterus leicht ausgestos.sen winl. Kino de.si«
Ausspülung der Vagina oder gar des Uterus nach der Geburt ist zu unterta
Blutungen. Therapeutisch inten.'ssireii nur die ])athologischen Klutun
der Kntbiiidung, und zwar entweder die wfdirend oder die nach derselliMi
tretenden. I'ie pliysiologi.schen geringen Blutungen im lleginn der Kri'ifTniingjfiiri
das sogenannte „Zeichnen" der Kreissenden, und tlie sti'ts vorhandene Bliituu;
der Nacligelnirtsperiode bedürfen keiner Behamlhnig. l)ic pathologi.sclien Hliittii
während iler Geburt sind in den meisten l*';illen iiedingt durch einen M
haften Sitz der Flacenta im unteren Uterinsegment, also durch Placenta* |ii
Weit seltener ist die Ursache der Blutungen in der Geburt durch eine
zeitige ).iösung der Placenta bei normalern Sitz derselben gegeben. Die Gefaiwt
dabei sind gleich gross für das Kind, wie für die Mutter: für «las Kind desbalL
weil der nfithige Gasaustaasch im Uterus vermitulert oder ganz aufgehol»en wild; ft
die .Mutler, weil die Blutung meistens eine iiuiere ist und dem Unpeühti-n dort
Fehlen jeiler äusseren Blutung leicht verborgen bleiben kann. Ther.ipeutisch mi^
tirt hieraus die stricte Indicatioii, die Geburt so schnell wie möglich k"!!!»^
zu beiMideu. Deutet also ein jdöf/.licher Collaps der Krei.ssenden, eine alirnnB
Kiii|)findlichkeit des Uti'rus, eine mein' nmdi- Gestalt desselben und ein Siukrti J»
kinillicheii I lerztruie auf eine stattgehabte iuinTe Blutung hin, so werden wir unp
sjimnt bei genügender Erweiterung des f'ervi.x die Geburt durch Zange resp, W»
(lutig, im äussersten Falle auch durch Perforation zu beemieti haben. Hei nu<h p-
schlos.seneni Cervix werden wir fest tam]ioniren, oder den Cervix durch nunn^
oder iu.stnuiietitelle Hülfe wenigstens so weit enveitern, bis man mit zwei Fii
eingehen und die coml)inirte Wemlung ausführen kauTi, Nach herabgeholtem
hat man an diesem die Handhabe, tlie Kxtraction uii'iglichst bald anaii
Die Blutungen nach (ieburt (h's Kitides stammen entweder aus Zerrei;
Weirhtheileu, wie Uterus, ('ervix, Vagina, Damm, Clitoris, oder sie entstehen bei
h.ifter Liisung der Nachgeburt, odiT endlich s'u- sind tlie Folge einer Utenisatow
nach Ausstossung der Placenta. Die Blutungen wird tnan am be.sten propb^Ul'
tisch behandeln diu-ch eine sachgema-sse Leituuf: der Naehgeburt.sporiode. B* "k*
nicht drinirend genug ln'toiit weriien. gerade in dieser dritten G<?biirt}.neriode J*'
Natur freien l>auf zu la.sseti. Das sofortige Betasten und Kneten des Utenis plci/l
na<'h der Geburt des Kindes ist eine leider so eingewurzelte imd ininier und im»
wieder geübte Unsitte, dass man Hiebt genug dagegen ankämpfen kann. Nur in»
eine einzige Pflicht hat man, den Stand des Utenis nach der Entbindung etwa il^
ö Minuten durch sanftes Nachfühlen (nicht Kneten) zu controliren: t<>toht er oittt
inelir als handbreit oberhalb des Nabels und blutet es nicht nach au^SMen, so «rf
man jede uunüthige Benihnuig des Utenis unterlassen. Anders ist die Sache, «t«
es stark nach aussen blutet und wenn der Uterusfundus .am Rippenbogen steht. &*
hat mau durch Beiben des Uteriw eine (Jontractiou desselben anzuregen und e\entu''l
durch ein sachgemiisses .Xnweuden des C rede "scheu Haiuigritfs die Plnceiita tu '«'
lernen. tJelingtdies nicht und blutet es weiter, so ist dir- manuelle Lösung der NV»
geburt iiulicirt. Nicht zu vergessen ist als Ursache einer Piaceiitarretentiou <lie sork
gefüllte Harnblase! Die atonischeu >'achblutunf;en bek;irn)iff man durch Ma.s.s.igi' 'l"-
Uterus und sorgfültiges Bewachen desselben, durch suHcutaue Ergotineinspritiuuf"'-
durch heisse intrauterine Ausspülungen mid im Notlifali durch eine T.amponade der- 1 >**
t^lltlMIKlllll?
Kiilhiinliiii^]
I
I
null iltT V;if;iii;i mit Jodoforingiizu (»ItT storiler Watte (uTado (li<j li'tzti' Hf-h:iiHlliiiigs-
wpise ist ('i)j fast soiivcraonos Mittpi, mit (icrn iiiuii nicht ullzU liiiif^o \v:irtiMi sollte!
Lilhmiin^en. Die nach Kiitliiiiilnns'^n auftreteinleM l,;Uinuni;;on, die .-»in hiiiifipsti'ti
tl.-is (icbii't (los .Nervus iKToiimis ninl tihialis betreffen, sind Dnu'kliihniunjjeii, herbei-
•refiihrt entweder allein durch die Wehenkraft vom kindlirhen Schädel, nder, was
hiinfijier ist, rlurch .\nk>frim(j der Zaufre hei am Beck<*neinf;ang feststehendem Kopf.
.Man wird daber der.irti;:e l,rihnnin(;en. die in den ersten Wochenbettstagen aufzu-
treten pflegen, :tiTi erfolgreichsten |)ropliylaktisch bekiim|d'en durch richtige I<eitung
der Geburt. Ist aber eine Lfihinung eingetreten, so bi-handelt man diese mit Mas.sage,
Klektricitilt und Bildern. Wichtig ist für den Praktiker die frognose: Ist die clek-
trisdie Krregharkeit der betreffenden Muskeln nicht stark hendigesetzt, so ist eine
baldige Genesung zu erwarten: besteht partielle oder gar complete Kntartuiigsreactinn,
so ist eine lange bestehende Liihmung zweifellos.
K.vtreniitiltenvorfall. Uas Vorfällen von Kxtremitäten ist ein im Ganzen
seltenes Vorkommniss. Am h.'Uiligsten bt>obachtet man es bei früh ahgeslorbeni'n,
macerirten KriichtiMi. liier aber bilden die vorgefallenen KNtreniit.'iteii kein Gelturfs-
hinderni.ss und bedürfen keiner Hehandlung. Solche Kinder werden siiontan geboren,
gleich;rültis in welcher l-;ige sie sich beliiiden. Andei-s gestaltet sich die Geburt, wenn
bei reifen lelieuden Kindern ein Vorfall von l-lxtremitJiten statthat. .Meist findet sich da
der vordere Arm vorgefallen, üeim normalen Becken ist das selten um) kommt mtr vor
entweder bei ungewöhnlich reichtichem Fnicht>v:wser, oder nach Umsvaudhtiig einer nr-
s](rnnj;lichen Schräglage in eine Gradlage. Beim verengten Becken nniss selbstverständ-
lich ilas Vorfallen von Extremitäten hilnfiger sein. Die ßeliandlung derartiger Fälle
richtet sieh danach, ob der Kopf noch beweglich im oder über dem Beckeneingang
steht, oder «b er bereits in's Becken fest eingetreten ist. Im ersteren Fall himli-rt
lue vorgefallene Extremität den Kopf am Flintreten und man hat liaher das fliiider-
niss durch manuelles Keponiren tier Kxtremitjit zu beseitif;en. Steht die Blase nodi,
so ist dieselbe nach der Reposition zu sprengen und der Kopf von aussen auf den
Reckenein «lang zu pressen. I.';t das Becken aber so eng, dass voraussichtlich <1it
Kopf doch nicht in dasselbe eintreten wird, so soll man sich mit der Reponinmg
der Fvxtremitüt nicht aufhalten, sondern dieselbe anschlingen und die Wendung machen.
Im zweiten l'all, wenn neben dem fi'st im Becken stehenden Kopf eine vorge-
fallene Kxtreraitiit sich findet, so kann man bei guten Herztönen des Kindes ab-
warten, ob nicht doch das Kind sjmutan geboren wird. Meistens aber ist das nicht
der Fall und man ist genfithigt die Geburt durch die Zange zu beenden. Natürlich
wird das betreffende Blatt der Zange zwischen Kopf uiul Extremitiit voi-gesidioben.
weil sonst die letztere leicht brechen köimti». Ist das Kind bereits abgestorben und
die Zangenexti-action eim- sdiwierige, so soll man mit der Perforation des kindlichen
Schädels und späteriT Kranioklasie nicht zaudeni.
Die Narkose bei normalem (ieburtsverlauf ist mehr eine individnelle IJeb-
haberei, .'ds eine wii'kliche Therapie. Es bleibt dem (nitdiinken jedes GeburtsIieH'ers
überlassen, am Ende der Austreibungsperiode, d. h. dann, wenn der Kopf durch-
schneidet, eine leichte Narkose einzuleiten oder nicht. Die Wirkung des rhhn-olorms
auf die Wehenthätigkeit ist eine sehr verschiedene; meistentheils wird mau eine ge-
ringe .\bnahme um! ein selteneres .\uftreten der Wehen constatiren- können; in
anderen Fällen aber, zumal bei sehr sensiblen Frauen, wird tlie Bauchpresse nach
An.s.srhaltimg des Schno^rzes durch <'hlorofonn stärker und die Gehurt schneller be-
endet. Man sieht sehr bald nach Eiideitung <ter Narkose, wie diesellie auf die Wehen
wirkt und winl hiernach sein weiteres Handeln einrichten. Directen Sciiaden wird
man mu' «lann durch die Narkosi' anrichten können, wi'im mau zu früh, also vor
ilem Einschneiden des Kopfes, chloroformirt un<l die Geinirt dadurch uiniöthig in die
Lunge zieht. 'rhera|)eutisch kommt die Narkose in Betnicht bei sogi'iunmten Krampf-
wehen, d. h. bei dauerndem Contractionszustand des Iti-rus ohne ]ieriotlisclie Er-
schlaffung. Hier wirkt das Chloroform, eben.so wie Morphium untl f'hloral. günstig
auf die Wehenthätigkeit ein. Die Narkose als Beliandluug der Eklampsie ist jetzt
mehr und mehr verla.sseii wegen der schädlichen Wirkung auf die .Niereu. Bei allen
pathologischen Geburten, die ilurch operative Eingriffe beendet werden müssen,
sollte man, wenn irgend genügend Hi'dfe zur Hand i.st, stets die Narkose einleiten
und zwar oine tiefe, zumal bekanntlich gerade von Kreissenden d.'ts Chloroform am
besti-u vertragen wird. Man beseitigt hierdurch uidit tmr den oft sehr erheblichen
Vi"
[Knibiiiiliiiifc
IKO —
Knlpro|tli
S<-liiiifrz, sondern iTliMcfitrrt. vicb aufli il;is ( »pcriri'H, liisomlcrs
düngen, ganz ausseronlfnllich.
lM.ri
Eut«ritl8 menibranacea. Diose von Nothua,i;el (/olica niucosa, i^chleinikoBk. fl
nannte Krankheit, liestfht in i-ipienthüinlichcn. aiifallsweisc aul'tr<'ten()oii, ki>Iil£afiiiB
Schmerzen inv Atidnnien, die anfhCiren, sobald ei^reiithümlich geloririt«-, handiDM
oder rf'hrenRVrniige Sehleimniassen ans dem Uann aiisgeslossen .siinj. Dirsf <m
ineist von seh leimiger, selten allmminnider, fast nie (ibrinöser Bfscli.-ifffnbeii. H
hSufiger bei Frauen als bei Männern vorkoinnn'nde Hrkrankuii!; ist von horhgn^fl
Nervosität sowie von ehroniseher Obstiiiation tiegleilet. Ks treten pornnwB
Sehmerren im Colon descendens und Colon transversum anf, die in das fihrigrjfl
dornen sowie in das linke Hein ausstrahlen. l>ie Betastung des Colon deswwkn
ist in solelieu Fällen oft sehttierzhaft. Da nieht immer ein erkennbarer l>anukatxii1
vorhanden ist. so hat niaii das Wesen ih^s Processe'i als eine Seoretionsnennv« '< I
zeichnet. I>ie Behandlung der Krankheit ist dieser Auffassung ontsproch«-nr| in tel
meisten Fällen, d. h. in denjenigen, in welclierr niefit ein vorhandener wirkiidfl
Katarrh eine s|)ecielle [ndicaliou für die Tberajiie abgiebt, einmal frc^ren «iaii (inM
leiden, die allgemeine Neurose, sowie pegen die ibronische Obstipation, sodann prs«!
den .Anfall selbst ?.ii richten. Die Behanillung der allgemeinen Neurose erfolgt ii>i I
den lie;:eln mit bydrotherajieulisclier, lialnenfhrraijeutiscber, medicamoutAser llfhurf-
lung, (iymmustik, Massage und HlektrieitHt. liei der IJeliandhmg; der cLrnni«rku
Obstipation konnnen .'msser den gewühnlirhen .Mitteln die Fleiner "schon Ot*lklj3ifl
in Betracht, hi denjenigen Fallen von Knteritis niembranacea, in welciien (H
Fnteroptnse' besteht, empfiehlt sich das permanente Tragen einf^r ^ut sitzenden Lm
binde. Im .Vnfall selbst suche man entsprechend der Krfnhnmg, clas-s die Srbmenfl
mit der Fntleenmg der Schleinuuas.sen aufhören, die .•\ussto.ssung der Scldoimg^ill
zu l)eschleuuigeu und zwar dinvh Heiniguugsklysmen mit ü,»)proc. Koch^<,'^lz-L■)sull^. «■
Seifenwasser, mit Iiiciiiusölinischungen. mit reinem Olivenöl, S&s.-iniMl oder I>'iM
(iegen die Obstipation wühle man nur die milderen .Abführniittcd und gegen 41
kolikartigen Schmerzen wende mau heis.se Fmst'hlrige, Kataplasmen, iiuterlich (';iflM
uativ a an. Von Narcoticis verdienen be.-iomlers die Knca'in- oder Co<'aTn-Snppn>.itonft. '
dann d.as Kxtractum C.inuabis indicae [ler os oder .ils Suppositnriuni eine Kni|»f''liluK
In ganz schweren Ffdleu wiTide man ^(orphium oder he.sser 0|Hnni an, das die jtir»-
Peristaltik nicht in sn hohem Gr:ule lähmt. Dii' locah' Bi'liandhing mit .\rgi-nm»
klysnn'ii. Taiininklysmen hat wohl seifen und wohl nur liann, wenn I'arnikatarrh '^■•
stand, einen dauernden Erfolg. Leider ist die Behandlung wenig; anssiehtsvell'. -
gelingt oft nur, die hervorstecheudstiMi Synrptonie für eine Zeit lang zu he.seili;^
STHAI'.SS.
Eiiterol. Mit dem Namen Tiikrcsol* Ist ein Gemisch bezeichnet worden, das die drei iwin^
Krcsole' in chemischer Reinheit enthält. Ein Tribre.sol, in welchem sich die drei UMravr.
in (Icrselbou procenlualen Zusammensetzung litidcii. wie sie bei der Darmfaulni.ss aiiftnc
wird Enterol, Darraöl, genannt (Foss). Es ist in Tagesdosen bis zu 0,001 un^ftig, iBsK»
dere ist Nicrenreizung nieht beobachtet werden. Im Darm zeigt es atitiscptische Eigeiii.ih.itV
auch hemmt es die Harnfauluiss. .Angewandt wird es als inneres Antiseplictim bei Erkr»
kungen des hite.stinal- und UrogonitaHractus.
Dosis 0,0002—0.001 (1—5,0 einer 0,02 proc. Lösung in Wasser) j>ro die, des Qblco li~
ruehs wegen in Pillen oder Kapseln, zweckmässig in Verbindung mit Ahführrnilteln.
JACOBSOX
Eiiloroptose, Glenard'sche Krankheit, ist ein» Erschlaflung der Bandajip.trate ik
rnterleibsorgane, im Besonderen des Magens, der Däriiie, der Xii.Ton und der Mili.
weldnr zu einem Tiefstand derselben fiihn. Hifrdnrch wird eine f{oihe von P*
.scliwerilen hervorgerufen, welche theJIs durch die veränderten ( ■irculationsViedingun?'
nml ihre Rückwirkung auf die secretorisclien Elemente der Schleimhaut und ir
Driisenparrnchyms bedingt sind, theils durch meehaiiischen Dnn-k und Zerrung »«-
gelöst werden. Im .Mlgemeinen setzen sich die.selbeii demgemäss /usanim(-fl a-
ilyN|)eptiseheii Beschwerden directer Art und .-ms m-rvösen Sym]»toinen localcr u»^
allgemeiner Natur. iUe (ibje<'tive rutersuchuug ergiebt eine mehr oder woniger statt'
Yersrhiebbarkeit resp. Verlagerung einer oder heider Nir'ren, eim-n Tiefstand ih
.Magens, Gxstrnptose, und Tiefstand der Leber uml des (Jiierdarms, wahrend 'b
dünnen DSrnie weit in das kleine Becken herabgesunken sind. Diose Verlagert;
kaini entweder die Folge vorausgegangener eutzüiullicher Processe sein, daurt g>*lK>^
Sntoroptoso
— 181 -
Eiituzucnl
I
sie aber nicht /,» (li'ni (_i lenarcrscluMi !S\inptntiR'ncoiu|)lcx, oilfr sie ist nliiic jede
greifburc Urs:icliP, jedenfalls iiiclit in l-'iilfcr' n;icln\eisli:irer i'ntziiitdliclK'r Vorgänfic,
••ritstnndcn. VieUndir handelt i's sich meistens um i-ine nllinäliliclu> KrschlalTnii); der
liotreffemlpii l{.ind:ii)|):iiati', dr-ren erste Ursaelie vielleielit noeh in die Koetalperioile
znrüekreiclit. Auf die enj^en l{ezi<'hunj;en zwischen ('lili»r(isc und (iastr()|)toso resp.
Knternptose hat in jüngster Zeit Meynert hingewiesen.
Pie therapeutischen Maassnaiinien müssen unter diesen Linstiindrii zunächst rein
fiusw.'Hiche sein. Es konnnt darauf an, den Hescensus der Banchorgane zu liehen,
ilen gesunkenen resp. dislucirteii Organen eine Stütze zu geben und dem etwa vor-
handenen l'rolaps der Itauchwand einen Halt zu verschaffen. l>ies wird ajn besten
durch eine Leibliindc oder eine breite, dem Unterbauch angelegte l'elotte erreiclit,
welche den Inhalt der .Mxlominiilhöhle von unten nach oben driingt, und damit
auch den nach unten gerichteten Zug der Darme mit ihren Mesenterien an den idier-
wärts gelegenen Organen, Magen. Leber, Niere, aufhebt oder verringiTt. Aus diesem
(irundb entsprechen alle diejenigen Leihbinden, welche den Leib gleichmä.ssig um-
greifen, (KJer diejenigen Pelotten, welche nur radiahvürts in die Tiefe nach Art der
ISruchbiinder auf ein bestimmtes Organ, z. B. auf die Niere, wirken, nicht der Indicatio
morbi. Am ehesten würde von diesen Kamlagen noch die sogenannte TeuffeTsche
Rinde zu gi-brauehen sein, welche in der Unterbavichgegend fest angezogen werden niu-ss.
Kwald urnl Kuttner benutzen eine oval gefornite, der EntfiTunng beiiier l'arni-
beinkanten von einander bezw. der Weite des vorderen Beckenrandes entsprechende
Blechplatte, die confonn der Oberfläche des Bauches leicht gebogen i.st und nach
innen so ausgepolstert wird, da.sa ein von unten nach oben sich verjüngender Wulst
entsteht. Auf der Aussensoite sind zwei starke Federn angelöthet. llurch Becken-
gurt und Sclienkelrienien kann die l'elotte so befestigt werden, dass sie schräg von
unten nach oben gegen die Batichwand drückt, die Bauch ei ngeweide gleichzeitig
hebt und als Stützpunkt dersellien dient. IHese Bandage hat sich gut bewährt uml
ihre Aidegung führt oft eine fast augenblickliche Lindenmg der Beschwerden lierbei,
die wieder auftreten, wenn die Bandage .abgelegt wird, j-eider ist es nicht leicht,
die.selbe bei mageren Personen gutsitzend anzufertigen, und unbeilingt nmss dieselbe
L für jedes Individuum unter Ueberwachung des .\r%tcs besonders ausgeprobt werden.
P EWALI".
KntozoSn. Die tliierisclicn Parasiten des Menschen können in verschiedenen Kiirperhöhicn. be-
.senders im Unrmrohrc, ferner in Körperflüssigkeilcii, MiLskeln. auch in sonstigen Organen vor-
kommen und gehören, soweit sie für die Pathologie Interes.sc haben, folgendun Typen an:
I. PrntüKuBii: Pftrmsit«n hda der Cla-sjw der
Aiiio*beo: Amocba coli (UyKenterip*).
HAemüniaeba (MaUria').
tiregArlnon: Koeeidicn (Lvhi^rcTiitcn *).
I n r« «oriiin : Cpr(*u Rionat> in to.t t i nal i m.
Triehomun«« vftpinalj«4^t
fnt0.>jt[nAlis.
Bttlantidlam coli.
I* I K t )i p 1 IM i n t )i m
Trxmfttitjpn:
TttAtiia tnftdMKii^cAnciiNK.
T«<inia cticninf*n'na.
Tmenia Buthrtoeepha-
I II s * 1 ft t u s.
111. N r ni n 1 h p I Uli II t h « n ;
Ni>iii.\tii<li< n; Adeariii lumtirieoidps'.
. mjiiUut,
Oxyuzin' rermieiilmrl».
EiistmnifyliH ttig**:
I>ucliniiii5 duodcnati<lAii-
RhyloätoiuijiftiB*).
Triehu«rpbklnf' üldpBr,
Trieb in 4* üpi rftli^.
FilArtassn^uiiii» bnniini«
f Filarie*- Brkrunknn|{).
Kilaria difdiui'iüfiü, Otiiupitwitriti.
Ati|;uillulu inteMUiiali!*.
RbAbilitin üiorMiuliii.
Arthrupüllcn:
Sitroofites iioabiei (Krltu*).
und «war;
hiiitoma bi*[iatit!itm.
I>[st4>iiid eruiiiuRi.
D i fl t u m a I li II (1 n r> 1 a t II in.
l>l«tuma oi'bthatniiibiiim.
I> IM tu 10» h ttPin nloblu m ,
Bilhan.
Cfsluden* Tavniiteuliuai i Bandwurm*).
Tapntamodiucauellata f.
saginata desKl.
Tavnia ecUinoeoeona
tEebinukokkoo-Inffction'). IV.
Tiipnia nana.
Tufnia Oavopuoetata.
Diese Entiizocn spielen in der menschlichen Pathologie eine sehr verschiedenartige Rolle,
welche im Wesentlichen au/ zwei Factorcn zurückzuführen ist. 1. auf den .Ansiedelungsort
dua PariLsiten im menschlichen Körper, 'i. auf die biologischen Eigenschaften desselben.
Die Schwere des Krankheitszustandes ist in Folge dessen bei den verschiedenen
Kntozoenarten äusserst verschiedenartig, und zwar giobt es zunächst eine ganze Keihe der-
selben, welche als völlig bedeutungslose Schmarotzer anzusehen sind, die irgend einen
nachweisbaren schädigenden Einlluss auf die Oekoiiomie des Körpers überhaupt nicht haben.
Hierher sind die Infusorien zu rechnen, welche besonders im Darm und Yaginalschleitn
vegetiren und, soviel bis jetzt bekannt ist, keine pathogene Rolle beim Menschen spielen.
Vereinzelte Befunde von Monaden in der Blase, im Inhalt putrider Massen bei Lunguu-
gnngraen und jauchiger Pleuritis haben bisher nur die Bedeutung aocidentcller Veruiireiui-
[Entozoen
182 —
•awfl^^^ I
gungen, ohne pathologisches Interesse. Audi gfwiss(3 Helminthen, wie Trichocepbali» üfs I
scheiaeii keiuen weseiillichun Eiofluss auf das Beriudeu auszuüben. I
Eine /.weite Reihe der Entozocn Lst dadurch charakterisirt, dass die Würmer dsü I
ihre Ansiedelung beim Menschen /.war gewisse Krankheitserscheinungen hcrvorruftu. d.ia(i»l
aber theils geringfügiger, theils localer Natur sind und der Gcsammtorganisnius nicht in t*m
leidenschaft gezogen wird. Hierher sind besonders Distoma' hepaticum und lanceoUtinl
sowie Coccidium oviforme zu rechnen, welche beim Measohcii selten iu dffU!«'!
vorkommen und manchmal symptomlos bleiben, in anderen Füllen mehr od« »fwrl
.schwere Lebererkraukuugen bedingen kiinnen. Hierher gehört ferner der bei uns hiutii •« I
klemmende Madenwurm, Oxyuris* vcrmicularis, dessen Hauptsymptom Jucken am .Vfta* I
Bei der dritten iiruppc zeigen sich die Entozoen als echte Parasiten, welrlit ti»i I
nur auf Kosten ihre»« Wirthcs leben, sondern das Dasein desselben zugleich in vrrvri i I
artiger Weise gefährden. Verhiiltnis.smässig gut bekannt ist in dieser Gruppe die Wirk :„. I
weise der verschiedenen Blutparasiten, von welchen die Qaomaniocba (Malainfiirni I
Plasmodium mal.iriac, Laverania) die rothcn Blutzellen direct vernichtet und .somit zut Ank» I
führt (Malaria"), wälireud Distoma haematobiuni (Bilharzia* haematobia), »owie Fi!«.'' I
sanguinis hominis vorzugsweise die BlutgcriLsse schädigen und A n k ylostomum (i«' I
dennle* durch dircctcs Ansaugen von Blut aus der Darraschleimhaut Anacmie h'-rvi^ ü I
Vielseitiger und schwieriger zu erklären sind die Symptome, welche unsere g>!» tml I
Eingeweidewürmer hervorrufen. Verhältnissmässig gutartig ist die Taenia* echirn' I
welche selbst bei der Bildung grosser Geschwülste den ticsammtorganismus sehr wenij: ^-l y' . I
sondern wesentlich durch ihr locales Waclisthum, Terforation in Nacbbarorgane und die gn-jn I
KürperLöblen etc. (ief.ihrcii bedingt. Dagegen bedingen die Taenin saginata und Tuns I
holium ebenso wie auch die Askariden* schon durch ihr Schmarotzerthum im Dafiijr :; 1
reiche Krankhcit.serscheinungen, wie Anacmie, Gefühl von Druck und Vollsein im li!:- I
Hcisshungcr. Verstopfungen oder Durchfälle, besonders aber bei Kindern und n^ r; -t: ' I
wachsencn .schwere ."Symptome von Seilen des Centralnerveiisystems. wie Krämpfe, cli ••■i i 1
Zustände, Taubheit etc. und hierzu kommen dann noch bei der Taenia sulium uni'.r l- I
stindcD die localcn Erschcinwngeii, welche durch den ausgewanderten Cysticercus' c lli I
losao in den verschiedenen Urganen bedingt werden. Leber die eigentliche Kntt('!i"'r I
Ursache der Allgemeinsyniptome beim Vorhandensein dieser £ntozoi:u hat man ln-i. I
keine volle Klarheit. Zweifellos usurpirt der Darmschtnarolzer einen Theil der eng' . 1 I
Nährstoffe zu seinem eigenen Kiirperaufbau und schadigt damit die Ernährung sein'-' V\ ^. 1
Ausserdem spielen wahracheiullcb nervöse RcizuDgeii bei diesen Syinptomen eine *■ ' 1
von den grossen Unterleibs-GcDecbten relleclonsch auf verschiedene Theile A^ 1
uerveu-systcms übertragen werden, und als driües Moment kommt .schliesslich die .^i ,, I
iu Betracht, dass die genannten I'arasiteu durch ihren Stoffwechsel, vielleicht auch durch f 1
legcntliches Absterben und Verwesen, Giftstoffe produciren, welche vom Darm aus reviii.' |
werden und auf das Centralnervensystem, ausserdem auch auf die blutbildenden Vti: i-
digcnd einwirken, was besonders für jieu Bothriooephalus' latus wahrscheinlich gew.rJ'
Wiederum in anderer Weise wirkt die Aiiguillula stcrcoralis und intestuii
welche durch Erzeugung schwerer Diarrhoen in tropischen Gi'genden (Cochinchinadiarrho'.- >- 1
mälilich fortschreitende Anaeinie und KacKeiic bedingt und die Amocba coli, welche durtJ
ihre Ansiedelung iu der Dickdarmschleimliiiut dysentciiselie ticschwüre (Dyseuterie*) mit4llfi]
Folgeerscheinungen bewirkt und .schliesslich die Trichina* spiralis, welche bei massenhiAir ]
Invasion die Erscheinuiigcn cinec acuten liifeclioiiskraiikheit hervorruft.
Bezüglich der Therapie ist zu berücksichtigen, dass bei einzelnen Ento3so<:a wie bei dn
Imrmlosen Infusorien von einer Behaiidhing überhaupt keine Kode ist, und dass bei and'T'ü
nur dann eine Therapie einzuleiten ist, wenn sie zu deutlich nachweisbaren Krankheit-.--
ständen führen und die Diagnose sicher ist. Hierher sind besonders die erw.T,hnteu An*i.';-
lungen von Koccidien und üistomen in der Leber zu rechnen, welche in seltenen Fäll>Tr
stische Geschwülste bilden, deren Natur durch eine Function und mikroskopische l-r '
suchung des CysteninhaMcs erkannt werden kann. Auch der Befund von Distomen in
Facces, mit denen sie iifters entleert werden, kann znr Diagnose führen. Die Entfer;: .
dieser Parasiten kann spontan durch Entleerung nach dem Darm erfolgen oder opcratii I'
wirkt werden, wobei dann die für die Operation der Echinokokkengeschwülste gegebenen K»-
geln in Anwendung kommen.
GBAWITZ.
Entropie. Sadi Carnot hat 1824 wichtige Sätze über die Wirkungsweise der Dampfmisiii
.lus dem Princip hergeleitet, dass die Wanne von selbst nur aus höherer zu niederer Ter
ratur überzugehen vermag. Nachdem Clausius und Thomson 1850 seinen Gedankf nr" .
mit dem inzwischen entdeckten Energiegesetze in Einklang gebracht haben, stellen sicli ■'<
Hauptzüge der so erwachsenen theoretischen Untersuchung in lolgcuder Weise dar.
Von der Wärme ^o. die .lus einer Wärmequelle von der Temperatur »Vo (bei der Ihnti
ninschine aus der Kesselwand) in einen Kühlraum von der Temperatur iVo (bei d" '
maschine in den Kondensator oder, wo dieser fehlt, in die freie Luft) übergeht, kam,
in mechanische Arbeit (bei der Dampfmaschine im Arbeitacylindcr) umgeformt werden. 1">'' J
[Entropie — 183 — Entropie]
möge in der Weise geschehen, d.iss der die Wärme theils überführende, theils in Arbeit uni-
•wandelude Körper (bei der Dampfmaschine der Dampf) einen Kreisprocess ausführt, d.h. in
seinen ursprünglichen Zustand zurückkehrt (wie der Dampf in einer vollkommen geschlossenen
Dampfmaschine), sodass kein Theil der ihm als Wärme zugegangenen Energie in ihm als Be-
staudtlieil seiner Eigenenergie zurückbleibt. Am meistcu wird umgeformt, wenn der Wärme-
übergang umkehrbar erfolgt, d. b. in einer recht- wie rückläufig ausführbaren Weise, und
zwar ist es dann gleichgültig, aus welcher Substanz der die Wärme fiberführende und dabei
Arbeit leistende Körper besteht: der in Arbeit umgeformte Bruchtlieil von (V« ist dann bei
allen Sub.stanzen der gleiche. Lst also Qu die iin den Kühlraum abgegebene Wärme, folglirh
Qo— Qu die in Arbeit umgeformte Wärme, so ist bei allen umkehrbaren Kreisprocessen der in
Rede stehende Bnichtheil
Qo-Qtt
Qo
von gleichem Betrage. Das wird dadurch bewiesen, dass man zeigt, wie das Gegcnthcil stets
zu einem Widerspruch mit dem eingangs erwähnten Carnot'.schen Prineip führen würde.
Nun lilsst sich dieser Bruchtheil lür eine gewisse Substinz angeben, nämlich für das voll-
kommene (ias. Indem man der bei allen solchen Gasen gleichen Wärmeausdehnung mit dem
AusdchnungskoefticicMten - — durch Einführung der .sogenannten absoluten Temperatur Kech-
nung trägt und als die absoluten Temperaturen für die Wärmequelle und den Kühlraum die
Zahlen 273 + >% — #o und 273 + *u ■= #q einführt, findet man, dass ein vollkommenes Gas,
wenn es Wärme zwischen diesen Temperaturen überführt und dabei Arbeit leistet, selbst aber
wieder in seineu ursprünglichen Zustand zurückkehrt, höchstens den Bruchtheil — - — der
Wo
aufgenommenen Wärme in Arbeit umformt, bei jedem nicht umkelirbarun l'rocess weniger.
Somit folgt für alle Substanzen
• \ Qo— Qn ^ Ba—m
und zwar gilt das Gleichbeit.szeichen für umkehrbare Processe.
Da wir hiernach nie im Stande sind, eine gebotene Wärmemenge Qo völlig in .Arbeit um-
zuwandeln, sondern ein Theil als Wärme abgeht, wenn der arbeitende Körper in seinen An-
fangszustand zurückkehrt, oder, wenn die» nicht der Kall, auch noch in der Eigenenergie des
Körpers angesammelt ist, so ergiebt sich, wie Wilhelm Thomson bemerkte, dass die
Energie im Laufe des Naturgeschehens allmählich mehr und mehr in Wärme
übergehen muss. Wenn man sich die Wärme nach mechanischer Weltanschauung als Be-
wegung der Rörperatome vorstellt, kommt man zu der Ansicht, dass allmählich die Energie
der grösseren .sichtbaren Massen in Energie kleinerer und kleinster Theile übergeht. Dies
Ergebniss der Theorie i.st Dissipalion, auch Degradation der Energie genannt worden.
Von der mathematischen Beziehung 1) gelangt man andererseits zu dem I8ß4 v^m
Clausius eingeführten BegriiTe der Entropie, indem man sie zunächst umrechnet zu
Qn > Q?. *
nn ~^^ tfo
oder auch
^ + (- 0^) < 0
Es lässt sich dann weiter zeigen, dass auch, wenn mehr als nur eine Wärmequelle und
mehr als nur ein Kühlraum vorhanden sind, immer
2) i'*^^0
i.st, und zwar hat man in dieser Summe alle vom arbeitenden Körper aufgenommenen Wärmen,
wie Qo, positiv, alle abgegebenen, wie Qu, negativ einzuführtm.
Führt man nun irgend eine Substanz aus einem Normalzustände A in irgend einen an-
deren Zustand B auf umkehrbarem Wege über, indem man ihr Wärme und Arbeit zuführt
und entzieht, so wird <li(; mittelst der Temperaturen der dabei benutzten Wärmequellen imd
Kühlräume zu berechnende Summe 1'{Q:0) einen Werth S ergeben. Führt man hierauf die
Substanz auf irgcud einem anderen Wege .lus dem Zustande A in den Zustand B über, so
wird die für diesen anderen Weg gebildete neue Summe 2'(Q:W) wieder den Werth S liefern
müssen, wenn der zweite Weg auch umkehrbar ist. Denn lä.->st man ihn rückwärts durch-
laufen, so schliesst er den ersten Weg zu einem Kreisprocess, für welchen nach Gleichung 2)
die Summe 0 sein mu.ss. Es ist also die Zahl S eine dem Zustande B cigenthümliche Grösse,
etwa wie das Volum, das die betrachtete Substanz in diesem Zustande besitzt, eine Grösse,
die unabhängig von der Art, wie der Zustand B hergestellt wird, sich immer wieder gleich-
zeitig mit ihm vorfindet. Die Grösse heisst Entropie der Substanz in jenem Zustande.
Führt man ferner den Ucbergang aus dem Zustande A in den Zustand B auf einem nicht
umkehrbaren Wege aus, so wird die für diesen grbildetc Summe i'(Q:W) kleiner .sein müs.scn
(Kntropiri
1H4 -
Gntwöhnun^anawüii
als S, weil »ie durch den eben boli.niidellcn Rückweg 211 diiem uicht utiikcbrbartc UH
process geschlossen wcrdeii kann. Nun ist aber die Summe i'CQ:©) gleich Null, •ma itl
Ucbergang AB ohne Wiirmezu- und -Abführung erfolgt, also ist dann S <•■■}■-' ".sj»;^^
man nun jeden Antangszustand A als Norm.ilzustand ansehen darf, so g< "^^H
Satze, dass bei jedem ohne Wärmczu- und -abgang erfolgenden 1'. ... .^ l^V
Irnpiu zunimmt, wenn er nicht umkehrbar, erhalten bleibt, wenn er ualiB
bar ist. Dabei i.st aber zu beachten, dass hier n^ir von Processen die Rede ist, den» V
fangs- und Endzustände auf wenigstens einem umkehrbaren Wege iu cin.iLidrr übtTjiA;
werden können, weil liir andere die Zahl S nicht definirt ist. Solche Anfang«- und la
zustände sind aber stets Zustände der inneren Ruhe, des Gleichgewichts der Subsl&at. Diit
ist die prägnante Form, in der Clausius seinen Satz veröffentlicht bat: ^Die Eutnpit tr
Well strebt einem Maximum zu", sehr geeignet, nnbegriindcti' .Ansichten hervorzurufen. Um
wenn man auch von der Welt sagen kann, dass sie die Beiiingung erfüllt, immer von Wo»
zu- und -Abgängen frei zu sein, so zeigt sie doch als Ganzes nie einen (tleicligcwiebtsiuitiit
Dagegen ist das Gc.ietz von der Entropievermehrung sehr bedeutungsvoll g«wörd(*, »
die Richtung zu charakterisiren. in der die Naturvorgängc verlaufen, bpsoader« dir Bieha^
der chcmisclieu Umsetzungen. Eine sehr kleine Wännezuführung dQ bei der absoluten Ti
peratur tl ändert diu Eub'opie um dS, so dass
-J < dS. dQ <; «WS
Irgend ein Stoff kann, so lange Wärmezu- und -Abgänge ausgeschlossen sind, in keiii«o aa
Dauorzu.stand übergehen, in dem er niedrigere Entropie hätte, als vorher; und wenn r;
einen Zustand mit hciherer Entropie übergegangen ist. kann er ohne Wärmezu- oder 1! 1 -
nicht wieder in dun Vtifaugszustand gebracht werden. Aus diesen Erwägungen !
und l'lanck werthvnllc Ergebnisse für die matbematische Behandlung chemi-
nnngcn gewonnen.
UCX,M.
Entropium ist die Kiinvälrt.'^rolitiiij; des Lidntiidt's. Il<3r örsnchen giebt css vicjp. *«
limk-n i-s bei starker (Joiitrnctidn der ljilratul[»:irtif!i des Urbicularis, bei cntxüodlichB
Zu.stätiid<;ii am Auge, bei Sclinim|»fniij;(*ii iIit Conjutic.tiv;! und lies Tarsus, bcnoito
'iVachoni. luul biswoilen nach Blei)haritts. Die Soliäcilichkcit für ila.s Aiigt» lief!»
(|iT i'^inwifkung «Icr ("ififn :nif die Hiirnh.iut. Bei dr-m l-ntropiimi .spa.stirurii, n.initt.'
licli ültiTiT Lfuti-, ^i»Im* tiian (ocainiiislilhitioni'ii 2 nial tilglich (2proc.) und lirinr
dun Liilniiul durch Hd'tpfl.-i.stcrvStrcircti oder ('(iljoilinniantpinseiungen in dit- riiu'o
].i\p'. In Hiidrn'u [''iillcii siiuf Suturutv, die t'iiii' H.tutfalti' fassen untl so die Hu
<li"i L fitt'rlidr'.s verkür/fi), am !'l:tt/.f', oder Kxcisiorii'n <>ini'.s Stückes Haut. Sani.
lirli wirkt fitu' mittflst di's l':u'(jufliii am unteren Lid angelegte Br.indwunde H»
Kiiulcrri, wo wir häuHj: gleichzeitig eine \ereiigte Lidspalte linden, ist oft dl'' L'f
.sp^dtenerweitening von überraschender Wirkurij:;, Hie hier gewöhnlich vorli':
KeriJitis phljctaeiiulnsa « ini l<ical mit Atropiii und CociVn und gelber SuUie i"-
allgenieirt <lurcii Vollbäder, Siiubenmg des Kopfes von Lkzeineu und Läu.sen ii»J
cntsprecht-nder iüaet in Angrifl' genoinmen. Sidirumitfungen in der liindohiiut u»"
im Tarsus erfonleni einiireifeiulere Oiierationeii. Von den vielen Oper,iti«nsnit'th"»l'
dürfte l'olf^ende die lotste sein: Nuchdeni in Narko.se eine Lidspaltenerweitermig p-
tnaelit ist, vollfülirt man circa 2 — 3 mm vom I»idranii i>arallel zu ihm, soweit il»
[■;nlr<)pinm n-icht, einen Sidinitt durch die Haut hindureh bis zum Tarsus. Ili -
tiili;t eine Kxi'ision von (Irbiculari.shiindelii unil eines mit der Ba.sis zur NVuncje >;• i:
den Keili's des Tarsus, ohne da.ss »iie Conjmictiva dnrchsrhiiitten wird. Die Wumi-
wird durch vier folj^endermaasseu ."iny.uh'f^eiide st.arke ( 'atgutfiiden ge.sehlossen: K'i
stich von aussen diireli den oberen Hautrand, Kassen des oberen Trirsn-
Weitergeben mit der Nadel und Fiusscn tier Fascia tarsaii.s unterhalb des e.\. ......
Keiles, Ausstich ilurch die Haut, Knüpfung; 4 solche Käden! Auch mit anil<'m
Operationsmotlioden, z. B. mit der Transjdautation von Haut oder Schlcinibant »
einen klaffen<l gemachten interm:u-giualen Sclmitt, la.ssen sich gute Re.sult.iti> enielrt
Entnühiinngsanumalien. Die Hntwöhimiig eines Säuglings bat in so bäufigon Flltoi
Störungen im Gefolge, bririgt zimi mindesten so mancherlei Schwierigkeiten mit «iA
ilas.s eine Beüprocbung, wie s(dche Anomalien zu verhüten bezw. zu boilea »•
Wühl geree)itf(Ttigt erseheint. Wie Oberall auf deu) Gebiete der Therapie, soll 8«iw»
des Arztes das Hauptgewicht auf die Prophylaxe gelegt werden. Da gilt der KrfalinifliP-
«atz als fest stehend, dass man es thunlichst vermeidet, zur Zeit der gross(ui Smiiik«'
bilze, welche an sieb die Entstellung der vr-rscbiedenen Digestionserkraukuugeu, sj)«"^
[Eatwölinungsanomalien — 1H5 — Entwöhnuiigsanonialieii]
dos Brechdurchfalls, hcgüiistixt, ein Kiiul von der Mutter- oder Aninieiihnist abzuijetzen.
Man entwöhne entweder schon im Ausgunge des Frühjahres oder suche den Säugling
während der Hochsonnnermonate noch mit der natürliclien Nahrung weiterzubringen.
Lässt sich dies nicht ganz durchführen, so gebe man als ßeikost eine Nahrung,
welche weniger, wie die Thiormilcli, die Gefahren einer Infection des Vei'dauimgs-
cauales in sich trägt und liabei dennoch geeignet erscheint, das geforderte IMus an
Nährmateiial zu liefern. Bei Kindern jenseits dt?s ersten Halbjahres kann man sich
da .sehr wohl mit der Verabreichung frisch bereiteter Bouillonsuppen mit verschie-
denen Mehlen als Zusatz, mit Eieni, leichtem Gebäck u. dergl. behelfen. Jedoch
braucht man genide bei Kindern, bei denen es sich imr darum handelt, einer nicht
mehr ganz ausreichenden natürlichen Nahrung nachzuhelfen, bei denen also nur eine
theilweist^ l^ntwöhnung in Frage kommt, nicht allzu ängstlich zu sein. Erfahrangs-
mässig vertragen Säuglinge, welche daneben noch einige Male die Brust erhalten,
die künstliche Ernährungsweise auch mit Kuhmilch sehr gut, gedeihen gewöhnlich
* befriedigend und erleiden nicht leicht Störungen ihres Befindens.
Ungleich schwieriger gestaltet sich die vollständige Entwöhnung; zur Sonnners-
zeit bringt dieselbe mizweifelhaft Besorgnisse und Gefährdungen mit sich. Aber auch
in den kühleren Jahreszeiten hat der üebergang von der natürlichen, leicht verdau-
lichen, wenn auch nicht aseptischen Muttermilch zur Thier- resp. Kuhmilch Schwierig-
keiten iui (iefolge. Die geringste derselben besteht daiin, d:»ss das an die Brust
gewöhnte Kind im Anfange die Aufnahme der ungewohnten, nach Gehalt und Form
fremden Nahnmg verweigert. Bei sehr eigenwilligen, trotzigen Individuen kann
man es erleben, dass der Widerstand gegen die neue Ernährungsmethode selbst bis
zu einem geringen Grade von Inanition geht, sodass man Mühe haben kann, die
besorgte Mutter zur consccjuenten Durchführmig der Entwöhnung zu bestimmen.
Ein solches eigensinniges Kind kaim sogar volle 24 Stunden und länger jede Nah-
rung ablehnen. Die beruhigende Versicherung an die Mutter, dass noch kein Kind
bei der Flasche verhungert ist, dass der Hunger sich auch hier als der beste Koch
beweisen werde, pflegt sich schliesslich zu bewahrheiten. In jedem Falle erscheint es
zweckmä.ssig, dass nicht die Mutter oder die Animc, welche dem Kinde bis dahin
die Brust gegeben hat, die neue Nahrung reicht, sondern eine andere Person; geht dies
nicht an, so biete man tue Flas(^he wenigstens im Dunklen an oder .suche das Kind
dadurch zu täuschen, dass man es im verdunkelten Zinnncr scheinbar anh^gt, in
Wirklichkeit ihm unter der Brust die Flasche hinhält. Ungleich leichter (-rfolgt die
Entwöhnung, wenn man, was sich auch aus anderen Gründen empfiehlt, schon von
den ersten L<-bensmonaten an dem Säugling täglich nebi^n der Brust einmal die
Flasche gegeben hat. Wenig belangreich erscheint es auch, wenn der kindliche
Magen den Anfangs auf den Keiz der ungewohnten Nahrung, die in derberen, festeren
Gerinnseln coagiiiirende Kuhmilch, häufig auch auf Bouillon und Ei mit Erbrechen
reagirt; wiederholt sich dasselbe nicht zu häufig und ist es nicht von Anzeichtsn
von Dy.spepsie begleitet, so erfordert diese? Erscheinung kein näheres Eingehen.
hl jedem Fall empfiehlt es sich, den Üebergang von der natürlichen zur künst-
lichen Nahrung ganz langsam und allmälig zu gestalten. Es giebt zwar Kinder,
welche .sich bei einer solchen langsamen Entwöhnung gar nicht an die Flasche ge-
wöhnen wollen, täglich von Neuem Schwierigkeiten machen, bei denen man die
Ablactation also von einem Tage auf den andern vornehmen muss. Im All-
genuHnen erscheint jedoch ein vorsichtiger, stufenwoiser Üebergang rationeller. Man
ersetzt zunächst eine Mahlzeit, möglichst die, bei der das Kind den grössten Hunger
hat, also frühmorgeiLs oder nach dem Bade, durch die- Flasche; nach einigen Tagen
giebt man zu zwei, dann zu drei Mahlzeiten die künstliche Nahrung und entwöhnt
80 allmählich binnen 2 — 4 Wochen. Auch wird <» wohl rathsam sein, im Bcgimte die
Nalirung nicht zu concentrirt und nicht von Anfang an gleich mannigfaltig zu reichen.
Man giebt die Milch stets etwas verdünnter, als dem Alter eines von früh an ge-
päppelten Kindes entspricht. Noch viel wichtiger ist es, das Volumen der Nahruiig
nicht zu gross zu nehmen. Kann man an der Mutterbrust mei.st ungestraft in dieser
Richtung sündigen lassen, so rächt sich bei der künstlichen Ernährung der Mangel
eines fesbm Maassos gewölmlich bald und schwer. Man halte sich deshalb wenigstens
80 lange, bis erprobt ist, welches Quantum gut vertragen und verdaut wird, streng
an die durch z:üilreiclie W'ägungen von Brustkindern empirisch festgestelltc^n, für
jede Lebenswochc? normirten Gewichlsmengeji.
[Kntwöhniinprsaiiomalipn
— isß —
NViMtous die häuligstcn und vviclitif^steii F,iit\vri)iiiuiigK:inoninliiMi sind ili« aaf (
(jebiptn d<?r Digestion sich ciiisti-llnidcn lirkratikuiigen, welche unter dorn Sj
tiamen der |)yspe|)si;i :ibl;ict(irmii jcelien. Ihre gelindeste Form i.«t die b« i
UeliergMiig zu reiner Kuliinih>!iu:iliriing liäutig eintretende ()hsti|i.-ition, noch H
lescenz; bedeiits:imi'r sintI liie mit Anorexit«, dy^peptischeiii Krhrechcn, Di«
n. dergl. einhergehenden Störungen. nir-ssi
Entciehongskoren l:oiiimcu iii Frag?, wonii •:■» sich danim handelt, cinu Kodnetiixi du I
bestandcs herbcixufrdircn , vor Allem bei Fettleibigkeit*, oder, wenu iniin br»h«itl
die Ablagerung von Uraten zu bekämpfen, wie bei der Gicht*, wo die ^fiii«,
weisses einzuschränken ist, oder wenn es indicirt ist, die Verdauungsoi
M.ogen zu schonen, oder wenn der Körper ausser Stande ist, die ihm .
von NährstofTon zu verdauen oder zu verwerthen, wie im Fieber, oder endlich, wenn niia I
durch Entziehung von Nährstoffen einschliesslich des Wassers alte Krankhcitsrrsidueu lurl
Sorption zu bringen: Trockenk urcn*. Alle diese Kuren erfordern Vorsicht, da »e |
Urgaiiisraus schädigen können. Dies gilt besonders von den hintfettun^- und Trocko
rrr
EatzUndnn^. Der BegrifT der Entzündung hat im Laufe der .lahrbunderto und besoodi
neuerer Zeit wi-scntliche Wandlungen erfahren. Die ursprüngliehcn Cardinal Symptome, Ti
Jtubor, Calor und Dolor, zu denen dann uocli die riim-tio laesa hinzukam, traten alli
in den Hintergrund, je weiter die anatomische Forschung in das Wesen der liiBge aw
Man fand, dass dem Tumor eine Rxsudatiop und Wucherung des Gewebes entsprach^
der Rubor hervorgebracht wurde durch Krwi'itcning der (iefässe und durch Austji
oder Blutfarbstoffen, der Dolor und Calor blieben lediglich als klinisches Sympt">m
Lange Zeit wurde der BegrifT der EntziJiidung beherrscht durch die P^xsudation, be^ouden
die Auswandenuig der weissen Blutkörperchen dircct unter dem Mikroskop uachgewf
Die Ursache für diesen Zustand suchte mau in einer Krkraiikung der Gefässwändi
kam es. dass Erkrankung der Gefässwäude und Entzündung identilicirt wurden. Vi
Seite wiederum wurde die Wucherung des fixen fiewebes in den Vordergrund gestellt aw
dieser l'rocess als Vorgang der Entzündung aulgefasst. Der \irspriiugliche klinische "
der Entzündung löste sich also anntonii.seb auf in einer ganzen Reihe von Ver.^rideruBL
lusudalion, der Auswanderung der weissen Blutkörperehen, der Blutungen, der Krweii
der (icfässc und der Wucherung des Gewebes. Es gebt daraus hervor, dass vom rem
mischen Standpunkte aus betrachtet eine Entzündung nicht existirt und es fc;hlt daher
nicht an Stimmen, die dafür eintreten, da» Worl Kritzünduiig überhaupt fallen zu
Während sich die Anatomie auch ohne den Begriff Jcr Entzündung wr.hl fiehelfeu kinl
kann der Kliniker ohne denselben jedoch nicht auskommen, und was derselbe :ils Eutzüuili
bezeichnen will, hängt in vieler Beziehung von dem Belleben des Einzelnen ab, wobei
heutzutage noch die vier Cardiiialsymptornc als massgebend betrachtet werden müssen. J'
falls würde es unrichtig sein, wenn man hei der Delinition der Entzündung ganz einsfil
den Vorgang der Exsudaticn oder der (iefässveränderuiig oder der Wucherung ins Auge
wollte. Vielmehr gehören alle diese Dinge zusammen, um das Bild der klinischen Entii
zu ver%olIständigen, und wenu man auch die Wucherung als einen secundären Prn«««t'
eine Art der Heilung vorangegangener Zerslönnig der Gewebe, aulfasson will, ist dii
doch so mit dem Bilde verknüpft, dass sich praktisch eine Scheidung nicht vornchnwn li*
Wenn man die Entzündung vom anatomischen Standpunkt betrachten will, ohu' 'W-
den Zusammenhang mit den klinischen Erscheinungen zu verlieren, so muss mau sich in ^^
klinischen Cardinalsyniptmne anlebiicn und zu untersuchen streben, welche an.-itonii<<-h<-n V.-'
hältnisse zu Grunde liegen. Davon ist iler erste. derTumor, anatomisch der wichii_ -
die meisten anatomüicb nachweisbaren Veriinderungcn entsprechen. Es kommen hi'
drei Affectionen in Betracht: die Durchträukung, Inliltration, die Schwellung der Klirnu :.!■ j^
die Wucherung. Die ersten beiden gehen Hand in Hand und treten gleichzeitig .luf. Dir It-
tration ist eine rein seröse (Uedem, Succulenz), oder es sind der Flüssigkeit mehr oder wtiri""
zellige Elemente heigemischt. So entsteht die seröse Entzündung oder (las entzunJIi'*
Uedem, die zelligc Inliltration, die sich bis zur Phlegmone steigern kann, umi dj». h-war^
rhagischc Entzündung. Wenn das entzündliche Exsudat eine besondere Neigung zur tii-iinnM
zeigt, 90 bezeichnet man das als librinöse Entzündung. Diese verschiedenen Von
nicht uothwendig graduell von einander abhängig. Es braucht die eine weder der
zu folgen, noch braucht die andere der einen voranzugehen. Es kann aber auch eine
düng als seröse beginnen und eine citrige oder haemorrhagische werden. Die lulill
stammt aus den Blut- und Lymphbabnen, indem die Flüssigkeit diese vcrlässt und |
zeitig die Zellen durch die Wandungen der<.elben austreten. Der Flüssigkeitsstrom
aber nicht lediglich durch Diasmose, sondern die Zellen betheiligen sieh nctiv an
der Flüssigkeit nach Art einer Sccretion. Es ist vorauszusetzen, dass diesem Proei
Vcrändenmgen an den GefHssen von vorne herein eutspreohen, obwohl dieselben ■
Rntzündiiiif;
1^7 —
Entziiiidunf^]
I
den Aiifaiigsstadicii nicht nachgewiesen sind. Cohulit-im eraclitcte sie für so wichtig, dass er
sie als das eiguntlicbe Wesen der Entzündung auffiisste. Die zweite Veründerung, die den
Tumor ausmacht, ist die i^cbwellung der Zellen. Mikroskopiseh kann man sie am deutlichsten
an den Parenchymzellcn der grossen Drüsen, der Niere und Leber nachwcLsen, doch besteht
sie auch an allen anderen Zellen und i.st von Virehow zuerst an der Cornea beschrieben
wnrden. Sie besteht in einer Anhäiilung feinster albuminüser Körner in den Zellen, die sich
ihrer eheniischen Slructur entsprechend in Kssigs.iure lösen. Diese Granula lassen sieh in
ki'iniT Weise (hiren und entsprechen nicht den Körnern, die bei Hiirtuiig in Sublimat. Alkohol,
Osmiuinsnure u. a, auftreten. Man kann sie nur am frischen Objcetc wahrnehmen. Von der
Körnuiig, die an faulenden Organen in den Zellen auftreten, unterscheiden sie sieh durch
die Schwellung der Zellen, die bei der Friulniss fehlt. Die Vermehrung der Zellen und vor
Allem die Anhäufung kleiner Rund/.ellen wurde von Virehow auf eine Wucherung der Binde-
gcwcbszcllen bezogen, bis (.'ohnheim die .Auswanderung der Leukoeytcn nachwies. Kr konnte
an dem Mesenterium und der Zunge von Fröschen zeigen, dass der ßlutstroni in den ficnissen
zuerst langsamer wird, dann die Lijukocytcn sich an die innere Wandung der GefUsse anlegen
und durch aetive Bewegung durch die Wandung hindurchdringen. Die Ursache vermuthete
er in der Veränderung der Gelasse. Pfeifer hat iu neuerer Zeit erwiesen, dass gewisse che-
mische Substanzen in bestimmter Concentration im Stande sind, bewegliche Zellen anzulocken,
ein Vorgang, den man als Chemotaxis bezeichnet. .Seitdem hat sich die Meinung dahin prae-
cisirt, dass die Leutocyten durch Stoffwechsclproductc, die entweder bei der Entzündung aus
den Geweben entstehen, oder von Bakterien producirt werden, angelockt werden, und so ihr
Austritt aus den Gefisseo sich erklärt. Die Cohnheim'sche Lehre wirkte so mächtig auf die
Forscher, dass man eine Zeit lang die Wucherung der fixen Zellen ganz leugnete, bis daiiti
der Nachweis von KenitheilungsBguren wiederum einen Umschwung in den Ansichten Itervor-
hrachte. Man weiss heutzutage, dass die kleinzellige Inliltration von verschiedenen Quellen
herrührt. Einmal wandern Leukocylen aus den Gefässen aus. Zweitens kommen ebendahir
Lymphoeyten, die aber im Stande sind, sich im Gewebe dann durch Karjokinese zu vermehren.
Drittens betheiligen .sich auch die fixen Gewebszellen an der Wucherung und zwar nicht nur
die Bindegewebszcllcn, sondern alle Zellen im Bereich des Entzündungsherdes mit Ausnahme
der Ganglienzellen und der quergestreiften Musculatur. Dieser Wucherungsprocess ist ein inte-
grircndcr Bestandtheil der Entzündung und stellt durchaus nicht immer einen Heilungsvorgang
dar. Ebenso wie es Formen der Entzündung giebt, bei denen die Zellenwanderung auf ein Mini-
mum beschränkt ist, so giebt es auch solche, bei denen die Zellwucherung fast gänzlich fehlt.
Der Ruber verdankt seine Entstehung dc-r Dilatation der Gefässe und der Anhäufung von
Blut in denselben. Zuweilen können auch Bhitextravasate die Röthung mitbewirken. In
späterer Zeit kommt auch die Neubildung zahlreicher Capillarcn hinzu, um diese Erscheinung zu
steigern. Der Calor stammt aus zwei liuellen. Die eine ist identisch mit der des Rubor, der ver-
mehrte Blutzulluss aus dem Innern des Körpers bewirkt besonders an äusseren Körperstellcn
die objcctive Erscheinung vermehrter Temperatur. Zweitens aber kommt eine grössere Wanne
durch die locale Steigerung der Oxydation zu Stande. Der Dolor rührt im Wesentlichen von
einer mechanischen Reizung der »ensorischen Nerven her. Durch die Schwellung entsteht eine
Spannung der Gewebe, die sich direet auf d\e Nerven fortpflanzt. Es sind daher nicht immer
die entzündeten Partien selbst, die schmerzen und in denen die Nervenendigungen ganz ver-
nichtet sein können, sondern häufig ist es die nächste Umgebung. Besonders tritt das bei
den inneren Organen hervor, wo durch die Vergrösscrung eine Spoanung der Kapseln eintritt,
wodurch dann der Schmerz ausgelöst wird.
Die praktische Behandlung des Wortes „Entzündung" weicht in mancher Beziehung von
den vorher beschriebenen Verhältnissen ab. Man unterscheidet eine acute und eine chro-
nische Entzündung und die Kliniker nehmen noch eine subacute Form an. Nur die acute und
subacute Entzün(>iing zeigen in der Regel die vorher geschilderten Erscheinungen. Die chro-
nische ist ein Gemisch der verschiedensten Krankhcitszuständc, die z. Th. Folgen einer acuten
Entzündung, z. Th. eine continuirlichc Reihe acuter Entzündungen, z. Th. aber auch von
vornherein langsam einsetzende Veränderungen darstellen. Besonders in dem letzten Falle
fehlt in der Regel der Calor, zuweilen auch der Dolor und Rubor. Ja, es kann geradezu das
Gcgenthcil eintreten, indem Empfindungslosigkeit und Blässe entstehen. Die Zugehörigkeit
dieser chronischen Veränderungen sind ebenso strittig, wie der Begriff der Entzündung selbst.
Sie ergiebt sich aus dem pniktischen Bedürfniss der klinischen Beobachtung.
Die Ursachen der Entzündungen sind sehr mannigfaltig und beruhen auf thermischen,
mechanischen und chemischen Einflüssen verschiedenster Art. im weitesten Sinne des Wortes.
Ebenso sind die .Ausgänge einer Entzündung sehr vorschieden, sie hängen ab von Qualität
tind Quantität der Erkrankung, von der Widerstandsfähigkeit des Organismus, von der Rege-
nerationsmöglichkeit der betroffenen Gewebe.
Eine allgemeine Therapie der Entzündung giebt e.s nicht. Dieselbe richtet sich nach der
Art der Entzündung und nach dem erkrankten Organ. Es können innere Mittel in Betracht
kommen und auch chirurgische Kingriffe nothwendig werden; local sind Antiphlogosc* und
Blntentziehung' von Bedeutung.
RANSEXAND.
|Knur(>i<is
— i«s —
Km
Kiiiiresis ln-di-utct einen jeden Vorijnn^ in weleUem die MiinihhiM- mn m ■
enthniteni'ii [tarn nieht zurüek7.iilialt«n verrau^, soiidcni ihn uiiwillkürlicb i'ntliM
Kh füllt iilso (Mn jeder nnfreiwilli^er Hiirnabganjr unter den Hfgriff der F.nonfl
ntid SU ist diese nur ein Symiitom, das zu einer Anzahl verseliiodenaitijfer K;H
liciten geliTirt. jioch hat man sieh gewöhnt, diejenigen I''<iriiien, in denen :ui3tMdH
naebweisliare Verändenuifrcn zur linnullage des mangelhaften Harualiscliltissi»» n^|
als incoutinenz* zu lieuennen, und unter Enure-sis nur die rein fuiictionelleu Stüna^
zu verstehen. Ih'ese functinnelle S^nun^sis hetrifFt voriiehinlich gauz JiigenillirlwV
disiduen, und das so sehr, dass di<' Enuresis nocturna als eine aiu^^esprochene Ku^|
lirankheit zu bezeichnen ist. Mit Eintritt der Pubertät pflegt sie denn aacki
.schwinden. Doch datirt der Anfang de?* Leidens nicht immer aus <iem alWrmfl
Lebensjahre her, obschon das hriutig genug der Fall ist; die in »Icn ersten ifl
I^'hensjahren noch fehlende Schliessfiihigkeit des Blaäenschliessinuskels, weltb" fl
normaler Weise erst n;icli dem Zahnen in ausreichendem Maas.se herzustollpu fifl
bleibt hiiT zunächst aus, uiul die. Kinder lernen fdjerhaiipt nicht, ihren Harn gf^fM
lange bei sich zu behalten. In vielen anderen Füllen hingegen kommt es .locil
ilen späteren .lahren der Kindheit zur Ausbildung der Affection, voniohiniich bctfl
schwächten Kindern. Und da man nicht recht zugeben niag, dass eine knattfl
Erscheinung ohne eine nachweisbare Erkrankung des betreffenden Organs tor d
gehen könne, wurden nicht nur aligemeine Dyskrasien, Scrophuloso und RtuwVfl
Anaemie und Plethora als Lrsache angesprochen, sondern Eingcweidewilrmw H
Fissuren am After, Phimosen und organische ItlasenafTectiouen, ja selbst Himll^|
heilen zur Erklärung herangezogen: während hier in einem niangelbaftcn Zottig
des nervösen Apparates der Uruiid des Uebels erblickt wurde, sucLte man dort pfl
bare anatomische .Mängel im Verschlusse der Blase aufzufinden, l'nd iloch iHtH dl
der einfache Vorgaug einfach erkiliren. Bei einer Anzahl kindlicher Individurnfl
iler Schliessapparat der Blase nicht kräftig genug ausgebildet, mn rdinc BnMl
durch die NVillensiinpiil.se bei eintiTtendem Hanidrängen dem Andrang der r»<l»<B
risch gereizten hetrusoren ausreichenden Widerstand leisten zu können, (iani H
sonders docunientirt sich die Schwäche des Verschlussapparates in einer dradfl
cotist.itirbareM iiiangelliafteti oder selbst noch ganz fehlenden Entwicklung der Proilfl
welctie als (.icschlechtsorgan — und mit ihr der innig zu ihr geliörende Sphüfl
internus — erst mit dem Eintritt der Pubertät zu ihrer weiteren Entwicklung fl
laugt, einem Alter, ifi welchem ••rfahning.sgemä.ss auch die Enuresis zu srhwilfl
pflegt. Wälirenrl bei Kindern mit .solcher Anomalie der Harndrang, wemi er ■
eiiu'iti bestimmten Ffdluiigszustand der Blase durch ein Eintreten von llai"n in "1
lilaseuhuls und eine hierdurch ausgelöste retlectnrische Heizung der hetnisomnl
Stande kommt, zwar im wachen Zustande diurh den Willen und dm-cli die ,ict«»|
rischen Schliessmuskeln bis zur nächsten (ielegcnheit einer spontanen Harneiitimvl
bekämpft werden kann, vermag (lii\ser Sphiiuter im Schlafe, wenn es zur rvflKtir I
sehen Heizung der Ik'trusoreii gokontmen ist, für sich alli-in einen genügenden \^i<tx I
st;«id niclit zu bieten. So kommt es liauu bei dii-sen Kindern im Verlaufe iIi«.pI
verhältnissmlLssig laugen Zeitabsciuiitles, widclien «iie n)it Schlafen znliriiigeii, jr ij«»|
der lietrefTendeii hidividualität zu eiru^r frülieren oder späti'ren Stunde der .N.vM«!
ebensolchen Malmungeu, die aber bei dem tiefen Schlafe der Kinder von diesen tUU
empfunden werden und deinen deshalb durch eine Mithilfe willkürlicher Schüfl
nniskeln niclit begegnet werden kann, so dass die reflectoriscjic Tliätigkeit ilttfl
diese erhöhti' .Srbeitslei.stung in seiner Ausbildung zu schwach gel>li>d)eiu-n \ CnictilJ
apparates allein nicht genügt, dem Andrang der in Action tretenden hetruf^l^l
widerstehen. I>ie Affection ist eben nur eine itiinderwerlhige FiuietionsleLstq^^l
bestimmten Organes, nur der Ausdruck einer noch niclit zur Entwicklung S^^^l
neu oder durch intercurrente Schädlictikeiteu iii der norm;deu i'^itwiekltmc s^^l
teu Leistungsfähigkeit eines an sich noriiialeti A)>pai'ates. Das dürfte der rlofdl
Vorgang hierbei sein; und die Zweckmäs.siglveit und tier oft üliemiscltend tcbifl
eintretende Erfolg einer Behandlung, welche von diesem tiesichtspmikte aannM
spricht für die Richtigkeit der Anschauung. Da.s.s Kinder mit Enuresis denü^l
häutig ein verschüchtert<'.s Wesen aufweisen, ist offenbar bei weitem mehr Folft fl
Ursache: das g:uiz f;dsclie und doch so verbreitete System üb(?rmässig»?r Straa|
gegen die „Unart" zeitigt diesen Zustand, der noch dadurch verschliminrrt »m
dass unverständige Eltern oiu .^olchi'S Kind gar aus dem sauberen lii-tte vrrballfl
Snurexis
— ISO -
Kiiiirt'.sisl
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in ««ine Hclil('<-lit(' iiiul .■il>''cl<'i,'c
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ijCcrstiUtc iiinvi'iscn.
N:itfii'licli ist CS iii
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iiKiIs aiis';est:hlossen, dass :iji Kiiuleni, wolcht» das Lfiden aufwniscn. nun auch diese
oder jene itiirjxTlicIie Anomalie sich zeigt, ja, dass hestimmtc krankhafte Zustände
da sind, von denen aus sii-h eine Reflexxvirkuns; auf die l-'unetinn der Marribixso als
wahrscheinlicli atniehnieii lasst, So können Würmer im Mastdarm oder nndauenide
inid wiederliolte Stapiiationen von Kothmassen zu Conj;estionen iiacli dem Becken
und zu derartijron Reflexen Anlass gehen, ebenso wie Reizungen diireh Masturbation
oder infolge einer bestehenden Phiniosis*. Immer aber sind dies nur mitwirkende,
nicht ansschlies,«ilirh maassgebende Momente, die allerdings dort, wo sie vorhanden
sind, auch auf eine eingehendere [ieaehtung Anspnu'h haben. Sonst ist für den ^ erlauf
der Affection die allgemeine Heliandliiiig, welche die Kinder im Hanse und in der
Schule erfahren, von der allergrösslen Hedeirtunsr. Wi'un man ihrer Schwäche Rück-
sicht trflgt, wenn man sie nicht als rebelthiiter behainlelt, sondi-rn sie an liegel-
nifissigkeit in ihrer Hanientlüerimg gewi'Uint. und auch des Nachts Gelegenheit ninunt,
eine solche Regehnässigkeit der HarnentleiTung stattfinden zu lassen, vor allem aber
ilie Flüssigkeitsaufnalime derart regelt, dass in erster Linie zur Nachtzeit, (iann aber
xvälireiid der Schulstimden und zu sonstigen Zeiten einer behinderten Gelegenheit zur
Harni'Ulleenmg der Inhalt der Harnldase stets ein niöglichst geringfügiger bleibt, so
nimmt dxs Leiden keine besoiHleron himensionen an und pflegt auch, wenn es ziidom
noch zweckmässige anderweitige Behandlung erfährt, bald zu verschwinden: aller-
dings nicht immer dauernd und oft nur für kurze Zeit, wenn die nothwendige Sorg-
falt nach dem Aussetzen des l'ebels wieder mehr und mehr nachgelassen hat.
Es ergieht sich daher ohne weiteres, dass eine erfolgreiche Rehaiidlung der
Krankheit im wesentlichen nur darin bestehen kann, dass man der Schwäche, in
welcln'i- der Mantapiiarat der jugendlichen Individuen sich nocli befindet, der ver-
minderten Lei.stuiigsfilhigkeit (ler lil.-ise Rechnung trägt. Hie Tlierapie muss sich
linu]>tsächlicli dahin richten, nicht sowohl die Harnblase zu erhöhtem Fimctioniren
zu bringen, als vielmehr Vorkehrungen zu treffen, dass iiu' nicht grössere Leistungen
zugemutliet werden, als sie thatsächüdi zu bewältigen im Stande ist. Ein solcher
Hehandlnngsmodus beans|iriicht allerdings gro.s.se ('onse(|uenz und geduldige hiircli-
fnhrung nicht nur von Seiten der kleinen Patienten und d<'ren rmgehung, sondern auch
von dem Arzte selber. Von aileu »liesen Vorschriften die wichtigste i.st, die Kinder am
Abend keine Flü.ssigkeit zu sich nehmen z\i las.sen, in stark ausgeprägten Fällen ist
ein derartiges Verbot mit voller Strenge durchzuführen, vom Nachmittage an erhalten
die Kinder nichts Flüssiges uuhr. Aber nicht allein die Zeit der Verabreichung und
die Menge der aufgemunmenen l'lüssigki'it ']•<( zu regeln, sondern aucli die Art <les
in (iebrauch gezogenen Getränkes: oft sind den Kindern bestimmte Flüssigkeiten mit
einem gewissen (iehalt von .Mkohol nder Kniden.sjiure besonders si-hüdlich, und das
Leiden steigert sich oder tritt fiberliau)il lienor, wi'un sie genide solche Getränke
zu sich nehmen, während es sonst wegbleibt: uihI oft bestehen in dieser Hinsicht
genidezu Idiosynknusien, ganz individuelle. Im Hinzelnen inchl tiäher zu beschreibende
Kinwirkuugen gewi.sser (ietränke, ilie an sich durchaus reizlos sind, auf bestimmte
Individuen jedoch, welchi' unfehlbar danach von nächtlicher Enurese befallen vN-erden,
iiu.sgesprocben .schädlich wirken. .Jedenfalls erhalten ilie Kinder nur eine aus fester
.Nahnuig bestehende Abendmahlzeit, und mü.ssen. wie sie überhaupt zur regelmilssigen
Kntteermig ihrer Rl;ise angehalten werden, alle 2— .3 Stunden einmal und daim nn-
mitlclbar vor <lem Zidiettegehen ihre Bla.se entleeren. Und zw:ir muss das unter
Aufsicht geschehen, jeden T:»g zur gleichen Stimde utxl insbesondere unter sorg-
fältiger Controle darüber, dass die Blase auch thatsächlich vrdlig entleert wird.
Während mm aber bei leichteren Zuständen die trockene .Xbendnahrung und die
Regehmg der Flüssigkeitsabgabe genügt, um die während der N:»cht ent^tandeni'
llanunenge .auf denjenigen Umfang zu beschränken, welchen der nicht vollständig
leishmgsfähige Sphincter eben noch bewältigen k.aim, muss hei stärkereu Graden
des Leidens noch ein weiterer Kunstgrift' den Schli«s,sniuskel vor zu starker Inan-
spruciinahme schützen. Her gewöhnliche Vorgang bei der Harnentleerung i.st derart,
da«.s bei einem bestimmten Füllungszustande der Bl.ase — und zwar bei einem, für
ein jedes Individuum anders benies.sencn Fnllungszustande. für welchen seine Blase
gerade eingestellt ist — durch den auf <lie Rlasenwandungen, die nun einen bestimm-
ten Spannnngsgrad erreicht haben, aasgefibten |)ruck des Harnes refle<-torisch fiue,
zunächst in niässigen Grenzen bleibende Conti'action der üetnisoren ausgelöst wirdlj
[KimrcHiM
— IIJO —
Fnurt^
wt'lrlii' i'iiU' kli'iiii' MfiiKP von H;ini in den .snp'iiMtiiiti-ii lilasi'iili.-ils, als.i in ^
zwIkcIhmi SpliiiicttT iiitiTiiiis und extrrtius l)('lcjü;om'n Absrliiiitt der Harur»"thn% bii^l
ItifN-st; iliircli ficii Re>iz diiÄOs in dmi Bliisnihals cinti-ftmulfn H;u-riHs wpÖJcii ran
In noch hölicrcm M;i.usso n'fl»'ftorisi-li die Dt'tnisorcn der Blase, die Musoiilatiir «Irt
Biaxonw andmi;;, fcm-izt, und dir ("ontr.n'tionsvfisuclu- dieser werden subjiTtiv if.
H;iiid)t'dilrfniss iMiipfundrn werden. Diesen Versuclien, den H:im aus der HUst lli^
jiiis/.ulreilien, wird d.idurch bege;<net, dass die Contractionen der IJetnisoreii v-Hrt
tiiriMcli ilen Sidiincter exti-rrms der Blase, ihren Hau])t.scliliessmiKskpl, w«<lc!ier An.
IllasenliaU rin(;fr.nnig uinKi<'l't und ihn nach der Haniröhre zu ringsherum alxsrhli»»;
zur l'nniractinn brinffen, und dass dergestalt ein Abfliessen des HarnK, sobald flif
Detriisdritn in ilire ebenfalls auf refl(?otoriscbem Wege hervorgerufene Thäfißkeit ein
treten, vermieden wird. Der ganze Vorgang, welcher bei auftretendem Hnni
ni.ss sich abspielt, bildet demnach einen in sich gesrhiossenen Kreis: er iri i;
Blasenhal.s aus, der dun-h den in ihn eindringenden Harn gereizt wird; hi'
konunt es zu reflectorischen l'üntractiinien der Blasenwandung, um den Inli ,
ll.irnlilasi' auszutreiben; diese ("ontnictionen erzeugen tum ihrerseits wiederum m>
ili'ni nrspriincliclien Ausgangspimkte des Keflexringes, dem Blasenhalse, eine n'Ri«^
fische l'nntraction des dort belegenen Blasensphincters, und so wird norru:üer«(fl
der Harn so lange in der Bhise zuriickgehaltcn, .bis ein unwillkürliches Flrschla^l
des .^phinrters und eine willkürliche höhere AiLS|iannung der Dotnisoren mit a^l
stützender Wirkung der Bauchpresse ihn entleert. Hier ist natürlich das GIH^I
der Kall, nur dass der Sphincter eben keine genügende und ausreichemle l>!L<itua|
filhigkeit besitzt, um ilein .\nsto.ss der Detrusoren zu widersti-hen. Ks kommt düiM"
zur Krzieliing eines ,\u.sgleichs in erster Linie darauf an, von Seiten der Detneorau
weini möglich überhaupt keine, oder iloch eine thuulichst be.schrsinkte Contrartifl
auszub'iseii, und das iH-sst sich dadurch am einfachsten en*eichen, d.-iss man du^|
an>:imnieliideii rrin möglichst spät erst das (IrtKcium interniuu der l1:irnHd^^^|
ri>ichen l;i.sst. Man sti'llt zu iliesein Behüte die Betten der Kinder so, dnsu tiJi^|
ende höher zu stehen kommt als di-r Kopf, und erzielt damit, dass der wühn'iid^|
Nacht aus den Nieren fliessende Hani sich zunächst im hinteren oberen Sepmeni ^|
Bla.se »nsiimmelt luiil, parndoxerweise. ihren Scheitel eher ausfüllt als den Fumt^l
Die Neigung diiN Bettes kaiu) zu einer ganz betr:lchtlichen Höhe gebracht wml^|
ohne dass ilen Kindern ein Unbehagen daraus erwüchse oder sie etwa im Schli^l
ihidurch geuirt würden. Der Krfolg ist oft ein geradezu überraschender: und ni»nchfl^|
M'hon nach einigen Tasren. hier und da sogar ganz unmittelbar, ist der Zwiscbcnfifl
bi'.seitigt. \V<>nn unter diesen .M:u-ssnahmen das Bettnä.ssen geschwunden ist, ilifl
man i;ul. die Kinder noch eine Zeit lang unter der zur Anwendung ffekoninwaiB
.Miw.'krtslagerung zu bela.>:.M>n, noch S oder auch 14 Tage nach dem Aufhöfl|^^H
l'.rsclieinuntr; ihuui wird i's nothwendig sein, einen allm;'dilichen Ueberpuig H^l
fnwnhnlichen Bi'ttlage herbeizuführen. Man lüsst zu diesen) Zwecke das Bett je^|
ag am Küssende eni klein wenig tiefer senken, so d:tss wiederum 8 — 14 Tag»- blfl
gKlu'U, ehe w seine ursprüngliche horixont.ale Stellung erreicht hat. M.-tnrha^|
kommt e« ja dannrb. «umal wenn .lurh die Lebensweise wiederum die aJte Venia^B
lt\M<igung erfKhrt. bald zu Kückfällen: oft ji>do«-h hat die w.ahrend *iner längwj
Zell durchgeführt»' Schonung der KI;»enwMMiung und die allniähliebe N\'ieden:ewifl
nung duxfter ,>n ihre natürlichen Reize gCOflft, uu> den SchliMSxppamt der Blxse (^
eim>r fortan geri'grlliMi lnanspruchn:»hme nunmehr auch seine Fauctioii' •■gHl^
\Nei>.e i-rfüllen «u la:*cn. Kiueu sehr •.vie'<tir-ii und uot.Tstützenden i lia»W-_
ditnn eine medicainenlöse Itehaiulluti^ °'''a Das Medic:tnieul «^^^M
durch »eine \\ irk.<amkeit niancluual I" laug. ."»Is habe r.^ ein^^^H
«pecilUche Kinwirkiing auf diese /-u«;t;Vide: in welcher W.-ise diese t\i '^^^l
Ut jedoch nicht ausivichend erforscht. w*hrscheinlich ist, dass es die i , 'i^^^H
der IHnoenniündung lierabsctzt, und so die xon hier ausgebende reflecti.rische Reiio^l
der |>t>ini»oren liintaHh.dt .M.-«ii g>e<>l \*m »Jw Tinrtura Rbois aroniaHc.ie H*— ■
hiiofeii mehrmaU den lagwt; in Kj»Heii von fvinrr Enuresis noctnma eitunai dB
Niiehmitl^r» >i»">l einmal des Abend«, «nmindbar vwr dem Zubettgehen, 1h Tropftfl
\oii »i'iieii'o \iiiieikör|)ern, wviek» M MMT inaerlicben Behandlung xar V^|
wemlM i«t in ikllen<nitwr Uni» ^ Mhdonna n; '~*^^|
Die \\ iner HcriKv-ettw« *r »W«g««»» R' ''^^1
beruhen i die .\nf»nK»doHii« I r yHuaaw Kinder eia (.cbUgnuaiu, für Vl^^M
[Enuresis — 191 — Enuresis]
ein halbes: sit- wird zunäclist längere Zeit lihuliircli forf f;e};elien, um dann nnter
allmählicher und langsamer Stcigenuig bis ziun nielirfachen (Quantum verabfolgt zu
werden, manchmal selbst bis zur zehnfachen Dosis. Ks bedarf keiner besonderen
Erwähnung, dass ein so differentes Mittel, wc^lches noch dazu woclicn- und monate-
lang gegeben w«Tden muss, wenn ea entbehrt werden kann, besser bei Seite g(?lassen
wird. Auch ist der Krfolg nur ein zweifelhafter, wenn er auch manchmal dort, wo
or ausbleibt, durch eine Combiiiation der Ijelladonna mit einem Präparat der Nux
vomica, deren Extract oder dem Strychnin erzielt wird. Ein anderer Arzneikörper,
welcher bei der Enuresis ausgedehnte Anwendung findet, ist das Chloralhydrat, wel-
ches in der That manchmal gute Dienste leistet, wenn man auch aus seiner Wirk-
samkeit durchaus nicht immer, wie es geschtrhen ist, den Schluss ziehen darf, dass
dits Wesen der Enuresis in einem Krämpfe der I>etnisoren best(?ht, welchen dcT
8phincter internus zu schwach ist zu bekämpfen, und in dessen Beseitigung die
günstige Wirkung des Ghlorals zu suchen sei. Aasser diesen direct wirkenden Medi-
camcntcn kommt sodaim das grosse Heer der Roborantien in Betracht: Chinin, Eisen
und wie sie alle heissen mögen, die natürlich bei anämischen und .schwäcldichen
Kindern in Verbindung mit einer hygienischen und diaetetischen Behandlung, welche
auf eine allgemeine Stärkung und Kräftigimg der Patienten hinzielt, von guter un-
gemeiner W^irksamkeit sein können.
Die mechanischen Maassnahmen, welch«' hier sc^hr vielfiu-.h neben der medica-
mcntöscn Einwirkung im Gebrauche sind, streben nach zwei Indicationen hin: ent-
weder dem austretenden Harn den Weg zu verschliessen, oder aber die Kin<ler
rechtzeitig zu erwecken oder doch nicht zu so tiefem Schlafe kommen zu lassen,
dass der unfreiwillige Harnabgang vor sich gehen kann. Alle diese (juälerischen
Msiassnahmen sind jotloch auf das .Mierstrengste zu venirtheilen ; und die Weckappa-
rate für Bettnä.sser, wie sie immer noch in regelmässiger Folge erfunden werden,
quälen und erschrecken die Kranken und machen sie nur noch reizbarer un<l empfind-
licher. Die gleiche Vorsicht ist für locale Eingriffe am Locus affectus, dem Blasen-
halse, geboten: denn sie können untrer Umständen mehr schaden als nützen. Auch
ist eine locale Behandlung von vorn herein nicht sehr aussichtsvoll, kann jedoch,
wenn sie umsichtig und vor allen Dingen mit Maass und der gerade hier wieder so
sehr nothwendigen Beschränkung ausgeführt wird, nicht ohne unterstützenden Wertli
sein. Auf alle Fälle jedoch ist jeder energischere Eingriff gänzli<'h zu vermei<len,
und Vorschläge, wie die Ausführung der Circumcision oder das Anbringen von
BI:isenpflastern auf die Kreuzbeingegend bei Knaben, od«'r auch dii- Aetzung des
Blasenhalses mit starker Höllensteinlösung, lauter schmerzhafte und hier ganz un-
nütze (Quälereien, haben kaum n»ehr als historischen Werth. Auch mit der Flin-
■ fülirung und dem Liegenlassen von Bougies in tler Harnröhn' wird man recht vor-
sichtig sein, wenn auch nicht in Abre<le gestellt werden kann, dass manchmal das
Ix;iden naclilä.sst, wenn bei Knaben, zumal bei schon erwachseneren, systematisch
ganz weiche Nelaton-Katheter in die Harnröhre eingeführt und dort 2 — 3 Minuten
lielassen werden. Am zweckmässigsten erweist sich noch die local(^ Behandlung des
Blasensphincters mittels des elektrischen Stromes. Durch diese Ma:i.ssnahme gelingt
es manchmal, den zu schwachen S<-hliessnuiskel soweit zu kräftigen, dass er :iucli
olme dit; Unterstützung des Willens im Schlafe der AnfüUung der Blase standzu-
halten vermag. Da der Spliincter der Bl.ase in innigem Zusammenhange mit dem-
jenigen <les Mastd.'irms steht, lässt sich die eine Elektrode, welche natürlich ent-
sprechend geformt sein mn.<»s, in das Rectum einführen, während der andere Rheo-
phor aus einem gewöhnlichen Schwannuträger besteht, welcher ausserhalb des
Körpers aufgesetzt wird, bei Knaben auf die Ra]>he des Dannues, bei Mädchen in
eine Beckenfalte, doch steht nichts entgegen, bei diestni die erste Elektrode auch in
die Scheide zu appliciren. Zunächst muss der faradische Strom äu.s.serst schwach
einwirken, sodass er von den Kindern überhaupt nicht gefühlt wird, sclnm allein
aus dem (irunde, <lass sie nicht erschreckt werden; nach einigen Sitzungen steigert
man die Stromstärke, bleibt jedoch immer durchaus in den (JnMizen des Erti'ägliclien.
In 4 — 6 Wochen lässt .sich dann .luf diese Weise unter einer täglichen Behandlung
von ') — 10 Minuten Dauer, ein Schwinden des Uebels erzielen, natürlich nur dann,
wenn man gleichzeitig die anderweitig<'n nothwendigen Maassnahmen, wie sie bereits
Besprechung gefunden haben, trifft und sich nicht allein auf den Erfolg einer nur
. locaien Behandlung verlässt. Länger als eine solche Zeit kann man (lie tägliche
[Kiiurcsls
— H(2 —
Application iIck iiiiliicirt4.-n Stromes nicht vonK-linim; wenn Rückfallo ?«ich oavMM
kann die Behandlung wieder aufgenommen werden, niufis abi<r daiui strh anfSM
gen mit drei- bis viertäjjigen Intervallen beschranken. M
Sind so die Hülfsniittel bei der Behandiun}:: der H^nun<siii vifllfache uDii «■
same, so werden sie alle aufs vortheilhafteste uiiterstfitzt durch fini' all "J
Wirkung und Behandlung. Piese hat, al)gesehen von den bereits «»rw:»i -«l
nahmen der Gewöhnung an Regelniässipkeit in der Kinssiprkeits.'tufnahnif uuil 411
gäbe, besonders dort eine Bereehtigung, wo der aÜKenieine Zustand der Kiniis M
Kr."iftiü:ung und j^tärkung erfordert. Wo man sfliwftchlirhe und reizbare Kinder ■
sieb hat. wird man natiiriieii an sich schon AHes tlum, um si«i zu stärken uii'ln
kraftigen, ob mit Medicauienten, oder mit bestimmter EniSbrung, oder rn ■ : 1
Wechsel, oder mit allen diesen Dingen auf einmal, müssen die Verb''''" '
einzelnen Falles ergeben. Immer jedoch hat hier der Arzt die nicht
Aufgabe, das Vertrauen seiner kleinen Patienten sieb zu erwerben, um i
einen Eiidilick in schlechte (.lewobnheiten und ilble Bethatigungon der Kind'
winnen luid diesen Ivinhalt zu tluin, soiulern vor .\llem auch, lun eine d
und gern geiibte Unterordnung tniter die anitlichen Vorschriften zu Wege zu
wie sie hier ganz besonders Noth tbut. Heim Zwang und Strenj^e oder ga;
Züchtiglingen sind bei diesen oft obiu'hiii versclu"ichterfen kleineu Patient'
vom Uebol. Man gewidine tlie Kinder aa ein regelmassiges Functioniren alS
allein der von der Krankheit betroffenen Drgane, sorge insbesoudero für eii
massige Stuhlentleenuig und eine geregelte Hautpflege durch Waschun.
Bäder, unter denen die kühlen Sitzbader den warmen vorzuziehen sind, mrr
ein zweckmässiges Nachtlager, das nicht zu warm sein darf, ohne Fc<|erb'
dass die Kinder direct auf der M.atratze ruhen, die am besten eine liumnji"
tragt; ganz besonders aber sehe man auf zweckmassige Körperülmngen durcii "
gange und Turnen, auf einen ausreichenden Aufenthalt der Kinder in fris
uihI auch auf eine methodische Uebung und (iewülniting ihrer Harnblaso
dass man sie am Tage versuchen lässt, dem auftretenden Harndrang, soweit
y.n widerstehen, ohne jedoch ein fon-irtes Zunickbalten mit Gewalt or.
wollen, w.'ts hier nur schiiiüich wirkiTi k'mnte. |)ie Behandlung der Kinder
streng individualisireii; daini ist in den meisten Fällen ein Krfolg zu erzielen.
MEVUC
Enxfme werden nach Kühne die iu Wasser lö>licheii clicinisctieti ndcr unjfeforinir.u Kd
im (iegonsat/. zu de« «organisirten Fermenten" genannt. Sie tindeii sich rit)erall wv'
lliätig sind: im keimenden Snmeti, in den Trieb- und Blattknospen der Pflau/i-ii, in d^n Di
Organen, Muskeln und Blut jeden Tbieres. Sie sind Produote d'-s /ullcnicbeiis. wclciic
au.s drüsigen Organen nach aussen abgeschieden werden : seltener gelangen sie nur iffl
inoeru als iutracellulare Enzyme zur Wirkung.
Die Enzyme stehen in nahrr Beziehung zu den Eiwelsskörperu. Ihre Kcindar^trlli
bisher incht gelungen. Hi>chstwahrschcinlich sind .sie stickstoffhaltig und ProtcTnstoffe. I
und PapaVn sind nicht schwefelhaltig.
Die Enzyme haben die Aufgabe, das aufgc.<.pcicberte oder aufgenommene NShruul
eine für die .Assimilation geeignete Form zu bringen. Dies gelingt ihnen vermöge
keit. eomplirirte organische Verbitidungcn — die .Substrate — in einfacher zus.im
Körper nm/nformen oder zu spalten. Diese Substrate, welche alle esterartiger
erleiden eine cbarnklflristi.sehe Zersetzung nur durch ein bestimmtes Enzym, dc.8scn
Wirkung kein audcre.s ersetzen kann (Fennentwirkung*). So wird ein Glykosid. däS^
daliu*. durch Emulsin. das in den Mandeln enthaltene Enzym in Zucker, BittcnnandeUll
Blausäure ge.spaltcn. Invertin. das lösliche Enzym der Hefe, spaltet freilich auch
dalin. es tritt aber hei dieser Spaltung weder Bitttrniandeli'd noch Blausäure auf.
Die Zerlegung der Substrate erfolgt mit alleiniger .\usnahme des Myrosins* unter A'
der Elemente des Wassers. Man hat aus diesem Orunde die Enzyme auch als bydrulj
Fermente bezeichnet. Die Produote der Zerlegung sind je nach dem Substrat «i
Von Kohlehydraten wird Stärke in Traubenzucker, Rohrzucker in Dextrose und
gespalten, Fett« werden verseift, (ilykoside in Dextrose und ammatisehe Vcrbindungco
Eiwci"s in Peptone und schliesslich in .Amidosäurcn verwandelt u. s. f. Die Kinwirkiu(|
Etizym» auf das Substrat erfolgt allmählich, indem immer neue Theile mit dem K
Berührung gebracht werden. Nur die Labfermentc weichen von diesem Modus ab, da bo
Einwirkung die Gerinnung plötzlich durch die ganze substralhaltige Flüssigkeit rrfolit
Enzym scheint hier eine sich fortpflanzende Molecularbcwegung einzuleiten O'ick),
' Wesentlich unterstützt wird die Wirkung durch die Temperatur. Für nlli
Enzyme ist eine optimale und eine Todtungstcmpcratur bekannt; die urstere liegt
[ Kiizyme
- 19.1 —
Enzyme]
*
»
der Blutwiirmc zwischcu 40" und 50", die letztere zwisehen HO" iiiid 80". In trockenem Zu-
stande können sie bis auf IGO" erhitzt werden, ohne an Wirkung Einbusse zu erleiden. Tief«
Temperaturen ausscni nur hemmenden Einlluss. Die Fermentwirkung i.st .sodann von der
Heaction abhängig. Während z. B. Ptyaliii nur in schwach alkalischen Flüssigkeiten dia-
»tatiseh wirkt, zeigt Pepsin nur in saurer Lösung poptouisircnde Eigenschatten. Man nimmt
in lotzl^rem P'alle an, dass das Pepsin in den Labdriisen des Magens als ein Zymogcn (Pcp-
-sinogcn) enthalten sei. aus welchem durch die Salzsäure des Magensaftes Pepsin abgespalten
wird. Nach einer anderen Theorie geht das Pepsin mit Salzsäure eine lose Verbindung ein,
die an Eiweiss unter Bildung von Aeidalbumin die Säure abgiebt und dann von Neuem
sich mit Salzsäure vereinigt (von Witfich, Hoppe-Sey ler). Ein fernerer Factor für die
Wirkung ist die Conccntration der substrathaltigeu Flüssigkeit. Theoretisch wird das Enzym
bei seiner specifischen ThätigkeH nicht verbraucht, trotzdem beobachtet man nach gewi.sser
Zeit eine Abnahme der Zersetzung. Einmal nämlich verursacht die Zufuhr neuen Zersetzungs-
niaterials eine starke Verdünnung, zweitens wird durch Anhäufung der Zersetzungsproductc
eine Hemmung der Wirkung herbeigeführt. Kann das Enzym durch geeignete cbemisehc
.\gent.ien wieder isolirt werden, so zeigt es sich wieder völlig wirksam.
.\l3 allgemeine Fermentrcaction saJi Schönbein die (Jun.iakbläuung an; diese hat jedoch
mit der Enzymwirkung nichts gemein (Nasse). Das Gleiche gilt von der den Fermenten vin-
dicirten Fähigkeit, WasscrstofTsuperoxyd zu zerlegen. Es gelingt leicht, diese Fähigkeit zu zer-
stören, ohne dass gleichzeitig die specifiscbe Wirkung geschädigt wird (Jacobson). Die
Protoplasmagifte wirken nicht allgemein auf Enzyme ein. Alkohol füllt dieselben, schwächt
sie aber nur bei längerer Einwirkung, Sublimat. Bor, Säuren auch nur in stärkerer Co^cen-
tration. Fliiomatrium ist für sie im Uegcn.satz zu den organi.sirten Fennenten, ebenso wie
Chloroform, kein Gift (Arlhus und Haber. Salkowski).
Als eiweissähnliche Körper difTundiren sie nicht durch Membranen, sind aber durch Am-
monsulfat aus.salzbar und wurden aus ihren Lösungen durch feine Niederschläge, wie phosphor-
sauren Kalk oder Cholesterin, niedergeris.sen. Dies benutzte Brücke zu ihrer Reindarstellung.
In Glyceriu sind sie löslich. Wittich verreibt daher die Substanzen mit Glycerin und fällt das
Filtrat durch Alkohol. Die abgeschiedenen Flocken werden wiederholt gelöst und gelullt.
Erlenmeyer wendet statt filycerin salicylsäurelinltiges Wasser an. .Us Criterium ihrer Rein-
heit dürfen Enzymlösungcn weder durch Tannin noch Sublimat gefällt werden, sollen auch
keine Xanthoprotei'nreaction geben, aber durch Blciessig und Platinehlorid gefällt werden.
Nach ihrer Wirkungsweise lassen sich die Enzyme in lolgcnde Gruppen zusammenstellen.
\. Invertirende Enzyme spalten Rohrzucker in Dextrose und Laevulose. Zu ihnen
gehören Invertin, Darmsaft, Magensaft (Leubc). Im Pflanzt^nreich sind sie verbreitet.
2. Saccharificirende (verzuckernde oder amy lolytische) Enzyme verwandeln
Stärke mit der Zwischenstufe „Maltose" laugsam in Traubenzucker:
CisHaoO.s + Hjü = C,iH„0„ + C.HioÜs
Stärke Maltose Dextrin
Nebenbei wird noch etwas Achroodextrin gebildet. Zu dieser Gruppe gehören Diastase*,
Ptyalin', Pankrcasdiastase. die diastatischen Fermente der Leber, des Blutes, der Schleim-
häute (Trachea, Gallenblase) und der Gewebeinfuse (von Milz. Haut, Nieren, Hoden, Ijuugen,
Lymphdrüsen, Muskeln). Im Pflanzenreich sind saccharificirende Enzjine häufig, besonders in
den Blattknospen und im keimenden Samen vorzugsweise der Cercalien und Leguminosen. Von
bakteriellen Enzymen sei hier die Taka-Diastase von Aspergillus Orjzae erwähnt.
3. Peptonisircnde (proteolytische, eiweissverdauende) Enzyme greifen das
Eiweissmolecül an, indem zuerst Aeidalbumin. aus diesem Hemi- und .\ntialbumose, hieraus
wieder Hemipepton und Antipeptou gebildet werden. Auch Collagen. Leim und Elastiu werden
durch diese Enzyme gelöst. Proteolytisch wirken: Pepsin*, Trj-psin*. Pap.iyotin. Man lindot
femer Enzyme dieser Art in vielen Pflanzen (Caunabis sativa. Linum usitatissimum, Bromelia
Ananas etc.), in Keimlingen von Gerste, Mohn. Hüben, Mais, Weizen, vor Allem in den fleisch-
fressenden Pflanzen (Droseraceae. Nepenthaceac, SaiTaceni.iceae).
4. Eiweissgerin nungsenzyme (Labfermente) scheiden aus der Milch das Caseiu
in unlöslicher Form ab. Es sind dies: Lab oder Chymosin, Fibrinferment und das allerdings
noch hypothetische Myosinferment. Von Pflanzen führen Artischoken und Disteln Labfermcnlc.
5. Fettspaltendc (glyceriubildcndc) Enzyme bewirken die Zerlegung der Fette
in Fettsäuren und (ilycerin (Verseifung). Als einziges thieriscbes Enzym ist hier das Steapsin
aus dem Pankreas zu neunen, während sie in Pflanzen häufiger gefunden werden (so in den
Früchten von Ricinus. Papaver somniferum. Cannabis sativa, Linum usitatissimum etc.).
6. Gly kosidspaltende Enzyme zerlegen Glykoside* in Zucker und aromatische Sub-
stanzen. Sie finden sich in höheren Pflanzen, wie das Emulsin*, da.s Myrosin* und in Betula
lent« die Betulase. Auch das Erj-throzym der Krappwurzcl gehört hierher. Von thierischen
Enzymen kommt nur dem Speichel eine geringe glykosidspaltende Eigenschaft zu.
7. Harnstoffzersetzendc (ammoniakbildcnde) Enzyme spalten Harnstoff in
Kohlensäure und Ammoniak. Sie sind sämmtlich bakterieller Abstammung (Micrococcus ureae,
Bacterium ureae. Bacillus fluorescens etc.).
Werden Enzyme dem thierischen Organismus durch subcutane liyection einverleibt,
0. Licbriticli, Euojrklujiaedie. II. B*ud. jg
erfolgt ii.icli kuruT /uil ein Ansteigen Jer Temperatur (.Feriiieiilliobcr), da» von MtKit«.
Zittern, Taumeln, Hyperaesthesie, D)-spnor, Erbrochen und Coma gcfulgt ist, Pi^st b«
finden sich Haemorrh.igicn im Tractus intestinalis, Endokard und Lungen. D«r Tud Irit; in
Kaninclicn nach Injection von 0,1 Pepsin, hivertin, Diastnsc, von 0,0.5 Emulsin liud Mfn»
pro Kilo, beim Ifunde nach 0,1 — 0,2 Pepsin oder luvertiu pro Kilo nach 2 - 4 T^pi -j
(Hildebrandt). Intravenöse lujcclion von Di.istase (0,3.5 pro Kilo) oder Pankreatin O.lo-
Kilo) tödten Hunde unter schweren Allgemeinstörungen (Bechamp und B.iltii-' V • i-
beim Menschen liegen nur in geringer Zahl vor. Chymosin crxeugt subcut.in b»^'
.Schmerz und lasst die Temperatur unter Schüttelfrost bis a\if 39" ansteigen.
iDJcctioncn von Myrosin (1 — 2 ccm einer lOproc. Lösung) zeigen diese Ternp'
Andere Beobachter (Fcrmi und Pernosi) sprechen den Enzymen jeden tox
ab, da sie selbst in grossen .Mengen, wenn steril iujicirt, keine Schädigung .!
herbeiführen. Es ist aber sehr fraglich, ob es gelingt, sterile Enzymlösungfi,
f^iue vollkommene Sterilisation wird jedeiif.iils auch das Enzym unwirkHant ma':b>'n. 1»h<
die Blulbahn aufgenommene Enzym wird lang.sam durch die Nieren ausgt^cbiedeu. ED«bi
I.TSst sich 10 Minuten nach der Injection im Blut nachweisen. Nach 3 Stunden ver^ ':'
es und findet sich danu in der Leber, spiitcr in F'ankreas und Milz. Die Leber %.li
aufzuspeichern, wobei sie selbst eine Degeneration und .\trophie der Zelleu erleidet
Die therapeutische Verwendung der Enzyme ist eine beschränkte. Meist sind es Anoaito
der Magendarmfunotion , zu deren Beseitigung die Thätigkeit der Enzyme in ^Vnspnuir
nommcn wird. Von den proteolytischen Enzymen wird Pepsin bei VerdauungMctni»
Tr^"psin als Zusatz zu Nährklystiercn, Papayotin als Lösungsmittel der Diphtheriewii''
benutzt. In neuester Zeit ist ein diastatisches Enzym, die Tika-Diastasc, von L'' '
st.änden, welche mit mangelhafter Speichelsecretion einhergehen, in dii^ Therapie • '■:
worden. Ob in der modernen Gcwebssnft- und Serumhebandlung auch den Knzpnen i.i:: •
Holle zufällt, darüber IHsst sich bei der noch unpenügendcn Begründung dieser Ther.i
Bestimmtes auss.agcn. Mit grösserer Wuhrscheiiiliclikiit lassen sich dagegen die Erf
Behandlung der (ieschwülste durch Impfung mit Erysipelslreptokokken .Tuf Enzymwi
riickführen.
,tAtoii- ^
EoBino (vun £WT, MorgoiirOtbo) sind RuIiütitutioDaprodurte dn^ FluoroM celiiä *. Man unTor>.*1t.**i,l<-c .t« .l*r T^^
KoKin n. Ailh Alkuliiiiilz t\r- Tptrajodl1iinrf>set.Vi)s. .lo^ EoKin J. du« Alkali<4Atx di<5 'IVli
WMHnr IO».ltrlt mit Ko<(ariti Innig nnd ((«»Ibpiliior Flin)resp*?ni. und din aIkohfdlnslipht»n K •. ,
der &aili*>li Mellivl- oder Arniylaot)ii?r di^r wässorlOsliehcn Eu^tlin. Ilit' KoHlnp Biinl Vni: ^ ,
Kürltt'n vuii SpirlwoarLMi, in dor Seidt^n- und Wollrirborei, hpioi Buchdraek nnd ziiiii t'krlion k
ltoiiulr.t Purch Fi»rLor sind pio in dii< HiAt.ilot^io pinpofUhrt worden. VonuKFwcihp wen|r>n
drr rntlipn BlntkOrperclion (HaMiioglobin) und dfin OsAificationsrandes (BuBeh} beauist.
J.
EpftCrin« T,r))i«(c1i(> Gattung dor dikotvlfn. dnn HuidokrautgKW&ebüeu nKcb^t rorvandton Familiß ditr K- -
ouf. IniinorgrUno ,'^trUucher oder kl(*ino DUanin mit Htrahlig-Kobauten, ,^lSbH|;i.n Zwittorblntheii. Ui< '
vortritt luglcicb die l'nterfara- der Epacrcau wegen der Tielsamigen, facbspaltigen KApseln Vun -lir
Arten gebtfrt die Mehrxabl Auatralien an, wenige den malafücben Inseln nnd Neuseeland.
H.
Kpendyniitis granalosa. Als l'"pendymitis granulnsa bezeichnet man eine verbreitete gr-o-
an ein Reibeisen eriniienide Verdickung des Veiitrikelependyms. .Sic beruht auf ciii-rW
rung des subendymalen tJliagewebes. (ielegentlieh findet man sie auch bei gestini'
viduen in vorgerücktem .Mtcr, häufiger ist sie bei organischen lliruerkrankui.." >>
nientia paralytica fehlt sie sehr selten, nur bei ca. 3 pCt. Meist besteht /;
ccphalus internus. Besondere Symptome scheint die Ependymitis al» solch
zurufen. Eine besondere Therapie beansprucht sie daher niemals.
Epheilrft L. Gattuug an« der Familie der tlnetbaceae. Etwa IK verschiedene Speoles sind in Euro|»a. A^l««. i^
und .\ffierika Terbreitet nnd werden in ihrer Heimath «rhon Reit langen Zeiten tu Iher». »-.-•> — .#-..-.. .^^
E. Tulgari» Hieb, ist ein in Sfldeuropa nnd Aktien einheimischer i^trmnrb. IHo Bll.'
waren froher alsHerba uvae marinae, .Kecrtranbe'^, in Gebrauch und dienen in H>
mittel gegen Dnrchfall und Gicht. Ein Deoect der getruekneten Wunel und Zweig*- ^,>i
M^^kelrll(>unlutihm^« wirksam erwietien haben. E. a n t isf phi lit i c a wird in ihrer Heimat!.
Küglirbeh Mittel gegen Luen und Gnnorrboe gepriesen. £ andina Phil, ist in Chili oitif
l*fi«nto stammt die Pingu-Pingo-Warzel, eine fa^st mel«>rlunge, blei^tift- bis danmendieko, wviii^
mit Aasliufem. I>ie Itinde der Droge ii.t karminrulb nnil mit rntlibrauner Borke bedeckt; das t
hart- und auf dem Brache »plittvrig. Man wendet die Proge in Form von Decocten odi?r Extf»ctL„
leldeu an.
Die Ephcdraspecies enthalten stark wirkende, einander ähuliche, doch nicht idoii&<*
Körper. Dargestellt und untersucht sind die beiden AlkaloVde Ephedrin und Pscu-i ■■'
drin. Sic bewirken in kleinen Gaben, ^ct' o«, subcutan oder iiitr.nvenös eingeführt, i
vorübergehendes Steigen des Blutdrucks, sowie Verlangsamung uuii .\nfangs Vcrst.ärkiini;. ■',''
Abschwächung der Ucrzcontrnctionen. Letzteres soll niif eine Pare.*i2 der NerNi;ii.."tji{ig^!>r'
wahrscheinlich auch der glatten Muskelfasern des Ib-rzeiis selbst beruhen. Grösscnr <•»■*'
verursachen Sinken des Blutdrucks, in Folge Lähmung der Vasomotoren. Stets wird <ii< "^
Herde der Vergiftung in ihrer Stärke abhängende Parese des Nervi vagi hervorgenifeti-
fKplK'ilr«
— 195 —
K]ii<li<niicii{
I
Epbi'driu, CioIImNO, auch Epliedliu oder El'udlin griLiuiiL, liii dua der L^phcdiü
vulgaris von Nagai isolirtes AlkaloVd. Rs ist (lüssig und destillirt boi 245" unter thcilweiser
Zersetzung. Angewendet wird divs salzsaurc Salz: Ephedrinum liydrocliloricum. Dasselbe
krjslallisirt in weissen Nadeln, ist in Wasser leicht lijslich und besitzt mydriatische Eigen-
schaften, welche sich bei vielen Thierarten, wenn auch in verschiedenem Cirnde, äussern. Bei Katzen
wirkt das Mittel garnicht. Bei Menschen tritt die mydriatisrhe Wirkung nach Einbringen
einer lOproo. Li'sung auch nach einigen Minuten schon ein, und erreicht n.ich etwa -K) Minuten
ihr Maiirnum, verklingt dann auch vurhältnissmJissig rasch wieder, sodass nach 4 — 6 Stunden die
Pupille wieder normale Weite zeigt ((iroonouw), nach .Anderen dauert das .Vbklingon der
mydriatischen Wirkung etwas länger, 5—20 Stunden Me Vriis).
Mydrin. l'nter diesem Namen wird von Merck eine nach folgendem Reoept herge-
stellte Lösung in den Handel gebracht: Ephedrinum hydrochloricum 1.0, Ilomatropinum hydro-
chloricum 0,01 . Ar|ua destillatn 10,0. Diese Ephedrin-Honiatropin-Mischung ist von (iroenouw
in die Praxis eingeführt worden auf firund der Beob.achtung. dass sieh durch Zusatz einer ge-
ringen Menge Homatropin zu einer Ephedrinlösung eine auffallende Verstärkung der mydriati-
sehcn Wirkung erreichen liess. Die Anwendung des Mydrins ist überall da zu empfehlen, wo
für kurze Zeit, z. B. zu rein diagnostischen Zwecken, die Pupille stark, wenn auch nicht
gerade maximal erweitert werden soll.
Pseudoi^phedrin, ebenfalls CioHijNO, ein von Merck aus verschiedenen Ephedraartcn
liergestclltcs AlkaloTd, welches auch raydriatisch wirkt. Da.s leicht lösliche, salzsaure Salz,
welches farblose Nadeln oder Blättchen bildet, wird in 10 — 25proc. Lösung benutzt. Die sich
allmählich vollziehende Mydriasis erreicht nicht die Weite derjenigen, welche durch Iproc.
Homatropinlösung zu erzielen ist. Sie ist nach einmaliger Anwendung einer 10 — Ijproc.
Lösung erst nach .50 — 60 Minuten, nach 2 — Smaliger nach 40 — .50 Minuten und nach Bei-
bringung einer 20 — 25proe. Lösung nach 30—35 Minuten ma.ximal. Bei Kindern ist dieser
Erlolg etwas früher als bei Erw.ichsenen zu erzielen. Einzelne Individuen, selbst gleichen
Alters, zeigen zuweilen eine verschiedene Empfindlichkeit gegen die dilatirende Wirkung des
Pseudoöphcdrins. Die mydriatische Wirkung hält wie nach Ephedrin durchschnittlich 10 Stunden
an ((iünzburg). Bei Entzündungen der Iris versagt dns Mittel manchmal den Dienst. Bei
einigen Kranken, die relativ viel PscudoSphedrin erhalten haben, zeigt sich auf der Höhe der
Einwirkung eine messbare Erweiterung der Lidspalte, verbunden mit ganz leichtem Hervor-
treten des Bulbus. Während der Mydriasis kommt nur äusserst selten vollständiges Schwinden
der Reflexe auf Licht und Aecoramodatiou vor. Bei Kat.irrhen oder leichten Entzündungen
übt das Pscudoephedrin in 10 — löproc. Concentration einen leichten Heiz aus. Starke Lösungen
(20 — 25 pCt.) thun dies auch am gesunden Auge. »^-,m.-
KIOnKA.
Iphi^ahnr/ »l ein »as >Iten Btlmnieii von Hnder» Hellx I,. fr«iwilllg ■u<lli»iuiond« Ouninilbun. diirehMjbviuniiil,
(inrueb. »rhwacli hittcroni und luglfieb ttehttrfum Gc.<tehniHck.
' IL
EpIdomlpD sind zeitweise Steigerungen der durchschnittlichen Morbidität oder Mortalität einer
Htvölkrrung, welche durch dos Vorherrschen einer r>di'r mehrerer klini.ich bezw. aetiologisch
einheitlicher Krankheiten herA'orgerufen sind. Die Krankheiti-u, welche epidemischen Charakter
erlangen, sind entweder einheimische Endemien, welche in der betroffenen Bevölke-
rung stets vorhanden sind, aber zeitweise unter dem Einfluss besonderer, an .sich oft ver-
schiedener Ursachen gehäuft auftreten; oder es sind exotische Krankheiten, welche für ge-
wöhnlich unter der betroffenen Bevölkerung überhaupt nicht vorkommen, sondern nur unter
bestimmten Ursachen sieh auf dieselbe iibertragen. Die in Frage kommenden Krankheiten
lassen sich hinsichtlich ihrer .\etiologie in drei Gruppen eiutheilen, erstens in solche Krank-
heiten, welche durch das Vorkommen eines specifischeu pflanzlichen oder thierischcn
Micruorgauisraus charakterisirt sind; zweitens in solche, welche höchst wahrscheinlich eine
gleiche Aetiologie besitzen, bei welchen es aber bisher nicht gelungen ist. den begleiten-
den Microorganismus aufzufinden; drittens in solche Krankheiten, welche nicht durch da.s
.Auftreten von Mikroorg.anismen charakterisirt sind, sondern ihre Ursache in der Auf-
nahme von Giften linden, welche sowohl Bakterienproductc (Fleischvergiftungen, Fischver-
girtungeu u. s. w.), als auch anderer Herkunft sein können (Kriebelkrankheit). Die Verbrei-
tung einer epidemischen Krankheit geschieht auf ganz verschiedenen Wegen, welche von deren
Ursachen durchaus abhängig sind, entweder durch Contagion *, direct oder indirect, oder durch
das Eintreten von Bedingungen, welche ganze Bevülkeruugsclassen in den Zustand der Em-
plänglichkcit für eine infectiöso Schädlichkeit versetzen, für welche sie unter gewöhnlichen
Umständen nicht disponirt sind, z. B. Epidemien der Sommerdiarrhoen der Säuglinge, Grippe-
epidemien im Winter, Kriegs- und Hungertj-phus. Es widerspricht daher den Thatsachen,
wenn man vielfach epidemische, contagiöse und infectiöse Krankheiten identificirt: es giebt
viele infectiöse (bakterielle) Krankheiten, welche niemals contagiüs sind, geschweige denn
' epidemisch auftreten, und e.s giebt Epidemien, welche nicht bakterielle, sondern toxische
[Ursachen haben; es giebt ferner contagiöse Krankheiten, welche in grösseren Bevölkerunna-
I ceutren stets in geringeo Grenzen durch Ucbertragung sich ausbreiten, deren KronUk
13*
[Kpi(li*iiiuMi
— lOfi -
EpMi
errc^gcr nlsfi st<;ts vorliaiiileii sind, ohnn z>i echton Epidemioti zu führen, bis Juif einmal »fij
bar nbne eritcnnbnreii (inind die bttrcffende Krankheit epidemische Verbreitung; erläfarl
die Entstehung der Epidemien kommt demnach ebensosehr die Empfänglichkeit der
Bevölkerung, wie die Verbreitung eines bestimmten KrankheitsstofTes in Frage. Dir
breitung jeder Epidemie zeigt einen typischen Charakter, welcher für jede eiDz«l
heit vorschieden ist. Im Allgemeiuen unterscheidet man zwei Verbreitungstypenj
explosionsartigen Verbreitung wird fast plötzlich nach kurzen Anfängen ein
der Bevölkerung gleichzeitig von der Krankheit befallen, welche nach kurzem Bestand«
ebenso schnell abßllt: bei der kettenförmigen Verbreitung zeigt die Curve der EpU
ein sanftes halbkreisförmiges Ansteigen mit ebensolchen Abfällen. Natürlich sind dies« Cu
niemals mathematisch regelmässig, sondern durch kleine Anstiege und Abfälle iint.nlr
Man hat die Ursache dieser verschiedenen Verbreitungsweisen cont,igionistisch d;i'
dass im ersten Falle der KrankheitsstnfT ausserhalb des Menschen liegt und gli-i
grösseren Zahl derselben zugeführt wird, z. B. durch d,as Trinkwasser, im letzten l-alif i
sich durch den Verkehr von Mensch zu Mensch fortpflanzt. Diese Deutung erklärt emni 1
der Erscheinungen, aber nicht Alles. Der Verlauf einer Epidemie, ihre Curve, ist vitll
erster Linie abhängig von dem Bruclitheil der empfänglichen Individuen, welcher sieb
der bctrolTenen Bevölkerung befindet. Ist derselbe erheblich, ist vielleicht sogar durch 1
rungs- und /indere zeitweilige VerhHltnis.se die Gesammtzahl empfänglich geworden, M
der raschesten Ausbreitung des kraiikheitsverbreitenden Stoffes auch bei direct
Krankheiten kein Hiiiderniss entgegen: ie geringer aber der Bruchtheil der etnpfäog^
dividuen ist, desto flacher wird die Cun-e der Epidemie in ihrem .Anstieg, «.'ine destaij
Höhe muss sie erreichen. Fehlt es au Empfinglichen, sei es dass dieselben diirrh«
■ ider dass die äussere Ursache, welche die Bevölkerung für das Contagium (■:■■■
hinweggcfällt, so muss die Epidemie abfallen und erlöschen (exotische <«ltf|
kleinsten Maassstabc fortschwdien. Kommen nun im Laufe bestimmter I'criL'den ue«<
pfängliche Indinduen hinzu, so bei contagiösen Kinderkrankheiten das Hernnwacbsta i
(icscblechter, so sind die Bedingungen für das Neuerwacheri solcher einheimischer. epi<i«
Krankheiten gegeben. Die letzteren zeigen daher einen dr-uttichen periodischen Ck_
Die exotischen Krankheiten, für welche die einheimische Bevölkerung für gewöhnlicb
empfänglich ist, zeigen eine kurze Dauer von wenigen Mouuten und tauchen erst ilano
auf. sobald das Zusammentreffen der für sie günstigen Bedingungen von Neuem gescjiafcil
Die einheimischen epidemischen Krankheiten zeigen ein.'n periodischen Charakter und Jwal
die Masern steile Epidcmicperiodeii von 3 Mon.iten mit freien Intervallen von 2 — b ii
Scharlach flache zwei- bis dreijährige Curven mit Intenallen von 6 — 10 Jahreu. Dipl»
langwellige unregelmassige Cun^en von 4 — 5 .luhraehnten mit etwa eben so langen Inten»
Rs giebt Epidemiccn, welche sogar für .lahrhiinderte aus g.inzen Erdtheilen gescbwuud(;ii «j
so die Pest aus dem grössten Theil von Europa, die Lepra, welche in neuester Zeit
weitere Verbreitung zu gewinnen scheint, der englische Schweiss, dessen verbeerend»
kurz dauernde Epidemien seit einigen .lahrhundertcn Europa nahezu verschont haben.
Die Maassregeln zur Bekämpfung nnd Verhütung der Seuchen haben entspr
den zwei hauptsächlichsten verschiedenartigen ursächlichen Momente, dem Contagium und!
Kmplanglichkeit, besonders nach zwei Hichtuiigeii sich zu erstrecken. Die Ma.-usreerUJ
Bekämplung des Cont.ngium umfassen zunächst Vorkehrungen zur Verhütung drr
schlcppung aus verseuchten Ländern durch Menschen und Cregunstände. Zu diesem Zi
sind internationale Abmachungen zur Boaufsii'btigung des L.-ind- und Seeverkehrs geö
ferner werden von Fall zu Fall von den bedrohten Ländern behördliche Aufsichtsm,iassDt
getroffen. Bei ausgebrochener Seuche treten behördlicherseits die in .-illen civilisirten ü
bestehenden gesetzlichen Bestimmungen in Kraft, welche die Desinfection • fordern für Sd
Marktverkehr, Beerdigungswesen u, s. w. .Anordnungen treffen. Seitens der kleinen Vei^
ist dem Transportwesen der Kranken und liestnrbenen, der Errichtung ausreichend« Krjulj
anstalten Aufmerksamkeit zu schenken. Der Einzelverbaiid der Familie wiederum btt]
die möglichste Isolirung des Erkrankten, die Unschädlichmachung der Kraakheitsprod
auf die persönliche Prophylaxe durch Lebensweise und Ernährung seine .Aufmerksa
richten. Ein genereller gesetzlicher Zwang, ansteckende Kranke aus der Familie in
häuscr zu briogeo, besteht in DeutschLind nicht. In gewissen Fällen hat sieh die Ev«
grösserer Menschenmas.sen, wie Truppenkiirper, nützlich erwiesen. Zur Verhütung der
Seuchengetahr dient noch die prophylaktische Irnnninisirung der (iesammtbevölkenuic.
selbe hat bisher nur bei den Poiken mit Erfolg .\nwendung als Kuhpockcniinpfung gefiinl
Bei Diphtherie und Cholera sind neuerdings Vorsuche in gleicher Richtung angestellt '
das» sich bisher über deren Wirkung ein Urtheil abgeben liesse.
Die Maassregetn zur Bekämpfung der Empfänglichkeit für eine Seuche umf.t&sco sol
lieh diLs Ges.-iramtgebiet der öffentlichen und privaten Uesundheitspflege. Bei .schon
der Epidemie hat der Einzelne, der sich den allgemeinen Einflüssen des Klimas u. s, w.
entziehen kann, auf das .'Strengste die hygienischen Vorschriften in Bezug auf Reiulici
Massigkeit u. s. w. zu befolgen, iiidess scheitert die Ausführung oft weniger am guten ^~
als an socialen Missstäudcn (Armuth, Wohnuogsnoth). Zur Vorbeugung des Ausbrorh?
der Ausbri.'ilung vou Seuchen hat in dem U-Iztco hniben Jahrhundert vorzugsweise miler dtin
Druck der (.'holeragefahr di« öffentliche Gesundheitspflege der StSdte weitgobeude Miwssuahmen
für Reinigung des Bodens durch Abfuhr und Canalis.ition, für gute Trinkwasserversorgung u. s. w.
gctrolTen. Es lässt sich durch zahlreiche Beispiele aus der Seuehengeschichtc beweisen, dass
derartige Maassnahmen für die Verhütung vou Seuchen von wesentlicher Bedeutung sind. So
ist zum Beispiel Kopenhagen erst dadurch von schweren Seuchen freier geworden, dass es
1728 abbrannte und neu und gesundheitsgemässcr aufgebaut wurde.
Der iiauptnaohdruck in der Scucbenprophylaie ist danach auf die Verbesserung in unseren
gesammten hygienischen und socialen Verhältnissen zu legen. roTTsTPiw
(pldemiEiclic Geisteskrankheiten. Dem Wortlaute entsprechend (iTn&r,ftstt> = über ei» Volk
licrfnllcti oder hireiiibrcchcn) sind epidemische Geisteskrankheiten wohl zu unterscheiden von
endemischen (t.ÖTiititi./ = einheimisch sein). Für die letzteren bietet der Cretinismus* ein
typisches Beispiel, hierher gehört vielleicht auch die Schlafsucht der Neger, Nona', über deren
Natur wir allerdings noch nichts Sicheres wissen. Die Ueschichte des Menschengeschlechts
zeigt, dass von .\lters her bis in die allenieuste Zeit bei den verschiedensten Völkern (leistes-
krankheiten epidemisch vorkamen, so im Alterthum die Krankheit der Scythen, welche Uerodot
und Hippokrates beschreiben, bei der Männer und Weiber sich verwandelt glaubten, die
Lykanthropie, vorzugsweise in -■Vrkadien, bei welcher Menschen in Wölfe rael.imorphosirt sich
dünkten. Diese Krankheit trat im Mittelalter (auch als Kynanthropie: Verwandlung in einen
Hund), begünstigt durch den Glauben an Hexen und den Teufel, in Deutschland, Frankreich,
Italien zuweilen noch epidemisch aut; jetzt treten derartige Zustände ebenfalls noch spora-
disch auf. Im 14. Jahrhundert zeigte sich in Deutschland die Taupwerts mit epileptiiormeu
Anfällen und Hallucinationen als epidemische (Jeisteskrankheit, der — ebenfalls epidemisch —
in Italien der Tarantismus folgte. Ihr folgte im 15., 16. und 17. Jahrhundert das epidemische
Auftreten des Be sessenscins (Dnemonomanie, Daemonomelancholie), das übrigens auch noch
in unserem Jahrhundert, 1861 und 18H4 zu Morzine in Savoyeu, gewüthet hat. Auch in
Schweden traten solche Epidemien noch in der Neuzeit (1858) unter dem Namen der Blocks-
bergsfahrten auf, in Gegenden, in welchen bereits 1441 und 1442 die Predigerkrankheit als
epidemische Geisteskrankheit sich gezeigt hatte. Kleinere locale Epidemien von Geistesstörung,
in der Itegel an das Au/treten grosser .Wunder"' sich anreihend, wurden hier und dort beob-
acht4.'t, haben aber im letzten halben Jahrhundert nirgends eine grössere Ausdehnung gewonnen.
Geht man auf die Aetiologie dieser epidemischen Geisteskrankheiten ein, so muss mau
unterscheiden die Praedisposition, welche in ausgedehnter Weise vorhanden sein mus.s, um eine
derartige Epidemie zu erzeugen, und das veranlassende Moment, welches die vorhandene Dis-
position zur Krankheit macht. Als praedispon i rende Momente erscheinen auf der einen
Seite Unwissenheit und der damit häufig verbundene .■\berglaube, auf der anderen Seite aber,
nicht selten mit jenem verbunden, gewisse krankh.ifte Zustande des Nervensystems, unter
denen geistige Schwäche. Hysterie und Epilepsie die hervorragendste Rolle spielen. Diese
Momente traten mit besonderer Deutlichkeit in den epidemischen Psychosen des Mittelalters
hen'or. .Auf dem Boden des Aberglaubens und der Lehre vom Teufel entstand der Glaube
an die Heien, zum grössten Thcil waren diese selbst hy.stcrische Geisteskranke, wenn auch
andere Formen, wie Epilepsie, Imbccillität u. s. w., nicht ausgeschlossen waren. Das ver-
anlassende Moment bildete der heftig entbrannte Glaubensstreit und die Aufregung, welche
von den Priesteni in das Volk getragen wurde. .\ber auch somatische Einflüsse, wie die
Epidemien des Mittelalters in Gestalt des „schwarzen Todes", mussten mit dem Schrecken,
welchen sie verbreiteten, und dem Niedergang der Ernäiirung des Volkes, der durch sie hcrbei-
gclülirt wurde, den Boden für die Entstehung epidemischer Geisteskrankheiten ebnen.
Die Therapie der epidemischen Geisteskrankheiten besteht in erster Reihe in der Pro-
phylaxe d. b. in der Herstellung solcher socialen Verhältnisse, welche keinen Boden für die
Ausbreitung einer Geisteskrankheit bieten. Vor .Mlem ist obligatoriseher Schulunterricht mit
reichlicher Einfügung des naturwissenschaftlichen Unterrichts in den Sehulplan, Verhütung
von Entwicklung von Aberglauben durch den Einfluss einer aufgeklärton Geistlichkeit, und
allgetneiiic Hebung der socialen Verhältnisse erforderlich. Zeigen sich aber Symptome dafür,
dass vou einem bestimmten Punkte aus, in der Regel von irgend einem „Wunder", eine
Wahnbildung grössere Kreise zu erfassen droht, dann tritt die Polizei mit der Sequestrirung
der ersten Fälle in einer Irrenanstalt in ihr Recht. „»„„u.
Ept<lermolyst8 tuillos:i hereditaria ist ein sehr selten beobachtetes und exquisit heredi-
täres, hei mehreren Faniitienniit^jifdern anftretende.s Leiden, (hi.s »k\\ dun-.li Bl:i.sen-
liihlmi^ auf nonii.'ilcT Haut, nii-ist durch panz fCcringen DnK'k der Kleidunr^sstücke,
artifir-ifll '.lurh linri-h Rpiljfn mit dem i''inper liedinj^t, kcnnzeiehnet. Da die ür-
saehc der .\flVTtion bisher durrhans (hmkel ist, kann die Therapie nur die geplatzten
HIa.sen durch Puder und :ihnlich<' Mittel zum Kintrocknen bringen inul vor Vonm-
reiniirmig scliützcn. Bisweilen soll Kinfetti'ii <ier ll.int die Blasenbildung verliiuderii.
SAAI.KBI.I».
(Epididymitis
!(»« -
KpieloUiiU
Ni-Iiciilimlciis, ist iiu'isl iliiri'li (IoikiitIhh-, sfllfii'T duitt
rrippcr siinl fs Kxcosse in Bacchn ot Venera, krirperlirli'-
E]iidid,viiiitis, F^iitzriiulunjr d*
Trauma verursacht. I{i'ini
Aiistrrng(ingi'ti, fehk'Hiaftf, Ix-sotiiiors imsaiibery BiOiamllung;, aber auch ouhekann'j-
Momente, welobe diese Ctuinilicatinn lirTheiführen. Die Krkraiikung ist meist mun«
latural. Her Sampnstraii<; kann iiberspniiigeti wcnle», i.st aber meistens mit erkrankt;
in sehr seltenen Fallen ist er der alleinige Sitz der Krankheit. Her Nebenhoden, il>*r
deutlich abgrenzhar dem Hoden anfliegt, ist geschwollen uru1 vergrössert sich inntir-
halb der ersten acht Tage nuter excessiven Schmerzen, die bei Hewegung so stark
sind, dass sie nicht .selten zu (')linmachten führen. Der Schmerz lä.ssi iiach, «obaW
das Scrotnm ruhig gelagert wird. Die Kranklieil setzt mit Fieber ein, ist nach acht
bis zehn Tagen anf der Höhe, nm dann unUn- Kleinerwerden der Geschwulst uiid
Nachlas-sen der Kmpiiiidlichkeit in Heilmig überzugehen. Kleine knotige Infillrai'
bleiben .Jahre lang zuriiek.
Die Therapie beginnt mit ^ erordnniig stri-ngster Bcttnilie, blander [>iact. An»
.setzen der vorher angewandten Urethrall)ehandhing: anch d.is Kinspritren L<<t v?r-
boten. (!i leichzeitig gebe man ein L.ixaiis. kleine l'nsen von .\eidiini oder N.itrium
saiicyliruni (1,1) pro die) und la-sse rlie ersten zwei Tage Eisuni.^chläge auf das Scrotmii
machen. Schon vom dritten Tage ab kann die ambuhuite Behandlung lieginnrn.
deren Aufgabe es ist, den Nebeidmden zu innnobilisiren und zu comprimimi
Durcli das erster« wird die Schmerzlosigkeit, durch das letztere die Aufsaugung;
des Infiltrats bewirkt. Zum Zwecke dieser Immnbilisirung benutzte man früher d»«
bekannten Fricke sehen Hi'ft|)t1asterverband oder auch Cnllodinmeiiispannung. Bnd«
ist unzweckmri.s.sig und jetzt verl.issen. Wir besitzen eine lier\ nrragende Methode,
den ganzen Hoden festzulegen und ihn gleichma.ssig zu compriniiren durch tla>
Suspensorium von Zeissl -Langlebert, »las auch unter dem Namen: Wiener od«
t'asper'sches Suspensorium im Handel ist. Die letztere Bezeichnmig geschieht iii
Unrecht, da Casper nur kleine \ erjindenmgen an dem vorher bekannten Motlell
angegeben liat. Man salbt das Scrotum ganz luni gar mit l'elt, am he.sten Lsuiohx
mit Vaselin «T., ein, überdeckt es nn'l weicbi'r tiaze und legt Jiun eine gro.sse Men^r
Verbandwatte über. Dann wird das Siispensuriuni üliergethan und an den verschie-
denen Kiemen so fest angezogen, dass der Hodensack gut ci>niprirairt, gegen dfii
Bauch zu elevirt und urd>eweglich gemacht wird. Unmittelbar nach Anlegung di«t"5
Verbandes verm;ig der Kranke, der noch vorher bei der leisesten Bewegung vor
Schmerz sich kriunnite, gut und schmerzlos herumzugehen. Der Verband bleilil
vier bis fünf Tage liegen, wird dann in gleicher Weise erneuert, bis naeh etwa drei
Wochen die schmerzhafte Periode ganz vorüber ist. Die ausstrahlenden Schnien«'!!
nach der Seite und Hüfte zu, die im Anfang auftreten, worden dmch den Verband
zwar etwjLS gebessert, aber nicht gänzlich beseitigt.
In dem schmerzfn'ien Stadium, also etwa von der dritten Woche an. behandeh
man die zurückbleibenden hiiiltrate mit .lod, am besten und energischsten durch
Aufpinselung von .lodtinctur, i'ventuell F-inn/iben von .lod-.lodkali- oder lUproc. Jod-
bleisalhe oder .lodvasogen. Auch feuchte Wärme in Form von Priessnitz'schen Um-
schlägen um das Scrotum, auf längere Zeit angewendet, übt eine gute Wirkung aus.
CASPSB.
EpigaCk I,. ritmiixnKottang aun tlor Fmn. ilor Er ienocar*. TrMuis diT AmlrDmcdno*, Tervamn aii Ot«l-
thrii«*. itio Kivno iWr hi^hUigoH llIQtli(«n inni>n luttig bohaart. ilii* SUubl]eut«>l introrv mit iwri LAaffwifltf«
)tur'<|irtnf(i<iiil. kaps*<ln .'«Kpaltii; iorulici«! iintl «eptifru|; fticti Ulfiiimd, riclFiamig. NifMi*rU«K*'n'l'' Straurhrr «ft
lffd(>rl|(tfn, auittUtiifrnilnn lun^lichon biK ruiiil]i«li liprxfflnDigtMi Bluttprn. Nur 'i Art<*n. (Jrn>n <<ln<« im ndtliebrn ^ort*
■nwrilLa, d>rcn indctni Im Japan li('iiiiiii«li ML E. eordifolia 3w. =^ Uallltheria oordifolia Rai^us^h.
Epiglottiti», Kehldeckelerilzündung, ist gewöhnlich ein Tlieil der Kehlkupfent-
zündnng; manchmal jedoch tritt die Kntzflndung der übrigen Partien des Keidkopfrs
gegen die des Kehldeckels so sehr zurück, dass man berechtigt ist, von eiucr Kehl-
tdeckelcntzünilnng zu sprechen. So i.st die acute Pharyngitis und Tonsillitis nicht
1 selten mit einer F.piglottitis vergesellschaftet; bei Verbrühungen und Tratauen ist
der Kehldeckel häutig ergriflen. Seine Schleimhaut er.scheint dabei gleiclimässrg
geschwollen, roth, glänzend, und die rarbennuancen, welche im normalen Zustand«
um Rande und in (Ten Valleculis in Folge des gelblich durchscheinenden KiiorpcU
«u sehen sind, verschwinilen alsdann. Auch ändert sich durch die Schwellung dit
(iftslalt der Epiglottis, die ein mehr koll»enförmiges Au.ssehen aimimnit. Bei drr
chnmi.scheii Form ist es hauptsächlich tlie vom Pharynx fortgeleiteti- Kntzilndung, di«
fEpifflottitis
Rpilppsia retinae]
sich aiit Kt'hldfcki'I lirnicrkt);ir iiiiirlit. XiiTiicntlicli Itei RiiiilVrii ist ilcrsflbf ol't so t-r-
hfblich gt'sclnvollcii und verdickt, d:i.ss seine Beweglichkeit darunter leidet. Seiteuer
iVt die Epiglottitis als die erste ICrscheinuiisr der Larynxtuherculose zu beobachten.
rro])hylaktiscli wird man bei den acuten Katarrhen eine enerj;ische Eisbehaiidinii;;
anrathen, um einen Uebergang auf den Kehldeckel zu verhindern. .\uch wird diese
'l"liera]iie bei schon ergriffenem Kehldeckel ge^cn die unangeiiebmen Schnierzemplin-
diinirfn beim Niederdrücken desselben durch Speisen und Schluckbewegungen von
grnsstem Nutzen sein. Bei sehr em|ifitidlichen Personen eniphehlt sich die Kinpinselung
oiuer 2 — 3proc. Morphiumglycerinliisung oder einer h — lOproc. (/oeaVnlüsung; aucli
Einpulvenrngcn mit diesen beiden Mitteln sind von Werth. Bei der chronischen
Fiirui wird auf die Abstinenz von Spirituosen, Tabak etc. (iewicht zu legen sein;
daneben sind ICinpinselungen mit 3—5 — lOproc. HöllensteinlHsung anzurathen.
Ll'BLINHK'l.
Epilation bedeutet das Verfahren zur Entfernung von Haaren. Man unterscheidet die
iMiifjHlie K|iilation. bei der nur die Ktitfernung eines erkrankton Ilaares beab-
sichtigt wird, ohne Kürksicht auf das s[t:ltere Wiederwachsthuni des Haares, und die
l{adicale[(ilatiou, welche die permanente lie.seitigung eines Haares bezweckt. Krstere
kotiinit zur Anwendung bei den parasitären Haarerkrankungen, Herpes tnnsurau.s, Sycosis
parasitaria, Favus, Sycosis vulgaris. Bei jeder Epilation i.st gute Beleuchtung, bequemer
8ttz des Patienten und zweckmässige Stellung des Arztes erste Bedingung, üie zu epi-
lirende Stelle wird mit dem linken Daumen und Zeigefinger oder dritt'On Finger oder
besser beideti gespannt. Mit einer Cilienpincette wird alsdann das Haar kurz über
seiner Austrittsstelle aus dem Follikel gefasst und mit einem schnelleti. der VVachs-
thumsrichtung des Haares entsprechenden Zuge entfernt. Bei dicht stehenden Hiuiren
kann man bisweilen mit einem Zuge mehrere Haare entfernen. Niemals jedoch darf
ein tlaar gefa-sst werden, wenn sich noch ein anderes in der l'incette befindet.
Die früher angewendete Epilation durch .\uflegfn von Pflastern oder einer Pecli-
kapjM' auf den behaarten Koiif und schneller Entferruing derselben ist wohl allge-
mein verlassen. Um die kleine Ojieration möglichst schmerzlos zu machen, hat
man die Haut durch Katapliorese von t'ocalnlösungcn anaesthetisrh zu machen ge-
sucht. Uasselbe Verfahren ist auch in Anwendung gezogen bei der Radicale|iilation.
Uieselbe kommt zur Ausführung bei der Hypertricbosis. Zur vollständigen Ent-
fernung der Haare hat man De]Hlatorieii* angegeben, die aber nur zum aller-
geringsten Theil ihren Zweck erfüllen. Bei der Radicalepilatioii handelt es sich
t stets darum, die Haaqiapille zu zerstören. Zu dem Zwecke hat man eine feine
Nadel, feinste .Nähnadel oder die von den Uhnn.-icliern gebrauchten Reibahlen, in
den Follikel eingestnssen und die Papille durch dreliciub' Bewegungen der .Nadel zur
Vcröciung zu bringen gesucht. Mit dieser mechanischen Wirkung wurde noch die
chemische verbunden, indem die Nadeln vorher in eine Kali causticum-Lösung, in
Karbolsäure oder C'hronisäure getaucht wurden. Au.s.serdeiu werden die Haare vcr-
ntittelst ffunster galvanokaustischer Brenner radical entfernt. I>ie eben geschilderten
Methoden werden jedoch jetzt nur selten ausgeübt, da sie in jeder Hinsicht von
der Elektrolyse * flbertrolTen werden.
Epilepsta retinae. Jackson bezeichnete IHßll mit dem Namen Epilepsia retinae vor-
iibcrgcbeude Hrbliiidungeu, welche er den i-pilfptiscben .\nfjtll<'n verglich. Später
8etzt4'. er an Stelle dieses Namens ^lassendiT den der epi le))li formen Amaurose
(ISOH). Bei der eigentlichen idiojiatbischen Epilepsie koniuieii diese plötzlichen,
vonibergehendt'ii Erblindungen nicht vor. deiui wir kOiinen die kurzen Veriiunkelungeii
<les (iesiclitsfeldes. welche bei epileptischen Anffdlen und Ohnmächten rlirect vor dem
Anfall sich einstellen und einfach auf i'ineui niaiigelhaften Zitführoii von Blut zun»
(iehirii berulien, nicht hierher rechnen. Anfälle von plötzliclu-r l'>blindiing auf einem
oder beitlen Augen kommen nicht selten mit epileptifornien .Anfällen bei liysteri.schen
Frauen vor. lier Augenspiegelbefund ist dabei negativ. Es ist heutzut.oge, besonders
nach den Untersuchungen von Charcot, nicht mehr zweifelhaft, dass solche Erblin-
dungen nicht ihri'u Sitz in der Retina haben, sondern cerebral bedingt sind. Dasselbe
gilt von den vorübergehenden Erbliiulungen, welche sich zuweilen bei (iehirnleidcn
einstellen und bei denen .lackson zumeist seine E]»ilepsia retinae (leoh.'ichtet Italien
wollte. Oplitlialmoskopi.sch findet sich meistens das Bild der Stauungspapille, doch
war es ein Irrthuni. die vorübergehende Erblinilung auf ilie St.auung.spa[>i!li' zu lie-
lEpilcpsia retiiiap
2flO —
Kpilff»
ziehen, die ErMiiuluiif; li;it viclfuehr zweifellos iliri>n Sit« iiu Gekirn. Ks Isl •!-'■
besser, den Namen Bpilcpsin retinae fallen zu lassen iind solche vorüber.
Krblinrliingen. selbst wenn sii-b dimeben ein Sj)ieg;elbefnnd ergiebt, :»ls a-n-'^'
diii^t aufziifnssen. Tliernpeutisrli würde dann das zu Grunde liegende Lf .|. ü .
Iicliaiiilehi sein. Die l'rognose ist meistens bei Hysterie günstig zu stellen.
cREErr.
E|iilei)8ie. hie lifliandlung der H]»tli'psie begiinit eigentlich schon vor <ii
K|(ili'|(tiker; ili-nn <'s wäre eini' würdige Aiifg;ibe der Aerzte, auf die m -
irundcruMg einer zur Kiiilcpsie, wie iilierhaupt zu schwerer Neuro- und i'»Tcha|i
])raedisponirten Nachkommeiisebuft hinzuwirken. Zu dem Zwecke w5re es mit(
anzustreben, d:uss die Mitglieder „erblicii belasteter" Familien überhaupt
hi'initheii, unter allen Umstiiiulen aber nicht, wie es gerade bei i-'arailien der luV
Stünde nicht selten «b-r Fall ist, untHr einander luMrathon; überhaupt wilren ilirf
Schliessungen unter Blutsverwandten miiglichst zu verhüten, noch mehr di«
Schliessungen von Trinkern. Leider werden die hierauf gerichtoU'n Bcstreboi^
ebne eine sehr i'iiergischc l'nterstfitzung durch die allniühtich- nufzu klärend« "1
liebe Mi^iuung und durch die staatlicbf Gesetzgebung wohl noch hm^^ Zeit fn
Wunsch bleiben, l'ie <lHrcb Erblichkeit u. s. w. mit neuro-psychopathischer I<i
sition behafteten Kiniler sind natürlich mit verd(»p]Milter f5orgfalt zu erziehen, i
ibre [diysische und psychische .'\bh;utimg und Kriiftigimg ist von Anfang an uiill
grüssteii F-iiergie Hedachl zu uehunni; wo möglich sollten sie gar nicht im
der Kltern, ziunal ni<'ht in Gros.<stUdt.en, sondern auf dem Lande, in den de«
einfachsten Verhältnissen, später in geeigneten paedagogischen Instituten heranvra
tu prnplivlaktisclier Hinsicht von grosser Wichtigkeit ist die Behandlung von i
Verletzungen l)ei Kindern an<l von nicbt-traumati.sclien infantilen Cerebral lähmn
die in einem so grossen l'rocents.itz 4ler Falb- später Kpilepsie zur Folge
hier wird gewiss vielfach durch geeignete operative Eingriffe, falls sie nur, «J
besonders Werth zu legen ist, früh geiuig vorgenommen werden, der Fntnirkl
der l'ipilepsie vorgebengt weriten kiimien: ebenso wird »lies in zaliln^iehen iinJ
Fidb'ti durch eine sehr sorgfältige und tuiuutiti.se l»i4iamlluMg aller, y.uin.'il bri
|Minirteii Individuen im kindlichen Alter auftretenden Organerkrankungen, s\>t
der Erkrankungen an Nase, Ohr, Rachen, ivelilkopf. (ia.strointestinaltractus unii
genitalorgiuien, ernniglicbl werdi'U.
liei schon bestehender und sich durch Anfälle kundgebender „npileptischer '
älnderuiig" haben wir einerseits eine Heseitigmig und Ausheilung oder doch w<
sti'us eine Herabsetzung dieser krankhaften Verändenuig anzustreben, somit alwl
(jesanuntzustand in's .\uge zu f:us.sen; andererseits zur Abschneidujig oder \i
jeung des einzelnen Anfalls seihst oder einer gefährlichen .\nfallfolge, des Status |
lepticus, etat de mal, therapeittische Maa.ssregehi zu trefl'eii. Wir haben somit I
eigentliche Krankbeitsbebandlung und die Anfallsbehatullung bei Kpileptischenl
unterscheiden. Was zunächst die letztere betrift't, so werden wir luis hier vor
Zuviel in Acht nehmen müs.sen ujid uns zumal leiclitereii, typischen untl verein
Anfällen gegenüber in der Hegel auf ein .Minimum von Eingreifen be-schränken.
ilies übrigens die N:it(U- der Sache .selbst mit sie!» bringt: ruhige und siclu-n«
rung der Kpilepfisclien im .'\iifalle, Lösung aller beengenden Kleidungsstücke
nberbruipt möglich.sto Freihaltung der Respiration; im Nothfall Anregung der leti^
durch Anspritzen mit Was.ser, Hautreize, Hervortiehen der Zunge, dio bekannten'
fahren kün.stlicher Respiration. l>ie Versuche der Coupinuig einzelner Anf.'dle d^
die euipfohlenen Vesicantien und .Abschnürung von (iliedern, von denen die
ausgellt, Carotiscompression, Einathmung von Aniylnitrit u. s. w. sind meist im
(Jnälereieii. Beim Status epilepticus mag man die .Amylnitrit*- Inhalationen,
Tropfen, inrmerhin versuchen; grosseres Vertrauen scheint in solchen Fällen*
möglichst frühzeitige subcutane Injection von Morphium oder ("hloralhydrat,
oder mit .Morphium innerlich, zu verdienen. Bei schwerem sopon"is;-koiuatö.sem ;
Stande sind Eisap]jiication anr Kopfe, külih' Uebergiessungeu in lauwannen
Analeptica nicht zu entbehren.
Die eigentliche ,.lndicatio uiorbi" erheischt vor Allem die Herab.setzung j
normalen und krankhaft gesteigerten Erregbarkeit der Gros.shirnriude, worin diti
leptist'he Verändenuig wurzelt. Diesem Zwecke sind im Laufe der Zeit dir
Verschiedensten, als „Antiepileptica" geltenden metallischen unil vegetabilischen I^
[Epilepsie
201
Kpisfloritls]
viiiM, Mir Alk'cii ilif ZiiikpracpiiraU-, aucli Ku|if<T, Silber, NVisniuth, Arsen u. s. w.,
von vf'gtetaliilisclien Mitteln ganz besonders die Beliadoniiapraeparate und Aehnliches,
Cannabis, Lobelia, Digitalis, dann rur;ire u. s. w. (iienstbar gemacht worden. Heut-
zutage bfstebt die niedieanicntiise Therapie der Kpilepsie überwiegend in der uacli
Form, Dosis, Zeit und Dauer der Anwendung mannigfaltig abgestuften, innerlichen
Durreiehung der l{romprae]Kirate. Auch luiter diesen erfreuen sieb nur die drei
Alkatiliroiniile, IJronikalinni, Bromnatrium und UronraMHiionium, einzeln oder mit ein-
ander roinbinirt, einer überaus \nnfangreicheii Verwerthung, während die sonstigen
noch vorgeschlageneu metallischen Bromsalze, wie Brnniütliium, Bromcalciuni, Brom-
rubidium, Bromstrtvntiuiii, ferner auch Bromeisen, Hronmickel, Broincadinium, (jold-
broniid u. s. w., sowie auch die organischen Bromverbinduugen, Brnni.dhydrat, Brom-
kaiiipher, Bromzink, Bromaethylen. Broniessigsüure, sich keine dauernde .Stellung in
der Ki)ile]isielicljandlung zw erringen vermochten. Sehr beliebt sind besonders Com-
Ijinatiijiien der drei obigen Alkalibnunide im Verhältnisse von 2:2:1, in grö.sseren
Mengen von kohlensaurem Wasser gelöst, wie im Krienmeyer'scheu iiromuiwser,
oder mit entsprei'hendem Zusatz vun_ Alkalicarbonaten, wie im Sandow sehen
brausenden Bromsalz. Die tägliche Dosis schwankt in der Hegel zwischen 4 und 10,
Iirichstens 12 g, auf zwei oder mehr Kiir^eldosen vertheilt, z. B. nach den ,\nfalls-
zeiten, und am besten nach den Mahlzeiten genommen. Die Brombehandlung muss
«wei oder drei .lahre selbst nach v<"iiligem Au.'^setzen der Anfälle noch fortgeführt
werden. Auf die Einzelheiten einziigeheti, ist an dieser Stelle nicht niöglich; <lie
Uefahren der chronischen Bromintoxication, des „Bromismus", die übrigens vielfach
übertrieben werden und bei vorsichtigem (iebrauche nur selten zu fürchten sind,
müssen durch eiJi geeigm-tes hygicinschos, tonisirendes Verhalten überwunden werden:
iK'ithigenfalls lässt man zeitweise einmal andere, allerdings unsicher«' oder aurli nirhf
unbedenkliche .Mittel wie Arsen, Atropin, das neuerdings empfohlene Amyli'iiiiydrat,
Antipyrin, liorait u. s. \\. dazwi.sclien gebrauchen.
Von grosser Bedeutung sind hygienisch-diaeteti.sche Ma.'i-ssregehi : eine Regelung
der gesammti-n Lebensweise, wie sie allerdings in vi>llkommener Strenge und Sicher-
heit nur in den für Epih-ptikcr specioll bestimmten Anstalten durchführbar erscheint;
kräftigende reizlose Kost, Fernhaltung aller Spirituosen, aller schädigenden emotio-
nelleti, namentlich auch sexuellen Erregungen, reichlicher Aufenthalt und Bewegung
im Freien, unter Ltnstän<len lliihenklima, besonders in Verbindung mit geeigneten
milden hydro-therapeuti.schen rrocfdtu'en, wie kühlen NVasclmngen, Halbbädern; auch
dna genau zu überwachendi- Tragen des Chapm:iu '.sehen Hückenschlanches gehiirt hier-
her. Wenig ist von einer elektrischen (galvaiii.scheu), gar nichts von der suggestiv-
hypnotischen Behandlung der Kpilep.sie zu erwarten. Chirurgische Eifigrifl'e ki'mnen
von Nutzen sein, wenn es gilt, schädliche l!eiz(|uellen im Organismus zu beseitigen,
bei der sogenannten „peripherischen" oder „Heflex-E)iilepsie": es sei an die zu
diesem Zweck utiteriuuumenen Excisionen von N:irben, Exstirpation von .Neuromen.
Norvendehmmgen und .Nciirektomieii, l'lumosenoper:itii>nen, Castrationen, an ilie K:ui-
U^ri.sationen und (ieschwulstoperationen in Ohr, Nase, Kachen, Kehlkopf, an die Tre-
panationen nach Kopflramnen u. s. w. erinnert. Im Ganzen sind definitive Erfolge
allerdings selten, so rationell derartige Eingrille ;mch erscheinen. Die vielfach ge-
übten Oper.itionen .'im (irosshirn (Kindenexcisioneii) haben bei echter, genuiner Epi-
lepsie ziemlich dtirftigi-, gewöhtUich rasch vorülx-rgelientU' Erfidge, dagegen nicht
wenige Todesfälle zu verzeichnen, EüLENBrRO
Splsclerltls ist eine Kiitzfuidung des auf der Sdeni gelegenen Gewebes, meist unter
Mitbetlieiligung der Sclera sellist. Dicht am Hornliauti'arul oder einige Millimeter
eiitfertit linden sich circum.scripte , ursprünglich hellroth, dann violett aus.sehende,
mehr oder weniger geschwollene Herde, die in circa vier Wochen unter Annahme
einer .schmutzig graublauen Farbe abblassen. Durch viele sich fojgendi- Eruptionen
wird die Krankheit, zumal .sie fast ininier mit Schmerzen einhergeht, sehr lästig urrd
langwierig. Die Prognose ist gut bei <ler (•iiifacliHn Episcleritis, dubia, oft schlecht
bei der complicirten, d. h. der Form, die mit Keratitis, Iritis, ("yclitis und Chorioi-
ditis vergesellschaftet ist. Die erstere ist meist einseitig, die letztere häufiger doppel-
seitig und in der Kegel mit Stirn- und .\ugenschinerzen, Licht-scheu und Thränen
verbunden. Frauen erkranken häufiger :ils Männer, Kimler sehr selten. Aetiologisch
|K|iiNrtpritis
20''
V.pni
koiiirnfii kliiMiiiiiitihiiiiis, (üclit, Syphilis, TiibcrculoH' und Menstruatiotisaiionialirn u
Kirtr.'K'lit; oft ixt dii? Aetiolugio nicht zu eruireii.
l»ii' Hi.'h.aii<l!iijt(; riclitot sich in frstfir Lhiic gegeu das (iruiidleiden: meist «jrt<!
Scbwitzkuron mit Niitriuiu s.-ilicvlicuin und iici den Ittii/iiteren Foniien abfüLtMU*
MiiicralwilHsor um! Hflilrr in Tcjditz, N:uihniii, Krpuzniicii u. s. w. günsti". l/rn
sind zu »'Miitfciilt'u Cocnin- und Atroi>inii)stillati(inen, w.iriiip Iniscblftg«' und htilf.
]i:illiisrln' \ itIiüiuIi'. Hiswcilrn sind eh'l<trisch(" AuKenijäder von vorzüglii-her Wirbm:
hi-r liiliJilt i'iniT AujjiMdKufcw.Tnno, :un iii-stcii tnui? 1 ]tror. Lithionsalicvlicuiulösiiiv.' '■•
mit df-ni iiepalivcn l'oi in Verhindinr;; jcchracht. her positive lit'gt auf deni '
Ati ilas cocainisirtc Augo wifd dk' \V;unu' gpl>racht und ein Strom von 2 ü. -.11111
2 Miiuiton lang durchgelassen. Wöchentlich 3 Sitüungen. Sind dip Augen ivizl»
gdwonh'n, so wird mit Vorthoil eine Ma.ssnge der Augen mit gelber Praeciiii! t "
(2|iroc.) odiT einer grauen Salbe einmal täglich vorgenoinmea. Boi I
Sclimer«cn sind Mor|duuTninjertinnen in die Scliläfe, Jodanstrich «lasclbst uwl
Blutegel 7.U ajiidiiirrn. Gelegentlich siud Searificationen des geschwollenen (ir-
webes und liei tuberi-uliisen (ieschwürsbikhuigeu Anslöflelnngen und beim IVI^r-
gnng der i",rkr;iiikung auf die Hnndiaut galvanokaustischi' Ketupfungfu von NatMj
SILEX. ^H
KpUtaxIs, Nasenlilulcn. liiutungen au:; der Nasonschleimhaut könucii sein: B
1. traumatischen rrs|Hiitigs, dunh Stoss, Schlag gegen die Uussere Nase oder durrii
i.aesioiien der Sclileiuili.itil mit dem Kingernagel etc. entstanden. I>ios<< sind la
hiluligstcii. <iani« be.sonticrs leicht inul hartnackig wird eine Blutung dann eintrctra
wenn bereits Krkrnnkungen der Sclileimhaut oder der Gefässwandungen best^hoo wi»
l)eis|iiels\vei8e bei Lues, Tubert'ulose, scrofulfisen Ulcerationen , hni-morrliari^lii^r
lüathese etc. ^m
2. Infolge von |ia.ssi\en Blutstauungen, z. B. bei organischen Herzfehlern Luniri^l
i<m|vhyseni, grossen Kni|ireu. bei gros.sen Tumoren im Abdomen, welch(:> da»: Zwrr^|
lell lilicuil'drängen und die lles[)iration beschränken. ^_^H
II. Bei .'ilb-n activen .'irteriellen KInxionen nach dem Kopfe, wie bpiKpiels'tn^^^H
starken knrpiTlichcn An-^trengungen, \»'i acuten Infectiunskranklieiteii mit fl^^|
Kiober imd nach erlieblichem Genuss von alkoholischen Getränken etc. ^^H
Zur richtig)>n Piagnose uml zweckentsprechenden Therapie ist <Ue Spiegel
unterNUchinig des Naseniiinern sowie des Rachens unbedingt nothwendig. (vs kon^l
in jedem {'"alle von erheblicher Nasenblutung wesentlich darauf an, die Quelle ri^^
selben mit Bestiniintlieii nach/uweisen. Manchmal sind auch kleine TeUngiektasin ]
auf der Scbh'inili.uit des S<>ptuins die Veranla.'^.suiig zu hartnäckiger habitueller Kpistaxi*
Wilhn-nd bei .iiifrecliler Lage des i Kierkörpers ilie Blutung meist nur aus der Nasen- J
i'dTmmg '/nm \ orschein kommt, kann bei horixontalcr Lage Blut an.s dem MuoiH
ansgespien resp. ausgehiislet werden, wodurch leicht zu falscher [>iagnuse Ven^H
la.sMung gegeben werden kann, l'raeililections Stelle der Blutung ist djis knorplij']
Septuni uarium nn seinem l'ebergsuige theils nach hinten in das kaöcheme Septu^j
tlii'ils nach vorn und initen in den niendirannsen Tbeil. ^M
Was die Therapie b<>trifrt, so stehen leichtere Blutungen bekanntlich omN
von Mellisl; bei irgtMulwie erheblicher Blutiuig ist aber zunächst für absolal» 1
Unlii- in Mitfri'chtem, ruhigem Sitzen im Bett oder auf dorn Stuhle zu sorg^ii^^U
AnrMchniiitlieri von kaltem Wxsser ist xu vermeiden, da dadurch keine geo^^^H
«typtische Wirkung in der Na-sensclileinihaut hervorgebracht, vielmehr di>;«nlü^^H
ein(«n schlldlichen Beix/ustami \ers«>txt winl: iweckmiLssiger ist jedcnfalk W.-uanH
von )li'>- MH Grad Ist die t.Hielle der Blutung mit dem Auge imter S l«>ur^~
lung erkannt, so genügt in den meisten FSllen ein Wattetauiiwn, weh . ..u die ■
blutende Stelle angedrückt wiitl. Für gi'wöhnlich kommt man mit storil.-r Verb:u4fl
walte vollHtUndig aus; in m;uichen harfnäckigf^n Fällen kann man dieselbe mit Eimi^^
i'libiridwalte vortheilhaft vertauschen. Oir Hauptsache bleibt in jedem Falle, di»
lier Tampon fest luiliegt und eventuell «">fter erneuert winl. H;uidelt es sich um eiiic
kleine telangiektalische Stelle, ««dche erkennbar ist, dann ist die Aetzung mit
(■hrontNnure oder Trieb loivssigsäure, w<>lche mau an einer Sonde anschmilatt^schr m
empddilen Aehnlich wirkt auch der lialvauokaiiUT. Die früher üblichen Tamp«^ 1
welche ni l.iipim- Fern M-si|iiuhlorali getaucht wurden, sind nicht anzuvvenden^HHH
dievr Heim« »tjehde Wirkung alliu weit \erbr»'iU't. Tannin in Pidverfonn ist erfall^^H
/(i>tiiA.>M (»liiie jede W irkung. Handelt t<s sich um eine Nas»>nblutung, «leren l'nqn^H
Kpistaxis
— 203 —
lÜpieoeii]
in <li'ii ti(>fiT<>n Tlu'tlcn der Nxsc, ri'sji. in der Nriln> der Clinnncn lii'jrt, und dir nicht
si'ftPii \ im (li'iartipT Hartnäckigkeit nnd Stärki' sein kiiiin, d.-iss Ixidcnklii'lic Anatomie
mit OhniiiMrlitts-Anfälien und fadcnf/lrniiicmi Puls ointritt, dami ist die T;im]]onade
mit HillV d<'r 1)<'1 lnci|'sclifn Hilhre das souvcrat'ne Mittid und muss sofort in
rorrt'ctcr und vorsiiditip-r Weise in Anwendung gczogpii werden, i'er Tamiion niuas
circa 24 Stunden liej^en bleiben, um eine wirksame BlutstiMuiifr zu bewirken. Kine
innere Uebaiidluiif; durch Haeniostatiea i.st mei,'<t nicht erforderlich. Man sorge für
kühlende Getränke und vermeide alle stark orrcgenilen nnd erhitzenden (ieniiss- und '
Nabningsniittel. Handelt es sich jedoch um ulcerative Processe iu der Nase, welche
die Blutiuig verschulden, dann Ist auch gegen dxs (iiimdleiden. Tulterculose, Scro-
fulose, Lues etc., vorzugehen.
Epithel (von iä auf. Ij ifr^krj Bnistvarze). Ursprünglich von Ru>'sch für das Häutrbeu an der
Brustwarze erfunden, wurde dos Wort bald auf die Zellbedcckung der Schleimhäute über-
tragen. Später verallgemeinerte man den Begriff auf alle eine Oberfläche bedeckenden oder
eine Höhlung auskleidenden Zellen. In neuerer Zeit hat man Epithclieu als Zellart aufgefasst
und sowohl den Bindesubstauzen, als den Endolhelien (GefassepithelieD) gegenübergestellt.
Es hat sich jedoch erwiesen, dass sich eine einheitliche Definition der verschiedenen Epithelicn
nicht machen liisst und das» auch Biodesubstanzen und Eudothelien epitheliale Verbünde ein-
gehen können, besonders unter pathologischeo Bedingungen. Daher bleibt die Situation dos
einzig maas.sgebende für den Begriff.
Man unterscheidet je nach der Fonn und Anordnung der Zellen: mehrschichtige und ein-
schichtige Epithelicn, ferner Platten-, Pflaster-, kubische und Cylinder-Epithelicn. Auch die
Drüsenzellen werden den Epithelicn zugerechnet, indem man sie als die Bekleidung der
Drüsengänge auffasst. Wo sich Klimmerh.iarc befinden, spricht man von Flimmcrepithelien,
und verhornende Epithclieu werden als Epidermis oder als epidcrmoidal bezeichnet.
HAN.HEIUNN.
E|>izoi'n, E|ii/O(iiio,seji. Kiiizooriosen sind Haulerkrankungeu, die durch thierische
r';ir;Lsiten bedingt sind, welche nur vunibergt-hend dir- Haut aiilsiichi>ii, um dort ihn'
Nahrung zu holen. Sie nehmen ihren Wohnort zwischen den Hnareir, iu den Kli'i-
rieni oder wohnen auch nur in tier Umgebung des Men.'^cbeii. Aiidi-re wieder suchen
die Haut iiielil .-mf und verursachen Hauterkrankungeii, indem sie durch Zufall mit
dieser in Henlhrung kommen.
Epizoono.seu werden durch fcdgende I'ar.'isiten bedingt:
1. Pediculus cipltis, die Kopfl.ius. 5. Cimex lectularius, die Wanze.
2. Pediculus vestimcntorum, die Kleiderlaus. 6. Culex pipieus, Mücken Gelsen.
3. Pediculus pubis, die Pilzlaus. 7. Bombyr processionea, Kanpen, Processions-
4. Pulex Irritans, der Floh. • raupe.
Hie Symptome, welche diese Thien" auf der H:iut hervorrufen, sind sehr verschie-
dener .\rt und vor altem von der Intensität und Hauer des H.tutin.sult.^ abhiUlgig. Ausser-
dem hilngeir sie noch von der Keactionsfähigkeit tier Haut des betreffenden P.itietiti'u
ab. Wo bei dem Kineu nur eine geringe Wirkung sich zeigt, entsteht bei dem .Viiden-n
eine heftige Keaction un<l stellen sieh intensive Kntzfmdimgserscheiuujigen ein. Ferm.'r
I11U.SS iHicJi bemerkt werden, das.s die Sym|)tome entweder directe, d.a.s hei.sst durch den
Bis,s oder die immittelbare Wirkung des l'arasiten hervorgerufene, oder indiri'Cte, ilurch
den Kratzeflfect de,s Nagels des Patienten oder durch Misehiiifection bedingte sind.
So tiiirlen wir z. B. bei der Kojifpedlculose in einigen Fällen ausser dem \'or-
h;indensein der Par.isiten auf dem behaarten Kopfe k.^um elm' Reactinii, höclistens
ein ]iaiiiilöses Kkzem auf der Na<'kengegend-. in anderen Fällen schwere acute,
criLstäse, nässende oder impetiginöst^ Ekzeme des Kopfes, der angrenzen<ien Haut,
I>rü.senabscesse u. s. w. So .sehen wir durch l""!ohstiche bei den meisteti Patienten
tyiu.sche Erscheinungen auftreten: die centr.ale dunkellarbige Ecchymose, den hyper-
aemlschen Hof und darum den weis,sen anaemi.schen Halo: bei anderen, l>esonders
bei Kiiuiern, dagegen :iusge?i|)rochene (^iiaddflii, succulente Lockerungen der Kiiidermls.
Einigen i'arasiteti kotTutit eine ganz siiecilische Wirkung zu, die höchst wahrscheinlich
der giftigen Secretion specieller Drfisen des Thieres ziizusch reiben ist. Es sei nur an
die „Tiiohes bleties" bei Pediculus pubis, Efflorescenzeii, wie .sie Ähnlich bei keiner
anderen Uautaflection zu lincien sind, erinnert. l>ie Symptome, welche die Epizoen
lier\orrufen, sind, wie itum sieht, äusserst variabel und in keiner Weise einheitlich.
Sie konmien vom einf.ichen Fleck bis zu Ai'W liochgradigsten Alter:itionen der
Haut, von <ler uniscliriebenen Uyperaeniie bis zu den Verdickungen des Zellgewebes
[EpizuPii
— -204 -
mit colossiilcr rigiiieiitulioii, wie wir sie l»'i dor reciiliviix'iiden Körperpvliofl
beoliachten, vor. ■
l)ic Lncalisation (1(t Kpiznoriospii ist iis dfii meisten Fallen eine tTps(befl
für die Iij.ignosR sciir oft tnassfreliciHJ. So siml die Krsclifiiiuiigeu, wi-lr'li* di? «I
schiodeiien Arti'ti von Läusen hcrvorrurcn, für die I'i'dicuii capitis an die KopU
und don-n Beprcnziiug gelnituiuii, für dii' iViiiculi |jubis an «lie b(rha,irti<n ^tfl
ili'S KöriKTs, und für die rfdicuti vfstinu'iitunini an difjciiigen 8tpllen, wodirFM
d<T ISfkli'idnng ong an dem Körjicr :iidi<'K('n. Diejcaigcn df^s Pules irhla&i «1
zerstreut ülicr den ganwn Körper, :il>er in iiirer Fori» so eigenartig, da«s, aus«»
Kindern. Ueiiu' Verwechselung nuiglieli ist. I'ür ilie drei letzten Kpizoen, Wiob
Mücken und K;ui]ien, sei InTvorgehoben, dass ihre Wirkung sich besonders m i«
fnuliegf^nden Ki'irpersteilen, welclie dem l'arasiten leicht ern^ichbar sind, kimrir*
|)as allpenieine IVincip der Therapie der parasitären Hatitkraukheltin .'■ '
nirhtnng der Parasiten" ist liier nicht in allen Fällen so leicht «u erföllfu. i.
die Pediculi ist dies allerdinjis einfach; einige Einreibungen mit einer quwbÄt
hattigen 8albe genügen bei Pediculi capitis und pubis. um die Lfiiisc zu t"«lte
die entzündlichen Kreclteinungen wenien nach den Princiiden der Ekzeuibehaoilla»
beseitigt. Für den Pediculus vestimentoruni ist dies noch einfacher: tue l)<isiiif'.--
der Kleider und der Bettwäsche genügt, um die l'rsaclie zu entfernen; »ir I
diven zu schützen ist bei (b-r Katigorie von Patienten, die in Spitälern mit Pi-'!' '■'
zur iSebandluug koniraen, .illenlings schwieriger. Für die Kj)izi)«7'n, die nu.' n •
ümgelmng des Menschen leben, ist es nicht immer leicht, sie femzuhallen.
V,fy]ftUty Stiill in ili-r BotilUhaiiptlnannsrrmn Hotni. txO m Imrii. Tr»i1i«iikiii>rrt.
W.
K|)]istcln :im Tuiiiufi. Flpflinn im R«g.-Bci. WienbKilcn, IHS n booli. SummerTriubc.
W.
Epnlis. Epulis, znsamniengesetzt au.s i-i und r» ov<io>, d. i. das Z:ihnf1eiscb, li
urs|iri'inglich eine Geschwulst, welche ilnin Urs]jnnig vom Z:Unifleisch an
Im Laufe dor Zeit wurde der Hcgrifl' liei' Kpnli.s alier sehr erweitert, .so<la*s n
am Zahnrand der Kieb-r vorkomnieride (ieschwnist als Kpulis bczeiel:
da.ss (licsellie vom Zahnfieisch, vnni Periost di's Z;dinsäckchens, vom Pro. > -
laris oder venu Knoeheeimark des Kiefers an.sgeht, llabei wir«l die feinere f<tnrt»
der (iescliwulsf gar nicht beriicksi<'htigt; licdingung ist nur, da.s.s es sich um eine«iri
liehe Neubildung, nicht um entzündliche .S-h\vellnng (Parulis) handelt. Iicm*
sprechend unterscheidet man gut- und bö.sartige K|)uliden. Will man die histi'if-."-
Ije.sch.tffenheit genauer bezeichnen, so spricht inaft von einer; E[mlis Hbro.»<a, san
carcimnnalosa u. s. w. Die meisten Kpuliden gi'höreii der Bindegeweb.srcun ■ i
(iesciiwülste .an, es handelt sich in der Mehrzalil der Fälle mn Fibrome oder iSarkwl
(Hiesejizellensarkonie, Mycloidsarkome), von denen die ereteren derb und
letzteren gewöhnlich weiclier sind. Im tiegensatz zu den Sarkomen an ander<ii
stellen zeichnen sich die sarkmiratösen F]mfiden dnriii eine gewi.sse (iiitartigrkeit
wachsen langsam, bilden selten Metast.xsen und recitiiviren, radical operirt, g«-".
nicht. So .sehr sich die einzelnen Formi'ti der F]Hili<len bezüglich ihres hi.stn!! .
Aufbaues von einander unterscheiden, so haben sie doch .so viele gemelnisauj' 1. .
tinirnlichkeiten, dass der gemeinsame N';nni' eine gewisse Berechtigung hat v
sitzen pilzförmig am Kieferrand, meist in der Gegend der l'raemolarcn zwischeu«»'
Zähnen, und häufiger an der Aussenflilche de.sselbi-n auf und liussen einen schmilz*
oder breiteren Stiel erkemien. Ihr Wachsthmn ist langsam und verursacht in *?
Regel keine Schmerzen; ei-st wenn ihre Ohertläche, dem fortwährenden Insult iI'Jp''
die gegenüberstehenden Zähne ausgesetzt, üb erirt, verursachen sie jrrOssere !'•
^U'n beim Sprechen, Kauen und Schlucken. Ihri' Grö.s.se schwankt betr;'\cli!
kommen erbsen- bis hühnereigro.sse Kpuliibni vor. Bei indolenten Patienten, du- 1^
erst spät zu eiiieni oi)eratiien Fingrifl" ent.schliessen kimnen, werden zuweilf'n ic^
grös.sere Gebilde beobachtet. In Ur'zug auf das Alter lässt sich keine Norm (■
sie finden sich in allen .\ttersc!assen. l'V;men sollen bäuliger erkranken als
Dr-r Oberkiefer seil häufiger als der Unterkiefer Sitz der Geschwulst sein.
Therapeutisch kommt bei allen Kpnlisfonnen nur die Operation in Krazf,
zwar nniss dieselbe jedesmal so griiiidlich .als mir möglich vorgenommen «'
d. h. es nuiHs stets itii absolut gesnndiMi (iewel)e operirt werden. M;ni darf siel
Spulis
— 2(1.1 —
Krbn'clipn]
nicht i'lw:i daniiif bi'sclirniiki'ii. die Goscliwulst mit «Irtii P;uj ui'iiii'sclu.-ii IJri-nnor zu
zorstfircn otK-r g.ir einfiicli iihüusclinr'ifk'n, sondern nniss stets den (Jniiid der Nfii-
biiduiiR mitsaniint dem iinifti-liciult'n Periost und einen Thoil des untpriiegeiiden
Knoi-lieiis mit fortnehmen. Zu diesem Zwc'fii bech'ent man sich des Meisseis und
Hammers oder einer kr:Trti{:en, nach Art der l^üer'schei; Zanfre };e;ubciteteii Knochen-
i:iii(:e. Jiie zuweilen recht erhebliclu' Ulutmi}; wird vermittelst des Tbermokauters
und durch ( "ompressiou /.um Stillstand p-lnacht. Handelt es sich um bösartige Ge-
selnvulstformeu, so koinint die totale Resection des Kiefers in Frag«.
KIECHHOKF-.
i^pU8CulceS0« Ortlnunfc (atxl zii|;|pic1i in dit>!)ri' i1{p pinitifrf* Fnmilie hildmtd) (li>r krypto^ftmen Cl&s^e t\pr ^1)111-
■ otinft?. rhArnktpri^tiKcbi*. antor <]em Namen .Scli ach t i*lh al rap~ bek^Date rfl«ninn);nip[in mit i'twa 2!} Ilher
die K^^n^'* Zrdv (mit Aa^niilimr* Npnliullanü^) Terlirnitetoo Arten. Au» dem aU5il«u«»rntit'n Kliiioin erhüben tficb kalile,
kf(*spl8l(nrvr4-iche S]>rus»e mit gerieften Intemodien und rio^rnnniii: ijc^clilossenen, !;exlUintt>ii Hlatt«<*lieiden (die
Zmhl der Zabne enl»i>riebl der Ancalil der nur Sebeide Terwftcbwenen BUtter oiues WirtoUi, Ihe •>l>erirdt4obei)
ßprosse sind iinTerrweiitt oder trogen wirtelig ffeordnete Ae«ite vom Brno der Mnttersprtisiie. r»ie friirbtltireu Sprosse
onden mit einer xa|(fenlLbn)icben Aebre au» (Quirlen fcliildrormif; ^efUlteter Bitttter, welche «n der Unterseite de«
Seliilde« eine grn.s<icre Antahl Ton Siiorangien tragen ^Sporensdel^e). in welchen nur einerlei .S(ion>n mit xu Schleu-
dern .«irb umKestnltender Anif»enbaat als gelblicbeä Pnlrer erxeatft werden. Die Sporen keimen tu flUchenfOrraigeu
Vorkeimen (Protballien) aux. an welchen Spermatoaoiden bildende .AnUicridien' ond je eine Eiielle umnebliessende
•Archegonien" entMtoben. Nur eine Gattnng: Equisetam*.
H.
klltisctuin L. Tyiilscbe nnd eintige Gattuag der B^niiettoete*, bei uns dnreb Tiele Arten vertreten. E. ar-
venf^e 1... Acker»ebacbtelhalm. bei na« gemetneiE nnd »chwer tu rertilgendea Cnkniut. Fmehtbare Triebe unrer.
xweii^t, rJitblicb. bald welkend, unfruchtbare reich Terrweitft, oft nied».rlie»:end, ^lantlns grfln, raub: Scheiden klein.
K. Telmnteja Ehrh. tirOsüte deut<rbe Art, bi» raoterbuch werdend, auch in Nordafrika, NonJaeten nnd Nord-
amerika. Nach der Frucblreife (.BlUtbe*) renweigt- Galt als Uiureticum. In SOmpfen h&uHg E. paluMtre L.
und daä «ehr weiche, glatte E. limuvum h. Auf »andigen Abhingen und in Wuldeni <]aä sehr harte, meitt un-
»enweigte E. bieroale L.. welches tum Potiren benutit wird. War als Uerba Equi^eli majorii^ s. mechaniei, auch
aJ* Piuretieam in Oebraueb. in Nordamerika aU AdjuTani bei Df gitalis-Auwendiing benutxt.
M.
irbreciien ist uiu Symptom, das bei den vcrsdiicdenartigsteti Zuständen vorkommen kanti. Es ist
zu unterscheiden von dem sogenannten Begurgitircn, wclclics bei Ocsophagusstenosen vorkommt
tiod ohne Nausca eiohcrgeht. Das Erbrechen kann veranlasst werden durch Reize, welche
die in der Magenschleimhaut gelegenen scnsiblfn Endapparato treffen, ferner durch Reizung
des iu der Mcdulla oblongata gelegenen Brcchcentrums. Manchmal erfolgt Erbrechen gewisser-
inaassen accidentell bei starken Uustenstösscn. Eine Reizung der in der Magcnwand gelegenen
sensiblen Eudappaiate kann erfolgen durch org.inische Veräudcrungcn der Magenschleimhaut,
bei Ulcus ventriculi, bei Gastritis acuta und chronica. Eine besondere Stellung nimmt hier
der Vomitus mntutinus potatonim ein. Bei Ectasia ventriculi giebt die abnorm grosse In-
haltsmenge, die gewöhnlich noch Zersctzungsproductc enthält, einen Reiz zum Erbrechen ab.
Tumoren können ebenfalls zu Erbrechen Veranlassung geben, meist ist dieses jedoch die Folge
der durch sie erzeugten Stagnation. Nicht bloss bei den Emeticis, sondern auch bei andern
Mitteln, wie Digitalis, Natrium salicylicum. Diuretin u. a. kann Erbrechen eintreten. Rcizzu-
stände, wie sie bei functioncllen Neurosen vorkommen, können gleichfalls aetiologisch in Be-
tracht kommen. Von der Medulla oblongata aus kann Erbrechen zu Stande kommen bei Druck-
steigerungcn im Cavum cranii: bei Meningitis, Hydroccphalus acutus und chronicus, bei Hirn-
tumoren, bei Apoplexien, sowie n.ich traumatischen Ergüssen in den .'^chädelraum. Vom Körper
gelieferte (jiftstoffc. z. B. bei der Uracinie. können Erbrechen hervorrufen, ebenso schlechte
Eruiihrung des Ochirns, z. B. bei Chlorose. Anacmic, in der Reconvalescenz von Infections-
krankbeiten, wie Scharlach, Typhus. Auf rein p.sychischem Wege kann Erbrechen bei manchen
Fällen von Hysterie zu Stnndc kommen. Die Pathogenese des Erbrechens bei der Bergkrank-
heit und bei der Seekrankheit ist noch nicht ganz klar.
Für den Therapeuten ist die Feststellung der rcflcctori.schen Formen von Erbrechen von
Wichtigkeit. Reflcctorisch bedingt ist das Erbrechen bei circumscriptcr und diffuser Peri-
tonitis, bei L'rogeiiitalaffectioiien, Urolithiasis, Perimetritis, bei Lageverändcningcn des Uterus,
bei Gravidität; ferner bei Cholelithiasis. bei Incarcerationen von Dnrmstücken. bei Helmin-
thiasis, spccicil bei Bandwürmern. .\uch das vom Pharvnx aus erieugte Erbrechen gehört in
die Rubrik des retlectorischen Erbrechens. Mechanische Momente spielen eine Holle bei dem
Erbrechen, welches raau bei Darmsteuoscn und bei der Darmparalyse beobachtet.
Für die Behandlung sind die genannten aetiologischen Momente von grossei^Bedeutung insofern,
als sie eine causalc Indication für die Therapie abgeben. Eine Behandlung der Grundkrank-
beit ist auszuführen bei Ulcus ventriculi, sowie bei den verschiedenen Formen der liastrili.s.
Bei der Ectasia ventriculi, ebenso bei D.irmstenosen. bei Darmparalyse aus irgend welcher
Ur.'iache. ferner bei Erbrechen auf toxischer Basis sind M.igenausspülungen indicirt. die auch
in manchen Fallen von «nervösem* Erbrechen auf psychischem Wege günstig wirken. Bei letz-
teren Formen empfiehlt sich besonders die Berieselung des Magens mit Chloroformwasser. Im Blute
circulirende Gifte sind durch Anregung der Diurese und der Diaphorese zur Ausscheidung zu
bringen, auch Magenspülungen können hier in Betracht kommen. -Arzneimittel, welche eine
locale Reizwirkung auf den Magen ausüben, sind entweder auszusetzen oder auf rectalem Wege
weiter zu verabfolgen. Anaemien sind auf diaetetiscbem und medicameutösem Wege zu be-
|Erl)n>flu'ii
20« —
Erhi
liaiidclii. llRlriiiiillieii, pcrilfmitisclie Prooesse, StciiibililuiigiMi crfordorn Ji« für diesn Ks
hciteii in Betracht komiiiCDde Therapie. Dasselbe ist hei den allgemeinen Neurosen di^ '.
Am obnniiichtigstcn ist die c.iusale Therapie bei den durch Steigerung des Hirndniclt»
ntaiicicneii Formen des Erbreeheti.f. Hier kommt fast nur eine sedative, narkotisch«; Themp
B>'lracht. Am raschesten und sichersten gelingt die Beseitigung jedweder Form von Erbn
dadurch, dass man die Nahningszufuhr per os tür eine Zeit lang vollständig aufliobt. D«r|
weilige Ersatz der natürlichen Erniihning durch die Reetaloniährung ist nicht nur h?i
niickigem Erbrechen im Gefolge von L'lcus ventriculi. sowie von Eetasia veutriculi zu r»n
sondern in allen Formen von sogenanntem , unstillbarem Erbrechen* durchzuführen,
bei den auf dem Boden functioneller Neurosen entstandenen Formen hartnäckigen Erbred
ist möglichst früh mit diesem Regime zu beginnen, da das .\ufliören des Erbiecbens iu
Fällen oft schon nach einigen Tagen auf psychischem Wege einen dauernden Erfolg uiü^ 1
wenn nicht schon die Drohung einer ab.solnten F^ectalcniShrung allein zum Ziele geführt litj
Auch bei organischen Nervenkrankheiten kann man sich gezwungen sehen, infolge permM
Erbrechens wnchcu-, ja monatelang die rectale Erniihning durchführen zu mÜHScn. Mjui ,
nie von der Reetalernahrung direet zu der gewöhnlichen Kostdarreichung über, «ondeni'
folge während einer gewissen Dcbergangsperiode diejenigen Regeln, welche bei leicht)
nicht zur Kectaleniährung Veranlassung gebenden Formen von vornherein in Betracht kon
Diese Regeln bestehen in der sachgeiniisstn Dosining und .Auswahl der N;ihruii8r, sowie ia(
Anwendung des antivomitiven Momentes der K.ilte. Man gebe in solchen Fällen
Nahrung, am besten Milch in kleinen aber hiiiiligen Dosen, csslöffelwei.se ndrr eine TU
lasse voll alle '/i — Vi Stunde, auf Eis gekühlt, .\usser Milch kommen hier noch in
selben Darreichungsforin in Betracht: Champagner, ."^elters, Limonade. Thoe auf Eis, «h
Eiweisswasser auf Eis; daneben hisse man noch viertelstündlich Eisstückchen schlucken.
Vorhanden.5ein einer grösseren Toleranz des Magens gehe man zu einer Kostdarreichun^
.Hhnlieh wie in den ersten Wochen der Bchaiifiluii|.r eines M.igengeschwürs. Mau gebe
den Magen mechanisch nicht oder nur wenig reizende Nahrung in kleinen aber
Portionen. Da, wo die diaetctisehen und prophylaktischen Maa-sstjahmeu nicht auuci4
muss man zu medicamentiisoii Mitteln greifen. In denjenigen Fällen, wo das Erbrccheo ■
retlectnrischen Ursprung hat oder da, wo eine abnorme Reizbarkeit des Ccntr '
sensibli'i] Nerven der Magenwand vf'rlicgt, ist die Darreichung von -Scdativis
schwersten Fällen muss man zum Morphium greifen, in minder schweren l'.iwin gea
Verabreichung von Cocain oder von Tinctura Bclladoiitiae. In manchen Källcij ist eine Ci«
nation von C^icaVn und Belladonna ev. mit Zusatz von Morphium angezeigt. Zuweilen pv
5 — ti Tropfen Chloroform, auf Eisstückchen oder iu eiskaltem Wasser genommen, o*ler I
löffel A(|ua Chlorofonnii, um d;is Erbrechen zu sistiren. Auch das Menthol (Meutbol
lus rcctiticatns 20,0, Aqua destillata ad 250,0, stündl. 1 Essl.), ebenso das Kreosot (Kreosot
-Aqua Mcnthae piperitae 180,0, Mueilago Saiep 2.0, 2 stündl. 1 Essl.), ferner die Tin*
(2—3 Tr. in Haferschleim oder Tinctura .lodi gtt, XV, Aqua destillata «0,0, 2 stündl. 1 Tbecl)!
nügen manchmal zur Beseitigung des Erbrechens. Chloralhydratklysmen, Supposilorien
Opium. Cocain, Extractum Belladonnae können zuweilen in Betracht kommen, auch sieht I
manchmal vau einer derivatnri.schen Therapie durch .Auflegung von Sinapismcn auf die U^
gcgend oder durch Bepinsciuugen mit Jodtinclur einen Erfolg. Eine Eisblase, die aal (
Magengegend applieirt wird, wirkt ebenfalls günstig, in anderen Fällen erreicht imui u>ekr|
einem hydropathischen Umschlag, in wieder anderen Fällen mit der percutancn oder
veiitriculären Elektrisation. Der Erfolg der Therapie ist in judem einzelnen KaHc abk
von einer mögliehst ei.icten .Analyse der aetiologischen Momente. So bat es keinen San.]
Ektasien, bei Heus etc. langdnuernde Versuche zu machen, das Erbrechen auf medican
Wege zu bekämpfen, während regelmässige Magen- Ausspülungen das naturgemüsso
darstellen, andererseits wird man Au.sspüluiigen nicht versuchen bei Erbrechen auf
einer Steigerung des Hiriidrucks. Dass die nerväsen Formen des Erbrechens, speciell '
-Hyperemesis gravidarum, eine intensive psychische Behandlung erfordern, bedarf nar
Erwähnung. Eines der besten Mittel stellt auch hier die frühzeitige Rectalernäl)rune •'»'•1
STRArSS.
Erbgcn, Pisum sativum, arvense. Ptlaiizengattuiig aus der Familie der Pupilion.iceen, einf
Kräuter mit ästigem Stengel, paarig-gefiederten Blättern, achselständigen langgestielteii Blitl
Irauben und länglichen vielsamigen Hülsen. Wegen der Hülsen bezeichnet mau sie locb I
Ijcguminosac oder Hülsenfrüchte: dazu gehören auch Bohnen, Linsen u. a. Es entiultt
Wasser: Eiweiss: Fett: verdauliche Kohluhvdrate: CelluloM:
Erbsen, roh ... . 15,0 22,9 1,8 52,4 5,4
. geschält . 12.7 21.1 0,8 61,0 2,ß
Sie sind somit, wie die Leguminosen überhaupt, durch ihren sehr hohen UehaU an
ausgezeichnet, der denjenigen aller übrigen pfl.anzliehen Nahrungsmittel übertriffl;
Hälfte vom (Jewicht der Samen findet sich in Form löslicher Kohlehydrate. D;is zui
tiruppe der Globuline gehörige Eiweiss wird auch als lAigumin bezeichnet.
Zum Zweck des Genusses werden die Erbsen mit weichem Wasser langsam ai
wobei die Hülsen unter dem mächtigen Druck der quellenden Stärkemuhlkömer
nbe'l
l'>b!«i-ii
— --'tu
EnÜKP MilicrHiwttKsrrJ
Ulli) zugleich das ruhe Stiirkeiuuhl in Sliirkekleister. ilii- Kiweissstüffe /.. Th. in Liiüuiig iiluT-
gcführt werden. Hartes Wassur, das kohlcnsiiurcii Kalk entliSlt, ist durchaus ungecipiot.
weil das Lcguniin mit dem Kalk eine unlösliche Verbindung eingeht, die das Weichwerden
der Erbsen hindert. Hat man nur hartes Wn.sser 7.ur Verfügung, so setzt man etwas Soda
oder Natriumbiearbonat hinzu. Dos Kochen ist so lange fortzusetzen, bis das ganzu eine
breiartige Consistenz hat. Erbsenbrei mit 22—30 pCt. fester Theile und Erbsensuppc
mi( 10 — 20 pCt. : zur Entfernung der Hülsen werden Brei resp. Suppe duri'h ein Sieb hin-
durcligeschliigcD. Zur Erzeugung von Si^hmackhaftigkeit in dem an sieh fade schmcckctiden
Brei oder Suppe wird Salz, Gewürz, Speck, Fleischwtract dem Hochwasser zugesetzt.
Da die Verdaulichkeit und Bekümmlichkeit der Erbsen um so grösser ist, je feiuer vcr-
Iheilt utid je besser durchgekocht der Samcninhalt ist, so sind in dieser Hinsicht am geeignet-
sten die praeparirten Erbsenmehle von Knorr, Hartenstein u. A., die in Suppen- und
Breiform bis auf i) pCt. ausgenützt werden, sodass ihre Verwerthung im Darm sieh annähernd
ebenso gut gest^iltct wie die der besten Mehlgebäckn (Weissbrot, Nudeln u. a.). Allein selbst
bei sorgfältigster Zubereitung steht ihre Schmackhaftigkcit der der Mehlgebiicke erheblich
nach und büsst in Folge tiiglich sich wiederholenden (ienu.sses immer mehr ein. Endlich
bewirken bei nicht wenigen gesunden und verdaauagskraftigen Individuen .schon massige
Gaben von richtig zubereiteten Erbsspeisen mehr oder weniger starke (lasbildung (Kohlen-
säure, Gnibengas) im Darm. Aus allen diesen (iründen nehmen ungeachtet des höheren
Nährwerthes und des niedrigen Preises die Leguminosen überhaupt bei weitem nicht den hohen
Rang ein, wie die Ccrealien.
Aus fein gemahlenem Erbsmehl wird durch Zusatz von Fett, Suppenkraut und Salz so-
genannte eondeusirte Erbssuppc fabrikmässig hergestellt, deren Substanz nur in kochen-
des Wasser eingetragen zu werden braucht, um schnell eine schm.iekhaftc und nahrhafte Suppe
zu geben; die Consene für die condensirte Erbssuppc enthält Eiweiss 10. Fett 25 und lös-
liche Kohlehydrat« 36 pCt. Erbsmehl, Speck, Zwiebeln, Salz und Gewürze bilden die Bc-
standtheilc der sogenannten Erbswurst (Eiweiss IG, Fett 40, lösliche Kohlehydrate 29 pCt.):
leider wird letztere, sonst ganz schmackhafte und nährstoffreiche Conserve leicht ranzig und
damit büsst die Schmackhaftigkcit ausserordentlich ein. Das praeparirte Erbsmehl kann auch
in der Krankenernäbrung als Suppe Verwendung linden, wobei allerdings zu berücksich-
tigen ist, dass es selbst in Suppenform nicht so leicht verdaulich und bekömmlich ist, als
die lietreidcmehle. Deshalb eignen sich .solche Erbssuppen nicht für verdauungsschwache
Individuen, ebenso wenig für acut-febrile Zustände, wohl aber für viele chroni.sch-febrilc Leiden,
für Keconvaleseenl«n, für anaemiscbe, in ihrem Ernübningszustaudc stark heruntergekommene
Individuen, wofern dieselben nicht an Verdauungsschwäche leiden. mit»»-
[Erdheercii, Fragaria, aus der Familie der Rosaceen, gehören zu den Obstfrüchten und zwar
zur L'aterabtheilung der Beerenfrüchte. .Sic enthalten Was.ser 87,7, Eiweiss 1,1, freie Pflanzen-
.säure und deren saure Salze 0,9, Zucker (Trauben- und Rohrzucker) 6,3, Asche 0,8 pCt.,
ausserdem wchlrierhende Substanzen, sogenannle Fruchtaether. Wegen des angenehm frischen
und kühlenden Geschmackes und aromatischen Geruches sind Erdbeeren ein sehr beliebtes
(lenussriiittel; die freie Säure und die sauren Salze bedingen eine schwach laxirende und diu-
retischc Wirkung, die allerdinp erst bei Genuss grösserer Mengen in die Erscheinung treten kann.
In praktischer Beziehung ist daran zu erinnern, einmal daiis der Genuss von Erdbeeren
bei Manchen l'rticaria hervorruft und zweitens dass die Erdbeeren bei aller ihrer Zartheil
doch im frischen Zustande in Folge ihrer pflanzlichen, z. Th. derbfaserigeu Structur von Ver-
dauungsschw.ichen manchmal nicht ohne Beschwerden und Schmerzen vertragen werden.
Dieser N.achtheil liisst sich bei Darreichung von Erdbeersaft, dem ausgedrückten Saft der
Erdbeeren vermeiden. W'ie andere Fruchtsäfte, wird auch Erdbeersaft käuflich vorräthig ge-
balten : die wässerigen Extractc oder Deeoctc der Erdbeeren werden zum Zweck der Gewin-
nung einer Conserve entweder für sich oder unter Zusatz von Rohrzucker zu Gelte einge-
dickt. Solch käuflicher Erdbeersaft oder Gelee enthält neben freier Säure resp. sauren pflanzcn-
sauren Salzen bis zu 60 pCt. Zucker.
Wie Weintrauben finden auch Erdheeren zu besonderen Kuren Verwendung. So werden
Erdbeerkuren bei manchen Hautkrankheiten, insbesondere Psoriasis und Eczema .squamosum,
gerühmt, sollen auch bei Lithiasis und Arthritis urica erfolgreich sein; in letzterem
Falle dürfte die günstige Wirkung wohl darauf zurückzuführen sein, d.iss die sauren pflanzen-
saurcn Salze im Körper zu kohlensauren Salzen oxydirt werden, daher die .^cidität des Harns
abnimmt und damit das Lösungsvermögen des Harns für l'rafc ansteigt. Doch darf nicht ver-
schwiegen werden, dass solche Erdbeerkuren sich nicht für jeden Arthritiker eignen, da sie
mitunter Verdauungsstörungen, und so f.ist immer Verschlimmerung des Leidens, her\orTufen.
MINK
Erdigre Mlneralwüsser. Diese durch Ueberwiegcn von kohlensaurem oder schwefelsaurem Kalk
und Magnesia charaktcrisirten, daher auch Kalkwässer genannten Mineralwässer haben an
therapeutischer Werthschätz.ung, zu deren Begründung früher sehr precaere Wirkungen der
Kalksalze herbeigezogen wurden, in jüngster Zeit wesentlich eingebüsst. Bei dyspeptischen
Erscheinungen mit Uyperacidität lässt sich immerbin noch auf die günstige Wirkung der
[Erdige Mineral Wässer
•iOK
Kalksalze als Lcutralisirt-LdiT Mittel und .somit zur Hebung ii«r ErnHIini'i?
Die unbestreitbar glänzenden Erfolge, welche aber die Matadore der Miuen»!-
• iruppe bei bestimmten Krankheiten empirisch aufweisen, sind auf einem •;
biete, als dem pharmaljodynamischen des Kalkgehaltes zu suchen. Es ist näinlich in wMa
Fällen einerseits der grosse Reiehthum der Quellen an freier Kohlensäure OfJcr auderfMk
die Thermalität des Wa.ssers als therapeutisch bedeut.>!am anzusprechen. Wenn dir l^lts
in Wildungen, von denen die fieorg-Victorfiuelle iu 1 Liter 0.712 g doppolt.knht«B5Um
Kalk und 0,53.') doppeltkohlensaure Magnesia, die KBnigsquelle 1,226 dopipellkohlei
Kalk und 1,094 doppeltkohlensaure Magnesia enthält, mit Rerht sich hervormgrndeo
bei Krankheiten der Haniorganc, bei Nieren- und Blnsonsteinen erfreuen, so ist »ohl
(Jehalt von 1322 ccm freier Kohlensäure in Betracht zu ziehen, sowie die Wirkung des Tl
eines kohlensäurereichen Wassers auf Ausseheiduiig und Beschaffenheit de.s nnriifs. Eta:
gilt von der tTesferquelle in Driburg, welche in 1 l/iter Wasser 1,51 g kobicnsai
und Magne.sia enthält, d;ibei 1043 ccni freie Kohlensäure, von dem Wasser BorsxJki.
2,20 g kohlensauren Kalk und Magnesia und 15^9 ccm freie Kohlensäure besitil, »cwit
der Hudolfsqucllc in Marieubad. Wenn die Quellen von L ipp.springe,
kohlensauren Kalk und Magnesia in 1 Liter Wa.sser enthaltend, mit einer Temperatnr
21,2° C, innerlich gebraucht, sich bei Katarrhen der Respirationsorgane, namentlich bei Kei-
zuständen des Kehlkopfes und chronischen Broncliitiden, günstig erweisen, das zähe ßronrlal
socret verflüssigt, die Expector.ation erleichtert und das Allecmeinbefinden gebessert »irl
so ist der .\iitheil der Thermalität an dieser liisendcti Wirkung nicht .lus-scr Acht ti
lassen. Dasselbe gilt von der Trinkkur mit den Quellen in Inscibad. welche 0,4!> {
kohlensauren Kalk und Magnesia, eine Tenipcratiir von IS.S" C. haben. Weissen bürg inilOOTi
kohlensaurem Kalk und Magnesia und 3fi.O" (.'. Temperatur. Leuk mit 0,01 kohleDMone
Kalk und Magnesia, Temperatur 51" C. Bath mit 0.12 kohlensaurem Knlk und ll*tT)»«i
Temperatur 47" C, und Szklen'i mit 0,10 kohlensaurem Kalk und Magnesia, Temp ' "''
Die erdigen Thermalquellen werden ausser zum Trinken auch zu Badekuren
welchen letzteren selbstredend nicht der Kalkgehalt. sondern nur die Temperatur •!■ - r. ."
Wassers und die in mehreren solohen Kurorten, so in Leuk, geübte Methode des prolongirta
mehrstündigen .Vufenthaltes im Bade eine ther.apeulische Rolle spielt. Solche Bädrr »■
besonders bei einer Reihe chronischer Hautkrankheiten, wie Psoriasis. Pruritus, hei chrnni«!
rheumatischen und arthritischen Beschwerden eerühml. Die kohlensäurereichen kalten
Wässer linden gleichfalls Verwendung zu Bädern, bei denen die reizende Wirkung dfl
Kohlensäure auf die peripherischen Nerven und hierdurch veranlasste Auslösung einer Rc*
von Reflexen zur Geltung kommt. Eine locale Wirkung auf die Kespirationsorgaue sucht n.i
iu einzelnen Kurorten mit erdigen Quellen, so in Lippspringe. Inselbad durch Benutzuni 'i'"
verdunsteten Wassers zur Inhalation zu erzielen, wobei als speciHsches Agens ein lt <■ "
(rehalt an Stickgas hervorgehoben wird, thatsächlich jedenfalls der Einfluss grösseren Fi'.i.ü; ;
keitsgehaltes der cingeathmetoD Luft zur Geltung gelangt.
F^rdmAndelol ist ilmr fotW' 0«t rlT Wut-xi'lknollen Tun Cypom» PsralcMtuF, iler Erilm«ii*t(>ln.
iipinn ha-'-plnusvartiffon Oemcb. ^cl)nleckt schwach nacli Kampher tiiiH ist loiehl renmifbar.
Kisni.
GOKI.PVEK.
ErdnOBsSl, m itm Samm ron Arachis hypui^v» L. in 'M—!<n |iCt. enthtltenta fetW» Oel. icrflnlicli, fiel c^-^
lod, Ton mild^ui 6«9cliiiittck ; «rsUrrl bei ptwa O*'. Ea i'nlhult >lio Glyrcrtdo ilrr Oolitturv. der Af««lt;ti' i<-
t^Hn.Oj. und der HypcigaoaiiHuro, Cj^^t^iOj. Erdniis&i'tl dient »Id Speist'- und BrenoDl. sowio lur 8»»if»»nf«t"-'*"
H.
Erdoeb^nye^ oinr halb« Stnod« ron d«r BtadI ititiebcn Nammi in unKaritehen ComiUle Zemplrn inmiUai *"
topinannton ToLaj-nf*gyalja '.'37 nt hüch goletcouefl Bad. Das In den icrn^^nn Hoharht«u Act. Tn»«h;t|fobir:si«l>a
•iicb Im Winter Hnt^iiniinetnde AVaxüer «litttf:t sich durl mit Alaun und EifeuTitriitl. worauf e-^ im .St)tnai(>r beraaa*^
pumpt und liauptKNcblich tu Iludern bei Annemie, rbenmatiNchen und itirhtt^ehen Znstilnd^n. Frauen- nn4 1
irankboitvn. mitunter aucb e^;ilütrrlwei*«e gegen chronische Piarrhoen RohniDebt wird. Dip .Aoiüjna »riak I
Ki^en-, tl.O'< Aluminium-, O.OT Calcium-. 0.0.S Magnesium-. 0,04 Kalium-, 0.0:i NatriurHBUlfat. Erdnb^o>e vi(l«t4
HiK'h Ulm l.urt- und Traubenkurort. Pas Klima ist miMc, die hafit' anmutbig und pe.-+pbUt«t.
wPExBriw.
Krfrierunfj, ("ongpl.itin, bringt .-luf der Haut Veriltidenmgcn hervor, welche in
(irade unlefsehicden wcrdoii kriiincn, nämlich als erytliernntöses, bullöses und twfh
rotisehcs Studium. .\m li.ltifigsten Ijpf.illt'n simf die Finger umi Zehen, ferner Ss'^t^
spitze, fHireji umi Wungeti. Ilje in der Praxis :tm hriiifi;,'stcn vorkoniinciidc Komi 'I''-
••fsteii .^'^tadiiims sind die Frostbeulen, Penriones. (icgen dieselben ist t>ine p-ov»
Keilte von \ttttehi einiifolileii woriieu, von denen sielt .im meistt^n be«äliti
liaiieii; .lodtiiH'tnr. verdünnte Siiiircii, wie F-.>^ig-, Salpeter-, Citronensäui»-
♦ "ollodiutn und Trauni^tieiii, l\am])lier. Peruha,lK;im, W(?is8e Praeripit-itsani»-
Petroleum, Terpentin, ferner heisse H.iiiil- und Fus.sbridor, eventuoll mit
Zusatz von 1 Kssiöffcl Chlorkalk auf ein Handbad. Neben diesen letzietrp
wurde von dem fiebrauche von Irhthyoljiinsehingen oder ]ehthyol.s.aIbeu 'ß l«'
25 proc.) einiger Nutzen gesehen. .Auch eine gut durchgeffihrte Massagr isl
rripmiip
— 20f»
Hrpotinj
^
^
N
«•in|)fplil"'ii. KirrhlidlT halte suteii Krfol;; von i)ii'lirni:ili}ji'ii Wasch iiiigcii mit iilicr-
fctti-tor Ivfr^dtiiiseifc iinil tiacht'olfjenilpm Yfrbaml mit Aciduni citrinini 2,0, H^lstimum
pi-niviumini "1,11, ünKUontiini Zinri 45,0, C. Boi'ck \oii B('|iiiisi'iunp'ii mit Ri'sntTin. [rh-
t.h\()l Z, 1,0. Taiiiiiii, A(|ua desfillata »7 5.0. Besonders wichtig ist die All;reiiieinhehrintl-
lini^ und die Prophylaxe. Finstere hosteht, da es sich meist um anaemiscini Imüvidut'n
handelt, in der Darreichuni;; von China-, Kisim-, Arsenpraeparaten, Leherlhian, Se-
samrd etc., in nitinneiler Ernjihnm^, BewpfOintren in freier l^uft imd ähniiclien Maa.ss-
uahincn. I>ie Prii]>hylaxo geschieht durch .■kbhärtujig in der wilrmeren und W'arm-
balton in der kSltercn .lahreszeit. Am be.><ten i.st andauerndes Tragen von mit
W(dl(' f>der Pidi gefütterten Handschuhen. Haneben sind Wa-schuiigen mit .\lkohfd
absnhitus oder heisse Saudbäder (Buzzi) recht zweckmässig.
Si^hr häufig sind Befidive, wenn eio Individuum *(iiun.-il befallen war. |)azu genügt
tl.Din schon eine Temperatur von 4 — .5" über dem (k'fricrputrkte. l'nter rmstlindon
kann die Röthe nach der F'.rfrierung auch dauernd werden. Oiese permrinenti" (ief;is>.-
paralysu stellt sioii besonders leicht nach Ivrfrienuigen der Nase. Wangen um! Ohren
ein. tJewöhnlich reichen zur Iloiluni; derselben die oben genannten Mittel nicht aus,
und in.Tn nui.ss zur Verodimg diT r.'ipilluren sieh der 8tichelung, der S<Mrification,
di-r nherlliichlichen Pai|Uelinisirung odi^r der Kiektrolyse bedienen. I>ie durch Stiche-
lung oder ScariBcation henorgerufene Blutung aus den erweiterten Capillaren ist
mitunter recht stark, liliJSt sich jedoch durcli Compression stillen, [m vielen Fällen
ist die dauernde Erweiterung der ('apillaren unheilbar. Im zweiten St.adium sinil
«ur Heilung der wunden Stellen Argeutinii nitriemn-Salben, ferner solche mit Bal-
.s;iraum [»eruviamim und das Unguentum camplmratum eni])fohli'n. Bin starker Secre-
tioii lasse man Umsi^hlilge mit loproc. Litpior .Minninii nectici oder mit Kre.solamin
it),l : SCM) A«(ua) und bei geringer Secretion Vr-rbiindi' mit <ler Lassar sehen Zink-
piLste ohne Zusatz von .Aciduin .salicylicum ujid rveiituell mit Zusatz von Derniatol
machen. Zur Beseitigung von Rhagaden dient eonseiimrite Bedeckung mit fest an-
zuilrückendeii Streifen von gut klebendem Salic.yIseifeupflMster|>apii'r. Oft sind die
Rhagaden hartnäckiger luui weichen erst einem ausgiebigen Gebrauch von Aefzstiften,
Lapis-, Chlorzink- oder Kali cau.sticum-Stift.
Teber die Tlierapie der Escliara sind die Meinungen noch getheilt. Wrdirend von
der einen Seit« gerathen wird, die Begrenzung der (iangraen abzuwarten, haben
Audere eine möglichst frühzeitige Amputation befürwortet. Im .MIgemeinen .scheint
es, als oll das Zuwarten bei verticaler Klevation der erkrankten Glieder für die
Kranken vortheilhafter sei, doch ist nicht selten auch willirend des Zuwartens Septi-
c.'iemie eingetreten. Auch über die Behandlung von Personen, die, oft im trunkenen
Zustande, allgemein erfrierungs.starr aufgefunden werden, sind die .\cten noch nicht
geschlossen. Die meisten .\utoren [ilaidiren für Ivinreibungen mit Schnee luiil all-
mäligen Uebergang zur Wäron'. I>em gegenüber stehen Versuche, die man an grossen
Hunileii vorgenommen hat und welche ergaben, dass die im hei.ssen !!:ule ra.sch er-
wärmten Thiere sieh schneller erholten und weniger an den Folgeerscheinungen der
Erfrienmg zu leiden hatten, als die langsam erwärmten. Danach wäi-en heisso
Bäder und Bürsten und Frottiren der Haut angezeigt. Daneben muss selbstverständ-
lich Hinleitung der künstlichen .\thmung. Api)licati<m von Aether- und Kampher-
injectionen u. s. w. versncht werden. ^^^^ hebxheimf.b.
Krgotiii. Mit diesem Namen sind verschiedene aus Secale" cornutuiii dargestellte Sub-
■itaiizen bezeichnet worden. Wenzel 1 isolirte im .lahre 1HU4 aus dem Mutterkorn
einen Körper mit basischen Eigenschaften, den er „Ergotin" nannte. Derselbe sti-ilte
ein braunes, .imorphes, in Wasser und .\lkohol losliches, in .\ether und Chloroform
unlösliches, alkalisch reagirendes Pulver dar von bitterem lieschmack. Nach
M anasse witz komn)t ihm ilie Formel C50H52N2OS isu- t'"" 's' jedoch kein reiner
Körper. Nicht unwahrscheinlich ist es, da.ss das Wenzel l'sche Ergotin mit dem
Kobert "sehen Cortmtin identisch i.st oder doch als wirk.samen Bestandtheil Cornutin
enthält. Für gewöhnlich verstehen sowohl Aerzte als .luch Pharm.-iceuten unter Ergotin
mehr oder weniger gereinigte Mutterkoruextr.icte. So ist da:^ Ergotinum Bonjean
(Extractuin haemostaticum ßoiijean) ein wässeriges, durch Behandeln mit Al-
kohol gereinigtes Extract. welches als wirk.sanien Bestandtheil Ergotinsäiu-e in wcch-
seludeu .Mengen entliält. .-Vehnlich verhält es sidi mit dem Ergotinum dialysa-
^Uuiu von Wernich, dem Ergotin von Yvon, Bombeion, Denzel. \ai:U vVäs>
^
10. LiobrcUli, Eucjfklupirili«. II. Itoml.
\\
lErKotin ^^^^^^^^"-- 2 in — ^^^^^^^ RrkarhiBc
Wi;r;;rrs\sclu* Ei'j;t)tin i>t k»in n-hiiT Knr|)cr. Erp»tiiun, Krt;otinsaure u j
(Irin Mutterkorn hergestellte Körper werden unter Sccalc* eornutuin a'^
EriCA L. PIIaii/(Mig«tluii}: nu^ iloi Farn, der Kriracup*, T>i>u» iU>r K r iej n i* n <.' und ijer Ttibu« (l<r Kri?n<
ttUkjitvtt'ictirH'1 (tiirch ilie ^looki^Pn. iiacli dem Welken Hitxcnblriliendoii Kioni'U *ir>r nteLtt sartrvs* ii4m «Wh«
Bllltliien (Ü)o«kcu)iaiden). Bei uiik E. TutrAlix h-, Humiir-Olockonhftide: t. eineroa L. solUn. K. f«rtt*i
KerstrpuU Von tlou vtwa 400 Attvn disr Gattung die incihtcii in SUdArHka. Viele dnTon mi» 2i>rptt«aiM Wi
elDKefnbrt. E. rulearis L. s= Cüllnna*.
K.
ErlCAC6a6> rRutitenrumilie nus der dikul>len Utitprcli^)>e der äyropc t aIko*, OrdDiing d«« Ilicornf •
wi'IcIk! Ictxlerr» aiiR^ezpirhnet nind sarcti dax tibdlpIostenionfBcbe Androeceoia, d. h- nlle lM:--«itrt*n in •
Diagramm dor Bllltbc iwei StaubbUtlkroi^e. ron deiioii der Über den Kroiiati^chnitteii Rtfli-
Uu»'sen'ii KiMPc geworden ii-t. Drr Pollen besteht aus Vierlinp.skflrnern ^Tetiadf-n) iinii wir
!<ieh OfTnrndfti cweihtfmifren Statibbeiileln uu»<gef:treat. Die Familie umfa^st Strlliicber und i
mit lueist ^okr kleinen BllUteni. wodurrli eine besondere Vr'uchäfonn (die ehkotde <ider hail
Typüi' liifirUi ii^t. uni^er poineines Ilaidekraut. Die oft ticrltülien weistinn oder ruthon Ulli
KlorkiKi'i Kri'iie, nur bei den Pirolrae und Hunutropeae freiblfttteri^. Frucht«* t^ind Kapäolti. I( .
Mit etwa ll'IM) j\rteii Tornehmlicb den gi*mU«»tt;ten und wannen Erdstriclien angehnreiiU. Man ini
tiTfani. K r i ci n eao (HaidekrButer) mit ^lockig-verwacb^eiieu Krunbllltleru nud uberittiludigem Fr
lerfani. It liod or aceae (Alpenhluiuen) mit trirhterfOnniicer, oft arbwach ajrBumori»b(>r Krone; 3. '
ninan iHnidelbeereu) loit )rl(iekif,'er Krone auf uiiter^tandigein Fntcbtknoten ; 4. Untnrfani. Pir
Arlenl mit freiblntteri^en Kronen und ober>>tandigero Fruchtknoten. Halb^chu1Brotxor ; 5. Vn<
pea e. Sebii|iiM>tiblaitor tragende rhiuropbfllfreie ScbraaroUer. im BlTit benbau den Piruleeo i. ;
llmxn irohl alis H v i'opitjraeeae rereiul. Bekannte Ciattnnf:«in A rotobtapby I us*. Oaultli-
A ndrumeda*, Calluna*, Erica*, Led um, Rhododendron einsebliecislieh Axalca, Vacciiii
Lrig'l^ron L. l'flanxengattunK au!^ der Faiu. der Compoai tao *, Trib. der Aftteroideae. Uutorf»«. dar A*lr>
nfAi-, nucbxt verwandt untterem (tHnseblQmcben |(l*<tlip perennis), umfas^t etwa 1(H) Arte^n in «Itet TW^
der Rrdobiirflucbu. EinjRbrip' und auKdauernde Kräuter mit bald welkenden, einxcinen oder tratihii; tu rtiN *
rinlen, inmtft kleinen BlütlirnkOpfen. Die KandblUtben schmal aungcnrönoiu. mehrreihig, die ächeiWvUn»
l<ibrenr6iin)f*, »ehr unscheinbar. Achaenen linealisch-lKnglich mit eitiero Pappus au.^ einer Krihe ratib't. mm
Wf^tf-f-llcher nder gelblicher Ha^re. Bei an« httullf; auf sandiRen BOden. E. acer L. mit liluulickftt "iriMWIH*
und wenip'n KOpfen. ZweijUbriges und auüdauenidett, bis 30 cm hohejt. raubhaari^cet Kraul f ' - '* ■
ErtperoutiK h. l'onyxae coeruleae. EinKCbcbleppt und durch ganz Enr»pa Terbreit<»t : K.
ein Kchlanke», »chmalblBtterive^. rauhes Kraut von 1^3 Fubs Hohe mit aahlroirhon kleine», irel"
ii*ipi(;er Anujdnung. EnUiftll Erif^eron Ol'. In Nordamerika E. heterophyllu-i Mllfal. uml E. p h i | alt l^'k'*
L. uiMlicintsch anf^ewrndet. E siiuarroHUi CUirv. ist ^^JrnunJ^m zu Co ny za sq u arrosa L. M-
Da^ Kraut V(<n Ericerun accr, Berufkraut, wird als Vulk^mittel xu Waschungen Kebraiicbt, uud fiai TrA*
alh Ilerba l'onytae coeruleae »eu minoris hei Ürustleiden uml zu Zanbertrünkou Venmidun^. Uta ■< i
wieder wird e^ alti Ualaktopoion benutzt. |
Eri^eron canadenitiK enthält in eeinen BllUteni eineb BitteiBtufT, Gi-rbäUure und avlherlvobf i^' ^*
riobrit liecbt e» eigeniliUmllcb iiowllrzhuft und hclimeckt brennend &cbarr. Efl bestixt vorau(|^we>ise a!
und diuretiKcbr Eiften^cbalten und wird in Amerika bei uterinen Blutungen, BlasenleideD, ]lvdni|*» antl
unp'wendeL Dosis O.Ori-O.l als Pulrnr. Infus (ir,-30.l» : L»(KM») und Fluideitrael.
Krigeron b elcrop hyl Iu§ und ph tl ad elp Ii icu (< weiden im Infus 1^,0:100,0 ftU UmnUeam bcaaliL I
Ulcnra EriReronti*, Dil uf Fleabane Pli. V. 8.
it>t blassgclb, von gewtinihari btechcndnm Ocruelt, \),HU »pec. <Jew.. lJ5blieh iti Alkoliot. X%4hI^
ofvdirt ea ^ich. Es )>esleht voreug«wei!4e .awh Limonen und Terpineol. Auf der Haut Wwitil *
K9tbung ubnn BUf-rnhilduuR. Dusi" 5— Ul Trupreii ^tflndlich rein oder in alkulioli^eher L4MU
Krikoün« < .^H^,<»3, oder C^it.O.v •'in lnaunKotbo». kleliendes. sehr bitleros llare, findet nicb in rlen ItllUaa v
A^clo^lapbrius uva un;i (Kawaljer') uud LeJum palu^tre (Hurhlodor, Scbwaro und anderen PAanmfT)«!^!
E;« xeif.ilK heim Erbitxen mit verdQnnteii Suuren iu Xucker und flilssigeir, fluchtiges Ehcitiul t-',oH|i(>
sriKGSL.
ErlollOtryA Ltndl. PflanzengattunK uuf; der Farn, der Kufaceae*. I'nterfara. der Pumeav*, iijioltjit »r»ao44«^
i'uluru-a^lPr, von Bentbani und Hocker ratt Photinla Z«indl. vereiniRt. Uanmo Ostindien^ e^ i»-
und t^ulilomicn?'. E. japunica Lindl. (±=3 Cratae^UM Bibas Lour.. M e»piluK japuiii ea T
l'bina» und Japans, deinen Fhlehle «ehr an einen Apfel erinnern. Sie sind kugelrund, dub fest*
fttnf knorpelige .'^teinkerne. welche einen od«r iwei Samen ohne Nährgewehe umsehiie»feii. 1>>^
China und Japan viel cullivirt ijapanisrhe Mlx]tel).
■si
KriodIctyOll BentJi. Pflanzeilgattung auf^ der Kam. der Hyd ro p h jrltaceue. Trthus der Numear, aamltW>V i
\rrw»iidt der Gattung Wigaiidia. zur Farn, der Borr agi n ac eae' Überleitend. Mit drei Artrn (Btrkaeh'r) mt i
da» we&tliche Nordamerika bturbrHnkt. M
Folia Eriodictyi, auch Verba sania, Bcar's Weed, ConäumptireV Weed. Hountain-balm geii«nnt, ealM'* '
c^ub»1antrn. welche bis jetzt nicht nicht gut charokterisirt sind: die Eriüdictyou&iture und Terseliicdeo" M^nf ' '
Blatter und Uoglicb lanxetininuig und gezUint, von sehr aromatisch baUamtBChem t^erurh ood «n- '
»chmaek. Sie li'wd »l^ Diurfliciim und Ezpecturans empfohlen. Das Hauptinteresse knUpft aieh mu
iichaflen de» Eitractes. den Oebchmack bitterer Stoffe zu verdecken, und so IIL»8t mau den üjlrup mit iunKu ■
anderen hiltiTen Heilmitteln verbinden. Diese Wirkung int durchan" nicht »icher nud vnu wentg »aUiiiffg' I
Ucdeutunic. Zu grosse Du«en bewirken Vergiflungaei-^cheioangen durch Hon> und Kespiratioubl&hrayap
Eitructunt Eriodictyi fluidum (Fluidcxtract Verha Snnta]
i»t mit Wasser nicht mischbar. ItSsl sich aber auf Zusatz von Alkali. Dosis 1,0—4,0.
Sirup US Eriodictyi:
aus Extract I. Sirup 3. AU Geaehmackscorrigen!' in MiUuren. 20,0:200.0.
L.
Erkaollnng. Der Ausdruck Krkällung wird vielfai-h in »loppeltcm t^innc gebrauehl. M^n
iiLiri h.ibc sich erkältet, wenn uuler dorn Kinfluss von niederer Temperatur. Rcgco,
Zugluft eine abnorm .starke Abkühlunp des Kijrpers zu Stande gekommen ist. Audi
brnucben den Ausdruck uur in dem Sinne, dass an eine starke allgemeine oder locale Wä
cutzicbuug sich Folgezustände, d. h. Erkrankungen, angescblossen haben.
[Erk«Altuii|^ — 21] — KrkaeltuiigskrauklieitcnJ
Oertlichc Laesiorieu durch Kälte kütnmoii als Folgen lAuvr .Erkältung" nicht in Betriicht.
Wäbreud man früher die Erkältunf; als eine sehr häutige Krankheitsursache ansah, gehen
manche Acrzte heut zu Tage soweit, alle durch Erkältung zu acquirirendeu Schäden zu
leugnen; dass diese letzte Anschauung eine irrige sei, kann man ziemlicht leicht erweisen.
Unzweifelhaft spielt bei den Erkältungen die sogenannte individuelle Disposition
eine wichtige Rolle, manche Menschen können sich ungestraft Erkältungscinllüssen aussetzen,
welche bei anderen schwere Folgeerscheinungen erzeugen.
Auch der Symptomencoraplex, der einer Erkältung folgen kann, zeigt sich verschieden;
wiilircud des Entstehens einer Erkältung lindet man bei Vielen Unruhe, dann leichtes Kälte-
gefühl, die Uesichtshaut wird blass, Kolikschmerzen, kalter Schweiss auf der Stirne treten auf.
Auch Harndrang wird oft bemerkt. Diesen Symptomen folgt nach Ablauf mehrerer Stunden
ein mehr oder minder starker .Schnupfen. Langhalsige und Personen, deren Beruf ange-
strengtes Sprechen oder Singen erheischt, werden namentlich von Katarrhen des Kehlkopfes
befallen. Zahnbeinentzündung, Mandelentzündung, Schwellen der Halsdrüsen, Rheumatismen
sind Vorkommnisse, welche bei Manchen mit Bestimmtheit an eine Erkältung sich anschlicssen.
Die meisten Veränderungen gehen alsbald wieder zurück. Rheumatische .'^tollen bleiben aber
oft jahrelang gegenüber Wärmeentziehung empfindlich. Die Erkältung giebt offenbar auch für
das Eindringen von Infeciionserregern bei Respir.itionskrankheiien eine günstige (lelegenheit.
Erkältungen treten auf bei raschen Tenipcraturverändcrungen im Freien: der Herbst und
beginnende Winter sind die Zeit für die meisten Erkältungskrankheiten °. Unerwartete, nicht
vorauszusehende Temperatursprünge sind am gefahrlichsten. Gefürchtet ist auch feuchte Kälte.
Erkältungen hängen offenbar mit dem üebergang der physikalischen zur chemischen
W.irmcregulation zusammen. Sie entstehen bei Körperruhe, welcher eine .starke Wärme-
production vorausgegangen ist. al.so nach körperlicher Arbeit, besonders nach Schweisssecretion,
ferner nach der gesteigerten Wärmeproduction durch ein reichliches Mahl und durch Alkohol-
missbrauch. Der Körper geräth aus dem Zustande der Ueberwärniung in den Zustand ab-
normer Wärmeentziehung.
Die verschiedenen Möglichkeiten der Erkältung durch Wasser, Contact mit kaltem Boden,
kalter oder lebhaft bewegter Luft haben das gemeinsam. da.ss es sich immer um eine
innerhalb eines kleinen Zeitintcrvalles nur unbedeutende Wärmeentziehung handelt, die
aber mit der Länge der Zeit eine recht wirk.tnme werden kann. Besonders gefürchtet ist
die Zugluft: Luftströmungen von unter 0..'> m (iesehwindigkeit pro 1 Secunde fühlt man bei
trockener Haut nicht und doch entziehen solche reichliche Wärme. Diesen sehwachen Reizen
K«;gcnüber versagen bisweilen die wärmeregulatorischen Einrichtungen unseres Organismus ihre
Vanction.
Als Mittel zur Vorbeugung von Erkältungen wird Abhärtung der Haut durch kaltes
Wasser empfohlen; gewiss kann dadurch Nutzen gcsehnffcn werden, den man aber vielfach
überschätzt. Bei vielen Personen kommt trotz der sogenannten Abhärtung durch Waseliuiigen
eine Widerstandskraft gegen Erkältung nicht zu Stande. Die Ursache liegt wohl daran, dass
die eine Erkältung bedingende Wärmeentziehung einen bestimmten Verlauf nehmen muss. den
man durch das Waschen oder ähnliches nicht nachmachen kann. Möglicherweise stellt die
Zuglufterkältung einen besonderen eigeniirtigen Reiz dar, für welchen die Haut durch kalti;
Waschungen überhaupt keinen Schutz erlangt. Am Sichersten kann man die Haut an diese
Art der Kälteeinwirkung nur gewöhnen, wenn man dafür Sorge trägt, dass die Umspülung
der Haut durch schwach bewegte Luft nie ausgeschlossen wird. Letzteres lässi sich durch
eine für Luft gut durchgängige Kleidung* erzielen. „.-uvl-i,
Erkaeltnngsknmkheiten. Die Thutsache. dass nicht selten nach localen oder allgemeinen Abküh-
lungen des Körpers mehr oder weniger unmittelbar (iesundheits.störiingcn zur Beobachtung
kommen, hat zur Aufstellung des Begriffes der Erkältung' (Verkühlung) geführt. Die Er-
fahrung hat weiter ergeben, dass niedrige l.'mgebungstemperaturen an sieh weniger zu Erkäl-
tungskrankheiten disponiren, als starke Schwankungi;n der Teniiieratur der Atmosphaere, wobei
man schliesslich dahin gelangt ist. ganz entgeg'^n dem Wortsinn, von Erkältung auch dann
itulsprechen, wenn krankhafte Erscheinungen beim Üebergang von Kälte in Wärme eintreten.
Da von den klimatischen Faetoreu kaum einer einem so häutigen AVechsel unterworfen ist,
wie die Temperatur, so ist es erklärlich, dass, als man einmal auf den Zusammenhang zwischen
Tcmperaturwechsel und gesundheitlichem Verhalten aufmerksam geworden war. man dazu kam,
eine sehr grosse Zahl von Erkrankungen, deren Entstehung sonst uuerkliirlieh war, durch
dieses Moment?zu erklären. Die aetiolcigisehe Bedeutn»;; der Erkältung nahm infolgedessen
einen beträchtlichen Umfang an. .Sie erstreckte sieh auf so differente Krankheiten, dass es
nicht Wunder nehmen kann, dass man, als Reaction gegen den doch immerhin vagen Begriff,
SU der Zeit, wo man unmittelbare Krankheitsursachen in Form von Bakterien entdeckte,
Erkältung als\Krankheitsursacbc nicht mehr anerkennen wollte. Doch ist dieser Stand-
punkt mit Rücksicht auf vielfältige, geläuterte, klinische Erfahrung und aufgrund der neuereu
baktcriologLschen und experimentellen Befunde sicher nicht richtig, und Erkältung fi'u- eine
Beihe von Erkrankungen zum mindesten die praedisponirende. für manche vielleiehl die directe
Umche. Zunächst hat sich geseigt, dass das Vorhandensein pathogener Mikroorganismen im
[ErkHPitiingskranklinIpn
— 212 -
Erkaeltun^krankhrH
Körper noch nichl geiiüjft. die von iliupn bedingrt'- specilisclii^ Krankheit 7.11 er •
im gesunden Körper das Vorhandensein von Pneumokokken, Diphthcriebarill-
eill«n u. a. wiederholt constalirt wordeu, und nicht etwa todtcr oder unvini!
solcher, die, verimpft, die typische Krankheit erzeugten. Weiter i.<it aber v^'
wiesen, dass starke Wärmeabgabe die Widerstandskraft des Körpers herabsetzt. .-" u;- .^r
in Versuchen von Sapal.ski. Murri, Naiiiiyn. Rovighi u. t\. abgekühlte iolicirlc Te^
stct-s schneller der Infection als vor Wiirmeabgabe geschützte. In welcher Weise dio Aht-Ulu,
hier schädigend wirkt ist nicht sicher zu sagen, möglich, dass die von Pflüger uri'i ^rt--
Schule festgestellte Einschränkung der Verbrennungsprocesse mit sinkender T- .- •
Thicres eine Rolle spielt. Wa.'; sonst über die Wirkung der Kälte auf den I
Vannt ist, kann theilwcise die klinische Erfahrung erklären. .An erster Stelle v
llnssung der GefiLssmusculatur zu nennen, .'^ie macht sich am Orte der K;iltf
und an davon pntferiit.en Korperst-ellcn geltend. Letzteres geschieht auf rcflokl>.. . .
crslercs durch directe Wirkung auf die defässmusctilaliir oder gleichfalls rcflectoriscb tob 4»
erregten Hautnerven aus. Die Kälte bewirkt eine i'oiitraetion der fiefdsse, bescmd'r-. i.ri»
filsse der Haut mit ihren Folgen auf den Bhitdrui-k°. auf die llerzthiitijjkcit, m.
thcilung. Das ans den Blutgefässen der Haut verdräagle Blut strömt in anderr
die dadurch übirfüUt werden. Sichergestellt ist ein gewisser Antagonismus
Hautgerässsystem und dem der inneren Organe, speoiell den (lefässen des Baiieliri
Schiiaelhöhle. Entleert sich ersteres. so füllt sich letzteres. Die Ueberfüllung du '
der Schadelliöble kann, zumal bei degcnerirtcu GcfässeD, leicht zu Zerreissungrn 'i ■
und den damit zusammeuhäugenden Erkrankungen führen, die der Bauchuingewcido. ii" •
der .Sehleimhaut des Magcndamicanals, zu Transsudationen in dasDarinrohr und dlirriri--^
Entleerungen, wie Lassar experimentell gezeigt hat. Rossbach wies naeb. das» n.v- '
l'mscbliigen auf den Bauch reflectorisch zuerst eine Verengerung der Gefä^ise der S-l
der oberen Luftwege, nachher eine Erweiterung dersi'lbcn mit Hyperaemie und l^
Erkrankungen der Theile auftreten kann. Wichtig ist weiterhin, dass Abkül>
zeliier Theile der Körptroherfläclie reflectorisch die GeOisse anderer Theile bc'
nur die symmetrischen der anderen Körperseite, sondern auch die entfernten (ii
ja die der gesammten Körpcroberfläche. So wird es verständlich, dass, -wenn auch 1
kleine KörperstcUe der .Abkühlung, z. B. durch Zugluft ausgesetzt wird, doch die ?• :
den Blutkreislauf und die Wärmeoekonomie erheblich sein können. Endlich kann Abkühliui .-
wisser Theile der Körperobcrlläche auch zu refleetorischer Verengerung resp. Ver^chho^i'.
innerer Gcfas.sc führen. .So gelingt es oft mit der Sicherheit eines Experimentes, duti ■ r
tauchen der Vorderarme in kaltes Wasser Lungenblulungen, durch kalte Sitzbäder N
tungen zum sofortigen StiUst.ind zu bringen: R.ilteapplication auf die Fiisse oder Fii>-- . ;
führt n.ich Winternitz zu Verengerung des Gerasse des Kopfes und /,ur Beseitigunc i'
Symptome von Blutandrang zum Schädel. Bemerkenswerth ist der Eflfect der Ahkül ' .
die Blulkorperchen gewisser Personen. Bei der als paroxysmalen Haemoglobinurie * be/'
Krankheit wird nach jeder erhebUehtn .Abkühlung haemoglobinhalliger Harn ausgescbi'
ist dies die Folge des Unterganges zahlreicher rulhur Blutzöllen mit Uebertritt des \J
Stoffes ins Plasma. Bei mit dieser .Vtfection behafteten Individuen konnte Ehrlicl;
mcntell die Wirkung der Kälte auf d»in Zerfall der Er}-thri5cyten dcmonstrircn : Um-
eines Fingers mit einer elastischen Ligatur, Eititnuchen desselben in kaltes W'ass'-r
einem aus dem Finger entnommenen Blutstropfen die Degeneration der rothen Blut/
kennen. M.an lindct in Poikilocyten mehr fider minder entfärbte Stromata. F.r..
ist auch ein Zusamm-'nhang zwischen .-VbküliUing und Contractionen glatter Mus« .
gestellt. Kälteeinwirkung auf die Lendenwirbclsäulc und die innere Oberscheuk' ;:. .
rcncetorisch Uteruscontr.actionen herbei. Dieser Uehergang von Hautreizen auf da'. '■' ■
System ist wohl in pjirallek' zu stellen mit den in Form von Zittern zu beobachten': i
wcgungen der quergeslTciftcn Muskeln, die nach plötzlichen Abkühlungen einsetzen.
Aus den angeführten Beispielen geht hervor, dass man eine Reihe von pathi 1".; ■ i'
Vorgängen, die man als Folgen der Erkiiltung betrachtet, experimentell in der That al^ • ■
urwei-sen kann. Wenn dies bis jetzt nicht bei einer grösseren Zahl der Fall Ist. so mu -•
au den noch lückenhaften experimentelleD Festslellungen liegen.
Was die AfTcctionen anlangt, die man auf Grund klinischer Beobachtung von Erkälturr'
abhängig sein lässt, so wären solche zu nennen, bei denen die Abkühlung nur die Di-;
tut Erkr.aukung schafft, und solche, bei denen sie, wenigstens auf tirund unseres 1
Wissens, direct schädlich wirken knnu. In letzterem Sinne müssen vorläulig die, Erk..
folgenden, sogenannten rheumatischen Facialislähmungeu * aufgefasst werden, die Mu>i
matismen*, die sich aul Durchnässungen, auf Schlafen im Freien, nach Einwirkung von
einstellen, ferner manche Fälle von Trigeminusneuralgie* und Ischias*, eine Reibe '
riosfitidcn*. Auch scheint es sicher zu sein, dass k,itarrh,-ilische Erkrankungen der ^
häute durch Erkältung direct hervorgerufen werden können, so acute Endometritis, l ■
wenn die Erkältung unmittelbar vor. während oder nach den Menses staltfindtil, v.
nicht selten zu Suppressio mensium kommt. Unter gleichen Umständen sieht man ; ■
auch pcritonitiscbe Erscheinungen auftreten. Ungleich häufiger begegnet man jedoch K«ur7>-
irkaeltuiif^skraiikhpitpn
— 21.1 —
Erirnfarbstoffj
ilcr ."rchlfimhiiiito des Kcspiratioiiaai)p:ir.il(.'a ii.icli Krk;iUuiigcii: Kntarrlir-ii der Niisc, dos La-
rj-nx, der Bronohien, für deren EiiUtclieii vit'llcicbt der oben erwiihiito Ro.sü h.icb''8che Ver-
such eine Erkijiruug giebl. Hierher gebort auch das Auftreten von Asthma* broiiehialu nach
Erkältungen. Nicht selten sind weiterhin Magen- und zumal Darmkatarrhe, welche letzteren
ihr Analogon in den gleichfalls genannten Lassar'schen Untersuchungen finden dürften. Be-
kanntlich können Magcndarinkatarrln; nach einem sehr kalten Trunk auftreten. Ob auch diese,
wie es vielfach geschieht, auf Erkältung bezogen werden dürfen und nicht auch auf im (ic-
triinke enthaltene toxische Substanzen, muss fraglich erscheinen. Dagegen darf als erwiesen
gelten, dass starke Erkältungen, besonders in Folge intensiver längerer Durchnässung, acute
Nephritis im Gefolge haben können.
Vielfach sind Fälle von acutem Glaukom, zuweilen von Homhautcrkrankungen (Hornhaut-
abscess, v. Arlt) auf Erkiiltungcn zurückgeführt worden; dass Conjunctivitiden dadurch ent-
stehen, dürfte unzweifelhaft sein. Ebenso sprechen klinische Erfahrungen, abgesehen von
den experimentellen Beweisen Ebriich's, sicher dafür, dass die paroxysmale Hacmoglobinurie
plötzlicher Abkühlung ihre Entstehung vordankt. Schon das Verlassen des Zimmers im Winter
hat sie oft unmittelbar im Gefolge. Nicht selten tritt dem Arzte ein Krankheitsbild entgegen,
bei dem es sich, ohne dass eine LocalafFcction festzustellen ist, lediglich um das Auftreten
fieberhafter Symptome handelt, die in geringem, aber auch in erheblicherem Maasse ausge-
prägt sind, jedoch stets schnell vorübergehen. Das als Ephemera* zusammengefasste Krank-
beitsbild wird gleichfalls auf Erkältung zurückgeführt und ist von Seitz direct als Erkältungs-
fieber bezeichnet worden. Eine gewisse Berechtigung hierzu kann man aus den Thierver-
sucben Lassar's entnehmen, der einer künstlichen Abkühlung mit Sinken der Körpertempe-
ratur ein Wiederansteigen der letzteren über die Norm hinaus folgen sah.
Als praedisponirendcs Moment anzusehen ist die Erkältung .sodann für den Ausbruch
mancher Infectionskrankheiten, zunächst für die fibrinöse Pneumonie, dann für den acuten
Gelenkrheumatismus', endlich für den Ausbruch einer oft acut verlaul'en'Jen I'hthisis pulmo-
num. Wenn endlich eine Anzahl von functioncllen und organischen Erkrankungen des Cen-
tralnervcnsystems auf Verkühlung bezogen wird, so ist wissenschaftlich der Modus des Zu-
sammenbanges noch nicht klar zu erkennen. Zu nennen wären hier Fälle von: Sclerosis
multiplex, Tetanie, .Mhetosi», Tabes dorsalis, Paralysis agitans, multiple Neuritis.
Die Aufgabe, die die praktische Medicin gegenüber den aus Erkältungen entstehenden
Gefahren hat, besteht einerseits in prophylaktischen Massnahmen, durch die die Emprdnglich-
kcit des Körpers gegenüber Erkältungen vormindert wird, andererseits darin, die schädlichen
Folgen einer eingetretenen Erkältung möglichst zu beschränken. Was den ersten Punkt an-
langt, so ist zunächst alles zu empfehlen, was die Widerstandskraft des Körpers im Allge-
meinen erhöht; so köi-pcrlicbe Uebungcn, wie Turnen, Reiten, ausgiebige Bewegung in freier Luft,
Radfahren. Besonders werthvoll ist jedoch eine planmässige Abhärtung gegenüber Witterungs-
einfiüssen, d. h. eine Gewöhnung der Flaut an Kälteeinwirkung, die am besten von Jugend auf
bt wird. Sie besteht in kalten Waschungen, Douchen, Bädern, Hautmassnge. Auch häufige
ampfbäder wirken in diesem Sinne, Nicht zu vernaehlässigen ist die Rücksicht aul zwcck-
m.ässige Kleidung, die den Wärmebedürfnissen des Organismus genügen, dabei zugleich aber
die nothwendige Luftcirculation am Körper gestatten muss. Machen sich jedoch die Symptome
eingetretener Erkältung als allgemeines Unbehagen, Frösteln, katarrhalische Erscheinungen
bemerkbar, so handelt es sich darum, gegen diese einzusehreiten. Wie die Erfahrung gelehrt
hat, gelingt es nicht nur, sie zu mildern, sondern unter Umständen sie zu coupiren, und zwar
vorzugsweise durch ein diaphoretisches* Verfahren, sei es durch Bettwärrae mit Genuss hcisser
Getränke, Linion.iden. Thee's, sei es durch heisse Bäder, Dampfbäder, römische Bäder.
(st es zur .\usbildung einer Localaffection gekommen oder hat es sich von vornherein um
eine solche gehandelt, so sind die der Natur derselben entsprechenden Massnahmen zu trefTen.
Die Vielgestaltigkeit der durch Erkältungen bedingten Erkrankungen lässt es nicht zu, die
Therapie von einem einheitlichen Gesichtspunkte aus zu betrachten. Festzuhalten ist, dass
eine Anz.ibt von krankhaften Processen, sobald sie durch Erkältung entstanden sind, zunächst
eine diesen aeliologisehen Factor speciell berücksichtigende Therapie erfordern, .so functionclle
Erkrankungen, wie Gesichtslähmungen, Ischias, ferner Muskelrbeumatismen. Katarrhe der
Scbleimhäutc. Die Therapie fällt hier mit der Allgemeintherapic der Erkältung selbst zu-
sammen. Dazu kommen d.-inn eventuell localtberapeutiscbe Maassnahmen, wie bei den
Kat.arrhen der oberen Luftwege, ebenso specielle therapeutische und diactetLsehc Maa,ss-
nahmen bei den Erkrankungen des Darmes; unter Umständen auch operatives Eingreifen, wie
beim Glaukom. Uebcrhaupt muss, wenn in Folge von Erkältung ein localer Process zu voller
Ausbildung gelaugt ist, da> therapeutische Eingreifen gegen diesen mit den geeigneten Mitteln
gerichtet werden, ebenso wie wenn er idiopathisch oder aus anderer Ursache entstanden wäre.
LOBWV.
ErlAlly i>Ji>r Egor, HutiptiUiJt dnk angkriüelien rotnitfttc» Uotm, 180 m hoch, bosilzt 30,7 hU 32,4" G. w&nnc in*
tlllTerfnl«* Q(i'*1li'n. wclrbp schon xor Zeit dor Tllrkonhomohart m Spicü^lhiidorn 1»«nutxt wunleu.
W.
ErleDfaHüttoir) <'2;ll^<iu. in 'Inm IIoI> von Alnu» glutlnof» Oaortn, »ath»lt"n, ist hanartli;, hrann, iti rvtbi
HLfulipr x^rrrOilir.h, ti*iehi tOMlIrth in wnlUnntem Wf*ingf*ial. Nebwvrer in wttiuerfrviHtn nml in WM«t«r. unInkUeU
N
[Erleiifarbstofl'
— 214
Um
Arthor, Uontol. Sclmori-lkultIonitU>ir. Er iiiolit uift ^vljwomi»tiül*AUi*n VorbmiluiigKii von r*m<«Ubl*T
ssUiing. DoreU llydrulyen tpi/IUIt or in Zuekor und Erlenrolh (C^g„OT -(- UgO).
Emaebrnng, kÜDsdichc. Es knnn hier nur von der sogenannten kü nsti icbcn Erni
(Jcr Säuglinge und den bei Erwachsenen la verabfolgenden Nährk I ystiorco,
den Nührpracp.irateu* die Rede sein.
Jede künstliche, d. Ii. nicht au der Mutterbrust stattfindende Eroäbrung d«s S
soll die zum jNufbau des kindlichen Kiirpers nothweudigcn Nrihrstoffe möglichst in »!<
Vcrhültoiss wie iu der Muttermilch und von möglichst gleicher Beschaffenheit, d. h. 0
Verdaulichkeit, Temperatur, Reinheit und gutem <!eschmack, enthalten. Denn da die
milch die natürliche und bestbekömmliche Nahrung des Säuglings ist, so kann ir.i
Ernährung desselben nur das eine Ziel haben, der Muttermilch sn viel wie
kommen. Wie aus der folgenden Zusammenstellung hervorgeht, unter.scheiiiei
milch in folgenden Punkten von der Kuhmilch: 1. durch einen bübcren (tehalt ah
2. durch einen viel geringeren Gehalt an Eiweiss (mit relativ mehr Albumin .■»!*
ii. durch einen geringeren (lehalt an organischen Salzen, insbesondere vcniger Kalk,
Pho.spliate. Nach Leon und König lindel sich:
in 100 Theilen
FraiR>niuik'h
Kuhmilch
Ziegenmilch
Wasser
Slt.ß
87,7
87,3
Casein
1.4
3,0
3,0
Albumin
(l.ti
0,4
0,5
Fett
3.1
3,7
3,9
Zucker
."i, 11- 7,(1
4,5
4,4
Asche
o,:{
0,7
0,8
.Sliuglinge
Säuglinge
38,7 pCt.
99.5 pCt.
93,5 ,
97.5 ,
6R,3 ,
90,0 ,
100,0 ,
10(1,0 ,
92,0 ,
«7,0 „
Femer bildet das KuhcascVn bei der Gerinnung durch Labferment derbere Co
rcnd d.\s FrauencaseVn feinllockiij ausRIlt. Endlich hat die Frauenniilch kleinere
eben und einen niederen .Schmrlz-puiikt des Fettes. Auch der Ausnutzungswerth beid
arten ist ein sehr verschiedener. Kr gestaltet sich nach Uffelmann «ic folgt:
Kuhmilch Frttiionmilrh
Erwachsene
Eiweiss 98.« pCt.
Fett 94,.^ „
Salaie 50.4 „
Zucker 100.0 ,
Gcsamrattrockensubslanz 91,U „
Es steht also die BeschafTenheit der Kuhmilch hinter jener der Frauenmilch
zurück und die Aufgabe der Herstellung einer /.um Ersatz der Frauenmilch geeigne
milch wird demnach zunächst die .sein, dii^ letztere durch entsprechende Verd
einerseits und Zusatz von Zucker und Fett andererseits der Frauenmilch
zu nähern. Hierzu kommt des Weiteren der Umstand, d.iss sich die Krauenmilch
Geburt ab, d. h. von dem Beginn der Lactationsperiodc ab, in ihrer Zus.-in\meusetxu
— sie ist bekanntlich zu Anfang erhcblieh fettreicher — und dass sie bei einjgvi
reinlichen Frauen mikrobenfrci oder so gut wie mikrobenfrei iu den Vcrdaunngsl
Säuglings gelangt. Die Colostrummilch der Kühe zeigt aber mehr Eiweiss und Salze,
Milch späterer Perioden, während Feit und Zuckcrmenge nur wenig geändert sind,
milch hat überdies erhebliche Schwankungen in der Zusammensetzung, je nach der Fi
(Trockenfutter, .Schlempe, (iriinfutter). dem Alter, der Race, der .lahrcszeit und sie ist
bei der gewöhnlichen Art des .Melkens, des Aufbcwalirens, and gelegentlich auch
dünnung mit W.isser, Trägerin zahlreicher gährungserregender. unter Umständen sei
fectiöser Mikroorganismen. Es tnuss also .-luch auf den Ausgleich bozw. die EntfcmuD]
DifTercnzen und Schädlichkeiten Rücksicht genommen werden
Was den letzteren Punkt betrilTt, so geschieht dies durch die Sterilisation di
zu welchem Zweck eine erhebliche Anzahl von Verfahren angegeben ist. die .ille d:
ruhen, etwaige fermcntirende oder pathogrMi wirkemle Keime durch die Siedhitze odi
temperirtc Dampfspannungen abzulödlen. Der jetzt bekanntoste und am meisten geh
Apparat, weil zuverlässig wirkend und leicht zu liandliaben, ist der Apparat von So;
in dem die Milch im Danipfslrom bei ca. 102" C. a\ifgekocht wird. Die nähere Bcseh)
desselben ist hier nicht am Phitzc und auch übcrilüssig, weil derselbe überall leicht
lieh und einzusehen ist. Wohl aber iniiss bemerkt werden, dass zwar alle patbngeJOi
tcrien, soweit wir wissen, ilurch die Tempemtnren von ca. 102" C, die im Snthhite
werden, zerstört werden, aber nicht alle anderen, besonders nicht gewisse peptout
Mikroorganismen und ihre Sporen zu Grunde gehen. Dieselben spalten vielRiehr dos
[Briuehrang — 215 — Ernaehrang]
der Milch, wenn dieselbe nicht n.ich dem Stcrilisircn bei niederer Temperatur (10—12" G.)
gehalten wird, und geben ihr einen unangenehm bittereu Cieschmiick, der übrigens zum Theil
auch schon während des Sterilisirens entsteht und manchen Kindern absolut zuwider ist. Man
moss dann zu anderen Verfahren der Keimtüdtung greifen, die meist auf einfaches längeres
Kochen der Milch im offenen Topf hinauslaufen, wobei es dann versehiedenc Mittel resp. Vor-
richtungen giebt, um die Milch ror dem Anbrennen zu schützen. Die stcrilisirte Milch ist gut
▼erschlossen — bei Soxhlet's Verfahren geschieht dies durch einen selbständig wirijenden
Verschluss — in kühlen Räumen aufzubewahren und, wenn die Gcfässc einmal geöffnet sind,
entweder sofort zu verbrauchen oder der Hest ist möglichst vor Verunreinigung und Zutritt
schlechter Luft zu schützen.
um die Kuhmilch resp. Ziegen-, Stuten- oder Eselsmilch der Frauenmilch in Bezug auf
ihren fiiweLss- und Salzgehalt gleich zu machen, muss man sie im Vcrhältniss von 2 : 8,5
entsprechend verdünnen. Da man dadurch gleichzeitig den Zucker- und Fettgehalt der Kub-
milch unter den der Frauenmilch herabsetzt, muss dieser Fehlbetrag durch Zusatz von Fett
und Zucker ergänzt werden. Je nach dem Lebensalter des Kindes muss die Verdünnung
eine andere sein, entsprechend der Veränderung, welche die Muttermilch von der (leburt .ib
stetig erleidet Uffelmann empfahl folgende Scala der Verdünnung:
am 1. und 2. Lebenstage 1 Theil Milch auf 3 Theile Wasser
vom 8. bis 30. „
1 -
r 2
im 2. Lebensmonat
1 ,
, 1
im 3.-6. Lebensmonat
1 ,
, v*
im 7.-9.
1 , .
. V2
vom 10. Monat ab
Vollmilch.
Wenn irgend möglich muss die Verdünnung durch abgekochtes Wasser erfolgen. Als
Zuckerzusatz wird am besten den physiologischen Verhältnissen entsprechend Milchzucker ge-
nommen, und zwar würden den oben angegebenen Werthcn gemäss auf 1 Liter unverdünnter
Kuhmilch etwa 12 g = 3 Theclöffel zu geben sein, wonach sich der Zusatz bei Verdünnung
der Milch leicht berechnen lässt Also z. 6. bei 250 Milch auf 250 Wasser ^= 6.0 (genau
6,8) Zucker oder IV2 Theelöffel, bei 250 Milch auf 125 Wasser = 3,0 oder 'U Theelöffel etc.
Für die Pra.Tis reicht es aus, auf je 100 ccm Wasser 5 g = 1 gehäuften Theelöffel Zucker zu
geben. Hierbei ist aber auf die Fettverarmung der Kubmilch keine Rücksicht genommen. Ks
Iäs.st sich überdies leicht zeigen, dass auch bei der üblichen Wa.sserverdUnnung und Zusatz
von Zucker bis etwa 5 pCt. das Kind eine ungenügende Menge von Nahrungsstoff erhält,
irenn man die Gesammtflüssigkeitsmenge der künstliehen Nahrung nicht über Gebühr hinaus
steigern will. Diesem Uebelstande sucht Biedert durch sein Kahmgemenge abzuhelfen.
Dasselbe geht von einer Grundmischung aus, die 1 pCt. CaseTn, 2 pCt. P'ett und 4 pCt.
Zucker enthält und durch Zusatz von Rahm zu einem entsprechenden Gemenge von Wasser
und Milchzucker hergestellt wird. Durch Zusatz von Milch wird der Gehalt dieses Gemisches
allmählich gesteigert und der Kuhmilch genähert. Auf diese W'eise ergiebt sich:
im 1.-2. Monat = 125 Rahm, 375 Wasser, 15 Milchzucker
„ 2.-3. , =125 . 375 , 15 , 75 Milch
„ 3.-4. , =125 , 375 „ 15 . 125 .
„ 4.-5. , = 125 , 375 ^ 15 , 200 ,
„ 5.— G. , = 125 ,375 „ 15 , 375 ,
6. „ = — , 250 ^ 10 , 500 „
Wo es an frischem Kahm fehlt, kann das von Pizzala auf Biedert's Veranlassung;
hergestellte „künstliche Kahmgemenge* benutzt werden. Uebrigens darf nicht ungesagt bleiben.
dass Biedert sein Rahmgemenge vornehmlich für solche Säuglinge angegeben hat. die in
gewöhnlicher Weise mit Wasser verdünnte Kuhmilch nicht vertragen. Indessen erscheint das-
selbe aus dem angeführten Grunde überhaupt rationell. So vertreibt ein Berliner Milch-
Institut folgende stcrilisirte Gemenge in Flaschen zu 100 resp. 1.50 und 200 ccm Inhalt:
I. für Säuglinge bis zur 3. Woche 200 Kuhmilch, 584 Wasser, 10 Kahm
. 206
450
, .550
700
, 800 ,
vobei dann noch jeder Flasche das entsprechende Quantum Milchzucker zuzusetztni ist.
Escherich ging von einem anderen Princip aus. Er berechnete den Uohalt an Nähr-
stoffen, die in der täglich vom Säugling getrunkenen Menge Muttermilch enthalten .sind. Diese
Mengen sind durch die Bestimmungen von Pfeiffer, Camerer u. .A. bekannt. Es wird
nun soviel Kuhmilch gegeben, dass die gleiche Menge Nährstoffe in ihr enthalten ist, und bis
sa der bekannten Quantität mit Wasser aufgefüllt Z. B. ein 4 Wochen altes Brustkind
trinkt in 7 Mahlzeiten per Tag 550 ccm Muttermilch, entsprechend 350 ccm Kuhmilch, die
dann auf 550 verdünnt werden, d. h. 200 ccm Wassi.Tzus;itz bekomnii-n niuss. Danach soll
mit 150 Kuhmilch -f 250 Wa.sser beginnen, im •>. M.iiiat 4(m:i M f 400 W.. im 4. Munat
IL
II
. . 5.
III.
»
, V. d. 5.-12.
IV.
n
, , , 12.-20.
V.
V
, , ,20.-30.
VL
ji
, , ,30.-40.
520
n
24
716
34
604
•*
46
450
•1
50
350
m
50
[Kriiaehruiig
— 216 -
Erna»
«00 M. -f- 400 W.. im 8. Moiial 1000 unvurdünntu MiU-h geben. Abgcsclicb ..'.n, v '^
obige Angabe iiiclit stimmt, iudem in Ö50 com Frauenmilch praeter propter '.'■' ■
in 350 ccm Kuhmilcl) aber nur 234 Cnlorien entlialtcn sind, weno auch der _ J
beider Portionen mit 10,1 und 11,9 Eivreiss ungefähr der gleiche ist. leidet dies Sosüh
an dem Tcbelstand, der überhaupt der jetzt so beliebten Berechnung der Nlihr'st.iffr ja Ckfl
rien anhaftet, dass es uümlirh die Qualität der Niihrstoffc nicht beruoksicL! <s tifl
dem Orgauibmus und ganz !iicher dem kindlichen Organismus keineswegs gl' . ii ifl
eher licstall der Niihrstöff, ob als Eiwoiss. Fett oder Kohlehrdrat, zugeführt wij<J. uii<l mMfl
VcrhUltniss die ein/.elneu NährstolTr zu einander haben. Am radicalätcn sinij iu diratr !^M
iluubner und Hoffmann vorgegangen. Sie empfehlen fUr die ersteu 9 LebeoaMifl
unterschiedslos eine Mischung von 1 Theil guter Kuhmilch auf 1 Tbeil einer 6 proc. «äadlfl
MilchzuckerlosuDg, welche dann rund 1,7 pCt. Eiwciss, 1,8 pCt. Fett, 5,4 pCt. '/.tuSK^M
0,4 pCf. Salze enthält. Nur für sehr sehwiiche und recouvalescente Kinder soll 1 Thrill^^H
2 Theilc einer 4'/; proc. Zuckerliisnog gegeben werden. Auch diese Mischung ''^^H
ihres Fettgehaltes der Frauenmilch nach. Wenn dieselbe dennoch nach Aij. J^i^l
für eine gute Ernährung, trotzdem sie den Wechsel in der Zusanimeiisetzuiig iJ..t tUwcvS^
nicht berücksichtigt, ausreicht, no zeigt dies, wie gross das Adaptationsvermögcn dei gtnah
kindlichen Organismus ist, und dass sich die Natur hier wie alierwärts eine gewisse Brtitt M
functiouellen Leistung gewahrt um) sich nicht in zu enge Schranken gezwängt hat. ■
Dies gilt offenbar auch von dem Unterschied in der Gerinnbarkeit der Frauen- ubd Mn
milch. Der gesunde Kiudcrmagcn siflit darüber fort, trotzdem die Kubmilrh grobflocki^p-
rinnt und nach den Untersuchungen von Biedert aut'h chemische VerschicdenheittD ä»
Eiwcisses von dem der Frnucumilch zeigt. Aber für den emplindlicheren oder kracikcn It^
ist dies keineswegs gleichgültig und hier muss man iu verschiedener Weise sucbou, di: V«-
daulichkcit der Milch zu crhühen. Die» gelingt schon dadurch, dass man statt dcJ Wiw^
Zusatzes schleimige Abkocbuugfii, (Jcrstcnschleini udcr (iricssuppe, ILiferwasscr, ev(>ii' fr»-
parirte Hafermehle (Tirape, Knorr, Kufekc, Löfflund, Radcmanu's AvenariÄ <('■. '•'
wendet. Uffelmann zeigte, dass von der mit Schleim versetzten Kuhmilch das Eiwcu» :j
911,7, das Fett zu 96. (i. der Zucker zu 100, die Salze zu 57 pCt. ausgenutzt werdc^o.
Die Rieth'sche A Ibumoseumilch sucht das oben gestellte Desiderat dadurcli zu ernilK
dass die Kuhmilch mit Wasser verdünnt wird, bis ihr Casei'ngehalt dein der Krau-fi-r *.
gleich ist. Dann enthält das (lennscb aber zu wenig Albumin, welches durch die linm f-
hitzen von Hühueroiweiss auf 130" entstehende Albumosc ersetzt wird. Der geringere Zurt::-
und Fettgehalt des Gemisches wird durch Zusatz von Sahne und Milchzucker auf dca •'''
sprechenden Frocentgehalt der Fraucuniilcli gebracht. Diese Albumoscumilch gerinnt mlh
satz von Uabsaft so feinflockig wie Fruuoiimilch. Sie soll auch von schwachen und ilr-j«
tischen Kindern gut vertragen werden, hat aber den Uebelstand, dass Stühle und Fl.i'ii- i'
betreffenden Kinder meist einen sehr üblen (ieruch annehmen. J. I. ehm.'inn verein/«..!''
ebenfalls mit gutem Resultate, dies Verfahren dahin, dass er die Kuhmilch mit i/j Vüliiert
Wasser verdünnt und so viel Kahm, Milchzucker und Ilühncreiweiss zusetzt, wie nSthir "■
Am rationellsten wäre es. das Eiweiss der Milch ausserhalb des Körpers zm pep'
und hat man in der That derartige Versuche mit Zusatz von Pankreassaft oder l' •
fermeut angestellt. Dem steht der Umstand entgegen, dass die Peptone einen iin.i: .
bitteren Geschmack haben, welcher verdeckt werden muss, damit das Kind die bctrellci. •
trinkt. Mit Pankreatin resp. Pankroasextract ist Lahrmann's peptonisirte Muttermil^L jJ
Voltmer's peptonisirte Milch hergestellt, und der schlechte Geschmack durch Zu>i\!i '<
Rahm möglichst verdeckt. Die letztere ist keimfrei, enthält 1,7 Eiweiss, 1.2 Fett, 6.1
0,4 Salze. Löfflund's peptonisirte und condeusirtc Kindermilch enthält 9,8 Eiweiss, ll'.
8,6 Dextrin, 12,6 Milchzucker, 33,S Maltose und 2,2 Salze. Sie muss selbstvcrständl; i: ■
dem Gebrauch entsprechend verdünnt werden, hat aber unter allen Umständen den N.ictiti<-
dass die Kohlehydrate dem Eiweiss gegenüber unvcrhäitnissmässig praevaliren.
Dass das Stcrilisircn der Milch ihre Verdaulichkeit in keiner Weise beeinträchtigt, is
Gegentheil den kindlichen Darm vor mannichfachen Erkrankungen schützt, haben wir bri^i^'
oben erwähnt. Noch in jüngster Zeit hat Bendii eine eingehende Prilfung über di'. Vt
daulichkeit der sterilisirten und nicht sterilisirtcn Milch .ingestellt und gefunden, dan ^
Unterschied in der Verwerthung des Stickstoffes und des Fettes bei gesunden Kindern IJ^^
auch bei kranken Kiudcni unter Berücksichtigung der herabgesetzten Resorption nii'h' '
banden ist. Bendix sagt auch, entgegen Ewald's oben mitgetheilton Erfahrungen, 'ii-
sterilisirte Milch von Kindern ebenso gern als die einfach aufgekochte genommen wird. !-■
lieh hält er dafür, dass die Methode des Sterilisirens gegenüber dem Pasteurisiicu (ISHiiial«
langes Erhitzen auf 75") ent,schiedenen Vorzug verdient.
.Wl die Leistung der künstlichen Ernährung gegenüber der Muttermilch einzugehcü. a'
hier nicht der Ort. Trotz aller Bemühungen, und wie mau sagen darf, gerade in letzter Zfii
mehr wie je erfolgreichen Bemühungen, die Muttermilch durch eine künstliche EruähniJ)| n
ersetzen, wird die erstere immer ihre dominirende Stelle behaupten, weil sie dos Toa i"
Natur gegebene und in seiner verschiedenen Zu.sanimt>Dsetzung während der ganzen I^ctiüi«
auf das feinste geregelte Nährsubstrat darstellt, dem wir auf künstlichem Wcgi- nnt In crif-'
und annähernder Weise nachkommen kljnnen.
laehruug
217 —
Eniaehriuig]
^
^
^
An Stcllu der frisi-hcii Milch werde» auch »(igt-naiinto Milchpouscrveii bcuuUl, welche
durch Kiiikoohcn reiner oder luil Zucker versetzter Milch, oder durch Herstellung sogenannter
keimfreier Dauermilch erhalten werden. Von diesen Praeparaten i.st die mit Rohrzucker versetzte
Milch ganzlich ungeeignet für die Ernährung, weil sie b<-i entsprechender Verdünnung ent-
weder viel zu viel Zucker oder viel zu wenig Kiwei.ss und Fett hat. Die Dauermilch wird
durch fractionirtc Sterilisation, d. h. durch ein halh- bis cinstündiges Erhitzen im Dainptstrom
tili wenigstens 3 auf einander folgenden Tagen, erzeugt, aber dabei im (resehmaek und Aus-
sehen erheblich verändert. Kndlich mögen noch die bereits erwähnte peptonisirtc Kindermilch
und das künstliche Kahmgemenge von Biedert besprochen werden. Letzteres wird in der
Weise bereitet, änss mau 60 g Kierweiss mit 300 — 3.W ccm Wasser verrührt, 4 g Kalihydrat
in fiü g Wasser hinzusetzt, die entstandene Gallerte zerkleinert, wäscht, unter Erwiirmung
mit l'20 g Zucker, 130 g Butterfett und so viel Wasser vermi.scht, bis eine milchige Emulsion
erzielt ist, dann die Milchsalze hinzufügt und da.s Ganze auf ein Volumen von 30*1 g bringt
Das nunmehr fertige Gemenge enthält auf 1 Theil Eiweiss 25 Theile Fett, 4 Theile Zucker
und 0,2 Theile Salze. Die Salze siud: phosphorsaurcs Natron, phosphorsaures Eisenoxyd, Chlor-
natriuin, Chlorkalium, unterphosphorsaurer Kalk, kohlensaure Magnesia.
Die Nährk lystiere. Die Xahrklystiere sind, genau genommen, nicht sowohl eine
künstliche, als eine unnatürliche Art der Ernährung, indem sie bezwecken, da, wo die Ein-
fuhr der Ingesta auf dem natürlichen Wege per os uumtiglich ist, oder die Magcnverdauuiig
aus irgend welchen Gründen versagt, Nährstoffe in passender Form vom Dann aus zur Re-
sorption zu bringen. Diese Ma,i5snahme ist keineswegs, wie man glauben möchte, neuesten
Datums, sondern reicht bis in das Alterthum zurück. Doch werden die N.'ihrk lystiere erst
häufiger in Gebrauch gezogen, seitdem durch die Arbeiten neuerer Forscher (Rosenthal,
Eicbhorst, Ewald u. A.) der Nachweis erbracht ist, d.ass in der That durch die Ernährung
vom Mastdarm aus ein nicht unbeträchtliches Quantum NährstofT in den Körper eingeführt
wird und für die entsprechende, per os eingebrachte Menge eintreten kann, mit anderen
Worten, dass es auf eine allerdings nur beschränkte Zeit gelingt, den Körper im StickstofT-
gleichgewicht bei ausschliesslicher I'>nährung vom Mastdarm aus zu erhalten. Dabei darf
Ireilich der btoffwechsel nicht zu rege sein, sondern muss sich innerhalb eines massigen Um-
satzes halten, wie dies ja auch bei den in Betracht kommenden Persoucii meist der Fall ist.
Das Verfahren der Ernährung vom Mastdanu aus ist dadurch wesentlich erleichtert, dass
sich gezeigt hat, da.ss die Mastdarmschleimhaul die Fähigkeit besitzt, Eiwcisssubstanzen ohne
vorgängigo Peptonisation zu resorbiren, während man früher der Ansicht war, dass letzteres
eine Conditio sine qua non sei. So hatten Leubc und Rosenthal ein Gemisch von Eiweiss
resp. Fleisch und Pankreas verwendet und auf diese Weise eine Pcptonisirung des Eiweisscs
im Darm erzielen wollen. Nach den Versuchen von Ewald und Huber genügt es aber, eine
Eiweisslösung, eventl. mit Zusatz von etwas Salz, in den Darm einzubringen. Da man jetzt
übrigens überall und rail Leichtigkeit Pepton-, d. h. Alburaosenpraeparate erhalten kann, und
die Albumosen vom D.irm aus resorbirl und nicht durch die Nieren wieder ausgeschieden
werden (Ewald), so steht nichts im Wege, dass man diese Praeparate verwendet. Im .\llge-
meinen wird sich daher folgende Mischung für die Nälirklystiere empfehlen:
Man nehme 2 EssIöfTel besten Weizenmehls und koche dieselben mit etwa '/« Liter Wasser
auf. Zu der fast abgekühlton Masse quirle man I oder 2 Gauzeier ein und setze eine Messer-
spitze Kochsalz zu. Eventuell kann man den Nährworth durch Zusatz von Pepton, z. B. einem
TheelöfTel Kcmmerich'schen Fleischpeptons, Denay er 'sehen Peptons u. a. steigern, und
durch ein zugesetztes Glas Wein eine excitirende Wirkung hervorrufen, auch wohl etw.is
Zuckerlösung, am besten Traubenzuckerlösung (SOpmc), hinzusetzen. Es liegt auf der Hand,
dass man hier verschiedene Veränderungen, je nach Bedürfnis», treffen kann. Hauptsache aber
ist folgendes: Die Masse des Klystiers soll so beschaffen sein, dass sie möglichst wenig die Darm-
schleimhaut reizt und das Klystier soll langsam mögliehst hoch hinauf und iu den leeren Dann
eingebracht werden. Zu dem Zweck soll dem eigentlichen Nährclysma ein Reinigungsklysticr
vorangehen. Man thut gut. etwa l Stunde bis zur Application des eigentlichen Nährclysm.ns
zu warten, um den Darm wieder zur Ruhe kommen zu lassen. Das Clysma werde mit Hülfe
eines weichen Gummischlauehes von ca. 25 — 30 cm Länge, der möglichst hoch in den Darm
eingeführt wird, in der linken Seitcnlage des Patienten applicirt. Dasselbe soll leicht erwärmt
und allmählich unter geringem Druck eingebracht werden. Auf die Weise gelingt es in der
grossen Mehrzahl der Fälle, alle störenden Reflexe zu vermeiden, sodass die Patienten diu
eingebrachte Flüssigkeit vollkommen zurückhalten. Nur selten wird es nöthig sein, den Darm
durch Zusatz einiger Tropfen <)piumtinctur ruhig zu stellen. Man kann 3 und 4 solcher
Clysmata per Tag geben, wobei naturgemäss beim 2. und 3. Male das vorgängige Rcinigungs-
klystier fortfällt. Mit diesen Niihrklysticren kann mau ziemlieh erhebliche Mengen Nährstoff in
den Darm und auch zur Resorption bringen. Indessen darf man sieh darüber nicht täuschen,
dass es sich schliesslich doch immer nur um verhältnissmässig kurze Perioden handelt, inner-
halb deren man die Kranken auf diese Weise erhalten kann, mit anderen Worten, dass die
Nährklystierc nur dazu dienen können, vorübergehend für die Ernährung per os einzutreten.
K rii :"i h r IUI >; <ipr Kranken. [>ie riitioiielle Kmilhrunjf der Krankon hnt in der
Mehrzahl der Falle das Ziel, die Kräfte des Kranken nach Möglichkoit zu erhaltüa
[RiTiaelinin^
- 218
I'IniMii
iiiul (lailiurli •;iiiisti)i :uif tlcii Ablaiif ilcr Kraiiklu'it ciiizuwirkcni. Nur tu oiwr M
dt'r/.:ibl von Filllen ist os unsere Antfjiibe, liie Krnälinnio; so zu gestalten, dad fl
Kranke mit einer absichtlich herboigi'ffihrten rnterernShning aitskommeiBH
In einer driften Kategorie vernnincn wir eine nach einer bestiniiiiteii Hichtil^|H
inirte Diaet. <tie einer bestimmten therapentisehon Anfgabe dient, und sprechen dfl
nielit mehr von Kraiikenernähnnifj soinlerii vi»n „diaetetischen Kuron.'' In :illen Fifl|
muss aber sowdlil auf die Natar der Krankiieit als anf die Individualität di^s KnolB
liürksieiit f:enoniitien werden. Ks sollen die diaetetischen Maassnalmien «ietn (.'lunkkr
des Leidens aiigei>:isst «ein und den allgemeinen therapeutischen Anordnungm vri
hidicationen cnnform bleiben. Sie .sollen dem Zustand und der LeisttingafSiii^
der Verdaiiungsorgane entsprechen und die besonderen Verhaltniss«« «los KruÜ&
sein Alter, seine (Constitution, seinen Krüflexustatid, seine Gewohnlieiten tierücluML
tigen, mit einem Wort, die Kraiikendiaet soll unter allen Umständen afl
(iruiid einer möglichst scharfen I ruli vidualisirung des Kranken i»-
•jcordnet werden. Es giebt keine allgemeine Krankenkost, sondeni j«*!'^
einzelne Fall ist für sich zu befrachten imd nach seinen Krfordernissen zu liehwiil«-!!!
hies darf allerdings tu'cht hindiTu gewisse Nonnen aufzustellen, welche für iIb
Krankenernähruiig verbindlich sein sollten. Ks handelt sieh entwp'der daruin d|
?.. H. in /ahlreichen Piillen von Magen- und DarmerkrankiHigen das betrefTondo LoiM
einfach durcli KegeluDg der Zufuhr des Nährmaterials, durch Vorschriften über T'B-
peratiir inid Zubereitung der Nalmiiig zu bekämpren und deni.sell)en Sfineji BodeniL
entziehen oder umgekehrt in vielen acuten, besonders lieberhaften und allen rhrufl
sehen Krankheiten, ganz besonders auch in der lieconvalescenz, bei hnruntei^ekoH
nn>nen Individuen, nardi starken HInf- und Säfteverlnsten u. s. w. den Kruälinuil
zustand zu vevbes.sern (ider doch wenn irgend möglich auf dem Statu.s <|uo ■
erhalten. Zu diesem Zweck ist es nothwendig wenigstens annähernd diejenige ^u^l■
von NShrstoffen in den (b-ganistnus eitizuführen, deren er nachgcwieserii>rmaas.sen fl
.seine Krhallung lierlarf. Wir ])tlegeii diescdbe der Einfachheit wegen in (,'alarien ;i4
zudrücken und wissen durch die rntei-sncliungen von Rubner u. A-, dass der g^
sundi' kräftige Mann pro Kilo Körpergewicht ca. 33 Calorien oder bei einem nuö-
leren (.tewtrht von "0 Kilo ca. 'i3(K( Calorien zu seiner Erhaltung bedarf. !•«
Kranke und Keconvalescent hat enfsprechemi weniger nöthig und wir«! annäbnaL
ca. r2(NI— ]50(), höchstens aMKl Calorien pro Tag brauchen. Ks wird also unw
Aufgabe sein, diesen Werthen in <ler Diaet, so lange es sich um Erhaltung odB
Hebung der Körperkrilfte handelt, möglichst nahe zu kommen, ohne da««s selh-strH
ständlich dem Kranken daraus ein Schaden erwächst. IHes ist aber nur dann niiVF
lieh, wenn wir gleichzeitig die Abw'eiehungen vom normalen Stoffwechsel, unter «I-^j
der Kranke leidet, kennen und berficksichtigen, denn es i.st, um nur ein Beispiel i»
zuführen, keineswegs gleichgültig, ob wir einem Diabetiker liie verl.-uigt<.'n l.ötxi I'-
2(HKi Calorien in Kohlehydraten oder Tetten und Eiweiss geben. UeberUanpt wüni'
nichts unrichtiger mul unzuträgliclier für <len Kranken .sein, als wenn man dir l--
uamite Caloriensumnie gleichgültig ans welchen Nährstofleii .mfbanen wollte unil ;
etwa ohne Berücksichtigung der Natur der Krankheit und ites Patienten aus-schlir-
lieh oder doch zum grössten Theil nur aus einem der bidcamifen Niihrstoffe, Kiw'i-
l'ett o<Ier Kohlehydrate bestehen Hesse, d. h. in der Wahl de.s betreffenden Nihr
Stoffes giinz willkürlich verfahren wollte. Vielmehr ist tier Stoffwechsel in den fin-
zelnen Krankheiten bald nach der einen bald nach der anderen Seite hin gestei
oder herabgesetzt und gilt es babl die Eiwi-isszufuhr. liald die Fette oder Kohk
hydrate ziLsamnieu. bald mu' deji einen dieser Factoren zu steigern oder herabziL'<etir
mit einem Wort besonders zu berücksichtigen. Auch ist es die fernere Aufgabe
Kraiiki'nernäbruMg. die Kost innerhalb des (hirch die Krankheit geforderton Rahmiv
eine möglichst maimigfaltige sein zu lassen und nicht nur, wie schon oben g«««gt,
auf die Gewohnheiten und die Geschmacksrichtung des Kranken so weit wie irgci»!
tlnudich Kücksicht zu tiehnien, soutlern auch die Herrichtung und Darreichonp *
eiiizuri<'hten, dass sie dem Kranken möglicdist angenehm ist. Schon der Gesunde li"?i
sich durch derartige Aeusserlichkeitcii beeinflussen, um Vieles mehr der Kranke, l«
dem viel seltener die Aufgabe vorliegt, einen übermässigen Appetit cinzudänunen, iil«
ein geringes Nahrungsbedürfniss und eine damiederliegende Appetenz zu steigeni.
Aber der Mensch lebt bekanntlich nicht von dem, was er isst, sondern von ilfin,
was er verdaut. Neben der Keuntniss des Stoflliedarfes st<'ht also die niindesM
[Eniaehning — 210 — Erosion]
ebenso wichtige Fnige nach der Venlaiuinj;sfäliigi<i'if, <1. h. nach ticr Aiisnutzund!; der
eingebrachten Nährstoffe. Ks ist klar, dass sich di('selh(> in den einzelnen Krank-
heiten und bei den einzelnen Individuen sehr verschieden gestaltet und nicht nur
generell, sondern von Fall zu Fall entschieden werden muss. Ks ist ebenso klar,
dass in jedem Fall die Xatur der Nalinuigsniittel eine möglichst verdauliclie, ihre
Beschaffenheit und Zubereitung die beste sein sollte. Das objective Krmessen des
Kranken, sein Appetit, sein Zustand nach dem Kssen atc. giebt über sein Venlauungs-
vermögen nur einen annähernden, nicht selten geradezu falsclien Aufschluss luul es
bleibt vielfach nichts übrig, als die Leistung der Verdauungsorgane direct mit den
hierzu geeigneten Methoden zu prüfen und danach die Kostonlnung aufzustellen. Dies
zeigt sich nirgends <leutlicher als bei den Fallen sogenannter nervöser Anorexie, wo
die zum Skelet abgemagerten Kranken nichts vertragen zu können behaupten, wfihrend
die Untersuchung des Vertlauungschemisraus ein normales Verhalten und eine darauf
hin zwangsweise durchgeführte Krnährung die besten Erfolge giebt. So beansprucht
also jede Krankheit und beinahe jeder Kranke seine eigene Kostordmmg, welche bis
aufs Kleinste festzusetzen, womöglich dem Patienten resp. seinen Angehörigen schrift-
lich zu geben, eine besondere Sorge des Arztes sein sollte. ..«..t.»
Evi ALI'.
EVOdiniU CiCIltArillllly einn OorAnincoe *. ist nach Ki)moro witsch oin vorzUgliclios lUoiuostatienm. wolcho.i
nntpr UmnUniloii sieheivr al» Seeale uml Ilyilrasti« wirken soll. Es finilet Anwenduni; hei nterinen Bliitungen aller
Art. Dof-is 1n,0 im Infus l.n;18(l zweifftttndlieli oder als Gxtrnetuni Krodii eicutarii aquosum -^pisnum.
J.
Erosion. Unter Erosion der Portii» uti'ri vaginalis vei-steht man (-ine dem Ge-
schwür sehr ähnliche Erkrankung der Portio, die darin besteht, dass sie ihrer
normalen Platteiiepithelbi-kleiduiig beraubt ist. .\ii Stelle des Platteuepithels ist das
Cylinderepithel des Cervicalcanals getreten, das, in entzündlicher Reizung hegriflen,
drflsenartige Epithelschläuche in die Tiefe des Portiogew<'bes hinein bildet. Die Sym-
ptome dieser Erkrankung best(>hen in Ausfluss und in schwereri'ii Fällen in lllutungcn,
besonders nach der Oohabitation. Diagnostische Schwierigkeiten entsstehen nur bei
sehr veralteten Fällen, in denen eine Verwechselung mit beginnendem Carcinom mög-
lich ist. Hier entscheidet die mikroskopische Untersuchung excidirter ticwebsstflcke.
Im Uebrigen ist die Diagnos«; einfach: Man fühlt die Umgebung des Muttermundes
rauh und man sieht im Speculum statt der glänzenden normalen Schleimhaut in der
Umgebung des Muttemmndes eine hochrothe, leicht körnige, halbkreisförmige oder
ringförmige Zone. Schon dieses constantt* Auftreten der Erosion in unmittelbarer
Umgebung des Muttennundes beweist, abgesehen von dem mikroskopischen Befund,
die Abhängigkeit der Flrosionsbildung von der Cervixschleimhaut. Eine Erosion ist
daher im Grunde genommen keine Erkrankung an sich, sondern nur ein Symptom
eines weit vorgeschrittenen Cervixkat^rrhs.
Die Behandlung der Erosion besteht in der Application von Acistringentien oder
leichten Aetzmitteln (Holzessig, öproc. llöllensteinlösangen, 10— öOproc. Chlorzink-
lösungen) im Röhrenspeculum mittelst getränkter Wattebäusche. Nach 1 — .'5 monat-
licher Behandlung sieht man die Bildung des normalen Plattene|)ithels mehr und
mehr fortschreiten. Bei gleichzeitiger starker Schwellung der Portio sind wieflerholte
Functionen derselben sehr einpfehl(«.swerth. In schwereren Fällen ist die Behandlung
des Cervixkatirrhs' resj). die Excisioii der erkrankten Partien erforderlich.
STEFFECK.
Erosionen der Nase kommen sowohl am Naseneing.ing, also am Ueberg;ing der
Cutis in die Schleimhaut, als .auch au der Nasenschleimhaut selbst nicht selten vor.
Am Na.seneingang können dieselben entstehen entweder durch mechanische Insulte, z. B.
Kr.itzen mit den Fingernägeln, oder durch das iiiacerirende Secret des einfaduui
Schnupfens oder der chronischen Rhinitis. Diese letztere kaim bekanntlich die ver-
schiedcntlichsten Grundursachen haben, so beispielsweise Lues, Tuberculose, Scro-
fulosc etc. Für gewöhnlich sind die Erosionen das Anfangsstadium tieferer Exceriationen
resp. Ulecirationen. Die Bt^handking der Erosionen wird denniach je nach der be-
treffenden Grundursache eine locale, oder gleichzeitig auch .allgenieine .sein müs.seii.
Bei einfacher Erosion sin<l nach stattgehabter Ki'iiiigung derselben mit trockener oder
durch Borsäurelösiiiig befeuchteter Watte Pinselungen mit Argeiitiim iiitricuiii Qi bis
Oproc.) zu empfehlen mit nachfolgender Anwendung von Borsalbe oder weisser Prae-
cipitatsalbe. Die Argentnm nitricuni-Pinselungen sind einen Tag um den anderen
vorzuuehraen. Handelt es sich um eine chronische Rhinitis mit Ausfluss eines ätzen-
[Erosion
— 220 —
'U'ii Spcrt'N's, so ist KpllistvcrstAiullirli orst ilii- lUiiiiitis in ratimwllor Wow ml
li;iii(lclii, wobei bosoiuiers in Betriu'ht zu ziehi'ii ist, ol» nicht «.-ine Erkruiikon;*
HisrlinifiiMhöhlf, tics Sinus frontalis oder der .Siebbeinzellen vorliegt. In nirjit wlt
l'Yillcn kann aiicli t-in FrrmilkiifiifT in dpr N:ise, ilcr unbemerkt seit Jahren im CiTl
n;is:ilc ruht, \vi(- (ihi-iiicrlen. Holmen, l'apierstürke, Steine, oili>r «-"in al)^ti
Si'ijuestLT bei Lues, Tiilien-iiln>ic oder Scrofiilnsf. eine ehroniKi-hr> lihinitit« mit Bp
veranlassen. In diesem Falle wird die Kntfernunf: des Frenidkörpon« .'in^cbradil <
KAT2.
Krnsiorien der Haut nennt man oberfliichlirhi' (iescliwiire lit-r Haut, ilit- in N
von entziind liehen oder speciliscben IVoeessen entstellen und obiip Nnrbeu
heilen. Sobald Zerstiinuif^en des ganzi'u l'n])illarki'>rpers oder des Coriuin« sie
so<l.'u<<s die Heilung nicht ohne Narbe f<esclieheii k.inn, ist man nifht mehr
von Krnsion zu siircuhen, e.s handelt sich dann itm ein ülüus. Der gewöhaliS
Spraehp-brauch identificirt oft Erosion und Excoriati oii: jedoch sollte Iptzti "
nur für mechani.sche Defecte gehrauclit werden, wie sie durch den kratzend
liei juckenden Hautkrankheiten hervorgerufen werden. IMe nässende, umsc
['"lache, welche in Folge der .\bhebung einer Impetigoknutte entsteht, wird also I
Krnsion zu bezeichnen sein. I",s ist jedoch nicht immer leiclit eine Auseinanderbalti
der .Ausdrücke durchzuführen, da diese Kro>itm durch Kratzen weiter cxcoriJrt «mb,
(uid .sich in ein Geschwür umwandeln kann. Als Erosioneti würden daher zu I
zeteimeii sein die durch BUlsclieii, Ulasen oder oberflächlich sitzende
durch Epidinncvidalzerfall \o(i l'ajieln oder 'Quaddeln ent-standenen oherflS
Defecte. Zu den letzteren gehrirt z. R. tue „Krosion chancriforme", eine dur
Sitz bedingte Modilication der Initialsklerose. Uie Hehandlung der Kro.sioneii rifl
sich nach dem ni'.säclilichen Moment, ivelches diese bedingen. In einfachen Fl
genügt irgend ein Deckmittel, wie Collodiuni. Zinkjifta.ster und Pasten etc., in
cifischeii muss man sich aasser der Localbehaudlnng an die Allgenieinth*
halten. Die Hehandlung iler an .sich keine iJignitat beanspruchenden Krosioncn ki
insofern von Wichtigkeit sein, als von ihnen aus unter Iwiständen eine Infeciili
sogar Hlutvergiftimg entstehen kann.
EntCA Tourn. PflanirngaUuiig «us der Farn, der Cmeiferae*. Trihn« der Bra>«ic»ai>, nähr TerwanJI tmX
Bra$>iiea*. Ein- od«<r EwoijlLhri)fe KrMuter mit Sed^rlappiKen Bliltli<rn. Drei Arten auf Biirupa und Wwlii
beschrankt. l>ti' Melinahl dfr frtllter zu K. gerllliUen I'Hutixtinarten sind j«tr.l als .'*'is jr mH ri u nJ -. Barbar«!
Dipl o tax is-, ßraf«Eica- nnd Er u r. a « tru ro- Arten im .^^vtcm xerntreul.
X.
EmCBSfinrey C^slIuOi. tindet sich bU Oljreeriil im fetten Oel dea schwanen nnd weissen Sr'nrMimrit«
Ton Bras*^ira naiiuit und im fetten Oel der Traubenkeme. Sie kry^tollisirt »u^ Allcoliol iu lu<
Tum Sebmp. :13— 34^, itft cebr leicht IQsIieh in Alkobul. Mit Brum rerbindet sie 4i<*h direct.
JudwuwerfflMfrstture und Pbovplior gebt ftie in die Keatttti|;te BehensHnre Cj3lf440'j tlber. Salpotri^.- .-.,..i.
Nie in die «lereeisomere Brassidin^Kure. Durch scbmelxendeH Kali wird sie in ERslf^Unre iin<l Aracliimlara ^ '
spalten. Da« Bloi«ali i«it in Aether und Benxol in der Kiiltn schwer, in der Hitze leicht lOKlieh.
EfTlUn Tourn. Mantengattung au< der Farn, der Pat>iIio naeeae*. Oruppe der Vieioideae, S««tio» Viri«
fWirkengewlcbse). ausgeieichnet durch paarig geflederlf; Blatter mit Kudranke und bitlbpreilf^lrmiice XetienbUlW^
Htaubblltter zu B verwachsen, das 10. frei. Hülfen einfHchertg. sich 'JkUppig CffTiend. Von Vicia. mit <
Gattung ErTum oft vereint wird, antenchiedeu durch den unter der Narbe rinffvnro (nicht ein^eiliK)
Ciriffel. E. Lens L. f= Lenif esculenta MOnch, Latbyrn.^ Lens Telenn.. Cicer Lena Willd.i, C
wefjen der Samen riet ^bant. Aufreeht^ie. bis 3t) em hohe» Kraut mit 6jochiKen FiederblAtterti. bUa
Blnthen in 1 -SblUthigen Trauben. Die Iltllto iwelüamii;. Samen tjrpisch .linsenförmig'.
Eryn^nin Toum. FHantengattuni; aus der Farn, der l'm be 11 i ferae', Cnterfun. Orthasparaa*^
Sanicnleae, umfasst etwa IbOA/len von distelartii;em Aussehen. Dulden kOpfebenartig »ammeaKUogeB. t<»\
ansehnlichen HQllblatteni umgeben. Von den bei un» heimisrhen Arten war ofßoinelt; E. campest re L.. Xu
treu, etn ausdauemdei« Kraut mit stark TerasteU4>m. lü—AO cm hohem Htenpil. BlatbenkOpfe fa^t kajrelif;. Lieht <
IlUffel und Wegränder; blOht Juli bis August. Hüllblätter ficbraal-laiuottlich. E. m ari t im nm L.. bekannte difUUiltr
Meerstrandspäanze mit silberweissen, blau oder rOtblich schimraerndun VegetatiunsorKanen. M.
Radix Errngii seu Lyringii »eu Actis Veneria Tun ErjrnKium cumpestre bildete einen Bealaadlhad *
Radices quinque aperientes. In Deutschland nicht verwendet, in Frankreich ali« Panicaut ou ehanlAa Kai»'
ofttcinell. Sie wird im Decoct aU Dinreticum. Laxans und Emmonagogum betmtxt.
J.
Eryslmnm L Pttanaengaltung ans der Farn, der Cruciferae*. Cnterfam. der Notorr hii eae, Tn'b, dat ^^
symbrieae und als solche ausgezeichnet durch linealische Hchoteo mit einreibig geordneten tarnen. T«« t
etwa (0 Arien (mei«t Bewohnern der Gebirge Stldeuropas und des mittleren Asien) bei uns gemein E ebalr«
t holdes L., ein ein- oder tweijtfhriges, aufrechtes, Sstiges Kraut mit 4kantigen, aufreobti-- ^ul i^
•teilenden Büelen. Die kleinen Blothen goldgelb, die blähenden oft kranifDrniig die Knospen m i . .rt-
einale L. = 9isf ubrinm officinale Seop. ist ein auf AeckSm und Schatt gemeines cii> -. mt ad
«parrig verlslelten Frucbtetlnden. an deren Ae«t*n die Schoten der A.xe angedrückt «ind. M.
Eryiimum offinale liefert Herha Erysimi. Herbe ani Ohantres. Velar und Tortella, rt.
und Belg. Das Kraut, welches einen sehwacfa aromatischen Geruch und scharfen Geschmack he^iiat. xei|
turirrnd« Eig«ntebtn«ii, und wird bei Bronchitis angewendet.
— 221 —
Erysipel]
A ir i[|' uo Kr y-iim I itün|to»iiii v, 8 1 1 ii|i •!'£[> «-i iiiitni com jiosC Fft. Ukll
HD^d^um docortichlUDi 'h mil Wa^^i^r *'AHHi K'^l^t^^cht ituil tineli Zusali vnit rturlu^i ViIia vmiferat> il»
Mftla^ "."i. Folia Bnrairini« IW. Foli» Cifborii lOO in »»jup MiftrhitnK »on Ilf^rba Erysimi r*»ci«nit ron-
lii'iB l'>0(t. Radi\ Liquiritiae j.S, Kadix Holr.nii KMI, Ilcrba Adiaiiti podali 25, Summitatt'" Kufinarini 2M,
Summilalt»! SUtpfliad">f ifu und Fnictus Atiiwi 'J.i c^dirt. Nairb lU'in Kllitoti mit Et**t'i'*< wird SaCfha-
nitn 2000 ond Mfl albiim r>l)0 iiiftcfll^'t und durcli EiiikucliPii auf da« 5|>pf. Gow. 1,2'> ;;t>>irac1it.
Von K- UarbarcB (Barbaiva rntgans KBr. ) vordcu ülütUtr und Saft alü Antiucirbuticaiu, di» Samen ab< Dtn-
r«*Lirum und I.axanii beuutxl. R. c reptd i f u I i um Arbb., da« GHnsPriterbokruul, tfldli't OünsP untrr F.rbrecbfn.
Kriinpr- lind l.&bniungvinatlindeo. Auit dnm l>ei*tlUat dcA Krauts» prbieli Zopf ein OUebliK«» Alkaluld, wulohff« auf
Tliicr und Ucn«(h giftif; wirkt. Nähere Eigvnsebaflon sind noob nicht studirt.
Erysipel. I'as Ensi])«! (ipüio und miat), dpr Rothluiil', tliii Roso, ist eine hus-
gos|ir(irliiMi )>ro(;rc(liPntr Oorniatitis vrm ii;icliwpisliar <'.itnt;i]|ri'"'sciii Chariikter, theils
nach V(Tvvinuluiig(.'ri, tlioils srheinlmr idiopathisch boi (lf>r Bcobacblunp Piileohinulcii
kleineren VerletziirifCfii aiiftreleml. Ihre Ausbreihiii}; erfol(;t mehr nacii der riüche als
<l«^r Tiefi- nach, sie ist mit sciiwereii toxischen Allpeineiuei*sclieiiiun,!;en und mit
hohem Kieber conii)licirt und vfrinag nach mehr oder wenipcr umfanj;reicher WaiidrTiinj;
flljer die Krrrperfl.lche spontan unter 8chu]>pinig der Haut zum Stillstand zu knnimen.
Die lange Zeit vennuthetc Identität des Fehleisen'schen Er)'sipeIcoccus mit dem
Streptococcus pyogeues ist nach vielfachem Streit ffir und wider die Speciticität des
Roseerregers neuerdings durch Pietrusky's Arbeiten im Sinne der Nichtspecifität
des Coiit:igiums endgiltig erwiesen worden, l'ii'trusky erzeugte am Mensdien echtr>s
Krysipei (zu Heilzwecken!) mit Reinculturen von Streptokokken, welche jililegmo-
nösen Processen entnommen waren. Painit ist vieles aufgeklärt für die bisher dunkle
Geschichte der Beziehungen zwischen phlegmonösen Zustünden und der Ho.se: es wird
verständlich, waruin im .\blauf phlegm(>tu").ser Processe intercurrirende Erysipele auf-
«iitreteii vi-rmögfu, und es wiTiieii die Beobachtungen friTlierer Autoren von den
innigen Beziehungen zwi.schen Kose und Pyaemie, von dem gleichzeitigen Auftreti'ii
von pyaemischen Zustünden bei glei<'her InfectioiLstpielle als zutreffend hinge.stellt.
Pyaemie und Rose sind .'ilso in der That, wie Fischer sich ausdrilckt, (ieschwister.
Was aber durch diesen^. Nach weis nicht erhellt, das ist die Krage, wanim denn durch
den gleichen Coccus bald ein Krvsi|»'l, bald ein phlegmonöser Znstand erzeugt wird.
Da die verschiedene und wechselnde Virulenz des pyogencn Cocciis doch nicht die
Dehnbarkeit besitzt, um zwei so völlig verschiedene, klinisch und anatomisch scharf
definirbare Zustände zu umfa.ssen, so bleibt unserer .Ansicht nach nichts übrig, als die
ftifferenz durch rein miatoinische VerhSltnisse des inficirten Imiividuums, durch die
jetlesmalige Besonderheit des (iewebos, durch besondere Siructurverhältnissc, durch
praedisponirende Störungen anderer Art zu erklären.
Allgemein bekannt ist die Neigung der Erysipel kokken, sich iiuierhalb der l>ympli
räume der Haut, im (legensatz zur echten Phleguioue, fortzuentwickeln: die sehr früh-
zeitige I'rüsenscliwelhmg, oft das erste Symptom eines Er>sipelas, die vorangi^hentlen
lymphangoitischen Höthungen und Schmerzen, die g:uize klinische Verbreitungsweise
der Kose decken sich vollkommen mit dieser anatomisch fest begründeten Thatsache.
I>ie phlegmonöse Infiltration nimmt von vornherein ihren Weg durch die H.iut Iiiii-
ilurch in die Maschen der Siibcutis, sie folgt dem lockeren fiefüge der die lVttl;i|ip-
chen umrahmenden lockeren Bindegeweb.sf;isem , sie läuft die Gefäs.shüUen, die
Schnen.scheidf'ii, die Neurilemme, das Periost entlang. Anilers die Rose, welche
erst spät auf die Subcutis übergreift, ja die Cutis sogar :"iusserst selten überspringt,
dagegen aber von vornherein ihre flftchenhafte Auslireitung im (iefüge der Cutis und
f:tst nur innerhalb dieser zu nehmen pfli-gt. Sinti doch nach Felileisen und R. Knrli
die Lymphräiime der befallenen Haut genidrzu mit völlig gleichgestalteteii Mikro-
organismen vollgestopft und fehlen diese dichten Obstructionen der I.ymphbahiien
•loch völlig wenige Millimeter vom Flanimensaum des Erysipels sowie in den Lynrph-
wegen iintl Biudegewebsspalten der Subcutis. Wenn man bedenkt, wie häutig Erysi|)el
und lockeres (iewebc bei entzündlichen Zuständen eine gewisse Beziehung zu einaiuler
haben, wie häufig, worauf Pfleger zuerst aufmerksam gemacht hat, der Verlauf
des Erv'sipels sich mit dem Verlauf der Lauger'schen Spalt- resj). Spannungslinien
der Cutis in Zusammenhang bringen lässt, wie das Erv'sipel da fehlt, wo aus der Tiefe
Spaimungszüge aus Bindegewebe in die Cutis übergehen und wo sie, wie am Ilarm-
beinkamm, Ligamentum Poupartü, Trorhanier major, Processus xiphoideits. Gelenk-
kondylen etc. die Haut straff auf der festeren rntcilape anspannen, da liegt tloch eigent-
lich eine gewisse Beziehung von Weite der I,\ nipliraume imd erysipelatösem Infectious-
mecli anisin US durch den Streptococcus auf der Hand. Und fragen wir weiter, ob denn in
[Erysipel
ooo *
Kn»
ck'f Tlial ;;ru.s>if 8urcul<*iiz und ilavun nldilwigijri' Woiti; der Hüutlymirlili.-ilif
und aiiatiiinisrhc jiarallc'li' I'n/ai'huiijri-ii haben, so ist dafür «locli ein'- .
absolut fVststf'hi-ndi.T Tliat.sacbeii aiizutTdircii. I)ie habituellem \:
idc|pli!»iitiatisclien Haliitus der l'titersehenkel mit Ulcus, die H:iiiK^k'
am «ledematösen Nabel der Neiipicbon.MiPri, die Häidisrkeit derselben am sal'ti
Gewebe der Haut, Gfsicht und lüiiit, an Stidien, welche der Lympiist:(uun^ ba
ausjL^esetzt sind, am l'raeputiuni, Serntuni, an den Labien, die besondors fräh
Bezicliunj; von Hydrops und Krysipel, die grosse (iefahr des Krysipcls bfi hydr
bei dyskrnsischen Zuständen, wie Alkobolisnuis und lynipliatiscbem Habito»,
Ix'i Herzleidenden, — das alles sind doch 'l'bat>iaeben jafenug, welelie den
dankfii nahe legen, d:iss es gerade die dundi die versehii'denartifrsten Zustünde
loealon iAni|dierweiterutif;('n sind, wcb-lu- geradezu eine auntoiniseln- l>i*p
für eiiK- iTNsipelatilse und nii'lil idilefirnonösc Ausbreitung des ( "diitajiium
Itcdi-uten. hie Streptokokken breiten sieh eben in lier Kie.htiiii^ des
Widerstandes aus inid wo sie in der Haut durch p:illii)lo(.'isehe l.yiiiphrkt:
gehiiulertes Wachstlium enMüi:tirheu können, da entwirkeln sie sich ntich in
Richtung und der Keiclithuiii der Haut an (iewebssat't, für sie fjiTadezu ein typ
Nährinaterial. gestattet ihnen eiiu' viel schnellere luid iingehindei-tere Kntwirki
als die viel weniger lyropbreielien derberen und diehtereu, saftanneren Stralso
Subeutis. Damit ist die Thatsache sehr gut zu vereinigen, d;tss iin VVrhiuf jihl
nüser Wumlprore^se so leicht inteniirrirenii ein Krysipel ausbricht; in der U
gereizter \Yunden sind ohne alle l'iage die Lunphbabiien weiter, saftreieher nwl
Cutis im (iaiizen lockerer, als es im iJeginn der Inb'clion tier Fall war. Damit «
auch erklärlich, warum es gerade die kleinen, rtberMaeblichen, die Cutis nicht
trirend<;n Wunden und Kisse ekzematöser nml erytlieiiiatöser HaiitstelN^n sind, »H
ein t'irvsipel \eraiilassen, wülirend bei der l*lilegiiioiie von voriiluTein der <'<
tiefer in die (iewebe eingedrungen ist und dun'h kleine Nekrosen, Lvrnphorrb;
und Haemutombiblungen reichlichen' Kntwickidungsliedingungen findet.
Diu Sjmptome des Krysipels sinii denn auch im Wesentlichen div iler flirl
hatten .\usdehiinng des Micniorganistniis in der Cutis. Wegen der vielfachen exi
meiitellen und klituscben Impfungen (Rrysi)M'le salutairet kennt man den Iiiferti«
no'chaiiisiuus sehr genau. Die Incubatmn dauert 10 Slmiden lii.s 2 Tage (Ki
mann). Mau siebt anfanglich eine leicht fleckige Hrhebting der Haut, eine grew
Tnrgesc<Miz und glänzendere Spannung bei erheblicher Schmer/haftigkcit zugl«*ifli
Schüttelfrost und liohein l'ieber auftreten. Dieses Kieber remittirt weuig und ilai
zwischen S — 12 Tage, (jleich im .Anfang pflegen die regionären Lymplidriwii
scliw(dlen und lymjthangitiscbe Streifen sichtliar zu werden. Die bal<l liemerk
und fl.ituitieiiartig sich ausbreili-ndi' helle Hötimng der Haut weicht unter Dclli
liibbmg auf FingerdriU'k. i>ie K<itliuiig breitet sich nieist schnell aus, sie gleicht
Flamiru', die das I'apier auffrisst ("V olkin.'inu), die Flecken conflniren, die Haut wij
glatt und blank und ganze {ilieder, der Kiuiipf, der Kopf werden flberwandert
Stellen lockerer .\iiheftung der Haut, wie an Augenlidern, am Scrotum nu«i
Labien, entsteht dabei ein oft etioniies imd inoiiströs ent.-itellendes Oedein.
Das Wandern ist absolut tjpisrh für Fr\sitiel, es flammt eine Extremililt liiiud
und hinall. läuft wie eine Welle liber den SamI (Krysij)el:i.s migrans und aiuliul:ms P'
Säufr-rn linden sich gleichzeitig mehrere unter einander nnverbmidene Fleck< ti. '
als KrysijMdas vaguin. erratieuin liezcichnet werden. .\uf der geröthet<in H.in- ' '
wickeln sich .•Viifangs helle, später trübe und eitrige, blasenförinige Abli>''M :
(Krysipel;is vesiculosmn. bullosum, niilt.ire. pemphigoides), welche platzen 1
dann eintrocknen. Die Kopfhaut bleibt übrigens stets frei von solcher bin
ipiamation. Die kleinzellige Inliltration der Haut kann so hohe (Jrad»- erreichen, d»*'
die Circulalion stockt und IJratid der Haut eintritt i Erysipelas gangraeno.sumV Mn!
tiple Abscesse (meist ])erilym|jh:mgoiti.schcr Natur) im Uoterhautzellgewebe Iv
eintreten, wenn eine phlegmonöse .Ausbrcitnug in die Tiefe erfolgt und die I
können .aus den Abscessöflhuiigen in gros.sen l'etzen herausgezogen werden. !•
Kückbildung tritt Des(|uamati(tn in gi'össeren oder kleineren Fetzen ein, di'
schnnnpelt, die Haare fallen aus. Die gleichzeitig mit der Kruption tler Roth
hergehenden \llgetm"iiisym[)tmne sind vorwiegend toxischer Natur. Oft ^
Schüttelfröste, Kopfschmerz. Mattigkeit, reichlicher Iturst, Diarrhoe, Ucl^ .
brechen, hober l'uls sind fast regelmässig zu beobachten. l»ie rein b<!<|iti««b*
Er)'s<ppl
— 223 —
Erysipel]
Form dfü Ensi|M;l!» chaniktcrisirt sirh lUiirh ;iittT;illi>ii(J geringe Localsviuptniu)' uml
desto aiispesprochencren KrKfteverfall, sie kann 1ii>l)crlos verlaufiMi nnil ist in doii
mi'istf'H riklleii tödtlicti. Kleiner friMnioiitcr Puls, Inanition, iktorische Färbung, an-
ilauernde [lelirien .sind ülieiiiauijt von übler iirognostischer Bedeutung. I>ie Conijdi-
wition mit Icteni.s giebt dem Krythoni eine besonders ••luffällige Oraiigofärbung. l>er
Icterus kann durcli fieberhaft gastrische Zustande bedingt .sein, er kann haematogen
sein, aber auch hepatogen wie bei gelber l^eheratrnphie und Phosplnirvergiftung.
('oniplicirendc Magendarnikatarrhe mit hohem l'ieber, bisweilen mit (ieschwfirsbil-
tlungcn im Darme, ,1bnlich wie bei Verbrennungen, und direct typhöse Zustande
treten auf iKr>sipelas typhosura). Vielgestaltig .sind die beim Kopfery.sipel beobach-
teten Formen des Delirinitis. l)ie Therapie derselben hüngt von der Art der psy-
chischen Stöning im Kinzelfall ab. Bei chronischem .^lkohi>lisnuis ist die furibiinde
Form h.'iutig; die von meningiti.schea Coni])lic.itionRn herrühi'i^nden Helirii-n unttT-
brochen von Sopor mit Tunvulsionen sind meist depressiver Natur, zuweilen von
Nackenstarre, (»liederzucken, andererseits auch von LiUiraungen begleitet, zumal wenn
der entzündliche Process direct sich auf dem Wege der orbitalen und nasalen Aus-
breitung zimi (jehirn fortpflanzt. Meist ist eine eitrige Meningitis direct in fVmti-
nuitüt mit cariösen Proc&s.seii des Schädels oder durch fortgeleitete purulente Sinus-
thrombosen nachweisbar. Aber auch anatomisch nicht nachweisbare Störungen der
Hmifunction, wahrscheinlich In;un)ioiisdelirien werden beobachtet. Auch nach Ablauf
det- ganzen Processes, wenn Fieber und Hotlilauf schon verschwunden sind, krinnen
rolla])serscheinungen mit IH-lirien ähnlich wie beim Typhtis unter Hallucitiationeii
auftreten. Die Nieren erkranken unter pareucliyraatöser Schwellung, üraemie folgi
zuweilen, wenn schon vorher Granularalrophie bestand. Die Lungen zeigen lierd-
fftrmige Anschoppung. i>ie Kronchieu sind meist im Zu.stande katarrhalischer Reizung.
Gcwi.sse Erysipelformeii lieginnen direct mit (»edemen des R.aclu'iis und kCtiiiien in
wenigen Stunden durch Larynxoedem oder .septi.sche Zustände let;il endigen (Senator).
Kein serii.se K.vsudate krmnnen im Verlauf des FOrysipels an Pleura. Perikard
iijid (ielenkhöiilcn als (omplication häufig vor. Die zuweilen eitrigen Kxsud.ite
wei.sen auf ein lebergreifen des specifi.schen l'rocesses hin. Der Verlauf des Frysipel.s
ist trotz seiner vviuidelliaren Erscheinungen charakteristisch, l'ieber und die schweren
Allgemeinzustäude unterscheiden es hiniT-icheud von dem einfachen Erythem.
I)ie Heilung der Ko.se kann in mehr <ider weniger typischer \Veis<' spontan ein-
treten. Ein zuverlä,ssiges Mittel, ihren Ablauf zu beschleunigen, ihn zu unterbrechen
mler deni Erysipel eine tirenze zu setzen, giebt es nicht, trutzdem eine Reihe von
therapeutischen Versuchen dieser .\rt vorliegt. I)ie Behandlung nutss. wi-nn man
lliclit die später geschilderten ('(Uii)iningsvei'suchc einleiten will, vornelimlirh sich
ciarauf beschränken, die Unbeijuemlicbkeiten uiul Srhmenten zu liiuiern. den Kräfte-
zustand zu erhalten oder zu verbessern, dir' ('nmplicationen zu \erlniten und in jedem
Falle symptrimatisch die consecutiven Ivrkr.-mkungen cier geschädigten Organe zu
behanfleln. Um die schinerzh.afte Spannung der Haut zu limtern, bestreicht m;ui die
befallenen Partien mit Lanolin, Vaselin oder filycerin, dem K;irbol-, Salicyl-, Borsäure-
oder SublimatziLsiltze gemacht werden können. Auch Zink-, Blei- und Silber-Resorciu-
Salben können in dünnster Schicht utui für kleinere Flächen Anwendung finden.
I>och ist bei diesen Ziw^ätzen zu bedenken, dass die entzümli-te Haut, iiamentlicli
wenn dii' Epidermis abgehoben ist, in erhöhtem Maasse resiu'ptiimsfiiiiig ist: dies
gilt besonders für Blei-, Karbol- und Subliniatsalben. Das aufgepinselte Irhthynium
liquidum leistet gut<' Dienste, indem es wie jene Salben il.as ."^pamuuigsgefülil und
die SchmiTzen lindert. Auch Pinsehmgen von Tlieer (Hneter), Terpentin 'Lücke),
Compres.sen von Bleiwas.ser combinirt mit iler Apjjlication der Eisblase haben sich
nützlich erwiesen. Im Allgenurinen vermeide man die Eisblase, sie kann durch langes
Liegenlassen die Gangraengefahr steigern. Will man ihre .schmerzliiulenide Eigen-
schaft benutzeu, so soll sie in Pausen nicht läjiger als 15 Minuten liegen bleiben
und niemals ohne Unterlage aufgelegt werden, .lodtinctur, ("ollodium, Unguentmn
cinereum haben nach Fischer und Tillinanns keinen hesonilei"s lindenulen Einfluss
auf die Schmerzen. Die so eingefettete Haut wird am besten, um sie ganz gleich-
massiger Temper.atur au.szusetzen, mit weicher Watte völlig umwickelt, die mit ganz
locker gelegten Binden zu fixiren ist. Die Watte wird jedoch nicht immer vertragen.
Auch feuchte, aber nicht na.sse ('om|iressen mit essigsaurer Thonerde (2''jproc.) odi'r
Boi-salicylsaure kOuuen angewendet worden (Acidum salicylicuin 1,5, Natrium bi-
[Erysipel
honiciruiii .'l.O, A(|(i;i ilotillat.'i l(K>,(>'i. lA't/.tPir wird aucli Iwi }'.■
cxcoriirtcii Stclloii :iii(;i'ii<'liiii ('inpriiiiiirn. W.-isscrdichti- Deckrii nnipi'
weil dif Haut lf>ic!it unter iliiicii ni:icoriri. Hie Kröffniinjc der Bl:vsi ii
st.irk citrif^cr Trülmiip uiibcdinpt i'ifunli'ilirli. Wo sio [Toöffiicl HJud. darf
Vfrwt'iidft werdwi, diftsr-lhc verl)ackt util's liiianf^ciii'hmstc mit dor svui
llipf niüswii lirnitc Salb('irlap]it'ii dfcsrllipii ülii'rbreitft wt-rdeii. Von ilfn
dii' iiuirpn.ilp Bc{!;rpiizuii;i dp<< Krysipcl fiiuT ticHiuHlori'n Thonipic zu iiiitnni«*li' i
das Wcifwwandcni dcisellion zu Iipiiiuioi, sind zu uf-nncii:
1. Hüters Methode der iutra- und subcutanen Injcction von :jprtK-. Kvitotdi^
(l>ie Spritze iiiuss von j^esunden Partien ^egen dir krankfii geführt worden.)
2. Ziielzer einpfald die Injeclion von Kr^otin (in S|)iri(us iiiiil Cilycerin •>) ■ ^
Absieht, auf die Va-somotoren /.u wirken.
:5. Kstiander injicirtc Mor|ih. inur. 0,12 auf 4 g W:iss«t, ilnvoii 1 — 2nal U«yi
den vierten Tbeil /.u injiciren.
4. Volknianii machte eilten Hnilensteinntrich um die vorher urervini^, ij^nl*
Haut an der (irenzo des Erjsipelsamnes. .lede neue Efflorcscenz wird nnu hi^waiti
mit Lap. inf. ( I : n).
5. Di<^ .\i)p]ioati<ui von HeftpHastcrccinstiictioiir!! ring;fi")nnif; um <lie Esti»iiiiO
mehrere Centimt'ter vom Kry.si|)cirandi' «'ntrernt; die 'l'oitren sind zicmiieh fest aiuaii«!»
selbst auf die Gefalir Oedeme zu niai-ken. weiche natürlich überwaelit werden taüm.
ß. Kühnast und Kra.ske, aticli Ki<MlcI machten eirculfire, niultipl«» H.nitin'-.™...
theils in die {'"iainnien/one, theiis in an;iren/.ende gesunde Haut uiul iiia< i
umschlüge. Diese sclimerzhafteii inid ebenso heroischen Mittel wie die liMniwrn»,
der rosifjen Zone mit l'Vmim catidens liaben sich kein JJürgerrecht erworben
7. (iottstein em])fahl, eine Crmibinirunj; mit Sublimat (1 : KKXJ) wiwleriiBH s
die («renze der vornickenden Köthun^ einzureiben.
H. l'Vanzilsisclie A<'rzte haben ix'O durch circuläre Verwenduufj von Vr>i' '
(Kanthariden, Seiifiil, auch IJiiuor Kerri ses(|uiclilorati » Krvsipelc eoupireii köiu-
Es sei aber bc-nierkt, dass die äusserlich sichtbaren Grenzen nicht die Auvdcliinr-:
des Klamniensaiiint's anzeigen, sondern dass, wie mittelst der phancruskopisclun B»-
leuclitunfT festp'stelll werden kann, sie weit über den Flamniensauni h in.-iusnnchi-n,
dass hei den Kinwickelungeti mit Hertpl1:ister sowie bei den Scarificationen umt 11
schneidnngen ilii' Zone dfP A))plicati(ni um ein Beträchtliches entfernter gelegt «
uuiss. Vielleicht sind auf die Niclitkeniitiiiss dieses Verhiiltnisses manche Miasisfi
dieser Methode zu schieben.
Innerlich ist der .\lkohnl in vielen F<irmeii (f'of^nac, Rum, Shern , ('hsuD
Koridiranntwein) je nach tiewohnlieit uiui Zufränplichkeit als .Stimnl.intien fast ni
i'ntbehren: .\ueh Chinin ;ds Tonicuiti, Natrium salicylicuin, Natrium benzoicum
Chloralhydrat sind wann empfolileii worden, liei hyjieqiyretischen 'reniperaturro
ineninnitischen Erscheiiiunifi'n k>"inneii ferner kalte l^äder, systemati.sclie Kiuhüllaoi
in kalte Tücher, kalte Kiripackuiigen ti. s. w. von •grossem Vortheil sein
hie HebandlunfT der tianf;raen° und .Miscessbildnufi'' hat nach den l'rin(i|ii''
dieser Hehaiidlunfrsnietliodeu zu geschehen. Die Therapie der Complicationon h-
iiacli .■Ul^i-iii einen l'rincipien zu erfoljren. Wie überall wird man ruich hier iinl
dualisiri'U müssen, so z. Ij. ist bei I'otatorou von vornherein durch Verabfolguuj: '*
Wein, Kamplieremulsiotien die .\ction des Herzi'iis zu unterstützen.
Die i'rognose des Ervsipcls ist im .Mlpemeinen nicht ger.ide unpinstig-, innii'rtr
ist eine Mort^tlität von 11 pCt. berechnet worden (Zuelzerl. I>ie tiefälirliehli' ir '
Kopfrose vor anderen Erysiiteln ist bekannt, doch scheint hier die reciilivinnidc lii"
eher .xii Intensität ab- als zuzunehmen, w.ährend sonst lioserecidive eher heftiirer mJ
gefährlicher sind. Erysipele des Humpfes sind di-letiirer, als .solche der Kxtrei
Erysipel nai'h Mannnaamputatiunen war früher liäulij^ und sehr gefüre htii
l'ormeu von Merzschwfiche, vor Allem auch .Mkoholismus unil andere tnxisch.
krasien erhidien die (ief.ahr des Leidens ebenso wie jede der besprochenen <
cation n.ich .Maass der fum-tionellen Wichtigkeit des befalleiieit Organs. Im
meinen sind die dunkler tingirten Fälle von Kose, wegen der damit «(Tcii.u,.
('irculationsbelastiiiig, prognostisch ungünstiger, wie auch beim Verl:iuf der Bow
cyanotischere Färbung des Exanthems von ominüser Bedeutung zu sein pflogt.
Die l^rophylaxe der Wundrose ist identisch mit jeeier aller übrigen accidealellM
Wundkrankheiten und fällt zu.sammen mit den Methoden der Anti-* und Xsttym'
4i
i
fErysipp!
oo^
Krytilpnia]
Bi'soihIi'i-.s iiiirincrkHani imiss Her Vi-clj;iiuiwechscl vor):i>iiiiiiiint>n \vi'r<li'ii tiiiil ist i-s
dringend (reboteii, diesen ebenso unter nllen He<;etn aseptisrher Metliodik vorzunehmen,
wie eini' <)peration. Die durch den operativen Hinpriff, diireh <iie VerleUunp j;e-
sctzten (rutartigen vermehrten Plasuiaanseho()[iUMfrpn in der nnuiittelbaren Uingoliung
der Wunde erhöhen die Disposition zur Ansir'iihin;,' von Kokken in den Hautucisc.hen.
I>ass bi'i einniali^eni Ausbrechen der Hose doppelte \ o|-sicht gel>oten ist, ist .selbst-
vcrständlich: man suche den Kcind aber an Firigem, Verbandstoffen, Instrumenten,
Seiden und Catgutfäden, al)er nicht, wie früher, luiter aufgerissenen Dielen, nieder-
gelegten Mauern, in zugeschi'ittcten Orüiien oder in b(>sonderen Winiirichtungen!, bei
denen niclit opcrirt werden durfte. o/.,i. «.iz-u
Erysipclkokken, die bei dem Er\-sipelas Hc» Menschen in den Lympbgefdsscn und Uewebs-
üpJiUoii sich liiideudeo Kettonkokken, wurden mikroskopisch schon durch Koch entdeckt.
Fchloiscn gelang es 1882. dieselbeli rein zu züchten und durch KinimpTuiig auf Thiere er)'-
Bipclatiisc Processe zu eraeugon. Auch die wiederholt vorgenommene L'cberimpfung dieser
Kokken auf inoperable Tumoren erzeugt Krysipele, wodurch ihre krnnkheilserzeugende Eigen-
schaft dargethan ist. Allein zahlreiche, bis in die jüngste Zeit forlgesct/te Untersuchungen
haben alisolul sicher erwiesen, daas es sich bei dem Krvsipelcoccus nicht um eine specitisehe,
nur dieser Krankheit zukommende Kokkenart handelt. Vielmehr ist der Streptococcus erysi-
pclalis Kehleisen durchaus identisch mit dem Streptococcus pyogenes', der sich bei den ver-
schiedenartigsten Erkrankungen des Menschen von der progredienten Phlegmone bis zur Sepli-
caemic fuidet. Weder culturell noch im Thiervcrsuche bestehen irgend welche Unterschiede.
Es ist auch nicht auf eine verschieden hohe Vinilenz des Streptococcus zurückzuführen, wenn
derselbe d.is eine Mal ein Erj-sipel, das andere Mal eine Phlegmone oder eine allgemeine Sepsis
hervorruft. Die Form des Krankbeitsprocesscs, welcher durch den Streplocoocus ausgelöst
wird, ist Nielmehr allein eine Folge der jeweiligen Reactionsthätigkcit des befallenen Orga-
nismus und nur von de.ssen Zustanden, nicht aber von der jedesmaligen Beschaffenheit des
Streptococcus abhängig. Vereinzelt sind bei F.rj-sipel nur Staphylokokken gefunden worden.
A. OOTTSTEIN.
Irythema, von ipü'irißa^ Höthe, Hautnlthe. .Ms Krythema werden diejenigen llaut-
enipiionen bezeichnet, hei denen die Efflorescenzen entweder ausschliesslich durch
aetive Hyperaemie oder durcii Hypenieniie mit einer uiohr odrT weniger starken
Tr.nnsstulation von Bliitbestandtlieilen gebildet werden, .\ucli Haeniorrhagien können
sich :ui dem Process betheiligen. Dagegen fehlen erjiebliche zellige hitiltrate und
bleibende Störungen der (lewebe. l)ie Heilung führt bei allen Krythemen zu einer
vollständigen Restitutio ad inlegniui. Die rein hyperaeuiischen Krvthenie können
entweder in circumscri|iten Flecken (Roseola) oder in diffuser Form, ganze Körper-
strecken oder den ganzen K'irper ül»erziehend, .luftreten. Die exsudativen Krytheinu
treten immer nur in circum.seripten Herden auf, die gewöhnlich peripberischos Fort-
whreiteii bei centraler Abheilung zeigen.
Die Krythenie komtnun in letzter Linie durcli Schädigtiugen der (iefässwände
oder <lurcli Störungen der (u-fiLssinnervation. verinutlilich durch eine Lähmung iIit
V;isoconstrict«ren, zu Staude. Die Ursachen sind ganz ausserordentlich mannigfaltig und
l.-ussen sich in drei grosse Gruppen theilcn: 1. centrale nervöse Einflüsse; 2. locale
äussere Kinwirkungcn; 3. Reize, welche durch einen im Blute befindliehen schädlichen
Körper hervorgerufen werden.
Erste Gnippe: centrale nervöse Einflüsse. Hierher gehört das Erythems e
jindore, die Zornröthe. die Uötlie bei freudiger Erregiuig, Röthungen, die diffus oder
fleckweise auftreten und sich gewöhnlich .uif Gesicht, Hals und «lie oberen Theile di'r
Brust beschränken. Ebenso rasch wie d.a.s Erythem kommt, verschwindet es wieder
(Krv'fhenia fugax). Es giebt Personen, die selbst bei geringen ICrregimgen, sowie sie
z. B. vor .Anderen sprechen, rutli werden. Diese Labilität tler Va-snmotoren ist
manchmal erblich. Zweite Grui>pe: locale äussere Ein wi rkniigen. Durch Traumen,
durch Kälte und Wärme werden Erytheme hervorgenif<>n. ferner durch d;is Licht, wie es
scheint besonders durch die ultravioletten Strahlen. Daher kommen die stärksten (irado
des ..Verbrenneiis" hei Wanderungen auf .sehr hoch gelegenen Sehneefeldeni im Sonnen-
schein zu Stande. Hierher gehören femer die durch .\pplicatioii irgend welcher
irritirender Stoffe auf ilie Haut hervorgerufenen Erv'theme, bei Anwendung von Sina-
pisraen, .lodtinctur, ( 'hlond'onn, Aether u. s. w. Ein Theil der auf dem letzterwähnten
Wege zu Stande gekommenen Erytheme steht insofern in Beziehungen zu den ent-
sprechenden Erythemen der nächsten Gruppe, «Is bei einigen .\rzneimitteln (t^uerk-
U. Llclireieli. EncyklopKeüto. II. Hntiil.
15
[Grytli ema
— 220 -
silbfr, Salicylsäurt' ii. A.) dipseUiPii Vcräiulcntngen an der Haut hei'V"-_- ••■'■-' ''O'^H
);anz gleich oli dxs MedicniiK^nt von :iusseti auf die H:uit res]), liio I ' »^H
Haut einwirkt, oder von innen, indem es im Blut circiilirt. Dritte Liiupiiv: innti^H
durch einen im lilute befindlieheii !<cli;i(lliL'hen Kr(ri)er bedingte Reize. Dirr ,\^H
ftchbij; könnte bei den dieser Oruppe angehririMulen Hrvtliemen entwediT doith «^|
Einwirknnfj anf die nerv'isen ('entralorgane hervorgemfcn worilen. mier, war^H
walirsclieinlicher und für einzelne Fiiile so^nv bewiesen ist, (lurch (lirectei^^^l
knnp; des Nocens anf die Blutgefässe der Hant. Diese (iruppe der KrythenMH^H
uinfanfircif liste und wichtigste. Hierher gehören einmal die uiaiini^faltigen, <M^|
die yersehieiiensteii Mittel hervorgerufenen Arxneiaus.sc,lii!ifce, gieichgültif"; auf weld^H
Wege die Resorption ites betreffenden .Medicamentes stattfand. Hierher |;«lril^|
ferner die Kiythemc bei acuten und chronischen Infectionskrankhciten, M»s«nJd^H
hu-ii, das Proch-omalexaiBtlK'm bei Pocken, Roseola bei Typhus, bei ^^yph^^^H
Im]derytheme u. a. m. Bei den in zweiter Linie genannten Erythemen raSB^H
v<n' (!er Hand noc.li dahin gestellt bleiben, ob die Hauteniption (liircb dasVirw,^H
Bakterien selbst, oder durch ilie von diesen iiniducirten Toxiuo hervorgerufeu *t^|
jlass Toxine im i^tande simi, Krythenn' liervorzuiufen, wird durch die Ausschlijc« ^H
Ttibercniin- und Senmiinjectioiien bewiesen. Mierher gehören ferner iioeh die mis^H
faltigen ErytheiiU' bei schweren seiitisciien Processen, bei DIplitherie. bei S|^|
caenjie, bei Pueqieraliiifection (I'uer])eralscharlach'). Aber auch die bei der Mens^H
afion imd wahrend der (jravidität manchmal auftretenden KrytUeuie dürften iuilil^H
Gruppe unterzubringen sein, wobei allerdings noch die .Möglichkeit offen ß«lial^|
werden niuss, da-w es sich bei einigen dieser letütcren Ffille um reflertnrisdi ^|
Stande gekommene centrale Reize handelt. Und srhlies.slich sind auch <l:is Errtbr^|
exsudativum multiforme und das Krythema nodosnm hier anzuführen, ^|
wohl zweifellos acute Infectioiiskrankheiten .<ui generis sirul, <las erstere eine Infe(t|^|
ausser(U<leiitlicli !ei(diter Art, iiu'ist ohne besondere .\ilgemeinsymptoiiie, wahrwii) ^|
der zweiten Kraidcii<'it gewöhrdich erhebliche allgemeine Störungen vorhandro l^H
unil eine Reihe von Krscheiiumgen eine nahe Verwandtschaft tier AfTeetion mit 4^|
acuten (ieleiikrheutnatismus wahrsc-heinlicli macht. Während bei vielen der der drÜ^H
(iruppe aMgehoreiiden Krythi'iiie keine erhebliche l'",niähnings.st<.>run^ der Haut <>ild^|
und dieselben daher ohne hervortreterule Alwchuppung wieder verschwinden, $»^1
wir bei anderen stärkere Störungen auftreten, .selbstredend bei den blasenblldra^H
Formen, aber auch ohiio Bla.senbiUhmg führt oft die Ernährungsstöning in der I^H
dermis zu mehr oder weniger starker .\bstfissnng der Honischicht, so bei 8ch»ll^|
l>ie stärksten Alischu])[umgi*n kommen hei (,tuecksilbererythemen vor, bei denpu ^H
m.anchmal die Horuschicht der g.mzen Hand oder auch des Kusses, in euntinuo, ^|
ein Haiuischuh abtö.st. ^H
l'nr die Behandlung lassen sich .selbstverständlich bei der grossen Verschi(4^|
artigkeit der die Erytheim* hervorrufenden l'rsachen keim- allgemeinen Gruodsivl
aufstellen. Hei der ersten (iru|)pe wini natürlich von einer Behandluns: in «Icr Rf»'- 1
keine Rede sein. In einzelnen Fällen wird es versucht werden kimtien, durch lüi I
meine, den Körper kräftigende Maa.s-Miahmen auch die Widerstantlsfähipkeit di ^ vi- I
motorischen Nervensystems zu erhüben. Bei der zweiten («nippe tritt unter \mv. I
düng imlifl'erenter liehandlung. wie einfacher Salben, Stn-upulver, stets nisclie IK'iit, I
ein. l>as wichtigste ist natürlich die Fernhaltiuig <les schüdigenden Reize«, aurli la 1
projdiylaktischen Sinne. .\uch hier ist unter Umständen die Beseiiigunft vorhur.l- ' 1
allgeToeiiier Stönmgen von Wiclitigk'-it, denn nitdit selten erträgt zeitweise d' 'i
einen bestimmten Reiz ohne .Nachtheil, während bei demselben Individuum /
anderen Zeit, in der durch irgend welche Umstiindo die Widerstandsfilhi^keit 1
gesetzt ist, Erythem auftritt. Gegen das „Verbrennen" ist vorheriges 1
Gesichtes mit Borlanoliuvaselin zu empfehlen; vielleicht könnte das i ' ^
dichten rothen oder orangegelben Schleiers versucht werdi-n.
Rei den <ler ilritten (irupjie angehörrnden Arzneiaus-schlügen genfigt in ib i
«las Aussetzen des .Mittels, um in kurzer Zeit die lleihmg herlieizuffihren. N :
ist auch hier die Prophylaxe von gro.sser Wichtigkeit und day.u gehört vor. \:
Fest-stellung, dass der Aus.schlag durch ein bestimmtes .Medicament hervorgcn.
Uiese FeststeRung ist nicht in allen Fällen ganz leicht bei der so grossen \i m .
faltigkuit der Exantheme selbst und bei der „l^egion'' der modomen M> du uiii'ü''
Bei den Infectionskrankheiten sirul meistens die Erscheinungen von äcit<» *»
NfErytlipma
— 227 — '
Kry1lir»sni»|'
I AusM'liInjrcs sii luihi-di'UliMitli' und rasrh \<inilii'r>:t'lii'iiilt', iJi<' uiiilfrwfitif^i'ii Kniiik-
I heilssyiniitomc sind dagegen so wirhligc, tl.nss dJH K<-hatiilIuii<; sifh in der Hepel
I allein itiit difscn letzteren zu hpsciififlij^cn hat. Auch bei dc-ni Knthema oxsudativuni
I inultiforini" iiiüsKon wir uns mit Kiiipu<ifrn der Maul bf'guiij^i'n, da wir irgend ein auf
I den Verlauf der glücklicher Weise ja fast iuiiner in kurzer Zeit spontan heilenden
l Krankheit gilustig wirkendes Mittel nicht kennen. Auch gegen die so häuHgen Wie-
[ derholungen der Krankheit sind wir machtlos. An<lers ist dies bei dein Erythenia
I iiodosiini, hei welchem die Salirjlpraeparate einen entseliiedenen Nutzen gewähren,
I ontsprechend den nahen Beziehungen der Krankheit zum Ithcumatismu-s artieulorum
I acutus. Hei dem Rnithenia nodosutn ist es gerathen, die gewniuilich schmerzhaften
f Knoten mit Inischlfigeii -»ou Liijmir Aluminii ac(.'tici oder Bleiwasser zu liehntKlelu
und die Kranken hinreichend lauge im Bette zu halten. ,„
[Erylhrnca Rieb. Pflanzengnttung aus der Farn, der Gentianaeeae*, ünterfam. Uentinncac,
etwa ;50 Arten, einjährige oder ausdaucrade Kräuter, der nördlichen Erdbälfte umfassend.
Ausgezeichnet durch den kantig-röhrigen Kelch und die triehter- oder stieltellerlömiigc, meist
rosaroUie, seltener weisse oder gelbe Krone. Staubbeutel nacli dem Bestäuben ähnlich wie die
Zipfel der Blumenkrone nach dem Verwelken spiralig zusammengedreht. E. Centaurium
Pers. (lientiana Centaurium L., Gbironia Centaurium Sm.) bei un.s auf Wiesen und
Triften, mit schönen rosenrotben Blütbeu in Doldenrispcu. bekannt als ^Tauxendgüldeu-
kraut". Ein- und zweijährig, mit sitzenden, IHnglich-eirörmigen, oberwärts schmäler wer-
«lenden paarig-gegenständigen Blätteni. Liefert Herb.i Centaurii minoris. Enthält neben
Bitterstoffen Erythrocen taurin. E. linariaefolia Pers. (Oentiana liuariaof. I,am..
E. angustifulia Wallr.) ist von voriger nur durch schmälere Biälter unterschieden. Viel
kleiner ist die auch bei uns heimische, oft reich verästelte E. pulchella Er. (E. ra-
niosissima Pers.. Gent, ramosissima Vill., Chironia inaperta Klh.). Aus Chili
kommt E. cbilensis (E. cachnniahuan, Chironia ohil.) als Concbalagua oder Cachen-
layien. •••
Kry t liroecntkurju, C^HmOh. bililei ktomp, v^rueli- und geMehiii«ck.lMse KrynUlle, Sclimp i:UI^. nirlit fluch-
tig, ufiLiücfa inir.liv. In n*in)fni Wuiwr ist es. wuntgffU'n« in il^r Kttitv, seliw^r. leichtnr in »narehttlligom, am leicb-
t«Kt?n in Benxul und HehvefolkuhlonstolF lasllclt. Am SutinFnlicbt Flrbt m lieb rolb; doch renehwindct rlivso
KirImnK ilureb .«obuidteii ("1fr l'ii>linr»|jilli!iiri>n.
SPIEGEL.
ErythraHDia, eine der l'ityriasis versindor äliuliche .MTectiun, bei welcher die Flecken
aber eine rothe oder braunrothe FUrhung zeigen, und die sich bei M.Innern fast immer
in der linken Sehenkelbeuge und am oberen Thei! des Oberschenkels, der in Bi'-
rühning mit dem Scmtuiri konimt, bei Weibern in den buidi'ii Inguinal- und Labio-
rruralfalten, am oberen Tlieil der Oberschenkel, unter Uiingelirüsteu und in der
Achselhöhle iocalLsirt. ['ie Itäuiler diT befallenen .Stellen sind uuri'geltiiiissin;, ge-
x:ickt, die Flecken nicht üIht dem Hautuiveau erhallen. Her der .\ffectirui zu
Gnuide liegende Pilz, Mikn>><por»>n ininutissinmm, ist iuikroskii[)iscli viel schwerer
nachweisbar, als das Mikrosptimn furfur; es besteht aus feinen (ioniiiienkitteu "der
kurz gegliederten, wenig verzweigten .Mycelladeii; hier und tia sind kleine Sporen ver-
einzelt oder zu kleinen (iruppeu vereinigt zu timleii. Die Subjectiverscheinungen sind
sehr geringfügig, .sodass die meisten ratienten ihre Krankheit unbewusst tragen; der
8itz der Pilzelemente reicht in lier Epidermis etw;is tiefer wie bei Pityri.asis versi-
color, daher auch die lebhaftere Riltlie der befallenen Steilen und unter rmstiln-
clen eine entzfindliilie Reaetion, die zu ekzematösen Krsfhi'imingeu ffilin-n kann.
Viele der Meiliramente. die hei Pityriasis versicolor zur Anwendung kommen,
sind auch hier am Platze, nur dass stärker reizende Substanzen nicht berück-
sichtigt werden sollen. Hauptsächlich geliört aber zur Heliaudlimg. (la.ss die er-
krankten Stellen trocken pdialteu wenien müssen. I>a ein gewisser (iraii von Feuchtig-
keit zur Kntwicktdung d<'s Pilzes iiotliwendig ist. so niuss man die erkrankten l'artien
80 trocken wie möglich halten. Oie Kehaiidlung besteht d.arin, dass man zuerst
die Abschilferung der Epidernns durch Seifenwaschungen begünstigt, dann eine
anti-parasitär wirkende Salbe in düinier Schicht anwendet, und darüber austrocknentle
Pulver und den Contact der ilautfalten verhindernde W'attebilusclicheu ;rpplicirt. lÜe
Wiiscliinigen werden mit Schmierseife odi-r niedicamentösen, Theer-, Schwefel-, Naphtol-
seifon etc. ausgeführt. .\ls Salben kommen ziu' Anwendung Sublimat-. Kalomtd-,
Schwefel-, Kesorcinsalben; bei vorhandenen entzündiichen Zuständen ilrT ll.mt wiivl
(* angezeigt sein, zuerst I>ecksalben oder l'iusten zu ap|diciren, bis diese verschwmiden
Bind, um dann erst zu den \V.i.schunfren zu greifen. .-Vis Pulver werden indifferente
i'utver, .'Vmyluni, Taicuui oder auch Dennutol, ßismuthum subuitricum, mit Zusatz
fEryllirflsinÄ
22H — ■
Kr^'thromflftlofiJ
von ilosintirin-iulcn .\g<'iiti*'n.
ivlsiiun* 1— 2i»(*t., Hoi-säiin» lO pCl.. K
elr. nnj^owandt. Die H*'li:iiullunf? inuss lungere Zeit nach iler Hciluni
SeifenWHsehunpon und l^instnHieii vun Puder unterstfitzt werden. SponUn**!
ist lieobrichlet worden; die Kr.'uikJu'itsersrlii'irnjn^pu nclnnen gew5hnlieh in tk
Jahreszeit, wo die seeretnrisehe Tli.iti;;keit lU'V Haut ^^erin^rigrijrtT ist, jb.
den u'Ürinereu Monaten wieder zuzunehmen. Ueber dir
lisationsstellen reicht die Affection niemals hinaus.
um ]
i irenziMi ih-r »*rw HhritMj l.«
Erytbrillf C^.MaUi,, -l- P3H3O. «woirach oni(>Ilin<taur<«r E(7tbrit. findet nioh in Tcnücliicflenvri Tletktmi. *
(loi GattuHK Rücnella. En lüldet mikrtikryKtmlUiibtcht'. kug^i^e Musen, «lif) bei 100° t\»s Kr^^i^]im^.t
und dann Wi 137° »phioolzon (llotKet. In kaltom WoftHor und in Acthor ini fH Kohwer !•'
I)if< alkobolio-cfac Lfl5Un|f Hlrbt sieb mit wnnit: Eittfnehlorid parptirriolett. mit mehr l>r»unr> '
WÄWPr xerrallt or in OrscUinsanre und Pikroerytbrin, C,aH,„0; -f ;»HaO. beim Kochen mit All
. ltr»rUin«ftaro4*<?t«r. Beim 8t<>bcn der Ldsuo^ in Kalkmilch, srhiioUer beim Koeb'^n mit tltipi ~.«Ui
e»- Ar\\ in KohlonüHnre. Orcin und Erj-tbiit. Mit lUoiltJMtmttnn giebt ni Tnnicbiodoii kussthtk-'
N«hp vorwÄndl t^t das in einer T*MkUmmiTt*»n Art Tun Kuret-dla furifürmia von M ■
;^-Erjthrin, Cv|U}|0,n -f HgO, da« undeutlirb krystalliniseho, kugfli^e Ma^yiMi Tum -
M'asKf'r fi*4t unlöslich, in Alkohol nnd Aether löblich init. Bi^im Kochen mit Wasser k> < .
CuHicOfi and UntelHnsiure ; erstere« liefert beim Kochen mit Barjt neben KohlensMur« unU i^Qlitni -Onte.
SPIBGKL
Kry'"'^''^ 1- PHanten^atluu); au^ der Farn. <ler Tapi l ion n ce » e*. liiiterrum. P It m i< •- -
«rilrb^et. S»>rt. Erytbrlneue. rmfa»«! Arten mit fiedreiten BlUttorn und acii-ieUtniidigeii,
t$rüS5i>u Ülülben. E. Coralludendron L-, ein Baum der Caralben-Inseln. ist der in Pü.ix . .. <JiH»|
rallenbaum. In Kaffee- und CacaoplantiitC^n dient er alK Sehatteobaum. Verwandt ist E. Brutvr«L
IL
ErTthrina Coralludendron L. (Erytfarina mulangu Benth.) enthielt in der Rind« pin AlkaJoM I
welches Lithraung det« Contralmark^ erzeugt, ohne jedoch die motoritiebc Riüxbarkeit und Coou
Muffkeln nufr-ubeben (Hoc b efo nlain e und Rey). Anrb ein Glykosid Ml)£arrhin itt «ufcefutid
papillenerweiternd wirkt lYoung). Aus den Samen int Ton Loxa ein toxificb wirk.f*n'1ff« Alkaloltl !
koralloldio isolirt worden.
Erjrthrinin. Ann der Kiude ron ErTthrina Brotoroi i«t Ton Greahuff ein AlkaluTd KrjUirlttla i
worden, das »ich alt» Gegenmittel bei Str^chninTeririftungen bflwtbrt hat. Naeta Plagg« wirkt «s rvspir
mindernd und bewegnniJtKhemmend. ftbnlicb dem Clytitiin*.
J.
Erythrit. Erythrogluciu. Pbycit, Erjth romanu it. OiHic.O^ = C^BjOITi^. letis von HtPtihoaaai
iftt der niedrigste 4aiomiKe Alkohol, dessen habere llGmologen deshalb aU Penta-, H«*xtt- Mr. ErTtlirilr Wm
werden. AU EÄter der OreeUinsHure findet er sich unter dem Namen Erythrin; doch komiul. er aueh ia fTw«
blande in der Alge Prot<>eoceu& Tulgaris vor. Er krystallisirt in tetragonalen PHüUien vom Scbn)|t. Iifl". ri#
trewOhnlicbem r>ruek bei :i'iC<-H3l^ unter 200 min Druck bei 2&4 bis 20(1*^. KKt sich leicht in W«>««r
Alkohol, nicht in Aether. Er ist optisch inaetir und »cfameckt «ehr »Uas. Sebwaebe Hjüpotomtor» ojy^irt i
thritskure (T^rythrugluciasBure/ C^H^Os. ^tSrkcn» »» OxalüHure und (Anti-i Mesowrm^itnre tturrh ßlr..««y|J
steht keine Ptfllnng, alkalische KnpreroxydlOsung wird nicht reilucirt. Hefe v»
erzeugen in Gpgenwarl von Calciumcarbonat huupL^tloblicb BernitteinHUnro und '
Lfiüung lOst tiieb Aetikalk reicblicb auf: beim Erhitzen gerinnt die LOfioog. bei /. -4 i
Kalkverbindung des Erythrits ansfallou.
Erj-thrit bildet zwei Anhydride. Das erste. Ery th ran CtHoOCOfl)^ vermuthliah CH(OH) ■ CB<OHk «te
CH, CH*
Etliilten mil TenJUnntfr 8ohvi>r<<l<i(un> utowonnpn, iit llDtsii; nnil üirdrl bui IM— lüö" uot«>r l'' niii Drak
«Wfili-. Erytlirildioiyd, C.H^Ü,, iremintliljrh CH, ■ f'H ■ CH • C'Hj, CDlsWht «iis Erytkrit'lichlorlitiSnD
\o/ \0''
wirtiini: too iptiktli aU farblosp, bpwegljcbD Fllkisigkelt Ton •ngmehmrin 0«rurli nnd hrrnnoadK« (<*
Sd[t. V'W^, dfe iich gauz wie ActhyhMtozyd vt^rhllt.
Ein NitrimnjjepniJurt du« Erjlbrit« ist das Er.r th rol ii il r »l, (CH,OXOj).j (TH • n\
wrlrhp in Wasser unlöslich, in Alkohol löslich «lud. Sclimp. «1 ". Durch schnelles Erhitzen uu * in.- -'
Er^thrülnjn tctranilricum wirkt nach Bardeur; wie alle Ifl^lichrn urgaiiiseben Nitrate gorä^,-i .....^ uuj ^
ähnlich wie Amyloilril* und Nitroglycerin* angoweudet. Ea wirkt •'ohwlcher. aber langer andaaend. Da« i
o.üll— 0,(MI, am he«t«n in Tablettenrorm mit Clioculade, wenn ntithig. nueb 4— n Stunden eine iweite tWa.
SPIEGEL
Erjthromrlalgie ist ein zuerst von Weir lliti'lu'll bt-schriebeues Krankheitsliild. i"
sich lifsoiiders bpi Maniieni iiarli laiiftor ();iiit'm()rii fifherhaftcn KraukheitPti, \^
strcnguiigpii oder iflngereiii Aufenthalt in iIit Kulte 7.ei(;t: es triften .in den Kii^^"'
besonders an der grossen Zeiio, ileni Hacken fidcr Brillen, sowie an den H •
R'sp. Fingern Selnnerzliaftipkeit, Höthiiiifr und geringe Sehwellung auf: die ni-m '-
artigen Hcliinerzen gehen bisweilen über die sichtbar t^rliraiikten Stellen hiuaus: «»
ireten in inaiiclieii l'':illen zn besfininiteii 'l'nges/.eiten, naiiii'iitlich Abenils .auf \.----'i
Ix'i Einwirkung von Kälte im Winter und bei Hoelihigcning des erkrankten '
nach; der Verlauf der Erkrankung ist Jiusserst chroniMfh. Der Kniiikheii--
wird als eine Angio])aralyse aufgefasst im Gegensatz zwr Haynaud'schen Kr.
die als ein Leiden angiospastisrher Natur angesehen wird. Die in tlon letzten ^
inehrfaeli angestellten üntersiichungen über die lOrvthronielalgie haben zu der .\i! j
geffihrt, «las-s e,s sirli hier tii<'ht um ein selbstständiges Leiden haiultdt,
mehr um einen 8yinjitiinieiicoiu|dex, der liei den verschiedenartigsten Xi-n*«
kungeii sowohl ceutraler als auch [leripherischer Natur vorkommt. Die
k[I!rythroninlalgie — '2-2(> — Erythroxylaceae]
der £rythroint*Iaigic ist von Erfolg gekrönt, wenn es gelingt, die bedingende Xerveii-
: affection zu beseitigen. Eine Besserung tritt gcwölinlich im Winter und bei Hebung
t des Allgemeinzustandes ein; auch die directe Anwendung der Kälte bringt in den
r Anfällen manc^hmal Nutzen. Ferner wird das l.,eiden in manchen Fällen günstig be-
einflasst durch die Nervina, Antipyrin, I'henacetin und besonders Natrium salicylicuni
• und Ergotin: ausserdem ist durch elcktrotherapeutische Maa.ssnahmen in Form des
faradischen und galvanischen Stromes mehrfach Nutzen erzielt worden.
SAAT,FELI).
: fii^^lhrOIlllini L. Pflanzeugattun)^ aus der Fam. dor Liliaecap*, Tribufl Tulipoideap, xiir (.iruppo der echten
Tulpen (Tnlipeae) gebOrif;. I>er aus der Zwiebel hervortretende lilUthenstiel trägt nur zwei fleiKehig-kratitigi>
Blttter. Au der endsUndigen grossen RlOthe schlagen sich die Perigcnblutter in der Fnichtknotenregion scharf
xnrllrk. Von den •'• Arten in der westlichen Schweiz, im Hittolmeergebiet und in Krain verbreitet: E. I>ens
eanis I<. Blllthen gros.«, pnrirarn, selten weiss. Blütter braungeteckt.
H.
SnU^^P'^lOeilin« PHanzengattung aus der Fam. der Bliniosaeeae*. rnterfam. der Pa rkieae. Itüume der
Tropen. E. guineenüe (R. jadicale Dun). Ruthwas-serbanm, in Westafrika beimisch, ancb Hanyone oder Kuurane
de« Floups und. von den Eingeborenen. Tall genannt. Die ruihbraune, sehr harte, geruchlose Kinde wirti als
M'Cattsa- oder Sassyrinde. Cassa bark bezeichnet. M.
ErjthrophloeYn. ein giftiges AlkaloYd unbekannter Zusammensetzung, wurde von^rallois und Hardr
in der Kinde von Erythrophlooum guineense vorgefunden. Es kann der Binde durch Alkohol und WeinsBure ent-
■ogen werden. Es ist krystallinisch, lOslich in Alkohol und Est>igaether, wenig in Aether, Chloroform und Benzol.
nnd liefert ein kiystallisirendea C'hlorhjrdrat. SPIEOEL.
Die N''Cas.sarinde vird von den Eingeborenen zum Vergiften von Pfeilen und besonders zu
Gottesurtheilen benutzt. Jeder der Zauberei Angeklagte mussN'Ca.s$a essen: erbricht er, so gilt
er für unschuldig und bleibt auch meist am heben, da dann eben nur wenig von dem Gift
Tesorbirt worden ist; erbricht er nicht, so stirbt er mcLst innurlialb kurzer Zeit. Das wirksame
Agens der N'Cassarinde ist das Erythrophlocin, das die Wirkung der Digitalis mit der des
Pikrotoxins in sich vereinigt. An Thien-n sind bei subcutaner Application die Digitalin-Kr-
scheinungen schwer zu studircn, da kleine Dosen nicht schnell genug wirken und grosse die
Pikrotoxin-ErschcinuBgcn zu rasch eintreten lassen. Es sind bei Warmblütern Blutdrucksteige-
rung, Pulsverlangsamung, Erbrechen, Schwäche, Dyspno«"-, Lähmung der Extremitäten, Krämpfe
und schliesslich systoli.schcr Herzstillstand beobachtet worden; Hunde gehen nach 0,02 zu
Grunde. Zur Verwendung gelangt das Erj'thropliloeVn in Form des salzsauren .Salzes, eines gelb-
lichen, kry.stalliniscben, in Wasser leicht löslichen Pulvers. Das Erythrophloein win^de schon
1832 als schmerzstillendes Heilmittel empfohlen, aber erst in den sicbenziger und achtziger
Jahren genauer untersucht. 1888 versuchte L. Lewin. dasselbe als locales Anaesthcticurn,
namentlich für das Auge, in die Praxis einzuführen, da er nach Kinträufelung von einigen
Tropfen einer 0,1 — 0,2proc. Lösung eine Viertel- bis eine Stunde später eine Anaesthesie von
mehrstündiger Dauer eintreten sah. Zuerst von Liebreich, dann auch von anderen Autoren,
wurde die Richtigkeit dieser Beobachtung zwar anerkannt, zugleich aber Folgendes festgestellt : Das
Erythrophloein bewirkt nur eine Anaesthesie der Cornea, nicht auch der Conjunctiva, vielmehr
wird letztere lebhaft gereizt und stark hyperacmisch. Die Anaesthesie kommt durch eine
Actzung zu Stande, die am Auge ihren Ausdruck in einer längere Zeit persistirenden Trübung
des Corneaepithels, undeutlichem Sehen, Int^rfercnzerscheinungen und, oft unerträglicher,
Schmerzhaftigkeit findet. Auch die Versuche, das ErylhrophloeTn subcutan als Anaestheticum
zu benutzen, z. B. um Zähne zu ziehen, kleine Operationen vorzunehmen, neuralgische Schmerzen
EU beseitigen, mussten bald als gescheitert angesehen werden, da stets nur eine ganz
kleine Zone des Injcctinnsgebietes nach längerer Zeit anaesthetisch wurde, und ausserdem die
Patienten von den heftigsten localen Schmerzen gequält wurden. Es kam noch hinzu, dass
oft VcrgiftungscTscheinungcn wie Schwindel, Schwäche, Ekel, Erbre(^hen. Flachheit der Ath-
mung, Verlaugsainung des Pulses u. a. beobachtet wurden. Das Erythrophloein gehört zur
Gruppe der Anaesthetica* dolorosa (Liebreich) und h.it vor vielen dieser Körper noch den Nach-
theil der grossen (iiftigkeit. Letzterer Umstand verhinderte auch seine Verwendbarkeit als Ersatz-
mittel der Digitalis. In der neuesten Zeit wird von Merck, vcrmuthlich aus einer anderen
Sorte N'Cassa-Rinde, ein salz.saures Erythrophloein dargestellt, welches sich nach Ilarnack's
Untersuchungen in mehreren wichtigen Punkten von dem früheren Praeparat unterscheidet,
vor allem darin, dass es bei Warm- und Kaltblütern nur die Digitalin- und nicht auch die
Pikrotoiinwirkung hervorbringt. Die Giftigkeit des Salzes ist trotzdem eine sehr bedeutende,
da S mg subcutan eine Katze tödten. Immerhin ist jetzt die Möglichkeit vorhanden, das
Erj-throphloeVn als Ersatzmittel der Digitalis zu versuchen. „„,„.,••.,„„,
Sr j UurOpbyll findet steh neben (..'blurophyll * in grllnen Ptlanzentheilen und ist wahrscheinlich ein Zersetzungspro-
dnct des Chlorophylls. Man erhült es durch Extrahiren mit kuchendfm Alkirhul aus Grasblitttern. die durch Kebaiid-
laog mit Aether von Wachs befr*»it sind. Es scheidet sich in ruthen, grnneu Keflex zeigenden Blüttchen ab. Ery-
throphjll ist unlöslich in Wa.sser. wenig inslich in Alknhiil, Aether. verdttnnten SUuren und Alk.ilien. leicht, und
iwar mit gelbrother Farbe, in Chloroform und Benzol, mit rusenrother Färb«; in .Schwefelk^.bleU'^tofr. Nach ll,ansen
igt das Erythrophylt wahrscheinlich identisch mit Antlitixantbin*. Carotin*. Chrysophyll' und Etiolin* reVp. von
diesen nur durch den Reinheit{<grad unterschieden. Es wurd*> zuerst von Bongarel aus Pür^^ichblutteni isolirt.
H.
iRttrOXyiaCeaea Pllanzeufamilie aus der Ordnung der .Veuculinae*. von den verwandten Familien geschieiien
* iaTBli die streng aktinomorphen Itlltthen. BUume um] .^triiucher mit kantigen, <>ft fa-^t zweiscbnei<hgen Zweigen,
[Erj'throxylaceac
— 230 —
wclrlio unferwlirt« mit Si^hilii|>i>rilttHttetii K(>i»etzt sind. BUHor ftet» itunzrtiiulijf, mit BI»ttTkiig«i«4n •
tiolafTitipelri). blUtticu LI<MU, Wi'if^slirli, örilbllp. äUubhtüttcr am OruHfl«.' tniiriK venrarliA<>a< \^m ä% i
•VI Art^n Mt xii Rr)' tli roxy ) (■ n ' gt'liOrig. davon 42 in SUdainerik«, di** ttbrii$<-n in Afrika, O^tinrUin i
LrythrOXylon I,. in d^r fimilip der Erythroxylaeeae fi«kennaeiehnel darcli <lio .ilniiprlniirvitlf« L«iU<j
Kmnblutli^r, d. b. ftuT JHdnm Kronblntt sitzen zwpt um Rand« wollig-kraas*>, bUltartif^e Auswtteli»* t9*Jku «MC
V4<n il(>r Mittellinie. Frucht i<ine r>inRaniigi> Stpinfrucbt. E. Cora Lam., «io 1—:? m Itohrr 8tranrb Nra nl|
dstlirlicn BiiltTirns mit uberspilK belt^rUnon, uutvrseit« blpiehvrpn, Tajit blnuKrtlnen. aurt krtuli|n>a I
Illn{£lifli-)'if(trnitK«. in '>inf?n kurxon Stiel Teracbmalerte, teaairandige Spreitn IttAst i^egpii «Iim Lickd i,
bO|{i^ Terliufeltdtt Lüni^olinien xu beiden Seiten deii Hitleluerven, etwa in balher Kntfi*muO)C bis Uta I
binciehend, erkennen. HIOllien an 3- tl lieififtnitnen. Früchte eifltrnii^-Unclieli, xuf;f>f<pitat, ^rharUfkl«!^ 1
fleischig, hie Blulter enthalten da« Cocain' neben ('ucaKerbHliuro.
ESMldU (Le>), Flecken im HeiiL l'vr/'niW's-Orienlalen, 1350 m hoch. Truti dieser llolle i»l üip Lac« iI» ■>•<• I
WiudHrhuty. eine bet*ürxu|ete. Ihn tjuellen aind MtüfTarme SchweFeltJieniitfa mit einem ttohalt Tun 0,0111 IM I
NalriumBulfld und II.UI2ri bis O.OIA Natriuulhjrpusnlllt. Zwei kOhlerr detKellii^n, vnn Im,.! unil J<l,l* C.
Trinkkuren, drei andere von 33 bi.« 42,3^ TeMi|teratur tu Htldeiit.
£sch8CholtjEift ChamUsu. PflanaengattunK au« dor Fam. der Papavaraeeii«*, wegon il*r pttigjwtt
TypuK der llnterfant. Eüc li >c Uul t «ieae. IMe beiden Kelehblltter mDtxenfKnnig renraekMsn, 4i» ^i4aa I
hlatter eine Hchote bildend. E. calirnrniea Cham., in Catifurnien heimisch, einjkhri^, Wfff^n 4ar i
BtQthen auch hei nnf> aU Zierfiftanto cultivirt (.Ooldmohn"). X.
Im Kraut und W'untel sind hisher l'rotopln C.,H,7N0- und Chelerythrin C^jHcXOj i
fundrii worden. Niii-h Adrian und Ilardcl soil auch M>irphiu in der Pflanre sich 1
jedoch lassen neui-re Untersucliungen (Kcuter, K. .Schmidt) dies zweifelhaft. Die.
der Prüfung ihrer pharmakodviKimtschcn Eigenschaften (Ter Zakari an t. DujariiiQ-6<j
metz) niitbigen freilich zu der Aimahino, dass ein inorphiul-ihnlicher Körper vnrkoB
alkoholische und wässerigi' Kxtract wirkt in Gahen von 2,5 pro Kilo bei subcutaa«
pro Kilo Thier bei interner Einverleibung toxisch. Man beobarhtct Mattigkeit. Rc
beschleunigung. Verlangsamung der Circulation, completc Muskelparalysc. Im C«B
aflicirt es zuerst die motorische Sph.ierc, später die sensible. In medicamentösen
das Extract ein werthvolles und \iiigefährlii-hes Hypiicticum und Analgetiouni. de»se
noch l.'ingcre Zeit nach deru Aussetzen anhält. Es kann als Ersatz für Morphin
augewandt werden, wo der Gebrauch von letzterem eoiitrai'ndii'irt erscheirit, also bei Ri»
alten Leuten und bei Cireulationsstürungeo. Dosia 2,5 — 10,0 des Extracis pro ilit in 1
turcn, Sirup oder Pilleu.
E. cristata wird in China als Choleramitlel „fleung-Yu* geschätzt,
J.
ESCOriUCfty kloine Htadt in der <4paniHeheu Provinz Onipuxcoa. EU giebt dort kalte SchwerelkalkqaelUn |
KchwefelwiLvserslotr, 1.334 Culcium^nlfat, 0,2'»'i Calciumcarbonat), «relchi> innerlich und Jlu9««>rlirh verwan-ll '
Hi.'wif ein" Eisennuelle, deren Was!«er nnr getninken wird.
W.
£sC0Q10Ubr6> Schwefolthonne im Iiept Ande, mil fUnl xu Bsdoru und Trinkkuren verwandten jjtjKufn I
von '.>!,!! hi« 4(1° Temperatur (».UllA bi» 0,0141 N>trinni!<nind und 0MY2Ü \i\i 0,00» K*lriumhyt'n!>utfll>.
W.
£svnD6CKlft» PtianxengatlunK auR der Fam. der Rutaceae*, t'nlerfam. der CuaparieAe (Cusparia^V C ItV^I
fu ga Martiub, eiu Baum RrasitJenH mit dreixfthligen BDtttern, liefert eine .falitohc AnguNtorariiule'*. ÜL 1
Bflo n heck iah) tte ratofre. Die Kinde der bnti^iliaui^chrn Angu^tora oder China entlllll nahen ^»afcnlx 1
uucli xwoi ander« Hitterttuffe von neutraler Keaction, Tun denen der eiue als wetsaos «morpfaes, mIi ^^ '
«ehneekeiides Pulver, der andere aU farbloKc, «ehr bitlere Kry^talUohnppen erhalten worden ist. Ot')ELD5C]il
Eaenheckin nannte Iir. am Ende ein in Oktaedern ktTstalluirendex Alkalold nn« EinnluiiskTa M«M
Marliiu.
sPtBan. I
EsparrS^^ril; Pruvini Barcelona. Die etwa 30° C. wannen Hehwerelquellen, welolte theilweiee in nie»» f
hüreu und den Namen Fuentos de la Puda fuhren, enthalten neben 12 eem ^ebwefeiwa«ser«toir Toraehabck C^
ciumenltat ond Natriumchlorid und werden innerlich nnd aneeerlioh gebrancht. Saison Jnni >ti# S^nteoilmr.
W.
EsBentlae, Essenzen, sind dem urspruDglichcn BegrifTe nach Auszüge irgend welcher DrvgsL
Auszüge, welche die wesentlichen Bestandtheile derselben (Essentia = das Wesen ein-' ■ '■
stanz) repraesentireu. Später wurden vorzüglich coricentrirte weingeistige Auszüge
stillafe aromatischer Stoffe, weiterhin Liisungen und Mischungen aetherischer Oele n'«!
lieh auch andere Substanzen (Essigessenz), welche zum Gebrauch mit Wasser, \\
und dergl. verdünnt werden sollen, als Essenzen bezeichnet. In Frankreich, i; ,^
•Spanien ist der Ausdruck für aetherischc Oele tibliih, in Deutsehland wird er hau' .
die durch Pressung gewonnenen, Ulcum .^urautii, Bcrgamottae. Citri, gebraucht. Die il
Pharmakopoe kennt Essenzen nicht; die sächsische verstand darunter die aus frischen K
hergestellten narkotischen Ttncturen, und ebenso bereitete Tincturen belegt auch die Ei:
p,-ithie mit diesem Namen. Auch Geheiuimittel, deren Zusammensetzung und Bestiuimung ttv
sehr verschiedenartige sein kann, werden häufig Essenzen genannt,
HAASK.
£W6Dtnkt| Hineralbad im Kankasui. Die uhlreiehen Quellen, welche innerlich und Hauerlieh tiMMa^M«
Urrhen der VenUnungs* und Hamurgane, «owie hei Btelnleiden nnd Herafola«« gehnneht werdvis^
EssentiikJ
tur Gnippe der »Ik*li^cll■TT;-:-
Letxtorp «i»i»pn bis m 0,'»:
muri&tifir.hpii Quelinn hin 7i>
bicarbonat, dio alkAÜ^icli'^alint:
- 231 —
Essigsaeur«]
"K rn ilprjpniffPti dor alk«li«oti-!4ftlinijff)i(<n iinJ ilor SehwefoliiuulK'u.
ttifl. 1,7 Nutriuruchloriil und :^,fi Natii(im)))carlK>niat auf. ilir aUali^eh-
^1. O.nnil NalriuiDJoiliil. 0,01 Natriumlironiid. (1.4 Natrium-. U,0V5 Ei.i(>n-
NaUnumsulfat, 1,2 Natriambtearhonat. Saison Mai liis Bept«^io1itir.
WCRZBI'RO.
EsH^eüchirre, Trink- und Kochgeschirre. Alle Gcräthc dieser Art müssen iu erster Linie
durchaus sauher sein. Dies fordert die Rücl(sicht auf die Appetitliehiceit der Speisen und auf
den Wohlffpschinack. der sonst oft leidet. Zur KeitiiKung verwende man hcisses, laues oder
auch kaltes W.xs-scr, Bürsten, feinen Sand oder Soda, dagegen niemals Schrotkugeln. Völliges
Blankhalten ist besouders nöthig bei Kupfer- und Messinggcschirr; auch dürfen die darin
gekochten Substanzen niemals bis zum Erkalten stehen bleiben, /.umal wenn sie Fette und
Kochsalz enthalten. Inticirtc oder infectionsverdüchtigo Geschirre, beispielsweise Diphtheri-
scher oder Tuberculüser, desinlicirt man durch .Vuskochen, durch Ausbürsten, Scheuern und
nacbherigps Kochen, oder wenn es sich um metallene handelt, auch durch Erhitzen in oder
über einer Flamme. Eine weitere Fordening ist die, dass die Ess-, Trink- und Kochgeschirre
aus unschädlichem Metall hergestellt werden. Tupfe und Pfannen aus Kupfer, Zink, Blei
oder mit einem bleihaltigen Uebcrruge sind zu verbieten, solche aus Nickel und Aluminium
ungefährlich, zumal wenn mau eine längere Aufbewahrung der Speisen und Getränke in ihnen
vermeidet. Sehr nachtlieilig sind die Geschirre mit bleihaltiger Glasur oder Emaille, zumal
die billigen, weil sie nicht stark gebrannt sind, und das Blei deshalb löslicher ist. Nach-
theilig sind ferner die Gerüthe, welche aus bleihaltigen Legirungen von Zinn oder von Zinn
und Kupfer heigestellt sind, sowie die mangelhaft verzinnten kupfernen rcsp. messingenen
Gefisse. Eisernes Kochgeschirr verleiht den Speisen leicht einen tintenarügen Geschmack und
ntissfarbenes Aussehen. Wird solches Geschirr verainnt oder emaillirt, so darf beides nicht
mit schädlichen, bleihaltigen Ma.ssen vorgenommen werden. Für die Uerstellung gri5sserer
(juautit.,iten bedient man sich der Dampfkochapparate*.
ITFrKLMAlCN.
Essigactber, Aether aceticus, Acthylacetat, Ether acetiiuc', stellt eine klare farblose,
nfutr.il rcagirende, angenehm riechende und schmeckende Flüssigkeit dar. von 0,!)- -0,904
spec. Gew. und 74 — 76" Sdp. Mit Weingeist und Aether ist er in allen Verhältnissen misch-
bar und löst sich in 13,5 Th. Wasser. Zu seiner Darstellung wird geschmolzenes und ge-
trocknetes Natrium acetit mit einem Gemisch von Weingeist 1 und englischer Schwefelsäure 2
Übergossen und nach 'H Stunden destillirt. Das DcstilUt wird mit gebrannter .Magnesia und
daniuf mit gesättigter Kochsalzlösung geschüttelt, abgegossen, mit Chlorcalcium entwässert
und rectificirt. Wässriger Essigaether zersetzt sich leicht unter Bildung saurer Keaction.
Der Essigaether gehört zu ileii brauchb.ireii Kxcit.iiitifii. Kr Ifistot zwar w«nigor
wie Aether, wird aber besser wie dieser vertr;»gpu. 14 Tage lang kann er bis zu
40 Tropfen jim die ohne l'iKestion.<stririiiigeii vertragen werden (Kiiliieff). Subiutan
eiuverjeilit ist er weniger sehmerzhaft nl.s Aether und bewirkt Kespiratiunsveriuelirung,
jedocli erzeugen grosse Uo.sen (11 cciu) Ihspnoe, Betiinhung, Kräiuiife und Tod durch
Ltmgenhaeiiiorrii.igie. In der Blutbahn zerfjtllt er in Kidiiensäure, in Natriiimacetat
und Alkohol, der grnsste Tlieil wird aber durcli die Lungen ausgeschieden. Gros.so
interne Du.son setzen den Ultitdiin-k lierali. Anwendung fitiiiet er als Einreibung,
Kiechinittel und intern zu ."> — 20 Tnnifeti bei Ohninachten, Krafiipfeii, Erbreidien,
Hysterie, Bnmeliorrhoe zur Verniindennig der Seeretion, als Inlialation bei Astiinia
ist er selir braucJibar, in \'erbinduiig mit Kain]»her bei Lsehijt; und rheurriatischen
Affectionen. Bei Influenza ist er zu 2mal 1,5 Tropfen gerühmt worden.
kSalubrin:
Essigsäure '1, Essigaether 25, Spiritus 50, Wasser 23 gilt in Schweden als Anli-
scpticum und Hacmostaticum. Mit Wasser 5 dient es zu Waschungen und Um-
schlügen bei Haemorrhoiden, varicösen Fussgeschwüren, wird auch bei Diphtherie,
Tuberculose und Lupus gebraucht. Eingeathmet zeigt Salubrin eine ähnliche seda-
tive Wirkung wie Brompracparate.
Polio Turnbull:
Potio gummosa 100,0, Essigaether 20 Tropfen.
Cssi^aeure, Eisessig, Aciduni acctiruiu. Die w.xsserfreie Rs.sigs.lui-e stellt eine
farblose klare Flüssigkeit dar, von stechendem, zu Thrünen reizendem (ieruch. Trotz
des hohen Siedepunkts von 118,1" verdampft sie bei gewöhnlicher Temperatur luerk-
lich. Sie ist die zweite Säure in der aliphatischeu oder Fettsfturen-Heilie, welche den
einatomigen primHren Alkoholen entspricht. Eine der Essigsäure isomere Säure existirt
nicht. Chemisich rein und w-xsserfrei krystallisirt sie abhängig von dem Wassergehalt
bei verschiedenen Temperaturen (Hü dort'). Dies« E.lhigkeit, zu erstarren, bat ihr
den Manien „Eisessig" gegelien.
JACOBSON.
[Essißsaeure
— -in-i -
E.Hsii
IHe Essigsfnirt' ist mit \V;isser, Alkohol, Arthrr luul (.'hloroform in jrii«« T<
hältniss mischbar. Dir» concpiitrirte Säure wird durch Destillatioii «ler
8alzp mit Schwefflsfiurchydnit pcwoiuifu: zur Zfi>n'tz«iip ist von 2 Molf^O
'1 X ^'- wasserfreiem e.ssi<rsuureni Natron 1 Mtitecül oder t)H Th. SchwefelsAd
erforderlich. Sie hat ein ausserordentliclies Lösungsvermögen für Harze,
Oeh-, Kani|iiier, Karholsäure und andere sonst schwer liislirlie KörjMT; w-l
Irist sich in ihr zu einer klaren Flüssigkeit, utnl erst beim VerrfünnfB
eine AbflcheiihiiiJT der Fettsäuren ein. Eiweiss wird durch Kssigsäurp iva VOfft
und zur Lösung gebracht: Hlutfarlistofl" geiit unter Zersetzung ffhenfall-« in Uj
flie Kssigsiiiire bilde» keinen constituireiiden Bestandtheil de« ( Irgaiiisina«.
winl sie in ihm liäulig wahr.-icheinlich als Zerset7.ui)gs]u-oiluct f»-t'fun«len. Im Sriimi
und in den Muskeln i>;t sie nachgewiesen, ebi-n.so reichlich hei abuomior <iäliTi<iig j
Magen und Uann.
Die l<is<Mide Kraft der starken Essigsäure wird äusserlicli als Aetziuittel*
die E|)iderniiN i|uitlt auf, sjiäler stö.sst sich die durch die Es.si^s:luif verämlcrt» i
hörnte Masse ali. I'as geschieht bei der ininiialen Haut, indem untor Schnir
i-iiie Dermatitis mit wei.ssem Schorf sich bildet. I)ie .\et7.ung
uul<T dem Schorf, iler sich je nach der Stärke der Aetzung früher oder np
höchstens in 14 T:igen abstösst. zeigt sich eine Ei»iderniisbildung. Diese 30
Wirkung ist für die Vertilgung von War/.en* zn benutzoii. allerdings wirkt ilif
ehlfiressigsäure besser. Auch für l'^iHthelinnte und Caiicroide ist sio in Anfti^wl«*
gezogen, aber nicht allgemein üblich gewtinien.
Zur Ausführung der Idee. Neubildungen durch chemische Mittel /u desti
ist auch die Hssig.säure versucht vvoi-den von liroadbent, Moore, (iiienot (Nl
Trotz einiger günstigi-r Resultate hat diese Methode, wie alle übrigen filinlichHi. ■
jetzt keine Verbreitung gefumleti. Im Uebrigen ist die Einspritzung essigsänn-h.iltij
fraeparate wegen der blutliisenden Eigeiischaffen der Essigsäure gefährlich. Ix*"n
bei der .\nwcn<lung des Liij uor eorrosi viis ((.iipruni sulfuricuni, Zincnui salfuhrt
M (),n, Acetuni TO.lt, Lii|U(H' l'luiubi subacetici 12,0) zur .Vetzung fistulTiser Gäop
1*38 ^'erschluckell coticentriitt-r E.ssigsäure führt zur Zi'rstöruiig «Icr Scbleiinhim^
In Folge einer (iastroeiiteritis geben dir lndi\iduen zu (irunde. Die Behan<lla
i'iner acuten Vergiftung wird in Ilaneiclumg reicldicher l^uantitäten kalten Wa
Kierwei.sswasser und in vorsichtiger ailiiiählicher .\riwenilung von Alkalien liestrll
müssen. Bei tief gehender Einwirkung der E.ssigsäure auf die Schleimliüiite
die Behandlung erfolglos .sein. Iter Charakter der ätzenden Wirkung ändert »H
ähnlich wie bei <len Miiieralsäuren mit dem (irade der Venlünnung. Als Aciilu*
aceticum dilutiini bezeichnet die l'h. (i. i-ine 30|jroc. Essigsäure, die gpradr- »
dieser \ ('rdüiiiiung in tler Therapie von keinem besoiuleren .Nutzen ist. Die weitpiw
Verdünnungen werden als .Vcetuiti oder l'^ssig bezeichnet.
Das .Vcetum der Tit. (i. enthält li pCt. 1',
ein ungefähr gleiche
centsatz findet sich in tlen meisten Pharmakopoen der übrigen Länder. Naturt,''i»i-
kann der Essig durch Verdiimien des .\ciduin acetii-um mit Wasser hergestellt wenlT
und erhält man auf diese Weise die reinste l'orm des E.ssigs, allerdings nicht lii'
angenehmste, da die aroinatischen Stoffe fehbu. Es ist für Flssig charakteristi.vh.
dass ihm von der FLiitstehtnig her eine Heihe vmi Beimengungen anhaftet, ilie iliis
einen eigenartigen (ieruch und (ieschmack verleiiien. So ist der Wfinessip. der Bier-
essig, der Obstessig zu culinarischeni (iebrauch sehr angenehm: doch wird der E-*tt
des Handels hauptsächlich durch die sogenajinte Schnei lessigfabrication aiw v»r
dümitem Branntwein gewonnen. Kür die Arzneibereitung hat das Acetum eine »r-
wisse Bedeutung, da eine Keihe von .Arzneimilti-In sich in Essig mit Leichtigkeit \M
Der Essig katm gewoimen werden 1. durch directe (hydation des Aethylalknii"!-
2. durch Reinigung der Destillationspioducte des Holzes. Die Oxydation des .V'Sln'
alkohols ergiebt die verschiedenen Arten Essig, welclie sich im Handel vorfinden.
Besonders werden in Weingegenden für die Essigfabrication Weine benutjt. Av
tu Bottichen von 125 Litern in einem 2tl— 2ö" ervviinuteu R.aunie stehen. K- ■■'■
auch ein .Malz- und Bieressig hergestellt worden, jedoch besitzen dieüe Kssig»- laili'"
(ieschmack und starken Milchsäuregchalt. Kuben- und übsti'ssig werden in gros*«»*
Fabrication nur gelegentlich hergestellt. Femer wird aus verdünntem nranntttM«.
dem Nährsalzo zugesetzt sind und welchen man über Buchenholzspäne laufen ls»t.
mit Hülfe aerober Bakterien Essig gewonnen (Schnellcssigfabrication).
IflslgsMiue — 283 — Essigsaeure]
1 Die aus dem Holze dargestellte Holzessigsäure wird als
(■ Acetum pyrolignosum cruduin bezeichnet, welches durch Reinigung in
;! Acetum pyrolignosum rectificatum übergeführt wird. Man ist in der
9 That dazu gelangt, diesen Essig von den enipyreumatischen Stoffen zum grossen
b Theil befreien zu können, und ihn sogar zu (ruiinarisrhein Gebrauche zu verwerthen.
y Das Acetum selber ist ganz zw (>ckniässig als Lösungsmittel für Arzneimittel be-
' nutzt worden, indem man diese mit Kssig, gewöhnlich unter Zusatz von etwas Alkohol
ansetzt, um daraus gewissennaassen den Tincturen ähnliche Praeparate zu gewinnen.
Bei diesen I'raeparateu hat der Kssig nur seine Bedeutung für die Lösung, und die
Wirkung ist in vollster Weise nur der gelösten Substanz zuzuschreiben.
In Betreff der desinficirenden Wirkung der Essigsäure zeigt sich, dass eine stUrkere
als lOproc. Essigsäurelösung ähnlich wie der Alkohol auf die Hefezellen einwirkt
und das Mycoderma abtödt^t. Diese ('oncentration wird aber äusserlich und inner-
lich für den menschlichen Organismus schiecht vertrag<m, luid so schnunpfen alle die
Behauptungen, <lass Essigsäure an und für sich ein desinticirtMides Mittel sei, in
nichts zusammen, da in der verdünnten Essigsäure niedere Organismen ganz ruhig
vegetiren können und einige Enzyme garnicht von der Essigsäure boeinflusst w«!rden.
Der Nutzen der Essigsäure besteht in der lösenden Kraft einer Reihe von Desin-
ficientien, und es ist daher je<Icr leicht in der Lage, nasser den bekannten desinfici-
renden Essigen sich beliebig andere D(>sinfectionsessige für die Haut, für Wunden,
für den Mund und zu Injectionen herzustellen.
Was die innere Anwendung des Essigs betrifft, .so ist derselbe vielfach in Linio-
nadenform verabreicht worden; als Oxycat bezeichnet man eine Lösung von Acetum
80,0, Sirupus 1()0,0 in Wasser bis auf eiiM*n Liter verdünnt. Der dauernde (.iebrauch
des Essigs führt zur Abmagcnmg, eine Thatsache, die seit dem 14. Jahrhundeit
durch Varignana bekannt ist und vielfach später Bestätigung gefunden hat; es
treten durch Es.siggenuss starke Abmagenmg, Verdauungsschwäche, scorbutähn lichte
Geschwüre im Munde auf, ein Bild, weiches eigentlich nicht den Säuren zukommt,
sondern mehr dem übemjä.ssigen Genuss von Alkalien: dieser Vorgang lässt sich
dadurch leicht erklären, da,ss die Essigsäure im Organismus zu Kohlensäure ver-
brannt wird, gerade so wie dies von den essigsauren Salzen bekannt ist, «lie auch den
Urin beim Menschen alkalisch zu machen vermögen. Diese Thatsache mag als
Warnung dafür dienen, da.ss man bei fieberhaften Zuständen als durstlöschendes
Mittel statt MineraLsäuren nicht diese im Organismus leicht verbrennbare Säure ver-
ordnet. Der erste Effect sedativer Wirkung auf d:is Herz ist, wie bei anderen Säuren,
auch bei der Essigsäure wohl zu bemerken nnd durch die bekannten Bobrick'.schtMi
Versuche festgestellt worden, da.ss die Essigsäure in Fussbädern durch die Epid«'r-
mis hindurch zur Resorption gelangt und danach sedativ wirkt. Man wird sich des-
halb des medicinischen Gebrauches der Essigsäure in» Wesentlichen nur dann be-
dienen, wenn es sich darum handelt, eine dinretische W'irkung zu erzielen; dann ver-
wendet man zweckmässig die Essigsäure zu Saturationen von Kniiumcarbonat.
Praeparate des Acetum:
Acetum Scillae: _
Stägige Maceration von Bulbus Scillae, Spiritus u 5, Acidum aceticum dilutuin t).
Aqua 86. Das Verhältni.ss von 1 : 10 ist in der Ph. U. St. und in der Ph. franc;.,
sowie in der Ph. Austr. bewahrt. Die Ph. Br. hat da.s Verhältni.ss 1 : 8.
Acetum aromaticum Ph. (i. 111:
Zimmtöl, Wncholderöl, Lavendelül, Pfefferminzöl, Rosmarinöl m 1, Citroiicnül und
Nelkenöl u 2, Weingeist 450. verdünnte Essigsäure 650 und Wasser 1900. Zu
der Lösung der Oele in Weingeist werden die Säure und das Wasser hinzugefügt.
Nach Stägigem Stehen wird die trübe Flüssigkeit filtrirt. Eine klare farblose
Flüssigkeit von aromatisch saurem (leruch. die sich ohne Trübung mit Wasser in
jedem Verhältniss mischt.
Manche Pharmakopoen wenden aetherische Oele zur Bereitung des Essigs garnicht an, sondern
nur Auszüge von Pflanzen. Die Bezeichnung dieses Essigs als Acetum quattuor Intronuni
kommt daher, dass Räuber während der Pest in Marseille 1720 bei ihren Raubzügen während
der Epidemie sich durch Anwendung eines aromatischen Essigs vor Ansteckung geschützt
haben sollen; jedenfalls wird man der milden Zusammensetzung des houtifien Essigs eine su
stark desinficirende Wirkung nicht zuschreiben können.
Acetum cantharidatum Ph. Brit. :
Kauthaiiden 1, Eisessig 1, Essigsäure 33proc. 10.
[Essigsaeure
- 234
Acetum Digitalis Ph. G. II:
DigitalisblUtter 5, Weingeist 5, verdüunte Essigsäure 9, Wasser 86. KUf» l«fc> I
liehgelbc Flüssigkeit vou saurem Gcrucli und (leschiiinclc.
Acetum Colchici Pb. Gall.:
Stägige Digestion von Semen Colchici, Spiritus u 1, Acotani purum 9. Otü
klare Flüssigkeil.
Acetum Lobeliae Ph. U. S. :
HerbaLobeliae 10, Acetumpurum 5 werden porcolirt, Acetum zum Fi I trat 100>ag
Acetum Opii Ph. Uelv. :
ExtraetuiM Opii 1, Acidutii acetionrn diluluro 3, Aqua 7. 1,5!
Acetum Opii aromaticum
in England vielfach gebraucht unter dem Namen Black Drops. D«i^
halt wird vun den Phannakopoen verschieden vorgeschrieben.
Acetum Rosarum Ph. Gall.:
Flores Rosarum 100, Aridnni aeeticum crystnllisatum 20, Acetum 980.
Acetum Rubi Idaci Ph. G. 1.:
Sirupus Rubi Idaei 1, Acetum purum 2.
Acetum Rutae:
Maceration von Herba Rutae 1 mit Aretiim 7.
Acetum Sabadillac:
Semen Sabadillac 1, Acetum 8.
Acetum Sanguinariao Ph, U. S.:
Rhi/.oma .Sanguiiiariac piiheratum,
Acetum caiiiphoratum Ph. (iail.:
Camphorn, .\cirium aeeticum cr)"stallisatum
.\cctum carbolisaluni Ph. Gall.:
.\cidum carbolicum crystallisatum 1, Acidum aeeticum SOproc. 20, Aqu« 98(
Ausserdem ist mit Hülfe des Acetum eine Reihe von kosmetischen und /.um ~ "
iiilicirenden Praeparaten hergestellt worden (Viiiaigrc de toilette), w>.-lchc aus Tincturu I
Lavandulae, Balsamuni tolutanuiu hergestellt werden und als Mundwasser, Ac«t1
tifricium, .Acetum odoralum gebraucht werden.
Eine MiscbuQg vou Essig mit Honig wird als
üxymel beieicbnet. Reine verdünnte Essigsäure mit flonig im VerhSUnis» 1 : 40 bilä
Oxymcl Simplex, der wegen seines guten (iesehnKickcs gern als Zusatz zu Uurnli
nder /,u Limonadeu Verwendung findet. Natürlich erhält man, wenn man statt d»
Essigs medieinischc Essige verwendet, auch die entsprechenden Oxynielartcu. So entsteht t
Oxymel Colchici, eine Mischung von .\cetum Colchici 1, Mel dcpuratum 2, hi»^
zwei Thcile auf dem Wasserbade eingeengt.
Oxymel Scillae, mit Honig und Acetum Scillae in derselben Weise hergestellt,
ES8ifl[SA1ir6 SalZQ} .Vüctati*. «iml, iIm IUP E.«((i|C9llarn pinbuiiteh ist, folKi9n<l«nnika«i$9n MutmmmmngmH't^:
fHjCOOB«
Aeelinn purum q. s. ad 100.
25. AceUiin 950.
ni«* tlkaliKhen Griinn ixU xweiwsrtltigu Atome ergeben ncutr&le VerblnJuiigeii ron «Ifr Funnel
I
CH(,CO\^'
Ott. ■ nn .■ "»
CII,
Die Saite ilea Bleis akl I
Knyfr
Aelinlieh Terbtlten >ie)i die MettUulie CH» ■ COOAg CBg ' 00^
^itberaoetat ijaeeksilberacetat
Ei)**iii.H und Alnmiuitiius, wolchp fUr tlit> Mrdicin lip.4niidHn( in Betraclil kommen, «eigen t\iv NciirauE, buin^" *
xa bilden aod rvegiren nlkklineti, nj^lit wii< die nentralen 8»lfto s&noi.
CH, • COOXp,, CHj • C00\~ , pLirtwu
CH, • coo/"" ch' • COO/"" + PHOH),
, Bleiioeker Bloisnbaoetat
Knpferaoettt f,»' . »Q ^Cu bildet sieti beim Aanueon ron Kiipreruijrd in EsKigtlurv. I>ar
Bandele beitehl aiu uulaeh euiguoren Kupfiriialien. Dw Seliwvinriirter OriSn i>t ar-, >
Auxuer orgaaisehon essigseoren Verbindungen ßudeti in der Thf-nipio die e^äig^anren Setr-
moniftke und dee Eijens Anwendung. E!, «ind aber auch die AUalien und ntkaliacheo >'.. .. -.«.i.
iiebDu^ige E^sigsllure fu binden und Dbersaure Saite xti bilden. So sind neben dein n<>oli ■
eil, COüNa 4- SHjO ein oinfaeh sauren Sali LH,- COtlSa + CH, ■ COOH + 11,0 and ein »«.
Ca,-COO.Na + aUHj COOH + H,0 bekannt, neben (CH,COn),Ba+ H,f> ein Sali (CH,CO0i,B« + cn, l.<
nnd ein l«ali (CHj- COO),Ba + 2CH, • COOH + 2H,0
UKBUIC
Ester nennt man die Verbindungen zwischen Säuren und Alkoholen, die au.<i Säima iw4 ,
holen, ähnlich wie die Salze aus .S.iurcn und Basen, unter Wasseraustritt eotstebrn:
-f- CjHsOlI = CHj-COOCjHs +
Aelhflalkuhol Efisigeeter
Man kann also die Ester ebensowohl als .Mkobolc nuifassen, in denen iIm
Wasserstoffatom durch ein Säurcradical ersetzt ist, wie als Säuren, in denen der W*
der Hydroxylgruppe durch Alkyl ersetzt ist.
Bei mcbrwcrthigcD Säuren wie Schwefelsäure können entweder alle U/drosrlgrupMi i
CH, • COOH
Efiiijgslnre
HjO
— 285 — Ettenheinununster]
Veränderung erlitten haben oder nur ein Theil derselben. Man bezeichnet nur die im ersten
f Valle entstandenen Körper als Ester, die anderen, welche den saueren Salzen entsprecheu,
als Alkrlsäuren:
'^"=\0H ''"2<^0C,H.-, ^"^OCjHb
Sebwoft'Uänra Aetlijlsehwefelsäuro Schwefclsäureaetbylefttor
Andererseits könni-n in niehrntomi(;eti Alkoholen entweder alle Hydroxylgruppen »der nur
ein Theil derselben verestert sein : es kann ferner der Ersatz des WasserstoiTs entweder durch
dasselbe Säureradical oder durch die Kadicale verschiedener Säuren stattfinden :
/OH /OH /OH /OCOCH3 /OCOCjHm
CaHs^OH CaHsf-OU C:,Hr.^0 • CO • CH, C,H,f-0 • CO • CH, Q.Hr.f 0 • CO • CkH,^
\0H \OCO-CH, \0CüCH.i \oCOCH3 \0P0(üH)„
Ulyerrin Honaacetin Diacptin TriMPtin I>ii)t«>0lglyeprin-~
Ithunphoniiurp
Die Bildung der Ester kann durch einfaches Vermischen der Coniponenten erfolgen. Da
aber das hierbei gebildete Wasser, wie weiterhin geschildert wird, umgekehrt die Zersetzung
der Ester in ihre Componenten bewirkt, so erfolgt diese Umsetzung nicht vollständig, sondern
es tritt ein Gleichgewichtszustand ein. Derselbe wird nur langsam erreicht, und es ist daher
müglich, durch Titration der freien Säure in Proben, die in bestimmten Zeitabschnitten ent-
nommen werden, den Verlauf der Beaction zu verfolgen, die EsterilicirungsgeschwiDdigkeit zu
messen. Letztere ist der Ausdruck für diejenige procentische Menge der Säure, welche in der
Zeiteinheit in Ester übergeführt wird. Soll eine vollkommene Esterificirung erzielt werden,
so ist es nöthig. das entstehende Wasser zu binden. Zu diesem Zwecke fügt man dem Ge-
misch von Alkohol und Säure eonccntrirte Schwefelsäure xu oder man leitet in die alkoholische
Lösung der Säure Salzsäuregas ein. Bis vor kurzem hielt mau es für nöthig, die Lösung mit
Snlzsäuregas zu sättigen: doch ist neuerdings, besonders durch E. Fischer, gezeigt worden,
da.ss in vielen Fällen die Anwesenheit ganz geringer Mengen Salzsäure genügt.
Andere Darstellungsmethoden beruhen auf der Wechselwirkung zwischen Säurechloriden
und Alkoholen oder zwischen Halogenalkylen und Salzen:
GH, -CO-CI + CjHbOH = CH3COOC2HB -i- HCl
CH3 • CO ■ OAg -t C2H5J = CH3 • COOCjHb + AgJ
Die Ester sind flüssige oder feste, ' meist unzersetzt flüchtige neutrale Substanzen. Im
Gegensatz zu den analog coustituirten Aethern sind die Ester verseifbar, d. h. sie zerfallen
unter dem Einfluss von Wasser, indem sie die Bestandtbeile desselben aufnehmen, in ihre
Componenten. In vielen Fällen wird diese Verseifung durch Erhitzen mit Wasser unter
höherem Druck bewirkt. Sonst bedient man sich des fördernden Einflusses, den verdünnte
Mincralsäuren oder Alkalien ausüben. Da die Ester der höheren Fettsäuren in Wasser nur
sehr wenig oder gar nicht löslich sind und in Folge dessen von wässerigen Reagentien nur
sehr langsam angegriffen werden, so verseift man dieselben meist mit alkoholischer Kalilauge:
neuerdings hat sich auch ein Verfahren eingebürgert, die Verseifung durch Natriumaethylat
in aetherischer Lösung zu bewirken (Kossei, Obermüller).
Die Ester der niederen Fettsäuren zeichnen sich vielfach durch angenehmen Geruch aus
und finden deshalb als Fruchtaether vielfache Anwendung. Unter den Estern der höheren
Fettsäuren sind besonders die Fette (Triglyceride- der Palmilin-, Stearin-, Oleinsäure und
einiger ähnlicher Säuren bezw. Ester des Cholesterins und verwandter aromatischer Alkohole)
und Wachse von Interesse, ferner die Glykoside, Ester des Traubenzuckers. Von den Estern
anorganischer Säuren ist am bekanntesten das Nitroglycerin, welches nicht, wie der Name an-
■ /O-NOj
deutet, ein Nitrokörper, sondern Glycerintrinitrat. C3 Hsr-O " NOj, ist.
^0 ' N'^s SPIEGEL.
EttUl Springs, Badeort dor Qrafiichaft Estill in Kentnricy. Es giebt dasplbst Bitt«r-. EiHPn- und .Sehwer«li|u«llpn.
Du Bittermser enthtlt h«i Sfl festen Beütandtbeilpn 3.7 Magnesinnisnlfat. die StabUineUe 0.02)1 Einen-, fl.üf <'al-
ciomearbonat, 0,14 Kagnesiam-, 0,24 Calciumsulfat, 130 cem Koblensüare. Vun den drei Scbwerelquellen ist eine
doreb einen Oehalt von 0,ür>7 koblensaurem Eisen aasgezeiehnet.
W.
EftOrll) Beiirk Liisabon. 27 bis 'M' C. warme Kocbsaluiuellen (2,2H Natrinmehlorid) dienen lu BSdem.
W.
BnngOIlOelf daa grUnllebe actberiscbe Oel der Butler Ton Artemisia Dracunculns I.., in ',', bis • , pCt. darin
enthalten, Sdp. 200—200°. spec. Gew. 0,1)2— O.W). Besteht ans einem Terpen und Überwiegend Anethol*.
H.
XUolUI ist nach Pringsheim ein im Cbloropbyll der Pflanzen enthaltener f;e1ber KarbstofT, welcher dieselbe spec-
tmlanalytiselie Charakteriatik wie das (.lilorophylL selbst zei>;t.
QOELDNER.
8U6lAw Seebad im Dept. 8eine-Inf«Vieure am Canat La Manche. Saison Mitte Juni bis Mitte September.
W.
KtteBksinnillUtM'f st. LandoUn, gnt zesnhntzter Lurtkunirt im badiseben Schwariwald, 300 m hoch.
W.
[Eucainuin hydroclilorii-um — '23(i — Eucalnam hydraeklttMl
Encalunni hydrochloricnm, sal7.$aures Eiirain. Das EuraTn ist ein vmi Mfrltkcrl
tliptisnli dargifslclllos AlknloVd, C|<,Hj7NU|. seiner Constitution nach I
».•Hj vu, I
\./ I
CH.ooC ^^-^ /
CH, CHj I
ein n-Mctliji-BenzovI-Tetr^mfthyl-p-oxypipcridincarbonsjiurometlijrlester. I
Es wurde von (i. Vinci im lit^rlirier pharmakologischen Institut physiologisch untenB(ll«(l
nis locales Anaeslheticuin oiiipfolilin. 1
Die froie Base (farblose Krj-slallc) ist in Wasser schwor, in Alkohol. Aelhtir. Cbl '
Bt-nzol leicht löslich. Schmp. 104 — 105» C. Mit Sauren bildet es krjstallisir-tidr. ra- . . 1
weniger leicht lösliche Salze. Medioiniscli benutzt wird das aus Wasser ) ; iilM
saure Euea III L'nE-jN^O- HCl + U.U. Dasscibu bildet gläiiy.cnde. lufthr "-Mr^
iidcr Talcln, die sieh in etwa (i Th. Wasser von Zimmertemperatur lösen. I
Lo.sungen können zum riiterschicde vom Cocain durch Kochen ohne Zersetzung «Ici
Kausti.svhe und kohlensaure .Alkalien, sowie Ammoniak fallen das EucaVri. ■-
einen wcLsscn, üproc. Chromsäurolösung einen krystallinischen eitroncngelhe'n
Auch die meisten anderen Alkaloi'drcngentien erzeugen Fällungen. Beim V' i
einer Iproc. Euc.ainlösung mit 3 ccni einer lOproc. Jodkaliumlösting tritt
ein und nach kurzem Stehen erstarrt die ganze Lösung durch Abscheidnng i
von jodwasscrstolTsaurcm EucaVn zu einem dünnen Krystallbrei. CoeaTnlosm _
gleichen Bedingungen klar. Diese und die Chromsäure-Reaction unt*>rscht;iilcn il.;- i
>om Cocain.
Wirkiiiip. 2 — riproc. l.ösun^c-n von .sahsaiireni KiicaTii, Thitirj-n in ll;l^ ' .
geträufelt, rulcn nach] — Il Minuten eint' voUkoniinene Anuesthesic zuerst il'-r i
«iann auch <lcr Coiijunctiv.'i hervor, welche 20 — 110 Minuten (iaui.Tt und il
liolte Kiiitrfiufniunp'n lielieliif; verlüiiirerl werden kiinii. lCrliel)|i<-)ic Kcixei ■
ft'lilen. Man beobachtet uiimitteMinr ii.icli ilcr i-'-inträufelung itn-istens nur rin in
Zwinkern der .\u;:enli<liT ntiit eine leichle Hy)ieraeini<' der Conjuiurtiva. I'i'
spalte niifl l'iipille wenleii nach \'iiici iiielit erweitert und Iftztere mfitt
priMnpt auf Lichtein fall. Nach Best verhalten sich Thiere grösseren Dosen
4proc. Lösiuig gegenüber verschieden, inilein bei Hnnden und Mperschwoinrlnüi
Weiterung, bei Kaninclien Verengerung «ier riipille eintritt. Glficli dfm Cocain I
wirkt «ia.s Kucain, wiederh<dt eingetr.'hifelt, in Folge der .\ustrorkriung eiiip Trük
der oberflärhlielien Schichten der Cornea, doch scheint die.'se Wirkiin;; dem ¥,M
in geringerem tirach" /.nzukoinineu als ilem ','ttcatii. .Vuch I'inselungot» «ler Schlfl
hAute und subcutane Injectionen erzeugen örtliche .\naesthe.sie.
Itenierkenswerth ist die Angabe, tixss Euciiin, in 2— 5proc. erwännt^r
in da.s Ohr getriiufeit, eine Anae.sthesie des Tvoninielfells hervorruft.
|)ie allgi-meine Wirkung besteht in einer Krregung des gesauimtoii CeiitralntT
Systems mit narlil'olgeniier l.fdiniung. Kleine Hosen eriseiigen Unruhe iuhI Steig
der Reflexe, mittlere ((),()2--0,(K pro Kilo Kaninchen» und gro.ssp (0,1—0,15
Kilo Kaninchen) (iahen heftige klonische und tuni.sche Kr.'impfe, auf welch«-
nning folgt. Die Zahl der HerzciHitractionen wird anfänglich in Folge centr
Vagnsreizung vermindert, der Ütutdruck iliirch Heizung des vnsontütnri.schiMi C«nti
erlifdit. Nur nach sehr grossen Dosen beobachtet man ein ](löt7,Iiclie,s tiefe« Sin
«les Blutdrucks. Da.s .\thmungsceii1runi wird erregt und die .\thniung wird
schlennigt und dyspno'tscli. Durch grosse Dosen tritt später eine LiUiinung dia
Cenirums ein, an welcher die Thiere zu Grunde gehen.
Heim Menschen erzeugen Hiiiträufelungcn einer 2proc. Lösung ein ieicli'
Sccuiiden anhaltendes Brennen und eiiu- geringe Hy|)eraemie mit Thriin. i ■
l>ie Anaesthesie beginnt nacli 2 — 8 .Minuten und hiilt durciischnittlleb 10 — lö Li-
miten an. Die l'upilh« wini beim Menschen nach Anwendung einer 2proc. Lö«
nicht erweitert (Vinci, Best, Deneffe); nach läntriUifelung von 10—12 Tr«(l
einer 4 proc. Lösung betdtachtete Best eine Krweiterung um '/« — 1 mm, VolU
nach einer grös.seren Gabe einer öproc. Lösung eine solche von 2 — 3 mm.
der .\ccommndation gehen die .\ugaben aus einander. Nach Vinci, Rest. Denrl
wird die Accomnio<lation nicht beeinflitsst, nach Vollert findet schon iiacli
nialigeni Einträufehi einer 5 proc. Lösung ein geringes Hinausrücken deei N.diepmik
fEuealnnm hydrochlorirum — 2:t7 — Gucainum hydrocliloriiMiin|
statt. Der intrnoculnere Druck wird iiiii .'$—.") Milliinctor <^ii»'cksilber hcralifcesctzf
(Vol lort). Das BuoaYn zeigt in soiner Wirkung eine grosse Aehnlichkcit mit dcui ('ocaTtii.
Aber es sind doch einige Interschiede vorluuiden, welche! für die praktische Anwen-
dung nicht ohne Bedeutung sind. Vor .\lleni besitzt das Eucatn die für ('oerain charakte-
ristische ischaeniirende Wirkung nicht: es macht vielmehr eine leichte Ilyperaeniie
und nimmt dadurch in der Gruppe der locnlen Anaesthetica eine MitttdstcUung
zwischen Cocatn und den Anaesthcticis dolorosis ein. Ein weiterer rnterschi<>d ist
der, dass es, wenigstens in 2proc. Lösung, weder Pupillenenveiterung noch Accom-
modationsparese erzeugt. Ferner ist es weniger giftig als Coca'di.
Therapeutische Verwendung lindet dits salzsaure Hucatn aus.s<hliesslich als
locales Anaestheticuui. In der Augenheilkunde wird os an Stelle von focafii benutzt
in Fällen, in denen es sich lediglich um Erzeugung einer localen Anaesthesie han-
delt, wie zur Entfernung von l'remdkörpern, und wenn eine gleichzeitige Ischaemie
nicht erforderlich oder sogar nicht erwünscht ist, während bei entzündlichen Zu-
ständen von der .Vnwendung Abstand zu nehmen ist. .Am zweckmä.ssigsten benutzt
man 2proc. wä.s.serige Lösungen, die durch Kochen sterilisirt werden können. Stärkere
I^ösungen bieten keine Vortheile. Berger hat empfohlen, zuerst einen Tropfen einer
Iproc. lAsung und nach 2 — 3 Minuten einen Tropfen einer 2proc. I.,ösung einzu-
träufeln, um auf diese Weise d:is Brennen, welches die Einträufelung verursacht, zu
vermeiden. Der beabsichtigte Zweck wird jedoch dadurch nicht erreicht. Auch di«-
Ipruc. Lösung erzeugt ein leichtes Brennen und die nachfolgende Einträufelung einer
2proc. LOsimg ghüchfalls. Die Hyperaeinie kann nach Deiieffe durch eine Coni-
bination mit ('ocaYn vermieden werden. Er empfiehlt zu die.seiii Zwecke folgeiMb*
Lösung: Kucainuin hydrochloricuni 0,1. Cocainuni hvdrochloricuin 0.05. .\(|ua destil-
lata 5,0.
Mit Vortheil lässt sich EucaYn au Stelle von Cocain in der kleinen Chinirgie
und in der Zahnheilkunde benutzen. Hier können 5- und lüproc. Lösungen zur An-
wendung kommen. Aber man berücksichtige, d:iss das Mittel, wenn auch weniger
g;iftig als CocaYn, doch nicht als ganz luigiftig und harmlos anzusehen ist.
Füller hat die Bcobachtiuig gemacht, da.ss das Eucatn in der angeführten Coii-
centratiou die Eigenschaft besitzt, das (iewebe zu härten. Wenn anch der Fleilung.s-
process hierdurch in keiner Weise beeinflusst wird, so ei-schwert es doch das -Vn-
tegen einer Naht, da die Nadeln nur mit Schwierigkeit eindringen können, und
Füller räth daher, wenn Wundvernähungen erfonlerlich sind, lieber sich des Cocains
zu bedienen. Auch für Operationen in der Nase, für Tonsillotomien, in der Laryn-
gologie werden 5 — lOproc. Lösungen benutzt. Zur .\nae.sthesiruug des Trominelfells
behufs Ausführung der Paracentese wird zweckmässig eine öjiroc. erwärmte Lösung
eingeträufelt und «iie Flüssigkeit durch Neigen des Kopfes auf die entgegengesetzte
Seite 5 — H Minuten lang im Gehörgang zurückgehalten.
EncaYn B. Neben dem oben abgehandelten EucaYii gelangt ein anden's l'rae-
jiarat unter dem Namen EucaYn B als locales .\naestiieticuin in der .\ugeniieiikunde
zur Anwendung. Seine Formel ist C17H21NO2 ' HCl.
C-.H.,
ClI, 11
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coo , *'!'»
(.'
^-<
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" CH,
/
/^.
CH, ClI,
llrl
Es ist salzsaures Benzoyl-Vinyl-Diacetonaikamiii und stellt ein farliinses. krystailiiii-
liches Pulver dar, welches in etwa 3* j Tli. k;ilteiii Wasser löslich i-it. Die wässerige
Lösung läs.st sich eben.so wie diejenige <les Kuc:rfn oline Zersi'tzung durch Kodu^i
sterilisiren. Den meisten .MkaloYdre.igentien gegenüber verhält es sich dem Eiica'üi
gleich, nur mit 5proc. ChromsäiirelÖMmg giei»t es nicht einen krystailinisehen. .sondern
einen amorphen, sich zusammenballenden Xiedei-sehiag.
Das KucaYn B ist .sehr viel weniger giftig als das KiicaYn. Hei Kaninchen und
Meerschweinchen beträgt die tödtliche Do.sis ungefähr das Doppelte bis Dreifache der-
jenigen des EucaYn. Bei gro.ssen Gaben kommt <s nach kurz daueriuler Erregung zu
einer Lähmung des (Vntralnervensy stein«.. Der lud tritt durch Kespirationslähmuiig
IRucfliniiin IiydrtH-Iiloriciiin
— 'J3S — '
oiii. Nach klfiiieii uinJ inittfcrcii |)iiscn ni'lmicii I'iil.sfrf«|Ut"ii/ iiikI Blutdr
al). TöHtlirlie (l.iheii bewirken ein ]ilrttz)icln's iiiul Ix-deuU-iides Sinken <t«
timl •■iiic starke Abnalinic der rulsfnM|in>ir/.. wrlrlie vi»in VaRiia uiia'
lirrc^^harkfit <li's \'agii.s wird nach i:n).sst'ii (ialn-ii MiUstiiiulif!; aiifgohi'
('(•ntralrRTVfiisysteni wcrdfii auili <lie KiitliViinj;c'ii der niotorischeii Nifrvi-n ,
l'ie Incal aiiaestliesiremle Wirkuiij; ist iiarh Benbaelituiigen vnn Vinci
deripiiifipii des Kticafn an Intensität, Dauer und Selnielli}rkeit des Kiiitretcns jtti(
l>ahei scheinen Keizerscheiiuitigen .seltener und in norli geriiipercm Gra<le au
als beim Huca'tn, vv;is ebenso wie die geringere tliftiffkeit als ein niflit unw«
Vorzug; zu bezeiclinen ist. Accoimnodation uivd l'upillo werden iiarh ileii
liehen Dosen nielit beeinflu.sst; nach wiederholten P^inträufeliuigeii tritt da
, fieriiip' F'u[dllenervv<Mteruiif:, etwa um "2~1 '"i" •"'"• '" der Aujrenhcilk
latipen 2pr<ie. Liisuiifren zur .\nweiidung. l «m
Encalfpfug I/Ht-ritier, Pflnnzengnttung aus dar Farn, dar Myrtaceae*, Uoterfiun. LtfÜ
.sperni.'ae, mit 100 Arten fast ganz auf Australien beschränkt; wenige Arten auf
Hint-erasiens. Hohe Bäume mit lederigen, meist blaugiÜDen, anfänglich gegenständig
wech.selständigcn Blätti-rti. Bliilhen einzeln aohselständig oder zu 3 bis « gcb
einem krciselforinigen Fruclitkiioten bestehend, de.sseu Saum als Kelehrand vier
Zähne erkennen lässt. Die Krtme bildet eine mehr oder weniger lederige. lu^spii
Unter derselben sitzen zahlreiche einwärts gekrümmte Staubblätter von hullgcllier K«
3^5 rächerige Fruciitkuoten mit llacher, oben.T Drüsenscheibe und eiof.ichciu Oriff";!
einer vielsamigen Kapsel. Viele .Vrtcn liefern nus dem Innern ihrer Ricsetistäma
austräte, welcher in Australien sehlcchthin als -Gummi'' bezeichnet wird, wesbaH
Bäume auch „australische Gummibäume'' hcissen. Euealyptuskino bildet unregelm.ü
Massen, ist geruchlos, beim Kauen klebrig adstringirend. in Wasser und Alkohol
Farbe liislich. £. globulus Labillardiere ist in den Mittelmeerlandern zu nsth
düng sumpfiger, der Malaria Vorschub leistender Gegenden aiigi-pflanzt (daher „Piet
Er entzieht nämlich dem Boden gru.sse Mengen Wasser und ozoni.sirt wabrscheinth
balsamische Ausdünstungen die Luft. .Seine blühenden Triebe werden jetzt bei uns
als Zierblumen eingeführt. Seine Heimath ist Victoria und Tasmanien, doch ßndet «T
iuich in Nou-Siid-Wales und in Neu-England. Der Bnum erreicht 300 Fuss Höbe ba
ordentlich schnellem Wachsthum. K. amygdalina Labill., in Siidost-.^u-strnlien, dort'
weisser oder brauner l'felTermünzbaum oder Kiesengummibaum bezeichnet, wird überiüOI
hoch bei uahezu 70 Fuss Umfang. Liefert wie die verwandten .Arten Kncalyptasftl
Kino. Zu neuneu sind hier noch E. calophylla H.Brown in Sfid-Westanstralico (rti i
Iree), E. eapitellata Sm. in Südost-.\ustraIien, bis 200 Fuss hoch, E. citriodor* H»
iu Queensland, nach Citronen duftend, E. urnigera Hook, de^ südl. Tasmaniens, bis IJOI
hoch, E. coryrabosa Sm. in Neu-Süd- Wales und Queensland wegen der kinoreich
Bloodwood-tree genannt, E. diversicolor F. v. Muell., in Südwest-.Auslralien. bis
hoch, E. Leucoxylon F. v. Muell., iu Victoria, Süd- Australien und Neu-Süd-WsST
100 Fuss hoch, E. macrorrhy ncha F. v. Muell., in Victoria und Neu-Süd-Wales. E. •)>!
qua l'Hcrit in Tasmanien und Victori.i. bis 300 Fu.ss hoch. E. oleosa F. v. Muell..
Ust- bis Westaustralien verbreitet, bis r20 Fuss hoch, E. rnstrata SchlchtdI., in Südjustj
fred gumtrcc). bis 200 Fuss hoch. Ausser Kino und E.-Oel liefern sie Gerbstoffe und
liehe Hfilzcr. E. mannifera liefert Eucaly pliis-Manna. m.
Eucalyptusöl. Als der wirksamste Bcstaiellheil der Blätter gilt neben Gerbstoff, BilJ«-
Stoff, Hara etc. ein »etherisches Oel, das Eucalyptusöl (i)leum Eucalypti). Die rcrtchiciieM
Eucalyptusartcn enthalten in ihren Blättern dieses Oel in verschiedenen Mengen fbis zu 6pC
.Sein .\usseheii, die chemische Zusammensetzung, besonders aber Geruch und Geschmack
je nach der Art verschieden. Die Verschiedenheit des i>i'Ie.s im Handel wird aber uu
den Umstand erhobt, da.ss os nicht immer aus Blättern einer und derselben Art drstill
Man soll deshalb immer nur ein Oel vnn ganz bestimmter Provenienz und Be.sch.\ffeoi
wenden. Ein für therapeutische Zwecke pas.scndes GlobuUisöl ist farblos oder lichtgelb (
langsam nach), dünnflüssig, von kampferartigem Gerüche, gewürzhaft stechendem Ge»
mit nachfolgendem Kältegefühl; .speo. Gew. 0,910— 0,930 bei 1.^", polarisirtes Licht nicht i
als um 'li Grad nach rechts oder links drehend, von neutraler ReactioD, Sdp. 170" i?',
.Spiritus leicht mischbar. Es stammt vorzugsweisi' aus .\ustrfvlicn. Algerien uud Califoniil
kleine Mengen liefern Süd-Frankreich und Süd-Spanien. Die aus anderen Eucalyptusartfo |_
woDuencn üole sind gelblich oder gelblich-grün und verharzen leicht an der Luft. 1. Cumia<''
Eucalyptusöl (Schwanenmarke) aus Adelaide in Süd-Australien, cuminähnlich rieche*
ohne jedoch Cuminol zu enthalten. Aus den Blättern von E. onacorifolia oder E. «If'
2. Das Ucl der Company of Los Angeles (Süd-Galifornien); hell-bemsteingelb
genehm kampherartig riechend. Aus den Blättern von E. globulus und E. rostr.ita. '~
rohen Oele wegen ihres Gehaltes an .Mdehyden eine reizende W'irkung auf die Seiillj
auszuüben pflegen, bediene man sich stets eiues rectiticirten Oeles.
Eucalyptus
— 230 —
Eucalyptus)!
Oleum Kucalypli fand bisher in li l'liarmakripotfii (Ph. Brit,, Uiirij.'.. .l.ip.. Norv., Kmii.
und V. St.) Aufnahme, die an das specitische Gewicht verschiedene Anforderungen stellen. Die
Eucalyptusöle enthalten Kiikalyptol (Cineol, C,oH,»0 odcniach Cloi-z C,„HjoO: 30—70 pCl.).
Kukalypten (C,oHie), Pincn u. a. Tcrpene. PliijUandrsn fehlt im lilobulusöl, ist aber in an-
deren Kucalyptuscjlcn zugegen (l>is 10 pCt. Holme.s). Nach Cloi-z wird das Eukalyptol Uurcii
Salpeliirsiiure in eine der KanipfersSure analojte Säure übergeführt und geht heim Destilliren
über Phosphorsiiureanhydrid in Eukalypten (1G5" Sdp., spec. üew. 0,836) und Eukalyptolen
(polymere Form des Eukalyptens (C,2H|,)xJ über. Die Asehe der Ode ist reich an Kalk- und
Alknlicarbonatcn. Da die Wirkung der Eucalyptusöle von der Höhe des Gehaltes an Eukalyptol
abbHngt, so soll bei der Auswahl nicht so sehr die Abstammung oder Herkunft als vielmehr
der Eukalyplolgehalt maassgcbend sein. Dieser Körper ist vonugsweisc in dem Oelc von E.
globulus und K. oleosa nachgewiesen (nach Schimmel (iO— 70 pCt.).
Da."! reine Eukalyptol (Eucalyptolum cryslallisatum) ist eine farblose oder gelblich ge-
färbte, kampherartig riechende, neutrale Flüssigkeit, die bei 0" xu einer aus nadeiförmigen
Kn'stallcn bestehenden Masse erstarrt, bei — 18" krN'stallinisch wird, um bei — 5" «der —1"
wieder zu schmelzen; spec. üew. 0,930 (0.922—0.924) bei 15" C. Sdp. 176—177". optisch
inactiv, um ca. '/i Grad nach rechts oder links drehend. Es muss frei von Aldehyden und
Ketonen sein und nicht gefälscht mit Alkohol oder Phenolen (Kreosot). Eukalyptol ist in diu
amerikanische und portugiesische Pharmakopoe aulgenommen. Die im Handel vorkommenden
Eukalyptole entsprechen nicht immer den erforderlichen Ansprüchen.
Die Wirkung des Eucalyptusöles entspricht so ziemlieh derjenigen des Terpentinöles'. Ks
gilt nicht nur als gähmngs- und (liulnisshcmmcndes Mittel, sondern auch als Bakteriengift.
Ziemlich energisch soll es Diphthericbacillen angreifen, weniger die Erreger des Milzbrandes.
Schimmelbildung wird verhindert. Die Beeinflussung des Protoplasma geht so wie bei Chinin
vor sich; auch hier wird die Auswanderung der weissen Blutkörperchen aufgehoben. Auf die
Haut wirken die Eucalyptuspracparate reizend, auf Schleimhäute hyperaemisirend, dann secre-
tioDsbeschriuikend ein. Innerlich verabreicht verursachen einige Tropfen Kältt'gefühl im Munde,
Oesophagus und Magen, grössere Mengen, 10 — 30 gtt., Trockenheit im Munde. Brennen und
Schmerzen im Schlünde und Magen. Eukalyptol zu 1,0 soll den Appetit noch nicht stören, wohl
aber bedingen 2 — 4 g Aufstossen und unangenehmen Druck im Epigastrium. Siegen will 5 g
Eukalyptol in i'U Stunden ohne Schaden eingenommen haben. Die Puls- nnd Respirations-
frequenz sind anfänglich erhöht, manchmal auch die Eigenwärme. Bei einzelnen Individuen
stellen .sich ein: l'nruhe. .Aufregung mit oder ohne Lustigkeit, Bewegungstrieb. Steigening der
Körperkraft, zuweilen auch des Geschlechtstriebes, später Eingenommenheit des Kopfes resp.
Kopfschmerzen, Zittern, Hitzegetühl, Erhöhung der Temperatur von 1 — l'/j", Hewpalpitation,
Asphyxie. Einmalige grosse oder längere Zeit fortgesetzte kleinere Gaben bedingen geistige Ab-
spannung. .Schlafsucht — bei älUTcn Indinduen Stupor und Pupillenverändeningen — , Muskel-
scbw.-ichu, .Xbnahmc der Puls- und Re.spirationsfreriuenz, der Reflexe. Sinken des Blutdruckes,
ja selbst eine bedeutende Tcmperalurernicdriguug. Die Milz soll verkleinert werden. Der direcl
löbmcnde Einfluss des Eukalyjitols auf dos Rückenmark ist bei Thieren nachweisbar. Sehr
grosse Dosen tödten Thiere durch Respirationslähmung unter Erstickuiigskr.Hrapfen. An Men-
Kcheii sind Intoxicatioueii nur äusserst selten, letaler Ausgang noch niemals beobachtet worden ;
man s.ih bei einem alten Manne nach 80 gtt. Paralyse, bei einem Phthisiker nach 10 — 20 gtt.
Prostratioii eintreten. Bei einzelnen Individuen können sich Erytheme unter febrilen Erschei-
uuugcn oder .Albuminurie einstellen. Die Elimination des rcsorbirten Eukalyptols findet vor-
augsweise durch die Lungen, zum geringen Theile durch den Hani und nach grossen Dosen
auch durch die .Schwcissdrüsen statt. Während Eipirationsluft und Schweiss den (icruch nach
Kucalyptusöl annehmen, riecht der Harn aus demselben (irnnde wie beim Terpentinöl veil-
chenartig, seine Farbe »oll nach Einnahme der Blätter roth. nach jenem des Eukalyptols hell-
gelb sein. .Au( die Hamabsonderung wirken kleine Dosen angeblich erhöhend. Einige Autoren
schreiben dem Eucalyptusöle diaphoretbcheo Einfluss zu, auch soll es bei Neigung zur Bil-
dung von Uraten letztere verhindern.
Therapeutische Anwendung. Die Eucalyptuspraeparate sind ursprünglich gegen
Wcchsellieber statt des Chinins, später überhaupt als Antipyreticum. dann aber auch als
sccrctionsbeschränkendes Mittel, als Diaphoreticuni, Antidiarrhoicura und als .Antisepticum
rcsp. Desinliciens empfohlen worden, ohne jedoch recht festen Fuss fassen zu können.
Die Eucalyptusblättcr, Folia Eucalypti globuli, haben bei Intermittcns (grössere
Gaben) in Fällen, wo Chinin versagt, bei chronischen Bronchialkatarrhen mit reichlicher Sccre-
tioii. Katirrhen des Kehlkopfes, bei Schnupfen intern zu 1 — 3 g mehrmals täglich als Pulver,
in Latwergen, in Form von Infusum auf 2—15. ja 80 g auf 100 g Colafur Anwendung ge-
funden, (iimbert lässt bei Stomatitis chronica Blätter k.iuen. Auch eitern dient die Droge
bei Bronchialkatarrhen, bei Asthma ."vuf verschiedener Basis, besonders in Folge von Aneurysma
.Aortae, bei Stomatitis und .\ngina in Form von Inhalationen, Mund- und Gurgelwässern (In-
fusum 10 g auf 200 g Wasser), als Rauchmittel (Cigarren oder wie Charta nitrata), zu Injcc-
tioneu bei Coryzn, Cionorrhoe. Fluor albus etc., zu Klysmen bei D,irmgeschwüren, Ruhr, zuweilen
auch zur Desinfection von Wunden theils als Streupulver, bes.ser im Infusum zu Verbänden.
Weniger geeignet sind das alkoholische oder aetherische Extraotum foliorum Eucalypti
[Kui-alyptus
— •240 —
globuli, 1—2 g iu Pillen, iiiiH die Aqua Euc.ilypli glolmli. VmS^ al» VAA»' •
stimulirendc Getränke und «iir Darstellung des >Sirupus Eucalypti bei Kiniloi i
l—(j Kaffeelöffeln i)yo die pebraueht ■wurde. An die Stelle der Blatter tritt die in ticl' »»■
deutsche Pharmakopoen aufgenommene Tinctur. Sie wird bald aus frischen, b»ld lai »
trockneten Bliittcrn mit. Hilfe v^in versehiedengradigem Spiritus, 1 : .'», durch M»cfrjtinii -*•
l'ercolation, nach Lorinser dureh 14 tägige Digestion der frischen Blätter mit ."^pinti« I ..
dargestellt. Man reicht die Tiiietur intern zu '/■•—Ü Theelöffcl mehrmals täglich :iai
rein oder in Mixturen bei Int^irmittens. ohne besonderen Nutzen bei Bronchitis putrid
graena pulmonum, Brouchiektasie und Phthisis pulmonum. Extern kommt sie »ur Ve
als Mund- und Gurgelwasser, Miller's antiseptisches Mundwasser: Thymol 0,23. .\dd«
zuicum 3,0. Tinctura Eucalypti 1 :?.(). :\qua destillata 7.50.0, zu Inhalittinneu bei Dipit
(Bell 1S78). selten zu Wundverbiiiiden.
Eucal.vptuswein, welcher aus den Blättern oder aber auch aus der Rinde von E. )
(Carlotti) bereitet und in Guben von 1 — 2 ThecKilTeln gegeben -werdeo kann,
nicht bewährt 7»u haben: er soll Verdnuungsstiiningen hervorrufen.
Die meiste Verwendung linden Ol. Eucalypti und Encalyp to 1 ii in, b<"idr
Von 0.2 — 2.0 (5 — 20 gtt.) mehrmals tiigüch ad 3 — 5 g pro dir. in Tropfen odor Kap
Emulsionen, Spirituosen Lösungen. Elaeosiccharum bei Intcrmittcns in grösseren Üosea.
rhalischen und entzündlichen Erkrankungen der Luftwege, nach Kestevcn 1885_
stündlich bei Pneumonie. Asthma. k;itarrhaHschi?n Erkrankungen de.s Urogeni
Gonorrhoe. Typhus, bei Diarrhoen, besonders Eukalyptol bei Cholera, Typhus (Sä«
pro die), Migraene und Neuralgien, bei Iiilluen/.n, nnch Lafage 1 — 1,.5 g />ro dir E«
Aeusserlich zu Inhalationen. 10 — 20 gtt.. bei Asthma, Bronchitis chronica und putrido. I
gangraen, Phthise, Diphth<-ritis, ,tIs Riechniittel, mit Kampher, bei Schnupfen und Inj
als desinficirendes und sclimerzslillendcs Mittel zu Zahutinctureu und Zahnpasten,
reibuugen, rein auf Flanell, in Linimenten. Lösungen, hei Neuralgien, /Cahnsrfamerxa
zu Verbänden und zur Desinlection von Wunden in 1 — 3proe. Lüsungeu bei ü«
nospitaIbr.%nd, atonischen Ulceratioiicn u. s. f., ,iIb Telii eucalyptata. Gaze nach Lister J
nach Nussb.ium ""j pCt.. zur subcutanen Injection bei Tuberculose. Als PropbrI»
bei Diphtheriti'i im Krnnkenzinuner (Verdampfen mit siedendem Wasser).
Das von Seh nie Uz als Eiilyptol bezeichnete .•^ntiseptieiim ist Salicylsäure 6, KilN
säure und tJleum Eucalypti H 1.
Encuin, wasserir^slichc Ammoniakverbiudung des CaseTns. von Salkowski dargestellt
Diaeteticum enipfi.iblen. Nachdem Zuntz mit Potthast, dann Salkowsk i. endlich Mad
unter Koehmann dargethan hatten, dass reines C.i.seVn von Thiereu ohne Störung
und sehr gut ausgenutzt wird, zeigte Salkowski, dass für Eucisin das Gleiche, virllril
noch höherem M.iasse gilt. Er und später .1. Locwy zeigten, d.iss man das Fleisch
wohnlichen gemischten Kost ohne Niichtheil durch Eucasin ersetzen kann. D.ibei
die Stickstoffausfuhr im Harn ein wenig zu. die Menge der Harnsäure aber erbeb!
die der Alloxurbasen in geringem Grade ab. D.is Eue.i.'iin dürfte daher einen HIat« i|
diaetetischen Behandlung der Gicht und anderer mit Harnsäurevermehrung <
Krankheiten verdienen (Nutrosc*-Case'muatriuni). insbesondere auch der FetC
Euchlnin, C0< ,. . ,^' -A ». , , ist tler Aetbvtkohlen.sänrefister des Chinins, wctcber durch &
Wirkung von Chinin auf Chlorkohl'-nsHure-.Xethylester gewonnen wird. Die in \V;i'S'
in .\lkohol. .\ethcr und t'hluroform leicht lijslicben Ktystallnadeln haben den Schui;
bildet mit .Säuren Salze. Das Chinin ist in dieser Verbindung durch die Thalleiochiu- '. •. .
nicht durch die Herapathit-Reaction erkennbiir (s. Bd. I. S fi"20). Die freie Base ha. » -
Geschmack, das salzsaure Euchiniu schmeckt dagegen schlecht und hinterlässt einen lnCiua
Nachgeschmack. Man hat daher die freie Base an Stelle des Chinins empfohlen. Ej ri
sprechen etwa l'/j— 2 g Euchinin der Wirkung von l g Chinin. Es scheint, dass dem P»
parate neben der .Arzneiwirkung des Chinins die toxischen Wirkungen nicht so .stark xukon^
Es ist empfohlen worden, das Euchiniu in Oblaten, Cacao oder Suppen verrührt zu pi»
(von Noorden).
Endoxin. Eudoxio wurde von Classen und Loob das von ihnen zuerst dargestellte Wiiae^
salz des Nnsophens', das Tetrajodphenolphtaloin-Wismuth, (CnoH,.r404laBi;, genaun! \
eiu hellbraunes, deutlich nach .lod riechendes, ein wenig danach schmeckendes u;.
Pulver. Es hat stark antiseptische Eigenschaften, seheint aber ungiftig zu sein, vin
weil es den Darmcanal passirt, ohne dass .lod frei wird. Es wurde von Kosenhei
sehr gutem Erfolge bei chronischen Dnrmkatnrrhen gegeben und für diejenige:
empfohlen, ,bei denen die oberen Dickdarm- und namentlich auch Dünndarmabsi
betheiligt sind, bei denen Diarrhoe oder Wechsel von Diarrhoe und Obstipation
Das Pracparal — 0,8—0,5 3 — 5 mal täglich nach dem Essen — wurde gern gcnomi
gut vertrugen. Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet. pjjj
[Eügsneisehe Thermen — 241 — Eulysin]
BSIPSlIMSCllO ThdnnOlly bis zu ^n^C. wanuo KipsliftltiKQ KurhänIxitut'IIpn. woIcIh' in gro>c>(^r Zaiil uuk üpr zwischen
Psdos and Vicenza sieh hinziefaeniien Tulczniachen HHgelltett«* dpr Eugmncun, nucli Monti ifiuUti oder Faduani go-
nuint, sprudeln. Benita aar Bflmeneit bekannt, werden nie rielfach zu Therniallcuren. be.-iundera zu Wannen- und
loealen Sehlammbädem gebranehL Zu diesen dient als sogeuanntcr Fangu* der rorzuKsweise aus Kalk-, Maffueuium-.
BiaenTerbindunKen nnd Thonerde bestehende Sehlamm, welcher mit dem lieissen Wasser zeitweise zu Tage ge-
rSrdeit wird. An bekanntesten sind die Btder in Abano*, Battaglia* und Hontegrotto.
WOKZBURG.
Sasenli Hicbeli. Pflanzengattung aus der Farn, der Myrtaceae*. Untorfam. Myrteae, mit
mehr als 500 Arten dem heisscn Asien und den Tropen und Subtropen Amerikas auge-
hörend. Die Mehrzahl sind kahle Bäume und Sträucher mit einfachen, lederigen Blättern und
einzeln achsclständigen oder zu traubigen Ständen vereinigten, meist 4zähligen Blüthen. Diu
Krone mehr oder minder mützenartig entwickelt. Der unterständige Fruchtknoten meist
Sfächerig, zu einer weuigsamigen Beere «erdend. E. caryophyllata Thunbg. (K. aro-
matica Baillon, Caryophyllus aromaticus L., Myrtus Caryopbyllus Spr.), Gcwün-
nelkenbaum, auf den Molukken heimisch, hier und auf Sumatra. Halacca. den Mascarenen und
Kanzibar, auch in Westindien cultivirt, ist ein immergrüner, bis 12 m hoher Baum. Blüthen
in endständigen, 8 fach dreiästigen Trugdolden. Fruchtknoten und Kelch dunkelroth, die
Krone veiss und rosenroth angehaucht. Die Blüthcnknospen kommen als Caryophylli*
in den Handel, die Früchte als Mutternclken oder Anthophylli. Die bei uns heimischen
' Nelken, sowie die aus Südeuropa stammende Gartennelke (Diantbus Caryophyllus) bilden
den Typus einer mit £ugenia nicht entfernt verwandten Pflanzenfamilic Caryophylla-
ceae*. Der Name Caryophyllus bezeichnet eine Untergattung von Eugenia, etymologisch
nichts anderes als gNusiblatt". Mehrere E.- Arten Australiens, Polynesiens, des Sunda- Archipels,
Ceylons, Indiens und Brasilions liefern aromatische essbarc Früchte.
X.
BvSeille-le8*BMIUj Gemeinde Im Dept. Landes, SO m hoch, mit mehreren Iti hu l»,.''" C. warmen Schwefolituellen
TOD nahezu gleicher Znsammenaetzung (je 0,0034 Calciumaulfld und Catciumhypusulfit). deren Wasser zu Trink- und
Badekuren dient. Ausserdem finden dort Donehen. Zerstäubungen und I)aropn)lder Anwendung.
W.
EBfiTOnUl erhielt Bonastre aus dem tlber Nelken destillirteu Wasser. Krystallisirt in dünnen, weissen, perlmutter-
glKnaenden Bliittehen, die sieh nit der Zeit gelb fUrben. Besitzt wenig Uescfatnaok und sehwüchcren (iemcli aU
die Nelken, ist in Weingeist nnd Aother leicht ISslieh und wird durch Salpeterslure blutruth gefärbt
0.
Bagenol) Eugen- oder Nelkensäure, CgHgO: ' CHg ist chemisch ein Uuajakoi, in dem ein Wasser-
stoffatom durch den AUylrest ersetzt ist:
C-H CGH,CH = CH:
HCj^\cH HCj^\cH
' ! ii
C.OH COH
Gn^akol Engenol
Es findet sich im Nelkenöl, Zimmtblätteröl und Pimentöl und wird aus crslercm durch Lösen
in Kalilauge und Ausfällen mit Salzsäure gewonnen. Das scharfschmeckcnde. nach Nelken
riechende, farblose und schwach saure Oel hat 253 — iöi" Sdp. und 1,072 spec. Gew. In
Wasser ist es wenig, in Alkohol, Aethcr und Eisessig leicht löslich. Ammoniakalischc Silber-
lösung wird durch Eugenol rcducirt. Durch Chromsäure wird es heftig zu Kohlensäure und
Essigsäure, durch Kaliumpermanganat zu Vanillinsäure oxydirt, in alkoholischer Lösung wird
es durch Eisenchlorid blau gefärbt. Eugenol besitzt antLseptische und antipyretische Eigen-
schaften. In einer Concentration von 0.25 pCt. verhindert es die Fäulniss von Harn und
Bouillon (De Regibus). Inteni wird es bis zu 2,0 pro die ohne üble Folge vertragen: in
grösseren Dosen erzeugt es Gefühl von Trunkenheit und Hitze und Schwindel. Es geht in
den Harn als .4etherschwefelsäure über, die sich aber schnell zersetzt. Durch Destillation
des Harns mit Salzsäure kann wieder Eugenol erhalten werden. Angewandt wird Eugenol bei
Typhus in Dosen von 0,75 — 1,0, wobei es unter leichter Diaphorese nach einer Stunde die
Temperatur um 1 • herabsetzt. Auch Kinder vertragen es gut. Von seinen Derivaten ist das
Benzeugenol Ci7HigOs und das Cynamyleugenol CziUigO., bei Tuberculose, jedoch mit dem-
selben unsichem Erfolge wie Guajakol, angewandt worden. Eugenolessigsäureamid CizHisO^NH;;
besitzt neben antiseptischen Eigenschaften die Eigcnthümlichkeit, als Pulver auf die Zunge
gebracht Anaesthesie hcr%-orzurufcn, ohne Aetzwirkung zurückzulassen.
., JACOBSON.
•mntljitf CaHuOc -|- HjO, ist nach Berthelot ein beim Kochen von Helitosv mit rerdUnnter .Schwefelsäure ent-
L atehender Zucker. Es bildet einen schwach Ktls.Ken, rechtsdreheuden, nicht vergtthrbaren Sirup, Fehling'sche
: Lflanng wird redueirt. Soll identisch mit Melihiose, Cj.,H.-.0|,, sein.
SPIEGEL.
SUjSni ist eine fettihnliche, durch Alkohol aud ilem K(>rkg<'webe gewonnene Masse.
K.
0. Liebreich, Eneyklopaediv. II. Band. j^
I
[Kupatoriiiin
242 —
Kuplutrbw
Enpntorioiu T-hiih. r O u u z «^ u ^ Altun'i! ~ini 'dar Vami . tlor Co III posii ap*. l'itUtrum. <
Kti putorioi'lpip iin«! Uriiiipo dei Kupatoriniß, g^ltPiiiizoicbtirt diirfli Kni ' l-it
Zwilt<»rbIUlhpii I K/JlirenMüthpn). Hliltnr gpgon^tnndiK. Die Ojittmig umfas^t etwa ; -li «
Irelono Arton. Liic TtelhlOlltiKen Krjprrhoii ftHiren cyliitdriKühe, geripfto Srhlies^irrUcUt^' mit * ibiMjiipu nma |
Pappu^htitren. Hei ut\*i an Gruben und BUrhen oder in feuchten GotiOr^ctieii E eaii ii abi n oin L.. «i« i
bift I.7rt m hohes SlAi)deiiK<^*^^chB mit droitbeiltttun Blttttem und flchitiuttig rosaf&rtionen BlBth«ftLl|ta
StrabllilDtlien. Liefert Kftdix et Herba EupatoriAn g. Cannabis aquatioae. E. parpureum L-, «toa watäm
Staudo im nstlicbeo Nordamerika (.qneen of tbe meadow!«*). sowie E. perfoliatum L.. ein« noplaatrtli
Art mit weiwen BlQthen, rottig bobarrten 8tont;eln und filxii;en Blftltem sind krftftij^e Dian*tiea. F *' '' -
Vahl (E. Ayapana Vent«nBt), eine fitrauobi^c Art Braitiliens und CentratameKkaa. Ut reich «n «'
eutbSlt Eupatorin und wird al« L>iureticuin, sowie als Goffenf^ift Ki'Knn Schlangeng'ifto ftngrwen i
»I.
Eupatorin ist in den Blutt«rn und BlUthon Ton Eapatoriaiu eannabiDara i«nthalt«ix. Da« §c%«
S»\i krystallisirt in seid^nKlKnienden Nadeln, biÜeniebmeck^Dd (Bighini).
O.
Euphorbia L. Typische Gattung der Euphorbiaceae* und deren Uiiterfam. EupbortilEl
mit etwa 700 Arten von sehr verschiedenem Wüchse über die ganze Erde, besoudtrs in
mercn Landern verbreitet. Charakteristisch ist allen die Vereinigung tnännlicber. nur
einem Staubblatt bestehender BUithen mit einer centralen weiblichen, nur aus dem
Gjriiaeccum bestehenden weiblichen Bliithe innerhalb einer aus Hochblättern i^bildetcoE
einem Cyathium. von glockiger oder kreiselformiger Gestalt. Mit wenigen Ausnabiuen »iail i
reich aii weissem, selten gelbem oder farbloseni, ätzend giftigem Milcbs&tt (.'Wolfsatlil
Die bei uns heimischen Arten einjährige oder ausd.tuemde Kräuter mit gansrandigen la
Blättern und zu Dolden vereinten Cvathicn (Tithy malus Tourn.).
E. Lathyris L. (Tithy malus Lathyrus Soop.), in Südeuropn heimiseh, bri um (
, Pillenbaum'' bin und wieder in Gärten gezogen, ausgezeichnet durch kreii2-geg«ii»tu^
Blätter und verbältuissmässig grosse Kapseln, liefert die als Brechmittel .iLg<»en4!<
Semina Cataputiae minoris. E. corollata L. und E. Ipecacuanha L., b«id(
dauernde Arten der östlichen Vereinigten Staaten, liefern die Wurzeln als PJmetica fii
Eupb. corollatac und Rad. Ipecncuanhac spuriae albae). E. pilulifcriLJ
Queensland beimisch, ist neuerdings gegen Asthma eingeführt worden. Sehr eigenlhümlicJ (
die Scction Diaeantbiutn Boissier durch ihren Wuchs ausgezeichnet. Sie uinfas.tt cictl
artige, tropische und subtropische Formen (Sträucher und Bäume) mit fleischiKcn, mm
tigcn Acsten und leicht vergänglichen Blättern, rtn deren tirunde je zwei Nrbenbr
Form von Stacheln entwickelt sind. Hierher E. resinifera Berg, eine strauohige, bis
hohe At\ mit blaugrünen, vierkantigen Aesten, in den (iebirg.sgegenden südlich utid
lieh von Marorco. Der aus Einschnitten ausfliessende Milchsaft erhärtet an der Luft nl
(lummiharzc Euphorbium'. M.
EupborbiaOI, tileum Cataputiae minurifr, ist da« fett« Oel der Samen Ton EnpUorbi» I,«t]iynM I» t
zn 40 bis 46p(h. darin enthalten. Es erstarrt hei —11°. spar Oew. 0.93(1. Das 0«! wirkt lu 3 — I Troftnl
mildes PurganH, in grOnseron Gaben drastisch and zugleich brechenerregend, ist jedoch unsorerlk^uig.
H.
Enphorbiaceae. Pflanzcnfamilic aus der dikotyleo Reihe der Tricoccae, mit etwa 3ö0l) I
nahezu 200 Gattungen verthciltcn Arten zumeist den Tropen angehörend. Fast durch
fiihren die weiblichen Bliithen drei Fruchtblätter, welche zu einer Art Spaltfrucht
Spritiglnicht werden. Die meist einsamigen Fächer trennen sich elastisch kapsciartig oft von«
bleibcudcu Mittcisntile los. Samen oft mit Caruncula und reich an fetthaltigem Näh
Viele mit scharf giftigem Milchsafte (Wolfsrailchgewächse); Wuchs sehr versrhi«
einjährigen Zwergformen bis zu kräftigen Räumen entwickelt. Unterfamilien: 1. Eupbtl
mit der typischen Gattung Eupho rbi.i *: 2. Dalechampicae; 3. Hippomaneae:
Manihot, .latropha, Hippomanc, Hura; 4. Acalypheac: hierher Hevea, Aleuritj
Acalypha, Mereurialis, Mallotus, Ricinus* u. a. 5. Crotoneae; hierher Cr«l
u. n. G. Bridclieae und 7. Phyllanthcae und einige australische Gruppen.
Kaphorbinni, <iummi s. Resina s. lintnini-resina Kuphorbii. Der cingetrockiiett
saft von Euphorbia resinifera Berg zeigt erbsen- bis nnssgrossc, hellgelbbrauiie, matti\ raakt'
diirchseheinendo Stücke von charakteristischer Ferm, abhängig von jenem Theile der Motl*'
pflanze, an welchem der austretende Milchsali erhärtet. Der Droge sind sle.t.s versehitto*
Theile der Stamrapllaiize wie Rindenfragniente, Stacheln, Bliithen, Früchte u. s. w. beig«iDca(t
Das Euphorbium ist in Alkohol zu 40— 60pCt., in Wa.'iser nur wenig löslich, bildet tiüi
mit letzlerem keine Emulsion ; erwännt riecht es weihrauchartig. Das Eupborbiumpulrer "l
hellgrauweisslicb.
Als wirksames Princip gilt ein amorphes, indifferentes, bitter und schart schmeckoii^j
in Alkohol leicht lösliches Harz (ca. 38 pCt.), das nach Bucbheim das Anhydrid der
aber nicht scharfen Euphorbinsäure sein soll. Daneben sind noch nachgr-wicsen ca. SO |
Elipborbon. ferner Gummi, Kautschuk; Wassergehalt 5—8 pCt. Aschengehalt 10 pCt.
Die unverletzte Haut wird durch Euphorbium in Substanz nicht alterirt, alkohali
Lüsungeu aber vermögen an zarten Stellen entzündliche Vorgänge her\'orzurufen. Auf Sd
häuten. Wund- und Geschwürsflächen wirkt die Droge stark reizend, ja cutzündati^
Es jnüssea deshalb, weuu sie gepulvert werden soll, Vorsicbtsmaassregeln getro&oo wttdts, i
l[Eophorbiuiii — 243 — Eupliorine]
• sonst heftiges Niesen, Entzündungen mit Blasenbildung resultirun. Im Munde erzeugt das
« Euphorbium einen lang anhaltenden, brennend-scharfen Gescbniack. Innerlich applicirt ver-
' nrsacht es .wie Gutti und Crotonolsäure heftige Diarrhoen, in grösseren Dosen heftiges Erbrechen,
starke Gastro-Enteritis : auch entfernte Wirkungen, wie Schwindel, Delirien, Pupillcnerweiterung,
i kleiner arhrthmischcr Puls wurden beobachtet. Als (iegcnmittel gelten nach Entleerung des
Verdauungsapparates Eis, schleimige und einhüllende Getränke, Opium.
Die Anwendung des Euphorbium als Drasticum ist gegenwärtig verlassen. Nach Huse-
mann purgirt das Pulver zu 0,2—0,5 noch nicht. Aeusscrlich dient es gewöhnlich corabinirt
mit anderen, ähnlich wirkenden Mitteln als reizendes Agens bei torpiden Geschwüren oder als
ableitendes, hautröthendes Mittel bei neuralgischen Schmerzen, und zwar in Form von Streu-
pulver, mit Amylum oder Magnesia, Salben (1 : 20) oder Pflastern.
Tinctura Euphorbii (1 : 10): eine rothgelbe, bei längerer Aufbewahrung Euphor-
bonkrystallc ausscheiiicnde Flüssigkeit, verwendbar zum Betupfen von Warzen,
torpiden Geschwüren, cariösen Knochen und zu reizenden Verbandsalben.
Unguentum acre, scharfe Salbe. Hufsalbe: grünbraune Salbe. Gera flava 15,
Colophonium 30, Tercbinthina 60, Adeps suillus 2.50 werden zusammengeschmolzen
und hinzugefügt: Cantharides pulveratae 50, Euphorbium 10.
^ Euphorbium ist ferner Bestandtheil von Emplastrum Cantharidum perpetuum und
Emplaslrum Picis irritans. NBVINNY.
Euiiliorbon, CisHjjO, krTBtallisirende Siitislani suh Euphorbiumhan (FUekigrr), Sclimp. 113— lU", ist
■ Taut unltlslirli in Wuser.'wuniK in Alliahol, Idichl in Avtlirr. B»nzol. Chlorofonn. Niclit fluchtig. Beohtsdrrbonil.
Dareli schinelicnUeii Kali wird es nicht Terandrrt. durch Salpcterslur« lu Oxalslai« oxjdirt.
S.
niphOri]ieyPk>'nylurrtbaii.C0y\ni^'i| v . tuu Ciacosa IHUO physiolofrisch und von Sansoni klinisch geiirUft.
Es entHtt'ht durch Einwirken ron ChlorkohlenB&nro-Aethjlaether auf Anilin, stellt rin weisses krTslallini^ches Pulver
dar, ist Ton uchwach aromatischem Geruch und tuemt kaum morkliehem, nachher schärfiT werdenden, an Oewüranolken
erinnernden Geschmack. In kaltem Walser ist es sehr .-lehwer lOslich. leicht dagegen in Alkohol und alkoholischen
Flüssigkeiten, schon in Wnisswein lOst es sieh, um praktisch Terwerthbaro Losungen zu geben.
Nach Giacosa verhindert Euphorine in 0,2proc. Lösung die Hefegährung, die Milchsäure-
gäbrung und die Zersetzung des Harnes und hemmt die Entwicklung pathogener Mikro-
oi|;anismen. In Fäuluiss begriffene Körper, wie fein zerhacktes Pankreas, spalten aus demselben
kleine Mengen Phenol ab. Bei Fröschen erzeugt Euphorine centrale Lähmung. Für Säuge-
tbicre ist das Mittel wenig giftig. Einem 10 kg schweren Hunde konnten 4 g in Alkohol ge-
löst intraperitoneal injicirt werden, ohne ernste Erscheinungen hervorzurufen. Ein Kaninchen
Ton 1,8 kg, dem 5 g in Wasser suspendirt in den Magen gespritzt waren, ging nach 5 Stunden
unter den Erscheinungen von CoUaps, allmählicher Temperaturerniedrigung, zunehmender
Sohwächr, Anaesthcsie, Aufhebung der Reflexe zu Grunde. Das Blut erfährt durch Euphorine
keine Veränderung, selbst nicht nach tödtlichen Dosen und nach directer Einspritzung in die
Blutbahn. Zum Theil wird das Euphorine im Organismus oxydirt und als Paraoxyphenyl-
urethan ausgeschieden, die Hauptmenge erscheint im Urin als gepaarte Schwefelsäure, ein
kleiner Theil zuweilen auch an (Jlykuronsäure gebunden, ein anderer als Amidophenol.
Während bei nicht fiebernden Menschen Körpertemperatur, Puls- und Respiralionsfrequeiiz
durch medicinale Gaben nicht beeinflusst werden, wirkt Euphorine auf die fieberhaft erhöhte
Körpertemperatur schon energi.-sch ein, sie sinkt in einigen Fällen nach kurz dauernder
Steigerung um einige Decigraclc unmittelbar nach dem Einnehmen unter Schwci.'^.sausbnich,
während gleichzeitig die Haut geröthet wird. Die Temperaturabnahme erreicht ihr Maximum
in 3—6 Stunden, sie dauert durchschnittlich 5 — 7 Stunden, selten kürzere Zeit, zuweilen
9 — 14 Stunden. Puls- und Respirationsfrequen/ nehmen der Temperaturerniedrigung ent-
sprechend ab, gleichzeitig wird die Pulswelle, als Ausdruck einer vasomotorischen Lähmung,
höher. Während der Apyrexie besteht Wohlbefinden, selbst bei subnormalen Temperaturen,
und nur wenige Kranke klagen über ein Kältegefühl. Das Wiederansteigen der Tcmpvrahir
erfolgt plötzlich und unter mehr «der weniger heftigem Schüttelfrost.
Die Wirkung als Antipyrelicum ist ziemlich zuverlässig. Im -Allgemeinen entspricht 0,5 g
Euphorine 1 g Antipyrin, doch scheint die Intensität der Wirkung nach den Beobachtungen
von Köster mehr noch als bei anderen .\ntipyreticis zu variircn, sogar bei ein und dem-
selben Individuum. Sehr viel unzuverlässiger ist die analgetische und antirheumatische Wir-
kung. Es sind für letztere grössere Dosen nothwcndig und häufig sind sie nutzlos. Sansoni
sah guten Erfolg bei Orchitis, mittel massigen bei Ischias und bei den blitzartigen Schmerzen
bei Tabes, so gut wie keinen bei Intercostalneuralgien und Migraine. Adler rühmt das Mitt«l
bei Supraorbitalneuralgie, Ischias und ganz besonders bei habitueller llemikranic, während
Köster in den meisten Fällen von Ischias nur unbedeutende oder gar keine Wirkung und
bei Hemikranic nur zuweilen einen Erfolg sah. Abgesehen von den constant auftretenden
Schweissen und Schüttelfrösten beobachtete Sansoni als Nebenwirkung häufitrcr eine leichte
C}'anose. Dass es jedoch zu unangenehmen Zuständen kommen kann, zeigen die Beobachtungen
von Raimondi und GiuUini. welche bei einem Phthisiker nach 2 Dosen von 0.37 einen
Temperaturabfall bis auf 35* und Coma. sowie von Köster. der wiederholt grosses Schwäche-
«fShl und in einem Falle selbst Collaps sah. Aeusscrlich hat Euphorine als antiseptisches
Streupulver bei Fussgeschwürcn, Verbrennungen, syphilitischen Geschwüren u. s. w. mit gutem
16*
[Eiipliorinp
— 244 —
Erfolge An Wendung gefunden. Die Eiterung nimmt sehnell nb, der foetide l"i'>riii-l'
und die VemarbuD(j tritt schnell ein. Auch die schmerzstillende Wirkung
Dosis als Antipyreticum 0,5 g in Pulverform, bei Patienten unter 15 -..:..
'/2!'tändlich gegeben. Sansoni empfahl, mit Dosen von 0,1 g zu beginnen. AI» Aackl
mnlicum 1..')— 2,0 pro die, als Analgeticum 1,0—2,0 und mehr inoerhalb 24 Stun<leo.
lieh in Substanz als Streupulver benutzt. Kiiphorino giebt mit .\ntipyriD eine in ViMt^
lösliche Verbindung. Die gleichzeitige Verordnung ist daher zu vernieideM. ,,»,■«
Enplira8lll I,. F/lanzt-'HfiMttuiic aQ.s tlnr Fant. df*r Seroiih ulKriaCüae'. Tjpuj» der K ti »i h ^ , * j • 1 1 ■
üt-'iitlieU xwpilip^ifren Kron<* mit m(!lir oilcr weniger stark ausgeprüKt^r tielinfOnniger < ■ ' v^
Killifirlimarotanr di'n griiiiu^igten Erdfllricbpn angehörend. mcii)t kleine KrSitter mit si>
xHllnt^n lilUttem. Bei uns E. officinali« L., Aogontrost. ein anselieinbareD Wicfienki «ut tun «i.-i'ui'lm
EnpbraatannsSure. 8io entfallt GerhK&ure, Ton Ena in Form den BleisaUpA Ton x«isf^r«n*r PafV4
IL
Das blühende Kraut von Euphrasia officinalis L. wurde früher in Infusen zu Uu
auf die Augen viel benutzt. Dann wurde von Gnrlnnd die Tinctur aus der Ptumi
Erkältung und frischen Schnupfen warm empfohlen. Namentlich bei kleinen Kjndcn
die Wirkung eine vorzügliche sein. Erwachsene bekommen 2 stündlich 10 Tropfen in
Glase Wasser zu trinken, Kinder nur wenige Tropfen mit Wasser, daa sie im Laufe desl
austrinken. Euphrasia schmeckt bitter aromatisch und wirkt adstringirend.
Ettroithen, Isobutyl-ti-kresoljodid, C»H2 ' C4H» " CHs ' ÖJ
I
CHjOcffj • cß;
wird dargestellt durch Einwirkung von Jodjodkalium auf eine alkalische Lösuug '
but)l-o-kresül. Es ist ein feines gelbes Pulver von schwach aromatischem, au Safirvn 1
den Geruch, unlöslich in Wasser, leicht lijslich in Alkohol, Aclher, Chloroform und Otl]
enthält 28,1 pCt. .fod. In troekeiieiii Zustande ist es beständig, feucht dagegen sptvltetel
bei gewöhnlicher Temperatur, reichlicher noch beim Erwärmen mit Wasser freies Jod tbi
gleichzeitiger Bildung einer in Wasser lüslieheu organischen Jodverhindung. Noch l
Mengen Jod werden bei Gegenwart von .\lkali oder kohlensauren Alkalien abgespalten.
Europhen wurde im Jahre 1891 von Siebel physiologisch und bctkteriologisch uoti
und als Ersatzmittel des Jodoforms empfohlen. Und in der That steht es von allen 111
letzten Jahren in die Therapie eingeführten organischen Jodverbindungen wegen der F
schaff, in feuchtem Zustande und in Berührung mit lebenden Zellen Jod abzuspalten,
Jodoform am nächsten. Wie bei letzterem findet durch Europhen eine Abtodtung von "
Organismen nicht statt, wohl aber verziigert es mehr oder weniger deren W'.icbsthan
hebt es gänzlich auf. So wachsen Spirilhim Finkleri, Cholerac und Micmcoccus teil
unter einer Decke von Eurnphen gar nicht, Milzbrandbncillen nur spärlich; .""taphyU
aureus und prodigiosus werden erheblich, Pneumonie- und Typhusbacillcn wenig. Pyoef
dagegen gar nicht in ihrem Wachsthum btcinflus.sl. Wird Europhen in physiologbcber I
Salzlösung suspendirt subcutan injicirt, so findet eine langsame contiuuirlicbe Jodab
statt und d.is Jod wird durch den Urin in Form einer organischen Verbindung ansg
Nach subcutaner Injection von ! g kann man bereits am nächsten Tage Jod im Harne 1
weisen. Die Ausscheidung dauert etwa lü Tage, sie ist am zweiten Tage am reiehlitb
Etwas schneller erfolgt die Jodabspaltung bei Anwendung einer öligen Lösung. Wird !
innerlich gegeben, so erscheint das Jod im Urin als Jodkali. Die Ausscheidung beginn^
rcits nach wenigen Stunden, sie ist am reichlichsten am ersten Tage, am zweiten Tagt
hält der Urin nur geringe Mengen und am dritten Tage nur noch Spuren von Jod.
ist wenig giftig. 0,5 g, innerlich gegeben, verursacht beim Menschen keinerlei BesciweM*'
1 g erzeugt ausser schnell vorübergehendem leichten Magendriicken keine weiteren Svinplm
Subcutane Injeclionen öliger Lösungen sind schmerzlos und reactionslos. und lici l.'
Düsen fehlen auch Allgemeinerscheinungen. nur bei Dosen von 0,1 beobachtet man nt"
den ersten Einspritzungen Kopf- und Leibschmerzen (Eichhoff).
Europhen findet in der Wundbehandlung und in der Dermatother,ipie unter da
Bedingungen wie Jodoform Anwendung. Es hebt Eiterungen auf, beseitigt fötide StcittO
regt zu kräftigen Granulationen an und befördert den fJcilungsprocess. Sehr gut sind i
Erfolge bei Ulcus cruris, Ulcus moUe, syphilitischen Ulcer.itionen. Condylom,"»t;i lala, Bala
(Eichhoff, v. Oefele, Kopp, Neubcrger, Sanlfeld), bei Verbrennungen und Ve
gen (Sichel). Bei Psoriasis. Favus, Eczema parasitarium ist es wirkungslos. Injecti
j Gonorrhoe sind stark reizend und haben sich nicht bewährt. Mit Erfolg gelangt ^^
nach Loowenstcin zur Anwendung bei Blutungen aus der Nase in Folge von Erosion« <
Scptums, wo es styptisch wirkt und die Erosionen schnell zur Heilung bringt, ferner heii'
foetideu atrophischen Processen, bei Ulcus perforans septi cartilaginei nasi und bei der Sit
behaiidlung nach operativen Eingriffen. Weniger leistet es bei Ozaeua. Szencs <<nip&ill
es als .Streupulver bei Eiterungen im äusseren Gehörgauge, während es bei Pauk'
rungen keine »ecretionsvermindenido Wirkung zeigen soll. Jasinski benutzte I
Localtuberculose als Streupulver oder in (ilycerin eniulgirt an Stelle von JodoiCTm,
[fiarophen — 245 — Kuthaiiasie]
letzteres auch hiurbci zu ursutzcn im Staude ist, niUssuu weitun; Bcobaclituugen luhrcu. In
einem mittclsch-weren Fnll von Lepra fand Goidschmidt nach 4 jähriger Behandlung mit
' Einreibungen und subcutanen Injectionen einer 5proc. öligen Lösung die Bacillen verschwunden.
Noch 2 Jahren var kein Recidiv eingetreten. Subcutane Injectionen iu der Behandlung von
Syphilis, von Eich ho ff empfohlen, haben sich nicht betriUirt und sind daher als nicht sicher
-wirkend von ihm wieder aufgegeben worden.
Europhen hat vor dem Jodoform den Vorzug, nicht unangenehm zu riechen und ungiftig
zu sein. Reizerscheinungen, wie sie so häutig bei Jodoform beobachtet werden, sind, wenn
auch nicht ganz ausgeschlossen, so doch jedenfalls sehr selten. Als Streupulver wird Europhen
unverdünnt in Substanz oder mit Borsäure oder Talcum 1 : 1 — 5 angewendet. Amylum ist
• wegen der Bildung von Jodstärke bei Feuchtigkeit zu vermeiden. Europhen haftet sehr fest
auf der Haut und auf Schleimhäuten. Es ist ein äusserst zartes Pulver und lässt sich daher
in sehr feiner gleichmässiger Schicht auftragen. Man kann mit 1 Theil Europhen eine ebenso
grosse Fläche bestreuen wie mit 5 Theilen Jodoform. Man benutzt femer Salben I — lOproc,
Pasten 2 — öproc, mit Zinkoxyd und Talcum (nicht mit Amylum wegen der Bildung von Jod-
' stärke), Lösungen iu Collodium oder Traumaticin 5proc., Gaze 5- und lOproc. Subcutan
' giebt man 0,05—0,1 in Oel gelöst. Die Lösungen sind zu filtrireu. Bei Bereitung der Lösung
- ist ebenso wie bei der Salbeubereitung Erwärmung zu vermeiden. Europhen und Sublimat
dürfen nicht gleichzeitig angewendet werden, da es sonst zur Bildung einer ätzenden Queck-
silberverbindung (Quecksilbcrjodid) kommt.
LANOOAAKD.
Anyflirol ist ein Praeparat, welches aus einer wässerigen Extraction von Rindermilz mit Zu-
satz von Kochsalz und Pflanzeuschlcim besteht. Es bildet eine dunkelbraune, würzig riechende
und schmeckende Masse von Hooigconsistenz, die sich in heissem Wasser leicht löst. Von
Cohnstein wurde das Extract zuerst dargestellt und therapeutisch verwandt gegen Chlorose
resp. Anaeroie, da er bei der Nachprüfung der Danilewsky'schen Untersuchungen über die
blutbildende Eigenschaft der Milz und des Knochenmarkes zu dem Resultat gelangte, dass die
Zahl der Erythrocyten im Blut von Hunden und Kaninchen nach Einverleibung eines wässe-
rigen oder mit Kochsalzlösung bereiteten Rindermilzauszuges deutlich zunahm. Die Zunahme
betrug durchschnittlich V2 Million am Tage nach der Einverleibung, war aber am folgenden
Tage wieder fast regelmässig geschwunden. Die Versuche an Menschen ergaben nach 14tägiger
Beb.indlung eine durchschnittliche Zunahme von ','2 Million Erythrocyten und eine Steigerung
des Haemoglobingehaltes um 20—30 pCt. Eine Besserung des Aussehens wurde in zwei Drit-
teln der Fälle erzielt, eine Verminderung der subjectiven Beschwerden, wie Kopfschmerzen,
Mattigkeit, Appetitlosigkeit, Obstipation, Herzklopfen, Menstruatioiisbcschwcrden etc., in einem
noch grösseren Procentsatz: auch eine Erhöhung des Körpergewichts wurde in einigen Fällen
eonstatirt. Schädliche Nachwirkungen wurden nicht beobachtet. Das Eurythrol wird als Zu-
satz zu Suppen oder Saucen oder auch nur mit heissem Wa.sser vermischt, wie das Liebig'sche
Kleischcxtract, zu 2 Theelöffeln täglich verabreicht. Ob das Eurythrol wirklich einen dauernd
blutbildenden oder blutverbessernden Einfluss ausübt oder nur, wie alle Fleischextracte, ein
Beizmittel für Magen, Nerven und Circulationsapparat darstellt, bedarf noch genauer und
sahlreicher Versuche.
FRIEÜLÄNDEK.
■wUianssie. Wenn der Begriff der Euthanasie zunächst auch nur den thatsächlichen Vorgang
eines sanften Todes in sich schlie.sst, so ist er in ärztlichem Betracht dennoch auszudehnen
auf das gesamute Verhalten des Arztes und der Umgebung am Bette eines Sterbenden. Die
Sorge für die Euthanasie gehört zu den vornehmsten .\ufgaben des Arztes. Denn der Ab-
achluss eines jeden Menschenlebens ist der Tod, den abzuwenden ausser unserer Macht steht :
und so erwächst die Pflicht, diese letzte unvermeidliche Katastrophe so erträglich als möglich
SU machen. In keinem Stadium und bei keiner Art einer Krankheit darf der Ar/.t nur müssiger
Zuschauer sein; gleichviel ob die Krankheit eine ,.heilbare'' ist oder eine „unheilbare", er
muss einwirken bis zum letzten Hauche des Lebens. Die ganze ärztliche Thätigkeit lässt sich
auffassen als das Bestreben, an dem erkrankten Individuum die für dieses besten und vor-
tbeilhaftesten Bedingungen herzustellen; und dieses Bestreben wird erfüllt auf den drei ver-
schiedenen Wegen des operativen Eingriffs, der pharmakodynamischen Einwirkutig und der
Krankenpflege. Die Euthanasie ist ein integrirender Be.standtheil dieser letzteren; sie erheischt
um so eher Berücksichtigung, je geringer die Aussichten sind, dass die Krankheit zu einem
günstigen Ausgange gelangen könne; und bei den ausgesprochen unheilbaren Leiden ist der
wesentliche Kern aller ärztlicher Bethätigung nichts als „Kuthnnasie".
Auch bei dieser gilt, wie überall, der oberste (Grundsatz: nicht zu schaden, (lerade das
Bestreben, bis zum letzten, schweren Augenblick hülfreich zu .sein, birgt die Gefahr in sich,
den sicher Verlorenen durch unnütze oder bestenfalls wenig bedeutende Maassnahuien zu
quälen, indem auch jetzt noch versucht wird curativ zu wirken, oder gar grössere Operationen
au veranstalten und eine unnütze und quälerischc Polypragmasie gerade in dem Bestri;ben zu
entfalten, eine möglichst vollkommene Euthanasie herbeizuführen. Der Todeskampf entspricht
hinsichtlich der subjectiven Kmpfmdungen des Sterbenden keineswegs immer dem äusseren
Anblicke, welchen er gewährt: die motorischen Vorgänge an dem sterbenden Individuum sind
[EuthnnasK*
EnH
kt'in Maassstab (tir eine etwa im gleiehcn Grade vorhandene Erregung auch der-
Functionen. Der Ani niuss daher die Reihenfolge der einzelnen Vorgänge, iti *«l"
Etappen vordringende Tod vom Organismus Besitz ergreift, kennen. Nur seltco
plötzlicher, ein momcntaucr, in welchem gleichzeitig alle Organsysteme des Körpen
vollem Functioniren stille stehen, ganz besonders nicht der Tod in Folge von Jlbai
Organe, den m.in sonderbarer Weise den ^natürlichen" Tod zu nennen beliebt. aW
jeder Tod in Folge von Krankheit ein natürlicher ist; und auch das Greiscnaltcr s
bekanntlich an sich eine Krankheit. Dieser rein vegetative Tod tritt unter laiii
uahmc von Kraft und Hrnpfindung ein, mitunter so langsam, dass dies !'' '
und Jahrzehnte hindurch dauert. Bei plötzlichem Tode erlischt das Leb'
Körpers, der Tod schreitet vom Mittelpunkte des Körpers nach der Periplii ri'^ imi
Greis dagegen stirbt von der Peripherie her ab, und bei ihm ist das Herz du
moriens. Zwischen diesen beiden grossen und entgegengesetzten Vorgnn . '' ai
stattliche Zahl von Uebergängen, die, soweit die Kuthanasie in Betracht k Wo
liehen durch die Verschiedenheiten, unter welchen die sensible Sphaere auflion. mingai
ihru Bedeutung haben. Und da scheint es ein Vorzug der höher organisirten Thiere mH
besondere des Menschen zu sein, dass tödtlichc Ursachen gerade auf die Centren <i« I
Seins und der Psyche überhaupt vornehmlich einwirken, sei es dass sie das Be«u«3tM6ij
aufheben oder doch die Sensibilität lähmen oder wenigstens stark herabsetzen, sei e« da*!
erhaltenem Bewusslsciu, trotz der Schwere der Situation, dennoch StiDimuiig und <•«
Verfassung ruhig und heiter bleiben. So führen viele Intoxicationen in ihrem letzten VerUiAj
völliger Bewusstlosigkeit zum Tode, ebenso auch mancherlei Gehirnaffectionen ULd
Infectionskrankheiten. deren Delirien nur für die Umgebung Schreckhaftes haben, it*i
bendcn jedoch luilcrhnlb der gehwelle des Bewusstseius bleiben. Das ist durrh me!
Zeugniss derartiger Kranker erwiesen, die, nach völligem Aufgegebeiisein, hart am n»«(
Todes vorbei passirt und durch eine wundersame und nicht vorausgesehene Fügung
zu klarem Bewusstsein gelangt sind. Auch die gewaltsamen Todesarten, wie Er&ticbik '
trinken, Erhängen, führen meist zu schneller Bewusstlo.sigkeit, welche nur vage durch Vis
unterbrochen wird, durch TraumvorsteUungeu, die, wie bekannt, oft durchaus ni'liti S<-t
liehes haben; und wo das Bewusstsein erhalten bleibt, kommt der Verunglückte
der Sehrecken seine Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt, und mehr noch d«>l
versucht sich der Gefahr zu erwehren, kaum dazu, zu leiden. Gleichermaassen gehl .luca
Erfrieren dem Tode vitle .'^tutiden lang eine tiefe Bewusstlosigkeit voraus: und d«i '
hungern und Verdursten führt schliesslich zu liianitionsdeliricn, welche oft sogar eiuen
gesprochen heiteren und freundlichen Charakter tragen. Aber auch sonst wud die
mehr oder minder in Mitleidenschaft gezogen, und Coma und Delirien lassen den Kn
den tragischen Ausgang nicht emplinden. Und wo das Bewusstsein erhalten bleibt, luüj
Natur es gewollt, dass manche schweren und tödtlichcn Krankheiten gegen das Eni»
Lebens geradezu eine heitere und zufriedene Gemüthsstimmung hervorrufen: Langeiudl«
süchtige sind niemals lebensfroher und hoffnungsfreudiger als in der allerletzten Z«t i
Lebens; Verblutende, Krebskranke und manche andere fühlen noch zu eiuer Zeit, wo 5it|
sisch kaum mehr vermögen, auch nur die leiseste Bewegung auszuführen, bei völliger i
losigkeit eine vollkommene Euphorie: ja manche Geisteskranke werden gegen das Eoi* <
Lebens klarer an Intcllect und heiterer au Stimmung.
Aber trotzdem bleibt dem Arzte noch genug zu thun übrig. Nach welcher Richtung I
diese seine Thätigkeit zu erstrecken hat. kann jedoch hier nur angedeutet werden, denn in ■
Kegeln legen lässt sich das natürlich nicht. Eine jede therapeutische Vorschrift ist j» imri
Wegweiser nach der Richtung hin, in welcher im einzelneu Falle der Arzt durch cigtuM"!
wägung seine Maassnahmen zu finden bat; und hier, wo das Gefühl des Arztes so st
Widerstreit kommt mit seinen wissenschaftlichen .\nschnuungen, hier kann oft nur der '
das feine Gefühl, welches fast unbewusst das Richtige trifft, die Entschlüsse leiten. Zun
ist die grosse und schwerwiegende Frage zu erwägen : ist der Arzt berechtigt , ein ohn*
verlorenes Leben, um dem Sterbenden die Qualen abzukürzen, vorzeitig nbzuschlie*
mid bewusst zu verkürzen. Ein solches Vorgehen wäre allerdings „Euthanasie" Im weitJ
Sinne dos Wortes; aber es kann keinen Moment zweifelhaft sein, dass die Frage auf di» I
stimmteste zu verneinen ist. Göttliche und tncuschliehe (icsetze stehen dem enlgegca.
einmal, wenn der Sterbende selber tnit vollem Bewusstsein und nachdrücklichem VcrlMC"'
darum ersucht, ist es erlaubt, seinem Wunsche nachzugeben. Dieses stricte Verbot
die Herbeiführung einer vollkommenen Euthanasie sehr erheblich, aber, vrie sclir Mittei4
Mitgefühl den Arzt auch drängen mögen, an dem dünnen Faden, an welchem das Leb«o
hängt, etwas zu zerren, damit er ein wenig früher durchreisse — nie und nimmer iaifi
Erleichterung des Todes auf Kosten des Lebens geschehen. Und dann: wann ist der
thatiächlich „aufgegeben"? Niemand darf es wagen mit sicherer Bestimmtheit einen «h
schwerwiegenden Entschluss, ein so unurastössliohes Urthcil zu fassen. Aber auch oacb i
gerade entgegengesetzten Richtung hin kann der Arzt in schweren seelLächen Confliet
rathen: ist es sein Beruf und seine Pflicht, das fliehende Leben mit allen nur «öl
Mitteln aufzuhalten, die n.itürliche Entwicklung der letzten Scenc des Lebens hiah
(Euthanasie
— 247 —
Riithnnasie]
haltcQ, and das noch auu unter SchmerzfU und Qualen für dtn Sterbenden ? Eine Antwort
hierauf in einem Buche zu geben, ist nicht möglich: es giebt wohl übcrhiiupt keine Antwort
hierauf. Der Dienst am Sterbebette ist ein schwerer Dienst; und wer den wahrlich ernsten
Beruf hat, ihn zu v.ersehen, wird ihn sich nicht noch schwerer machen dadurch, dass er unnütz,
quält, unnütz foltert. Nur manchmal ist die Indication scharf vorgezeichnet, das Leben mit
allen zur Verfügung stehenden Mitteln über eine bestimmte Frist hinaus zu erhalten: wenn
die Existenz der Familie davon abhängt, dass der Kranke bis zu einem gewissen Zeitpunkte
am Leben bleibt, wenn er selber noch wichtige Verfügungen zu treffen hat, oder Mittheilungeii
und Aufschlüsse von Bedeutsamkeit durch ihn noch erwartet werden, wenn ihm eine Freude,
ein Wiedersehen, ein Abschied noch ermöglicht werden »oll. Wo hierzu die schon einschlum-
mernde Psyche des Sterbenden einer Anregung, einer Belebung bedarf, ist der Zweck am
besten und sichersten mit dem als cerebrales Excitans wirkenden Moschus* au erreichen. Im
Uebrigen aber muss hier .Teder für sich d.is Richtige zu linden suchen.
Die eigentliche Kuusthülfe der Euthanasie, welche nun noch übrig bleibt, gliedert sich in
dreifacher Weise, nämlich nach der psychischen, nach der körperlichen und nach der thera-
peutischen Einwirkung. In psychischer Uinsicht kann und muss viel geschehen. Zunächst
ist die Lebensboffnung in dem Kranken bis zum letzten Augenblick zu erhalten; sie ist nun-
mehr das einzige Besitzthum, das ihm von allen (lütern der Welt noch verblieben ist, und
mit allen Mitteln persönlicher Einwirkung muss es ihm gewahrt und gesichert werden. Der,
dem zunächst die Aufgabe hierzu zufällt, ist der Arzt. Das Maass von Ucberzeugungsfibigkeit
ist natürlich ein individuelles: es ist altein von der Persönlichkeit des Arztes abhängig und
lösst sieb nicht geben und nicht nehmen; im Wesentlichen jedoch dürfte es identisch sein
und sich decken mit jener grossen Summe von Imponderabilien, welche in dem sogenannten
, Vertrauen zum Arzte' ihren Ausdruck finden. D.iher muss gerade in der letzten Lebenszeit
eines Kranken mit ganz besonderer Sorgfalt Alles vermieden werden, was dieses Vertrauen
erschüttern könnt«. Im Uebrigen aber ist die günstige Wirkung eines frommen Betruges eine
um so .sicherere, je mehr der Arzt selber noch, trotz aller wissenschaftlichen (iründe und (iegen-
jjründe, einen Rest von Hoffnuug für eine günstige tiestaltiing der Dinge sich bewahrt hat.
In dcrThat, Niemand soll, so lange in ihm noch Leben ist, aufgegeben werden. Keinesfalls darf
aber irgend eine Mittheilung über das Ende an den Kranken selber ergehen: immer ist nur die
Umgebung zu informireu, immer aus dieser nur Personen mit genügender Selbstbeherrschung.
die dem Sterbenden nicht verrathen, wie es mit ihm steht: und auch diese immer nur in der
Form der Möglichkeit, höchstens der Wahrscheinlichkeit einer bevorstehenden Katastrophe.
Nur wu der Kranke in einer gleichgiltigen oder gar übelwollenden Umgehung ganz und gar
allein auf sieh angewiesen ist, kann eine Ausnahme Platz greifen. Es gehört aber auch hier/.u,
dass der Arzt durch sein ganzes Verhalten auf den Kranken nicht den Eindruck hervorbringe,
CS ginge mit ihm zu Ende. Echte Humanität wird nicht, um sich selber zu entl.isten, den
Sterbenden verlas.scn oder gar ihn in dem letzten, verlorenen Augenblicke bei einem anderen
Arzte Hülfe suchen lassen. Und ebenso muss auch die Umgebung geleitet werden, die Lebens-
boffnung des Sterbenden nicht zu zerstören: wer an das Krankenbett tritt, muss gefasst und
ruhig erscheinen. Dagegen bat .Jeder, und in erster Linie der .Arzt, den Kranken seine .\n-
theilnahme. das Interesse, das er an seinem Gesehirke nimmt, deutlich fühlen zu lassen, denn
das Bewusstsein solcher Antlieilnahme ist ein grosses (iut für den Sterbenden: auch muss er
aus dieser Antlieilnahme erscheu, dass th.itsächlich Alles, w.is in menschlichen Kräften steht,
für sein Wohl geschehen ist, dass sein Schicksal, wenn es sich erfüllen sollte, ein unabwend-
bares ist. Und weiter ist es die .Anwesenheit geliebter Personen an seinem Sterbelager, ist
es die Vers.^mmlung aller derer, die ihm lieb und theuer wnren und die, wenn auch nur ein-
zeln von Zeit zu Zeit, ihm sich nähern, ihm deutlich zeigen und ihn wohltbuend empfinden
lassen, wie Alles, was ihm wcrth ist. mit ihm mitfühlt. Und diese -Aufgabe des Arztes bei der
Euthanasie: dem Kranken bis zum letzten Augenblicke noch die LcbenshoRbung zu erhalten,
erstreckt sich auch auf die Regelung aller derjenigen Umstände und fiebrSuche, welche gegen
Ende des Lebens durch Nothwendigkeit und Sitte vcranl.^sst und üblich sind. Gewiss darf
durch den Arzt kein Sterbender gehindert werden, sein Haus zu bestellen, kein Gläubiger ab-
gehalten werden, seineu Frieden in der Religion zu linden ; wozu jedoch die Pflicht zwingt,
ist, darüber zu wachen, dass nicht Unbenifene ohne oder selbst gegen den Willen des Kranken
zu derartigen Handlungen sich aufdrängen, dass nicht Bigoterie. nicht Habsucht den Sterbenden
quälen und ihn zu Dingen zwingen, die, wenn es nach seiner freien Selbstbestimmung geben
würde, unterblieben wären. Hierzu gehört viel Tact und Einsicht, um das Nothwendige von
dem Ueberllüssigen unterscheiden zu können: denn es ist für diejenigen Sterbenden, welche
bis zuletzt bei klarem Bewusstsein bleiben, ein grosser Trost, alle die Dinge, welche ihnen
atn Herzen liegen, noch besprechen zu können. .Solche Aussprache herbeizuführen, ist ge-
boten; weniger eignen sich zu ihr im Allgemeinen Verwandte, mehr Freunde. Diese Beruhigung
über die Verhältnisse nach dem Tode, das Bewusstsein der Sicherheit des Schicksals der Sei-
nigeu, ist für den Sterbenden ein weiteres, wichtiges Moment der Euthanasie. Und ein nicht
minder wesentlicher Punkt der Beruhigung ist die Gewissheit über d.i3 eigene Ende: die Be-
seitigung der viel verbreiteten Furcht, lebendig begraben zu werden, durch die Zusicherung der
Vomnhme geeigneter Ma.v<snahmen nach erfolgtem Tode, wie die Oeffnung von Körperarterien.
[Gnthaniisip
— 24« —
Ausser diesen iminalcriellcu Kinwirkuiigi'ii besieht clic /.vreitc (jruppc di?r tur ßtikiuM
guliörigcii Maassnahmcii in den kürperlicben Darreichungen und Vornahmeu, welche or ifl
gemeinen Krankenpflege gehören, hier aber mit besonderer Rücksicht auf den b|fl
des Sterbens zur Anwendung gelangen, (ierade für die allerletzte Zeit des Lebens U^^|
gutes und geschultes Krankcnwartepersotial am wenigsten entbehrt vrerden. Für ii^^|
wendigen Handreichungen ist es ertordorlich, nicht nur zuverlässige, erfahrene m>l (>*4|
richtete Personen 7.ur Verfügung /,u haben, sondern gleicbermaassen auch unint<rre«sirt(, kM
blutige und verstandige Helfer, und ganz besonders auch solche, die physisch xanirbatiaM
und über ausrciohcude Köiperkräftc verfügen. Das ist um so nothwendigrr. s?^ .i-: v«
ohne die genauesten, detaillirten Vorschriften zu hinterlassen, von eitium St 1
nicht entfernen darf, und für die thalsächliche Ausführung dieser M aas sn. ahmen -i^-J
bandensein einer sachverständigen und kaltblütigen Person bei solcher Katastrophe dlHJjfl
Schaft dafür bietet, dass das geschieht, was erforderlich ist. In den weit-aus mcisti^^^|
werden auch hier weibliche PllegeriiineD den männlichen vorzuziehen sein. In alles I'BH
aber muss die Krankenpflege in minutiöser Weise bis zum letzten Augenhlicfc'' d«"« LdiM
durchgeführt werden, und das gilt auch ganz und gar von Kranken, welche ^ "'^^"V
los sind. Der psychische Tiicil der Euthanasie kann allenfalls bei gewissen ""4
geführt bleiben, der körperliche jedoch niemals. Zu diesem gehört nun Id erslet Loilt H
Sorge für frische und kühle Luft. Nirgends in der Krankenpflege ist in solchem lluV
darauf zu achten, dass fo^t ununterbrochen frische, reine und kühle Luft in das Knatfl
7.immer gehängt, als bei einem Sterbendon. /u jeder .lahroszcit, in der strengsten Wisifl
kälte, in tiefer Nacht, wann es auch sei. ganze und halbe .Stunden lang, rouss das Farfl
des Zimmers weit geöffnet werden, und das immer wieder aufs Neue mit turaen UbIM
brechuugen: Schut/, vor Zugwind und Erkältung kann auch hier durch Bettsc-birme ndsr iM
liehe einfache Vorrichtungen lierbeigerührl werden, sowie durch die richtige Wahl uud llM
des zu ölTnendeii Fensters, (ianz besonderes Bedürfniss ist eine immer wieder eriieal^lfl
Luft für die Herz- und Lungenkranken in ihrem letzten Stadium und für die Wassent^^H
Räucherungen allur Art dagegen, wie sie oft in sinnloser Weise und ohne Rijcksicht 4^H
Kranken vorgenommen werden, sind strenge zu verbieten; sie verbreiten nur Qoal^^l
Dampf und verderben die Luft mehr, als sie sie verbessern. Die zweite Aufgabe Ut^fl
die Sorge für die grösstmögliehe Hcinlichkeit. Diese hat ihre grosse Bedeutung für dif Vm
hütuDg des Deeubitus*; sie muss aber auch ohnedies im Interesse des Kranken bb ifl
letzten Augenblicke aufs Peinlichste wahrgenommen werden, um ihm In seiner soli«<M
Stunde nicht auch die Widerwärtigkeiten und Belästigungen, wie sie aus einer acbouÄM
Umgebung entstehen, zu bereiten. Und diese Rcinlk-hkeit bnt sich nicht nur auf deO^^H
des Kranken, auf seine Bettwäsche und da.s Liiger selber und .-)uf d.iä ganze KraokenlH
zu erstrecken, sondern ebenso sehr auch auf die Darreichungsmittel und auf die GeßisM, I
ihm geboten werden, und auf den Körper und die Kleidung der Pflegenden und der am 41
Krauken beschäftigten Personen. Wo in der Umgebung des Sterbenden wenig guter VH
zu Sauberkeit uud Iteinlichkcit vorhanden ist, lässt sich das Nothwendige dennoch fast imaP
und überall erzielen durch einen mit Besliiiimthfit vorgebrachten Hinweis auf die »m in
L'nsauberkcit entspringende Gefahr einer .Anslcckurig, und die Möglichkeit einer UeftcrtragW
der Krankheit auf die Umgebung, sowie durch geschickte .Andeutungen, dass hei moogelidii
Sauberkeit nach erfolgtem Tode Schwierigkeiten und Belästigungen von Seiten der .\ufsicU»
Organe zu erwarten seien. Doch auch dieses Hebet der Reinlichkeit muss, wie alles hier, wd
individuellen Indicationen durchgeführt werden, und je nach den Umständen ist nunrbu^
ein Geringes an Unsauberkcit mit in den Kauf zu nehmen, um den Sterbenden nicli' •
durch häufiges und ununterbrochenes Aus- und Ankleiden, durch Wäschewechsel uirl I -
betten und ähnliche Manipulationen urinülliig zu belästigen. Eine weitere Beachtung eriunkn
.sodann zwei besondere Momciile, welche aus der Agonie hervorgehen und deren Besorpoi
eng mit der Pflege der Reinlichkeit zusammenhängt ; der hervorbrechend« kalte Schiw»
ist immer aufs Neue mit IcinencD, nicht wollenen, Tüchern abzutrocknen, und die nnffm
Extremitäten müssen durch Wärmflaschen, Einwickhing in heisse Tücher, be-
decken mit Bettzeug, so weit als üiunlich gewärmt werden: auch kann man si.
tiren und mit schwach-wohlriechenden Flüssigkeiten waschen.
Von grösstcr Bedeutung ist femer das Lager und die Lagerung des StcrbcDden. Ak
Hauptregel gilt hierfür einmal, dass der Kranke hoch gebettet .sein muss; sodann, das« 4»
Lager möglichst passend und bequem eingerichtet ist; und zu dritt, dass die Lage öb<>rlu!ijJ
und öfters gewechselt wird. Die Erhöhung des Oberkörpers ist aus zweierlei Gnii ; '
massig: die ohnedies erschwerte. Respiration des Kranken geht so um ein weniges
sich: und die in den unteren Extremitäten bereits stark ins Stocken gekommene iireuir''
wird wieder etwas lebhafter und dadurch die entsetzliche Empfindung der Mnmiarkäll' n
etwas wenigstens herabgemindert und verbessert. Eine solche Lage kann zweckmässig t'*^
in einem Lehnstuhl oder Polsterstuhl erzielt werden; es ist durchaus nicht zutreffend, do»
jeder ,in seinem Bette sterben" soll. Ueberhaupt gilt als obersler Grund.satz hrii der Laf-
ruog von Sterbenden der, sich ganz und gar nach den Wünschen und dem Willen des Kriat«
urlber zu richten und ihm in dieser Hinsicht möglichst nachzugeben, mag, was «r In^-
luthftnAsie
— 249 —
Riithanasle]
noch nicht in Uebcrciiistimmuug mit der mediriuischcii Tlieorie sieben. !?<• sind Sterbende
sehr baulig von auüscrordentlicher liunibe befallen; sie \rollen oft nus dem iiette heraus, —
und selbst das braucht bei .«orgfdltiger Leitunp nicht immer verboten zu werden, denn häufig
gewahrt ein kurzer Gang durch das Zimmer thatsHchlich eine jrrosse Erleichterung. Immer
aber drückt sich die Unruhe des Sterbenden in dem Verlangen nach einem Wechsel seiner
Lage aus; und wenn auch steU neue und zugleich bequeme Arten der Lagerung ücbwicrig
zu finden sind, so mus.s einem solchen Verlangen doch jedesmal nachgegeben werden. Im übrigen
sind auch hier die allgemeinen (irundsätze der Krankenpflege für die Lagerung manssgebend :
man bette den Sterbenden weich, aber I.Tsse ihn nicht in den Federn versinken; auch das
Kopfkissen darf nicht zu weich sein und muss öfter gewechselt oder in Ordnung gebracht
•werden, da ein Einsinken des Kopfes den Kranken beängstigt und seine .^thmnng beschwert.
Ein Umbetten des Lagers selber soll jedoch nur, wenn besondere Umstände es nothwendig
niaclicu, erfolgen. Werden Bettschirmc angewandt, so sind sie gross und hoch zu wählen,
damit sie den Kranken gänzlich von der Umgebung abscbliessen und nicht etwa eine halbe
Moassnaiime. eine für den Sterbenden unklare und schreckhafte Situation schaffen; auch
müssen sie in einer gewissen Entfernung vom Bette aufgestellt sein, um nicht zu beengen und
zu ängstigen. Dass die höchste Ruhe an einem Sterbebette zu herrschen habe, versteht sich
Ton selbst. Oft stirbt der Mensch stückweise; und immer ist es das Gehör, welches am
längsten seine Function aufrecht erhält. Es muss darum alles störende Geräusch beseitigt
werden, nicht nur im Krankenzimmer und in der Wohnung, sondern auch in der Nachbar-
schaft und in der weiteren Umgebung. Ganz besondere Vorsorge erfordert das Wehklagen,
das Trauern der Angehörigen, welches niemals dem Sterbenden vernehmbar sein darf. Doch
auch im weiteren Sinne des Wortes muss Ruhe im Krankenzimmer herrteheu. auch durch die
anderen Sinne darf nichts, was die Ruhe des Kranken stört, auf ihn einwirken. So muss die
Beleuchtung ausreichend hell sein, um alle V'omnhmen mit genügender Sicherheit treffen zu
JcSnnen: es darf aber kein grelles Licht im /immer herrschen und nicht etwa gar dem Kranken
dircct ins Gesicht scheinen. Für üble Gerüche trifft alles das zu, was für die Ventilation gilt.
Es sind eben ausnahmslos alle Einflüsse, welche in störender Weise auf die Sinne des Kranken
wirken können, hintanzuhalten: vielleicht ist sogar eine positive Beeinflussung der Ict7,ten
Sinneseindrücke eines Sterbenden nach freundlicher, versöhnlicher Richtung hin möglich.
Doch auch der Körper fordert bis zur letzten Stunde seine Rechte: Sterbende müssen
regelmässig und in kleinen Zwischenräumen Erquickuug durch Speisen, ganz besonders aber
durch Getränke erhalten. Und da auch der Geschmackssinn sich in den meisten Fällen un-
versehrt bis zum Tode erhält, so ist es von äusserster Nothwendigkeit. dass alles, was man Ster-
benden reicht, für sie angenehm und ep]uickend ist. Auch hier gilt wieder der Grundsatz,
dass. was der Sterbende auch verlangt, ihm geboten wird, auch wenn es anscheinend nicht
passend und nicht zuträglich ist; nur ganz direct schädliches wird man versagen müssen.
Gleichviel jedoch, ob er es verlangt oder nicht, (ictränk muss in kurzen Zwischenräumen
immer wieder und wieder gereicht werden; das beste, ja vielleicht das einzige, ist. selbst
für den verwöhntesten Gaumen, jetzt klares, frisches Wasser, das die Sterbenden mit begierigen
Zügen trinken und allem anderen vorziehen; Thee oder Wein sind nicht zu empfehlen. Wenn
man will, so kann mau durch Zusatz von Säuren oder von Obstwasser oder ein wenig Wein
Äum Wasser, der Abwechslung wegen, einen besonderen (iescbmack erzeugen, auch Geldes
oder Compots in kleinen Mengen reichen, — immer aber ist das frische Wasser das hauptsäch-
lichste und unentbehrlichste Getränk. Doch soll der Sterbende nie zu viel auf einmal davon
geniessen, sondern immer nur wenig, aber dafür oftmals; auch muss die Temperatur des Ge-
tränks eine gleichmässige sein und nicht bald einmal warm und bald kalt. Natürlich muss
beim Trinken der Kranke unterstützt, im Bette aufgerichtet werden, damit ihm das Ilinuntcr-
scblucken leichter wird: besondere Aufmerksamkeit ist nötbig, wenn das Schlucken nicht mehr
gut vor sich geht: ein Fehlschlucken darf, wegen der schweren Belästigung durch den Husten-
reiz, keineswegs erfolgen. Hier muss, wie überhaupt bei bewusstlosen Kranken, an Stelle des
Oetränks ein regelmässiges Auswaschen oder Befeuchten der Mundhöhle oder Zunge geschehen,
dos niemals verabsäumt werden darf.
Und vor Allem sich selber hat der Arzt Schranken aufzuerlegen, um nicht unnütz zu
quälen. Denn die dritte Gruppe der für die Euthanasie zur Verfügung stehenden Maass-
nahmen, die therapeutische, ist im wesentlichen nur eine negative. Um mit Arzneimitteln
den Tod zu erleichtern, steht dem Arzte nur weniges zur Verfügung, um so mehr, als Ster-
bende oft vor jeder Einnahme von Medicamcntcn einen lebhaften Widerwillen empfinden und
ihrem Abscheu davor deutlichen Ausdruck geben. Gewiss, er kann und wird Narcotica in
einzelnen Fällen anwenden, aber sie werden immer nur Ausnahmen bleiben, um so mehr, als
stets die Möglichkeit einer vorzeitigen Abkürzung des Lebens durch sie im Auge bebalten
«erden muss. So weit es möglich ist, vorhandene Schmerzeu zu stillen, muss es geschehen;
local und allgemein ist das durch Morphiuminjectionen oder durch Opium und Chloralhydrat
lu versuchen; ja beim Tetanus, bei der Hydrophobie ist sogar allgemeine Narkose, die „Chlo-
roformisation de charite" gestattet. Auch dürfte der früher vielfach augewendete, dann ver-
lassene und erst in allerneuester Zeit wieder langsam zur Geltung kommende Aderlass"
manchen Kranken in ihrer allerletzten Lebenszeit Erleichterung bringen; besonders bei rieleu
[Euthanasie
— 250 —
b#il
mit .Stauuiigfii in der Circulation einbergehenden AfTectionen ist er oft dos tiini|i Hat)
(las ooch Schlaf bnugt. Sonst jedoch besteht die Aufgabe des Arztes xum •«
Theile auch darin, nicht zu viel zu thun. Man kann, in der allerbesten Absiebt, dsniel
zu grosse EntfaUiiti^ therapeutischer Handlungen die Kraukon zu Tode quäleu: «uete »l
unter freundlicher Pflege, in ihrer gewohnten Umgebung, so lange als möglich ioTiUi
zu erhalten und dann ruhig im Kreise ihrer Angehörigen auslöschen zu lassen, jutou»]
oft, wo sie doch schon verloren sind, weit davnn in Bäder und in die Berge:. otiiBim»f
stiger Jahreszeit, und zwingt sie unter fremder I'mgebung, in (lasthäusem uod Btocnkail
ihr Leben zu beschliessen, nachdem sie alle WiderwHrtigkeiten der Reise und dxr FRai*|
ihrer eigenen Noth hinzu noch durchgemacht haben. Die gleiche weise Beschränkung, in \
der Meister erst sich zeigt, hat für die medicamenlo.se Einwirkung Platz zu greila ikl
was Schmerzen verursacht, was reizt und quält, muss fortbleiben: keine Eip«cUruml
welche zum Husten reizen, keine Brechmittel, welche quälen, keine Senfpapier'-. •«! I.hf
und schmerzen: und einen verlorenen Kranken etwa noch den Schrecken ti
setzen, ist grausam. Die Euthanasie besitzt die Hiilfsniittel ihrer eigenen i
psychischen und somatischen Maassnahmen der Krankenpflege: in der tbcropeuttseiKt 1
Wirkung nützt sie mehr durch Zurückhaltung, als durch Polypragmasie.
EranX; klein« SUdt In DfpL CreoM, 460 m hocli. Tliprmilbiil, lieman Bestehen hin kuf die Zeil 4«
nnlliens darefa die Hdmer zQiilckrpJf bt. Von den zftblroielien, 3A,8 hia M.1 ^ C. wamien Quellen. w«Uk«
lieh bei RbeuiOBtisraen und Hautkrankheiten Verwonduiiit Anden, kann eine aU Schwefalqnolle bvieie^Mt fi
wlbn*nd in den Dbdgcn doA «ehwerelsauro (0,H) und kuhlonsaure Natron (O.lti) ua luoisteti berr&itn^
Hehlainiii des WaHsers wird su UmsrblHgen and AbreibunKen benuttt. Salüon Jon! bis BepTrnih^r.
W.
ET6rillft Achariu». Fleehtengatlang au» der Unippe der Ramallneae, TerwanilC mit der isUjidi*
Cetraria*. Thallus strauetaig, bttcehelig, btig, bandartig flach oder unteraeits rinni^. rrncvnei
therien Ecbu^^ffelfttnoig. kuncgeRtielt, dem Tliallusrande anfeitxend. Oft dnreb „^oreilien* ^
E. furfuracea Fr. gemein an BRnmen, Brettorwtnden und ZBnnen. schwara bU asebgrau
obemeit« graugrUn, unterüeÜE gmbig und wei»», wie vorige, gemein. War in Qebraach al«i i
Xusetu arboreuK a. Uuscu^ Aeaciae, woixsei Lungenmoos. j|.
STerniin, CqIIj.O^, flndet fich nach .*^tade in E. prnnastri und biblet ein unorpliee. gelHlirbe^
loeea FulTer, da» in kaltem Waaaer anffiuillt, in warmem sich leicht llst ; es ifi ferner Icicbt lOsUeh in r
Alkalien und SHaren. dagegen nicht in Alkohul. I'urch ammoniakaU>(ebe Bleimckerlfl^uDg wiH «s gfABl '
fUrbt es nicht. Durch SUuren wird es sehr schnell in Olykoso Uhergonibrt.
Erernsiure, Cj;H|«U7, findet sieh neben lisninatture in der FIeühte E. prunaatri (.S t enboDts). «iH«>l
Kalkniilchextract durch Salicature gefullt und an-i der getrockneten Masae durch siedenden Alkohol Mtfasip
Sie bildet kngelign Aggregat« kleiner Nadeln, Sebup. I04<*, ist anldNlicb in kaltem, f^urenweine Irultr^ tn ^
dem Wasser, leicht lOslich in Alkohol und Aether. Beim Kochen mit warmem Wasser od". r:ii <» • j
Kohlenslnre, Orcin und ETerninsKu re, CqH|[,0|. Diese bildet benxo^AnreBhnlicbe Kr^rstatle. - -kv«
Ist fast unlöslich in kaltem Wasser, leicht lAellch in kochendem sowie in Alkohol nnd Aether- i .-• l>«^ J
wird durch Eiseiichlond violett gef&rht. Beim Kochen mit Salpetersäure liefert sie ein Nitropruduet, Er*ra<
sUure. t'jH^^NOiiiOj. Sie liildet blasigelbe bii^ weix-ie Krjrstalle. schwer lOslich in Was«er, leiebt ■■ Wita|iMt
A>'lher. Fllrbt die Haut golb (Hesse).
»PIEfitL
ETbui-leS-BainSj an endlichen Ufer des Genfer .Sees Im D^pt Hante-SaTuie 37; m hoch mlegesat BIUMI
neit iH2ft Badeort. liie CJueilen sind 10 bis l'i^ C, warme, sehr stolfarms alkalische Mineralwiaser. la SssmI
Calcium- und Hagne.'iumbicarbunat (0.26 bis 0,28 beiw. 0,124 bis O.l.in) am meisten vertreten sind änd te f
an freier Kublensiinre 0,01 bis 0,02ftö betrugt, die werden Innerlieh und Busserlicb gebrmuebt, i
l'mfange versandt Unter den daselbst xur Behandlung kommenden Krankheiten sind Tornebmlieh
und Verdaunngsorgane, Oiebt, .Steinkrankbeiten und Neurosen zu nennen. ,saison Anfang Mai bis JCittsl
ETOnfBinS L. PHanxengattung aas der Farn, der Olastraceae*. Blume und Strlneher mit -oMIn
Blathen mit grossem, fleischigem Oiscns. Kapseln ^ — ülappig oder kantig, die 1—2 sami^,'
nffnend. Samen von einem bunten, oft bocbrotben Arllliis eingebOllt. E. enropaeus L.. -
bntchen, mit grUnticheu, 4 zuhligen BlUtben, rethen, 4 klappigen Krhohten nnd orangegelbein
und augepflanrt. ist in allen Tbeilen abmbrend und brechenerregend. E. st r op u r pu re a 4 Jae*«., «tu äOoMi U-'
amerikas mit dunkelbraunen Hlntben, gefitlgelt kantigen Fruchten, weissen .'^amen mit hellrijthewi Arilll« ^^ 1
•las Evunymin* nnd die mediciuiscb verwertbete Wnrxelrinde. Waboo.
In Nordamerika wird das Pluidextract, 0,04—0,4 g, gegen liabttuello Verstopfung benotxt, X.
Evonjmin nannte Kiede rer einen aus dem Oel von Eronymns europaeus durch Abdampfen dar i
geistigen LOsnng mit Magnesia, Anstioben des liOekstAudes mit Weingeist, Verdunsten und Aiu«i«ks« aB M* 1
erhaltenen KQrper. Nach Wenxetl iet derselbe ein Bitterstoff und nach H. Mejer ein glykosldes B^fSfifl
8.
Exalgtn. Das Methylacetanilid, CcHsNCHjCHbCÜ, 1874 von .^. W. von HofmanO'
stellt, wurde 1887 von Cahn und Hepp auf seine antipyretische Wirkung hin »tudirti
als ungeeignet befunden. 1889 wurde es von Dujardin-Beauinetz und Bardet o» '
eingehend untersucht und seiner hervorragend schmerzstillenden Eigenschaft wegen emp
und Exalgin genannt. Der Körper kr)-stallisirt in feinen Nadeln oder (rrossen Tifeln i
weigscr Farbe, ist geruch- und geschmacklos, in kaltem Wasser schwer, in hcissr:i»
und in mit Alkohol versetztem Wa-s.ser sehr leicht löslieh: er schmilzt bei 100— 101* i
siedet bei 240—250° C. Nach 0,46 pro Kilo Thier gehen Kaninchen unter Unruhe, fitl
und Krämpfen an Lähmung flcr Athcinuiuskcln zu Grunde; nach einer anf:inglicben StCM
findet ein späteres ."^inken des Blntdrucks statt: auf die rothen Blutkörperchen wirk^ ~
schädlich ein, obwohl es nicht so leicht zu Meth.iemoglobinurie führt wie Antifebrin.
Dosen heben die .Schmerzempfindlichkeit auf, lassen aber die Empfindlichkeit für tactiM 1
besteben.
[Kbcslgin — 2nl — Exaltationszustttnde]
Die schmerzstillende Wirkung des Exalglns zeigt sieh beim Menschen in Dosen von O.2.")
bis 0,5 und zwar namentlich bei Neuralgien, Kopfschmerzen, Migraine, den lancinirenden
Schmerzen der Tabikcr, Angiuu pectoris. Weniger leistet es bei Muskel- und Gelenk-
rheumatismus, Schliugbescbverden, garnichts bei schnierzhnften hysterischen /.uständcn, Ent-
zücdungsschmerzeu und Schmerzen, die durch Stauung in parenchymatösen Organen her-
vorgerufen werden. Mit gutem Krfolge, lleilungsdauer 5-ß Wochen, wurde das Kxalgin gegen
Chorea angewandt (Moncurvo, l,oewenthal). ohne Erfolg gegen Epilepsie, mit zweifel-
haftem Nutzen gegen psychische Störungen. Die Angabe von Dujardin-Keaumctz und
Bardet, dass beim Diabetes mellitus sowohl die llarnmcnge, wie die Zuekerausscbcidung
herabgesetzt werde, ist nicht bestätigt worden. In manchen K.illen stellte sich die Wirkung
erst nach einigen Tagen ein. Häutig tritt eine Gewöhnung ein, sodass die Düsen gesteigert
werden müssen.
Bei nicht fiebernden Patienten und den gebräuchlichen Do.scn wurde als Nebenwirkung
1/4 bis 1/2 Stunde nach dem Einnehmen häutig beobachtet: Schwindel. Flimmeni vor den
Augen, Ohrensausen, Gefühl von Trunkenheit, Müdigkeit, selten Schweiss, ücbclkeit, Erbrechen,
Icterus, rasch verschwindende Erytheme; niemals Cyanose oder Aeudcrungen der Frequenz
und Qualität des Pulses. Diese Erscheinungen gingen beim .\ussetzen des Mittels rasch vorüber
und kehrten bei erneuter Verabreichung meist nicht wieder. Schwerere Störungen, die haupt-
sächlich das Circulatious- und Ncrven.system betrafen, kamen selten vor und nur nach
grösseren Dosen. So traten z. B. bei einem Phthisiker nach 0,75 g Exalgin Sehwindel und
Convulsionen auf (Cahn und Hepp): bei einem an der ner\-ösen Form von Intluenza er-
krankten 60jährigeu Patienten nach 4,ü heftiger Schwindel, äusserst« Atbemnoth und Cyanose
(Buisson); bei einer an Myelitis leidenden Frau, wo die Dosen von 3 mal täglich 0,13 all-
mählich auf 3 mal täglich 0.4 gesteigert wurden, nach etwa 2 Wochen Schwindel, Schwere im
Epigastrium, Brechneigung, Verdunkelung des Gesichts, Cyanose, Kleinheit und Schwäche des
Pulses (Bokenham). Man verschreibt Exalgin 0,".'5 — l Spiritus q. s. Sirupus Diacodii 10,
Aqua destillata ad 100, in 24 Stunden zu verbrauchen oder Exalgin '2,3, Tinctura Aurantioruni
corticum 5, Aqua destillata 120, Sirupus Aurantioruni corticum ad I.W, Morgens und Abends
1 Esslöffel (Dujardin-Bcaumotz und Bardet). „ .. , „
ExaltatlonszagtAnde. Mit diesem Nnmen wordoii in dor Psycliiatric jcn« ^<ü.stig ab-
normen Zustände bezeichnet, in welchen die psychischen Proces.<ie einen beschleu-
nigten Ablauf nehmen. Mit dem beschleunigten Ablaut der Associationen ist in der
Regel auch eine Erhebung (exaltatio) und Steigeniiig der Gefühle, welche jene be-
gleiten, lind dann wieder der Affecte, wi-lche aus diesen hervorgehen, verbunden. Lust
und Freude steigern sich zu schlitwslich ma.xssloser AusgeKvisenheit, welche jedoch
bei irgend einer Hemmung schnell, wenn auch mir vorübergeliend , in exressiv(?
Traurigkeit umschlagen kann. Mit dem beschleunigten .Vblauf der Associationen
und den gesteigerten Gefühlen pflegt auch verbunden zu sein eine corticale Krregung
der motorischen Centren, lebhaftes Spiel der Gesichtsmuskehi, Bewegungsdrang, lautes
Singen und Kchntien, schliesslich Drang zum Zerstören.
Die Betheiligung der inneren Sinnescentren an der allgemeinen Steigeniüg des
psychischen Processes zeigt sich in den hrmfig auftretenden Illusionen, zuweilen
auch in ILnllucinationcn. Der Kxalt.itionszustand führt hei weiterer Steigerung zu
dem Bilde der Tobsucht. l)as Bild des exaltirten (ieisteskranken kommt vor:
1. bei den verschiedensten Vergiftungen, am häufigsten und praegnante.sten
im Alkohol rausch; in fthnlicher Weise- im Cocainismus, im Belladonna- und .\tropin-
rnusch. Upiuni- und Ha.schischrausch zeigen nach :uissen gewöhnlich keine Kxaltation;
letzterer verläuft vielmehr unter dem Einfluss angenehmer Hallucin.itionen.
2. iK'i Epileptikern, entweder als Ersatz des Anfalles (ejiileptisches Aequi-
valent) oder sich an den epileptischen Anfall ansclilie.s,sen(l (prae- und postepileptisches
Irr<*sein). In ähnlicher Weise; zeigt sich fui Exaltationszii.stand nicht selten bei Hyste-
rischen mit oder ohne vorangegangenen hysterischen .\nfail. Endlich auch zeigen
choreatische I'sychosen jenen ('harakter.
■i. bei der Manie*. Hier stellt iler Exaltationszustnnd ilen wesentlichen Charakter
der functionellen Psychose dar, un<l der sreschiiderte Syniptnmencomplex «leckt zu-
weilen allein das Krankheitsbild. Niedere (irade derselben werden mit Ilypomanie
bezeichnet. Diusse'lbe gilt von dem manischen Stadium der circulären Psychose.
4. bei den verschiedensten PsychosrMi als vorübergehende Zustandsfornien: Delirium
linlluciDatorium, Paranoia in ilen verschiedensten KormcM. organische ilirnknuikheiten,
Exaltationszu.stände n.icli Apoplexien, bei Tunir)ren, Dementia .senilis u. s. w. Be-
sonders häufig kommen Exaltationsziistän<le bei der progressiven P.ir.-ilyse vor: sie
macheu nicht selten zuerst iler liiigeliung klar, da-<s eine (ieisteskrankheit besteht.
[RxaltattonsziistKnde
— '>',-2 —
Rxaitl
;ui wcli-lii^ sie trotz des sflioii laiifri« vrriiiidiTti'ii NV(>si>ns «Ics Kranken bis dahin
gi'ghiubt hatte.
Wenn .-lucb »lic Therapie in erster Reihe bei dem Vorhandeiisei'
:ilt.itioDS7.ust.indes die Aufgjihe liut, die Krankheit fest/ustcllen, als der'
jener Zustand auftritt tind sie luieli dieser P'oststeljung den specielleii Inilic
in BezuR aul' jene zu f;eiui{;en hat, s» seien doch hier eiuipe therapeutia
inerkunpen in Heziig auf das Symptoni anirekiuipft. Was zuerst die Frage,
naiime in eine Irrenanstalt erferderlirli ist oder nirht, l)etrifft, so wird sich die
wo der Exaltatioiiszustand in einen Furor ül)ergef:angen ist oder übersugehw
von seihst beantworten. Hier i.st zur Siehemng des Kranlieu wie der rnigebtm; <
Krankeidiaus mit Ijesoiulereti Einriehtungen für derartige Kranke absolut notfa«c
lOrscheint diigegen der l-Aaltationszustami nur erst in massiger Entwicklu
wird man nur in den Fällen, in welrheu die Diagnose „Manie" gestelj
(diiie Zaudern sofort die Transferiruiig in eiiji' Irrenanstalt anordnen; die
kung der l-Veiheit, ilie Hiihe in der Anstalt werden in einer Reihe von Fillra i
Stande sein, ilie weitere Entwicklung der Krankheit zu lieinnien oder, wenu
nicht fli'r Fall, in ihrem Verlauf alizukiirzi^n. .\ui.-li die Exaltationszustünde der P«
lytiker werden am besten in i'iner Irrenanstalt behandelt, selbst wenn die Er
sieh in massigen Graden hält, dagegen werdi-u die schnell vorübergehenden Raa
zustande selten, die epileptisehen, hysterischen «nd choreatischen KrregnngsnBl
nur in einer gewissen Zahl von Fällen bei besonderer Heftigkeit des Anfallt* i
bei ungeniigeiuler Ueberwachung zu Haus die IrreTiansfcilt erfordern. Auch b«
Delirium hallueinatorium, bei den verschiedenen organischen Psvcho.sen, ahg«!
von der [trogre.ssiven Paralyse, wird bei niSssigi'm tirade der Krrej^ung es rm'ifli
sein, dun Kranken zu Hause zu beliantb-lii.
Für die Bfliaiulluug der Exaltatioirsziistände ist in erster Reihe Sil on
Bettruhe und im lletl laue Einwirklungen (24" R.). in welchen der
Stunden lang liegen kann, .^u-sserdem sind protrahirte Was.serbäder (26" R.
iiy" K.) von ',2- 1 stiiudiger tlaiier zu enipfehieir. Hantig genug .scheitert
t, ihn
an der Unruhe nnd dem Üewcguugsdrang des Kranken die Möglichkeit
Itett zu halten oder jenen l'roccdnren zu unterwerfi>n. Ist iler Kranke in rtH
Anstalt, dann versncht man, ihn durch ausgwlehnte liewegimg zu beruhigen;
er in der l'amilie, dami wird nian, da man den Kranken nicht au.sgehen U
d.arf, zu Biedicaiiientösen Uernliiguiigsinitteln greifen. Opiate, Trional, 8ulfonal
ähnliche Mittel iiflegen bei diesen Kxaltationszu.ständen keine oder wenigirt»»
keine erhebliehe Wirkung zu haben, in manchen Fällen z. B. bei der M.-mie
sie sogar den Kranken zuvveiieti noch nn'hr auf. Kbenso ist von Broinpmeparati
von der oft eui[)fohlenen r>igitalis wenig zu erwarten. Dagegen wird man mit Chlotl
(Dosis 2 — i! g) wenigstens auf einige Zeit Ruhe schaffen können. Schwierig;!:« _
macht dann nicht .«elten die Opjiosition des Kranken, das Mittel per os xu nchmrti
oder per rectum sich einführen zu lassen, tinnstige Wirkung kann man niei§t vmi
DulKiisininjectionen .sehen (ü,l)(JOri — l),(HH pri) dusi). Man kann diese Injectiunn»
auch nu'hrnials am Tage wiederluden, früh in kleiiieriT, Abends in grösserer IHwu
geben. Der Kranke ist im Hause auf jeden Fall zvi isolireu. und <la, wo dies nicii
durchzuführen, wird man schon <leswegen iten Kranken einer Anstalt übcrwei«-:!
inü.ssen. .\uf die Ernähnuig bei den Exaltationszustflndeii ist ein besondere.s il»-
wicht zu legen. Erfahrungsgemäss magern die Kranken schnell dabei ah, utid 'ii
in der Mehrzahl der Fälle ihr Redürfniss nach Nahrung herabgesetzt ist, nicht scltrii
;inch ga.strische Katarrhe vorhanden sind, wirfl die Auswahl der Speisen besonilfr-
vorsiclitig zu geschi'hen haben. Bei .Ausschluss aller alkoholi.schen Getränke, il'^
Kaffeos und Thees, wie aller gewürzten und blähenden Speisen, ist vor .\lleui WM
in den versdiiedensten l'Virwen zu empfehleii. Daneben suul Eier, weisses Kleiwli.
leichte (ieiiiüse und reichlich Obst zu geben. Erwähnt sei hier noch, dass in neurtt/r
Zeit Schule bei nufgeregten Kranken, welche das gen-ichte PXsen aus dem Teil«'
oder Napf verschütteten und diesen dann zertrümmerten, d;is Essen in Gefäsison rcirhi-n
Hess, welche aus Brod hergestellt waren. Die Kranken a.>vsen dann die Teller atil,
welche sie auseinander gebrochen hatten.
° MENDEL.
Exanttaema ist der allgemeine Ausdruck für Hautaus-schlilge jeder Art. Her Name eX
speriell gebrJluchlich hei syphilitischen und Arzneiauss<hlSgen; eine hesonderr K»te
{Exantheiiia
Expevtorantia]
gorie bilden (Üp sogi'tiHnntPii acuten Exantheme, M.iiseri), Scluirhirh, Rrltheln uml
Pocken, lieber die Bfhnndlunfr der Kxanthenic lässt sich nur ganz allgemein sagen,
<I:ls.s diesellic individuell jedpr pinzeliiou Krankheit ant;opasst werden iniiss, dass sirh
allgemeine Kegeln tiier nicht :iuf:-tellon lassen.
Exoltantia. Diese Gruppe scbloss früher eine grosse Aozatd der verscbiedeuartigstcu Kürper
ein. Jedes Mittel, welches die Function eines Organes hob, wurde als Unterabtheilung der
Excitanlia eingereiht; so wurden Tonico-excitantia, meistens adstringirende Substan/.en,
diu verdauungsbefurdernden Mittel genannt; hierzu gesellen sich die Cnrminativa* und
Aromatica*. Alle diejenigen Mittel, welche die Sceretion der Leber, der Nieren etc. beben,
wurden ebenfalls zu den Excitanlia gerechnet. Wir brauchen beute nur den Namen für die Gruppe
solcher Substanzen, welche als Analeptica* bezeichnet werden und die zur Anregung der
gesunkenen Herz-, Gehirn- und Rückenmarkfunction nützliche Yerwerthung linden. .ledoch
ist es ganz gerechtfertigt, nachdem die Einwirkung des Chinins* und der Kantbariden* auf
die gesunkene oder veränderte Kraft der Zclltbätigkcit erkannt ist, diese als cellulas exci-
lantia zu bezeichnen, umsomebr da voraussichtlich als Resultat weiterer Forschungen ncle
andere Mittel öbnllcber Wirkung sich einer solchen Classe einreihen lassen werden.
UEBBBICH.
ixmonth; geebmd in DeToiublre. Klim» mild«. 8*if«n Juni bis ScfUinIwr.
xophthaimns, Hervortreibung des Bulbus, leicht aus der Stellung zu diagnosticireu, bindert
bei hohen Graden den Lidscblu.ss und bewirkt, abgesehen von Beweglichkeitsstörungen, .\b-
Icnkung der Augcnaie (Doppelsehcn) und Ectropium der Unterlider. Gefahren durch Keratitis.
Durch Verbände, Schutzbrillen, Befeuchtung des Auges und Vernähen der Lidspalten ist
diesem Ausgange vorzubeugen. Er findet sich beiderseitig gewöhnlioh als Theilerschcinung
des Morbus Basedowii; die Prognose ist für den E. insofern nicht günstig, als ein Schwinden
desselben zu den Seltenheiten gehört. Die Behandlung fallt mit der des Grundleidens zu-
sammen. Einseitig tritt er meist auf bei Ent^üudungsprocessen in der Orbita, sei es dass es
sieh um eine Periostitis oder eine Phlegmone handelt. Tuberculose, Lues, Entzündungen in
iu den Nacbbarorgauen, schwere Allgemeinleiden, Verletzungen, Erysipel, Meningitis u. s. w.
sind aetiologisch in erster Linie verantwortlich zu machen. Durch hydropathische Verbände
und ein ableitendes Verfahren ist die Entzündung zu bekämpfen. Misslingt der Versuch und
zeigt sich die Abscedirung, so ist in ausgiebiger Weise der Abscess zu .spalten und nach
chirurgischen Grundsätzen zu bebandeln. Ziemlich oft wird bei diesen Erkrankungen da.s
Sehvermögen durch die Betheiligung der Sehnerven geschädigt.
Der pulsirende Exophthalmus ist ungemein selt«n. Er führt seinen Nomen von det>
im Auge, in der Orbita, Stini und Schläfe auftretenden Pulsationserscheinungen. Meistens
■wird er durch ein Aneurysma arterioso-venosum der Carotis interna und des Sinus cavernosus
hervorgerufen bei solchen Verletzungen, die eine Fissur der Schädelbasis herbeiführten. Man
nehme Comprcssionen der Carotis communis mit den Fingern oder mit Bandagen vor: wenn
diese, was gewöhnlich so ist, nichts nützen, so ist die Unterbindung am Platze. Exophthalmus
durch Blutergüsse in die Orbita, oft mit Glaskörperblutnngen und Linsenluxationen vergesell-
schaftet, ist in der Regel die Folge eines Traumas. Nicht allzu selten sehen wir diese Art
von Exophthalmus nach Zangenextractionen. Ist eine Fractur der Wände des Foramen opticum
eingetreten, so kommt es durch Leitungsuntcrbrecbung im Opticus häufig zur Amaurose. Die
Therapie hat sieb auf Abführmittel, kühle Umschläge und Dnickverhände zu beschränken. Ist
ein Tumor die Ursache, so niuss operativ vorgegangen werden. Handelt es sich um maligne
Geschwülste, so wird der ganze Inhalt der Orbita sammt dem Periost entfernt. Gutartige
oder von einer Bindegcwebskapsel umhüllte Tumoren versuche man, womöglich mit Erhaltung
de» Bulbus, zu entfernen.
Xxpectorantia. l'nt^r Kxpectorantien sind der Duncan "sehen Classiiication entsprecheml
solche K("ir[>er zu verstehen, welche die unter normalen Verhältnissen in den Bronchien
entstehenden Secrete herausbeftirdern helfen. J^ehr bald hat man in die.se Classe auch
d'w Kxcitantiri secretioiieui augentiri hineingerdiren, und M:ittir}renias.s gelw'iren demnach
auch KehaiidlungsniethtKlen durch Wfinne. Localhehnndlimg dureli Dämpfe, Anwen-
dung der Hlektricitilt zur exiicctorativen Methode. Man sieht aber sehr leicht die
Mangelhaftigkeit dieser Eiiitheiltiitgsmethode, sobald man an ilie Behandlung der
kranken Brünchi;ilschleimh.'int herantreten will. Bei einer einfachen Hypernemie und
Katarrh der Luftröhrensebicinihaut oder bei einer croupösen Entzündung sind die
Aufgaben, welche die Heilmittel zu leisten haben, ganz verschiedenartig. Bei einigen
Zu,stiin<len der j^unge will man (l;i.s Secret herausbefördern, bei anderen sucht man
es erst zu verflüssigen uml wieder bei andi'ren sucht man erst ein Secret hervorzu-
rufen, d. h. die Lungenschleimhaut ajizufeuchten. Anderereeits werden auch Mittel
[Expci-U>r«ntia
— 254 —
zu den l-ApfcKiniiiticii gezählt, \vr>lchp eiiion rein m«ch:inisrh<-n Kinflos' »iffl
wii; die Bechica*. welche eine grosse Zahl vci-schiedeiiiirtigc-r Sulistanaon in ädn^[
nehmen. Vom systematischen Standjjunkte iianii man daher di»- RxpeetorautitD ^|
eine eiulieitlictie (irup]»- nicht heibehalten. Aher vom praktischen liesit'hts|aifl
aus hat man den Heg:rifr der Kxiji-ctnrantia heibelialU-ii uiiil subsmnirt di^M^^
hinein, weini sie trotz vei-schicdeitartiuer Wirkunji schliesslicli einen nüt:clicli(^^H
auf die kranke Bronchialsclileimhaut ansülieii. V
Uie Ideale Hehandlnntr der Sclileinibaut ist ausserordeiiliieh begrt-iut. )Kir ^|
im Standi', frasförmi;:'' Kririier in die l.,unge eintreten zu lassen. Sobald i» ^M
jedoch nni feine Vertliciluiif; bei Inhalationen handelt, ist der Effect heim Koklk^f
gerade noch erkennbar, jedoch nicht für die Bronchialschleirahaut; wo derselh« kfl
hervortritt, ist es nicht mehr das fein verlheilte Mittel, welches einwirkt. sond<n4l
'riicil <les Mcdicamentes, welcher sich in Danipfform, wie es bei aetherischen Ot-Iea <■
l''all ist, der Luft beimischt. Bei der internen Verabreichung wird eine Reilw ifl
f^nbstaiizeii (hircli dif Bronchial-sidtleimhaul abfieschiedeii, in ähulichf^r NVeisr, ■i'fl
von manchen Sulistaitzeu für (iie M:i>;en- und Darui.schli'inihaut bekannt ist. '"^^M
also ein iibarmakn-dytiamischer iOlTect hier zu Stande kouinien kann. Die bnfl
aestheti.sche Ikcmchialschteimliaut i.st für minimale Quantitäten von A]l<:iloidflitfl|H
ordentlich empfindlich, uiui so scheu wir, dass kleine llosen Belladonna. Mo^^H
Kodein einen .sehr giinstifjcn Kinflnss ausüben krunien. Itahei i.st nur m Uerifhi^M
tipeu, da.ss diese kleinen Iioseii häuli;; wiederholt wi'rden niiisseii. wozu sifh fl
l*astillenf<mn sehr gut eipiet. Aber lu'cht allein die Hyperae-stliesie der S'hloimb^B
s(mdern die glatte Muscutatur der Bronchien wird durch die kleinsten QuautitiBfl
v(m .Mor]d]ium, wie (),] mg mchnnals täglich, oft schon wohltliStig heeinlh^l
Handelt es sich um die Eiitfertuing eiiu's Secrctes bei nicht wesentlich geschwi'Uf^B
Broiicbialsctib'imliauf, so sind es die .\unuoniak|uacparate, wclclie, wie man anniiii^B
dtiri'h mitiimi' .\bscheiduugen von .\mnnmi.ik ein druiiifiüssige.s Seoret hcrvnrrdifl
während die haanrligen inul balsauiiscbi-n \ erbindungeii, sowie die aetheris<-heii ijfl
bei inveterirten. besonders putriden Katanhen durch den Reiz, welchen .sie vtij
Sachen, die Kxjiectoration des Secretes erleichtern. Hier sind es OlfUiu KiiralTlB
Myrrha, Myrl<d. Balsinnum peiinianum und tolutaimni und die verschiedenen Th^l
pnu'par.'ite. welche mit Erfolg gebraudit werden können. Dieser Gattung reiht ^M
nanirgemä.^s auch das Terpentinöl an. welches bei der putriden Bronchiti.< H'jU
seitmui direct bemerkbaren desodorirenden Einflnss selbst heilend wirken kann Efl
vermehrte Secretion auf der Fläche der Bronchialsclileimhaut üben eine Reib«' ifl
Mitteln ans, welche in grosserer I lose als Euu'tica zu bez<Mi'hnen .sind: ApunioniKH
l(>er';iciiardia, .\ntimoinir:ie])arate, von diesen bestmders das Stibiuin sulfuratum oniH
tiacuiit, Radix (,hiillajae und Bulbus Scillae. Obgleich nicht stark<'s Fnietirum, fl
hört in diese Kategorie auch Hadix Senegae. Miese Wirkung kcimnit den Knfl
mittelii nicht .'illgeineiti zu. da z. B. das Zincinn snlfiiriciun in kleinen Dosni fl
Secretion beschränkt. ■
Die häufig als Expei'torantia liezeiihiieten reizmildcrnden .Mittel, wie t^lifl
C'arrageen, lachen ishiudicus. .Mthaea. Liipiiritia, verdanki'U ihre Wirkung ''■»fl
günstigen Kiutlnss auf die Enl/.iiuiiung der Kachenschleimhaut, welche auch dufl
(Gurgeln mit alkalischen Wii.ssern gemildert oder best-iligt werden kann. Einig«- Vifl
scheitu'u ganz besonders die Schleimhaut zu beeinflussen, wie das .Indknliiini un<l H
Allem das K.iiitharidiu. So können alle diese Mittel im Laufe der Behaudlunj: ifl
Bronchial- und Lungenkrankbeiten gelegejitlich zur Anwendung kommen. Zu fl
merken is|, dass bei kleinen Kindern die Expectorautii-u in der .\bsieht, Se<TPt nfl
Mendiranen aus den Bronchien zu (•iilfenK'ii. nicht benutzt werden können, d» dielfl
di<' den Erwachseneu zuktuiuneudi' Ex|»ecliu"i)ionskraft fidilt. Hier sitjd die Kmrfffl
.als einziges Hilfsmittel zu betrachten, d;Ls angehäufte Secrel aus den Kr«>nchiefl fl
entfernen. „_ ■
Exsndate, von ex und .sudarc, uussohwitzeii. Urspriiiiglieli wurde das Wort in «aiuc xteiW
licgensatz zu Trau.^sudat geljraucbt, indem m.m sirb \erstctllc, d.Lss die Exsud.ntc boiiptd^^
lieh ein Product der Zellen sciuu, während die Traussudalc durch Diosmose zu St.-knde koo»«^
sollten. Die neueren Anschauungen h.nbcn diese Gegensätze etwas verwischt, seit nun •«■
dass .'»ueh bei der Entwiekclung der Exsudate oine nemlicbe Trtinssudatiou stattfindet, tti
dnss e.s ebenso reino Transsudate nicht gicht. ,
Ex.sudate gehen stets an eine Obcrnävbo. Kiudet eine Exsudation in die Gewebe l>iBfl
SxsikUIo
— 255 —
Exsn(Iat^]
statt, so »pridit mau je nach di-r Zusammensetiiung von einem Uedi^ui, eiurr Phlegmone oiJer
einer Hacmorrhagie. Die Orte, an denen man also Exmdate lindet, sind die äussere Körper-
oberflache, der Yerdauungstractus, die Athmungswege, die serösen Höhlen der Pleura, de»
Perikards, des Peritoneums, der Grhirnventrikel und der fjelenke, die Uterushöhle, das Nieren-
becken u. s. w. und sie haben hier wieder ihre besonderen Namen nach Ort und BeschafTcnheit,
wie Hydro-. Hacmato-, Pyopcricardium. Hydro-, Hacmato-, Pyothorai (Empyem). Ascites,
Hjrdrarthos. Hydro- und Pyocephalus. Hydro-, Pyo- und Haematometra etc.
Der Zus.ammensetzung nach sind die Exiudate sehr verschieden und verändern sich auch
mit ibrcui Alter. Im frischen Zustande ist der \resentlichste Bestandtheil Wasser, dem mehr
oder weniger Eiwcisssubstanzen beigemischt sind. Ausserdem beiludet sich dann eine Reihe
von Extractivstoffen, von Schleim, Salzen, Fett und Pigment. Von morphologischen Bestaudtfaeileii
findet man weisse und rothe Blutkörperchen, Epithelien der betreffenden Fläcbeu, Gesrhvulst-
xellen, gelegentlich Krystalle von Fett, Fettsäure, Choleste.'vrin, Palmitinsäuren) Kalk. Pigment :
HaematoTdin, Bilirubin und Bilifuscin, Charc-ot'sche Krystalle, Bakterien und Fibrin. Die
Zusammensetzung bestimmt die makroskopische Gestalt der Etsudate. Es giebt fast wasser-
helle, in denen sich nur beim Centrifugiren einige körperliche Bcstandtheile auffinden lassen.
Dabin gehören besonders die Exsudate der Gchirnventrikel. Merkwürdiger Weise geht in diese,
selbst bei starkem Icterus der Gallenfarbstoff nur in Spuren über, sodass in solchen Fällen
ein schroffer Gegensatz /.wischen den Cerebralflüssigkciten und denjenigen anderer Körper-
höblen besteht. Weiter giebt es solche, die bellgelb bis dunkelgelb und grüngelb gefärbt
sind. Diese Beschaffenheit hängt vorzugsweise ab von dem Pigmcntgchalt. Die Perikard-
und Pleuraflüssigkeiten sind meist helluringelb, diejenigen der Bauchhöhle sind häufig blass-
gelb mit einem Stich ins Grünliche. Erst wcnu eine grössere Menge von Zellen sich bei-
mischt, untstehen Trübungen. Zunächst haben diese Zellen die Neigung, sich aneinander
zu lagern und so entstehen Zellhaufen, die von mikroskopischer Kleinheit immer mehr an-
tracbsen durch Anlagerung weiterer Zellen bis zu grösseren Conglomeraten. Handelt es sich
um Eitcrkörperchen, so wird die ganze Flüssigkeit schliesslich zum eiterigen Exsudat. Ebenso
entstehen durch die Beimischung von Blut hacmorrbagische Exsudate. Die Fibrinanhäufung
bangt ab von der Menge und Art des Eiweisscs und dem Gehalt an Zellen. In stärker zol-
ligen Exsudaten finden sich st«ts Gerinnungen, auch in haemorrhagischen, die dann entweder
flockig erscheinen oder in grösseren Auflagerungen und langen Fäden auftreten. Es giebt
aber auch Exsudate, die von vornherein eine besondere Neigung zur Fibrinbildung haben und
denen die sogenannten fibrinösen Entzündungen ihren Namen verdanken. Man findet sie vor-
zugsweise bei der fibrinösen Pneumonie in den Lungenalveolen und Bronchiolen, bei ver-
schiedenen Formen der Lungenentzündung, die bis an die Pleura herangehen, auf dieser, und
beim Croup im Pharynx, Larynx, Trachea und Bronchien. Seltener sind solche primären
fibrinösen Entzündungen anderer Organe, z. B. des Magens, des Darms etc. Der Fettgehalt
der Exsudate stammt in der Kegel von den heigemischten Zellen, die iu Fettmetamorphosc
übergeheu, nur bei dem chylösen Ascites, der mehr den Transsudaten angehört, stammt das
Ketl aus den durch Tumormasscn oder sonstige Zufilligkeiten verstopften Chylusgefässen.
Die .\enderungcn, die die Exsudate erleiden, treten im Wesentlichen erst ein, wenn die
Ursache gehoben ist und nun eine regressive Veränderung in ihnen erfolgt. Sie bestehen
zunächst in der Eintrocknung, indem das Wasser resorbirt wird. Gleichzeitig wandern
Leukocyten hinein, verflüssigen das Fibrin und gehen in Fettmetamorpbose über. Dieser Ver-
änderung unterliegen auch diejenigen Zellen, die sich bereits in den Exsudaten befanden. An
den äusseren Oberflächen ist die Eintrocknung eine vollständige, und es entsteht ein Schorf.
Im Inneren des Körpers bildet sich allmählich ein fettiger Detritus, der nun der Resorption zu-
gänglich ist und ganz verschwindeu kann. In anderen Fällen, wenn das Exsudat zu gros»
WJir, oder wenn der Resorption Hindernisse im Wege stehen, kann in das eingedickte Exsudat
Bindegewebe hineinwuchom und es findet eine Organisation statt, am häufigsten in Lungen,
Pleura, Perikard und Peritoneum. Es entstehen totale Verwachsungen oder fibröse Sträng«,
die je nach der Lage und .\u.sdchnung mit oder ohne Symptome bis in dos höchste Alter er-
tragen werden. Auch Kalksalzc können sich ablagern und zu einer Petri6cation führen, am
häufigsten in der Pleurahöhle und im Perikard.
Die Heilung der Exsudate hängt in erster Linie von der L'rsache derselben ab. Ist diese
beseitigt, so bestehen die Exsudate noch weiter fort und ihre Resorptionsmöglichkeit ist dann
bedingt durch ihre Grösse, ihre Zusammensetzung und die Dauer ihres Bestehens. Kleine
Kisudate werden ohne Schwierigkeit und ohne äussere Hilfe resorbirt. Grössere brauchen
dazu längere Zeit und mau kann dieselbe wesentlich abkürzen durch diuretische Mittel und
Anregung zu Schwcissbildung. Auch .Todkali unterstützt zuweilen die Resorption. An geeig-
neten Stellen kann, wenn die Entzünduiigserscheinungen verschwunden sind und keine Gefahr
besteht, dass dieselben aufs neue «rzeugt werden, Massage von Nutzen sein. Haben die Ex-
sudate längere Zeit bestanden, so bildet sich um sie eine mehr oder weniger dicke fibröse
Membran, die die Resorption sehr erschwert. Nicht selten müssen Exsudate operativ entfernt
Verden. Dazu liegen vorzugsweise zwei Indicationen vor. Einmal werden durch Exsudate die
inneren Organe comprimirt und es entstehen lebensgefährliche Symptome. Die Lungen können
durch Pleuraexsudate atelektatiscb werden, die Peritoneulflüssigkeit wirkt besonders durch das
[Exsudate
— 256
IliDUufdriiiigcu des Zwerchfells schädlk'b, die Pcrikiirdfliissigkeit vcrhiii'lor'
Horzens, die Ergüsse in die <iehirnventriJtcl wirken direot durch C'otD[
(Janglien u. s. w. In allen solchen Fällen kann eine Function mit Entle-
von Nutzen sein und sogar dauernde Hilfe bringen. Ist dtis Exsudat v
so genügt diL! eirifache Function, ist dasselbe aber eiterig oder eingedickt. ^^^ .ujupu«
Operationen nütbweudlg werden, die am Gehirn mit Trepanation, an der Pleura miiTH*
centhese, an der Bauchhöhle mit Cociotomic einhergehen. Auch Exsuda* --i-iW
Schleimbcutel, in d.-u Nierenbecken und die Uterushöhle unterliegen zu-.' ^'w
und der ausgiebigen operativen Eröffnung. Auch in allen diesen Källei. ....
abhängig sein von der Ursache, der Ausdehnung und der Art des Exsudats.
njkN.<nia
Wt-im iiucli, allgfiiiHti pathologiscli gi'iionuiieii, K.xsudate im UntprsrhHj
Traiis.siidatcn, die diirfh Stauung «'utsffhcn, all(^ durch die Ent/ilnduti^ irgend <
(trfians fut.statidcix'u .Xbsfuideruugsproductn sind, so bezeichnet man doch für jr
lieii in den jiraktisilicn Filcliprn (i(?r MtHÜcin damit specioll K lüssig^keitüa
liiiigen in i»rn<'foruiirt('ii Käuincn, die auf einer sei e.s prini.'iren, st-i r«
(■ntzüiHtiicbi'ii Erkrankung der den ircn.annten Kaum .lusk leidenden serösen Hb
beruhen. I>ie.>«> .sind dann auch haupf.'^.'lchlicb tief^en.st.-ind einer chirurgischen ""
.le nach dem Or^an, je nach der Beschaffenheit des Kxsudat«is ist seine
wesentlich verschieden und auch seine specielle Tlierapie. Unter allen Un
uui.'^s da.-; Kxsiulat wieder entfernt werden entweder durch die natürliche
tider durch operative Maxs!<nahnien, da e.-; nicht nur durch seine Auwescnlwill
i'"unction des betroffenen Organs oft eriiehlich schadigt, ja den Patienten sebwrJ
fährdet, sondern auch bei eitriger lleschaffenheit durch Resorption von
Stoffen den Patienten sehr herunterbringen kann. Hin serO.ses Ploiiraexsudtf i
kann durch seine enorme Menge so hochgradige t>yspnoe, so starke Verdr
Herzens, namentlich ein linksseitiges, so st.arke Beeinträchtigung der BInti
iiervomifen, (htss wegen acuter Lebensgefahr eine sofortige Entleerung des
unbedingt indicirt ist. Sobald ein sen'ises Pleuraexsudat nach aeut»>r Pia
längere Zeit besteht, ohne wesentlich an Umfang abzunehmen, ist e.s zweckn
nicht mehr zu warten, s(uidern es zu entleeren, bü.ssen doch sonst leicht die I
ihre .\usdeiiiuuigsf:ihigkeit ein. Ist das Pleuraexsudat .'ilier eitrig, so niaüss es i
dingt herausgebissen werden, weil die Lunge verödet und die Patienten dtutkl
Resorption der eitrigen Substanzen zu sehr herunterkommen. Bei den Torfnfj
wähnU'ii rein serösen Krgüssen, deren Resorption nur verzr»gert ist, ist eine eia
Putu'tion mit dem Troicart manchmal ausreichend Man stO.sst einen dicken Tr
im 4. — fj. Intercostalrauni zwischen Mamillar- und Axillarlinie dicht .-mi obcrfü I
der Rippe ein und litsst den Thoraxinbalt langsam aus der C.anüle auslaufen.
I<unge kann sich nun wieder ausdehnen und dadurch werden die Hedin^in^rto i
günstiger, dass der liest des serösen Exsudates, der nicht ausgelaufen ist, anii
das sich etwa neu ansammelnde Secrct resoriiirt werden. Mit dem einmaligen .
fliessenUtssen ist es aber bei eitrigen Krgüs.sen mei.st nicht getiian, sondern mU) i
dafür Sorge tragen, dn.ss, so lange etw;i Kiter res[). Flüssigkeit von der er
l'leura abgesondert wird, dtesellie einen Au.sweg hat; innu muss .also diesclb«*n da
aus wie Ab.scesse behandehi. Nach der .\nsicht iler meisten Chirurgen gwt
dies wohl am besten in der Weise, da.s.s man ein Stück Rippe resecirt, um 8o
OeflTnung zu h.aben, die nicht so leicht zugeht, die dem Offenhalten keinen ^*
stand entgegenstellt. Man macht im 4. — G. Fntercostalrauiu in der Axillarlinie
festen Schnitt auf die Ki[(pe entsprechend ihrer l.,ängsrichtung bis aaf den Knoflf
hebelt das Periost nach beiden Seiten und hinten aVi und nimmt mit der Rip
scheere ein 2 — 3 cm langes Stück der Hippe weg. l>aini macht man, um die lü
costalarterie nicht zu verletzen, ents|irechend dem elieren Rand der Rip|)«- eine!
cision in die Pleura, erweitert diese mit der Kornz.inge und entleert il;i.< YaM
durch ein langes, dickes flrainrohr, Das hrainrohr bleibt daim liegm.
Lagerung auf der kranken Seite, soda^JS diu Wunde der tiefste I'nnkt ist,
mehrmals am T.ige erfolgendes Emporheben der I'eiue sanmit Hecken und
dieser Seitenlage, nachfolgendes Aufsetzen und Wiederunistülpen wird die etw>l
gesonderte Flü.ssigkeit inuuer wieder entleert. So l.lsst dann allmrihlich die I
nach und verschwindet schlie.sslich ganz. Die Lunge dehnt sieh au.s und die
heilt. Ausspülungen, namentlich mit Desiidicientieu, sind für gewöhnlich nicht nü^
nur wenn der Inhalt jauchig, stinkend sein sollte, empfehlen sich Aussi>illung«oi
I [Exsiidat<>
— _'n ( —
ExsudntpJ
S;iliryKv:Lssor ndor mit l 'lil(trziiikliisiiii;r. IHrsi- li'tzlcri' wirkt itl't aiisgüzficlmol, iniloiii
sofort lind anilaueriid diM* G<'st;iiik vorscliwiiulet und die Sorrotioii eine gufartij;!'
wird. Man nimmt dazu chw 2prnc. J^iösuiig. (jolegcntlicli. abt-r n'cht selten, musn
man nocl» ein liinterL's Orainajiciofh in dii- l'leura tuai-ln-n. um dei' l'liissipkeit i'ineii
iidfh liesscriMi Alifluss zu o;elH«n. Iiic Punotion mit Hfltcrdrainagr, dii- l>losse hieision
des Zwisclu/nripiienraumes ohne HiniK-nn-scrtion mit l'rainajrc, wird im Allgemeinen
von den Chirurgen fiir nicht «:enügeiiil si<dii'r zw liehandlung; eitrif^er Pleuraexsudate
gehalten. Hei rein serösen l'>güs.sen, die man entleeren will, weil die Resorption zu
lange daurrt. mögen sie geniigcn. Ist aher zur Zeit der IJperation die Lunge sehen
nicht mehr oder nur wenig ausdeiinqngsfühig, so kann sie nicht den Thoraxrauni
wieder ausfüllen, die Rippen geben auch nicht nach, und es bleibt also ein naeji
au-ssi'n coraniunicirender Hohlraum, dessen Wände secerniren. Darum ist es noth-
wendig, durch Kes<>ction von Rippen den ßnistraum zu verkleinern, damit Lungen-
volunien imd Brustraum mit einander corresporidiren.
hie Exsudate in dem Perikardialsack haben grosse Aehnlichkeit mit den
Pleuraexsudaten und müssen principiell ebenso behandelt werden. Auch bei diesen
katm man gidegentlich gezwungen sein, ein seröses Exsudat zu entleeren, meist aber
giebt der eitrige Krgu.ss die Indicalion dazu. IMe.sen muss man, wenn er diagnosticirl
wurde, herauslassen. Bei den serösen macht man im 4. oder ö. Ititercosfalrainn in
der ParaSternallinie orier etwas ii.ich aussen davon die Punction mit dem Troicart,
bei ih'U eitrigen nimmt man dxs Messer, uin in derscli)eu Gegend auf das Perikard
vurzudringen und eine breitere deffnung anzulegen. In einer Heihe von Füllen sind
dadurch Heilungen erzielt worden.
Exsudate im Bauch räum bieten der Beurtheilung und damit der Wahl «icr
Thera|>ii' viel mehr Schwierigkeiten als die vorgenannten. Acute seröse Ex.sudate
bilden nie ein Object für operatives Eingreifen. In Folge der grossen Resorbirf:\hig-
keit d<:s Bauchfells werden diese immer wieder aufgesogen, .\nders ist es aber mit
den eitrigen Ergü.ssen. Diese sind in den meisten Füllen nicht die Folge einer für
sich bestehenden Erkrankung des Peritoneutn. sondern ilie Folgi' riiier Peritonitis, dii'
veranlasst i.st durch die Verletzung oder Erkrankung eines Abdomiiialorgans. Wandern
die Mikroorganismen aus einem verletzten Magen oder Darsn in die Kaiichböiile ein,
so giebt es eine acute Peritonitis gewöhnlich von eitrigem t'li.irakter, dii' localisirt
bleiben, aber a\ich diffus sieh verbreiten k.inn. Hier heis.st es, nicht nur drts Exsudat
womöglich zu beschränken, zur Abkapselimg zu bringen, sondern auch dii- V"'lle zu
verstopfen. Die abwartende Behandlung winl Eisblasen auf den Leib, absolut ruhige
Lage, peinlichste Diaet verordnen uml gehörig Opium daireichen, um die Därme zum
Stillstand zu bringen, dadurch Gelegenheit zu Vfrkb'bungen, zu Vei-stopfung des
Ijoches in dem umliegenden Darme, Gelegenheit zur Abka](sidung des Exsudates zu
geben. Die eingreifende Therapie aber, und diese gewinnt jetzt immer mehr .-in
Hoden, wird bei gestidlti-r Diagno.se operativ die [»rimäri' ijuejli' aafsucheti und zu
schlie.s.sen suchen und zugleich durch .\u.s.spülimgini resp. Austupfen ifer .Mtilominal-
höhle das Exsudat fortschaffen, \'on der abwartenib'n Therapie nuicht man iiiehr
Gebrauch, wenn die Peritonitis in Folge tier Erkrankung eines Alidomiiiabu-gan.s
zn Sfcmde kam, weil hier die .\ussiclit<_'n auf ein Reschränktbleibe.n des Proces.ses
)frös.ser sind. Ist c>s zu einer Aiikapselung gekommen, so wird der Abscess je n.aeh
Hcijnem «Sitz von irgend einer Stelle aus eröffnet, drainirt uml peinlichst nachbehandelt.
IHcs gilt n.itnrlich für jedes Exsudat der Bauchhöhli', lias nicht n'sorbirt wird, sei
«!B nun durch eine Erkrankung des Magens, des Darms oder der weiblichen Sexual-
organe u. a. m. veranl;t>ist. Hein serö.se oder serofibrinöse Ergüsse findet man bei
tu l>erculöser Erkrankung des Peritoneum vor. Diese ganz allmählich entstandenen
Ergüsse verschwinden für gewöhnlieh nicht von seU)st. Die einzige wirklich empfehlens
werthe Therapie ist die operative Heliandlung. Mau eröffnet durch einen Schnitt das
Abdomen, entleert gründlichst die •■'lüssigkeit. spült eventuell mit lauem Saüeylwasser
das .\bdomeu aus, bestreut die erkrankten Partien mit .lodoform und schliessf die
Wunde wieder. Merkwürdiger Weise kommt es in gar nicht so wenig Fällen nie
wieder zu einer Ansauimlung von Flüssigkeit. Die Patienten erholen sich <lanach
ausserordentlich und werden nicht selten wieder vollständig leistungsfähig. Wie
diese Heilung zu Staiule konnnt, weiss man nicht. Punction und Entleerung der
Flüs.sigkeit haben nicht denselben Effect.
Als eine besondere Form von Peritonealexsudat kann man die llydrocele der
O. l<lrbr«i«h. CnrjrkloiitrilK II. Bin>I. i -;
[Exsiidalc
— 258
F.it
Tuiiir^i vaginalis tpstis pvnpri.'t und des SjiniPiistraiigi's :uirf.issfii. ila sie ihn» SH
ja in (Ictn Prncfssiis vaginalis peritonci hat. Hei KimliTii Hnclct sie sifh hirffl
als Hydroct'le rongmita in ('(unniiitiii'ation mit doni Bauchrauiii. Bei Rmiebtsfl
iwt sit! nicisl du- Fc(lg<' von (iniiorrln»' ndcr von Tranincn. Durch «Jif S<*li«e:r jfl
Sackf's, liurcti dir Zuiialiinc an (irftssc wird sie störend und macht R«srhwti4ifl
Man ninss sie daher lieseitigon und zwar so lieseitigcn, dass sie nicht wiedTkui^l
Hie angeliorene Hyilrocele verschwindet vielfach von seihst, fast .lusiiahrn^li« li^B
wenn man die Fliissif^keit mit eini'ni feiinui aseptischen Troicirt entloerl. Manb^l
dann noch ein relottenlirnchliand anlegen, welches die W:1n(lo fft-gpii einander drürifl
F,s kommt dann meist zu einer Verklelniug der Wandung und Ahschhiss g;(S||^H
Hau('hln'ihle hin. Wegen der C'onininnicatinn mit dem Abdomen eitipfolilen <9^^^|
keine Einspritzungen reizcmler Klü.ssigkeiten. Hlosse F'unutiou utul Kntl(.*end^^|
Flüssigkeit als Kadicalkur hei iCrwachsenoii genügt nicht. M:in tnuss natt 'ij
fh-ranslassen der Flüssigkeit eine Verödung des Sackes horvorriif«"n, ind«^^^|
durch Erzeugung einer acuten Kutzinulnng die Wände zur Verklehung l>ring^^^|
kann durcti (njeetion reizender Fliissigkeiti'u, wie z. B. von friscli bercit<!ti^H
tiuctur. geschehen. Man nimmt davon T) — 12 g. Wenn aber ilio Hvdrneeli'i^l
gross ist oder die Saekwami innen sehr verilickt und verändert ist, d;uin führt &^B
Verfahren gewrdiidich nicht ziun Ziel. Fiiir'tiso wenig ist es auzuwenden, TT«>ttn i^|
niiht ganz sicher ist, oli wirklich eine einfache llydrocele vorliaiuien und nirbt «IW
ein Ttimiir dahinter ist. Hann nuiss man die Tunica vaginalis au.sgeclehnt spallA
um sie und den H<)d<'ii genau inspicireii zu können. Findet man nichts VenUettiaW
so verniiht man die Wundränder der Tunica nu't denen der äusseren Haut, tupft 4fl
Sack al) und legt r'twas .lodofurmgazi^ ein. Auf diese Weise verödt't «ler S,vli ^<fl
stiindig. Hecidive sind selten. Fhenso liehaiidelt man die I-Tydroeide de.s l,ig. rolumhiH
Beiile kann man auch exstir])iren, wie dies von v. Bergmann nngegel>on wonifl
ist. Viel seltener als dii'se seröse Form der Hydi'ocele findet man eitrig«» E^udfl
in tier Tunica vaginalis testis pni|»ria. Fs seheint hau|its:iclili<'h als Folp' t^
l,'uetsclHingen aufzutreten, h'iir diese ist natürlich die l'unctini) ctx-.. durchatis mH
eignet .als Heilmethode, hier ist die Spaltung des Sackes in der vorher erwihJB
Weise am l'latze. jH
Die Exsudate in den üfdenken mnl Sehnenscheiden werden unter den StidiwMfl
(ielenkleiden, Hydr.arthros, Temlovaginitis, Hygroma ahgehandelt werden; iti» fl
Schleimbcutel sind zum Theil schon uiit<M" dem Stichwnrt Uursitis besprorhon. ■
Extncta. Unter Exlracten versteht die Malcria mcilii'a abwcicIiMid vom gew'' ^P'^fl
gebrauch (extrahere = ausziehen) eine durcli Fiiidicken von .\u.szii({eii v<-; '^''4
anim.iliscliiT Drogen oder auch von Fresssäflen frischer Kräuter gewonnen« .\rzn'Ml"nn. ifl
rund bcispiL'lswcisc Kepraosciitantcn einfacher .Vuszüge Dccortu* und Tincturen ' sind. H
Extracte werden in Bcriick.sichlignng der Zii^nmmcnsetzinig und besonders des »iili la^
Prineips der bezüglichen Drogen durch Krschüpfcn der letzteren durch W.nsser, Weinf»»^
Aelher, durch ein (iemi.sch von Wasser luvd Weingeist, oder Weingei.st und Acthcr, u\iaf
durch Wasser oder Weingeist unter Zu.satz von Säuren oder Alk.ilien gewonnen und demg«»*'
iiLs wässrige, spiriUiöse, aetlicrische etc. bezeichnet. Die verschiedenen Eilrneti'' •■••■' '-
dingen einige Modilicationen der Herstelluiigsweise. Die wässrigen Extracte werd.
Schrift der Ph. G. JH gewonnen, indem man die zerkleinert« Droge zweimal nii
faclien Menge k.ilten, in seltHoiTcn Füllen heiss infnndirten W.i.ssors oitr.ahirt. di
Flüssigkeit auf ein Drilfel ihres Volumens einengt, einige Tage absetzen lässl. i
Wasserbade zur vorgesehriebcncn CVinsi.'>teiiz cindnmplt bezw. .•ichliesslich im TrO'
Iriicknct, bis eine «erreihliehe Masse resulttrt. Die Spirituosen und aetherischen '
den (iltrirt. der grösste Theil des I.usinigsniiftvls abdestillirl nnrl rler Rest im Da.
dunstet. H.^utig scheiden sich, nachdem d.is Kxtrael nahezu auf die vorgesehriebt-i,
gebracht ist, harzige Massen ab. die aber nicht entfernt werden dürfen, sondern durch .'i-.
kleiner Mengen Alkohol in biisung zu bringen sind. D.as fertige Extract rouss (iiir.:'>-^
homogen sein. .S)!len friselie Pflanzensiifte in Exiracte iibergr'führt werden, .so vrerdi-n /»cid-'.
durdi Erwärmen auf HO". Kinengen und Versetzen mit .Mkuliol die Eiweiss- unrl Sehlrim>i('(f-
welche die Haltbarkeit der Rxlr.icte beeinträchtigen, denen eine Arzneiwirkung aber nifi!'
zukommt. ausgeHillt. Eigenthiinilieh ist die Bcrcitungsweise des Extr.ictuni Kerri pnm.ittin ^
der der nbgepressle .Vpfelsnfl zunächst mit Eisenpulver digerirt wild, sowie der ,Fl'
hl Betreff der (.'onsislenz der gewühnliehen Extraete unterscheidet die Ph. fi.
1. dünne Extracte — Extrarta tenuia, Mellagines — , welche dem frischen Reuig
2. dicke Extracte — Extraeta spissa — , welche erkaltet sich nicht ausgiessen "
3. trockene Extracte — Extraeta sicca — , welche sich zerreiben lassen.
[Extrai-ta
— 25« —
Extraeta 1
Aijilcre IMiarmnkopiMn füliieii iincli Lalbdickr Kxtrnrie. sowie s'ik-hi' von l'illenconsi.sten/.
auf. Es muss jedoch lienorgi-hoben wfrdi'n, dass die V'orschn'ften dor verschiedenen Pharma-
kopoen vielfach von einander abweichen, nicht nur sind Consistenz und Extractionsmittcl
häufig verschieden, zuweilen gehl auch die eine Pliarmnkopoe von der frischen, die andere von
der getrockneten Droge aus, oder es gelangen gar verschiedene von derselben Pflanze stam-
mende Drogen zur Verarbeitung, (icsonderl zu erwähnen sind ferner die trockenen narkoti-
schen Extraefe, welche aus den dicken Extracten bereitet werden, indem man die.se mit einem
indilTerenten Pulver versetzt und zur Trockene bringt. Ph. G. III lilsst 4 Th. Extraet und
3 Th. feingepulvertes Süssholz mengen, austrocknen, zerreiben und soviel Süs-sholzpulver
zusetzen, dass 8 Th. trockenes Extract erhalten werden. Ein solches Praeparat wird also
halb so stark wirken, als das entsprechende dicke Extract, falls durch das längere Austrocknen
der Wirkungswerth an sich nicht beeinflusst wird — eine jeiloch nicht immer zutrcfTcndc
Annahme. Ph. (i. I benutzte statt des Süssholzpulvers Dextrin, erhielt so aber ein sehr
hygroskopisches Praeparat; Ph. Austr. verwendet Saccharum Lactis. Eine diesen trockenen
narkotischen Extracten nahestehende .Vrzneiform sind die Abstracta* der U. .St, Ph.
Die Extracte stellen die Drogen in concentrirtcr und löslicher Form dar; sie enthalten,
wenn saebgemäss hergestellt, fast die (ie.s.ammtmengo der arzneilich wirk.samen Substanz, jedoch
auch reichliche Mengen indifferenter Körper, wie Gummi, Zucker, Harte etc. Es ist .iber i\i
bcvhteu, dass durch die für die Herstellung erforderlichen Operationen tiefgehende Verän-
derungen hervorgerufen werden können, zumal während des Eindampfens. während dessen ja
immer die Extractbrühcn längere Zeit hindurch bei erhöhter Temperatur der oxydirendcn Ein-
wirkung der Luft ausgesetzt werden: diese Veränderungen documentiren sieh häufig schon
durch die rcl.itiv dunkle Farbe des fertigen Extractcs und durch die unvollkommene Löslich-
keit in dem Extractionsmittel. Um die Zersetzung nach Möglichkeit zu beschränken, ist es
erforderlich, von vornherein das Extractionsmittel in thunlichst geringer 9u:"itilät anzuwenden.
Sie geht um so weiter, eine je höhere Temperatur angewendet wird, deshalb verbietet auch
Ph. 0- III, über eine solche von 100" bei wässrigen und weingeistigen, von bO" bei aetherischen
Extracten hinauszugehen. Vielfach engt man jetzt die Flüssigkeiten in Vacuumapparaten ein,
io denen man nicht nur bei niederer Tempentur arbeitet, sondern auch die schädliche Wir-
kung der Luft ausgeschlossen ist. Andererseils h,it man durch Einführung der ,Extrncta fluida*
den Uehelstand zu vermeiden gesucht.
Die Extracte werden hauptsächlich in Pillcnform. die dünnen in Gelatinekapseln verab-
reicht, seltener in Mixturen, Pulvern. Pastillen etc.: die narkotischen Extracte finden auch
häuliger äusserliche .\nwendung als Zusatz zu Salben und Pflastern, Bougien u, s. w.
Kxtracta fluida. Fluidcxlraete, welche vom deutschen Arzneibuch in seiner letzten
Ausgabe aus der U. St. Ph. übcniommen wurden. Ihre Bereitungsweise ist n.ieh Vorschrift
der Ph. (i. III bezw. deren Nachtrage folgende: Die gepulverte Droge wird mit soviel des
Meiistruums (eines Gemisches von Alkohol mit W.isser in verschiedenem Verhältnis.s) cvent.
mit Zusatz von (ilycerin Übergossen, dass sie gut durchfeuchtet ist, nach einigen Stunden,
■während welcher Zeit .sie aufquillt, in den Pcrcolator. ein hohes cylindrisches oder schwach
konisches Gcfäss, das oben offen und unten mit Ausflussrohr versehen ist, derart eingep.ickl.
iLiss grössere Lücken sich nicht bilden, mit soviel Mcnstruum übergössen, dass es unten
auszuiiiessen beginnt, während die Oberfläche vollständig von der Flüssigkeit bedeckt ist,
und zunächst 48 Stunden m.iccrirt. während man das ,\bflussrohr geschlossen und den Pcr-
colator gilt bedeckt hält. Sodann lässt man das mit Extractivstoffen beladene Mcnstruum
langsam abflicssen, denrt, dass in der Minute 1.5 — 20 Tropfen fallen, indem man zugleich
durch N.ichfüUen dafür sorgt, dass die Droge stets von Flüssigkeit bedeckt bleibt, bis die
Droge erschöpft ist. Die ersten 85 (iewiehtstheile pro 100 Th. Droge taugt man gesondert
auf. den Rest, S — 500 Th. oder mehr, engt man zu einem dünnen Extr.ict ein, löst dieses in dem
zuerst erhaltenen Pereolat und ergänzt mit dem Menstniuni auf 100 Gewichtstheile für je 100 g
Droge, sodass also 1 g des fertigen Fluidextracts 1 g Droge entspricht. Die Vorschrift der
U. St. Ph. weicht im Princip insofern von der der Ph. G. ab, als bei jener I ecm statt I g
der Fluidextracfe aus 1 g Droge bereitet wird. Enthält das Extractionsmittel Olycerin, so
wird die vorgoschriebciif Menge desselben dem ersten Thcil des Menstruum.s, welches für die
Maccration verwandt wird, zugegeben, während zu der folgenden Percolation lediglich Wasser
und Weingeist gebrnucht werden. Ebenso muss natürlich bei Zusatz anderer nicht flüchtiger
oder di/Tercntcr Mittel die Bcrcitiingsweisc entsprechend modilicirt werden.
Die Extraeta fluida stellen eine Art conecntrirter Tinctiir dar, sie unterscheiden sich von
dieser .aber nicht nur in ihrer r|u.intitativen. • sondern auch in der qualitativen Zusammen-
.Setzung, da ein .Tndercs Extractionsmittel auch andere Stoffe aus der Droge entnehmen wird.
Den gewöhnlichen Extracten gegenüber bieten die Ftuidextracto den Vorzug einer grösseren
Sicherheit in der Wirkung, eine Folge davon, d.iss nur ein Bruchtheil des Extracts der .schä-
digenden Wirk-ung des Eindampfens ausgesetzt wurde. Die Fluidextrnctc werden meist pur
oder in Mixtur be«w. Tropfenmixtur verabreicht.
lUASL
17'
[Knlia
— 260 —
Flritii'
F.
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f IU>ci«jc1iiiiiUK "li vi''l<^>l<*' Sjinicii := Holm«*. H<i ttiiitl Kiilmr allmn ilio .Smiih'ii vuit Plj«^rvlQa ••IfiN
ihnf ruUbar •tii* Snnifi) tun l'hysui^t i kuih*. Fuhae fi^bririignc die Saiik^o Ti>n Stry«ljnoA' IgnAtl».
Fabiuia ImkricatA, l'ichi. wird ein in ChÜK und dem südwcsllichen Brasilien heiaiolal
•Strauch aus der Familie der Solanccn benannt, der scbon von Allers her gegen Knukbri«!
der Harnwerkzeuge als Volkslir.ilinittel. sowie von vielen, besonders aiiierikanisrhcD A'nia|
erprobt ist. yrälirend pliarinakologisclic rntcrsuebungen nur in geringem Umfatigv bt^fc
sind. M. Kriedlttciider führte 1893 die Droge als Extractura Pichi-Pichi V.uli;:}
hier ein. Sic enthüH ein .AlkaloVd. Fabianin (Lyons), ferner ein <Jlyko.sid, T
eine Harasäure (Holländer). Das E.\traet ist eine braune, angenehm rierlieiide.
und intensiv bitter sehmeckende Flüssigkeil: bei Wosserzusat?, fällt die Hai-zsSuf'
die Flüssigkeit sich trübt. Das Mitlei Trird als Ersatz des CopaivabaUam. <!• -
namentlich gegen diejenigen Erkrankungen augewandt, welche mit stärkerer 1
cinbcrgehen, also acute Gonorrhoe und Cystitis. Bei (ionorrhoo wird der .^uslli.'
ringer und dünnflüssig, die Schmerzen verschwinden, Schwellungen des Hodens an"! .WI^j-J
hodens gehen schuell zurück; hei Cystitis wird der Urin kl.ir, reogirt sauer, der FIa
und die Kreuzschraerzen hören auf. Nebenwirlfunpeii wurden niemals beobachtet, im C«
theil wurde der Appetit stets angeregt, da das Exiract als .Aniarum wirkt. Do.sis I Tbetöft
3 mal täglich mit oder ohne Zucker. -__.
FactainKen, Dorf unweit der Stadt Diez im Reg.-Bcz. Wiesbaden. Das dicht am VIci
rnt'.priugcude Mineralwasser Lst citi stark kohlensHurchaltigcs Natronwasser. \»clch'>« uB
deutscheu alkalischen Quellen den grös.'.ten Natrongohalt (8,7G Natriunaliicarbon.il'
rein alkalischen Quellen den griisstcn tiehalt an Erd.'^alzen (0,C2 Calcium-. 0.4-''
hicarbonat). ferner 0,0024 Eisen-, 0,0087 Manganbicarbonat, 0,fifi Natriiimchlorid iuf«i.
Es wird nur versandt und lindet vornehmlicli bei Erkrankungen der liarnorxnuc, iJi
Diabetes, Magen- und Darnikrankhciten Anwenduoe. __^
Facialis. Kr.imjif iIps Facialis, (if^sicli tsinu.'ik«'! kr.iiiip f , Proi^dpospasni^
Tic conviilsif. Häiili^ ist die F,nt.stt'hung ilcs Hicjtlwrospasmus sowohl «i«' 1
au.sf;('brt'iteti'n iniiiiisrtii'ii ticsicl)tskr.un|)lV.<; reflertoriscii: Affectioiien lirrr .\uj:>i.. ■' -
Na-so und ihriT Nclicnlirplitcii, ilfr Miunl- und l\;ichenlH'ihle (ZahncariesI (, -iber im
selbst i-ntft'rntfTfr (Irgntic, wir Wurnirciz lu-i Kindi'rn, liegen zu tirundf» und nni*-.
zur ll(>ilung des (icsichtskranipfps zuvOniiTst l)esciti(it worden. Nicht minil^r i'*!-;
liistphci) aiiiicniisclip und chlorn-aiiafiiiischc Ziistäiuie, die in peeignet^.T Wi-i-
k:ini|ift werden müsseti. lii [uidereii l'Yillfn ist der (le.sichtskr.inipr SymptüUi •'
'rheiiersclieitjuii^' cereliraler flenlerkriinkunfreii, auch diffu.ser Neurcsen, wie \]^>'.--
In den aeti(d(ifjis(di uiiklnren und auch (ilt ixenuj; in Fallen mit nachwoi.sliarer mk'
rMindesteii> n.ilirsrheinlicher .\eti«do;rii' ist eine synmtcnnati.sche Roliantllunt; gi-hiifn.
In leiiditoren l'iUlen reicht man mit iiicdii-anientösen Mitteln. .\ntisp:u«iiici(liru tinJ
Nervi?i:t, iiameiitlicli Arsenik, aiiidi in Fnrni der arsenei.senhaltipeii Miner:il\vfi-v.-r
lA'\irii, fioiiee'ine, (iiilienpudle. nicht .selten ans; in schwereren l'illlfn '
sacii;j:eiii:is.se örtliche ;:ahaiiisclie Beh;iiidlun'; das meiste. D.ineben iiötliifjir
eutane liijectioiieTi \<in M<ir|iliiun). \ on .\tr(i))in oder mit \ orsicht von Hyoscin
die Siip^estitiiisbehandlun;: kann Hrl'olpe erzielen. In den scinvcrsten, veraltel-
keiner anderi-n Therapie zni:än}:li(dii'n Fällen bleibt nocb die Nervondehnunj; als
allerdintrs niciit ganz nnliodenkliches. in der Kegel von vorübergehender, »u»«"
auch danenider Lähmutif; beE;leitetes Heilmittel übrig.
I^ähmtinp; flcs Facialis, mimiseiie (lesiclitslähni nii}?, Prosopoplcj
In uinnelien Fällen macht d;i.s (inmdleidrn, tttitis. traumatische Vprlftzunj^-n
l'acialis auf seinem extrakranifllen Verlaufe, intrakraiiielle basale Krkr.inkuiifren du
I.u<'s, Itlutnn^ u. s. w, eine speciidle Hehamlluiii; erfiinbTlich. In anderen Fi
liandidt es si(di um eine cerebrale Henlerkninkuiijr in den corticalen CVntren
in den davon aiis;;tdii'nden I,eitiiitgsbah)H*n. im IVduncnlns, l'ons, in (Jon Facia
kernen fler (llp|(m;;ata, in Wurzeln und bitsaleiu Stamme des l'aciali,*;. l>ie.se für |
differenti(dle IMa^nesi' oft ^(diwierigen l'iille sind rler Tliera])ie zumeist wenig
^rSnj^licli: ihre HeharHÜmig ist die der cerebralen llerderkrankungen flberliaupt.
bleibt noch die {rros.se ZahJ der rein periplievischi^n, meist einseitigen, sogena'
[Fadalis — 261 - FacccsJ
„rliüuiiiatiscbfii" (.iusiclitslähniunguii, die uiif uhw leicIiU-r«; poriustalu Sclnvelluii); oder
auf ein« Neuritis iiiiit^rhalb des Fallopi.sehoii Canals oder an dr-r Austrittstclle zu-
rückgeführt werden müssen, und für die die eleivtrisehe Untersuchung prognostische
Anhaltspunkte liefert. Diese pflegen ein besonders häutiges Object elektrisciier Be
Handlung zu bilden, die in den leichteren Fällen den Verlauf abzukürzen, die Heilung
zu beschleunigen, in schweren Fällen die Heilung oft nach Monaten und Jalireu noch
zu ermöglichen scheint. Ks miiss jedoch sehr vorsichtig verfahren werden; nament-
lich sind starke faradische und galvanische tStröme, allzuhäuhge und allzulange
Sitzungen durchaus vom l'ebel. (lenaue Individualisirung ist erforderlich.
EI'LENBUKG.
nMCes. Sie stellen ciu Gemenge dar von unverdauten Nahrungsrückständen, von Bakterien,
von Elementen, welche von der Darmwand geliefert werden, sowie von Besten der Verdauung.s-
secrete. Ihre Masse ist abhängig von der Art und Menge der Nahrung und beträgt bei mitt-
lerer Zufuhr einer gemischten Kost ca. 120— 1.50 g pro die: die Farbe ist für gewöhnlich
dunkelbraun in Folge ihres Gehaltes an Urobilin, nur das Mcconium ist ^'rüuschwarz und dt;r
Milchkoth der Säuglinge hellgelb. Pathologische Färbungen können entstehen durelt Beimengung
von Blut zu den Facces oder durch Wegfall der Galle: .acholische Stühle^, ferner dadturch,
dass auf dem Wege per os Substanzen in den Darm gelangen, welche den Facces eine ab-
norme Färbung verleihen. So tritt Gelbfärbung des Stuhles ein nach Einführung von Scnna,
luteum, Santonin und Gummigutt: Schwarzfärbung nach Gebrauch von Eisen-, Mangan- und
Wismutvcrbiudungen; eine grüne Farbe wird durch Knlomel bedingt. Eine Grünfärbung der
Faeces kann auch vorkommen bei au.sgebreitcten acuten Katarrhen des Dünn- und Dickdarms,
besonders bei kleinen Kindern. Bei letzteren hat auch Lesage einen Bacillus nachgewiesen,
-welcher eine grüne Färbung der Stühle erzeugt und unter geeigneten Umständen ein Krank-
heitsbild, ähnlieh demjenigen der Cholera infantum hervorzurufen vermag. Einzelne Nahrungs-
mittel können die Farbe des Kothes verändern, so beobachtet man bei reichlicher Milchzufubr
auch beim Erwachsenen eine hellgelbe Farbe des Kothes und nach Genuss von Heidelbeeren
zuweilen eine Schwarzfärbung, Noch im Bereich der physiologischen Breite liegt die dunkel-
schwarzbraune Färbung, welche der Koth bei längerem Stehen an der Luft, sowie bei lang-
dauerndem Stagniren im Darme annehmen kann. Gänzlich farblose, „reiswasserähnliebe'
Stühle beobachtet man bei Cholera asiatica, auch bei schweren Formen der Cholera nostras
und bei intensiven acuten Enteritiden. Die Consistenz der Faeces ist fest-weieh, sodass der
Stuhl geformt entleert werden kann. Bei längerem Aufenthalt des Stuhles im Darm konuut
es zur Bildung einzelner, oft mit Rinnen vi:rsehener KnolUm, die meist sehr hart und abnorm
dunkel „verbrannt* aussehen. Bei Stenosen in den untersten Darmpartien bei Hacmorrhuidal-
afTectiou, bei der sogenannten spastischen Obstipation, kann es zur Bildung bleistifidünner
Kothsäulen oder schafkothähulichpr Kügclchcn kommen. Eine abnorm harte Consistenz des
Kothes weist auf abni)rm langes Verweilen desselben im Darme bin, während eine Aussige
Beschaffenheit des Stuhles eine abnorm rasch ablaufende Darmperistaltik verräth. Nur bei
reiner Pflanzenkost darf der Koth eine dickbreiige formlose Beschaffenheit besitzen, während
eine solche schon als pathologisch zu bezeichnen ist, wenn das betreffende Individuum eine
gemischte Nahrung erhielt. Der charakteristisclie Geruch der Faeces ist vorzugsweise durch
Skatol bedingt. Besonders übelriechend sind die Faeces bei hochgradiger Obstipation, bei
Dannkatarrhen, bei Typhus, sowie bei -Abwesenheit von Galle, geradezu aasliaft wird ihr lie-
ruch bei eitrig-gangraenösen Processen im Darm oder in seiner Umgebung. Der Milchkoth der
Säuglinge bat einen höchstens schwach säuerlichen (ierucli: derselbe wird stark snuer bei
(iäbrungeu, welche nicht selten Diarrhoe hcrvormfen; übelriechend wird der Stuhl der Säug-
linge bei liartnäekiger Verstopfung. Von Geruch frei .sind nur die reiswasserähnliehen Stühle.
Die Reaction der Faeces ist für gewöhnlich neutral oder alkalisch, nur der Milchkoth der
Säuglinge kann auch in der Norm schwach sauer sein. Sauer wird der Koth hei reichlicher
PAfinzennabrung in Folge der (lührung der K.ihlchydrate, während reichliche Eiweissnahrung
durch Bildung von Ammoniak die alkalische Heaction des Stuhles erhöht.
Bei der mikroskopischen Untersuchung der Faeces zeigt sieh als llauptbestandtheil di-r-
selben ein enormer Gehalt an verschiedenartigen Bakterien. Ausserdem finden sich von
Nahrungsrückständen vereinzelte Muskelfasern mit noch erhaltener oder verschwundener t^uer-
streifung; meist sind sie gallig imbibirt. Die Zahl der Muskelfasern, von welchen oft nur kurze
: Fragmente sichtbar sind, ist reichlicher bei Fleischnabrung als bei gemischter Nahrung. Von
.• den eingeführten Amylaeeen sind bei Erwachsenen nie Amylumkörner oder Aniylumkugeln in
g;ut erhaltenen Formen zu constatiren; nur die Facces von Kindern, welche eine an Amy-
laeeen reiche Nahrung erhalten, niaeheu hiervon zuweilen eine Ausnahme. Dagegen ist das
eellulosehaltige Bindegerüst pflanzlieher Ingesia, z. B. von (leniüsen, Obstschalen etc., in den
■■ Faeces regelmässig wieder vorzufinden. Nur ein Theil der Cellulose der Nahrung wird im
Darm durch Bakterienwirkung zerlegt. Bei reichlicher Fleischnabrung können sich auch Bindc-
gewebszüge und elastische Fasern in den Faeces vorlinden. Fett ist in jedem Stuhle in
, massiger Menge enthalten und zwar zum grösseren Theil als Fettsäuren luid Seifen, /.um sj'"-
rägeren als Neutralfett. Mikruskopisch ist es in Form Ton farblosen oder schwach gelblieh
raiM-ps
Fwoh
I
goHirbteu Schollen, liffi atlsschlicsslicher MilcliiKiliriing tiiaiichmni :ili Tropl'
oder Büscheln nachweisbar. Von krystalliriischeii Elcrueiiten kommt in jedeiii
Ammoniak-Magnesia vor. Dieselbe ist stets farblos und bildet zuweilen die scli 'lou i
welche bei der Zersetzung des Urins zu sehen sind. Ferner entbaltcu die Kaeccs gewöbnlicl(_
traten phosphorsauren Kalk itiDnisenform. sowie gclbgefarbte Kalks.ilzc in Klumpen uiidSf*»
zerstreut liegend. Oxalsaurer Kalk in Krystallcn von Briefcouvertform tiudct sich txs: nur t^i
reichlichem Gemüsegcnuss. Das Cholesterin, das nach Maly, Hoppe-Seyler u. A. «in pt-
massiger, chemischer Bestandtheil der normalen F;ieces ist, ist nur selt<?n in der «n<
teristischcD Krysfallform zu sehen. .'Vuch die bekannten Chareot-Leydeir.schcn lCrj>l»ll? a
zuweilen zu finden, besonders bei Helmintbiasis (Leichlensterii). Von gefonnt«i. u» li
Darniwand stammenden KIcmenten enthalten die Faeces in der Norm nur eine sei:
.\nzahl. Während man Pflasterepithel ien aus der Umgebung des Oriticium ani nur
findet, sind Cyliudcrzellen tind Bcchcrzellen in den normalen Dejectioncn reg^'lmri,- .
zelnen Exemplaren vorhanden und zwar sind sie meist ungefärbt, selten mit 'i >! ' n'
Zuweilen sind die Epithclien wenig verändert, besonders trifft man dies bei
Desquamationen katarrhalischer Processi;, bei welchen die Epitbelien oft sehr
Faeces sich vorlinden. hJiuKtf sind .sie aber in eine homogene, mnttglänzciide. ivi
verwandelt, welche Nothnagel mit dem Namen versehollter Epitbelien belogt h»t
c>'ten kommen in normalen Stühlen nur in ganz vereinzelten Exemplaren vor und duoi
sie gewöhnlich in dem spärlichen, deti Faeces anhaftenden Schleim.
Hinsichtlich der chemischen Zusammensetzung der Faeces ist zu bemerken, das» rtio
ausser Was.ser Spuren von Eiweiss, Mucin, Fette, zuweilen Cholalsüurc, Dyslysin und Ck^toW
rin. Skatol, Indol, Salze der flüchtigen Fettsäuren und der Milchsäure, .luch Kalk- und
siaseifeu enthalten. Von Fermenten werden ein diastatisches und ein Uohrzucker inr
des Ferment h.iufig, seltener dagegen ein Eiwoiss verdauendes Ferment angetroffen.
Unter pathologischen Verhältnissen, wie bei Darrakat-arrh*, Darmgeschwür',
bhitung*, Dysenterie*, Enteritis* uiembranacea, zeigen die Faeces Veränderungen hin^id
der Consistenz. Färbung und Zusammensetzung. Eine besondere Beachtung
noch: I. Der Schleim. Die Faeces können entweder nur aus Schleim bestehen odl
Schleim kann den gut geformten Stuhl überziehen, oder er kann mit den Face« \_
seiu. In letzterem Falle kann der Schleim entweder in Form von Schleimfetzeu
dünnen Kotiima.ssc schwimmen oder innig mit dem weichen Stuhl gemengt sein,
eine geleeartige Consistenz zu Stande kommt. Es kann aber auch der Schleim dem fesU
Stuhl in Form von kleinen Inseln „gelbe Scbicimkiirner'' (Nothnagel) bcigcmeogtj
letzteren sind nicht zu verwechseln mit den sog. Froschlaich- oder Sago-iÜin liehe
deren Amylumnatur von \ irchow crkantit wurde. Allerdings ist hierbei zu bemd
in neuerer Zeit von Kitagawa u. A. Sagokorn-ühnlichc Kürpr-rehen im Stuhle gefuo^
die thatsächlich aus Schleim bestanden. Indessen hat dieser Befund keine specielle disjüÄ
Bedeutung. '2. Das Blut. Die Faeces können entweder rein aus Blut bestehen lyit
einer Mischung von Blut und Schleim: es können <ie\vebsfetzen sich noch binzugeselli».
steht die Hauptmasse de.>i Stuhles aus facculenten Bestandthcilen, so kann sich das Blw! «
weder innig mit dem Darminhalt mischen oder dem festen Darminhalt nur äuss ' '
Das Blut kann entweder in unverändertem, hellrotheni, oder in zersetztem, th^
Stande entleert werden. 3. Der Eiter. Derselbe weist stets auf das Vorh-an.'
tiver, meist gangracnöser, Proces.se in den unteren Darmabschnitten wie sie '
Carcinom, Tuberculose, Lues etc. vorkommen, hin oder er verdankt seine U
Durchbruch von Kitcrhcrden, welche in der Umgebung des Darmes sich gebild ■•
eigentlichen Darrakatarrhc führen nie zur Bildung eines eitrigen Sccrotes, wie e-
Fornicn der Katarrhe der llespiratioussehleimhaut zu beobachten ist. Anderersir
auch grosse Eitermassen, die in den Darm ergossen werden, auf dem Wege der Fäu
fettigen Zerfalls vciscbwinden und sich so dem Nachweis entziehen. 4. Concrement
Gallensteine, Pankreassteine, Kothsteine, ferner Fremdkörper. 5. Helminthen ve
Art, sowie deren Eier; die Feststellung letzterer ist natürlich für die Therapie so
STB
Faenlniss ist die schnelle Zerlegung stickstoffhaltiger Substanzen, besonders der Ei«
durch niedere Organismen aus der Classe der Bakterien unter Bildung übelriechend«»,
gasartiger Substanzen. Die Fäulnis» wird nicht durch specifisehe Bakterienarten bt^
sondern kann von einer grossen Zahl von Formen ausgelöst werden. Im
versteht man unter Fäulnisserregern nur diejenigen Bakterien, welche stinkend
regen und zugleich .Saprophyten sind, d. h. das nicht mehr lebende Eiweiss zerlegen,
die echten Par.isitcn einer specielleren Aufgabe, der Zerlegung des lebeuden ßiweii
allmählich angcpasst liabcn. Die toxisch wirkenden Mikroorganismen kann i
als die Zwischetislufe bei den phylogenetisch versebiedenwerlhigen Bakterien^
Für die menscbliehcn Kraukheitsvorgängc sind vorzugsweise zwei Formen -i. i i-.uiia
Von Interesse. Die Erreger der gewöhnlichen Darmfäulniss, Wohnparasiteii nach lU
gehören der (inippc des Bacterium coli* an, welche zahlreiche einander äohr iiivhe siel
durch kleine physiologische Unterschiede zu trennende Varietäten umfasst. Die sUa
[FaculnLss
Falkriistein]
Fäulaiss des lndtoii Kiweisses in unsertr l'int;«liuiig:, also von imrmalt'ii und pathologischen
Secreten. wird von den von Häuser enl-deckten Proteusartfn hermrgorufen. Man unter-
scheidet Proteus vulgaris, mirubilis. Zenckeri, von denen die ersto Form die Gelatine sehr
schnell, die zweite sehr langsam uml die dritte gar nicht verflüssigt. Der Proteus vulgaris
ist die hüuligsto Korm. Es sind sehr lebhaft bewegliehe, geissellragende, sporer.losc Bacillen,
welche in Gelatine vor deren Verflüssigung verschlungene Figuren bilden. Die von ihnen er-
zeugten alkatoidartigen StofTwechselproducte sind für Thiere giftig. Die Proteusarten sind
gelegentlich auch bei Wundprocesseu, bei Panariticn, Phlegmouen, Puerperalvorgängcn ge-
funden worden.
Für die menschliche Pathologie kommen als Fäulnisscrregcr noch in Betracht: 1. Vibrio
Fink ler-Prior, gelegentlich im Darm gefunden. 3. Bacillus pyogenes foctidus Pa.ssct, bei der
Zersetzung von Hautsecrcten (.Fussschweiss) bcthciligt. 3. Bacterium ooli commune, wiederholt
in Wunden, Panaritien, Decubitus, gefunden und hier oft an der Erzeugung von Gasphleg-
monen betheiligt, i. Der von E. Franke I gezüchtete anaerobe, dem R.iuschbrandbacillus
ähnliche Bacillus, welcher namentlich im geschwächten Organismus Nekrose und Phlegmone
unter Gasentwickclung hervorruft. 5. Bacillus enteritidis Gärtner, bei Fleischvergiftung aus
dem Fleisch einer nolhgcschlachtcten Kuh isolirt, deren Genuss Darmkalarrh hervorrief, wahr-
scheinlich auch die Ursache einer von Gaffky beobachteten Vergiftung nach dem Genuss un-
gekochter Milch. 6. B.icillus pyocyaocus». Bei der Fliuluiss von Leichen. Nahrungsmitteln
u. s. w. handelt es sich meist um SjTnbioscn mehrerer Fäulnisscrregcr.
Die Fäulnissbakterien sind nicht dircct pathogcue Krankheitserreger, d. b. keine
echten Parasiten, sie können aber indirect eine Rolle im Krankheitsvorgaug spielen, und
zwar in diesem eine dreifache. 1. Die häufigste Rolle als Erzeuger von Krankheits-
vorgängen spielen die Fäulnisscrregcr durch die Vergiftung mit den von ihnen in leblosem
Material erzeugten Producten. Diese Fäuliiissproducte können zunächst mit der Nahrung
einverleibt werden. Es entstehen so die Vergiftungen durch Fleischgift. Wurstgift, Fischgift.
Milch- und Käsegift. Auch Vergiftungen durch Miessmuscheln, Austeni, Krebse sind beobachtet
* worden. Oder diese Gifte können in Wunden gelangen und so Anlass zur Intoxication,
sur Blutvergiftung*, geben. Die Wirkung der Gifte ist eine doppelte: zunächst ist sie eine
dircctc durch die ihnen zukommenden giftigen Eigenschaften, die je nach der Art der Ucrkunft
verschieden sind. Dann aber kommt die indirecte Wirkung der Herabsetzung der Widerstands-
kraft des Organismus hinzu, welche die Invasion anderer Krankheitserreger ermöglicht. Die
Intoxication mit Fäulnissgift kann auch durch Autointoxication mit den Producten der W'ohn-
panisitcu des Darmcnnals hervorgerufen werden. 2. Die Fäulnisserreger können ferner selbst
zu Wunden bei mangelnder .\sepsis hinzutreten. Im geschwächten Gewebe finden sie hier
die ihnen .sonst abgehende Möglichkeit, sich zu vermehren und die Wundsccrcte unter Bildung
von giftigen Stoffen zu zerlegen. .Sie schaden hier durch die Resorption ihrer Producte, wii-
durch Complicationen des Wundverlaufcs. Je nachdem sich Proteus, Bacterium coli, Bacillus
pyocy.ineus oder die Erreger der (iasphlegmone ansiedeln, k<inn es in solchen Wunden zu
Fäulniss. Bildung von blauem Eiter, (lasnekrose u. s. w. kommen. 3. Ein durch schwere
Krankheit, acute oder chronische Intoxicatiouen geschwächter Organismus kann seine theilweise
oder ganze Widerstandskraft gegen das Eindringen von Mikroorganismen, selbst von sapro-
pbytiseben , einbüssen. Man hat daher bei solchen Zuständen, namentlich bei Säuglingen,
das Eindringen einer ganzen Zahl von Fäulnisserregem der verschiedensten Art in die Gewebe
und die Blutbabn noch während des Lebens beobachtet. Es handelt sich hierbei sozus.igen
um eine praemortale Erscheinung, die allerdings für den Rndverlauf der Krankheit oft nicht
gleichgültig ist. Nach erfolgtem Tode dringen die Saprophyten in den Körper ebenfalls ohne
Widersland ein: die Einwanderung erfolgt vorzugsweise vom Darmcanal aus, sod.iS3 zunächst
divi Bacterium coli in die Gewebe eindringt.
A. O0TT8TBIN.
^■SUi nennt Hrrlicrger di» *l« Triuetbjlaailn erkannt«, in Bue1l«ek«ni ontbtltvn« Substant.
IxgOpjTllin TuurncT G>UnD|; iler Pol jgo n> ceiie*. ufl mit Poljguuuin «cminigt. Meist einjährige Krlul«r,
voll klcnnti nAineittlioli In den Hooricegenden Norddcuti-ebUnd» geb«at wird: F. esculeotutn Miieh. (= Pulj-
gunuin Fitgopjrrum L.>. der Bocbweiten. ftucli Haidekom g<^nannt. FrOehtf* dreikantig, graubraun, glanxend,
»Ulrkereich (etwa 6 pCt. Starke), aU Nabntngsmittel fQr t>ia)>etiker erapfublen.
M.
Vft^llfl L. Gattung der Familif der Cupuliferae'. Typus dcrPagaceae, wetohe bosonden* die Oattnngen Fagu«,
QorrcTt^ nnd Cafit&noa nrnfasst. Pie Gattung F. ist gekennsetehnet durob spit» dreikantige NOsäe («Bueh-
iTl '-lie von einftr xul<>tzt rierkla|>{iig aufspringenden Bulle (Cnpula) unuehlnssen werden. F. silvatlea
I. bei uns Iii'iini-flirr Waldliauni mit barii'm rOllilieben HuIi", das den Bnobontheer liefert. Die
> it-'U reitfhiteli fettPs Oel.
.1 UCAdlnS} eine in Istrieu enderaiseb auftretende Kraukbeit, iNt Sypbili« papilloraatusa.
SAALFELD.
TalltenBtelii, .im Südnbbange des Taunus in einem gegen Norden, Osten und Westen geschützten
Tliale 400 ni hoch gelegene Heilanstalt für Ltuigoukranke, welche IS74 auf .\iiregung Frauk-
lurtei .\erzte gegründet und It^TO eröffnet worden ist.
[Falk(*n.stpiii
- 2rt4 -
Die Ht'liainlluiig licslcht, unter sürg^amcr liiilivi.luali.Hiritiig iles cinisclu'-
nchiulich darin, rtic Kranken in thunlichst ^ünstiRC livgieniscli-fli.ietctisphe \
bringen und die reine. Irische (iebirgs- und VV'aldlufl für sie in ausgeflelinti-m
zu machen. Die Ernährung wird auf jede Weise zu steigern gesucht: ration-
Milchkuren bilden die Kegel. Hie Freiluftkuren werden .ineh auf >.i 'i-
ausgedehnt; xu diesem Zwecke sind offene ll.illen und Pavillons mit Lici;
Zur Unterstützung der Kuren linden iVbreibiingcn, Douchen, Bilder, Kumys. ..
Die Anstalt ist das ganze Jahr geöffnet.
Falmoatbj Srebid in Cuiiiwall. nueli uK Winlerkurori pm|irokIrii.
1 ■ll[il.--T
WÜUtK
Fang;o ist die Bezeichnung eines bei Battaglia vorkommenden Mincralschlamnis vulcauL^rivr K:
kunft. Kr stellt eine gelbbraune, sehmicrige, fast geruchlose Hasse mit 5 pCt. Fnucbtijt'-
8 p(*t. organischer Substanz und -11 pCt. Aschenbestandtheilcn dar, letztere rum (Mta
Tbeil aus Sand und C.ilciuninxyd mi( geringen Beimengungen von Magm-sia. Eiienoiji TW
erde, Natron, Kali, Seliwefelsüure, CliUir, Tliusphorsäure und Borsäure bestehend. V<« h
bei uns vorzugsweise im (lebraueh belindlichen Sehlamm- res[i. Moorsiibstnnzen unter--*-^
sich also Fango, abgesehen von dem Kehlen der therapeutisch in Betracht kommend i ■
wie Sulfite, Jodide und Bromide. hauptsüchlieli durch ein Vorwiegen fler minerihvl. ^ :
standtheile, was als Vorzug kaum angeschen werden kann. Indicationcii für Fani;olicl.iril'i-.
sind Neuralgien, Gicht, rheumalisehc AfTectionen, Rxsudatbildungen und Uaiitcrkr:»ikiLr:
Die Ifethoden seiner Anwendung sind dieselben wie die der Moorbäder*.
J _
FftBOt sDdli^ist« der tlAtiiscIien NordHceinwhi, Srolmil. Kitlti' und WArme Hi*p1)lder, .SaudbAiiwr.
Faradajrin n.'nnl lliralr >l.<ii l>.>l :t3 -44" «iedvndfu Thpjl des KauUrlmk (KsuInrlmkOI).
Farbenblindheit. Daltonismiis, ist erworben (bei Netzhaut- und SebaorvctilcideD) o4cr
boren. Die erstcre ist heilbar, wenn da.i Grundleiden der Behandlung zugänglie*- ' ■
tisch kommt hier fast nur die Störung dos Farbensinns bei chronischem Alk
Tabakabusus in Betracht, <iie sich in einem Nichterkennen von roth und gnin im ' •
des (iesichtsfeldes, centrales Karhen.skotom, ,%ussert. Bei Abstinenz unter einem tonitu
und ableitenden Verfahren wird meist in circa (! Wochen Heilung erzielt. Ist die <,..„...,
nackiger, so empfiehlt sich die Vernrdnuiig von .lodkali und von Schwilzknrfn. N
der Zustand des meist kranken Magens heriieksiehtigt werden. Die angeborene F.ii
deren Niehtberiieksielitigung im Kisenbahii- und Marinedienst verhängnissvoll werden 1.
der Therapie nicht zugiinglieb. Palliativ werden rothe, und damit sie äusserlich crkeuni.i.-
nmde und grüne viereckige Gläser verordnet. Grün, durch roth und umgekehrt betrafH
erscheint dunkel, grün durch grün dagegen und roth durch roth hell. Die g«wöhnlu'K
Priifungsart, die nur bei Tage und mit sauberen Objccten \ürgenonimen werden darf. !»tl
mit den Wollprohcn. Wer zu grünen Bündeln roth hinzulegt, ist rothblind, desgleichet
zu Purpur, also eine Mischung von roth und violett, ausser Purpur nur blau oder violett
wer ausser zu Purpur nur zu grün und blau oder einem von beiden greift, ist (rrünblind.1
SILEX.
Farbstoff. Mit diesem Namen bezeichnet man allgemein jegliche gefärbte Substiuiz,
eine so starke seleetive .\bsoiption auf das weisse Sonnenlicht ausübt, dass sie, selb»!,
untergeordneten Mengen anderen farblosen Substanzen beigemengt, die Farblosigkcit
nufliebt. Die Technik fasst den BegrifT enger und setzt voraus, dass der KarbstofT «■
die I''ähigkeit besitzen miiss. sieh mit der farblnsen Unterlage zu einer Verbindung'
einigen, welche den gewöhnlielien Einllüssen des Wassers und der Atmosphaerilien widtr
Man unterscheidet zwischen Pigmenten und eigentlichen FarbslofTen. Die F'igmcnt?
an sich unlösliche, intensiv gefärbte Ivörper, deren Vereinigung mit der farblosen ünltii
entweder durch Mitwirkung eines dritten Körpers oder dadurch erfolgen kann, da.« mao I
Pigment im Innern der zu färbenden Substanz sich bilden und daher von dieser gleicd
einsehlies.sen liisst. So ist z. B. Blcicliromat ein Pigment, welches entweder fertig geh"
auf der Faser durch ein Klebemittel, beispielsweise Albumin, befestigt oder in der FastrJ
durch gebildet werden kann, dass man dieselbe nacheinander zuerst mit einem brtli«
Bleisalz und dann mit einem löslichen Chromat impraegnirt. Die Molecüle des entstehe
Pigmentes Kagem sich zwischen jene der Faser ein und bleiben dauernd mit ihr veirba
Die Medicin verwendet Pigmente als Zu-iätze zu Injeclions-Misehungen. namentlich fär
tomisehe Praeparate. Die eigentlichen Farbstoffe sind weit wichtiger, als die rieiiicr.t^.
sind lösliche Verbindungen, welche aus ihren Lösungen auf die zu färbenden '
gehen, wobei man wiederum zwischen Substantiven und adjectiven Färbungen n
Substantive Färbungen sind solche, bei denen der Uebergang des Farbstoffs aus »ema
auf die Faser freiwillig erfolgt. Für die adjcctive Färbung ist die Mitwirkung eine_ _
vcrbindeudeo Substanz, der sogenannten Beize, erforderlich. Nicht jeder Körper, «elc
Farbstutr
— 260 —
F»rlt.st»ITJ
tcusiv guHlrbl uud dahvi in uiiiuin der gcwüiiiiliclit-n lÄisutigümittel löülicb iit, ist bclahigt,
die Kolle eines Kurbsloffes zu spiulcii. Dio Möglichkeit, derartige Körper mit oder olino Bei-
liüKe vuii Bci/eii /.ur Herstellung von Färbungen zu gebrauchen, ist nu ganz bestimmte Vor-
k liusseUtungen geknüpfL (icwisse Eigenthümliehkeitcn in der Oonstitulioii eines derartigen
Körpers bedingen seine Fähigkeit, als Fjirbstofl zu wirken. Dieser /usnmmenlinng ist im
^ Jahre 1876 zuerst von O. N. Witt feNtgestcllt wurden, welehcr nueb die Bedingungen er-
mittelt hat, die zur Fiirb.sloffbildung führen.
Fast alle Farbstoffe, deren Constitution genauer erforscht ist, leiten sieh ab von Koblen-
wosserstotTen, welche der arom.itischcn Reihe angehören und daher eine ringrönnigo Struotur
besitzen. Für die wenigen Farbslofle, für welche dies nicht nachgewiesen ist, kann man doch
annehmen, dass ihnen irgend ein anderer eykliseher Atomcomplex zu (irundc liegt. Da aber
die Kohlenwasserstoffe an sich mit ganz wenigen Ausnahmen ungefärbt, jedenfalls aber keine
Farbstoffe sind, so sind fiir das Zustandekommen dieser letzteren noch gewisse andere Be-
dingungen zu errüllen. Die oben eitirten Untersuchungen haben gezeigt, dass ein aromati.scher
Koblenwas-serstoff mindestens zwei Wasserstoff-Atome durch andere liruppeu ersetzt haben
muss, wenn er in einen Farbstoff übergehen soll, und dass diese ersetzenden Gruppen zu
diesem Zweck eine bestimmte Eigenart haben müssen. Die liier in Betracht kommenden
Gruppen werden eingctheilt in chromupbore und auxochrouic Gruppen, und es h,it sich
ge7.e\gl, da.ss nur die Combination beider zur Entstehung eines Farhistoffes Veranlassung giebt.
Chromupbore Gruppen sind solche, welche erfahrungsgemiiss durch ihren Eintritt in einen
K<>hlcnwa.s.scrsloff diesen befiihigen, zum Farbstoff zu werden, wenn er noch eine auxochromc
iiruppe aufnimmt. Der durch den Eintritt einer chromophoren (iruppc veränderte Kohlen-
■wosserstoff wird als Chromogcn bezeichnet. Chromogene sind an sich noch keine Farbstoffe.
sondern nur befähigt, durch Aufnahme von autocbromen Gruppen in solche überzugehen.
Sie können gefärbt oder ungefärbt sein: so ist z. B. das durch Ersatis von Wasserstoff im
Benzol durch die Nitrogruppe entstehende Nitrobcnzul das farblose Chromogen sehr vieler
Farbstoffe. In derselben Weise ist das schön gelb gefärbte, aber nicht färbende Azobenzol,
in welchem die zweiwerthige Azogruppe — N =■ N — in zwei Benzolreste eingreift, d.v> Chro-
mogen der einfachsten Azof.irbstoffc.
Auxochromc Gruppen sind solche, welche durch ihren Eintritt iu Chiomogene diesen die
Eigenschaften eines F'arbstoffes verleihen. Dieselben heben ausnahmslos die neutralen Eigeii-
schaften des Chromogens auf und ertheileu ihm dalür basische oder saure. Es würe aber un-
richtig zu glauben, dass jede Gruppe, welche dieses thut. auch auxochrome Eigenschaften be-
sitzt. .\m stärksten auxochrom wirken die Amidgruppe und .\mide, in welchem Wasserstoff
durch die Alkyle der Fettreihe vertreten ist, ferner die Hydroxyl-tiruppe OH, durch deren
Eintritt die aromatischen Kohlenwasserstoffe zu Phenolen werden. Schwach auxochrom sind
die Sultoxyl-Gruppe SO3H und die Carboiyl-Gnippe COOH. Garnicht auKochrom ist die Am-
monium-Gruppe --N(K)3UU. Unter den vielen verschiedenen Atomcomplexen, welche an
Stelle von Wasserstoff iu einer. Kohlenwasserstoff eingeführt werden können, sind bis jetzt
etwa 17 bekannt geworden, welche chromophore Eigenschaften besitzen und durch ihren Ein-
tritt ein Chromogen erzeugen. Da nun jede dieser Gruppen in jedem der vielen bekannten
aromatischen Kohlenwasserstoffe mit jeder beliebigen auxocbromen Gruppe combinirt werden
kann, da es ferner durchaus nicht nolhwcndig ist, dass sowohl die chromophoren als auch
auioehromen Gruppen bloss einmal vorhanden zu sein brauchen, dieselben vielmehr mit Vor-
ttieil mehrmals in den gleichen Atomcomplexen eintreten können, so ergiebt sich duieh eine
einfache Permutationsrechnung, dass die Zahl der theoretisch möglichen Farbstoffe eine unge-
mein grosse ist. Mehrere Tausend derselben sind bereits dargestellt, und rund etwa 500
bilden den Gegenstand einer au.sgedehnten Industrie.
Die Classilication der Farbstoffe erfolgte früher nach den Nuancen, welche dieselben her-
vorbringen. Da dieses zu Unzuträglichkeiten führt, so hat man neuerdings nach dem Vor-
gange von B. Nietzki ein natürliches System der Farbstoffe adoptirt, welches die oben kurz,
dargelegte Witt'sehe Theorie zur Grundlage hat und die Farbstoffe nach den in ihnen ent-
haltenen Chromophoren in 18 Familien eintheilt. Diese Eintheilung ist die einzig zulässige für
alle wissenschaftlichen Arbeiten über Farbstoffe, weil sie die Substanzen von analoger chemischer
Con.stilutiou zusammenbringt. Wo es sich um die .Anwendung der Farbstoffe handelt, kann eine
andere Gruppining vorgenommen werden. Dieselbe gründet sich nicht auf die chromophoren,
sondern auf die auxocbromen Gruppen : durch diese werden nämlich die färbenden Eigen-
schaften der Farbstoffe im höchsten Maa.ssc beciullusst. Man unter.scheidet von diesem Ge-
sichtspunkte aus basische, phenolisehe und saure Farbstoffe. Die basischen Farbstoffe ent-
halten Amidgruppcn oder Amid, in welchem Wasserstoff durch Alkyl-Reste substituirt ist,
Sie sind melir oder weniger starke Basen und entwickeln ihren vollen Farbstoff-Charakter
meistens erst in der Form ihrer Salze. Sie färben tbierische Fasern und thierische Gewebe
überhaupt aus wässriger Lösung dircct an, indem sie sogenannte Substantive Färbungen
liefern. Stickstofffreie, aus Cellulose bestehende, vegetabilische Fasern werden dagegen von
ihnen meist nur durch Vermittlung von Beizen in adjectiver Weise gefärbt. Die wichtigste
für diesen Zweck dienende Beize ist das Tannin. Die Farbstoffe phenolischen Charakters
enthalten ihrer Mvhrzatil nach Uydroxyt als auxochrouie l^ruppc uud lassen sich bezüglich
[Farbstoff
ihrer lärbciidcii Eigctiücliaru-ri in zwei Vutcrablliciluiigi'ii zerlugun. Die i:i'tf"*ittt.i
lischeu Kftrb.sloire enllialteti nur eine Hydroiyl-üruppc, oder wenn sie tnel
hnlleu, SU sind dieselben sich doch nicht büniu'bbarl. Diost- FarbstorVu i
Fasern direct aus sauren Lüäuiigeii, für l^flauzenrascni sind sie dag'*geu un^ .
zweit« Untergruppe der phenolischen Farbstoffe sind die sogennnutcn bcizcnfSr'
enthalten stets mindestens zwei saure auxochroine (iruppen in benaohbarten
am Kohlenstoflkcrn. Diese Farbstoffe haben eine hervorragende Tendenz, .m
Oxyden der Eisengruppc zu vollkommen unlöslichen, schön gerarbleu, snlzarlig<;i.
den sogenannten Laken, zu vereinigen. Diese Farbstoffe lassen sich untvr M
genannten Sesqui-Oxyd-Beizcn sowohl auf thierischen, als auch auf pflat
festigen, und unter ihnen linden sich Substanzen von ausseroriicntlieli'
gehört hierher ferner die Mehrzahl der natürlich vorkomn:endeu Farbstoffe, iiA»ui'jU_a ^
jenigen aus dem l'danzenrciche, wie z. B. Alizarin, I'urpurin, Hacmatoxy-lin, Ehiai«
tjuercetiu und viele andere. Die dritte Hauptgruppc, die sauren Farbstoffe. btatrJil »a o
Sulfosäuren von FarbstolTcn, welche im nicht sulürten Zustande einer der beidoi ins
finjppcn angehören. Durcli den Eintritt der Sulfogruppe werden die färberi- "
der Farbstoffe iu tiefgehender Weise bceinllusst. Es bedient sich daher
Methode der Sullirung als wichtigsten Hülfsmittcls zur Erzielung von t.ir;.-
genau die für einen bestimmten Zweck erforderlichen Eigenschaften besitzen. In
kommen nur künstliche F'arbstoffe vor, da Sulfos.^urcu in der Natur nicht »iii
diese Gruppe lasst sich in zwei Uuterabtheiluugen zerlegen. Die erst«; dci-
Farbstoffe, welche aus saurem Firbchade die thierische Faser direct anfärben.
fasern aber ihrer Mehrzahl nach unbrauchbar sind. Die zweite Untergruppe
säuren, welche aus alkalischer Lösung Pflanzenfasern direct anfärben. Die
Farbstoffe .sind die neueste Errungenschaft der technischen Farbstofl'-Syuthese. -
Wirkungskreis der Farberei sehr erheblieh erweitert und werden mitunter im u.^
allen andern Farbstoffen als Substantive Farbstoffe par exoetlence bezeichnet.
Ucber die Art uud Weise des Zustandekommens der Färbung, d. h. der iJtDi^ wi
dauerhaften Verbindung zwisclien Farbstoff und Faser sind die An-sichten noch niekt »
kommen geklärt. Seit langer Zeit haben eiiizetuc Forscher den Farbeproecss iils AdlMai»
Erscheinung aufgefasst (sogenannte mcchaiiische Theorie), während andere die gi;färbt« Im
als eine nach stoechiometrischen Verhältnissen zu Staude kommende chemisch'- V. tt'iinJuM t
lassen (chemische Theorie). In neuerer Zeit ist von Witt eine Hypothese
welche diese beiden sich entgegenstehenden Ansichten vermittelt, indem si' ' ;
als eine Lösungserseheiuung auffasst (Liisungs-Theorie). Eine gefärbte F.iser wäre am \ifm
dieser Anschauung in ähnlicher Weise, wie z. B. farbiges tilas, als eine starre Lösaag
sehen. Manche bisher unerklärte Erscheinungen beim Zustandekommen xon ~~
linden iu der Ictztgenanuten Auffassung ilire Erklärung, während andererseits «ine
Faser manche Eigenschaften zeigt, welche durch die neueren Forschungen über Li>sui),
uungen als charakteristisch, namentlich für starre Lösungen, erkannt worden sind _
Die medicinischen Di.sciplinen machen ausgedehnte Anwendung von KarbstotTt-n all
mittel namentlich histologischer Untersuchungen. Durch Einlegen von Schnitteti oder
(iewebsstücken in Lösungen verschiedener FarbstotTe, wobei zweckmässig auch solche
verwendet werden können, welche mehrere Farbstoffe gleichzeitig enthalten (Ehrlich),
Einzelheiten sichtbar gemacht, welche sieh vor der Färbiuig der Betrachtung cutxog«s.
sonders förderlich ist die Fähigkeit der verschiedenen (icwebsciemente, Farbstoffe verscbi«*«
rasch aufzunehmen, oder nur gewisse Farbstoffe zu binden, oder endlich nach erfolgtet Fi''
bung in einem nachträglichen Eutfärbungs- Verfahren die autgeiiommenen F'arbstoffe varschitt".
rasch wieder abzugeben. Es werden auf diese Weise mehrfarbige Bilder erzeugt, bei weli^
namentlich unter dem Mikroskop eine äusserst praecise Differen/.irung der (lewebselennk
sich geltend macht. Die histologische Färbetechnik verfügt über einen reichen Scbata
Metboden, welche vielfach von den in der Färberei üblichen abweichen, bei manebeo
selben wird das Färbevermögen der FarbstotTe durch gewisse den FarbtJüssigkeitcn gtjjtl
Zusätze in bemerkenswerther Weise beeinllusst. Eine besonders wichtige Anwendung k*bo
die Farbstoffe namentlich zur Färbung von Bakterien- J'raeparaten gefunden, seit man rritmi
hat, dass die grosse Mehrzahl dieser kleinen Organismen gewisse, namentlich basische ist*
stofife williger absorbirt und energischer festhält als das umgebende thierische (.rewebe.
WITT.
Farbstoffe, giftige. Obwohl der Verkehr mit Farben überhaupt und insbesondere die Verö-
dung gesundheitsschädlicher Farben bei der Herstellung von Nahrungsmitteln, rienniim;''.rl
und Gebrauchsgegenständen in Deutschland durch die (jesetze vom 14. Mai IST''
1887 hinlänglich geregelt erscheint, gehören doch auch in unserer Zeit Vergib
Farbstoffe noch immer nicht zu den Seltenheiten; zwar fehlt es nicht .in ungif
aber dieselben entsprechen in vielfacher Hinsicht nicht den Bedürfnissen der In'l
sind sie zu theuer, theils zu wenig ausgiebig, zu wenig widerstandsfähig gegen Lm ni. i -
und Wa.sser oder nicht schön genug; kurz — schädliche Farben werden nach wie vt "'
wendet. Besonders häufig werden die mit giftigen Farbstoffen besehüftigto» Arbeite/ f]
1
Farbstoffe
— 267 —
FarbsloffpJ
TOI» Vergiftungen, oft aber auch die Käufer solcher Waarcii, vric Ktuiduiigügi-goiiülÄiKlc, Miilicl-
stoffo. Teppiche, Tapeten. Houle.iux, Kiiidcrspiclwaaren, Knibullagcti, künstliche Bluninn, kos-
metische Mittel, Tuschfarben, Bildorbiichcr, Kenson. Masken. In der Kegel linndell es »ich
dabei nm Mctallvcrgiftungen, da die Melirzalil unserer schönsten Farben, von Theerfarbeu ub-
geseheu, Metallverbindun^en sind, haiiplsHehlich Chrom, Kupfer, Blei. Arsen und Zink: doch
werden im Geselze vom 5. Juli 1S87 ausser diesen noch Antimon, Barj-um, Cadmium. i^ucck-
ailber, Uran, Zinn, Gummigutti, Koralliu und PikrinsHure al.s solche Stoffe aufgeführt, deren
Verbindungen gcsundheitsschäd liehe Karlistoffe liefern. Nicht genannt wird in diesem liesetz
dos sehr giftige Dinitrokrcsol, obwohl es .seiner safrangelben Farbe wegen viel bei Backwnaren
verwendet wird. Von den TheerfarbstofJen sind bis jetzt nur wenige als giftig erkannt wor-
den; früher freilieh, so lange man in der .\nilin-lndustrie von der arsenigen Säure ausge-
dehnten Gebrauch machte, war die Mehrzahl der .\iiilinfarben stark giftig. Bei der Unmasse
der giftigen Farben verdient eine Bekanntmachung des Ilegiorungs- Präsidenten zu Merseburg
vom i'i. April 189G Beachtung (Zeitschrift für Medicinal -Beamte, 189G, No. 18, Beilage), in wel-
cher von 263 giftigen Farben Name. Synonyma, Bestandlhcile und -Aussehen mitgelheilt wer-
den: d.vs Vcrzeichniss führt 107 grüne. 05 gelbe, 25 rothe, 22 weisse, 19 blaue, 9 gclbrolhu,
11 braune, S sehwarae und je eine graugelbe und fleischfarbene giftige F.irbe auf. (iegen
die gcwerblichcfi chronischen Vergiftungen durch gütige Farbstoffe kann allein eine genügende
Fabrik-Hygi>>nc Abhilfe schaffen, indem sie die Verarbeitung staubtrockenen Materials ver-
hindert, für frische Luft in den Arbeitsräumen sorgt, die Arbeiter über die ihnen drohende
Gefahr belehrt, sie zu sorgFältiger Ileinigung ihrer Körper und Kleider erzieht und das Essen
in den Arbeitsräumen selbst verbietet. Für Bleifarben-Fabriken existirt übrigens eine cin-
.<<chlägige gesetzliche Vorschrift, als Zusatz zur Gewerbeordnung vom 8. Juli 1893.
Die Farbstoflvergirtungen treten entweder als Inhalationskrankheiten auf oder, namentlich
die chronischen Chromvergiftungen, als Hautkrankheiten oder als Augenbindebaut-Entzündungcn
oder als allgemeine Intoxicatinn mit vorwiegender Betheiligung des Vcrdauungsc.anals. Bei
acuten Vergiftungen muss der Arzt durch Magenausspülungen etwaige Reste des Giftes mög-
lichst schnell entleeren und alsdann sieh .schleunigst Aufschluss über die Natur des FarhstoBe.s,
der zur Vergiftung Anlass gegeben, verschaffen; denn die weitere Behandlung richtet sich natür-
lich ganz nach der Zusammensetzung des Giftes.
1. Handelt es sich um eine Arsenikverbindung*, so muss man durch sehr lange fort-
gesetzte Magenausspülungen mit Magnesiamilch zunächst das Gift möglichst vollständig ent-
fernen oder wenigstens chemi.sch binden; alsdann, wenn es sich um reine arsenige Säure
handelt, reichliche Mengen des frisch bereiteten Antidotum Arsenici* verabreichen; für andere
Arsenpraeparate besitzt man kein chemisch wirkendes Gegengift; man ist deshalb hierbei nur
auf Klimination des Giftes durch Magenspülungen und Erbrechen angewiesen, soll also da:i bei
Arsenvergiftung schon von selbst eintretende Erbrechen unterhalten und überdies noch Abführ-
mittel, am besten Ricinusöl, geben, da Fette erlahruu^geraä.ss die Giftwirkung abschwächen.
Die Therapie der chronischen .\rsenvergiftung ist dieselbe wie die Nachbehandlung der acuten;
nur hat man hier noch eine systematische Entgiftung des Körpers durch .\nregung der Darm-
thätigkeit, der Diurese und Diaphoresc und durch Hebung des ganzen StoffwecbseU anzustreben.
Zur Bekämpfung der acuten und der häufiger beobachteten subacuten Antimonvergiltung
verabfolgt man GerbsUiffe. starken, schwarzen Kaffee, Thce, Tanniulösung, und entferne dann
das entstandene gerbsaure Antinionoxyd durch Magenausspülungen und Abführmittel: auch
Magnesia, Eiwciss und Milch sind passende Gegengifte. Seiner herzlähmendcn Wirkung wegen
darf man in keinem Fall von Antimonvorgiftung die Controlle der Ilerzthätigkeit versäumen
und mit der Verabreichung von analcptischen Mitteln zögern: nach denselben Regeln wird
die übrigens nur sehr seltene chronische Antimonvergiftung behandelt. Die durch Tragen
fintimonhaltigcr Gewebe — Antimon dient in der Färberei als Fix'rmittel für andere F'arbstoffe
— entstehenden Ekzeme' werden nach den allgemeinen Grundsätzen der Dermatologie behandelt.
Bei einer acuten Veririftung durch Bleifarben kommen dieselben Maassregeln in Betracht
wie bei anderen acuten und chronischen Bleivergiftungen*.
Bei der durch Koliken, Pulsvcrlangsamung, SpeichelHuss, Erbrccheu und Durchfall wohl
gekennzeichneten acuten Bary t- Vergiftung empfiehlt es sich, zunächst durch Magenspülungen
mit dünner (Iproc.) Glaubersalzlösung und ebensolchen Klystieren das Bar>'tsalz in d.is in
Wasser völlig unlösliche Barjunisulfat überzuführen und bei alkalischer Reaetion des Magen-
inhalts Schwefelsäureliraonade zu reichen (1 zu 200). Gegen liic Koliken, die Pulsverlang-
!>a:nuDg und den Speichelfluss zugleich hat man ein wirksames Heilmittel im Atropin, welches
subcutan mehrmals in Dosen von je ein Milligramm einzuspritzen ist, bis der Puls .schneller
und weich wird und die Koliken nachlassen: in der Nachbehandlung der acuten sowie bei
der kaum vorkommenden chronischen Barjumvergiftung hat man nach gleichen Kegeln zu ver-
fahren, vor allem für genügende Herabsetzung des Blutdrucks zur Venneidung von Hirn-
blutungen zu sorgen. Die einzige giftige Cadmiunifarbe ist das gelbe Sehwefelcadmium: zur
Bekämpfung dieser bisher kaum beobachteten Vergiftung kann, wenn d.-is Gift noch im Magen
verranthet wird, die Verabfolgung kohlensaurer Alkalien dienen. Bei der besonders durch tief-
gebende Hautgesehwüre und Erkrankungen der Aagenbindehaut und des Rcspirationstractus
cbarakterisirlen, acuten und chronischen gewerblichen Chrom Vergiftung Ist man lediglieh auf
[Farbstoffp
— 2«K —
symptomalLscIie Behnixllung aiiguwiusen : Vermeidung weiterer Einwirkung dv>
Salbenverbände, Schutzbrilli: resp. Schiilzverband für die Augen, Behaiidl
u. b. w. Gcscliiili die Vorgiflunt; durch Geuuss von Ctiromfarbstuffoii, so sin
sivv Magenausspülungun und lUystierc da« bivste MiUcl: daneben sind IcohlenMurr Mi(»t,|
doppeltkoblensnurea Natron und esüigsnures Blei nuin Zweck der Bildung dcD rii Vu
uuiöslicben gelben BIcicbroinats vorgeschlagen worden: iniin liudet übrigen» bei den t>M|
färben zwei ganz verschiedene Reiiion von Verbindungen, nämlich di«- sehr giflijm
löslichen chromsauren Salze, rcpracscutirt durch die rotheu und gelben irhr"»'"
die viel weniger giftigen Chroinoxydverbinduugcn , meist tief grüne oder M' >
Stoffe; bezüglich ihrer (liftigkeit stehen die Chromoxydulverbindungcn, muist bbucj
in der Mitte zwischen jenen beiden. Auch bei der acuten N'ergiftung durch
färben (arsenigsaures Kupfer = Scheersches Uriin, Kupfcrarsenit -{- Kupfei
Schweinfurtcrgrün) ist die möglichst sorgRItige Kntfernung des Giftes durcb di«
Spülungen die nüthigstc Maossnahme; man hat sich hierzu einer Kerrocyaukaliuml)
bedienen, da sich alsdnna das braunrothe unlösliche, daher ungiftige, aber nur in uu
beständige Ferroeyankupfer bildel. Als Gegengifte kommen weiter in Betracht Tnoli
Milchzucker zur Bildung von unlöslichem Kupferoxydul, HoUkohle, Thicrkohlc. Kiwrii
limatura Kerri, auf welcher .sich das Kupfer metallisch niederschlagen soll. Ist seho
Zeit verstrichen, sodass die Kupfersalze bereits aus dem Magen in den Darm ringeb
so gebe man schleunigst sehr grosse Dosen nicht reizender Abführmittel ifiic' '
dann, wenn es sich um die gleichzeitig Arsen und Kupfer enthaltenden I
Bei der Behandlung der chronischen Kupfervcrgiftuug wird man am bcs"
der chronischen Bleivergiftung verfahren, namentlich muss hier auf lange t>-
düng der Kleklricitat Gewicht gelegt werden. Von den iiuecksilbervcrbiiji.r.i.. i, .li«i
Farbstoff nur das Quecksilbersullid, Zinnober, das als rothe, übrij^ens in Wasser mAM
Deckfarbe namentlich in der Knttundruckcrei gebraucht wird. Tragen solcbor Ga
dürfte eher eine chrniiisehe als eine acuti; Quecksilbervergiftung herbeiführen. Aacb-|
Behandlung dieser Metallvergiflung gilt dasselbe wie bei der chronischen Blciv^rgift
den LT ran Verbindungen ist nur das Salpetersäure Uranyl, ein grünlich-gelbes, gut
sircndes Salz als Farbstoff zum Uran-Gnlddruck im Gebrauch; Vergiftung diinit s,li«
bisher noch nie vorgekommi-n zu sein. Sämmtliche Uransalze fällen ;i'
schnell und gründlich, sind also Aetzgiftc. Als Gegengift könnte nur Eiv
kommen. Auch acute Vergiftungen durch zinkhaltige Farb.stoffc durma
sein; als solche ist überhaupt nur das Zinkweiss, Zinkoxyd und Schwefelzink. im
doch sind einige Fälle bekannt, in denen ein übermässiger Zinkoxydgehalt ron du
waaren bei KindiTti eine subacut<> Zinkvergiftung veranlasste. Liegt eino Zinkvergift«
Verschlucken von Zinkfarbe vor. so hilft am besten wiederum die Entfernung des Gifl
die Magciiausspühing; nur wenn es sich um wasserlösliche Ziukfarbeu handeln sollt
die Darreichung von Eiwciss, .Milch, Gerhskiffcn. kohlensaurem und phospborsaurem All
zum Zwecke der Umwandlung in unschädliche Zinkverbindungen einen .Sinn; im wriw
Verlauf einer Zinkvergiftung sind sehleimige Getränke, später Opium am Platte. Ziako^
und Zinksullid sind zwar in Wasser unlöslich: doch ist zu bemerken, dass die Zink
häufig gefährliche Verunreinigungen enthalten, nämlich Arsen, Blei und Cadmium. Da» 7/a
liefert an Farbstoffen nur das in der Kattundruckorei angewandte Zinncblorid-Ammoaii
chlorid (Pinksniz) und das goldgelbe glänzende Zinnsulfid, einen zum Broiiziren viel t«
deten, Musivgold genannten Farbstofl. Vergiftungen durch diese Zinnverbindun?on <Hnd
noch nicht sicher beobachtet worden. Das Pinksniz ist ein ätzendes Gift; \' -.'n
durch wann also ebenso wie andere Vergiftungen liurch ätzende SttifTe zu beb; - )n
zinn ist selbst in den meisten Säuren utilöslirh und schon deshalb kaum eine \ erj;iltuiig 1
durch zu befürchten. Bei Vergiftungen durch das rotligelb aussehende und vorwiegtMi
der Goldleistcoindustrie und von Goldarbeiteru als gelbe Farbe gebrauchte tJntti cmpSiil
sich die Verabreichung von tipium, Schleimsuppen und subcutaner Kanipberol-Injectioo, »Jk-
rcnd innerlich Fette zu vermeiden sind. Pikrinsäure-Vergiftungen erfordern, d.i (hf«J
Stoff ein Blutgift par eieellence ist, ein energisches Kingreifen: fand die Aufnahme ili'«'
Giftes per os statt, so ist reichlich Eiwei.ss und Glaubersalz zu reichen: es entsteht nuiifc'»
im Körper aus der Pikrinsäure die Pikraininsäure: diese wird durch schwefelsaure Salze, üuilwi
wie die Karbolsäure, gebunden und als aetberschwefelsaures Salz durch den Urin ausgewti'-
den. In schweren Fällen wird man aber mit einem Aderlass und Transfusion von Blut !■»{>.
mit der Bypodermatoklyse und alkalischer Kochsalz-Infusion nicht zögern dürfen.
.\uch heute noch thut man gut. gegen die Verwendung eines Thcils der Anilinfn''
skeptisch zu sein wegen der Möglichkeit eines .'\rsengehalts derselben, und es cmplickl: -i !■
überhaupt, da crfahningsgemäss fast jede Farbenuünnce wenigstens mit Hilfe arscnhiltu,-"
Farben erzeugt werden kann, sich vor der Bchaudluug einer Vergiftung, die durch Fj.'Ii»'"*
verursacht ist oder sein kann, immer erst davon zu überaeugen, ob die verdächtigt' Ful«
Arsen enthielt oder nicht. Uebrigens findet sich unter den organischen Färbst. (Tii, r.rf
der Pikrinsäure und dem Gutti noch eine ganze Reihe notorisch giftiger. Wei,
auch vorwiegend nur ein gewerbehygienisches Interesse haben, insofern sie b'
Warbst olTr
— 260 —
Favus]
tiri^r Ucrslrlluiig heschäfligtcn Nrbf'iteni Ekxcinc' ir/ciiKeii, so i>t{ ilocn tjcroii ßt'dculuiiK
ach liir weitere Kreise nicht gerade gleicligiillig. 14 solelier gi/tjgeii orgaiiisclieii Farbstoffe
Shrt Kobert auf Seite 364 seines Lehrbuches der latoxicationcu (1893) an.
STOBRMEB.
w.
Bhi
ai0D866bSd( klinitttiAchpr Kurort am Thiinnr 9or> im Born(»r Oborlando, H«t2 m liorli. E.»- yinlil dort oi» nrtlii.'VK
I Miiirmtwassor mit l,4.'i CftlRiamsnlrat. O.lli? Mttt;neF.[t]tfi-, O.Orto Cftlcinm- Dn<l O.OO'i EiAi'iihir.arhonat, 1,98 cem rrei<*r
^^^oblensluro, weletips xa Trink- iinU Bitdokuren Terwendung UndpL Die Uvhrxalil der Kranken li5idot an Krank-
^^K«it«n der AtbmunKKorgiine oder an BlutamiatU. äalHon Hai bis Oetober.
FaTng ist ciiir durch Achorioii Si'hoeiileinii bedingte Krmikheit. wolrhe vorwiegend ilii-
I bch;i:irtr Knpfliaut, seltetior die niclit i>ehaarten ISU-licti des Körpers und die NAgel
' befällt. In den Anraiiftsstadien der Rntwickelung des Favus des behaarten Kopfes
zeigt sieh zuerst nur rinc leirlitc Sriiiipiiuiig; alshalil zrigi'u sich um Haarbalgtrioliter
kleine, gelbe, siibepidcniimdale l'unkfi', welclii' sich vom Haare aus exeentriscli rius-
ielincn bis zum hurcbinesser von 1 cm und darübi'r, und kleine schnssclfönnige
^xssen bilden — Faviisscuhitinn - , welche gedcllten l'ustcin nicht uniibnlich, ein-
ig und alli'in aber nur durcb die Anh.-Uifung der l'ilzniasseii bedingt .sind. Nach
längereil! IJestand. der .sich gewühtilich auf .lahre hiDau.sdehnt, verödet unter dem
V'^tändigen l>ruck de.s Sciituhmis die ll.iar|»apille und es bilden sich nai-benähnlichi'
Taille Flachen, die hie und da vnn kiiinnierlichen Haaren besetzt sind. Uei der
likriiskopiscliPii riitersuchung erscheinen die Scutula als masseniiarte Anhihifungen
Kon I'ilzetenieiiten, aii.sserflein dringt aber auch der E'ilz in die Wurzelscheidim luid
den Haarschaft, in der Tiefe bis zum Bulbus, über der Hanfo'>erfliU'ho bis
Feit über den Krnergeiizpunkt des Haares hinaus. An nicht behaarten ^'tellen ist
Jer Favus ebenfalls durch Scntiilabildung charakteri.sirt, mir geht diesem oft eine
Jein Herpes tonsurans .ähnliche ringförmige Sehuppiiiig der Haut voraus, widclie
llirch ilas schnelle Wachsen der l'iizeU'inenti" in don oberflächlielien Schiebten der
Spiderniis bedingt ist (herpetisches Vorstadinm von Kühner) imd früher von Hchra
kis eine (\>rnbinati(>n vdii Ti-ielio)divtoii und Favus betrachtet worden war. Her
:»vus der Nilgel befällt gewehtilicli nur einen oder mehrere Nage! der Finger oder
Her Zehen, nienials alle. |)ie Krankheit geht vom tVeien Nagelrand aus und dehnt
iell zwischen Nagelbett und Nageipintte aus, bildet hier ebenfalls schwefelgelbe Fiin-
jerungen mit Trübung, Rrüchigkeit und Kxfoliatinn der Nagel.substanz.
Der Favus wird vom Mensehen auf ilen MeiLschen übertragen durch directe
^der indirecte Ansteckung, kann aber auch von Hausthieren, Katzen, Huncb-n,
iühnem etc. übertragen werden. Die Krankheit betilllt meist jngendliche htdivitliii'u
üer ärmefen ('lassen. I'ie !>i.'ignose ist fast immer eine leichte, sie wird dnrcli Com-
^licationen, welchr' den l'avus begleiten, in einigen Füllen er-schwert (F.kzem, Sebnr-
iioe), in zweifelhaften Fallen mu.ss sie durch die mikroskopische L nfi-rsucliung der
l.xin? festgestellt \vi>rden. I>i'r l'ilz besteht aus zahlreichen Mycelien. kurzgliedrig,
geschlängeit, verzweigt, von verscliiediMier Dicke, die .sich in abge.schnürteii Konidieii-
ketten fortsetzen. Hie und da bemerkt man einzelne i-unde S]»oren.
Therapie. Favus des behaarten Kopfes. Vor der Kiitdeekuttg de^ .Arhiu'ion
lurch Schoenlein (IS30) war die Therajiie des Favus einer rohen Kiiipirii' nljer-
Lutson. |)ie Anwendung der Pechkappe und der Pechstreifen ist veraltet, hat aber
dimeHiin noch Anhänger. Die meisten Aei'zte suchen eine rationellere Behandlungs-
ireise tuid wenden Substanzen au, die eine parasiticide Wirkung tiesitzen: (.)leum
iusci, tHeum cailiniim, Karbolsäure. Sublimat. Kreosot, Hydrargvi-iiiii sulfui'icuin
hasieum, Naplitol, Schwefel etc. oder Mischungen dieser Substanzen. Nebenbei wird
aimer imeh die Kpilatien* vorgenommen. Wulff hat jc'doch diese .Methode seit
Inngen .lahren verla.s.sen und verfährt mit gutem Krfolge folgendervveise: Die Haare
ri'rden zuerst kurz ge.schnitten und die Kopfhaut mit grüner Seife tüchtig alige-
kaschen, liann wird eine dicke Schicht Ibnva.selin aufgetragen inid der Kojif mit
Biner engaidiegeiiden Kaut.schnkhaube oder mit tluttaperchapapii-r und i'iner Rinde
gedeckt. .Vm näclisten Morgen wird der Kopf wieder mit Seife gereinigt und die Scti-
ila, die dieser Heiiijgung nii-ht fol;;en. mit dem Spatel aus der Haut geschält. Dann
die bdgeiide Salbe fest in die Haut einzureiben: Clirysarnbinum II), Va.seliiivim
ibum U«), Aether sulfuricns HO, M. exacti.ssiine f. uagt. Darüber werden wieder die
jngeriebenen Stellen niit (Juttapercha bedeckt luid diese mit einer Binde befestigt. .\ni
l&ch.sten Tag Abwa.schnng mit Seife und nachfolgende .\pplicntion der Salbe, immer
fiter st.irker M.TSs.ige, um die Salbe fest in die F'ollikeirdTnnngen eindringen zu bissen.
(T»r«R
— 270
Di
Vcrf:
iliifii vviri
1 (1 \V((ci)cil \:t\i'' :i))i:cwrilidt im(^
sgcM'tzt, wKim I
lirlu! Erscheimuigcn tlurch (ins ('bn.sMrnhiii eintreten. In diespn Iiitertalhi I
<üiK! iii(lifF(>renti' Sitibi' 7.nr Aiiwnuiuiig i)(lei- cino solche, die parasitiriil uii^
i-ciz('ii<l wirkt, Snlilini;it i (im inilN- nili^r Pnti-i'ijiitat '/2n ''• ^- N'aoli '■■»•cli'i Wf
(l;t« Sf'ifi'ti 1111(1 (■hivs;irnliiiiircii nur rini'ii Tn;; um di'ii amloren vor
(k'SSfll)cii Z('i(i:tuiiis iiiiil ili'i- r;iticiit wird entiass».>ii mit <lcr Wei--
lichaiulluiip noch \vijcln'iitlii-li ciiiiiial wiihronci It Monatmi zu iiiiterz»«'hi'n. .N»fl I
Zfit wird nur noch eine wiichciitiicbi" Abseifung mit nachträglicher Applirati«
Suhlimatvascliii 1 pro iihIIc IriMgcrc Zdt fortgesetzt. Selbstverständlich niüs
('auteleii während der Ciirvsarobiiihehandlung beachtet werden, um die A»
schützen. Der Umstand aber, dass immer ein Occlusivvorband iiaoh jeder Cl
rohinaiJ|)licatioii angelegt wird, .sclintüt den Patienten schon vor Conjuocti*:
Conie:ilrei/.uiigen. Während der giinzen Heh:indliniE: werden die Haare knn .
re.sp. mit der l'f(<nlesclieere wöclientlich einmal abgetragen.
Ihu« l!p|Kindlungs.>ichenia der verschiedenen .\utoren ist ungefähr das»«!))
meistern ejiiliren, die einen in kleinen Sit/.iiiigen , andere in Narkose; jeder "
Antiparasiticuni. So wendet Besnier folgende Salbe an: Halsaniuui poniti
tlleiiiii cadinnm iTn 2 — ö g, Acidnm salicvlicimi, Kesnrcinuni Ji 1 — 5 g,
V'a.selinum, Axungia |Hirei m 30. IHeae wird .\bejids aufgeti-agen, Morgens
Haut abgeseift mit einer Theer- oder Trhthy(vl.»;eife, dann die Haut mit aar:
der L'i.sung gewa.schen: Spiritus vini (HO") KXt .g, .\ciduni aceticum glaciale OJ
1 g, Acidum boricuni 2 g, ChloroforiMinm ö g. l>arnl)er wird dann Kniplaatmll
Vigo gelegt, an des.sen Stelle hei uns Hniplastrum Hydrargyri benutzt wird, b
verdünnte ICssigsiinre ist auch in Piilverisationen von Peroni empfohlen wurtien: <t
Slmemaker in Philadelphia wird die Wirkung des Kupferoleats gen
nicht möglich, alle Substanxen .inzugebeti, die Verwendung bei <ler V.r.
linden. ICrwiÜiiit sei noch die lieliandktng dtirrli Wärme, welche von Zin?
<dni<; eclatante Krfolge, geübt worden ist, und <lii' .\p)ilication von Sul)liui.Tll'''-'nfl
durch Kata|iliorese, xim welcher keiiii' besonderen Resultate gesehen wurden
l'a\us der nicht behaarten Stellen. Hier ist die Behandlung viel
luul von leichtcrem Krfolg: man kann in .S — 14 Tagen vollstilndige Heiluns •;
Es gein'igt, die Favusborken zu entfernen, die erkrankten Stellen abzuseifen :üii. .
oben erwähnte Chrjsarohinsalbe m appliciren oder auch rhrysarobinpfla.^fnnl
Sublimat oder nach Anderen Tinctura .lodi nachträglich anzuwenden.
Favus der Nagel. Das radicalste und sicherst!' ist, die Nfigel zu entfro«
imd da.s blos.sgelegte Nagelbett mit Sublimat, oder ("hrysarobin, oder Tinctnra U
7.11 behandeln. Etwa.s langsamer, aber au<-h von .sicherem Erfolg, ist die p»«"
Entfernung fiber den i'rkraiikten Stellen diircli .Vlisrhälen oder Abfeilen ''
Substanz, Auslöffeln der Faviismassen und die iia<-liträgliche Application
wähnter Substanzen.
wotrr
Feigen. Die Früchte der viTscliiedencn Ficu.sarten, welche zumeist in südlichen L.nn! •
virt werden, kommen zu uns in den Hniidt!! fa.st ausschliesslich im getrockneten Zl
iinidlichc scheibenartige (icbüde, ausseri mit einem staubartigen oder körnigen M
zogen, das fast aiisscbliesslicli aus eingetroekiietem Traubenzucker besteht (Smvrn.i' r
In diesem Zustande ciith.ilteu sie im Mittel Kiweis.s 4, Säure (freie Pflanzeiis.üure h
saures Kniisali'.) 1,2, Zucker (Tranben-, Fnicliti'.uekcr) 49,S, andere lösliche K-
(Dextrin, Pektiiistoffc) 4.5, Holzfaser und Kerne ö, Asclic 2,9, Wasser 31,2 pCt V
aogenchnryen .»iüsseti Geschinack.s sind die Feigen ein Genu.ssmittel, das, in grös-scrtr '
nosscn, auch einen beträchtlichen Tlieil leicht liislieheii Zuckers in den Körper cii.
her sie auch als Nahrungsmittel gelten dürfen. In reichlicher Menge genossen *
durch ihr saures pll.inzensaun-s .Salz auch der Obstipation entgegen. Im pr.
und rohen Zustande sind sie indess wgeii ilin-s derbiii pf^.Tiizlichcii Ciefüjres als fi--
•laulieb zu erachten und deslialb aus der Kranken- und Reconvalescentendiaet austiuwij'«—
r plliafing) Sonunprfrinfhr an «Jor WVtinspilc »1i»h Staniberxt^r Se«a in OberbRyiTn, MO m horh,
Fellach) Dorf in KarnU-n, MKI ni liooli. In il«r Klili« detsolben trrtrn di» Fell>thati|DellOD, Vvlltrh'r *
Togc, vier krirtiup allialii^rlio Sündrliniic (bis lu t.K Natrium-, 2.1 Ctlrinni-. n,22 II»in*«iumlM.
trinmohloriil, O.ftH Nstriunmulfut. rr>*to Knblfn^fluro (tOfl com), wplofap iii innnrilcben und taniurtp-
Feretril« rflanxcnsstlan^ an& der Farn, der Papi 1 io u aco ac*, Untorfam. .Sophoreap. V. «pvrtabiliti
pin Datnil Dnuiilipns mit anpaarig K^ttpdeii«n BtRtlpm und lcl«inpn gelben Blnifavn. lipfert das AiiMvtinkm
Mirn
\
Ferieneolonien — 271 — Fermentwirkung]
itetmcolonlen. Hierunter verstand mau ursprünglich die Entscnduu); nrholungsbodürftiger,
I schwächlicher aber nicht eigentlich kranker Schulkinder der ärmeren Classen auf das Land
1 «ibread der Schulferien. Zuerst vom Pfarrer Brion in Zürich ins Leben gerufen, hat diese
', woblthätigc Einrichtung sehr schnell in zahlreichen Städten wie Frankfurt, Berlin, Dresden,
Leipzig Nachfolge gefunden, und haben sich besondere Vereine zu diesem Zweck gebildet.
Man ist auch über den ursprünglichen Rahmen hinausgegangen, indem man ausser in die
eigentlichen Ferieneolonien eine Anzahl besonders bedürftiger, hauptsächlich anaemischer und
serofulöser Kinder in >Soolbäder und an die See schickt, und andererseits sogenannte „Halb-
oolonien" eingerichtet hat, in welchen die Kinder nicht eigentlich aufs Land zu dauerndem
Aufenthalt, sondern in den Nachmittagsstunden vor die Thore der Stndt ins Freie geführt
werden. Es ist selbstverständlich, dass die Colonien etc. unter Aufsicht geeigneter Persönlich-
keiten, meist Lehrer und Lehrerinnen, .stehen. Die Erfolge dieser Einrichtungen sind nicht
nur gesundheitlich, sondern auch in socialer Beziehung vortreiTliche. Der engherzige und
nSTgelode Einwand, dass bei den Kindern durch dieses Benefiz ein Begehren erregt und ihnen
gewissemiaassen ein Uebermaass der Verwöhnung erwiesen werde, welches in ihre sonstige
Liage nicht passe und sie nur anspruchsvoll mache, hat sich in keiner Weise bewahrheitet.
Im Gegentheil hat man überall die Erfahrung gemacht, dass gerade diese Fürsorge für die
Kinder der Armen hygienisch und moralisch die besten Früchte trägt, nicht nur indem sie
die Kinder kräftigt und anspornt, sondern auch indem sie bei den Eltern die Bitterkeit der
socialen Verhältnisse und der Cla.ssengcgcnsätze bekämpft.
EWALD.
'amentwlrknng. Man versteht unter Fennentwirkung schlechthin die Wirkung der geformten
and ungeformten Fermente. Beide, Mikroorganismen »ind Enzyme*, zeigen aber in ihrer Wir-
kung einen fundamentalen Unterschied. Während wir durch geeignete chemische Manipulationen,
s. B. durch Erwärmen der .Substrat«! mit verdünnten Säuren, einen mit der Enzymwirkung
ideutischeii Effect erzielen können, lässt sich die Thätigkeit der geformten Fermente auf rein
chemischem Woge nicht nachahmen. Man hat daher zu unterscheiden zwi.schen der Ferment-
wirkung im besonderen, der Enzymwirkung, und der bakteriellen Fermentwirkung, der (läh-
ruDg und Fäulniss. Hier soll nur die Ersterc in den Kreis der Betrachtung gezogen werden.
Die Einwirkung der chemischen Fermente auf die Substrate erfolgt durch Aufnahme der
Elemente des Wassers, wobei hochzusnmmengesetzte, in labilem flleichgewicht sich befindende
Körper in einfachere, stabile Producte umgeformt werden. So resultiren aus der Einwirkung
der Betulasc, eines vor kurzem von Schneegans und (ieroek in Betuln lenta aufgefundenen
Enzyms, auf das Glykosid (laultherin ülyko.sc und (laultheriaöl
Oaaltherin Waxspr SalicjrlsiurcinetbjIrHter Ifljfkuso
=: (lanltheriaOl
Mit dieser Zerlegung der (Hykosidc. die in analoger Weise auch bei den anderen glykosid-
spaltenden Enzymen verläuft, ist die Thätigkeit des Enzyms beendet. Sind die Substrate ein-
facher zusammengesetzte Körper, so künneti als Kndproducte der Zersetzung Kohlensäure und
Wasserstoff, sonst nur Producte der Fäulniss, auftreten. Eine derartige Spaltung in die Ele-
mente treffen wir vorzugsweise bei den intracellulär wirkenden Enzymen an, so bei einem
Pilz, welcher ameisensauren Kalk in Kohlen.säure. kohlensauren Kalk und Wasserstoff zersetzt:
CaCCHOz)! -f IIoO = CaCOj + CO. + 2H2
CalciniDformiat Wasser C'alrininrArhonat Ktihlcncliciiril WansprstofT
Welche Gruppe von Enzymen man aber auch herausgreift, .stets findet man, dass das
Product der Femicntthätigkcit, ixIi.t ihre Summe, geringere Verbrennungswärme besitzt, als
das Substrat. Die potentielle Energie, die chemische Spannkraft, wird durch dit^sen Vorgang
in kinetische Energie umgesetzt, welche dem Organismus, in welchem sich der Fcrmentations-
process abspielt, zu Gute kommt. .\uch bei der l'insetzung ausserhalb des Thier- oder
Pflanzenkörpers lässt sieh diese Umformung der Knergiri-|ualitäten durch Zun.ihnic der Wärme
erkennen. Dies ist besonders hei den Gerinnungsenzymen der Fall, bei welchen noch als
■wärmesteigerndes Moment der Uebergang des Substrates aus dem flüssigen in den festen Ag-
gregatzustand hinzukommt.
Auf welche Weise nun diese Fermentwirkung zu Ständig kommt, diese Frage hat seit
Scbönbein, welcher als Erster im .Vnfnnge dieses .Jahrhunderts auf die Fermente die .Auf-
merksamkeit lenkte, bis zur (regenwart, entsprechend ihrer Bedeutung für den Haushalt der
belebten Natur, das Interesse der Chemiker und Biologen beschäftigt. Die erste theoretische
Erkläning der Fennentwirkung, welche trotz zahlreicher ;;ewichtiger Einwürfe noch heute -An-
hänger zählt, .stammt von Berzrlius .lus drm .lahre liSSO. Derselbe greift auf die .schon
TOn Scbönbein für die Fermente in .Anspruch jieniinimeiic katalytisclic Kraft zurück. Es
war seit lange bekannt, dass Metalle in fein vertheiltein Zustande Wasserstoffsuperoxyd in
Wajwer und .S.iuerstoff zerlegen können, gemäss der (ileichung:
OH
•^1 = ■>n-''" -1- (1,
OH - H • -
[Fcrinciitwirkunjr
272
Ferroi-yaaTi>rbisda
o'ler H.uss si>'. mit iMiiem Gcmiscli nus S.uierstoff und Alkoliol in Dnrnpfform in B«
bracht, den Alkoliol zu Essigsiiuic zu oiydireu vermiigieu. Berzelius nahm nuo
dem aueli für organische Körper, wie Blut und Fibrin eine analoge Einwirkung
stoffsuperuiyd nachgewiesen war, dass die Enzyme durch blosse Berührung mit
ohne selbst irgend welche Acuderuiig ihrer Structur zu erleiden, ihre specifiwhc
üben. Diese Annahme setzt jedoch das Vorhamiensein einer besonderen kataly
voraus, welche mit den physikalischen Atischauungcn nicht in Einklang zu brin
Bezug auf die oben erwiihntc Eigenschaft der Metalle direct widerlegt ist.
später trat Liebig mit der Ansieht auf. dass die Fermente Eiweisskörper seien,.
in einem Zustand der Zersetzung beOinflen, und da.ss sie im Stande seien, die
auf andere Körper zu übertr.igen. Als gewichtigster Einwand gegen diese Theo
die Constanz der Fermentwirkung zu betrachten. Im .lahre 1879 stellte nun r^
eine neue Theorie auf. welche ebenso wie die von Liebig als eine M..ditT.i;r«
zclius'schen Anschauung erseheint. .Nach ihm betiiiden sieh, im Ein: t|
nisscn der Molecularphysik. die Moleciile der Enzyme in einem Zustand i
Treffen diese nun mit den langsamer .schwingenden Molecülen der SiibstrAtc tus
steigern sie in denselben die Bewegimg, welche bei ihrem labilen (TleicbgewiVht dm]
des Molecüls herbeiführt, während die stabilen Enzyme keine Veränderung erleiden.
In neuester Zeit sind die Ergebnisse der modernen physikalischen Chemie fir (
klärung der Fermenlwirkung von Nasse vcrwerthct w^orden. Man hat erkannt, iiast(
Sache der Säuren- und Alkalieiiwirkung, welche mit der Knzymwirkung grosse At
zeigt, die Dissoeiation in II- und Oll-Joneu ist. Da nun in Folge des Auftretens fr^iirj
die Leitungsfähigkeit für den etektrisehen Strom erhöht ist, so muss diese Rri)öhung in j
welchem Fermente zugesetzt worden sind, nachzuweisen .sein, talls die Umset*
freie .Jonen verursacht werden. Diese Zunahme der elektrischen Lcituogsfi
nun Nasse für Lösungen nachgewiesen, welche neben rohem Ferment d».s Snl
h.iltcn. z. B. für Lösungen von Diastise und Stärke. Es ist somit der Beweis tr'
Fermente freie .Ionen bilden. Einen noch tieferen Einblick in die Mech.^nik
Wirkungen ermöglichen uns die Resultate von E. Fischer Dieselben stüU
stereochemische Anschauungen. So existirt Mctliylglykosid in zwei isomeren V«
als «- und /9-Methylglykosid:
H— C— OK KO-C— H
/ GHOH
\ CHOH
<
'^ CHUII
I
\^
CHOH
CH ■ CHOH ■ l^H.OIl
CH • CHOH • CHiOH
fi-Metliylgljffcosid
Lä-Sst mau Invertiii auf diese Körper einwirken, so wird nur die a-, nicht tlitr]
bindung gespalten, auch Milchzucker wird nicht invertirt. Emulsin dagegen spaltet na
Ihyiglykosid und Milchzucker, nbor nicht die «»-Verbindung. Fischer sclili. -^^i un
diesem Verhalten, dass Invcrtin und Emulsin ein a.symmctrisch aufgebautes M
und da.ss diese Enzyme nur solchs- <'rlyknside zu zerlegen im Stahde sind, w
Itcher geometrischer Conliguration diejenige Annähernog der Moleciile zuLtssen, wrle
Eintritt der chemischen Kcaetion notbwendig ist. Dazu ist es erforderlich, dass Enit
(ilykosid wie Schlüssel und Schloss zu einander passen. AI.s wicht
in'ss der Fischer'schen Unter^iuchungcn stellt sich heraus, das.s speciell in B5
molecularc Asymmetrie chemische Körper und Fennente in demselben Sinne einwl?
kommen die alten Berzclius'schen Ansch.iuungen wieder zu einer gewissen iieltvag
JjkCOl
FerrocyaiiTCrbindnngeii. Cyancisen vermag gleich einer Anzahl anderer Sohwrnn«t:
mit solchen der Alkalien und alkalischen Erden Verbindungen einzugchen, welche niel
als eiufachi; Doppelsalze aufgefassl werden können. Denn der Charakter der Componcd
darin vollständig verändert. .So wird aus den Lösungen weder das Eisen durch S«
amnionium gefällt, noch die Cyanw.'isserstolTsäure durch verdünnte Säuren bei
Temperatur iu Freiheit gesetzt. In Folge des letzteren Umstandes sind die Per
düngen auch, innerlich genommen, ungiftig. Man nimmt daher nach dem Vorgang
Lussac und Liebig an, dass dieselben ein aus Eisen und Cyan zusammengcset
,Ferrocy.in, FcCy«" euthaltcn, das sich mit 4 Atomen W.-i.sserstoff oder dem .Veqii
Metallatomen i\\ PVrriicyauwas.serstoffsruirc bezw. deren Salzen verbindet, l'eber iK»1
des Ferrocvans äusserte liraham die Ansicht, dass es nicht das einwcrthigi' Cvan
CN
das drciwertbig«' Radical Trievan /\ enth.iltc. Ersetzt man in der K»
— CN— CN-
Eiseuchlorürs pi yFe =^Ye\r-\ jedes Chloratom durch ein Tricyan, so erhält maa.
i[FerrocyanTerbindniifi;en — 273 — Fette]
ä Valenzen des letzteren frei bleiben, ein aclitwertliig'-s Itadical ^ (•i''x''J l'c =^Fe';^,,''Y'' ~
! Die Fonnel der Ferrocyanwasscrstoffsiiure wäre demnach HsFejCyu, und dementsprechend
wären die Formeln aller Ferrocyanverbindungen zu verdoppeln. Wie dem auch sei, es steht
fest, dass das Ferrocyan allen Anforderungen eines Hadicals genügte es geht unverändert aus
einer Verbindung in die andere über und wird erst durch starke Eingriffe zerstört. Eine Aus-
nahme zeigt nur die freie FerrocyanwasserstnfTsäure. die schon an der Luft, schneller beim
ISrhitzen, eine theilweise Zersetzung in Cyanwasscrstoifsäure und Berlinerblau erfährt.
Die bekannteste der hierher gehörigen Verbindungen, zugleich das Ausgangsmaterial für
die Darstellung der übrigen und .luch aller anderen Cyanverbindungen, ist das Ferrocyan-
kalium, Kaliumferrocranid K4FeCy«-t~3H20. auch gelbes Blutlaugensalz und in der Technik
mit dem wissensch.iftlich falschen Namen .blausanrcs Kali" benannt. Dasselbe erhält man
im Grossen durch Schmelzen von roher Pottasche mit Kisenfcile und thieriscben, stickstoff-
haltigen Abfällen und Auslaugen der erhaltenen Schmelze mit W.isser. Es entsteht auch bei
der fabrikmässigen Darstellung von Pottasche aus Kaliumchlorid in Folge der vorhandenen
Verunreinigungen der Materialien, ferner beim Versetzen eines Ferrosalzes mit soviel Kaliuni-
cjranid. dass der erst entstehende hellbraune Niederschlag sich wieder .luflüst, sowie beim
Auflösen von metallischem Eisen in Kaliumcyanidlösung. Das Salz bildet tetragonale Pyra-
miden, die gewöhnlich eitronengelb und trübe, in kleinen Exemplaren bernsteingelb und durch-
fiicbtig sind, vom .spec. Oew. 1.83. An reiner Luft unveränderlich, i^ingt es bei üO* an,
Kiystallwosser zu verlieren, wird aber ei-st hei 100" völlig wasserfrei und bildet dann ein
ireisses Pulver. Es ist löslich in 4 Tb. kaltem, 2 Th. kochendem Wasser, unlöslich in Wein-
geist. Die Lösung, dem Licht ausgesetzt, scheidet langsam Berlinerblau ab. beim Kochen an
der Luft giebt sie etwas Ammoniak ab und wird alkalisch. Das käufliche Salz enthält zu-
weilen Kaliumsulfat, das durch Umkrystallisiren nur schwierig beseitigt werden kann.
Das Ferrocyankalium giebt mit Schwermetallsal/.en Niederschlägi' der entsprechenden
Ferrucyansalze, die zum Theil gefärbt sind und daher zur Erkennung der Metalle dienen.
Ferriferrocyanid Fe^CFeGyeXi ist das als Farbstoff geschätzte Berlinerblau, die am längsttMi
bekannte Ferrocyanidvcrbindung. von Diesbach am Anfang des 18. J.ihrhunderts zufällig
entdeckt. Es entsteht durch Versetzen von Ferrocyankalium mit der Lösung eines Eisen-
oxydsal/es und ist unlöslich in Wasser, verdünnt<;n Säuren (s. S. 103). Durch concentrirte Säuren,
besonders aber durch Kali wird es zersetzt. Es löst sich in oxalsäurehaltigem Wasser mit
bLiucr. in einer Lösung von neutralem weinsaurem .-Vmmonium mit schön violetter Farbe:
beide Lösungen waren früher als farbige Tinten im Gebrauch. Von etwas abweichender Zu-
sammensetzung, nämlich unter Ersatz eines Theiics des Kali durch Eisenoxyd, ist das soge-
nannte „lösliche Berlinerblau*, welches vielfach gicichzeilig mit dem unlöslichen entsteht,
besonders wenn man Eisenoxydsalzlösung vorsichtig in eine solche von überschüssigem Ferro-
cyankalium giesst. Das Kupfersalz und das I'rausalz. beide von rothbrnuner Farbe, dienen
dazu, die geringsten Mengen der entspreehend(!n Metalle in Lösungen nachzuweisen und wird
daher ihre Bildung als Tüpfelprobe bei der Maassanalyse benutzt. Das Zinksalz ist weiss,
enthält 3 oder 4 Mol. Wasser, löst .sich nicht in Wasser. Es findet medicinische Verwendung
in der gleichen Art wie Zinkoxyd.
Therapeutisch ist das Ferrocyjiukalium als Fieber- und als Abführmittel benutzt
worden, jedoch ohne sicheren Erfolg. Das Fcrrocyanzink wird hier ähnlich wie Zinkoxyd,
aber ohne besseren Erfolg, als dieses, vcrwerthet.
* .SPIEGEL.
fvmlft lt. SchwiAriK ft1)iiu|^ronx(*ii(lf' PflaiiKongattunK aus ilor Fain. ilcr Vmlu'lli f<>ra<<*, zur <.*rii|)|)i> ilrr I't'iicoilu-
neae gehörig. Von den '10 hP9on(lf*rs im MittoIm<<prK<^hir>t und in CtMitralayien lifimisctuMt Artvn dio meisten mit
mrlrfach Hednrtlieilih'en Blllttom und irolbcn BlUtlivn. Dio nindliclicn KrUrlitr Tum Ktlcl«'n lifr starli plattKi^üilickt.
F. Hrurodosma Bontli. et Trim. (=^ IN'Ucedanum Atta foetid» lUill., Ff?rula Asa foetida L., Soro-
dosma foctidnni Buni;<^) luit rnbenartip*r 1>i<< >c)i<'nki>ldir.kf>r Wurzel. miOirfarh dreixülill^en (irundhiltttern und
bi» 2 m hubem. wenige LaubltUtter tragendem .Stamm mit !I0 Ids :to strahtigen Dolden, findet sifli xwischen dem
pcrviisehen MeerbuNen nnd dem Aralsee, Liefert Asa' fuetida. F. Nartiiex Boiss. (-- Peticedanum Nartlie\
B«ill., Narthox Asa foetida Falniner). im westliclien Thibet. iiesoniler*; im Thale A^ttT und in Argliani>tan,
wird bi)« Sm hoeb. Liefert ebenfalls Asa foetida, wie andere Arten (F. foetidis^inia R*'gel et .Scbmalli..
V* Aya foetida Boiiw..) F. galbaniflua Koist.... et Bnb'.e i-=^ l'encedanum galbanifltium Baillj mit
«ralehharigen BlSttern und il — IJstrabligen Dolden, bei IdOO— L'.'xKi ra Hübe und in Khuras.«an vorkomm 1.
liefert Oalbanum*, wie Tielleicht aurli F. ruhricaulis Itoiss. in den (iebirgen Nord- und Stldwestper>iens.
M.
FerBlulnre, C,„H,y04 = CII,0 ■ C,Av.*iII) - CH : CII - ('(IjH. der m-XetlivUelher der Kafree>!lure, findet sieb im
ISmn» von Aaa foetida (HIasiwetz. Bartb). t^i" krj-stullisirt in vter-eitigen Nadeln dev rliombisrben System-.
die hei 168— 1U0(> sebmelzen. i»t fast unb'islicb in kaltem, Utslieb in siedendem \Va.s.ser, bist sieb leie.bt in kaltem
Alkohol, weniger in Aetber. l>ie wKitherige Liisung giebt mit Itleizueker einen gelben floekigen Niederschlag, mit
EUenehlorid einen dnnkelgelbbraunen Niederseblug. Beim .<rbmelxen mit .Vetzkali gi«>bt sie f^itsigsäure und Proto-
ktftechuelare, durch Natriumanmlgam wird sie zu Hydrofernlastture. t',,'^^a'**- redueirt. Kebling's Liisung redueiit
ele beim Kochen, SilborlSsnng erst nach längerem Kuchen. Die Sal/.e der alkaliseben Krdeii sind in Wasser Iflslicb.
SPIEGEL.
'9 auch Vetan genannt, Luftkurort im l'nterengadin. 16-17 m hoch.
W.
und Fettsaenren. Als Fette werden heule die (ilycerinestcsr liochmi'leeularer fetter
Sinren, sowie einiger ungesättigter .'^äuren bezeichnet. Chevreul delinirte die Fette als
0. Liebreich, Ene7klopie>lie. II. Band. ]v;
[Pettp
— 274 -
(ilyccriiipstcr, und Bcrf helol wies iiacli, daü» sii,; i| r r i sHiirige Ol rcertiies
sind. Als dreiatiimigfr Alkohol kann naralioh dos Glycerin drei Reiben von L
Di- und Triglyceride, bilden, in der Nntur sind aber bisher nur R'[>ri -
letzten Koihf aufgefunden worden. Von manchen späteren .\utorcn sin«! ili-. Wi
Ketten ungerechnet worden. Es »ind dies aber einatomige Alkohole, für vir.i
vreuTsche Definition nicht /.utrilTt. Noch weniger küotien die Cholcstcrineslei
als Fette aufgcfasst werden, da das Cholesterin' keiti P'ettalkohol ist. Auch
jjlicirter zusammengesetzte, im thierisrhen Organismus vorkommende Substaaz;(!n, 4«»|
»dd da.s Lecithin *, sind aus physiologischem Grunde den Ketten zugezählt »•<
weil sie als Zersel/.ungsproducte fette S.viren liefern; jedoch fügen sie sich
mischen Gesichtspunkte aus nicht der Chevreurschen Einthciluug. Audi uas ».i>cd
als Gemenge von KohIcuwasserstofTen natürlich nicht zu ilen Fetten gerechnet werden.
Die Fette sind (lemenge von Olein, Pulmitin und Stearin, von Heuen nur 'iv
bei gewöhnlicher Temperatur flüssig ist: l'almitiii schmilzt erst bei 48", ><lr»n«
bei 53° C. OleVn löst Palmitin und Stearin reichlich auf und da» Gemisch baL Jf
seinem Gebalt an UleVn, einen ent,sprechend niedrigeren Schmelzpunkt; so fan^ SrJm-u
das annähernd zur Hälfte aus OleVti und aus Halmitin und Stearin besteht, iwischeii
an zu schmelzen und ist bei 8H" ganz flüssig: llamnielfett, das nur zu '/j aus Olein
*'i aus Palmitin und Stearin besteht, IJingl bei 43" an zu schmelzen und ist p-geu
ständig flüssig. Aus den Neutralfetten Kissen sich, unter Wasserauf nähme, ruud 95 j
säure und fast !) pCt. Glycerin abspalten. Die Fette sind die kohleDslofTrcic
stanzen, in.sofern sie über '/i ihres Gewichtes (76,5 pCt.) KolilenslofT enthalten.
Die Fette finden sich im Pflanzenreich in derselben weiten Verbreitung wie die vrr
Wachsarlcn. zumal zahlreiche Samen und Früchte, auch manche Wunteln enthaltto
grossen Mengen angehäuft. Aber auch im Ihierischen Organismus sind sif, im Oc
den Wachsarten, weit verbreitet; sie kommen in allen Geweben des.selben, besonder»!
im Bindegewebe, im Panriiciilus adiposus, im Netz der Bauchhöhle, iu der Umgvbinf I
Nieren, im Knochenmark und in der Milch vor. Sic werden ihrer Consistenx nach *l» i
liehe Fette, das sind Schmalz-, Butter- und Talgarten, welche bei mittliTT Tr«
fest sind, und als Ocle be/.w. Thrane. welche bei mittlerer Temperatur i' I,
schieden; die Oele weiterhin in trocknende und nicht trocknende. ■ jc
sind im Wesentlichen Genietii^o von Glyceriden hiiherer Säuren und zwar die liatü» I
vornehmlieli Stearinsäure- und Paliiiitinsawreglyecrid, diu nicht trocknenden Oele (teb
die trocknenden Leiniilsäureglyccrid; daneben enthalten sie jedoch noch aii ' ' io4
welche zuweilen für die einzelnen Fette charakteristisch sind, so die Ricin"
Öls, die Laurinsäure des Lorbeeröles, der Kuh- und 7.iegenbulter, Myristinsüun:,
Capryl-, Caprinsäure, der Muskatbuttcr, Medwllinsäiire des Rindermarkes u. a. m., biiii<l
geringe Mengen freier Säuren und Verbindungen von Säuren mit einwerthigen AlW
Kohlenwasserstoffe. Farbstoffe. Cholesterin, Isocholesterin etc. In den □.ntürlirhen VtXtai
die folgenden .Säuren aufgefunden worden:
Gesätligte Säuren (CnHnnOi), „Fettsäuren":
CiHsfl; Buttersäure
'V,Hii)02 Lsovalcrinnsäure
(-'„HijOj Caprousäure
('fcHioOj Caprjl.säure
CiiHjhO^. Pelargousäure
r \t t\ /HvpogacnsHnre
'-'<'"•'" -1Physct<)lsäure
C17U30O2 Elftcomargarinsäure
^toHioOo Araohiti- . i:
Cj,n42*.>2 Mednilh -.
C^HijC Bei
C:5H,,„02 H;.
CmUiöOi TbeoL>rümui»4Uii
(.'22114202 d!':
CioHjuO; Caprinsäure
CijfTjjOj Lanrinsäure
CuHjgÜj Myristinsäure
C11JH30O2 Isoeetiusäure
CiflU3-j02 Palmitinsäure
Ci«Ha602 Stearinsäure
n. Ungesättigtü Säuren:
fisH^Oa Oelsfiure
CipHj-jOj Leinölsäure
CihHhoOj Linolensäure
Man gcwintit die Fette aus fettreichen Pllanzentiieilen resp. tbierischen Geweben 1
Abpressen, eventuell nachdem man sie zuvor durch Krwärnicn verflüssigt hat, oder
Auskochen mit Wasser, aus weniger fettreichen Theilen durch Exlraction mit Schwefell
Stoff. Petrolaether und anderen Lösungsmitteln. Sie werden gereinigt, »r.iffinirt", inJto I
sie mit 1 — l'/jpt^'t. concentrirler Schwefelsäure liehandelt, welche die trübenden Boim'n
verkohlt und aulnimnvt. Einzelne Fette weiden nach besonderen Methoden mit K»!i
Soda gewaschen; für manche /.wecke werden sie gebleicht, indem m.an sie l.'in
Licht aussetzt. Ein so behandeltes Fett ist beispielsweise das llleum Olivnrur
Oele und geschmolzenen Fette .sind mehr oder weniger zähflüssig, sie sind in \V.
wie unlö.slieh, meist schwer löslich in Alkohol. leii:ht löslich in Aether, Pclrolacth^
form, Benzol, Schwefelkohlenstoff, .'\eeton, Kssigaether. In ranzigem Zustande siod iTI^^
in Alkohol leichter löslich alu im normalen. Ihr specilischcs Gewicht schvaukt «wJ^ch'
und 0.9.1, sie sind also liurehwcg leichter als Wasser; sie sind nicht destillirhar, itn
sich vielmehr beim Erhitzen unter Eiitwickelung von Akrolein und brennen bi-i L«
mit leuchtender Flamme. Sie geben zum Unterschied von den aetherischen Oelcn .mf P^
einen beim Erwärmen nicht verschwindenden Fleck. In chemisch reinem ZustJunh
[Fette — 275 — Fette]
jiie färb-, );eruch- und K<^schmarklos ii(i<l zuigcii iicutrnlR Kcnctinn: diu meisluii iialürlicliuii
Kette zeigen jedoch in Folge eines geringen Gehaltes an fremden Stoffen leichtere oder inten-
• sirere Färbung, sowie specilischco Geruch und Geschmack. Bei längerer Aufbewahrung.
• zumal bei Kinwirkung von Luft und Licht, tritt Zersetzung ein, sie nehmen ranzigen,
■ kratzenden Geschmack und widerlichen Geruch an, verfärben sich, die nicht trocknenden Oele
t gehen in eine halbfestc Hasse, die trocknenden in zähen Firiiiss über. Verdünnte Säuren
greifen die Fette nicht an, concentrirte Schwefelsäure und conceutrirte Salpetersäure geben
häufig charakteristische Reactionen. Beim Erhitzen zerlegt die conceutrirte Schwefelsäure die
Fette unter Bildung von Sulfonsäuren, die durch Kochen mit Wasser iu freie Fettsäure und
Scbwetelsäurc übergeführt werden. Alkalien, und auch die Hydroxyde der Schwermctalle, be-
sonders das Bleihydroxyd, zerlegen die Fette unter Bildung von Seifen bczw. Pflastern; be-
sonders leicht, häutig schon in der Kälte, wird die Verseifung durch alkoholische Kali- oder
Matronlauge bewirkt. Auch durch überhitzten Wasserdampf könneu sie iu ihre Compouent(.Mi
zerlegt werden. Die Prüfung der Fette auf Identität und Reinheit ist häufig eine recht
schwierige, da eben sämmtliche Fette Gemenge verschiedener Glyeeride sind und die einzelnen
Glyceride einerseits iu zahlreichen verschiedenen Fetten vorkommen, andererseits das Hischungs-
verhältuiss für die einzelnen Fette nicht einmal immer ein constantcs ist, und schliesslich die
wrichtigsten der in Betracht kommenden Glyceride resp. der sie bildenden Fettsäuren .sehr
Mchwer von einander zu trennen sind und bei der Elemeutaranalyse nur wenig von einander
abweichende Zahlen liefern. Von den zahlreichen, für die Fettanalyse ausgearbeiteten Me-
thoden seien nur die wichtigsten kurz erwähnt:
1. Köttstorfer'sche Verseifungsmcthode. Das Fett wird, sofern es nicht schon
flüssig und klar ist, geschmolzen, filtrirt, mit alkoholischer Kalilauge verseift, und die zur
BiDdung der Ferttsäurcn verbrauchte (Quantität Kaliumhydrat durch Titration bestimmt. Es
irird eine um so höhere Zahl gefunden werden, je grössere Mengen der niedrigen Fettsäuren
in dem untersuchten Fett enthalten sind.
2. Hübl'sche Jodadditionsmethode. Die Lösung der Fette in Chloroform wird mit
einer alkoholischen Lösung von 2 Atomen Jod auf 1 Holecül Quecksilberchlorid versetzt. Das
Jod addirt sich bei Gegenwart von Quecksilberchlorid zu den ungesättigten Säuren, während
Substitution nicht erfolgt, daher auch die gesättigten, eigentlichen Fettsäiu-en nicht reagiren.
Aus der Menge des verbrauchten Jods, die auch hier durch Titration des Ueberschusses be-
stimmt wird, kann man daher einen Schluss auf den Gehalt an ungesättigten Säuren ziehen.
3. KlaVdinprobe. Durch Einwirkung von salpetriger Säure wird die nur in den nicht
trocknenden Oelen enthaltene flü.ssige Oelsäurc in die isomere, erst bei 45" schmelzende ElaTdin-
säurc übergeführt. Ein mit salpetriger Säure behandeltes, nicht trocknendes Oel erstarrt da-
her zu einer festen Masse, während das keine Uelsäure lialtendc unverändert bleibt.
Die Fette finden vielfache arzneiliche Verwendung, theils zur Verwerthung einer Heil-
wirkung, wie im Oleum Jecoris Aselli, Oleum Ricini, Oleum Crotonis etc., theils als Con-
stituens für Pflaster, Seifen, Linimente. Olea cocta, Salben. Suppositorien, Bougien u. a. ra.
Unter Fettsäuren versteht man iu der analytischen Chemie und in der Technik die
Gesammtmenge der die Fette bildenden Säuren, in der reinen Chemie dagegen bezeichnet
man damit die gesättigten Säuren der aliphatischen Kohlenwasserstoffe von der Formel
CiiH2n02, Säuren also, welche doppelt so viel Wasserstoff- wie Kohlcnstollatomo, sowie eine
Carboxylgruppc, daneben aber kein Hydroxyl oder Substituens enthalten. Das erste tilied
dieser Reihe ist die Ameisensäure, CH2O2, von der die folgenden durch den Mehrgehalt einer
oder mehrerer CHj-Gruppen sich unterscheiden. Natürlich liegen bei den höheren Homologen
dieselben Isomerieverhältnisse wie bei den entsprechenden Kohlenwasserstoffen* vor; sodass also
von der Säure C4HSO2 zwei Isomere
CH3 • CHj • CHj • COOH und Ch'^^*^" ' *^*^*^'"
Buttersäure (Propylameisensäure) Isobuttersäure (Isopropylameisensäure)
von der Säure C6H,,02 vier Isomere u. s. w., und somit primäre, secundäre und tertiäre Fett-
säuren cxi.stircn. In die Reihe der Fettsäuren gehören folgende Säuren:
CH2O2 Ameisensäure Ci„H2„(.»2 Caprinsäure (."ii,H.-,sOt Nondccylsäure
CsH40-i Essigsäure p „ (^ fUndeeylsäun; ('-„UioO-. .Vrachiusäure
CHeOi Propionsäure <-ii"i2'^': \Umbcllulsäur.- Oäill^OJ Medullinsäure
r* H O /Buttersäure ,. .1 ., fLaurinsäurr C22H44O2 Hi-hensäure
* * ^ tisobuttersäure '- -* - iHnrdeVnsäurc .l.ignoeeriusäure
{Valeriansäure Ciallo^O^ Trideeylsäure c h d l''''rnaubawachssii
Isovaleriansäure ChHjsOo Myrislinsäure -* ^^ - jGingkosiiure
Methylaethylessigsäuie ,-, u /> fPentadeeylsäurr l'araffinsäure
, Trimethyle.ssig.säure " "' - Vlsucelinsäun^ CjsUjyOj llyaenasäure
...GaHizO« Gapronsäure Cigllajt.», Palmitinsäure ''■,■7115405 CiTOtinsäure
' -CH O /0*'"^"thsäure ''i7U:uOj MarjiJirlnsiiun- '^aiHuMOo .Melissinsäuri'
^ '* *.\Amethensäure fStearinsiluir l';;4lI(;„U, Dicetylsäure
0||H|(02 Capr}"lsäure Cigll.-igOj <Neurosteariiisäure CmIIi2sÖ2 Thcobron\säure
- - - - (isivsteariiisäure
,. €«H|«03 Pelargonsäure
l.s-
fFct«c
— 270
Siaiircii CjiHiKt-U. C^Hs«0;. C^sHsjOi. C,oUn*'-'>. '•uwic <Uv holi»;ro^^^RDBknSB^^B
her nicht liekaniit geworduu, doch ist /.u beachten, dass auch diu Kurmel d«r iMl^^|
säuren mit hohem Kohlen.stnITgchalt nirht absolut feststeht, so ist es zvoirofllSl^^^H
die Ceriitinsäurc CjeHs/U statt C;7lJ5jO_. /.us.immcngesetit ist. Noch >icl wetiigw Uli
Formel der Theobromsäure als feststchetid betrachtet werden. T
Die P'etls;iureii kommen nur zum Theii, meist nur solche mit normaler SlnH« q
iiiiffallender Weise vorzugsweise solche mit paarcm KohlenslofTatom, in thicrischcn <vicr|l^
liehen Fetten oder überhaupt in der Natur vor. Ein Theil der bckariiilfn P"etl»äiirt« wti
durch Synthese gewonnen worden, wilhrend die bei weitem grlisste Zahl der tnöglicboa umM
Säuren mit liühcrcm Kohl('iisto%eh.ilt überhaupt noch nicht bekannt geworden ist. b ke
physikalischen Kigenschaften sind die niederen tilieder der Fettsiiurereihe ^■■i' ■!••'• b«tH
wesentlich unterschieden. Die Ameisensäure und Essigsäure sind leicht b> od M
llürhtige, durchdringend riechende, seharf sauer schmeckende, ätzende Kl '^iJH
sich mit Wa.sser. wie auch mit .VIkohol und Aether in jedem Vcrhältnis.s i^^|
lisch schwerer als Wasser s-ind. Mit zunehmender Moleculargrössc fällt da* -^ "^^^1
die Löslichkeit in Wasser nimmt ,-ib. schon die Propionsäure i.st leichter als Vt'^^H
diesem zwar noch beliebig mischbar, kann aber <lurch Zusatz leicht lüslicher Sall^^H
Mischung abgeschieden werden: normale Butter- und Baldriansäuri* erfordern rfif nBB
Menge Wasser zur [jösuiig. die höheren Säuren sind in diesem nur noch spunrcisfV^
bezw. unlöslich. In Alkohol, leichter nöcli in Aether. Petrolacther. Chloroform. EsäpHl
Benzol etc. sind sämmtlirlie Fettsäuren löslich. Geruch und (iesclimnck fehlen den liBfl
Säuren. Die Beweglichkeit nimrot ab. die in Wasser unlöslichen Säuren haben i'irltiiMiaB
vou der Caprinsäure ab sind die normalen Säuren der Reihe bei mittlerer Temp^ratarl
Sämmtliche Fettsäuren sind unzersetzt deslillirbar. die höheren jedoch nur mit überibca
Wasserdampf oder unter vennindertcm Druck. Der Siedepunkt der Ffttsäurcn der iflndl
.Structur steigt ziemlich regelmässig von cinciii tiüede zum anderen um ca. 20". Bbenw*!
iler .Schmelzpunkt der höheren Säuren, weiiiigleich weniger regelmässijr, doch tritt ilir il
nmlie in Erscheinung, dass der Schmelzpunkt der Säuren mit unpaorem KohleastuM
niedriger ist als der nächst niederen mit paarcm KnhlenstolT. Das Gemisch zweier Kclbia
zeigt häufig einen niedrigeren Schmelzpunkt als jede der Säuren für sich. Mit Bix« ■
mögen die Fett.säuren neben ilen neutralen häulig auch einerseits b;isische. audrrrrKits tii
saure .'»alze zu bilden. Die Alkalisalze der höheren Säuren stellen die Seifen, die Blet*»l»l
l'flaster dar. Ausserdem bilden die fetten Säuren diu vcrüchiedenartigstoii Ester 1
Die stoffliche Wirkung der Fette erkliu-t zugleich ihre grosso Bedcuti
Stoffe. Der beim Hungi'r meistens dreimal so reichliehe Fett- als Eiweissvcrl'.
kann sowohl durch (icuuss von F.iweiss als von Fett als von Kohlehydraten Vi
nur dass mnn hiervori vom Nahrungsfett am wenigsten, von Eiweiss und Kolik. . .
bis 2'/:inal mehr gebraucht. Während das Nahrungsfclt gewissermaosseu ohne .\b«iiL'
sonst der Zerstörung anheimfallende Körperfell eintritt, bedarf es für ICK) Tb. Fti'
225 Th. Eiweiss und gar 240 Th. Kohlehydrat. Daher kann durch Eiweissgenuss so» it i
Eiweiss- als dem Fetiverlust vorgebtugl werdeu. doch bedarf es dazu so enurtu gros.se r i" •
mengen, wie sie der Darm des Mensclun lilr die Dauer kaum zu bewältigen vermag. * ''
bei einer Fettzulage, die an sieh dem Fettbedarf genügt, schon '/, — ' ', des bei anv
licheni Eiweissgenu.s.s erforderlichen Eiweissr|uantuins ausreicht. Dagegen ist d.is NahPin;»'
allein gegeben, nicht bclähigt. den Eiweissverlust vom Körper zu beschränken. W.ü.n-i '
Kohlehydrat oder Eiweiss bei seiner Osydalioii im Tbierkörper nur 4,1 (gros.se) Cal"'
werden lässt, liefert das im Körper vcrbreiuieDde Fett auf je 1 g volle 9,5 Caloricn. i-
S'/imal so viel W.örme, und daraus crgiebt sich auch das bezüglich der Vertretung > f
durch Eiweiss oder Kohlehydrat behufs Verhütung des Fcltverlustes im Körper eb. • '-.
führte. Wird mehr Fett geinissen, als dem Bedarf entspricht, so wird dor I
den Fettdepots des Körpers abgelagert. Der Fettbedarf hängt einmal von der
ratur ab, in.sofeni bei Kälte mehr Körperfett verbraucht wird als bei Wärme, 4<;";i. ;
hauptsächlich von dem Verhalten der Muskeln, insofern deren Thätigkeit den Fettt';''ri
mächtig ansteigen lässt, sodass die Fettzerstörung im Tag doppelt so gro<i.<i und darüi-: •
kann, als bei Muskelruhe. Nimmt daher ein kiirperlich arbeitender Mensch nur sn ' i I
neben genügendem Eiweiss zu sieh, als dem Ruhebedarf entspricht, so mus» er I'
Die Verdaulichkeit, d. h. die Ausnutzung und Verwerthung des Nahrungs).
ist bei den öl- und salbenartigen Fetten griisser als bei den talgartigen: so r.. li » i
Milch- (Butter) und Schweinefett HS pCt. ausgenutzt, vom Hammelfett nur 90 pi i "■
höher als der Talg, d. h. erst über .V2" schmelzende Fette, wie der Wallrath. »epi'-:/
Menschen nur noch zu 10-15 pCt. verwerthef. Fei-ner ist auf die Verwerthung \on Fin^
der Umstand, »h das Fett noch von den Zellhüllen eingeschlossen ist. wie in *• ■•■
z. B. Speck, oder ob es frei, d. h durch Hilzf aus den Zellen befreit ..■»u'-:.
Während von 100 ir Schmalz nur 2 pt't. mit dem Ketb ausgestossen werden, i r~. ,,
1(.K) g ."speck 6— 8 pCt. im Koth wieder. In tiaben bis zu 100 g per T.-^j; wird das f
gesunden Meuschen leicht verdaut, zumeist auch noch bei 150 g. Darüber hinaus vi:ü
auch uocli rusorbirt, aber schwieriger und bei vielen Individaen nicht ohne Beschweren *tf
•ni -
Fi.tteJ
KIT \ cnltiuiings^töruiigeu. L'uillieh ist liervorzubeben, das» fluMtg^nti^^K;! forlguseUtcni
uAuuss eller vriderslflhen als die Schmalze und Talgarten.
Die in den tbierischen Ketten nur spärlich, etwas reichlicher in den Pflanzenfetten prae-
foriuirten festen KettsHurcn (Oel-. i'ulmitin-, Stearinsäure), deren Menge durch Kochen,
Sieden und Braten bei der Speiscbercitung noch zunimmt, werden im Dünndarm durch den
Bauchspeicbel mit Unterstützung der l.ialle aus den Ketten abgespalten. Als Nährstoff haben
sie die gleiche Bedeutung wie die Kette, insofern sie den Eiweissverbrauch beschränken und
auch die Kettabgabe vom Körper verhüten können. Werden gleichzeitig den Kettverbrauch
deckende Stoffe, wie Eiweis.s. Leim und Kohlehydrate gegeben, so entgehen die Kettsänren
der Zerstörung und können d.inii, durch synthetische Processe zu Neutralfett umgebildet, als
Fett zur AMagerxing kommen. Nur sch.idc, dass der ranzige Geschmack und (teruch. den
die freien Kettsäuren den Ncutralfetten ertheilen, eine auch nur einigermaasscn grössere Bei-
ini.schung ersterer geradezu verbieten.
Zur Deckung des Fettvcrbrttuche.i werden erfahrungsgcmäss in kalten Klimatcn vorzugs-
weise Fett, in den tropischen und subtropischen Gegenden vorzugsweise Kohlehydrate (starke-
niehl- und zuckerrciche Nahrungsmittel, wie Reis, Mais, Datteln, Feigen u. a.) reichlich ge-
nossen. Der Grund hierfür liegt darin, dass die Kette uns um so eher widerstehen und um
Sil schleclitcr vertragen werden, je höher die Aussentcmperatur ist. Sowohl bei uns im heissen
Sommer wie in den Tropi-ii überhaupt macht sich eine grössere Reizbarkeit des Verdauungs-
apparates und dessen leichtere Disposition zu Erkrankungen, wie Dy.spcpsie und Diarrhoen, gel-
tend, die durch den Kettgenuss gesteigert wird, .sodass eine instinctive .Abneigung gegen fette
Speisen besteht. Umgekehrt ist selbst bei uns im gemässigten Klima bei Kälte das Verlangen
nach Fett erf.ihrungsgemäss ein grös.seres als im Sommer.
Im -Allgemeinen k.ann man s.igen, dass je reicher an Kett die Kost, bei genügender Dar-
bietung von Eiwciss, ist, desto besser ist sie, desto vortheilhaflcr in atufflicher Hinsicht und
nicht minder für die Leistungsfähigkeit des Individuums. Das über den Bedarf aufgenommene
Fett wird als solches, ohne Energieverlust, im Körper abgelagert und bildet m einen wich-
tigen Ke.ser\"ebestand. Man handelt daher zweckrn.issiger. wenn man einen grösseren Theil
des Kiihlenstoffljcdarfs für den Körper in Form von Fett wählt, also z. B. ilO- 100 g Fett
per Tag gcnieast; daneben sind dann nur noch 400 g Kohlehydrate bei mittlerer Arbeit er-
forderlich. Auf empirischem Wege gilt es für festgestellt, dass es nicht vortheilhaft ist, das
Verhältiiiss zwischen Fett und Kohlehydraten weiter als 1 : C und enger als 1 : 8 — 4 zu wählen.
Am leichU'sten verdaulich und l^st vollsläudig ausnützbar sind Butter resp. Kunstbutter
(Margarine) und .Schweineschmalz, demnächst Speck. Selion schwerer verdaulich und etwas
schlechter ausnützbar sind die festeren Kette: Rinder- und Hammeltalg.
Von gro.ssem Belange ist die Auswahl der Kette in der Krankcndiaet. Obwohl in
Folge ihres hohen Caloricnwerthes bei massigem Volumen die Fette theoretisch empfehlens-
wcrth sind, können sie bei acut -fieberhaften Krankheiten nur in kleinen Mengen gegeben
werden, da sie in Folge der darniedcrliegenden Verdauung nicht nur unvollständig zur Re-
sorption gelangen, sondern sogar durch ihre Spallungsproducte (ranzige Fettsäuren) die Di-
(fcstionsorgane reizen. Dazu kommt, dass die überwiegende Zahl acut-febriler Kranken einen
Widcrwill"-n gegen Fett haben. Man wird sich daher in der Regel auf massige Mengen leicht
verdaulichen Fettes beschränken müssen, wie sie z. B. in wenig fetter Milch, in den mit etwas
Butter bereiteten Getreidemehlsuppen oder in mit Eigelb verrührter Fleischbrühe sich linden.
In chronisch-licberhaften Krankheiten, insbesondere der Tuberculose, werden zumei.st
grössere Mengen Fett vertragen und auch besser ausgenutzt, weil die Verdauungssäfte in
grösserer Menge und vielfach in einer mehr der Norm sich nähernden Beschaffenheit abge-
sondert werden. Hier ist man nicht selten in der Lage, zu sehen, dass ISO — 100 g Fett per Tag
gut vertragen werden und somit den Fett- und Eiweissconsum herabdrticken. Bier sind Fette,
insbesondere in Form von Milch, daneben auch von Kefir und künstlichem Rahmgemenge,
.«sowie in Form von Butter, auf Weissbrot gestrichen, endlieh in Form von Eiern am Platze.
Dngegen sind beim chronischem Magenkatarrh, auch bei G.istrektasie und Ulcus ventriculi
Fettx' und fette Saucen in der Regel geradezu nachtheilig; nur Milch und weiche Eier passen
für Fälle dieser Art. Da bei allen chronischen Lebererkrankungen, die mit Icterus einher-
geben, die Fetlresorption schon dnrniederliegl, sind fette Speisen dircct contraVndicirt. Auch
bei der Behandlung der Fettleibigkeit* muss man mit der (iabe des Nahrungsfettes in gleicher
Weise wie der Kohlehydrale allmählich heruntergehen, bis ausreichende Entfettung erzielt ist,
flicht .iber in so stürmischer Weise, dass dabei auch der Eiweissbestand des Körpers beträchtlich
angegriffen wird. Reichlicher Genuss leicht verdaulichen Fettes (Butter, Eier, Käse) fordert wegen
des.sen hohen calorischen Werthes die Gewichts- und Kräftezunahme des Körpers, insbesondere
in der Reconvalescenz nach acuten Erkrankungen, die wie Typhus u. .a. grosse .\bm.igerung
«IT Folge haben, desgleichen bei Scrofulose, Anaemie, Chlorose. Die grösste Bedeutung kommt
■den Fetten bei Diabetes zu, besonders in denjenigen Fällen, wo die Toleranz des Körpers
gegen Koblehydr.ate so herabgesetzt ist, dass schon geringe Mengen der letzteren die Zucker-
ausscheidnng beträchtlich steigern. Solchen Individuen ist im Wesentlichen nur Eiweiss und
Pett zu bieten, Kohlehydrate nur in geringfügigen Mengen. Hier wird man die Fettgabe
ttlliuählich so zu steigern suchen, dass durch d.ns Fett der Ausfall der Kohlehydrate möglichst
[Fette
- -JtlH —
gedeckt wird und somit der Calorieiiwerth der Nahrung nicht absinkt, also
fügigen Kohlchydratr.iiftihr mindestens 30 C.nlorien per Körperkilo beträgt. I
ist der Werth des Fettes bei der diaetetischen Behandlung der Neurn-'' m
sogenannten Mastkuren, die im Wesentlichen auf Ueherfljtterung hcra iJ
die Quote leicht verdaulichen P'ettes neben überreiebliclieii Mengen ^vn i,i»vi«
reichender Gabe von Kohlehydraten ist, desto schneller und crlolgreicher die KM
(tanzen. Auch in der Kost der Krankenhäuser und der Gefängnisse ist auf .'tusrrM
gäbe besonderer Werth *u legen; früher ist gerade hierin vielfach gesündigt »or'i
Hl'
Feltherx ist der ziemlich unbestimmte Ausdruck für die fettigen Zustände, die 8i«h sot
der Musculatur des Herzens, wie nni Perikard linden. Es ist nothwendig, da.»» man
iliesen beiden einen scharlen Unterschied macht, da sie sowohl klinisch, wie analomw
auch aetiologisch ganz verschieden sind. Man unterscheidet also die Polysarcie wo '
inetamorphose. Die ersterc stellt eine zu starke t]iitwickflung des epikardialen Fett
dar, wobei dieses zwischen die Musculatur hincindriUigt, und die einzelnen Huskelüii«»]
Fettgewebe von einander getrennt sind. Die Fcttmetamorphüse dagegen ist "in deg
/lUstand an der Musculatur selbst, der in einer Bildung feinster Feltlri.|' < K«
contractilcn Substanz besteht. Die Polysareie ist meist eine Theilcrs
Fettleibigkeit, doch ist zu bemerken, dass gerade wie am Pankreas, auch aui licrs
sarcie bei mageren Leuten bcstehcD, oder bei vorher fetten auch nach der sousti(
rung zurückbleiben kann. Die Polysareie des Herzens bei ganz abgcmagertt-n li
ein höchst überraschender und sehr bemerkenswerther Zustand. Steta ist die rec
nerzeos stärker ergrilTeji als die linke, die Spitze mehr als die Basis. Das Fett|
die Musculatur ganz durchsetzen, scdass man nur noch mikroskopisch die MuskeUattn *
findet. Die Function wird natiirlich aufs .Veusscrsto dadurch beeinträchtigt uii'l ' " ' '
Stillsland kann eine unmittelbare Folge der Polysareie seiu. Die Fe tt nie tamorpl
gegen eine Erkrankung, die stets nur secundär im Ansehhiss an andere F."r! —
tritt und durch Herzschwäche den Tod herbeiführen kann. Für die mikrosk
lung ist .sie stets tiielir oder weniger in einzelne Herde angeordnet. Makrosk'
man eine mehr diffuse Form von der fleckigen untersclieidcD. Die difTuse i.>:
Myocarditis parcnchymatosa, also auf einen entzündlii-hen Zustand zurückzuf>.
sich bei Infei'tionskrankheiten, wie Typhus, Scharlach, Poeken, Pneumonie uinl
bei Diphtherie, Die fleckige (getigertes Herz) ist eine Folge anaemischcr Zi.
mit einer Entzündung nichts zu thun. Die stärksten Formen sieht man bei i :!
,iemie und chronischen Annemien, bei .Syphilis, Magenkrebs, I.ungenphthist.' u. =. u
mehr die rechte. I>ald mehr die linke Seite des Uer/ens ergiiffen. Die Fleekou sur; . -
lieh in unregclmässigen Linien angeordnet, die quer zur Richtung derj Musculatur s.-.
werden also gesunde Partien durch kranke unterbrochen und dadurch die ContnctiinMSt^
keit herabgesetzt und schliesslich ganz aufgehobeu.
Ks ist klar, dass diese beiden ganz verschiedenen Zustände der Polysareie und AftM
metamorphdse eine ganz verschiedene Therapie beanspruchen und deshalb sollt« AUch ili*i
der von den Anatomen längst aufgegebene Nnmeo Fettherz fallen gelassen wcrdcu.
lÜX.sUiB
lla.s Fettherz ist «'ine Th(>ili>rsclic'iniiii{; der :illf;f'nif.'inpii Fettleibigkeit, dai
Uelicrcniüiiruii}: hiTiiigf/UKen . .MustletthtTz. Damit .'ihi-r ist nicht resa^. •
(liLs FcttluTz iniiiipr (bis Herz ilcr Fetten ist. Es gii'bt Fcttloibigkrit ohni' rie^
liebes FcttluTZ odiT .Ma.stfettherz, nainentlicti in Itipriäiidern, wo s«'hr viel (»»»trajilii
wird, luul die H^rzarbpit in {•'"olge der .lufgeiiomincnen KlnssipWeitsmenge, di» *
den Tag auf (i— k — ]i> und selbst noch mehr liitor iinstiMgon k.inn, eine JO«*
gcwühnlirli hohe ist. Hier liiiilct man in Folge der Üeberenifilining, der j?»*
Öintmenge, die bei solclien rersiUHMi vorhaiKlfn ist, ein hypertrophisch dilatirtri <*
vielmehr ein allseitig vcrgrös.s(>i-tes Herz mit kräftig ontwickt'ltor, leisttinesAli^
Musculatur und einem nicht übertii.-i.ssigen Fettansatz. IMe di.-ignostischen MirkBÄ
des Fettherzens biMet die l'ettiitMvvachsung des Muskels unter doni !Vricanli*|
entlang der (iefässe im Siilcus ;itrio-veiitriciilaris, sowie im Sulcii.>s bingilud
von \vn ;uis das Fett in die Miiskelsiibstanz liiiieiinvuehert und zu .Vtroiil'
Schwand der Muskelfasern führt. In Folge der atr(i]ihireiulen Vorgänge komuii •
zu fettiger üegeiieratioii einzelner .MuskeliKirtien. I>ie eigentliche Ft>tl<leL''"' "f"'
gehört nicht dem Fettherzen al.s sulehem an und ist das Endproduct vei
artiger entzün<llicher und degeiterativer Vorgänge im Myokard*. Wie
leibigkeit entwickelt sich auch ila.s Kettherz auf iilethorischer und anaumi.si'i:
Sowohl bei kräftigen, blulreieljeii, wohlgenährten Personen und gilt entwic
erhaltener Musculatur uinl fettem, jirallem Fett[K>lster, wie bei anacniisc
ratischen, Wniphatischeii, scrofulösen l'ersoni'u mit blassem, aufgcdunsoneaij
luiünji|
iihir •
Fettherz
27'.t — '
Fettherz]
ileri'n sclilall'«', wt-iiig It-istuiij^sfilliigi- Muüki-In \<>u i'iiitT iiielir U'igigi>ii, schwauiiiiigcii
FettnjJisse übor- und umlagcjrt sind, kommt i's zu mehr oder weniger raschem Kett-
ansnU am Hoi-zen, zuerst an den liiiTZU busondors disi)onirten Stellen unter dem
rcn'eardiuiii bis zu sfhiiesslielier V(illstriiidi)i;pr L inwaohsun};, Einhüllung und Ihirch-
waclisung des Muskels von Fettmassen und fortsehreitender Atrophie und zum Theile
fettiger [legeneration des Muskelgewebes. In beiden Fällen ist die Symptomatologie
die einer nur gradweise und nielir otler wenig frfdizeitig zur Entwickelung kommenden
Insiifticienz und lülatation des Herzens. Der Puls, anfangs regelmässig, von massiger
Stärke, verlang.samt sieh liäulig zur .•ui.sgesprocliensten Bradykardie, 50 — 48 ScLIägi'
und noch weniger in der Minutf^ Hei zunehmender Insufticienz lies Herzmuskels treten
Intermissionen ein, erst einzelne nach einer grosseren Anzahl noch ziemlieh normaler
Pulse, später immer zahlreichere, die l'ulswellen werden immer uuregel massiger, iiis
endlich bei ausgebreiteter l'egenentlicjii vollkommene L"nregelmä.ssigkeit, Arhythmie inid
Allorhythmie, Delirium cordis in der ['ulsbewegmig besteht. Der Tod kann in solchen
Källeii plützlieh eintreten. In den Lungen kommt es zu Stauungshyperaemie Ins zu
liaemorrhagischeu Inl'arcti'n in l'\ilge der geringen Trii'hkral't des Herzens, Stauung
in den Vetu'U, Hautvenen, Varieeii in den unteren Extremitäten, I'hleliektiusien an den
Mastdannvenen. Die bestehende Scbwerathmigkeit und die Dysjmoe' sind nur zum
'l'heile von der Herzinsufficieiiz abhängig. Ein grosser Theil der Athminigsbe-
«chwerilen wird durch die geringe Excursionsfähigkeit des Thorax in Folge der auf-
lagernden Fettm.-issen, durch Hinauf<lrängen des Zwerchfells, durch die Fettanhäufung
im Unterleibe und die geringe ins])iratorische Erweiterung der Lungen hervorge-
rufen. Angina* pectoris entsteht spontan, besonders aber nach dem Essen, nach
reichlicher Mahlzeit, Diaetfehlerii, psychi.schen Erregungen, Erkältungen, körperlichen
Anstrengungen; .selten ist sie eine reine Neurose, in der Regel durch Arteriosklerose
bedingt. Die mehr mid mehr anwachsenden Störungen im Circiilationsapparate,
Stauung in den Venen, Abnahme iler Harnsecretion führen zu einer die Norm end-
lich überschreitenden Wasseran.saniTnlung im Ulul. Hydraemie, und in den Gewei)en.
Ilas specHische (jewicht des .Serums kann fiierbei bis auf 1M24 (Mann), V>'2l (Frau)
herimtergehen, während jenes des (ie.sammilitutes durcli Staimngsconcentnition noch
ein ziemlii'li hohes sein kann. Erst später verarmt das Blut auch an Erythrocyten
und Haeiuoglcibin (h4 bezw. 7(.i p("t.). Das fahle, gedunsene Aussehen der Fett-
leibigen im hydmeuiischen Stadium der Fettsuclit ist durch diese Zustände bedingt.
Unter SteigrTung der Beschwerden von den Lungen und vom Herzen .aus, immer
gfrösserer Beeinträclitigimg der Atlnnung, Dyspnoe, kardialem Asthma, Herzklopfen,
Stenokardischen Anfällen, au.sgebreiteten .Stauungen, Stauungsalbuminurie erfolgt der
Tod, wenn er nicht früher plötzlich durcli ICrlalnnung der Herztbätigkeit, Herz-
paraly.s«'. Uebennüdung des gescliwäcliten Herzens eingetreten ist, durch acutes
l..ungenoedem oder Hydrops. Durch die Complicatiou der l''ettleibigkeit mit Arti'rio-
sklerose, be.sonders der ('unuiararterien", mit Diabetes mellitus werden auch die l'-rschci-
nungen und der Ausgang der llerzerkrankting von dem l-iinflassi- dieser Kr.uikheiten
noch abhängig sein, so Myomalacie, Herzruptur, l'-nci'ph.'iloliaennn-rhagie.
Therapie. Die Cinindsätze für die Hebandlimg der Fettleibigkeit' in) ersten
Stadium der plethorisclu'u und anaetnischen Form sind .auch für dii' Behand-
lung des Fettherzens in diesen Stadien m.assgebend. Die Hauptaufgabe fällt der
Regulirung der Kostordimng zu. Im eine ausreichende Steigerung der Verbrennung
des Körperfetts zu erzielen und dabei Eiwei.s.sverhiste zu vermeiden, hat die Kost
eine grössere Eiweissmenge zu enthalten als die gewrdui liehe, dagegen müs,sen Kohle-
hydrate und namentlich Fett stark herabgesetzt werden. Hei anaemisclien Zuständen
Ei.son*. Da nun aber mit fortschreitender Fettreduction ilie tiefahr Tiahe liegt, da.ss auc-l»
Körpereiweiss zur Zersetzung kommt, mü.ssen in späteren Stadien der Entfettung die
fettbildenden StofTe, Fett und Ktddi-hydrate, wieder eine Erlinhuhg erfahren. Die
Kostordnung (Öertel) dürfte sich im .Mlgemeinen zwischen folgenden Grenzwerthen
bewegen: Morgens: Feines Weizenbrot (2.t — Uö, resp. 71) g), 1 — 2 weich gesottene
Kier (45 — !M) g), gebratenes Fleisch .")() g; eventuell Zucker ö, Butter 12 g. Vor-
mittags: Kaltes Fleisch, magerer Schinken :iü — 4(1 g, Koggenlirot (firaham) 20 g.
Mittags: Fische 100 g, Oclisenfleiscli oder ;uidere nicht fette Fleiseharteu l.iü bis
21K.I g, grüner Salat, Gemüse, Kcdil, Spargel, Spinat, Sauerkraut. Abends: Ge-
bratenes F'leisch, Beefeteak, Rostbraten, Wildpret oder Geflügel ln(», Salat .')0, KiLse 15,
Roggenbrut 20 g. D:un>ben Caviar 12 oder Kieler Sprotten Di, Lachs, geräuchert,
|Fo»tlHTZ
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IHj^, 1 — 2 wi'icli ;;cs()1tt'iii- Eiff (lö !«»}j), ii:u'li IWarC <H»»t für üi-it I||d
1IJ()— 2(X) ;;. Nim (ietniiikiMi üiixl :tl!«)li<.illi;illi;^<.' hu \iel wie iiiöglicb, atk«|^H
\ fillsl-iiuiij; zu v<'rl>ift<'ii, lt:is licstc lictriiiik hildt.-t (l:is \V:i.sst?r, gut^s <^u«iiHH
il.'iiiii l.iiiiiHKuli«, W xvscr mit [''lut'lits.-irtnii, i'iiiif;i' S:iii<'rliii;rr mit wotlij; Kolddfl
tlic ji'ddcli in sijütrrrii St'iilifit iiiclit mehr ^pi-ij^m-f sind. |{«'rr«'iiw('ine, ApWt«
Icirlitp weisse 1111(1 riitlic Weine, i'fiilziT-, Hadensor-. Moselweiiii' ütiiii Theil mit ^i«
geiiiisclit. Stnrke Weiin' sind nur liei Scli\v:'H-lii'/jist:'indt'n zu \ erahrfichi-n ('««■
ist als Medicanient zn Ix-lrMcliteii, Bier \vi)nni(j;lieli ;^:inxli(!)i zu uiitf'rxajjfii fl
pi'uktisclien lluiclifidinini:; pinif^t im Allgcnu'iiien, il;is.s dor Kranke die für I
liestiminten (ievvicht.sinengcn kciiiifn lernt, sie alnvftgen JÄsst und die (jr»«»' 41
Portionen (Kleisrh etc.) seiiioiii (JeifScIitnis««' cir^jrflgt. l)«^n Kranken einfach na
(intdünkcn fssfn zn l;isscn ist inniif/r \on NaclitlHMl. indem d:il)i>i nach der In^
dn:itität zn viel oder zu wenig ^rep-ssen werden k;iin). Zu j^rossi* Aufiulimr ii
eiweissreichcr Nalirunjr, die nbrif^i-ns wohl seltener sfiittlinden wird, n»il.<« ilm ^4
lir;in<;li vnn Kiiriierfett Uendisetzeii, indem ;iueli die Abs|(:iltuiif;h<pro(Jtirtr ilit I
weisses zur Verlnrnntuifr lieran-reznjii'ti werdi'ii: zu }:eriiif;f' Ki\v«'issiiicni;«ii m
küjinun hei an:ieii)isfhen Kranken si-lion am Anlnufre der ßoh:in<llun^ und Ifl H
tUiirischen nach längerem oder kürzerem VerlaulV deiNCJbpti l-^iweissvfrlitstt' tol
sieh zielien nmi Schwiiclieznstrnule, lüseliOid'iing. Leistuntcsunfähi^keif etc. hefid
fiihren. liei der Zntln-ihin^i der Kost ist eine zu jjntsse iU'lastinig' ili's Cirnilttia
a](])ar.'ites dnrcli reichliehero Mahlzeiten zu vermeiden, der Krankf nnzuhniten, «(■
luid wpnigcr auf einmal zu essen, sowie erst iinr wr-ni;::, .spütcr gnrniidit mehr ifl
reiid des Kssens zu trinken. Iiadiirch wird niidit nur von starken Ksseni «niid
;!epessen, sondern auch wenijrer Flüssigkeit aul'frenonunen. hie Kntfettung frht<M
raseher vorwärts, un<i (ier ("ir('nl:ttiousait]»arat wird weniper beliistet, i>«w. ■
Wasseraiisaminluiig im Blnte mnl in den (iewehen mehr NViu^ser :nis^;cscbii''l«i ■
aufgenommen. Itie znfrela.ssene l''H'i.ssij;keitstnenge dürfte sieh auf *.KM) — 19
(|K(Mi) i-cm erstrecken. Die Sii[)]K']i können «ränzlich wepgei.-usscn w<Tdou. I'a ■
alter in s|i:itiTi'n Stadien allmählich eine inmu'r ^^rfissere Wasseran.saminlung im Ba
und iiainentiirh in den (ieweben (hydraemisclie Form) stattfindet, <l.'is Körper^«)«
ni<'ht allein vom l'ett, .soiulern auch von der Wjisseransatnnduii;; im KöriM»!' Uiiid
wird, so hat eine weitere Heraliset/.niij; der [•'liis.sifikeit.saiifnahiiie um 2<K> — .'J(i"<«
dem s|(eciellen h'alle entsprectieiid zn erfolften. Auch bei der .-mneaiiselien ¥m
hei Chloro.sc etc. »md Blut und Ciewehe wasserreiclier, sod:is,s auch die FliVM
keitsaufnahme eine etwas grössere Kitischränkntifr erfahren tiuiss. Di ITereutlirvta
iminp'n zwischen FInssigkeitsanfnalune" und Harnausscheidung:, 2 T.igo bei gewoluM
2 T.ige bei herabfjesetzter Fliissi-ikeitsanfiiahnie, liaben in allen Fällen ilrr Fii
sf'tzuni; der Fliissigkeit.sauhi.ihuie in der Kostovdnung vorauszugehen. Kine Vi
niehrmiü der Hanianssiheidiin); und hesondei-s eine stärkere bei Herabsetzung 4
Klüsstgkeitsanfnahnu' ist inntier |iri)f;nostisch giinstif; aiifzufa.ssen. Auch l»'i I
Merabsetziin^ der Flüssifrkeit hat im Verlaufe der Behandhinfr wiodor eine ullllli
liehe Krliiihuni; derselben stattzutiiidei). j
ha niclit mir die (iriisse der Fettzei-setzuiiy; im t Irpaaismu.s von dem Ketni
bratidi (Bihimij; von Knift und Wfirnie, Mnskel.irheit) bestimmt vviril und Hii-J
|iro|Mirti(mal ist, sondern auch die Voluiivenznsialime der .Muskeln, Hypertrophie i§
NeLdjtldtnif: der Muskelfa-sern. insbesondere auch des Herziiuiskels, d. b. dir ■
st.'irkung des Herzens, vtm Thätipkeit und Uebunf; abhängt, so fällt der uiwU
nisi'hen Behandlung eine Haniitaufirabe zu. Sie liegt in der Steigerung der Uii<iM
arbeit. Arn imifassendsten wird die Aufgabe gelöst durch die (leh- und ßteigbewejiüi
besonders au den 'l'crrainknrorten". Unterstützt kantv die Kräftigung ties Heri(niu<^kll
aiicti durch die Herzmassage werden, doch ist dieselbe meist Nv<>niger nunild
ditri'h l'ri'ssung wegen der grossen l'ettmas.seu. welche auf daui Tliorax aiiflirn
ausführbar, als durch scandirte Athmung beim (Ji-hen, Steigen, insbesonden' m
Wegen zwi'iter und dritter Ordinmg. .Viich durch Percussion des ttrustbeiiis na
der linksseitigen '["horaxjiactien wird dxs dilatirfi' Herz zn energischeren rontr.ictioni
angeregt. Trinkkuren sin<l nur in den ersten Stadien des Fettherzens mit M
tliitriscliem ('Jiarakter untl Störungi'ii im l'fortndersystem allenfalls zu enipfehlni. UM
daim ist die Menge des zn trinkenden Mineralwassers genau nach ilen Krgebni''<l
der hifferenzbeslinumnigen festzusetzen utui von der gesammten Fliissigkeitsni>'nn
die zu gestatten i.st, abzuziehen. i
[FHthcrz
- 2S1
FrUteibigk(>il|
n
l>ie Vcrabreicliuun von Tliyiröidin. Srliildilrüsciiprai'fKirHtoii", ndior tulcr zu l'illf-'ii
und Pastillen verarlx-ilelcr Scliiiildriisc ddiM- Tli\ rojiidiii /iii- Krliölnnt;: di-r ( •wdalionsvor-
gän^i! im Kür|i('r und f^cstfim-rtcr Kt'ttvi-rljrriiiiiiuf: karni ^Iriciil'alls mir in di-n iTsti-n
Stadii-ri des [•'ettlicr/.cns hpi n«cli jrnt t'rhaltrncr Hnr/kralt vrr>nclil wi'fdcn. Wfnii
sirli liiTfits InsnfHi'iiMiz des llcrziiuiskfls inni Krfislaufsstiirunnt'n l.Mrl;il^'itt^llt hahcn,
wini man lie'sscr v(in dorn Mitltd Alistaiid indiincn. Irnnirr ist zu bi'dcnki'n. da.ss
4»inii r.ascJK' Fcttal)nalinn' des Herzens einen inicli leisiniinsunliiliigeri'n, atr<)|ilns(-|ien
Muskel zurück lässt, wit? Iiei jeirliclii'r anderen r:ine|ii'ii Hntfettimg, inni das Lehen
liedndn»nde Erscheinungen früher i'intreten können, als wenn das Kettiierz fi>rtl)e-
standen hätte. De^generatinnsznstände des Herzens, Arteriosklerose, clironiseho Mvo-
rarditis, giciriizeitig bestellende yVilMuninurie un<l tilvkosurii- contraindiciron dii>
nwenduiip; der Sehiiddriisenpraeparate.
Weim im Verlaufe der Fettleibigkeit* eine Arteriosklerose bozw. Sklerose der Coro-
ararterien und davon al)liiln);if;e chroniselie M\«iearditis niul Myodegenenitio cordis
sieb entwirkelt hat, ist die Aufgabe der Therapii- durch die Art und tirö.sse di'r ent-
zündlichen lind de;;eiierativen l'nx'esse MM-{j;ezeichnet. Kbeiiso wenn IHabetes mellitus
nachweisbar wird, ist die HeliaiidluiifC dieses mit der des l'ettherzeiis zu verbinden.
Ist es durch immer jrni.ssore Fettablaiieruiifj zu liisiifHeii-iiz des Herzniiiskids ]t:e-
komnien. so ist die Keliandluiif; nach den bei difscr Frkrankiin;r erforilerliidien
(irunds:1tzen zu leiten, und wenn eine vollk(niinii'iie Fiitwickelniif; der Kreislaufs-
stürungen eingetreten, die Hydraemie bereits zu hydropischen Anscliwelluiigeu jje-
führt hat, liie Herzkraft stark p'Siinken ist, der l'uls klein, leer, uiirege)ni;"tssit; aus-
si'tzend, mit Ariiythniie, Allorltythniie, wird, kann man noch versuchen durch die
niedicnmentösc Behandlung, durch higitnlis, Stniidianthu.s, Conviiliaria ninjnlJH,
Sparteni, und durch die Hinretica. l>iur(^tiii. Scilla, !,ii|uor Kalii acetici, wie sie bei
der Hetiaiidlung der InsulHcienz des Herzmuskels und des letzten Stadiums der Fett-
leibigkeit angegeben sind, der Krankheit Schlanken zu ziehen. NVenn Collaps nnliT
raschem Nachbiss der noch bestellenden llerzkraft droht, wird man <lie Kata-
strophe durch erregende Mittid, starke Weine, ('ogriac. Aetiier, Kanipher innerlich
und snlicntan, Caston-um etc. noch abzuwenden sich bemühen. „..,„„,
'ettleber, llcptir adipcsum, ist ein ZuslAiid, der sich von der physiologischen FettinÜltration
nur gr.iduell unterscheidet. Kine gewis.se 7.eit n<ich der Aurnnbme fettreicher N.ihrung linden .>sicli
die Lehurzelleii zuerst in der Peripherie der Aciiii, .später in der Mitte und schliesslich im
Ccntnim mit grü.ssereu und kleineren Kctttropfeu angelüllt. Der Kern i&t daneben vollständig
erh.niten und die Zelle eivas vergrüssert. Dadurch unterscheidet sich die Fcttinliltration von
der Fettmetninorphose, bei der der Kern zu (Irundc geht und die Zellen verkleinert sind. Je
tettrcicher dir Nahrung ist, um so fetthaltiger wird auch die Leber und daher tindet in.Tn bei
Säuglingen physiologisch zuweilen eine Fettleber, die von Unkundigen leicht als ein krank-
hafter Zustand betrachtet werden kann. Daa Fett wird nun in der Leber weiter ver.irbeitet:
überschüssiges Fett geht in die (iaile über und kann aus dieser von den Epithelien der Oalleii-
gäogc und der Ciallcnblase aufgenommen und so der Leber wieder zugeführt werden, oder es
gelaugt wieder in den Darm und wird hier mit dem Nahruagsfett aufs Neue in di« Circuln-
tiou gebracht. M,in bezeichnet diesen Vorgang als den intermediären Kreislauf des Fettes.
Der pathologische Zustand beginnt erst, wenn das Fett aus irgend cin<;m Grunde in der
Leber zurückgehalten wird (Fettretention) und nun .luch selbst nach fettarmer N.ihrung oder
im llungerzustaod daselbst verbleibt. Die Ursachen dazu sind zu suchen in einer mangel-
haften Oxydation des Fettes, und diese kann durch gewisse Uifte verhindert sein oder bei
nicht genügender SauerstüfTzuführung unterbleiben. Als specitisches Gift in dieser Kichtung
ist der .\lkohol zu nennen. Doch sehen wir auch bei chronischer Phosphor- und Arsenik-
Tcrgiftung ähnliche ZusLinde eintreten und durch Verabreichung von Wisinuth und Antimon
kann man experimentell Fcttleber erzeugen. In einzelnen Gegenden ist es üblich, die G.insc
mit Wismuth zu füttern, um auf diese Weise eine recht fette Leber zu erzielen. Die mangel-
hafte Öauerstoffzurührung geschieht bei Lungenkrankheiten und bei geringem Hacmoglobingehalt
des Blutes. Hiernach findet man die stärksten Fcttlebcrn bei Säufern, bei Phthisikern und
bei schweren chronischen Anacmien. Da die Zellen bei der Fcttleber nicht zu Grunde
geben, so ist die Affection, theoretisch betrachtet, heilbar. Die Beseitigung derselben wird
von der Art des aetiologischen Momentes abhängig sein.
Fettleibigkeit, Fettsucht, Liponiatosis universalis, Adipositas, (jbesitas,
Polysarcia, Corpuleiiti.a morbosa. lJios<!lbe ist eine Kmährungskrankheit, bei
welcher es zu übennässiger Fettbildung und FettanliHufung, Anfangs unter gleich-
zeitiger Zunahme von Kiweiss, alsbald aber unter Abnabuie ilieses und \ ermelirung
[Fi>(Ui>ibigkeit
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Feto«!
(k■!^ W:Ls»(ers im Körpri- kommt. I>i(.* Hciitimmung, oti (ins im KörjK'r ougtaaufl
l'Vtt lioreits die Nonii nln'rM'lirittcii hat uiiil als |iat)iolo^is('Iic Krsclii'inunjr wkr fl
Kraiikhi'it siii ^oiioriK auftritt, hiiiijL;! «lavoii ah: 1. ob dii* :iu,s.s<>rpii proportioalfl
KiiriH'ivrrhriltnissf' und das l^linunaa.ss ih-r (ilicdor durch uny;leii'lmi5«i!r>' VglaJ
zmiahmi' {^fstiirt wf-rdcti, und '1. cinp Hci'intrai'ht.igiiiif; der l'uiicfi' -'^flMI
ciiizcliK'ii I trjxatin, in erster Linie der Circuhitions- inul Res|iir;itii'! ,^^|
üliertnässig auffiiMnininienes hVtl verursaclit wirtl. Auf jeilen Kall hilili5( dii' F^fl
tt'ihigkeit eine vererhhare Krankheit. Fetigeivehe existirt iiieht übfrall ini KiV|fl
sondern fehlt in einzelnen Hezirkeu, in den Augenlidern, Obnnuscheln, im !w(«^
Penis, der ("h'toris, den Nymphen, sowie im musetdiiren Hindegcwebo d^s Dann» lA
Hier findet selbst unter den günstigsten Bedingungen der Kettbikluiif; keine nriuiM
wertlie Kettablagenrng statt. An anderen Stellen dagegen, au der Oberfläche, «ic fl
Innern, bestehen niärhtige l^ager, iti denen je naidi Linstilnden .e;rosst? Massen «un Fä
angehäuft werden. Dies sind an d<'n iUissiTen Kürpertheilen die MoLorfc^Ail M
Gesichts, der ranniculus ridipusus der Hnist, die vordere Bauchwaiid. dio Hegio [loM
die riania pedis, die Sil/jiolster. die unteren und id)eren Extreinitäten. In der IlnM
inid liamddtcihle trifl't mun l'"ettge\vel)e im Mc'diastininn, im Onieiituin inajiu:, iii «
Aiipendici's e|iiploicae, in der Cai>.sida .adiiHtsa der Nieren und aucli in deni mid
imiscutrireii (iewcbe der willkürlichen Muskeln und iin gelben Knochenmark B
jtie I'athogeuese der l-'ettleibigkeit ist noeii keineswegs imscrer Kenntniss volLrtSdH
ei-schlossen. l>ie oft frühzeitige [Mitwickehmg, der Verlauf, die rasche oder ^*h*jfitfl
Ziirüekbildung der Fettleibigkeit insbesondere durch therapeuti.se he Ma:issnahinen tiiMfl
iiO(di vidlkotimien unaufgeklärte Hrscheinungeii. I>iese Unvollständigkeit nnserfrÜttH
i»isse der verstinedenen. die Fettleibigkeit bedingenden Faetoren zeigt sich bwoi^fl
in der Frage über die Aetiologie mnl die Uispositioir ku grösseren Fett:inhäufun)p* fl
Ki"irper. Die Ifsncheii einer gesteigerten Fettbildung und l'"ettunbäufiinK ini KöqXffslI
in ihrem letzten (irnnde immer darin zu sucb''n, d;i.ss die in der Nahrung .'lul'jH
iioiiHiienen fettbilileiiden Stoffe in«dit durch die physiologischen Fiinetionen jui^
braiu-ht und deshalb zu Fett rnngewandelt und altgelagert werden. I>abei k>'>nM
sie in der Nahrung entweder in überschüssiger Menge aufgenommen werden, «<"l^
sie überhaupt nicht aufgebrauclit werden, oder sie überschreiten noch nicht dir laM
gewi'dndichi'n L'instätulen oxydirbaren Mengen, finden aber in dem betrcfTenden Or|l
nismiis keine vollstiimiige Venverthnng nnd werden als Fett aufjiespcichiTt Hi^
nach nuLSs in der Aetiologie eiin^ Heihe speciell urs.äch lieber Momente attseiiiaiiM
gehalten werden. Die Anlage -iax erhöhter Fettbtldung und jsunj Ketlanssö il
nielit für alle Mensclien die gleiche: Manche werden trotz Unmü.ssigkeiteii im Sjti'iM
gennss tiicht fett, Amlere setzen unter gleichen Bedingungen in kurzer Zeit reirhM
Fett an. In der einen Fannlie bleiben Alle inagi'r, wähivnd in <ler .-inderen «fl
ausgesprochene Atdage zu abminner Fetthildung und Fettanhäufung erblich ist ilfl
erbliche Disposition macht sich sch<ni hei Kindeni bemerklie.h und waltet !■
Krauen mehr als hei .Männern vor. Fine besondere Beachtung verdient das VerlulM
des Fettgewebes reducirendeii Kintlüssen gegenüber in Fällen von [''ottleibigkeil M
angehorem-r Disposition oder durch ahimdante Frniihrnngsaufnahnie hcrvorgrruiiP
Hier gelingt es meist in kurzer Zeit durch diaetetische Maassnahnien, d.i.s iiberschö»«^
Fett zu verhri'imen, während dort die Kednction schwieriger gelingt, der Erfolg «U
nur vorübergehend ist, wenn die Kranken niclU jahrelang eine passende Leben.«wr4l
durchzuführen vermögen. Auch das .Mtergiebt verschieciencn .\nlass zur FetthildiflB
Im .Säuglingsalter besonders führt die an FettstolV reiche Milch und der .\usfall grOsMfl
.Muskelthittigkeit zu Fettansatz, während im .lüngtingsalter das Nährinaterial OMV
zoni Ausbau des Körpers br'ansprucht wird, und im (irei.senalter durch (V>ii.siun|ilifl
und regiessive .Metamori)hose der U(webe die Bedingutigeii zu abnormer Fett.in.s;mi*B
lung fehlen. Die günstigste Zeit für die Entstehung der Fettleibigkeit bihlrt iJM
.Maiuiesalter zwischen vierzig nntl iTurfzig .Jahren und die Zeit des Cliniacteriuiii iM
Fr.iuen. Mit dem .\lter wech.selt auch der Ort der überschüssigen FettablagenuiM
So lange d.-Ls Wachsthuin in die Länge andauert, findet sich nur wenig Fett in liöl
inneren Organen, während s[)ät.er im Netz, Mesenterium, l'ericardiura, Me<U:istiniiin rM
grosse Mengen angesammelt werden. Im (ireiscnalter wiederum bleibt das Fe« ifl
den inneren Organen noch lange erhalten, wenn es im ünti.-rhautlettgewebe üchi^
zum grössten Theil geschwunden ist. Auch Geschlecht, pli ysiol ogische Co«'«
stitution und Temperament sind für die .Vetiologie maassgebend. Der Ufciblir4
[Fettleibigkeit
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Fpttleibifckeit]
Korpor ist an sicli fcttn-iclicr .-ils der iniiscnlösc männliclic: auch ilas h:u'iinigl(iliin-
reicherf Blut iIps Maiiiips im Gegensatz zii licii BliitviThriltuisscii des Weibes Iftsst
eine iimf:i(([ireteliere Oxydation zu. die noeii dureli grössere krirperlirhe Anstrengung
und Muskeitiiütigkeit gesteigert wird. Auel» die psuliisclien und piiysisehen Kigen-
tlniniliclik<-iten des Temperaments wirken .'luf ilie Nahniugsanfnahme, auf die V.r-
njihnniir, auf den Stoffweciisel und die Fettproduetion beschleunigend und hennnend
und kfinnen einmal die Ursache -/.lun Kettansatz, ein anderes» Mal die zu aimgieUiger
Kettverbreuiumg werden.
Allen diesen Momenten gegenüber sind jedoch ICrn Shrungsfehler ihm wii-htigste
und häufigste aetiologische Moment. Ks sind zu unterscheiden einmal die Fehler,
welche durch Aufnahme zu reichlicher und ungeeigneter NalirungsniitUd beilingt
werden, und sitiche, die aus einem ungenügenden .StoftVerhrauch im Körper hervor-
gehen. Beide Arten der Ernährungsfehler können zu gleicher Zeit vorhanden sein
und sind es auch gewöhnlich; doch kann auch schon (la.s Letzter«' genügen, eine
abnorme Kettansammliing zu veranlassen, besonders im Verein mit anderen aetiolo-rischen
Momenten. Werden von dun nothwcndigcn Nälirstofl'en Kiweiss, Fett, Kohlelivdratr'
und Wasser über den Bedarf aufgenommen, so werden unter lebhafter Zersetzung
de« circuliriMi(i«>n Kiweisses die überschüssigen fettbilden)ien Stofle in Körperfett uni-
g<-wandelt tuitl abgelagert. I>as zu viel aufgenonunene Wa.s.ser wird für sjewöhnlicli
r;isch wieder ausgeschieden. Dabei hängt der Bedarf des Körpers an Nährmateri.-il
von iler Kulu' oder der Thäligkeit ab und auch vom Alter. AiLsserdeni hänjit das
Maass der Ueberproiluction von Fett noch von dem Betitehen einer indivi<luellen,
nnmeiitlicli erblichen Anlage zur Fetthyperplxsie ab. Bei einer Krnährung unter
üeberproductioti von Fett kommt bei der Mastiing neben der l/nantität noch die
(Qualität der Nahnuigsmitttd als ausschlaggeberul in Betracht; jene Nahrungsmittid ver-
(iienen in der Aetiologie der Fettleibigkeit eiru- hauptsächliche Beachtung, liurch
welche leicht fettbildende und fc^ttersparemlo Stoffe, Fett und insbesondere Kohle-
hydrate, über den Bi'darf in den Körper eingeführt werden. Aber auch unge-
nügender Stoffverbrauch kommt in Betracht. Ib'e Cirösse des Feltverbrauchs im
Organismus ist der (irö.sse der .Xrbeitsleistung desselben ziemlich proportion.'d.
Don stärksten Verbrauch von Fett und fettbildetiden Stoffen erfoidei-t die .Muskel-
urlieit. die sich bis auf das hopjtelte des in der Kidie statttiiidendeii Fettuni.satzes
und darüber steigern kann. Auch Heize haben Fettzersetzung zur Folge. Am
meisten herabgemindert wird die Fettzersetzung im Schlafe. Eine nicht ausreichende
Fettverbrenuuag scheint auch vorzuwalten, weim der Haemoglobingehalt des Blutes
vennindert ist, bei .\naemie, wie iiei Chlorose, ferner bei heral)gcsetzter 0.\ydation
im .Siechthum, bei initialer I.iUngen.schwindsucht, Scrofnlose, secunditrer Syphilis,
pernieiöser Anacmie, wo das Fett bei fortschreitender Krankheit bald schwindet.
Unter allen diesen Bedingungen, ungeriügiMider Körperbewfgimg, iibergrosser Buhe, zu
viel Schlaf, von Sorgen und .\iifregun;; freieni Leben, ausgeprilgteui l'Jili-gm.i, Blut-
Jeere und Eiweissverannung, ist auch bei genii.schter Kost nn't genügenden, aber nicht
fibennä.ssigen eiwei.ss- und feltbilderulen Stoffen bereit.s dii- Möglichkeit für eine Erhöhung
<ies Fettbestandes gegeben. (lanz ausserordentlich wird hier die Fettüberprodiictiou
noch erhöht, wenn aus,serdem, besonders von Fraiu'n, Stärkemehl, Zucker u. s. w. in
grösseren Mengen geno.s.sen werden, besonders aber durch übermässigen Biergeim.ss,
durcli welchen eine so grosse Menge fettbildender Substanzen in den Körper aufge-
nommen wird, da.ss es, wie bei Bnmern, selbst bei angestrl^ngter Arbeit nicht mehr
möglich i.st, dieselbe vollständig zu verbn^nnen. Alkohol wirkt eiweiss- und tVtt-
crspiu^end, wie Fett mul Kohlehydrate, indem i-r im Körper verbrannt wird; in
ber.iuschenilen Mengen steig<'rt er neben der l''ettverinehruiig den Eiwei.sszerfall im
Körper unti führt bei I'otatoren zur fettigen l>egeneraiion der zolligen Elemente de.s
Herzens, der Leber und Nieren. Was den Einfluss der Flüssigkeitsaufnahme*
auf die Fettzers(>tznng anbelangt, so wunle bereit« vor Jahren nachgewiesen (Oertel),
d.'i.ss durch Herabsetzung der FliLssigkeitsaufnahme eine raschere Abnahme <les I'Vtt-
bestandes bei Fettleibigen als ohne diese erfolgt. Sodann spielen ondomischc Ver-
billtnisse eine Bolle.
l)ie Fettleibigkeit kommt in zwei Formen, der plethorischen und aiiaemischr-n,
«ur Entwicklung, beide gehen nach kürzerer oder längerer Zeit in eine dritte, die
hydniennsche l''orm über. Die plethorisehe Form ih-r Fettleibigkeit ist immer eine
Erscheinujig der LCben-rnähruiig zumeist in der .Jugend oder itu ersten Mannesalter,
[Feltleiliigkoit
- 2K4 — J
IVttldbifrld
iiii'lir ix-i )i:iiiiicni :ils Ii4'i I'imik ii: liriii% mit lici'cditidTi' l)i.-«|Ki.xj<i>>ii. In lUn
StiwtiiMi z<>i(;t sirli nur piiif ii()|M^<' Kiir]iiTrnl)i'. s]i:itf'i- verliert sich iI:l* KIi'ü
der Glictfi'r, der Körpor wird uiirörmlirli. |duiii]) und uiilxdiolff-li. I)pr Kiw»?ji
ii:nn<'ntli<-li des MuskclRCwcbt-s niniinr .'d>, währi'nd nebiMi <lpr Schw<.TlHr»r«
des niassi^fCMi Körpors sich stoijicmli' Bescliwcrdcn dos RosJ»iratio^sa[)l);lral("^« '
linr niai'hen. Unter fortsclucid'iKlcti Ivniährnnpsstiiruiifrfii, Ft'ttalilapj'iiinpi'ii .
im lliTzcn, [■'ctthcrz mul Instilfifien/ Urs Ilcrznnif-kcls stellen sich oft
vMiclisciulf Krcislaufstönmfii ti lin. Fliissi^kritsatifnaliuic'^ und HaniaussclieidunKl
sicli nicht mehr im (ilcirlipcwicht. in den ciwcissarmpn (ipwebcii luitl im BlnDr«
Hielt sirli mciir timi nielir Wasser aji. das Blut wir<l hyilraemisch bis z«i -•--■
th<n'a, und dio Fettleihigkeit ist aus der pletliorisclien Form in die aii:i'
schliesslich hydraemische iiher(;e^an^en. liei der ;uiaeniischen Form lieri.tw
kcit kann die W^rmindenmf; der H:iein()ij:lobinini'np' ans den v«»rschii><lentm Zu?i
der AiKienne, ("hlornse. lA'iikaeniic otler nhni' diese aus irgend welchem Grimdr >4
anlasst sein. Oic hier eingeschriinkteii 0\ydatinneii liahen eine verini/lirte loita
Inng der atd'geimnunencn. retthikiernleii Stufte in F<'tt zur Folge, (jerade die^ifti
aller un<l vorziijilich die Kidilehydrate, Brot. Backwerk, .Mehlspeisen. Zuck«
werden von den Krniikr'n in (ihi'rr<'ichli<-lier Mi>nL;e ;uiff;enomnien, unter Zurüi'kseh
\oi\ eiw eissreichen N:ihnuif,'smittetii, iiann-ntüch der Fleischspeisen, welche mff I
kleinen l'ortioneii, oft mit Widerwillen, genossen werden. Andererseits ist dir Uu
thrnijikeit, liesonders angestrengte, welche am meisten die Fettzersefxuiig lünk
sowohl din-ch die Bc(|ueiidichkeit dieser Kranken als andi durch die rascli eintn-l
Fniindung der leistungsunlTdiigeii Musktdn stark herahge.setzt. l'nter mehr
weniger maKsigem l'Vttan.satz kömien. ohne dass es noch zu H\<lraeiuii' gekomn
ist, weit^'re schwere Frkr:iiikungcn. eine Insufficienz di's Herzmuskels durch H
iniiwuchsung und hncehw achsuitg. I'ettherz, .MastiVtlherz, Sklerose und .\tb(.'ron
di-r .\rterieii, insbesondere der Kranzarteri<'n lies Herzens, luid der linogene D'i^Mi
mellitus die Fettleibigkeit coiui)liciren. Fine gro.sse .\iizahl beUistigeiider Knrii
muigen, die alle ihren <inurd in der m;i.s.seidial'ten l'"ettanhäufiing in den verschinlii
llrgniien des Körpers haben, von Si'ite der Leber, des .Mngens und Dai^ncuulii,
Haut, d<'s Sexnal;i|)parates, des Nerven-systems, kommt ailmrdilich zur Kntwirkiii
und bildet eine Kette von Beschwenh'u und Leiden, l'nter der Wasseransauil
luivg im Körper, die natrientlich auch zur Kiweissveraniuing l":i,st in geradem \<
hältniss steht, ändert sich da.s Au.'^sehen des Kranken. IHe (iesirhtsfarbe winl Vüt
fM luid der ganz«' Habitus aufgedunsen luid aulgeschwümmt. Wenn sich dunli H
sclireiteiide ("ircnhitionsstorungen in h'olge der Insid'licienz de.s Fierznniskels iiml '
H:ini;ip]i:irates iiiinier mehr Wasser im Blute und in den (Jeweben ansammelt, ImI
sich .seröse Plethora aus, und der l'uls wird im (iegensatz zu dem fahlen aiiae
Aussehen relativ wieder voll, der Biutdcuck ' steigt, bis es zu serftiser Transffl
kormnt, Oe<leine sich ausbilden und der Toil dnrcli Hydrops, Ascites, na
wenn zugleicli die Leber cirrhoti.sch geworden ist. endlieh erfolgt. Einen
Ausgimg der Fettleibigkeit bildet die HiTzlähnutiig entwediT durch fettige i»«!
nition des Muskels oder durch Sklerose der (.'orouanirterien* und ehronischr* Uf
c:u-ditis. Auch vom (iehirn aus durch Apoplexie, Eucephalohaemorrhagie. ThrouiM
und Eudxdie kann der Tod erfolgen.
Die Proi)hy laxis gegen eine mögliche Fettleibigkeit und Fettsucht bat sieb
sächlich auf zwei Kategorien von Imlividuen zu beziehen: zunächst auf solche,
welchen eine erbliche Anlage ITir l''ettlcihigkeit besteht, nnd zwar auf Envacks
.■Ulf Kinder und sellist auf Siluglinge. Hier müssen schon die S-lugling«- und Kind
denient.spreehend aufgezogen werden. Ist die Mutter fettleibig, so darf sie ihr Kil
nicht stillen, sondern eine Anmu- ohne heretlitiire .\nlage, in d<Ten Kost
bitdeeide Stoffe, namentlich Hier, einzuschriinketi siml. Hei knn.stlicher Kniäbruuj! i
Kithiuilcli <la.s beste Nahrung.smittel, .\mylace.t und andere .Surrogate sind vollstl
auszuschliessen, solange die Fettbildmig des Kindes nicht unter die Norm her
In späteren .labren, wn die Anliige zuni Fettansatz geringer, die Entwickeluag
Körpers, .sein Fiweissbestaitd, Blut- uuil Muskelbilduiig wesentlich von »einem FH
be.staiul abhängen, dürfen die fetlbildenden Stofl'e keine zu starke Keduction mehr
fahren. Dabei ist auf die .Ausbildung des .Muskel:tp]):irates nicht nur bei Kuab
sondern inudi bei M.'iilclien durch körperliche Betliatigung Sorge %\i verwenilea.
Zeichen von .\naeniie bei Mädchen sind Fisenpnieparate neben einer dou Ei«"
pi'ptllpihiclsrit
— 2ft' —
Fettlpihi^rkoit]
1111(1 l''i'tflicstaiHl rciriilirvii'li'ii KnWihniiigswcise zu vcrabrfii'ln'ii. auch MiiicralliiitliT,
fisiMihaltigf und SoitllirKlcr, je naeli doii Constitutioii.svt'rhiiltuis.stMi bei Scrufulo.si«
etc., Aufenthalt in ^utn- Lult, kalti' Waschuufrt'n, kaltf Alireibunf^cn, knhlf BHilcr
zur Anniftung der Circiilatioti und Krhöhung der Widorstandskraft. Sodann hat dir
rr<>iili\la.\is sich auf rcrsöniiclikeitfii iu vor^rrschritt^'ncu Jahren und auf soiidn.' zu
i'iNtrecken, wtdchc hcrcits au Fettsmdit fciditt^u und durch thi>ra|i(;utische Maass-
iiahnien oder auf auden- Weise Fett verloren haben. Diese Vorscliriften werden
mehr allgemein diaetetische sein, lielreiTend die Kejruliruiijr der Kost und Aiireg:iuig
der Miisketthätii^keit. um überschüsüi": aufp'nomnicne. fetfhililende Stoffe zur Ver-
brennuii}; zu brinpen. In der Ko.«t (larf einmal die Kiweissnien^e keine zu holie
»'in, um nicht, wenn sie längere Zeit einschalten wird, zu Hanisnureanhilufuupeu im
Blute zu führen, luid zweitens dürfen Fett und Kohlehyilrate nicht so weit herab-
gesetzt werden, dass schliesslich der Fiweissbestand des Kfirpers Schaden leidet,
wenn das Körperfett unter der einfrehalteiicn Kost zu stark aufgebraucht wird. Zur
Krhaltung der Herzkraft. Muskid- und Hlutbildnng, sowie zur Oxydation überschüssi-
gen Fettes ist der öftere Kesuch von Terrain-Kurorten, der Aufenthalt in Gebirgs-
gegenden, fiynuia.stik, Turnen, Heiten, Kadfahren, Huch'rn, Schwimmen, k<1r()erliche
Spiele, Lawn tennis zu empfehlen, aber immer unter der Voraussetzung. d:iss die
letzteren nicht zu sportniS.ssig betrieben werden.
r)ip Behandlung <ler Fettleibigkeit hat zwei Aufgaben: Eine fortgesetzte Fett-
liildung aus dem Nährm.iterial zu verhindern, und dxs im Körper angehilufte Fett
aufzubrauidien: sie ist daher nach der Möglichkeit eines physiologischen F.ingreifens
eine diaetetische und mechanische, .le nach der Beschafl'crdieit oder der Form di'r
Fettleibigkeit ergeben sich folgende Imiicationen: Plethorische Form mit Plethor.i
Vera niul ungeschwächter Herzkrnft oder erst lieginiiender Ahnahme dei-selben; die
Kostorihmng unifa.ssf: Krhöhung der Ki Weisszufuhr. V'ennimlernng iler fettbildenden
Steffi", keine oder nur geringe Herabsetzung der Fhissigkeits.iufnahmen unter das
pliysiologische Maass (l.>()(> ccmi. .\naemisebe Form mit Anai-niie bezw. seröser
Plethora; sie bedingt: l'"rhöhung des Ki Weissbestandes uiui gleichzeitig Verniindennig
cliT fettbildenden Stoffe und <Ier Flüssigkeitsaufnahtne. Hydraemische Form bei
alteren Personen mit Hydr.ieniie, hei welchen nicht nur der Kiweissbestaud. soiuiern
auch der abmirm erhöhte l'ottbestand in langsamer .\bnahn)e begriffen ist. Die Er-
nährung verlangt: Neben der Krhöhung der Kiweissaiifnahme eine noch geniigende
Parreichung von l'ett und Kohlehydraten und selbst eiru' l'>höhting derselben, um einen zu
r:uschen Fettabfal! zu verhindern: d.'igegen eine Vemuiideruiig iler l''lü.ssigkeit.'iaufnnlnne.
Die diaetetische Methode, welche \on Dertel angegeben worden ist, ninnnt
in erster Linie Rücksicht auf die krankhaften Vcrämleriingen des Herzens und die
Grösse der davon abhängenden Kreislaufstörungen. Sie untei*sc)ieidet sich dadurch
von früheren Kostordn\n)gen wesentlich. Um Erschwerung iUt Herzarbeit UBid des
Kreislaufes zu vermeiden, muss ni<'ht nur die i/iialität, sondern auch die (Quantität
«ler Speisen und (letränke besonders berücksichtigt werden. Zu reichliche Aufnahme
von beiden und selbst nur von Wasser wini bei insnfficientem Her?.i>n schli'chl; er-
tragen. Heeng\ing, Herzklopfen, «lysimoi.sche Ivrregung, Srhwi-rathmigkeit sind die
g;ewöhnlichen Folgen. Ks ist daher auch <lie jeweilige Füllungsgrösse des Ver-
«Janung.sa])parates. sein tlin.iufd rängen in den Thorax und die Helastung des Kn-is-
laufes durch die resorbirten ."Speisen und Getriinke maassgeliend für die Zutheilung
«Irr einzelnen Mahlzeiten. Nach der specieljen HeschatTenlieit der vorliegenden Kr-
nähningsanfun.-ilien ist die diaetefisidie Behandlung von bestirumti-ii ipiantitativen lle-
ziehungen zwischen Eiwei.ss. I'ett. Kohbdtydiatcn und \V;i«ser abhängig, durch welche
ein .\usgleich dieser .\nomalien erreicht witiIch kami.
I. Ki weiss. Werden eiweissreiche Speisen im l'elierschuss in iler Nahnuig
aufgeniunnien und Fett und Kohlehydrate stark 'herabgi'seizf. so wird Körjierfett zur
Bestreitung der physiologischen l'"unctionen im t>rgajiismus isml iler Muskelarbeit zer-
setzt, der Körper verliert an (iewicht. In einschneidendster Weise ist die Ernährung
mit fast rein stickstofTlialtiger Nahrung in der Banting-K»ir' durchgeführt. .Mlein
der Organismus ist ausser Staude, bei fast ausschliesslicher Ernährung mit stickstoff-
haltiger Nahrung sich :nif deni Stickstoffgleichgewicht zu erh.alten. Sein Eiweiss-
b«;st:uul. der bald durch Fett und Kohhdiydrate vor tbeilwei.vem Einschnudzen ziu"
l)»*ckuTJg der uothwendigen Calorien nicht mehr geschützt wird, nimnit ab. V.ti
treten S<*.hwäche. nervöse Erregungen ein. und schliesslich ist .•luch sein Vcniauungs-
[Feitlpibi(^kpi(
— 280 —
Fettlfiltii
;i]>|)ni"it riiclil iiu'lir iiri StMiidc, diese tiir ilas Sticksloffiilciclipf« irht ofi
iiü^i-n(l<-ti Mr'iijri'ii riwcissfciehcr Nuliriiiijc zu vcrtliiiifii, und Miigrn- und 1'
/winden zur Aciidfiuii'^ <|c|-selln'u. Werden ;ili(!r lioi vorwicj»einl fiv
so viid l'ctt und Ivtiiilehvlr.ilf :üi(';;enoinnK'n, ttass (Ins Stickstoffjcl'
hidlen wenlcii k:itii), und wird dun-h Mnski'Ifhritigkeit mein- stickstotffrfu-
z<<r^e1zt, .'ds Kelt und Kolileliydriite in der Nnliriiu^' eiii;;«frilirt wurden, sn
ül»ri;^o Kcdarf :in .stickstollTreieu) Material aus dem im Klirper augosptzton Frtt
deckt, das letzterf erlr'tdet citio Kinliussc, der Kranke (u:igert ab. l)'w Au
von stii-kstofflialtiger Nahrung miiss wtMterhin t-ine grössere sein, weil di«? mn
Fettloll)if;en liereits .itmemisrh sind, die meisten Muskeln und insbesondere dfrllr>J
nuiskel sflnvach uiul afmiplusrli f^eworden und zu einer Noubililung vou .Mu.tk''ifi'''i
und Voliunznnalinu- der vorhaiuierten, welche ans der durcli eiio Miiskelorlx
vollzielieiuleii Krtiiilirungssteifiernnjr (r<'huiig. Gymnastik) resultirt, rine erhS
weisszufulir nntli\ven<li^ wird.
'J. Fi'tt un<l Kiilj leli ydrule. Die Grösse ihrer Zutheiliiiig li:1n^t wc<*otnci1
ab villi der erliallencu (iritsse der Funclionsfühifjkeit des Hespir:ilii»ns- und l'irral^l
tiftnsapiiarates. Hat der Hesjuratidus- uru) Circulationsapparut noch koine uimlu^l
Störung erlitten, sind Muskelanstrenjrtnif; nnil stärkere Hewegung nocli möglich, <J
die Enerpie der Zelltli:lttjj;ki'it noidi ziemlich ungcschwSciit, kann die .Auf'''""""
Fett unii Kidilehydralen in weiteren (iifiizen gestattet werden. IHirch di>
der Mn.skelthätijjkeit wird hier die ZersetzunR der stickstofffreien Snbstunz'n
i'iiio grössere sein. Wo indoss in Fnlfie von anaemischer und liyrtraemisct
Hcliaffenheit des Hlntes und vorgeschrittenen Stauungen die Aufiiabnie von SmS
in <li'ii Lungen eine ausserordentlich beschriinkte ist, wo schon pr-ringe >bi>Lriif I
strengung ihn aufbrartclit on<l l)ys|ino(' herbeiführt, muss ilor Gnnuss von FfK eil
Kohlehydraten auf ein kleineres Maa.ss herabgesetzt und durch gloicbzoitigc Vfm»j
derung der l-^lüssigkeitsaufnahme und Vermehrung der Wasseraussrheidung der far.-
lauf freier gemacht und die Krregliarkeit dyspnnischer ZustHnfle beseitigt *?
Kiweiss, Fett utui Kohlehydrate verhalten sich verschi<>dei) für <lip I'Vttbiidn
zwar sind diejenigen .\lciigen von ihnen gleich wertli ig oder isodynarn, weIcS
ilirer Oxydation 7.11 Kohlensäure und Wa.sser die gleichen Wärmemengen lii"!«
Demnach vertreten MM) g Fett 211 g Kivvei.ss, 2;{2 g St.'lrkemehl, 2.^4 g liolirruti
25(i g Trauben ziick<T: im Mittel 240 g Kohlehydrate. Da nun 1 Theil Fett isodr
ist 2.4 Theiten von Kohlehydraten, so kann weit ftber das Doppelt»? von ilw
Stoffen dem Körper zugeführt werden, bis eine aer(uivalente Menge für 1 Tbeil Ff(
erreicht wird, Die Möglichkeit einer Feberschreitung der durch die r>iaet gezof
(irenzen ist daher bei der Darreichung von Kohlehydr.iteu eine geringere als
Fett. Kin Au.satz von l'ett im Körper tritt eiji, wenn mehr als ll.S g Eiweiss
25(1 g l''etl eingeimmnu'u wird. Dagegen kiiniien bei 110 g Kiweiss noch 'i"'!
Stärkemehl gegeben werden, ohne dass es zur l'ettalihigenmg kommt. Bei g«-rai«di«
Kost liegt die Grenze etwa bei llKg Kiweiss, liMl g Fett und 318 g Kohb-Iiydnu
Die Auswahl bei der Verordnung der Kost ist sowohl in der t^ualitiit wie in
Quantität der fett.bi Menden Stoffe eine ziemlich genügende, in der Regel wini
am besten bei reicldicher Zufuhr von Eiweiss die Anl'iiahme von Fett herabwtw
und von den Kohlehydniten noch eine bestimmte (Quantität zulassen. l>a die pfi
leibigkeit in \er.schiedener Form auftritt und der Krflftezustand, die IxM.stuuisflhiH
keit des Herzens urul der Muskeln, die frühere .\rt der Ivrnfihrung oder vielmrl
Anma.'^tnng, <las Verdauiings- und liesorptiiinsvermögen, die Gewöhnung an eini-
.stimmte .Nahrung und die /ahlreichen riini(ilica1ionen hierbei mitsprechen, s«
jeder Fall für sich n.ich seinen l'/igeiithtimlichkeiten zu behandeln, und für dif T
Ordnung können nur GriMizwerthe angegeben werden, innerhalb deren die AnfhaWj
eiweis.s- und fettbibtender Stoffe sich zu bewegen hat. Für die Summe von F.nr«*ii
Fett und Kohlehydniten. welche die 24 stündige Kost des Kranken enth,iltpn
sind folgende Minima- und \hixiin:i-Werthe aufgestellt worden (Oertel):
Kiweiss Kett Kohleliydratu Caloricn
Miuimimi l.^ti 25 70 1185
Mavimuiii 170 45 120 1008
Da die (Jalorienmeiige in der Riilie und Thiitigkeit von ca. 2ötK)— 3n
mehr ansteigen kaini, müssen die fehlenden i:i20 bis K02 bezw. 2320 — 1892 1
rien durch Verbrennung von Körperfett geliefert werden.
FMnpibiRkpit
Feltlpibixkeit]
ilhirrli rt'ictiliflic Khissij^kci ts:Hi r)i;iliiiH' in dfu Kctriiiikfii wini itic Hrrz-
arliiMt crlriiiii, this lllfichf jjcsrhiflit ilnri'ti Muski'lai'ln'it. sdihiss ilur Bliiliinick"',
ii:ui)(.'nMi(-li wi'iiii iii'iili' >:ii;::li'icl) i'iiiwirki'i). ji.';iiiz lu'ili'utrinl .iiislfi^ct. iK'i diir Hcn-
iniLskcl t;''W*hiilii'li iioirils iiisufticient p'Avunli'ii iiml lut'isl:iii)' Striniiif:i'ii <l:i sind, so
Ist der Krfolg .an i'ino di-m Kall i-ntsprefln-ndi' H)"r;iljsi'tznn;r der Flü.ssigkpits.'nii'-
tt.'ihnu- wesentlich gebiniden. Aiidercrseit.s wirkt die N'ernn'nderinij; der l'lütisigkeits-
aurn:ihnie, wii' Oertcl zuci-st naohgewiescn, aiicii jjünstig auf die l'ettzersetzung ein.
niese erfoi};t lebliafter, wenn die Fhlssigkcit.sanfn.'ibnie unter <l:ts |)hysiologisehe
Ma:iss von lr»(Mi eciii in>r:il)j;<?set7.t wird. Kiiie Vennelinini; lier (ietriiitke, anrb
wenn sie keine fi'ttbildetiden Stoffe wie Zueker, l>i'Xtrin, .M;d/, entliatten, kami babi
wieder vennelirteii l'ettan.sat/ zur i''(il!;e li.'iben. Anreguiijir einer erinViiten Wasser-
L:il)g.ibe chirr-b Haut und Lnn^'iMi, Hteij^eruii},' diM- sensiliii'u fN-tspiration, bat ;rieicli-
ffalls eitu' Rrk'iebliTun;; der Ib'rzarlieit unil Vennehrunj? der Oxyilatinn vun luirjier-
fett ztir Pidge. Bei Wasseransanindiuifr im Hbite und in den Geweben ist der Ge-
nviebtsverlust, wenn «lie l-'ett/.ersr'fznn"; «n^ieieb unter starker Herabsetzunj; dor
JFb'issijrkeit^anfiiabiiie luui datbireh venuebrter Harnaussebeiduuf; sieb voliziebt, ■aus
*lcin Verbist ;ni Wasser uiul Kör]>erfi-tt zusammengesetzt. IMe Grös.se der Fiüssig-
keitsanfuabine riehtet sich weiterhin iiaeh der (inisse der l'ersi'niiclikeit, der Muskel-
larbeit uiui der Tagesteinperatur in den .labreszeiten. Die Klüssigkeitsaiifnabine
lecliwankt deshalb zwi-sehen 7.50— IH<M). stdteii 2(MI(» ecni.
fi ri'iiz wertbi- zur wissensebaftlirben t)rientirung, iinn>rlialb widcber dii' Zu-
Itbeihni!; der Speisen und Getränke zu erfolp^ti bat, sind in den zwei nach folgenden
iTalH-lleii enthalten.
Haiii)tl)estan(it!ieile der Kost sollen bilden: Von gewöhnlicbon Fleisehsorteii :
|Oelisi'iit1eiseli, Kalbfleisrb, gesotten oder gebraten, Hcefsteak ;iu(' RosI gebrat<'n, ge-
|r:iueli"'rti's Hiniifleiseb, nnigt-rer Srbinkeir; \t>(i Wibluret: Hirscb. H<'h, Hase, Gemse,
Itlajni l'"e|ilhidni, Sehne|ib", Kirkbubn, Haselbuhn. Sebneebuhn, diese aber nieht fett
Sebraten; von zabniein tleflügel: Huhn, Taube, Trutbabn; von Fischen: Hecht, Ftn-elle,
in .Salzwa.sser oder mit Fssig gesotten; ferner Caviar, Austern, Scbneekeii, Hilringti,
Fgeräucherte nicht fette Seefische, SehelHi.sebe, Seezungen, Stockfische: von Gemüsen:
fgrüne (Teniiise aller Art, Spargel, Blumenkohl, grüne Frb.sen. Biduien, S]>inat, ge-
[Viihnlicbe Kohbirten, Sauerkraut. Hülsonfrücbte, getroekrn>te Frbsen, Bohnen, biii.sen;
, griine Sal.ite mit wenig fleh nicht zuckerreicbes Obst, roh oder geihinstet, Coni|)ot
I nicht süss tider mit Saccb;irin \ersotzt. Als Beigabe, nur in kleiner Menge zu gu-
•niesüen, sind: Brot, wei.sses und graues (schwarzes), Grahambrot, Zwieback, Milch,
yi^ier, weii'b oder hart gesotten: von Fleischspeisen: Hannnel fleisch, Kalbfleisch als
l'otelette. Schnitzel, Ochsenfleiscli als Rindsbrateii oder lii-efstcak, in der Planne unter
[Zusatz von Schmalz gi*braten: Fisclie: Karpfen blau abgesotten, Laclis, Steiidiutte;
t^uckcr, Speiseil und Getrunken zugesetzt, Weingelees: nur selti'u: Gefrorenes. Trauben,
landein, Nüsse. Abwechselung in die Kostordnimg kann dadurch gebracht werden,
Tabelle I.
lictränk« eingenommen
Menge in g
oder com
Geh.iU an
Wasser
Eivciss
Fett
in f
Ana-
ly.se
u.ich
forgeus 7— S Uhr: Kaffor
Milch
Vormittags 10— 1 1 Ihr: Portwein. . . .
oderPffilzer-W.
Bouillon it4t.-T
li.";rp Suppe , .
lill.igH 1 Ihr: Pfäizer Wein o<i. Wasser
«arhmiUags 4 Uhr: Kaffee
Milch
ibends nach 7 ühr: Wein OTälzer) .
oder W.isser .
120.0
30.0
.iO.O
100,0
HIO.O
aw.o
HO.ü
20.0
200.0
2.')0.0
113,«
26.2
38,7
86,1
99,1
172,2
75.«
17..^
172.3
215.3
KofTiiri
0,21
1,29
0.8
0,13
0,7
0,02
0,l>fi
0,8
0,4
0.7
1.7
1.2
3.0
2.4
4.8
1.1
0,9
4.8
7.2
König
Renk
König
Ungefiihre Tageüsumme
7.iO,U
«16.0
S.I2
2,68
17..^)
.
|yrtn<>ibi)>:keit
2RR —
■ icMitiiiiidiiuiigi' iiii W .is»i.r. Eiweis», Kett und Kohlcliydralcii, weiene ifincrha
»ufgeuommi.'ii wcrdfiii sollcu:
Wasser 973,0 g Fett 26,3 g
Kiweiss 157.« , Kohlehydrate 72,8 _
Speisen eiii);cnonitncn
Mengt} in
Riweissi Kett
Aoah
Morgens: Feines Weizenbrot
2 weichgesottene Eier ....
Gebratenes ?'lei.seh
Zueker (Saeeharin)
Vormitlags: Kaltes Fleisch (magerer
Schillken)
Itoggenbrot
>lill,igs: Suppe
(iebrateues Ocbsiiillcisch . . .
Orhsenfleiseh mit Fett ge-sotten
Salat, grüner
• iemiise. Kohlarten
Mehlspeise
Roggenbrot
Obst
Naehmittags: Zueker (Sacelmrin) . . .
Abends: 'J wcieligesottene Eier . . . .
liebratenes FIciseh (magiir) .
Salat
Roggenbrot
Käse
Obst
25,0
!)0,0
,W,Ü- 100,0
.').0
.'ifl.O
20.0
Ü -100,0
l.JO.O
1 nO,0
2:1.0
.JO.O
100.0
2t».0
100,0
5,0
00,0
l.i0,0
25,0
2U,0
15.0
lOO.O
8,9
6G,2
29,0
0,1
29,5
8,4
91,6
87,5
85,2
23,5
35.5
45,0
8,4
85,0
O.t
GG,2
87,5
23,5
8,4
5,4
85,0
1,8
0,1
14,fi
11,2
10,8
0.4
19,1
0,8
—
0,02
—
4,8
19.1
0.9
,
1,2
0.08
9,8
M
1,5
5.7
57.3
2,G
51.5
11,2
4,2
0,3
l.O
0,5
0,8
0,2
4.2
8,7
1.5.0
2M.9
1,2
0.08
9,8
0,8
—
15,0
0,02
—
4,8
11,2
10,8
0,4
.57,3
2,6
—
0,8
1,0
0.5
1,2
0,08
9.8
8,6
4,5
0,C
3.0
-
15.0
Kc'Ul;
Vft!t
U n gefall re Tagessu m ni e
700.0 1357.0, 154,5 123,74 56.3
Tabelle II
Getränke eingenommen
Menge in g
oder eem
Gehall an
Wasser
Ei weiss
Murgens 7 — 8 Uhr: Kailee
120,0
Mileh
30,0
Vormitlags 10-11 Uhr: Wein(i'rnl!',er)
100.0
od. leere Suppe
(Bouillon) . .
100,0
Wasser ....
KHJ.O
I'ortwein . . .
.^0,0
Mittags 1 Uhr: Wein (l'nil/.er) ....
250,0
Naehmittags 4 Uhr: Kaffee
120.0
Mileh
;;o,o
.Sbends nach 7 Uhr: Wein (Pfiilzer.i .
250.0
Wasser 7,u be-
liebiger Vertlici-
lung
100,0- ij
113,G
2G,2
an.i
99.1
100,0
38,7
215,3
11.1,6
2G,2
21.5,3
KotToin
0,21
1,29
0,8
0,21
1,29
Ungefähre Tagessuinmc
1000,0
;i.o
,16 22.»;
Ges.nmrotmenge an Wasser, EHweiss, FotL und Kohlehydraten, welche iiinerhalb_
aufgeiiommei! urerden .sollen: ~
Wasser 1413.8 g Feit 42,5 g
Eiwciss 169,0 „ Kohlehydrate 117,5 ,
rettU'ibigkeil
— 289 —
FPttlpihi|?k«>il]
Speiiteii eiiiKciioiiimen
Mciigc in
g
c
« u
• '-^ 1
■3 S
Eiwt'iss
Fett
2|
w^-
Auaivsti iiavh
|Murgeiis: Feines Wcizeubrot
'i woicli gesottene Eier . . .
f Morgens: Gebr.itencs Fleisch
Zucker (Saccharin)
Butter
^Vormittags: Kaltes Fleisch (magerer
Schiukeu)
Itoggenbrot
Jttags: Suppe
Msche (Hecht)
Kssig dazu
Ochsenfleisrh, gebratou . . .
n , fette», gesotten
Salat, grOoer
(iemüsc, Kohl otc
Mehlspeise
Brot (Semmel)
Ub.sl
[Nuchmittags: Zucker
LAbends: Caviar
Kieler Sprotten
Lachs (geräuchert)
"2 Eiur, weich gesotten . . .
Wildpret oder Geflügel, Beef-
steak
Käse
Roggenbrot
Übst
Ungefähre Tagessumme
3.j,ü,
bis 70,0
90,0
100,0
5,0
13,0
50.0
20,0
bis 100,0
100,0
25,0
150,0
bis -200,0
•-'00,0
50,0
50.0
100,0
25,0
100.0
5.0
12.0
16.0
18,0
90,0
150,0
15.0
•20,0
100,0
12,4
2.4
0.2
2-1,9
4,9
0,4
66,2
11,2
10,3
58,0
38,2
1,7
0,1
0.02
1,7
0,08
9,9
29,5
19.1
0.9
8,4
1,2
0,08
yi,6
1,1
1,5
74,7
22.1
0,6
28,5
87,5
57.3
2.7
116,0
76,4
8,4
118,6
68,3
15,0
47.1
0,7
1,0
35,5
0,8
0.2
45,0
8,7
15.0
7,0
2,4
0.2
85,0
0,3
—
0,1
0,02
—
6,4
3,0
1,5
9,4
3,6
9.4
9,2
4,3
2,1
66,2
11,2
10,8
87,5
57,3
2,7
5,4
3,fi
4.5
8,4
1,2
0,08
85,0
3,0
—
19,G
139.2
0.4
4.8
0.06J
9,8
5,7
0,7
0,1
0,8
1,1
4,2
28,9
15,0
15.0
4^
0,14
0,07
0.04
0.6
9.8
15,0
König
V. Voit
König
V. Vi.it
König
Mittel »nt 10 TBrechimJ.
8app«a nach Benk
bUng^sotton ; Vr'Mservvr-
Inst IS pCt.. KOnin
V. Voit
König
V. Voit
Mittel ftuti 7 vcrftcbietl.
HeLlipeim-n nach Hank
V. Voit
König
V. Voit
König
V. Voit
852,o!517,oll<.:6,l |39,4 [u.S
id»s m:u], n:ivh der (jewchmacksrichtung des Kranken und iitdividuullcii Eigeiithiiin-
lichki'itpn, das Fett dtin-h Kohlehydrate in afi|uivalentcii Mengfii \cTtr('tcn lil.s,st.
'in iiii-ht die Spei.sen tiiglich ;il>vi;ig;pn zu uiüsscii, !.l8.st man diMi Krnnkcii die ihm
Bii MTsfliicdeiii'n Mahizeiton zugi'WOf^oiicn Mengfjii eiitwodt-r nacii dem Auf:>i)ina;Ls,s
Dller im Vergleich zmii Grössenverhrdtiiiss der Hand, der Finger niier nach bekannter
'Juantitiit, '/^ — ^/j— 1 Semmel, einen Kaffee-, einen EsslOffel i mittel, gehäuft odor
jestrichen voll), dem (ledäclitniss einjirägeii. Diese .\n\vei.snng gieht genügende Sicher-
ieit. In di-r aii;iemisclieM Form, iniinentliel) bei jngendlirlien Individiien, ist es in der
{egel schwer, die nothvvendige Eiwei.^smeiige zur Aufnahme zu bringen, da die
Iranken hiiiifig Widerwillen gegen Fleisch hal>en. imii wenn ihnen ein griisseret;
Jtüek vorge.setzt wird. Beefsteak oder [{raten von liH) oder gar 2(K) g, dii.s auch für
Starke Ksser sclion ein recht erhebliches Stfiek. gut liamlgross, i.st, verlieren sie tien
Appetit und weisen alles Flidsdi zurfifk. Man wird tlidier hier F'leisch verschiedener
^rt und Zuliereitnng, Wild|)ret, nicht fettreiches (ieflügel, Fische, Kier etc. zur Alis-
lalil iialteii und immer mir kleine Fortinneii, sogen.iuute Appetitscluiittchcn, im
rolnmen von :i- 4 Finger ^= 'M) — W1 g, später 1— 2nial im Tage 125 und 150 f,
-0 Finger Vnluineii, vorsetzen. Wenn so 150— 100 g Troekeneiwei.ss, entsprechend
etwa i/j Pfund gebr:iteiieni ( lehsenfleisch (95,0), »/, Pfiiitti Hecht r27,0), blau abge-
Btteii, und 3 Kier (37,5) den Tag über verzehrt werden, kann man sich zufrieden
eben. Ks ist dies als (innidlage aber auch genügend und kann durch Zuspeisen,
lageri'ii Schinken, gi-rilnrherte Fische, Cavi.ar, Austern, Gr.ahamhrot oder P/^ bis
Seinnifdn leicht aiiT 17()g Fiweiss erbTiht werden. (Quantitäten von 200gTrocken-
Biweiss (Kiseh), eiit.sprecheiid l'/a,, Ffinid gebratenem Ochsenfleisch ixier 'i-'/s Pfund
"[albsliraten, werden kaum je gegessen und verdaut.
, U. LtcliriMch. Encjikloi'ai'ilie. li. llauil. i^
|FcltU'il)i(;kei(
— •2m —
FpüleikiiN
Krs.-itz für Klcisr li, ScwttUI StDlItti'clisflvorgfiii};!' als .-larli Ernihrm.
schwiengkfiU'ii lassen die Frago iiat-li ciniim P-rwatz Jos KU'ischeiwvis.s«<s um! ■
snndon« des Nuclcinf'iwpissfs lioi d<T Hr>liaiidlung der Kettlt'il)ig:k«?it nbi>rauti »;
iTsi-iieiiifii. |)u iiiiiiifr i'iii iiii'lir inlcr weiiij^cr j^rosser Thi'il der Fcttleibipfii aii
s.'iiiri'i' Diatlicse und (iiclit leidet und r.ur Reduetion seines übernirissigeii Fi'ttli>->ii'
:iuf «'ine eivveissreiehc Kest, Klci.scli, Kohl, j^esi'tzt wi-rden niiiss, so kaini Inirln'
die liitnisaure Uiuthese eine Stnifreriiirj; i'rfnln-en. Auch .sind nft die l'atii
im Stande, die nothweudige Fleisciwucnfri' zu verzehren und ki>i)iien Uo\
geiieii FortioiuMi den Ajipi'til verlieren und an dys]ie)»tisrlieii Kr8clioiiuin;;»-ij '
Üin die.se Sdiwieiiglveitfn zu unif;ehen. kann man einen Krsatz für da> Fh,-. i ■ i
mit ganz zurriedenstcllendeiii Erf(d.i;e im Fueasin* (iiideii.
Der Kiweis-she.^tand des Küriiei-s hlciiit unter einer zweekiurissigcii, ilie K-tf!».!-
tion fJirdeniden Kestreduetion r'rlialten. Es ist <las die erste niul unerlii-
dingiui}; jetler Behandluni; der Fettleil)i{;keit. Der IVaktiker hat einen siobei' '
pnnkt in der Zuiialime der .Muskelkraft und der all};cnieinen Lcistmip>;f;iii .
Gefühl des Knmkeii vrui /uueinnendei-, früher nicht hestandencr Frische uiul
gung nielit nur für die Frlialtuii};, snndeni aueli für dii' Zunahme des Kl«'
Standes des Ki'irpers wälirend der Hehandlniig. Wo allgenifinf 8ch\väi'
uervHse Krrcfiun^n eintreten, ist ein l'i'hter in der llelrmdlunf; vorgekom
bei Ahnahme <l<'s .\|n)etites. Verdauun^sstöning ist hier (iefahr für gr<">.s.s<'rf Ki-
v<!rluste, smiass eine andere .Scnirdnmi^ des Entfettungsversuches «jetroffen »ii>-
selbe für einige Zeit ausgeKetzt werden muss. l)as sicherste Mittel zur Frhaltnii» a»
Erhöhung de« Kiweissbestandes ist ilie nn'tlwidisehe Steigerung der Muskelarbi-ii
Fintheihing der Mahlzeiten. Bei der Anordniiiig der Mahlzoiten h:i:
Zutheünng der festen Speisen ausnahmslivs in mehreren kleinen, ö — 6. -Malil
zu erfolgen, durch welche üeberfüllunp dos Magens, Hinaufdrilngungf des ZwiT'-i'
Verdrängimg de-; Herzens nml Behistung des Kri'islaufs vermieden worden. V
dafür sind die Herzkraft mnl die davon alihärigigeji Krei-^Iaufsstörungon. I '
ki'iten sind von den festen Sjieisen zu trennen, um die Mahlzeiten nicht noch .
werden zu lassen und den für die Verdauung genügender Fleischnicnfjen n«''
digen .Magensaft nicht zu verdünnen. Hie Su))i»en, die keinen besonderen "
hallen, können vveggel.assen wenlen und hei anaemischen Kranken mit gering' i
lii-sland ist sehen ein nahrhaftes Frühstück iiothwendig, wobei der Magen nirbt '•«'
her oder gleichzeitig durch gn'issr're l'"lüssigkeitsmeMgen, mehrere Ta<^'-" Tin-
Kaffee etc. angefüllt, die Verdauung beeinträchtigt, und der Circulatioiisa]'
zeitig belastet worden soll. Bei (ilethorischeu Kranken, die inei.st starke i„-v-..-
wird durch öftere kleine .Mahlzeiten mnl durch die Verordinnig, währeind der
Zeiten nicht oder nur für den .\iifang der Kur während der Mahlzeiten nii 1
trinken, die sonst uirersättliche Esslnst nicht unerheblich eingeschränkt. l'e
brennung von Körperfett erfährt durch Fintheihnig der M.ddzeiten in inehn-re '».
keine Steigerung, sondern erfolgt nur nach der Frlnihung der Oxyd:iti«>n.sviir;,»: .■
und der .\ufnalinie grosserer oder kleinerer Mengen sfickstofTfroien Nähno:i'>
Wird ilie Zerlegung der .Maldzeileii übertrieben, der Kranke, zu oft zu C8sen. n
zweistünillich, veranl.isst, so kann teiclit eine Fntereniährung dnrcli allinäl:
Mangel all Esshist eintreten, wobei .starke (ie\vichtsverlu.ste zu ver^eiehn«?n sirel
aber immer gleichzeitig aiu'h mit luweissvcrlusten einhergehen. Itic Zulheihin-
Flüssigkeit erfolgt am besten durch voraitsgegangene Hifrerenzl)cstbnnie''-
Flüssigkeitsaufnahme" und Harnaus.sclieidung. Die vei>cliieileuen Formet
b'ibigkeit verlialten sich hierin vei-srhieden. Wenn bei Plethora nnd norni.ie; -
kraft nach Heral>se(ziiiig der Flüssigkeitsaiifnahme gleichfalls weniger Maro.
ohne zu grosses Minus, gela.ssen wird, tia keine l''lüssigkeitsansaninilung im !• ■
und in den Geweben noch besteht, braucht die Flüssigkeit nur so Weit bc.^dn " '
zu werden, als sie über das |ihysiologische Maa.ss hin.ausgelif. Dagegen wirdili< !'
Zersetzung diircli ein llerabgelien unter das |ihysiolog).sche Maass auf 12<)()— U*<c
wenn keine liarnsaure liiathese besteht und auch andere Umstünde es znln.ssen, beit i
lieh i'rhöht. I'ie imihvvendige Her.absetzimg der l''lüssigkeitsaufnahnie n>u.ss iiu'
inählicli, über nicht in zu langer Uebergangszeil erfolgen lassen, wobei KüqhT.r -■
und Tagestemperatur zu berücksichtigen sind. Bei Hy<lraemie, seltener bei \" •
wenn auf die Herabsetzung der Flüssigkeitsaufnahnie eine grössere Hnrnau
eintritt, muss die Flfissigkeitsanfnalime innner unter deni physiologisrh'Mi .\hi:i-.r .
• FpUh'ibiKkeit
^r liallcn >voi'(l
— 291 -
FpttlribiKkeit]
bis Miif KMMI, NIX) llliil
hi'nibgt'lii'ii. AiiiliTi-f-
uiissofonlciitlicli wpiiijc
iiinl ilabi'i nlmr VOllr,
('II >voi'(U'ii. Ilii't' k;iiiii man inil der Fliis.sigkcitN:(urii:iliiti>'
M'llist, lic.soiult'i-s lifi FrauiMi. ilii' wciiijj; tiiiikiüi, bis auf Töu
tu}\t-i gii'ht ('S liidiviiiiicii. iiamciitlich wieder Krauen, wciclic
u trinki'ii ^''wölint sind, selioii 7öti wiii zu griiss liiidi'n,
>ni('k im .Nlap-n, all};(.'uir'im' BtdästitjuiiK klagen. Bei solclien Kranke« sollte unter
idic letztere Zahl, wenn ini'ip;lich. nicht lierabgegaiiften werden. Her gewöhnliche Er-
folg der Herabsct/.un)f der l'liissijrkeitsaufiialinie ist hier bei noch geiMigender Herz-
raft eine Vcrineliriing der llitritausscheidinig uiiil Krbiihuiii; der {'"ettzersctzung, oft
jiiit betriiehtlicher tiewicht.sabnahrae, die dann ans dem Fett- und Waascrverlust zu-
gleich zusainniengesetzt ist.
Mcfhan ische Behandi ii ng. Terra in-Kurerte'. Zum Mdirverbraiich von
Orperlctt muss neben drv ;;erinf;eren Aiifnalimc fettbitdender StidTc die Muskelarbeit
eraiigezogen werden. Fs ist für die l!ehaiidlini;r der Fellleibigkeit, insliesoiidere
mit Fettherz nielit jcleich^iiltif:, wtdcbe An von .Muskelarbeit in Anweiuhnij; kurnmi.
I)ie Musk(danstrenginifc darf dabei weder eine zu gro.ssc sein, die zu einer Feber-
istreiigung des Herzmuskels führen k;uiii, noch eine zu geringe, wie bei iiianejicr
tyinnastik, wo es nberhainit zu keiner nemienswertlieii l'Vttverbrennung k(unint. I>;i
»s sich in Fälb?n von Anaemie und Hydraeniii' neben der Vermindtmmg des l'eti-
bcstandes namentlich um eine Kriiftigmig und \ (diinizmiahme des \(pm l''e(1 (lurch-
«etzteii atr(H>hischen und iitsuflicienten llerziuiiskels bandelt, also um Frii;dirungs-
Vorgiuige, ist (he l^rliöliung der Muskelarbeit nicht s(j fest an die umuittel bare (irtsse
iler Arbeitsleisdmg, als vielmehr an die Liinge der Zeit gebuiiden, imierhalli widcher
die Muskehl thätig sind. Hier inus-i die >lnskpltli;ltigkeit mindestens auf vier bis
fünf Stunden, zwcckmilssig auf Vnr- iitid Nachmittagsstunden vertlieilt, ausgedehnt
werden, da die (^r(">.s.se der Nabnmgszufuhr und die Steigerung der Kriiilhrung direct
t>n der hauer und Grö.s-se der Muskelarbeit abhängig sind. Den vorliegenden Indi-
itinnen der Fettzersetzung und der Frh<iiinng des Riwei.ssbestandes entspricht am
neisten die (ich- und Steigebewegung an den vonOertel eingerichteten Tcrrain-Kur-
rt«'ii. Hier kann die Bew(*gung vom einfachen (ieheii in der Fbi^ne bis zum Ali-
eigen von Wegen bis zu 20" Steigung :iuf beliebig lange Zeit von einer geringen
nzahl von Schritten bis zu stmid(>nlangeiii tiehen in den Vor- und Naclimiltags-
tunden ausgedehnt werden. (iymnastik, ArbeitsmxHciiinen, vei-stdiiedeiie ander-
eitige Muskelarbeiten, anstrengende Sporte und Spiide werden gleichfalls zur l''(>tU
rrbrenmmg herangezogen. Her KtTect tlie.ser Leistungen schwankt in grüss(!ii NVerthen
nvischeii ungenügender Mnsktdarbeil und Ueberan.strenguiig. Als Kriterien bei der
^eurtbeilung dieser verscliiedenen mechanischen Methoden koiiimen die .\bslufimg der
Irlieitsziitlieilimg. die günstige Finwirkung auf die rircnlation und I!es]Hratiün iimi
Jie übrigen Frniibnmgsverhfdtiüsse, sowie haujitsächlich die .M("gliehkeil zu einer
länger and.iuerndeu Musk(dth;itigkeit in Betracht, von der die gleicIiLinge Nahrungszti-
.jTuhr zn den Mnskehi und mit ihr die Ernährung dieser, Neubildung und VoluiiizuiiahuK"
Jor Mu.ikelfaseni und die Frhnhmig des Eiweissbestandes abhängig sind. Am wenigsten
Sllimint der Fettverbrauch unter der (iymnastik zu. Fiiie Gewichtsabnahme von 3 bis
kg nach vielleicht dreimonatlicher Febung bei einem K(">r|>ergewicbt von 110 bis
l'JO kg kann kaum als ein neimenswerther Krfolg bezeichnet werden, .\usgiebiger
kirken die Arbeit.siiin.schiiieu, der Krgostat von (iärfner, die VVi(lerstaiidsapi)aratc
fvon Mager, Stein u. A. Uoch ist ihre Anwendung immerhin eine auf kürzere
Seit lieschränkte, und bei dem »-rstereu, Drehrad, werden durch die mehr gcbückh.'
lHaltung des Ki''ir|)ers, w(dche eine genügend respiratorische Fiitfaltiing des Thora-t
rlicb macht, .\timiung und Circulatioii weniger günstig beeinflusst. Die
Irbeitsmaschinen eignen sieh besondere für die uiechanisclie Behandlung der pletho-
rischen Fettleibigkeit, weniger für ilie anaemisclie und liydraeniische. Bei insuffi-
Eieiiteni llerziiuiskel kann der Kraftaufwand trotz der genauen Bemessung der Arbeit
lurch Vorbeugung des Iv'Jrpers und Beschränkung der Respiration umi Circulation
leicht zu lleberanstrengung d(!S Herzens führen. Auch unter den günstigsten Uiii-
täiidon können die Arbeit.smaschinen eine mehrere Stunden lange, genau bemessene
Arbeitsleistung durch die Steigbewegung in freier, frischer Luft mit ihrem (jesanimt.-
■»iiifiuss auf den Organismus nicht ersetzen, .\ehnlich mit ihrem KITecte verbalten
»ich die übrigen Metlnnb-n der Mnskelarlteit; sie werden nach dem gleichen .Maai«-
Stabe zu berechnen sein. Holzsägen, Holzspalten, anstrengendes Turnen, Badfahren,
Kiidern, anstrengende Spiele eignen sich nur für ganz speciidle Fälle \oii plethori-
[FcttU'ibigUi'il
292
Fpltl<»ibid
scher KettU'ihigkt'it mit iim-li kräfiigi'in HiT/muskcl lunl iiitaftciu i'irculufiini
RiwiiiratiotLsüppiuati'. I>ass auch iinti'r dioser iius^ticbigen Muskehirbt-ii
sprcflimide l>i;ii't fiiigelijiltt'n werden miiss, ist selbstvertit3i)(ilich. Als in
Al:iiis!!naliirieM in Bt-zufr auf Kiitfettuni; sind Massage, Hn'icken oinioln
nauinntlicli von Seite des Patienten selbst, partielle Applicjition der K
NVasrimn^en von Annen, Bnist, IJ.'iueii. Beini-n, Oesäss. Unterleib, eWfuso i
Anwetidnns: der Wrirme, lieisse Fuss-, Ann-, Koj)!'-, Brustwahcliiin^eii anzii-. ih
liesilzi'ii den NViTth iheilweiser sanitärer und liygienisrlier Ma,-issn.Thmen, ili<
iinf die [''ettreduction keinen nenneMf-wortheii Kinfliiss ausüben. Man kann dl»' Kr;
höebstens zeitwi-ise in ]:;ewisseni Sinne damit nützlirh beschäftigen.
Halueolojjische und by<l rotherapeut isclie Beh.nndlunp. Miel'.
lung der l'ettleibigkeil besteht in einer Trinkkur von glaiibersalx- '^ et
Wasser, deren Wirkung auf der .\nrepinf; einer lebhaften DannptTist.T
durch welche in den Kotiimassen reichliche Meuften von Peptonen aus .4-.1
dann und Fett, und zwar in weitaus -rrösserer Masse, als in den nnrinalen F;
entleert werden. Ein F-inflns-s auf eine (jesteigerte Oxydation von Fett uml (eftW
den Kfirperii konnte bis jetzt noch nicht nachgewiesen werden. Die Bninnfflk
in Marienbad, Tarasp tnul Kissinfjen sind daher ihrem Wesen ii.-u-h Kntxiehiuipit
die einen Theil der eingenoniinenen Nahniuf: nicht zur Verwen«lunp kotnniai li
l>ie Trinkkur eignet sich besonders für jene Art von Fettleibijrkeit, welche 1
jrenieiner uiul Plethora abdominalis, Stauung im Pfortadi'rsystcni, in den Uirt
Organen, in der l.eber, im Ma^:en und l>amu-anal, in den llaeniurrhoidala^|
im rro(;enital.s)steni, namentlich bei Frauen, einhergeiit. I>aäs ContingeoHi
Badeorten stellen immer die starken Esser, die auch noch, was von ihren MJ
an Zeil übrig bleibt, ohne geeignete ermüdende Thätigkeit in RuJie, Bcsch.iiil
und Schlaf hinbringen. Der Erfolg ist in diesen FSllen ein gün.stiper und b
diaeteti.sch- mechanische Behandlung wesentlich unterstützen. Wo .\nariiil
Hvilraemie liesteben, der Eiweissl)estand bereits gelitten h.it un<l die .Nahm
nähme nicht mehr als eine übfrmassige bezeichnet wenien knnn. wird ili<
»«■haffung von unausgenützteni Nährmaterial, welche eiweisshaltiges iincl frttlüj
in gli'icher WVi.se trifft, innner schlecht ertragen, und nisch Piutrctendtt^H
xust.'lnde lassen alsbalil \ou stärkeren Trinkkuren abstehen. Für di« flH
der Trinkkur ist daher nothwcndige Kedingimg. dass das Wasser nicht Im'
zurückgehalten wird, sondern rasch mit den Itannentleernngen zur Anaiel
knnnnt. Wenn die Itaruu'ntleeningeu ausbleiben, ist eine gün.stige Wirkimc i
ansges«-hlossen und es kommt jetzt vielmehr der Einfluss der vermehrten Flfu*!
aufnähme auf das Her/ und den (iefässapparat. sowie die Wirkung «les Gtanb4
auf das Blut in Frage. Bei oftm.digem (Jebrauch der Trinkkuren, die iniin
erheblichem Gewichtsverlust begleitet sin<l. kömien plötzlich unnncenehme
«usl;lndi- mit Prostration, Schwäche, Mattigkeit, nervöser Erreinuip <-'r
ihre rr>ache in ili-ni während dieser Zeit stattgefundenen UebiTpanp d.
Form in die un.iemische und hydraemische haben. Wird die TriiikLu^fl
abmahnenilen Erscheinungen dennoch fortgesetzt, kann es bald zu hydroj^^f
.Nch\NellunKeii und das Leben des Kranken in imniittelbare (iefahr koDiine^H
an.iemisrhi' Form der l'ettleibigkeit i.>it daher der (Vbranch weniger stark oH
Mineralwasser mit gleichzeitigem Eisi-ngehalt empfohlen worden, hiiv TriB
nn'iitsen immer an den Kurorten vorgenommen werden, l'ie Hydrotbcrapi«
\ielfach zur Behandlung der Fettleibigkeit herangezogen. Oas Prineip, «od
b:isirt, ist dir Vemiehrung der Oxydation durch .\bkuhlung o<ler zn stai
hi>hung der ans,si«n-n Temperatur. I»ie OxydationsvorgAnge im Körper erfahn«
nach beiden Seitm hin keine nenni-nswcrthe Steigenmg. I>.aniit soll alnTi^
der Nutüeu der Hydrotherapie bei Fettleibigkeit ülM-rhaupt in Abredf geat^H
\|s untei-stützende.s, ciregendes. allgemein kräftigend einwirkeiules Yerfal^H
Hydrotherapie im in<liviiluellen Fall sicher in Anwendmig tu ziehen, n^H
Terrainkur kann sie in der Art zweckmässig verbunden werden, das< id»ii n
und Steigbeweguug die Zeit der N:ichwirkung des Bades benutzt, in weH
W anneregul.ition tnul der Circulationsapparat noch unter den» Kinfluss <W 1
ge{:angm<n K:^lte-Einwirkung stehen, und die eine Wirkung mit der ander^^
bindet l>ie Bilder in trockenwanuer Luft, heisse Luftbäder, rt^miseh-iri^l
düflii Swidbäder, Einpackungen, S-hwitzkure« etc. sind bei Anaemio andlH
^>ttlHhipk<»lt|
■in dir' im lUiil mikI in »Ifii (m>\vc!)I'ii :iii';i'>,.iiiiiniltr WasscniR'iigo zur Ausschi/iiluiig
hl brinp'ii, lifti Kreislauf /.u iMitlastiMi iiiid <iic> Hi'r/,:irlK.'it iiaui entlieh bei insufticienz
He« Hcr/.inuskclfi lu-ralizusctzcii, neben liur verniimtiTteii Wnsspraurnahuit' han|)tsärh-
licli in Aiiweinhiiif; zu /.ii'hen. I>if hani|»rbiUlvr sind lur Fettleibige mit lU'sj)!-
ntii)nti.st("irun^;L-ii vveni};pr •reeipinet, da die mit Wa.ssertlätn()l'en pesättifftp l^uft liaiifif^
■ie Kospiration bi-einträclitigt utui (lys|»n()ische Zustünde und Asthrua liprvorrutVn kann.
I Na eil beliandlung: un<l späterp Kostord nunji. Im Grossen und (ianüen
llfird die Leliensweise des Kranken bi'ibebalten werden müs>'en, unter welcher er
■eine Heilutif; erlangt, und alles vermieden werden, vva^< einen neuen Fettansatz be-
Kunstigl. l)ie Vorschriften erstrecken sich wieder auf ilie Kridilmnig beziehungsweise
Kust, auf die i\|uske!arl>eit, Bewegung und Hegulirnng der Flüssigkeitsmenge im
Körper. I)ie Aufnahme von fettbildenden Stoffen ist bei Plethora nur im be-
■chränkten Maas.se, bei Anaemii' tn)() Hydniemie dagegen, wenn iinrh Kiweiss- und
rcttverhiste zu befnrcliten siird. in einem grösseren zu gestatten. Uaraus ergeben
nch die besunderen Vorschriften für pletborisclie, anaemisohe und hydraeniisclie
Kranke in Bezug auf die l,>ualitilt und (Quantität der Spei.sen sowie auf die Menge
■er FlQssigkeitsaufnahme, die in keinem Fall das physiologische Maass ilbersrhreiten
■nd bei Anaemie inul ilydraemie immer unter 15()(>ccm mit zeitweiser dintrol innig
Burch l'iffereiizbestimnumgen gehalfen werden soll. Kbenso wird die (irfis-se der
lluskelarbeit dei' lieh- uml Steigbewegung, oder anderer Formen der .Miiskelthätig-
Beit nach der bestellenden Herzkrafi iitid Leistiingsffdiigkeit des Muskelapparates
ireiterhii) einzurichten sein.
l Medicamen tose Behandlung. \on Medirami-nten oder Körpern, welche nach
■er Art der Medii'aiiu>nte wirken, war bis in die neueste Zeit nichts bekamit, was
■ie Fettzersetzung oder die Zersetzinigsvorgiinge im Ki"pr|)er ülierhauiit derart beein-
Busst hätte, dass es bei der IJelunnllung der Fettleibigkeit hiitte Verwendung linden
■Annen. Das Jod, von dem hier und da (iebrauch gemacht wurde, ist hierzu ein
■nllkommen ungeeignetes Mitt<d. Erst in der neuesten Zeit haben wir in der Schild-
■rüsensiibstanz ein Praeparat erhalten, welches innerlich genommen die Oxydations-
BOrgrmge in ausserordentlicher Weise anfacht und Körperfett in ausgiebiger .Menge
■ersetzt, sodass es bereits zu Fntfettuiigskuren vielfach in .Anwendung gezogen wurde.
Die wirksame Substanz scheint das von Hauniann .sogenannte Tliyroiodin*', eine
Hoiherbiiidnng, zu sein, welche das .lod in relativ betniebtliclier Menge und in fester
werbinduug mit organischer Substanz eathiilt. hie ()xydatiünsvorgange im Körper.
Kelche durch Schilddrüsen fütterung erzeugt werden, scheinen naidi den vorliegenden
Beobachtungen mehr allgemeine zu sein, die nicht auf das Fett allein si(di be-
khrrtnken, sondern auch das Kiweiss angreifen. Die Stickstoffaus-scheidung im Harn
iRt vermehrt, und zwar in einzelnen Fällen bis zu einer Menge, au» welcher sich
p/g des eingetretenen Gewichtsverlustes berechnen liLsst. Die Grösse der Fettzer-
petzung ist iiidess nicht bei allen Personen die gleiche. .\ni energi.schesten erweüst
■ie sich bei anaerai.schen uiul hydraeinischen Kr.'iriken, also dort, wo die U.xydations-
■orgänge herabgesetzt sind uml die Fettabl:igerung durch eine zu geringe Fettver-
brennung veranlasst wird. l»ie Oxydation wird unter der Schilddrfisenfüttemng eine
■0 lebhafte, dass selbst bei gemischter Kost, die bei diesen Personen, wenn auch
reich an fettliildendcn Stoffen, keine libermässige ist, noch Köqierfett zersetzt wird.
Dagegen wird der Fettbest.ind der piethorischen Fonri unter der gewohnten, den
Kahrungsbedarf allerdings meist überschreitenden Kost nur wenig oder ganiicht an-
■egriffen. Ki-st wenn der Kranke ;nif eine fettreilncirende Diaet gesetzt wird, bei
fcelrher es jedoch, wie in den Versuchen Oertels, noch zu keiner irgiMid
■amhaften Gewichtsabnahme k<nnmt, findet bei gleichzeitiger .\ufiiahme von Schild-
Hrüsensubstanz eine umfangreiche tJxydatiou des Körperfettes statt. .Auch bei diesi'u
Kranken ist fa.st immer die Stickstoffbilmiz eine stark negative. Der Zerfall von
Körpereiweis.s unter dem Kinfluss der Schilddrüsenfüttennig konnte auch selbst durch
leirhliche Zulage von stickstofTfreic-r, eiwei.ssersparender Nahrung nicht aufgehalten
■der herabgesetzt werden. (Bleibtreu und Wendelstadt). Nach dem .\u.s.setzen
Her Sdiilddrüsenffitterung tritt sowohl bei anaemischen wie bei piethorischen Fett-
leibigen unter der gewohnten Kost bald wieder Gewicht.szun:dime ein. Kndlich sind
hoch Fälle zu verzeichnen, meist Individur-n mit normalem Fettbestand, aber auch
Bit solchem unter der Nenn, bei welcluMi selbst nach lilngereni (iebrauch von
Bcbilddrüsenpraepaniten gegen Struma u. s. w. keine (>e\\ichtsabnaUiue ev(«Vi^\., n\A-
[Fottlpibipkcil
202 —
Fpttlfikitlri J
s<'lifr I'"cttl''il»igkfit mit iiricli kiiiftigi'm Ht rziiiuskt'l uikI iiitat'ti-ni r'irnili'i'i
Re.spir:iti(ms:i]>yi;irato. Ihism auch unter dieser ausgiebigen Miiskclarli'
.sprecliPutU' fHact pingt'haltfn wcrilen iniiss, ist selbstverstäntllich. Als nn.- •
VliuLssnaliinf^ii in Bezuji auf Kuticttiing sind Massage, l>rncken wi««lat'i Qm
uauH'nUich von Seite <lw Patienten selbst, partielle Applieatii.m der Kalt»-. U
Waseliuugen von Annen, Hi'iisl, Uaurli, Heinen. Cies.1ss, rntrrlcib. eliens« be^rbrahl
AnwenduuK der Wrirnie. Iieissi' I'uss-. Arm-. Kopf-, Brustwaschiiiipen ae
besitzen den Wertli theilweisef s:iiHt:\rer und byg;ienisfber Mrm.v'SMahiii'
auf die l''ettre<hu'tinn keinen nenneiiswerthiMi Kinfliiss ausüben. Man kann dtr Km
liiichstens zeitweise in fjen isseni Simn' d;iniit nützlich l>eschäftij;en.
Ha hiedlnfcische und li yd rntherapent isehe Behanfiliinp. l >ie BriHLVI«
lunj; der Kettleiingkeit liesteht in einer Trinkkur von glaiibersalz-" etr bilt
Wasser, deren Wirlcunjj; :iuf der Anrepiu}; einer lebhaften Darmperistaltik
dnrcli welche in den Kntlima.ssen reichliche Mengen von Peptonen aus dem It
darni luiil Fett, und zwar in weitaus griVs.serer Masse, als in den nomialeii F»
etitl(M-rt werden. Ein Kiiifitiss auf eine ;restei teerte Oxydation von Fett und frttbilik
den Kiirpern koinite Ins jet/.t noch tiieht nachgewiesen werden. Die Bninn<"DlB
in Marienbad, Tanisp und Kissingen sind daher ihrem Wesen nach Kntziehuug
die einen Theil der eiiigenoninn'n<'ii Nahrung nicht zur Venveinlung kommen
Hie Trinkkur eignet sieh besonders für jene .-Srt von Fettleibigkeit, welrhe mil i
gemeiner und l'tethorn abdcmiinalis, Stauung im l'ffirtadersysteni. in den riiü-rl*
Organen, in der Leher, im Magen und Danncaiial. in den HaeniorrhoTdalgeftaMl
im iTogeiiital.systcm, nameiitlifdi bei Frauen, einhergeht. i);us Contingeut an
Badeorten stellen immer die starken Esser, die auch noch, was von ihn-n Mahl»*«]
an Zeit übrig bleibt, ohne geeignete ermüdende Thatigkeit in Huho, Be«ch.inlid
und Schlaf hi(d>ringen. I>er Krfolg ist in diesen Füllen ein günstiger und \na»i
di.ietetisch - nu'chanisclie Behandlung wesentlich unterstützen. Wo Anaetnif
Hydraemie besteiicn. der FiweissbestamI bereits gelitten hat nnd ilie Naiininr^
»ahme nicht mehr .tls eine übermässige bezeichnet werden kann, wird ilii- F^
Schaffung von unansgenütztem .Xiihriuaterial. welche eiweisshaltige.s nn<l fetthildfi«
in gb'ichi'r Weise trifft, immer schlecht ertragen, und r.osrb eintretende Sfh»4
zustände hissen atsbahl \on stärkeren Trinkkuren abstehen. Für die ZuLW^tl
der Trinkkur ist <l:iher nothwendige Bedingung, dass das W.xsser nirht itii Kfif]
zurückgehalten wird, sondern ra.sch mit den Ilannentleerungen zur .Xussctl
kommt. Weim die llarinentleerungen ausbb'iben, ist eine günstige Wirkung
aiisgeschbissuii um! es kommt jetzt vielmehr der Fiiiflus.s der vernielirten FIfls
aufnähme auf das Herz und den (iefässapparat, sowie die Wirkung des GlaubiT
aid' d.ts Blut in Frage. Bei oftmaligem (;el)ranch der Trinkkuren, die immer
erheblichem (tew ichtsverlnst hegleitet sind, können plfitzlieh unanRenehine Ko
znstfmde mit l'rostratiou, Schwäche, .Mattigkeit, nervöser Erregung eintreten-
ihre l'rsacbe in dem während dieser Zeit stattgefundenen Uebergang d<T plelli
Form tu die anaemisfdie uml hydr.aemisrhe haben. Wird die Trinkkur trotit
abdiahm'iiden Krscheinungen deiiitoch fortgesetzt, kann es balil zu hydropischeu
schwelliMigen und das Leiten des Kranken in tiuniittelli;ire tiefahr kommen Fori
anaemisclie Form der l'ettleibigkeit ist daher der (iebraui'h weniger stark abfüb
Mineralwässer mit gleichzeitigem Eisengehalt empfohlen worden. Die Triii
iniiiisen immer an <len Kiuoiten vorgenommen werden. Die Hydrotherapie*
vielfach zur Behamlinng der Fettleiliigki'it herangezogen. Das F'rincip, womuf
b.-isirt, ist die Vermidirung der O.Nydation durch ,\bknhhnig oib-r xu stark*
höbung der äusseren Teiiiperatiir. I>ie (KydationsvorgiSnge im Körper orfahi^<n iuiln»
nacli beiden Seiten hin keine lu'unenswerthe Steigerung, Ilaiiiit soll aber keiii' -»•■-
der Nutzen der llvdrothera])ie bei Fettleibigkeit überbau])! in Abrede gestellt wrJ'!
.Ms unterstützendes, erregendes, allgemein kräftigend einwirkeiules Verfahren itl
Hydrotlieraj)ie im intiividnelien l-"all sicher in .-Viiwemlimg zu ziehen, und mit
Terrainkiu' kann sie in der ;\rt /.weckniässig verliunden wenlen, dass man zur i"«'-
und ?^teigbe«egung die Zeit der Nacliwirkung des Bades benutzt, in «elclnrii
W.'inneregMlatiou und der ("ircidatiunsap|);irat noch unter dem Kinflnss der \"n;i-
gegangenen Kälte-|;inwirkung stehen, und die eine Wirkung mit der anderen sieb m-,
bindet Pie Bäder in trockeinvarnier Luft, heisse Luftbäder, rörniseh-irisehc B*
dann l?aiidbäder. ['"iiifiackungen, Sehwitzkuren etc. .sind bei Anaemic und Hydr
«'clth'ihigkeif
FpUlc'ibiKkcit]
I
iiii'cliaiiisi'lic' HL'liMiiilluiijr Tnit itur Kimialinn' von Th\ n'<iiiliii|(r:M'i):ir;ift'ii s(i]u;|i>i<'li vcr-
ItiiiKliMi wi'rdcii. l>;ig("K<ii ist ea in den imaoiiiiselicii uihI liydnu'inischi'ii l''oruieii ge-
iHitcii. nicht /nfcti'ii;li, sf>niii>rn n.irhträf;licli, wi^ini dtin-li Srlii|il(lriisi.'n]ir.i<'iiar.iti^ oim«
{jt'iiiip'ndi' lvntftttnii(< erreicht wordf-n ist, die (lini'ti'tiscli-infcliaiiisciio Hohaiidlung,
(It-r Hcr/knift luiil der [^eistiinffsfrihifckoit des gosammtPii Orgaiiisiniis nntspreehend,
tMruiileitini, «ni eiiii-ii weiturcn Fettansatz zu vcrnieidfii und eiun Krhöliunp des KiwelRS-
licstaiidcs, bcziehunptwfise der Herzkraft nacliträgiirh zu erreichpii. Dif mochanisch«
Bfihaiidinng diirltr dann initncr auf niPÜrerc. Mi>nat(,> ausgedehnt WPrdiMi. (.'ontra-
indiratif>n<Mi für die Scbilildriisi>n]»r;ii'j»ar'at<' sirul vorufschrittoiies Alter, Fcttherü und
Insnfticienz lies HiTzniuskeJs, Klappenfehler, Artcriosklorose, dünn Albuminurie und
(ilykiisuric.
lii der Hauptsache bezieht sieh die niedic.uneiito.se Rehandliing bei der Fettleibig-
kmt auf ititercurrente. sie t)ef;leitende und von ihr ■■ibbiiiifrif;)' Symptome und Coni-
plicatii>neii, ."iowie auf die schweren Zustilntle, unter welchen das Kiulstadiiim eintritt.
Intercurrente Fieber vi'rlangei» be.^ionflere .\itfinerks:inikeit. Da die \V:iinieabg;il)e von
der geringeren Kiirpernberflarlie der Fettleibigen durch Abkühlung, kalte liiuler i'lc.
vermindert ist, .so müssen lu'ben den hydrotherapeutischon Maassnrdimeii noidi die
Autipyretica in Anwendung kommen, soweit sie keinen schwrichendeti HiuHu.ss auf
«las Herz ausülien. Ausserdc-m mass bei jeder Ph:Lse der Krankheit der Herzzu.><tarut
sorgfältig beob.'ichtet un<l jede Verordnung nach der bestehenden Herzkraft eiiigerichtut
werden. Die von di-r abdominellen F'letiiora abhängigen Jstiirungeii, Krkrankiuigen
der l-eber, des Magens un<i hartnes. können nur diu-ch Heseitigung der Ursache ge-
hoben werden oder eine durchgreifende Besserung erfahrcji. Ks wird daher alles zu
entfernen sein, was eine abdominelle Plethora hervorruft und unterhält, Anhäufung
von higestis durch übermässige N.jhnuig.saufnahnie, anhaltende Stuhl Verstopfung und
Koprosta.se iiiaclKMi die Anwenduirg niehr oder weniger starker, darmeiitleerendiu'
Mittel nothwi'ndig. Hierher gehören zuerst die Salze: lilaiibersalz, Karlsbader Salz,
ilarienbader Salz. kalTei'iriffel weise auf ein Glas VVas.ser (ca. "iOtJ rem) morgens ge-
trunken, dann Rhabarber, .lalape, Aloe in Pulver- und Fillenforni, kalte Aufgüs.so
von entharzten Sennesblättern, Ricinu.siil, die Praej)ar;ite von ('a.scara Sagrada, in
Wein oder in Tabletten- und Pillenform, Frangula, Tamarinden und aiuicre .Medira-
Tnente. Unterstützt können diese Arzn<Mrnittel werden durch Wassereinlaut', durch
Klystiere von abführendi'n Mitteln. Wasser, Glycerin, Ma.ssage und Klektricitiif. Hie
verschiedi'Ueii Erkrankungen der Haut, Intertrigo, ekzematöse Entzün)lnngsprocesse,
Pruritus, Seborrhoe de, v\elclie die Fettb'iliigkeit so hilufig coni])liciri'ii, sind für sich
zu b«'liandelii. Wenn Sklerose und Athenunatose sich i-ntwickelt liaben uiul die Er-
scheinungfU der Erkrankung der Kranzarterien des Herzens vorhanden sind, ist die
bei diesi'u Erkrankungen des Herzens und der chronischen .Myocarditis angegebeni'
Kehandlung einzuleiten. Ebenso nni.ss die Therapie, wenn harnsaure Hiathe.se und
Gicht' die Fettleibigkeit complicireii, gegen diese StotTweehselanonialie noch ausser-
dem eingerichtet werden, wobei die Zutheilung der alkalischen, kohlensaures Natron
und Lithion haltenden \Va.sser in der .\rt zu erfolgen hat, dass durch vorausgegangene
Differenzbestiuunung festgestellt wird, unter welcher (irösse der Flüssigkeitsaufnahme
am meisten Harn gelassen wird. Führt die Sklerose und Atiieromatose der Gehiru-
arterien zu Thrombose luid Gefässzerrei.ssung, .Apoplexie, EncephalohaemoiThagie, so
richtet sich die Beh.'uidhing nach der Schwere der aiLs dem Sitze und der Grösse
des Insultes residtiremleii Erscbi'inung. Im weiteren Verlauf und Endst:idium der
vom Hei-zen au.sgelvenden bedrohlichen l'",rscheinimgen wird man liurcb Digitalis,
Stro|di.intlius und die übrigen Herzmittel, namentlich unter Herabsetzung der l'"lüssig-
keit.saufnaltnie, da die Wirkung dieser Mittel datlunh fast ausnahmslos eine i-ner-
gischere wird, dii' immiT mächtiger hereinbrechenden Kreislaufstörungen in Schranken
zu halten suchen. Erreicht m.an das niclit nu?lir o<ler nur unvollständig, wächst der
Hytlrops, kommt es zu Ascites, Hydrothorax und Hydropericardium, so gelingt es am
Anfang fast immer durch Diuretica wie LMuretin oder Scilla, oder auf cliinirgischem
Wege iinrch Einleguug von kleiuen Troicarten in die unteren E.xtremi täten, durch
Scariticationcn, d:unit d.-w Wasser abströmen kann, dem Krauken auf lllngere Zeit
Erleichterung zu verschaffen, bis endlich aiu-b diese .Mittel versagen, lirohen Lungeii-
oedenx und Herzparaly.se, so kann man je nach den Erscheinuugen ilurch Keizmittel.
Aether, Coguac, starke Weine uiul Hautreize, Senfpapicr, HandbUtler. trockenr- Schröpf-
köpfe und innerlich Liquor Animonii nnisatuB, Mosebus, Ca.storeuni, Kampher innerlioll
fFi'ttlHbis'kpW
— 294 -
Fi'tllciVitU
l«k'lit soj;;ii- i'iiu' )'jii<">hiiiii; liiiln'tl. ixlcr l'ällc \im l''i'tflf'il)it;f'n. h«*i li
wichlsabiiahim' auf einer liostuiiintcn (irössi' sti'hcii liU-iht, und eine w>>!
Setzung ;iiu'h diirr'li gestf^gcrtc |I<is(mi viiii Schildtiriisi'iijirapparatt'ii nirlit uiclir
werden kaiiu. Kitic uirlit .scIIimu' Wirknti^' der Scliilddn'iseiipraf^panit« >-t
f^iuu butrüctitlichf Zuniihuie der Hariimi^silicidniii;, durch welche in h
deutende Ivntvvässerung des Kiir()ers stattündet. Ks entspricht also <he V^
!>('hil(idriiM'ti|>r:iei)ar.i1e in dieser Hiclitnni: einrr der \Nichtit;st«n IndirritioDri
Kntfetturi^. I>ie (iewiehtsahnahinc ist daher in l''älieM von ScbiUidnwfnl
zusanii)io(ip'set7.t aus dein jA'li-, Kiweiss- und Wiisser^erliist. In zalilrejrbiw.
treten naeli kürzerem uder tiinjrereni (.iehranrii der Schilddrfis^Mipraeparatp ai
Eiweiss und Zucker itu Harn auf. l'nanj;enehnie Nebenoi-srlieinuiifteo ili-r
driisenfüttennip sind ihre WirkuiiKeu auf das Her/, inid (hiK aHgiMncJnc Bei
Kranken. Stürmisches Herzkhi|tfeii mit IHO^ltiO l'nlssi-hl:i;jj«'ii in «ler Mil
intirniittirendem und arhytlunischi-iLi i'uls. Herzschwäche bis Obnmarht,
Kupfschnierz, Verminderung ih/s A|i|»etits, Schlaf h»sigkeit, zieiumde SchroeriM
Kvtremitäten, Zittern derselUen, hnchgradige iierv("ise Erregung, schwere IVii-b»«-
iinter dem Bilde des VerlV)l;;inifrswaliiies mit trMltlieheni Ausgang (Sta bei ), A'r '"
des Haenioghibingehaltes des Blutes, hytlraemische BescliafTenhcit di-sselben. AI
der allgemeituMi Widerstandskraft <les Krirpei-s, seniles Aussehen sind u- '
strebten Kinwirkmig auf Strtnnu, MvMiedem imd IVtlleildgkeit nach länger
der Sclnhi(h-üseii|M:ie|)arate heotjachfet wrinlen. Die Krseheiiiungen von.
nnd gesteigerter Hiweisszerfall treten frülii'r ein. wenn der Kranke gT" ■
gewohnte Muskelarbeit auslülirt (((ertel), und zwar schim hei {.-«ugerem, '■'
dem tielieii, 'rreppeiisteigeii , (ivinnastik und atulen-r Musktdanstrongung. '
die Herzkraft bereits ahgemunnien hal, um sti früher nnd bcdroheniler ute'ifi'
die Erregung und Insulticien/, des Hi'rzeiis.
Iter wichtigsten Indication hei der Beliaiidhmg iler l''ettleil)igk.eit, der trli'^-
der Her/.kraft und der Vernteiirung des Kiweisshostaiides durch Steigerung der Mi
arbeit kann daher bei der SciiildilrüsenlTitterung in den bezüglichen Fällen ni<'il
nügend ents])rochen wenlen, \ielmehr wird die Insufhcienz des Herzens durch ili'
\enm'hrt, der Kiweissl)estanil, namentlicli, wenn schon früher Stauungsalbuuiiminr
standen hat, weiterhin geschädigt, tmd die Entwicklung der drohenden Compl
Atbuniiimrie, lilykosnrie, sicher erleichtert. Als geeigm'tste Fomi der Feti
für die lii'handlnng mit Schilddrüseiiprar>|ianiten ist daher die plethorischc n
zeichnen niit noch genügeniliT Herzkraft und ausreichendem Eiweissbe.stand l"
Fettbestaud dieser Form mu' schwer dmch dii' Schitddrüsen.snbstanz ang' ^
ist eine Kost notbweiulig, in der Fett imd Koldehydrate soweit herabgesi
es für den Verbrauch einer bestimmten Menge l\("ir](erfett, d. h. für eine entsprrrl
(iewichtsabnahme, tiothwendig ist. Die riejitigc Anordnung der Kost und diT '•"***
der [losinmg der Schil(hlrit.sen|)raeiiarate, rnuss wiederholt, um eine zu rn;'
wi<-htsabtiahme zu vermeiden, durch die Waage coiitrolirt werden. Hei eintr ■'
Herzerscheimmgen, Herzscli\\;ich(^ und zu starkem («ewichtsverlu.ste ist mit li-'
liajullung auszusetzen. Was die anaemische imd hvdraemische Form an'
welcher die abnorme Fettbildnng weniger durch l'eberernilhrung als «.
.Setzung der Oxydationsvorgiinge erfolgt, so ist bei diesen Kranken. d«Ten Hi-i
immer mehr oder weniger insufticieiit ist, die grOsste Vorsicht nothwendig, w •
die Steigerung der Miurese unter der Tiiyn.'oidinbehandhmg einer wichtigen Ini!
der Erhiihung der Wa.sserausscbeidung aus dem Kilrper, entspricht (Oertel). L'
solcher Kranken nms.s eine gemischte oder die gewohnte sein, d, h. Fett und
hydrate in hinreichender Menge enthalten, um hei der beträchtlichen Steigurtuir
( Ixydationsvorgänge keinen zu grossen (iewicht-svrTlust und Eiweisszerfall untrr
sicii einstellenden allgemeinen SchwiSchezustfmden zu veranla.ssen. Solch«?
magern schnell ab, aber ihr EiweissbestamI und ilire Herzkraft finden keine Ert'
sondern veruiindeni sich noch mehr, besonders da nach vorliegenden Bfohafhl
Zubigen von Fett und Kohlehydraten in der Kost den EiweLsszerfall nii-ht .ii
vermiigen. Wie liei ;imJever energi.seher Entfettung, iiinnnt auch (Lis di-ni H'^i
.■itifgtdagerte und ihn durchsetzende Fett lasch ab, der atrophische, schlatle, ii
fettig degenerirte Muskel bleibt aber unverämiert zurück, und Herzlähi
Hydrops können früher eintreten, als weim der Fettbestand unangeUistet
wäre (Oertel). In Fällen von I'letliora mit noch gut erhaltener Herzkmft kai';
feUI(>ibi^krit
»»o —
Fp(tl«'ilii|u'kpit]
iiii'i'li.'iiiisclic Bt'li;iriillmifr itiil tlor Kiiiiirilitm' vnii 'rii\n'(niiiii|(f;ii'|i;ii':itiMi soj^li'ii'li vyr-
IuhmIi'ii wiTiliMi. I tap'ijiMi ist es in diMi anaiMMi.si-licn iiml livdnicinischi'ti l'"oriii»rii ge-
Imtni, iiirlit ziifileiuli, stitiiicrn n;iclitr;ij;licli, wenn iliircli Scliilil(li"üst'n|)r;ic|iai:itf' citio
{jfjjüfrfndc Kiitfcttiiiij; fiTi'irht wnnlcii ist, dio tli;u'ti'tisi'ii-iiK'rii;H)isi"li(' BehaiHlhmg,
[der HiT/kraft und diT Leisttiiijjsfiihifükcit des gcstiiumtnn (liir.inisinus i'iits|»rpclioiul,
1 piiizuit-ilt'n, um einen weiteri'ii {•'ett.iiisat?; t.u vernifiidi'ii und eine, Krliiihiing des Hiweiss-
bestaiules, lieziehiuifjsweise der Herzkraft iiadilrDglich zu erreichen. Hie mecbanische
[ Hehandlunjc dürfte dann immer auf mehren! Muiiale ausgedehnt werden. Contra-
|iudieationen für ilie Sfhilddriisen|»rae|»arate sind vorgesehrittenes Alter, Fetthi'rz und
llnsufticienz des llerznuiskefs, Kl.i])]»enfeliler. Arteriosklerose, dünn Albuminurie und
[<ilyk().surie.
In der Hauptsache bezielit sieh die medicaniendise Hehandiimg bei der Fettleibig-
keit auf iiiterrurrento, sie l)pf,'leitemle und vuii ilir abliän^ifre SymjitiUJie und Com-
plicatifMien, sowie auf die sebueren Zustände, unter welchen das Kiidstadium eintritt,
llnterrurrente Fieber verlanjien besondere Autmerksairdieit. l>a die \\ ärmeabgahe von
Ider {ieriiitrereu Kiiriieroberllarbe der Fettleibigen durch .\bkidilnng, kalte Hader etc.
t vermindert ist, so nuissen neben tien hydrotherapeuti.sebcn Maa.ssnahnien noch die
Antiijyretica in Anwendung kommen, soweit sie keinen schwächenden RinHuss nnf
Iflas Herz ausüben. Aasserdem muss bei jeder l'hase der Krankheit der Herzzustaud
[sorgfältig iH'nbaclUet umi jede Verordnung nach der bestehen«len Herzkraft eingerichtet
I werden. Die von der abduminellen Plethora abhängigeu Störungen, Krkrankungen
I fb'r Leber, des Magen.s uiut Harmes, können iittr durch Beseitigimg der Ursache ge-
lhoben werden orler eine durehgreifen<le Hesserung erfahren. Ks wird daher alles zu
jeiitferneii sein, was eine abdominelle l'lethora hervorruft um! iinterbült. Anhäufung
[von Ingestis durch übermässige Nahningsaufnabnie, aidialtende Stuhl Verstopfung und
I Koprnstase machen die Anwendung mehr o(b^r weniger starker, darraentleerender
> Mittel nnthwi'ndig. Hierher gehören zuerst die Salze: (jlaubersalz. Karlsbader Salz,
[Alarienliader Salz, katfeelöffelwei.se auf ein (jlas Wasser (ca. 200 rem) morgens ge-
1 tnuiken, dann Rhabarber, .lalape, Aloe in Pulver- und Pillcnform, kalte Aufgüsse
Lvon entharzten Senneslilättem, Kicirut.söl, die I*rae])3rat.e von f'ascara Sagrada, in
Yein oder in Tabletten- und f'illenform. l'Vangula, 'ramarinden und andere Mi>(Iiea-
lente. Unterstützt können diese Arzm'imittel werden durch W.issereinlanf, durch
iKlystiere vnn abfülueuden Mitteln, Wasser, Glyeerin, .Massage und Kiekiricifät. Hie
iverscliieili'uen Frkrankungen tier Haut, Intertrigo, ekzematöse F/ntzündungsproces.se,
Irruritus, Seborrhoe cii'., welche die Fettleibigkeit so häutig coniplicireii, sind für sich
zu behandeln. Weim Sklerose und .Atberomato.se sich entwickelt haben und die Kr-
Kcheinungeu der Krkraukune »ier Kranzarterien des Herzens vorhanden sinil, ist die
bbei diesen ICrkrankungen <les Herzi-ns und der chronisebi-n Myocartlitis angegebene
■ Behandlung einzuleitj-n. Hbenso nm.ss die Tlu'rapie, wenn b.irnsaure liiathese und
lOicht* die l'Vttleibigkeit conipliciren, gegen diese Stoflweeh.selamunalie noch aus,ser-
^dem eingerichtet werden, w(diei die Zutheilung der alkalischeu, kohlcns.tures N.ttron
[und Lithinn lialtenden Wasser in der .\rt zu erfolgen liat, djisa durch voraiLsgegaugcne
|DilTerenzbestimnunig festgestellt wird, unter welcher (irösse der Flüssigkeitsaufnahme
■ am meisten Harn gebi.s.sen wird. Führt die Sklerose und Atheroniatose der (Jehirn-
laiterien zu Tbronibose und Gefässzerreissung, Apoplexie, KnceithalohaemoiThagie, so
Irichtet sich die Hebandlung nach der Schwere der aus dem Sitze und der Grösse
ld<*.s Insultes resnitirenden Ki-scheiming. Im weiteren Verlauf und FTulstadiuni der
Ivom Herzen ausgehenden bedrohlichen Krscheinungen wird man diiri'b Higitalis,
IStrophruithus und die übrigen Herzmittel, namentlich unter Heralisetzung der Ftüssig-
Ikeitsaufnahme, da die Wirkung dieser Mittel d.'iilurch fast ausnahmslos eine ener-
Mfischere wird, die immer mächtiger hereinbrechenden Kreislaufstörungen in Schranken
Lzu halten suchen. Erreicht man das nicht mehr oder nur unvollständig, wächst der
iHydrops, kommt es zu .Ascites, Hydruthorax und Hydropericardium, so gelingt, es am
(Anfang fxst immer durch Diuretica wie IKuretin oder Scilla, oder auf chinirgischeni
IWege durch Kinlegiuig von kleinen Troicarten in die unteren Extremitäten, durch
IScarificationen, damit da» Wasser abströmen kann, dem Kr.-inken auf längere Zeit
iKrleichlerung zu verschaffen, bis endlich auch diese Mittel versagen. l>rohen Limgen-
loedem und Herzparalyso, so kann man je n.ach den Krscheimnigen durch Pieizmittel,
iActher, ("ognac, starke Weine uml Hautreize, Senfpapier, Haudbilder, trockene Seliröpf-
Ikripfe und innerlich Ijcpior Auimouii anisatus, Mu.s(:hu.s, C:Lstoreuni, Kampber innerlich
|F(>t1lpibi)<kei<
— 290
FVuchlr Wim»
uikI siihciitaii, ilii? Kiitiistnuihf vielleicht noch i'ininal vfrzOgoni. bis im iiirt*i
oder iibeniächsteii Anfall der letale Aiisjianj; nicht mehr aufzuhaltt-ii i«!
f>i(< Krtfebnissf einer riehtijc durchf;"fnhrten Hiitfettimg dürfen k«-
Herzschwäche »der Herabsetzun«: des alipeuieini'n KrfifteziistaiKlt's ziii ^'
der Abnahme des l""etttiestandes nuis> eine Znnahrne der Herzkraft, der Lci''1m>
fähigkeit des Kranken niid des ailgemeineii Wolilljehndens sich verbiiideii, »fiin in
anfangs da« Aussehen des Kranken thirch das mehr oder weniger \>f
Schwinden des KettiiolsJers, dem rKiuientlicIi die (iesiciitsliaiit nicht sofi»ri -i-L -
paäst, gegen früher noch als ein mehr gealtertes oder roducirtes erscheint. Ikttd
ständige Ausgleich zwischen suhiectivem Befinden und allgomoincr Leistnn.-^f'l- ri ■
einerseit.s und der äusseren Krscheiiinng andererseits kann sich oft i-rst iii '
bis zti einem halben .Jahre vollzogen haben.
OEurr:
Fcnchte Wanne. Itie feuchte Wärme ste
in grossem .\n.sehen, .sondiM'n sie wird
t nicht allein als allgemfin bekannte W
auch ärztlicliei-seits in der Form von
schlagen und ICinp.ickuitgen sehr viel angewendet. .\ls feuchtes Medium dicm
weder einfaches Wjusser oder eirn; lireiige, aus Leinsamen oder Hafergrülir .
Aufkochen mit Wasser hergestelhe Masse (KataphLsnien'-'). Bei Verwenduii.-
Wa.s.sers kann tnan da.s.sellio kalt oder schon gewärmt nehmen; im orstcren i-^
tritt der KfTect der fi-tichten Wärme erst nach längerer Zeit, nämlich dann ein, •'«
durch die Körperwämie eine Krvvärniimg des Wa.s,sers eingetreten ist. Es Ltt jwlw'
mithig, um ein Verdunsten des W.issers und Kintnicknen des L"ni.schlages xii t»?
hindern, diesen dundi iiiijiermeable Hiillen gegen die aussen; Luft zu isolin-n^
IMe in (ier Form vrm I nrsclililgen apidicirte feuchte Wärme wirkt «ip a.
prolongirtes warmes l/ticalhnil, vor <lem sie aber der b'onn und Ipiohtercii V
wegen in vielen i'ällen deii\Hrzug verdient. I»ie Wirkungen sind denjeiii^'
ioiigirten warmen Üatles analog, und zwar äussern sie sich spcciell auf dii- H;>h!
("irculation und das Nervensystem. |)ii' Wirknug aid' itie Haut zeifit sich in '^'
der K()idermts nud nachfolgender Absfhu|»]umg, sowie in einer I)eluiung und gre^
(ieschiueidigkeit ifii llezirke der .Afiidication. Der Kti'ect auf die ('irculation Un-
sich in der liald eintretenden Itöthtmg des der feuchten Wärme ausjfesetzten K";
theiles iiifidge von Krschlaffnng und vermehrf<'r Pülluiig der Gefiis.sp. |>-' -;
die Schweis.sabsotulenmg vermehrt «md eine be.ssere Ernährung iler lp>
Theile, wie eim: gestei);erte IJesoqition in dcu.selben erzielt. U>ureh die H.
an der .Xjijdicationsstelle tritt vr-rmimlerte Hhit/.ufuhr an aruleren Theileu il
ein; daher wirkt die feuchte Wärme als Derivans'. .Vuf dati Nerven.sysleui >
sie in hohem (irade liendiigeml und sclimerzstillend, eine Wirkung, die (hip'li
gleichzeitig eintretende Erscblaffimg der glatten und gestri'iften Mliseulatur bei kr.in«
haften Zuständen diesir noch erhöht wird. Man wendet demnach rlie feuchte Wii-n?
passend datui an, wenn eine Ableitung von den irmereii Organen nach aussen bern»-
gerufen werden stdl, besonders bei Entzündungen des Hacheius und Halses, bei Rr"''
chitis und Pneiunonii-, bei entzündlichen l'roce,s.«en in den UntorleibKorgancn, (■ ;
liei entzündlichen Schwellungen tier (ielenke, bei schmerzhaften, noch nicht zur iirii'
gekommenen (ieschwüreu. bei torpiden Wunden nud endlich noch hei Neuralgien im^
krampfhaften Zuständen.
Zur Ausführung des Verfahrens wird ein weiches Handtuch oder sonstjpf*
Leintuch, dessen harter, genähter Saum be.s.'^er vorher entfernt ist, ontsprechfol
der Grösse des zu bedeckenden Theiles nii'hrmals zusammengefaltet, hiemaf w
Wa.sser jretaucht, bis es vollkonnnen durchtränkt ist, ausgerungen und der 1"'
IretTenden Körperstidle dicht an.schliessetul angelegt. Uabei ist darauf zu achtrn.
dass da.s Tuch keine Fallen hat, w etcln^ drücken könnten. Man bedeckt es bu'i '
nnt (iutt,'iperclui oder gerdter Seide, über welche i'ine l'I.Tiu'llbiude oder ein noll-
Tuch fest angelegt wird. Der Breiums<ddag wird in der Weise hergtwtclit, >
der weder zu trockene, noch zu feuchte Brei in Leinwand eingcschlag»ni auf
betreffenden Körpertheil aulgelegt und nnt einem wollenen Tuch bedeckt wird.
i.solirende. Schicht ist hierliei nicht nothwendig. Der Hreiumschlag h;it den Vnr -
sehr lange die Wärme hei sich zu behalten und feucht zu bleiben, wälirrnd
Wasserumschlag nach längerem Liegen mehr oder weniger eintrocknet. Aurli i<
der erstere sanfter und weicher und sctiücsst sich den Körpcrtheilen l>ee»r »•.
dagegen kann er allerdings durch seine Schwere belästigen. Der Haferuniscblag hat
■ [Fenohte WSme — 207 - Pichtelit]
. wiederum deu Vorzug loicliteror Bereitmig und Krneueruiig, sowie grösserer iveln-
lichkeit. Als einen den ganzen Körper bedeckenden Breiumschlag kann man das
• warme Moor-* oder Schlammbad ansehen. Soll der ganze Körper der feuchten VVJirme
) aasgesetzt wertlen, so dienen dazu die Einpnckungen*.
lF0a«nchwaiiifli, Zuodcrpilz, Wundüchwamm, Kungus igniarius, Fuiigus s. Boletus
s. Agaricus Chirurgorum, heisst der für den medicinischeD Gebrauch pracparirte Polr-
pörus* foinen tarius. Derselbe wird hauptsächlich in Böhmen und Ungarn im Spätsommer
gesammelt, von der Rinden- und HymenaUchicht befreit, in Wasser gewaschen, getrocknet und
weich geklopft bezw. gerieben. Der \Yuodscbwaroni stellt so lockere, aber festzusamnien-
hängende, rostbraune Lappen dar, welche mit Leichtigkeit das doppelte (iewicfat Wasser auf-
saugen ; er dient als mechanisch wirkendes Blutstillungsmittel. Die Droge darf nicht mit dein
mit Salpeter getränkten, als Zunder benutzten „Schwamm" verwechselt werden, welcher erst
nach Entfernung des Salpeters durch Auswaschen zum Blutstillen brauchbar ist.
HAASE.
f ftnlllM L., aneb FeTiUe». Pflanieagattung aus der Farn, der l'ucurbitaccae*. l'nterfaio. Cremospernieai*
(welebe dareb bBnppnde Samenanlagen gekennxeiebnet sind), Typus einer bosundoreu Tribna Fruilleae. BIHtlieii
aioeeiaeh, Siäblig. sebr klein. Minnliehe BlOthen mit 5 freien StanbbUttern, weibliche mit Staminodien. Fnirht
«Ine grosse apfelAhnlicbe Beere, an welcher sieh der Kelchrand stark abhebt. Ton den t(— 7 .Vrten auf das tmpi-
sehe Amerika besehrttnkt ist F. trilobata L., bekannt .ils Kankengewächs Brasiliens. M.
Letztere, auch Ferillea HarcgraTÜ, Ouib-Ghandirt)ba, Nhaudiroba Harcfn*. genannt, enthält in ihren .*<araen,
Ftres de Saint litnace. ein batterartiges. weissgolbex. stark bitteres, purgirendes Oel, welches auch tusserlich
bei rheomatoTden Schmerzen Anwendung findet. Noch kräftiger purgirend wirken die Samen von Ferillea cur-
difolia L. (Trichosanthes punctata, Nhandiroha foUis trifidis Plnmb.), welche auch als Antidot liei Sehlangenbiss
and Vergiftung mit den Frllchten Ton llippomane Maneinella * benutzt werden.
J.
Tlkrom, Tumor fibrosus, Fibroid, Desmoid. Jede aus Bindegewebe bestehende Ge-
schwulst kann man als Fibrom bezeichnen, jedoch sind die Fibrome selten rein aus Binde-
gewebe zusammengesetzt, sondern enthalten neben diesen noch meitt Muskelgewebe (Fibro-
myom), Schleimgewebe (Fibromyiom), Knorpelgewebe (Fibrochondrom) u. s. w. Man unter-
scheidet weiche Fibrome, die mehr zelliger Natur sind, wie z. ß. die Nascupolypen und die
Polypen des Darms, des Magens und des Uterus, und harte Fibrome, die vonugswcise aus
Fasern zusammengesetzt sind und sich hauptsächlich im Nervengewebe, den Nieren, im
Knochen u. s. w. linden. Während in den meisten Fällen die Ursache der Fibrome unbe-
kannt ist. lassen sie sich zuweilen auf Narbenbildung (Keloid), chronische Entzündung oder
Syphilis zurückführen. Selten erreichen Fibrome eine erhebliche Grösse, sie werden störend
nur durch ihren Sitz, wenn sie auf andere Organe, besonders auf Nerven, drücken und
Schmerz verursachen. Die polypösen Fibrome der Nase und des Verdauungstractus können
auch durch Verstopfung der Nasenhöhlen, des Darms u. s. w. oder durch Blutung schädigend
wirken. In allen diesen Fällen erfordern sie, soweit sie zugungig sind, einen operativen Ein-
griff. Zuweilen zeigen sie Neigung zu Recidiven. Metastasen echter Fibrome sind niemals be-
obachtet worden, dagegen giebt es Sarkome, die in ihrer Structur den Fibromen sehr nahe-
stehen und leicht zu Verwechselungen mit diesen führen können. Eine grosse Reihe von
Fibromen, besonders die Neurofibrome, kommen mehrfach vor und treten gleichzeitig an den
Terscbiedensten Körpertheilen oder im Verlauf desselben Nerven auf.
UANSEHANK.
Tlbroma mollagcnra s. areolare, Molluscum fibrosum, ist eine gutartige Ntni-
bildung in Form von kleinsten, erbsen- bis bohnen- und faastgrossen und nocli
grosseren Geschwülsten, die entweder vereinzelt oder meist zahlreich an einem dünnen
Stiele (Molluscum pendulum, Cutis pendula) hängen oder, selten, breit aufsitzen, von
normaler Haut überzogen sind, eine weiche, elastische Consistenz besitzen und aus
einem weitmaschigen IJindegewebe bestehen, des-sen Hohlräume mit einem schleimigen
Inhalt ausgefüllt sind. Die Affection ist oft erblich, ihre Aetiologie dunkel und ihre
Entstehungsweise noch nicht völlig aufgeklärt. Eine Kntfernung ist nur indicirt, wenn
die Geschwülste durch ihren Sitz oder ihre Grösse dem Träger Beschwerden machen.
Die Fibrome werden operativ durch das Messer oder beim Fibroma pendulum durch
• Ligatur, Scheere oder galvanokaustische Schlinge beseitigt. saai.ffxd
HlirOS6) die Subatani der Itolz/aser. wird Ton Frem)' Ton der gewdhnlichen CoUulosc untersebieden, da sie zwar
ia concentrirter Schwefelslure, nicht aber in Kalilauge und aininoniakalischer KupferlBsung Inslicb ist.
S.
Slftktellt, CuHa. Bndet sich als weisse krystallinisehe Einlagerung uder ebensolcher Ueberaug auf halbvertorflen
nehtenstimmen in einieluen Hochmooren, namentlich bei Redwitz im Fichtelgebirge. Er zeigt vollstundig paraflin-
mitigen Charakter, d. h. ansserordenUich» ResLitenz gegen alle Keagentien. Durch Behandlung mit .lod konnten
ilia iwei Wasserstoffatome entzogen werden. Bei wiederholter I)e«tillation Ober Zinkstaub liefert er Keten 0,nH,„.
dessen Perhirdrflr er aller Wahrscheinlichkeit nach ist (Baniberirer, Spiegel).
SPIEOEL.
IKIchtPiihnri! '2W — FiehtnuitM
l-'lcht«<nhRnt, 'raniirnhary,, (;i;ni«iiiir Wi-ihraucli, Waldrauch, Kesiii.i l'ini s. m
iiMinis, lii'isst «las vini Vürsohiedonuii l'iuii.surtüii, nach Ph. G. I von Finus'Abit-L
iiml l'iiiii» pifca I,. (jcwoiiiiciic Harz. Dasselbe fliesst theils freiwillig aus. !;_•
lifloriirii man <Irii AiisIIuks 'hircli Kinsclinittc: au der Luft erhärtet, bildet ■=> gt;
lieh woissf, Icstc, im Innern weichoru und sUrk klebende Massen von ao^'iL
liar/iK<'ni (ii-rui'li, soliarfcni, gewürzig - bitterem (lescbmack, welche in Alkob.'l c:
Kiso.ssi|{ liiü auf etwaig« nM-chaniscbc Verunreinigungen lüslicb sind. Fichtenharz ist mb 'i-
monno MTNi-binlfiifr krystallisirliarer Säuren, wie Abietin-, Pimar- und Piniusänre mit I'T-
|ii>ntiMi>l. I'ni CS von lioigomengten Kindcn-, Holztheilcn etc. zu befreien, schmilzt man dj»^::r
lilr .tifli odi-r iintor /uKat/ von Wa-iscr und colirt und erhält so im crsteren Falle gli-
/.iMuli*. (luri'lisi'liriht'ndo, .spröde, gt-lbe Massen: Burganderharz, gelbes Pech. ResiL.
I'ini llurtüiinitii-n. Kosina s. Pix flava, im anderen Falle ein mattes, undurehsiciitiri
Rrauiti'lbi'» l'racparat: Weisses Pech. Resina s. Pix alba. Das letztere ist waswik^a
um) dexhnll» in Chloivfomi trübe löslich. Es wurde früher zu 1 — 2 g mehrmals täglii-!i te
tionorrbi'c «md bii Hautkrankheiten gegeben, jetzt wird es innerlich nicht mehr gtbniKt:
M>n<li>rn lediKlii'li <» reizenden Pflastern und Salben.
('eratum Kesinae Pini, Oeratum Picis. Ceratum s. Emplastruui citrin::.
Kesina Pini '2, tVra flava 4, Sebum. Terebinthina «■ 1.
Kmplastrum Pieis. Kmplastrum Picis simplex, Emplastrum burgiic::-
eum. jt»'!''»'!* Pcchpflaster:
Kesin» Pini 70. Oera flava 3Ü. Hager.
Kinplnsirum Picis irritans s. fortius. geschärftes Pechpflaster:
t'eratum Kesinae Pini IS. Kuphorbium puK. i. Hager.
HIASE.
FlrlllMiaa4i>lb«<><lrr. /ur Herstellung der Fichten- und Kiefeiuadelbäder trerdco rerschK&S!
rr.».p.tr.ite verwendet: d.is Peeeot. d.v< spirituöse Extra« und die aetherischen Oele Ci-
.•r><eiv is! eu\e ^t-uke Abk.>chu:ij: der ;'ri>oh gebrivhenen Zweige und Xadeln der Kiefer. Pji
silx.'sinv Puius Pnmilio. luuptsichlich Hir.-e. organ:Sv<he SäoKD. Terpentin, Ameisen!äun:'ik
!.t5>.\v .tn P4;>,>p;.le>(ill.i! v,>n grüaii,'!: l<r.»,::ier F.irbe und von kräftigem, angenehmem, hioi-
.H\M'.>A«j>ohem «leuielie; beide enth.tiCi: viie aethersobea Ciele in wechselnder Menge. 0»?
r».»ep.*«.>t>- «eule« deia «annen W.i.-isirb.iii;" ja^setiu :hi>f Menge und die Dauer der Ei
'»;(V-.",v,); «^-V.ion .v.,-h n.ioh der t.\r.s',:f.:;:.'>:; uui der.; .\".;er des Kranken, nach der Reitbuttr
.;,■; Hj«5 ond de: Kj.^akhe;;. i;e».h::"...h wird ::.l; ie:: Zusati Ton 1 — 3 Litern der Ei«i.-fc
.;.i ,i,;h,-!;vV,-!> vV;e 1 S Thef". ffe", ;u.:; B.i:e :.z.zi:\zci~ und je nach der Reartioo »Ui
' X 4 r«v «m \ •> I.;.-, -.vsr 1 i Th.- : ?r. ri>>:.-:ieL.
P..- U>,5,-,S«-,:,", l\-,i-.:r.;: e.;.; ".;' M.rv.;f. : ::: ;.. ".i:f» Verweilen kann eine stark initiRsi:-
. ,-• . > ■,».•.,'„• \\ '.i,..-.,. ,».:; >:..- Hr.-.:, • - *r v' -. r-.>:: : i- r-iel dem Kopfe. Heraklopf» lai
, sv •:-.•■ F^:viJ,;-.,L lu: K.Vv ^.■.-•;■-• '.^f K.:" r. .lif riifr rneuffn nämlich je nach i:
!"...•,-,'. .,-y.V.-.. , . .- :•;.■>: ..'.?: »:v.j^-: •.;•..,-;.. »..i.-.. ;-.;: Hiai and geböKn daher c
'»...:-, .:.•,• S,.',.;.. ••.;.: ». -': . . >.; VV n.ri .-.i Ir.üoas^n jKmein haben. Wap
. ...■,■. •.....•;,•■. ": ii". ■. >.;•... » :.; .: . 7;;..j-. r.: .■ ^-. ..:- »it i*i dea kohlcasäaRhalnjci
Iv....: c.»v> .. •, N. j,-.». .". ..,■,- -. ,.irV: -" ■•■ ••--*>■-— ^»sseitade i**» iV. k
■ v\-. '. ^ .-i- V >;-.*."■. »iv. -..■... -,.-■■.: ;; :. . • m -•:-ir;£erea TeBperunra bcnl-
V-.-. ■.^. •' .^ j>. A.-.- N.;. ?;>:.• :;: v.:;: --^c^i '.^i^iweifeUuft die ^ideiBii
» . ■, "■ .- -■ .:»■,:■... W -v i '..;■ -•.^■-.'vv- i: •; N:r>i:jT»:*a e:a« Ekkläniag fiadtk
V.- »..•■.■ .■..,-.• ;u .. »- :->- ■• -i- r : .r:. •.- .i-aittTZ. ist aicfet seliei *»
• i-. ,• \. .-. ».-..• *. '».-;• \V . : i. >irr..>;-; l-T ätr Nadelväidcr. so iti
.'i »■. V >■ X. . » .-.- \ ,-.: V-.. ; ; -. - : : ' : > .r: 1 5f Wakaag a»ii. la der Tkc
>. X.' .. -. ...... . •. . • •..,,•.-.. .-..•:.-:- ':«^oM« Back emüdesin
s ,•. • , » ,.v . . ■ -. , ^ 4.: ■ >..: j:i:.i bescadexs bei ttUn
V v' X V . -; -.rzLi-L'.!. ^i d.vi da stvkcnr
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2fl9 —
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jCOfl h. Artnitri'kt*lii> Pf1aii;ti>Mgutiiin}; Ait> il'T Farn. tli«r rrtiitncpin*. mt iriilorriitii. tki- M>m'ii(*imii<* fMi>tilWf«i-
bftntnp) tfnhtiriK, nniprtlinifA alirr dm A rtoearitrap* xnfrflrpchni>t, «usgvtoicbnpt dnreh rlif* krouAfffrmiiCMn, nii*!.-*!
Uvi^diiii wrnipndpii, uU »iKon lickaniiton Bllltlif-'nst.1nilr (SaitiiiipIfrOi*litt>, iScIioiiifrllrlitpV Im Innern (Irr Koitfi' sind pnt-
wpdtT ntir «•infrli'i ringp'tt'hl'-i'.hliic** BlUthon Vfrliandcn odor nni Fi'jupnptn^'anjfp niShnlirlii*. ti**r<*r Im iJniiido wriK-
lichi* BlUtlipi). Alle Arton roii'li un Milctr-aft: dio niei^lPM Arton Im Iritpifrclioii A«ien. Im tlun MittvIniri-rlttndQm
Ubf'iall i-iillivirl- V. Caritra L-, dor Koniciui- F'Mpt^nliuuni, walir^rtiPinlifh au?; SUdiulcn oin^onilttl. aber *«lMin im
Altnrtltiim cnltlvirl. Liefert ilir eKuliarf-ii F»*ipi'n tCa r i r ae. nirlit idpntis-dt mitCarira'i mit tu» 7" p<*t. Tranln-n-
xucker. Der Milchsaft enthalt ein iieiitoniairendei* Kennent, tVradin. F. SycomuriiA 1... dii' ae^y i> t i«e li e
Feige oder Syeoreore. liefert Kletchfalli W(dil.4«hmecltcnde Früchte Du* Holx lieferte die lliimieu.<4ttr^e. Al?<
KautNCliiik liefernde Artpn «ind bekannt: Fien» eln>>tioa I... bei un* in an-^eheinlmrer Kitrm aU .tüunimibanm"
in Zimmern goKogen, in 8llda.<(ien und auf den Sundainseln ein milehtiger Raum; F. indica Koxb., F. elliiitiea
Kunth, F. prino1de^, F. religiv«a u. v. a. F. indir.a liefert in Folge deif AnHteetieus ilnreh eine Sehildlau^
den Srhellaek ['Ouramilaek, 8tueklaekf. F. cerifliia .liifit^h. (= F. Kuhraenmitfa Dl.l liefert au«^ Keinem
Htleli»aft diL« Foigenwaeha (e= japanijiehp» PHanzenwaehs, Snroatniwaeli»).
M
ICVSllHrSy Tun der in NeD-SItd-Walett hPimlMchcn FieuH ruhiginufta, enlhnlt ca. 'M) pCt. in I
amorphefi Sykop^lin. I4|irite. in sie.lendeni Wi'ingei.-it lO^liehen. in Tafeln krvtaUisiren«
p»tor. C,.He i>l"jH,0. (H. Mtlller und W. de la Buel, miwin Kantiehiik.
kaltem Weingeist Inalirlien
ilon E.HstgtUnre-Sykueerjrl-
H.
Fl4l6ri8y in einem Ton hohen und ^iteilen AbhRngen umgebenen Seitenlhale des l'r&ttigau im Kanton llraiitidndi-u
\0M m hoch gelegener Luftkurort mit drei milden alkalioeh-erdigen Eifienalluerlingen, von denen der ergiebigste itu
Trinkkuren und in BUdem fast aasscbliecKlich benutzt wird ^(>,OI<H Eiten-, <l,07 C'aleiniii-. O.lil Magnesium-, fl.7t
Natriumbiearbonat, 7&;t rem freip Kohlensäure). Danehen kommen Sonibltder, Poneben und Inhalationen «nr An-
wendung. AaiHon Anfang Juni bi.» Mitte 8e|)terober.
W.
leber ist ein krankhaftf^r Zustand, welcher clurrh einen Coinplex von Krscheinungen
rharaktt'risirt ist, unt<>r dcni'n ilie Tcmppratiirstoifirmiit; wohl das siniirälli^ste, allein
durchaus nirlit das einziirt' und tlas Wi'si'ii di'i' Kraiikhfit ausmachendi' Symptom ist.
Im iii'jjmflii'ii, man kann finr Tcmpi'ratnrsti'ijiemnf; "hnc die übrigen Krschcinnnj^en
des Fii'liers dundi eioe Üeilie vei-schiedenartiger Kinpriffe erzeugen. So kann man
die Ti'inperatur eini-s Tliien-s durch künstliclie Uelierhitznng des,sell>en im Hnitofeii.
durfh Verk'tzuii); (»estimnitcr Stelieii im (Jehirn, lur einige Zeit in die Höhe bringen,
auch gelingt es lieini Menschen, ilundi langdaiiernde energische Miiskelaetion (langes,
rasches Laufen), durch ein heisses [»amiifliatl die Körpertemperatur fi"ir ganz kunte
Zeit zu steigern. Diese Zustände sind jedoch kein l''ieber, sondern nur Zustilmh«
von transitori.scher Hyperthermie, ilenii sie haben die Kigenthrimlichkeit, ilass die
Wftrmcsteigerung bei ihnen atil'hert. sobald physikali.<ch die .Meglieiikeit des Würnte-
abflus8es gegeben ist. Ausserdem gehen sie iiicbt mit dem gan/.en iTir das l-"ieber
charakteristischen Symptomeiinimpies eiidier. Wohl kann jedi> Hytii'rtherinie i'iiie
Steigerung der .\tiiemfre<[nenz, sowie der F'nlsfre(|Uenz zur l-'olge haben, indessen
sind die Stiirungen von selten des Verdaiinngscanals, wie .\ppetitlo.sigkeit, Stublver-
stopfung, erhi'ilites Ihirstgefiihl, Miwie gewisse Erscheinungen von Seit<'n des Central-
nervensystems, insbesonitere die tieberbafte l'rnstratiim nicht in der bekamiten (irup]H-
rung zu finden, wenn es sich nicht um wirkliches Fieber handelt. Kerner hat beim
wirklichen Fieber der Ablauf der Stoffwechselsti'trungeii einen eigenartigen und be-
stimmten Charakter.
|)as Fieber muss vom Standpunkt der Therapie verschieden beurtheilt werden, je
nachdem es sich um kurz dauernde oder uni rhronische, lange sich hinziehende
Fieberzustände bandelt und nichts ist verkehrter als die Annahme, dass nur tias
thermi.sclii' Moment am Fieber eine therapeuti.sche lndicatit)n abgiebt. Man kann
kurzdaueriubr Fieberzust;lnde beobacbten z. H. nach subcutaiiiMi Fractnren, nach Hpt»-
rationen, bei web'hen der l'atient trotz bohi'r Temperatur so gut wie gar keine
subjectiven Stönmgen tiarbietet. .Man hat lierarlige Fieberzustände a.sejttisches Fielier
genannt. Sic eriivneni an tlas einfache sogenannte KesorptionsKeber, das man z. U.
bei lier Aufsaugung serfjser Pleuraergus.se bet>liachten kann, an die Fieberzustrinde,
welche durch F^inspritziuig von Fermenten in das Blut erzeugt werden können, das (Jly-
rerinettr.actfieber von Senator, Fieber durch freies Fibrinferment, durch Hi.stozyni,
Pepsin, Pankreatin, Chyniosin, Invertin, l»iasta,se, F,mulsin, Myrosin, sowie ilnrch
andere hydrolytische Fermenti'. Hei gröberen Ver.ändenmgeu in lier Zusaniuien-
setzung des Hlutes, z. B. bei ilen verschietlenen Formen di-r Hai'itioglobiuaemie, nach
Bluttransfusion, nach Aderlilsseii, n.-tch schweren Blutverlusten kiiniien Teniperalnr-
erhöhungen auftreten, ja es gelingt im Kxjterimeiit, ihinii Ueberleititng ties Hlutes
atw der Arteria cruralis in die Vena cruralis unter Umgehung des (;apillarnetzi?s
Fieberhewegiuigen zu erzeugen (Stricker und AlbiM-t). Diesen kiuTdauerntlen rel.a-
fiv hanniosen Fieberfomien gesellen sich einige andere Typen zu, welche ebenfalls
geringe Stönmgen des Allgemeinbefindens mit sich bringen nnii meist nur ewvv.' Wwx-
(T'ichcr
— 300 -
iLuii'iimIi» Ti.-inpiTatun'rFii'ihiiiiji: (liirlii«-tcn. F.s sind tlu-f* Tfuiporatur^' :u M
oft mit Schüttelfrost lycfcinut'ii, und ilii" sich bt.<i (lallrnstf inkolik 'Msm
n:icli Katlicti'risuius der l'rcthra, zuwi'iii'ii luicli Sondiruiig des Oesojii 1
iMitwickclii. In difso Kategiiri»- ^i'höreii .iiicli ilii' 'i'i'inporaHirstfi'^t'ruii^ -1
bei rf'izbrireu Personen aiu T.njrc der Aiifiiahiiie ins Krankenhaus, „Aiifti.iliuiFtii-irr'J
nach heftigem Schreck, nach e]iik'i>tiscberi iinil eiiileptirornien AnfSlIrn, aacb maql
kaiischen Kxcitntionszuständen znvveih'ii beobachten kann. ■
Diesen kurzdauernden ,,ephemeren" Fieber/ustäriden stebeu die liln^r dau«ni4fl
[•'iebcrzustüiide gegenüber, welche entweder in atypischer Weise oder im Rak^fl
eines bestimmten Typus als Febris contiiiua, remittens, interinittens mit plritilidt^
oder allmrdilicliein Ueginn, mit kritischem oder lytischen» ICiiiie, v»»rlnufcn kAinii^
Dieser (iruppe gehören die eifientlichen Infectionsfieber :in , welche ihr* Ea(l
stohung dem Eindringen sogi'tiannter pyrngener Substanzen ins Blut veniuk^l
Von allen Fieberformen bieten die Infecfioiislieber ilie Krsciunnurigeii d« M>^^
haften l'roces.ses am deutlichsten dar. Diese {'"rsclieinungen zerfallen in subjrdiifl
uiul in objective Krsclieimingen. Die subjectiven Krsi'heiniiogcn hängen *^
zu einem gewissen Gra<le ab von der Stärke dos fieberhaften Processes und t^
«ler Eigenart der sie bedingenden Ursache, jt.ineben spielt die individuell'' K«aM
tionsart des Einzelnen auch eine Rolle. Fieberformcn, welche plötzlich mit '.'UM
intensiven Temperaturerhöhung einsetzen, beginnen gc\vOhnli<'h mit Frost, ilcr ■
seiner stärksten Ausprägung einen Schüttelfrost darstellt. Andere Fieber beging^
.illmllhlich und zeigen hierbei entweder einen Wechsel von leichtem Frost- uM
Hitzegefülil oder rmr die subjeetive Kntplindung der Hitze. Auf der Höbe Afl
Fiebers hält, wenn dasselbe eine ("ontintia ist, (i;us Hitzegefülil an bis zur llthfl
vescenz, die entweder kritisch mit Scllweis.s:^u^l>^uch "der lytisch ohne einen «oleliA
erfolgt. Kopfweh, al!gemeiiie rm-ulre, Heklemnmng, Angst, allgemeines Ui$*kfl
hagen, Schwere in den (iliederu, ceissende, ziehen<le Schmerzen In denselben iH
ebenso im Kücken. Herabsetzung des Aiipetils, Erhöhung des l>ui-st^'fühls, TntrlkM
heit im .Munde, unnihiger Schlaf. Neigung zum Deliriren sind Erscheinungen, ««lifl
sich bei jeder Fieberfonn bald in hüliereiii, l»ai<l in geringerem Gratle eiintrjM
Die objectiven Erscheiiuuigen zeigen dieselbe Abhängigkeit einersoite von il
Stärke des fieberhaften F'roce.s.ses, andererseits von der Eigenart der fieberprrepfl
tleii Ursache. Die in<livi(luelle Heactionsart spielt insofern eine Rolle, als rrith«
liuiividuen, so besondere Kinder, die Symptome dos Erbrechens, der Krümprc, "l«^
TeuiiK-ratursteigerimg leichter zeigen als auilere. Die Eigenart der tieherenteuptiJ«*
No.xe macht sich insofern liemerkbar, als einzelne Krankheiten bestiiunite Krsthff
uungeii im Sytn])totnencouiplex des fielierharten IVocesscs in besonders constniitWj
n[h1 in besonders ausgi'prägter Weise ilarbietcn. So zeigt das Scliarlachgift im &■
ginn des fieberhaften 1'roces.ses eine besondere Neigung, Erbrechen <tu enteugfn. fl
treibt die l'tilszahl, mehr als dies bei anderen Infectionskrankheiten flor Fall wl, ■
die Höhe und zeigt am Schlu.s.se noch eine hp.sonders deletäre Wirkung auf die Nii-i"
D.TS Typhusgift zeigt auf der Höhe des fieberhafttMi I'rocesses eine besonders inti-iivv
Einwirkung auf das Sensorium; andere Noxen wirken durch ihre Kigennrt bestimtii'«^
auf den Teraperatiu-verlauf, z. B. bei der l'neumonie. Unter den objectiven S\iB
ptomen des F'iebers beansprucht d;xs grösste Inten-.s.se die fieberhafte Temperaluifl
Steigerung, welche gegenüber anderen Wärmesteigerimgeu (Ueberhiiziuig, stiriM
Muskelaction) die Eigenthumlichkeit zeigt, liass sie trotz der .Mögliehkeit äu:est>r(H
Abkühlung nicht absinkt und sogar nach künstlich erzwungenem NVänneabfluss »iwlc^
auf ihre alte Höhe zurückpend<'lt. Man kann sich als Grund dieser Ersch'HuuiH
einerseits eine dauernd vermehrte Wärmeproduction, andererseits eine durch ilifl
fiebererzeugende Noxe bewirkte Veränderung iler für den Wänneabfluss sonst gfltofl
den Bedingungen vorstellen. Letztere Annahme liegt der Traube'schen AufTaäsnin
*om Wesen «ler fieberhaften Teniperatursteigerung zu Grunde. Traube sucbl läU
fielterhafte Teraperatursteigeruug durch eine tetanische Contraction der kleinsten •*■
fäme in der Haut und in der Lunge zu erklären und glaubt mit <lieser Auff.vesHB^
der Annaüuno einer vermehrten l'roduction gän^.lich entbehren zu können. IHimS
Avtta/mmg irtehen jedoch einige Bedenken entgegen. Zunächst ist die That&arial
fcmtzu^tejlen, <\a>^ einmal sehr viele Fieber ohne Frost verlaufen und da.ss die fiehr*>B
lufti- Temperatursteigerung dem Froststadium um ein Kurzes vorauszugehen |>fl«tB
Vmmr int dax ijtatliuin des initialen Frustes im Verhältniss zur Gesammtdaurr iWa
[Flebt^r
'— 301 —
Fieber]
»
I
ficluTliMltcii T<'mp(:'niturstiMj;omiig oft »'in so kumlanoriulcs, ihiss 111:111 sich nicht vor-
slolk'ii k:inn. ilass eine rt'lativ kiirzdauenulo Sikth' tlt's Abflusseü ail<>iii ciiii" so
lange wirlcciiiii' Wriniie.st.-uiniifr zur l'olfre iKiltcn kann. Man kann dii's nnr unter tlcr
Voraiissotzun;; aiini'liinpii, ilass auf der Höhe dos l''ic(«'rs das wahrend des initialen
Trostes im Kr»r[ier aufgespeicherte \Vririne<|u:intuni dem < •r;.Mitisinu8 deshalit nicht
Verloren -ii'lil. weil auf iler Höhe des Kiehers die Wiinneabj^ahe entweder der Wiinne-
|ir<Klnction };crade entspricht (xh-r gerini^er als diese ist. .ledenfalls darf, falls diese
Annahme richtig sein sollte, liie W.arnieahfcalie auf der Hohe des l-'ipbers nicht
{jrösser sein, als die jeweilige Wrirnieprndiiction. Nun be.'steht aber auf der Hrdie
des Fiebers wfthrend dw g.mzeii Hitzest.idiums meist eine Kotliun)j; der Haut, dieselbe
fnblt sich heis.s an und zeigt nach v. Leyden und Senator eine erhöhte Wärnn'-
abgabe gegen die Norm. Oenigegenüber fand Hosenthal mit seinem Luftc.ilori-
ineter, da.ss auch avif der llijhe des Fiebers oft die Haut des Tliieres und des
Menschen weniger Wfinne abgiebt. als in der Norm; erst hei längerem Itestehei) des
Fiebers erreichte die 'leinpenttiir.abgabe wieder ihre frühen- Hnhe. tim beim Tenipe-
raturabfall eine .Steigerung der Wärmeabgalpe zu zeigen. Im Gegensatz zu Traube
sucht Liebermeister das Wesen der tir-lierliaften Tem]teraturstpigennig in einer
]irim;lren Steigerung der Wärnn-production inid luisst der verminderten Wanneabgabe
für die Pathogenese der fieberhaften Teniperatiirsteigerung nur eine relativ geringe
Hi'deutung zu. Indes,sen kann die Wflrmealigabc im Fieber sicli uinnoglich ebenso
verhalten, wie in der Nomi, weil die Wjlnni'abgahe in der Norm keine constantJ^,
sondeni eine wechselnde Grtlsse ist, welche sich ganz nach der jeweiligen Wilrrne-
jtroduction richtet. Kine Steigerung der Körpertem|)eratw kann nur in der Weise
zu Stande kommen, dass, gleichgiltig ob eine Mehrjintdtirtion von Wärme stattfindet
oder nicht, das Verhältiiiss zwischen .\bgahe und Produftion von Wärno! in dem
Sinne geändert ist, da.ss erstere relativ kleiner i.st .-ds in der Norm. Heshalb ent-
spricht am be.sten allen klinischen und experimentellen Thatsachen die An(Ta.'<siiug
Senator's, nach der zwar im Fieber häufig, wenn niebl immer, die Wärmeprodiiction
gesteigert ist, das Wesentliche aber für das Znstandekoiiinieii der 'l'emperatiirerbtihnng
nicht in der gesteigerten Production, sondern in iler nicht entsprechemi gesteigerten
Wärmeabgabe, also in einer Zurückhaltung von Wärme, gesueht werden miiss.
Neben der 'rem()eraturstetgernng sind beim Fieber am eonstante,sten die Ei>>chei-
iiungen am ('irculationsapparnt, bestehend in Zunahme der Fre<pienz der Herzaetion,
in der Zunahme der Stärke des Herzstosses. in dem eventuellen .\nftreten eines
systoli.schen (ieräuscliw und in Veränderung der Pul.sbeschaffeidieit. Ihm Arterien-
rohr i>^t auf lier Höhe des Fiebers gewöhnlich .schlaff, der Blutdruck herabgesetzt,
«lic F'ulswrdle dikrot. |)er Finflu.ss des fieiierliafteii Pnices.ses auf den Puls ist nicht
nur von der Stärke des liebiThaffen Processes, sondern auch von dem bei di>n ver-
schieiienen Krankheiten vei-scbiedenarligen specieüen Kinll«s.s der fiebererzeugenden
Noxe auf den Puls abhängig. So ist /.. It. niutalis nmtandis der 1")pliuspuls hei
derselben Temperaturhöhe langsamer als der Scharlachpuls. Kine weitei-e ziem-
lich regelmässige Folge des Infectionstiebers sind die Verdauungsstörungen, die
aasser den bereits mitgetheilten suhjectiven Krscheinungen den objectiven Befund
eines Zungenbelags infolge von mangelhafter Secretion des Speichels und theilweiso
auch aus demselben Grunde das Syni|)tom des Durstes darbieten. IHe erhöhte Rciz-
liarkeit der Magenschleimhaut äus.sert sich in Krbrechen, die Magensafl.secretion ist
häufig herabgesetzt, die Darmperistaltik träger als in der Norm. Von Seiten der
rtespirationsorgane zeigt sich vor allem eine Sfeigennig der .\themfre(|uenz und
zw.ar zeigt sich hier i'iii gewi-'^ser P.irallelismus mit der Temjieraturhöhe („Wärnie-
dyspnoe"). Auch die .\themgrösse ist im Fieber gesteigert (v. Leyden). I)a.s Nerven-
system ist bei den verschiedenen Formen des Helierhaften Processes entsprechend der
F.igenart der Noxe in vi>rsrlii>Mleoeni (iraib' lietndVen. Für den (Jrad der nervösen
Störuiipi'M ist vor allem die individuelle Keizbarkeit maa.ssgebend, Kinder, (ireise,
Alkoholisten zeigen ViTwirnnigszustilnde, Sopor, Snbsultus tendinum. pa.ssive Kücken-
lage, Incontinentia aivi et urinae oft d;i, wo bei widei>tandsfiihigi'n Individuen
nur geringe F^rscheinungen, wie Kopfschmerzen. Schwindel, (»hrensaiwen, Flimmern,
allgemeine Heizbarkeit, umiihiger Sediat', ailgeiiieine Abgeschlagenheit, (iliederreisseu
auftn-ten. Den höchsten (Jrad der Infectionswirkung bildet der Status typhosus.
Im .'Xn.schluss an ileii fieberhaften Proce.ss kann sich auch direct eine Psychose
entwickeln.
fFk'hpr
— 302
|l;is liliit zfi^'t unter dein Kinfliiss des Kielicrs gt'wisKO VcrAllÜPruiipül i
KiiiM'hint'ly.uiiir rotlier Wutki'it'iicrelieii im Fiolior ist zw;ir nirlit mit Sich(;
wiesen, iiulcsseii .siiiii;
lit der erlu'ilite Kalineliiill des Urins, <li>r Reichtliuiii tlr> I
iiriiis IUI Inihiliii, der NncinM-is der (;[yferin|)liiis|)lnirs;iiire im Hlut<- Fii^lxTiultrJ
eiiii'iii i^owissfii Grade ITir ein sidclies York«
Hei vieii'ii liiffctioiislu«!
Leukocvtose, bei ik-ii einen in lifVlierein, bei den anderen in geringeren
i'elileii der Ixnikocytose ist für den Typlms bis zu einem gewissen (Ir-idc fhi
ristisrh. Ui'ber das Verhalten iter Klutalkalesrenz iui Fieber herrscht nw.h
vfHlige reliereinstininninfc. Während man früher einen Alkaleseenzverlust i
Kegel aiisab, hat man in «euerer Zeit (Lrnvy) audi Alkaleseenzerhöliuni; aia
liäutigoii licfund beim Fieber kennen gelernt. Her [larn zeigt bei den luf«(
Hebern eine Reihe von censtaiiten X'erämierungen. Zunächst ist iüp Uriunieaj;
mindert, da im Anfang des Fiebers eine Wasserrpteution stattKndet (N»l
Senator), welche aber «chnu auf der H'ilie des Fiebers einer meist rcidiüi
Wiisserabsoiidennig l'lat/, macht. Diis si»i>fi(isrhe (Jewicht des Urins ist eriiühl
Farl)e ..hochgestellt-' in l'olge von Zunaltnie «les l'robilins. Hfiiifig finiiet sich B
«hieb Htels in geringen .Mengen, wi>iiu es sidi ni<-hf inn eine eigentliche .\'e|
baiiilelt Nicht .Mdteii liiidet man auch Nnclenallnimin. Von den gelösten nrgaa
Itestandtbi'ileti ist vor .Vllem eii)i' Vermehrung des Harnstoffs eh.'ir.akteristijKl
zwar erfcdgt diese sclmn einige Stunden vor ISegimi di's Schüttelfrostes und
dauert meistens das Stadium der tieberbaften TempiTatui-steigerung noch nm
.'J Tage, r.'irallet mit der HarnstofTverniehruiig geht auch eine Vermehrung der
silure («inher, ebenso ist der Kreatiningebalt venuehrt. Die Arrunoni.ikauiM'h^
ist meist lieträchtiicli erhöht. Unter den anorg.anischeii He.standtheilen wir«! da
hältniss di's Natron zum Kali währiMid des Fiebers g.inz bedeutend verschoU-a
.Vii.sscbeidutig der Kalisal/e steigt gati/. bedeutend, während die Werthi' für
.lusserordendieli gering werden. ller Koehsalzgehalt des Urins kann hei »eil
l'orineti von Fieber, liesonders bei iter V'neumouie bis auf Null her.'ib><inkpit
rhosphorsäure verhfilt sieh verschieden, die relativ grilsste Menge wird erst
h<'fervescet(/, mLsgeschieden. Unter <ieii Substanzen, welche unter plivsiolu^
Verhältnissen entweder gar nicht oder nur in geringer, für grobe Methoden
(iach\\ eisbarer Menge im Harne vorhanden sind, kann man unter bestimiDtd
hältni.ssen den die IHazore.actioti liefernden Körper, ferner zuweilen Aceton, An
säure, O.xybuttersfture, .Milchsänre antrefleii. Bezüglich der insensiblen IVrsjii
ist durch v. Leyden eine Krhöhnng im fieberhaften Process nachgewiesen i
Die Schweiss.secretion vi'rhäll sich in den verschiedenen St.idicn dojs Fiebers w
verseil iedenen Krankheiten verschieden. Her Stoffwechsel ist während de«
haften I'rocesses verändert rind zwar, wie Senator zuerst nachgewiesen hat, tl
seitiger \Vei.se. Die .Veiidernng<'n des Stoffwechsels betcL^fTen fast nur i|i-ii
.Stoffwechsel des (Irganisnuis. Die Kiweisszersetzung ist nümlich wrlhreml der
des fielierhafteu I'rocesses erhöht, es wird mehr Stickstoff aus dem KüqK-r
führt, als in deiisellien gidangt. Fs wird also Organeiweiss eingeschnii>l/en. Inde*
i\iv Erhrdiung der .SfickslidTansfulir nicht bei allen Fiebern und nicht in allen S
de.s.selben Fiebens die gleiche. Es ist naidigewicsen, da.ss die Harnstoffausfuhr :
erhöht ist, ehe es zur Tem|>eraturerhölimig kouuul, ferner überdauert die v^ni
Slickstoffanssclieidnng, wie bereits bemerkt, off den lieberhaften Processi um ml
Tage (epikritische Steigennig der Sticksf.offansfuhr). Fiti direeter P.arjllel
zwischen TemjKTalurhölie und P^iwei.sszerfall besteht nicht. W:is das K«">rperfK
langt, HO hat Senator nachgewiesen, il.-uss dasselbe initer dem Einfliist- de* I
haften I'rocesses nicht in dem Maa.s,se einschmilzt wie das Kiweiss. Nach Si-I
wird das (iehernde Kaninchen ndativ fettreicher als das nicht liebernde. Slay
bei seinen Unteisuchim^'eu nn di-mselben Resultat. l'Js ist deshalb in
Frdlen, in welchen nach Abbitif einer tieberhafteu Krankheit ein Fettschwu
statiren ist, «lieser mehr auf die durch die tieberbalten \ erdaiaings-stui
dingte Untercriifdirun;:, als auf Kosten de.s lii-berhaflen 1'roces.ses selbst zu
Die .Abgabe von Ktdilensäiire ist im Fiebei' gesteigert. N.-ich v. Leyden r«
die KohlensäiiriH-xlialation des Fiebeniden zu der destiesunden wie 1,5:1.
berechnet die Steigeriuig der Kohlensäureausscheidung im Fieber auf b
ö7 pfH., im Mittel auf :i7 [>('t. Die (jrösse der Steigerung ist variabel
v.nriiihler ist das Verhalten der Sauerstoffanfiiahnie. Nach Kraus bntrttgt di<» hi
t
«her
— 303 —
Fielier]
Stcipt'niiifc ilfrsi'llu'ii 2<) iiCt., iiricli l,ö\\v öl,.s pft. N;u'li U-lztiMTin Aiitnr i.s( dii--
Küllto («f'hr sc'lnv.inkciiil und oft pTiiifr. I •<!iii(;ein;1.ss /,cij;t :iitcli der rcspinitorischt»
Coefficii'iit in den eiiizi'Iin,'ii Füllen riii wi'chsL'lndes Vorlialtcii. Dir F(dj;t' ilifscv
Procp.ssc ist t'in vt'nivi'brtcr Stofl'viirliraucli, die lobrilf ('oiisiimiilMiii. Diese l)etri(Tl,
ie (;eK;i;j;t, vor Ailt'iii den F.iweisslK'st.iiid des OrjranisiDns. wiiiirend das Fett nur
«soweit einen AMiaii erf;U)i-t. als die mehr oder weniger lan;;: dauerndi' Unterernäliriuig
Im veranlasst. Kille directe anatomisclie Veränderung; an den Koriier-^i^weljei! zeigt
lifli manchmal nach hingdaiiernden intensiven Fiebern in Form von |iarenchyniatiis»;n
"i'fihnufjen (Irüsijter Organe oder der Muskeli).
Teller den Mechaniswus des Fiebers, über dio l'ignitat der einzelnen Ersehei-
mingen umi über die Abhiiuigigki'it dor einzelnen Krscheimnigon von einander standen
lange Zeit die AiifTassungen einander gegenüber. Wilhrend Liebernieister in der
'ein[ieratursteigerung das vvesentlirhste MorTient des Fiebers sieht unil vnit diesem
im-n Moment alle übrigen ICrscheiuuugen lies Fiebers ableitet, sieht Senator, olme
ie [{i^deutung der Tem|»eratur zu imtersi'hälzei), in den einzelnen l'"iel)ererscheinuiigeii
nr ein eoordinirtes, nicht ein subnrdinirtes Nebeneinanih'r von Hrscheinungen, welche
lle v<ni einer gemeinsamen Ursache, einer tleti gesamniten Coniplex In-rvurnifenden
eb< rerzeugeiiden Noxe aliiiüngig sind. Da diese Noxe nicht in allen Fällen die
leiche ist und die s|)ecielle F.igenart der Noxe im einzelnen l''all auch eine ver-
ichieticnartige Wirkung entfaltet, die in den einzelnen Füllen bald dieses, bald jenes
ytnptom lies ('om|)|<'xes in den Vordergrund iler Erscheinung treten lässt, so be-
itreitet Senator eine Einheit des Fiebers und verzichtet auch darauf, eine Definition
ör einen Kegrifl' aiifzustellen. der sich deshalb nicht scharf umgrenzen lä.sst, weil
ibni dit.' Weseidieit fehlt. Er bezeichnet nur eine einzige Erscheinung als eini'ii
ronstanten Itefnnd in dem <'(imjdexe und dies ist die erlirdite Erregbarkeit der |)eri-
jiherischen ( iefässe. Neuere Arbeiten haben die AutT;issung Senators über die Stel
jung des Sym)»loms der Teni|)er.»tursteigerung im Coniplex der sogenannten Fieber-
ersdieinungen ebenso bestätigt, wie sie seine D;irlej:unKen über das Zustandekommen
«lieses Symptoms tiekräftigl haben. Als Ursache für die W äniiesteigenmg hatte Senator
Störungen in denjenigei) Kegidationen angeNciinhiigt, welche beim gestind(>n Menschen
Kine länger dauernde Aendenuig in der Wärmebilanz verhindern, wenn die nornialeu
■Verhältnissi' von aussen her durch Hemmung der Wärmeabfuhr oder von irmen her
Itlurch Steigernng der Wärmeproduction eine Aenderung erfahren. Der gesunde Urg.anis-
hiiuij zeigt ein so ausge|irägtes Bi'streben, einen Gleichgewichfsznstand in seiner Eigen-
iuvSmie festzuhalten, dass eine länger dauernde Temperatursloigcrung nur in dem Sinne
[gedeutet werden kann, dass der (,*rganisnuis .seine He;:ulationskräfte nicht richtig ge-
Et)muciit. Während man sich über die Art, wie diese Regniationen wirken, im l<aufe
Wer Zeit im Siime der Senatnr'schen .Vulfa.ssung geeinigt hat, so sind die Reobach-
Bnngen und Ansr'hanuuKen über den Ort, wo diese Kegulationen erfolgen, noch
Idivergent. So viel kann man jedoch mit Sicherheit s.igen, dass das Uentralnervcn-
Esystem für (l;ks Znsfaiulekonmu'n dieser Hegubitionen von niaassgebender liedeiitnng
Isein nm.ss. Denn man hat durch Verletzung verschiedenartiger Stellen des (iehirns
lund des Rückemnarks 'remiteratursteigerungen eintreten sehen, und eine Reihe kli-
Liischer Beobachtungen kann als Stütze für diese oxperiinentellen Beotiachtmigen
Luigeführt werden. Man hat also ein gewisses Recht, das Contralnerveiisysteni als
iVcrmittier der durch die fiebererzengende Noxe veranlassten Aendemng in den Ue-
uiehungen zwischen Wärineproductinn mul Wänneabgabe anzasehen.
I Alle diese Darlegungen betretlen nicht das Fieber, sondern nur ein Syniptoni
idejsselbeu, die Temperatursteigcrung. Die ülirigen Erscheinungen des Fiebers, die
IVeräuderungen des .StofTwechsels, die .Stiirungen von .Seiten der ('irculation, der
p^espirafion, der Verdaming, die StVlrungen von Seiten des Centralnervensy.stems sind
lliei den einzelnen mit Temperatursteigerung einhergehenden Krankheiten .sowie bei
Iden experimentell erzeugten Zuständen von mehr oder weniger lang d.anernder Teni-
lijeraturRteigerung (pialitativ mid tinantitativ so verschieden, ilxss sie nicht so generell
U)etrachtet werden köimen. wie die Erhühung der Temperatur. Dio verschiedenartige
|Cinippirung diesi'r Störungen bei den einzelnen mit Teniperatursteigerui>g e.inlier-
Mehendi-n Kr.-mkheiten zeigt immer, dass wir os bei <lem sogenannten i''ir'ber nicht
buit eini'm wohl char.-iklerisirten stets gleichartigen, sondern wech>elinlen Compb-x
■von Erscheinungen zu tliitn haben.
■ Eine einseitige Betrachtung des- mit dem Wort „Fieber" liezi'iclnn>ten Symptomen-
— 304 — "
TVv-1
raiapl««» i*t f&r Aitt Varsther ebenso «niiK aiif^fhrarfai. » h* tikr iifn TkrnfKJ
Denn lait Aamahme der wenigvn Formen \on Fieb«rxastJindciL, welebe mv~
crwihat haben and welche man als nervtae Fieber oder als Refla
kann, Mod tagt alle Fiebenni.<tände als tmöselie Bn^heümn^voi aahahmm. h,
riof gane Mfloge „pjrogener* Sal>st.-iiueii and es ist in neoerer Zeit öi
«ÜB 8l*ff<r«;lMelproductea von Bakttrien nach^irie«n «oniea. «eJdb» dir
•ckaft haben, Fieber zu erzeugen. Je iiarh der Art der Bakterien Nind aa$k 4f
Hhmb ersetif^ten Gifte in ihn*r Wirkung auf den Organismus versrhirdea, a
thejk ai« Protoplasmagifte, theils als S'errengifte nnd iei|:en jo narh ihm
bald zn dinsetn, bald zu jenem Organs\'iitem eine stärker aus^esproclieH
Uir-. n»^>ere«i Forschungen auf diesem Gebiet hab*.-n deshalli für die Thmäti
OW«e Wichtigkeit, weil sie für eine caasale Therapie von Zustündeo, «tkk
rieher einhergehen, eine gewisse Aossicbt en'.ffnen. .Andererseits
Fanchaageo aber auch dein bereit-« durch die Fr.ixis '~ Mten <ii
Oiaa bei fieberhuften Krankheiten nicht die Tempenir. aigr zum
iJchaWli oder gar alleinigen .Vngriflrspuiikt firztlirben Hxiitielns macht»
tbaarntfaebe Unterlage gegeben. I>enn die Gefahren, weirfao dem Ol ;. null—
Proccaacn, welche mit Fieber einhergehen, erwachsen, sind ineistt^iuj auf gaiu late
Iteideten zu suchen, als auf <leni Gebiete der Temiieratur. Die aJlgeaiet» '^
Wirkung und specieli diejenige toxische Wirkung, welche ein mit dem Spt\>'
complev des Fiebers einhergehender Krankheitsprocess .-iiif das Hon ent&it^
»iel wbwerwiegender. als die Gefabren, welche dem Oi^anisinus durrfa efaf '
ratorerhöhung drohen. Oie Temperaturerliöhung ist an sich dem Orgaii'-;
•chSdIich. wenn sie excessive Grade erreicht oder abnorm lange ■:
Fällen int sie aber dem Organismus eher nützlich. Neuere Untor-
gezi'igt, ilav» einerseits bestimmte Bakterien b<"i höheren Tempemtiiri
ihrer Lebensenergie und damit auch ihrer deletären Wirkung auf «len
fahren, .indererseits ist nachgew ie.sen worden, dass Thiere mit kii'
TeHi|M.'ratnr eine Keihc von Infectionen fiberstehen, welche unter anderen Lini>;
lieh »erl.'iufen. Mit Rücksicht auf diese Thats.tchen erscheint es in den mii
von acuten Fieberzaständen nicht indicirt, das Sviiiptom der Tempera turerhahmf
Gegenstand der Behandlung zu macheu. Dagegen ist es in manchen F'i!''^ '
dauernder Fieberzustände, z. B. bei manchen Formen vorg^clirittener 1'
chronischer Sepsis durchaus gerechtfertigt und ger.idozu gcbotim, .\ntipvietu
/.u wenden, da die Mehrzahl derselben vennöge ihrer gleichzeitigen Kl
Kervina niirht bloss temperaturheralisetzend wirkt, sondern auch auf das
Nervensystem eine wohlthätige Wirkung entfaltet. Die arzneiliche .\ntipt
in den meisten Fslleii (eine Ausnahme macht Chinin) eine rein symptitniati
rapie, welche die fiebererregende Noxe nicht direct bekämpft. Von dem
specifisrhen antifebrili-n Therapie sind wir noch weit entfernt, denn leider
modernen Versuche, tlie specifischcn Gifte iler (-inzelnen InfectinnskrankheiMI
specifischen Antitoxinen /.» bekflnipfeu, noch in den ersten Anfängen. Es bleibt
also nichts übrig, als einmal die Giftstoffe möglichst aus dem Körper zu
den Widen^tand des Urganismus gegen die Infection und seine Folgen lu fi
lind schliesslicli auf dem Wege der Prophyla.xe den F^intritt von Ers<-heiimnp^
vcrliindrrii. weli-lic der lieln-rhafte l'rocess erl'aliningsgemü-ss mit sieh zu bl
(iflegt. Wenn iiuui atirh in diesen Bc.^treliiiiigen nicht schenu-itisch vorgebi
Mtndeni den lleilplan entsfirechend der Higeiiart der das Fieber bedingendi
kraiikhfit iiiiil enl.s|irecliend den Kigeiitliümliclikeiten des liefalleneii
i'iiiziiricliteii hat, giebt es docli einige gciiendle Gesicht-spiinkte, die b««i d(
verschieilene Ursar'lieii bedingten Fieberzuständen eine allgemeine (»eilung
Killer dieser tlierapentisclie« i Gesichtspunkte besteht in dem Bestreben, diirrb
fi'icliliche Fliissigkeitsziifuhr (/wr i>x und allenfalls prr rrctnm') eine en«
|turclt.s|)filuMg der Gewebe und eine kr:irtig<' .\nregiiiig der Diurese zu ertieli
kann durch iiietliodisclii' FInssigkeitszufuhr bei linchliebeniden Patienten eine
von .'{(KHIrcni utid mehr erzielen, Kin anderer (iesirhlsi)unkt h.it iiini
energische Aiirej:img der l{rs|iiratiini. der fireidatiim, des ge,snnmit*jn Ne>ni'ii'->»i
sowie des gesuiiiiiiteti Zellenielteiis, in s)H'cie der Leiikocyten. .ibzugoben. l>i<
am best4'ii durrli einij^c hydrotlti'iapculi.sche Ma.a.ssnahmen, Bäder" mit nachfi
Frottirung etc. erreicht. I"s steht jetzt fest, dass die günstige Wirkung h;
Idfl
Indi«
brsitl
Zi^'lr.*
Bb«r
- 305 -
FieberdiaetJ
Ipeutischpr Prnpodureii auf den Ablauf fieberhaftor Krkraiikungcii wi'.iii^or auf (inr
Inbkiililendi'n Wirkiin;; dieser l'roccduron als auf dem durcii sii< gesetzten Nervenreiz
Mind auf eiiKT durch sie erzeugte« kiuistlieheii Leiikocvtose (W j urernitz) henilit.
I IMe propiiylak tischeil Maassiiahuu'u lictreficii ziuiiichst die Kruähi-uug, sodann
leinige häutig i)ei fieberhaften Krankheiten vnrkoiniiietuie ('oniplieatiduen. Was die
iKrnfthrunä; anlangt, so kiVnuen wir freilifli den ihiri-h die liebereraeugende Noxe
kbedingteu toxogenen Protojdasiiiazerfall nicht liindern, docii können wir durch eine
Irationelie Piaet den dnrcli die Inanition an .sich Hediiij^ten Consiunptionsersclieinungen
Ki»rbeuf;en. Dii's erreichen wir einerseits durch Verordnung der das Körpeniiaterial
[schonenden Bettruhe, andererseits durch eine reichliche, dem Appetit und dem Ver-
[dauunnsvennögen des Patienten jeweils angepasste Krnälining, durch die Fieberthaet*.
ll'iescibe hat dabei den einzelnen Symptomen des fieberhaften l'rocesses jeweils Rech-
inung zu tragen. Unter den weiteren prophylaktischen Maassnalunen steht obenan die
ISorge für eine «ngeschw ächte Herzthiitigkeit. Wenn auch die bereits genannten all-
Igenieiiien Jhiassnalmien geeignet sind, stimulirend auf die Herzthätigkeit zu wirken,
|eo ist doch in den meisten Källen, besonileix bei (ireisen. I'otatoren, schwächlichen
llndividuen, ferner liei solchen h'ielierzustUnden, welche sich lange hinziehen (Typhus,
Isepticoiiyaemische Proces.se) oder von vornherein ;iuf tias Herz besonders schümm
leinwirken (l'neiimoniei, die Anwendung gro.sser Dnscn der Alkoholica, schwere Koth-
fweine tniniie.stens 1 l-'lasche jim dir, (^ognac, Chanipagtier etc., sowie reichliche
IZufiihr anderer Kxcitantien, starker Bouillon, IJeeftea, starken schwarzen Kaffees etc.,
Ineben der Verabreichung der arzneiliclieii Analejttica'' nnd Excitantia'' geboten.
ll)er durch uiangclhaftc Speichelsecretioii im Fieber entstehende Lippen- und Zungen-
kbelag sowie die Zersetzungsproce,s3e in der Miindhidile. webhe sich auf die Nach-
lliarorgaiie fortsetzen und so zur Parotitis nnd Otitis media fiiiiri'n können, la.ssen
[sich durch eine gründliche Toilette der Mundlu'ihte, durch rnechani.sches .\b.schabi'n
Ide.s Belags, Bepinseln der Lippen, der Zunge und der Wangenschleimhaut mit (üycerin,
Ldas mit Was.ser etwas \erdnnnt ist, regelmässige Mundspiihuigen bei nicht somno-
Ijenten Kranken, entweder ganz verhindern oder wenigstens ganz bedeutend ein-
[ schränken. Eine dick belegte, borkige Zujige gehört nicht zum We.sen der Krank-
( heit, sondern ist nur ein Beweis einer mangelhaften Pflege. .\uch der Hecubittis
L lässt .sieh bis zu einem gewissen Grade verhüten, wenn man Fiebernde von vorn-
Iherein auf Luftki.ssen, bei drohendem Kecitliitus auf ein Wa.sserkissen legt, imd von
[Anfang an auf die grösste Keitilichkeit, Wxschungen oder BatI nach jeder Uefaccatioii,
IhSit. Spirituöse Einreibungen von Piu^tien, welche zimi l>ecubinis neigen, sowie
l absolut glattes Ausstreichen des Rettlakens sind ebenfalls durchaus nöthige prophy-
P h»ktische Maassnalino.*n. Besondere Aufmerksamkeit ist nach den genannten Ricli-
timgen hin überall da geboten, wo Incnntini'iitia urinae et aivi bestellt. Bei Ketentio
urinae ist der Katheterismus zu üben. \'i'u den sidijectiven Symptomen wird der
r Durst durch kalte (ietränke, Eisstückchen, kalte Mundspülungen, l!epins(dung der
i Lippen mit lilyceriu gelindert, gegen <lie Kopfschmerzen wird i.'ine Eislda.se oft wolil-
ithätig i'm]>l'unilen. .Xb.solnte Buhe im Krankenzimmer, Vermeidung son tieräuschen,
1 Abhaltuni; von grellem Liidit ist wegen der erliühten Erregbarkeit der Sinnesorgane
des Fiebernden dringend nothwendig. Weitere therapeuti-sche Indicationen werden
^entweiier durch die (jrundkranklicit oder durch specielle in den Vordergrund tretende
► Symptome gegeben. ^^^^^^^^
Tieberdiaet. Dii' Fieberdiaet ist ebensowenig eine einheitliche, wie das Fieber selbst
^^ einen einheitlichen Proce.ss darstellt. Trotzdem giebt es eine Reihe von (iesichts-
^H punkten, welche für die Ernährung tiebernder l'atienten eine allgemeine (iiltigki'it be-
^Bsitxen. Während man früher die Fiebernden auf llungerkost setzte, „um dtis Feuer
^Hnicht nocii anzufachen", hat man in neuerer Zeit nach dem \ org.ang von (iraves,
^H^elchi^r zuerst gegen dir- alte Brow n'sche Lehre Front machte, und auf (inind der Unter-
^Bsuchungen von l'ffelniann, Imniermann, Hösslin, Bauer und Künstle, sowie der
^BBestrebmigen v. Leyden's das entgegengesetzte Princip als leitenden Grundsatz für die
^HKrnährung Fiebernder aufgestellt. Es gilt jetzt als Kegel, dass man d<'n Fiebernden
^■zum mimlesten ausreichend zu ernähren sucht, und das Ideal einer Fieberdiaet be-
^Ksteht darin, dass man dem F'iebeniden noch mehr Calorien zuführt, als dem Bedarf
^Bc'ines ndienden Niclittiebernden entsi)richt, da die meisten tieberhaften Krankheilen
^Bcüie erhöhte Einschmelzung von Körpersubstanz, insbe.sondere von Eiweiss, mit sich
[Fieberdiaet
- 306
rieb
briiifren. liidrsson liat dies scinp Schwierigkeiten darin, dass ein«>rs«Mts der A|
des Fiebeniden g;e\völiiiii<'li daniiederliegt, andererseits der Verdauiings:ipp«
Fiebernden in der Kegel eine Schwächung seiner Function zeigt. I)jizu kommt]
dass mit der mechanischen Arbeit des Verdauungsvorganges ii;ich Zuotij
V. Mering eine Fntwickehmg von VVilrme verbunden ist, die für iluti
(Jrganismus als nicht erwünscht oder wenigstens uiiniitbig aug-esehen wrrd« I
Mit Rfirksidit ;uif diese Momente niuss deshalb die Kost des Fiehemden nirh? |
der zuerst genannten Forderung genügen, sondern auch appetitreizend nn.l
.'Lssiinilirbar sein. Erst daini, wenn die Kost des Fiebernden auch
letzten Forderungen genügt, iSsst sich d;Ls l'rincip einer ausgiebigen L.i-.k"i'"4
Verhütung der Inaiiition erfolgreich durchfnhi-en.
Um die Apjx'ten/ des Fiebernden auf der Höhe zu erhalten iind sie ' • '
steigern, ist es von grosser Wichtigkeit, dass die Zubereitung und die ius--'
der I>arreichinig der einzelnen Speisen nicht bloss den allgemeinen, n:ii
Richtung bin geltenden Anforderungen, sondern vor Allem den individuell
denen Wünschen des hctreflenden Patienten entsprechen. Ausser einer a]
Zubereitung und I>arii-ichtingsforni muss eine entsprechende Abwei-j
S|»eisen dafür sorgen, dass der A[)petit rege bleibt. Man nuiss sich gl>
hüten, durch üu voluniintise Mahlzeit beim Fiebernden frühzeitig ein iS:!! _
zu erzeugen, welches <ler weiteren Einfuhr von Nahrungsmitteln .schon I
Schranke setzt. Aus diesem Grunde wählt man eine möglichst schlackenfi'
nmg, welche in der Volunieinheit möglichst viel resorbirbare Nährstoffe enll
sucht andererseits durch han-eicliung kleiner, aber häufiger Mahlzeiten, all»-
Stunden eine kleine Mahlzeiten, deti Ajipetil <les r.itienten nicht zu erniütlto.
Zeit für die Verabreichung der Hauptiiiahlzoit wühlt man am besten dii- "
Fieberremission, weil hier Appetit und Venhumngskraft des Patienten m
sein pflegen. Diese Zeit ist für gewöhnlich in den Vormittagsstunden ^t|.;.'M,
es nöthig ist, muss man selbstverstiiniilich iinch <len Appetit, sei ejj auf |i-\ •■'(:-'•
sei es auf medicamentösem Wege, zu lielien suchen. Diese Forderung ist .
sonders wichtig bei den länger dauernden Fieberznsfänden, wie Typhus, Seplic'
Tuberculose etc., bei welchen die Kekfimpfmig der febrilen Consinnption eine
aufgäbe der Therapie darstellt. Man hat in solchen Fällen bei Vorhandensein srh«
Appetitstörungen sogar zur „Gavage", „alimr-titation forcee", ZwaugsenLlhnin; ^
dem Wege der Hinfuhr der Nahrung durch den Magenseh lauch, gegriffen.
Die liuiic.ation, eine Nahrung zu reichen, welche möglichst geringe Anford'-nuig«
an die Verdauungssäfte stellt, erfüllt man am besten dadurch, dass man die [
in möglichst fein zertheiltem, breiigem oder flüssigem Zustande reicht. Diel
und vor .^Ilem die Küctie mü.'ssen hier einen Theil der Verdatningsarbeit
besorgen. Die T»'mperatur der Speis(>n sei lauwarm. Diejenigen Speis
kalt geiiominen wcnleji können, gebe man dem erhöhten Durstgeffdil des
entsprechenii kalt. Die Mi.schung der Nährstoffe in der Nahrung nähere
Allgemeinen iionnalen Verhilltnissen: zum mindesten ist die.se Fortleruug für (
uisch lieberhafte Zustände .lufrecht zu erhalten, aber auch für acute Fieber
lässt sich diese Forderung bis zu einem gewissen tirade erfüllen, wenn man
geeignete Wahl uml D.irriMchuiigsform der Nahrungsmittel den individuellen N«
des Patienten entgegenkommt und dabei tue durch den tieberhaftiMi l'rocess
Störung der Verdauungsruiictioii berücksichtigt. So lässt sich z. B. das calor
Fett bei acuten Fieberzuständen in Fiu'm von Eigelb, Milcli, Sahne, von
welche mit Butter und Eigelb oder Knoi'heiimark versetzt sind, nianclimal in |
Menge uml ohne F.eläsligung des Verdatmngsapparates des Patienten ver
Wenn specielle Symptome von Seiten des Magen- llarmcanals vorhanden .sind (C
enteritis. Typhus, Dyseirterie, peritonitische Processe etc.), so hat tielli!>tver
die Diaet ausserdem noch den speciellen Indicationen, welche durch diese
abgegeben werden, Kerlinunp zu tnigen.
Eine Hauptrolle in der Fieberdi;iet spielt jedenfalls die Wa-ssentufuhr. IH
soll, wenn nicht absolute Abstinenz geboten i.st, wie z. B. bei acuter Peritonitiit,
keinen Umständen eingeschränkt werden, einmal deshalb, weil sie den Lhirst
sodann aus dem Grunde, weil sie die Durchspühmg der Kürpergewcbe \- '" '
schliej>slich deshalb, weil sie dio Aufnahmefähigkeit für .-uidere Nahni. .
höht. .Man giebt am besten auf der Höhe des Fiebers zwischen den .Miii'ii
leberdia«t
- 307 —
Fieberdiaet]
Ikaltes. roiiifs Wassfti-, Wasser mit Eis ni]vr lifvssor auf Kis •gekühltes Wasser mit
IZusützen von Wein, Cognae, Zucker, Fnifhts:ift('ii, ,,A(|u:i crystKHiiia-Liisung'' von
iTartarus (ii-puratiis mit etwas Zuckerzusatz, Mineralsaurcii, ferner Citroin-nliinonaden,
|i^aiei>:ihknrlntiij;eii, die man «linrii Zusatz von kleinen Menden Zinniit, Naiiille u. flergl.
Isi'liniai'khafter maehen kann, bei Neijrmiij; zu Diarrhoen Reiswasser, auf Eis abge-
Ikühlte Abkochungen von Brotrinde, von Apfelsehnitten ete. I-Vrner gebe man kalten
iThee, dünne Mandeluiileh, (binn<M) (ierstenschb'ini. Matn'iiinal wird Eiueissw.isser
Iniit Zusätzen von Cognae, Salz oder Zucker sehr fieni genonnnen, in anderen F'iillen,
liwo eine reichliche und frühzeitige Zufuhr von Analepticis geboten ist, z. B. bei der
iPneumonie, gebe man von vornherein einen grossen Theil des Fiüssigkeitshedarfs in
■ Form von Alkoholicis, z.H. in Form schwerer Kothweine, wie l'ortvvein, Tokayer etc.,
Idie ebenso wie die rasch zur Resorption gelangenden Schaumweine von Fiebernden
•in grossen l^uaiititiiteu ohne irgend welrlu? I'ii'scheinung von Berauschung vertragen
Iwerden. .Man kann de.simlb gros.se .Mengen hiervon gelieu: 1 l'lasche Rothwein und
luiehr }iro die, ebenso niimfestens ItK» g Cognac pm die, namentlich sei man aber mit
Miesen Analeptieis bei Potatoren und lireisen nicht sparsam. Starker Kaffee mit
loder iihne Cognac ist in solchen Fällen ebenfalls zu ratlien und man kann diesen
iJieizraitteln noch einen Mülirgehalt dadurch zufügen, dass man (ielbei in sie ein-
Irühren läs.st. Ua wo es hauplsäcblich darauf ankonnnt, viel Nilhrmaterial dem
iFiebernden zuzuführen, kommt ausser dem Alkohol, der einen hohen f -alorienwerth
■besitzt, vor Allem die .Milch in Betnicht, die man kalt oder w,arm, mit nder ohne
leinen Zusatz verabreichen kann,
I Die Appetwiz zur Milcli wird erhriht daduri'h. d;i.ss man .sie mit Thee, Kaffee.
IC'hüColade versetzt, maru-hnial auch dadunli, ilass man sie n)it Vanille abkocht und
■«iskalt verabreicht, in aniicren !'';illen werden W<ililj;eschmack uml Näbrgehalt der .Milch
Ldurch Zusatz von Cognai* erliCilit. Einrühren von Eigell) erhöht ebenfalls ihren Nähr-
bclialt. Statt Milcli kaini mai)cbmal auch Kuinvs oder Kelir mit Erfolg gegeben
Iwerdeu. Senator plh'gt den <'aiorienwertl) dadurch zu erbnbini, dass er in der Milch
rverschieden gro.sse Mengen condcnsirter Milch auflösen liis.st. Ebenso bildet der Zu-
katz von Schlagsahne zu .Milch, ('acao, Kaffee etc. eine angenehm schmeckende Kr-
ijiöhung des Calorienwerthes der Nahrung, Eine flössige ebenfalls an Nährstoffen
■reiche Nahrung i.st weiterhin vorhan«len in dem sogenannten Peptonkraftbier, femer
nn der sogenannten Kraftchocolade.
I Von den Inslichen,
■die Soraatose, die verschiedenen .\lkalialbnniinate, das Eiic.isin, die Nutrose,
■weniger empfehlenswerth sind die verschiedenen „IVptuni'". weil diese leicht Uurcli-
Ifall erzeugen. In den meisten Fällen kommt man jedncli ohne iliese künstlichen
ll'raeparate aus, und es geüiigf, durch Kraftbrühen mit oder ohne ICinIngen, durch
iThischenbouillon, Beeftea, Flciscli.saft, Siiccus carnis receiiter expressns einerseits Rciz-
biiittel, andererseits Nähr.stofle dem Org.niismus zuzuführen. Zu Einlagen in die Kraft-
brühen eignen sich aiusser dein nur ;ds Reizmittel wirkenden l'"lei.sche\tract vor allem
KEier, sod;um die genannten l'jweissprae|(arate, besonders ilie Soniatose und Nutrose,
■ferner kann man Eeube- Rosenthalsche Fleisrhsidution in der KraftbrüJie stispen-
idiren, ebenso kajui man geseliabtcs Fleisch, besonders Bnistfleisch von Huhn oder Taube
Ixur Einlage in der Kraftbrühe verwendi'ii. Unter lien einzelnen Kraftbrühen ist die Kalb-
Ifleischbi'idie vvegi'ii ihres (Jchaltes an l-eim, von dessen Verwendung ,<ogleich die Rede
kein wird, eHipfehleiiswcith. Vini düi eigentlichen Suppeneiningen sind vur allem die
ieiweissreichen Eeguniiiioscnmelile, sudann aucli ra|>i(>ca und Hafermehl zu empfehlen.
I Bezüglich des Fleisches gilt als Kegel, dass dif mit lockerem (lefficje inul zarten
Dasern ausgestatteten Fleischarteu, wie das Fleisch von Taube, Huhn, ebenso ge-
kchabter Lachsschinken, geschabtes Lendenfleisch, gut zubereitetes Kalbfleisch nicht
■unbedingt verboten sind, doch halte man sieh mehr an Eierspei.sen und Leimspeisen,
p. B. abgekochte Kalbsfüsse, Weingele«', Himbeergelee, ferner an Weincreme,
ICitronencreme, Vanillencreme, (.'hocola<lenereme etc. Senator hat zuerst auf die
iBedeutmig des Leims als eines Eiweisssparers hingewiesen und .seitdem ist die früher
kcbon gelegentlich rein em[)iri.sch geübte Darreichung von leindiultigen Spei.sf^n bei
Ifieberhaften und auch anderen Zuständen verstAndlirher geworden und in allgemeineren
■Gebrauch gekommen. Im Regiiui der Reconvalescenz mache man datteireu von Flei.sch-
kpcisen ausgiebigen Gebrauch, z. B. von Leube'schen Heelsteak'-, kaltem Braten,
■einen, nicht stark gewürzten Würsten etc.
nur aus Eiweiss bestehendi'u, Nahrunjrsmitteln sind zu nennen:
[Fipberdiael
- 308 —
Der KordcniMg, aiicli die Knhlf.'livfirato in inrifrlirlist fein verthriltcr, «tt
liadurch, ds
schon geliister, roriii zu verabreichen, i'iits|inclit mau
f'acao, sowie die ültripiMi iiütgetlieilten N;ihrniips- und Keizniitt«»! stark frezuck' ■ .
auch k.'iun luau dirwt lllprec. Traulienzufkerliisung für sich verabreichten I' ■
liieten lieiefrenlieit zu Kinlagen von (intreideniehl, Keismehl, MalzoM
nictit absolut flüssige lüact rmtiiwendif; ist. kann man Roissiippcii, <iri' —
sn|ip<Mi geben. Ausserdem konimeii )niri'>eartigc Speisen wie Kartoffelbrei. V
Maizena-speiseii in Betracht, auch ijnaker s Oats dürfte sich empfehleu. W' i
specielle Contraüulieationeii vorliegen, wie beim Typhus, der I>vsenteric, der I''
kann man auch Cake.«, Biscuits und Zwieback darreichen, letztere «weckm« .
in Form von Milchsa)ipi'ii. I>ass auch die Fette vom Speisezettel des 1
nicht au.s/.uschlies.sen .sind, wurde bereits erwilhnt. IMe Zufuhr gelingt, wenn niii •
l'arreicluingsforni eine zweckmässige ist.
Diese GrundsUtze gelten vorwiegend für kurzdauernde Fieherforinen. B»i d»;
ntsrh fieberhaften Zuständen niuss der Kreis der »'rlaubten Nahrun^mittel b«iiii^
erweitert werden, da hier eine ,,1'eberernährung" der „Zehrung" ontgeg«oalH
s(dl. Besonders niuss in der l>iaetbehandhing solcher Zustände dem Fett ein hfl
Hauni im Speisezettel eingeräumt und durch geeignete Vortheiinng und ,\\>mi^
hing der .Mabizeiteii der Appetit regi' gehalten werden. Hier ktminini »''
inöglirheii Fleischsnrteii, Käse, Eier, Mehlspeisen in Betracht, vor allem et-
liche Zufuhr von .Mileli, Kumys, Kehr. .Auch Bier ist bei chronisch-fieberli.'
ständen reichlicher zu reichen als bei acuten, (iiite Butter soll hier zusann • "
Kiem oder auf Wei.s.sbrot gestrichen reichlich genossen werden. i
Die Sorge für die htirchlüliruiig einer ausgiebigen Krnährung tniiss von mraln«'!
um so grösser sein, eine je längere Dauer des fieberhaften Zu.standes a pri"
warten ist. Bei clironisch tieberhaftcn Zuständen i.st für die eigentliche I.
die Zeit de.s Fieberaachlasses oder Fieberallfalles zu benutzen.
In gewissen Fällen, wo liie Toleranz des Magens eine sehr geringe ist, Icmh «
Hintanhaltung der Inanitirni eventriell die Nahrung auf anderem Wege als |"
durch Krnährung per rectum, in seltenen Fällen auch subcutan d.orgereirlji ^
Die eigentliche Indication für die .Anwendung dieser .Methoden liegt ab^r
weniger im Fieber, als in anderweitigen llindeniissen für die F^mähnin^ fs*
worauf hier weiter einzugehen kein (»rund vorliegt.
Zu den geschilderten diaetetischen liidicationen kommen in vielen Füllen ik*
neue hinzu, theils werden die vorhandenen durch die Eigenart der Krankheit m*
iicirt. Diese Indicationen sind aber mehr von der Krankheit al.s vom Fiebern»**
abhängig.
Fllaria 0. F. Mull. Fadenförmige Wünncr, Mund meist ohne Lippen. Die SeitcDUnia
sehr schmal entwickelt. Die weibliche GeschlcchtsöfTnung Hegt sehr -weit nach Tora.
Spicula des Männchens sind iingleicb. Ilauptsächlieli kummen in Betracht:
Filaria aegrptiaca .Sonsino. Soll sich vnri F. sang, hominis nur dnrch iIas Fä
der mantelartigcn Hüüe um die Enibn.onea anszeichnen. Wurde im Harn und Blut tob Bp
ninturikern aus Egjptcn von Sonsinf» gefunden.
Filaria bronchialis Hud. Dieser Wurm ist 2 cm lang, hat wcisHlicbe Fl««toJ
schwarzbiauuem Grunde und nm Varderende zi»ei kleine Spitzen. Wurde in der vtagiü^aW
Bronchinn)-mphdrü.se eines PlUbisikcrs gefunden.
Filaria labialis Panu. Das bisher beobachtete eine Exemplar, ein Weibcbeo. iiK 1 *l
lang, die Vulva liegt 3 mm vor dem hinteren Kürpcreiide und die Ovari.ilrühren sind «trW
gleich entrrickelt. Das Thicr befand sich in der Oberlippe eines Studenten in Neapti.
Filaria lentis Diesing. Wurde in cxlrabirlcn menschlichen StaarlinscTi beobachte! ti
zwar waren es immer Larven in Grosso von I — 3 mm.
Filaria loa, Guyot. Ein 30 — 32mm langer, lebendig gebärender Wunn. de«*«*
Ende abgestutzt, das andere abgerundet ist. Es findet sich an der Westküste .\fnto ••
der Bindehaut des Auges der Neger.
Filaria oris hominis Lcidy ist vielleicht mit F. bronchialis identisch oder «»4
entwickelte Form voiiDrac.medincnsis. .Sic wurde in Phikidulphia im menschlichen Munde gcin^
Filaria peritonei hominis Bab. Ein 14 cm langer Nematode mit klciucn MiwM
pillen. den Babesin in Budapest in einer Kapsel des Jjigam. gastrolinealc fand.
Filaria restiformis Leidy. Aus dem Penis eines Arbeiters, dessen Urin einig« tl(
vorher milchweiss, dann gelblich mit etwas Blut und Schleim gewesen war würfe
ca. 52 cm lange Wurm in Philadelphia herausgezogen.
Filaria sanguinis h.jminis Lewis, Blutfadenwurm des Menschen, l'okr
i
tlaria
— 300 —
Filarial
iKamen wurden von Lewis 0,35 mm lange Lairen beschrieben, die sicli im Blute des Menschen
Efonden. Ihre Dicke entspricht ungefähr dem Durchmesser eines rothen Blutkörperchens. Der
Uopf ist abgerundet, der Schwanz zugespitzt und der Darm wenig hervortretend. Der Körper
pst vou einer am Kopf- und .Schwanzende abstehenden Hülle umgeben. Diese Par.isiten fuiden
reich in Brasilien, Westindien, Vorderindien, .Australien in grosser Anzahl im Blute des Menschen
rnnd gelangen mit dem Blute vielfach in den Magen von Mosquitos, wo sie sich verändern,
lober nicht geschlechtsreit werden. Das geschlechtlich entwickelte Thicr lebt vielmehr in ver-
Bchiedonen lymphatischen Geschwüren des Menschen und ist 7 cm lang. Der Kopf entbehrt
Her Papillen. I;ebendig gebärend. Die geschlccbLsreifc Form wurde von Cobbold Filaria
IBank rofti genannt. Die Krankheitserscheinungen, die F. sang. hom. hervorruft, sind denen der
wilharzia baematobia ähnlich.
f Filaria sp. Nach John U'NeiU eine mikroskopisch kleine Filarie, die unter deu
bfogern Westafrikas die unter dem Namen Craw-Craw bekannte Hautkrankheit hervorruft.
I ^ ^ 8TADELMANN.
I Filaria-Erkrankuiig. Von dm KadPiiwürniprn, zur Ciasse der Nematoden
Igpliflrig, intoressirefi liaiiptsfichlicli 1. FiLiri;i sanguinis hominis, 2. Filaria
lniodin<>nsiv, wiüircml soltonnrf .Xrten. wie Filari:i lirnnchial is, labialis, It-iitis,
lloa s. oeuli bfim Menschf-n mir als Karitfitcii licobiiclUft sind.
I 1. Filaria sanguinis hominis, von \Viicli<'ror in iiahia (lS6fl) nntdnckt,
rfinilet .sicii in trnpisrhi'ii (jpgciiden der alten utid mnien Welt in gi'os.ser Ausdehnunp.
|l)io Eiiibnonen dieses Wurmes treten in merkwürdiger Regelmü.ssigkeit zur Nacht-
neit, ansclietnend aii.s den grossen lAmphstiiiiinuMi, in das Rliit des .Menschen, wo sie
lii» gres.sen Mengen kreisen, wiiUrend sie tagsüber vollständig aus di'nisellicn \er.schwin-
Iden. Iliese Filaritni gehen zu den verscliiiMlensten Kriinkheits/uständen Veranlassung
liind bewirken als aiifVitlligste Syin]>tnnii' llaeniaturie'' und rhylnrie". wobei der Frin
leine völlig milrhigi' Hcschaffenbeit annehmen kann. Ferner sieht man die.selben als
[die Ursache von Klepliantiasis, lAtnpliscrotiini, gewisser Formen von clivlösetn Ascites
lan. Die zur N.iehtzr'it im Hlnti> kreisenrlen Filari.iombryonen wenieti nach M.tiisou's
ll'ntersueliimgen von ilrn zur selben Zeit sehwiirnveiulen unil dr-n .Meiiseken angreifeii-
Iden .Vloscjnitrts aufgeimninien, wacli.sen im Innern dieser liiseeten, und gelangen aus
Idt'iu todten Mostiriitokörper in das \Va.sser, durch de.ssen (ieiuiss in ungekochtem Zn-
lebinde die Kmbryoneii in den Magen und |)armeana! des Menschen gelangen und von
Idort anschf>ineml in die Lynijdi- und (jefässlialinen auswandern. Es ist also mit grosser
IWahrsfbeiiilicIikeit der .\liisi|uito als Zwisclienwirth des l'arasiten anzusehen, von wel-
Ichem ans derselbe auf den Menschen übertragen wird.
I Hei der 'flierajjie dieser Krankheit giebt es eiTi S|M>4-ilicMiiii gegen die Kliitjtarasiten
Inach ,\ngabe der maassgebi>nden ,\erzte nicht, oljwiyhl man zahlreiche Mittid, welche
pjsur l)esinfeetion des filutr's dienen sollten, hiertiei empfiihlen und ve|-sueht hat. So
[■wurde von Law ry das Thymi d emjd'olden tmd günstige Erfolge von der inneren .\n-
I Wendung desselben berichtet; ilocli verwerfen Manson und Crombie dasselbe gän/,-
llich. Nach Sc heul) e soll Kaliinii picroitifricum (0,2 - n,.") melinuals täglich) wirksam
iBein, und neuerdings wini vmi Fünf Hi'ünng n.ach iinierlicliem (iebraiiche von Me-
Itliylenblau berichti-t. Nach Manson, dessen .\nsielit hier niaassgeliend sein dürfte,
[soll man die Filarien da, wo sie sieh eingenistet haben, mnglichst in Ruhe l.is.sen,
I durch salinische .Vbführmittel, knappe Diaet un<l Entziehung von Fhussigkeiten möp-
llichst allen l,yni]distaninigen entgegenwirken. Ivlaslische Binden an lien Extremitäten
■ können gegen die elephantiastischeii Zastände nützlich sein. Besonderer Werth ist
lauf die Frophyl.axe xn legen, seitdem man erkannt hat, dass der .Mi)S(|uito der
[Zwisclienwirth nml das Wasser als Transportmittel für die Esidiryoneii .rnzii.sehen ist.
I reberdecken der risteriien ilurch Itrafitiielze wird zur Veniieidting des Mini'iiifallens
I iler Insecten in das Wasser eni)dobletv, ferner sorgfältiges Kochen allen Trinkwa.ssers,
I und eudlieli .mcli .Schutz gegen Mosijnitnstiche durch Netze. Ani'h im Blute afrika-
[ iiischi'r Wachteln sollen Filarien iu .Menge vorkommen, welclii' lier Filaria sanguinis
lliominis ähnlich sind. Es empfiehlt sich also aucli Vorsicht bei der Zubereitung
leolcher importirten Vögel.
I 2. Filaria niedinensis, Medinawurm, Guineawurni, !)raenncn Ins' uie-
Idinensis, ist ein Nematode, welcher als dünner Fadenwnrin bis zu einer Länge von
|80— lOOcm .auswächst. Nach den Fntersu<-hungen von Fedsehenko werden die Ein-
|br>onen dej«elbeu wahi"scbeinlich durch kleine Wa.ssercrustareen aufgi-nonunen uml in
■ das Wasser übertragen, von wo sie in den Magen de.s Metischen gelangen und von dort
lin übnli<'her Weise wie die Trichinen in den Körper aiiswan<leni. Sie sitüen vorzugsweise
kn den Muskel-lnterstitien des Fusses, des Unter- und Oberscheivkels utid verarsachen
[Filariii
— 31(1 -
Uirr liolii'ciulu, ;;lühciulf Si-Iimorzoii. welche von Ahsci-dirungfii ht'rriilin'ii, <^^^
Huut vordringiMi iiiiil si-liliesslich aufliri'clR'n. Aus diesen Eitorherdon mm nett
kleines weisses Köpfrlien liervor, welehes phen der Draciuiculus ist. F^s «inl M
iinniineii, d:is.s ni;iii unter diesen Wnrniern die „feurigen Schlaiigon'* des MixM
verstehen liat, welche die Kinder Israels in der NVCuste peiriigtpii. Sie waren m
falls schon in ititoston Zeiten bekannt, von l'jntiireh hesehrii-bfii, und die Kaj
hcit von (»ulen nis ..l'nieontinsis" lien;innt. IMe Thenipio liat (licseni i'atm
gegenilber seit ti;ilen's Zeiten keine Fnrtsujiritte gemilcht. Schou (taleii riunl
was auch heute noch Kiltr <leii Wurm nicht ahzureisseii, sondern aii ein rundo SB
cheii Elfenliein. HoU oder Knochenstähchen anzuschlingen und durch AnfwinH<ra
demselben Innpcun zu extrahircn, wobei die völlige Entwicklung des Thier>< 1
3 — lü Tagen vollendet sein soll, lieiin Abreissen des Wurmes trcteu belli:.''!
Zündungen in liei riiigei)ung des Ahscesses ein, welche nach Oavaino durch A<w
von Embryonen in dir' Wunde lien orgernfen werden, sie sind sehr gefiirrliif-t 1
niiiäsen sorgfältig: :intiiihIogistisch beli;iiidelt wi'rden. Hie rroph> la.xp hat auriij
besonders die W'asserversorgiuig zu beriicksiehtigen; in.Cjegenden, wo ein»-^^fl
durch diese Parasiten in [""rage kommen kann, ist &m' Triiikw:u>$er zu koeM^^|
Fillces n>-nut man die ,Knrue im engeren Sinne", eine mehr als 3500 Arton unduH
I'llanzenfamibe aus der Classc der P teridophy ta* und der Reihe der Fi lieioat'J
büsitzeu cur ciuc Art von Sporen (iso.ipon.i Filieincn), die bei der Keimung- ■" '. >-— ■
Iballium mit den (icscliluchlaoricaneu liefern. Der Keimling wird zur reich l.
Die meist .schön gelicderteii Blätter tragen uuge.schlcchHich erzeugte .^j
rangien) mit ganz znrtcr einschichtiger \Vand gewöhnlich in grossen Mui
auf ihren Unterseiten. Filix ist zwar ein vi'ralteter Gattungsname, aber u„.<,..
Aspidium* Filix mas in Gebrauch.
•^ IL
FlilclllllO sinil (lio iliircli ilirc i'oiclip ßUttOfitwieki'liitig goktüitixiMübutU^^ii Pteridop U t t f u *. I*i«t
i>4o-<pur (Filice»'), nui' wenift« uiiAOtieiabaro Kormon l)nteros[)ur (Hyilropteridesl. Ölnieljw<>rlJUgw I
Pteridopbyton sind die Ei|Ui«rti n*^' uod die Lycopodiu ap'.
X.
Filix. Die chemischen Beslnndtheile des Filix sind die folgenden:
Filixsäure, auch in dem Rbizoni anderer .\spidiumartcn aufgcfundeo. Di«
nach Grnbowski als DibutrjlphlnrogUici» aufzufassen, entsprechend der Formel (',J
während Daccomo sie ah Uobullcrsaurecster des Üxj-naphtochinons ansieht nnd il
Formel CnDidOs gicht. Neuere l iitcrsuchungen (Poulssnn) haben ergeben, da» sif'
höheres Molccül, gemäss der Formel CajHiaOi.!, besitzt. Filixsäure bildet ein amorphrs
lockeres Pulver ohne Geruch und Geschmack, welches in Wasser unlöslich, in Ai'-
Chloroform und fetten Gelen löslich ist. Schmp. 184". Darüber hinaus erl
-Aceton, Buttersäure und üiniethylmalousäurc, beim Schmelzen mit Kalilauge bot
und Phloroglucin. Wird Fili.xsHurc in aetherischer Lösung gekocht, so geht i
.\nhydrid, das Filicin CuH„,0, oder (':i5H(„0,2. über. Dasselbe kr,stallisirt in gelb
bischen Blättern, welche in Wasser und kaltem Alkohol uidöslich, daitcfco in kl
Alkohol, .'Mkalien und feiten Oclen leicht löslich sind. Wird eine alkalisch« Lüt _ _
Filicin mit einer Säure versetzt, so wird das Hydrat, die amorphe Filixsäun-, au-tfndlH^
Filixgcrhsäurc. ciu amorphes, leicht in Wasser nnd verdüniitera Weingeist Vk''"
Pulver, wird durch .\usschütteln eines wässerigen Decocts des Filixrhizoms durch
Bloiaectal und Einleiten von Schwefelwasserstoff erhalten. Mit Eisenchlorid nimmt
säure eine olivengriinc, nach Zusatz von Natriumcarbonat eine violette Färbuug an.
Filixroth (Tannaspidsäure, Luck), C26H1SO12, bildet sich neben Zucker beim
von Filiigerbsäure durch verdünnte Schwefelsäure. Auch spontan tritt diese Zerit
Lagern des Rhizoms ein. Rothes amorphes, in Alkohol und .\mmouiak lüslicbe*'
welches mit Kaliumhydroxyd geschmolzen I^hloroglucin und Protokatechu.säure lirtoC
Filixolin, ein Glyccrid, welches hei der S'erseifung in die flüchtige FilonoiTl*
und die fixe Filoxylsäure zorrällt.
Aspidol Cigllj^O (Daccomo) bildet perlmutterartig glänzende Lamellen, veldic i
»icdcnilcm .\lkohol, Aether und Chlorofonu lösen. Schmp. 136,5".
Filix wachs ist bräunlichgelb, amorph, in heisscm Alkohol löslich. Scbmp. 19*.
Filixöl ist ein dunkelgrünes, dickflüssiges, etwas schwierig vcrsei/bares Fett.
In neuester Zeit wurden von Boehm aus dem aetherischeü Extract der Filixworwl M
Aspidin, CjaflaiO;. farldose Prismen, in Wasser unlöslich, in .\lkobol, Acthrt lad
kalien löslich. Schmp. MiJ}". Wird durch Eiscnchlorid tief roth geTärbt. Witti *
toxisch .luf das Ccntralmark. hebt ;iuch die Muskcicrregbarkcit auf. J
Albaspidin, CsjHjgO?. farblose Nadeln, welche bei 14S— 149" scbmelzco. FmbH
lärbt duokelroth. Bewirkt allgcmcioe Lähmung. ^|
[Fillx - 311 - FlUx]
Flavaspidsäurc, C23H280g, goldgelb, in Wasser uiilüslicbe, in Alkohol lüsliclic Prismen.
Schmp. 157 — 159°. Eisenchlorid lärbt die Lösung ticfroth. Das Ban-t- und das Kupfursalx
sind krystallisirbar. Wirkt erst in grösseren Dosen toxisch.
Aspidinin, noch nicht analjrsirt, krystallisirt in farblosen, rhombischen Tafeln, welche
in Alkohol löslich sind. Eisenchlorid bewirkt erst dunkelgrüne, später dunkelbraune Färbung.
Zeigt ähnlich wie Aspidin stark toxische Wirkung.
Aspidinol, CjjHieO, in langen Nadeln oder in hellgelben rhombischen Prismen krystal-
lisirend. Die alkoholische Lösung wird durch Ferrichlorid schwarzgrün gefärbt. Ungiftig.
Radix seuKhizoma Filicis. Racine de fougi'-re male, jf alc Fern root, Wurm-
farnwurzel, ist der im Spätjahr, August und September, gesammelte Wur/clstock von
Aspidium* Filix mas. Er soll nach Ph. G. III ungeschält, aber von den anhaftenden Wurzeln
befreit sein und die Ansätze der Blattstiele erkennen lassen. Der (Querschnitt zeigt die blass-
galben Gefässbündel, welche zu S — 10 im Kreise angeordnet und ungleich gross erscheinen.
Im frischen Zustande besitzt der Wurzelstock eine pistacieugrüne Färbung, von welcher sich
die dunkelbraunen Wedelbasen abheben. Die lichtgrüne Farbe, welche die Wurzel auch auf
dem Bruch zeigt, gebt bei längerem Aufbewahren in Folge der Bildung von Filixroth in eine
zimmtbraune über. Solche Stücke, wie überhaupt alle diejenigen, welche über ein Jahr con-
servirt sind, müssen verworfen werden. Der Geruch der Wurzel ist widerlich, der lieschinack
erst süsslich, dann kratzend und herb.
In der Wurzel sind von chemischen Stoffen nachgewiesen: Filixsäure 9 — 10 pCt., Fiüx-
gerbsäure 10 pCt, ein fettes, grünes Oel G pCt., ein aetherisehes Oel 0,04 pCt., Aspidol,
Aspidin, Aspidinol, Aspidinin, Albaspidin. Favaspidsäure, ferner Zucker 11 pCt., Stärke lOpCt.,
Chimmi, Pektin, Filixwachs, Harz und Bitterstoff. Aschengehalt 2—3 pCt.
Die Wurmfarn Wurzel gehört zu den besten wurm treiben den Mitteln des Arzuci-
' Schatzes, jedoch hängt der Grad ihrer Wirksamkeit wesentlich von dem Standort ab. Während
die Droge aus Russland (Wolmar) der deutschen vielfach überlegen ist, zeigt die Wurzel aus
Frankreich und Italien etwa halb so starke Wirkung, wie letztere. Ilauptträger der Wirkung ist
die Filixsäure oder vielmehr nach Poulsson die amorphe Filix.tänre, deren wurmtreibende
Eigenschaften nachKofoert durch die Anwesenheit des aetherischen FilixiUs wesentlich erhöht
werden. Auch die Filixgerb.säure kommt nach Möller hierbei in Betracht. Ob auch Aspidin
anthclminthisch wirkt, ist noch nicht erwiesen. Das fette Oel der Wurzel ist an und für sich
indifferent; es löst aber die Filixsäure und trägt dadurch zu ihrer innigen Mischung mit dem
aetherischen Oel bei. Freilich wird gerade durch diese erhiihte Löslichkeit auch die Möglich-
keit einer toxischen Einwirkung gesteigert. L'nter welchen besonderen Umständen diese Gift-
wirkung eintritt, i.st nicht genügend aufgeklärt. Eine Resorption tritt bei der Verabreichung
per OS für gewöhnlich sehr langsam ein. Befindet sich aber ilie Schleimhaut des Gastro-
intestinaltractus im Zustand katarrhalischer Entzündung, so .scheint die Resorption schneller
und in grösserem Umfange vor sich zu gehen. Praedisjjonirend für da.s Zustandekommen der
lotoxication wirken ferner nach Ilofmann Schwäehezustände, verminderte Widerstandsfähig-
keit nach erschcpfenden Krankheiten. Es sind aber auch Källe bekannt gegeben, in welchen
sich auch bei anscheinend ganz gesunden Personen (Annnc, kräftige -Arbeiter) bedrohliche
Vergiftungserscheiuungen entwickelten. Welche chemischen Stoffe die Giftwirkung der Wurm-
farnwurzel bedingen, ist ebenfalls noch nicht genügend geklärt. Poulsson hat nachzuweisen
versucht, da.ss allein die Filixsäure toxische Eigenschaften zeigt. Die neueren Forschungen
Boebm's indessen machen es wahrscheinlich, dass .luch Aspidin, .X.spidinin und Alba.spidin
an der Giftwirkung betheiligt sind. Aus diesen Ausführungen ergiebt sich als praktisch wichtig.
dass Bandwurmkuren mit Filixpraeparalen bei geschwächten, anaemischcn und mit Darm-
katarrh behafteten Personen, auch bei Kindern im ersten Lebensjahre zu vermeiden sind,
ferner, da die Löslichkeit und Resorption der Filixsäure durch Oleosa gesteigert wird, dass
als Abführmittel gleichzeitig oder hinterher nicht Uieinusöl, sondern Kalomel, .Scammoniuni
oder Jalape zu verabreichen ist.
Die Symptome der Vergiftung, welche nach Dosen von 3.0- '2~,0 des aetheriseheu Extraets
beobachtet worden sind und meist nach 8—12 Stunden auftn-tcn, bestehen in Uebelkeit, Kopf-
schmerz, Kolik, Durchfall, Erstickungsangst, Singultus. geistiger Verwirrung, auch Tobsucht,
Trismus und Tetanus. Die Pulsfrequenz kann auf 144 Schläge, die Temperatur auf ;'.'.),!>"
steigen. Seltener werden Ictcnis und leichte Alliuminurie l)e(>b.ichtet : zuweilen (Mithält der Harn
rcducirende Substanz, Schmey hat nach 10,0 g ein ausgebreitetes Exanthem gesehen. Am
wichtigsten erscheint jedoch die Einwirkung auf das Sehorgan. In etwa 32 pt^t. der Vi.-rgif-
tuogsfälle tritt Amblyopie und Amauruse auf. welche als echte Intnxieationsaniaurose a\if/.u-
fassen ist. Die Cornea ist anaesthetisch, die Pupillen iiütti-lweii und ohne Ri'actitm. Die
Amaurose kann nach 8— 14 Tagen vorübergehen, aber auch bestchi-n bleilion. In 10 I2pt'i.
der Fälle trat unter Collapscrseheinungen Exitus letalis ein. Filix erseheint demnach, >*a->
auch durch das Thiereiperiment ftiuirll; bestätigt wird, als ein Gift, welelie> .-.eine ib-lei.ir.'
Wirkung im Verdauungstractus und Cenfralnervensystem entfaltet, Filixsäure wirkt in ähn-
Ueher Weise. Kaninchen sterben nach intravenliMT Injc-etimi vi.n 0,1, ii.ieli Kiiibringuui; in
den Hagen von 0,5 g unter den Zeichen der Her/.lähniiiM);, iiaehdem aul'steieendc Kücken-
marksl^mung, Steigerung der Reflexe, rontraction der centralen Arterien der Itetina uml Fe-
tanusanßlle voraufgegangen sind (Poulsson, van Au bei}.
[Filix
— 312
FingcrsteM
Auf Tnciiii^n wirkt P'ilix in aiinloger Weise wie die äbrigcu AnthelinifitV'''-» "-' '
zur Expiilsion des Wurmes deu Ijebraueh eines Abführmittels nöthig. Paron
Erfolg bei Ancbyl".istonii;isis angewendet. In einem Falle erfolgte nach (njectii.. .... „
von Fili.\exiraet in Knliiimcarbonatlösung in eine Echinococcusblase der Leber Abtödtai|
Wurmes und Ausheilung (Pavy).
Während der Vorberciluugskur. wolehe im wosentlichen aus einer Evacuation toll
mit Kalomel oder Scammonium besteht, dürfen keine fetten Speisen verabreicht wcHfa.
12.0 — 20,0 des Pulvers in '/, stündigen Pausen in 8 — 4 Portionen in
Scbüttclmixtur oder am besten (Uager) in Citronensiiurelimonade 20.0 — :• ■ ;").
Elcctnarium anthelmin thieum, Wurmlatwcrge:
Tuber.i .Inlapae piilverata .i, Flores Cinae pulveratae 15, Rbizoma Ptlieis
tum l.i. Mel depuratum 65.
Extractum Filicis. Rxtractum Filicia maris aethereuni. Extrti
fougcrc male, Alcnrc.sina .Aspidii, Wurmfarnextract, wesentlicher B<sta
des Helfenbergcr Bandwurmmittels, wird durch Erschöpfung des inA
pulverten Rhiz.om.t durch .\ether bereitet Ph. 0. HI. Das erunliche Kxtract, von düaki
nig- oder Sirupconsistcnz, soll frei von .\rther s<'in und darf, umgerüLrt und mit Ci
versetzt, mikroskopisch keine ,Stärkck<irncr erkennen lassen. In Wasser ist es unlöslich
gutes Exiract soll nicht unter :> pCt. Filixsäure enthalten. Bei längerem Stehen lä
gelbliche Kristalle von Filixsäure fallen, ist daher vor der Dispensation stets noMori
Die Ph. Austr. schreibt ein Extractum Filicis spirituosum, die Ph. Ital. ein Extractmn
aethereum vor, beide von Cuiisistenz I. Dosis 5,0—12,0 des deutschen Praeparats, Ij
von Extractum Filicis Wolrnaren.se nach einer voraufgegangenen Vorbcreitungskur in '
tionen in Kap.seln. Pillen oder Latwergen, wohl auch in Emulsion mit Gummi arabii
Iclst Magenschlauch cinzugiessen. (ileicli oder nach '/s Stunde Kalomel oder .laUpe. 1
0,5—1,0 pro .lahr mit .^inip oder Zucker, tierhardt verabreicht bei Taenia snlium I(
12,0, bei Taenia incdiocancllata 14,0— IH.O Extract in Kapseln.
Pilulae Filicis Ph. Hi.sp.:
Extractum Filicis 4. (iunimi arabicum 1, Wasser 1, Pulris rhizom&tis Fili«!
ad Pilulas 40.
I'ilu Ics de P esc hier:
Extractum Filicis 1,5, Pulvis radicis Filicis 1,5. Pilulae 20. Dosis Mor^M
Abends je 10 zu iiehiuen. Die Wirkung wirtl durch ein Clysma aus Exil
Filicis 2. (lummi arabicum und Wasser unterstützt.
Oleum Filicis aethereum:
constant in iler Zusammensetzung, wirksam, ungiftig (Kobert). Do-ti« \,(h
A cidum fil ii- icum:
Dosis 0,3 — 0.4 nach van Anbei in Verbindung mit aetheriNcfaem Gel: k
Filieicum 0,4. Oleum Filicis aethereum 0,G, Oleum Cinnamoui gutta* 10,
.arabicum 8. Wasser l'ß, Sirup 50. 2 mal zu nehmen.
JACOMOI
Fllniogen
t,i<|iivr aillia»«ivut. LOinnit 'on Nltraeellulo«o lii Aooton. mit ilcn Eig«nscli>ni>B i*t
Flngersteiflgkclteil. Die Behandlung der Fingersteiligkeilen filll zusammen mit ''"- •^-'- n
der Fingcrcoutracturen. Derartige Fingereontraeturen kommen vor als angi ' i
erworbene. Die erworbenen (.'ontracturen theilt man n.ach dem Sitz der Erki ..,.,>. ^ d
I. dermatogene, 2. destnogcne, 3. tenogenc, 4. myogene, 5. arthrogcne uixl K. nrunige«
tracturen. Die wichtigsten angeborenen Conlracliiren sind bedingt durch primäre il
Entwicklung der volaren Hautbedeekung bei normal entwickelten Cielciiken. Behtn^li
leichteren Fallen meist uunüthig. Sonst Bandaginnig an eine volare FilzstahKc.bii:a
nach der Vorderseite federt. In hocbgradigea Fällen ist mehrfach mit Erfolg blutig i
wordeu diych Bildung eines volaren dreieckigin llautlappcns mit Verschiebung, alw I
fühnmg eines V in ein Y. Die derrnalogenon Contractiircn entstehen durch Vi-rl*'
und Erkrankungen der Haut, welche mit Substanzverluslen einhergehen, am häufigst
ansgcdehntesten nach Verbreiiniiiigen. Die Verhütung dieser Contraclnnru ist e
wesentlicher Factor bei der Behandlung der Verletzungen und Entzündungeu der Fing!
Finger müssen in einer dem Narbenzug entgcgengericliteten Stellung bandagirt wenlca
frisch eiit.standenen Cnntraoturen kann man den Ver.such der allmählichen Dehnung
lisirung der Narbenstränge uiaehcn. Zu dem Zweck Fixation an Filzstohlschieni
Wendung von Massage, activer und passiver Gymuastik. Statt der Schienen kaoi
redressirende Apparate anwenden, von denen eine ganze Anz.ahl nach dem Pi
mählichen Hcduction mittels Schraube, Feder, Spirale oder elastischen Zugs cods'
In späteren Stadien der Behandlung bi'WJihrt sieb die Anwendung der Krukcnbei
dclapparate. Erscheint die unblutige Behandlung; aussichtslos, so kommen Sp,
Excisionen der Narben, Thiersch'sehe Transplantationen, plastische Operationen erMJi
Entnahme der Haut von enlferutercn Körportheilcn in Frage. Der Typus der desoO{
Contracturcn ist die Dupuytren 'scJie Contractur, welche entsteht darch partielle Sc
Inf;(>rsl<-ifi^k(*itoii
— 313 —
FiiikhT'l'riorl
Lder I'almampoueurfisc iiml dcTcn bin'legowi.'biger Kortsiitise in l-'olgc! "■limni^.oh-plastisclR'r Kril-
pfindu(i|!;. In den Anfangsstadivn ist niohrfnch völlige Heilung durch Anwendung der Massage
krziclt worden. Bei irgendwie vorgeschrittenen Füllen ist nur noch operative ßehiindlung au-
[gezcigt. Für leieht'TC Fälle genügt das Adams'seho Verfahren. Man durchschneidet subcutan
ivon verschiedenen Einstichstellen nus !nit dem Tenotom alle spannenden Stränge, bandngirt
lan eine dorsale Schiene und beginnt nach 4—5 Tngen mit Massage, activen und pas.siven
pewcgangen und .\niegung eines redrcs.sireuden Apparates. Die Tenntomie nuiss unter üm-
Btünden wiederholt werden. Ein weiteres brauchbares Verfahren ist die Fascienplastik nach
IBuseh. Man bildet in der Vola manus einen V fi>rmigen Tlautlappen mit proximaler noch im
[■Gesunden gelegener Spitze. AbUisiing drs Lappens von der Unterlage und Durchtrennung
niller sich spannenden Fa,sern. Der bei ilcr Streckung sich bildende Substanzverlust wird zum
iTheil vernäht, /.um Tlieil durch Transplantation bedeckt. Die rationellste und gründlichste
iBehandluiig ist die Exslii-pntion der erkrankten Apnneurose. Der am meisten vorspringende
HStrang wird durch einen Längsschnitt freigelegt, mit allen Ausläufern heransprni'parirt und
hchliesslich am Finger abgetrennt. Hatitnaht und Fixation der Finger an eine Dorsalscliiene;
kacb 14 Tagen Nachbehandlung mit Massage und CTymnastik. Tenogene Conlracturen cut-
ntehen nach Sehnenverletzungen durch schurfe und stumpfe Gewalt, nach eitrigen und fibrösen
lEntzünduiigin der Sebticn und Sehnenscheiden, sei es. d.iss sie zu partiellen Nekrosen mit
InachfolgeDder Exfoliation von Si-biienstücfcen, oder dass sie zu Verwachsungen der Sehnen mit
Direr Umgebung führen. Nach Substanzverlusten der Sehne entstandene Beugecontractureu in
Bbrauchbarcr Stellung lässt man am. besten iinbehandplt. Bei Extensionseontracturen lixirt
nnan nach vorausgegangenem Brisemcnt force in Flexionsstellung. Einigemal gelang es nach
Hjluck''s Vorgang, verloren gegangene Schncnstücke durch Implantation von Kaninchensehne
Ibder zusammengerollten CatgutRdcn zu ersetzen. Bei Verwachsung der Sehnen mit den
Rebncnschcideii erzielt man gute Erfolge durch lange fortgesetzte Massage und Gymnastik,
ffilektricität und lliiderbehandlnng nach vorausgegangenem Brisemcnt force oder offener Los-
hösung der angewachsenen Partien. Die Behandlung des , sehne llcndcn Fingers", welcher
nbeofalls den tenogenen Contracturen zugerechnet wird, besteht in feucht-warmen Umschlägen,
IMassagc n Friction und in methodischen Bewegungen. Kommt man hiermit nicht zum Ziel,
iso ist die Biosslegung und Beseitigung des Hindernisses durch ofTene Incision indicirt. Myo-
■Henc Fingercnntracturcn werden liäufig hen-orgerufen durch lange fortgesetztes Tragen immo-
Ibilisirendcr Verbände der Hand und des Vorderarms. Es sind meist FIcxionscontracturen. '
[Die Behandlung besteht nach Abnahme des Verbandes in lange fortgesetzter Anwendung von
iKassage, Gjnnnastik und Eh^ktrieilät. Bei der schweren Form der ,isehaemischen" Conlrsctur
■ist die Therapie fast aussichtslos. Die arthrogenen Contraeturen entstehen entweder als
IfQlge entzündlicher Proee,sse im Gelenk oder in Folge von Weichtheilschrumpfungen in der
Itläcbsten Umgebung der Gelenke. Ankylosen in brauchbarer Stellung liUst man unbehandelt,
■gestreckte Ankylosen kann man durch Brisement forcc» in brauchbare Slelhirigen überführen.
K)urch Rcsection der lielenkenden k;>nn man nur bei cxactcr Nachbehandlung gute Resultate
■ erzielen. Contraeturen durch Weichtheilschrumpfung werden mit den mehrfach erwähnten
[Fixations- und Dchnungsmitteln behandelt. Unter den neurogenen Fingcreontracturen unter-
I scheiden wir paralytische und spastische. Soweit die paralytischen Contraeturen auf centralen
I Erkrankungen beruhen, richtet sich ihre Behandlung zunächst nach der des Grundleidens.
I x\u.sserdem muss aber eine locale Behandlung der Muskellähmung mittelst Elektricität, M.issage,
I Gymnastik und redressirender Apparate vorgenommen werden. Die Anwendung der Kruken-
Iberg'scheii F'endelapparatc ist bei diesen Erkrankungen besonders zu empfehlen. Ist die
I Fingerconlractur durch Laesion der grossen Ncr\'enstämme erfolgt, so muss die Beseitigung
Ider Lähmungsursachc der Localbchandlung vorausgehen. Es handelt sich dabei eeitweder um
I operative Eingriffe, wie secuudHre Nervennaht, Eistirpation comprimircnder Geschwülste oder
iNarben. .^bmeisselungen von Exostosen, oder um Darreichung von Jodkali bei Bleilähmung
luod syphilitischen Neubildungen, oder um Entfernung drückender Verbände. Knicken u. .s. w.
IVon den Stützapparaten, die den Gebrauch der gelähmten Finger ermöglichen sollen, ist die
I Heusner'sche Vorrichtung am meisten zu empfehlen. Die Streckmusculatur wird bei derselben
■ durch elasti.sche Gummizüge ersetzt, welche mittelst Riemen verstellbar sind, l'nler diMj
I spasti.schen Fingercontracturco stehen im Vordergrund des Interesses die sogenannten «coordi-
I iiatorischen"' Bcschäfligiingsneurosen, deren häufigste der ^Schrcibkrampf ist. Seine Bchand-
llung besteht in sorgfältigster Massage der gesammtcn Arm- und Sehultermusculatur und der
IKe^^'enstärame des Plexus brachialis. Abwechselnd mit der Massage werden Widerstand.sbe-
Iwegungen vorgenommen. Einige Zeit nach der Massage erfolgt die Anwendung des galvani-
Vscben Stroms, und zwar in der Art, dass der positive Pol in den Nacken kommt, während
Ider negative tbeils in der Fo.s.sa supraclavicularis aufgesetzt wird, theils mittelst einer Massir-
Krolle über die Muskeln von den Fingeni an nach der Schulter hin herüberfährt. Dauer der
■ Sitzung 3 Minuten, -\usserdem Arm- und Naekeudouehcn und tägliche Schreibübungen. Zur
I Ausübung ihres Berufs erhalten die Patienten dann später Stützvorricbfungen, wie sie von
iNussbauni, Zabludowski u. A, angegeben wurden. ikiffv
■nkler-Prior'SCtaer BariUiif. olnp im Jdin- \mt vnn FinkUr uimI Prior lofülUt l'ai «oiii-ninnlrr Cholera
Kaoftn« Kefuadiine TibriouoDitrt, wolohi >b«r mit der Enlaleboiig dieear Erknuikttng oiebU >u thun hat. Mflcro-
•ikopisfli dem Kiiiitnmltatrilttiii <l«r ('IiuIitk ■nbr alinlieli, nur rtwu giO^^i^r. vi'rilllwviiist or Ul« tictft
•«rbnellffr al« ili«!«»! tiuü xivbt tlifi Nitrosutndalrciktfttun iiiclit. Er gflifJrt iu *Jou Fftutoi»« •nvf^ad««
liul iil)rr in iltT ratliologiu nnj Therapie Mc» Mon^öben koinerlci Bndputang.
Fische. Kür die Versorgung des Volkes mit Fleisch ist das Mschflcisch von grosser 8«4(«ai
inanfiTM der Preis desselben, wenn man von besonders bevorzugten und mehr »U lA^iAm
geschät/.ten Fisclmrlen, wie Lachs. Forelle u. .1.. absieht, niedriger als der des Flriwlir« 4r~
thiere, des Wildes und des Getliigols ist. Dabei ist das Fisehlleiscb kaum«
als i. B. Kalbfleisch. D.is Fisehlleisch unterscheidet sich von dem Fleisch der '
mal durch seine weisse Färbung, nur der Lachs hat rothliebi-'s Fleisch, sod
eigcntbiimliche Fett, von dessen Beschaffenheit der andersartige lieschinack ah!.
lieh durch den Wassergebalt, 77 — 7!) pCt.. der durchweg etw.is hüher ist .tU du dci i'üj_s
der Ilausthicre. Im Allgemeinen ist der Was.scrgehalt um so niedri^r, je fettrr in fiät
ist. Dabei enthält das Fischfleisch mindestens 12, zumeist 16— IS pCt. Ei*
gebender Subst.inz; beim Karpfen und Kochen hat die Analyse sogar bis zu -'
ergeben. Diejenigen Fische, welche in ihrem Fleisch reichlicher Fett, au 5 — -U i
lagert rnlbalteu, wie L.ichs. Hering, Neunauge, Sprotte, Aal schliesseu iminei '1
17 pCl. Eiwciss ein. Das Fischfett i.st llUssig und cnthült 50 — 70 pCt- Olom.
Die Fische werden zumeist gesotten oder gebraten genossen; zu («ttarmeo FVd»
.Saibling. Schellfisch, Dorsch. Rocht, Barsch, fügt man beim Braten vorthcilhafl cid ftS.»
besten Butter, hinzu. Das F'leisch fettarmer Fische, wie Schellfisch, wird in (labea b»
1500 g pro Tag nach Atwater im Darm des Menschen ebenso gut wie Kir, "'' ' iiucotR
und zwar das Eiweiss bis auf '/so. das Fett bis auf '/n- Dagegen ist das f. i isehia*
von Lachs, Aal und Neunauge, aus denselben Oründcn wie fettes Schwt.i.- ■■ -^Ii «k»«
verdaulich. Der weitesten Verbreitung .ils Nahrungsmittel erfreut sich der Hering; bei einrinO«»
schnittsgehalt an Eiweiss von 14'/i pCt. und an Fett von 3 pCt. ist sein v ii..-.. r-., . ..
hoher, dabei aber sein Preis ein so massiger, dass er des allgemeinen '
Vermöge seines beträchtlichen Gehaltes an Eiweiss und Fett vermag er e...^
Bedarf ungenügende, eiweiss- uud fettarme pflanzliche Kost, wie Kartoifelii und Itei*,Bari
ausreichenden zu ergänzen.
Aus Fischfleisch werden in grossem Umfange haltbare Couscrvon' her;; -<
durch Wasserentziehung: Fettanne Fische, insbesondere die .'^chclllisch-(Gadti'-
einfach an der Luft getrocknet und so die als Stockfisch bekannte Couserv'
im Mittel bei nur 16 pCt. Wasser 82 pCt. Eiweiss enthält. Zweitens durch ;
pökeln). Bei den Schellliscbcn wird diese Methode des Einsalzens mit der ebi-i. ««
des Trocknens an der Luft verbunden; man erhält so den ges.ilAeneu Stock . ~^
74 pCt. Eiweiss und 9 pCt. Asche, wovon 8 pCt. aus dem Pökelsalz. Der Salzli
hält im Mittel \9 pCt. Eiweiss uud 17 pCt. Fett neben 15 pCt. Asche, daviin 14 p
salz. Wegen seines Eiweiss- und Fettrciehthums, sowie seiner Appetit anregend
endlich seines wohlfeilen Preises ist er einer der bcrufenstcu Eiweiss- und Fett
den Nahrungsmitteln des Volkes. Als Appetit anregendes Mittel wcrd<-n Ren-n
und Kranken die zarten und leicht verdaulichen Sardellen* gereicht. Eine <1
virungsmethode ist das Räuchern: Raucherhering enthält 21 pCt. Eiweiss und 9
Endlich ist das Kochen uud Einlegen in heisses Oel. da.s in Büchsen luftdicht vei
wird, zu erwäbneu; so behandelte Sardcllou nennt man Sardiues ä Thnile: vtege» drr
tränkung mit FVtt sind sie Magenleidenden und Reconvalcscenten nicht tu grslatteo.
Für die Krankenkost kommen die Fische nicht sonderlich in Betracht, c» sei i>
Sardellen und die Salzheringe, die, von ihren Gräten befreit und zur Entfcmun^ des
Schusses in Wasser einige Zeit lang ausgelaugt, als appetitanregendes Mittel si. '
erweisen. Bei Nierenkrankheiten werden von manchen Autoren nur an Eitr.T
Eiweiss ärmere Fleiscbsorten und deshalb auch Fischfleisch empfohlen: allein d'r 1 at.
der verschiedenen F'leischsorten im Eiweissgehalt ist, wie oben angeführt, nicht *«:■
dass das Fischfleisch iu dieser Hinsicht zu bevorzugen wäre.
Flxchrerglftang. Bei den Fischvergiftungen handelt es sich nicht um ein einzr-lni» ein
Gift, sondern um ihrer Bildung und Natur nach verschiedene Subst.nnzen. Einig« Fi«
sitzen einen eigeuthümlichen, zu ihrer Vertheidigung dienenden Giftapparat, drr aut Oif
besteht, welche am Grunde der Flossen liegen und mit den stahlharten, sehr ^pin'
weder bohlen oder mit Rinnen versehenen Stacheln derselben in Verbindung «tchrn
liehe Giftstacheln finden sich bei manchen Fischen auch in den Kiemendeckrin. Bmi
Verletzung durch die Stachel tritt das Gift durch diese in die Wunde. Der Herh
Giftentlccrung ist ein ähnlicher wie bei den Giftschlangen. Zu dieser Art Ton tijfl
hört das in den deutschen Meeren und dem Kattepat lebende von den Kischem
fürchtete Petermännrhen, Trachiniis draco und Trachinus radiatus. Der Stich de» '
chens verursacht bei den Mctischi-n einen äusserst heftigen .'^chmerz und rntzilodE
scheinuugen mit mehr oder weniger bedeutender Anschwellung, die sich aul di« Ri
selbst den ganzen Arm erstreckcu kann, ist jedoch nicht sehr gerährlich. ZuwWlcb tnttl
isphvrr^fliinp;
- 315 —
FischvcrKifliiiifrl
I auf, wcldies aber ebenso wie die Sflimeneii nach einigen Sluii(]eii verschwindet, un') ebenso
I lassen die übrigen Symptome bald an Intensität nach, nur selten tritt Kiterung auf und Todcs-
lüillc in Folge des Stiches scheinen nicht vorzukommen. Die chemische Natur des Giftes ist
lunbekannt. Kür Frösche ist es ein Herzgift, welches den Herzmuskel lähmt fPohl) und unter
iocdematöscr Anschwellung im Bereiche der Injection nach Aufhören doi spontanen Bewegungen
■ unter L'dhmungscrscheinungcn tödtet (V. T. Schmidt). Die Behandlung einer solchen Ver-
§vunduiig besteht bei dcti Küstenhewohnern in .\usdrücfccn und Aussaugen der Wunde, sowie
Hn Aet/.ungcn mit Ammoniaktliissigkeil oder Königswasser. Andere zu dieser CLisse gehörende
•Giftfische sind : Cottus scorpio, Serranus Scriba, S. creolus, S. ouatalibi, Pagru» vulgaris und
IPagnis aurantiacus, Synanceia verrucosa, Plotosus lineatus, Thalassophrj-ne reticulati, Scor-
Ipaena diabolus und S. porcus. Einige dieser Fische scheinen ein energischer wirkendes Gift
■ zu produciren, denn Savtsehenko führt als Folge der Verletzung Nausea, grosse Schwäch'.'
I'init Angstznstäuden, Fieber. Gangraen der Wunde, in schweren Fällen Trismus. Tetanus und
laelbst den Tod auf. Dns Fleisch dieser Thiere ist ungiftig und kann nach Entfernung de»
■Giftapparates und der flaut ohne Schaden genossen werden.
I ' Eine andere Art der Vergiftung erfolgt durch den Gcnuss von Fischen, bei welchen das
Hüft nicht in besonderen Drüsen gebildet wird, sondern sich in verschiedenen Organen, Ovarien,
[Leber etc., helindet. Zu diesen letzteren Giftlischen gehören verschiedene, namentlich in den
"japanischen Meeren vorkommende Tetrodon-.\rten (japanisch Fugu). Nach Goertz sind .sicher
giftig folgende fünf Species: Tetrodon chrj-sops s. pardalis (Akame-fugu), T. rubripes (Hou-
fugu oder Mafugu, Tora-fugu), T. vcrmicularis CShasai-lugu), T. linratus und T. rivulatus.
nieben andere Species werden als verdächtig angesehen. T. stictonotus (Goraa-fugu), von
BRcmr als giftig bezeichnet, ist nach Takahashi undlnoko sicher uugiftig. T. argenteus ist
Bnach Geertz gleichfalls ungiftig. Das Gift haftet an den Geschlechtsdrüsen und findet sich
besonders reichlich während der Laichzeit in den Eierstöcken: auch der Rogen ist sehr giftig.
Bd geringerer Menge kommt es in den Hoden vor. In vollkommen atrophischem Zustande
Bind die Ovarien ungiftig. Hieraus erklärt es sich, dass nicht alle Thiere gleich giftig, oder
Uass die jungen nicht geschlechtsreifcn Thiere ungiftig sind. Das Fleisch ist für gewöhnlich
■licht giftig, jedoch können beim Vorhandensein sehr grosser Mengen von Rogen, durch üif-
HÜsion des Giftes in die umgebenden Thcile, die Leber, die Eingeweide und selbst die Baucli-
Bnusculntur giftige Eigenschaften erhatten. In reinem Zustande ist das Gift bis jetzt nicht
Bsolirt, Takahashi und Frioko erhielten es als gelblich gefirbte amorphe Masse, der geringe
BieDgen anorganischer Bi-imengungen anhafteten. Es ist in VVa.sser und salzsäurehaltigem Wasser
Beicht, etwas weniger in verdünntem .Mkohol löslieh; .schwer löst es sich in absolutem Alkohol,
leamicht in Aether, Chloroform, l'etrolaether und Amylalkohol und wird weder durch neutrales
Rleiacetat, noch durch Bleiossig, noch durch die gewöhnlichen AlkaloTdreagentien gefällt. Es
Uiffundirt leicht durch thierische Membranen, wird durdi kurz dauerndes Kochen nicht zersetzt,
Uiirch längeres Erhitzen, namentlich in .saurer oder alkalischer Lösung, aber zerstört. Charakte-
ristische chemische Keactioncu des Fugu-Giftes sind nicht bekannt, und man ist für soineu
Blachweis auf da« physiologische Experiment bei Fröschen angewiesen. Für alle Tetrodonarten,
powobl giftige, als a«ch ungiftige, ist das Fugu-Gift unwirksam, während es für andere Fische, für
RBchlangen. Frö.sche. Vögel und Säugethiero ein heftiges Gift ist. Es wirkt wie Curare lähmend auf
Fdie motorischen Nervenendiingen. daneben werden auch die in der Medulla oblongata gelegenen
LNervencentren, und bei Fröschen auch das Rückenm.irk gelähmt. Die Lähmung des vaso-
fciotorischen Centnuus verur-sacht ein rapides und tiefes Sinken des Blutdruckes. Die herz-
piemmendo Wirkung des Vagus wird aufgehoben. .Auf die Schleimhaut des Vordauungstractus
pirirkt es loeal reizend, doch treten die Erscheinungen gegenüber denen des Nervensystems
uurück. Der Tod erfolgt durch Lähmung des Respiratiousccntnims, das Herz selbst wird nicht
Idirect afficirt und pulsirt noch einigo Zeit nach dem Aufhören der Athmung.
I Bei Menschen treten die Vergiftungserscheinungen sehr schnell, unmittelbar nach dem
tGeouss, zuweilen sogar noch während des Essens auf Die Symptome sind Druckgefühl im
iVagen, welches sich bald zu Schmerzen steigert. Trockenheit im Munde und Schlünde. Kopf-
bcbmerzen. Schwindel, Angstgefühl und Todesfurcht und sehr bald tritt grosse Schwäche und
pillgcmeiner Verfall ein, der Gang wird wankend, das Stehen unmöglich, es stellt sich Uebel-
Bcit, Erbrechen oft blutiger Massen, Diarrhoen, Ziehen in den Muskeln der Arme und Beine,
Hann Krämpfe, oft Trismus. später Lähmungserscheinungen. Cyanose, ein. Das Sprechen und
Bchlucken ist erschwert, die Pupillen sind erweitert, die Eitremitätcn werden kalt, die'
l&tbmung wird erschwert und dyspnoisch, der Puls klein, intermittirend und der Tod tritt eiu
Hurch .Athmungslähmung.
I Zu den echten Giftfischen gehören ferner einige in den Flüssen Mittelasiens lebende Arten
fcon Schislothoras. deren Fleisch und Rogen, in rohem Zustande genossen. Erbrechen, Durch-
Ball, Schwindel, Mydria.sis. Krämpfe. Collaps und Tod verursacht. Eine gleichfalls hierher ge-
hörende Form der Fischvergiftung ist die sogenannte Barbencholera, eine unter dem Bilde
Ber Cholera nostras verlaufende Erkrankung, welche durch den Genuss von Barbenciern des
Bogens von Barbus fluviatilis hervorgenifen wird. Die Natur des Giftes ist unbekannt, jeden-
Balls bandelt es sich auch hier, wie bei Tctradon, um ein ovariellcs Gift, welches zur Laich-
Beit gebildet wird und für den Verdauungstractus des Henscben local reizende Eigenschaften
I Fisvlivprgitliiu((
!lß —
FümbTUi
licsit/.t. Aeliiilirlip, uur viel schwerere Erscbeiuungcii verursacht «ler in trupiseka
vorkonimende Laxirliseh. Sparus maena Cuv.
Sehr schwere Verpftungen bewirkt die öoldforelle, Cnlupca thrissa L. Die Etsd
bind die einer schweren Gastroenteritis, in manchen Fällen jedoch auch den liB
beschriebenen ähnlich. Chisholm sah einen Neger eine halbe Stunde noiih 4
eines solchen Fisches zu (iniiide gehen. Das liift findet sich im Fleische, in d«f l
im Darmcanal. Nach A. Günther wird dasselbe nicht im Körper des Thi'T''» "•■*•''
dem CS »tanimt aus der Nahrung der Thicrc, die aus giftigen Korallen. AI.
Päulniss übergegangenen Resten von Thiercn besteht. Iliennit in üoberein
.\ngabe von Orfila. dass der Fisch in manchen Geg<.'nden, /•, B. in Dctv-i f,
Portorico dagegen ohne Nachtheil gegessen wird. Auch die Aufnahme vou
Genuss von Diodon spinosum isl nnch llusemann nicht unwahrscheinlich.
-Ms eine weitere Ursache der Fischvergiftungen werden bakterielle Erkraalrai
Fische angegeben. Ficbel und Knoch züchteten ans einem an Krankheit »u itji
gaugcnen Karpfen oinoii Bacillus (B. piscicidu.s), der auch für Warmblüter p-itbopti
Schäften besitzt und ein Gift producirt, welches Liihniung des Atbmungs- und Geßm
und eine Parese der Extremiliiten hervorruft, und Frau Sieber-Schou mo w könnt«
lieh einer in einem Fischbehäller auftnitenden Epidemie einen von dem Fichcl-En*
Bacillus gut dilTureu/.irharen. für Kaltblüter hochpathogenen Bacillus (B. piscicidi
cultiviren. Die Möglichkeit einer Intoxication durch den Genuss solcher Fisch«; i
gegeben werden. Wahrscheinlich gehören in diese (iruppe einige nach dem Gennsi r<
Lachs beobachtete Vergiftungen. Kobert rechnet auch die nissische SaUli- -^
her. Wenn diese .\ufTassung auch manches für sich hat, so lassen sich an'l J|
wichtige Bedenken gegen dieselbe geltend machen.
Eine vierte Art der Vergiftung kommt durch den Geous.s vou faulenden Piscbeo n
Manche Fische zeigen eine auffallend grosse Neigung, schnell in Fäulnis« üba
Namentlich sind es Seefische, und besonders einige in warmem und heissem Kl
kommende, welche oft schon nach einigen Stunden faul sind und in diesem Zustao«
zu Vergiftungen führen. Dies ist auch die Ursricln^ dafür, dass manche dieser F
giftig angesehen werden, die es in Wahrheit nicht sind, und die nur in faulem Zuitu
wirken, während sie frisch eine gute Nahrung bilden. Zu diesen Fischen gehören 4«
fisch, Thynn\is vulgaris, und die in den Impi.ichi'n Meeren vorkonimende Boiiil'-. ',
pclanys, femer .Scomber pneumatophorus, Cyhiuin chinensc u. a. Auch die Matnli;. '.
scorabrus, Kabeljau, Dorsch und SchelUisch gtdieii häufiger zu Vergiftung \-'--. i
Fischläulniss entsteht eine ganze Reihe von PtomaVncn, von denen einige
wenig giftig sind, andere d.igegen stark giftige Eigenschaften besitzen. Zu
gehören ein von Brieger isolirtes, dem Muscarin ähnlich wirkendes Fäuln-
eine von Bocklisch aus faulen Barschen dargestellte, gleichfalls muscan...
Base. .Ausser diesen finden sich aber noch andere, sehr giftige Ptoma'inc, die äu*«n(
xersetzlich sind und in Folge dessen bisher nicht rein dargestellt werdeu koDOIcii.
leichte Zersetzlichkeit ist auch die Urs,ichc dafür, dass die tnftigkeit der Fische in
Stadium der Fiiulniss am grössleii ist und mit (ortschreitender Zersetzung mehr aai
.abnimmt. Hieraus und aus dem Umstände, dass es sich nicht um ein einzelnes Gift,
um verschiedene giftige .Substanzen h^indell, erklärt es sich, dass das klinische Bild i
Fischvcrgiftangen kein einheitliches ist. In einer Reihe von Fällen äussert sich die?«
in gastroenlcritischen Erscheinungen von mehr oder weniger heftiger lutensität. bio
unter dem Bilde eines leichten Brechdurchfalles, zuweilen jedoch unter schwejM. i
artigen Symptomen. Der Verlauf dii^ser .Art von Vergiftungen ist ein günstiger.
Eine zweite, die sogenannte cxanthematische Form (fchthysmus exantbematicos) iiS
terisirt durch den .\usbruch eines scharlacbartigen oder urticariaartigen E.\anthrm«. M
häufig «rysipelatöse AnschwelluDgen des ficsichtes hinzugesellen, tiastro-cni
nungen können vorhanden sein, fehlen aber häufig gänzlich. Derartige Verg;;
besonders häufig nach dem (ienuss von Thunfisch vor, werden aber auch nach veri
Schellfisch und Makrelen, sowie nach Gameelen beob.Tchtet. Eine dritte, dehr »c
letal endende Form endlich, die sogenannte paratyti.scbe, bei welcher es sehr schnell
meinem Verfall und r<ähmungon kommt und die in den Symptomen und in ihrMs Vil
der Fuguvergiftung ahnlich ist. wird durch Thynnus pelamys veranlasst. Eiti
der Fischvergiftung wird durch conservirlc Fische venirsacht. Sic kommt iiat
land, im Gebiete der Wolga, vor und wird besonders durch den Genuss von
penser sturio). Hausen (.Acipenser huao), Sterlet (Acipenser ruthenus) verai.
giftungen sollen nur nach ungekochtem, nicht aber nach gekochtem PMeische ■
giftigen Fleischstücke zpipen keine Fäulniss. sie sind von etwas weicherer B.
das ungiftige Fleisch und besitzen einen eigcnthümlichen. aber durchaus nicht i.iui'i:
Uebcr die Natur des Giftes köiincn wir nur sagen, dass es sich jedenfalls iira '
terielle Thätigkeit gebildete FlnmnVne handelt, die von den durch die gewöhnlicb«
uiss entstehenden Fäulnissalkaloiden verschieden sind. Arustamow f.ind in aM*,
giftigen Störfleisches cigcnthümliche Bacillen, die sich auch in Schnittpracparaten J"
fschverxiftung
— 317
Fissurn niii]
»Ar
llilz und Nieren nachweisen licsseu, und von Anrep isolirte aus (riftigcni Störfleisrhc. durch
dessen Gcnuss fünf Personen gestorben waren, ein festes, sehr giftiges, atropiuartig wirkendes
^Ikaloi'd, welches auch im Uagen- und Darminhalt, in der Leber, im Blute, (iehirn, MiU und
Parn der Verstorbenen nachgewiesen werden konnte. Das Vergiflungsbild ist ein ganz speci-
fisches, von dem aller anderen Fischvergiftungen abweii^hetides, und es erinnert in vielen
Punkten an den Botulismus. Charaktu-ristisch ist das späte Auftreten der ersten Vergiftung«-
mptome mehrere Stunden nach dem Gcnuss: Schwindel, Trockenheit im Munde und Schlünde,
eisere, fast tonlose Stimme, Schluckheschwerden bis zur vollständigen Aphagie, Mydriasis,
Aecomniodationsparese, Sehstörungen, Doppelsehen. heftige Sehmerzen im Magen, später auch
im Mastdarm, Einziehung der Bauchdecken, hartnäckige Verstopfung, grosse Schwäche und
Allmählich sich mehr und mehr ausbreitende Lähmung, Ptosis. Der Tod erfolgt entweder
ftch mehreren Tagen durch Itespirationslähmung oder zuweilen erst nach Wochen unter
osscr Abmagerung und Kräftevcrfall. Achnlieh verlaufende Vergiftungen werden auch nach
deren Fischen und bei anderer Conservirung beobachtet, so sah Schreiber eine Vergiftung
lurch Schleie, die gekocht fünf bis sechs Tage in Essig gelegen hatten, bei sechs Personen:
ei derselben starben, die eine am 10., die andere nm 24, Tage unter plötzlich auftretender
yspnoi" und Erstickungsanrällen. In einem andern von Hirschfeld beschriebenen Falle
Folgte die Vergiftung durch gebratene und in Essig eingelegte Heringe; 5 Personen er-
[Icrankten, .3 derselben starben.
Eine andere Form von Vergiftungen durch Fischconserven verläuft unter choloraartigen
incheinungen, man hat sie nach geräucherten Flundern, Sprotten, Heringen beobachtet; auch
ingemachte Sardinen führen zu Vergiftungen. Stevenson sah bei einem jungen Ülficier
ach dem Genuss von sechs Sardinen Erbrechen, Anschwellung des rechten Schenkels und
crotums, Collap<i und Tod in 25 Stunden. Inoculation von Leberstückchen des Verstorbenen
laugte bei Meerschweinchen malignes Oedem. Aus dem Erbrochenen sowie aus den Sar-
dinen konnte ein sehr toxisch wirkendes Ptomai'n dargestellt werden. In einem andern Falle
isolirte tiriffitbs aus faulen Sardinen eine krysUllisirende Base (Sardinin, Ci7lI,iN02), welche
^ei Thieren Erbrechen, Durchfall und Tod bewirkte.
j Behandlung. Die Indicatio causalis bei den verschiedenen Formen der Fischvergiftung
■r/ordert die möglichst schnelle Entfi-nninj; dos Giftes aus dem Magen und Darm, .^m be.steu
beschieht dies in den schwersten Fällen dnrch Magen- und Darmausspülungen: wo dies nicht
CDgängig ist, gebe mau Brechmittel und reiche später ein Abführmittel (Ricinusiil und Kalo-
mel). Bei der paralytischen Furni, Fugu und ähnlich verlaufenden Vergiftungen gebe man
Kxcitantien : schwar/.en Kaffee, Champagner, Wein, Liquor Ammonii anisatus oder subcutane In-
Bcctionen von CofTcmum natrio-benzoicum, Kampher, Strj"chnin ; bei der exanthematischen Form
unnerlich Kalium aceticum zur .Anregung der Diurese, äusserlich Waschungen mit Branntwein,
pauwarmc Bäder. Bei der Salzrischvergiftung sorge man für gute Ernährung, bei Schluck-
»«»chwerdcn durch die Schlund.sonde und Nährklystierc. Ausserdem gebe man Excitanticn,
aoborirende und tonisireude Mittel, Pilokarpin. Bei den leichteren gastrischen Formeu gc-
Bfigt es, ein Abführmittel aus Kalomel oder Ricinusöl zu geben, später Opium, gerbsäurebaltige
nind schleimige Mittel, Pfe/Termünzthec, warme Umschläge auf den Leib, Bettruhe.
I LANGOAARI).
bsiirfi anl. Man verstsht d;irunter kleine, flarlie, leicht!»! utcini«' Geschwüro oclrr
8chruii(ir'ti tlfs .Ufers, die gewöhnlich zwischen den Kalten der Scliieiniiinut, nahe
Itleni l'eberfr.-infc di<'ser in die äussere Haut .sitzen. I>iese Sclinnidi-n venirsaclien den
f Kranken, da oft in dem (ie.schwür die Ncnenondigungen bl(is.s liegen, gowöhnlicli
[heftige Schmerzen. Sowohl bei Su.-iserer Berührung, bei Bewegungen des Schlies.s-
Imuskei.Sj als namentlich bei innerer Berührung, wie sie dureh die Defaeeation zu
[Stande kommt, stellen diese sich ein. Die Folge dieser Sclimerzhaftigkeit sind
[reflectorische Ciintractionen des Spjiiiicters, die wieder Schmerzen nach sich ziehen.
[Trotz der geringen Bedeutung, die ein derartiges Geschwür als stdehes iiat, fordert
[der Zustand ilnch entschii'ilen zum Kingreifen auf, da die Kranken von den Sehmerzen
[wirklich so ge]H"iiiigf wenien, dass sie in einen hochgradig nervösen Zustand geratben
Lkömien. r)ie wesi'ntliclien Krseheinnngeii also, die beseitigt werden müssen, sinil dii-
I lieftigen Srhnierzen im (jeschwür. ferner die schmerzhaften t'ontractioni-n des
iSpliincters und die gewöhnlicli starke Obstipation, die die Folge der Sclimerzliaftig-
I kcit der Ilefaecation und der dadurch veranlas.iten Anlialfung des Stuhles ist. Bei
I einer cansalen Therapie mus.s es sich tlementsprechend darum handehi, die Geschwüre
I «ur Heilung zu bringen. |);inii fallen auch die anderen Rrscheinnngen von seihst
Iweg. In den li'ichten Füllen macht man zunächst den Versuch, die Heilung des
I Geschwürs dadurch herbeizuführen, dass man die wunde Flüche diirdi tägliche Bäder
I rein und saulx-r halten lüsst, da.ss man sie mit Höllenstein bestreiclit und mit Salbe
I bedeckt. Aus.serdem aber ist es auch für diese Fälle von Wichtigkeit, den niecha-
^iiischen Heiz zu beseitigen, den die ersciiwcrte Dofaecation venirsacht. .Man uiitss
[Fissura ani
— 318 —
also durch leichtf Al)fülirtiiittt'l für leichten Stuhlj;ang sorgoii. Föhrt iliaP
Ziel, was meist der Kall sein wird, wenn häufigere Afterkrämpfc .luftntaj
niuss man unbedingt dafür sorjjen, dass <iie ^clilnimhaut entspannt wird Äi
koti!;irt den I'atienten, zieht den Sphincter ausi'inaiidcr und incirijrt d»t? >
haut iu der Fissur. l)aiiu schaltt man die Ränder des Ijesehwüre-s Ptwa»
verliindet die Wunde. In den Mchneren l-'flllen aber ist es wichtig, sofort ili
tractur des Sphincter für längere Zeit /u beseitipen. Man erreicht d» «*
(hirch offene Uurchschiieidung der Aaalhaut und des Öphinct»;r oder einfaclirj
gewaltsame Uehnung resp. Zerrei.ssung desselben. In Narkose setzt man ilii*
Zeigefinger hakenfrmnig in den After ein und dehnt nun den Spliincter »
dass er schlaff und weit bleibt. Dabei reisst das Geschwür gewöhnlich ein.
liegt nun zu Tage und kann jetzt wie ein anderes Geschwür behandelt vetit
genügt zur Heilung, etwas .lodoforrnpulver und etwas Gaze darauf zu
Schmerziiafle (.'ontractionen des (Sphincter können nicht mehr stattfinden,
schwur wird nicht gereizt und in der Zeit, die der h^phincter hraticht, am
uornial schlussfähig zu werden, ist das Geschwür geheilt. Nor in gani
Krdlen, wo die Fissur hart und indurirt ist, wird man gojtwungen sein, dip
excidiren. Wie bei allen Operationen am After ist es auch bei dieser zwwk
den Patienten einer Vorbereitungskur zu unterwerfen, ihn einige Tage hiingi
abführen zu lassen und direct vor der Operation etwas Opiiuii zn geben, dam
gleich in den ersten Tagen nach der 0[)eratinn Stuhlgang erfolgt und die
verunreinigt. Ks ist aber niclit gut, dieses (.»piuni Ulngere Zeit zu geben, wh
der retardirte Stuhl sehr hart wird und die zarte Narbe wieder verletzt.
HiLoa
Fistel. Man bezeichnet im Allgenieitien mit dem Worte Fistel ciuen abnormen, g
lieh röhrenffirmigen Verbindungsgang zwischen zwei Orgauen, aus dem .sich }*ü
leiert. Diese Sccretabsonderuiig hat ihren (inuut entweder darin, da.sK eine li
gende Krkraiikung, wie ■/.. K. von KiiiH-hen, Zähnen, Lymphdrüsen, (ielenk<-n. >
die zu einem Diirchbrurli nach aussen gefiUirt hat, sodass jetzt das kranke Ur
der (Jbertlriche des Körpers conimutiicirt und dahin Secret ergossen wird, uif
z. B. bei der Hlasenscheideiifistel, in Folge einer Verletzung, in iliesem Falle der
eine abnnmie Conuniuiication zwisi-ht'n zwei Hohiurganen, Blase und Schei
Stamle gekomtiiett ist, oder da.ss eine abnorme Ausiuündung eiiies Schlaiichi
nach aussen besteht, wie bei <ler l'enisfistel, llypiispadie, Analfistel oder
einer Lymphtistel, wo in Folge einer Verlet/.vmg einer Lyniphcyete odei
LynipbgefassstninnieH ein andauernder Abfluss von Lymphe nach aussen zu «
oder bei einer Speiclielfistel, wo ein Speichel drü.seiiausführuugsgang nach
coramuiiicirt. Schliesslich liiidet mau noch i'ine besondere Art von Fisteln, dl
genitalen Ohr-, Hals- und Nabelfist«dn, die ihre Ursache in Anomalien beii
schluss von Kieiru'ntaschen oder int \'er.>ichluss dre Ductus oiuphalo-mesi
haben. Da die Msteln bei Knochen-, Zahn-, Gelenk-, Lymphdrüsea
kungen secundilrer, sehr nebensächlicher Ih'deutimg sind uiul keine selbständ:
handlung erfahren, so werden sie bei der Hespreclimig der Therapie jener
heiten mit abgehandelt werden. Bei di'U anderen Fisteln aber besteht da
Leiden nur In dieser abnunnen Conunimication, die Se- und -Kxcrete an abnornici
austreten lässt, und in der daraus resultirenden lieläsliguiig imd Störung, «hü
ein sonstiges Grundleideu vorhanden wäre. Deshalb nuiss in diesen Flll
Therapie den Bestand der Fistel aufbeben, indem sie dieselbe selbst in
nimmt. Bei diesen Fisteln, af-^o z. B. bei den Blasenscheidenfisteln und i
üreterscheidonfisteln, handelt es sich darum, <lie Fisttdumranduiig so weit xu «I
dass überall das Epithel wegfiillt und es eine gute Wundfläche giebt, und
gesetzte Wunde exact durch die Naht zu sehliessen oder den l>efect mit tiült
|)lasti.schen Methodr- zu decken. Hin ähnliches Verfahren ist natürlich bei «fac
röhrenfistel, bei der Hypospadie nütbig. .Man ulllit hier nur nach
frischiuig die innere Hautplatte für sich uml dann die äussere oder legt einen I
in den Defect. Ebenso wie bei diesen Fisteln die g:uize, epithelbedeckt«
uuu'anduiig excidirt werden nruss, ebenso mnss bei den congeiiitalen 0hl
Hal.ffistelti womöglich der ganze Sack exstirpirt werden. Hei diesen ist ja die
Fistel mit Epithel ausgekleidet und wenn etwas von iliesem Epithel steboi
so schliesst sich diu Wunde nicht oiier sie bricht spUter wieder auf. Hier mu
stel
— 319 —
Fixe I«1ppii]
^^rir>r K]iitliclc:iti:il wfininglirh l)is :m sein Knd<>, ilas bpi de« Halsfislolii nnist im
H'K.'K'licii li'irt, cxstirpirt worden. Die iiiiMiiaiirMi Halstisteln, die Hfsto des Ductus
H tbyr<'iin;los.su.s, gi'lu>ii iiii'ln scitpii durch das Zun^rcMbciu tiiudurch. Ist das der Fall,
H 80 heilen sie nur dann vnllstäiidij:, wenn man :iui'li diesen Theil ii^ Zungenbein
^B durch Resection des betreffenden Stücki'S des Knochens entfernt. Alle Kinspritzungen
^H von reizerulen Substanzen, wie .ludtinctiu-, führen mcht zu einer .sicheren Heiliuifr.
^B Die KjHtherien werden dadurch nicht sicher zerstört und das i.st zur Heilinip noth-
^»wenilig. Bei den Nabellisteln iinischncidet man die Fistel, zieht <leu mit l»la.se
^Boder iiarni conununicirenden tian;; heraus, schneidet ein Stück de.s.selben weg, so
^Bviel, da.ss der Rest nach innen unten vom Nabel zu liegen kommt und verniihi den
^■Htimii»f, nachdem man ihn eingestfdpt hat, und versenkt ihn. Ilann wird die NViuido
^Hdariiber geschlossen. Für die Heilimg von Speichelfisteln, wie sie z. B. nach
^B Verletzung des Ductus Stenonianus nicht selten beobachtet werden, bat man sich
^Bfrülier eine ganze Menge Üjierationsmethnden und Verfahren ausgedacht. Ivs liegen
^Bjn die Verhältinsse hier so, dass, weim der Ductus Stcnonianus seitlich oder (juer
^■ini ganzi'u Lumen verletzt ist, der Ausflu.ss des Speichels aus der Drilse durch dii-
^■Wufnle entweiti-r dircct nacli aus,son oder direct nach innen stattfindet und nicht
^Btlurch den peripheren Theil nach dem Minirie, Fs handtdt sich also darnm, den
^Bi^peichelausliu.ss wieder durch den normalen Weg nach dem .Miuuie zu zu leiten und
^Bdie ilussere Wunde zu schlie.ssen. Bei frischen, .sctiarfcn Verletzungen naht man alle
^■Theile sehr genau, .so dass womöglich die durchtreiuiten Ductu.stheile aufeijiandor
^■kommen. Besteht nun aber, sei es in Folge einer früheren Verletzung oder in
^BFolge von Zerstönnig der Wand des Ductas durch Absces.se, Syphilis, Lupus, Car-
^Brinom, schon länger eine Fistel, hat sich eine richtige lippen form ige Fistel heraus-
^Bgehildet, so nniss zuerst die Fistelumrandung gründlich exsfirpirt werden, dann miiss,
^Bwenn in der Scbleimliant keine Wunde ist, diese eine ( lefTnunf; bekommen und dann
^Bdic äas-sere W'imde darüber genau geniilif werden. Legt man in die innere Oeffimng
Hvom Munde aus ein Drain, so gelingt es gewrdinlich, die äiLssere Wunde zur
^■Heilung zu bringen. FAeutuell kann man auch die Canalisirung dadiu'ch fertig
^■bringen, dass man vom Munde aus d:us periph(rre Knde des Ductus erweitert,
von der Wunde ans das centrale, und dass man dann erst dir- Fisfehnnratulnng e.xcidirt
L und die Wunde sehr exact vernäht, sodass wonniglich die beiden OelTnnngen im
^■l)iictns auf einandir zu liegen kommen. Wesentlich anders liegt die Aufgabe bei
^<ler Behandluivg der Anal- rosp. Rectal fi.stel. Rectalfisteln sind ja in den mei.sten
Fällen die Residuen von Abscossen, die, sei es durch vom Darm aus eingedrungen!'
™ Fremdkörijcr, sei es durch tuberciilöse Infection, v(un Darm ans verursacht sind.
Hd'ach Ablauf dieser Absce.sse sind röhren fönnige Fisteln zurückgeblieben, <Ue maucb-
^Km.'il einfach, oft mehrfach verzwi'igt verlaufen luid theils au.ssen auf der Haut neben
H dem .\fter, thi'ils innen im llarm in der Sphinctergegend, theils aussen und innen
Heine OelTmuig haben. Diese Fi.steln heilen nicht, weil sie entweder thatsfichlich
■ tuberculös infu'irt siml oder weil vom Darm aus inuner etwas inficirendes Material
^fchineinkonimt und ihr Verlauf so gewunden ist, dass sich das Secret nicht frei ent-
^ftleeren kann und .so durch ilie Retentitui weitere Fnterminirungen entstehen. Fs kann
Hsich also bei der Therapie nur danun handeln, durch Spaltung die Fistelwand bloss
"fu legen, um so freien Secretabfluss zu erzielen uiul bei flen tuberculösen ausserdem
eine gründliche Entfenuing der Granulation zu ermiigliclien. Man spaltet also die
Fistel in ganzer Lfmge, d. h. bis in den Darm hinein, indem man sich nicht scheut,
eventuell die iucomplete Fistel durch ih'e eingeführte Sonde in eine complete umzu-
KWandeln. Man ninss aber auch alle Nebi'ii- und Seitengänge .sjialten. Dann schabt
^Dian die GranulatioiU'U, ilie die Fistel auskleiden, ab, entfernt damit alles eventuell
tuberculöse und stopft nun die breiti- Wundtlache mit .lodoformgaze aus. Auf diese Weise
tschliessen die neu i-nlsteheiiden gesundi'U Granulationen von der Tiefe her die Wunde.
Um der WundHäche Ruhe zu verschaffen, iSsst man den fatienten mehrere Tage
Opium nehmen, .Vni fünften oder sechsten Tage kann man durch Ricinuscjl Stuhlgang
herbi'ifidiren. So heilt die Wumle von der Tiefe aus ohne Zurfickl.a.ssung einer Fi.stel.
Die Spaltung selbst kann man mit dem Messer ausführen oder auch galvanokausti.sch.
Auch hiermit erzielt man eine vollstÄndige Spaltung und Blosslegung der l'istel.
HILDEBBAND.
Fixe Ideen. Dntcr „fixer Idee" versteht man eiue inhaltlich falsche Vorstellung, welche
»US einem abgelaufenen primären krankhaften geistigen I'rocess übrig geblieben ist. Sic
[Fix«» Ideen
— 320 —
Flnsel
ist deiunach ein sec.uiici!ir«^r Zustand von einem Irrasein der lutflH
sich vollständig und dauernd lixirt hat. Oft drängt sich in den A
Kranknn nur eine Idee besonders hervor, und es hat dann den Anscli'
seil»' nur ^ine einzige fixe lde<.' habe, im Uebrigen aber gesund sei. I'nteis0(
und beobachtet man derartige Kraniie alier 2;eiinuer, da zeigt sich S4'hr bal
andere ,,fixc Ideen'- bestehen und vor .Vllem zeigt sich der i»s>clii!
welcher die ICntsteliuiig der fixen Idee bedingte, al.-< ein Tirankliafler
solcher von dem ihn reproducirenden Kranken als solcher nicht anerkannt
jemand vrdlig geistig normal und bestände seine Krankheit nur in eiuer
wie selbst neuerditigs Psychiater zu glauben scheinen, dann mü»i.st<' die G
der normalen Vorstellungen im Stande sein, die „fixe hJec" zu veniicbtfu,
wie Irithuin durch andere Vorstellungen corrigirt werden kHun. Thal
dies nicht der Fall: die fixen Ideen gehören zu den prog^iostisch ungi
loiiien der Psychosen. Allerdings kaun sich ira Laufe der Z«>it die K
Ideen abschv\'ä<:hen , der Kranke schliesst sie mehr in sich und prodncirt
fiirtwährend, aber er thut dies ntir aus Zweckniässigkeits{?ründen, «• '
nmgen ihm den l'rotest der Umgebung oder Schildigungen herb.
nicht aus innerer Ueberzeuguiig. Die Therapie ist bei die.ser Froguo^r
aussichtsvolle. Dem Kranken die „fixen hleen" ausreden zu wollen, i.>i
gel)liclie Mühe, da er Vernuiiftgriimk'ii seine eigene krankhafte Krf;»h
ihm die absoluteste Siclierheit bietet, eiifgegensetzt, Knergische Versucl
redens" reizen den Kranken und schädigen ihn. Auf der ajideren Seite Ist
selbstverständlich auch tmzulässig, den Aeusserungen des Kranken sich beial
zu vorhalten. Kine milde, das Krankhafte betonende Zurückweisung ewb
da« beste Verfahren.
Da es sich bei den fixen Ideen um einen abgelaufenen Process handelt,
iler Regel eine Detiiiirung in einer Irrenanstalt nur dann i*rfortlcrlich seil
der Inhalt der fixen Ideen und ihre riffentliche Aeussenmg, sowie die
Grund diTselben beabsichtigten oder thatsäclilich ausgeführten H.-indlungen
fahr für die Allgemeinheit hcrvorziiruren im Stande sind.
XEM»
FlaCOUrtlA Comm. PilaTtKenpattunii an«^ dnr Faro. liur B i xaevac, ItnU'rfam. PlAcniirt >
r-inifrschl''clili^'n odpr |inlvi;aiin' api-tali' Blnth''n. MRnnlichr Hltlthen mit viiOpn auf !•■
•'Ylri)i><>n Stuii)>blatt<-ni, ohne Pi«tiltru>]jin<>nt, weililißbu au» fa«t naeWI<'m riNtiU tiiit
^rlieiiki'lii bfhtehnnd. SanK^nunUgen hünfCoDil anatrop-Bpitrop. Krucbl vino Stvinrmclit mit m*br
<l«rMi jnder i'incn odnr mf«hrf*n* f^anicn iimttcttUpsiit. Mt^tftt staclinliift* BuuinM uder Sträii^li^r 4a<r %■
diT alt«n W<<U mit ■•iiirarhcn Blulterii. X.
Kluroiirtiu cataphracta wird in Indien aU Tonioam, Stumai^birum llittl Ad.<«liiu|r<»ft«
dm junceii Trioben und Bluttcrn werden auob die KrOchle anitewendel bei Versljipfuiijr, Bn>ckD*ig«s(.
LeberanecÜMnen. Dufif 2/t ftni itle der Tinctar 1 : 5 üder ile*> Infusett 1! : lüo.
Fllg^ellat^n »Ind goi«5eItjagnnde Monaden, als Schmarotxer im KUrper des WarroblUtors l»«uhaffhUL
meisten« nln An^bOtige der Oattunp TrirboiDüna« und l'erroinona«t ' im 8ecrt*t der .Selilc'lmbUil* 9&r (
ipna, Re<fpiraLitiiii.>.ohleimbantl, hier uieiHt. ohne liekannte patbolnfci^^cbo Bedeuliiuic. liorb riiiij tm Blvl« Ta«
Ratten und Hjini?ili'nt Khi^rlUten beobaebtet worden, die t4dtUelie Se|itio«emie liewirkU'n.
A- liOl
Flaschenbonillon. Man bereitet die Flaschenbouillnii, indem man frisches. frttl,,.,-v ß«
Kalbfleisch fein zersclineidct, ohne Zusatz iu ciar reine, mit weiter Oeffnung
bringt, letztere lose zukorkt, in ein Qefass mit Wasser stellt, dieses erhibtt
sieden lässt. Nimmt mau nach die.scr Zeit die Flasche aus dem Wasser, io
ihr eine bräunliche oder gelbliche trübe Brühe, von 300 g Flei.sch etwa 100
einfach abgegossen und ist die FlascheDbouilloii. Ihr Ocrueli tind Uesohiuack ist
sehr kräftiger Fleischbrühe. Sie enthält etwa 7 pCt. feste Substanz, und jwar 3 fCU
Pepton und Leim, 3—3,7 pCt. Eitractivstoffe und fast 2 pCt. Salze, ist demeuti^
mehr nährend und mehr anregend als gewöhnliche Fleischbrühe. Mit grossem Vorth'-il
anpcwandt, wenn die Verdauungsthäligkeit stark daniiedcrliegt und eine i
indicirt i.st, in,sbesondcre in der Cholera iiofaiitum. sobald die ersten Ze
anaemie sich einstellen. Dann empHehlt sich :im meisten die Rindrteischll ,
2 Theelöffeln voll alle 10—15 Minuten. Selir günstig wirkt sie auch bei
Jjeiden der Greise, der Potatoren, der gesebwiichtcn Individuen, auf der
Die Kalbfleischllaachcnbouillou passt mehr hei allgemeiner Schwäche klein
nehmlich wenn sie zugleich rachitisch sind. Man gicbt sie ihnen mit der MildS/
< tanzen etwa 125 ccm, aber Wochen- und monatelang.
Tlstnleni — 321 — Flatulenz]
natalenz nennt man einen ZusUind von alinorni reichlicher (iasansninnilung im Magen-
nnd Darmcanal. Die suhjectivcn Krst'^heinungen bestehen in einem unangenehmen
Geffihl von Vollsein und Geblähtsein, zuweilen aucli in kneifenden kolikartigen
Schmerzen im Abdomen. Das Aufstossen ist je nach der Provenienz der Gase ent-
weder geruchlos oder fibelriechend. Flatulenz kommt zu Stande, weim ein Miss-
verhaltniss besteht zwischen der Zufuhr oder der Bildung von (iasen im Magen-
darmcAnal und der Ausscheidung derselben per os oder per anuni oder auf dem
Wege der Resorption durch das Blut. Flatulenz kommt zu Stande durch zuviel Luft-
achlucken, z. B. bei Hysterischen, ferner durch viel kohlensUurehaltige Nahrungs-
materialien, z. B. kohlensUurehaltige Wässer, Bier, Champagner etc., oder cellulose-
reichc Nahrung, wie Kohlarten, Leguminosen, ferner frisches Obst. Auch friscli ge-
• backenes Brot, vor allem Schwarzbrot, Kuchen, fettes Gebäck, vermag „Blähungen"
sa erzeugen. In manchen Fällen vermag die Zufuhr grosserer Mengen eines gährungs-
fkhigcn Materials, wie Süssigkeitcn, Mehls])eisen, Flatulenz zu bewirken, manchmal
spielen specielle Idiosynkrasien eine grosse Rolle. Reichliche Gasbildung findet sich
Mich, wenn im Magen oder Darm eine St^ignation von Gährungserregem stittfindet,
wie bei motorischer Insufficienz des Magens oder bei Atonie der Därme, femer dann,
ivenn sehr viel zersetzende Organismen eingeführt worden sind. Eine mangelhafte
Abfahr praeformirter oder im .Magirndarnicanal gebildeter Ga.se ist zu beobachten bei
Dannstenosen, bei chronischer Obstipation sowie bei den verschiedenen Formen von
Darmlähmung, z. ß. bei entzündlichen Processen in der Umgebung des Darmes, nach
Operationen oder auf neurogener Basis. Hier verbindet sich noch mit mangel-
hafter Abfuhr der Gase eine Stagnation von Gährungserrrigem, welche zu eimT
Mehrproduction von Gasen führt. In wie weit mangelhafte Resorption von (ia.sen
eine Rolle in der Entstehung der Flatulenz spielt, lässt sicli nicht sicher entscheiden.
Die Flatulenz wird am besten vermieden dadurch, dass man die bereits genannten
Nahrungsmittel, welche crfaliningsgemä.ss häufig zu einer Gasentwicklung führen, aus
der Diaet der Patienten wcglässt. Bezüglich der Leguminosen ist zu bemerken, dass
Meble oft ohne „Blähungen" vertragen werden, während die mit deren Schalen dar-
^reicbten Leguminosen oft dazuVeranlassung gebcMi. Wo Obstipation vorliegt, Ist die
beste Therapie eine kräftige Abführbehandlung, hei Darnistenoseu kann selbstver-
ständlich nur die Chirurgie helfen. Bei symptomatisclnui Formen der Darmträglieit und
der Darmlähmung ist dits dit^selbe bedingerule ursächliche .Moment zum Gegenstand
der Behandlung zu machen. So werden bei Hystt^ie* und Neurasthenie* alle Regeln
in Betracht kommen, weicht* für die Behandlung dieser Krankheiten gelten; ein
schlechter Emähmngszustand i.st zu bessern, Störungen von Seiten des Herzens, der
Lunge etc. sind in entsprechender Weise zu behandeln.
Unter den directen Maassregeln gegen die Flatulenz besitzen die grösste Be-
deutung: die Anregung der Peristaltik und die Verhütung von (Tähnmgen. Krsterem
Ziele dienen die bereits genannten Abführmittel, ferner die Massage eventuell in
Form der Selbstmassage mit einer circa fünf Pfund schweren eisernen Kugel , ferner
heilgymnastische und hydrotherapeutis<'he Proceduren. In die Gruppe derselben
Agentien gehört auch die Faradisation des Abdomens. Ist der Sitz der Gasbildung
und Gasretention vorzugsweise im Dickdarm, so wird eine Entleennig desselben und
eine F)ntfeniung der Gähnnigserreger am besten durch Kaltwasserklysmen erreicht.
Früher erfreuten sich Teq)entiiirilklystiere d Theelöffel Oleum Terebinthinae mit Ki-
dotter, 200 ccm Wa.sser als Knmision) gegen abnorme Gasansanimlung im Darm einer
besonderen Beliebtheit. Das Einführen eines Darinrohres in das Hectum kommt nur
bei schweren Formen in Betracht. Medicamentös kann man bei alten Leuten, bei
anaemischen Individuen durch Darreichung von Strychnospr:iei»Mraten eine Anregung
der Darmmosculatur versuchen. Die übrige medicanicnt<"ise Therapie baut sich auf
der Erfahrung auf, dass die sogeiuuuiten ("anninativa*, wenn nicht schwerere
Störungen der Peristaltik vorliegen, günstig wirken. Sie werden deshalb theils allein,
fheils in Verbindung mit Abführmitteln dargereicht. Man giebt Oleum Menthae,
•Anisi, Foeniculi, Caryophyllorum, Cajeputi, Thymi etc. in Dosen von 1—4 Tropfen
t^ln Form der Elaeosacchara oder in Form eines .\ufgusses der betretTenden Kräub'r
fi'iJa Pfefferminzthee, als sogenannten Bitterthee, wie sie in den Species nervinae. in
^>4ein Heim'schen Thee oder in anderen Mischungen v<m Herba Trifolii, Radix Vale-
* Yianae, Folia Menthae piperitae, Folia Aiirantionnn. Knictus Carvi und ."ihnlicheu
gageben sind. Auch reichlicher Zusatz von Küiimul, Ziinnit, .Muskat zu den Speiseu
0. LUbraUh, EaqrklopMdi«. II. Baml. -jj
IFiatiileiiK
322 —
FlfrklfWr
wirkt in äiiiiliclicr Weise; H:u5 Kauen von Kalinusstückchon hat «li-uselliwi i-
elM^DSo der (lobrauch von Pfpffcmiinztabletton. Audi die verschifdpnen A
für denselben Zwi-ck zu empfehlen. Ihibei ist es r:ithsam, bei allen ir«-.''
tijlenz perichtc-t«'n Medieationen eine combinirte Verordnung von Ainar
und Abföhnnitteln zu treflen, sei es in Form von Theemiscliungfii odii 1 u. .-.
ersterer Art der Verordnung empfiehlt sich besonders ein Zus;ttz der Folia >•
spiritu vini extr.icta sowie der Cortex Frangulae, bei letzterer ein Zus.itz von I
r.'ulifis Khoi. Mit der Verordnung von I'ulvem kann man in Fällen von Hyiwri.
des Magensaftes zwefkniässig die Parreiehung von Alkalien verbinden, denn so.
kann sich vorstellen, dass bei Hyper;icidit:U des Magens durch zeitweilige Abstnui)!)»»
des fibersauren Mageninhalts vorli;intlene Pvloruskrämpfe gelöst und
Schwierigkeiten für den Ueberlritt der Gase in den Darm behohon w».
der ,,gasbindenden''' Wirkung der Kohle darf man sieh keinen allzu gro^-'^ t
vorsprechen. Auch da.s VVismuth, welches den Schwefelw.-isserstoff als Sohwet- l'u-a
bindet, liisst hilufig im Stich. Selbstverständlich kann man auch die v^r»chi»<daia
TLe«is, .spcciell l'feffenninz- und Baldrianthee, auch in Form von KlysJier-i' >>-i-
reichen. Inwieweit die mitgetheilten Substanzen auf dem Wege einer Dani>
wirken, soll hier nicht erörtert werden. Wenn tlieselbe auch niclit volll-
erzielen ist, so bemerkt man doch von der Anwendung von Bisniutbum >
Menthol, Benzonaphtol und ähnlichem zuweilen einen geringen Erfolg. In en
l'üllen erweist sich die äussere .Application von Spirituosen, aromatischen unil
rischen Substanzen, wieMixtura oleoso-b.-ilsamica, Linimeotuui sa])ouato-C3iii'
CHeuin Carvi, Cajeputi, Terebintbinae, Balsattmm Nuci-stae in Verbindung niii
auf das Abdomen nützlich, auch die Ap]»Iication eines Senfpapiers auf d:is EpigastTTc
wirkt manchmal günstig, doch darf man auf diese derivatori.sche Therapi»? ke»
idlzu grossen Hoffnungen setzen. --..m,
Flechten. Im isländischen Moos, der Cetraria islandica, und in anderen Flechten (mit* «t
ein Kohlehydrat. Moosstärke oder Lirhenin, der Stärke und dem Inulin uaJi
CijHioOi: es quillt in kaltem Wasser, in beisseni löst e.s sich. In Polargegcnden
nach Au.sw.ischen von Bitterstoff ein wohlschmeckendes Gebäck bereitet. Külz' V
MoosstJirki.'-Brot bei Diabetikern anzuwenden, hat bisher keine praktische Vemrcndin _
Flechtenöl i^t ilo!^ nünp, noltipruiclii« Ool diT Wandflccli^ fPinnelii pirietin>1. tuo Bnttcreoo«M«ac.
Fleckfleber, Ty jihus exanlhematicus, petcchialis, Febris hunparica, der ■
liehe „Tyi)hus" der französischen Autoren, Petechial fever; Flock-, Hui;.
Kerker-, Schiffs-, Kriegstyphus. Kennt auch die (legenwjirt nicht mehr dir ■-
reu Flockfieberepidemien, welche dereinst die Welt in Schrecken setzten, 71"" •:
in unserem Vaterlande, so fehlt es doch .lahr ein .l.dir ans nicht au Heiinsuchuh .
sondere in östlichen Districten Deutschlands, in Folge von Einschleppung. l'.[ !>
welchen alsdann eine zweckmässige Prophylaxe zu leisten vermag, .steht weji
den Erfolgen der eigentlichen Therapie der Krankheit. Die vorbeugenden M:ias--i'.'' ;
sind durch die Thatsache begründet, dass das Fleckfieber zu den contagiösen iniVitwii
krankheitcn zählt, andererseits die Infection.sgefahr durch ungünstige h\
hältnisse in hohem Maasse gesteigert wird. Die Gesrliiclite des FlecL,
des menschlichen Elends: lluiigersnoth durch Misswachs und Kriegszüge. S> i
Entbehrung in den Hütten der Anniilh und di-s Vagabiiiidenthunis spiel' ■
Ausbreitung der Krankheit eine grosse Holle. Ist es somit eine dankb.-u-e An-
der Gesundheitspolizei, durch „Abfangen'" der suspecten Landstreicher an dfrt'i.-
durch gründliche Desinfection und Schliessen der durchseuchten Herbergen i«*
itonstigon (Quartiere der Einschleppung und Weiterverbreitung des Flockfieber« ™
steuern, so erwuchst für den Arzt die unabweiulliche Forderung der Isolirun.
Erkrankten. Fleckfieberkranke dürfen nicht unter andere Patienten gelegt w
.im besten sind eigens hergerichtete, ahges]ierrte Isolirstationen einzurichten. .'•
.\bsondennigshauser mit eigenem Aerzte- und Pflegepersonal, unter Aussil
Besuch.sstunden, sind um so erstrebenswerther, als die hohe Infectiosität, '.■•
Fleckfieber mit der Variola theilt, der inäclifigen Heitnnniig, wie sie Jit .■•■
implung gewährt, völlig entbehrt. Ferner düifen die Patienten nicht dicht ;:
r
[Flenkfleber — 323 — Fleisch]
und muss der Krankciiraum orgiobig gelüftet werden, weil sonst das Wart«;- und
ärztliche Persona! inficirt werden kann.
Da das Krankheitsgift, sei es dass die Exspirationsluft oder die Kpiderniisschuppeii
oder sonstige Aussrheidungsproducte seine HaupttrSger sind, in wirksamer Form auch
durch die Kleider, Wasche und dergleichen verschleppt werden kann, so hat sieh die
Desinfection auch auf die Elxcrete und Gel)rauehsgegenstände zu erstrecken. Man
halte fest, dass sich die Infectiosität während aller Krankheitsstadien behauptet und
wahrsi'heinlich noch in den Beginn der Reconvalescenz hineinreicht.
Die eigentliche Behandlung der Krankheit ist mit derjenigen des Abdominal-
t>-phus identisch, mit Ausschluss der specifischen Behandlungsmethoden — d(T
Krankheitserreger des Fleckficbers ist noch unbekannt — und mit einem Mutatis
mutandis hinsichtlich der speciellen schweren Dannsymptome, insbesondere der
Blutung und Perforation; Beides ist dem Fieckfieber so gut wie fremd. Aus
diesem Grunde ist auch der Ernährung ein weiterer Spielraum zu lassen. Immer-
hin muss nachdrücklichst vor forcirter Ernährung im Höhestadium der lufection ge-
warnt werden. Der Magen vertrügt während desselben nichts weniger als eine
compacte oder voluminöse Kost. Zudem gestattet die weit kürzere Dauer der lu-
fection gegenüber den Verhältnissen beim Darmtyphus meist die Verzichtleiatung auf
eine besonders kräftige Diaet. Anders bei drohender Herzschwäche und ausnahms-
weise langer, den Körperbestand bedenklich bedrohender Fieberdauer. Sie fordert
ausserdem eine systematische äussere oder medicamentöse Antipyrese, welche für die
Durchsclmittsfälle im Allgemeinen entbehrt oder durch örtliche VVärmeentziehungen
mittelst Eisblase ersetzt werden kann. fCebkinger
Fleisch. Was man im gewöhnlichen Leben „Fleisch" nennt, sind die Skcletmuskoln der
Schlachtthiere. sowie der Vögel und Fische; doch rechnet man auch die Weich theilc, Leber,
Niere, Milz, Lunge, Herz, hierher. Das gewöhnliche fettarme Fleisch enthält im Mittel 75 pCt.
Wasser und 35 pCt. feste Stoffe; von letzteren sind etwa 19 pCt. Eiweiss (Albumin, Mu.sculin,
Hyosin), 1,5 pCt. leimgebendc Substanz (aus dem Sarkolcmm der Primitivbündel, sowie dem
die Bündel zusammenhaltenden Bindegewebe [Perimysium]), 1- 3pCt. Fett, ^l^—l^Ct. Kohle-
hydrate (Glykogen, Zucker) und 1,3 pCt. Asche (liauptsäehlich Knliumphospbat, wenig Erd-
phosphat und Chloralkalicn, Spuren von Eisenoxyd).
Die Menge des vorwiegend im interstitiellen Bindegewebe und zum geringeren Theile in
den Muskelfasern selbst abgelagerten Fettes, in der Norm 1— .S pCt. des Flcischgewichtes,
kann je nach dem Zustande der Mast mächtig ansteigen, bei Rindfleisch bis zu 25, bei Ilammel-
und Sehweinefleisch bis zu 35 pCt. und darüber. In dem Maa.sse, als die Fetlmengc zunimmt,
geht der Wjissergehalt herunter, von 75 bis auf 48 pCt. Gleichzeitig sinkt auch der pro-
centiscbe Gehalt an Eiweiss (-\- Leim) von 21 auf 17 bis li'/j pCt. Am eiweissreichsten ist
das Fleisch der Vögel, dann folgt das der Säugethiere. Das ciweis.sreiche, etwas Fett und
nur wenig Kohlehydrate bietende Fleisch giebt für den Menschen keine vollkommene Nahmng
ab, dazu bedarf es einer entsprechenden Bcig.ibe von Fett und Kohlehydraten. Das zu-
bereitete, gekochte und gebratene Fleisch i.st verdaulicher und bekömmlicher als das rohe.
Kohes Fleisch wird, wenn es so fein zerkleinert ist, dass es den Verdauungssäften eine mög-
lichst grosse Oberfläche darbietet, im Darm des gesunden Menschen fast vollkommen ausgenutzt:
nur läuft man Gefahr, die nicht selten darin vorkommenden Eutozorn in den K'.irper einzuführen;
erst durch längeres Kochen, wobei die Innenthcilc der Fleisohstücke eine Temperatur von
etwa 80 " erreichen, werden die Ento/.orn sicher getödtct.
Das Fleisch frisch geschlachteter Thicre ist in Folge des Eintrittes der Todtenstarre fest
und zäh und wird durch Zubereitung noch fester und derber. Aus diesem Grunde wird das
Fleisch erst nach erfolgter Lösung der Starre zum Gcnu.ss verwendet. Die bei der Starre aus
dem Glykogen sich bildende Milchsäure wirkt, wie verdünnte Säuren überhaupt, auf das Binde-
gewebe zwischen den Muskclschläuchnn, macht dasselbe aufquellen und luckcrcr, daher nun
das Fleisch weicher und mürber wird, was der Schmaokhaftigkcit und Bekömmlichkeit wesent-
lich zu gute kommt.
Bringt man Fleisch mit kaltem W'asser zusammen und erhitzt, so gehen zvmächst das
Albumin, die Eitractivstoffe : Kreatin, Xanthin, Ilypoxanthin, Phosphorlleisehsäure, die sich
TM etwa 1 pCt. darin finden, und der rothc Farbstoff (llacmoglobin), sowie die wasserlöslichen
Mineralsalze in Lösung. Schon bei 45 " gerinnt ein kleiner Theil, das Musculiu, bei 70 "
•der bei weitem grössere, das Albumin und Haemoglobin, und giebt ein braunes, schaumiges tic-
rinnsel, das aber meistens abgeschöpft wird; der dadurch bedingte Verlust an Nährwerth ist
indess kaum in Anschlag zu bringen. In dem .Maasse, als das Wasser heisser wird, löst sieh
darin aus dem Bindegewebe Leim auf, weiterhin gerinnen die obcrllächlichen Eiweissschichlen
und verwehren so dem Muskelsaft den weiteren Ausiritl. Das ausgekochte, weiui auch
etwas zähe und derbfascrigc Fleisch hat noch einen hohen Nährwcrth, da es noch ';„ vom
■>l*
[Fleisch
— 324 —
Eivreiss und einoti Tlieil der Fleisclisalze eiiiscbliesst: aui-li wird es im Darm fwt f«lUU
ausgenutzt. Utiler Zusatz vnn Fett und Salz geschmort oder gebraten, wird eji »fleduri
hnfler und weicher. Bringt man Fleisch sogleich in siedendes Wasser, so gt'nunl o Hfl
OberOHche und lässt nur wenig Muskelsaft austreten. Will mau dem Fleisch si:iti« Ntk
möglichst vollständig,' erhalten, so brät man es: durch die KInwirkutii; der Hitze etMf. I
schnell eine Gerinnung des Eiweis.ses an der Oberfläche, weiter wird der Bluttarbstoif i
das Fleisch bräunt sich; zugleich entsteht eine Reihe scharf schmeckender und rio
Stoffe, die der Bratenkrustc Würze verleihen. Noch vollständiger wird dem Fleiirhe iai
durch Röstung am Spiess oder auf dem (iitterrost, dem Orill der Hngläuder, erhult«.
Gebratenes Fleisch vom Geflügel und vom Kalbe ist zart, wohlschmeckend, gil: »U 1
verdaulich; deshalb werden diese Fleischartcn. das sogenannte weisse I'leisirh, fir|
Krankenkost bevorzugt. Möglicherweise beruht die leichtere Verdaulichkeit xiim Thc\l ut|
grösscreu Zartheit der Muskelfasern, zum Theil auf der Fettarmuth des Kloisches:
erweist sich bei allen Zuständen geschwächter oder träger Verdauung fctil "Ic-t*
nachtheilig. Auch der geringere Gehalt des weissen Fleisches an Extracti\ t n«B (
die Nerven erregende Wirkung zukommt. i.st in dieser Hinsicht beachtenswrtr >i<i
dem weissen Fleisch gilt da» rothe als schwerer verdaulieh. Hier dürfte in Betracht in
dass insbesondere das Hammelfleisch stark mit einem schwer schmelzbaren, in Folge i
auch schwerer resorbirbaren und weniger bekömmlichen Fett durchsetzt ist, Schwtine*
wegen seines oft abnorm hohen Fettgehaltes womöglich noch schwerer verdaulich.
Kiues besonderen Rufes erfreut sich gerade für die Krankenernährung d.is Milebflfi
oder die Kalbsmilch, das aus der Thymus des Kalbes hergestellt wird. Si« cothilti
Eiweiss 22, leimgebende Substanz B, Fett nur '/j. Salze 1 '/j pCt., ist also reich »o
und dem Eiweiss ersparenden Leim und sehr fettarm, von weicher Con«'-' —
zerschnittene oder zerhackte Gewebe wird in etwas Butter gedämpft und ' n]
artiges Gericht bereitet. Klein zerschnitten und mit etwas Butter und Mt..,
sie eine Zeit laug mit Kalbflcischbrühc gekocht und dann mit Eidotter abgebrüht; Zasaii?
etwas Madeira und Citronensaft beben die Sehmackhattigkcit.
Fleisicbcxtract. Die erfahrungsgemäss wohltbätige Wirkung der Fleischbrühe hat, haupt:
auf Anregung von Justus v. Liebig, dazu geführt, die reiche Flcischproductiou »ni i
amerika für die fabrikmässigc Darstellung von Fleischextract zu verwerlheu. Nach
Vorschrift wird aus Rindfleisch, doch auch aus Schaffleiscb, Fleisciicxtract in der
gestellt, dass man fein gewiegtes mageres Fleisch mittels Hochdruekdainpfirs hrh,
die nach Abscheidung von Eiweiss und Fett abgeseihte Lösung zur Sn
dampft. Im Mittel enthält so hergestelltes Fleischextract, das von du^i
saurer Rcaction, angenehmem Geruch und sehr picantcm Geschmack ist, :Ji,3 pOl. TTi:
17.5 pCt. Mineralsalze und 60,2 pCt. organische Stoffe (mit S.h pCt Stickstoff). Diej
sehe Substanz besteht last zur Hälfte aus den sogenannten Fleischbascn. etwas
und der von Siegfried entdeckten Phosphorfleischsäurc (Antipepton), zur grö»
aus Leim; daneben hat Kemmerich etwas Albumcise (Propepton), Pepton und
gefunden. Die Mineralsalze sind zu ■■'/4 Kaliumphosphat. Der Nährwerth des Fleisrb
ist, da es Eiweiss und Kohlehydrate nur in Spuren einschliesst, allenfalls nur m ,
Gehalt an Leim und Mineralsalzen zu suchen; ausserdem ist es vermöge seines GehiUll
Fleischbasen und Kalisalzen ein Genussmittel, insofern durch diese die Abscheidung der'
dauungssäftc. sowie llerz- und Nerventhätigkeit angeregt wird.
Durch Auflö.sen von Fleischcitract in heissem Wasser lässt sich schnell ein der Fle
brühe fast gicichwerlhigcs Genussmittel herstellen. Noch vorthcilhafter ist es, eine aof I
hergestellte Bouillon durch Zusatz von Extract kräftiger zu machen.
Indicirl ist die Darreichung von Fleischbrühe resp. Fleischextract, wo es »ich
handelt, dem insufflcient werdenden Nervensystem und Herzmuskel einen .Stimulu» '
geben, namentlich in allen Schwächezuständen, in allen Leiden der Greise, ferner der ui i
schwächlichen Individuen, nach starken Blutverlusten, endlich in denjcnigri •' ' ' "
krankungen, z. B. Ileotyphus, die wegen ihrer längeren Dauer eine Erschi.|
Systems oder des Herzens befürchten lassen. Ebenso eignet sich Fleisclibüiu. i.^ji
extract für die Recouvalescenz, um durch .\nrcgiiug der Abscheidung der "Vcrd.iuunj
und durch Zufuhr der zu Verlust gegangenen Nährsalzc die Assimilation zu fordern.
ContraVtidicirt ist Fleischbriihe resp. Fleischextract bei hochgradiger Hyporaetthesit '
Magenschleimhaut, namentlich im ersten Stadium der acuten Gastroenteritis, der Pe "
und der Dysenterie. Hier wird die Neigung zum Erbrechen dadurch nur gefönlcrt
nach Ablauf des acuten Stadiums ist ihre Darreichung angezeigt.
Fleischsaif., Flcischsolution, Fluid meat, Succus caruis reccns exprcss«
d\jreh hydraulische Pressen aus F'loisch frisch au.sgepresste Saft, enthält 6 — 7 pCt ;'
die meisten Extractivstoffe und Salze des Fleisches, rcagirt schwach säuerlich, schnif "
nnpenehm und verdirbt rasch. Schmackhafter ist das Extractum oarnis ncido pi
t. U. die Leube-Rosenthal'sche Flcischsolution (1 kg Fleisch wird mit l LiWr"
Rft
— 325 —
Fleischverg^iftungen]
ccm Acidum muriaticum purum im Papirrschen Topf 10 — 15 Minuten gekocht, dann
sc fein zerrieben, nochmals 15 Stunden im Dampftopf gekocht, mit Natrium carbonicum
irt und zur Sirupcousistenz eingedampft), welche indcss nur ca. 2 pCt. Albumose
on) neben ungelöstem Eiweiss. sowie grüsstcn Thciles die Kxtractiv.stoffc und Salze des
i enthält. Ihr Nährwerth ist darnach nicht hoch anzuschl.igen. Auch ihr Oeschmacl; siigt
Dauer nicht zu, kann aber durch Zusatz von Fleischbrühe oder Licbig's Fleischextract
rt werden. Man reicht sie am besten, in Fleischbrühe gut verrülirt (auf 1 Tasse
— 4 Theelöffel voll der Flcischsolution).
Amerika werden zahlreiche solche Flcischsäfte als „Fluid meaf oder „Meat jiiice" in
del gebracht. Unter diesen besteht nach den Untersuchungen von Chittenden das
angepriesene , Valentine'» Meat juice" sowie „Wyeter's Bcef juicu" aus ver-
. Fleiscbextract mit einem Zusatz von '/a — ' pCt. Albuniiu oder von Haemoglobin;
also fast nur einfache FleLschextracte, viel weniger concentrirt nl.> z. B. Liebig's Ex-
>d ihrem Nähr- und Genusswerth nach 50 Mal zu thcuer bezahlt. Etwas grössere
bis zu 14 pCt., lösliches Eiweiss enthält „Murdock's Liquid food' und .Bush's Fluid
,Johnston's Fluid Beef, doch stehen selbst diese Prai'paratc au Nälirwerth dein
Fleisch weit nach: auch ihr Kaufpreis ist noch um Vieles zu hoch,
cirt sind diese Praeparate, wenn man überhaupt zu ihnen greifen will, sobald es
im handelt, die erregende Wirkung der Fleischbrühe auf Hera und Centralnerveiisystem
■X gelinde nährenden Wirkung zu verbinden, also in allen Schwiichezuständen in Folge
rankung, besonders bei Greisen, ferner im Verlaufe der Keconvalesceiiz, um die durch
ing erfolgte Verarmung des Blutes und der Gewebe an Nährsalzen schnell zu be-
nd durch kräftigen Stimulus auch die Verdauung anzuregen.
MUNK.
rglftnngeB erstrecken sich häufig auf eine grössere Anzahl, ja selbst auf Hunderte
wnen. Sie werden entweder durch Fleisch von kranken Thiercn verursacht oder durch
uss von Fleisch, welches zwar von gesunden Thieren herrührt, aber durch unzwcck-
Aufbewahrung und Behandlung verdorben i»t. Eine besondere Art der Fleischvergiftung
A'urstvergiftung *.
Vergiftungen durch Fleisch kranker Thiere. Am häufigsten sind es praemische
, septische Eiterungen, Puerperalerkrankungcti, welche zu derartigen Vergiftungen führen.
rt der Vergiftung, welche von BoUinger als intestinale Sepsis bezeichnet wird,
unter choleraartigcn f>scheinungen mit starkem, ntt unstillbarem Erbrechen, profusen
len, Kolikschinerzen, Fieber, grossem Schwächegefühl, Gliederschmerzen und endet
üdtlich. In einigen Epidemien wurden auch Mydriasis, Sehstürungen, Trockenheit im
ind Schlünde und Schluckbeschwerden beobachtet und bei einzelnen schweren Fällen
Eteconvalescenz Abschälung der Epidermis (Gärtner, Karlinski). — Eine zweite,
beobachtete Form der Vergiftung verläuft unter typhösen Erscheinungen. Sie scheint
:blieh, wenn nicht ausschliesslich, durch Kalbfleisch verursacht zu werden und durch
ihusartige Erkrankung der Thiere bedingt zu sein, üeber die Natur des Giftes wissen
ts Sicheres. Bakteriologische Untersuchungen haben in einigen Fällen in dem giftigen
und in Organen der Verstorbenen das Vorhandensein von besonderen Bacillen (Ba-
nteritidis [Gärtner und Karlinski], Bacillus von Gaffky und Paak, Bacillus
orbiiicans von Basenau, Bacillus von van Ermengcm, Bacillus von Kaensche)
in, welche für verschiedene Thiere pathogen sind, aber es ist nicht klar gestellt, ob
. für den Menschen Infectionserreger sind oder ob sie nur durch die von ihnen gebil-
ixischen Substanzen schädlich wirken, mit aiidi'rcn Worten, ob es sich bei den aiige-
Porraen der Fleischvergiftung um eine Infection oder um eine Intoxication handelt,
lan bedenkt, dass das Fleisch nicht nur in rohem Zustande giftig ist, sondern dass es
meisten Vergiftungen in gekochtem oder gebratenem Zustande genosson wird, so kommt
dem Schluss, dass es sich in der weitaus grössten Mehrzahl der Fälle um reine In-
nen handelt — Eine dritte Form der Vergiftung ist die von BoUinger als intestinaler
, von Leubc als Mycosis intestinalis bezeichnete, auch Gastroenteritis carbunculosa
B Vergiftung, welche durch Fleisch milzbrandkranki-r Thiere erf^lct. ."^ie verläuft unter
de einer fieberhaften Ga.stroenteritis mit Kopfschmerzen, Schwindel, Bewusstlosigkeit,
)n, Durchfall, Krämpfen, zuweilen unter gleichzeitigem .Vuftrcten von Milzbnind-
elD auf der Haut.
ITcrgiftungen durch in Fäulnis» übergegangenes Fleisch (gesunder Thiere
, wenn man von den Fischvergiftungen* absieht, äusserst si.-lten vor. Ein gewisser
r Fäulniss ist sogar für gewisse Fleisehsorten, wie Wildpret. beliebt. Bei der Kleiseh-
wie sie gewöhnlieh zu verKvifen pflegt, werden stark giftige l'roducte oiTenbar nicht
ih nur in geringem Maasso gebildet. Die Bildung liixi-srher ."^ubsian/.en seheint an ge-
loht genau bekannte Bedingungen geknüpft zu .^eiIl. Die Temperatur, die .^^ehiiclliffkeit,
eher der Fäulni.ssprocess verlauft, das Stadium der Kliulniss, Lufizulrill und l.uft-
is spielen eine grosse Rolle. Sehr naehthellig scheint der Luft.ib:.ehluss bei noch blut-
Fleiscbe, namentlich bei hoher Temperatur zu sein ;\Viedner). Iläuüg ist die Bildung
Producta durch die Gegenwart besonderer .Mikroorganismen bedingt. So konnte Levy
I
\
fFlpisphverpinimppii
in einem Falle den I'roicus als Ursache nachweisen. 18 Personen erkrankten nnt»r
Erbreehen, blutigen, dünnllüssigen Diarrhoen, grosser Abgesehlagenhcit uml i.'criti^r
Kin GTjälirigcr Mann starb. Aus den Stuhlentleeruntrcn konnte eine Pr^
werden, die im Thicrcxperiment dieselbe verderbliebii Wirkung, eine baemor:
hervorrief. Die liuelle der Infcclion war der Eisschrank, auf dessen Boden sich t
hranuc, .süsslich riechende Kruste befand, aus welcher Proteus gezüphtet werd
Die Behandlung ist die gleiche wie die der iihnlich verlaufenden Fisohr«nn
LASÖ
Flliniiipr.sVAtom Lst t'im' rinfiillswcisi- aiiftrutoiKlf meist mit Kopfschmerzen vrrj
il:is ScIiviTiiiiigcii voriibcrgelu'iid bis ;iuf riii Minimum n-ducirende Si'li,st<"inin
vsordfti hv'uU- Augfii bffallcn in der Art, dass sich neben d«:m Fixir)Minkt
siclitsfi'iildcfc'ct ciiistfllt, <b'r .sich unter vibrin-nder Bewegung seiner HäiU
d:Ls giiiiüc tiesiclitsft'id vt'rbrtätrt. Da.s Flinnnerii dauert eiuige Stcundi
2(> Minuten und iiacti vveitürcti 20 Minuten ist der .'\nfail moist bfendot. I)i(' I
ist für d:is ^^ellV(;'rul^lJ:l'n durcliaus ^iiii.stig. Sehr häufig finden wir d;is L
(ii.n Krii-lirtfu Stiiiulfu uacli aufrcihL-ndiT wis.scnsdi.iftliclicr Thätigki-'it , Jaoi
eiiiu TlitiiiTsclieiinnig <U:r Migraine, bei Na.seukraukiieiteu und \u-i Lu«'s. IHe
niass iiidividualisireuil voigeiien. Während des Anfalls ist körperliche und
Ituhe erfordeilich, bei KrsehlaH'uug schwarzer Kaffee und RothweiQ mit .S'lta
bei Krregungszustruideii Drausejmlver, vielleicht mit etwas Slorphiutn; haa
sich tun die .angios[iastischo Tonn di;r Migraine, so gebe man drei Tropfen v
nitrit zur Inhalation. Zur Verhütung der Anfälle leite man ein roborirv«
falu'eu ein. Ausserdem ist auf regelrechte Verdauung, warme Füsse und
ruiuftige Lebensweise zu achten. Die auf Blendung zurückzufilhrenden
beseitigt man bisweilen durch ein massiges Zudrücken der Augen mit den
Stets i.st der .AugiMthtutergnuid zu untersuchen, da öfters schwere, nicht
specifische Erkrankungen das Krankheitsbild erzeugen. ^
FlIlDBy Gcmoindn Im Kanton OrRubDndon, tl^U tn lionb. I.uft' aml Tcrrainknrori, weleht^r «ueli bmH •
KurliAU60 ala WkMIiaus Flims oder Flimb-WatilhAusur bezuielinct «itd. lu eiQ«in groi«fien Se« k«OD j
Saison Hitl« JnnI 1>is Mitte Si'iitcrobcr.
Fllnsberg, langgestrecktes Dorf bei Fricdcbcrg am Qucis im Reg.-Bcz. Liognitz. 5J-
liucli, auch das schlesischc Engadiu genannt, Stahlbad, Hohen- und Terrainktirurf.
Ringsum von rcichbewaldeten Höhenzügen des Iscrgcbirges eingefasst. besitit
ein ausgesprochenes Waldklima. Mittlere Sommertemperatur 14.9" C. Die seit lüi
100 .fahren kurgcmäss gebrauchten Mineralquellen sind stark kohlensäurel:
aber verhaltnissmässig ann an festen Bestaadthcilen (Eiscnbicarbonat bis zu i
zu Trink- und Badekuren. Daneben kommen die 1888 eingeführten RindeiiUui<'r
kochungen von Eichtenriiide, Kieferuadel-, Moorbäder, Einathmungen von Dämpfen »nj
oadelu und Fichlciirinde, Kräutersäfte, Milch, Molken, Kefir, Hydro-, Etektrothnr^
Massage zur Anwendung. Saison Mitte Mai bis Ende September, llcilanzeigen sind rora
Auaemie, Chlorose, Nervenleiden, Katarrhe der Athraungsorganc.
Wt'RMI
Flnehll im EntlobDcb, Kanton Latern, IHK) m hoch, Laftkururt mit «iner Sehwofelkalkqaollo.
W.
Flnegsige Nahmng ist im Allgemeinen weniger reizend und leichter verdaulich, aU ä
Deshalb hi sie ausser lür Säuglinge, für welche sie stets allein zulässig ist, d»oa
wenn die Einführung fester Nahrung eine Steigerung schon bestehender Dyspepsie i
entzündlichen Affection des Verdauungstractus befürchten liisst, besonders iu .icnt-fi«h4
Leiden, in chronisch-fieberhaften bei jeder intercurrenten Erhöhung des Fiebers und
wissen, mit hochgradiger Reizbarkeit des Magens einhergehenden nicht-fieberhaften Erkndl
dieses und anderer Organe des Unterleibes, l'nabwcislich ist die Anordnung rvinl*
Nahrung mildester Art bei acuter Peritonitis, Typhlitis und Entzündung des Wurmtoi
bei acuter Gastro-enteritis, bei acuter Dysenterie und beim Typhus abdominalis, i
auch kleinste Mengen fester Kost die höchste tiefabr einer Verscblimmerung niit sieb I
Dagegen ist flüssige Nahrung bei Magencrweitcrung stirk oinzuscbränkcn.
VttOM
FlDeg8iskeit«bilanz. Der Unterschied zwindien Flfissigkeit<aufiiahmo und Urintf
düng bei Kreislaufsstörungen lässt nicht nur einen tiefen Kinbiii-k in deiw zuitwi
Verlauf der Störungen zu, sondern ist auch jirogiiost iscli und ther3li«(i
von der grösstcn Wichtigkeit. N'urmal wird dan in der aufgeaommeoeD Hfia
TnTMnißkeitsbilanz
lUPHSipkPltSMlRllf I
enlli.-ilteiK! Wasser hoi luittlpi-nm Wassrrgf'h.-ilt <lpr ffsteii Speisen bis auf 20 uiul
2H|)('t., seltener 30 pCt. im Urin ausgesohieilcii. Diese l'rocente und das in den
;ten Speisen enthaltene Wasser kann man für die insensible Perspiration inid
irhweissproduction in Ke<;Iinun^ bringen, llei Kreislanfsstörnngen, insnflicienteni
Herzmuskel und Statiun};eii im Venensystein iindern sieh diese Verhältnisse, und ili«
ifferenz steigt durch Oligurie über :10 — nO pC't. und nneh iiölier, wäliremi das Hlut
d die <.iewebe wasserreicher werden. Ilie Hestiiiimunt; des speeifischen gewichtes
ips Blut^seriims giebt hier Aufschlu.ss über die (irös.sc der llydraemie, woliei d:w spe-
lische (jewieht tles (iesamnitldntes und der Haeiiio^lnbinLCehalt ein weitaus hclhiTer
in können. Tritt nun wieder Polyurie ein, so nimmt das im Blute luid in den (ie-
eben aufgestaute Wasser wieder ab, utui das speeilisclic (iewicjil des Serums steigt
tid n.lhert sich der .Norm. Wird die riüssigkeitsaufu;dime um eine mein' oder
eniger beträchtliche Gr<is.se unter d:is physiologisclu' Maa.ss von I.VJO ccin herab-
[setzt, so wird einfach woniger Harn ausgeschieden, aber nicht inuiier in proportio-
lem Vorhältnisse, llei Kreislaufsstörungeii und Stauungen im venösen .\p|>arate
c'htet sich ilie Harnau.ssrheidung stets nach der noch bestehenden Ilerzkraft. Ist
eselbo noch nicht zu sehr gesunken, und Hydraemie, namentlich durch länger
;ehende Oligurie, eingetreten, so wird mehr Harn ausgeschieden, und nicht nur
elativ, sondern selbst absolut, als es bei vorausgegangener grösseriT Fi üssigkeits-
'nahme der Fall war. I>er unterschied kann selbst mehren? Hundert Kubik-
ntimeter betragen. l>ie Folgen der vermehrten Wa.sserausscheidnng äussern sich auch
Isbald im Heliniien lies Kranken, in iIit Krleichterung des Athnu'us umi der Körper-
bewegung, .\bnahine der Oppresston und Dyspnoe, insbesondere bei .Muskelarbeit, beim
Gehen und Treppensteigen, und n.ich längerer Zeit in Kräftigung di-s Herzmuskels und
hllgemeiner Hegehmg der Her/.thätigkeit. Bei Anomalion derselben ist daher eine
iVerniehrung der Harnausscheidung nach Herabsetzung der Flüssigkeitsaufnalmie
Immer als prognostisch günstig aufzufa.s.son. Ist dagegen die In.sufficienz des Herz-
■niLskcIs eine zu grosse gewnrtien, so erfolgt auf die Herabsetzung der Flü.ssigkeits-
■ufnahmc wieder eine oft ganz beträchtliche Verminiierung der Harnausscheidung.
I Ausser in der Therapie der Kreislaufsstörungen ist die Difl'erenzbestiramung wichtig
pei harnsaurcr r>iathpse, indem die Menge der Llrinausscheidung auch hier nicht von
Wer Menge der aufgenommenen Flüssigkeit abhängt und, im f;d.schen Ulauben an die
Möglichkeit eines ungemes-seneu .\uswascheus der Niere, beliebig erhöht werden
Scann, sondern es muss untersucht werden, unter welcher Flüssigkeitsaufnahine
'die grösstc Menge Harn entleert wird, ohne da.ss bei zu grosser Flü.ssigkeits-
[aufnalinie noch eine almorm gro.sse Was.sormeuge im Köqier zurückldeibt. I)ie gleiche
iNothwendigkeit liegt bei der Durchführung einer Milchkur vor. Wird bei Krcis-
►lanfsstörungen die Flüssigkeitsaufnahme längere Zeit herabgesetzt, so kami die
[Harnausscheidung dauernd erhöht werden, sie stellt sich höher ein, wobei Schweiss-
mroduction und insensible Perspiration abnehmen können. FViirch gleichzeitige An-
[ipannung die.ser beiden Wasserregulatoren im Körper und der Herabsetzung der
CFlü.ssigkeitsaufnahme kann dann, wo die Indication vorliegt, die Wasserau.sscheidung
MUS dem Körper um ganz beträchtliche Grös.sen erhöht werden.
I Die Di f feren zbestinimung geschieht durch genaues Abmessen der aufzunehmen-
Nlen F'lüssigkeit um! des Harns. Dabei wird das Frühstück täglich zu gleicher Stunde,
nis Marke für den Tag, eingenommen. Was nach dem Frühstück bis zum anderen
[Tage vor dem Frühstück gelassen wird, zilhlt als ein Tag. Die Speisen werden an-
mähernd in gleicher Menge imd (Qualität verabreicht. Obst und Conipot, sehr was.ser-
[linltige Speisen etc. müssen, so lange die Beobachtung andauert, vemiieden werden.
I Die Trinkkuren lioi Herzkrankheiten und Kreislaufstörungen unter-
Uiegen denselben Gesetzen wie die Flüssigkeitsaufnahine bei der Krnährung diessr
[Kranken. Die Folgen relativ zu grosser W:i.s.seraufnahnie im individuellen Falle,
rUeberfüllnng des Gefässapparates, Blutdruckerhöhung, Erschwerung der Herzarbeit,
ptammg im venösen .\pparate und Belastung der Nieren, werden proportional der
terösse der Beschädigung des Kreislaufes sich äussern. Wo die physiologi.sche
tBIutdrucksteigenmg nach grösserer Flüssigkeitsaufnahme, nach Trinkkuren, infolge
[tu weit vorgeschrittener Insufficienz des Herzmuskels ausbleibt, trifft die grosse
EB(d:uitung den venösen .'\])parat: Zunahme der Ungleichheit der Blutvertheilung, noch
«Tössere .\bnahrae der arteriellen Blutmenge und Vermehrung der venösen, Frhöiiung
Ides Stauungsdruckes, Belastung der Capillareii und kleineu Venen, Vet:n\iv\«i«ix>Mv^ ^«
Huessigkeitsbilaiiz
829 -
FliiorwassprstofTstturel
Kti(;i>i* aufzufxsscii. .!<< nnrli lit-iii Krgoltiiissc iii>r nilViTi'nzlii\stiriiiniiii5;(»ti wird die für
diMi Tag zu bcstiiimifiidc l''lii.ssi^keitsiii('iij;»' l'J(K)— 15(Mi, im Msixiinuiii nicht ühcr
1900 ixiii, Ix'i i'iin'in Mimis vini 18 — 25 pCt. Harn, bi'tr.'i<;(Mi dürfen, von welclu-r
Summe das für dir Trinlikur lifstimmte Wiisscr, nicht ülier V,iK) ccm, abzuzifhon
und in 4—1', PortiniMMi, je ir)0— 1(K) ccni über (Icn Tag, auf die Mor-fen-, Mittags-
und Abendstunficn zu verthcileti ist. Hei clor Anordnung einer Trinklcur wird also
jederzeit durch den Versudi gefunden und ihirch nachfolgende Aufschreibung fest-
gestellt v\ erden müssen, ob eimnal alles Wasser, das in der Trinkkur verordnete und
in den Speisen und (ietränken aufgenomiucne, wieder vollständig und in gehöriger
Zeit zur Ausscheidinig kommt, oder im be.zngiicheu Falle ein Theil des vielleicht
noch im KOq)er angesammelten Wassers mit aliströmt. Auf jeden Fall darf ein atif-
tretetKles Minus im Harn nicht über in — :-H) pCt. betragen, d. h. eine .•solclie Grris.se
erreichen, dass die mr>hr aufgerittnimene W.assennenge nicht durch die 8cliweis.s-
secretioii inid insensible l'erspiratioii noch voll.ständig entfernt werden krunite. Kben-
' so wird auf dii' Zeit Rücksicht j;eiiommen werden müssen, innerhalb wi^Icher die
erste grössere Menge Harn nach dem Trinken des Brimnens erscheint, und tiniss, wenn
die thizwisclien liegende I'.'iu.se eine zu grosse wird, eine häufigere Vcrtheiluiig oder
Reduction der Flüssigkeitsaufuahme vorgenommen w'erden.
loor albus. Unter der Bezeichiniiig Fluor albus versteht man ein Symptom, den
Ausfluss von nicht blutig gefärbter Flüssigkeit .-nis den weiblichen lieiiitalien. Es
ist daher kein eigentliches Krankheit.sbild, sondern eine Krscheinung, die bei vcr-
scliiedenen Krkranktiiigeii auftreten kann und für praktische Zwecke, insbesondere
für den Krfnlg der Therapie ist es von grösster Wiclitigkcit, mit F.\actlieit zu er-
kennen, auf welche Krkrankur>g diese lästige Krsdieinung zurückzuführen ist. In
Frage kommt eine katarrhahsche Erkrankung der Schleimhaut di's Uteruskörpers,
des ('ervicalc;uiais", Endometritis* corporis, colli, oder der Scheide, Vaginitis, Colpitis.
Mit der Diagnostik dieser .\frectionen muss eine Inspection und I'.-ilpation der
Vulva und eventuell der inneren (ii'nitalien verhiiiuleii sein. Nach Besichtigung der
Vulva kann man bei intactem Hymen von der Kitifiihrung des Fingers in die Scheide
Abstand nelinveti, wenn man aus bestimmten Veränderungen der äusseren (Jenitalieu
darauf schliessen muss, d;iss Masturb.atiou eine Kollc gespielt hat. Die Therapie
j richtet sich dann nach der gestellten Diagnose.
laoregce'in, CinHijÜn, ein Farbstoff ans der Reihe der PhtaleVne. Er bildet sich beim Zu-
[saminenschmelzen von Phtalsäureanhydrid mit Resorcin. Die gelbrotheu Kryst.ille sind in
^"Wasser fast unlöslicli. Mit .'Vlkalicii und Ammoniak bildet FluorcsceTn Salze, welchL' sich in
[Wasser gelb mit prachtvoll grüner Fluoresconz lösen.
lornatrinm liudet sich als normaler Bestandttieil des mcnschlichca Organismus. Es wnrdo
von Tappci ner und Schulz untersucht. Kleine Dosen werden gut vertragen. 0,2 — 0,4 sub-
[ cutan tödten Kaninchen, 0,3 Ilundc. 0,15 subcutan oder intravenös, 0,5 innerlich pro Kilo
Tbier erzeugen: 1. Zustand von Sopor und Schwäche, hauptsächlich in Folge von Läiimung
'der GenissncrvcDceutren; 2. Krämpfe, welche anfnllswebo den ganzen Körper oder einzelne
[Glieder erfassen und bei Thieren cpileptifomien Charakter annehmen; sie sind bald stärker bald
[schwächer, nicht reflectorischer Natur, unabhängig von Störungen der Atbmung oder des Krei.s-
llaufs und gehen vom Ruckenmark und höheren Centralurgant-n aus; 3. Lähmung des vaso-
, motorischen Centrums; 4. Beschleunigung und Vertiefung der Athmuug mit folgender Lälnnung;
kö. Erbrechen; 6. Speichel- und Thräncnsecrotion, die durch Atropin beseitigt wird: 7. Früh-
[seitige Todtenstarre.
Durch den Urin wird das Fluor an Alkali gebunden ausgeschieden. Ein Gehalt von
[0,5 pCt. unterdrückt jedes Wacbsthum von Mikroorganismen. Culturen werden in l bis 6 Tagen
[durch 2prüc. Lösungen gctödtet, Sporen und Eiwciss bleiben unbepindu.s.nt.
Von Bourgeois wurde das Fluornatrium mit angeblich gutem Erfolge bei tubercnlösen
FKindem in Gaben von Smal täglich Vio~5 mg innerlich verabreicht. „„mr.T iuimfd
lorwasserstoflsihire, FtusssHure, Acidum fluoricum, s. hy drofluoricum, HFl, ist
[bei gewöhnlicher Temperatur ein scharf ätzendes Gas, welches sieh durch Kälte zu einer farb-
losen, sehr flüchtigen Flüs.sigkeit verdichten lässt, die au der Luft dicke, weisse Dämpfe bildet
und begierig Was.ser anzieht. Die conccntrirte, wässerige Säure wird durch Erhitzen eines
Gemisches von 1 Th. gepulvertem Flu9.ssp;ith und 2 Th. conccntrirtcr Schwefelsäure in Blei-
der PUtioretorten dargestellt. Destillirt man diese Säure, so geht bei 120° eine wässerige
[Fluorwassorstoffnäure
330 —
Foeiinta 1
SHurc üluT, Wülcbc !J5,G pCt. wassftrfTeie Fluorwasserstoffsiiurc enthiilt und 'c I
stark sauer rengirende, an der Luft rauchende Flüssigkeit darstellt. Die mn- 1
werden von der Säure angegriffen. Da Glas .sclion von der verdünnten SäuiT .^r^ I
wird, geschieht die Aufbewaliruiig der Säure iu nutL-iperctiallaschen. I
nie Fluorwasserstoffsäure wirkt in Iiobem Grade anliseptisch und antifermentati^ ' 1
Tappeiner, Gottbrecht); Fli-isch, welches in einer Flüssigkeit liegt, dien' I
30proc, Säure enthält, bleibt frisch, schrumpft aber allmählich und wird h.irt. '^" I
wachsen nicht weiter auf einem Nährboden, der 0,1--Ü,0.') pCt. der Säure ■ 1
wird noch bei 1 ■■ 3000 verhindert. Die Dämpfe ätzen die Haut unter (Je- ,.|
sie erzeugen ferner Entzündungen der Gonjiinctiva, der Cornea und der R- ~ »I
haut. Nachdem man beobachtet hatte, dass die in Glasfabriken lungere / 'I
beitcr in Folge der eingeathmeteii Fluorwassorstoffdämpfe fast immun wur : 1
culose, empfahl man Inhalatiouen mit Fluorwasserstoffsäure — 5J5proc. Päurv 1
rische Luft zu gleichen Theilen gemischt — gegen diese Krankheit (Bastico;. ihr »-toI
wurden von vcrseliiedeDon französischen und deutschen Acrztcn in der Weise angrsvlli >l
man die Patienten täglich eine Stunde lang in einer Cabioe mit FluorwasscwtoCsaR M
mischte Luft — ca. 1 "• 5000 — einathmcn liess: sie ergaben bei Tuberculösnn itr. in^l
Stadium theilweise recht gute Resultate. Der .\ppetit kehrte wieder, venu |
Fluorwasserstoffsäure im Magen eine der Salzsäure ähnliche Rolle spielt, li ■ I
hob sich, die Nachtschweisse verminderten sich, die E\pcctoration und Dyspnu" YenvifJ;*!
Dagegen wurde die Zahl der Tuberkelbacillen im Sputum nicht geringer, eben sovreniu !)«»••]
durch die physikalische Untersuchung eine Besserung const;itirun, auch wurden Hust«L FiM
Diarrhoe nicht beeinllusst (Götz). Die von Martin und H>''r:ird behauptete Vtnudia
der Tuberkelbacillen durch die Flu.sssäure wurde von Jaccoud und anderen franiiMfl
Forschern in Abrede gestellt. Bei Laryniaffectionen oder Neigung ru Flacinoptoe MI
Behandlung nicht eingeleitet werden. Innerlich wird die Säure nicht genomnaeo, da sWhI
in verdünntem Zustand Magen- und Darmbeschwerden hervorruft, in anverdünuteni m ■!
ätzt, dass der Tod sicher eintritt
riUSnLt'
FoehrCUSamenSI ist du in dca .Samcn Ton Pinoi «IrutrU L. bis <n 30 pCt. entluJtene feil« 0*1. ^|
B. ■
Foonicnllini Oil.. Fflaniongattnni: mns drr Farn, der irrabrlli ferae*, rnt«rfun. BaseliDna*. tmt0l^
Juicli Jli> bUllKiiIoiicn Duldm. Wv p>\btn klelnon Blami'nhUttor eingerollt. F. eapilltf •■■<•'-•' -'
offfcinalc AH., Anothnm Foi'tiicDlnm I..t. der Fenehi'I. in den MittelmeerlAndern hf^int
jllirigv l*flante mit feiu Borschlitztpn KiedorbUttera, deren Segmente solilaff herabUäoi^en, Jief. :
euli. F. piperilnm l>C., E«el«renehel, liefert in äioilien benotite Frnrhte von b«üis«adein u<<üehm*/K
M.
Fructus Foeniculi. die Spaltfrüchte der cultivirten Pflanze, sind cylindrisch, 5— U"
lang, ra. 3 mm dick, grünlich oder bräunlich, mit verschieden stark bervorrageiideo, lOitJ
gekielten, strohgelben Rippen, knhl. gewi3hulich in ihre beiden Perikarpien zerfallend, J|
letzteren sind im Querschnitt füufseitig und führen in den Thälehen je einen, Mi 4H
rühruugsflächcn 2—4 Oelstriemen. Geruch angenehm aromatisch, Ctescbm.tck gewürzil^B
lieh. Die unzulässigen wilden Früchte sind unansehnlich, klein (3,5 — i mm). m^H
liehen oder hellbräuulichen Rippen, aromalisch, aber bitter. Der sogenannte römisefH
süsse Fenchel (Fructus Foeniculi romani s. dulcis), rothlicb 1<raun, von ^H
angeführten VarivlHt stammend, hat sehr breite, flügclartige, strohgelbe Rippen unA ^H
feiner und süsser als der gewöhnliche Fenchel. Er kommt aus Italien, S\: ^ifl
der Levante. Griechen und Römer kannten bereits den KencbeL Zur Zeit K ^|
wurde er in Deutschland viel geb.aut. Die FenchcWrüchte enthalten je nach der Sorte J^H
aethorisches Ocl neben 12 — 15 pCt. fettem Oel und ca. 2 pCt. Zucker, AscklH
ca. 00 pCl.
Do» Oleum Kooniculi ist klar, farblos, in 1—2 Th. concentrirtem Alkohol W
Die Lösung reagirt neutral und bleibt, mit Eisenchlorid versetzt, farblos. Ein Tropfca
Oclcs, mit Zucker verrieben und mit 500 ccm Wasser geschüttelt, ertheilt diesem d« at
KcMchelg\vMchmack (Ph. G. III). Es besteht bis zu = , aus Anetbol*, CoHi»0
«wi»ohcn l'.»2 1!»»" siedenden Fcnchon, C,oH„0.
l>«>ni KtMicliolAl k(iinini>n im .Mlgoinoiiien die Wirkungen dor a- • --ni
tu. Ks (It'Kiiiticirl >;cli\v.iih, reizt (■tw:iji dio Haut unti trultet klfin.- i«j
gnwsiii Dusch :iuch Kauinchvn; seine iVinipfe verursachen Thrüi uM
und zu I'Iynlisnius, e.s wurde frejren Trunksucht empfoLIcti; ir»-!, ^iB
Kxperter.ins und Cnrniin.uivum. Dusinnig: 1—5 ptt. (0,06— u,2.5) in Lloco^arclur
Aeus.serliilie Anwendung: Linimente, Sniben und häufiges Ocruch-srorrigens.
Mie l'rüelite linden vorzujcsweise thcr.npeutische Verwendung. Sie di«ws
CarmiiiatiMini. Kxpeetoraiw. Iie.somlers ai.s bVnilieihoni^ und ätoiuiicbicuDi, <iaikslh
lieh als (inlaet:ino|;um. .Ms Itewunt ist Fenchel sehr beliebt. Man reicht die M
in Tulver, I-atwerpen und Spitries ru 0,5—2,0 mehrmals täglich oder im InfusiiB
[Foeniculura — d31 — Foetor ex ore]
5,0— 15,0 : 150 g Colatur. Der galaktngogo Kinfluss soll nur nach schwaclioii Auf-
gQsson (2 — 3 Theelöffel auf 2 Tassen) sich oinstoUeii, während starke Infusc (li(^
Milchsecretion angeblich cinscliränken oder gar sistiren und dem Eintritte der Menses
Vorschub leisten. Der Fenchel ist deshalb ein Hauptbmtandtheil verschiedtüior niilrh-
ziehender Spccies und Pulver, so z. B. des Pulvis galactopoeus Rosensteinii
oder Pulvis Focniculi conipositus, aus Fenchel, Cortex Fructus Aurantii tia 1,
Magnesium carbonicum 4 und Zucker 2 best«'hend. IJic galaktagoge Wirkung kann
auf Verengerung kleiner Gefässe und erhöhten Blutdriu-k zurückgeführt werden.
Aeusseriich kommen Fructus Foeniculi zu aromatischen Waschungen, Gurgel- und
Augenwässern in Form des Infusum nur .selten in Anwendung. Die Annahme, d:uss
das Mittel stärkend auf die Sehkraft wirke, scheint auf der falschen Uebersetzuiig
des Wortes foeniculum ins Italienische finocchio (fino =^ fein, zart und occhio =
Auge) zu basiren. Die Romershausensche Augencssenz, (mu alkoholischer
Digestionsauszug aus Fructus Focniculi und Spiritus Vini lu oder auch eine Lösung
von Fenchelöl in Fencheltinctur, mit Wasser stark verdünnt, wird zu Umschlägen
benutzt. Der Fenchel gilt als ein gutes (leschniackscorrigens.
Aqu'a Foeniculi. Pcnchelwasscr:
eine nur anfangs trübe Flüssigkeit, aus zcrüto.ssenem Fenchel durch Maccration
und Destillation mit Wasser (1 -f 40 : 30 Ph. G., 1 + 40 : 20 Ph. A.) oder durch
Vertbcilen des Oeles in Wasser durch Schütteln erhalten. Innerlich : theelöfielweise
als Garminatirum. Aeusseriich: Zusatz zu adstringirendcn Augcnvässern.
Sirupus Foeniculi:
Fructus Foeniculi 2 mit kochendem Wasser 12 drei Stunden im verschlossenen
(iefäss digerirt. In 10 Th. Colatur löse Zucker 18.
Hei Foeniculi:
Oleum Foeniculi gtt. 5, Mcl dcpuratum 100, Sinipus Malti 100.
Fenchel i»t Bestandtheil des Pulvis Liquiritiae compositus (Ph. A. und G.), Sirupus
Sennae (Ph. G. und Belg.), Species laxantes (Ph. A. und G.).
NEVISNY.
Foetor ex ore, übler Mundgeruch, tritt überall da auf, wo Gelegenheit zu ver-
mehrter Absonderung der Secrete der Mund- und Nasenrachenhöhle gegeben ist und
eine Stagnation und Zersetzung derselben in der Mundhöhle stattfindet. Kbenso
kommt es durch Stagnation und Zersetzung von Speisere.sten im Munde bei Caries
der Zähne, Schleimhautentzündungen und mykotischen Erkrankungen des .Mundes
imd des Rachens, Stomatitis, Gingivitis nnd Pharjngitis, bei chronischer Entzündung
der Follikel am Zungengniiide zu mehr oder weniger starkem (Jerach aus dem
Munde. Entferntere Ursache» sind Erkrankungen der Speiseröhre, des Magens
und des Respirationsapparates, Bronchitis foetida, Gangraena pulmonum. Die Stärke
des Foetors ist sehr verschieden, von i'inem kaum wahrnehmbaren üblen Hauch kann
er sich bis zu einem höchst widerwärtigen, aashaft stinkenden Geruch steigern.
Letzterer kommt besonders bei den Zahnfleischentzündungen vor, welche als Folge
von Periost- oder Knochenerkrankungen, wie Krebs, Phosphornekrose, oder als Folge
von Stomatitis mercurialis auftreten, aber auch bei katarrhalischen und diphtherischen
Erkrankungen der hinteren Rachenpartien, bei Krebs und Noma der Wangenschleim-
haut. Bei Ciiriösen Processen :ui den Zähnen oder den Alveolen, bei Zersetzungen
von Speiseresten im Munde, besonders unter schlecht gereinigten Platten eingesetzter
Zähne und bei Magenkrankheiten pflegt der Geruch nicht so intensiv zu sein.
Soweit die (^clle des Foetors in der .Mundhöhle gelegen ist, kommt es zunächst
darauf an, die stagnirenden Ma-sseii zu entfernen und weiteren Zer.setzung(*ii vorzu-
beugen. Dies wird durch Ausspülungen und Gurgelungon mit desinticirenilen Lösungen
erreicht. Wo die Schwellung der Lippen und der Zunge so stark ist, dass die
Patienten den Mund kaum öffnen und jedenfalls nicht ausspülen oder gurgeln können,
muss man die Mundhöhle mit Hülfe eines an einem gekrüniniten l»raht befestigten
Pinsels zu reinigen suchen. Zu derartigen Gurgelwässern werilen benutzt: Kaliinu
chloricum, Borax bezw. Borsäure, Wasserstoflsui>eroxyd, übermangansaures Kali, .Milch-
säure, Acidum salicylicum, spirituöse Subliniatlösung (Vorsicht!), Thyniol, Menthol, Eu-
kaiyptol. Bei minder ausgesprochenen Fällen hat man für peinliche Reinigung der
Zähne womöglich mehrere Male am Tage zu sorgi-n. Der Zungenbelag von abgestosseuen
Epitheiien, Speiseresten und Mikroorganismen, welcher die sogenannte belegte Zunge
bildet, ebenso die kalkig-fettigen oder mikroparasitären Ablagerungen und Infiltrationen
in dea Balgdrfisen und Lacuncu der Tonsillen luid des Zmigengrundes, ist soweit als
[Foplor px oro
332 —
Fonaalltkji
iiiöplicli nioi-liaiiiscli tltirch Al)ki'atzi'ii zu entfernen. Erkriinkiingen tlcr \.
fin-tlcrn Inhalationen mit Terpentin, Kresol, Karbolsäure (I — 2 pC't). I
«las Ter|jcnliytlrat unil Jlyrtol liäntif: von piiter Wirkung. Endlich i-'
M.'ipencrknnkiuig zu behandeln. In vielen Füllen ist es zwar eine
zu Ißsende Krage, ob die Magenaffeetion die Veränileruugen in «ler
schliesslich dvs üblen (ierucbes hervorrnft, "der umgekehrt. Poch t
in denen die Cumbination von üblem lieriieh und Magenerkr.ankiin!; >■
oime dass sieh eine Verfindernng in der .Mundhnhle oder Na^onmcherihi'i;.
lässt. Die entfernter gelegenen Ursachen des foftür ex oro verhuigen füi''
.s|irecliende cansale Behandlung. Symptouiatisdi sind desoilorisiremJ»- Muiid-
(iurgelwätwi-r, Myrrhen, Vanillin, Menthol, Thyinrd, oder daraits gefertigte Trock
und Granula zu gebrauchen. EW\La
Folio raisoiinante. Pinel berichtet, dass die Bezeichnung „folic rai^ ia(
Irri-nhänsern gebräuchlich sei und auf Fälle angewendet würtle, in il
Cobaerenz des Ürtheils und des Sprechens mit gewaltthätigeii Handln
bafter Grundl:ige ziutamnientiele. Bei der Verwin-ung der Noaiennlalur i
hat man später denselben Zustand auch unter den Namen: Monom:
ou Sans delire, Monomanie affective, instinctivc (Esquiroli, Moral in^. ^:
Folie d'action (Brierre de Boismont), delire des actes u. s. w. bescliriebon.
I)ie Thatsache, dass bei scheinbar normalem Denken und Sprechen C«
kranke die verkehrtesten und gewnltthätigsten H.-indhuigen begehen, tmd daM
iliese selbst mit anscheinend verständigem Raisonnement begründen, ist r: ' • :
das Denken ist nur scheinbar, d. h. bei oberflächlicher Bcobacbtimg uii_
das H:usontu'ment erscheint ebenfalls nur dann, wenn man nicht auf »riu'
grnndnng eingebt, berechtigt. Die neuere Psychiatrie hat deswegen
Ausdruck „Folie raisonnante," wie Monomanie .sans delire u. s. w. v»t1:i--.i.
rsycliisch krankiiafte Zustände, bei welchen das Vcrkehrfc^ein de.s H.iii.l>lii>
vorstechend erscheint, kommen vor: 1. bei der mildesten Form dori[anie. welche
als Hypomonie bezeichnet hat, 2. in dem maniakali.scheu i>tadiuui der
P.sychose, 3. bei geistigen Schwächezuständen (inibecillitTs) als sogenannter müralixi'
Wahnsinn, welcher Name besser nicht gebraucht wird, da er lu scbweren Jti»'*
Ständnissen Veranhus-sung gegeben hat, 4. bei hysterischem Irresein, 5. in p"«
Stadien der Paranoia simpIex chronica. Die Behandlung hat sich nach ilr "W
Symptom lu Gnuide liegenden Krankheit zu richten. Wegen der tJefahr, welch- i
Kr:uiken durch ihre Handlungen sich oder Andern bringen können, wird in *»■
Kegel eine SeiiuestrirunR in einer Anstalt erforderlich sein. _
Fontanelle, Fonticulus. Die noch kaum vor einem Mcnschenalter als iintrfipüi-he« S«k*
und Heilmittel gepriesene Fontanelle, d. h. die Anlegung eine*
durcii Eiulcgcu, bciciuders von Erbsen, oder von besonderen H
wurde, bat nur noch historisches Interesse. Die Zahl der liiaLikiiäitcii. i
Alters her Anwendung fand, ist Logion; unter den cluoniscbcu Erkrankuii.
keine, bei der sie nicht Dilfe bringen sollte.
Das heilsame Agens sollte in dem durx'h den ISteruiigsprocess bedingten Reit, nadk
in dem .lUgvmcinen S,Hflevcrlust lu suchen sein, während wieder andere der Aasidll
da» durch die Foot.nnrlle eine .\usflussöffoung für die schlechten Säfte g^schaffcD wetite.
letite AalT.is.suiig w&r jedcufalls die populärste geworden. Esseinuran den auch jeltt ■«(fcl
Bteheodeu Aberglauben erinnert, d-iss alte eiternde Fussgescbwüre nicht heilen iKifcs. 1
sonst die schlccLlcn SMc keinen Ausweg hätten.
srvrtMOif
For(M*If«-Baill8 >.<lrr Far««>->ur-Brii«. IVirf in Mr*- !^iB«-*l-Oi<«. 110 a ka«k. mit *i»ar
«ct^tTut^^rt Krftbkcii ttlcnfhtlcB tUileafiftalt. Pi» ^««n«« »ntkAltea bjortjtSclilifh Kalk- ubU
l'0rKV8>lC(l«KanX, »^ti<noh«n in n^pt Sriaf-lafritan, ISO ■ koek, Bit aiUvai, foaektMi nia« Ow '•*
«Mii >lr«l kiiliMi Kli'i'H^Brltrn (O.OOM— OkM 4o|ir*tlk*kl«asram Bmb) «ii4 (clniBkaa u»i ■■
Forwaldell} d, CU,0, h.it in den letzten .l.ihren vermöge seiner vielseitigen Eig
eine ansseronlentlirh verbreitete Auwendiuig gefim<len, vomehuilieh zu Desini'cti**'
und t'onservinmgsi« ecken, neuerdings auch in der Therapie. t>or Er- 'lief*
antiseptischen Kigenschaften d«.^s Fonnaldehyds entdeckte, war O. Lfiv,
prüften Uuckuer und Scgail die Einwirkung der Dämpfe auf Cuttureu, ««tai^J
fTonnaldehyd — 333 — Formaldehyd]
später (1892 istelltenTrillnt und H.Amnson die atisstronlfiitlirli luilx'ii dt'sintirircn)l<-n
Eigenschaften der Lösung wie der r>äinpf<' fest. Hin Jahr :später fand Häuser, dass die
Gelatinesubstanzen durcli die Verbindiui;: mit Fonnaldehyd eine Veränderung eingehen,
dnrt'h welche sie in gänzlich unl((sliche. nach den» Trocknen hornartijie KöriK-r umge-
wandelt werden. Hauser benutzte zunächst die.se Eigenschaft zur < 'onservining von
Bakteriencolturcn. Während zahlreiche Korscher die sjiecielle Verwerthung des Formal-
dehyds zu I>psinfection8z wecken studirten, führten ls'.t5 F. und .1. Blum tias Mittel in die
Conservirungstechnik zu histologischen wie mikroskopisch-anatomischen Zwecken ein.
eine Methode, welche bald die höchste Ausbildung fan<l. Nun wurden auch die hervor-
' ragenden desodorirenden Eigenschaften der Substanz entdeckt und ausgenutzt. I>ie
jüngste Zeit hat die Verwendbarkeit noch mehr erweitert. Während man sich bisher
■ zu Desinfectionszwecken der Lösung oder der (iase b«-diente. verwendet man jetzt mit
bestem Erfolg n.nch dem Vorgang von I>ieudonne und Orth das im Status n.i.«cendi
durch Ueberleitiuig von )lethyIalkohol über glühende I'latinspiralen entstehende
Formaldchyd.
Die durch Verbindung von Formaldehyd mit Eiweisskörpem entstehenden wasser-
löslichen, in der Hitze nicht coagulirenden Eiweisskörper empfahl F. Blum unter dem
Mamen Protogen als Nahrungsmittel.
Formaldehyd ist ein Ijas, welches sich zu ca. 4() pCt. in Was.<ier löst: diese Lösung,
das Formalin*, ist wasserklar, von scharfem, die Schleimhäute stark reizendem
Geruch; nach längerem Stehen scheidet sich festes l'arafornialdehyd ab. Es giebt
die gewöhnlichen .\ldehydreactionen * und verbindet sich mit Ammoniak zu Hexa-
methylcntetramin, dem Urotropin*. Für nietlere Organismen, anscheinend mit .\us-
nnhme der Schimmelpilze, ist es ein .starkes Gift, in geringerem tiradc für höhere
Thiere, die es im Verhältniss von ungefähr (».."> — 1 g pro Kilo tö«ltet, und zwar
wirkt es intensiver bei subcutaner Injection als per os. Bei intravenöser Injectitm
kleiner Mengen tödtet es augenblicklich durch Blutgerinnung. Stärken' Lösungen
wirken auf die Haut gerbend und bei längen-r Einwirkung auf kleinen' «.»rgain'
mumificirend. Bei der innerlichen Anwendung soll es mindestens theilweise unver-
ändert durch den Urin abgeschieden werden (Aronson. P. Rosenbcrgi, von Blum
wird dies jedoch bestritten.
Als Conservirungsmittel ündet Formalin Anwendung bei Leichentheilen und
Praeparaten zu histologischen Zwecken und für Bakteriencnlturen.
Zu grob anatomischen Zwecken injicirt man, eventuell mehrmals, in eine beliebige
Arterie 5 Liter einer 15 pCt. wä.s.serigen F'omialdehydlösung. Ziu- Vorbereitung für
Gefrierschnitte bedarf es nur der Einspritzung von 4 Litern einer .öproc. Lösung. Die
Methode hat vor der Alkoholconservimng noch die Erhaltung des Fettes voraus
(Gerster-Waldeyerj. Zur Con.servirung einzelner Organe oder kleinerer Thiere
oder Pflanzen genügt die Einlegung in eine lOproc. Formalinlösung, jedoch wenleii
hierbei die Farben nicht con.servirt. Um auch pathologische Veränderungen. Farben
und Tr.insparenz der Org.ine zu erhalten, ist von C. Kaiserling eine vollendet«;
Methode .iu.sgebildet worden. Die Organe werden in geeigneter Lage in eine reich-
lich bemessene Menge einer Lösung von: Formalin 750, A<|ua destilhita UKK) ccm,
Kalium nitricum 10, K:diinn aceticum .30 g wähn-nd 24 Stunden gebracht. Gut
abgetrocknet überträgt man die Organe in so p('t. .Mkohol, wobei die ursprünglich
unschcinb.nr gewordene F:irbe wiederkehrt, darauf für 2 Stundi-n in !15 pCt. Alkohol
und schliesslich bewahrt man sie in einer Mischung von Wasser und (.ilycerin »L mit
Zusatz von 30 lli. Kalium aceticum vor Licht geschützt auf. Für histologische
Zwecke sind von Blum und Orth Methodi-ii euipfohlen worden. Zur Conservirung
von Bakteriencnlturen in Gelatine bringt man die Iföhrclien oder Platten auf
24 Stunden in ein grö.sseres (iefäss, auf dessen Boden sich Wattfl>äusclichen mit
Formaldehyd getränkt finden. Zur ConseiTiniiig von (letreide wurde ein«- kurz«- An-
■ Wendung der Dämpfe empfohlen von Genter zur Vernichtung <les l'.>;tilagosporen,
von Gottstein zur Verhinderung des Auskeiniens. Zur Conservirung von Nahrung-;-
mitttrl Lst es durchaus ungeeignet.
Als Dcsinfectionsmittel besitzt Fornialdehxd bedeutende desinficirende und
antiseptische Eigenschaften. Es wirkt schon in Concentrationen von 1:U)(MH) ent-
wickelungshemmend und in Lösnngen von 1:4(K» tödtet es Ueinculturen pathogener
Bakterien in einer Stunde ab. Es eignet sich dnlier zuniichst zur Desinfcction solcher
Gebrauchsgegenstände welche dicl><siufection durch stniniendenWasserdanipf nicht oder
[Formalilehyd
3;M —
schlf-clit vertragen, wie farlii^e KleifJer, Lederfiefteii.stiliido. Orössi-n' tifg<-iiNt:iiiil. mim-
24 Stunden in Jilifjeselilossenen R.'inuien, mit Fiirinaliiiiösunfi gntrruikt. :infli"iiin
werden. Znr l>esinfection von Wolmräiuiieii lieiUirf es der Zoit von 4K Stiuudn w
einer Menj^e von K Kilo^amni für einen iniltleriTi Kaum, daher ist dit-* M»ti**
nicht f^anz zweck nirissig. Zwcrkin:lssij;er ist eine Mftliode, bei welcher rn:"
derer Lampen der Kormaldedyd aus .Meldvlalknlitil entwickelt wir«!. l>i<-
von C^aiiiViier und Hrocfiet, von iirth, besonders aber von Hicudonnr smini
Im (iel)rauch sind die To Ileus "sehe, ilie KreiTsche unil bcsontlprs dio Se:herinji
Ijunijii'. Bei zu geringer Luftzufuhr entwickelt sieh jcleichzeitig Kohlenoxid iM
desinlicircnden Kiirenschafteu d(?s Formaldehyds haben ferner zu Versuchen, CkIim
zu desinticiren, Anlass gi-jijeben. Indess gelang die vollst;in<lJge Veniichton«
gener Keime nur bei kleinen Thieren, wie Mäusen.
I)er Fornialdfhyd hat ferner Verwendung zur Herstellung koiiu/rtfieD Cati
gefunden (Kossmann, Hofmeister, Halbnn, Haw laczi-k). DrLssellit» «n
24 Stunden lang init 2 jjCt. l'Virmaliidrisung behamlelt und dann mit .st«'nlart
Kochsalzlö-sung ausgewaschen, um das Brticbigwenh'n des Catgruts zu vcrhüta
kaim auch das Catgut 24 Stunden in 4 ]»( 't. Formalinlösung nufbewahreo.
CS möglich, es in Wasser bis zu 1(J .Minuii'n zu kochen. Es wird in 1 pCt. So
alkohol, mit ö pCt. Glycerinzusatz, aufgehoben.
Iias Formaldehyd hat auch wegen seiner desodorisircndon Wirkung K(ii[ifi4\;
gefunden. Thatsächlich geht dieser Körper mit Skatol, Mercaptan, Schwefßli
stoflr geruchlose chemische Verbindungen ein. Faecea werden in 1 p(."t. Lösung mfl'
geruchlos (Walter). Ortli emj)fiehlt die 1 pCt. Lösung von Fomialdehvd als i
Mittel zur Wa.schung der Hände nach Sectionen etc. Ztu- Beseitigung des öblai (<•
ruchs der Schw eissfüssi' genügt nach ihm schon eine Waschung dprselben^j
Tränkung der Schuhe mit 1,5 pCt. Formalinlösung. Zu eigentlichen therape
Zwecken h:it der StofT bisher nur Atiwemliing gefunden als Antzraittel bei TB
molle und kleinen Furunkeln, .sowie ais Mittel zu Ausspülungen der Vi
((»,1—0,2 Formalin : KHI;. Bei den katarrhalischen Zustfinden der weiblichen Gi>nitJ
wirkt es attsserordentlich secrrtioiisbeschriinkcnd. Von V. Hosenberg ist kiir
die methylalkoludisclic Lösung mit Menthol gemischt und mit Milchzucker «
(Holzinol und Sterisol) zum inneren Gebrauch bei infectiösen Krankheiten, vor 'I«
von anderer Seite jedoch gewarnt ist, empfohlen worden. Auf einer chemL
Bindung beruht wahrscheinlich die Kigeiischaft des Formaldehyils, die Toiil
der lüphtherie und des Tetanus »inwirksam zu maclmn.
l)ie getrocknete uiul gepulverte Formaldehydgelatine ist ia die Chirurgif
Schloicli als Ulutol* eiiureführt worden.
4. <»T
Formalin odcrForraol ist die 40proc. wässerige Lösung von Formaldehyd*. Bei dem Stadi
ist die proceritischc Berechnung zu beachten, weil die Autoren ihre Dosirungen htli
Formaldeliyd, bald auf FormaHu berechnet babco.
A. OOTWf
FormaDlIidoeSSigSäure, Ci,H„N03= C,.niN(;cJ{j.cr)^H piiUtoht n»cli P««l uod OUm durch Ei««irla«'
Niitrluioforniaiiiltd auf CbloresKip^rtpr und Vcr^pifuiiK d(>8 )(<>bild**tpn Esten. Si« kr^rstaUiuirt In grrtfpmv
Nadeln «ni Wiuüer oder kürten HAulim nod Ai^tlier Tora Bebmp. 123—12-4*', ist Uncht Insljcli tu Avüicr, /
Einaitig, tljufndeii und kolileoiuurcn Alkalien und cuneeiitrirtea MineralsBuron. <owi« in hotssem Waa««r
snsaxL
Fonnulae magistraI«M und Forranlae ofHcInalos. Kormulae officinales werden iu
.Antnciveriirdnungslehrc dit-jcnigfii rfceplniissigen Zusammenstellungen von Arzncirait
nnnnt, welche durch Aufnahme in ciue Pharmakopoe festgelegt worden sind, wahr
beliebige anderweitige ZusammcnstelluDg eine Formula magi.'itrajis ergiebt. V(
werden mit letzterer Bezeichnung jndoch solche Reccptvcrordnungeu belegt, welche
sonders zweckmässig coinponirt Allgemeingut geworden sind, ohne dass sie durch Sxifui
eine Pharmakopoe saoctionirt worden wären, z.B. Formu4ac magistrales Brr
B.i .
Forstbftd bi>j Amau in [inltmcn, nm SUdaliliance dps Ktospnfcelilri^ InmiUcn auii|e«dohnlOr Nad(«U
4'.M ni h'jch (;plef;eD, Laftkurorl atil Anittall Hlr WasäorliL-ilTcrrabren,
(OrtunAf Kuranetalt in dar Bpanliteltcn Provinx Uurela, 2^14 ui liocli, mit uinitr Koch<talxtliPi-nt« von |A* '
(l!.r>>< Nairiiim-. n.12.'> MauiiP^liiRK'litoHd, 0.H4 Caleium-. 0.1 1 Ma^noninniiiuirat. O.OJIAI rroi» Kohlrasun.
titickfttrtfl'i. liipsflttf will) iiifuTlicli. «owic tu Bftdem, l^ouction, Inhalationen, ZQrstSii)iungvn«l>«liuCtL Vun
kommen KheumBtiümen, UaulkrAnkli«ili>n. Lähmungen und Serofuioac lar Behandlang.
wcnasw
[Fourchambanlt — 336 — Fraiigula]
FOVrCnambRBltj Pleekcn im l)^pt. Nii-tro. Zwei dort aurgflfuiidenp ga.<r(-i«liP kaltr Kalliwisscr, Himut iiikI Mon-
topct, werdi>n als TafelgetrlUik gelirauebU
W.
Ff AffSTlft L. Pflansengattung aus der Fam. d<^r KiiKurcac*. riitcrfHm. d<.*r Potnii tilloa<s aus^f*-£eicliii<*i durcli
das Flpisehigwerden des niDdlieh-lEO|;etfnnDiireii BlUthtMiltodens, dr>'s4*ii AussenilHcliP mit zahlreichen eiii!>aiuiireii
VrUohtchen (NQsschen) besetxt iist (Erdbeereii)> F. xvtsea. h., die bei uns eiuheimisehe Erdbeere mit dreitini;eriKen
Blättern und wuhlsrhineekenden Srlieinbeercn (itaccae Fra^ariae). Mehrere amerittanisrhe Arten, berfoniiers
F. grandifolia Ehrh.. die Ananaserdbeere, werden bei uni> we,«en der Früchte in <iärten cnltivirt'.
M.
Frunboesla bedeutet in der älteren medicinisrhcn Literntur eine mit „liimbcerartigcn'', pnpillo-
matösen und kondylomatösen Wucherungen einlirrgehendc Kranklfcit, welche, in den Tropen
endemisch, nach Sauvages zwar Syphilis-ähnlich, aber doch nicht selbst .Syphilis ist.
Alibert ideotificirte die Framboosia mit Syphilis und auch bei uns hat sich der Name un-
awcctmüssigcr Weise für stark wuchernde Syphilisformcn .Framboesia syphilitica" erhalten,
ferner wurden damit hin und wieder auflallend starke Wucherungen, die der parasitären
Sycosis, dem Pemphigus vegetans, der Dermatitis papillaris capillitii, schliesslich auch der
Mycosis fuugoides angehüren, bezeichnet. Es erübrigt sich, auf diese, in der modernen Der-
matologie höchstens als „framboesioidc" Formen der geuauntcu Krjankheiten bezeichneten
Affectiouen einzugehen.
Dagegen existirt in den Tropen, West-Indien, Jamaica, Domingo, Süd- und West- Afrika,
Ceylon etc., eine endemische , Framboesia" (l'olypapilloma tropicum nach Charlouis-
Pontoppidan), die bei den Kingeborenen als Yaws oder Pian, von den brasilianischen
Aerzten als endemische Verruga bezeichnet wird. Sie scheint nach ihrem emiuent cou-
tagiösen Charakter und der Art der theils maculüsen, thcils papulösen, tuberösen, kondylom-
artigen Haut-Eruptionen der Gruppe der infectiüsen (irnnulationsgeschwülstc anzugehören.
Breda, der sich mit der als ^Boubas" benannten Varietät dieser Framboesia-Krankhcit be-
schäftigt hat, glaubt einen speciiischen Bacillus als Ursache entdeckt zu haben.
Eine specielle Therapie dieser Krankheil ist unbekannt. Dagegen .sollen nach den An-
gaben der amerikanischen Autoren allgemeine hygienische und rohorircnde, örtliche anti-
septische und Reinlichkeitsmaassregcln eine grosse Kolle für Prophylaxe wie Therapie spielen.
Maocho Autoren empfehlen mercurielle Pracparatc zur örtlichen Behandlung.
NEISSEB.
fmiC18€6ft. Fflanzengattun^; aus der Fam. der Sulanaceae, rnierfam der .^aliiiKloflsideae, mit nur vier
iveimftchtig entwickelten StautiblNttem. F. uniflura Puhl, im südlichen Amerika heimisch, liefert die Manaca-
woriel, welche in Brasilien als Antisjphililicum und Kngen Risse );<'^iK<^<' Sriilaugen benutzt iüt. Sie enthUlt
HAnmcin, C-2ll,'nN30io, und ManaeeYn. Ci-.II^NsOio, hei'le wirken giftig. .Sie reiben die Serretiün der brttsen
and iKwirkeu Respirativn.sstill!itand.
U.
VnBgüUU Gattung der Kliamnaceae, oft mit Uhamnus* TeminiKt. Fr. Alnus .Mill. -= Uhamnns Fran-
galaL., Faulbaum, auch »SchiejiNheere* und .Pulverbolz'* genannt, liefert Cortex Fran);ulae s. Avorni, Faulbanm-
rinde. Das Holi liefert die 1'ulverkohle. Blllthen grUnlich-weisi, Bi<i'ren klein, roth. M.
Die Faulbaumrinde, Cortex Frangulae I'h. 0.111, wird .schon seit dem Beginn des
Mittelalters als Heilmittel gebraucht. Sic ist au den älteren Zweigen braun, an den jüngeren
mehr graubraun, mit kleinen, bald länglichen, bald fast linearen, weisslichen Körperchen
punktirt. Sie wird in den Monaten Mai und Juni gesammelt und getrocknet, hauptsächlich
als Abfall bei der Darstellung der Kohle zu Schiesspulver. Sie ist daher billig, „Khabarbarum
proletariorum", muss aber über zwei Jahre gelegen haben, ehe sie gebraucht werden kann.
Auf den Markt kommt sie in zusammengerollten, ca. 1 mm dicken Stücken, die aussen grau
oder graubraun sind und die charakteristischen weissen Warzen zeigen; auf der Innenseite
sind sie glatt und brannroth und haben auf dem Bruche citronengelbe F.isorii.
Die Droge enthält iu;bon Gi'ih.stofr, Aepfclsiiiirc, f^puron fliicbtigcn (»des, einem
hakigen Butt<?rstoff, einoiii Kath:irtiii-;iluiliehen, sauifii (iijkosid, der Fraiigula-
säure und Zucker noch das Fraugiilin oder Uhainnoxanthin (('-..iHaoOio). —
Das wirk,saino I'rincip der Droge scheint die Kraiigulas.'iure zu .«ein, die in Dosen
zu 0,5 beim Erwach.sonen abffüirend wirkf. Audi die l'ranguliiisäure, das Spal-
tuiigsproduct des Frangulins, führt bei Hunden Srlion in Dosen zu einigen Deci-
grammen ab, während das P'rangulin ohne Wirkung auf d(Mi Dann ist.
Die Faulbauuu-inde hat je nach ihrem Alter zweit^rlifi Wirkung. Die frisch ge-
trocknete, auch die bis zu einem Jahre gelagertem Kinde riecht widerlich, erregt L'ebel-
keit, Erbrechen, Kollern im Leibe, Kolikschnierzen und selbst blutige Stuhlgänge,
während die altere Kinde nur gelegeiitlirh Krbreclien hervorruft. Der auf den
Darmcaiial reizend wirkende ^toff der Jungen Kinde i.>-t nicht bekannt. Jedenfalls
ein])fiehlt es sich, nur abgelagerte Kinde in »iebrauch zu ziehen. Bei massigen Gaben
der letzteren erfolgtm die Stulilgänge meist ohne KolikM-hinerzeu; dieselben stellen
sich erst nach grösseren Dosen ein und sind (Iniiii nicht inintler heftig, als bei Seiiiia.
Der in der Kinde enthaltene Farbstoff färbt di-n Spei<lifl gelb und giht auch in tleii
Harn über, der sich auf Zusatz von Alknlien gelb färbt.
[FVanß;iila
336
VTUUtKiä
Thcr;i|ii'uti.si'h rnnvciidot in:iu dio Drop' und ihre Prafparato virlfrtrh -■:
von Si-niiM, Hli.'ibarl.MT und Aloi' ;iIh einin.-iligi-s Abfiilinnittel oder li'
Otistipatioii. Vorzügo hcsitzl dus Mittel, ali^esplifii von «ler Billigkeit, vor]
dert'ii Medii:aiiH"iit<n nicht; ;iii Siciiorlieit diT NN irkuiig kommt t« dt-r !?e
[>ie Rinde wird als Itccoct, 15 — 25:200, esslöffelweist» verabreicht.
Exlractum FrnngulAe:
Die zcrschniltciH! Rinde wird durcli Digestion in kCfclR'O'l-hcissrni W :
und aus dem colirtcn Ausnige ein troclines Extnvct hergestellL Jj .
N^'asser trübe «lösliches Pulver. Dosis: 0,2 — 0,5 g.
Extraetum Frangulnu fluidum Pli. G. III:
100 Tb. Kinde werden mit verdünntem Alkohol (3 : 7) .-ingeselzt und d
Kluideiitract hergcst-ellt. Das Extract ist dunkelbrnunroth. Dosis 1"
Ausserdem ist die Droge ein Bestnndtheil vieler Geheiinmittel. so dej
Oidtmanni", des „liebirgsbalsam" von Sehmidt, des „Alpcnkräuter-Gesuudheit?-!
Buhl, des „Malzextraet-üc'sundheitsbieres" von Hoff u. a. >:
KrKnf^aliu, K li ktnn oxaiith in, C^^j.Otp, ein UlyttoKid der Faulhaumnnde, wird %u* •i-^-'^ *
lUK derseUxtn üurrh S&lzsUure iftifRllt. Ef; bildt't einn citronen^olbe, krjstalliniselitf Mft«se r->^
Holimp. Äfl". Ks i»l oniOilieli in Wasser, fast nnlOnlteh in kaltem Aether. Ifi4licli in koelt^
«raimem Alkohol. In VItrinlOI Iflst fs »ich mit dunkelnibinmther. in fiien Alkalipr, ■-• ■■ •
Beim Koolien juil ^altshure terriillt es in Zocker und Fran guli n < Su re; i'
1' f ll<i<>. Leltlere krystallit^irt In nrangegelben bis braunen Nadeln oder qiia^lrnt;
' , Mfil.rlll Hjli. das erst hei ISO" wefTBelit. Scbm|.. aW-ÜM». ond snMimir'
uiiKtftlich in katlein Wayfer, etwas in kochendem. tiiMnlich lOAlioh in kalt'-ni
Insuiig. In KaliUiiKe löst sie fich mit kineebrother Farbe; die unmoniakali^*-
roUten Niederschlag. Beim (iluhen mit Zinkstaub entsteht Anthraoon. L i e he r m ,k ii n un,l \V«14«S
an» Faulhaumrinde au Stelle der obigen Verbindung da« homologe Emodin, ■^inttu-O^.
DitraugultnBtlure, C^ti^Or, + H3O, nennt Faust eine bei derSpalCunfc des Frati^tliu MvKn I
ttnr» auflntfiido, ilir «ehr ihniteho, aber dunkler nib geflrbte, ki7itallisirbar« Saar».
SriKOU
FrAntrnllnae. Ordnung der Uicoljrleae*. die Familiiin der Oelaatraceae', AfBifoliae«»**, Al
r <■«•'* und it h a ro ti aee an* umfassend.
I' rankenhnuseilt .«l«dt in .-iehwiimburv-Rndol-stadl. am SBdabhange des Kymuo-spr in .
'l'hftle l:to m hoch ge.(rhati-t gelegen, Soolhad und klimatischer Kun>rt. IMe Mutterlaiu
und int bromhaltig. Diese, sowie die 2t* {'Ct. starke Itobrsoule und drei Suolen Tun 2.13
tu Bftdom, die ehlorlithionbalUge 2proc. EUsabethquelle auch tu Trinkkuren.
III y
wogncn
Frnn/.cnsbnd. I>it Hcichtliuin an eisenhaltigen alkali.srh-saiinisclifn Qu<'lli.'n und
Ki,'<ciixv;is.'icrii, iieln'ii tilaiibcrsaizwa-sseni, der Besitz eines vorziTglich*-!! Kis<*ni
inoois, diLs goni.tssigte Gebirgsklima (4.öO Meter ü. M.), die trefflichen Baii
tunm'en fdr kniilensäiirereiche Stahlbilder, Moorbäder und G.isbädpr, sowi«? di»
liclifii, jicsfbiilzten Parkanlagen machen diesen böhmischen Kurort zu einem tb«
|icutisch lurv nrrageiideu „Eisenbade", dessen Heilanzeigerj nati
vtirwiep'iid auf dem l<ebiete der anaeinischen Zustände, der Erkrank
weililit'.licii (Jenitrtle. sowie der durch Anaemie und Chlorose bciF
iliT IU(;(>stioiis<irt;ane uiitl patholu^iächen Zustände iles Nerv»Mi.<
AniU'tiiio vcrpesellschafteteii Stoffwechselerkrankungen, wie Cm
licii, lii'f;en. I)ie wiclitigsteii der zum Trinken gebrauchten Franzci ^1
wllKser HJntl: Die Fran/.eiisi|uel le mit 5,4Jll g festen Bestandtheileii in
Liter NVxKser, ilarittilcr schwefelsaures Natrium 3,1»<>, Chloniatrium 1,2<12, k"h»»j
HiiiireN Natrium (),il"ri, ktdilens.-uires Kiseno.tydul <i,(Kt(t und 14(52 rem frpi«- &
N.'lure; ilie Salzi|uelli^ mit t.'.tNti g feston Best.andtheilen in einem Litrr
liariinler .>i(liwi'felsaures Natrium 2,ho2, Chlornatrium 1,140, kohleiLsaiir»«
(»,li77, koiilcnsaures Ki.senoxydurn,(KK» und H31 ccm freie Kohlensäure; dir Vf'
i|ii('lli> mit (1,075 p festen Hestaiidtlieilen, darunter schwefelsatires Natrium S,
CiiliinKilriiim 1,214, kohleusauiv.'; Natrium 1,10«, kohlensaures Ei.senosydnl 0,t
1202 ccm freie Koiilens.'iure: tier kalte Sprudel mit 5,^98 g festen Brw
<lanintJ'r «chwefelsaui-es Nalriuiu .t.öiKJ, Chlomatrium 1,120, k« -
ii,ll!M, kohleiisaiire» lMKen(i.\Miul (t,(l2ti und 157t> com freie K<ihl
'lle mit r>,8H2 g festen l!i<standtheilon. darunter sclnvefels.Hur«;-
im 1,M'2, kohleiisauri>s Natrium <>,744, kolilensaurcs Ei-
itiiil !»>■;;( ccui (n-i,. Kolileiisilure. sämmtlicli diMunach «eisenhaltige alk;
(iliiiiliii-alzwllhser mit viixclijcden abgestuftem Salzgehalte, wogegen die
i(Uell(. Hill M.IWI g fftitiii Itestandlheilen, d.-»runter 1,»'.14 sehwefolsAur*«
O.lll.l (bliini.ilriimi, n,,M7 kohlensaures ^.•Urium. 0,053 kohlensaure^ Eii
titiel le mit
('liluriialriiir
anzeiisbad
— 337
Fremdkörper]
d 1528 ccm freie Koblensäure naho7,u alvS roiiic F^ispimuelle betrachtet werden
ann. Das dem ausgedehnten Moorlager entnommene Moor zeichnet sich durch
prossen Gehalt an Kisciivitriol, Natrunsalaien und freien SSuren aus und wird mit
Erfolfc zu Voilliä<if'ni oder Li)falh:i(iorri bei sexuellen Krankheiten, bei rheumatiscli-
rtbritisciicn RrkrankunRen als mAehtigos Resori)ens für Kxsudate, aber auch als
Tonirinn bei Krankhi'itPu des Nervensystems sowie allpemeinen Schwächezustfinden,
coiistituliniicllen Erkrankungen vcrwertliet. Eine Reihe kohlensilurereicher Risen-
iüuerlingi' wird /.ti HiUleni benutzt, welche zur Unterstützung der Trinkkur in vier
rgfältip eiiigeriebtt'tt'n Badeanstalten gebraucht werden urul i-inen wesentlichen
iinfluss auf Erhöhung des Kurerfolgcs durch Förderung der Blutbildung üben.
jascH.
Bera Walt«rl Michx (Frascra carolineiisis Walt.), eine Gentianee Nordamerikas, wird wegen
äer Aehiillohkeit ihrer Wurzel mit der Colorabowurzel auch Colombo americana genannt.
In der Wurzel sind Gummi, Pektin, Glukose, Wachs, Harz, Bitterstoff, (Jentisinsäure, üentio-
jiikrin und ein gelbor Farbstoff, Gentisin, aufgefunden worden. Nach neueren Untersuchungen
""rimblc und Lloyd) besteht der Farbstoff aus zwei Körpern gleicher Zusammensetzung
loRiiO«: der eine krjstallisirt in tiefgclbcn Nadeln. Schmp. 114", der andere bildet lange,
dellcitroncngclbe Krystalle, Schmp. 178". Sie ist ein bitteres Touicum, schwacher jedoch
ie Colombo. Die frische Wurzel wird in den Vereinigten Staaten von Amerika häufig als
Bmeticum und Catbarticum angewendet. Dosis 2,0 — 4,0 g als Pulver, Infus 10 : 200 mehr-
»Is täglich 2—3 Esslilffel.
J.
UnnS L. OrnttoDK (1er Oleie^Bfl*. las^scichnei durch die anselielnbAren poljRBiuen BtOtben nnd die aUrIc su-
*nmenKedrSeki«u Pltl|roirrnohtc. F. ezccUior L., die gemeine E^ehe. ein Icrlfli^r Baum mit fai^t lederifcen un-
uif geHederten BIllUerD. liefert ein weiihTnIIes Nntvholz. Die Rinde enthült neben OerbfitofT den anfh in der
onkutaDie (Aeseuliu Hippoeo^tAneani) gefundenen Bitterstoff Prftxin. F. Ornui L. (^ Oraui« eiiropaeft
pen.). die Mannm-Ksehe, liefert in Folge deti Stiche:« einer Cieado die MftDnE*. Sie ist im südlichen Eurep» weit-
prbreitet. kummt »bnr koch als kleiner BBnm uder Strauch in K1ein&.<tien und Turkeftan Tur- M.
Frazin. C,,>HuOio. ein Olykovid. krystallLsirt in Nadeln, schwer lOslirb in kaltem. leirht in hei'iAeni Waititer,
lieht in Aethcr. wenig in kaltem Alkohol, xiemlich leicht in heissem. Schmp. 2Ü0<*. Die sehr verdünnte wlu^eriRe
nng xeigt, wenn Spuren eines Alkali xuge^^etst werden, blaue FluoresceuK. Eisenchlorid giebt erst grllne Fftr-
■niE. dann citronennelhen Niederitcblai;: durch Ammoniak und Bleiaoetat entiteht ein irelher Niederschlaj^. Ea
Mgirl sauer und vorbindet eich mit Basen. Durch RrwAmen mit verdünnter SchwefelsKure verfällt es in Gljrkose
■d Fraietin: ruJ(,„0,„ 4 H,0 ^ C,.H,./>s + C,uH,Ov Letzteres krrsUllisirt ans Alkohol in Tafeln. Inst sich in
twa 1000 Ttl. kaltem und 300 Tli. siedendem Wuser, etwas leichter in Weingeist, ferner in Acther und in Sali-
lure. Mit Eif4encblond gieht es eine ];rUnlirhblaue Fürbung. mit den Erden i^rflne, in Wasser unlnsliehe TerbindunKen,
Fraiinin (Keller) hat sich als identisch mit Mannit erwiesen. Das von Mandet ans Eschenrindo isolirte
ünio ist eine eztnetiQnnigo. hygroakopisuhe Mass«, die gegen Wechselfleber wirksam sein soll.
SPIEGEL.
BlfllWAlde, Stadt In der Mark Brandenburg, «er Kurort liegt tief im ThalkesseL Die Kurraittel bestehen ans
Iden an KiihlensKure armen Eisenquellen und dem saliniscbeu Eisenmour. Die Quellen werden tboils mm Trinken.
"heiU zu Blldcm benutzt. Von ersterun cnthBlt KOnigsqoelle O.O'J Eisen-, 0,0a4 Magnesium-, 0.147 Calciumhiearbo-
I 0.023 Magnesiumsulfat.
WÜBZBrBO.
8D8CII9 Koranstalt im badischen Sehwanwalde. 384 m hoch, zur Gruppe der Kniebi»- nnd Bencfathalblder
rig. besitzt 7 Stahlqoellen. von denen eine schwefelhaltig ist. Die letiterv enthalt 0.00112 .ScbwefolwasserstofT,
ESii Kohlen*iKnre. 0.2S Natrinmsutfat, 0.5ti Calciumblcarbonat nnd hat von allen Quellen den hnehsteo Eisengehalt
von 0,1. In der bedeutendsten Quelle, der Friedriohsiiaelle, finden sieh, neben O.on Eisen-, 1..i Calcium-, U.4ö Magne.
rftta^. 0,23.^ Katriumhiearbonat. 0.0007.n drvihasisch phosphorsaurer Kalk. O.OIA Calcium-. (IM Kalium-. O.XIID .Sa-
»toMsulfat. 0.013 Lithinrachlorid, 1.117 Kohlenslnre. 0.t.V> Stickstoff. Den stirksten Gehalt an Lithiomeblorid.
1,0175, besitzt die Lithionquelle. Das Wasser dient zu Trink- und Badekuren.
WPKZBl'BG.
Premdkilrper sind in mannigfaltig.stor .\rt und Grösse im Kdqjer gefunden worilen,
fcnrigcn sie nun durch natiirliche (.lefTiiungeii oder durch künstlich von ihnen selbst
BfcervorgcnifL'iie in den Kürper eingedrungen sein. Maa.s.sgebeiid ist bei allen Fremd-
B^Crpern für die Therapie erstens: hat der Fremdkörper lebenswichtige Org.one ver-
B|etzt oder kann er «rhehliche functionelle Störmigen machen; und fenier: in welchem
^Kustand war der Fremdkörper, als er eindrang, war er aseptisch oder nicht, welche
BSefahren drohen mitbin dem Patienten aus seinem Eindringen und VerweilenV Bei
^Erstickiingsgefahr z. B. inuss ein Fremdkörper aus der Trachea entfernt worden, wenn
Hlicht .anders, mit Hilfe der Tr.acheotomie. Anders steht es bei Projectilen, Messer-
^■pitzen, Gla.sstückeii, die durch eine Wundein Organe, Knochen, Gelenke, Mu.skeln etc.
^■iugedningen sind. Sdll man sie imbediiigt entfernen, aucli wenn sie keine (tefahr
Bwd keine .schweren fiuictiüiielleii Störungen bedingen? Im Laufe der Zeit machen sie doch
Hpft noch Beschwerden, wenn auch manche Fremdkörper lange .lahre ohne den ge-
^nngsten N.achtheil für den Betreflemlen im Körper verweilen. Doch sind zum Auf-
Hbiden und zur Entfernung sehr tief eingedningener Fremdkörper gelegentlich so
Brrosse und tiefe Schnitte nöthig, mit so grossen Narben, dass der functionelle
^n>> Lltbrtieh, Encyklopaedje. 11. Band. <^^
[Fremdkörper
— 338 -
titmikkft
Gewinn dadurch fniglit-h wird. Ks wird sirh eben immer um f —
Her f'hanren und der Gefahren handeln, .letzt wird tn.ou deshalb •
vornehmen, weil die Entdeckung Röntgen'.s gestattet, durch en \a':>
Aufnahmen ^^ele Fremd krirper in ihrem Sitz genau zu bestinimeu. V
viele dieser (Iporationen sicherer und zielbewusster, sudasss die Kuncti
durch die Operation auf das geringste mögliche Maass hcrabgr««'!
That.<ache allein jedoch, dass ein Fremdkf'rper irgendwo im Kfu ;
noch nicht als lndic:)tinn zur Entfernung desselben: es bleibt jeii-
richtigste, Fremdkörper wie Kugeln, die durchaus asf-ptisch sein kfmneii. m&ö
am Orte zu lassen. Will man den Körper einheilen lassen, so ist die er<tr V!if;>
die eventuell vorhandene Asepsis der Wimde und der Fremdkörper, s. B. •" "
nicht durch unvorsichtiges Untersuchen zu stören. Ist die Asepsis aber '
oder ist eine erhebliche Functionsstörung zu erwarten, so mus8 man di> '•'•
weitem und den Köri>er entfernen. hu. ■
Fremdkörper iu den oberen Wegen, Nase. Rachen. Kehlkopf, Laftrühn:, k '-
den verschiedeosleD Formeu nicht allein bei Kindern, sondern auch bei Erw*tlaina
ganz selten vor. Dieselben sind durch Zufall oder absichtlich dortfaio geratfaco
oft Jnhre lang in denselben verteilen, che sie erkannt und entfernt verdcn.
lu die Nase gelangen sie entweder von vom oder von hinten. Durch di« Ka^''..
werden meist bei Kindern oder auch von Geisteskranken Erbsen, B'.V '-'^".pff, i ■:.
Steinchcu etc. in die Nase gesteckt, aber auch Watte, Schwammstückchi ,r:hii» ca
selten zu finden. Deshalb sei es Regel, bei operativen Eingriffen in die N :i>c t^rufuchittA
b.iuscli'c genau zu zählen! Durch die hinteren Nasenc>ffnungeu kann beim Feh'
oder Erbrechen leicht etwas in die Nase gelangen, während bei äuss>"^" V--'- :
sonders Revolver- oder Schrotkugeln, Spitzen von Messerklingen in der '
diese Fremdkörper setzt sich, wenn sie nicht bald entfernt werden, eint .. .
es entstehen dann die sogenannten Nasensteine, welche oft eine bede .
reichen und durch ihre Fortsätze in die Ausbuchtungen der Nase mit der
verbunden erscheinen. Selten bilden Krusten oder Blutgerinnsel den Kern >
Das charakteristische Merkmal eines Fremdkörpers ist einseitiger übelriec!
blutig gefärbter Ausfluss aus der Nase, sowie, wenn auch nicht gaas so
Verstopfung. SelbstTerstöndlicb kann manchmal und nameotlieh bei Kin'i.i
kranken der Ausfluss doppelseitig sein, da diese nicht selten in beide Nasenlucbet
körpcr hincinbefordem. Alle anderen Beschwerden, vornehmlich Stiradruck umI K. r'«-t^;
pflegen nur in der ersten Zeit zu bestehen. Ohne Spiegel- und Sondeounter-
lieh kein Fremdkörper zu erkennen; hervorzuheben wäre aber, dass we-
Schwamm und Watte, bei der Sondirung nicht das Gefühl der Härte, sondern iiicat
der leichteren Beweglichkeit, besonders im Gegensatz zu Geschwülsten, gevährea.
Strahlen werden in schwierigen Fällen von Nutzen sein.
Die Behandlung hat in der Entfernung des Fremdkörpers zu besteben. Scibstvertti-' -
bat man schon bei der Untersuchung vorsichtig tu vermeiden, ihn nocfa tiefer nach
bringen, damit er nicht etwa in den Kehlkopf oder die tieferen Luftvege gerathe.
ist die Nase zu cocainisiren (5 proc. Lösung) und bei frischen Fällen auf der guiiuii
das Politxer'sche Verfahren zu versuchen, das häufig zum Ziele fuhrt. In äjt«
wird dieses selten Erfolg haben: alsdann führt man. bei Kindern eventuell in der
eine hakenf^irmig kurz umgebogene, dünne, aber feste Sonde vorsichtig hinter den
Körper nnd hebelt ihn nach vom heraus; für manche Fälle empfiehlt sich mehr der
gebogene feste Draht einer N.-isenpolypenschlinge, die den Fremdkörper doppelt uai
Grössere Fremdkörper, besonders gequollene Bohnen. Erbsen etc., müssen durch kiNrau .
ähnliche Instrumente zerkleinert werden. Eine Nachbehandlung ist unnöthig, da di« Absowie«!
in einigen T.-igen von seihst aufhört falls nicht noch ein Fremdkörper zurück|r*l>h'er ' " ^
In den Nasenrachenraum gelangen Fremdkörper sehr selten, meist nur b«i
oder bei unvorsichtigem Schlingen eventuell bei Lähmung des Gaumensegels. GevSI
langen sie von dort in die Nasenhöhle. Man überzeuge sich durch Anlegung eise»
hakcns von ihrer Gegenwart und entferne sie alsdann mit einer passeod gekrüamtea '
der Nascnrachenhöhle selbst bleiben kleinere spitze Gegenstände, -wie Knod
gräten, meist bei der Nahrungsaufnahme stecken; Nadeln gelangen nicht selten _
durch eine unvorhergesehene Mundathmung in Folge der Unsitte, dieselben mit it»
festzuhalten. Die bevorzujrten Stellen sind die Gaumenmandeln, die Falten des fliiiniW
der seitlichen Raebenwand. der Zungengrund; das Ligunentum glosso-epiglottJcuB
der Kehldeckel werden von ihnen ziemlich häufig durchbohrt. .Auaserdem findet mni
Thcilen Borsten von Z-ihnbürsten, kleine Aehren, von grösseren Kremdknrprm
Uühncrwirbel. gn^ssc Fleiscbsiürke. die. falls nicht sofort entfernt, lu ErstickBai
anl-nssung grben. Auch wäre darauf hinzuweisen, dass MandeUteioc bei elin,.
Zündungen nicht so ganz selten sind, ebenso wie die Speichelsteine in Uro K
[Fremdkörper — :)!)9 — Fremdköriier]
gängeii besonders der Subniiixillar- und Suhlingualdrüso, Die Diagnose 'lor grösseren Fremd-
körper ist bei genauer Untersuchung, bei guter Beleuchtung und unter Zuhilfenahme der
Sonde nicht schwierig; dagegen sind Giäten, da sie durchscheinend und leicht mit Schleim-
iäden zu verwechseln sind, oft recht schwer zu erkennen. Man merke sich daher ihre Prae-
dilectiousstcllcn, vor allen Handel und Zungenrücken, gebrauche die Sonde und eventuell vor-
sichtig den Finger, verlasse sich nicht zu sehr auf die Schmerzangabc der Kranken, da diese
meist recht ungenau localisircn, vergesse niemals, dass auch zwei (irUten verschluckt sein
können, während andererseits der Fremdkörper schon verschwunden sein kann, obwohl der
Kranke ihn noch im Ualse zu fühlen glaubt.
Die Entfernung muss bei guter Beleuchtung am besten unter der Leitung des Spiegels
mit einer gebogenen Kornzange oder Kehlkopfpincettc eventuell nach CocaVnisirung statttindeti.
Durchaus zu warnen ist vor der sinnlosen Anwendung des Scblundstössers, der schon öfter
mehr geschadet als genutzt hat. So wurde z. B. die Gastrutomie nüthig. als durch Anwendung
dieses Instrumcutes ein verschlucktes Gcbiss in den Magen gcratheu war. Schwer ist manchmal
die Entfernung von Nähnadeln,da diese sich beiderseits in die Schleimhaut einbohren. Vorsichtiges
Fassen derselben, Loslösung erst des einen, dann des andern Endes und nicht zu starkes
Zudrücken des Instrumentes, um den spröden Stahl nicht zu zerbrechen, sind nach vorsichtiger
CocaVnisirung durchaus notbwendig. Die leichten nachfolgenden Entzündungserscheinungen
rind durch Eis und ein Gargarisma mit Opium, z. B. Tinctura Katanhae 10,0, Tinctura
thebaica 5,0, Dosis 25 Tropfen auf ein Glas Wasser, zu bekämpfen. Handelt es sieh um
Mandclsteinc, so werden dieselben mit der Kornzange entfernt, während bei Speichelstcincn
der Gang zunächst aufgeschlitzt werden muss. Grosso Fremdkörper, die man immer zu ver-
motben hat, wenn Jemand beim Essen zu ersticken droht, sind natürlich nicht in schematiscber
Weise zu diagnosticircn ; man wird vielmehr sofort mit dem Finger in den Schlund eingehen.
In den Kehlkopf gelangen Fremdkörper, wenn sie unbedacht cingeathmet werden. Das
kommt beim Sprechen oder beim Lachen leicht vor, wenn sie zwischen den Lippen oder im
Hunde verweilen. Bei Kindern sind es nicht selten Knöpfe, Erbsen, Glasperlen, Münzen,
Nussschalcn, die unbedachtsamer Weise in den Mund gesteckt wurden, während bei Erwachsenen
hauptsächlich Knochen, Gräten, Nadeln, Zahnphitten — diese vornehmlich im Schlaf — er-
brochene Massen — vor allem bei Geisteskranken — in Betracht kommen. Auch lebende
Thiere, wie Spulwürmer und Blutegel, haben schon diesen Weg genommen. Wenn die Kranken
auch im allgemeinen angeben, dass ihnen etwas in die „unrechte Kehle" gerathon sei, so
kommen doch Fälle vor. die von unglaublicher Indolenz zeigen. So blieb einem Kranken eine
Zahuplatte wochenlang im Kehlkopf stecken (Lublinski). Andrerseits ist nicht zu vergessen,
dass Kinder aus Furcht die wahre Sachlage verheimlichen und dann wegen Croup oder Keuch-
husten behandelt werden, bis die immer heftiger auftretenden Erstickungsanfiille verbunden mit
Heiserkeit und Athemnoth den wahren Thatbestand ahnen lassen. Ohne Spiegeluntersuchung
ist keine Diagnose zu stellen. Bei Kindern ist dies schwierig, weil sie durch Aengstlichkeit
Hindemisse bereiten, und der abgesonderte Schleim den Fremdkörper oft vollkommen einhüllt.
Dazu kommt, dass durchsichtige Sachen, wie Glas, Gräten oder dünne Knochen schon an sich
schwer zu erkennen sind, namentlich wenn sie tief in die Schleimhaut eingedrungen sind.
Die Widersetzlichkeit überwindet man durch Einwickeln des Kindes in Tücher, durch Cocain
und einen Mundsperrer, manchmal aber muss man durch Chloroform leicht betäuben (Stoerck),
-während Schleim mit der wattirten Sonde abzuwischen ist. Für einen in die Tiefe gednin-
gcnen Fremdkörper spricht starke Schwellung und Küthung bei grosser Schmerzhaftigkeit.
Die Herausbcfürderung des Fremdkörpers muss zunächst, wenn nicht zu grosse Athemnoth
besteht, auf dem natürlichen Wege versucht werden. Dazu ist eine vorsichtige CocaVnisirung
des Kehlkopfes schon wegen der Angst und Unruhe des Patienten uötbig. Es wird sich meist
empfehlen, das CocaVn nicht einzupinseln, .sondern einige Tropfen einer lOproc. Lösung einzu-
spritzen. Alsdann gehe man mit einer nicht zu schwachen Kehlkopfpincettc schnell, abi-r
vorsichtig in den Kehlkopf ein und versuche, den Fremdkörper zu entfernen. Selbstverständlich
•wird man sich in Acht nehmen müssen, leicht zerbrechliche oder zerrcissbaro Gegenstände
wie Glas, Spulwürmer, Blutegel zu fest zu drücken. Auch ist es oft notbwendig, namentlich
bei Gräten und dünnen Knochen, die sieh in den Kehldeckel, in die Arj-faltcn, im Ventriculus
Morgagni, im subglottischen Raum cingespicsst haben oder quer über dem Kehlkopfsciiigang
liegen, durch hebelnde Bewegungen aus ihrer festen Lage zu befnion, ehe man sie horaus-
beßrdert. Bei grösseren Fremdkörpern unterhalb der .Stimmritze, bei grosser Athemnoth und
bestehendem Oedem wird man, wenn vorsichtige Extractionsversuche nicht /.um Ziel führen,
die Tracheotomie nicht umgehen können, da die Gefahr der Erstickung, namentlich nach
länger fortgesetzten Eingriffen leicht eintreten kann. Besonders sind es die Zaiinplattcn mit
ihren Befestigungshaken, welche bei längerem Verweilen sich so in die Schleimhaut einbohn-n,
dass man bei jedem Versuch wohl den ganzen Kehlkopf in die Höhe hebt, aber den Fremd-
körper selbst mit hebelnden Bewegungen nicht aus seiner Lage bringen kann.
In der Luftröhre und in den Bronchien fuidcu sich dieselben Gegenstände wie in den
höber gelegenen Theilen; nur wäre noch darauf aufmerksam zu machen, dass abgebrochene
Trachcotomiecanülcn nicht selten in die Luftröhre fallen. Diese hat oft eine ganz beson-
dere Uuempfindlichkeit gegen Fremdkörper. Diagnostisch von Wichtigkeit sind die zeitweise
^r
— 340 —
FrenulkörjtT
I
•
Eratiokungsanrälle. die durch das Anschlagen des Fremdkörpers gegvo4«5^ts I
kerrorgenifen werden, uaiucutlicb weuo er sich in der Luftröhre frei hia- ot tr I
kvi^l, vas man oft nicht allein mit der aufgelegten Hand fühlen, sondern mit des iftf I
•■ck wibtn kann. Ist der Fremdkörper klein und rund, so geräth er ge-Köbnliri '^ » I
BwfliMii und zwar meist in den weiteren rechten, der geradliniger abgeht aW de Vi I
AteMrtase des betreffenden Lungenabschnittes ist die weitere Folg«, nachdem «ch K.:- I
üleewöon und Abscessbildiing mit reichlichem eitrigen Secret gebildet haben. Vti I
Ivogen mit Tubcrculose sind in Folge dessen wiederholt vorgekommeo. Jedenf;, I
■ich eine sehr genaue Untersuchung, zu der ausser dem von Killian und Kir- 1
p^gcbcnen Verfahren auch dos Rosenheim'sche Oesophagoskop benutzt wer<l' rj i. I
dem die Trachea und die Bronchien vorzüglich übersehen werden können. Ajch n; 1
hinzuweisen, dass es in neuester Zeit gelungen ist, mit Hülfe der Durchleuchtuaj du S:- I
kastcns mittelst Rocutgenstrahlcn die Lage des Fremdkörpers festzustellen. I
Die Behandlung kann zunächst darin bestehen, dass durch Tief läge des Kopii 1
körpors, selbst durch vollkommenes Umkehren des Kranken auf den Kopf, diir' : 1
schütterung des Kehlkopfes, Klopfen auf den Rücken, durch Erregung von Hus'.f'ii lix !*■
fernung versucht wird. Bei rundlichen Körpern verordne man ein Brechmittel, wäimifl
spitzen Körpcni ein solches zu vermeiden ist, da die Gefahr besteht, dass sie dann Dvci UH
eingekeilt werden. Wenn diese Versuche nicht zum Ziele führen oder bei dr(>b«iiii« kl
stickungsgefahr. ist sogleich zur Tnicheotomie zu schreiten und festsitzende Körpa aitvll
einer Zange f'der eines langen Hakens herauszubefördern, während man bei glatt^i. ack ifl
wegenden Körpern die Tracheotomicwunde offen halt, wobei diese dann sehr häutig 4li||fl
späterhin auftretenden heftigen Hustenstösse herausgeschleudert 'werden. Es st driid^^|
rathen, die Operation nicht aufzuschieben, bis etwa schon Convulsionen auftret':n. <^VH
danu den Kranken kaum am Leben erhalten wird. Im Allgemeinen empßehlt es sd, Mfl
lose in der Trachea sitienden Fremdkörpern, nur local zu anaestliesiren, während bei !*■
Einklemmung die allgemeine Anaesthcsic die Entfernung mit der Zange erleichtert Aadifl
Fälle bekannt, wo nach der Tracheotomie das Umkehren auf den Kopf ziim ZieleJ|H
während dies vorher vergeblich war, ja selbst Erstickungsaufälle hervorgerufen hi4^^|
diesem Grunde empfiehlt es sich, den Patienten auch hierbei tief athraen zu lasten, 9^H
Glottis soweit wie möglich zu öffnen, das Sprechen aber zu verbieten, um den GlottiaaH
zu verhüten. Versuche, den unteren Theil der Luftröhre, sei es von vom, sei es iroUifl
zu öffnen, haben hisher nur unglücklich geendet. UJKUf^^M
Fremdkörper des Vcrdauungstracts können durch Verletzung von aussen e^m
oder sie werden verschluckt, und durchlaufen denselben mehr weniger weit, nicht KtötH
seiner ganzen Länge, sodass sie per vias naturales wieder ausgeschieden werden. M
Im ersteren Fall handelt es sich um Verletzungen, die durch äussere Gewalt iv^^|
kommen. Holzsplitter, abgebrochene Theile von Waffen, Kugeln oder Pfeile könofl^^l
Speiseröhre, soweit dieselbe vom Halse aus zugänglich ist, in den Magen oder den Di^^H
dringen. Derartige Verletzungen sind gewöhnlich Sache der chirurgischen Behandll^^^|
dessen können sie sich auch der Erkenntniss lange Zeit, ja bis zum Tode entziehen. V
Die verschluckten Fremdkörper sind mannigfaltiger Art. Bedingung ist, dass -öe M Jt
hart sind, oder wenigstens in den Verdauungswegen zu harten Massen werden. 1
hören als häufigste Typen: Gräten, Obstkeme, Knochensplitter, Münzen, allerk; J
zeug, wie Bleisoldaten, Essgeräthe, besonders Messer. Gabeln, Löffel, femer Haare, £{dMMl
harzige Oele oder spirituöse Lösungen von Harzen. Diese Dinge werden mei^^^^l
sehentlich, gelegentlich aber auch absichtlich verschluckt: letzterenfalls von HrsiffBH
(t. B. Haare, die im Magen einen harten Knäuel bilden), oder von solchen, die ein Kofl
stück machen und sicii damit zeigen wollen (Hesser- und Gabelschlucker), oder eodlitk 4
langem medieament^sen Gebrauch unlöslicher Erden, wie z. B. der Magnesium- und liH
salM, aus denen sieh die sogenannten Enterolithen bilden. Hierher gehört ancb das ^<^
kommen von Sciiellacksteinen im Magen, welche bei einem Tischler gefunden wuidro, ift^]
Politur getrunken hatte, und endlich von steinartigen Massen, welche aus einem üunrt
ron Haaren, Erden, Speiseresten und eingetrockneten Pilzen besteben, sogenannte* BetMK^
Diese rerschlackten Gegenstände können sich an jeder Stelle des Verdauuug;strwta i*
fugec, sie können aber auch, oft wider alle Voraussicht den ganzen Verdaunngscaual. ■>!■
Srtwden anzustiften, durchwandern. So hatte ein Knabe einen Zinnsoldaten mit Bl,i»«c
nndiluokt der nach einiger Zeit in einer Kothmasse eingebettet wiodor per rectum ^<(^
GewöiiBlich entziehen sich die verschluckten Gegenstände der Palpatioo. ZttWMlu ^ '
sie aber «oa <ka Bauebdecken aus durchzufühlen und können eine Neubildang in ^^f* i
oder Harm TOfläwehen. .^uch kommt es vor, dass kleinere Gegenstände, s. B. Mübmx • !
geajgMiea Sleltoi, und zwar hauptsächlich im Fundus des Magens liegen blcibea «Mi A**
Druck fioc saekslige .Aasweitung veranlassen, in der sie ohne weitere R«actioa laap W
olt Jalire teaf. verweilen. Gewöhnlich aber geben sie zu acuten Störungen Toiiiliit
An 4n tmgen» Tbtilen des Verdauungstractes. also im Schlund, der Speiaerthre tnd 4ii
INkDadänne*, kaoa eine mehr weniger vollständige Verlegung der Passage stattfindsn. Bi0**
gobco £c LiUiJwil« u Erscbeiimngen Kenntniss. Soweit eine solche Ycrlegnag in d*r i^<>*
[FrPindkörpcr
— 841 -
Frpiiidtörper]
röhre ihren Sitz hat, kann mau ihren Ort durch Sondirung durch das Üesophagoskop, eventuell
fdurch die X-Strahlen bestimmen und durch die entsprechenden Eingriffe, zuweilen unter
Leitung des Ocsophagoskops, die Entfernung auf unblutigem Wege vornehmen. Wo dios nicht
..glückt, vird mau zur Oesophagotomie schreiten müssen. Man hüte sich, Fremdkürper. welche
fm Darm eingeklemmt sind und zu Ilcuscrscbeiuungcn führen, durch .\bführmittel entfernen
wollen, welche durch die Anregung der Peristaltik nur eine festere Eiukeilung des Fremd-
körpers bewirken. Hier bleibt nur übrig, sobald als möglich die Laparotomie vorzunehmen.
In anderen Füllen bewirken die Fremdkörper, da wo sie der Wand des Verdauungs-
raotus anliegen, oder sich in dieselbe einbohren, umschriebene Entzündungen, die sehr bald
ieu Chariikter eines Geschwürs annehmen. Greift dasselbe tiefer und frissl sich durch diu
fuscularis und Serosa durch, so kommt es zur Perforation in die Nachbarschaft, welche je
Dach Sitz und x\rt der vorangegangenen entzündlichen Verklebungen zu mehr weniger schweren
Volgcn, meistens zum Tod durch Meiiia.stinilis oder Peritonitis führt. Ein Prototyp hierfür
8t die durch verschluckte Knochen, Kerne etc. bewirkte Appendicitis perforativa.
Es liegt in der Natur der Sache, dass die Stijrungen und schweren Schäden, zu welchen
lie Fremdkörper führen, bald ganz acut, bald langsam und allmühlich sich einstellen können,
lervorzuheben ist noch eine Krschcinung, die man als Pseudo-Fremdkörper bezeichnen könnte
(Ewald). Bei manchen, besonders bei nervösen Personen, welche z.B. einen spitzen Knochen
erschluckt haben, bleibt ein dauerndes Gefühl, als ob derselbe in der Speiseröhre fcstsässe,
Druck. Vergeblich kann man dem Betroffenen durch Eingehen mit der Schlundsonde die
Jurchgängigkeit des Oesophagus ad oculos demonstriren. Dies Gefühl wird offenbar durch
eine circuinscriptc Entzündung und Empfindlichkeit hcri'orgcnifen und hört erst nach längerer
^eit auf. Besonders .\crztc sind in dieser Beziehung selbstquälerische Patienten. Zuweilen
velingt es, den Fremdkörper unmittelbar nach dem Verschlucken durch heftige Würg- oder
Brechbewegungen wieder hcrauszurördern, doch kann aus den gleichen Gründen, wie .«ie oben
■Cr die Abführmittel angegeben sind, die Anwendung eines Brechmittels nicht angerathen
■erden. Am meisten empliehlt es sich, eine breiartige Masse, z. B. K-trlofTelbrei, in grossen
Quantitäten nehmen zu lassen. Man hat wiederholt gesehen, dass auf diese Weise selbst
kitzige oder gar mit Widerhaken versehene Gegenstände eingehüllt und ohne Schaden auf
llem natürlichen Wege ausgeschieden wurden. Ewald.
I Fremdkörper in Harnblase und Harnröhre. In die Harnblase gelangen Fremd-
Körper entweder auf den natürlichen Wegen (durch die Harnröhre) oder durch die Blascn-
kand selber hitidurch. Die crstcre Kategorie ist die bei weitem überwiegende, es handelt
heb hier theils um Gegenstände, welche zu Heilzwecken eingebracht werden und ilurch
Bnglücklichen Zufall in der Blase verbleiben, tfaeils auch um Einführung von Frcmd-
pörpem aus Muthwillcn, wesentlich wohl in masturbatori.scher Absieht. In erster Linie stehen
abgebrochene Katbeter- und Bougiestücke, seltener von Metallinslrumenten, meist von
ftcblechten Kathetern aus elastischem (iewebc oder vulcanisirtom Kautschuck herrührend; es
Ibigen an H.'iuligkcit Haarnadeln und andere Nadeln, namentlich bei Weibern, doch sind
Buch die abenteuerlichsten (regenstünde, Strohhalme, Zahnbürstenstiele, Tannenzapfen, Thermo-
■Dcter, Schneckenhäuser, Tuschpinsel, Gummisehläuche. Sehweincpenes, in der Harnblase ge-
ninden worden. Eine Einwanderung durch die Bla.senwand wird namentlich nach Operationen
kl der Umgebung der Blase beobachtet: Ligaturfaden von Ovariotomicn, V'aginaliiatiouen etc.
Burchbrechen die Blascnwand, und gehen mit dem Urin ab oder haften an der Wand fest;
buch Stücke der Beckcnknochen sind auf diesem Wege gelegentlich in die Blase übergetreten.
Mlle im Blasencivum liegenden Fremdkörper üben einen entzündlichen Reiz aus und sind
keneigt, d.is Centrum von lucrustationeu, meist aus pbosphorsauren Salzen, zu bilden. Es ist
nir die Therapie entscheidend, wie weit dieser Proccss schon vorgeschritten ist.
V Bei frisch eingeführten Fremdkörpern, speciell bei kurz vorher abgebrocheuen Katheter-
ptücken ist es oft möglich, sie einfach durch Extraction per vi.is naturales nach aussen zu
Bcrördcrn. Unter allen Umständen ist eine cystoskopische Controle anzurathen; man kann .sich
kuf diese Weise leicht über die Lagerung der Fremdkörper orientiren, und wird dabei das
Besetz bestätigt linden, dass Körper von einer Länge von 4 — 5 cm sich im sagittalen Durcb-
besser einstellen, während grössere Stücke die (juerlage einnehmen. Mit Lithotriptoren, nament-
lich den kurzschnäbligcn Kamasseuren, kann man dann den Fremdkörper in geeigneter Position
Its-sea und extrahiren — wobei freilich die schlechten Katheterstückc vielfach wiederum abbrechen,
■och genaueres Arbeiten erlaubt dos Nitze'sche Operationscystoskop; es sind auch bestimmte
bngenartige Instrumente angegeben, die das Stück in die richtige Aw drehen und gleich-
■Bttig genügend fiiiren. Fadenschlingcn in der Uarublasenwand von Frauen kann mau eben-
Mlb gelegentlich auf diese Weise einfach ausreissen; andere Haie sitzen die geknoteten
■ebliugen aber sehr fest, und man muss dann die Harnröhre mit Simon'schen Speculis erwei-
■em und den Faden an einer Stelle durchschneiden. Bei Weibern erleichtert überhaupt die
krgängige Erweiterung der Urethra oft den Act der Operation beträchtlich; mau kann sich
■och weiter damit helfen, dass man von der Vagina her mittelst Fingerdruck.s den Körper in
■ie Längsaxe drängt. — Manche Fremdkörper sind zwar leicht durch die Urethra hineiu-
■egangcn, nehmen aber in der TIarnblnse eine Stellung ein, die ihre Extraction nicht erlaubt,
K. B. ilaarnadeln, Pinsel. In solchen Fällen wird man sich mit Extractionsvcrsuchen nicht
blzulonge aufhalten, vielmehr alsbald sich zur Eröffnung der Blase ontscbliessen.
[PrPiuilkorpor
— 342 -
Diissclbo gilt für alle Fälle, in denen bereits Incrustation oder ?t
ist. Man kann dann freilich nooli cinon Versuch maehen, mittelst des L- ^ n
massen zu zertrümmern, nm dann den Fremdkürper zu fassen — auch das fuhrt iim
zum Ziel, uamentlicli weil Katheterstücke etc. durch Inerustation sehr vträtidi^rt ir.; "
werden, sodass die Hcrauszichung in toto doch nicht mehr gelingt. l\,
also dann die Blase durch den Schnitt eröfTnen; sind die Stücke noch ri
.stirt und stehen sie in der Län);siue, so kann der Medianschnitt genügen — in «llra
Füllen kommt nur die Sectio nlta in Betracht. Allemal ist besonders d.nraaf n »fV
alle Fremdkürper herausgeholt werden — nicht selten zerfallen die eingo'
Blase noch in mehrere Stücke (namentlich bei etwa früher gemachten Kxtr.t
es muss eventuell cystoskopiscb untersucht werden, ob nicht Fragmeute zuruilM^^LUJ
die wieder den Kern grösserer Steinbildungen abgeben können. Haben sich nm Lifi'
Steine gebildet, so wird man diese bei noch nicht übertriebener Grösse nach
Urethra und Durchschneidung des Fadens meist im Ganzen herausbeffirdcrn >
Die Fremdkörper iu der Harnröhre vordanken ihre Anwesenheit •!
den Eingangs aufgezählten Bedingungen; auch hier handelt es sich «• ■
gebrochene Katheterstücke und um ma.sturbatorische Reizmittel. Sehr oft
nur Anfangs in der Harnröhre und wandern später, in Folge der unregelmässi;;
von deren Musculatur, io die Harnblase hinauf. Die Chancen der Extraction stiia ua > p
stiger, je kürzere Zeit seit dem Unfall verstrichen ist. Es gelingt oft, nach rort>ehpr
throskopischer Controlc oder sogar unter Leitung des Urethroskopes, die FremdUrpci
kleineu Zangen oder Häkchen zu fassen; freilich reissen auch hier namentlich diu «HM
Katheterstücke leicht ab. Manchmal ist es von Nutzen, die Stücke bis in di« B!i>'
schieben und dort zu fassen. Im Allgemeinen aber ist auch hier und besonders, »'
nicht mehr um ganz frische Fälle handelt, vor allzu vielen Manipulati-- ■ '■ -
inneren zu warnen und eher zur üretlirotomic zu rathen. die jedenfalls
nisse setzt. Eine sehr harmlose Art von Urethral-Fremdkörpern kommt ^■:i..t-.i'
Endoskopie zur Beobachtung, indem VVattestücke von Tupfern abgleiten und in dir li.
stecken bleiben — sie werden meist mit dem Harnstrahl herausgespült.
Eine sehr wesentliche Prophylaxe gegen Fremdkürper in den tieferen Hamwrt'^
der genauen Katheterprüfung; man soll kein Instrument benutzen, das durch la::^-"
und oftmaligen (iebrauch seine Elasticität eingebüsst hat. posM.i
Fremdkörper in den weiblichen üeoitalien. Die Reichhaltigkeit do- '-
solcher Fremdkörper erklärt sich daraus, dass sie aus den verschiedensten Motivm «b
werden. Meist finden sich i'rcmdkörper, Pessare und andere Instrument*, die »
peutischen Zwecken vom .Vrzte oder von der Patientin in den Genitalcanal gtbniM
Eine zweite Gruppe bilden diejenigen, welche zur Selbstbefriedigung eingeführt wnta
dritte solche, die zur Einleitung eines criminellen .Abortus Verwendung finden.
So mannigfaltig die Fremdkörper sind, so findet man dieselben doch immer hiuJj
z. B. Haarnadeln in der Scheide, im Uterus und in der Blase. Als CJuriosa mbfi
werden, doss Hofmeier neben einem Pomadenli^pf einen Maiküfer in der Vo^ot
doss Bazzanelle ein Trinkgl.as nach lOjährigem Liegen mit der Zange entfernen
dass Haverkamp einen Pfcifenkopf cxtrahirte, der 10 Jahre gelegen hatte nnd rU
in die Blase gedrungen w.ir. Die Krankhcitssyniptomc sind sclbstverst.^t
nach .^rt und Sitz der Fremdkörper. .\m bäuligsten begegnen wir alten ü •■ Pi
die aus Unachtsamkeit Jahre lang in der Scheide gelegen haben, ohne j« ^enJiijt a
Schliesslich führen übelriechender Ausfluss und Blutungen zum Arzte. Denn durrh da
Druck und die Unsauberkeit kommt es zunächst zu Abschürfungen der Scheidfn»
und später zu UIceratiouen, die denen eines Carcinoms äusserst ähnlich sind Es
völlige „EinwnclisungcD" der Pessare durch Umwucherung von Granulationen und
Blasen- und Mastdarra-Scheidenlisteln, unwillkürlicher Harn- und Koth.ibgang.
Die Therapie besteht natürlich in der Entfernung der Fremdkörper und in da' 1
der Complicationen. Oft sind die eifigrcifcndsten Operationen notlng, besonders '
jahrelangem Liegen der Gegenstände der Inlroitus v.iginae senil verändert
oder Mastdarmlistcin gebildet haben. Besonders schwierig liegen die V.
von criminellem Abort, wo die Gegenstände dircct in den Uterus gebracir. vs
da in die Tuben oder in die Bauchhöhle gelangen können. Hier ist sei;
Laparotomie erforderlich gewesen. Freund z. B. war dazu genötliigt und fan'i >u
und in der Bauchhöhle je ein Stück einer zerbrochenen Ha.irnadel. Steffeck fitnb*'
der Bauchhöhle das abgebrochene Zinnrohr einer Klysticrspritze, das mit <■ — " ■■ -
hatte eingeführt werden sollen, aber abgeglitten war und das hintere
forirt hatte. Die Durchleuchtung mit Röntgcn-Strahlen ist ein neues Miu<.i.
Fremdkörpern genauer festzustellen und so die Operation zu erleichtern. S-
hausen gelang es z. B., durch zwei Aufnahmen als die Ursache von Blas*iiui'.i— »
Haarnadel in der Blase einer Dame nachzuweisen und mit Glück zu extrahtnn.
flIflÄl
i»mdkÖrp«>r
— 348 —
frfvnf
ipper)
Frcmdkiirper im Auge. Besonders exponirt für den Eintritt von KremJkörpeni ist in
Folge seiucr eigenthümlicben Lage das Auge. Man muss unterscheiden , ob Fremdkörper in
■ den Conjunctivalsack, in Cornea und Sciera* oder in das Augcninnerc gedrungen sind. Bei
[der Emptiudlichkeit des Organs können selbst kleinste Schädigungen Bedeutung haben.
Im Conjunrtivalsack liegen die meisten Fremdkörper, Kohle, Eisensplitter, Holvssliiekchcn,
häulig nur lose an, sie suchen als Ruhepunkt gewöhnlich die obere oder untere Ucbcrgangs-
llalte, falls sie sich nicht anderweitig festgeklemmt haben. Häufig schwemmen die rcflectorisch
1 erzeugten Thränen die Körper aus der unteren Falte in den Ductus uaso-lacrymalis und iu
[die Na.se. Vielfach hat der Patient durch die vcrursaelitc Entzündung d;tnn kurze Zeit noch
jdiLS Gefühl der Fremdkörper. Es genügt eine Ektropionirung der .\ugenlider, um den Körper
Izu finden und eutfenien 7-u können. Nur in der oberen Uebergangsfalte entzieht er sich
] zuweilen der Beobachtung; leichtes Spülen mit physiologischer Kochsalzlösung oder d.is Her-
[susschiebcn mit dem DavieTschen JjöfTel sind erfolgreich. Nur sehr selten dringt der Fremd-
Ikörper in das Gewebe ein, dann wird das [leraussehneiden erforderlich. Das Volksinittel,
1 »tüchtiges Schnäuzen", soll nützlich sein lür den Abzug kleiner Partikel in den Ductu.s n.iso-
j lacrj-malis. Reiben sowie heftige Augenbewegungen bewirken hiinlig Schädigung, weil scliarf-
tltautige Körper Conicalverletzungen machen können.
In die Cornea* selber dringen nur scharfe kleine Splitter, welche eine grosse Geschwin-
Idigkeit haben, ein.
Dringen die Körper ins Innere des Auges, so können sie dort, falls dies aseptisch gc-
Lscbieht, lange Zeit ohne Keizerscheinung verweilen (Leber). Meistens ist dies nicht der Fall,
|«s treten Iridochorioiditis* oder PanOphthalmitis * ein. Es kommt vor Allem darauf an, mög-
■liebst schnell den Fremdkörper, der oft schwer zu erkennen ist, zu entfernen und .\ntiphlügo»e
lanzuwenden. Stets ist bei Iridochorioiditis mit drohender Erblindung das Auge zu enucleiren
■ oder Resection des Sehnerven zu machen, um eine sympathische Erkrankung des unverletzten
^Auges zu verhindern. Bei Eisensplittern wendet man den .\ugenmagnet* an. okbeff.
Fremdkörper im Ohr: Dieselben sind auch im Hinblick auf die Therapie in todtc
[und lebende zu trennen. Erstere findet mau am häufigsten bei Kindern, denen es besonderes
[Vergnügen bereitet, sich alle möglichen Dinge, wie Erbsen, Bohnen, Obstkerue, KafTeebohnen,
Vkleinc Steine, Perlen, Knöpfe ins Ohr zu stecken, sehr viel seltener bei Erwachsenen und
[switr hier fast nur bei solchen, welche sich wegen Juckens die Oehörgangswände mit festen
iKörpern zu scheuern lieben, wobei ihnen mitunter ein Stückchen im Ohre abbricht oder bei
solchen, die sich gegen Zahn- resp. Ohrenschmerzen ein Stück Kampher, Knoblauch oder die
[sogenannten Magnetpilleii u. A. m. ins Ohr stecken.
Gehörgaiig. Bei todten Fremdkörpern gelingt die Entfernung meistens durch cin-
Lfaches Ausspritzen des Obres; diese schonendste Methode ist zunächst immer in Anwendung
I j!u ziehen, vorausgesetzt dass dabei nicht heftiger Schwindel eintritt. Die Gefahr, das Corpus
[alienum mit der Ohrenspritzc* weiter in die Tiefe zu stossen, wird vermieden, wenn ihre Spitze
I mit einem 1 cm weit überragenden weichen Gummidrain bekleidet wird (Lucae). Vortheil-
haft ist es, die Ohrmuschel beim Spritzen nach oben, hinten und aussen, bei Kindern unter
\& Jahren nach hinten und aussen, kräftig vom Kopfe abzuziehen und bei ungeberdigen Kindern
den Kopf durch einen Gehülfen gut fixircn zu lassen. Sicht man bei der Obrcnspiegcl-
untersuchung zwischen Fremdkörper und Gehörgangswänden eine Spalte, so ist es zweckmässig,
I den Strahl der Spritze dorthin zu richten. Bei quellbaren Fremdkörpern, wie Erbsen, Boh-
I nen etc. Oel oder Glycerin statt abgekochten Wassers oder 2proe. Borsäurelösung zu benützen,
in der Absicht, einem späteren Aufquellen der Fremdkörper vorzubeugen, ist unnöthig. Denn
die nach dem Spritzen im Ohre zurückbleibeude Menge Wasser ist zur beträchtlichen QuelUmg
der Fremdkörper zu gering. Eine eventuelle Quellung kann man durch Anwendung von
Glycerin oder Alkohol wieder rückgängig machen. Ist das Corpus alienum fest in den Gehör-
1 ({»"g eingekeilt, so genügen zu seiner Entfernung nicht, wie sonst fast immer, 1 oder 2, viel-
mehr sind hier häutig 10 — 20 Spritzen notbwendig. Auch muss man in solchen Fällen viel
^tärker und mit einer mögliehsl grossen Spritze spritzen. Nach je 6 — 8 Spritzen thut m.in
gut, mit dem Ohrenspiegel nachzusehen, ob das Corpus alienum wenigstens etwas nach
aussen gerückt ist, und in letzterem Fall ruhig weiter zu spritzen. Will es in einer Sitzung
durchaus nicht gelingen, den Fremdkörper herauszuspüten, so wiederhole man die Ausspritzung
Am nächsten Tage, nachdem man inzwiachen durch Auflegen einer Eisblase aufs Ohr oder
Application von Blutegeln in derUmgebung desselben die etwa vorhandene cntzündlicheSchwellung
der Gehörgangswände zu bekämpfen versucht hat. Natürlich ist ein solches Hinausschieben der
Entfernungsversuche nur dann statthaft, wenn weder Fieber noch Ccrebralsymptome bestehen und
I Patient ausser während des Ausspritzens und unmittelbar danach keine Schmerzen im Ohre
empfindet. Anderenfalls muss man den Fremdkörper sofort instrumenteil entfernen. Dies .ibcr
darf nur in der Narkose geschehen. Selbst bei narkotisirten Patienten muss man Kopf und Hände
durch Gehülfen fixiren lassen, weil man sonst bei einer unvorhergesehenen Bewegung des Nar-
> kotisirtcn Gefahr läuft, ihm eine Verletzung zuzufügen. Mit Pineetten und Zangen können ein-
gekeilte Fremdkörper niemals entfernt werden, weil kein Raum vorhanden ist, ihre Branchen ein-
zuschieben. Am besten gelingt die Extraction mit einem schlanken, stumpfen, stäblemcn
, Bäkcben, welches unter Leitung des Stirnspiegels zwischen Gcbürgaogswand und Fremd-
FriedrSlel
[rnkta
körpcr vorsicbtig hindurchgcsphoben und, sobald man hinter letzteren »npeUrf: u .
glaubt, so um 90" gedreht wird, d.iss der abgebogene Theil des Häkchens beim Z«r<:t. .
dea Fremdkörper herausbefijrdert. Mit Kücksicbt auf die grossen Gefahr«», v<lck( Mt ■ 1
für das Hürvermügcn, sondero auch für das Leben des Patienten bei der ExtractiiiM Vt0^ '
sollte diese nur mit der grössten Vorsicht am besten von geübter Uand vorgE-uoaiafS ••-
Schliesslich sei erwähnt, dass die Hornknöpfe der Notizbleistifte, sowie Glas- und Mttiilp-
wenn ihre Oeffuung dem Ohreingang zugekehrt ist, zweckmässig iu der Weise ejtnlBrt t-
dass man ein 2 Zoll langes, angefeuchtetes, entsprechend dickes Laminariastähcheii nr
in sie einführt, etwa ';, Stunde darin lässt und nun, wenn d.-is auft
Stäbchen von dem Fremdkörper eng umschlossen ist, aus dem Ohre her
bei der fest aufsitzende Fremdkörper herauskommen muss. Ist derselbe >
seine instnimentcllc Kntfernung einem erfahrenen Ohrenarzt nicht gelingt, so
und knorpeliger (iehürgang theilweise abgelöst, von dem knücherneu (Jehörj
vorgeklappt werden (Schwartze). Uebrigens machen todtc Fremdkörper i
schwerden oder Gefahren, selbst wenn sie 20 oder 30 Jahre im Gebörgn:
nervöse Refleierscheinungcn verursachen sie nur in verschwindend seltenen i
Lebende Thiere, Küchenschaben, Flöhe. Wanzen, Fliegen, kleim
larven etc., sind, bevor man sie durch Ausspritzen entfernt, zunächst zu t
dies meist so schnell wie möglich geschehen. Sie bewirken nämlich durch 'i
und -kriechen auf Trommelfell und Gehörgangswänden oft sehr erbebliche Be~
Schmerzen, wie namentlich sehr heftige Geräusche. Die Abtodtung geschiel
indem man dem Patienten in liegender Stellung das Ohr mit Gel oder Alkol>
lorvcn im Ohre lödtet man am besten durch AnfUltung des Gehörgangs mit T.;;, - £
egel durch Anfüllung desselben mit Salzwasser.
Hat mau einen Fremdkörper aus dem Ohre entfernt, so ist sofort festiust.-üfn "b *iä
andere darin sind. Dies geschehe mittels Ohrenspiegelnntersucbung. S01
unter Leitung des Stirnspiegels ist nur in denjenigen Fällen statthaft, wo in 1 „ ,
instnimentellcr Eitractionsversuche eine sehr starke Verschwelluiig des (tehörgaoges od«»»
nulationsbildung entstanden und hierdurch der Fremdkörper verdeckt ist.
Ist der Fremdkörper, wie es nicht selten geschieht, von Cerumen unabüllt, so wird ob
ein Cerumiualpfropf* behandelt
Bei kleinen im Trommelfell festsitzenden Fremdkörpern, 2. B. Getreidekörneni, w*
man am besten ab, bis durch Suppuralion eine spontane Lösung erfolgt und die Ffrniift''J«
von selbst in den Oehörgang fallen, aus welchem sie dann leicht ausgespritzt werdeo Itf-
Fremdkörper in der Paukenhöhle lassen sich zuweilen ebenso, wie die im Gfk-'j«
befindlichen durch Ausspritzen des Ohres oder Extraction mit dem Häkchen entfernen. '••
dies nicht, was hier viel häutiger vorkommt, als bei denjenigen im Gehörgang, sii kit; . -
versuchen, sie durch die Lufldouche oder forcirte Wasserinjectionen durch den in
eingeführten Katheter von innen her aus der Paukenköhle herauszubetördcrn. Nichr
zur Entfernung von Fremdkörpern aus dem Cavum tympani, sei es von au
innen her, die vorherige ausgiebige Erweiterung der Tromraelfellpcrforation h
ganzen Trommelfells und des Hammers erforderlich. Lässt sich der Fremdkörpir .
durch die oben angegebenen Methoden nicht herausberördem, so kommt iio<.'l
weiterer operativer Eingriffe in Betracht, welche den Zweck haben, dem einzuiülir^a
strument leichteren Zugang zum Fremdkörper und für die Extraction des letzter«*^
grösseren Kaum zu schaffen, wie die partielle Ablösung und Vorklappung der Obi
und des knorpligen (iehörg.ings, die Abmcisselung eines kciirdrmigen Stückes der
knöchernen Gehörgangswand, die operative Entfernung der ganzen lateralen Paukeabü!
sammt Hammer und .Ambos, die Aufmeisselung des Antrum mastoideum bezw. die sd{
„Kadicaloperation". Es ist zu beachten, dass hierbei lebenswichtige Theile, Dora
Carotis, Jugularis, Facialis, verletzt werden können. Die Operation muss aber unvei
geschehen, da Fremdkörper im Cavum tympnni das Leben des Patienten bedrohen
Eine besondere Stellung unter den Fremdkörpern der Paukenhöhle nehmen diejcoigtu«
welche beim Niesen, Schnauben, Husten und Brechen durch die Tuba Eustacbii in di« PmV"
höhle gelangen, wie Staub, Schnupftab.ik, Secret aus der Nase, dem Rachen und den Bof
rationsorganen im engeren Sinne, Speisepartikel, Blut uud Galle, ferner Fiii-.^w.i., 1
mitunter beim Ausspritzen der Nase oder beim Aufziehen aus der Hobi
trompete in das Cavum tympani gelangen. Dieselben erregen häuGg Mr_. zi
-entzändungen, welche entsprechend zu behandeln sind. Ebenso verhalt es si«h aii
Schädigungen der Eustachi'schen Ohrtrompete, welche auch in gleicher Weise «ntsi
Stücke von schadhatten Bougics, welche in der Tuba abbrechen, bleibea hier sitKii
werden unter heftigem Würgen wieder ausgestossen. , jiooBM
Friedreieh'sche Krankheit, Ataxie hereditaire, Hereditäre Ataxie. Die Sna
der Hurt'ditat bei dieser siK'riollen Form der Ataxie ist deshalb liprcchtigt. weil
vielen Fällen nachweislich mehrere Geschwister von dem Leiden befalleu wenJe«
weil d:isseibc übcr^viegond häufig im Kiudesalter auftritt. Allerdings l&sst »ick '
•[Frledreieh'selie Krankheit — 345 — Friedreich*sche Krankheit]
directe Vererbung nur ausnahmsweise durch ehi jrlei<"h!irtig('s Leiden bei den Verfahren
beweisen; häufiger dagegen findet sich eine ner^•öse Belastung der Kitern in Fonn
anderer nervöser Erkrankungen, wie Epilepsie, Hysterie und anderer Formen. Uebrigens
tritt sie auch zuweilen ganz sporadisch auf. Wie bei anderen hereditären Er-
krankungen ist im Auge zu behalte», dass bei belasteten Individuen ndativ geringe
Reize den krankhaften Zustand hervorrufen. l''ür die Ueurtlieilung der Erkrankung
ist es von Wichtigkeit, dass sie überwiegend häufig in d(!r Zeit vom siebenten bis
zehnten Lebensjahre, in abnehmender Häufigkeit bis in die I'ubertät.sjahre, und nur
ausnahmsweise nach dieser l'eriode auftritt. Gleichmässig werden Knaben und Mädchen
davon befallen. Man wird auf die Krankheit durch die ersten Syuipt<uni> aufmerksam.
Ohne dass bestimmte allgemeine P^rscheinungen vorangehen, werden die ersten Zeichen
der Ataxie beobachtet, die gewöhnlich in den unteren Extremitäten lieginnt und in lang-
samem Verlauf die oberen Extreniitätt^n, sowie den Humpf und Kopf ergreift. Uie
Abnalime der Intelligenz, welche nie bis zur vollkommenen Verblödung führt, ist
keine constante Erscheinung und zeigt sich nur in späterer Zeit unil in höherem
Stadium. Die Art der Ataxie ist weniger diT Tabes, als der cerebellaren Ataxie
ähnlich, richtiger eine Mischfonn zwischen dieser un<l der tal)ischen Ataxie. Der
Gang ist plump und breitbeinig, das Stehen unsicher, und Schwanken bis zum Fall«>
kann eintreten. Selbst beim Liegen im Bette kommiMi spontane Zuckungen in den
Extremitäten vor, die sich auch auf die .Musculatur des Halses und Kopfes erstrecken,
sodass auch zeitweise ein der (Chorea Uhnliches Bild (Mitsteht.
In den oberen Extremitäten si(4it man, wenn dieselben in einer gleichmässigen
Position festgehalten werden sollen, ungeregelte /uckende Bewegungen eintreten,
ein Verhalten, welches l''riedreich als .statische .Ataxie im (Gegensatz zu der reinen,
locomotorischeu Ataxie, welche bei der Tabes vorkonnnt, bezeiclnu^t hat. .Nyst;igmus
wird auch häufig in der Art beobachtet, dass er bei .seitiiciten Stellungen der Augen
eintritt. Sprachstörungen derart, diuss die Sprache schwerfällig und undeutlich ist,
werden ebenfalls beobachtet. In späten Stadien tritt eine Schwäche der unteren
Extremitäten hinzu, die schliesslich bis zu fast vollständiger l.iihniung führen kann.
Wie bei der Tabes, verschwindet gleichzeitig tler ratellarreflex, dagegen werdtMi
Sensibilitätsstörungen auch nach sehr langer Dauer des Leidens nicht sichtbar und
gelangen nur vereinzelt zur Beobachtung. I^lasenlähmuiigen gehören nicht zum Bilde
der Friedreich'schen Ataxie und kommen nur vereinzelt vor. l'upillenstarre mid
0]iticusatrophi«(, sowie Augenniuskellähnumgen W(;rden nicht beobachtet. Der ge-
wöhnliche Verlauf ist ein ausserordentlich langsamer, erstreckt sidi auf mehrer«;
Jahrzehute, bis die Kranken schlies-slich an intercurrenten Krankheiten zu (üunde
gehen. Der Schwere der Symptome entspricht der pathologisch-anatomische Befuntl.
Es findet sich regelmässig eine combinirte Degeneration der Hinter- und Seitenstränge,
in letzteren Strängen be^ionders der KU.'inhirnbahncn. Eine Betheiligung des Khun-
hirns ist in manchen Fällen gefunden worden; dass dieselbe abi'r regeiiniLssig vor-
handen sei (Senator), wird von anderer Seite (F. Schultzej bestritten.
Dem tro.stlo8cn Verlaufe der Friedreich '.sehen Krankluüt gegenübtsr ist eine
radicalc Therapie noch aussichtsloser viv häufig l)ei d<n- Tabes. Bei letzterer ist man
wenigstens in der Lage, durch antisyphilitische Behandlung zuweilen ein günstiges
Resultat zu erzielen, während bei der Friedreiihschen Krankheit die Sy|»hilis als
aetinlogisches Moment auch in Form der hereditären Lues keine Rolle zu spielen
scheint und deshalb eine antiluetische Behandlung nutzlos sein miLSS. Allerdings
wird man in der Diagnose praecise sein müssen, weil manche Formen iler hereditären
Lues des Nervensystems eine gewisse Aehnlichkeit mit der hereditären Ataxie dar-
bieten. Gelegentlich wird das Jodkaliuni, wie bei anderen degeneratix en Processen,
einen gewissen Nutzen ausüben können und daher versuchsweise anzuwenden sein.
Dagegen muss eine gute Diaetetik immerhin im Auge behalten werden, (jerade beim
üeginue der F>krankung werden kräftige Diaet, Vermeidung von starker körperlicher
luid geistiger Anstrengung von Nutzen sein. ICs wäre sicherlich auch bitir angt;-
bracht, systematische Uebungen, wie sie bei der Tabes von Fränkel mit gutem Er-
folge angewendet worden sind, einzuleiten. Dazu kommen roborirende Mittel, Eisen,
Chinin und das in vielen Fällen als nützlich bel'undene Arsenik. Es verlohnt nicht,
alle Mittel anzuführen, welche ähnlich wie bei Tabes und hier leider nutzlos in
Anwendung gezogen worden sind. Man nuiss sich in der Kegel darauf beschränken,
den Kranken eine aufmerksame Pflege zu Theil werden zu lassen. joixy.
fFriedricIiroÄl'
— ??4ß —
Frl<'drIchroda, SlUiltclioii im n'jnlwrslllrhi'n Thoilc Jfh TMringrr WitMpü, rini!rnim von '
NaiJi-l»a!iIfrh fioJerklrn Bergnn «logfbfli. 4&0 ni Iioch. Lttrt- unil TorrainkarorC Mittlere T' r
Juli Ih.V, Auffusl 17.1. .SeptembDr lU.i", relative Feuebligkvit in Jeu SommermonAlen 71 — r~ r'-
diii SonnK^rfrieelieii Orofi- und Kleln-Tibari, Kabiri, NonDrnberir und Vi D*t«rl>>rii'>'
Wl HJl tt.
Friedricfashall in Sncbsen-Meiningcn mit einem unter anderem 184G von I
Lielireii'h aiialysirten Bitterwasser. Die letztere Analyse ergab eine Zun
auf Kosten der Sulfate. Neuerdings ist dort eine andere Quelle erbolirt w
einer Analyse Bernhard Fiseber's nahezu die gleiche Zus.immensci.
LiebigVhe Untersuchung ergab, zeigt und seit 1894 aussehliesslich in '
ist. Die Gesammtmcngc der festen Bcstandtheile betrügt 25,G4, darunter ti;
trium-, 5.9G Magnesium-, 0,74 C'aleium-, 0,17 Kaliumsulfat, 7.31 Natrium-, 4,7:
Chlorid, 0,0072 Magnesiumbromid, 0,23 Kohlensäure. Das Wedriehshaller W.issfr
sich von aiidt.rcu Bittcnriissern durch hohen (lehalt an Natrium- und M.tl"
ist deshalb für den längeren Gebrauch besser geeignet Ks hat eine abfüli;
sehe Wirkung, steigert, ohne das .\llgcmeinbelinden zu stören, den Appetit uu'J
günstige Bceiullussung des Umsatzes der Albumiuate den Stoffwechsel.
FrltlllarlS L. PHanieiigattung ins der Firn, der Liliaeeae*, ünterfam. Li lieae, ntehntTcm ..
Liliuin. Pip .ScUui'poniwioliel treibt »"iliRn kräftigen Scliaft mit qnirlig g(*nlherten Bl«i-
oder tranbijf. mit ^lürkigem Peri^ron. im Oniiiiic mit gru!<)ien Nelttar^traben. Von ^twa W) ■
nKttäi)e1t*n Zone bei ans cultirirt: F. imperialin L-, mit i'uUi^elher /.wiebel (Rutbua Coroiia-
iu IVrsien, Ka^bmir und Afglianislan. F. Tbumbe rgiana= Liliutu* Tlni la berieia n u lu U,
Fritjllaria iiDperlalift I... Kaiserkrone. zi;iehn(*t ^ieh diirf.b einen hesond^nf im Bnlbo« itari--
>u«. Ibr San entblllt in 0,0D— 0,1^ |iCt. Impertalln. Fritillaria ist ein Hortglll; sie wird sbniirb *> '
nU Furgativuni und Diureticam 1>ei Hjdropsien angewendet. ILre pbarmakod^namisehi-n Cigwae^liafln •'
naher Ktadirt zn werden. Fritillaria Tbumbergii Miq. Ut in Cliiua als l*ei-itiu ico^mu hJkmmmü ^
(ielenlist^linierien im ».»ehrauoh.
Imperittlin, Csjllti.NO«. kryKtulli^irt in farblosen »tark bitter schmeckenden Prt*men. wekb* ia l
Aether, Heucol löslich, in Walser nnlOslich sind. Schmp. l'M°. Seine ChlorwaaHerstuffverblnUang let ui Wu^a
Alkaliul iDslieb. Dan AlkaloTd lelieinl Tonugaweiso ein Hengift in aeio (Fragoer).
J
Frostbeulen, Perniones, sind duicli Kfiit<> hervorgerufene rhronisc!u> Knirin
|)roc(;ssi>, die .sieh bi'siuidr.Ts bei elilorotischen Personpii zeigen und in Form
blaurothen bis duiikflhhiufn verschieden grossen Knoten an den H:Inden und Vb
scltfiicr ;iii den (Ihren und «h-r Nase wilhreiid der kälteren Jahreszeit und desWi'
uuftrcten und in der Wfinne ein unangenehmes Brennen und Jucken vemr
Bei der Behaiidltnig spielt die Proidiylaxe eine wesentliche Rolle: bei Cblorou-
muss durch eiits()rechcn(le MaasMuthnien die DisiKisitinn gemildert werden. Zu
neigende Personen müssen liereits im Hfrlist an den exponirten Stellen wann .
sein. Kinreibuiigf'n mit l.nnnlin siinl licsiinders bei trockener Haut nüt.'i
ist durch MiLss.ige die ('in-ulation in den Händen und Fü.ssen zu steigern.
(legen Frostbeulen i.st eitio Uiizaht von Mitteln empfohlen. Einreibunim
.ibsoluti^u) Alkohol. K;nn[)hiTS|)iritus, ferner heisse Saiidliäder bringen bis'.\
Nutzen. Hau])tsächlich gchingen zur Aiiwi'iidung Kini>inselungen mit .(ndti.
glyeerin, .iodeoHoitiiim, Teriieiitimilcollodiuni (10 p("t.), K:uiipheröls,alben (10|tli
stärkere Ichthyolsalben; tias Collodinm und .seine genannten Compositioneu
sieh ebenso wie Hlei- und Zinko.\ydpl1aster als Druckverhand zwecktniLssi(
pinselungon und Anlegen der Pflasterstreifen müssen in centrijMjtaler
vorgenommen werden. lÜe !>.'ilp<'tersäure ist in den verschiedensten Foniim
Anwendung gekommen, .so als Zusatz zu l'iissbädern, in der t' '
((ilyceriii ;in,n, feinst gepulverter Tniganth 0,35 werden bei Wji--
delt und mit Penibalsjim 0,5, Kampher 0,1, Tinctura Opii croc^tu 0,J und )ui'-
jodid 0,tl vermischt) oiUt als Kinpinsehiiig; es ist zvveckuiä.ssig, eine ÜOpri«'
zwei Mal täglich einzupinsnln und darüber eine indilTerente S.ilbo aufzutngej
die Frostbeulen stark ;iusgi.'bildet, so können sie sich in Frostgesch w «re,
exulcerans, umwandeln, llann kommen leicht ätzende Salben besonders inii H*''
stein zur Anwendung, eventuell Touchiruugen mit Höllenstein; aus.serdt«m au.*trocki»
Pulver, .Toilofomi, Aristol, Kuro])heu ii. tlergl. Bei geringer Tendenz zur Heilung enipi'i*!
es sich, die (jesehwüre mit dem Tlirrmo- oder (i.ilv:uiokautor zu verschorfen la «itfi*l
SAAUTUt
FmclitsSfte. Die wässerigen Extracte mancher Obstfrüchte: Citronen, llirabeerfu,
Knibeeren u. A., die für sieh oder unter Zus.atz von Zucker eingedickt vrcrdcn. *'td« <
Fruchtsäfte oder Gelees Verwendung. Unter Zusatz von Wasser, als I »i
sie wohlschmeckende, sehr beliebte Getränke. Ks enthält Citroncnsaft ca. 7 i
Zucker, Himbeersaft ca. 1 : 40—60, Kirschsaft ca. 1 : 52, Erdbeersaft ca. 1 : 00.
Unter Zuckrr ist der Trauben- und Rohrzucker des Saftes plus dem zugcsctztrn Kobrzuckcr
KU verstehen. Ausserdem enthalten die Fruchtsäfte charakteristische Pflanzensaureu resp.
deren saure Salze, sowie aromatische Substanzen (Fruchtacther). Die KniehtsSIte sind wegen
ihrer erfrischenden, kühlenden, durststillenden Wirkung ein beliebtes Genussmittel, in ({rössercr
Menge wirken sie diuretisch und den Stuhl befördernd. In lieberhaften Leiden ohne Durebfnil
giebt man sie in Wasser, Selterswasscr oder in einem anderen Sauerbrunnen.
MUNK.
rnchtzncker, d-Fructose, Laevulose, CcH,iO«, begleitet den Traubenzucker in den meisten
' sü.ssen Früchten, bildet im (iemisch mit gleichen Theilen des letzteren Invertzucker*. Die
Kcindarstellting aus diesem ist wegen der geringen Kryslallisutionslahigkeit der Fruclusc
schwierig, mau benutzt deshalb hienu die Uydrolyse des Inulins*. Fruchtzucki;r entsteht
ferner bei Oxydation von d-Mannit und d-Sorbit. Synthetisch ist er von E. Fischer, als
erste der bekannten Zuckerarten, erhalten worden. Fruchtzucker krystallisirt aus alkoholischer
Lösung in harten, wenig hygroskopischen, was.serfreieu licbildon des rhombischen Systems,
aus concentrirteu wässerigen Losungen in wasserhaltigen Nadeln von der Zusammensetzung
2C(|IIi2Üg -4- H,0, Schmp. 95", ebenso sü.ss wie Rohrzucker. Er ist stark linksdrehend, und
da dieses Drehungsvermögen, dessen Gr6.sse Übrigeos von der Temperatur stark abhängig ist,
grösser ist als das entgegengesetzte des Traubenzuckers, so weist auch der Invertzucker
Linksdrehung auf; er hat eben von diesem üebergang der Rechtsdrehung des Rohrzuckers in
Linksdrehung seinen Namen erhalten. Durch Bierhefe wird Fruchtzucker leicht und vollständig
Tergohrcn; einige Hefearten wirken langsamer, andere schneller auf ihn ein wie auf Trauben-
I sucker. Fehling'sche Lösung reducirt er schneller wie Traubenzucker. Mit übcrschü.ssigem
Phenylhydrazin liefert er dasselbe d-Pbenylglycosazou, das aus d-Glucose uud d-M.innose
entsteht; durch Reduction und Behandlung des entstandenen Osarains mit salpetriger Säure
gelangt man dann zur Fruotosc zurück, die auf diese Weise auch aus Ulucose erhalten werden
kann. Mit Essigsäureanhydrid in Gegenwart von Cblorzink entsteht ein Pentaacetylderivat,
CB^OU) ci'i zähes Harz, das in Chloroformlösung schwach rechts dreht. Durch F^inwir-
kung geringer Säuremengen auf die concentrirte wässerige Lösung wird Frucht-
zucker in dextrinartige Körper verwandelt: durch Reduction mit Natrium-
amalgam liefert er annähernd gleiche Mengen d-Haniiit uud d-Sorbit; durch
Oxydation mit yuecksilbcroij'd in Gegenwart von Barjthydrat wird er in Glykol-
säure und Trioxybuttersäure gespalten.
Wie aus der letzten Reaction hervorgebt, ist Fruchtzucker im Gegensatz
zum Traubenzucker eine Ketii.se. Auf Grund der Darlegungen E. Fischer's
muss mau ihm die nebenstehende Conügurationslormcl zuschreiben.
«t'IEOEL.
^raeh^ebort, Partus praematurus, nennt man die vorzeitige Unterbrechung der Schwanger-
schaft von der 28. Woche ab. Je näher dieser Grenze dieselbe eintritt, desto mehr deckt
sich ihre Behandlung mit der des Aborts'. Bei wiederholten Frühgeburten ist Verdacht auf
Syphilis gerechtfertigt.
STEFFECK.
■chBin, der am längsten bekannte Anilinfarbstoff, ist ein Gemenge von salzsaurem, oder essig-
< saurem, selten salpeters.iurem Rosanilin und Pararosauilin. Dass aus Anilin durch Einwirkung
Ton Oxydationsmitteln FarbstofTe entstehen, hatte si-hon Runge beobachtet. Zur FarbslofT-
bildung gehört aber toluidinhaltiges Anilin (A. W. Hofmann). Das erste technische Product,
das hierher gehört, war das Mauvanilin Pcrkin (IS.'iß): den Namen Fuchsin enthält zuerst
eine Patentbeschreibung von Verguin, welcher das Anilin mittelst Zinnchlorids oxydirte. Die
Untersuchungen von Bofmann, Rosenstichl, E. und 0. Fischer haben die Constitution
des Fuchsins und der zahlreichen sich davon ableitenden Farb.stofre aufgeklärt. Darnach ist
Pararosauilin als Triamidotriphcnylcarbinol zu betrachten: 1, während das Rosanilin an Stelle
einer Amidophenylgruppe einen Amidotoluylrest enthält: II. Bei der Salzbildung verschwindet
der Sauerstoff aus dem Moiccül, indem das Rosanilin wie eine anorganische Base sich mit
I Säuren unter Austritt von Wasser vereinigt. Nach der jetzt fast allgemein angenommeoea
Li\nscbauuug hat beispielsweise das salzsaure Rosanilin die Constitution III.
I
CO
I
OH-C-H
I
H-C-OH
I
C-OH
I
CH^OH)
H-
HO
■ C— CjHjNHj
\C,H,NH,
II
/CH4XHJ
HOC-C,II,NII,
\<
.H<
'II,
NH,
llf /CANH,
C-CH^NII,
1\C.U,/CH,
! \NH,
\C1
Die Oxydation des toluidinhaltigen Anilins (Rothöls) wurde früher allgemein durch Arsen-
I säure bewirkt, welche zu arseniger Säure reducirt wird. Daneben kam die Oxydation durch
LKitrobeDzol auf, welche jetzt das erstere Verfahren fast vollständig verdrängt hat. Die
pBedenken gegen dos Arsensäureverfahren lagen weniger in dem Arseugehalt des Products, der
[l)ei rationeller Arbeit sehr gering blieb, als in der Gelahr für die Arbeiter. Das reinste Fuchsin,
ab Diamantfuchsia bezeichnet, bildet prachtvolle aneiuaudergelagerte Tafeln von kanthariden-
grüner Farbe und lebhaftem Glänze, die sich in Wasser mit rein rotber Farbe ohne Blaustich
[Fuchsin
— 848 —
lösen. Der Farbstoff hat grosse Verwandtschaft zur thicrischeo
der Beize bedürfeD, um ihn zu fixircn.
Durfh Rfrl\ictionsmittel geht der Farbstoff unter Verlust des Sauerstoffa*
lose Verbindung, das Leukanilin (Trianiidotriphenylinethan bezw. Triamidodi]
über, welche durch geeignete Oxydationsmittel wieder den Farbstoff liefert. >:■ 'ntis
Fuchsinlösung z. B. durch schweflige Siiurc. Die so erhaltene farblose Lösuoji
empfindliches Reagens für Körper dienen, welche wie die Aldehyde leicht S.aufr '
FuCUS L. PflanzcnKattunf: au*. tWr AttMu'ilunp der Braun- otler ScHwa ' h ;t e o p Ii > '-
eeael, Typu« )U<r ilurcli die liüclM'nlwirk»*lton Gi'scbleehtHorKano au^t' ; Faniilio ■'.
CüideaeJ. Die F-Artcn piml lii*' j;*''"'''"*'^'*" Tangpflanxrii der »><t- ' ■ ■• nii*l w»'-
KUsteii allerwlrtA in ffrosüt-n Mpii|t;i'n aut>|{ewnrf^n. F. Ten 1 e u lotf u a L., dtr ltii^ontan)(. Um
erbten- bis bghncngroA^pn lufUiulti^'fn BlaAon dos laubit;en, diehotoio-Ti*rxw«*i^en Thallu«. d"
Arten aur Jodbernitung. F. sorraluH L., kenntlioli durrh den ^eH>ou Band tictr Thfcllu-^«.,.,-^- ■•
Pharmallologon bexeiehneten alle Meeresalgen mit dem Namen Kueu<«: ») beispielsweise Fneos erl«^» = tli
drus* crtspns Lyngb., F. amylaceus ^^ Agar* liefernder Tanif.
FuCUHOl, O5H4O,, der Aldebjrd der ,VBren<«:lileIms>are, isomer dem Fnrfarul*, entMekt I>«i der |le«tillatva *• I
atgen, Moiif^eit nnd Flechten mit verdünnter Scliwereliffture (Stenbouse). Eä Kiedet bei 171— 172*. kaltei
Oew. I.I.MI li>'i U.fi" und IDst sicli in 14 Tli. Wasser ron ia°. Es rirbt sich mit Salulore grOn.
srnsoa
Fuered am Plattensee oder Balatonf uercd, im Comitnte Zala nicht veit von
135 ni hoch, Mineralbad, Binnensecbad, Luft-, Molken- und Traubenkurort. Kliat
milde. Luft rein und von mittlerer gleiehmiissiger Feuchtigkeit. Von den dnü
Eisensäuerlingen enthalt die FraDZ-.insefsr)uelle 1207 cem freie Kohlensäure, 0.011 ßx
0,829 Calcium , 0,108 Natrium-, 0,04 Magnesiumcarbonat, 0,7«.^ Natriumsulfat, 0,091 Nilr
Chlorid. Das Wa.sser wird getrunken, in Nachahmimg der siebeiibiirgischen Spieg^'lh*}«!
kalten Miueralwasserbädern, zu Wannen- und Sitzhiidern verwandt. Sodann k<>mii)«n Bii
im Plattensee und mit gewärmtem .Seewasser, auch Dampfbäder in Betrarht. I>4» :
Wasser gleicht nach der Analyse (0,1 Magnesium-, 0,07 Calcium-, 0,06 Natriumcarb'
einem schwachen Säuerling. Am Ufer setzt sieh ein sehr leincr, zum gros.seD Theil auüKin
panzern von Diatcm;iceeu bestehender Schlamm ab, welcher zu E!inreihuiig«a rrnnudt <
— Zu den Molkenkuren dient Schafmolke.
Die Indicationen erstrecken sich auf Anaemie, Katarrhe der Athmuugs- an4 Td
dauungsorguQC, Uuterlcibstaseu, Ncrveukraukbeitcn, Kheumatismus und Gicht.
\irCnjinM {
Fniliailes rtes), Flecken Im Drpt GanI, 130 ro boeli, mit U° warmen erdigen Uunllrn (n,(i.iT9 frvie C»bl
I,k:!:i Citleiuiü-, \>,^^b\^ Magntisiumbiearhunat, U,2ni:; Calcium-, O.ä.tOil HagnesiiinisnirKt).
W.
FoinArlA Tourii. Pflanxcngattungroit etwa 40 Arten aus der Fun), der Ku m ar i acflfce*. Krtlehto einB«iaig«)
r i II al )»!... ,bei uun al^l'u kraut mit aierlicben ruHenrotlieu UlQt bentrau bell verbreitet. Tio« aar Itlutheawilgva
derselben Wi aU Herba Furo. fErdraucb-, OrindkrauT.) in mt^hrere PUarinakop.ten aur^i'nQtiimen (inr b«i
trügt doppidl liederr-ebiiittige bUulicbgrUue Blatter, kleine duiiki.drothe. gespornte 4btMttorigi* Itlnthen Kitt 1
Kelthhlutlern in blattgegiMiRtHiidigen Trauben. Frisch riecbt das Kraut widrig narkutiAch und fMÜlmecAl,
troknet. nnangenehin saUig-bitterlioh. Es cuthAlt Knmarskare, das AlkaloTd Fumartn und «vr9«llir^a« *
l'lilorkaliam. Koliuiostilfat o. s. w. H,
Der frisch ausgcpresste Saft der jungen Pflanze wird als salinisch-bitterej Mittel m M
lingskureii zu 30 — 50 g iiro tloüi ad 100 g pj-o die angewendet. Sonst ist d.is g«.-!»*
Kraut im Infus oder Decoct (10,0—20,0: 100— 1.50 g Goiat.) und xu Visceral klystierw
Plethora abdominalis und verschiedene ehrouiscbo llautaffectionen empfohlen. ' Fraii«r '
Sirupus Fumariae (ei succo recentc) und Kxtractum Fumariae in Gebrauch. xwran.
Pnmarin, ein AlkaluTd unbekannter Zuifumroensetxung, kry^tallisirt aus absolutnn AI\..}]"1 i«
seobftleitigen oder monoklinen .SUuIen, ncbmcckt bitter, ist nnlUslich in Aetber. wenig ]■■
Alkübol, (Ibloroform. Benzul. In Vitrtolol lOst es sieh mit dunkelrioletter Farbe. Die > .
Fumarsarc, C,H,(i, = (1 Ojllj CH = CH(COiH), bildet mit der isomeren MaleVn .._;. _.. _L.aM«e-
der der ungesilttigten T'-Üicarbousliuren. Sie findet sieh auch in anderen Pflanzen, besonders Sa PU«^ 1*^
MaleTnsAure entsteht sie beim Krbitxeti von Aepfelsäare:
(C0,H|CH(0H) CIl^COiHj = H,0 + (CO,H) ■ CH = CH(CO,K).
Es i^obt femer eine gante Anxahl synthetischer Bildungsarten. Bei raschem Erkalten coa««iitnftef Livf*
scheidet sie sieh in feinen Nadeln, aus weniger coneentrirton in derben, sackigen Spiesseo mh, IM MM tav
sie. ohne vorher zu schmelzen, im Wesentlichen anxersetzt verflachtigt werden, bei linljerer Temftcrstw Ittt Jrt*
theilwciser Verkobtung Spaltung in Wasser und MaletnsSureanbydrid ein. In Woseer ist Fumorvl«** mkr «4**
Idslich ; die LOsnng wird nicht von Barytwasser, aber noch in .sehr grijs^ter VerdUiinunf^ Tun SilbvroitrsX nfl^
Durch Natriumamalgam wird FuroarsUuro zu BernsteinsUoro rcducirt , mit Brom wasser- ' '
Urumbernsleinslture, beim Erhitzen mit Wasser im geschlossenen Kohr Aepfelganrv. Bei dies-
sie sich ebenso wie HaleTn.'^iure. Bei Oxydation mit KaliumpcnuAnganat giebt sie TrmubeasiLu... -„....
«iore in die joner stereoi^omere inactive WeinsKure tibergeht. ~"
Ks sind vielfache Versuche gemacht worden, die Isomerie der Fomar- nnd Maletns&nre ond ihr» •
üebergHnge in einander auf dem Boden der Stmctnrchemie za erkl&ren. Heute ist fast oltiraMeili 4m »^ '*^
t'Uuf f- Wislieen US' Ttieorie beruhende KrklRrung angenoramen, nach welcher sich beide tf^vren dttnA IM i^^
liehe Orappirnug der Ilydroxyl- und Carbüxylgruppon um diu beiden durch doppelte BindanK lenfalriliA |
BtolTatome unterscheiden. Man hätte darnach zu unterscheiden: —
H-C-C(»jH H— C-
I. cis-Fonn |{ II. cis-trans-Form n
H-C-CO,H CO,H-ö— I
Im»«
^umaria
— 349 —
Furunculose]
V» nun ftlteiin die Mttlcfnsiuro oin Anhjrflnd bildot, wufUr ofl'unhsr die ConllgurAtioti I KlluiiKBcr iMt. and'^rur-
Tuii den freien SIriron die Fumarsliure die besUndigere ist, wiu> Hlr die tiymiiietrl»<*be CoDllgurfttion II äprtebl,
rtbeilt man der Famaniftiiro die ciB-trans-Forn, welche dinacb «uch die Beceichnung foioarold fuhrt, und der
IkTeTn^Anro die cis-Fonn, daher nach malcTnoIde genannt.
SPIEGBL.
narlllCPaB* rSanzenfaniilie au» der (irdnnng der Rbooadinae. Rlltter etark zersohtitxt, BIQthen inonosym-
[ nietn.sch, 2zilhli^, mit eigenartig gruppirten Staubbllittcrn. Hierher Fnmaria* Qud CorjrdaliR'.
M.
Bgi, Pilzr. von Laien Scbwänime genannt, sind die durch den Mangel des Chlorophylls
gekennzeichneten Thallophyten. Den Gegensatz zu ihnen bilden die durch Chlorophyllgehalt
nckeunzeichneten Algen*. Die Fungi sind auf die Ernährung aus Fäulnissubstanzcn (sapro-
phytischc Ernährung) oder auf die Ernährung durch die Stoffwechselproductc lebender Orga-
Dismen (schmarotzende Lebensweise) angewiesen. Die Fortpflanzung geschieht durch fortgesetzte
Zweitheilung (Schizomycetcn, Spaltpilze) oder durch ungeschlechtlich erzeugte Sporen (Konidien,
iBasidiosporen), seltener in Folge eines Oeschlechtsactcs (Zygomycetes, Saprolegniaccae. Asco-
Viuycetcs z. Th.), der aber nicht immer fiir die Bildung von Sporen obligatorisch ist (Zcuguugs-
Lterlust, Apogamie). Anatomisch zeichnen sich die Fungi aus durch den Mangel der Gewebe-
Ibildung. Ihr vegetativer Körper, das Mycel, besteht aus einfachen oder verflochteneu Fäden
](Hyphen), die jedoch zu charakteristisch gestalteten Fruchtkörpern zusammentreten können
^utpilze, Baucbpilze etc.). Die grösseren essbaren und die giftigen Pilze gehören meist den
ossen Abthcilungcn der Basidiomyceten und Askomyceten an: zu letzteren gehört Claviceps
)urpurca'. Zu den mikroskopischen Pilzen gehören die Bakterien*. Durch ihre Konidien-
bildung verrathcn sich die überall verbreiteten Scbimmelarten, besonders Arten der Gattungen
Lspergillus und Pcnicillium neben den mit kugeligen Sporangicn au.sgestattctcn Arten
Ider Gattung Mucor. Von weitgehendster Bedeutung sind die Oährungspilze (Hefen) aus der
^Gattung Saccharomyccs*. In der Httercu pharmnkognostischen Literatur pflegte man alle
cbräuchlichen Pilze mit dem Gattuugsiinmen Fungus zu belegen; so Fungus chirurgorum
Sr Polyporus fomeutarius, Fungus Laricis für Polyporus officinalis.
M.
rol, Fnr
-CH
C5H1O,, auch Fu ran ald fb )' d (ccnnnnl. dorAldchrd iji^r HriMw-HrbleimsSure, nnt^telit boi der Ein-
__ - -„ Wirkung mll^üig concRntrirtcr SchwofoUaure auf Kciblehydratf. »ufh lici »iolen Dostilfations-
I II TorgUngen, ittt daher im gewOlinlichen FuifelQI enthalten. ¥1* M eiiH' farhlo$i>, an iler Luft ^ieh
II I bräunende, naeh BittormandelJlt und ZimratOl riechende FlUssigkolt. .Schmp. IbP, flpee. Uew.
10! JIC-COH I.ICW« bei l.l.S''. bei 13» in II Th. Wasser IBslieh. Es rodui-irt Silberoiyd unter Bildung Ton
\/ BrenKfiehleimslure, xerftttlt mit HlkoholiKcbeiii Kali in diefip und Furfuralkohol. Reim Erhitxen
mit Cyankaliomlffttung wandelt es sieh in diu polyraere FuroTn CiüH^04 um. Wird selbst aus
|(tark rerdnnnler wluserig«r L".<nng durch Pbooylhjdrajin gefHIlt. SPIF.OEL.
Bei Frftsehen bewirkt eine lujeetion von 0.1 motorittche L&hroang und Erl5sehen aller Reflexe, itowie .Siütirang
I4er Herzbewegang nach sinkender llerithatigkeit durch Beeinflussung der Heraganglien. Ein sebeintodter Zustand
Itann tagelang dauern, wahrend rjlykojiurie beobachtet wird. Die Fr^tache der Wirkung ist centraler Natur,
f lukelllihmang zeigt sieh auch hei AVarmbltUem, wKbrend Hvrz und Atbmung weniger leiden. Local wirkt es
I Anaeatheticom* dolorosum.
LIEBREICH.
incnlose. Das gleichziMtige Auftreten oder die schnelle Folgte von mehreren
j Furunkeln JiintiT t-in.iniii'r wird als Funuiculosis h^bituali.s hezcichnet nnd ist ein
liäus-serst ((ufilfndes und lustiges Leiden. Leider ist es die si>hr h;lufi,s;e Fnl{;e einer
lerstcii Furnnkelbildung, auch ohne n;iehweisb;ire eonstitiitionelle Krkrankung. Am
|Iiüufig.sten ist Oiabctes die Ursache <ler habituellen Furunculose, jedoch iiius.s betont
Iwerdeii, dass auch umgekehrt Melliturie oft nach Furunculose sich einstellt. Aber
[auch Scroftilose, Typhus, Syphilis, chronischer Magenkatarrh und chronisclitw Mageu-
igeschwfjr können zur symptomatischen Furunculose Veranlassung geben. Es scheint
uogar, dass jede Form von localer Kiterung unter Umstünden selbst nach Ahlauf der
Iprimriren Krankheit zum Au.sbruch dieses Leidens disponirt, sei es, d;is.s die dabei
} besonders virulenten Kokken die Haut iiliersäeii, sei es, diuss die Gewebe durch das
kAllgemeiiileiden in einen Zustand verringerter Widerstandskraft versetzt werden.
Hm Allgemeinen scheint es, als wenn die Ktahliniug eines einmaligen Funmkels die
>Hautporen (hn-ch .Medicamente, Verbandstofre, Entzündung, mangelnde Mautathmung,
Idaueriitle Teniper.'iturerhöhung, verstärkte Schweissbildung etc. weiter als normal ge-
lstaltet, und duss hierin der (irund gegeben ist, warum in der Umgebung eines primären
1 Furunkels so oft secundäre Furunculosis ausbricht. Daraus ergiebt sich, dass man die
lumgobende Haut eines I'rimärfunmkels sehr sorgfältig zu schlitzen hat. Am Besten
ke-tchieht dies durch Austrocknung derselben. Es hat sich hier ilie Serumpa.ste als
Ibesonders schutzreich erwiesen, aber auch mit Lassar'scher P:iste, Schwefelpulver
(Scharff), erreicht m.an diesen Schutz. Auch (^uocksilberpraeparate, am besten in
ra88crl6slichen Medien .ingewandt (Schi ».»ich 's Pasta peptonata cum HydrargjTo),
Reisten gute Dienste. Bei sichtbar weiten DrüsenAfTnungen und dichtem ILiarfollikelstand
Qpfehien sich 2 stilndlich angewandte Waschungen mit Alkohol absolutus resp. Aetlier
[FuniiM'uhtsp
— 350 -
KumM
sulfuricus (hViiersgcrahr!), um die Lumina tlor Priisfii uiul »lit' Haarschriilrn
frri von rctinirtpin Hniittalg 7.11 nrlialten. Alle Hit'so M.issnnhinen birxl anwfo4kr|
<ier unraittellian-n l'infiobiiiifr drs iiriniärf-ii Furunkfls in einer Ansdehiiuiif vim 1
15 ein im rmiireis. Kvontiicltc Puslcln »ifrnintitisi-Iicr Natur sind stets sehr v<rrf4
zu cTöflnon uimI mit ;ilisii!utcm Alkohol auszurnibon. In Füllen ah<T, *«
scheinlicli ein allgemi'iiics l.ciitcii der l'uniiicnlost' /.u CJrundc lieg't, mu«
diese mehr local-prophylaktischc Tin>r:ii>ii; v<ir dir Fii'liandlung dos (Inuidöbi-li
treten. So wi-il andfrsartij^c h"it('ruriK''H in I^ctrarlit kommen, niüss«-n iliesri
auf das Sorgfall iftsti' licbamlidt wirdiMi, denn hiii gutuin Zustand auch oitvrs*c«miT
Wunden, bei nötbiger SaidiiTkcit brini Verbandwechsel namentlich, bw Vr
des uniiöthigen reberflicssens oder lifsi-biiiiercns intactcr Hauttlärhen mit dtm Wa
secret i»flef;t liiese I'orin der l'"nniiiciib)so sicii nicht ein/U-stellen. Bei
Infectionen (Endomelritis, Em|>yeiii. Aii^riiia IVillicuIaris, Peritonsillitis ab
eiterigem Blasen katarrb) sind elicnf.iHs nicht selten allgemeine Furnnkelpniptiowii|
stark gesrlnvKi'liten Leuten vfirhanden niui dient dies Verhaitniss zur Lehir,
den kleinsten Kingrifl' iiMter allen ('antelen der Asepsis vorzunehmen. Eruptiim 1
.Magenge.selivviir und nudtijile tuberöse, snbcutaue rurunculose kr>nnen den glfichin f
lischen Urs]inui5; liabeii und .steht diese Kiitsteliunf,'siirsaclic* der Funmculosn mitl
Mastitis iiaeli l'uerperinm oder .\t)r>rt ganz auf gleicher Linie. In beiden Fällen ulJ
[irimiire, wenn aucli leichtere Inrectiou dfs Hudiimetriuuis nel>st capillarer Thrnmlmpl
■ litis [ilexi Uterini und capilbirer Kinbolie wahrscheinlicher, als die auch von Ablfd
angezweifelten iuHcirlen .Mnmilhirschnmilen resp. die primären Infectionen der f
rdier den ruruitkeleniptinnen. Audi en- un<l epidemische Furnnculose ist bcok
wurden. Ks giebt eine ["indelhaiis-FuruncuIo.se, eine echte, Krankenhaus-Funuin
eine Funinculose der Wärter nnd Wärterinnen, ja eine .solche der Aer/te. Ij
die localen prnphylakttschen Mnssnaiimen im Stich, so bleibt nichts übrig. il»i
.\nwendung vnn Vollbädern (Suiiliinat l:]r)(K)(i). Verabfnlgnn^ von Arsen, allp
Ininictionskuren, Schvvefelbäiier, resp. Aachen, Nenndorf, Lenk, Karlsbad, Mi
bad, Kissingen, haben namentlich bei zu (irunde liegenden Verdautmgsstönmp« 1
gastrischen Katarrhen oft ansgezeichnete Wirkung. ~<iiinri
Fnrnnkel. Hi-i der Vielgestaltigkeit der circumscripten, kuglig-herdfortnisr Inrali«
Zellgi'Webseiternng der Flaut und des rnterhautfettgcwebes kann eine
nition des Begriffes „Furunkel'' nicht gegeben werden. Theils hai •
ausgedehntere Sterafm'mon, d. h. eitrige Talgdrüsenentzündungen, theils um Seh«
drüsenvereiterung, theils um nekrotisirende Haarbalgentzöndung, theils um
subcutane Nekrosenbildung, deren rein enilxdische resp. dyskrasiscbe Natur in
wahrscheinliciier wird. Allen diesen Formen ist aber nnatoniisch gomcinsout
centrale eitrige Schmelzung, welche sich als eine Se(|uestration nnd Ao'wt»
eines iiu>rtificirten Gewebestückes kuiulgiebt. Hieses tipwebestück kann der Ha
die llaiitdnise, ein subcutanes Fettläpi>chen sein. l)as.selbe bildet stets die
Zone der Kntzündung, während die rings hernm etabtirte RitndzeUiufiltntico. I
(jewebeverhärtuirg, der eutziindliche Wall die eigentliche Keaetion de« ti^-Hi-b«!
den Reiz der centralen Mtirlifiration darstellt. Diese letztere, die r. •infi
Herdes, bildet sich sjjontan nach Au.sstossung des „I'ropfes", d. h. d.
Ciewebestiickes, znfiiik. I)araus erklärt sich die Seltenheit der Progredieni 1
circumscripten l'hlegnume, scvwie die Seltenheit pyaeniischer AllgenieininfectioD
l'"uniiikel, von weicher jedoch gewisse Localitäten, wie vornehmlich die Lip
wichtige Ansnahnien bedingen, fter Fnntnkel besteht also aus einer tmU
Cewebeeiiischniclzung pltis einer perijihercn Gewebereactinn am diesen HenL
ihn hervorrufende Noxe ist dementsprechend allein im f'cntrum des Eierdes Lnor
der uekrotisirondeii Zone zu lind<«n, während die Zone der Infiltnition fn'J
liaklerien ist (l'asteur, Garre nnd R. Schulz). Rosenbach und
Kocjier und Andere fanden vornehmlich den Sta])hylocoecii.s pyoKen«
nnd aihtts innerh:«llt dieses centralen l''urunkelher(ies. Obwohl Girre U
selbst durcli Litircibungeri nu"t Stapliylococi-usculturen bei nicht unerheMM
Laesion der Haut Furunkel zu erzeugen vermochte, kann die Anw«-s«-tihfl1
Slapliylococcns nicht als die :dleinige Ursache zur Funinkeibildung
werd(Mi, da ja auch allerhand riMzende Substanzen, Einri'ibungcn, Pflaster,
Folto und scharfe Uele, iVinmoutak, ja häufig hydropathische UnkschUg*
inkel
— 351 —
Funiiikel]
tforu»
^■FiiniiikolbiUinii;; her vorrufen küiinon. Zum Miiiili'Sten luuss also aii^oiioinincii werijpii,
^■(iHss alle in der Haut .inweseiideii Mikroorg;inisineii linier licsonileroii };|ei(-|izeitigen
» Liicsionen der Haut vinilent werden und l"'iirunkelt)ildiii)f; veruiihissen können. Können
doch die iiniedisponirenden Laesioneti der H:iiit idiensn ;.Mt in einer Aussrlieidunp
selifullii'lier Stoffe aus dem (Irganismus, wie beim .Iniiriininkel, wie beim Furunkel
nach reielilicbcm tieimss von Fetten, wie beim Ili.'ibetesfuninkej, also von innen her
nizeiui, bestehen, wie in eiiuT direeten lii-izinifr der tiaut von aussen. Ilaben doeh
lilitärilr^te fe.ststellen kruinen, d:iss die Liii'alitiiten diT Furunkeln bei liifanteri.'iten
jnd Cavallorisiten durcliaus verschiedene sind, je naidi der Hiiuligkeit der H.'uitreizung,
^Welche der verschiedene Heruf mit sich bringt. Bei infanteristen ist die (iogeiid des
(»ttbelgurtes, bei Cavalleristen die Nates und die Schenkelhaut, bei Matro.sen wegen
Idvs Knieens beim \V:ischeii der Schiffe die Patelhi der weitaus häufigste Sitz der
iFurunkel (Czornicki, Arnould u. A.). Ks ist eine alltägliche Erfalinmg, dass
Idur hUutigste Sitz des Furunkels bei Männern der Nacken ist, was .sich naturgeiniLss
lauf die Reibung der Kragen beziehen Ifisst, wHlirciid bei Frauen die Achselhöhle, der
obere Hand der Corsette, vorwiegend funinculös wird. Auch die Stellen starker
Schwei.fsbildung, wie die Achselhöhle, Schenkel, Labien und Scrotiim, sind loeale
^Praedispositionsgebietc. flass ekzematöse, seabiöse, pediculiire Flaut zu Fiirunktiln
Idisponirt, ist ebenso begreiRirh, wie dass Comedonen, Acne rosacea und Liijnis
Ihüutig mit Fiinrunkelbildung crunbinirt sind. Jede Form rier Hautreizung kann cImmi
Igelepentlich zur Fnruneu lose " Veranlassung geben. Wemi irgend wo, so ist hier der
[Begriff des Nosoparasitismus* ]>iebreich's zutreffend. I'ie nicht gereizte, gesunde,
Igut functionirunde Haut bildet keinen Boden für noch so virulente Bakterien, aber
mede einzige Form der Laesion oder Stoffwechselalteration der Haut kann den in der
Ulaut schmarotzenden Bakterien Gelegenheit zum Eindringen in das Gewebe bieten.
UMese Laesion und diese Stoffwechselalteration vermögen ebensowohl der Ausdruck
leiner allgemeinen Erkrankung zu sein und damit zur svmptoniatisclien Furunrulose zu
Iführon, wie sie die I-'olge localer, externer Iiritation sind. Scrofulö.'ie Kinder, Tv(diö.se,
iBiutlcere, .Magenleidende erkranken hriufiger, Vollhlütigkeit und Fettsucht sind au
leich wohl weniger die Ursache für hfiufige F'uninkelbildiing als die ihnen zu Grunde
iliegenden Maa.s.slosigkeiten im (ieniiss von fetten Speisen und Alkoholicis. Die Haut
Kuuctionirt wie die Nieren und der Dann als Ausscheidung.sorgan. Wenn erhöhte
iTranspiration und Seborrhoe an sich zur Furuiicitlose führen, so ist anzunehmen,
Idass die Zersetzung des ausgeschiedenen Schwcisses ebenso wie die des ranzig
Iwerdenden Hauttalges von aussen wirkenden Irritationen gleich kommen, es ist
Iftber ebenso verständlich, dass die diesen Secreten beigemengten fremden Stoffe,
Uod, Quecksilber, Zucker etc., solche disponirenden Heizungen übernehmen. So wird
Ees verständlich, da.ss Magen-Daniierkrankungen sowie Nephritiden ganz im Allge-
Imeinen zur Fnrunculo.se di.sponiren. weil die Iiisiiftii-ienz der natürlichen Ausschci-
Iduugsorgane die Fuuctiuii der Haut überla.stet und derselben heterogene Heize auf-
Izwingt; so wird es verständlich, warum individuell besonders weite und reichliche
iTalgdrüsenbihiung, sowie der Besitz besonders dicker und voluminöser Haarfollikel
lau dieser llauterkranknng Veranlassung giebt, weil die besondere Weite der f'anäle
Ifür Ansammlungen und Zersetzung der Secrete Gelegenheit giebt. Diese Sccretano-
Imalie ist also d(T Morbus, welcher im Sinne des Nosoparasitismus den specifischen
iBakterien den Boden url>ar macht. Und je nachdem ein Haarbalg, eine Schweiss-,
^eine Talgdrüse Sitz dieser Anomalie wird, nimmt auch der Furunkel seinen Anfang
kin einem dieser Organe. In solchen Fällen ist also der Furunkel eine Adenitis und
IPeriadenitis phlegmonosa cutanea. In anderen Fällen aber bat er nur secundär mit
llliescn Gebilden anatomische Beziehungen. Ohne Frage giebt es Fälle, hei welchen
■die (»rimäre Gewebeeinschmelzuiig von vorn herein im subcut:inen Fettgewebe sich ota-
l-blirt, .sei es, dass die circumscriide Nekrose des Fi-ttgewebes, die Necrosis telae
ladiposae, auf emboli.schein Wege (Mikrokokkenembolie) sich einstellt oder .sei es, d:uss
beie die Folge einer auf dyskrasischem Wege sich ausbildenden Mortification ist, bei
[Diabetes, Syphilis, Typhus.
L Hier nimmt die reactive Infiltration gern ihren Weg auf den Bindegewebestrassen
liind Muskelhullen, welche sich von den llaarbälgen des Coriums bis in die Subcutis
ibinubziehen. Es giebt hier Individuen, deren Haarbälge fast säinmtlich direct in die
Mubcutis hineinreichen. In die.sen Fällen also kann ein folliculUrer Furunkel primär
Iflirect subcutan entstehen. Die echten subcutanen Furunkel sind aber primär subcu-
[Furunkel
— 852 —
taue Fettnffkrriseii und die Nähe der Haat hrin^ sie zur eitrig«!
zum Durcbbnich des Sequesters nach drr Haut zu. Diese FUIe Bfi^ ~
Grenze mischen Parankel und Carbnnkel.* Noch ander? Famnkel eatubies
durch LaesiüD und ^eichzejtige Infection. Das sind jene Fälle, hn •
eine Pustel mit schneller phlefmonOaer Ansbreitane in die Tiefe
dcH ajiatomiscben Bildes steht > Leicbeafurunkel). I>ie Mali^ruttt
Form (!»•» Furunkel« namentlich an den Lippen ist bekannt. TSitht
Milzbrand die Ursache ihrer Bösartigkeit. Pie NäUir catremfiaer T«
an den Lippen und ven^ise Netzbildnng im Nacken, am UnterscbeDfatl.
bieten hier die Gefahr eines frühzeitigen thronibo-phlebitisclicn G«
schnell etitA« ickeltpr consecatiTer Pyaemie resp. embolischer Metm liniiwn,.
Man unterscheidet also anatomisch drei Formen von Furunkeln: ifie
die subcutan« und die pa^tulöse Form. Bei der ersten bildet sieb klinJHrfc
eine derbe schmerzhafte Erhöhung in der Haut unter Köthon^ oad ~
empfindung. .\uf der Kuppe deniel)>en entitteht allmählich ein ^Iber Rrvie
herd, während die Infiltration von Erbsen- bis ziu- EManntenprOsse sicii
Der Pfropf stösst sich alsdann bisweilen spontan ans. und hinterllsst etat
locheisenförmig)! Lücke in der Cuti.s und alsdann bildet sich fler Pion » i
zurück. Hei der Rubcutanen Form wird zunächst ein derber sehr achnwnliaftirl
von Lin.sen- bis zur Kirschgrösse unter der Haut bei völliger ReizlosigiHft
bemerkbar und erst s*^undär unter gleichzeitigfm Wachsen der Iiililli lliw
Pflaumengrös.s<? schmilzt unter lebhaftem Schmerz die Haut, und das
Material lä-sst sich in grössenT Meng>^ entleeren. Hierbei enteteht biswalen
Durchbrach des Herdes eine breite gelbe Pastel, nach deren Oeffnung
Mitte die gelbe Perforation.s.«telle der Haut erblicken kann. Macht die
der Haut Schwierigkeiten, so kann es vor der Durchbrechung demlbea
Sammlung des Eiters in und unter der Haut, zum Furnnkelabsces», koauoea.
I>rimär pastulösen Form des Furunkels zeigt sich zunächst ein trübes
dessen Mitte zuweilen ein Ha.irbalg sichtbar ist, und die Infiltrattoo niousll
unter hoher Röthung und phlegmonöser Derbheit ihre .\usdebnung im
Gewebe. Die Lipp<*n pflegen dabei pflaumig - pnll enorm anzusdhwellen.
gemeinerscheinungeu l»eim Furunkel sind für die beiden erstt-n Formen, der I
und der siiltcutanen, kaum jemals bedrohlich, obwohl grosse S<rhine
zur Ausstosuung des Setjuesters vorhanden zu sein pflegt; <las Fieber ist
nur selten besteht F'rostrationsgefülil. Anders bei der pustubjsen Form, wrfc
von vorneherein gerade in der Schwere der allgemeinen StöniriL-'-n Mi
erkennen lässt. Schüttelfröste, hohes Fieber, Glie«lerziehen, l '■^**t\
keiten, schneller dünner Puls, seltener Diarrhoen, Sopor und Livuuvn K«t
den fiblen Ausgang, den diese Affectionen nicht allzu selten nehmen.
E» seien hier noch einige besondere Locnlitäten genannt, welche von
besonders tvpisch befallen zu werden pflegen, und welche theilweise mit
Namen belegt sind. So ist natürlich ein Hordeolum nichts als ein Fnnudicl
Lidhaut und zwar an den Cilien etablirt, und ein Chalaieon* ein Funnlccl
Meibom 'sehen intracbondralen Drüsen. Die Furunkel des äusseren Geh
Zeichnen .sich durch intensiven Schmerz und wegen der Verl.igerung des
Gehörcanales durch Herabsetzung der Hörfähigkeit ans; ähnlich erscheinen die FunnW
des Perineums. Die Bartholinitis stellt einen furunculösen, vielleicht stets
rhoischen Abscess dar. Die Fumnkel der Nasenscheidewaud sind ebenfalls r«s h*
vorragender Schmerzhaftigkeit.
Die Behandlung der Furunkel kann zwei Wege einschlagen, je nachdem - ■
absichtigt, die spontane Elimination des nekrotischen Gewebsstückes innerhalb «l»^ '"
trums des Funmkels eventuell unter Scliinerzlinderung abzuwarten resp. durch sopTa«^
erweichende Umschläge zu unterstützen, oder ob sie darauf :i! dorrk «**
o|MTativen Eingriff die .\usstosstuig zu befördern resp. dem natiii \i>lauf litft^
Kinisthilfc zuvorzukommen. Der erstere Weg hat sein Bedenken. Noch he«l* «t»4«
viele Aerzte auf dem Standpunkte, dass man einen Furunkel nicht zu operimi okkif
hat, weil die .Ausstossung stets spontan erfolge. Gewiss soll nicht geleugnet ■oilsi
da.SK die erdrückende Mehrzahl aller Funuikel spontan zur Heilmig komnt, it"
eb«,'nsowenig ist zweifelhaft, dass man keinem Funmkel mit Sicherheit ansekca kaa
was aus ihm werden wird. Die vou Ncumaun und Weber in den Vrr--' '^«
Diti
Parnnkel — 353 — FussbSder]
■ Gapillaren und Arterien des periadenitischon und pcrifolliculären Gewebes gefundenen
- Blutpfröpfe, mit theilweisem Gehalt an Mikroorganismen, lassen in jedem Falle die
- Möglichkeit einer Allgenu'ininfection (Pyaemie, Metastase, Nephritis etc.) zu, und wenn
-' anch wie gesagt erfahruugsgeraiLss durch reactive Infiltration und baldige Demarcation
^ gewöhnlich das immer vorhandene septische Material mit dem Pfropfe unschädlich
> gemacht wird, so giebt doch die stattliche Anzalil von 45 tödtlich verlaufenden
■ Fumnkcln der Lippe, der Nase, der Schläfen, der Wangen, welche Reverdin zu-
■J. sammenstellte und welche gewiss von jedem Chirurgen aus seiner Erfahrung um
* einige Fälle \enuehrt werden könnten, zu bedenken, dass hier wie bei jeder Kiterung
■; vor allen anderen RDcksichten die Indicatio vitalis zu erfüllen ist. Erst muss die
x Gefahr beseitigt resp. bekämpft sein, ehe man ein Hecht hat, zuzuwarten. Dieser
: Indication dürfte sich aber nur durch einen chirurgischen Eingriff genügen lassen
z. und zwar nur durch Excision des centralen in Nekrobiose befindlichen Herdes eines
■ Furunkels. Denn auch die einfache Incision, der sogenannte Entspannungsschnitt, ge-
-n. nügt dieser Forderung der Entfernung <les septischen Herdes keineswegs. So lange
,, man unter der Alleinherrschaft des Chloroforms nur die Wahl hatte, den Patienten
■> bei dieser Manipulation entweder sehr erheblichen Schmerzen oder aber den Gefahren
- einer allgemeinen Narkose auszusetzen, mag es nicht wunderbar erscheinen, wenn
* man unter diesem Gesichtspunkte der primären totalen Excision des mortificirten Gewebs-
' Stückes nicht allzu energisch das Wort geredet hat, obwohl Riedel und Helferich
auch schon unter diesen Umständen die Verwandlung des septischen Herdes in eine
aseptische trichterförmige Wunde nachdrücklich befürwortet haben; heute aber im
Btesitze der Infiltrationsanaesthesie, sind wir in der Lage, die Gefahr der Narkose oder
den Barbarismus einer Operation ohne Schnierzstillung auszuschalten. Wir können
also den Furunkelherd excidiren, ohne dadurch die Krankheit zu compliciren.
Von den übrigen aus den angegebenen Gründen nicht zu billigenden Behandlungs-
wcisen der Furunkel sei besonders die Behandlung mittels galvanokausti,seher Nadi'l
nach Locwenberg erwähnt, welche vorzügliche Resultate geben und geradezu eine
Abortivmethode darstellen soll. Die Alkoholumschläge nach Salzwedel, Läppchen
mit concentrirtem Alkohol mehrfach frisch appllcirt, geben nicht immer gute Resulfcite.
Die Schmerzen können dabei enonn gesteigert werden und manchmal wird die eiterige
Einschmelznng trotz der Alkoholbehandlung progredient. Jedoch wird auch von
gutem Erfolge mit diesem Verfahren berichtet. Applicationen von Mercurialpflastern
und sogenannten Zugpflastern, Emplastrum oxycroceum, diachylon compositum, adhae-
sivum flavum, sind zwar unter Laien und Aerzt<4i beliebt, doch sicherlich von keinem
Nutzen. Was sie an Einschmelzung befördern, wird reichlich durch Reizung und
Maceration der Haut imd damit gegebene Disposition zu Recidiven überbotcMi. Hydro-
pathische Umschlüge leisten ebenfalls nicht mehr, auch Eisapplication muss widcr-
rathen werden, obwohl beide gelegtjntlich die Schmerzen lindern können. Umschläge
mit antiseptischen Flüssigkeiten sind meist direct schädlich, namentlich mit Karbol-
oder Sublimatlösungen. Aetzungen der Pustel mit Lapis, Sublimat, Chlorzink können
durch Schorfbildung und Secretverhaltung unangenehme Folgen haben.
SCHLEICH.
VUCh) Luftkurort in Steiermark, 1140 m liuch, mit einer Fuscher- und St. Wvlfgaii gsbail genannten Anstalt
dftrvn Quellen zu Trink- und Badekuren dienen.
W.
Fwsbider werden bei örtlichen Leiden wie Frostbeulen, Schwielen, Entzündungs- uiul
Eiterungsprocessen und zur Blutabbntuiig von inn(!r(!n Organen angewendet.
Das kalte F'ussbad von kurzer Dauer (1 — 5 Minutc^i) dient dazu, refl)'etori.>ieh
torpide Organe anzuregen, z. B. den Dickdarm, oder um bei Blasenlähmung und
Krampf des Blaseiischliessnuisktils die g(^stört<! Harnausscheidung wieder in Gang zu
bringen, sowie endlich um die Menstruation einzuleiten, doch ist seine Wirkung hier
sehr unsicher. Dius mä.ssig kalte und laue Fus.sbad v(hi längerer Dauer (5-15 Minuten)
wird empfohlen bei mangelhafter ('irculation in den unteren Extremitäten, habituellen
kalten Füssen, Venenausdehnungen, Frostbeulen und bei chronischen torpiden Ge-
schwüren. Da bei dem kalten Fussbad zuerst eine Zusammenziehuug der HautgefiLsse
stattfindet und damit eine vermehrte Blutzufuhr von den untenm Extremitäten zu
Kopf imd Brust erfolgen kann, hat man dasselbe bei Personen mit Neigung zu Bhit-
wallungen nach diesen Organen nur mit Vorsicht anzuwenden.
0. Liebreich , Enerklnpaedie. 11. Band. 23
[TnttNbHiipr
— 354 —
IIa« WiiriMf FiiKsbnd ist irulicirt bei Si-hwieicn zur leichtem BiAn^
il(.*n«i<lh<;ii, vor Alk'iii .-ilior als ableitendes Mittel bei Riutniidr.-ing narh (Iw If
und den Hrus(or(.Mi Heim heissen Fus-sbad tritt gleirlizt^itig mit diT n»»**
llliitxufuhr nach den Iteitien eine vermehrte Blutfilliunfc <lcr Beckt'iifirgatu' nn, •*
m auch tuweijon geliiifjt, aiisbleibemle Menses durch diesf B;nli*form beHiiiiafilaL
wUhreiid andererseits bei Uriziin^cserscbeiniingeii in den f>;«,'nnni»tfii Organ'U arih
beslehen(hT Menstniation sowie bi'i Schwangerschaft von «Jein Gfhr.iiirh ilf> l»»<
l''ui«batloN lieKxer Alistand (jenoininen wird. Kin zu häulijfer Ciebrauch hni»»r f»
liftder iiit nicht zu ein|ifelilen, weil die hriufin; herbeigeführte vcnnehrle Blitaür
eine KrschlatTuni: der (iefasswaudung an den Unterschenkeln bedingen Vr^""
I ni den i'^rtlich(»n Keiz der Fussbäder zu erhrihen, kann man /
üellien MTtirilnen, ( H. von JScnf (8—4 EsslOffel), Soda und Salz (1 — 'J ri'H'j
Hii- xusainnieu/iebende Wirkung des kalten Fussbades wird i<rbOht dnrcb Zn«»
Alauii ("i- 4 KsjdAffel) und Abkochungen von Eichen- und Ruchenrinde
IIII3L
Ku>«H»rhn<>lBii. Ks eni|itiehlt sich diesen Zustjind nicht vom (lesichtKpuukte d^r
thi'ra|iii< alii'in tu betrachten, senden» die functionelle Bedeutung d<f Srt
•««cretion für den Organismus im Auge zu behalten. Aus diesem tirunde »inli
bei der llehandluiig darauf zu »-hten haben, dass nicht nine vollst.3a
ilritrkung des Fussxchweisses eintritt, dass man vielmeiir nur eine N'ermi
übennilssip"!! Secii>tion erreicht. Her Fussschweiss ist die häutigste Form ibr
llyperidro.Ms', die in.-iofern von lu-sonderer praktischer Wichtigkeit ist, aU dit]
miUsig abgi's«M»d<'rten Schwei-^suieugen sich leicht zersetzen und so rur
»der tismidrxvsis Slinkscbweiss, ffdin-ii. llüutii; werden durrh die Reiiu^
svtilen Schweissxs Maceration der F.piderniis, K\coriationen und gell>ät Ul
hcr\«>rK«'rufen. Für die Kntstohung des Fusssch weisses lüs»t sieh ein
unJckVicbeü oder prusiispunireiides Moment meist nicht nachweisen. t>i«
«irksani : — " MvjMTidrosis .ingew andten Methoden ist die vou H e h r.i ' »-'i''
etlMt«, IV M-her Salbe (Kni|dastruin hithargvri, Oleom Oli vajri
(tick histncneiuu, saul»eren läppen aus gn^berLeinw.-uid eüi^ehüllt, k
lorirte Lüppchca kommen zwischou die Zehen. iKirüber wirti n< < i'M
<L k- WiK* nicht iM'nüUte Strümpfe und Schuhe, gvtngien. I>i. i • •ilai ]
tiirtkli 1 — 2 mal «iitlcrholt, bis nach lO— 14 Tag*« dl« alt*» F.pi.i
w« M ihnr 9uHt viuv urte, aews eetraMi iaL
«wdw «li« Pisse lütht grwasrlim, di« aaiattn
tetk AWttb«« Riit rudor nttlenit Die Abw«ii'
MMk iMcli Itei^vre Zeit nack Be«»(Kg«Bg Atr I
SalW kam WM «kIi ein lOpnvr. Saücylilurm i
kMMtw«. Kia Miii«w>i sckaeli uimI siditt witkft.
^kkt Muamia^nto Vcrfakm ist in «ter pnra»-
&f(wc. OmMWütiintteaMig wird «J die uck • •>
M%vf«Mrh. Rtv* bwlehciMie Khagidwi «dir
n kiaidmi. v«cWr sar lliil—t fikcatb
8— 14tlK«iZ«iaelHartHMa mvv-
■WVfvKS
■d dM«r «tai
FassTerkrfiininuiigeii — 355 — Gaehrnng]
^USTM'krflliimiuigeii umfassen 1. die angeborenen DiiTormitäten der Küsse, Klumpfuss, Platt-
Z faaa, Spitzfuss, Hackcnfuss und Pes va)gus bei coiigenitalrm Fibuladefcct, 2. die analogen, meist
r durch Paralyse erworbeneu. 3. den erworbenen Plattfuss und schliesslich die atypischen durch
... Vracturen, namentlich im Sprunggelenk, und Narben hervorgerufenen. Die Therapie jener
\ 'Epischen Fussdeformitiiten, wie Klumpfuss etc., ist entweder eine orthopaedische, indem durch
' gewaltsames Brechen und Modcllircn dem Fuss die normale Form gegeben wird, oder eine
' operative, bei der durch EingriiTc wie Sehnendurchschncidung, Knochendurchmcissciung, Knochen-
''■' resectionen, Knochcnexstirpationcn die mechanischen Hindernisse des Kedrcsscments beseitigt
\ werden. Für die paralytischen Gontracturen ist oft eine Sehnendurchschncidung mit späterem
m Tragen eines Schienenschuhes die geeignete Behandlung oder die Arthrodese, die eine Ankylose
„ des betreifcnden Gelenkes in normaler Mittelstellung anstrebt. Die atypischen Diifonnitiiten,
s. B. durch Fractur oder durch Narben bedingt, erfordern eine individuelle Therapie.
IIILUEBHANP.
G.
l'JaBlnilrrampf oder krankhaftes (lähnen liegt vor, wenn trotz normalen Schlafes, normaler Er-
nährung und normaler Hauttemperatur und bei .Abwesenheit jeder UcbermUdung oft wicdcr-
' holtes, UDunterdrückbarcs Gähnen auftritt. Am häuligsten ist Gähnkrampf bei Hysterie, sel-
- tener bei Neurasthenie, ausnahmsweise bei organischen Hirnkrankheiten, .\bgesehen von der
' Behandlung des Grundleidens kann er als solcher symptomatisch behandelt werden. Nament-
' lieh wird dies oft bei dem hysterischen (fühnkrampf erforderlich. Es empfehlen sich energi-
sche trockene oder heissfeuchte Abreibungen des ganzen Körpers, namentlich von Brust und
Bücken, öfter wiederholte, mit regelmässigen, tiefen In- und E.\spirationeu verbundene active
oder passive gymnastische L'ebungen der Arme und Verabreichung von Nahrung (Cakc, Sem-
mel etc.). Oft genügt auch eine Ablenkung der Aufmerksamkeit, z. B. durch lautes Vorlesen,
irelchcs auch im Sinne einer Athemg>'mnastik wirkt, oder Suggestion im Wachen. Auch die
faradische Pinselung der Brust- und Rückenliaut hat sich oft bewährt. „,_„„„
ZIEHEN.
ChMhmng ist die Zerlegung organischer Substanzen in einfachere Verbindungen, meist unter
Bildung von Gascntwickelung, welche durch die Lebensthätigkeit und den Stoffwechsel niederer
Organismen hervorgerufen wird und bei constantcm Nährmaterial und Vorhandensein günstiger
äusserer Bedingungen stets in gesetzmässiger Weise zur Bildung der gleichen chemischen £nd-
Sroducte führt. Der Eintritt einer Gährung ist geknüpft an das Vorhandensein genügender
[engen des gährungsHihigeD Materials und specilischen Erregers in lebenskräftiger Form. Gäh-
rungshemmende Bcdingnngen sind zu hohe oder zu niedere Temperaturen, zu geringer Wasser-
gehalt. Gährungswidrig wirken manche chemische Körper, .so auch die Eiidproducte der Gäh-
rung. Letztere können dem l'rocess noch vor Erschöpfung des Nährbodens ein Ende macheu.
Die gährungsrähigen Substanzen gehören vielfach in die Classe der Kohlehydrate; so
ist auch Cellulose durch einige wenige Spaltpilze vergiihrbar: nach den Endproducten der
GöhruDg unterscheidet man die alkoholische Gährung. .Milchsäuregährung, Butter-
säuregäbrung und schleimige (Jährung. Andere vergährbare Substanzen sind der Al-
kohol, welcher unter Luftzutritt durch den Essigsäurepilz der Essigsäuregährung unter-
liegt, ferner Glycerin und Substanzen aus der Classe der Fettsäuren.
Gährungserregcr sind Mikroorganismen, wrlche das Nährsubstrat unter den Er-
■ sebeinungcn der Gährung zerlegen. Diese Zerlegung InI zur Ernährung und Vermehrung des
Microorgauismus erforderlich. Die Hefe biliiet in ihrem Innern einen Stoff, der Zucker in
Kohlensäure und Alkohol zerlegt. Die (iährung wird bewirkt entweder durch lösliche, aus dem
Körper des Microorgauismus durch Was.ser ausziehbare Enzyme, wie das Invertin der Hefe,
oder die Gährungserregung ist au die Lebensthätigkeit der Gährzellen selbst gebunden. Erst in
jüngster Zeit ist es E. u.U. Buchner gelungen, auf mechanischem Wege, nämlich durch Zer-
reibuDg der Zellen und Auspressung der erhaltenen Substanz unter erhöhtem Druck von
mehreren Atmo.sphaeren, aus Gährzellen, spcciell der Bierhefe, eine Substanz, Zymase*. zu
gewinnen, welche Traubenzucker in Alkohol und Kohlensäure zerlegt, aber nicht wie ein Enzym
wirkt. Die Gährung bildet nicht die ausschliessliche Lebensthätigkeit einer bestimmten Art,
yielmehr kann dieselbe Art. je nach dem Nährboden, bald die Rolle von (Jährungserregern,
Farbstoffbildnem oder Krankheitserregern übernehmen. Bisweilen combinircn sieh mehrere
liikroorganismenarten bei der Einleitung einer bestimmten Gährung, wenn sie durch gleich-
seitige Thätigkeit die Gährung einleiten und vollenden, wie bei der Entstehung mehrerer
Irrender Getränke, z. B. des Reisbieres der Japaner, dann spricht man vun Symbiose. Wenn
sie dagegen sich einander zeitig ablösen, so h.indell es sich um Metabinse. Ein Beispiel von
Metabiose giebt die Herstellung des Maltunweins, hei welchem erst eine Milchsäuregährung
eingeleitet wird, später eine Ilefegährung nachfolgt. Auch ein antagonistisches Verhältnl.ss
sweier Gäbruogserreger kann von vornherein bestehen, bei welchem dann die kräftigere Art
28*
[Gaelirun^
35R
»■b«
im Kampfe ums Dasein die Ueberliatid gewiiiut und iu ReincuKur utit'.T völliger V
der schwiichcren Art auftritt (Naegeli).
Die Lebensthiitigkeit der giihrungscrrcgcnden Bakterien ist an ganz h '
geknüpft, vor allem ist wässerige Lüsung Voraussetzung, doiin ein l»
Optimum, welches für jede Art verschieden ist; Concentration und äalzgclj
eine griisse Rolle; eine geringe Menge stickstofThaltigen Nährm.-iterials i
forderlich: die Producle der liährung sind vielfach für die Lebenstlia
erreger schädlich, sodass mit ihrer zunehmenden Concentration die Oiil
Aufhobung abnimmt. Bei Zerlegung einigfir optisch inactivcr, gfihrfahiger S(i..-.i.iiii
Verbindungen) wählen die liähruiigsorregiT. l.'nd /.war vcrgUhrcn sio die reel
Modificatioii unter Zurüoklassuiig der liiiksdreheiiden. welche auf diese Weise rein erhallen
kann. Die Intensität der gähreiidon Fähigkeit ist wandelbar, sie kann durcb LVbt-rtngiai|
sonders geeignete Nährmalerialien gesteigert und durch alle die niantiig^f.icbeu Absctrwii
methodcn, sowie durch den Zusatz von antifcrmentativ wirkenden Stoffen bis zur V"ili<
hebuiig herabgesetzt werden, (lälirungserregende Fähigkeit kommt zahlreirhcn Mikrivrji
aus der Classc der Spross-, Schimmel- und Spaltpilze zu: zuweilen vermag eine .Artji' dt
Nährboden verschiedene Gährungen einzuleiten, wie umgekehrt dieselbe Gähruu< «H
stimmten Materials, z. B. die Zerlegung des Traubenzuckers in Alkohol uad lUiUl
durch zahlreiche .\rten aller drei Classen bewirkt wird.
Diastatische Fermeate besitzen ausserordentlich zahlreiche Mikroorganismen,
a\is der Classe der Bakterien; die Zerlegung der Zuckerarten kommt gewissen Schimi
vor Allem aber den Uefcpilzen eigeuthünilieh zu, während peptonisirendc Fermeate
zahlreichen Schimmel- und Spaltpilzen linden.
k. iW
(»aengehBut, cutis anserina, ist ein« vorübergehende Veränderung im Aussehen
die durch Kältecinwirkung, Fieberfrost oder psychische Reize bedingt sein kann. Si«
dadurcli zu Stande, dass i'ine Contraction der Musculi arrcctores pili die meut
Haut sitzenden Haare aufrichtet und über das Niveau der Haut erhebt: die hierbei
kleinen hügeligen Erhabenheiten haben Aiila-'s zu dem Ausdruck Uänsehaut gei
SJUtll
flaYdinsSorOi C|,,Hs,ü,. vulstolit mii itvr isoniTon HypogaKUiurr durch EinwirkuDK von k>I|>. ■
kr)'>liillinisclii< Muse, Sc)iinp. W", lltslieli in Alki>)iiil, hil.lKt mit 2 Atomiin Bnim. l>ibrum|iali
klU. ..IC
:ut«tU
bä4^H
eg«MP
0iÜ8| Dnrr im Ktiiton AppoiiK'll n. Rh.. V'.H m hocli, (Eiigi>n Nonlen iitnl Nordwesten fr^'selillttt irdac«*.
»«•I ZlrgruraalkrnknMrl. Mittlere Temperatur il"r Muiiatc Juni hl« September U".
Galactagoga .sind Mittel, welche «iic Mik-h.spcretioii befördern solleu. I'ie (in'«
.Mili-li;il)Soii(If|-unu hängt von iiiiiiu'hiTli'i KinfliisKoii ab. Srlion die Unterhall
Sc'iTftioM ist :in eine zeitweilige Kntlecnuip; liiT Jlrüse geknüpft. <U> uun
des Kntleereus selb.st oder der i^eriufrere Fiilhiiif;szust:ind der Driiso, \i»dl(
Folge «le.« verniintlertcn liniendnicke.s, als Ueiz auf die seceniirend<Mi El
wirkt, ist noch niilickainit. .Manches s[ii-icht dafür, dass das Saugen iidfr .
selbst "■inen Heiz abgicht. Demi vviihrend die Binnenraume eines KuhiMitci
3 Liter K;inniiith:ilt bi'sitzeii, liefert eine }?iite Milchkuli bei einem Melken hnl
melir, bi.s 5 Liter Mileli. Ks scheint al.se w:ihri'iul iwid in Folge des Abmelk«
Secretion erzeugt zu werden, .ledenfalls dürfte die Erregung des socreW
Appiirats durch reflectori.schc Nervenwirkiingen geschehen. L'eber die Art und
dieses Nerveneinflii.'jse.s liegen mehrere UntersnchtiDgen vor. L>ie Bell
eine Durchtrennung gewisser Aeste des Kanins siiperior de,s N. sperin
bei der Ziege Heschlennigiing und Steigerung der Milehsecretinn hervorruit ll'i
wurde bald wieder bestritten (Kkharii) und nur festgestellt, dass eini' nn»!
Aenderinig in der Milchsecretinn eintritt und der Fettgehalt der .Milch um
riliges steigt (Walentowicz). Nr-uen- Angaben bestätigen im Allgt-incii
Hesultate nach rinseitiger NervenilurehschiiHdinig. N;ich Ihirelitrenni
Xn. sperinalici exti-riu', ebenso nach längonr Heizung eint's sensiblen Nerven
soll jedoch die Milc'hahsondi'rnng bei der Ziege bis auf hl pCt. sinkm.
Üesser bewiesen ist der Eiiiflnss, welchen die Nahrung auf die Mi|i
nu-sfibt. Nicht bloss die (^nantitfit, sondern niu-h die Ziisainniensetzting der Si
hat einen erheblichen Kinflnss auf die Absonderung. Es ist von allen Bwif
rf)8tge.stellt, dass die Arbeit tler Drüse bei .schrnnh-r Kost b.ild naehlfisst, die
flirten Mengen almi'lnnen, ihr (ieh;dt an festen Iiest;indtheileii siel» verringert.'
gekehrt bewirkt reichliche Kriiührung eine Sleigeruiig der Milehun-nge und
haltet! an organischeui Material; inid zwar steigt oder fällt bei wedueli
itagoga
— 357
Galaktorrhoe]
Grösse der Secretion schneller, als sich die Zusainmensetzung der Milch ändert,
den zugeführten Nahrungsstoffen haben die Eiweisskörper den weitaus grOssten
luss auf die Quantität und Qualität der Milch; und zwar bewirkt gest«igerte
nsszufuhr einmal eine Steigerung der Milchproduction und zweitens eine Vermeh-
; des Gehaltes der Milch an ihren wesentlichen ßestandtheilen, namentlich an
, weniger an Eiweissköriiern.
Dass auch die mehr oder weniger reichliche Bewegung von Einfluss auf die
hsecretion ist, ist durch Versuche von H. Munk festgestellt. Er fand, dass
Kühen massige Bewegung eine Zunahme der Milchniengc herbeifülire und die
eschiedene Menge des Fettes und der Eiweissstoffe stieg.
Auch eine grosse Menge von Arzneimitteln stand in der älteren Zeit in dem
I, als Galactagoga zu wirken. Fast alle diese Angaben stammen jedoch von
ikern und Therapeuten, welche auf eine Steigerung der Milchproduction meist
der Gewichtszunahme der Säuglinge schlössen. Da auch andere Ursachen die
ichtszunahme des Säuglings bedingen kfinnen, so ist diese Folgerung, wie leicht
htlich, nicht ohne Weiteres zu ziehen. Ein exacter Beweis wäre erst durch
:en der Milchsecretion gegeben. Jedoch haben wir bis jetzt kein Mittel, eine
ächliche Brustdrüse zu entleeren. Denn wenn man auch durch Drücken und
ichen aus einer prallgefüllten Milchdrüse etwa 40ccm Milch abnehmen kann, so
I ein kräftiger Säugling immer noch die doppelte bis dreifache Menge heraus-
en. Die Unmöglichkeit, eine menschliche Bnistdrüse vollständig zu entleeren,
ht darauf, dass sie nicht wie das Euter der Wiederkäuer Hohlräume (Cisternen)
35t, in welche sich durch C'anäle die secernirte Milch ergiesst und ansammelt.
;te Versuche über den Einfluss von (lalactagoga können daher nur an geeigneten
ren angestellt werden. Solche Versuche an Schafen und Ziegen haben ergeben,
von den bisher geprüften keine einzige Substanz (erregend auf die Function
Milchdrüse wirkt. (Siehe jedoch Galega.) Vor allem ist dieses negative Er-
liss, das von verschiedenen Seiten bestätigt ist, wichtig für das Filokarpin, dem
neuerdings gern ein Platz unter den Galaktagogen eingeräumt wird. Von
tigen Mitteln, welchen mjui, vielleicht auch mit Unrecht, eine milchtreibendc
cung zuschreibt, sollen nur aufgeführt werden: einige aetherisch-ölige Mittel,
untlich Foeniculum,* Anisum, ferner Dill, Kerbel, Schwarzkümmel (Semen Nigellae
'ae) und das Kraut von (lalega officinalis.*
ledenfalls wird man wohl besser thun, von der Anwendung solcher Mittel abzu-
n mid vielmehr durch pa.ssende Diaet, besonders reichliche Zufuhr von Eiweiss-
im, verbunden mit massiger Bewegung, und durch mechanische Reizung der Drüse,
es das häufigere Anlegen des Kindes bewirkt, versuchen, zum Ziele zu kommen.
KIONKA.
ftQ6nur01l Humb., Bonpl. et Kiinth. Pftanxengattung aus der Farn, der Urticaeean*, Unterfam. Artu-
cae'. An Milchsaft ausserordentlich reiche Bänme (daher 0. = Milchbaum), mit ungctheilten BIttttern und
■eisch Tertheilten BIttthen auf kugelif^em Reeeptaculuni. Männliche BlQthen einmttnnig, zahlreich gehltuft,
ehe einieln. G. utile Kth. (=: Bra«intuni Oalactodendron Donc), ein bis 30 m hoher Baum Ona;ana.s
rinkbarem, ans Rindenrissen gewinnbarem Milchsaft, bei dessen Kochen sich ein zur Kerzcnfabrication be-
ts wachsartiges Fett abscheidet. Als Milch- oder Kuhbaum durch Humboldt bekannt geworden.
H.
IDy CkHjoOji. Qummiart aus den Samen der Leguminosen, in der Schale des Luzernesamens bis zu 42 pCt.
.ten, bildet eine nierenfOrmige, durchscheinende Masse, die in Wasser anfquillt und sich langsam lOst. Es ist
reelitsdrehend. Durch Tcrdlinnte Säuren entstehen Oalaktoso und ein nicht krystallisirbarer Zucker.
SPIBOEL.
ocele bedeutet die Ausdehnung eines Milchganges mit Milch bei Verschluss seines
ührungsgimges. Die Folgen können ein Platzen des .Milchganges und Bildung
• milchhaltigen Höhle oder Abscedirung sein. Eine kleine Galaktocele kann man
itiren; durch nachfolgende Jod-Injectionen sucht man eine Granulation der Wunde
regen. Gelingt dies nicht, so hat man den Sack breit zu spalten und eine all-
liche Ausheilung anzustreben. Diagnostisch ist die Galaktocele leicht mit einer
e oder einem Absccss zu verwechseln, was für die Therapie ohne Belang ist.
lUnlHitp;!!
3ÖK
Ualanga, lilii/.om.t Galan^'.ir, ti.ilgatit. Cliinii Root, Itidiau
braunen, cylindrischcu, holzigen .Stücken der knierormijfcii Wurzeln von
Sie enthält aetherisches Gel, Hart, Gummi, einen Ejtractivstoflf und Kiimin na . ;
wegen ihres aromatischen Geschmackes als Stomachicum und Digestivum zu 0,5— 1,0 i
täglich Anwendung und bildet auch einen Bestnudtheil der Tinctura .nromatic«.
Galaiigin, Cjr.Hit>V> ~l~ * 3 IM^- '^^ ^>"^ Kclblieb-woiMP, in äoch^^nltifcon 'XVfpln otli«r in X«4<tB I
Snbr-tiinx. S*rhmp. 2i4 — -'l.',**. Hublimirbar ulinc ZcrAetxitnK. wnlirbo aus IJjilfrjintwtirxoI nrh«*n Klmpfknf oll
p'^wonnfii wird, ßalaiigin iwt in Wa„si'r last nicht Iniiliclt, in ('lilur(*fürm und HnnEol uur -cliwwfit
Alkoliol und norh inrhr in Ai'thpr; in Alkalien lOst (rs slfli. Es rvdui-tri Silbei- iiiiii Alkalisch» Ktv.>,'
G*IgKnt01. Der WnrteUtork liefert ö pCt^ aetherisches Oel. Ej» i.^l jfelblich bi« firj
dem Ciü<^r"'^*)' be».ttzt brennenden, unif&rtigen t^eiiehmBCk. F.« eathült Cfneol C||,H|^0. &;
.■»dp. 170 bis Uli". Sehvsch linksdrehend.
(•alliannm, rtuinmi-Rcsiua tialbanum, Mutterhar?., Galban uinbarz, <~
bekannten Umbellifcrcn. wahrscheinlich Feru laarten* Persicns, Arabiens und '
l'h. (i. III von Ferula galbaniflua. stammendes (rummih.irz*. Man unt' 1 -o
zwei Sorten: 1. Galb.inum in granis s. lacrjmis, 2. Galbanum in sorti» -
Das sogenannte Galbanum depuratuin ist lediglich die von gröberen iii'
unreiiiigungen befreite Droge. Der Geruch ist ein nicht gerade angenehm b.r
Gesehinack sch.irf und bitter. In Alkohol ist es nur zum Thcil löslich und lic
verrieben eine Emulsion. Es besteht aus fiO— 70 pCt. Harz, ca. 20 pCt. tju:
aelherisehem Oel. Mit Salzsäure Übergossen, färbt sich (inlb.inum bei längerrf h.-n:.:r'i
und nach Zusatz von M'eingeist beim Erwärmen vorübergehend dunkelviolett. Mit
maccrirt, wird es durch einen Tropfen Ammoniak blau fluorescirend. Bei der trock«o<a I
lation liefert Galbanum Umbelliferon* und ein flüchtiges, lasurblaues. diokflü»sigts, la 1
leicht lösliches, schwach aromatisch riechendes Oel, CjoHjqO, Sdp. 289 *. Es ist tu
lieh mit dem Kamillenöl* identisch.
Das Galbanum ist i'in altes Arzneimittel, es wurde innerlieh und riusserlieh
Es wirkt der Asa* foetida ähnlich, aber milder. Es gilt als Excitans und Emmcti
Acusserlich dient es als erweichendes Mittel und zu Räucherungen.
Emplastrum fialbani crocatum:
Emplastrum Lilhargyri 40, Cera flava 12, Galbanum 86, TerebintfaiiM,
I'ini iu 5, Crocus pulv. 1,5. Ph. 0. I.
Galbanum ist ferner Bestaudtheil des Emplastrum Lithargyri compositvini. Eit
oxycroccum, der Pilulae Asac foetidae compositae. der Aqua foetida aiitib
Galhanumöl. d.as aetherischc Oel des Galbanums, ist nach der H
rechtsdrehend, spee. Gew. 0,884 bei 9°, Sdp. 165". Es be.steht nur aus lerpcn; bäI
säuregas gesättigt liefert es bei längerem Stehen ein krystallinisches Chlorbvdrat
li.wn
(sAJC^ Touru. PflanKeiiftuttunK »nr der Fani. der l'ap 1 1 i.i n »,- •- c • . AMheiluhif .l>:r <. ««Ir.i«t <
(jcflederle HIMiter und einnirlifrigf Iltltsen nikoiriinen. 11»« «ehnte .Stanbblntt Ort -.uii
Hllfte frei, rur die (lattunK 'ind der jiloflkiKe ^xtthni^'e Kelch, ttje liheali»che, ntti^l. '.^«sic« I
dii> ar.LflGlt>tliudi>:en Traulien cliitriiktenhliKcb. U. o l't'i c inalli< L.. Oaisrantf,, mil > icijurliiKcit,
HlUttem und l(>rk'>rhllit)ii;;eti, hlincenden. lilablanen Trauben. In StlilosldeutJichlait«! hciinisrh. I*vl «»• n ^
Itepflanrt, Ton Juni bi<« An^u.-t blDhend.
(lalega ofltcinaliB , liefert die Ilerba Galegae seu Rutae caprariae. In
ist auf die galaktagogcn Eigenschaften des Krautes hingewiesen worden (Carr
Carricre. Grinicwilzsch). Wenige Stunden nach dem Gebrauch des.scl!)<>n Irit
besserung der Milch in Hezug auf Qualität und Vu:in<ität ein. aus der schtiollai
der Säuglinge erkennbar. Bei Kühen .steigt das Milcbquantum in 24 St\iadcii um
Die Steigerung hält auch nach dem Aussetzen des Mittels an. Verordnet wird Ual<
Infus 50: 1000 Tags über zu vcrbrauchcu oder in Form des
Extraetura (ialegac aquosum siccum:
Herba Galegae 1 wird mit kochendem Wasser 10—12 .Stundr-
Consistenz 3 eingedampft. Das fast schwarze, henorstcebcml i
in Wasser, aber nicht in Alkohol bjslich. Dosis 0,5 — 1,0 pro tlun,, i ■> if
in Mixturen, Sirup. Pillen, l'astillen.
Galega toxicaria Sw. (Tephrosi.i toxiuaria Pers), welche auf den Antillen als.
benutzt wird, wirkt beim Menschen digitalisähnlicb. Nach Thompson wird das
Princip. welches weder ciu AlkaloVd noch ein (jirkosid ist, durch Siednbitze xcrst4
Galega purpurca h. wird in Uslindien bei Dyspep.sie und Tympanie, als.
bei Gallenficber, Leber- und Nicrenaffcctioueo, Uacinorrhoidcn und ßlennorrhairie'
f*ai60p8l9 I.. Pflanieni^nllunir au^ der Farn, der Labiutae*. Cnterfam. der 9 t u e h y j |, ^ f, _ ^magmM
dir r.wi.)Iii<pi^*R Krone mit hetmnirmifcer Oberlippe. Kelch mit b stechenden /llhnen. KrSut'sir aot a^ii
riilnttrti UlBtlern und an dt'M Knoten oft Tenlickten Htenijeln. O. »ersieulor Curtl* (= Q^ T«lr»kllL|
U. eauntbin» Htli., U. Totr. f grandiflora Beuth.. <'i. speeios* Mill.), bin u^a betalaabaa.
[Galeopsis — 35» — Gallae]
Xmtt mit hell)(plbp|i Blllllif n. ilereii ()uiikf!lt;ell)e riitprlippp weissKOsiiumto Si'iloiilapiieii tiiMt f>ini>ii wciMiK^rrnndcten,
in der Mitt«? rinlettpft Mitlcllappon zeigt. RlUht vuin Juni his Herbst. Lierort Hcrlia (taleopsidis, sor.
«BUnltnihpimnr Tliep" und «I.ifthfr'ai'bes Kraut**.
U. oehrolouoa Lmic. (^ G. Ladanu m L.. 0. rannaliina Pull.. 0. ^randiriura Kth.. ä. latifolia
Ehrh.) ist Ton der vorigen durcb die rüclcwärtäKoricbtet woicliKtacheligen Stengel und die dUnne BlumonkrourOhre
SU unterscheiden. Die Stengclknotcn sind kaum verdickt. Einjährig. Tom Juli bis tum llerb-^t blühend.
M.
%lAll6ft69 Unterfam. der Rubiaeeae*. wegen der gewnhnlieh in Heheinquirlen auftretenden Laubblfttter, denen die
lfeb«nblfttter TOllig gleichen, aue.h Stollatae genannt. Früchte aus zwei einsamigen, nussartigon TlieiLfrUehteu
bcütehend. Bei uns vertreten durch die Gattung Asperula*, Qalium* und die früher viel gebaute Kubia*.
M.
ÄMlim L. Pdanzengattung ans der Farn. Rubiaceae', Typus der Unterfam. der Galieae', gekennieichnet durch
kleine, melKt gelbe Blttthen in reichblQthigen aehsel- und endstttndigen trugdoldigen 8t&ndon, Blumenkroiie fa.st
rOhrenlos. tellerförmig 4KpaUig. Mit vielen Arten bei un» heimisch (Labkriuter. deren Saft Milch iura (lerinneu
veranlasst). O. Aparine L., als ,KIebkrant- bei uns gemein in Hecken, aufflUig durch seine Hakenborsten an
Blattrlndern und nnterseits hervorragenden Blattnerven, sowie durch seine borstonhakigen Früchte. R. triflorum
Nordamerikas ist cumarinhaltig und dient als Ersatz für Asperula*. G. pilusum, ein einjähriges Kraut Nord-
amerikas (Nordcarolina), wird gef^en Selilang(>nbiss empfohlen. G. verum L.. bei uns gemeinste Art, mit sehr
kleinen, sattgelben, dicht gedrängten BlOthen und sehr schmalen BIftttern. G. Mollugo L., kriftiger als vorige,
aiit weisslich-gelben Blttthen, ebenfalls bei uns hüufig.
H.
.SaUnm vernm L., Labkraut, Caille-lait officinal Ph. Gall., enthält in Blättern und
Bliithenspitzen Gerbsäure, Galitannsäure i^cnaunt, Gallussäure, Essigsäure und Farbstoff. Es
■ diente früher als Hcrba Galii lutei beim Volke gegen Nervenaffcctioncn und wird gegenwärtig
als Adstringens im l'ulver oder Infus 3,0—6,0:200,0 benutzt, ebenso Galium Mollugo.
Das saftreiche Galium Aparine L, gebraucht man gegen Krebsulcerationen.
:8alIacetophenon, Trioxyacetophcnon, ist wie Pyrogallol ein Trioxybcnzol. In den
Benzoikorn ist statt eines Wasserstoffatoiiis eine Mothylketongruppe eingetreten. Ks
wird aus F'yrogallol durch Erhitzen mit (/hlorzink und Eisessig gewonnen.
OH OH
QH, ^^ + CHj— GOOH = CeH, ^{J -f HjO
H CH3CO
Pyrogallol Essigsüure Gallacetophenon Wasser
Es bildet ein kryst;illinisches, lilassgelblidies neutrales oder schwach saures Pulver,
Sehm. 170", und ist in heissem Wasser, Alkohol, Aether und Glycerin leicht löslich, iin
kalten Wasser schwer, Natriumacetat befördert die Löslichkeit. Es reducirt
Silbernitrat und wird in wässriger Lösiuig durch Ferrichlorid schwarzgrün gefällt.
Nach lliierversucheii ist es ungiftig ivon Kekowski), ein wesentlicher Vorzug
vor Pyrogallol. Es wird auch bedeutend langsanier wie dieses oxydirt. In wäs.seriger
Lösung wirkt es stark antiseptisch. I)ie .-Vusscheidung erfolgt durch die Nieren als
Schwefelsäureaether und (ilykuronverbindungen; der Harn wird blaiischwarz gefÄrht.
Anwendung findet ( Jallacetophenon in (halben (I : 10 Lanolin) bei Psoriasis, Eczema
psoriatiforme und seborrhoicum. Es zeigt sich zwar der Pyrogallussäure in Bezug auf
schnelle und prompte Wirkung nicht gleichwerthig, ist aber unschädlich.
FRIEOLÄKDEK.
SallsA, Gallaepfel, sind durch Iiisectcnsticho hervorgenifene Auswüchse, namentlich auf
■Quercusarten. Die Insecten bohren die jungen Zwoige und Blätter an, um ihre Eier zu legen;
in Folge dessen entwickelt sich eine Wucherung auf dem Organ, die zuerst weich und
schwammig i.st. später aber erhärtet, und innerhalb deren sich das Ei zur Larve und zum
Inscct entwickelt, das die Wand der Galle durchbohrt. Vor diesem Zeitpunkt gesammelt,
enthalten die Galläpfel die abgestorbene Larve oder das Insect.
Die Gallen der Ph. G. Ill: Gallac Halepensos s. Turcicae s. Levantieae, Aleppo-
oder schwarze Galläpfel, werden durch Cynips gallac tinctoriae Oliv. aulQucrcus
Lusitanica var. infectoria Oliv, hervorgerufen. Sic sind fast kugelig, bis "25 mm gros.s,
graugrün bis braun und schwarz, innen heller, zeigen besonders auf der oberen Hälfte warzige
oder .stachelähnlichc Erhöhungc-u, .sind sehr hart und schwer und haben gewöhnlich eine nur
kleine Höhlung. Die nach dem Ausschlüpfen 'ler lnse<'ten gesammelten Gallen „weisse Gall-
äpfel" sind heller und leichter, aber weniger geschätzt als die schwarzen. Die (ialläpfcl ent-
halten ca. 70 pCt. Tannin* und nai-h (tuiliourt 2 pCl. tiallu.ssäurc. '2 pCt. Ellagsäure und
Luteogallussäure, Gummi, Stärke. Zucker. Kiwei.ss und aetherisehes Oel. Die Droge kann in
allen Fällen, in denen Tannin* indicirt ist, Verwendung linden, wird jedoch in Substanz
fast nicht gebraucht, wohl aber die
Tinctura Gallarum, Galläpie Itinctur:
Gallae 1, Spiritus dilutus 5. Ph. G. JU.
ir.Hllne
— 36(1 —
Von rk'ii niflit fifficiiiellpii 'lallcn sind Hie chinesisphcri oder japaii>
Gvvriiitiung Hus Tannins wichtig. !^ie werden durch Aphis cfaincosis BelL t^ '.
somiainta Murray hcrvurgcrufcn. Es sind ganz unregelmässigc, hohle, (i'^-'
sammlartig behaarte, bis 5 cm und darüber grosse Gebilde. Die Wair
stark, rolhbmun, sehr spröde. Sic enthalten gleichfalls ca. 70 pCt. Tau
ausserdem 4 pCl. Gallussäure, 3 pCt. Fett. Kiwciss und Harz. 8 pCt. Stärke. Drröbnrt'l
den Handel kummctiderj (»allen: deutsche, ungarische, italienische. fraiufi'jiscJie «tr Wl
einen wesentlich niedrigeren Gerbsäuregehalt, durchschnittlich 25 — 30 pCt., kommeo ib-rrErfcl
Medicin nicht in Betracht. „,.„
Oallal, .aluminium gallicum. basisch gallussaures Alumiuium, entsteht tls !
schlag beim Fällt-ii eim-r .^lumitiiiimsalzlösuiig mit gallussaurein Natrium. E« ^iibi{
amorphes braunes l'ulvcr, ist unlöslich in Wasser. Es wurde empfohlen al» iA^t
.•\ntiscpticum und Desinficiens, namentlich bei Ozaena.
Gallanol ist (tallussäureaDilid, C^t^j <^kQ i'ir ,- n + 2 H.O, ein weisses, krTttalliii
an den Fingern adhaesives Pulver, welches beim Kochen von T.inniri mit AiiiKn
Schmp. 250". ist leicht liislich in heissetn Wasser. .Vlkohol und Aethcr. scbwtf la I
Wasser, unlüslich in BcD7.in und Chloroform. Die wii.sserige Losung färbt sii'h mit I
blau, die alkalische vcriiodert sich bald unter Schwar/färbung. Es ist sehr wrait l
Hunde starben 3—4 Tage nach subcvilancr Einverleibung von 7,5 g alkaHscber L'Vu .
Apathie, Erbrechen, Temperaturabiiahme. Menschen vertrugen 5 — 6 g ohrp- ir.lr Kur i
sclieinung. Der Körper wurde 1893 von Gazeneuve und Rollet als uii_ ■ ' :
des Chrjsarobins und des Pyrogallols gegen Psoriasis, Favus, Trichoi
pfnlilen und zwar in Clilorotorm geliJst oder mit Vaseline I : 4 — -30, oder zum \
vorheriger Entfernung der Schuppen, liallanol 10, Liquor Amroonii caustici 1. Ai
.50. Das Mittel wirkt langsamer als (l"hrysarr)bin und Pyrogallussäurc, hat aber den Von«.ii
Uiithung, Entzündung oder Pigmcnt.ition der Haut, keine Schädigung der Wö^rh'- uc' *e
Geruch hervor/.unifen. Auch .loseph empfahl das tiallanol zu lÖ pGt. mit T-
einer Salbengrumilage wegen seiner Ungefiilirlichkeit bei Psoriasis des iJesichts ui
Kopfliaut, bei Heri.cs tonsurans und Erxenia marginatum, obwohl es den
an Wirksamkeit betriiehtlich nachsteht. Es hemmt oder schwächt in einer C"
1 : 1000 die Enlwickeluiig von Staphylococcus aureus, Bacillus pyocyanetj», LUciJlii.
Bacterium coli und zerstört deren Virulenz noch bei 1:5000 (Hübscher).
FBUEPk
(jaHe, physiologisch und pathologisch. Das Secret der Leber ist im
stände eine klare, bald dünne, bald mehr zähe und fadenziebeade Flüssigkeit, welch« i
Schlcimkörperchen. und bei Blnsengalle Epithclzellen der Blasenschleimhaut, keine n-^
sehen Kiemente enthält. Sic ist von neutraler bis schwach alkalischer Rraction,
und den Carnivorcn von goldgelber bis gelbbrauner, bei den Herbivoren vi'i.
Durch Stehen an der Luft wird die braungelbe (iaile dunkelbraun, die griinlichc uitH. ■
»iver grün. Die Galle zeigt eigenthümlich bitteren ^.galligen" Geschmack und spfs*
raosehusartigen Geruch. Mit Zusatz von coneentrirter Schwefelsäure gicbt dio •
durchfallenden Lichte dunkcirothe. im schief auffallenden Lichte prachtvoll gri,
Diu Blasengallc zeigt dagegen dunklere Färbung, bald nur wenig,
grössere Cciiccntration. eine mehr dickflüssige schleirnige BcsohafTcuheit un^l
alkalische Ueaction; in der Blaue miseht sieh mit dem Lebcrsecret der alk.ilücß r:
Sehleim der Blascninnenwand, während durch Wasseraufsaugung die Galk eiuK«4ic
Das spccilische fiewieht der Galle schwankt bei den verschiedenen Thitrcoj
weiter Grenzen zwischen l.fX)8— 1,030: die höchsten Werthc: 1,02G — 1.032 siüd iul
galle des Menschen gefunden worden. Daher unterliegt auch der Gehalt an festen
tcn .S'hwankungen: im frischen Leberseeret beträgt er beim Menschen nach H.-kmmJ
2 — 3,5 pCt.; in der Blasongalle können die fustvn Stoffe bis auf 20 pCt. austttigea.
In 1(K) Theilcii Galle vom Menschen
Wasser
Feste Stoffe
Gallensaure Salze
Lecithin, Cholesterin, Fette, Seifen
Sehleim und Farbstoff ....
Anorganische .Salze
I G«ni.
Unter den organischen StoffcD der Galle linden sich zwei wesentliche Bestaudti
sonst im Thierkörpcr nicht vorkommen: der Gallenfarbstoff, und die Gallensäurvn*. Stäl
[Galle - 361 - Galle]
h.nt aus Gallenstoincii vier Farbstoffe isolirt, indem er dieselben zunächst durch Aelher von
Cholesterin und Fett befreite, dann mit heissem Wasser und Chloroform wusch und die an
Basen, namentlich Kalk, gebundenen Farbstoffe durch verdünnte Sal/.säure in Freiheit setzte.
Nunmehr löst siedendes Chloroform Bilirubin* und Bilifuscin* auf, von denen erstcres in
Alkohol unlöslich ist: dem Rückstände kann durch Alkohol Biliprasin entzogen werden,
während Bilihumin zurückbleibt. In der Galle von Herbivoren kommt auch ein grünlicher
Farbstoff, das Bilivcrdin* vor, das ein Oxydatiousproduct des Bilirubins ist.
Charakteristisch für diese Farbstoffe ist ihr Verhalten gegen Salpetersüure, die etwas
salpetrige Säure enthalten muss. Versetzt man ihre Lösung mit conccntrirter wässeriger
Natriumnitratlösung und lässt vorsichtig Vitriolöl darunter fliessen. so entsteht eine anfangs
grüne, dann blaue, violette, rothe, schliesslich gelbe Färbung (Gmelin'schc Probe).
Den zweiten char.ikteristischen Bestandthcil der Galle bilden die von Strecker entdeckten
Gallen säuren, die Glykochol- und Taurocholsäure. Die Galle der Carnivoren enthält aus-
schliesslich, die der Omnivoren überwiegend Taurocholsäure, so beim Menschen (Hammar-
sten) 2 — 14 mal so viel Tauro- als Glykocholsäure. Die Cholal.säure der Uenschengalle, ein
Zersetzungsproduct der Oallensäuren , ist nach Schotten ein Gemisch von gewöhnlicher
Cholalsäure mit einer an Kohlenstoff und Wasserstoif reicheren, aber an Sauerstoff ärmeren
Säure (Fellinsäure C23H40O4). Die weiteren Zersetzungsproduct« der Gallensäurcn, das
Glykokoll* und Taurin*, sind im freien Zustande in der Galle nicht aufgefunden
worden. Ferner enthält die Galle Cholesterin* zu etwa 0,2 pCt.. durch die gallensaureu
Alkalien gelöst, oft .so reichlich angehäuft, da.ss es unter Umständen ausfällt und zur Entstehung
von Gallensteinen Veranlassung giebt, sodann kleine Mengen fettsaurer Alkalien (Seifen)
und etwas Neutralfett, dieses ebenfalls durch die gallensauren Alkalien und Seifen gelöst.
Endlich findet sich darin Mu ein, reichlich bis zu 3 pCt. in der Blasengallc des Menschen; auf
Zusatz von Alkohol fällt es flockig aus. Die normale Galle enthält kein in der Hitze gerinn-
bares Eiweiss.
An anorganischen Salzen enthält die Galle neben Chtornatrium vorwiegend Thosphate
und zwar gebunden an Natrium und Calcium, stets auch etwas Eisenpho.sphat. Endlich sind
darin in Spuren gefunden: Kupfer- und Mangnnsalze, da die mei.sten Metallsalze, in den
Körper eingeführt, in der Leber zur Ablagerung, und durch die Galle zur Ausscheidung
kommen. An Gasen enthält die Galle 6 —hß Volumprocent Kohlensäure.
Die Gallensecretion scheint im (iegensatz zur Speichel- und Magensaftsecretion con-
tinuirlich vor sich zu gehen, wenigstens in einer gewissen Grösse, und selbst längere Nahrnngs-
entziehung hebt die Gallcnbildung nicht auf. Jede M.ihlzcit erhöht die Gallensecretion, und
zwar fällt das Maximum der Abscheidung um die 3. — 5. und ein zweites Maximum um die
18. — 15., manchmal schon um die 9. Stunde nach der Mahlzeit. Bei reichlicher Fleischkost
steigt sowohl die Gallenmenge, als die Grösse der festen Bestandt heile, noch stärker bei
ausschliesslicher Fettkost (S. Kosenberg). Wird, wie bei Pflanzenfressern, stetig Nahrung
aufgenommen und verdaut, so ist auch die Gallensecretion eine reichlichere, daher im All-
gemeinen die Gallenabsonderung bei Herbivoren reichlicher ist. Die tägliche Ausschcidungs-
grösse hat sich beim Menschen nur in Fällen von Gallenfisteln einigcrmassen feststellen
lassen (NoiM Paton. Mayo Robson, Ilamraarstcu). Danach sollen 000 ccm Galle und
mehr in 24 Stunden von einem Erwachsenen und circa 10 g Galle, mit 0,3 g fester Stoffe,
pro Kilogramm Mensch ausgeschieden werden.
Bemerkenswerth ist der Einfluss der Gallcnresorption im Darm auf die Ab-
scbeidung. Wird durch eine Fistel die Galle nach aussen geleitet, so geht sehr bald die
Absonderungsgrösse herunter und steigt nach Schiff schnell wieder an, wenn m.in den Fistcl-
ihiercn Galle in den Darm einführt. Nach Unterbindung der verhältnissmässig engen
Leberarterie bleibt die Gallenausscheidung so gut wie unverändert. N.ach Unterbindung des
Ffortaderstammes hört die Secretion zwar auf, aber das Thier geht auch schnell in Folge der
Blutstauung in den Wurzeln der Pfortader zu Grunde, soda.ss hieraus ein bindender Schluss
nicht zu ziehen ist. Indess folgt schon aus der Grösse und Mächtigkeit der Pfortader und
ihrer ausserordentlich reichen Verästelung um die ganze Peripherie eines jeden Leberläppchens,
dass bei der Gallenabsonderung in erster Linie die Pfortfider betheiligt ist. Versuche vun
Asp lehren, dass nach Schlies.sung des. einen Leberlappen speisenden Pfortaderastes der den-
selben Lappen versorgende Arterienast zwar die Absonderung noch unterhält, da.ss aber dabei
die Grös.se der Gallensecretion ungemein sinkt. Im Gegen.satz zuni Speichel wird die Galle
unter auffallend geringem Druck abgesondert. Die Leberarterie ist sehr eng, andererseits setzt
sich die Pfortader aus Stämmen zusammen, welche aus den Capillaren des Darms und drr
Milz hervorgehen, daher der Blutdruck in der Leber nur sehr niedrig sein kann. Der Secretions-
druck der Galle beträgt nur 200 mm Wa.sser := 15 mm Quecksilber (Ileidcnhain); da beim
Hunde der Blutdruck in der Pfortader meist niedriger ist, kann die Secretion des Wassers
der Galle in der Leber unmöglich als mechanische Folge des Blutdnicks angesehen werden.
rielmehr ist die Quelle des Secretionsdruckes in einer activen Thätigkeit der secernirendcn
Leberzellen zu suchen. Doch ist der (Jrad dieser Thätigkeit innerhalb gewisser Grenzen von
dem Blut.strom in der Leber abhängig, insofern der Gallenslrom mit dem Pfortaderstrom an-
und abschwillt, und zwar ist nur die abnehmende Geschwindigkeit des Blutes in der Leber
[Galle
3(i2
Ult
•Icr hier bcstimmciidc Kaotor. Es wird demrmcL der Giad dcrThätigkeit fl^
die Bliilmeiige bedingt, die in der Zeiteinheit an ihnen voriiberströmt, um ih
und den für jede ZelllhHtigkcit unentbehrlichen Sauerstoff zuzuführen. S1.1
ausfluss einen Widerstand cnlgegcn, der mehr als 15 mm Hg-Druck beträgt,
sistirt, die gebildete Galle tritt, anstatt in die Gallengange, unter dem hob-
Anfänge der Lymphgefiissc über, es erscheint GallcnfarbstofTim Blut und iu K
Körperflüssiglieit«n. und so kommt es zur Gelbsucht, zum Icterus*. Nach :
experimentell herbeigeführtem Verschluss des Ductus choledoehus i.st Vehcf .
Stoffes in die Körpersäfte, Lymphe und Treitcr in Blut und Harn und Gclb.'.i. . . .. : . .i-
Bindehaut des Auges, bei Tauben schon nach 2 Stunden, beim Kaniocbeo nach 24 Staafc.
liei Hunden nach -18 Stunden, heim Menschen erst nach 3 Tagen zu beob.i.litLU : die
zeitig ins Blut übertretenden gallensauren Salze erzeugen durch dircct'- lOf I
vcriaugsainung. Spritzt man Wasser unter einem höheren als 15 mm Hg-l ' <u<\
dochus, so tritt dieses gleichfalls iu die Kiirpcrsüfte über. Der Dnick. den bei j>
das herabsteigende Zwerchfell und die sich spannenden Bauchwnndungen auf ■
Bauchhohle, also aucli .auf die Leber ausüben, befördert mecbauisch die Fortbewegung
den Gallenwegcn bereits vorhandenen Lebersecretcs.
Eigentliche .secrctorische" Nerven sind bisher nicht nachgewiesen. Alle Nrrysnni
erfolgen auf vasomotorischem Wege, also durch Aenderung des Druck«":« nnd 'Irr
schwindigkeit des Blutstromes in der Leber. Wenn die Gallcnabschei !
schneidung des Rückenmarkes geringer wird, wenn sie bei Reizung det. ;,
der Kn. splanchnici sich verlangsamt oder gar stillsteht und hinwiederum naoli l.)ufob»cliii«i
der .\n. splanchnici ansteigt, so beruhen diese Vorgänge nur .luf .Vendorunit»'" •W *l
derungsgrösse in Folge .An- und .\bschwellcns des Blutstromes in der Leber,
Liihmung oder Reizung der im Rückenmark oder in der Bahn der No. sj
laufenden vasomotorischen Nerven herbeigeführt werden. Ebenso i.st die Stoigcrun^ dci
abscheidung unmittelbar nach der Nahrungsaufnahme zu deuten, insofern Anlüllung dc) S
reflectorisehe Erweiterung der Blutgefässe desselben zur Folge hat, die weiter zu tiaa
gcrung des Pfortaderstromes und damit zur vermehrten Gallenabscheiduiig führt.
Weder das Blut, noch sonst eine Körperflüssigkeit oder ein Organ ausser d--
enthält nachweisbar Gallensäuren oder Gallenfarbstoff. Wo man sie oder deren D' 1
Körper antrifft, z. B. im Darminhalt, lässt sich zeigen, dass sie dahin einzig und (ui
der (i'alle gcitiiigt sind. Allein schon diese Thatsache deutet darauf hin. dass die G»IU
nur durch die Leber ausgeschieden, sondern in ihr gebildet wird. Bei Xö--'-
Leber mittels Unterbindung der zuführenden Gcfässe vollständig aus dem Kr
dann kommt es auch nie zu .\nhä»ifung von Gallenfarbstoff in den Gewci" u.
Beweis, dass die specilischen Gallcnstoffc nur in der Leber gebildet werden.
Wirkung und Schicksale der Galle im Darm. -Auf Eiweisssloffe wi
gar nicht, auf Stärkekleister nur wenig ein. Dagegen beordert die Gallt; die \.
Fettc.s, indem sich ihre Alkalisalze mit den durch den Bauchspcichcl aus li
gespaltenen Fettsäuren zu Seifen verbinden, auch emnlgirt die Galle .selbst I
Fettsäuren, wenn a';ch weniger gut. als der Bauchspeichel. Ferner ist in Anschl.
dass bei Gegenwart von Galle die Fettspaltung durch den Bauehspeichel in gri
fange erfolgt, als ohne Galle. Hat man einem Hunde, nach vorg.iDgig>"r Ahwr
Ductus choledoehus vom Darm, eine mit der Wunde der Bauchwand zur V^
Gallenhlasenfistel angelegt, sodass sich die Galle nur nach aussen und ki
den Darm entleert, so beobachtet man, vor.iusgesetzt, dass der Hund sonst bm
linden und .Appetit ist. starke Gascntwickelung im Darm und erschwertes Karhih-i
Excrcmenle werden mangels des Gallenfarbstoffes im Darm fast grauweiss, thoi •
sehr hart und eutwicl(cln einen penetrant üblen Geruch. .Aehnliches beoL
Menschen in Folge vorübergehender Störung des (Jallenergusses in die Cttinbuiiio
werden. Ausschluss der Galle vom Darm übt also die Wirkung aus, dass die Cool
Darm langsamer pa.ssiren; es scheint demnach die Galle die Peristaltik des D;
schleunigen und ferner das Ueberhandnohmen der Fäulnissprocesse über ein gew;
hinaus zu beschränken. Da indcss die Galle selbst leicht fault, dürfte die Verni|
Fäulniss auf die durch die Galle angeregte Darmperistaltik zurückzuführen srin. «
hunde können mit grösseren Futtcrmengeri Jahre lang am Leben erhalten W'
denn sie erleiden mit Gaüenlistel einen nicht unbeträchtlichen Verlust au h-
gramm Hund in 24 Stunden etwa 20 g Galle mit 1 g fester Stoflc). Erl
nähme des Eiwei.sses und der Kohlehydrate der N.ihruug vom Dann in di.
lislelthicren iu genau demselben Umfange wie bei gesunden, so tritt d
der Gallenfistd vom Fett der Nahrung erheblich weniger in dio .Sjifir
(Bidder und Schmidt); nach Fr. Müller beim Menschen höchstens 40
geführten Fett (gegenüber 92— 9,i pCt. beim normalen Menschen), daher auch 'dn Ki
G,-»llcntisteUhicreD entsprechend reicher an Fett, besonders an den im Dann
abgespaltenen Fettsäuren ist. Andererseits .soll nach Minkowski und Abel
Hunden nach Ausrottung des Pankreas das gefütterte Fett, sofern es nicht »choD in
über, als mW
ÖO pCi.
[Galle - nm - üallej
Zustande ciiigefülirt wird, fast vollstätidig durch den Kolli wieder austreten. Itidess würde
dies in gleicher Weise, wie die Cl. Bernard'schc Beobachtung an Kaninchen, bei denen der
Ductus cboledochus in den Dünndarm 30 cm oberhalb des Paukreasgaugcs einmündet und der
Uebertritt von Fett (erkennbar an den milchig-weissen Lymphgefasscn des Darms) erst unter-
halb des Pankreasgaoges erfolgt, nur beweisen, dass die Galle allein, ohne das Pankreas, die
Fettaufsaugung einzuleiten ausser Stande ist, um so mehr, als der umgekehrte Versuch von
Dastre, der den Ductus choledochus unterband und die Gallenblase erst in die Mitte des
Dünndarms einpflanzte (Gallenblascdünndarmfistcl), ergeben hat, dass nach einer fettreichen
Nahrung die Lymphgefiissc erst unterhalb der Fistel mit milchigem Fett erfüllt waren, somit
in der oberen Hälft« des Dünndarms ungeachtet des Zutrittes von Bauchspcichel (ohne Galle)
Fett aus dem Darm in die Säfte nicht übergetreten war. Aus alledem geht so viel mit
Sicherheit hervor, dass die Galle für den Uebertritt der Fette aus der Darmhöhle in die
Körpersäftc eine wesentliche Rolle spielt.
Die in den Darm ergossene Galle unterliegt in den tieferen Partien des Darmrohrs der
Fäulniss, die Gallensäuren werden in ihre Paarlinge zerlegt, die Taurocholsäure schneller,
als die schwer spaltbare Olykocholsäurr, das frei gewordene Taurin und GlykokoU treten höchst
wahrscheinlich in den Körper zurück. In der That findet sich in den Faeccs Cbolalsäure, zum
Theil zerfällt sie durch weitere Zerlegung bis zu Dyslysin. Das Bilirubin der Galle zerfällt
durch den bei der Fäulniss im Darm frei werdenden Wiisserstoff zu einem Reductionsproduct,
Hydrobilirubin oder Urobilin*, das die Uallcnfarbstoffreaction nicht mehr giebt. Indess wird
nur ein Theil der Säuren und des Farbstoffes der Galle mit den Excrementen nach aussen ge-
schafft, ein bei weitem grösserer, beim Hunde etwa '/g der überhaupt gebildeten (lallensäuren
(Bidder und Schmidt-), tritt aus der Darmhöhle wieder in das Blut zurück und gelangt
von Neuem in der Leber zur Ausscheidung, sodass demnach ein beständiger Gallenkreislauf,
ein sogenannter „intermediärer Gallenkreislauf'' von der Leber nach der Darmhöhlc
und aus dieser durch die Pfortaderwurzeln zur Leber zurück statthat. Diese in die Leber
zurücktretende Galle treibt die Gallensecretion an (SchifQ.
Veränderungen der Galle in Krankheiten. Bei venöser Stauung, Herzfehlern,
Emphysem enthält die Galle nicht selten Albumin, ebenso bei Nierenkrankheiten; ex-
perimentell auch nach injection von Wasser in's Blut. Steigt der Zuckergebalt des Blutes
über die Norm (0,15 pCt.), so kann Zucker in die Galle übergehen, wie bei Diabetes; ex-
perimentell lässt sich dieser Zuckerübertritt in die Galle durch Injection von 1 g Zucker
per Kilo Thier erzeugen. In der normalen Gallo nur in Spuren, in der Galle von Haifischen
und Rochen reichlich vorkommend, erfährt der Harnstoff eine bedeutende Zunahme bei allen
denjenigen Affectionen, wo die .Ausfuhr der harnfähigen Stoffe in ungenügender Weise vor sich
gebt: NierenaiTcctiouen, besonders bei Uraemie, darniederliegende oder fast ganz sistirtc Harn-
ausscheidung in einem gewissen Stadium der Cholera*. Bei der acuten gelben Leberatrophie
enthält nicht nur die Leber, sondern auch die Galle Leucin und Tyrosin. Während des
Fiebers nimmt die Gallenabscbvidung ab und dabei vermindert sich der Farbstoffgchalt bis
zur fast völligen Farblosigkcit der Galle (Noül Paton und Balfour). Ferner sind bei
manchen fieberhaften Affectionen zwar die Gallenfarbstoffe vorhanden, aber die gallensaurcn
Salze stark vermindert. Bei amyloider Degeneration der Leber fand F. Hoppe-Scy 1er iti
einem Falle eine sehr dunkle Blascngalle mit 36 pCt. fester Stoffe, darunter 19 pCt. alkohol-
lösliche (hauptsächlich Gallensäuren). Wird bei der Cholera die Gallenblasenschleimhaut in
gleicher Weise wie die Darmschleinihaut ergriffen, so findet sich auch in ihr Reiswasser-
Flüssigkeit. Bei sogenanntem Hydrops vesicae fclleae, durch Steiuverschluss, selt-enor durch
Compression von Tumoren findet man in der stark erweiterten Blase eine farblose, dickliche,
alkalisch reagirende Flüssigkeit, das Secret der Schleimhaut der Galleublase; die Galle selbst
kann in Folge des Versi;hlusses am Halse in die Bliise nicht eintreten. Diese Flüssigkeit ent-
hält nirr 1 — IV2 pCt. fester Stoffe, von organischen hauptsächlich Mucin. von anorganischen
(0,8 p(."t.) vorwiegend Chloride und Natriumcarbonat. Endlich trifft man in pathologischen
Fällen in der Blase einen dickllüssigcn bis fadenziehenden, fast farblosen Inhalt, der seine
Consistenz Pseudomucinen oder cigcnthümlichen Eiweissstoffen verdankt (Hammarsl<;ii).
Sogenannt« Blutgifte, die, in die Blutbahn eingeführt, rothc Blutkörperchen zerstören und
ihren Farbstoff in das Plasma übertreten lassen (Phenylhydrazin. Toinylendiamin. Anilin,
Pyrogallol u. a.), macheu auch die Galle haemoglobinbaltig (Filehne's Hacmoglobincholie).
Zuweilen geschieht es auch nach Infusion von Wasser in die Blutbahn.
Gallctreibcndc' Mittel werden als Cholagoga bezeichnet.
Fei tauri dcpuratum siccum, trockene gereinigte Ochscnijalle:
Frische Ochsengallc und Weingeist «a werden gemi.scht; nach der Filtration winl
der Weingeist abdestillirt, durch feuchte Thierkohlc der Farbstofl entfernt. Ks ist
ein gelblich-weisses Pulver, in Wasser und Weingeist löslich. Dosis: 0.3—1,0 g,
mehrmals täglich in Pillen oder alkoholischer Lösung.
Fei tauri inspissatum, eingedickte Ochsengalle:
Wird hergestellt durch Eindampfen der durchgeseihten Ochsengalle zu einem dicken
Extract. Durch das vorige Praeparat ersetzt.
ML'NK.
[UalleublttöPiiPiiip} rin
niu —
(jiallenbla.sciipnUiiBdi
tiallenblascncmpycin, Cluili-t' ysti tis siii»])iir:itiv:i, bfdoiitot rlio Aii^animlanf -iv^l
i'itripf'ii <i(lir liluli^i'itri};('ii, hie unil tl;i :uirli iMiimal jaiirhigen FlOssiirkeit in "!??"*■
«üiKlctfii (iailciililnso. Sie ist fiitwnli.'r 'riit;ili'rsi'lii,'jnung cinor Itifeftiori «It-r S'^^BH
ficier mir der rAfnilippiitisrhen (Jullcnwcp.'; ndcr sie tritt isulirt auf, mrist f^^l
(Jtircli ('liniclitliiiisis'' uml diMvn {•''olgi'n. Siclior kann auch ein ausson?» Tn^B
ohno ihiss Steine vni'li'iiitl<'i) sind, /inii (■:dli'nt)i:i.son(')n|i>t>iii führon. Aoffindoi sm
sehr iMnjiKndllidii'n. unter aiihalteiidcni l'ieiicr nnil (hiinpfcii Si-Itnicrzt'u znuKiumM
Gt'srh Wulst iti ii<'r tiallenhl:isen(;cj;<'nd, rascher i'uls, Srhwi'issaiislirürhf, luan^laMj
h-terus hahon schon tVw Diajinnsp /,u stellf-n crhiuht (Kussmaul) iii»»l d«! «p« 1
tivcn Kingritf angczcijft. rholecystntinnic, obwohl zwoifplhaft im Erfolge, Ut «aJ
das heste Verfahren. ■
(jnllpnhlnscn- und (inllcii^nniriiMsfelii ('hnrakterisircii sich durch das Ausfliesten nÜH
Tiallc'' oder i;;dlii:eti Si-hleims oder Katers. Man liat als Karitfiten fisliil " 1
ilungen in1rali('|Kitis(dii'r (iallenf^änge, ■/.. It. naidi hurelibriifhfii vtm !!•
oder Lelieral(sees.seti, mit der l.inifri' und den Luftwegen l»eschri«'lK'ij. llii .. u.
Ideihen nach t ([jeratinnen ;in der Lelier sellisl recht hartnäckige l-'i^toln. »Hcli' '
weise (J.nlle secernirei). \ ieles Mani]nilin'n und \f>r/eitige Veirsuchi-, sie zum V'i' •
zit hridgen, sitni gefülirllcli. Man eriihf daii.ich leidu weit sich vprcweigenih t.ii/-j
rungeti in l.cberiiareiichyin. I
l)ie ['"istr In zwisrlien huctus chtiledoclius oder cy.sticus uuti Duodcnuni '"'i ' 'I-'^"
zwischen (iatlenld.ise und niiiiii- oder I)i('kdarn) bilden sich fiust auKschli'
(Jallensteimhirchbrnchi' innl bedeuten iiiei.st eine Naturheilung. Ciogfusl.i.iu -
handlung wi'rdeti sie nicht. Anders ist liias mit den l'urclibriichon «lurcli di" ''
woliei sich nach der Verwachsung ib-r Gnllenhlasfi nnt den Hauchilecken f>ft »'.Ik .■
s(dd."mgelt<', an den verschiedensten Stellen der viirdern und .seitlichen Baui'l«
fuiiiidende (länge bilden, die zu vollständigen l''i.steln werden, wenn man .)ii
herauswainlernden li.dlensteiiu' einschneidet. So lange eben noch au.s der uff' <
(iallenbla.se Steine iiachuanilern, schliesseii sie sich inclit. In fler Mehrzahl di-r ix-
(ultren sie nur geringe .Mengen Schleim oder dünnen sdileiinigen Kiti>r, hie ;'"
da mit galliger Zumischung, je nach der Penneabilitjit des Ductu.s cvstieuB. ''^
freiliidi ein i)er!u:inentes Hindernis.s im Choledoehus sitzen bleibt, daiiu fliesst r> i'
(iaile, bis '/.. L. und mehr pro Tag, ab. Genügen bei offenem Choledochu> ' .
Starrheit der Wandungen Auskratzung der Pistelgfuige «nd Ausräumung der •;
blase nicht, so kann deren totale Kntferuung bei zu grossen Beschwerden i
werden. Bei verstoiifteni Choledoehus kfuuiti' man eventuell vensuchen. d.i- H
zu eulferneM, z. IJ. durch Zerdriieken eines festsitzenden grösseren (>;ülri
Kntfernung dessidben dundi rholedochotoniie. (ielingt dies nicht oder i-r.-.rli
zu gi'fährlich oder handelt es sieh um eiiu' narbige YerAvatihsung. so bin' •
dii' rholecystoenterostomie \oti v. \V iniw arter, wcdchi' liierwidil inilicirt i-: !'■■
wemi au<'li bei Iri'irm AbHuss der (ialle nach .-iiLssen .\ntointoxic.itioii durch di" .. |1>. i..-
zu Stanile kommi'u katui, so wird doch der Orgunisiinis durch d:is dauernde 1 •lil^ !■ ■'•■
selben im Darm wesentlich geschädigt, ganz abgeseluMi von der erheblichen Hi-Ii<^li,;a
seitens des reichlichen Gallcnabflusses. _
CA HB.
(iHllenl>la.scn- und (inllengaiigsprd/.ilndnngi'n, Ciiolecystitis und Ch<ilani;itil
Ireten gelegentlich auf bei manchen schweren ] nfectioiiskrank lie i ton, Tholri
Typhus abiloininalis und exaiitheniaticus, bei der (.Toupösen ['nouruonie iukI
pyaemiscben Processen. Meist handelt es sich nur um oberfl,lcli liehe katarrhalii
oder croupöse Schb'imhatiterkr.ankungen; gelegi'iitlich sind ab«T, >vi(. i H Mi
lleotyphiis, .auch tiefgreifende, zu localer l'eritonitis oder selbst zu ganfjriienf"" ' ^
Störung <ler Wand führe(i((e Yerilndernngeii oder, wie bei der Cholera. ^ '
Rntzüntlungi'U br'ultacbtet worilen, |ta es sich um besondere l.ocalisationen Ina
schwersten formen ditser ]nb'cti(inskr:mklieilen haiulelt, winl es gewrihnli>'h nH
möglich sein, sie in vi\o zu i'rkeunen luid gesondert zu behandeln. NVeiin
Ideale Schnierzhaftigkeit und allenfalls peritonitisehes Reihen au .sie deiücvn I*
so ist dieselbe ISehandtung einzuleiten wie bei ji'der circumscripten I'pritonitw.*
Beim Icterus' catarrludis ist die Schleimhaut der grossen GalleugängQ
lisch erkrankt.
Besonderes Interesse verdienen die schwereren Cholaiigitideu luid Cbol
lalleiiblaseiu'ntzündungcn
— 365 —
(■allpiililaspnentzUndungpii]
Iwclflie su'li öfters zu Clinlflitiiin.si.s*, si-lt^n cinmiil zu < 'art'inomon dos Ductus chule-
Ldocluis, gelpjifutlich ;iucli /.uiu lialifiilihiseiikri'bs" liiiuujjoselloii. Hei (li>r sulir selte-
I neu Kii)\v;in(l<Miiiig viiii Askiiriili'U iiiul Distunii'n iu ilic Gallciiwt'gi' spitMeii ebonfalls
tü'w KnlzüniJuu^cn dor j^rosspu (ifintcr ciiii' wcsi'iitliclR' Rolle. Am wichtigsten siml
I jt.'(lciif;ills die die lirdleiisfteinkruukiu'it vii-llnch l)CK!<*iteiideti cntziiiHllicbeii l'roeesse
Lau den tiiilleiiwf'frcn , welche wesentlich d;is Kv;uikheitj>hild niitl)eherrschen. Hei
Ldoii U:illensteiiianr:ilien mit Fieber nhne Icterus hat ninn es sicherlich oft mit einer
ICliolecystitis acuta seromucosa /u thun, welche sicli mit F'erirhoiecystitis verbinden
Ikänn, dem sogenannten ent/.iiiidlichen Hydrops der Gallenblase. Geht ein solcher
[Anfall mit continuirlichcm oder intermittirendem Fielier und einem nicht giuiz
f flüchtijien Ictenis einher, so wird man wohl eine Kutzüiidunf; der Choledocbus-
I uaniluni; mit consecutiver Gidb'nstainmf; au/.unehmen liaben, besonders dann, wenn
die sorKfrdtigste Stuhlunlersmdiiiri'; keinen (iallenstein finden lässt. Oamit soll frei-
[. lieh nicht gesagt sein, da.ss einer jedc^n Gaileiisteinknlik eine lieutliche Entziindunu;
kniit HikUing eines Krgnsses zn (iruiide liei;rii müsse; denn das |irirehini'.s.si'n eckiger
Ikleiner Steine nniss .m sich schini heftige Schmerzen umi Reflexerschi'immgen luai'hiMi,
Ijtuch wenn eine Knt/ündung ausbleilit. Gegen die heftigen SchmerzantVille sind
[die Narcntica , besonders subcutane Mcuidiiiiminjictionen , iitientlielirlich. Kei
I tlujiipferen, anhaltenden Schmerzen leistet oft ()[»iinn purum oder pAtractuin Opii
Ibesiiuders in Combination )nit Kxtractuni Belladoitnae, 2 — 4 stfindlich (»,2 resp. 0,1
lin Lösung, Pillen- oder Suppositorien, bes.sere Dienste. Zu Chlnrofnrminhalationen
Idarf m:ui gerade bei den entzündlichen Krankheiten der erhöhten Gefahr eines
[ Collapses wegen noch viel seltener greilen, wie liei der echten Gallen.sti^inkolik. Bei
[letzterer ma<'lit man gewnbtdicb die Krfalirinig, dass feui'hle Wärme beruhigend
I wirkt; tiei cieutliclier Kntziiminng dagi'gen wird ilie Kisblase oder der Leiter'sche
[ Kühl.schlauch meistens viel angeiuOmier empfunden und mag gegen den I'rocess
[ Kclbst etwas leisten. Auch Anfi()\rininjertiom'i). 1 g ]iro dosi. in die Gallenblasen-
Igegend siixl empfohlen worden. Die Nahrung k.inn natürlich mu' t'itw flüssige sein
lund ist auf .Si-hleimsuppeti, Houilbiu, Kiwei.sswasser, Liiiinnadi'u, ('"rucbtsupiieu und
I -Säfte, auf Milch, Molken, Sauerniileh, Ketir um! dergleichen zu lie.M-hriiuken. Gerade hier
[ist die vielbeliebte Verabfolgung von Aiiführniittidn zu unterlassen, solange das'
I Fieber und die Zeichen localer Entzündung bestehen; die Anregung der Peristaltik
I vermehrt Schmerz und locale Heizung. Heichliches Trinken leichter Säuerlitige i.st
Izu empfehlen, die eigentlichen Trinkkuren, Karlsbad, Vichy etc., sind auf anfnll-
[ freie Zeiten zu viTschieben. VYiederholeti sich aber die Zufalle öfters, so nui.ss ein
operativer Hingrifl' erwogen woriien. Vor einer Probepunction zur {"eststelhnig des
Galb.'nblaseninhaltes muss gewarnt werden, so wichtig es auch wäre, .sich liii^rülier
eine Vmstellung zu bihlcn, denn die Punction hat in relativ häufigen l'':illr'ri schwere
Krscheinuugi'n und .selbst tödtlirhe Folgen gehabt.
Als Au.sgUnge immer recidivirender <ider von vorn herein schleichemler (Gallen-
blasen- und Gallengangeiitziindungeii tindet man einestheils sehr erhebliche Ver-
dickungen der NViimle; dann fühlt man grosse harte Geschwülste, welche violfacii
mit elen Bauchdeckea und de« benachbarten Organen verwachsen und oft vom Gallen-
bla.senkrebs selbst bei der Operation kaum zu unterscheiden sind. Andererseits
kommt es zur Usur der Wandungen und Durchbruch nach aussen, nach dem Magen,
dem !»uo<lenntn, dein Colon, oder es kommt zu sulzigen und eitrigen Intiltrationen
des (iewebi's in der Porta hepatis, der Umgebung de.s Choledüchus. zu weiterkriechen-
den ]H;riliepatitischen Processen, die schliesslich nach verschiedenen Hichtuugen,
ii:ich d(ui llarnwegen, Lunge etc., durchbrechen können. Wird die Wandimg der Gallen-
wege usurirt, ohne dass eine adhaesive Perittiiiitis die N;iciihargebilde lnrajig<'zogen
und genügend befestigt hat, so kommt es je nach der Vindi'iiz uml .Menge iler Knt-
zündungserreger zu aligemeiner Peritonitis oder zur Bildung [lericystiscln^r uml peri-
cholangitischer Abscesse. Kndlicii können soldie L'suren der Wanihmgen nach der
l)iirchwanderung der Steine zu Verklebungen, Knickungen, NarbenstenoNen und deren
1 Folgen führen. Die Therapie dieser Zustände kann nur eine sym[itomatische sein,
wenn es nicht gelingt, die Diagnose soweit festzustellen, dass sich ein chirurgiselier
KingrilT rechtfertigen iSsst.
Kine in den extrahepatischen Gallengängon auftretende Entzündung kann in die
I intr:iliepatischen bis zu deren feinen Verzweigungen zurücksteigen. Ein eingeklemmtes
iConcremeint, ein kleines Cnrcinuni dos Gallengangs, eine ßstulöse Verbindung mit
[GallenblasenentxUiiiliiiißoii
— 36fi —
GalleablMnkiA
einem Nachbarorgan veranlasst die Kinwaiiflerunf; verschiodonftr Kn'-' ' : rt^M
vom Darm h<>r; f.s kommt zum schlfiinigcii oder meist zum eitrigen < '"^l
Alisrluiittp der extraln'patisrliPii (i:»lienwe|a;e, besonders der (ialleril "''1
iiiiiintcn Kmpyeina cystiflis fei leae oder die (iänge werden bis tief in --»-m
inticirt, es kommt zur Cholangitis, wobei die (iailengängo innerhalb d* i ■
erweitern, mit schleimigem Kiter angolflllt sind and im beuachtiartcii I . M
sieli nmltiple grössere und kleine Abscesse bilden (ChoJangitis intnihep.iticx'^^H
ptirulenta). Alter auch ohne (.iallensteiidiildiing und ilgi. kann sirli iti sehr 1^^^|
Fällen eine solche aufsteigende unter dem Bild der schweren st-ptischcn odel^^l
inisehen Infectioii verlaufende, mit schwankendem Icterus und Leberschwi-llaflP^|
hergehende Cholangitis entwickeln , welche ülirigens nicht unbedingt tJvitlifl
sein iiiuss. Eine Diagnose, selbst nur eine Wahrscheinliolikeitsdiag^nose ist ia*^
sehr schwierig, oft unmöglich. Man wird bei derartigen dunkeln Fällen genöhnlifl
ilie MTiglichkeit eines exidorativen Einschnitts im Betracht ziehen, um pventl^ri|^|
eiitüündete Gallenbliise einzunälien un<l zu draiiiiren u. s. w. Ist ein npemfii^^H
griff mangels genügender Diagnose oder des Allgemeinzustandes w '^'^^l
80 ist das Hauptaugenmerk auf die Erhaltung der Kr.lfte durch eine ' ^^|
hebe flüssige Kost zu richten: trotz der deutlichen Sepsis sei man iibrieens mititfl
starken Alcohoticis bei diese)) die Leber n)it in Anspruch nehmondi'ii Krankb«'^
nicht allüu freigebig. Die gewöhnlich vo)-hande))en Diarrhoen suche man iiidil H
eifrig bintanzuhaltcii; besonders (>piuni))raeparate empfehlen sich weniger, ««iläfl
den Meteorismus vennehren. Die verschiedenen Bismuth- und Taiininpr»<|)«sfl
leisten am meisten. Grössere t'hiiiingabeii schienei) mir zweckmässig zu sein. I
(Jallenblnseiilij-drops, Hydrops cystidis fclli^ai-. Der acut - entzünilliche IKilnfB
ist Theilersclieinung der „Crallciiblaset)- und (lallengangentzüntlung". F>er chiDniicifl
bildet sich aus, wenn ein tnipenneables lliiiderniss. Narlie, Knickung des iHtfifl
cysticus, ('ompression durch Tumoren, Obttiratiuii durci» Steine etc., den Eistifl
der Galle in die Hlase verlii))dert und wenn deren Wandung durch die «i»aifl
gegangene Knuiklieit niclit so .sehr verüiulert ist, das.s dieselbe ganz schraaÄ
Miul verödet. Ke.sorption der geringen Gailenreste, Ab.sonderung einer dünnrn dnpJB
siclitigen, schwach .schleimigen Flüssigkeit dehnt die Blase mehr und inelir lariH
schlies-slich gros.se Geschwülste entstehen, den-n ruterscheidung von liy<lronM^^|
von Echinokokkensficken, selbst von .\scites nicht im)ner leicht ist. [>ie Kchiirai^|
ist bei den geringen Kescliweivb'n und der (Jefalirbisigkeit iles Leidens nuj liri (IM
grösst«')! durch ihr Volum störeitdeii l-Vtruien iiöthig. Sonst wirti d;Ls Tragen roM
gutsitzenden Binde allen Inilicationen genügen. Muss aber der Hyrlrops entfrffl
werden, so dürfte die ExstiriKitiou iler Eiiinähuiig und Eröfl'nunjr der eingwülMM
Partie vorzuziehen sein, da letzteres Verfahren lange erschöpfende EitcniDg >«
anla.ssen kann. Eine blo.sse Function wird vor Recidiv nicht scliittzen. I
CAHS. I
(tHlIenblnsonkrebB, Carcinoma cystidis felleae, ist entweder primär oder seeondfl
von der lienachbarten lieber oder der Flexura coli her fortf^eleitel. Bei UUU
Furnjcn finden sich fast iujtiuT gleichzeitig (Tallensteine. Die l>ia'fno.se ein«« [irindlfl
Carciiioms gegenüber einer iti ihi'en Wiindungen vei-dickto), vielfach an,sgebarht«H
mit Gallensteinen gefüllten Blase ist öfti>rs uuniöglicli, besonders wenn dieselbe J|
der Nachbarschaft vielfach verwai-hsen ist oder sicli gar zum Durchhrucb flurrk <^
Bauchdecken ati.scliickt. Man ka)ni lutch am ehesten die Krankheit erkennen. ir<«j
i'inige Zeit tdine Fieber und Scliruerzen eii) knotiger Tunior besteht, \SM\n iiflM
deutlich knotig in die benachliarteii l.eberpartien bineinwiiclist und wenn trtKH
fehlt oder erst im Verlauf der Krankheit sich hinzugesellt. Wichtig ist da» Vfl
halten der jugidaren Lymphdrüsen. Die innen- Thei-a[)ie ist natürlich einMflfl
machtlose, aus.schliesslicb auf die möglichst gute Er))ähnnig geri<-htet. B«*i GrJ^^^|
von nperationen, welche man .'uif (irund zweifelhafter oder unvollständiger t^i^BH
ausführte, hat es sich iierausgestellt, dass selbst beim Einwachsen einer derMtifT.
(iesf-hwulst in die Leber eine Entfernung derselben )nit gleichzeitiger Kesectb^MI
Leberstücken möglich ist; die Blutung Ifisst sich ilurrh <'o]iipressi<m. ferruni ^^^|
tiefgreifende Nrdite beheri-schen. Bedingung fni- eine Entfernung ist nur, ^^H
Verwachsungen mit Darm, Netz und Mesenterium nicht zu innige, noch lOsbin^H
CAH5. V
i[Oallengangkrebs — 3ß7 — Galle treibende Mittel]
lOallengangkrebs, Carcinoin» ductus rholcdochi, ist iininer von intensivem
andauerndem Icterus begleitet. Die Unterscheidung vom bleibenden Galienstein-
verschluss des Ductus choledoclius wäre oft wichtig, ist aber meist schwer zu
machen. Praktisch weniger bedeutungsvoll ist die l'nterscheidiuig vom Carcinom
des Pankreaskopfes und vom Krebs der Vater"schen I'apille. Die Beobachtung, dass
bei den verschiedenen C.arcinoniformen der Icterus vollständig sei, während beim
Steinverschluss hie und da doch etwas Galle durchtrete, ist richtig, aber nicht durch-
schlagend. Beim Carcinom des Pankreas fühlt man meist einen Tumor in» oberen
Bauchraum; Lebermetastasen fehlen selten. Beim Gallengangcarcinom fehlen secundäre
Leberknoten meistens, w;»s zu Verwechselung mit einfachem Steinverschluss führt.
Die Courvoisier'.sche Kegel, dass beim Verschluss durch Steine die Gallenblase
öfter geschrumpft als vergrössert oder nonnal befunden werde, während man bei
anderweitigem Choledocbus verschluss dieselbe prall gefüllt tasten könne, i.st nicht
immer verwerthbar. Ist keine zu schwere Kachexie vorhanden, so ist eine Operation
durchaus berechtigt, üeberzeugt man sich nach OeiTnung der Bauchhöhle, da.s8 kein
Steinverschluss vorliegt, so wird eine Fistelbildung zwischen (iallenblase und Dünn-
darm für längere oder kürzere Zeit die Autointoxication durch gestaute Galle .auf-
beben und das Verdauung.svemiögen .sehr heben.
CMlensBuren. In der am eingehendsten untersuchtuu Kindsgalle finden sich Glykocholsiiure
Cä8H43N0, (die Cholsäure Omelin's) und Taurochotsäure C26II4SNSO7 (Strecker's Cbolc'm-
säure), die beim Kochen mit Kalilauge nder Bar>-twasser unter Aufnalime von 1 Mol. Wasser
in Cholalsüurc CmH^Ob (Cholsäure I)emar(;ay's) und tiiykokoll bezw. Taurin zerfallen. In
der Galle einiger Thierc (Schwein, (tans) thideu sich Glykokoll- und Taurinverbindungen ähn-
licher, aber nicht identischer ChoLilsäuren, die dann auch verschiedene Dyslysine liefern. Die
Cbolalsäure der Menscheng.nlle, Anthropoeholalsäure, krystallisirbar, ist noch nicht specieller
untersucht. Alkalisnlze davon abzuleitender Glykokoll- oder Taurinverbindungen konnten
krystallisirt nicht erhalten worden. Die Gallensäurcn linden sieh in der Galle in Form von
Alkalisalzen, die am besten durch Lösen des Abdampfrückstandes in starkem Alkohol, theil-
weises Abdestilliren des Alkohols und Fällen mit einem Ueberschuss von Aether erhalten
werden. Die hierbei anfangs als harzige Masse ausgefällten Alkalisalze verwandeln sich dann
meist in feine, seideglänzende Krystal Inadeln, die in \Va.s.ser leicht löslich sind. Alle Gallen-
säurcn, ebenso die Cholalsäurcn und Dyslysine lösen sich in coneentrirter Schwefelsäure zu
einer gelben Flüssigkeit, die bald eine an Intensität allmählich wachsende, grüne Fluoresccnz
erkennen lässt. Werden sie in Wasser vertbcilt, mit wenig Rohrzucker gemischt, so entsteht auf
tropfenwciseu Zusatz von coneentrirter Schwefelsäure eine anfangs kirschrotbe, dann purpur-
zothe Färbung (Pettenkofer'sche Ueaction) von charakterislischem Absorptionsspectrum;
daa Eintropfen der Schwefelsäure muss so geregelt werden, dass Erwärmung nat etwa 70"
eintritt und die Gallcnsubstanz gelöst wird.
" SPIEOEL.
OuIeslS Oasar. I'fliinii.>ngattaiig aus ilrr Farn, der I'hy tolieeacrao*. ilvr Gattiinnt Seguicria 1,. nah« ver-
wandt, Ton Bai 11 Oll dieser ganz einvorleilit. wesonUicÜ nur dnrcli Tierzahl igi> BlUlhen abweichend. Einzige Art:
6. Goraieina Moq. (= (i. scorüdendrtiia Cäsar.. Crataeva Ourazema Vellozo), ein hoher Baum Brasiliens
aod Perus, der durch seinen Lanchgeruch sehr ausgezeichnet iat. Die wechselstUndigen Blatt^^r einfach, eifOnnig-
spitz. lederig. Blnthen in grossen Itispen. Frilchte mit mehrere Centiraeter langem FlUgel ausgestattet.
M.
iiallesia Gorazema. Knoblauchliaum, enthlllt in der Vegetalionszeit einen trnben, klebrigen, alkalisch
reagirenden, nach Asa foetida riechenden und brennend, ekelhaft sciimeckenden Saft, welcher bei Einschnitten aus
dem Stamm hervorquillt. Die Bliuter enthalten ein dem Senfifl iUinliolies aetherisches Oel, das Holz Harz-
'itnren. weiches Harz und ein krystallisirendesHarz Gallesin, welches wie Asu foetida riecht und durch Schwefel-
BXure ]iurpurnith gefärbt wird. In den BlUthen ist ein aetherisches Oel. Wachs. Fett, Harz. Phlobaphen und eine
dflnnflnssige stinkende Fettsnbstanz enthalten. Die Wurzelrinde besitzt den gleichen Geruch und Geschmuck.
Bluter, BlDthen und Wurznlrinde sind in Brasilien ein belii'btos Volksmittel, liie Blatter werden als Anti-
spumodicum und Kubefaciens. die BlQtben als Emmenagugum und Anthelminthicum benutzt. Die Wurzelrinde wird
ftusserlich als Paste mit Limonensaft Im'I Krebswucherungen angewendet. Dosis: frische Bllltheii als Tinctur od«'r
Ftuideztract. H— 10 Tropfen mehrmals tUglich, im Cl)snia gegen Askariden. Blatter üu-^serlich als Infus, innerlich
als aelherisches Eztract zu <M).5— 0,1 in Sirup oder Pillen.
Clalle treibende Mittel, ^oXa/iorä, sind solche, welche die Sccrction der Galle vermehren oder
ihren Abfluss in den Darm befördern. Zur Anwendung gelangen diese Substanzen bei Icterus
catarrhalis und bei Gallensteinen, n.-imeutlich wenn sich dieselben im Ductus choledocbus fest-
gesetzt haben. Man verfolgt hierbei die Absicht, durch die Vermehrung der Gallenflü.s.sigkeit
und den hieraus resultirenden höheren Druck die Hindernisse, welche den Ductus choledochus
ganz oder theilweise verschlicssen, fortzuspülen. Ks ist eine grosse Zahl Medicanientc empfohlen
worden, unter Anderem grössrre Mengen w.irinen Wassers, Alkalien, wie Natrium hicarbonicuin,
chloratum, sulfuricum, phosphoricum, Kalium accticum, bicarbonicum, citricum, tarlaricum, sul-
faricum. Magnesium sulfuricum, ferner alkalische Wässer, Karlsbader Wasser, Abführmittel, wie
Gntti, Jalape, Aloe, Rlieum, Podophyllin, Seuua, K.ilomel, verschiedene Seifen etc, ferner d.os
Durande'sche Mittel (Oleum Torebinthinae 5, Aether sulfuricus 20), dann Alkohol, fette Oele,
[<iallc treibende Mittel
368
GaUobMil
iiamfinilich Olivi'Dol, dann Antipyrin, Autifebriii, Koffein, Diurotio, Santonio, KatrioBMii'
und gnlleusnure Salze.
Viele dieser Mittel sind allmäiilich ausgesciiieden worden, immerhiu fii-'-
übrig, um expcriiiioiitell festzustellen, welch« Substanzen wirklich chola^og "
suchungen über die Vermehrung der lialle* nach Anwendung von Arzneien' ■
grossen Fehlerquellen beliaftet und die hieran sich schlicssenden Koigtrn' .- ■,
sicher. Nur zwei Medican-.entc sind von allen Forschern als st.irke Cb-
worden, nämlich die galleusauren !^alze und das salicylsaurc Natron in nii;
Wirkung des salic.vlsauren Natrons besteht in einer Erhöhung der Gallcn.s'
70 pCt. für 24 Stunden, doch wird nur das Gallenwasser, nicht aber die fiali
Die Verabreichung von Galle oder von gallensaurcn Salzen liisst die Gallts
nicht nur das (iallenwasser, sondern .lueh die gelüsten Bestandtbeile um
24 Stunden steigen. Stadclmanii kommt zu folgenden Schlüssen: Die
man durch grössere Wassermengen (Trinkkuren) die Gallenmenge erhöhen, die
gleichsam durch.spiilcn könnte, ist irrig. Eine Steigerung des niedrigeu, phyji<
Gallendrucks durch Cholagoga ist nur in sehr geringem tiradc möglich und gi"nüct ,
nicht, Hindernisse aus dem Ductus choledochus zu entfernen. Warum trotzd.m s-.
bei Gallensteinkolikeu günstig wirken, ist noch eine offene l'rage; auf ihr<
Schaft ist der Effect jedenfalls nicht zurückzuführen: denn gerade das st.i
die gallensauren Salze, sind in der Praxis durchaus nicht allgemein als ii
Dagegen Substanzen, wie Alkalien, Abführmittel, Alkohol, x\ether. Olivenöl, 1
cholagogc Wirkupg; Pilokarpin und Atropin vermindern so^ar die O.illenseon tion.
Diese experimentellen Ergebnisse werden nicht allseitig anerkannt, weil m.in 'in« (
liebere Drucksteigerung doch für möglich hält und iu Folge dessen den ' Ifl
stanzen trotzdem einer Cholagogen Eigenschaft zuschreibt, die von and'
toren auch tbatsächlicli nachgewiesen worden ist. Da so die experinicritollcu trjjcLn
die ihnen innenwohucnde chol.\goge Wirksamkeit der meisten oben genannten Mittctl
k.ilien, Aloi-, l'ndophyllin. Olivenöl, Du ran de'sches Mittel bald positiv bald i
sind, so kommt für den Praktiker vorläulig nur die Fr.ige in Betracht, web
Cholclilhiasis* von Nutzen sind, denn als Cholagoga sind sie von irgend imnciu i nu
sicherlich nachgewiesen worden. Den meisten Effect haben das salieylsaiire Natron ani '
Olivenöl (Uosenberg), entweder per os oder per clysma, Trinkkuren und »war he
das Karlsbader Wasser, dann ferner die .\btiihrmiltel und die gallcnsauren Salif. Uu
und die Alkalien, welche die Galle eindicken, vermögen vielleicht Gallensteine tat
oder Verkleinerung zu bringen, weil Uallcnsäuren das beste Lösungsmittel für Cholesle
nus
«alUctn, der Methylaether der Gallussäure, CgHj • (0H)3 • COOl^Hj, wird .l.r r, .trlH i
Erwärmen einer methylalkohulischen Lösung von Tannin mit .Salzsäurega.s
Schwefelsäure. Aus licissem Wasser umkr)-stallisirt erhält man es iu schnc'
(ilztcn Nädclehen, die sich in heissem Wasser, warmem Alkohol und in Aether Im
Das Gnilicin wurde von Mellinger in Pulverform mit einem Haarpinsel in das Auge
bei Entzündungen der Bindehaut etc. als Ersatz des Kalomels. Gute Krfolgc wu
bei K.itarrhen und phtyktacnulären Entzündungen der Coniunctiva, sowie bei su.
Keratitiden, speciell bei Conjunctivitis catarrlialis mil chronischer .Schwellung der Scb!
geringer oder zäher, schmieriger Secretion und Ekzem der Lidränder, sowii- hei Ff
katarrh. Bisweilen wurde über leichtes Brennen geklagt, das unter kühlen ,\-
vorschwand und durch vorheriges Einträufeln 2proc. CocaVnlösuug auszuschli
ntwusu
(•allobromol, Dibromgallussäurc, CoBrjlOIOnCOOH, entsteht, wenn man Gallusniare •
Bromw.xsscr zusammenbringt. Es krystallisirt mit l Mol. KrysUllwasscr in finnen
Nadeln, ist wenig löslich in kaltem W.-isscr, leicht in heissem, in Alkohol und Aclb«.
wurde von Lepinc als Ersatzmittel des Bronikali cnipfohlcn, da es dessen scdattte
seliaftcn haben sollte, aber nicht die dcprimirciiden. Gegen Neurasthenie und Cbon« '
es gut, weniger .sicher gegen Epilepsie, tiallobromol 10, Aqua destillata 120. Sinpiu Bik
ad l.'jü. M.D. S. 2— 3mal t.äglicli l Esslöffel. Man darf nicht zu hohe Dosen geben. <» ^
Blut von Tliiercn, welche durch grosse Gaben Gallubromol getödtct worden vaim v'HtnM i
lö— 18 kg stirbt nach 10 g), grosse Mengen .Vethaemoglobin enthielt. Der Könxr
den Organismus zum Theil unzersetzt. zum Theil wird er unter Bildung von Bronuttti) i
legt. Aeusserlicb wurde es von Letze 1 in 1 -4[)roc. Lösungen gegen G..'i.li
Umschlägen bei Eczema madidum und crustosum mit guttMii Erfolg verordnet,
und Kollet in 1— 2proc. Lösungen gegen Gonorrhoe. Müller dagegen :
Klagen über starkes Brennen nur =■/< — Iproc. lujectionen anwenden, ohne <
»ccretionsbeschränkenden oder sedativen Effect 3SU benbaehten; auch das Breii- . , . i -"
und die Erectionen wurden nicht gemildert.
i'iiimiAiTf
HO • ci "(; ■ OH
[Oallussfiure — M69 — Galvanokaustik]
CMlnssInre, Acidiim gallicum, Trioxybeiizo("säur<>, findet n'ieh sehr verbreitet in
c-cooH Pftanzcn und zwar meist in Begleitung von (icrbstoffun, so in den
y<^^, Gallen der Eichenrinde, Chinarinde, Granatwurzel, Bärentraube, in
i , , „ den Arnicablüthon, im chinesisohen Thee, DividivI etc., und kann aus
- den wässerigen Auszügen dieser I'llanzcntheile gewonnen werden, auch
'<\/'"' "" aus Tannin*, welches unter .Aufnahme von Wa.sscr in Gallussäure
"■COH übergeht: CuHioOa + FI.O = SCtHsÜs
Tannin Wiisspr nallussUtirt-
Auch synthetisch ist Gallussäure, und zwar aus Dijod.salicylsäure durch Krhitzcn mit Kalium-
carbonat, aus Bromdioxybenzoi-säure, Broinprotokatcchusäure und Veratruinsäure durch Schmelzen
mit Aetzkali, erhalten worden.
Die Gallussäure bildet feine, scidengläuzcndc, färb- und geruchlose, adstringirend und
zugleich .schwach sauer schmeckende Nadeln, welche sich in ISO Th. kaltem, 3 Th. kochendem
Was-ser, in 10 Th. Alkohol, ca. 40 Th. Aether und auch in (."hioroform. Petrolaether und in
Olyccriu lösen. Bei IßO " verliert die Säure ihr Krystallwa.sser, zerfällt bei vorsiclitigem Kr-
hitzcn bei 200 — Hl')" in Kohlensäure und Pyn.gallol, C,jFI,iOj. bei raschem Krhitzcn auf HöO"
in Kohlensäure und Mclagallussäure ((iallhuminsäure). Die wilsscrige Lösung giebt mit
Eisenchlorid einen blauschwarzen Niederschlag, der sich im Uebcrsehuss des Fällungsmittels
mit grüner Farbe wieder löst, oxydfreies Kisensulfat giebt keine Färbung. Silber- und Kupfcr-
salze ^ferdeu durch Gallussäure reducirt, Leim- und Eiwcis.sstofTe und AlkaloTde werden nicht
gefüllt. Von den Salzen der Gallussäure .sind nur die der Alkalien in \Vas.scr löslich, bei
Gegenwart überschüs.sigcn Alkalis färben sich diese [jösungen an der Luft braun bis schwarz
unter Bildung von Gallof lavin. Mit überschü.s.sigcm Calciumcarbonat in Berührung färbt
sich Gallussäurelösung blau bis indigo und bildet nach längerer Zeit grünblauen Bodensatz.
Beim Erhitzen mit Calciumcarbonat wird die Lösung dunkelblau, auf Zusatz von Weingeist
fallen bläuliche Flocken; Säuren färbt sie ametliystrofh. Die Zusammen.setzung dieses Zcr-
sctzungsproductes, Gallerythronsäure oder Blaugallussäure, ist nicht bekannt.
Wird (lallu.s.säure mit 5 Th. concentrirter Schwefelsäure .luf 140° erhitzt, so resultirt eine
dicke weinrolhe Flüssigkeit, welche in Wasser gegossen eine thcils flockige, thcils krj-stallinischc
kermesrothe Aus.scheidung, die Jlufigal lussäure. Uothgallussäure, GiJJxOs, liefert,
die als Digallussäureanhydrid aufzufassen ist. Chlor zerstört die Substanz, Brom liefert bei
vorsichtiger Einwirkung das Gallobromol'. IIAASE.
Die physiologische Wirkung der (iallussäure ist der des Tannins* ähnlich, .sie verdient
den Vorzug vor dem Letzteren, wenn es sich um Erzielung entfernter Wirkung handelt, weil
sie in grösseren Dosen verabreicht werden kann. Ihre örtliche Wirkung ist bedeutend geringer
als die dc-s Tannins, da ihr die coagulirendo Wirkung auf EiwrissstofTe abgeht. Sie ist mit
Erfolg bei Hacmoptoe, l'terinblutungen, Flaematurie, Albuminnrie, Naehtschweisscn, Diarrhoen
in Dosen von 0,.'> — 1,5 g mehrmals täglich angewendi-t worden. Dosen von 4 g und mehr
wurden noch gut vertragen. -Vcusserlich i.st die Gallussäure als .Adstringens bei aphthösen
(Teschwüren, bei IlaemorrhoVdal- und L'teru.sblutungen, bei Tripper, siwie als Zusatz zu
Kollyricn angewendet worden.
OalTBnokanstik. Wenn ninn in oinon starken ^nlvanischon ^^tron) einen dünnen
Pl.ntindr.iht «der einen schmalen Streifen Platinbleeh als Sehliessnnjjsdralit einschaltet,
so erglüht dieser in Fol<^e des von ihm gelei.steten Leituiij^swiderstandes, welcher
tiieils «lureli seine gerinj!;e l)icke, theiis durch das relativ schlechte Leitungsvermöp'n
des IMatins bedingt wird. Das durch den Strom glühend gemachte I'latiii kann
man, wie andtjre glühende Körper, zu <^hi^urgisch(>n Operationen benutzen, wtdche
man, da sie auf ein»^ durch den galvanisdien Strom bewirkten Kauterisation berulK^n,
unter dem Namen Galvanokaustik zusammengeHusst hat. Versuche der Art sind
schon in der ersten Hälfte dieses .Jahrhunderts, bald nachdem die Thatsache des Kr-
glühens von Drähten durch den galvanischen Strom (iH(K)i festgestellt war, von
einzelnen ("hirurgen und Zahnärzten gemacht worden. Kine praktische Hed<mtnng
hat die (.lalvanokaustik aber erst durch Albrecht Middeldorpf erlangt, der in
s<!iner berühmten .Monograi»hie: ,,l»i(? (iaivanokanstik. ein Beitrag zur operat.iv<'n
Medicin, Hreslau lsö4", auch bereits die Technik durch Beschreibung .•iller wesent-
lichen .Xpp.ir.'ite und Instrumente in so vollkommener Weise feststellte, dass wir uns
noch heute in allem Wesentlichen auf ihn beziehen müssen. Zur Ausführung einer
g:ilv:inukansti$chen Operation bedarf man einer sichen-n t^mdlc für finen hinläng-
lich starken galvanischen Strom und geeigneter Instrumente. Für die Kr-
zcugung des ersteren empfahl Mid<lel<lori)f »?ine Grove"sche Batterie, welche in
der von ihm gegebenen besondi^ren Kinrichtung dii- Möglichkeit darbot, die 4 gros.sen
Elemente derselben bald zur ..Kette', bald zur „Säule', bald zur „Säule aus zwei
Paaren" durch blosses Kin.schalten der entsprechend bi-zeichm-ten ..W'i-chselstöcke" zu
• 0. Liebroieli, Kii:ykluiiai.Mli(>. II. liunJ. .j^
[GalvanokausUk
— 370
OalriMk
verbind<?n. I)ies war aber t>oi der inimerliiii hoschräiikteti Stärko de* da
Batterie erzeugten Stromes von grosser He'tlfiitnnfr, il:i nach ilf-ni 'iLiu'schta
zur Krzielunp inTigliehst st.'irkcr »iliiluvirkimg für kurze iintl diek»* Sclilirwsun^
die ("onibinntion zur Kett«'. dir liinjri- und dünne 1 »ruhte dagegen die Anonbn
Säule vorzuziehen ist. Tausotule vnn j^alvanokaustischeu Openit innen siod i
Middeldorpf'sehen Batterie ausgeführt worden; aber es .stellten sich hal
L'ebelstände heraus: 1. das.s sie vor jeder Operatitin zusanuiie^ngostpllt wi-nliii
lind 2. dass sie schwer zu transpurtiriMi war, sodass der Patient .sieh tu d«
in einem Kranki.'nhaiise aufffestellten Batterie begeben tniis.sto. I>em erst««
Ucbelstjinde liat iiiati durcli die Construetion der in der Elektricitnt \itilf.-u-h b4
Taueh- oder Inirnersioiisbatterien (Buiisen, Oreiiet) nhziihidfen gisurll
wäre überflüssig, auf die zahlreiehen .Vbänderungen derselben, weiche sirh
lieh auf die Verhütung der t'olarisation bezielien, einzufti-lieii, da wir liberall
gelaileiU'U Areuinulator eine hinreichend starke und zuvorlä.s«igß l^ueile
erford«'rliclien Strom rihiu- hesnudere Schwierifikeit eriialten.
Welcin! ElektricitAtsnuelle rami aueh Itcniitzen mag, jtMieiifalls luijs.-« <l
liiiututii; der beiden l'ole mit dem ^alv:tnek:iustisclien Iiistrtinieiito durch im
f;ut leitende ItrUhte. hergestellt werden, welelie ;ilso dem Strom«? keinen
stand leisten dürfen. lüe.se heitunjrsdrfditr müssen daher ans Kupfer txler
welches norh besser b'itet als Kupfer, bestehen und von hinreichender IMrl«
An allen galvanokanstiscben Instrumeiilen ist das NVesentlicIie ein
Flatindraht oder seltener Platinblfcli, vveiclies iu schlingeiiföriiiifier (icstaJl
ordnet ist und von dem himlurchgeheiuh'ii Strome zum Glühen gebracht
Andere Metalle als Platin Ixsseii sich dazu nicht verwenden, weil sie eiit*«
};ut leiten und daher ^;ar nicht ei;;lülien, wie namentücrb Silber und Kupfer, fl
leicht schmelzen, wie z. H. Kisen. .ledfs der beiden lOiiden der l'l.itin.schiingr.
erglühen soll, steckt, lest umseblnssen. in einem dicki'U Kiipferst.ibe oder in
engen dickwandigen Ku|iferrohr. |tiT l.eitungswiderstanil beginnt mithin erst da.
I'hilindrnlif aus dem Kupfer bi-rvorlritt, da b'tzteres gut leitet; «laher erglüh
ersti'rer imr, soweit er ulinc Ktipferundiüllimg hervorragt. Die dicken KupCj
setzen sieh durch den tiritT des Instruments fort und ragen an «Ies.sen Knde
und in solcher Gestalt iicraus, d;is8 hier dii- lAntungsdrähte mit Leichtigki
festigt werden krmueii. .\n dieser Stidle kann auch eine Vorrichtung zum Srh
und Unterbrechen des Stromes eiiigesch.-iltet wenien, welche jedoch bM|uw
tiriff selbst angebracht wird, dieselbe hat im Wesentlichen folg>>nil<> Kinrji
Der eine der Kupfpfstäbe ist schräg diirclischnitten, jede SehnittHäcbe
belegt; durch l'Vderkraft stehen beide genau in Berührung, die Leitung i<t'
unterbrochen, der I'latinl)eschl.ig scliiitzt vor zufälliger l'nterhrechung d
des Kui)fers. (iegen d.is innen» linde iU'r^ durch.sehnittenen Kupf«Tst
von aussen duri'h einen Kingerdruck in Bi^wcgung zu setzender Hebel in licr
tung, da.ss dieses sich von dem anderen entlernt, die Leitung als«i unterbrodn
Selbstverständlich kann man die Kinricbtnng auch so treffen, d.ns.s die Knd«
selbst auseinanderfederii und diircli Fingerdruck ihn' Berührung, d. h. der S<
bewirkt wird. Somit hat es der .\rzt ganz in seiner Hand, die Glühwirkvi
treten zu la.ssen oder zu unterbrechen, ohne das Instrument zu bewegen un^
der Mitwirkung eines (iehilfen zu be<lürfen. .le nach dem zu erreichenden
giebt man dem in Glühhitze zu \ersetzeii(len Theilo des Instriunentes, im All;:«
also dem frei hervorragenden l'latindraht. verschiedene (iestalten und ahtnl nuf
Weise ein Glüheisen, ein .Messer, eine Säge oder ein Mgaliirwerk/eiig nach
Zum Krsatz des Glüheisens empfahl .M idil eldorpf zwei Instrumente ^ri
dener Construction. .Sn dem einen, dem Kuppelluenner, ist der \'.
ein nach Art (>ines (iev\(ilbes gebogenes Stück l'latinblech; d;is and' ■
zellaiibrenner weicht von allen übrigen galvannkaustisclien Instruinenten il
ab, da.ss nicht das glühende l'latiu, sondern ein von dem l'latindraht om«
Porzellankegel, weldieni jener seine Hitze mittheilt, den wirksamen Theil aa>
weshalb bei ihm auch weder das Krglühen, noch die l'nterbrechung des.selben so
erreicht werden k.ann, wie an den anderen Insfnimenton. Durch diesu^n N;
tritt der Porzellanbrenner hinter alle anderen gaivanok.austisi-hen In.strui
zurück und kann bei einem Vergleich mit anderen (ilühwerkzeugen wede
Paqueliu'sclien Thennokauter , noch auch vor dem Matbieuschen
[Galvanokaustik — B71 — Galvanokaustik]
den meisten Fällen sogar ni^ht einmal vor dem }re\vöhnli<;hen Ulfdieisen den Vorrang
bcansprnelien. Als galvanokaustische Messer oder Galvanokauter beschreibt man
diejenigen Instnmiente, an denen der schlingenförniig gebogene l'latindraht die (Jestalt
einer Slesserkling»! nachnlinit, und welche nach Art eines Messers geführt werden.
Einer Kettensäge rdmlich wirkt Middeldurpf's Filuni candens, welches mau
ex tempore herstellt, indem man einen langen Platindraht an seinen Enden mit
kupfernen Klenmicn fiisst, die mit je einem der Leitungsdrähte verbunden sind.,
Das werthvollste und l)edeuten<lste unter den galvanokaustischen Instrumenten
ist .Middcldorpf's Schneideschlinge (Ligatura candens). Diese besteht im
Wesentlichen aus zwei zuverlässig isolirten Kupferröhren, in welche die Platindraht-
.seiilinge eingezogen wird, und einem hölzernt^n Handgriff, an w(dchem jene befestigt
sind, am besten unter stumpfem Winkel. Au den Kupferröhren befinden sich Sitt-
liche l''ort.sätze zum Anfügen der Leitungsdrähte. Die Enden der Draht.«!chlinge
werden in einer Kurbel oder an einem Stäbchen befe.stigt, um durch Aufrollen oder
durch Zug die Schlinge allmählich stärker spanni.-ii und verkürzen zu können.
Was die Wirkungsweise der galvanokaustischen Instnnuento betrifft, so ist
di<! Schneideschlinge, richtiger Glühschlinge, vor alh'U anderen dadurch aus-
gezeichnet, dass sie die Umschnürung (Ligatur) mit der Glühwirkung verbindet. Die
übrigen In.struniente wirken imr durch Hitze, gleich dem Glülieisen, haben aber vor
diesem den Vorzug, dass sie nicht bloss die Anwendung viel höherer Temperaturgrade,
weit hinaas über diejenige des weissglühenden Eisens, gestatten, sondern auch ihre
Temperatur, je nach lielieben des Arztes, dauernd behalten, da sie ihre Hitzequellt«
in sich selbst tragen, und «lass sie an den der Operation zu unterziehenden Theil
kalt angesetzt oder angelegt und dann erst zum Glühen gebracht werden können.
Diese letztere Möglichkeit lässt der Galvanokaustik auch vor dem Pa(|uelin'schen
Thermokauter und vor dem (iasbrenner in vielen Fällen den Vorzug ertheilen, da
diesf! zwar auch ihre Hitze(|uelle in sich tragen, aber immer nur in bereits erhitztem
Zii.stande an <bni Operation.sort gebracht werden können. Dieser gros.se Vorzug springt
namentlich da in die Augen, wo das Instrument in das Innere von (.h'gam^n, z. B.
in den Kehlkopf, eingeführt wei"den soll. In dieser Keziehtmg gewährt <lie Galvano-
kaustik ab<'r auch ferner noch den Vorzug, dass nur die grade von dem glühenden
Draht berührten Gebilde verbrannt werden, und eine schädliche Wirkung auf die Um-
gebung so gut wie ganz ausgeschlos.sen ist. Da durch den galvanischen Strom
immer imr sehr düime, höchstens 1 nun dicke, Drähte oder entsprech<?nd dünne und
.s<-hmale Hlechstreifen zum (ilühen gebracht werden, kann „strahlende Wärme" in
einem praktisch bedeut-sanu-n (irade nicht zur Geltung kommen. An<lererseits be-
dingt die geringe Masse des glühenden Körpers aber auch einen Nachtheil: die
lia(!Hiostatische Wirkung ist bei der (ialvaiiokau.stik viel geringer, als bei anderen
Arten der Anwendung der Glühhitze. Weissglühender l'latindraht stillt die Blutung
aus keiner si)ritzenden Arterie; er leistet in dieser Beziehung noch viel wenig«T,
als tun weissglühendes Stück Eisen, einmal wegen der geringeren Mas.se, dann aber
wegen der allzu hohen Temperatur, tliirch welche tlit! Trennung bewirkt wird, btrvor
sich gtnu'igende G(;rinnsel in den .Vtlern gebiltlet haben. Ist es doch eine bekannte
Thatsachc, dass zur Stillung von Blutungen nicht tias weissglidientle, sondern das
dunkelrothglühende Eisen das .Meiste li.-istet. Will num hierzu überhaupt von iler
Galvanokaustik Gebrauch machen, so ist tler Forzell.-inbrenner am geeignetsten.
Auch die Hoffnungen, welche man in Betrtrff der Vermeidung von Blutungen
bei Operationen in der ersten Zeit nach Erlindinig tler Galvanokau.stik von
ihr gehegt hat, sind allmählich auf ein beschi^denes .Maa.>is zurückgeführt worden.
Ein w-esentlicher Unterscbitül zeigt sich in tlieser Btfzieliung zwischen der (.ilülischlingt;
und den übrigen Instrumenttju. Vermeidet man tlie Steigerung der Temperatur bis
zum W'eissglühen, so kann man mit ersterer ohne Blutung Theilt! treniuMi, in denen
sich Allern von dem Caliber der Art. lingualis, bis etwa 2 nun Durchmesser, bi;fin<len,
wUlirtmd Trenimngen mit dem Galvanok.-inter noch bluten, wenn auch nur viel
geringfügigere Gelasse verletzt wenlen. untl nur aus tlen Capillaren untl tien
allerkleinsten Aesten die Blutung ausblt!il)t. Der Grund hierfür ist darin zu suclnsn,
dass die Gewebe vor dem Beginne tler Glühwirkung mit tler St;hlinge zusammtm-
geschnürt und somit durch Unterlirt^chung tles Bhitl.-iufs tlie günstigsten Bedin-
gungen für tlie Bildung vtin Thromben iu tlen tiefässen herbeigeführt werden. Man
ist «lestü sicherer vor Blutung, je länger vorher miui die zu trennentlen Gewebe mit
24*
[Galvanokaustik
— n-'2
(jalvuiopi
;, wip unter lii.T .Schliiifro. Im Vfrt,-Ifiili
;m den vorher blutleer g«?uiafhtvii Tl!--!!'
der Schlinge selbst ddcr mit einer aniieren Ligatur unist-bnürt. Bringt ms *•
Schlinge sogleich, naclideni sie angelegt ist, zum (ilühen, so ist die Hlutaii; «a i;
wenig geringer, als beim Sclinitt. |)a VVeissg!ülihitj;e zu schnell trennt, ist m w
achten, dass die Schlinge bei gleicher Stärke des Stromes desto leichter wci»s:;nli*
wird, je kür/.er sie ist. Man niviss daher, wenn die Trennung tlurch di<- Vbi»
nnd somit ihre Verkürzung schnell fortschreitet, die Stromstärke veriiuriderii "■W ■■
Leitung zeitweise initerbrechen tmil die Schlinge langsamer verkürzen. ki;ii
K<'ir|iertlieii, an welchem (iperirt werden soll, vorher in der von V. v. Ksmar.j
gegebenen Weise blutleer gemacht werden, so erfolgt auch bei Anw fiiiiiu; •
lialvanokauter ebensowenig lilutun
Trenmmg durch Schnitt hat man
Vurtheil, dass nach Lösung der Unischnümng aus den kleinen Ciefässen einr
ringere Blutung erfolgt, weil die.se durch die Kauterisation meist verschl'i--'
Die durch Galvanokaustik erzeugten Thromben und Schorfe drir^.
weit in die Tiefe. Daher ist, sobald es sich um etwas grössere (i> ;
wenn auch die ])rimiin> Blutung vermieden wurde, doch innner an dir M";
einer Nachblutung zu denken. I>e.sshalb inuss man auch wäliren«! und ii
Operation jedes Wischen mler gar Zen'en an den Trenniiiifjsfläclien unterbiänn. i»
die Schorfe und Tliroiiibeii, durch welche die (iefässe verschlossen sind, auf ■•i^-
Weise gelost werden küniien. Nahezu in demselben tirade, in welchem < »
Blutung verhütet, verhindert die (lalvanokaustik auch die Aufsaugung von I :--
keiten, von Wundsecret aus der Wunde. Aber in dieser Beziehung gelM -
Leistungen nicht über diejenigen anderer Caustica hinaus, werden von einielti'.i
.selbei), namentlich vom Chlorzink, vielleicht noch übertrofTen. JedeiifalN w.i
ganz verfehlt, wenn mau, im Vertrauen auf ilie Galvanokaustik, unterlassen ' '
auch bei diesen Operationen urul ihriT Nachbeliandlung streng aseptisch <HJ''f '
dies die Verhfiltnisse nicht gestatten, antiseptisch zu verfahren.
Als einen \ orzug der tialvaiiokaustik gegenüber der Trennung durch SA*
haben wir endlich noch zu erwilhnen: die Möglichkeit, an Stellen xu i;"'
ren, welche dem Messer unzugänglich sind, wofür namentlich die intrjur
gealen (Operationen i'iii Beispiel l)ieti'n. Seltistverständlich gilt dies auch i'nr *•
Vergleich mit dem (ilüheiseu und amiereii thermischen, .sowie auch allen cluür- t
Kauterien. Die gaivaiioknustische Glüh.schlinge wird in dieser Beziehung .tu 'i
ileui viel |)iumpereti Ecraseur liei Weitem nicht erreicht, Dagegen kann dunli
fache Draht.schlingen, sogenannte „kalte Schlingen", in manchen FKlIen dtri
Effect, wie. mit der Glühschlinge, auf weniger umständliche Weise erreicht wi"
Die Heilung der durch Galvanokaustik getrennten Theile erfnigt
durch ,. erste Vereinigung''. Diese wird durch den Brandscliorf ansge.sclilos
kaiiterisirte Flächen kriuiien sehr wohl einheiien, wenn sie in einer W undhöl
ileren Defl'nung ihnrh Wundräiuler begrenzt wird, widche per priinani heilen
man z. B. bei der Castration das Scrotuni mit dem Messer spaltet und den tia
Strang mit der (ilühschlinge durclitreunt, .so kaim man stets auf erste Ver
rechneu. Die Ausfüliruiig galvanokaustischer Operationen erfordert im Allg
Kühe und Bedächtigkeit. Man erzielt die gewünsctiten Krfolge nicht, wenn nuiil
Theile mit weissglühendem Draht schnell durchschnei<let; man niuss sie laug
der entsprechenden Hiciituiig und Ausdehnung verkohlen. Jedoch bedingt die In
in welcher und der Zweck, zu welchem operirt werden soll, oft wesentliche Ati
rungen des Verfahrens. So kann statt der Bedächtigkeit schnelle Ausfülininsi
Operation, freilich ohne Beeinträchtigung der Sicherheit, erfordert werden.
iimerhalb des Kehlkopfs unter Leitiuig des Kehlkopfspiegels mit einem durch
und Schlundhöhle eingeführten Galvanokauter operirt werden soll
(Jalvanopunctur, HIektropunctur, ist eine Beharullungsmethode, hei «Icr miftidst i
gi'stos.sener Nadeln ein galvanischer Strom in das Gewebe eingeleitet wirtl. ÜerJ
geht von der einen Nadel zur andern und bringt das Gewebe in der nädiS
gebung <ler Nadeln zur Zerstörung. Bei der Wirkung der Galvanoptmrtnr
verschiedene Vorgänge der Eb^ktrolyse zur Geltung. Erstens wird das in den t»'»»'
enthaltene Was,ser zersetzt; an dem negativen I'ol, der Kathode, scheidet sich
Schäumen und Zischen Wasserstoff aus, an dem po.sitiven, der Anode, «»t»i<
sich Sauerstoff. Ferner werden die in ihm Geweben belindlichen SaUv in AH
[Oslvanopunctur — 373 — Gangraen]
und Säuren gespalten; ersteic scheiden sich an der Kathode, letztere an der Auo<le
ab. Schliesslich üben sowohl die Alkalien in Verbindung mit dem Wasserstoff, wie
, die Säuren in Verbindung mit dem Sauerstoff in statu nascendi eine zerstörende
Wirkung auf das (lewebe aus. I>ie Alkalien und der Wasserstoff wirken stark kaustisch
^ und verflüssigen das Gewebe, die Säuren und der Sauerstoff wirken oxydirend und
" bringen das Blut zur fe.><teren (ieriniumg.
"■ Die verschiedenen Stromstärken, welche zur Klektrolyse* in der Dermato-
therapie, Gynaekologie, hn (ieschwülsten und Harnröhrenstricturen benutzt werden,
bedingen verschieden grosse Apparate. Die Puncturnadtdn sind aius Stahl, Platin
oder Gold hergestellt und je nach dem Operationsgebiet verschi(>dentlichst geformt.
" Es giebt einfache und Doppel-Puncturnadeln. Zur Befestigung dieiien Halter, häufig
mit Stromunterbrechern versehen. Galvanopuncturnadeln, welche zur Behandlung von
Aneurysmen gebraucht werden sollen, müssen stets aus Platin sein, da hier nur
eine Gerinnung des Blutes beabsichtigt wird. Jede atzende Wirkung, wie sie an
Stahlnadeln in Folge des sich hier bihlenden Eis<>nchlorids statthat, würde eine
Schädigimg der (Jefibiswand verursachen und ein Aufbrechen oder doch Diffuswer-
den des Aneurysma herbeiführen. Um einen möglichst reinen Stichcanal, der sich
nach Herausnahme der Nadel gleich wieder schlichst, zu erzielen, sind die Aneurysma-
Galvanopunctumadcln noch mit einer bis nahe an die Spitze reichenden dünnen Iso-
lirschicht überzogen. Werden nicht beide Pole eine« elektrischen Stromes ver-
mittelst eingestossener Nadeln in das (Jewebe eingeleitet, sondern wird nur eine
Elektrode mit einer Nadel armirt und die and<>re auf die Körix-roberfläche aufgesetzt,
so spricht man streng genonnnen nicht mehr von Galvano- oder Klektropunctur,
sondern von Galvano- oder Elektrolyse*.
Die Anwendimg der Galvanopunctur ist eine beschränkte. Zur Behandlung von
Aucurysmen, von Harnröhrenstricturen, Utenistumoren und Nasenrachenerkrankungen
wird sie, trotzdem sie in einzelnen, besonders geeigneten Fällen Vorzügliches leistet,
im Grossen und Ganzen relativ selten herangezogen. Nur einige Specialisten wollen
sie auf diesen Gebieten fast ausschliesslich angewandt wi.ssen. Ebenso steht es mit
ihrer Anwendung bei Lupus und bei Hornhauttrübungen. Am häufigsten wird sie
wohl noch zur Epilation und zur Entfernung von kleineren warzigen Gebilden und
Gefässgeschwfilsten angewandt. Bei letzteren ist neben der ätzenden Wirkung des elek-
trischen Stromes dess<>n coagulirende Eigenschaft von besonderem Vortheil. Bei allen
grösseren Neubildungen ist die Anwendung der (lalvanopunctur eine undankbare
Aufgabe. Die langen und zahlreichen Sitzungen ermüden den Patienten in der Kegel,
bevor ein wirkliches Resultat erreicht ist. ,,„r.Tnjr^^
Kl Ri-HHOr ¥.
()rlUBI0p6tfUft6, Hyn. Sympetalap. nennt man t]i(>jftiii}^n Onlnungt^n »Ut DIkotjU'iloncn, welche dareh die Ver-
WftcbHung ihrer KronenblBttor zu piner geschlossenen Krone ^ekßnnzeiehnet sind. Per verwachsene Theil der Krone
liildet die Kronnihre. an ileren oberem Rande K^wiihnlich ito viele freie Zipfel als «Limhus- erscheinen, al» Kron-
blUtter xur Verwachsung gelanf^en. Die tinterclasse der G. UsHt sich in drei Zweige zerlegen: 1. Ordnungen mit
obdiploKtemonem Androeceam (d.h. Kronstamina bilden den Uuitseren Staubblattkrein). Hierher nur die Kri-
«inae*. 2. Ordnungen mit diplo.stemunem Andrueceum (d. h. Kron^tamina bilden den inneren Staubblattkreis i.
Hierher nur die Primulinae* and Diosprrinae*. 3. Ordnung mit hapIo»temonem Androeceum (d. h. mit
nur einem Staubblattkreis). Hierher Oontortac*. Tabiflorae*. Labiat iflorae*. Babiinae*, Campanuli-
Bao* und Aggregatac*, von denen die drei ersteren unterstand ige. die drei letzteren o beriet ändige Fruchtknoten
Iwaitzen. Gegensatz zu den G. bilden die Choripet alae*.
H.
CMSQOrSlIßllll) braun£chweigi!>che.s ^itädtchen am Nurdwe.^trande des Harzes. 107 in hoch, mit dem .^oolhade H<'r-
sof; Lndolfsbad. Zum itusseren (Gebrauch dient die Hroswitha4|n«>lle (13.74 Natriumchlorid. 1.24 Calcium-, iK'^'-i
XagneKiumsulfat. tt3.K ccro freie Kolitensäare). zum inneren die 12,^^ wurme Wilhelmsquelle (.%.ltO Natrium-, 0.0!i4
If^nesiumchlurid, O.OOOäO Mugnestumbrüniid, 0.1."> Calciumcarbonat, li.:;i Calcium-, (I.n4f> Magnebiuni.sulfat. 0.(Hil4.'»
Bisencarbonat, 3t).."i ccm freie Kohlonsjiure). Ferner kommen russische, Fichtennadelbädcr. Inhalationen mit zer-
aUnbter Soole zur Anwendung. Klima anregend.
WÜKZBIKG.
Uiuigraeii. Die Gaugnien unit'as.st striiijr {^enoinnion nur die Procosse der YtTwesiiiifc
(Cadaverisation) innerlialb eines todten iiewebsti'ickes. Nekrohiose bedeutet den
ZiiKtind zwisclien Leb<m und Tod des Gewebes, aus welchem eine Hüekkt^hr zur
Function theoretisch nocliinöglich erscheint, Nekrose ist dt»r Zustand <les besiegelten
unwiderruflichen Zel Itodes und (1 a n j? ra e n befrinnt erst im Augenblicke , in wel-
chem der Tod eingetreten ist. (ierade wie Leichen im Ganzen sehr erheblich in
Zeit und Art des molecularen Zerfalls sich unterscheiden krmneu, so ist der Process
der gaiigruenOsen Cadaverisation ebenfalls kein gleichartiger. I)ie Aufzfdilung der
Brandformeu wird aber dadurch coinpiicirt, dass man die Ursachen der Gangraen
[CatifO'a^t
— 374
fast stäiulij: mit (Ifiicii flcr Nfkrosc zusainnH-invirft, j.-i sÖRRrni5i»t ''aitjr
Nfkrosc synonym pcbraiu'lit. Nun ist aber ganz au^cnf.llliß;, «ins« ^irsH-
L-rlialli des ( '
i'l..
I
langrat-n stets ausserMain des t orpiis
Wpscntliflu'n Vprwesunjrsiirocfsse liioloffischi' Vorgänge ganz :ill}^onie
mensrlilicli-thieriselier rrovenicnz sind und meist die Folge der si'hraiikeiiKf
Schaft der Mikroorjranisuien über todtes Zellmaterial darstellen, w.-if
Sachen der Nekrose vorwiegend in Störungen des Ablaufes des indi^
zu suchen sind. Was nicht mehr ernilhrt wird, ist nekrotisch, es lii.m.iM ,
mals gangraonös zu werden, z. B. ein wieder eingeheiltes todtes Knocbrnslück.
geheiltes Sehnen- oder .Muskelstück. Freilich tTdiren diejenijgen Proci
Emähnnig i'ircnniscripter Gewebebestandtheile allinnhlie)i o<ler nn't -"l
sistiren, gewöhnlich secmid.lr zum gangraenösen Zerfall und unstroitig tiiUcul
Gangraen das Mittel, durch welches der lebendige Organismus sieh seiner abge^W
Thoile entledigt. IMe (Jesetzmfissigkeit des molecularen Kiweiss/crfrilb-s mq
innerhalb nekrotischen Gebietes seitens einer wis.setischaftliejien Therapie so p
oder beeiuflusst werden, da.ss dem Organismus aus dem Vorj^uiig der mol«
Ab.st.ossung nekrotischen .Materiales der geringste Nachfheil und d:is Miodfl
von Gefahr erwHchst. Denn was auch immer die Ursache des loc.-ilen Ge«i
sein mag, der Arzt miiss die Gefahren kennen, die der (iesundheit und tiem
des Gesammtorganismus aus der frühzeitigen Verwesmig; eines seiner Thi
wachsen können. Eivu'ni Theil der diircli das Absterben bedingten GefAhreu verj
Organi.-<mus, welcher im übrigen noch über ein gewisses Mna.ss von \\ iderstiio
disponirt, von selbst zu begegnen. Rr vermag durcii vorherjfjingifje Tbrombi
v<in Arterieti, Venen und Ca])illaren inncrh.ilb di.'r nemarcationslinie erheb
Blutungen spoutan vorzubeugen, er vermag durch Aufspro.ssting neuen Graon
materiales einen Schntzwall gegen die Infection des GesaninitorgauiKmus anfxn
er vermag durch lieffnung des Saftstromes am Hände der l»cniarcation den
der putriden Haniljauclu', welche nach schönen Versuchen von Ktissmanl
eine Strecke weif ini gesnnilcu (iewcbc aufgesogen zu wertlen vermag, iml
Pruck der rullateralen Caniilezu schaffen. Ja, es steht sogar fest, dass die
der Hramijauchc gerade für die pathogensten Infectionsträger ein ziemlich eni
Waciisthumshiuderniss abgiebt. So kiunmt es, da.ss bei <len MuiiniKrirendrn
die tixlteii 'Plii'ile gleichsam verkohlenden l-'onnen des Ltran<les der fanar
unter dem Bilde einer aseptischen Nekrose verlaufen kann, selbst da wo di«
fication in offenem Contact mit den Keimen der I.nl't vor sieh geht. wflhr-n<ll
Process der aseptischen C'ada\rTisining im Imiern des Leibes fast di<
Tod einer Geschwulst durcli .Vxendn'hnng. eiues extrauterinen Knihrvn
thrombose, eines iiivagiuirteu I »arnistückes, eines subcutan zeripietscht^'n
eines am Stiel aligedrehten Lipoms ifes Darmfettes oder einer gewucherten
zotte (("■orpora libera) sind einige Kejs]Mele für .solche aseptische C:ula\eris3tii
Corpus. IVas Mittel, mit welcheiu die Natur hier ihr Ziel erreicht, i.st IV
Calcitication. Mutuification, .\dipocirebitdui)g nebi'ii dem ganzen Heere »
fettungen. Verseifungen, Krystallisirungen , Pigmentbildungen, kurz der L'eH«
hocborganisirter in imcomplicirte, einfache und eventuell re.sorhirb:vre Atom;
|)ie Hauptaufgabe, welche der Natur oder iIit Kunst de« Arztes zu
aber die Verliütutig der Progredienz des brandigen Proce.sses. Verli.=»ltni
leicht gestaltet sich diese natürliche oder künstliche I>eniareation
eine (iirecte, |)lötzliche, gli'ic.hsam gt-waltsauu' Oesorganisation «ler <■ ii
stallgefunden iiat, si-i es, da.ss die Ursache als Zenpiet-schiing oder Zertnimd
als Verbreuiiuiig oder Erfrierung, als Aetzung und Hruck direet wirkt«- ^' i 4
durch .\rterien- oder GefSssverstopfmig oder Verletzung und Vcrlei:
ausserhalb der Ernäthrung gesetzt wurden. Hier wird bei son.st gesnii.i. „i i|
mus meist die sjjontaiie Oeinarcntion eintreten und die Therapie hat nur
Process zu überwachen, ihn zu erleichtern und .seinen Schädlichkeiten
bi'Ugen. Wir unterscheiden also in thera|teutischer Hinsicht den eireuni^cripl
den progredienten Brand und re<-huen zum ersteren den ContU'^ioiishraiid, den
durch fVmgelation (Erfrienmg) und Conibnstion (Verbrennutip), durch <'<!
(Aetzimg) und Hecnbitus. ferner lieu durch Einbolie und Thrcindtti
Sta.se, Gefä.sszerreissung, Gefäs-sconipre-ision und Torsion, wobei iui In
gleichbedeutend ist, <»b das Limien des Gelasses, welches einen uircuniscrijMim
[Gangraen — Q7ö — Gangraen]
mit Nahrung versiirgt (Kiularterie, Eiidvcne) von Innen durch onibolischen Pfropf oder
durch autorhthonen Tlironibus veriegt ist, ob durch Oonipression, Drehung oder Zer-
reissung, ob auf cndarteriitisch-atheromatriser oder aneurysmatiscber Basis Gefilss-
obstruction eintritt, ob der Thrombus hyaliner, haemorrhagisolier oder corpusculärer
(Enchondrom, Kchiiuicoccus, Zollmaterial, Fett) Natur ist. So bczt>ichnet das Lehr-
buch die verschiedenen Formen der (iangraen bald aetiologisj;h als thrombotische,
embolischo, anaemisch<\ ("onipressions-, Torsions-, Druckgangraen, bald hält es sich an
descriptive Kintheilung und unterscheidet trocknen, niumificirenden, ulcerösen, feuchten,
weissen, schwarzen, luüssen, kalten Brand, und in noch anderen Formen nimmt es
klinische Kriterien für die Kintheilung, wie z. B. senilen, marastischen, entzündlichen,
kaehektischen, toxischen, cndemiM-hen, diabetischen, leproiden, neuropathischen, sym-
metrischen, decubitalen Bran<l. Hierzu kommen noch einige besonders benannte,
klinisch abgesonderte, wenn auch nicht hfiutige Formen, wie die erethisclie Form des
Extremitilt<?n-Braudes, das Mal perforant du pied (Nelaton), Noma der Wasserbrand,
die symmetrische (Jangraeu Haynaud's, der Ainliuni d. h. afrikanischer Zehenbrand
und der elephantiasische Brand. So dürften in dieser Aufzählung alle Formen der
chirurgischen (iangraen erwähnt s»;iii. Wie soll man sich verhalten in Bezug auf
baldige künstliche Entfernung des brandigen Tlieiles, da.s ist der Kernpunkt der
Therapie des Brandes. Wann nniss ein kranker Theil, und sei es ein ganzes Glied,
entfernt werden und wann darf man oder muss man seiner si»ontanen Abstossung
entgegen arbeiten, das sind die wichtigsten theraiieutischen Grundfragen. Ganz ab-
gesehen von dem der Brnndbildung zu (irunde liegenden .Mlgemeinleiden entsteht
aus dem VerharrcMi mortificirten Gewebes innerhalb der wenn auch nur rein
mechanischen Continuität mit dem Stammkörper eine Reihe von Gefahren, deren
wesentliche die Itlutuug. die Infection, die Progredienz, die .septische Intoxication
sind, zweitens eine Keilie von (|iiäien<len Sym]>tonieii, der (lenu'h, der Schmerz,
Functionsausfall, und davon abhängig die tiefe |)sychische l)epre.ssion, Schlaflosig-
keit, Melancholie, denen allen zu begegnen wir in der Entfernung alles Todten das
chirurgische Mittel haben. Aber niemals darf eher eine Amputation, eine Re-
section vorgenonnnen werden, bevor von d<'m Organisnnis aus eine Demarcations-
linie vorgezeichnet wird oder wir mit Siciierheit ihre Grenze voraus zu be-
stimmen in der Lage sind. l)as bezieht sich natürlich nur auf diejenigen Formen
von Brand, deren klinischer Verlauf erfabrungsgeniäss stets nur circum.script auftritt.
Es kann nicht genug betont werden, diuss bei den circumscripten (Jangraenen die Lehren
der conservativsten Chirurgie ihre strengste Erfüllung fordern. Vor allen gilt dies
für zertrümmernde Verletzungen, bei welchen es schwer sein kann zu entscheiden,
was soll belassen werden, was ist dem Tode geweiht. Wer die zerstümmelndsten
Zerreis-sungen , z. B. des Hodensacks, durch einen Conservator wie Langenbeck hat
behandeln sehen, wer die ausg(>dehntesten Zerreissungen der ganzen Hand noch zu
leidlicher Functionsfähigkeit hat gelangen sehen, wer eventerirte, förmlich geflickte
und reponirte nsrnie sich ohne Störung erholen gesehen hat, wird hier bei jeder noch
s« fürchterlichen Verletzung, (Quetschung oder Zertrünunerung steis im Auge behalten,
wie viel sicherer und sdionender die natürliche Dem.ircation einen therapeutischen
Au.sgleich zu schaffen vennng, als das schnelle chirurgische Messer. Wir haben mit
iin.sereu modernen (irnndsätzeu der Asepsis die .Methoden für die nieLsten Fället in
der Hand, diese I )em:ircation ungestört vor sich gehen zu hussen und abzuwarten,
wie viel uns der Organisnuis selbst als noch rettbar anzeigt. Fälle, welche früher
• mit Rücksicht auf die .schnelle inid unbedingt geforderte primäre Nahtheilung glatt
im gesunden oder im nicht verletzten (Jebiet amputirt werden, sind heut zu Tage
selten. Ein moderner Chirurg wird unter gründlichem aseptischen Schutz Zeit haben
sibzuwarten, was der für den P;iti«'uteu lebenssiclierere Weg ist: secundäre Naht,
Heilung per secundani intentionem oder glatte Amputation in einer Linie. Oft
genug wird sich solche Zurückhaltung belohnen durch Erhaltung grosser Haut- luul
Muskelabschnitte, die sonst einer allzu energischen Therapie hätten geopfert werden
müssen. Es gehört ein geschulter Blick dazu, einem zerrissenen Hautstück, einem
w»n|uetscliten Sluskel seine Erholbarkeit noch anzusehen, aber wenn man wagen kann,
schon hlauschwarze I)armschliugen bei lnc:trcerationen mit Hewusstsein des Ausgleichs
in die Bauchhöhle zu reponireii, so schneide man auch nicht blind einen heraus-
gerissenen Hoden fort, selbst weiui er fn-i aus dem Scr()tum herausgerisst^n ist, man
suche in dem Gewebe irgend eine Stelle auf, welche noch l)lutet und taxire von hier
[GBii^apn
37«
aus die Mö^jliclikc'it iltr WicdiTliorstolliui}: iler f'irrulation: auf ztillweilr' >>"■■ ■ I
noch erhalteiipui Bluttinilauf lässt sich neue Einfü^iiiig in den Krei-vi 1
Man hüiln die zerrisseiieu tiewebe nach exacter Sfiuliening und l!« I
warmen Wasser in a.st'|itisrlit» Gaze ein, scbritze doppelt di«* rio<li Rlnti; I
den TIioIIp und scliauc ii:u-h 24 Stnn<lfn wifdoniin nacii, wie viel noch ]
lairz, man vcrfahri' fri'iiiin so. wie man mit oim.T i;angraeiir)s»'n, xwoifi 1
ni'krosc verfährt, man warti' unter ascptischoin Vorbandi', witr und wn siil I
«•instcjlt, che man ]tniii;ir resecirt. Auf fiicse Weise wird tn:ui oft zu - ^1
Üeberraschniifr vieli-s schmien zn kennen im Stan(h" sein. I>:iniit soll ;l
sein, da.ss keine iiriiniiren .\m]iutationi'n nnd Resfctionen vor/uncliinon g-ei »J
soll; worauf .aber ün halten ist. das ist die thnnliehste Besehcidi'iilteit in der .VlitauM
dessen, was fallen tnu.ss. Wir halx-n in der seenndUren Naht bei schon p-.inuiit*iÄ
Wunden das Mittel in ilet- Hand, üuch spiUer noeli scbnellp uinl sicliere Hi'ilonjH
erzwingen. Kbenso steht i's nut lii-a Hntrernunpen nekrotisclien Matoriales liH trf-n
rungen und Verbrennimgeii, bei Tbrenibosen, Rnibolien, seniler Gaiigrat-n iiim
Gangraenen auf Grund Verlegung von (iefilsustäniinen, Compressionen, Torsiriii-.: /. I
reissung grosser Vi'iien. z. IJ. der Crin-alis, bei weleliiT erst der Haemat"inilr.i.l c I
Arterie verlegt; man wartet bis zur deutliehen Krketniung der Pemarcar 1
vollendeten Senuestrirnng und k.njn dies liesond<'rs der N.itur über! '
Füllen von Störungen der tropliiselii'U und (iefiihlsnerven in Ftdge Ae
mangelnden (Jefässtonns, bei vvelclieri der centrale oder jieriphi-re Froct-^
Inesion .seine natürliclie Begrenzung erfährt. Natürlich ist bei alli'n F'onnen Af- Kr -
für die günstigste Kntfalfung <les Kreislaufes un<l seines pollateralen F*Irsati(>s /ii •■■.•
Venaeidung von I »ruck, .sinngemässe f^agennig. Suspension iler Gli«'dt'r, Enthisu i.
Gewebe eventuell durch Knt,spainiinigs.schnitte, Beseitigung jeder C'oniprrj.-iiii;.
Strangulation, sorgfiiilige Pflege der H.tut mit sciiützenden Salbenderken, fenchi^r-
Umschläge, gute, leicht excitireiide iMaiäiirtiiig, [)einliche Sauberkeit etc. (»ic riilr'--"»
iimss mit mCiglichst weni^ toxischen .\ritisepticis bekämpft werden, ib'in i"r:'
inuss mit rnivern, wie Kolilepulver, .bidororm, Iterniatol, oder mit ("hl«'
Kam|*!ierw<'iti. Kaliltypenitangaidiismigen i-ntgi-gen gewirkt werden. U-
Amptitaliiin. so scheue man sich vor der ('bloniforninarko.se und substituin-.
irgend angeht, die iiitsch.-idlicbi^ hililtralioiisaiiaisthesie*.
.\nsser diesen (iriindziip'n einer .'dlgemeiMen el)iriirgis<dien TJiera|Me i|«;r t'i .
erfordern natürlich die |irogredienten Formen, welche .-letiologisch so viel."'^' •
eine auf die (iruiidleiden in erster Linie gerichtete Behandlung. r>a.ss
tu.s das in erster Linie berücksichtigt werden nuiss, bedarf nur dei i.iH.mr.'^
ebenso wie es Ivhrenpfiicht der Krankenpflege* ist, ihn überhaupt zu vcnMJaj
Auch heim [)iabetc< kann es sehr schwierig sein, die richtige Stelle der evriiUifl
.•\mputation auszuwählen, sie sei stets mindestens doppelhandbreit über der n<M
katiunsüiiie, ilas (üeidie gilt für senilen I5rand. In beiden Füllen kann man i Set ■ '
unter \ernieidimg der f 'hloroAirmnarkose, mit Hülfe der conibinirten An:i'
eine erhebliche Anzrdil .Amputirler nn-hr am Leihen erhalten.
Die Kehaiiillun!: des entzündlichen Brandes hat sich überall an «lie Griu"!^
der Plilegmon(>irbehaiidlnng fiberli.iupt zu halten. Hier macht man die hicii
um das (iewebe zn entlasten und die Wunde zum Orte des geringsten Widi
zu gestalten und damit die Demarcation zu erleichtem: auch hier, wo es
angeht, unter Inttllnirionsauaesthesie.
Nonia und gan};raen(ise Lepra werden wie alle anderen Korniuii prnpwit«**
Brandes durch .Vctzuii;;, 'rhermokanterisation, Exri.sion und AiislöfTelini.
fangs.stadien behandelt, während im übrigen, da sie .Mlgemeinerkrai
auch die Grimdzüge der Therapie des Grundleidens im Vordergnindt^ suIkü. 1^
Brandformen, durch thierische Gifte erzeugt, Schlangengift, .Skorpionen, !**
jene durch Hakterieninva.sion, wie .Milzbrand. eben.so jene durch Erc«l***'i
Mi^rcurialismus, l'hos()liorgebrauch erfordern ebenfalls specifisohe Th<>rapie.
Alle ni'uropathischeii Krandforini'H, soweit sie nicht in allgemeinen KriiÄhnw^
Birirungen der Nerven ihieii lirund haben (I>ecubitns, kacliektischer, miiri-n'"^
Brand), müssen je nach der zu Grunile liegemlcn Krankheit au.s.ser mit all-
therapeutischen Mitteln gegen den Brand elienfalls mehr oder weniger spiM-ii. -
handelt werden, ebenso der Brand der Tabiker, die Gangraenen nsieh h'ii. k'-mtLir»
laesion und die neuropathischen svmnieti-ischen Gangraenen.
scmtux
[Garcinia - 877 — Gasbüder]
braFCilliS h. ?fliinxettgattuiig aiiä der Funi. der Clusiaeeau*. Trotiischo Häuiuc (elwa 40 Ar1.cn^ mit gelbem
MilehMaft. U. Morella Dpsr. (G. Gutta Wif^ht. 0. pictoria Roxh.. Caiubugia <iutta Liiidl.). in Vorder- und
Hinteriiidien lieiiniscli, mit loderigen. elU|itiKelien BUttern und fleischigen, kirscliengrussen Beeren, liefert aus
letiteren das Uutti*. Die Samen liefern Gamixtgiabutter. G. Mangostana L. Ostindiens liefert groi:se.
«ohlsc-hineckende FrUcbte. Die Samen Ton 0. indica Chüisy ((/. purpurea KoxH.). einem Baum des westlichen
Ostindien» mit bangenden Aesten und apfelgrossen Fröchfen, liefern ein festes Fett: Kukumbutter.
M.
Garcinia mangostana Choisy enthalt in den FritchtMchalen einen BitterstotT Mangostin und Mangostan-
han. Man bereitet in Indien auN ihnen das Extractum Garciniae seu Extractum ant id jKenteric-um.
welches als Adstringens bei Dysenterie und anderen Schleimhauterkrankungen in Sirup oder Pillen benutzt wird,
öarcinia purpurea. .sUuerlich schmeckende Fruchtscbalen. gelten als Antiscurbuticum.
Mangostiu, C^^H^s^^rn wird aus den mit Wasser erschnpften Schalen gewonnen. Das aus Alkohol in gold-
' gelben Bllltchen krystallisirende. in Aether und Alkalien lösliche Mangostin ist neutral. Schmp. 190". Schwefel-
■fture löst es unter Gelbrothfltrbung. Salpetersäure oxydirt es zu Oxalslture.
Mangnst anharz quillt aus Einschnitten in den Fmchtschalen heraus. Es stellt getrocknet eine citronen-
■elbf, geruch- und geschmacklose, leicht zerrcibllche Hasse dar. welche zum grltssteii Theil in Alkohol Itfslich ist.
Der alkoholische Rückstand lusst sich in ein 7-}[arz Schmp. 80^ und .vHarz Schmp. ll.i*^ scheiden, beide Ton der
Zusammensetzung CihHcO,-,; das gt-Harz ist in Ammoniak löslich.
J.
warCull6A6 nennt man eine Viiterfam. der Clusiaceae*. umfassend Gattungen mit polygam-dioccischen Blttthen
nnd BeerenfrQehten. Hierher <tarcinla*.
M.
btafOCnift L. Pflanzengattnng aus der Fam. der Kubiaceae*. l'nterfam. Gardenieae, Sträucher nnd Küume
Snd- und Osta.siens. G. florida L. und G. radioans Thunb. liefern chinesische Gclhbeeren oder Gelb-
aehoten, 6. lucida Boxb. liefert Decamaleegum mi*, Gardenin und Zucker (Krokose).
H.
Diis Dccamaleegumini wird in Ostindien häufig als Aiitispasmodicum und bei Dyspepsien
benutzt. Ein anderes Gardeuiaharz, welches vorzugsweise Tanuiti und Chinagerbsiiure enthält,
wird bei atonischen Unter.schenkelgcschwiiren in Anwendung gezogen. Die Früchte von Gar-
denia campanulata werden in Indien als Catharticum und Anthclminthicum angewendet.
Gard p niasK nre. C,(Hi„0,i. ist ein chinonartiger Körper, durch Einwirkung von kalter verdünnter Salpeter-
aBuro auf Gardenin, i'uHijO«, erhalten. Tief karminrothe Nadeln, Schmp. 223", welche unlöslich in Wasser. LigniVn,
Sehwefelkohlonstoff. wenig löslich in Alkohol. Aether, Benzol, leicht dagegen, mit gelber Farbe, in Aetzalkalien
loslich sind. Bei Behandlung mit verddnnter Schwefelsaure geht sie in Hy drogardeniasliure, CuHnO,}, Über.
wis welcher durch Oxrdationsmittel die Gardeniasüure regenerlrt wird.
H.
Sardone, klimatischer Kurort am westlichen l'fer des Garda.sees, zur Unterscheidung von
anderen Orten gleichen Namens wegen seiner Lage in der sogenannten Riviera di SalO als
Gardone-Rivicra bezeichnet, 70 m hoch. Von Westen über Norden nach Osten hin ge-
•währt ein Halbkreis von Bergen Schutz gegen Winde. Das Klima ist massig feucht, ohne
ffrosse Feuchtigkeitsschw.nnkungcn. Die Temperatur ist im Winter ziemlich gleichmässig und
höher als an anderen Orten nördlich der Riviera von Genua. Sie betrug 1885'93 von October
bis April durchschnittlich 7.C (von Dezember bis Februar 3,7), ihre tägliche Schwankung im
Monatsmittel 5,0—9,2, die mittlere relative Feuchtigkeit 75 pCt., die Zahl der ganz heiteren
Tage in der angegebenen Zeit monatlich 11, die Sonnenscheindaucr in Stunden 158, die Zahl
der Niederschlagstage 8,7. der Frosttage im Dezember 10, Januar 16, Februar !), März 3.
Der Aufenthalt ist vornehmlich indieirt bei Lungen-, Kehlkopf-, Nervenleiden, Asthma,
Bronchialkatarrhen und in der Rcconvalesccnz nach acuten Krankheiten.
WCRZBintii.
ClaiTl^; ll) Thermalbad in der Provinz Barcelona. 2UH m hoch, liie 4U— «lO" warmen (Quellen (<I.I031 Natriuni-
chlorid) dienen zu innerem und äusserem Gebrauch. Saison Mai bis Juli und August bis October.
W.
Varrya Lindl. Pflanzengattung von un.sicherer Stellung, als Typus einer besonderen Familie (Gariyaceeii) de« t^ornu-
eeae* wohl nüchst verwandt, in t'alifornien heimische Sträucher umfassend. t>. Fremontii Torr., mit geruch-
losen, bitteren Blattern. M.
Garrya Kremonti Torr., California fever bush, besitzt lederarlige, geruchlose,
bitler und adstringirend schmeckende Blätter, Gerbstoff und Gar ry in enthaltend. Das FUii<l-
cxtract wird bei fieberhaften Zuständen, besonders bei Malaria, gegeben. Schon nach 12 Stun-
den läs.st sich ein Krfolg constaliren (Garrisou). Dosis 20—30 Tropfen 2slündl)ch.
Garryin wird aus Blattern. Zweigen nnd Wurzeln erhalten (Ltoss). Es bihlet würfelförmige Krystalle. welche
stark bitter schmecken, alkalisch reagin-n und in Alkohol und Wasser löslich sind. Schwefelsäure t"ari)t purjiHrn.
Schwefelsäure und Kaltumi>icbromat erst rotn, dann gelb, zuletzt grün.
J.
0iwbkder, (iasdouchfii, bestehen in der BcMtiitzun^ der doii Miiier:ili|uelleii entstriimen-
deii Gase, meist KolilensUuro oder Scliwefclwasserstoff, zu Bädtsrn, entweder für den
g:uizen Körper mit Ausnaliine des Kopfes oder loeni. Das G.is wird in (ia.sometern
gesammelt, durch RCihren in luftdichte' Badewannen oder durch Schläuche mit pa.ssend
geformten Endstücken in die Vagina, Hectum, Nase, Ohr etc. geleitet. Die Temperatur
wird durch Kühl- oder Wärniapp.irate frerefteit. Die Dauer eines (iasbades beträgt
10 — 20 Minuten; Vorsicht gegc^n Kinathmiiiif; ist nöthig. Die Wirkung ist auf die
Capiliaren und Haut anregeml, auf die Nerven mild reizend. Verwendung finden die
Gasbäder bei Neuralgien, Läbnniugen, torpiden Entzündungen, Khcumatismeu. Kohlen-
[(iasbädcr
— ^^^H
siiiircliiiilcr licfiiulcii ^icli in I)ril>urf;?, Cuilowa, Fi'iiiizcnsIciif^TITHiniHff. Kr-w-r-
Mariciibad, Mciiihcr;;, NiiitlK-iin, I'vnnoiit ii. A.; SciiN\cfi-'hv;i«s<Tstnfni!ul'T in W.
Neiindorf, Puz/,uoli, Woilliach. .„„,,.,
(•ase sind Körptr. rlie Wfflcr eine licsllinnitc Form, nocli o.in bestimmt«.'» V
.sondi'rr] hei denen der Raum, den sie einnehmen, von dem Drucko, uoler
bestimmt wird. Die MolecnlarthcoriB ericiärl den ({.isformigeii /ustauH damit,
der Molekeln von einander veränderlich ist. Während bei festen und flüs.^ _
Cohacsionskraft zwiscbeii den einzelnen Molekeln wirksam ist, ist das Vn
nur durch einen vollkommenen Mangel dieser zu erklären. Die Maisenthtjilili
streben sieh, sieli nach allen Seiten möglichst weit von einander zu entfernen uiii
Raum vollkommen auszufüllen. Infolge dieser Eigenschaft, die man .•»!'■
Spannkraft, Tension bezeichnet, üben sie einen Druck auf die Wandungifn •]•:•:
Nach der jetzt allgemein gilligeu kinetischen (iastheorie nimn)t rann an. da
molckel gleichsam wie ein geworfener Körper sich in dauernder und io g'
schreitender Bewegung belindet. bis es auf ein anderes Molekel oder auf
slösst, von der es rcHectirt in anderer Richtung weiterlliegt. Clniisius bcn--:
schwindigkcit der •Jasmolekelii. JIr fand z. B. bei (iefiierpuuktstenipi^ratur fiir
Molekel 461 m pro Sicunde, für .Stickstoff 492 ni, für W.is,scrstoff 1844 m. Trofi
es nicht zu einer raschen Weilerbefoidernng derselben, weil sie ausscrordentli«
anderstossen und zu .""eilen- und Riickbewegungen gezwungen werden. Die
längen zwischen zwei Zusammenstössen sind sehr klein, sie berechnen sich fii!
760 mm Hg-Druck zu 0.000005 mm, die Anzahl der Zusammeiistösse pro r^
47fK) Millionen; für Wasserstoff die Weglängen zu 0,0(101^55 mm, die Strissiahl :
Aber die kinetische (iastheorie bedarf zur Erklärung aller chemischen nnd p'
sehcinungen des Gesetzes von Avogadro, d.iss nämlich in einem gloicbon V
natürlich bei gleichen dusseren Bedingungen, eine gleiche Molckelznhl sieh ti
Man unterschied früher zwischen (ta.sen und Dämpfen und bczeicbuel>'
Worte ein«; in den gasflirniigen Zustand übergegangene Flüssigkoit. Dii<'
beiden Begriffe ist jedoch hinfällig geworden, seitdem es gelungen ist, all'
Aus rein praktischen Rücksichten bezeichnen manche .\utorch auch li >
alle diejenigen Stoffe, die bei 0" und "60 mm II(?-Druek noch nicht fltissig siin). Fj I
dabei gezeigt, dass es für Gase und verdampfiude Flüssigkeiten eine Tcmrier.Turirn'n
oberhalb welcher es durch keinen noch so hohen Druck möglich ist, sin i i i
zu erhalten. Das hat Andrews zuerst für die Kohlensäure nachg«»*!
auch bei den Versuchen zur Condensation der sogenannten pcrm.incntrn t^.iar ■.
für eine Reihe verdampfender Flüssigkeiten bewiesen worden. Schwefclkuhlen-
oberhalb 276.1», Aether oberhalb l!t6,-2", Aceton oberhalb 246,1" C. durch keintu Ur
llüssigt werden und die genannten Temperaturen sind also ihre kritischen Trmper.
Man kann nun nach Andrews Dampf und Gas so scheiden, d.'Lss man als D«
Gas unterhalb seines kritischen Punktes versteht. In diesem Sinne kanu „Damp^l
Druck allein in eine Flüssigkeit verwandelt werden. Gas indcssRu kann nur dardi
Verbindung mit .Abkühlung cnndensirt werden.
Während gewisse physikalische Eigenschaften bei allen Gasen vanircü
Farbe, Absorptionsgrösse in flüssigen oder festen Medien, unterliegen alle g'
allgemeinen (V'selzen. Das zeitlich zuerst erkannte ist das Doyle oder Marion-.
nach dem das Volumen eines Gases sich umgekehrt verhält wie der D ruck, unter i
Auf alle Gase wirkt ferner in gleicher Weise die Wärme ein: sie dehn«
gleicher Temperatursteigerung um gleichviel aus, ziehen sich bei gleicher TefflO
drigung um gleichviel zusammen. (Gay-Lussac'sches Gesetz, auch Harle^'scheli
ton'sches.) Bei einer Temperaturerhöhung von 0" bis 100" boträRt ihre Ausde
des Volums bei 0": für je einen Grad ist ihre Ausdehnung also 0.OO3t).5. Diese i
ihr Ausdchnungscorffieient. Auf firund dieser beiden Gesetze lässt sich der Druck,
auf die Wandungen eines Gefässes ausübt, ableiten: er ist proportional seiner Dich
Menge der in der Raumeinheit enthaltenen Molekeln, und der absoluten Temp
der von 272,6" unter 0" an gercehneteti, oder den letzteren Factor .'inders aus«
Quadrat der Geschwindigkeit seiner .Massentheilchon. Enthält der Kaum mehr
keine chcmischim Wirkungen auf einander ausüben, so ist der Druck jedes cin««lti
entsprechend seiner eignen Dichte, d. h. proportional der vorhandenen Aoznhl sein«
Der Druck des Einzelgases wird im Gegensatz zum Gesammtdruck als Pjirliai
zeichnet. Für alle (iasc gilt endlieh das von Dul'ong und Petit zuerst lur feste
stellte Gesetz über die specilische Wärme, d. i. diejenige Wärmemenge, die ootl
um ihre Temperatur um 1 " zu steigern. Die spccifischo Wärme gleichet Volitn
alle (iase gleich gross. Da nun die gleichen Volumina aller (lase na<^ der
sehen Regel unter gleichen äusseren Bedingungen die gleiche Anzahl Molekeln rntli4Ra>T
auch die specilische Wärme der Molekeln, die sogenannte .Molecu I arwärme, in Jll<t i
sein. Auch für vcrscbicdcue Temperaturen bleibt die specilische Wärme dieselbe.
;Gase — 379 — Uastein]
iianiitcii (iesclzc gelten jedoch nur für den vollkonimcucii (i;u>zustand. Comprimirl man,
eventuell unter gleichzeitiger Abkühlung, die Gase soweit, dass sie sich dem flüssigen Zu-
stande nähern, dass also zwischen ihnen Molecularattractionskräfte wieder wirksam werden, so
verlieren diese (resetze ihre Geltung.
Was die Erscheinungen der Bewegung der Gase betrifft, so kommt in Betracht ihre
gegenseitige Mischung, die Diffusion*, ihre Wanderung durch poröse Scheidewände, die Osmose*,
und ihre Absorption* durch flüssige oder feste Körper.
Vom physiologischen Standpunkte aus kann man die Ga.se. einem Schema .loh. Müller's
folgend, in verschiedene Grujipen iheilen; zunächst in solche, die das Leben des Thieres
erhalten. Dauernd oihält das Leben die atmosphaerisehc Luft, zeitweise die normalen
Lebensprocesse aufrecht erhaltend ist der Sauerstoff. Das Stickoxydulgas, von dem man früher
die gleiche W'irkung annahm, kann in reinem Zustande das Leben nicht erhalten, sondern nur
mit Sauerstoff' vermischt. Dieser ersten (iruppe stehen gegenüber zweitens: die das Leben
nicht unterhaltenden Gase. Man kann sie scheiden in: rcspirablc unschädliche, respirable
schädliche und irrespirablo (iase.
Zu den respirablen unschädlichen Gasen gehören: Wa.sserstoff, Stick.stoff und einige
Kohlenwasserstoffe, z. B. (inibongas (CII4). Sie verhalten .sich dem Organismus gegenüber
indifferent, ein Gemenge von WassorstolT oder CH^ mit der nöthigcn Menge Sauerstoff kann
die atmosphaerisehc Luft vertreten.
In die Gruppe der respirablen schädlichen (tase gehören die sogenannten giftigen Gase
im engeren Sinuc. Im einzelnen sind hierher zu rechnen: das Aeetylen, das Kohlenoxyd*, die
Kohlensäure in nicht zu erheblicher Concentration (bis 60 pCt.), Cyangas, Cyanwa-sserstoffgas,
SchwefelwasserstolV, Schwefelkohlenstoff. .Arsen-, Antimonw.assersloffgas. Die Mehrzahl dieser
Gase wirkt, ganz allgemein ausgedrückt, dadurch verderblich, dass sie die Fähigkeit des Blutes,
Sauerstoff aufzunehmen und an die Gewebe zu übertragen, vernichten. Diese Wirkung auf das
Uaemoglobin kann sich in zwei Richtungen bewegen: entweder lagern sich die betreffenden
Gase unter Verdrängung des Sam-rst^iffs .in das Bnemoglobin an. das d.idurch unfähig wird,
den Hcspirationsprozcssen zu dienen, oder sie verändern resp. zersetzen das Haeuioglobin
meist unter Lösung der Blutkörperehen. d.iss es gleichfalls seine norin.ilen physiologischen
rxinctioncu einbü.ssi. Zu der ersteren Kategorie gehören: das Aeetylen, das Kohlenoxyd, das
Stickstoffoxydul, von denen entsprechende Haemoglobiuverbindungen bekannt sind. Zur zweiten
Arsen und Antinionwasscrstoffgas. Diese letzteren oxydiren sich im Blute auf Kosten des an
das Haemoglobin gebundenen Sauerstoffes unter gleichzeitiger Zersetzung des Hacmoglobius.
Beiderlei Wirkungen zeigt der .Schwefelw.isserstoff: er kann sich im Blute zu Wasser und
zu Schwefel ox\diren. kann <al)cr .lucli ein Schwcfelwasserstoff-Metbacmoglobin bilden. Ihm
SbDlich verhält sich der Schwefelkohlenstoff. Kinc Souderstellung nehmen das Cyangas und
die giftigen Cyanverbinduugi-n ein. Zwar sind .auch vom Cyan Verbindungen mit dem Blut-
farbstoff bekannt: ein Cyanhaemoglobin tind ein Cyanhaematin, aber im lebenden Organismus
scheinen sie .sich nicht zu bilden. Die delctäre Wirkung beruht überhaupt nicht auf Ver-
änderungen des Blutes, sondern auf solchen der Gewebe. Diese werden unfähig gemacht.
Sauerstoff aufzupehmen. Trotz des Vorhandenseins genügender Mengen von Sauerstoff im Blute
kommt es zu einer Art innerer Krslickung. Was endlich die Kohlensäure in den Conceutrationcn,
in denen sie respirabel ist. anlangt, .so beruhen ihre giftigen Wirkungen weder auf einer Beein-
flussung der Sauerstoff-zuführenden noch der Sauerstoff-verbrauchenden Element«, sondern nur
auf einer Schädigung der in der MeduUa oblongata gelegenen lebenswichtigen Centralorgane,
spcciell des Atheincentrunis. Nach vovaufgegangener Erregung wird es gelähmt und mit dem
Stillstind der .\thmung tritt der Tod ein.
Sogenannte irrespirable Gase sind: Chlor, Fluor. gasfJirmige Salzsäure, -schweflige
Säure, Ammoniak, Stickoxyd, Knhlcnsäure in Coneentrationen über 60 pCt.. reines Ozon und die
Dämpfe des Broms und Jods. Ebenso wie die Kohlensäure sind aber auch alle übrigen unter
den irrespirabeln aufgezählten Gasi- irrespirabel nur in erheblicheren Coneentrationen. Durch
heftige Heizung der w:nsiblen Larynxnerven führen sie einen Verschluss der Stimmritze herbei,
der .so anhaltend sein kann, dass es durch SauerstolTniangel zur Erstickung kommen kann.
In geringeren Concontrafioiien können sie in die tii:feren Luftwege eindringen. Aber sie
lösen auch hier durch ihren Heiz rcflectorisch Husten aus und rufen bei längerer Einwirkung
katarrhalische Erkrankungen hervor.
Einer Iteihe der genannten respirablen und irrcspirablen schädlichen (lase konuut auch
eine erhebliche praktische Wichtigkeit zu, insofi.'rn sie in gewi.sscn tiewerbebctrieben eine
Kolle spielen, sei es, dass sie sich als Nebenpmducte bilden, sei es, dass man sich ihrer zu
bestimmten industriellen Zwecken l)edii:nt. Die wichtigsten sind: das Kuhleno-xyd, die Kohlen-
säure, das Schwefelw.asserstuil'gas. das Chlorwasserstoffgas, Salzsäure, die salpetrige Säure, die
schweflige Säure, das CliK.riras.
A. I.OEWY.
dutein in Salzburg fOcsierreich) ist der Hauptrcpracsentant jener .Akratothermeii. welche mit
Thermalquellen von hoher Temperatur, von -*.')" bis 49" ('.. als tiruppe lier „wärmc-
steigerndcn Akratotliermen"' eharakterisirt. den klimatischen Factor der Höhenlage (1012 ra ü.M.
in einem engen, von 2000 bis iJ-tOO m hohem Gebirge überragten Thalc am Nordabhangc des
|(iia.stiMn
— 380
(iuirib
tinrisrhrii Alpciiziigi-s) vcrliicidcn. Das Wasser, arm an festen Bcst.irniiii
gezeichnet durch seine Temperatur und eine bemerlccnswerthe erhöhte
den elektrischen Strom, welch letzterem Momente sich ein vielleicht erst
essanter Anlheil an der AVirkuiigswoisc nicht f;:iuz absprechen lässt,
Bädern gebrnucht. Das H;iuptgebiet der Indicitioncn dieser Alpenthcn
Krankheiten des Ne/vensystems. für welches es ein milchtig aiircf
rcslaiirirendcs Reizmittel bietet und von dem aus eine allgemeine Hv>.-i ■
ernähriing und der fnnelionellen Leistungsfahigkeil des Körpers erfolgt. N'
ralgien der verschiedensten Art, tlysti'rie, Spinalirritatiou. sexuelle Schwäche.
Paraplegien, tahctisclie Erkranknngi'n linden je nadiidcru ursprünglichen Momc
günstige, ja glänzen'Ie Erfolge; ebenso werden diese ganz bi.-sonders b^-i
marnstischen Zust-indcn, vorzeitiger Seneseenr, (d.is ,Bad der Alten") geri:
stigon klimatischen Verhältnisse von bedeutendem Einllusse erscheinen,
in die einzelnen Häuser geleitet und in diesen das Bad genommeri, ein '
falls eine sehr förderliche Methodik für rbcumatisohe und neuralgische '
klSO.
(«ftStorOmyCOtfSj Dunclipilxe. npnnl inftn eine -.{atttiiiK^- un-l artflnrnirlie Ompp* Jer *-■ '
(^iflip Fanifi'). an«jTi?»ficlinol rlurcli die aiifinirlirh jrt»sculos/!«'nPn FriirlilkOrpcr. iIptm» iur
Unsi4\y}<*\tor':t\ btlilcnrloii Hfptii>n (einem Itymonjum) aus^i'kliMttet wcnleD. H«i ilfr S|>urpitr9(N
f{tfwi>t>o Idip Tramal oR aU CKiiillitinni (Haftr^nsHccIit.« prluilteii. IMc Ordnantf iimf^sst mehrtT« Kdttni'i ill*»i<
gii5ti*rac«ae, T^j'copordaccao, Nidiilariaoeae und Phallarpar).
(iastriHches* Fiehpr. lÜc alten Aerzte pflegten mit dem Namen gnstriscbes Fielen
iOrkratikuii^ zu bczfichiicii. welche sich durch eiiion iiiehrtTigifiPn, m niaxii '
Mtiigigon verhältiiissiniissig leichten I'ielierverlanf lunl MU.smispi neben d^ .
Symptome, verlMiiiden mit nielir weni};er grosser ScliHdigunjr do.s AilgonieialKiigi
kenn/.eiclmet. Hie tiefere Hinsicht, welche man im l-.iiife »U-r Zfit in die SyD|
11(1(1 d:is Verhalten de.s AIi(h)miiialty]ihiis bekam, bruchfe es mit sich, «lass einej
Zahl dieser l'üllc von ..gnstrisclieni Fieber" den leicliteu n\'ip. aliorliv verh
Typhen zngezjihlt werden niusste, theils weil die genaue dit«>rsiiciuing
(3rgab, da.ss sie chai-nkteri.stische Sy[npt()uie ile.s Typhus, wie Kn.seoia nnil]
schwelliinfr, erkennen liessen. theils weil man andererseits dio Krfaliruiig luacbtiJ
Fälle vcirkoniinen, widche, ohne die typischen Syniptome des Ahdoininaltyi)!!
haben, demioch den |)athiilngiseh-aiiat(iinisrlien harmbefiniil desselben zeigen.
D.idarch wurden vi<de .\erzte veraidasst, die Kxistenz eines jij.istrischeii ',
(I. h. eines lieberhafte(i Majcen-harnikat.irrhs. welcher nicht .luf einer >i'
ty|tln"isen Infectioii beruht, gänzlicli zn lenfr[[en. Dem ist aber iiiclit so, ;;
erfah(f((en Kliniker (niissen Fälle vorgekommen sein, welche nicht .Inders
der I (iagiiii.se Catarrhus gastricus febrilis oder bes.ser C. gastro-intestinaiis febn
fiiliren sind. Schon Wunderlich, Fiieber(neistpr, Mosler u. A. liabt-n
diesem Sinne ausges|)rf«dien. Ks koinnn-n wiederholt Fälle vor, die ihrem g.aiuwi 1
imd der Leichtigkeit ihres \'erlanfes nach die .\mialnne. d.i.ss es sich uro ck
l([f(;ctioii ohne .V!ilztU(nor, ohne Roseola und ohne cbarakteristi.scho StQbl(>^
(ie.sehwürcn der Dannschleindiant handle, für höchst gez\vunj:en erschein
mnssten (liwald). E.s ist a(ndi nicht einzusehen, warum ein M:i^en- iin<l l^amit
nicht ebenso gut fieberhaft verlaufen soll, wie Kat.irrhc anderer 8rbleimliJiui''J
warum es iniini-r und aiisscbliesslich der Kberth'sche Bacillus sein .soll, diTj
fieberhaften Keizzustanil der Mageii-Uarmschleitnhaut zur F'olge liat. Alle
die |iiagn<i.se des gastrischen Fiebej-s wesi'Ullicli (»er "■xclusioneiii zu Htellc
für den Typh((s charakteristischen Synijilonie nrul ai'tiologisclien Miimentt*
sicher dabei ansschliessen können.
I'ie Ib'liandinng dieser Zustände fällt mit jener der li.i-stritis* bcjtw, drr
Typhasfällc z((sanmien, d. h. sie richtet sich wesentlich gej^eti die drsimp
Syniptonie, während da.s Fieber eine besondere Bekämpfung nicht erfordert.
EWAUV
(iaMritit*, Kntzriiidung der M agi-nsch lei mh aut, Magenkatarrh. Mein Silin
Wortes fi.xstriti.s eiit.sprechend sollte es sieh um einen •'ntzüiidticlifn Zut.ind
lieber Schichten, aus denen liie Magenwaiid bestellt, handeln. In der Ucgid v«
man darunter nur die Entziindnng der .MageuscideimhanI , indem man di»
gehenden Zustände als tiaslritis plilegnionosa absondert.
Man unterscheidet zwischen einer interstitiellen luid einer parfMxriiTn
GastriÜB und hier wieder zwisclien einer acuten und chronischen Form. ^»
[Gastritis — 3»1 "- Gastritis]
Art der Entstehung kann man zwischen einer katarrhalischen, einer toxischen, ejnor
idiopathischen oder metiLstatischen Gastritis untersclicidun. Die chronische Form lAsst
ausserdem je nach dem Charakter der Absonderung in eine Gastritis simplex und
eine Gastritis mueinosa sondern. Der Ausgang dieser verschiedenen Processe ist
entweder der in Heilung oder in einen mehr weniger vollständigen Untergang des
Drüsenparemchyms , welches durch ein sklerosirendes Gewebe ersetzt wird. I)ies<^r
Zustand wird als Auadenie oder Atrophie der Mageuscbleimhaiit bezeichnet.
Die Symptome, zu welchen die Gastritis führt, sind verschiedenartige, je nachdem
CS sich um acute oder chronische Formen derselben handelt. Grundlegend für die
' Krankheitserscheinungen ist einmal der Umstand, dass in Folge der gestörten Zell-
. emälirung ein miuderwerthiger Magensaft abgesondert wird, das andere Mal, dass
gleichzeitig mit der Störung der Absonderung eine Störiuig der Motilität des Magens
Hand in Hand zu gehen pflegt. Hieraus entwickeln sich die Symptome der Erkrankung,
welche auf mangelhafter chemischer Verarbeitung der Ingesta und einer abnormen
Stagnation derselben im Magen beruhen, einer Wechselwirkung verschiedener Factoren,
von denen der eine immer den anderen inducirt. Durch die Störung des Chemismus
werden abnonne Producte gebildet, welche die Magenwand reizen und aller Wahr-
scheinlichkeit nach lähmend auf die Musculatur wirken. Durch den verzögerten
Abfluss des Mageninhalts in den Darm ist eine besonders günstige Gelegenheit zur
Bildung dieser Productc gegeben, die ihrerseits wieder die Schleimliaut schädigen.
Die Aufgabe der Therapie ist in solchen Fällen klar vorgezeichnet. Es handelt
sich darum, einmal die Ursachen der Gastritis zu entfernen, und zweitens die restitutio
ad integrum zu bewirken. Ersteres ist in allen acuten I'älleu verhältni.ssmä.ssig
leicht, da es sich nur um die Abstellung vorausgegangener Schädlichkeiten, wie
■. B. Diaetfehler, die directe Entfernung von giftigen Substanzen aus dem Miigen (uler
die Vermeidung gewi.sser irritirender Substanzen, wie Nicotin und Alkohol, handelt.
Viel schwieriger ist dieser Aufgabe bei dem chronischen Katarrh zu genügen. Hier
kommen zum Theil ursächliche Momente in Frage, deren Beseitigung überhaupt nicht
oder nur vorübergehend auf therapeutischem Wege zu erzielen ist. Hierher gehören
besonders alle diejenigen Zustände, welche von Seiten der Respirations- niul ( 'irculations-
orgiuie zu (?iner Stauung des Blutes in der .Magenschleimhaut mit ihren Oonse<iuenzen,
d. h. einer chronischen Entzündung der Magenschleimhaut, Anla.ss geben. Es haniU^lt
sich demgcmä.ss um direct oder iudirect den Magen beeinflasseude Mitt(>l. Zu den
eisteren gehört die Evacuation des Magens, soweit diesfslbe nicht spontan erfolgt,
durch Brechmittel oder Reinigung des .Magens mit Hilfe von .Magenausspülungen
oder durch Ueberführung des Mageninhaltes in die Därme mit Hilfe von Abführ-
mitteln oder solchen Maassnahmen, welche, wie z. B. die Massage, den Mageninhalt
mechanisch in die Därme überzuführen suchen, oder auf die Oontraction der Magen-
musculatur einwirken, wie Strychnin, Elektricität, Douchen. Indirect kaim die Ent-
lündung der Magenschleimhaut, soweit sie auf Stauung beruht, durch alle diejenigen
■ Mittel gemildert oder beseitigt werden, welche sich gegen die Ursache der Gircula-
tionsstörung wirksam erweisen.
Die weitere Behandlung des Magenkatarrhs bezweckt den Ersatz der im Magen-
' "■ secret fehlenden specifischen Absonderungsproducti', und die Beseitigung resp. das
Un.schädlichmachen der sich bildenden abnormen Zersetzungsproducte. Hierzu dient
die Zufuhr der specifischen Producte der Drüsenthätigkcnt von aussen und die Ver-
wendung von Medicamenten, von d(>nen wir wissen oder glauben, dass sie die Drüsen-
|:hätigkeit anzuregen im Stande sind. Es ist für alle Formen des chronischen Magenkatarrhs
charakteristisch, dass sowohl die Absonderung der Salzsäure wie des Pepsins .stark
herabgesetzt ist. Hierfür muss durch die l>arreichung von Salzsäure und Pepsin
Eisatz geschaffen werden, hidessen handelt es sich wesentlich um die erstere, da
die Pepsinabscheidung in der Regel nicht so stark herabg(>setzt ist, vielmehr die Menge
des noch gebildeten Pepsins ausreicht, eine digestive Thätigkeit zu (sntfalten, sobald für
©ine genügende Menge von Salzsäure gesorgt ist. Von grösster Wichtigkeit ist (\s
aber, die Salzsäure in ausreichender Menge zuzuführen. Dies (M-reicht man am besten
dadurch, wenn man die Patienten nach je<ler Mahlzeit mehrere Male, etwa in Ab-
stSuden von 10 Miimten, so viel Tropfen verdünnter Salzsäure in Wasser nehmen
lisat, als sie dies ohne eine zu starke Säureemptindung im Munde thun können.
Gewöhnlich .sind H— 10 Tropfen des Acidum inuriaticum dilutinn auf ein Weinglas Wasser
die oberste Grenze. Das Pt^psin wird heut zu Tage v(ui zaiiireichen Fabriken in
(Uastritis
— W2 —
wirksamen Pra«?par:iUMt ilnrnostcllt und ist in hoswi von 2—3 ner.igratnni
M;in tlnit gut, dasselbe in Schaclitoljniivern mit Zuckt-r vomiischt zi:
ilie Verordnung desselben iti abgewogenen Pulvern auf di«? I.>:iiii*r zu K
Die inneren Medicaiiii-nte, weli'lie in dem Ruf stehen, di«' M:il''
zuri-'gen, die StomaehitM*, sind meist Bitti-rstoffe, wie dir (^usissia, d
rinde, (iie lientiana, der Wcrnuitli, die l'ffITermin/e uiifl ein«- H<"ihit a
wie Tausendgüldenkraut, der Bitterklee n. A. ICine andero (iruppe von MiUiai
vielleicht weniger dadurrli. dass sie di«- Driisen zur Seeretimi aiire^nfi. i^ il.-i
dass sie den Zersi'tznngs|inicessen im MagiMl Kinhall tliuii. llia>rbii
die l\re(isr>t(irae|)arate, das Resrirein event. aueli »las Orexifi, w«»l( ^
nicht sowohl ein eehtes SttuuMcliiiinu, als ein gutes Antifermoiitativiim ist. ^
lieh ist aber besonders der (ieUraueh der versehirdencii alkulisebiMi uiu]
Wässer zu erwähnen, wie von Ems, Soden, Homltnrg, Wieshailfii, Kissiits<j|j__
alkaliseh-salinischen wie Karlsbad, Marienbad, Tarasp u. a., \v«'lchi! s«lil '' — '
entleerend wirken, und so diui beiden obengenannten Intlieatinnrn wit-
(iaslritis phlegmonosa et submiir<)sa, eitrige phle_
entxiind iing. Ivine seltene, in ihrfii Symptomen dunkli; Krkr
Ausgang von der Siibrnucosa des Magens nimmt urui sieli /.uii;..-|i.-i
Schleindiaut und Museularis meist difl'us verbreitet. Hin l>iirclil»nirh kann
gegen das Lumen des Magens als nach aussen hin erfolgen, wobei e*; dann .
dem (lange des etit/,nn<llielien l'roeessevS abhilngt, ol» die l'.ntU^erung lu •
Uaiichln'ihli' ridrr in einr abgesoiulerte Ta.si-he, g4-bildet diireh vorfr:ini;igi- t-iit.
Verlölhung der Nachbaforgani' mit ilem Magen, oder durch tlic li:iut'li>l''>'l ' ■
Wir haben zwi.sehen einer idiojiiithisehi'ii priniHren und «miht met.i.si
tu unterscheiden. Let/.tere konunt bei schweren pyaenii.sehi'Ji, pu.i|"i
exanthematischen Erkrankungen, auch wohl bei perigastrisrhi-a Krknuikini;:'-
monöser N'.itnr \nr: über «Iie l'rsachen der idiopathischen Kurni w j.t.seii u
ZiiM-rlässiges. Traumen, lüaetfebler, .Mkuholisnuis, vielleielit liaktcrii-llr
wi'rden be.schiildigt. |)i<' Kranklmit verlauft nnter dem Hild« niner mit
localen Sclimi'rzen, Hri'iinen, Ibirst, trockner Zunge, .Xuorexio oder Krbr"
hergelii'nden .icnti'n lieherhriflen .VOVctinn, die mit Schüttidfn'i.sten
MiMionunenhi'it nnd l>e|irien gehen dfin in tiefster Ersi-hr.pfiuig «-intn-ten'
Zuweilen treten retechii'u bis Hasclmissgrüsse und Ictoriis auf. Die
angehalten oder diarrhoisch. .Metastastiscbe Abscesse und Vcreiteruujr
Still
der
l>i.
Höhlen, eitrige l'lenritis, Peritonitis und Pericarditis siiui henbaehlpt.
hing kann nur eine antifebrile um! antiphlogistische sein. Kaltt^ l'inscl'!"-
EisiiilliTi. Morphium subcutan, Ai)ale])tifa per Clysnia, Chinin oder A
oder subcutane Einspritzungen von salzsaurem f 'hinin sind anzinvciiden \"
Darreichung vmi .Mcdicann'nten per os kann man ganz abseben, da unter den
tenden Lm.strinden eine l!esor[)fion von der Miigenschloinihant aus nicht stattW«?
fJflStroloblDtn U. lli. Ptlan>onit>ttuiig las der Fum. ilrr l*ii|i 1 1 ion »c«lko*, iiacKt*t[i!H!ihn*l dureb timtI'
i|uirk>. U. Iiilbbum K. llr. ein Hiuiii AnslrilixnB. biwitit K^fliK" Bllttor. ))
Die Blätter vou (iastrolobium bilobuni enthalten ein hygrosk. > -
Wasser uud Alkohol lüslichcs Glykosid: Gastrolobin (von Müller. Rh:
der uach Safran rieL'heiideii Blätter ist für weidendes Vieh ein Gift; es sluLt lU'i !
deren (iastrolobiumarten iu Folge von Herz- oder HcspiratioiislHhmung.
J
Uaswecbsel ist derjenige Thcil des thierischen SloflwechseU, d«r sieh mit den s:>5fRmt;*
theilcii desselben befasst. Er zerfällt uach den Organen, an denen er si. '
Wechsel der Lungen uod den Gaswech.sel der Haut. Bctmohtct man xun
g;i-swechscl, so ist die Aufgabe festzustellen, welche ipialilaliven und 'piantit.i
die InspiratioDsluft in den Lungen erfährt, oder welche Unterschicdi? in d
zwischen der Eispirationsluft und der Inspirationslud bestehen. Es handelt >k'1i ua]
zweierlei Art, die für die Beurtbeilung des thierischen Hau.shaUes vou Wicht
nändich um die Aenderungen des Sauerstoff-Gehalts: Vcrmiudcruiiff des Sauerslulft^
des versehwuödenen durch Kohlensäure, ferner um die Menge des mit d«
ausgeschiedenen W.issers. Erstcre giebt uns ein Maass für die Oxydationsprooesse
letztere gewährt Anhaltspunkte für das Verhalten der Wärmeoekonomie.
Gaswechsel bei Körperruhe: Die Gnisse des Stoffum.satzes bei K'>rp«TT«fc»
für jedes Individuum eine constante Grösse dar, die nur bei Aendcntngpen d«9 &s&r
zustandcs, d. h. des Körpergewichts oder der Zusammensetzung der Korperstib«Uiu, «*'
rechsei
— 383
Gasweehsel]
onDte Loewy mehrere Individuen 6 Jahre lang beobachten, ohne dass in der Intensität
Gaswechsels eine vesentliche Aenderung eingetreten wäre. Körperruhe bedeutet aber
; nur die Untbätigkcit der willkürlichen Husculatur, sondern, soweit möglich, auch die
platten, wie auch das Cessircn derjenigen Drüsenthätigkeit, die durch besondere Reize
lorär eingeleitet wird. In dieser Beziehung kommt besonders die .Arbeit der Mti.skeln und
en des Verdauungstractus in Betracht, die durch Nahrungszufuhr hervorgerufen wird,
für Körperruhe typischen Werthe können deshalb nur im Hunger zustande gefunden
en. WieXehmann undKuntz zeigten, ist aber das dem Hungerzustande entsprechende
num des Gaswechsels bereits 15 — 18 Stunden nach der letzten Nahrungsaufnahme erreicht
bleibt, wie zuerst die Versuche i\n dem Hungerer Cetti zeigten, auch während viel-
en Hungerns ungcändert.
Nehmen wir den Sauerstoffverbrauch als Maassstab des Gaswcchscls, so hat sich gezeigt,
bei der Mehrzahl aller untersuchten Erwachsenen sein Wcrth zwischen 4 und 5 ccm pro
erkilo und Minute beträgt; in vereinzelten Fällen geht er über 5 ccra hinaus, in anderen
: er bis auf 3 ccm herab. Im Durchschnitt liegt der Gesammtsauerstoffverbrauch eines
.chsencn pro Minute bei 200 — 250 ccm. Von Einfluss auf seine Höhe ist zunächst die
titution. Kräftige, musculöse Individuen haben einen grösseren Sauerstoffverbrauch als
;elschwache, fettarme einen grösseren als fettreiche. Besonders ins Gewicht fallen die
ente der quergestreiften Muskeln sowohl ihrer Hasse, wie der lebhaften Oxydationsproccsse
n, deren Sitz sie sind, und daher ist die Grösse der Oiydationsprocesse abhängig von
Kahl der Muskelelcmente. Andererseits sind die äusserst protoplasmaarmen Fetteellen
anatomischen Beschaffenheit nach zur Auslösung intensiver Verbrennungsprocesse unfähig,
ehr sie überwiegen, um so geringer wird die Grösse des Stoffumsatzes sein. Aber auch
»xydationskraft ,dcr protoplasmareichen Zellen ist keine unter allen Verhältnissen con-
e Grösse. Deutliche Unterschiede bedingt das Alter. Jugendliche Individuen haben einen
siveren Stoffverbrauch als Erwachsene, Greise den geringsten. Die Differenzen in der
sität der Verbrennungsprocesse zwischen Kindern und Erwachsenen hat man allein mit
m Verhältniss zur Körpermasse verschieden grossen Oberfläche erklären wollen, wie man
theilweise die Entwicklung der Körperoberfläche für ausschlaggebend oder gar für allein
gebend für die Intensität des Gaswechsels an.sehen wollte. Sie sollte nicht nur die Diffe-
n, die zwischen Kindern und Erwachsenen bestehen, erklären, sondern .auch diejenigen,
swischcn gro.ssen und kleineu Individuen derselben Specics und zwischen den Vertretern
bieden grosser Species sich finden. Bei einer im Verhältniss zur Körpermassc grösseren
rfläche wird natürlich mehr Wärme an die Umgebung abgegeben. Aber die verschieden
5 Wärmeabgabe dürfte nicht das einzige vermittelnde Band sein. Hinzu kommt beispicls-
auch die grössere Summe der Reize, die von der grösseren Hautoberfläche her das cen-
Nervensystem trifft und rcfleetorisch Erhöhungen des Gaswechsels auslösen kann
össlin). Der Einfluss der relativen Grös.se der Körperoberfläche kann .iber durch man-
äi l'mstände verdeckt werden, in erster Linie durch die Verdauungsarbeit. Wo, wie bei
lerbivoren, diese erheblich und langdauernd ist, wie Lebmann und Zuntz das speciell
Pferde gezeigt haben, ist scheinbar der Zusammenhang zwischen Körperoberfläche und
cchscl ganz aufgehoben.
Sehen dem periodischen Ablauf, den der Gaswechsel während des Lebensganges des
lindividuums zeigt, nahm man früher noch eine tägliche Periode an, deren Minimum in
ipäten Nacht- resp. frühen Morgenstunden liegen sollte, deren erstes Maximum in die
1 Nachmittagsstunden, deren zweites in die ersten Abendstunden fallen sollte. Es hat
icdoch gezeigt, dass dies Verhalten von äusseren Umständen, speciell von der Nahrungs-
hmc abhängig ist, und dass der Gaswechsel bei Ausschaltung dieses Factors vollkommen
indert bleibt. Dass auch im Schlafe, im natürlichen wie in dem durch Schlafmittel
lieh herbeigeführten, sich der SauerstoflVerbrauch gegenüber dem in voller Ruhe nicht
t, ist erwiesen (Locwy). Im Durchschnitt liegt der Sauerstoffverbrauch am Tage, bei
;hluss intensiver Muskelarbeit, ca. 25 — 30 pCt. höher als während der Nacht.
Ms Faetoren, die von wesentlichem Einfluss auf die Höhe des Gaswechsels im Sinne einer
jrung desselben sind, sind wie erwähnt Muskel- und Drüsenthätigkeit zu nennen,
iders die Thätigkeit der quergestreiften Muskeln übt einen sehr mächtigen Einfluss.
I Speck wies darauf hin, wie geringfügig Muskelbewegungen zu sein brauchen, um deut-
Steigerungen zu geben. Erheben der Arme einigemal in der Minute macht einen Anstieg
a. 20 pCt., massiges Zittern in Folge von Kälte kann einen solchen von 100 pCt. und
hervorrufen. Intensive Muskelarbeit bringt den Sauerstoffverbrauch auf das 6 — 8 fache
luhewerthes (Katzen stein). Thätigkeit der glatten Muskeln und Drüsenthätigkeit wirken
imen, um die Steigerungen, die nach Nahrungsaufnahme beobachtet werden, zu erzeugen,
^üssten Effect hat die den Herbivoren eigenthümliche cellulosereichc Nahrung, einen ge-
•en die der Omnivoren und Carnivoren. Bei ihnen steigt der Gasweehsel am erheblichsten
iweissnahrung, durch die eine Steigerung bis zu 60pCt. herbeigeführt werden kann, weniger
ohlehydrataufnahmc, am wenigsten nach Fettzufuhr.
BinEinfuss besonderer Art wird der Umgebungstemperatur zugeschrieben. Schon eine
älterer Autoren hatte gefunden, dass bei Thieren zwischen Aussentemperalur und Gas-
Uaswechsel
— 3S4 —
Gaswwy
1 Ji Ui
ueoLscl ein umgekehrt proportionales Verhnlten besteht, derart.
tompüratur der (iaswcehscl niedrig ist. mit sinkender dugcgcn eine >
Hndet. Zuntz und Rohrig haben dann den genaueren Mechanis:
gedeckt, indem sie nachwiesen, dass durch «chemischen Reflcxtonus" aut i.
Haut eine Erhöbung der Oxydationsproccssc in den Muskeln zustande komm:
sehciat ein derartiger chemischer Reflextonus nicht zu bestehen; e-s tritt t
Loewy eine Steigerung des (iaswechsL-ls in Folge Kältevrirkung nur dann ■ ■
durch zu Muskelcontractioncn, sei es Ionischen — Spannung der Muskeln — s
Zittern, kommt. Prinripiell ist diese Steigerung also nicht von der diircb '
überhaupt hervorgerufenen verschieden, nur dient sie eben den Zweckrn der \'
Bi.sher wurde ausschliesslich die absolute Höhe des Gaswechsels bctr.io!
•SauerstolTs'crbrauch als Maass genommen wurde. Man kann statt dessen aU' :
etwas weniger sicheren Wcrlhe für die Kohlensäurcaussclioidung zu (»runde
gcbnissc sind dieselben.
Bcaehteuswcrth erscheint jedoch dos Vcrhältniss. in dem der SaucrstofTverbraueh vb
sünrcausschcidung steht. Regnault hat zunüchst auf die Beziebiingon bri !
genauer sind sie von Pflüger studirt worden, der dafür den Naraen des rc •
Quotienten einführte (COj : 0). Der respiratorische »Quotient ist eine seh«
abhiingig von der Art der Stoffwcchselprocesse im Körper. Dabei kommen .tw
tracht, erstens welche Stoffe im Organismus verbrannt werden, zweiten*, i
und resp. bis zu welchen Producten ihr Zerfall vor sich geht. Im Allgt'meinci.
ratorische Quotient zwischen 0,7 und 1,0, nur unter besonderen Verbal'- =
oder geht er über die Einheit hinaus. Bei den Oxydationsprocessen im T
nur der Kohlenstoff des organischen Materiales zu Kohlensäure, sondern
zu Wasser verbrannt. Der inspirirlc Sauerstoff wird je nach der Menge il
den Material freiwurdenden intramolecularen Sauerstoffs einem dieser
dienen müssen. Verbrennen Kohlenhydrate, so wird der im Molecül ■
Wasserstoff ganz durch den intramolecularen Sauerstoff verbrannt werden I
Sauerstoff braucht allein der Oxydation des Kohlenstoffs /.u dienen, livi
molecül reicht der vorhandene Sauerstoff nicht, um allen Wasserstoff' *ii .. ..
Ein Theil des inspirirten wird zu dem gleichen Zwecke hcrangexogeii uiirt er-
nicht als Kohlensäure in der Expirationsluft. Die Kohlensäure- Aussclieidun
der Sauerstoff- Verbrauch. Der respiratorische (Quotient liegt unter Ein-
0,S3, bei Fett 0,7, bei den Carnivoren und den gemischte Nabning ver
liegt er um 0,8. Diese Betrachtungen gelten für den Fall, dass die Verbn :
bis zu ihren normalen Kndproducten vor sich geht. Unter gewissen Bc.:
auf liuotienten, die ausserhalb der oben genannten firenzen liegen. So i
zwischen U,G und 0,7 bri hung<rndcn Thicren und Menschen. Zur Erklurir
mu.ss man annehmen, dass «ine unvollkommene Verbrennung eintritt, ijuss rr^
zerfallenden Molecülc im Körper ziiriickgclialten, wohl als tilykogen angelagt-rt »ir
kehrt lindet sieh zuweilen ein i^uotieut oberhalb Kins bei einer das Bi-dürfniis ül>' i
den Kohlehydratnahrung. Auch hier muss eine unvollst.nudige Oxydation de» .
gerathendeu Kohlehydratmoiccüls angenommen werden. Man kann das Resultat nur durti
Fettbilduug aus den Kohlehydraten und Ausatz des gebildeten Fettes erklären.
Der respiratorische Quotient gicbt demnach einen wichtigen Kingenteig für di'- N' -
Stoffe, die im Organismus zerfallen. Man sprach früher der Muskelarbeit einen K
den respiratorischen l^uotienten zu, er sollte bei Muskelarbeit steigen. Das Ist jcdocti
gemeinen nicht der F'all. Das Vcrhältniss der ausgeschiedenen Kohlensäure zum .lufecm
.S.aucrstoff ändert sich nur, wenn im Verlaufe langdauernder Arbeit das K •
dessen Zerfall die Arbeit bestritten wird, sich ändert, wenn z. B. das .i
und lieberglykogen verbraucht ist und dafür Fett und Eiweiss eintreten um
die Arbeit zu localem oder allgemeinem Sauerstoffmangel geführt hat. Itcl..
an einer folgenden Stelle noch ausführlicher gehandelt werden.
Klinische Wichtigkeit hat d.is Verhalten des respiratorischen (Quotienten bettils
Erkennttiiss der Stoffweehselvorgängc beitii Diabetes mellitus erlangt. Führt mtn
sunden Kohlehydrate zu, so steigt alsbald der respiratorische Quotient, beim Di.
nicht, ein Zeichen, da.ss bei ihm der Zucker nicht oder nicht in normaler \V(
wird. Abgesehen von diesem Befunde ist bisher bei pathologisehi-n Zuständen idi
des respiratorischen Quotienten von der Norm sehr selten beob.jcb
wollte in experimentell erzeugten Fiebern bei Thieren starke Hernt
0,4 beobachtet haben, .«pätere Untersucher haben diesen Befund nich
Locwy hat bei experimentell gesetjsten Lungcnaffectionen das gleirti. u' >■ !. tj.
Speeiell in fieberhaften Zuständen des Menschen ist keine Ab«' i, i , . ,,,i
beobachtet worden, sodass man schlicsscn muss, dass hier der Stnffwer!
wie beim Gesunden, d. h. nur abhängig von der Art des zerfallenden Mn'
Der Gaswechsel bei Aenderung des Druckes und der Misctiung ««r i
sphaerischen Luft. Nur in wenigen aul diesen Punkt bezüglicheu Vcntiichen »m\
ist zugleich Koblcrisäureausscheiduug und Sauerstoffverbraueh bestimmt.
[Gasweehsel — 385 — Gaswechsel]
Steigeningen des .Barometerdruckes bis über 1400 mm Hg-Oruck, d. h. bis fast zum
doppelten Atmosphaerendnickc, äudern am Gasweehsel des Gesunden nichts. Die diese That-
sachc feststellenden Versuche sind in der pneumatischen Kammer ausgeführt worden. Ein-
seitige Vermehrung des Sauerstoffes bei normal bleibendem Druck bis gegen 50 pCt. hat
ebensowenig einen Einfluss; ja selbst Athmung reinen Sauerstofl's scheint in (Qualität und
(Quantität des Stoffwechsels keine Abweichung zu bedingen.
Anders liegen die Verhältnisse bei Kranken, bei denen es durch Affectionen der Lunge
oder de» Herzens oder durch Blutveränderungen zu einer ungenügenden Sauerstoffa\ifnahme
gekommen ist. Bei ihnen kann der Aufenthalt in pneumatischen Kammern oder die Athmung
sauerstoffreicher Luft durch den erhüht«ii Partiardruck, den der inspirirlc Sauerstoff dabei hat
und durch den dadurch erleichterten Zutritt zum Blute günstig wirken und den pathologischen
Gasweehsel zur Norm zurückführen. Die gleichfalls benutzte Inspiration comprimirter Luft
aus den sogeunnten pneumatischen Apparaten, die Pneumatotherapie *, kann weniger durch den
erhöhten Sauerstoif-Partiardruck als durch rein mechanische Momente wirksam werden.
Bemerkenswerth ist, dass reiner Sauerstoff bei einem Drucke von ca. 3 — 4 Atmosphaercn
dircct giftig wirkt. P. Bert fand, dass seine Versuchsthiere darin, nachdem tetanische Krämpfe
voraiifgegaugen waren, starben.
J^raktisch wichtig ist weiter das Verhalten des Gaswechsels bei Einathmung einer Luft,
deren SauerstoffspannuDg unter der Norm liegt. Ob es sich dabei um Verminderung allein des
Sauerstoffgehaltes der Atmosphaere bandelt, bei sonst normalem Druck, d. h. ob allein der
Partiardruck des Sauerstoffs gesunken ist, oder ob der Atmosphacrendruck im Ganzen er-
niedrigt ist, also die Luft verdünnt ist. ist für den Ablauf der Stoffwcchselprocesse gleichgültig.
Unser Organismus ist befähigt, wie eine Vermehrung so auch eine Verminderung der
Sauerstoffspannung der Atmosphaere in nicht unerbeblieben (ircnzen ohne Weiteres zu ertragen.
Die sich schliesslich einstellenden Beschwerden beginnen bei individuell ganz verschiedenen
Graden der Spannungsverminderung. Betreffs des Grenzwerthes, bei dem die Sättigung des
Haemoglobins mit Sauerstoff ungenügend zu werden beginnt, ergiebt sich, dass er für einige
Individuen bei 12 pCt. Sauerstoff, für andere bei 10 pCt. gelegen ist, während andere
8 oder gar 7 pCt. noch vertragen. Das heisst auf Hühenwerthe berechnet, dass einige schon
bei 3000 m, andere erst bei 4Ü00 oder gar 5000 -6000 m zu leiden beginnen. Bei dieser Art
der Betrachtung handelt es sich demnach um ganz beträchtlich« Differenzen in der Toleranz
gegen eine verminderte Sauerstoffspannung der Inspirationsluft. Sie werden jedoch verständ-
lich, wenn man bedenkt, dass die Sättigung&mögliclikeit des Haemoglobins mit Sauerstoff nur
indirect von dem Verhalten der Atmosphaere abhängig ist, direet dagegen nur von der Sauer-
stoffspannung in den Lungenalveolen. Diese jodoch ist in Folge der individuell verschie-
denen Athmtingsnicchanik, der individuell verschiedenen Höhe des SauerstotVverbrauehes trotz
gleicher Sauerstoffspannung der Atmosphaere durchaus nicht bei allen Menschen die gleiche
und wechselt auch nicht bei allen in gleichem Grade bei Aenderungen der Znsammen-
setzung oder des Druckes der Atmo.sphaere. Es i.st daher nothwendig für die Beurtheilung
der Grenze, bei der die durch den beginnenden Sauerstoffmangel bedingten Störungen einsetzen,
die alveolare Sauerstoffspannung zu Grunde zu logen. Es hat sich nun gezeigt, da.ss bei einer
Reibe von Individuen, die eine ganz verschiedene Toleranz gegen die Verminderung des
Snuerstoffdruckes in der Luft besassen, Störungen dann einzutreten begannen, wenn die
alveolare Sauerstoffspannung unter circa 35 mm (Quecksilber Druck sank. Normal ist sie
circa 105 — 110 mm liuccksilber.
Subjectiv sind die Erscheinungen dieselben, wie bei beginnender Hirnanacmie. Das Ge-
hirn scheint am empfindlichsten gegen Sauerstoffmangel zu sein. Der Gaswechsel selbst ändert
sich derart, dass mit einem Steigen des Athemvolums, einem Ungeändcrtbiciben oder einer
"Vermehrung der Kohlensäureausseheidung eine relative oder sogar .absolute Verminderung des
Sauerstoffverbrauohs einhergeht; aus diesem Verhallen von KolilcnsHureausseheidung zu Sauer-
.stoffverhraueh folgt ein Steigen des respiratorischen liiiotienten.
Die Ursache dieses Verhaltens ist li'ichl ersichtlich. Wir wissen heute, dass die Sauer-
stoffaufuahme seitens der Gewebe und die Kohlensäurebildung in denselben zwei von einander
Kiemlich unabhängige Proces.se sind. Auch bei .Snuerstoffniangcl geht die Kohlensäurebildung
eine Zeit lang, allerdings unter gleichzeitiger Bildung pathologischer Stoffwechselproducte, fort.
indem der nothwendige Sauerstoff drm durch Gewebszerfall freiwerdenden intrainoleeularen
Sauerstoff entnommen wird. Der Fortgang der Kohlensäurebilduiig, der geringere Verbrauch
eingeathmeton Sauerstoffs müssen den t'iuotienlen CO.j : 0 erhöhen.
Der (iaswechsel in Krankheiten. Am meisten untersucht ist das Verhalten des Gas-
■wechsels in fieberhaften Zuständen. Der fieberhafte Process mussti; ganz besonders zu
Untersuchungen des Stoffwechsels auffordern, da ans seinem .A.blauf wii-htige Rückschlüsse auf
das Zustandekommen der Körpertemperatursteigerung, also ein näheres Eindringen in das
Wesen des Fiebers zu erwarten war. .\uf Grund einer grossen Zahl von Arbeiten kann man
sagen, dass im Fieber, welches auch si'ine Ursache sein mag, der Sauerstoffverbrauch und
die Kohlensäureausscheidung im Allgemeinen nur wenig erhöht, unter Umständen sogar
normal sind; Eine erheblichere Steigerung findet sieh nur, wo, wie bei Erkrankungen der
Langen, in Folge der stark vermehrten .Vthmungstliätigkcit, mehr Muskelarbeit geleistet wird,
0. Liebreich, Eneykloptedie. II. BaniJ. 25
[Oaswechsel
3sr. —
f]«ni*cM
und im Froststadium. Davon abgesehen ist ein deutlicher /usammenhang iviida w
«echselsteigeruug und der Mühe der Kürperteinperatur beim Menschen nicht zu etmatm
gewesen. Die gefundenen Steigerungen der ( iiydationsprocesse können jedenfalls iu iatts
der Körpertemperatur allein nieht erklären.
Bei fieberlosen n]rkran kuugeu ist der Gaswechsel meist qualitatiT ooniul ntfM
quantitativ innerhalb der oben genannten Grenzen liegend gefunden worden
»ehiedenen Krkrankungen des Respirationstractus, wie Pleuritis, Phtbisis p'i
heim Emphyscma pulmonum fand (rcpperl auffallend niedrige Wer''
Verhalten des G.isweohsols hat jedoch seine Grenze, es macht einem patl
Platz, sobald die .Sauerstoffzufuhr unzureichend wird. Dann tritt mit •
Oaswechsels zugleich ein Steigen des respiratorischCD Quotienten ein. .\ r^.
sich bei den Erkrankungen des Blutes bczw. nach Blutverlusten; reicht die ii.i
noch hin, die Gewebe genügend mit Sauerstoff zu versorgen, so ändert sich
nichts gegen die Norm, andererseits treten auch hier die Aendeningen ein.
maogel mit sich bringt: Erhöhung des Stoffverbraucbes mit .Steigerung deä r
Quotienten. Besonderes Interesse verdienen die Versuche, die jüngstens an Per-
oedem angestellt wurden. Sie zeigten einen sehr niedrigen 0.aswcchse|, der >
Grenze des normalen lag. Bei Darreichung von Thvredideatabletten oder von Th>r j.;.
die Oxydationsprocessc, sodass sie sich bis nahe an die obere Grenre des normal«u (n>«i^«
erhoben, um nach Aussetzen der Mittel wieder zu sinken.
Auch bei Gesunden konnte der Gaswechsel durch Darreichung von Thyreoii'
gesteigert werden. Das ist darum von besonderem theoretischem Interesse. »
Muskel- und Driisenthatigkeit dadurch zum ersten Male ein drittes ganz anden pinai
Moment uns bekannt wird, das stoffwechselsfeigcrndc Wirkung auHübt.
Wie oben schon crwätint, geht ausser durch die Lungen durch die H.iut ein liastvs«
vor sich, der gloichf.ills In einer Kohlensiiureabgabe und SauerslofTaufn^thmc bc%t«fat Bk
Kohlensäureabgabo betrügt nur 3—5 g pro 24 Stunden, d. h. '/a — Va pCt. der gHMM^
Kohlensäureausschcidung, und steigt nur, wenn es durch starke Muskelnrheit oder Kltti|
der Aussentemperatur zur Schweissbilduug kommt, erheblich an. Als der Ort, .in de« 4i
Gasaustausch durch die Haut vor sich geht, müssen h.iupttiacblich die H.autdrÜMn naii iü
Ausfübningsgünge, soweit .sie ein zartes Plattcnepitbcl tragen und von einem -M/t
Ulutgcfässnctz um.sponncn sind, betrachtet werden. Ein Gaswechsel durch die Epiito»
dürfte jedenfalls nur in geringem Maasse stattlindeu. Ist nun auch dio Bedeutung der ~
in Beziehung auf den Durchgang von SiaucrstolT und Kohlensiiure eine gcrioge — w
ist CS so bei allen mit verhornter Epidcnnis oder ihr analogen Bildungen versc-hrncu
während bei den nicht beschuppten Amphibien gewöhnlich -'4 des Gaswechscis durch
vor sich geht, bei niederer Temperatur sogar der gesammte Gaswcdiscl dm ■
werden kann — , so spielt sie für den Wassergaswechsel eine um so w u
Die Wasserabg.ibe seitens der H.aut beträgt für 24 Stunden, bei mittlerer i 'iinfi
ruhigem Verhalten, ca. .')00 — 8CKJ ccm. Diesi' Werthe unterliegen natürlich mit d«i
der äusseren Bedingungen und je nach dem Verhalten des Individuums, speciell seioi
production, erheblichen Schwankungen. Von den äusseren Kactoreii, wie Luftbewegun
gehalt der Luft, Temperatur derselben, kommt dem Letzteren die grösste Bedeutung
höher die Aussentemperatur, um so grösser die Wasserabgabe durch die Haut. Noi^h Vci
von Zuntz und Scbumburg, die von Neil ring daraufliin berechnet sind, cotsprirbt
Temperatursteigerung der Atmosphaerc um 1 " C. eine .Mehrverdunslung um ,% g W;
Aber die Bedeutung der meteorologischen Veiliältnissc tritt in den Uintcrgruii4i
die Wärraeproduction, wie ?.. B. bei starker Muskelarlicit, erbeblich ansteigt. Dann'
Wiisserabgabe ganz in den Dienst der W.irnieregulation und steigt der Wärme]
ziemlich proportional an. Während in der Ruhe. ca. SO pCt. der producirten W
WiOsserverdampfung gebunden werden, können dadurch, wie Zuntx berechnet«,
grosser .\rbeitsleistung bis 95 pCt. der praducirten Wärme verbraucht wiTdcu. Wie
lieh die Wasserabgabe werden kann, geht glciclitalls aus den Versuchen von Znnij
bürg hervor. In fünfstündigem Marsche bei allerdings zum Theil hoher At;
bis 26,4 ° C. — und einer Belastung bis zu 31 kg stieg der W.isserverlu-
bis gegen 3,2 1 au.
Auch durch die Lungen findet Wasserabscheidung statt, da die Luft kiüi! un-l
Wasserdampf nicht voll gesättigt in die Lungen einströmt, auf nahezu Kiir
wärmt und, für diesen Wärmegrad mit Wasserdampf gesättigt, den Körper \i
schwankt je nach, Temperatur und Feuchtigkeitsgehalt der inspirirten Luft und nai
der Zeiteinheit gewechselten Luftmengen. Er ist gewöhnlich niedriger, unter l'm^tHudi
dem der Hautperspiration: nämlich 400 bis ca. 700 ccm in 24 Stunden. '
Verdampfung durch die Lungen dient durch die mit ihr verknüpfte W .
Constanterhaltung der Körpertemperatur. ,-\ber aus den Zuntz-Schum h ur .
suchen ergiebt sich, da.ss gerade da, wo sie in umfänglichem Maasse er«
um eine Ueberhitzung des Körpers hintenan zu halten, d. h. bei hober Aus-
und hoher relativer Feuchtigkeit der Atmosphaere, ihre Wirkung gering ist.
[Oasweehsel — 387 — Gaamen]
Aussentcmpcratur und schwerer Arbeit kann die Wasserabgabe durch die Lungen bis z\i i/r, der
gesammten Wasser\'erdunstuDg betragen, an heissen Tagen kann sie bis unter '/te herabsinken.
A. LOEWy.
vMlluieriS« FflanienK'Uung aus <ler Fam. der Ericaceae*, I'iitnrram. der Erieeae, umfasst etwa 90 Tor-
nehmlieh amerikanische Arten, kleim*. immergrflne ätrüuelier mit lederiKen Blattern Tereinigend. Hauptkonnzeieben
der Gattung ist die Verwachsung des Kelches mit der Kapselfruelit ku einer Srheinheere. 0. proeumbens L.,
in Nordamerika heimisch, dort .Wintergreen- genannt (iiiclit aber identisch mit der bei uns Wintergrttn genannten
Apoejnacee Vinea). 11.
Die Blätter von Gaulthcria procumbens dienen in Amerika unter dem Namen
Mountain s. Canadian tea, Partridgc, Box-berry oder Labrador als Theesurrogat. Sie sind leder-
artig, kahl, verkehrt eifürmig oder nindlicb, am Rande flach gesägt mit spitzen Stacheln, von
blaugrüner Färbung und aromatischem Geruch. Folia Gaulthcriae Ph. U. S. und Herba Gaul-
theriac Ph. Gall. werden auch im Infus als Antasthmaticum und als Diurcticum an Stelle von
Uva ursi benutzt.
Oleum Gaultheriae ist in Amerika ein beliebtes Mittel, welches in zu grossen Dosen In-
toxicationserscheinungen und den Tod herbeiführen kann. 15,0 bei einem Knaben und 30,0 von
einer Frau genommen erzeugten Gehörs- und (tcsichtsstörungen, Erbrechen, Durchfall, Kardialgie,
Harndrang. Schweiss, Pulsbe.<;chleuniguug, Dyspnoe, Krämpfe und Tetanus, Coma und Herz-
schwäche. Post mortem fanden sich Gastroenteritis und Nierencongestion (Pinkham). Nach
mittleren Dosen, 8,0 pro die, treten zuweilen Verdauungsstörungen und wie nach Salicyl-
säure Schweisse, Ohrensausen, Taubheit auf. Es wird schnell durch die Nieren ausgeschieden.
Im Harn, welcher starken Oelgeruch annimmt und mit Eiseuchlorid die Salicylsäurc-
reaction giebt, erscheint die amraouinkalische Gährung nicht unbeträchtlich verzögert. Dieser
antiseptiscben Wirkung verdankt das Ucl seine Anwendung als Verbandmitt«l, als Desinfec-
tionsmittet zur Reinigung der Hände und der Zinimerluft (in Zerstäubung).
Innerlich wird es vorwiegend als Antipyreticum bei Rheumatismus benutzt, wo es
die Wirkung von Natriumsalicylat erreichen soll (Senator). In Amerika findet Gaulthc-
riaül ausserdem noch ausgebreitete Anwendung — abgesehen von seiner Verwendung in der
Parfumerie — als Geschroaek.scorrigcns, Carminativum, Emmcnagogum und Abortivum. Dosis
als Vcrbandmittel in 1.25— 3,3proc. alkoholisch-wässeriger Lösung, innerlich zu 6 Tropfen
8 mal täglich bei Blcnnorrhagie, zu 6,0 — 8,0 pro die bei Rheumatismus.
Sirupus Gaultheriae:
Oleum Gaultheriae guttae 5, Tinctura corticis Aurantiorum 10, Sirupus simplex 90.
Linimcntum anodynum:
Gaultheriaül und Olivenöl aa. Einreibung.
Spiritus Gaultheriae, Ph. U. S.:
Oleum Gaultheriae 3, Spiritus 97. j.
(f aultberiauel, Wintergrantll, wird aus den Hlüttern vtm OauUheria procumbens und der Kinde ron
Betula leuta sowie synthetisch gewonnen. Ein gleiches Oel sollen <!. punctata Bl.. leucocarpa K/e., fragranti^tsiuia
Wall, liefeni. Es ibt in n>iuem Zustande nahezu farblos. Spec. Gew. 1.177 bis I.IH), ist optisch iuactiv oder ganz.
Hchwach linksdrehend. Sdp. T22°. Es hat einen äusserst angenehmen <ierueh. Neben etwa 10 pOt. eines Ter^iens
CioHio (Oanltfaerylen) besteht es der Hauptsucbe nucli aus SalicylsHuremethylaether.
SPIEGEL.
GKWnen« Verletzungen des Gaumens sind bei der geschützten Lage desselben verhältniss-
mässig selten. Am häufigsten kommen Schussverictzungen bei Selbstmordversuchen und Per-
forationen durch mehr oder weniger spitze Gegenstände zur Beobachtung. Die Behandlung der
Gaumenvcrletzungcn beschränkt sich nach erfolgter Blutstillung und eventueller Wundnaht
auf die Fcrnhaltung von Infectionen. Die Wunde wird am besten durch Jodoform geschützt
und die Wundhöhlc durch flcissige Au.sspülung mit antiseptischen Lösungen desiuficirt. Was
von dem verletzten Gaumen nur irgend zu erhalten ist, muss erhalten bleiben. Jedes ab-
gelöste kleine Knochenstückchen und Schleimhautläppchen, welches wieder einheilt, ist für den
Abschluss der Mund- und Nasenhöhle von unschätzbarem Werth. Im .-Mlgemeinen lassen die
leichteren Verletzungen des (taumens eine ausgesprochene Tendenz zur Heilung erkennen.
Es heilen noch Defecte, deren Schliessung ohne plastisdicn Ersatz ausgeschlossen erschien.
Entzündliche Processe, acute und chroniscbe, kommen am (lanmen häufig vor. /u
crsteren gehören entzündliche Oedcme, Diphtherie und Phlegmone, zu letzteren vor allem Ijues
und Tuberculüse (Lupu.s). Im Anschlu.ss an die beiden letzteren Erkrankungen, ungleich
häufiger im .Anschluss an Lucs, kann es zu Perforationen des Gaumens oder zu Verwachsungen
des Gaumensegels mit der hinteren Rachenw.ind kommen. Fälle von Verwachsungen durch
diphtherische Processe gehören zn den Seltenheiten.
Selbstverständlich ist bei allen Gaumcnafrcctioiicn, die in Folge constitutioneller Erkran-
kungen auftreten, aus.scr der eventuellen localen Therapie, Pinselungen mit .Vrgentura nitricum,
Sublimat etc., eine Allgemeinbehandluug einzuleiten. Würde bei allen luetischen Gcschwürs-
bildungen frühzeitig genug eine solche vorgenommen, so könnten viele Perforationen und Ver-
wachsungen vermieden werden. UIcerösc Processe am Gaumen sind immer auf Lucs, oft
genug hereditären Ursprungs, verd.ächtig. Die syphilitischen Gaumenperforationen betreffen
iufiger den weichen als den harten Gaumen: sii; haben stets die Erscheinungen des un-
TOlktändigen Abschlusses zwischen Mund- und Xaienhöhle , einen nasalen Beiklang der
25*
[Gaumen
— 3SS
Gaumens
Sprache, beim Trinken ein Rcgurgiliren von Flüssigkeit durch die Nase. • ■■ '
Eindringen von Speisethcilen in die Nase iui Gefolgt;. Wir müssen daher
suchen, derartige Perforationeu zum Verschluss zu bringen, wo immer ru..gi.\.i
plastische Operation; anderenfalls muss ein künstlicher Obturator Hülfe scbaReo
Die Bestrebungen, Perforationen des (iaumens künstlich zu verschliesseo. äin'i «ei^ ,--
alt. Die ältest« Methode, die freilich nur beim harten Gaumen Anwendung linden U
bestand darin, dass man das Loch einfach mit Baumwolle oder Wach«- »n^t.Ti-i,
kamen dünne, dem Gaumengewölbe angepa.sste Goldplatten , und hcinrl
sohlussapparate an die Reihe. Seit Aul'ang dieses .lahrhunderts sind
Kautschukplatten im Gebrauch, die durch Mctallklammern an den Ziihni ;
Die Anwendung des Kautschuks machte auch die Herstellung von Obtui
des weichen Gaumens möglich, und es wurden seitdem viele sinnreiche Apparat«, c '!
Perforationsöffnuugen vcrschliesscn und das Vclum ersetzen sollten, constiuirt.
Von Geschwülsten kommen am Gaumen, wenn auch selten, }■'
giome, Adenome und Carcinome vor. Wegen ihrer Lage können sie eri<
grosse operative Schwierigkeiten darbieten.
Am häutigsten wird der Gaumen (iegenstand operativer Eingriffe wegen der n^s;t^
nen Spaltbildungen. Dieselben sind einseitig oder doppelseitig und lassen '
Ausdehnung die grössten MaunigfaltigkKiten erkennen. Isolirte Löcher im 1. .
sind selten. Zur Vereinig^ing der Spaltbildungen bedienen wir uns der Staphylonii.ii i
Uranoplastik oder beider Operationen, je nachdinn der Spalt nur durch den wcichcfi, i':'
den harten oder durch den weichen und durch d>.'n harten Gaumen geht. B ■
rationen ist eine eiacte Aufrischung der Spatlriiiider unbedingtes Erforderniss.
nung der Naht bei der Staphjb)rrbaphie sind seitliche Eutspannutigsschnitt« an
der Llranopliustik (v. Langen beck) werden zwei seitliche .aus Periost und S'
stehende Lappen gebildet, welche vorn und büiten ihre Ernähruugsbriickea hj.b
V. Langeubeck'schc Nähapparat ist sehr zweekmiissig, aber nicht durchaus rrli
Von Mundspiegeln ist das ÄVhitehead'sche Speculum besonders empfehle tistrerth
gleichzeitig den Mund öffnet und die Zunge niederhalt. König rühmt sehr den Muü6pi
von Gutsch. Man operiit jetzt fast allgemein in Narkose, sehr häutig um hängcndru
Von rnttuchen Uperateurcn wird auch mit vorausgeschickter Trachcotomie und Eiul^iprej
Tamponcanüle operirt. Bezüglich der Frage, in welchem Lebensalter opcrirt wertfc
gehen die Ansichten noi'h immer aus einander, doch scheinen die meisten dafür t
womöglich im 2. bis 4. Lebensjahre zu operiren. Zuweilen mü,s.sen trutz vollkommfli^
gencr operativer Vereinigung der Spaltbilduug zur Erzieluug einer verständlichen Spi
Ubturatorcn getragen werden, welche das zu kurze Gaumensegel ersetzen und d*
Nase beim Sprechen •ibschlicssen. Desgleichen finden C»bturatoren Anwendung, «enit
h.-iupt von einer Operation Abstand genommen wird.
Der erste brauchbare Obturator für angeborene Gaumenspalten, 1864 von W. >
CüDstruirt, war, da er nur bei gespaltenem Velum getragen werden konnte, in -'•■•■■
düng beschränkt, verdrängt wurde er durch den Si'hiltsky'scheu Obturator, <]■
Modificationen bei allen Arten von Gaumenspalten applicirt werden kann. Li
Vorzug desselben ist der, d,ass er den Nasenrachenraum durch einen elaslisci
abschliesst, welcher den Defcct niemals erweitern kann, sondern die Möglichkeil de» aJ!
Schlusses zulässt. Einige neue Verschlussapparate sind in jüngster Zeit von Bra
geben worden: ein Gaumcnobturator für nicht opcrirte Gaumenspalten und uiu ICachci
der nach .lusgeführter Staph.vk'rrh.iphie Verwendung liudeu soll. Zur Verbesserung 4<
sind in den meisten F'älleu von Gaumenspalten, sei es, dass dieselben auf .,t,rr:i!
oder mit Hülfe von Obturatoreu geschlossen sind, lange fortgesetzte mcthodi^i
notbweudig. Diese sind aber nur von Erfolg, wenn sie von Aerztc« und T.i .
vorgenommen werden, die mit der Physiologie der Sprnchbildung genügend vertisHi
■ttC
Ganmensegellähniuug. Hie du8 (.lunnt^nsegul howt-guiuleii Muskeln siixl der (..erauiri
pal.'itini (iK'tro-s.al]Kiigo-.>it:i[ihylinus), Tensor vi-li palatitit (.s|iLeiio-salj»iii
Azygds uvulae, sowii- d'w Jliisculi jialatotiJD.ssi und palatophaningci. ,
Nerven für Levator vi'ü (lalatirii unil .Vzygns uvuluc vorlaufnn in den» aus •!
s|ihenopalatinuui stanuiiendi-ri .N. iialatinu.s posterior, <lii.' für den Tensor '4
au.s dem tianglimi oticuin: jene stammen ans dem N. fru-ialis (Ranju.s pftro.sus
ficiaJis major), diese aus dem dritten .\sfe des Trij^eniiiiu.s; zweifellinft \<t. nli
Glo.ssophan,iigeus und Vagus /,ur niotorisrln'H Innervation einzelner (inumeiunuill
beitragen (Krsterer für Levator, Azygos, (.;ios.süpalatinus, lA?tzterer für Lcvatur
Tensor veii p.alatini?). Siclier ist, dass bei Facialislälimungen oberhalb tW i
gangsstelie des Ramus petrosus das Gaumen.segel auf der Seite der LiÜiiuiint;
herabhängt und die Uvula nach der ge.surideii Seite gerii-htet ist. TMe
Hegioii für die Pharynx- (und Larynx-) Innorvatiou ist wahrscheinlich im vii
[GaumeHsegell&hmusgr — 389 — Geburtswpg«]
untersten Theilo der vordoron Ontral Windung zu suchen. — In praktischer Hinsicht
spielen, ausser den schon erwähnten, bei peripherischen Faciallähmungeu
vorkommenden Hemiplegien des Gaumensegels, insbesondere die diphthe-
rischen (üaumensegellähmungen und die als Theilerscheinung centraler Herderkran-
kungen, namentlich im (lebiefa- der bulbjiren Nervenkerne vorkommenden
Lähmungen (acute und dironische Bulbärparalysen, letztere entweder primär oder
als Endstadium amyotropliischer I^ateralsklerosen n. s. w.), sowie die entsprechenden
corticalen I^ähnumgsfornien, sogenannte ..Pseudobulbärparalysen", eine wichtige
Rolle. Hie alle bieten «'ineui directen tlientpeutischen Kingreifen freilich nur geringen
Spielraum. Die postdiplitheritischen Gaumensegpüähnumgen bedürfen in der Regel
kaum einer speciellen örtlichen Behandlung, die übrigens nur in localer Klektrisatiou
mit schwachen (faradischen oder gaKaiiis(^hen) Strömen, bei Anwendung geeigneter
Rheophoren, zu bestehen haben würde. Bei den bulbären und im engeren Sinne
cerebralen (corticalen) Lähmungsfonnen bietet eine derartige, immerhin zu versuchende
locale Behandlung mei.st wenig Aussicht. m,, «.«niTi»«
Ctan i.st ein weicher. wcitina.schi|;cr BaumwoIIcnstoiT, der in der Chirurgie vielfach gebraucht
wird. Zunächst findet sie als nufsaugendes Verbandmaterial, entweder sterilisirt oder mit deu
verschiedensten Antisepticis impraeguirt als Karbolgazc, .lodoformgaze, Sublimatgazü,
Dermatolgaze, Loretingaze, Silbergaze etc. Verwendung; sodann wird sie zu Binden
verarbeitet. Gaze ist ein ganz vorzügliches .'Vufsnugungsmittel, wird aber freilich in dieser
Eigenschaft von anderen MatiTialien noch übertroffen. Im Handel erscheint sie gewöhnlich
schon entfettet; andernfalls niuss vor di'r Ilerrichtuiig zum Verband das Fett durch Kochen
in schwacher Natronlauge entfernt werden.
Die Gazebinden, welche die früheren leinenen Binden fast völlig verdrängt haben,
werden aus appretirter, d. i. gestärkter, oder nicht appretirter Gaze hergestellt. Erstere
werden vor dem Anlegf^n angefeuchtet und bilden dann nach dem Erhärten eine Art Kleister-
verband, welcher auch die tiefer liegenden, nicht apprrtirten Binden in der einmal gegebenen
Lage dauernd lixirt und gleichzeitig dem betreffenden Körpertheil einen gewissen Halt giebt.
Fügt man bieg.same, in warmem Wa.sser erweichte Pappsehienen in den Verband, so kann man
mit Hülfe der appretirtcn Gazebinden einen leichten Contentivverband herstellen.
, Mit Gips imprnegnirtc Gazebinilrn werden als Gipsbinden zur Anlegung von Gipsverbänden
benutzt.
Garogepstuff i..it oiii von Koliiiison in Chfstorficld hprgost«»Ut.ps Mu>.,;pliiij;ownl>o. welcltps 1SS7 von May-
I»rd al<t TerbanilstolT ompfuhlon wiinl*». Er lM'.sity.t keini» hi»s«iuIor<»ii Vor7,ll(r*».
KIKCHHOFF.
ßaxeol ist ein heute kaum mehr angewandtes Gemisch von 1 Kilo .Xmmoniakflüssigkeit, Aceton
und unreinem Benzin je 10 g. braunem unreinem Naphtalin 0,1 und starkem Theer 100 g.
Die Mischung ist bei Bronchialkatarrhen und Keuchhusten zur Inhalation benutzt worden.
E.S wird ein kleiner Esslöffel voll (12 g) der Flüssigkeit über heis.sem Wasser in einem kleinen
Kimmer verdampft. Man lässt Kinder drei mal täglich eine Stunde in einem solchen Räume
verweilen. Die Vorschrift wie die Methode tragen den Keim der Ungenauigkcit in sich, denn
uureines Naphtol ist keine genau zu definirendc Substanz. Andererseits muss ja zugestanden
werden, diiss viele der im rohen Naphtol vorkommenden Substanzen, .sowie geringe Mengen
Ammoniak für eine Therapie des katarrhalischen Zustandes der Bronchial.sehleirahaut nUtzIteh
sein können.
LIEBREICH.
Elebvrtswege, weiche. Die häufigsten Verletzungen betreffen den Dnmm. Man
spricht von incompleten Dammrissen, wenn nur der D:mim zerri.s.seu ist; von
c«mi)letcn, wenn :iu(di Sphiiu-ter an! oder Rectum betroffen sind. .Xusserdeiu
kennt man noch centrale Ibimmnipturen, d. h. die .sehr .selt<'uen lochförmigen Per-
forationen des Dannnes ohne Zerfeissung des Frcnulum und des Rectum.
Die Therapie ist hauptsächlich eine prophylaktische. Ein richtig ausg(!übter
Pammschutz besteht darin, das )dötzliche Durchschneiden des Kopfes während (Muer
Wehe zu verhindern. (Jewöhnlicli pflegt viel zu früh ein krampfhaftes Drücken gegen
den Damm vorgenommen zu werden, dadurch wird nur die (iebnrt verzögert, der
Dnmm aber durchaus nicht geschützt. .Mehr als die eigentliche „Damm schützende"
Hand hat die andere Hand zu leisten, die im richtigen Moment einen (iegendmck auf
den Kopf ausübt. Nach dem glfiekli<-hen Durchtreten dos Kopfes ist der Dammschutz
noch nicht bei-udet, demi durch die Schultern wird vielleicht ebenso häufig wie durch
den Kopf der Damm verletzt. Hei sehr engem Introitus vagimu- kann es zweck-
milssig sein, durch tiefe seitliche Incisionen einem Dammriss vorzubeugen. Bei
Erstgebärenden ist die Seitenlage mit angezogenen Oberschenkeln die rationellere
|Gobiirfswpgi<
— 3tKI
Gedächtaissstämpi
I,;
Iflzk'ii (icburtsiirt. It>J
Iiniiimriss t'ingetreten, m» ijst ilii- «jfcn»
Nullt iiulicirt. Als N;ilitmatori:tl i'inpfiehlt sii'h Spidc tind zwar zu iimtawrak
nicht zu i*ngli«jjpiuleii Niilitpti. Nur l)fi fciMiiigi^tKlfr Aliwartuiip wird man mit l'ns
diesplbfiii a:utcn Resultalc haben. Hei coniiih'tt'ii hanunrisst'ii uilhe man uniik
das Hectum mit einctn fortlaiifendni Catfrutfaili'n von (1«t Vagina aus. und vhlis»
darauf den Ibniin liunh nnil'asscndc S('iilf'nkiir)]ifn:iiiti'. Am vi»»rti.!n Ta^r gpbr ca
t'in Laxans nnd am sei'bstcn, sifln-atcn Taiji' i'iitfi'rnp man Hie Seidennäht'*, vtr
I>urchschneiden derselben zu verhüten. Auch äusseriich !>irlitl>.ir luid wrg<ii ilin--'
starken Rlutunj; >\ichtig sind Verletzungen in der üingobuii}; dt-r Clitoris. il
gewöhnlich l iustechnn<;en der liliitenileir l'artien niithig. Kleinere» VerietMii .
Scheide und des Mniteriiiundes liedfirfen wegen der niils.sigon Blutungen fa.<i
Naht. Die Uternsru]»tur' hat natürlich ihre liesonderen therapeutischen lnili>
.sxrn
(jedHchtiiig!«8törDiigren. Iias (lediichtni.ss sei/f die l'ähigkejt voraus, Ein^
nevvu(i.st.sein aufznm'linien, sie zu repnidnciren und die reprodueirteii in
gcnheit /u Incali.'^iron. Fehlt die erstere, wie /.. B. bei den höelisten t^i
Idiotie nder im bewusstloseii Zustande, so ist .selhstverstündlieh die Bildi
Gedächtnisses überhaupt nniniiglich. Wir unterscheiden als Störungen dtfsi
nisses: I. die krankhafte Stoigernng desselben: die Hypermnesie;
schung desselben: l'aramiiesie und 3. die Herabsetzung und Vemiehtunf il
Amnesie.
Die Hypermnesie wird beobachtet in der Manie, zuweilen bei h^
Insulten und im hypnotischen Zustand. Sie zeigt sich darin, das*« GegenstÄm
l'nlerrichts in der Schule, Jüngst vergangene Ereignisse, Dinge, welche dfr Ri
im Donnalen Zustand längst vergessen hatte nnd nicht zu reprodu<-iren iui
gewesen wäre, mit gr(is.ser hentlichkeit in das liewu.sstäein treten und hi
erzählt oder geschildert werden. In seltenen Fällen zeigt sieh eine Hypei
nur in Bezug auf eiiiüelne bestininite Kreignisse (partielle Hypermnesie).
Die I'arainnesieti treten auf: als Gedäch In issi I lu!ji oii en. b#i
Erinnemngsbilder durch augenblickliche Stimmungen oder krankhafte Vonrtelli
verändert nnd entslellt zu Tage treten nnd diese Störungen werden
bei Melancholischen uinl Maniakalischen, auch bei Hysterischen beobachtet; als
ficirende Erinnernngsfälschung. Man glaubt, einen Gegenstiuid, den
erste Mal sieht, s<:!ion einnnil unter ganz denselben Bedingungen gesi'bfn,
Situation, in welcher niati sich noch nie iiefundeu hat, ganz in derselben
schon einmal dorclilebt zu haben. IHe.se Gedächtnissstörung wird hei Gesuni
Zustande der EnntuUuig und I]rschi">pfung, br^i <ieisteskrankeii in maniakali
paranoischen, dementen Zuständen und zuweilen bei Epileptikern beobachtet.
Die Aiunesieti, der Verlust des (iedächtnisses, können eine Amnesia genrtiii
oder nur eine Amnesia partialis sein. Allgemeine Anuiesieu sind lunltW
diejenigen, welche nur für gewi.sse Zeitali-fchnitte bestehen, teni|i«fJl
Anuiesien. Hierher gehören die Amnesien der Epileptiker, welclie nicht mu" ßr ^
eiiileptischen Anfall selbst, sondern kürzere oder längere Zeit für d:».s prae- ^
postepiieptische Stadium liestelien kömien. Aehriliches wird beobachl'-l M ^
Hystcro-Epilepsie. Man spricht in solchen Fällen von einer retrograden
bei weichen eine bestimmte Zeit z. B. vor dem Anfall und die Zeit diww|
geschlo.ssen ans (lern Gedächlniss \erscliwunrlt<n ist; zeigt sicli dann noch weiter
Verscbwindi'u des Ged.-ichtnisses für den augenblicklichen Zustand, schuelli.vs V<.v
des.sen, was eben pa.ssirt ist. so nennt man dies anterograde Anniesii-, «rlr
nnt <ler retrograden oft verbindei. Diese retro-anterograde Atniicsie wird vw ,
hei der Hysterie beobachtet, komnil aber auch unter anderen Verhältnissen |
Typhus vor, öfters auch bei Trauinen des Kopfes. Von einer peril
Amm'sie spricht man sod;mn in Fälbn von schwerer Hysterie, welch'- !>fd
Atta(|uen von Somnambulisuiüs verbinden. Im sonmandiulen Zu.stand ist Alle
geJ»sen, wjus im wachen exi.stirte, und intlem sich in dem soninanibuien
(las (jeditchtniss für das, was in dem vor;uigeg:uigenen Anfalle von Svoi:
stattgefunden, herstellt, kann ein do()peItes Leben, eine Existenz aweii
für zwei verschieden eExistenzen desselbi'ii Individuums entstehen, wubfi
dächtniss periodisch verloren geht. Die progressiven Amnesien schlii«
das Symptom organischer Hirnkrankheit, sie koimnen bei Erweichi
[GedfiehtnissstSmngren — 391 — CrefÜngniss-Wahnsinnl
Hirns, bei der progrcssivon Paralyse, bei der Dementia senilis vor, und führen all-
mählieli zur VernichtunfC des Gedächtnisses. Im Beginn ist die Amnesie zuweilen,
besonders bei der Dementia senilis, eine temporäre: sie erstreckt sich lediglich auf
die augenblickliche oder kurz vergangene Zeit, während für zeitlich entfernt liegende
Dinge, ja für sehr weit liegende, z. B. b»'! Greisen für die Jugend, <las Gedächtniss
noch sehr gut sein kann. Allmählich wird aber auch dieses Gedächtui,ss zerstört.
Partieile Annie.sien bähen, da es nicht ein Gedächtniss giebt, sondern eine
ganze Anzahl von Gedächtnissen, von denen jedes an einen bestihimten Sinn oder eine
bestimmte Fähigkeit geknüpft ist, nichts Auffallendes, in einer Keihe von Fällen kann
das (iedächtniss nur in Bezug auf einen einzigen Sinn oder eine einzige motorische
Thatigkeit zerstört sein. .\ni besten studirt sind unter den partiellen Amnesien die
Störungen der Sprache, welch«! als Dysphasien' bezeichnet werden. Der Verlust des
Gedächtnisses der Bewegungsbilder des Sprechens setzt die motorische Aphasie, der
Verlust des Gedächtnisses der Bedeutung der Worte die .sensorische Aphasie*. Ebenso
giebt es einen Verlust des (iedächtnisses für Schriftzeichen, Agraphie' imd Alexie',
einen Verlust für Gesichtseindrflcke, die visuelle Anniesie, u. s. w. Den Verlust des
Gedächtnisses für die Bedeutung des Gebrauchs von Gegenständen bezeichnet man
mit Apraxie'. Alle diese partiellen Verluste des (iedächtni.s.ses können vorüber-
gehend functionell nach epileptischen, hysterischen Anfällen, auch eiiuelne noch An-
fililcn von Hemikranie auftreten, meist aber sind sie Symptome einer schweren organi-
schen Himerkrankung, welche entweder a<;ut in Form eines apoplektischen Insults,
Apoplexia sanguinea, ischaemica, einsetzt, oder allmählich sich in Folge einer chroni-
schen Hirnerweichung ent\vickelt, bei Hirntumor, Enweichungsherd, Absccssen u. s. w.
Aus dieser Zusammenstellung der verschiedenen Arten der Gedächtni.ssstörung
orgiebt sich, dass <lcr Arzt in jedem l''all, in welchem er eine Gedächtnissstörung
constatirt, vor Allem die Pflicht hat, die Grundkrankheit, auf deren Boden das
Symptom sich entwickelt hat, festzustellen; und diese wird daim zu beh.andeln sein.
Man kann übrigens auch symptomatisch bei partiellen Anniesien eingreifen, wie z. B.
bei den Aphasien* durch methodisch befriel>ene Sprachübungen. MRwnvi
(tofSngiilgS -Wahnsinn ist nicht »uo I>o.soii'Uto Koriii dos Walinsiiiiis, welche den Gefangenen
specifisch ist oder bei ilineri nucli nur häutig vorkommt : einen specilisrhen Gefängnisswahnsinn
giebt es ebensowenig wie einen vcrnieinllichcn Verbrecherwahnsiun, bei welchem ohne sonstige
psychische .Störung die verbrecherische Tendenz den wesentlichen Charakter des Krankheits-
bildes ausmachen soll; sondern tieistesstörung tritt bei den Gefangenen ganz so auf, wie bei
allen anderen Irren. Nur in eingeschränktem Sinne dürfte zu erörtern sein, oh Gefangenschaft
als solche bei einem Geistesgesunden eine Geistesstörung hervorrufen kann.
Die Thatsacbe. dass in den Strafanstalten sich eine ahnonn grosse Anzahl von (leistcs-
kranken findet, mindestens 5 auf 100, legt nahe, dass die Gefangenschaft, die mit dieser ver-
bundenen deprimirenden Momente, die schwere Zucht, die .Monotonie der I<ebcnsweise, der Gram
um die Vergangenheit, das anhaltende Gefühl der Schande, die Sorge um die Seinen, die Reue
und der Gewisscnskarapf. die schlechte Ernährung, die schwere Arbeit, der Zwang der Zncht-
orduung eine ergiebige und häufige Ursache abgeben, um bei Gefangenen Geistesstörung her-
vorzurufen. Jedoch ist die (lefangenschaft allein in nur seltenen Fällen die wirkliche Ursache
einer auftretenden Geisteskrankheit, ein sehr ansehnlicher Theil der geisteskranken Gefangenen
ist vielmehr schon vor ihrem Zugang in die Anstalt, meist schon zur Zeit des Begehens der
strafbaren Handlung und auch vor derselben geistesknank gewesen, ein noch grösserer Theil
ist mit so vielen psychi.schen Anomalien und Defectcu belastet, dass diese die wirkliche
ursächliche Disposition zur Geistesstörung, die Gefangenschaft nur das Gelegenhoitsmomcnt
sind. In den Gefängni.ssen werden besutiders Verbrecher wider das Leben und insbesondere
Leidenschaftsvcrbrecher geisteskrank : in den Gefängnissen tritt die (leistesstörung crfahnings-
mäüsig schon früh, schon in den ersten Motiaten der Haft eiu, sodass die Gefangensebaft an
sich ein häufiges Moment für die Geistesstörung nicht abgiebt. Mit der Länge der über-
standuneii Haft tritt denn auch in seelischer Beziehung eine Accommodation an das (.iefängniss-
lebeu ein und werden psychische Krankheiten immer seltener. Nur der Beginn einer langen
Strafzeit, die Perspective auf «ine langaudauerndc Trostlosigkeit der Existenz ist nicht selten
llitursacbe für eine Geistesstörung, noch häutiger freilich für Selbstmord.
In der Einzelhaft wird der (lefangene, sich selbst ganz allein überlassen, in einer intensiveren
Weise in seinem Gemüths- und Geistesleben alterirt, dem er um so eher erliegt, je mehr er
psychisch belastet ist und je weniger er Widerstandskraft besitzt, diesen gewaltig deprimiren-
den Einflüssen zu widerstehen. In der That ist die Zahl der Geisleskranken in der strengen
Einzelhaft eine grössere, als in der Gemeinschaftshatt. Aber auch hier sind es vorwiegend
die Disponirten, welche erkranken ; auch wird in der Einzelhaft jede Gemüths- und Geistes-
[ücfiinpiiss - Waliiisinn
störuug leicht iiad achou io ilinim Beginn crkuiirit, wälirend viele iii der üvoiriura
ganz unerkannt und unbeachtet bleiben.
Das prophylaktische Moment ist therapeutisch das wirksamste und wi
anstaltcn dürfen nicht zu gross sein, damit die Gefangenen in ihrer psyclii
erkannt, überwacht und entsprechend berücksichtigt werden. In jeder grosser
und Strafanstalt muss ein ausreichendes .\er/.tepcrsonal Torh.jndon sein. ;
genauen Kenntniss der Kigenthümlichkeiten des tJefängnisslebens ausrei' '
gebildet ist, auch das Beamtcnpersonal darf nicht jeden gciste.skranlcen ('<■
als böswilligen Taugeniclits und Simulanten ansehen und mit -schweren i'
belegen. In jeder gri'issi'ren .Strafanstalt inuss die Mi'iglichkcit sein, acute Fnl
Störung auf einer besonderen Lazarethabtheilung rationell lu behamielti. Jc'i
ringe Verdacht auf eine beginnende psychische Störung muss in der Kinzeliiac
Erwägung linden: in allen irgendwie begründeten Fällen ist die Verlegung >i:
aus der Zelle in die Gemeinschaftshaft unbedingt dringend noth wendig und kann iiiiit|
genug geschehen. Alle manif(^t«n geistesgestörten Oefangenen niü.ssen scboell 11(4
Veraügcrnng in Irren-Anstalten gebracht werden.
Geflügel. I''ür die Diactetik in Krankheiten kommen unter dem Cteflügol tatil au9Kt.ii.-^3
Taub«; und Huhn, Capaun und Fasan in Betracht. Ihr Fleisch enthält 20—22 pCt B'
und Leimstotf, 1— 2 pCt. Fett, 1,5 pCt. Extractivstoffe und 1.3 pCt. Mineralsalze. FUie^
jüngerem (leflügol ist wie das vom Kalb zart, wohlschmeckend und gilt als Iti
deshalb werden diese Fleiscbartcn, das sogenannte „weisse Fleisch" für die K.
und Rcoonvalcäcenten bevorzugt. Wahrscheinlich beruht z. Th. die leid,
auf der grösseren Zartheit der Muskelprimitivbündcl und des interstitiellen I
darauf, dass das Fleisch* vom jungen Geflügel fcttann ist. Auch der genüge
licllügelfleisches an ExtrnctivstofTen, die erregend wirken, ist beaehtCDswerth. Geflä|
halb bei Haemopt^je. bei Arteriosklerose, auch bei Heizung des uropoetischeu S^
bei Gonorrhoe zu empfehlen. Auch zur Herstellung angenehm schmccWender \aA
nährender Fleischgeices wird (ieflügel-FIcisch benutzt. Z. B. je '^ kg Rind
fleisch, 1 zartes Suppenhuhn, dessen Fleisch von den Knochen xuvor abgelöst WDrdi
1 — 2 Kalbsfüssc werden mit Wasser im bedeckten Topf langsam gekocht, unter ZusatI
Salz, etwas Sellerie und Pelersilienwur/.el; die abcolirte Brühe wird mit einer Klasclie Ta*
wein vermischt, aufgekocht, mit dem gewiegten Ilühiierllcisch vermengt un-l •■■-i , i.... ...i «
(Ewald). .Solche Gelees sind hesiiridcr'« in schweren, acut-fieberhaften Kr i
denen der Stoffverbrnuch hochgradig gesteigert ist. Denn es kommt hier d.i ...
Sparmiltel, durch Leimstoffe, möglichst zu ennässigen. Man gebe nicht üb<>r 8 W' :■.•
Gallerte, da grössere Mengen leicht Ucbrdkeit, Rrbreehen und Durchfall h.•r^.itrl|tc■,
Geheimniittel. Man muss es von vornherein als absolut unmöglich bezeichnete
und für .ille Fälle zutrefTende Definition des Begriffes Geheinimittel zu i;
eine solche schon von vielen Seiten versucht worden. So hat z. B. d.a.s p
gcricht dahin gcurtheilt, dass unter einem Geheimmittel „ein in Arzneitoriu
Körijer einzuführendes, staatlieh nicht anerkanntes oder genehmigtes Hei In
heifen. welches unter einem Namen empfohlen wird, der seine Natur und
tität seiner Zusammensetzung nicht deutlich erkennbar bezeichnet", zu vei
gemäss ist ein Gebeimmittel nichts weiter, als ein Mittel, dessen Best.,
stcllungsweise nicht bekannt sind; von einigen Girheimmitteln ist zwar der ItiLatt
aber die Bcreitunpsweisc wird geheim gehalten. Indem das grosse I'ublicum von 1«
Auffassung neigte, dass ein Geheimmittel ein Mittel von grösserer Wirks.i:
kannten vom Staate anerkannten Mittel sei. hat sich im Laufe der Jalirhi:
von Arzneigcmisrhen mit einem gewi.ssen Nimbus umgeben können. Der ülin',;
die den Geheimniitteln durch die Keelame viiidiciric Heilkraft, da.« Verlangen, seih
heilbaren Krankheiten noch Hilfe zu linden und eiidlicli die Scheu Vieler vor äntlll
handlung und deren Kosten, sowie .Aberglaube und llnwissenhcit sind diejenigen F*
auf welchen das fieheimniittcl-L'nwescu im wesentlichen basirt.
Man kann die tieheimmittel cintheilen in Mittel, die in der That eine Wirksamkeit J
in ganz wirkungslose Mittel und in direct schädlich wirkende Mittel.
Die Mittel der ersten Kategorie muss man wieder trennen in solche, die aus
reuten, aber wirksamen Stoffen bestehen und in Mittel, welche difl'ercnto Sub^*- -nB
Käme es nur auf die Bestjindthcile an, so wäre schliesslich gegen die erstore ' • ■ i!«
mittcln nichts einzuwenden; trotzdem wird mit dieser .Vrt von Mitteln '..... ... .jg
indem sie unter irgend welchen Phanta.sienamen zu Preisen verkauft werden, die ilir<m i
Werth in keiner Weise eulsprcchcu. Bei weitem gefährlicher sind di>'ii ni,/..t. ■wiikatmat
heimmittel. die diffcrentc Stoffe enthalten; in diese Gruppe gehören d tiraocbta i
heimraittcl, von denen ein Theil notorisch vorzüglich wirksam ist; ii cMiK9* *
gewisse Mittel gegen Gicht einer grosseu Berühmtheit; sie enthalten jedo«b ndil tdf'
Oeheimmittel — 303 — Geheimmittel]
-wirkeudc Stoffe, so -i. B. Kolcbiciu, Koloquiathen-Extract u. s. w. Der Verkauf solcher Mittel
mass verboten werden, weil keine Garantie geboten ist, dass sie zuverlässig und in stets
z gleicher Weise zubereitet werden, also eine Gewähr für ihre Wirksamkeit nicht besteht und
Vergiftungen durch sie nicht ausgeschlossen sind, andererseits aber weil die Verabfolgung
. solcher Stoffe ohne arztlichi^ Anordnung gegen die Gesetze verstösst, endlich weil solche
heftig wirkenden Mittel, w^o sie eontra'nidicirt sind, mehr .'»cbadcn wie Nutzen stiften: so
, kann beispielsweise ein .Millel. welches l'ilukarpiu enthält, schon bei geringfügiger Herz-
'^ erkrankung Gefahr bringen, und bei entzündlicher Veränderung des Darms kann ein drastisches
Laxans direct den Tod zur Folge haben. In den völlig unwirksamen Gehcimmitteln findet
man viele längst obsolete Stoflc und auch viele Mittel, deren Wirkung nur auf Sympathie.
Magnetismus, Klektro-Homoeopathie und dergleichen beruhen soll, also wohl mehr mystische
Ifittel denn Geheimmittel. Während durch diese beiden Kategorien nur relativ selten erheb-
licher Schaden angerichtet wird, geschieht dies in der lU'gel durch die dritte (iruppe, die
7 sehr grosse Zahl von direei schädlichen Gcilieimniittcln. Hauptrepraesentanten dieser sind vor
" allen die Haarfärbemittel, die ineist sehr grosse Mengen Blei und anderer directer Gifte ent-
halten. Diese Mittel gänzlich vom Verkehr auszuschliessen, ist Sache der ijffentlichcn Gesund-
heitspflege, deren wichtigste .Aufgabe ist, (tesundhcitsschädigungen vorzubeugen. Die Zusammen-
setzung der einzelnen Geheimmittel ist häutig beschrieben worden (Capaun-Karlowa,
•. Kratschmer, Hahn. Wittstein. Schmetzlcr und Neumann: Industrieblätter von
;-: Hager und .lacobsen). Da es heute gelingt, Inhalt und Zusammensetzung vieler Geheim-
■... mittel festzustellen, zieht es ein Theil der Geheimniittelfabricanten jetzt vor. von vornherein
den Mitteln eine Aufklärung über die angeblichen Bestandthuile und das Mischungsverhältniss
;.; beizugeben: doch entsprechen diese Angaben meist nicht der Wirklichkeit.
: Von Handhaben, welche sieh zur Bekämpfung des Geheimmittel-Unwesens bieten, ist es
\. der Betrugsparagraph (§ 263) des Reichsstrafge.setzbuchs. aus welchem eine Verurtheilung vieler
r Geheimmittel-Vcrkäufer erfolgen kann und tbatsächlich oft erfolgt. .\uch werden Strafen über
Gehcimmittelhändler verhängt wegen .Xusübung der Heilkunde im Umherziehen durch eine
nicht approbirte Person, wegen Verkaufs oder Feilbictens von Arznei- und Geheimraittelu im
Umherziehen, wegen Führung unrechtmässiger Titel und wegen fahrlässiger Körperverletzung
resp. Tödtung. Nächstdem wird bisweilen d.xs Reichs - Nahrungsmittelgesetz (§§ 10—12) für
solche Fälle eine gesetzliche Handhabe bieten können, in denen diaetetische Mittel, angeblich
beilkräftige Schnäpse u. dergl.. zur Beurtheilnng vorliegen. Ferner ist es eine Reihe von
Bestimmungen über den Verkehr mit Arzneimitteln, durch welche der Vertrieb einer sehr
grossen Anzahl von Geheininiitteln. welche heilkräftige Stoffe enthalten, wirklich gänzlich
untersagt werden könnte. Vor allem ist es die Kaiserliche Verordnung vom 27. .lanuar 1890,
durch deren strenge H.-indhabung es möglieh erseheint, dem Geheimmittelunwesen wirksam
steuern zu können ; denn die grösste Zahl der Geheimmittel sind ja Zubereitungen und solche
sind nach § 1 der genannten Verordnung, wenn sie als Heilmittel dienen sollen, nur in
.Apotheken feil zu halten oder zu verkaufen, ohne Uiiterschied ob sie heilkräftige Stoffe ent-
halten oder nicht: .'ms.serdem führt das Verzeiehniss B derselben Verordnung eine sehr grosse
Anzahl von Arzneimitteln auf. die nur in .\potheken feil gehalten oder verkauft werden dürfen.
Geheimmittel also, die solche Stoffe enthalten, könnten schon auf (irund dieser Verordnung
CO ipso vom freien Verkehr ausgeschlossen w(!rden. Ferner dürfen nach Maassgabc eines
Bundesrathsbeschlusses vom 1.1. M.ii'1890 bestimmte Drogen und Praepar.ate, .sowie die
solche Drogen und Praeparate enthaltenden Zubereitungen nur auf schriftliche, mit Datum
und Unterschrift versehene Anweisung eines Arztes (Recept) als Heilmittel an das Publi-
cum .ibgcgebcu werden. Endlich regelt der $ 3fi des preussischen Ministerial-Erlasses vom
16. December 1893 den Verkehr mit (Jeheimmitteln in Apotheken. Dieser Paragraph lautet:
„Geheimmittel dürfen Apotheker im Handverkauf nur abgeben, wenn ihnen die Zusammen-
setzung derselben bekannt Ist, die Bestandtheile zu denjenigen .Mitteln gehören, welche für
den Handverkauf freigegeben sind und der Gesammtpreis des Geheinimiitcls sich nicht höher
stellt, als dies nach einer Berechnung auf (Jrund der Bestimmungen der geltenden .Arzneitaxc der
Fall sein würde." Recht nützlich haben sich die öffentlichen Warnungen vor Geheimmitteln
erwiesen: in dankenswerther Weise geht schon seit langer Zeit namentlich der Ort.sgesundheits-
rath zu Karlsruhe und seit einer Reihe von .fahren auch das Berliner Polizeipraesidium in der
Weise vor, dass es regelmässig Untersuchungen von Gcheimmitteln vornehmen und das Resiiltal
veröffentlichen lässt; wird hierbei auch der Name des Fabricanten und Verkäufers rüeksiehl.s-
los genannt, so erscheint is denkbar, dass die Furcht vor der Blamage manchen Verkäufer
von solchem unsauberen ( ieschäftsgebahren abhalten wird. .Ms un/ulänglich müssen die
von dem Gericht vielfach verhängten Geldstraleu bezeichnet werden; denn bei dem grossen
Verdienst, den die Geheimmittel ihrem Erfinder eintragen, schreckt dieser vor niedrigen Geld-
strafen überhaupt nicht zurück. Hier wärt- eine Aenderung der Gesetzgebung dringend
zu wünschen, da nach den bestehenden Gesetzen eine wirksame Bestrafung der Schwindler
nicht eintreten kann. Ferner verdient ein Mittel in grösserem Maassc als dies bisher ge-
schehen ist, in Betracht ge/,og<'n zu werden, das ist ein Appell an die Aerzte und Apotheker,
Geheimmittel nur unter ganz besonders zwingenden Umst.änden zu verschreiben und zu ver-
kaufen. Diesen Appell müssen in erster Linie die Aerzte beherzigen; denn so lange diese
|Gpli(*iminitt(>1
- 3fl4 -
ihren f'atienlen lii'liüiiimiitlpl verordutMi. so lan({0 siud .'luch oJ^
sich vor ninteriellcm Schaden /.u bewahren, solche (lehciramitt*! zu
lolgeii. Auch nnch "liescr liichtung hin hat das Brrlincr Polizei- Hr:ie;
Schritte gcthnn, indem es die ApoUiclicr periodisch davon in Kcnntriisi
mittel .ils Schwindrlmittcl entlarvt sind, und im Anschliiss d.tr.-kii dii? H
die Apotheker fortan solche Mittel nicht mehr abgeben worden.
Apotheker aber, die trotzdem dem tlehrimmitteliiiiwesen Vursfhiib Icistin.
Audstellnug von Attesten gegen Kntgclt, müssen vor dem Fhrftigcrioht »in
■■i M
Mjiuru
^ um
s jelxt.
WTk»
1
«Ogeri
werde
Wirks.-tmer nl.s die genannten Mittel ist eine Belehrung t\es Piihlieuitis üher im
dos liohoimmittelunwesens. Demselben ist immer von Neuem vor/uhalteii. da.«» o Ik
Gold doch nur Iragwürdiire Mittel erwirbt, und dass durch dir Anwenriiiii),; vud tJebei
rechte Zeitpunkt versäumt wird, iit welchem die ärztliche Kunst iiDcb Heilung
Man muss die zahlreichen tieschäftskniffc der IteheimmittelSehwiiifiliT ilorrb in'
spiele cririutern und zeigen, wie der schabloneumässige Vcrlrivb v..'. i;.t..-i<>ii
darauf gerichtet ist. die leichtgliiubige Menge au.izubeutcn: Kurze Erkl.'i:
Vorträge, in Zeitungen und FIugMättvrn erscheinen geeignet, der gros-
Meinung von Cieheimmitteln und ihrer Wirksamkeit beizubringen. Schon iii
durch gccigeiele Handhabung des naturwissenschaftlichen Unterrichts dcrfii. . .
für die Fähigkeit, Wahres vom Kaisehen zu unterscheiden.
Zu beklagen ist ferner, dn.ss die zur Bekämpfung des GeheimmittvUchwin.l'tt
laud existironden (icsetze von den Gerichtshöfen nicht einheitlich und
habt und .Strafurtheile gegen fJeheiramittel- Verkäufer in der höhcrcu lii-
rccht erhalten werden, sodass eine Unsicherheit der Rechtsprechung »u be^
sich die Händler natürlich zu nutze machen.
Stieksloff
1.37 pCL
Sauerstotl'
4.41 .
.\ sehe
1.41 .
(•ebirn. Chciiiisch. Dxs (i»hini beisteht aus grauer und weisstT Sob»lui
lewsky). Das Grosshirn des M»-nsflien euthält 37,7— 89,t» |»('t. grauor aai
Ol pf't. weisser Substaaz. l^ie Reaction des Gehirns, mit Hülfe iIit vun La
an}{egel»onen Keageusplatten f^eprüft. ist für die graue Substanz snnrr, fürtf»
neutral oder schwach alkalisch. Die saure Reaction der grrn.
vennutlilich auf der sauren KeactiDii der in ihr enthaltenen ( .
freie Milchs.'lure verurs.aeht (R. (isclieidien). Der Wassergehalt dn. tu»***
(Jehirns beträgt 73—82, im [»urchschnitt 70,49 pCt. CRegilnis): die v
.\lt»'rsr lassen vieisen sehr verschiedenen Wassergehalt auf. Kinder z B. >Ji— *ti,'
Auch die graue und die weisse Substanz des nämlichen Geliirtis unttTSfboA
im Wassergehalt von einander. tien.itie Analysou des uicnschlichen (itüi»
nicht vor.
Die elementare Zus:unmeiiset7.ung des Gehirns eiitsprielit nacli Vnlkmaa*
.s4-.lniittli<'li etwa folgender Angabe:
Wasser . . . 77.9 pCt.
Kohlenstoff . . 12.62 .
Wasserstoff . . 1,93 ,
Die letztere besteht nach Breed aus
9,1.5 pCl.
55.24 .
•22,08 ,
1,2.S .
1,62 ,
Diftse lotztcro .\nalyso macht auf absolute Genauigkeit keinen An-pnrk
die upuere von E. George (leoghegan niitgetlieilte ist nicht in
innnerhin zeigt die Aschenanalvse die I'raepoinleranz der pliu.s|ilii
bindinigen.
Die gros.se Zahl der in ihui < iehirn vor der Kntdeckung des I*mt.-i
ilenen Subst-uizen zeigt, <la,s.s man es mit einer Reihe von Zers<»ijiii,
ihun h.atte. Kist nach di-r Kntdeckung des Protagons wiu-dc- 'l--
darauf gelenkt, hei der L iitersuchung des Gehirns die grössto \
lassen, um nicht statt der im Gehirn ursprünglich enthaltenen K
der verschiedenen secundilren Producte zu erhalten. Von organisehi-ii
im (iehirn gefiniilen worden: Eiweissstoffe, elastinartige Si '
K<>rper, Nenrokeratin, Xanthinkorper, wahrscheiidich als
Nueleliis, Harnsäure, Kreatia, Leucin, Gährung.sinilchsfiure, flüchüi;«« F«
Phosphor.säure frei . .
Phosphorsaure.s Kali . .
, Natron .
, Eisenoxyd
Calcium
Phosphorsaure» Magoesitlir
Chloniatriura ....
Schwefelsaiirtss Kali .
(V) Kieselsäure . ,
— 395 —
Gehirn]
lesterin und Fluor in Spuren. Als phosphorhaltige Substanz und uls chemisches
viduum ist mit Sicherheit nachgewiesen das Protagon (Liebreich). Das
ithin*, ebenso die Myeline und Kephaline (Thudichum), sowie eine Reihe
Köhler beschriebener Substanzen, denen eine genaue chemische Charakteristik
;, sind als Zersetzungsproducte des Protagons aufzufassen. Als phosphorhaltige
jtanz wurde auch das Niidein* gefunden (Miescher).
Das durch Spaltung des Protagons entstandene Neurin* (Liebreich), .sowie das
dem [..«Hsithin sich bildende Cliolin' treten nur als Zersetzungsproducte des Pro-
ns und des Lt'cithins aiisserhall) des Kflrjiers auf (Liebreich). fiebreich
t. Pathologisch. Vom therapeutischen Gesichtspunkt sind bei jederGehimkrankheit
i Hauptfragen in jedem einzelnen Fall zu errtrtem, erstens die Frage nach der
iir der Gehinikrankheit, und zweitens die Frage nach ihrem Sitz. Wie dies
rnicke für die Diagnose betont hat, so ist auch bei der Entscheidung über die
rapie stets zuerst die erstgenannte und dann erst die letztgenannte Frage zu er-
m. Die ersten Indication.s.stellungen sind daher durch den pathologisch-anatomi-
n Charakt<;r bedingt, dann folgen die Indicationsstellungen, welche aus dem Sitz
Krankheit fliessen. und .schliesslich die symptomatischen Indicationen, welche
t durch das I^eiden selbst, sondern durch einzelne besonders gefährliche oder
ende Symptome gegeben werden.
1. Die pathologisch-anatomischen Indicationen. Sie führen meist zu-
;h auf bestimmte aetiologi.sciie Indicationen. Vom pathologisch-anatomischen
idpunkt aus unterscheidet man folgende Processe im Gehirn:
A) Organische Gehirnkrankheiten: a) Gehirnblutung*, b) Gehirnthrom-
• oder thrombotische Erweichung einschliesslich der Thrombose des Gehimsinus,
lehirnembolie* oder embolische Erweichung, d) Aneurysma* der Gehirnarterien,
ehimanaemie*, f) Gehimhyperaemie', g) Gehirnentzündung, Encephalitis* (acut«;,
t-eitrige Form), h) Gehirnabsce.ss*, i) Gehimgeschwulst*, k) Gehimparasiten *,
ehinisyphilis", ni) Gehimtuberculose*. n) multiple Skieros*'* des Gehirns, o) chro-
le degenerative Krankheitsj)roc(«.se, deren entzündlicher Charakter strittig ist; ihr
idigma sind Dementia paralytica* und Dementia senilis*.
Dazu kommen noch secundSre pathologisch-anatomische Processe, namentlich die
imerweichung (Encephalomalacie*), welche regclmä.ssig aas Gehirnembolien und
imthrorabosen sich entwickelt, feriif>r das Gehimoedem* und der Hydroccphalus"
Gehirns. Ob diese Processe auch primär vorkommen, ist fraglich.
Zu berücksichtigen ist ferner, dass oft gemischte Processe vorkommen. So können
Entzündung und Blutung combiniren („Encephalitis haemorrhagica") oder Eni-
} mit Abscess („emboli.sche Gehiniab.scesse") u. s. f.
B) Functionelle, d. h. der pathologisch-anatomischen Grundlage einstweilen
ehrende Gehirnkrankheiten. Zu diesen gehören sicher: a) genuine Epilep.sie*,
lysterie*, c) Neurasthenie*, d) Chorea*, e) die meisten Geisteskrankheiten.
Von manchen anderen Neurosen, Tetanie*, Paramyoclonus* u. s. f., ist zwcifel-
, ob sie als functionelle Gehirn- oder als functionelle Rückenmarkskrankheiton
letracbteu sind. Für die Therapie ist ferner wichtig, dass die an erster Stelle
innte Epilepsie wahrscheinlich in vielen Fällen nach neueren Untersuchungen
t functionell ist, sondern von einem kleintTcn, zuweilen vielleicht sogar mikro-
•ischen organischen Krankheitsherd im (iehini ausgeht.
2. Die aus dem Sitz der Krankheit sich erirebenden Indicationen.
[(üphirn
lii'il (Ich Kniiikhritssitz lifslimineii und il:in:it'li stilir licstimint»* Inflirai
(ichinir-liinirfric' .■lufstr'IU-n. ICs \ic<^t nuf d^r Hund, tlass diese linlirntii
iirgaiiisrhon (iehirnkrarikheiton Hinsi-hlit'Hslich dor oht-u er«'übub>n
Kpilepsic >.-h)c Rolle ■^piolcn.
Niic-li dem Sitz der Krniiklieil unterscheidet niMii folpoiiil»' iinn
den (iehinikr.'inklieiteii :
a'i [)irfiise ( Jeh irnkrank lii'i ten; sie (»rstreeken sieh oliiif hr^timuiir
«luig: iil)er weite liebiete des (ieliinis und zerstören innerhalb •lie>*«T ('?(
einen Theil der Kleniente. Kiii ausgezeiehnetes l!<'ispiel liietot «It«- Dementi.»
b) Solilfire Herderk rank unffen : sie };ren/en sich {^«'gi-ii «l;i- :
bestimnder ali und zerstören «xler verdräiiften inneriiall) eiiir^; lies;
alle oder last alle Klenn-iite. HierliiT pdiören die meisten Cir>|iimldiituiij:f»,
thrombosen. (ielitmendudien eli;.
<•) Mnlti|i|e Henlerk ran klingen, liier linden sieli nifhrf;ich total««
ftdale ZerstöruM^ren iinierlialli eines bestinuiit al>i;e,!;rpnzton <i««bfets. AI*
kann die miilliple Sklerose dienen. Iiieselbe pathnjogiseh-nii.-itoniisrb «Mb
liirnkranklieit konnnt bald solit.'ir bald imiltipel vor. Sii tritt der li<4ii
sowohl solifSr wie multipel auf, ebenso kennen wir einerseits eine niolbf^
förniigje (iehirnlues inid andererseits solit.'tre (iumtniknnteri; auch t»Mcäi
zuweilen im riehirn nniltipel auf u. s. f.
Ks liejjt auf der Hand, dass mir bei den solitäreii Hcrderkraiikmi;
sirhtsvolle Indieatinnen aus dem Sitz der Krankheit — al.so für rjiiru
greifen — ergeben. Anilererseits ist zu beriieksichtigen. ilass zwisetiHn
führten drei ria.s,seii l'ebergänge sirli nicht selten linden. I>er Grad il<'r.
sciiwankt bei den llerilerkranknnü:<'n zwiscdien den entfi-nitesten Kstr»
eine Kxtretn stellt z. B. ib'r ;di;rekapsi'lte .\bscess oder eitip ab[;ekap«'lt" 'i^
dar. das andre K\)rem bieten z. V>. rnanclii' (iliosarknnie. welche it\i\u
allenthalben sich weit in die (ieliirnsnbs|;inz erstrecken. Auch iVu- '
der Zerstörung schwankt iimerhalb weiter (irenzen. So bleiben t. B
plen Sklerose bekanntlich die .\ch.seneyliriiler meist verschont. Iiii«s<>lli> \i~''-
anatomische Kcuikheit zerstört bald in ihrem Rereicii alle Klemmt«', UM «
sie die Mi'hrzahl ((Inmma und gummöse Infiltr.-ition). Hei unb.>tinitnfi r \'r
und nicht vfdlstiiiidiger Zerstörung ist es dalier oft willkürlich, ob iniü
krankheit im speciellen l-"alle als ilitTu.^ oder als herdförmig (circui;
will, und daher wird aucli dii' ther.'ipeufische Indication .schM
hinzu. da.ss ini Verlauf mancher Hi'rderkrankungen sicIi später in i;
ililTiisc I'rocesse entwickeln (Krweicliung in der Umgebung von tiesc
durch welche die ilierapi-ulischi'ii KingrilTe, soweit sie nii.s dem Siti ili'i
sich ergaben, um ihren l'lrfolg gebr.acht werden.
Eine besoiid<Te Stelle nehmen schliesslich diejenigen fiehinikninUii
welche sich ausserhalb des Gehirns im Sch-Idelraiun entwickeln und '•"'
secujidär auf das tiehini übergreifen oder auf letzteres überhaupt nui ii
reiz einwirken. Hierher gehören namentlich die ll.iematome der I»«!
Ahscr's.sbildungen im Kereich der (Jehirnhaute, die von den Seh.ldi !
Meningen .'lusgelienden tieschwülste und ilie in den Meningen sich <-i
Parasiten. Es ist selbstversfindlich. da.ss genide für diese priinSr-rxIi
(ieliinikr.inkheiten ilie aus dem Sitz sich ergehenden Indic.ationen von h'T"'''P
Wichtigkeit sind.
3. Die syniptoniatiscluMi Indicatiunen. .\n effectiver Itd
sie lien sub 1 und ■_• genannien Indicationeii natürlich erheblich ■
mfissen sie oft noch \<ir diesen erfüllt werden, um ipinlende Be.schwct
oder drohende (iefahren einstweilen auszugleichen. Von s(dchen »miii'^-^
Indicntinnen treten namentlich folgende bei allen oder vielen (iehim
a) l.>er Symptomencomplex der ])atliologischeD (iehirni?^'
ruiig bedroht das Sehvermögen (Neuriti* optica^, oft .Huch da» 1^1"
Respirationslrihnumg) und bedingt imertrilffliche Kopfschmerzen; '
(iefährilung der Nahrungsaufnahme durch Krbrechen. l>araus
nt«lü
eri
weniligkeit einer palliativen Beseitigung de.s (iehirndruckes ilnnli
oder ohne Ventrikelpunction, eventuell .luch durch l.iimbalpunftiuii
b) Symptome psychischer Störung. Am häufigstem sii'
Ic
— 397 —
Gehimabscess]
rnkrankheiten und Herderkrankungen, welche durch Ferawirkung (Druckreiz)
' ihr Gebiet weit hinauswirken und dadurch den diffusen Gehirnkrankheiten sich
im (liehirngeschwülste). So wird in solchen Fällen bei tobsüchtigen Erregungs-
inden, selbstmordverdächtigen Angstaffectcn etc. die Kinlieferung in eine Irren-
ilt eintreten müssen, wofern nicht sehr günstige häusliche Verhältnisse eine
!jltsähnliche Ueberwachung im Hause gestatten. Durch Medicamente — Hyoscin,
ral, Ohloralamid u. a. bei tobsüchtiger Erregung, Opium bezw. Morphium bei
itaffecten — sowie durch geeignete hydrotherapeutische Maassnahmen (Ein-
ungen, prolongirte Bäder) wird man den psychischen Störungen entgegenwirken.
5) Bewusstseinsstörungen (Coma, Sopor). Diese zwingen uns, wenn sie sehr
und anhaltend sind, zu therapeutischen Massnahmen. Namentlich kommt die
hr der Herzlähmung in Betracht. Auch ist die Retentio urinae zu berücksichtigen,
dem plötzlich eintretenden Coma* des apoplektischen Insults ist absolute Ruhe-
die dringendste Indicatioii. Das Auflegen einer Eisblase auf den Kopf bezweckt
Herbeiführung einer reflectorischen Contraction der Gefässe in der Schädelhöhle.
1 kalte Abreibungen des Körpers, namentlich der Brust und des Rückens sind
leilhaft. Bei sehr hoher Pulswelle und starker arterieller Wandspainmng kommt
iderlass in Betracht. Die Nahrungsaufnahme per os hat wegen der Gefahr einer
ackpncumonic oder Schluckgangraen zu unterbleiben.
I) Temperatursteigerungen sind meist nicht so erheblich, dass sie synipto-
sches Eingreifen erfordern. In solchen Fällen aber, wo sehr hohe Temperaturen
eten, bei Gehirnblutungen vor dem Tod, ferner bei den meisten Herderkrankungen
Pons und der Oblongata, ist die Therapie ohnehin aussichtslos.
[)ie übrigen Symptome, welche eventuell eine symptomatische Behandlung ver-
en, wie z. B. Decubitus bei chronischen Gehimkrankheiten, Urinträufeln, Er-
imgs- bezw. Stoffwechselstörungen etc., sind ebenso zu behan<leln wie bei Krank-
in anderer Körpertheile. ziehen-
abscess, Abscessus cerebri, Encephalitis purulenta circumscripta. D(>r
mabscess entsteht entweder durch Trauma oder durch fortgeleitete Entzündung
ffleta.statisch. Der traumatische Gehirnabsc(t$s ist am häutigsten bei complicirten
tureu, doch genügt zuweilen auch eine Weichtheilverletzung zum Eindringen des
Qndungserregers (namentlich Streptococcus pyogenes und Staphylococcus pyo-
9 aureus) durch die Schädelknocben in die Hirnsubstanz. Zwischen Trauma und
msymptomen liegen niitiniter viele Jahre. Durch fortgeleitete Entzündung kommt
jehimabscess namentlich bei Otitis' media chronica purulenta zu Stande, seltener
ßiterungen in der Nxsenhöhle, Orbita etc. Metastatisch tritt der (jehimabscess am
gsten bei Empyem, Bronchiektasie, Lungengangraen und Lungenabscess, zuweilen
bei Endocarditis ulcerosa, Dysenterie, puerperaler Sepsis, Osteomyelitis (Ziehen),
auf. Ob primäre sogenannte idiopathische Gehirnabscesse überhaupt vorkommen,
weifelhaft. Bald ist der Gehimabscess solitär, bald tritt er nmltipel auf; letzteres
namentlich bei dem metastatischen Gehimabscess öfter beobachtet. Oft tritt Ab-
elung ein, doch kann auch ein abgekapselter Abscess noch nach Jahren plötzlich
er durchbrechen.
Hit Ausnahme mancher traumatischer Gehirnabscesse ist der Verlauf .subacut oder
nisch. Man unterscheidet zwcckmä.ssig ein Latenzstadium und ein Stadium der
festen Symptome. In ersterem beobachtet man nur leichte Kopfschmerzen,
ite Fieberbeweginigen, leichte psychische Störungen und zuweilen auch gelegent-
fliehirnabscess
— 398 -
GcUna
(lohirnabsctss meist im ü^nhläfenlappen oder im Kleinhirn auf der Seite ie
iiiiMÜn. «lor pulmonale meist im Gebiet der linken Art. fossae Svlvii lu sa
l>ie |)ia{;nose stützt sich namentlich auf den Nachweis eines der »n
aetiologisolien Momente, wie Trauma, Otitis media etc. Gegenüber dem Bis
kommt (lifferentialdiagnostisoh namentlich das öftere Fehlen der Neuritis «»
das .\uftn>ten von Fieber in Betracht. Rasches Anwachsen der S>inp«>iDr
Mielir für («'liiniabscess. Letzteres bietet auch gegenüber der traumanVJirD ?
den sichersten Anhaltspunkt. Bei Otitis media ist namentlich dann an ii«hin
/u denken, wenn plötzlich Fieber und Erbrechen eintreten und die otoskop&cbr
suchung keine Kiterretention ergieht. Da namentlich bei Kindern EitenfM
der l^aukeuhöhle oder im .\ntruni mastoideuni mitunter schwere Ciehimabscrj»-!]
\ortäuscht. soll man bei Otitis media die Diagnose auf Gehimabscess «9
wenn die Symptome trotz Beseitigung der Retention bestehen bleiben.
Therapie. Diese kann nur in der operativen Eröffnung des Abscet«««^*
Man zöger*\ sobald die Diagno.se feststeht, keinen Tag, da jederzeit ein ai
lödtlirher Durchbruch des Eiters in d.is Ventrikelsystem oder eine serondii»
Meningitis eiutnnen kann. Für die Wahl des Operationsortes kommen <& .
der topischen Diagnostik der Oehimchirurgie" in Betracht. .Vui^erdem
beachten, was oben über topische Praetlilection ang^eben wurde. Ebü«
meist ^nicht .«tets!'' der ^^chädel über dem .\bsce$s besonders peirussionsemiM
.\m b<<sten sind die Chancen Ihm dem traumatischen und otitischen Ahsrcs t
Heilungen. Körner . am schlechtesten bei dem metastatischen, weil i<iiM
in zwei Dritteln aller Fälle ^Oowers^ — multipel auftritt. Trotzdenst;
Oppenheim auch bei dem metastatischen .\bscess die operative BehandloKi
für^\orten ^Ziohen^. wofeni nicht geradezu aus den Üehims^-mptomen sich äfc
giebt. dass mehr als ein .Vbscess vorliegt, l'ebrigens würde selbst ira letnm
Mt .Vnbeinicht der absoluten Lebensgefahr an einen doppelten openiiven fi^
dacht «eixlon müssen. Ist aus irgend einem Orunde ein Gehimabscess in-^pcnM
<iiid nur die symptoraat:s<.-h*-n Indicationeii lu erfüllen. Zur Lindernnc iai
^«-hiuerfcn pdegt die .\pplication von Ki- beizutragen. .\uch lorale Blaintnta
Lonuuon in B<'tr:u'hi. On>sst\> li>-w:cht ist auf körperliche Ruhe nnd Hrtaf'
Kni:ihn:ngsfustan>les in lop-ii. liog<-n Hrbreclu^n >ind Eispillen. MorphiniaiiJHM
,«>,01 and .\nt;pyrinklysmen ,1— "- ;:" zv. verbuchen. Bei der AiisfühmK Ar^
r.uion. denn» t«vhnischo EiiU'-üi'-ii«:; ••vr. .\n:k«l <.ifhimchinir;gie aagesvliei ätj
IV'.ra -.:::•: .luch des «iehirns na?li S|nlHK<
*: K:-:.^" :st Flucniarion bald dnrcW!
K.r;:".h-::.c -i-r •.•p<>ration. Punrdowa «•
L-n::in->n nicht aufra^ben. Utf>
•.i\rti',A am meisten .Xnaatta*
zium
:.; i>iMohte;v
I ".-.r.i ;>a»i
^li;'.s>c;;b,»
ii;i» das l\!:>:rvu <;
:\ h'.x . !>aid '. rh.;".:- n
;. t" \':\'.<.\ iiich: 1'
Vi.iiiT r.;X'i:;o;i ■.;v.i;
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\ ..iV'" Ol"-' «>oi
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<i<ktnMmaeM<e
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-r •»tZ'.n.irS'r-r:«:..
r i-.z. .\if*-. Sfiw-jiäf- fl .^
- ^ : r..: fc Irr Pupc.^i. Pabbsscw^
■l:-i:- Iz f-rhw^Tcna FäOa '
Cr:., -.r-ii-il-j itr Ab»««.»
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-- .- i-.^.-T jL BfdBemcWA
:.: . >-":..-.;tii AcdHTitoi
-.•■rf.r.zip« t:« BkaR ••
...^ i;> S^3L;-.i<& Bei fcf
naemie
3Ö9 —
Gehbnuurterien]
n kann künstliche Ätbmung nothwendig werden. Dem starken Wärmeverlust ist durch
ünpackuDgen vorzubeugen. Bei mutbmasslicbem Krampf der Gehiroarterien kann Amyl-
— 3 Tropfen auf einem Taschentuch vor Nase oder Mund gehalten) versucht werden.
ZIEHEN.
snrysmen. I)io Aneurysmen der Gehirnarterieii zerfallen vom praktischen
inkt in die kleinen sogenannten Miliamneurysmen imd die grosseren eigent-
Aneurysmen. Die Miliaraneurysmen verlaufen nieist fast syniptomlo.s und
daher auch undiagnosticirt, bis eine Berstung erfolgt. Alsdann tritt der
mencomplex der Gehirnblutung auf. Ks ist daher bezüglich der Miliaraneurysmen
tikel Hirnblutung nachzulesen. Die gr0.sseren Aneurysmen finden sich fast
den Arterien der Gehirnbasis. Am häufigsten sind die Arteria basilaris und
fossae Sylvii befallen, links öfter als rechts. Ursache der Aneurysmnbildung
weder eine circumscripte starke atheromatOse oder syphilitische F>krankung
;erienwand oder eine unvollständige embolische Arterienverschliessung.
allgemeinen Symptome sind: Kopfschmerz, Schwindel, Erbrechen. Für die
»mptome ist das Schwanken ihrer Intensität oft bemerkenswerth. Das
sma der Arteria basilaris bedingt den Symptomencomplex der Hemiplegia
IS oder der Bulbärparalyse, das Aneurysma der Arteria fossae Sylvii un-
idige Aphasie, langsam wachsende, im Bein gewöhnlich am wenigsten aus-
;e gekreuzte Hemiparese. Mitunter kommt es auch zu Anfällen der Jackson-
Epilepsie, welche in der Zungen- oder Gesichtsmusculatur der gekreuzten
liälfte beginnen.
Therapie besteht in der methodischen Darreichung von Jodnatrium oder
uni. Liegt eine syphilitische Arterienerkrankung vor, so ist zugleich eine
che Quecksilberkur einzuleiten. Das Aneurysma der Carotis interna ist bereits
lolt durch Unterbindung der Carotis communis mit Erfolg behandelt worden,
mirende Pelotten scheinen erfolglos. Bei dem Aneurysma der Arteria fossae
könnte, falls die Diagnose sicher zu stellen wäre, dieselbe Unterbindung in
kommen. Für das Aneurysma der Arteria basilaris käme die Alexander'-
nterbindung der Arteriae vertebrales in Frage.
der Regelung der Lebensweise des Knmken ist alles zu verbieten, was den
len Blutdruck steigern könnte, also namentlich körperliche Ueberanstrengiuig,
Igetränke, Kaffee, Thee etc. Ausserdem empfiehlt es sich, die Flüssigkeits-
ne überhaupt einzuschränken. Täglich ist für breiigen Stuhlgang zu sorgen.
1 soll der Kranke Nachts den Kopf hoch lagern. ziehen
>plexie. Als Gehirnapoplexie oder apoplektischen Insult bezeichnet man einen
hen Bewusstseinsverlust in Folge einer Gehimkrankheit. Meist ist derselbe mit
ähmung verbunden, deren Ausdehnung sich jedoch meist erst nach Wieder-
es Bewusstseins überblicken lässt, da während des Comas willkürliche Be-
en überhaupt nicht ausgeführt werden. Die Dauer des Comas ist sehr ver-
n. Mitunter erfolgt im Conia der Tod. Apoplektische Insulte kommen bei
enjenigen Gehirnkrankheiten vor, welche mit einer acuten Aenderung des Ge-
cks verbunden sind. Zu diesen gehören namentlich 1. die Gehirnblutung*,
Giehirnembolie*, H. die Gehimthrombose*. Da die Behandlung stets von der
le auf eine dieser drei Krankheiten abhängt, stimmt sie mit der Therapie <I«'r
ilutung*, Gehirnembolie * und Gehimthrombose' überein.
ZIEHEN.
[iaeliiriiartcripii
— 4(X)
ist, so isl die klinische Diagnose oft erst reeht unsicher. Xi»r die Berü4
Actiologie fiilirt xa einer Walirscheinlichkcitsdiagnose. Demgeutäss ist «JC
Therapie der einzelnen Gerüserkrankungen nicht anzugeljen. V'cr|{l. die
sj-philis. Gehirngesch\rülste und Gehirnaneur)-smen.
tiehirnatrophie. Allgemeine Gchiruatrophie oder allgemeiner (ichirnsctiwuDil '
des Kiiidesaltcrs fast nussehliesslich bei Dementia paralytie.i und Di~'-
ist stets mit Hydrocephalus intcmiis und cxtcrnus verbunden. Bei I
sie di« Resultante der dilTuscn allenthalben verbreiteten Zerstörung >•■
Meist ist sie in der Ilinde am ausgeprägtesten. Ihr wichtigstes Symptom!
der inlelligenzdefcct. Im Kindesalter tritt sie gleichfalls zuweilen auf und^
mit Idiotie verbunden.
Partielle üehirnatrophic ist am häufigsten in den ersten Lebensjahrvti.
durch eine meningeale Hacmorrhagie intra partum, bald durch eine spätere Vd
eine infantile Herderkrankung des Gehirns: auch intrauterin scheint sie sich .'u«ri!i
wickeln. In allen Fällen handelt es sich um eine zunächst localc "■'
r.. B. durch Comprcssion, oder eine locale Zerstörung, an welche sich
schränkte secundäre Degeneration, sondern eine Kntwickelutigshemmung niiscb
erstreckt sich in Anbetracht des jugendlichen Alters über alle I'ascr- und Zrlt
mit dem primär befallenen Thcile in irgend welchem Znsaiumcnh.ing &tcbeu.
die Gehiniatrophic meist (nicht stets!) das Bild des Schwachsinus (^Dr-bilitiit, In
Idiotie). Die Therapie ist der (iehirnatrophie gegenüber fast ganz ohnniich^
Dementia paralytica* und Dementia senilis*.)
4
I. Run
(•ehiriiliintung:. IHc tlcliirnblutuug mlrr Hiiciinirrliagia ct-rubri ist fast
lirr Bfrstuiig eint't i-rkranktcii t.iehirn.'irtf.'rie. Die zu Bi.Tsttingcii weit
praedisjxiiiiriMide (lenis-siTkraiikunji ist riie Artericsklorose. l)ic Gohirntiln
vor »Ictii 4<i. Lfficii.sjalir srttfii (nur iMii riuiftid ;»IIit Fälle) und im Sciil
liäutifr. hu dii' Arti'rinsklin'oso uft erblich auftritt, ist faiiiiliales ;\uftr
liiriililutunpfn iiiclit .selten. .\ussit der Arterio.skierosf .spielen dif sj
l'jkniikungoii der Arteriemvand eine Hauptriille. Auch bei cdironischeiij
.MkiiJKili.snius, Saturnismus, kiuiimt es zrivveileii zur IJci-stiiuf; erkra
vv:iiule. Kiiillirli koinuien <li«' .allcrdiiifis im Einzelnen noch wfnig heki
«■rkrankuMf^eii liei einigen Allgerneinkranklieiteii, wio (dchf. Lcukaemid
Anaoinic, I'ur()ura, in lletraeht. Der Hersturig; geht oft dif Kildiing eine
und zwar meist eines Miliaraneury.snuis voraus. In der F<egei berg|
grossi'U basalen ArtRrien, sondern die kleineren intracerebralon Aesic, ,
ilem ("ircukts arteriosus W'illisii t^ntsiiringen. Kine weitere Prae<lisj)osit
.Xrterienberstun^ wird durch jedi' tien arteriellen Ulutdruek steijcennf
alxi tiamentlich durch llcrzliypertnuihie, gegeben. Das häufige Zu.saninicJiI
chnmischer Nephritis uml (iehirnhhitmiir. in einem Ih'ittel aller l'Ulh- der Id
beruht erstens darauf, dass beide ut't auf .\iferi(tsklernse ziirüek2iifrihr. '
aber auf der mit der Nephrilis verbuiulenen Ilerzhypertroidiio. I>ie '
veranlassung für die ßerstung ist gewültnlieh eine zufiillige jdrii/
des arteriellen itrncks, z. D. durch Muskelanslrengiing. H»>beti eiti'
wicbts, Pressen bei dem Stuhl-rang, durch Ivrhreche» oder Hiistm, w.'ihreiid fli
bitatien und namentlich auch bei l'>reginigsaffecten. Zuweilen i.st k'-inerlei li<
heitsveranlxssung nacliwei.sbar. .So kann z. B. eine (.Jehirnblutung auch im Sdil«
treten. Sehr viel selt<iner ist die von Arterienveränderungen iiuabhänpgo
(ieliindilutung. Meist ist sie itieningeal, am häuligsten e.\tradiiral . s»"lt(
sie in die Hirnsubstanz. Nicht gar selten ist sie multipel.
nie Symptome zerfallen in Vorboten, InsultsMupteme und l>au
Vorboten fehlen inei.st ganz. Die zuweilen nachträglich angegebenen
wie Kopfschmerz, Schwindel, l'araesthesie, sind nicht auf die ) Ifhirnblutung )
sonilern auf die von der allg<'meinen Arteriosklerose abhängigen Ci
Störungen inid gelegentliche prodromale capillare Haemorrhag-irn la
l>er Insult tritt bald ganz plötzlich ein, bald entwickelt er sie'
längerer Zeit. Selten fehlt er gan^. Sein Hauptsymptoni ist die B<<«l
Coma oder Sopor. In den schweren Füllen sind alle Keflex»? einscil
l'upiUarreflexe erloschen, die Sphinkteren versagen, die gesanimte K<5r
ist beiderseits völlig schlaff. In leichteren Fällen roagirt der Krank<
Hautreize und schluckt Fliissigküiten: itie Reflexe sind in solchen FS
nblatung
— 401 —
Gehirnblutung]
pflegt die Resolution der Muskeln nur auf der Seite der späteren Lähmung
tändig zu sein. Erbrechen begleitet den Insult zuweilen. Bei Rindenblutungen
en Jackson 'sehe Convulsionen den Anfall einleiten. Bei Ponsblutungen boob-
it man allgemeine epileptische Convulsionen. Der Puls ist meist zunächst
»ngsamt. Die Respiration zeigt, namentlich in rasch tödtlichen Fällen, den
yne-Stokes'schen Typus. Die Temperatur fällt gewöhnlich zuerst, um dann
t erheblich zu steigen. Im Urin kann vorübergehend Eiweiss auftreten. Die
T des Insults pflegt 1/2 — 8 Stunden zu betragen. Das Bewusstsein kehrt
t allmählich zurück. Erst nach dem Insult treten die dauernden Herd-
ptome hervor und gestatten die topische Diagnose, d. h. die Diagnose des Orts
Blutung. Diese Herdsymptome bieten entsprechend der Verschiedenheit des
kheitssitzes grosse Verschiedenheit. Da die Gehirnblutung am häufigsten im
ich der Arteriae lenticulostriatae stattfindet, wo sie die Pyramidenbahn, Bahn der
;ürlichen Innervation, zerstören muss, ist gekreuzte Hemiplegie weitaus das häu-
! Symptom. Mau bezeichnet sie als vollständig, wenn auch Facialis und Hypo-
us betheiligt sind, im anderen Falle als unvollständig. Seltener ist die Blutung im
ich der Arteria chorioidea, welche die sensible Bahn zerstört und daher gekreuzte
ianacsthesie bedingt. Sehr selten sind Hindenblutungen; sie sind meist von
cson 'scher Epilepsie begleitet. Blutungen im Hirnschenkel bedingen die Hemi-
a alternans oculomotoria, d. h. gekreuzte Extremitäten- und Facialislähmung und
hseitige Oculomotoriuslähmung, doch überschreitet die Blutung gerade hier häufig
Sebiet der Pyramidenbahn imd fügt noch weitere Symptome, z. B. gekreuzte
ianacsthesie, hinzu. Ponsblutungen können die Hemiplegia alternans facialis, d. h.
juzte Extremitäten- und gleichseitige Facialislähmung, bedingen, öfter findet man,
die Blutung auch auf die Haube und mitunter auch auf die andere Seite über-
t, auch sensible Störungen und eine bilaterale Lähmung, üeber die Blutungen
Br Oblongata ist der Artikel Bulbärparalyse zu vergleichen. Kleinhimblutungen
riassen oft keine Danersymptome: zuweilen bleiben Gleichgewichtsstörungen zurück,
n der Regel sind die Herdsymptome anfangs etwas ausgedehnter als später. So
achtet man bei der gewöhnlichen Gehirnblutung im Bereich des Streifenhügels
in ersten Tagen oft ausser dem directen Herdsymptom, der motorischen Hemi-
e, auch eine vorübergehende Femwirkung auf die benachbarte sensible Bahn in
ilt einer leichten vorübergehenden Hemihypaesthesie. Der weitere Verlauf ge-
t sich je nach dem Umfang der Blutung sehr verschieden. Oft erfolgt eine
ame, fast vollständige spontane Restitution. Oefter ist die Restitution niu* un-
tändig oder bleibt ganz aus. In diesen ungünstigen Fällen kommt es stets zu einer
lannten Contractur, d.h. die gelähmten Muskeln gerathen mehr und mehr in
unwillkürlichen Contractionszustand , welcher auch die passive Beweglichkeit
rollständig aufhebt und die Glieder in bestimmten, z. Th. selir behindernden
mgen fixirt. In der OberextremitUt überwiegt gewöhnlich die Beuge-, in der
•extremität die Streckcontractur. Der Eintritt der Contractiu- erfolgt meist 4 bis
)chen nach dem Insult. Er kündigt sich meist schon in der 2. und 3. Woche
i Fassklonus an. Die elektrische Erregbarkeit der gelähmten Muskeln bleibt
in den ungünstigen Fällen mit sehr seltenen Ausnahmen durchaus intact. Im
! der .lahre entwickelt sich allmählich eine sogenannte Inactivitätsatrophie.
»ie Diagnose bict<>t im Insult oft grosse Schwierigkeit. Zunächst kommt die
•Scheidung von dem analogen Insult der Gehimembolie und der Gehirnthronibose
itracht. Bei Kranken diesseits des 40. Lebensjahres, namentlich wenn zugleich
[Uohirnblutunf; — 403 — G«UnWi
Thorapio: 1. Prophylaxe. Aus den obigen actio] o^isrhrn Ansah«,
sich. woU'lio hulivitluon bodroht sind und welche GelegenheitsveranlajsünzfE ;
nioidon sintl. Goradc in dieser Richtung werden bestimmte Verordnun»« v
oft «ntorliisson. Pa es auf Herabsetzung des Blutdrucks ankommt, wird ms:
die Flüssigkeitsaufnahnie einschränken und Kaffee, Thce. Alkohol wie üi-
alle bliitdruckstoigernden Nahrungs- bezw. Genussmittel verbieten. IVm Jr:
ist eine iM?in liehe Autinerks:uukeit zu widmen (saliuische Abführmittel T:. .X-i
gontliche Verabreichung diuretischer Mittel ist empfohlen ■worden. I>em m
sehen l'roeess in den .-Vrterien versucht man durch Jodnatrium ent^esenzatntr
giebt monatelang mit öfteren PausenO.2— 0.3 g;>TO die. Auch jodhalr^i-SI
Wässer sind vortheilhaft. Durch leichte Hautreize, vorsichtige kühle Wä^:
eventuell auch kühle Fluss- und Sitzbäder, kann man ebenfalls die Hinic!-
siünstig beeinflussen, ebenso durch Leibmassage imd langsame passive Gt^
Körperliche und geistige .Vnstrengung. affective Erregung. Aufenthalt in
Käuuien. Bewegung in starker Sonnengluth sind gefahrUrh und zu venneitia.
•J. Im Insult. Die dringendste Verordnung ist .absolute Ruhe. Passive isii
Hewegungen sind zu imtersagen. Man lässt den Kr.-mken daher nicht erst anszi?!:
von Zimmer zu Zimmer transportin-n. sondern improvisin ein Bett am Ort i^
oder in nächster Nähe, öffnet die Kleider, um die .\thmung von jedem Hin*:
b«'ft>>ien, und legt den Kranken mit erhöhtem Kopf und erhöhten Schultern wi
nieder. D:«s Zimmer ist kühl za halten. Alles Einreden auf den Kranken i»; :
meiden. In /« «•■.ter Linie ist ein Versuch zur Herabsetzimg des Blutdrucks kc
Hierzu :<t ein .Vderl.-iss. ca. lt>i— lö<i g .in der V. brachialis. am zWir^kdieiL:
do»h i<t er »r.ir dann g'Stattet. wenn erstens die Diagnos«' auf GehimblaK:
>io!:er feststeht — da er !e: Oehimthr.^mbose äusserst nachtheiliir wenlec wl
ur.d x\<i::'. .-»t-teiis die IViIswoiie regelmässig, sehr hoch und schwer nnteri*
iM. 1 ;-.i'.gs;u'.ier «:r\i die HtT;;l>se!r;;ng di-s Blutdrucks durch Abinhrmittel tmdK
]xc-\ icetührt. l.eMer si;ui :!■.:: dor H"hv d« Insults erstere nicht anwi.-ndbar. i
c« v.v.j.-.v<e'>. .r.xer'.ässice su; o;;:a:-.e Atf-rihrniittel nicht bekannt sind. PiloLvp
;.h-;!e;:e Mitie! *:".d lo»:.::k'.:v::;. ö;i sie ieich; Erbrechen her\-ormfen ucd letzt«
i;:v.v.-.:-c ^ t r<:;.rkr Mar, :r.-..>> .•:;i:;- r :::• A'.lg^n-.eiiten ir.rt der Verabreichunz von :ä>\
vio". •.■.•.".vi «i-.-.;rv ti^vhe:'. Mi::!:'." s: "..ii-.ce w.ir:e::. b'is d.is Coma soweit z«^wichrn b
.;.T Kr-.;v\e «iori'r sohlr.ck:. Nv.r iei S'iir rlefem. anhaltendem Coma ist «
:;.•.':, V.'.:;. ,>: o-r >>•:•..•.■.:•. .^.'v.ü',' üv.rr. •■.:-•■ Nssv ••■-:" Abfühnniitel und evenisrl
1 • '>■.:■:••.••.■,•". V.-. i',: •• ^'.■.^■.r. -.■••.:-.;:'.':itt::. >-r-.:->n-er5*ändIiehe Voraassetnu
.i .-.- :> V,v- :.::\; >', v;::>< .i-r Ar:: vi!- Mr:i--.:;k »ier S<>::deneiiifQhr!ins. wei'
:?.«;>>:> - ;• : v>: — : :: ivTÜr-" ^<7 —Ar" is:. vollstindis behrtröcht
-• . • • :r.:: \.:; ^^•..rc. •« c--"-^- ■ >■ - ~ "• -"- •-■^~ ^'-^^-ch rinj abzostekei
l--. - ■: •-.■.•;.•■,■,- .vi -::,r:N:.-- <"..:-•.,—;••. irr HLr^Äfisse herbr-izofühm
. -: r >, .■.^; .•.,■,•..:•.■. K.- : ; .:* ''~ ■*- ••'■-'■•"-";' Krp/Tiiiinjectii-.nen irgend w
: " ^ ■ >: r :. . :.■.•.; .•.■,.-:■.. .s: ST.ir :" . :- .r.a::. Zwieckmissia-r i^t die
>■::■:-•;■ : K r: r ■.:-:..-. >- -:vr?as:tT a:if' Nacken.
^^ .■.:•. 7- ^ -. . :-:.--::- 4 ^r:^..;en ^^mpfMleae
~ ' ■ ' "^ ^ .. ' -••-:• • --• " Aueh die- bei oU-rfiSr!
'.-•. T . ..- ; - -.T- --.i-re" ist nicht lu i
^ '^ . .-^ . .. - ■. : -. »- -<s-.- f-"-". *■:# dl-' !^fc;:;ckst
■■ ^ ~ , • -^ ■ ■ .■■ ■. s" A »:;"": ciet't man sc
'• " ' - • " ■-•-"- t-;swass^-r. Aik«4
- _— " He: iTwsfr Er
" - .■.:'. ■" 'kfc.ysma 2 g.
"•^ ^ -. - - - - : -■ .r :-.::.;■; >-t^ Kra?.i;«pfr
■ ' - ■• v^-;-- wrrdjn >s
. ■ • - .- '■-": -::r c> H*«i;
> ^ ^ -■- "* --_ -i'-E aripffüfiitef
» " ^ - ' - - ; : •. r*. 5r — .••rria~* jr*
> . - • • ,- , ■":: 7i^.. ^ji^ j^
- - - ~- - . r- - >;iw-rr«rc Issalna I
- " "^f-" >• laaäAs
' - . - , . > :r >.- .v-^lven B««fdi(
- --• -^ "— •: lam» Cirt
[(jehirnblutiin^
— 403 —
(ieliirnbruch]
zu jtriif'on. In »tor 3. oder 4. Worht; ISsst sieh meist schon feststellen, ob eine
leidlich vollstiiiulige Kfifkkehr der aetiven Bewegliehkeit oder ol» d;us Bestehenbloibon
der LähinuiiK und dnniil (lontraotur zu erwarten steht. Galvanisation des Kopfes
ist nutzlos, wenn nicht p^fiihrlich. Zur i3e.schleunigung der Resorption sind die ,lnd-
salze eiii|ifohlen worden, 0,5 Natrium jodatum pro die.
Im ersten Fall, bei spontaner Rückkehr der aetiven Beweglichkeit, beginne man
in der a. Woche, um den Heilungsprocess zu beschleunigen, mit leichter Massage,
ca. 10 Min., und leichter passiver tJymna.stik, ca. 5 Hebungen pro Gelenk. Auch
ist eine kurze Faradisation der gelähmten .Muskeln mit schwachen Strömen statthaft.
Forcirte active Bevvegungsversuclie sind imbedingt zu widerrathon.
Im zweiten Fall, bei Ausbieiben einer Bejiserung und drohendem Eintritt der
Contnwtur, sind zunächst active Bewegiuig^'n der gelähmten Glieder, namentlicli also
auch Gehversuche noch wochenlang zu verbieten, bezw. möglichst einzuschränken.
Die .Massage und auch die Faradisation unterbleibt besser, weil beide das
Zustandekommen einer ('ontractur liegünstigen. Vortheilhaft ist hingegen eine regel-
mässige passive Gymna.stik, am besten 2 mal täglich, je ö — H Uebungen pro Gelenk,
und eine tägliche Galvanisation. Letztere geschieht in Form der Kathodeubeliand-
lang, anfangs dreimal wöchentlich, sjiäter täglich. Die Anode wird an einer indiflTe-
rrnten Stelle aufgesetzt. Man be.schräukt die Reizung auf die Antagonisten derjenigen
Muskeln, welche vornigs-weise iu Contractur ger.nthen. Man galvanisirt also nament-
lich den Heltoides, den Anconaeus, den Supinator longus, den Extensor carpi und die
Extensores digitorum am Arm, den Biceps und den Tibialis anticus am Bein. Häutige
Stromunterbrechungen sind zu vermeiden. Es genügt eine Stromstärke, welche eben
t'iiii' Muskelcontraction hervorruft. l)ie Sitzung soll im Ganzen nicht über 12 .Min.
dauern. Die I-age des Gliedes ist öfter zu wechseln. Hie Stellung, welche der
gefürchtvtcn Contractur entspricht, ist möglichst zu vermeiden. Bäder sind nicht
ungefährlich. Nur bei jugendlichen, herzgesunden Individuen sind Mxssagebäder
und namentüch Moorinassagebäder statthaft und zuweilen vortheilhaft. Erst später,
nach <j — H Wochen, i.st auch eine methodische active Gpnn:istik statthaft. Doch ist es
auch dann noch gerathen, zwischen den einzelnen Uebungen gros.so Pausen einzuschalten
und die Bewegungen nicht zu forciren. Ist die Oontractur zur vollen Entwicklung
gelangt, so ist immer no<'h eine Fortsetzung der passiven Gymna.stik und der Kathoden-
behandlung am nussichtsvollsten. Die Zahl der Uebungen pro (Jnlenk kann bis
auf K() pro Tag gesteigert werden. Alle Uebungen sind möglichst langsam auszu-
führen. Die activen Uebungen sind so einzuricIUen, dass die active Innen-ati(ui
namentlich den .Antagonisten der verkürzten Muskeln zu Gute kommt. Massago und
Faradisation sind auch jetzt noch von zweifelhaftem Werth. Letztere ist je(h>nfalls
auf die -Antagonisten der verkürzten Maskeln zu beschränken. Bäder von 20^27"
wirken wenigstens vorübergehend günstig, Dauer bis zu 20 .Minuten; während des
Bades sind Eiscompressen auf den Kopf zu legen. Bei Herzkranken sind sie contra-
nidicirt. Der späterhin sehr störenden Contractiu- der Wadeumusculatiir beuge man
Kchon früh durch einen Scliienenverband vor, welcher den Fuss in rechtwinkliger
llung zum Unterschenkel fixirt. Auch gegen ausgebildete Contracturen kommen
irende Verbände in Betracht, eventuell auch Tenotomie.
Hei längerem Liegen ist von Anfang an durch Wasserkissen, öfteres Umlegen und
«ii-sinficirendc Waschungen dem drohenden Decubitus vorzubeugen. IJegt Arterio-
sklerose oder syphilitische Gefässerkrankung vor, so giebt man von der 2. Woche ab
Jodsalze, hei Arteriosklerose 0,2 —0,8 g, bei syphilitischer Gefässerkrrmkung I, später
2 — 4 g prn dir. Bei letzterer kommt auch eine linmctionscur in Frage. Etwaige
Aph:u«ie, bei linksseitigen Gehirnblutungen, ist durch methodischen Sprachunterricht
zu bekämpfen. Eine besondere Hehandlung verlangen oft auch die p.sychischen
Erregungszustände in dem Nach.stadium. Chloral und ('hloralamid sind nicht räthlich.
Ainh Paraldeliyd und Amylenhydrat wirken nicht günstig. Meist genügt Natrium
hromatum, 3 bis 4 g. G<'gen die öfters sehr lustige Schlaflosigkeit verordnet man
1 g Trional in heisser Milch. ziehen
Oehirubmcli, Ilorni.i corebri, besser Rnccphalocole genannt, bezeichnet einen Vorfall
de» >(liä(k'lii]li.-»lls. Kr ist fast stets angeboren, oft mit ;iiidureii Missbildungcn (Rhuchischisis etc.)
vergi'sellscli.iftet. Man unterscheidet 3 Formen: 1. Meningoeele. Der Vorlall enthält nur
di« Dura: im vorgestülpten Duralsack fmdet sich eine seröse Flüssigkeit i. Encepbalocele.
26»
m
[Uehimbruch
404
(ichimckir
Der Vorfall enthält ausser der Dur.i einen soliden Zapfen vorg>Jtallcner *icbininM
3. Uydreucephaiocele. Der Vorfall enthält ausser der Dura eineo grösseren IM)
(icliirnsubstanz mitsammt einer Ausbuchtung des Gehirnventrikelsystems. 1
1. Die Meningocele ist erb.scii- bis kindskopfgrosa, durchscheinead. breit um
selten gestielt. Fluctuation ist oft fühlbar, Pukation zuweilen sichtbar. Anbal'.eD4«D
auf die Meningocele bedingt stets eine merkliche Verkleinerung. Doch ist bei di>:srsi \i
grosse Vorsicht geboten. Praedilectionsstellen sind namentlich das Hint'"' '^30
Nacken, seitliche Fontanelle und medialer Augenwinkel. Grössere Meiiiii ^^^1
zum Tode, kleinere können srmpt<>mlos vcrlnufcn. Die Therapie ha;. ...^.t...iij^^|
cntJiprcchendc Schutzbindeo etc. die Meningocele gegen mechanische Insult« l^^B
Damit kann zweckmässig ein leichter continuirlicher Druck verbunden Verden. ^H
tische Operationen sind noch nicht versucht worden. 1
3. Gucephalocele stellt eine meist über taubeneigrosse Geschwulst dar, attM
teigig anfühlt und stets Pulsation zeigt. Bei Compression treten rasch schwere (M^l
Symptome ein. Grfissere Encephalocelen führen bald zum Tode, kleinere verUtnIBH
meist unter dem Bild des angeborenen Schwachsinns. Häufig beobachtet tnan Knmp!l
und spastische Lähmungen, deren Ort vom Sitz der Encephalocele abhängt. Di* TbsB
beschränke sich auf .Schutzvorrichtungen, bei Vermeidung jeden Drucks. 1
8. liv drencephalocele ist bis kindskopfgross, zuweilen gestielt, bald don^HH
und fluctuircnd, wenn die vorgefallene Gehirnsubstanz stark atropbirt ist, bald I^^M
Druck verkleinert die Geschwulst, führt aber leicht zu Gehirndrucksymptomcn. f utJ^H
feJilcu. Das Hinterhaupt ist die wichtigste Praedilectionsstelle. Aui'h zwischen SftS
Nasen-, sowie Stirn- und Thränenhein ist sie relativ häufig. Im Gegmisatz zu der Ka«!
cele wächst sie auch nach der Geburt gewöhnlich weiter. Das Krankheitsbitd ist gc«4
noch schwerer als dasjenige der Encephalocele. Die Therapie ist machtlos. 1
«KBB.I
(Jehirnchlrnrgle. Für die Ther.ii»ie der Gphirnkmiiklipitpn kommt zuerst dif FrJ
Bctr.K-lit; Bei welchen (idiimkninkheiten ist ein chirurgischer EinKTiff aiisna
zweitens die Frage: Wo h.it der |-",inf:rifl' stattzufinden? Ist die erste FragaÄii
entsi-iiit'di^ii und zweitens die to[)i.^clnj lUn^nose gestellt, so lileibt dritteiiriH|
Fnifre der Technik zu entscheiden. Diese dritte Frage gehört der specidl«ii CkU
an. Es bleibt sonach nur die Besprechung der beiden ersten Fragen. i
1. Bei welchen Gehintkranklieiten ist ein chirurgischer Kingriff iudicirt>j
Zahl dieser Indicatiotieii ist in den zwei letzten .Jahrzehnten sehr gowackseUH
unter dem Kinflu.ss einzelner Erfahrungen sehr geschwankt. Die H.nuptinilioati^^|
a) (iehirnabs<'e8s. Die Freilegung der Gehirnoberflächo und KnllfiinM
Abseesses ist unbedingt indicirt, wenn eine tojjische DiagDO}>e möglich tsi|]
auf Grund der tojiischen Diagnose angenommene Kr.iukheitssitz nicht im ' ' - "i
gelegen ist luid eiidlicli, wenn er solitär ist oder wenigstens die Sin
Abseesses nicht feststeht. Dabei wirii mau die Fingerzeige, \\elche die huküJH
liehirnabscesses* bezüglich der Loi-alisation giebt, niitberttcksichtigen. ßcst^H
tulosti anderer Körperorgane und sonach Verdacht auf tuberculöson Chanktfl
Abseesses im Gehirn, so wird man von der Operation Abstand nehmen. ]
b) Gehimgeschwulst. Hier ist die Indicatiou.sstellmig viel coinplicirter. 1
bediugt ist eine chirurgische Intervention behufs Ex.stirpation der Ge.schwulst gea
wenn die Geschwulst oberflrvcliUch oder n.alie der überdache des Gehirns nml 1
an der Ha.sis oder im Gehinist.anun gelegen ist, und wenn die Geschwulst pm
ist oder wenigstens die maligne Natur, Tuberkel, üarcinou», nicht feststeht ]
Ausnahme bilden nur die sypbititischen Geschwülste, hei welchen stets ruertlJ
sperilische Beh.andhmg einzuleiten ist. Englische Autoren habon je<iocli ml! I
betont, dass bei Erfolglosigkeit der s]»e(;ilTscbeu Therapie auch bei syphilitiflM
hirngeschwülsten die Exstirpatioii ins Auge zu lassen ist. Liegt die ^^|
lief öder .an der Basis des Gehirns oder im Gohirnst.nnim oder ist der nialtpiM
rakter unzweifelhaft, Met.'Kslasen o<ler primilre Geschwülste in anderen Itnomiw
ist auf die Exstirpation zu verzichten. Trotzdem ist wenigstens Kröffnung dei9H
höhle und .Spalfnng der Dura auch in solchen Füllen dann indicirt, wenn ^^H
drucksteigeruiig so gross wird, dass sie das Leben bedroht oder unertrftgU^^|
schmerzen bediugt oder d:is Sehvermögen durch Neuritis optica gefähnl<^^|
bereits in mehreren derartigen Fällen gelungen, dem Kr.inken durch sjinp^^H
Schädeleröffimng einige Monate und sellist .lalire ein erträgliches r).-!.«)«!!!^^!
lidw Arbeitsfähigkeit zu erhalten. .Allerdings concurrirt mit der äcliridelerfl^H
diesen Füllen die Lumbalpunction*. ^^M
[Oehimchirurgie — 405 — Gehirnchirurgie]
c) Gebirnpnrasitcn. Hier bietet in oberflachliclier Lage die Operation selir
gute Chancen. Die Indication.s.steliung entspricht sonst ganz derjenigen der Gehirn-
geschwülste. Von letzteren lassen sie sich ohnehin diflferentialdiaguostisch während
des l>ebens und vor der Operation kaiun unterscheiden.
d) llaematoin der Dura niater. In Betracht kommen zunächst traumatische
Zerreissungen der Arteria meningea media. Sie indiciren unbedingt einen möglichst
zeitigen chinirgischeu Eingriff. Complicirter verhalten sich ältere Blutergüsse in die
Dura mater, also die Haematome im engeren Sinne. Sie liegen meist der Innenfläche
der Dura auf und sind durch bindegewebige Membranen abgekapselt. Operation ist
dann statthaft imd räthiich, wenn ausgesprochene Herds>7nptome vorliegen und sonach
die Verrauthmig gerechtfertigt ist, dass ein leidlich abgegrenzter Bluterguss vorliegt.
Auch soll mau nur operiren, wenn Stauungspapille vorliegt. Fehlt diese, so ist der
Bluterguss zu unerheblich, als dass die Operation Nutzen stiften könnte.
e) frische Gehirnverletzungen. Ist der Scliädelknochen in s<dner vollen Dicke
gesprengt, so ist die chirurgische Intervention ohnehin selbstverständlich. Sehr be-
achtenswerth sind jedoch auch die Fälle, in welchen die Schädelknochen äusserlicli
nonnal scheinen, jedoch ein Stück der Lamina vitrea auf der Innenflüche abgesprengt
und in die Gehirnoberflächo eingedrungen ist. Es verräth sich dies durch intensive,
von einem umschriebenen Centruni ausgehende Kopfschmerzen, besonders intensive
Dnickempfindlichkeit «lorselben umschriebenen Stelle und mehr oder weniger heftige
Reizsymptoine bei geringen Ausfallssymptomen. Die specielle Natur dieser Keiz- und
Ausfalls-syniptome hängt von dem Sitz der Verletzung ab. In einem Falle, in wel-
chem die Sehsphaere verletzt war, wurden G<^sichtshallucinationen, in einem anderen,
in welchem das motorische Anncentrum verletzt war, Clonus des gegenseitigen Arms
bei geringer motorischer Schwäche beobachtet (Ziehen). In diesen Fällen ist
spätestens nach einigen Wochen der Schädel über der bezeichneten Stell»; zu öffnen.
Wartet man länger, so riskirt man die Entwicklung eines Absces.ses.
f) hn allen Fällen von Epilepsie, welche denjenigen der genuinen Epilepsie
im Allgemeinen gleichen, jedoch dadurch ausgezeichnet sind, da-ss der toniseh-klonische
Krampf stets in einer bestimmten Muskclgruppe, z. B. in der Zeigefinger- und Dati-
monmusculatur einer Hand, beginnt. In solchen Fällen ist die Operation jedoch lun-
dann vorzunehmen, w«!nn erstens eine 1/2 — 1jährige methodische, peinlich genau und
consequent durchgeführte nicht-operative Behandlung, Diaet, Flechsig ".sehe Kur,
Krankenpflege, zu keinem befriedigenfien Resultat geführt hat, und wemi zweitens eine
ausgesprochen»! Dementia epileptica sich noch nicht entwickelt hat. .lahrelanges l>(j-
stehen der Epilepsie schmälert zwar die Au.ssichten erheblich, bil<h>t aber, wof»rrn nur.
kein beträ»-htlich«>r Intelligenzdefect eingetreten ist und wofern d»'r Anfall noch stets
in derselben Muskt.'Igruppe beginnt, keine ContraTndication. Die Kin»le kann makrosko-
pisch gesund erscheinen und doch mikroskopisch be<leutend verändert sein (Menschen).
Die Operation besteht in allen diesen Fällen in der Excision »1er Kinde <lesi»!nigen
Centrums, von welchem die den Anfall eröffnentlen .Muskeln abhängig sin»l. S»» ist in (h-ni
oben angeführten Beisi»iel das motorische (Jentrum der Daumen- und Zeigefingermuskeln
exstiq)irt worden. Die Aufsw.hung und Abgrenzung dt^s Centnnns ges»'1ii»'lit in be-
Icannter Weise mit Hülfe des faradischen Stroms. Oli »iin»> vollständige Abtragiuig des
bczflglich«m Centmms räthiich ist, i.st noch strittig. Man riskirt jeti»»nfalls l)ei »'iner
solchen eine Lähmung, wird also, wofern es sich z. B. um ein Centrum »les rechten
Arms handelt, doc.h vorsichtig sein müssen. In der Naclibehan»llung wird in »h-n
ersten Wochen zw«!ckmässig noch Natrium bromatum in mittleren Dos»'n gegehtMi.
Wodurch die Operation gelegentlich in solchen Fällen günstig wirkt, ist noch zw<Mfel-
haft. Zuweilen mag es sich um kleine encephalitische Herde handeln, welche durch
die Operation entfernt oder in irgend einer Weise günstig beeinflu.sst werden.
Die Indicationen, welche für d.as Eingreifen des Chirurg»Mi aufgestellt worden sind,
sind hiermit noch nicht erschöpft. Man hat gelegentlich bei Hlutinig«in und Erwei-
chnngsherden den Schädel eröffnet, auch hat man bei Hydrocephalus »ien Ventrikel
Sunctirt. Die bislang vorliegenden Ergebni.sse tragen zur Empfehlung di»!s»!r
ndicationsstellungen wenig bei. In Amerika ist sogar bei Dementia paralytica der
Schädel geöffnet wonlen, und Burkhardt hat l)ei chnmi.scher Paranoia Kindenexcision
im Bereich derjenigen corticalen Sinnessphacre empfohlen, auf welche »lie ersten
Hallucinationon hinwiesen. Bei dem diffus»!n Charakter bei»ler Krankheiten ist »lie
Indicationsstellung principioll verkelirt. Endlich hat man bei mikrocephalun idioti-
[(j(^himellirurgie
— 40« —
Gel
sclu'ii Kinileni die KraniokldiinV, tforadliiiit; oder ln[>i)f'nfrirmig (Lamu'lHog)
pfoliliMi und auch in fast KH) Fällen ausgefiilirt. Man ging von iler Vor»(
aiiK, (l;u!.s verfrühte Nahtsynosloseii den Schädel zu früh schlüsspu und da^
waclisthum behinderten. Ivs f^elit jedoch aus EiOiirno vi lle'R Stati-stik
diese Synostosen eine sehr untergeordnete KoUe spielen. Auch hebt die
die Wachsthumsbcliindcnni^ nur für kurze Zeit auf. Man wird also .lu
dication mit ^ro.ssem Misstrauen begegnen, zumal auch Verschlimmer
Operation nicht selten sind (11 von 72 Fällen Beck'.s).
Bisher war nur von .solchen Füllen die Rede, in welchen eine sich«
seheinliche Diagnose des Krankheitsprocesses, oi) Geschwulst oder Abs
stellt werden kann. F-s bleibt ein grosses Contingeut von Fällen,
solche Diagnose des Kraiikheitsproce-sses nicht, wohl aber eine
seheinliche Diagnose des Krankbeitssit/es möglich ist. So kann
zwischen einem Frweichungsherd imd einem Absce.ss seh\v;uiken,
Herdes unzweifelhaft feststehen, z. B. im .\rmcentnini der einen H'-inisplu4
einen F^rweichungsherd wäre die Oiier.-ition nicht iiidicirt, für einen Abscess en
indicirt. In solchen F'ällen hat die Operation dann stattzufinden, wenn dl
bedroht ist oder wenn eine c.onse(|uente, nicht-operative Behandlung ve^
Ist die L)iagtios(! des Sitzes des Kr.inkheitsherdes unsicher, so ist es iwe<
in nicht unmittelb.ir bedrohlichen F'ällen die Operation aufzuschieben, bis d
dienere Herd.syinptonie gestatten, den Sitz des Herdes sicherer zu diani
Sobald irgendwie bedrohliche Symptome eintreten, so ist auch ohne sicher«
Diagnose eine explorative Knift'nung des Schädels an derjenigen Stedle gebt
welche die Aetiologio (Gehinial)scess!) und einzelne etw:i vorh.Tndi-n'^ Si
binweiseii. Zur Vornahme der Oper.ition und, wie aus dem Vori i
auch zur Indicationsstellung ist die Beantwortung der oben an z\ i
geworfeneu F'rage unerüisslich.
2. Wo liegt der Herd und wo hat daher der Eingriff st.iit.ü
Bei dem Gehimab.scess und einigen wenigen anderen Gehirnkrankheifcfn (
Aetiologie bereits einen bestimmten Hinweis, hi den mei.sten Füllen ist j«
Diagnose auf den Sitz des Herdes imr aus den Herdsymptomcn herzuleiten. I
atif die Herdsymptome gegründete topische Diagnostik gelten folgende Hauj
a) Der Knmklieitssitz ist im Gehirn und nicht im Rückenmark zu suclid
Hemiplegie o<ler halbseitige SensibilitätsstOrting oder Hemianopsie besteht od
Anfälle der sogenannten .lackson'scheti ]'>]iilepsie oder die die.soii im Kiniil
gel)iet entsprecliendeti Hallucinatioiien aiil'lreteii oder eine Lähmung /:
FiXtremität oder in einem l'"aci."ilisgel)iete aviffritt und alhnälig in i\>-> i
niotorischen Cetitren der Gehirnrinde sich ausbreitet oder en«llicb .\|'ii. .
stellt. Hiermit sind selbstverständlich flie difTerentialdiagnostischen M.ikin;
nicht erscjiiipft. So kaim z. E. eine F.rkrankung des Gehinistaninis zMweil
l'araplcgie bffdingen, z. B. Gehirnblutung*, währeiiil andererseits, alleniin
selten, eine spinale Hemiplegie vorkommt. Besoiulers zu beachten ist, «las»)
liralen Lähmungen, mit Ausnahme der ba.saleu Lähmungen der Cichimiia
f.T.st stets die elekiriscbu Krregbarkeit iiitact lassen. Die Sehnenphaeuud
den gelähralen Gliedern meist gesteigert, die Himtrollexo herabgesetJtt.
sensiblen Störi/iigen >iiu! durchweg halbseitig.
b) Die Firkranknng ist dilfus und daher für einen chinirgisrhen
geeignet, wenn ein inerklichef Intclligenzdefect besteht. Dabei ist jedofH
achten, dass die „Deiikhemnumg-' bei (iehirngeschwülstcn sehr oft einen liiU
defect vortäu.scht. Zerstreute, riiidit auf einen Herd beziehbare Symi
auf difliise F>krankung oder multiple Krankheitsherde und contra'in4
gleichfalls einen o[ierativen Eingriff.
e) Die Herderknuikung liegt wahrscheinlich in der Gehirnrinde oder
bar unter der Gehirnrinde, wenn Anfälle Jackson'scher Epilepsie
Hallucinationen, bei sonst intacter f'syche, auftreten. Erstero
Erkrankung der motori.schen Zone, letztere auf eine Firkranknng ein«
Krankheitsherde in der motorischen Zone bedingen aus.serdeni Lähi
gigen .Mu.'iculatur. Die Localisation der Lälmmng erlaubt einen ■ "
sclduss auf ileii (Jrt des Krankheitsherdes. Die nebenstelienile Figu
oiuzelnen motorischen Centreu wieder. Vollständige Zerstörung viucs
, da«<<
[Oehimcbinurgie
— 407 -
GehimchirurgieJ
dingt vollständige Lähmung, unvollständige Zerstörung Parese. Ist ein Centruni voll-
ständig zerstört, so betheiligt es sich an den Anfällen der Jackson'schen Epilepsie
nur mit tonischem Krampf; eine Ausnahme von dieser Regel bilden solche Musknl-
gruppon, welche gleichseitig und gekreuzt in der Gehirnrinde vertreten sind. Zer-
störungen des Fusses der linken imtersten Stimwindung und auch solche der Insel be-
dingen, wofern sie vollständig sind, Aphasie. Selten fehlen bei Krankheitsherden in
der motorischen Region Anfälle Jackson'schcr Epilepsie. Oft findet man sie auch
dann, wenn der Herd in der Kähe der motorischen Region gelegen ist. Da die
meisten Herderkrankungen der Rinde zunächst auf ein, höchstens zwei Centren sicli
ausdehnen, aber oft allmählich zunehmen, so hat man zunächst eine Monoplegie vor
sich tmd beobachtet eine allmähliche Ausbreitung der Lähmung bis zur Entwicklung
einer vollständigen Hemiplegie oder Homiparese. Bei Krankheitsherden in den corti-
calcn Sinnessphaoren können Hallucinationen oft auch fehlen. Zerstörung der Soh-
sphaere im Cuncus bedingt gekreuzte Hemianopsie, Zerstörung der Hörsphaere im
Schläfenlappen gekreuzte Taubheit, Zerstörung des hinteren Abschnittes der linken
obersten Schläfenwindung sensorische Aphasie, Zerstörung des Gyrus uncinatus gleich-
Beitige Herabsetzung des Geruchs und endlich Zerstörung des oberen Scheitelläpp-
e SulCQS centralis, fi S. fronUliii inferior, fm S. front, med., fo 8. front. Hup.. ip S. intraparletalis,
c Fissura oceipitalin, oa S. oeeip. ant., oi 8. uecip. iuf., pi S. praecentralis inf., ps S. praeccntralis sup.,
po H. poRteentralis, po' S. posteentraliti sup. (= retrocontralis). Sa, Sin, Sp die U Aeste der Fossa Kylvii.
ts S. temporaÜH sup., ti S. temporalis inf.
ehcns gekreuzte Aufhebung des MuskelgefQhls. Hemianaesthesie scheint l>ei reinen
Rindeuerkrankungen nicht vorzukommen.
d) Die Herderkrankung liegt wahrscheinlich ausserhalb des Gehirns und liegt der
Rindenoberflächo auf, wenn lange Zeit corticale Reizerscheinungen — Anfälle Jack-
Bon'scher Epilepsie oder Hallucinationen — überwiegen und erst nach und nach
motorische und sensorischo Ausfallserscheinungen deutlicher hervortreten.
e) Die Herderkrankung liegt wahrscheinlich im Contruin seniiovalo, und zwar
unterhalb der motorischen Kegion, wenn im Beginn der Krankheit eine MonopU^gie
vorliegt, ohne dass Anfälle Jackson'scher Epilepsie auftreten. Hcrderkranknngen im
Centrum semiovale des Occipitallappens bedingen Hemianopsie und sind von einen»
Cuneusherd kaum zu unterscheiden. Herderkrankungen im Cimtruni semiovale des
hinteren Scheitellappens bedingen meist Hemianaesthesie, Herderkrankinigen im ('entrnm
semiovalc des Schläfenlappens verlaufen oft fast symptomlos (otitischer Abscess!).
f) Die Herderkrankung liegt wahrscheinlich im vorderen Abschnitt der inneren
Kapsel oder den benachbarten Ganglien, Linsenkern und Streifenhügcl, wenn sofort
eine vollständige oder unvollständige Hemiplegie eintritt, im hintersten Drittel des
hinteren KaJ)sels^henkels, wenn Hemianaesthesie eintritt. Diese Heniian.aesthesie ist
oft gemischt, d. h. es betheiligen sich an ihr oft auch die höheren Sinnesorgane.
[Uehinichirurgic
— 408 —
g) Dir.' Hcnierkntnkung liegt im gckrour,teii Schhüge], wenn »li«* rniniisfl
vatiorien des Gesiclitsi Imllisi'itig gciiilwiit sind.
li) Die Elerderkraiikiiiig liegt im Hirnschenkel bei Heminlegia alti-ni
nifitoria (gekreuzter Kxtreinitritcn- luid Fneialis-, gleichseitiger Ociilumotoriiudi
im l'oiis i>ci lleniiplegia alteriiaiis facialis (gekroiutf^r Kxtreinitäten- iiiid gl«c
Kacialisläliiming). Ausserdeiii deuten bilaterale cerebrale Lübfniingcii, wuf(
Meniiigealblutiing in der Nähe der Maiitekpalte (z. Li. iatrn partum) ausm
ist, auf eine Herderkraiikuiig im Hirnstaiiuii (Himsehenkel, Pons oder ÜhltH
l)ie Fälle f luid g kommen nur dann für einen chirurgischi^n Kingrii
tracht, wenn pj5 sich um einen Abscess liandelt. (iesehwülsto sind in di«
inoperabel. Im Falle h ist jmler operative Eingriff unmöglich.
i) l>ie Herderkrankung liegt im Kleinhirn, wenn taumolnder G:mg begip
bellare Ata,\ie) und dieser sieh nicht aus einer allgemeinen Beriutnrnenheit d^ j
•Tklärt. l)<'r Sitz des Herdes ist in solchen Ffilien im Wurm oikir in um
mittelbaren Nähe zu suchen. Schftijidel und Ertirecheu ist liei KU-inliirl
namentlich liei Tumoren und im ersten Stndium einer Blutiiug, Enil" '
böse, besunders liilufig. Nystagmus wird bei Kleinhimtuinoren r.
ebenso l''ehleii der Knie- und Acbilhi.ssehnenphaenomene. Melirfarh i '
turnoren :uicli eine Higidität der Nackennmskeln im Sinne eines C^pistlin' <i
worden, auch liet Kleinhirnab.scess ist sie gesehen worden (Ziehen). In äpäl>-n4
bedingen Kteinhinige.scbwülste durch Compression des Pons iin«l der Obliingatj
Symptouie, namentlich Abduceiisliibnnitig. Frühes Auftreten einer g«?w(i
Ataxie, uameutlich der .\rme, oder Trigeminuslähraung, Anaesthe.siK im
spricht Htets gegen einen primären Sitz im Kleinhirn und für einen prinil
in der ISriicke. Herde im nnttleriMi Itriickeiiscbeiikel können au^ ' ' 'i
liallucimitorische I^ewegungsenijifindungen und entsprechende Zwa
bewegnngen um die Längsadise, hervorrureii. l'emerkenswerih
HUuligkeit von Kleinhirnabscessen, neben Schläfenlappenalisce
Otitis media. \ erbältnis.smä.ssig geringe Bedeutung für die top
locate Dnickeni[dimllichkeit oder PercussioiLseniplindlichkeit der 8e|iU<i' ii
soh'he ist alterdings bei oberflächlichen GeschwülstiMi und Abscessea mitunl
oder ohne spontanen Schmerz, vorhanden, indessen kommt sie auch 'n"--*'*!
irgend welche organische Herderkrankung vor. Auch kann, alleril
wei.se, der dnickemplindliche l'unkt mit dem durch die Herdsyniptoin
Ort nicht zusammenfallen. Für die operative Therapie nms-s in solchen Källeu ]i
der Hinweis der Herdsymptome, wofern diese sicher und eindeutig f
maassgebend sein. Handelt es sich um eine Herdi'rkrankung in FhIj.'
Verletzung, so bildet die Narbe im Allgemeinen den natürlichen Au
ilie Kröffiumg des SciiädehJaclies. l>och kommt es gelegentlich vor.
Symptome auf einen von der N;u-be weiter entfernten Ort hinweisen. 1-
wan . I
^rih ist sdilwi^
X'S.scn , bei rhri
li.sch«' I 'I
'^
gebiU
sutti
liegt (ier Verdacht am nächsten, dass au.snahmswcise der bezügUche I
z. |{. ein Hiriialisce.ss, sich in grö.sserer Kntfemung von der Verletxnng
der operative KingrifT hat dalier in solchen Fäiieu zuerst an der Stelle
auf welche die Herdsymptome hinweisen.
(iehlmdruck. Der (»chimdruck des gesunden Mcuscheu beträgt böchslens lu— 20 cm
(Grashey). Der für die positive Welle eines jeden Pulsschlages erfor.i. rii-i .. k,i||
zum geringeren Thcil durch Dehnung der elastischen Verschlüsse der Sc I
zum grüssercn Thcil durch Compression der peripherischen Abschnitte ri^; 1.
marksvenen beschafft. Eine Compression der CapilUren tritt nicht ein, weil in 4^
pherischen Abschnitten der Venen der intrava-sculäre Druck geringer ist als in den (
Als peripherischste Theilc der Venen sind im Gehirn ihre Einmündungsatclleii io
anzusehen. Die Sinus selbst werden nicht comprimirt, weil ihre- Wandungen .mi *rbi
pressibcl sind. Die Compression der Venen an ihrer Kinmündungsatelle in li I
eine Verlangsamung des Blutstromes, eine Drucksteigerung im ganzen cerebr.i ij
und eine Erweiterung der Capillarcn. J
Pathologische Steigerungen des Hirndnicks treten namentlich ein: 1. Bei pitJif^J
Steigerung des Aortendrucks. Diese bedingt bei sehr elastischen Hirn '
bedeutende Steigerung des intrakranicllcn Druckes und eine relativ ^.-^ i
Wnndspannung der Gefässe, bei weniger elastischen Gefassen hiugegeu en. (
Steigerung des intrakraniellen Drucks und eine relativ erhebliche Steigenihg d. ; *
der Gefässe. 2. Bei geringerer Einwirkung der Vasomotoren auf die fiiruartcri«o. JcJ
[Oehbndraek ^ 409 — Gehimembolie]
letztere sind, um so weniger haben sie von dem gerade vorhandenen iiitravasculären Druck zu
tragen; es Dimmt also ihre Wandspannung um eine bestimmte Grösse ab und der intrakraniclto
Druck um die gleiche Grösse zu. 3. Bei raumbcsehränkenden Processen im Gehirn, also
namentlich bei Uirngesehwülsten, seltener bei Abscessen etc.
Die Symptome einer Hirndrucksteigerung sind zunächst gering. Das Quantum des in der
Zeiteinheit die Hirngefiisse durchströmenden Blutes nimmt sogar mit dem Aortendruck ceteris
paribus zu. Erst wenn der intrakraniclle Druck .soweit • gestiegen ist, dass die Venen, wie
oben beschrieben, comprimirt werden und zugleich das von Grashcy beschriebene Vibriren der
Venen eintritt, nimmt die das (Jehirn durchströmende Blutmenge erheblich ab (Adiacmorrhysis
Geige l's) und zugleich entwickelt sich eine BlutUberfüüung in den Venen und Capillaren.
Wahrscheinlich wird durch diese letztere Stauung nun weiterhin die Menge des Liquor cerebro-
spinalis vergrössert und damit der intrakranielle Druck noch weiter gesteigert. Wahrscheinlich
machen sich erst, wenn dieser pathologische Zirkel sicli entwickelt, die klinischen Symptome
des pathologischen Himdrucks bcmcrklicb: allgemeine Hemmung der corticalcn Functionen,
velche sich namentlich in Schwerbesinnlichkeit, Denkhemmuug und schliesslich in zunehmen-
dem Sopor äussert, Erbrechen, Pulsverlangsamung, Krampfanfdllc, taumelnder Gang und
Stauungspapille. Schliesslich tritt Herzstillstand in Diastole ein. Die Athmung zeigt zunächst
eine Vertiefung der Inspiration, später eine Abnahme der exspiratorischcn Excursion und eine
Verlangsamung des Rhythmus.
Die Therapie der pathologischen Hirndrucksteigerungen kann zu ihrer Be.seitigung dreierlei
versuchen: 1. Herabsetzung des Aortendrucks, 2. Reizung der Vasomotoren der Hirnarterien,
8. Beseitigung der Kaumbeschränkung durch Trepanation.
ad 1 ist zu bemerken, dass Beschränkung der Flüs.sigkeitsaufnahmc den Blutdruck nicht
erheblich herabsetzt. Kühle Temperatur der Umgebung hat gleichfalls eine leichte Herab-
setzung zur Folge. Bei sitzender Stellung soll ferner der Blutdruck am niedrigsten .sein
(Priedmann). Körperliche Ruhe, Feruhaltung von Absce.ssen, Kntleermig des Darmes, Ent-
haltung von Alkohol trägt gleichfalls bei, den Blutdruck und damit auch den Hirndruck
herabzusetzen, bezw. weitere Steigerung zu verhüten. Unter den Medicamcnteu, welche den
Blutdruck herabsetzen, kommen namentlich in Betracht: Morphium, l'ilokarpin. Borneol, Nitro-
glycerin (3 mal täglich 10 — 30 Tropfen einer Iproc. alkoholischen Lösung) und Natrium nitrosum
(8mal täglich 5 — 15 g einer 2proc. wässrigen Losung). Amylnitrit erhöht den Blutdruck
suerst und setzt ihn dann erheblich herab. Venacsectio wirkt meist nur .sehr vorübergehend.
ad 2. Reizung der Vasomotoren der Hirnarterien. Un.sere Kenntnisse über die Erregbarkeit
dieser Vasomotoren sind noch sehr gering. Hautreize scheinen rellectorisch die Erregung der-
selben zu steigen). Wie weit auch Medicamente in gleichem Sinne wirken, Ergotin u. a., ist
zweifelhaft, ad 3. Zuweilen l.isst sich durch Operation der raumbeschränkende Proce.ss selbst
beseitigen. Oft i.st dies nicht möglich, so namentlich bei vielen inoperablen Hirngeschwülsten.
la solchen Fällen hat die Eröffnung des Schädels doch einen erheblichen palliativen Erfolg.
Die schweren Hirndrucksymptome einschliesslich der Stauungspapille können für längere Zeil
völlig zurückgehen. Erst wenn die Narbe einen neuen elastischen Verschluss des Schädels
hergestellt hat, können die Hirndnick.symptome wieder anwachsen. Vgl. auch Lumbalpunction*.
Pathologische Senkungen des Himdrucks haben bis jetzt in der Praxis noch keine be-
sondere Bedeutung erlangt.
ZIEHEN.
Behlmembolie ist die plfttzliche Verstopfung einer Hirn.irterie durch einen aus dem
GeAsssystem verschleppten Körper (Knibolus). Er kommt meist ans dem linken
Herzen und zwar von einer pathologisch veränderten Kluppe oder aus einem (ie-
rinnsel, welches sich im linken Herzohr in Folge von Herzschwäche gebiUlet hat.
Unter den Klappenfehlern spielt die frische auf tler Mitralklappe sieh abspielende
Endocarditis die grösste Rolle. Weniger gefährlich sind alte Klappenfeliler und
solche der Aorta. Besonders gefährlich ist die Mitralstenose. Ausser dem Herzen
kann Atherom dqr Aorta oder — selten — das Veuengeliiet der Lunge, ulcerirende
Bronchitis etc. den Embolus litiferii. Bei jüngeren Individuen ist Embolie ^iel
häufiger als bei älteren. Ueber Gelegenheitsveranlassungen ist kaum etwas bekannt.
Die Symptome zerfallen in Vorboten, Insultsymptome und Uauei-symptome.
Vorboten sind selten und mei.st durch kleinere prodromale Embolien hervor-
^rufen. Ein Insult, d. h. ein acuter Verlust des Bewasstseins, tritt nur bei der Embolie
einer grösseren Arterie ein. Sehr selten entwickelt sich der Bewusstseinsverlust all-
mäblich innerhalb einig(T Stunden, vielmehr tritt er meist plötzlich auf. Bei Em-
bolie kleinerer Gefässe bleibt meist jede merkliche Bewusstseiiisstörung aus; es tritt
nur plötzlicher Kopfschmerz und Schwindel ein. Der embolische Insult beruht auf
Tenöser Stauung und oedematöser Durchtränkung der Hirnsubstanz. Oft beobachtiit
man, namentlich bei Embolie der Arteria basilaris, Erbrechen. Ein initialer Teni-
peraturabfall ist selten und, wenn er auftritt, meist unerheblich (0,5"), nach circa
[Qehirnemboiie
— 410 —
12 Stiindon tritt in tior Kt'gfl eine Tcnipenitursteigerung em. l)'u> I
syraptome beruhen auf der meist 3*1—4« Stunden nach dor Ver»lop(a
tretenden Krweichunp; im (ieljiet der verschlossenen Artt-ric, cntw i '
in ausgesproclienein (irade erst einige Zeit nach dem Insult btMW. .tI
Erweidiung und damit der ('omplex der Dauersyuiptonie ka.im
selir hesciiränJit blcii)en, wi-nn die Arterie keine sngen.'viuito Eml.i'
Erweichung ein, so sinil ihre Symptome \on ihrem Sitz abhängig. Sie «0
ganz den Dauersymptomon der Gehirnblutung*. Bemorkeiiswerth ist nur. .Li*.
embolien sehr viel liüufiger sind als Riudenblutungen und tlass air
lien im Kleinhirn sehr selten sind. Die häufigste Ruibolie ist diej'
cerehrjdis media. Ihr Eintritt ist, da die motorische Rindenregion K
oft von Convulsionen begleitet, welche auf der gekreuzten KörperiiHH
Das flaujitdauersyiniitoin ist Hemiplegie; bei linksseitiger Itluibolie kommt ui
Ai)liasie hinzu. Die Arteria wrebralis anterior ist durch ihre rechtwiukli::«?
guiig von der Carotis interna sehr geschützt. Hauptsyniptom i)»r«r E
gleichseitiger Verlust des (Icnuhs. Embolie der Arteria cerobri posterior b«l)
anaesthesie mit oder olnic Heniijuiopsie. l>ie Enibolie der Bxsilariu-terie liegt
oralen Absclinitt der letzteren; sie verräth sich durch bilaterale Läbim
weichen der OcuJomotnrius betheiligt ist, und ist meist tödtlirb fi
Verlauf ist derselbe wie bei diT liirul)lutung*. Ziemlich vollstäi' d
ist zu erw.orten, wenn die befallene Arterie keine Endarterie ist. l'.- -„.l^
Hemiplegie bildet sich daher fast niemals vollständig zurück, weil di« .
cerebri media Endarterie ist. l'ie etwa zu erwartende oder zu crrcirheude Bi
kami nur danir zu Stan<le kommen, wenn die Embolie unvollständig i.'rt «
Hemiplegie im We.sentliclicn Feriiwirknng war. So kann die ICnibolie eines 1
Arteria cerebri media in den cr-sten Tagen liurcli Fernwirknngon eine
ganzen Stammes vortäuscbe«.
l)ifferentialdtagnostisch kommt im Hinblick auf die Therapie nai
die Unterscheidung von (bT Hirntbroiiibose ui Hetnicht. Zunäi-hst ist die Vpn«c
heit der Aetiologie zu benicksichtigeii. Hazu kommt, dass Vurboteu bei dnr
fehlen, bei der 'l'lirondiose sehr hilutig sind. Schubweise Kntwickelung di
Symptome spricht für Thromliose, plötzliche und gleichmütisig fort^
Eniljolie. Ein schwerer Insult ist bei Embolie hftufiger als bei T
Unterscheidung von der Hirnblutung ist in dem die letzter« behaiim'inoen i
besprochen. Verwecbselnng mit der Hirngescbwulst ist möglich, wenn 1
nach längerer Latmz plfitzlich schwere Herd.symptfune hervorruft. Die l>iff<i
(liagnose ist durch die charakteristischen llinidrucksyniptunie gt^sichrrt. VoB
abscess untei-scheidet sich die Hiniemlmlie in der Aetiologie durch das ponl
Felib-n von \ <u'hotcti imd endli<'b tlurrb das Fehlen von Fiehfraufülleo.
Therapie. 1. Propbjlaxr. Eine solche ist kaum denkbar. Bei Ath
lose iler Aorta kämen eventuell .lodsalze in Betracht. 2. Im Insult. IH»* B
Inng ist ähtdicli <lurchzufiibreti wie im huemorrhagischen bisult. Stets ist Bl
erforderlich. Jede heftige Bewegung ist zu vermeiden. Um die r;-".-"!'!
Kopfi^ und die .'\thmung möglichst frei zu machen, sind sofort dio Kl-
an Hals und Bnist zu TifTnen. Ein Aderla.ss ist nicht .-uigozeigt. Aurn li'.i
sind zwecklos. Ilaulrei/e beRchlennigen die Kiickkebr des Bewusstsemü.
dieser ist auf Nahrinigsaufnahnie zu ver/ichten. .Mkohol (Wein, (^ogiiarl ut
Oollaps angi'zeigt. Letzterer kann auch zu K;inipberinjectioMen nötbiipMi
ration einer Eishbuse scheint ganz ruitzlos. Etwaige Erregungsznstäji/
erscheinungen sind mit l'nnnnatriiini zu bekämpfen, die Ktipfs«-hiii'
pyrin (3 mal 0,4 täglich), <!V. auch Morphium zu bekämpfen. — Da: •
Handelt es sich um eine Arterie, welcho nicht End;iilerie ist, so Vi-;
Herstellung eines Collateralkreislaufs durch Kräftigung der llerzacUon vorod
begünstigen. Hiertür konnnen namentlich kleine Uigitidisdo-seu (2 mal 0X(3 1
in Betracht. Die Bettruhe hat sich auf 2— G Wochen zu erstrecken. .lodulM
den Heilungsprocess etwas beschleunigen. l>ie weitere Behandlung der Hed
ist, wie im Artikel Geliirnlilntung angegeben, durchzuffdm'n. Nur «in
späterhin, einerlei ob sieb Coiitractur (nitwickelt hat oder nicht, iu Anbcini
niciat corticalen Charakters der embolischen Hemiplegie besonderes Uewtdit asf
'Ckldmembolie — 411 — GehirngeschvSIste]
üebungen nicht nur der groben Kraft, sondern auch der Ooordination legen. Für die
Hand empfehlen sich z. B. sogenannte Ciavierübungen auf einem tonlosen Ciavier,
dessen Tasten so construirt sind, dass ihr Widerstand durch eine Feder regulirt
. werden kann. Besonders erfolgreich ist die Uebungstherapie gegenüber der Aphasie,
vielleicht deshalb, weil die rechte Hemisphaere allmählich ricariirend einzutreten
: vermag. Alle diese Uebxmgen sind mit Pausen, täglich mehrmals und jedes einzelne
Mal höchstens 15 Minuten, meist imr 5 Minuten lang vorzunehmen.
iBeUmentoKoSn. Von Parasiten kommen folgende im Gehirn vor: 1. der CysticerciLS
:, cellulosae; 2. der Echinococcus. Ersterer ist weit häufiger als letzterer. Meist tritt
; er multipel auf. Der Hauptsitz ist die Arachnoidea. Doch kommt er auch allent-
; halben in der Gehimsubstanz und selbst frei im Ventrikel vor. Bald ist er kaum
■: erbsen-, bald weit über taubeneigross. Der Echinococcus tritt bald solitär, bald mul-
; tipol auf. Er kann über 11 cm im Durchmesser messen.
Die Diagnose auf Cysticercus ist fast stets nur dann möglich, wenn zugleich
, Haut- oder Augencysticerken nachweisbar sind. Die Symptome hängen ganz von
, der Localisation ab. In Folge der häufigen Multiplicität sind sie auch in einem und
demselben Fall oft sehr mannigfaltig. Klonische Krämpfe kommen häufig vor. Nicht
selten sind psychische Störungen. Noch schwieriger ist die Diagnose auf Echinococcus.
Die Symptome entsprechen denjenigen eines Gehirntumors.
Die Therapie ist zunächst prophylaktisch. Genuss von rohem oder ungenügend
gekochtem Schweinefleisch ist zu verbieten und jeder Bandwurm sofort abzutreiben.
Ist die Krankheit nachgewiesen, so kommt nur ein o|)crativer Flingriff in Frage. Ein
solcher ist dann vorzunehmen, wenn die Symptome sich mit der Annahme eines
Herdes vereinigen lassen und dieser an zugänglicher Stelle gelegen ist.
In sehr seltenen Fällen ist auch Actinouiyccs* beobachtet worden. Eine specielle
Diagnose und damit auch eine specielle Therapie wird kaum jemals möglich sein.
ZIEHEN.
3«Unier8chttttenuig. Unter der Bezeichnung der Gehirnerschütterung oder Commotio
cerebri fasst man diejenigen Symptome zusammen, welche durch eine Erschütterung
des Gehirns ohne Verletzung hervorgerufen werden. Sic kommt durch directen oder
indirecten Stoss, namentlich Fall aus grosser Höhe, zu Stande. In den typischen
Fällen darf der Sectionsbefund keine Verändenmgen , capillare Blutungen etc., ergeben.
Es handelt sich um moleculare Veränderungen im Centralnervensystem. An den
alsbald anzuführenden Symptomen ist übrigens jedenfalls auch djus Rückenmark be-
theiligt. Praktisch kommt zu der Erschütterung als solcher oft noch der psychische
Einfluss des S<;hreckes und die Reflexwirkung des Shock* hinzu. Dadurch wird der
Symptomencomplex oft viel coniplicirter. In uncomplicirten schweren Fällen bestehi-n
folgende Hanptsymptome: Bewusstseiiisverlust, Beschleunigung und Arhythmie von
Puls und Respiration, Abfall des Blutdruckes, unwillkürlicher Criii- und Stuhlabgang,
Krbrechen, paraplegische , d. h. synnnetrisclie, Lähmung und Anaesthesie, namentlich
der Beine. Kniephaenomene, Achillessehnenphaenomcne und Hahtr<;flexe, namentlich die
Sohlenreflexe können erloschen .sein. Alle diese Symptome sind bald vorübergehend,
bald bleibend. In leichteren Fällen finden sie sich nur zum Theil und in geringerem
Grade. In den schwersten Fällen kann der Tod eintreten. Meist erholen sich die
Kranken allmählich, zuweilen allerdings erst in Monaten. Anfangs sind sie noch un-
orientirt und schwerbesinnlich. Meist besteht sogenannte Anniesie, d. li. völliger
Verlust der Erinnerung für die Zeit der Comniotion und auch A\c dem Unfall un-
mittelbar vorausgegangenen Erlebnisse.
Die Therapie hat nanientlicli die Ilerzaction zu kräftigen. Dazu empfehlen sich
Kaffee, (^gnac, Valeriana, Moschus etc. Auch subcut.ane Kampherinjectionen kommen
in Betracht. Gegen die Respiration.sstörungen ist ein energisches Frottiren von Brust
und Rücken am wirksamsten, nöthigenfalls ist künstliche Athmung einzuleiten.
ZIEHEN.
BaUmgeschirfilste. Unter diesen sind die parasitären Geschwülste, die Gummi- und
Taberkeiknoten, sowie die Aneurysmen bes|)rochen (Gehirnentozoen*, -syphilis*, -tuber-
eolose*, -aneurysraen*). Von den übrigen Geschwülsten beobachtet man namentlich
Gliome und Sarkome, weiterhin Carcinome, (Cholesteatome, Fibrome, Angionie,
Osteome und Psammome. Ueber die Aetiologic dieser Geschwülste ist f.^st nichts
bekannt. SchUdeltraumcn scheinen nicht einflusslos. Die Sarkome gehen meist von
[Geliirngeschwiilste
— 412 -
Gohh
i
di-n HinihäuteM oder den S<'liädflkiioi-lieii der B.'isis aus. Metiistaliscb komml »i
liaviptsüchUch das Carcinotn vor. Die Cliolesteatonie gdien oft von» Mrtirl
|)ie Syniptoine zerfallen in Allftcmeinsyniptoniü unil Hertlsyriij''
a) Allgemein.sy m ptonif. Sie sind auf die Steigpriinj^ dt-
Itezielien. I)ie hauptsäcliticlisteu sind: Kciuinun^ der psychisehfn \ i'r;;iiii,
wliwercui Sopor, Kopf.Kcbtiicr/., Stliwindcl, Erbreclioii, Pulsverlangsaiiiuii!.'.
papill(! unri aütri'infiiie ('(tuviilsiotien. I)er Kopfschmerz ist da-s i i<
stanteste Synii)toni. Uas Krbii'clir'u fi-lilt glciolif.-dls seiton, stellt siti i|
erst etw;us später ein. Die psychisch<>n Anomalien fehlen niemals, ischita
("ouvulsionen fehlen oft. Letztere siiul iihrigens nur «lanii als Allpeuiwnsj
zu betrachten, wenn sie sofort in der gesanunteii Körpermuseulatar c
Acusserst selten fehlt die Stauungspapille, das wichtigste All^icinoiii.syiiiptuai
b) Herdsyniptonie. Diese hängen vom Sitz der Ucschwulst ab. <i«i
künnen sich in jedem Theil des Gehirns entwickeln. Die Sitrkouie itaben g«
einen (ibfilläcliliclien Sitz. Ueber die Localsyniptome der Gescliwülstp der e
(iehinialischnitte ist tier Artikel „iJeliirnchirurgie" nacliziileseii. l-ol.. ' Vi
speciell zu beachten. Keine ilerderkrankung des (iehirns heiliiigt in . i
wie fiie (ieliirnge.schwulst neben den directen Herdsyinptonifii auch iuUifi'cl|
sNni|itinno, d. h. itie Geschwulst lieilingl nicht nur duri'h Zerstüruiis; c -n'-s ^n■^
(iebirn.-ilischiiittes eine Ri^ihe von directen AusfallstTschfiiiunji^eM, son tj
auf (iie Nachbarschaft einen tlieils hennnenden, theils reizenden I
fügt daher noch irulirecte Ausfalls- und Keizsyni]il*)ine hiuzu. Für die topi
gnose sind natürlich nur die directen .\usfallsorscheinungeii zu verwerthert
sich dadurch zu erkentien, da.ss sie am frühesten auftreten und keine vurüliei
.\achlä.s.se zeigen, llit dem Wachsen der Geschwulst wird st'lbsiver •
indirectes Ausfalls- oder lieinniungssymptom in ein directes Ausfn
gehen: der dem jirimären Sitz der Geschwulst benachbartf! 'l'hoil wird •.rü
heninit und später zer.stürt. (ieht die (jeschwulst von den .Mcdiiigcti oder
kiKH'Iien aus, .so wird man anfangs alle directen AusfallsKyni|ilonii< venüi«
indirecten Wirkungen eines Tumors erstrecken sich nur auf seine N.ieht
— von den durch llirndrucksteigerung bedingten .\llgenieiiisyniplonieu wi
abgesehen — , entferntere Gehinigi'genden werden nur in soltfiit-ii FäJlwi
bei'influsst. Zu letzteren gehfiren iiami'iitlich die Augenmuskelncrven unil unt«
besonders der Abducens, des.sen langer Verlauf an der Gohiriibasis ihn «U«,
Wirkungen einer Gehirngcsrhwtilst in besonderem Maassc aussotat.
Geschwülste der motiirisr.hen Region bedingen gewöhnlich 7ii-^
dem Stadium, in vvelchetii die Geschwulst ein Centrum noch nicht %'
Anfälle der sog. .lackson'schiui K])ilepsie: der Anfall Ix-ginnt in «i
deren Hiudenceutnun primärer Sitz der Geschwulst ist. Diosellie M
fällt mit dem W.ichsthuui der (ic.M'hwulst zuerst der Parese und
släiidiLten Läiuuung. .Mit detii weiteren Wachsen der Geschwulst wird
eines Segmentes einer K.xtreiiiität eine Monoplegi« derselben und au.s (
eine Hemiplegie. Seltener etitsteht letztere ohne initiale Monoplegi' , i
Die epileptiforuK-n Anfälle pßegen sich mit der Aushrcilinig der l.ähniuug
schränken. Die sensiblen Stnrungen pflegen sieh bei Geschwülsten di-r ma«
Kegion auf I'araesthcsien zu beschränken. Geschwülste der scutsorisrheO'
bedingen als Reizsymptoine Halhicinntionen, meist sehr clenientarün ChankCfi
unter leiten solche Hallucinationen i'inen cpileptifonuen Anfall ein. Oft J«hk
Keizsymptome ganz. Später eulwickelii sich auch hier die directen Aitsfalla^
wie gekreuzte Hemianopsie, gleichseitige Hemianosmio u. s. f. (icsehwülsl» im
der grossen (ianglien verlaufen gewöhidich ohne epileptifonm- 1
pflegt sich rascher als hei ICrkrankungen der motorischen F^indenn _ 1
plegie, ohne initiale Monoplegie, zu entwickeln. Geschwülste des Kirinlitfl
dingen die sogenannte cerebellare .\taxie und einen ungewöhnlich früh und
sich einstellenden Schwindel. Die Allgemeinsymptonie (s. o.) sind gewöhi
sonders ausgesprochen. Die Kniephaenomene loiimen fehlen. Unter den FenWTi
ist die Hemiplegia alternans und die Biicklähmuug nach einer Seite am wtd
weil beide Symptome zu schlie.ssen gestatten, welche Hemisphaerc des KietnU
der Geschwulst ist. Die häutig multiplen basalen Hirntinnoron teigen Sft
welche einer peripherischen Lähmiuig der basalen Hirnnerven eutsprvclM«.
^
Bgesehwfilate
— 413 —
Gehimgesohwfilste]
)ie Diagnose stützt sich namentlich auf die Stauungspapille. Eine solche ist
• 10 Fällen 9 mal durch Gehinigcschwulst bedingt. Der Kopfschmerz ist durch
unerträgliche Intensität ausgezeichnet. Gegenüber dem Gehinwbscess entscheidet
; die specielle Aetiologie des letzteren. Gehirnblutung, Gehimembolie und
mthrombose sind durch den Verlauf und die Abwesenheit der Stauungspapille
ischliessen. Besonders wichtig ist es bei dem Syniptomcncomplex der Gehini-
iwulst, an die Möglichkeit einer Uraemie zu denken. Letztere erzeugt absolut
che Zustandsbilder. Entscheidend ist differentialdiagnostisch nur der Befund
Cylindcm im Urin. Einfache Albuminurie kommt z. B. auch bei Tumoren der
IIa oblongata vor. Für die Diagnose des Sitzes des Tumors ist im Hinblick auf
herapie die Fragestellung eine doppelte : erstens sitzt die Geschwulst oberflächlich
nicht? und zweitens, wo an der Oberfläche ist sie gelegen? Die letztere Frage
ich den oben aufgeführten Sätzen zu entscheiden. Für die Entscheidung der
ren ist die Percu.<!8ionsempfindlichkeit des Schädels zu prüfen. Findet sich eine
mscripte, intensive percutorische Schmerzhaftigkeit, so ist wahrscheinlich, dass der
»r hier oberflächlich, nahe der Gehirnrinde liegt. Auch eine Veränderung
'ercussionsschalls im Sinne des Bruit de pot feie spricht für oberflächlichen Sitz
ns). Etwas vorsichtiger ist eine locale Tympanie des Percussions.schalles in
ber Richtung zu verwerthen.
'herapie: Wenn man von den syphilitischen Gehirngeschwülsten absieht, so
t nur eine Behandlungsweise zur Beseitigung einer Gehirngeschwulst, die Opc-
1. Sie ist dann indicirt, wenn die Geschwulst gutartig ist und eine oberfläch-
Lage an der Convexität des Gesammtgehims hat, oder wenigstens Malignität
tiefe Lage nicht feststeht. Die günstigsten Aussichten bieten die (Geschwülste
notorischen Region einerseits wegen der Sicherheit ihrer Localdiagnose, anderer-
wegen ihrer Zugänglichkeit. Auch Geschwülste des Occipital- und Temporai-
ns sind jedenfalls zu opcriren. Die Diagnose auf oberflächliche oder tiefe Lage
eilich gerade in diesen Gebieten sehr schwierig. Man kann nur befürworten, falls
iefe Lage nicht sicher feststeht, doch jedenfalls auf die Chance einer obcrfläch-
1 Lage hin zu operiren. Unter den Geschwülsten der Gehirnbasis kommen nur
ligen der vorderen Scbädelgnibe in Betracht, und auch diese sind selten völl-
ig entfenibar. Geschwülste des Gehirnstammes sind von der Operation ganz
{Schlössen. Geschwülste des Kleinhirns sind, trotz ihrer schweren Zugänglichkeit,
zu operiren, falls die Diagnose früh gestellt ist (Ziehen). Die seitherigen Er-
ngen über Exstirpationsversuche bei Kleinhirngeschwülsten sind allerdings nichts
^r als ermuthigend, zum Theil aus technischen Gründen, zum Theil deshalb,
die topische Diagnose innerhalb des Kleinhirns sehr unsicher ist.
it die Anwesenheit eines Tumors und seine Zugänglichkeit für die Operation
)St«llt, und fehlt auch jeder Anhaltspunkt für Malignität, so bleibt nur noch zu
;en, ob nicht Gehirnsyphilis* vorliegt. Sicher lässt sich diese oft nicht aas-
issen. Die Angaben der Kranken sind oft unzuverlässig, und gegenwärtige uii-
eutig syphilitische Symptome können bei ausgesprochener Gehirnsyphilis ganz
1. Es ist daher räthlich, in jedem Fall, welcher die Symi)tome eines Tumors
etet, vor der Operation eine energische, 8 wöchentliche, nach Horsley 6 wöchent-
antisyphilitische Kur einzuleiten und zwar am besten zunächst eine Jodkaliuni-
lann eine Quecksilberkur. Hat erstere oder letztere irgend welchen Erfolg, so
;ie noch länger, über die 8. Woche hinaus, fortzusetzen. Dabei ist zu
iten, dass ein Erfolg der Jodkur keineswegs sicher die syphilitische Xatur d«'r
iwulst beweist, da die .lodsalze gelegentlich auch auf nicht-syphilitische Ge-
ilste günstig einwirken. Hat weder die Jod-, noch die Quecksilberkur innerhalb
2 Wochen irgendwelchen Erfolg oder erweist sich der Erfolg der Jod- bezw.
tsilberkur trotz weiterer Fortsetzung als vorübergehend, so hat die Operation
ufinden, immer vorausgesetzt, dass die oben angegebenen Bedingungen erfüllt sind.
n Laufe der Operation kommen noch folgende Indicationen in Betracht,
bt der Augenschein, dass die Geschwulst nicht circuniscript ist und difl'us in
mgebung übergeht, so ist nach bestimmten Erfahmngeu (Erb, Oppenheim)
wenigstens eine partielle Exstirpation zweckmässig urul daher angezeigt. Eben-
Ibe gilt von Tumoren, welche wegen ihrer Grösse oder ihres tiefen Eindringens
vollständig entfernt werden können. Findet man nuiltiple Tumoren, so soll
dieselben, soweit wie zugänglich, sämmtlich und vollständig entfernen. Selbst-
l'^^\iK.m,. - ..
[Gehiriigcschwülste
— 414 —^
ST Owd
ereq^g
• (Qffl
titciiee
3
vcrstüiKlIich ist nur ein pallintivor Krfolf; zu onvarten. Sehf^<T;TrTr i "^^H
<lie ( »perationsfrajro auoli in solchen Fiilli.m, wo es sicli um i: ;«S
hnndolt. Durchwehe sind sie m:ili|!^ und dah<T nach den oben gcgoU'O«!
eiiif Oporation ungeeignot. Nur wenn die primäre Geschwulst, t. R. ^
luifli l'iir .lahre das Leben nicht jjt'fährdet und ziipleich die ni'
im Gehini sehr grosse Beschwerden oiier G<'fahren bedint^t untl <l
z. U. in der niotorisclien Hindenregio«, sehr günstige OpRr.itinnsaussict
auch iu solchen Fallen die (Operation angezeigt. Handelt rs sich tun r«'
pirfiare. Geschwulst, soi es weil eine Localdiagnosc nicht gelingt (ca.
Fälle nach Bruns), sei es weil die Geschwulst an einer uiizugftnglit
zunehmen ist (nochmals ca. 30 pGt.), so bleibt zu erwäpen, ob nicht]
nation die Gebirndrucksteigerung beseitigt und damit der Kranke ffl
von (|ualvollen Beschwerden befreit werden kann. Kopfschmerz, Schwi
optica etc. krinnen nach einer solchen Palliativeperation für viele Mon.itr rwi
Horsley und .Macewen behaupten sogar, dass gelegentlich nach der Ti
eine Degeneration der Geliinigeschwulst einzutreten scheine. Diese r.illüU
tion ist, wenn angängig, an dpmjoiiigeii Urt vorzunehmen, auf welchen i
einige Symptome hindeuten, um eventuell wenigstens Theilo der Gwd
entfernen, l'^ehlt jeder Anhalt, sn tre)innire man über dem hinter
schnitte des rechten .Scheitellappens. Kehren später die Symptome wie
zweite Trepanation statthaft. Ilurch Function kaim maa sich flberze
licher Hydrocephalus internus besteht, und durch Ablassen des letztere
Kntl.-istung dos Gchinis herbeiführen. Auch die Lumbalpunction (Ql
sclieiiit zulässig (.W g), doch ist sie oft unwirks.im, weil ein we-*eutlicliec
phalus garnicht besteht, vielmehr die Ventrikel bereits völlig roinpriin
Abgesehen von dieser Palliativtrepanation kommt für die iinip-r.ill
eine energische .lodbehandiung in Betracht. Wie bemerkt, wirken .lod
auch auf uicht-syphilitisrhe Geschwülste des (iehrrns günstig. Man
lange täglich 4 — S g .lodkalinni oder .Intlnatrium. Weniger ist von .Xcidaa
sum zu erwarten. Unter den symptomatischen Indicationeu steht die Um*
(juälenden Kopfschmerzen obenan. .Man versuche letztere zunäcb.st durch Bm
(5,0), Antipyrin (1,0), I'henacetin (0,8) oder KofTeTn (0,1) zu' lindem. Am
nationen dieser Mittel bowilhren sich zuweilen. Versagen diese Mittel und '
l'alliativtrepanation nicht ge.<tattet, so bleibt nur die l>arroichung vou \
Eisbla.sc, Blutegel, Vesicantien, Ferrum candens, Font.inellen, Ha:u^eil sind %
oft versucht wurden und haben sich gcli'gentlich bewahrt. I);is Krii
Kispillen zu bekämpfen. Gegen die Kranipfanfilllc bewährt sich <
natrinm am besten. Der Alkoholgenu.ss ist einzuschränken. An>;
liehe Ariicit i.st, wenn mflglich, zu verbieten. Kegohuig des Stuhl;;iii,- -»
zur Verhütung von Congestionen.
(ichirnliäiite. 1. Krankheiten dor harten Gehirnhaut.
ai l'acliymeningitis externa. Sie ist stets .secundar. Nam«
nach Kopftraumen, im Anschluss an Erkrankungen der SchädelknocJi
Anschtuss an ein Krysipd der behaarten Kopfhaut beobachtet. Selb
deutnng hat sie niemals. Zuweileu entwickelt sich aus ihr ein estr
welcher zur Trcpanaticn zwingt.
ii) t'achy meiiingit is interna. Kliiiischo Bedeutung hat nur lU
gische Form. Sic ist im vorgeriickten Alter weitaus am \\
F.llle beobai'hlet man auch bei clironischeni .Mkohidismus.
häufige lifglcitcrscluiiunig der Demctitia .senilis uiul l>ementia iiarai>iie
allgemeinen Hlulknnddieiti'U (licnkaemic etc..) konnxt sie vor. Ktwa
alb-r Fidle ist sie dop|)elseitig. 8yn)|>lome fehlen in den leichte-stcii Flu
lu etwas schwereren benbaclitet m;in Fieber, bis über 40*, leichte l)clitw«(
rische Unndie und Koiifschmerzen, sowie eine leichte Benoiumcnheit. In €
Fällen (llaematom der Dura rnater) entwickeln .sich schwere, oft UJdtlie
des Gehirndnicks. Die Pupillen sind meist abnorm eng. üeberwi«"
niein'ngitis halbseifig, so entwickelt sich meist r-ini- Hemiparese. Bald
ausgeprägte epileptiforme Anfälle, bald zerstreute klonische Zuckung
mischte Heniiaiiaesthosie ist mehrfach beobachtet (Ziehen). Üer Verlauf
it. Ib4
i
mfSni
[GeUnihSnte — 415 — Oehimh&ute]
ii weise, sehr oft auch chronisch. Für die Therapie kommt meist nur geistige und
1 körperliche Ruhe, Application einer Eisblase, vorsichtige Verabreichung von Abführ-
if mitteln und üeberwachung (!) in Betracht. Bei sehr kräftigen Individuen sind Blut-
egel oder Schröpfköpfe zu beiden Seiten der Pfeilnaht zu appliciren. Bei älteren
£ Haematomen ist schon mehrfach mit Erfolg das Hacmatom operativ ausgeräumt
j. worden (Jaboulay). Der Kopfschmerz ist mit Antipyrin, Phenacetin, Antifebrin,
j, ev. auch mit Morphium zu bekämpfen.
., c) Traumatische Blutungen der Dura. Unter diesen spielt diejenige der
j". Arteria meningea media die grösste Rolle. Ihre Erkennung gehört zur Diagnostik
^ der Gehimverletzungen*. Stets ist Eröffnung der Schädelhöhle und Unterbindung
^, der zerrissenen Arterie vorzunehmen.
d) Geschwülste der Dura. Die Corpuscula arenacea und flachen Ver-
r, knOcherungen der Dura sind bedeutungslos. Unter den primären Geschwülsten der
Ij Dura kommen namentlich Psammome, Fibrome und Endotheliomc in Betracht. So-
' oondär finden sich namentlich Carcinome. Ihre Erkennung und Behandlung ist die-
jenige der Gehirngeschwülste*.
2. Krankheiten der weichen Gehirnhaut, a) Leptomeningitis
pttrulenta acuta simplex. Diese entsteht bald durch fortgeleitete Entzündung, so
namentlich bei Schädelverletzungen und Otitis media, mit Felsenbeincaries, bald
durch Vermittelmig einer vereiternden Venenthrombose, so z. B. bei Parotitis, Fu-
runkeln in der Halsgegend etc., bald in Folge einer Aligemeininfection, so bei Py-
' aemie, bei den acuten Infcctionskrankheiten etc. Die epidemische eitrige Lcpto-
' meningitis entsteht durch einen speciellen Infectionsträger und soll unten specieli
^ besprochen werden. Am häufigsten findet man Fränkel's Pneumokokken. Der
■* Eiterungsprocess breitet sich vorwiegend auf der Convexität des Gehirns aus. Anderer-
^ leits erstreckt er sich in schwächerem Grade auch auf die weiche Rückenmarkshaut.
* Stets ist auch die Gehirnrinde oberflächlich verändert (Hundzellenansanimlungen, ca-
''>' piUare Blutungen, seröse Durchtränkung). Mitunter findet sich Hydrocephalus internus.
*•• Die Hauptsymptome sind: Kopfschmerz, Bewusstseinstrübxmg, gewöhnlich ein
' '■'. Wechsel von Delirien und Somnolenz, motorische Unruhe, Schwindel, allgemeine
~ ' sensorische Hyperaesthesie , Empfindlichkeit gegen Berührung, Licht, Geräusche etc.
* Stets besteht hohes Fieber. Der Puls ist oft sehr wenig beschleunigt, mitunter sogar
'•'• Terlangsamt. Erbrechen ist häufig. Meist besteht Obstipation. Alle Reflexe sind
^ • gesteigert. Früher oder später tritt Nackenstarre ein. Häufig treten mehr oder
- weniger flüchtige Augenmuskel- und Facialislähmungen, sowie Neuritis optica auf. Sehr
oft besteht Mastication. Die Pupillen sind anfangs eng, später weit. Im weiteren
Verlauf können allgemeine oder halbseitige Krampfanfälle, Lähmungen und Con-
tracturen eintreten. Der Tod erfolgt binnen 1 — 2 Wochen im Coma. Heilungen sind
- extrem selten (Gowers).
Für die Diagnose ist die Betheiligung der Gehinmerven und die Nackensteifig-
keit entscheidend. Am schwierigsten ist die Unterscheidung von acuter eitriger
Otitis bei Kindern. Diese täuscht zuweilen alle Symjjtomo der eitrigen Meningitis
Tor und nur die rasche Besserung mit Ablauf der Otitis klärt die Diagnose auf.
Therapie. Absolute Bettruhe in einem ruhigen, verdunkelten Zimmer ist an
" erster Stelle anzuordnen. Femer ist durch grosse Dosen Kalomel eine Ableitung auf
- den Darm zu versuchen. Mehrfach ist auch Natrium salicylicum empfohlen worden
A),5 — 1,0 2 — 4 mal täglich.) Blutcntziehungon sind nicht angezeigt. Einreibungen
Qes geschorenen Kopfes mit grauer Salbe, sogenannter Pustclsalbe oder .lodkaliuni-
«albc, können versucht werden. Auch Vesicantien in der liegend d(!S Hinterhaupts
Folien zuweilen einen palliativen Erfolg haben. Aufrecht rühmt die Wirkung heisser
^Oder von 40" C, 10 Minuten lang. Bei der absoluten Ungünstigkeit der Prognose
V^jrd es sich namentlich darum handeln, die ({ualvolLstcn Symptome zu lindern: so
^kekämpfo man den Kopfschmerz durch Auflegen einer Eisblase, kalt«! Begiessungen
^^es Kopfes, event. auch durch Morphiumeinspritzungen, das Erbrechen durch Eis-
^^llen oder schwächere Morphiumeinspritzungen, endlich die Delirien, die motorische
^Onruhc und die Krampfsymptome mit öfteren ("hioraldosen. Gegen das Fieber kommen
'^teisser Natrium salicylicum Antipyrin und Antif(>brin in Betracht. Selbstverständlich ist
^3er Krankenpflege und Ernährung grö.sste Aufmerksamkeit zu widmen: dabei venneido
^Mnan Alkoholgetränke und gebe vorzugsweise Kafl'ec, Thee, Milch, Beeftea und Eier.
""^ " ausgeprägten Gehirndracksymptomen kann die Limibalpunction versucht werden.
[(äeliiriihiiiitß
— 416
UeUi
m
ftml
Opcnitivc Kinfrriffc koinnion im üelirigfn zu spSt: sie können <larch m
energische und Kor{;f:ilti(ro Behandlung; von chronischen Mittelohreitcruuiren.
Verletzungen, Furunkchi, Karbunkrln am Halso etc. die eitrige M. i
die bereits eingetretene nicht mehr beseitigen. Bei nicht zu ansg«-!
Meningitis ist allerdings einige .M:ile (Macewen, Stowart) mit LtM^
worden. Die Trepanation konitiit bei otitischer Aetiologie unisomehr in
die Untersclieiiiuiig von ciiirnn nieningealen ntitischen .\b.srcss st-br uiiKicb'
b) Leptomeningitis acn ta puru lonta epidemica. Am h.üutigslpii
Kinder in den 5 ersten Lebensjahren. Ausser dem epidcniischon Anftn't"'
auch ein sporadische.s vorzukommen. Im Hochsommer pflegt die Rpidemii
lassen. Der Infectionsträger ist noch nicht sicher bestimmt. Ute Infectji
durch die Nasen- und Rachenhöhle zu erfolgen. Besonders gofShnIi*t ist di
Bevölkerung. Der pathologisch-anatomische Process deckt sich mit derajrj
nichte[)idemischen Form (s. o.). Die Incubation .scheint kurz. Vorboten
fehlen. Die Krankheit selbst beginnt meist mit einem Schüttelfrost. Dam
Kopfschmerz, Schwindel, allgemeine sensible und sen.sorische Hyperae.>thi*«ie
brechen. Fieber bis zu 40" (selten mehr) tritt ein. Her Pul.s i.st sehr 4
schlemiigt. Bei Kindern sind initiale Krannifanfiille nidit .seiton. Weil«
Somnolenz meist mit Delirien, spHter f'oma ein. Nackensteifigkeit besteht n
2. Tage ab. Der Leib ist kahiiförmig eingezogen. SpHter dehnt sich der
Ivi'ampf weiter aus (Tri.sraiis etc.). Sehr oft besteht Hetontio urinac und nba
Auch enthält der Trin fast stets Kiwei.s.s. Die Pupillen sin<l eng und oft i
s)».1ler weit und oft liditstarr. Die (lehirnnerven sind ebenso wie bei der q
demischen Form betheiligt, namentlich auch die Hürnerveii. Auf der tiv
man .sehr oft Fferpes, namentlich im Gesicht. Die Krankheit eniiet mi«
wenigen T:igen tiidtlich, ()f1 erstreckt sie sich auch remittirend über mehrere
Bis zu vier Fünftel aller Fälle führen zum Tode.
Therapie. Znii-Ichst sind alle für die nicht-npideinische Form
Ma.a,ssregeln auch hier durchzufnhren. llie Reti-ntio urinac erfordert »"»ftcTP
risalion. Ableitung auf den Darm durch Kalono'l, Kicinusöl oder .'alupa U
falls angezeigt. Auch Wirbelsäule und Nacken sind auf Kis zu betten.
<)ualvolleu Schmerzen spare man niciit mit Morphiuminjectionen. Da auch va
tireiuler und selbst ein intertuiltiremler Verlauf vorkommt, ist auch bei «
Be.sserung die peinliche l'ortfühnmg der angegebenen Behandlung für linH
geboten.
c) Leptonieningitis tnberculosa, Tubereulose der weichen U
haut. Die.se Form i.st niem.ils jjrimilr. Am hiUitig.sten ist s'w zwischen «lern
10. Lebensjahr. llerediliU spielt eine grasse Rolle. Vorzugsweise i •
(ieliiniltasis befallen, namentlich die liegend zwischen Chiasnia unii
die Vallecula Sylvii. (Mt besteht llydrocephalus intenms. Die Riirken '
meist in sehr vii-l geringerem Cirade betln^iligt. Cnmplication mit ii •(
culose kommt vor. Im Febrigen wird jedimfalls die Gehimritnie in paiiJ iB
Weise in Mitleidenschaft gezogen, wie bei der nicht-tuberculösen Leptom«
Im \ erlauf la.ssen sich zwei Staiiien untersclieiden :
t. Dius Stadilun der Vorboten, welches fast niemals vemii.^ött wlnl uDii sc
über mehrere Wochen erstreckt. Die bald reizbare bald apathische bilJ
liehe Stimmmig des Kindes fällt auf. Der Schl.if ist f.ost stets gestArt, äxT /
gering, der Stuhlgang angehalten. Die KrnHhrnng geht zurück. Ocftcr wirl
knirschen, zuweilen bereits Strabismus beoba*'htet. Die meisten Kini^ '
unbestimmte Schmerzen, namentlich im Kopfe. Dabei besteht fast !si i
und sensorische nyi)erae,sthesie. J
2. D.n.s Hauptsladium. Meist entwickelt e.s sich alimahiicb. Im .Mlr*^
derkcn sich seine SvmiJtome mit denjenigen der nicht-tuberculösen >'
beobachtet also: Kojifschmerz, Schwimhd, zunehmende Bewus.stseins^; '
nmtorische Inriihe, Obsli|iatio!i, oft auch Krbrechen, Einziehung des ^
Die Temperatur und der Puls zeigen die grössten Schwankungen. \i.i
temperaliu'en und leichte Pulsverlnngsammig herrschen im Ganxen vor.
selten. Im .Augenhintergnmd findet man zuweilen Chorioidaltuberkel.
meist eiwcisshaltig. l'ie Respiration ist un rege Im. ■Issig, gegen dx-» Leb
iüt (Jbeync-Stokossches Athnion sehr häurig. Unter den Gebinmc
ihSnt«
— 417 —
Gehirnhäute]
nmuskelnerven, der Sehnerv und der Facialis am häufigsten betroffen. In den
mitäten findet man Mono- und Hemiplegien bald sehr flüchtigen, bald stabilen
icters. Daneben beobachtet man bald einzelne, zerstreute klonische Zuckungen,
Anfälle vom Charakter der JacTtson 'scheu, seltener solche vom Charakter der
nen Epilepsie, bald endlich Contractionen. Auch Aphasie kommt zuweilen vor.
endet das Hauptstadium binnen 2 — 3 Wocheu mit dem Tode. Zum Schluss
negen die Lähmungserscheinungen gewöhnlich .sehr entschieden,
eilungen sind extrem selten (Gowers, Dujardin-Keaumetz) und es erklären
jedenfalls viele Berichte über Heilungen aus diagnostischen Irrthömem. L)a.ss
ng nicht absolut unmriglich ist, ergiebt sich wohl daraus, dass man bei Sectionen
entlich als zufälligen Befund alte verkalkte Meningealtuberkel constatiren kann,
ie Therapie beschränkt sich fast ganz auf die Prophylaxe. Diese besteht in
r, gründlicher chirurgischer Entfernung jedes tuberculösen Herdes in den Ge-
rt, Knochen etc. Besondere Beachtung ist der tuberculösen Otitis und der
rculose der Nasen-Rachenhöhle zu schenken. Ausserdem kommt bei belasteten
»rn alles in Betracht, was wir gegen die Entwicklung einer Tubercuiose* im
meinen anordnen können. Im Prodromalstadium wird man Ableitung auf den
, in ähnlicher Weise wie bei der nicht-tuberculösen Meningitis versuchen. Auch
ibungen des geschoreneu Kopfes mit grauer Salbe oder Jodoformsalbe (Mole-
tt) kommen in Betracht. In einem einzigen diagnostisch ziemlich sicheren,
leilung gelangten Falle wurden täglich 2 Jodoformeinreibungeu des Schädels
nommen (Ziehen). Vor der Anwendung des Tuberculins ist zu warnen. Ob
en).
sich
luomatrium* sich bewährt, bleibt abzuwarten. Die motorische Unruhe und
•elirien sind mit BrouLsalz und Chloral, event. auch Chloralamid zu be-
fen. Im üebrigen ist die Behandlung ebenso wie bei der nicht-tuberculösen
. Ventrikel- oder Lumbalpunction scheinen mitunter die Symptome zu lindern.
einige Heilungen sind beschrieben worden (z. B. Frey h an).
) Lcptomeningitis gummosa, Syphilis der weichen Gehirnbaut, tritt
als circum.scriptes Gumma, bald als difliuse gummöse Infiltration auf. Die Be-
ung beider F'onnen ist unter Gehimsyphilis* nachzulesen.
) Geschwülste der weichen Gehirnhaut. Von der Pia mater nehmen
r Tuberkeln und Gummiknoten auch nicht selten andere Geschwülste ihren Aus-
so namentlich manche Carcinomc, welche sich flach in dünner Lage über weite
ken der Oberfläche ausdehnen. Auch Cysticercusblasen finden sich besonders
; im Subarachnoidalraum der weichen Gehirnhaut und bilden Geschwülste*.
) Blutungen in der weichen Gehirnhaut. Solche kommen durch Ge-
erletzungen* zu Stande. Eine besondere Stellung nehmen die Blutungen
ie weiche Gehirnhaut ein, welche während der Geburt auftreten. h'w.
ication der Zange scheint in diesen Fällen eine geringere Rolle zu spielen als
ängere und stärkere Conipression des Kopfes während des Geburtsactes (abnorme
I Beckenenge, Erstgebärende). Die ersten Symptome werden gewöhnlich erst
einigen Monaten bemerkt. Oefters konnnen initiale Krampfaiifälle vor. Die
tsymptome sind jedoch Pare.sen der Rumpf- und Extremitätenmusculatur, Coordi-
nsstörungen und Contracturen. Meist sind alle Extremitäten befallen, seltener
)eide Beine oder Arm und Bein einer Seite. Nicht selten sind auch atheto-
j oder choreatische Bewegungen. In dpr Mehrzahl der Fälle besteht ein erheb-
r Intelligenzdefect. In späteren Jahren ist eine langsame Besserung häufig.
fslliio'lfp.it. 711 «rfiVion lind 711 stphpn. wird KolKit in dpn srliwprstpn FHllon nit^iKt
rdchirnliHHtP
— 41R -
npfiirnlij
Li'|(tfinu'ningitis hpzcichiuMi, wolohr- rlironisdr. ohne Kitorbikluiip vcrläafl tri i
(icni [latholopisclu'M Anatomen inakrusknpisi-li als firiß weissliche TnilM
regelmässig«' Verdickung, mikroskopisch als eine Vermehrung der
fihrillen unil der '/.ugeliörigeu Kuriif* der Arachnoidea darstellt. Meist .-i
die fiehirnriiKif mikroskopisch erkrankt. Die l'ia haftet der Oberfiürhe
an. Seiten wird Hjürocephalns extonius und aurh internus v»Tinis»t.
kommt es zu üssiticatiim. lÜe Bedeutung einer selbstständigen Krankheit biti
Form der Leptonieningitis f.Lst iiii'tnals. Sie hegleitet .sehr hUußg dm
Alktthdlismus, stels die Dementia jTaralytira mid |)ementia senilis. AurJi kn
n-n Formen des angelKirfneii und erworbenen Schwachsinns ist sie nicht
namentlich hei Pementia eiiile|)tiea. Auch an Narben, welche ein
hinterlassen bat, scheint sie sicli anschliessen zu kdnnen. Vnn der fniromiM^
niiigitis blast sie sich oft schwer unterscheiden.
Die Symptome und die etwa in Betracht kommtiudeu thernpeiitisfbin)
re^ln sind in den Artikeln Dementia jiaralytica, Alkoholisinus chronici- ■■<■
zulesen. Wenn eine syphilitische liifection nicht ganz bestimmt aiis7i
ist unbedingt eine energische (i'uecksilber- oder Jodkiir angezeigt.. In :iii>m m
Füllen sind wir gegen den meiiingitischeii Proce.ss selbst vfillig machtlos
xnflB
(ieh!mhydrocephaIu8. M.in unterscheidet Hj-drocephalus internus und <»xt^n>ii«-
bezcichiiet die Erweitern ug und abnorme Fiillinig des Veiitrikelsystems, I ■
U7id abnorme Füllung lic.-i .Subaiacbuoidalrauiiis. Ob EpciidynicntzündxiriL
Ventrikelcommunication die Hauptrolle spielt, ist üweifelhaft. Beide K'
nur Begleilerscbeiiiungeri diffuser rirgiitiiseher ijehirnkraukheiten, z. B. bei
oder senilis, Meningitis etc. Bei dem angeborenen Schwachsinn tiadct er
Eine idiopathische Form des erworbenen Hydrocephalns ist von Oppenheim.
beschrieben worden. Entweder verläuft er acut unter dem Bilde der LrptotiiMin!
mehr chronisch unter dem Bilde des liehirntumors. Die Diagnose ist äusserst un
die Therapie kommt einstweilen nur der congenitalc Uydroccphalus in !'• '-
von allgemeiner Pflege sind Abführmittel, Diurctico, Jodsalze, Queck-
worden, sie .sind jcduch fast stets erfolglos. Die Cumpression des Schädels >i'ii
streifen (Treusseau) oder elastische Bivnder ist geradezu gerdhrlich. .\Mcitun{ «^
SchHdelhaut ist gleichfalls gerallieu worden, und zwar auch bei dem idiopatbisrheu
Kydrocephabis (Haarseil. Oppenheim — Einreibung von Brecbweinsteinssibe.
Mehr .^u^isiehl bietet vielleicht die chirurgische Intervention in F'orm einer dirccU
des Ventrikels im äusseren Winkel der grossen Fontanelle. Man entleere longsaai (!? •!
und wiederhole dies Vcrtalircn eventuell vierteljährlich. Leichte Comprcssion n»<'h •'- f
ist rathsam. Nachfolgende .lodinjection und Drainage (Bergmann, Keeni
unbedenklich (Nuijons). Auch die Quincke'schc Lumbalpunction kann vcr>u._:
(i)ehimbyperaemle. Man unterscheidet activu und passive Gehirnhyperaemie.
stets in AnraUcn auf, welche .sich mit den sogen.innten Congestionen* decken. Di« ]
oder Stauuugshyperaumie ist ein chronischer Zustand, welcher durch Hemmuuf d» '
Abflusses aus dem (iihiru hervorgerufen wird. Sic lindet sich bei uucompensirten Be
Emphysem, Strumen und anderen (ieschwiilsten, welche die Vena jugul.iris !•'.■"•
Mediastinaltumorcn, welche auf die Vena cava superior einen .stärkeren \'
Ihre Symptome sind: Kopfschmer?,, Funkensehen, Sonniolcnz, geistige uo'i .. .,
keit, zuweilen auch klonische Krampfanfälle mit oder ohne Bewu.sstseinsvcrli«T.
Die Therapie der passiven Hypcraemie hat namentlich alle diejenigen P»
verhüten, welche die Stauung vcrsliirken. D.iher ist Obstipation zu vermeidcDt
Lage des Kopfes und jede grössere Muskolanstrengung zu verbieten. Di-- He
durch kleine Digitalisdosen /.u verst.irken und zu reguliren. Sehr ■
pas.sive Gymnastik der Eitremitiileu, namentlich i[i den distalen Geb
active Gymnastik (ohne Gewichte! mit vielen Pausen und sehr langsam' i «H
haft Auch Frottirungen mit kühlen nassen Tüchern, sowie kalte Fu.ss- und Sitibv^
10 Minuten) können verordnet werden. Langsame Spaziergänge sind erlaubt.
zu verbieten. Kaffee und Thec sind hnrmlos, Alkohol ist zu vermeiden. I'
aufnähme ist im Ganzen oinzuschriinken. Zur Milderung des Kopfschmcnes kdaa> I
Morgens und Mitt.-igs je 0,05, in Betracht.
(iehirnhfpertropliie ist klinisch ein im Vcrh,altniss zum Rauminhalt der Schnd>*llcifw( <
Gehirnvolumen ohne Geschwulstbildung und chnc Hydrocephalus. Sie ko;::
Zuweilen scheint sie mit Rachitis zusammeri/.uhängen. Ueber die Sympti.i,
bekannt. Eine Therapie kommt daher bislang nicht in Frage.
i[OeUniiiekn>se — 419 — Gehirnsjrphilis]
.CMÜmnekrose. Nekrotische Vorgäoge im Sinne der pathologischen Anatomie sind im Gehirn
^ sehr häufig, tbeils mikroskopiscli (Coagulationsnekrose der Ganglienzellen bei manchen Rinden-
erkrankungen), tbeils makroskopisch, z. B. bei traumatischer Zertrümmerung des Gehirii-
gewebcs, bei Embolien und Thrombosen etc. Sic haben niemals die Dignität einer sclbst-
• ständigen Krankheit. Ihre Behandlung füllt daher mit der Behandlung derjenigen Krankheiten
'■ susammen, in deren Verlauf die Nekrose auftritt. »iphrv
iCleUmoedem, d. i. seröse Durchtränkung des Gehirngewebes, findet sich: 1. bei .all-
gemeiner Atrophie der Gehimsubstanz neben Hydrocephahis* cxtenius und internus;
2. als allgemeines Stauungsoedem bei chronisclien Herzkranklieiten, Herzschwäche
und acuten wie chronischen, die Re.spiration beeinträchtigenden Lungcnkranklieiten,
wie Pneumonie etc.; 3. als locales Staiumgsoedem in der Umgebung von Geliirn-
geschwülsten, encephalitischen Herden, zuweilen auch Blutungen: 4. als locnle Folge
des Verschlusses eines arteriellen GefAsses, namentlicli bei Gehimembolie und Gehirn-
. thrombose; 5. in tödtlich verlaufenden Fällen von Uraeniie", von Status epiiepticus,
Delirium acutum*; 6. bei Meningitiden.
In allen diesen Fällen hat das Gehimoedeni keine .selbstständige klinische Be-
deutung. Sein Uauptsymptom ist überall, wo es allgemein auftritt, ein mehr oder
weniger tiefes Coma. Ein locales Gehimoedem fügt zu den vom Herd selbst enseugten
Symptomen neue hinzu, welche auf die seröse I>urrhtränkung der Umgebung zu be-
liehen sind. Ks wirkt diese Durchtränkung vorzugsweise functioiishemmend, selten
reizend. Das locale Oedem bei Kmbolie und Thrombose ist an dem Zustandekommen
des apoplektischcn Insultes, welcher beide Krankheiten oft begleitet, betheiligt. Ein
- Gegenstand der Therapie ist dxs Oedem selbst in allen solchen Füllen kaum. Es
wird sich immer nur darum handeln, die zu Gnmde liegende Circulationsstörung zu
beeinflussen.
Als selbstständige Krankheit wird oft das acute congestive Oedem Huguenin's
•' aufgeführt. Kopfschmerz, Ohrensausen, Schwindel mul F'unkensehen sollen das Krank-
■■''. heitsbild einleiten. Zugleich oder etwas später erscheinen <.'ine krankhafte Heizbarkeit
• und Weinerlichkeit, Hyperaesthesie gegen alle Sinnesreize und Schlaflosigkeit. Fieber
kann fehlen. Erbrechen, Verstopfung, auffällig starkes l'ulsiren der Fontanellen ist
hSufig. Oft zeigen sich Herdsyniptorae, liäufig ist auch Strabismus. Fast stets b<!-
'.. steht Zähneknirschen. Das BewiLsstsein ist .stets getrübt: oft kommen Convulsionen
5 hinzu. Der Tod kann schon nach wenigen Tagen eintreten. Es ist sehr zweifelhaft,
:■ ob dies sicher vorkomniende, sogar keineswegs seltene Krankheitsbild wirklich auf
einem acuten congestiven Oedem beruht. Wahrscheinlicher ist, d;uss es sich um
encephalitische Vorgänge handelt.
Die Therapie besteht aus folgenden Maassregeln : Bettruhe in verdunkeltem Ziniitaer,
Femhaltung aller intensiven Sinnesreize, vorsichtiger flüssiger Ernälirang (in Anbe-
tracht der nicht seltenen Schluckstörung), Applic:itio)i einer FMsbhts«^ auf den Kopf,
Ableitung auf den Darm (Kalomel). In einem sehr schweren Fall schienen sich
Einreibungen von Jodoformsalbc auf den Schädel sehr gut zu bewähren (Ziehen).
Eirgotin schieint nutzlos. Alkohol ist nur bei Herzschwäche zu verabreichen. Bei
Convulsionen gebe man Bromnatrium in nidit zu kleiner Dosis. Sehr günstig wirken
stündliche kalte nasse Abreibmigen. ziehen
leUrasyphlliB. Unter (lehirnsyphilis versteht man diejenigen syphilitischen Erkran-
Imngen des Gehirns, welche durch die sj)ecifischen pathologi.sch-:in;itoniisclien Pro-
eesse der Syphilis, Gumma und gununöst^ Infiltration, bedingt sind. Es scheiden also
diejenigen Krankheiten aus, welche wie die Dementia paralytica* nur in einem indi-
recten Zusammenhang mit der Syphilis stehen. Die Gehirnsyphilis in dem soelxMi
deiinirten Sinne geht meist von den Meningen und den Blutgefässtsn aus. Die guni-
, iDÖse Infiltration ist am häufigsten an der Ilirnbasis. Meist geht sie von d(T ('hiasm:i-
S^end aus. Durch obliterirende Arteriitis kommt es oft zugleich zum Verschluss
ieser oder jener basalen Arterie, mit oder ohne Thrombenbildung. Die gummöse
• Infiltration dringt ferner gern in die Nervenwurzeln, namentlich des Opticus und
Oculomotorius ein. An der Oonvexitüt sind gummöse Infiltrationen weniger häufig.
UmBchriebene Gunimiknoten sind überhaupt selteiuT. Am häufigsten tritt die Gehirn-
,,. Syphilis im Tertiärstadium, 5 — 25 Jahre nach der Infection auf. Ausnahmsweise ist
„i sie schon im Beginn des Secundärstadiums, einige .Monate nach der Infection beob-
''- achtet worden. Auch die hereditäre Syphilis kann das Gehirn befallen.
27»
Die Symptome wechspln natürlich 'y ii:icb dem Sitz und ilcr \
gummösen Processes erheblich. Die Allgcini'insymptoiiie gleichen
nicht-syiihilitischoii Hirii;ii'sch\viilste,' doch sind die Bewiisstseiiisstnnin-
sitorischer; auch treten Tifter lialhicinatorisrhe Erregungszustäiule oder -
auf. Bei lilMgereni Bestehen entwickelt .sich ein merklicher liitolli^enzil'
Fällen bestehen Polyurie und l'olyilinsie. Die Local.syniptome bestehen \f
l'"orm, der diffusen basalen Minisyitliiüs, in Augenmuskelläliniiiugeii un
Mitunter i.st Stainnigspapille (14 pt"t. Uli t hoff ^ oder SeiinervenatropUie ^i- |"
hoff) nachweisbar. Anch Olfactorius und t^uintus .sind oft iiiitbetruff'-! ■
seltener die hinteren HinnuTven. Sebr charakteristisch ist tUe oscillirernlH l ni«-->
digkeit der Symptome. Sie erklärt .sich daraus, da.ss die ^iiiiiiiiö»! Intiltiati"« —
seif« sehr ra.sth sich entwickelt und andererseits sich auch »poittan oft ra.--.,
zurückbildet. Gefä.ssverschluss durch Kndarteriitis obliterans l'figt zu den :
Symptomen neue hinzu, am hilulig.sten eine zur Gehirnnervoiiiähn
Hemiplegie. Diese entstellt nicht plötzlich, sondern kündigt sich .sein:: . .
durch Parae.sthesien, transitorische Pareseu und leichte kloivische Krampf--
Uehirnsypliilis der Convexität bevorzugt die niotori.sche Region ejn.scf''-
itroca' sehen «Stelle. Schubweise Lähmungen bezw. aph.-isiscbe Zusi
fälle vom Charakter der Jackson sehen K])ilepsie sind hier die aiarcnit- -
syinptonu;. Der Verlauf ist meist chroni.sfh und reuiittircnd. Durch die ■'■,•-
Anfälle (Schluckpiieiunenie, Decubitus etc.) und durch die Ausbreitung auf di» .V;
ven des Bulbus der itblongata ist das Leben bedroht.
Die iJiagnose bietet grosse Schwierigkeit und kann oft nur •
positiven oder negativen Krgebnis.ses einer specitischen Uehniidluug
werden. Selb.stverstilirdlicb wird man jeden (iebirnkranken naeh etwa
litischer liifection fragiMi und den ganzen IvTirper peitilieh auf sy j»hilis\ ird.=i
ptume untersuchen, wie Narben, periostiti.sche Auflagerungen, I>i
Hautkrankheiten etc. .\uf Abstreiten jeder Infection und Abwe-seii... .. -•
Symptome ist jedoch meist nichts zu geben. Seli)st gebildete Kranke
diesem Punkt den Arzt (dt und und gegeiiw ilrtige Symptome der S\phi
aus.serbalb des Nervensystems vidlij; felden. Die Differentialdiagnosc kommt
lieh gegenüber fidgeiiden Krankheiten in Frage:
1. Sonstige (iehi rngeschw ii Iste.'' Remittircnder Charakter spricht fb
hirn.syphilis, iiidess ist dies Indiz nicht sicher gemig. Ks ist daher »tets lunfi'
s|M.'ciiische Hehaiidluiig zur Klärung der Diagnose einzuleiten.
2. Dementia paralytica. Bei der tiehirnsypliilis liegen, wenigst»-!
}iiim, nur lieiikhemmung, hicohaerenz und Apathie vor, kein liitclligen.Kl)''
l*emeiitia [laralytica setzt sofort mit Intelligenzdi'fect (Taktlosigkeiten -'
Labnmngeu der Dementia paralytica sinil meist noch flüchtiger als d,^j
Hirnsyphilis. Kutscheidenil spricht schliesslich für Dementia paralytica
iiebirnsyphilis Hesitiren der Spraelie (niclit .\phasie!) und im Aligeiiieinen ancl
der 8elinen|diaenotnetie. In zweifelluifteji l''jtllen ist au<'h hier jetleiifalls ••in«'
syphilitische Kur vorzunehmen, zumal die Di-mentia paralytica selbst neuigst»«!
direct mit Syphilis zus:inimenli;iiigt. L'elirigeiis i.st zu beachten, das« sirh
.selten au eine echte Gi'hiriisy]diitis s|)äter Dementia paralytica ans
'■i. FunctioinUle Neurosen und Psychosen. Solange «.' .uli«
Allgemeitisyniptitme bedingt, ist eine Verweclisluiig schwer zu venneide». füt
limlet sich jedoch s(diim früh dies oder jenes Herds) mptom. Namentlich it
tjehstörimgen und .\ugeiiniiiskellilhinuiigen (reflectorische l'uj>illenstarre;i tu
4. Gehirothrombose." Ibi-se ist, wie aus Obigem hervorgi^ht, oft fff-
eine Folgeerscheinung der (iehinisypbilis. Ist also eine Thrombose nacbi
Ko i.st stet« an eine syphilitische Htitstehung zu denken.
Therapie. Die Bedeutiuig der i'rophyhuxe erhellt daraus, da&s nach Hji-I
z. B. von 754 im Kraiikeidiause zu Helsingfors behandelten Hyphilitisch»'n II:
an liehirnsyphilis erkr.-uikteii. Gerade die sogenainiteii leichten Fälle prtnti4r>»r:
gefithrden das Nenensystem ganz in dein.splbeu .Maasse wie die scbv
sv|dnlis nachgewiesen oder wahrscheinlicb oder, bei Symptomen, lii
o<ler Thrombose deuten, auch nur möglich, so ist eine .lodkalim
eiiu' (^uecksilberbehandiuiig einzuleiten. Bei sehr bedrohlichen Synip
vorzuziehen, desgleicheu bei relativ frischer Gehirusyphilis. Am wirkHamnin i<*
[Gehimayphilis ^ 421 — Gehimthromboso]
Inuiictionskur, doch erlebt mnu auch mit lujpctionskuron die glänzendsten und nameiit-
' lieh raschesten Erfolge. Die tägliche Dosis reinen f^ecksilbers soll bei der Inunctions-
kur 1 — 2 g betragen. Sowohl Verreibungen mit I-anolin wie Unguentum Hydrargyri
cinereuni sind verwendbar. Peinliche Muiidpfleg<> ist gerade bei diesen Kranken un-
erlässlich. Die IMinidausspülungen mit Kalium chloricum-Lösung bedürfen in Anbe-
- tracht der oft bestehenden psychischen Stöning genaner Ueberwachung. Die
Inunctionen sind, wofern nicht bedrohliche Quecksilbersymptome eintreten, mindestens
xwei Monate fortznsetzen. Nicht nur bei Rückfällen, sondern auch bei dauerndem Fort-
bleiben der Symptome ist eine Wiederholung der Kur rSthlich. Wenn die (^leck-
silberbehandlung versagt, ienier in sehr alten Fällen und auch bei sehr herunter-
gekommenen Kranken ist .lodkalium oder Jodnatrium, am besten in Kelterswasser
(Seguin), zu geben. Die Tagesdosis beträgt 1 - ß g. Die Kur ist event. 4 —6 Monate
fortzusetzen. Auch die combinirte «Quecksilber- und .lodkur ist oft von Erfolg.
Hydropathische Kuren (keine heissen Bäder!) kommen ei-st in dritter Linie in Betracht.
_■ Prophylaktisch ist jedenfalls eine öftere Wiederholung der Kur angezeigt.
Als Ort für die Vornahme der Kur wird oft die eigene Häuslichkeit genügen.
; Bei hallucinatori.><chen Erregungszuständen ist imbedingt die sofortige Aufnahme
in eine Anstalt geboten. Ueberwachung durch einen besonderen Pfleger ist auch in
denjenigen Füllen räthlich, in welchen soporöse Zustände überwiegen, da erfahnmgs-
; gemäss auch solche zuweilen von plötzlichen Erregungszuständen oder Suicidversuchen
abgelöst werden. Bei reicheren Kranken ohne wesentlii'he psychische Störung kommen
als Kurorte Aachen, Nenndorf, Tölz uiul ähnliche Orte in Betracht.
Besonders schwierig gestaltet sich die Behandlung bei soporösen Kranken. Vor
allem ist hier durch ]teinliche Keinlichkeit, öfteres Umlegen und Wasserkissen dem
Decubitus vorzubeugen. Oftmals besteht Ret(«ntio urinae. Man vermeide, wenn
möglich, die Katheterisation: oft genug genügt eine vorsichtige Expression (Heddaeus)
oder eine öfter wiederholte feuchtwanne Frottirung der Blns(>ngegend. Desgleichen
.. ist für regelmä.ssige KothentletTung zu sorgen. Bei der Nahrungsaufnahme ist in
diesen Fällen die Schluckstörung zu berücksichtigen. Man gebe nur flüssige Nahrung.
Bei schwerer Schluckstörung behelfe man sich lieber 2 — 3 Tage mit ernährenden
.. Klystieren (2 pro Tag). Eventuell kann auch .lodnatriuni per Clysma verabfolgt
werden (Köbner). Bei absoluter Schlucklähmung hat die Schlundsondenfüttenmg
einzutreten. Schutz gegen Zugluft ist zur Verhütung von Bronchopneumonien uner-
^. lüsslich. Bäder sind weniger vortheilhaft als öftere laue Abwaschungen des ganzen
Körpers. Bei tiefer Benommenheit sind kühle Abreibungen rathsam. Hallucinatorische
Erregungszustände sind mit sul)cutanen Injectionen von Extractum Opii a(|uosum (t»,()ö
pro doni) zu l>ekämpfen. Die sonstigen Allgemeinsymptome sind eben.so wie die analogen
der übrigen <iehirngeschwniste* zu bekämpfen. Horsley hat schliesslich noch gerathen,
wenn die mcdicamentöse Therai)ie binnen ti Wochen keinen Erfolg gezeitigt hat, die
operative Entfernung eines etwaigen Gumma zu versuchen; indess wird num sich
hierzu nur bei besonders günstiger Lage des (iuinma und nach völligem Scheitern
einer 2 — Smonatlichen Behandlimg entschlie.ssen. ziehfn
leblrathrombose ist der Verschluss eines (iehirngefässes, in der Kegel einer Arterii-,
durch einen örtlichen (jerinnungsvorgang. Die Thrombose der grossen Venensinus
des Gehirns bietet klinisch ein so abweicliendes Bild, da.ss sie zum Schluss besonders
besprochen werden soll. Die pracKli.sponirenden Bedingungen für die arterielle; Gehirn-
thrombose sind folgende: 1. Erkrankung der Arterieuwand, 2. Verengerung des
Arterien lumens, :{. Verlangsaniuug «les Blutstromes, 4. pathologisch gesteigerte
Gerinnbarbeit des Blutes. .Am wichtigsten ist die Erkrankimg der .\rterienwand und
zw:ir kommt als solche sowohl die .Vrteriosklerose wie die .syphiliti.sche Endarteriitis
in Betracht. Die Arteriosklerose s<;lbst kaini senil oder hereditär oder toxisch
(Alkohol, Blei, Nephritis etc.) sein. Die Verengerung des Lumens ist eine häufige
Folge der Gefässwanderkr.mkimg. Verlangsamung des Blutstronies findet sich bei
jeder Form der Herzschwäche (Dilatation des linken Ventrikels, kachektische Krank-
heiten). Zuweilen beniht die Verlangsamung des Blutstromes auch auf einer Er-
weiterung des Gefässlumens, welche ihrerseits zuweilen statt Verengerung in Folge
von Arterio.skh^rose eintritt. Abnorm«' (ierinnbarkeit besitzt das Blut, .sobald es lang-
samer fliesst. Ausserdem wird sie dem Pui'rperium, den acuten Infectionskrankheiten
. und einigen constitutione! len Krankheiten, wie (.'arcinose, Tuberculose, (Jicht, zuge-
|(ieliiriitlir<»nibuNP
- 422
I
.scliricbcii. I>ii' KnLsü'liuiigswpistj der Tlirtniiliosc bi.-i KohleiioxyilvrrgifUniiJ
unbekannt. Am hfiiifif^steti bpfallcu sind die A. rarotis interna, die A.retlH
die A. basilaris inui vertebralis und die A. cerebri posterior bezw. chorioWi
Die Symptome der Thrombose zerfallen in Vorläufersyiptom«, In^iltni
um! Dauersymptome.
ai Vorboten. Diese fehlen fa.st niemals und sind durch die fortechi
Verenfrerunf; des (lefässlumen.s bedingt. Sie bestehen in Kopfschmeneu. Sri
leiehten psychischen Veriinden)n|L;en, Paraesthesien und Paresen der spätiT ^»läl«
Glieder. Sie t;ehrn ilon au.sgcsprcK-benen Symptomen oft nionntrlnng vorau>.
b) liisuKsv inptoitio. fti vielen Füllen fehlt ein Insult vollHt.ändig. Nur «•
die Tlironilio.Hi' sehr [ilötzlii'h eintritt, wird ein aiisfcosprorlieiior Insult bvotiiM
Dieser liiTuht dann wie derjenijie der Kmbidie auf einer rasch .sich entwidr-I*
venösen Stauung; und .serösen Ihirchtrünkuu}; in dem (tebiet, drssen .Kr
schlössen ist. 'tft beobachtet man auch eine Serie kleiner Insulte, welch'
Zwischenräumen von Shuiden oder Tagen folgen. So kann z. B. erst >■
parese. dann eine .Monoplegie und srhiiossiiuh eine Hemiplegie eintreten. '■
kommt ah und zu initial vor, etwas heutiger nur bei Thrombose der Art
(•) bauersy m))! ome. Diese h;lugen von dem Ort der Thronibo-'
sprechen ganz den analogen Symptomen der Embolia *. Sie bei
thrombotischen Hrvvcicliung, welche tiurohans der emboli.schen eiitspriihi
sind <lie Syniptome nicht ausgedehnter, als es der wirklichen Krweichung
Ks erklärt siuh dies daraus, dass anfangs auch Femwirkungen eintreten, wfirin
allmählich ausgleichen. Die häufigsten Herdsymptome sind Hemiplegie. Ixi U
seitiger Laesion oft mit Aphasie, Hcmiauaesthesie und Hemianopsie. D» «ft I
Aesde der Hauptarterien thrombosirt werden, begegnet man oft auch einer
Monoplegie oder einer isolirten Apha.>iie oder einer isolirten Hetnianopsir u.
Der weitere Verlauf euts]»rirht ganz demjenigen der embolischpn Ei
Diagnostisch i.st im Hinblick auf die Therapie namentlich «lie Cnt
von der Geliirubliitung und der tiehirnembolie wichtig. Ausget^prncbi
vorangeherule l'rodrnmi deuten selir ent.schicden auf Thrombose. l>i
letztere wahrscheinlich, wenn die schweren Symptome schubweise oder
und ohiu» schweren Insult eintreten. Von der (vi'iiinigeschwiil!<t unterscheii
die (iehirnthrombose durch das l'Vhlen der Stauungspaj)ille; auch wird di»- pi
lienommeuheit vennisst. (iegeiiüber dem Abscess knnuneu die abweichende Ai
und das Fehlen von Fielier in Betracht.
Therapie, a) Die Prophylaxe ist gegenüber der Thrombose nich' -r-"'
los. Die Verboten machen rechtzeitig auf die Gefahr aufmerksam. D
Kndarteriitis ist durch eine l^uecksiiber- oder Jodsalzbohandlung zu bi '
rucht-sypliilitische Aiteriosklero.se k.ann durch eine nicht zu euer}.-
behaitdiung (0..'t — (),.") pro die) oft wenigstens aufgehalten werden. Bei scti'
Personen ist .lodeisen zu verordnen. Der Genuss von .Mkohol und all
i.st zu verbieten. Die Flüssigkeitsaufnahme ist zu boschriinken. l>urch niethi
vorsichtige (iymnastik und niethiHlische Gehübungen ist der Herzmuskel /ii
Zu diesem Zweckt- sind auch lilnger fortgesetzte kleine Digitnli.sdosen ^oi
.lede krirperiiche .\nstr<'Ugunp; und jede afl'ective Krregimg niuas vermie«!
Die Hruälirung ist jedenfalls nacli .Mivglichkeit zu heben. In geeijrncten F
Massagekur einzuleiten (jedoch ohne vollständige Bettruhe!). Spüter ist «1
ilurch piLssive (Jyimuistik zu ersetzen. Hydrotherapeutische .M:tssiialimMi
.angezeigt. Höcb.stens kommen laue Sooibüder oder kohlensäurehaltige
Anregimg des Stoffwechsels in Betracht.
b) Die Theraiiie im Insult ist derjenigen der (iehirnblutim"
en
Der Kopf ist eher tief zu legen. Es liaiuh-lt sich vor allrm (l:»runi. die
zu kräftigen, um dem Fortschreiten lier 'l'hronibi>se Einhalt zu thun. .Man
daher Wein oder Cognac, Digit.ilis in nicht zu kleinen Do.sen (dretstfindl
liiflel des '/aiiCt. Infuses) und füge nöthigenfalls auch eine K.
hinzu, .^derlä.s.se sind unbediirgt zu unterlassen. Warme |n.se I '. .
sind zweckmässig, um allzugrossen Wänneverlust zu verhüten. Die Zimmi
soll 15— lii" K. betragen. .\uch mit Abführmitteln ist Vorsicht an
führe besser durch Eingie.ssung oder (ilycerinklystiere Stuhlgang herbei
Mittel sind gleichfalls nicht ungefährlich. Hautreize scheinen zuweilen
tiehinithromboso
- \-2
• t*-hiriiliih*r»-ul'i»»-
|„.r Nutz.-.! .I.'i- Kishias.. ist >.-lir z«.
forriren. B-st.-l.t Srhluckstörunj:. S" w-
Klv^tuir. mtmho ist in ahnlicli-r W ■
H:i.iti.flcj;.- ist von \nhif an 'vei-n^.r-
zu l.-"cii rWasclicn mit l:iui-m 1 „>•-;•■
Mit J?ä.lr-rn s.-i man t.-i li.-nint.frc'-k-.:..-
«■ Theriipi*' naoh <li m lii«'.i'
„nn -fort <ien Alkoh"! wif-.i.-r a.i- .
•,N i,r.n.hvlaktis.hf anf:eä:.-f..-n «;•■:• /
.'•iiie t.i» viiT \V..i-Ii*'n .lur«-lua!'.!jr-:.
cfn'
trattur i-t mit .ieri-ni?-i! '!•
S. uiiti-r (i«'h;rn'-inbi'Ii'-.
Tiir-ml-'-s- 'If'' ^i"-»-.. i--'- '" ' ■-
ti-.i-li.'i! In<iiv:'i:.i-:!. n.ni'ir:":;'-; " •■''
Thr..lll^•<•^- :r;r hi-r iü-:?: i :^>-^ \;.\'.
jiinu« ü''*:"- - •)■-!■•■-■- --r" -"•:'•' j" '^ ■
luni '.'a.'.-'-- !'.'•■•■■- --r •■-;-»• - -'•_■
vitr!- M-::.;:.;.::- -::•; .- i -.~^r^r.::iv
rari>:.'ik-.. Yir-r.ir -:■ -.- | -"-^
Auci: Ir •.:"-L. :i - :r:: ~ " -"•"
Tlirfiii'-«r -.' - - -- '■-- -' -'■
Ciimi'r—- ! .- ■ --■ -•- — -* ■"
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424
GehirnrprlrtzuDfra
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scltcnor iiiiil koitiiiit zu Staiulc, wenn i'iiie Tuborkelgi'schwulst, staft ni vrrlcAsi-ii -.
sich zu verhilrteii, i-itrig ze>rfallt. Itif Hälfte :illcr hiprlior - !■ i'.ill>- ~iMnr
aul" das prste, ein Viertel auf das zweite Lobeiisjahrzehnt. Aii^ .. is.' -ein.! -i|
TuIhtIvpI hüliniTeigross. (legen die Uiii^obung sind sie meist scharf ali;." iii- iii; 1
die Therapie ist beuierkenswerth, dass unter IH.'J Füllen llH) multiple Tubirk.il
wiospn, man kaiui also nur in ra. 4n pCt. auf einen solitären Tuberkel rerhnwi.
sonders oft ist da« Kleinhirn der Sitz des Tuberkels, etwas seltener das G
Auch die Brücke ist oft befallen.
Die Symjitome entsin-eelien denen nnder'er (iehirngesciiwfilsto*, selten il««
dos (iehirnal)scess(y<. Nur besteht oft l'it.'lter, welches bei Gehimgcschwülaleu soea
sehr selten ist. In einem Falle tauschte ilas Fieber den Typus der Malaria
(Ziehen). Der Verlauf ist zunu'ist sehr rapid.
Die Diagnose hat es im Hinblick luif dii' Therapie gewöhnlich mit der Fi
zu thun: ist eine auf Grund dieser oder jener Symptome diagnostirirto GeHch'
des (icliirns, bezw. ;mch ein Hini.ibsccs-, tuberculris oder nicht. Sind Symptome cti
Tuberi-ulose in anderen Kor|(ertlieilen nachweisbar, so ist die tuberculöse Natur d«
cerebralen Geschwulst wahrscheinlich. Fehlen dieselben, so ist bei dem Er»vach!«-n»«
ein Gehirntuberkel unwahrscheinlich. Bei Kindern findet man Ciftfirs isoIirt>< Hrn-
tuberkel ohne soiistipe Tuberculose. Fieberhafter Verlauf bei GeschwulBtsyuiptoaips
deutet mit Wahrscheinlichkeit auf Uehinituberkel.
Therapie. Sind andere Körpertheile fr<'i von Tuberculose und liegt die
schwulst wnhrscheinücb ;ui eitler dem Messer zuftängliclien Stelle, so ist jcHintf:
imd zwar sehr bald zu operireu. Siiui aniiere Körpertheile, z. R. dii« linngon, *1
falls von Tuliircidose befallen, jedoch nicht in einer für absehbare Zeit das Lehrn
bedrohenden Intensität und sin»! ilie Beschwerden und Gefahren des Hirntuberkrb
wie iptülende, ilrohende Hirndruck.symptome, sehr gross, so ist, Zuganglichkeit tlr:
Geschwulst vorausgesetzt, gleichfalls («in operativer Eingriff statthalt. Bei Absc«»-
syniptonien gelten dieselben Regeln. Die sonstige Behandlung deckt sieb gaat ■><
derjenigen anderer Gehinigeschwiilste* bezw. Gehirnabscesse*. »i»!.»« —
ZIKIIEV*
tichlrnrerletzangen. i>ie That.sache einer Schädel Verletzung und der Ort der
Verletzung -^ind durch die .Vnaninese und oft auch schon durch den unmitteV
Augenschein gegeben. Nöthigenfalls stellt die chirurgische I'alpation I). ' '
Schwierig und für die Therapie heileutungsvoll ist nur die Frage: in wol<
ist <l:is (leliini in .Mitleidenschaft gezogen? Das Gehirn kann l>ei einem Tr;4uiu^
Schädels in folgender Art bezw. in folgenden Formen betheiligt »(^in: 1. in Kur
einer Conuiiotion. also ohne nachweisbare Veränderung: siehe unter Gehirner.srhrn
rung: "2. durch Dnu-kwirktmg einer m4'ningealen Blutung; 3. durch Dnickwi
eines abgesprengten Knocheiistücks; 4. durch Contusion, seltener durch seh
lotzung (Messerstich): ">. durch Zurückbleiben eines abgesprengten KnocboiiKtfl
der (iehinisubsianz. Diese n. Form kommt natürlich niemals ohne die 4. Form
(5, durch Blutimgen itmerhalb der Gehirnsiibstanz: siehe unter Gehiniblutung; 7.
secuudäre Absce.ssbiblung in der (iehirnsubstauz. .Meist, aber nicht stets, best
zwischen Abscess uml Verletzungsstelle eine makroskopisch sichtbare Cont
niehe unter Gehirnabscess; h. durch Zerreissung der aus dem Gehini austrel
Nervenwurzeln. Bekanntlich ist dies bei Basisfracturen des Schädels nicht selt»^
Die di;ignostische Unterscheidung zwischen diesen Fonneii ist oft nicht leirh
Jedenfalls ist zunächst festzuhalten, dass jede der angeführten Formen auch bei
tactheit der Schädeloberflächi' vorliegen kann, ila nicht selten die Absprt'ngung
Splitters >on der Laniina vitrea erfolgt. Die wichfisTsten diagnostischen Ge
punkte sind folgende: 1. Eine f'ommotion liegt wahrscheinlich vor, wenn for
nur .Mlgemeinsymptome bestehen be/.w. etwa auftretende auf Herdcharakter vei
tige Symptome durchaus symmetrisdi sind. 2. Meningeale Blutimg, meist aa«
A. nieningea media ist wahrscheinlich, wenn langsam zimohmenile Symptome
Gehirndrucks* und Hand in Hand damit halbseitige Lälnuung und Sensibilität.'Atj
rungen auftreten. 3. Druckwirkung eines abgesprengten Knochenstücks ist an«iiii<'l
mrn, wenn rasch Hemmuugserscheimmgen in einem bestimmten K'jrjierg'
treten, dessen Kindencenirum nach dem Ort des Trauma sehr wohl Anj;. vtl
eines abgesprengten Knochen.stü<-ks sein krmnte. Meist handelt e.s sich um ein (Vnincn
<ler motoris<°hen Region und daher um Monoplegie. Roizsymptome köiuien («hie^
f
iehirnvcrlptzunjE^cn
— 425
liehoprgang]
I
I)ir Hinuiruoksymptoiiio siiul oft nicht itIk-IiücIi und ji'ili'iif;ills iiiclit propn'ssiv.
4. Coiitusion ist wahrsrht'iulii'li hpi r.isrhcni Aultrift von Hi'rdsymiitoineii. Mi'ist haii-
ilelt PS sirh um int-hr oik-r wfnigpr orh<>bliclif Monopnrosi'ii, hri iinifangreii-her Coii-
tusion auch um H<»mii»ari«ipn mit Kcizsymiitonicn. I.etztorf bostehen bald in einem
loculisirten tonischen Krampf, bald in AiifnlbMi .lackson'scluT Kpilepsie, welche
entweder in der von dem getroffenen ( 'entmin abliiliigijien Mu.skfi};iuppe oder bei
sehr intensiver Zerstöruiif; auch in einer benachbarten (iruppe einsetzen. Bei
seharlraiidipen \ orletznn^^en handelt es sich meist um ein sehr scharf hegren^te^
Herdsymptom, welchi-s .luf eine .St.nlikraiizverletzun}: /.urückzuffihren ist. i. B. Hoini-
aiiopsie nach Messerstich in die tlrcipitalpe|Lrend; Keizsymptome können fehlen,
ft. Die iTinfte l'orm ist oft mit der vierten combinirt. Ist der ."splitter, weldier in
tier Gehirnsubstanz steckt, klein, so kennen .Vusfallserscheinuugen vi'dlig fehlen. M.in
beobachtet dann nur Rei/sy mptonie und zwar fast stets Anfälle der .lacksoirscheii
Epilepsie, welche in der Muskelgruppe des verletzten ("enfrums einsetzen. Unmittelbar
nach dem .\nfall besteht übrigens gerade in die.ser Muskelgruppe gewöhnlich eine
vorfibergehende st,"«rkere Parese. l>. Zahlreiche capilläre corticale Blutungen bedingen
<la.sselbe klinische Bild wie die 4. Kenn. Blutungen aus grösseren tiehirngefa^scn
sind selten; sie bedingen das Bild des apoplekti.schen Insults. 7. iH-r traumatiwhe
fiehirnabscess venäth sich durch spätes Auftreten von Herdsyinptomeii und l'ieber.
H. Zerrei-ssung von Ner\enwurzeln ist leicht durch directe l'iitersuchung festzustellen.
nie Therapie ist in denjenigen Fallen, in welchen die roiitiniiität der .Schäilel-
knnchen sichtbar vollständig aufgehoben ist, von rieuropathologischen Erwägungen
tuiabhängig. Liegt eine sichtbare rontinuitätsverletzung nicht vor, so ist ein so-
fortiger chirurgischer Eingriff — abge.sehen natürlicli von der Fürsorge für die
etwa bestehende Weichtbeilwiinde — nur angezeigt bei der "J. Form. Krgiebt die
Beobachtung der ersten 24 — 4i^ ytun<len, das.s wahrscheinlich die 3. oder ö. Form
vorliegt, so ist alsdann ebenfalls chinirgisch einzugreifen und d.-LS den I)nick aus-
übende oder in die Gehirnsubstanz i-ingedruiigeiie Knochenfragnient zu entfernen.
F>giebt längere Beob.ichtung, dass ilie 7. Form, ein traumatischer Abscess, sich
entwickelt hat, so ist die Behandlung ebenso wie beim Gebiriiabsces,s. Endlich
bleibt noch zu erwägen, dass meningitische untl auch nach Heilung einer l'onlusion
oder BIntnng in der (iehirnsubstanz selbst zurückgebliebene Narben zu einer typischen
.1 acksou '.sehen Epilepsie, zuweilen auch zu eigenartigen hallucinatori.schen Psychosen
(kürzeren Daininerzu.stäiiden und protrahirten Formen) führen können. In solchen
Fällen ist. wenn eine energische niehrmnnatliclie Behandlung mit Bromsalzen versagt,
die Spättrepanation und Excision der Narbe iinthwendig.
Bis zum chirurgischen Eingriff und überhaupt in allen einen chirurgischen Ein-
griff nicht indicirenden oder inclit gestattenden Fällen, also in der ersten Zeit nach
Contusionen, ferner bei Basisfracturen u. s. f. siiui folgende Maassregeln aiigezi-igti
]. absolute Bettruhe; 2. peinliche fortlaufende I)esiiifec1ion der ganzen Hautolierflüche
des Kopfes einschliesslich der Gehörgänge und Nasenhöhlen: ;i. ])einliche l'eber-
wachiing bezüglich des Eintretens der oben sub 2 und 7 angeführti'ii Eventualitäten.
Gegen die oft sehr intensiven Kopfschmerzen ist die A|»]ilication einer Eisbla.se
zuweilen ausreichend: rmdernfalls verabfolgt man Mnr]d]ii]in. I>as Erhreclien ist mit
■ PVispillen zu bekämpfen. Gegen schwere Kr.un|)faii fälle und ainii^rweittgi' Rciz.sym-
ptonie bt^währt sich Chloral am besten; iloch ist .seine Veronlnung nur bei normaler
kritftiger Herzthätigkeit statthaft. AuHserdem sind die F^inzelartikel: Coinmotiun,
Gehiniblutung, Schfldelfracturen u. s. w. zu vergleichen. .„rutv
ul Elfi b 1^1
Gehoergangr, üasserer. Blutungen entstehen im äusseren GehOrgnng selber oder
stammen aus dem Mittelohr oder demselben benachbarten Gefäs.sen fCjU'otis interna,
Bulbus venae jugularis, Sinus transversus, petrosus superior und inferior; und dringen
durch ein Trommel fei Hoch oder einen anderen I)efeet in den Wänden des Gehörgangs
in diesi'ii hinein. Erstere, meist unbedeutend, stehen häufig von selber. Im
;inileren Falle genügt es gewöhnlich, den (^.inal mit .lodofonngaze zu tamponiren.
Ist die Blutung Theilerscheiniing einer Schädelbasisfractur, so muss die Beli;indluiig
tder letzteren hinzutreten. Prophyl.iktisch muss man Verletzungen «ler Wände des
Gehürgangs, wie sie z. B. bei von Ungeübten vorgenomiuenen instnimentellen Freind-
körperextractionsvcrsuchen und ferner beim Scheuern im Ohr mit Haar- oilor Strick-
^ n:uleln, Zahnstochern, Ohrlöffeln und dergleichen öfters entstehen, sowie starke Luft-
[Geliupr^Hn^
«•fhQ^rpai,
vrnlrnuiuiif; in vincm liiiii'i'cii lit-liufs Aspirntiiin iln-s TronimoIfcIlN xu rerineiikn mr^
HiMiii rlif Klutiing aus Neuhildiiiig«<ti, /,. H. Polypoii. sUimnit, ietztflrc zu «"iiL^Ton
sucIh'ii. hie iliircli h:ii!in(irrh:ijiiscli«< EntzüiKlung der (»ehörgaiiKSWäUidf ml'-r i'-
Trmiimi'lfolls, oine im Gaiizon selti>ni>, bei liifln(>iiz:ippideiniei>ii ftwas hiiifii:' r .
(iltactitfto Kranivlifit. vcnirsachtfii, iiirist (rcriiij^fügifreti Blntungt-n scliwintli^n nn; ■-
Aufhön-ii i\fv liaeinorrli:i)ri.s<'lien FMitzüii<luiig. I'ic Tlicrapii" «l^r «Itin-h Krkrjimu'.
fi()cr VnriH/.iiiif; dps Tromi)ipir<'lls und drr Paukonhölile h»Tvorficnif< ■ r^^ir
IditliiiipMi ist mit Aiisiiahiiir der sciir soltpiii-n. aus grosson bona«.!. i,.i-— ^
stiimmiiidrii, prol'uHrn Hapiiiorriiafrieii t»iiic dt'r i'lien Itfsprorhfnon i-oiil<>i i
lal<tiscli itir.irlicliste V('riiiciiluii<i von Vt'rlt'tzunj:cn; iat t'iiii' nicht inr'hr ..
füpipi' Filutiin;^ i'iit.^tandpn. Tamponadr' mit .lodoformfiazi', hei Ncuplasnicn. b<'i '
oder Mpkrntischfr Krkrankung der knricliPriiPii PaukpiihöhlenwAnclp oiit«|ireciiti;.. ..
iiaiuliun^' des Causalleidcns. Boi profusen Haemorrhafricn aus deiu Ohr« soll, »et
sie aus der Carotis interna stammen — ein liei eaririscr Destriiction des ('annlis r.in-^--
diin-h Mittolohreitenuip; insbesondere bei Tubercublsen mitunter bcoliarhi« •
Ganzen aber ungemein seltenes P',rei)j;niss, weli'hes sieb ans dt»r PiiUation 'i. ■
ib-m (ii-brirftanp dringenden, durch Carotiscnnipression untenlrrirkbrircii. bellr":'-
Hhit-stralds erkennen liisst — die t'arotis comnrnnis zunächst unuiit-
primirt und dann unterbunden werden. VAw dauernder Krfcdg wird f i ■
(hirch meist nicht erzielt, üinl nicht viel dankbarer ist die ßehandl
falls sehr seltenen profusen < ihrbhitun)4<Mi. welche bei ("aries des Schi
Aniltzung rles Siiuis transversus, |)etrosus superior und inferior, sowie des b-jii~
venae jugularis entstehen können und sich durch ilie dunkelrothc Fart»- i! - .'
wenip pulsircnden Bliitstronis auszeichnen. Tiinipe bei der Tronimelfil
entstandene profuse ( »hrblutungen aus dem Bulbus vcnae jugtilaris wurden ...ü.« ..^
ponade des Meatus auditorius »-xternus gestillt.
CaririR erweichte Knochenstellen im ilusseren (iehürgang entfernt man mm VtttK
mit dem scharfen Löfl'el. Hierbei aber ist an der oberen, biswoiloii sehr d&m«
Wand grosse Vorsicht erfordi^rlich, weil man .sonst leicht die I)urn vorleiwn kaw.
Nach dem Auskratzen bestiinbe man den kranken Knochen mit Joduforrn o*i
.lodolpulver. }>talt des scharfen l.,"ifTels kann man sich auch dfs <ialv:tnokAutir
bedienen, wobei die gleiche Vorsicht zu lieobachten ist. Tritt reactivf Kiitiüodoc
ein, so nniss man diese vor einer eventuell erforderlichen Wieiierholung der K.iulHv
sation voriibergehen hussen, was mei.st in H— (> Tagen geschehen ist. Bei Cari«« ilir
oberen und hinteren (iehörgangswand handelt es sich häutig um eine ErkraakoK
des oberen Paukenhöhlenraiunes"' und des VYarzeiitheils.
Bei ('roup, einer luigemein seltenen Krankheit, fülle man den Gutirireaog. od
die gewöhnlich nur in seinem kuöchemen Abschuitt luid auf der Au.ssenflSc]ir 4»
Trommelfells sitzeiub'n, zum grös.sten Theil aus Fibrin bestehenden, zum Unt«>rs('lui^
\on diphtheritischen mei.st locker haftenilen Mendiranen zu lögen, mit lau«~aniNV
Kalkwasser (s. Ohrbäder"), spritze nach In— 20 .Mimiten mit .3 pn)c. cH_*" K. vmw«
Borsäurelösung aus uml insufflire darui Borsiiiirepulver. Von Anderon
des Kalkwassers IM -2ö proc. Salicylalkohnl ein)ifohlen, von welchem 1- _
zu |(K1 g Wasser hinzuzusetzen sind, von noch Anderen liisufflation '
.valicylicum jiulverisatiun. Ibe beiden letzteren Mittel erregen stärkere Sein,
das Kalkwasser. IHe Hidtandlnng bei iler etwaü häutiger vorkommenden Dtpliilui •
ist die gleiche, wie bei ilem Croup des liehörganps. Bei Kkzem sind die erkr^ul:--
(iehörgangswäiide mit ö--Ui procentigem Borvaselin. Wilsou'scher oder Hehr:
scher Salbe, bei climnischeni Kkzem event. auch mit Wismuthsalbe zu bixlrfk':!
Es geschieht dieseü am best4-n, indem man kleine mit den geiuuintnn >jiIi'"
bestrichene ßourdonnets aus Veri)andgaze in den (iehörgang einführt und 1 — »'»iJ
täglich erneuiTt. Bei trockenem schuppendem Kkzem kann man ruguriituin lljilrtf-
g>ri praecipiiali albi appliciren; am besten wirkt indessen meist die B«^ia»>
lurig drr iiejiönrangswäude mit einem in 3 — 10 proc. Höllensfeinlösung g'-t^nrltlr»,
niclit tropfenden Wattestähchen, welche eventuell unter Leitung des S-
vorgi-non»men wenlen s(dl. Sii- muss nach Abstossung des Schorfs, d. h. -
nach ein bis zwei T.igen. wiederholt werden, bis Heilung erfolgt ist. /,ur \r
liütuiig von Kecidiven werden die Wände des knorpligen (iehörgangs nocL lünr'
Zeit 'imal wöchentlich dflmi mit Unguentum Ilydrarjrvri praecipitati nH
strichen. Khagadcn touchire man mit 1 — 2 proc. HOllen.steinlüsung. AtL<spriti>..>i -
pliocrgaiig
- »•_»" -
(ii«>li<»)'rf;Hng|
I
*
Oliri's ist lici jcili-r Form ilrs Kk/ciiis si-liiiilli<-li mnl chiluT /ii Aoi'irieiik'M. I):i die
Kr:inklu"it DiitiiiitiT durch KiiilTihniiip rrizcniliT StnlTi« in den (ii'linrpiiig gept^i Ziihii-
odcr Ohronschinerzeii. wie Chlorofonu, Kau de ('ologiie, Kaniphcr, udcr diirrh
iitorriniisrfu's Secret ontstpht, so ist es prophylaktisrh von Wichtigkeit, ersteres zu
verbieten und jede Otorrline möglichst friiiizeifig in geeigneter Weise /u liekilmpfen.
Die hei manchen Kranken durch das Leiden venirsachti' Schwerhörigkeil liedarf
keiner hesonderen Ki^liandlung. Pa sie mir huligiich auf nierhanischer Verlegung
lies Gchörgaiigs durch die geschwollenen Wilnde desselhen, durch ahgesondertos
Secret oder Borken bendit, so schwintlet sie stets, sobald die ekzematöse (Jebörgaugs-
haut wieder ihre normale Beschaffenheit erhält. Die Otitis* externa*, die Fibrome,
Granulationen und andere Ohrpolypen ", die I'soriasis*, die Fremdkörper* haben für
den GehOrgang die gleichen therapeutischen Indicationen wie ffir das ganze (JehOr-
organ. Ita Fisteln, von den selteneren Ffdlen priniiirer (iehOrgaugscaries abgesehen,
meist im Anschbiss an eine l*>krankiing des Warzentheils entstehen, sei es, dass in
letzterem angesammelte Eiter- luler ("holesteatommasson in den Gehörgang durch-
brechen, sei es, dass eine centrale Garies des Warzentlieils sich auf dessen vordere
Wand, d. h. also die hintere oder obere GehOrgangswand, ausln-eilet, so ist ihre
Kehaudhmg identisch mit derjenigen der Afl'ectionen des Warzetitheils und der
(iebOrgangsc.'iries. Oberflächliche Geschwiire, durch Erosion, heilen unter An-
wendung von 5 — 10|)rocentigei- HollensteinlOsung, mit welclier man sie bepinseln inid
tlie Gehörgangstampoiis anfeuchten soll. Von Geschwülsten zerstOre mau (b'e hier
8ehr seltenen Angiomi' mit dem Galvanokauter oder durch Actzung mit rauchender
Salpetersäure. Die ebenfalls sehr seltenen Ath(>rome .sollen nach vorsichtiger
Spaltung ihres Haiitiiberziiges mit dem Myrthenblatt ausgeschält werden. Die
ziemlich häufigen Osteome, Exostosen, müssen, wenn eine Eiterung hinter
ihnen besteht, sofort oper.itiv entfernt werden, wofern sie nicht zu klein sind,
um den freien Abfluss des Eiters zu behindern. Ueber die Technik der heti-efTendeii
•Operation, welche mit .Mi>issel und Hammer ausgeführt wird, vergl. die Lehrbücher
der Ohrenheilkunde. Sind ilie Exostosen nicht uiit einer Eiterung im Ohre complicirt,
80 kommt ihre operative Eiitfenumg erst dann in Frage, wenn sie vermöge ihrer
Grösse den (ieiiOrgang sehr stark verengern so zwar, da.ss sich sein Lumen in kurzen
Zwischenräumen immer wieder mit (Vriiiijen oder abgestossenem Epithel vei-stopft,
wodurch dann sulijective tiehOrsenrptindungen und Schwerhörigkeit verursacht werden.
Aber auch in diesem Falle kaim die ( Jper.itiou unterbleiben, wenn das I^eiden ein-
eitig ist und das andere ( )hr gut hört. Hier hat man nichts weiter zu thiin, als
(Ion Patienten ernstlich \or allem riemjenigen zu warnen, w.as eine Reizung seines
mit der Hlxostose behafteten Ohres hervorrufen kOimte. also vor mechanischer Irrita-
tion durch Haarnadeln, OhrlOffel, Ohrschwämme. durch häuliges Ausspritzen u. dergl.,
vor chemischer Irritation durch iMiiführen scharfer Substanzen in da.s.selbe, z. R. bei
Zahnschmerzen etc. Denn hierdurch k.ann leii-ht eine eitrige Ohrentzündung ent-
stehen, und diese kann bei (lehOrgangsexostoseii, die den Eiter in der Tiefe zurück-
halten, lebensgefährlic-h werden. Hat sich das Ohr mit Cerumpu' u. dergl. verstopft,
so soll letzteres aufs Vorsichtigste entfernt werden. Da manche Osteome des Gehör-
gaugs durch chronische P<ntzündung, insbesondere clironi.sche Periostitis desselben zu
entstehen schinnen, so ist, um ihre Bildung zu verhüten, prophylaktisch eine
sorgfältige Behandking der erwähnten AtTectionen von Wichtigkeit. Sarkome und
(,'arcinome verlangen möglichst frühzeitige oi)erative Entfernung. Noch nicht y.ii
weit vorgeschrittene Cancroide können durch Insufflation eines Pulvers aus .Muiii'-n
ustum imd Herba Sabinac us zur Heilung gebracht werden (Lucae).
Die Neuralgie des äusseren Gehörgangs entspricht der Ofcilgia* nervosa. Bei
Hy peraesthesie z. B. gegen kalte Luft bepinsele man die GehOrgangshaut mit
Vaselin oder L.inolin und verstopfe, wenn dieses nichts hilft, den Ohreingang mit
Watte. Bei nervösem Hautjucken bepinsele man die (iehOrgangswände mit
Ffülfe eines W.-Utestäbchens mit 4 — lOproc. HOllensteinlösung und verbiete das
Scheuern und Kratzen im Ohre mit Ohrlöffeln u. dergl., weil hieriinrch leicht Ver-
letzungen und Entzündungen verursacht werden. Zum Selbstgebrauch kann man dem
Patienten Vaselin, Alkohol, 3 — .öproc. Mentholspiritus oder Sproc. wässerige t'oraüi-
lösimg verschreiben, welche Mittel während des ,luckens mit einem WattefitHbeheii
iiuf die (iehOrgangswände einzupinseln sind. Ausserdem bekämpfe man etwa vor-
handene Kopfcongestionen durch innerliche Verabreichung von Säuren und Laxantien,
|Ucliucrgang
— 42S
rhIt.B
i'lwsiip' M»<nstru;itiniis;iiKiiiiuli<'cn iliircli i'ntsjiri>ch»'ii(lc Boliniiiiluiig. Ft-'
näcki§;kpit des Pruritus ciiipfiphlt sich dio innerlicho Darreirhunc von >
Sypliiiitisclic Hrknnkunj^pii. Kondylome und Guniniata bj-stpi'u»- mw ai
dein sie mit 0,lprur. Suttliiii:iil(isnn{c abgespült sind, mit Kaittiiiol odt^r. w««»»»
reits /orfullon sind, mit .liHlnffn-miniiver und vcrscliliesso «Jen nhrt'in;
Verb.indwatte. Handelt es sich um tiefe (iescliwüre, so ützf man i-
vorlieriger ( 'ocai'ni.sinmf; mit l/ipis oder dein (i.ilv.-iiiokauti'r. Im Ui '
man wie bei jeder Otitis* externa ditfu.sa. Neben der localcn ist -
syphiiitisclie .Ulfremeinbeliandlunir einzuleiten.
Bedingt eine ."Stenose die (Icfalir einer Kitonvlentioii in «I«t Tiffe il«*>ihtt«
ihren bäufip sehr ernsten Koltren oder ist .sie so horhgrailig, tl.oss sich der M r-
kurzen Intervallen stets immer wieder mit ('erunien odnr nbgestos-senei" i ■
stopft und dann Scliwerhfiripkeit eintritt, so bekämpfe man sie durrli I
fest znsamniengedrelifen Wattetampons oder, falls dieses nichts hilft, wm ■
aussen mit einer l'adenschlinf;e verselienen Lamiiiariastübohpn, welche letitiTi
sobald nifissif^er Schmerz eintritt, stets sofort entfernt werden müssen. bltiM,
die Laminaria nach öfterer Anwendung unwirksam, .so iiiacho man vor i
fiihrnnp Längsschnitte in den (iehörgang i)arallel .seiner Axe und la.*»
längere Zeit himiunh konische Hartgumniicaiiülen trapen. Jansen empfiehlt.
K\cisi(ni des schwicügen und narliigen (iewebes gestielte Flaut lappi'n
hinteren {"lache der Uhrntnschel he/.w. der Regio inastoidea zu tnin-j'
Üeruhen die Stenowii auf Neubildung von Knochensubstanz, s<i sind J»» ••
liandi'Men Hyperosto.seu oder Exostosen des (ieh/irgangs nur operativ tu »■"tf"»-
Prophylaktisch empliehlt p.s sich, hartnäckige Kkzeme sowie Olrerati"/i-
an den lichörgangswänden, .seien dieselhon durch traumatische I."
hrenniing, z. B. durch (iaivanokaiistik, geschmolzenes Metall, stark
oder .Mkalien, Syphilis. Variola oder Oiphtherie entstanden, al« di<
Ur.sache bindegewebigi'r Stricturen, und ferner auch ilie lltitis externa ■.
sowohl zu hindegeuebigen, wie zu kiuiclierneii Stricturen fülir«'n kunu, .i-:
fältigste zti behandeln. Hei einem Coüaps der knorpligen Gehorjjangswänil'.
bei alten i^euten nicht se!t<'ii vorkoinml, wird dxs Gehör mitunter durch Einfükai
kleiner silberner HiUirchen verbessert.
Sind Verh'tzungen tdierflächlicli, s(v führe man einen mit 10 pC« l'""
bestricheneu <iaz<'strei)en ein, nachdem man i'twa noch itn tiehorgang M
flüs,siges Rlut mit dem Wattestältchen aufgetupft hat. Bei reichlicher Bliitü: ;
ponade mit .lodoforiugaze. (iegeu die der Verletzung etwa folgenden >•■ i
.\pjdication eines Iv'slieutels auf die Ohnnnscliel. Schlios.st .sich an dxsTru'i
Kntzündung an, so tritt die Therapie der Otitis externa diffusa* in ihr. ''
die N'erletzting des Meatus anditoriits extenuis Theilerscheinung einer Schf'i
so ist letztere in entsfirectti'iuler Wei.se zu beh;uideln. Prtiplivl
hilufigste Ursache von Verletzungen der tiehOrgangswände »ias .Seh» i.-
festen Knrpern, sowie von unkundiger H-.uui vorgenoinmene instniuieoteiJr ^'
kiirfierextractionsversuche nu'iglichst zu vermeiden.
Verwachsung, .\tresie. IJei bindegewebigen sowohl, wie bei k'
wachsungen, welche angeboren vorkommen, oder auch später erst ii.
Gramilations-, bezw. (je-schwürsbilduiig im (iehörgang (so /. B. I»ei diphtli'
syphilitischer, variolöser Krkrankung oder Verbrennung seiner Wündei umi '
ossificireuder Periostitis entstehen kennen, kommen mir operative Vert'aliren in '
bezüglich deren auf die l..elirbücber der Ohrenheilkunde verwii-
Prophylaktisch ist e.s von Wichtigkeit, die oben genannten ui
kungeu. also (irainilatioiis- und ticschwlirsbildung im (iehörgang, .^uwic i
.M'iner Wände auf"s Sorirfältigste zu behandeln.
♦■rhoemerr, N. ncusticus. kann atro[ili ireii und zwar durch Coninresäim
schwülsten des ("lehirns, «ler (iefässe, der (Sehindiäute und der Nerven seit-
artige Geschwülste comprimircn den Nerven vorwiegend in seinem >'"
kann d:us periphere Knde desselben bei schweren Krkr.uikungeu des M?
Iiiactivität zu Grunde gehen. Man diagnosticirt die Atrophie au-s S.
resp. Taubheit, .subjectiven (iehöi-senipfiiidimgen, Schwindel, Kopfweh i
aus schlechter Kopfknochenleltuiig bei Aiiwendiuig von Stiuiingabclu. i"r '
i
|G(^ho(>ni«rv
HehoprsPinpfiTiniinifeii]
^
^
^
iiciisticus verfällt auch nicht selten iler Eiit/,iln<lun^ bei Meningitis der Ba.sis, bei
epidemischer (ienickstarre sowie bei Fissiircti und Ciirics des Felsenheins. Auch
Blutungen in's Labyrintl» oder in dessen L nigebung kr'mnen secunrlfir den N. acusticus
zur Flntzündun^ brintjen. Kein functionelle .Stiiriinf;en (ider Liihnmngen des N. acusticus
beobachtet niati mitunter bei Hysterie. Dieselben zeichnen sich durch raschen
Wfvhsel und durch Schwankungen der Intensität aus. H y (»eraesthesien kommen
nicht allein bei nervösen Individuen vor, sondern zeigen sich auffallender Weise auch
bei Krkrankungen des Mittelohrs oder lies Labyrinths, ganz besonders bei dem
trockenen chronischen Mittelohrkatarrh (Sklerose) mit Herabsetzung der Horfiihigkeit.
Manche plötzliche tiehörstörungen, die «bjectiv gar keine Eischeinungon bieten, könnti-
man auf nin rheuni.-itisches Agens zurückführen.
Die Therapie ist bei lange besteheruler .\tropliie des N. acusticus (^hnnl:lchtig,
)li>nn Tumoren des (iehiriis, die den Nerven roni]iriniiren, sind höchstens bei Lues
durch eine anti.syphilitische Krir heilltar. l^ntziindnngen des Nerven werden in .icuten
Fällen zweckmässig zunächst durch .Vntiplilogose, Hlutentziehungen, Fisbi'baiHllnng,
später durch Jodkaiinni und besonders durch eine i-ationellc Schwitzkur, Pilokarpin-
Kinspritzungen, bekämpft. Hysterische functionelle Stönnigen des Nerven behandelt
man in der dem lirunilleiden entsprechenden Weise liurcli Suggestion etc. Bei denjetLJ-
gen seltenen Störungen, die etwa auf Rhcnrna zurückznffihren sind, kann man Salicyl-
säure in kleinen !>osen oder Schwitzkuren anwenden. Bei Hyperaesthesien ist Brom -
kaliitm oder Bromiiatriuni , 10 auf 2<K). odei' anderi' Anlinervina zu versuchen,
besonders ai)er Hube und Vermeidung von (ieräusciien.
lehoersempilntlun^en, subjective (Geräusche im Ohr, Ohrensausen, Ohrentönen), ent-
stehen durch irgend eine interne Heizung des Hörnervenapparati's in seinem [leriphereii
(Labyrinth) oder cerebralen ((iehini) Theil. Snb'h «'in Reiz kann indirect durch
einen Ceruminal-I'fropf, Exsudate an der Tanke, Labyrinlh-Hyperaemieii oder .Vii-
aeniien etc., abnorme Ciri'ulatictnsverhältnisse, Tumoren hcrvorgenifen werden.
Subjective Gehörsemplindiingen im weiteren Sinne können erzeugt werden durcli
tliatiiäclilich vorh;uideiie entoti.sche (ieräusche, wtdche manchnial auch objectiv luwh-
gewlesen werden können. I>ie letzteren werden nicht selten beobachtet beim Schlingact
durch Abhebung der Tulienwäiide von einaiider, lerner diu-ch Krampf des .M. ten.sor
tympani oder stapedius, durch Tlatzen von Si-hlrinitdasen in der Pauke, durch
Flatterbewegung eines atrophischen Troiiimelfells, durch (jefäs.sgeräiLsche etc.
I>ie subjectiven Gehörsemptindungen , welche bei allen Ohrenkrankheiten, sowohl
fh« schallleitendeii. als auch des sclialli'iiiptiridenden .\[)parates, vorkommen können,
sind iiiitunler intermittin-ntl, und das siod prognostisch die besseren Fällt«, oder sie
sind uonlinuirlicb. .Meistentheils werden die (lehörseuipKndungen als Zischen, Sieden,
Pfeifen, Klingen, Singen beschrieben oder als ein tieferes Brausen, Raaschen oder
Brummen etc. Nicht gar zu selten werden dieselben in bestimmter Wei.se als Vngel-
zwitscbern, Glockengeläute, Donnern etc. charakterisirt. Zuweilen sprechen ilie
Patienten von directen pulsirenden Geräuschen in dem Khythnms des Radialpulses.
Die Therapie der subjectiven Gehörsempfinthuigen ist nur in jenen verhältniss-
niässig selteneren Fällen erfolgreich, wo es sich entweder um acute Erkrankungen
des Labyrinths (bei Lues), oder des äusseren tiehörganges, oder um nachweisbare
curable, chronische Processe am Schallleitungsapparat handelt, z. B. eitriges oder
schleimiges Kxsudal im Mittelobr, ('eniuiinalpfröpfe. Hier ist eine Therapii'
möglich durch l'aracentese des Troinnielfells, Catheterismus, Herausnahme der Gehör-
knöchelchen, Schmierkuren etc. In nicht curablen Füllen sind wir diesem hart-
näckigen Symptom gegenüber nur auf die innerliche Darreichung einiger Praeparate
angewiesen. Die Bromsalze, Bromkalium, Hromnatrium, Hrnmannnoiiinm, ca. 10 auf
'AH) dreimal täglich 1 Esslöffel, auch Acidum hydrobromicum, dreimal täglich
2(1 Tropfen in einem Glase Zuckerwa.sser nach dem Es-sen, leisten gute Dienste. Ist
nach l—'2 Wochen keine Bessemng eingetreten, so versuche man kleine Dosen
Chinin, 0,05 <Ireimal täglich. Subjective Gehörsemptin<lungen bei Syphilitischen, Wo
meistentheils das Labyrinth als locus morbi angenommen werden muss, erfordern
möglichst schnell eine specilische Kur. Manchmal ist die Behandlung mit der
Dmck.sonde (Lucae) oder eim- Lultverdünnung mit dem Rarefacteur von Erfolg.
Bei nervösen Patienten emptiehlt Schwartze protrahirte lauwarme Bäder von
125—27", IJrbantschitsch Tinctura Aconit! H—1 2 Tropfen pro die, Gruber Tiuctura
[(•ehoersempflndunf^pn
— 430 —
Oeisteftkruk
Arnicoe 5 — 15 Trttpft'ii mclintcils täglich, Hartmann Atropiri 0,itC)2 ««l'r ".>-
Fowleri 2 — 10 Tro[)ffii />ro rfiV iitiii tlfii constaiitpn Strom. Bei pulsiron«l''ii (.criic
die ln'i f'arotis-Co(ii|)n'ssi(Hi verschwinden, k:inn man I>igitalis,
kiiri-n, Bewegung in freier l.ul't in Anwendung zielien. Iii deiij lOs^
snlijectiven (iehi>rseni|ifiii<liiiigen, welclie cinrch h'Uigereii Chinin- otlrr i>üjt
(_iebr;iiH'h in grossen hnsen vei'nrsachf worden sind, verordn»' mal) Krnrap
Wo die Gehcirsemptinduiigen durch jlussereii Lärm vurschlimiuert wer
Aufeiilhalt an einem rnhige.n Ort und müglidiste Kntfcrnuiijg aii>ä p-i
Beruf (Sclilosser, Musiker) (iringi'tid anzurathen.
dellnaa. Dorf im l,alintlial, beniUt einen alkalischen Rlnerlinit CI.O<t Nktriam-, OM
O.O.HN Eisenliiurhoni). U.OÜA Natriuincliloriil. 141)11 fem freie Kulilunslliire). Kr wird bei rbrüniMh
AiTertiuiien. tict^Dntlers iter Bronchien und der Blftse, und hei hiirn.iniirrr ni«tli«*94^ bpnuUl.
fielSÜOSpermuni. Ptlaniicngitluug der Fühl der Apaey nieeae*. Typas dt>r PluniHri«*», ufmtlme^
die UeereiiirUchte. G. laeve (= 0. Vellotii Aleni.), in Bruilien einh<>inii«eher Bftara o4f>r Stna ' "
Herelrarinde. H
(ieissospcrmin. Früher wurden mit dem Namen iieissospcrmin »ei
stanücti buzeiclinet. Corrca dos Santos stellte 1838 aus der Rinde eine aiaoi
dar. die er Pereirin nannte; 1877 wurde dieselbe (.ieissospcrmin genannt i,Boch«
de Krcitas). Nacli Ilessc ist dies ein unreines Gemisch der verschiedenen ia dp
vorkomraendon AlkaloTdc: Gcissospcrmin, Pereirin und Vellosin. GeissospTmin llirti
taine und de Froitas) hebt die willkürliehen Bewegungen auf. Iah. -irt<
Mcdulla oblongata, später auch die periplierisclicn Endigungcn der mot- :ta^|
tiidtet durch Respiratinnslähinung. Die Wirkung des reinen Cieiss
UeisBOBpemiiu, ('mir^NjO, -f- IIjO. von Hesse in der als Fiebermittel '
krjKtallinirt iu kleinen Priemen, diu gepin 160^ unter KerHCtinnK sehnieltvn. i : . .
lieitiHeut Alkülml, weni^ in kaltem. In eiAenoiydhaltitrein Vitriolol If.ct e« sich mit it''
Salpeter^lure mit purpurrother Farbe, die beim Erhitzen in OranKeuelb dheff^eht. i
Pereirin. CVHhNV^s- amorphe» Pnlter. Schmp. Keyen l:/4". Wenig in W».*svi. i.irm*
lind CbloroTurm lOKlicb.
Vellosin. CaHaN^,(OCII,i, (Freund und Kaufet), fast niebt ln«lieh in W»««r.
utwa>- leichler in Aether. C'oDCentrirte SchverdAtture gieht eine farblose, noch einii^er 2t«it ni«a a»r4*&> V
l'oncentrirte Salpetersnure lOst mit hellgelber Farbe, beim Erltitsen hurgundf^rroth. Z«i«t ia 4m Wotaf'
AehnlichVeit mit Brucin.
smea
(JeiKfeskrankhi'itcii, <t etnii thsk rankfieiteii , I'sychischo Stfiruiigan . FsjcllM
Irrsinn. Die Ihdiandtmig dieser Krankheitsgruppe hat insofern mit In
hei den siigenaiiiitcH kiir|(erlirheii Krankheiten nicht vorkoniiiicndeu St?bwii
zu käiii|ifeii, als, wenigstens in einem 'rhejl der rälle, tue Kiii.sicht, kraiik^
den Kranken scdlist fehlt und als es .somit iiothwendig wird, die zu ibnr
hersteiluiig, l'flege laid J^i<-heruiig erfonii'rjichen M.iassregidn gegen ihr««'
durchzuführen. IMe Ansichten über das M.aas.s des in ilieser Hi
imd Nnthwendigen liabeu im I/iufe der Zeiten the grossteii ^S'an<Illln^
l>i(' mittelalterliche Auff:iN.suug, dass geistige. Stiirung durch ICiinvirkung von li:
oder durch Kehexung entstehen und das.s mau daher mit sogcn.nnntt.'n g«u
Ziichtmilttdn, unter welchen aber die eiitj^etzliclisten kürpfrlicheii Misshjuidln
eine Hauptrolle spielten, da.s wüiidhafte Wesen aus seinem irdischen ließ«»:
treiben mü.sse, diese Auffassung hat in nuimiigfach niotlificirtor Form bis «tj
unser .lahrhundert hinein nachgewirkt. Her geistlichen AufTassung eiitspnrJ i
polizeiliche von der Ho.sheit und (jeineingefährlichkeit dieser Kranken, der
ilher man es lange Zeit als die einzige .\ufgabe th'r 'leffeiitliclikeit ansah,
Verwahrmig in zuchthatisähnliclien Anstalten und iliirch aiLSiredelintc^t«- Ab
mechanischer Zwangs- und Zuchtniittel die (ieisteskranken wio :ii:
zu händigen und zu strafen. Sehr all müh lieh gelang es, gegen \ ■ai
Jahrhunderte fortgezüchteten Irrthiimerii die ärztliche Auffassung lur tj«lt«ipl
hringeii, dass e.s sich auch bei diesen ZuständiMi um Krankheit und twarmni'"
als Kranklieit handle und dass deren Heliandliiiig aus.schliesslieh vor das h'urm'
Arztes gehfii-e. Aber .a\ich ilio ärztliche Aufla.saung könnt« sich lange Z«i i
von dem einmal eingewurzelten Vorurthcil frei machen, dass körperlicher /«m^I
disciplinare Strafinittel hei vielen Erscheinungen geistiger Störung unentbehrlkfc «
Dieser [{ichtuug entgegen hat die von dem Englämler Conolly um die Mitte i
hundert.s angebahnte Reform zu einer völlig neuen Erkenutnis.s {^führt, xiif '
die moderne Form der Irrenliehaiidluiig beruht. Das von Conolly eingefibsli X*
Restr.iiut- System geht zunächüt von der Thatsache aus, dass Em^uapa^
— 431 ^-r
GrtstPslrranKnpiten 1
I
*
von (ieistoskrankon um so iK'ftignr wonlon, jo mehr Widerstand ilinen mtfregriigesct/t
wini, wfihrend sie bei möglichster Freilieit der Bewegung am raschesten vorüber-
gehen. Die Beseitigung der niei-iianisrhen Zwnngs.ipparate Iiat dann anrh in allen
Anstalten, in welchen sie durchgeführt wurde, statt der von üngstlichcii Gemritheni
befürchteten ZOgellosigkeit eine sehr viel grössere Ruhe herbeigeführt. [>ie völlige
Verbannung der Ansicht, dass Krankheitsäus.seniiigen durch Strafniittel uiitenlrückt
werden dürften, hat femer den tieist, der in den Anstalten herrscht, unigi'waiidelt
und dazu geführt, dass die moderne Irrenanstalt sich nur in wenigen rnnkteii von
•'iner gewöhnlichen Krankenanstalt unterscheidet. Iler wichtigste dieser Punkte ist
(Jer, dass lieisteskranke gegen ihren Willen in die Anstalten gebracht utui darin
f<'sfgehalt<'n werden können. Es entspricht der niodenieir Kechtsanschauuug, diLss
auch diese Freiheit.sbeschränkung nur mit Zustinnnuug und unter Aufsicht 4ler (Staat.s-
behörden nach ärztlicher Bescheinigung ihrer Nothwendigkeit und nicht länger, als
die.se Nothwendigkeit besteht, statttiniien darf. In allen ^itaaten bestehen daher be-
si)nd<'re Bestinrmungen über die l^irmalitäten bei der .\ufnahnie in die Irrenanstalten
und über die Ueberwachung der letzteren. Hin zweiter Punkt, in dem sich die
lrrenati.Htalt von der gewöhtiMchea Krankenan.stalt unterscheidet, ist der, d.iss sie die
Möglichkeit bieten niuss, bei gefährlichen Erregiuigszust.lnden der Kranken diese
un<l ihre Umgebung vor den möglichen Folgen zu schützen. Hierzu genügt die
vorübergehende Absondernng in sogenannten Isol irzimmern, tl. li. völlig leeren
liäinnen, deren Fenster uikI Thüren vor Zerstönmg möglichst geschützt siiul. Ks i.st
aller ein weiteres Ergebniss der mit dem Nou-Hestraint-System gewnuntiien Erfahrungen,
dass die Isnlirungcn stets auf die Tuöglichst kürzeste Zeit be.scliränkt und so oft
wie möglich unterbrochen werden nnis.sen, .-\ls ein Kr.satz für liieselben hat sich in
viclr-n Fällen die sngetiannte Be ttbeliand hing ergeben. Man geht heutzutage all-
gemein von der L'eberzeugung aus, d.i.ss bei acuten Fiilli'u geistiger Störung ganz
wie bei körperlichen Erkrankungen möglichste Ruhe das erste Krforderniss der Be-
handlung ist, und [iian befolgt (iabei in den Irren:instalton überall und mit Erfolg
deu (irundsatz, dass die frisch Erkrankten so viel wie möglich im Bett zu halti-u
.sind. Das (ileiche gilt für alle Erregungszustände, welche im weiteren Verlauf der
Krankheit, und zwar auch bi'i chronischen uiul im Ganzen unheilbaren Fällen, ein-
treten. Zur l>urchl'ührui)g dieses Grutulsatzi's werden sogenannte Beobach tungs-
(ider Ueberwachungsstationen eingerichtet, in welchen ausreichendes Pflege-
personal ständig anwesend .sein muss, um tlie Kranken zu überwachen und ihnen
auch bei den kiirperlichen Schwäche- und Kr.iiikheitsznständen, welche so häutig dns
Irresein complicireii, hülfreiche Hand zu leisten. Von Mitteln, welche zur Benihigimg
bei Erregungszuständen dienen, sind in erster Linie noch die lauwarmen Biider zu
nennen, welche zuweilen in mehrstündiger Anwendung als sogenamite prolongirte
Bilder von Nutzen sind, hoch spielt hierbei die individuelle Reaction des Kranken
und .seine körperliche Constitution ein«! wesentliche Rolle, welche im einzelnen Falle
zunächst durch den Versuch festzustellen i.st. Auch kurzdauernde Halbbäder mit
kühleren l'ebergie.ssungen sind in manchen Fällen von Nutzen; ebenso die nassen Ein-
packungen, welche sowohl als ganz.e wie als Theili»ackungen angewendet werden.
l>ie in acuten Fällen hiiuhg be.stehende Schl.-iflosigkeit wird dun-h die verschie-
denen Hypnotica bekämpft, wobei aber vor einer allzu lange dauernden regel-
mässigen SViederhokmg zu warnen ist. Als ein nicht nur zur Erzieliing von Schlaf,
sondern auch unter Tags zur Beruhigung anzuwendendes Mittel und zwar sowohl bei
Erregungszuständen maniakalischer Art wie bei den stärkeren tnelanchnlischen Ver-
stimmungen bewährt sich .auch heute noch in erster Linie das Opium, das sownlil
innerlich als Pulver oder Tinctnr wie nöthigenfalls im Klystier oder subcutan, dann
in Auflösungen des Extractum Opii aquosum, gegeben wird. Besondere Sorgfalt
nias,s bei allen .icuten F-Illen von Goistesstörung auf eine nifiglichst sorgfältige Er-
nährung verwendet werden, ila feststeht, dass die überwiegende .Mehrzahl derselben,
und zw.ar bei den verschiedensten Formen der Störung in dem ersten Stadium, mit
einer erheblichen Abnahme des Körpergewichts einhergeht, und da hiedurch offenbar
eine n.'ichfheiligc Rückwirkung auf den Geisteszustand ausgeübt wird. l)ie häufig
zugleich vorhandenen Verdauungsstörungen sind nach den bekannten Grundsätzen zu
behandeln. Tritt völlige Nahrungsverweigerung ein, wie ejs .sowohl bei anhal-
tender Erregung der Mani;ikali.schen und Verwirrten .als auch in Folge von psychi-
scher Uenimung bei den verschiedenen Formeu des Stupors wie »uch geleguutlich iu
Folge von Waliiiidceii bei Parnnoikorn vorkommt, so ist die köaitliehi- Ici
ruiig oiiiziilf'iten. Zuweilen gelingt dieiselbe in der Art, daas den Krank»fl
wiedor Nahrung angebuten und in den .Mund geführt wird, wobei aber jede» p»yi
sanie Verfahren zu vermeiden ist. Bei stärkerem \V'id<rrst;iitil wird M notliTiA
die Kranken in schonender Weise durch mehrere Personen festhalten «u be« «
durch den Mund oder dif Nase die ^clilundsonde einziiffdireii, durch "«■i-'-
in ausreichender Menge Milcli mit Eiern und unter Zusatz <ier go .
ruagspnieparate, Somatose, Nutrose, Kucasin u. a., in den Magen i;>i.ri'.i.
Weniger zu enipfehhMi, weil bei längerer Nahrungsverweigerung doch nirtl
ehend und iiäulig <lurch den Widerstand der Kranken direet vereitelt, bt lÜfEo*
rung vom Mastdarm aus mit Nidu-klystiereii. Ks versteht sieh von selbst, dw
alle diejenigen Indicationen sorgfiiltifr i'rfiillt werden niüssun, welche darth oai
cirende k<ir(ier!iche Kriuikheiten gegeben werden und welche, da di» Kafc
selbst oft keine Angaben über ihre Beschwerden machen, «lurch nftrr »
genaue LintiTsuchung festzustellen sind. L'nter Lnistiinden gelingt es il
in der krirperlichcn Krankheit die eigentliche Ursache der Geistesstüri
und durch Beseitigung derselben sie zu heilen (Re.ste von alten Verl
Narben, ausnahmsweise (iehirnalseess, häuKg Lues, zuweilen Mal;u-i:i, cbroi
toxicationen, Veränderangen der Bauch- und Beckenorgane u. s. w.). I'n-
sidclie Erfolge viel seltener als es de?n Laien wahrseheinlirh emcheint,
Aetiologie der Geistesstörungen in der Kegel nicht auf eine einzelne, sond«nia.'«i
Zn.sainnienwirken verschiedener Trsachen zurückzuffdiren ist.
Das bisher über die Beltandhnig von Geisteskranken in Irrenan-" '
gilt auch ffir die Falte der Behandlung aus8erhall> der An^tah
gemeinen eignen sich hierzu natürlich mir die leichteren l'älle. l'ntrr
gün.sti^en Umständen ist jedoch zuweilen auch die Behanrllung rcIiwi-pt
ausserhalb der Irrenanst.'ilt nulgliclt. In erster Linie kommt auch hier ili»
liebste Ruhe und Abhaltung von Beizen in Betracht, zu welchen letilf-nr«
dings oft gerade die gewohnte Umgebung der Kranken geliürl mit ihren ui
niii.ssigen Versuchen, i'iiie gowaltHame Erheiterung und Zerstreuung der Vw
durch Anregung oder allerlei \ ergnüguugsniittel herbeizufülircit. Um ai«
entliehen, kami man die Krauken nft mit Vortli<-il solche 8:inatiirii-ii unil %
lieilanslaiteii aufsuchi'u lassen, wi^lchi' unter sachverständiger ärztlicher Leitung
jiiemals aber die nach irgend einer Schablone vi-rfahn-nden angeblichen X
an.stalten. Für die Belmmihmg chronischer und unh«' i I h.nrer tieixIfJ'
rungen, in welchin die aiifängtichen acuten Erregimgsstailien rilK>rwiinden mii'M
bei öfterer Wiericrkchr salch(>r St.idieu aus.scrhalt) der Zeit ihres Vorhand«
ergeben sich we.seiytlich andere Indieaticnieir. Ein Theil iliesor Kranken k.inn
günstigen Umständen uiibcdenkhch in der eigenen Familie verpflegt wpnlcn ft«!*]
Mehrzahl denselben ist dies jedoch nicht möglich theils aus äusseren in d»»n Fsa'
Verhältnissen liegenden Gründen, t.heils deshalb, wi^il die Kr.inken wohl ■• -'-'
und arheitsfiihig geworden sind, aber doch nicht die nöthige Selbst^i
Einsicht wieder gewonnen haben, um (vhne <'ine gewisse ärztliche .Gat-
tung existiren zu können. Für diese Kranken, welche den grfwseren
Sassen aller nicht lediglich für Heilbare bestinmiten Irrenanstalten bildm, ui;
Stelle der anfänglichen Buhe Anregung und Beschäftigung treten. t*
zu den besonderen Errungenschaften iler nioilerneii Irrenheilkunde, iIass für i
zahlreichen Anstaltsbevvohner möglichst freie und behagliche Leliensbediiigu
schatten worden sind. Am gün.stigsten wirkt es auf die Kranken, wenn >.ie in '
ihren Fähigkeiten i'nts|ireciienden Weise Iteschäftigt werden, theiK ii. lUia
oder in einfach mechanischer Thiitigkeit, namentüch aber in den ver-
tles landwirthschaftliciien Betriebs. Zu diesem Zwecke verfügen s i-i.-
AnHtalten über mehr oder weniger ausgedehnte agricole Colonien. In
hat nran mit Erfolg den Versuch gemacht, ehemaligen Wärtern, die sich
iler Anstalt angcsieilelt haben, geeignete Kranke, die mit zur .Vrbejt ver
den kömien, in Pflege zu gi-heii. In verschiedenen Gegenden, i
und Schottland, neuerdings aueli in lieutschland, ist in au.-_
sogenannte familiale irrenpfii-ge durchgeführt werden, indf-ni ^
zum Theil auch iti Städten vvohnemle l'amilien dafür gewonnen wi.
und nanientlidi arbeitsfähige Geisteskranke gegen entsprechende \cf)^uiub$^)|
leistesk rankheiten
lanneTerbMi«
aufzuncliDH-n. Nothwendige Voraussetzung dieses Systems ist, (l:iss durch die Aor/tn
der betreffenden Anstalten ein« regelmässige Controle der Pfleglinge geübt wird.
Nicht geeignet für diese Ver])flcgungsf«nn sind die körperlich siechen (ieisteskriinken,
zu welchen nanientlicli die an vorgi-sehrittenen Stadien der progressiven Paralyse
Leidenden gehören. Die intensive und iiiierniüdliche Kntnkciipflege, welclie für die-
.selben erforderlich ist, kann nur in Anstalten geleistet werden, in welchen auch
jederzeit ärztliche Hülfe zur Behandlung der iiiaiuiigf:ichen Coniplicationen zur Stelle ist.
JOLLV,
Gelanthniu, einu Mischung vuu Traganth mit 'i'/t pCt. Gelatine, ist in der Absicht dargestellt,
^in Wasser unlösliche Medicamente auf das Feinste zu vertheileii. Die Mischung wird als
wasserlöslicher Fimiss, der sich kalt auftragen lässt, bei Hautkrankheiten benutzt (Unna).
L.
(inUtinae medicatae, Gallerten, ßel6ea. neunt man in der Kälte weiche, aber nicht zerfliess-
liche, zitternd-elastiscbe, nicht pla&tische, durchscheinende, heim Erwärmen leicht sich verflüssi-
gende Massen. Sie werden dargestellt aus Gelatine oder leimgebendeii Substanzen, Gclatinae
verae, oder aus verschiedenen Pflauzenstoffen, wie Tubcra Salep, Carrageen, Liehen islandicus,
pektinhaltigen Fruchtsäften, falsche oder Psuudogallerten, Gelatinae spuriaa. Mau
rechnet auf 100 Tb. Gallerte etwa 5 Tb. käufliche Gelatine, Hausenblase oder Hirschhorn,
5—10 Th. Carrageen oder Aniylum, 15—30 Th. Liehen islandicus, '2 Tb. Saiep oder Agar-
Agar. Die Fruchtsäfte liefern mit etwa der gleichen Gewichtsmenge Zucker Gallerten. Die
Gallerten sind wenig hallbar, daher ihre Verordnung auf i — 'ä, im hcissen Sommer auf 1 Tag
zu berechnen ist. Medicameiitose Zusätze mit Ausnahme schlecht schmeckender oder Nieder-
schläge gebender Substanzen, sowie von unlöslichen, besonders specilisch schwerfiu Pulvern,
können gemacht werden, von Tincturen höchstens solche von 5—6 pCt. Für differento Medi-
II camente ist die Gallerte ihrer ungenauen Dosirung wegen nicht geeignet. Früher waren Gela-
^_^ tina Carrageen* und Getatina Lichsnis islandici' oflicincll.
^H Die sogenannten Oel- und Balsaingallertcn sind weiche, leicht zu vcrnUssigendo,
^B aber nicht elastische Massen, welche durch Zusammenschmelzen von Ocleu und Balsamen mit
r 15 — 25 pCt. Wallrath hergestellt werden.
^^ Gelatinae medicatae siccae sind zur Trockene gebrachte Gallerten; Getatina
^B Lichcnis islandici saccbarata sicca Ph. G. I. bestand aus gleichen Tbeilcn trockenem Pflanzcu-
^H schleim und Zucker.
^H Gelatinae medicatae lamellatac, Gelatinelamelten, sind für in kleinen Düsen
^H zu dispeusirende Mittel empfohlen worden (Almen). In dünnen Lamellen sind die Heilmittel
^H gteichmässig vertheilt, sodass die Dosis jedes Abschnitts bekannt ist. Medicamente, welche die
^B Gallerte zersetzen, Gerbstoffe, Säuren, viele Schwermetallsalze, flüchtige und hygroskopische
' Substanzen, können nicht darin verordnet werden, am besten AlkaloVde und narkotische Ei-
I tracte. Die Gelatinelamellen werden innerlich nach Auflösung in subcutaner Injection und
t extern gebraucht. Kleine Lamellen werden, ins Auge gebracht, Tollstöndig resorbirt.
I HAASE.
Gelatine, Leim, Colla animalis. Gri'n^tine, ist sorgfältig bereiteter Haut- oder Knochen-
leim, wird aus ausgesuchten Kalbsknochcn oder Kalblederabfällcn gewonnen, gewöhnlich
auf Glastafeln getrocknet und ist nahezu färb-, geruch- und geschmacklos. Sie bildet harte,
elastische, nicht hygroskopische Blättchen, welche in Wasser oder verdünnter Säure aufquellen,
ohne zu zerfliessen, und noch mit 100 Th. Wasser eine Gallerte liefern. In Alkohol, Aethcr,
Chloroform etc. ist Gelatine unlöslich. Die wässerige Ijösung wird durch Ferrocyankalium,
Bleiacct,it, Alaun, Eisensalze und verdünnte Mincralsäuren nicht gefällt, wohl aber durch
Gerbsäure, Quecksilberchlorid und Platinchlorid. Wird die Lösung mehrere Stunden unter
Druck oder bei Gegenwart verdünnter Säure gekocht, so gclatinirt sie beim Erkalten nicht
mehr — flüssiger Leim. Wird eine mit Kaliumdichromat versetzte concentrirtc Gallertc der
Einwirkung des Lichtes ausgesetzt, so resultirt eine in Wasser unlösliche Verbindung, der
Chroralcim, welcher in der Technik Verwendung findet. Eine andere unlösliche Verbindung ist
die Formaldehydgelatinc, Glutol* (Schleich). Die ijuantitative chemische Zusammensetzung
der Gelatine ist nicht mit .Sicherheit festgestellt, sie enthält etwa 18 pCt. Stickstoff, aber in
reinem Zustande keinen Schwefel und Phosphor. Sie findet häufig Verwendung zur Herstellung
der Gelatin.ie medicitae' und lamellatac, der Bougien*, Suppositoricn und ähnlichen Arznei-
formen, femer zu Bädern, zur Herstellung von Verbänden, zum Ueberziehen von Pillen, und
besonders wichtig ist sie für die Herstellung der Gelatiuekapseln.
HAASE,
ilattnererband. Derselbe (Zinkoxyd und Gelatine u 20,0, Glycerin und Wasser u 80,0) wurde
von Unna zur Behandlung chronischer Fussgeschwürc empfohlen. Der im Bade gereinigte
Unterschenkel wird .ibgetrocknet und mit Sublimat (1 : 1000) desinlicirt. Darauf wird die
Umgebung des Geschwürs dick mit Lassar'scher Zinkp.isle (ohne Salicyl!) eingeschmiert, das
Geschwür selbst aber, so lange es noch schmierigen Belag hat, mit etwas Jodoform bepulvert,
nach der Reinigung aber mit gewöhnlicher rotber Praecipi tatsalbe oder Dormatol behandelt.
O. Liülirnieli, Enofklupaeilio. II. BaniL 28
»
fOelatineverhand
— 484
fipn»!
r LrÜDTn
Nur bei starker Secrctioi] wird etwas Gaze aufgelegt. Darauf folgl der Gclatin«- oder LriniTn
band. Der durch Eiiistellon in heisses Wasser verflüssigte fieim wird mit eiuem starkru 1
piasei auf deu Fuss und Untcrsehenkcl aufgepitiselt, worauf ciuc Einwirklung mit
wohnlichen, in Wasser eingeweichtc.u, apprctirten liay.ebinde lolgt. Diese muss von do
bis zur Kniekehle hinauf glatt und glcichmiLssig anliegen. I.st man an der hniekfble ange
so erfolgt die wiederholte Einicimung des Beine», bis alle Maschen der Binde durchweg
impr.iegnirt sind. Darauf legt man eine zweite Biiiden.schicht absteigend an, leioit «ietler Vti''
wickelt wieder, bi.s etwa 4 Lagen eingeleimter (loze glatt übereinander liegen. Zum S--1iltn5
legt man zweckraiLssig eine einfache Mullbinde über, um ein .\b(ärbcn de.i 1,i-t;
bindern. Bei .starker Secretion muss man den Verband zweimal Wi'ichentlioh wn i
bald aber nur einmal. Dabei wird jedesmal ein Kussbad genommen, SpältT kann •. .
band 2 Wochen liegen bleiben. Derartige liclatiu- oder Leimverbäude könnea aurh /•■
Stellung glcichniässiger Compression an den unteren Extremitäten verwandt werden, aUu
es sieb um varicüsc Geschwüre zu handeln braucht. Bei intacter Haut können »ir :,
selbstverständlich sehr viel länger liegen bleiben.
KiHCHBorr
nlv
Sldr .
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wissen
tcrde
(jelbfleber, Yellow fever, Kirvre jaune. Typbus amaril, Gele koorts,
negro u. s. w., ist eine vorzugsweise auf die warmen Länder der westlichen \h
schränkte und hier theils endemisch, theili epidemisch vorkommende Infecli"i
die Heimath desselben, von welcher es sich im Laufe der Zeit durch den ui-
kehr weiter verbreitet hat, sind wahrscheinlich die Antillen anzusehen, wenigst«- i;
diesen in der Mitte dos 17. JaJirhundcrts die erste Kunde über diese Krankheit ti.;
Sein endemisches Verbreitungsgebiet bilden der westindische Archipel, einig« FuaUt
der raeiikanischen Golfküste und ein Thcil der Küste von Guinea (Sicrra-Lcf>n'*>. Von kns
aus eingeschleppt, ist es bisher epidemisch aufgetreten an den Küsten Nii
wie im Mississippi-Thale nördlich bis zum 44" 39 n. Br.. an den Küsten Süd-
bis zum 34" 54 s. Br.. ferner an der Westküste von Afrika und auf den v
Inseln. Wiederholt ist auch der Südwesten Europas von der Seuche heimgcsucli
selten werden auch Epidemien auf Schiffen, welche aus inlicirten Häfen konii
Da-s Gelblieber wird durch ein specifischcs Krankheitsgift hervor,
Natur unbekannt ist; die von verschiedenen Seiten bei demselben gefundenen
nismen haben sich als Täuschungen erwiesen. Ucber die Bedeutung der »ou
und Havelburg gefundenen B.acillen wird die Zukunft entscheiden. Nur so viel
dass das Gift in der Umgebung des Kranken, besonders am Boden, haftet und meUr durch
Umgebung als durch den Kranken selbst übertragen wird, dass es zu seiner En' i
Temperatur und grosser Feuchtigkeit bedarf, und dass es durch den mens.-
namentlich den Schiffsverkehr, und zwar durch Menschen sowohl als lebki-«<-
und wahrscheinlich auch durch Insecten, wie Muskitos, F'liegen, verschleppt
Eine wichtige Rolle in der Aetiologie des (iclbfiobers spielen Rasse und Natioi
Von allen Rassen sind die Neger am wenigsten, die Weissen am meisten, und «wa
mehr, iu je höheren Breiten ihr (ieburtsort liegt und je kürzere Zeit sie sich in ■'-■
zone aufbalteo, also je weniger sie akklimatisirt* sind, für die Krankheit erapi
sind mehr praedisponirt ols Frauen. Erwachsene mehr als Kinder. Die 1 neu. ....
beträgt gewöhnlich 2—3 Tage, fast niemals mehr als 5 Tage. Die Krankheit bfg^oi
plötzlich mit einem Schüttelfroste, mit Vorliebe in der zweiten Hälfte di"r Nacbf
Patienten fühlen »ich sogleich sehr schwer krank. Die Temperatur steigt rasch in die BJbi
und erreicht schon nach wenigen Stunden 39" und darüber. Das Gesicht ist -.l.irV firüihf^
und geschwollen, die Cnnjunctiva rotb. Es besteht lebhafter Durst, Druck, i
und grosse Emplindlichkcit in der Magengegend, zuweilen Erbrechen, meist .~ uinur
üewöhnlieh gegen Endo der ersten Krankheitsperiode, welche einige Tage
dauert, manchmal auch erst später tritt Icterus ein, welcher die verschieden
grade zeigen kann. Meist am vierten Tage erlolgt ein bedeutender Na' !
Symptome. Enthielt der Harn nicht schon im ersten Stadium Eiweiss, so ist j
Albuminurie vorhanden.
In schweren Fällen findet nach der scheinbaren Besserung wieder eine Vewehlimt
»Her Symptome st.-itt. Erbrechen tritt auf. Dem Erbrochenen mischen sich kleine F'
bei, und schliesslich können kafTecsatziirtigc oder gleichrormig schwarze, aus durcb
verändertem Blute bestehende Massen erbrochen werden. Es ist dies d:ts als s«Ur
Vorzeichen gefürchtete Sehwarzbrechen (vomito negro). In tödtlichcn Fällen
gleichen Massen .luch beim Stuhle entleert. .Auch in andentn Organen.
Hunde, in die Haut u. s. w., treten vielfach Blutungen auf. Die Hannni
vollkommen unterdriickt, was stets ein sehr vcrhängnis-fvollcs Symptom im i>.r
am häufigsten in diesem Stadium, (,ewöhnlich zwi.-ichrn dem 4. und 10. KriuikJieii
Proceotsatz der Sterblichkeit schwankt in versehicdcncn Epidemien zwischna
Leber, Nieren und IJapillaren sind diejenigen Organe, auf welche in
(ielbflebergift seine deletäre Wirkung ausübt. Die wäit^lttttl teV
F&higkeit, die in ihnen gebildete Galle zurückzuhalt
I
I
I
I
— 435 —
Gelbfleberj
^
und L;rmpbe über, und so kommt der Icterus zu Standi» (Lieberm»ist>r*8 nknllii'k tiscber
Icterus). Auf dicsvu ist die cbarakteristiscbe Pulaverlaugsamung im zvreitou Kraiikbeils-
sU'idium zurückzuführen, wäbrend die Erscheinungen des dritten Stadiums tbeils cholacmiscben,
Uieils uraeniischen Ursprungs sind und die Blutungen der Organe in der durch die fettige
Degeneration bedingten Brüchigkeit der Capillaren ihre Krkl.irung linden.
Die Behandlung de.s tielblieberü ist eine symptomatische. Zu Beginn der Er-
krankung, während und nach dem Initialfroste, kommt vielfach ein diaphoretisches Ver-
fahren zur Anwendung. In den Vereinigten Staaten sind besonders heisse Fussbäder mit
reichlichem Zusätze von Senfmebl beliebt: der Kranke wird dazu auf einen Stuhl gesetzt und
sammt diesem und der Badewanne vom Kopfe bis zum Boden in eine wollene Decke gehüllt,
welche Procedur im Laufe der ersten Tage mehrmals wiederholt wird. Dem gleichen Zwecke
dienen Priessnitz'scbe Einpackungen oder heisse Bäder mit nachfolgenden mehrstündigen Ein-
irickelungen in wollenen Decken, deren Wirkung noch durch das Trinken reichlicher Mengen
beissen Thees erhöht wird. Noch gebräuchlicher ist wie auch bei anderen Infectionskrankheiteu
die Behandlung mit der Darreichung eines Abführmittels, besonders einer ordentlichen
Gabe Kalomel oder Ricinnsöl, einzuleiten. Man geht dabei von der allerdings noch zu er-
weisenden Annahme aus, dass die Erreger des <ielbfiebers sich im Darm befinden und sammt
ihrvn giftigen Producten durch das Abführmittel aus dem Körper entfernt werden. Auch im
Verlaufe der Krankheit kann bestehende Stuhlverstopfung wiederholt die Anwendung eines Ab-
führmittels oder Klistiers uuthig machen. Das Kleber bekämpft man durch bydrotherapcutiscbe
Procedurcn, kalte Umschläge oder Eisbeutel auf den Kopf, kalte Waschungen, grosse Klystiere
mit kaltem Wasser, kalte oder laue Bäder, oder, falls diese nichts ausrichten, durch Antifebrilia,
von denen Chinin, Antipyrin und Phenacetin die beliebtesten sind. Die beiden letzteren Mittel
leisten auch gute Dienste nicht nur gegen die Kopfschmerzen, sondern auch gegen die
nervöse Unruhe und Schlaflosigkeit. Fleftige Lendenschmerzen suche man durch
trockene Schröpfküpfe, Sinapisracn oder Blasenpflosfcr zu lindern.
Grosse Schwierigkeiten bietet dem Arzte oft dos anhaltende Erbrechen der Kranken.
Gegen dasselbe werden Sinapismcn, Blosonpflaster, heisse Kataplasmen auf die Magengegend,
Verschlucken von Eisstückcheu und von Medicamenten namcDtllch Morphium und CocaVn,
innerlich sowohl als subcutan, empfohlen. Bei Schwarzbrechen ist Eis innerlich und
äus.serlich angezeigt. Ausserdem kann ein Versuch mit Stypticis gemacht werden, welche aucii
"bei anderen Blutungen zur Anwendung kommen. Zur Anregung der gesunkenen
Nierentb'ätigkeit können Diuretica und Digitalis verordnet werden. Drohender Collnps
erfordert den Gebrauch von Eicitantien, namentlich alkoholischen, bei deren Wahl man sich
am besten vom Geschmaeke der Kranken leiten lässt.
Die erbrochenen Massen zeigen eine stark saure Reaction, auch der Danninhalt reagirt
mehr oder weniger sauer, und mitunter ist das Gleiche beim Blute der Fall. Diese That-
saehen haben zur Annahme einer saueren Diathesc beim Gelbfieber geführt und eine Behand-
lung mit .Vlkalien, namentlich Natrium bicarbonicum, während des ganzen Verl.iufes
der Krankheit inaugurirt. Von Stern berg, welcher diese Behandlungsweise warm emplieblt,
wird zu dem Natrium bicarbonicum noch Sublim.it hinzugesetzt n>ich der Verordnung: Natrii
bicarbonici 10,0, Hydrargyri bichlorati corrosivi 0,02, A<\. 1000,0. S.: Stündlich .50,0 = drei
Esslöffcl eiskalt zu nehmen. Die mit demselben erzielten Erfolge sollen sehr günstige sein
und fordern bei der Autorität des Empfehlers entschieden zur Nachahmung auf. Von anderer
Seite werden Liquor Ferri sesquichl orati und Karbolsäure nicht minder gerühmt.
Von ersterem soll man täglich 20—40 Tropfen, von letzterer bis 0,2 geben.
Grosse Sorgfalt erfordert endlich die Krankenpflege und die Ernährung der Kranken.
In der ersten Zeit der Erkrankung darf denselben nur Üüssige Nahrung, wie Milch, die man
auch in Form von Buttermilch oder saurer Milch geben kann, Bouillon, Suppe, gereicht werden.
Bei heftigem Erbrechen muss sich die Zufuhr auf eiskalte Milch, eiskalten Champagner, eiskalten
Brandy (theelöffelweisc) beschränken; wenn auch diese nicht vertragen werden, bleibt nichts
anderes übrig als seine Zuflucht zu Ernäbrungsklystieren zu nehmen. Hat die Empfindlichkeit
des Magens abgenommen, behält dieser das Genossene wieder, so geht man zu einer leichten,
nahrhaften Diact über, mu.ss aber hierbei sehr vorsichtig vorgehen , da durch Diaetfehler
Kecidive hervorgerufen werden können.
Was die Prophylaxe des liclbfiebers betrifft, so bestehen die Hauptforderungen der-
selben in Assanirung der Hafenquarticre der meistbedrohten Städte innerhalb der
Gelbfieberzone und in sanitätspolizeilicher Ucbcrwachung des Schiffsverkehrs.
SchifTe, welche Gelbüeberkranke an Bord haben oder gehabt haben, müssen einer Quarantaene,
welche entsprechend der Incubationsdauer b Tage zti dauern hat, unterworfen werden. Die
Kranken sind in besonderen Quarantaenehospitälern zu isoliren und ihre schmutzige Witsche
Dtid Kleider zu desinficiren. DiLssclbe hat mit den benutzten Effecten der gesunden Mann-
schaften und Passagiere zu geschehen. Ist das Gelbfieber in eine Hafenstadt eingeschleppt
worden, so gilt es, durch Isolirung der Kranken und Desiufection ihrer Wohnungen u. s. w.
den Seuchenherd möglichst einzuschränken und eine weitere Verschleppung der Krankheit ins
iBinnenland durch Errichtung einer Landquarantiiene, welche freilich mit weit grösseren
mehirierigkeiteD verbunden ist als die Seeqaarantaene , zu verhüten. In den Vereinigten
38*
Staaten, deren Maassuahmcu in dieser Beziehung nachohmungswerth sein '1
dem Auftreten des OelbRebers in i'iaer Hafenstadt jede regelmässige Verbind-.
während der Dauer der Epidemie auf. Diejenigen, welche die verseuchte Stadt Viirl.!»»«.«
werden durch besondere Eisenbahnzüge, die an anderen Stationen nicht halten dürfai
solchen Orten ausserhalb der Gelbtieberzoue gebracht, welche geneigt sind, die Klücht"
zunehmen. Diese müssen sieb in besonderen „camps of probation" einer Quarantaea
ziehen, während ihre Effecten desinlicirt werden. Die in der inticirten Stadt ZurüpS_
benen werden gleichfalls durch besondere Züge mit den iiöthigcn Vorräthen versorgt, dx
regelmässigen Züge dürfen dagegen nicht in derselben oder ihrer Nabe halten.
.Schliesslich sei noch der von mehreren Seiten empfohlenen Schutzimpfu ngon gcdavtil^
von denen wohl die auf falsche bakt«riologische Befunde gegründeten als auffcegebeqjw^H
trachten sind. Kaum vertrauvnscrweckender dürfte die Methode von t'inlay sein, ^^^H
die zu Impfenden von jungen Muskitos, die sich nn in den ersten 6 T.igcn der Kranl^^^^H
findlichen Patienten vollgesaugt haben und dann einer mehrtägigen ruhigen Verdauofl^^^l
lassen worden sind, stechen liisst, worauf eine leichte, aber Schutz gewährende ErfcnHi^
erfolgen soll.
flelbrnebenoel. ins •othorioclie Ocl >lpr Wum-I m« llamsui Csrol» L.. lu u. li,OI2 pll. In durMtben ntt«lbK
i.jt rHrhloii. Ton clurtibdrintreiidoiD Gcrucb uoi) Geschmack, loiobt I0»lieh in Wi*ini(ri«t, Sp«e. O««. 0>W^ ^^
ttctbcriscbe Uet der FrQcbtn ist gelb, toii mubrrObenitrtiKt'm Geruflh. ä<lp. Ii*>ö— ^ttn**. EA »nikall »iä Ttf^^|
wr.lttbt.'f wiihrHrbinnlieh iDJt Fiiinn idciktiscb Ut und eifin V«>rhindiin); CmHi^O, bi>t 212 -^.^^ %i^«l0o4. ^^|
(«eleiiklefden. |)ie Thorapie der Geleiikleitlcii ist je iiuch der A(*tiologic und ^^M
Wesen der VfraadiTungeii «'ine srlic (lifTcrcntc. ^M
Bei YerletziuigiMi di^r Cieli'iikc .'Stellt Kluterguss in's Gelenk be9oiid<<r»> i^M
ra|n'utis<'lic .\iiforderufifceii. Sclioii n;u'li rjiifarhcn Quetscliungfn eines Gel- • iiB
ZfTtrünimi'rwng von Knoclieii (hUt scliwi-ror Kiip.sflvfrletzang k-iiin es xu I _ ■ _i^B
Hlut ms (ielcnk kommen, hiese Bltltl■rgÜ!^{$(> erfordern eine diirchau.s snrgistt|i^^|
li:iii<lliing, können sie doch son.st in ihren Kesidneii m.-iiiche Störmigen im »H^|
liiiben. Kill Hlutergus.s wirkt zunfiehst rein mechanisch strirend durch die .^H
di-linunu; der (ielenkkapsel. Kr miiss also zum Schwinden gelinicht werden. IJH
iiaturgein.lsse Weg i.st die Resorption des Rluterguüses mit Hülfe der Lyui|ihliabii^|
harauf müssen also unsere therapeutischen Bestrebungen gerielitet .sein. Vlanrl^|
Hliitergu.ss geringeren (irades wird «diiie Zuthun resorbirt allein dureh den (icbrs^H
der (ieleiike, aber die (iefahr besteht, ilass die lie.sorption nicht vidlständig U^l^l
(lern ein Rest bleibt, der aus einem blutigen diircli Aiislaiiguug des l<lut|iigni<^^^|
einem blutig-serösen, ja rein seri'isen wird. I>amit wird das früher acute, >^^|
d.iucriide Leiden zu eiiipiii chronischen. .Mier noch andere Cousetiuenzeu k;inn a^M
lienbuehten. Ist da.s (leleiik längere Zeit ruhig gestellt gewesen, so katui zwar i^M
Flüssigkeit aus dem Gelenk entleert, die Contiguratioii der Gelenke durchaus non^H
sein, aber die Bewegungen sind besclu-ilnkt, weil durch rostirendes Blut abnorme ^'^M
klebuugen zwischen den einzelnen das Gelenk eoiustituirenden Theilen zu ^)taii^|
gekommen sind, die ebeiuno urgauisirt, wie etwa (iefäs-sthromben in Hindegewei^|
.stränge und Synechien ningew.-mdelt wurden. I>amit ist die (irundl.ige für ^H
Therapie gegeben, Kntfeniung des Blutergus.ses zu Stande zu bringen, oline dabei il^|
Gelenk lange ruhig zu stellen. Alles il:is lei.stet bei massigen Bliitergüssco i^H
Mas.sage, unterstützt von der (Jompre.ssion. Erstaunlich rasch kann unter ilieser B^l
handlung ein BlutergiLss schwinden. Dauert ilii- Resorption aber länger mler ist d«t
Blutergiiss «ehr erheblieb, so ist eine Kiitleerung des,sellioii nach aus.sen durch Puiiriiou
mit dem Troicart :im Platze, event. unter nachlolgendur Auswaschung des Gelenke«
mit Karbolsäure ('A — .nproc. Karbolskurc, JU bis 12 eg). IHeses letztere Vorfahren Wj
auch der \N eg, den man zur Beseitigung der Hydropsieii, wie sie ans alti. n Rla^|
ergüssen entstehen, ein.schlägt. l)urch den Reiz der Karbolsäure sucht man die S>ii^|
vialis in einen acuten Reizzusland zu versetzen. Nach Rückgang der .ncutcii Krsebifl
iiungen soll dieselbe so verändert sein, d:iss eine Wiederaiisanunlung von Klüitsigk^H
nicht mehr statthat. Auch nach diesen Injectiunen darf die Kxtremität nicht zu laiaH
immobilisirt werden, um Synechien eu vermeiden. Letztere stellen oft scheinbar l^M
schwere« Leiden dar, die Patienten wenlen bei Bewegungen von Schmerzen |C<*pLi^|
sie können ihre Kxtremität nur wenig bewegen. Nimmt man in Narkose darM^^|
waltBiune Bewegungen die Sprengung dieser Synechien vor, daun ist plntili^^^H
freie Beweglichkeit wie<ler da. iHirch energische active und psMHive He««^^^^^|
hat man dafür zu sorgen, dass nicht wieder Verwachsungen eintreten. Owi^^^H
man mit den Kesultaten zufrieden seilt kOnnen. ^^^|
}elpnklpid*>ii
(ielcnklcidpn]
n
Einige acut)' Inffctioiiskriinkliciti'n, wie I)ii)lith('rii.', Srharlai-h - Typlins, Influenza,
roraplirireii sirh i'betiso wie die (inniirrhoe, die Syphilis ge legen t lieh mit einer acuten
fielenkeiifzinuhnif; analiig ilfUi acutini (Sclenkrlu'iiniatismus. Diesie recht schmerzhaften
Kntzüiidiinpen der Synovialis ffdnvn, tlieils ebenso wie die sonorrhoischen und
meist auch die sypliilitisrhen nicht zu einem eitrigen, sondern nur zu einem ser5sen,
höchstens katarrhalischen Krguss massigen Grades mit freilich in der Folge recht
schweren Cousequenzen von Contractnr und Reweginigsheschränkung, theils zu aus-
gesprochen eitrigen Krgiissen. Sie sinil wohl stets durch Localisation der betreffenden
.Mikroorganismen in den Gelenken hervurgeriifen, wenn diese auch nidit immer in
den Ergiisson nachzuweisen sind. Uarnrn erfordern (liese Gelenkentzündungen
/.unüchst die allgemeine Therapie der zu Grunde liegenden Krankheit. Im übrigen
kann es sich bei solchen Kntziitulungen nur darum handeln, das Gelenk ruhig
zu stellen und eventuell iliirch kalte L'msi-bliige die Schmer/en zu lindern. Bei
gonorrhoischen tJelenkentzündungen bewirkt oft die energische .lodpin.selung der
Gelenkgegend eine ra.sclie Itesorption des Ergusses. Ist der Erguss gross und
bereitet er viel Schmerzen, so inii.ss man ihn durch l'imction mit dem a.septisclien
Troicart entleeren, event. durch Injection von KarbolsUure einen Einflu.ss auf die
Synovialis ausüben. Oabei ist alle Sorgfalt dara\d' zu verwenden, dass die betreffende
Extremität nicht falsche Stellungen eimiimnit. Diese Behandlung genügt für die serösen,
katarrhalischen Formen meist, seröseitrige d:igegen, welche gewöhnlich met.-wta-
tischen l'rspnnigs sind, werden so nicht zur Heilung gebracht. Hat die Punction er-
geben, d.-Lss der (ielenkinhalt eitrig ist, daiui niuss dauerntler .Abfiuss thindi breite In-
cisionen und Prainage verschafft werden, damit keine Resorption eintritt. Man miLss
dabei immer dafür sorgen, dass die pAtremitSt für den l'all der Verödung des
Gelenkes die für den Gebrauch günstigste Stellung i-iatiimnit. ^Gelegentlich aber
hört die Eiterung nicht au)', weil der I'jter in den verscliiedenen Buchten und Ta-
schen der Gelenke retinirt wird unil dii' Infection eine be.sotulers heftige ist. Unter
diesen UmstUnili'u wird man. um einfache Wundverhillliii.sse zu schaffen, zur Kesection
des Gelenks greifen müssen.
Die Therapie der clin)nischi'n tielenkeiitzumlungen speciell iler Tubereulose
hat mancherlei Wandlungen ditrchgeniacht. Gar tnanche^ ist vi>rsucht worden, uui
dieses häutige Leiden zu heilen. Mehrere Behandliiiigsnu'tlioden siiiil übrig geblieben,
die bei richtiger .\usvvali) der l-';ille viel leisten. I>ii' GflcMiktuberculo.se stellt .sich in
verschiedenen Kminen dar. Errtw eder sie ist primär synovial und kann auf den Kno-
cheti übergefiei) orier sie ist primär ostal uml geht von diesem lli-rd auf die Syno-
vialis über, nie synoviale Form ist hfiufiger (Königi, als man früher «lachte; das
hat für die Keurtheilung der Leistungsfähigkeit, der M<;th(iden grosse Bedeutung. Es
machen sich lieutig<>n Taires mehrere Behandlungsmethoden den Hang stn'itig, einer-
seits die, welche durch Operation .'dies Kranke nnt einem Schlage entfernen wollen,
Arthrektomie, Besection der Gelenke, .\niputation, andererseits solche, die durch be-
stimmte Mas,snahmen und P^inwirkungen auf die erkrankten Partien diese zur Rück-
bildung, zur Umänderung, zur Schrumpfung bringen wollen, soda.ss dann also die Er-
kntukung ausgebeilt ist. llurch zaiilreiche Resultate ist es .sichergestellt, dass eine
con.serv.ative, nicht o|)erative Behandlung der Gelenktuberculose. eine Behandlung,
die nur die Naturheilung untei-stützt, in einer ganzen Keihe von Fällen Erfolge aus-
gezeichneter Art aufzuweisen hat, namentlich dann, wenn man bei der Behandlung
nicht danach strebt, etwa bewegliche (ielenke, sondern steife Gelenke zu erhalten.
Ridiigstellung der Gelenke in entsprechender Stellung nnt Hülfe eines Gipsverbandes
ist ein ausgezeichnetes Mittel dafür; es kommen häufig Ausheilungen durch diese conserva-
tive Methode zu Stande, freilich meist am Knie- und Hüftgelenk (nach König 4;i pCt.,
Hihlebrandt). Sol)ald das (ielenk die richtige Stellung hat, macht man einen aus-
ge<lehnten, gutsitzenden Gipsverband, der ca. 4 bis 6 Wochen liegen bleibt. Dann
wird das Gelenk revidirt und, wenn alles in Ordnung ist, ein neuer Verband angelegt.
Hat das Gidenk aber noch nicht die richtige Stellung, so wird diese erst durch
Kxtensionsverband oder durch Bieguns oder Streckung in Narkose hergestellt. Wird
diese Behandlung lange Zeit systematisch fortgesetzt, so erlebt man oft günstige Re-
sultate. Immerhin dauert die.se Behaiidliing lange Zeit und eine ziemliche Zahl der
F;llle ist nicht zin- Heilung gebracht. .Man hat nun neuerdings diese conservative
Behandlung combiidrt mit Methoden, die durch directe A|iplication von Arznei-
^ttelii auf die kranke Synovialis wirken sollen und ferner mit solchen, die auf dem
[Uelbllebcr
— 486 -
Staaten, lieren Maassuahmcn ia dieser Beziehung narhahmuD^wen^^clD dürfva i'nM
dem Auftreten des Oelbticbers in Piuer Hafenstadt jcdo regelmässige Verbindung OilfaH
väbrend der Dauer der Epidemie auf. Diejcnig'.-n, welche die verseuchte &tadt -U
werden durch besondere KisenbahnzUge, die an anderen Stationen nicht ha ■
solchen Orten ausserhalb der Gelbfieberzone gebracht, welche geneigt sind, du ru ....ijil
i^unchmen. Diese müssen sich in besonderen ..camps of probatioii" einrr Quxrutn» ^
ziehen, während ihre Effecten dcsinlicirt werden. Die in der jnficirt«ii St»d; 7jnri^
benen werden gleichfalls durch besondere Züge mit den iiöthigcti Vorrütbrn «OMfi
regelmässigen Züge dürfen dagegen nicht in derselben oder ihrer Nähe halten.
Schliesslich sei noch der von mehreren Seiten empfohlenen Schutzirnpfung'Xi [
von denen wohl die auf falsche bakteriologische Befunde gegründeten als aufffc^'b«
trachten sind. Kaum vertrauenserweckender dürfte die Methode von Kinlay «ui,
die zu Impfenden von jungen Muskitos, die sich an in den ersten 6 Tagen der Uta
(indlichen Patienten vollgesaugt haben und dann einer mehrtägigen ruhigen Verd»iaB|
lassen worden sind, steelien lä-sst, worauf eine leichte, aber Sohutz gewährsude f "
erfolgen soll.
Gelbmebenoel. Das aotln^ruclip Oel der Wiirt.'l Ton riaiicus Carola L.. xu e*. O.OIS |iCt. In tmmUm'
iht farblos, Toii diircbdriitKnndoin Gorneh und Goi^cbiiiack. leicht lOalielt in W«inic«i«l. !$f«<. 6rv.ft
aetberiaehe Ocl der FrDcbl« ist K<'lb. von mohrrDbenartiKom Gerneb. t^ilp. 15ö — 200*^. Vt TTtUH i1
«eleh« wahraebeinlieh mit Piiicn identisch i>t und eine Verbindung C,„tI,,U. b«i 212 — Safi" fi«<tn4.
E
(iclenkleiden. Hie Therapie der Gclt'iik leiden ist je nach der A«>tinli>gii> n
Wesen der Verändenuifiten eine sehr ilifferente.
Bei Verletzungen der Gelt'iike stellt HlutergUHS iii's Gelenk I)M0D
rapeutische .\nror(tfrun^eii. Sclinii iiaeli einfachi'n Quetscliunjren eint'S (Jel«
Zertrünmu'nnif: vnn Kiioclieii (xlcr .schwerer Knpsel Verletzung kann es zu Ef^
Blut ins (ielcnk kommen. Kiese l'hitiTfrüsse erfordern eine diirclians .'«orp*
liaiulluiig;, ködiien sie tUicli s(Mist in ihren Residuen nianchc Stönin-ren im
Ilaben. Ein BInterguss wirkt zutirichst rein mechaniseh stOrt-nd
(lelinuii;; der Gelenkkapsel. Kr mnss also zum ^^(•hwinden ^r-liniciii
nalurgeniSsse Weg i.st die Resorplion des Blutergusses mit iiülfe der Ltuipbli
l>arauF anissen ahso unsere therapeiitisclien Botrcbuiigen gt-riflitct .<ejn. T
Bluterguss geringeren (irades wird i>line Zutliun resorbirt allein durch den i«
der Gelenke, aber ilie tief:üir bestellt, d:iss die Kesorption nicht vollst ■'■•
dem ein Rest bleibt, der aus einem blutigen durch Au.slatigimg d«* i
einen» blutig-seiTiseii, ja rein seriisen wird. Damit wird dsis früh'r .i'nü
dauernde Leiden zu einem chronisclien. Aber mu-h andere ConsfipienieD
lieobat'htüii. Ist das Gelenk längere Zeit nihig gcsti'llt gewesen, so kann iW
Flüssigkeit aus ilem Cielenk iMilb-ert, die Coiifiguratiou iler Gelenke durchai« ><
sein, aber die Bewegniigen sind hestivriinkt, weil durch restircndes Blut .-kbourac
klebungen zwischen den einzelnen das Gelenk eonstituin>nden Theilen la S
gekommen sind, die ebeiisrt urg.inisirt, wie etwa (ief!is.sthroml>en in Bindei
stränge und iSyiieehien iimgew.-mdelt wurden. haniit ist die Gruiidl.u-. 0-
Therapie gegeben, Kntfernmip des Blutergus.ses zu Stande zu bringen, "
Gelenk lange ruhig zu stellen. Alles d;is leistet bei massigen Bi
Massage, unterstützt von der Cnmpressinn. Erstaunlich rasch kann ui
handlang ein Blutergu.ss scliwimlen. Dauert die Resorption aber länger eu' i "
Bluterguss sehr erheblich, so ist eine Hntlwruiig desselben nach aussen iliin-h I*!»
mit dem Troicjirt am i'latze, e\eiil. uiiti-r naelil'olgendor Aiusw:isi I «lel
mit Karbolsäure (3 — 5proc. Karbolsiiuie, 10 liis l'J eg). Dieses let, '>lir
auch der Weg, den m;in zur Beseitigung iler Hydrnpsien, wie sie
ergüssen entstehen, einschlägt. iJurcli den Reiz der Karbolsäure suehi
vialis in einen acuten Reizzuslaml zu versetzi-n. Nach Rückgang der :
nungen soll dieselbe so verändert sein, dass eine Wiederansaminlnng \...
nicht mehr statthat. Auch nach diesen Injeetiuiien darf die Kxtreniitiil nicht tu
ininiobilisirt werden, um Svnechien tu vermeiden. Letztere stelleji oft ^■•*'-"ili-
schweres Leiden dar, die Patienten werden bei Bewegungen von Sehn
sie können ihre Extremität nur wenig bewegen. Nimmt man in Narl
waltsanie Bewegungen die Sprengung dieser Synechien vor, dann i-'
freie Beweglichkeit wieder da. Durch energische activo iin«l |i;i.<i<<ivc ik^'-f-
hat man dafür zu sorgen, dass nicht wieder Verwachsungen eintretrii- D«"'
man mir den Resultaten zufrieden sein können.
teienkiwdenl
A
s
b
i
I Kiiiigi! :icut(' Inft'rtinnskranklHMtrn, wii' ()i)rlitln'ric, Scharhicli . Typluis, liifluciiza,
r conj|>licireii sirh fbciiso wie dif> (TonorrliDi-, die Syphilis gpjegontlii-h mit einer :tcuteii
nelenkeiitzüiicliiri'; analog dem acuten (ielrnkrlieuinatisnius. IMese recht schmerzhaften
Entzündungen der Synovialis ffdiren, theils ebenso wie die gonorrhoischen und
meist auch die syphilitischen nicht zu einem eitrigen, sondern nur zu einem serösen,
höchstens katarrhalischen Krgnss mfissigen (jradcs mit freilich in der Folge recht
schweren Consequenzen von Contracttir und Bewegiing.sheschräiiknng. thoils zu aus-
gesprochen eitrigen Krgiissen. Sie sind wohl stets durch Localisation der betreffenden
Mikroorganismen in den (ielcnkcn hervorgenifen . wenn diese aucli nicht iiiiinBr in
den Ergüssen nachzuweisen sind. !>arum t'rfordr>rii tlii'se Gelenkentzündungen
zunächst die allgemeine 'Hicrapie der zu Gründe liegenden Krankheit, Im übrigen
kann es sich bei solchen Kntziindungen nur darum handeln, das Gelenk ruhig
zu stellen und <'ventuell duri'h kalte Umschlilgi' die Schmerzen zu lindern. Bei
gonorrhoischen Gelenkentzündungen bewirkt oft die energische .lodpin.selung der
Geienkgegcnd eine rasche Üesorptioti des Ergusses. Ist der l'irguss gross und
bereitet er viel Schmerzen, so iiiuss man ihn durch Function mit dem aseptischen
Troicart entleeren, event. durch Injectioii von Karbolsflure einen Einflass auf die
Synovialis ausüben. Dabei i.st alle Sorgfalt darauf zu verwenden, dass die betreffende
Rxtreniitjlt nicht falsche Stellungen einnimmt. Diese Behandlung genügt für die serösen,
katarrhalischen Formen meist, ^eröseitrige il;igegen, welche gewöhnlich met.osta-
tischen Irsprungs sind, werden srv nicht zur Heilung gebracht. Hat die Function er-
geben, da.ss der (ielenkinhait eitrig ist, dann miiss dauernder Abfluss durch breite In-
cisionen und Drainage verschafft werden, damit keine Hesorptiim eintritt. Man mu.ss
dabei immer d.tfür sorgei\, da.«s die Kxtremitfit für di^n Fall der Verödung des
Gelenkes die für i\o]) Geiirauch günstigste Stellung einnimmt. , (Gelegentlich aber
hört die Eiterung nicht auf, weil di'r Kiter in den verschiedenen Buchten luid Ta-
tschen der Gelenke retinirt wird und die Iiifectioii eine liesonders heftige ist. Unter
iesen Umständen wird man, um einfache \Vundverh.1ltiiis.se zu .schaffen, zur Respction
es Gelenks greifen nulssen.
Die Thi'rapii' der chronischen Geleiikentzüiidungeti speuiell der Tuberculose
hat mancherlei \Van<Ihmgen durchgein.-icht. Gar manches ist versucht worden, um
ieses h.'iutige Leidi-n ?.i\ !i<-ileti. Mi^Iirere Behandlungsmethoden sind übrig geblieben,
ie bei richtiger Auswahl iler Ffille viel leisten. Die (ielnrktiiberi-ulose stellt sich in
ers<diiedeut;n Formen dar. Entweder sie ist primär synovial und kanti auf den Kno-
chen übergehen oder sie ist pi'imiir ostal und geht von diesem Herd aid" die Syno-
vialis über. Die synoviale Form ist hrnitiger (Königi, als man früher dachte; das
bat für die Beurtheihing der Li'istungsfiiliigkeit der Methoden grosse Bedeutung. Es
achen sich heutigen Tases melirt>re Hehandhingsnu>thoden den Rang streitig, einer-
Beits die, welche durch (Operation alles Kranke mit einem Schkige entfenien wollen,
Arthrektomie, Resei'tion der Gelenke. Amputation, andererseits solche, die durch be-
stimmte Massnahmen und Einwirkungen auf die erkrankten Partien diese zur Rück-
bildung, zur Umänderung, zur Schnnnpfung bringen wollen, sod.iss dann also die Er-
krankung ausgeheilt ist. Durch zali!rei<'ho Rcsaltate ist es sichergestellt, d.iss eine
onservative, nicht ojierative Behandlung der Gelenktidterculose, eine Behandlung,
die nur die Naturheilung unterstützt, in einer ganzen Reihe von Fällen Erfolg«' aus-
gezeichneter Art aufzuweisen hat, namentlich dann, wenn man bei der Behandlung
nicht danach strebt, etwa bewegliche Gelenke, sondern steife Gelenke zu erhalten.
Ruhigstollung der Gelenke in entsprechender Stellung mit Hülfe eines Gipsverbandes
ist ein ausgezeichnetes Mittel dafür; es kommen häufig Ausheilungen durch diese conserva-
tive .Methode zu Stande, freilich meist am Knie- und Hüftgelenk (nach König 43 pCt.,
"ililebrandt). Sobald das (ielenk die richtige Stellung hat, macht man einen aus-
edehnten, gutsitzenden Gipsverband, der ca. 4 bis t> Wochen liegen bleibt. Itann
ird d.a.s Gelenk rovidirt und, wenn alles in Ordnung ist, ein neuer Verband angelegt,
at das Gelenk aber noch nicht die richtige Stellung, so wird diese erst durch
.xtensionsverband oder durch Biegung oder Streckung in Narkose hergestellt. Wird
iesp Behandlung lange Zeit .systematisch fortgesetzt, s<i erleltt man oft günstige Re-
Itate. Immerhin dauert diese Behairdliing lange Zeit und eine ziemliche Zahl der
Fälle ist nicht zur Heilung gebrac-ht. .Man hat nun neuerdings diese conservativo
'Behandlung combinirt mit .Molhoden, die durch directe Application von Arznei-
mitteln auf die kranke Synovialis wirken sollen und ferner mit solchen, die auf dem
[(Jplcnkleldcn
^— 43« —
(i(4i
WefTP des Blutes sich gcllcixl iiiiieheji snllun. Dureh Bill roth , Mrnn
^v^lrdp dir Bph.indluiip der (ielenktuberculose mit .lotloform-(»lyc*rin •
griindct sieh nuf di-ii wnhl kaum zu bezweifidiuleii Kinfluss des .fodof«'
Gewelie iKruiip). Mit Miilfi' eines Troicnrts bringt uiaii von lOpror. :
l'nnn uiul Glycerin etvv.-i lO— 2i)g in ein lieliMik hinein. Am besten stpr;
Theiic, ehe man sie zusauinienbrinpt und injicirt dann vou «licsetn »-l
Diese Injertionen müssen mehrmals wiederholt werden in Zwuscheiiräumcn nn
14 Tapen. Eine Kliiwirkung des .lodoformglycerius konnte man iiatürlirl •■>
die tubercub'isr Synovialis annehmen, und die Frage war berechtigt, w»< .
recht oft vorh:indenen tuberc'ulfisi'n Soquestern wird? Denn «las urV ■'
zu sein, dass bei diesfr Ht'hamllufig (ielenke ausheilen, und zwar :r
Zeit. Man wird wohl .sagen kcinnen , dass da, wo die Tiibvrvul' - 'l-^
auf die Wcichtheib- crstreekt, also die Synovialis, eine Heilung li, _ t i«
Sinne, dass die TubtTciiiosi' that^säehlich aushfilt, die Tul)erkel vtr>'
wenigstens durch derbes Bindegewebe der Art abgekap.selt sind, d.i-
lich sind. Audi ist bei tuberculn.sem Hydrops Function des Gelenk."» lunl 1^
von 3- resp. ripror. Karbolsäure oft von ausgezeichneter, heilefuW Wii
Nocli nach .lahreu hat man sowohl nach Jodoforraglyrerin- ai- >
behandlung Heilung constntireu können. Andererseits kann darüber V' •
befiteheii, da.ss eine ganze Reihe von (ielenken, die luit .Iodoformgl\<
wurden, nicht uu.sheilten, aiuiere nur scheinbar, nach einiger Zeit aber wifi' ;
ten. Kür diese Fillle i.st dann die Operation, Arthrektoniie, Re.section etc., i|.
Mittel. Leider giebt es keine sleheren Anhalt.spimkto, um zu sagen, in
das Gelenk durch .lodoforni'^lyferin sicher zur .\usheilung gebracht wl.
nicht. .Auch bin zwei anderen .Mi'tlioden conservativer .\rt ist das der '.'
pinigen .lahren empfabi Landerer bijecliinien von Zimnitsäure in dif V
durcii den Hbitstroni jenes Mittel nach allen tnberculösen Herden hinztifühi
diese so liirert in AnprilT zu nehmen. Hs liegen über dieses Verfahren im ''
liehen nur die Bi'obaclitungen des Erlinders der Methode vor und, da t*
nicht allein, sondern in <'onibination mit operativen Verfahren angewendet
ist ein abschliessendes Urtheil noch nicht nnlglich. Auch die Behandlung «It
culose mit Stauungshyiieraetnie (Bier) verfügt bis jetzt über wenig Krfalinws«:
venveiidete die Beobachtung, (la.'<s Stauungslnngen relativ immun gegen Tud
sind uttii tubercub'ise Lungen durch spiiter auftretende Staunngslunge zur .\
kamen, in (ier Weise, cbiss ei' an tuberculösen Gelenken kiin.stlich durch
l'mschiiürung Stauung in dem |)eri|il)er gelegenen Theil erzeugte. /
die Extreniitiit von der Peripherie bis n.ahe an das kranke Geleuk eiiiti'
oberhalb des (ieleiiks eine (inniinibiude so heninigclegt, dass venöse Stiuunp
Die Stauung wird wieder unterttrochen und so lässt man mehrere Mon:ii' b
sie täglich auf die erkrankten Gewebe einwirken. Bier hat ziemlich
täte erzielt, oft auch in Verbiiidnnt; mit .lodoformglycerin-Injection. Ai.- u ..■
herichtete über nicht ungiinstifce l-j-l'olge. Aber immerhin bleibt nonh riii n-dit
Theil von tuberculösen (ielenkentzündnngen, die auf dip.sem Wege nicht tnr
;!U bringen sind. I"nr diese bleiben dann die operativen Verfahren, die .VrJf
mit localer Herilausrätunuirg (König und Volk mann) und die Re^.
re.sp. für seltene Fillle die .Amputation und K\articnl;ition. Man \
bei allen synovialen [''orinen, beim Ilyrirops tnberculosns mit der Je.
oder Karbolinjer'tion, in \'erbindung mit (üpsverbiinden, eventuell mit ' •
Stauung beginnen. Auch bei .Abscessen wird man geb-gentlich , nii-ht oiiir
Gebrauch von diesen Methoden machen. Sind aber Knochenherde zweifellos., sind
gros.se Veriinderuiigen in flem tieleiik. dann darf man nicht viel 7jr.it oiJJ
.Metboden verlieren, .sondern man muss operativ das kranke Gewebe »••>»(-"■■•"
viel wie möghVh aber vermeide rnan Resertionon bei Kindern mit V
Entfernung der ?;piphysenlinie, um nicht spQter jene bekannten ern« nn.cirj
kürzungeu durch Störungen des Wachsthums als Resultat zu erhalten, und
beschränke man die Amputation, nanierrtlich an der oberen Extren: f iLu
.Hii.s.serste Ma.a.ss. Es ist erstaunlich, wie nach Rc.sectionen , vi^
Aiissdiabungen scheinliar lioflnungslo.se F.'llle schliesslich zur .Ausi
Grosse Aehnlichkeit mit den tubprcul6sen (lelenken, sowohl iti
Aubssehen als in der Entwickelungsgeschichte der .tnatomischen VeranU«nui|«
liielenklßidiMi
— 4:wi
(■clcuklridcn]
(litr Klutt>rg«'lenke; Uluioi- leitloii gar nicht soltcn an ganz typiHchon Gelenk-
nfTectionen. Durch eine massige Vt-rletzung kommt es zu Rlutiing in dos (ioleuk,
meist das Kniegelenk, die gewöhnlich stark ist, das (n-ienk füllt und Rückstilnde
lässt. I)i<'ser I'rocess wiederholt »ich, bis sich auf der Synovialis und gewissen
Stelleu der Gelenkenden BlutfaserstofT Schicht für Schicht, analog der Faserstoflauf-
lagennig bei Tuherculnse, abgelagert hat. Per organisiile Fasm-stofT wächst auf den
Knorpel ein und frisst diesen an. So entstehen jene im Hbitergeleiike bfobachteten
rnrcgelniäissigkeiten di's Knorpels. Solche (ielenke sind als liliitergelenke schwer
zu erkt-niicii und werden nicht selten liir tuborculn.se gehaltfu; und doch ist die
richtige Diagno.se voji der gr/issten Wicliligkt'it. Penn eine ausgedehnte Operation
bei einem Blutergelenk bedi-utet ziemlich sii-her den Tod. I>le Anamne.se kann
manchmal auf die Diagnose führen. Bei Hlutergelenken kann man therapeutisch nur
wonig eingreifen; ("omprossioii, massige Ma.ssage, I'unction inid Karbolinjection ist
das Höchste, was man riskiren kann. Heber die Aetiologie der .\rthritis deformans
wissen wir bis auf den heutigen Tag nichts, und therapeutisch sind wir gegen
«las I^eiden selbst, abgesehen von verstümmelnden ()])f'rationen, ziemlich ohn-
mächtig. Das Lpiden schreitet langsam weiter, deforinirt d;i.s (ielenk immer mehr
und belästigt den F'atienten nicht nur durch Srtuner/.en, sondern auch dnrcii tlcn
Fnuetioasausfati. Das jiroducirte Knorpel- uiul Knochengewebe wird zu inechanisclii-u
Henmiungen der Bewegungen, sod;iss das (ielenk l)einahe ankylotisch wird, oft in
abnormer Stellung. Durch «lie KnoriieUviicIienmg und den Knochonschwund resji,
F.bunilnuig treten solche NiveaudifTerenzen im Gelenk auf, fla.ss erhebliche Stellungs-
anoiiialien daraus resultiren. Dazu komnn>n darni weiter Ven'indenmgen der Kapsel,
Zottenbildung, Gelenkköri»er, sodass d:us Gelenk unbrauchbar wird. Gegen den Pro-
cess selbst sind wir machtlos. Gcwilhnlich werden Sand-, Moor-, Dampfbäder etc.
empfohlen, eine Darreichung von .lodkall, Chinin, Kisen, dann allgemein kräftigende
Behandlung. Die Bäder wirken symptomatisch sehr gut. die Schmerzen werden ge-
ringer, die l'atienten lialieti das (iefülil grö,s,serer Brauclibarkeit ihrer Extremitäten,
ihrer (ielenke, und letztere werden thatsächlicli etwas dünner. Das ist wohl eine
Wirkung der starken Durcliströmiing der (iewebe durch Blut, wie sie auch die
Mass;ige zur Folge hat. Deshalli ist auch letztere zu empfehlen, abgesehen davon,
dass durch sie naineutlicli auch die ganze Muskeltliätigkeit in Action erhalten hleiljt
und bei Conibination mit passiven Ge|i>iikl)i'Wegungen aui'h jene inechaiu'schen
Hemmungen durch KnoriK-lwnchennig hintangehalten werden. Im Üebrigen muss man
bei schlottrigen (jelenken Stützapparate geben, bei sehr schmerzhaften mit schwer zu
corrigii-enden Stellungsanomalien solche Stützapparate, die das Gelenk enthusten. Ist
ein Gelenk schon stark deformirt und verui-sacht es heftige Schmerzen, so kann
miui auch zur Kesection .schreiten, die in einigen Fällen gute Resultate gegeben hat.
In .anderen Fällen freilich kann von einem Erfolg durch die Hesection nicht geredet
werden, da ilie Heilung ausserordenflicli lange dauerte und schliesslich doch nur ein
schlottriges (ielenk das Re.sultat war. Als ultinuun rcfugium bleibt .selbstverständlich
immer noch die .\inputation übrij;.
(ianz ähnlich ilen von gewöhidicher Arthritis deformans befallenen Gelenken
sind die durch die sogenainite .\rthritis neuropathica veränderten, wie siez. B.
bei der Tabes beobachtet wird. Bei dieser kommt es auch zu ganz erheblichen
Defonnirungen der (^ielenke durch Knochenwuchening uinl Knochenzeretömng. In
Folge der .\nalgesie merken die Patienten oft nichts von den Schädigungen in ihren
Gelenken, die in Folge der KnocheubrOchigkeit schon bei leichteren Traumen ein-
treten. Daher kann man den Kranken viel nützen, wenn man sie frühzeitig in Be-
h.andlimg bekommt und bis zu einem gewissen Grade das weiten- Einwirken von
Schädlichkeiten verhindert. Fixation des kranken (ielenks durch orthopaedisclie
;\pparat(< oder feste Verbände, möglichst geringer (iebrauch des betreffenden
Gelenks werden oft eine Bes.serung des Zustande? zu Stande bringen, abgesehen
davon, ilass sie den Patienten wieder eine gewisse Sicherheit geben. Sind die
Zerstörungen des (ielenks schon hochgradige, so treten wohl operative Verfahren
in ihr Kecht, die Resection, eventuell die Amputation. Freilich sind die Resultate
der Resection nicht sehr aufmunternd. Die Verwachsung des Knochens ist meist
eine gi-ringe, sodass die Gelenke schlottrig werden. Die (ielenkerkranknngen bei
Tabes sind gleichsam der Typus für die neuropathischen Gelenkerkrankungen. Die
[Geienklpiden
- 440
»rleiktridfi
üliripon bi-i Syrinffoinycüi' nmni'iitlii-li an <leii oborcu Extremitäten beabaclitrt« Ar
thritidrn sind jfineti solir ähiilifh; tlii; Therapie ist dieselbe.
Im (iegensatz zu diesen rlironischen Rrkrankungen der Gelenke, ilie im ^icsi
liehen, aber durchaus nicht allein, als Veränderungen des Knorpels uml der Kn>'-!'-
der tielenko sich darstellen, stehen andere ebenfalls chronische Erkrankiin-
denen die Synovialis hauptsächlicli der Schauplatz des Krankheit8proces.srs i-i
chrcinische (Jelenkrheuniatisnins macht Verdickungen, Infiltrationen der (i<?lrti
kapsei, die spilter narbige Schnnnpftnigen erleiden, und Verwachsungen des Kwiri
ohne Wucliei-ung desselben. Die Krankheit konunt meistens bei HIrwachsenen viir, :
auch im kindlichen Alter ist sie wiederholt beobachtet worden. Sie beflUlt mi'ü
inehi-ere, ja oft eine ganze Reihe von Gelenken und jene langsam sich entwicke
Kapsolver.'indeningen führen zu Contracturen iler (leleiike. Die Bewoi:
dann sehr bes<lirrinkt und sclimerzhnft, die Patienten kilimen sieh ihrer (■
bedienen, sie liegen zusammengezogen im I?ett, ein bejanunemswertbes Luid
Aefiiilogie dieses Leidens ist noch recht dunkel. Auch die therapeuti.srhen Erf(»_
sind durchaus nuLssige. .Man verordnet solchen Kranken warme heisse Bäder. Saud-.
MotirbädiT, Thermen, wie Gxstein, Wildbad etc., stark jodhaltipe Bäder, .Massa^» aal
grn.s.se Dosen von Natrium salicylicum. Wichtig ist, die (ieleiike eventuell iinbt
Narkose in die richtige Stellimg zu bringen und sie dann mit Schienen oder («e
tentivverbrinden zu fixiren. Oder man entlastet durch geeignete Schienenstütwn ifr
kranken (ielenke. So kann man wenigstens dem Patienten die Schmerzen uehmm
und ihn etwas nmbiler machen.
Als Resultat mancher Gelenkerkrankungen, aber auch als Folgen von Haut-, Musiii^
und Nervenerkrankungen zeigen sich abnorme Stellungen der (ielenke, Fix.i(iotMi> a_
ilieser Stellung, ('üiitractureii, Ankylosen. Durch die ganze Therapie der GoImH
entziinduiigen zieht sich als ein leitender (iesirhtspunkt die Aufgabe, da.« Zufltao^l
kommen dieser ('ontracturen und .\nkyiosen in scldechter Stellung zu verhindei^|
Kommen die Falle frühzeitig in Hehnnillung, dann kann man Dieist durch goeiflMtfl
Verbftnde mit Schienen oder (ups, mit Massage etc. viTfiiiuliTii, das» jene ungüiuitisil
Stellimgen eintreten. Sind diese aber zu Staiuie gek(unmen, d.'inn müssen die G«l«akfl
wenigstens in die für die Functimi geeignetste Stellung gebnicht werden. Im Nntll*!
fall nmss Krsatz lür den Ausfall der Gelenke geschaffen werden. Bei noch tMH^I
lichctn tielenk, hei den Folgen von Muskelconti-acturen etc. wini man Exteofl^H
verbände machen und massiren und wird in Narkose strecken oder beugeu, erfln|i^|
nachdem mau die contr.icten. vt'rkiirztfii .Muskeln durchschnitten hat, und d.inn t^|
rende Vorh.'inde anlegm. .Manchmal nehmen die Extremitäten überra.srhend ^schstH
und gut ihre normale Stellung wieder ein. Aber es gelingt doch nicht immer, (!■
festen, fibriisen oder knrichernen Verwachsungen zu sprengen oder zu delinen. <bilH
müs.sen operative Verfahren angewendet werden, die lineare oder die keilförai[^|
Osteotomie, eventnell die typische Resection der Gelenke. Eine besondere Strllai^l
in der Behandlung der Contracturen nehmen die paralytischen Con tr.irturrH
ein. In Folge essenti(dler Kinderlilhmnng konunt es zu Lähnnmg von einzelnen Mu>-1 i
gnippen uml in Folge davon zu Contractun-n anderer antagoni.stischer MuskelgruMiabj
Beseitigt man sie durch Tenotomie und Streckung etc.. so stellen sie sich <iocJi^M|
leicht wieder her, weil eben der (.legenzug der anderen Muskeln in Folge der LabmiBif^
fehlt, oder die Extremitrit wird noch .schl ottiger, haltloser. Den Stütxapparut, dra
solche Patienten erhalten, werden sie nicht wieder los, weil .sie sonst keinen WH
haben. Die Patienten davon zu befreien, um ihnen eine n.itflrliche Fi.xation tu f/I^^M
hat man eine (.»perationsmethode angegeben, die eine künstliche .Ankylose ÜB^^^H
schlottrigen (Jelenk herstellt, die .sogenannte Arthrodese. Man frischt die (»iJ^^H
enden an und liringt sie zur Verwachsung. Dann i.st die Stellung eint-- fixirt«. ^^^|
ExtremitUt lifis.st freilich in dem Gelenk die Beweglichkeit ein, gewinnt »InO^H
Festigkeit. Es bleibt da.s Glied in der Stellung, die es bei der Operation erhiell ■
Häufig fahrt die .\rthritis defoniian» oder ein Trauma oder die Ov»..,. i,...,.ini.,B
ilissec.ins (KCtnig) zu der Bildung resp. Loslösung eines Knorpel-, Kn I
von der (jelenkfl;lchc oder der Gelenkkapsel. Solche (telenkkfirp' :ii.ii^|
n.imentlich im Knie- uml Ellbogengelenk relativ häufig. Sie sind g» - i ft ^M
imd machen durch Einklemmung zwischen die (ielenkflächen heftige Sri H
einzige gett-chtfertigte Behandlung dieses Leidens ist die Incision :ii ^^H
und die Kntfenmng desselben aus dem (jelenk. Die verletzte Gelenkkap!>t.>i ^^^M
[Get|pnkl«>i(i(>n
(ip|pnkrliPiiinatlsinii.<<T
^»'iiüht iintl di«' Hriutwuiid)' ihiriibcr p'scbliiHMüi. (iclogi^iillir.b macht ilir Aul'liiiiliiiig
cIp.s KCirpcrs Sch\vieri]s;keiten.
In recht seltein'n Frillcii licoliitrhtrt man (iesch w fi Iste, wahre Ncuhilduiigeii
der (tel(<nkkap8el und i^e.Hfhxvulstfihnlirlic- Hildunfjca. Mali^no Tumoren, Sarkome
der (iplenkkapsol, fenier auch einiire gutartige tieschwiilste, wie Atigioine und Lipome,
kommen zur Beobachtung. Je nacfi ilirem Sitz, ihrer Gestalt machen sie mehr oder
weniger hochgradige Erscheinungen unii He.schwprden. I)ie Lipome werden ähnlich
den GelenkkArpern gelegentlich eingeklemmt und können dann mit jenen verwechselt
werden. I>ie anderen machen mehr diffuse Schwellung der Kapsel und geben Anlass
lu Pifferentialdiagnose mit Tuberculose etc. Kntsprechend den allgeineinen Grund-
Itzen der lleliandlutig .>;olrher Tumoren wird au(^h hier verfahren. Exstirpatiou der
Geschwulst, cveutuell Hesection des (ielenke.s oder Amputation sind vnrliUilig die
einzigen Mittel, die hier Hülfe bringen können. Welclie dieser Operationen zu
rfkhlen i.st. kann nur der einzelne Fall bestinmien.
[)ie bekannten gescliwulstartigen Vonvölbungen der Gelenkkapsel, Ueberbeine*,
ind auch als G.inglien bezeichnet.
Irnknearospii. Man sei sparsam mit diesttr I)iagiu).se, da es „(ielenkiiiMirosen" zwar
f unzweifelhaft gieht, aber doch keineswegs häufig, vielmehr andere (ielenkaffectioncn
vorliegen. In der Regel handelt es sich dabei um hysterische Arthralgie, von
..Arthroneuralgie" sollte m-in eigentlich nicht in solchen Fällen roden, und die Be-
handlung wird alsdann ganz nach den für Hysterische überhaupt giltigen Grnrulsätzen
einzurichten, d. h. wesentlich psychisch-suggestiver Natur sein mü.s.sen, mag man
lieh dabei nun der hypnoti.schen Suggestion im engeren Siiuie, oder irgentl eines
eeigueten Vehikels der Sugg<\stioiiswirkiiiig in Form von Bädern, (iymnastik, Massage,
Elektrisation, Magnetappliraticui, Kiun'ibuiigcn, oder was sonst immer bedienen. Für
iie seltenen Fillle nicht-hysterischer Gelenkneuroseu ist eine individualisirendc Behand-
lung nothwendig: besonders sind die Fonnen zu unterscheiden, die mehr den Charakter
lensibler, neuralgischer oder vasomotorisch -troph ischer St'irimg an sich
ragen, oder bei denen beide Symptomenreihen gemi.scht siiul. In Fällen ersterer
[Art ist die Anwendung Ortlicher Antineuralgica in Form von Bädern, rmschlägen,
itinreibungen, Aether-, Brom- und Chloraethylspray, subcutanen injectioneii, Klektri-
ation u. s. w. am l'latze. In einzelnen Fällen von intennittirender vxsomottirischer
Jelenkiieurose sind die Thermalbäder M>ey nhausen) und die örtliche galvanische
Sehandlung von erheblichem Nutzen. ,.,., fv»,,^,
Celenkrhenmalisnius. Unter dieser Bezeichnung fasst man nach altem Brauch eine
Keilie von entzündlichen Krkrankungen der (ielenke und der ihnen benachbarten
Theile zusammen, welche durch sogenannte rheuniatischeKinflus.se entstehen im<l sich
gleichzeitig durch gewis.se gemeinsame ("haraktere auszeichnen: namentlich den vor-
wiegenden Sitz in der Synovialis, der Kapsel und den Ligamenten d«T tielenke: das
Vorhand<-nscin einer einfachen entzündlichen Infiltration und K.xsudation, meist ohne
^_Tendenz zur Vereitenmg; und das Bestehen eines eigonthümlich reissenden und irra-
^Hiirenden Schmerzes. L>em Verlauf nach zerfallen diese Krkrankungen in zwei
^Hßruppen: den acuten und den chronischen Gelenkrheumatismus, die sich auch im
^^^an/en Krankheitschnrakter ent.schieden unterscheiden.
^F 1. Acuter Gelenkrheumatismus, Polyarthritis acuta. Die.se vorzugsweise
^pen gemässigten Zonen angehörende und zur kalten und wechselnden .lahreszeit
' häufiger als bei gleichni-ässiger Wärme eintretende Krankheit trägt den Typus eines
Allgenicinleidens; dieselbe hat als (ielegenheitsursache sehr häufig directe Krkältung.
Ihr klinisches Bild ist durch schnelles .\uftrcten, Anschwellung imd Schnierzliaftig-
keit meist vieler (ielenke, .selten nur eines, gro.sse Neigung zum Ueberspringen von
einem Gelenk zum anderen, und gewöhnlieh nicht hohes, aber von profusen Schiweissen
hegleitetes Fieber char.akterisirt. Der Verl.iuf ist atypisch, die Dauer sehr wechselnd,
bei reinen Füllen für die acuten Symptome durchschnittlich 14 Tage bis drei Wochen.
den Complicationen stehen entzündliche Affectionen obenan, vor Allem die Kndo-
Jitis. riemnächst Pericarditis und l'leuritis. Sehr oft hinterliisst die Krankheit
' 'M zu Kecidiven imd späteren Neuerkrankinigen. Zu beachten sind die in
iid nicht sehr häufigen Formen ries Gelenkrheumatismus mit Hyperpyrexie,
Mti weklivn, meint unter Abnahme der Gelenkorscheinungen , die Körpertemiwratur
[(TeleiikrlHMiinatismiis
- 442 —
(«plenkrhrva
schnell zu ■•ilmormfi- IMlii'. üIht 43, ja «olbst über 44" stfüf^t. gU-irhwrtif i
<if'liirnfrsclHMiiunpeii einfreten . und unter diesen Symptomen r.ipidrr Tod (
kaiui. IVr Ausgang der Krankhfit ist in dpr üherwiegendeii M- " 'fr
(ienesung. Unter dnn Nachkranklieiten sind die bei weitem li . iJie i
acuten Kndnoarditis sich h^Tausliiliicnden Herz k hippcn f eh ler" luul »lUftiM]
kraiikheiten. Verhiiltnissniässig feiten ist der l'ehergang der acuten Oiraki
knngen in ciironisrhe Zustäiule.
IkLs Wesen der Krankheit ist luicli nicht kiarf^estellt. Die älu^ren
versuche, welche theils auf neuro-pathologischem Gebiet liegen, vasunOtf
phische Störungen annahmen, theils eine chemische SchiUllichkeit, wi« "
Hamsfture, Fettsiiuren i!er Krnivklieit zu Grunde lpg»>n, werden neucrdla
Bestrebungen verdrängt, die Krankheit als echte acute In fect inns kraul
stellen, wofür das kiiiiischi' f'ild, das bisweilen epideniieähnliche Auftrrifii tie
soll. l>och haben die ()akteriologischen Untersuchungen für di'
keine genügende (irnndlage geschaffen, wenn auch von verschiV.i
Exsudaten und Organtheilcn Krkrankter Riterkokken, namentlicli Mj
gefunden wurden, sodass von mancher Seite bereits gewisse abgre.schwäe
Mikroorganismen als Infectionsträger für den .acuten Gelenkrheumati.snni.« u|
werden. Ks wird daher vorläidig noch gerathen sein, denselben als .iCTif*" ,
mcinkrankheit sui generis aufzufassen. In dieser Beziehung sind <fin «Hl
Polyarthritis die „Pseudo-Hheuniatisnien '* oder „RheumatoTd-Erknmka
trennen, die nicht selten an gewisse acute Infectionskraukheiten, Mamentlirl I
tina, Puerperalinfection, Uysenterie etc., sich aiischliossen und zu denen .iiirJi
per-Klieimiati.srntis zu fühlen ist. In allen diesen [''.lllen ist die GelenkafTcctinn an
jiaftals Locali.sirung des bestinunten Fiifectionstriigers anzusehen. Auch in th«
Beziehuirg bilden diese l''<)nneii einen gewi.s.sen (iegensatz zum acuten G
tisinns, indem ilir' bekaiintesten irmerltchen Antirheuniatica hei ihnen frh!)
pflegen. Ilire 1-ieli.iniMimg fällt dahi-r theils mit derjeniigen der zu GnnitleJ
Infectiottskranklieit. tlieils mit den gegen lielenkschwelluM^en .'dlgeniein
locakii .Methoden zusammen, Für die Behanillnng des acuten (iplcn
ist die I'rojihylaxe bei der Ungewissheit der Krankheit.s,schrnllichkeit und äff]
rechenbarkeit der Gelegeidi4'itsursarhen von untergeordneter Bedt?utuiig.
kann bei Personen mit rheuinatisrher Ilisposition versucht wertlen, durch al'b
Methoden, durch kühle BKder. Abreibungen, wenn dieselben vertragen
Kmpfindüchkeit gegen .atniosjdiaerische Einfiü.sse herabzu.setzen. Viellpich
auch bisweilen, durch Iniige forlgesetzten inneren tii-brauch gewisser
Colchicum, .lodkalium, bei Rheum.Ttikeni einer Neuerkrankung voraube
handlung des ausgebrochenen .\nfalles hat man von jeher nach sppfjT
Mitteln, welche ciii- Kninkheit conpiren könnten, gesucht, ohne hislier «in
im eigentlichen Simie zu linden. H-xss eine gros.se .\nzahl therajieutisclier M*
die zu diesem Zweck empfohlen worden sind, bald wieder vergessen «^r
seinen llauiitgrumi darin, da.ss die.se Kmiifehlimgen meist von einer nur kleinenj
\(m lieoliachtungeti au.sgingen, die bei dem wechselnden Verlauf der l'olya
Beurtheibitig thenipentiscber KesuU.ite nicht ausreichen kann. Von den
Mitteln haben daher viele nur historisches Interesse, so die rein antiiihlä
Methoden, namentlich die Venae.sections-TJierapie (Bouillaud u. A,i. *Ik
grossen Posen von Tart.arus emeticus (Stoll), von Kalium und N' '^"
pflanzen.sauren Salze, besonders der ritronensafr. Kalomel und
und .\kimit. Auch das in grossen Hosen empfohlene Chinin und die 1 >
mehr viel angewendet. Wemi auch durch innnche dieser .Mittel d:is I
flus.st wird, .so ist doch eine Einwirkung derselben auf den Krankheitsvcrlauf <
mein anerkannt, .\ehidtches gilt von dem früher gebr.-iuchlichen Colchic
mann) und dem .lodkalium, Ebenso ist die Behandlung der Polyi
fliegentleri Vesicantieii (Darios) oder mit festen Verbänden der erkrankt
ffimer die besonders von Frankreich ;uis empfohlene Anwendung des Triii
sowie die aus der Annahme einer abnormen Säurebildung im Rhit der
entspringende Darreichung rler Alkalien grösstentheils wieder vurla.<i!<(m.
.Methoden zugeschriebeiu- .•\bkürzung des Schmerzes, Fiebers und '' "'i
konnte nicht .allgemeiner bestätigt werden. Von weiteren eii;
Mitteln seien noch Plumbuni acoticum, welches besonders geg«u «ü«
•elpiikrlioiimmismHf*
IiRSieJiKfnp«iiii»TismliST
i
wirksam sein soll, I'cmini si'si|iiirhlor!ittiin , Cynii/iiik iiiiil Animoiiiiik p'iianiit.
I>apeg<'ii bptrjiclitt'tPii rnaiirhf dii' cxsjipctativo Hi'liaitdliinjt als di'p liestf.
hie Mi'hrzahl dieser lU-liandliiiigsniethodi'n wurde <lurrli die Saiicv Isiiure*
Vf>rdr:1iigt, welche 1875 zuerst gegieii den acuten (ielenkrheumatismus empfohlen
ist. r)ieselbe wurde anfangs von manchen Seiten als beinahe unfebll)ares Anti-
rheumaticum hingestellt, welches jeden frisi'hen Fall schnell coupireu sollte. Doch
ist diese Anschauung durch die gesammelten Krfalinuigen eingesclirankt; und seit
längerer Zeit steht über die Wirkung der Salicylsilure hei dem acuten Gelenk-
rheumatismus etA\a Folgendes fest: |)as Mittel zeigt, wie bei vielen lieherhaften
l<eiden, einen eminent antipyretisclii'u Flinfluss; die Temper.iturerh/ihung nimmt schnell
ab. Gleichzeitig verilndort sich oft die Schmerzhaftigkeit der Gelenke, und bei frischer
Krankheit kürzt sich auf diese Weise der Verlauf oft im (ianzen ab. Auf die bereits
bestehenden (ieleukschwellungen und Kx.sudate hat das Mittel keinen Einflus.s; eben-
sowenig auf die Neigung zu Recidiven, welche im (iegentheil bei schneller Kinwirkunn
der Salicylsilure vermehrt zu sein scheint. Dabei kommt ein Proeentsatz von Frlllen
vor, in denen die Behamllung mit Salicylsilure felil.schliigt oder die.selbe tbeils wegen
Idio.synkrasie, theils wegen gleichzeitiger anderweitiger Störungen, besonders Herz-
oder Magen-.\noi))alien, theils wegen starker Nebenwirkungen, wie Ohrensausen etc.,
nicht vertnigen wird. Inmierhin bleibt bi.sher die Salicylbehandlung für die I'oly-
nrlhritis die emjifehlenswertheste Methode, die durch keine andere erreicht
wird. Als Praeparat wurde die anfangs angewendete reine Süure bald 4liirch das
harmlosere Natrium salicylicum ersetzt. I)a.s.sell>e wini am besten in Hosen von
0,l bis l,ö g, in den ersten Tagen schneller, bis zu sechs Mal t.'iglich, dann langsamer
wiederholt, i>is zu vier Mal, gegeben, entweder in Lösung oder besonders gut mit
Brausepid vor: es soll nach Schwinden der Hauptsymptome noch etwa acht Tage, zur
Verhütung der Recidive, weiter gereicht werden. Neuerdings sind aucli von ver-
schiedenen Seiten durch .\pplicati(m des Mittels per Rectum, in Dosen von 2—3 g,
oder auf die Haut, durch Einreilumg von alkoholi.schen und üligen Lösungen von
Salicylsilure oder von Salicylsnlben, lihnlich gute Erfolge wie mit der innerlichen
Anwendung erzielt worden. Neben dem salicylsauren Natrium und zum Ersatz
desselben ist im Laufe der letzten beiden .I;ihrzehnte eine gro.sse Anzahl anderer,
zum Theil chi'uiisch mit jenem verwandter Medicamente versucht worden. Die
ersten Em]tfe!iluMgrn betrafen das Salicin, die Kresotin.s.lure und die Benzoe-
säure, Dann kam nacii i'inander ilie ganze Reihe der modenien Antipyretica
und Antineuralgica, namentlich .\iiti[nriii, in Dosen von 1,(», 4—0 .Mal täglich, Salnl
in ähnlichen (JabeTi, .Xntifebrin und Plienacetin; in letzter Zeit d.-us Salipyrin,
das von vielen Seiten in Dosen von 3,K bis IS,0 pro die sehr gerühmte Salophen,
und das Lactephenin, bis zu ü,fi täglich. Neuerdings wurden von speciellen Salicyl-
pracparaten noch das Natrium dithio-salicylicum und unter dem Namen „Antirheu-
matin" eine Verbindung von Metliylenblan und Natrium-Salicylat empfohlen; von
anderweitigen Mitteln das Pheru)cnlhim hydrocliloricum 3 — 4 Mal täglich J,() und von
franzflsischer Seite d.ns Asaprol*. !)er .Mehrzahl dieser Stoffe, namentlich dem Anti-
pyrin und den Salicyl-Praeparaten, wt beträchtliche antirheum.itische Wirkung zuzu-
schreiben. Doch übertritVt keins das salicvlsaure Natrium; vielmehr scheinen die
meisten an Constanz und Zuverlässigkeit der Wirkung demselben mehr oder weniger
nachzustehen, wogegen sie den Vortheil geringerer oder fehlender subjectiver Be-
.schwerden, besonders des Ohrensausens, vor ihm voraus haben. Die Verwendung
dieser Medicamente wird daher zunächst auf die Tillle beschränkt bleiben können,
in welchen das Natrium salicylicum fehlschlägt oder contraindicirf ist.
Neben den inneren Mitteln ist die locale Behandlung der erkrankten Gelenke
nicht zu versäumen. Für die meisten Fälle p.isst hier in den ersten Tagen die
trockene Wärme durch Einwicklung in Watte oder Aehnliches am Besten: kalte Um-
schläge werden meist schlecht vertragen. Damit sind schmerzstillende Einreibungen z. B.
mit Chloroform-Liniment, resp. dem früher empfohlenen Aethylchlonir, Aether oder
dem jetzt beliebten Ichthyol zu verbinden. Gute Dienste gegen die (lelenkschmer/.en
leisten subcutane Karbol-lnjectionen, ebenso auch locale Anwendung der Rlekfricität.
Nach dem Schwinden der acuten Krscheimuigen sind, wenn grö.ssere (ielei\kexsudate
zurückbleiben, Vesicatore und fest angelegte hvdropathiscbe Verbände, weiterhin
JfKipinselungen iun Platz; in hartnäckigen Fällen chirurgische Behandlung, wie bei
relpnkrhPiiniRtismiis
niitlrrfiii (iclcnkaftVs'lioiion*. (n'fjt'ii /.urrickt)f<Mlioii(l(' VV(>i<'lillifil - V«Tiiirktint:rn wH
(it'ilciiksteififfkeit ist öftpr» Massage und nicchanisrhe Narhbchainllunp iiiHicirl.
Eino eigene Bi-hanilliiuf; crfordiTii die mit Hypprpyri'x ie vorlaiifrndtm )Hnr
ciöseii F:1lh'. Hier lie^t die H:iu|it;iufgabo in der Antipyrese: und da dn"--!? -i....
iiosen von Salicylsilure ii. Aelml. diibei in der Repel kein penüfjendtT
abfall erreicht wird, so sind kalte R:1der mit l'eberpiessungcn, evenrut'u ».>
«irkeiunften rnöplich.st frühzeitig und energisch anzuwenden; durch «solche r-m,
lung ist eine Reihe schwerster Filile gerettet worden.
IMe Com p I icationen des acuten (ielenkrheuniatismus erfordern tum Thal
Öperialbehiindiung l»ii' rlieunratiscbe Pleuritis macht ab und zu die Puik •
ebenso in seltenen Füllen bei selir grossem Exsudat auch die Peric.i
frische Endocarditis ist keiner besonderen Hebandlimg zugiitiglich. I»if «, ;f.
l'Vage, in wie weit dieselbe linn-li die ^alicyltherapie beeinflusse, und auf dicsi- \''
dem Eintritt von lliTzfehb-nt vorgebeugt wird, ist noch immer nicht Ix'-ttiiini • ..
beantworten. Ks ist zwar sicher anzunehmen, da.ss bei der Abkürzung ii"«! "' :
(ifsstaltung vieler F.llle von Polyarthritis, wie sie die allgemeine Kiiit
Salicylbehandlung mit sich bringt, die Ciefahren des Hinzutritfs von Ivn.i." u.u.-
und die Zahl der sich daraus entwickelnden Vitia cordis herabgesetzt werden I>«i
liegt nncli keine grössere sichere Statistik vor.
II. I>i'r chronische Gelenkrheumatismus, Rheumart hri tis ebrnnt<v
ist dem acuten gegenüber als ein mehr locales Leiden aufzufassen und stellt «»
sciib'ichend verlaufeiidi» Gelenkentzündung dar, deren Ursache in sogenannten rhco
matisrhen Schädlichkeiten liegt, am hiUifigsten in der oft wiederholten KinwirkoK
von Killte und Nüsse auf den <)rgauismus. ftie von einigen Seiten versuchte AMf
tung der Erkrankung von .VnomaliiMi des Centralnerven.systems, von der Ein«>'^ .
abnnrmi'r Säurebibimig oder bakterieller Noxen ist bisher nicht gegliickl. Nufm! .
Filile entwickeln sich aus acutem (ielenkrheuniatismus heraus: niei.><t tritt d" :
krankung von Anfang an in ausgesprochen clvrom'scher Fonn ein. l>ocb wlrJ '-
Verlauf häutig von kürzeren, einige Wochen dauerndeu, subacuten Kxat-erbaii!«*»
unterbrochen. l>ie Zahl der befallenen (iolenke ist, im Gegensatz zum a<'uten Kh.">
matisnius, meist nur klein, :un hiluRgsten 2 — 3. nicht selten auch nur 1 (;»>li^nk; <1»
Neigung zum leherspringen von einem Gelenk zum anderen tritt zurück. !•*
|);ithologiscli - anntomisi'he Process besteht vorwiegend in eitier NVucherumt tmt
Verdickimg der weicheren (ii'lenktheile, namentlich der Synovialis, dtr G»-
lenkkap.sel und des Gelenkknorpels. Bei längerer Dauer «le.s rnx'esisfr* b»
narl>ige Verwachsimg der Gelcirkkapsel in die undiegenden Weichtheile und <'' '
ration der GelenkhAhle eintreten, wodurch bleibende Ankylosen erzeugt wir.'
Pie klinischen Symptome der Krankheit beziehen sich der Hauptsache narh -j'
Schmerzhaftigkeit, Formverämlerung und GebrauchsstOnmg der befallenen Gflcu
Diese Beschwerden können je n.ich Intensität und Stadium des Falles von den ; ' f
testen bis zu den schwersten Formen wech.seln: die Schmerzen sind besonder* in ■■
acuten Exacerb.itiouen stark. Fieber kann ganz fehlen, oder ist gering: zur /'.
der Exacerbationen ist es häutiger vorhanden, meist aber auch hier ohne •>!' '
zu überschrei ton. IMe Dauer der Krankheit ist auch in den gi1nsti|r»>n l'..!'
meist lang, oft über viele .lahre ausgedehnt und wird häufig durch die _
zu Kecidiven verlängert. Complicationen sind selten, namentlich auch
dieselbe tritt aber selbst zu ganz tieberlosen Füllen mitunter hinzu.
Für die Behandlung des chronischen Gelenkrheumatismus spielen die :i
hier früher in gro.s.ser Anzahl empfohleiUr-n inneren Mittel nach den b'i
lahriMigen keine grosse Rolle mehr. Selbst das Natriun salicylicuin /' ._ J
entfernt dieselbe anti rheumatische Einwirkung, wie bei den acuten Formen: «««4^1
stens bleibt dasselbe im eigentlich chronischen Stadium meist ohne n- ■■•■••- "-rtlB^B
Effect luid ist mir in den stärkeren intercurrenten Exacerbationen, n r, i»^^
Abkürzung der S<'hmerzen, von sicherem Werth. Zu demselben Zweck hMuii'n larlH
dii' Surrogate der Salicylsiiure, z. H. Autipyrin, Salol u. s. w. intercurrent von ^'"J
theil sein. Von den illteren internen Antirheiimatica haben nur zwei mit BwIiIä
ihren Ruf bei dem chroni.schen Rheumatismus beibehalten, nüinlich d.ts ColcbicoO)^
meist die Tinctur zusammen mit Tinctura Aconiti gegeben, und il.iü Jodkkfl^H
Durch lange fortgesetzten consecpienten Gebrauch derselben, besonders des e(l^^^|
gelingt es oft, die Recrudescenzen der Erkrankung beträchtlich hinaus zu it4rlkirfi^H
nHenkrhoiimatisntiis
Gelsemiiim]
I)er Schw<'r|>iiiikl Vii'^t, dem localeii Charaktor ili-r Erkrankung iMitsprecliPiid, in
der äusserlii'lii'i) HL'handliiiijr, welch«.» sowohl die lieieiikschiniTzeii lindfrii, wie
die Rrickhildunj; der (iejeiikscliwellinijien Ui-füriiern snll. Beides wird in frischen
Fällen oft schiii'II iliireli ableitende, hautreizende Methoden erreiciit, wozu die Appli-
ratlou von Vesii'aiitien, Kinreihungon mit Tiiietun Judi, Veratrin, Spirituosen Misch-
' ungeii etc. gehören. Unterstützt wird die Wirkung durch die Auweinltuij; trockener
^ftWarnie, Kiiiwickelunfj in Werg, Waldwolle, Gichtpapier u. AebnI. l'eberdie.s sind
^Bgegon die Gelenkschnierzen narkoti.sche Kinreibungeu, subcutane Morphiuni-In-
^Bjeetionen, Ichthyol-Verbände, auch die schon bei der acuten I'olyarthriti.s erwähnten
^subcutanen Karlxd-Kinspritzungen oder ,\elud. zu empfehlen.
Kine wichtijj;e Kolle spielen bei der Therapie der clironischeii Hhenmarthritis die
j^warmen Hüder, durch welche jtamentlich die Rückbildung der ("ielenkverdickiingeu
^Pnieist am sichersten gelingt. Kiiien nicht unbedeutenden Anthei! an dieser Kiiiwir-
^kung scheint die .\iiregung der Haiittranspiration zu tragen; iintl es ist didier rath-
sani, iliese durch Maassnahinen, wie Iviiiwickelung in wolleue Decken nach den Bä-
tiern u. .\ehul. zu steigern. .\ncIi kann Unterstützung der Uailewirkung durch innere
LiHaphoretica, namentlich .iaborandi oder Pilokarpininjectionen, von Vortheil .sein,
^■ebenüo die Anwendung der lierivantia*. Die Kader können in der Fonn einfacher
^■Vannen-Vnllbilder eventuell mit Zusatz von Salz oder Mutterlaugen angewendet
werden und sollen niCiglichst lange Dauer haben; bei veralteten Fällen sieht man
von wüchenlanger Anwendung vielstündiger permanenter Bäder beträchtliche Erfolge.
Hei ."iltereii und nicht zu schmerzhaften Fällen ist der (iebrauch riiraischer und russi-
scher Bäder zu versuchen. Wo Badereisen möglirh sind, ist luiter einer gro.ssen
Keihe von Thermen zu wählen, welche eine bekannte antirheumatische Ueriihmtheit
erlangt haben, und die theils zu tlen imlilferenten (Teplitz, Wildbad, Kagaz), theils zu
den Schwefel (Aachen, Ai.\-les-Bains, Tyrenaeen-Bäder), Kochs:dz (VViesbaden, Baden-
Baden, Oeynhausen. Naidieim) enthaltenden Thermen gehören. Im Allgemeinen kann
j^nian dabei die Indication aufstellen, (ia.ss für die frischeren schmerzhaften Formen
^■der Krankheit mehr die indifferenten, für die älteren un<l toriiiileren mehr die ditfe-
^Krenten W.ässer geeignet sind. Hei Inu'tnäckigen Fällen mit starken (ielcnkschwel-
^■lungen erweisen sich Moorbäder oder Seh wefelschiammbäder, auch locale hei.sse Sand-
^^bäder oft sehr wirksam. Dieselben Fälle eignen sich auch bisweilen für die Hydro-
therapie mit kaltem Walser; nauientüch ist hei torpiden Verdickungen einzelner
Gelenke die Dtniche iift gut im Stande, Hfsorptionen anzuregen. Von vielen Seiten
wird auch ilie Elektricität, namentlich der con.stante Strom mit galvanischem
Pinsel, zur Localbehandlung der rheumatischen Gelenke emjifohlen. Es kann aber
auch die chirurgische Hehaudhuig der Gel<;nkleidt>n* erl'onlerlich sein. Neuer-
ilings hat man auch versucht, durch die idektrolytische Einführung von Lithium
in die Wei<'litheill)edeckung aflicirti'r Gelenke resorbirend zu wirken. F'flr sehr hart-
» nackig recidivirende Fälle kann endlich ein Wcch.sel von Urt und Klima versucht werden.
BIESS.
06lldluill A|;»r(lh. Alypncattang lau dftr Ortlnani; der Rhndophy enat* (es PI orEd** iie'), Typas dnr Faiii. d«r
Iü^lidioan. di>ron B)BfM>nfraeblc fCy^tokarpien) im w«ichva Tballus eiiiip*iienlil die SporpD «inaeln »uf den EdiIkii
lllrr Fruchtniüen t>DtwiekL<ln. Die Gikttunf^ G. ist gekonnxoiclinol doreli mpist liDualiscIi nederfOntiiK Ti<rzwf;ig1fi
[ThallQhformon. U. ooruptim Lainniir. in fast allen Mccron voikommcuil. Ttialliut bU 30cm hoch. Ü.-Artvn huferu
rdfa iTTOsfton Thcil dt'$ kaiifliehcii At;ftr-Acar*.
I
OIOB69 Cf^UioOri- CjiimtniArt au« iVgur-Apar, anH Gelidium forneam and Plocnria lirlienuidcs fPayen). Culffslieh In
kaltem Wa«*«'r. Alkolud. A«tber, vprilUonten Alkalien nnd Sauron. Löst ?icli in nOO Tli. »irdendpn Wa»«ra. dii*
kLOsunfc orütarrt beim Erkalten gallertartig, wenn keine äHare anlegen itft. Die LOsunij in »lurehaltiKom kaltem
Wa5«er ist linkadrebeud. wird aber bei tJln|{ereiii Erwamen reebtadreliend. Beim Erititzen mit Wasser anf 1(M)**
«nt^tehen Humiokrirper nnd eine linksdrebendo Substans. die ntark reducirt (l'or umbaru).
SPIEGEL.
delsemiuiU Joaa. PlIausenKattung an« der Fam.derLogan iaeoa«*. Unterfam. der 6e laenieae, nmfaast windende
^^^trlncbf r mit (leKenstandigiMt Blättern, treiben tricbterPlrmiifon BlQthen nnd Kapcielfrtlebten. G. n i l i d n ra Hichalix
^HUO. «em |> p r tI re n t« Alton), liefert die nordamerikariiüchi- Radix Oeltomii. M.
^V Uolsciniuin sein pervirens Alt., tielsemiuni nitiduni Michx.. Jnüniiu »auvage,
Yellow ji»stnina, Carolin.i Jasmine, liefert in seiner Wurzel und den unterirdischen
^^tengcln Radix seu Rhizoma Gvlsemii. Die geruchlose, etwas scharf und bitter schmeckende
^■Wurzel ist aussen heltbraungelb, mit zäher dünner Rinde versehen, innen weisslich, hart mit
^HBünnem Mark. Sie enthält ausser Harz, Stärke und Fett einen nach Cajeputöl riechenden
Kampher, Gelsemiumsäure, ficisemin, Gelscminin. Diese Körper finden sich in der Wuncl-
rinde, in den Blättern und Blüthen. Der Uonig, welchcD Bienen von Gelsemiumblüthen sammeln,
^bjiann lotokicaliou verursachen.
[GelNeniium
— 44ß -
Die Wirkun;; des krystallisirenden (Gerrard'schcu) Gelsemins au' t-.i.ui.:.^ - j
Strjchiiinwirkung zu vergleichen (Ciishny). Wie dieses erzeug:t es S'
und Tetanus, läliiut aber srlineller die peripheren Nerveneodigungcu, • "ii^,,.,
(Thoinpson'sche) Gelseminin mehr nach Art des Cocai'ns wirkt. Es tritt
Lähmung des centralen Nervensystems und fortschreitendes Siiiken der
und lirüäsc mit oder ohne Vagusdurchscbneidung auf, ohne d.-uss das Uen rnoil i
(rrscheint. Der Blutdruck wird erniedrigt (Put7. ig), auch nnch Diirch<-»>
marke.<>, und die Temperatur in Folge der sccundärcn Schwächung der H'
(irade herabgesetzt. Die rcllcxhemmeuden Centren werden nicht gclähiü
Zittern ist also als spinaler Tremor aufzufassen. Bemerkcn^werth ist. i
künstlichen Respiration vor dem Auftreten der Giftwirkung Gehirn wie Rü
werden und der Tod, welchem sonst Erstickungskrämpfe, zuweilen auch •
gehen, vermieiien werden kann. Die tödtliche Dosis von (Jelseminchlorh;.
chen ist U.0003— 0,0006 (Moritz). Diesen experimentellen Untersuchungen eo
Beobachtungen am Mensehen, welche gelegentlich der gar nicht so .seltenen V-
(ielsemiuiiipraeparalcn angestellt werden konnten. Fronmüllcr .sah nach 0,6 G. h;
massige I'upillenerweiterung und .Stirukopfschmerz auftreten, nach weilcr>'n O.Iü Sb'.
Appetits, starke Unruhe und n.ich wiederum 0.15 starke Mydriasis, S
plötzliche Bewusstlosigkcit. Trismus und Cessiren der .\tbmung. Durch
Athmung konnte der tragische Ausgang vermieden werden. In anderen i
holt Spelchelfluss, N.iusea und Erbrechen, Parese der Hände und Zuriu'
eine Einwirkung auf das Sehorgan beobachtet werden, welche sich im A
bildern, Schwindel, Ptosis und Accommodationslähmung, zuerst ron Myovi
bi'gleitet, äussert. Diese Erscheinungen können auch bei loc-iler InslilUUou .i-
junctivalsack in Folge dirccter Lälimung der Oculomotoriusendigungen er/.eugt »n
Wegen dieser starken Giftwirkung wird man am hosten mit kleinen Dosen bfpaia^
erst allmählich zu grösseren übergehen. Benutzt wird die Wurzel als Autineuralpfuia.
lieh bei Zahnschmerzen in Folge von Caries (Thompson), Trigeminusneu:
Ilemikranie, lutercostalueuralgie, Ischias, ferner als Autispasniodicuin b'
ringcr Secretion (Ringer und Murrcll), Tetanus, Hysterie, Dysmcu
de» l'tcrushalses, auch wohl als Antipyreticum bei Intcrmittens "als A'
Das AlkaloVd ist zur Feststellung von Refraetionsanomalien an Stelle von .i
worden, weil die Accommodationslähmung schon nach 10 — W Stunden schwn
Das Extract rülimte Desmnrres als schmerzlindernd bei Iritis rheumatica, in*' ci»-»'
traumatica und entzündeten .Staphylomen. Dosis des Wurr.elpulvers 0,05—0,2 8>b4i
täglich. 0,25! jiro dost, 1,0! pro die.
Extractura Gelsemii, Extract of Yellow Jasmine, Brit Ph.-.
von Consist«nz 2. Dosis 0,023 zweimal täglich in Pillen, hüsungvii. W'l
doni, 0,3! pro die.
Extractum Gelsemii Uuidum, Ph. U. .S.:
Dosis 1-5 Tropfen mehrmals täglich. 0,6! pro dosi, 1,5t pro die.
Tinctura Gelsemii, Brit. Ph.:
Wurzclpulver 1 : Spiritus 8. Dosis 10 — 30 Tropfen, auch in Verbinduuf "■
k.alium. Die Tinctur der Ph. U. S. steht im Verhältnisa von l.i i lOti I'
bis 25 Tropfen. 0,6! pro dosi, 2,0! pro die.
Sirupus Gelsemii;
Tinctura Gelsemii 5, Sirupus simpicx 100. Dosis 4 — 6 g.
Gelseminin u nt purum und hydroehloricum:
Dosis 0,001—0,003 in Pillen, Solutionen. Zur Instillation I :20— I.-ISU. 41
7^10 doni, 0,015! pro die.
Resinoidura Gelsemii, Gelseminum:
ein spirituöses Extract aus dem Wurzelpulver. Dosis 0.005 — 0,01 3 — i»iJ'
0,0125! pro dosi, 0,05! pro die. 4.
Gclsemiu und Gelseminin sind zwei in der Wurzel vou G. sempervirwis
AlkaloVdc, von denen ein,s, in Deutschland Gelserain, in England Gelseminin gcnaaot, «'
ist, auch nur amorphe .Salze liefert. Das andere, in Deutschland als Gels*'"
C'24n2,N204 oder CjjHjnNjOa, wird aus den Lösungen seiner Salze durch
amorphen Flocken gefällt; aus alkoholischer oder aetherischer Lösung t..„;
Verdunsten als farblose, amorphe, durchsichtige Masse, die nur zuwuilcu bni lifi(*rea
krystallinisch wird. Seine Salze krystallisiren zumeist. Die Base ist einMOrif ■
einigt sieh mit .lodmethyl zu einem krystallisirtcn Jodmctbylat, das bei Zcr^elsunf ■
oxyd eine .\mmoniumbase liefert. Die Lösung in concentrirter Schwcfcls:iijri: ülrt
bringen von festem Kaliumbichromat bell rosenroth bis violett, dann riith' sJ
intensiv grün gefärbt. Die Lösung in concentrirter Salpetersäure, anfant
rötblicb und schliesslich, besonders beim Erwärmen, dunkelgrün.
Gelseminsäure. Im Wurzulstock vou G. scmpenircos XWoriiiley), [li^lti■^
Aesculia (Robbins). tflWB-
— 447 -
GentianaJ'
Gemnege ist der Sammclnanie für eine Gruppe pflnnzlicht-r Mittel, die zumeist nu3 jungen, noch
in lebhaftem Wacbsthum begriffenen Thcilen; Blätter, Stengel. Wurzeln, Samen u. A. besteht,
»usgezeichnct durch einen sehr hohen Wassergehalt, dem gegenüber der Gehalt an Kohle-
hydraten und Eiweisskörpern ganz zurücktritt. Die meisten von ihnen enthalten scharf und
iiigenehm schmeckende und riechende Stoffe, so Sauerampfer: sauren Oxalsäuren Kalk:
Kopfsalat: saures citronensaures Kalium: Rettig, Itudieschou, Zwiebeln, Mecrrettig: Scnföl
|Isosulfocyansäiircaethcr) ; Knobl.iuch: Kiioblauchöl (Schwcfelallyl); und gerade diescrhalb
irerden sie eher genossen, als wegen des im Ganzen nur geringen (Fchnltcs an Nährstoffen,
ausserdem cuthalten sie einen beträchtlichen Theil ihrer Stickstoffsubstanz In Form der lür
lie Krnilhrung kaum in Betracht kommenden .Amidosauren (.\sparagin n. .\.).
Die Wurzelgemüse: Kettig, Radieschen, Sellerie, Meerettig enthalten neben 1—2,7 pCt.
Btickstoffsubstaii/. noch 4 — 15pCt. verdauliche Kohlehydrate (Zucker, Stärke, Gummi): Blumen-
and Wirsingkohl (Heukohl) 2,5—8,3 pCt. Stick.stoffsubstanz, 4,5-6 pCt. verdauliche Kohle-
hydrate; Weisskraut, Spinat, Schnittbohnen 2 — 2,5 pCt. Stickstoffsubstanz, 4—5 pCt. verdau-
liche Kohlehydrate: Spargel und Salate (Endivien-, Kopf-, Feldsalat) 1—2 pCt. Stickstoff-
ibstauz. 2,5 — 3,5 pCt. verdauliche Kohlehydrate. Ausserdem findet sich darin 0,3 — 2,8 Cellu-
ose (Rohfaser). Die Mehrzahl der Wurzelgemüse und der Kohlarten, der Spinat, Spargel und
Sie Schnittbohnen werden im gekochten Zustande genossen, nur die Salate und Gurken * sind
lluch im rohen Zustande, mit Kochsalz, Pfeffer, Essig und Oel versetzt, beliebte Zuspeisen.
Jeim Kochen mit Wasser werden die Gemüse infolge des Platzens der Zellhüllen halbgar;
}ann wird das erste Kochwasser, weil in dies unangenehm schmeckende oder riechende Stoffe
tu. A. auch Methylmercaptan) übergehen, fortgego.ssen, und endlich mit einer neuen Portion
/qsscr bis zum Garwtrden gekocht; in der Regel bedarf es dazu mehrerer Stunden. Noch
vortheilhaftcr ist es, die Gemüse im Damptstrom, ohue Wasserzusatz, zu sieden. Infolge de»
tp-ossen Volumens der Gemüse hei nur massigem Gewicht ist die Menge fester Stoffe, immer nur
I gering. Die Ausnützung der Gemüse ist derartig, dass etwa 5 — 9 pCt. der Trockensubstanz und
SO — 25 pCt. vom Stickstoff unverwerthet .ausgestosscn werden ; von den Kohlehydraten kann
7m
bis zu ' 7 der Resorption entgehen. Die Gemüse bilden weniger wegen ihres Gehaltes
ährstoffen, als an Genussstoffen, scharf riechenden und schmeckenden Substanzen, eine beliebte
Zuspeise. Besteht die Nahrung aus sehr nährstoffreichen und dabei wenig voluminösen Mitteln,
z. R. Fleisch, so geben die Gemüse ihr das nöthige Volumen, das zur Er/ielung des Gefühls
er Sättigung unerlässlich ist. Zweitens erfüllen die voluminösen Gemüse, welche, in grösserer
enge genossen, die Peristaltik anregen und eventuell breiigen Koth liefern, den wichtigen
weck, einer Verstopfung vorzubeugen.
Die Blattgemüse sind nur in der Reconvalesccnz und bei chronischen Krankheiten ge-
ltet, nie bei acut lieberhaften Affectiouen. Unbedingt au^zuschliessen sind die Kohlarten,
ie crlahrungsgcmäss zu starker Gährung im Darm Anlass geben. Nur der Blumenkohl wirkt
:num blähend und findet daher, wenn nur die Blumen, nicht die dicken Stengel, mit Salz-
asser oder Bouillon und etwas Butter gar gekocht werden, geeignete Verwendung bei chro-
nischen, auch chrönist'b-febrilen Krankheiten. Spinat und Artischocken reibt man am besten
nach dem Garkochen durch ein Sieb, sodass daraus ein feiner Brei, Purce, wird. Spargel ist
jiur, wenn jung und zartlaserig, cmpfehlenswerth. Unter den Blattgemüsen haben sich die
"ohiartcn, grüner und wei.sser Kohl, den besonderen Ruf der Wirksamkeit gegen Skorbut er-
erben und zwar, wie man annimmt, durch das Vorherrschen der Kalisalze und die eigen-
thümliche Mischung der Salze überhaupt. „„m,
litPDlStA L. PflanicnKaltnnfr Hmt der Fun. dnr Pkpi I i unaeeaa *. Typu«; ilnr l'ntorfnin. der UeniitOBe, aniige-
zeictittrl durch dli* der Ltngn nafh mehr odnr weniger deutlieti 2f>cberi|;iMi llUIiiOti und din ViTfrachming &Jlinliit-
»lictiiT 10 sUiilihlBttor oinor Blntho zu pincni BlUthCMCbaft. Koleli lUppig. Klflne. oft domigi* Strtocher mit ein-
fitcben HIStttTn Qiid topUt gplbi'n Bllltbon. 0. tinetorlA L., Furbcrgiustcr. Flnrrs Oenistae entstamm»!!
dtr GenistPi» .Sparlitim t!lCü p a riu ra L.
KP'
CJentianil L. Typisehe Gattung ijor Ut*ntlanaeeae', rorDPliinlieh Jnn gemlNnigten Gebirgen angehörend, aU
au^<)aitf-rn(lr, oft solittn bluu hltlhi'nilp GewUcliBC mit Tenraehsenpin Kirlcli und in <ler Knuspvnlaict! gedrehter, moiet
|rnlinj;«T hi« uliiekonrnrinigor Krune. Fru<:ht eine zweiflleherigo Kupsol. O. lutea L., kr'iftigi.', an-idAoerode Pflanio
linit KeslM.'lU'n BlUthen itt Sol)^)ni|uir|Mn. mit radfOnniger. 5— Öth^iligcr Krone, dim öebirgswiescn Mittel- und 8Bd-
jvurupa« angehlrig. liefert Kiidix lientianae. die Eniianwarxel. EnthXlt EiizUnbitter. Genttana^Hurc und Getitiftno«e.
[O. pa n iion ic a 8eop. uiil dunktOpiirpumen BlUthen. vie vonge vnrwerthet. gehört namentlirb den O;itorrvichi-<i:heu
I Oebirgülatidern an. 0. pti n c tata L. mit gviben, dankelruth punctlrt«*n BlDthen, gehOrt den Centralalpen an.
aselvpladea I-, mit ricl kleineren DtBthen, liefert eine holsige Etuianwnnel. H.
Oentianose. Znckerart aus der Wunol von Gentiana lutea, angeblich bei 100^ ^^^HcuO,, (A. Mejer). kry-
itallisirt in Tkfelehen. Vüni Schmp. 210^. ist rcciit«drchend. rergthrt mit Hefe sofort, redueirt aber Feh li ng'Hcbe
t»a«uiig nicht Durch Erhitzen mit verdDnnter HchwefeUäure »ulten Olykuüe und Laeraluie entstehen.
Qenliupikrtn, Enzianbitter. t',4I:v<^1^ ^>)i Glrko^iid. Bndet sich in der Wurzel von G. lutea. Sehmii.
ei 1^0 hu \'iW^. Die Nideh) Ton biltyreni rif-sehmack. leich» lOslich in Wasser, schwer in ab^ulutem Alkuhul. gar
nicht in AMher. reduciren in der Hitie immioniakaliüi'.he ."^ilberlOsnng. nicht F*hlin g'^che Ln*)ung. Heim Er-
kltwn lerfaiU es in Gentiogenin und gibrnng!tnLhtgi>n Zucker: tVH;^,0,2 = *-',|HnOn -f* ^^v^t> 4- Hj" iKro-
^ \%t). Concentrirte Scliwt»reUnure giebt in der Kalte farblose, beim ErwBrmen eine karminrulhe Liü^ung.
lOontisin. Gvntianiti. C'^Hi^ös = (OH), • C.JIs • t'O ■ CaHjlCHa): Oj. findet eich in der Wurzel Ton 0. lutea.
^Uet lang<>. bla<:)tgplbc, •oiJ*-gliln/ende. nicht bitter «chmecKf^ndc Nadeln, dio sich von 20(1" an brftunen and
«1 300 bi» 4(N)(> onter hntrAebtlicber ZcrBetcung ^ublirairen. In Alkalien \*\. e<t leicht, mit goldgelber Farbe llsÜeh.
rrdoolrt SllberlOsang. Mit Basen verbindet oi sich in Salzen, die zom Theil schon >turch KohleuN&uro lurlegt
V*rd«D. Beim Schmelzen mit KalJ zerfUHt es in Enaigsaure. Phloroglucin and OxT<talic>l4auto. Beim ErhiUen im
^»Ualttr«blrum entweicht Mcthjlohlorid. '*^P'
[GeeiTroya Jamaicensis
— 4ÖÜ
Die Droge zeigt emclo-katbartiüche Ei^eascbaftea. Die Surinamrinde' wrni al(tapi|
Authelmiothicum benutzt. Ph. lie\g. Dosis 0,5 — 2,0 pro dogi als Pulver, D«c»rt Vt' ^
Kinder 10:150, auch in Klysmen.
OodffroVn, C)a1I|9N0:|. oino «mnrpbo. ni*utr»lp, in Wasser und Alkohol srUwi*r l&»4lt^« d«l
2&V. Mit 8rhwvri<Iftnuro ntid Zucker f}fAA sin uini* rulhe, rail VitaaJiotilluro «iu« TioUtt« P%tWA£. j
«Hur« hchtndclt liefert sin Fikriiiiatire. Sio ist al.4 «in MethyltjrasiD »uftnlt^am CRi 1 1 ««-BaaMtdl
4
(^0r&]|]aCCA6. l'Hanipnramilif« iiti.>t tipr R(>ilif* tl«r Oruinalits*. dadurch golK<;niix(>ichliet, iUm dJ» Bi
1>liitt<^rii -li>Iieiid»'n vprwncljsi'nHn FrucUlblulter b^i dor Keifp Bicli als Tlioilftüebt« von pitior
'I1i'-Iirrllc)ili« fin>airiig.
(iCraDium L. l'Haulon^attunfc aus drr Faia. der Oeraniaceae' in der Ordnuo|f d«r OrvlnaU»*.
'l'liiMirrtlplite iiicll ltrot»>rt1rniit{ von der Mittel'lluln xorltckrolleiid. ii. tab«*rostiin L. vou iß* Jlial
buffite gi<^csüou. wie in NeuboUand die Knollen ton (». jiarri f I n r u m W. (nfttire carroU«. <i ■talf«
ttnfitrt die gouenannte Alannwurxel. Die aK Zierpflanxen nnter dem Namen U. cuHivirtea Pflaaw« «Q l
BlQibeti und dem BlQlbenstiel eingejtenkten Neotariam sind Polare« n i am -Arten. U. udvraltcttswl
andern im Urüsi^en ^'ebante Arten liefern da« Ocraniuro01(=PalmarosaOI). K
Gcrauium maculatum, Cranesbill, besitzt ein dünnes gCPi. !
striogirend scbineckcndes Kbizom, Alum-root, welches sich durch starken li- (
— 13 — 17 pCt. — au.szeichnet; ausserdem sind in der Wurzel G.-vlIussäure.
Wachs, Fett, Phldbaphcu, Zucker, Dextrin, .Schleim und Eiweissstoffe vorbai
Sboemaker cmptiehlt die Droge äu.sserlich als Adstringens beiSchrui '
Blennorrhoe, .MTfclinuen des Nasen-Raeheniauras, HaümorrhoVden, Com
matoscn, bei naemorrhagicn, ebeufalls >iei Skorbut, Purpura und haemorn, ..
auch Enteritis, Bronchitis und Aiiaemie sollen günstig berinflusst werden. !
den Urin erzeugt es schwanse Niederschläge von Methuminsilure (v»d d- i l-,
0,5—2,5 in Pulvern, 2.0-8,0 als alkoholische Titictur, 30,0—60.0 im Deeoct 10 -.'«i
Extractum Geranii fluidum, Ph. U. S.:
Dosis 20 — 30 Tropfen viermal täglich in Sirup oder Wasser, £u Unsclii .
Tampons in 30proc. wässeriger Lösung.
Geranium Robertianum liefert die jetzt nicht mehr gebräuchliche HefbiK-:
Geraniuin sanguincum, dessen Kraut und Wurzel einen unaugcnohmen Gera'
stringirendcn Geschmack besitzen, llerba uud Radix Sangui n ariac. J.
Oeraniumffl, ein dem Bo»entil sebr nhnlicb riecbendes aethnrisches Gel. wird haapL«4«IiIi';^ In -* '- -*
Spanien. Aljtier und auf der Inwol R^'uuion au.s dem Kraut verHChiedener <.inraniiiDiart4.ii ''
Wns^erdami'f gewonnen. Spee. Gew. ungefAlir O.VI. Ej* dreht r-wiscbeu 7 und Ii'.o rim m Am-\
den davon ivl da» indii^rhe (leraniumOl, dat) ann dem Oraao Andropogon SchCnantlius ircvur '
oder sclivarb rerbtcdreliend ist. Der wirliMine Bestandtbeil beider ist Oeraniol C,,^!^^, t^
Bbodinol aut KoienOl identificb iRt.
Goraniin wird ein Terpen. CinH,c. in'nannt, welebea Oppenheim und Pfaff «lu iauKMi- ■•- ■
ScbOnantItuii durch Behandeln mit Phosphors&ureanhydrid erhielten.
Gerbstoffe oder Gerbsäuren sind im Pflanzenreiche, in Blättern, H'ili. Rinden m< '■
ungemein verbreitete Stoffe, welche sämmtlich Säuren sind, nicht krTst.illi*iru.
krj'stallisirenden Verbiudungen lielern und sich durch adstringirenden Gescbf
Sie geben mit Eisetioxydsalzeit gefärbte, mit Leimlijsung uud Alkaloidcn ..
schlage und worden ihren Losungen durch das Coriura der ITaut vollst-indii;
Gerbsäuren sind Glykoside, bei anderen ist dies noch zweifelhaft. Man ui:-
Wagner's Vorgang hauptsächlich zwei Gruppen:
1. Physiologische Gerbsäuren, in normalen PDanxen als Product« des .'^t-ffrfrti'«* •
tretend, liefcni beim Kochen mit Säuren keine Gallussäure, geben bei der trort
Brenzkatechin, C6H4(0U;2, und vermügen Corium in dauerhaftes Leder zu v.
2. Pathologische Gerbsäuren, linden sich nur in pathologischen Bildungcu d« '
Sie werden durch Einwirkung von verdünnten Säuren oder von Fenneiilcn in GtlU
CsH2(0H)aC0ün, verwandelt, durch trockene Destillation in Pyrogallol. C,H,(OH)i
mögen nicht das Corium in der Fäulniss widerstehendes Lcder zu verwandeln
W
GenUUI, Durf am Vierwaldatltterace und am Fuue de« Bigi, 44n m hoeb. nach Kord»n f^eklUi t<li
scher Knrort, welcher betjoudera im FrHbjahr und Herbst alä Uebericangsstation aufi^fciieht vird
(•«ratnr IU.II7. im FrObjahr Wß'i, Sommer ie.0.i, Herbst 10,27, Winter l,U(l°, mittlero rplatiT* raaekt^Wil
(ierRte, •mehl, -Rnppe. Die zu den Getreidesamen oder Cerealien ^«^hriricp fr*r^ <
im Mittel Eiweiss 11.1, Fett 2,1, lösliche Kohlehydrate (überwiegend .'^' ! », ^
6,3. Mineralsalze 2,7, Wasser 13,8 pCt. Auch die Gerste hat eine rt,
aus unverdaulicher Ccllulose bestehende Fruchthülle, die den st^i >.n
schliesst. Um diesen Kern freizulegen und den Verdauungssäften ^u^ y<
die (ierste geschält und weiter auch gemahlen. Die von den Hülsen Li
bezeichnet man als Graupen, die zermahlenen Gerstenkörner .iIs Gcrsl>
Solches Mehl enthält im Mittel Eiwei.ss 10,9, Fett 1,5, lösliche Koblehydnue 71 h
0.5, Mineralsalze 0,0, Wasser 14, 8 pCt.
Durch Aufkochen vou 1 Th. Mehl mit 10 Th. Wasser, unter Zusatx IM Ä
iiu val(^uiii
'^ 440 -
Gooffroya jainaü-ciisis]
I
der ;iuf der niodi:il('ii Seite di's Knies heniMniifiMide elnstiNche Gurt angespannt und
der zweite Heftptlu.sterstreifen am Unterschenkel l)efestlgt.
l)ie Vorsuche, die Apparate dureh uiuiDterlirdchene, mit Redressionsvorrirhtiinpeu
ersehene ('oiiteiitivveri)ande zu ersetzen, halten iiis jetzt lirauehlian- Resiiltalte nit^ht
Rwsere Erfolge geben unarticulirte Verbände, welche man iraeh Irtrcirter Redres-
'sion anlegt. l>ie forcirte Redressiini hat mir den Narhtheil, tiass hei derselben hilufig
eine Lacsion des Nervus peroneus stattfindet, und dass zuweilen mn-h lange Zeit eine
Schlottrigkeit des (ielcnkes zurfickbleilit. Die Gefahren vermeidet das Julius Wolff-
sche Verfahren, das (leiiu valgum durch Ktappenverbilnde zu corrigircn. l)ie«e
Verbände werden folgondermassen angelegt: Man narkotisirt den Patienten und um-
ebt das gut gepolsterte Bein mit einem Gipsverband, der an den Malleolon beginnt
d das ganze Bein umfa.sst. Fiingt der fertige Verband an tm erh.'irton, so wird die
eformitat ohne Anwendung von roher Gewalt soweit als möglich redressirt und bis
ur Krh.lrtimg des Verbaiiiles redressirt erhalten. Nach '.i bis 4 Tagen wird an der
nnenseite de* Knie.s ein Keil ans dem Verband ausgeschnitten, an der Aussenseite
ber der Verbami linear durchtreimt , und nun ilie Redn.vssion fortgesetzt. Man er-
iclit auf diese Wr^ise in ungefiihr l'/j Woche Gerailestellung des Beine,s. Man kann
Isdann durch Treumiiig des Verbandes am Knie und Kiidiigung nrticulirter Schienen
ie Beweglichkeit des Knies herstellen. Oiese Verbüiuk' müssen ungefähr ','4 Jahr
iegen bleiben. Viel rascher kommt man zum Zitd, wenn man die Redression mit
"fdfe lies Lorenz'schen Kedre.sseur-Osteoklasten voniimmt nnd den Gipsverband auf
as reiiresstrte Bein anh>gt.
Alle diese Methoden haben nur Aussicht auf Erfolg, so lange die Kpiphysenliuieji
och nicht verkiii'tchert sind. Sobald dies der Fall ist, ist ein operatives VorgeluTi an-
;ezeigt. Von den zahlreichen angegebenen (Jperatiouen haben sich bewahrt: die supra-
ondyläre (Osteotomie des Femur Olac Fwen) und die lineilre Osteotomie
erTibia und Fibula (Schede). Die OsteoklaBie ist praktisch von geringer Bc-
leulung, da zur Auslührung derselben einer der theueren modernen Osteoklasten
gehört. Die Technik der Osteotomie ist eine sehr einfache. Ihre Resultate sind ebenso
icber wie gut. Bei der Wahl zwischen der Mac Kwen'schen uml der Schede'schi'ti
peration ist der Sitz der Verkriinnnung aiisschlaggi'beiid. Ist hauptsäclilich das
itcre Ende des Femur verbogen, so wird das Mac Ewen\schen Vorfahren zu wäh-
n sein: sitzt die Verkrümmung hauptsächlich im oberen Ende der Tibia und Fibula,
0 operirt man nach Schede. „„..„.
' nOr FA.
an ramra, Säbelbein, 0-Bein, ist dtt>ji>nige Flefonnität, bei welcher Oberschenkel
lud Vnterschenkel einen nach innen offenen Winkel bilden. Wie beim Genu*
•algum ist die Deformität nicht dnrch eine Verandcnmg der Gelenktheile des Kaiuü
bedingt. I)ie Verbiegung sitzt vielmehr dicht unterhalb des Gelenkes im oberen
(■^'heil df-r Tibia tnler seltetver im unteren Theil des Fi^nur. r):is Genu varum ist
^^feine ex(|uisit rachitische Deformität: es ist deshalb si'hr liäutig mit anderen rachiti-
^^Bchen Verkrümmimgen verbunden. Seine P'nt.-^tehung fällt in die ersten Lebensjahre.
^^ Die Behandlung des (iouii varum kann sich bei kleinen Kindern auf eine
Hntirachitische Allgeuieinbeliaudhmg und auf das Verimt längeren L'niherlaufens be-
^schränken. In den meisten Fällen win) dann die üefoniiität zur Spontaulieihmg kom-
uen. Ist die Deformität .schon erheblicher au.sgehildet und sind die Knochen noch
reirli, so macht man am besten die Redression und legt einen Gipsverband an.
Bei älteren Patienten eignet sich besonders der Rtappenverbaud von Julius Wolff,
i\c bei Genu* valg^iim. Die nuthigea Aenderungen ergeben sich von .selbst. Auch
>pparate können gute t>ienste leisten. Ihre Construction ist derjenigen der Genu
V:dguni -Apparate sehr ähnlich; nur besitzen sie Vorrichtimgen, um das Kiiii.' von der
Aussenschieno ab medianwärts zu «IrUngcu. M:in kann al>er auch wohl an der Au.s.sen.seiti!
■■der Extremität eine am Unterschenkel leicht nach aussen ledernde Schiene anbringen,
^^kck'lie die Tendenz hat, die Tibia gerade zu bie.gen. Bei älteren Patienten i.st die
^H)steokl:i8iti oder Osteotumie wie beim Genu valgum indicirt.
iBvolftoj» Jainakensls Murr, scu Andira rctusa und \. iticrmis* Kth. liefern
^tjcoffr.TCnc jamaicensis und surinamcnsis, Wurmriude, Cabbage trec-b.irk. Wortn-bark.
^^fe« sind llaclic, innen faserige, schwarz purpurfarbige, helle, gestreifte und punctirto Stücke.
^^bcr Geschmack ist bitter, ad.stringirend. Sie enthält neben Tannin Harz, Fett, Zacker und
^^Kveiss, Surinamin oder ricoffroin und Berberin* (Oü ttenschmidt).
^^■0. Licbrnir}i. Cucyklupftcitic. II. lidtiti, 29
ge
i
HOFKA.
die Cortex
[tiesvkwuelste
— 452 —
UcmIi
«cichnen. Enl-wickeln sich dagciftcn die Geschwülste von Zellen, die »-.-hMr (iir.;- .•-
einer deutlich charakteristischen Function ausgestattet sind, so entstehen tiU 'i- ■
mit getrenntem Stroma und Parenchym, die man in solchen Fällen als Car>.i!juia ■« i
bezeichnet. Von den Sarkomen zu den gutartigen histioVden Gcdchwülsten, und tj» ie
cinomen zu den gutartigen organoiden Geschwülsten giebt es alle Ueberi: ■■ l'-
Uebcr die Ursache der Geschwülste sind mannichfachc Theorien aufg«st! ii»l
keine eine nllgemeineGiltigkeit beanspruchen darf.die aber doch je für eine li'.:.. ..
iu Anwendung gezogen werden können. Als Ursachen für Geschwülste wenien b<a«4<rt
der Entwickclung liegen gebliebene, verschleppte, embryonale Keime (Teratome, Rni
brancbiogonc Carcinome, DennoVdcysten u. s. w.), femer Traumen, mehr die h'uiit
kehrenden leichten, als die starkwirkenden einmaligen; hierher würden <\nuv iiii-h
Entzündungen zu rechnen sein. Zu solchen Geschwülsten auf träum n
man die Narbenkeloide, die Narbencarcinomc und die Krebse in alten Gi
blascnkrebsc, manche Form der Nasen- und Darmpolypen, die SchornsU-i l!
krebse u. s. w. Versuche, die Geschwülste mit Ausnahme der oben genannten <
auf Parasiten zurückzuführen, sind vielfach gemacht worden, jedoch gescheitert. Die Es'
der Carcinome* hat man speciell versucht darauf zurückzuführen, dasw das Glä
zwischen Bindegewebe und Epithel zu Gunsten des letzteren sich verändert und
das Eindringen des Epithels in da.s darunterliegende Gewebe möglich wäre (Thi
Indessen auch diese Theorie hat sich als nicht stichhaltig erwiesen, und so mil« UM
stehen, dass wir über die Ursachen der Geschwülste so gut wie nichts wissen.
Ein spontaner Rückgang von Geschwülsten ist nur wenig, z. B. an di '
Myomen etc., beobachtet worden. Scheinheilungen können .lUerdings diircV
schwülsten und oberflächliche Vernarbung eintreten, wobei aber die '
Tiefe weiter wuchern und zu neuen Zerstörungen führen. Eine medii-.i
ist mit Ausnahme der lufectionsgescbwülste nicht zu erwarten; eine Beseitigung u: oiff
chirurgische Eingriffe möglich.
Oc»ch>»'uere. Pio Zeiten, ifi welchen in:ui den Begriff des Geschwürs, die Versch«
ftls finc Krankheit sui p'ncris, :il.s einen bcscnuieren nach ;iIlon Rii-litniisi-n lua|
(iif ültrifri'H Krankhcitcti abficprcnzton Vei'sch\v!irunp<[»rocess aiill'.i
(icschiclite an. Wir liranclu^n Dank der Kefonn un.spr<'r path(>logi>'
ilurch Itudolf Yirchow nicht mehr zu lernen und zu lehr«>n. da.Ks die
gleichsam neugeliildete f>ecretionsnrganc seien, W'elche den specifischeii Krank
nach aussen eliminirten (Kust), wir brauchen uns auch nicht mehr vonu
da.ss sie d:is Product einer üborniässig gesteigerten Thätigkeit des au
Lymphprocesses seien (.lohn Hunter), sondern wir wissen, dass jeder Pr
Nekrose sowohl .an der Olierfljlche wie im hnieni des Körpers zu einem
begrenzten, nianchtnal progredienten Substanzverlust führt, dessen Krs.itz tlurrb I
gewehige Substitution auf dem Wege der GranuLition ange,strebt wirtl. (ii
Uildniig ist also ein Vorgang, wie er sich im Verlauf des moleciiinren Gfnd
falles einstellen nmss, sobald der mehr oder weniger kuglige Hohlr'
iiu'lten Detritus irgendwo auf einiT freien Fläche seiner Decki- unter I. ii^l
in de» lMnsehmelzungs]irncess hrr.inlit wird. Das gescliieht vor alhnn da,
Proro.ss des Zerlalles bei vorliiulig intaeten Decken sich ausgebildet h.it, IViin i
eine Oberfliiche nui.ss immer vorhandiMi .sein, wenn ivir bei Nekrose von Geifh»
liilduiig sprechen sollen, iiIj diese ÜberJliiehe nur das freie Artcrieulumcn ,
atheromatösen „ripschwnr" darstellt oder ob es SohSpinihaHt-' oder Hautfli
welcher der durch Nekrose gebildete iSubstanzverlust wie eine rvile, eine '
eine Ilrdde eingebettet ist. Majichiii.i] wirkt der Process der NekroKcnhiMu
der .\bhcbnng der lleckc über ihm in einem Act zusammen, wenn
.äussere iJewalt gleichzeitig Nekrose und KntMössung iles dem Tode .
websstückes von .seiner .H'hützi'uden (lecke liervornift. Das Cie.scliwfir lüiL, »«
sieht, zwei verwandschaftliche Hezi<^hung<;n: die eine zum Absceas, die anJ
Wunde. Vom .Miscess verlangen wir aber, obwohl auch bei ihm die
Schmelzung vorhanden ist, ttie Intactlieit seiner Decken: er ist allseitig
sein<' spontane I'>iitfnuiij: an einer kleinen Stelle mit mehr oder «^enip;^^r
gen Oberfl.lchenmündnngen nennen wir Fistel und, erst wenn ehi ganzes
Absccssdecke der Einschmelznng anheimfilllt, entsteht .luch aus cinrni Ab
Geschwür. D.ihor kommt es, dass jedes (icschwür aiidentungsweiso den
halbkugeifTinnigen oder hatbcylindri.schen Haumes darstellt, und in der Ergüni
Raumes zu einem kugelförmigen oder cyliiidrisehen durch die rhantasie
lerste
■— 451 —
Gesohwuelste]
■"Icisclmxtraet, ticwüniweroen sclimackliaflc SuppiMi hergestellt, die im Mittel Eiweiss 1,1,
fFett 1,5, Kohlehydrate 10,7, Wasser 87 pCt. cntlialtcn. In Folge des Gehaltes an Kleber und
afgequollener Stärke sind sie solche Suppen von schleimiger Consisten«, „Gorstonschleim".
Vielfach verwendet man /u Krankensuppen auch feinste Perlgerste, die man am besten
abends mit Wasser einweicht, am folgenden Morgen unter Zusatz von Butter kocht, durch
ein Haarsieb colirt und der Golatur etwas Salz, Fleischcitract oder Bratcusaucc zusetzt.
Solche Suppen sind von sehr mildem Geschmack, reizlos und leicht verdaulich. Deshalb sind
sie für solche Kranke werthvoll. deren Verdauungsvermögen stark darniederliegt und deren
^Verdauungstnict reizbar ist, namentlich bei acut-fiebcrhaften Zuständen, bei acuten Darm-
katarrhen, Peritonitis, Typhlitis, Dysenterie und Abdomiualtyphus. Der Gersteiisrhlüini enthält
tiehr .Vmylum als andere Getreidemchlsuppen und wird besünders bei Krankheiten der Athmungs-
rgane. die mit flustenreiz einhergehen, bevorzugt. Den Niihrwerth der Suppen kann man
erstirkcn durch Zusatz von Kigelb (1 Eigelb auf 250 ccm fertig hergestellten Gerslcitschleim).
lilch (l Th. Milch auf 1—3 Th. Suppe), Pepton (l Theelöffel auf 1 T.isse Schleim).
Karina Hordci praeparata, praeparirtes Gerstenmohl: ist Gerstenmchl. in
welchem ein Theil des St.irkeniehls in Dextrin verwandelt i.st. Vor einigen Dcccnnieu
war es als leicht verdauliches Nahrungsmittel für Schwindsüchtige und Rcconvales-
ccnten vielfach geschätzt, wird jetzt aber nur noch selten gebraucht.
MUNK.
fterVHis^ St., Tlinnnalbail Im Di'pt. Haate-Stroii), nan m hoeh. E< gielil dort drei etwa tO' wanne (jupllon mit
1.7:;-l.-.-. Cbl.ir-. 0,0S«-0.()4 Broninnlrlum. 1.72-1.77 Natrinra-, O.M Kalittm-. O.nO-O.lKl Culciuiu-, 0.075-0.077 I,i-
thiiinifrulfiit, ilpren ein« .srliwaeh s)^hwofit|wa.-siTMtuiri]alti|^ ^0.0040) itft, ituwii- ein<' 30^ wamio Qacllo mit 0.00<^ Ei.5t>ii-
loxydgoliklt. nan Waaier wird K<'tninkt>D iiud lu Btdern. nouchcn. InüalationoD. ZcrsttobungDn gebraucht.
W.
BBCtavrnelsto. Eine genaue Definition der Geschwülste zu geben ist, wie dies schon Vi rchow
Ikervorgehoben hat, nicht möglich: denn ein Mal gicbt es keine scharfe Grenze zwischen den
IGeschwülstun und den einfachen Hyperplasien und Schwellungen, und andererseits grenzen
rieh die Geschwülste vermöge ihrer Neigung zum Zerfall nicht scharf gegen die Geschwüre
ib. Im Allgemeinen wird man dann eine Neubildung eine Geschwulst nennen, wenn sie
einen mehr selbstständigen Charakter trägt. Man pflegt Geschwülste nach ihrer histologischen
3tructur zu benennen und sie je nach dem Gewebe, aus dem sie bestehen, als Chondrome,
Fibrome, Myxome, Myome, Osteome. Adenome, Gliome, Epitheliome u. s. w. zu bezeichnen,
licht selten sind sie aus verschiedenen Geweben zusammengesetzt und bilden Mischgeschwülste,
reiche mit einem combinirten Namen bezeichnet werden. Seit man weiss, dass ein Theil der
JGeschwülste durch besondere Infectionskeime hervorgebracht wird, bat man sich angewöhnt,
liese Korraen als Infectionsgeschwülftc von den übrigen Geschwülsten zu trennen. Dahin ge-
koren die Tuberkel, die Rotzknoten, die Aktinomykose, die syphilitischen Geschwülste, die
pbösen Lymphome, und die Lymphome der Pest, die Knoten der Lepra, die Aleppoboule und
iriele andere, wahrscheinlich auch die leukaemischcn Lyraphdriiscntumoren u. A.
Es würde am nächsten liegen, die übrigen Geschwülste einzutheilcn: in die bösartigen,
h. solche, die im Stande sind, Metastasen im Körper hervorzubringen, und in die nicht
bösartigen. Indessen ist diese Eintheilung, die sich besonders vom praktischen St'indpunkto
laus empfehlen würde, wissenschaftlich nicht durchzuführen, da man der einzelnen Geschwulst
ihre Bösartigkeit nicht ansehen kann, und nur die Erfahrung lehrt, das gewisse Geschwülste
tncbr zu Met.istasen neigen als andere. Wir kennen jedoch keine Form der Geschwülste, die
I nicht gelegentlich durch Uebergang in einen mehr zelligen Zustand heteroplastisch und dadurch
bös.irtig geworden wären. Während eine Reihe von Geschwülsten den reinen Typus eines
einheitlichen Gewebes wiedorgiebt (histioide Geschwülste), tragen andere mehr den Cliarakter
eines Organcs (organoide Geschwülste) und sind zusammengesetzt aus einem Stroma, das die
Gelasse trügt, und aus einem Parenchym, das eine dem Muttergewebe entsprechende P'unction
SU äussern im Stande ist. Bei den meisten Geschwülsten, besonders auch den organoiden Ge-
schwülsten ist man im Stande, aus der Natur der sie zusammensetzenden Zellen ihren histo-
logischen Ursprung ohne Weiteres nachzuweisen, je nachdem ihre Parenchymzellen den Charakter
^^des betrcflfenden Organes, in dem sie sich entwickelt haben, tragen. Indessen giebt es eine
^■gros.se Reihe von Geschwülsten, deren Parenchymzellen sieh in ihrem Charakter mehr oder
^Kreniger von dem Charakter des Muttergewebes entfernen (Anaplasie), wodurch sich ihr histo-
^Hngischer Ursprung nicht ohne Weiteres nachweisen Iä.sst. Indessen hat die Erfahrung gelehrt,
^Bduss man annehmen kann, dass das Parenchym der Geschwülste sich aus dem Parenchym,
^■das Stroma derselben .sich aus dem Stroma der Mutterorgane entwickelt. Sowie die Zellen
^Bnicht mehr deutlich den Charakter eines normalen Gewebes an sich tragen oder die Anord-
^Kiung des Parenchyms von derjenigen des Mutt«rgcwebcs erheblich abweicht, wird man die
^Bßcf.ihr im Augo behalten müssen, dass die Geschwulst bösartig ist, d. h. zu Metastasen neigt.
^^S>ie Bösartigkeit tritt aber dann erst wirklich in Erscheinung, wenn eine Geschwulst ihr Mutter-
^Borgan überschreitet und sich nicht nur unter Verdrängung des Nachb.irgcwches, sondern auch
^Bluter Zerstörung desselben in die Umgebung ausbreitet. Wenn solche (Jeschwülste der Binde-
^^Kewebsreihc angehören, so pflegen sie eineu mehr zelligcn Charakter anzunehmen, und die Zellen
^HMUtcn ein jugendlich unentwickeltes Aussehen; man pflegt diese dann als Sarkome zu bc-
[Uest'hwuelste
— 452 —
fl«acki
zeichnen. Entwickeln sieh dagegen die Geschwülste von Zellen, die seh-- ■
einer deutlich charakteristischen Function ausgestattet sind, so entstehen .i
mit getrenDtcni Stroma und Parenchym, die man in solchen Fällen als C<»i.iii.m„ .-i«r I
bezeichnet. Von den Sarkomen zu den gutartigen histioVden Geschwülsten, und ton te(
cinomen zu den gut.irtigen organoiden Geschwülsten giebt es alle Ueborgängc.
Ueber die Ursache der Geschwülste sind mannichfache Theorien aufgestellt worden, »»«<
keine eine allgemeine Giltigkeit beanspruchen darf, die aber doch je für eineK'.''"- i..tv<;'-..-l-viiJ
in .Anwendung gezogen werden können. Als Ursachen für Geschwülste w
der Eutwickelung liegen gebliebene, verschleppte, embryonale Keime (Ter:t: .
branchicgene Carcinome. DermoVdcysten u. s. w.), ferner Traumen, mehr dir '
kehrenden leichten, als die starkwirkenden einmaligen; hierher würden dann i > '
Entzündungen zu rechnen sein. Zu solchen Geschwülsten auf traumatischer B.\
man die Narbeukeloide, die Narbencarcinorac und die Krebse in alten Gcscliw Hr'.)
bla^enkrebsc, manche Form der Nasen- und Dannpolypen, die Schomsteii
krebse u. s. w. Versuche, die Geschwülste mit Ausnahme der oben genannten 1
auf Parasiten zurückzuführen, sind vielfach gemacht worden, jedoch gescheitert. I>i
der Carcinome* hat man specicil versucht darauf zurückzuführen, dass d.is ■?
zwischen Bindegewebe und Epithel zu Gunsten des letzteren sich verändert un
das Eindringen des Epithels in das darunterliegende Gewebe möglich wäre (T
Indessen auch diese Theorie bat sich als nicht stichhaltig erwiesen, und so muss üub
stehen, dass wir über die Ursachen der Geschwülste so gut wie nichts wissen.
Ein spontaner Rückgang von Geschvfiilsten ist nur wenig, z. B. an de^ '■'"■
Myomen etc., beobachtet worden. Scheinheilungen können allerdings durch
schwülsten und oberflächliche Vernarbung eintreten, wobei aber die >•
Tiefe weiter wuchern und zu neuen Zerstörungen führen. Eine medicai."
ist mit Ausnahme der Infcctionsgesohwülste nicht zu erwarten; eine Beseitigung isl au:
chirurgische Eingriffe möglich.
GeHchwncrc I Ho Zeiten, in welchen man den Bofi^rifl' des Geschwürs, dif! Versch«
als i'inr Knitiklipit sui jreneri.s, al.s i-inpit bc.snncJcrL'n nach .illcn Richtungen hin|
die vtlirigi'ii Krnnkhr'it<Mi .•ili-^c^rcnzten Versclnvärungsprocess auft'assto, gehör
ticscliiclitc rvn. Wir brattclicn Oank (l«*r Knfnrni unserer pathologischen .An^rhs
durch Hiidolf Virrhnw niclit mehr zn Jemen und zu lehren, d.iss •!
gleiclisaiii neU};elpil(I('tt> Secretionsorganc .'^cien, welche den specifischen h
nach :tU8sen elimtnirteii (Kust), wir brauchen iiii.s auch nicht mehr vor
d;iss sie das I'roduct einer üüennä-ssig gesteigerten Thätigkeit des uufsau
Lyinphprocesses seien (John Flunter), sondern wir wissen, das8 jeder Pror«:tts iook
Nekrose .sowohl an der (Jberflfirlie wie im Innern des Körpers zu pinrni mamJ ~
begrenzten, raanchmnl progredienten Substanzverlnst führt, de<4seii Ersatz durch I
gowebige Substitution ruif dem Wege der Grrinalation .-»ngestrebt wird. Gescfa^
bildung ist also ein Vorgang, wie er sidi im ViTJauf des molccuhin-a (lewe
falles einstellen nm.'^s, .sobald der tiielir oder weniger kngligo Hohlranin de.«
nieltcn lietritns trgeiuKvo auf eiiu-r freien Kläclie seiner Decke untor Hinbcziehung liisK,,
in den Kinschnu'lzungspr(K'e.>is ln'rantjt wiril. I>as geschieht vor allein d;i. ««
Procpss des Zerlalies bei vorläufig intacten Decken sich ausgobildot bat. iH-nn in
eini' < tbcrfliiche muss immer vorhatuh-n sein, wenn wir bei Nekrose von (jrscli«
bildung sprechen sollen, ob die.se Oberflriehe nur da.s freie Artcrienlunn
fltheromati't.sen „(iesehwür" darstellt oder ob es Sehteimh.aut-' i>der llai.
welflier der durch Nekroso gebildete Snbstanzverkist wie eine l>oIle, ein.
eine Höhle eingebettet ist. Manchmal wirkt der I'rocei« der NckrottenbilduBf J
der .\bhebiing der Docke über ihm in einem Act zusammen, wenn nän
äu.'äsi-re (Jewalt gleichzeitig Nekrose und Kntlilössung des dem Todo trcwt
websstückes von .seiner schützenden Decke hervormft. Das Ge.schwnr hat.
Hiebt, zwei verwandschaftlicho Beziehungen; die eine zum xVbscoss, die anderr j
Wunde. \dm Abscess vorlangen wir aber, oliwnhl aucii bei ihm die (ie«i<h
srinneizung vorhatolen ist, die Intactheit seiner Decken: er ist idlseitig grschlo
seine spontane Jvn'iftinmg an einer kleinen Stelle mit mehr oder weniger ran» "^
gen Oberflächenmündungen nennen wir Fistel und, erst wenn ein g.inzca Segmn
.\b8cessde('ke der Einschnudznng anheimfallt, entsteht auch aus einem .-Vb»
Gesrliwür. Daher kommt es, dass jedes (ie-sehwOr andeutiuigsweise den Tln»il
halhkugelfönnigen oder halbcylindrischen Raumes darstellt, und In der Ergänzung <
Raumes zu einem kugelförmigen oder cvlintirischen durch die Phantasie de? '
»Mchwuprc
— 453 —
Jpschwnpr«»
liegt rill fjut Stück Histn'jpnr>.sc des betrefTotulrn (insrliwürs in jciJoni oiuzcliicii K.illi-.
War dorh das Typiiusgcschwür einst ein gc-sclnvnjlcnpr liitif^iich-kuj^liger |)nnnl'ollikcl
nnd \iele UIcera cruris waren einst oylindrisclie Venenkörper, Stücke und Segmente
gescldängelter Gefüssröhren. So wird der unterrichtete Arzt bei jedem Geschwüre
vor seiner aetiologischen Diagnose die Grundform des Gebildes zu erkennen suchen,
aus weielieni sich das Geschwür geformt h;it und umgekehrt aus den vorhandenen
Andeutungen von Formen auf d:is urs[iriinglichp Aussehen zu schliessen suchen.
Fragen wir nach <h'n Kriterien, wt-lche ein Geschwür vor seiner anderen ver-
waiuitschaftliclicir Bczifhung der Wunde auszeichnet, so müssen wir das Gemeinsame
tJi dem Substanzvi'rltLst resp. in der Contiuuitfltstrenuung an sich erkennen, zugleich
aber aticli unterschindend hinzufügen, dass eine Wunde ein Substanzverlust ist, ohne
jede im Wesen der Laesion liegende Störung des Krsatzes desselben durch die Narbe,
während beim Geschwür dieser verzögerte, verhindert« und sogar unerreichliare
ReparatioMsvorgang in dem krankhaften Frocess au sich bedingt ist. Höchstens also
sind schlecht heilende Wunden mit Geschwüren verwandt und in der That können
maltraitirte Wunden Geschwüren auf ein Haar gleichen; dann ist aber zu dem ur-
sprünglichen Substanzverlust noch ein zweites hinzugekommen, welches die Heilungs-
möglichkeit verhindert, ein Agens, welches nicht in der ursprünglichen Laesion mit-
einbegriffen war. Heim Geschwür aber ist der Stib.stanzveriust erst die Folge der
auch die Heilung hetniiienden gemeinsamen Ursache. Geschwüre sind also Substanz-
virhiste auf der Basis der (iewebsmortification, in welcher die Hi'ihnrgstendenz über-
convpcn.sirl wird durch die Heilungshemnmng. Kfst der lher;i]»eutisclie Eflect be-
zwivkt die Fort-schaftung der Behinderung tier Heilung und die Begünstigung der
natürlichen b«'i jedem Geschwür vorhandenen Heilinigsten<leiizen, zielt also auf die
Umwandlung des (leschwürs in eine granuliretide Vertiefung ab. Die (lestalt des
Geschwürs als Theil eines kuglig-cylindri.scben Raumes mit abgehobener Decke wird
also luigelieuer variabel sein können je nach dem Aussehen eines seiner Tlieile. Ob
die Decke scharfrandig oder fetzig, dünn- oder dickrandig abgehoben worden, das
wird sich in loclieisenförmiger, sinuöser, fistulöser, (lottirender, halbmondförmiger,
elliptisciier, zackiger Umgrenzung des Geschwüres kundgeben und die Farbe und
Consistenz der uumittelb;u'eii Umgebung vvird einen Geschwürsrand b.ild waliartig
callö>, babi iiisufflirt und aufgeworfen, nach innen oder aussen umgebogen er.^iclieiiien
las-sen, während die l'ärbung des Ratides oder der Ränder alle Nuancen von Hlut-
roth bis ins StaliSblau-Schwarze übers Gelbe und Violette zu berühren vermag. Ist
der Grund iles Geschwüres der Boden eines einfachen .Vb.scesses, so wird ihm der
Geschwür.sch:irakter nicht lange anhaften : heilende Ciranulationen werden meist schon
im lieginn der Geschwürsbildimg den Roden bedecken oder sich sehr bald bilden.
Anders aber jene Geschwüre, bei denen die ursprüngliche Gowebseinschmelzung einen
mehr oder weniger spccifischcn Charakter trägt, wie z. R. die tuberculösen, syphiliti-
schen, carcinomatösen, typhösen etc. Hier vvird auf dem Boden und der Umgebung
derselben immer einiges von den specittschen pathoingischeii Proriucten dertJrimdkrank-
heit zu erkennen sein. So wird z. B. dem sy[>liilitiseben (ie.st'bwür iler specilische Ver-
fettimgsproce.ss, das Knollige, Höckrigc des gummösen (Jharaktei's, wie dem tuberculösen
die k;Lsigen und granulatioirsgesch wülstigen Bildungen anzumerken sein. Auch an
dem, was ein Geschwür absondert, Ifisst sich mancher Fingerzt-ig für die Natur d<^s
Grundleidens finden. Im .\llgemeinen ist das, was eine Fläche, in welcher Heibmgs-
tondenz und ]>rogrediente Mortification um den Vorrang ringen, absondert, natürlich
Eiter inid Detritus. Aber dieser Kiter kann .sehr verschiedenes Ansehen und sehr
verschiedene Bestandtheile haben. So wird bei starker Hyperplasie der Lyinidi-
apparate der ('ntis, wie sie bis zur Klepliantiasis bei einfachem Ulcus cruris sich so
enorm in den Vordergnuxl drängen können, natürlich die Prwiuction einer sorum-
r<"iclien dünnflO.ssigen Absonderung vorherrschen, und andererseits wird jede Ge.schwfirs-
bildung, bei welcher <lie Zellproductton im Vonlergrunde steht, einen dicken rahmigen
Eiter iiefeni wie beim Ulcus simpiex traumaticum. Auch auf diese Verhältni.sse muss
bei einer vernünftigi-n Therapie der Geschwüre von Etappe zu Etappe der Heilung
besonders eingehende Rücksicht genommen werden. Ri>deiiken wir ferner, dass auidi
aus der nächsten Unigelturig der Geschwürsgegend manches sich rückschiiessen lä.sst
auf die Natur der Ulceralioii, w:us sich voniehmlich auf die Ausbreitungsweise der
Confluenz, der (iruppirung, der wechselrulen Verheilung einzelner Abschnitte bezieht,
BO ergiebt sich aus einer scharfen Betrachtung des Randes, des Grundes, der üra-
[Geschwuer
ücsHravB
gebuiig, der Absoiuloriing, d<T Au.sbreitung>iart eiiios Ulcus ziigirich mit iIt «-tj
faltigen IJenicksirlitigung des ganzen crkniuktcn Organismus «li** Uiict"-* r
Natur einer ülceration. Einige ans der Krfahmng gewonnfjnf BtDcmiiuw
dienen gewisserniaasscn als Tecliiiicisnien für die therapeutisrhe F^Mnlirtfe:
und küinien Geschwüren ans allen aetiologischen tiruppeu glrichuiioii u
kommen. Dabei niuss bemerkt werden, dass solche Bezeichnungen wie torpiJr
einfaches, crethiscbcs, inilnlentes, ii.stlnmisches Geschwür kurze Andeutunpa «
halten über das Verhilltniss der ein Geschwür formenden pathologischen Pn'^
Es steht immer in Goncurrenz: Destrnction und Restitution, Ülceration und i--
lation, Zerstörung und Aufbau, Verfall und Narbe, Bildung im Gnmde and t'.ii^
an der Decke resp. dem Kande. Der Sinn vieler von diesen dcscriptiv-aii.iijUx»i
Benennungen ergiebt sich von selbst: so sagt der Name, was ein haeuiorriiaji-tii-
ein chronisches, ein gangraenöses, hyperaesthetisches, neuralgisches, er<'tlii>fb'^ '^
schwur ist, d. h. iif solchen (ieschwüren liegt eine besondere Bildnn;: -r.- •
Nervensprosseu, eine besimdere I>eutlicbkeit gangraenriser Fetzenbildinig u. * «
wnhrend beim astlienischeu, torpiden, eiilzündlichen, fnngösen, c"allö;5en (ii-i'-iiwü"-
Mangel entzündlich-reactiver I{e]iar:itioii, ihr excessiver tirad sieh in den Vrril'':.T '
drängt, welch' li'tzterer manchtual mehr den schwanimartigen zellrcichcn luv.
oder den derben, bindegeweliigen, zellarnieii iGallus) Charakter trägt. \; '•
bi'somleren Erkrankung, w<'lche zu Geweb.seinschnielzung uiit Oberfl
gefülirt hat, benennt man (leschwiire: .so typhös-sitniri.se, tubercnlös-fisti.
risch-c(M;fluiren(le, syphilitisch - scqiiginöse, scrofulöso, niercurielle,
gichtische (ie.schwüre. Wo ru'krotisiiendes GeschwnlHttnaterial den <•
abgic'bt, spricht man von carcinomat('isein, sarkoniatiisnni. iupösen,. _
tophischem Geschwür. Einige besondeie Bezi'ichnungeii ergeben sich au^ ■■
wiegenden Sitz gewisser Llceratidiieii, so d.is varicöse, das atlieroucitöse, ll.^^ : ■
gesciiwftr, welches eine Erosinn und keine L'b'eration i.st. S<-hlie,sslich giebt m ««
Ulcerattoneu, welche neurotrophi.Hchen Stünuigen ihren Ursprung vertianien: J
neuro-paralytischen Ulcerationen, unter ihiu'n das Mal jM.Tforant, dxs Ulcus cob»
die tabischen Geschwüre, das Oecnbitalgeschwür.
l>ie Behandlung der Gescinvnre hat drei Fragen von principiellor BcdcuiMjn
berücksichtigen: 1. Kann eine rein lorale Therapie genügen, um den in jinIhü '
schwur vorhandeiu:"n lleiltendeuüeii den Sieg über die IH-structiou zu friii'.i
2. Muss eine allgemeine oder .«jieciti.sche Therapie diesen Process Ulltrr^tl»
3. Bleibt nur eine gewaltsanu' auf operativi'in Wege eventuell durch AnipuUUiHii o<k:
Resection erreichte Entfernung des erkrankti'U Gebietes übrig?
1. l)a.s Ulcus sini|ilex. Seine Behamllung gleicht in Allem der Therapi» i
unreinen Wunde, d. h. einer eiternden, eventuell mit Eibrinbeschlägeu, nekrobioti
und gangnienö.sen Fetzen verunreinigten und nicht zur Entfaltinig reineu Z*ll-I
Gefä.ssspro8sniateriales gi-langendeti Granuiationsflächc. Dabei ist es natürlich
peutisch gleichgültig, ob das Geschwür einer Aetzung, einer Vcrbrenniine, cimr '
wumltnig, einer Erfrierung, einer dauernden Druck Wirkung seinen Ursprung vmfa
Ist die Umgebung entzündet, so mn.ssen Salbungen, feuchtwarme Unisrhläpi', L*i«
gen (Zinklcim, Pasta peptonata, eventuell nnt üydrargyriun bei diffu.sir Lrmf* I
angoitis) angewendet werden. Die directe.sten Versuche sind die xur '^
welche am erfolgreichsten mit Glutol' und Sennnpidver u (Schh
reichen sind. Auch .lodoform, Dermatol, Nosophen, Airol .sind tu ••lU]
Häufiger Verbandwechsel bei Forlbest;ind von Schmerzen nach den ersten 21 ^'
ist stets erforderlich. Beim Untereclienkel ist Hochlagerung durchaus nirl
dienlich. Interschenkelgeschwüro heilen schneller beim Gebrauch der r\:
unter GIutolseruni-<Behandlung, als bei Ruhe uiid llorhlagerung. Verh:i
müssen entfernt werden, so lange das Secrct nicht spärlich und einf:i.
steingclb geworden ist. Bei jedem (ieschwür bedeutet der Eintritt dieN'
klaren Bernstein.senims den Umschlag zur Heilimg: das Zellniaterial \\\
bau verwandt, es werden keine Leukocyten mehr zur Emigration g> :
Stadium inuss zunächst überall angestrebt werden. Etwas anderes ist <■
profuse, dünne, farblo.se, fade riechende Flüs.sigkeit abgesondert wird.
unbedingt noch Reizung, sei e.8, dass sie niedicanientöser Natur (,l.
dann nujss da.s Medicaraent gewechselt werden, sei es, dass die Uuigebu' .
des entzündlichen Reizes entbehrt. In letzterem Falle ist Pastonbchaudliiii^ i
Bschwuero
— 455 —
fiesehwiiere]
Fonn'iitatioii, stpts :it>i?r Rulie und Hoclila^eriinf; lit'im UntPi-schtMikcluIcii.s erfonleiiich.
Sowie die Spcretioii steht, ist lien aiisbli'ibcndcr V't'rsclmrfung;, :ibcr körnigi^m, :irte-
ricnbiiitrütlK'm Graniilatiurisgnimle bis zur Nivi-nululiung des SubstanzveriiistPs asepti-
sclie Ga/e und bei widfi-staiidsfäiiip^r Haut hier und da ein lauwarmes Seifenbad mit
kabgeivochteni Wasser die beste Thera]He. Haben auch selbst gute (iraniilationen
'keine Neipun}; sich in's Niveau zu erheben, so kann dieser l'rocess, ohne den Hei-
lung, Epidermisirung oder Epithelialisirung nicht zu erzwingen ist, oft durch kein
»anderes Mittel als Jodkaliutn innerlich oder Argentuin nitricum äusserlich erreicht
Verden. Die Epidennisirung selbst erfolgt am schnellsten unter leicht compriniiren-
'deu Salbciibinden, also Leinenbinden, welchen an dem Geschwüre entsprechenden
Stellen Salbe mechanisch inipraegnirt ist, Borlanolin, Argentum nitricnni-Vaseline
15 pCt. Wo, wie oft bei grossen GeschwürfläcLen, die Epidermisirung stockt, tritt
,Trans|ilantation' in Trage.
2. has varicöse, torpide und callöse Geschwür. Dieses meist am Unter-
schenkel ctablirte Ulcus ist nur auf dem Wege tler Entspannung oder der Compressiou
Jjur Nachgiebigkeit der Ränder zu heilen, denn hier liegt die Sttlrung im Wesentlichen
in dem spärlichen Nährungssfromzufluss, welchen die dicken, aufgeworfi-nen, binde-
gewcbsschwioligen Ränder dem Geschwürsgrunde bereiten und nur bei Wiederhor-
ittellung einer ungestörten Circulation kann sich der Geschwürsgruud zu vitaler
Energie erheben. Das kann erreicht werden erstens durch tägliche sehr sorgfilltige
^Massage der Geschwürsr.lnder, welche mit gehfiriger Kraft rings um das Ulcus
^Rinittelst des fest aufgesetzten Dawmengliedes auszuführen ist, zweitens durch Gom-
pression. Diese kann am einfachsten mittelst I'eptonpasta erreicht werden,
welche rings um das Geschwür in Tiissbreite dicht aufgestrichen winl. Die darum
Kgelegte Binde erstarrt, oline zu reizen, fest in tiips und drückt tlie H.mt ciri'ulär
Vgegen das Ulcus /.usanunen. Mit Unna'schem Zinkleim ist dassell e, aber umständ-
licher zu erreichen, l'ieso Umklebung des Geschwürs wiederholt man alle drei Tage.
Führt auch sie nicht zum Ziele, so tritt die partielle oder totale Circumcision res|).
Il)iscision der (ieschwürsränder in parallel dem callTtsen Rande gerichteten Schnitten
in ihr Recht. Doch ist sie bei stark varicösen Venen in der Nähe zu widernithen,
Weil Thrombose und Emb<die eintreten können. Man kommt mit methodischer Com-
pre.ssion durch Poptnnpiusta oder Zinkleim fast .stets zum Ziele. Hiuid in Hand mit
der Behandlung des Geschwiirsrandes geht natürlich die Behandliuig des tie.schwürs-
grundes. Die Compression mit Gnnmiibinden leistet mehr zur Prophylaxe der Ulcera
als zu ihrer Therapie.
ii. Das erethische oder neuralgische Geschwür. I'ies gewöhnlich nur
kleine, ganz flache, aber ungeheuer tjuälende Ulcus ist am besten durch Injection an-
aesthetischer Lösungen in die Unjgebimg und eventuelle Fortkratzung der Neiirom-
sprosscn zu behandeln. Die Schmerzen [iflcgen n.'ich einigen lujectionen innerhalb
3 — 4 Tagen gänzlich abzuklingen. Dann Ri-handhing wie bei einfachen Geschwüren.
Die bei vielen und verschiedenen UIcerationen enipfohlencn häuligen Wa.s.serbäder und
^■die Heftpflastereinwicklungen stehen der Wirkung der oben angegebenen Mittel nach.
^1 Widerstehen Geschwüre diesen allgemein therapeutischen Methoden, so muss auf
Heine Roboration des Gesammtorganisuius hingearbeitet werden, oder auf ein
^ anderes, übersehenes Grmidleiden, Vitium cordis, Atheromatose, Beckenexsudate,
,\naemie, Lungeideiden etc. von Neuem gefahndet werden. Die tuberculöse oder
syphilitische Natur ist einem Ulcus manchmal erst ex juvantibus anzusehen. Es ver-
steht .sich von selbst, dass hier jede Vermuthung erst erschöpft sein muss, ehe eine
M aus.schliesslich locale Therapie einzuleiten ist. I>ie specilischen Geschwün' müssen
B si^'^iiit'i^''' ■"* Ulcera simplicia durch .Mlgemeintherapie umgestimmt vver<len und als-
daim und während der Allgemeiukur behandelt werden. Die syphilitischen Geschwüre
j primärer Art sind am besten thirch Aetzung mit reinem Formaliii* zu behandeln und
B uiit Formalingelatine (Glutol) zu überdecken. Die secundären unil tertiären syphi-
^■litischen UIcerationen weichen am schnellsten der Aetzung mit Acidum chromicum
^Kju Substanz (Schleich). Bei tuberculösen, sinuösen und fistulö.sen Ulcera hat
^■L'ngiientimi Hydrargyri nxydatum flavum wie bei scrofulösen UIcerationen einen
^Bemincnt reinigenden Einfluss. Die Mastdarmgeschwüre meist gonorrhoischer Pro-
^Kveoienz sind fast ausschliesslich Gegenstand operativer Therapie. Die oben schon
^Bcrw'ähnten Transplantationen* haben nur auf schon gereinigtem Geschwürsgruud Aus-
^Btiebt auf Allheilung. Wir entnehmen uns zwecks ihrer Ausfülirung mittelst der Inlil-
[Uesdiwuere
— 450
trationsanaesthesii! ijuadtk-lii ans diT Hunt des Srhonkels in Ai. ' '
wüiisi'Lti'ii Haut(ri()i)i'lii'ti iifi(] schiieitk'ti diu so gnbililote Quaddel m
dieki-r als gcwühnlirli ab und driickf^i das LjI)»|)cUpii fest gegon die U>
läge an. Auch d\r ('in'ntntisioiii'ii utn ifie Uici'ra werden mittelst
acsthesif ausf^cfiiiirl. IMi- allgcniciiio Hiuführuiig dnr Transplarjtatiout'ii luiit
cunicisioncn lialiiHi dii.' Ani]iut:iti(iii als Hfilinittel gi-gen Ulcus rruri.» bwa
drängt itnd übt'rliau[)t sind opfnitivi; Kiiigriffo l)Ri Ulceratioiien im (iaiiu'o
seltener geworden. Auslüffclutigeii nnd partielle Rcsectionen sclilechtiT (l
statidtheile käiineii oftmals die Heilung erlioblich atikürzen, ja nianchraal rm i
selbe möglich maeheii. I)as (üutol-Seruni und die Peptonpasta bat uijs irnntM
gt'lebrt, von energisehen Eingriffen abzustehen.
üCELOa
(■«Bichtsatropble, Hcmiatrophia facialis b. faciei (Hitzig), einseitig« Gttii<k
atrn|ihie. Merkwürdigerweise ist eine dopiielseitige Atrophie bisher nirlit l"''>ii*
worden und aucli die einseitige gchürt zu den relativ seltenen Erkranka
beginnt ausschliesslich im kiinl!i<'heii und jugendlirh'Mi Alter bis in die
zwanziger Jahre inid zwar etwas hüuliger beim weiblichen wie beim
lieschleciit. I)ie Ursache ist nicht aufgeklärt, weder HeroditUt noch hestinnutr iii
Einflüsse, wie Erkältung oder Trauma können für dieselbe verantwortlich pn
werden, wenn auch in einzelnen Fälllen die eine oder andere Ursache w.nhrvfhi'j
i.st. l>ie sonstigen .soiiiatisclien Verliäldii.s.se bieten nichts Abnormes dar und fnUt
das Ziistandekfunnu'ii dieser Krkraiikting zunächst ein rath.selhaftes. Man kiiin
sagen, da-ss auch beim sitätcren Verlauf der Allgemeinziistand des Paticjitrn W
Er kann seinem Berufe naidigclieii und nnr im Beginne wird er zuweilen
reissende Scbiuerzeu belästigt.
nie Krankheit begiruit in der Kegel mit fleckweisen Verfärbmigen d<'r nnoVll
haut, mit zugleich eintretender Vcrdüiinmig und Atrophie des Unterbau r
l)ie Stollen breiten sich mehr und mehr aus und zwar entsprechend der f,
der einzelnen Tripetninuszweige. Hie Musculntur des Gesichts bleibt da\m
und bewegungsfähig, zeigt aber im weiteren Verlaufe ebenfalls* eine Abnahmr^
Volumens. In vielen Fällen nehmen auch die Gcsichtsknocben Theil und
einen beträchtlichen Scliwiind erketuien. oder bleiben vielmehr im W.- '
wodurch auch die Zahiientwieklung Ix-einträclitigt wird. In einer Ai
ist auch die betreflVnde Zungeidiälfte an der Atrophie betheiligt, ohne *«
Functionsstörnng liervorzunifeti. I>ie l''iinction der Haut leid<!t ebenfalls, es tritt i
Verminderung der .Schweisssecretion, der Secretion der TalgilrOsen ein und es
eine Hehinderung des Haarwachsthtinies statt. Zuweilen tritt ein vorzeitige
werden der Haare oder Ausfallen dersi'lbeii hinzu. Die vasoniotorischon Fa
siml in der liegel nicht aufgehoben. Die Fähigkeit, zu errothen und xu erbla
steht fort. Allgesehen vtm den vereinzelt auftretetulen Schmerzen ist die 1
in der Regel nicht ge.stürt. [Me von Virchow und Andern aufge.stelltr .
dass es sich um eine an den Trigoiiiiiius gekniiplte Störung handle, srhoint ■
einen Sectionsbefund bestätigt zu sein, bei welcliein eine Atrophie <ier abst*ip
'rrigenunu.swiirz)'! gefundefi wurde (Mi-ndel). Diesen Befmulen gegenüber lirftj
auf <Ier H.ukI, da.ss etn<' sichere Therapie der Krankheit nicht vorhanden «in
Die ärztliche ThUtigkeit iiiuss sich hii-r danuif bi.'.sihränkeit, beim Beginne die iVh
zu mildern. Itiunerhin wird man versueben müssen, besonders in den Anfa
durch Flektricität sei es durch den constaiiten oder faradischen Strom eiiic it
Erregung der Haiitnerven herbeizu Iniiren und dadurch nifigl icherweise il«» Fd
schreiten der Atrophie entgegen zu wirken. Mau sollte auch nicht unvcRUchtl
vrm den vielen zur Disposition stehenden Medicauienten, von denen eine, wenn i
nicht immer zu erklärende Einwirkung auf thxs Nervensystem bekannt ist ver
weise Ciebrauch zu machen; es seien hiev Praejtarate wie Argontuni nitrintni.
luid auch Alkalotde wie Str)'chnin erwähnt.
JOLLT.
(v68nerftCCR6» T'flftnienf»milio »lu der Ordnung der Lablati flora*.«*, nlohtt vvrwftndt ilvo S«r«rktt*''
ct-MM*. ruii welchen olv wpgpn ded ein rachori|(pn Fmclitkootcnf tnitorschtpdpn wertl«>ii. ftfe ^«idMi I
trrwachüvii tiur mit den K&ndvrn, län^« wdlcfaen die meitit aahlreiclien SamiMiiinlH^ii ,f :■
auffällig! »rlitln, gern K>(;<)muri>li. Htnut>btAtler von 5 diirt^li Atiurt lilti utjf 'J nijnoliin^ti
klrlit. IHiT fJefiiera, Cul n e> II ea. (Jtottiiin, Sl reiit 0GKr|iU4 ii. v. a. Frufht ••>, .t^tr mm i
iettysburß
f^ 457 —
Gewicht]
OCityHbliriCy tiujt in roimHylvAniflN. Eihifcc M(«jli<ii wpsflich darnn oitbniriiifrMn QuaUor, w<*li?ho n.o;i;t \,4trli)in-.
li.O'.M« Slaifni'-^iam-. 0.011! C'ulf iuniijuirut, 0.07 Culciiimrarliuttüt imlbutttiu iinil hrl DyApepKic, ifa^eti-, Uliufniikmtjtrrlipn.
Nirrpri^rrit><.. liieht und Klit'uniali»mus gobriLiicht wortlon. Ung Ton ilxn ltt<Rit/.>*ru Jet- (Quellen Katalyalnn wuler
I ■enannU Wuur h*t neutrdiDgs die all(»m«ine AufiniirkMinkrit auf sieh gelenkt.
W,
Hin arbanBin L, Nelkenvun. onthllt in ihron BllUern, Ilrrlios il« Kuint-Beooit« Ph. Gull., und in ihrer Wunel,
\ iW frllhiT nli Rhitoma Car> o pbyll eteo »hu Kkiüx ti&nBmundue seu t>enediotap »ilveytri». Atou's
1 euni ni'i ii-rnol . uffloinell war. nethcriüclios Ool, i.li>rb«totr. Hari und (loYn. Der Oemoh ijst «tark nrllGeit«rt.l}(, der
[Ooai^hmack bitter aromatiseh und adütrinKtrond. Der Grliall au anthcridcbem Oel und Harz rprlciltl di-r ürMgi*
J Rtimulirende und t(mi:<ehc, dor Tannin^chult ntyptiirbf* Eiicenschatti^n. Cirostr PnsiMi kOnnrn xu Erbrrcbnn lehren.
I Anwondnng findet "iie b'.'i Mila- und Leberanacboppunu. liiarrbor, Uussvrlirb »u Injcctiunun hol Leukurrbne. Itosts
l],0 — 2.& loebrniaU ttt)(lich als Infus A — 15:UMi. wxiniK^r Ha«frnliun. Putvi>r und Kloctuariuiu. At>bnlicb wirkt
[ G. rivale L., das Kadiz Ca ry o ph y II at ae aiinatlciti* Fb. V. S.. Watnr arens lieri*rt. J.
tj«*Tn, Oenmbitter, eiu tou Büchner au.^ dor Wurxtd Tun Ot^tiui urbanum (Ni>1ki>nwuntcll isulirter Bitler-
I BtolT, doahen Geaehinack dem des Chinins ähnlich ist, Aworpho. gflbltclie, in Wa^.ser nehwor. in Alkohul uud Aether
I leiekl lösliche Mane, au welcher Kali-. Kalk- und Bluisalte dargostellt worden sind.
0.
cbt, spccifisches, praktisch gleich Dichte, ist das Verhältniss <ies Gewichts eines
Körpers /.u seinem Volumeu, oder, was dasselbe ist, zu dem Gewicht eines gleichen Vülumcn
asscr, wenn letzteres die Temperatur 4" C. hat. Aus dieser Definition folgt, dass zur
estimmung des specitischen Gewichts eines Körpers nothwendig ist die Kenntniss seines
'absoluten Gewichts und des von ihm eingenommeneu Volumens. Beides kann man be-
timmen. 1. Mit der chemischen Waage: das Volumen crgiebt sich dabei, indem man den
Kn einem feinen Faden pa.sscnd aufgehängten Körper in Wasser tauchend auswägl und den
ewicbtaverlust gegenüber dem absoluten Gewicht bestimmt (Archimedisches Princip). 2. Da
nur auf das Verhältniss von Gewicht zu Volumen ankommt, so kann man wie auf der
olly'schen Federwaage die Verlängerung beobachten,; die der Körper, in Luft bclindlich,
lowie in Wasser tauchend, an einer Spirale aufgehängt derselben erlhcilt. Da dieselben den
Gewichten sehr annähernd proportional sind, kann mnn letztere einfach durch die an der
Ipirale zu beobachtenden Verlängerungen ersetzen. 3. Die Bestimmung mit dem Nicholson-
hen Araeomcter. Dasselbe besteht aus einem cylindrischen Theil, der oben an einem
ünneu mit einer Marke versehenen Stiel eine flache Schale trägt; auch unten hängt eine
•chalc. Mau bringt das Instrument in Wasser, legt den zu untersuchenden Körper auf die
bere Schale und fügt soviel Tara hinzu, dass das Instrument bis zur Marke einsinkt, dann
iitfcrnt man den Körper und ersetzt ihn durch Gewichte, bis dieselbe Einstellung erreicht ist;
ndlich wird der Körper in die untere Schale gelegt, n.icbdcm die Gewichte entfernt sind, und
un werden neuerdings soviel Gewichte auf die obere Schale gelegt, dass das .\raeomctcr wieder
is zur Marke einsinkt. Die erst aufgelegten Gewichte geben das absolute Gewicht, die letzt
aufgelegten das Volumen. Für Körper, die in Wasser löslich sind, muss man natürlich eine
andere Flüssigkeit wählen. 4. .Mit dem Pyknometer, einem Fläschchen, welches mit einem
;enau bestimmten Volumen Wasser angefüllt wird. Das Fläschchen wird zuerst mit
asser gewogen, dann der zu untersuchende Körper in das Fläschchen gebracht, sodass ein
heil des Was.sers ausfliesst uud dos Wasser ebenso hoch steht wie früher; das Fläschchen
ird nunmehr nochmals gewogen; diese beiden Bestimmungen in Verbindung mit dem vorher
rmitteltcn Gewicht des Körpers gestatten dessen spccifisches Gewicht zu berechnen. 5. In
anchen Fällen ist es auch zweckmässig, dos specifische Gewicht eines Körpers dadurch zu
«stimmen, dass man ein ihn nicht angreifendes Flüssigkeitsgemisch herstellt, in welchem er
:erade schwebt und alsdann das specifische Gewicht des Flüssigkeitsgemisches ermittelt.
Folgende Methoden sind für die Bestimmung des specifi.schen Gewichts der Fliissig-
eilen ausgebildet worden. 1. Die Methode der hydrostatischen Wägung. Ein
ichwerer Körper wird an der Waage aequilibrirt. Darauf wird er, in Wasser tauchend,
an der Waage nochmals aequilibrirt, wobei man die bei der ersten Wägung benutzte
Tora liegen lä.sst und auf der auf .Seiten des Körpers befindlichen Waageschale die
ur Herstellung des Gleichgewichts erforderlichen Gewichte hinzufügt; letztere geben dann das
'olumen des Körpers an. Dieselbe Procedur wiederholt man jetzt, indem der Körper nicht
mehr iu Wa.sscr, sondern in die zu untersuchende Flüssigkeit eintaucht. Das .specifische Ge-
wicht erhält man, indem man d:is jetzt zur Herstellung des Gleichgewichts erforderliche Ge-
lebt durch das Volumen dividirt. 2. Mit dem Pyknometer. Das oben unter 4. erwähnte
läschchcn wird gewogen: erstens leer, zweitens mit dttslillirtem Wasser bis zur Marke
gefüllt; die Differenz giebt das Volumen. Drittens wird das Fläschchen mit der zu unter-
uchenden Flüssigkeit gewogen. Dieses Gewicht vermindert um das Gewicht des Fläscbchens
ebt das Gewicht der Flüssigkeit, dieses durch das Volumen dividirt das specifische Ge-
icht. Es giebt ferner eine Anzahl Instrumente, welche das specifische (Gewicht ohno
uchnung direct abzulesen gestatten. Dazu gehören 3. die Skalcnaraeometer. Die-
clben beruhen auf der Thatsnche, dass eiu Körper, dessen mittlere Dichtigkeit kleiner
ist als die einer Flüssigkeit, in letztere so tief einsinkt, dass das Gewicht des ver-
drängten Flü.Hsigkeitsvolumens dem Gewichte des Körpers gleich ist. Es sind ?oII-
■tändig geschlossene Glashohlkörpcr, welche aus einem unt<.!ren dickeren und einem oberen
Bünnerou kreiscylindrischcn Thcil bestehen. Letzterer enthält in seinem Inneren eine Skala,
nie das specifische Gewicht direct augiebt. Um aufrecht zu schwimmen, enthält der unteru
i
[(««wicht
"^ 458 —
Thcil (los Araoonieters ati der tiefsten Stelle Quecksilber abgeschlossen. Für »pctäalbi
sind die Sknlenaracomcter in fiebrauch als Alkoholometer, 2:ur Untersacbusg d«Ü
gemischc, als Lactndcnsiractor. /.ur Milchuiitersuchung, als Uromc - '- tm
suchiiiig. u. s. w. Wo miissige üen.iuigkeit. etwa bis zur dritten fJ' i«fl
Komma, genügt, sind sie, falls geaicht, rcelit bequem. Ungeaichtc lustru; i^M
die L'ronieter, zeigen oft die gröbsten Fohler. 4. Die ücwichtsaru' • H
bei den Skalen.iraeometern das Gewicht der Instrumente const^aut und da.^ llH
variabel ist, ist es hier gerade umgekehrt. Ein durch eine bestitnrat' ilH
Theil der Instrumente taucht in die Flüssigkeit ein: zur Erreichung die.s'.. i..,..«..ctH
eine, au passender Stelle angebrachte Schale mit Gewichten beschwert. Instru^H
Art, wie das Fahrcnheit'sche Hydrometer und da.s Araenmeter von Trallei, iMP
einer ziemlichen Genauigkeit fähig, wenig in Gebrauch gekommen, weil man bei ibncia
eine Rechnung ausführen muss. Das Lohnstein'sche Araeometer vermeidet fine U
Uebciständen; die Gewichic tragen Bezeirhnungen, welche ohne weiteres das lugidlürii
citischo (iewicht abzulesen gestatten. Eine weitere Eigenthümlicbkeit dieser In-lrum«»
Art und Weise, wie dos Eiutauchsvolumen von dem übrigen Theil des Iri t^t
ist; es geschieht dies durch eine scharfe kreisförmige Kaute, wodurch der £i: : r (H
der sonst bei den Araeomctern die Genauigkeit beeinträchtigt, vollständig elimmid^l
Instrumente werden in verschiedenen Formen hergestellt. Erstens als Universalan^H
Flüssigkeiten jeden specilischcn Gewichts, bei ihnen befindet sieh die zur Aufathnt I
Wichte dieucndc Schale natürlich unten und ausserhalb der Flüssigkeit, rw-t>*n<i ik
meter für spcciellc Zwecke, die nur begrenzte Dichligkeitsintervalte her .:<fl
w.'Uinen von diesen letzteicn nur das Gowichtsuromctcr. Mit diesen In- n^
d,is specilische Gewicht der Flüssigkeiten, bis zur vierten Dezimalstcllt! ua. li d'^si
(incl.), bestimmen, eine ticn.-iuigkeit, diu sonst nur mit den die chemische W.i.igc fci:
den Methoden zu erreichen ist. 5. Die Mohr'sche Waage, welche das l'hucip JH
statischen Wägung anwendet und so eingerichtet ist, dass man das specifischu GmH
ablesen kann. Ihre Genauigkeit erstreckt sich bis zur dritten Dezimalstolle. ß. fS
Flüssigkeit, von der sehr geringe Mengen zur Verfügung stehen, bestimmt man ii»
tische Gewicht zuweilen .so, dass man ein Flüssigkeitsgemisch, mit welchem jene üidll
bar ist, herstellt, in welchem sie als Tropfen gerade schwebt. Divs specifische Gtwit
Flössigkeitseemisches nach einer der vorstehenden Methoden bestimmt, ist gleich doa
tischen Gewicht der zu untersuchenden Flüssigkeit.
Das specilische (Iewicht der Flüssigkeiten ist in hohem Gradij von der Temp«nl
hängig; man muss daher stets die Temperatur angeben, welche die Flüssigkeit «ikrt
Bestimmung hatte. Die Angaben der Instrumente .selbst sind wegRii der GlAsausi
ebenfalls nur für eine bestimmte Temperatur richtig; die iuslniracutclle TcmpcratunaM
die deshalb die Angaben erfordern, ist jedoch so gering, dass sie in den gewöbnlichea
vernachlässigt werden kann. Näheres über diesen Punkt besagen übrigens meist i
Instrumenten beigegebenen Gebrauchsanweisungen.
Die Bestimmung des specifischen Gewichts der (iase und Dämpfe hat für die I
wenig Interesse, etwas mehr diejenige der festen Körper, aber wichtig ist di« Keanta
specilischcn Gewichts vnu Flüssigkeiten, uiclit nur für die Benutzung der «otmtn
Ai'zueien, sondern für die Kcnnlniss von Barn, Lymphe, AsciteslUissigkeit u. ». _
TB. IM
Oewnense. Als Gewürze, Condimenta, bezeichnet man im .Mlgemeincn <\
welche in geringer Menge den Speisen zugesetzt werden, um die an .sich ^.■ ^|
stofTe oder Nahrungsmittel sehninckhaft und damit für die Dauer ohne Widerwili
zu machen. Der Nährstoffgehalt ist bei der geringen Menge ihres Zusatzes beb
Die in den Gewürzen vorhandenen Wür/.stoffc steigern die Absonderung der
safte, fijrdern dadurch die Verdauung, zum Theil auch die Resorption des Verdau(«B|
regen sie den Appetit an. lu den meisten Gewürzen finden sich specilische
schon in kleiner tjuaiitität die geschilderte Wirkung üben: im Pfeffer ein scha
und schmeckendes aetherisches Ocl und ein scharf schmeckender .Stoff, das Pipc
das .scharf schmeckende, durch Fermentation gebildete Senföl (Schwefelcyanallrl*),
weise im weissen Senf das Schwefelcyanakrinyl; im Zimmt, in der M uskntoiis«, <
Gewürznelken, im Ingwer, Kümmel, Koriander, Anis, Fenchol, Kfctdl
Safran für jedes dieser Gewürze charakteristische .aetherische Oele, in der Vi
aetherischem Ocl das Vanillin. Die Verwendung der Gewürze zu den Spei
nach Geschmacksrichtung und Gewohnheit. Zu den Würzstoffen gehört .luoh d»s
Steinsalz, der Zucker, die organischen Säuren, Essig-, Aepfel-, Wi
säure, die flüchtigen Fettsäuren, z. B. Butter- und Caprons.äure im alten Kii^
schart schmeckenden und riechenden Stoffe einiger Gemüse: Zwiebel, Kn«
Petersilie, Hettig, Radieschen, endlich die riechenden und schmff' •
Stoffe des Fleisches. Häufig entstehen Würzstoffe erst bei der Zul
durch ZersetiiUDg organischer Substanzen in Folge hoher Temperaturen , „ i.
Rwnerz«
— 4Ö9 —
Gicht]
fdes Fleisches, beim B.icken des Brotes iti der Kruste, wobei zugleich die organisehen Säuren,
I Essig-, Milchsüurc, iiu Brotteige entstehen.
So vortheilbaft der m;issif;e (icbrauch von Gewürzen ist. so uuzwerkmnssig ist ihr über-
tiässiger ticbr.iucb. Mit der Dauer wird man einer stets gleich gewüntteii Speise überdrüssig,
B. des I'ükclfleisches, sodass man sie nur mit Widerwillen verzehren kann, wührend beim
i^echselu des W'ürzstoffes sich wieder Appetit einstellt.
Insbesondere sind Gcwürz-e, im Verein mit Bitterstoffen (Amara*) und Fleischbrühe (Fleisch-
extract) für Kranke und Keeonvalesccnten, deren Verdauungsthätigkeit noch darnicderliegt, von
»esentlicher Bedeutung; die .Art der Zubereitung und Würzung der Speisen ist gerade für die
iKrankcndiaet Ausschlag gebend. Im Allgemeinen sind hier nur die milderen Gewürze zu
Iverwenden : das Kochsalz, die aus der Schale von Citronen und Apfelsinen durch Ein-
|kochen mit Wasser und Zucker hergestellte M.irmeladc (Scotch marmelade), Zwiebel, Suppen-
iraut, wie Sellerie, Petersilie, Porree, Mohrrübe, Kümmel, Anis, Muskatnuss und Muskat-
bliitbe, Zimmt. Mit diesen Mitteln wird es gelingen, Abwechselung in die Krankenkost zu
bringen. Essig sollte, als häutig die Verdauung störend, aus der Krankenkost überhaupt,
tbeoso Senf bei Nieren- und Blasen.-iffectioncn gestrichen werden.
MCNK.
cht. Die Gicht ist ein«' ilircni W<'.>ieii n;tcli inii-]i iiiiUpkiiniite <'hrc>iiwehe Kr.niiklwit,
(die mit »'iitzüiHÜichcir l'niws.scn dvr (itdeiiki- iiinl in ilcr Foip.' .lucli ;iiulcror ( irganc
I ciiilicrgi'lit; HntzfiinluiipMi, «■('ji-jic zunfichst ganz |ilntzlicli und unvi-rmittidt in acuten
[Aufüllcn aufzutreten und in kurzer Zeit voriiberzutceheu |)flegPM, um durc.]) oft lange
Intervalle vrdli):en WolilbelintleiiH von neuen Anfällen getrennt zu bleiben, die jedoch
weiterhin liauernde Vei-;ii)ilerunj;;en, wiederum in erster Linie an den (iidenken niul
■ S|>riterhiii an anderen Organen tiinterl.'issen, und insbesondere auch dnroh ihre Kta-
blinmjr iti lehenswirlititren Organen, vor .\llein in den Nieren, aus der zunäehst nur
' sehmerzlrafteu und i|U."ileu(len aber nngef.älulichen Affection ein zum Tode führendes
Leiden machen kinuien. iM.an weis.s nur, dass eine pewis.se Hi'reditäf bei der Gicht-
prkraiikung mitwirkt, von der es jedoch zweifelhaft ei-scliejnen kann, ob sie die
I wirkliche iebi-rmitteluii}; einer IHsposition isl, oder rnelit vielleicht mehr die Gleich-
artigkeit der {/•heilsweise utui der gemeinsamen sohiullichen Kinfliisae des Milieus
[in einer und derselhen Familie; auch fördert der Alkohnlgenu.ss nicht imr die Ent-
tebung der Krankheit an sich, sonileni insbesondere den Au.sbruch der einzelnen
Incuten Anfälio; niul schiie.sslich .sind gjinz zweifellos bestimmte Fehler und Ueber-
[treibungen in der Lebensweise für die Kntwickelung der Gicht verantwortlich zu
|niachon. Alles übrige, was in der geradezu unübersehbaren Literatur der (iicht für
ihre Kntstehung anges[(rochen wird, insbesontlere die ütiermilssige Hetoniing der
sicherlich nicht d.-is eigentliche Wesen des G ich t.an fall f>s bildenden HarnsiVureaus-
scheidung, sind Theorien; Tlieorien, die nach kürzester Frist von anderen, gewöhn-
flich direct entgegengesetzten Anscliauungen abgeliLst zu werden pflegen.
l*ie Therapie der (iicht hat zwei durchaus gesonderten Indicatiouen zu entsprechen:
der Kehandhuig des acuten (iichlanfalles, bei welcliem es zunächst nur auf eine
möglichste uiul schnelle Beseitigung der ipiiilenden Schmerzen und eine baldige
Wiederherstellung der Bewegliciikeit und Leistungsfähigkeit des Körpers ankommt;
[mtd der Behatidlung der zur Gicht disponirlen oder früheren (üchtanl'ällen bereits
[ausgesetzt gewesenen l'ersonen, bei denen der Wiederkehr solcher Attacken mög-
lichst vorzubeugen ist. Oazu kommt dann noch die Behandlung der Com|)licationon
und, so weit es möglich, die Beseitiginig der dauerndc^n Residuen früherer Anfülle.
Und wenn es schon hei keitier einzigen internen AfTection ausreicht, sie nur mit me-
I dicamentöser Einwirkung zu behandeln, so nu"is.sen bei einer Krankheit, wie die
jtJicht, die zweifellos zum wesentlichsten Theile aus feiderhafter Lebensweise re.sul-
'tirt und in weit aus einander liegenden Anfällen aufzutreten pflegt, gerade diejenigen
therapeutischen Maa.ssnahmen, welche auf die Abstellung dieser Feliler Einftuss
haben, in erster lyinie also die Krankenpflege und die Diaetetik, von besonderer Bc-
[deutung sein. Ks wnnlen demnach in der Therapie zunächst die Krankenpflege,
alsdann die Diaetetik und schlie.s.slich die ntedicamentöso Beeinflussung durch
.ir/neiliclx- Heilmittel, wie durch Mineralwa.sser nacheinander zu erörteni sein.
A. Therapie des acuten gichtischen Anfalles. Erfahrungsgemäss geht,
zumal in den ersten Jahren des Leidens, nach einer Reihe von Tagen der .icute
LÜicIitanfall audi ohne wesentliche therapeutische Beeinflu.ssung vollständig zurück,
finc Thatsache, auf welcher in der Hauptsache die Wirksamkeit vieler der bei der
Lichtbehandlung gerühmten Mittel allein zu beruhen scheint. Es besteht daher für
[Uicht
— 400 -
die lifliiiiullunfi; des acuten Anfalls zunächst nur die Indication, tlie «t:
lieh heltifjen Schnienecn zu mildern und Alles fernzuhalten, was ilie? ■
iiildung hindern oder verzögern könnte. Denn ein ('oiipiren des Anf::
fach es auch erstreht und seihst für erreicht eraclitet wurde, bisher
niissluiigen. In erster Linie also niuss der Kranke völliger Körp'
würfen werden: und da erfalirungsgeniäss in der KrankenpfU-go t'in>" ■^"'
Bettriüie zu erzielen ist, so gehört jeder (Jichtiker aus »licseiu G:
acuten Anfalles in d:is Bett, für welches sonst keine Indicatiun \' . ..x- . -
nur selten und dann auch nur in den niüssigsten (Jraden, im Gegensatz mm i -
Gtdenkrheutiiatismus, den Gichtanfall zu begleiten pflegt. Innerhalb des [UMn*
djLS erkrankte Gelenk, das, wie bekannt, am häufigsten das Metatar«o-Phala|*
getenk der grossen Zehe des Kusses ist, hochzulagern, aus dem leicht tirkllrUi
Grunde, den Hlutalifluss zur Entziiiulungsstelle möglichst einzuschränken; iLihn%H
es lose mit einer nur dünnen Schicht Watte oder ähnlichen lock'-'
deckt, unter sorgfältigster Vermeidung jeden Druckes. Sehr zw^i
L'elyerzug der genitheten und gesjiannten Haut über dem afficirt»-ii
Cüllodiuni, dem man Salicvlsänri' uder andere, auch auaesthcsiri^mi'
lieimischen kann, bei dem jeduch das Hauplnioment der oft üherr.n.sclipnil .
Kitrwirkutig in der Ituhestcllung des (ielenks auch für niininiale Bewe^..,
linden ist. Die locale Apiilication vnn Kälte, welche ja gleichzeitig murr
Antiidilogisticuin wie loeahvs Anaestheticum ist, und die daher hier besonders
erscheinen kümite, mass sorgsam eingeschränkt und überwacht werden; gr«
verlangen die Patienten selber danach, ahi'r die Anwendung von Eis, ii
trahirte, hat grosse Gefahren und kami leicht zu Nekrosen führen; und
wie man auch über die Kolle der Harnsäureabhigerungen denken ni
Maa.sse diese auch nur secundär in dem Ablauf der Affection aufti
starke Tem)K;raturlier;üisetzungen inuner eine Beförderung solchen Aunfa
w:irten. .Man lä.s,Ht daher dxs Kis ganz bei Seite. Hal)en die Kranken das^
nach liicaler kühlender Beeinfiussinig, so dürfen höchstens leirhte, dütuie Coin|
mit kühlem \V;\sser aufgelegt werden; aucli d.w zu solcher Apiilication so
Bleiwa-sser kann verwendet werden. Damit ist zunächst alles erfüllt, was an
Anwendung zu leisten ist. Die Sclionung und Kiihestellung jedoch, zu '
die oft unerlräglich)' Schmerzhaftigkeit schon von selber zwingt, darf immrr
lange durchgeführt werden, als die entzündlichen Erscheinungen noch ausges])!
sind: sie nicht über d:is eben nur nothvvetiiiige Zeitmaass hin:ins hestehen tu
erfordert mehr Kenntniss vom Ar/.te als <lie .Anordnung der sehr i>infachun
Ma.'LSsiKihmen. Sehr häutig hört man von Gichtikern die pe.rsönlich von
machte Erfahrung aussi)rechen, d.iss, wemi es ihnen beim Eintrott-n eines i
türlich nii'lit selir heftigen .Aid'alles gelinge, mit .\ufl>ietung aller Knerpi
:ep^i
Beinen zu bleibi-n, der Anfall schnell wieder vorülfcrgehe; wenn sie dagi
ziun Nieilerlegen gi-zwungen würden, sicher auch lange Zeit ziibringeri mii
sie wieder aufkätnen. Das hat insofern für jeden Gichtanfall etwas ZutreffemlH
eine möglichst frühzeitige rebung des erkrankten (ielenkes die WiederhiTstellu
schleunigt; sobald mir angängig, muss der Kranke wieder auftreten vider, bei dr
der Affection an anderen lielenkeii, l'ebuiigen mul Bewegungen mehr
Art vornehmen, natürlich ohne Uebertreihiitig und in .allmählicher '■
Wächter Progredienz. Die jiassive Einwirkung der Mass:ige darf
frühzeitig erfolgen, was in .\nl)i>tracht der starken Schmerzhaftigkeit ■
(irausanikeit wäre; überhangt sind energische Manipulationen ;ni (!■
tielenken zu verbieten und auch nidit ungefährlich, da sie gU'i<*iierni:i:i ■*<
übermässige Kältcanwenduiig zu Nekrosen führen können.
Die Diaet währeml <les acuten Giclitanfalles ist, soweit durch tlie ofl rladäli
Appetitlosigkeit imd die in Folge der Schmerzhaftigkeit hervorgerufeni- Ah»li:una4
und Mis.«stinnumig tue Nalinmgsaufnalnne nicht überhaupt gänzlich jlles-— -i' "^
keinen Vorschriften unterworfen; sie hat eine ni5.ssige, nur aus leieht<
stehendt- zu sein, in je<ler Hinsicht eine „Krankenkost". Das Getr:lnk mn
oder ein leichter Säuerling: Alkohol ist in jeder Form gänzlich aus^jeschl
Die medicamentöse Beeiiiflussong kann natürlich lier Narcotica nicht
Auch hier, wie immer bei stark .scliinerzhMl'len .MTeclionen, uiass maji oft lum !
phium in subcutaner Einverleibung greifen. Es scheint, als wenn alle du
— 461
«iihtj
I y
Empirie als wirksam beim acuten Git'htanfall orkaniitni Mittel nur durch diese ihre
narkotische Wirkung einen heilsamen Ktiect ausühon. l>enn wenn die Saiicyl-
Büure*, als eine orfranisclie Sfture, in ein hesonderes Yerlulltniss zur Harnsäure ge-
bracht und daraus ihre empirisch zweifellos festgestellte und oft sehr ausgesprochene
Wirkung hergeleitet wird, so ist das natürlich graue Theorie. Die Salicylsfiure hat
iu grossen Dosen in der 'l'liat hier einen oft ri'clit günstigen Kffect, den ihre Surro-
gate, da8 Antipyrin, Phenacetin, I'beiiokoll, iSalol und die iihidichen Arznei kOrper,
zwar nicht ganz erreichen, die jedoch trotzdem in der ärztlichen f'rxKis oft alter-
nirend mit ihr zur Anwendung kommen müssen, (ianz besonders aber und von
ters her berühmt ob seiner Wirksamkeit bei der Gicht ist der günstige Kinfluss
s Colchicum*, der oft geradezu frappant ist umi durch nichts anderes übor-
ffcn wird. Man mag es im Interesse einer Bekfimpfung aller Geheimmittel noch
sehr bedauern, es hleii)t nichts übrig als unverholen einzugestehen, dass durch
einerlei Medication lier acute Gi<'btanfall in solcln-ni Maasse günstig beeintlusst, ja
,bei rechtzeitiger Anwendtnig aiiscln-iiiend seihst abgekürzt und auch ganz verhütet wird,
fie durch den sogenannten Li ipi cur Laville, dessen wesentlicher, wenn auch nicht
Hein wirksamer Bestandtheil Colchicin ist. Zweifellos wirkt (lieses Medicament
anira besser als die ofticinellon Colchicumitraeparate, weil es — ein Vorzug, den
viele Geheimmittel vor unserer durch Maximaldosen eingeschränkten Ueceptur
aben — in so herzhaften und iincontrolirbaren Dosen genommen zu werden pflegt,
888 die resuUiremle narkotische Wirkmig eine besonders ausgesprochene ist. Auch
ie Tinctnra Colchici nmss energisch gegeben werdeu, 50 und selbst 60 Tropfen auf
'teinmal, eine solche Dosis zweimal tiiglich. Der Li(jueur Laville führt gleichzeitig,
und besonders dort immer, wo er auf den (jichtanfall einen günstigen Kffect hat,
lUch eine starke Stiihlentleerung herlici; die wieder empfohlene Kalomelbehandlung
les acuten Gichtanfalles kann vielleicht hierzu in einer gewissen Analogie stehen.
B. Therapie der chronischen gichtischen .\nlage. Unter den therapeut-
ischen Ma.-ussnahmen, welche bei gichtischer Anlage die Wiederkehr der Anfälle zu ver-
üten geeignet sinil, stehen die Heilmittel der Kraiikeni)flege obenan, und zwar hat
iese systematische Regelung der körperlichen Bethätigting un»l der Nahrungsaufnahuiü
icht erst dann einzusetzen, wenn ein erster Anfall eingetreten ist, somleni in pro-
ibylacti.scher Weise auch ohne einen solchen, da diese .so deutlich von Heredität imd
"(Irperconstitutiou abhängige Affection den Arzt gar nicht so selten schon lange Zeit
diejenigen Personen erkennen lüsst, welche gichtisrhen Anfällen später aus-
t sein werden. Zudem spielt sich die Gicht in der Hauptsache nur in gewissen
icialen Kreisen ab; sie ist eines der vielfachen und der sehr zahlreichen, den l)efangenen
icken nur nicht immer gleich erkennbaren Couipeusationsobjekte, welche die Natur
enjenigen Persönlichkeiten auferlegt, denen sie andersartige, n'ichliche Vortheile hat
zu Theil werden la.ssen. Wo daher in einer Familie Gichterkrankungen vorgekommen
ind, wo eine üppige Lebensweise vorherrscht und besonders Werth auf die Genüsse
er Tafel gelegt wird, wo zudem körperliche .Arbeit und Bethätigung g:u' nicht oder
cht ausreichend vorgenonimr'ii wird, abi'r auch dort, wo eine intensive und aus-
hlicssliche geistige liescliältigung die körperliche Action ganz und gar zurück-
ängt, überall da hat sclion frühzeitig eine Kegelung der Lebensweise nach den
iden Uirhtungen der Anre^jung der körperlichen Bethätigung und der Kinsc.hränkung
er ri'ii'idichen und ungeeigneten Nahrungszufuhr zu erfolgen. Welche der vielen
iischauungen über das Wesen der Gicht auch dem thatsächlichen Zusammenhange
er IMnge am nJichslen kommen mag, die klini.sche l'"rfahrimg zeigt unbedingt, da.s«
die, weim aur-h niclit letzten Ursachen der AlTection allenneist eine überreichliche
Stoffzufuhr und gleichzeitig ein unter der Norm hieibeiuler StofTverbrauch sind; und
diesem Missverh:iltiiis.s entgegen zu treten ist die wichtigste Aufgabe der Therapie.
Alle geeigueten Körperübungen, in erster liinie das systematische f{udern und
las Radfahren, auch Scliwinmien, jedoch nicht in zu kühlem Wxsser und nicht in
er See und unter sorgfältiger Vorsicht vor Erkältungen, auch Reiten, Fusswandern
d Bergst<Mgen, sodann Turnen, H:inteln und andersartige gymnastische Uebungen
ind, je nach der Mögiiclikeit der Ausführung und auch nach der individuellen
"cigung des Kranken anzuordnen, denn ohne diese letztere werden Bethätigungen
körperlicher Art, die, um wirksam zu sein, viele Jahre hindurch fortgeführt werden
niüsseu, nur zu bald wieder unterlitssen. Unter allen Umständen ist dafür Sorge zu
tragen, dass die bctreifcndeu Personen zum Gemiss der freien Luft kommen; dass,
[Gicht
— 162 —
wt-nn ihn- Kc>r|K^iiihuiigfn sie tiiclU ohnodii's ins Frt'ii." fnhroti. SpaziirelOf* I
finden; d.-tss licsdtiitfrs aiieii diu Zeit der Arhoit und «Iit Krlioluniu;. dp« AuM
im Zimmer und im Freien eine Kintlieihmj; und n'gel massige Abworliünlu^HI
l)if passive Form iler Heweijun;;:, die Massape und die sngi>nad^|
gymnnstik, eignen sich mehr für ;ilfere und sidiwiichlirhe Personon vmd^l
weniger wirksam; nur für die Hntfernun;: der l{esi<lueii dor acntni Srbübt^
iirauclibar. Dass ein lte;;inie, wie es für die (Jiciit tiotbwi-iHli;; ist, an ^
Kurorten snrgfältiji^er und wfitf^elu'miiT durelifidirl)ar ist, als innerhalb lirr tf^
HerufsbetliritifTuu';, versteht sieh ohne weiteres; zeitweiser Atifi^ntliHlt an Knntt^
daher ein wirksamem Untcrstutztnifismiftel und in diesem Sinne, aurh unabl
von gleichzeitigen Hade- oder Trinkkuren, eine werthvolU» HciliiUfe für die Tbl
l>ass alle die,«e HethKtifauigen riaeli einem fiberstandenen Anfülle mrijflirk«!
zoitip w ieder aiifgenonuneu werden müssen, ist schon bei der Beh:uidlung lir» 1
Anfalles besproehen worden; liier, wie üiierliaupt, li;it die Körporaetion nirht |
mit voller Intensität eiiizuset«en sondern mtiss in allni:ililich<>r und ülicrl
Sfeigrerun"; liis zur FlTthe der Leistungsl'Shigki'it nach und iiaeh hinaiifgerül^M
l^-ber diejliaet der (ücjitiker lii'sse sicji, weim man allen tleii einzeln^JH
entsprechenden Vorscliriften ftd^oii wellte, nur sagen, dass diose Kranken AM
liaupt nichts essen cliirften. .ledi-nfalls ist das eine Moment wichtig und mri
dass eine jede zweckentsprechende Diaet eines (jichtikers mebr in ()aaD^^|
qualitativer Hinsicht einer Hesch riinkung bedarf; untl wenn es zatrifliPV
verschiedenen Methoden der diaetetischeii Entfettungskuren nur versrhiedeoe B
sind, unter welchen den Patienten das zuviele Essen vcrloidet wird, so iil I
gewissem Sinne auch bei den Vorschriften für die (tichtdiät zutreffend Sa,
man meinte, dass die fdierschüssig erzeugte Harnsfiure direet :iua dem Sxk
eiweiss gebildet würde, w:u' iialürlii'h der Fleischgenuss s«> pit wie gaii» f«!
jetzt, wo das widerlegt ist, wo die Harnsilure als aus dein Nudeln titt fl
eiweisses herstaimuend erkannt ist (Horbanzewski), hat eine solch« a|
Kinschr.'inkung kaum eilten 8imi, wenn auch um mfussigc Grade bei 4^fl
nahrung die Verdaiumgsleukocvtosi' und damit «ler Zerfall von Knrpereiwa^^
ist, als bei andersartiger Nahrung. Auch hat die rein oder ann.'ihemd vegt'li
I^ebensweise hier, wo der StolTitmsatz und insbesondere derjenige der B
Substanzen retardirt ist, den Naehtlieil, dass die Kohlehydrate und Fette Spi
sind, welche den EiweissstofTweehsel verlangsamen und die daher gerade eii
gewünschten entgegengesetzten Effect haben, ganz abgesehen von der Bel4>
des Magens und des Parmes, welche die zur Deckung des ^e.s»mnitca Budi
grossen Mengen iirithigeii Vegetabilien und Fette herbeiführen. Es ist
rathsam. einem (üclitkranken in der Art der Ernilhrung keine allzu grossn B«i
knng aufzu<'rlegen, iliu vielmehr gem ischte Kost essen zu lassen, aber narml
so, dass die Nahruiigszufuhr gerade nur den individuellen Bedarf deckt uixl
die friiheren (ie|)flogeriheiten des l'atienten wesentlich zurüekhleilit. Hin (iichtk
niuss wenig essen; im ülirigen aber, was ihm .schmeckt. Da nun aber eine
iiuantitative Einsciir:itiktmg in der Praxis oft den allergrössten S<.-hwirruj
begegnet, wenn sie nur generell angeordnet wird, da kein nocli so starker
die wirkliche L'eber/eugmig gewinnt, dass er zu viel Ssse, so ist oft die tha
liehe Heduction der (!esammti|uantitrit der Nahrung nur auf dem Wege lu tm
dass einzelne Nahrungsstoffe und besondere Cruppen von Nahrung:smitt«'ln üb«
ausgeschlossen werden. Wofür man sieh hierbei entscheidet, ist ganz indiviil
den einzelnen l'all zu bestimmen: die verschiedenen Diätvorschriften und S]
für Gichtkranke, welche in der Litenitur aufgestellt sind, haben hier pw"
Kigenthfimlichkeit, dass von den einzelnen Autoren, und zwar von den erst
anerkanntesten Sachverständigen auf diesem (lebiete, offenbar nur unter dem \»th\
(iesicht-simnkte einer Beschränkung der gesammten Nahrungsmenge überhaupt,
der eine das au.s.sc.lilirsst, was der amiei-e gestattet: sodass in einem tiiciitki
der, wie es ja die Gi-pflogerdieit bei dieser „wohlsitiiirten" Affection ist, «
ander eine Ifeihe von v\ntoritäteti über die von ihm zu vermeidenden Spei««
da ihm die Gründe und Ziisainnienhänge der einzelnen Anordnungen natArii
bekamit bleiben, nicht gerade das grösstc Zutrauen zur raedirinisehen Wiwfli
hierdurch erweckt wird. Auf alle Falle muss die Nahrung in jeiler llii»iciU{
und vorgeschrieben werden, nach bestimmtem, auch besonders auf <|ic
Irht
-_ 468 _
(iirht]
»■rstreckciideii S|H'isi'/,cHfl, und in so rgf alt !•:<.• r Kintlii-iluii}; iiiid Iiiiirh;iltiii)j; der
MiihlzcittMi. Nur sfhwprvordanlii'lie S|ieiseii, srharfe (ii-wQr/.c, K.ilTi'i' und Tlice und
all<>s, w;i.s den M:is<»n mid die Nieren ri'izi'U kötuiti', ist wcj;i'ii der vitriiandi'iitMi oder
droheiidi'ii Mitbetln'ilijiuns; dieser OrjjaiiL' i'iii/iisfiiriiiiken ; Alkoliol aiisscrdriii, dessen
Oenuss «iie kiinistdie Ueoltaeiituii!; immer und immer wieder in einem wenn auch
Inoch iii<'lit erklärten maa.ssgel)eiiden Znsammenliange ersclieineii lilsst, ist nach Mng-
liclikeit l»ci Seife zu lassen, darf keiiieüfalls in eoncentrirtor Form oder in reieldieher
»Aurnalime gwiossen und soll, vveim überhaupt, nur in tTi!lKsi{;eni Maanse als leichtes
Vgiites Bier oder als einfatdier Hothwein aufgenommen werden.
(iegenidier der Wirksamkeit dieser Maxssnahmeu der Krankenpflege und der Diaet
arten hier ilie niedieanientnseii Kinwirkunp-n erheblieh ziirnck. Aa« der allor-
iinf;s ivur der rein aiiatnmisrhen LlenkunjTsweise eiitiioinmenen Anschauung, dass die
lAblagernngen von Harnsäme umi liarnsauren Salzen di(' augenfiillipste Krscheinuuf;
[an ileni inaterieilen Substrat der al'licirten Organe sind, bat man stets sicli bestrebt,
[obwohl diese barnsanreu Ablagerungen mehr die Residuen, die .Schlacken, denn das
jNVeseu des krankhaften Trocesses bilden, iltirrb reicldiche Kinffdirung von Alkalien
Ulie Harnsäureablagerungeii zu verhiilen und dun li i'ine möglicdist weitgehende L^'ber-
l/ühtiing der fast nnbislichen reinen llarnsiinre in das lösliehe saure harnsaure Natrium
tinid das noch leichter liisliche l)asische Salz, d:LS (.ielostbleiben der Harnsäure zu er-
Eielen. Kine solche Therapie hat denn auch, wie weseutlich oder nicht die Rolle
[der H:imsäure in der (iicht]iathologie auch sein mag, wenigsti-ns für die Hanisiluri--
lausscheidimg einen gewissen HtTect, denn die Bedingungen für ein (ielfistbleiben sind
iu einem mehr alkalischen Medimn natürlich günstigere. In welchiT l''onn man das
lAlkah' einführt, ist unweseiiilich; es stehen ilie drei Wege der medicamcntösen Ihir-
j reichung, der Kinverleibntig in Form von l'Viielifsäften luul der .\iinerahvas.serkureu
[zur Verfügung. Bei einer für lange Zeit iinthigen derartigen Kinwirkimg, wie sie
jhier vorliegt, bieten natürlich die (Jenussniittel und die Jlineralwässer bessere Be-
llüngiuigen dar als die Arzneien; dafür sind die.se wohlfeiler und können als
[kohlensaure Salze in Mengen von mehreren (irainmen täglich in einfacher Weise oder
liu Selterwasser genommen werden; die pflanzensaureii Alkalien sind noch zweck-
Imüssiger als die kohlensauren. Ganz besonderer Vorliebe erfreut sich das Lithium,
wdaa jedoch in den geringen Mengen, in welchen es selber löslich ist, weniger durch
] seine lösende Eigenschaft eines Alkali, als vielmehr dadurch wirkt, dass den Lithium-
lealzen eine diuretischc Wirkung zukommt (Mendelsohn). Auch vom Lithium ist
[es zweck miissiger, da.s citronensaure Salz zu wählen, in Mengen von 1/3 — Vj gi drei-
mal täglich. Eine einfache und gutvertragliche Mischung der hier zweckraSssigen
Alkalien stellt übrigens d:js l'ricediii dar; auch .lodkali ist angebracht und wird
vielfach verwendet. Ausser diesen einfachen Alkalien sind sodami in den letzten
I Jahren eine Anzahl von Arzneikör])ern künstlich hergestellt worden, denen die be-
sondere chemische Fnhigkeit zukommt, llarnsiiure reicldich zu lijsen, eine Eigen-
schaft, die besonders das Piperazin und in noch weit höherem Maasse das
Lysidiu besitzt. Alle diese Mittel, welche die Ham.süure auch im KOrper des
Gichtikers in Lösung erhalten sollen, versagen hier gänzlich: sie sind nur aus theo-
retischen Vorstellungen, nicht durch thatsächlichen Nadiweis oder durch klinische
Beobachtung als wirksam erachtet worden. Die zweite Form der Einverleibung von
Alkalien bieten sodann <lie Fruchts.lfte dar, angenehme und erfrischende Mittel,
^^die darum in jede Gichttherapie aufgenommen werden sollen. Auch üire Wirkungs-
^B weise ist nur die der Zufuhr von Alkalien zum Blute, da im Köq)er die eingeführten
~ pflanzensauren Salze zu kohlensauren Salzen verbrannt werden (v. Lieb ig). Citronen-
saft kann in solchen t^nantiläten gennninu'n werden, d.ass man thatsächlich von
einer Citronenkur zu sprechen t)erechtigt ist: auch Apfelsinen und ähnliche Früchte
t sind zweckmässig. Und schliesslich werden die Alkalien zu dritt als Mineralwässer
^B (fenonunen, in welcher Form sie eine ausgedehnte Anwendung flnden. Auch hier
^r»iind es wieder die lithiumhaltigen (Quellen, die Salvaton|uelle (Eperis) in erster
Linie, sodann die Wässer von Assmannshausen, Salzschlirf un<l ähnliche, welche zur
(.verbreiteten Anwendung kommen; auch diese jedoch wirken nicht sowohl ihres
Is durch den diuretischen Effect, den sie ausüben. Ein
Iget
vegci
ähnlicher Zusammenhang besteht wohl auch fCir die übrigen hier gebräuchlichen
^guelU
die .'ilk:ilischen Wässer von Karlsbad, Marienbad, Ems und ähnlichen
It^eücn, oder diu alkalischen Säuerlinge von Vichy, Neueuahr und Vals, oder
[Gicht
— 464 —
die Ko chs;ilz Wässer von Wiesbaden, Kissingen. H<iml)nrg und NntibJ-im <^^^|
sie alle hoLssen, bei denen die günstige Kinwirknng besonders dann erzi>rtt^^|
wenn sie an Ort und Stelle in kurgeinilsseni Vi'rfahren gonomnifn wordra, md^JJ
ausser der Zufuhr von Alkalien noch die anderen notiiwendiirfn Moment' . 'li' As-l
regung der Uiurese, die kureiitspreclicntle untj mfissige Nabrungsaiifnalimi'
liehe körperlifhe Bothätigung und der Aufenthalt im Freien sehr wi-
wirken. Es sind daher diese natürlichen Mineralwasser in iinv«
reichung bei weitem den künstlich erzeugten oder gar den schltvlii. n. »i.n-.,
corrigirteu Producten vorzuziehen. In letzter Zeit hat das Mineralwasser von Farhiiu^x
eine erhHl)lirlie Verbreitiuig gefunden, welches bei fduilicher Zu-
Harn ni<-ht in dfui Maasse alkalisch werden lässt, wie das die r-
der anderen Mineralwässer thut. Kine Controle nach dieser Richtiiiij; :.
vonnrithen, denn eine längere Zeit liin<lurch künstlich hervorgerufene A I ',.
des Harnes schliesst die Gefahr der Phosphatsteinbildung in den Ha-
sich, eine Gefahr, die bei diesen Kranken hier, welche auf dem gleichen 1
iJoden auch zur Nierensteinbildung eher neigen, ganz besonders vermieden wf'
muss. Ks ist daher die alkalische Medication, in welcher F'orm sio auch r-
erfolgt, in Bezug auf ihre Einwirkung auf den Harn zu controMiren und weini i-
Behr stark alkalisch geworden, von Zeit zu Zeit ganz auszusetzen, bis die tw;-'.
saure Reaction des Hanies sich wieder eingestellt hat. Jedenfalls spricht auch '
reichliche Zufuhr von Flüssigkeit und die thirchspülung des Org:auism«s mit r'-n-
liehen Wassenneugen sehr wesentlich beim Zu.starulekomnien des günstigen Kff'C^''
mit; und dort, wo das Alkali in medicamentöser Form verabreicht wird, ist darea
stets reichliches Trinken gleichzeitig zu empfehlen, eventuell in Form von TnnV-
kurcn, von .Milch oder .Molken oder iUmlichen Flüssigkeiten, wenn diese V
auch keineswegs zu übcrtreibeu ist, da sie In der Aus.scheiduugsfrdiijärkeit
nisnius für eine nur besehnlnkte Menge von Flüssigkeit ihre natürlichen tintiio
findet untl zudem die übennilssigen Wassermengeu, wie sie früher in dw
behamllitng an der Tagesordnung war, eine schwere und besonders für einoin (li
unübiTwindliche Belastung von Herz und Nieren darstellen, wenn nicht ^leic
für die Anregung der Piurese Sorge getragen wird.
C. Behandlung der gichtischen Residuen. Die Versuche, die Tophi
Gicht, die nicht zur Resorption kommenden und verbleihenden Ablagmuigcn
hanisau reu Salzen, durch innere Medikation aufzuliis.en und dadurch zu beseitig«!,
sind, mit eineni Worte, als zur Zeit gSnzlich unmöglich und unausführbar m >•-
zeichnen. Ist es für einen jeden Lösungsvorgang zutreffeiul, da.ss ein '
weit eher d:us Ausfallen eines in ihm bereits gelösten Köq)ers vori
gleiclie Menge des noch ungelösten Körpers von vornherein aufzulri.scii virroMf, ««
ist hi(,'r, wo alle die Harnsäurelösungsmittel schon prophylaktisch versagrn, eiwjfi»
Müglichkeit einer solchen Kinwirkuue; durch sie au.sgeschlossen. Zudem i^laBXvfl
die.se Lnsiuigsnilltel. wemi überhaupt, nur in den allergeringsleif Mengen und iwe^er^
verdünnt au diejenigen Stellen, wo sie einwirken sollen; und so entspricht Ana
auch dieser theoretischen Anschauung die practische Frfahmng, dass noch uiettab
durch die Einverleibung alkalischer oder harnsüurelösender Mittel ein Gichttop
ziu- Auflösung gebracht worden ist. Auch die BUderbehandlun g wirkt
Entfernung der Tophi wohl nur indirect, jedenfalls nur laugsam und nlliDl
hier sind es besotulers die Thermen, die Häiler von Teplitz und Ragaz, od«
Sciiwefelthermen Aachens*, oder die Soolb.lder in (»(A'nhausen, Wi'»<>
Nauheim und .ähnliche, deren ciuisetpiente .\iiweu<lung bei der chronisch
vielfach geübt und auch von Erfoli; gekrönt ist. Auch auf elektrischem
versucht worden durch percutane (ia I vanisation (ilcbttophi /.um Versrln
bringen, ohne besondere Erfolg«^, wie diese Tophi direcler Einwirkung, ,r _
von \orsichtiger Massage, idierhaupt nii'ht zugänglich sind, und insbesondere auH
anscheinend oberfliichliclien, unmittelbar unter iler Oberhaut belegenen von jiMt^ni (
urgischen Eingriffe durchaus frei bleiben müssen, da sie tiefe Inliltrationen dan^
und zu ihrer Entfernung die Exstir])ation grösserer Haiitstficke nfithig wSrc.
Hauptsache aber bleibt immer die methodische Uebuiig und Bewegung <te
falleneu Gelenke, und vor allem <lic zw «•ckmässijjsf e Leben.swei.se und Ut<jf
aller körperlichen Functionen. Und auch die Hehauillung der Cnuipl ica tia
iriübi^soiuloro die der Nephritis*, stellt keine bctiondcreu Indicatinnun, sondvn
[(Jichl
— 465 —
Glndiolus]
nur nach den allgemeiiien, für die einzelnen Affectionen inaasgel)enden Grundsätzen
zu geschehen, ebenso die später oft eintretende Kachexie, der durch den ganzen
Hcilschutz der roborireiiden Metiiodcn entgegengetreten wird.
MENDELSOHN.
, tileSAbnebl-PnchRtelll, Wt Kirlslnd in BOhninn. i!t ein klimMlachor Sommorlturoil, KkltwuwrhslUntUU uoil
Tcrrftiiikori)rt. Die «huelbst enUprinin^ndeii <Juo|]en gebOron zu den iklk&liirhi>n Stnorlinc^n. die diircli ihri^n
Rpirlithuin sn Koblon.^lluro und ihrim Gehalt an Alkalien, unter denen das doppeltkohleniiaur» Natron nberwii.<{:t.
an einem bei Katarrhen der Kespirationasebleimliaut, bei HyperaeiditAC deji Magens, bei HarnsftureUberachnM und
ilen Falüeinttandea tkerapentUeh viel rerwcndeten netrlnk geworden aind, du namentlich neben aoiutlgen
Brofinenknren und alt Ta/elwufer Anwendung findet.
OAN».
_(i!Ipar(inR Ag. Oatlunic aua dar Al||euordnuug der Rhodupltyeeae' {= Florldete), T;pn> der Familie der
Oi|;artineae. deren «flioder üekennieichnet sind dureh dem Thalllis einifeaenkte Cystokarpien. G. nmfaanit Arten
mit (tallert-lleisclii((em TUallus in rereehied'Miartiger. meiüt gewoiharliger Venwelgung. Die Cjatokarpien jitien in
fleiitcbiKen, hli^wellen gestielten Papillen der Thalliiioberilllelie. G. mam illona J. Ag. (.Sphaerucoocuü ma-
millKiii« Ag., Mattoearpus mamillosus Klltiing). an den teUigen Kosten Weiienropa« (bU Gibraltar) und
■D den nordamerikaniaehen Kosten gemeinsam mit Cbondrns* waehfiend. liefert wie dioier Carrageen*.
Gillenia Muencb. Pflamengattnug aua der Fam. der Koiacea«', Fttterfam. Spiraeeae, nur awei Arten um-
fassend. .Meterhohe Kräuter mit fast tiitxenden. gedreitun BUttern und Zwitterhlttthen in schlalfen Bispen. G. trl-
foliata Moenrh. (= Kpiraea trif. L.) mit jineallsrhen NebenbUllern, und G. ;lipulacra Null, mit laubigen
Neben buttern, beide in Nurdanierika heimisch. M.
Kadix Gilleoiae trifoli.itae Ph. U. S., Indiam R ippo, American Ipecac,
Bowmau's root, ist knotig, holzig hart. Die dünne Kinde ist aussen roth, das dicicc Hark
weiss. Di;r Geruch ist schwach, der Geschmack bitter und speichclerregcnd. Die Wurzel ent-
hält ausser Gerbsäure, Wachs und Harz dos Alkaloid Gi Ilen in, welches zu 0,03 Nausca
und Erbrechen erzeugt. Bcmerkenswerth ist, dass auch der Staub der Rinde zuweilen Schleim-
hnutsvhwellungcn hervorruft. Angewendet wird die Droge an Stelle der Ipecacuanha als
mildes Eineticum und als Darnitonicum bei Dysenterie. Dosis 1,0—2,0 halbstündlich als
Pulver, bis Erbrechen erfolgt, als Macoration 0,2—0,5 : 200 bei Dysenterie.
(jingiritix. Unter (iingivitis versteht ninn eine Entzündung des Zahnfleisches,
eine aul' dxs Zalmfleiscli lie.sebriinkte Stomatitis*. Wie bei der Knlzündung
der gesiunniten Mundhiihlenselileinihaut, können wir bei der Gingivitis eine priiniiro
oder idiopathische und eine' seeundrire oder symptoniatisclio, sowie eine acute und
eine chroni.sche Form untersdieideu. l>ie prinnlr«^ (iingiviti.s ist auf niechnnische,
chemische oder tberniiscjie [{i>ize /.nrflckzuffihren, die secnndilre lindet .sich bei den
verschiedensten MniidafTcctioiien, bei fielierhnfteii liifiTtionskrankheiten und nach Auf-
nahme gewisser .Meiiicameiite, vor nlleni des t^iieeksiltuTS. In leieliten Källeii von
Gingivitis niarkirt sich dit- KntzHiidiiiig nur durrli einen ganz feinen rotiien Saum,
in schweren ist d,is Zahnfleisch stark geseliwollen, dunkel- oder blauroth verfärbt und
mit einem schmierigen Helag bedeckt; die rwiscben den Zrihnen liegenden Znhii-
fleischfort.sAtze sind erheblich vergrössert, Gingivitis hy pertroiih ica. Selbstver-
ständlich kommen zwischen beiden Formen alle möglichen Uebergangsstadien vor.
Die Bi'handlung der Zahnfleischentzündung hat zunUchst für die Beseitigung aller
etwa in Frage konimeniien Heize, welche die Kiitznndung unterhalten, zu .sorgen.
Sodann kommen Ä!imds]iülungen und Einpinselungen des erkrankten Zahnfleisches zur
Anwendiuig. Von me(iie;inientösen Mundwäs.sern empfehlen sich am meisten schwache
Lösungen von Kalium cbloricum (1 pCt.), Aciduni boricum (3 pCt.), Natrium bibonicicnm
("2 pCt), Acidum tannieum (1 pCt.), .\liunen (1 pCt.). L>io Zahnfleischpinselungeu
werden mit Tinctura Rntanhiae, Myrrhae, Gallarura, Catechu, oder mit Tannin
(1 : 10 Glycerin) gemacht. Gegen die Gingivitis der vSehvvangeren sind Bejnnsoluiigen
mit einer Mischung vim S])iritiis Cochleariae und Chloralhydrat a» oder mit einer
Cocain-Tanninlüsung sehr empfchlonswerth. kirchhoff
(•ladlolns L. PlUnaengattnug der Fam. der Iridaevae*. TjTU'« der Oladiol»»«*. HU «telon Arten besonder*
am Cap rorbreitet, einige bei uhfr auf Wieneii, obwohl »elten. l>er nnterlrdi^ebe KnolleuKtamm mit trockenen Blatte
•ehniden uvihllllt. daher von abergUnbischeii Leuten als .Allorraaunsharniifch* al> Amulett benutzt. UUttvr wio
0. Liebreich, Ene/klupaedlc. II. Uaud. gg
[Gladiulus
— 466 —
Glaubrrsal
h«l d«n Schwi-rtlilion. BlQtlion in «iiiAciUwpndigor Aohro, leliwach ijgainorpli, Porii(qn1>lltt»T fut |W>i<J
i>»mmi>iinelgi<iiil, O. palustris Okuil. (=: O. imbriratofi RofI) liefart« Bulku« Viotoriktia r«ti
G. tili Ulis Bnrehfill doa InnDra Afrika« liefert eubarp Knollon.
Olaskoerpererkrankungen findoii sich sehr hüufig, bifltPii aber nur in weiüp-n
«lankbarp therapeutische Aiif:;rifrsi)unkte. Es iiandelt sich uni Trülningca,
kOrper und Parasifen. Die Trübiinjren stammen her von Blutungen, namcndjch
dem Ciliarkiirper und der Aderhaut, und zeigen sich auf Grand ven<chi<
Dyskrasien, Menstruationsstftrunpen, Arteriosklerose, Gravidität, gewii^ser Fonjim
Myopie etc., oder sie sind das Zeichen einer Entzündung des Uvealtractus und
Netzhaut und dies besonders bei Syphilis. In diesem Falle i.st die OurchsichtipLiit
Glaskfirpers durch Ergüsse von leicht s'^innharer Flüssigkeit beeinträchtigt. Per Knii?
sieht vor seinem Auge schwarze l'licke und ist je nach der Intensität dor Trübunr'j
in seiner Sehschärfe beeintrilchtigt. Ke.sscningen sind die Regpj, vollkoiiinien>- ti>
Sorptionen koiiimeii wahrscheinlich nicht vor. l>ie Behandlung hat nt-ben !»rht>muc
und ISerücksichtigurig der aetiolugischen Momente eine Resorption durch Jodtuk
Scliwitzkup-n, (Quecksilber, Abführkuren, Blutentziehungen, Fussbrider, H:iar«»-il uw
vi<'lleicht ilorch HIektricität anzustreben. Die recidivirenden Glaskf<rperliiu!.i :
jugendlicher Individuen, die ein- und beiderseitig auftreten, geben im Ganzen ■:
gute Prognose. In den inigünstigen Fällen bilden sich entweder v;isciil:iri'-irro.'
Gliuskrirpersch warten, die häufig zur Netzhautablösung führen, od«»r «» biMi'n •'•
graugrüne Membranen auf der Retina selbst, Retinitis proliferans. TheraptMiti>.rli -^-J
Ableitungen, vor allem aber rol)orin.'iide und tonisirende Mittel in Anwi-ndiinr ..
bringen. Mouches volaiites sind unbedenkliche Trübungen im GlaskAq.i-r. ili;~-
Schattenbikler vom Patienten in den iiiaiinigfachsfen Formen wahrgenommen »■rr'i--
Besonder< tinden wir sie bei Myopen iiml bei Blutandrang nach dem Knpf, i. B. liirt
zu enge Halskragen. Man beseitigt die Ursachen und giebt blaup Bnib-ii. 'i
tonisireiides Verfahren und Abführkuren. Die Glaskörperverflüssigung ist der 'Ihjcnf*
nicht zugänglich.
Fremdkörper* iniGlasköqier führen meist in Folge von Infection odor ohemttcbi
Veränderungen entweder durch Panophthalraie oder durch schleichende Iridochoritifiii
zum Verlust des Auges. Die Anwesenheit eines solchen ist aua der Anamofa» ad
aus der Art der Verwundung zu diagnosticiren. Wenn möglich, Kntfernune iniitt^
Pincette, Elektromagneten, scharfem Löffel u. s. w. Bei Cataracta trau: "jtAor
düng der Linse und Einführung des Instniinentes, z. B. des Elektro: i, ^m
der Schnittwunde her. Gidingt der Versuch, dann Ruhe, Druckverband und Atnfä;
misslingt er, so kann man abwarten, ob Entzündung kommt oder nirlit. rasp. ak
bei der Behandlmig sich steigert oder nicht. Im ersteren Falle ist wegen "^
fahr der sympathischen Ojihthalniie die Enucleation am Platze, in letztere-tn
tere Beobachtung gestattet. Gelegentlich heilen Fremdköq)er mit Erhaintng von
Sehschärfe ein und werden Jahrzehnte reizlos vertragen. In den Glaski-irpcr lu
Linsen verursachen öfters schleichende ("horioiditis und Drucksteiptrung. Duo i
die Extraction nach vorheriger Anspiessung der Linse mit einer Nadel zu versa
Von den Parasiten zeigt sich der Cysticercus cellulo.sae als eine blSalki
weisse grosse Blase, an der oft der Hals und Kopf mit den Saugiiftpfon nntit-
schieilen werden können. Zu der frühzeitig vorhandenen Sehstönnig g<^>'>
sich bald Entzündungen, die zur Atrophie des Auge-s führen. Die Therapie XtrftiM
in möglichst frühzeitiger operativer Entfernung des Gastes niittel.st in<<ridiocal«
Skicralschnittes; .schmerzhafte atrophi.sche Bulbi werden enucleirt. So ist d» V*-
kommen der Parasiten, wie auch aller Fremdkörper, wesentlich ein Arbeitsfeld 6it
chirurgischen Thätigkeit.
Bon.
(•'Innbersalznasser. Der hoho therapeutische Wertli dieser Mineral wüjfser, wt jrhe du
grösseren Gehalt an kohlensauren Alkalien und Glaubersiilz
liegt in der hierdurch veranl.is.sten Wirkung auf Aciditiit, S:i
pepti.sche Kraft des Magens, in dem die Uarmthätigkeit und Se» i
den, purgirenden Effecte und anderseits in der Beeiiiflii->i'iii' r'ui',.-.
StofTwcchsels, naim-ntlich nach der dem Natronsulfalte >■
erhöhten l'nisatz des Fetfes im Organismus. Modificirt wei'i' u .k.— - -Minii-n irkf*
[GlaubersalzwUsser
— 467 —
Glauciuiii]
I
je nachdem andere wichtige Npl)oiibost.indt}u'ile, vorzugsweise der Reichthiuii aii freier
Kohlensäure und Eisi<ii, oder die hohe Teiiii>eratur des Wassers in Betracht
kommen. Ihirauf in-nihen die grosspii l)ai!iPOtli(>raiM'iiti.schen Erfolge, welche durch
kurgeraässcn , sjsteinatiscIuMi, innerlichen Uclirauch dieser Mineralwässer bei einer
Reihe von dyspeptischen Slfirungen, Magen- und Uannkatarrlifn, Katarrhen der Gallen-
gange und des l)uod)'nnrns, fimctiifnellcn Störnngen der [»armth.ltigkeit, Stauungssyni-
ptonien in dem Prortadersystenif, Schwclhnig der i..eher und Milz, sowie bei mehreren
StofTwfchsi'lkratikln'itfn, namentlich Tettsiicht, Gicht, Diabetes mellitus erzielt werden.
In dem (juantitativen Alkali-, Chlorid- und Sulfatgehalte der Mineralwasser
dieser Grn]»])e herrschen wesentliche Abstulungen, sodass üebergilnge auf der einen
Seite zu den alkalischen Säuerlingen, auf der anderen zu den Bitterwässern statt-
finden, Uebergänge, welche sich in den verschiedenen l^iielh'n dc-^selben Kurortes aus-
geprägt linden. Pio gehaltreiclislen Glaubersalzwä.sser sind der FerdinandsbrunuiMi
und Kreuzlirunnen Marieniiads (Brihnicn), der erstere mit 5,0 g Natronsulfat, 1,H
Natronbicarbonat, 2.0 Chlornatrinni in 1 Liter Wasser und 1127 ccni freier Kolden-
sänre, der letztere mit 5,0 Natronsulfat, l.f! Natronbicarbonat, 1,7 ("hlornatrium und
552 ccm freier Kohlensiinre. DiMnniiclisl kommt die Salzi|uelle in Elster (Sachsen)
mit 5,2 Natronsulfat, 1,0 Natronbicarbonat, (),H Chlnrnatriiim und t»8ß ccm freier
Kolden.süure. Weit geringer ist der Gehalt an gelösten Stoflfen in der Salzquelle in
Franzensbad (Böhmen) nut 2,2 Natronsulfat, 1,1 Natronbicarbonat, 1,1 Chlorn.itrium
und H40 ccm freier Kohlensäure, in der Lu<'ius((Up|le in Tarasp (in der Schweiz)
mit 2,2 Natronsulfat, 3,4 N,itronbicarltonat, 3,0 (.'hlornatrium und 1112 ccm freier
Kohlensäure, sowie in dem Tempelbnunien in Rohitsch (Steiermark) mit 2,ü Natron-
sulfat, 1,0 Natronbicarlmirat. 0,2 Ciilornatriiuii uinl 7242 ccm freier Kohlensäure.
Nur schw.acbc sulfathaltige Säuerlinge stellen die Quelle von Ba! aton-Fuercd
(llngarn) mit 0,7 Natronsulfal, O,] Natronbicarbonat, 0,1 ('hlornatrium und 12.s:^ ccm
freier Kohlensäure, sowie die l!ela(|iielle in Koritnicza (Ungarn) mit 0,05 Natron-
sulfat, 0,(KH) rhlorn.atriiini und VtlH ccm fri'ier Kidilensäuro d.ar. Diesen kalten Tilau-
bersalzwässern stehi>n als mächtige 'riierniab|n<'llen dieser Art nur ilie i^uellen
von Karlsbad in Böhmen gegenüber, widche quantitativ nur (!twa die Hälfte der
gelösten Stoffe wie die Marieid)ader Glaubersalzwä.ssiT enthalten, nämlich im .Mühl-
bninnen 2,4 .Natronsulfat, 2,0 Natronbicarboiuit. 1,0 (.'hlornatrium, aber in der hohen
Thermalität, welche sich von 72" ('. (Spnulel) bis 84" ('. abstuft, ein überaus wirk-
sames Agens besitzen. Die einzige ausser Karlsb.ad noch vorhandene alkalisch -sul-
fatische Therme, nämlich Bertrich in Khi'iiipreussen nut einer Temperatur von
32,00 (l, gtpht gehaltlich weitaus zurück, nämlich mit O.il Natruiisulfat, 0,7 Natron-
bicarbonat inul 0.2 Ohlornalrium.
Die (ilaubersalzwässer werden sowohl an Ort und Stelle wie mitteist Versendung
zu Trinkkuren gebraucht. Sie werden zumeist inlchtern in der Dosis von 2 bis
4 Gläsern von 200 bis 250 g, in Zwischenräumen von 15 bis 20 Minuten getrunken,
durchs, 4 — 5 Wochen gebraucht. In den Kurorten linden sie .auch zu Bädern thera-
peutische Anwemlung, welche aber nichts für die.se Gruppe Charakteristisches bieten,
sondern bei den kalten kohlensäurereichen (üaubersalzwässem die Bedeutung der
Mineralsäure- (Säuerlings-) bäder, bei den warmen Quellen jene der Thermalbäder
im Allgemeinen besitzen. kisch
JlaQCinm. rt1aii&t<ni;uttniiK nun (lor Farn, ilrr rai>a vpraecAe*, von don Hohoarton (PapaTor) antt'niehi'^diMt
durch il^n xu einor tan^vn. scheinbar xwetf1lL'h*'rtK^n Kap^ol, xti cinvr Schott* ■ich aoftbildendon Frochtknotcit
tHornniobit). 0. luteuni (Chelidoniain Ulauciom L.), in Cnropa hoiiniiich** Art, war frQhor ufüciut^U, Kraul
blaain'Qti bnrcift, mit golhpm Milcb'iaft and gülbon, gro»8t*n Blnthnn. Schuten bi^ 2h rm lang. M.
OLiucium flavum. Aus dem frischen Kraut, welches beim Zerreiben opiumähiilichcii
ticruch aulwcist, bat man eine Ba.se Glaucin und Fumarsäure, aus der Wurzel die Alk.iloidc
Glaukopikrin und Chelerytlirin* isulirt. Hjrba und Radix Glaucii flavi seu
Pnpavcris corniculati fanden zu Frühlingskurcn Anwendung.
Glaucin, glänzende, kleine Schuppen, in Wasser. Alkohol und .\ether leicht löslich,
bildet mit Säuren Salze. Conccntrirlc Schwefelsäuie giebt eine blauviolette Färbung,
welche auf Zusatz von Wasser in pfirsichblüthcnrüth umschlägt. Ammoniak bewirkt iu
der schwefelsauren Lösung einen indigoblaucn Niederschlag.
Glaukopikrin erhält man .lu.s der Wurzel in weissen, stark bitter schmeckenden Krystall-
, liiirnern. welche schwer in Aether, leichter in warmem Was.scr und Alkohol löslich sind. Mit
rlo'äure nebmeo sie beim Erwärmen dunkelgrüne Färbung an.
30»
fftlatikom
— 468 —
Glaol
«•
(Jluukom, (jrQner Staar, ist oiiie ihrem Wesen nach unbekannte Krankheit, d^rw Uio]«-
»jni|itoni eiiii> nnfallsweiae auftretende Prucksteigerung ist, die je nach ihrer Hefoe-
kfit mehr weniger Ktfirnjisehe entzündliche Erscheinungen hen-orruft: Glaucoma miW
matorium. Khe die Patienten zum Arzt kommen, haben sie in der Rfgtd schim l«rfck
Anfülle gehabt, die sioli durch Nel)elsehen und durch farbige Hingt? beim S<-h(D af
eine Liciitflanime d(icun)entirten, die aber, da die Krscheinunpon «rhnell vorüh«-
gingeii, nicht weittTf Hcarlitung fanden. Viele Patienten sind so uidoletif. di«
Nie «icli über die alliufdiliclii" Abnalinie des Sehvermögens nicht weiter '
und erst zu spüt drn Arzt aufsuchen. Wichtig ist die Diagnos<». ^
geiu'n daran zu (irumle, dass die Affection für Iritis gehalten und mit
handi'lt wird. Man wini niemals im Zweifel sein, wenn niim s«'in Aug .
die l'iipille richtet. Bei nicht behandelter Iritis ist sie eng, beim Glnukoin i :
und nii'islens starr. Ist also ein Auge entzündet und, ohne dass Atr«»f>i"
ist. die Pu|iille weiter als auf dem gesunden Augo, so handelt es sich in
Oft mal um tilaukom. Andere Symptome sind eine Tensionsverniehning, .>< ..
der l.idiT und der Conjunctiva bulbi, Schlängelung und starke Füllung der >
(^ilieiiveiien, liondiauttrflbung, Anaesthesie des Ceutrums der Hornhaut, ^
der vorderen Kanuiier, .Vrterienpuls und Hyperaemie der Papille, bei latig«^ >
dem (daukiiin K\ca\ation derselben, heftige Schmerzen in Stini und .V
der Selischilrfe und oft eine Gesichtsfeldbeschräiikung nach der >
Anfillle kiinnen spontan zurückgehen, meist aber entwickelt sich unter V.
enlzündliclien Krscheinungen daraus dasGlaucoma inflammatorium suban
nicum, das schlies.sslich zur Erblindung, (ilaucoma absolutiim, führt. Itie 1'
gut. wenn frühzeitig operirt wird. Uie Schädigung des Sehvermögens resultin
»US den Trübungen und diese schwinden. Sind die nervösen Eieui<*nt«< .11
in Mitleiden.<«chaft geiogrn, so kann man im Allgemeinen nur auf «ine Erb.uiu.ii ■.-
vorhandenen Si<hverm()gens rechnen. Die einxig richtige Thenpi« besteht in 4«
Veniahnio einer Iridekloniie, sobald die I>iagnose gestellt ist, .auch u
IVoilriiinalst.idium, di-nn es können schwere, mit imwiederbringlicbein \
\ii i-iidiergrhenile Anfüllte jederzeit eintreten. Ziemlich h.'iii"
d'- "II in Kels>> der pl^tilichen I>nickverminderunc :<ns d>"!i
b.
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:t «erden. Die bisweilen trott <
mit riiier iweitru. der erstra gtgeaäbm gdegv»'
>ss die Wirkung der Iritiekloon« in der Er. ..
pa8siri>«mi FlitntioBsurb« la sadten •«, i
'OQ d«r Iris wef^niliasen imtl skh Dar mit r..:
:t ra he^BÜgea: SkJtroMmie. Dirne Oj^nti
- ' ^ Vtomie dutrhaM nickt glficltveniii^
l'.nisch oiuunnitfbar nod «« dio cfst<
OpocsÜM
a nd hat er
£. so kaoB »M ia IckfeAcB FkHH d»
^rtti. Fi—ibt Opwrttnm, dodi Ia dtas akkt n
>r llHwilifciwfc im Aablk md opiirinj sst dMs.
Ia B<«i«^t knwiB Rabe, iumU
1 f;, oder Natriaa saficriicBm i c pm^
salieylkauB V'ipCk. oder ««a Pilnev
a pCX awa g Tnotm iauahiXk < Staadea. DieT
dw VufiUe aac^; ikOl ffimili aas, m an» atf jedes 1^
Tua
tGlaukom
469 —
Glenwood Springs]
Rpsfction fies Nervus optinis zu ciniifelilen. Bei den übrigen Arten von seciindäri'ni
Glaukoin, wozu aueh iJns (ilaucoina haemorrhngiruni zählt, ist vor Allem die Ursache,
wie 7.. B. K''*!'"*"'^"" Liiiscntheiji;, zu beseitigen. Symptomatisch, d. h. driii-k\ ermin-
dernd,/. H. In'i Ektasie der Solera wirkt die I'uiictioa der Cornea und ilie Iridektomie.
Augen mit Tunion'ii, Uei deren Anwesenheit sich zu einer gewissen Zeit t^benfalls
Unicksteigerung einstellt, sind zu enucluireu.
SILEX.
illftukotlll npnnt Prub.4t viu durch Einwirltuivg von BalsKltart! laf Cholpr^lhrtn' tMiUtt<ti«<n<ln4 Z««rynUunf(ff-
t>rnrliic(. wplcbos aus iler itaan>n Iwwung dureb Ammoniak aU ruthbrnatif^r Niudt«rneblflg ab|;t*Hebitfderi wird. tJlaii-
kolin lott sieb in Alkohol mit bUurotbor, in Saurt.^n mit grUnpr Farbig.
B.
^"^MlöChOinE L. PäitnYonijrattiin^ tns der F»ro. dnr Labiatao*. Tribii.i Npji et oai; , ron dnr (J&ttiinf; N'ppi^ta Icniim
ronehicd^n. G. hodemooa L. (Ch Am aeel«? ma bvderaeeura Mopiieb. Nitpetn (Uüehouft fii'nüi.i, iiiindi.'r-
Irnun. Ouiidi'lrebo. b«i Dii» gt.'moiri"!i, tr>r5trt>ut-b'>baiir1«» Kranl mit krieebimduit und wurzolliduu Laubzw«iKi*u und
nifr«Mrorinig(-n. gf>k<.<rbtf>n, aucb im Wint<jr fri.scb dnnkolgrllnon Bltttt-ern. BlUtlicn lila. M.
Glechom.1 hcder.iccum L. Ph. Gnll., Gunderman, liefert die Herba Hedcrae
terri'stris, Ilerbe de St. Jean, Herbe de Lierre terrestre. Das im Mai ge-
sammelte Kraut hat einen starken aromatischen Geruch und einen bitteren, etwas scharfen
Geschmack. Der Irische Saft, welcher ein aetherisches Oel und ein bitteres Harz cuthält,
bildet einen Bestandtheil der Sueci rcccotes. In Frankreich ist Glechoma noch gegenwärtig als
Tonicum und Stimulans bei katarrhalischen Si'hleinihautaffeotiuncn beüondurs des Kcspirations-
tractus, aber auch als Anthelminthicum und .\ntiperiodicum in Gebrauch. Verwendung lindet
es als Succus rccens, Pulver und Species zu 2,5 — 4,0 mehrmals täglich, und im Infus 15 — 25: 100.
Sirupus Glechomae hederaceae Ph. Oall., Sirop de Lierre terrestre:
Trocknes Kraut 100 wird mit kochendem Wasser 1500 übergössen und zu Colatur 100
Zucker 108 hinzugefügt.
Tisane de Lierre terrestre Ph. Gall.:
Trockene Blätter 10 mit siedendem Wasser 1000 übergosdon. Dosis 30 — GOg.
Decoctum Hordei compositum Ph. Hisp.:
Hordcum perlatum 15, Herba Hederne terrestris 7, Radix Liquiritiae 5, Flores
Rhocados 5 werden mit soviel Wasser ''2 Stunde gekocht, dass nach dem Erkalten
die Colatur 690 beträgt.
I
Gleditscllia I.. PHantangattung an." dvr Fun. der Caeolpioiteca«*. AD.igi<ieiehnet durch pol;i;amp, i. Tb.
unrollkommi'iiH Ltlutbvn und |cro.<se. bis P!.^ Fu.«« lauf», ledorige. xnsaiunienK>*drflekt(> HOI-<ion mit kleinen, flaehen
Hamen. Blnlter {Milymoi^ib. eihfarh bii^ dreifaeb (gefiedert, uft etnr-elne Fiedern vereinfarht. L'iula«9t mehr,«re
Arten. Ein Uaum Nordanierikaij, hei un» oft alii /.ierbanm gepllanxt, mit krttfLigen einfachen oder gedreiten Dornen:
D. Iriaoantba h. Enlbllt Triakanthhi.
nieictaenberg, Flecken in Steiermark, in einem nur nach Süden offenen Thale, 800 m hoch gi--
I logen, klimati.scher Kurort mit Mincralt^ucllen. Klima mildi^ und beständig, massig feuchl-
worm: mittlere Temperatur im Sommer 1S,78", mittlere Feuchtigkeit; 76 pCt.
Der Kurort besitzt alkaliseh-niuriatische Säuerlinge und Stahlquellen. Von ersteren,
welche innerlich und zu Bädern gebraucht werden, enthält dit 17,3" warme Constantinsquolle
2,5 Natrium-, 0,42 Magnesium-, 0,0039 Lithiumcarbonat, 1,82 Natriumchlorid, 2,0519 freie
Kohlen.säure, von letzteren der 1 '/u Stunden tDlfenite Johannisbrunncn 0,024 Eisen-, 2,83 Natrium-
bicarbonat, 0,47 Natriumchlorid, 755 ccra freie Kohlensäure. Sodann kommen Fichten-, t^ucll-
soolzerstäubungs-Inhalatiunen, Fiiditennndel-, kohlensaure Bäder, Hydro- und Pncumatother.tpie,
I Milch, Molken, Kehr zur Anwendung. Indicationen bestehen bei Kriinkhciten der Athmungs-
^K und Verdnuungsorgaue, besonders chronischen Katarrhen, Emphysem, stationär gewordenen
^f LuugcuinliltrntioQcn, pleuritischen Exsudaten, ferner bei Krankheiten der weiblichen Gcschlechts-
^^ Organe und Anaemie. — Saison Anfang Mai bis Ende September.
j WfjEZBURO.
Cllenwood Springs, Ort im SUate Colorado, am Westabbange der Rocky Mountains, gegen
Winde geschützt, 1750 m hoch gelegen, klimatischer Kurort und Thermalbad. Das Klima ist
trocken; die Höhe der jährlichen Niederschläge beträgt nur 40 cm. Von den zahlreichen
^^ Quellen enthält die bedeutendste, Yampah Spring, bei erheblichem Reichthuro an freier Kohlon-
^M säurt) und SchwcfelwasserstofT 123,8 Natrium-, 1,49 Magnesiurachlorid, 0,061 Natriumbromid,
^H 9,4 Calcium-, 2,7 Kaliumsuifat, 2,8 Calcium-, 1,54 Magnesiumbicarbonat; Temperatur 58".
^H Die Quellen werden innerlich, zu Bädern, Dampf-, Schlammbädern, Douchen gebraucht. Der
^F Aufenthalt in natürlichen Dampfgrotteo mit einer ständigen Temperatur von 45" dient zur
' Unterstützung der Kur. Indicirt ist dos Bad bei Magen-, Darm- und Lcberleidcn, Gicht,
Khcumatisuicn, Nerven-, Hautkrankheiten, Syphilis. Coutraindicationcn bilden Nierenleiden
mit Complicationen von Seiten des Herzeos oder der Gefäsac, uucompcnsirte Klappenfehler,
Epilepsie, acute entzündliche Krankheiten. Metrorrhagien.
wOrzbübo.
[GUederabsetzung
— 470 —
QtoUrt^
PiT-<-.,illW
an.
ist.
rirr, Ort
GIlederabBetmn^. Unter filietlerabsct/ung vorsteheu wir diu Abnidinv •
stücken. Wird das betreffende (31ied in seiner Continuitiit, mit Kaoclicndur
so sprecbcn wir von einer Amputation (nmputarc = wcgsdineideu), >%...
lenkverbindung losgelöst, von einer Kxarticulatioo.
Die Technik der verschiedenen tiperntionsmethoden gehört der Chirurg'
hier nur die allgemeinen Gesichtspunkte festgestellt, nach denen zu ■.
Die conservative moderne Chirurgio hat die Indicationen für die i
erheblich eingeschränkt. Und in der Tiiat können wir heute, unter de:
septischen und aseptischen Wundbehandlung, noch Glieder erhalten und »'
machen, welche früher unwiderruflich dem Messer und der Säge verfallen w;uru. l"
und (ianzeii hassen sich die Indicationen in 3 Clossen eintheilen ; sie könoea liurn •
fehler, durch Verletzungen und durch Erkrankungen bedingt sein.
Von Formfehlern indiciren die Absetzung zuweilen überzählige Finger tiod Zctek •
mal wenn dieselben dem Gebrauch der Haud resp. des Fusses im Wege stehen. Verkrümailf)
und Contracturen, sowohl angeborene wie erworbene, geben Dank der modernen Orthufi»*
Wühl nur noch ausnahmsweise zur .Abtragung des betreffenden Gliedes Veranl»ssur.i-
letzungen verlangen die Ablatio, wenn die Erhaltung des verletzten Gliedes in i .
Zcrstüningen ausgeschlossen ist. oder wenn vorauszusehen ist, dass d.as Glied, .iU''h 'ii- !i' -
vorausgesetzt, lür den Gebrauch unbenutzbar wird. Von Erkran k u n ge n . welch'- di^ y.ri'r.
des Gliedes ausschliesscn, seien zunächst weitgehende Entzündungen genannt, dur> •
die Gebrauchsfahigkeit des Gliedes vernichtet oder gar das Leben des F'atienten gvf.(
Hierher gehören ausgedehnte intcrmusoulJLre Eiterungen und gangraeuöse Prc'.^- •'
einerseits eine Heilung mit brauchb.arem Glied auüschliesscn, .indererseits eine Allg^in' ii.u''
besorgen lassen. Bei Gangracn*. zumal bei der diabetischen und senilen, koiineii .v:
trägliche Schmerzen die ludication für die Amputation abgeben. Dass man bei
innere Ursachen zurückzuführenden Gangi'aeu stets hoch oben, weit entfern' '
Erkrankung zu operiren hat, ist selbstverständlich. Auch sehr grosse Unt'
und elephantiastischc Veränderungen können die Ablatio cruris oder '
machen. Ferner geben nicht heilende Knochen- und (ieleokleiden, w
aussichtslos erscheint, zur Gliederabsetzung Veranlassung. Von bösartigen '
vor allem Carcinome und Sarkome der Knochen genannt. Die Fälle, in d
.Sarkome unter Erhaltung der Extremität entfernen lassen, gehören leider ^.i ,
Aber auch Weichtheiltumoren können unter Umständen durch ihre Grösse die
crkr.inkle« Gliedes erheischen. Derselbe (iruiid indicirt ausnahmsweise auch i....:
artigen Geschwülsten die Amputation. Wir erinnern unter Anderem an dio xaweilea
umfangreichen Enchondrome und Angiome an den Fingern.
Kitctam
J
nilom ist die Geschwulst der Gli.isubstanz und entwickelt sich nur dort, wo sich Ulia IxMi
also im Gehirn, im Kückcniuark und im .Vuge. Gliome sind Geschwülste, die cntmo^« i*
diffus auftreten oder scharf gegen die übrige Substanz abgesetzt sind. Häutig finden vi«
Inneren Blutungen oder kolloide Erweichungen, wodurch cjstische Gebilde lu Stande bo«»
die von alten Erweichungscysten und apoplektischen Narben oft schwer zu An »^
Durch die Blutungen wird das makroskopische Bild der Encephalitis haei . ilaW
Mikrnskopisoh findet man alle Ucbergänge von rein gliöser Beschaffenheit zu limiit .iiilt^»
zelligcn Zusammensetzung. In letzterem Falle werden die Geschwülste den Stfkov* ■*
gerechnet. Demnach muss man unterscheiden zwischen Gliomen, Gliosarkoracn und S«lfc««*
die aus der Glia hervorgehen. Dabei ist zu beachten, dass die Gliome des K leiniiti* *!
der Retina an und für sich schon zellreicher sind, als diejenigen des G«"' - • ' "■-'■•
marks, entsprechend der normalen Beschaffenheit des Muttergewebes. Es gi. '
in denen sich Ganglienzellen helindcn, die man ganglionärc Gliome nennt. l.,r .mvuic .•— ^
stets auf das Muttcrorgan beschränkt und durchwachsen nicht deren Häute. Da^egu Uw»
Oliosarkomc und die Sarkome der Glia durch die Pia oder Sciera in die Koocben eiai' '
An der Retina sind auch solche beschrieben worden, die Metastasen machen.
Die Gliome verlaufen oft hinge Zeit syniptomlos, bis sie durch ein Tm-'i"- ■■!
Gelegenheitsursachen in Erscheinung treten. Der Tod kann dann plötzlich
treten, oder es entwickeln sich klinische Symptome, die je nach der Localisa
oder Druckerscheinungen sich darstellen. Diese plötzliche Veränderung
änderten Blutcirculation nach solchen Gelegenheitsursnchcn her. In ai
klinische Erscheinungen vom ersten Momente an vorhanden. Gliome bilden -
und können auch nicht durch innere Mittel zur lloilung gebracht werden. I
man vorsucht, dieselben operativ anzugreifen. Eine Heilung ist bisher i
konnte durch .\ufhebung des Gehinidruckes wiederholt das Leben veri
GlOblllftrlft I,. PflantonKAttaug nun ilf>r Kam. dnr Olütiulurlaeoft«?*, Aus^ipielinet tliu-fth dt« «^tf
Ku|(flknprchrn. Voit den 12 df^ro Mitt^Inieorgcbint Ani;t>hOri*nden Arten kofumt 0. viilcari* L.« to li^'
auch BQf Knlkhnrfrcii Miltvli'urupu Tor. (.). tiudlcaulir L. ist den K&lk&lpen «igen. ■.
Globuluria. Die Globulariaarten, Globularia Alypum, cordifoUa, naoa, oaÜMiuW*^]
I
Ijlobalaria — 471 — Gloriosa superba]
»
garis, Wilkommii, cnthulten ein Glykosid Olobularin, ein Hnrz Olobularetin, ZimmtsSurc, Gerli-
säure, nach Walz (ilobularitnunsäurc, Mannit und Salzv. Die Wirkung der Glubularia ist iin
die Gegenwart von (iliibularin und Globularctin gebunden. Globularin wirkt auf Herz und
Blutdruck ähnlich wie Koffein. In kleinen Dosen zu 0,15 — 0,45 vermindert es die Oxydation
der Gewebe; die lianimense sowie Uanisäure und Urate nehmen ab, die Pulsfrequenz .sinkt
um 6 — 8 Schläge, der Appetit wird ge.steigert, der Stuhlgang befiirdert. Wird Globularin
länger als 4 Tage verabreicht, so kann Kardialgpe, Sinken der Temperatur um mehrere Grade
und der Pulsfrequenz bis auf 50 Schläge, Beschleunigung und V'crtiefung der Athmung,
Schwindel. Diarrhoe, Schüttelfrost und Schmerzen in der Herzgegend auftreten (Heckel).
Glol)ularetin zeigt Einlluss .luf Darm und Nieren. Nach 0,13 — 1,0 treten gallige Stühle
auf, zuweilen von Aufstossen, Flatulenz, Tencsmus und Kolik begleitet. Das Deeoct der Droge
wirkt schneller abführend, als das Harz für sieb, wohl wegen des Gehalts an Mannit. Be-
fördernd wirkt auch die gleichzeitige Verabreichung von Alkalien. In Folge von Nieren-
congcstion treten Schmerzen im Kreuz und starke Zunahme des Uarnvolumens und der Uarn-
stolTe auf. Die Anwendung der (ilobularia ist sehr beschränkt, da die Wirkung nicht constant
ist. Als Purguus, Diureticum und Febrifugum zeigt es vor anderen Mitteln keine Vorzüge,
fuhrt obendrein bei längerem Gebrauch leicht zu bedrohlichen Erscheinungen, die ihm .schon
im Mittelalter den Namen Frutex terribilis eintrugen. Dosis 13 : 100 als Macerationsdecoct
15,0 3— 4 mal täglich. Globularin 0,25—0,45, Globularctin 0,2—0,4 pro die.
Folia Alypi, die Blätter von Globularia Alypum gelten in Südeuropa als Purgnns.
Die Kugelblumen von Globularia nudicaulis standen als Wundurkraut früher in Ansehen.
niobnlarp ü in. Ca>RxiO|;. Hin der Bllttor von tilubalAri« Aljpum I... ilureli Extnietioii mit Alknhot und Pllll«n
diireb Wkiüi>r vrlialtiMi. ist wuhlriechund, dnrchKichtl);-nlir|;rlln, kitiitliur. in Wt<iti|;niitt and Aotlier Innlinb.
<J luhu 1 tri lt. C,..^H_i,0.„ urooriiliHH, bitter üCbmcrkt^ndHg l>lykosiil au« don Hlatti'ni vun Gl. Alypum I... kt 1»«-
licb in Wmiiswr, Atktdinl. Acthnr und tlilünjfi'rra. rt*]xj/r\n sniirr. Aiiri "K'i' wll.«!*i*rii:<'n LrliiiTiK wird <•■' diir«-)} Jtjil. Br.iro.
Tannin ^i^rttllt, moht durch MelatlsaUe. H**iiu Ko(*bi*n mit vordllnnt^n Httiirpii icrHUlt *•!< in %ucki.<r und tllobalaci^lin,
C^qO. Lctxtf*ro6 K'*bt durch Kochen mit Kalilauge in Ziinmt>(Uar« nbtr. H.
Olohularitannftnurt* ist idne in ticn Blittti^rn vun It). Aljpum gofniidene (3i)rbiillure, fr«lebn ElscnchloHd
ditnkFlfrrlln rttrht (Wall).
(JOEI.DNER.
pl0bltlftriJlC6S6a PflanX4*nfamili<* auR df>r Boihc der Labiatiflorno', ansKoxt^iehnnt durch die zu kuKuliem
Knprcbon Ti*rMinit;ten Dlutbrn. Von den Labiaten iinter3chi<^den durch den uiMrichr>rif;"n Fruchtknoten mit einer
hRn^eiiden .Samenknoüpe, weleber xu einer Tom Kelch unurhlowenen Nufta wird. Kriluttir mit gniiid-<tAiidiKen
BlBttern. romehmlicb den Mitt«lmeerllndorn anKehOrsad.
H.
Ilobaline, Eiwcissstoffe, welche nicht in Wasser, wohl aber in neutralen Salzlösungen löslich
sind und in der Hitze coagullren, linden sich im OrganLsmus weit verbreitet. Man unter-
scheidet hauptsächlich Vitelliii, Myosin, Paroglobuliu und Fibrinogen, deren Einheitlichkeit
aber noch fraglich ist.
Vitellin, Bestandtheil des Eidotters, bildet wahrscheinlich im krystallisirten Zustand
die sogenannten Dotterplättchcn, die sich in Fisch- und .\mphibicneicrn finden. Frisch gefällt
ist es in Kochsalzlösung löslich, verliert aber bei längerem Stehen unter Wa.sscr diese Fähig-
keit. Beim Sättigen der Lösung mit Kochsalz wird es nicht gerällt, in lOproc. Kochsalzlösung
möglichst concentrirt gerinnt es bei 70 — 75". Es enthält stets etwas Ijecithin und Nuclein.
Myosin bildet den Haupteiweissbestandtheil der Muskeln. Es bildet frisch gerällt einen
etwas gallertartigen, flockigen Niederschlag, der sich leicht in Salmiak oder Kocb.salz löst, aus
letzterer Lösung aber durch Sättigen mit Kochsalz vollständig ausgefällt wird. Durch öfteres
Dekanthiren mit Wasser wird es unlöslich. Löst man es in 5proc. Bittersalzlösung, fügt 3 Vol.
Wasser hinzu und erwärmt auf 37", so gerinnt es allmählich, ohne Veränderung zu erleiden
(H.il 1 iburton). In sehr wenig 0,1 proc. Salzsäure löst es sich unverändert, durch mehr
Salzsäure wird es leicht in Syntonin verwandelt. Nach Halliburton ist es ein Gemenge
von Paraniyosinogen und Myosinogen, die sich durch ihre Gerinnungstemperatur unterscheidrn.
Paraglobu Iin, dos Globulin des Blutserums, ßudet sich ferner in der Lymphe, dem
Chylus und in Transsudaten. Es fällt bei der Dialyse seiner Lösungen als weisser flockiger
Niederschlag, ist in W,isser nicht, in verdünnten Salzlösungen leicht löslich, wird aus Koch-
salzlösung durch Sättigen mit diesem Salze anfangs unvollkommen, bei öfterer Wiederholung
aber vollkommen ausgeschieden. Die Gerinuungstemperatur der Lösungen schwankt zwischen
68 und 80". Es besitzt schwach saure Eigenschaften und ist im Serum vermuthlich, wenigstens
theilweise. an .Alkali gebunden. Stark liuksdrchcnd.
Fibrin ogon ist im Blutplasma enthalten, auf seiner Anwesenheit beruht die Gerinnbarkeit
des Blutes, der Lymphe, des Chylus und gewisser Transsud.ite. Es bildet, frisch gefällt, einen
weissen, flockigen Niederschlag, nach dem .Abpressen eine zähe, el.Lsti.sche Masse, die dem
Fibrin sehr ähnelt, aber leicht und vollständig in Kochsalzlösung sich auflöst. Diu Lösung
gerinnt bei 55 — 56", kann aber auch bei gewöhnlicher Temperatur durch die Thätigkeit eines
Fermentes* zur Gerinnung gebracht werden (AI. Schmidt). Es scheint verschiedene Fibrinogene
zu geben, denen verschiedene Gerinnungsfermente entsprechen. of.»»«»,
SPIbQbL.
GloriOBA ünpcrbn L. <ou Hctbonlca super ba Lam.. eine LUiuo«, ontbllt in der »nntiehou, «aoer und «kel-
^ luft blt(«r «eliBcckvndaa WatMl viu ilniikulbra niiw, tcslm, «aur rctgiroadM Har> Too liutt«nouiIisloai, 0«rb-
[Gloriosa superba
— 472 —
fllMÜH
«Iure, 8Urkc, Zarknr urnJ iMnrti JraKlinehi'n BlttorntolT Stipi-tbin. Sie witr frUbcr als B*<li< Miii.^.... .
GebrAueh, wird aber bei quk )hrt>r liixikcbrn N^btüiwirlEunt; wi«t;pTi nielit lotthr vvrwenilc^t.
»eht'U nach ihrem Oenus»: atiU>r Brbrenbon, SnhmpntfMi im I.eibe und Kr^mpfeu gr»torb«>i'
gilt nits Uagcgt-'n nüCb ge)(t»iiwarti||; Bt> Tunieuin nltil AntiptiHoditfuni.
Superbin, CgaUafNiHt?. rielieicikt iiletitiAOb mit äcillutukin*. ist an}* Jor Warael isoUrt worUwb i v^
D»r »morphe Ulttontotl ii^t in Wasser, Alkohol und vrrdaunlon Saurt'ii löslich und nu 0.04~ fDr K»l>m >
J.
GloHsitis. -Man unterscheidet eine Glossitiß superficialis, Glossitis profumU scu [iift
fli) niatosa um! dissecans.
Die (ilossitis superficialis tritt bei dilfuscn Entzündungen dor gaii/i'u Mun
hiililciisciili'iiiiliaut im Aiisi-liluss an Katarrlu;, an Inft'ctionskrajikhr-itoii und an ilc
uiid Uanin'i-kraiikungwi auf. Ausser Heissiffeii Mundspülungen mit schwachtrn .it.t ■ i
seilen Muiidw:is.sorn und peinliciier Mundpflege bedarf sie keiner weiteren Bell
Kino chronische Form der lilnssitis superficialis ist als Cilossitis superf
Moeller's beschrieben worden. Es kommt zu chronischen Exeoriationen d> ■
in Form von unregclinässigen, meist scharf umscliriebeneii, ho<"hrotheii I'I '
denen das Epithel abgesto.'isen oder verdünnt, dii' ra]iilii'ii hyperaeniisch iiii'
und über das Niveau der übrigen Sclileinibaut erhaben erscheinen. Sea
niemals entwickelt sich eine tiefe Vcrschwilning. liie Erkrankung zeigt w*
gung, sich in die Fliiclie nusznhri'iti'n, dagegen dauert die einmal erlang
hartnäckig fort. Mit Vorliebe sitzen die Mecken auf den Rändern und dnr'l
der Zunge, zuweilen auch auf der unteren Zungenfläche und der Innenscit* <
Lippen. Zum l'iiterscliied von fier Lingua geographica erzeugen dii* EtcnrialiiMi
der M oellor'sciien superlicielleii Glossitis sehr heftige Schmerzen hei ilor NaiiiiB^
aufnähme, sod;iss der Appetit verloren geht. Auch die articulatoriscbeu Bew«
der Ziuige sind bisweilen schmerzhaft. Bei der Lingua geographicj» äiulcni
Flecken nisch ihren Sitz und ihn' Grösse, bei Moeller's Glossitis bleuten sie. Wifc-'
rend die erstere meist bei Kindern auftritt, findet sich letztere nur bei K^w.^«•te»^M«.
Bi'i der Landkartenzungi' sind ilie Flecken ferner gewunden, gesehlflngclt, in ooor«-
tri.schen Krei.seii angeordnet, liiu Kämb'r mit weissen oder lehmgelben Tupfen \<—**it
bei der Moel 1 er'schen Zungenerkraiikiuig sind die Flecken gleiehniä.'<-
ihrer Mitte kann eine schnell wieder verschwindende und keinerlei Fol.
Ia.s.sende Eruption weisslicher opaker Knötchen von Stecknadelkopfgrösse .«tatit;
Die Moeller'sclie Glossitis kommt besonders bei schwächlichen Personen vor
scheint mit l'armparasiten (Baiuhvürmern) in Verbimlung zu stehen. Analen
handelt es sich um einen Entzöiidungsprocess, der sich im subepithelialeii B'i.t»"
gewebe abspielt, und der mit Verdünnung und stellenweiseni Verlust de« H\
cinhergeht. Therapeutisch kommen antiseptische Mundwässer und Be]tin.selnn|
Höllenstein, Taimin, Chromsriure etc. in Frage. Gegen die Seinnerzen werden
bepinselungen unmittelbar vor den Mahlzeiten vorgenommen. Gegen l''V:isit^
Würmer und gegen die vorhandenen Schwächezustände ist sacbgemäss ^ftrxu^rfilML
hie Glossitis profunda seu parcnchymatosa tritt gleichfalls ariit oAf
chronisch auf. Die acute Form entsteht im Anschliiss an Verletzungen, Bira»
oder Wespenstiche, im Gefolge von infectiösen Kraiikhi'iteii, nach Mercurinlvrtpf-
tungcn und zuweilen aufl^allendi'r Weise, scheinbar spontan, epidemisch. Es konii
zu Absce.ssbildungen oder zu diflTu.ser Infiltration und Phb'gmone. In der Kej^ W-
ginnt die Aflcction mit sehr alaruiirenden Erscheinimgen, mit hohem Fieber i.-f»!---'*
Schmerzen und schwerer Athemnoth, die sich aber unter geeignet««r Tlii
xurückbild<-n. Nur ausnahmsweise, bei der schwersten Form, tritt schon ua.-ii ••>"-
gen Stunden der Exitus letalis ein (Glotti.soedem!). Die llicrapie bestellt in eofn^
scher Antiphlogose, die Kranken mü.ssen, wenn möglich beständig. Eis «m SlniA
haben, imd bei hochgradigen Schwellungen in ausgiebigen Se.arifieationen. Wo äA
Kluctuation zeigt, uiiiss stdbstverstUndlich incidirt werden. Kommt e.*« ru br<ln^
lieber .\themnoth, so ist die Tracheotoniie vorzunehmen. Nach UürkbildaaK ^
schweren Flrscheiniingen kommt es in der Regel zu vollständiger (ieiluun;. ^
Abscessen bleiben indessen zuweilen Fisteln zurück. Tiefe gangraeu««icirvndr i
cesse sind besondei-s nach Typhus beobachtet worden.
I>ie chronische Glossitis profunda tritt gleichfalls als Absc*8s oder aU iflfe»
Infiltration auf. Der chronische Zungenab.scess imponirt meist ab) ein klrinrr k«»r
Knut«n; Fluctuation ist nicht immer nachzuwei.sen, da der Absceus zwisdv- ■' - ^'--i—
Substanz, von dicker Schleimhaut bedeckt, liegt. So kommt es, da-
wlcher chronischer Zungenabscess für ein Carcinom augesehen wird, uic in-«^
[Glossitis
— 473 —
Glueheisen]
tu
* piuirtion wird dann die Diagnose kl.lrcn. Die ThtTiipif Iw'steht in der Incision.
C'hronischp, diffuse, parenrhyni.itösc Kntzündnng kann zu dem unter dem Namen
^nAlakroglossie l)ekannteii Kranklieilsbiide fiiiiren.
^V Bei der Glossitis dissecans, einer in ihrer Aetiolnpe noch unbekannten rliro-
^Hiischen ZungenalTection. zeigt die Zunjje tiefe Kinsclinitte und Kinkerbungen, welelie
^|9eirht excoriiren nml dann zumal bei der Nabruiijjs.uifu.ilime und beini Kaui'hen sehr
srhiiierziiaft werden. Das Leiden ist an sieli niifjelährlirh, bedarf aber sehon der
Seiiiiierzeii halber einer besonderen [{ehmidliiiig. Am besten verordnet man l'inse-
liiiigeii mit liiiraxglycerin oder llöjlensteiii, als l'alliativinn dient Cocain. Daneben
[)einliche Miwidpflege und andauernder (iebraueh desinlieiri'uder Mundwasser.
KtKCHHOPF.
tttl8oed«in. Kehlkopfoedom. Man versteht unter (jhittisoedein ilie Infütration der
Subinucosa des Keidkojifes diireli eine ri'in seröse, sero-iiiiruiente oder eitri;;i' Flüssig-
keit. Dasselbe ist mir sehr selten jiriuLlrcr Natur, meist tritt es .seiuiidär in Be-
tleitung iler verschiedensteil Proeesse auf. I'riniftr ist es einige Male .'ils schwerste
?nnn lier Laryngitis lUMita beobachtet worden; secundUr fmiiet es sich am häutigsten
»Is Fortpflanzung der Kntziiiiditug vom I'haiynx aus, sowie in Folge von Krkraiikuiigen
ies Knorpels und des IVrichondrmiiis bei syphilitischen, tuberculOsen, carcinoiiiatöseii
Entzündungen: auch Heizungi-n durch l'"reradkör|)er, chemische Agentien, Verschlucken
fon Säuren, Verbrühung durch korhendes VVa.s.ser, kOnnen dasselbe hervornifen.
Ebenso ist es als secundfire Infection bei acuten Infectiouskrankheiteu, Scharlach,
.Ma.seni, I'ottdauf, Pocken, l'yaemie, Septicaemie, Endocarditis ulcerosa, lieobachtet
worden, (ielegentlich kommt es auch bei chroiii.scher Nierenentzündung. MediastiiuU-
tuiiioreii und .Xorteiiaiieurysinen vor, nacli innerlichem (iebraueh \oii .lodknü und als
ingioneiiroti.sches Oeilcm in Folge Neurose der Vasomotoren (Stnibiiig).
Prophylaktisch ist es geboten, Patienten mit acuten Laryngitiden und Phjwyiigi-
tiden auf die Wichtigkeit (Iit Kühe, der Veruieiduiig aller Srhildliclikeiten, als L'eber-
I Anstrengung der Stinune, heftigen Temperaturwecbsel, Missbrauch geistiger Getränke
^■etc. aufmerksam zu machen: nicht minder wichtig ist die L'eberwachung des Kehl-
^Btopfes bei den genannten !nfei:tionskrankheiten, wobei :il!enling.s incbt zu verhehlen
^Btt, dass es nur selten uifiglich .sein wird, den Ausbruch des Oedems zu verhindern:
^'ebenso gelingt es kaum, bei chronischer Nephritis den Ausbruch zu verhüten, da
durchaus nicht, wie Sestier meint, ein Kntzündungsprocess in ilen obereu Wegen
^^^u .seiner Entstehung nothwendig ist. Auch das Jodkalioedem ist schwer zu ver-
^Hneiden, d:i es in einzelnen Filllen .schon nach den ersten sehr kleinen Gaben aufge-
^^ treten ist: imineriun gebietet die N'orsicht, hei l'ersonen mit Idio.synkrasie gegen dieses
Mittel, recht .sorgsam vorzugehen. Bei den übrigen schon erwähnten Krankheiten
iegt es in der Natur derselben, dass ein Verhüten nicht möglich sein wird.
Therapeutisch wird in diTi niei.sten Fälh'n ein actives Einschreiten nothwr'iidig
in, um ein etwaiges Res]iir:itioiisbiti(!erniss sofort zu beseitigen. Während fridier
sine lucale Blutentziehung mittelst Blutegeln zu beiden Seiten des Kehlkojifes d:is
"lauptniittel war, wird mari da.sselbe jetzt nur bei den acuten Processen hei krilftigen
rolisaftigen Individuen anwenden. Sonst tritt die intensive Eisbehan<l!ung in ihr
lecht. Eiscravatte, h.'tlbstündlich 5 Minuten laug Eis.stücke schlucken, eisgekühlte
Jetränke, flüssige kühle Nahrung werden in vielen Fallen, verbuiub-n mit gelindir
Ableitung auf den Darm, sclvon genügen, um das Oedem zurückzubilden. Sollti'
Jieses Vorgehen incht genügen, so empfehlen sich ziunal bei circuniscripten neilfiiicii
lie zuerst von Lisfranc ausgeführten Scariticationen, die mittelst eines Kehlkopl-
messers, am besten eines c.achirten, au.sgeführt werden. Dagegen ist die von Legroux
euipf(dilene Methode, die Schleimhaut mit dem zu diesem Zweck speciell zugespitzten
Fingernagel zu ritzen, durchaus zu verwerfen, weil dieselbe leicht neue Infectioncn
veranhtssen kann. Führt die Searitication nicht zum Ziel, oder ist es nicht möglich,
hlieselbc anzuwenden, so muss man zur Intubation oder noch besser zur Tracheotomio
■reifen und es empfiehlt sich, mit der Operation nicht zu warten, bis der Zustand
Bes Patienten diesen Eingriff zu einem hoffnungslosen macht. lijblinski
■ehelBen. Das Glübeiseo, Ferrum candcns, vird in der Medizin seit Altera her zur
Brzeuguog; der Glühhitze, Cauteriuiii actuale, gebraucht.
B Die lodicatioDcn für diese letztere waren Legion, und so fand denn auch das tüühciscn
Bc rerbreitctste Anweiidung aU Derivans*. Im Laufe der i^eiteo babea sich die Indicatiooea
[Uluehcisen
— 474 -
immer mehr eingeschränkt, und beute wenden wir das OlUbeisen im WesestbAni
Zerstijmng von ertränktem Gewebe, /.ur Blutstillung und als Antisepticum ao.
Die gewöhnlichen (ilüheisen bestehen aus einem Griff, einem ger.\d> n fii(T
Schaft und einem Glühkolben. Letzterer hatte früher alle möglichen O. otokM
hauptsiichlich nur noch konische, prismatische, knöpf- und nittuzeiii lUi^l
Anwendung. Aus dickem Telephondrabt kann man nülbigeiifalls der nis ^
visiren, indem man den Draht kcgelfürmig oder breit aufrollt und >i j<lf k *•
Holzgriff steckt, /ur Erhitzung der Glüheisen bcdiencQ wir uns an Stt-Ilv <lcr alka Uk
becken zweckmässiger eines Bunsen-Brenners oder einer Spiritus-StichflamiBc Ihr ß
Apparat wird auf diese Weise sehr vereinfacht und gleichzeitig wird die Tcri.ingte Btl^il
Weissgluth sehr viel schneller erreicht. Trotzdem sind die Tage der alten ninhnm pil
der Paquelin'schc Thcrmokautcr und ähnliche Vorrichtungen zur Ei n fiiiül
werden sie schliesslich ganz aus dem chirurgischen Instninientariuni \i
tlKIMI
{ilDmitlorBO. Eioe der wic1iti)!«t<>n Keib<*n ku^ ilpr CliuBt' der Mquoc ut y le ai«*, iII« <lrlM*r m4
f«^<t>ii<l. M>-]^t kleine Krautor mit ungp)ttiotti4n, lliiPftlisch-baii(lrörTnig«*n ÜlKttprn ao<i >n U4f««
ainigti'ti MliltttiMi Ton ei^nttrtiüt'ni Bau. Die Theilblntlienbitilnde wfrden lunliUUt vun UMtrmm%m9*
(= k1""i'>^> llalt><pflxen) odor die oiuzelnen BlQttien werden umgrilTen rvn ihrom DeckblkU IT^f^
ilirem Vorldntt (VorspelieK beEW. von beiden lugleich. Die beiden wielitigstcn PAmDien der ftetk' •
(Orsmineae*) und die Kiedgriser (Cyiiora eeie*}-
mtnt/tmi
filutamin, Olutaminslureaniid. C(H,gN/), ^ C0,H-C,1<^H^-CO' NH*. ist in den Ptlani» ««ka
u. a. im Sali der KunkelrUbe enthalten gleich dem clietniych analogen AifiiaraKin. E» >
bei Ifi^ in uiigefuhr 2^ Th. Wa«i^er Ifti^pn, in starkem WeingiMüt ui)lß!i|)el). t>ur<:li Kuh
aeUt, beim Kucbeu mit Harytwasxer KerHiUt es in Ammuniak und üluUminiillarc. Div ;^.
tat üptittch inactir. die in verdUnnler Schwefelsliure oder OxaUAnr« sehwaeh r*elitsdrcb<oil. Mei
einen flockigen Niedenehlag.
(tI ut am inaku re. CrH^NO, ^^ NUg ' Cgll^lCUsH)]!. in Vorm det obigen AmiJs im Vtmu*i
breitet, entsteht ausserdem i)eini Koebeo von Pflan:Lenalbuminaien mit Ycrdt)ntttf>r Scbwvfel^ui*
Tun f'a.<ieTn mit .'^alftsKure und ZinncblnrDr. Hie ist die AmidononDBlbrnnxwt-instlurr. Rhi^!*hi«^li i
miPdri.cbc Krystalle vuin Siaimp 2ll2-2(l2.fi" funler Zemeliung). lOslicb in lOO Th. W.
starken) AUubol. In wttjtseriger wie in e&urt>r Lnttung rcebtrtdr*^bend, waliri'iid die n.
I>urob FrbitiLen mit Bar>'twaitc.er auf ir>(i— liWIi^ wird sie inartiv, die inaetiv«; SUure v
]*cnieillium i^Iaucum wieder aetiv. Hedurirt alkali-^rhe KupferltlAung iii(>ht. Salpetrig« Saun« (Uar: ^«lal
elure (V.ll-*'r. Über. Bei IHO— IW)"* «erfillt sie in Wasser und ein)msi-.che l'TTug^latuniinsAur«, CaKr^V '
WHit^Trru Krliilrfn in K(iblen<<llure, Wus.ser und Tyrrol. t-'jHftN, ger.(»iil1on wird.
(ilutill^ die .Kuliitianx de« leirabildenden ttewebeit. findet itieb nach Uuppe<8eyler in all»« ttTirVa
alleiniger AuHnabme iles Ampbioxnt lanceolatu.s, und im Fleisttbe der CeiilialopoUen. K* •t%*tfii >
Kollagen KU sein. rnlOi^lirh in kaltem Wa.sMer, quillt e« d^teh Ataik daiin »uf: in bMif;'~ ''^'
•ieh leiebt; die l.(><«niig erstarrt, wenn nie nirbt za lange gekocht wurde, beim Erkalten xa «i'
kuhol, Aetfaer, Cblorofunu und Fetten ift e» nn|n*,liRh. I)urcb Essigsäure, MinerwlHiifir^e. V
Sankalium wird e« niclit geHlllt. auch nicht durch Alaunlr>sung, ijowie durt*Ti !
aon-. Kupfer- und (jueckNilber^alie, wobl aber durch (Quecksilberchlorid. I'l i
verdUntitefiter Losung, durch tierlKüure, howie durch Salufture und l^necksill..
dDnnlen Skuren oder Alkalien entMi>ben Ammoniak, (ilykokolt, Leucin und fette .>lurcu. tUa^ iP'* '*
l>ie Losungen sind stark link.sdrehend, doch wird die Drehung durch die Teinper&tar. s^^vi« JmkA i
.^Buren und Alkalien stark beeinitussl.
-fil I
(ilutol. Glutol ist" Fonii:i]iii-(!t)lr»tiiie in fipraspelter oder ptilvrnsirt
gt'ni.sijt'ltf ist wegen der firfisseron .\uf.s:iu};uiigsfähigkeit iI<t NVuh'
ziehen. Durch BebaiHllung ii-intT in \V;is,s(^r gelöster (Iflatinc inn
dämpfen verämlcrt die (ichitini- ilin-ii ('ii;ir;ikti<r. Sie verliert vor \
lii'hkeit hl heissf'in \V;is.ser. Diinne Siiaren und Alkalien vermögen tli'
nicht zu veräUideni. D.'igegen wiril die.seilie dnreli Fermente, z. B. 1'
oder l'unkreatin, aufgelO.st unter Abspaltung des vorher gcliundencn
D.'i d:Ls bleiche durclt Zellactiou luul die Fermente des Blute.s unti (■■
si'bieht, so ist verständlich, warmii wir in ilern (.ilutul ein so ausgpxrl
mittel zur Verhütung von Infet'tion und zur laealen Bekilmpfung der>
Das graue, geriehenem Parniesankäse ähnliche Pulver ist an .sieb nirl
kann durch Erhitzen wietlerholt ase[)tificirt werden und ist .absolut uiiü'.>. •-
ruchlos. Ks ist ein Haemo.staticum ersten Ranges, da es mit frisch «itlfcn«»'
sehr bald an der Luft fest verstihnrft. Frische Schnitte verkleben mit >>'*
einem festen \Vund.schurf in 20—30 Minuten. Bei dieser Berühning mit BKI
Blutzelleri wirtl Fonnaldeliyil abgespalten. Eine weitere Desinfection der V«^
also bei «itutnl-Aiivvenduiig nicht nötliig. Die Abtödtmig eventuell ein'.'»^^"^
Bakteriell resp. ihre UnschildiichmacTiung und Virulenzveniiir.'
Organisniiw selb.st dureli liie Zerlegung des dargi-boteuei» Wu
das frei werdende I'^irnialtiehyii in Gasfonn ,iuflritt, so erklärt sich. %^
infection in alle Buchten und Tasclien der Wunile oinzudriiigou vcnu^c; —
[Glutol
— 475 —
Glyceride]
lAbspaltung des Formaldeliyds so lange anhält, als unzcrsetztes Gliitnl vorbnnden
Jst, findet eine rnntinuirliche antiseptiselie NNirkniig statt, während hei den l)is-
lierigeii Mitteln lutr ein einmalif;er Contact mit der Wundfliietie eintrat, welcher nach
»eil imtnelliuscirs exacten Arbeiten tiii'ht ilen Kfl'eet einer Hak terienabtödtnnp resp.
Jnsehildlieliniacbnng haben kann. Dan Gliito! ist kein Aiitiseptieum an sich. Purch
ÜP Zellthiitigkeit erst entsteht das Antisejjticnni ans dem RnhstofT der Kimiialiil-
^elatine. |)ass dem so ist, ist von ScIi li^i cli experimentell festgestellt, von ihm, von
i'humalla, Prof. Keen, von den '{'hiiTilrzten .lors, .Schumacher, Tibiirtius,
"apner in einer sehr grossen Zahl von Fällen sicher gestellt. Schleich verrii'b
lakteriencultnren niit Gliitnl und führte das Gemenge Kaninchen nnd Tauben in die
Jauchhöhle (ind subcutan ein, ohne etwas Anderes als reizlose Verklebuiig ira Anfang
lud s|Ȋter Kildnng eines gixsigen festen Hindegevvebes an den Verpflanzutigsstelleii
sehen. Keins der Thiere starb, keins hatte Temi>eratursteigeningen. Wenn niaii
veiss, wie leicht geratle Kaninchen einer Hauchfeileiitziuidung nach Einpflanzung in-
Ifeclifisen Materials erliegen, so niüs.sen die.se leicht controllirbareii Versuche als sehr
l>cweiskräftig ange.sehen wi'rden. Aiis.senleni liut Schleich aber vii'le Hunderte von
"rischen Wunden heim Mf-nschen mit (iliitol behandelt ohne jede vorherige Des-
jllifectiun unil sah niemals Inlection. Bei einer sulchon Reihe von Hrfahruugen, die
ton vielen anderen Aer/.trn bestätigt siiul, ist wohl ein zufälliger an sich asepti-
L'lier Verlauf auszusch Messen. Da.ss die von Schli'ich behauptete Zerlegung der
iirnialingelatine durch Zellthätigkeit res]), durch Fernieiiti' stattfindet, konnte
rottsteiu feststellen: Wetui man nämlich über (ilutul, dem Wasser aufgeschichtet
Bt, eine Schicht farbloser Fiichsiu-schweflige Säure hinzufügt, so färbt sich biVhatens
iie Substanz des Pulvers violett, die Flüssigkeit bleibt absolut farblos, ein Beweis,
jass kein fri'ies Forniabiehytl in dem PiiIvt voriiandiMi i.st. Uebergiesst man d;is
|*ulver mit Pepsin-Salzsäure miil lässt die Mischung 'J4 Stundi'ii bei "JO" stehen, so
iebt aufgeschicht<'te Fuchsin-schweflige Säure sofort die vi(dette Fuchsinfärbung iu
icr Flüssigkeit, ein Reweis, dass durch den Verdauungsprocess Formaldehyd aus der
"jelatine abgespalten ist. l)ieso Abspaltungen bringen auch Mischungen des Glutols
lit Kiter, Blut und Senmi zu Wege.
Hat man es mit tieweben zu tliun, welchen das tibrinidytis<'he Ferment fehlt,
rie z. B. die tuberculösen, die specilisc-li syphilitischen und alle mit Fibrinbeschlägen
l>edeckten schmierigen und stark seceniirenden Granulationen, so wird das Glutol
»lebt zerlegt und bleibt wirkungslos. Kiive deimoch diu Wunde i-einigeiule Ab-
jlpaltang von Formaldehyd ist aber durch Beimengung von gepulvertem Bhit.serum
"i'ulvis serosus Schleich), das natüriicli vor dem Gebrauch zu sterilisiren ist, zu er-
kielen, Gemenge von Glut(d und Pulvis serosus geben bei Kiterungen, .lauchungeri,
pecifischen Ulcerationen, Ulcus cruris etc. die gleichen günstigen Resultate, wie d;us
tlutol an sich bei uncomplicirten Wundverhältuissen. Wir besitzen in dem Glutol
lein souveraines Mittel zur VerhütLing der Infectionen bei frischen Verwundungen und
loperativen Gewebslaesioncn, ein Mittel, welchi'S bei schon etablirten Infectionen iu
iBerührung mit iiiclit nekroti.schen (ieweb.sschichten dir Kntzündungserscheinungen
technell und sicher localisirt, und wir besitzen in der Glutol-Senim-Mischung ein
^undmittel bei allen schmierigen und unreinen Wunden, welches .schneller als
rgend ein anderes VVundpulver die Reinigung nnd die Granulationsbildung erzwingt.
)ie plastische Kraft ili's Glutols, nämlich Bindegewebe an der Stelle seiner Applica-
äon von der gleichen Form wie des implantirten Stückes zu erzeugen, wurde von
Ichleich zum plastischen Verschluss von Hernien, Bauchfelldiastasen und zur pia-
tischen V^erklebung bei Entoroanastomosen um! Hydrocelcn verwandt.
SCHLEiai.
(71/ceiide heissen die Ester* des Glyccrins. Dasselbe kann als drciwerthigcr Alkohol drei Reihen
^fester liilden, je nachdem ein. zwei oder drei Wasserstoffatome der Hydroxylgruppen durch
HBäureradicale ersetzt werden. Man unterscheidet demgemiiss Mono-, Di- und Triglyceride.
^Htünstlich lassen sich Repraesentanten aller drei Reihen erhalten, in der Natur linden sich
^wiuptsüchlich die Triglyceride der höheren Fettsäuren, die Fette*. Von Monuglyceriden ist
^^Ue Glycerinphosphorsäure* C3H5(0H)2.0.P0(0H)j als Componente der Lecithine zu erwähnen,
^n^ie alle Ester sind auch die Glyceride durch Alkalien wie durch Säuren in ihre Componenten
^Hwlegb.ir. Aus den Fetten entstehen bei Anwendung von Alkalien die Salze der hüheren Kett-
^^^Bn lind von di'.-scr altbekannten Umsetzung rührt der Ausdruck „Verscifung" für
^^^^■1' unter Was.'icraufu.'dime erfolgenden .Spaltungen her.
^^^^m__ 8PIE0EL.
[Ulycerin
— 476 —
Glyeerim]
tiljrceriii, Oolsüss, tielziu-ktT. Zu tk'iijpnigfti Substanzen, welche zuerst nur il-
Si'ltenht'iten eines L:ibor:itoriunis betiMchtct wurden und später eine grosse B» •
erhingten, gebort das Glycerin. Obgleich SL-Jion von Scheele im Jahre !"■
deckt, wurde es von (-licvreul IHH aus der Abspaltung bei den Fetten ai« .v
erkannt, dessen [Ireiwerthigkcit von BerthoU't festgestellt wurde. Von i^-
rührt der Name „Oolsflss oder Uelzucker*' her, der später in dn.n Namen '
(von /i'ixüi, süss) unigewandflt wurde. Die llarsteliung dfs Ulveeritis ist
chemische Synthese möglich (l*"riedel und Silva), und zwar aas dem Tri'
drin, dessen Darstellung in der Weise gelingt, da.ss isopropyl -Alkohol liurcli ^
abs])altung in l'ropylen, und d;is gt'chlorte I'ropyb'n in Trichlorhydrin über,
wird, welches beim Hrhitzen mit Wasser Glycerin liefert.
Für die fabriknui^sige Herstellung des Glycerins hat die Synthese k-
Dedeutuug, denn die Natur liefert ein hinreichend gross«>s und leiciit zu
.schalTendes Material in den Fetten*, bei deren Verseifung Glycerin als NebenpnK
gewonnen wird. So findet sich da.s Glycerin in der Interlauge bei der Seifenfabricjilj
Die grussteti (Quantitäten liefern jedoch die Stearinkerzenfabriken, in welchea liieZ«
gimg der Fette mit Kalk, Schwefelsäure oder durch Wasserdämpfe erfolgt. Das \
die eine oder die andere Weise gewuiniene Ktdiglycerin bedarf einer .sehr
Reinigung, da fette Säuren, Seifen, Sal/.e, F.irbstofle und aiulere Unreinliehkeit»M(
iliiu sich reichlich \ortiiulen können. Die letzti' Reinigung erfolgt durch i
im \acnum. Nach di-m Uckanntu erden der Thatsache, dass Glycerin I
i-iiu'r Temperatur von 0" ausgesetzt krystallisirt, hat man vei-sucht, d:i.'« Gl> h
Krystnllisation zu reinigen. Die Methode hat aber wohl ihrer rmstänilli<'ii .'ii
keiiren Kingang gefunden.
D;ls (ilycerin zeigt eine grosse chemische Beständigkeit. Verdünnte Lf»sunjren »in.l
der Umsetzung durch Spaltpilze zugänglich; es entstehen dabei Butyl-, FViip%
hol und eine Reihe von Säuren, wie ('apron-, Butter-, Milchsäure, Es- .
u. a, w. Zur Zerlegung des Glycerins durch Chemikalien bedarf ch stärkei'
grifle. Sehr wichtig zu bemerken ist, dass da.s Glycerin eine sehr stark li\^i'
8kopische Sid)stanz ist, imd d.xss es ein gleiches (Jcwicht Was-ser aus der Luft auf
nehmen k;inn. .ledoch ist diese stark hygroskopische Kigenschaft nicht etwa nii'
der ciHH'entrirten Si-hwefelsäure zu vergleichen, welche auch unter Zi-rstöning 'i
ihr in Beriilirung kommentlen orgainschen Substanzen Was-ser ans dem Moleci
selben aul'ninimi. Das (ilycerin hat die F,igenscliaft, viele in W;i«ser schwer I
Substanzen leichter aufzulö.sen. Dieser l'unkt ist für die Verabreichung m
Arzneisnbstanzen von Bedeutung. So la.ssen sich "Jltproc. Lösungen von an-.' ;: . .
Säure und "'/jproc. Lüsungen von Sublimat herstellen. Das Glycerin l»esit2t dir
Kraft, thierisciui und animalische Substanzen vor Zersetzwig zu scliützeii und, was
besonders prakti.sche Verwerthung gefunden hat, viele iüizyme in wä.s.sriger Lösung
zu conseniren. Dadurch ist es möglich geworden, wässrige Pepsinlösungen
Therapie zugänglich zu machen. Von besonderer Bedeutung ist die Cnii.serM:
der Kuhlymphe, die sich in Glycerin viele Monate hält; allerding.s bei «ehr wamw«
Wetter tritt auch hier niw Zersetzung ein (Andrewsi.
Sehr eigenthümlich ist die Kigenschaft, da-ss IT» Tlieile Glycerin, mit I
Weizen- oder KaitolTelstärke zusammen erhitzt, eine transparente, geleeartige >
nixsse darstellen.
Die Frage ist vielfach di.scutirt worden, ob das Glycerin auf die Gewehi? fintii
reizenden Kinfluss ausübe oder nicht. Ganz aasgeschlosstMi ist die Heizung duTrh
etwaige Coagulirung, da e.s das Eiweiss nicht coagulirt. Vielfach ist beobachtet, ila»
bei der Anwendung von Glycerin durch Verunreinigungen wie Oxalsäure und Aineiseo-
.säure oder andere flüchtige FettsSiiren, Spuren von Chlorkalk Heizung eingelreieo
ist. Ks handelt sich aber um die Frage, wie wirkt das reine Glycerin? Hier i.st vuf
allem die Concentration in Betracht zu ziehen, ein L'mstainl , der merkw i '
Weise so wenig in der Therapie beachtet worden ist. Bei was.serfreiem < ■
oder solchem, welches noch im Stande ist, Wasser durch seine hygroskopischen
Schäften aufzunehmen, haben wir es mit einer Substanz zu thuii. die diu
Moleculari'igi'iischaft der Wxsserentziehung reizt. Sobald das Glycerin aber ir
gleiche Gewicht W;isser verilüiint ist, hört diese Eigen.schaft auf und es fällt li ■
zugleich die durch di(! physikalischen Kigeiwchaften bedingte Wirkung fort. So «i
deuu auch die reizende Wirkung, welche das Glycerin auf diu blusgeiegteo Nuncn
«nni£
■41
[■ßljrcerin
- 477 —
Glycerin]
ausübt (Kühne), lediglich durch Wasseroiitziehung 7M erklären. Dies ist für die
innere und äussere Anwendung zu wissen wichtig.
Vielfach ist d;is Glyco-rin für innere Zwecke angewendet und ein Nutzen davon
bemerkt worden. Besonders von Wichtigkeit schien die Beantwortung der Frage, ob
das (llycerin als ein Nahrungsmittel aufziif.a,ssen sei. Die Untersuchungen von
J. Munk lassen keinen Zwi-ifel, da.ss das (ilycerin nicht wie Zucker, einen ersparen-
den Einfluss auf di-n Eiweiss-Ansatz ausübt, von Voit betrachtet aber die Frage
als ofr<'n, ob nicht das Glycerin d.as Fett vor Zersetzung schütze.
[>ass das Glycr-riii ab(M- eine Zersetzung erleiilet inul so für die Frnährung mitwirkt,
ist dadurch sichergestellt, d;iss bei dem Kins|trltzen viui (ilyceriu in die BlutgefS-sse
der Kaninchen kurze Zeit hindurch die Sauerstoffauruahme und die KolileusUure-Abgabe
sich vermehrt gezeigt hat (Scheremetjewski).
Von der früheren Anschauung ausgehend, dass die Sub.stanz, welche bei der Ver-
dauung aus dem Fett gebildet wird, auch zur Kruährung beitrage, hat man es als
Nahrungsnu'ttel bniuitzt und au !Sti>lle iles Leberthraus in Anwendung gezogen. Wenn
auch (lie.se Methode nicht beiliehaiten i.st, so ist immerhin von Interesse, festzustellen,
dass selli.'it der daueiiule (Jebrnuch von (ilycerin in relativ grossen t^uantitnten keinen
Schaden hervorgenifeu hat. IM<; Versuche, das Glycerin als süsseudes Mittel bei
Diabetes mellitus zu gelien, sind trotz der Anwendung des Saccharins als Ersatz
«les Zuckers immer noch nicht aufgegeben. Ther3|)eutiscli hat man, ohne liass eine
stichhaltige theon'tisi-he Hegninduiig gegeben werden kann, ver.sucht, das Glycerin bei
Gallensteiu-Kolik in Anweuilujig zu ziehen (Ferrand). Cholagoge Eigenschaften
sind bei dem (ilyceriti nicht mit Sicherheit nachgewiesen worden, aber die That-
sache scheint festzustehen, d;iss '20 bis 30 g Kolikanlalle beseitigen und selbst kleinere
Posen schon vorbeugend wirken (Ferrand). Als Abführmittel wirkt das Glycerin
bei der inneren Verabreichung erst in relativ gros.sen Do.sen, dagegen bewirken schon
Dosen von 2 g, ini Clysma, reichliche Entleenmgen, die breiig und auch fest sein
'können. l>ie Ai>pIicatiou geschieht entweder mit der Pravaz'schen Spritze mit kurzem
Ansatz oder indem man kb-iiie Spritzen mit einem einen halben Meter langen Drain-
rohr in den Mastdarm eirrfiihrt (Anacker, Gerstäcker).
Die Heh;mptung, <lass (ilycerin toxisch wirke, ist nur stichhaltig für <lie An-
wendung zu concentrirter Dosen, Bei genügender Verdünnung fallen die In-
to.\icationssymptome, Magenkatarrh, Fiebtjr, Cyanose, Kopfsebmerzen (v. .laksch),
fort. Die vorher betonte Ver.sTbiedeuarfigkeit der Wirkung w;1sserigen uml cimcen-
trirten Glycerius ist auch bei der toxikologischen Betrachtung ausser Aclit gelassen.
Am deutlichsten zeigt dies der Thierversuch. So vertragen Frösche verdünntes
(ilycerin, während nach .Anwendung concentrirlen Glycerins ein heftiger Tetanus
beobachtet wird. Coucentrirtes imd verdümites Glycerin sind eben zwei vollkommen
r verschieden wirkende Kflrpor.
I D:ts wasserfreie Glycerin ist eine wasserklare, dick sirupöse, vollkommen geruch-
I lose Flüssigkeit vom spec. (iewicht 1,262 und Sdp. 2W°, von sü.sseni (ieseliiiiack.
I Es mischt sich mit .Mkohol und Wasser in jedem Verhältniss, in Acther und Ohloro-
■ form ist es dagegen unllislicb.
I Nach der Ph. G. IIl liat das Glycerin das specitische Gewicht 1,225 — 1,235: es soll kein
Arsen, Schwcrmctallc, Schwefelsäure, Oxalsäure, Kalk enthalten, nur Spuren von Chlor sint]
l gestattet: es darf kein AkroleVn oder Ammoniak enthalten und darf beim Erwärmen mit vcr-
Idünoter Schwefelsäure keinen ranzigen, unangenebroen Geruch entwickeln.
I Aqua glyccrinata:
I Glycerin 1, Wasser 2, zur Pillen-, Pastillcnbcreitung.
B Aqua vitae glycerinata:
^^^ Glyccrinum 100, Tiocturn Khei aquosa 25, Tiactura aromatica .5, Tinctura Auranlii
^^B corticis, Tinctura amara m 10, Spiritus 90, Aqua Kosarum 100. Likörglasweise
^^^ gegen Obstipation.
I Balsamum Glyccrinau:
^^m Ccra tlavn .'i, Cetaceum 5, Oleum .^mygdalarura 20, Natrium biboracicum I, Aci-
^^K dum bcnzoicum 0,5, Glycvrinum 7,5, Aqua 1.5, Oleum Kosarum gutlac 2. Gegen
^^^ Hnutschrunden, Fro.stbeulen.
[ Ceratum Glycerini Ph. Hisp.:
f Gern alba 12, Oleum Amygdalarum fiO werden zus.immcn geschmolzen und beim
1 Festwerden Glycerin 30 hinzugegeben.
i Rmplastrum Glycerinae:
f Amyli Tntici 10, Aqua 5, Glyccrinum 25.
[Glycerln
— 478 —
GlypMti^
Oena
Uelatina glyccriiiata Loretini:
5,0 Gelatiua, 65,0 Aqua destillata, 'i5,0 Glyoerin, 5,0 Loretin, fein verrieben.
Ekzeme, Flechten etc.
Geintina Zinco-Ichth^oli Uaoa:
Gelatine 15 wird in Wasser 45 gelöst und Rlycerin 30, Zinkoxyd 10 und Ichliyoi i
hinzugefügt.
Glycelacum (Grovcs):
Ainygdnliic duices excnrticatae 10, Glycerinum 20, Oleum Olivnnim ßO. VeHMui^
Diit'tcl.
GlyceriD-CascTn-Kirniss:
Casein 1, gelöst in starker .Ammoninklfisung 8,5, wird mit Glycerin l bi» »ur Ver-
tlürhtigung des Ammoniaks erwärmt. Die zurückbleibende Emulsion ist io 2 TL
Walser löslich. Bildet elastische, gut trocknende Deuken.
Glyceringelatine:
1 Theil Gelatine weicht man drei Stunden lang in 6 Theilcn dcMillirten Wasan
ein und setzt 7 Th. Glycerin hinzu. Zu 100 g der Mischung füge man I g ojn-
centrirle Karbolsäure.
Glycerin-Suppositürien mit Agar:
5 g Agar lässt man mit Wasser ansaugen, giesst dos Wasser ab und mtä
wiederum Wasser bis zum Gesammtgewicht 50 g hinzu; darauf fügt mao Ii4 (
Glycerin hinzu und erhitzt auf dem Dampfapparat bis zur gleicbmäasi^D Cmt
sisteoz.
Glycerinum boraxatuin rcsatum:
Borax 5, Extrartum Rosarura 3, Glycerin 93. Ersatz für Mel rosatum.
Glycerinum chloroformiatum Debout:
Chloroformium 1, Tinctura Croci 1, Glycerinum 50.
Glycerinum jodatum causticum Hebra:
Jod '25, Jodkalium 25, Glycerin M.
Glycerinum saponatum (Hebra):
Neutrale Cocoskernseife 20 wird im Wasserbade mit Glycerin 80 g>-i r
durchsichtige, elastische, wasserlösliche Masse kann versetzt werden
säure (5 pCt.), Zinkoxyd (5 pCt.), Jodoform (5 pCt.), Sulfur praecipitatum U'J f'-U. '-tc.
Glycerinum sulfurosum Schüttio:
Einleiten von schweHiger Säure in Glycerin bis zur Sättigung. Rein oder mit
Wasser verdünnt zur Pinselung bei Diphtherie.
Glyceritum Acidi carboliei Brit. Ph.:
Acidum carbolicum 1, (ilycerinum 5. unter Erwärmen verreiben.
Glyceritum Acidi gallici Brit. Ph.:
Acidum gallicum I. Glycerinum 5 bei höchstens 100° zur Lösung vemibco.
Glyceritum Acidi tannici, Glyci-rc de tannin Ph. üall.:
Acidum tannicum 1, Glyceritum Amyli 5.
Glyceritum Alumiuis Brit. Ph.:
Alumen 1, Glycerin ß,25 werden mehrere Tag« digerirt und »om Bodensatx »k-
gegossen.
Glyceritum Amyli, Glycrr«' d'amidon Ph. Gall.:
Wcizenstärke I, Glycerin 14 werden venicbcu und bis zur Bildung einer daiTlt*
sichtigen Gallerte erhitzt.
Glyceritum Bismuti Ph. Hisp.:
Bismutum subnitricum 1, Glycerinum IG.
Glyceritum Boracis Brit. Ph.:
Borax 1, Glycerin 5, Wasser 2.
Glyceritum Borogly cerini Ph. U. S.:
Glycerin 460 werden mit Borsäure 310 bei 150° auf 500 abgedampft und Glyceris
ad 1000 zugegeben.
Glyceritum eitracti Belladonnae, Glyc^rü d'eitrait de BelladoDc
Ph. Gall.:
Extractum Bell.tdonnao 1, (»lyceritum Amyli G. In gleicher Weise werden nxb
Pb. Gall, die Glycerite mit litractum Conii, Uyoscyami, Opii bereifet.
Glyceritum Gclatiuac:
Gelatina 80, Glycerinum 4, Acidum carbolicum 1, Acjua 64. Hitt«l gegen Brand-
wunden.
Glyceritum jodatum, Glycerino jodce Ph. Gall.:
Tinctura .lodi, Glycerinum H.
Glyceritu m jodoferratum Arthur:
Ferrum reductum 1, Jodum purum 2, Aqua 3, Glycerinum 27.
Glyceritum Hydrast it Pb. U. S. :
Rhizom.n Hydrastis 1000 werden mit Alkohol erschöpft, nach Zusatz Ton Wasser JM
[Olycerin
— 479 -
Glycyrrhiza]
bis zum Verschwinden dos Alkoholgerucbs erhitst und Glyoerin 500 and Wasser
ad 1000 hinzugefügt.
Gl}-ceritum Kalii jodati, Glycär6 de ioduro de potassiura Pb. Gall.:
Jodkalium 1. Wiwser 1. Glyccritum Atnyli 5,5.
Glyceritura Plutnbi Brit. Ph.:
Plumbum aceticum 5, Lithargrrum pulvcratum 8,5, Glycerinum 25, Aqua 12
werden '/< Stunde bis zur Verdampfung des Wassers gekocht.
Glyoeritum Plurobi tannici Brit. Pb.:
Cortex Quercus 12,5, Aiju.i 60 werden 2 Stunden im Wasserbade erhitzt, zur
Colatur Liquor Plumbi suliacetici 6 hinzugefügt und der entstehende Niederschlag
nbgepresst. Zu je 6 Theilcn Niederschlag mischt man Glyccritum Amyli 4 hinzu.
Glyceritum Tragacanthac Brit. Ph.:
Traganth 3. Glvcerin 12, Wasser 2.
Glyceritum Vitelli Ph. U. S., Glykonln:
VitcUum ovi 45, Glycerinura 55. Bildet eine gut abwaschbare, Hruissartige Deeke.
Glyceritum Zinci, Glyoere d'oxydc de zinc Ph. Gall.:
Zincum oxydatum 1, Glyceritum Amyli 8.
Glycerolatum antipsoricum Merietta:
Sapo domesticus £ulveratus 20. Glycerinum 16Ü, Carboneum sulfuratum, Benzinum
lithanthraciuum a* 6. Bei Scabies täglich einmal aufzutragen.
Glycerolatum chlorolormiatum:
Cbloroformium, Spiritus u 10, Glycerinum 80. Innerlich tropfenweise, Zahnmittel,
Einreibung.
Limonada effervcscens Gay:
Calcium glvcerino-phosphoricum 10—30, Acidum citricum 5, Natrium bicarbouicum 4,
Aqua ad 1000.
Pasta cosmetica:
Traganth 10, Rosenwasser 20, Glycerin 50, Benzoctiootur 10, Orangenblüthenül
5 Tropfen. Waschmittel.
Potus diabeticorum (Schultzen):
Glycerin 100, Wasser 395. Citrctnensiiure 5. Tagsüber zu verbrauchen.
Sapo glycerinatus liquidus:
Oelseife 200. Glycerin 300, Wasser 50, Spiritus 50. Mit Citroaen- und Bergamottöl
zu parfümiren.
Sirupus antiphthisicus chloralatus (Kremy):
Chloralhydrat 4, Glycerin 40, Himbeersirup 150, Pfefferminzöl 10 Tropfen. Mittigs 1,
Abends 2 Es.slöfTol.
Sirupus Calcii glycerino-phösphorici Gay.
Calcium glycerino-phosphoricum 10. Acidum citricum 1, Sacoharuro 610, Aqua 860.
Zum Filtrat Sirupus ad 1000.
Suppositoria glycerina (Dietrich):
1. Oleum Cacao, Glycerinum u werden in der Wärme verrieben. Feste, nicht
hygroskopische, bei 25 " schmelzende Masse. II. Dialysirte, harte Stearin.seife wird
in Wasser gelöst und mit Glycerin 90 zum Gewicht 100 eingedampft. Aus der
festen, durchsichtigen Masse formt man Ziipfohen von je 1,7 oder 2,5 Gewicht.
Unguentum ad pcrniones (Dorn):
Cera flava 10, Oleum Lini 20. Glycerinum 10, Acidum benzoicum, Benzoe puU
verata 5, Oleum Lavandulae guttae 20.
Unguentum Glycerini Ph. G. III:
Weizenstärke 10, Wasser 15 werden angerieben und Glycerin 100 zugesetzt. Der
Mischung wird eiue Anreibung vou Traganth 2 und Weingeist 5 hinzugefügt und
das Ganze unter Umrühren so lange erhitzt, bis der Weiogeistgeruch verschwunden
und eine durchsichtige Gallerte entstanden ist. ,,ooov,™,
LIEBBEICH.
li lycerolatC) Glyo6r6s s. Glycerol^s der Ph. fraD(;., Glycerina s. Glycerines der Br.
Ph., Glycerita s. Glycerites der U. St. Ph., sind zu äusserlichem oder innerlichem arznei-
lichem (lebrauch bestimmte Praeparate, welche Glycerin* zur Grundlage haben und des-
halb sehr empfehlenswerthe Arzneiformen sind. Die Ph. G. kennt dieselben jedoch nicht,
höchstens könnte das Unguentum Glycerini dahin gerechnet werden.
HAASE.
(■lycyrrfaiza t,. PllaniFniriittung »«ilerFini. der Papilf onaeeac*. Abth. d«r Oaleito*^ (s. 0 alei;»*), KrSutar
mit uoi'uriK-K'florlortcn Blnttorn und «iemlieh kloinon. in mstioltan arkivlatlndigen Tranbon T«ra!nigtvn Blltbnn,
In drnfn li^ Lint«re (lehntp) SUubbUtt i^nz frei iitt. I>ie «.•infiloborigpn HDls«n 0ffnpn sieb cw(tikUp|ji|;, nm dio
«r«nigf*n Samrn (1— *J ftustoüt.njnfn. Die boliipon Wunnln nnd Aii*1«nfer find b(>k>nnt alx .SOffithuli*.
O. glnbr« L., rom westlirlu'n Mitti>linpt>r|r9bit*t iluroh gan. T'niram. SQdninsUnd, Klpinaxion anil
NordpvrAJftn hi'iniipeb. wirrl in Mittr^b-iiropa im (trunon K' " d«T .\rt Aind dl« kablm llQUitri.
ß. •chinitl L.. geVpnnirirhni'l durch ütacbelinr HUIsi'n. v' ' dem slldliehon Hihirlen bis Jen» lU
deR BkIkaUeu ao. Lioffrt Radix Li<in i r i tia(> roa«loau, dio ;:t;.-eli3[t m don Handel kummL 0. glkadull*
(•r* W. B. du •ndOsthcbeo Earoraa und des Kankatu« lioforto Badii Liiuiritik« grac«*«. U.
lyrjrTrhir«
— 480 —
Radix Liquiritiac. Diese und ihre Praeparate werden UDKemein !
und gehören iu den populären Heilmitteln. Die Wirksamkeit und die A
Anwundung verdankt sie dem Glycyrrhizin. Es ist fraglich, ob die unten n
als stieksti.flhaltigü Substanz festzuhalten ist, oder ob hier eine AmmoDiakv-
Wie dem aueh sei, der Süssstoff wird ausserordentlich gut vertragen und
dadurch von anderen Zuckerarten, dass ihm die abführende und reizende W
ist daher auch Kindern durchaus zu gestatten, die Praejiaratc des Süssholzes, wie l^nlub-
saft, zu geniesscti. und in denjenigen Fällen, in welchen Kinder zu Magen- und Darmkitmi
neigen, sind sie durchaus nicht so zu fürchten, wie der Zucker. Ausser dem GlrcTTrhifia ot
in der R.vlix Mquiritiac Stärkemehl, Eiweiss, sowie Calciumphosphat neben Calciumsulfat \ui
etwas Magnesia enthalten. Diese Bestandtheile drücken den Süssholzpraeparaten den Stemptl
eines N'ahrmatorials auf und sn ist auch aus diesem Grunde der Oebr.iuch des Lakritirniafb
durchaus zu empfehlen. Es würden die Versuche, Kinderspeisen mit Lakritacnsa/t -
Zucker oder Milchzucker zu versüssen, durchaus gerechtfertigt .sein. Eine weit \
Anwendung findet der Lakritzensaft in Pastenform als reizlind«nides Mittel bei }
katarrhen. Es scheint, dass am besten der einfache Saft wirkt, häulig werden den
Salmiak, minime Mengen von Morphium, Stibium snifuratum aurantiacum. Natrium hicnr
hinzugesetzt und als Pastillen mit den verschiedensten Phantasieuamcn in den H i
bracht. Sehr zweckmässig ist der Zusatz von Extractum Liquiritiae £u reizliiiderDii>
eamenten, bei welchen ihm wegen seiner chemischen Zusammensetzung eine grö.sserc F.
zukommt, als sie ein einfaches Corrigens besitzt.
Radix Liquiritiae, Süssholz von Glyoyrrhiza glahra und G. glandulifer^i
Die geschälten gelben Wurzeln sind von langfaserigem Bruche und grobstnhUgOB,
sehr lockerem (refüge, dicker als 1 cm und nicht über 3 dm lang.
Succus Liquiritiae, Süssholzsaft Ph. G. III:
Durch Auskochen und Pressen der Wurzel von G. glabra erhaltenes Extraet; <la*-
selbe darf nur 17 pCt. Wasser enthalten uud nicht mehr als 25 pCu festes« ia
Wasser nicht löslichen Rückstandes.
Succus Liquiritiae depuratus, gereinigter Süssholzsaft:
Durch kaltes Ausziehen von Süssholzsaft mit Wasser gewonnen und tu eiaea
dicken Extract eingedampft. In Wasser mit brauner Farbe klar löslich. Statt
Plasticitüt wegen eignet sieh der Extract zur Pilleubereitung.
Pasta Liquiritiae gelatinata, brauner Lederzucker:
(iclatina 100, (ilycerin200, Gummi arabicum pulveratum 50. Sirupus Siior!:
Succus Liquiritiac depuratus 15 werden auf dem Wasserbade gelöst. .i :
trockene Marmorplatto au.sgegossen, in Scheiben gescboittca.
Pate de Reglise brune, Ph. Gall.:
Succus Liquiritiac 100, Gurami arabicum 1500, Saccbarum 1000, Aqr.
tractum Opii 1 dienen als reizmildernde Pastillen. Li:
Olyorrrhiiin. G l;o; rrhiziimUn ri.<, CuHmNO,,. Iin<l<>t fleh du ^iiiinnnitk gi>huiid''n in itK( ~
Ton (J. KUlir« auil 0. glanilaUfpr«. »uwli> io Farnen, l^r eioKcdirkto wil#5i>nirn Au«inK dpr Pflaiixs. lU» <
KRimtitiiitcikli«, cnlbalt pin AmmoniiLkilalx. Dim fri^ip .'^Aurp Etrht>(d**t «irb nitR dir ItotA^^' ' ^ ~
NUF< und truekitot xu ritifr braunen, klburahittbnliebt>u MiMitr i<in. äii* <|(iiUt in
tO«t Airb in k<iobi.'l)<tom Etni>«<ii;. kaum ubor in A^-tber und ttb>t)1nU>m Alkobnl. S).
rpin »ÖS!», rpaiort uhpr dpntlitrh sauor and xt'rlofft hol .'^iodphi^z<* langsam die Erde -
winl brim Erwannnn reducirt. Boim Kochen mit verdünnten SSQfen «erfllllt «lie
itlyrytrhMiii. 8ie irit eine dreiba>(i«che SXnre. Das üuure Ammoniak- uud Kul
.••eliinetikeii intenaiT »Qs«.
<>l;«y rrhetin, Cx,II(7''C<' 8|>altuni«pröduct des nirejrrhiiina, iit ein Kescbraackloiwa Krj-'
Sebrnp. 2(10°, nicht IBchtiK,' nnISalich in Womcr, Htzenden und kohlenamiinn Alkalien. Aetber; IStlu:- ... ^
EinnaiK und VitriolBl. Liefert mit AcetTleblorid ein niae«tat
8PIBOEU
(tlykocholNXnre, C„HuNO„. nndet «ich, an Natron iiebonden. in der rialle der meiiton Ttiier«. hMOOten )■ tu
Kifid>i;al|i>. iMe fif^ie Saure krystallisirt in »ehr feinen Nadeln, äebmp. J32— 134*1, i>t in W4»-»,r, \rib»i •"4
rblornftirni selir «ebwer. in Alkohol llnijiprit leicht Idaticb. Sie ist. nbenao wie Ihr«- lO*!i-'
Miircb Erhitzen iiborballi l-UI" (jebt Bio in GlykocbolouHKure. Cj,,H(|V05. nbor. ebeu'*« il
contriitor Halz^nure. llurrb Koebon mit Kali oder Baryt tritt Spaltung in (tlyuin un-I
4 11,11 = t'2H«\0, + CfAltß^ S»l|.etris".' Siluro eneun^t Cboloftl>kol»are. .Sie i<t eii.
.Mkali- und ErdMiil/e in Wa^er nnd Alkohol leicht lOslicb !tind. Die wli?.^engt«n LUsnr.^
lein wie helfenwa^ser. l)aa Natronvali wird auM der L^Kunft in abüolatera Alkohol durcli « a>?i, ru*ivici-n ,%-trjrr it,
Nadeln Kefllll (.kr;stalllstrto Oallii*). Die Salie der Metalloiyde >ind meist iinlo-iilob in Wtaa». ISaliek la AU>
hol (Strecker). IHo Slure wirkt auli«e[ttifiOb, doch schwacher alt Tauroohwl-uure lElolcb).
(il;kiiboII,('i lycin. Leimzucker, Leirasüss, Amidoessigsäure. CjHtNO; = NBj'CH,'COC
wurde in uiivcrbundcncm Zustande bisher nur im Muskelgewebe der Muschel I'urten irradia
gefunden, häufig dagegen in Form seiner alkylirten und acidylirtcn Derivate. Von erst
sind zu nennen das monomethylirte. Sarkosin, «nd das trimethylirlc, Belaiti. von den Sin
donvaten die Bcnzoylverbindung, Ilippursaure, und die Verbindung mit CholaUäure, tiJj-|j
choUüure. Aus den letzteren Verbindungen l.issl »ich das Glykokoll durch vtuscifeBde 7
sb.spalten. Es entsteht ferner durch Einwirkung von rauchender Salzsäure aus XaalUa
aus Leimsubstanzen durch Kochen mit Bar^t oder veidüuatcr Schwefelsäure. Sfntin^
r[UI}kuk<ill
481
Glykoside]
N
wird rs aus Clilorcssigsdure mit Aimnoniak, aus Cynn mit JoilwassiTstiilTsäurc crliallcii. Ks
I bildet farblose monokliiio Kr>-stalle von süssem ücscbmack, die in Wasser sehr leicht, in ab-
solutem Alkohol nicht löslich sind, sich bei '2'2S" bräunen und unter Zcrsctuung bei S.SS — 236"
mit dunkler Purpurfarbe schmelzen, rharnkteristisch ist da» in Wasser schwer lösliche Kupfer-
salz. Im Organismus wird Ulykokoll zerstört unter Bildung von HarnstofT (Schultzen und
I Nencki), bei gleichzeitiger Anwesenheit von Benzoi'säurc vereinigt es sieh aber mit dieser
I zu Hippursäure. Der Harn der Pflanzenfresser, welche viel aromatische Substanzen zu sich
nehmen, ist reich an Hippursäure, aber auch im menscblicheu Harn ist dieselbe stets in gc-
I ringer Menge vorhanden, und bei Darreichung von Benzoesäure erscheint die dieser entsprechende
Menge Hippursäure. Es muss danach eine ständige Bildung von GlykokoU im Organismus
' stattlinden, vcrrouthlich durch Zersetzung von Eiweisskürpern, wenn auch bei deren künst-
licher Zersetzung das GlykokoU bisher nicht aufgefunden werden konnte. Mögliciierweise ist
Glykokoll auch an der Bildung der Harnsäure im Organismus betheiligt: wenigstens stellte
Horbaczcwski letztere synthetisch durch Schmelzen von Harnstoff mit GlykokoU her.
SPIEGEL.
Oljrkose (yfta/Xox'Ji süs-s), Trauben-, Stärke-, Krümel-, Harn zuekcr, Dextrose, d-<iluko»e,
CslIijO^ = CH,(OH) • [Cn(01D]4 -COri, findet sich überaus häufig in Pflanzen, besonders in Früchten,
ferner im Harn von Diabetikern. Sic entsteht bei der hydrolytischen Spaltung vieler Glykoside und
Polys.iccharide, so bei der sogenannten Inversion des Rohrzuckers. Letztere wird zur Darstellung
im Kleinen zumeist benutzt und die Glykose von der in gleicher Menge entstehenden L.ievu-
lose durch Krystillisation getrennt. Zur technischen Darstellung benutzt man die Hydrolyse
der Stärke. Die Glykose krj-stallisirt wasserfrei in feinen Nadeln oder harten Krusten vom
Schmp. 146". bei gewöhnlicher Temperatur aus wässeriger Lösung mit 1 Mol. Krystallwasser
in zu Warzen vereinigten Täfelchen, die vielleicht als der siebenwerthige Alkohol
GH3(0H) . [CII (0H)J4 • CH (OH), analog Chloralhydrat aufziifassen sind. Sie ist weniger süss
als Rohrzucker, in Wasser sehr leicht, in absolutem Alkohol kaum löslich, stark rechtsdrehend
([uj D = 52,5 ") und zeigt starke Birotation, d. h. das Drehungsvennögen der frisch bercit'^ten
Lösung ist erheblich höher, als nach längerem Stehen. Sie bildet zwei isomere Phenylhydra-
zonc, CiaHinNjOs. Das durch Einwirkung von überschüssigem Phenylhydrazin entstehende
d-Phenylglukosazon, in Wasser schwer löslich, krystallisirt aus verdünntem Alkohol in feinen,
gelben Nädelchen vom Schni. 204 — 205' und ist linksdrehend. Charakteristisch ist auch das
durch Einwirkung von Diphenylhydrazin in alkoholischer Lösung entstehende Diphenylhydrazon,
das aus heLssem Wa.sser leicht in farblosen glänzenden Prismen vom Scbm. 162 — 163" kry-
stallisirt. Mit Acetylchlorid entsteht Acetochlorhydrose C,H70 ' Gl ' (OC,FIaO)4, mit Essigsiiure-
anhydrid und Natriumacctat zwei isomere l'entacetyldcrivate.
Olykossn, CuH,qO£. pnUitebt boim Erhitson von 01yko«f! au/ 170'' (Q^lis). gvht mit TcrilOfmti*n S&aran
wi^ilor in Olylcüse 11b«r. Sein DiAelbyla^ther entsteht boim Erbitiva von Rohnnelcpr mit Aothjibromid niid Kali
hut lOn" CBortbelot], er rvducirt Fcbling'fcbo L<t«nng.
SPIEOSI..
dlykogide, Glukoside sind vorzugsweise im PAanzenreicb weit verbreitete aetberartige Körper,
welche durch Hydrolyse* in eine Zuckerart und einen oder mehrere andere Körper gespalten
werden. Meist ist der bei der Spaltung erhaltene Zucker Glykose, dann handelt es »ich um
die eigentlichen Glykoside, Es können auch andere Zuckerarten als Spaltungsproducle auf-
treten oder den.selbcn nahestehende Körper wie Phloroglucin, (lummi, Mannit. Die Spaltung
1 gelingt zuweilen auch durch Fermente wie Emulsin und Invcrtin. Die Fermente wirken nur
I auf Glukoside bestimmter geometrischer Configurntion ein, sodass man dadurch die sterco-
I ehemischen Isomeren von einander scheiden kann. E. Fischer hat die Hypothese aufgestellt.
I da.ss diese Erscheinung auf dem geometrischen Bau des Fermentmolecüls beruhe. Die nierk-
I würdige Auswahl, welche Spaltpilze unter structurell gleichen Körpern treffen und noch
I Pasteur als Beweis für die Existenz einer besonderen Lebenskraft ansah, erscheint darnacJi
I abhängig von dem molecularen Bau der von diesen Pilzen gebildeten Euzyme.
I Aus den Pflanzenstoffcn etc. werden die Glykoside durch Ausziehen mit Wasser oder
I Alkohol erhalten. Beigemengte Verunreinigungen wie z. B. Gerbsäuren werden durch Blei-
zucker entfernt, das Filtrat mit Schwefelwasserstoff entbleit und eingedampft. Oft kann mau
die Glykoside auch direct aus der alkoholischen Lösung durch .\cther fällen.
I Die künstliehe Herstellung war bis vor Kurzem umständlich und allein bei Combination
I von Zucker mit Phenolen möglich. Man Hess sogenannte Acetochlorhydrose C^HvO ' 01(0 ' CjHjO)«
I auf Alkalisalze der Phenole einwirken (A.Michael). Emil Fischer hat in der gasfJirmigen
I Salzsäure ein Mittel gefunden, die direote Vereinigung der Zuckerarten mit .Alkoholen zu be-
I wirken. Diese Methode ist jedoch lür Phenole nicht anwendbar. Sie wird übrigens vercin-
P facht, wenn man zu der Lösung des Zuckers in Alkohol ein wenig Lösung von g.vilörraiger
Salzsäure in Alkohol hinzufügt, sodass die Salzsäure nicht mehr als l pCt. der gesammten
Alkoholmengc beträgt, und d.inn längere Zeit im Sieden erhält. Hierbei tritt keine Zersetzung
L ein, und es gelingt so, auch Ketone mit Zuckerarten zu combiniren. (Fischer, Bcr. 2.s, 114.^;.
I Die Glykoside sind feste, meist krystallini.schc, nicht flüchtige Körper. Gegen Reageutien
I »eigen .sie verschiedenes Verhalten. Meist können sie leicht durch verdünnte Salzsäure
I oder Schwefelsäure gespalten werden. S.nponin wird aber selbst bei sechstägigem Digerircn
■ mit verdünnter Schwefelsäure nicht zersetzt, während Salzsäure schon in einigen Minuten
0. LIebreirb EBCjfltlo|i*«di». IL Btml,
31
[Uiykuside
4H2
völlige Spallutig bewirkt. Die Spaltung durdi vcrdüiiute Schwefelsäure sebtät
ebenso wie durch Emulsin, nie vollständig zu sein. Das Emulsin hat, wo e« VOTutof
kann, den Voraug, dass es im Allgemeinen reinere Spaltungsproductc liefi"rt Yi.Innij
werden schon durch starkes Krhitzen, auf 200" und darüber, iu ihre <
wobei aber die Glukose in Uluko.san übergeht. Beim Erwiirmeii mit venl
und etwa« concentrirtcr Schwefelsäure auf 70° geben viele Cilukoside
rotbe Färbung. Die künstlichen Glukoside sind iu Zusammeasetzung ui
natürlichen sehr ähnlich. Sie entstehen meist in stwei Stereoisomerea, wie Hck iti
Fischer au fge-s tollten Con.slitutionsformel: 0
vorbcRtusehen war. Diese Formel trägt dem /
Umstand Rechnung. da.ss in den (Jlykosiden OR " CH ■ CB(OH) • CH(OB) * CH " CHt>r -(»4
die Aldehyd- bezw. Ketonrcactioncn der Zucker verschwunden sind, also nicht «'v
holische Hydroxylgruppe mit dem zutretenden Componenten in Reactioo gt.tt-
sondern auch die Aldehyd- bezw. Ketongruppe in Mitleidenschaft gezogen sein mufci iti
lewski (Ber. 26, 2928) bevorzugt eine etwas abweichende Constitutionsfonii«!.
Hlasiwetz theilte die Glykoside, je nach der daraus nbspaltbareo Zuc-ketV.
1. Glykoside, die bei der Spaltung Glykose geben; die Spaltung wird iliueb M<nr
und durch Fermente bewirkt. Hier giebt es mehrere Unt^rabtheilungcn : a) ^
das zweite Spaltungsproduct treten zu je einem Molecül aus: .^rbutin, Saticin, '
als ein Molecül Glykose abgespalten: Daphnin, Jalapin, Hellcborio, c) os wml
Glykose, daneben zwei Molecüle anderer Substanzen abgespalten : Populio. — 2. PI
cidc. Bei der durch coneeutrirte Mincralsäuren oder Alkalien !.■ ' '
Phloroglucin auf: Fbloretin. Maclurin. — 3. Phloroglykoside. Li.
von Säuren Glukose; das gleichzeitig aultretende Spaltungsproduct wird u
zerlegt unter Abscheidung von J'hloroglucin: Phloridzin, Robinin. — 4. ' >
säure. — 5. Mann ide, welche Abkömmlinge des Mannits abspalten : Chiuovin. — p .-•■(M
baltige Glykoside: Amygdaliri. Solanin.
Als bekannte Glykoside sind hervorzuheben: Digitaleio und Digitalin, Myr
tigOD, Homocerebrin und Enkephalin, Sapouin, ferner die Gerbsäuren und alic Pol«i
iTÜ
Olykuronsanre. CjEmO, = COH • CH(OH) • CH(OH) • CH(OH) • CH(On) " COOH, -»«•■ r
säure, tritt als erstes Oxydationsproduct des Zuckers im Harn nach Ei'
stanzen, mit Umwandlungsproducten derselben gepaart, auf. So erhioli
und seine Schüler nach Kampher die Kamplioglykuronsäurc (Haarling mit Kimjil
Benzol einen Paarling mit Phenol, .lnffi5 nach Urthonitrotoluol einen solcbi^n mit
bcnz.ylalkohol, Meriug und Musculus nach Chloralhydrat und Butylch!.
mit Trichloraethylalkohol und Trictilorbiitylalkohol (Urochloralsüure und l'i
Aehnlichen Urspinings ist die Euianthin.säure. in welcher nach Spiege
mit Euianthon gepaart ist. Alle diese gepaarten Säuren zerfalleo be::
dünnten Mincralsäuren in ihre Componenten. Die Säure wurde ferner aU .\
Knorpels nachgewiesen (Sehmiedeborg), sie entsteht synthetisch durch
d-Zuckersäure, in welche sie durch Oxydation wieder überführbar ist (E. Fisrurr uw •—
Piloty), während sie durch weitere Roduction d-Gulonsäure liefert (Th ierfelder).
Glykuron.säure ist ein in Alkohol löslicher Sirup, der leicht in das LsQtoa (*iB,t\4*
geht. Dieses bildet monosymmetrische Tafeln von angenehm süssem Gesc^ouci. 4»
schnellem Erhitzen gegen 170" sintern, Schmp. 175 — 178" unter Zersetzung. Es iit n
drehend, ['i]d^ in etwa 10 proc. wässeriger Lösung = -f 19,1". Beim Oe-itilliiTO »1 i
liefert Glykuronsäure, wie die Peutosen, Furfurol.
srwm.
Umnndeilt Ritdl in mwrSülprreieli. 42U ni lincb. IclimutMchpr Teniinknrort und Soolbad. Xlua« kU w> •
Wkrin. Zu dt^a lildorn dient Buole. wcichr i;33,R Natriuiuehlorld eittbSlt. Ftropr bt^nottl uaa fiifcilil^i ^^^
i1inbU>r Soolr, PicbteonadDl- und L&t«oheudän]|>leu, Dampf-, Fichtunuadclbftder, ItAlte Bidnr im TtaiM"
wCBom
(jnaiihallnm I,. PllauiengtMung der Fani. dKr OoBpoaita«', Trilinf d<?r On^iihiU
Btlltlion rnlirPnfttrmiK sind und ge^cliwBnttP Staabhfiotpl ^owti* einen Haarpappii
G. dioienm L. (Antennaria dioica Uarrtn.) ist xwoibltiiftig. l>io lnnih>-i
(Floren pedis catf) im (iebrauch. li. po ty ee pb a1 um Utchl. ist im ^Udliri>
Uebraueb. t). arenarinm L. =^ Helichry^um.
UB6teC686» Eigenartig" Pflanzenfaniilie, den Vebergang Ton den Gy mno 5 p ** rm a»* xr,
danlelletid. Die eiiigevchlecbtlgon oder »witierigen Btütbon mit einer BlQthenhl]!]^, in J;
bUtteni vereint. KUhren (jefns^e in ibrem llolxk0r^>er. J<^de der drei biorberitehOrigvii
(}n^t^m und WelwitMjhia ist Typus einer besonderen Unterfantilie. Im Qanzsn etwa
Tntpeu angehörend. Nur Epbedra Dberscbrcitot die europaeiacbe Alpenkette.
* A* . \*'
tili Xif%.
(joczalkowitz, bei Pless in Oberschlesien, 266 m hoch, jod- und bromhaI»5^^c-i <.ilM "
16.25» warme Quelle enthält 82.83 Chlor-, 0,0134 Jod-, 0,0407 Bromna!' '
3,18 Magnesiumchlorid, 0,1655 Eiseiibiearbonnt. Sie wird innerlich, lu It
schlagen, Doucheu, Bädern und Dampfbädern benutzt Klima milde; miUlcn: :»iu«<n-r
rUorzalkowitz
- im —
V.iM]
ratur 16,3". Die liidif.itioiii.'n urslreckcii sich vuriielimlicb auf Scrofulose, Klicumuliismuü,
(.riebt, Ischias und Hnutkrankheitcn. besuadera hei gleichzeitiger Aiiaemic.
WÜnZBUBO.
(•oerbersdorf, im schlesischea Kreise Waldcnburg. in eiuem engen, von 800 bis 900 m hoben
Berget! umschlossenoii Thalc der Sudeten 561 m hoch gelegen. Ks giebt dort drei Doil-
»nstnllcn für Lungenkranke, von denen die Brcbmer'sche 1854, die Kömpler'sche 1875,
Dr. Weicker's lleilan.stalt der Gräliu Pückler erst später errichtet ist. Hierzu kommt noch
das 18'J4 von Weickcr begründete Krankenheini für unbemittelte Lungenkranke.
Die Behandlung in diesen das ganze .lalir über geölTncten Anstalten bezweckt, die
Kranken in mögliehst günstige hrgieniseh-diaetctisphc Verhältnisse zu versetzen und durch
Kräftigung des Gesammtorganismus. sowie zweckentsprechende Regelung der Hcrzlliätigkeit
das Lungenleiden zu beseitigen. Die Krnährung ist eine reichliche. Besonderer Werth wird
auf cineii ausgiebigen Geuuss der reinen, massig kühlen und massig feuchten Gebirgsluft ge-
legt. Zur Vornahme von Freiluftkuren dienen Liegehallen. Das überall sanft ansteigende
Terrain gestattet ein zweckmässiges systematisches Bergsteigen. Kerner HndcD hydrotherapeuti-
sche Eingriffe. Milch- und Kefirkuren statt. Die Kranken sollen unter fortdauernder ärzt-
licher Aufsicht stehen und ihre Behandlung streng individualisirt werden. _
' Goerc, italienisch Gorizia, in Giirz-Gradisca in einem nur nach Süden vollkommen ofTenen
Tbalo 94 m hoch gelegen, massig feuchter klimatischer Winterkurort, mit (telcgetiheit zu
Trauben-, Milchkuren, kalten, warmen, Dampfbädern, Massage. Goerz besitzt halb und halb
ein Seeklima. Mittlere Temperatur 13,0, in der Saison, Octobcr bis April, 7,7", mittlere
relative Feuchtigkeit 71,2 pCt. Indicirt ist der Aufenthalt bei Scrofulose, Rachiti.s, Ner%-ciikr,ink-
bciten, Anaemic, chronischen Katarrhen der Athmungsorgane, beginnender chronischer Phthise
und in der Reconvalesccnz, sofern es .sieh nicht um sensible Personen handelt.
WÜRZBURO.
(rOlSCni^ in OborOtftorroioli 400 m lioeli gelegen, mit finvt 2t ° warmen JuJficliwpfiiltjQeUft.
W.
Gold und Güldsalze. Chemisches Symbol Au, Atomgewicht 196,2: kann ein- und dreiwerthig
auftreten. In der Natur tindcl es sich nur gediegen, begleitet von Silber und anderen Metallen.
Durch Hämmern tosst sich Gold in Blattgold von 0,0001 mm Dicke überführen, welches im
durchscheinenden Lichte eine blaugrüne Färbung zeigt. Von .Sauerstoff wird es nicht ange-
griffen; gelöst wird es von König.swasser und andern, freies Chlor enthaltenden Flüssigkeiten,
sowie Seiensäure und Cyankalium. Aus seinen Lösungen wird es metallisch gerällt durch
die unedlen Schwermetalle. Quecksilber, Silber, Platin, durch Fcrrosalze, nrseuige S.iure nnd
andere reducirende Körper. Wird eine Goldtösung mit Stanno- und Stinnicbloridlosung ver-
setzt, so entsteht eine Purpurfärbung (Goldpurpur). Schwefelwasserstoff fällt schwarzes
Golddisullid AujSj. Dem Glasfluss verleibt Gold eine rubinrothe Farbe. Mit Sauers-toff ver-
bindet sich Gold zu Goldmono.tyd .4ujO und Goldtrioxyd .AujOa, ausserdem ist ein Gold-
trihydroiyd Au(OH).i bekannt. Das Goldtrioxyd bildet mit .Ammoniak ein Doppelsalz, (iold-
oiydammoniak oder Knallgold Au2Üa(NH|)4, welches im trocknen Zustande durch Erhitzen
oder Schlag äusserst heftig explodirt. Von seinen Ualogcnsalzen haben in der Medicin und
Technik Bedeutung das Goldmono- und -triehlorid AuCI und AuClj, das Bromid AuBr und
Tribromid AuBr^, sowie das .\urojodid .AuJ. Mit dem Radical CN tritt Gold zu Aurocyanid
zusammen. Zur Vergoldung wird vielfach das Kaliumaurocyanid KAuCCN)^ benutzt. In der
Analytik ist das Gold von grösster Wichtigkeit, da eine grosse Zahl von Alkaloi'den mit (iold-
tricbiorid gut krystallisirendu Doppelsalzi; bilden. j.
Das metallische Gold wird in der Medicin nur zum Plombiren von Zähnen als
Krystallgold und zum l.'eberziehen von Pillen als kupferirf.ies Blattgold, .\urum folia-
tum, verwandt. Die Goldsalze sind zur Zeit kaum noch in Benutzung, nur das Aurum bro-
matum wird in Frankreich noch als Nervinum verordnet. Die beiden in früheren Zeiten häufig
gebrauchten Salze, das Aurum chloratum und das Auro-N'atrium chloratum, wurden
hauptsächlich zum Ersatz der <iuecksilberpraeparate bei Lucs gegeben, aber auch gegen Scro-
fulose, Carcinom, habituellen Abort, verschiedene Uteruserkrankungen, chronische Albumi-
nurie, Rückenmarkskrankheilen empfohlen. Aeusserlich wurden die Goldsalze zur Be-
reitung von .\etzpasten bei syphilitischen, carcinomatöscn und lupösen Uleerationeu verwandt,
sowie mit einem indifferenten Pulver gemischt zum Einreiben in die Zunge bei .syphilitischer
Aflection. Auf Wunden und Schleimhäuten rufen die Goldsalze in coneentrirtem Zustande
einen heftigen anhaltenden Sehmerz hervor und färben die Applicationsstellcn gelb, dann
violett und schwarz. In verdünnten Lösungen wirken sie gleich anderen Metallsalzeu adstrin-
girend, secrctionsbeschräukend, Eiweiss coagulirend. Innerlich längere Zeit fortgehrauchte
kleine Dosen rufen Salivatiou, Vermehrung der Schweissabsonderung. gesteigerte Diurese,
Gastroenteritis, .Mbuniinurie, Nephritis hervor.
.•\uro - Natrium chloratum, Chlorgoldnatriu m, Figuier'sch es Goldsalz
AuNaCl^ -f 2(11^0), ist ein goldgelbes, krystalliniscties Pulver, das in 2 Theilen Wasser voll-
slündig. iu Alkohol nur tbeilweise löslich ist und 30 pCt. Gold enthält. Es wird durch organi-
81»
[Gold
- 4N4 —
sehe Substauzcti leicht rcducirt uml darf daher nicht mit Lycopodium zusammen »U Po*
verordnet (Chrcstien). sondera rauss mit Argilla oder Taicum gemischt wcrfJen. Aoa«*f
lieh zu leicht ätzenden Salben 0,02 — 0,1:5 Lanolin, zu Einreibungen in die Zung« «xlw
Zahnlleisch 0,005—0,01 täglich. Innerlich zu 0,003—0,05! io Lösung, in dunklen GlMfn.
oder Pillen. 0,05! pro dofi. 0.2! pro die.
Aurum chloratum, Aurum perch loratum, Goldchlorid, Aetzgcld. .\uCI«. wt
ein gelbes, krj"stallinisches, sehr hygroskopisches Pulver, leicht löslich in Wassrr und AlkoluL
leicht zersetzlich. Es wirkt local viel stärker ätzend als Chlorgoldnatrium und fainterOMl
keine Narben. Acusscrlich zu Salben 1:15 Lanolin oder zu Aetzp.isten (Laodol/i'idK
Aetzpaste*). Innerlich zu 0,001 — O.Ol! in Pillen oder Lösung 1— 2mal täglich.
F1tIKDLÄXI>EIL
(jwIdschlKgcrhant ist die beim Ausschlagen des Goldes gebrauchte dünne, jedoch feci« mi
undurchlässige seröse Haut des Grimnid.irmes der Rinder. Sie Hndet vereinzelt, mit Haa»cs-
blasclösung bestrichen, als Ersatz des englischen Pflasters, vor den» sie den Vorxiif 4er
Durchsichtigkeit und grösseren Scbmicgsamkeit bat, Vcnrendung.
H.
Oomartharz, (innurtKoniml. ist <lor getrocknet« Baft dpr Bnno»' gnminlrcra Jaeq. B^ ist «vic». kr7>uiiixu#t
TOI) tt'q-rnitn- Qnd elpiuiftrtiüoin Oortich, frUlior zd Rliuch<?riini;(*D, Auch Wandi^albpn gobrnnchL
BAJUIE.
Goniocanlon Cuis. rnmti-ngattUDg »ua dor Fam. der Coraiiosit«»*, Trik. Crnaroidcse, aunirvMleha«! <w<t
weingblUthigv KOpfo. Nor ein(* Art in Ostindien heimisch: G. glabram Can. (Antberboa Oonio6. rtAaV
Indiea Wightl, latserlich unseren Kombinnien (Centaureal Ihnlioh.
1
(•onokokken sind die von Neisscr entdockten regelmässigen Bogleiter der Blcnnorrbee
Urethra und der Conjunctiva, sovrie der infcctiosen Vulvovaginitis der Kinder. Sie hüben
Gest.ilt kleiner nieren- oder semmelförmiger Diplokokken; sie färben sich am besten «it
Methylenblau (Färbung des Untergrundes mit alkoholischer Eosinlösung giebt schöne Bild«)
und werden durch die Gram'sche Methode entfärbt. Mikroskopisch sind sie von aaden
ähnlichen und am gleichen Orte vorkommenden Mikroorganismen durch das gleichaoiti)(e V«r-
handensein von drei Kgenschaften zu unterscheiden: Vorkommen in traubenforniigen IlAttfcii;
intracelUilärer L.ngerung in Eiterzellen um deren Kern oder in resp. auf Epithelien; Entfirbi
n.ich Gram. Ihre Cultivirung gelingt durch Benutzung eines Nährbodens aus racnsi "
Blutserum und Ag.ir oder Bouillon, sie wachsen bei Brutschranktemperatur schnell
sich weiter eultiviren und auf Menschen, nicht aber auf Thiere übertragen.
Der Gonococcus findet sich an der Oberfläche der Schleimhaut und dringt nur wenlf
deren Schichten ein und zwar in der männlichen Urethra und deren Drüsen, in der Projt»!
im Vas defercns. Nebenhoden, Blase, Ureter, Niere, in der weibliehen Urethra, den Bartliüli
sehen Drüsen . der Utenisschleimhaut und derjenigen der Adnexa, in der Vagina abi-r
bei ganz intensiven Fällen und noch sehr zartem Epithel. Besonders disponirt ist ferner
Conjunctiva. vereinzelt linden sich Gonokokken in UIccrationen des Rectum., bei Otoi
Neugeborenen und bei Eiterungen der Nase und deren Nebenhöhlen, ebenfalls bei Ne
neu. Der Befund von Gonokokken im Endokard hei Endoearditis gonorrhoica ist
v. Leyden wahrscheinlich gemacht worden; indessen beruhen die meisten gonorrboi
Mctast.isen, namentlich Gelenkaffi-ctionen. oft nur auf Seeundärinfection mit - -"
Organismen. .An Mund- und Nasenschleinihaut sind allerdings keine Tripperpri' Hi
worden. Das Auftreten des tjonococcus auf einer Sehleimhaut findet stets duun .
t.igion statt, auch in den Fällen der Vulvovaginitis der Kinder scheint dieser Modu^ der
wübnliche zu sein; dass der Gonococcus für sich allein, ohne Mitwirkung andrer U
citercrregende Eigenschaften besitzt, beweisen Uebertragungsversuche mit ReineuU
A. 00~"
(ionolobns. rOantrngattug ans der Fam. der Asciepiadaeeao*. Tjpns drr ITut«rfam. der Uoaolokea«.
ScIiIiriKgooiiclise mit rauhhaarigos Blutern. O. Condorango Triana. eine in Ecuador hoiaiieli« Art,
üortex üondurango*. Ander« Arten dienen snr Bereitung von Pfeilgtftnn.
(•onorrhoe ist der Entzündung.sproccss, der durch den von No isser 1879 ontdi>ckt
Goiioeocr.us in oinpfiliifrlielifn Schleiniliiluteii hervorgonifcii wird.
Wird pinokiikkriih:iltiger Eitt-r in di« Hamröliro {,'t'bniclit, so oiitütcht dor Tripp
auf ilcni W'pnje des Ctmtactes, d. h. f;u5t iriiincr dureli den ('oitiw. IM« .\iixhTlnin
:uif iiiidcrc Weise, diireli (Mosct, Naehtr|uarti('r oder Kleiduiigsstiirkc, ist liislicr du
kciiifii Fall übcrzonfrenil liewirsfti. Zu der alt^jewohnttn Eiiitheilunp dr« Tr"
in einen acuten und eh ronisehi-n liat man hiiizuziiffijreii die Kiiithcili
Gonnrrboea anterior und posterior. Die vordere Il.inirnhre iimHisst die
cavernosa oder Npoiijriosa bis zum Bulbus; ihre Gesamnitl.lufje beträft ca. 13-
die hintert? Ilarnrölire setzt sich zunaminen aus der p.ars niBiubniii.acea (1V>-
»iid diT pars jMostatica (2—3 ein). Meist luaeht der acute Tripper aia|"
[Gonorrhoe
Der acute Tripper aii sich ist ungefübriicli; eine tjefahr ist nur von C'oDipii-
catioiieii zu befürciiten. von Emloc.irditis, ("ystitis, Perieystitis mit folgender Peritonitis.
Woniger günstig ist die Prognose ([uoad sanationem. Viele Tripper werden chronisch
und haben eine Mitcrivrankiing benachbarter Organe, Kpididymiti-s, Prostatitis, Cystitis,
Nephritis, Sperniatorrlioe, Impotenz etc., im (iefolge.
Selir wichtig ist es, den Kranken zu warnen, den Giftstoff von der Haniröhre
auf andere Organe zu übertragen, so vor Allem die Hände ins Gesicht zu bringen, um
das Kntstehen der ilusserst gefährlichen Angengonorrhoe zu verhüten. Massige körper-
liche Beweg'nng und Arbeit ist gestattet, dagegen sind alle Anstrengungen, wie Reiten,
Tanzen, Rudern, Fechten, Schwimmen, Springen, Radfahren etc., verboten, um Kpidi-
dymitis zu verhüten. Einigennassen schützt davor ein gut passendes Suspensorium.
Blaude Diaet mit Vermeidung aller alkoholischen Getränke, gewürzter und ge-
salzener Speisen ist geboten, wenn auch oft Concessionen gemacht werden müssen. M.on
gestatte leichten Rothwein mit W.nsser. verbiete aber Bier, Senf, Pfeffer, saure Salate,
gepökelte Speisen, Rrttig, Caviar, saure Remoulade, Hering und Käse. Zu empfehlen
sind reich 11 che Getr;iiiko von Wasser, Mineralbrunnen, Milch, Thee, Cacao etc.
Interne Mittel bilden die Balsame*. Sie mildem den Reizzust.-ind der
Urethralschleiuih.iut, besondi-rs wenn man recht grosse Do.sen giebt. Allein grössere
Mengen wirken oft schädlich auf Magen und Nieren; Magenkatarrhe mit stark be-
legter Zimge, Aufsto.*sen und .\ppetitlosigkeit, Niorenreizung mit Rücken.schmerzen,
Albuminurie und Haeniaturie, .auch lästig juckende Hautreizungen, Urticaria oder
Erytheme, werden vielfach beobachtet. Es ist daher rathsam, sie nur bei starken
Reizerscheinungen anzuwenden. Slan verabreiche BaKsamum Copaivae, Balsamum
Peruvianum, Oleum ligni Santali oder Oleum Terebinthin.ie 0,5 in Gelatinekapselu
täglich 3—9 Stück oder auch tropfenweise täglich 30— 50 Tropfen, oder in Pillen mit
Cubeben: Pulvis Cuhebarum, Oleum ligni S.intali » 0,n. .Magnesia carbonica (lOti Pillen),
täglich 10 — 15 Pillen. Gute Dienste leistet auch Fabiana imbricata''.
Üas Wesentliche aber sind hier die Injectionen, die die nn'krnciden Stoffe d.v
hin bringen, wo die Mikroben sich befinden. M.in warte damit iiidit, bis die Reiz-
erscheinungen vorüber sind, sondern injicire vom erati-n Tage an. Meist lassen schon
einen T.-xg danach die heftigen cntzüiHllichen Erscheinungen nach. Zu warnen aber ist
vor den vielfach enipfrtblenen .\bortiv-Kuren mit 2 — 5 proc. .\rgentum nitricum-Ein-
spritzungen, die nie den Trijiper roupiren, wohl aber bös«' Compliratlonen m.ichen.
Ferner darf nur eingesjiritzt werden, nachdem der Kranke zuvor Harn gelassen h.it.
Die Einspritzungen theilt man in antisepti.sclie, antibakterielle uiul adstringirende,
antikatarrhalische ein, beide Wirkungen sind nöthig, um den durch Bakterien-Einwan-
derung hervorgerufeneu Katarrh zu be.seitigen. Unter den ersteren ist das Argen tum
nitricum geradezu ein specifisches Antigonorrhoicum. Man beginne mit ganz schwachen
Lösungen 0,02 : 200 täglich bis zu 0,05, um dann wieder zu der ursprünglichen
Lösung zurückzukehren. .Nach den ersten Einspritzungen beobachtet man zunächst
eine Steigerung der Secretion und Entzündimg, welche aber schnell einer Besserung
Pl.atz m.icht. Vertragen die Patienten das Silbernitrat nicht, so greife man zum
Thallinum sulfuricum (l—2prnc. Lösung) oder Kalium permanganicum (0,02
bis 0,03 ; 200), welche den Entzfindungsschmerz schnell beseitigen und die eitrige
Secretion in eine schleimig-eitrige verwandeln; nicht ganz so prompt pflegt Resorcin
(2 — 3proc.) zu wirken. Ist der Schmerz geschwuiulcn oder gering geworden, stellt
das Secret eine gr.iue schleimige M.isse dar, in der Gonokokken nicht mehr nach-
gewiesen werden können, dann eignen sich die Adstringentien zur ferneren An-
wendung. Vor allen gebührt dem Zincum sulfuricum (0,3 — 0,6:200) der Vorzug.
Aehnlich wirken Solutio Plumbi acetici (0,3 — O.ü : 200), Solutio Zinci hypermanganici
(0,1 : 200), Solutio Zinci acetici (0,3—0,(5 : 200), Solutio Aluminis crudi (0,2—0,5 : 200),
Solutio Zinci sulfocarbolici (0,5 — 1,0:200), Solutio Zinci sozojodolici (0,5 — 1,0:200).
Endlich kann auch eine Schüttelmixtur von Bismutum subnitricum 3,0 — 5,0, A«|ua
fontis oder destillata ad 200 im Endst.idium mit Vortheil verwendet werden. Gegeu
schnierzhaftt" protrahirte Erectionon verordne man .\bends 1,0 — 2,0 Kalium bromatum,
kalte Waschungen, wenig und frühes Abendes.sen und strenges Meiden von .Mkoholicis.
Bei der Therapie der Gonorrhoea acuta posterior muss der l*rt der Krankheit den
Angriffspunkt für die von uns zu gebrauchenden Mittel bilden. An diesen gelaugeu
aber alle mit der gewöhnlichen Spritze vorgenommenen Harnröhren-lnjectiouen nicht,
der Compressor purtis membranaceiie schliesst den häutigen Theil .ab. M:mi führe
[flonorrhop
— 486 -
i
ilcslialh einen diimifii i'lastisclii.'ii lSfi(lrii};nspiniist-Kathf't«'r oili-r auch il<*ii lon CI|
inaun ad hoc coiistruirtcn Spülkatlietcr so weit ein, dass dessen Äugt« im Anfa
theil der Pars merabranacoa liegt, luid spritze 50 — 100 e einer Lösiuig von Argi-nti
nitricum '/moo c'") dieselbe liiuft durcii die Urethra posterior alle Fait«>ü au^dehoe
und auf diese Weise alle Stellen treffend und ätzend in die Blase. Bringt man di*
Katheter nur bis zuni Bulbus, so läuft die eingespritzte Flüssigkeit aui < (rifirtua
externum wieder zurück, ohne an den Sitz der Krankheit zu gelangflti; führt tau
ihn zu weit in die Pars pnistatica, so bleibt die Pars niembranacea unberührt, oder ff»
in die Blase, so erfrihrt die gesunde Bl.%se, nicht aber die kranke liintore Ffanir«"«hr»
die Aetzung. Oie Lösung, von der 100 — 200 g genügen, kann man allni.'
starken, aber nicht weiter als bis auf '/boo- Man wiederhole nicht öli-
Uebertage. Der Effect ist meist geradezu erstaunlich, je aciUer der Fali, um
besser die Wirkung, l'iiniittelbar darauf folgt ein schmerzhafter Harndrang bis
mehreren Stunden, dann kommt Nachlass der Beschwerden. Mei.st hört schon
einer Ourchsiiülung die Blutung auf, der Harndrang und der Schmerz wird g«rtB_
der Urin beginnt sich zu klUren. Unterstützend wirkt die reichliche Zufnkr v«
ijiil(i<'ii Getränken wie S](pcies diureticac oder ein Thee aus Flores Sambuci, Sem»
("innamomi oiier Kmulsio .\niygrialarum.
Der chronische Tripper kann in circuniscripter oder diffuser Form die g»nu
Harnröhre oder nur die Pars anterior, und nur die membranacea und prostatica «•
griffen haben, denigeniU.s.s spricht man auch hier von einer (jonorrhoea ciiroi
anterior et posterior oder nur von einer anterior und nur von einer (ntet^rior.
kann an der Oberfläche der Mucosa oder in den tiefen Schichten seinen Siti "
kurz die chronische Gonorrhoe ist kein einheitliches Ivrankheitsbild, das im
selben Symiitonie, dieselben Urs.achen, dieselben pathologischen Verändprungen Xi
Von grosser Bedeutung für die anzuwendende Therapie ist die Frage, «U
oborfirichlicher oder ein tiefer gehender Process da ist luid auch ob
diffuser oder circumscripter Process vorliegt, ist der gonorrhoische Preices»
auf einige intiltrirte Laciuien ausgeheilt, dann wird eine streng loralisircndc Tb
bessere Dienste leisten, als wenn unsere Mittel auf die gesanimte, zum grossen
gesunde Hanirnhrenschleinihaut verthi-ilt werden. Endlich spielen versteckt ni
Harnröhre gelegene gonorrhoische Horde bei der Behandlung eine grosse Kolle.
Bei der Vielgestaltigkeit der Gonorrhoe heisst es also bald dieser, h;M jm
hulication genügen. r)ic Methoden kann man eintheiien in chemische und nr
und in solche, welche gleichzeitig nach In-iden Richtungen wirken. Die ch'
Methoden bestehen in Einbringung von wässrigcn Lösungen oder Salben in il:
Die wässrigcn Lösungen werden mit der gewöhnlichen Trip|ierspritze eingi. i .
durch einen Katheter oder mittelst eines gläsernen .Ansatzstückes aus eiuouj Irrigst«
in düimer Concentration oder durch geknöpfte Katheter tropfenweise in starker ( n^
centration eingelassen, oder sie werden auch auf eniloskopischem Wege 8tr«*ng Ic
lisirt angewendet. In gleicher Weise kann man »uiter Leitung des Auges mitj
Galvanokauter, der Elektrolyse oder sogar mit dem scharfen Löffel arbeiten.]
Salben werden in Form von Urethralstälichcn gebracht und als solche eing
oder durch besonders construirte Spritzen in die Urethra hineingespritil, otf
Sonden gesduniert und die liestrichene Sonde in die Harnröhre eingelegt. Lft
bildet den Uebergang zu den combinirt chemisch-niechani.ich wirkenden Metht
Rein mechanisch wirken das Einleiten von glatten Sonilen und die [»ilatatoren.
die Salbensonden wirken die Spüldilatatoren, mit denen man die Urethra da
und während der Dehinnig bespülen kaim, gleichzeitig mech.inisch und che
Die Spülmethode durch den Katheter ist bereits boschrieben. Als Lfisiir_
nutze man Kalium pernianganatum von 1:5000 — 1 : .ölX) henib, Sublimat 1 : 20^
bis 1 : OOtX) herab, die Solutionen gut warm bis heiss. Bei den Janet'sch«
Spülungen werden dieselben Lö.sungen durch einen versohie<len hoch ttellli
Irrigator in die Harnröhre eingelassen, zuerst ein halbes Liter in die vordere linir'
ein viertel bis ein halbes Liter in die hintere Harnröhni. Au den Schl.inch »ird eia
konisches (tlasrohr angesetzt, ilas bei der Spülung der vorderen Han
eingeschoben wird, dass die Flüssigkeit zum Herauslaufen neben d>
findet. Behufs S|)üluiig der hinteren Harnröhre wird die (Jlascinüle fest an iL
Kciiun cutaiieum angepresst. Der Irrigator wird hoch gestellt, etwa l^'jin,
wechselnd langer Zeit eröffnet sich der Conipressor partis menibranacfae ui*li
Gonorrlioe ^ 487 -^ Gonorrhoe]
worauf alsbnld die Flüssigkeit in die Urethra posterior und von dort in die Blase
gelangt. Von der endoskopischen Behandlung ist nur in ganz wenigen Fällen,
in welchen die Processe streng circumscript sind, Erfolg zu erhoffen. . In diesen kann
man die afficirte Stelle mit Argentum nitricum 1 — 5 pCt. oder ("hlorzink oder dem
Galvanokauter ätzen und zerstören. Ausserordentliche Verbreitung fanden die
Guyonschen Instillationen, die gestatten, concentrirte Lösungen tropfenweise an jede
Stelle der Harnröhre zu bringen. An eine etwa 10 g fassende Spritze setzt man
mittelst einer Hartgummicanide einen langen geknöpften Katheter auf, welcher, nach-
dem die Flüssigkeit bis zimi Knopf gebracht worden ist, bis zum Sphincter vesicae
eingeführt wird. Nun bringt man unter gleichmässigem Zurückziehen des Katheters
durch Umdrehung des Hebels die Flüssigkeit tropfenweise zum Austreten. Man beginnt
am Blascnhals, will man die Urethra posterior, am Bulbus, will man die Uretlira
anterior ätzen. Geht der Knopf des Katheters, wiewohl keine Strictur vorliegt, in
Folge krankhafter Contraction des Compressor, nicht über den Bulbus, so eignet sich der
Ultzmann'schc silberne Gapillarkatheter, dessen Einfühnmg stets gelingt. Fast immer
werden mit diesem Instrumente Höllenstein-Lösungen in 1/2 — 2 proc. Concentration be-
nutzt. Die Salben in Gestalt der Antrophore* oder Urethralstäbchon sind nicht
ganz zu verachten. Man kann den Kranken die Antrophore aus Zink 0,1 pCt., Thaliin
2 pCt., Argentum nitricum 0,1 — 1 pCt. selbst einführen lehren. Man weise ihn aber
streng an, jedes Mal vor der Einführung Harn zu lassen. Die Einverleibung von
Salben durch Salbenspritzen hat sich als erfolglos nicht einbürgern können. Von den
mechanisch wirkenden Methoden ist die älteste die Einlegung von glatten Metallsondeii.
Man führt dieselben bis in die Blase und lä.sst sie bis zu 1,4 Stunde liegen. Sie sollen
gleichsam eine Massage der Harnröhre bewirken, die Infiltrate in den tieferen Schichten
comprimircn und dadurch zur Resorption bringen. Bei engem Meatus extemus führt
man Dilatatoren ein, die auseinandergeschraubt werden. Sie dehnen die Harnröhre,
ahnlich wie ein Hand.schuhweiter, und sind mit Gummiflberzug versehen, damit die
Branchen beim Zusammenschrauben die Schleimhaut nicht zwischen sich fassen.
Diese zahlreichen Methoden der Behandlung gilt es richtig zu verwerthen, um 1. die
Gonokokken zu beseitigen, 2. die gleichzeitig vorhandenen oder im Anschluss an die
Gonorrhoe zurückbleibenden anderen pathogenen Mikroorganismen zu entfernen, 3. den
Katarrh zum Verschwinden zu bringen, 4. circumscripte Herde auszuheilen, 5. Infil-
trationen fortzuschaffen, G. alle peri-, para- oder juxta-urethralen Herde zu zerstören.
Der ersten Aufgabe könnten, sobald die Gonorrhoe nur im vorderen Theil sitzt, die
gewöhnlichen Eins]>ritzungen mit den bekannten Medicamenten genügen. Allein
meist handelt es sich um eine Gonorrhoea anterior und posterior, selbst wenn die
Sosterior nicht nachzuweisen ist, und auch im vorderen Harnrührenantheil wohnen
ie Gonokokken .so tief im Gewebe, dass man zu energischeren Mitteln greifen
muss. Als solche können sowohl die Spülungen durch den Katheter oder nach der
Janet'schen Methode gelten. Als bestes Gonokokken tödtcndes Mittel mä.ssen
Thallinum sulfuricum, Kalium pennanganicum und Argentum nitricum bezeichnet werden.
Fast alle tödten die Gonokokken, und wenn sie in der Behandlung ohne Erfolg
bleiben, so liegt der Grund darin, dass sie gamicht zu denselben hingelangen. I.tahor
ist es nicht so wichtig, die Gonokokken zu tödten, als den Nährboden, auf dem sie
fedeihen, d. h. die ürethralmucosa, so umzugestalten, dass sie zu Grunde gehe»,
hatsächlich wirken die hohen Eingiessungen nach dieser Ri<-htung hin ausgezeichnet.
Niemals aber wende man solche Druckspülung bei starker eitriger Secretion an, da
die Gefahr, die inficirenden Keime noch tiefer zu treiben, zu fürchten ist. In solchen
Fallen lasse man erst einige Tage gewöhnliche Kalium pennanganicum- oder Tliallin-
Einspritzungen vornehmen. Dann kommen die Druckeingiessungen, die täglich oder
bei starken Schmerzen jeden zweiten Tag vorgenommen werden.
Die gleichen Gesichtspunkte walten ob bei den nicht gonorrhoischen Katarrhen,
wo nach dem Schwinden der Gonokokken viele andere Krankheitserreger vorhanden
sind, bei der Urethritis simi)lex oder bacterica und bei der Baktcriorrhoe. Hier
spült man durch den Katheter oder uach Janct, doch statt dr's übennangan-
sauren Kali mit Sublimat, oder abwechselnd mit beiden. Besonderer Werth ist auf
die Reinigung der Glans penis zu legen, die die Kranken mehrmals täglich mit den
Sleichen Lösungen vornehmen mögen, da eine sich immer wiederholende Infection
er Urethralschleimhaut von dem Praeputialsecret aus sehr wahrscheinlich ist.
Steht der Katarrh im Vordergrunde des Krankheitsbildes, d. h. sind in den Ab-
soiKlcniiip'ii wfuij; oder gar kriiic Mikroorganisnion, wolil aber viele Eil' ■ ~ ^^H
misclit mit S<'h]cinif;i(l(3ii uiul Kpitlicli(>n, dann recurriren wir zu Argont; o^
und den übrigen Adstriiigeiilien, zu Harnröl)vt'ns|)rilungeri mit Lösungen \ou Atßmaam
nitricuni 1 : fiOOO— 1 : nUO. mit Zinciini .sulfuricuui 1 : 3(KJ0 — 1 : 30O, mit Zincnn
hypcrinanganicuni 1 : öOdO— 1 : UXKJ.
Passen diese Behandlungsarten mehr für die diffusen Formen, so iitt für (f»
seltenere eircuniscripte Furni die urethroskopisehe Methode ang:ezeigft. Hi'-'
man mit einem Wattetupfer durch das Urethroskop starke Hölienstcin-Li**! .
m 20 pCt. oder Cuprum sulfurirum bis zu 10 pl't. oder auch Chlorzink in
Verdünnung bis zu 1 pCt. in geringer Menge auf diese Punkte und uiniuit .■<■)
streng Incalisirte Aetzung vor. Sehr selten ist eine Zerstörung mit deni l.J.iJvi
kauter nöthig. Diese Methode hat geringen Werth.
Die Infiltrate zu bekämpfen und zu beseitigen, ist die Vorbedingung fSr
Heilung zahlreicher Fälle von Gonorrhoe, sie können Gonokokken behcrberg«o,
auch ohne dieselben fortbestehen. Oft bleiben sie Monate latent. Im Secret
man niemals (ionokokken, bis sie plötzlich nach einer Gelogenheitsiirs:ichf wir
vorharnlen sind. Hier muss die Ther.'ipie cino eombinirt-mechanischcheniischi-
Die mechanische muss die Infiltrate zur Resor])tion zu bringen .suchen, tlif? chemisehr
den Begleitkatan-h und die etwa vorhandenen Mikroorganismen beseitigen ^' "
erreicht das ir leichten Fällen durch Einlegen von Sonden in wachsender -
zweckmässig durch canellirte, mit Argcntumsalbe be.strichene Sonden (C a .-; r
zweiten Tag eingeführt, während an den Zwi.schentagen der Kranke bakten
gen, wie Kesorcin ('2pCt.) oder übermangansaures Kali (0,02: UM),ü) eiii
schweren Fällen benutze man die Dehnin-strumonte, steige aber in jed«T Si
mehr als um 1, höchstens 2 mm. Die Dehnungen dürfen nur 1 — 2nial ilie Wodfl
vorgenommen werden. Da die mechanischen Verfahren oft schmerzhaft sind, so i^M
man die Harnröhrenschleimh.iut vorher cocainisiren (' '3 Tripperspritze einer 2 p>^|
Cocain- o<ler einer 1 proc. Kucain-Lösung gut verrieben). Schädlich ist es, juiigio'J^I
derart zu behandeln: Gonorrhoen von 2 — G Monaten erfahren durch diese B^^^|
lung meist eine Verschlechterung. Für die.se haben die tiuyon'scheu InstilimHH
oft geradezu einen erstaunlichen Erfolg. M.m sieht manchmal nach wonigen E^|
trilufelungen das Secret verschwinden und dauernd fortbleiben. Oefter sind 10— ^M
solcher Instillationen iiothwendig. ^M
Periurethrale Gänge, die paraurethralen Cowper'schen Drüsen, und vor Atl^H
die Prostata sind sodann die Schlupfwinkel der Monate und .hthre huig dort Ut«^|
hh'ibeiideii (ionokokken oder die Stätten, in denen der an eine Gonnrrliue sich ai^
schliessende Katarrh haften bleibt. Leider sind sie schwer zur Ausheilung zu brinirw.
Die i»'riuretliralen (iilnge muss man exstirpiren oder ausbrennen; dieC'owper
DrÜM'U soll man auf einer in die Harnröhre eingeführten Sonde wiederholt auspri
nnd die Prostata muss lange Zeit und energisch massirt werden. Ob eine Prostatiti^l
den Harnröhrenkatarrh complicirt oder nicht, ist natürlich auch zu beachten. ^M
Man muss in den gegebenen Fällen nicht nur diese oder jene Methode anweode^|
.sundern, nachdem die Kr.inkheit studirt und n:ieh den d.irgelegten (ie.sicbts]mnklifl
analysirt ist, eine cnmbinirte Therapie einschlagen. M.tn ist oft genöthigt, D«hnu|^|
mit Instillation und iSpüluiig .ibwechseln zu his.seii und die Prostataniassag« <l]ui^|
zu verbinden. Oft werden auch behiuidlungsfreie Pau.sen angezeigt sein, um <^fl
gepeinigten Harnröhre Ruhe zu lassen. Wenn man so verfährt, dann ist aack^^|
Beh.'uidluug der chronischen Gonorrhoe zwar schwierig und langweilig, ab«f^^^H
so arm an Erfolgen, wie vielf.nch angenommen wird. W:mn ist .iber eine (ion^^^H
als geheilt zu betrachten? Das Ideal ist, d.xss jede Secretiou dauernd aufgehGi^^^^
D.1S ist nicht in allen Fällen zu erreichen; .iber es ist auch nicht unbedingt noI^H
wendig, d.nss es erreicht werde. Es giebt Patienten, deren Harnröhre seit o^^H
•laliren etw.i$ Secret producirt, sei es, d.iss sich eine Spur farbloser Flüssigkl^^^H
der UarnrOhronmündung oder als Filament im Hani zeigt. Untersucht in.-m^i^H
Absonderung, so besteht sie aus Schleimfäden mit eingestreuten K|>itheli>'n u^|
einigen Hundzellen. Bakterien fehlen ganz. Das ist ein völlig aseptischer K.ttan^l
Nur muss man fordern, d,iss er durch irgendwelche Reizwirkuug, s<'i sie spoQt^l
od('r künstlich henorpi-nifen, nicht eitrig werde oder sich gar in cii '^M^l
oder gonokokkenhnitigen umwandele. Ist das der Fall, dann war <■ r ^^H
aseptischer Katarrh. Nun ist es richtig, dass mit diesem Zustand, Uvr dur^^H
fJonoiTlio«»
(irnafsche Follikol]
I
II
iiidit iiri'hr krankhaft ist, liii' I'atioiitt'ii oft iiirht bcfriodij!;! sind. Sie seilen den
llonjriiirtroiifen uml halten sieh darnin für krank nnd werden nielaiicliolisch. Und
doch ist es ganz l.iisch, aus dem Mnr^icntmiden irgendwelche Schlüsse -/ioben zu
wollmi. Nicht der Morgcnbaru, nur der Taghani ist inassgohend, der nach etwa
6stQiidigcr Pause aufzuf:iugen und zu prüfen ist. und scUi.st wenn in diesem asep-
tische Schleimfaden vorhanden sein sollten, so sind diese hannlos und zu vernach-
lässigen. Oft handelt es sich um zu.sainmengeballte Kpitlielschuppen, die in ihrer
Bedeutung der AbscLuppung der äusseren Haut gleich zu achten sind. Solche Ffllle,
die auf diesem Punkt stationär bleiben, soll nian nicht weiter behandeln, son.st be-
günstigt man das Entstehen der sexuellen Neurasthenie'. Man mache den Kranken
klar, dass sie geheilt sind und lehne jede weitere Behandlung in cnergisrhi-r Weise
ab. Ks giebt leider wirklich unheilbare l'';ille, in denen die Gonokokken immer wieder
auftreten, ohne dass eine neue Ini'ection erfolgt wäre, Ffdle, in denen unsere ganze
Therapie versagt. Glücklicherweise sind dieselben recht selten. caspeb.
GontenbRdj Molltonknrort im Kanton Appi!n<«U, 881 m koeli. mit urdigen Eisenquellen (dor Ooldbninnon ontliUt
»l),i:tr) Ei^iMi-, 0,6 NtttriumliiearbonAt, ilftä BftdewaAsor 0,050 Kiseu-, 0.315 Caleiambkarbonat).
SSypinm L. Pflanumgaltung »iis der F>ni. der Milracute*, Unterrmi. Hihis <-r ae. Krinter nnd Strluelier,
tuweilen banrafOrmlic. mit handnerriiton, 3— Olappigen Blattern and Krosaon. gelben oder rothen BlQtLen. Aqsi«ii-
kelcli dreiblättrig. Die 3— fi fneherigen Frnelitknuten werden xu räch» paltig Hieb nffuenden Kapseln, jedes Fach
birgt ö— H Samen, deren Schale toh einem Ballen Ton schneowei.4-«;en Haaren Qberkleidet ist. Die Samenbaare
liefern die Baumwolle*. Als Hauptarten gelten: O. arboroum L., in Afrika heimisch, in Aegypten, Arabien
und Indien eultirirt. O. herbaeenm L. in Indien und Arabien, auch in Amerika rnltiTirt. 0. religlusara L.
mit Kcbwan-pnnktirten Zweigen, in China beiraisch, dort, in Ostindien und Italien cnltivirt. G. barbadense L.,
in Westindien beimi«oh, in Amerika. Nordafrika nnd Au^tralie^ cnltivirt. G. birüutum L. mit behaai-ten Zweigen
und Blntlttieleu. im trnpi«eben Amerika heimisch, in den Voreinigten Staaten, SUdoarupa und andcrwlrtd enltivirL
Ü. tomentosum Nuttall. aus Hawaii stammend, wird ebenfalls cultirirt. M.
Die .S;iraeii von Oossypium berbaceura enthalten fettes Ocl bis zu 40 pC't. Die Prcss-
kuchen err.euKen als Viehfutter nicht selten tödtliche Vergiftung: Kachexie odor Gastroenteritis,
Icterus und BIuMiarnen. Anwendung wie Semen Lini zum Cat.iplasma.
Oleum Gossypii scminis, Cotton Seed Oil, Ph. U. S.
ist klar, blaasgeih, neutral, spec. Gew. 0,92—0,93, erstarrt bei 2"; in Alkohol
schwer, in Aethcr leicht löslich : Schwefelsäure färbt dunkelbraun. Der Geschmack
ist mild, nussartig. /u Salben und Linimenten, auch als Speiseöl benutzt.
Lioimeutum Calcis, Liine Liniment, Ph. U. S.:
Aqua Calcariae, Oleum Go.ssypii seminis iia 1.
Linimcntum ammoniatum Ph. U. S.:
Oleum Gossypii seminis 7, Liquor Ammonü caustici 3.
Radix Gossypii herbacei, Racine cotonnier, Cotton Root, gilt als ein vorzüg-
liches ilnemostalicum und soll geradezu specifisch auf den Uterus wirken. Die Wirkung
kommt zu Stande durch eine Verminderung des Blutzuflusses zu den ScbleimhäuteD. Die
Verdauung wird bei Stägigem Gebrauch nicht beeinträchtigt, dagegen können grosso Dosen
leicht narkotisch ohne Beeinflussung der Reflexaction und Circulation wirken. Obwohl die
Negersklaven die Wurzel zur Erzielung von Abort benutzen, wird sie dennoch bei Blutungen
in der Schwangerschaft empfohlen. Diese Verwendung erscheint nicht ungefährlich, obgleich
Martin mit dem l'luidexlract aus der Wurzel bei Irächtigeii Kaninchen keiucii Abort zu
erzeugen vermochte. Prochownick will Uteruscontractionen mich Gebrauch des Infuses
beobachtet haben. Anwendung findet Gossrpiurawurzel bei Haemoptoc, Blutungen aus Nase,
Rectum und Magen (Potejenko), besonders des Uterus, auch nach Operationen und Geburten
als Ersatzmittel des Mutterkorns. Dosis im Infus 15:180 15,0 stündlich, auch in Klysmen zu 90,Ü_
Extractum Gossypii:
Cortei radicis Gossypii wird mit einem Gemisch aus Spiritus 7 und Wasser 3 per-
oolirt und zur Con.sistenz 2 eingedampft. Dosis 0,1 — 0,4 8 — 4mal t."iglich, auch in
Verbindung mit Hydrastis und Sccalc.
Extractum Gossypii fluidum Ph. U. S.:
Dosis 2,0—8,0 i»'o die.
Gnssypium barbadense dient in Jamaica im Infus als Galactagogum.
iOttlenba, Stabibad lu Sachsen. 387 m hoch. Die Quelle enthllt 0.00 Ehfenbiearhonal. n.ns Ualdiunsulfat. Ei
werden kalte and Wime MIneralbtdor. Dampf-, Klcromadeldampf-, 8ehwer«l-, Moor- nnd Seesaliblder rerabreirbt.
W.
(«raarsche Follikel heis.sen die kleinen, mit Epithel ausgekleideten Cysten der Ovarien, in
denen die Eier liegen. Sie durchlaufen bei der Reifung und Ausstossung des Eies eine Reihe
[interessanter Veränderungen, die zum Corpus Imemorrhagicum, Corpus luteum und schliesslich
[mir Narbenbildung ftihrcn. Zustände, die nicht als krankhaft aufgcfasst werden dürfen. Es
^obt jedoch auch Umwandlungen pathologischer Art.
[Graarsciie Fullikel
49(1
(irwMl
Wenn der Follikel nicht platzt, so dehnt er sich allmählich unter v >
immer mehr aus zu einer Cyste von zuweilen erheblicher Grüsse, di-;
folliculi. Man kann hier zwei Formen unterscheiden: 1. zeigen viele
cystischeu Erweiterung; dann bleiben die Cysten in der Regel klein ur
die Grösse einer Wallnuss; 2. dehnt sieh nur ein Follikel aus und danri ■ ••
salen Cysten, die Ovarialcystcn. mit oft 25 und mehr Liter Flüssigkeit. F^ i
stchung echter Neubildungen aus den Follikeln von Bedeutung: Kystonw -.. i-
Die crstercn zcigcu eine besondere Neigung zu papillären Excresccnzct). die HVtU l
1,1
Oberfläche, als auch nach dem Ijumen zu entstehen. Die Ky>itome
nicht alle in gleichem Maassc. Einige, die häuligcreo, machen nur Dissenii
höhle und niemals Metastasen in innere Organe. Die selteneren aber
ergreifen stets nicht nur das andere Ovarium, sondern meListasiren auch i
Leber etc. Sie sind nicht immer mit Sicherheit histologisch von den har
unterscheiden. Doch ist zu bemerken, dass, wenn man in einer solchen •
cicr findet, es sich stets um eine der mehr malignen Formen handelt. K
insofern wichtig, als man in solchen Fällen stets von vom herein auch. da.
entfernen muss, da das Recidiv in diesem, selbst wenn es int.-ict erscheint, :
Die einzige Möglichkeit, die Cyste oder Kystome zu entfernen, ist dii
multiple Cystenbildung wird seltener dazu führen, als die einzelne Cyste u'
die ein unbegrenztes Wachsthum haben und schliesslich, sich selbst UbcrlA»s«ii, iteä
auf die Organe den Tod herbeiführen
Kracilarik Ag. OattmiK der KliodHiitivodo', F»m. ilcrSiihurrm-orc «c '"
Cyftiokkrpich in vielen Kt'ihcn d<«m Thailin fititfe^unkt. «bcrseits tmtliliiiirplii; i
(S|ilitterocuecuK lichenoides Ak>. Kucit!« lieb. L.), Algü dt*N inJisrhen >
un^Ueeus, Alj{» ceylaaicii} in den Handel, tlerert eine imhrhafto Uiillorte, uuch A i;« t- Ai;*t *.
•
Gradirwerke sind hohe mit Dornensträuchern angefüllte Gerüste, auf welche liic .'-'>>);)
gepumpt wird, damit sie langsam an den Strüuchern n.ich unten tropft, ^■i• "n--o<
einen 'fhcil der Kalk- und Eisensalze, indem diese sich an den Don:
schlagen. Ferner wird Wassi r verdunstet und dadurch die Soole stark
lieh thcilt sich der Luft in dir Umgebung dieser (icrüste eine nicht n
feiner Salzpartikelchen mit, welche auf eine weite Strecke, nach Stabe 1
Entfernung von 100 Schritt, nachweisbar sind. Man hat der Luft in de» It
Gradirwerke auch einen besonderen Heichthum an ,lod, Brom und Ozon fit(
jetzt ohne einwandsfreie Beweise. Infolge der starken Verdunstung von '
an den Gradirwerken abspielt, ist die Luft in der Lingebung derselben li
was für die Wirkung wesentlich in Betracht kommt, sehr staubfrei.
Wir müssen daher die Wirkung der üradirluft, welche zweifellos besteht ood ht\
der Seeluft analog, wenn auch weniger intensiv ist, hauptsächlich in dem Peudlü ~
der grösseren Kühle und Reinlichkeit, dem grösseren Gehalt an Sauerstoff und dwii
Salz suchen. Der Grad der Verdunstung und die Grösse des Gehaltes der Lall ut^
natürlich bei trocknem Wetter und Sonnenschein grösser als bei Rcjrnn beiw. halin I
tigkeitsgehalt, während der Gehalt an Salztbeilchcn bei bewegter bC'I ' '
kommen ruhiger Luft. Die Eiuathmung dieser im vorhergehenden ch.i-
Reizung der Schleimhaut der Rcspirationsorgane und dadurch localr iivjn-i.i
Schleimabsonderung, Verflüssigung des Secretes und Erleichterung d<;r Eip
Athcmzüge nehmen an Zahl ab und vertiefen sich, der Giisaustausch in ■'
wird reger. Dieser Wirkung entsprechend ist die kurgemässe Einathrau;
empfehlen bei chronischen Katarrhen des Ijarjnx, Pharynx und der Oronr'
Asthma und im Anfangsstadium der Lutigcnphthise. Um die Kranken i'
setzen, lä.sstman sie entweder an den Werlccn cutlang spazieren oder in en
den Gerüsten selbst sitzen. — Die bekanntesten Badeorte mit Gr.-idir«ret i
Elmcn, I^ehl, Kissingen, Königsborn, Kreuznach, Münster am Stein, Na.
Reicbenball, Salzuflen, Salzungen u. a. m.
Graefenberg, in Onterr.-SeMcsion, 032 m hoch, Ton Priossnit« 1B2G Ixgnindet« erste W|
Grahambrot wird ans geschrotcnem Weizen und Wasser ohne Hefe oder SauerUig
kleiehaltig, ungesäuert und dicht. Durch seinen Gehalt au grober Kleie virkt es ilif I
anregend und wird deshalb mit Vorlheil bei habitueller Leibesverstopfune verorrfaK
* cmtu»!
Graniineae. Pflanzenfarailiu aus der Ordnung der Glumiflorae*. die tchUh >iriiv IJ
fassend. Blüthen zwitterig, seltener ciBgeschIcchtig, nach dem allgemeiir '"f
kotylen gebaut, meist aber ohne deutliches Perigon und gewöhnlich nur uu i*!*!
der innere Kreis derselben ist unterdrückt Sechs Staubblätter zeigen die tianbutf^l
rrAininea(>
ßranatrindeT
I
Vom Perigon meist nur zwei Zipfi^l als unscheinbare Schüppchen erhalten (Lndiculac). F'rucht-
knoten mit nur einer Samenanlage, aber mit 2 oder 3 Narben, wird zur Hautfrucht (Karj--
opse). Samen reich an stärlteführendem Nährgewebe, dem der Keimling seitlich mit einem
»Schildchen" (Scutcllum) anliegt, .lede Bliithc ptlegt von einem Deckblatt und einem Vor-
blatt (Deck- und Vor^pelze) umhüllt zu sein. Die Blüthen stehen oft zu mehreren dicht
gedrängt als .Aehrehcn" bei einander. Die untersteu Deckblätter des Aehrchens sind oft
steril, d. h. sie tragen keine Bliithc in ihrer Achsel. Sie heissen nüllspelzen ((ilumae). Die
Aehrehcn sind zu complicirtcn Blüthenständcn (zusammengesetzten Aehrcn, Rispen etc.) ver-
einigt. Die Blätter sind meist mit langer, offener Scheide versehen und zeigen am Grunde
der Spreite ein häutiges Blattzüngelcheii (Ligula). Die Stengel sind oft hohl und zeigen
deutliche Knoten (Halme). Die 315 Gattungeu der G. umfassen mehr als 3500 Arten, von
denen viele wichtige Kulturpflanzen sind (Roggen, Weizen, Gerste, Hafer, Mais, Reis, Hirse,
Zuckerrohr). Die meisten Arten einjährig, oft rasenartig wachsend und weiten Länderstricheu
ihren Vegetationscharakter aufprägend (Wiesen, Steppen, Savannen, Prairien). Neben zwergigen
Formen Baumformen wie die Bambus-Arten mit verholzten, bis scbenkeldicken Stämmen.
€lrflnai6ft6* VntHrrtni. dnr Myrtaeeite*, b(>SQlirilnkt auf Ptinica <lraniitiim L..
ilcn OranKtuprelhaom.
M.
I
>
Gmnatrlnde. Die Stamm- und Wurzelrinde von Punica Granatum enthalten:
Poltetiorin od^r Puniein, C.,H|.,NO. npb^t den ilro] fuliienden AlkaluTiIoa Ton Tanrot IB7K in ilrr
Wuriolrindo nacbgpwixdeo. Oelige. farMu§v odt^r schwach golblirbe K10s9igki*)t. Spt^c. Ouw. U.IMfili, Sdp. l!>f>°. In Al-
kuhul. Ai>lb(>r, r^owto in 20 Tb. Waxser lOslicb. E.t iit di*xtrogjrr, .si>in Sulfat drebt na^b tinkf).
I .tupc IlDtiori n üd(*r Isopunicin, CVH|.rNO, fast idt>Dti.scb mit dura Turigt^D, abor optisch inaclir.
lIcthTipelletiRrln. C,H„(CH.,lNti. farhloj.» FUssiKkoit, Sdp. 21f.". d^tlrog/r-
Psutidopelletiorin. CrtHi^NU -f- '2B^0, farbluso Prismen. .Sobmp. :J'IA^. f>ic UntursDChangen Ton Ciamleian
und Silbpr machen ps wabrscheintirb, das« INmdopellotiorin i<in Kt'tntmmin tut. i^ie bexcicbnpn diesen Knrper
als Orauatunin. Durrb Kcdnclion^mitttd entittpbt an<^ ibni das krystallisirondi* Oranatolin. C^I|7X0, wolebnn
btif IOC" ■cbiniUt. Granatolin liefert bei Einwirkung Ton Jodwa5»f'rtjto(rsanre dat diekftns.sigv üranatonia. CgKinN,
mit 1811'^ Sdp. Wird letlteroit unter Drnek mit JodwaAderstoflsAure und Pbutiphor auf 240" erbitit, so bildet sich
das kam]iherartige Granataniu, ('.^lyN, mit .V)" .^chrnp- und 11)1.' — 11>;|'^ .Sdp.. daneben in geringerer Menge daj«
Nurgran a tan in. eine üecundäre Ha.se Tun der Formel ('.,H|..,N. «d genannt, weil es dem Nurbydrutropin entspricht.
Nurgranatanin kr^stalli^^irt in weissen Nadeln, die in Aetber lOi^lirU sind. Durch Oxydation des Granatolins mittelst
Kaliumpermanganat bildet x'icli das in Walser. Alkoh'il und Aethrr leicht ll.'^lichc krrstallirende No rgr a n atolin ,
(^«Hj^NO. ilos durch K'IH in Norgrauatenin. (^HnN, flbergefhbrt werden kann.
Granatgerbsao re . t.'3.II|..0|^. findet sieb neben gewöhnlichem Tannin in der GranatwuntelrlDde IRe mbuld).
Sl« bildet ein amorphes grUnlichgelbes Pnlrer. nnlOslieb in Alkohol und Aetber, das SilberlOsong und Fobling-
scbe LOsnng reducirt. durch LeimlOsung gcfnllt wird und mit Eisenchlorid eine tintonartige Färbung giebt. Beim
Kochen mit verdünnter SchwcfeUaure xerfallt sie in sirnpfArmigen Zaoker und EllagsBure.
Die Praeparatc der Punica Granatum gehören zu den ältesten Arzneimitteln und wurden
schon von Dioskorides gegen Geschwüre, Dysenterie und Leukorrhoe empfohlen. Später ging
die Anwendung verloren und wurde erst von einem indischen Arzte, Buchanan, 1805 wieder
in Aufnahme gebracht.
Man gebraucht von der Pflanze die Rinde der Wurzel, des Stammes und der Aeste, die
Blüthen und Fruchtschalen, zur Zeit hauptsächlich die Wurzelrinde. Als Träger der Wirkung
sind wesentlich die beiden AlkaloVde Pelletierin und Isopclletierin zu betrachten. Neben
diesen finden sich in der Rinde zwei tü.\isch wirkende AlkaloVde, Methylpellctierin und Pseudo-
pelletierin, ferner, neben Stärke, Zucker, Pektin, Calciumoxalat, Gallussäure, ein cigenthiim-
licher Gerbstoff, das Punico-Tannin (Rembold), bis zu 22 pCt.
Granatum ist in Folge hohen Tanningehalts als Stypticum bei BlutnngOD und als Gurgd-
wasser bei Angina empfohlen worden. Bei uns dient es ansschliesslich .ils eins der am
sichersten wirkenden Cestoden-Mittel. Am zuverlässigsten ist der Krfolg bei Taenia solinm und
Bothriocepbalus latus, geringer bei Taenia mcdiocanellata. Für die Taenicn ist Granatum ein
directes Gift. Im Rindendecoct sterben sie nach 3 Stunden (Küchenmeister) und in
Wasser, welchem 0,01 p('t. Pelletierin zugesetzt ist, innerhalb 10 Minuten (v. Schröder).
Letzteres wirkt auch auf Kalt- und Warmblüter toxisch. Bei Fröschen bewirkt es Steigerung
der Reflexerregbarkeit und motorische Lähmung der Extremitäten bei erhaltener Sensibilität,
ähnlich wie Curare (Rochemure). Grössere Dosen erzeugen Krämpfe, darauf allgemeine
Paralyse und Herzstillstand in Diastole. Kaninchen weisen Erhöhung der Reflexerregbarkeit,
Locomotionsstörungen und starke Blutdrucksteigerung auf. Der Tod erfolgt durch Asphyxie.
Die letale Dosis beträgt 0,15 — 0,2 pro Kilo nach Rochemure, 0,25 — 0,3 nach Schröder.
Beim Menschen kann es sowohl nach Gebr.tuch von Granatrinde, wie von Pelletierin zu be-
drohlichen Erscheinungen kommen. Der hoho Tanningehalt verursacht unter l'mständen die
schwersten Magenstörungen, ja zuweilen den Tod (Kamnitxcr, Lewin). Von der Pelletierin-
wirkung abhängig sind Schwindel, .\mcisenl.iufen, Somnolenz und Coma, Uebelkcit, Erbrechen,
Kolik und Diarrhoe, Sinken der Pulsfrerjuenz und der Temperatur, Beschleunigung der Ath-
mung. Interessant ist die Beobachtung, d.nss recht häufig Störungen des Sehorgans: Myopie
und Mydriasis, Diplopie, Ncbciseheu und Sehschwäche auftreten, dass also auch hier sich eine
weitere Analogie mit der Wirkung der Filix ergiebt.
Cortex Granati, Granatrinde, Ecorce de grenade, Pomegranate Root Bark
ist die getrocknete Rinde der Wurzel und des Stammes von Punica Granatum L., einer Myr-
tacee, wiche von Vorderindien bis zu den MittelmeerläDdem verbreitet ist. Die Rinde
[(<rana(riiide
riecht widerlich uud schmeckt herbe, kaum bitter. Den Speichel fSrbt sie teim Kauen fn!'^
Wird Granalriude 1 mit Wasser 100 eine Stunde macerirt, so können aus dem gelhlichcii ,1*
zug durch Kalkwasser rotbe Flocken abgeschieden werden.
Da die Droge bei längerem Aufbewahren einen grossen Theil ihrer Wirksamkeit te
so sollte stets der Biudenvorralh in den Apotheken alljährlich erneuert w ' Th.
und Ital.). Der Anwendung der Droge bat man, wie bei den meisten andern i
eine Vorbereitungskur voraufgehen zu las.<cn, welche in Darreichung von
Entleerung des Darms besteht. Auch wird zur Vorkur der Gonuss von Krd'
trauben morgens nüchtern wahrend 6 — 8 Tage empfohlen (Küchenmeister), h.-
1 Jahr sowie bei alten Leuten wird man von der Anwendung der Granatrinde Ab-'
ebenfalls bei Veränderungen im Gefässsystem wegen der Gefahr der Blutdruckstt;ii;. tu:;; .•
nach 2 Stunden der Abgang des Wurmes nicht erfolgt, so reicht man Oleum RirinL ftas
30,0—60.0 als Abkochung, für Kinder 10,0—40,0. Dccoctc von 300,0 Cortei mittelst S<hh "
sonde auf einmal in den Magen zu bringen (Mosler. Bettelbeim), ist wegen der Ml
miteingeführten Gerbstoffes nicht ganz unbedenklich.
Decoctum Granati, Apozenic d'ccorce de racine de grenadier Ph.
Frische Wurzelrinde 60 wird mit Wasser 750 manerirt. Nach fistüodigem
kocht man langsam auf 250 ein. In zwei Portionen zu nehmen.
Extractum Punicao Granati, Granatrindcnextr&ct Ph. Austr.;
Ein Percolat des Rindenpulvers zur Consistenz 2 abgedampft, Dosis 4,0
dreimal zu nehmen als Elcctuarium oder in Solution,
Flores Granati, Flores Balaustiarium, Balauste. Granatblü theo,
äusserlicb als Adstringens bei Blutungen in Form von Streupulver und bei Angina ii
als Gurgelwasser, innerlich ebenfalls im Dccoct als Bandwurmmittcl und Da
Gebrauch gezogen. Ph. llisp.
Fructus Granati, die pomeranzenähnlichen Früchte, dienen zur Bcreining to
Succus Granati, Suc de grenado Ph. Gall.:
der Fruchtsaft wird zwei T,-tge bei 15° der Gäbning Qberlasseu und dann Ui
Sirupus Granatorum, Sirop de grenade Ph. Hi.<.p.:
Succus Granati 10 werden im W.isscrbadc erhitzt und Zucker 18 hioxtigelüst I
Cortci fructus Granati, Cortex Psidii, Malicorium. Ecorce de grenai
Granate tree-bark, die getrocknete Kruohtschale der Granatapfel, schmeckt stark
stringirend und bitter. Selten als Adstringens bei Ruhr und Diarrhoe benutzt. Doä* i
bis 2.0 mehrmals täglich als Pulver oder im Decoct 25,0 : 200,0.
Pelletierinum, Pelleti^rine, ist in Dosen von 0,1—0,5 benutzt worden. Die
kuog ist jedoch nicht sicher, da ein grosser Theil der Base schon in den oberen Da
schnitten rcsorblrt wird. Das Gleiche gilt von dem Pelletierinsulfat, welches in DotcA
0,3—0,4 verordnet wird. Um die Resorption zu verzögern, ist daher ein Zusatz von Acidsa
tannicum nüthig (Dujardin-Bcauraetz). Bosser benutzt man ^
Pelletierinum tannicum. Tannatc de pelletierine Ph. Gall.:
Dosis. 0,5 — 1,5 in Aqua 30 gelost. jieo»«««: '
(jranala sind feine Körnchen in den Zellen. Obwohl man damit jede KörnchcDl>:'"--r ■
auch bei der trüben Schwellung die Keratohj-alinkürnchen u. s. w. bezeichnen ki •
doch der Name auf bestimmte Körner beschränkt worden, nämlich auf die, wci. .. ^,
allen Zellen regelmässig vorfinden. Zuerst wurden dieselben in den sogenannten Most-
Plasmazellen aufgefunden, .später in den eosinophilen Zellen des Blutes. Alt mann hut
gezeigt, dass sie allen Zellen eigen sind. Sie verändern sich bei der Function und Hon pi
logischen Zuständen der Zellen und stehen in ebenso innigem Zusammenhang mit dem Sa
Wechsel der Thiere, wie die Chlorophyllkörper zu demjenigen der Pflanzen.
An den Leukocyten unter.icheidet man, je nach ihrer Affinität zu gewissen Firli
die eosinophilen, die neutropbilen und die basophilen (Granula. Die Ma.st- und Plasn
sind Bindesubstanzzellen, deren Granula sich mit Anilinfarben, einige auch mit rTintii
färben, und die sich sowohl im normalen Gewebe, als ganz besonders im > al
finden. Durch die leichte Verwechselung mit Mikrokokken haben sie mcl
lieben Darstellungen Veranlassung gegeben. In vielen Zellen werden die
derselben in den Granulis abgel.igert. so die Stärke in den Zellen der I
treidcsortcn, das Fett in den Darmepithclien und Milchdrüsenzellen, die !•
Eiern. Bei vielen Drüsenzellen z. B. dos Pankreas, des Magens, der Sp'
man Veränderungen der Granula bei der Sccrction und während des Kuhestadiuiu> na
au(si
Graiinia sind etwa O.O.j g schwere Pillen mit Milchzucker und Gummi .vabieum als Cd
für heroisch wirkende Mittel gebräuchlich. Die Bereitung medioamentöscr Graoats
Tränken fertiger Zuckerkügelchen mit einer Lösung des belrefTcndcn Mittels ht, ati
Ton der bomocouathischcn Verordnung, durch das Arzneibuch iiiilir-,:iüt.
" BJklSK.
irsiiiiloNe
— 4!I3 —
(»riiitlolin]
JrAlinlOSC wiir<l<' «KU NIlKpli ilio pigi-nilirli» 8tllili('»nliiitiuii im iio|(nii<»t> mi rfor Kl<'i<)l>*oitii; in iltMi HtUrki>-
k'irnrrn Dnlhaltonnn. >;cgru S^arp and Korm<<ntP widpr^UuiUflLliigpron StarkoccUalü<io ^CDiutnt.
SI'IEHEI,.
ÜraSWnrzelzuCker, mM Tritiiio* beim Kochen mit Tonlttiintcn SAaren erhalten, «iirde all Lkeruloae idoutlHelrl.
H.
Brfttlolft L. Pflantengatttins tan der Ftm. der Sornphulariaceae*. Tjrpns der Oratleleae. deren Blnmeii-
krone kaum nnch xv^omorph mtwickelt ist; BlQthen BctisolstUndi)^ mit xwni dcutlichrn VurlillUtern. G. uffici-
naliü L., Guttn<i{niadenkraut. bei nnt- lioimi.srh auf renctiton Wif^rn, ein kaLl"5, lit-llgr11n''>i, hia fusshobei- Kraut
mit dreiiiorrigcn Bliittern. hlUtben roittelgru*», weifi«, mit hollgelber, oben brUaiilii'b'^r Bohr»». M.
Gratiolak rin (WaltJ hat sich alii ein (Ienicn((e Ton GratioloTnKaure, Gratiolafeft und braniiem Hart enrieaen.
tlratlolin, C,,Um07, ein Oljrkonid (WaU}. Durch rnrdHnnte .Sehwerelslore terfullt ea in Znckar, Oratio-
lelin, C,;H»Os. und (3r at iole re ti n . C,7H^0>
Qratiosolin, C^,llmtO^(f), wird ^e^palten in Zncker nnd Gratioaoletin C^ll(«0,7, dicttes in Zucker, Oratio-
toleretie, CkH^O» und iTydroiiratiosolerplin. CjjU^Oti. A"e die»o Körper sind wenig oharakterisiri. SP.
GratioIoTnsIlnre. weirise aeidenitliinixnde, nach Fett riechende Blltlehen. C^lfffl, (WaU). Dieie Formel
iflt al9 unintrelTeod bezeichnet worden ^Omelin). O.
Herba Gr.itiolao officinalis Ph. G. I, Hodge-Hyssop, Herbe ä pauTre
homme. d.ts im .luni bis Juli gosammcltc blühende Kraut von (t. officinalis. Es ist geruch-
los, schmeckt scharf bitter, widerlich und enthält als wirksames Princip Gr.itiosolin.
In Dosen von 0,5 — l,h g als Pulver oder Decoct k.inn d.is Kraut Erbrechen, Speichelflu.s.s,
Kolik, Durchfalle, Puls- und Respirationsstörungen, Brennen in den Harnwegen, in Klysmen-
form Nymphomanie erzeugen. Das Extract ruft auf Wunden oder Schleimhäuten heftige Ent-
zündung hervor. Das Gratiusolin bewirkt zu 0,13 bei Kaninchen Unregelmässigkeit der Hcrz-
und Athmungsthätigkcit, in doppelter Dosis blutige Stühle. Abort, Krämpfe und Tod. Es
wird durch die Nieren ausgeschieden und geht auch iu die Milch über, welcher es abführende
Eigenschaften ortheilt. Wegen dieser auftretenden Intoiicationserscheinungen ist Gratiola in
Deutschland aufgegeben worden. Im Auslande wird sie als Purgann oder Drasticum,
Emetioum und Anthclininthicum, auch als ableitendes Mittel bei Leber- und Milz.schwcllungen,
Hydrops, Herzleiden und Geisteskninkheiien (Melancholie) benutzt. Dosis 0,1 — 0,5 pro do»i
in Pulvern, Pillen, als Decoct 4— 10,0 : 200 Sstüudlich 1 EsslüSel; das Decoct auch in Klysmen
mit 4,0—8,0 Fei Tauri bei A.skariden. 0,3 pro dosi! 0,9 pro die! nach Ph. ßu.ss.
Infusum Gratiolae Ph. Kuss.:
Herlia Gratiolae 0,18 infundirt ad Colaturam 80.
Extractum Gratiolae Ph. G. I, Ph. Russ.:
ans dem btüheudeu Kraut bereitet. Consi.stenz 2, trüb-braun in Wasser lö.slicb.
Dosis 0,05—0,1—0,5 in Pillen oder Solution. 0,18 pro doli! 0,75 pro diel
J.
üranpen« -mehlj -Bappe« Graupen sind die geschälten, d. h. von den Cellulo.sehülsen befreiten
Gersten*- und wohl auch Weizenkönicr. Sie werden nach Aufkochen mit Wa*.ser, eventuell
unter Zu.satz von Gewürzen, Fett, Flcischcxtract, geno.ssen ; dabei gehen sie unter Aufquellen
des Stärkemehls in Starkekleister über, sodass ein Graupenscbleim entsteht.
ItüKK.
Id« Stadt im Reg -llei. Stralsund. Soul- und Mourbad. l>in 3 pCl. N'atriumcblnrid und ll,(HIl!li pCt. Mapne-
■id enthaltende Soole dient au Büdeni und Inhalationen. Kemer knmitirn Mottrblldor. Poucheu nnd Ha8F*age
' ÄBWendung. In dt-n in der Nahe gelegenen Dörfeni Eldena und M'leek ist Gelegenheit ta Soebidern.
W.
3rie8. Als Grie.smehl bezeichnet man grobes Gcrslen •-. zuweilen auch Weizenmehl. Durch
Aufkochen mit Wa.sser werden daraus je nach der Menge des zugesetzten W.issers und der
Consistenz der Zubereitung, Griesbrei mit etwa 10—15 pCL, Gries.suppe mit etwa 5 — 8 pCt.
fester Stoffe hergc^^lcllt, von denen etwa Vi »us Eiweiss, Vs aus löslichen Kohlehydraten
(Stärkemehl) besteben.
MUNK.
irfes, in nächster Nähe von Bozen ', 275 m hoch sehr geschützt gelegen, klimatischer, Trauben-
und Terrniiikurort mit Wasserheilanstalt. Das Klima isl massig warm und ziemlich trocken.
Mittlere Temperatur im Herbst 11,7, Winter l.b, Frühling 12,6": relative Feuchtigkeit 75,77
und 65 pCt. : Nicderschlng.smengc 86,32 und 57 mm. Es besteht häufig Windstille. Saison
September bis Mai. — Gric» wird bei Katarrhen der Athmungsorganc, stationärer Phthise,
pleuritischen Exsudaten. Rheumalismeo, Ncrvcnkrankneitcu, Kreislaufstörungen, in der Rcoon-
valescenz aufgesucht, dient auch vielfach als Tebergangsstation.
WÜRZBÜB«.
jfirißSbflClly im Schwarzwald, -iWi m btitfh.^klinmliticher Korort. Stahl- nnil Moorbad, ^egen Nord- und Ostwinde giw
W t:chüt*t. besitzt ein .*tlubfroie?4, mUMaig ffurbtes Klimn. Die Quellen enthalten bis- tu 0.07M Ki-^en-. t.i ralciiini-
■ bicaikunaU 0,7S Natrium-. 0.28 Magnesium-, O.lu Calciumsuiral. 124*1 eeiu fn'io Kuhleuailure. Mir Wasser wird gi>-
I Imnken und lu tlldem gebraucht.
C«rln<i9llft< rtlanxenc^sttung der Farn, der Cnmpoeltao*. tTntorfa». dar Asteroideae. KrKnter und Halb-
•tisui'biT mit gelliou Illllüiiinknpleu umfassend. O. ruhusla Rutlall. ein hi« 60 cm hübe« Kraut Californiens mit
^L rundUehea. harten Blttbankopfeu. G. squarruia Ounal. In Nordanerik*. IL
|<irindelia ^^^^^^^^^ 494 — ^^^^m^ f«roeM«a«ali]
tiriodclia robusli'i, Wild Sunriower, Uordy (irimle li a. ciiiiiaJl in des Qa(U
Inu/.ettliclicn odur breit spatcirormigcii, bliissgrünen. balsamisch riechenden und tliiäb^
schleimig, schwach bitter schmeekeuden Blättern, sowie in den Blütheiispilzen ein ireisKS. (ak*
Wachs, ein braunes festes, bei 37" flüssig werdendes Oei, ein aeüieri.sches, pfcffenmaxifaU
riechendes Od, welches in Aethcr. Alkohol und Chloroform löslich ist, ein milde »cbmoclMim
schwärzlich braungrüiies Harz, welches aus seiner alkalischen Losung durch Säarcm |rift
wird, einen saponin.-diulichen Stoff ririudelin, Tannin, Eiw^iss und Pektin.
tiriiidelia findet in Amerika ausgedehnte Anwendung. Ihre Wirkung sctit »ich «ai wi
Componcuten, dem die fiehirn- uud Rficfceuniark.sfimctioD herabsetzenden actfi.-'''~i-f.,T. Cni n-J
dem espeetorirend wirkenden Harz zusammen. Grindelia erzeugt, was auc-
suche erhärtet ist, eine Regulirung der Herzthätigkcit und Erhöbung des IJ
Busalini zeigt es sich zuweilen bei Arrhythmie, freilieb nur bei Abwescnbeit von flo-
muskelvcrfettung und .-Vtheroniatoso, selbst Digitalis- und Adonispraeparulen übfrl^?>j
Gibbons rühmt die Erfolge bei ncr\ösem Astbma, T^ertussis und chroni-schrr Bror -
Bronchorrhoc, auch Phthisikerbusten. Emphysem und Influenza werden gün.stig beeiul'
doa Hotz durch die Nieren ausgeschieden wird, ist Grindelia auch bei Affectiunen d< -
urogenitalis empfohlen worden, local bei Pruritus, Vaginismus und Priapismus (L. B :
Längerer Gebrauch kann Brennen im Hals und Magen. Diarrhoe und Hrr
zeugen. Grössere Dosen wirken nierenreizend uud toxisch. Dosis im Infus, mit i.
3,0 mehrmals täglich.
Ejtraetum Grindeliae robustne:
Blüthenbiischel 100 werden mit Wasser 400 und Borax 2,5 i! nd la
Extracl eingedampft. Dosis 0,1 — 0,2 4— 6mal täglich in Pillen. >
Extrautum fluidum i'rrindeliae robustae sine rcsina-.
Dosis theelölfelweise.
Exiractum fluidum Grindeliae robustao eum rosiua, Ph. U. S.:
Dosis 10—30 Tropfen 2stündlich.
Tincturb Grindeliae robustae:
Herba et Stipites 1, Spiritus 5. Dosis 40 — 100 Tropfen pro die je nacb Alter
Cigarettac Grindeliae
aus Species Grindeliae und Folia Stramonü u mit einer Lösung voa K&lijis-
uitrat getränkt bereitet. Bei Asthma.
Giiudelia squarrusa wird gegen Malaria und Nierenleiden als Ersatz des Chinin* p-
braucht, Grindelia rubicaulis als Antidot gegen Rhus Toiicodendron'.
Groegsenwahn, Meg;ilom.inie, Delire ambitieux. Walinvorstelluiigisn, bei wrl.h'-o
der Kranke seine körperlichen oder pcistigen Eigenschaften, seinf materiell«' W-
und sociale Stellung über die thatsächliehen Verbaltnis.se erbebt, werden als GrOs^'i
Wahn bezeichnet. In seinen .\nf;lngcn und seinem niedrigsten Grade crsfrlteiot t
nur als Selbstüberschätzung, im hriheren und höchsten Grade producirt er ü*
unsinnigsten G r ö s » e n i d e e n.
In Bezug .luf den körperlichen Zustand zeigt sich der GrOs.s*<nw:ihn oft rmrA
<larin, d.-ufs tliatsäcblich vorhandene Krankheiten, welche früher erliel' •imr-
den machten, nicht mehr enipfunden werden, ira Weiteren glaubt ■ ik- ^r-
Sünder wie je, grösser, stärker geworden zu sein, er hebt KHK» Centner uu: ii <-
kleinen Finger, er geht 10 Meilen in einer Stunde u. s. w. Trauen, die liiubei iti-
fruchtbar waren und nicht gravidae sind, behaupten, das» ihr Leib zunehine., d»a
.«ie schwanger .seien u. s. w. Fu Bezug auf die geisiigeu Frihigkeitcii reift »ifl
Selbstübersch.ltzung und dann GrOssenwahn in den Angaben des Kranken, dass er yiß
viel mehr geistig zu leisten im St.inde sei als früher, d.iss er der (.«^song v«.pq er-
suchten Problemen nahe sei oder sie bereits gefimden h.ibe, il.iss er die vt-rv^hif
densten Sprachen, dann alle Sprachen der Welt verstehe, dass er ein
oder Künstler sei u. s. w. Auf (innid diese.s gesteigerten Selbstgefi.
sich daiui in weiterer Folge die (irössenideen, Minister, Kaiser, Jesus Chriätii^ öulL
Obergott zu sein, Millionen und Milliarden zu besitzen.
Der (jrfi.ssenwabn kommt vor: 1. bei der Manie. In der niild««iten Fei
Selbstüberschafziing zeigt er sich in der hyponianiscben Fonn dersellien 2.
ni:uiiakalischen Stadium der circulüren Psychose; allein er schwindet daitii
melancholischen St.ndiuni, und folgt hier zuweilen die .Mikromanie, der Kleinl"-
auf die Megalomanie. .'3. in der Paranoia, wo er in der Mehrzahl der
vorwUchst aus dem Verfolgungswahn und sich mit diesem verbindet. „M.m
mich, weil ich zti gi'osson l)ingon <hirch meine Geburt, meine körperlich-
geistigen Eigenschaften berufen bin." 4. bei den hysterischen, mei'«t in der sexu<.ii'^>'
«ropsseiiwahii
— 4»ri -
(Jriipbplsurlitj
Sphaero, und ili-ii f^pileptisi-lieu I'sycliosfii, liier bäuti^; in der Form ili-s rcligioson
Grrissenwahiis. ö. bei den iilkohnlislischpii E'syfhoseii. ij. bei der progrossivcn Para-
lyse d«>r Irren in (k-n allpryorsi-hiedenstPii Arten, nnd bier vorzugsweise die nnsinnig-
stoii r'inpe ])rodu('ir('nd. 7. gob'ircntlicb aui-h bei den verscbicdensten anderen nr-
Ranisciien Erkrankungen des Hirns, dann meist vorübergebend und in schwäclilicher
Weise nicht besonders betont, etwa wie bei den Spielen der Kinder.
I)er Orössenwabn als sokber bedingt keine besondere Therapie, es wird vielmehr
immer nachzusehen sein, welcher der verschiedenen psychischen Störungen er seine
Entstehung verdankt, und diese zu behandeln sein. Ausschweifende Handlungen,
welche ans dem Grnssenwahn entspringen, kftiinen unter Umstanden die nächste In-
dicatiiin für Setpiestriruug des Kraiikeu in einer Irreiiaiistalt abgeben.
MENDEL.
T*rO^ wird AUS Arak* inler Kuia mit hefsBem Wuser natl Zucker bereitet. Er wirkt stimnliroml und itiapboretitiflli.
UFFELMANN.
liroSSIIiAriBCGAC ist pytionyino Bexeict>MunK fHr die nur durcb Ji»» Gattuni: Kibcs* vortrctoni» PttanzenfAmiUn
tit'r Ki>ii' ci Aceac, welche ncaording» den Sa x i fr strftoe&e* als Cnterfamilio xugexHblt zu werden ptleKt.
V.
GrOffHIvnrdelll oder N>KT''<'ad, Hanpt<t*dt dn nntrarlHben Coaitatea Bibar, bildet KewBbnlieb aueb di« Be-
friobnunK rur zwei in der Nsbe gete((onp, eine balbo Stunde von einander entfornto Knrorte, Bi«cbofabad, aoob
bei li|ro§ Ltdi<laa9bad tC^OBUiit. oder PH ^ p tlk f II rd 0 and Felixbad oder FelixTUrdH. Die xuerst ali«
Tbermne TaradicnMea henriiriehoncn Quelien di>'f«Mf Kurorte «ind indifferente Tberraen Ton 34 — 41'' Temperatur (bi*
au 0,4 Calfium*. O.IH MaKnesium-, 0,12 Nalriumsulfat, 0,14 Calcinmearbunati nnd finden innerlich und Uusserlieb
> bei RbeumatiRmun. Gicht. Knochen-, Gelenk- and Hantkrankheitcn Verweadunf^.
WÜBZBrKO.
iiebelsucht. Das von Hiime zuerst neben den drei Associatiousprincipien des Aristo-
teles aufge."5lfllte rriiK'i]) von Ursache und Wirkung (Grund und PVlge) tritt bei
der Grübelsueht in krankhafter Weise auf und beherrscht zuweilen unter Zurück-
drängung der übrigen Associationen das gesaninite Seelenleben. Her Kranke ist sich
de,s Krankhaften seines Ziistaniles bewusst, empfindet aber gleichzeitig die Unmöglich-
keit, sich von dem (|ualvoIleii Zwange los zu machen, ja der Versuch, ihm zu
widerstehen, ruft lebhaftes Unbehagen, zuweilen heftige Angstanfälle, hervor. Die
[„Grübelnden" be.schiiftigen sich entweder mit metaphysischen Hingen (Wie ist Gott
entstanden? Wodurch wird die Unsterblichkeit der Seele bedingt? Lst sie unsterb-
lich? u. s.w.) oder mit realistischen (Warum sind die Blätter der H-üurae grün, warum
nicht blau? Warum sind die Menschen nicht .so gross wie die Hiluser? u. s. w.),
oder auch mit beiden. Mit dieser Grübelsueht ist meist verbunden die krankhafte
Fr.'igesiicht (Plirenolepsia erotematica). Wie? und Warum? beherrscht die Kranken.
Ualiei kßnnon die l'atienten meist ihrem Berufe nachgehen, erfüllen ihre Pflichten,
wenn auch nicht ohne innere Qual, und der Uremde merkt nicht das, was in ihnen
vorgeht. Zi'itweise allerdings steigert sich der Zustand derartig, dass der Kranke
^«eine Beschäftigung, wenigstens vorübergehend, aufgeben iniiss.
Therapeutisch ist vor Allem darauf zu achten, die Kranken fern von iJingeii zu
halten, welche geeignet sind, ihre (jrübelsucht zu steigern, und zu denen .sie sich
ganz besonders hingezogen fühlen. Verbot des Lesens von philosophischen Werken
und des Anhöretis von Vorlesungen über solche Dinge, wozu eine ganz besondere
Neigung in der Begel besteht, ferner dos Besuchs von Schauspielen, welche Probleme
(ernsterer Natur aufwerfen und behandeln. Dagegen ki'irperliche Uebungen und Sporte
nach jeder Kichtung bin: Turnen, Kelten, Radfahren, Schwimmen, Rudern, wobei
die sich bietende Gelegenheit und die Individualität für das eine oder andere dieser
Mittel entscheidend sein wird. Ferner geistige Gymn.-istik: Auswendiglernen von
Gedichten, Unterricht in Sprachen n. s. w. Massiger Genuss von Spirituosen und
massiges Rauchen ist nicht zu verbiett>n, häufig zweckmS.ssig. Die l>iaet mass eine
mehr vegetabilische sein, ohne jedoch Fleisch und Kier auszuschlie.ssen; Kaltwa.sser-
kiireii, besonders in An.stalten, welche etwa-s hoch lief;en, sind zu em[ifehlen. iiorli
uiehr Gebirgstouren zu Fuss iu entsprechender Gesellsch.ift, nicht allein. .Aufenthalt
in Seebädern, wie diese selbst, sind in der Regel von Nachtheil. Von Medicamenten
ist ein Erfolg nicht zu erw.arten; bei gelegentlicher Steigerung der Angst durch das
<JrObeln sind Brompraeparate zu empfehlen, gegen vorübergehende Schlaflosigkeit
Chloralamid zu 1 — 2 g. Vor Allem h.it der Arzt aber in derartigen Fällen die .Auf-
gabe, nicht zu gestatten, dass der Patient .seinen Beruf aufgieht, um sich, wie er
erst „gesund machen zu lassen". Eine Besserung des Zustandes wird viel
[Gruebelsuclit
4H<; —
scliwcrcir errciclit, wi-iin dfr Kranke kt-iiie l'HicIiti-ii zu «TfülK-« Iwl;
die ihm sein Amt oder Beruf auferlegt, sind noch rim ohoxton
stotcm Grübein abzulciikoii, so schwer ihm liie Arbeit zeitweise auch
lirnOltflDlllKOly ilas Kolbcri.GcUo OpI dnr Mf^oUia TiridU L., hi^^ehi «u« cinnm K&mpbv« i*4t.
<lr«-1u'rH)crk L'an'ol Sdp. 225*^, ist dem KrftUüi'ntinzOl ätfhr Ibntieh; spec- Uow. O.ni — O.UX
OrnensBurA Irt bmondon in don Wurzeln der Uiiiltellir«r«ii unicotroffdii (RunK«i- ^** WM ilm \
«rc'lclio durch Aminuniik sieh grlln HrhU Aus der ammonitkalischan Losung fkllen ätena tf«
Züitiiz Toti AlkUi tritt wiodoruia Ortlnflrbunic otn.
Gmetze. Als Grütze bezeichnet mnn die nur einfach enthülsten, gescbälten o4e ^
grob gemahlenen Körner von Hafer und Eirse. Hafergrützsuppe von 80]
Wasser entblllt in 1 Teller, gleich '/a Liter, 3 — 4 g Kiweiss, 15 g Stilrkemi-Iil
Die Puppen finden wie Gerste* bei acut-fieberh.iften Zuständen, ii -
Darnikatarrheii Verwendung. Das cigenthümliche Fett des Haferkorns
und blühend: man gebe daher die Suppen nicht bei Tympanie, Perit
Die Samen der Erdnuss, Araehis* hypogaea, geben nach schw.i
ein grobes Mehl, die Erdnussgrützc (Nördlingen in Frankfurt a. M \ V'
weiss 47, Stärkemehl 19, Fett 19 pCt. Nach Fürbringer eignet sio sich zur Bn
Suppen ; ihr kratzender unangenehmer Geschmack hat sio aber bei der Kr
Eiugang gewinnen lassen. Vielfach wird Grütze aus Buchweizen* genossen.
(«roinalos
(t p r a u i u m
Ordnunic dsr Dieoty lekD*. tat l'ntrrclasso der Chorip n t •)»<> ^bOr«ad.
*, Erudium, Pelarguti i u IM.
(Jrnndy Stadt im Rc^^-ilf>r. Hildpslinini. am WoAtalitianifo dfs Hcnrn in i>in«in nar.U 8dflf«D r
lioeh i^pU't^cn, Lutt- und Torrainknrort mit Oi^legeuhnit xu FioliteunaJclIiUdcrn, Milcb*, MoU
(•nachamaca iat die »paniaelio Benennung der Binde Ton Mtlonetla* oillds
weli'lie aiiclj da« Synonym QnaehanifteA toiifcra in Oebraarh ist. ~ II
Ciuachaniaca toxifcra enthält in der Rinde ein AlkaloVd Gu.icbamaciii.
liehe Wirkungen wie Curare ausübt. Guachamaca, weniger auf die Atbraun; dni
als Ersatzrailtel für Curare empfohlen worden (Schiffer). Es erzeugen 0,01 da T
subcutaner Application nach '/< Stiindcn einen mehrstündigen Schlaf.
vvUftCin» Die BlKtter Ton Uikania Guaen, oinr*r In Südamerika waclisendftn Pflanr-
Mittel i;ngcn tkierisebe Uifti« und (j1)iili>ra KuF (Fanrr nnd Pe tt en ku fn r). Du ' iUm«J
bewirkt in geringen Dosen (O.Utl) Erbroebun. PulKbescIilennignng und kranig«n Sc. ilaal
Onaethol, Brcnzkatechinmonoaethjlaether, CeH« " OCjlIs " OH, eine ;nTi^ KKa
215". ist an Stelle des Guajakol, des Brenzkatechinmonomethylaetber-
pfoblen worden (v. Hering). Dosis 0,25—0,-5 in Pulver und Pillen n ;
L'
Uaajacnm I,. Pflamengatlung aus der Fanl. der Zy go fb jr II aeo an*. UUtUr |i«4r>'--»K •l>t
Bfutben 4- oder özAhlig encyklisch, zu zweien in den RIattaehKeln stebonil. Kronen '
eine loderigo Kapsel mit eini*aniigen Faebeni. Von den H anf das trupis«be nnd w-
Arten am bekanntesten: (j. ofrioinale L.. der Gnajakbaum. O. sanetuni L.. ein Baum ••'^UIIJl <^
Inseln und Floridas, findet wie voriger und unter gleiobem Samen Verwendung. I
D.n.s Guajakholz, Pockholz oder Bockhoiz, Ligiium Guajaci s. larti
vitae, benedictuin ist hart und schwer, Spec. Gewicht 1,3; es brsittt do i'
olivenjcrünos Keniholz, welches als Hasura lig;ni Gu.ij.nci allei> -■•- '■'i'»
schini \'erwen(lun"r gelangt. Heim Reiben entwickelt es einen anu "»<
erinnernden Geruch mul schmeckt gewür/.haft, schwach kratzend >•
Rinde, Corte.x (luajari, verwendet.
Das wirksame lViiici[) des Holzes ist Kesina Guajaci. Man ;
Ein.schnitten, tue man in die Kinde macht, oder durch AuHkuchen
Salzw.osser oder Krhitzen dünner Hnlzstückchen am Feuer. l)n-s erster»- tat liu
Sorte, Resina Guajaci in lacrimis; sie stellt schwiirzlirh-braune n<J*"
prüno etwa 'kirscligrosse Körner dar mit starkglänzenilem, nuischoligriii Bniii^J
andere Sorte, Hesina Guajaci in inassis, bildet derbe, (iunkol;;efJlrbtc,
Massen mit rissiger Oberfliicho und glasig glänzendem Bniche. In düni«« i
ist das Harz roth durclischeinend und häutig mit Holzthei!''' i. ..i.wirt
Erhitzen entsteht ein vanilleähiilicher Geruch, Schmp. 85*.
der des Holzes. Ks löst sich fast vollständig in Alkoh»!, :iusv,r>i'ui =■
■lii^janiiM
- 497 -
<illHJACIIin|
AiiiylnlkiilMil. ChlorofiH'm
aetlu-rischcii ()el('ii. I'iu
nnti Aceton, wcnifj in Mcii/.iii. Pptrol.-uHhcr, frikii und
gi'Ildifhoii I/)siiiigi'n wonlrii «liirdi stark oxyilirende Suli-
st.inzen: (>zoii, Flypcroxydp, salpetrige SUun; schrui blau oder grün gef.irbt, durch
rwlucirendo Stoffo wird die gelbe Farbe wieder hergestellt. kidska.
Guajol, Tiglinaldchyd (Herzig), CsH^O = CU,CH : C(CH4)C0H. entsteht bei der
trockenen Destilbitioii von Guaj.ikharz, ferner beim Behandeln eines Ciemenges von Acetaldehyd
und Hropionaldehyd mit wassorentziehcudeu Mitteln. Es ist flüssig, von bittermandelölartigcm
licrucb. Sdp. 118^ unlöslich in Wai>ser und Ammoniak, inischb.'ir mit Alkohol und Aether.
An der Luft oxydirt es sich zu Tigliiis.iurc, durch Cbromsäure zu Essigsäure, durch Salpeter-
säure zu Oxalsäure. Aus der Natriurabisulfitvcrbiudung wird ijuajol durch unvollständiges
Neutralisiren mit Baryt wiedergewonnen. Mit Eisen und Essigsäure liefert es einen gejiättigten
Aldehyd CjHmO, die Alkohole CslloOH und (?Bff|iÜll, sowie Pentenylglycerin. 8P.
Ks euthillt 3 Säuren: 10,5 (iiiajakharzsäure, Kt Guaiakonsäure, 2,3 Guajak.s.'lure,
ferner Gummi, 10 pCt. Guajakbetubarz, Holztlieile und einen Farbstoff, (Ju.ajakgelb.
Uu Aj ftkli ftrzsUa r p , Cg,HyOj, krT.ttalti-sirl aiiu atarkor F.it-sii^süuro in Nrnlnln. di*> lioi 75— Kn" unter V^rluht
von 1 MoleeQl Wadser schmolzen. Hiu irit loielit t0«jich in Atkuhol und Äettior, fempr in vordQnntpr Kalilan^*'. niclit
ftb«r in AnimoDtak: die olknholi'irlip Lo^iinn ist linksdrchpnd. Bei dor tropkpn<»n Dofitillalion liefert »in Guajakol
und PTroKn«jaein Ci^H'^O^.
ÖuaJ akontiftarv , CifHyjO^, int amorph. Sehm]j. 90-100", leicht I9iili«h in Alkohnl, Acüier. CblorofonD und
. R5«igHllnrc, Tennai; Carbonatp tu xertogeD, recktsdrohcnd. Boim Erhitzen mit Sjtlz»Xnre auf 1H6^ liefert -fie Methyl-
I cblorid and BrenzlEatechiii. heim Einleiten von aalpetrifter 8aore in die ftetherisolie LOinng entsteht IHnitrogusjakol.
I Die Alktlisalzo sind in Wuser und Alkohol lOKlieh. 8PIEUEL.
I Onsjskslure, ßuij t c;Ullurp, CtH.Ov nnr etw> sn 'In» darin enthalten, hildet wei«se itUniende
I Nadeln, leicht Inslich in Alkohol, Aether und WaiiNer; sie lerflUU bei raschem Hublimiren in Koblendioiyd nnd
I Onajaeen. Ci^li,0. ein hittermandelQlartlK riechendes, farbloses Oel.
I Ouajakbetab arz. C^^H,-/),^ bildet ein amorphes rothbraBnes Palver. Sehmp. etwa 200'^. das sieh leicht in
1 Weingeist. Eisessig nnd Esi>igaether. sowie in Alkali lost, in Waaser. Aether. Schwefelkohlenstolf, Chloroform.
I Beniol dagegen schwer bexw. nicht löslich ist.
I (juajakgelh bildet blassgi'lbe . gerncliloHe . bitter schmeckende oktaPdrische Kryslulb-, wenig löslieh in
I Wasser und rerdUniiten Süurnn, Clilorufurm. Benzol, leicht dagegen in Alkohol. Aether, E<i<:igaether. in Ammoniak.
I Avtaalkalien und alkalischen Erden mit tiefgelbrr Farbe, die auf Zusatz von SHure sofort verschwindet. Es giebt
[ mit rauchender Salpetersäure eine orange, nach Znsata von ächwefelskure ruthe LOaung. mit roiner eoncentrirter
P Sehwcfelslure prachtvoll azurblaue Fitrbiing. welch« an feuchter T.oft langi^iam in grOn, dann gelb übergebt, bei
I Torsichtigem ErwILrmen wieder auftritt.
I (ruajacin, nach Lander er eine in zarton. weissen, sternarlig gruppirten Nadeln aus Git^aktinctur bei
I längerem üitohen ansgesehiedeue. nach Trommsdorff und Biege I eine bitter schmeckende, beim Extrahrran des
I Uu^jakbolzes oder der Kinde mit Alkohol erhaltene Hubslanz, welche gelbe warzenfnrmige Massen bildet HAASE.
1 im Jahre 1508 wurde (iuaj.ir.uni von den Spaniern als palo santo aus «St. Oii-
uiingo lieriibergebraeht. Ks versrhaffte sich aLs sngenannte.s Fraiizosenhnlz schnell
<>iiien Ruf als .\iitiluetii:um, den e,s vor .\lleiii der SiMirift ülrich's von Hütten:
I)e Cniajaci niediciiiu et de morbo gallico 151U, verdankte. .Vus.serdeni wandte man
I das Holz und Harz gegen ehrouische Hautaus-schläge, Hheumatismus und giehtisciie
Leiden an. Ueber die physiologi.sche Wirkung ist wenig bekannt: in wiederholten
[Gaben von 0,."i g soll es „erregend auf d:us Gefiis.'jsystein uiul auf die versrhiedeiifii
I Ausschciduiigsorgane einwirken." In grossen Gaben ruft es Kntzündungserseheinungen
f in den Verdatiungsorganen: l'ebolkeit, Krbrechcn, Durchfall, sowie Herzklopfen und
Kopfschmerz, Schliifrigkeit iiml allgemeine Abgeschlagenheit hervor. Ausserdem sah
man als .Nebenerscheinung niasernartig über den ganzen Körper verbreitete, stark
[juckende Hautausschläge auftreten, .letzt wendet man die Droge wohl fast nur uoch
in Form der Holzträuke an, in der .\bslclit, alterirend, vielleicht .luch diuretisch zu
■wirken. Doch ist die hanitreibende Wirkung nicht erwiesen, eben.sowenig ein Kin-
fliiss auf den Sfoftwechsel. Man benützt es wio f>arsaparil le, ."^arsarrris, Hati-
Ihechel u. a. bei Scrofulose, chronischen Rheumatismen und Hautau.«.scblSgen.
I Lignum Guajaci l'h. G. lll,
I im Decoct (30,0—50,0:200,0), meist in Verbindung mit ähnlich wirkenden Mitteln.
I besonders in Form des ofllcincllen Holztbees.
1 Resina Guajaci,
I zu 0,3 — 1,0 3 bis 4 mal täglich in Pulvern, Pillen oder Emulsionen. Die Emulsion
I färbt sich blau, was bei Zusatz oxydireuder Mittel noch inteuBirer hervortritt.
I Aus dem Holze wie aus dem Harze werden zahlreiche Praeparato hergestellt:
I Tinctura Guajaci ligni,
m wird durch Digestion aus 1 Th. Guajakholz und 5 Th. vcrdünut«in Weingeist be-
W reitet und nur zu Mund- und Zahnwässern benützt.
I Tinctura Guajaci resinae,
I eine Lüsung von 1 Th. Resina Guajaci in 5 Th. Alkohol, von gräulicb-brauuer
ft Farbe; wurde — namentlich früher — zu 20— 60 Tropfen mebnnaU tiglich meist
■ in Verbindung mit Tinctura Colchici u. a. verordnet.
r Tinctura Guajaci ammoniata,
I eine Macerationstinctur aus 3 Th. Harz, 10 Th. Alkohol und 5 Tb. AetKummoiütk ;
I zu 10 — 80 Tropfen in schleimigen Vehikeln.
I 0. Liubretch, Eueyklopaedie. 11. Band. 2*?
[(iuajaciiin
4»8 —
Mixtur.! an tarthri t icn Berger,
CDtbält Resina Guajaci (10:180); 3 mal täglich 1 EsslüflTel.
Guttae Jesuitarum, Jesuitcrtropfon, ^
sind Tiiict. Guaj.ici resinae mit Zusatz voa vreuig Perubalsam und dnii^D Ttiyfct
Fenchelöl. Man gab sie 3 — 4 mal täglich 1 Theelöffel.
Mixtura Guajaci Ph. Brit.,
Resina Guajaci und Saccharum album u 10,0 auf 400,0 Aqua CiuoaiBOaL
stündlich 2 Esslöffel.
Extractum Guajaci, Guajakholzextraet,
gewonnen durch Maccratiou und Digestion mit 45 pCt. Alkohol. Die CoUtar
zu Sirupconsisteoz eingedampft und noch mit Alkohol weiter b«liaadeU m
dicken Extract.
Sirupus Guajaci,
aus einem Decoet von 100 Th. Guajakholz mit der äOfacben MetiK« Wi
Eindampfen auf 140 Tb. mit 260 Th. Zucker hergestellt.
Sapo guajacinus,
mit Kalihydrat verseiftes Harz; Dosis 0,1 — 0,4g in Pillen.
Specics lignorum, Bolzthce,
aus 5 Th. Lignum Guajaci raspatum, 3 Th. Radix Ononidis, 1 Tb. Radis Liqa
und 1 Th. Lignum Sarsafras Fb. G. [II. Decoot 1 : 10. bei antiluetiscben S«-bi
kurcn etwa '/« Liter und mehr pro Tag zu trinken, oder man lasse S Esslöffci
Species mit 6 Tassen Wasser auf 4 Tassen einkochen und diese Abends od« a
Laufe fies Tages verbrauchen. Man kann sie auch mit Scnnesblüttem iers>?ts'
Stelle des Zittmann'schcn Dceoctcs geben. riOinu.
Gni^ako), Gii:ijacoiuni, ist der woseiitlicli.ste Bestaiidtheil dos Kreosots. l>as Jo
Destillation :uis Buchenholzthepr gewoiinenp Kreosot enthält HO — 'M p('t. Guajall
lis ist eine farblose, an der I.,uft sieh färbende und dabei einen hantigen Niede
bildende, etwas iichtbreehende Flüssigkeit von stark aroniatiscbem, nicht uiiang«i
fternch. Minderwerthige Waare riecht meist n.nrh Kreosot. Sdp. 2CiO — 2<>2 " I
Wasser ist (luajaknt schwer (1:200), in Alkolml und Aether leicht lA.'sh'di. i'i«
alkoholische Lilsuiig wird dureh wenig Ki.seiiehlnrid blau, narh weit«Teni Ziu
suiaragdgriin, die wässerige Lösimg durch Eisenchlorid missl'arbig. [>io char:ikteri^_
seilen Kiirbungen der alkoholischen Lilsung werden zum Nachweis und xur Pni/anp
benützt. iSogenauntes kiiufliehes Guajakol enthalt nur 3.5 pCt. Guajakol uud gros»-
Mengen Phenol. Zur l'eslstellung des (niajakolfieliriites mischt man 5 ccni mit 10 «si
CilNcerin: reines Guajakol scheidet sich alsdann vollständig ab, 70 proc. zum
Tlieil, 35 proc. löst sich. Oder man versetzt es mit gleicher Mßnge Nat
reines Guajakol erstarrt zu einer weissen krystallinischen Masse, unreines bleibt
Guajakol ist der Monomothylaether des Brenzkatechins:
nrw M^ Hurch die eine noch im Benzolkom befindliche Hvdnn
^'^^0H(2i ^"'^«<^0H^°) g"MM»' «''•hält das Guajakol den rhar:.kter .-ines
Brenzkatechin. Guajakol «erthigen Phenols und bildet mit sta.: - "
bestandige Salze : ("„H,(0(:|I3)ÖK uud < .
'M
ilie schon durch viel Wasser zerlegt werden. Purch Kinwirkung von Sämwliln
auf die .Salze entstehen Ester, wie das (iuajakolbenzoat, -cinnaniat und -carbtuui,
welche therapeutisch vorwendet werden.
l):u> (iuajakol wirkt, ähnlich wie Kreosot, Ortlich reizend, weshalb <>s iu vcrdünnteB
i/isungen gegeben werden muss. Es ist ein starkes Antise|)ticuui. Von Fcnioldl
und Sahli wurde das Guajakol an Stelle des Kreosots zur ;\nwendunp ._"••/"•• -li»
Pbthisis empfohlen und .seitdem mit gutem Erfolge benützt. Die üborein^' o
Berichte zahlreicher Beobachter melden eine Besserung des Appetits uim u--^
nährungszustandes dureh dieses Mittel. Auch der Fhisteureiz soll geniildt-rt und
Auswerfen erleichtert werden. Üa man annahm, d:uss hierbei eine spei-ifisch d
cirende Wirkung des im Blute circulirenden Guajakols in Frage käme. 9«
man möglichst grosse Mengen dieses Mittels zur Re.^orption zu bringen. M
d:dier zu der sogenannten „intensiven" Giiajakolbebandlung der Tubercul
welcher man neben der Parreichung per os das Gu;ijakol auch in Forin voa
reiliimgen oder Inhalationen einführte. Die Wirkungsweise bei Tul>«>rcnlo9»
jedoch noch nicht aufgeklärt, vielleicht beruht der günstige Einfluss ilt*s (iaajakok
auf einer örtlichen Reizwirkung im Magen- und Darmcaual durch Antisepsis
Anregung der Resorption. Da das reine Guajakol, namentlich in grö8S«r(«
leicht zu reizend auf die Magenschleimhaut wirkt, so suclitc man es in Pi
HiuiÜAkul
40«
(lUAiiinl
oben .■mgefßhrtmi Kster zu geben, (ieri-ii Gi'braucli ^il•ll iiium-r iiiflir einbürgert. Im
rbeiilii
Hiitlet
^
Blute ist (las Guajiikol bisher noeli jrn'lit iiactigewieseii. fieiiie Aiissciieiiiiing tiiit]
meist scholl nach '2 Stunde als Guajakolaethersi-hwefelsiiure dureb ilen Harn statt.
Subeiitan, jedoch nicht [jcr os, erzeugt es Schweissau.sbruch uml Tem|)eratureniiHdngung
von 1 — 2 " C. Innerlich daj-gereicht, ruft es zuweilen Mageiidriickeii und Krbreohen
hervor; in einem Vergiftungsfalle, in welchem 15,0 g auf einmal genoinnien wurden,
sah man, trotz bald vorgenomuiener Magenauswaschung, Schwinden des Bewusstseins,
Pupillenverengenmg, unregelmilssige Athnmng und intensive I>unkelf:lrbung des
eiweissfreien Harns auftreten. VAu aiuleres Mal, bei tüdtlicheni Ausgange am dritteu
Tage, wurde Albuniiiuirie und Icterus beobachtet. In anderen Källon trat Cyanose,
Bewusstlosigkeit, schlie.^.slirli ('i>nia und Tnd unter Herz.srhwäche ein.
Man reicht das- reine Iniaj.ikel inni'rlirh bis /u l.o g täglich, als Mixtur mit Spiritus
Vini uiul einem aromatischen CoiTigens (Tinctura tieiitiaiiae) oder mit Wein verdünnt.
Bei längerem (iebraiurh empfiehlt sich auch die Üarreichuug der Guajakolkapseln
mit Tidubalsaui oder Leberthran. ICmiiHudlichen Personen kauji es in P'orm eines
kohlensauren Ueträukes gegeben «erden. Aeusserlich verschreibt man es als Ein-
reibungen zu 0,5 — '2,0 ccra mit l.ianolin oder Fett gemischt. Zur Inhalation giebt
man 25 bis 30 Tropfen auf 1 Liter Wasser.
GuajakolbcDzoat, Guajacoluai benzoTcum, Benzoylguajakol, Benzosol,
P ti /OCH,, ist der Beuzoi'säure-Estcr des Gaajakols, ein farbloses, krystallini-
^ ■* ^CiH^COi sches Pulver ohne Geruch und Geschmack, fast unlöslich in Wasser,
leicht löslich in Aether. Chloroform und heissem Alkohol, wird im Darm zu Guujakol
und Benzoösdurc ge.spalten. Dosis 1 — 10 k tiiglich.
liunjakol carbooat, Guajacol um carbonicum, Kohlen säureguajnkyl aether,
Aufbesserung des Appetits und des Allgemeinbefindens werden bei seiner Anwen-
dung besonders hervorgehoben.
Guajakolcarbou-, Methozysalicy Isüure, Acidum guajacolocarbouicum,
leitet sich einerseits vom Guajakol, andererseits von der Salicylsäure ab. Sie wird
zuweilen an Stelle der Salicylsnure angewandt, ebenso wie ihr Natronsalz statt
des Natrium salicylicum, dem gegenüber es milder wirkt und frei von Neben-
wirkungen sein soll.
Ouajakolsalicy lat, Guajacolum salicylicum, salieylsaures Uua.iakol,
S a li c 0 y 1 g u a j a k 0 1 , G u aj a k 0 1 s a 1 0 1 ,
ist eine dem Salol analoge Verbindung, die durch Einwirkung von Hhosphoroiy-
chtorid auf ein Gemisch von Guajakoln.itrium und Natriumsalicvlat erhalten wird.
r n /On „ „ /OH „ „ /OH
'-«"«VCOOH ^"^^COOCUj '-«"^VC00C.H4-0CH,
Salicylsäurc. Salol. Guajakolsalicylat.
Es wird im Darm zu Guajakol und Salioylsäure gespalten. Für Phthisiker
ciu Appetit und Verdauung anregendes Mittel. His zu 10 g täglich.
GuajakolciDnamat, Guajacolum cinnnmylicum, zimmtsaures Guajakol,
Styrakol,
als Antiscpticum äusserlich bei Wunden und Geschwüren, innerlich mehrmals täg-
lich zu 1 g gegen chronischen Magen- und Dannkatarrh empfohlen.
KIONKA.
IOuanidin, Carbumiiliu, Imiiloharnntiirr, ('H«N'a = NH^C/S^', HnJot sieli in i'liolirtiMi Wick«ukeimliuK<'n
[ (Sehtilie). Es wurde bei rlitr Oxydation ron Ounuiii mittelst Saii^Aiirr unii Kalinmeliloml prbAUen (8truel(iir\
Beeonilers wjehtiic ist die bildiin^ seine« RbodanHAlze!« durch Erbitten «un Khudanamraoniucn Auf "200*'. Es ist ein«
ki7st>ll!niacbe, leriliessliebe. atarke Biiso, die «lu der Lnfl Kohleiisituro aniielit Beim Kochen mit Birytwu-^er
lerflllt es in Ammoniak und HiimstolT: NR^C^^H' -f H^O =: MH, -t- OC'<^{ii}' l>»i'n Kochen mit concentrirtrn
Sftareo oder Alkalien treten dageK'*n onr Ammoniak nnd Koblen.^äare laf. ünterbrumifcsaaru» Natron spaltet ''Ij de«
StiekstoffK ab. Ranehende Salpeterailure erzeugt NitrOf(ilanidin. SP.
Gunnidin wirkt so stark erregend auf die motorischen Nervenfasern, dass fibrillüre Muskcl-
zuckungcn auftreten (Gergens und Baumann), welche sich auch nach Zerstörung des
Rückenmarks zeigen, aber durch Curare beseitigt werden können. Später folgen Streckbe-
wegungen und Totanus, darauf durch Ermüdung eine Periode der Lähmung. Auch ist My-
driasis inid Beschleunigung der Herzaction beobachtet (Putze ys undSwaon). Toxische Dosis
für Hunde 1.0, tödtliche 2,0.
1.
fjnuilii, C5H5N5O, findet sich in geringer Menge im Peruguano. als HauptbeNtantUheil
L in Spimienexcrementeu. Viui lntere.sse ist sein Vorkommen bei Menschen und Siluge-
■ thieren in i'ankre.as, lieber und Fleiscli, sowie in tier Haut viui Amphibien uml
W luiormal im Kuiegeleuk von Schweinen (Guauingicht, Vircliow). Es entsteht u. a. beim
I Stehen von Hefe mit NV:tsser bei '-in", allgemein als Zersetziuigsproduct der Nucleine
1 32*
[Giiaiiiii
— r>< II I
(iummi »r
(Kossei). Es ist ein f:irlil<iNcs. mi>ist amorplifs, in Wasser, AlkohM iH '
unlösliches Pulver, schwer liislich in Ammoniak, leicht in Natron- '
sowie in Minrralsriuren. hiurh Salzsfiurc und chlorsaures Kali win'
säure, Gu;uii(liti und P;ir:il>:ins;iurp oxydirt, durch KaliutnpernKii -
silure, Ammoniak, HarnstofV und Oxyguaniu. Salpt-trige Säure li:..
Wickelung von 1 Atom Stickstoff iu Xantliin über, in welches ••« auch
übergeht. Es verbindet .lich mit Basen, Sfiureu und Salzen; aas der ^-.^-..•
Lösung wird es durch Silheraitr.at gefällt.
Beim Abdampfen mit nuiclierrder Salpetersäure auf Platinblo. V l
glänzender gelticr Rückstand, der durch Natronlauge rotli. beim \
und blau gefärbt wird (Xan thiiiprolie ). In Lösungen bewirken iaU|
rikrinsiiufelüsung beim Krwäritien gelben krystallinischen Niederschlag
l'Vrricy.'uikaliumbVsung gelbbraune prismatische, in warmem W'as.ser Iftsfieh»» '
Kaliuiiichrnniat uraiigerothe, m Wasser sehr wenig iTisliche Prismen.
i>em Guanin kommt die Constitutionsformel I zu (ftlodicas, E. FUciw
NH— CO
I. NH = C C ■ NH
1-C-N
>CH
N=C
I I
NH, • C C •
OH
NH
>CH
NU— C-N N — C-N
Bei manchen Reactionen verhält es sich der tautomeren Fomn?I II «•ii»
woiuich es als 2-Amiiio-O-oxvpHrin hezeichnet werden kann (E. Fischer'.
" ■ . . .. ■ .... - II
BPfSU
nuaiilii erzengt beim Menschen Leibschmerzen inid Durchfall.
(«nftnO, ,jit]- uu iJpo K(l$teu Perus abgelatrerlo VütreMUiiKer, )>eKtoht au? IJitrnBäur» and ■Ir'n l'rjf'o osJ >
Anintoniftk utxl Calcium, ferner aus Tripelphu^|>tiaf, AianioniiiiuAulfiit, Calcium- unil Mairni*<iuBp^N^4«' '
'riioni'rtle. Eisettnxjil. xn kleineren Tbeil nus MumtiMbeMtuntltlieilen, FarlistnlTeD. F- " ■■■ ' «rtMla 1« >
l*ei licIenkt'DtzUndiin^eti, gicliti^rlien, Hyphllitl8chen und earcitiouiat<)»eii Sehm^rr< ■> tU
«ueli bei Hornlmutfleckeii Tenrendet, meigt in yumi von l'nif^ohlHKeii. Waschiilijft'ii. t . <«JV*tL t»{
*t1i\iüng der extenieu Wirkon}? bat man ihn auch innerlich als Extract oAl>r Sinip em)>T<irii-n lw.«i
mit gleichen Tlieilen Kleie oder Lebm gemischt in roischUgen. in Bld*m 2 — 300,0, ui TnJnrUnai I
tu Sallicn 1 : 5-10,0 Kett.
Gaarana, l'astn tiuariina, (iuaranalirot, eine aus dem Samen von PauUinii
Martins (Paulh"nia ('upana Kniith), bereitete P.TSte, welche in den Chrg«
ähnliclie Stücke geformt und an der Luft getrocknet wird. Sie ist dunkfl roth
hart, und besitzt einen scliwachen chncoladefihnlichen Genich, sowie biitervo »
girendeti tie.sdmiack. In W,isser und Alkohol ist sie thcilweise Inslich.
Martins isolirte Guaraniu (lis2fi), Berlheniot und Dechastelns ieii_
Identitiit mit Koffein, Guarann enthiilt davon, sowie von Paiilliniagerbsäura
ferner 2n pf't. fettes ( lel, etwa H \>Ct. aelherisches Oel, Stärke, [»extriii.
wlrkt stiniulirend und gteicli zeitig adstringirend. Die Indi.inor Brasilimi ti«
sie als (ienu.s.Miiittcl wie Tliee luui arziieilich bei Diarrhoen und Dy.senterie. <'»'
(Brasilien) lenkte die Aufmerksamkeit der Aerzte auf diei«e Substani. (ioanuB
angewendet als Tttnictim und Adstringens hei Diarrhoen, Dysenterie, baupl
aber Migraine. l>uj ardin-Heaunietz wiesauf die Verwendung bei Henkrauli
Dosis der Droge als Pulver t),5 — 3,0 g, mehrmals täglich mit Zuckerwaffiir,
gleichen von ICxtractum Guaranne flnidum (U. St, Ph.).
LAIIHUJ
CiDtZUma nlniifolia Lank, Slereuliacee Braallieo.'). bwittt eine Unninreielie Bind« (ICataaVik
wird bei Itiarrboe, Uroncbitii«, Blonnorrlioe, auch xuro WnnilTcrband, lu Injoctionen in irfvtkf» n4
«curbutisrhen Oescliwnren, eitrifreu Ohren- und Nierenntreetionen erfolgreich au^wnitilcL
ItUipO} auif Zuokerwasacr und gebranntem Maismehl hergestellt, ist darstlOechsnd, b«soa<lee»
(•Dniini arabicum s. Aciciac. Mimosae, arabisches (iummi, Uomni
Arabic, Gumma arabica ist der aus den Stämmen und Zweigen ><
büsoiidcrs der Acacia Scneg.il Willd. (Hascliab) auslliesseude, an der
Da» Gummi ist kein Au.sschyrit/UDgsproduct, sonderu entsteht, wie .ill,
eine riickscbrcitendc Metamorphose, sogenaimte Vcrguminung normaler T'
Das bereits den alten Aeg)-ptern bekannte Gummi gehingte früher i
xur Ausfuhr, daher der Name .arabiiches Gummi". .letzt wird es an der» .
la rVktt
[(iriiiniiii nrahiciiin
:.((i —
(■iimniiartoiil
Das Senegalgummi, svit dem 14. Jahrhundert bekannt,
^BtammeU und nach Triest exportirt
^Kirird nach Marseille eingeführt.
^H Während früher nur das ostafrikanischo (Kordof.ingummi) oftieiuell «rar, sclireibt jetzt das
^B Arzneibuch hauptsächlich Seiiegalgummi vor. Neben dem ostafrikanischen Gummi vird noch
^H auf den Markt i;ebracbt: uordarrikniiiscbeä. sogenanntes Mogadorgummi, wcstafrikanischc.s
^~ Gummi, ein Capgummi vom Üraugeflu.ss und endlich noch mehrere asiatische, australische und
amerikanische Uummiarten, die aber wesentlich geringwerthiger sind.
I Gummi arabicum stellt rundliche, weissliche oder gelbe Stücke von verschiedener Grösse
ohne Geruch und von fadem Geschmack dar. Es soll ein weisses Pulver geben, durch con-
centrirte Boraxlösiing gallertartig gefällt und durch .lod nicht gebläut werden. In dem
doppelten Gewichte VVasser löst es sich langsam zu einem klebenden, gelblichen Schleim von
saurer Keaction auf. Senegalgummi ist in \Vasser nur zum Theil löslich, die Lösung ist zäher
als beim echten Kordofangummi. Der Gummischleim wird durch Weingeist und durch Eisea-
chloridlösung zu einer steifen Gallerte verdickt. Die chemische Zusainmcnsetzung der verschie-
denen Gummiarten* ist ziemlich unvollkommen erkannt.
Die Wirkung des Gummi arabicum ist vorwiegend eine localc. Im Magcndarmcanal
|! lindet jedoch eine theilweis» Resorption statt, sodass beim Hunde mindestens 4G pCt. Gummi
verdaut werden. Wahrscheinlich wird das Arabin unter dem Einflüsse des Magen- und Pan-
kreassaftes in Zucker umgewandelt. Ein gewisser Nnhrwerth ist daher dem Gummi nicht
L abzusprechen, jedoch gehen ausschliesslich damit gefütterte Thiere in 3 — 4 Wochen zu Grunde.
^K Da.'i Gummi arabicum dient als schleimiges, reizmilderndes und einhüllendes Mittel bei
^f katarrhalischen AiTectioneu des Rachens, Kehlkopfes, der Bronchien, des Magen- und Dorm-
^^ c.-inals. Bei Durchfallen wirkt es nicht nur durch den klebrigen Uebcr/.ug der üarm-
schleimhaut dem reizenden Einflüsse, welchen der Darminhalt bei directem Contact mit der
Mucnsa auf die Peristaltik ausübt, entgegen, sondern .luch als Kalkverbindung stopfend.
Aeusserlieh benutzt man es selten in dicker, rasch trockuonder Lösung bei Verbrennungen,
1 Frostbeulen. Excoriationen der Brustwarzen etc. Die hauptsächlichste Anwendung findet das-
I selbe als phiirmaceutisches Mittel bei der Anfertigung von Emulsionen, um feinvertbeiltc, in
Wasser unlösliche Substanzen, Gele, Harze, Metalle, suspendirt zu erhalten. Wegen seiner
^ Klebkralt benutzt man es femer zur Anfertigung gewi.iser Pillen, als Zusatz zu Pasten und
^H ['.istillen und als Mittel zur Erleichterung des Pulverisircus zäher Pflanzentheile oder Harze.
^H Gummi arabicum, Ph. G. III:
^H Dosis 1 — 3 g in Pulver, Lösung, Emulsion: zu Klystieren 1 = 3 Wasser.
^^B Charta adhacsiva, ostindisches Pflanzenpapier:
^H mit Gummilösung bestrichenes Seidenpapier, leicht zerreissend.
^^K Mixtura gummosa, Ph. austr. VII.:
^H Gummi .-irabicum 10, Zucker .'), Wasser 135, mehrmals täglich e.sslößelweisc.
^^K Mucilago Gummi arabici, Gummischleim, l'b. G. III:
^^K Gummi arabicum 1, Aqua 2; theelöffelweise mit Wasser, sowie statt Saccharum
^^K als Zusatz zu schweren metallischen Pulvern.
^^M Pasta gummosa s. Pasta gummosa albuminata, Jungfernleder, weisse
^H Reglisse oder Eibischpaste, Ph. austr. VII.:
^H aus Gummi, Zucker und Eiweiss, früher mit Eibischdecoct hergestellt und mit
^H^ Orangcnbliithenwasser parfümirt, zum Kauen benutzt.
^^^^_ Pasta Lii]iiiritiae flava, Ph. austr. VII.:
^^^^H Succus Liquiritiae crudus 12, Aqua q. s.. Gummi arabicum 100, Sacchanim 100.
^^^^B Albumen ovonim 48. Vanilla 0,2, cum Saccharo 1,5. Die meisten im Handel bc-
^^M findlichen „Hustenpastillen' werden mit Gummi arabicum hergestellt.
^V Pulvis gummosus, Ph. il. III:
^H Gummi arabicum pulveratum 3, Radix Liquiritiae 2, .Saccharum 1,
^^^^^ Sirupus gummosus, Gummisirup:
^^^^B Gummi arabicum 1, Sirupus simplex 3. Als schleimiger Zusatz zu Mixturen.
^^^^P KIONKA.
Gommlarl«!! finden sich in geringen Mengen weit verbreitet im Pflanzenreich, theils im Zell-
I iunern. theils in Intcrcellularräumen; in grösserer IJuanlität werden sie von gewissen
Acacien, Astragalusarteu u. a. in Folge Desorganisation grösserer Gewebspartien gebildet, in-
^^ dem die Zellmembranen verschleimen und aufquellen. Die so entstandene Gummilösung tritt,
^B nachdem d.is sie umgebende gesunde Gewebe gesprengt wurde, an die Oberfliiche, wo sie cr-
^H härtet. Die Gummiarten sind von fadem Geschmack und Geruch, nicht krj-stallisirbar, nicht
^H schmelzbar, nicht flüchtig und au.sgetroeknct spröde, zum Theil leicht pulverisirbar. In Wasser
^^1 lösen sie sich theils, theils quellen sie darin zu einer Gallertc auf. In Alkohol und Aethcr sind sie
^^B unlöslich und werden durch crsteren aus der wiissrigcn Lösung gefällt: auch Bleiessig schlägt
^Hsie nieder, nicht aber neutrales Bleiacetat. Durch Jod werden sie nicht char.ikteristisch, auch
^^^Tiirht nach Zusatz von Schwefelsäure, gefärbt, durch .Salpetersäure werden sie zu Schleimsäiire
^^■(iiydirt, beim Koeben mit verdünnter Schwefelsäure gehen sie in Zuckerarten über. Sie sinJ
^^BoDtiich .T • 1. rechts-, theils linksdrehend. Ihrer chemischen Zusammensetzung nach
^ !.n im Wesentlichen Kalium-, Calcium- und M.tgncsiumvcrbindungen des.
[fliimrniartdi
- K02 -
(iurpttt
Arab'wis und verwandter Kohlenhydrate der Formel (CeHioOg)!!. Acacierignn
cum, Gummi Senegal) besteht aus saurem arabinsaurem Calcium und K-:''
(Tummi (Kirschgummi, C'erasin) aus arabinsaurem und metarabinsaurom
gummi (Traganth) überwiegend aus Traganthin mit etwa lOpCt. Arabiü,....
fiiiinnilbinden UD<i Gumtnistrümpfe. Krsterc werden aus Kautschuk
tiiniiniifadcn durchwebten Wollen- oder Seidengewebc hergestellt. Sie
der Bier'schen Stauungshyperaemic" bei Behandlung tubcrculöscr AtTen
von Blutleere und zur Ausübung einer glcichmässigeu Comprossiou, z. !■
der V'arioen an den unteren Extremitäten UTid der chroiiiselien Üuters.
Wendung. Für letztere werden die Marti n'schen Oummibitideri aU
elastisch empfohlen. Gummistriiinpfe sollen zum Tlieil die (tummil
Extremitäten ersetzen. Sie werden indess bald zu weit, sodass sie dur^
müssen. Dadurch werden sie kostspielig. Der Gummistrumpf muss fibn^n
Bein angefertigt sein; die .Angabe der in den meisten Preisverzeichnissen aii.
genügt in der Regel nicht.
in'->
ßnminlharze, Schleimharze, sind Gemische vonGummiarten mit Har/.en, m
li.iinengungen, wie FarbstofTen, aetherischen Oelen u. », Sif sind im M
Pflanzen (vorzüglich aus den Familien der Umbelliferen, Coiivolvulaceco, Buräer*<«i
biaceen u. a.) enthalten und werden gewonnen, indem man den Saft «u» EiD«i
niessen und eintrocknen IJisst. Die Gummiharze bestehen aus einer zussin
Grundmasse voti Gummi, in der das Hans in mikroskopisch kleinen Kömeheo
Sic sind in W.asser wie in Alkohol nur theilweise löslirh, geben mit erst'T?ra Trrrli
weiteren Zusatz eine gleichmässige. aber meist nicht sehr haltbare Fmulsii'n.
Oflicinelle Gummiharze sind: .Ammonlacum, Asa foetid.i. Euphrirbium. (iaib»»»«
Myrrha. früher gebr.iueh liehe z. B. Bdcllium, Olibanum, Opoponax, Scamcioniuai.
Eii.<*
(lummilack, Lackharz, Lack, schwitzt aus den Zweigen mehrerer in Bcncilr-
waehsendcT Bäume (Croton laeeiferum. Ficus religiosa, F. iudica, Butea l
Folge des Stichs der Lackschildlaus (Coccus Cacca Kerr.) als milchiger Snf'
härtut, indem er das Insect einschliessl und von demselben rothcn K-
Kornchen und kommt theils mit den Zweigen als Stock lack, theits
Wasser zur Entfernung des Farbstoffes ausgelaugt als Körnerlaek in den 11
Bl.ättchen ausgego.sscn bildet er den Schellack. Lacea in t.ibulis. •lum
bis roth, hart und spröde, von schwach balsamischem Geruch, fast gr-^-
-Vlkohol. Aether, Benzol, aetherischen Oelen nur unvollständig löslich, I
und auch in Boraslösung, Der Stocklack enthält ausser holzigen Th>
in Wasser löslichen rothen Farbstoffs, sogenannte Lack-Dye, ver.schiedcD'
5 pCt. Pflanzen leim: Körnerlaek enthält noch "i.ö— 3,5 pCt. Farbstoff, .-•
Rummilack wurde früher zu ,i<lstriiigirendcn Mundwässern und Zaliupulvfm
(jurgelwaesser, Gargarismen. Alle Flüssigkeiten, welche da*u benutzt werl^n. i^
zu umspülen, werden als Gurgelwässer bezeichnet. Die Technik des Out
fache, populäre, dass sie hier nicht beschrieben zu werden briueht. Gbv
ungeschickte Individuen d.irin unterweisen müssen, damit differcnte Gu: a
schluckt werden. Bei Kiiideni liegt diese Gefahr fast immer vor; m.i :iJ«f>l
sie nicht .schon früher zum Gurgeln angeleitet worden sind, bei
wo die hintere I'haryrixwand uml der Rachen behandelt werden S'i
Fällen Pinsciungcn dem Gurgeln vorziehen. Uebrigens werden beim •
hinlere Pharynxwnnd als die Fnuees getroffen, obgleich durch da
ein Thcil der Flüssigkeit auch die hintere Pharyniwand bespült,
dem Speichel verschluckt wird. Das Gurgeln kann als einfache hygiei;
Reinigung der Uachensehicimhruit recht nützlich sein und dies besonders bc; K:ci1;:d
dividuen, welche buehtige Tonsillen haben und bei denen eine Neijjung xur Angiai
vorhanden ist. Bei sehr cmplintilicheti Individuen ist hier reines Wtosscr ve(tB
Gurgeln immerhin entstehenden mcchitiischen Irritation nicht lu empfehlen, »ondien
den Gurgelwässern reizmilderndo Substanzen, wie Borax oder Kamill ' '-t
Sehr UDZweckmässig ist es, die vielfach empfohlenen käuflichen Gu nf
zu ziehen, bei deuen durch aetherische Oele und andere Substanzen ?.i,i;
Wirkung eine neue Reizung hervorgerulen wird. Gurgelwässer werden
sehen Zwecken gegeben. Hier sind es besonders die wichtigen Form>r '
membraoacca, mercurialis, syphilitica, und die tuberculösen und .«ypl
Sünders ist man in letzter Zeit deshalb auf die Tonsillen aufraerksaüiv.- ^ «... i ■. -
zutreffend angenommen hat, dass tuberculijsc Infectiooen von hier aus ibrm Tjvft*
iTnfifelwaPsser
^ fiÖ3 ^
iUTK* I
n
Organi.stniis tindeu IcMiinen. Aber bei l'crsoiii-n. welche zur Phthise neigen, ist auch vielfach
andere Gelegenheit 7.ur Aufnahme der Tuberkelbacillcn gegeben, sodass eine vollständige Des-
infection der Tonsillen keinen genügenden Schutz gewährt. Die therapeutische Wirkung der
Ourgclwässer ist häufig verhititnissinässig geringfügig, weil' die Spülung in viel zu langen
Intervallen und viel zu kurze Zeit hindurch ausgeübt wird. Denn wir wissen, dass solort
nach dem Aufliören des Gurgclns der Mundspeichel die letzten an der Schleimhaul h.iftcnden
l'artikel des ileilmittcls fortspült, und es IHsst sich leicht einsehen, dass eine etwa 'U Mi-
nute /ortgesetzte Muudbehnndlung keinen besonderen Effect ausüben kann, gerade so wenig
als wenn wir Wunden auf der äusseren Hautobcrilärhe einer so kurzen und intermittironden
Behandlung unterziehen würden. Man muss das Gurgeln mindestens alle Stunde und
mindestens eine Minute lang vornehmen lassen, /u Gurgelwässcrn werden Lösungen
von Dosodorantien. Adstringenticn und Desinficicntien benutzt; als Mcnstruum wählt man
passend Infuse oder Decocte von aromatischen oder adstringireuden l'flanzen.
Acidum aceticum 1.5,0 : 300,0, Acidum benzoicum 3,0:500,0, Acidum boricum
10,0—20,0:500,0, Acidum carbpliciim liquefactum 4,0—5,0:500,0, Acidum hydro-
chloricum 2,0 : .500,0, Acidum lacticum 2,0 — 4,0:500.0, Acidum salicylicum 1,0 bis
1.5:500.0, Acidum t annicum 5,0 : 500,0 mit Glycerinzusatz, Alumen 5,0: 500,0, Alu-
minium acctico-tartaricum 5,0—10.0:500,0. — Borax 20.0:500,0. — Calcaria
chlorata 10.0— 25.0 : .500,0. — Decoctum Caricarum 20,0:500,0. Dccoctum (hinae
50.0 : ,500.0. — Hydrargyrum bichloratum 0,1— 0,2 : .500,0, Hydrogenium peroxyd.a-
tum 10,0:500.0. — Kalium chloricum 10,0:500.0. Kalium hypermanganicum
0,1:100,0, tropfenweise einem Glase Wasser bis zur Rolhfärbung zuzusetzen. Kreosotura
2,5: 500.0. — Natrium bicarbonicum 10,0—2.5.0:500,0. — Thymolum 0,5 : .500,0,
Tinctura Jodi 5,0:500,0. — Nachfolgende Tincturcn werden tropfenweise einem Gla.se
Wasser zugesetzt: Tinctura Benzoes, «'ap.sici, Gallarum. Guajaci. Katechu, Kino,
Myrrhae, Opii, Pimpincllae, Pyrcthri, Ratanhiae, Spilantbis composita,
Gargarisma adstringens, l'h. fiall.:
Flores Rusae (iallicae 10 werden mit Aqua 250 von 100" übergössen, zur Colatur
werden Alumen 5 und Mel rosatum .50 hinzugefügt.
Gargarisma boraxatum, T'h. Gall.:
Der Colatur werden Natrium biboracicum 5 und Mel rosatnm 50 zugefügt.
Gargarisma emolliens, Ph. Gall.i
Hordeum decorticatum 5 wird mit Wasser gekocht. Zur Colatur 260 wird Mel
album 50 und A>|ua ad 300 zugesetzt.
Gargarisma Kalii chlorici, Ph. Gall.:
Kalium chloricum 5, .\qua destiltata 250, Sirupus Mororum 50.
LIEBREICH.
Garjunbalsam, Balsam um Gurjunne s. Diptcrocarpi, in Indien auch Wood oil genannt.
^^ jedoch nicht zu verwechseln mit dem nur technisch benutzten gleichnamigen Üel von Aleuritis
^M cordata Chinas und Japans, stammt von verschiedenen Dipterocarpus*-Arten Ostindiens. Durch
^H Einschnitte in den Stamm eines Baumes werden in einer Saison 150-200 l Balsam erhalten.
^H Gurjunbalsam stellt eine dickliche, lluorescircnde. hei aulTallendem Lichte grünlichbraune,
^r bei durchfallendem Lichte transparente, dunkelbraunrothe Flüssigkeit dar, von aromatischem,
an Copaivabalsani erinnernden Geruch und bitterlich aromatischem Geschmack. Spee. Gew.
0,964. In Alkohol und Aethcr löst er sich, mit Chloroform, Benzol, Schwefelkohlenstoff giebt
er klare, fluorcscirende Lösungen. Die Zusammensetzung des Balsams varürt je nach der
Abstammung. Er besteht aus etwa 45 pCt. eines blassgelben, linksdrehenden, nach Flückiger
rechtsdrebenden aetherischen Oeles CjnB.,; (Werner) und 55 pCt. Uarz. Letzteres enthält in
geringer Menge die wahrscheinlich mit der Hetacopaivasäure identische, in krümeligen Mas.sen
krystallisirende Gurjunsäure CjjH.t^O« (Werner), Schmp. 220, Sdp. 260", und eine
in farblosen Prismen krystallisirende indifferente Substanz CmsITmO^ (Flückiger). Gurjunb-ilsam
kann vom Cop.iivabalsam dadurch unterschieden werden, d.iss er beim Erhitzen auf 220 " fest
wird und sich in Acther nur theilweise auflöst. Gurjunbalsam hat bei Tripper an Stelle von
Copaiva Verwendung gefunden (O'Shaughnessy), äusscriich in Form von Linimenten mit
Kalkwasser und innerlich bei Lepra (Douglas). Im Allgemeinen besser vertragen als Copaiva-
batsam, ruft er in grossen Dosen auch Verdauungsstörungen hervor. Der Harn giebt mit Salpeter-
säure eine Trübung, wie nach Copaivabalsam. zuweilen tritt auch ein Exanthem auf. Mehr-
en mals täglich in Kapseln oder Pillen zu 0,5 — 1,0, als Liniment 1 : 3 Kalkwasser.
^B LANGOAABD.
" Anrke; Cucumis* sativus, enthält Eiwciss 1, Stärkemehl und Zucker 2,3, Holzf.iser 0,6. Mi-
I neralsalze 0.4, Wasser 95,6 pCt., endlich scharf und angenehm schmeckende Stoffe in unwäg-
^^ barer Menge. Besser als rohe scheinen durch längeres Maceriren in verdünnter S.äure (Essig)
^H erweichte, gekochte oder geschmorte Gurken vertragen zu werden, da alsdann das pflanzliche
^H Gewebe gelockert, die Cellulosekapseln gesprengt und d.i3 Stärkemehl in den gequollenen
^H Zustand übergeführt ist. Ihr Nährwerth ist k.'ium in Anschlag zu bringen, deshalb sind sie
^H ans der Krankenkost am besten ganz zu streichen. unuir
|4iiiriiiKt>l
- B()4 -
ivIUml^elf ttu Kuul'jii Uvrn, \löi* m boeli, Lnrikururt iiu«! Utiit^rttlbitd. Ktiiii» <
Tt<iu[>i<ra(iir im'Jiiitt 13.'i, Juli 1.',-*. Auttust ih^, Hriitroitior 14,1, raittlon" Feu,'
ipii'H«''» iMitlirtlt-pn Itis XU Mt>.;i!> ccni SflhworpIwiisspr*tüff. 44)1. 13i! com rrrip Kolil-
0,0l;t8 Strijiitiiini>^iilftit. Audi wfril lU^ W«]«eiPr Ptni>r Ri.<4Put]ui*Ue eohrjillRbt. luUiCAUuncn lu\>:-
der VcriUuuiii,'ÄürKnuP. l>t*Pondr|-s DyMliolisio, Lt'bcranschwolluu);, i^liroiiUetlo Kularrlif fii*r Athmi;
Friiu«*itkranktii*itoii. Anacrntr urnl Hcrofulo^e.
MttitarM
Guttapercha ist der eingetrocknete Milchsaft vou Ison.tndra Gutta und ciuigcn •aderei> ■■
Gattungen Dichopsis*, Ceratophoru>, Piiyena angubörendcn Baumi'ii. In den Haodrl eiSuf*
d.i3 Koliproduct in rundlii-hon Broten, welche nach dem Trocknen zu I'latten nn--: "*
den. Die bei gewöhnlicher Temperatur harte, wenig elastische, lederartige Mii-
bei Erwärmung auf 45 — 60" plastisch bearbeiten, bei 100° zu Fäden ziehen uikI
liebige Form bringen. Guttapercha lijst sich in Chinruforra, Schwefclkohlenstolt, eben
acther, Benzol und Terpentinöl. In Wa-sser i.st sie vollkommen, in .ibsoliit-
Acthcr nur theilweise lüslich. Das gewöhnlich in kleinen weissen Stangen 1
Guttapercha i.st eine weiche dehnborc Masse, die an der Luft brüchig wird :... ; „ar
Wasser .iufbew:ilirt wird. Sie wird hergestellt durch Auflösung von (»uttapercha in CUif^
fomi und FHlIung durch Alkohol. Die Guttapercha enthält ca. 80 pi't. Gutta, rir.i n Kn>'W\
wa.sser»tofl. Alban*, und das in absolutem Alkohol, Aether und Schwefelkohlen-
Fluavil. Die physikalischen Eigenschafton machen sie in der Therapie t-'-hr nU-
Guttapercha- Verbünde. Indem man Guttaperchaplatten zurcr!
in heisses (ca. 60" R.) Wa.sser bringt und sie dann um den zu immobil
festwickelt, kann man Schienen, Kinnen und Kapseln herstellen, welche sich u
ringcs Gewicht und ihre Wasserdichtigkeit vortheilhaft auszeichnen. Der \-,
grösserem Maasstabe steht nur ihr hoher Preis im Wege. Für die Hn' ^
Finger glebt es z. K. kaum ein bes.seres Material, als kleine Giittaperch..
.'■le wird ferner als Gu ttapercha-l'apier verwandt, welches durcii Au-
reinen Guttapercha hergestellt wird. Bei Körpertemperatur kann man dosselbo .'i..
als beliebig grosses Pllastcr aufkleben, um eine energische locale .Schwei.sssecrction li
rufen, die sich bei Ncuralgieu, Kheumatismus sehr nützlich erweist
Die Guttapercha- l'flastermul Ic, welche arzneilicho Stoffe cntbalteo, sind oicb:
vortheilhaft, weil sie häufig reizend wirken.
Traumaticin ist eine .Xuflösung von Guttapercha in Chloroform (t : 10), wird
lodium benutzt. Das zurückgebliebene lläutcben ist nicht spröde und brüchig, te
aber zuweilen Schmerz. Mcdicameutc können darin nicht so gut wie in «.'olludiam aal^ti
werden, weil die Guttapercha sich abscheidet. „
Uutü, Guiiimigutt, Giiinmi guttae, Gummi resin» Gutti, Cambog^ia. (iomiii4_
putte, G.'iraboge ist der eingedickte, besonders in der Rinde versehicdeni-r .\rtrt
der G.ittunj; Garciniii* enthaltene Milchsaft. l>.is Holz des [Jautnes ist rr-in wrt«,
lilsst sich aber durch Alkalien in Koif:e di?s eingelagerten Gummiharz' ■ .riirn
Ihui Gutti wird so gewonnen, da.ss spiralförmig um den Stamm K /-.■ jp-
marht und das Gummiharz in eingeschobenen Bambusrohren anfgef.angen winl (Ca
bogia). Oder ni.an sammelt .ins abgelösten grösseren Stücke der Süsseren Rio
das aiistrefon<Ie Secret auf (Ceylon). Kine geringere Sorte wird durch Ausktwl
der Bliltter und der Schalen der unreifen F"rnchte erhalten.
Uas Gutti kommt in Klumpen: Sehn llengntti, Cake-Gambogi in drn Hand«!
meist aber als llrihrengut ti, eylindrische, auf iler Oberflriche bestäubte, manch
streifige, solide, seifen liohln, leicht zerreibliche Stücke von schön rothgelber Ka ^
Im Bruch ist Guimnigutt breitmuschelig, glatt und w.iclisglanzend, .-in den KaataT
etwas durch.scheinend, zerrieben dunkidcitronengelb. Es ist geruchlos und Anfi
geschm.acklos, hinterher süsslich und im Munde brennend. Mit \V.iHs.er (l:l_
rieben bildet es eine gelbe Kmulsion, in der man unter dem .MikroskniM- Hnnttrüp
erkennen kann. Durch Ammoniak wird die Emulsion klar, feurig roth, il.'uin brau
bei Neutnilisation ent^irbt sie sich uiul es fallen gelbe Flocken aus. In Alkuhol
das Harz leicht, bis zu .S() pCt., in Aether nur wenig löslich. Beim Brhitaeo
weicht es, ohne zu schmelzen.
Oas Guuimigutt besteht aus ungef.llir 72 pCt. der harzigen Cainboida»ia
ö pCt. W.-vsser und 15 -25pCt. Gummi, welches bewirkt, da.«s au.« d< "ipil
bei schon gerinsrer Befi-iichtiinsr eino klebritre. infensi\ s^elhe Emul<«ioii
c . ■■/ '
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1.1 VVa..
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i*«l| paros hivpidn» ynr.
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l);vs (iiiiiiniij;utt wird von <lrii Chim-siMi schon seit i>W .lahroii aus Cjiniho^ia
iniportirt, ii.-icli Kiin'i):i ic.'iui rs KJO.'i ilurcli ('liisiiis, wo es h.tld :iLs Malorfarbr und
Medic.'iiucnt Aiifii.ilimr l';iiid. Snino wichtigst«" Wirkmi}; ist dio intensiv drastische, tlie
sich beim Menschi-n hilufig schon nach Darreichung weniger Di'cigrnnirac zeigt.
Bei Erwachsenen rufen 0,1— <l,3g meist wilsserigo, uictit beschwerliche .Stuhlentleerung,
grössere Dosen Krhrochen hervor. Der Tr;1ger der Wirkung ist die ('anibogiasäure,
doch wirkt das Gnnimigutt selbst etwa«: stärker. Nach 0,3 — 0,4 g der Ganibogi:isäure
treten hei einxelnen Personen in wenigen Stunden wässerige Stuhle auf, hei anderen
dagegen u)ucht sich auf 0,i(— U,.S g nur ein Gefühl von Schwere im Leibe geltend,
und auch nach l,o — 2,0 g kfinnen die iliarrhoisclieu Stühle, mei.st von etwas Kr
brechen begleitet, unter Umstünden li) — 12 Stunden auf sich warten lassen. Subcutan
applicirt bewirkt sie Abscessbildung. Zum Zustandekoiinneii der abfühn-inlen Wirkung
ist der Contaet mit (ialle unbedingt nnthwendig. in den M.tstd;vrm gebracht ruft
rambngi:i.»;üiu'e daher, für sich allein oder in Oei gelöst, zu 0,4 — 0,H noch kein Ab-
führen lierbei, wohl aber, mit Galle oder glykucbolsaureni Natron gemischt, schon
nach 20 Minuten. Im Harn uiul bei normaler Gallensecretion in den Faeces wurde
Canibogiasäurc nicht wiedergefunden. Nach inti-avenöser Injection von cambogia-
saureni Natron tritt ein harzartiger, von der Cambogiasäure verschiedener Körper
neben kohlensauren Alkalien im Harn auf.
Von inierwnn.scliten Nebenwirkungen wurde aus,ser starken Leibschmerzen und
Krbrechen einmal nach Einn.-ihme von Morison's I'illen, welche Gumniigutt enthalten,
eine plötzliche erhebliche Abnahme des Seliverniögeiis beobachtet, bei welcher das
Auge eine geringe rttpillenorweiterutig und Trägheit diT Iris zeigte. Vergiftungen,
hei denen es sich meist um die genaimten Mori.son-rillen handelte, verliefen unter
dem Bilde einer höchst intensiven Gastroenteritis mit stirkem Ihirchfall, oft auch
Krbrechen, aber meist ohne MetenrisniiLs, und endeten wiederholt tödtlich. Als
tödtliche Dosis für den Krwachsenen wird man 3 — 4 g der Droge annehmen dürfen.
Bei der Behandlung verfährt man wie bei Vergiftungen mit .anderen Dra-sticis. Durch
Aussdihiss von Fetten und allen eventuell eholagog wirkenden Mitteln sucht man
eine Steigerung <ler Wirkung zu verhin<lern.
Das Gnmmigntt wurde, namentlich in früheren .laliren, ähnlich den Kolotjuinthen
wegen der durch die Droge hervorgerufenen flüs.sigen Entleerungen als .\ntihydropiciiui
bei „Wasserstichtcn" benutzt. Au.s,serdeui fand es früher bei chronischen Hautkrank-
heiten, Geniüthsverstimmungen, bei Dysenterie und vor Allem zu Itandwuriiikiiren
mannigfache .Anwendung. GegenwUrtig ist es seltener im Gebrauch, aber ein Bestand-
theil zahlreicher Geheinimittel.
Outti, Ph. (i. III:
als Drasticum 0,02 — 0,3 pro dosi mehrmals täglich mit AIon', Jalapc und andereo
Abführmittela zusammen, am besten in Pillen, auch in Pulrcru und Emulsionen.
Maxinialdosis: 0,5 pro dosi, 1,0 pro die!
Von Pillen-SpecialitJiteD, welche Gummigutt cnthaltCD, seien erwähnt: Die Ueim'schen
l'illeD: (iutti, Bulbus Scillae, Stibium .sulfuratum aurantiacum, Pulvis foliorum Digitalis und
Kitrnctum Pimpincllne ü (1 Pille = 25 mgGutti): die Bontiers-Lemont'schen I'illen: Aloe,
Gutti, Ammoniacum, Kalium sulfuricum, Kadix Althaeae » versetzt mit Essig (jede Pille
^ 50 mg Gutti); die Morison'schen Pillen: Aloe, Gutti, Scammonium, Resina und Tuhcra
Jalapae, Radix Althaeae und Tartarus depuratus (1 Pille = 10 mg Gutti). _,„„,,,
KlOnKA.
Gllttiferae. PHdnionranilllo. dio froher >ls Hy pcrioeoao, CtlophTlItee*«, Clutiioeae beioielinpten Fini-
Ifpn nrnfssfipiit), durch RohiiogBD« Seerptlaekeii KckeDDieichnet. Nseh Bpntham-Hook« r. d^r dl« U)rp«rio«ce«o
ftuBsehlipast, amfusen die 0. niiif Triboii: Clut^ione. bisher diu Oattuug Cln^ia u.a. nrnfui^end; Honrobese;
Oarcinieae. mit Oaroinia and Xanlhuehjrraufc; Calypbyile&e mit Culophylluro. Mesaa, Mammon;
tlBÜneae mit Qaiina. Die Fuuilia amrsut tut nur an gnltTblao Uirulften reich« Bluroe und Strinehcr, etwa
280 ArtAu, m«iit ia den Tropongebiet«n Amerika« und Aliens, wenige in Afrika heimisch.
M.
Gfinnemn R. Br. Oattung der Af clepiadaeoa«. Tribna der Karsdenieae, etwa 25 Arton der tropischen nn>l
sabtropi-tohen Gegenden Afrikas, Aitienii und Australiens nmfusend, schlingende Strlln^lier oder Ifalbstrüucher mit
L gegenständigen Blaitern uiiil kleinen, gedrttngt oder ^f birmfnrmig geordneten HlUlheu. <i. sÜTostre R. Ur,. ein
■ Kletterstranrh Indiens und Oütufnlias, mit gegenstllndigeD. guuxrandjgen, 4 Ü cm langen und 2V'i -4' 3 cm tfreiten.
H elliptischen oder eirunden, iitittigi-n. am Grunde abgerundeten oder selten herifOrmigon. lederartigen, auf bt'iden
H Fliehen kunwolligen Blllttern. Nabe verwandte Arten sind 11. hirautum Wall, und G. montanum. (-!. latifo-
H linm Wall., in Niederltindi.4ch-Indien heimisch, enthRlt Laurocorasin. 0. tingenk Spr. Oi^tindiens enthült einen
H charakteristischen ParbKtolT neben einem kautaehukartigen Körper. M.
■ Blätter und Wurzel von Gymueraa silvestre werden von den Ifindus bei Sehlangen-
H biss gekaut auf die Bisswuude gelegt. Krstere besitzen einen salzig bittcru Geschmack. Beim
H Kauen derselben wird die Geschmacksempfindung für süss und bitter aufgehoben (Rdge-
«ymiipinii
wortli). Diese Eigenschafl vcrdaiilcen die Blätter einer in ihnen enth:«''
Harzsäure, der Gymnemasäurc* (Hooker, Quirini). Man benützt die i;
corrigens für bittere Medicameat«, indem man sie iturz vor dem EinneliCici
oder mit einem Dococt derselben den Mund ausspülen lässt. Die Wurzel s-.!
mittel benutzt werden.
(iymnemasäurc, Gymneminsäure, Gymnesinsäure, Acidum jyiaf
CisHssOij, die Harzsäurc der Blätter, ein hellgelbes, in Alkohol und Natrium
in Aether wenig, in Wasser bis 1 pCt. liislichcs Pulver. Der Geschrn
Säure findet an Stelle der Blätter als Corrigens für bittere Medicamen'
der Parageusicu der Diabetiker (v. (.»efele) Anwendung. Vor dem E'
mentes lässt man den Mund mit 1 — 2proc. .ilkoholisch-wässeriger oder
earbouicum bercitetiT Lösung ausspülen. In grösseren Dosen Acirkt die ~
bereits 0,3 g sollen Breebreiz erzeugen. Die Lö.sungeii dürfen daher nie
Zur Bekämpfung der Parageusien der Diabetiker lässt man mit Gymri
Theeblätter kauen (Acidi gjmnemiei 0,1, Spiritus q. s. ad impraegii.ii»
Theac nigrae ^Pcceo" 4,0. Exsicca leni ealore. 1 — 2 Blättchen zu kaueD.
Ciyinnosperinae. »yn. Archispermae, bilden den Uebcrgang von den Krypt-'^ir, •
Phanerogaracn*, Sic sind dadurch gekcnnzciehnet, dass der von den .'••■■''' '
angienähn liehen Behältern erzeugte BUithenstaub auf weibliche Fruchthl
welche die Samenanlagen naekt ,aul ihrer Innenfläehe oder am Rande t-
.schlossenen Fruchtknoten zu bilden, daher , Nacktsamige". In den -
mehrere Embrjosacke entwickelt, in welchen vor der Befruchtung ein i.,. , , , .,
sperin, l'rothallium) entsteht, welcher nach der Mikropyle hin ein oder mcbrcrt
(Corpuscula) erzeugt, deren jede eine Oosphaere enthält. Die Bcfrucbtiing »'^^ '!riil
vom Pollerk'irn getriebenen Schlauch vermittelt. Neuerdings hat man bei •
in dem Pollcuschlauchc Spermatozoiden entdeckt, wie solclie bisher nur ■. - . .
(Zoidiogamen) bekannt waren. Einige schliessen sieh habituell und wohl .lueh pbrli.
den Lycopodiaceen, andere den Blattfamen an. Die Cla.s.se umfasst: 1. CycadicH'.l*
palmen, mit unverzweigtem, knolligem oder cylindrischen Stamme und schon g«fi»4«rv»i^
starren Blättern. Blüthcn unvollkommen, theils aus metamorphosirten FiedcrbüMen ^t**'»
theils als Zapfen mit schildfurmigen Schuppen erscheinend. 2. Conifer*e*. 3. Oc
«.
GynAndrSC. B«ihc aus derCluso der Monucotylofte*. gckonnzeiebnot diireh die fm^i Awn^maim tn^^^
Zwittprlttmlipu mit meist wohl ontwiekelt«in Perigon. In der ReKel besiUen sie nur ein, t^Üeait !•*« v**^
mit dem GrilTel verwsobsene SUDbblLtt<?r. diüier „Weibmllnni|t(t*. Ulerlier aar drvt
Burm B fi n i Aceae und A|ios t«»iaoeao. Nor ersleru bei iinv rertreten.
Fuüilin; Oiiku
(jynocardia K. Br. OaUatiK der l'llanteiifain. der BiiBceae*. Einzige, in Vorder- and Hmtj.-irl»
Art: G. odurati K. Br., Baum mit i^anErandigen BUttern nnd di«)eei!aeb«n. hDarhctigva Btnib'fi f^ t
7 — 13 cm l>iircLme!>s"r aufweiseiiden Beeren enthalten zahlreiobe, etw» 2 cm lanite Staea Bit iiterfhi^
webe: Semon Gyn oeardiae. %
Gynocardia odorata Brown, Chaiilmoogra odorata Roxburgh. Die Samea :
an Fett und liefern das Chaulmoograöl. Es enthält nach Moss i7yuocArdia.<ä«it, U
in geringer Menge in freiem Zustande, ferner Hypogaeasäuro 4 pCt., Cocinsäim S«J 1
Palmitinsäure 6,3 pCt. als Triglyceride.
Semen Gynocardiae Ta-fung-tsze (chin.), Tatfushi Oap-)- Di« Samia
regelmässig eißrmig, kantig, 2V2 — 3 cm lang, im Querdurchmesser etm* h-»lb » 1
gefähr 2 g schwer, mit duiiUelgrauer, sehr dünner, leicht zerbrechlicher Schalf. ti» I
wird äusserlich als Salbe (I : 10 Fett), iouerlich zu 0,4. allm.ahlicb steigrod,
Oleum Chaulmoograc, Oleum Gynocardiae, Chaulmoograöl. DwA j
Pressung gewonnen. Ein salbenartiges, kf>rniges, gelbliches oder gelblich-graso,
schmelzendes Fett von unangenehmem Geruch, in Alkohol nur zum Theil. io AsH«, '
form, Benzin. SchwefelkohletistolT vollkommen löslich. Innerlich genommen
Kratzen und Brennen im Schlünde, in grossen Dosen Uebelkeit, FIrbrp.-ben. «*ti |
abführend, örtlich reizend und erzeugt auf der Haut unter Schmerzen eii:
schlag. Aeusserlich zu Linimenten 1:10 — 20 Ocl; innerlich mit 4 Tr^;
mählich steigend bis auf 20 Tropfen, in Milch, Leberthran oder Kapseln.
Samen und ('el finden äusserlich und innerlich bei Lepra, Lupus, «ndcRa B«*^l
beiten, Scrofalose und S}-pbilis Anwendung, ohne jeden Erfolg bei Tuberctiloa« (T'
LLX ■"•-
Gjropnoril Aeb. Flecbtengattung aus der Familie der Umbiliearieae, durch laubifivn, b«444tw
Tliallns tieltennzeiebnet. der unterüoit« durch eine Art Stiel p^enabelt* ant^ebtpftet an ctein >t«^ 0 *
diircli falti):.beulifret'. meist durch Kaxen) befe!.tiglcs Laub aus. Alle Art«a g€«hOr%a d/*a k^«e»=
U. pURtiilata Ach. (c= Urobilicaria puetolata Hnffro.) mit grünlich-bmnneni. wwiK«n 'naflc« '
FUrnerei Verwendung. 0. cylindrica Ach. mit Icrt>isrßrnii(^em. aschgrauem Tbnllu*. n
tiy rophorsXu re, Ga(.Hx."ui. ilndet tcich in den Flechten Oyroph"r . -^ra tistM^i ' ',.
bou^e). Sie Khnelt rielfacli der LecanorsSure. j.'iebt wie diese beim h ,em»«^^f*J
heim Eoehen mit Baryt Koblenslore und Orein. Hie nnterseheidet «i«')' _..&xa lU««** <
lickelt in kaltsm wtsteriirom Ammoniak, geringe I,(l9liehkeil in Aether und kockeudcni Wnsnut
STI.
rllanrfiicr1i<«mi«c1
— am —
Hanrfa(>rh<»niHtp11
H.
Haarfaerbemltt«! sind im weitesten Sinne Mittel, welche den Haaren eine andere nls die natür-
liche Färbung verleihen. Dies kann erzielt werden einerseits durch Entziehung der die natür-
liche Farbe beding;euden Stoffe, andererseits durch Auftragen einer fremden Farbe. Zu den crst-
gedachten Proccduren gehört zunächst das Entfetten — durch scharfe Seife .'»chon bei
den Römern; Ammoniakflüssigkeit gegenwärtig — der Haare, welche dadurch, selbst wenn sie
schwarz waren, heller werden, ja bei energischer und dauernder Entfettung einen rüthlichen bis
rothcn Ton annehmen können. Eine directc Zerstörung der nutürlichcn Haarfarbe wird durch
Wasserstoffsuperoxyd erreicht. Dunkle Ilaare werden durch häutiges Benetzen mit einer
wiisserigen, alkoholischen oder aetbcrischcn Lösung bis flachsgelb entfärbt. Aehnlich können
auch aetherische Oele als ilzoiitr.nger wirken; in Gebrauch ist aber nur das K.imillenöl in der
Kamillentinotur. D.is namentlich zur l-'rhaltung der blonden Ilaarfarbe gebräuchliche Kamillen-
infus wirkt wohl zum Thcil durch Ablagerung eines gelben Farbstoffes. Das eigentliche Färben
des Haares kann entweder durch da.s Deponiren eines f.vbigen Niederschlages auf das Haar
^_^ oder, was viel schwieriger ist, durch eine Färbung der Haarsubstanz selbst bewirkt werden.
^K Natürlich ist die zweite Art viel dauerhafter als die erste, welche indess dnrch lange dauernden
^H (.'ont.'kct auch nachdrücklich genug gemacht werden kann. In diese Gruppe gehören die Metall-
^B salze enthaltenden Färbemittel.
^H Am meisten gebraucht werden Silber- und Bleisalzc. Die letzteren sind heim-
tückische und starke Gifte, sonst würden sie das Ideal der Haarfärbemittel sein. Man kann
I damit allmählich und rasch, hell und dunkel färben, sie können trocken. Hleikämme, in
Lösung oder in .Salben verwendet werden. Die damit erzielte Farbe ist verhältnissmässig
natürlich und sehr dauerhaft. Aus Silbersalzlösungen kann Silber durch die Luft oder durch
organische Stoffe, Pyrogallol in schwarzen Körnchen reducirt oder durch nachträgliche Appli-
cation von .^chwefelmitteln als schwarzes Schwefelsilb*r gefällt werden. Mit verdünnter
Lösung werden hellere, mit eoncentrirter dunklere Töne erzielt. Man verwendet gewöhnlich
ammouiakaliscbe Lösungen, z. B. .\rgentum nitricum 2 : Aqua 20, Liquor .\mmonii caustici qu.
s. und Pyrogallol 1 : Spiritus 50 oder Kalium .sulfuratum 2 : .Aqua 20. Silberfärbungcn sind
nicJit sehr baltbar. d. h. die damit gefirbtcn Haare nehmen mit der Zeit einen grünen bis
rüthlichen raetallschimmernden Stich an ; d.is Mittel ist, wenn .luch hie und da F.kzcmc,
Dermatitis oder Conjunctivalkatarrhe, durch das .\mmoniak veranlasst, beobachtet wurden, un-
giftig. Die Eisen- und Kupfersalze, welche mit Gerbsäure, Pyrogallol oder mit
Schwefel Vorbindungen schw.arte bis braune, an sich haltbare Verbindungen geben, haften
an dem Haare schlecht und sind leicht wegwaschbar. Die aus Chromsäure und deren Salzen
durch Reduction mit Pyrogallol entstandenen rothbrauneu Producte genügen nach beiden
Richtungen, sind jedoch sehr giftig. .Vndere selten verordnete, von ausländischen Fabriken
eingeführte Mittel zum Blond- bezw. Gelbfärben der Haare sind Cadmium und Zinn, deren
Schwefelverbindungcn gelb sind. Schädlich sind dieselben nicht, sie können aber wegen
der intensiven Farbe, ebenso wie die giftige Pikrinsäure, nur von .Sachverständigen an-
gewendet werden. Bei sehr schwarzen Haaren verbietet sich diese Färbung von selbst; jedoch
können mehrere Methoden mit einander verbunden werden, z. B. Entfärben mit Wasserstoff-
isupernxyd und Färben mit blondmachenden Mitteln.
Eine Färbung ganz anderer Art i.st die, welche mit der Henna, dem Blattpulver von
Lawsouia inermLs. erreicht wird. Es kommen jedoch unter dem Namen Henna, Hennd auch
metallische Zubereitungen vor, welche mit echter Henna nichts zu thun haben. Der in der
Henna enthaltene wasserlösliche Farb.stoff färbt nämlich Epidermidalsubstanzcn echt gclbroth.
Man kann sogar echte Epithelialkrcbse durch diese F.arbe von anderen Geweben abgrenzen.
(Mündliche Mittbeilung von .1. E. Poink.) Haare werden gelblichroth gefärbt, die Farbe ist
nicht wegzuwaschen. In Paris und London wird die Henna ziemlich häutig in der Welse an-
gewendet, da-ss etwas von dem Pulver, mit lauwarmem Wasser zu einer weichen Paste an-
gestossen, mit den Fingerspitzen in die H.iare eingerieben wird. Im Orient ist die Färbung
mit Henna allein nur für die Nägel, die Fingerspitzen und für die Handflächen gebräuchlich,
für die Kopf- und Barthaarc wird die Henna mit Reng (Indigokrautpulver) combinirt, was eine
tiefsc-hwarze Farbe ergiebt. Eine analoge Echtfärbung mit Thcerfarbstoffen scheitert daran,
dass man das lebende Haar dem hcissen Bade und den Beizen nicht lange genug aussetzen
kann. Echt, blond bis schwarz, kann auch mit Parapheny lendiamin gefärbt werden. Es
wird in Wasser gelöst und mit einem zweiten oxydirendcn Körper, mit Wasscrstoffsuperoiyd
oder Eisenchlorid zusammen oder nacheinander, angewendet. Das Mittel ist leider nicht sehr
haltbar, auch bekommen bei jeder Tinte die Haare mit der Zeit einen rothen Stich, der bei
schwarz sehr unangenehm ist. Das Paraphenylcndiamin ist zwar giftig, doch wurde während
der letzten 4 .lahre davon kein Schaden gesehen (Paschkis). Auf eine ähnliche Echtfärbung
ist in Paschkis' Kosmetik für Aerzte (2. Aufl. 1893) aufmerksam gemacht. F. Oberinayer
lanrraprbpmn
hat iininlicL ein Verfahren ntigegcben. wonach Eiweiss- und nbnlicbe ■ ■
vorerst mit salpetriger Säure heb.indelt werden. Die so gewonnetieu Dia
mit Aiuiueu oder T'henolen eehtfirbige Verbindnngon s'on gelb durcL >«>Ui Imj
Diese Versuche sind an Meuschenhasr wiederholt; bei der Bchatidlung mit ^ctimcil
L(3sung voti Salicylsäure erhielt man feuriges Goldblond, mit Parapheiiylendiamin bb
Filrbung, natürlich nach vorausgcgangeueni Salpctrigsäurc-I{:id. Derartige Vcniuriits)
dem Haare auszuführen, ist aber schwer thunlich. In dieselbe Gruppe gehurt iiKtiiai
.Aureol" genannte, Metol, Amidophenol und Monoamidodiphcnyl.imin enthiliöirfr KMl
ches übrigens keinerlei Vorzüge vor dem vorher genannten besitzt.
In der Kegel verordnet man die Haarfärbemittel mit wnsserigcn Lösunf^cji. uw ■■
weise in l'omadcn oder Haarölen. Die von den anderen getrennt
bezeichnet man auch als Mordants. In fast allen Fällen geschieht
des Haares mit .Seife oder mit schwacher Sodalösung. Nach dem Abtim-iti-r. -
mittels Pinsels, einer weichen Bürste, eines euggezähntcn Kammes io der Ki
.Spit/B gegen die Wurzel mit dem eigentlichen, dann nach dem Austrocknen ran !>■::
den Mittel befeuchtet und nach abermaligem Trockncnlasscn gewaachen oder bessere
um wieder <ilanz zu bekommen. Das ist in der Kegel alle 4 — 8 Wochen xxi
Nach diesen Ausführungen ist der Arzt in der Lage zu beurtheilcD, ob
kungen auf die Anwendung von Haarfärbemitteln zurückzuführen sind.
Haarseil, Sftaceuni (.sota, da.-; .■itarrc Ha.ir, ilii* Ror.stp), hat im .Mlfrvni'i
hi.storischen Wortli. Es wiinii' früher wie die Foiitunpllo' :iiigow:uidt, !
oder vicurürpiul zu vsirlven. (ieschwülste, Absce.s.se, Cystt-nbildungen, A
von soW'iswi und piterigcii Flfesigkeiten in dpn versr.hiedeneu Ki"»rpcrh'
erkninkungcn, Augenkrankheiten u. a. ni. wurden so beli;uidclt. AK
stelle wurilc in der Hegel der Nacken gewählt.
Ursprünglich war da.s Haarseil aus Haaren, später nur aus Batuuwoll(0>. i
oder Leiiiwand-streifen hergestellt. .Io nachdem m.in eine schwache (><l
ders starke Wirkung erzielen wollte, wunlen diese Stri-ifen mit !■
reizenden Salben getränkt. Ziii' „Legung'' wurde d.-w Haarseil vertu '
seiln.Tdcl" durch die Himtfalte durchgezogen. Der ea. ö cm i
zum guten Ahfltiss des Kiters etwas schräg vi-rltuifen. l>a.s freie Isnde ri»
wurde an der Eiti.stichriffimiig aufgewickelt und mit HoftpHaster befestigt
kam der Wundverliand. Nach ICintritt der Eiterung, am vierten oder fTmöail
wurde der Verhuiid entfernt unil das Haarseil aufgewickelt und wei'-
ein neues Stück in den Wumicaiial k;ini. Das in der Wunde gev.
abgeschnitten. Diese.s Manöver wurde mindestens täglich einmal wi. in -n'ui._
Eine der ältesten Atnvcndungsweisen des Ha.irseiles hat sich bis xum
Tage erhalten. Schon (ialen soll zur Bi-hundiung von Hydrooelen das
gewandt liabiMi. Dasselbe bewirkt hier in Folge der entstandenen K,nt
Verkleben der Sclii'ideiisackidätter und dadurch eine Obliter.ation der
Wemi in neuerer Zeit einzelne Autoren zu demselben Zweck an Stelle der '
Hellen Einspritzung irritireiuler FHi.ssigkeiten das Einlegen eines FreiudkOr
sehen die Ulätter des Scheidensacks — die Troeartc.anOle, einen .iodofur
einen starken Zwirn- oder Seidctifaden — empfehlen, so ist dies im Prinfi}» ■'
anderes als die alte Haarseihnethode. Die Ausführung der Oper.Ttiiin '^' •'"'^'
niodemoVVundbehandlmig gegenüber der vorantiseptiseben Methcnle weseotl
Hademkrankhelt ist eine Gewerbekranklieit, welche der in England vielfn-i.
Wollsortirerkrankheit nähersteht und in der Form kleiner Kpiderü
schliesslich bei Frauen und zwar in dem Haileriisortirsaale v«>n l'..j... .
Beobachtung gelangte. Besonders häufig kauren in letzter Zeit solche f
wein (Steiermark) und in der Falirik Ligat bei Riga zur Beobachtung,
der Krankheit ist charakteristisch; sie beginnt plötzlich mit Frost, l
hoher Temjierattir bis zu 40". tjewöhiilieh tritt zwischen dem i\\ '•'
T.ige unter Angstgefühl und Cjaimse, Benommenheit und rapidem ^
der Tod ein-, seltener ist der Ausgang in Genesung. Die Leichen laultü ***
bei der Section findet man regelmässig blutig-seröse Ergrt.sse in «len PlrUtik*
sulzige Infiltrate des iiiediaslinalen Zellgewelies mit Schwellung der Bronrtüil^
Milztiimor, Luugenoedem, öfter pneumonische Herde; ferner Kndeii sich p**
Verfärbung der oberen Luft>veg(>, massige Schwellung der M:uidehi atui ««"'
liidprnkranklipU
non —
Hhomaten
^
l\fkr<)tis('hi' Hi^rdf in <!('r Trnclipa inul ili'ri BrfHX'hicii. Piircli dif l ntersucliimgcn
von Kjjpinpnr ist unter Bpstätijjung friiln-rcr CnttTsufliung^eii festgestellt, d:iss es
sieh um Milzt>rnn(i iiandelt; es ist damit die Ansicht von Krannh:ils, dass der
Bacillus des nialijrnen Oedenis betlieiligt sei, sowie diejenige von Bordoni -Uffre-
duzzi, dass der Proteus capsulatus verantwortlich zu machen sei, widerlegt. Ob
der letztere MicroorganisniiLs eine liegleitende Rolle spielt, ist jedoch immerhin mög-
lich, weil er in den Hadern aiifgefrindcn wurde (Roth). Jedenfalls aber wird das
Kraiikheitshild vom Milzbraiulliaciüu.s beherrs<'ht (Paltauf und Eppinger), dessen
Sporen nach Kp]»ingpr von den Lungen aus eindringen, während Baumgnrteu
es auf Gmiid von Thierversuchen für wahrscheinliehor hAlt, dass dir- Tufection an den
Tonsillen und den oberen Luftwegen mit, den zugehörigen Drüsen ein.setzf. weit die
gesunde Lunge geradejsu immun gegen die Milzbrandinfection durch Inhalation sei.
Die Hadenikrankheit gehört daher aetinlogisch zu jener grossen rirupjie von ge-
werblichen Milzbrandinfectionen, zu denen ausser der Wollsortirerkrankbeit noch
der Milzbrand der Pinselarbeiter und der durch Hautinfection entstandene Milzbrand
der Gerber u. s. w. zu rechnen ist.
Die eigentliche Therapie hat kein weites Feld, wohl aber die Prophylaxe. Diese
hat zunächst den Bezug von Material aus Milzbr.indgegenden möglichst zu vermeiden,
dann aber die Dcsiiifection der irgendwie verdilchtigen Stoffe unter Berücksichtigung
der Ansprüche der Industrie zu verlangen. In Berlin ist es schon lange vielfach
hergebracht, die Lumpen in Ballen der städtischen I>esinfcctionsaiistalt zu übergeben,
i'fir Oesterreicli ist die einschlägige Frage neuerdings von firuber behandelt worden,
der ebenfalls in der Desinfectiou mit gesHltigtem W.as.serd.-inipf ein sicheres, leicht
ausführbares, uns Material nicht schädigendes, allerding.s nicht ganz billiges Ver-
fahren empfiehlt. Nicht so sicher ist die Behandlung mit P'ormaldehyddämpfen,
welche zwar anscheinend die Objecte nicht schä<ligt, indessen beträlchtliche Sehwierig-
keit<-n und Kosten verursacht. Unter allen Umständen .aber bedarf es derartiger
Schntzniassregeln für das Leben der besonders bei der ersten Reinigung der Roh-
fmatcrialien gefährdeten Arbeiter.
A. GOTTSTBIN.
0]IUlt6iD ^ ''i'H,)0^, cnUtftbt hri solir Tomiehtif^or OxyilaUon Ton HaomataxTliri, in aminnniAkaliifrtirr Losung
' schon ftnrrii Einflusx der Luft. E5 bildet niikro.^kupiseho. ä(>hr (JDnne, rOttilichiirmnuD Tafeln mit g>«lt)li«h|;rnnrni
MrtAll;;Unx. .,<ehr schwor Iffslich iu WHHifer ihuI A«thi<r, «chwer in Alkohol und Eihrssifi, untnnlich in Chloroform
[ «nJ Bonnol. In Aininoniftk löst ea hirh mit braunviolpttor, in rerdUnnter yatronlant^c mit hi'Ilroth^ir. in eonrenlrirter
I mit bUulicbrnn'nrner Farbp. Rciehlirh löst ex «ich in eoncentrirter SalvHam. beim Erhitien damit auf 100^ liefert
! ^ IsobaematoTnpblorhydrin. In kaltem VitriolOl IQst es sich anter Bildung von iKohanmiiternfiutfat. de*if;leichcn
> Sn Atkaltdisulflten unter HiMunfr farbloser Additiun^proüucto. an» denen e< durch heisre MinorsU&oren re^norirt
wird. Dnrch Reductitnitmittel vird e^ entfUrbt, ohne daA.H Bildonpr Ton Haeraatoxylin eintritt. Von .Salpfitonslun
wird e» aofort «er*tflrt : mit Acetylchlorid liefert es keine Acetrlverbindony. Thoncrdobeiien fUrht es granblma bis
schwarz. Mit Ammoniak bildet es eine jockere, riolettschwante Verbindung.
SPIEGEL.
Ilaeraatemesls, Rhitbrechen. wohl zu unterscheiden von Haemoptoe, Rliitiiusten.
Streng genommen sollte die Quelle der Blutimg beim Bluthrechen im Magen liegen,
indessen werden auch Bhitungen aus den Oesophagusgefässen und au.s dem l)iin-
denum, wenn sie Brechen veranlassen, hierher gerechnet, Als Ursachen des Blut-
brechens sind zu nennen: 1. .^n.ltzung von Gefä.^sen der Magenschleimhaut durch
Magengeschwüre. 2. .\nätzung von (jefa.s.sen, welchi- in Neubildungen enthalten sind,
durch geschwürigen bezw. nekrotischen Zerfall der letzteren. 3. Bersten kleiner
Aneurysmen. 4. Rückströmen von Blut vom r>uodeimni aus in den Magen. 5. soge-
[ nannte idiopathische oder p.arenchymatöse Blutungen, bei denen eine Verletzung der
Magenschleimhaut nicht erkennbar i.st. Derartige Blntimgen werden in der Mehrzahl
der überhaupt seltenen Ffille auf Stauungsvorgiinge zurückgeführt. Hieriier sind auch
1 die Fiille von Blutbrechen bei schweren Infection.skrankheiten, (ielbfieber, Pest,
pxanthematischeni Typhus. Variola haemorrhagica, zu rechnen. 6. Blutungen .lus
^_^ V.aricen der Oesophagusvenen, meist bei Lebercirrhose.
^fe Die Beschaffenheit des Erbrochenen ist abhfingig von der Zeit, welche das Blut im
^* Wagen verweilt, und von dem vorhandenen Mageninhalt. Bei abundanten Blutungen
I kommt es schnell zu demjenigen Grade der Blutfnlliing, welche der M.agen nicht
mehr tolerirt, daher ist d.as Erbrochene verhAltnissmä-ssig wenig verändert und nur
der Blutfarbstoff durch den sauren Mageninhalt zersetzt. Bei kleinen Blutungen
I wird die VerSiiderung des Blutes durch den Längeren Aufenthalt im Magen viel hoch-
gradiger und es kommen die bekannten kaffeesatzartigon Massen zum Vorschein.
Dn wir, abgesehen von einem eventuellen chinirgi.schon Eingriff, keine Mittel
[HacniatiMni'.sis
— 510
Hj
haben, dio (Quelle d<T Kiutuii|< iliroct :uizu<;n)iri>ii, siiiil wir auf »inr ^M
.symptüiiiiitische Therapie angewiesen. YollstAndige Ruhe des Kranken, tiat ^M
hi.Hse nuf die Magengegend, Verschlucken von Eispillen, eiskalte, nnr fllte^^
Nrihrung, am besten eiskalte Milch, eventuell mit Knikwasser, oder eiskalt(>r Tb«r iti
Zucker und Milch, allenfalls ICierwasser oder Pepton lösungen, alles tlc ■^" •■\)m ^
geben. Ernährung' durch Clyaniata niuss die karge Nahrungsaufn.-ih: - oaiir-
stützen. Von inneren Mitteln ist am meisten der Li(|Uor Ferri sesqiiicliior^ti tmpis-
weise in Verdünnung gerühmt worden. Kerner hat man essigsaures Blei, nifrist <i
Verbindung mit Opium oder Morphium, Teqientinöl, verdünnte Schwefelsäur*, Hiikr
sches Sauer angewandt und ihre Wirkung durch Ableitungen auf den Da
Alaunmolken, Clysniata, zu unteretützen gesucht. Ferner sind die Fhiide\tr
Hydra^tis canadensis, HadLx Gossypii imd Hamamelis virginiea eiupfohle
allen diesen Mitteln wurde nie ein überzeugender Erfolg gesehen. Viel
samer ist das Seeale corniituni im Infus oder besser in Form subcutatir- '-
Man kann bis 0,5 und 0,75 des Extractes einspritzen, ohne Vergiftuiip^ei
fürchten zu niüs.'ien. Das Hydrastiinun muriaticum in 10 proc. wässeriger L".<uri^
0,05—0,1 als Injpction ist in neuerer Zeit angegeben. Bei wiederholttui Blutim?
die durch ihre schnelle Wiederkehr und Massenhaftigkeit eine hochgradige .\
vi'riirsachten, wurden, trotz be.stehendem Ulcus, Magenaiisspülungea mit Ei
mit sehr gutem Erfolge vorsenonnnen (Ewald). Auch kömite man eiskalt« dä|
Eisenchlorid lösungen zur .\usspülung benutzen.
Ist es unmöglich, der Blutung Herr zu werden, so kann man versuchpii, durch «0«
chirurgischen Eingriff die Quelle der Blutung direct aufzusucbeu und zu beseitign
Neben Misserfolgen sind unter besonders glücklichen VerhältnLssen eioi^o gflo^lT
Erfolge erzielt worden.
Um die Wiederkehr der Blutungen nach Möglichkeit zu verhindern, kaiin mn
in den ersten Tagen n.ich der Blutung die Extremitäten mit Leinen- oder Cainbnt-
Binden umwickeln, sod.iss der vem'ise Kückfluss aus denselben möglirluit iMthiiwtet
und eine Plethora der Extrcmifiteii erreicht wird, die den Druck und «lie Blsl-
m.xsse im übrigen Körper verringert. N.ich Ablauf der ersten iM'droklich«
Erscheimnigen geht man langsam auf dio gewölmliche Behanrilung der n
Gnmde liegenden Krankhi'if zurück. Wenn sich ilagogpu die Blutungen in knn«
Zwischenräumen wiederholen und bedrohliche anaemi.sche Erscheinungen auftTTlrs
oder solche durch eine eimiialige, aber sehr massenhafte Blutung bedingt eind, nw»
man sich zur Bluttransfusion oder zur Salzwasserinfu-sion entscoliesaen hdj
Aualeprica geben. Aether- und Kanipiierölinjectioncn, Wein, schwarzer K.iffee, GMi-
weiii, Frottiningen der Exti-emitiitea mit beissen Tüchern, Senfteige um die Wadm,
innerlich Moschus und Kanipher, Koflein — die Doppelsalze f'offcinnm natro-lirni«i-
cum und Coffeinum n;itro-salicylicum wegen ihrer leichten Löslichkrit aurh tu sub-
cutanen Injectioaen — sind hier benutzt. Will man die Kam|dien"ili' 11 rsi
wirklichem Nutzen anwenden, so muss man zu oft wiedfrholii-n M iinr
zwei volle Spritzen geben. In verzweifelten Fällen wurde alle 5 Min f
spritzung gemacht mit dem Erfolge, bereits pulslose Patienten zu 1 ■
KWAL».
Haematidrogis ist das gelegentlich spontane .\u')tTeten von Blut aus den > ■■
r,.ljr,i loji'hlcr Zcrrei-sslichkeit der Capillaren bei Haemophilic* oder griisseri-i ;.
der Blutgefässe bei Nerven.iffertioneii, besonders bei Hysterie. Hier tritt hisweileu die ü*e%»-
tidrosis vicariireiid an Stolle der Menstruation auf. Die Therapie ist meist firuchtlos.
SAALTBA
Haematln, CsjHjjNjPeO«. entsteht ucbcu einem Albuminat beim Behandeln von f*iTbii^Bif>j(l»te
oder auch HaemoglobiD, dis hierbei Sauerstoff absorbirt, mit S.iuren (Hoppe, I ..•
Es fällt beim Ncutralisin 11 der alkalischen Lösung in braunen Flocken, di. »:•
glänzend blauschwnne, graphitiihnlich «erden, in sehr dünnen Schichten ist us liun-tuittiGC
und braun. Es zersetzt sich oberhalb 2Ü0 ", ohne zu schmelzen, unlöslich in WaÄ»<:r. AlioW.
Aether, Tordünnten Säuren, leicht löslich in .\lkalicn, schwer in Eisessig und rtMelessiK
Salzsäure. Die alkalischen Lösungen sind roth. in dünnen Schichten oliveugrüo. E»M^
ziemlich beständig gegen Oxydationsmittel, sowie gegen Kali- und Barythydrat. Wu^j^Ml
superüxyd führt CS in saurer Lösung in Urnbilin über. Beim Erhitzen mit rnnr<-ntnr1^^^H
«aurc oder Vitriolöl auf 160" zernillt c» in Eisensalz und Hacniaf ^^^^|
beim Erhitzen mit Salzsäure auf höchstens 150" entstehen Spaltu 4iH
deuem Eisengehalt. Mit Zinn und Salzsäure enititeht HciobydrDhncm.^t .<y<,>rpbynik, iuj>. VImIH
larinatin
— oll -
Ha«>inatui*plol
w.
bei l.uftabscilluss üchwarzfs Uaomatolin Cejj[{7HN,< *t. DurL'li Kauliiisü wird es kaum aiigegrifleii,
bei trockener Destillation liefert es viel Pyrrol. Es vorbindet sich mit Stickoxyd (Linossier),
nicht aber mit Kohlenoxyd. Mit Basen wie mit Säuren (tcht es Verbindungen ein, von denen
dnji Salzsäure Silz, Hacmin, Teichmann'scbe Krystallo, besonders wichtig für den forensischen
Blutuacbweis ist. Auf Blut verdächtige Flecke werden abgeschabt und nach Zusatz von Koch-
salz in Krystallen Und Eisessig auf dem Objectträger über der Klamme erhitzt. Nach dem
Verdunsten des Essigs bleibt das Hydrochlorat in den charakteristischen braunrothcn rhombi-
schen Nadeln und Tafeln zurück. SPIEGEL.
Haematocel«, Blutbruch. 1. beim Manne. Wenn auch dur AuKdnick Haematocelu
vielfach für die ver-schiedensten Arten vnn Blutcrgfissen im Hodniisack gebraucht
wird, so bedeutet derselbe streng genoiiniien dtich nur eine Blutansnuimlung inner-
halb der Tunica vaginalis proiiria dos Hodens. Kine solche niutansainmlung ent-
steht in der Mehrzahl der Fälle im Anschluss an Traumen. Meist bestand schon
vorher eine Hydrocele, und die Haematocelc kommt in Folge von (iefilssverletzungoii
bei der Function oder in Folge von (Quetschungen der Hydrocele zu Stande; auch
durch Anstrengungen der Baudipre.sse kann, zumal wenn in Folge von (iefä.ssver-
änderungen eine I)ispositioii zu Blutungen besteht, eine Haematocele hervorgerufen
werden. In der Mehrzahl der Fälle ist für da.s .Aurtreten einer Blutung in die Tunica
vaginalis eine Erkrankung dieser letzteren verantwortlich zu machen; und zwar
handelt es sich um einen mit reichlicher Blutgeffl.s,sentwickelung einhergehenden
Process. Die Ctefa.sse verlaufen zum Theil ganz oberflächlich und neigen sehr zu
Blutungen. Da.s Vorhandensein einer Hvdrocele ist für das Entstehen einer Haemato-
ci'Ie nicht ilurchrtus nothwendig. Ih'e auf entzündlicher B;isis beruhende Haematocele
kaim auch ohiH' vorherige Hydrocele entstehen.
l>ie Behandlung der Haematocele besti'bt in Punction oder Incision. I>ie spon-
^—^ tane Resorption ist selten. Bei rein traumatischen Haematocclen genügt meist die
^H Panction, bei allen anderen bedarf es der Incision, werm nöthig mit Entfernung der
^H entzündlichen .\uflagennigen, oder der Excision eines Theiles der Scheiderdiaut.
^" 2. heim Weibe. Blntt.Tgüsse hi der Umgebung der weiblichen lienitalien kOnnen
den verschiedensten Irsachen ihre Enlstehung verdanken: zu dem wohlcharakterisirten
Krankheitsbilde der Haematocele retrouterina scheint es jedoch wesentlich im Gefolge
einer Extrauteringravidität zu kommen, sei es <la8s der extrauterine Fruchtsack zer-
reisst oder das Ei aus der Tube durch d.»s Ostium abdominale hinausgetrieben wird.
Das Bild eines zwar plötziirli ent.standenen, ;d>er doch abgekapselten Blutergusses,
die Haematocele Nelaton's, kann vielleicht etninal durch Pelviperltonitis zu Stande
kommen, :il)er man mii.ss dies jedenfalls :ds gro.sse .Ausn.'dime an.sehen.
Die Behandlung der Haematocele niu.ss mit dieser Aetiolugie bek.annt sein: die
frühere Zeit hatte die Erl'ahrmig gemacht, dass die Resorption des ergosseneu Blutes
ohne Bedenken zu Stande käme, und die Aufgabe der Therapie liestand daher nur
in der Abhaltung von Schädlichkeiten, in der Anwendung von Resorhentien etc. Der
Heilungsvorgang erstreckt sich auf diese Weise meist auf f> Wochen, er kann aber
Monate lang dauern und .schliesslich bleibt als Residuum eine Narbe, eine Schwellung
in der Umgebung der Tube, Adhaesionsbildung etc. übrig. Trotzdem man durch
die bes,sere Erkenntniss der Haemafocelenaetiologie an dieser guten Prognose nichts
geändert findet, ist man im Laufe der Zeit activer geworden. Die ersten Versuche,
durch Punction zu heilen, missglnckten, auch die Inci.sion führte zuerst nicht recht
zimi Ziele, doch hat die Erfahrung hier solche Verbesserungen der Technik gelehrt,
d.ass man luinmehr, ohne durch den Eingriff die Patientin zu gefährden, dii' eventuell
durch den Tumor bedingten Druckerscheiniingen sofort beseitigen und die Heilungs-
dauer abkürzen kaiui. Zur Ausführung der Operation legt man unter Walirung pein-
lichster Sauberkeit im Speculum die Scheide bloss und durchtrennt mit dem Messer
oder dem Thermnkauter langsam die Schleiiuh;uit der Scheide an der Stelle, an der der
Tumor derselben am nächsten anliegt; denuiächst dringt der Finger stmnpf unter ("on-
troUe durch die aussen aufliegejule Hand gegen den Bluts:ick vor und gelaugt leicht
in ihn hinein. Durch die gemachte < teffnung entleert man diejenigen Gerinnsel, welche
leicht herauskommen, legt ein Tfi'irmiges Dniiiirohr ein und überlilsst alles Weitere
sich selbst. Nur wenn Zersetzung.serscheinimgen sich geltend machen, br:mcht ni:in
zu AtLsspüluugen überzugehen. Nach li — •"] Wochen entfernt m;ui d-ts Drainrohr und
controlirt, ob die Wände der Höhle aneinander liegen und keine Rctontion eintritt.
I Haoinatocplp
- fil'2 —
Hl
))it'sef KingrifT ist einfach tiiid ftcfaiirlns. Weit fibfr <J;i> Zi' '
(lyn.'ifkoloi^f'n liittaus, wcidio wegen Haeiiiatocele mit der Begrin
niiderc Seite krank sein müsse, die viigiiiaie Radicaloperation \c
Laparotomie scheint bei ausgebildeter Haeuiatocele nielit mehr .>
Hieniarii würiie bei Haeniatocele im Allgemeinen die ab\'
zur Heilung führen, dies Ziel ist sclnieller und ebenso gefahrlo-
zu erreiflieu, es würde daher vom Belieben des Arztes oder wohl !■
Vorhamlensein von Compressionserscheiniingen etc. abhängen, r>'- •
durchaus geboten dagegen ist die nperatioii, wenn sich T-
einstellen, flieselben haben an sich in (leni RIntorguss keine Krki:miM:. •<•
also eine Conipliration an, sei es dass mit dem Inhalt der Tube ausswi dai
dem Blut auch pathngeiie Keime in dii' Bauchlirdile eintraten, ^•
Darm durch die Adhaesiüiien hiniinrcli Kntzünduiigs- wnd Zersi
Haematocele gelangten. In beiden Fällen droht von der Haemat-
Infe<'tinn des IvJrpers oder ein l)uiidil)riiili in Nachbarorgaue. Alsil
dringend geboten; im Ati.schluss daran empfehlen s-ich Spülungen mii •-'
irifieirenden Flüssigkeiten, wobei man alle giftigen Substanzen um so ne
muss, als die Nähe des Danns eventuell deren du-ecte Aufnahme ern .
Swundäre Zerreissimg einer ausgebildeten Haematocele kommt .-.. ^
nahnisweisc vor, es gehört dazu ein erhebliches Trauma oder sehr rohe Ciitejsaf
Sollte es zu Ruptur in die Bauchhöhle mit erneuter Blutung koinmnn. «•*!
Laparotomie sofort angezeigt. ^^
HaenintukolpoK. Kine Ausfüllung der Scheide mit meustruollem Blute kninmt w*
vor, wenn der Abflnss iiacli ausscMi liehindert ist, wenn also cin>
vorliegt. Diese Atresicn des Genitalcanals können sowohl ang'
worbei) dureli Verwach.sutig der V:i;;inal\väinle nach Verletzungen irgend »'i
nach geschwürigen l'rocessen (Svphilis), nach tiangraen im Gefolge \oii !
krankheiten, nach operativen KingrilTen und durch Tumoren (Fibroide, < •
welche den (ienitalcanal an irgend einer Stelle fest verlegen.
Die h!lufi;rste der .\tresien, welche Haeniatokolpos veranlassen, Ist li
hymenalis, die stets angeboren ist und bis zur Zeit der Pubertät si
lauft. I>ie Beschwerden heginii(»n erst dann, wenn sich mit jeder M'
luid mehr Blut in der Vagina ansammelt, bis dieselbe .schliesslich :i'
dehnt ist. In solchen F.'illcn erscheint in <lcr Vulva ein bläulich <Iiir'
Tumor, der sich ins Hecken hinein mehr oder weniger weit i
rund urnl schmerzhaft ist. Als Kuppe, diesem Tumor oben .-i^
Uterus durch die Briuchdecken hindurch zu fühlen. Die Diagnose bietet .ilwi u'
Fallen keine Schwierigkeiten, eben.so wenig die Behandlung. Der Hymen nriX
einen kleinen Kn-nzsclinilt gespnlten imd nach allmählichem Abflnss desBhn>»|
aus ihm ein rundes Stück excidirt und mit einer Catgutnaht umsÄitT"'
Schwieriger schon liegen die Verhältnisse, wenn die Atresie die '
denn je hfiher die Atresie sitzt, desto eher kommt es zu einer Ha>
Haematnsalpinx und desto tmgünstiger wird die Prognose. Die Atn-
sind in der Mehrzahl ebenfalls angeboren. Die Scheide kann, -■
Beschafl'enheit der übrigen Genitalien ganz fehlen, sie kann int
kaim doppelt angeleRt sein mit völligem Verschluss der einen H;i
lateralis), oder eniliich kann eine transversale Verschliessung
liegen. Die letztere, wetni angeboren, sitzt meistens dicht hint<'r
Wenn erworben, im (dieren Drittel der Scheide. Kommt es bei diesen
zur Aiisamndung des Blutes in dem verschlossenen Vaginalrohr, so ist
natürlich je nach der Art der Atresie eine verschiedene. Bei transvers;ii. .
genügt die Incision der Verschhissraemhran und die Verliütimg der Wiedrr<»
durch Tamponade, Drainage oder Naht. Bei Haematokolpos laterali- "
Conununication zwischen den beiden Vaginen diu'ch Incision oder l'.x
wand herbeizuführen. Bei Fcdilen der Vagina oder eines Theiles il
künstliche Herstellung einer Vagina :ur/.ustreben.
Haeiuatometra wird ebenso
Genit-dcanals bedingt und
wie Haematokolpos durch eine Atresie im T»f^
entsteht allmrdilich durch ztmehmcnde Palliar; *»'
iiifin»romerrii
liM>tnHtothoriix
mit tneiistriK'llcm Blnt. Sitzt dir Atrcsiu in der Vagiiiri, so bildet kIcIi die llai-inato-
metra erst spcniidilr von doin .Momt'nt an, wo die Vagina ad maxiinuni mit Blut ge-
füllt ist. [)io BfhaiKlIiinjr dieser ViiUv ist also identisch mit der bei Haematokolpos*.
Sitzt dagejjcn die Atrasie im Uterus selbst, so bildet sich die Haeinntometra allein
aus. Die anjieboreneti Atresien des Uterus sind äusserst .selten und betreffen dann
den äusseren Muttermund allein oder den ganzen Ccrvicalcanal, oder aber es besteht
eine Verdoppelung des Uterus mit Verschluss eines Honis. Praktisch wiclitiger sind
die erworbenen utero-vaginaleu Atresien, wie sie nach schweren Entbindungen mit
Zerreissungen und nachfolgenden Veniarbnngen entstehen, denn diese liefern jeden-
falls die häutigste Ursache für eine Haematometra. Seltener schon sind Ver-
schliessuugen im Gervix nach operativen Eingriffen oder nach .starken Aetzungen,
oder nach schweren Onrvixkatarrhen oder endlich <liircli Myome und t ':ircinoine. Die
Prognose einer Haeuiatnmetra i.st wegen der sehr häutigen l'omplicatioii mit HiU'nia-
tosalpinx und der ('lerahr des Pl.itzcns der Tube nach Entleeruug des ütenis eine
ernste. Bei der Operation einer Haematometra hat man daher stets auf die MOg-
lichkcit des Bestehens einer Haematosalpinx Bedacht zii nehmen, auch wenn die-
selbe nicht di.-ignosticirt werden konnte. Man hat also nach Be.seitigung der
Strictiir jeden Druck auf den Uterus zu vermeiden und die Entleerung des Uterus
unter absolut mhiger Lage der Kranken sich langsam vol[zieh<'n zu la-sseu.
Bei dieser Art der Behandlung hofft man auf eine Spontanheilimg der Haematn-
sal]>uix und auf die Möglichkeit einer späteren Conception. Und dieser Standpunkt
erscheint auch, nach den Erfahmngen mit Eitertuben, durchaus gerechtfertigt. Denn
CS ist sehr wohl anzmiehmen, da.ss selbst bei einer grossen Haematosalpinx spontan
eine restitutio ad integrum eintreten kann. Es lässt sich deshalb dem Vorschlag
ni<-ht zustimmen, ausser der rijirratinn der Haematometra von vornherein die Exstir-
natioii der Tuben per lauarotoniiam vorztinehmen. „_„
Haematosalpinx ist, abgesehen von der Tulicn.scbwangerschaft, keine allein bestehende
Krankheit, sondern eine Complication der Haematometra, also die Folge einer
Gynatresie. Die Ansicht, dass die Biutans.'mmilung in der Tube durch Kückflus.s des
Blutes aus dem Uterus entstehe, hat man fallen gela.ssen, weil sich die Bhitansamm-
lung meist im abdominalen Theil der Tube findet, wälirend der uterine Theil leer
bleibt, imd es andererseits eine tnbare Hlutung zur Zeit der Menses giebt.
8TEFFECK.
I Haeniutothorax entsteht theils durch Blutungen aus verletzten Geßtsseo als traumatischer
I Haeniatothorax, theils durch Blutaustritt aus unverletzten kleinen Gefässen als dys-
^^ krasiseher Haematfithorax.
^H Traumatischer Haeniatothorax. Starke Blutung erfolgt meistens aus Lungen-
^" arterien nach Wunden der l-unge, seltener aus geplatztem Aortenaneurysma, die
' übrigens in wenigen Minuten tüdtet. Von den verletzten Intercostalarterien aus ent-
stehen sehr selten beträchtliche Blutergüsse im Pleurasack. Blutungen aus diesen
Arterien pflegen bald zu stehen; eventuell kann ein Compre.ssionsverband dazu mit-
helfen. Im Nothfalle sind die Arterien zu unterbinden. Die Lungenarterien sind für
den Chirurg nicht zugänglich. Man muss warten, bis die Blutiuig steht, und mög-
lichst günstige Bedingungen für das Stehen der Blutung schaffen. Dieselben bestehen in
Herstellmig vollkommener körperlicher und möglichst auch geistiger Ruhe. Man
wird diese unter Umständen durch Morphium anzu.streben haben. Mehrere Tage ist
ununterbrochen Rückenlage innezuhalten, da.s Sprechen zu verbieten, für • leichte
Defaecation ohne Pressen durch Ei ngi essungen oder durch Kiiabariier zu sorgen. Ist
nach einigen Tagen die Hauptgefahr beseitigt, so ist dennoch Bettruhe innezuhalten,
bis sich der Haeniatothorax zurückgebildet liat, da die Blutergüsse im Pleuraraum
bei dieser abwartenden Behandlung vortrefflich resorbirt werden. Der Bhiferguss
kann durch seine Grösse erhebliche Dnickerscheinungen im Thorax, starke Dyspnoe
und erschwerte Herzthätigkeit auslösen. Doch ptmctire man nur im äussersten Noth-
falle, wenn diese Erscheinungen unmittelbar lebensgefährlich werden. Denn gewöhn-
lich wird bei der dnn-h .Abzapfung ausgelösten Druckverminderung die Blutung neu
angefacht. .Morphium bes<'itigt wenigstens die subjectiven Beschwerden und damit
pflogt schon viel jjeleistet zu .sein. Ferner kann die von der Blutimg alihängige
Anaemie bedrohlich werden. Sie ist es, welche in den meisten Fällen raschen Todes
die Ursache des schlimmen Ausganges wird und erheischt dieselben Massnahmen,
U. Li«br«lek, EucykIoi>Milio. II. OaiiU. 33
rHnpiiintntliurnx
514 -
wie :iii(l('re FoniiPii actitfr Aiiapini«!*. Im weiU-ren N'erlauf tritt guleerntljck
Pleuritis zu dem Klutorguss hinzu, wenn von der Bnistwunde aus oder von di
liar S[)alt])ilzo eindrangen. Die in Betracht kommenden Indicationcai dech
mit (ienjenigen des gewöhnlichen Empyems.
Bei dem dyskrasischcn Haematothorax handelt es sich srltro
Blutergu.ss; hier ist der Haematothorax ein noli mo tangere. Dph Ptuirtioiini
heftige Nachschübe der Blutung zu folgen. Kbenso wird allgemein nbg«ntiH
blutige Krgüsse, wie sie bei Tuberculose, häufiger bei Sarkom und C:uriiwmdB
vorkommen, durch Function zu entleeren. Das neu sich ansuminelndi? EuoA
blutreichrT als das entleerUt zu sein und seine Absi>nderunp führt va
Scliwiicliuiig der Kranken. Man wird in diesen Füllen durch Miittr^rkorn- imIwH)
praeparato, vielleicht auch durch vorsichtige Arseugaben, weniger iluni
praeparate die Einschrünkung der Bhitiingen anstreben.
Haematoxylon I,. PUtniengtttun x »us derKitmllle der Ciesilpl d 1 s oeae *. Vntvrfwii. 4w Situi
mit dar einer der Campochebay und Hondtirax in Ct^ntralnmi^nka »iKenen. 1715 narh W^<1i»41iv
H. C am II 0 eil j a n II m L.. oinom bi*. IH m MObe prrcirbiMidon llauiu mit kiir2**ni St^uumr ao4 «aa.
/ach geboiccnnn AofiUn und (*iufacb paarlK-Kefic>l*-'rten BUttcrn. FiederblBttc)i«D Tcrkclul'^iftrvif Ifc
«cbwach ledoriK- Hie fa^ aktinomurpbco kloinen, gelben BlDihen siad au fteha«lskan<UKe», la|iB^
Tpreint. ibre Kolcho sind puri.>urrolh. H
Das von Kinde und Splint befreite Stammholz von Haematoxrlon Camprfki
Lignum Campechianum scu Haeraatoxyli, Cnmpeoh ehol z. Blauh«'» B'i
bildet schwere, grobfaserige Blöcke von »usseii blauschwarrer, innen dank' '
adstriogirend süsslichem (lesehmack und veilcheiiHhnlirbcm Geruch. E^ en
tigen Oels, llaematoiyliii, Gerbstoff, ."^einc Abkochung ist wein- bis dunkel.'-
acetat, Kalkwa.sser, Alkalicarboiiaten blaueu, mit Alauu violetten, mit
Niederschlag, wird durch Eisensalze oder Cbromsäure violettblau.
C'ampechebolz wirkt schwach adstriogirend, stört auch bei längerem tiebtaiuft
dauung nicht; es leistet bei chronischer Diarrhoe und Dysenterie gut« Dienste, ani
gegen Nachtschweisse, Blut- und Schleimlliisse verabreicht worden. Dosis 0,5—1.5
mals täglich in Abkochung oder als Extract.
Extrnetum Li^ni Campeehiani, Extrartum Hae m « t oxy 1 i . Cftnipa«baktl»<
durch Abkochen mit Watistir gewonnen, trocken, brtanroth, in Wass>r Unb* ItalMk. II
I) e c u c t u in I. i g n i C a m p i> c b i a n i sea Uacmatoxyli;
Li^um Caiupecliianum B, Aqua detftillaU KM) word(*n 10 Minattfn geko^bt, 4*mf Cbgtv
gross. pnlTcralaü 1 hiniugcgebon ; CoUtiir HIO Tb. Ph. Br. lÜlll
Maeraatoiylin. C,„H,tO, -f- 311(0. bildi<t farblose, tetragonal» Saninn lon sao«a OvmluBMk,!
tii« 12C tiuler WaF^iterrorlust: unter rm^lSudon krystallidirt e« mit nur 1 MolecQl H.Ci in rh.,mUMla
E« Ut wenig lOslich in kaltem Wanaer, leichter in hei.i-iein und in Boraxlllsun«^ .a
Aetber. An der 8onne Tllrbt es eich rOtblieb; rechOidrebend. Fehling'ache !,'> •tm
«ehon in der Kllte. In Ammoniak lOst es sieb mit Porpiirfarbe; diese LOsnn^ '■
uut<>r Bildung Ton HaemateTn, das auch bei vorsirhtii;er fixydatton dnrch Salppt'-
kohlensauren Alkalien tOst es sich an der Luft, gleirbfulli» mit Purpurfarbe. wir<l
Acidimetne rerwendet. Durch Eineiioxydlnsung entsteht ein sehwartrioletter Nied©rsr(iu<. ciit AÄa,.nn*
tief fchwanblaue Fkrbung. Das Blanholxextr^ct dient hanptsBehlieh in der Färberei und aar
HadiniltOXOen« Eine (>ruppe Ton Eniotoen, welche im Blntgefftsssystem der Tbier^ echmaivtoA.
beim Menschen in Betracht die Amueben* der Malaria, Bilhania" haematobia und FiUri^* aau^eniala
STtM
Haoniatnrio ist das Auftreten von Blut im Harne, gleichviel m wpirhcr Um
Blutbeiniiscliinig erfidgt, von dem Vorhandensein nur weniger im S-diti«
finilliarer Blutkörperchen bei ganz und gar normaler Farbe des H.ims ia
tnakroskopisch ausgesprochen blutigen .Viissehen de.s Harns. Im t'ibriCTO
selbst deutlich rTkeiinbare Beiniischimg von Blut zum Harne niic 'n
bliitrojher Filrbung; solcher Harn zeigt vielmehr die verschici:
grünlich-braunem Aussehen bis zti diinkelbrnuner und selbst s<'li
häiiligsteii ist er bii'rl)raun von gelüstem und desoxydirtem Ilaer; _
Da ein lebertritt von Blut in den Harn von jedem Punkte der haroi
und harnalifiihreiitlen Organe aus stattfinden kann, so ist es zur FutJM
einer Haematurie nicht allein aasreichend, den that«8chlii*heu Blot»«W
H.iriiK nachzuwei.scn, sondern womöglich auch denjenigen Abschnitt der DJ«
in welchem der Blutzutritt erfolgt, zu omiitteln. Die erste dieser bcidw A
ist mit grosser Sicherheit zu erfüllen möglich; insbOHonden« i.sl dort, «♦
skopisch der Nachweis von rotlien B!utkr>rj)ercben geführt ist, das th»i
Vorhandensein von Blut im Harn erwiesen, .allerdings haben diese hier iw^
ihr normales und auf den ersten Blick i'liarakteristisches Ausseb««;
ist ihre Farbe oft nur röthlich, oft gelbgrüulich und sehr hSiifig sogar,
iRcinaturi«'
Hflf'inatiirfi
N
^
^
^
saninitu gofärbU- Inlwlt .'iii di'ii H;iiti al »gegeben ist, iibi'rlinupl nicht mehr vor-
handen und es finden sich mir die sogenannten ,.Bhitsi*li:itt('n'' (Traube): aiicii fehlt im
Harn die fieJdrolleiibildnng fast stets. Zudem sind in einem stärker concentrirton
Harn, in dem sie h"ingere Zeit verweilten, die Blutkriri>erchen durch Wasserentziehuug
jces<'lirumi>rt und haben ein gekerbtes und sternfAnnigeM Aussehen, auch erscheinen sie
im Harn oft in Kugelformen und lassen ihre centrale Delle verniissen. Die anderen
Nachweise des Bluters im Hani, die chemischen wie die physikalischen, sind diejeni-
gen des Blutes riherhai)|)t; nur die bekannte Hellor'sche Blutprobe benutzt die Hrd-
phosphate des Flarns, welche sich beim Kochen nach Zusatz von Alkali abscheiden,
um das hierbei aus dem H.iemoglobiu sich abspaltende Hacmatin aufzunehmen und
als rotlies Sediment in die Erscheinung treten zu lassen. Sonst ist auch im Hani
der Blutnachweis, ob nun durch clieniische Methoden odor dtirch das Spektroskop,
identisch mit dem Nachweis von Blut* an sich.
Die Ermittelung der Stelle, von der aus die Blutung erfolgt, lässt sich nicht
immer in derselben Praecision ermöglichen. Zwar gestatten die Haninihrenendoskope
und mehr noch das Cystosk<)]i und auch die Instrumente für den Kafhi'terisnms der
Ureteren selir exacte Feststellungen; aber sehr häufig verbietet gerade die Thatsache
ilor best(>henden Blutung ein Einführen solcher Listrumente überhaupt. Doch sind
sie zu unentbehrlichen Hülfsmitteln geworden, und es gelingt mit ihrer Anwendung
fast immer, den Sitz einer Bluhmg, wenn sich diese, in Harnröhre und Harnblase
befindet, festzustellen und auch, weim nur von einer Seite der oberen Harnwege aus
eine Blutung erfolgt, den blutigen Harn dieser Seite iu die Blase eintreten zu sehen.
Aus dem Harn selber dagegen lä.sst sich nicht allzu viel für den Ort der Bhituug ent-
nehmen; die Formen der Blutgerinnsel, welche bei stärkerem Bliitgehalt im Harn
sich zeigen, geben nur ungefähre Anhaltspunkte. Am sichcrstiMi noch lassen sehr
grosse und vohmiinüse Blutklumpen den Schluss zu, dass die Hluttmg in der Blase
entstanden ist, doch befJ'irdern manclimal sehr copirise Blutimgen traumatischen Ur-
sprungs auch von oben her Blut so schnell und reichlich in die Bl.ise, dass erst hier
die Gerinnung vor sich geht. Bei Blutungen aus dem Nierenbecken sind manchmal
die einzelnen Nierenkelche in den Formen des Blutgerinnsels wieder erkennbar; tuid
finden Blutiuigen im Ureter selbst statt, so können die entstehenden Coagula dreh-
runde, Linggestreckte, wunnartige Formen annehmen. Die voluminösen Blasenblut-
geriunsel haben übrigens manchmal solchen Umfang und solche Consistenz, dass
ihre Entleerung auf dem natürlichen Wege Schwierigkeiten hat und ihre Zer-
stückelung durch den Lithofriptor nothwendig wird. Ist die blutende Stelle der
Blasenhals, so wird erst am Schlüsse der Harnentleenmg, wo die fast ganz entleerte
Blase sich vOUig contraliirt hat und auf den Bhusenhals so ein stärkerer I>ruck
ausgeübt wird, das Blut exprimirt; bei dieser Herkunft ist daher die Harnent-
leerung erst in ihrem letzten Endo bliithaltig, ein Verhalten, das sich durch
ein Auffangen des Flarns in meiireren Gläsern nach einander leicht constatiren
läsat. Ist umgekehrt die vordere Harnröhre Sitz der Blutung, so treiben die ersten
Harnstrahlen das Blut aus der Harnröhre aus, nnd demzufolge ist die erste Harn-
portioa blutig, die letzte nicht; auch findet bei einer vor dem Schliessmuskel sitzen-
den Laesion das Blut continuirlichen freien Abfluss nach aussen, bei einem dahinter
gelegenen Sitze dagegen nur zugleich mit dem Harn.
Die Menge des beigemischten Blutes ist eine differente: entweder ist die
Blutung eine parenchymatöse, oder sie entsteht durch Rhexis grösserer Gefässe.
Natürlich ist diese letztere für gewöhnlich die reichlichere. Bei einer solchen Blii-
ttmg in Folge von Rhexis grösserer Gefässe sieht der Harn roth oder dunkelroth
aus, wie Harn, dem man direct Blut hinzugesetzt hat. Auch vermag bei frischen
Blutungen derart, die gewöhnlich aus naheliegenden Gründen schon wegen des
schnellen und reichlichen Auftretens von Flüssigkeit in der Blase sehr bald zur
Entleenmg zu kommen pflegen, der Blutfarb.stoff kaum in den Harn überzugehen: lässt
man sedimentiren, so bilden sich nicht selten zwei streng distinctc Hälften, eine
untere blutrothe aus Blut bestehende, und eine obere gelbe, den Harn darstellende
Schicht. Demzufolge sind auch hier die Blutkörperchen mehr ihrer normalen Fär-
bung un<l Gestalt angenähert, sie bewahren ihre Schoibenform und zeigen ihre cen-
trale Delle, haben ein röthlich- gelbes Au.ssehen und nur in concentrirtem H;irn
die bereits beschriebene Stechajtfelform. Und diese nur miwesentlichc oder gar nicht
vorhandene Veränderung der rothen Blutkörperchen ist überall da erkennbar luid
[Haoinaturie
— 516
Uaewinili
charakteristisch, wo das Blut mit dem Harn nur kurze Zeit in Contact war, nat«t4ii
also l)oi sehr reichlichen und schnell entleerten Blutungen, oder aber bui p<>riplicri«
der BhLse, in den unteren Hnrinve{:en, entstandenen
Blutungen.
Umgckdin ö-
gegen ist bei der zweiten Form der Blutiinfi;, bei der parenchyaiatösen, das pwt»
same Verweilen von Blut und H;irn im Körper ein länger andauerndes; umi *»
entsprechend sind hier ausgesprochene Veränderungen des Blutes da: die Fart» in
Ihirns ist mehr rothlmiun oder auch braunschwarz bis schwarz, da d<^r deüOs^dirtF
Farbstofl" zum wesentlichsten Theile in Lösung gegangen ist, die BlutkOrpercli«) n-
scheinon daher ausgelaugt und zu mehr oder minder und oft auch ganx f;triil)w«
kugeligen Gebilden umgewandelt. Diese reducironde und auflösende Wirkung in
Harns auf die Blutkörperchen geht bei Körpertemperatur besonders ausgosproeb«
vor sich: sie entsteht daher überall, wo wenig Blut gegenüber vielem Harn llofui
Zeit im Körper verharrt, wie es also bei der parenchymatösen Blutung der Fall n
sein pflegt. Den Mengevcrhältiiissen von Blut und Harn entsprechend ist hier ie
Reaction gewöhnlich eine saure, falls sie nicht, woran bei allen dies>ea ZnsUbAs
zu denken ist, a priori eine alk:ilisclie gewesen ist, oder in Folge localer Erkrudcnip-
und Zei-setzungsvorgfinge in den Ilarnwegen alkalisch geworden ist.
Die einzelnen Erkrankungen, welche mit Haomaturie cinherr'-if«-
können an jeder Stelle der Harnwege ihren Sitz haben. Blutungen aus d'-r \i».'»
oder aus dem Nierenbecken kommen bei acuten fieberhaften Processen vor, bemodn
bei Kxanthemen; sie bedeuten ein starkes Maass von Hyperaemie der Nierco wd
sind oft schon der Anfang einer acuten p;u'enchymatösen Nephritis. Bei dieser fidbc,
bei der parenchymatö.sr'n Nejjhritis*. sind die parenchymatösen BlutuujC^en wi« b»-
kannt sehr li:'iufig: sodann kommen Blutungen besonders charakteri.stisch bei Nien*-
steinen vor: sie sind bei diesen Harnsteinen* nur vorübergehend und treten gtmlin-
lieh nach körperlichen Anstrengungen in charakteristischer Weise auf, aiirh i»» rf»
Haematurie hier oft mit den Kolikanfülieu vergesellschaftet. Ebenso bilden
Blutungen bei Tumoren der Nieren ein sehr charakteristisches Symptom:
diesen jedoch im Gegensatze zu der durch Steinbildung her\'orgerufeni*ii H.i •..• -
unabhflngig von Ruhe und Bewegung. Hier kann die Haematurie die vers.;M)i-'!' n: a
Ch.'iraktere zeigen, entweder nur in parenchymatöser Blutung bestehen oder dnrd
Rhexis grösserer Gefiis.se erhebliche Blutniengen liefern. Und schliejjtslich !<i
es die dritte der drei wichtigsten Möglichkeiten von Nierenblutungen aus ctim;:
whcn Ursachen: neben den Steinen und den Tumoren also die Tuberculose, die gcwi'bt
lieh nur eine geringe Blutbeimischung liefert und sich ebenfalls nicht durrb kvqrT-
liehe Ruhe beeinflussen IHsat. Natürlich sind auch bei Traumen der Niere, wts
diese erheblich sind, die Haematurien entsprechend reichliche: doch kommen aod
minimale Traumen der Niere infolge von Zemmgen und unzweckmässigf« K<'ir|»r
bowegungeu vor, welche kurz dauernde Haematurien hervomifen, ohne F.rNcheiniiüjC«
XU hinterlassen (Mendelsohn). .Xudererseits sind einige wenige ahrr durdiJa*
sicher gestellte Fälle von renaler H:iemophilie (Senator) bekannt gcivord<-a. it
Welchen eine Niere ohne erkennbare Ursache in solchem Maasse blutet«, das* ö^
Indicatio vitalis ihre Exstirpation nöthig machte. .\uch in der Blase sind es in mir
Linie die Tumoren, welche Haematurie bedingen; ihre Feststelhmg ist ilutvh 4»
Cystoskop leicht und unerlässlich. L^iese Blutungen kommen ohne jede erkenafast
Veranlassung, halten eine kun-e Weile an, um dann oft auf lange Zeit tu m-
schwinden, ehe sie wiederkehren, und sind oft sehr heftig und reichlich. Die xwcik
wesentlichste Ursache für Blasenblutmigen sind die Blasensteine, bei dew»n in ■»•
gesprochenem .Maa.sse körperliche Bewegung, insbesondere Fahren und Rcit«r 'l'
.\uslösung der Haematurie veranlasst, während sie durch körperliche Kube bi-r ■ ! -
geschränkt und zum Stillstand gebracht werden kann. Die Blutung int hier lit»
rein mechanische, durch den Reiz bedingt, welchen der Stein bei den Ersch&ttwmipi
im Innern der Blase ausübt; demzufolge ist hier die Blutimg ebenso wie dor Schon
gewöhnlich ;im Si'hlusse der Harnentleenmg, wo die Blase sich um dco Strä o-
sannnenzieht und ihn in den empfindlichen Blasenhals hineinpresst, eine »V^
sprochene. Auch die durch Bl.-fcsen.steine hervorgerufenen Haematurien '•" ^
ans4-heinendem Wohlbefinden längere Zeit hindurch cessiren. Des Welti
ej( auch bei der Tuberculose. bei [»iphtherie und Croup der Blase zu I:
insbesondere aber bei der endemischen H:jematurie tropischer LSjider, w
üio Bilharzia haem.itobia, durch dat> Distomum* bneniatobiuin hcnori^ruU'u «uU.
fnemfttnrf««
- SIT
inpnioplobinaptiilpj
hier finden sich die cliarakteristisclien Hier des Parasiten in den Floekeii <les Harii-
sediments, in Blut- und Eiterkürperchen eingeschlossen, unter dem Mikroskop. Die
Blutungen aus iler H :iriir;3bre sind im weseiitUrhcii dnreh Gonorrhoe* bedingt;
doch kommen starke Harnröhrenhlutimgen auch durch fausses routes beim Cathete-
Irisiniis vor, sowie durch Polypen und sonstige Neubildungen der Harnröhre; auch
|forcirter häufiger Coitus hat schon zu solcher Kat^matiu-ie geführt.
Die Therapie jeder Haematiirie hat sich natürlich nicht auf die vorübergehende
^Beseitigung der Blutung zu erstrecken, sondern das iirsächlichc Moment thunliclist zu
[beseitigen. Ks füllt liaher in diesem Betracht die Therapie der Haeinaturii.' zusammen
linit der Beseitigung der ihr zu Grunde liegenden K rankhfitsiirsache, die entweder
[eine radicale ist und sich als snlchn besonders vollsffmdi^ durchführen liisst bei
fSteinen und tiescliwülsten, die wie in der Niere oft mitsamnit d(>ni ganzen blutenden
Organe entfiTUt werden, odi-r aber die in localen .Maassnalimen bestehen, welche die
Schleinihautafl'cctinn uinl mit ihr die Blutung zur Heilung bringen. Da jcdodi die
Diagnose nicht immer alsbald feststeht, zumal blutende Organe eingehenderen und insbe-
iBondere instrumenteilen l'ntersuchungen nicht immer ausgesetzt werden dürfen, da auch
rfrnier bei der gerade hier häufigen Wiederkehr der Blutungen und der so sich heraus-
I bildenden Gewtihmuig der Kranken an die.se, reclitzeitige lnan.spruchuahme von Hülfe
roft verabsäumt wird, bis die Blutungen dann bedrohlichen Charakter angenomujeu
[haben, so sind in zweiter Linie durcliaiis die allgemeinen Ma:i.ssnahmen <ler l'lut-
rstilhing in jedem Kalie zu lienutzeu und zur Ausführung zu bringen. Zu diesen ge-
' hören in erster Linie diejenigen der Kraukenpflege, welche über das wielitigste Heil-
mittel bei Blutungen jeglicher Art verfügt: die absolute [{uhe. Jeder Kranke mit
I Haematiirie gehört ins Bett. Sodann ist die Application von Killte ein weiteres hier
■wirksames Mittel, die entweder in Form von nassen Tüchern oder von Eisbeuteln
loral auf die praesrunptive Stelle der Blutung applicirt wird, oder in kühlen Sitz-
bädern zur Anwen<lung gelangt. Schliesslich, wenn auch mit hier uiebr als zwtMfel-
haftem Erfolge, wenlen die Sty ptica* [)er os oder subcutan verabfolgt werden können:
in erster Linie Se<'ale comutiim und Ergotin, auch Hydrastis, sodann .Mann und
Fernini sesquichloratum: auch können Lösungen von diesem letzteren Medicament
oder von Tannin, allerdings mit grosser Vorsichf, m.mchmal direct in di(> Bl.xse ein-
gebracht werden. Ein sehr wichtiges l'nters1ütznn,i;smiflel zur Bekiiinpfunfr der
Blasenblutuug, zumal am Blasenhalsi", ist zudi'iu die liuhigstelluug des (»rgans durch
Narcotica, am besten mittels Suppositorieu. Immer aber ist die einzige rationelle
Therapie der Haematurie die Beseitigung des ihr zu Grunde liegenden Uebels.
MENDEIiSOHN.
lemogrlobinaemie heisst die Anwe.scnheit freien, nicht an die Blutkörperchen ge-
bundenen Blutfarbstoffs im Plasma bezw. Serum des Blutes und tritt ein, wenn durch
^-irgend welche f^ingriffe der Farbstoff vom Stroma der Erythrocyten sich löst, wobei
^P die entfärbten Körperchen als sogenannte „Schatten" zurückbleiben, oder wenn die Blut-
^^ körperchen selbst in grosser Zahl zerfallen. Solche Eingriffe bilden die Transfasion
fremdartigen Blutes oder selb.st nur fremdartigen Serum.s, Eiusjiritzung von Wasser
oder anderen die Blutkörperchen zerstörenden Stoffen ins Blut, insbesondere auch die
Einverleibung verschiedener Gifte, namentlich chlorsanror Salze, Aether und Chloro-
forni, Phenol, N:ii)htol, Pyritgaliussäure und starker Mineralsäureu, .\rsen und Anti-
Diouwasserstoff, Tolnylendiauiin, Plienylbydrazin, Morchelgift u. s. w. Auch gewisse
Bakterien und Ttixine scheinen diese Wirkung zu haben, insbesondere auch To.Nine,
die bei Verbrennungen im Körper selbst entstehen. Endlich h.at man Haemo-
globinaemie bei der sogenannten „periodischen (paroxysmalen, intermittirenden)
^_ Haemoglobinurie*'* beobachtet, wobei wohl eine verminderte Widerstandsfähigkeit
^bder Erythrocyten die Ursache der auf gewis-se äussere Einwirkungen, namentlich
^^ Kalteeinwirkung, eintretenden Haemoglobinaemie ist. Weitere Folgen hat die Haemo-
globinaemie an sich nicht, wohl aber kann der ihr zu Grunde liegende Unterg.ing
rother Blutkörperchen den Stoffwechsel und die Ernährung erheblich stören.
Der freie im Plasma kreisende Blutfarbstoff wird zunächst in der Leber zur
Gallen- bezw. Gallenfarbstoffbereitung verwandt, wodurch es leicht zur Hyiiercholie
L und Gelbsucht kommt. Wenn die Thätigkeit der Leber dazu nicht ausreicht, also
^M gleichsam ein l'eberschufis von Haemoglobin vorhanden ist, so wird die.ser durch die
^HNieren ausgeschieden, os tritt Haeinoglobinurie ein. Für die Therapie konimt zu-
^■erst nnd hauptsächlich die Propliylaxe in Betracht. In dieser Beziehung ist es bc-
[HannÄI
- Öls -
llapma
soiiderfi wichtig;, allf dii' Flryllirncytfii s('li!i<li,i;oii(Ioii MitU-l, von dirniii M
7.. B. (Ixs Kalium rliloiicinii, auch arzufilichi' Vonvoinlung finden, zu vt'rm'^(l»ti
liehst finzuscliräiikcii. Im rclirigen -situl weniger die Haeinogl''' .ib
der .sie bediujicrule iilutkrirperzt-rfail und die daraus erwachsi'n
bekämpfen. !>ofern hierzu nicht schon die Beseitigung der Ursachen au
in schweren mit dring'<'iider Lebensgefahr einbergehonden Fällen die
von Menschenblut oder die anderweitige Einverleibung von Blut, auc
globinlösung durch Kinspritzung unter die Haut oder in den Bauchfei
Bei weniger stünnischeni Verlauf genügt neben der Sorge für gutnJ
reichung einer kräftigen, eiweissreichen, leichtverdaulichen Kost, sowi«
von Eisen]>r<ae|)araten und dürfte auch vielleicht die Anwendung iln
besonders am Platze sein, welches neuerdings gerade als Mittel, die
iiildung zu befördern, empfohlen worden ist.
HKeinoglobinnrie, die Ausscheidung von freiem, d. h. nicht aji die Blatl
bundeucnen Rlutfarbstofl' mit dem IViii, kommt zu Stande als Foljee vob 1
globinaemie*, weim der üehalt des Pbismas an Blutfarbstoff dlter
(.ircnze hinausgeht. .Maiu-he Thatsachen scheinen aber dafür zu .«pr
ohne Haemiiglobiuaenne durch irgend welche nicht bekannten Vor
npparat, speciell in den Nieren, der Blutfarbstoff von den BlutköriJorcb
und in den l>in übergehen könne. Denn man hat öft<»r Uaonioglo'
achtet, ohne da.ss freier Farbstoff im Plasma bezw. Serum nac.l
Neben iletn Haeiiioglobin oder anstatt desselben findet sich nicht seit
globin im Irin, welcher tnehr o<ler wenig dunkel lilutfarbig od»*r lirnii«
Abg€'seben von der erwälinteii, übrigens noch nicht sicher erw
vesicalen Haeiiioglobinurie sind ihre Ursachen diejenijjeu il' i
Für die ,,perio)lische" oder „paroxysmale H.ieinoglobiiiurie" gelten in^txsMd
als dis|)(vnir<'nde L'rsachen Sypliilis imd Malaria, während die imnll
Irsache gew(ilinlicli Kulte und starke Muskelanstrengung, seltener )■
bilden. Iler\ erlauf dieser als selbststSndige Krankheit auftreteuden jteii.iui-. . ^
globinurie ist ein ausserordentlich chronischer mit langen, gewöhnlich in tliei
.lahreszeit fallenden Pansen. I*te einzelnen Anfälle beginnen geW'"' ' ' 1
ziebeniien Sclinicrzeu itn Hückeii, allgenieiiier Abgeschlagenheit un>'
Siimdeii bis Tajre. IIit l'rin wird allmählich heller, indem das H
Mi'tbai'nioglobiti aus ihm verschwindet, während nicht selten noch 1^
darin enthalten ist. .\ucli vor dem .Auftreten des BlutfarhsioflTs ist
minurie vorhanden. Der schliessliche Au.sgang der ilaeinoglubiiiurie sc
zu sein. Todesfälle durch iutercurrente Krankheiten sind heobaclitot wori
dass die Sectio» eine charakteristische Veränderung <ler I >rgane ergeben b»ll
Diagnose beruht auf dem chemischen oder spectroskopischen Nachweis 4
farbstoffs im Harn bei gänzlicher Abwesenheit oder wenigstens s«hr gKfnijj
intacter rotlier Blut/,ellen. Die Behandlung hat die Ursachen der
aemie zu berücksichtigen, soweit sie bekannt und der Behandlung zug^ü
• iegen die periodische Haeinoglobinurie hat man bei Vertl.acht auf früh'«
Mercurialien angewandt, sutist aber Chinin und Eisenpraeparate.
hat mit Kinathnuuigeii vipu Aniyhiitrit Erfolge erzielt, das aber in
versagt hat, etidlich hat man, um die Kranken gegen die Einwirkung
zuhärten, Abreibungen und Douchcn mit immer kälterem W.osser,
wechselndem Erfolge versucht. Das Eintreti-ii der Anfälle wird am Mfl
mieden durch \Varnilialten und Vermeidung ermüdender körperlichef
Kranke ihuri daher gut, wenn möglich den Winter in einem warmen RUnia (
llaemoperirardiam. Blutergü-sse in den Herzbeutel erfolgen durch V*
au.ssen oder vom iKesophagus her, durch Zerroissung eines Coroi
Berstnng eines Aorten-Anenrysmas oder Ruptur des Herzens. Aui
Scorbut kommen umfangreiche Bluhmgen in den Herzbeutel vor.
Compre.ssion des Herzeus durch das langsam aussickernde oder im raxd«'
sich ergiessende Blut kiliuieti acuteste Herz-InsufTicienz, schwere <• -^
hochgradige Athenmuth, Bewusstlosigkeit oder Tod schnell eintr. "i
saueren und geringeren Bluhmgen sind die Erscheinungen weniger schwer. '^
kemopericanlitiin
— 51!) —
IIa)>iiioptui>{
^Hgiiose ist ausser l)ci Trauma selten ni(")glieJi. Das erste ist bnri/.i>ritale liagening,
^Kvpun sie ertragen wird-, absolute Kühe, Auflegen eines Eisbeutels oder eines Kfilil-
^■ap{>arates auf das Herz, bei stärkerer Unrulie eine Morpliiiiminjeftion ader Kvcitantien
y bei Collapszustjliiden. Bei grösseren lihiturpüs,sen hat man hier und da chirurgisch
durch Incision erfolgreich eingegriffen.
Haemophilie. Die H.iemophilie ist ciue aDgcborciie, zumeist ererbte Coostitulionsauomalie,
welche sich klinisch in einer ausgesprocheneu Neigung zu spoutnnen und tranmatiscben
»Blutungen mauifestirt.
Das weiteste Feld steht der Prophylaxe offen. Als radicalstes Vorbeuguogsmittcl hat
man bei der notorischen Erblichkeit der Krankheit vorgeschlagen, das Heirathcn von Blutern
«veutuell auf legalem Wege zu verbieten. Dies ist uniuüglich. denn man niiisste das Verbot
des Ueirathens auf sämnitlichc. auch von der Krankheit nicht betroffene Mitglieder der Bluter-
familien ausdehnen. Doch kann man durch energisches .\brathcn und offenes Klarlegen der
drohenden Gefahren in manchen Fällen Unheil verhüten Eine wichtige Aufgabe der Prophylanc
besteht ferner darin, dass man bei Kindern haemophiler Eltern alles daran setzt, um die
verderbliche Krankheitsanlage möglichst hiutanzuhaltcn. Hierzu dienen in vorzüglicher Weise
allgemein hygienische M.assnahmen, wie z. B. Abhärtung des Körpers, Hautpflege, gute Er-
nährung und dergleichen mehr. Weniger zweckentsprechend dürfte sich die lange fortgesetzte
Darreichung interner Medicamentc erweisen; weder mit Ergotin und Plumbum aceticum, noch
tmit Hydrastis canadensis oder gro.ssen Dosen von Natrium und Magnesium sulfuricura hat man
je wirkliche Heilungen zu W'ege bringen können. Von erblich bcl.istetcn Kindern sind alle
Schädlichkeiten fernzuhalten. So hat man von allen blulentzichendcn Massnahmen Abstand
zu nehmen, Zahncxtraetioncn zu vermeiden und selbst die Vaccinatlon zu unterlassen. Bluter
sollen besonders einen l.ebensberuf wählen, bei dem sie der Gefahr von traumatisclien Subäd-
licbkeitcn möglichst wenig ausgesetzt sind.
Ist einmal eine Blutung im Gange, so sind die bekannten blutstillenden Mittel am Platze,
in allererster Linie d.is Secile und seine f'raeparate; freilich wird man der promptesten
Application, der Einführung unter die Haut, entrathen müssen, weil sonst durch die .'^tich-
öffnung eine erneute Blutung entstehen kann. Von unschätzbarem Wertho ist manchmal die
Hocblagerung der blutenden Theile und eine sorgsame Krankenpflege. Ist die Blutung von
aussen zugänglich, so versuche man, sie durch Compression zu stillen. Wird dies Verfahren
nicht von Erfolg gekrönt, und lässt auch die Tamponade im Stich, so ist ein Versuch mit
der Gruppe der localen .'^t>-ptica, Argentum nitricura, Liquor Fern sesquichlorati. Acidnm
sulfuricum, durchaus gerechtfertigt. Das Ferrum candens hat vor anderen Mitteln unstreitig
den Vorzug, die Blutung wenigstens für den Augenblick zum Stehen zu bringen : sobald sich
indessen der gebildete Brandschorf ablöst, setzt die Blutung für gewöhnlich wieder mit voller
Kraft ein. Besonders an der Zunge und am Zahnfleisch wollen die Schorfe nicht haften, eher
noch auf der trockenen Haut. Schlägt alles fehl, so ist nur noch von chirurgischen Eingriffen,
umschlungener Naht, l'aterbindungen etc., Rettung zu erwarten: in verzweifelten Fällen
dürfte die Unterbindung des llaupt,irterienstammes ohne Bedenken vorzunehmen sein. Endlich
hat in neuester Zeit Zoege von Manteutfcl auf die von M. Schmidt dargestellte „zymo-
plastische Substanz" aufmerksam gemacht, die schon in kleinsten Mengen eine Gerinnung des
Blutes bewerkstelligen .soll. Wird der Blutverlust ungewöhnlich gross und bedrohlich, so
muss das Verbluten durch Infusion phvsiologischer Kochsalzlösung bekämpft werden.
KKEYHAS.
HaemoptoS, Haemoptysis, Blutspeien, Bluthusten, wird die durch Husten er-
folgende Herausbefiirderuug von Blut aus den Luftwegen, vom Kehlko])f abwärts bis
^_ zum Lungenp.areiichym, genannt. Ist die .lu.sgehustete Menge nur gering, so spricht
^Bman von Haemoptysis, stürzen aber grosse Mengen Blut aus Mund und N.ise
^^ hervor, so bezeichnet man die.s wohl auch als Pneumorrhagie, Lungen -Blutstuns.
Ist einem anderweitigen schleimigen oder eiterigen Auswurf Blut beigemengt, so be-
zeichnet man dies gewöhnlich nicht als Haeninptoe. .sondern als blutig gefärbtes Sputum.
Nicht inmier ist ea leicht zu ent.^cheideii, ob Blut, welclies (lun;h Miuul und Nase
herausbefördert wird, wirklich ausgehustet oder auf andereWei.se, durch Brechen,
Räu.spern entleert worden ist, denn manche .Men.schen sind, wenn das Blut plötzlich
unvermuthet hervorstürzt, so erschrocken, dxss sie sich auf die Art, wie sie das
1^ Blut hervorgebracht haben, nicht besinnen können. In den meisten Fällen aller-
^H dings können sie bestimmte Auskunft darüber geben, oder es lassen die anderweitigen
^■Umstände keinen Zweifel darüber, dass das Blut .ins den Luftwegen entleert, also
^■ausgehustet worden ist. Für Letzteres spricht es, wenn d.is Blut gleich nach
^B seiner Entleerung schaumig und hellroth ist. Ist aber längere Zeit vor-
^B Htriohen, so k.ann ein scli.iimiig entleertes Blut seine LufthliUien schon verloren haben
^Buntl anilcrerseits ein dunkel entleertes Blut durch Oxydation an der Luft hellroth ge-
[Haemoptuo
— 52(1 —
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cht ^B
worden sein. Ist Blut wirklich .au.sgdiHstct, also aus lien LuMRIPd enUem wu;4^
Pin linuiclit doch die eigentliche l^uelle der Blutung nicht in iliostm Mlbt^t gHr«
(u Kein, KoiidiTu es k:itin :ius der Nrisen-Raciienliöhle oder dem Mundo txiiB Atkaa
«Hpirlrt ridiT wllhrenil doi< Schlafes in den Kehlkopf und weiter biasbgeflow« m)L
So kann seihst hei Bluterh rechen, wenn während der Brerh- und Wfap-
hewe(;un;;en eine Inspiration erfolgt, Blut aus der Kachon- und Mtin«!hAhl«' in A»
Lnftwej;e (;elanf;en und naehtrUglich ausgehustet werden. Erst wpiii. • i -
xlilnde ;lus^!;es(•hlos.^en sind, kiuni man annehmen, dass die Ursache
im Athniinigsappar:it gelegen ist.
Von allen zu Haeuiopfoe Veranl.-Lssimg gebenden Zuständen ist du- Lang<
tuherculose die hei weitem litluligste und zwar kann die Blutung in jedem StodiJ
dieser Krankheit auftreten, als allererstes Symptom inmitten schi.>iiil»ar ^otUt&niliQ
(iestuullieit, oder wiihrend der schon entwickelten Krankheit odi^r als letzt« die Sov
hesch liessende Kpisode. Sonst kunuen alle Processe, die mit starker Ueb^rfuilu;
d>T Bronchial- oder Pulmonalgefü.sse einhergehen oder zu ihrer ZerreixNURc. A»-
ätxinig, Verschwiirung fiiliri-n, sowie die sogenannten haeniorrhajjischen l)i;ii'
lli^eniophilie, Srorhnt , Mnrhus niaculosus, schwere Infectione« Bluthusten
Sachen. Inshescindere sind es starke Erschütterungen der Brust, An
(ieflLsses durch aspirirte FrcitidkCrper, (ianpraen und Geschwülste der Luii.
(liiicli Ijisufficien/. des Herzmuskels und haeniorrhagischer Lnngeniiiforct,
(»nu'li eines Aneurysma, Laryngitis und Trachedis haemorrhagica, l"lt<TLitii.:i.
tieschwülste des Ki>hlkopfes oder der Luftröhre tuid ihrer Verz%\
diese ZuHtllndo stehen aber an Häidigkeit soweit hinter der LungentiibL ,. .
dass, Wenn nicht ganz bestimmte Anhaltspunkte für einen derselben vori
oder weini ilie Intersuchung keine Abnornjität ergiebt, immer der Venlacht
lirginnende TulM-rculose gerechtfertigt ist. Dies gilt namentlich auch filr dir
genannte \ icariirende, an Stelle von Menstruations- oder Haeniorrboii
tretende llaemo[ilor, die In der illten-n Pathologie, als die Entdeck 14
ginnenden Tuherculose nix'h .so gut wie umnriglich war, eine gross«- livlit-
Allerdings konnnt es zuweiliMi vor. dass eine lAingi'iiblutung im Typas «Ut Mm<tro-
ation und gleichteitii; mit ihr oder an Stelle derselben eintritt, aber dalx'i spi«^<«
wohl die bei der Menstruation stattlindenrlen Vorg.'mge im Körper nur ein tlj
treti-n iler Blutung begflnstigetules Moment, und die .\nnahme, dn.<«s die \t
Organe im (Ihrigen gesund sind, dürfte kaum jemals zutrefTen und hiVbi^i
langer Be(d)achtung und wiederholter sorgfiUtigsler Intersuchung g<>w.igt
Kine prophylaktische Behandlung der H.iemoploe ist .-ingi'zeigt, wenn
wiederholt „habituelles'* BlutHpeien stattgefunden hat, oder die iirsiichliche Aifertiaa 1
f.ihrungygem.Hss d:uu disponirt. Soweit dieselbe einer Behandlung zugSagUeh iat, '
damit (ugleich die ('au.saiindication der Blutung erfüllt. Doch darf maa xtdl boi t
Blutungen (uu.lchst nicht mit der Erforschung der l'rsacliea aaflultvn, vor
nicht durch Intersuchungen , wt^lcbe anstrengende KSrperbewegongcii,
Körperhaltung erfordern, dunh Beklopfung der Brust, sondern man soche «nt die Btaiag
zu bekämpfen. Zu dit^sein Zweck ist alles zu vermeiden, vas ta llyyentmim,
oder pii.sMiver führt, vor allem körperliche und geistige Aufregung, stark
N.'dtrungs- und rienussmittel, Alkohidicx, st.irker Kaffee und Tbce etc.
l>ie eigentliche Behandlung kann sich bei grring(iigig«o Btutaagea amf
Verhaltungsmxssregeln, die nur etwas strenger noch darrhzoföhna öad,
her P.-itient soll also iin Bett mit aufgerichtetem Oberkfirpcr Hauen, jede
Bevi eptng, Sprtvhen oder gar Schreien, Prei«eu xoju Stuhl etc.
HiLvten möglichst untrrdrfiekeii. Dies gelingt oft schon darrh
bewefungen und noch b«ner, w> ' imige, nicht
KlOs»igkeiten, «ie laoo Milch, ' lubion, oder
wie tiunuuibonhom, langam TcnchliKkt verden. AlIcBfaUs
xMe Ai{ua AmTgdalaiini anaranun, Estractnn Hyrmjwri oda
entekt), Abeads Morphium oder ein Opiat gcgetiea mrnbn. Bri
konuat die Kille Itaasrrlkh rar Anwendin^, laid diacheo Ü4 «•■
iider uarkotiM'baa Mitteln uimI solche«, «eich« die aafj
«nUea, UetauMk gvmacht. Ueai bei aidM tu
■acHrlMkr Kake n kalteadea Patiealai «erden kalte O
CkalK» aaf die Br«! gelegt und tvar auf dtefcaigv SaiM^
Naronca
taemoptoe
— 521 —
Haemorrhagie]
I
I
I
Enii»tiii(lungcii des Patienten (Schmerzen, Gf^fühl von Rüsseln) oder l)ei vorsiditiger
Aiiscult.-ition als nuithmaasslicher Sitz der Bhitiin;^ zu erkennen giebt. Als Nahrung
wird am besten nur Milch, kalt oder liiiehstens lauwarn», gereicht, daneben zur
Stillung des l)urste.s Wasser uiler Limonaden. Zieht sich die Blutung in die Länge,
60 kann auch andere flüssige oder weiche Nahrung, Suppen, Eier, (ieli'cs, gereicht
werden, immer mit Vcrraeidiung stark erregender und gewürzter oder scharfer zum
Husten reizender Stoffe.
Von den Adstringentien sind zo ziemlich alle empfohlen worden, obgleich
die Wirksamkeit keines einzigen dieser Mittel wirklich erwiesen, dagegen der meisten
von iluien mehr als zweifelhaft ist und sie häulig Verdauungsstörungen niacben, zu
Uebelkeit, Krlirechen Veranlassung geben, was bei Haemoptoe im höchsten Grade
unerwünscht ist. Da ein llieil dieser Mittel eine den Blutdmck steigernde Wirkmig
ausübt, so ist es, vorausgesetzt, dass sie in hinnichender Menge zur Ke.sorption ge-
langen, fraglich, ob sie nicht eher Schaden als Nutzen stiften können. Eher noch
könnte man sich Nutzen von der Gerinnung lieförderniJea Eigen.schaft versprechen,
welche mattchem dieser Mittel zugeschrieben wird. Inum^rhin mag man bei länger
andauernilcn Blutungen einen Versuch mit irrnerlicher, .'Subcutaner oder rectaler An-
wiMidung eines adstringircnden Mittels machen und zwar enijifehlen sich zum inner-
lichen Gebrauch noch am meisten; riiimbum aceticum zu mehreren (Jentigrannncn,
2— ^stündlich, Extractum Hydrastis canadeivsis flnidum zu 20 -'.Mi Tropfen 2 — 3 stünd-
lich und ebenso Extractum Hamamelis fluiduui, ferner Uydrastininnin hydrochloricuni
innerlich zu t>,l — f),0 oder subcutan in lOproc. wü.sseriger Lösung, wovon 0,0 — 1 g
eingespritzt wird, vielfach wird auch Ergotin, 1 mit tilycerin und At|ua oi 5, wovon 1 g
subcutan, otler Extractinti Seealis cernuti flnidum innerlich und subcutan angewandt.
Verständlicher als die Wirkung dieser Mittid ist der Nutzen der Narcotica,
weil sie die Aufregung des Kranken und den Hustenreiz mildern und die Häuligkeit
der Athenizüge und rulsschliige, auch wohl den Bhitdrui'k herabsetzen. Ihre An-
wendung <'mpliehlt sich deshalb bei jeder Haemoptoe, die leichtesten Fälle aus-
genommen, welche ihrer nicht bedürfen. Obenan steht das Merphinin, sodaan Kodein,
_welche man allenfalls noch mit dem rdnilich, alier schwiicher wirkenden Bitterninndel-
wasser verbinden kann. t)piui3i und seine I'raeparate sind weniger nnpfelilenswerth
und verdienen nur bei bestehender Diarrlioe den Vorzug. Zur Bendiignng tier Herz-
thätigkeit dient auch Digitalis, nicht blos bei <lurch Herzfehler bedingtem, sondern
besonders auch bei dem in l'"i>lge diT Lungentuberculose auftretenden Bhithusten.
Zweckmässig ist seine Verbiinlung mit Morphium (iiifusum foliorum IHgitalis 1,5 : 170,
Morpliimnn hydrochloricmn 0,1, Sirnpus Hnbi Idaei 30, 2 — ;5 stündlich 1 Esslöffei).
Noch seien einige rein empirische Mittel enviihnt, zu denen man bei hart-
näckigen Blutimgen greifen mag, wie die Potio Choparti (f'npaiva*) oder das
Kochsalz, welches von älteren Aerzten häutig und von Laien noch jetzt vielfacli
angewandt wird (fein gestossen 1 Thee- bis Esslöffei einmal, oder nach kurzer Zeit
noch eimnal zunehmen), ferner Natrium sulfuricum mit oder ohne Upium bezw.
Morphium, früher zu 1 g, neuerdings zu tl,l g mehrmals tUglich empfohlen.
Endlich in verzweifelten Fällen ist es wohl gerechtfertigt, das schon im Alter-
thum geübte und von Zeit zu Zeit immer wieder empfohlene Binden der Glieder
zu versuchen in der Art, dass man die Venen an einem Bein oder Arm oder an
mehreren Extremitäten durch breite Binden, die über dem Knie bezw. am Oberam
fest angelegt werilen, ohne den Puls zu unterdrücken, comprimirt.
Nach dem .\uf hören der Blutiuig ist .strengste Ruhe, vorsichtige Diaet bei Fern-
haltung aller Reizmittel noch lange Zeit fortzusetzen und, sobald die numnohr vor-
sichtig .angestellte Untersuchung eine Aufklärung über die Ürsadu- der Blutung ge-
bracht hat, die gegen diese gerichtete Behandlung einzuschlagen. sevatok.
Haomorrha^ie (nlßoppayia, Blutsturz) nennt man den Austritt dfr Blutbestandtheile .aus
der Gef.ässbahn. .Je nachdem die Blutung .in der äusseren Haut und den sichtbaren
Schleimhäuten oder in innere Organe resp. Hohlräume erfolgt, spricht man von
äusseren oder inneren Haemorrhagien. Bei den in die Haut erfolgenden Blutungen
unterscheidet man Petechien, punktförmige, scharf abgegrenzte, über das Niveau der
Haut nicht henorragende rothe Verfärbungen, Vibices, streifenförmige, Ecchymosen,
unri'gelmäs-sige, bis hamlgro.sse Flecke. Grössere, weniger scharf abgesi'tzte werden
als Suffnsion und, wenn sie zugleich mehr in die Fläche gehen, als Sugillatinn be-
[Haemorrhsgie
— 022 —
zeichnet. Liehen liaomoiTli:micus weist kiiMiic Kiiütrhi-ii auf, Kcch> »'>'>in
wilhrentl bui der Kuil.i haoinorriiagica dii' Kpidermis in Blasen ;
Uiutunpen aiis den Sc.hii^iinliäuten führen jf narb ihrom Sitz :.. --■
iiuiigtMi, so Epistaxis, flawnateniesis, Hacuiorrhoiden, HaPiiioptoe, Hafinutiiri«',
gloliinurie. MetroiThagie. lOrRicsst sicli lUiit in Kiirpr.-rhr.hlen, - '
HMi'iiiotliorax, Harmoporikard, Haoniartbrns, Haciiiatoniptra. i
ergüsso, welche als (ieschwülsto iniponircn, haben gleichfalls besonii
erlangt, so (.'ephalhaeniatoni, Otbaoniatoni, Episiohaeniatom, llaeiii
Hiatosalpinx. Blutungen in die Hiiute des Hiickenmarks werden
rhachis, in das Mark als Hnematoniyelie bezeichnet. Verdrängt da.>s
das befallene Gewel)e unter fester Intiltration, so bezeichnet man diee>rn '>
als haeniorrhagischen Infarct. Wird dagegen durch das ausgetreten«* Blui il .
nachharte Gewebe zertrümmert, wie es meist bei Blutergüssen in dxs Centmln.»,'»
der Fall ist, so spricht uan von einem haeniorrhagischen Herd.
Damit Blut aus den Gelassen heraustreten kann, müssen Lücken in der iieiis-
wandnng vorhanden sein. Sind die.se Lücken gröberer Art, so nennt man äi
Hlntuiig Hai-niorrhagia per rhexin. fehlen dagegen hei einer Blutung .sit-hilru»
Lücken an den GefSssen, so si»richt man von einer Haemorrliag^ia per
Bei diesem Vorgange, der sich nur an Venen und Capi Haren :ibs[i!i«lt,
wo benachbarte Endothelzcllen der Gefiisswandung durch Kiti-
werden, rothe Blutkörperchen und Flüssigkeit aus, welche letztei-
Blutplasma durch einen geringeren Gehalt an Eiweiss und Fibrin iint
nold). In der Nonn sind diese .Stellen undurchlfussig. bei pathologi^^ :_ _
aber, wie hei Blutdrucksteigerung, bei Anaemie, bedingt durch iTingeres Ah«i;i
oder Entzündung tritt jene Eisenthünilichkeit der GefUsswand auf.
Nach der Herkunft der Blutung unterscheidet man arterielle, venöse ttnd
chvmatr.se Blutungen. Die letzteren treten bei Verletzungen blutreicher innenr
gane, wie Leber, Milz u. s. w. auf. Von Gefässblutungen unterscheiden sin «icb it-
durch, diLss ein klaffendes Gefüsslunien fehlt. Das Blut quillt aus der gaavan Wand*
wie ans einem Schwamm hervor.
Die Ursachen der Haemorrhagien sind mainiigfaltiger Art. Voran sti ' ninVi-
nischen Ursachen, das Trauma, welches äu.sserlich oder innerlich < 1 . 1 ia/w
Arrosionen der Gefääse durch chemische Körper und auch Verbrennungen köatum m
starken Blutimgen Anlass geben. Selten wird eine Nekrotisirung der (lefässwaiMi 1
Bakterieninvasion Ursache der Blutung sein, wie bei Endociu'ditis ulcerosa.
Spontane Zerreissungen der Gefüsse treten bei plötzlicher Abnahme de*
druckes: beim Schröpfen, Bergsteigen, Ballonfahrten, sonst niu- bei Erkrankungen it
GefäRswilnde auf. Hier sind es besonders atheromatöse Processe, Aneurrtiniefll^dttag,
chronische Arteriitis (Lues), welche bei Steigerung des Blutdruckes zu Kuptan« Vir
anlassmig geben. Ferner bersten leicht die zarten Gefässw.-indungen, wie irie «Jd
bei C'hlorctse und im neugebildeten Gewebe finden. Auch scheinbju- norrnaJe tirAw
neigen zu Zerreissungen, wenn sie ihre Stütze im umgebendetj Gewehe verlii
Eine Diapetlese kann bei Venenentzündung. Embolie* eintreten, nach bei
nähme von Giften in d:is Blut. So sind die häufigen Blutimgen bei S<-|iti(a(9m^.
Cholera, I'est, Pocken, Typhus, gelbem Fieber, acuter gelber Leberatrophie, Pb<M]khur-
Vergiftung, bei Leukaemie, den Purpuraformen und Scorbut zu erklären. F.iue be-
sondere Stellung nimmt die Haemophilie* ein. Zu den ncuropathisrhrn Hafnor
rbagien recimen die Blutungen, welche nach Gehirn- (Jahn) und Ki'iekenmarksverlftAp-'
ruDgen iCharcot), auch bei Epileptikern auftreten.
Die Behandlung der Haemorrhagien ist je nach ihrer Proveuicnx und AuätdehwaK
sehr variabel. I*:u'enchymatöse Blutungen machen die Anwendung von CompnaMWu
Kälte und Hacmostaticis' resp. Umstechung erforderlich. Ist die Haefnnrrfaagir die
Folge einer Infectionskrankheit, so wird eine gegen das Gm gehrlMr
Therapie einzuleiten sein. Im Uebrig(<n kommen die Maassn.. 1 Betraekt
welche auf Beseitigung der Folgezustiinde wie Anaemie und Function»» tn tätigen hioiiela.
ijkOilMitX.
HaemorrhoTden -^ Blutflüsse ivon 'iÄ'"* und />sm) stellen im n<'tteren Sinne die B>-
zcii'hnung für HaeniorrhoTdalknoten. d. h. diffusen oder circuniäcriptcn Erweit
der \enen, dar, welche im subcutanen Gewebe der tasaereo Umgebung
oder im 8iibmucös<>n Gewebe des untersten M.^stdannabaehnittei gek-pm
lattinurrliwidtMi
- 523 -
llaiMaorrlioVdrii 1
I
ii;u:h tlor "rtliclirii Hozielitiiig (lir'scr VenoktaNii-ii /.iiin <>rifii.'iiiiri ani uiitersclieiilct mau
ilussiTi', innere otliT ,c;euii.st^hte Haemorrho'iduM. I'ie letzten' Gru|)po i.st am hSiiti^sten
zu beobachten. Hie Entstellung der Ifaenn>rrlHTnlen i.st fast stets auf eine Störung
der Circulation in den betrofl'enen Venen /.urückiinfüliren, deren Ursache entweder im
Darm selbst oder in seiner Naclibai-schaft gelegen ist oder auch von anderen Stellen
ausgehen kann. Von loealen l'rsachi'H sind zu nennen chronische Obstipation, so-
dann Erkrankungen der Harmwand, z. Ij. Katarrhe der Miustilaruisehleimhaul, narbige
oder carcinomat<is(! Stricturen des Mastdarms, Druck auf den Mastdarm und die ab-
führenden Venen, Wie er durch den graviden Uterus, durch Delationen und Tumoren
der Gebärmutter, durch Krkrankungen der Adnexe aasgeübt werden kami, ferner die-
jenigen Zustände, welche bei der Defaecation oder Urinentleerung ein langdauerndes,
intensives Pressen erfordern, z. B. Tumoren der l'rostata oder der Harnblase, Ham-
röhrenstricturen u. s. w. Uft geben Stauujigen im I'furtaderkreislauf bei Pfortader-
thrombosc oder bei Compression der I'fortader durch Tumoren oder Veränderungen
an der Leber, z. B. Lebercirrhusc, die Veranlassung zur Entstehung der Haenior-
rhoTden ab. In anderen Fällen führen Erkrankungen der Uespirations- und Circu-
lationsorgane zu Stauungen im Gebiete der Vena cava inferior. Eine sitzende Lebens-
weise, femer häutige l'ebei-laduiigen des Verdauuugstractus mit Speise und Trank be-
günstigen ebenso das Zustandekommen der HaenioiThoiden wie Excesse in Baccho
und Venere. In einzelnen Ffdlen spielt vielleicht eine ererbte Anlage eine gewisse Rolle.
Die Erscheinungen, welche die Haeniorrhoiden machen, sind theils locale, theils
allgemeine. r>io localen Erscheinungen bestehen in juckenden, brennenden, stechenden
Sensationen, in Hitzegefübl, im liefOhl eines Fremdkörpers in der Aftergegend. In
manchen Fällen ist eine Erschwerung der Defaecation vorhanden, sei es in Form von
Schmerzen, sei es in der Art, dass das Mastdarmlumen durch die angeschwollenen
Venen verengt wird. Als Complicationen kOnnen zu Haemorrhoitfcn hinzutreten:
Ekzeme und Fissuren in der Aualgegend, Entzündungen, Erosionen und directe (ie-
schwürsbildungen an der Mastdannschleimhaut mit Erscheinungen von Tenesmus und
Aultreten einer schleimigen oder schleimigeitrigen Secretion mit oder ohne Bhit-
beiniengimgen. Von besonderer Wichtigkeit sinil einerseits die Haemorrhoidaiidutungen,
andererseits die Einklemmung von proiabirten HaeniorrhoTdalknoten. Indem letztere
an ihrer Basis vom Sphincter ani um-'^clinfirt werden, kommt es zu einer Anschwellung
und oft auch zu einer Entzündung der nun freiliegenilen Knoten, welche gewöhnlii-h
mit intensiven, manchmal direct zu collapsartigen Erscheiiumgen führenden Schmerzen
einliergeiieii. Werden diese Knoten gangraenös, so können sie sich abstossen, es
kann aber auch hierbei zu septi.schpyaemi.schen Processen kommen. In anderen
Fällen kann eine Thrombosirmig der Knoten erfolgen, an welche sich eine Vereiterung
mit periproktitischen Ai)scessen und Analfisteln schliessen kann.
Viele der an Haemorrhoiden leidenden Patienten klagen über Allgemeinerschei-
uungen. wie Magenstörungen, Kopfdruck, Kopfschmerz, Wallungen zum Kopf,
Schwimbdgefüld, Herzklopfen, Athemlieschwerden, Uppres-sionsgefühle, über !tücki-n-
schmerzen, sowie über hypoclmiidri.srhen (.iedankengang, über p.sychische Verstinunuiig.
Die Prognose i.st im Allgenieiiieii gut, wenn nicht das Grundleiden oder Cmn-
plicationen, wie septisch-pyaemische Proces,se, eine Lebensgefahr mit sich bringen.
Die Behandlung der Haemorrhoiden hat sich zunächst gegen die Grundkrank-
lieit oder die Function.sstönmgen zu richten, welche zur Entstellung der Haemor-
rhoiden Anlass gegeben habeu. So sind Herz-, Lungen- und Leberkraiikheiten in
entsprechenderweise zu bekäm()fen und die localen Ursachen, wenn miigiich, zu be-
seitigen, fenier ist eine Leiionsweise, welche zu häufigen oder zu dauernden Hyper-
nemien im Pfortaderkreislauf Veranlassung giebt, zu regeln. Denn d:ips die Haemor-
rhoiden <lurch die Beseitigung der Ursache einer Heilung oder mindestens einer
Bes.serung zugänglich sind, zeigt die Beobachtung, dass Haemorrhoiden, welche
während der Gravidität entstanden sind, post partimi sehr häufig zurückgehen, und
dasks es Individuen giebt, welche sich erst dann ihrer Haemorrhoiden bewiisst werden,
wenn sie in hygienischer oder diaetetischer Beziehung Sünden begangen haben.
Unter den prophylaktisch-therapeutischen Maassnaiimen ist von besonderer Wichtig-
keit die Regelung des Stuhlgangs. Der Haemorrhoidarier muss jeden Tag eine
breiige Entleerung haben. Zur Erzielung derselben greife man nicht sofort zu Ab-
fühmnttoln, sondern zunächst zu der für den Haemorrhoidarier so wichtigen körper-
lichen Bewegung, Zimmergymna.stik, Massage, eventuell einer Behandlung in einem
[ llaniuorrhoitliiit
— 524 —
llaemorrfc«
mi'diro-mcfh.inischeii Instiüit. Sodann regele man die Di
(iriiti(ls;itz, durch I>:irreichung kleiner, aber häufiger Mahlzeiten «-ine plQbijcW
iiiti'iisivc Aiii'iilliuig des rfortatlersystenis und damit eine Drucksteigerung in in-
sdllien nidgliohst zu vermeiden. Die Diaet bestehe aus leicht resorhirh.iTfn Nahnms-
niitteln, welt'iie nicht allzu viel Koth jirmluciren, sie sei leicht abführend und «^
halte keine blähenden Speisen, wie Kuben, Kohlarten, Leguminosen. Man termn^k
Gewürzt«, wie Pfeffer, Senf, Paprica und gebe auch nicht zu viel Kochsalz, rhn»
vermeide man Zwiebehi. Von Alkoholici.'^ erlaube man nur leichte Weisffweinf tait
eventuell bitteres Bier; als GetrJlnk bevorzuge man den Apfelwein. Starke Alicobnlio,
sowie die gorbsüurehaltigen Rothweine sind zu meiden, ebenso starker Kaffw
starke Theeaufgüsse. Im Uebrigen richtet sich die Hiaet wesentlich danuu-li, ab
sich um vollsaftige, fette oder um anaemisehe magere ludividueu handelt. Üti
erslertMi Gruppe von Patienten sei die Menge der Nahrung etwas knapp, goit» «fer
Kiwei.ssgehalt der Nahrung und die Fettzufuhr gering-, bei der letzteren Gruppe «II
die Zufidir von Nahrung und speziell auch von Eiweiss und Fett reichlirhpr «o.
Plelhorische Individuen erhalten also eine an Vegetabilien reichere Nahruns i\)
anaemisehe. Von den einzelnen Nahnmgsmitteln reiche man Milrb, Buttmnilri
grünen Tliee, 1 oder 2 T:ige alten Kefir, Fleischbrühe, dünne Suppen, mactrn
weiches Fleisch vom Kalb, Kind, Geflügel, Wild, Schinken, die mageren Fi.sdiP. »»
Scholle, Seezunge, Hecht, die verschiedenen Leim- und Eierspeisen: »'oo Kulll^
bydraten: Zwieback, Weissbrot und, wenn es gut vertragen wird, geringje Mrjifni
Grahambrot mit Butter, ferner Kartoffeln, Carotten, Blumenkohl, Sjwrgel, Spii
sowie niüssige Mengen von Reis. Vor Allem gebe man reichliche Mengr-n von
Compotien, sowie auch frisches, gut gereiftes Obst, ganz besonders NVeintraab«
I*aji Getränk, am besten Apfelwein tmd Buttermilch, lasse man zwischen den üatft-
niahlzeiten trinken, nm eine plötzliche üeberfOllung des Pfortaderkreislaofi-< in «k-
hütcn. Bei Obstipation lege man noch Honig oiler Milchzucker zv bina.
lasse nüchtern l Glas kalte,>< Wasser trinken und sorge für :iu>_ .'■^]lf^
bewegiuig. In vielen Fällen wini man mit diesen M;uis.snahmen ai<^kiiuitu«n. ^
anden'u inM.<s ni.an zu .Xbfülirmitteln* greifen. Doch halte man sich hier uur au
Irichten Aliführmittel. f?esonders beliebt sind die Schwefelpranparate, wi«> Pnlri»
Liqiüritiae compt^itus und Mischungen \on Sulfnr depuratum und Kalium bitartaximiL
ferner die Kheumpraeparate, sowie Tamarinden. M:ui verabreicht diese H\Ufl am.
besten ab«'nds. Clysmati sind wegen der Empfindlichkeit des R>— «^ fcoigtr »»•
gebracht, jedenfalls wähle man warme Oelklvstiere oder kaJte ^^ -tietv. U
gut g«>njütrten. fetten Individuen leisten Mineralwasserkaren in K;>ri'SD.i'i, Mariabai
Kissingen, Homburg, Tarasp gute Dienste, namentlich dann, wenii sich die Psuienia
dabei viel körperlich bewegen und zweckentspr>f«hend leben. Anacmiscfae bcnnM-
rekoinmeue Individuen haben mehr Erfolg von Eisen^nerltngen «ie FrartmAri,
ElMer. Kippolds:iu oder auch von Ems, Soden, Baden-Badtn. Ist • • t-.v ^
«r$<CBtlicli eine Folge von Neurasthenie, so ist ein Aufenthalt an Hr-r - I ;:.
gthwgb oder in einem Sanatorium am Platze. Mit
in Saauaer mit Vortheil eine Molkenkur verbtuiden . :i - -- ^'■r,^-
lind Traubenkuren mehr ai^xeigt.
Patientm, welche an HaemorrfaoTden leiden, thon gut.
Wciterscbreitcms des tVosesses sowie des Eintritts roo Ona^.
Wiakva lu beltenifen. Bei ättieadfac hebttmnmat ist ein l
«iam karten StBU m ttaetwm, nr Terhitaur vm Rmiagen
«kr protebcflar iiuNnr HaemmrAtSäm daif BMh jeder IV:
dar Aulmaid aar nai veichcs I^ipicr oder tai» Leiawar
■ «ia Mcbln- Säwiam oder Iraehta Watte «der ■■■ i
15 *. Prolaktne Kaelea dtta^ au ait beShui i'fav^r
ul|ipciKB nrtcx. BiB^ Ibbsbiv Rmu^ obt Ba
B dsxu Biakgw rea tndnwa odir Bit Oes *
strkhefKti W itubiBwhthui ia die AaaKülCL Ba «ftent
Mit dAaser JfilHwiag (Kaliai j«datan 2^, Jedoi paim Oif, Ghrrcna 40p) «0
du Oebttaag 4tr EaMu duotefWr mmekta. (Prv'isiaaaa.j Siad die Kaata st-
SMtibUer.
V.,.4..'l<
Rnfae rm
■ut
laemorrIloYdoii
525 —
Ilaemorrlio'i'driil
La.sscu dii' Srlmu'r/i'ti uirhl n.ifli, so inuss iimn die KiiotcMi mit luirkotisclicn Sall)Cii,
■welche Morpliitiiii, Bi'liailivnna, Cocain, KodcTii enthalten, bestreichen, oder diese Stoffe als
Suppositorion vnrabrciclieii. Man niiiss dieselben selbstverstfiniilicli bei den Entzündungen
innerer Haeinorrhoiden immer wählen. Iiei weldien mauc-litnal anrli Kingiessunfren von
kleinen Menf^en 4U — 45" wannen Ocls Liiidoruiig bringen. Den l'rozcas selbst kann
man durch Aetziuig der Krosinneii mit tb'ni Ar{;entunistift oder durch Salben oder Snppo-
sitorieri, welche Argentum nitricum oder Acidum tannicum eiith;dten, bekämpfen. Bei
VorhantJen.sein von Erosionen ist eine breiige Bes<'haffenheit des Stuhles und eijie
gute Reinifinng der Knoten nach der Defaecatinii von ganz besonderer Bedeutung.
Sind die Schmerzen in der Gegend des Anus durch einen Prtda]is innerer Haomor-
rholdalknoten bedinjrt, .so müssen letztere mit dem Finger unter Znliilfenahme eines
in (tel {getränkten Läppchens rcponirt werden. Man nehme die Reposition in Seiten-
lage oder Knieellenbngrnlage vor und be.streiche, wenn nöthig, die Knoten vorher
mit CocainU'i.sung. In nur seltenen Füllen ist eine vorherige Mor]»hiumiiiiection oder
eine Narkose nrithig, ebenso ist man nur selten zu einer gewaltsamen Dehming des
Sphincter gezwungen. Ks ist nöthig, da-ss man die Repositionsversuche nu"iglichst
baid nach dem Prolaps der Knoten anstelle, da bei längerer Dauer des Prolapses
die Knoten stilrker anschwellen und die Reposition schwieriger wird. Ist bereits
Gangraen der prolaliirten Knoten eingetreten, so bestreue mau die Knoten mit einem
antiseptischen Streupulver und bedecke sie mit trockener Gazo. Selbstverstilndlich
darf man bei Repositionsversucheii nicht zu grosse Gewalt, sondern man muss eine
langsame gleichmilssige Compression anwenden. Um eine Wiedi-rholung de.s Pro-
lapses zu verhüten, hat man Aetzungon der Knoten mit .-\rgentum nitricum, Karbol-
sÄure, vor .\llem aber mit Ciilorzinklösung (Laroyenne) vorgenomnjeu. Auch
empfiehlt es sich, selbst angefertigte oder vom Band.ogisten fabricirte HnemorrhoTdal-
binden für diesen Zweck tragen zu lassen. In neuerer Zeit wird das Hantelpe.ssar
für den gleichen Zweck empfohlen. Dasselbe ist jedenfalls contraTndicirt bei
Vorhandeiiseiiv proktitischer Proces.se.
Die übrigen Coiiiplicationeri der Haenmrrbcpuien, wie die Proctitis, Periproctitis,
Fistula ani nnd die Fissura aiii werden nach den für diese Krankheiten in Betracht
konmienden (iruudsätzeu l>ehandelt, doch darf bei Zeichen von Vereiterung tlirom-
bosirter Knoten oder bei septischen Prozesseu mit einem chirurgischen Kingreifen
nicht gezögert werden. Geringfügigere Beschwerden wie .(ucken am After werden
durch lehthyolsuppositorieii oder Bepiulern der Knoten mit Antipyrin iiekfimpft (Eich-
horst). Bei stärkeren Molimina haemorrhoi'dalia linden ausser den bereits angegebenen
Mitteln noch Blutegel Verweudimg, welche in der Zahl von 4— H Stück in der Umgebung
des Afters, aber nicht uti deu Knoten selbst, angesetzt werden. Die Blntentziehung
wird besonders reichlich, wenn der Patii-nt nach dem ,\bnebmen der Blutegel sich
auf einen Nachtstulil setzt, in welchem Dämpfe ans einem Topf mit heissem Wasser
aufsteigen. Auch die Anwenihmg eines Ma.stdarmkühlers (.\rzbprger) leistet für
manche Formen von Molimina haemorrhoHlalia erspriessüche Dienste.
Die Ilaemorrlinid.il lilutungen sind, weim sie geringfügig sind und bei voUsaff igen
Individuen vorkommen, kaum Gegen.stind eines Eingriffs, im Gegentheil, sie werden
von den Patienten mit Freuden begrüsst, da sie durch Abschwellung der Knoten Er-
leichterung bringen. Wo die Bbitiuigen aber Gefahren bringen, müssen sie bekämpft
werden. Dies geschieht in leichteren Füllen durch kalte Sitzbäder, Auflegen einer
Eisbl.ose auf den Damm, durch Injection kleiner Mengen von Eiswasser in das Rectum,
durch Ein.schieben eines Eiszapfens in da.s.selbe, eventuell durch Flinspritzung von
kleinen .Mengen Li()uor Ferri sestpiichlorati I : 20, oder (Landowski und Welshe)
Injoctioneii von 2r>U ccni heissem Wasser. Auch katm man Ergofin re.sp. Seeale
con)utuin oder Extrni-tum fluidum flydrasti.s cmadensis versuchen, besonders auch
Extr.ictuin fluidum Hamamelis virginicae. Schwere Blutungen erfordern die Tamponade
de,s Rectum. Dieselbe nützt jedoch nur dann, wenn die blutende Stelle selb.st in
den Bereich der Tamponade einbezogen ist, d.a sich sonst oberhalb des Tampons
reicbiiche Mengen Blut ansammeln können. Eine Unterbindung oder Kauterisation ist
nur in seltenen Fällen nöthig. Bei den häuHp wiederkehrenden Blutimgen kann
man, weim eine operative Behnndlunp nicht durchführiiar ist, durch Injectionen von
adstringirenden Lösungen (T.innin 1%, Argentum nitricum 1 — H "/o, Al.-uui 2%,
Plumbum aceticiim 0,2 — 0,5 <•/„) oder durch Salben oder Supposi tonen, welche Chrysa-
robin (Unna, Kossobudski) und Jodoform enthaiteu, manchmal einen Erfolg erzielen.
[Hn«^iiiurrli()iil(Mi
— 52H
Hafi
mit dem
der rothl
Chlor '-
rsi'lniit<ii die Blutungen eüieii beilruhlii'hi.'n ('lianikter an und li-idot d.is
befinden unter dem Kinfluss nicht zu behebender iocaler Beschwerden, so
radieab* Therapie indicirt. Dieselbe i.st entweder eine operative kau<tis
eine Dehnungstherapie. Die erstere besteht entweder in der Excision
mit dem Messer (Esmarch) oder in einer Ligatur der Knoten, wie sie
in England geübt wird, oder in einer Versrhorfung der Knotetn
kauter (Langonbeck), oder in einer Abscluiürung der Knoten mit
Phitinsehlinge (Bardeleben). Alle diese Methoden setzen eine
oder Sehieich'sche Loualanaesthesie voraus. Mit GocaTnanaesthesic an
die chemischen Verschorfungsmethoden, wie das Bestreiehen der Knoten nm raucn
Salpetersäure oder reiner Karbolsflure und die Injection von Kurbolglycerin VO
bis 1 : 2, in steigender Concentration in der I)osis von ca. 2 bis Ti Ti
Knoten (Lange), die so zum Schrumpfen gelangen. In Fällen, in
grösserer Eingriff schwer ausführbar ist oder verweigert wird, k.inn ma
blutige Dehnung des Sphinkters mit der Hand oder mit Bnugies oder Sil
nehmen. Sie ist zwar mehr schmerzhaft, wenn sie in forcirter Weise vor
wird, sodass f'oca'inanaesthesie oder Narkose »öthig wird, dagej^n nor
schmerzhaft, wenn sie allmählich in verschiedenen Sitzungen diirchEjcffllirt wiirl
Vornahme der Dehnung des Sphincter ani hat in der That durch Vonninde
Stauung oft bedeutende Besscning, ja sogar manchmal dauernde Heilung rar
doch ist sie in ihrem Erfolg nicht so zuverlässig wie die Excision
brennen der Knoten.
HaemostaxiH, Haemostasie (von at.ua und Ttnr^rtt), Blutstillung: — Haeraotitslj
Die sicherste Bhitstüliiiig geschieht durch Unterbindung der iHolirt4>a rr^a
Gefilsse. Diese schon im AUertlmni geübte Methode wurde von Aiiibroikr
im Ifj. Jahrhundert wieder eingeführt. Zum „Fassen" des GefJlsscs d»«t
Pean'sche oder Koeberle'sche Klemme oder eine Schieberpinc*»''- ' ><hv
Kum Zubinden des Gefiissluraens sterilisirte Catgut-* oder Seiden
weise auch „elastische Ligaturen" aus Guminif.lden oder dünnen Giiunni^i
LJLsst sich das Gefäss nicht isoliren. so muss an Stelle der Unti^rbindnng A
Umstechung treten. Die blutende Gewebspartie wird mit einer stark
Nadel unistochen und mittelst des eingefUdelten Catgut- oder Seidenfsdens'i
geschnürt. Ist das Gewebe nicht zu straff, so verwendet man mit Vn
stumpfe Dechamps'.sche Nadel, Aneurysmanadel, welche andere G«
anstechen kann. Gelingt auch die Umstechung nicht, so muRs man die Dnti
pincetton, und zwar mitulestens 4H Stunden, liegen lassen.
Die percutane Umstechung nach Middeldorpf, bei der ein um die
Stelle heniragoführter Faden über der Haut zusanmiengesehnfirt und geknotd
sowie die mit Hilfe der sogenannten Karlsbader Nadeln ausgeführte AcitprAl
resp. Acufilopressur ist veraltet.
Als Ersatzmittel der Unterbindung wird die Torsion empfohlen (Amussxl)
Gefässenden werden mit einer Unterbitidungspincette gefasst und mehrfacii
Längsaxe gedreht. Um nicht von Nachblutimgen überrascht zu werden,
sich dieses Verfahren jedoch nur bei kleineren Gefässen. Nach l,r : M«t|
wird das Gefä.ss mit einer I'incette ((uer gefasst und festgehalt«>n, wfi .i^j
Piucette dxs vorstehende Stück abdreht, d. h. so lange tonpiirt, bis *•» altr«
Reihe ahnlicher Methoden, wie die Stilliiig'sche Gefässdurchschlini^ ._
Perplicatio, haben, weil umständlich imd unsicher, nur noch historiaefacB
nm so mehr seit wir in dem sterilisirtcn Catgut ein unschädlicbrs
Ligaturmaterial besitzen. Bei oberflächlichen Wunden mit Verletiuneen
Gefässo wird die Bluhmg häufig allein durch die Wundnaht lam >ifi'i-»:ni(l
Besonders schwierig kann die Blutstillung bei seitlichen G< u
Wenn die Durchgängigkeit des betreffenden Gefässes keine Bediiimn^ nat,
dasselbe ganz durchtrennen und doppelt unterbinden. Wie aber steht e».
die Durchgängigkoit des Gefässes erhalten muss? Bei kleinen G» f
man den Versuch der Unterbindung machen. Doch sind derartige ..»•■.
immer gefährlich, da sie leicht abgleiten. Man wird daher bei dirni;^. n \,
hUuGg die Unterbindungspincette liegen lassen müssen („.seitliche .M.kl. luinn
grösseren Gefässwunden ist auch die Wundnaht versucht worden, bei fe
l»pmost«xl8
— B27 —
Cat^t, liei Arloricii mit feinster Soidc. Bei k'tzti'ri'ii kuiiii ilif üntcTbiudiiii}; rcsp.
lie Umstechung des zuführmulen Gof&sses „am (>rt<> ik-r Wahl"' nothwondig werden.
Ein weiteres RlutstiliimgsmittLd ist die rnmpression. Hierzu {gehört, die
iurch Adelinann Itesnnders ausgeliildete ßlutstillung durch forcirte Beugung,
velche aber nur an den Kxtremitritcn atiweiidl)ar ist und nur für die definitive
Jiutstillunp in Frage kommt. Letzteres gilt meist auch von der „Digital-
tom pressir)«''. Die sicherste Anwendung der Comprcssion gesdiieht (hirch
Jon Compressionsverband. Nachdem die Wunde mit dem ilbiiclien Ver-
bandmaterial bedeckt ist, wird in genügender Menge Watte, Moos, .Inte. Holzwolle
oder dergl. darauf gepackt und mit einer gleichmiissig angezogenen Binde fest an-
gedrückt. Man achte aber .stets darauf, dass in den peripherischen Tlieilen keine
^tauung eintritt. P^ine Modüication der Compression bildet die Tamponade, häutig
lit dem C.'ompressionsverband combinirt. Das beste Material für tlie Tampons ist
Idie Gaze. An geeigneten St/'llen kann der Tampon durch provi.sorische Suturen der
Amdrandpr tixirt werden. Bei Blutungen in KArperhrihlen ist die Tamponade den
rändern Mitteln nlierlegen. Meist werden die Tampons auch hier aus Verhandstoff
|bestehcn, doch kami z. B. im Rectum auch der Kolpeurynter Verwendung finden,
sei Epistaxis* wendet man das Bei Ioci|* "sehe Rßhrchen au. Bei capillaren und
|veu<lsen Blutimgen, wie letztere häufig in profu.ser Weise bei Krannjfadern vor-
"comnien, ist die verticale Suspension wirksam, ('ombinirt mit einem ("ompres-
gionsverbanil führt dieselbe auch hei anderen Blutungen fast stets zum Ziele.
Unter den sonstigen Blutstillungsmitteln steht obenan die Glühhitze, das
|t!autprium actuale, welche in der Form des (i lüheisens, des Pacquelin'schen
trenners oder des M iddeldorpfVehen Gal vanokauters zur Anwendung kommt.
JWan beachte. da.ss die Rothglühhitze, welche die Gewehe langsam verkohlt, besser
Iblutstillend wirkt, als die Weissglflhhitze. Bei allen Fliichenblutuiigeu, be.sonders
])ei Blutungen in Hnhlen fUterus, JI;ise, Radien etc.) und in Hrdilonwunden, dient die
[Irrigation mit hcissem Wasser (45° C.) als vorzügliches BUitstillungsuiittel. indem
feie die Contraction der GefiLsswandungen mächtig anregt. Der Hitze, gegenüber steht
Idie Killte; sie bringt gleidifalls die Gefä-sse zur Contraction und befördert die Blut-
gerinnung. Am zweckmitssigsten ist hier die Riswassorirrigation
Auch chemische Mittel dienen zur StiHiing von Blutungen*. Unter den internen
Jlutstillungsniitteln ninunt das Seeale cornutnm (Ergotin), innerlich oder sub-
cutan verabreicht, den ersten Platz ein. Üaneben fiiideiv Prne]>arate von Hydrastis
lanadensis, besonders bei uteriio'n Rlntiuigen. und fiie Hamamelis virginiana,
bei Haemorrhoiden vielf.ach empfohlen, .Anwendung. Die irmere Wirkung des Liquor
iFerri sesquichlorati ist unsicher, falls das Mittel nicht, wie bei Magen- und Dannblutun-
Igen, diroct mit der bkiteiiden Stelle in Berührung kommt. Dem Plumbum aceti-
[eum wird von je her besonders bei Lungenblutuugen eine haemostati.sdie Wirkung
•«ugesprochen. Bei Haemoptoe ist die Potio ("hoparti (Copaiva*) in Gebrauch.
KIHOHHOFF.
iingebancb. Bei abnorm schlaCfen Bauebdecken oder bei Diastase der Musculi recti kommt es
im Knde der Schwaiigerschnft mitunter zu einer abnorm stark ausgeprüfften Aiitevcrsion de»
Iterus. Praedisponirt sind Schwangere mit eugem Becken oder mit Lordose der Lenden-
rirbelsäule. Mau lasse daher in solchen Fällen schon vom füafteu Schwaogerschaftsmonat
b eine passende Leibbinde trafen, um ein weiteres NachvomsinkeD des Uterus zu vermeiden,
lineu geburtsbülflicbeD Eingriff wird der Hängebaucb ao sieb nur selten erfordern.
8TEFFECK.
JLieriiig, FLschfamilie aus der Ordnung der Pbysostomen. Ausser dem gemeinen Häriug (Clupea
^■hareogus) gehört auch die Gattung Auohovis* zu dieser Ordnung. Der gTÖ.sste, 30 cm lang
^Blnd darüber, und fetteste ist der der Shetlandinseln und der norwegischen Westküste; etwas
^Kleiner i.st der der holl.indischen und ostenglisohen Küste, am kleinsten der Ostseehäring.
^Blan unterscheidet die noch nicht gescbicchtsreifcn, Jungfern- oder Matjeshäriagc, ferner die
^Keschlecbtsreifen Vollhärioge und die geringwerthigen Hohlhäringe (Ihleo, Schotten), die bereits
^Kelaicht haben.
^F Der frische grüne Hiiring hat einen Durchschnittsgehalt von 14,3 Eiweiss und 9 pCt.
^Vett. Vermöge dieses hohen Nährwerthes vermag er eine eiweiss- und fettarme pflanzliche
^^Host, wie Reis, Kartoffeln, zu einer ausreichenden zu ergänzen.
^B Der bei weitem grösstc Thvil der Häringe wird conserrirt, indem er mit einer ca. 25proo.
^Kochsalzlösung durchtränkt wird. Salzbäringe enthalten im Mittel Eiweiss 19. Fett 17,
^Bxtractivstoffe 1,6, Asche 16 pCt.; 14 pCt. der Asche entstammeu dem Pökebalz. Da ein
[Hncriiiii:'
— 528 —
Härini; bei einem mitllorcn Gewicht von 130 g nach Abzug der Abfnll»
enthält, gclangc-n mit jedem cinzclocn Uäring etwa 15 g Ei weiss uod 13 g F«tt
und wohl auch zur Vcrwcrthung. Dos überücbüssigeu SaUes kann man den ~
entledigen, dass man sie in Wasser oder besser in mit Milch versetztem Wi
verfährt man zweckmässig, wenn mau Kranken und Rcconvalescenteo cur
Appetits Uäring reicht; noch mehr empfehlen sieb zu diesem Zweck die obttiA
und, weil fettärmer, auch leichter verdaulichen eingesa'zenen Sardellen'.
Mit dem Einpökeln verbindet man theilweise noch das Räuchern, ütbä
Wassergehalt der Conserve noch mehr ab, das Eiweiss wird an der ObcrtUehe
endlich mit antiseptischen Kiiuchbestandtheileu. Kreosot, brenzlichen Oelcu,
Räucherhäring, Bückling, enthält im Mittel Eiweiss 21, Fett 9, Satze ^^» V<X
■OL
Hafer, Arena sativa, dient nur iu beschränktem Grade zur menschli' ' ibnii^ M
köruer enthalten im Mittel Wa.sser 12,4, Eiweiss 10.4, Fett 5,2, K .te ^»'^
mehl, zu '/so Dextrin, Gummi, Zucker) 57,8, Rohfaser 11,2, Asche ü.U (jCt
enthülsten oder noch grob zermahlenen Hafcrkömer werden als Hafergrfitt»
Hafergrütze wird durch Aulkochen mit viel W^ser unter Zusatz von K
eventuell auch Milch, Butter und Fleischextract eine ziemlich schmackl.
die, neben 91—92 pCt. Wasser. Eiweiss 1,1, Fett 1,5, bei Zusatz von Mil.;li .da
sprechend mehr, und Kohlehydrate 5,7 pCt. einschliesst. In Folge des irchi
und gequollenem Stärkemehl ist die Hafergrützsuppe von schleimiger Consiiü
schleim. Bei der künstlichen Ernährung von Säuglingen mit sterilisirter Ea
der Zusatz von Haferscheim anstatt des Wassers für die Verdauung günstig, iad
daulichkcit und Ausnutzung der Milch erhöht (Uffelmann); doch ruieu etwas
von Haferschleim manchm.il Blähungen und dünnere Entleerungen hervor, «e
schleim* sich als zweckmässiger erweist. Bei der Krankenernährurig steht dierjtUxil
dete Hafergrütze den praeparirtcn, zum Thcil dextrinisirten Mehlen, dem Weibeiik
Knorr'schon Hafermehle entschieden nach. Erstcres bat Eiweiss 10,6. Kett 7, '
71 pCt.. letzteres 11,2— ß, 7 — 70; ähnliche Zusammensetzung hat das o > - fii
meal und andere derartige, neu auf den Markt gebrachte Praep.irate. 7
suppe nimmt man 30 g Mehl auf etwa '/a Liter Wasser, setzt etwas K.
Butter zu, eventuell noch et^as fein gestossene Mandeln und lässt gut aoikod»
Suppen, ein Teller davon enthält 5 g Eiweiss, 85 g lösliche Kohlehydrate. 5 ([ Fsfl)
Salze, eignen sich insbesondere für Kranke, deren Digestionsvermögen stark djiroi«'
deren Verdauungstract sehr reizbar ist, namentlich für acut Fiebernde mit
Damikatarrh, PeritonitLs, Perityphlitis, Dysenterie und Abdominaltyphus. Duti
Milch, 1 Th. auf 3—1 Th. Suppe, wird der Nährstoffgehalt noch gesteigert. Eia '
und nahrhaftes Prneparat ist der Kasseler Hafer-Cacao mit Eiweiss 22 {d.ivon i
Fett 19, lösliche Kohlehydrate (Stärkemehl, Dextrin, Zucker) 89, Asche S pCt
■TSE
■rO|i<*n*«.
HllgeillB Lam. (sjrii. Braxer» Kunth). Pll«nieng»ltung tos di<r Fam. der Ro>i<-
mit nur einer den Gebirgen Abysvinienä eigenen, in 3000 — KOOO Fiuts Hohe sich 1
Wild. (Brayera antlielminthiea Kth.) Kin bis 'iO m boeli werdender Bitutn f
haarten Zweiten, bis Ober bundlan|j:en uniiaarig Keflederlen, tottig sriV^ -'"
CBClien erinnernden BUttcrn mit kleinen, rundlichen Zwischenfiedern ui
bildenden NebenblHUeni. Die 4- oder DzUhligen kleinen BlUtlien sind ru
dichten Kisven rerrinifrt. Nnr die weiblidlen BlUthcn sind mediciniach ii\- Am h'. LjuintlileMR, Fl^f**
OuK»o T. Brayerae. Ku^.tiiTdUtlien, nfficinell. Sie sind nach dem Abblnhen Ton a-wnl yrvMaA I
Torblftttern unter dem ebenso entwickelten, bleibenden Kelch KO^tllllt. Tun den hnitUa »«4iai
UlUern wird meiit nur «ine« ta einem eiasamigfn, knn geaehnllbelten Xnssehen.
X
Hall; in den Vorbergen der oberösterrcichischon .Vlpen 37fi m hoch gel?|:«nc9
rachrereu jod- und bromhaltigen, innerlich und äusserlich. besonders hf'x -"er. f>i!.n<-.
KochsalzqucUen. Die Tassiloquelle, früher llallcr Krnpfwasser geti.i
natrium, 0,243 Chlor-, 0,058 llrora-, 0,043 Jodmagnesium. 0,4 f'hlor
Soolbädcr gleichen Namens giebt es in Tirol, 559 m hoch, mit -
Württemberg, 301 m hoch. Die Quelle des letzteren Bades enthält n-
doch kommt auch 27procentige Soole au» dem Salzbergwerk Wilhelmsglücit
IIITj
llallnclnatloneii. Das Wort „Hallucinari", aus dem der .\usdruck Hallucin«tion
wird gewöhnlich mit dXüia, 1. «unslät sein, in heftiger fiemüthsaufregntiL- ~~^"
2. „iinstät umhergehen'' (avoir Tesprit egariS, Littre) in Zusammenhang j; ^J
wahrscheinlicher, dass es von liXa^if^tiv, ululari herkommt, welches onom.. . , - äJ**l
Heulen und Krächzen der Eulen gebildet ist. Wahrscheinlich liiess das Wart
alucinari, sich verhalten wie die Vögel in der Nacht, schreien und heuleiu
Unter llallucinationen versteht man Sinncswahrnchmungen, welche auftnt
ein äusseres Object vorhanden ist, welches dieselben hervorruft. Man unt
Hallucinationen die Illusionen, welche ein vorbandenoa äusseres Objeot ia
iHllucinaliuiiPii
— 52« —
Ualliu-iiiatiuiit.Mil
lir&udelu, und die Visiooeo, bei welohua eine Vorstellung so lebbolt wird, dass das derselben
IcuUprocheDde Siunesbild waiirgeuommen wird. Die Trennung in drei Gruppen hat praktisch
Inur eine bescbränlcte Kedcututig, da sich hier besonders in einzelnen Sinnen ilallucinationen
■und Illusionen schwer oder gar nicht trennen lassen. Von den Theorien zur Erklärung des
IXuslandekommens der Hallucinationcn ist /.ur Zeit die scnsoriell-psychische am meisten
iarccptirt. Der Reiz, welcher zu ihrer Knlstcbung Veranlassung giebt, wirkt in erster Reihe
kuf das seusorische Ceotrum; ohne die weitere Mitbetbeiligung der a.s30ciativeu Vorgänge, des
p)5>'ehisebcn Processes, kaun es aber zu keiner wahren Hallucination kommen. Uallucinationeo
liönncn in allen Sinnen stattfinden.
ft Im Gesichtssinn erscheinen sie als Feuersäulen, feurige Räder, Menschen- oder Tbier-
kestalten (Zoopsie), auch als ganze Aufzüge, Maskoraden, Vorführung von Laterna-magica-
iBildem. Diese llallucinationen sind zuweilen ruhend, unbeweglich, zuweilen jedoch, wenn
hugleicb Hallucinationcn im Muskelgefühl des motorisrben Augeuapparats vorhanden sind, sich
|1)ewcgnnd, sich entfernend oder sich nähernd, sich vergrössernd oder verkleinernd. Die
Ulallucinationen im Gebörssinn können ebenfalls elementarer (Hören einzelner Töne, Knallen,
IWasserrnuschen) oder zusammengesetzter Natur sein, letztere, welche zuweilen laut, öfter
iBüstemd empfunden werden, meist als „Stimmen" von einer, von mehreren oder von
■einem ganzen Haufen von Personen bezeichnet. Hallucinationen im Geruchs- und Ge-
Hchmackssinn sind in der Regel unangenehmer Natur, wie Ijeichengeruch, bitterer und aas-
P>after Geschmack. .Selten sind es angenehme Geruchs- und Gcschmackswahmehmungou von
mosenöl. Patchouli, , himmlische .^üssigkeiteu".
1 Hallucinationcn eim Gebiete des Hautgefübls werden als Berührungs-, Druck- und Tem-
I peraturwahrnchmuDgen unterschieden. Gefühl von Ameisenlaufen, Spinncnkriecbeu, um-
Lschlicsseuden Bändern, drückenden Fesseln, Brenneisen oder kaltem Schwamm auf der Haut
Imögen als Beispiele angeführt werden. Die Hallucinationcn im Muskcigefühl wurden, so-
fareit sie den Augenmuskelapparat betreffen, schon erwähnt. Sie kommen ausserdem als Uallu-
kinationen im motorischen Sprechapparat vor und rufen dann bei dem Kranken die
ETäuschung hervor, als ob es in ihm spräche, zu unterscheiden von jener inneren Stimme,
nrcicbe lediglich eine Bezeichnung für eine lebhafte Vorstellung ist. Verbindet sich damit
kiue krankhafte Erregung des corticalen Hörapparats, so kommt es zu dem Hören der eigenen
■Gedanken, welche die Kranken von Anderen laut gesprochen wähnen (Kcho der Gedanken).
B)ie Hallucinationen im Muskelgefühl des locomotorischcn .\pparats verbinden sich häulig mit
kolchen in den T:istgcfühlen der Haut, der Gelenkfläehen, der Sehnen und können passend als
ttiuacsthetische Hallucinationen bezeichnet werden. Die Kranken glauben zu schwanken,
bchweben, fliegen, in die Höhe gezogen oder in di'^ Tiefe gesenkt zu werden u. s. w.
■ Die Hallucinationen in den Organgefühlen lassen den Kranken allerhand objeotiv
picht nachweisbare Veränderungen in inneren Organen fühlen. In schweren Fällen kommt es
kl dpn mit entsprechenden Hnllucinatinnen verbundenen Wahnvorstellungen, dass sich der
Kranke in einen Wolf (Lykanthropie). in einen Hund (Kjrnanthropie) verwandelt sieht. Häulig
Pkind Hallucinationen im Sexualapparat: Empfindungen des Beischlafes, als ob der Samen ab-
' gezogen würde, Schrumpfung der Hoden, Einziehung und Verkürzung des Penis u. s. w.
Im Gesichts- und Gehörssinn, zuweilen auch im Tastsinn, werden auch einseitige
Hallucinationen beobachtet. Der Patient hallucinirt überhaupt nur auf einer Seite oder er hat
zwar auf beiden Seiten ballucinatorische Wahrnehmungen, jedoch auf jeder Seite verschiedene.
Bestehen nachweislich Hallucinationen, so ist die Frage, welchem Zustmde sie ihre Ent-
stehung verdanken, da hiervon in erster Reihe das therapeutische Eingreifen abhängt.
Hallucinationen kommen vor, abgesehen von den Hallucinationen des Traumes, 1. bei
eistesgesunden Mensehen im wachen Zustande, dann ,ibcr nur vereinzelt, schnell vorübor-
Kehend und in der Regel nur im Gesichtssinn (Hallucinationen Lutber's, Spinoza's,
|Göthe's u. s. w.). Häufiger werden sie in dem Debergang vom W'arhen zum Schlafen be-
obachtet {bypnagogische llallucinationen), sowohl im Gesieht, wie seltener im Gehör, zuweilen
Itueh im Berübrungsgcfühl, Geschmack und Geruch. Sie sind meist rudimentärer Natur; 2. bei
k fieberhaften Krankheiten, in der Regel mit starker Benommenheit verbunden (Fieberdelirium),
ttöd nach Ablauf des Fiebers bei sehr geschwächten Individuen; 3. in der Einzelhaft, im
dunklen Zimmer (nach .Augenoperationen), bei Schiffbrüchigen, in der Wüste; 4. bei gewisjieu
lotoxicationen. Hallucinationen besonders des Gesichts, Gehörs und Gefühls kommen vor bei
Alkoholismus, Morphinismus, Cbloralismus, Cocainismus (Empfindung von Fremdkörpern unter
Mcr Haut). Hascbischintoxication, ferner bei acuter Belladonna-, Stramonium-, Hyoscyamus-,
teanUminvergiftung: 5. bei Epilepsie, besonders im prae- und postepileptischen Zustand, bei
Ifiyäteric unter den verschiedensten Bedingungen, bei Somnambulismus, im hypnotischen Zu-
ntando; 6. bei Herderkrankuugen des Hirns, speciell des Hinterbauptlappena (Hallucinationen
Ides (ivsichts). des Schläfenlappens (Hallucinationen des Gehörs) u. a. Hier werden die llallu-
leinationen häufig, besonders in frühen Stadien, als Täuschungen empfunden; 7. bei fast allen
Psychosen, entweder während der ganzen Dauer der Geisteskrankheit oder vorübergehend. Die
Hiiufigkeit, mit welcher sie bei den verschiedenen Psychosen auftreten, ist sehr verschieden:
keim Delirium hallucinatorium beherrschen sie das Kronkheit.sbild, bei der Paranoia halloci-
katoria stehen sie in besonderer Beziehung zu den Wahnvorstellungen, seltener sind sie bei
\0, Liebraieh, Eue^klopacdie. II. Band.
3i
[Hnlliu'inationen
(lerMauie; abgesehen vou den Organgefühlshalluoinationen fehlen sie bei der DemcatU
Sie Icommen in der Regel nicht oder nur Toriibergeh'ind beim Idiotismus tot: »bgvbliirt a
den verschiedensten erworbenen geistigen Schwächozuständcn.
Die Therapie der Hallucinntionen hat in erster Reihe die Moauto ■
berücksichtigen. Einzelhaft ist bei Eintritt von Sinnestäuschungen <ii. DusittUa!
nach Augenoperationen zu mindern, Intoxicationeii sind cntsprecbeod z.u bi
gilt von den Hallucinationen bei Epileptikern und Hysterischen, bei »eichen
indicatiooeo für das therapeutische Eingreifen geben. Bei all diesen verschicUcou. A."Ui
ist als Grundsatz aufzustellen, dass der Versuch, dem Kranken die Nichtexisteni der Trugs
stalten irgendwie bewei.sen zu wollen, zu venneidcn ist. Er wird nie. so lang« die KnsU«:
besteht, zu einer Ueberzeugung des Patienten führen: seine hallucinirtrn .Sinoestnteati-
mungcn haben für ihn dieselbe objective Bedeutung, wie die Sinne cm W 4b
Gesunden, und er wird auch dem sichersten mathematischen Nach»' iMMttmA
täuscht, nicht verlegen sein mit (iriinden, weshalb nur er die Dinge w.-vJirDuuri' 'r,»»»n-
heit .\uderen entgeht. „Früher hörte ich auch nur so wie Sie, jetzt höre ioli .Vnj
Sie behaupten, dass jene „Stimme" nicht ciistirt, welche ich höre, Sie aber nicin. »o nttaaf^
ich, dass auch die Stimme, mit welcher Sie zu mir sprechen, nicht vorhanden ist, beide haba
für mich die gleiche Objectivität." Die überzeugende Macht, welche den Kranken an iß« <■*-
jectivität der Sinnestäuschungen glauben lä.sst, beruht ebenso wie der zwingende Etnfla**. %r!r
eben sie auf sein Handeln ausüben, darauf, dnss die Ilallucioationen nicht als ein is«4s1a
psychisches Ilerdsymptom zu betmchten sind, sondern nur als die TfaeilerscbeinUDg tiiKiTer-
fälsehung des .Scibsthewus.stseins, d. h. einer psychischen Krankheit.
Wenn man dem Kranken auch sagen soll, d.iss seine Wahmehrauagen T«B<idiu«f.
Krankheitsproducte sind, so darf man ihn nicht quälen, dadurch erregen, vielleiefat aiteii fir
die Zukunft misstrauisch machen und zur Zurückhaltung und Dissimulation scinpr kntk-
haften Empfindungen veranlassen, wodurch die Behandlung der Krankheit or^ofiwrtt wird
Bei allen Hallucinationen ist die genaue Untersuchung des peripher; ;.p«ntl
in welchem die Hallucinationen sich äussern, erforderlich. Der periphc; -iri im-
zweifelhaft, und dies gilt besonders vom Seh- und Hörapp.irat, bei vorhaii'!
der grauen Rinde Veranlassung zum Entstehen von Siunestäuschungcn in <:■
Apparate geben. Besonders gilt dies nach den bisherigen Erfahrungen für die eioadncn
BallucinatioDcu. Entfernung von Ohrpfröpfen, von Cerumen, Bchandbmg einer bestefaeowa
lititis media, der Linsen- und Gla.«körpertrübungen, einer Retinitis u. s. w. sind nach ditfO
Richtung hin zu empfehlen. Auch bei Hnllucinationen des Organgefühls soll ein in de» t«-
treffenden Organen wirklich bestehender krankhafter Zustand nicht ausser Acht geÜMM
werden. Eine Fhiraosis, abnorme Ijagcningen des Uterus können entsprechende Behäadlnai
erfordern, wogegen vor den eingreifenden Operationen, in welchen eine gewisse Riebtao^ fcr
Gynaekologie sich gefällt, und deren Indicationcn nicht in der thatsächlich scbvrrm tt-
krankung des Genitalapparates, sondern in dem auf den geistigen Zustand zu ei WMtwto
günstigen Einfluss gestellt werden, .-luf das Entschiedenste zu warnen ist. Eine grosse BfAr)
symptomatischer Mittel sind gegen Hallucinationen empfohlen worden. Viel dvi ■•»
von der Wirkung derselben nicht erwarten. Brompraep.Trnte, Arsenik, Belladonna h*b«a ttm4
einen deutlich erkennbaren Einfluss auf Hallucinationen cben.sowenig. wie Opium, TTMChMlfc.
örtliche Blutentleerungcn und Moxen. Wenn nach einzelneu dieser Mittel ein gewiaaer Ibi^
lass der Hallucinationen eintritt, so wird man die Wirkung derselben nicht ' ''
gegen die Hallucinationen gerichtete, sondern als eine allgemein das Ncrvens;.
auch die Hallucinationen beruhigende .aufzufassen haben. Auch von der
ElektricitHt. wie sie specicil bei Gebörshallucinationen mit Durchleitung '
Stromes durch den Kopf empfohlen worden ist, konnte eine günstige Wirkung im in ir^i^nKu
werden. Versuchen kann man bei starken Gehörsbai lucioationen das Extractum Stramonü 0,1
früh und Abends mit steigender Dosis.
Die Frage, ob ein hallucinirender Kranker im Hause behandelt werden kann oder etiio
Anstalt überwiesen werden musn, richtet sich in erster Reihe nach der »u Grunde liegra4cB
Krankheit. Bei (leberhaften Krankheiten, bei denen der Kranke im Bett zu halten, bei ft-
wlssen .schnell voriibergehcnden Intoxicationszuständen. auch bei den meist kurz danerad
prae- und postcpileptiscben und den hysterischen Hallucinationen wird ersteres oft mögUd
sein. Die Hallucinationen bei .Mkoholisten, spcciell im Alkoholdeliritim, erfordern, braond
wegen des in der Regel aggressiven und gefährlichen Charakters derartiger Kranker, f««t
die Aufnahme in eine An.stnit. Geisteskranke, welche unter dem Einfluss li'M.ufH
Halhieinationcn stehen, sollten nie der Bewachung in einer gescl
.Anstalt entbehren. Die zwingende Gewalt, mit welcher Hallucinationen oft g.ii
zu gewaltthätigen Handlungen gegen die eigene oder fremde Personen führen, ini^
immer als ein W.igniss erscheinen lassen, derartige Kranke in der Freiheit oder auch. ■:
genannten offenen Anstalten zu la-ssen. Nur da, wo die Hallucinationen bereit."; i- I .-.
geistigen Schwächezustande» abgeblasst sind, oder wo sie als harmlos he;,, p liu. ; -
können, wird man eine Behandlung .lusserhalb einer geschlossenen .\nstall riskircn k-
ohne aber auch hier Aufsicht und Bewachung auüser Acht zu Lvisen. „_„.
■tHftlsIlstoIn
- sai
HamAinftliB]
N
alsflgtcln, Luftfistelu. Am Ual^o kommen congeiiitale, mediaa uder laioral gelegene Fistclu
als Iknimungsmissbildungen vor, wenn der Verschluss der embr>'onaleD Kiemengäugo nicht
zu Stande gekommen ist. Sie lassen sich meist durch die Haut als harter Strang fühlen und
stellen sehr enge Canäle dar, deren Inneres mit mehr oder weniger sccernirender Schleimhaut
ausgekleidet ist. Viele endigen blind, fandere communiciren mit der Rachenböhle oder eiocm
anderen Halsorgan. Grössere Beschwerden treten eigentlich nur bei Sccrct^'erhaltungcD und
phlegmonösen Vrocesscn auf, gegen welche chirurgisch vorzugihcii ist. Die Exstirpation der
Fistel kann grosse Schwierigkeiten machen und ist nur bei kürzern Fisteln sicher. Die
Kauterisation mit ätzenden Flüssigkeiten kann gcrährlioh werden, weil dos Causticum in das
commuuicirende llalsorgan gelangen kann.
Die erworbenen Fisteln entstehen im Anschluss an entzündliche Processc und nach Ver-
letzungen. Im ersteren Falle handelt es sich meist um eine auf Typhus oder Tubcrculose
zurückzuführende I'erichondritis, oder aber um krebsige oder sarkomatöse Ulcerationen.
In beiden Fällen ist in der Regel der Kehlkopf, sehr selten die Trachea betroffen. Die Be-
handlung der Luftlisteln hat sich vor Allem gegen das Grundleidon zu richten. Bei Ge-
schwulstbilduogcn kommt begreiflicher Weise nur die Kehlkopfexstirpation in Frage. Unter
den Verletzungen, welche zum Entstehen von LuftlLsteln führen können, sind in erster
Linie Schnittverletzungen zu nennen, Schussverletzungcn treten als aetiologisches Moment
denselben gegenüber weit in den Hintergrund. Zur Entstehung einer Fistel sind immer
ganz besondere Bedingungen nothwendig. .'^o kann es nach Tracheotomien in Folge von
Nekrose der Ränder der Tracheotomiewunde, z. B. bei Diphtherie, zu einer Fistclbildung
kommen. Denselben Effect haben anders entstandene Dcfecte der Luftröhre oder des Kehl-
kopfes, wenn die Ränder der äusseren Haut nach einwärts rollen und mit der Schleimhaut
verwachsen. Zuweilen ist auch ein zu langes Tragen der Canüle verantwortlich zu machen.
Meistens sind die Luftlisteln aber auf Stenosen der oberhalb der Fisteln gelegenen Athmungs-
wege zurückzuführen. Alle diese Fisteln können erst dann zur Heilung gebracht werden,
wenn die Stenosen durch Bougiren oder auf operativem Wege beseitigt sind. Die Grösse der
Luftlisteln ist sehr verschieden ; es kommen ganz feine Oeffnungen vor und solche, welche
mit Leichtigkeit einen Finger eindringen lassen. Die Stimmbildung ist durch die Fistelbildung
meist sehr beeinträchtigt. Besteht oberhalb der Fistel eine Stenose, so ist auch die .Athmung
erschwert; der Respirationsstrom geht fast allein durch die Fistel, und wird letztere zuge-
halten, so tritt Erstickungsgefahr auf. Derartige Fisteln müssen daher durch Canülen dauernd
oflfen gehalten werden. Bei einem I'atlenten mit einer Luftfistcl hat man sich zuerst zu über-
zeugen, ob die Athmungswegc oberhalb der Fistel frei sind. Ist die Athmnng behindert, so
ist zuerst der Grund der behinderten Athmuug festzustellen und das Athmungshindeniiss zu
bebandeln. Patienten, welche lange Zeit hindurch eine Trachealcanüle getragen haben, dürfen
die erste Zeit nach Entfernung der Canüle nie ohne sachverständige Aufsicht sein. Häutig
genug geht die .\thmung nach Entfernung der Canulc zunächst ganz glatt vor sich, und
plötzlich treten Erstickungsanfälle auf. Sind die oberhalb der Fistel gelegenen Athmungs-
wege frei, so kann der definitive Verschluss der Luftlistel vorgenommen werden. Kleine Fisteln
werden zuweilen durch Kauterisiren zur Heilung gebracht; eventuell zieht man die Dieffen-
bach'sche Schnürnaht zu Hülfe. Sicherer ist die .Vnfrischung und Naht der Fistelränder.
Bei grösseren Fisteln ist eine plastische Operation (Bronchoplastik) nothwendig, für welche
verschiedene Methoden empfohlen sind (Dieffenbach, Ried, Jacobson- Petersburg).
KIKCHHOFP.
[ftn8MMidftC6ft6y PflanzenfamiUe uua iler Or'lnun^ ilpr Ski ifraffi nii«, ncuordini^N wohl t;uu der Familie der
Sftx if rssikoeao einverleiht o<lpr mit Einsotilus« der BttUAmtflaae (sju. Li<|aidiimb«ro«e) Als Familie der
B ue kla n d jeae aafiferasijt. Umfo-sst Bttome und Htrftneher mit piDfaebon, 4ommer- oder JramerKrBnen BUttern
and arittfiifehnlichetl, meist Icnpfchenartig ^ehUurten BlQthen. Der Fniehtknoten aweifScherig, lu einer holzigen, wand-
oder faebapaliigeo Kapsel werdend. Die etwa 50 Arten der Familie auf da« wimere Asien, Südafrika und Nord-
amerika besehrinkt. Hierher: Hamamoli.«'. Liquidamhar*, Bueklandto a. a.
M.
lUlIAinßllS Str. Typische Gattung der Hamameliducoae'. ansKezeichnet durch die einüawigen FraehtfUober de«
sweimeherlRen Orars. H. virginica L.. bei unit bin und wieder angepflaniter nordamerikanischer Zierstrauch,
aueb in Asien und Afrika weit verbreitet vorkommend, mit sommergrUnen Bl&ttern, an UaaelstrAoehor erinnernd.
BlHthon gelb, gokn&uelt. Liefert Folia et Cortox Hamamelidis. U.
H.iniaDielis virginica, Witchhazel, Hazelnut, Winterbloom, Zauber-
strauch, besitzt kurzgesticite ovale oder verkehrt eifiirmigt', am (iiiiiide buchtig
oder .-«chwai'li hcrzrörmig gezähnte, fa-st gLittc Blatter von cigenthüiiilicheai Geruch
und schwach bitterem .idstringirenden Geschmack. Blätter wie Riiitle zeichnen sieh
durch starken Tanaingehnlt, S — lOpCt., aus und führen ausserdem einen Bitterstoff,
sowie ein srh.irfes, flüchtiges Oel. Hamiimelis gilt in Amerika als ein energische-s
-Mittel, utn Gefässverengerung herbeizuführen. Nach Guy verdankt sie diese Fähig-
keit allfin ihrem starken Taniiingehalt. Es ist jedoch walirscheinlich, dass noch
andere Stnife an iUt Wirkung betheiligt sind, da sie in grössiTfii Dosen (24 Tropfen
«h-rTinctur pro dir) nervü.se. Störungen, bestehend in Gliederscliwache, kaltem Schwei.ss,
[HamaineÜH
Ö32
Neiguug zu Olimiiacht, HfrzklapA'ii, IrrogularitHt des Pulsos, FormicaUuiK.M. m>^
und SehstCiniiigon, hervornifen kann.
Die Verwendung der Hamamelis :ils Volksmittel ist alt. Dif '"
w(Miden sie mit Vorliebe bei Blutungen nach Abort an. Ar/neili' ■
findet sie bei Blutungen jecier rroveiiienz, bei entzündlichen Affecüt'i
Pbmngitis, Laryngitis, Angina, ferner bei Menstruationsanorualipu. '
.'ichliesslicU bei zahlreiche« Hautaffectionen. I>och ist die \Virkiingi»8jih»Br
lieh einzuschränken (Dujardin-Beaumetz). Erfolg verspricht sie nur !■»-. H>^
rhoTilen, Varicoeele, Kiiididymitis und Affectionen des Lar>-nx und Pb
ihrer Nebenwirkungen i.st ihre Anwendung auch contra'indicirt bei An* ..,,■
und Aortenfehlern (Campardon). Dosis im Decoet, 20 : 200, 28tändUch«'hi
Extractum Hnmamelidis fluidura, Pb. U. S.: Dosis 4 — 8,0 in .'^irup
Extractum llaiiiamelidis spiri tuosum: 0,1:2,0 — 5,0 zu .SuppoRti
TiDctura Ilamamelidis c cortice: zu Salben 1 -. 10 Laooliu.
Tinctura Ilamamelidis e foliis: 5 — 10 Tropfen 3naal täglich.
Hazeliue, Pond's Extract: das Destillat aus Blättern, Zweigen und
klare Flüssigkeit, etwas adstringirend schmeckend. Anwendung %it
drogc als Ilaemostatipum uud Antipblogisticum, auch bei Üjrseiitehe.
zu Umschiägeu mit Wa.sser u, inuerlich 2,0 4stüudlich.
Hamamclin oder Haioamelidin: das trockene gepulverte Eztr»ct ni
Pillen, äusserlich 0,05 : 2,0—5.0 Oleum Cacao.
Hftmiliain ist pino Hnbiscbe Beioielinung für wkime QoaUpa. Vun den B&dvoHen. den»« <lmlW I
fifUm crwxhut in Alj^ior Hjitoniftni R'lrhk, Provinz Alfter. 600 m hoch, mit 2)> — 6&* «»r««« I
pinem prdig-mariatisrlipn EtscnsUuerliuf:. .Siison das ^ftnto Jahr hindnirh, HAmmam M*loa«t
ai>'> w>mipri. etwa SK.n Kuch»lE pnthaltpndcn Tliermpu, Hamnism Moskutin mit Vi—'Jt>' v*n
a](«n Rnnicf Aquao Tibilttianan ^pnanaten ThprniPD aud Et Hamin& mit 32^ «amwn Ria
ProTini; ConKtautino, tiammaro-bou Hadjar in der Provinx Oran mit Tbermcn bis aa 47^. 1«
Ijir mit 47" warnten Qnpllpn an Fuase du Daebp1)l-bn-Kornin. Hainmsm de Osbes, Baamaa*"
HapIopappaS Endl. POantcncaltunn; au« der Famillp dpr Co mppsi t a e '. H. B af lali a*a C. OK I
iiioa Ilaviabupn Haill). pin Strauch Cbilcs. dpssen spliwach itprarr.bt(>r. tstjmr. lioll<|«r f
Substanz ausrtcbwltit. Pic »pal^iromiif^en. l«deri|(pn. gpithntcn Butler sind litebrig.
Ilapl^pappur Baylabnen II. Bn. scu Hy.^ te ri on ica Baylabaen Rcuit, br^ilil I«
laclcartig ttbonogpnp. spatplfffrmigp, gpxlhnt<> Blatter, in wplebcn «ich pin t>cli«arzlicbjrr1lD««, «
Hart, aethoriscbes Oel von dem Gpruob der Pflanze. Fntt, Waeba, organische Saoreo. T«A*tn, flt|
Eiweiüsstofre uacbweiRpn latuion.
Daa glpicb^eitif« Vortforotncn Ton drei wirlcaanien Stoffen; aetbeiisebem Opt. ITant und
■ atf
i>M
flroge zu einem werttivollen Ueitmittel bei BolciliD]iruDtr Ton Lungen*. Bl
ehroni(.cbpr Bronehiti« nimmt nach dorn öebraueli 'ier Tinotur die Menge >\t»v ^
IDülicb und gerueb)of< wird ^Baill6>. Im Infus ixt Haplupappns ein TorxQglic))-
I>arm, velcbeF bei acuter und chrenitiober Dysenterie, ('holera uostraa, der [linril.
Wismuth und Opium Überlegen zeigt. Sebr swecltmltäsig liann das Infns mit der V
und Qnecksilborpracparaten verbunden werden ; man kann auf diese Weise die i.
aartretenden Diarrboeu mit Sieberbeit vermeiden. Auch als leichtes Reizmittel bei
sieb, nur sind hier Pillen aus dem Extract xn vermeiden, da diese Kardialpe erx' ' i^ 1
tfrin ohne Nieronreixung ausgescbieden wird, ist dos Infus nicht ohne Nutzen bei i_T'tm, &m '
saure Reaclion au und TPrlierl den unangenehmen Gernch. In Chile wird die Droj^ aaok «i« 1
Hiisserlich ata ein Verbandmittel, welche» schnelle Yemarhnng berbeiHlhrt, Reaeti\tst. (twäa
'J(l-;tO Tropfen täglich, als Infus I : 150 zweistOndlieh ein EsalOffel. ata FInidextraet 03—0,4
t.
H aplOSteniOIlM liann man alle diejenigen Pflanzen nennen, deren Blüthen typisch nur aiBn «akrta
IdnUkieis »lalt des im Onindplan der meisten Blllthen liegenden, ans zwei Staubl>tatUr<M«a |«MkM<
eeuni* aufweisen; liip lust e m oo es und Obd i pl os te mones'. Systematiscil untersebaidel saa !■ ^
olasso der Sympi'talae* als H. die 0 Ordnungen der Tubiflorae*. L abi »I i riora«*, Oaal•«tM^
panulinae*. Itubiinae* uud Aggregatae*.
Harkany, Sehwefellbenne im Sddweeteu Ungarns im Comitate Baranya, UO m lioeb gegwa X«r4Fa
legen. Das üi.'J" warme Wasser enthllt II.S Natriumsulfat, n.016 organische Substani. «41 «■ ~
es wird getrunken und xa BIdem benut.xt. Saison Mai bis September.
Harn. Physikalische Eigenschaften. Der normale menscblichc Harn Ist tmA
eine hellgelbe bis riithlicbgelbe, klare, schwach sauer reagirende. et«.» bi'
schmeckende, bouillonartig riechende Flüssigkeit. Spcc. Gew. 1005 — 1030. Tfmi:rnia
Die bei der alkalischen Rcaction des Blutes auffallende saure Re.T S
klärt sich durch die Bildung saurer .Salze im Blute, aus denen die Sätjxt ; iJ
(Maly uud Kunebcrg): sie ist nicht durch .'^äuren, sondern durch saun; :^Ik,
saure Phosphate bedingt. Der Säuregrad ist abhängig von Ernährung und Stöffri
gesteigert durch Einfuhr von anorganischen Säuren und Ammoni:i'
von Eiweiss, dessen Schwefel zu Schwefelsäure oxydirt wird. Wcnii, .*'
schwach alkalisch wird der Uarn nach dem (ienuss von kaustischen, kohletisautctt a^
larn
Harn]
I
sauren Alkalien, organischen Säuren wie ritrouensäure * und Essigsäure*, demnach auch nach
Pflanzenkost, auch bei animalischer Diact in den ersten Stunden der Verdauung in Folge der
.Säurcbilduug im Magen. Der Harn wird meist klar, zuweilen durch suspendirte kohlensaure
Erden, Phosphate, oxalsaurc Salze trübe entleert. Die Farbe ist abhangig von seiner Con-
ccntration, je wasserreicher, um so heller ist er. Ein heller Harn mit hohem spfcifischem Ge-
wichte deutet auf fremde Bestandtheile, besonders auf Zucker hin, nur der alkalische Harn
ist stets, selbst concentrirt, hellgelb. Gallenfnrbstoff macht den Harn gelbbraun bis dunkelbraun,
Melanin braun bis schwarz, Blutlarbstotr hcUroth bis duukelroth oder schwarz, Fettbeimengung
milchig-trübo, Karbolvergiftung duokelbrilunlich, Methylenblau grünlich. Bei Alkaptonurie*
wird der hell entleerte Harn tiefbraun bis schwarz. Der Fieberharn ist auffallend dunkelgelb-
roth bis roth. gering, concentrirt, stark sauer und lässt nach der Entleerung das ziegelmehl-
farbigc Sedimcutum latericium ausfallen. Aus dem specilischen Gewicht kann man annähernd
die festen Stoffe in Grammen bestimmen, wenn man die zweite und dritte Decimalstelle mit
2,83 multiplicirt (Iläser). Die Menge ist für '24 Stunden 1500— 1700 ccni, unterliegt jedoch
starken Schwankungen. Sie wird gesteigert durch Erhöhung des Blutdrucks* und der
Strömungsgeschwindigkeit des Blutes, auch durch directe Reizung des Kicrenepithels, wie es
viele Diuretica* thun; vermindert bei vorwiegend stickstofffreier Nalirung, bei Entziehung
von .Nahrung und Getränken, bei starken Wasser- und Blutverlusten, bis zu einem Minimum
von 400 — 500 ccm. Klarer saurer Harn bildet nach einiger Zeit eine Nubecula, die aus
Epithelien der Uarnwege und aus Schleimkörperchen besteht, sowie Sedimente aus barnsauren
Alkalien, Harnsäure, mitunter oxalsaurem Kalk. Normaler alkalischer Harn scheidet an seiner
Oberfläche ein irisirendes Häutchen ab, aus phosphorsaurem Kalk mit Kristallen von
phosphorsaurer Amnioniakmagnesia; seine Sedimente bestehen vorwiegend aus Erdphns-
pbaten. Steigerung der Plornmenge mit niedrigem specitiscbem Gewicht findet sich bei
Diabetes* insipidus, mit hohem bei Diabetes* mellitus. Verminderung der Harnmenge
bei relativ niedrigem speciliscbcm Gewicht ist charakteristisch für Nierenerkrankungen.
Die Entleerung ammoniakalischcn Harns ist der Ausdruck einer Harnzersetzung schon in
den Harnwegen selbst, bei Pyelitis* und Cystitis*. Nach Einführung mancher Medicamente,
wie Safran, Cubeben, ('op,iivabalsam, ändert sich der Geruch des Harns. Terpentinöl verleiht
ihm Veilchengeruch, Spargel einen widerwärtigen; eigeothümlich aromatischen Acctongerucb
bietet diabetischer Harn häufig dar.
Chemische Zusammensetzung. Der Harn kann als eine wässerige Lösung einer
grossen Zahl anorganischer und organischer Stoffe betrachtet werden, vornehmlich von Kochsalz
und Harnstoff. Die gelüsten Substanzen betragen 3 — 4 pCt. Als normale Bestandtheile
scheidet ein erwachsener Mensch pro Tag ca. 60 g feste Stoffe mit dem Harn aus, Vj or-
ganische, Vs anorganische. Die überwiegende Menge erstercr ist Harnstoff; ausser ihm Alloxur-
körper, d. h. Harnsäure und Xanthiubasen, Harnfarbstoffe, aromatische Körper, und zwar
aromatische Aetherschwefelsäuren, besonders Phenol-, Kresol- und Indoxylschwefelsäure, aroma-
tische Oiysäuren (Oxyphenylessigsäure und Hydroparacumarsäurc), Hippursäure, Brenzkatechin,
auch Tyrosin, Oxalsäure, flüchtige Fettsäuren (.\meisen-, Essig-, Buttersäure etc.), schwefel-
haltige organische Verbindungen unbekannter Natur, ferner Enzyme, Pep.sin, Trj-psin, Diastase,
Nucleoalbumin und Mucin. Die anorganischen Stoffe sind Natrium und Kalium, gebunden an
Chlor und an l'hosphorsäure, Calcium und Magnesium meist als phosphorsaure Salze, .\nimoniak
mit Schwefelsäure gepaart, Spuren von Eisen, bis 14 pCt. auspumpbare Kohlensäure (Pllügcr).
Im Mittel betragen die wesentlichen Harnbestandtheile: Harnstoff 35 g, Harnsäure 0,75 g, Kochsalz
1C,5 g, Phosphorsäure 3,5 g, Schwefelsäure 2 g. Erdphosphate 1,2 g, Ammoniak 0,G5 g (J. Vogel).
Der wichtigste unter den organischen Bestandtheilen ist der Harnstoff (CON^H«),
das hauptsächliche Endproduct des Eiweissabbaues im Thierkörper und ein Moass für die
Grösse der Eiweisszersetzung. Von dem Gesammtstickstoffgebalt des Harns kommen auf den
Harnstoff 86 — 88 pCt. Je mehr Eiweiss eingeführt wird, um so grösser ist die Harnstoffausschei-
dung, im Hunger stellt sie sich auf 10 — 14 g pro die ein. Sie zeigt tägliche periodische
Schwankungen mit kleineren Erhebungen Morgens und Abends, von der Nahrung.'szufuhr ab-
hängig. Pathologisch steigt die Hamstoffausscbeidung, wenn der Eiweisszerfall gesteigert ist,
so nach Einwirkung von Phosphor, Arsen, Alkohol, bei Sauerstoffmangel, bei starker Muskel-
thätigkeit, bei allen fieberhaften Zuständen, bei Carcinose und Diabetes mellitus. Vermindert
ist die Uarnstoffbildung bei acuter gelber Leberatrophie. Die Allo\urkörpcr umfassen Harnsäure
und Xanthiubasen (Xanthin, Hypoxanthin, Hetcroxanthin, Paraxanthin). Sie sind Abkömmlinge
der phosphorhaltigen Kernciweissstoffe, der Nucleine. Die Harnsäure* wird pro die zu 0,5
bis 1,0 g im Mittel ausgeschieden und ist in ihrer Menge von der Ernährung abhängig. Das
Verhältniss von Harnsäure zu Harnstoff schwankt individuell in weiten Grenzen. Im Mittel
ist der liarnsäurestickstoff 1,5 pCt. des gcsammten Stickstoffs. Bei animalischer Kost steigt
sie bis zu 2 g und mehr. Bei Zufuhr von Milch sinkt sie. Zwischen CascTn und CaseVn-
praeparaten, Xanthinbasen und Harnsäure besteht ein festes Verhältniss nicht, es schwankt
.schon in der Norm zwischen 4:1 und 2:1. Auch die absolute Menge der Basen ist sehr
wechselnd; specicll nucIcVnreiehe Nahrung steigert sie, Alkoholzufuhr ebenso, auch Milch.
Die behauptete Vermehrung der Alloxurkörper bei Gicht und die einseitige Steigerung der
Xanthinbasen bei Nierenerkrankungen hat sieb nicht bestKtigt (Koliscb). Die aromatischen
fHam
Aetberschwefcisiiliren im Hnrn sind Producta der KiweissfSulniss im D.iria and vk^i
mit dem Harn, an Scliwcfelsäuru und Knli ^bundcn, aus/j^escbieden, Phenol (und Krowl. u
der Norm 0,017^0,051 g, jedoch weno die Eiweissläulniss im Darm oder sonst rrbrSliri «
steigt, bedeutend mehr, bis zu 0,63 g. Breazkatecbin, Oxypbeny lessijpiiur« aal
Hydroparacumarsäure sind nur in sehr geringer Quantität im Haru entbalteu, ln<i>>T.
schwefelsaure zu ca. 10 mg, pathologisch vermehrt bis zu 154 mg, bei kacbcIctiM-bc: Z;
ständen, multiplen Lymphomen, Carcinomeu der Unterleibsorgane, Hippurüäure bei FlM»thi«;
und Hunger nur zu vrenigen Centigrnmmen; sie steigt bei gemischter Kort und bri mchlidrs
Genuss von Uomiise und Obst bis zu '/'.• g. Kreatinin stammt beim Fleichfresscr au* iea
Kreiitin des Fleisches, wird zu 1 g pro die dem UarnstofT parallel ausgeschiedeo. oucti uatr
pathologischen Vorhältnissen. Von stickstofffreien organischen Korpern wird
säure zu ca. 30 mg pro die ausgeschieden. Sic entstammt der Nahrung. Sauersmf
Kuben, Kohl, Aepfel, Apfelsinen enthalten sie, oder sie wird im Körper auch im Hunger
Ob als selbstständigc Krankheit eine Üxaluric* anzuerkennen ist, ist zweifelhaft. Dte
tigen Fettsäuren stammen wnhtscheinlich aus dem Eiweiss und sind vermeh-' ' ■• '— :\
und Diabetes. Die normalen llarnfarbstoffe (^ind hauptsächlich das Urobi > iff). oa
Urochrom und Uromclanin (Thudichum) und ein besser als diese charakteri- ^M«tn
(Saillet). Urobiliu ist vermehrt im Stauungs- und Fieberharn, auch in ik* Utt*a
Oh im frisch entleerten Harn sich Urobilin als solches oder nur sein Cbromogen lii, , ..... infüefc,
da L'robilin erst nach Einwirkung des Sonnenlichts auftritt (Saillet). Endlich euthäll ia
normale Horu etwas Muciu* und Nucicoalbumin*, letzteres vermehrt bei tieberluLften Ertn»
kungcn (Pneumonie, Typhus, Pleuritis etc.). bei Leukaemic, bei Carcinom suraol in fpilera
."^tadien, bei Icterus aus verschiedenen Ursachen.
Von den Mineralbestandtheilcn des Uarns, die bei seiner Verbrenunng nitütk-
hlciben, enthält die .\sche au Säuren: .'^alzsäure, Salpetersäure, Schwefelsäure: an Btas:
Natrium. Kalium, Calcium, Magnesium. Eisen. Aui^serdem sind anorganische Bcstaadtbcüt:
.Ammoniak uud die Gase des Harns. Die anorganischen Uarubestandtheilu stammen au« i»-
geführtcn NährstolTeu und zerfallendem Körpermatcrial. Im Hunger ist letzteres di« tiavft
Quelle. Wird aschefreic. aber sonst ausreichende Nahrung gegeben, so erfolgt trritidna rat
Ausscheidung von anorganischen Stoffen im Harn, allerdings eine geringere .i! -il.-
fuhr. Dabei verarmt der Körper allmählich an Salzen, es treten Kraiikheitsci - . u ..
ähnlich denen bei vollkommener Nabrungsentziehung und schliesslich tritt der lud eiu i
einer Zeit, die der bei absolutem Hunger fast gleich ist. Die Salisäuri* ist
Natriumchlorid im Harn zu 10 — 15 g j>ro ilie enthalten, reichlicher bei p^natitt •
Salzgehalt der Nahrung, nur in Spuren bei salzfreier Nahrung und im Uu
da die Körpergewebe kein Chlornatrium enthalten, sondern nur die Kürpc
die ihren Bestand d.iran zu erhalten suchen. Die Chloride sind vermindert b«im
Brightii, bei allen Formen von Wassersucht und entzündlichen Exsudaten, d&s Knchs
in den Transsudaten bezw. Exsudaten zurückgehalten. Vermehrung der Chloride
wenn es zur Resorption der Flüssigkeitsansammlungen und zu gesteigcrtex Harnaiissrli
kommt. Die Chloridausscbeidung nimmt im Fieber erheblich ab und kann auf der Hohe iä
Fiebers fast ganz sistiren, selbst wenn Kochsalz in den Körper eingeführt wird. Die PI
pborsiiure wird zu 2 — 4,5 g pro die ausgeschieden; sie ist zu "j an Alkalien, tu ',', an
kaiischen Erden gebunden in Form saurer und neutraler Salze. Wird der H.nr-
alkalisch, so fallen die alkalischen Erden aus, da sie nur in sauren Medien
Sie stammt ,ius den phosphorsauren Salzen, sowie aus dem pbosphorhaltigen L.,«.. i.^:. .ic
rung (Nuclein, Lecithin. Protagon) und jenen in zerfallenden pbosphorhaltigen Gewcbsbcstaail-
Iheileu. Daher vermindert sie sich beim Hunger und im Fieber, sowie bei acuter grlW
Lebcratrophio, Iiobercirrhose, bei Nicrenerkrankungcn. Gesteigert ist sie bei Ost<<om.^Urv(.
Rachitis, Leukaemic. bei chronischen deformirendeu (ielenkerkrankungcn, beim Diabrtea mrlli-
tus. Die Schwefelsäure. 2 — 3 g pro die, cutstammt dem Schwcicl des oxydirten Nahronjv
und Körperciweisses und steht daher zum UarnstofT aiinähenid in dem bestimmten Vrrlr'.ltnii
1 : IC. Sie erscheint im Harn: an Alkalien gebunden als „praeformirte Schwrl
Verbindung mit Körpern der aromatiscbon Reihe als „gepaarte Schwefelsäure"
Menge der in den Krci.slauf übergehenden Phenole und also von der Intcii
faulniss abhängig, beide in der Norm. Diese Vermehrung der crpairtcn Scir.
bei Obstipation, bei Heus, bei Darreichung von Phenolen oder I' 'n auf.
Vergiftungen schwindet die praeformirte Schwefelsäure bis auf );■ gen oder
kommen. Trinkwasser und veget.tbilische Nohniogsmittel liefern im Hiun salpeterttaTt
Salze und Kieselsäure.
Von den Basen entstammen Natrium und Kalium sowohl der Nabruaft. wie urd
dem Körper selbst, und zwar Natrium den Körpersäfteu, Kalium den Gewebsbcsl&ndtbeil«*.
Calcium und Magnesium haben ihren Ursprung in der Nahrung, im OrKonismiu Mib«t
nur wenn Knochensubstauz eingcscbmulzen wird. Dos geschieht schon im Uuogvr. Dabei
nimmt, entsprechend der an Kalk reichen Zus.immensetzung der Knncheu. die AutsdkeidvM
des Kalks zu, die der Magnesia ab, Nod.iss mehr Kalk als Magnesia abgegeben wird, vikroM
in (Irr Norm das Umgekehrte der Fall ist. Bei animalischer Kost steigt, bei ve)(«tabiliMlNa|
Bei
[Hara
- 535 -
Uarnf
6'-
hiokt die Kalk- und Hagoesianusücheidung durch deti Harn. Im Mittel Verden auügescliiedKQ
pro die: 4,5 — 5 gNatriuin, 2,5—5 gKalium, 0,15 — 0,4 gMaguesia, 0,1—0,3 gKalk. Die Kalk-
ausfuhr ist bei Rachitis, Osteomalacic und schwerem Diabetes gesteigert, ebenso nach Einfuhr
TOD Milchsäure. Kalium wird in .illen fieberhaften Krankheiten in erhöhtem Maasse ausgeführt.
Eisen wird mit dem Harn zu 3—11 mg pro Liter ausgeführt, wahrscheinlich au die Ham-
farbstoffe gebunden; die Menge der Ammonsalze schwankt mit der Keaction: am meisten
enthält der saure, am wenigsten der alkalische Haru, im Mittel 0,7 g pro die. Ammoniak
dient zur Sättigung in den Körper eingeführter oder sich in ihm bildender unverbrennlicher
Säuren; je grösser die Menge der Säuren, um so grösser die des Ammoniaks. Daher wird
viel Ammoniak bei reiner Fleiscbnahruiig ausgeschieden, ferner im Diabetes, wo es auf 8 bis
13 g pro die steigen kann, im Fieber, auch bei Lebcralropbie und Cirrhosc.
Pathologische Bestaudtheile. Die im Harn auftretenden Eiweissstoffu sind
Serumalbumin, Serumglobulin, Albumosen, Pepton. Man unterscheidet danarh eine Albu-
minurie* im engeren Sinne, eine Älbumosuric*, eine Peptonurie*. Von Kohlehydraten sind
im Harn gefunden: Dextrose, Laevulose, Milchzucker im Harn von Wöchnerinnen,
luosit im normalen Harn nur nach reichlichem Wassertrinken, bei Diabetes insipidus, auch
bei Albuminurie, Dextrin bei Diabetikern, tbicrisches Gummi (Landwehr). Bei Gehalt
an Uallenfarbstoff ist der Harn auffallend durch seine gelbbraune bis braune Farbe und
die gelbe Farbe des Schaumes; die Nachweise sind die der Galle*. Bei Haemoglobinurie* ist
gelöster Blutfarbstoff, bei Haematurie* Blut im Harn vorhanden. Leucin* und Tyrosin*,
"paltungsproducte des Eiweisses bei Fäulniss, sind reichlich bei acuter gelber Leberatrophie
id acuter Phosphorvergiftung gefunden worden. Dom Tyrosln nahe steht die Oxymandcl-
8'äure. Cystin ist selten, gelegentlich bei acutem ficlenkrheumatismus. Bedeutung hat die
Cystinurie* nur wegen der Concreuientbildung. Fett. Lecithin, i'holesterin treten
hauptsächlich im Harn auf, wenn Chylurie* und Lipurie* bestehen, Fett altein ausserdem
bei Diabetikern, bei Schwangeren, bei Phosphorvergiftung, Aceton. Acetessigsäure,
Alkohol bei Diabetes, letztere beiden nur bei diesem, Aceton auch bei vielen tieberhafton
Erkrankungen, bei Magendnrmerkrankungen, bei Carcinose, bei Gesunden nach sehr reichlichem
und fast ausschliesslichem Fleischgcnuss. Ebenfalls bei Diabetes ist auch /9-Oiy buttersäure
im Harn gefunden worden. Schwefelwasserstoff stammt aus dem Darm bei abnormer
Communication zwischen Darm und Harnapparat oder durch Diffusion, wenn mit dem Darm
communicirende Abscesse der Blase nahe liegen. Häufiger entsteht er in der Blase selbst
durch bestimmte Mikroorganismen (Kosenheim und Gutzmann).
Harnsedimeute. Lässt man den Harn nach der Entleerung eine Zeit lang ruhig sieben,
so findet man oft einen Bodensatz im Gefässe, ein Sediment. Die dasselbe bildenden Bestand-
theile können im zur Entleerung kommenden Harn gelost gewesen sein und kommen durch
Aenderung seiner Temperatur oder Rc.action oder aus beiden Gründen zur Abscheidung, oder
sie waren als ungelöste Bestandtheile in feiner Vertheilung in ihm enthalten und senken sich
allmählich zu Boden. Letzterer Harn wird meist trübe entleert. Am besten entscheidet dar-
über, ob ein frischer Harn bereits ungelöste Bestindtbcile enthält, das Centritugiren desselben.
Zur näheren Bestimmung der Sedimente dient die mikroskopische und chemische Unter-
suchung, für viele genügt eine von beiden. Die Sedimente besteben aus chemischen nicht
organisirten Substanzen und aus orgaoisirten morpbotischen Bestandtheilen, erstere sind für
den saueren und alkalischen Harn verschiedener und ganz bestimmter Natur. Die nicht
organisirten Sedimente des sauren Harns besteben aus: Harnsäure, in Gestalt mehr
oder weniger gelb bis rolhbraun gefärbter Krj-stallc in Wetzstein-, Spindel-, Fassform, oft zu
Bündeln zusammenliegend; zuweilen rhombische oder sechsseitige Tafeln (unlöslich in Salz-
säure). Saure harnsaure Salze: Haufen äusserst kleiner, amorpher, mehr weniger gelb ge-
färbter Körnchen; beim Erwärmen sich lösend, auf Salzsäurezusatz in Harnsäure übergehend.
Oxalsaurer Kalk: Glänzende, durchsichtige, Quadratoktaeder: Briefcouvertform. Findet sich
meist nur in sehr schwach sauren Harnen, unlöslich in Essigsäure. Üft findet man alle
drei combinirt. Cystin: Farblose, reguläre sechsseitige Tafeln,' löslich in Salzsäure und
Ammoniak. Tyrosin: Grüubraune, kugelige Körnchen von strahlig krystalliuischer Structur,
löslich in Ammoniak und Salzsäure, aus erstereni durch Essigsäure als lange, büschelförmig ange-
ordnete Nadeln niederfallend. Das Sediment Tärbt sich beim Kochen mit Millon's Keagens
tiet roth. Hippursäurc: Prismatische Krystalle, löslich in heisscm Was.ser, beim Erkalten
auskrystallirend, in Alkalien und kohlensauren Alkalien löslich, in Säuren unlöslich. Als
Sediment sehr selten. Ebenso selten als Sediment ist Lcucin in Gestalt bräunlicher Kugeln.
Fett: Stark glänzende Kügelchen. mit Osmiumsäure sich schwärzend. In neutralem Harn
findet man ausser oxalsaurem Kalk und Fett auch phosphorsauren Kalk. Er ist ent-
weder amorph, oder stellt prismatische, keilHJrmige, in dicken Drusen bei einander liegende
Krystalle dar; unlöslich beim Erwärmen, leicht löslich in Essig- und Salzsäure. Im alkali-
schen Harn kommen ausser den ebengenannten im neutralen Harn zu findenden noch fol-
gende für ihn specifische krystallinische Substanzen vor. Phosphorsaure Ammoniak-
magnesia: „Sargdcckelkrj'stalle", leicht in Phosphorsäure löslich. Uarnsaures Ammo-
niak: Kugelige, mehr weniger dunkle, undurchsichtige, mit Spitzen und Nadeln versehen«
t Krystalle, in Essigsäure und Salzsäure löslich unter Bildung von Harnsäure. Kohlen-
[Harn
— B30 -
Hm
üauror Kulk: H.intcIlVirmige KrystalU-, DurabliiMs oder als amorphe Kömcbcn, ia Salairx
oder Essigsäure unter GascDlnickcluiig (Kohlcusiiurf) sich lösend. Die orjr.ii. . slrtro üir»
Sedimente linden sich in gleicher Weise im sauren oder alkalischen Harn
bildet aus: Leukocyten von normalem Aussehen oder verfettet oder, b' .\>
sehen Harn, gequollen, homogen und glasig erscheinend. Besonders massenhitt tn ■
au/ bei Zumischung von Eiter zum Harn, weniger bei schleimigen Beimengungen. Er
cyten. Kpithelien: Grosse polygonale oder elliptische Plattenepithelien mit >:r --■•- >
stammen, ohne dass wescutlieho Diffen-nzen der Fnrm zu constatiren sind, aus Hi.v-' l :s
Nierenbecken, kleinen.', polyedrisehe, mit grossem Kern und gekörntem Protoplasou wrnto»'
aus den Nioreucandlchen. Bei Erkrankungen der Niere sind sie bäulig stark getrübt, tniac
oder glasig glänzend. Cylindrisebe, lange, keulenförmig verjüngt«; Epithelioo enUtainaca ia
mannlichen Harnröhre. Harncy linder. Ihre Zalil, Form, Bedeutung ist sclir vcdutU.
Von geringer Bedeutung sind die zuweilen gefundenen aus nicht organisirteo BolaaMtte
bestehenden Tylinder aus harnsauren Salzen und Blutfarbstoff. Wichtiger, abor d«cb ia Am
Wcrthe unter sich verschieden sind die organisirten Cylinder. Mao kann aie ä <ib
(iruppen trennen. Zunächst die zelligen Cylinder: sie bestehen aus rothen oder ftrti|«s
Blutzellen, aus Epithelien. Man kann hierher wohl auch die aus nakteri^n bmi>M<«
rechnen. Zweitens: die meist wohl aus veränderten zclligen l!:ien)entcn btSOkMia
granulirton, wachsartigen, fettigen und amyloVdcn Cylinder. Das .\usschcd diuer '" i : '
ist in ihrem N.nmen ausgedruckt; die granulirtcn sind scharfrandigii, mehr me^^ :
körnte, an Länge und Breite wechselnde Cylinder, die wachsartigen sind h. r
thümlich mallglänzend, die Fettkörnchencylinder sind häufig mit n.ieh iillcti
lenden Nadeln von Fettsäure bedeckt, die amyloiden Cylinder ähneln den m n-a-». ri;rs, .ic
färben sie sich mit .lod mahagonibraun, mit 1 proc. Methylviolettlösung Ieucbt«ni) rotk. ht:^
lieh die hyalinen Cylinder sind äusserst blasse, zarte, oft erst durch F.tt-' ••- - •'-:•■■' -
machende Gebilde. Während die Cylinder der beiden ersten Gruppen immer ai,
der Nieren hinweisen, und zugleich mit ihnen Albuminurie* besteht, finden si. ■
nicht selten in eiweissfrcien Harnen gesunder Personen, so nach starken Mu-
auch nach cpileptLschen Anfällen und nur vorübergehend. Für eine eiitzündl.. ., ■ .,.^^^t—i
der Nieron sind sie kein Beweis. Pathologische Bedeutung erhalten sie erst, vrnn tie in B^
gleitung anderer Cylinder erscheinen oder Auflagerungen von Nierenepithclion, tioraak* «Ar
verfetteten Leukocyten oder Erytbroeyten tragen. Leicht zu verwechseln mit UomcrlMB
sind in cylindrischer Form zur Aasscheidung kommende Schlcimgerinnscl, beMode» «m
sie mit Uraten oder zelligen Elementen bedeckt sind; an der Veränderung, die sie öiA
Essigsäure erleiden, sind sie von jenen zu scheiden.
Als weitere organisirte Hestandtheile enthält der Harn häufig: Speruiatozoeo, fctur
Entozuen: Distoma* haematubiuin, Filaria* sanguinis, Tricbomoofts vagioalis hei Frsas,
Oxyiiris vermicularis. auch Echinukokkenblason, Scolices, Häkchen. Häutig i.st der B«fu^ t«
Bakterien im frischen Harn; an pathogeneo Bakterien: TubiTfci-I''.Trillcn. KntiSieilbb
Typhusbacillcu, Recurrensspirillen. Erysipelkokken, Eiterkokken, AI - u.a. In ciaifS
Fällen kam es zu Bakteriurie. ohne dass sonst irgend ein Krankli in sn Baden wm.
Von nicht pathogeneu Pilzen sind im Harn beobachtet worden: Sariinc uud LeptothlilMi^
letztere bei Diabetikern. In Harnen, die an der Luft stehen, kommen die fendlUlHllB
Pilzformen: Fäulnissbakt«rieu, Schimmelpilze, Sprosspilze aur Entwickelung, im d<*b«liMkM
Harn besonders reichlich Hefepilze.
Die Absonderung des Harns in der Niere. Man nahm früher na'" '' -r>'.-
Ludwig's an, dass die Harubildung auf einem rein physikalischen Vorgang !> r' .
der Glomeruli sollte eine dem Blutplasma ähnliche Flüssigkeit durch Filti
sprungstheil der Harncanälchen hineingedrückt werden, um auf ihrem Wegi
canälchen einen Theil ihres Wassers durch Transsudation wieder an di' '
FIlut- und LymphgeRsse abzugeben und so coucentrirter zu worden. D:
Betrachtungen über die Wirkung der eigcnthümlichcn anatomisrti
innerhalb der Nicrensubstaiiz zu Grunde, wie auch experimentelle i
steigernde Erhöbung und harnvermindenide Erniedrigung des arten'. i.'n ;tu. »r
rein physikalische Theorie sprach aber schon, dass Blutdrucksteigerung iu der '
Verschluss der Nierenvene hervorgerufen, die Harnausscheidung nicht sleigiT*-
»iegen Hess. Femer war damit nicht in Einklang zu bringen, dass der i
die im Blut sich nur in Spuren finden, in ganz bedeutender Menge enthält f-
Harnstoff, Harnsäure etc.), ja auch Stoffe, die im Blute überhaupt nicht vorl.
Die neuere .Vnschnuung nimmt zur Erklärung der Harnbildung desh>ii'
gÖDge, die in den Nierenepithelien vor sich gehen, zu Hilfe und stellt
das Wasser und ein Theil der .Salze durch Filtration abgesi-lilfd.n w
Hambestandtheilc, wohl auch ein anderer Theil der Salze
thelien. besonders derer in den gewundenen Harncanälchen, .
Theil erst von ihnen gebildet werden. Damit die Nierenzellen
jedoch das Blut eine gewisse Menge .harnßibiger*. d. h. die H:i' ^
standen enthalten. Je mehr von den hnmfähigen Stoffen die Niere paairt, d. h. j* büter 40
inrn
— 687 -
tarnt
I
I
(lehalt des Blutes an iliiien ist und je schneller die Blut^itrömung durch die Niere stattlindct,
um so mehr wird die Uarnabsonderung angeregt. Ourch die schnellere Strömung verdou die
Niercnepitbelien zugleich mit grüsseren SaucrstoiTmeiigen, die sie für ihre Thätigkeit brauchen,
versorgt. Die maugelndo Sauerstoffzufuhr ist wohl einer der Gründe, weshalb bei Verschluss
der Nierenvene die HornsecretioD allmählich erlischt. .„„„™
lamabscess. Zum Zustandekommen eines llaruiibscessea sind zwei Bedingungen noth-
wendig; ein Erguss von Harn in das uiiigeiiende Gewebe, und eine zur Eiterung
fülircnde lafection. Ist nur der Austritt von Urin vorhanden, so spn-chen wir von
Harninfiltration*, die vollkommen aseptiscli verlaufen kann; ist lediglich eine Eiterung
in der Umgebung der Harnnego und zwar im Ati.schluss an eine Entzündung derselben
da, so handelt es sich uui Periurethritis*, Perieyslitis * und Perinephritis*. Harn-
abscesse im weiteren Sinne können in .sänmitlichen Partien der Harnwego auftreten.
Der Sprachgebrauch heschrUnkt die Anwendung des Wortes auf die in der Umgebung
der Harnröhre erscheinenden Proccsse.
In den meisten und [iraktisch wichtigsten Fällen srhliesst sich der Harnabscess
an eine iStrietur* der Hamröhrc an; entspreelierid deren häufigstem Sitz entsteht er
demgemä-ss an der Pars Imlbosa lux'thrae und kommt am Damm zum Vorschein.
Das retrostricturaie Ciewebe ist durch die dauernde .Stagnation von Harn und Secreten
entzündet und gedehnt, oft in dem bekannten reticulirten Zustand. Hier kommt es
leicht, auch ohne jedes äussere Trauma, schon durch das Pressen beim Uriniren, zu
oberflächlichen Schleimhauteinrisson, die sich nach uml nach vertiefen und gleich-
zeitig Urin uml Eitererreger in d;is umgebende (ievvebe eintreten las.sen. Andere-
raale ist die Ent.^ti'hung des Abscesses eine mehr brüsipie, indem eine beim Sondiren
entstandene Verletzung die Eingangspforte bildet, Iin er.<teren, häufigeren Falb'
.spricht man von chronischem, im letzton-n von acutrui Ifarn.'ibscess.
Steht die Diagnose fest, die hei Berücksichtigung der Anamnese und der
loculen Erscheinungen kaum zu fehlen ist, so ist die Therapie gegeben: nur die
einzige .Mfigüchkeit ist vi>rli.uKlen, den Abscess frühzeitig und ergiebig zu ent-
leeren. UeberllLsst man ihn sich selber, so kommt es zu schweren Schädigungen;
das Gew^ebe winl in immer weiterem Umfange unterminirt, statt einer Abscesshöhle
bildet sich ein weitverzweigter buchtiger Uauiii, endlich kommt es hier und da zu
!)urchbrüchen; es wird dann immer .schwerer, durch einen operativen Eingriff die
Erkrankung zu beherrschen. Die l'j-riflnung des Abscesses soll mit einer, streng in
der Mittellinie verlaufenden Incision beginnen, auch wo der Absce.ss mehr lateral zu
liegen scheint. Die ergriffene Partie wird n.ich Möglichkeit alkseitig freigelegt und
nicht nur der Eiter entleert, sondern vor allem auch mit schichtweisem Vorgehen
alles F^rkrankte entfernt; selbst in frischen l'Ydlen ist dies wegen der Tendenz zu
Zellgewehsintiltratiimen nothwendig: in der Regel muss man sich sehr tief, .5 — 7 cm,
durch indurirtcs Gewebe hindurcharbeiten, bis m.in an den Abscess selber gelangt.
Ganz besonderes Gewicht ist auf ausgiebige Drain.age zu legen; fast immer finden
sich divertikelartige Räume, die lilngs der Urethra gegen die Symphyse hin auf-
stiMgen; man muss sie mit dem Finger so weit es geht verfolgen, und [>rains bis
oben hin.itif führen, eventuell sog;u' mit suprapubi.scher Gegenöffnung. Eine praktisch
sehr wichtige Frage betrifft die Behandlung der Harnröhrenstrictur selbst. M.an
wird sich hier nach deren Schwere zu richten haben. Ist sie nicht sehr vorgeschritten,
so mag man ihre Behandlung bis zur Heilung der l Iperationswunde verschieben; in
.schweren Fällen empfiehlt es sich melir, die Strictur ebenfalls .sofort in Angriff zu
nehmen, und zwar mittelst der externen ürethrotomie bezw. der Resection des Callus.
Dies sichert am meisten die radicale Heilung. D:is Vorgehen dem Abscess gegenüber
bleibt d.xs gleiche, ob er acut oder chrnidsch ist; auch im letzteren Falle hält man
sieh nicht lange mit Anwendung „erweichender" .Mittel, Kat:iplasmen etc. .auf; .sie
erhöhen nur die Schwierigkeiten und Gefahren, da gerade die partielle Erweichung
des Gewebes neue, schwer zugängliche Infiltrationsherde zu schaffen vermag.
l'OSXEK.
Harnblase. Die H.arnblasc hat normaler Weise die Function, als Reservoir des in ihr
.aufgesammelten Urins zu dienen, der nur in grösseren Intervallen durch willkür-
liche Muskelthätigkeit entleert wird; sie kann diese Function nur deshalb in
richtiger Weise und ohne Schaden für den Urganismiis im ganzen ausüben, weil
ihre Schleimhaut, mindestens für die normaler Weise im Harn enthaltenen Stoffe,
[Uarnbll
— 538
flank
I.
dn BIj»
ki-iiii' resorliireiulen Eigenschaften besitzt. St(iruii{!;en üiror Thätigkeit koowi
zu St:uj(if durch lulectiou, durch Anoin.ilion der Innervation, durt-h \n»»~*tthrt
von Fremdkörpern bezw. Concrementen, durch Verengerung der
endlich durch mechanische Verletzungen. Sic äussern sich
Cardinalsyniptome : Schmerzen beim Uriniren, erhöhten Harndrang, Vr:
des Urins selber, eventuell durch Unvermögen, den Urin vollkoinnicu oder
zu entleeren: das Allgemeinbefinden leidet, sobald bei Stauungen in
deren Schleimhaut in Folge der Entzündung resorptionsfähig wird, oder der -•-.—■-• u
ll.ini in den oberen Harnwegen zur Resorption gelangt: es resultiren die Ki . n
der HurniMloxicatioii, an die sich jene der Infectiou anschliessen können, l'i.- i nenp»
hat bei den verschiedenen Erkrankungen die localen Stönmgea causal und syn-
ptumatisch zu bekJlmpfen, und insbesondere den Folgfzuständeii propbylakti«ch dnrdi
Sorge für regelmässige imd vollkonunene Harnentleerung entgegenzuarbeiten
Divertikel. l>ivertikelhildung in der Hai'ublase, die entweder aap r
erworben vorkommt, ist weniger an sich (.iegenstaud der Thenipie, :
wegen der daraus folgenden Coniplicatinnen etwa sonst bestehender F.rl
Freilich können schon an sich hochgradige angeborene Divertikel crl
schwerdcn machen: sie kommen in solcher Ausdehnung vor, dass sie sei;!
eigentliche Blase au Ausdehnung übertreffen und als dauernd gefüllter >•
erscheinungen und n:imentlich das Gefühl ungenügender Harnentleerung \
Es ist fast nur mit Hülfe des t'ystoskops möglich, in solchen FAlIrn «im
Diagnose zu stellen; regelmässiger Catheterisraus, um die Divertikelhöhle s«
entleeren, erleichtert dann die Beschwerden. Häutiger hat man es mit ■ •
UiviTtikein zu thun. Wenn in Folge von mechanischen Hindernissen ein-
hyiiertrophie der Bla.se eingetreten ist (Prostsitahypertrophie, Stricturein, so
meist eine secuudäre Dilatation nicht aus, namentlich betrifft sie die Bl.i.'crn
Sie macht sich zun:"ich.<t durch Ausbildung von sogenannten Taschen und
den vorspringenden Muskelbüudeln geltend; BalkenbliLse; allm.^hlich ver: .
T:ischen und können dann ebenfalls deu Grad von Divertikelhöhlen erreichen,
gehören hierher die .\usstfllpungen der Blase in Folge von Vorfall benarl'>>
gane: Cystocelen; und endlich ist neuerdings beobachtet worden, dass
Entzündungen in der Nachbarschaft der Blase, namentlich bei Frauen, in
S<'hnunpfuiig diverticuläre Aiisziehungen der Blase herbeiführen (Tractionsdire
Alle diese Ereignisse sind bedoutune^voll, wo Entzündungen der Ula.se btssl
den Ta.schen. Zellen und Divertikeln sbignirt der Hani besonders leicht, es
schwierig, sie selbst bei Ausspülungen von ihrem Inhalt völlig zu befreien,
80 bilden sie oft genug dauernde, immer wieder zu Kecidiven führende lofecträn»-
henle. Und endlich schliesst sich, wenn diese Entzündungen mit Haruzerspttusf
lange bestehen, geni .ui sie Steinbildung an; sowohl in deu Taschen der Halkrnblaw
wie namentlich in Cystocelen findet man häufig Concremente, die meist aus pbw-
phorsaurer Ammoniakmagnesia bestehen. Die früluteitige und gut "■.■r.,,.^.)| ~
hiuidlung der Gnmdursachen. Sorge für vollständigeu Haniabfluss, ipi .
giuig der Blasenmusculatur mit Anwendung vorsichtiger Blascnmas8:i^- uune
Prophylaxe gegen derartige Vorkommnisse.
Ueschwülste. Während die Harnblasen-Geschwülste, munentlich die prinlnair
früher als ausserordentlich seltene Erkrankiuig<-n galten, h:iben uns <lie VerfeoBWiumiM
der di:igno.stischen Methoden, insbesondere die Einführung der Nitze'schen CN^*»-
skupie, gezeigt, dass sie keine.swegs ein so unbedeutendes Coutiügent za dm Blaai*-
erkranktingen stellen. D.nmit hat denn auch d:\s Symptomenbild der BlasentoBorei
mehr und mehr an Schärfe und Abrundung gewonnen Erlauben oft schon Sf ty-
pischen Blutungen Wahrnehmungen bei der Rectalpalpation, seltener sp««iteW
Befunde im Hamsediment (Gewebspartikel, Zotten; charaktoriBtis«hr
Zellen" giebt es nicht!) eine Wahrseheinlichkeitsdiagnose, so ist von einer G«
beit doch meist erst die Rede, wenn man mittel.st des Blas«-n»piegels dm To
selber zur Anschauung gebracht Imt. Insbesondere gilt dies von deu wi^lrhra
pillomen, die jedem .sonstigen Nachweise (Steinsonde i sich entziehen. Die
hat sich selbst^-crstüjidlich nicht btos auf das Vorhandensein eines Tutuom üb
i
i «o^ftJ
■eien, ml ■
'ectwns^
-settusf
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» pbw-
m
n erstrocken, sondern des.<en anatomusche Beschaffen
tracht XU liehen, und namentlich auch die Frage zu tu
primRre oder secundäre Neubildung handelt: insbesondere
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'. GrT^ssc otc.
ti. ob ea sich '
dab«i da» VmIuH*
tambl«80
idtT rrost:it:i }!;(m:iu zu beachten. Von der Exactheit dieser Feststelliingfii liäiigt
fdio F'rognosc ab. Im Allgemeinen ist dieselbe bei Bhisentumoren joder Art etwas
{günstiger, als bei gleielieii Erkrankungen anderer Organe. l)ie schwächenden Ülutmigen
werden auffallend lange ohne grossen S<'b:iden ertragen, Met.istasen treti'n auch bei
malignen Neubilduiigen selten auf, ja selbst die tj'pischo Krebskachexie kann jahrelang
ausbleiben. IHi* liefahr beruht hier vt)r allem in den localcn Verhältnissen: so lange
keine entzündlichen Erscheinungen den Tumor complieiren, ist sie relativ gering;
sobald es zur seciuidnren Infection der Blase kommt, ist sowohl allgemeine Infection
des Körpers, als ganz besonders die asceiidireiide Pyelitis und Pyelonephritis zu be-
fürchten; sie bedingt vornehmlich leicht den tüdtlichen Alischlu.'^s der Krkrankung.
Gerade diese KrwUgung ist es, die ungeachtet der sonst nicht so trüben Prognose
oft ein möglichst frühes Eingreifen wünschenswerth macht.
Freilich wird m:ui in jedem Einzelfall sorglich die Vortheile und Nachtheile
eines therapeutischen Eingriffs abzuschätzen haben. Namentlich, solange für deren
AusführiiDg nur eine gro.sse Operation in Betracht kam, konnte man wohl in Zweifel
sein, ob nicht, bei gutartigen (Geschwülsten, ein Zuwarten gerechtfertigt sei, hei dem
der Patient sich unter Umständen besser befindet, als bei überstürztem Vorgehen.
Die Cystoskopie erlaubt, über den Tumor in Bezug auf sein Wachsthum und seine
Ausbreitung eine stete Controle zu üben; bleibt der Urin klar, nimmt die Geschwulst
nicht zu, so wird man, namentlich wo os sieh um illtere Individuen handelt, keinen
Fehler begehen, wenn man nicht auf Voriiahnie einer Operation dringt, die doch
immer das Leben der Patienten in eine, wenn auch noch so gering zu beraessende,
unmittelbare Gefahr bringt: sind ja sogar Fälle hekrtnirt, in denen die immer wieder
geübte cystoskopischp Controle nicht nur kein Wachsthum, sondern sogar eine Ver-
kleinerung der Geschvkulst nachweisen Hess. Es handelt sieh dabei nur darum, den
rechten Zeitpunkt zur < )peration nicht zu verpassen. Dieser Standpunkt hat sich
aber in letzter Zeit einigermasson verschoben. Seit wir durch Nitze's geniale Er-
findung im Operationscystnskop ein Mittel besitzen, selbst grössere Geschwülste
intravesical mit der Schlinge abzutragen und den Boden zu kauterisiren , wird
man viel eher geneigt sein, den jetzt ganz ungefährlichen, radicalen Eingriff zu
empfehlen. Es muss noch erwiesen werden, wie weit sich das Gebiet der intra-
ve.sicalen Operationen erstreckt.
In denjenigen Fällen, in welchen die eiafache Abtragung der Geschwülste .sich
unausführbar erweist, wird es sich darum handeln, ob man mittelst Re.section eines
Theiles der lila.se selbst sie und ihre Umgebung entfernen kann. Wiederholt hat
man mit (ilück selbst grössere Stücke der Bla.senwand entfernt und auf diese Weise
völlige Heilung erzielt. Die Grenzen der Operabilität sind immer weiter hinausge-
schoben wurden; selbstverständlich aber steigt mit der Grösse des Eingriffs seine
^ unmittelbare Gefahr, und es treten hier die oben angedeuteten Erwägungen in ihr
^■volles Kocht. Multiple, maligne Tumoren gelten im Allgemeinen als inoperabel.
^^ Hat man auf die Operation verzichtet oder nicht die Einwilligung zu derselben
erlangt, so bleibt nur symptomatische Therapie übrig. Dieselbe richtet sich gegen
die Blutungen, gegen die begleitende oder complicirende Cystitis, gegc^n die Beschwerden.
Die Blutungen erfordern seltener, als man denken sollte, eine directe Behand-
lung. In den „tj'pischen" Tumorfälleu, d. h. wo es sich um Papillome handelt,
macht die Blutung freilich oft einen sehr beängstigenden Eindruck, iudess pflegt
»erstens die Blutnieiigu fast stets überschätzt zu werden, und weiter hört, bei einiger-
mas«en ruhigem Verhalten, dieHaematurie' meist ohne besondere Therapie aid'. Uebrigens
erweisen sidi auch die üblichen Blntstilhingsinittel wohl ohne Ausnahme als zicm-
lieh ohnmächtig; man muss sich bei ihrer .\nwenduug hüten, nicht das spontane
^■Versiegen auf ihre Rechnung zu setzen. F)ine locale Therapie ist bei den Blutungen
^■ausgeschlossen, insbesondere ist vor Einfühnmg metallener Instrumente, wie sie früher
vielfach zur schnelleren Diagnose eine.s etwaigen Steines zu geschehen pflegte, /u wanien.
Das Eintreten eines Katarrhes bedeutet eine stattgehabte Infection der Blase,
mag diese nun ascendirend von der Urethra oder descendirend von der Niere her
stammen. Hiermit erschwert sich der Fall und seine Behandlung bedeutend, es
ist nunmehr eine Localtherajjie kaum mehr zu entbehren. Ihre Aussichten sind nicht
allzu günstig: das zersetzte Blut bildet einen trefflichen Nährboden für die Ent-
Lzündung.serreger, es kommt nun leicht zu Ulceratiuiien, Abstossungen von Gewebs-
Hetzeii, kurzum Ersclieimmgen schwerster Cystitis, gegen die Ausspülungen mit ad-
^
I
[Harnblase
_ o4ü — ■
slrinfiinMKlt'n Mitteln, in orsk-r Linie Argontiim uitricum, vormcB
Auch «lif Bt'.scliwcreltii können bekanntlich bei JUlasenturnnren sehr]
artig sein. Sind die (icschwnlst«? nicht gerade .-lai Bloffenhals loraltsi
sie viele Jahre lang (ihnc besondere Erscheinungen ertragen wertl>«; '
die genannte Gegend und (iic Prostata, und namentlich, liaudelt ps idck i
hCisartige Tumoren, so konnnt es zu ganz unerträglichen Schmerzen unii
Tenesinus. Narkotische Mittel, speciell Morphiuni-Suppositorirn, «'rieicbtai
schwerdcn wohl etwas; in hochgradigen Fallen bleibt nichts fibrig, ab ili
operativen Eingriff die Blase zu entlasten und ruhig zu stellen. Je natb
rakter des Falles ist mediane Blasendrain:ige oder Kpicystotomie
Blasengeschwülste rocidiviren ausserordentlich häufig, sodass also auci
verlaufenen Opcratioru/n eine stete eystoskopische Coiitrole au^
Krampf. Ik-r Krampf der Harnblase ist meist eiu Synij.
rischer Reizbarkeit des l>eti'nsormuskels, fällt somit z. Th. uitli.*r
reizbaren Blase. Es werricu diese krampfhaften Conti'actionen durch
Sachen ausgelöst; alle, die Ijegcnd des Orificium urcthro-vesicalr tr
kr>unen di(Äe Wirkung haben, so also Entzündung, Tiibereulosc und
lieh kommen auch Anfälle von Blaseiikranipf auf bisher noch unbekanntr *
(iennss geistiger Getränke, speciell unausgegohrenen Bieres, zu Staude: .ixll
Wohl hien'on zu unterscheiden sind die Krampfzustände, die in Anfanpsö"
traler Leiden, Myelitis*, Meningitis' auftreten, übrigens meist bi'' ■ '
und der Heteution weichen. Man bekämpft den Bla-senkranipf syrnj
warnte Sitzij:i<ler. K;imillenblähungen, Umschläge; bei stärkeren Anfallia sa
tica, namentlich stärkere Morphium-Suppnsitorien (ca. 0,(»15 g), unpritk>«^nfil
Lähmung. Blusenlrdrmuiig betrifft den Sphincter oder den I'
daher entweder Inctmtinenz oder Bet(>tition zur Folge. Sie hängt ■
Leiden zu.sammeii, spi'ciell mit Tabes*. Sklerose, Heniiplesrie, seltener Hl
Myelitis*. Aiideremate folgt Ketention auf lange willkürliche Zurückhill
Harns, namentlich bei schon erkrankten Hamwcgen, Strictur, Pro-
oder sie entwickelt sich bei Bewusstlosigkeit|, z. B. dem Com.* >■• .
auch hei Hysterie. Die Therapie hat vor allem die etwaigen Grundkrankl
berücksichtigen. Die Sphiiikterenhlhnumg wird durch Anwendung des c
Stromes, percutan und tntravesical, bekämpft. Bei DetrusorlHhmiin? »«ro
ebenfalls die Elektricitilt, ausserdem Anwendung von Kälte in 1"
Güssen, Sitz- und Halbbädern, Massage der Blasengegend, Str\
pro doHi), ganz besonders alter die regelmilssigc Entleerung der lilit.'*. lU i
die ccnti-alcn Blasenlähiiimigen sich mit grosser Regelmä-ssigkeit Cy-stitis
pflegt, vor der selbst die peinlichste Asepsis der Katheter nicht völlig
Parasiten. Die Blase kann von Parasiten der verschicdeusteu Art bewohatl
wichtigsten sind di« pflanzlichen Parasiten, namentlich Bactcrium coli, ProllM
kokken, die wir neuerdings als Eneger der Cystitis kennen gelernt habfO; ii'- ri«fcl
^^•^
ra
Organismen kommen auch, in freilich selteueren Fällen, vor, ohne ein
und erzeugen dann lediglich das Symptomenbild der „Bakferiurie*.
Parasiten haben ausserdem speciii.'sehe Fähigkeiten, wie Hanistoffzer-
Man führt gegen diese Mikroorganismen das ganze Rüstzeug der Antisej
lieb in l''orm von Bln.senspiilungeu mit Sublimat, .Vrgentum nitricum, überiui«
Die Behandlung fallt mit derjenigen der chronischen Cystitis zusammro
Wirkung der inneren Antiseptica; .speciell werden hier Salol, Kresol»-
z. B. ürotropin*, \nelfach versucht, doch fehlt es noch an bestimmten i
Wirkung, namentlich bei der reinen Bakteriarie, wahrscheinlich sind sie um
stützungsmittcl der Localtberapie aufzufassen. Von höher orgauistrteii J'i
wenige iu der BIa.se selbst eiistircn zu können: so oft bei der Harnunt'
cillium, Oidium vorkommen, so wahrscheinlich ist es, dass diese erst v,
gerathcn sind oder, wie bei Diabetikern, von der Harnröhreumündung li'
kommt bei Diabetes gelegentlich vor, und ebenso ist der .Strahlenji
.Aktinomycesabscessen in die Bla.5e bcobnchtet worden. Niedere Thie.->; <^>-,ii^-'
in die Blase und können unter Umstünden dort existiren. Amoeben fand in»n metlt f
Ländern, dann auch bei uns in manchen Füllen, wohl nicht al- ganz V — ' ■ "^
sondern als Erzeuger schwerer Krankheitserscheinungen, namentlich \l.>
Trichomonas und Cercomonas in die Blase einwandern. Auch von Mad>.-i
ist das (ileiche behauptet worden. Das Vorkommen von Askariden o.
wohl immer auf eine Coramunication mit dem Darmcanal zu bczieb> i. ' ." ---
entwickelt sich mit einiger Vorliebe iu der Niere oder perforirt ins Niercnb^ckta; •
)nscn sein oaer airect von aeu moioriscnen i^eniren aer Diase ausgenen; im
m Falle haben wir den Ausgangspunkt in den tieferen Hamwegen selber zu
, im letzteren ist das Centralnervensystem Sitz der Stönmg. Welche von den
Arten der „reizbaren Blase" vorliegt, muss die genauere Untersuchung er-
Bei der ersteren Form wird man schon bei der Palpation, namentlich per
[, auf bestimmte Schmerzpunkte stossen, bei der letzteren wird das Bestehen
einer Neurasthenie oder Hysterie oder auch einer wohl definirbaren Rückenmarks-
leit, speciell der Anfangsstadien der Tabes* wie der Lateralsklerose* sich ergeben.
;h dem Befunde wird dann natürlich die Behandlung verschieden zu leiten sein.
)ste Prognose giebt die rein reflectorische Form. Hier gelingt es nicht selten,
etiologische Moment, namentlich in Gestalt sexueller Excesse, insbesondere in
asturbation, ausfindig zu machen und damit eine bestimmte Handhabe zu ge-
1. Regelung der Lebensweise, blande Diaet, vorsichtige Hydrotherapie, laue
der, Halbbäder, Rückengüsse sind von Verordnungen allgemeiner Natur zu er-
n. Schwieriger liegt die Frage, ob eine Localbehandlung indicirt ist. Man
sich bei ihrer Anwendung immer bewusst bleiben, dass möglicherweise die Ein-
g eines Instrumentes Verschlimmerungen im Gefolge haben kann, namentlich,
liier Vorsicht, Blntzündung. Indess wird man in hochgradigen Fällen nicht
örtliche Eingriffe auskommen, schon ihres sehr bedeutenden suggestiven Ein-
wogen. Als solche ist am meisten eine vorsichtige Anwendung von Bougies,
war in der sogenannten Benique-Form, zu empfehlen, welche dem anatomischen
f der Urethra am besten entspricht und daher am wenigsten Reizung verursacht.
) wirkt gelegentlich der Wintemitz'sche Psychrophor* bei vorsichtiger An-
ng, hamentlich mit nicht zu niedrigen Temperaturen. Auch Kälteanwendung
18 Rectum mittelst des Arzberger'schen Mastdarmkfihlers ist zu versuchen. Ge-
:her schon, doch auch mitunter von Erfolg begleitet, ist die Anwendung des
ann'schen Dilatators für die hintere Urethra. Elastische Bougies sind contra-
t. Medicamente kommen weniger in Betracht-, Narcotica, Brom u. dergl. sind
orübergehend anzuwenden. Bei den neurasthenischen wie centralen Formen
nan wohl am besten, sich auf die Behandlung der Grundkrankheit zu be-
ken und jeden localen Eingriff zu unterlassen, sofern nicht etwa auch hiermit
ggestiver Einfluss ausgeübt werden soll.
iptur. Zerreissungen der Harnblase sind in den meisten Fällen unmittel-
''olge eines Traumas (Schlag, Stoss, Fall) bei gefüllter Blase; seltener sind
nnte spontane Blasenrupturen, wie sie bei progressiver Paralyse neuerdings
;htet sind. Man unterscheidet, ob die Risse intra- oder extraperitoneal ver-
Im ersteren Fall ist Peritonitis wohl unausbleibliche Folge, im letzteren kann
[HarnbTas«
striii^irondcn Mittoln, in erster Linie Arf^cntuin iiitrii-um, vcrsHpht wvnln« aftitt
Auch lue Ik'scliwerden können bekainitlich bei Blusentuninreu sehr virrschiete-
artig sein. Sinfl tlie (iesdiwülste nielit gerade am Biasenhals locilisirt, w kAcm
sie viele .Inhre lang üiinn besondere Krsrlieinungen ertragen werden; btlreflen «
die genannte Gegend und die Prostata, und namentlicb, handelt es sich um noltiipb
bösartige Tumoren, so kommt es zu ganz uncrträgiichen Schmerzen und {nrUhamim
Tenesmus. Narkotise.he Mittel, speciell Morpliiuni-Suppositorien, erleichtem dir« Bf-
schwerdon wohl etwas; in hochgradigen Fällen bleibt nichts übrig, als durch mim
operativen Kingriff die Blase zu entlasten und ruhig zu stellen. Je nach dcmCb»-
rakter des Falles ist mediane Blasendrainage oder F^picystotomie zu hetormj«
Blasongeschwülste rec.idivircn aasserordentlich häutig, sod:iss also auch nach ^iwie
verlaufenen Operatium-n eine stete cystoskopische Controle auszuüben ist,
Krampl'. Her Krampf der Harnblase ist meist ein SyTiiptora erhöhter rf^*f»-
riseher Reizbarkeit des lletrnsormuskels, füllt somit z. Th. unter dfii
reizbaren Blase. I5s werden diese krampfhaften (^onti-actionen durch versch
Sachen ausgelost; alle, die Gegend des Orificium urethro-vesicalo treffenden t'r^'nli -
krmnen diese Wirkung haben, so also Entzündung, Tuberculose luid andere. N.iuifi"
lieh kmnmen auch Anfälle von Blasenkram|)f auf bisher noch unbekannte WeL^e nit
(lenuss geistige: Getränke, speciell im ausgegoh reuen Bieres, zu Stande: „kr'*- "'
Wohl hiervon zu unterscheiden sind die Kranipfzustände, die in Anfangs-
trrder Leiden, Myelitis", Meningitis* auftreten, übrigens meist bald v^
und der Hetention weichen. Man bekämjift den Blasenkrarapf syni|>tom:r
warme Sitzbäder, Kamillenlilähungen, rmscbl.äge; bei stärkeren Anfällen
tica, namentlich stärkere Mnrphium-Suppositorien (ca. 0,015 g), unentlx'ln i
Lähmung. Bla.senlähmimg betritTt den Sphincter oder den Detrusor uim id
daher entweder lucontiiieiiz oder Hetention zur Folge. Sie hängt oft mit c«itrili
Leiden zusammen, speciell mit Tabes', Sklerose, Fleniiplegie, seltener mit icbii*
Myelitis*. Anderemale folgt Retention auf lange willkürliche ZurüclchnlfMi; - .Ir
Harns, namentlich bei schon erkrankten Hamwegen, Strictur, Pro.statah-
oder sie entwickelt sich bei Bewusstlosigkeit], z. B. dem Coma der ■ .j.u--- ■..
auch bei Hysterie. Die Therapie hat vor allem die etwaigen Grundkrankht*il*D n
berücksichtigen. Die Sphinkterenlähmung wird durch Anwendung des ■ f ^
Stromes, percutan und intravesical, bekämpft. Bei Detnisorlähmung vei
ebenfalls die Klektrieität, ausserdem Anwendung von Kulte in Form von l
Gü.ssen, Sitz- und Ilalbbädern, Massage der Ulasengi'gend, Strychnin (l).'
pro dosi), ganz besonders aber die regelmässige Entleerung der Blase, d:i
die centralen Blasenläbnumgen sich mit gros.ser Regelmä.ssigkeit Oystitis an/i
pflegt, vor der selbst die peinlichste Asepsis der Katheter nicht vrdlig schützt.
Parasiten. Die Blase kann von Parasiten der verschiedensten Art bewühnt ».-rfJcii, An
wichtigsten sind die pflanzlichen Parasiten, namentlich Bacteriuoi coli, !'
kokicon. die wir neuerdings als Erreger der Cystitis kennen gelernt haben; di
Organismen kommen auch, in freilich selteuercn Fällen, vor, ohne eine Entiüi
und erzeugen dann lediglich das Symptomenbild der ,,Bakteriunc*. Einige .
1'ara.siteu haben ausserdem specifLSche Fähigkeiten, wie HarustofTzersetzuDg und <•
Mau rührt gegen diese Mikroorganismen das ganze Rüstzeug der Antiseptica ins FeliJ. üki -:
lieh in Form von Bla.senspülungen mit Sublimat, .^rgentum nitricum, übermangan^ if.r.-m K
Die Behandlung fallt mit derjenigen der chronischen Cystitis zu.sammen. Uns.i'.Tvr
Wirkung der inneren .\ntiscptica; speciell werden hier Salol, Krcsole und FirmAliodiiritaif.
z. B. Urotropin*, vielfach versucht, doch fehlt es noch an bestimmten Erfahruugrn üb*T «tat«
Wirkung, namentlich bei der reinen Bakteriurie, wahrscheinlich sind sie immer nur als IJaltf-
stützungsmittel der Localtbcrapie aufzufassen. Von höher org.inisirtcn Pilxen »ch^i««i w«
wenige in der Blase selbst existircn zu können: so oft bei der Hamuntersuchu
cillium, Oidium vorkommen, so wahrscheinlich ist es, dass diese erst nachtrü;.
gcratbcn sind oder, wi« bei Diabetikern, von der Hamröhrcnmüoduog herrühren, i:
kommt bei Diabetes gelegentlich vor, und ebenso ist der Strahlenpilz bei Dot
Aktinomyeesabscessen in die Bla,se beohachtet worden. Niedere Thiere gelaii^
in die Bla.se und können unter Umstünden dort eiistiren. .\moebcn fand man zoer?;
Ländern, dajin auch bei uns in manchen Fällen, wohl nicht als ganz Vi.i" '"
sondern als Erzeuger schwerer Krankheitserscheinungen, namentlich Ha- ;
Trichomonas und Ccrcomonas in die Blase > ' ! n. Auch von Maden.
ist das tileiche behauptet worden. Dos N < von .\skariden o<J'
wohl immer auf eine Commonieaiion uiu <i-'i:i i'.'tmicanal zu beziebi.u :>'.iii i
entwickelt sich mit einiger Vorliebe in der Niere oder pcrforirt ins Nierenbecken :
■T-r-
lamblaHe
— 541 —
UamblasoJ
I
I
I
dnmi einzclDc Blasen iu den Harn gelangen und mit demselben fortgeschwemmt werden: eigent-
liche Bewohner der Harnblase sind sie nicht. Wichtiger ist die Anwesenheit zweier in den
südliehen Ländeni vielfach vorkommenden Parasiten: des Distomum* haematobium oder Bil-
harzia. sowie derFilnria* sanguinis hominis. Bilharzia, in den Vcnengcllechten der Harnblase
sowie in den l'fortaderästen hausend, verursacht schwere Blasenleiden; es entwickeln .sich
schwere Cystitiden sowie nicht selten Blasensteine, aufsteigende Ureteritis, T'yelitis, Pyelo-
Dcphritis kann jium Tode führen: bei der Filariose bewohnt der Wurm selber die Lymphgefaase,
dabei Hacmaturie* und Chjlurie* erzeugend.
Reizbarkeit. Unter Reizb.irkeit der Blase verstehen wir Zustände, in denen
abnorme, nameutlich aborni häufige ("ontractionen der Musruiatiir durch rein nervöse
Vorgilnge ausgolü.st werden; es entfallen also alle, auch noch so hochgradigen
Keizzustünde ent^ündlichor oder trauuiati.schor Art. Die IiDicrvationsanomalie kann
reflcctorisch sein oder direct von den motorischen Centreu der Bhise ausgehen; im
crstercn Falle haben wir den Ausgangspunkt in den tieferen Harnwegen selber zu
suchen, im letzteren i.st da.s Centralnervensysteni Sitz der Störung. Welche von deu
beiden Arten der ,,rcizb.iren Blase'' vorliegt, niu.ss die genauere Untersuchung er-
gehen. Bei der ersteren Form wird nuui schon bei der l'alpatinn, namentlich per
rectum, auf bestimmte Schmerzpunkte stossen, bei der letzteren wird das Bestehen
allgemeiner Neunisfhenie oder Hy.sterie oder auch einer wohl detinirbaren Rückeiim:irks-
krankheit, speciell der Aiifangsst.adien derTabe.s* wie der Fiateralsklerosc* sich ergeben.
Je n.ich dem Befunde wird dann natürlich die Beh.indlung ver.schieden zu leiten sein.
Die beste Prognose giebt die rein reflectorische Form. Hier gelingt es nicht selten,
das aetiologische Moment, namentlich in Gestalt sexueller Excesse, insbesondere in
der Masturbation, ausfindig zu machen und damit eine bestimmte H:nidhabe zu ge-
winnen. Regelung der Lebensweise, blande Diaet, vorsichtige Hydrotherapie, l;iue
Sitzbäder, Halbbäder, Rückengüsse sind von Verordtiunfroti aÜgemeiner Natur zu er-
wähnen. Schwieriger liegt die Frage, ob eine Localbehaiidhmg inilicirt ist. Man
muss sich bei ihrer Anwendung immer bewusst bleiben, dass möglicherwei.se die Kin-
führung eines Instnimentes Verschlinnnerungen im Gefolge haben kann, namentlich,
trotz aller V'orsicht, Entzimdung. Indess wird man in hochgradigen Fällen nicht
ohne örtliche Eingriffe anskomroen, schon ihres sehr bedeutenden suggestiven Ein-
flussesi wegen. Als solche ist am meisten eine vorsichtige Anwendung von Bougies,
und zwar in der sogenannten Beniijue-Form, zu empfehlen, welche dem anatomischen
Verlauf der Urethra am besten ents]iricht und daher um wenigsten Reizung verursacht.
Eben.so wirkt gelegentlich der Winternitz'sche Psychrophor* hei vorsichtiger .An-
wendung, namentlich mit nicht zu niedrigen Temiienituren. .\uch Kälteanwendung
auf rl:is Rectum mittelst des Arzbergi'r'schen Mastdannkühlors ist zu versuchen. Ge-
fährlicher schon, doch auch mitunter von Erfolg begleitet, ist die Anwendimg des
Kollmann'schen Uilatators für die hintere Urethra. Elastische Bougies sind contra-
indicirt. Medicamente kommen weniger in Betracht; Narcotica, Brom u. dergl. sind
nur vorübergehend :inzuwenden. Bei den neunusthenischen wie centralen Formen
thut man wohl am besten, sich auf die Behandlung der Grundkrankheit zu be-
schränken und jeden localen Eingriff zu unterlassen, sofern nicht etwa auch hiermit
ein suggestiver Einfiuss ausgeübt werden soll.
Ruptur. Zerreissmigen der Harnblase sind in den meisten Fällen unmittol-
b:ire Folge eines Traumas (Schlag, Stoss, Fall) bei gefüllter Blase; seltener sind
sogenannte spontane Blasenrapturen, wie sie bei progressiver Paralyse neuerdings
beobachtet sind. Man unterscheidet, ob die Ris.se intra- oder extraperitoneal ver-
laufen. Im ersteren Fall ist Peritonitis wohl unausbleibliche Folge, im letzteren kann
der Harn sich im Beckenzellgewebe längere Zeit ansammeln, ohne stark zu reizen;
es vergehen mifnnter mehrere Tage, bis d:is Symptomenbild (keine oder geringe Ent-
leenmg von Harn, meist mit Blutbeimischung, fehlender Harndrang, ^]rfolglosigkeit
des Catheterisnnis, suprapubische Dämpfung; klar genug hervortritt, um eine l>i:ignose
zu gestatten. Therapeutisch kommt, selh.st wenn die Kräfte des Kranken die geringste
(■hance geben, nur die Blo.sslegung der Blase durch den hohen Schnitt und wenn
möglich die Aufsucluing und Naht der Rissstelle in Betracht.
Tuberculnse. Auf zwei We^en kann die Harnbl.ise von der tuherculösen
Infection erreicht werden: es handelt sich entweder um eine ascendirende Erkrankung
von der Urethra her, speciell von jenem kritisrhen Pimkte in der hinteren Harn-
röhre, in welchen die Ausfühnmg.sgänge der IVostata und diT Hoden münden, oder
tun eine desccudironde Ueberschweuunung der Blase mit Tuberkel b:iciilen durch den
[HarublB.s(>
— 542
Hvxnite;
aus den Urutereii cinströniendcii Urin. Im erstereii Falle worden di^ ''' ■' -'
cmptioiien voraugsweisc nni Hlaspnlials sieh finden und dort namentlirh
lickanntf'ij tiefen GcsrhwürAn sich ausbihJen, im zweiten knnn maii sie 7
Nacliicirschaft der H:ir(il('it(!rniüiiduiigfn feststellen und ihr geradem otxi
Vordriiip;en ins Blaseninnere verfolgen. Erst das Kystoskop hut über di'
den nöthifjcn Aufschluss gegeben. Symptomatisch sind diese beiden h.
sehr wolil vf)n einander unterschieden; an die asc«'ndirende Tuberculowj schlitw« •«
sehr bald schwere Erscheinungen von Blascnreizung an, ja, dir heftigstPQ Taiioos
mit Rlutungeii, die überhaupt beobachtet werden, finden sich bei dieser Fara ta
Blasentuberculose. IHe nephrogene Tuberculose hingegen verläuft sehr IrüiR- .
dem klinischen Bilde eines einfachen Katarrhs, bei dem erst die ha».
Sedimentimtersuchuiig oder die Kystoskopie die wahren Ursachen feststtun
nieTherajjie ist im Allgemeinen der Blasentuberculoso gegenüber wenigem
man kann sogar sagen, dass vorgeschrittene Fälle mit reichlicher ('• '
namiMittich der ascendirenden Form, sich am besten befinden, wenn i'
in Frieden liisst. Specioll siiiil sie gegen das sonst üblichste :i
Si>tilniittel, dius Artjentum nitricum, sowohl in Gestalt von Instillat
von Irrigationen ausserordentlich rebellisch; man kann fast soweit ^
die auf vorsichtige Höllensteinbehaiidlung, Htatt sich zu bessern, '^
zeigen, als der Tuberculose sehr verdiichtig zu bezeichnen. Besser sagt tbn« ■
Sublimat zu, welches in beiden Methoden angewandt (Instillationen ' • -;• '^■•'
lungon V'soooo — Vmooo) wenigstens mitunter positiven Nutzen schafft. "> -
form, als Emulsion eingespritzt, ist das Gleiche behauptet worden. Ein<- !■
jedenfalls durch kein derartiges Mittel bisher erzielt. Auch die innere 1
wenig wirk.sam, wenngleich man .sellistverstiindlich nie versSuraen win!
iüilichen rohorirenden Maassiiahinen, wie auch durch Oarreichung von ht -
Giiajakoljiraeparalen eine Beeinflu.ssung anzustreben. Der Gehrani-h '!
Koch"schen Mittels hatte in mehreren Filllen, in Folge der localen Rrjr:,
nnltetrilchtlirhe Verschlinmierungen zur P'olge; über die Wirkung drt (■ ■
Tuliercidin)iraeparate liegen bislang noch keine Erfahrungen vor. Von npin'
Eingriffen ist auch wenig 7.n erhoffen, vielleicht aber wird das Openiiimr
eine locale Therapie ennöglichen. So bleibt denn in» Wesentlichen vorlüiiti^ :-
cxitectativ - symptomatische Therapie übrig, deren Werth freilich gegenfib« *»
ausserordentlichen Beschwerden der Kranken keineswegs gering an<uschlag<>n i<
Hnrnbiflltratlon. Wenn Harn aus iten Harnwogen sich in die Umeebiuig erx:i«?>i ^
daselbst ilii' Zellgewelie (hirchlfiinkt, ohne dass es dabei zu Eiterung, xuin Hirru'
scess koiiiiut, so sprechen wir von llaniititiltration. Der Urin wühlt weh vi.n I ■
gangspunkt, eiits|)recliend der Lage der Fascien, fort und gelangt so oOi'i
femtere Körperstellen, etwa nach Art der Senkmigsabscesse. Als I
mehr oder weniger plrityJiche Zerreissung der Harnröhre, eine Har
seltener eine Verletzung von Niere o<ler Ureter zu erinittojn. Besonders li'-^e
kommt auch die Haniintiltration von retrostricturalen Theilen der Harnröhre i'i- '
Stande. Die.se rontinuitätsfrennuugen können auch absichtliche sein; auch von H
röhren- und Blasenschnitten aus kann, bei ungenügender Drainage, Urin in 'li''
gelegten Zellgewebsniaschen hineinsickern.
Hie Therapie kennt bei der Harninfiltration nur einen Weg: grün "' ' '
imd Freilegung der betniiTenen Partien. Namentlich bei den retri--
Damm und Scrotuni auftreteaden Formen sind viele Incisionen nothw'
all hin der eiiigedrungetien Flüssigkeit zu folgen, sie zu entleeren i
septische Spülungen unschridlich zu machen. An diese Operation bat sicli
umstanden noch eine weitere anzusehliessen: man muss sorgen, dass fl' •
dntni einen geregelten Ablluss erhült, und es ist eventuell durch eine V
mler sonstige Bla.serrdrainage die Wunde se!b(«r vor erneutem Harnzufluas ii;
POS.M»
Hariiroehre. Von den Erkrankungen der Harnröhre steht in Bezug auf lliafc
keit und Interesse <liejenige voran, welche dnrch die specifische Infection mJi J*
(ionocnccus bedingt ist: die Gonorrhoe*. Nur in .seltenen Fällen wird 1'' ''"■"
röhre auch <ler Sitz einer nicht specifischen Entzündung, die dann 1:
leichten \ erlauf zeigt und bei Anwendung leicht adstringirender Einspritxungea .inn''-
Hariiroehre
— 543 -
IlamsRoure]
Geschwülst« zäbl«;u «beiif:ills zu den seltniitireii Krkraiikuiigeri. Am häufigsten
finden sich kleine, papillomatöse Excrescenzen, meist im Anschiass an Gonorrhoe
entstehetul, und am ehesten den spitzen Kondylomen* vergleichbar. Sie emnchen pe-
legentlic-h eine erhebliche GrOsse. Sind sie klein, so kann man sie durch Aetzung
mittelst in das Endoskop eingeführter, in Ilölleiisleinlösung getränkter Wattebäusche
aur Verödung bringen; grössere Polypen erfordern eine operative Entfernung, ent-
weder mit kleinen Scheeren oder mit scharfen LOffeln, selbstverständlich stets unter
Leiümg des Endoskopes. Maligne Geschwulst'' sind ebenfalls wiederholt schon durch
das Endosko]» constatirt wurden; sie indiciren natürlich energischere Eingriffe, sjmv
ciell antputatio penis; in manchen Fällen freilich genügt die Resection der Urethra,
um Heilung herbeizuführen und Recidive zu verhüten.
Blutungen krmnen aus sehr verschiedener Ursache entstehen. Schon im
Verlauf eines gewöhnlichen Trippers kann es zu oberfläcli liehen Sehleimhauterosionen
mit Abgang blutigen Secrets kommen: bei Geschwülsten kann das geringste Trauma
eine Blutung veranlassi-n. Insbesondere aber sind ausgiebige Blutungen häufig durch
Verletzungen beim Catheterismus veranlasst; das Blut fliesst dann gelegentlich in
starkem Strom aus der Harnröhre ab. Die Behandlung hängt von der Ursache ab.
Die leichten Tripperblutungen erhei.schen keine besondere Therapie, so gefürchtet
sie von den I^aieii sind, so wenig geben sie an sich eine schlechte Prognose. Ist
die Anwesenheit von lieschwülsten festzustellen, .so muss gegen diese eingeschritten
werden. Die traumatischen Bhitungen stehen in der Regel sehr bald von selber,
wenn man nur vor das nrificium \V;itt<j bringt; in hartnäckigen Fällen kann man
die Tamponaiie der Urethra mit Hülfe etwa eines Griinfeld'.schen Eudo.skopes vor-
nehmen. Einspritzungen, kalte sowohl wie heisse, sind minder erfolgreich, .stark
adstringirende wegen der Gefahr der Gerinnscibildung zu vermeiden. Bei wirklich
unstillbarer Blutung bleibt als ultimum refuginm nur die extenie Urethrotomie übrig.
Läuft das aus der hinteren Urethra stammende Blut nicht aus dem Orilicium urethrae,
sondern nach fler Blase zu und geht es mit dem Urin, specieli mit flem letzten
Tropfen, bei der Mictiivn ab, so sintl Prostata und Sanu'nblasen betheiligt; gewöhn-
lich genügen innere Mittel (Sandelöl etc.), sowie Ruhigstellung der Organe durch
Narcotica zur Blutuugstillung, in hartnäckigen Fällen ist Instillation stärkerer
Argentumlösungen in die Urethra posterior angezeigt. posker
lamsaenre wurde 1776 von Scheele entdeckt; Wöhler und Liebig haben in mühevoller
Arbeit, die durch Baeyer ergänzt wurde, die Abbaiiproducte kennen gelehrt. Medicus hat
«uerst auf finind der vorerwähnten Untersuchungen die heute allgemein angenommene Formel
Bufge.stellt, die ■■chliesslich besonders durch Emil Fi.sclicr's Untersuchung der Methylderivate
und durch die llarnsäuresyrithese von BehrendiindRooseu ihre experimentelle Begründung fand.
Nach dieser Formel kann man die Harnsäure als DiureVd der Trioiyakrylsäure
C(0H)3 = C(OH) ■ COOH betrachten, d. h. als ein Condensationsproduct derselben mit 2 Mole-
cülen Harnstoff unter .\ustritt von 4 Molecülen Wasser, nach folgender Gleichung:
|\h
CO
HOk
+
.'H
t^CO
I. -
C (OH)
+
(HO) C (OH)
NU-ro
Hi— N
H-^\
CO
H— N
NH— CO
1 I
= 4HjD -f CO C— NH
I II
NH-C-NH'
Harnafturo
)>co
Zwischen der Trioiy-
akrj-lsüure und der Harn-
säure steht, als Monou-
reid der ersteren zu be-
trachten, die Isodialur-
säure, durch deren Con-
densntion mit Harnstoff
Behrend und Koosen
die Harnsäure erhielten.
Kino andere auf Grund der Coustitutionsformel leicht verständ-
liche .'•ynthe.se ist die durch Zusammenschmelzen von Harnstoff mit
TrichlöVmilchsäurcamid, ('(.'1, ' fn(OH) • CO(NH..), während die erste,
von Horbaczewsfci ausgeführte Synthese, durch Erhitzen von
Harnstoff mit Glykokoll, offenbar, wie auch die schlechte Aus-
beute erkennen lässt, erst durch verschiedene Zwischenstufen zum
^ sie führt. Von den Oxydationsproducten haben hauptsächbch das AllantoTn und das Alloxan,
■welche je nach den gewählten Bedinpungen dar.aus entstehen. Anhaltspunkte zur Erschliessung
der f'onstitution gegeben. Durch Metbylirung und Spaltung wurde das Vorhandensein von
vier Imidogruppen und die Ungleichwerfhigkeit derselben nachgewiesen.
Die Harnsäure kommt in den Ausscheidungen der verschiedenen Thiere in sehr .schwau-
kender Menge vor. Als Ausgangsmaterial zur Gewinnung dienen hauptsächlich Schlangen-
I^NjO^ = CO C(OH)
I tl
\H-C(OH)
[Uaritsaviurr
- 544 —
HanutMur
cxcremeuto oder Guauo. Sie bildet farblose glärucode Krj'vUlIschuppen. <Iio In AV.u»g
schwer löslich sind. Bei 18,5° erfordert sie zur Lö'niQg ungefähr 100' ■
tcmperatur ca. 14000, bei Siedehitze 2000 und bei Körpertemperatur 70< "
Die Harnsäure vermag nacheinander xwei Wasserstoffatome durch V
Durch Auflösen in einer Lö.'iung von N'atriumcarbonat erhült man das so_
CsIIjNiüsNa, das erst durch freies Alkali in das neutrale, CjIIäNjOsN'aj.
letzteres in 62 Th. Wasser löslich ist, löst sieh das saure Salr, das mi;
krj-sfallisirt, bei 15» erst in 1100— 1200 Th., bei Siedehitze hingegen in 123— li.;
Das saure Ammoniumsalz, soirie die Salze der alkalischen Erden sind noi'h •■''h
Besonders leicht löslich ist die Harnsäure bei Zusatz einzelner organisch'
Piperazin und Lysidin deshalb zu therapeutischen Zwecken empfohlen wu.
aus solchen Lösungen durch geringe Mengen von Neutralsalzen gefällt, sodais d;e L'
keit der genannten Stoffe weder im llam noch im Blutserum zur Geltung gelangt ;llf nde
Die Menge der in 24 Stunden ausgeschiedenen Harnsäure ist beim Mcnsdin
schwankend, je nach der Nahrung; bei rein vegetabilischer Kost betraf sie 0,2—0,7
reichlicher Fleischnahrung steigt sie auf 2 g und darüber. Im Harn von earsr
thicren fehlt sie bisweilen vollständig, im Harn der pflanzenfressenden
nur spurenweise, wogegen bei Vögeln und Reptilien die Hauptmenge des ausgescb:
Stoffs in Form der Harnsäure auftritt. Unter pathologischen Bedingungen scheid'
säure und deren .Salze theils in den Gelenken, sowie in anderen Organen oder
Im Harn, der häufig in 1500 — 2000 ccm 3 g Harnsäure klar gelijst enthält,
dieselbe in Form von Alkalisalz ADnchmen. Zwischen diesem und dem gleichzeitig v(
saureu phosphorsauren Natron findet je nach der Temperatur eine Wechselwirkung
(lesetzeii der Masscnwirltung statt, auf Grund deren bei Abkühlung des Hamei iltr
Theil der Harnsäure frei in häufig gut ausgebildeten Krj-stallen abgesthii
Ist der Hani nur schwach sauer oder gar alkalisch, so kann sieb keine frei«
abscheiden; es krystallisirt aber, wenn der Harn conoentrirt ist, saures bamuiirM
heraus, welches das Sedimcntum latcritium bildet. lu den meisten Fällen be8t«bt
satz gestandenen Harnes wohl aus einer Mi.schung des sauren Salzes mit fre
Art und Menge desselben ist von der Concentration und der Acidität d«
schein lieh auch noch von einer Reihe anderer Umstände abhängig, kann deshalb'
mehrfach angestrebt wurde, zu diagnostischen Zwecken benutzt werden
bar, dass sie als leicht lösliche Verbindung mit einer organischen Substanz in
flüssigkeitcn circulirt, aus welcher sie erst durch eine Fermentwirkunt zur W'-
langt. da.ss die.se Fermentwirkung in der Regel erst ausserhalb des i
und nur in pathologischen Fällen schon in den Organen oder inner
durch dann Gichtconcremente und Bl.isensteine entstehen. Für eine sol.
dass eine vermehrte Bildung von Harnsäure bei Gicht oder bamsaurer IV
nachgewiesen werden konnte, wohl aber eine verminderte Ausscheidung d
Gichlanlälle. Auch die That«ache, dass zur Ausfallung der Harnsäure au*;
nissmässig grosse Mengen Salzsäure nothwendig sind. d,iss auch dann di>
und unvollständig erfolgt, zuweilen sogar ganz ausbleibt, spricht zu Gii,
dass nicht alle Harnsäure im Harn einfach als Salz gelöst ist.
Was den Ort der llarnsäurcbildung anlangt, so hat Schröder für Vögpl und K«Tl
nachgewiesen, d.is.s die Niere nicht oder wenigstens nicht ausschliesslich die.'- ■
verschiedene Beobachtungen lassen für den Menschen denselben ."^ehluss au.
Minkowski gezeigt, dass bei Gänsen nach Eistirpation der Leber das Verbal
Harnsäure ausgeschiedenen Stickstoffs zum Gesammlstickstoff von nonnal 60—
3 — 6 pCt. herabging, während in umgekehrtem Verhältniss der relative Gebalt des'
Ammoniak sich änderte, dass also die Leberfunction für Hamsäurcbildung uothweodit »t
Harnsaeareiufarct. Als solchen bezeichnet man die Ablagerung von harnsaurct ^^^:n
Nieren. Er findet sich unter zwei Bedingungen, einmal beim Neugeborenen u
der Gicht. Beim Neugeborenen ist der H.amsäurcinfarct ein physiologischer '/,
nur einstellt, wenn das Kind geathmet hat, und bei todtgeborenon Frücl
tritt nach den ersten Stunden auf und besteht mehrere Tage, selten eiin
gar bis in den zweiten Mouat hinein. Die Ablagerung erfolgt fast ai^
Canälchen der Marksubstanz, selten in die Tubuli eontorti. Makroskopi-
gelbe feine Streifen und Pünktchen, die dem Verlauf der Tanälchen en
sich die Substanz befindet. Mikroskopisch stellt sich die Substanz als u;
Folge dessen schwarz dar, aus amorphen Körnern bestehend. Setzt mar
lässt unter dem Deckglas langsam verdunsten, so bilden sich die typ
reinen Harnsäure. Bei den Ablagerungen der idiopathischen und der !
Harnsäurciufarcte sowohl in den Canälchen, als auch in nekrotischen Herd
bilden entweder lange, spiessfSrmige rhombische Krystalle oder amorphe v
saurem hamsaurem Natron. Es ist bisher nicht mit Sicherheit entschiedei
zuerst geschieht und dann die Nekrose zu Stande kommt, oder ob die ADiSjcrrjof
1
I
[Hariisaeuroinfarrt
Ö4fi —
Harnsteine]
nelirotische Partie erfolgt. Die kleinen nekrotischen Horde heilen aus und bilden einn Narbe.
Dadurch kommt es schliesslich zur Scbrumpfniere. Zur Steinbildung haben die Uarasaure-
inforctc weder bei Kindern nocb bei der Gicht irgend welche Beziehung. Dagegen können
sich bei harnsaurer Diathesc und bei Nierensteinen und Grics auch in den Canälclben der Niere
gelegentlich kleine Ablagerungen von harnsauren Salzen bilden.
SANSEXANN.
HarnBanre Dlathese. Da unter den Harnsteinen die bei weitem häufigsten, die hamsauren
Steine, von einem schon innerhalb des Organismus vor sich gehenden Ausfallen und Fest-
werden von Harnsäure herrühren: und da zudem bei der Gicht die augenfälligsto morpbolo-
>||uche Abnormität ebenfalls diis Ausfallen und Festwerden von hamsauren Salzen in den
afficirten Gelenken ist, so hat mau sich gewöhnt, indem von mancher Seite diese Neigung zum
Auskn-stallisiren der Harnsäure und ihr thatsächlichcs Ausfallen als der primäre und essen-
tielle Vorgang sowohl der einen wie der anderen Affection angesehen wurde, eine sogenannte
.harnsaure niathese' zu construircn. eine Diathese, welche je nach den zufalligen, uns noch
unbekannten, jedenfalls aber secundären Anlässen das eine Mal in der Bildung von Nieren-
steinen, dos andere Mal in gichtischer Affection sich äussere. Unterstützt wird das Zustande-
kommen einer solchen zusammenfassenden .'Anschauung durch die zweifache Thatsache. dass
einmal die uicht zu bestreitende Heredität sowohl der Gicht wie der Nierensteine manchmal
sich alteruirend äussert, dass hier und da Familien anzutreffen sind, in denen die Descendenz
»um Theil an der einen, zum Theil an der anderen dieser Affectionen erkrankt: sowie femer
durch die nelfache klinische Beobachtung, dass eine Anzahl von Schädlichkeiten, welche er-
fahrungsgemäss bei Gichtikcrn Anfalle auszulösen vermögen, auch bei Nierensteinen die gleiche
schädliche Einwirkung haben und Steinkoliken unmittelbar hervorbringen: -so besonders
stärkerer Alkoholgenuss oder die Zufuhr von alizureichlicher und schwerverdaulicher Nahrung.
iric überhaupt .'Schädlichkeiten der gesammten Lebensweise nach beiden Richtungen hin sich
erkennbar äussern. Andercrsoits ist es jedoch mehr als zweifelhaft, dass das noch gänzlich
unbekannte Wesen der beiden Affectionen thatsächlich in einer erhöhten Neigung zum Aus-
fallen gelöster Harnsäure im Innern des Organismus, in einer wirklichen .hamsauren Diatbcse'
beruhe; nur eine das Wesen der Krankheiten ausschliesslich in morphologischen Veränderungen
exblickeiide Anschauung kann zu so äusscriicher Auffassung kommen. Keiner von allen den
fiir die Theorie einer geraeinsamen hamsauren Diathe.se aufgeführten Gründen hat sich als
stichhaltig erwiesen: insbesondere nicht die supponirte quantitative Vermehrung der Harn-
säure bei diesen Zuständen, die erhöhte Conceutration des Harns und der Gewebsflüssigkeiten
an gelöster Harnsäure, welche ein Ausfallen dieser begünstigte. Und so wird man gut thun,
insbesondere für das therapeutische Handeln, den etwas mystischen Begriff der harnsauren
Diathesc ganz und gar fallen zu lassen und die beiden Krankheitsgmppen der Gicht* und
der Harnsteine' eine jede für sich gesondert zu betrachten und zu behandeln.
MENDELSOHN.
Hanisteine. Hanistpine isiiid roiicretnenti'*, welche sich an joUer Stelle des giinzen
Verlaufs iler Haniwege vorfinden kfinnen und die das wesentliche Material zu ilirem
Aufliau dem diese Wege erfüllenden Harne entnehmen. Da die Nieren.steine, welche
in den Hanu-.'uiälchen nnd dem Nierenbecken und seinen Kelchen ihren ersten Ur-
sprung nehmen, nicht selten erst, nachdem sie bereits entstanden, in tiefer gelegene
Abschnitte der Harnwege, insbesondere in die Bhise übersiedeln und dort sich weiter
entwickeln, da zudem aucli die in der Hanibiase unmittelbar entstehenden Harn-
steine, selbst wenn sie .ans zersetztem, durch entzündliche Processe der Harnwege
verändertem Harn ihren Ursprung nehmen, gleicherniaa,«sen auch bei ebensolcher
Affection der höher gelegenen Harnwege sich bilden können, so sin<l die Prinzipien
innerer Therapie im grossen Ganzen für si'nnmtliche .\rtpn von H.arnsteinen, so weit
bei diesen der Ort ihres Aufenthaltes den Untt^rschied ausmacht, insbesondere also
je nachdem es sich um Nieren- oder Blasensteine handelt, die gleichen.
Nicht aber ist das der ['all, giebt vielmehr für die Grundzüge der internen Be-
handlung den Ans.schiag hinsichtlich derjenigen Verschiedenheit, welche die
einzelnen Arten von Harnsteinen durch das Material enthalten, aus dem sie sich auf-
bauen. Zwar sind die wenigsten Harnsteine <pj:ilitativ absolut einheitlich gebildet;
fast immer jedoch wiegt ein bestimmtes Material ausnehmend vor, und n:ich ihm
eriialteii die Harnsteine nicht nur ihren Namen, sondern diese Praoponderanz giebt
auch flie Richtschnur al) für das therapeutische Handeln. Unter diesen M:iterialien,
welche ausiüdnnslos dem Harn entstammen, haben zwei die hervorragendste Be-
deutung für die Steinbildimg. wilhrend alle übrigen mehr Ausnahmen oder R.aritäten
bilden: diese beiden Materialien sind dieürate und die Phosphate, also diejenigen
beiden west^ntlichen Bestandtheile des Harns, welche bei saurer oder bei alkalischer
Reaction auch .son.st, ohne dass eine Steinbildung oder auch nur die Anlage für eine
0. Ltcbreieh. Eneyklopacdt«. II. Band. ^q
I H ariistniup
- Ü40 -
solche da war*-, ganz all(;emeiii aus dem Flaru aiiszufallcuj und in seinea Seifioalr
den vorwlegfmdstt'ii Bi'Stiindtlieil zu bilden pflegen. Dementsprcichond «ind .i:i'^:!
den Harnsteinen die üratsU-ine und die Phosphatsteine die beiden TypT r,- _
Harnsteine überhaupt; und wie es häufiger vorzukommen pflegt, dass derHvi><«
normale Reaction, die saure, beibehält, als dass er die alkalische aoniinml,
unter diesen beiden Typen der Harnsteine wiederum die Uratsteine die bei
häutigeren; sie sind die Harnsteine par excellence. Die Phosphatsteine sli^b<ai
an Häufigkeit nach; auch kommt es vor, dass in dem oft langen Zeiträume d« ^t-
weileiis und Wachsens eines Concrements innerhalb der Harnwege die urspriJuÄk
normale Beschaffenheit des Harns dadurch schliesslich eine wesentliche V^rliv^r— r
erlitten hat, dass infolge des entzündlichen Reizes, den es auf seine
übt, und die hierdurch unter Mitwirkun}; von Bakterien hervorgernl
den Harnwegen der aiLs dem sauren Harne aus dessen Uraten catstai
nun selber einen zersetzten, alkalischen Harn schafft, und so der uni|j -
stein nun in seinem weiteren NVachsthum als Phosphatstein fortfährt, .--i
wickeln; ein Vorgang, in welchem die Entstehung der sogenannten gemis<ii
sich abspielt. Ausser den harnsauren Steinen, die bei concentrischer ~-
und zt('tnlicln>r Härte eine glatte und oft ausgesprochen kugelrunde < il.
und (laU'i, wie immer, vs'o Harnsüm-e im Harn ausfällt, den Harnfa
nehmen und daher gelbbraun Ins dunkelbraun aussehen; untl ausser iku l',
steinen, welche aus pluisphnrs.'sureni Kalk und phosphorsanrer Amni'ini.ilftii:
oder aus beiden Salzen zugleich bestehen und die am wenigsten in ihn
den typischen Aufbau eines Harnsteines besitzen, sondern mehr unrej:
cremente sind und von wesentlich rauherer und uuregelinässigerer «.»beräiti
Gestalt, dabei aber wegen des Mangels eines typischen Aufbaues bröcklig unii
ausser diesen häufigsten Goncrementen kommen als weitere Arten von H.
Oxalatsteine vor, aus oxalsaurem Kalk, welche wegen ihrer mit Warzen
OlwrAäche auch Maulbcersteiiu? genannt werden, von dunkler, oft ausgcai
schwarzer Färbung und mit dem besonderen Characteristicum einer ungewöl
Härte: und nehon diesen sodann nttch Cystia- und Xanth i nsteine und
weiterer noch seltenerer roncreniente* als diese.
l'ür die Etitstehung der Harnsteine treffen keinesfalls die vielen vervlji»do.-
artigeti, oft sehr scharfsinnig erdachten Theorien zu, welche darüber in der l
niedergelegt sind und welche alle darauf hin.ausgehen, dass e.s sich um einr« Di
um einen Vorgang gestiirten Stoffwechsels handele, welcher in «ler Bildiui^
Nierensteinen seinen Ausdruck findet. Gegen das Zutreffende einer solchen .\'i>-i"'ni"'
spricht schon die Thatsache, dass in der grossen Mehrzahl der Fälle die N
bildnng eine einseitige ist, also um sehr vieles wahrscheinlicher auf locaU- .m
zurückzuführen ist. Da jeder Harnstein um einen, wenn auch oft äusserst minimil'i
und s[(ätcr nicJit immer nachweisbaren Fremdkörper herum, der seinen Kern alfRifkc,
den Ursprung nimmt, und da es a priori durchaus wahrscheinlich Ist, d:ifis io «i*,
oberen llarnwegpu die einzelnen in diesen zu Tage tretenden Harni'
den weitgehendsten Differenzen hinsichtlich ihrer Concentration und Zu-
und insbesondere hinsichtlieb ihn'r Reaction abgesondert werden, so ist «is bet
gesunden Mon.-^chea inri^lich und wahrscheinlich, dass gar nicht so selten im
der täglichen Haniabsondenmgen durch die oberen Harnwege entwtxier atk.
Harn vorübergehend Hiesst, in dem die Erdphosphate ja unter allen Unistilnd<
fallen miis^jen, oder aber eine extrem concentrirte oder übermässig saner re:
Harnportion liindurchtritt, welche die Urate schon in den oberen Uamwegeol
Ausfall bringt (Mendelsohn). Für gewöhnlich werden diese klein.sten I
gewordenen Partikel mit dem Harnstrom hefansgespült; setzt sich aber auci airl
einer von ihnen in den feineren Harnwegen fest, ein Vorkomomiss, das im w«s»ol-
liehen von rein morphologischen Bildungen der Harnwege abhängt, aber aucJj voa «l"
mehr oder minder ausgesprochoiien Spitzigkeit der Krystalle, die bei den am raA-
liebsten vorkommenden barnsauren Krystallen auch am häufigsten da ist, so ii» ■••
diesem einfachen imd phy.<iologischeti Vorgange der erste Beginn der HamstnW r*
geben; denn jeder vom Hanistrom ums|iülte Fremdkörper wächst an<iaueniii J""*
Ansatz der im Harn gelüsten Substanzen weiter, und zwar derjenigen, welche je Mtä •'"'
Harnbeschaffenheit (dinedies die meiste Tendenz zum Auskrystiillisireu Uabca W
so entstehen, wenn der Harn andauernd oder vorwiegend sauer ist, die ham»»"'*'
larnsteiiic
i47 —
Harnsteine]
Steine; wenn it als Ausdrack «los Stoffwechspis oilor diin^li .'iniiixiiiiiikalisirhc Zit-
sctznng alkulisrhe Kcactioii hat, die Phosphatsteinc; und, wenn .seltenere oder ganz
abnorme Bestandtheile in ihm auftreten, die andersartigen Harnsteine.
Man hat mit grossem Nachdruck da.s Wesentliche in der Harn.steinl)ildung darin
zu .sehen geglaubt, diui^s die tyi>ischen Harnsteine nicht ausschlie.s,Hllch aus dem so-
genannten Steinbilduer sich zusammensetzen, sondern in mehr oder minder regel-
mässiger Abwechslung, in ungefährer Aehnlichkeit der Anordnung wie die Schalen
der Zwiebel, ein sogenanntes organisches Gerüst besitzen, das aus einer weichen
eiweissartigeu Substanz besteht und welches «ler Steinbildner enst durch seine Ein-
Ingerung petrificirt (Ebstein). So lag die Annahme nicht zu fern, das-s die Stein-
bildung, auch der Uratsteine, inuner ein secundSrer Vorgaug sei, dessen Material ein
sonst nicht bemerkbarer Katarrh der Harnwege abgebe; aber es hat sich gezeigt,
dass diese eiweissartige Einlagerung auch in den einfachen Krystallen eines jeden
Sediments vorkommt (Moritz). Und so ist auch dieses eiweissartige Gerüst der
Ham.steino kein Hinderuiss für die Annahme, dass jede Hamsteinbildung ein rein
mechanischer und, wenn man so will, zuffilliger Vorgang ist, dass der erste .•\nla.ss
für die weitere Anl.igerung zwar sehr bjiulig ein Blutgerinn.sel, ein SchleimklMiti)i('hen
oder ein älmücher greifbarer Fremdkörper ist, dass ebenso oft aber auch ilie zu-
fällig ausfallenden Krystalle des im grossen Ganzen normalen Harnpis diesen Kern
des sp.lteren Harnsteins bilden, dessen Eiweissgerüst ebenso wie da.sjenige der
Krystalle der einfachen Harnsediniente aus dem normalen Gehalte des Harnes
an Nucleoalbumin herrührt (Mendelsohn). Alles andere, was für die Aetiologic
der Harnsteine herangezogen wird, insbesondere die Nahnmg mit ihrem Einflus.s auf
die Reaction des Harns, hat nur eine 8r>cund;"ire Bedeutung: alles das fördert unter
Umständen wohl das Wachsthura eiiuis in der Bildung begriffenen Concrements, giebt
:iuch vielleicht hier und da, wenn auch in iiiicoutrolirbarer Weise, den ersten Aniass
m für ein vorübergehendes Auftreten von Krystallen in den oberen Harnwegen ab, bildet
H aber niemals das Wesen der Aetiologie der Harnsteine selber.
^ft i>urch diese eben entwickelte Anschauung wird in keiner Weis*' die empirisch
B festgestellte Thatsacho erschüttert, dass eine gewisse Hereditilt für die Steinkraiik-
beit besteht; die Vorhiiltiiisse liegen hier ofTenbar ganz ilhnlich wie bei der Gicht*,
ohne dass es darum jedoch erlaubt wäre, leide Krankheiten zu einer „harnsauren*
Diathe.se" zusannuenzutassen. Auch ist ein Einfiuss der Oertlichkeit zweifellos; ob
in den be.sonders befallenen Landstrichen das Trinkwasser oder die sonstige Diaet,
insbesondere der Weingenuss mid eine in wohlhabenderen Gegenden reichlichere
I Nahrungsaufnahme, mitwirken, steht dahin; wahrscheinlicher sind es die Verschieden-
heiten der körperlichen Bethäfigungen und Gewohnheiten, welche hier maa.sgebend sind.
I
An sich ist das Vorhandensein von Nierensteinen in den oberen Harnwegen noch
keine Krankheit, sondern nur eine Anomalie. Erst wenn beim Wachsen der Nieren-
steine in rein mechanischer Weise functionirendes Gewebe alterirt und vernichtet
wird oder wenn, durch den mechanischen Keiz des Concrements begünstigt, Ent-
zündung und Eiterung unter .\nsiedlung von Mikroorganismen sich in den Harnwegeu
etabliren, oder wemi zu dritt der in einem bis dahin ausreichenden Hohlraum ge-
lagerte Stein zu wandern beginnt und .seinem Hindurchtritt Schwierigkeiten entgegen-
treten, wird die Anomalie zur Krankheit. Und für die .sogenannten secund.lren Steine
ist es ja evident, dass sie nicht die Krankheit selber, sondern mir einen Folgezustand
dieser darstellen. Es Ist für die Betrachtung und die Behandlung überhaupt scharf
zu sondern zwischen primttrer un<l secundärer Steinbildung: bei der ersten
entsteht zunächst ein Stein in den Harnwegen, der viele Jahre hindurch, oft während
der ganzen Zeit des Lebens, ohne alle und jede Erscheinung bleibt, iler jedorh, imd
zwar entweder aseptisch oder unter Hinzutritt von Infection, fortschreitende und oft
gewaltige Störungen in den Hariiwegen hervornift. l)ie Therapie dieser primären
Steinkrankheit, deren Typus die Bildung hamsaurer Steine ist, und bei der natürlich
immer in erster Linie die Entfernung der Krankheitsursache selber in Fr.age kommen
muss, hat denmach zweierlei Aufgaben: einmal die Behandlung der durch das Con-
cremeut afficirten Harnwege unter gleichzeitiger Elimination der vorhandenen und
Verhütung neu entstehender Concreniente; und zweitens die durch die Lncomotion
eines vorhandenen Concrements hervorgerufenen acuten Anfälle, sei es der Koliken
beim Hindurchtritt von Nierensteinen in den Ureter, sei es der Blutungen infolge
von Blasenstciiiou. Bei der secundären Steinbildnng dagegen ist diese nur der Aus-
35'
[Hanixtpinp
— n4S —
B«
Est te
druck scbtHi \orh<^rgelii'n(lor Affectioiiw der Harnwege, und ihre Therapie wi
her durch die B^handlung dieser primären Affection bedingt.
A. Therapie der HarnsteinbilduDg. Die interne Therapie hü M
jeden Nierensteinkranken in allererster Linie die Aufgabe, die Hamwrgr mX ttV
lieher Flüssigkeit zu durchspülen, also die Diurcso zu erhnben. (> (4 6
mechanische Moment unt«r allen «ur Behandlung herangezogenen Factoren dum
samste, und das in zweifacher Hinsicht: einmal durch die ganz u: " i; n^
me<'hanische Herausspülung kleinerer, in den Harnwegen pit7<'- f^r
Concrementbildungen; sudann aber auch durch die glci' ' 'Ir«.
Verdünnung des Harns, aus welchem natürlich mit alu
die in ihm gelösten Substanzen, die einzig und allein das Matenii
Aufbau des Steines abgeben, weniger leicht ausfallen. E.-? sind d.iliT
von jeher die Mineralwässer in weitestem Masse zur Behandlung d.
heit herangezogen worden. Ist in diesen die Flü.ssigkeit an sich j. ...>..
unentbehrlichste und wesentlichste Bestandtheil, so wählt man diese Wissw
ausserdem nach dera (Gesichtspunkte, dass der Harn in seiner Acidit'- ' --
herabgesetzt wird, da.ss er also mehr Harnsäun- in Lösung erhalten k.j
der sich durch eine einfach alkalische Therapie keineswegs a priori TPn>t"tii. y«a,ir
der bei jedem zu solchem Behufe verwandten Arzneimittel oder Minemlwa«« «k»
seiner Kinvcrleibung nur in dem hierdurch beeinflussten Harn
werden kann. I>ie hier hei hamsaurer Stcinbildung in Betraclit k.
sind «laniiii liaujitsiiclilich die alkalischen Mineralwässer, welche
Natriiun cntlialti'n und deren am meisten verwendete Bnnincn die >
in Kperies, sodann das Wasser von Vichy, von Wildtuigen und von F-i
und zudem die Bnnnien in Karlsbad, Marienbad, Salzbrunn, in Nouen;iii..
anderen Orten mit iihnlichen (/uellen. Doch da ein Harn, welcher nli >'
wird, unter allen Umständen die Erdpliosphate ausfallen lassen mn ' '
ein solches .\usfallen bei bereits vorhandener, wenn auch andersai:
bildmig nun weitere Schichten von Phosphatsteincharakter sich an tli i
lagern, so ist die wesentlichste Aufgabe bei einer derartigen Behandlung ■
Contrnle nach der Kichtung hin, dass der Harn unter ihr niclit in die .ili.-
Keaction umschlägt. Ganz besonders ist diese Vorsicht geboten, wo man '■'■'•'
gesprochen alkalische Therapie verwendet, also nicht Mineralwasser j:;
Alkalien In Substanz. Unter diesen erfreut sich das Lithium seit lau ■
besonderen Bevorzugung(Garrod): es wird gewöhnlich als Lithium carbon
eine Fonn, die keineswegs so zweckmässig ist als das Lithium citricum l...
zu 0,1 — (1,3 mehrmals am Tage: ausserdem wird Natrium phosphoricum mid N
carbonicum. in Mengen von ungefähr 10 g täglich, verabfolgt. Alle difttc
mente haben jeiiocb in Bezug auf eine thatsiichliche Hamsäure-LAsung pur In
oder wr-nigsteits keinen erwiesfnen Effect: und ganz wirkungslos im Harn «Jntl
an sich stark harnsJlureb'>send<'n Medicamente wie I'ipprazin und Lvsidin. von
nachgewiesen ist, da.ss sie durch dfii Marn dieses ihres Hamsäiire-I,.
beraubt werden (.Mendelsithn). Doch haben die Lithiumsalze diir \\h
und diese Steigerinig der Ih'tirese* ist i's wohl in erster Linie, weiche
• Wendung hi<T zutreft'end erscheinen liisst. Ebenso ist die reichliche Vei
von Fruchtsäften in Form von Limonaden, insbesondere von Citronwi gfbi
da die pflanzensauren Alkalien im Körjier zu kohlensauren Alkalien
werden. Das umgekehrte Bestreben dagegen hat die Therapie bei Phosphat
die aus alkalischem Harn sich hihlen: hier werden kohlensäurehaltige Mi
Wässer eingeführt, oder Benzoesäure, Phosphorsäure, Milchsäure und .inderei'
gegebpu, um die .Mkalescenz zu bekämpfen.
Von je her hat ausser diesen internen Mitteln die Regelung der nin»»! w>i
Lebensweise bei der Behandlung df^r Nierpusteino obenan gesi:
aus der bisher keineswegs erwiesenen Anschauung heraus, dass di< . i
Steinniaterial licftTiiden rbcniischen Körper überhaupt in Schranken gehalti
nmss, dass die Harusiiurebildung also bei ilen liarnsauren Steinen mösln
mindert werden muss. obwohl sie an sieh hier gar nicht vermehrt iM. Twi
treffender dürfte es sein, dass die erfahrungsgemä.ss hier güiLstig wi'-^"—'- ^-r^
der Diaet wiederum nur eine allzu starke Concentration des Harns \ •
die zweckm:"tssigen Vorschriften einer Ein.schränkung des Fleischgeuii-.v>
^
[Barnsteinc
— 540 —
Harusfeinc]
lasshultens iu der N.'ihriingsaufnalimi' überhaupt, boi Veriiieiiiting von sauren Sj)eisen
111(1 insbesondere des oft Nierensteinkolikeii auslriseiideu Alkoholgenusses, bei aus-
Bichender Flüssigkeitsaufnahmn diese l>iliiirung des Harns herbeiführen. Und ganz
iweifellns wirken in solchem Siniii; die bei liesteiiender Fettleibigkeit* angezeigten
Itorsichtigen Entfettungskuren, sowie die hier immer notbweiidige Vornalinie von
~ Tirperübiuigen, von (^lyministik, von TurniMi und Rudern, sowie von Massage, unter
IVermeidung jedoch der aius naheliegenden (iründen schädlichen Erschütterungen des
"(örpers, ganz obenan unter diesen des Reitens.
B. Therapie der Elimination der Harnsteine. Waa immer man nun auch
tan inedicaraentr)ser Therapie vornehme, die AufiTisung eines Steine.s ist mit den bis-
fcherigen HOlfsmitteln absolut unuir»glich, und alles, was darüber verlautet, ist nichts
vic Hlusinneu. Eine rationelle Therapie kann daher nur die Heraiissch af fung
^des Concrenients anstreben, nicht seine AuflOsiuig, welche nicht eüinial in der
)lase möglich ist, wo doch der Stein sozusagen für die auf ihn einwirkenden Flüssig-
keiten ofTen zu Tage liegt. l)ie Möglichkeit einer solchen artiticiellen Heraasbeförderung
Ides Steines ist nun eiiu- doppelte: einrnai, ihn auf den natürlichen Wegen herauszu-
schaffen, das andere Mal, durcli directe operative FrölTnung ihn zu eliniiniren. Die
Fassage eines ganzen Concrenients ist in den oberen Harnwegen, also von den erweiterten
Harncanälchen oder dem Nierenbecken aus, selbstverständlich mir nniglieh bis zu
einer gewissen «Irös-sc des Steines, welche ihm gestattet, durch den wenn auch dila-
tirten Ureter herabzusteigen; hierzn können die oben angeführten therapeutischen
Momente, welche eine Erhöhung der IHurese bewirken, beitragen, indem mit einer
solchen die vis a tergo auf den Stein nun stärker wird; aber selbst Unzweckniä.ssig-
keiten der Lebensweise, insbesondere E.xcesse im Alkohol können, weiui der Ureter
für den Nierenstein nur selbst passirbar ist, seine Wanderung auslösen. In der Blase
dagegen ist der Stein dem Lithotriptor zugänglich, er kann gefasst imd in kleinste
Bruchstücke zertrümmert werden und so sich auf den natürlichen Wegen ganz und
gar herausspülen las.sen; sodass also hier in der überwiegenden Mehrz.ihl der Fälle
der zerkleinerte Stein durch die Harnröhre nach aussen gelangt, wenn auch bei be-
sonderer Grösse oder Härte des Steines, welche dem zertrümmernden Instrumente
widerstehen, oder bei complicirenden Affectionen der Harnblase die unmitti;lbare
Entfernung des ganzen Concrenients durch Eröffnung der Harnblase mittels der
Sectio alta zu geschehen pflegt. hiese radieale Fonii der Steinelimination ist
nun auch bei gros,sen Nierensteinen die einzige Möglichkeit ihrer Entfernung.
, Ais oberste Hegel hat dabei zu gelten, dass man, wenn der Stein noch functioniren-
Ides Nierengewebe übrig gelassen hat, soweit als nur thunlich mit der Nephroto-
mie, mit der einfachen Eröffnung der Niere, auszukommen suchen muss; umso mehr
als eine an.scheinend gar nicht mehr funetionircude Niere sehr häufig nach der Ent-
fernung der Concremente zum Thoi! wieder leistungsfähig wird. Ist die Niere
ganz zerstört oder durch Infection und Eiterung eine iJefalir für den Organismus
geworden, so muss sie, natürlich unter allen den Indicationeu und Cautelen einer
jeden Nephrectoinie, exttrpirt werden, hiese Entb^rnung der Niere darf natürlich
nur nach reiflicher Erwägung aller in Hetracht kommender individueller Momente
erfolgen; ganz besonders ist der Atihi,<s zur Operation gegeben, wenn eine Infection
des Nierenbeckens eingetreten ist und liie Fröste mit Fieber als Anzeichen der Auto-
intoxication sich einstellen.
Die durch den Reiz der Concremente entstehende entzündliche Affection der Harn-
wege muss natürlich gleichfalls der Therapie unterworfen werden, und ist die
Cystitis* und Pyelitis* auf das sorgsamste dabei zu behandeln.
('. Therapie des acuten Anfalles, der Nierenkolik. Sie hat natürlich zu-
nächst nur Bedacht zu nehmen, die l/ualen des Anfalle», welche die unertrfiglichsten sein
können, die ein Mensch überhaupt aus einer Krankheit erleiden kann, zu mildem. Wie
immer bei solcher Aufgabe, ist Opium und seine Praeparate auch hier die einzige
Hülfe, das Mittel, ohne welches man nicht Arzt sein möchte. Zwar sagt die Ueber-
legung, dass durch die Wirkung der <Jpiat« auch die Peristaltik der Uretermusculatur
gelähmt und damit der Hindurchtritt des Steins verzögert wird; aber es bleibt hier
gar nicht^s übrig als in herzhaften Dosen Opium und Mor[ihium zu geben, nöthigen-
falls mit Unterstützung von Chloralhydrat. Ausserdem sind Vollbader von 3(Kirad R.
hier stets werthvoü, wo Neigung zu Congestionen nach dorn Gehirn da ist, unter
gleichzeitigen kfdilen Umschlägen auf den Kopf. An Ort und Stelle des Schmerzes
[Hamstfinp
— fisn -
Ht
sintI ht'issc K:itnplasmi'ii und allo übrigen Ablfitiiiifron, srtwie die w<?ih
lloninzit'liung aik'r Mittel der Krankenpflege eine ßeihölfi', wenn :iiirh 2.'-iti'il«<
nirmlerischeii J^eli merze eine nur geringe. Alle anderen vorgesrhln ■^
8iiid werthlos; Brechmittel zu geben, um damit auf dio Weiterbef lof«
crements einzuwirken, ist grausam und gefährlich: durch die furchtbar ec
Massage ist noch niemals ein Stein durch den Ureter hindnrchgcführt «onl«;
der Vorschlag, den Kranken auf den Kopf zu stellen, um den Stein wieder a
Nierenbecken zurückfalten zu lassen, ist wohl nicht ganz ernsthaft 7U okIiimb.
gegen kann eine Kinklemninng des Steines ein sofortipres operatives KingreifcBI
machen, unisoniehr wemi vollständige Aniiric ihre (•onKe«|ucnz ist, die ~
gleichzeitiger doppelseitiger Obliteration der l'reteren beruhen knun, ebj-ia«!
auch eine sympathische ist.
Die Blutungen, welche bei Blasensteinen zumal nach KOrpererschiW
eintreten, erfordern absolute Hettruhe und alle übrigen bei der Haematorit'
nothwendigen Massnahmen.
co/^
Harnstoff, Carbamid, krystallirt aus Wasser in langen, flachen, dem K
l'rismci]. die in Wasser sehr Icichl, auch in Alkohol leioht löslich sind.
Er kann im Yacuum unzcrsctzt bei 120 — 13ü" sublimirt werden, ■w.ölirii
Erhitzen unter gevöhulichcni Druck sich unter Bildung vun AmmoDiak,
und Cyansäurc zersetzt. Durch Kochen mit Alkalien oder Säuren wird er zu hüJi
und .Vmiiioiiiak gespalten, durch Bcbaudluug mit unterbromigsaurcm Alkali oder mil iif|>Ty '
Säure zu Kohlensäure, Wasser und Stickstoff zersetzt. Er liefert mit S:i -:'. I^
und auch mit Salzen Verbindungen. Das Nitrat oder auch das Oxalat v. - -ri!
liislichkeit wegeji zur .Abscheidung der Verbindung aus ihren Lösungen
auch wegen ihrer charakteristischen Form zur Erkennung derselben, v; ■ :~
giebt noch in sehr verdünnter Ilarnstofflösung einen kömigen weissen Xiio. i . .
Harnstoff ist als das neutrale Amid der Kohlensäure zu betrachten, ind' m lif^l' iv i •
gruppcn des hypothetischen Kohlensäurehydrats durch .\midogruppeu ers'' '
/OH „, /NBj Diese l'onslitution geht unzwei'
Qg 'NH» synthetischen Bildungsarten hervor
KoUk.iiBiiurflijdrat Harnstoff stoff ilurch Einwirkung von Chlorfc'
Ammoniak, it'rncr aus Kuhlensäureaethylaelher und Ammoniak, unter l
koliiitisaurem be/w. carbamiusaurcm .\romöniuni. Von besonderer Bedeut
giebige D.irstellungsmethude als auch in historischer Beziehung ist die (i
»tolTs aus dem isomeren eyansaurcu Ammonium ("ON ' NH4 durch eii
wässerigen Lösung auf dem Wasserbade. Dieser von Wühler 1828 aufgefu :..,..,. . . ■- '
das erste Beispiel künstlicher Gewinnung eines vom Organismus producirteo organisch''
und führte daher zum Sturze der vitalistischcn Theorie.
Der HarnstoiT ist von allcrgrö.sster Bedeutung für den thicrischen Stoffwch--;!. -"i
ist diejenige Verbindung, in welcher bei den Säugethieren die Ilauptmenge des i;i,'g7UMUie-'j
Sticksloffs im Harn* zur Ausscheidung gelangt.
Zweifellos entsteht der Harnstoff aus den Eiweisskörpem der Nahrung ^e^w.
mus. Welches die Vorstufen dieser Umwandlung sind, ist noch nicht völli.
scheint aus einwiindsfreien Versuchen hervorzugehen, dass wenigstens eiri
säure und Ammoniak, die dvirch Oxydation der Eiweisskörper entstehen,
dass die Leber als Ort dieser Synthese anzusprechen ist. Ein weiterer 1
leicht aus dem in den Muskeln so reichlich vorhandenen Kreatin, das direcl od-ti
nur sehr wenig ausgeschieden wird und leicht durch hydrolytische Sp^vltunc Hir
Von grosser Wichtigkeit für physiologische Untersuchungen ist die ■•.
raung des Barnstoffs, da in den meisten Fällen seine -Menge ein Maass für
Stoffausscheidung giebt. Als handliche und für die gewöhnlichen /wecke
Methode ist die von Knop-Hüfncr im Gebrauch. Sie gründet sich auf .;
Zersetzung durch unterbromig.'iaures Natron, welche nach folgender GleichuLt
C0(NH.,)2 + 3NaBrO =- COj + Nj + 2HjO + 3NaBr,
Die Zersetzung wird in besonders construirten Apparaten (Azotometern) v.
eine Messung des entwickelten .'Stickstoffs gestatten.
ll8rrOgKt4>, Rchwsrel- ond GitenUd in der anglimhen Gnhchkft Turic. Dir
Hieli tlteUweise durch hoben KQcliSftlBKehftlt aqb. Suson April bis 0etob«r.
■ehr •nUn.trl»!! i)aill*
HErKDIirgi Lunkurori in Brannscbweift un nördlichen Rande des Harves, 3iVI m lioeb, mit .)'
Iiall. L«Uloro.^ bosiUt xwoi kalte SoolqQollon mit H.5 nnd 6,0 pCt. Koeb«4la, W4*1ehe vonii^-
nnlnl werden. Saiiion Mai bis Ende September.
larae
IniiR^nhias«!
lane Hiiden sich sehr verbreitet im Fflanzcn-, zuweilen auch im Thiorreich (Moschus, (asto-
reum) und entstehen bei der trockenen Destillation von Holz, Torf, Fetten und dergleichen,
sowie bei verschiedenen chemischen Keactionen. Sie sind in der Pflanze in allen Theilen mit
Ausnahme des (.'ambiums vertreten, am häutigsten in der Rinde und zwar meist in besonderen
loterecUularTäumcn, gemischt mit aetherischem Üel, wie bei den Abietinccn. oder mit Gummi
— in dem Milchsaft zahlreicher tropischer Umbelliferen u. a. — oder sie criüUen die Pflnnzen-
zelle — Gunjak-, Sandelholz — oder sind der Membran eingelagert — Lupulin, Kamnia. Sie
werden durch Eintroekneu der freiwillig oder aus Kinschnitten, eventuell beim Erwärmen, aus-
fliessenden Pflanzcnsecrete, seltener durch Extraction mit Alkohol oder anderen Lösungs-
mitteln gewonnen. Ueber die Bildung der Harze in der Pflanze ist nichts Sicheres bekannt;
angenommen wird, dass sie, wenigstens zum Theil, aus Kohlenwasserstoffen oder Alde-
hyden (aetherischen Oclon) durch Oxydation ent-stehcn, manche mögen auch aus Glykosiden
und Gerbstoffen hervorgegangen sein. Sie sind gewöhnlich keine einfachen Individuen, sondern
Gemenge mehrerer, die aber hiiufig wenig erforscht sind, als Alpha-, Beta-, Gammaharz etc.
unterschieden werden und deren Trennung durch verschiedenes Verhalten gegen Lösungs-
mittel ermöglicht wird. Diese Hantc haben theils den Charakter von Säuren (Harzsäuren^.
welche mit Basen Salze bilden, von denen die der Alkalien, die Harzseifen, in Wasser löslich,
die der Erden und ;?chwcrmetalle unlöslich sind, sich aber zuweilen in Alkohol oder fetten
Oelen lösen; theils sind sie indifferent. Daneben kommen in den natürlichen Harzen auch
■wohlbekannte Säuren, wie Benzoe-, Zimmt-, Ferulasäure u. n., sowie aetherische Oelc etc. vor.
Die natürlichen Harze sind amorph, meist gelb bis braun gefärbt, häufig durchsichtig, schmelz-
bar, bei mittlerer Temperatur theils knetbar (Weiehbarze), theils zerrciblich (Hortharzc); der
Schmelzpunkt schwankt zwischen etwa 75" und 360". Beim ileiben werden sie negativ elek-
trisch. Im reinen Zustande sind sie färb-, geschmack- und geruchlos und können zum Theil
krj-stallisirt erhalten werden. Gegen Lösungsmittel, wie Alkohol, Chloroform, fette oder
aetherische Oele, verhalten sieh die Harze verschiedenartig, in Wasser sind sie sämmtlich un-
löslich. Von concentrirtcr .Schwefelsäure werden viele in der Kälte ohne Zersetzung gelöst,
concenlrirte Salpetersäure wirkt lebhaft unter Bildung von Nitroproducten ein. An der Luft
erhitzt verbrennen sie mit leuchtender, stark russender Klamme, bei der trockenen Destillation
liefern sie reichliche Mengen gasförmiger und flüssiger Kohlenwa.sserstoffe. theerartige Productc,
die Umbelliferenharze Umbelliferon. Charakteristisch ist ihr Verhalten gegen schmelzendes
Kaliumhydrat: die Harze der Abietineen werden kaum angegriffen, Asa foetida, Benzoe, Dra-
ehenblut, Guajakharz, Myrrhe, Opoponax lieferu Protokatechusäure, Benzoi" ausserdem p-Oxy-
benzoesäure, Drachenblut neben diesen Säuren Phloroglucin; .\loö liefert p-Oxybenzoesäurc
und Orcin, Gutti Phloroglucin und Isuvitinsätire, die Umbelliferenharze llesorcin.
Officinelle Harze sind Benzoe, Kolophon (Kichtenharz), Dammnr- und Jalapenharz; früher
und auch theilwcise jetzt noch gebräuchlich sind: .^karoi'dhan. Anime, Asphalt. Bernstein,
Copal, Draehenblut, Elemi, Guajakharz, Gummilack, Ladanum, Mastix, Sandarac, Tacamahaca.
Einige Harze finden sich fossil: Bernstein, Copal. Asphalt u. s. w.
Hftrsessenft heisson die llOchtigoren Antheil-.' ilca bei der truckenpn Destillfttjon von Kalophunnim über-
gebenden Destillnts, ao« ilotien xahlrt'irtip Koltl^^nwa^forKlofTe, Aldehyde nnd Slluren der FarafAn- rjnd Oleltireibe.
«geh Terpene, bydrirto Tolnole ete. i*olirt wurden. An feuchter Lnft nimmt die Harae^isens leicbt .'^ftuerBtolf auf
Bitdung de«; krysUUisirboren, bei 100° selimelzeoden KolopliuninhydraU, CuiIlgOa -f- H^O, du steh doreh
Mr anssehQtteln llUst.
Harxfil heisaen die bei der trockenen Deätillatiun ron Kolophoninra ul*erhalb 3(10^ nberfc^benden Antheile.
Ti enthüll tlbergeriiifenen Kolophonium, Slluren und Phonole, die durch Behandlung mit Natronlauge entfernt wer-
den kdnnen, und besteht dann aan hochsiedendea flüssigen Ter^ienen und dem kry.stalIinisohen Metauaphtalin
(Besisterea). Keines ilanOl ist selbst im yneunnl nicht nntersetxt deütillirbar.
Haraseifen, Roainate. sind salaartige Verhindnngen der Harcsänren mit Alkalien. Sie rerhalton sich gegen
Reagentien wie Pettseifen, geben aber beim Coucentriren keinen Seifenleim und gestatten nicht daa Aussalzen
doreh Chlomatrinm. Schmierig nnd hygroskopisch, werden sie hsaflg billigen Fetlseifen logeselzt, deren Consi-
•tent nicht boeinflusst wird.
Harz, weisses, durch Sehmelxon Ton gemeinem Fichtenhan' anter Znsatz ron Wasser und Durchseihen
erhalten, ist gelblieh, IrShe, sprOde, Ton gllniendem. nnschligem Bruch, leicht aehmelahar.
HAASE.
iKrzer Sanerbriinneilj alkalisch -murlatiseher Slnerling im Dorfe Oranhof bei Ooslar (O.Wfi Natriumchlorid,
0,247 Calcium-, 0,13)> Natrium-, 0.üli2 Magnesiumblcarbonat), weloher mit Koblenskare impraognirt ist.
W.
luelnUSSÖly das fette Oel der Samen Ton Corylns Arellana L., zu ca. 50 uCt. in denselben enthalten, Ist bliss-
galb, dinkflnssig, Ton angenehm mildem Geschmack, ohne Oemeh: erstarrt bei — It". B« ist »in feinea SpeüeSl.
B.
ifi) Stadt. Ostlieh Ton Sossex, nnmittelbar benachbart tlem an der engliichen SQdkQstp gelegenen Secbade
SL Leonards, nach Norden, Nordwesten und Nordosten durch berge ge.schotater Luftkurort, der dadurch ancU
lu Kuren im Herbst und im Winter geeignet erscheint.
W.
Baascnblase) Ichthyocolla, Colla piseium, Fischblase, Fischleim, wird aus der
Schwimmblase verschiedener in den russischen Flüssen verbreiteter Fische aus der Gattung
Acipenser* gewonnen. DieBlasen werden in schw.tch alkalischem Wasser gewaschen, aufgeschnitten
und zum Trocknen an der Luft ausgebreitet, aber so, dass die innere silberweisse Mcmbmn,
welche den Fischleim giebt, nach oben kommt. Nachdem die äassere gröbere Haut beseitigt
[Haiisenblase
— ?i52 —
B«
ist, werdeu die Blasen weiter au der Sonne gotrociiDet. Die llau^' iiMi-- i-
Walser stark auf. in lieissem lost sie sieb mit Uinterlosüung eitiigoi t'a^>-iii
erstarrt die Lösung zu einer fast farblosen Gallerte.
Man benutzt sie in der Technik liHulig zum Klären von Wein, Bier «tc, Uulm i
in viel kaltem Wasser aufgequollen einrührt. Die Ilausenblase ist femer ein pittt Miad i
Darstellung von Gallerten, noch im Verhältniss von 1 : 25 Wasser.
Gelatina Ichtbyocollae,
mit 8—10 Tb. Flüssigkeit unter Zusatz von Zucker und iironifttisehea Stets I
reitet als Krfriscbungsmittel.
Emplastrum adbaesivum anglicum, Taffetas adhaesira«, eogli»
Pflaster:
in heissem Wasser aufgelüste Hausenblase auf Leinvand, TaSet, Seide laSf
Nicht reizendes Deckpflaster.
Kmplastrura anglic.inum, Ph. austr. VII:
Baumwollgewebe mit llausenblasenlösung und in Spiritu» gelöstem IIoolz Ics-As.^
auf der anderen Seite mit BouzoetiDctur und Perubals&m wasserdiclr .
K.
Haustug, Schluckmiitur, werden die einzeln dispensirten Dosen einer Mixtur gcuait; <
Haustus wird also in seiner ganzen Quantität auf einmal eingenommen. P '
der der dispensirten Pulver analog, z. B. Chloralum hydratum 1, Aqua de-
Aurantii Ccrticis 5, dentur tales doscs VI; oder Cbloralum hydratum 6, .\
."^irupus Aurantii Corticis 30, divido in partes VI; signa: .Abends 1 — 2 I
Der Haustus bat der gewöhnlichen Mixtur gegenüber den Vorzug einer gen:i.i'.M
unter Umstünden grösserer Haltbarkeit, er wird jcdocb bei un» selten verordni-t
Haut, jier f(uii])licirte Bau der Haut verleibt den pathologischen V<>r5ii'lrn
«lifses Organs ein eigeiithümiii-hes Geprilge, welches bei keinem Jiii
wicderzufindi'ii i.st. .\ucli lÜp [jüysioiogiscin'n Kunctionen diT Haut, <lh
Ingischcu Vorgilnpcii lM'(>iiitr:ichtij:t oder aufmdiobim werdeu, tr.igen nicht wroa; >
zu bei, dif Miuiiiigfaltigkoit dt;r Krankhi'it.sbilder noch zu .steigern.
nie physiologischen Furictionon der H;uit beziehen sich: 1. :iuf ihre äebüB
F/if^Piisfhaften, 2. auf ihre secretorische und eliuiinatorische Tlifitipkeit. ' •"' '
W.'irnipregulirung, 4. auf die TjistenipIiuduDgen, 5. auf ihre Resorption-
Als schützende L'ecke be.sitzt .speciell d;is derbe Coriuin, welches vom i ii'^^-
ausgepolstert i.st, die Haupteigenschaft, den nicht zu heftigen äusseren Tna
Widerstand zu leiste». Die Epidermis trügt ebenfalls dazu bei, indem sie u i
j('nigeii Stidicii, welche den häufigsten Schädlichkeiten ausgesetzt sind, lith
dickeren Lagen aufschiciitet. Ausserdem schützt die Hornsohicht den ÜrganiämiB'
l'iiiidringen von scliiidlichen \vU«serigen l-'lüssigkeiteu und (iiften.
l'ie secretorischc ThiUigkeit wird durch die Talg- und Sehwu-issdr'
Letztere .sti.'heu unter dem ICiiittuss des Norvensy-stenis, was ersteren niiJi
Die Talgdrüsen liefeni Kett. welches die Haut impraegnirt und dieser ein^ sri
Geschmeidigkeit verleiht. Die Schweissdrü.sen haljen auch die Function, ?■"" '-'i''>i<^
Thcil die Wäriueregulirung zu besorgen, indem bei erhöhter Muskeltli
Tempcraturstüigerung die excitomotorischeu Nerven in Thfitigkeit gescui
IMi- Hautdrüsen dieiuMi ferner zur Eutledigung von AbfallstofTen, Hamstolf.
säure, sowie zur Elimination fremdartiger Substanzen, wie Jod, Arstsn. yuecksiUw <
l)ie Hautempfindungeu sind multipler Natur: Tast-, Temperatur- und •»rtsinn
.Ms Kesorptiousorgan sirut die Fiihigkciten der Haut beschränkt.
fiüchtige Substanzen werden von ihr nicht aufgenommen, wohl aber v
keiten, die mit imr geringer Gewalt gegen die Haut gestIVubt w.
Fetten gelöste Medicanumte, und zwar venuittelst der Drüsen, sp'j .
driisen. Nach Kutfernung der Hornseliicht durch Maceration oder Verlefinngen W
Medicametite ohne weiteres aufgeiionmieu WLTtien.
Ein so wichtiges und complicirtes Organ wie die Haut kann nicht laedirt \
ohne dass Rückäusserungen auf die Gesammtconstitution sich einstell^r -
seits wird auch die Haut bei pathologischen Zuständen der inneren *
Saftemasse, de,s gesammten Organfsmus erkranken. In ther.apeatiücü'-r i""J
sieht darf dieser Umstand nicht aus dem Auge gelassen werdeDO^'
wird oft nothwendig sein, gegen diesen causalen Ursprung der Uautkrankheiteo i*f
haiullung zu richten.
In erster Linie i.st die Mitbetheiligung der Haut bei acuten und elirt«««'**
laut
ÖÖ3
Haut]
liilV'rtii)ii.skr;iiikhnitt'n oinc häiifigi'. Kiitwcdcr wird <lir Haut von (lein iiifectiüscn
^geiis «lirpüt hefallen, wie dius bi'i SiTofiilosc, Lopra, Sy[»liiiis dt-r i"'.'di ist, oder es
ind die Stoffweclisidiirodiu-tt- der den Orfraiiisnius befallenden Bakterien, die auf der
laut Verändoruufjeii bervorrnfen, t. B. Tvphnsexanthein, Rnsenia i'hob'riea etc. Hei
äen acuten Krankheitc^n sjiielt sieb ein grosser Tbeil des F'rocesses in der Haut ab,
pie bei Variola, Mauern, Schariacb etc. Ferner giebt es eine Reihe von Aflectionen
ier Haut l)ei Stoffwechselerkrankungen, die als Nebenerscheinungen auf der Haut vor-
1conim<>n: So Kkzem bei Gicht, IHabete.s; Ekzem, Acne, Seborrhoe bei scorbutiscben
id rheuniati.sehon Leiden; Tuniorbihhnigen bei Leukaemie etc.
Zahlreich sind die Veränderungeti tier Haut bei Erkrankungen verschiedener
Organe. Ks .seien nur erwähnt Icterus unii l'ruritu.s bei Lebererkrankungen; Urti-
caria, Erytheme, Pruritus bei Erkrankungen des Verdauungstractus; I'igrneutiruiigen
t»ei Erkrankungen der Nebenniere; ('hieasina, Ervtiienie bei Erkrankungen der (.ie-
pchlechtsorgane etc. Krankheiten des Circulatinns.systeuis rufen vor allem Stauungs-
ierni.itosen hervor, Purpura, f'yanose, Oedenie, Telangiektasien. Varieen und deren
Tolgezu.stfinde, ferner liangraen durch atliereniatöse Processe etc. Kraiikheiteu des
Nervensystems können direet durch Fuiictionsstfiniiigeii zahlreiche Hauterkrankungen
lervorrufen, wie Herpes zoster, Alterationen der Haut infoige von Syringoniyelie,
Tabes, durch neuriti.sche Proce.sse bedingte Ilauti-rkrankiuigen, Eunctiotisstörungen im
Bereiche der motorischen, sensiblen, secretnri.schen Nerven, ferner vasomotorische und
Irophisrhe Störungen der Haut (Angio- und Trephoneurosen). Ein ganze Reihe von
Liuterknuikungen wird ausserdem noch durch die vorübergebenrle Aufnalime uml
Lusscheidung von Nabrujigs- und Arzneimitteln bewirkt, Arzneiexanthenie. Schliess-
lich würden noch verschiedene physiologische imlividuelle, angeborene oder acquirirte
Zustünde zu erwähnen sein, die als Eactoreii bei der Entstehung von Hautkrank-
heiten in Betracht kommen: Idiosynkrasien, hereditäre Dispositionen.
Eine regelmä-ssige Hautpflege ist zur Vorbeugung zahlreicher Hautkrankheiten
Mid zur Erhaltung des allgfujeinen tJesundheitszustandes absolut unentbehrlich.
)ie Indicatioiten, nach welchen man sich richten muss, liegen in der Entfenumg
ichädlicher Agentien, die sich in und auf der Haut ansammeln imd in der Unter
Btützung und Förderung der physiologischen Functionen der Haut, ihrer ae- und ex-
retorischen, sowie perspiratorischen Tliätigkeit.
In erster Liin'e konnneu zu diesem Zweck Waschungen und Bäder in Betracht.
3er ganze Körper sidl täglich gew.-isclu.'u werden, die freiliegenden Stellen, HUude,
jesieht mehrmals im Laufe des Tages. Stellen des Körpers, die mit zahlreichen
Talg- und Schwcissdrüscn versehen sind, Genitalien, Analregion, Achselhöhlen sollten
Bweimal täglich gereinigt werden. Hie Waschungen müssen immer zuerst mit warmem,
lachher mit kaltem Wasser vorgenonmien werden. NV .armes Wa.sser entfernt Schmutz
tund Unn/inlichkeiten, kaltes dient zur Abhärtung und Tonisirung der Hant. Mehr-
mals wöchentlich sollte man lauwarme Vollbäder mit nachträglicher kühler Ab-
k'aschung nehmen. Die Wirkung des Was.sers wird dm'ch die Anwendung der Seifen
erhöht; jedoch passt jede Seife nicht für Jeden und i.st es nothwendig, je nach
'Empfindlichkeit und Beschaffenheit der Haut, alkalische, neutrale oder flberfettete
Seifen zu wählen. Die zu Ekzemen neigenden oder an Ichthyosis leidendeu Patienten
P werden eine stark kali- oder natrnnhaltige Seife nicht gut ertragen, dagegen werden
Leute, die eine fette, ölige Haut besitzen, Akuelcidende z. B. sich sehr wohl nach
deren Anwendung bclinden. Sehr wohlthuend sind Brausebäder, lauwanne oder kalte,
sie werden zwar niemals ein Vollbad ersetzen, sind aber leichter auszuführen und,
faute de mieux, zu empfehlen. Die Einrichtmig von VoLksbädem ist nicht genug
tzu empfelih-M und zu fördern; wie mangelhaft es mit solchen Einrichtungen steht,
bewei.>(en di«» Erfahrungen, die jeden Tag, sogar bei Patienten besserer Stäiule, zu
machen sind. Der Arzt nmss den Patienten belehren, d.iss zum Baden und Waschen
keine Badewanne specieller Form nothwendig ist, sondern diis.s man mit jeder
Waschwanne sich ein Bad einrichten kann. Nach dem Bade ist es gut, bei Patienten
mit fetter Haut noch tüchtige Abreibungen vorzunehmen, bei solchen mit zarter oder
trockener Haut, speciell Leuten mit leichter Ichthyosis, die Haut noch leicht ein-
zufetten; zu diesem Zweck ist Lanolin mit rtleuni Amygdaiaruui « oder Unguentum
Glycerini (Ph. Gall.) praktisch (Wolff); auch ein Zuj^atz von Amylum oder Gel.atine
ist in .solchen Fällen zweckmässig. Die Anwendung von Glycerin allein, wenn das
Prodact auch vollkommen neutral ist, reizt doch unter Umständen die Haut.
[Haut
— 554
Wichtig ist IIS auch, die behaarten Stellen des Kiir[nTs eifaf"
sehen Pflege zu unterwerfen. Gerade die Kopfhaut, diu der An
Piirnsitpii etc. so au.sgesotzt ist, niuss häutig, niinde.stens einmal \\
entfettet und desinticirt werden. Am besten eignet sich hierzu
Baponatus, der nach tfirhtiger Einreibung mit Wasser entfernt wird, bie tvo^
dann getrocknet und das entzogene Fett durch ein reines sterilisirtes FuHl
Süssinandelöl, wieder erst^tzt. Bei Leuten mit starker Seborrhö«! eignen M\
schwefelliaitige Fette. Hüutiges Bedecken der Kopfhaut mit l'omailcn,
salben ist schädlich, weil diese Fette ranzig werden un<l Reizui3geo heno
Zweckmassig ist sodann die üeberwachung der Kleidung: eng anlieg«uH
und andere Kleidungsstücke reizen die Haut und rufen Erytheme, Eitnri
Circulationsstörungen hervor. Die Wäsche muss so bUufig wie möglirii
werden, wollene Unterkleider sogar alle 3 bis 4 Tage. Sicher ist «,
parasitäre Krankheiten, besonders an bedeckten Stellen (Pityri.-i
rhoisclie Ekztmie des Knrpers, Erytheraa) viel heutiger hei I'
schmutzige wollene Unterkleider tragen. Dass auch die Wohn v||
gang von Luft und Licht für die regelmässige Fuiictionlrung
sind, ist nicht zu vergessen. Audi die Wahl der Nahrungsmittel ist Ib
Fällen streng zu beobachten.
I'"flr die allgemeine Therapie der Hautkrankheiten kommen inurrijd
Susserliche Mittel zur Anwendung. Die wichtigste Aufg:ibtt filllt jeiln
letzteren zu, denn die Zahl der innerlich dargereichten Medicameiitc, ilieal«!
gelten können, ist äus.serst gering. Die Indicationen zur Anwendung einer in
Medication werden meist die der allgemeinen Therapie sein und ftind
unterschätzen oder aus-i^er Aclit zu la.s.sen. Es kommen drüier Lithiura,J
hei Gichtkranken, Eisen bei Anaeniischen, Salicylsäuro, 8alol bei Rheuna
zur Anwendinig. Eine combinirte Therapie wird in vielen Fällen
Heihing liiliren, ;ds eine rein äusserliche. Eine directe Wirkuuf; auf dii
deren krankhafte Zustände besitzen folgende Mittel:
Arsen*, welches fridier fast jedem Hautkranken verschrieben würdig
ganz he.>ic!irUnkten Fällen zur Anwendung kommen (vgl. Bd. I. S. 23»*). Sei»!
triumithe feiert es bei der Behaiullung des Liehen ruber planus; ahsolnt
wurde es bei Pityriasis rubra |)ilaris gefunden, unreg^t'l massig bei der Dribria(;l|
Krankheit (Wolffl, obgleich hierbei vielfach gelobt. Arsen ist ferner anj^fl
chronischen, si-hu[)pende.n Ekzemen, bei Patienten mit atonischer. schlerbt g»
Haut, bei anaeniischen Kranken. Bei Psoriasis sind die M
wurde in vielen Fällen grosser Nutzen davon gezogen, besoi. P:
welchen die zur Anwendung kommenden äus.serlicheu Mittel «Jit- Haut Ifi
Bildung neuer Efflorescenzeti disponirten; auch bei Pemphigus vulgaris
ergaben sich gute Erfolge (Wolff). Arsen kommt zur Anwendung: ino
Fowler'sche oder Pearson".sche Losung, als Granula Natrii arseuirosi, ab i
Pillen, namentlich als arsenhaltige Mineralwässer, Roncegno, Lovico. Keiiw '
Formen kann aber in Bezug auf rasche und sichere Wirkung mit der subcuö«»!
Wendung verglichen werden. Jlan wende an: Natrium arsenicnsum 2 J,
desttllata 100 g, Ac.idum carbolic\im solubile 2 g. Mit i/,o einer Pra»iH
Spritze wird begonnen und täglich gestiegen bis zu einer vollen Spritze, i k. '
pro die. Ueberhnupt muss man Arsen immer in steigender Dosis verwend '^
Zeit bei der Maximaldosi.s bleiben, dann allmählich wieder abwärts steig
lästigen VerdauungsstOrnngen treten niemals bei dieser Bohandlungsmi^tbo
Nächst dem Arsen kommen Qnecksilberpraeparate und die vti
Jo<lverbindungen, welche bei deji llautcrscheinungen der Syphilis'
werden. «Quecksilber scheint auch bei Lepra* ziemlich wirksam zu sein; l>ei i
Le|u-a wurden von subcutaner Anwendung erfreuliche Resultate gesehen ('»ll
während Jod schädlich und vielleicht mir als diagnostisches Mittel xa ven«b««f
Jod spielt aber eine wichtige Rollo als Unterstützungsmittel bei scniful'"'«
tuberc.ulösen Affectioncii der Haut, ebenso bei Hautaktinoniykose"; aiuscT^bm {
es nur wenige Mittel, welche eine directe Wirkung hei Hautkrankheiten aMüWft '
seien genannt: Aciduni carbolicum, Atropin, Pilokarpin, Schwef«! (IchtJijwlpi
rate), Thinin, Phosphor, Ergotin.
Die locale, äusserliche Therapie besitzt grösseren Wcrth. Wou'r'
laut
Haut]
ki» Komi von Wnscliungpn inoist mir mit Zusät/.i'ii vorwcndct, so z. B. mit Karbol,
MIoiMiii, Clilor.il, i>|»ii'ttiis ^'egt'ii Hiiiitjuckcn; mit iSubliinat gegon |iar<isitiire Kraiik-
Iheiton, Pcdiculi. Waschungen wenli'ii k.ilf, iini oiiu.' Hcat'tion liervorzubringen, heiss,
nun diu Contraetion der Blutgefilssc herbL-iziifülircn, wie bi'i Aciip ros;icea, oder um die
iHaut besser zu entfetten, vorg(moninien.
I ümsrhlftge, welche Borken, Krusten, Schlippen erweichen können, werden aut-h
■bei entziindticheri Zuständen zur Maceration der Haut verwendet, bald kalt, kühl
■oder warm. Sehr zweckTiiitssig sind einfache oder mediraraentfise Üünstumschläge,
Ibei welchen die Haut mit in Wasser oder in nicitiranientosen Lösungen getränkten
lAlull- oder Wattelagen, letztere mit einem wasserdichten Stoff, Guttaperchapapier etc.
Ibedeckt werden. Zu gleichem Zweck können auch Kataplasnieu mit Leinsamen-
l^ecoct oder StSrkeklei.^ter Verwendung tinilen. Uonchen* dienen zur Anregung der
iHautfunctionen, besonders als warme nnuchen bei nervösen Dermatosen.
m Bäder werden als einfache oder medicamentösc verabreicht. Kalte Bäder wer-
Iden seltener, nur bei gewissen nervösen Erkrankungen oder atonischen Zitständen
nAcne, Comedonen) der Haut verordnet; meist werden sie lauwarm, 26 — 27" K., ge-
keben. Ihre Hauer schwankt, je nach dem zu erreichenden Ziel, gewöhnlich zwi.sehen
llO und 30 Minuten. Wemi die Haut zur Kntfernung von festen Schupiien, bei Psoriaris
M. R., macerirt werden soll, können sie sogar bis auf Stunden ausgedehnt werden. Con-
ttinuirlicbe Bilder finden ihre Anwendung bei verschiedenen Krankheiten, die durcJi
Idas Kehb-n diT Kpidcrmis schmerzhaft werden, Verbrennungen, Pomplügus etc. Von
Iden zur Verwendung kommenden meilii'amentösen Bädeni seien folgende erwähnt:
I Alkalische Biider werden mit Znsatz von Soda, Pottasche, Borax, Seife verab-
Ircicht, sie erhöbi^i die macerirende Wirkung des Wa,ssers, indem sie die Haut ent-
Ifetten. Dusis der .Medicamente ö(IO g bis 1 kg uud darüber. Kmollürende und ein-
llülleudc Bäder werden durch Zusatz von Kleie, Aniyluiii, Leim, zuerst gelöst oder auf-
Igekocht, dann dem Baiie zugefügt, bereitet. Auch Decocte gewisser Pflanzen werden
lau diesem Zweck benutzt, Maiven, Kamillen etc. Schwefelbäder mit Zusatz von
Kalium sulfuratum lOO — 150 g, Vleiningkx'.scher Lösung UK) — 5(X( g etc. Theerbäder
•Werden meist in der Weise verabreicht, dass der Patient zuerst mit dem Medicament
leingepin.selt wird (Oleum Rusci, Pix iiquida), rein oder nut Zusatz von Gel, Glyceriu,
Inni deren reizende Wirkung zu miiilern, und dann in das Bad gebracht wird. Sublimat-
Ihäder werden bei allgemeiner Behandlung der Syphilis, S — 2<) g, oder als antipar.asitäru
luud die Haut desinticir<"nde Bilder verwendet. Zu letzterem Zweck eignen sich auch
■Bäder mit Zusatz von Aciilum borii'ura '/o — 1 kg pro balnen. Ivndlidi wären noch
piatürltclie und künstliche Mineralbäder zu erwähnen (s. Bäder und Balneotherapie).
I Ks wäre noch die .\nweudung des Wassers in zerstäubter l-'orm zu erwähnen.
iPul verisationen haben den Vorzug, die Haut weit bes.ser zu diurhdringen als das
Mlurch einfache W.xs<'hungen geschieht; die Wirkung der Medicamente wird dadurch
Ibedeutend iTliöht. Selir nützlich sind alkalische und schwefelhaltige Zerstäubungen
|b«i der Behandlung mancher Hautkrankheiten, wie Acne, Seborrhoe.
I Die erste Bedingung, welche Oele, Fette und ähnliche Substanzen, die zur
PEnlbengrundlage verwendet werden, besitzen mü.ssen, ist, da.ss sie keinen Reiz aiif
Idie Haut ausüben; ferner d.xss sie sich nicht zersetzen und nicht ranzig werden.
wß)as Fett, das früher am häufigsten zur Verwendung kam, ist das Schweinefett:
■Axungia porci. Es wird jetzt weniger verwendet; wenn es auch als Adeps benzoatus
Exur Bereitung des Unguentum cincreum noch dient, so ist seine Anwendung hei der
■Bereitung einer Reihe von Körpern mit reducirenden Eigenschaften frirmlich eontra-
lindicirt (Pyrogallol z. B.). Fette und fettähnliche Substanzen, welche am häufigsten
Ibcnutzt werden, sind Vaselin, Unguentum Paraffini, Lanolin: letzteres eignet sich
■besonders zur Bereitung einer ganzen Serie von Salben, weil es die Fähigkeit hat,
I^Cssere l^antitäten Wasser aufzunehmen, und weil es ausgesprochene Penetrations-
leigenschaften besitzt, welche es besonders zur Anwendung kommen las-sen, wo es
Mich darum handelt, Medicamente in die Haut und in den Körper zu bringen (Queck-
Isilber, Jod etc.). Zahlreiche Fette und Fettmischnngen siiul in der neueren Zeit als
■Balbengrundlage eingeführt worden, so: Adeps lanae, .Mollin (eigentlich mehr eine
Ifiberfettete Seife), Re.sorbin, welches im Gegensatz zu Adeps und Vaselin sich
heicht mit harzigen Substanzen vermischen läs.st, Theer, Perubalsam etc. Die Gele und
•Fette, die zu therapeutischen Zwecken benutzt werden, sind flüssige, weiche und feste
Innd es wird immer möglich sein, durch geeignete Mischimgen ein Praeparat daran-
[Haut
— 55G —
sti'llcii, daj« di«.' fjpuüiisclite Consisteiiz besitzt. Es kommen snir \>rii«
lliissip-ii Ketten: Olivenöl, MiuidrlOl, Lt-inöl, Leberthrau, deneu Glyccria und!
Ii(|ui(luin :iiuits(-lilic«.si.>n wären. Weiche Fette: Schweinefett. Ochseiuaark, Ligit^l
V;Lseliii etc. Feste Fette: Waili.s, Caeaobutter, Talg, Wallrat, Pamffia. PcOe,
einen penetranten oder \in;iiigenehnu'n Geruch verbreiten, abgeüvhen
eine spocifcobu Wirkiuig liesitzen, wie Leberthran z. B., sind su verwerim,
wenn der ticruch mittelst i'arfums, Vanillin etc. verdeckt wird, da hSidig
sAt2c eine roixeude Wirkung auf die Haut besitzen. Öo ist aach j«d(B Feit,
nicht vollst.'uidi^ rein ist, zu verwerfen. Gelbes Vaseiin sollte nie ve
Hat diese Substuux bei der Gesrhniacksprnfung nur den geringstan
beigesrhmark, so setzt man sich bei ihrer Anw^endung unangenehmen Ce~
aus. [>ie directe Anwendung der medicamentösen Salben ist nirht in aOea
tlie<:ellie. Sie werden entweder in p^rosser i^iantität angewandt und dick
wo CS sich darum handelt, die Epidermis zu erv Kmatea oad BorliflD'
fernen, otler in sp:~trlicher Weise, z. B. bei us., a«n paraeitSmi
Sie wenlen aul der Haut tixirt durch Application vou i'ol^'er oder
Haut nur p'schAtxt luid geileckt wenien soll; um eine allgemräie
(urufen, Inunctionen, werden sie fest und längere Zeit in die Hast auBHirt.
Indifferente Pulver werden gebraucht, wo es sich dämm haiMielt, dir Bstf i
Reibungen tu schützen oder die Salben zu Deckmitteln m gestalten, oöi
Applicatioo d«T Haut Wirnte zu entzieheiL, oder aach am SecreCe, An
aatesangeo. liedicamentöse Palver werden lom Zweck der .
Stellea «der nr Heiluig tob Gesckwim Ttrwtndat. Za dea taalwa üafcHiw
•der VeiaeMtlike, BiriappoBaaMa, Bjnirtnw wliailiiiM, Talk (k
nn7 —
Haut)
rt'itot werden, (Ixsti Gelatine im Wasserbad geschmolzen und Glycerin zugefügt wird,
um die Geschmeidigkeit des Hilutchens zu erhalten (z. B. Gelatine lö, Wxsser 75,
'"lycerin 25 oder Gelatine, Zinkoxyd ü 16, Wasser 50, Glycerin 25). Die Masse
rird jedesmal vor dem (lebrauch im Wasserbade verflüssigt und dann mit einem
*insel aufgetragen. Es ist gut, über den gefirnissten Theilen ein eng anliegendes
Jauniwolltrifot tr;igen zu lassen. Nach einigen Tagen, sobald das Praeparat nicht
iiehr gut haftet, wird es im Bade oder mit lauwarmem Wasser abgewaschen und
Erneuert. Pick's Linimoiitinn cxsiccans iTraganthgummi 10, Glycerin 4, Wasser 200)
;}mn ohne vorherige Erwärmiuig applteirt wercien, trocknet aber langsam.
Zur Anwendung auf kleineren Knqiei-steHen eignet sich Traumaticin* rein oder
lit verschiedenen Substanzen, Clirysarnbiti, l'yrngallol, Salicyl.säure etc. vermischt,
""ollndiuni* rlasticnni ihirrb Zusatz von Salicylsüure, .lodofonn etc. zu niedicaraentöscm
irtlloiliutn iinigewandell, i-'ilmogen*-Sciii f f mit Zusatz von Theer, Ichthyol, 8alicyl,
Jodoform, Pyrogallol, Schwefel. CaseTnfimiss (Unna) erhält, um haltbar gemacht
werden, einen Zusatz von Karbol, weshalb es von reizbarer Haut nicht innner
Bhne entzündliche Krsi'heinungcn vertragen wird.
Die Seifen* werden ebenfalls, rein oder mit medicamentösen Zusätzen, als thera-
[■utisches Mittel verwendet. Man unterscheidet weiche, flü.ssige, Kali- und feste,
fatron-Seifen, die flberfettet, neutral oder alkalihaltig sein kOnnen. (iewisse Sub-
nzen lassen sich mit Seifen nicht anwenden, so z. B. Pyrogallol, Sublimat: die
nrkuMg des letzteren kann jedoch bei vollständig neutraler Reaction der Seife doch
tnoch zur fieltung kommen. IMe Seifen müssen der Km pfind lieb keil der Haut der
iPatienten angeniesse» gewählt werden; bei entzündlichen Zuständen der Haut, ab-
gesehen von der behaarten Ktqifhaut. sind sie vollständig zu verwerfen. Sie finden
Ire Anwendung zur Entfernung von fettigen Secretionen und Schu)ipcn; je alkali-
altiger sie sind, um so mehr tritt ihre keratolytische Wirkung in den Vordergrund,
ie W'irkung der Seife kann ausserdem tioch erhöht werden durch die Art der
Application: Die Seife wird gleich nach dem Eiiiseilen Im Wasser oder im Bade ab-
gewaschen, oder der Schaum bleibt auf der Flaut liegen oder die Seife selb.sst wird
dick aufgetragen und auf der Haut mittelst Binden oder Gnttapercha]>apier und
"inden fixirt. Bei letzterem Anwendungsmodus werden oft die Seifen als Mischungen
it Fetten zu Salben applicirt, wie l>ei der Wilkinson'schen Salbe, beim L'nguentum
üaphtoli compositum. Bei specieller Indication wird zu den medicamentösen Seifen
gegriffen; diese kommen als l^uecksilberseifen (harte und weiche), Schwefolseifo,
Thecrseife, Theerschwefelseife, Karbolseife. Irhthyolseife etc. in den Handel. Will
an eine mechanische Wirkung noch erzielen, so wendet man die Bürste an oder
eift zu Seifen, die eine körnige Ma.sse enthalten, Sand, Bimsstein etc.
In Eällen, in welclieii Geschwülste, Neubildungen zu entfernen sind, reichen die
lis jetzt erwähnten Mittel nicht aus, es muss dann zu den kaustischen Mitteln,
zu chirurgischer Behandlung oder zur elektroiytischen oder elcktro-
kaustischen Behandlung gegriffen werden.
Die früher häulip; in Anwendung kommenden kaustischen Pasten und Pulver:
Wiener Aetzpaste, Chlorzinkpaste, Arsenikpa.sten imd Pulver, deren Wirkung nicht
mer leicht localisirt werden kann, sind meist nur noch wenig in Gebrauch. Wir
erwenden jedoch noch häutig einige flüssige Substanzen, deren Applicition leichter
u beschränken ist, wie: Karbolsäure, Trichlorcssigsäure, den Höllensteinstift, Li(|Uor
Hydrargyri nitrici oxydulati (f'od. (iall). Die chirurgische Behandlung geschieht
durch directe Entfernung der krankhaften P:irtien mit dem Messer oder mit der
Scheere, durch .Anwendung des scharfen Löffels, oder mittelst der multiplen Scari-
ficationen. Die elektrolytische Behandlung wird meist zur Epilation verwendet
oder zur Zerstörung krankhafter Gewebe durch Elektrolyse. Weit mehr aber und
{läufiger findet die galvanokaustische Behandlung Anwendung, durch welche wir
im Stande sind, die Wirkung der Destnictionsmittel genau zu localisiren und die
kleinsten Herde zu zerstören. Ausgedehnte chirurgische Eingriffe werden meist in
Narkose vorgenommen; für kleinere Operationen wird man zur localen Anaesthesie*
greifen. Diese wird z. B. durch den Spr:iy mit Aether, durch die directe Application
von Chloraethyl oder die intlirecte durch Chlomiethyl (Stypage), durch subcutane
Einspritzungen von focam oder Guajakul oder durch die Einführung von an-
aestheti.sch wirkenden Mitteln (Cocain) mittelst Kataj)horese errei<'ht. Zum Schluss
Ipärde noch die Massage zu erwähnen sein, die bei gewissen, mit oedcmatöson und
.di
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— 5Ö8 —
HbuUu«!
infiltrirU-n Zustanden verbiuidenoa Krankheitou, Sklfrotlcruiif, i-hr«iiiiJM:bi'uEk»erc*|
von Nutzen sciu kann.
Au Mitteln fehlt es liieruach iu der ncrniatotherapie nicht, ■ '
Zahl von Suhstaiizcn noch par nicht anf;eführt ist. Auch sollen
thorapoutischen Methoden gej^eben werden, weil Generalisiningen bo siül »i<j
/,u vernieiiien sind. Es ist vielmehr immer zu individualis-irea, da i»
Patienten oft in ganz verschiedener Weise reajjirt. Es sei auch vor zu walj
Polypharmaeie gewarnt und an die Worte Auspitz's erinnert; „Ich
sagen, dass ein geübter Dermatologe mit gutem Blick und strenger Jhfnp
Schulung mit einigen Weckmitteln, wenigen Salben und Pflastern, iii ' '^'''•
Wasser, Theer, Karhol- mid Salicylsfiure, einigen Mercur- und .lodj»rae|>:ir •
Aetzmittehi, dem Schablöffel und der Stichelungsnadel, endlich mit i-imgöi
oder hypotieniiatisch anzuwendenden Medicaraenten mehr nusricbtec kmn, iki
ungeübter mit der ganzen Slateria medica." ^^
HantaktinomykoBe. Die Kraukheit befällt die Haut gewöhnlich nur seuuDd.ir, da
llacblichwerdcri von tiefer Relegencn Herden. Sie kann aber auch zuen&t dif Bt
■weDn UebertrafimKcn mittels Stich oder Verletzung durch die Grannen »»u
direct stattGndeo. Die Krankheit scheint nicht von Mensch auf Mensch öb«r
Es bilden sich zuerst kleine, harte Tumoren, welche durcbbrecbca und einea
liefern, in welchem kleinste gelbe Körnchen. Aktinomyces*, makroskopisch m.i.ii.''^raili
decken sind. Die Geschwüre vergrössern sich durch Bildung von ne;
Rande, welche auch wieder zu sinuiisen Uleerationen mit losgewühlt*n li i
Früher begnügte man sich damit, die Geschwüre auszukratzen, ausin
septisch zu verbinden. Seitdem aber von Thomassen. Nocard a. A. ■:
Jodkaliums auf Tbiere bei dieser Krankheit dcmonstrirt worden ist, sind wd i
Menschen von Buzzi, Galli. Netter Versuche gemacht worden, welche die Wal
dieses Hedicamentes ausser Zweifel gestellt haben. Netter bat nach Verabrti«
pro die schon nach einigen Tagen die günstige Wirkung auftreten sehen. Auch
Ledderhose heilte unter Einwirkung des Jodkaliums in kurzer Zeit.
WQOT
liautanarmie. Wie überall itn < Irgaiiismius kann auch die Hnntaoae.niie ein* 1
scheinuiig allgemeiner Blutleere sein, also eine Folge acuter oder chrwnisctarl
Verluste. Dann tritt zugleich mit dem Pallor eine verringerte Klostiritäi
eine wechselnde Reizbarkeit des flautnmskelapparates, ein verringerter St
eine Strinmg der epidernioidalen Soeretion und Regeneration ein. Vom A
bis zum glrinzenden Weiss der Leirhenhaut, nüancirt durch den Geh«lt
an Parbstoff eitierseits und durch da.s natürliche Colorit der Piirmettt«'!
Tr.lgers der anaemischen Haut andrerseits, könnte man eine Skal.n
tOne der anaenii.schen Haut aufstellen. So schillern blutleere Ne^^er, i>J|
lieh, wie die aller F.irbigeii, ebenfalls anaemisch erscheinen kann, in s tifl
Haut uuaerni.scher Mestizen in's (ieihliche. [)ie grünlich-gelb schillernde Ir
erblassender Lo\ikaemischer. Chlorntischi-r, Nejihritisch-Pastöser, IkterischWf'j
tischer, die biaugraue der Cyanotikcr hat für den mit Blick und Sinn für I
Physiognoiitik .'lusgestatteten Arzt in jedem specifischen Krankheitsfälle ein Ah
venverthbares flolorit, wie ja überhaii]rt die Fähigkeit, die Hautfarbe der I
sammen mit dem Gesicht.sausdruck richtig zu deuten, ein gut Theil des „de
Blickes'' ausmacht.
[las Aussehen der Haut hei allgemeiner Anaemie wird complirirt (taiij
leichte Faltbarkeit und niatigelndi' Flasticität derselben (Cutis .an-
grö.ssere Drinn<! und Trockenheit und die Neigung, schilfernde K]>\.
grösseren Plüttchen iHnper mid trockener fe.stzulialten, als im j;. i
Mit dieser secundären ,t1ro)diischeii .\jihisie der Papillargebilde ii;ii!-
wisse Formen des (irauwerdens (Polii>sis) «ler Haare, der Alopeeie r
ausfalles zusammen, ebenso wie chronische Anaemien der Haut auch S»'
Para - Keratosen , Asebdrrhoen etc. bedingen können, Riffung und >
Nägel, Cannelinuig um! Zackenbildung an den Zfthnen (für m.ancb> ■.
zustände pathognomonisch) können ebenfalls chronischer Anaemie exln- ua< "
uterin ihren Ursprung verdanken, d.h. aus gleicher Ursache au luid««*
sein. I>ass alle Ursachen ge.steigerter Reizbarkeit der Vasoi .'u 'M^
allgemeinen Hautanacmie (wie z. B. im Fieber, bolm Ergutismu^ und viel«n ^
lutauaeinie
— 55!» —
llautaiiaciniej
■nloxicalioueii) fiihroii kruint'ii, bedarf wohl nur der ErwSliuung. Diese l''omimi dt-r
Hl.iutanneinie kfiiini-'ii gleicherweise central oder peripher ausgelöst werden.
I Solchen allgemein anaeniischen Fonnen stehen die herd- und flerkweiso auf-
B-etenden gegenüber. Oie dabei resultirende Mannorirung der Haut, Ijei der bisweilen
Hie Stellen normaler Gefässfüllung als das Patholugi.sche und die (ie.s Blutmangels als dxs
Hionnale imponiren kiinneu, kann sehr verschiedene Ursaclien habe]). Bei manchen
■ndividucn genügt der Reiz des Sonnenlichtes, der Aufenthalt in räucherigen Kneip-
Jrtuben, der Gonuss von Alkoholicis oder von Nicotin, um namentlich die unbedeckten
^Bautstellen (Hfmde, Gesicht, Hals und Nacken) mit unzähligen Sternchen ischaemischer
Bezirke zu übersUen. Diese wechselnden, selten bleibenden Ischaeinion sind nicht
Ku verwechseln mit herdweisem Pigraentmangel (Albinismus localis), bei welchem
ftormaler Blutgehalt vorhan<len ist, während bei Vitiiigo, Leucodennia und Liudormia
■leuritica (Glanzhaut, glossy skin) meist mit der Atrophie, der Sklerose, albuniinöser,
fcciatinöscr und amyloidor Degeneration auch reine Anaemie complicirt erscheint.
Boss die Vasomotoren nach allgemeinem Ge.setz der Gefässpathologie leicht Neigung
Biaben, in den Zustand ihrer nervösen Gegensätzlichkeit umzuspringen, bedingt den
■oft plötzlichen üebergang h>-])eraemischer Bezirke in anaeniische Färbung und um-
Rekehrt, ein Verhäitniss, für welches die schmernhafte Kr}thromelalgie (schmerzende
Klanzfinger) typisch ist. Schon der Reiz des kalten Wassers, der freien Luft, des
Vrostes genügt oft, an den gipfehiden Funkten des Körpers (Finger, Zehen, Nasen-
■pitze, <)hi'lä[i]i('hen) die Circulatioa unter Schmerzhaftigkeit auf ein Minimum zu
■ie.vchr!inken; dass auch Reize vom Innern des Gefässluuiens in dieser Weise wirken
■cCnuen, beweist die Symptomatologie des Ergotismus, des Chloralhydrat-, des .)nd-
Htalium- und des Chiningebraurhs. Hier bestehen für viele Arzneikörpor und PHanzen-
■Brnductc Idiosynkrasien mannigfacher Art; dann stellt die Haiitanaemie nur einen
Krad der Heizung dar, welcher sich bis zur Stase und Nekrose zu steigern vormag.
Bei allen diesen Formen (icr Haut.Tnaemie haben die krankmachenden Einwirkungen
■fwei Mechanismen zum AiigritTsjnnikt: die Blutgefä.sse direct und indirect die Gefäss-
Berven; es sind also Dermatospasmcn oder vasculäre Obstnictionen aller Art, welche
Bim gleichen Bilde der circuniscripten Anaeniisirong tier Haut fülu-cn, von der
Bleckung nnd Marniorinnig bis zur Bleichung ganzer Flächen der Cutis. Die be-
Bleitenden Paraesthesien aller Formen der Hautanaemie sind neuralgischer, hyper-
Kesthetischer, an.-iesthetischer und pniritischer Natur. Die Empfindungs-Skala schwankt
Bier vom Knebeln bis zum brennenden Schmerz.
■ Da.ss directe organische hiHltrate secundär und complicntorisch zu einer der
Beiden Formen der Hautanaemie, der vasomotorischen oder gefässvcrlegenden (auch
Biechanisch) führen können, ist selbstverständlich: Neoplasmen, Dermatomykosen,
Bepra, Lupus, Chroniato.si'n und Pigmentosen mögen hier nur angedeutet werden.
B Die Therapie aller krankhaften Zustände kann, wie überall so auch liier, auf
Biusale oder symptomatische Linderung der Leiden abzielen. Die besondere Be-
Bnndlung der Haut wird in keinem Falle erheblicherer Beschwerden zu entbehren
■ein. Wir erwarten von einer regelmässigen, hygienischen Hautpflege im Sinne der
Kriechen auch für prophylaktischen Schutz vor Allgemcinerkrankungen erheblichen
Persönlichen Nutzen. Die Kosmetik der Haut gehört für Aerzte geradezu zum Handwerk.
Bo ist die Pflege der Hände ausserhalli der Zeit ärztlicher Manipulationen für Chirurgen
fcirh unser Meinung widitiger, als die forcirte Misshandlung der Hände allein für den
Boment der Operation. Regelmässige Bäder, Douchen, Salbenkuren der ganzen
BCrperhaut mit Lanolin oder Wachspasten-Va.selin-Crenien, die Verwendung aetherischer
Bele bieten neben dem wahrhaft aesthetischen Genuss eine Garantie zulänglicher und
Ibrgiebiger Hautfunction. Unsere Körperhaut vicariirt für Athmung. Nieren- und
Darmthätigkeit, sie ist ein Aufnahme- und Ausscheidungsorgan von ungeheurer
Wichtigkeit und ihre Pflege bietet ein gro.sses Feld von Stoffwechselanregung. Die
regelmässigen kalten Douchen sind unser souveränstes Mittel zur Energiesteigerung
aller nervösen Functionen, ihr sinngemä.sser Wechsel mit warmen üebergiessungen
bietet die beste Garantie für die normale Einsteihmg imd Anpassung der VasomotonMi
au die nöthige Breite der Reizi)arkeit. Das ist der Sinn der sogenannten .Vbhärtimg.
Für die Hautanaemien ist hierbei zu individualisiren und localisiren. Der Kampher
in Form von Salben (1 : 10), bisweilen auch in Substanz (Aufstreicben) ist dabei ein
souveränes locales Mittel.
K Das Lanolin (Liebreich) und der ihm älinliche Wachsvaäelincreme (Schleich)
Illaiitaiiaeinie
— nW —
lliul.
sind Pracparatc, weicht' der iiormalf-u Hiiiitf.'iljidi'cl«^ auf das Kerne aagq^^
Zusätze aller Art (Kainpher, Bor, Menthol, Ichthyol, Zink) b«kira|ils "
gleitenden Paraesthesien. Für die Iflstigen Formen jnckendpr H'
die Anwendung der Marmor-Wachsseifo am wirksamsten gefunden "
welcher auch Vollbäder von aiusgezeichneter hygienischer und thenqieuuKtii I
samkeit zu empfehlen sind.
Die Anaemie der erfrorenen Theile ist dnrch Schiipobadtir, \"n««hli|5«, J
Waschungen, Collodiumpinsclungen und ähnliche Massnahmen zu bekümpfa
all gilt es, durch Hautreize den normalen GefSsstonas und das SpiH A»1
motoren zu erregen und in Function zu erhalten.
HantCfstlcerken sind ilurch das Auftreten kleiner Tumoren von der Grösvr «ino K
bis zu der einer Kirsche, einzeln oder sehr zahlreich, über 200 (Wolff), Ob« KW Iliw
reaux), im Upterhautzellgeyrcbc sitzend, charakterisirt. Häufig sind auch 0
gleicher Zeit in den Orjfanen zu linden. Die Tumoren sind harter, kuorpelartiftr i
im Zellgewebe verschiebbar. Sie rufen keine Schmerzen hervor, sind auch aot '.'
empiiudlicb. Sie sitzen häufiger am Oberkörper und befallen die Bengrflä<:tie& r;
Streckseiteo. Die Krankheit verlauft meist latent. Manchmal geben die l'atiestra u. ci(
an Uebelkeit, Mattigkeit oder rheumnliscben Muskelschmerzen leiden. In der Bul
Knoten immer eine kugelige Form, die flaut darüber ist nicht verfirbt,
Diflerentialdingnostisch sind in Betracht zu ziehen: Buboncn, Drüaeogcsch»ül^'- ' "
Oummigeschwulstc, Atherome, Molluscum fibrosum. Die Prognose ist güntti;, '
Cysticerken der inneren Organe vorhanden sind, wa^ nicht immer leicht uachiiir
Das Hauptgewicht ist auf die Prophylaxe zu legen. Da der Cysticijrci-
bei an Bandwurm leidenden Patienten durch Sclbstinfection entsteht, »o
.\uthelminthicum zu verabreichen. Von inneren Mitteln gegen Cysticer^
zu erwarten, wenn auch Duguet bei einem rheumatischen l'atieuten ;
Natrium salicylicum in 6 Monaten alle Knoten geschwunden sah. h^r
leistet jedenfalls bessere Resultate. Brocn hat die BLisen punetirt und dru i
Davaiue empfiehlt Punction der Blasen und fnjection von Alkohol oif ■- ■
ist vorgeschlagen, zu punctiren und Sublimat in die Blase einzuspr
Tumoren nie gross werden, so kann auch die Blase vollständig entfenn
Hantcchlnokokken dürften operativ, wie Hautcysticerken esstirpirt werden.
WflIIT
»"i'T
Hautemphjsem. Bei dem Emphysem der Haut ist in fast allen pAllen ü'
(Jas.insammlung da.s lockere Zellgewebe, nicht die Haut selbst,
untf'r (icr Haut, iii den F.iscien und zwischen den Masknln, wäli-
Cuti.s selbst .s^o gut wie niemals der Sitz der ,,Windg<*schwuL'*t"
liehe Gehalt .an el.istischen Fa-sem dem Eindringen (1er Luft erb« ■
entgegensetzt. Es giebt vier Möglichkeiten des Auftretens von freiem Oa»
1. die Ansaugimg der AussenUift in eine Gcwebslücke? 2. der Id
Athiuungsgasen in die zerrissenen Gt'wclismaschen; 3. der üebcrtritl von Vi
ga.sen in dieselben; 4. die Entwicklung von Zersetzungsgasen beim G
Alle vier Formen setzen eine Continuitätstrennung der Gewebi- »or
gleichzeitig vorhandener oder fehlender Communication mit der »■-^-•■i"f'
Wenn trotz einer eomplicirten Fractur mit dem betreffcndf i
passive Bewegungen vorgenommen werden, so können dit- Fr:i.
mit den flottirenden, zerrissenen, Luftbuchten haltenden \V»i ,.
punipenartige Saug- oder ("ompn-ssinnswirkungen ausüben, wodurcli m 'i'«
Bindegewebs- und Muskelbiindel Luft hineingepresst wird OltMcb«" Mi
wirken dann, wenn bei Weichtheilswundnn über Gliederhen
Achselhöhle) durch forcirte Bewegungen der darunter liegend'
appar;tto die Luft mit scbliirfeiulem. pfeifendem Geräusche in den WumttTirfcKff
Ent,<tehen biftvenlünnter Bäume mit ziemlicher Gewalt hineinstürzt. IH*
wirkt in beiden Fällen wie eine Luftpumpe, sie verdünnt in theilwetse ab^^
Räumen die alnios]di;ierisi-h(> Luft; liei ueuer Bewegung wird solch' ei" fi*«"™"'
geöffm-t mid der Luftdruck presst Gas in die Gewebsuiaschon. A''
völliger Beendung der Trachentomie, d. h. vor der letzten Ph.ise dei-
Tracbcalscbnitti, durch Inspiration hei verschlossenem Laryux die Ln'
Larynx so verdünnt, dass die .\ussenlnft tief in die pcritrachoalcn nnil mfi-
[HHulmipliysi'in
- m\ —
Haii(i'iii|ili}.spinJ
I
Ini-ki-rcii Zellgt'Wulif ciiigeschlnift wird. In Itoidcii riilleii isl also die Aufiialtmu von
Luft die Folge t'iner gleiclisain iiispiratorisclicii Luftdrucksteigerung.
Sind die Athuiiingsorgane direct mit in die C'ontinuitätstrennung einbegriffen, so
ist die Kntsti'liung des (iewobsenijihysems theils inspiratorisch, gewfibnlich aber
expiratorisch; letzteres natürlich am stärksten, wenn etwa die Kxjjirations-
bewegung gleichzeitig die f'omnmnication der Wunde mit der Anssenltift veiitilartig
verschliosst. Verletzungen der Lunge selbst mit und ohne F^ntwicklung eines
Pneumothorax, Stiche und Risse des Kehlkopfs, der Trachea, ja des Phar)'nx können
solche Emphyseme in der Haut sichtbar und fühlbar machen. Auch ohne äussere
Wunde kann bei Lungenzerreissung Emphysem durcli forcirtes Athmen, am Halse,
im Mediastinum, lilngs den Lungenwurzeln nach vorherigem interstitiellen Lungen-
empliyseni entstehen. Solche „Luftkröpfe" sind beim Pres.sen der Kreissenden, bei
Diphtherie, Keuchhusten, Trachealfremdkörpern, bei Ertrinkenden etc. beobachtet.
Treten ("ontinuifiitstrennungen, sei es mechanischer, sei es entzfuidlicher Art, an
den Verdaunngsorganen auf, so können die faecaien Gase, meist Schwefelwasserstoff,
ebenfalls in rlie Nachbargewebe eindringen. Bei den fixirten Organen, Dickdarm,
Colon ascendens uml descendens, Magen, wird natürlich die Ausbreitung der Gase
meist den retroperitonealen Gewi'l).sbüiidelii folgen, weil die vorderen peritonealen
1 'ecken mit der Batieblu'ihle in solchen Fallen frei comroiniiciren. Doch kann durch
vorherige peritoiiitische Verhithung auch hier in die Adhaesionsmembranen, in das
angeldthete Peritoneum und in die Bauchdeeken der Gas.strom eindringen. So wurde
nach einer eitrigen IVrinietritis mit Darnianlöthung und Nekrose der Dannwand
ein Kothabscess mit (iasfüllung mitten auf dem Abdomen beobachtet (Schleich).
Bei Vorletzmigen der Verdauungsorgane bilden sich allerdings meist nacJi hinten
zu die Ein[)hysenie, ebenso wie sie auch nach Perityphütiden mit Perforationen bisweilen
nach rückwärts vordringen. Ja, hier kann es zu einem paradoxen Pneurnnthorax kommen,
indem die aufwärts dringenden Darmgase nach Perityphlitis thin*li das Zwerchfell
aus subphreni.schen .\bsccssen in die Brusthiihle gelangen un<l diese füllen: dann
besteht ('[leumothorax ohne Lungenverletzung. Eine hitutige l'orm vnir Anwesenheit
faecaler Gase im Gewebe entsteht bei Incarcerationen von Intestinal-Schlingen mit
Gangraenescenz der Intestinalwand. Femer kann es iii allen Formen von Kothtistelu
vor ihrem Durchbruch durch dio äussere Haut, also auch bei FistuU aui incompletu
interna, zur ti;isbildung konnuen.
Eine andere Form von Gasentwicklung im Gewebe entsteht durch Zersetzung. Hier-
her dürften auch jene Formen vnii Em])iiysem im Gewebe zu rechnen sein, welche in un-
mittelbarer L'mgebiing der Luftcanäle bei inneren oder äu.sseren Verletzungen sich
entwickeln können: nach N:isenbein-, Siebbein-, Stirnltiphlen-, Processus mastoideus-,Oeso-
phagus-Traumen. Es ist wahrscheinliciier, dass die Luft hier mehr als Zersetzungs-
inonient wirkt, als dass durch in- oder e\i)iratorisches Einpres.sen die Aufnahme der
Luft direct erfolgt. Solche Zersetzungen können überall stattlinden, wo Gewebe unter
Blutaustrift zertrfinnnert sind. Fischer hiilt sie für die Folge einer Entgasung des
Blutcoaguhans; er koimte Emphysem experimentell erzeugen durch Einspritzen
von Milclisätire in subcutane llaematome. Die entstandenen Gase enthielten Kohlensilure.
ThatsUchlich ist nach subcutanea Fracturen ohne jede Aussenconmiunication solche
Gasliildmig beobai-htet worden — ein gewissermaassen aseptisches Euiphysem. Dass
»lurrh septisch-putride Zersetzungen Emphysem entstehen kann, ist allgemein bekannt:
Urininliltrationen. .laucheansanunlungen in Höhlen, Speicheldrüsen- und Pancreasdrüsen-
zerfall, Zertrfinunerungeii von Organen in der Nähe der Intestina (Leber, Nieren, Milz),
putrid-phlegnionöse l'roces.se aller Art, kurz alle Fortnen der brandigen Entzündungen
können zur F^ntwicklung von Stickstoff, Kohleirwiuiserstoff, Wasserstoffgas, Kohlen-
säure, Anunoniak und Schwefel führen. Manche dieser Gase sind brennbar. Ein
bestimmter Micniorganismus hat sich bei Menschen für diese Form des eraphysema-
tösen Brandes nicht verantwortlich machen la.ssen.
Das Symptom, durch welches das Hauteniphy.<em bemerkb.ar wird, ist meistens
eine knisternde, schwappende Emjjfindung beim Befühlen der knollig emporgehobenen
Haut. l>ie Luft weicht bei Fingerdruck in Nachbarmjusrhen des Gewebes unter ge-
dampft zischendem Genlusch aus. Bisweilen ist ein wirklich marcanter Tumor vor-
handen, die „Windgeschwulst". Im Gesicht, namentlich an deti Augeididern, kann
bei Emphysem von zertrümmerten Alveolar- oder Nasen- und Stirnbeinlamellen
äUisserste Entstellung eintreten, wie überhaupt das Emphysem um so bemerkbarer
0. Llebralok, Eiie;Uup>edi«. U. Bauil. i)(j
[UnutrmpliysGin
— 5452
Haathyppra-.
wird, jo locki-rer die M.vxchcn des Hii)dep>webes gefügt siud. Kürzt«, «tmlfai BaU
gewtibe (Planta, Palma) ist für Gas impemieabel. Die Gefahr eines nicht puuifl
Einpliyscms int nicht erheblich, falls es nicht wie im Media.*jtinuin zu im iIiibIm Ji
Compressioiien führt. Anlftsslich des Todesfalls eijies Kindes nach DiphtüiifiiHM^
injectioti, für welchen Luftembolie fälschlich angeschuldigt wurde, wur.' "
von künstlicher Eraphysembildung an Thieren vorgenonimi-ii iScli!
nicht im'^K''^'''. ''i" Thier diu-ch einfache Luftinsuf flatioii in da
Bauchhaut oder der Musculatur zu tödten. Die hochgradigen Lui ,
langsam resorbirt, falls sie nicht zur Nekrose der Decken führen. Erat gnmv S«— ■
stilmnie, direct insuff^irt, saugen die Luft zum Herzen.
Anders steht es mit der Entwickclung putrider Gase. Die progrediente E»
phvsembildung ist fast stets ein Symptom der Sepsis. Zum Mindesten führm waA
kleinere Ansamndungen innerhalb zerfallener Gewebe zu Abst-ess und I'hltgnOt
Es ist eben dies Emphysem nur eine Form des Brandes und zwar di«? |uniifil1iL^
Trockener Brand führt, beiläufig bemerkt, niemals zur Gasbildung.
Die Therapie des Hautemphysems hat überall für Entweichung des Gas« asi
aussen, meist durch Schnitt, zu sorgen. Lungenwunden dürfen nicht allzu iafUkii
comprimirt werden. Ueberall muss di»; «Quelle der Gasbildimg frei mit der Aotfa-
luft ron-.muiiiciren. Bt-i progredientem Emphysem vom Mastdarm her konunt Diacvi«
di'r Sphinktflrcn in Frige, bei progredientem Rauschbrand der Glieder AmpotriiM
Bei der Tracheotomie mass bei breitem Auseinanderhalten des Wundtrichten a^
schnellem Arbeiten vorzeitige Verletzung der Trachea vennieden werden; <fi<aM|
ist nach vfdliger üebersichtlichkeit des Operationsfeldes in einem Z<'"- •■? da»*'
schneiden, nachdem vorher durch scharfe Hiikcheu die Trac.healränder .» i<a
Schnitt zwecks Auseinanderziehens der klaffenden LaftrOhrenwunde nn.' . >. ^nil
.-' lii »i.-a
HanthrpcrAemte. Gerade so wie die Hautanaemie ein Tlieileffect der ?■ ■! HO/ä
lecrr ili's Körpers sein kann, so ist es auch möglich, dass eine allgenn .niB
sonders auf dem Hautorganc sich kundgiobt. Dir Stauung oder Fluxion k lutrr
lieh auf der Haut und zwar hier besonders marcant zur Geltimg koiiiin ■•. - <U
Formen allgemeiner Circulationsstörungen, welche hier in Frage komiueu, zei|;v!n iaad
noch eine be.sondore Bevorzugung gewisser l..ocalit:1ten, an denen be.sonden.- IltspMitiMM
noch hinzukommen, um gerade an ihnen den Allgemeinzustand am deutlirlurtm ^fl
xuprflgen. Auch hier muss active und passive Hyperaemie, nervöse und nxxhsniMifl
embolische, thrombotische, entzündliche mid statische Hyperaemie gcraadert ifl
trachtet Werden. Alle diese Formen künnen natürlich bald mehr allgemdii, h^^
mehr local bedingt sein. Die passive Hyperaemie der Gesichtshaut der Cyaaolflflfl
die fluxion.lre der Alkoholiker und Deliranten, die nervöse der in Ekstatie befiodOdHl
Maniaci sind Beispiele für den voinehmlichen Ausdruck einer aUgomein«a Cimüiliilfl
oder Innervationsanomalie auf einem Theile der Körperhaut — dem des AnlKl^H
Die flüclitige Köthe der Scham und der Furcht, welche nach HyrtI aucb m «^|
hüllten Körpertheilen auftritt, die habituelle Gesichtsröthe, die lividc Vaiftiiafl
constringirier oder embolisirter Glieder sind solche für die rein nenösen und oMefcafl
sehen l'rsachen der HauthyjKTaemie. Und für die übrigen Formen kann fast Ji« p-
snmmte Pathologie der Haut unzählige Beispiele tiefem. Vom Erysipel, vou deu acnlM
Exanthemen mit diffuser, fleckiger und punktförmiger Hyperaemie bis zu d«!n dnmt-
Scripten hyperaemiscben Zonen um Insectenstiche, Acne und Furunkel giebt es m Hi^
von Reizungen der Haut, welche zu abnormer Gefässfülhuig führen. .\lle Fonnaa «vfl
Hautkatarrhen, Erytheme. Ekzeme, und Hautphlegmonen, Furunkel, .\ntbnu. Lyiqik-
:ingüTtis, Phlebitis. Erysipelas, alle Fonnen der angioneurotischen Reizung iQf«rtifi«r
Oller tiixischer Natur, Herpes, Exanthem, Urticaria, Varicellen, Variola, (rmtr 4k
Kerato.'H.-n, Ichthyosis, Liehen, die Chromatosen, Chloasmata, Ephetides, NmtL, 4»
InKItrate, Lupus, Lepra, Rhinoskicrom, und die echten Ge- AMtgktm, Epi-
theliom, i'arcinom, la.ssm sich miter dem Begriff der Hautli\ , ^mnnirrü >»
n.-ich dem Grade der <>efässreizung kommen hier alle Stadirn der .v-ti\'
t irculalionsstTinuigen zur Beobachtung. Es ist nicht möglich, '<-l '■ • j_
in ihren FarlMrnschatlirungen, wie dieselben fast jeder H.intk h««a«d^|
. :.„) m schildern. An der Hand differeiitial-^liagDOstischer l^>-ii.i< nituifca *i>H
Mteichnct. d
i>ie ri:iniiiu i!.l< Kötbo der Entzündung ist bedingt durch das roichUcbv fa 4r
iiitliypprai'inir
r,fi3 —
Haiitli)peraciiii«>J
[C:i|)ill;tri:'ti iler H:mt s^tiömoinlu urtcrit'llu Blut, pcdrimpft und bi-somlurs aü:ii>eirl diin-li
Mii> individuelle Piguicntirung und durch di'U HoHpx der tninsjiarentfn Kpideraiis
nber den Gefäss.sclilingen der Pnpilli'n. l)i»?se Dcfksidüi'lit üiior den Cnpill.'ireu bp-
kinflusst in ihrer gleichzeitif^en pathologischen Alteration im NVesentlithiMi die Farben-
MifTt-renz der au sich zicnilidi gleichiuässigen Farlje dos Blutrothes. Ks kann bei
mer Kutzündung das Bild vom hellen Zinnoberroth bis zum gelblicheren Roth des
Kupfers sehwanken. Am reinsten erscheint das I'^ntzündungsrofh bei den acuti-n
JExantheuien im Beginn, bei denen noch keine grössere t^ucculenz, kein Oedem,
■teine Schuppung die Transparenz der Homschicht trübt. Auch bei den rothen
■Bändern, welche die Stranglymphangoitis über die Glieder zieht, ist e.s, wie
pei den Exanthemen ein weiches, nicht reflectirendes Roth ohne pralle Spannung
Ber Decken, das die .\nweseiiheit des Reizes hervorruft. Bei den acuten Ex-
■nthemen konmif der typischen Farbe die constante Fonn zur Diagnose zu Hfdfe.
Während beim Scharlach die Ktlthung kaum jemals gleichmilssig über grössere Be-
kirke etablirt ist, sondern sich bei scharfer Analyse in eine Summe von einzelnen,
■ichtgedränitteu P'leckchen aufl5sen lilsst, welche in einander verschränkt, verfilzt,
kerschwimmeud, wie durch Pinselzflge verstrichen erscheinen, so zwar, dass weisse
Tlecke und Stri<'hp normaler Haut unregelmfissig hinein gesprenkelt erscheinen, ist
das Masernroth der hyperaemischen Haut iu einer mehr distincten, grössere Haut-
Bfichon freilassenden Weise gruppirt; es sieht mehr wie aufgespritzt aus, wälireiul
fcei Scharlach gleichsam ein Abklatsch eines farbigen Blattes stattgefunden
Bu haben scheint. Bei Masern Gruppirung rother Flecken zu unregelniSssigen,
landkartenartigen Gebilden, bei Scharlach Confluenz unzfihliger kleinster, manchmal
■ehr marcanter Stippchen und leicht livider Knötchen, die erhaben sein könniii.
'^'ärc man auf das Exanthem allein angewiesen, müsstc es oft schwer halten, eine
dritte Form acuten Exanthems vom Scharlachroth zti unterscheiden: die des Typhus
exanthematicus. Bald sind nur wenig leicht livid tingirte Flecken vorhanden, bald
ist es f'in grosser Bezirk der Haut, daim meist dunkel übertüncht, manchmal am Rande
eile Ecchymnsen (Typlius petechialis) aufweisend. Das Roth der syphilitischen Exan-
eme spielt ins düster Bräunliche, Kupfen'othe, der Farbe des geriiucherten Fleisches
nlich. Obige acuten Exantheme ausser jenen mit Haemorrhagie complicirtcii,
harlach, Typhus pete<'hialis, Variola, verschwinden auf Fingerdruck, bek.'Uiutlich
as Syphilid nicht. Leicht kann die röthlich-liratme Hautefflorescenz des Syphilides
it einer Form des Liehen, nilmlich dem Planas, ver^vechselt werden. Bei beiden
t der Farbton äludich, weil die wachsartige, knötchiMiförmige, mit hellrothem Hof
umgebene, ein tiefes Bläschen zeigende Gestalt des Liehen hier verflacht, wenig
prominent imd unmerklich gedellt erscheint. Fls ist wie überhaupt bei Liehen der
genthflndiche Wachsglanz über dem nithen Knötchen gegenüber der gleichsam
estäubten nicht refli'ctireudi'u Oberfl.'iche bei Syphilid, ferner die Delle und tlie
olygonalitiit der Begrenzungen desselben gegenüber der Gleichmässigkoit der • »bcr-
iäche und der Bogenbegn>nzung der syphilitischen Exantheme, welche hier zur Difl'e-
ntialdiagnose verhilft.
Auch manche Formen der Psoriasis kr>nnen im Farbton des Hckerbrannen bis
upferfarbenen beiden, dem Liehen und dem Syphilid, gleichen. Bei Psoriasis
cht natürlich die starke Schup]»ung über dem Exanthem im Vordergrund. Formen
•on Psoria-sis punctata sind freilich leicht mit Liehen [)unctatiis zu verwechseln, aber
auch Psoriasis diffusa, Eczema diffusum chronicum und confluirende Lichenformen
können, was die complicirende Hauthyperaemie anbelangt, sich ausserordentlich
nhneln. Wachsglanz der di.sseminirten Knötchen t)ei Liehen, Schuppung bei Psoriasis,
Bläschen- eventuell Borkeiibildung und Nüssen bei Dermatitis und Eczema chronicum, das
yind die sichtenden Unterschiede. Ganz gleichmilssig und „rein entzündlich'' im
Farbenton stellt sich dir Flyperaenne des Erysipels dar, nur .am Rande ist es gezackt,
gefranzt, oder im't llanuneuden Zungen eingefxsst. .\uch erscheint das sonst weiche.
sammtcnc Roth beim Erysipel .seitlich beleuchtet glänzend: von der Spannung und
«lern Oedem der Haut. Das ist in noch viel grösserem Maasse der F:ill bei der rein
ctuidären Hauthyper.iemie über Eiter-, Gicht- und phlebitischeu Henlen.
Ganz den Eindnick wenigstens eines beginnenden Ery.sipels kann die Lyniph-
lüigoitis diffusa toxica machen (Schleich), die meist an den Fingern von Köchen,
Kellnern, Wirthschafterinneii vorkommt. Die sehr schmerzhafte .\ffection bildet eine
»othlaufähnliche Röthung der Finger- imd Handrückenh.iut, die scharf absetzt, sulzig
[ 8ß*
[llaiitliyporaiMnir
— öiU -
llaalk]
glilnzciul orsolioint, k-ii-bt ins Klfiulii-ho spielt iiiul (ant aiisiia!nn"l"~ ■' ■••'"■ ^-
letzuiig .111 Soüfisi'hpii, Austprn, ^?oelnlIS^•helll, Krvbsi'n und Huiuuiem <
niftn:ils sehr progredient, ist dunkler als Erysipel, schmerzhafter un
jiic Haut d;iriil)er erscheint glasig transparent wie mit dünnem Collo>
zogen, hier und da leicht eingesprungen oder auch nur eingebogen, .-tr.
logen. Sie ist sehr ilhnlich dem gr^'issere Flächen überziehendi-u, atuT i
Erysipel hin und her wjuulerndcn Krytheni nach NVildinfeclion. F>i' i . ,.
Formen der entzündlichen Haulhyperaemie sind oft schwer zu uiii i
moMilsen Röthungen und wenn, wie nicht selten, ein hnriigr.-uJi^ce« u.'<l
Handrückens sich hinzugosellt, so kann man für den nichtkiindigcu Ar.
lohnen einer Op<'ration in den Ruf der Lt-ichtfertigkeit gelangen. [>ies<> Ihnf»
aber stets durch Ruhigstellen und (^uecksilberiuunction sponL-ui zurück. Mu
sie aber erkennen, um eine sichere Progno-se trotz Zuwartens tu stcllm. tht «•]
F.'Ule, hei denen Kurpfuscher ,.ohne Operaticu-* heiieu.
Die Rfithung über Lyniph- oder Yenenthromben wird als solche lci<iit
durch l'alpation iles soliden Stranges in und unter der Haut. S ' l.nell«!
sehr diffuser unil erysi)>elxsähnlicher rrogredit-nz entsteht an - ^ipen i
nientlicb an dem Scrotum oft gelegentlich einfacher Furunculoī* oder
angoitis, welche I'atienten und .\rzt bisweilen unnötliig >>o-surgt maeliea.
die Folge einer gerade hier excessiv gesteigerten Reizbarkeit der Haut, wie dirfl^
schichti' der Kk/enie dieser (iegenden beweist.
Schwieriger als die (iruppe dieser rein activ hyiieraeuiischen Hautrirbuoen tli« 1
wenn m.in auf die Farbe allein .ingewieseii wäre, die den Hpri»-^ ''i.. !rbth«CHi>, fr |]
('hlo:ismata, die Infiltrate und die Tumoren begleitemlen H.v .-miMin*!
kennen. Zum Glück giebt es hier sicherere und typi.schero Anii.ta.-
dom St-tuimg uiul Stase mit der Entiündutig sich compliciren, je ».
tioDeii, Kffloresoenxen, trockene Secrete, Bürkeubilduiigef) d.i.s I ,ii .-
um so mehr vei^schwinilet d.-js reine Roth luid wird überl«'int von n i»
genannten (\)mplicationen M.in wird nicht leicht in die l.a|;>' -
Sdasic caverufiser Venen gebildetes Muttcrm.al mit irwri'l
lauthyperaemie xu verwechseln: F.irbenton und •'
genug Handhab«', Auch die Verwechselung von Fl'
lach-Kxanthemen wird wohl nur einer Mutter oder ein«
bei denen die .\ngst die Erfahrung übcr»i».'t Hi» 1'
itrr HaiitaflTeotiouen so zureichende und <
erübrigt, hier iK'tails zu gel^'n. Ein b-.-.- .... ■.
hyprr.aemien in ihrer AbhAiigigkeit von der l: lu-it dw \ -.d<<ckr I
die Verbrennung und Erfrierung. Hier V'
fQlluDg bis zur völligen F.ntblössung der
frirruuf: hÄll sich die Hautby per»emie uutu' '■''■i^'g'"" Juckui .itn^x.
chroüiscbrT »h die der V«'riirciinuii?. wektn» sich tasiek ««tfläch: , rarh I
in die FolgrjiisUUide E\5ii'' -no, Katarrh, Sias« in
ii)£|>ringvn gtnrigt Lm. H . ^maotta Gtadn der
(Temp«rMurM) auch über 0 Grad können ixn fUno) bwfia^cn :
a<>inL«che Form«» der Erfriniin^ welche sieh hfichitWiB iww-li mit ^
Pte übrigt-n .\rten d«r raHnie aittd akht rar.
mit llyprrplvirn der Pap...-. »■. ,.vx, der Dri««Tic"'"i-'" ■.. , i.^.iur^atM
thvib mit IMgmcntbildung, Sta^m, ThrMihaaKi tTatänaoo, tük
Mtigen, kaUotülea and albonünteMi DtigwmHi— c >ti«^ dtr tut
Ren die Hflhe, Ua la irakfcar der vaaaaUn vut' Cräei«
rehctfilhniC attt««<lrt«>. Daniai pehfireti die eeas<-cauvc:i: ^"»*faiif aodi akhti
«alcr de* Becriff der llai(di>|>cfaraie.
Far dir Thera|Mr der Haathj^ccMaie ist in o<«>Ih»
Ar 4m Tom» der UOataiarM ni «oipiehlca aar. i
Mittel WBi^fhh OA der Fotl&UI all-
UnenuMchlaM, tawriiche ]|cdicaaM»tira^\ mre «hrrka
aN>hr pwia •» alaaiithta Zosttadr n hiaturn ia Staade .
srhea. ftaiar kaan ■« m mv^hm 4ank iaawr Kttri
Baal eiagtaiikt wodm. Antatk, Eij^tia, Ilidr1i«>
dm
».'^•11 W*»
fauthyporacnup
— 56n —
ttcdom]
iMtürlifli alli' in vor.siclitigi-n, glpichsam ta.stpndcii Anfangsdoseii aiigowanilt. tiegi.>n die
fentzüiHlliclieii .Si'hinerzfn ist Eis das souveritiie Mittel (Vorsicht wegen Gangraeii!).
Sei Vfrlirciimiiigcn wirkt Wachs als iJuckt; am l)üsteii schiiierzlitidcriid. Das •luckpii
^ntzündüchiT Haiitsteücn kann durch Menthol oder Kaiiipher in Substanz gelindert
irerden. Die lyniphaiigitisdie Höthung ist durrli HuUe, Suspension und Quecksilber-
kpplicatinn zu l)i'kJliiii»f<'n, auch Ichthyol wirkt lici i^yniphaiigitis diffusa toxica gut. l>ie
^antheniatischon Hauth\])craemioii bedürfen meist nicht der besonderen Pflege. Viel-
fach kann es aber geboten sein, sie zu bepnrlerii, um künstlich die Kpiderniis ül)er
Jeu prnliget'üllten I'a])iilen /,ii verdichten. |)aa empliehlt .sich auch bei l^erinatitis untl
^kzem im Beginne, man kaim dann oft die Bluslegung des Coriums Vfrliüteii.
Eine besoiuters .sorgfältige Fliege nuiss nian jenen neuroparalyti.schen Hyperaeinien
iigedeihen lassen, die als Vorboten des iJecubitus* sich zu erkennen geben.
SCHLEICH.
n%) SUdt iD der Soinemnndang, krkftigrs Scebail, mit Eiiirjehtaiigi>u fUr wanni! Seebliler. In der NUiii du
tocbad St. Adresse. Saifton Anfang Juni bfj> Anfang October.
bephrenie, eine besondere Form von P.sychose (Kahlbaum nnd Hecker), deren wesentliche
liaraeteristica sind: .'\usbruch im Anschluss an die Tubertät, successlves oder wechselndes
auftreten der verschiedenen Zustandsformen (Melancholie, Manie und Verwirrtheit), enorm
chneller Ausgang in einen psychischen Schwächezustand und eigenthümlicbe Korm dieses
Penninalblödsinns. dessen Anzeichen schon in den ersten Stadien der Krankheit sich or-
ftnnen lassen. Die Prognose der Krankheit ist daher eine ungünstige. Es giebt jedoch Fälle
Dn Pubertätsirresein, welche man zur Hebephrcnic rechnet, die mit Heilung enden, und es er-
cheint zweifelhaft, ob es gerechtfertigt ist, die ungünstig zum Terminalblödsiun verlaufenden
fälle als eine besondere psychische Form herauszuheben, welche übrigens von anderen
lutoren (Kraepelin) als eine Form der Dementia praecox bezeichnet wird. Die Therapie
tner Zustande wird io der Regel eine Anstaltsbebandlung erfordern und nur ausnahmsweise
ei besonders günstigen äusseren Verhältnissen eine mit grossem Kostenaufwand durchzu-
ihrcnde Behandlung im Hause oder in einer Pension gestatten. Allerdings bringt gerade in
Besen Füllen das Zusammensein mit anderen Geisteskranken Scbädlicfakeiteo, welche den Ver-
kll der geistigen Kraft zu beschleunigen geeignet sind.
HENPEL.
l60inft Pi>rs. Pflanxen^atlong auü der Farn, der Labiatae*. UntorfaTn. Satnreinar. nahi< vtirwandt mit
laturßjo". Von iton 12 amerikunmrbDn Artnn wird rerwerthct; H. iiutugioidcs Per». (Mfliäsa imleg. L.
kiaiphora {•ulogiuldo» Uesf), FraucnniinAe, amoriLani>icbiiit Flubkraat, ein ficblankes, einjHhrigvJi, bi« 16 cm
oheti Kraut vum Au»äobcn dor b^i nni. luMmisfben Calamintba Aüinus (lairT. N.
Herbd Dedeomae pulegioides, Frauenminze, als Penny royal in Amerika im
Bfus als Einmenagogum benutzt, enthalt 0,5 — l.OpC't. von:
Oleum Uedeomae pulegioidis aethereum. üil of Penny royal Ph. ü. S., eiu
hrblo.ses oder schwach gelbliclies, an der Luft dunkel und klebrig werdendes, stechend ininz-
ig riechendes und schmeckendes, neutrales Oel. Spec. Gew. 0,948. Rs enthält zwei Ketorie
^on der Zusammensetzung r,oHjsO, von denen das eine bei 1G8 — ITl" siedet und mit Hydro-
rlamin ein Oxim mit Sdp. 44°: Hedeomol (Kermcrs), das andere bei 206—209" siedet
ad ein Oxim mit Sdp. 55" liefert. Es wirkt excitircnd, ähnlich wie Krauscminzöl, wird auch
]s Carminativum, Emmenagogum und Abortivum gebraucht. Nach grösseren Dosen, 1 Theclöffel,
eobacbteteWingate Bewussttosigkeit, Zittern, tetanische GlicdercootractioDen und Opisthotonus.
J. JACOBSOS.
Vfn L. Pflanxengattong aiu der Fain. der Araltaceae*. mit Lnftwurzeln boeb kletternde oder am Boden
riechende Straucher mit einfachen geliederten BUttern. Die 5x&bliKen BlQthen nach der Formel Kb, Cb,
tfi, (ib gebaut, XU PoMen oder KOpfcheu rcreint. Die wenig saftiiCL-n Beoren enthalten Samen mit ruuielig
Jtigem (ruminateni) Nsbrxeweln*. Bekannt der an Mauern und BBumen aufkirttemde oder lum Belegen Ton nraV
^Dgeln beliebte Epbeu, H. Hei in L.. mit lederigen, kahlen, obenieite dunkelgrilnen, oft hellgeaderten, 3 -•Mapptgeo,
Un den hldbenden Trieben elrrirmigi-n Blftttern. BlUthen grOnlieh g4-lb. Beereu schwärt. Wild in Wäldern dea
|re»tliehen und «ndlicben Peat»chlnnds, Jowie in SOdeuropa and dem Orient Liefert au» den Stimmen freiwillig
utrstendes Epheuharx, Onmmi reiina Beilerae. Aehnliehet Han liefern H. nmbellifera DC. auf den
olakk«n and U. terebinthacea Vahl auf Ceylon. H.
Hcdera Helii L., Epheu, Lierre commun. besitzt aromatisch widerlich schmeckende
llütter. In diesen, sowie in den Früchten rindet sich neben Cholesterin, Ameisen-, Oxal-,
Ipfclsäure und aetherischem Oel ein Harz Hederin, ein Farbstoff Tarotin, Hederagerbsäurc,
itn Glykosid Heli-xin und die toxische Hederasäare, welche zu 0,02 subcutan Frosche nach
oraufgcgangencr r.,ähmung tödtet (Penzoldl). Für Warmblüter ist sie weniger giftig, doch
dnd trotzdem Todesfälle von Kindern nach Genuss der Beeren bekannt geworden. Früchte,
Me Holz zeigen emetokathartische Eigenschaften und wurden wie Sassafras benutzt. Blätter,
jtiode und Harz sind in die Ph. Gall. aufgenommen. In frischem Zustande dienen die Blätter
Verbftudmittel bei Verbrennungen und schlaffen Geschwüren, im Infus oder Dccoct als
tcitans bei chronischen Katarrhen und Scrofulose, auch als Emmenagogum und Antiparnsitlcum.
fHt'dera
Da.s üarz, Uummi ri-sina Hcdcrac Ph. Uisp., wird gleichfalls als RraRnoapctt. <
weise aber zu Räuchcruiigeii benutzt. l ;
Hi>dera|?orl)sX u r(* wird nelion Hoderin-sUilr? a»< tlm f: n«il«r» BlAl
Oiindclifbo) am lf>icbtost4*n al« linttora^erbMaurc^ Bl<<i als -ic}. ■: «itell««. •
Schwefplwasfeprstoff aorleift wird. Aniorphoi«. sauer rt'a^rt'iidfH T'mI j-- Ll«l»f AvAI
dittikolfrran gefirbt wird.
Hpdi*rafilure, CiElly,0|, findet »icb in den E|>heuhlilttem (liaries).
Hcd vriiiAlnro beisst die aus den frifoben Satuen von Hedera Ilelix miU«!«! A^lWr ami i
atigeoe 8Uure. Weiiue. (tetdenartige, Kemobluse. kralivud »ehiDvekcndv. in Xfmummr und A«thar <
ffifist lOslicho Nadnln.
Holiiin, Hedortül jkosid, C^HfjOi,. aas den Bllttern des Ephcu CH"-'! — ■?■-. _-. . -^ i—
alkohuli^eben Eitract. nacb Waschen mit kaltem Benzol, durch Au fnebmen mit k-
E« bildet seiden^tUniende Nadeln, die unter tjehwaeber Fkrbnng bei tfH^*** «.■'
Wafi*;er, t.-blorofurm. Lij^rutn, «elir wenif; Iniilicb in kaltem Aceton, Bei. ■
und in betSfien Alkalien. Beim Erwilrmen mit TerdUnrtter .ScbwefeläÄiir
ningsrnhigcn. aber Feb li ug'achc L(t»un^ rcduoirenden Zucker und ein
du bei 3T8— 280° schmrliende, mikrotkoiiischa Priimeu bildet.
sro
Hpdwi^a« Pflaniengattun^ au5 der Familie der Bu rverace ae*. ausfr^xoieUn«! dtircL 4tlhii(«
iiigen SleinfrUcbten. Die fleiachiiten Kotyledonen sind nnicefaltct. H. balaamifera Sv. Hu t
beiniischer Baum mit geflederleu HUttern und weisjten BlUtben. H«dwtgia iat aaeb aiiui
worden. ft.
Hed wigiabaWam, aueb Bergineker oder Sc.h woinabalaft m i^naoat, AiektUmifn, tm
riechender Haruaft, soll in »einer Wirkung dem Copaivahalaam Rleiobkommett.
In Wurzel und Stamniriode von Hedwigia baUamifera Sw., dirren
Indien als Fcbrifugum benutzt wird, habrn (iaucher, Combemale und '
AlkaloTd und ein in Amylalkohol lijsliches Harz aufgefunden, welche be
Wirkung zeigen. Während da.s Alkaloid Krämpfe nach Art des Str.vchn--
das Harz Sinken der Temperatur, allgemeine ascendircnde Liihmung.
cntlcerungcn, Irregularität der Atbinung und Herzschwäche; post morU.;,. .,.,,....-
hyperaemic. Das vi'isscrige und alkoholische E^tract aus StammriDdR und Vis»'
Meerschweinchen zu 0,16 pro Kilo.
Hedjrchiuin SpICBtnm i^mlth, eine SmilartM»* au» Hindoslan, enlhUt in iln >!.i.« •
aroraatitJch sclimerkenden Khixom A e t hy 1 m*- th y 1 p arae u m ar tAn r e , t*,jli lacnito
Üel, Ilar7.!.ilnieii. Gummi und Zucker. Die Pflanze wird in Indien unter df>nt -. wkn li*
als Stomnrliicum und Carminntivum verwendet. — H. c oro nariuro Koeti. liofurt < iit .cUvacU «lOBiS«!
und schmeckendes Hbiiniu mit 0.0': |>(°t. aetberlschem Oel. Die i^tengel wenleii bei Baloleideii knoil
decoct dient als Mittel liegen Kbeumati-i'mus.
HedyOSmUIII Swartr.. Pflantengattuni: aus der Farn, der Chloran thaee a «• in der •'-■
aa^geseichnet durch monoeci$ch oder dioecitfcb Tortheilte BIttthen : mSnnlieb« an Traul
vereint. Fracht eine wenig fleischige Steinfrucht. Von den etwa l'O bekannten .\rtt*n
aromatisebe Strtluchcr mit gegenständigen Blättern. Alle gebtfren dem tropiseb«a Ani<^'
Art Jan]aica.<, ist eine etwa mannithohe Pflanze mit hRngenden Traabco. Diout (;«iivi.
lieKebwerdeu. U. arborescens. eine krltftigere Art mit aufrechten Zweigfii Und,
11 (jranizo Lind, wird gegen Sypbili« benutzte
Hefe- oder Sprosspllne. Pilze, welche aus einer kernhaltigen Zelle bc-.- ' i*
Sprossung vermehren, d. h. durch Ausstülpung und Abschniming der / •■
dem besteht noch für einzelne derselben eine zweite Verinehrungsforiu iiai<h BJ«
Sporen (nskosporen). Von den verscbiedeoen Hefearten sind diejenigen die wicbti^sltll.
g^ihrungserregende Kigen.schaften besitzen.
Bierhefe, Ferraenfum ccrevisiae, Levilre de Bifere, Beer Yi?»!!« Pti. W
Uisp., sind die Pilzmasseii, welche durch Wuchening des chloropbyllh - S«
myces seu Torula cerevisiae Meyer bei der schäumenden Bicrgährung sii'l .■ M
diese Massen von der Oberfläche oder vom Boden der Bierbottiche i !ix,
scheidet man Ober- oder Unterhefe. Mit Wasser ausgewaschen stelli jü,!
7.art grauwcisse Masse von schwach säuerlichem, obstartigera Geruch uw:
gehalts von bitterem Geschmack dar, welche bei mikroskopischer Betr.
ristischen rundlichen oder ovalen Zellen, entweder isolirt oder zu kurzen v vi
kennen läs.st. Die ausgewaschene Hefe enthält 83 pCt. Wasser, welches ihr dutth
starkes Pressen bis zu einem Gehalt von 33 pCt. entzogen werdcu I; '■ - 1
Presshefe kann mit Kohlciipulver gemischt bis zu 10 Jahren leb. n
Der Gehalt an Hopfenbitter, welcher ihr von ihrer Ein.sammlung hr: »ici i
Auäwa.schen mit .\mmoniumcarbouat entzogen. In so gereinigter II :, «iik '
Pflanzenschleim, .\Ibuniiiisubstanzen wie NueleVn und Peptone, IV,i. i,,,,;.uisj,
Leucin, Guatiin, Xanthiii. Sareiii, Traubenzucker. Bernsteinsäure und drei KtnnestkäiJ*]
erstere, Invertin'. ein Enzym*, welches der Hefe durch Wasser oder GIrceni
werden kann, .spaltet Rohrzucker in Glykosc (Dextrose und Laevulose); der ivei'to.
dein Invertin ähnlich, spaltet Maltose in Glykose. Der dritte, dessen !•'•. '^-r. n.%tnr lol
Zeit von Buchner erkannt w^orden ist, wird durch Pressen unter h< iiUisticBl
welcher die Zellmembran sprengt, aus der Hefe gewonnen. Er bc\«u_. .,., l^\tptt'
vertirten Zuckers in Alkohol und Kohlensäure. Diese Entdeckung ist für dis
- ROT —
Heilseriiinl
Fermentwirkung vou weittrngcnHer bedcutung. Mnn linttc bisher aogenommen. doss Oäli-
ning und Kiiulniss specilische Lebensäusscrungen der Zellen seien, welche mit der Abtödtung
der Fennen torganisnieu sistirten. Diese Anschauung ist nun speciell tiir die alkoholische
Gährung durch Hefe widerlegt: sie wird ebenfalls durch ein Enzym, welches Büchner
Zym.Tse nennt, hervorgerufen, welches zwar beharrlich von den Hefczellen festgehalten wird,
aber doch vou ihnen trennbar ist. Die Zymase lässt sich, im Vacuum bei 30 — 35" getrocknet,
wochenlang wirksam erhallen.
Die chemischen Veränderungen, welche durch die FlefecnijTnc au.sgclöst werden, lassen
«ich durch die (ileichungen veranschaulichen: CiHjiOn + HjO = CoH,jO, + CJliA
Indessen wird ni<-bt der gesammte In- RuhniTelcflr Wumf Trautivniuckcr Fmehttnokor
vertzuoker in dem Sinne der zweiten Glci- <^'(iHijOn = 2 CH, • ClljOII + 'J CO,
chung zerlegt. Ungefähr 6 pCt. des Zuckers 01jküi«> Alkohol KohlcnJiuiyJ
unterliegen nicht der alkoholischen (TÜhrung. sondern es wird aus ihnen Glyccrin und Bum-
steiusäure gebildet. Zumal bei hoher Temperatur können auch andere abnorme Giihrungs-
producte entstehen, so ein Alkaloid C13H.10O4 (t'ser) und Gallisin Ci2Ho4Ü,„. Diese I'roducte
bilden sich auch bei Verabreichung von Hefe im Körper, wenn diese mit grihrfahigem Material
im Hagen und Darm zusammentrifit. und geben dann Veranlassung zur Rntstehung von
Katarrhen. Wird Hefe dagegen ohne gleichzeitige Zuführung von Gährungsmalerial verab-
reicht, so wird sie selbst in grossen Dosen ohne jede Schädigung vertragen. Sie possirt den
Darm, ohne irgendwie in ihrer Wirksamkeit verändert zu werden, da sie sich äusserst resistent
den Verdauungssäften gegenüber verhält (Neumayer). Doch giebt es auch pathogene Hefen,
welche bei Menschen und Thieren namentlich Dermatomykosen erzeugen (Buschke).
Innerlich wird Hefe ihres Stickstoffgchattcs wegen, welcher bei Oberhefe 7 pCt.. bei Unter-
hefe 10 pCt. beträgt, bei Scorbut empfohlen, auch bei der gangraenösen Form der Angina und
bei Diabetes. Heer rühmt sie bei der Behandlung infectiöser Krankheiten, wie Cholera,
Purpura, Ruhr. Scharlach, Masern, Kinderdiarrhoe und vor Allem bei Diphtherie. Wiederholt
bat er Fit;berabfall von 3" innerhalb 12 Stunden beobachtet. Die Wirkung kommt nach ihm
dadurch zu .Staude, dass die Hefe durch die ihr eigene W.achsthumsenergie alle anderen Pilze
überwuchert. Die Resultate bedürfen jedoch noch der Bestätigung. Baginsky wendet sie
mit Nutzen bei Barlow'schor Krankheit an. Aeusserlich findet sie in Form von Kataplasmcn,
mit Weizenmehl und warmem W.asser bereitet, Anwendung bei schlaffen, gangraenescircnden
Oeschwüren. mit rohem Honig und Mehl verbunden, bei scorbutischen Geschwüren. Die Wir-
kung beruht hier auf der Bildung von Kohlensäure aus dem Mehl, welche leicht erregend und
zugleich reinigend wirkt. Dosis esslöffelweise rein oder mit gleichen Thcilen Zucker und
Wasser. Bei infectiösen Krankheiten 10.0 — 15.0, Kindern 1,0 — 8,0 zweistündlich.
Cataplasma Fermeoti, Cataplasme avec Levilre de Bicre, Ycast l'oul-
tioe Ph. Brit.:
Fermentum cerevisinc 6, Weizenmehl 14, Wasser 6 werden bei 36 — 87 " digerirt.
Zu Umschlägen.
Laiidaiium de Rousseau, Ph. Gall.:
Opium 200, Mel album GOO, Aqua destillata tepida 3000, Fermentum Oerevisiae
rerens 40 läs.st man bei 30° bis zur vollendeten Gührung stehen, dampft auf 600
ab und fügt Spiritus 200 hinzu. 4,0 enthalten Opium 1,0. Dosis: 0,75 pro dmi,
2,5 pro die.
J.
teidelbeeren, die blauschwarzen Beeren des Heidelbeerstrauches, Vaccinium Mj-rtillus, ent-
halten im .Mittel Wasser 78, Eiweiss 0,8, freie Säure (Acpfelsäure) 1,7, Zucker b, Pektin O.it,
Holzfaser 12,2, Asche 1 pCt. Sie werden theils frisch, theils cingekovht, als Hcidelbccr-
suppe, genossen, schmecken säuerlich, leicht adstringirend, wirken leicht diuretisch, nicht
ablührend. eher stopfend. Deshalb werden sie bei chronischen Diarrhoen zweckmässig ver-
wendet, desgleichen der aus Ueidelbeersaft unter Zusatz von Hefe und Zucker hergestellte
Heidelbeerwein, der im Mittel Alkohol 5, Zucker 2, Extract 2, Säure 0,7, Asche 0,3 prt.
enthält; dieser Wein wirkt viel mehr stopfend, als die übrigen Obstweine.
HliNK.
leiden y Kanton App«nioU, I.aft- nnil Hulktuknrort, MG m koch; Klimii milde ttoA anregenil.
eilbmiiii, in Oberbayem. 800 m hoch, bekannt durch die dortige Adelheidsquelle, ein kräftiges
jod- und bromhaltiges Kochsalzwasser, welches 4,97 Chlor-, 0,589 Brom-, 0,301 .lod-, 9,214
doppeltkohlensaures Natrium, 156,06 ccm Kohlensäure, insgesamrat 525,98 ccm Gase aufweist
und innerlich, wie äusscrlich vomehmlicb gegen Scrofulose, Syphilis, Kropf, Knochen-, Gelenk-,
Blasen- und Geschlechtsiciden gebraucht wird. Wird in grossen Mengen versandt.
WÜEZBCRO.
leilgemm ist d.Ts BIut>if>nim prösser'T Thier«*, wflcbe gogen ein bestimmtes Bakterien-
gift Oller gegen Schl.ingeogift ilurcli fortgesetzte, hochgr.idig gesteigerte Imnuini-
sirung aetiv gescliützt sind, liiisselbe wird für die ßeh.<in(llung der .in der ent-
[ HeilHeriini
R68 -
HeÜMfiBi
M|irii'lii'ii(l)'ii Kr:iiiklt('ii li-idciiduii Monsclioii oder zur iiiiiiuiiiisinin^;; il«-r von ib- ir
dnilitüii IndividtKMi angewendet. Die >l«ilseriiiiilieli:tndlung bfniht auf <l>-r «a;
Bi'hrinft .'uifgcstfllti'n und vortiidiinlirli vuii ihm und FLli rlicli .iii-sgebauU'n !.• tir> w;
den sprT.ilisrbon Aiitittixini'ii' und deren Anlirmfung im Blutserum. Nach di>'*'Ct Lri-?
kommt eü in dem Blut.soruni artiv ininuniisirtpr Thiere zur Bildung uini .X r.li iubc
von Antitoxinen oder Antikürporn, welche das cntsprochende Gift in seiurr Wirt^air
auf ilfu Kfirpcr vcdikoninieii anfzulicbeu vermögen. Die Anhüiifung drr Antitiit!»'
Kf.scliilhc in ipiantitativ licstinimliarcr Hülie und wüduse parallel mit der ■SifVT'uu
der Iminuni.sirung. I)ie Bestimmung der Höhe des Ajititoxingehalts im Serum ;»-
schiebt nacb ImnumitÄtscinbeiten. Normalserum heisst ein Serum, von wclcbmi i Tn
das Zebuföciie der tüdtlicben Minimaldosis eines conventioncll gewählten, imiciniii
eonstanten und starkenGiftes bei der Mischung im Reagcnsglase völlig nnschädlirlt mirhi
I rem dieses Nornialseruuis heisst Imnmnisiningseinheit. Kin Serum also, vnn ndrir-a
schon (i,()l rem vollständigen Schutz verleiht, besitzt liKt Immunisirun^seiobata.
Ein solches Heilserum, in bestimmten Mengen einem Menschen oder TTiiere ia
soll denselben Schutz gegen die gleichartige Krankheitsvergiftung gewfthrm; i
loibl denselben so lange eine passive Immunität, als das Serum im KOrp'T
diese Itnnninitüt nimmt aber ab mit der Ausscheidung des Serums aus dem KD
und verschwindet ganz, mit deren Vollendung. Wähn'nd die arti%f Ifninnrntii
nach einem gcwis-sen Zeitraum von etwa 14 Tagen einsetzt, mit -
sinnig ansteigt und oft sehr Lauge besteht, tritt die passive hnm... ...... .^u.wji«
der Kins|)ritzung des Heilserums ein und ist an dessen Vorhandcns«iii >erl
liuuden. I>as für die Wirkung erforderliche (Quantum ist durchaus von dorn
der Krkrankung abhängig: geschieht die Kinspritzung vor der Infertion, so bedatf I
einer geringeren Zahl von Immnnisirungseinheiten und danim ist tier Erfolg in Tfci»-"
versuch sicherer; grosserer Mengen unter vereinzelten Fehlschlagen iH-tlarf e» »rimj
bei gleichzeitigem Eintritt von Infection und Heilseruratherapie: H««nn aSer
Infection di-r Therapie um Stunden oder noch längere Zeit vorausfrchf, «o
die Erfolge innner unsicher«>r. e.s bed.-irf einer Steigenuig der Dosis um das Vielf*
und bei einem gewiss«-n. für die einzelnen Krankheiten verschiedenen Ztätnum
sagt .schliesslich die Behandlung durchaus.
In der Natur der Methode, welche hauptsächlich di« Neutralisiranp roa tiif
einschlir^st, lag t«, d.-iss sie nur auf solche Krankheiten Anwendung find<-n könnt«,
srlildliclMis IVincip in einer Giftwirkung, nicht aber in einer Infertion liegt, also toi
mtb» bei Diphtherie. Tetanus, Schlangenbisse IVr principielle Cnlcrschied jwisrii«
den beiden Krankheivsarten liegt ilarin. dass im ersten Falle dir vrnuyacheodeal
nur örtlich sich xiTniebren, im Aligemeinen aber in die Gewebe aieht
und dass nur die ' i-s von ihnen gebiideteo Giftes, rhrnwi
Sek langen biss, die l\ . ihr ausmacht: im andena Fall dawig^a, M
ikfediOsHi KiwklMit««! «ir Tjpinn nad CMtx», li«gt die GeEahr ia der Vea
dar «ifa>|pedraa>(pw>tti MikraonnaisaMn. Dwron Behring crmitteltm Srhiitil.r>ruer I
aitna nur gtft\emichtende ugcaschafU-n. lassen aber die Vwuiejmiag
selbst anberührt. Nun Ist es ivar durch Pfeiffer und nxletit dach V . ut»s
plaagMi. aucii sitrcifisrh «irkrode VorgSnge im Orgaatsaas aafaadecken, «eiche dcr
YrtoMbnniig der Bakt«ri«a ea^(g«n«irl;«a, iadcss ist es bidKr mgeblich gvwcsM,
Uoselbc« ia eiiMir ü^hm der ^irinac aaf aaderv latÜridiMa ca nlwTtoagwi. ilaas <1»>
dieMibc«
darrli dfCM ädmli enalHd
tMt ha^ böhsr «i H««9i»ll:
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Knakk«iMa wsfir^
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herharip grob <lii»itiwk ! 'Ija illi aifltlilhiM
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SjrphuBk
Wt HcQim wwdMi liM
iRprai
HeilsiTuml
^«oiiticn, (loiKMi bi'i Rrreiclnin": t'ines besüniiors liolifii liiitiiiinitätsgnulcs das Blut
•OS einer Vcui' eiiliiiininii'i) wird. Nach der Ahsclii'idun;; t\i^s fjcrum.s wird dasstdbe
incr f'riifung riiif soiiirii (Itdialt an liiiriiiinisiruiigseiiilnuton iiiiterworreri, mit Anti-
Bpticis vorset7.t und di-ni Verkaul" nbiTgcbdi. I'ii" Kiltrimng durch Kerzen etiiptiehlt
ich iiiclit, weil die Sdiutzkraft dadurch verfiiindert wird. Das Serum ist verschieden
lange Zeit haltbar und verliert oft nach etnigi'ii Mimaten erheblich au Wirkung, lias
remdartige Serum ruft insbesondere bei der Ib'phtherifseruinbehandlung* eine Reihe
»n Nebenerscheinungen hen^or, welche nicht auf Rechnung der Antitoxine kommen.
Bis jetzt sind ernstlich angewendet «iie folgenden Heilsi-rumarten:
1. Üiphtherieheilserum*. von Rehring zuerst eingeführt. I'ie mit dieser Methode
rzielten Krfolge, widcho sich dadurch erklären, ditss sie in die Zeit eines allge-
leinen Niederganges der l'iphtheriegefahr fielen, während oft das Serum da ver-
»gte, wo zufiillig die Hpidcmie nicht im Abfallen war, trug der gesammten Heil-
Brumtherapio die Sj-mpathien der Aerzte ein.
2. Da.s Tetanusheilseruni* versagte in der urspi-flnglich von Behring angegebenen
Stürke vollkiunnien. Gegenwärtig giebt Behring ein neues stärkeres Serum heraus,
(her welehe.s noch wenig Erfahrungen vorliegen. Zwar wird über einige Fälle von
"leilung bei prntrahirten Fällen berichtet: daneben liegt aber schon jetzt eine ganze
leihe von Fehl.schlägen bei l'ferden wie bei Menschen vor. Blunienthal hat jetzt bei
tinigen Fällen den Nachweis zu erbringen gesucht, dass das Tetanusgift nur sehr
" irze Zeit im Blute kreist, um schnell von der Nerven.substaiiz an sich geris.sen
werden. Auf diese wirkt das Antito.\iii ülierhaupt nicht, snnilern nur auf die
Bringen etwa im Blut noch kreisenden Mengen, flahcr erkläre sich d.as Vers;igen
1er Heilsenunthera|)ie bei Tetanus, wenn auch ihe Richtigkeit der Theorie nach
"lumiMithal liaditrrh bewiesen werde, dass das sonst toxisch wirkende Blut der
fetanuskranken nach Einverleibung von Heilserum diese giftigen lOigenschaften einbüsse.
3. r>as .Antistreptokokkenserum* von Marmon-k besitzt nicht diejenigen hohen
ImmuiiitUtswerthe, welche ihm zugescliriebi'n werden. Ausserdem ist theoretisch
ine passive Immuiii.sirung gegen Streptokokkeninvasionen höchst unwahrscheinlich
Petruschky). Daher ist es nicht erstaunlich, dass das Marmoreksche Serum
lisher in schweren Fällen von Scharlach, Erysipel etc. recht häutig versagt hat.
4. Das Heilserum gegen die Beulenpest* wird nach Versin im Institut Pa.steur
lurch Innnimisirung von Pferden gegen den Bacillus der Beulenpest gewonnen,
iegenüber den anfänglichen günstigen Ergebnissen, über welche Yersin berichtete,
randte Kolle ein, d.iss rlie Wirksamkeit eines so geringgradigen Serums Zweifel er-
wecken müsse und dass auch hier der Weg der activen Inimunisinmg aussichtsvoller
erscheine. In der That erwecken vielfache neueste Berichte über die Anwenilung
^fedes Seninis bei der Beiilenpest in Bombay ernste Zweifel an seine Wirksamkeit.
^B 5. I);is Antitnberculüsesenim' von Maragliano wird auf einem complicirten, in
^Beinen Kinzelheilen noch nicht genau bekannten W'ege der Iminunisinuig von E.<(.'ln
^Brom ErJinder gewonnen, l'eber seine Nutzwirkung liegen noch keine Mittheilungen
^Vor, welche ein L'rtheil ziikissen.
^^ f>. Das Heilsemm gegen Schlangengift, von Calraette und Phisaiix durch Im-
niunisirung von Pferden gegen Schlangengift gewonnen, scheint nach den bisherigen
Mittheilungen im Thierversuch Erfolg zu haben. Auch einige günstige Mittheilungen
über Lebensrettuirg gebi.ssener Menschen liegen vor. Das Schlangenbissheilserum ist
nicht streng spocifisch, es soll gegen die Bisse ganz verschiedener Schlangen und
der Skorpione schützen. Auch das Serum \on wuthinmumen oder erysi[)elinimunen
Thieren schützt gegen Schlangenbtss im Thierversuch. Aber hier liegt der Fall einer
reinen Vergiftung vor, nicht wie bei den vorhergenannten Infectionskrankheiten ein
recht complicirter Vorgang, der vielleicht bei Tetanus der reinen Vergiftung ziemlich
nahe steht, während bei Diphtherie, Tuberculose, noch mehr aber hei Strepto-
kokkenkraiikheiten doch der Bacillus und sein Gift nicht das alleinige und oft nicht
^B«inmal das primäre und wesentliche Agens der Krankheit darstellen.
^P Selbst bei der Diphtherie ist der Antheil, welchen das Heilserum an der Besserung
der Sterblichkeit hat, noch inuner zweifelhaft: bei den anderen Infectionskrank-
heiten jedoch ist es mehr oder weniger sicher, dass die specifische Heilserumtherapie
versagt hat. Es liegt daher kein Gnnul vor, mit demjenigen Enthusiasmus, welcher
unsere Zeit kennzeichnet, die Heilserumtherapie als die rationellste und sicherste
Mothode der Heilkunst zu feieni. a. oottstein.
[Ueilstütten
nTÜ —
HeilstJitteu für Lungonkrankc. HiomiiU'r vprstt^ht ni:iii — •
gerichtete Anstalten, in denen Kranke mit chrnniscben Lxm..
Linie Kranke init PhtluKis (chronischer 'l"ubertniIose) behufs \ •<[!•
Kur Aufniilunc tinüen kfinnen. Es sind also gescblossefj«; Anst.
zu den klimatischen Kurorten, in denen die Kranken ein pr
finden. Im Wesen der Heilstätten liegt es, das-s sie allfr Ortt /
stigcn Bedingimgen dazu finden, d. h. eine staubfreie, rciiit-, ozotir^idi«
vor Nord- luid Ostwinden, ein grösserer Forstbestaiid und Wiesenliiud, mg
können. I>ies schlies,st selbstverständlich nicht aus, daiss »ich aurhaodeoi
klimatischen Kurorten, welche sich uaturgemUss einer bevorzugten Loir ^
derartige Heilstatten einrichten lassen. Im Gegentheil, hier wird der Krank» r"J
gleichen .Sinne wirkende Factoren zur Verfügung haben.
Der Gedanke, Schwindsüchtige ausserhalb der Ktädti' ilireu Aufetitlulii
zu liussen, ist keineswegs neu. Schon Galen schickte seine Liingenknoka J
Berg Angri bei Neapel und meinte, dass trockene Luft auf Hßhen am b«rii
sei. L>ie Vortheile, welche eine reine gute Luft und ein vor schrofff-n Ti
Schwankungen und rauhen Winden geschützter Autentbalt darbieti-n, »<irf »i
leuchtend, das.'; sich die Aerzte aller Zeiten dem nicht vfrschlosscn habca
ist allerdings zu berücksichtigen, da.ss die geringere i)ichti}»k(Ii ticr Bf
das Fehlen der grossen und grösstim Centren mit ihren hygieii uta<
nicht zum letzten der Umstand, da.ss die Industrie und die unter i
so vielfach phthisisch erkrankte Arbeiterbevölkenmg verbältnis^ni il
ist, bis in den Anfang dieses .lahrhunderts das Bedürfniss nacli
nicht so dringend als jetzt erscheinen lies«. Sehr bald l»rach sich die l'fi
Baliti, dass gute Luft und gutes Klima allein, so hoch auch ihr Werth zu «cbitMl
die Lungenkranken nicht aiisreicben. und d;iss auch <lio ürzllirhe Betuniltaifl
solchen Verhältnissen vielfach nicht im Stande ist, alle.s das zu lei.iti-B, •»'
scheuswertli wäre. I)er in n-bus hygienicis meist unerfahrene und zu allwlm
bar unschuldigen, in Wahrheit aber .schwerwiegenden Lnachtsamkeitea ari |
heitlichen Sünden leicht geneigte Krauke bedarf der dauernden t'i In-wi'k
IHsciplin un<l der Fürsorge, wie sie nur eine nach den besten
Sätzen erbaute und geleitete Anstalt gewährleisten kann. Deraiu^. .*,.-;!<
Hospitäler wurden schon in den 40er Jahren in England errichtet, z. U. d» I
H<)s[)ttal, d;a> Royal Ho.spital for diseases of the ehest in l<ondon, das We$ical
in Türi|uay (1K5Ü), das National Sanatorium in Bournemouth (1KÖ5}, das Hu
consumptinn in Ventnor (1S09) u. a. m. In Deutschland kommt Hrehmcrinüt
da.s grosse Verdienst zu, die erste derartige Anstalt errichtet «u hsVft
gründete Driver die Anstalt Reiboldsgriin, 1H70 I)ettweiler I'
sind zahlreiche derartige Anstalten, z. B. in Hohenhoimcf, K<
Badeiiweilor, Davos, Leysin und viele andere gegründet worden. l>ic vieltitkj
äiLsserte Befürchtung, da.s,s diese Anstalten entweder für ihiT lusaascn oder Ärj
Nachliar.-ichaft zur iihielk- weiterer ,\n.steckung und Verbreitung der Till
werden könnten, hat sich nicht bewahrheitet, vielmehr ist durch 4»
achtungen von Kiffei, Haujit und Michaelis eher das Gegentheil. otoüij
Herabgehen der Tuberculo.se-Sterliliclikeit an den betrefTenden t^rten cotn
Die Erfolge dieser Heilstätten sind zweifellos und statistisch sich«-!-
dieselben nicht dem grossen Strom der l'hthisiker zu Gute kommen, -uo-^
einen vcrhältiiissmässig winzigen Bnu-htheil derselben aufnehmen, s»' hii
zweierlei Ursachen. Erstens sind dieselben nur den bemittelten Class«ii
weil sie als private Unternehnuuigen verhältnissuiäs-sig hohe F'rei^e fnHim i
zweitens giebt es unter den Bemittelten, abgesehen von denen, d'
welchen Gründen eitler Anstaltsbeliandluiig nicht unterwerfen w >
Kontingent von Kranken, auf welche die obigen Vorau.ssetzungen für ein« .^
aufenthalt nicht zutreffen, die vielmehr in der Lage sind, auch im oSeaeii Kinüf
rhancen desselben zweckmä.<!sig ausnützen zu kö?uien.
Nun bleibt aber die gro.sse Zahl der Unbemittelten oder wenig BcmitMt«'
die bislang theils in häuslicher Pflege verblieben, theila in Krankcnhäiisers ••
br.icht wurden. Es fehlte ihnen also, so gut sie es sonst haben ■ '
nehnistp Factor für eine günstige ßeeinf1us.sung ihrer Krankheit:
Mehr und mehr hat sich gerade in dea letzten Jahrtm die L-eben«'
leilstätteii
- 571 -
llcilütnltenl
I
;;i'l)i-ochcii, (ixss 'y>i\i'. itic«li<':itiif>)itrisf R(ih;iinlliiiig, ni:ij; sie nun mit (Um :ilt bckuinitru
Mitteln unserer l'barniiikupne, niiii; sie inil neuen dieuiischen Kriipern oder mit den
auf die Kntdeekung des Tiilierlieibiicilliis begründeten Metliuden operiren, ohne
frische l.uft nnd gute ICrn.llining eivtweder völlig erfolglos ist, oder doch nicht einen
vfdligen Erfolg erreicht. Ja es sind die letztgenannten ,,Ther:ii)eutic,i'' von solchi-r
Bedeutung, dass sie die ersteren weitaus überwiegen, und man eher Apotheke und
Laboratorium als die Küche und die frische Luft entbehren zu können glaubt. Krstere
kann man allenfalls aach in der Häuslichkeit, sicher im Krankenbaus beschaffen,
letztere nicht. Daher der in neuerer und neuester Zeit mit ganz be-
sonderem Nachdruck erhobene Ruf nach Heilstätten für unbemittelte
Lungenkranke, deren möglichst grosse Anzahl „bei der Verbreitung der Tuberculose
i'ine f'ultnraufgabe unserer Zeit ist".
Einsichtige und hmnane Männer haben seit längerer Zeit darauf hingewiesen, am
dringlichsti-n n:ilnrgeiiiä.'<s die Phthisiotherapeuten, Ladendorf, Meissen, Dett-
weiler, Hönipler, Turban, ferner Lebert, Beneke, v. Leyden u. A. Das
1SH3 auf Betreiben von Beneke inNorderney eröffnete Seehospiz (KinderheiJ statte)
führt in gewis.sem Sinne den Reigen dieser Bestrebungen an, indem hier auch Kinder
in den Initialstadien der Phthise Aufnahme linden können und mit vortrefflichem Er-
folg in allen diesen Jahren gefimden haben. 188fi wurde d:is Johanniterbospiz in
Lippspringc eröffnet, 1892 die erste eigentliche Heilstätte für unbemittelte Lungen-
kranke in Falkcnstrin am Taunus durch den Verein für Reeonvalescentenanstalten in
Frankfurt a,M. gfp:ründet. Die vom Verein vom Kothen Kreuz in Grabowsee bei
Berlin erstellte Heilstätte ist im Jahre 1R9<J belegt worden. Seitdem haben sich
Vereine zur (irfindniig derartiger Heilstätten an vielen Orten in Deuts<'hland gebildet,
und ist eine relativ beträchtliche Anzahl von Heilstätten bereits erbaut und eröffnet
worden, über welche Dr. (i. Liebe in einer ,.1'ebersiclit über den Stund der Be-
wegung für Volksbeilstätten für uidiemittelte i,unpenkranke in [»eutscbland 1K97"
(Hygienische Finndschan, 1K97, No. 21) ausführlich berichtet. Er kann daselbst nicht
weniger wie 47 derartige Heilstätten resp. Vereine, die im Begriff sind, Heilstätten zu
bauen, aufzählen. Aehnliche Anstalten siixl in Amerika, England, Frankreich,
Bulgarien, Holland, Oesterreich, Ru.ssland, Schweden, Schweiz, selbst Japan theils er-
richtet, fbeils im Bau begriffen. Ueber die Heilstätte vom rothen Kreuz am Grabow-
see berichtet der ärztliche JA'iter I>r. Schulzen unter dem November 1807 Folgendes:
„Bis zum 14. Mai d. J. sind 315 Kranke in die Anstalt getreten, von denen 8(1
im Bestand verblieben, 5 gestorben sind, 4t> die Anstalt ungebe.ssert oder verschlechtert
verliessen und 184 gebessert wurden. Von den 5 Uestorbenen waren 2 nicht transport-
fähig i)ei der Einlieferung (einer .starb nach 1»! Stunden); einer starb plritzlicli
au Gehirnschlag bei bestehender Schrnnipfniere, einer an Lungenabscess und
einer an Pneumothorax. Die 40, die die .\nstalt ungebessort oder verschlimmert
verliessen, waren, soweit leicht krank, nur ganz kurze Zeit anwesend oder wurden
als zur Behandlung ungeeignet entlassen. Von den 184 Kranken, die eine Bessemng
erzielten, schieden 81 (13,2 v. H.) frei von objectiven und subjectiven Krankheits-
erscheinungen aus, mit einer durchschnittlichen Gewichtszunahme von 7,31 kg, 89
als völlig erwerbsfähig mit einer durchschnittlichen Gewichtszunahme von 7,76 kg,
und H4 ohne die volle Erwerbsfähigkeit wieder erlangt zu haben. !>ie ersten 31
würde m.an, sofern man ohne Kenntnis« der l>auer des erzielten Erfolges überhaupt
von Heilung reden kann, vielleicht als geheilt bezeichnen können. Von den K9 als
erwerbsfähig entlas.senen Kranken zeigten 21 (9 pCt.) nur noch dann und wann
sehr geringe Reste örtlicher Krankheitszeichen, sod.iss im Ganzen 22,2 p('t. aller
Entlas.senen einen sicherlich ausserordentlich guten Erfolg erziel t haben."
Allerdings ist hierbei zu bemerken, dass mit möglichster Sorgfalt alle vor-
:brittenen Fälle von Phthise von der Anstalt au.sgeschlos.sen werden und dass
weitere Mittheilungen über die Dauer des Erfolges abzuwarten sind. Durchgängig
ist die Wahruehmimg gera.acht worden, dass sich nur dann etwiis erreichen lässt,
wenn die Kranken frühzeitig genug in die Heilstätten kommen.
Die speciellen Fragen, z. B. die bei der Wahl des Ortes in Betracht kommenden üm-
ide, Art der Anlage, der Belegung etc. hier des Genaueren zu erörtern, ist nicht
unsere Aufgabe. Nur eins möchten wir noch hervorheben. Von einigen Seiten wird
die Ansicht vertreten, als ob es gleichgültig sei, wo die Heilstätte gelegen sei, so-
fern sie nur abseits von den grossen Städten in geschützter und hygienisch gesunder
[Heilstätten
^ 072 -
Lag!' errichtet werde. Hies ist unseres Knielifens iiaeb irrij». l»!»*
tausendfach erprobten V'orziige der cigentlieh kliuiatisehen Kurorte i
gestellten Plfitze sinil nicht aus der \Velt zu schaffen. I>a.s HfSte \'
Stätten an diesen Orten anzulegen. Dies ist natürlich nicht m«"«;;
niclit das Bes.sere der Feind des Guten sein, sondern wir wollen froh -
Stellen, die man bisher niclit als „klimatische Kurorte" bewerthct lüi; .
Heilstätten errichten zu können.
Heimia Link et OUo. Pflniueiipltnng »u der Farn, dor L;tbraceae*, ron Bsatham uaii Baukir ikt
geniifl mit der Gattung Netaca Coinnieni. Tereinljct. H. syphilitica DC, aud H. # ftlicLfolia L M«! I
dorm BUttrr to Ahkochunff itefcen Syphilis booutxt wt^rdeo.
*.
Heiserkeit, Aphonie. Unter diesem Namen versteht man den V«?rlu«t d»f 8
nicht etwa die Sprachhisigkeit (Alalie), mit der diesflhe nicht -
wird. Hei ersterer ist die Stiminliildimg trotz Krhaltung ilor Sprach'
bei Alalie trotz normaler K<'hlko])ffunction die Articulation uin
Aphimie ist nur ein Symptom verschiedener Proeesse, «lie sich
köpf als auch in den mit tiem.selbeu zusammenhängenden Theilen nbsj
Hauptsächlich sind es unter diesen die nervösen Organi«, deren Störun
Veranlassung giebt. Unter den Kehlkopfserkrankiuigen sind in er*
acute und die chronische Laryngitis zu nennen, fenicrhiu der Croup,
nösen und perichondritischen Proeesse, die tiibercnlTisen und syjili
krankimgen, <lio im Gefolge der Infectionskrankheiten auftretenden .iii;ii«i
Veränderungen. Hierzu kommen die durch gutartige und bii».:irt,ige (teschwiil»»]
geführten Stimnistörungen, welche bis zur vollständigen Stinunlosigkoit »ich
können. Audi angeborene Mi.ssbildungen des Larynx sind liieriicr zu rech"'
nervösen Störungen, welche zur Aphonie führen, sind theils centraler, th-
Natur. Zu den ersteren gehören in erster Reihe diejenigen, bei d« •
läiitig keine groben aiiatninischeii 'Vcrändenmgen nachweisen können, y
die Hysterie und die Iiitoxicationeii durch Opium, Arsen, Blei etc. I>ann vri
anatomisch nachweisbare ICrkninkuiigen des Gehirns und Rückenmjirkf Hi
wie die diffusen Kntzüudungen, Haemorrhagien, Erweichungen, Sklen •■ '
erkrankungen, progressive Paralyse, die Erkrankungen der Mtnlulln ■
npoplektifornie und die progressive Itulbärparalyse, die Tabes dorsalii luil lü
Wirkung auf den Hidlius, die Syringomyelie, die amyotrophische L-itfr.ili
auch die ]irogressive Muskelatrophie kajin zur Aphonie fidiren. ""
sind die Stinimstörungeii, deren Ursachen in peripherischen StSri
entweder im stimmliilden<len Organ selbst entstellen oder durch F>rki
Organe hervorgerufen werden, die erst secundär die Thätigkeit des Kelii
lUe ersteren sind ausserordentlich häulig und entweder im musculösen o^
nervösen Theil des Larynx (Aphonia spastica) oder in beiden begründet. H''' l-nk
sind bervorgenifen durch die Leitungsunterbrechungen der beiden Keli<
Alle Erkrankungen, die sich auf dem weiten Wege abspielen, den naineiit
laryngei recurrentes durchlaufen, können diese Nerven befallen und leituni
machen. Da die Aphonie mithin ein Symptom ist, das den mannigf,
seinen Ursprung verdanken kann, so ist in Jedem Fall zunächst durch dr:
festzustellen, ob im Kehlkojif ein Gnuid für die Stimmstörung aufzi
aiintomi.sche Yeiiliuleningen sichtbar, so ist die Diagnose und Thev
sten Fällen leicht festzustellen. Handelt es sich ilagegon um 8tör.
vation, so ist zunächst die Frage nach dem centralen oder periphen
zu eruiren, was tiurcli genaue Untersuchung in sehr vielen Füllen ansztu
(ich sein wird; nianchinnl allerdings wird .selbst dem geübtesten Diati.. . ;•-
(iruud des Leidens verborgen bleiben.
Die Therapie wird sich selbstverständlich nach der Art der Erkrankmir •" -'''^
haben. Katarrhe worden local behandelt, endolaryngeale Gisschwülsle <■
fernt, extralaryngeale entweder durch .loil, Arsen oder Thyrojodiu nii
handelt oder, wenn diese Therapie fehlschlägt, mit Hilfe des Messers enti
Bei den Lähmungen ist die Filektricität anzuwenden, ebenso bei d«;r !'
sp.astischeii Aphonie. Bei den beiden letzteren Erkrankungen ist .■.,
nicht selten von grossem Nutzen. Auch ist nicht zu vergessen, dass tlie Vtfl«*'
leiserkeit
— 673 —
Uektisvlics FiebcrJ
Irtiii}; ilor Constitution durcli Ahliärtuiif;, got'igni'tc Diaut, tonisireudo Moilii-aim-iite,
lAufriithalt in frisfher liUl't, in Bergen und an der See in solchen Fällen von grossem
iKutzen sein wird. Machtlos ist dagegen jede Therapie t)ei den luiheilbareu Er-
[icr.inkiin^eti di's Centralnervensystcms, sowie bei denjenigen Erkrankungen, welche
[«hirch liösartige Geschwniste oder andere nicht zu beseitigende Einflüsse (Aortcn-
Ljtnenrysincu, Pleuraschwarten in der Lungenspitze etc.) herbeigeführt worden sind.
LUBLINSKL
"Helsswasserknren. Die Anwendung des heisscn Wassers spielt in der Therapie nicht die
Uollc wie die des kalten und selbst lauwarmen Wassers. Am meisten kommt es noch in der
Form von Umschlägen, sei es zur .Vbleitung auf die Haut, sei es zur Schmerzstillung zur
Verwendung. Erst in neuester Zeit haben Biilz in Tokio, ferner Schleich und Topp sich
jinehr mit der Wirkung auch der heissen Bäder beschäftigt und ihrer ausgedehnteren Anwen-
Idung das Wort geredet. Besonders Balz, der solche heisse Bäder in Japan von Eingeborenen
lood Europacern mit grossem Nutzen gebrauchen .sah, empfiehlt sie sehr angelegentlich.
Man nennt heisse Bäder* solche, deren Temperatur 37" C. übersteigt, und man kann
Imit Balz Temperaturen von 38 — 42° C. als „massig hciss", und noch höhere Temperaturen
lals „sehr heiss" bezeichnen. Die allgemein verbreitete Ansicht. da.ss beisse Bäder schwächend
llrirkeD, verweichlichen und zu Erkältungen geneigt machen, ist unrichtig. Uälz sagt sogar:
fpNamentlicb nach körperlichen Anstrengungen sowohl im Sommer als im Winter sind solche
3äder mit oder ohne nachfolgende Uebergiessung wegen ihrer erfrischenden Wirkung üosunden
^dringend zu empfehlen", und an anderer Stelle: „(ierade diejenigen Stände, die sieh in der
llalten Jahreszeit am meisten dem Wind und dem Schnee aussetzen, frequentiren das heisse
jBad am meisten (in Japan), und dieses Factum allein ist mehr werlh als alle theoretischen
rBaisonnements über die Gefahr der Erkältung und V^erweichlichung durch heisse Bäder."
Die Erfahrung, dass heisse Bäder bei chronischem Rheumatismus und pichtischen Gelenk-
'afTectionen von gunstigem Einfluss sind, ist sehr alt; auf ihr beruht der Ruf der Wild- und
Schwefel thcrmen. Meistens wird heutigen Tages nicht mehr heiss genug gebadet. Derartige
Bäder, 4— 6 Wochen lang täglich mit einer Badepause jeden 3. und 4. Tag bei sehwächlieheren
^•Personen und ohne diese bei kräftigen Individuen, leisten die besten Dienste. Nach dem
^Kfiade emptieblt es sich, die Kranken in wollene Decken einzuhüllen und tüchtig schwitzen zu
Klassen. Dieselbe Methode, wie sie eben beschrieben wurde, eignet sieh auch bei Syphilis. Nur
^■lässt mau auch hier meist nicht heiss genug baden, sondern wählt zur Anwendung höherer
^■Wärmegrade Dampf- und Uei.ssluflbädcr. Die heissen Wasserbäder haben aber vor diesen den
^fVorzug grösserer Einfachheit und llilligkcit. Ferner leisten heisse Bäder mit nachfolgendem
Schwitzen gute Dienste hei nach Erkältungen aufgetretenen Krankheiten, bei der acuten Bron-
chitis, bei Croup und I'seudocroup, bei capillärer Bronchitis und Bronchopneumonie der Kinder.
^LBier handelt es sich hauptsächlich um vorübergebende Proccduren, 2 — 3 heisse Bäder von
^f 10— 15 Minuten Dauer genügen in der Kegel zur Erzielung des gewünschten Effectes: Ableitung
von den Lungen, Lösung und Erleichterung der Expectoration. Bei chronischer Bronchitis,
dem mit dieser einhergehenden Emphysem und beim bronchialen Asthma verschaffen heisse
Kfiäder s-j-stematisch genommen olt gros.se Erleichterung. Bei der mit Oedem einhergehenden
^■Nephritis ist die Heisswasserkur nur angängig, wenn das Herz iutact ist. In acuten Nephritis-
nillen leistet diese Methode sehr viel. Man kann entweder hei.sse Vollbäder nehmen lassen
oder auch die Kranken in grosse in heis.scs Wasser getauchte Leintücher einhüllen und dann
mit wollenen Decken zugedeckt ein bis mehrere Stunden liegen lassen. Die letztere Metliode
hat sieb auch bei uraemisrbcn Anfällen als sehr nützlich erwiesen. Die Hei.s3wa.sserkur bei chroni-
■ sehen Beckenei.sud.'kten der Frauen ohne entzündliche Erscheinungen in den L'nterleibsorganen
ist in Form von Voll- oder auch heissen Ilalbbädcm, letztere mehrere Male täglich, erfolgreich.
Als OegenindicationRn für die Anwendung der Heisswasserkur sind hervorzuheben:
Erkrankungen des Herzens und der GePässe, wie Klappenfehler. Myocarditis, Fettherz, einf,ichc
Herzschwäche und Arteriosklerose; sodann Nervenkrankheiten, welche mit einer Reizung des
Ner%-ensystems einhcrgeheu, organische Erkrankungen des Rückenmarks und Gehirns, sowie Neu-
^ritiden. Bei diesen Zuständen lühreu beisse B.äder nur Verschlimmerung des Zustandes herbei.
H ilBCBE.
Ilektlsrhes Fieber
stärken' täglichi
B 8ul>nnrni:d(' Mur
I
stellt eine .\b:irt des intennittirenden Eiel)ers dar und ist durch
• Teinperatiu-scliwankungen diarakterisirt, indem auf normale oder
retileniiienituren aui Nachmittag oder .\bends Teniperatui-steigerungeii
bis U'.t" und mehr folgen, wenn nicht der sogenannte Typus inversus besteht. Oft
erfolgt der Temperaturanstieg mit Frö.steln. Der Temperaturahfall erfolgt gewöhnlich
mit starken Selivveisseii, welche den Patienten sehr belästigen und nach welchen
er sich matt unri angegrifl'en fühlt. Daü hekti.sche Fieber kommt vorzugsweise bei
der Lungenphtliise und bei chronischen Eiterungen, sowie im .Abheilungsstadium
des .\bdümiiialtyphus vor. Da das hektische Fieber die Patienten in der Kegel
sehr belästigt und niscli von Kräften bringt, so ist es stets zu bekäuipfen, um so
[llektiscIieH Fieber
574
Hplcain
'in
1 liftrfflr ■
mehr, weil tlii' PatioiiU'ii «l.idiircli in ihrem Lrbiuisniiith geliol>eii w'.Td'.'n. tUtirü.i.
welche derartige Patienten iu der Kegel schon von selbst halten, ist strcii'j; durrh-
zuführen, weil dadurch Schädlichkeiten ferngehalten und der StofTverbraii'-h ■m:'^
schränkt wird. Die eigentliche AntiinTcse ist beim hektischen Fieber WRsejitlirbM»]
arzneiliche. Man willile milde Antipyretica in nur kleinen I>o.sen, da sonst^^H
Collaps und profu.se Schwcisse eintreten. Ferner verabreiche man nur solriw^H|
pyretica, weiche bei längerem Gebrauch weder Magen, Herz, noch das Blut .schSdlpo.
Man gebe also vor allem Chinin, Antipyrin, I'henacetin, Phenokoll, meide daraei
die eingreifenderen Praeparate wie SalicylsUure, Antifebrin etc. Die GrOss« drr D«a»
miiss man öfter durch Ausproiiiren feststellen, doch ist für Chinin 03 — OÄ fir
Phenacetin und Phenokoll 0,25 — i',r», für Antipyrin 0,5 — 1,0 nicht zu hoch. Seh »wo«,
die sich beim Temperaturabfall, besonders leicht beim Antipyrin, eiasteUa,
kann man durch gleichzeitige Verabreichung von Agaricin oder Atrojjin hiiitanküt9L
Kin wirksames Mittel zur Teniperatiirheralisetzung sind Guajakolpinselungf^a dt ~
welche jedoch wegen der beim Fii'berabfall eintretenden profusen Sdiweisno
leicht eintretenden Collapse-s nur mit grösster Vorsicht angewandt werden
m:ui beginne mit 0,25 und steigere je nach der Wirkung die Dosis vorsichtig. Kiw
grosse Rolle spielt fenier der Alkohol, nicht blos wegen seiner tomperaturhi-nii-
setzenden Eigenschaft und seiner Sparwirkung auf die Körpersubstanz, sotidem aurk
als Herztonicum: in geeigneter Uarreichuiigsfomi (C'ognac, Glühwein etc.) ist er im
Stande, das Frostgefflhl, welches häutig den Fieberanstieg begleitet, zu bebet
In der Darreichung der Antipyretica befolge man das System, dass man das An
febrile im Beginn des Fieberanstiegs oder zu der Zeit giebt, wo nach iler vor
gegangenen Beobachtung derselbe zu erfolgen pflegt. Es gelingt oft, tlurch cinr! soiri
„Praevcntivantipyrese" das Fieber niedorenhalten. Die im Beginn der Behandlii
zu diesem Zwecke mehrmals am Tage erfordi-rliche Temperaturmessimg kaiin oh
Belästigung des Patienten in der Mundhöhle vorgenommen werden. Hydrotiim-
peutische .Maassnalimen wie Bäder, feuchte Einpackungen mit darauffolgender frucJior
Abreibung, Douclinn kommen beim hektischen F"ieber erst in zwoit«*r Linie in ~
tracht, doch ist eine energische HautpHege auf dem Wege eines milden hyil
therapeutischen Regimes zur Stärkung der V:isomotoren der Haut gewöhnlich «b«
aus anderen Gründen indicirt. Essigwaschungen wirken gegen die Schweias«
günstig. Manchmal zeigt eine Luftveränderung einen Erfolg, doch ist die Reif« f3r
ftebemde Patienten stets ein bedenkliches Untemehraen; mau erlaube eine solck*
also nur in fieberfreien Perioden. Die Diaet richtet sich nach den für die Kiriw-
diaet* geltenden Grundsätzen. 8T«AiMfi
Heleninm, Radix Helenii, Radix Inulae, Rhizoma Enulae, Racine d'AuBi«, ll|
campane, Alantvurzcl, stammt von Inula Helenium L.
Die Droge besteht aus dem kräftigen, oben knollig verdickten und äusserlicfa
Rhizom. da» sich durch reichliche Knospenbildung verzweigt, einige Wurzeln bedlrt^
jährlich absterbende, oberirdische Stengel treibt. Es werden meist die Wurzeln von
rigen Pflanzen gesammelt und diese gewöhnlich in 1 — 4 cm dicken Längsschnitten d« '
Stockes zugleich mit den cylindrischen, etwas dürren, entrindeten, manchmal H -
gespaltenen, gelblichen Seitenwurzeln in den Handel gebracht. In frischem /
Wurzel aussen falilgelb, innen weiislich, getrocknet aber aussen graubraun :
bruch scheidet ein dunkelfarbiger Ring die etwas dicke Rindo von dem i' iloü
welches enge, citronengclhe Gefässbündel und breite Jlarkstrahleti enthält. . , ■■■■^■s^
einen bitteren Geschmack und einen eigenthümlichen, namenllirh wälirend des Trockaea«
Veilchen erinnernden Geruch. Sie enthält neben Inulin. bis zu 44 pCt.. wachs- und h»
Substanzen, Extractivstoffen und Protci'nsubstanzen ein flüssiges Stearopten: .\lantnl*, 1
da« Alnntsäureanhydrid und ein festes Stearopten, Helenin oder Alantkamj
Inulin, Alantin, Dahlin. fälsehlich Helcnin genannt, C,H,oO,, ist ein dem
mehl isomeres Kohlehydrat; leicht löslich in heissem, schwer in kaltem Wasicr. unl*-«;
Alkohol. Es bildet ein geruch- und geschmackloses, sehr hygroskopisches, wei
skopisvhen krystallinischen Körnchen bestehendes Pulver, das durch Kocher i:«
Laevulose verwandelt wird.
Alautsäureanhydrid, CisHsoO. kr>-stallisirt in farblosen Nadeln, ist in AlkoM
Aetfaer löslich. Mit Alkalilaugcn bildet es Salze, aus denen durch stärker* SSorai 4r
liydrirte AlanLsäure abge.spallen werden kann.
Sowohl das Helenin wie d.is Alantol und die Mantsäurc bctw. das AIt
icheinen nnsgesprochen anlisepUsche Eigenschaften zu besitzen. Noch in eir.
von 1 -. tOOOO soll das Ucleuin im Stande sein, Urin vor Fäulnis« zu sehütxvu. üe^^aien
^Ipiiinm
— ■•>((>
Ifpliantlius]
apündlich sollcu die Tuberkclbncilleu gegen diese Praeparatc seiu. namentlich werden die
liit einer Verbindung von Alantol mit Fettpeptonaten und Kalksalzen, sog. .Alantolfettpeptonat",
rzielten Krfolge bei Lungenschwindsucht gerühmt. Ausgeschieden wird das .\lantol wieder
iirch die Lungen. Das Inulin wird im Magen-Darmcanal volIstÜDdig resorbirt, theilweise als
Dlches. zum kleineren Theil als Laevulose, die durch den EInfluss des Magensaftes entsteht.
Schon von Alters her Ist Inula Deleuium, ausser als (icnussmittel, auch als Arzneimittel
• 'chronische Katarrhe, Verschleimung, gegen Hautkrankheiten etc. in Gebrauch. Später
ieihre Anwendung allmählich seltener, und erst In der neuesten Zeit beginnt man wieder,
Droge oder mehr noch ihre jetzt chemlsch-lsolirten Bestandtheile als Üeilmlttcl zu ver-
wenden. Das Hclenin wendet man wegen seiner an tl.septi.schen Eigenschaften zuweilen an bei
falaria, Tuberculose, Darrakatarrhen, Keuchhusten, chronischer Bronchitis etc., jedoch sind
Se damit erzielten Erfolge noch zweifelhaft. Aehnlicb verwendet man das .\lantol und die
laraus hergestellten Praeparate. Bei der Ernährung der Diabetiker kommt das Inulin in
etracht. Da dasselbe keine Glykose liefert, so Ist die Anwendung eines aus ihm ohne Stärke-
Bchl hergestellten Brotes oder der aus Eiern, Milch und Inulin gefertigten luuliubisquits
ei der Zuckerbarnruhr empfohlen.
Kadii Flelenli:
Decoct (15,0:200.0) esslöffelweise ; benätzt zur Herstellung des
Extractum Helenil alcoholicum:
Consisteoz 11. Als Hustenmittel trüber mehrmals täglich zu 0,5 — 2,0 in Pillen
oder flüssigen Mixturen gegeben.
Tinctura Helenil:
Durch Digestion von 1 Tb. Wurzel uml 5 Th. verdünntem Weingeist bereitet,
kaum noch angewendet.
Vinum Helenil:
1 Th. Extract : 100 Th. Wein.
Ungucnlum Helenii:
am besten aus Extract bereitet, früher bei Hautkrankheiten benutzt,
lleienin:
Innerlich zu O.Ol — 0,03 mehrmals täglich In Pulvern oder alkoholischer Lösung:
.lusserlich in 2proc. öligen Lösungen bei Geschwüren, Diphtherie etc.
Alantol:
Wie Helenin, am besten in Gelatinekapsela.
Hclenin de Korab:
Von der Pharmacle Charpes in Paris, ist reines Alantwurzelpulver. ,Uelcnol du
Dr. Korab", ein ebenfalls in Frankreich gebräuchliches Praeparat, ist wahr-
scheinlich eine alkoholische Lösung (1:3) des krystallisirten Helenlns.
KIOSKi.
HelencD. Ci^^ '^^^^ C^Uj,, ein rarblottes oder (gelbliches, bei 285— 2*Jtt^ siedendes Gel Ton BD Aeoion er-
innenidcm Qerncb. wird beim Dentlllirvn tron Helenin mit wauerfroier Phuphorslaro orbalten.
H.
HclfTOlftndy Inücl. 1cranigi>8 Nordseebad mit Biisgespronbeneui Seeklima. UitUere Temperatur im Judi 13,7, Joll
1.'>.''. ÄuKust |ft,4, Süptomber U.O**. Die Btder worden aaf der gogimDber gelegenen ItSne gonommeti. Auf der
Iti-.'I si?lhst VtlnJnt sich ein Badehaui fBr wanne Bider.
W.
H6ll&Xltboninin Ven. l'flanieni^attung aiu der Fam. der Ciataecan', auspexeiehnet dareh ohersilndiKon, drei-
faobnrigon Frnehtknoten mit rieleiigen Pariptalplarenten. Bei aus R. Kultatnm Mill., ein oinjnbrigns Kraut mit
•'infacben, Bchmal lanzettlichen Blattern nnd xi«<rallch (trussoii jtclben lUQtheu. H. caoadonse Hiebt., ein aii£-
dauerndes Kraut Canadu« und Carolinas ist iu Nordamerika ofSoinell als Antisyphilitieam and gencon Scrofolose.
Hdl&nthllB L. PflanzruKattunt; uns der Fam. drr Com pu^it ai**. Reet. Cnry rabi ferae . Tn'bus Asteroidae,
Tji'U,^ Jrr Hi*l iati ( heuo. derfn xaiigenfOrmige Kandblllthcn (;*.>äi*bl<'cbti«]os oder minnlich sind. Dem Blntbon-
bniton fobli'n in dnr Mitt(< dio Deckblattchen. IMe 9ohwl(nilirhen Atttheren sind nn^eschwllnxt, den Arbaencn kommt
nie ein mus Haaren bestehender Pappus lu. Die liattung umfiuüt einj&brigo und ausdauernde, meiitt sehr hohe,
kräftige Kräuter mit sehr gros.si«u BlUlhenkOpfen (Sonnenblumen). Von den etwa Mi amerikanischen Arten vii>I-
faeh cultirirt: H. annuns L., einjahriK, aber doch lös 'dm boeh werdend, mit sehr grossen, bis 1 m Durebmes^nr
erreichenden, nickend nberhflnKenden Köpfen und hoefagelben ZungenblUthcn. U. tobarusus L.. der Topi-
nambur, dauert durch auterirdische Knollen (Rhixome) aus. Bf.
Heliantbus annuus. Die sehr öircicben Samen von Helianthas annuus liefern ein
hellgelbes, angenehm riechendes und milde schmeckendes Oel, spec. Gew. 0.92, In den Samen
findet sich Hellanthsäure.
Blütheu, Blätter und Stengel der Sonnenblume werden als sieber wirkendes, der China-
rinde gleichworthlges Fcbrifugum haupt«ächlicb von Russland aus empfohlen, Anfälle von
Malaria schwinden nach dem Gebrauch des Mittels .schon In wenigen Tagen (Zubowitsch).
Es eignet sich wegen seines nicht unangenehmen Gcschm.tcks und wegen des Fehlens jeder
üblen Nebenwirkung vorzugsweise für die Kindorpraxis. Dosis der alkoholischen Tinctur 1 : .5,
1,0 — 10,0 in Mixturen, Sirup, des alkoholischen Extractes 1,0 — ü,0 pro ilie. j.
Uelian tbgerbftUure, Uel i a n t bsilu r e, C,.I1ji,0h. aus den Samen mit ffttlfe des Bleisalies darstellbar
bildet KrBngelbu, zcrreibliehe amoriihe Massen, löslich in Wasser und Weingeist, nicht in Aether. in Alkalien mit
(«IWr Farbe. Sie giebt mit Kulkwasser und Bleiacelat hellgelbe NiedersoUlge. tlrbt sieh mit EiMnehlorid sehOo
[HpÜBiithus
— 570 —
ilunkdiKrtlii. mit :ia1|ieti>r»l(urp udor kiltir canreutritt«r !}«li»orel9tuic rutli. St* (kUt Loa
»niinoDiaIi»li»cli<' i>ilb<!rl«iiunK. Beim Koeli«u mit mluif Tcri)llnnt«r Sklukor« wrnUt llalltattp'^*»«!
and einten violcitoo Farbstoff.
l
HellrhryRnin arenariam DC. Onapli*Iiuin an-aarium L., Sandnihrfcnat, llalArU di« «rUnlai
nur in der Pli. Gall. auf|icnihrt«^n Ptür^s Rtot'^hados oltrinan ^eti OvrmaM la« tn f totn iL
Intoi, Ibn?r diorotisrbpn und KUKicteti sf^datiren Eifjvnsehaflpn w^ippti wftrit^n «it im T«ft« tk I
Nierfnmttt«! bcnutat. ]n uttuerer Zelt werden sii* auoh aar B9k&jn[>rQtif< cbronischi*r H«atl«J4«i (iaiR
ond atonisobcr itlaaenleidpn empfublen. r>oflis al» BppciMS oder im Infns 5 — 15 ^ ttw pm dW.
Die Florei Gnapbalii Ph. Oall. atammou ron Gtiapballum ilioieaid L.. KaticnpftJlelirA. I
Uelicln, C,^„0; + 'ItBja = CHuO,0C«H.- CHO + ";4H,0, ent>teTit bei lor Oir tiüo» 1
mit TerdflBnt«r 8alpeter«iarn (Piria), femer «yntbetiacb beim N -'i^
ehlortijdroM mit ßaliojlaldehydkaliun] (Michaeli. Kleine, feiit u
lieren and dann bei 175*^ acbmelzen. MSsaijc IQslieh in kaltem. r
Llnksdrohend. Wird Ton Eifiencblorid nicbt ({efUrbt. Beim Behandt^ln niii
menten. k. B. 8]rnaptase, cerfiUt es in (üykoae and £»alic.1 laldebyd - CkiH,.
Natriamamatgam wird e;« in Saliein xurnekrerwandelt, dnrcb Erhitzen au/ :.:.^-— .t-. ^
Mit Aeet^loblorid liefert e« ein Tetraacetrlderivat,
Beutobelicin. (^.Ha^ = Cun,,.i>(r.HnO)0;. entsteht bai Oxydation Ton PopoUa all I
bei Bebandeln Tun Relirin mit ßenio^lcbloriil. E$ bildet neidenglinaend« Nadeln, ist in XHbft i
tOalieh in heiv^em Wa^^Ker. leicbter in Alkohol. Natriumamalgam redueirt es «i*der la Pdjialla
Alkalien zprf&llt e» in Hpnxo(=isHure, Satirylaldebjd und Glykose.
Ilelikolüin, C-^ ll.u(>]4. entsteht sIk Zwj.,chenproüuet bei der AaflOsuii..' .^T^&asWI
(Piria). kr^Ftalli^irt in Nadeln uikI llhnelt im Ganten sehr dem Holiein. \ laLn »i^
wir<I e!( in Glykuse. Saligenin und Salic)lal(leb;d gespalten. Es liefert ein > ■• ■^__
Heliotropium L. Pflan«on(fattnng au» der Kam. der Asperlfoliacr^-* "
(Ehretieae), bei der die Griffel endfitindi^ auf dem in der BlQtbe iin.
paeumL., mit cbarakteriKti^eb .heliütropfarbigen" Bluthen in fa^l e>" '
rarianaui L. liefert in .'^Udfrankreieh daa Parfura lleliotropeasena. 11. ( ti d
und CoeJlincbina vorkommend.
Aus di;r Wurzel und dem Samen von Hetiotropiura europaeura L...
faauffcn ein hygröskopüsches AlValoTd Cynoglossin isolirt, welches auf Warm-
toxisch wirkt. lu derselben Art, .sowie in Heliotropium peruvianmn li-i:
ein anderes krystallisircndes, flüchtiges und s(;hr bitteres Alkalofd Heli
welches zu 0,025 subcutan Katzen tödtet. Mit dem gleichen Namen w.r :
bezeichnet, der sich chemisch als Piperonal erweist. Fraggan i empfiehlt es vi 1.
lieh als Antipyreticum und Antiseptiouin, vorzugsweiso bei Malaria. In L'IeiA'T
1-
die erstgenannte Art in Russlaud. Zobowita rühmt das Infus aus d'
auch als Injection bei Gonorrhoe soll es sich nützlich erwiesen haben. I
und Blütben von Heliotropium indicum wird Welfach als Gurgcb
glasweise bei Halsentzündungen angewendet. Der frische bittere Saft
Verbände scbmerahafter Furunkel und zu Augcnwässcm bei Ophthalmien
Heliotropin ist ein aus Heliotropium europaeum und peruvianura dai^
TOn bitterem Geschmack und sehr angenehmem Geruch. Künstlich wird Hetiotivi
durch vorsichtige Oxydation von Pipcrinsüure und Rafrol (iurch Kaliumpe
durch Erhitzen von Protokatechualdehyd mit Kalilauge und Mrthylenjodid.
Piperonal oder Methyleuprotokatcchualdehyd genannt wird. Farblose, glänxeode,
riechende, bei 37 " schmelzende Krystalle.
HOB
llelleborng I,. PHanxen^attunj; au« der Fam. der Ran u n r ul aeeae*. üntorfam. U o 1 lebe re af. la im*
mit i^trahlig gebnuten Btutben geliOrig. t'mfaaF^t 11 enropaeiaebe and «c!^tavinti«ehe m-Hipe-H» I
krurti^ter Gmndacbse und meint fussfOnnig gelappten oder geBngerten, Id..
ansebnlieben Bttitlien fuhren einen Keleb aus .'i blumenMattartigen, l*lei'
6 — X röbrige. gelblielie oder grünliche Nektarlen vertreten. Den anbcstimni!
riel^amigen BalgfrUr.hten werdende Frucbtlillltter. H. Tiridi.s L., des.5en »jrCu
errTicbeii. gebort den Oebirg!iwliM(-rn .'^Ud- und Mitte1ilcat!*eblands an. llluht im ^:
mit vielMQtliigen Trieben nnd kleineren, kugelig-glockigen Bltltben, den Kdd- U!.
gehtlrend, sowie H. niger L., mit nur 1— Sblothigen 15— 3<l cm hohen Sprossen un.
in 80ddeut.!icblaiid und Budeuropa heimisch, aU Zierj'flanxe in Gärten vom DfOfn
gleichfalls offlcinell. Alle werden bei unf« als Nie.4wuri bexeichnet (engl. Chri.,;
H.-Art, sondern ein veraltetes Synonym »u Veratrum' album L.
Helleborus viridisL., grüne Nieswurz, Hellcborus n iger L. s. Meli
schwarze Nieswurz, Weibnachtswurz, Christwurzel, Die Wuntdn wu "
Altcrthum als Heilmittel, namentlich bei Geisteskrankheit benutzt neben .),-r
Antieyra". der Wurzel des heute nicht mehr gebräuchlichen Helleboni-
Die Droge stellt die mit den daran sitzenden Wurzeln getrockii^
beiden bei uns einheimischen Helleborusnrten dar. Aus dem etwa 7 cm Ungrn, 1
ästigen Wurzelstock entspringen ringshurum aus den aufrechten Köpfen <ffr
dem Stocke unterscits zahlreiche bis 10 cm lange, etwa 2 mm dicke Wuneln Dr'
stock und seine Aeste sind aussen schwarzbraun und leicht geringelt. .\ii' 1'-n '
sieht man in dem braungelbcn Holze unregelmässig kciliörmig geordne'
bündelgruppeii und im Innern ein grosses wei.ssliches Mark. Die N.
Mai und .\ufaDg Juni oder auch im Herbst eingesammelt, durch Wiuoheti mit kaliw^
[IfolloburuM
— ni I
Hp.loiisn]
gereinigt und an der Luft getrockuet. Die gctrockiielt uud mehr noch die fri-sohe Wureel
bat einen scharfen, etwas bitteren Geschmack nnd einen rettigühn liehen Geruch. Sie enthält
zwei Glykoside: Hellcborei'n und llollcborin.
Das HellcborcVn ist ein dem Di^itnliii ahnlich wirkendes llensgift, das «u 1 — 3 mg FriSsche
in wenigen Minuten tödtet. Warmblütern innerlich gereicht, erzeugt es Diarrhoen und bei
Einführung wiederholter kleiner Gaben huemorrhagische Gastroenteritis. HelleboriD wirkt
centrat bct.Hiibciid und lähmend: es bildet sich eine Narkose mit vollkommener Anaesüesie
aus; ausserdem reizt e^ aui'h etwas den Darm: Krösche werden erst durch 80 mg gelödtet.
Die Droge und die aus ihr hergestellten Pracparatc: Extracte, Tioc.turen etc. worden
[kaum noch angewandt: das Hellebore'm wird zuweilen an Stelle der Digilalis benutzt, doch
[ist es wegen der stets auftretenden gastroenteritischen Reizung besser nicht zu verwenden.
Radii Hellebori viridis:
0,03—0,2 g mehrmals täglich als Abführmittel bei Blutüberrüllung im Unterleibe,
Wassersucht, Gelbsucht, chronischen Hautausschlägen, heut kaum noch in Gebrauch.
Extractum Hellebori viridis:
Alkoholisches, in Wasser trübe lösliches, dickes Extract; 0,08 — 0,1 mehrmals.
Tinctura Hellebori viridis:
Gelbbraune Tinctur, zu 0,5 — 2,0 mehrmals täglich.
Radix Hellebori nigri s. Molampodii:
Wirkt schwächer als die grüne; zu 0,2 — 0,6 mehrmals tiigllvJi.
Extractum Hellebori nigri s. Helampodii:
bis zu 0,23 prft dogi und 1,0 pro die.
Tinctura Hellebori nigri s. Mt-lampodii:
zu 1,0 — 3,0 mehrmals täglich.
Hol IcborcVnum :
subcutan oder innerlich in Pillen oder Lösung als Ersatzmittel des Digilalin.s,
Dosen zu 0,01—0,02. KIONKA.
Mol lebüreVn, ''.j.HiiOt.,, Glykoüid. fiaiiinntlich dor scbwkrxon Nipswur/., tmn Alküliul kryitUlliüirt, aiik iiiikro-
•tkupirtchf-n Nrnlnln bcsti'hondc Wjircno, liriuiit sich b»:i 220— l'IU)'', ist .^r^hr lf>icbt Klslich in Wararr. .sehwii'riger in
Weingeist, fear nirht in rüiuniu Aelhor. Viiti .llk&iipn wirtl «>k nirht ttn^t'^rifren, beim Korben mit vcrilUnnton
tilurrn hingi^goo i>^rnil( cn «elir leicbl in («lykuso und HHllcburrtin : C, IIuO,.., = 2C„H,20g + C|jHj,0,.
Hell eboret in , f.'nHj,()i. .SpaUnn^prodiirt des HeI!t?b(,>roTns. I>iltiet oiu Kraogrflnps, amorrihM PiiWer, ober-
halb ÜOO'^ «ellmeixend. unlOnlieh in Walser und Aether, in Alkohol mit violetter Farbe lOllich. E» i5t nicht giftig.
HeUeboriu, t^H^Of« ourh stärkeres Oift als IlollehuniYn. (ludet sieh vriniehmtich in der Wnntel run Hellte
borufi viridiü. Eb bildet gUnxende Nadeln, die oberhalb 2.V)" schmelien and verkohlen, ist nnlOMlieh in kaltem
^^_ Waaaer, veniR lOalleh in Aetlier, leicht in kochendem Weingeist and Cbloroforo], Beim Uebergiesson mit Vitrlolül
^^m flrbt e« aich bochroth und iJIet »ich langsam mit derselben Farbe. Von wlaaerigen Alkalien wird es nicht ange-
^^Bffriffen; beim Kochen mit verdOnnten SKnren, besser mit tiruprorraiger ChloninklOsung. lernilt es in Olykose und
^V Belleborealn : C^I^O. + 4I{,0 ^ C,n„Oe + C„n>,0,.
^V Helleboresin, C:«^»^«. ^paltnngaprgduct des HelN'boriuH, bildet ein weiaagraues Pulver, das bei 140—160*'
^H unter Brtunnng erweicht, nnlOslich in na^aer, wenig lOslich in Aether, leicht io kochendem Alkohol.
^B 8PIE0EL.
Bei:
Blminthocliorton, Corsicauisches Wurmmoos, Wurmtang, Mousse de Corse, von
Alsidium Hclminlhuchorton, Kutz, ursprünglich an den westlichen Küsten Corsicas und bei
lAjaceio gesammelt, aber .luch vom adriatiscben Meere herstammend, kommt nicht als reiue.
[Droge vor. Das Gemisch enthält Corallina officinalis Lam., Grateloupia tilicina, Jania ru-
bcns Lam. und viele andere Arten. In der Handelswaarc ist Flelminthochorton oft nur in
geringen Quantitäten oder gar nicht enthalten. Es ist in Deutschland wenig im (iebraucb,
I trotz seiner Nützlichkeit bei Ascaris lurnbricoidcs*. Verordnet wird es Kindern zu 4 — 6 g iu
.Abkochung mit süsser Milch, innerlich oder als Klystier mit Ricinusöl. Die Ph. Gall. bereitet
eine Gelee de .Mousse de Corse:
Gelatioa Helminthochorton: Uelminthochorton electum 30 werden mit kaltem Wasser
abgewa.snhen und ■/;. .'^tunde mit Aqua i|. s. ad Colatuiam 200 gekocht, dann ^accharum,
Vinum album ^a fiO und Colla piscium concisa 5, welche mit Aqua 30 zuvor aufgeweicht ist,
hinzugegeben und /.ur Gallerte eingekocht. Ausbeute 123.
LIEBREICH.
}10D|S4^ ifder ^um priillen nennt man eine Ordnung ilvr Honucot jrleae*. welche fadt durchgilngig Wasser- und
^nnipfpllan/en mit getftielten, gitternerviKon BUttern und unscheinbaren polyandiischen «lud polykarpischen Ijltltb<-ii
umfaast. Viele sind gotrenntge.schlflclitig. Die Samen ».iiMl frei von Nahrgewebe. ein t.'haraktj'r. in welchem die 11.
t mit den durrJi ZygODiurphie der BIDthen auegoaeiehnelen U y n au d rae* HbereinKtimmen. Itekannte Fainilieu der II.
sind die Najadueeac*. Hy d ruc h ari t aeeae und AlUmaceao |siehe Alibma'V
lleioaan, inmitten der Wüste am Kusse des Mokattamgebirgcs drei Heilen südlich von Kairo
37 m hoch gelegener Winterkurort und Schwefeltherme. Klima trocken und warm. Die zu
Trink- und Badekuren dienenden Quellen sind 32" warm und enthalten 47 ccm Schwefel-
wasserstofl, 61 ccm freie Kohlensäure. 3,2 Natrium-. 1,81 Magnesium-, 0,19 Caiciumchlorid,
0,8 Caiciumhicarbonat. Ausserdem giebt es dort Stahl-, Bitter- und Glaubersalzquellen. Das
Bad ist vornehmlich indicirt bei Lungenschwindsucht. Katarrhen der Vthinungsorgaue, Niereu-,
, Nerven-, Hautkrankheiten, Gicht, Rheumatismus, Anaemie, (.'hiorose, Diabetes.
wrRZBÜBG.
0. Liabraich' Enoyklopaedie. 11. Band. ^'j
rHHvHIa
— 57H
Hgiilpiaiwt I
Helvellft L.. oiiio rUKtfiltiinK. Tyyui, dnr Fuailio >\t>r MelvnlUrn4u tMA«ret<< t»*) i'.r ;
Komycelrs fehnrig. Die Fütnili** umfvsl mri^t »uf d^m Errlhodon Inti- "
Türmigen, hut- udfr niUlttinftirmi^'nn, ^o».tif>)t<<n, fi(>i<ir:bi|;nn Frunhtknrportt.
Hchieden anc-boner AuKi-euftilcho ihn-s Hultheile« tngcn. Div <iiiltuti^' tt <-
wellig uocbpn^n. fAst f^pkrau«:! ersclivincDden HQtc. Man nf>unt din L
FrtthtDor rlioln). Sie uriclioiDcn zumeist im KrUlijabr. Vielfach l*
die Speise-I/orehel, b~-i\ cm Hohe eireiehcnd. mit dgakel kaKtuumbiMuiK-i i^jutt-ttiain.
weissem, kftntigem Stiele. Es^bu- sind auch H. erisps Fr., die Uerbstlorcbel, and H.
I*4> »DdlS
Hemeralopie, Nachtblindheit, ist eine KraDkbeit, die sieb darch ein usretlälti
schlechtes Sehen bei herabgesetzter Beleuchtung documcntirt. Sie findr"
Symptom i. B. bei Trübungen in den brechenden Medien, bei Aderhaut- und ^■
wie Retinitis pigmentosa, als auch als selbststandiges Leiden meist mit N
vergesellschaftet. Im letztere^) Falle sieht man im Bereich der freien L.
Conjunctiva ein trockenes ireisssrh,^umiges Aussehen darbietet. Mikrosk "■ -
fettete Epithelirn und äusserst zahlreiche Bacillen, die sogeoaunten Xer
die aber nicht die Krankheitserreger sind. Die Untersuchung auf k. ...
am einfachsten in einem milssig beleuchteten Zimmer mit Loseproben. .AU t'i
mau bisher Ucberblendung luid Hcr.ibsetzung des allgemeinen Em;ibriwig'irT)«6
neuester Zeit werden, wie es scheint mit Itecht. mi.-ismatische Rinfliissc !■ [fcj
ist günstig bei der sogenannten idinpalliischen Korm, wenn die M
der hygienischen und diaetetischen Verhältnisse vorliegt. Local vcr^
blendendes Licht blaue Brillen und geben zur Hebung des Allg-'
Diaet. Von guter Wirkung ist der Cicnuss von Leberthran und von gekochter Uk
symptomatische Hemeralopie bietet eine gute Prognose, wenn es gelingt, dea timmikü
zu werden, z. B. bei specifischer Chorioiditis, durchaus schlecht ist sie bei der Ketinitis |
8IUI
HemianaeBtheRie ist die auf eine Körperseitc beschiänkto EnipfiDduiigstnsigkeit fir
tliermische und schmerzerregende Reize. Es kommt aber auch eine !!• im
nur die beiden letzteren Reizarten betrifft; sie ist ein Symptom be- • r
Laesion des IIückenmark<>, die als Brown-Seijuard'sche* Lähmtiii.
vollständige Hemianaesthesie, die sich auch auf die tJesichtshaiit er^:'
bestimmter Herdorkraukungen des Gehirns, welche die sensible Fascniiij, ]■■> i^r^m
Verlaufe zerstören oder sie kommt als eine rein funetionelle Störung bei der Hv
Bei dieser findet sich häufig auch eine .Abnahme des (iehörs, (iesichts. Oerur'
auf derselben Seite. Auch blosse Vcrmindi-rung der Empfindlichkeit. Ilr:
findet sich in beiden Fällen, im Ganzen sogar häufiger als die vollständig'- ii- ..:
J.JUT
Hemianopstp bedeutet, dass die eine Gcsichtsfeldhällte, natürlich auf beiden
ist. Eh liaudelt sich entweder um Chiasnia- oder Tractus- oder Hinterliauf
Die Ursache bilden Tumoren (tuberculöse, syphilitische), Apoplciien, eni.
Erweichungsherde, Embolien, Diabetes u. s. w. Kehlen die beiden linkt-i
rechten Hälften, so sprechen wir von homonymer links- oder rechtsseitiger Hemiopie, <
gegen die beiden nasalen nder die beiden temporalen Hälften betrotTen, »o bab« i
nasale resp. temporale helercFiyme Heminpie. Die Behandlung riebtot sich oacb
logie. Heilungen sind möglich, gehören aber zu den .\usDahmefallen.
IlemideBmils ludicu.s H. Br., Nunnari-root, indische Sar.sapnri < ' ■
Ostindiens. Die der Tonka ähnlich riechende, süsslieh, wenig scharf sil
wie Sarsaparille benutzt. Sie enthält das krystaliisirende Stci;. j..... ;1 .
(Christioson), sowie Cumarin. Dosis im Infus 50: 1000, 60 — 90 g 3mal täfUdL
Sirupus Uemidesmi l'h. Brit.:
Wurzelpulver 120. Zucker 840, siedendes Wasser 5fi0: 30 — 60 2 Soul tyi^l
:. '
Ilenilpcptun bildet, mit .^ntipoptou gemengt, das unter dem Namen Veptfin
product der Einwirkung von l'cpsiu auf Eiweisskörper. Es bildet eii
skopisches. in Wasser lösliches, in Alkohol unlösliches Pulver von uu..
Es giebt die Biuretrcaction. Trypsin spaltet es in Leucin, Tyrosin u, s. «
pepton unverändert bleibt.
HemtplnSÜnre, Ch,Hi„Oo + äH,0. in farbloicn, raonoklinen PriamOD, entslcttt ,i.,r-)i Mt.iiiis. lU»
dor Opimif.Jlurp. sowie diirrh Oxyd«tion mflhrRrPr Alkaloldp, des Nttrkolint*. Oit:
BpI um" KolrockiHit, schiiMltt sie. bei 1*5— Hie" nnttr Aurbrniwcn tW(.(ttf.h»i
it.t iu kuIlLMD Wasser tioliwer l^slieli, in Alkoht»! xioinlirli leicht. Beim Erhilz«,.
I^«kt sie in IrtOvanillinßKnru nnd Prot^katlte.busliare Über, heim Erhitxen mit coii.'
'itoffsSure cnUtebon unter Abspiillani; tun Clilor- boaw. Jodmotbyl tunr^t Meth\ :
Isor&uilliDtiaure nnd KoblensILare. B«iin Erhitzen mit VitriulOl liefert sie Rutior.in.
Ilpmipiiisüurp
— B70 —
Heiiiiplogit'J
I
I
iwetliiatMhe Hlurn, die >wi>i M«tlioxj'l|;niiiiien enthlUt Kin bcidin Carboijrlgrujiprn «Ivbes in OrthosleUung, ili«
8Kare ifjt mitliin »ts müB Dimethosyphlftlfilla re aafxnfusen.
6FIE0EI.
[einlplcgrie, [[albsciteniähniiiiig. <'tT('hr:ilc Htniiplof^icn kommun durch Unti-r-
brpchuni; dfr Leitung eiiior Pyraiiiidenb.-ilm an irgi-nd einer Stelle /.wiseliei) Centnil-
winduiig;eii iiiul (tblungiita zu St:iiide und sind entweder ilurch Blutungen, embolischc
und tbroiribotisfhe Enveichuiigeti oder durch Tumoren oder Absccsse bedingt. Je
nachdem der (Querschnitt der I'yramidenbahii mehr oder weniger zerstört ist, wird
die Lähmung eine entüi>i-echend vull.stiiniiige sein, Ks kann aber auch ohne Zerstörung
der Leitungsbahu lediglich durch l>nick, Oedeiu. Hyperaemie oder Anaemie von einem
benachbarten Herde aus zeitweilig eine rnteriirechung der Leitung eintreten. l->ben.so
können auch weit entfernt in der gleichen Heini.sjihaerc sitzende Herde, namentlich wenn
sie in ihrem alliniihlichen \Vachstluiin comprimii-etid oder reizend auf ihiT Uiiigebnng
wirken, durch „l'Vrn Wirkung" die motorische H.diii imterbrechen. l)a die Fasern
für die Extremitäten, den Facialis und Hypoglossu.s einer Seite am gcsdilossensten auf
kleinen Kaum zusammengedrängt in der innern K;i[ksel der gegenüberliegenden Hirn-
hälfte verlaufen, so kiniinien bei Laesion die.ser Gebend die vollständigsten Hemi
plegien zu Stande. Der Facialis ist auch hierbei wie bei allen cerebrali'n Lähnmiigen
gcwt'ihnli<'li mir in seinen unteren Aesten .stärker betroflTen, während iler M. orbicu-
laris pal)tebiMrum und der M. front.-dis meist nur leicht paretisch sind. l)ie Kumpf-
und Nackeumuskeln pflegen ebi'iifalls nur in geringerem (irade und imr in den ersten
Zeiten des Bestehens einer Henii])legie :in der Lähmung Theil zu nehmen. .Je uähtT
der Heuiisphaerenoberflächc da.s Leitungsliimieriiiss in der Stabkranzfaserung gelegen
ist, namentlich aber bei Sitz ilesselben iu den ("entralwindungen selb.st, um .so mehr
ist in der Kegel die Lähnnmg vorwiegeiui auf einzelne Körpertheile beschränkt, da
die motorischen Leitiingshahneu hier auf einen viel grösseren (Querschnitt vertheilt
sind. Es kommen daim Monoplegien lies Beins, des Arnis und des Facialis und
Hypoglo.ssus zu St.inde, mir bei sehr au.sgedelinten Zerstörungen volKstänilige
Hemiplegien. Bei Herden im Hirnsrhonkel win) in der Kegel iler ( Iculoinotorius
derselben Seite direct oder iu seinem Kern mitgetroffen; es entsteht dann eine
sogenannte alternirende Lähmung, d. h. Hemiplegie der gekreuieten Seite,, Oculo-
motoriusHlhmuug der direct betroffenen. Bei Sitz in der ßriicko tritt je nach der
Höhe der L.iesion zu der gekreuzten Extremitätenlähmiing eine gleichseitige Tri-
geniinu.s-Facialis-.\bduc.ens-I/ähmung hinzu, bei Affection einer Pyramide kann es zu
gleichseitiger Hypoglossiislähnmng koininun. Die verschiedene Betheiligung der Sen-
sibilitttt im (janzen oder in einzelnen ihrer (Qualitäten giebt wichtige Fingerzeige zur
Localdiagno.se der Herde. Von Wichtigkeit ist, dass die Augenmuskeln, abgesehen
von den erwähnten directen gleichseitigen Lähumngen, niemals bei Hemiplegien
betheiligt sind, eine Thatsache, die auf doppelseitige cerebrale Bahnen zu ihren
Kernen hinwei.st. Eine Au.snahme machen nur die sogenannten Seitenblicklähmuugen,
welche in der ersten Zeit nach Eintritt von Hemiplegien beobaciitet werden. Bei
dieser sogeitannteit „Deviation conjuguee des yeux et de Ja tele" scheint es sich um
Lähmung besonderer Bahnen zu baudein, welelie von eüier Hemisphaere aus zu den
tliu Augen und den Kopf na<'h der gegenüberliegenden Seite drehen<len Muskeln
ziehen. In der Kegel schwindet dieses Phneuomen nach einigen Wochen; nur bei
Tumoren in der Brücke wird es zuweilen dauernd beobachtet.
I''ür die Prognose und Therapie der Hemiplefcien ist es von Bedeutung, dass auch
bei vollständiger Liiterlu-echiing der Pyramidenbahn derjenige Theil tier Bewegungen
sich wiederh<'rzustellen pflegt, liei welchem es sich um bilaterale Actionen beider
Körperseiten handelt. Nächst den Augen- uml lininpfbewegungen gilt ilies für dii-
Bewegungen des Beins, welches bei \'ernarbung der (lehirnherde früher oder später
fast immer bis auf feinere Bewegungen und namentlich die Einzelbewegungen des
Fusses und der Zehen wieder brauchbar wird; auch die Bewegungen des Arms und
der Hand bleiben am häutigsten d.Hiem«! unmöglich. Als häufige Begleiterscheinung
der cerebralen Hemiplegie ist endlich noch die Contractur zu erwähnen, welche theils
gleich im Beginn der Lähmung, theils erst nach längerem Bestände dereelben als
sogenannte Spätcontractur auftritt, und als deren Ursache Keizungsvorgänge und
absteigende Degeneration in den Pyr.iinidenbahnen angesehen werden, als seltene
Begleiterscheinung die Atrophie der gelUiimten Muskeln. Letztere kommt allerdings
iu gauz leichtem Grade und dann wohl als Folge der Unthätigkeit der Muskeln oft
37"
[IIemi|ilpf;ie
— 580
H
rnipli
genug vor: in i-inzolnen Fitllcn nbor auch in orheblichcm Grade und ibna m
iloutlicher Ahnahmo der plcktrisrhim Errcgbjirkeit.
Die Bohnndlung k:inii mir in der idcincreü Zahl der Falle eine caasalf «^
am niuiston noch hei syphilitischen Goliirnerkrankungen, besonders li»*i gamtim
Bildungen, durch welche die Kaseni, am häufigsten im Hirnschenkel, eonfniBB
werden. Hier führt die energische t^uecksilber- und .Io<lbehaii(lIung oft in kurrr
Zeit zur Wiederkehr der Motilität. Weniger vollständig pflegt die- Wtrktui|; bn 4b
durch syphilitische liefässerkrankung bedingten Erweichung zu sein. Immerhia gl
aber auch hier die antisypbilitisch«' Behandlung oft wenigstens vou theilw«iiem (t-
folge begleitet und datier unter allen Umstanden zu versuchen. Als caKal« it-
liandlung kann ferner in manchen Knilen die chirurgische in Belrarht konmrm.
indem oberfläclilicli gelegene Tumoren exstirpirt oder Ahsc«sse entln^rt mfcr ka
Schiideherletzungen eingedrückte Knochenstficke beseitigt oder epiduntKi od« Mk^
durale Blutergüsse entfernt werden, hie Heilung der Hemiplegie wirr! aürrffiBr' te
solchen Fällen nur dann eintreten, wenn der Herd nicht in der Pyran
Sf'inen Sitz gehabt, sondern von der Nachbarschaft au.s auf die.selbe K'
die Hemiplegie die Folge von spontaner Hirnblutung* oder Rrweieliung
malacie*), so handelt es sich zunüchst darum, Nachschüben iler Hr>rdbil<.
beugen und die Aufsaugung exsudirter Flüssigkeit zu befördern. In der
nach Eintritt solcher Herdbildungen ist möglichste Ruhe erforderlich. Ei;
auf den Kopf, Sorge für reichliche Parmentleerung und bei Zeichen stark rrhfikMi
Gehini- und Blutdrucks Aderlass oder örtliche Blutentziehung. Von ri'.sorhimte
Mitteln sind in iTster Linie die Jod|»rae|)arate zu nennen, ferner in indirrcter ^rst
die |)iur<'ti('a. Die directe Behandlung der Hemiplegie soll in Fällfti acuter ~ ^
bildung in der Regel nicht früher als tJ Wochen nach Beginn dprsclb»'ii in Ai
genommen werden, in Rücksicht auf «len Fmstand, dass erst dann, mit beginoraAr
Vernarbung der Herde, die Neigung zu Nachschüben nachgelassen hat. I»as }'
der directen Behandlung muss sein, die Lähmung, wie dii-s Brenner ut
hat, „auf ihre pathologisch-anatomisch bedingte Grösse zurückzuführen'*, <L k.
diejenigen Bahnen wieder frei zu machen, welche nicht direct zerstört xinil,
für die zerstörten so weit als möglich Ersatzbahnen ins Spiel lu sieben.
solche Wirkung wird oft in einer .\nzahl der gelähmten Muskeln nberraekurf
schnell durch faradische Erreginig derselben erzielt, wobei es sich w.ibrichrialirt
um Erregimg von Muskelgefühlen handelt, welche den Willensimpuls zur IniMTiitM
ib'r längere Zeit brach gelegenen, aber nicht zerstörten Bahnen Marhrafea. k
gleichem Sinne ist die „Uebungstherapie" wirksam, welch»» unter ZuhOlfefuhs'
activer und pa.ssiver Gymnastik zunächst Mitbewegungen und dann auch wMr
isolirte willkürliche Bewegungen in Muskeln anregt, welche bis dahin darrh
W'illen des Kranken nicht erregbar waren. Hierbei scheint bis zu einem gMi
Grade die Suggestion mitzuwirken; doch ist es vollkommen überfliLssig,
regung derselben die eigentliche Hypnose her:uizuzieheu. Die Anwi<ndi
Constanten Stromes als Erregungsniittel der gelähmten Muskeln hat vor
faradischen keine Vorzüge, nur zur Verminderung der Contracturt-n ist er in
Fällen bei stabiler Anwendung und Vermeidung metallischer l'nterbrecbungi«
einigem Nutzen. Seine von manchen Seiten empfohlene .\nwend<nig auf den K«
in der Absicht, die den Herd durchsetzenden Fasern zu beeinflu.s.sen odT pir
Aufsaugung iles ersieren zu befördfm, kann jedenfalls in die.ser Wei.v«> nichl wirk
Gelegentlich dabei eintretenile Ressenmgen sind wohl als >uggestive in dem ang
beneti Siime zu deuten; jedenfalls ist aber diese Art der llt^handlung nicht ga
Gef.-iiin-n. I>ie Anwendung der .Massage unterstützt in der Regel die Wi
periphen'U elektrischen Behandlung und hat wie diesi' den weiteren Nut
Atrophie iler gelähmten Muskeln entgegenzuwirken und <lie After m beoba
{'irculationsstönmgen , Cyanose, Temperaturabnahmt?, Trockenheit, Oedem,
gelälimten Gliedrrn zu beseitigen. Man muss .sich darüber klar sein, das« in iki
meisten Fällen von Hemi])legie ein mehr oder weniger grosser Rest dw LAkiBBf
dauernd bestehen bleibt. d;iss aber rlurch ausdauernde .\nwendunc der »ut
Behandlungsmethoden die mi'iglicbste Einschränkung rlieses Rest'
l'unctionel le Hemiplegien von ceri'braler Form kommen r tf
sehen vor. Sie luiterscheiden »ich von den orgaiiis<'h bedingten
Auflreten.s in Verbindung mit anderen hysterischen Symptomen. ■'
[Hemiple^ö**
— 581 —
Hepatitis]
tu constatireiidp Fehlen von Facialislähmung, an deren Stelle oft Facialis- und
'Zungen-Contractur beobachtet wird, und durch ihre Bec>influssl)arkeit durch psychische
j^ Einwirkiingi'n. Ihre Behandlung fällt mit iler)<'iii;j;cn der Hysterie* zuHanimen.
^^ Spinale Hemiplegie s. „Bro\vn-S(M]uard"scli(' Lähmung".
HepfttiCa Dill. Pflani(>t)KftUuDg au» der Pam. dor Kanunoolftci'ftu', rnterfAin. dt*r Anemonene. ron ploigen
Syott'mfttikcrn mit drr Gattung Aooroone Terctnt. D*>r IjtumonMaltiirtig^i» Kdcb (du Perigoni ist durch drni graue,
rrinfach«, ihm dicht intirgoiid« HoebbliUtur vinroinrniro) gpstdtit. FrQeht« uniie.tcfawünzt. H. triloba Oil.
(Aaenioni' Ilcpatica L.), LeburkrAut, bei ans in Lttubwltdora Tprbri^ittrt. au&fiezotehnet dnrcb lederige, dr«(-
, Üppige, abcrwinterndf Bllttt4*r und im April cnrhuineod« bellbUne BlOlhou.
I
hervorgehen.
I
I
atltls, Lcberentxündung, Name für aetiologisch verschiedene Krankheiten.
Hepatitis vcra sujipurati va, aus welcher die Leberabscease
Diese können sich entwickeln Ihm' Irifecf tonen der gross<Mi und kleinen (iailenwege,
wobei zerstreute, den (iullengiingcn fidgciule grö.s.sen' und kleinere Abscesse, Gallen-
ungeiitziindung*. zu entstejicn pfli'geii. l.lder es werden die Entzüniiungsorreger
bei den verschiedensten mit Eiterung ei nh ergehenden Erkrankungen di-r Hauchnrgane
durch die l'fortader eingeschleppt, ^'iel schwieriger zu erklären sind die niidtiplen
lyaemischeu Abscesse, welche sicii zu Eiterungen au.sserbalb des Abdomen hinzii-
esellen, besonders die an Knochen- nird speciell .SchÄdelverlet7.ungi)n sich anschliessen-
len. Einer gesonderten Behandlung unterliegen dieselbe» niemals.
Therapeutisch wichtiger sind ilie im (janzen redit .seltenen solitflren traumatischen
Abscesse in Folge stumpfer (Jewalt anf die Eeber, sowie die oft singulär auftretenden
nach UyseMterie. Letztere werden zwar am liätiligsten in endemischen Ruhrgegenden
beobachtet, jedoch auch bei epidemischer Ruhr in l^uropa, während bei der sporadischen
Ruhr ihr Vorkomiiien nicht sicher gestellt erscheint. Die sogenannten „primären"
bscesse der Tropen sind aetiologisch iroch unklarer als die mit nder ohnr Aujoeben
verlaufenden Ilysenterieabscesse. Falls aus dem remittirenden mier iiitermittirenden
Fieber, den Frösten, den locahui Schmerzen und dem Aid'lreten weich sich anfühlender
Vorwrilbungen in der Leber die Diagtio.se gestellt werden k.-inn, falls die l'alpation,
durch die rvobepuiiction nntci-stützt, den Leberabscess zu localisiren gestattet, kann
iJiur eine operative Behandlung in Betracht kommen. In einem Falle hat .schon zwei-
malige Aspiration des Eitere einen Contusionsabscess zur Heilung gebracht (Lieber-
meister), gewöhnlich wird aber Function und Drainage wie bei der Bfllauschen
Empyemoperation erforderlich sein: Eiivstechen eines spitzen langen Messers oder des
Themiokauters ISngs der Punctionsnadel resp. des Trocarls (Little, Zancarol)
oder den Anschaumigen der Chirurgen mehr entsprechend Einschnitt nach voraus-
geschickter, auf Bildung von Adhaesionen hinzielender Vorbehandlung oder nach An-
uähung der lieber an die Abdominalwandungen. Angesichts der guten Erfolge der
Little"schen Operation scheinen diese Abscesse oft einen sterilen oder wenig viru-
lenten Inhalt zu haben. Vor Feststellung der Diagnose und nach der Operation muss
die Behandlung auf Hebung der Kräfte hinarbeiten.
Hepatitis acuta diffusa parenchymatosa, die sogenaimte acute gelbe
resp. rothe Leberatrophie. Man wird wohl berechtigt sein, in «lieser Krankheit
die Folge einer Intoxication zu sehen, welche ähnlich wie der Phosphor auf das
Lebergewebe wirkt. Die Unterscheidung von der acuten Phosphorvergiftung ist auch
gewöhnlich sehr schwer. Das Krankheitsbild wird von den cerebralen Symptomen, Un-
ruhe, Delirien, Krämpfen, tiefer Beeinträchtigung des Bewusstseins, beherrscht, welche
sich zu denen eines schweren fieberhaften Icterus, gastrischen Erscheinungen, Gelb-
sucht, haemorrhagischer Diathese etc. binzugesellen. Objectiv ist besonders wichtig
das Schritt für Schritt verfolgbare Kleinerwerden der Leber. Eine Beii.UMlIung ver-
mag diesen den septischen zugezählten Vergiftungen gegenüber so wenig, d;Lss man
die als „geheilt" bezeichneten Fälle vielfach und wohl mit Recht anzweifelt und als
infectiöse Cholangitiden u. dgl. deutet. Am meisten Vertrauen scheint noch die Be-
handlung mit Laxantien, besonders Kaloniol in laxirender Dose- und mit grossen Ein-
laufen zu verdienen. Bei h:irtnäckigem quälenden Erbrechen wird man mit Vor-
theil den Magen ausspülen. Dagegen wird die alte Behandlung mit Brechmitteln
von allen neueren Autoren verworfen. Bei furibunden Delirien sind Morphium-
injectionen unumgänglich; C«Ila|)se erfordern Reizmittel, besonders KoffeYiiinjectionen.
Ob die Darmaiitisej)sis*, Benzonaphtol, Salol, salicylsaures Wismuth u. dgl., etwas
leistet, ist sehr fraglich, eher noch subcutane Kocbsalzinjectionen.
[Hppatitis
5ft2 —
Bis zu parenchvni.itöser Kntzündung können »idi bei den veracli
krnnkheiteu die in ihreu niederen (.iraden häiüigcn und als trübe -
ncten Altcrationoii steipern. Bei Typhus, Pneumonie, Puerperal'
Sepsis, in seiir seltenen Fällen bei seciuidärer .Syphilis, l)ei Erknn
Wege und der Lei)er se!l>st hat man ausgespnicbene Leberj>arenchyn.
obaciitet. KrankheiLsbild und Behandlung sind dieselben wie bei idiopatlu
Heptfm, C;Hig, kann theoretisch in 9 Isoiiipren exisürcn. von dcuen bisher 5 aui^;
lind jswar: Normal-Heptan. Sdp. 98»; 5-Methj-I-Heiati, Sdp. 90,50: S-Aethyl-P-
incthan, Sdp. 95—98": 4-Acthyl-PenUn, Mothylaethylpropylmelhan, <<lp. 91
pcntaii. Diniethyldiaetbylmethan, Sdp. 8G— 87°. luteressc bietet li'.^ri-.,i, .
Ilcplaii, CU:, • CHj • CH^ ' CHj ' CH, • (Hj • t'Hj, das .sich im penusyl ,
DosUUationsproducteii cinr-clner Kohlenarten, sowie im Harzsaft vr-i. :
das Destillat aus letzterem besteht fast aus reiacm Heptan und wit'
Abietin, Eranin, .\urantiii, Thcolin. in i'alifciniien als Ersatz des Petrol>.
Es riecht nach Orangen und bewirkt beim Einalhmen .Vnaesthesic. Spe^
Von den 13 möglichen Alkoholen wird der primäre normale Hr,
Ueduotion des Ocnnnthols gewonnen. Er bildet eine farblose Fltis.sigkeii.
(icw. 0,K86 beiO". Das ücnanlhol, ('7HJ4II, der normale Heptylaldehyd, dal,
aldchyd genannt, entsteht zu etwa 12 pCt, bei Destillation von Riciousöl iin'
Druck, indem sich hierbei die Uicintisülsäure in jenes und Undecylensäur.- -
= C;Ui4Ü + ''11112002. Es ist eine stark lichtbrechende Flüssigkeit vr.i
raatiscbem Geruch, bei 155° siedend, spec. Gew. 0,850, wenig löslich in \'' ■
dation geht es in denanlhylsäure C7Hnti, (Heptoylsäure) über, welch« •ucb 4j»sJ
fficinusül durch 0;tvdation gewonnen werden kann.
Herscleoni L. PflautvnKittQnir asü der Fani. der Cmbellifcrie*, Gn)|>pc drr I*r iirc <i •■>" <
iloreb di» vom Rnekeii hpr «t«rk «ligfanobli-n Houtfrflchto uhne henrorrmgeiulo Rip|>en. !
das untere Endo der Tblilohon nicht. Uanilblutbcn in den Dolden oft lygomorpb. strahier.
Blrenklau. bot un^ gemein, mit Rrossen breit tceUiii't fiederi|?on Bltittoni, 1 — 1'.^ nt hu,*« -.:.
Epilepsie an^pwcndet. II. lanatnni L. vertritt unsere Art in Nordamenkja.
HeracleumOl . Kllro nkl au Ol, dai^ in 1 — J,5 pCt. in den i'ril<?ht«fi finthAlt<«n* ««Iber
g»\\) oder grOnlieb, angenehm rleehend. von saurer Keartion, Sdp. i'O — .'tno'', spi ■■ o . ' -
aus UbenrjPKend E-<:^i^sHnre>Octylefiter nfl G»l^!'&nre- und Buttensünre-Ai'tbvl- anii '■
und CapriniUure-Octjlester. Da.« aetberi^rbe Oel von Ileraoleom giganleutn igt Bbni.<
Meraklin. C22IU.O,,,. e>ind »ieidnni.'lanxende Nadeln, die acn Liebt leicht golb WKtdpn. ." -
lieb in Wasser, «rbwer lOsltcb in kaltem Alkohol, leicht in Cblopjfonn. Nicht lo%I<*cfa «tfkvi. '
Hpraklin ist auch ein pikrintfilareliAltiKev S[>reu9i)(ilver beteichnet werden.
Hereolesbad, bei Mebadia im südöstlichsten Winkel Ungarns 10:2 m
und Schwefelbad. Die sehr ergiebige Ilerculesquelle, deren Tempi
atraosphaerischeu Niederschläge zwischen 21 und 511° schwankt, entli
ciumehlorid, die 28 bis 57" warmen Schwefelquellen 0,02 bis 0,1 N
Natrium-, 0,1 bis 0,63 Kalium-, 0,01 bis 0,03 Magnesium-, 0,85 bis .,,.
auch Brom- und .Todmagncsium. Am angenehmsten ist der Herbst, li
.sehr warm. Gegen Nordwinde besteht Schutz. Zu den Indicationeo gr
t.irrhc der Verdauuugs-, Alhmungs-, Harn- und Geschlechtsorgane, i
Hautkrankheiten, .-Syphilis. Anfang der Sominersaisou 1. Mai, der Wintct,..,. . ..
HermapbrodiUsinns. Mit diesem Namen bezeichnet man Missbildungen, ~
und weibliche Geschlechtstheile nebeneinander in rudimentärer Weise ent
ist (iiüsfr Zustand äusserst selten. Meist handelt es sich um eingeschlLctitr.ct; i!
die die Charaktere des anderen Geschlechts äusserlich an sich tragen, sodass ein i
Individuum für ein weibliches und uiugekehrl gehalten wird. Diesen ZustAod
als Pseudohcrmaphroditi.snius. Nur selten giebt er Gelegenheit zu theruK«
griffen, wenn eine be>teheude Hypospadie den l'rinabfluss becinflusst, oder der T«
Vagina bei dem Einsetzen der Menstruation störend wirkt. Zuweilen ist es beob.
dass die in der Bauchhöhle zurückgehaltenen männlichen Oeschlechtstbeile bei f"«
phrodittsmus ma.sculintis internus in eine Hernie geriethen und exstirpirl werden
llermütlorf a. d. KaUbaeb, hei Ooldberi; in Scblejiien, etwa 30(1 m buch, Laftkunrt «ail Traiimtiilarfir- <
erdigen EiHenquelle (0,074 Eii>caoi]rdb]rdral, O.ims Eisenoiydol, 0,n276 Calci umeaÄoaali.
Hcniiarlft Tgumer. Pflanzengaltunp au9 der Fam. der Purony ch lacoap"
aeiebnet dnrcb gegeotttftndige Blailer nnd kleine Blntben mit stanbradunin
Frllebte cebr klein, eintamig. H. glabra L., ein gelbticb grüne«, niederlte,;, , ., . m:'.,; ,i<<>
Blntben. Die ganie Pflanie kahl. H. birsuta L.. der vorigen Ihnliob, aber behtArL B«llt
Anwendung und sind in Oeslerreiob uflleineU. Enthalten Herniarin und P*ron> ebio.
lerniarin
- 583 —
Herpes]
I
I
i
I
Hcrniaria glabra h. und auch H. hir^uta L., Bruch- oder Dürrkr.iut, Herbe
aux bernies. Turquette, Ph. Austr., enthält in dem frischen Kraut, das beim Trocknen
. einen steinkleeähnlichen Geruch annimmt, Flerninrin, ferner ein .saponinartiges Glykosid, welches
in Zucker und Oxysapogenln G^isH^Oo zerrdllt, und Pnronyohin. Den Namen Bruchkraut er-
hielt die Pflanze aus der naiven Anschauung heraus, dass durch einfaches Aullegen Brüche
geheilt werden könnten. Ihre schon aufgegebene sedative Wirkung bei Blasenleiden und
Steinbildung ist neuerdings wieder gerühmt worden CZcissl), auch auf ihre diuretischen Eigen-
schaften bei Behandlung hydropischer Ergüsse und bei Lues hat man zurückgegriffen. Dosis:
Decoct 30 ; 1000 pro die oder im Intus mit Herba Chenopodii ^, auch als Species.
Hern)4rin, naeli Btrik und H<^rxi|f der Mrtbylantlipr ilvm Umbollifproii«, Cir^Hi^Oi. bildet tjtrh- nnd n-
rneblos« Krjulalle, wolobo in Alkohol und Aether leiobt. in Wufl«r nur wfnig lo>liob sind. Scbup. 117 — IIB", »«i
100** oder mit Wusrr K<?$cbUttclt ({eben »je Cnmaringeruch. Scbwcfobiilure IQst mit «chwiirm);9lber FarbnnK und
blaoTlolettcr KluoreNOcnK.
Paronyebin stellt ein dickei 011^06, bniunes, widerlich riechendes Liquidum dftr, wi>lebes in Alkohol nnd
Aether leicht, in WasMer nur schwer lOslich i«t (Heb n ee|;a n sl. E« zei^^t <ttark toxiirhe EiKensfburien. FrlnAhe
todtet «a unter den Zelobon einer Llbmunp; dos Contralnerrensjstems.
'erpes, von ifuna kriechen, mit wasserheller Flüssigkeit gefüllte Bläschen, welche acut auf-
treten, eintrocknen, und hüuGg dem Verlauf bestimmter Hautnerven folgen.
Herpes corneae zeigt sich als eine meist mit Entzündung cinhergehende Bläscben-
bilduDg auf der Hornhaut, unter verschieden grosser Abhebung des Epithels durch Serum.
Man findet die Bläscheiibildiiiig häutig nach fieberhaften Krankheiten, dann als Theilerschei-
niing des Herpes zoster und besonders nach oberHäcbliciieo Verletzungen der llonihaut, ?.. B.
mit dem Fingernagel, eine Gruppe, die grosse Neigung hat, nach Wochen und Monaten zu
recidiviren. Grössere Blasen, Keratitis bullosa, zeigen sich meist an Augen, deren Hornhaut
mehr oder weniger trüb und uninipfiadlich ist. l>ic Prognose ist im Ganzen günstig. Der
Bläschcninhalt wird resorbirt. oder die Bläschen platzen und die normale Transparenz der
Cornea stellt sich allmählich wieder ein. Nur .selten bleiben kleine mattgraue Trübungen zurück.
Therapeutisch kommeu Atropin- und CoeaVninstillationen, feuchte !?ublimatvcrbände, kühle
mschläge, subcutane Morpbiuminjectioneu unter Berücksichtigung des Allgemeinzustandes in
acht. Zwischen den Anfüllen w^ird gelbe ."»albe einmal l.iglich eingestrichen oder .'"ubiimat
1,01 : 30,0) 2 mal täglich instillirt. Manchmal erweist sich die galvanokaustisrhe Betupfung
der immer wieder aufbrechenden Stellen von Nutzen. Bei Glaukom müssen die Chancen
einer Iridektomie in Erwiigung gezogen werden. Handelt es sich um erblindete Augco. so
mache mau eine Resection des N. opticus und der Ciliarnerven. Die Bläschenbildung hört
zwar dadurch nicht auf, aber ihr Auftreten ist nicht mehr mit Schmerzen verbunden.
älLEX.
Herpes labialis tritt auf den Lippen auf und geht von da nicht sollen auf
dip angrcnzwuifn Thfili' der GesichtshMut (HerjiPs fiicialis) filxT. Er zeigt sich
ohne sonstige Krktaiikuiig, hüuHg bei liflieiliaften AlTectioncn. Die Kni])tiiin heilt
meist von selber; falls Brennen vorhanden, genügt das Auftnigeu von Lanolin,
Borlanolin (10 proc), Wilson"srhor Salbe.
Herpes praepntialis, progenitalis s. piideinlali.s. Auf dem l'raeputiiim
(Lamina interna und externa), dem Suicus coronariu.i oder auf der (.ilans treten eine
oder mehrere Gruppen von BJä.sclien, ilie l)iü\veilen Jucken unil Brennen verursachen,
auf, ähnlich an der Vulva. I>ie Tlieraiije be.schrUnkt sich darauf, die Bhlschen durch
Borsilure zum E]iiitrnckiien zu bringi'ii. Wfdirend dos Bestehens des Herpes i.st In-
fcctionsgefahr beim Coitiis zu lüruhton.
Herpes tonsurans, Tinea toiidens, I'orrigo scutulata. Ringwurm,
scherende Flechte, ist die durcii das Tricliopliyton tonsurans hervorgerufene,
in hohem Maasse infecti«"ise Hautkrankheit, die an allen KorperstelJen auftreten kann,
ihren Licblingssitz jedoch im Barte und auf der behaarten Kopfhaut der Kinder hat.
Mit Uücksieht auf die leichte lebertragbarkeit ist auf die Prophylaxe besonderes Ge-
wicht zu legen, u. a. das Küssen Erkrankter und iler gemeinschaftliche Gebrauch von
Servietten, Handtiichern zu iiiitei'sageii. Die Barbier- und Kriseurstuben sind häutig
der Ort der Ucbertragimg. Bei Herpes tonsurans des Gesichtes ist das Kasiren zu
unterlas.sen, da durch Hautabschülferungen eine Verschlechterung des Zostandes ein-
treten kann. Dagegen sind die Barthaare von Zeit zu Zeit ganz kurz zu schneiden.
Die Behandlung des Herpes tonsurans capillitii ist identisch mit der des
Favus* des behaarten Kopfes. Beim Herpes tonsurans vesieulosus, der in
einer oder mehreren Platjues besonders im Gesicht, am Halse und dem Handrücken
vorkommt, handelt es sich darum, ilie oberflächlichen, erkrankten Epidermisschuppen
ziu- Abstossuug zu bringen, um hierdnrch die Pilise zu entfernen. Auch hierbei
kommen alle descjuamativen und parasiticiden Mittel, wie beim Favus*, zur An-
wendung. Nur ist darauf zu achten, dass Chrysarobin im Gesicht nicht als Salbe,
[Herpes
sondcni nur als Ti-nuniaticinverbirifUiiip gebraucht werden soll, f«-niT ih» «a«
Thepr uitd seine Praeparate an behaarten Stell«'u wegen etwaiger l-'iinink'-» «p
nur mit grosser Vorsicht angewandt werden dürfen, (inte Erfolge sieht mw ii^
von einer zwei Mal täglich mit einem Borstenpinsel vorgenommenen lüm'iMirll
Oleum Terebinthinae. Hat die Affection auch tbeilweise die Haar«? i'r^fOhdl
au diesen Stellen dieselbv BehaiKlhmg wie am bohasirten Kopf ein?"''-''"" i'^M
wichtigen Platz bei der Therapie nimmt die Epilation* ein. I>i« '^^|
der grössten Hedetitiuig bei der Behandlung der gewöhnlich im U.ifi. .1 •>■» äM
der AihseUiülile und dem Mons veneria auftretenden Sycosis {larasitirlt, M
letzten nnd am sifirksten ausgeprägten Stadium des Herpes t' bajl
Ftdliculitideii und Perifnlliculitiden, griJssere oder kleinere Inlii: ""^1
Abseesse, ausserdem bisweilen jiapillomartige Wucherungen auftielui köii^|
hier die Haarerkrankung, die Folliculitis, im Vordergnmde steht, möswtn wJU
durchsetzten Haare durcb K|)ilation entfernt werden. Unniittt-lbar narh iJitSIM
wird die Kinpitiselung reines p.orasiticiden Mittels vorgenonunen. Zar EimH
der Intilfrate wird zweckmässig in der Zwischenzeit zwischen den Eiopil^H
KarbolquecksilberpHasternnill aufgelegt: eventuell kann man statt dt'jaea daiBB
rende lehlhyolsalbe (15 — 25 pCt.) oder eine Schwefelpaste (Lac .<;iilfuri«, fljH
(jlycerinum ai ."),(». Kalium carbonicuni 1,0) auftragen; letztere darf tüdAi
Zeit nach dem l'fla.ster angewandt werden, da sich sonst leicht eine «chwn
färbende Sclivvefebiuecksilberverbindutig bildet. Hat sich da.s Infiltrat unn
umgewandelt, so ist dieser nach chirurgischen Grundsätzen zu inrirlif»(v
Herpes tonsurans ist die gesunde umgebende Haut zwei Mal til^-'
antisopfischen Losungen, besonders 2 — 3 pM. Sublimat, prophvl;i
Auch die Kata|ihorese von panusiticiden Mitteln giebt oft gute'H-
her Hi-rpes tonsurans maculosus imd der hieraus .sich ent .
tonsurans sijnnitiosus. die über den ganzen Körper, besonders den Kai»|l*
breitete, von den meisten Autoren mit der Pityriasis rosea identifii-irl»- .W.i
.Vfl'ection, die in Form von isoiirt<'u oder confluirenden, mehr oder wwfii
habenen, in der .Mitte weniger als im Zentrum gerötheten oder sc!» — * "■'
schuppenden Kreisen auftritt, bedürfen einer weniger energischen Bchan'
iiiigt liier meist eine zwei Mal täglich, sechs Tage hintereinander vorwiidW
iMureibung von Spiritus saponatus kalinus oder de.s Schaumes von Sap*
(»der Schwefel- oder Theer- oder Schwefeltheerseife oder Naphtol.seife. Hob«*
hiermit nirbt zum Ziele, so kann eine der antipanisitären Lösunreii Wnt'
finden. Zur Bekämpfung des nicht selten starken .luckens kann ;i
den vorigen Praeparaten abwechselnd eine jnrkmildemde und gki. . . ^
wirkende Salbe (.^deps benzoatus rt^H, Laiiolinum anhydricum 10,0, Aqu.i r
15,0) eingerieben werden. Nach Beendigung des Einreihnngscyclus mu» mit
Bade noch acht bis zehn Tage gewartet werden. Auf die Desinfet^tion dt
getragenen Wäsche ist besonders zu achten.
Das ebenfalls durch das Trichophyton tonsurans hervorgerufene Ecififti
ginatum, da.s sich specieil an der dem Scrotiun anliegenden KUrhe d«
schenkeis befindet inid von da aus weiter fortschreiten kann, selten in der .1
hfihle uiul Regio subnianimaria auftritt imd durch bogenfrimii«'e Anonim
braun gefärbteti, im Centrum beller, bisweilen infiltrirter und dann stark
Haut.stellen gekennzeichnet ist, setzt der Behandlung nicht selten gniese
ki'it entgegen. Kommt man mit der Eiii)nnse!ung der oben angmn'benea
sonders des ('hrvsarnbiiis und des Unguentum Wilkinsonii, niclit aus so
die verdickten Honiscbichten durch Aetzuiigen mit ;tproc. Kalilange in
suchen; zu gleiclieni Zwecke dient 20 pCt. Salicylsäurepflastemmll evwii
Salieytsäure enthaltendes Liniineiitum exsiccans (Pick) oder cbensnichni
Palliativ kcnnmen Ein])inseluiigen mit Cocainlüsungen, 3 — 5 Cpt.. inr An«'
hie einander berührenden Hantftäeben niüs-sen durch Zwischen!. ' '
bandwatte von einander getrennt werden. I>er Erfolg der I
sehr sorgfältig für längere Zeit controlirt werden, da sehr leicht Kec4»ln* rui
Die Behandlung der Onycliomycosis tonsiu^ans ist die der favosa*.
Herpes zoster, Zona, Ignis sacer, Gürtelflech te oder -Aussckl«!
-Rose, heiliges Feuer, Feuer des heiligen Antonius, ist eine vd
selten auf beiden Körperhälften acut auftretende, dem Verlauf des betrvSdüka
lerpes
— 5R5
iprSHypertrophic]
ents|ircrhf'iidf» Blilschoneruptioii, dif oft mit Krcnnen, .lucken und iieurnlgischfii
Scliiiierzt'ii, WBichi' letztere auch oft dein Auftreten des Herpes zoster vorausgehen,
be|;leitet ist. Die Therapie iist mit Rücksicht auf den typisciien Verlauf der Affection
eine im Wesentlichen symptomatische, zumal die aetiologischen Momente — Kr-
krankung des entsprechenden lntervertebralganu;lions resp. lianglion Gasseri oder des
peripherischen Nerven selbst oder nach neueren Forschungen auch eine Infection
— einer directen Beeinflussung nicht zugänglich sind. Die Behandlung zerfällt in
eine locale und eine antineuralgi.sche. Die afticirte Stelle wird bei stark ausgeprägten
entzündlichen Erscheinungen mit liiiutig zu wechselnden Umschlägen von Aqua l'luiiilii
oder 3 proc. Borsfiurelösnng oder beiden Flüssigkeiten zu gleichen Theilen l)e<leckl.
.Müssen die Umschläge aus äu.sseren Gründen, während des Schlafes u. dergl., zeit-
weilig unterbrochen werden, so wird ein indifferentes Pulver wie Talcuni oder Amylum,
dem man bei bereits geplatzten Bläschen 10 pCt.Acidum boricura subtili.ssime pulveratum
oder als schmerzstillendes Mittel 1 — 2 pCt. Pulvis Dpü zusetzen kann, aufgestreut.
Selbstverständlich ist jeder Druck oder Reibung von Kleidinig.<stückeu zu vermeiden.
Sind die Blasen etwas grösser und veranlassen sie durch ihre Spannung Schmerzen, so
ist es zweekmttssig, ihre Decke aufzuschneiden und sie so ihres Inlialtes zu entleeren.
Darüber kommen dann die angeführten Umschläge oder Puder oder eine indifferente
Salbe wie 10 pC't. Borlanolin oder Thilaiiinuni molle oder nfithiiren Falles eine Kühl-
.salbe. Kventuell kann man ileir Salben zur Schmer/.Iiiidenirig 1— "J pCf. <'oc.ain,
Eucain oder Extractuin Belladonn.ie zu.setzen.
Beim Herpes zoster gaiigraenosus fügt man den Streupulvern und Salben
antiseptische Mittel liinzu, wie .lodofomi, Aristol, Europhen; aber keine Salicylsäure.
Sin<t die neuralgischen Schmerzen sehr gross, so ist in die Nähe des locus affectiLS
eine subcutane Mor[»l)iuni- oder Antipyrininjcction zu machen, oder man wendet die
Antineuralgica und schuierzstillotuicn Mittel wie {.'hinin, Aivtipyrin, Antifebrin, Phe-
nacetin, Natrium salicylicuni, eventuell eine ('ombination dieser, Chloralhydrat, Mor-
phium oder Brompraeparate innerlich an. Gegen die nach Al)heilung des HerpeJä
zoster etwa zuriickbleibenden Neuralgien erweisen sich die Application des galvani-
schen Stromes, die innere I)arreichuiig von Acidum arsenicosuni oiler Brompraeparaten
und unter Umständen die Anwendung der Hydrotherapie von Nutzen. >,.., i-Err
errenalbf im warttcmbergisehen Sehwinwilde ;i;w m hoch guehstit gelegener Lartkorort mU WuMrbellnDitiill.
erzflaschen sind Geriitho der Krankenpflege, kleine Behältnisse, welche zur .Vufnahme kühleo-
deu Materials bestimmt sind und die selten nur mit Eis, gevöhnlicb mit kühlem Wasser an-
gefüllt werden. Sie werden, an Schnüren um den Hals gehängt, auf der Herzgegend getragen
und zwar je nach dem Grade der gewünschten Kinwirkung entweder unmittelbar auf dieser
aufruhend oder durch Zwischenschichten von Stoffen von ihr getrennt. Die aus Gummistoff
bereitsten weichen Beutel bedürfen einer prneformirten Fläche, wie die metallenen, nicht; sie
sind um vieles zweckmässiger als die metallenen Behältnisse, da sie sich der Körperober-
fläche inniger anschmiegen und weniger beim Tragen belästigen als diese; nur sind sie wegen
ihrer schnelleren Abnutzung wie alle Gumraigeräthc kostspieliger.
Die Herzfloscben finden überall, bei eigentlichen AlTectionen des Herzens wie bei nervösen
Erregungszuständen, Anwendung, wo die Indication vorliegt, durch eine massige, aber andau-
ernde antithenuische Einwirkung die über das normale Maass gesteigerte Frequenz der Herz-
action herabzusetzen und zu mildern. ..„„„„,„„.„,
MENDEL80HN.
err.hjrpertrophie. Die einfache oder Erstarkungshypertrophie ohne Nebenerscheinungen
tritt zumeist bei erhühten Ansprüchen an die Herzkraft ein. Sie gleicht der Zu-
nahme der Muskelmasse des Herzens bei Thieren. welche durch ihre Lebensweise
eine grö.s.sere Muskelarbeit ausführen, wie das Wild untl insbesondere die Vögel.
Durch Ucbung entsteht sie wie die Zunahme der willkürlichen Skeletmuskeln durch
Gymn.istik und bildet sich bei mangelnder Uebung ohne N:ichtheile wieder zurück,
läs.st sich aber ebenso wieder hervorrufen, weim nicht Ernährungsstörungen oder
Alter es hinileni. Diese Erstarkungshypertrophie dos Herzens lä.s.st sich .auch bei Be-
schildigung desselben durch vorausgegangene und geheilte Krankheiten, Klappen-
fehler etc. erreichen, und kann dann zu compeusatorischer Leistung herangezogen
werden. Nur selten ist sie aber eine für sich allein bestehende Erscheinung. In der
Regel ist ihr eine Dchmuig der Herzwand durch allmähliche oder plötzliche Er-
höhung des intracordiulen Druckes mit Erweiterung einzelner oder sämmtlicher Hohl-
[Herzhypertrophiß
— 586 -
Hcrdijvafell
räume des Hi-rzens vorhergegangen, dilatative H ypertrophi«-. l* '
intracdrdialen Drurkerhöhung sind Stromhindeniisse, welche eine i,
linken oder reeJiten Herzen liedingen, wobei das Muskelgpw el>f der K:ii
kaniniern, wenn es nicht stark genug ist, oder die Kiriwirkiiiig 711 i-
(!ine Dehnung erfahren kann. Diese Stroinhindernisse kGnnen •
oder I'olyaemie in Folge von Uebereruährung sein. In <ler S
eine physiologische Hypertrophie und Dilatation des liorxens «lorcb inaum
Blutmenge und Arbeitserhöhung ein. Diese „.\rbeitshypertroi)hie un-i -l*ili;;.-ni.. "i
sich schnell zurück, sobald dieBlutmas.se nach derBntbindung eineA
Hieran schliesst sich gleichfalls als Arbeitshypertrophie an ■;■■ n.prju...
Folge übennässiger Getränke, bei Bier, täglicher Aufnahme von 8— 10 mit
mehr, bei Brauern bis 20 Litern (Münchener Bierherz), Momente, w'
zur Dilatation und Hypi-rtrophie führen. Dabei dürfte der Alkoh.
Hypertrojibie als zu ajiderweitiger ErnKbrungsstOrung und I'
mu.skels Veranlassung geiien. Von aetiologischer Meileutung -
zu grosse Körperanstrengungen, welche zueret zur Dilatation lujil «l-
trophie führen, namentlich bei La.stträgeru (Tübinger Herx), odnr
massige Muskelüberanstrcngungen durch forcirte liyniiiastik,
stücke, anstrengende Märsche unter schwerer BeUtötting iSn
Folge von forcirten Bergtouren, Radfahren, Rt'iten und anderen '
des Herzens. Weitx'diin bilden Veranl.-issiuig zu Dilatation und llyi
änderuiigen im Herzen, welche den Zu- und Abflu.ss des l{Iut.<
sufficienz der Klajipen und .Stenose tier Ostien, oder Stronihinil'
Herzens im (icfUssapparat, bedingt durch Erweiterung und Verei.,
Aneurysmen, Verengerung des Aortenbogens, ArlerioskleroHO odi't i
grösseren Gefässe durch (»eschwülste, Exsudate etc., so der K:.
Hypertrophie der i^childdrüse oder durch andere Tumoren; femer ku
durch Verötluug grösserer C'apillarbezirke, insbe.sondere in Luniren nr.rf V^
bei Emphysem, Scliruuiiiiniere etc. hervorgerufen werden, /■
tation, oder (hirch Eiiieii[:mig des Lungenkreislaufs, bei Missln
und Erkrankung der Wirbelsäule. Endüch bildet sich, wenn aui
erblicher Disposition, eine Hy])ertrophie ;ius durch erhöhte HerzaiU-Ni .m -1
sogenannte nervöse oder hysterische Palpitationen, bei Morbus Boseiluwü
fortgesetzter geistiger oder geschl(!chtliclier Aufregung. l>ic Herzhvpert;
ursaclit ausser l'alpitationen nur geringe Erscheinungen. Erst wenn wif-dcn
höhte Anspriiclie an die Herzkraft neue I)ehnungen der Hcrzwaud stat
die bestehende Hypertrophie nicht mehr zu compensiren vermaj;, oder
dauernd erhöhter Arbeitsieistinig eine Ermüdung des Herzc-ns eintritt, h
Kreislaufstörungen kommen, welche eine neue Hypertrophie und Vcrmi
Muskelmasse in;mchnial wieder zu ülierwinden vermag. Im Aller und a»A
heiten seh wachen iM-n.'dirinigsstönnigen die Herzkraft unil führen zu weiteren
welche keine Comitens.ition mehr durch eine nachfolgende Hy]}ertmnhir
stellen sich vollkoiimiene Insufficienz des Herzmuskels, Siöning ■' '-
Gleichgewichts im Krei.slaufe, Stauung ira nervösen Apparat, Ii-
Miuskela ein. Der letale Ausgang wird durch Hydrops und H.
geführt. In verschiedenen Formen der Hypertrophie, so beiii.
Kyphoskoliose kaioi der Tod plötzlich diirrh Erlahmung der
('entralorgauen aus eintreten, ohne Veräniiennigen am Herzmuäk>
l>ie Prognose hängt also wesentlich von der Eiitferuharkeit «In Jif
trophie erzeugenden Ursachen, der Erhidtung der Hypertrophie, winn -i>' •"?
peiisatnrische ist, und von (ieni möglichen Fenilialten und Fern!
Zustände ab, welche eine Kraftabiiahme unil Dehnung des Herzuiu
I>ie Möglichkeit einer Rückbildung der Arbeitshypertrophie der »ill
Muskeln, sowie insbeüomlere auoli der Hypertrophie un<l Dilatation d'»
bei Schwangeren, ist eine Tliatsache, welche bei der ßehandl ung iiii'Li '
werden darf, namentlich bei der Plethora, Ueberanstrengung ' '
ohne zu grosso Dehnung der Herzwand, und wo keine entziii,
tiven Vorgänge im Herzmuskel vorhanden sind. Bestellen Kr'
eine erhöhte Arbeitsleistung des Herzens bedingen, so ist di»'
compensaturische, und die Aufgabe int, dieselbe vielmehr zu erhaiie»,
Iprzhypprtrojtliif*
— S«7 —
ferüKlappenfehler]
schwäcliPii. IHi'si- F'roithvl.ixis wflre (ianii insoweit eine dinotetisch-rapchaiiische, als
es gilt, neue iH'liimiigeii der Herzwaiid zu verliiiteii \iiid eine Herzkraft zu erhalten,
welche nothwendig ist, iStromhindernisse zu überwinden und die bestehende llilatation
lu compensiren. Schwieriger ist die Behandlung der durch Ueberanstrengung,
mechanischen Insult und schwere Arbeit entvStandenen H_vi»ertro|)hie. Schonung, Ruhe,
Fcnilialtung aller physischen und psychischen Erregungsiii-sachen. Regelung der Diaet
lind liewegiing, überhaupt eine ;uigemessene Krankenpflege bilden die (irundlage der-
sellH"ii. Kommt es zu überwiegender Dilatation und Insuftieienz des Muskels, so be-
stimmen diese die Behandlung. Die Hypertrophif in Folge von Uebereniährung
und Vermehrung der Bhitm.'tsse, Plethora vera, verhält sich in ihren ersten Stadien
zwi'ifellos wie die Hcrzliypertrophi<> bei Schwangerschaft. Si<' kann sich zurüek-
bilden wie diese, wenn die Ursache zu wirken aufhört. Verbot der schwelgerischen
Leben.sweise, der übermässigen Nahrungsaufnahme, der Alkoholaufnahnie in den tie-
trilnken, des Tabakrauchens, leiten die Behandlung ein. Hat die Ueberernährung
bereits zu allgemeiner Fettleibigkeit* und Fettherz geführt, so tritt die Be-
handlung dieser nin, und die Rückbildung der Hypertrophie des Herzens er-
folgt unter derselben Regelung der Kost und BeschrKnkung der Flüssigkeits-
aufnahme. Die Aufnahme von Flüssigkeit soll das physiologische Maass von
1500 ccni innerhalb 24 Stimdon in keiner Weise überschreiten. In der Regel ist es
nothwendig, in den ersten <> — K Wochen dasselbe langsam unter allmählicher Ge-
wöhnung de.s Kranken auf 12(K)— looo ecm und noch weiter herabzusetzen und auf
diesem .Maasse längere Zeit zu unterhalti-n. Dabei ist auf die Grösse des Patienten,
des Geffissapparates und seiner Körperoberflache in Bezug auf die davon abhängige
Verdunstimg.sgrösse, sowie auf seine Lungencapazität Rücksicht zu nehmen. Auch
ist jede reichlichere Nahrungsaufnahme zu venneiden, die vorgeschriebenen Speisen
dürfen nur in kleineren Portionen und öfters eingenommen werden. Bei nicht be-
stehender Fettleibigkeit kann die Kost eine mehr gemischte sein. Grössere körper-
liche Anstrengungen hat der Kranke ebenso zu vermeiden wie zu grosse Ruhe, und
ein gewisses Maass von Muskelthätigkeit, am geeignetsten kleinere Spaziergänge,
zumeist auf ebenen Wegen, in frischer Luft sind unbedingt nothwendig. Die
Grenze, wie weit dieselben au^szudehnen, die Zeit, die Vormittags- und späteren
Nachmittagsstunderi, auf welche sie zu vi'rlegen sind, ist für den einzelnen Fall be-
sonders zu bestimmen und richtet sieh nach der Erregbarkeit des Herzmuskels
und Neigung zu stärkeren Palpitationen. Nach grösseren Mahlzeiten, vorzüglich
Mittags oder Abends, ist eine einstündige Ruhe anzuordnen, und jegliche Körper-
anstrengung und geistige Thätigkeit absolut zu verbieten.
Sind die Krscheinmigen ausgebreiteter Dilatation und Insuffieienz des Herz-
muskels in Folge dogenerativer oder anderweitiger entzündlicher Processe in dem-
selben eingetreten, so richtet sich die Behaudlmig mich den Grundsätzen, welche
bei der Behandlung dieser maassgebend sind. Ergiebt sich endlich durch Anamnese
und Untersuchung, dass nervöse Einflü.ssc vorzüglich eine erhöhte Herzaction bedingen
imd zu Hypertrophie des Muskels geführt haben, so sind diese, so weit es mög-
lich ist, zu bekämpfen, und namentlich jede gescldechtliche Aufregung und Excesse aufs
. Strengste zu verbieten. Gegen hysterische mid andere nervöse EiTegungszustände des
H Herzens tritt die Behandlung der denselben zu Grunde liegenden Krankheiten ein.
f OERTEL.
llerzklappenfehler, chronische Endocarditis. Herzfehler sind Be.schädigungen der
Klapi)envorrichtungen des Herzens, durch welche entweder ein vollkommener Ab-
■ schlass der Kammer nach aussen nicht mehr möglich ist: die Insuffieienz di-r
I Klappen: oder welche die Eingangs- und AusgangsöfTnungen der Kammer verengen:
B die Stenose der Ostlen. Die häufigste Ursache der Klappenfehler des linken
I Herzens und der damit verbundenen chronischen Endocarditis ist die acute Endocar-
ditis* verrucosa. In langsamer chronischer Entwicklung entstehen aber auch Klappeu-
^ fehler, wenn die durch Alter, Gicht, Alkoholisnius, Syphilis etc. bedingte Endarteritis,
B Arteriitis deformans imd Atheromatose von der Aorta aus auf den Klapiii>napparat
■ übergreift und Verdickung, Schrumpfung mid Verkalkung der Klappen erzeugt. Häutig
B geben noch chronische Nephritis, selten körperliche Ueberanstrenguugen mid Traumen
zu Klappenfehlem Veranl.issung. Hereditäre Disposition ist kaum zu bezweifeln.
I Endlich kann eine lasufticienz intacter Klappen dadurch entstehen, dass das betreffende
m Ostium durch zu starke Dilatition des Ventrikels sich erweitert hat und die Klappen
[Herzklnppenfphlor
— 58«
lUp?«]Ml»l
Ist >!• : !
Her? iJciu
nunmehr ilie vergrösserte Oeffiiung nicht lut'hr zu srhliessen vi
Itisufficieiiz. Andererseits kanu die Function der Klappen uiv.
wenn die Papillamiuskeln sich nnvnllständig Eusammcnziehen nni
S|):uiniing der Kiappensegel nicht erfolgt: funetionelle Insuffiri>
fehler des rechten Herzens 8ind fast an.snahmslos angeboi-ene. Am
die relative Insufficicnz der Tricuspidalis in Folge hochgradiger Erweit«ruii|
Ventrikels durch ahnunn grossen Widerstand im kleinen Kreislauf, t«
einen Khiiipenfi-hler des linken Herzens. I)ie Folgen eines Klappenfuhl«
durch Mchnirbcit des Herzens, durch Accominodation desselben an den KU(
oder (Kompensation, zum grossen Theile zumal im Ruhezustatiilo ai
l)ie Accunimodation des Herzens erfolgt bei der Irisufticionz der K ll
der Ostien durch Hypertrophie de« linken Herzens, wolchnr bm il<r
meistens eine grössere Dilatation kurze Zeit vorausging, wilbrcn<) '«•? ^
die Dilatation einen grösseren Umfang erreicht und dio Hypertro)'
langsamer r.n 8tande kommt. I>cr rechte Ventrikel ist :in der li'
cotnmodatian oder <"om])ciisation nur bei Mitralfehlern botheiligt.
trikcl für die ihm obliegende Arbeit zu schwach, so kann das
fehler sich nicht mehr acconimodiren.
Krforderlich zur Accouiniodation oiler Compenflatiou ist: Bei lonfnti
der Mitralkl;ippen: Dilatation nnci Hypertrophie des ganzen linken HprMll
Erhöhung des Druckes der \'orliof- oder Ventrikelcontr.ictionon, V« '
der Zusauinienziehung. Hei höheren tiradeu des Fehlers kommt i
latation dfs linken Vorhofs hinzu: Hypertrophie und Dilntatinii des le. i
mit Krhöhuug des systolischen Dnickes in demselben; i>ilat:itiou de.~
trikels entstellt erst als l'olge der g<'störten Accommodalioii. lusu
Aortaklappen: Dilatation und Hyi>ertro|ihie des linken Ventrikels I'
der Zeit der Ventrikelcrschlattimg, Krhöhung des systoliscben Ventrik
Arterien.system ist erweitert, Vermehrung der arteriellen Blutmengen,
Schwankungen im Gefässsystem durch den Kückstrom des Blutes
wobei :iher der mittlere Gofässdrnck unverändert bleibt, bei sehr holi
tripetaler Venenpuls und leichte Dy-spnoe in Folge von Lungencompr'
tniphic des rechten Ventrikels, kenntlich eventuell an der V^ '
l'utmonaltons, ist Zeichen der Aecumraoiiations- oder Conipcns;i .
des Ostium venosum siiiistruin geringen Grades bei Hyp<rtnijili.'
tion des linker; Vorhofs, Erhöhung des systoli.schen Vorhofdriiekes. \
Systole, Verlängerung der Diastole des linken Ventrikels; hohen
phie tiiit Dilatation des linken Vorhofs, Hypertrophie ohne Ih'lat
Kammer, Verkürzung der Systole, Verlängerung der Diastole des linkcii \nf
Stenose des Ostium der Aorta: Hypertrophie obne Dilatation il'- lül
Ventrikels, in schweren P'älleu auch Ausbildung dieser, Krhöbuug d'
Ventrikeldruckes, Verlängerung der Systole, Verkürzung der Diastole ■
Der compensatori.sche Ausgleich erfolgt in der Regel ohne Ziithun, iiide^-
in mancher) Füllen lileihen Accommodation und Compeusation un.
deren l'allen tritt eine .Abschwiichung einer bestehenden Aocomnind
nähnmg.sstörungen verschiedeiier Art, anaemischo Zustände, übernui-
Sklero.se der ernährenden (iefa.sscat)illaren des Herzens, Stiiminu ■'
strengung oder recidivirende Knilokarditiden, seltener durch
erkraiikung. Hei hinger bestehenden Herzfehlern kann eine allm.'i
Ermüdung zur Abiiahim.' der Herzkraft führen. Klinisch hat man al
gestörten Accommodation oder (>onnK'nsation: zunehmende Dyspnoe, >
Horzerregung, ausgebreitete Stauung, Cyanose, leichte Uodem«» um
Stauungsalbuniinurie etc. ;ingenomnien. Diese Erscheinungen «eigen
eine ziemlich weit vorgeschrittene Accommodation.s.störimg oder den
Accommodation an. (tbjectiv ist eine Accommod.ation.sstöning !■
.sobald sich die ersten Zetchejr der Insufticienz des linken Ventrik'
Eine Abnahme der Accnnimodatioii bei Mitralinsufficienz besteht sfliou, .m'Ijlj
rechte Ventrikel .sich dilatirl zeigt, und bei Schlu.ssunf."ihigkeit der Aoi^nkl!".]'!"^
eijie Hypertrophie des rechten Ventrikels durch Verstärkung des zv
nachweisbar ist. Subjectiv kennzeichnet sich der Zustand einer '(•■ _
modationsstöntng durch immer rasdieres Eintreten der Dyspnoe aod ti^
die fc '
ab« Li
Veriost *»
[llerzkl&ti|>enfi'hler
— r.KO
li«'rKkla|>|K'iifphlerJ
Herzklopffn, Bokleramuiiiü;, Hriuk :uil' der Brust etc. nai-h •^fr'iugvv Anstrengiuij; otlcr
Aufregung, TropiMüistoigen oder anderer leichter Muskelarbeit, Zunahme der I'uly-
fre<|uenz und Abnahme der i,)uaiitüt des Pulses, deutlicher hen-ortretende (yanose,
Stönuig in der Verdauung, SchwinilelanfilUe, Verminderung der Urinsecretion, aber
noch eher Albuminurie, dabei hüulig leicht eintretende Transspinition, ungleich mit
Abnahme der Körpertemperatur, kalte Kxtremitäten, Neigung zu Frost. Die schon
stark herabgesetzte ßlutmenge im arteriellen Systeo» reicht imr noch in der Ruhe
für die Kniährung des Körpers und Herzen.s aus, das Herz vermag sich aber
grösseren Austrengungen nicht mehr zu unterziehen. Erst nach längerem Bestehen
mid aihnählii-her Zunahme dieser Rrscheinungen bilden sich jene Symptome aus, die
man gewöhnlich als Zeichen einer Compensatioiisstörung ansieht, die aber in Wirk-
lichkeit eine bereits weit vorgeschrittene anzeigen, f^chwerer überwindbar als die
Stönmgen der Insuflirienz der Klappen sind jene der Stenose der Ostien, und unter
diesen die des linken üstiuiu veuusum in l'olge der geringen Miiskelmagse des linken
Vorhofes. Ebcn.so erleidet das Herz bei dieser früher eine K)inl)us6e seiner Accom-
mo<lationsf!ihigkeit als. bei jenen. Im weiteren Verlaufe steigern sich unter Zunahme
der Insufficienz des Herzmuskels die Symptome und Ireten neue hinzu. Jede Accom-
modation oder Conipensation ist allmählich aufgeholten worden, das hydrostatische
(tieichgewicht im Kreisläufe voUstiindig zu Verlust gegangen. Inuner mehr nehmen
flie Stauungen in den Lungen und den Körpervenen zu, mit Cyanose der Schleim-
häute und der iiusseren Haut, inuner miUrhtiger wird die ßlutüberfüllung rler inneren
Organe, Albuminurie und (ledeme stellen sich ein. Ks kommt zu wirklicher Ne-
phritis, Thrombose in den Arterien der Lungen, des Gehirns und der Kxtremitäten,
F^mbüiie der Nierenarterien, haemorrhagischem Niereninfarct, Milzinfarct, (ie)iim-
|blutungen und psychischen Störungen, besonders bei Aorteniusufh'eienz und gleich-
leitigen Atheromen der (Jehirnarterien. Endlich erfolgt der Tod unter Hydrops,
Wites, Hydrothoni.t und Herzlähmung.
Wo Schfncrzen in der Herzgegend eintreten, ist eine genaue Beobachtung des Krau-
lten und Erwägung aller Linstände nothwendig, lun ein verhängnissvolles Uebersehen
Biner zugleich bt^stehenileu Sklerose der ("orouiu-arterien* zu vermeiden.
Prognostisch sind nach der günstigeren Acconiraodation und nach dem Grade
arer Vollständigkeit die lusufficienzen günstiger zu beurtheilen als die Stenosen, bei
folchen die Accommodation immer nur eine luigenflgende und kurz andaucnirle ist.
iTou den Insufticienzen selbst bietet die Schlussmifähigkeit der Mitralklappcu bessere
ITerhältnisse als die der Aorta. Die Mitralinsufiicienz erfordert bei gleichem Grade
Defects und der Grösse der Rückstauung des Blutes nur etwa 'Vr, Arbeit von
ener, welche durch die Aorteniusufficienz nothwendig wird. Die Dilatation des
lerzens ist bei Mitralinsufficienz geringer als bei Aorteninsufficienz, und ilie Dilatation
le« Artcriensystems fehlt. Im l ebrigen kann die Aorteninsufficienz oft viele Jahre hin-
lurch gut compensirt sicji verhalten; dagegen können grö,ssere eingetretene Acconi-
Bodationsstnrungen nicht mehr leicht zum Schwinden gebracht werden. Unter den Ste-
nosen ermöglicht die Aortenstenose diircli die ziu" Verfügung stehende Muskelmassi- des
linken Ventrikels noch eine ziemlich gute Accommodation im Gegensatz zur Mitral-
stenose, bei welcher eingerissene schwere Störtuigen seltener ausgeglichen werden
Itönnen. Von den Herzfehlern des rechten Herzens lä.sst imr die relative Insufficienz
Jer Tricuspidalis bei Klappenfehlem des linken Herzens, wenn das Herz sich an sin
r.c(mimodirt hat oder der linksseitige Klappenfehler selbst nur ein relativer oder
jnctioneller ist, eine günstigere Progimse zu. Im Ganzen sind sie nur .symptoma-
tim-'her Behandlung zugän!;lich, Bradykardie*.
Prophylaxis. Die Bildung von Klappenfehlern im Verlauf der En(h)canlitis
'sind wir weder beim (ielenkrheumatismus noch sonst zu verhüten im Stande. Die
Salicy I.Säure vermag mir liie Dauer des Gelenkrhoumatisnuis abzukürzen uml damit
die Gefahr der Entstehung eini-s Klappenfehlers zu verringern, aber nicht aufzuhellen.
Auch die sklerosirende Endocarditis können wir durch Diaet oder antisyphilitische
3ehandlung beeinflussen, ohne indes« sicher die Klappen intact zu erhalten. Die
?rophylaxis hat sich vielmehr auf die bereits accommodirten Klappenfehler zu or-
trecken. Das Schick.sal eines Kranken mit Klappenfehler ist ganz und gar von dem
Cräftezustande seines Herzmuskels abhängig. Soll das Leben in relativer Gesundheit
kortbestehen, so muss das Herz soviel an Kraft gewinnen, dass es den Kreislauf noch
lusreicbeud unterhalten kann. Die Zeit, irmerhalb welcher dies geechieht, wird je
[Ht'rxklnppcii fehler
55MI —
IlenklAM
nach ilcn fiuzeltit'n WrliältnisHcn von einigen Woclirii auf mehrere U uiiat» mI i
(lehnen kOnnen. WUhrend dieser Zeit ist Kuhc, soviel wie mf>glicli Hettnih»!, Sc
und kräftipende Krnährung unter Vermeidung jeglicher alkoholbnlüger üelr4flfcr|
allein Nothwendige; neben dieser Krankenpflege krtnnen nur roborirende Minri (
Kisenpraeparate noch Verwendung finden. Nur da, wo auch «hmn ii.-»i-li
Zeit die Aeconmiodatioii des Herzens sich nicht oder nur uiivnjlstnndiir
wo jede Anstrengung oder Bewegung I>vsi»)U)e und Heniklopfeii hf lUrl
beschleunigt, klein und niThythniisch bleibt und die Diurese andai.
ist, kann von higitalis und 8troph.inthus (Gebrauch gemacht werden. Iir«üiiali(k4
holt sich das Herz unter ihrem Einfluss, wenn auch langsam, zuletxt dock
dass US ausser den ciiTulatorischen zugleich auch anderen nicht allnibolMJ
forderungen des Lebens geniigen kann. Spilter. wenn bei gewöhnlichen Anst
und Körperbewegungen nicht sofort Dnick auf der Bnist, Athembescliwef4ri|
Herzklopfen eintreten, kann man allmählich auch versuchen, durch m«
handlung etc. die Herzkraft weiter zu erhöhen, zugleich auch die kf»r|i
geistige Thlifigkeit genau zu regiiliren, da das Maass seini^r Lei.c
Ganzen initner unter der Norm Hegt. Kinder sollen tlurch <l«»n Schii
gestrengt und übcnnüdet wenleti, sondern viel im Freien sich atil halten
tu anstrengenden Spielen und TiirnunleiTicht ferngehalten werden. B<-i ein« I
wähl bringe der Benif den Kranken nicht zu sehr in eine sitzi-nde l«<<lirw«<
spanne aber seine Krfifte durch körperliche Anstrengung und lii-wrcrirn: nici
hoch an. NVo eine zu geringe Muskeltliätigkeit vorhanden ist, nitis- üIpI
wi'gung in freien .Stunden, Spaziergänge auf ebenen und wenig an>i _ . d Ä^
ficbirgsaufenthalt, aber ohne grös.sere Bergtouren, Aufenthalt an Terrain-Ka«
und zu Hause Zimmergymnastik, aber ohne Tiu-nger:lthe, Hanteln odrr '
einem guten Widerstandsapparate dringend empfohlen werden. Des T.i
alkoholischer Getränke, starken Tliec's und KafTee's, sexueller .\iiir>;."j
muss der Kranke sich gänzlich enthalten. Eine rheumatische I>is|K>8il]0« wird i
durch wanne Bäder, mineral- mid kühlensäurehaltige Bäder soviel ■ -^icki
zutilgen versuchen. .\uch dii' mit der Blutaufstauung in den I.:
hängenden Bronchitiden machen, namentlich im Herbst und Winter, eüj«.<a Aa
in einem südlichen Klima wiederholt nnthwendig.
Prophylaktische Behandlung bei bestehender Com pi-nsat inn. E«
gefährlich zu glauben, dass ein Kranker, dessen Herz .sich einem Klai*ii>iif>-liJM '
stündig accommodirt hat, wenn er nur eine gewisse Schonung sein'-
und seiner Kreislaufverhältnissc beobachtet, keiner besonderen Autui. ...
Behandlung bedürfe. Ein nur tu bald eintretender Verlust der Acromn
die sichere Folge.
In der Üiaet muss Alles, was den Kreislauf belastet, vermieden werdMi,
für die Ernährung* chronisch Herzkranker angegeben ist.
Was lue körperliche Thätigkeit anbelangt, so ist übergrosse und Vonai
jeder grö.xseren Thätigkeit gleich gefährlich. Pie Accommodation geht antir .
dauernder .Xnstrengung nicht selten rasch verloren. Zu demsolln'n Hr^^iltal» I
aber .'luch die Vermeidung jeder einigermaasson grösseren Körpi |
Kr.anko nuiss neben entsprechender Ruhe zu täglichen Spaziergüngcn ;iii i
unter geringer Steigiuig 10 — lö", am hesti-n an einem Terrain kurort*«*. l'irZritI
Spaziergänge kann mit öfterer Unterbrechung. Ruhepausen bis auf 2 Sttuulw i
gedehnt werden, (irosse An.strengungen d.igegen. die hier leicht r»M;b«« ud
Ansteigen des intracordialen Dnickes und der Spannung <ler Herxwatr' •■■•
haben, sind zu imtersagen. Ebenso sind lang andauernde, anstrengondc •
keit unil psychische Aufregungen, namentlich sexuelle, zu verbieten, l
die Erhaltimg der .\cconnnodation sind ferner Gymnastik und liäilci
besonders, weini die Bewegimg im Freien durch imgünstige NV
Verhältnisse nicht aiisl'fdirbar ist. Sonst ist die länger andauer
bewegung, verbunden mit tiefer .\thmung in frischer, staubfrtu-r
Gebirgsluft, der nur auf eine kurze Zeit lieschränktcn Gymnastik
in gynmiLstischen Sillen weit.aus vorzuziehen. Bei derGyninastik inus<-
besonders Hücksicht genommen werden: Ausübung der Bewegung \\ ,
spiration, Kückgang in die Au.sgangsstellung bei der Exspiration. Nie darf S<»
gohalteuem Athem eine Bewegung vollzogen werden. Wo Zimderscbo lii»tiiatt
Brzklnppc>nr('h|pr
ö!»l —
Herzkiappenrolilor]
DiündiMi sind, ist ihr lU-such aiizurutheii. NVeitRrhiu wirken BUder vortheilhaft auf
Bas Herz ein. Vnr «leu gcwöhniiclien wannen Büdem verdienen kohlensäurehnitigo
bdor Sal/bUder den Vorzug. Die kohii-iisäurcreiehen Thermalbäder (Cudowa, N:iu-
lleiin etc.) entsprechen am besten den voriiegiMiden Indikationen.
W Kndlich i.st den Kranken ein Wechsel des K]inia.s ziuneist von Nutzen, im Sommer
H^afenthalt in den Bergen, iin Winter ist der Süden zu empfehlen. Genaue Vor-
■chriften über Diaet, Aufenthalt im ['Veieu, Gehen und Steigen sind dabei unerläss-
■ich. Schlecht ist die Gepflogenheit, den Kranken im Sommer fortzusclücken, am
■neisten in die Schweiz, ihn dort (ie.>äellscbaftcn sich anschliessen imd Spaziergänge
bachen zu lassen. Es wird mei.st zu rasch imd zu lange ohne Ruhepause gegangen,
■u steil gestiegen, zu viel gesprochen während des (iehens und Steigens, wo der
Kranke seine Limge zum Athmen braucht, sich aber zumeist aas fal.'^cher Scham
BiesKD Schädlichkeiten nicht entzieht. Die Folgen sind dann die denkbar schlimmsten.
m Behandlung der (jompensations-Stfirungeu der ungenügenden, noch nicht
iroliständig eingetretenen oder abgeschwilchten Accoiinnodation. Die Krscheinungen,
■inter welchen Störungen der Accomniodatioii objectiv und .subjectiv sich kenntlich
Bnaclien, treten weitaus früher auf ;il.s jene, unter welchen man C'ompeii.sations-
fctriruiigen, die aber bereits den Verlii.^t i'iiu'r Ctnnpensatioii kennzeichnen, anzunehmen
■pflegt. Die Hi'haiidlung ist fast ausschh'i'.ssüch die diaetetisch-nieehaniscbo und richtet
■ich iKiih dem Grade der Abnahme der Herzkraft. Sie hat in gleicher Weise (ieltung
■fir InsuflicifTiz uinl Steno.se: nur dürfte sie bei letzterer noch strenger einzuhalten
■ein. Die (inmdsätze sind immer: Vermeidung jeder Ucberlastung des Kreislaufes
Bild Vermehning der Herzarbeit, Venneidung von Druck und Lagevcrändorung des
Berzen.s durch den stärker gefüllten Magen, möglichste Alkohol Vermeidung.
I Mechanische Beharidhuig. Bei einem gros,sen Theilo der Herzfehler richti't
■ich die Tompensation zweifellos von selbst ein; aber ebenso zweifellos erreicht dii>-
■elbe in einer beträchtlichen Z;dil nicht den genügenden Grad, sondern bleibt unter
Hemselben. Kriiilhrung inul Wachsthum de«; Herzmuskels entsprechi'n der Mehrforde-
Bruog nicht. Dieser Zustand ändert sich nur durch zeitweise Erregung motori.scher
Bmpulse, welche kräftigere Contractioiien auslösen und schliesslich zu der nothwendigon
fcypeitrnphie führen. Wird in einem .solchen Falle strenge Ruhe eingehalten, jede
Ipinigeniiaassen grössere Muskelarbeit verboten, und kommt noch unzweckraä.ssige Er-
nährung, übermässige Aufnahme von Flüssigkeit (Milchkur) liiunu, so bildet sich eine
ausreichende Accommodation selten mehr aus, der Zustand der Insufficienz nimmt
■nehr und mehr idierhand, bis die erst noch theilwcise bestandene Coiiipensatiuii
Bcbliesslich vollständig verloren gegangen ist, und das Leben nur noch durch medir.i-
■Uentöse Hi'handiung einige Zeit hinausgefristet werden kann. In solchen (^ompen-
■ationsstOningen liegt die dringendste Indication für die mechanische Behandlung
■or Für die Insufficienz der Klappen des linken Herzens ist die Anwendmig der
mechani.schen Methode wesentlich dieselbe wie bei der Insufficienz des Herzmuskels.
[Die methodische Erregung hat in der vorsichtigsten Weise zu geschehen, erst
■Gehen in der Ebene, kürzere oder längere Strecken, dann abwechselnd mit etw:is
■usteigendi-n Wegen, bis 10" Steigung, weiterhin vorwiegend diese unti mehr an-
Keigonde Wege bis 15" Steigung, mit oftmaligen Ruhepausen und regelmässigem
Ihthmen. Der Kranke muss sofort stehen bleiben, sobald sich stärkorejj Herzklopfen
kod Athembeschwerilen einstellen, bevor es noch zu eigentlicher Dyspnoe gekonnnen
■Bt. Bei der mechanischen Behandlung der Stenosen ist noch grö.ssere Vorsicht noth-
■rendig. Ra.schore imd energischere Contractionen des Herzmuskels haben hier iiichl,
■vie bei der Insufficienz eine bessere Entleerung der Vorkammer und Kannner zur Folge
■ikI fördern nicht die Circulation, sondern bewirken das (iegentheil, die Entleenmg
^ird eine unvollständigere, die Stauung grösser. Unter langsamem Gehen in der
Ebene, später erst auf nur wenig ansteigenden Wegen, uuter tiefem Athmen, gleich-
■Siissiger Vertheilung der Schritte nach der Respiration, 1—2 Schritte je nach der
■«uugencapacität auf die Inspiration und oben.soviel auf die Exspiration, öfteren Ruhe-
bausen als sie bei der Insuföcienz der Klappen nothwendig sind, lösen sich nur
^enig beschleunigte, aber kräftigere Contractionen aus, als bei absoluter Ruhe. Der
Blutstrom wird au.sgiebiger durch das stenosirte Ostium geschafft, wobei die
J(räftigeren Saugbewegmigen der Lunge durch die tiefen Inspirationen fördernd mit-
wirken. Unterstfitzt wird ferner die Systole durch sacradirtes Athmen während des lang-
■unen Gehens, H—ö Minuten Lang. Der Effect ist Abnahme der Stauung, bessere
[Herxklapppiifplilfr
— 592 —
llrrxklA|ipnlM
Köllujig des Artfrionsysteins, Firliöhuii!; ili-r alljjetnoinon Erni^brung, ber». inia
Erzieluiig einer corapensatorisclien Hyin-rtrophie.
unter der gleichen Vorsicht ist die Heilgymnastik in Anwodong a
nie üebungcn sollen nie Dyspnoe erzeugen, alle stoss- und ruckweiteo
Bewegungen sind zu vermeiden. Die active Bewegung: ohne Hanteln tut
der Inspiration ausgeführt und in die Ausgangsstelluiitr währfnd der Eufe
zurückgegangen. Beugebewegunpen mit C'ompression df« Thorax
sollen vennieden werden. Die Widerstandsbewegungen mit Zai:
oder unter Leitung eines geüliteu Gyranasten dürfen den oinfachei
erst folgen oder an ihre Stelle treten, wenn das Hr>rz sirh 1
hat und die.sellien ausnahmslos ohne Herzklopfen und Athetii'
werden. Wo die Bewegungen der Arme, namentlich das Erli'
Kranken Dyspnoe, Drurk auf der Rrast und Schmerz ( Herzsohment) ^ei
von der gymnjistiachen Methode ganz Abstand genommen werden,
sind auch gewöhnlich nicht im Stande, sich selbst zu frisircn oder xu rvins
der Anamnese lässt sich deshalb oft schon die Contraindicntinn alHat^
einer grös.sercn Nahrungsaufnahme, Mittagessen, muss immer für eine
1 Stunde, absolute Kulie gehalten werden.
Bei der Anweiulung der Bäder geht man von einfach wannen Bsilf-ni a
und dann zu kohleitsäurehaltigen Bädern (Nauheim, Cudowa, ' r«
und läsKt er.st mit Interbrechung von 2 und 1 Tagen, später 'J
und 1 tSgiger Hause die Bäder nehmen. Dabei sind immer mit dorn Bad dif<"
Stcigbeweguiig ujyd die Heilgymnastik zu verbinden.
Behandlung des ('nmi)ensations-Verluste». l'ntcr allinählicli'-r
der vorausgegangenen subjectiven und objectiven Symptome trt'ten als i-i'^'-i'
Erscheinung Alltumiiuirie und Oedem auf. WHhrend bei der einfai ■
des Herznuiskels olnie Klap]ienl'etiler die mechanische Behandlung dur.
von .\lbuiTiinurie und Oedem häutig nur eine vorsichtige Hescliränkun.
sie bei Klai»penfehlevn mit verlorener Aeconimodation, Albuuiiimrie uud !>;'.'?
ständig aus, imd es tritt für .sie die medicamentöse Behandlung ein DiV M
für die diaetetiscbe Behandlung bleiben unverändert, bei <■
liegen darf sich die Kriiähnuig nur auf flüssige Speisen besclu
reichend eiweissbaltige und ciweissersparende Stoffe enthalten, Su[m
Bceftea, Gallerten, (ielees von Kalbsfüs.sen, Brand'schen Fleiscbextm' :.
AlbuiiiONen[)rae|iarate, Leim, Eierweisswasser, Butterunich. Aber auch
fettbildcnde Stofl'e müssen zugeführt werden, vorzüglich Kohlehydrale. Zacltf, I
iu Form von Mchlsniipeti, Schleimsuppen, Mehlbrei (Mus), üriesbrei, Rf« ■
Milch ltder zuckerhaltige Saucen, Fruchtsäfte. Creme-Arten, Compote., ilan« ^
tränke Tliee, KaftVc, Checolade, Cacao. Milch, Bier, Wein etc.; Marken" »Itt '
imr als erregetide und Reizmittel, wie in gleichem Sinne wirkende \
der Mehrzahl der Fälle beschränkt sich anf.angs dii* inedicaineir
hing, wenn die Circulationsstönmgen unter dem ('ompen.s;itions- •
dationsverlust noch nicht zu weit vorgeschritten sind, auf rjio Anwetwl
und der iindeicn Herzmittel bei vollkommener Ruhe, Bettruhe des I
dann riocli nftnials, eine Accomnioilatioii des Herzens an den Kla|
oder weniger lange Zeit wieder herzustellen, bezw. soweit «n i
einiger Zeit die weitere Erstarkung des Herznuiskels und die Comp» :
Bäder, dann durch die mechanische Behandhmg, nauientHch ■
Steigbewegung und (iymn.-Lstik, vervollständigt wertlen kaim. "■• m-
Wirkung der Digitalis auch unter längerer und wiederholter Anwcndune
ist walirscheiulic'li das Strumhinrieriiiss grö.s.scr, als dass es selbst di^ '
Contractionskraft vom Herzen überwunden werden könnte. In uini' '
stehen Eniäbrungs- und Degeuerationsveränderungen am Herzen, welch'
rung .seiner Arbeitskraft mehr erniögliebon. Man kann dann nur :>■
unter Ruhe uud l'>iiährung durch wiederholte Digitalisanweml
Her/.thätigkeit ohne eine wirkliche .Accommodation zu erreichen, '
lingt. L>ie Digitalis in den verschiedenen Formen ihrer Anwend-
kleitieu Do.sen die r'ulsfre(|uenz herab, steigert die Energie di .
und di'n Blutdnick; dadurch grössere F"flllung des Arterieusyst J*
Ernährung des Herzmuskels selbst, Vcrmiuderuug der Belastung <iii i^uu,^ •
U>n!lclnpriwifpTii?r
ierxKiiipp<>iir)>lilt>r{
Vciii'iisyslt'ins, Krlcichti'niiig: ticr Athimiiif:, Stci^foning flrr Ihiriisccrt'tioii. VAw Bfsst--
ruiiji; kann in (.•iiiipfii T;ip'ii odor ini'liiurfn VVorlicii fiiitrclcii. Ycrabn-irliuiifj, am
Ijp.sti'ii in Piüverforiii, mit kli-im»]) l)<>s(;ii bi-ginnciul, U,()ö — (1,1 pro dosi und 5 TuImt
tii Ta);c, 2—3 stündlich oiii Pulver (0,25—0,5 pro die). Man giebt das MittrI
-3 T:igc hintereinander und macht dann «"ine grössore Pause (4 — 0 Tage), diu
Hrkung abwartend, um d:i88Plbo, wemi noch nothvvendig, zu wiederholen. Man kami
|n dieser Weise mehrmals von dem Mittel Gebrauch machen. Hei jahrelang lic-
tchenden Herzfehlern und Kranken im vorge.scliritteiien Alter, wo keine dauernde
Ucomniodation mehr /,u erreichen i.st, kann das Mittel, wenn e.s ertragen wird, in der
»nge^^ebenen Form alle 10 — 14 Tafje oder ;•} Wochen (2 — Ü Taj^e hintereinander
Pulver zu je 0,1 g) die Herzthätigkeit lange Zeit, V2 — 1 -lahr, in Stand setzen, den
Kreislauf der Krnähruiig und die hebensfunctionen genügend zu unterhalten. Länger
lls :? Wochen darf dabei das Mitte! selten ausgesetzt werden. Eine weitern, sehr
gebräuchliche Anwendung <ler l)igit;i!is ist das Infusmn, l,ä — 2,0 auf 150,0 Flüssig-
keit, 2— .'J stündlich ein Kssi'ifi'cl, bis die volle Wigitaliswirkung erzielt ist. Uie
Tinctnr ist weniger wirk.sani. Man wendet sie an, wo bei mfUsiger Herzinsiifficienz
Bin Ifingerer Gebrauch der Uigitalis iiofhwendig wird. Hie Digitalinpr.aeparate sind in
ihrer Wirkung unsicher. Wenn als Zeichen der eumulirendcn Wirkung der Digitalis
Intoxicationssymptonie eintreten, so ist duri'li Rr<izmittel, starke Weine, Cognac,
ichwarzen Kaffee etc. einem weiteren Sinken der Herzthätigkeit vorzubeugen, l'eber-
rachnng des Kranken ist daher bei Digitaiisgebrauch innner nothwendig. Uobrigens
rerdcn .selbst gros.se Dosen, bis n Gramm und mehr, von mamdien noch gut ver-
•agen. Wenn die Digitales von Anfang an Uebelkeit oder Rrbrechen hervorruft,
Itann man noch einen Wechsel in der l'^orm versuchen, oder diescllie im KIjstier
Infus von 0,5 — 1,0 auf 50,0) verabreichen lassen. Bleibt die Nebenwirkung auch
B<i nicht aus, ,so nniss von dem Mittel .Mistand genommen werden.
Kill anderes Herzmittel, weniger nachhaltig in seiner Wirkung als Digitiilis, ist
ätrophanthus liispidus in Tinctur, 2— 10— Ki Tropfen dreimal im Tage, empfohlen
Ijauch in Combiiiation mit Oigitalistinctur bei schweren ronipeiisatioiisstörungen und
iHerzschwäcfae, wo Gefahr im Verzug wilre. Doch ist die Wirkung selten die dem
littel zugeschriel)eiie. Das Strophantbiiium piirissimuin (Merck), zu 0,002— 0,CK(4
jr den T.ag, ist noch nicht genügend erprobt. Ferner zidilen hierher die Koffeni-
iraeparate, (Viffeinum citricum, CotTeituini riatrn-salicylicura und Coffeinum natro-
tteiizoicuin in Pulvern 0,2—0,3 alle 2 Stunden und 5mal im T.age. Zu den Horz-
Iniitti'ln zählt ferner, aber in s<'iner Wirkung nicht ininier sicher, die Convallaria
lajalis, in einem liifuse 0,5 auf 120,0, davon n — (".mal einen EsslTiffel im Tage.
Ä'enig wirksam und nicht ungefährlich d.-igegen ist das schwefelsaure SparteTn.
Herzklopfen, anfallsweise oder beständig, natneiitlich bei Aorfeninsuffieienz, wird
iurch Eis, Herzflnsche* oder Kühlnpparat von Leiter günstig beeinflusst und oft
ir<dlstnndig unterdrückt. In leichteren Füllen auch Broninatrium, nicht das Kali-
»iz. Aqua Laurocerasi mit oder ohne Tinctura Digitalis: in schweren Füllen ist
lorphium kaum zu eutbeliren.
Gro.sse Beachtung verlaugt der Herzschmerz, der stenokardische Anfall,
1.1 er nicht nervOse Erregunc, sondern Sklerose der Coronararterien* zur Urs.-iche
lat und umsichtige Beliandlung nothwendig macht. Rrloichtenmg verschafft hier
Nitroglycerin, auch wenn Degenerations-Zustände bestehen. Die Athemnoth bessert
^ich häutig schon durch Reduction der Flüssigkeitsaufnahme untl Verthi'ilung der
Nahrung in mehrere kleine Portionen. .\uch durch die Digitalis vermindert sich
bäufig die I)yspnoe, und durch .Morphimir, itmeriich und subcutan, kiiim fieni Kranken
tbesoiidcrs in den letzten liyspnoiscben Zustünden grosse Erleichterung verschafft
Verden. In diesem Stadium ist mit dem Morphium nicht mehr zu sparen, ("hloral-
iiydrat ist manehraal von Nutzen, verlangt aber grosse Vorsicht; auch Chloralamid
'eigt gute Erfolge. Aussenlem unterstützen Senfpapier, Senfteig, hoisse rmschläge,
ieisse Handbfider, Fussbader mit Senfniehl, Salz und Asche, dann namentlich
»ckene Schrnpfköpfe, 20 und mehr, die Wirkung der internen Medication. Als
palliatives Mittel gilt Liijuor Amnionii anisatus. Ebenso wird Plumbum .iceticum
in gros.sen Dosen mit 0,03 — 0,05 Gramm Opium alle 2 — 3 Stunden gegeben. Ein-
athinungen von .Amylnitrit, bei stärkster Dyspnoe und drohendem Luiigenoedeni
eiupfohieu, haben keine Bedeutung. Endlich verunig ein stärkeres Dr.asticum, Infusuin
BD. Litbteieb, Eaejrklofud». U. Bud. gg
[Horzklappeinfrhler
5<)4
Hoikl«
Sennne r.()iii|iositiini, (iiunmigutt utc. durch reichliche wn--- !._' Aitslrrns$nll
anhaltende Erleichtf-rung zu scbsiffeu.
Erweist sich bei Oedcmen die Üijtit.ilis nicht mehr
Herabsetzung der Flüssigkeitjsaufnahmo die allgemeine mt'die:
Vollstriiidige Ruhe, Bettruhe, weiui müglich horizontale !
geschwollenen Arme und Beine durch Klanellbinden. Lein. ■
regcl liäufig durch Venninderung von \V:isseraustritt uns dein h} UracousiAs
die meist hochgradige Dyspnoe recht peinlich, uiid «las Athnien winl rre
frei, wenn es zu einer grösseren serösen Transwudation kommt. Von meilir
Mitteln sind jetzt die Uiuretica mit oder ohne Digitalis zu versuchen
Mittel, Kalium .iceticum, Tartarus bora.xatus. Squilla etc. werden
einem I>igitalisinfus verbunden. Ihre Wirkimg ist leider htr.i''
sonders hervortretende. Eine bessere Wirkung dagegen erzielt u;
retin oder Theobraniiinim natm-.s.ilicylicum in Llsung oder m !
orstcron Form lässt mau innerhalb 24 Stunden 5 — B g auf 1
am besten Wasser, 10 — 20 Cognac, je nachdem man zugleich crt
Herz einwirken will, und Zuckersirup, unter Vermeidutig von einem s '
oder bald sauer werdenden (.'orrigens, wie Fruchtsäfte ete., verbr.i
IJopin'lsalx durch dieselben zersetzt und ein Theil des Tüeobroiuins
Von I'ulvcni zu 0,5 — 1,0 g, die nicht zu lange aufbewaiirt v
kann man lungere Zeit hindurch 1 — 3 Stück im Tage gebea aod I ,
gleich mit f),l Digitalis zur Anwendung bringen. Nicht seltea {i>'<
Nierenepithel nicht schou zu weit entartet ist, eine Ansscheidiuig ^<n^ :
üriii und mehr. Auch Knlomel vennag die Diurese bei livilrfipisrhr-n 11
ganz besonders anzuregen, als l'ulver von 0,2, seltener 0,3 täglich
Tage hintereinander (3— <i). Die Wirkung ist eine nachhaltigere. ••
sofort bi'i Hegiuii der Diurese das Mitt<'l aussetzt; enorme \\
dabei durch den li:ini entleert werden. Bei schwacher Herztli i
Digitalis, 0,05— u.l dein Ivalornel zugesetzt, die Wirkung. Leider tii
Frdlen die diurelische Wirkung des Kaloniels aus und e^^ treten Öali\j..i-
nilckige Diarrhoen ein, die ein sofortiges Aussetzen verlangen.
Versagen ilie diuretischen Mittel, kommt es zu Hydrothoras, A^^i"*""
80 kann durch I'unctiou und vorsichtige Skarificationen der Haut ein
fluss von Serum erzielt und Erleichterung verschafft werden. Vom PI!
Luft-Dani|ifl);i'lcrn, heissen Einpackungen ist in Rücksicht auf die H-'
Dyspno»' der Kranken in der Regel kein genügend ausgiebiger •
niaclieii. .Andererseits tritt auf der stark gespannten Haut über ■
Schweisssecretion mehr eiu (Oerteli. sodass auch, wo die Bäder ertragt
die Wasseraiissclieidung eine sehr unzureichende ist.
(jhninacht und Schwindelaiifälle als FolgezustUnde von iivhr
hruiligsten bei Aorten-Stenose, verschwinden nicht selten durch hori/'
und Reizmittel, wie Cognac, .\ether, Wein: und wenn sie durch St:i
gerufen werden, sind ableitende Mittel, Senfpapier, Abfüliruiittel in .ui.
ziehen. Schwüchezuständen wird man durch Reizmittel, Thec, starke Wi-Ui
(kein Champagner) und Excitantien, Aether, Kampher, Valeriana, Casi'
begegnen. Kampher kann in 1,0 bis 1,5 g für den Tag, so weit es
trägt, Wochen lang gegeben werden; nisch, aber nur vorüber.
Kauiphereiii.sprttzungen (0,r><Heuiii camphoratum), ebenso die A( ■
Tritt tJolIaps ein, so kann man noch energischere Vei-suche mit lii-v" 1*
nanientlieh den subcutanen, machen, dabei innerlich Aetber und Cosnac 1
letzten schweren Stunden hilft Morphium hinweg.
Herzklopfen. Die Patienten sjiüren den Herzschl.ig an der Brustwanil, \tt^'0 *
Em]itindiing von Unruhe in der Herzgegend und damit verknüpft si
Grad von ängstlichem (iefühl. Diese subjectiveu Erscheinungen kr>ii
den schwersten Formen der Beklemmung, dos Lufthungers, der '' '
Beschleunigte Herzaction, verstärkten Ictus cordis an der Brust v
mischung subjectiveu riibehagens wird man kaum mit dem k ■
Herzkloi>fens bezeichnen dürfen. Öbjectiv wahrnehmbare He&cbli
des Stosses ist meistens zugesellt. Die Ursachen des Ilerzklopieiiii Biai
rHprzklopfen
— 50o -
Hrrxklopfen]
I ordentlich versrhipdfii: jene zu beachten und ihnen nachziispüron ist wichtig, weil
die Therajiie womöglich dem Griuidleiden entgegenarheiten soll.
Bei Gesunden kommt Herzklopfen nach starken, ungewohnten körperlichen An-
strengungen und nach überraschenden psychischen Erregungen, namentlich schreck-
hafter Art vor. Bleibt es an diese natürlichen Ursachen gebunden und hält es sich
dabei in bosclieidenen Grenzen, so wird es nicht zum Gegen.stand ärztlicher Fürsorge.
ISlanchmal kommt es jedoch zu beunruliigenden (iraden von Herzklopfen. Dieses
steht dann zwar im Vordergrund der Erscheinungen, doch gesellen .sich andere
Symptome hinzu: l,uftmangel, Angstgefühl, Cyanose, hämmernder Kopfschmerz.
Schwäche der Muskeln, Uebelkeit, Ühtniiachtsanwnndhingen: der l'uls wird klein imd
I jagend. Das Gesammtbild i.st beunruhigend. In der That handelt es sich um einen
acuten Anfall von Herzschwäche. Angestrengte Märsche, 'sportliche raradcieistungen,
ungewohnte Bergtouren — ein Theil der unter „Bergkrankheit*" beschriebenen Zu-
» Stande gehfirt hierher — lösen den Anfall aus. Sein Beginn schliesst sich nicht
iinmcT immitteÜKir an die Anstrengung an; seine Dauer beträgt Viertelstunden, Stunden
und Tage, theils uno continiio, theils mit Unterbrechungen. Die Behandlung besteht
in absoluter Ruhiglagerung mit leicht erhöhter Stellung des I »iierkürpers, Entlastimg
von allen beschwerenden Kleidungsstücken, leichtem Frottiren der (ilieder, schluck-
wei.se Venibreichuiig von Cognae und anderer Excitantia, -Apph'cation von Senfpflaster
h»uf der Bm.st: in schwereren Füllen sind subcutane Injectionen von Kampheröl,
' Aether etc. am I'latze, im äu.ssersten Nothfalle darf ein Aderlass versucht werden.
I Im Allgemeinen Inite man sich vor schwereren Eingriffen. Ruhe ist <lie Hauptsache.
[Vor Wiederholung der Ueberunstrengung ist dringend zu warnen.
Es giebt Menschen, welche im .allgemeinen gesund sind und dennoch nach An-
I strengungen leichter und anhaltender Herzklopfen bekommen, als andere Individuen
I unter gleichen Lebensbedingungen. Es verrüth sich hierin eine gewisse Minder-
iwerthigkeit des (^irculationsapparates: angeborene oder durch frühere
'Verweichlichung anerzogene Schw.lche des Herzens. Enge des Aortensystems. Es
|:gilt bei diesen Individuen, durch vorbeugende Maa.ssregeln spätere Erkrankung an
' Arteriosklerose und Herzdehnung, zu welchen sie neigen, zu verhüten. Die Be-
handlung be-steht 1. in Abwendung srhi'ullicher Einflüsse. Als solche ist alles
XU betrachten, was wegen Bennthigung schnelleren Kreislaufes dem Herzen plötz-
I liehe und starke Inansprm-htiahnie .seiner Reservekrüfte zumuthet und was das
jHerz zu stärkerer .\ction .intreibt, ohne d.a.ss fruchtbringende .\rbeit dadurch ge-
[leistet wird. Zu meiden sind daher: plötzliche st.irke Anstrengungen, wie Heben
[schwerer Lasten, Erklettern steiler Berge, schnelles Treppensteigen, gehäufte Cohabi-
Itationen. Zu beschränken, womöglich zu meiden sind: .\lkohol, Kaffee, Thee, Tabak
[und sämmtliche arzneiliche Herzreizinittel, wie Digitalis, Strophanthus, Kamphor,
^Aether und dergl, 2. In systemati.srher Uebung und Schulung des Herzens durch
liingsame Gewöhnung an stärkere Arbeit: Zimmergynin.astik, Turnen, Rudern, Schwimmen,
Ivorsichtige Bergtouren — alles ohne Uobertreibung. Die modernen medico-mecha-
lischen Massnahmen — gleichgiltig welchen Namen sie tr.agen — sind ohne Vortheil;
sie schaden mehr als sie nützen. Sie sind für Krüppel, aber nicht für Gesunde,
reiche sich prophylaktisch abhärten wollen. Ihre Anwendung suggerirt diesen Leuten,
Idass sie krank seien und macht sie zu unheilbaren Hypochondern und Neurasthenikern.
Eine grosse Anzahl von Krankheiten der Circ.ulations-, Respinitions-, Abdo-
linin:ilorg;uie h;ibon gemciiLsam, dass zur Gewinnung von Sauei-stoff Hilfskräfte mobil
gemacht werden müssen; sie bestehen in stärkerer Erregung der Athmung und des
►Herzens. Steigen die .Ansprüche an die Sauerstoffzufuhr, so kommt es zu subjectivor
lund objectiver Dyspnoe und zu Herzklopfen. Letzteres drängt sich nni .so mehr vor,
Ije mehr das Herz selbst erkrankte und pflegt audi bei Haemoglobinverarmung
ItmbT ausgesprochen zu sein. Handelt es sich um Her2kloi>fen, welches wirklich von
lAnsti'cngungen abhängig und nicht etwa rein nervösen ürspnmgs ist, so ist dasselbe
lein Zeichen, da.ss die jeweilige Anstrengung für den augenblicklichen Kräftezustand
Nes Herzens zu gross war. Veijiachlässigung dieser Warnung und Fortführung
gleichberaessener Anstrengungen würde die Gef.ihr der Herzschwäche bedingen.
Die Anstrengungen sind daher unter dorn Maas.se zu halten, welches zu Herz-
ulopfen führt, (m Uebrigen steht die Behandlung des Herzklopfen bedingenden
F^idens im Vordergrund. Tritt bei Herzkranken (Herzklappenfehler, Myocarditis,
I «Generation, secundäre Herzveränderungen bei Nephritis, Emphysem, Artorien-
L 88*
[Ilrrzklopfon
— 5ftR —
nmW,
(■ikrjiiikunpfii itc.) das Horzklopfoii in werhsflndem Maa.'^se und nach mat (
liedeutC'iidereii körperlichen Anstrengungen und schlies-slich amchnijiai M
Äussere Veranhissung :iuf, so ist dieses in der Regel ein erstes and rdäd
Zeichen nahender Compensutionsstörung. Beachtet man das 2a4ft]
lassen sich schwerere CompeiisaJionsstArungen niit Oedenaeri hftufig vmaddA |
sohlte Bettruhe, verlmnden mit kalten Umschlägen odor ßishiaso in il' " H
führt häufig schon ohne arzneiliche Verordnung zum Zii'ie; häufipe kl
sollen an die Stelle weniger grosser treten; Flfissigjkeit üst eiiizuM :
gang zu sorgen. Weichen die Beschwerden nicht sofort, so «in«!
Digitalis, Scilla, Stropliimthuü, Adonis vernalis. Koffein am PI.:'
fallt dann weiterhin mit derjenigen hei voll ausgehildoteii Coun'
summen. Ausser den durch nahende Compeiisationsstöning dos Herzeus uh'
Uelieranstrengung ausgelösten Anfüllen von Herzklopfen kiimnit hr'i H
Form von Herzklopfen vor, welche von rein nervösen lnii»ul.seii abli
durch stärkere Ansprüche an die Arheitsleistiing des Herzens i....
Form, nervöses Herzklopfen der Herzkranken, ist ungemein Im
regelmassig mit anderen Zeichen hysterischer oder npurasth««nischcr ^
hiinden. Has hei jedem Anlass, oft schon hei dem (.icdankr-n an ein>
rnterhaltung, einen Besuch u. dgl. aushrechende Herzklopfen |"
sehr und macht sie oft zu unbrauchbaren Mitgliedern der Gesiellscli
der Familie und Aerzte, zu Stammgästen der Badeorte. Die subj.
ülterragen weit dii- objective Bedeutung der Circulationsstörung,
.i;c'g|icheii sein kann. Die Anfälle sind bald nur minuten-, bald si
knüiifcn sich liald mit k;unii beschleunigter, bald mit erheblich b:
actifui, soda.ss man geradezu von paro.xysmaler Tachykardie reden kann j
Betreffs der Behandlung i.st au die Spitze zu stellen, du.ss das iicrv'''-^' " '•' -^
der Herzkraiiktüi unter keinen Umständen mit Digitalis in irgend wol'
mit ähnlich wirkenden Mitteln hehatideit werden darf. C)as wän' mj'I'i-i
Kunstfehler! I)ie i-inzig richtige Behandlung besteht in systematischer Cirtim
an Arbeit bis zu dem vom Arzte im besonderen Falle als zuti i. " '
schützenden Maasse. Auch hier sei vor Mas.sage, Widerstandsgymi
dringend gewarnt. Der natürliche Gebrauch der Mu.skeln ist viel ! '
bringt die Kranken viel eher zur Ueberzeugung. dass sie eigentl. ■ j
nicht so herzschwaeh und leistungsunfähig sind, wie sie glsubten. ttm
i-ückkebrenden Bewusststiii der Kraft hört das Herzklopfen von S"'*'"' ->»'' Äl
thodisrher Muskelschulmig sind andere, das Nervensystem eün (!*^
.Maassregeln zweckmässig zu verknüpfen: kalte .\breibuiigeii, proli'uiun ^-.*' ■
mentlich Kohlensäurebäder, viel Aufenthalt im Freien, namentlich in innii
schattigen Orten auf massiger Höhe. Die Nahrungsaufnahme ist sehr n ;
gestalten; die .Menge richte sich nach dem Fettbestandc des Körpers, i
je nach linständen veigrös.sert oder verringert werden. Alkohol
Tabak sind .sehr einzu.schränken. Von .\rzneimitteln wird man li *
andvre indifferente, suggestiv wirkende Mittel mit Vortheil im Am
BedeiUinigsvoller sind Brompraeparate, welche bei diesen nervösen Her.- >
kaum zu entbehren sind und den Vorzug vor allen anderen Narcotica
Ausser den din-( li ndative Ueberaastrengung und den durch nerv"M :■ '
dingten .\uf(iilen von Herzklopfen giebt es auch Mischformen beider. I:
der Anfälle von .\iipina* pectoris gehört hierher. Es ist Sache des \r"'-
Mischformen den .\ntheil der beiden genannten Compononten herauszu'
Therapie hat je nachdem den einen oder anderen der bezeichneten W« ;:.■ , : i
Nervöses Herzklo(»fen bei herzgesunden Menschen kommt ,uii Ilh;.
Hysterischen und .Niiirasthenikern, oft auch bei Hypocliondrisclien m
sehen, fi'nier auch sehr häufig hei Menschen, welche man ohne Zuer-'
Diagnose einfach nervös nennt, vor. Es tritt bald mehr in Fomi '1-
KinpfiuJinig des Herzklopfens, bald in Form wirklich stark beschleun .
stärktci- lleizaction auf; b;dd ati gewisse Tageszeiten gebunden, bald
hrnilig im Ansebtuss an Mahlzeiten, andere Male gerade umgekehrt im
.Stande oder bei der Defaecation: bei l'"rauen gesteigert zur Zeit di
mit besonderer Vorliehe im Alter des Climacteriuins. Charakteristiisch i--^ —
Anfälle unabhängig von einer das Herz belastenden körperlichen AaSttnff^*
Hrrzkrnitkeii-Kriifilirung]
I
I
treten; jii sogar hiUifig wini AiistriMigung VDrtrufl'iirh ertragen; aber kCirperlicIie
Ruliü bei geistiger Arbeit, das Stubenhockeii und .selbst Kaulleii/.en bringen den An-
fall. Zu tlein nervösen Her/kloiifen gelnlrt aiicli: Tarhykanliü bei Morbus Ba.sedowii,
sowie theilweise paroxysmale Tachykanlie, Angina (icetoris und Hcrzklappenfehler.
Aus.ser den eigentlichen Neurosen schaffe» Blutaniuith, kiiniineriichfir Ernährungs-
zustand in Folge von Ausschweifungen, A]ip('titli>sigkelt, aber auch Neigung zur
Corpulonz, Diabetes, Giclit, Magen- und Oarnikratdiheiten, Kxcesso in Vcnere die
Disposition. Vielfach ist auch das Herzkbi[)reii der Tiilierculrisen liierhor zu rechnen.
l)as Herz ist gesund.
Die Ri'liandlung hat in er.ster Stelle das tirundleiden zu bcriicksiclifigen und
daher kOniien gegen das nervfi.se llerzkkipfen die allerverschiedi'iisten Kuren in Be-
tracht koninien; lMseiipr:ii'|)ar:ite, M.istkur,ent!'etlende l*iai't, Krsatz einer kohlenhydrat-
reichen durch kiphlenhytli-atarine Kost (bei lliabi'tes), Marienbader, Karlsliader, Kis.singer
un<l andere Trinkkuren, Hiiheiiliift, Seebäder, KtdileMM'iiirebilder, Mnorbiiiier, salinische
uud vegetabilisch!^ AbfiÜu-niittel u. s. w. M.m siebt, dass es vor allem auf die
richtige Erkennung der das Herzklopfen veranbissoinlen Motix-nte .'inkonunt. Fast
in allen diesen Fällen wird es zweckniä.ssig .sein, neben der an bestimmte Organe
oder an den allgenreinen Stoffwechsel sich wen<lenden Therapie zu abiiitrtenden Pro-
cedurcn zu greifen; Kaltwas-serbehandlung mit ihren ni.annicbfaclien Modificationen,
Entfernung au.s aufri'iitender Thätigkeit, strenge und vernünftige Eintbeiliing des Tages,
Sorge für reichlichen Schlaf, tiiglid! erniiidenile, aber nicht überniüdemic Muskel-
thiltigkeit imd dergl. stehen obenan. Dem einen oder analeren wird ancli die suggestive
Wirkung des elektrischen Stroms gute Dienste lliim. namentlii'li als statische Elektricität
und elektrisches Bad. Was kliniatisclie Kuren betrifft, sn ist zu erwälini-n, d:i.ss im All-
gemeinen von Menschen mit iierviisem Herzklopfen, aber gesundem Herz warme Hrdien-
orte am besten ertragen werden; feuchte, enge Thäler sind zu meiden; der Meeres-
strand bietet keine Vnrtlieile vor den Hergeshidien, eher Nachtheile. Wenn nicht
bestimmte (Jomplicationen bezw. Orundkiaiikheiten nach anderen Orten weisen, finden
.sich schöne Erfolge auf Schweizer Höhen von IHfX) — 2tR)0 Metern und mehr. Von
Mediramenten stehen auch hier, wie bei dem nervösen Herzklopfen der Herzkranken,
Brompraeparate obenan. F>;ls Kalisalz braucht nicht gescheut zu werden. Auch
die g:utze Phalanx der übrigen Nervina ist gleichm;1.s.sig inj Ciebranch: Morphium,
Kodein, Zinksalze, Nitrite, roca'fn, Atropin, Stramonium, .\konit etc. In einzelnen
Füllen hilft dieses oder jenes, oft wunderbar und dauernd, in den meisten Füllen ver-
sagen sie oder helfen unvollständig oder cou|)ircn 2 — .'? Anfälle, mn die fidgenden un-
beeinflusst zu las.sen oder zu verstärketi. Vor den eigentlichen Herzmitteln, Digitilis
an der Spitze, sei dringend gewarnt.
Als toxisches Herzklopfen sind wohl gewisse bei Magen- und Dannkrank-
heiten ausgelöste Anfülle, Autointoxication, ferner das Herzklopfen nach grösseren
Mahlzeiten, als Thcil dessen, was man als „Verdauungsfieber" beschreibt, das Herz-
klopfen bei Nierenkranken zu liczeichnen. Vor Allem i.st zu nemien da.s Herzklopfen
nach grösseren Mengen alkoholischer lietränke nnd sehr h!\ufig nach Kafl'ee- und Thee-
missbrauch, nach Nicotijunissbnuudi, bei Morpliinisten, Coca1ni.sten, nach dem immer
häufiger werdenden Missbranch von anderen Nervina, wie Antipyrin, Phenacetin,
Antifebrin etc., ferner ruft bei einzelnen Men.sclien der Genuss bestimmter Speisen
Herzklopfen hervor, z. B. der (iennss frischer Champignons, alten Käses etc. Es
bestehen da merkwürdige Idiosynkrasien, dahin gehört z. B. auch die Empfindlich-
keit gegen kohlensaure Getränke, welche bei einzelnen Individuen Kaiisidigefübl und
Herzklopfen erzeugen. Dils toxische Herzklopfen ex ingestis, vor Alb'iii bei Nicotin-
vergiftung, ist bei entsprechender Entziehung ausserordentlich leicht heili)ar. Aller-
dings verlangt häufig das schwer zerrüttete Nervensystem besondere Behandlung.
T. NOOBbEH.
Herzkraiiken-Ernilhrong. Die EniUhrung der Kranken wird sich zu richten haben:
1. nach den mechanischen Verhältnissen des Circulationsapparates, der (irösso
I der Kreislaufsstörungcn, der bereits bestehenden Belastung des venö.sen Apparates
bezw. der Verrückung des hydrostatischen Gleichgewichts und endlich nach der noch
vorhandenen Herzkraft; 2. wird der Ernährungszustand des Kranken, sein Ei-
weiss- und Fettbestand die Zusammensetzung der Nahrung bestinunen und 3. wird
nach der Beschafloiiheit des Blutes, der normalen oder subnormalon Coii-
[ Herzkraiiken>ErnäliriniK
— 59R —
Herzkranken»
centration desselbon, Auacuiip, Hydraemie, seröse Plethora, sowie nach ttrr Fi
fUbigk<>it des Haniappar.-ites dif Flüssigkeitsaiifnalinie zu regeln sein.
I. f^uantitüt der Nahrung. Die erste Aufgab© wird es ^
uiöglicli Speisen und Getränke auf einmal aufnehnien zu
Durch stärkere, selbst von der Norm noch nicht weit abwei'
aufnnlMi)i> werden hei vorgeschrittenen Circulationsstöruiigen, n:i
schränkten Kaumverhältnissen im Thorax und Abdomen, d:i» Z^•• « :
weit nach aufwärt^s gedrängt, die Herzspitze nach oben und aussen : Ml
grossen Gefässstlnune in eine solche Lage gebracht, doss der Zu- iumI Alte(
Blutes dadurch mehr oder weniger behindert wird.
Wo Kreislaufstörungen bereits vorhanden sind, kann man boobachtm, il»<
Blutdruck nach dem Kssen und Trinken nicht steigt, sondern sogar
nähme erkennen lässt. Der venöse und Lymphapparat füllen sich ra»rli ^4
resorbirton Flüssigkeit. Der meist dilatirte, mit verminderter Kraf-
Ventrikel kann d:is Blut nicht mehr genügend in die Lungen fort-
selbe hat sich je nach der Beschädigimg des Herzens, wie bei dem _
Klai)]>enfehler, Einengung des Lungenkreislaufs u. s. w. schon früli'
aufgestaut, während der insufficionte linke Ventrikel nur gleich g'
in die Aorta zu entleeren vermag. Die Belastung des Gefilssajtp.arates ii
Mahlzeit, .selbst eine nicht ausserhalb des Gewöhnlichen liegende, ist vmma i
länger andauernde und wesentlich von der Entlastung der Blutni.-t!<!ie ^on '*
durch tue Nien>n abhängig. Wo aber unter dem Einflüsse der Insuffirjeai il« I
nuiskels durch Zunahme des Druckes in den Venen, Abnahme des Aon
und Verlangsanuuig des Nierenkreislaufes auch Hemmungen in der FLimserr^tii««
getreten sind, wird nur wenig Harn und in längeren Intervallen :i
die Ueberfüllung des (iefä-ssapparates wird auch noch von dieser Sei"
Der menschliche Circulationsapparat hat zwar eine grosse I'Yihigk
weiligen Bliitverliältnis.sen zu adaptiren, allein dieselbe ist hier ^
das gewöhnliche .Ma;iss angesi»;uint, und alle compeiisatorisohen Einrii i
zur Anfnahnie von .■lufge^stautem Blut unti Flüssigkeit überhaupt fast M'1
gebraucht. Der tifrzkranke, wie der Mensch überhaupt, bedarf nicht un^
lieh so reichlichen Mahlzeiten, namentlich wenn or nicht mehr in den
Kntwickelung und des Wachsthums steht. Wir essen viel zu viel,
häulig und viel zu grosse Mengen von eiweissreichen und fettbildendi-n
Das Eiweiss lindet keine nutzbare Verwendung und Umwandlung in '
sondern wird zerlegt, wobei seine Abspaltungsproduete, wenn sie nicb'
oxydirt werdi'it, wieder die Ursache für andere Kr:uikheit<?n, wie die ham«:<
abgeben, während der Uelierschiiss von Fett und Kohlehydraten als !
und von Nachtheil v\ird. Von den Speisen haben die Suppen :u.
Wendung zu finden luid dürfen nur in acuten Krankheiten und wo
stände consisteiitere Nahrung verbieten oder bei mu'iberwindlicher AngewB
kleinen Mengen verabreicht werden.
Bei der Zerlegimg der Mahlzeiten in mehrere kleine, 5 — 6, and Tremniig^
festen Speisen von den Getränken besteht durchaus keine Gefahr der An'
von Körperfett, welche als eine unliebsame Entfettung anzusehen ist f*
absolut nothvvendige Quantum von fettbildenden Stoffen innerhalb 24 SliiB*» '
wenigen grossen Portionen oder mehreren kleinen eingeführt wii-d, '■'
Für die Grösse der Kednction ist das (^Hiantum der vorher gew.
aufnähme maassgehend. Der Kranke muss, wenn er ein Vieless<T v
daran gewöhnt werden, weniger zu essen und zu trinken, da die y'
minderung unangenehm empfunden wird un<l dann meist von n'i
zuständen begleitet ist. .Man vi'Tfährt daher am be.«:ten anfan-
d;i.ss man den Kranken, so oft es angeht, etw;vs geniessen lässt,
lieh, und dann die Pausen zwischen der Verabreichung der Speisen o"
längtT tiiiil die Portionen »lieser kleiner macht. Auch kann e« nothwi
vveini die Erhaltung des momentanen Kräftezustandes immer wieder du
grösserer Mengen von Nähnnaterial in den Circulationsapparat verlangt, von W
Zeit immer wieder grössere Mahlzeiten einzulegen, bis die Natur de« Krank« *•*
Aufnahme des nöthigen Nalirungsliedarfes in nur kleinen Portionen sich gei»4lnl ^i
Wo im Laufe der Behandlung neue schwere Belastimgen des venösen App»
lenskraiiken-Enitthruiig
— 09«
llrrzkraiiken-Ernithriin^]
stehen, vprschafft das Aussetzen piner Hauptmahlzeit, dps Mittagessens, ausserordent-
liche Krieichterung und kann selbst mehrere Tage hintereinander, 4 — 6 — 8 Tage,
»bne Beeinträchtigung lies Kräftezustandes fortgesetzt werden; man lässt Nachmittags
für ilas Ausfallen des Mittagessens nur eine Kh'inigkeit an Brot, 30— üO g, etc. mehr
geniessen als sonst, wiihrend die Aben<linahlzeit gleich gross bleibt. Der Erfolg der
dadurch erzielten Kntlastring des Kreislaufes ist meist ein ganz aufTallender, Herz-
bewegung und Res|>iratio)i werden wieder frei, die 0i)pre8sion auf der Brust ver-
schwindet. Ganz schlimm ist es in solchen Füllen, wenn der Arzt kräftigende,
reichliche Krnährung einjitiehlt und dadurch den venösen Apparat noch mehr üher-
^— füllt, schwere, beiliigsttgende Kr,<;clir'iiuingen dadurch hervorruft und dieselben dann
^■durcb Arzneimittel fruchtlos zu bikünipfeu versucht.
^■k Einen bedentenden .\usschlag bei der Correction der Kreislaufstörungen gieht
^Blie Menge der aufzunehuiendeu (Jetrfinke. lÜe lirösse des (Quantums, welche zu-
^■gelassen werden kann, rii'htet sich nach di*r Lpisluiigsfähigkeit des Circulations-
^Pbnd Harnapparates, worübi^r Differenzhestimniungen dvr Fliissigkeitsliilanz* Aufschluss
"^verschaffen. Die innerhalb 24 Stunden zu gestattende Flilssigkeitsmenge dürfte je
jiach der Köri)ergrösse zwischen 750 und 1500 rem festzustellen sein. Aendorungen
in I'lus und .Minus werden durch die .hilireszeit, die Tagestemperatur und die (jrösse
ier Muskelarbeit lie.stiuinit. Die .Menge des Getränkes wird wie die der festen
Speisen in kleinen Portionen verabreicht und, wo d;is (Quantum mehr als 15(1 (selten
ZOOi ccm beträgt, von den Speisen getrennt und erst etwa eine Stunde später zugelassen,
aufsparen der gestatteten Flüssigkeit und tienuss auf ein- oder zweimal ist selbst-
rei'ständlich streng zu untersagen. Die Zerlegung der Mahlzeiten in mehrere
:leinere, Trennung der festen Speisen von den (ietr.inken, Reduction
»eider, und namentlich <ler letzteren, sind fundamentale Bedingungen
der Ernährung chronisch Herzkranker.
II. (Qualität der Nahrungsmittel. Die Resorption der Nahrung ist hei Horz-
nuiken mit vorgeschrittenen Kreislaufstörungen eine arulere als liei Personen mit
Bntactem Gefässapparat<'. Es ist schon ohne weitere experimentelle' l'utersuchung
fahrsf'heinlirh, wie auch Colniheini annahm, dass bei Kreislaufstörungen, insufö-
äentem Herzmuskel bezw. uncompensirten Herzfehlern eiuf Stöning der Resorption
so sicherer eintritt, als durch Störung im hydrostatischen Gleichgewichte und
larch die davon abhängigen Stauungen im venösen und I.ymphapparate sowohl der
^Ahfluss des Venenblutes als auch durch den positiven [>ruck in der Vena cava der
Chylusstrom erschwert, mithin ein vicariirendes Eintreten der einen Bahn für die
^^andere ausgeschlossen wird. Die Resorption des Eiweisses und des Zuckers erfolgt
^Prom Darra aus durch die Blutbahnen, währeuil das Fett von den Chylusgefässen
' aufgenommen wird und erst durch den Ductus thoracicus in den Blutstrom gelangt.
Aus diesen Untersuchungen ergiebt sich nun, da-^is die Aufsaugmig der Kohlehydrate
wenigsten lieeinflusst wird und entweder g.ar nicht oder nur selten bei hoch-
radigen Störungen herabgesetzt ist. Es scheint überhaupt, dass bei Resorptions-
Btöningon die Resorption der Kohlehydrate erst zuletzt in Mitleidenschaft ge-
ogen wird. Auch die Resorption des Eiweisse« erweist sich als nur wenig
gestört, und selbst bei schwer Kranken, bei welchen Hydrops und Ascites
schnellem Steigen begriffen sind, fällt die Eiwei.ssausnutzutig nur um
»euige Proc.ente ungünstiger aus als die Durchschnittszahlen (Rubner) ergeben,
egen ist die Aufsaugung des Fettes so erheblich beeinträchtigt, d.xss fa.st ',5
genossenen Fettes im Kothe wieder erscheinen kann, und selbst 31,44 pCt.
(Grassmann) als unausgenutzt wieder gefunden wurden. Die Ursache tler Re-
soi^itionsstörung scheint <l.abei nicht bloss von der Rückstauuug <les venösen Blutes
und der Lymphe abhängig zu .sein, sondern vielmehr durch chronische Ver.lnderungen
in der Darmschleimhaut hervorgerufen zu werden, welche unter der anhaltenden
^■Stauung in den Danngefässen sich ausbilden. In Fällen, in welchen nach zeitweisem
^■"Verschwinden des Hydrops und reicher Diurese eine Compensatiou sich wieder aus-
zubilden beginnt, kann die Fettresorption noch so hochgradig herabgesetzt sein wie
■auf der Höhe der vorausgegangenen Störung.
i Die Zutheilung der Nährstoffe erfolgt nach dem Eiwoiss- unti Fettbestaiide de«
Kranken. Da e« sich in erster Uinie um Kräftigung des Herzmuskels handelt, darf
die Eiweisszufuhr nie zu kurz bemessen werden. Da ferner die Erhaltung dt«
^■Siweisses im Körper vorzüglich wieder von dem Fettbcstande <Ie8selben uud ?oi»
[ilerzkraiikoii-Eriiülirung;
— ß(10 —
lierzkriuikra«!
der Aufnaliiiio von fettbiUlendeii Stoffen, iiaiuontlic]i der Koblchydnit
80 müssL-n diese iuiiuer in ausreicbeudur Menge iu der Nnhruu^
Man wird daher einem mageren Kranken mit noch nicht zu weit r
KreislaufsstOrungei» eine genügende Menge eiweissreicher Nahrung, Plnäifc i
Art und Zubereitung, Fiier, Eierspeisen, C.iviar, Fische, Austern u. i. n. Mal
Tage in klelufu Tortinnen verabreichen lassen und dazu je iiaeh dwu
verniögen lies {lärmen l'Vtt und Kohiehvflrate in einer Form, Wfdch'-
Ualbust bildende Stoflc, Cfllulose und andere unverdauliche Siihst.nri'
mit Fleisch, mit Butter oder mit gutem fSchmalz zubereitete S
stellt Verdacht auf eine bereits vorhandene Beeinträchtigung ■:
hingen l>auer der Kreislaufstiirungen, wird man statt der genannten fetii
mehr Kohlehydrate, Zucker, Zuckerbackwerk, feine Mehlspei«-"
brot mit Honig, Gefrornes u. s. w. geniessen lassen, lauter St
Koth bilden, daneben Obst, süsses (.'onipot und Gemüse. In irreii-\.'
die Kiiiiheilung so zu erfolgen, dass man das eine Mal von beiden -
weiss- und lettbildeiideii Stoffen, genügend grosse und dem A(':
Mengen verabreicht, das andere Mal mehr Kohlehydrate, Brot und
wenig Fett neben ciweis.sri'ichen Speisen, Fleisch, Kier, ("aviar <t
und hierin dem Appetit und der (ieschmacksrichtung des Kr
miiglich Hechnung getragen wird. Auch rohes oder eingemai i
vvertliet werden. Als Getränk kann man Morgens und Nacluiur ^
oder Thee mit Milch fiLst immer erlauben, dagegen ist Milch wf^
Wassergehaltes in allzu grossen Quantitäten durchaus nicht uu-.
günstige Kinfluss der Milch auf acut und chronisch erkrankte Nieren
geringeil Gclialt ihres Serums an Substanzen, welche das Parcncbyni <ff^--
reizen vermiigen. I'ie Hauptiiidication für eine grössere Verwendung der.Mii*
in der Heschaffenheit des Venlauungsapparates. Diuretisch wirkt die V '
Cacao und Cbdcnlade linden in ihrem grn.ssen Gehalte an Kohlehvdnt' :
Beeinflassuiig der |)acmliewegung liidication und ("ontraindication i
Das beste Getränk wird imnifr gutes Trinkwasser sein. Kohlen
sind /umeist wegen der .\uftreibung des Magens durch das Gas nur
oder zu verbieten. Auch alkoholreiche Getränke sind so viel wie ni ..
nieideji, da sie sklerotische und atheromaföse Processe fordern, und nur ba
liehen Schwächeziiständen wie Arzneimittel zuzulassen. .Mit ihuen, e""'"!''''
Cognac, wird am meisten Missbraucb getrieben. Leichte weisse un
mit Was.ser sind den Kranken zweckmässig als Getränk zuzutbcili-n, d ^
Limonade, verschiedene Obstweine, endlich Bier, wo die Krnähnuig^-.
kohlehydratreicbes (ieträiik wünschenswerth erscheinen lassen. Auch Ikiv
ist die Menge luid der Alkoholgehalt wieder zu berücksichtigen. Cot»?
richtigen Abwägen von eiweissreichen und fettbildeiidea Stoffen der K«*t
es immer gelingen, die Ernälirung des Kranken in einer Wei.se lu v:^^-
er nicht nur einen iinrmaleii oder diesem nahesteheuden Kiweiss- u'
sich verschafft und erhält, soiulem auch jenen Eiweissansatz, Hyp-
Hyperpla.sie der Muskelelemente seines Herzens ermöglicht, durch weM
He.scliädigung des Herzens compen.sirt und das verloren geganir*-"-
Gleichgewicht in seinem Kreislaufe wieder hergestellt und erb
Hei <len durch einen itisufticienten Herzmuskel mit oder ohne Kl :
gerufenen Störungen kann die Kostoninujig für clu-onisch Herzkr
Formet aufgestellt werden, die für alle Fälle brauchbar wäre. P:
Kostordnimg enthält deshalb Minimal- und Maximalwertho.
Kostordnung bei zugleich bestehender Fettleibigkeit. 1'
rcsorption nicht gestört ist, kann Eiw'ei.ss in vollkommen ausreichende!
Kostordnuiig aufgenommen werden, Fett und Kohlehydrate je nach der W>«»
Fettbestandes uml dem Forlschritte der Entfettung. Morgens 7 — H Chr. Si"
l!i() ecm Kaft'ee oder Theo mit 30 ccm Müch. Keinen Zucker etwa*
25 g Wej.s.sbfoil (eine halbe Semmel). 1 Ei oder 30 g Fleisch. Masiiuuoi'
5 g Zucker (1 Stückchen), 50 g kaltes oder warmes gebratenes nicht frtlr> '
oder mageren Schinken, Fisch (geräuchert) etc. Vormittags 10 Ulf" ''
1 Glas leichten Weines oder P'leischbrühe 125 ccm oder Wasser 1 w
30—40 g kaltes oder wannes fettloses Fleisch oder mageren Schinken J'IK ■
Iprzkrankpn-Rrniiiiruiifc
— flOI —
Herzkranken^Ernührung:]
I
t
t
oder B Austern oder 1 kleinen Esslöffcl ''aviiir, nicht gesülzcnt-n. Brot 20 g.
Maxiniiuii: Zulagt- an Brot bis zu eiiiür lialbon .Sumnicl (30 g). Mittags 1 Uhr.
.Mininium: (lesottcnes oder gebratPiies Floiscb verscliieilenpr Art und Zubereitung,
< irhsi'iifli'isch , Wildprnt, nicht fottnui-hes Geflügel et^^, liH» bi.s 150 g, etwas
gi-ünes (.ieniüsc oder Conipot, nirlit süss, 50 g, grümT Salat 25 g, Brot (Graham)
120 g (eine halbe tjcnimul). Maximum: Zuhige an Fisch, iiiciit fett und nicht fett
I bereitet, 50 — 1(X) g oder Erhöhung des Fleisch(|ii3ntiims auf 150 — 200 g, 1 oder
2 Fleischsorten, Brot 30 g. Getränke: 160— 2CK) cem, Maximum 250 ccm, Wein
und Wasser, Wasser 1 Stunde nach dein Essen oder, um eine allenfallsige Beein-
trächtigung des Appetits und Nervenerregung zu vcnneidon, anfangs, bis der Kranke
sich daran gewöhnt hat, 50— 1(X) ccm Wein währeiid dem Fssen, das Uebrige 1 .Stunde
spüter. Nachmittags 4 — 5 Uhr. 150 ccm Thee oiler Kaffee mit Milch (nicht fett-
reicher), ohne Zucker oder mit etwas Saccharin oder eben so viel Wasser. Maximum:
Zulage an Brot 30 g, (trahambrot, Semmel oder Kuchen, 1 Stückchen Zucker (5 g),
100 ccm Wasser. Abends 7 Uhr. Minimum: Fleisch verschiedener Art und Zu-
bereitung, nicht fett, wie Mittag, 100 — 150 g. Salat 25 g oder ('ompot, nicht süss,
50 g. lirot 20 g. Maximum: 150 — 200 g Fleisch, ('ompot U)0, Brot 30 g. Ge-
tränke in der gleichen Weise, wie Mittags, eingenommen, 200 — 25i> und 300 ccm. Für
die Nacht: Wenn nOthig IIK) — 150 ccm Wasser. Obst: wenig zuckerreiches,
Aepfel etc. in den Vor- und Nachmittagsstunden zwischen den Mahlzeiten in kleinen
Quantitäten, 1 — 2 kleinere Stücke.
Kostordnung für nichtfette Kranke. Bei vorgeschrittenen Kreisiaufsstönmgeu
(CompensationsstfVningeu bei Herzfehlern etc.), wo die Resorption von Fett beträcht-
lich herabgt'setzt ist, sind Fett, Butter u. s. w. zu vermeiden, dafür rei<'lilicli Kolili'-
liydrate, Zucker und zuckerreiche Nahrimgsmittel in die Kostordnnng aufzunehmen.
Morgens 7 — 8 l'hr: 120 ccm Kaffee oder Thee mit 30 ccm Milch oder 150 ccm
I C'hocolade, Cacao, Zucker zur Genüge, 30 — 50 g Weissbrot, reichlich mit Honig be-
strichen. Vormittags 10 — 11 Uhr: 1 weiches Ei oder 30- 40 g gebratenes kaltes oder
warmes Fleisch oder Fisch, mageren Schinken oder 6 Austern oder I Esslöffel voll
nicht zu stark gesalzenen Caviar, 25 g Brot, BO ccm Portwein, Tokayer oder Vino
Santo de Toblino etc. bei Schwächozustäiiden oder 125 ccm leichten Wein mit Wasser
oder einfach Wasser. Mittags 1 Uhr: Fleisch verschiedener Art und Zubereitung
(auch fetthaltiges), Wildjjret, Fische, Gesainmtmenge: 100 — 150 g. Süsses ('ompot
ßO oder Salat 25, grünes Gemüse, aucli Reis, Kartoffeln, Rüben je 50 g, Weissbrot
25 g. Getränke: 200 — 250 ccm Wein, Wein mit Wasser, Wasser oiler Bier, wenn
möglich zum grö.ssten Theil ca. -Vi- 1 Stunde nach dem Essen getrunken. Nach-
mittags 4 — 5 Uhr: 15(1 ccm Kaffee mit Milch oder Milch allein, Cacao oder
Chocohide, Wa.ssor, Limonade etc., Zucker zur Genüge. 50 g Weissbrot mit Honig
oder Backwerk, sü.sse Kuchen, Torte u, s. w. 100 g. Abends 7 Uhr; Kaltes oder
warmes, auch fettreiches Fleisch oder Eierspeise, feine Mehlspeise, Auflauf UM) — 150 g.
Salat 25. süsses (.'ompot 50 g oder 2 massig grosse Kartofteln mit Butter oder sonstige
Kartoffelspeiscn etc., wenig Käse 25, Brot 25 g. Bei etwas weniger Fleisch als
Vorspeise nicht zu stark gesalzenen (J.aviar, Austern, geräucherten Lachs, Sardinen
in Oel, Sprotten etc. in entsprechender Menge, 30 — 50 g. Getränke: 2{K)— 250 ccm
wie oben zu nehmen, Wein, Wein mit W-is-ser, Bier, Wasser s. Kostordnnng I.
Obst: Zuckerreiches, Trauben, süsse Kirschen, Pflaumen, Zwetschgen, Birnen,
Aepfel, Orangen mit Zucker oder getrocknetir süsse Früchte, Traubenbeeren, so-
gen.innte Malagatranben, Feigen, l^atteln, i'flaunuMi oder in Zucker conservirtes Obst,
Bozener C'onserven je nach der .I;direszeit, nicht über 100 g, in den Vor- luid Nach-
mittigsstunden zwischen den .Mahlzeiten.
|)ie Flüssigkeitsaufnahme kann in beiden Kostordnungen unter den oben angege-
benen Bedingungen durch kleinere Zulagen, besonders aber durch entsprechend
gross(! Einlagen von (ietränken in den Zwischenzeiten bis .auf die festgesetzte Höhe
von 12(K) — 1800 ccm vermehrt werden. Unverbrüchliches (jeliot bleibt immer, das.s
die gestattete Menge in kleinen Portionen getrunken wird. Beim Eintritt von Herz-
schwäche kann eine Anregimg der Herzenergie durch Stimniantien nothwendig werden
und Alkohol und alkoholreiche starke Weine, Cogn.ac etc. sind in grösseren
(Quantitäten und öfters im T.age nothwendig, wäiirend sie bei ruhig verlaufenden
Fonnen wegen ihrer Begünstigung der Arteriosklero.se so viel wie möglich zu vor-
meiden und zu beschränken sind. Eine dem jeweiligen Fettbestand entsprechet
[Herzkrauken-Ernähninfc
- 002 —
Hf
Diaet kann nur so wnit einpclialten werden, als der fette Kranke <■(■■"'
zu mager und der magere nicht zu fett wird. [)as Fettwerden eiD« ■
kranken bir^t die grössten Gefahren für denselben in sirli. Mau w i ,
Kranken sein Kfirpergewicht wiederholt durch ilie Wa:ige coMtroiir»*ii I.-'
Herzschwücho. Eine Insufficien« des Herzens ist vorhandea, snhnl«! ■'
mehr im Stande ist, den Kreislauf in normaler Weise und <•
[lehnung, Itiintation m luiterhalten. I>ie li-saehe der I1181
liegt in einer Schwache und Herabsetzung der Widerstandsfilhigkoit «!■
I^iese ursächlichen Momente k'Wineu angeboren sein, wie bei dem voi
schwachem Herzen (Weakened heart), das an sich gesund ist, aber 3''-
geringe Leistungsfähigkeit und Wideretandskraft besitzt; in der üb.
zahl der Fälle dagegen sind sie durch Ernährangsstörungen, K'
generation des Herzmuskels entstanden. In beiden Fällen hat d:i~ 1
Eiul)usse erlitten und die vom Herzen eingeschlossenen Hohlräunip li n • n :.
Kiese Vergrfisspnmg ist immer der Effect einer passiven inechai
des Widerstandes, den der schwache, dehnbare Herzmuskel be,
durch die vdii ihm eingeschlossene Blutmenge erfährt. IMese Du
als i'int? pathologische Veränderung an demselben aufzufassen.
Herz eine grössere Blutmenge zu bewältigen hat, so tritt zur Emi
hohlen .Arbeitsleistung, stdl der Kreislauf bestehen, eine Herz-bypertn ,:,.
von Insuflictenz des Herzmuskels mit Dilatation der Kammern k^ui
Muskelgewebe vorhanden sein oder es haben sich schon degeoeratirtr \rim>-^-
aiisgebtldet. {
Bei normalem Muskelgewebe kommt es zu Insufficienz und Üil.it •' ' ""
abgesehen von angeborener relativer Herz.scliwäche (Weakened li
Folge von Ernähnuigsstörungen, bei Anaemie*, Chlorose*, l-'ettlr
dann von l'eboranstrengung des Herzens, ferner bei .Stroniliin
ohne BeschfKligung des Herzens selbst, bei Störiingeti im I.
Kyphoskoliose, bei Exsudaten im Rrustrauni, Tiunoren in u.
bei Schwanr;er.seliaft. (ianz besondere Bedeutung aber gewinnt die li:
Herzens mit aormaleui .Mu.skelgewebe bei Schlussunlahigkeit der Klapp* >
der Ostieu. Sie bildet hier tlie Ursache verschiedener krankhafter
Herzens, der ungenügenden, noch nicht vollständig eingetreteneu lii
gescbwächteu Compeiisation. Ausser anaemiseh-chlorotischon Zust:iti<i
stitntioDsanoiiialien sind hier namentlich von Einfluss mangelhafte oo.
Eniähnuig, die durch Noth oder schlechte (}ewohnheiten oder l'^
schiedcnster Art bedingt sein kann: ferner Ernühningsstörui!..
heiten, Ueberernäbnuig und Fettleibigkeit mit Fetther/, sowie
massige Ernährung bei Trinkern, wobei ausserdem noch erhöhte AtiNi'
Herzkraft durch die zu hnlu' Flüssigkcitsaufnahnie gesttdlt werden
Erregungszu.stände durch übennässiges Tabakrauchen, sexuelle Exi
üeberanstreiigung, andauernde jisychische Aufregung mid l)epre>:.i....
deutende Ernäiinuigsstfirungen und Schwäche'/,u.stäudo des Hertens li'
unter weichen eine Ueberanstrengung und Dehnung des Herzens bei der
legenheit erfolgen kami. Aber auch durch directe <tiaetetische Vot^'
eine Insufficienz und über die ronrjiensation hinausgehende l'iilatatiii,
fehlem entsteheu und zwar durch die bei Klappenfehlern mit u:
pensatioir so beliebten, aber un verstund ig angeordneten Milelikuren, v,<>'
von 87 pCt. bei 3—4 Litern Milcli liurcli zu starkes FHuauftreiben t|p«
Druckes zur Iiisnfficienz und IMIatatimi führt. Ferner kann zu
lange fortgesetzte .Muskelarbeit eine Herabsetzung oder selbst
kraft, Insufticienz und l)il.itatioti, bei Klappenfehlern schon durch
Einwirkung Stfiningen und Verlust der Comjiensation nach sich z.
zu gro-sse Ruhe, in der Absieht, den Herzmuskel so viel wie möglich m *^
kann namentlich bei ungeeigneter I>iaet statt zur Kräfti^ing zur Seh"''*-'''"*
Herzens führen. Pathologische Verilndcruagen des Hei-zmuskels mit «d«i
trophie führen ansscliHessüch zu Insuflicienz und Dilatation.
Die Symptome der Insuflicienz und Dilatation des Herzens äoA in 1
weniger rascher Steigerung die einer beschleunigten und erschwerten All
leraschwKchP
- 603 —
If<»r2schwfii'ln«]
erregte» Herz.irtion bei fjewöhnlichor Mtiskeltliiitigkeit, bis zu srhwerer Beeinträclitictiiiig
der Kesplrutiuii und Clrculiitioii. l)iu llt-rzkraft sinkt bis zum Unvermögen zu kräftigen,
"fhytliniiscbea Contractiüm'n, üpijrossion und I)ys]>noe treten bei geringer Muskfl-
»nstrenpmg, raselierom (.leiion, Treppensteigen ein, (!;is hyiirostatische (ileichgewi<'bt
m Kreislaiiif ist aufgelioben, die Wiissorausscheidiuigcn aus dem Kilrper erfolgen
iiiregelni.lssig und unvollkoiiinieii, Olygurien weehsein mit zeitweisen f'olyurien ab
und das zurückgebaitene Wasser sammelt sich im Blut und in den Geweben .in.
Gegensatz zu jenen Fällen von Insufticienz mit normalem Muskelgewebe, in widehen
rieder eine genügende Herzkraft und acrommodative Hypertrophie aurli bei Herzklappen-
Ifchlem eintreten kann, steigern nird drängen sich die Symptome der Kreislanl'sstorungen
I jenen schwtTen Formen mit Erkrankung uiui Ofgeneration des Myokards, iiisbesonderi>
bei Cnn)|di(ation mit Klappenfehlern in rascher Folge. Unter mehr od(>r weniger
ro.ssen Schwankungen, Unregelmässigkeit der Herzbewegung, leerem, kleinen, arrhyth-
mischen, aussei xendi^ii Pulse kommt es zu immer ausgedehnteren Stauungen im
venösen Ap]»arate, hochgradiger Dyspnoe auch im Ruhestand, kardialem A.sthma,
Lungeiiinf.nrct, Alluiiiiinurie und (Jedemen, bis Hydrops, Lungeimeden) und Herz-
Iiähniung das Ende herbeiführen.
I Die Prognose hängt wesentlich von dem anatomisrhen Verhalten des .Muskels
ikb, ob derstdbe noch normale Textur oder .Stnictur besitzt oder ob entzündliche und
Destruetions Vorgänge bereits mehr oder w^eniger oder niemals sich zurück bildende
(Veränderungen in den Muskelfasern oder im interstitiellen Gewebe erzeugt haben.
Der Erfolg der Behandlung in Bezug auf die Elrnährung und das Wachsthuin des
Muskels und auf Herstellung und Erhrdiung seiner früheren Leistungsfähigkeit
durch diaetetische und mechanische Behandlung ist durch dieselben bedingt. Je
mehr destruirende Veräiulerungen in linn Muskelfasern vorhanden sind, um so weniger
wird es möglich sein, «hireh diese Methoden auf das Herz einzuwirken. Ebcaso beein-
flusst auch das Alter den Erfolg selbst bei Herzen, in welchen noch keine destruirenden
^^Veränderungen vorhanden sind, durch die geringe Eniährmigs- inid Regenerations-
^■energie, welche die Gewebe im Alter besitzen. Endlich kommen noch die ursäch-
^■liehen Momente und Krankheiten in Betracht, als deren Folge und schwere Cnm-
plication die Insufficienz de.s Herzens auftritt, sowie die Grösse vorhandener Be-
^«»chädigungf'n des Circulationsapparates (Klappenfehler) und andere Stromtiindeniisse,
^HjH'elchen das Herz sich nicht mehr accommodiren kann. Wo die Veränderungen im
^BUenmuskel im Zusammenhange mit schweren allgi'meinen Krankheiten, insbesondere den
^Jlnfectionskrankbi'iten i-ntstehen, nach deren Ablauf sie sich je nach der (Jrösse des
^ Ernähmngs- und Regenerationsvermögens des flrgaiusmus zurückbilden, ist die Prognose
I. eine günstigere. Wenn die Ursache der degenerativen Veränderungen eine fortwirkende
|Kl)leibt, wird auch die Prognose ausnahmslos infaust sein.
^m Therapie. Da schon normale Herzen acute Ueberansti'engung und Dehnung
erleidi'n können, so ist es die Aufgabe der Prophylaxis, auf die Gefahren zu grosser
^_ körjjerlicher Anstrengung durch Berufsthätigkeit, Sport und Spiele, sowie zu grosser
^■geistiger Thätigkeit, andauernd psychischer Aufregung und Depression, sexueller
^"Excesse aufmerksam zu machen, das Herz in normaler Leistungsfähigkeit zu erhalten
und Schwächezustände, Anaemie, excessive Fettbildung hintan zu halten. Wenn bereits
^^Herzschwäche be.steht, muss die Ursache, soweit es möglich ist, entfernt werden. Es
^Bist an eine Kraftzunahme des Herzens und Fleilung imter keinen Umständen zu denken,
' so lange noch schwächende Potenzen vorbanden sind, welche die Ernährung des
I Herzens und seine Erstarkung verhindern.
^^ Die Behandlung der Insufticienz nnil Dilatation des Herzens ist in ihren haupt-
^Bsüchlichsten Indicationen i'ine diaetetisch-mechanische. Die beiden in der di.aetetiseh-
mechanisehen Hehnndlnng enthaltenen Methoden fallen inde.ss nur .selten in ihrer
zeitlichen Anwendung von Anfang an miteinander zusammen; meist hat die diaetetische
kürzere oder längere Zeit der mechanischen vorauszugehen und eine erfolgreiche Ein-
wirkung derselben zu ermöglichen. In einer Reihe von Fällen wird das Herz vorher
einer ausgiebigen Ruhe und Schonung bedürfen, bis es wieder so weit erstarkt ist,
dass der Kranke die gewöhnlichen Körperbewegungen, Bewegung der Arme, Beine,
Gehen, Bücken, leichte Berufsthätigkeit ohne Herzerregiuig und Athmungsbeschwerden
^^auszufühn'u vermag. Erst wenn dieses Ziel en'eicht ist, wird man zur mechanischen
^■Behandlung übergehen dürfen. Bei grösserer Herzschwäche kann die Unterstützung
^H^r Digitilis neben liiiigerer absoluter Bettrahe nothwcudig werden. In Fälleu mit
[Henschwäflip
— (k)4
HnwM
hochpradigoni Iiisiilto nach ücber.aiistrenguii'r, mit vorgi-schrittwier H— r ■'■
übfTwipgcnder Dilatation, in den schweren Formen clironischcr \i
Skloros«^ der Corouarartericn, Syphilis, Alkoholisnius, A«'con»inodaJii>u» if:i^
Klappenfehlern inuss die mechanische Behandlung fibt'rh:iu|'t iintwblcibfii
diaetetiRche kann nur mit der modicanientösen zur Ausfülr '
gäbe der diactetisch-niechanischen Hehandliinfi; ist die NN.
oder compensatorisclier Herzkral't ilurch Vermehrun}? dor M
zmiahuie der vorhandenen schlcdit <?en:1hrten oder atrophisi
Norm oder zu compon«atorischer Hvpertropbic und Zurückl>il<tuiig
Dilatation. Die Lösung dieser Aufgabe verlangt: 1. FOrd<Tung ■""'
nUhrung des Herzens, 2. richtige Ausnutzung dor nt>ch vm
3. Verminderuug der I>ast und entsprechfinde ArheitHverthf'ilui
hältnisse zu der noch verfügbaren Kraft, 4. Krhöliiuif^ der H<t/.'
methodische Steigerung der Herzarbeit und Hebung.
Diaetelische Beliandlung. Die Kostordnung
nach dem Kiweiss- und lü-ttbestande des Kranken,
die Idsuffieieiiz des Muskels durch l''eltal)lageruug,
wachsung des Herzens bedingt, so nm.ss die l>iaet auch
bestandes berl)i-iführon. Die Kostordnung ist die für diu
rieht)*! mrit hn .Ujh
Ist r ■«i
KtHtui •!
(ii'h.anil' '4
u
aufzustellende. Die liewicht^sabnahme ist von H Tag«^a zu 8 I "fis
guten Waage zu coiitroliren. Hei ra.schom Fettverbraucho mast^ ■ '
und Kohlehydraten, um zu vermeiden, dass Kfirper€<iwei.ss aii_
entsprechende Erlifihung erfaiiren, sell)st bis zu einor Zunahme ■
und vor.>^ichtig wieder so weit herabgesetzt werden, bis d.is K
langsam sinkt. Ist der Fettbestand des Körpers nitnnal, so
Knrpergewichtes überhaupt zu venneiden und eine rasche C>
insoweit mit der \Va;ige zu überwachen sein, da.s.s kein Feti
stchemteu Kostordmuig erfolgt. Sollte dieser Fall denncx-h i;in»r<-
sprer'hende Heduction der fettbildenden Stoffe in der Kost vor;:.
Bei nonnaleni Fettbcstande wird die Kost eine mehr gemisclit«-
ein zu niedriger, so sind Kohlehydrate und Fett in der Speiseonliimi;: w*
weniger zu erhöhen. Neben Fett, Butter und Fleisch ist namentlich ZikI*
Honig, soweit Appetit und Verdauung es zulassen, zu berficksichtigfo. <ii
höchsten Gehalt an Kohlehydraten neben dem geringsten au \V;lssit '— ••
auch das kleinste Vohunen einnehmen. Kohlehydrate, welch« zu vi
Substanz, ('eliulose, Salze enthalten, also Ball.nst für den K
viel wie möglich vermieden werden. Kartoffeln, Keis, g<-:
F/rbsen, Bohnen, Linsen, manche Rübenarten, auch griines Geani
mehr ins Kraut geschossen sind, die Holzfaser sich in ihnen ri i
hat, sind aus dem Speisezettel zu streichen. Dagegen ist Obst timi riimp»v
lieh zuckerreiches, erlaubt.
Die Hau]>taufmerksamkeit i.st auf die Krhaltung <lt's Eiweissbestaiidr« O
Die Kost niu.ss daher, wie auch die Zufuhr von Fett bildenden S>..tT. ,
imuuT eine eiweissreiche sein, und ihr (iehalt dürfte nicht viel tw
eiweiss für den T.ag herabgehen. Dabei muss die Auswahl <ler ^
faltige sein uiid auf Appetit und Verdauungskraft Rücksicht i
schiedener .\rt und Zubereitung, Ueflfigcl, Wild, Eier, Fische, C'avcir,
wfdd und nur hei guter Verdauungskraft Krebse, Hunuuern etc. I'
fettreichem oder in Fett zubcreitotcm Fleische wird nach dem t •
Kranken zu benie.ssen sein. Wo er ein niedriger ist ««1er die Non
auf ein geringeres, aber noch immer über dem normalen Bedarf li' .
(^uatittim bis iriO g für den Tag herabgegangen werden, um ilafür I
hydrate in dor nöthigen Menge verabreichen zu können. S.i.l.it, Gftn
soll nur so viel gestattet werden, als nothwendig ist, das Flcis^-
geschriebenen Menge mit Appetit einzunehmen.
Was die Qualität des Getränkes anbelangt, so richtet sich "■ '
dem Fettbestande des Kr.anken. Am meisten geeignet <lürften si
Limonaden, wenig kohlensaurehaltige >lineralwa.ss»-r, für sich uii'i
gemischt, crweiscüt. Starke kohlenstturehaltige \V,is«er oder
schädlich, weil durch Aufblühen des Magens infolge Freiwcrd>ii- < .
tH
fHcrzscliwUrlic
- 005 —
Iforzscliwärlipl
Kdn
Kka
[das Herz verdrängt, uiitl <lie IIiTztlifitifjkeit (Lidiirch Iti'ciiitriichtifrt wini. Statt Wim'ii
kann, wenn keine Ftittleiliigkeit l)cstclit, .-iiuih Hier geg;ebon werden, aber in nicht
rrftsseron Mengen als Wein. Starke alkohnllnilti^e Getr.inke, schwere Weino, Cognac,
jiqueure sind, da der Alkohol Degenerationsvorgilnge im Herisraaskel, Sklerose der
GefSsse, der Ooronaraiterien insbesonden? befördert, im (i:in/ou zu vorbieten.
Nur wo diese (ietränke als erregende oder Reizmittel zu wirket) haben, können sie
verordnet werden. Die Last, welche der Herzmuskel zu bewältigen hat. ist das Blut.
)iese Last wird erhöht tlnrch ilif vom .M.'igen und Darme .•iiifgonoajmenc Nahrung,
['Speisen und Gctriinki'. iM'e Krhöhtmg ist um so grösser, je reichlicher die
Kaliningsaufnahme, je mehr auf oinnial genossen wird, iiiui je mehr die Ilerzkraft
.gesunken ist. .\m raschesten wird die Hrrzarbeit erhöht durch n^ichliche Aufnahme
von Getränken, Steigerung dfs Blutdrucks nach Erhöhung von Flüssigkeitsaufnahme,
daraus ergiebt sich die Nothwendigkeit, den Ballast, welchen die Nahrung für 'die
Jlutbewegung bildet, so klein wie möglich zu machen. Aufnahme der Speisen daher
kleineren Portionen, wenigstens h — 6 mal oder .selbst öfters über deji Tag ver-
~lt; l|)ualitat vom höchsten Nährwerth ohne schädlichen Ballast. Ri-ichlichere
lalilzoiten sind ganz und gar auszu.schlie.ssen, da durch die zu stiirke Knllinig des
Magens das Herz aus seiner Lage verdrängt wird, und die gro.ssen Gefä.ssstrmtme
»eine die Blutströmung erschwi-rende Bicginig erleiden, ganz insbesondere aber dii'
zu grosse Füllung des M:igens eine au.sgiebige Respiration verhindert. Kine Haupt-
indication bildet ferner die Fiiiischränkung der Flü.s.sigkeitsaufnahnie auf <ias nie-
Idrigste Mnass wegen der liiiiifig schon bestehenden Hydraeniie unil der FIrhöhung der
Herzarbeit durch die risch ins Blut aufgenonunene Flüssigkeit. Die festzusetzende
Menge ist zwischen IHM) imd ]2<K) zu halti'u, Miniujuii) "öO con, u)id Zulage je nach
der Kiirpergrösse des KiM))keji und der Jlöhe der Tagestemperatur.
Vor der Aufstellung der Kostord)iung )ii)d Zutheilu))g der Flüssigkeitsaufnal)tne
soll eine llifTerenzbestiinniutjg, ei)ie Flü.ssigkeitsbüanz*, ausgeführt werden. Um die
Flüs.sigkeit.saufr)ahn)e auf das Nothweiidigste zu beschränken, wird die Suppe Mitt;igs
und .•\be])ds weggelassen: ebenso, um so wenig wie möglich den Magen auf einmal
I2U füllen und immer ))nr kleinere Mengen zur Resorptio)i gelangen zu l.as,sen,
Trennung der festen Speisen vo)) den Flüssigkeiten; (Ladurch auch raschere und
günstige Verdauung, (V)nce))tration dir Verdauungssecrete.
Mechanische Behandlung. FHe Ernährung und Volumenzunahnie des Herz-
muskels ist wie die der Skeletniuskeln von .seiner Functioiisfähigkeit, zeitweise me-
thotiischer Steigerung, lebung abhängig. Mittel: Methodische .\uregung des Herzen«
zu kräftigen Contractionen durch .\uslösung motorischer Impulse in Folge erhöhter
^- Muskelthätigkeit, in erster Linie durch die Geh- und Steigbewegung, hauptsächlich
^■an den Terrainkurorten, dann auch durch Heilgymnastik, durch die Zander'schen
^^ Maschi)icn, durch ma)uielle Heilgynn):istlk, [la-ssive und .active und Widersta))ds-
bewegungen. L>ie Herztiilatation ist miter der mechanischen Hehandluiig einer Rück-
bildung fähig, wenn keine Degeneration vorhanden, selbst bis zu do) Grenzen, wo
sie nur inelir als co)npe))satorische zu betrachten ist.
■ Unter den mechanischen .Methoden zur Kräftigung des Herzmuskels verdient die
Geh- und Steigbewegung wcitatis den Vorzug. Die Wirkungen auf den (,'irculations-
und Respinitionsapparat sind: 1, eine die Bewegung noch lange überdauernde Er-
weiterung der Arterien bezw. der Kranzgefüs.so des Herzens zum Titeil unter Er-
höhung des F{lutdruckes, wodurch eine gleich lang erhöhte Aul'uah)))e von Nähr-
material gegeben ist; 2. Auslösung kräftiger Herzcontractionen, vollständige Zu-
sammenziehung des Herzens und Uelierwindung der Dilatation, erhöhte Arbeit des
Herzmuskels oder Gyntnastik des.selben, von welcher Aufnahme und Umsatz des
circulirendcn Eiweisses in Organeiweiss in den Muskelfasern und «len zelligen
Elementer) selbst und die NeubiUhin^ allein abhängig ist: 3. eine F'ördeDing der
Ki'spiration, Entlastung des grossen Kreislaufes und des Herzens, da die Lungen bei
atisgiebiger Fy))tfaltuiig durch die Rospiration ein genügend grosses Reservoir zur
Aufnahme des durch die Muskel.'irbeit vermehrt dem Herzen zuströmenden Blutes
bilde)) i)))d eine Ueber;instrengU)ig des Herzens bes.ser vermeiden la.ssen. Die Er-
möglichimg ausgiebiger Sauerstoff-Aufnahme und Kohlen.säure-.Ausscheidung erhöht
die Oxydatiousprocesse und die Ernähning und steigert die Energie der lebens-
^—wichtigen Futictionen. Da die vermehrte Athmung gleich lang anhält mit der Be-
^■neguiig, sü erstreckt sich der Einfluss der Geh- und Steigbewegung auf mehrere
lerrsrnwnrnp
— «06 —
Hfr
Stunden des Tiiges und :iuf vorsdiicilrne T:ijcoszeitcn g< ' <)'-r («TiuKi
anderer viel zu kurze Zeit wirkender mechMnLscher Mi Bcomliri k
der Methode: Schonondst« mechanische Einwirkung, genaue AbsUfui: :
UebergSngen von der zartesten, kaum merklichen bis zur kr:<f''-'^' ■ lrt\
wendige Maiiss kann auf wenif^c Schritte in der ICbt-ne ond ' kp
beschränkt, sowie durch Vermehrung der Schritte, Verlüngei uui; n-: sä
legenden Wegstrecken uud Krhöhuug ihrer Steigung von O* bis ai* ä
markirten Wetren an den Terrainkurorten ' auf jede bclitibig« (»r«"
ausgedehnt werden. Wiihrend des Oeheus und Steigens ist am i^i
fälti«; Acht zu geben und darf nie mit zurückgehaltenem Ath»?ni g^^pog« •
Das Atlimeu muss taktinSssig ausgeführt und mit don Sohritton am boH •
Verbindung gebracht werden, d.xss nach der (»rosse der vitalen
1 — 2 .Schritte auf je eine Inspiration und FA])iration fallen. R<"i ^>(arktr
und lusuflicienz des Herzmuskels ist saccadirtes Athincn wahrend <le» Mm*
Steigens etwa 5—10 Minuten lang 2— Dnial am Tage in AnwenduD£ a *ti
Auf eine von selbst sich ergebende Inspiration folgen xwet durch krinr iMn
getrennte Expirationen, von denen die zweite mit verinehrlrm l'r-^ —
wird. Auch die eigentliche Herzmassage durch Pressung f?'ird«Tt dir i
handluiig. .Ausführung derselben: Mä.ssig tiefe Inspiration unti s:i.i.'.i':
manuelle IVcssung des Thorax seitlich vom Beginn der AxilUirliiii- -l;
des Itnistht'ins durch Herabffilirung der pressenden Hando wäiireud d« ijje
Tilglich mler alle 2—8 Tage 10—15—20 Pressungen.
iJie (irös.se der Aufgabe für die Geh- und Steigbewegnng ■ j ■
noch bestehenden Herzkraft; je scliwächer diese ist, um so kl' ^
gäbe sein. Ebene Wege (A) mit kurzen Wegstrecken mehrraaLs im ;
und allmählicher Uebergang zu pri'i.sseren Wegstrecken und etwas •■">
(B). Bei noch bes.ser erhaltener oder erstarkter Herzkraft >\ i
Steigung mid erst kürzere, dann allmählich längere Strecken .n
des Tages vertheilt. Die steilen Wege von 20* Steigung (D) slnil .
meiden und imr nach vollstilndiger Herstellung der Herzkraft mr wciwr»»«
gung und Erhaltung derselben zuzulassen. Für die ArlK-itsaufpah^ «nffcH'
die Eintlieiluug auf den Torrainkufwegen nach Wegzeichen, Stf
von 1/4 Stunde normaler Gehzeit. Nach der Uhr gehen zu lasst-ii
da je nach der Individualität der eine Kranke in der gleichen /.eit'
der andere zu wenig gehen, d. h. Maskelarbeit leisten kann. \.:)i\:
Aufenthalt in guter, staubfreier Luft, Berg- und Waldluft, w
Sonneiiwärme etc. unterstützen durch ihre allgemeine Wirkiuig a;.: i.... -^
bildung und Nervensystem die Terrainkuren.
Wie die Geh- und Steigbewegung kann auch die Gvinna-stik ver*- -""' "
Die Benutzung der Zander'schen Maschinen ist der manucllpii Gvmn:
vorzuziehen. Auch bei der GynuKistik ist die Athmuiig zu üborwacbcji V' ■
gilt, dass die activen Bewegungen wiihrend der Inspiration ausgeführt •«et'
ausgeathniet wird, wciui man in die Aasgangsstellung zurückgeht. Die ^
erstreckt sich auch auf die Au.sführung der manuellen, activen iitui ^
gymnastik. Eigentliche Turngerüthe. Hanteln etc.. dürfen bei .'
keiner Weise angewendet werden, da sie viel zu grosse Anstr-
Das.selbo gilt von dem Ergostaten. .Auch von ilen Widerstandniat!
Mager und Burlat ist nur mit der grössten Vorsicht Gebrauch «m
Aufnahme einer grosseren Mahlzeit ist eine längere Ruho, wer,
lang, einzuhalten. Gymnastische lebungen sind überhaupt .im l.—-'
mtttagsstmiden zu verlegen. Ziu" Interstützuug der BL-handlung k<"ii'
noch warme Bäder, Sool- und kohlensäurehaltige Bäder benutzt v
jeden 3. Tag, dann jeden 2. Tag und zuletzt 2 Tage hintereinanrl
Unterbrechung ein Bad. Man beginyit mit einfach warmen l\:\<'-
zu den Sool- und kohlensäurehattigen Bädern über. Mo«;
mechani.sche Behancilunp nach dem der Herzinsufticienz zu tiruii',
heitszustande oder licr cninplicirendeii Be.schiidigung des Herzeii.v
apparatos. Bei letzterer findet die mechanische Behandlung naii>
in Fällen, wo die Conipensatiou bei normalem Muskelgewebe nui
»S,
genügend oder nicht vollständig eingetreten, aber noch nicht gaoi n ^(
iPTZsrhwHrliP
607 —
|przthSt1^koit|
gangen ist, hei Hi-r/kl.'ippcntVhkTii'. f)iT Krfolg ist ineiMt riii vijllst:'i?uligcr: Wieder-
herstpilimp der iiothwpiidigcn Flerzkraft, Rückbildung der Dilatation liis zur conipensa-
[torisrheti und Herstellung einer ^gleichfalls compensatorischen Hypertrophie des Muskels.
Wo dagegen bereits Degenerationsvorgfinge sich entwickelten, Sklerose der Coronar-
arterieti vorhanden ist, wird man nur mehr beschränkten Gebrauch von der niuchnnischen
Behandlung machen können. In vorgeschrittenen Fällen niuss man davon absehen.
M ed icamentöse Behandlung. Die erste ^Vnwendung von Arzneimitteln ist
bei KrnälinmgsstOrungen zn machen bei Anaemic, ('hlorose, Blutarnmth nach
schweren tabescirencieiv Krankheiten, Pnenini>ni<', Typhus, Cholera, Diphtherie et«.,
[bei schlecht genilhrten Individuen, die an Kraft stark henmtergekomnu'n sind. Die
fLaupts.^chlichste Indication liegt für Eisenpraeparate neben anderen Koborantien und
entsprechender Diaet vor. Von Digitalis i.«t hier günzlich Umgang zu nehmen und
]auf das Herz durch die mechanische Bebandhnig einzuwirken.
Wenn die Herzkraft nicht mehr im Stande ist, die Dilatation und andere Be-
ischädigungen bei Herzklapiienfehlern* so weit zu conipensiren, dass der Kreislauf
Ifür die Function der lebenswichtigen Organe aufrecht erhalten werden kann und
das hydrostatische Gleichgewicht im Circulation.sapparate vollständig aufgehoben ist,
80 inuss man zu den eigentlichen Herzmitteln greifen. Der Erfolg von Digitalis,
Strophanthus, Convall.aria majalis, der KotTe'fnpraeparate ist aber ein verschiedener je
nach der Ursache, welche di-r Insuflicienz zu Gnmde liegt, am günstigsten, wo noch
keine degenerativen Vorgänge im Muskel bestehen, so bei einer grossen Zahl von
Klappenfehlern, am uiizulünglichsten d.ngegen bei chrouischer Myocarditis und Sklerose
»der Kranzarterien und bei Fettherz im letzten St:idium. „»».,»,
trzthUtiyrkeit. Das Herz erfüllt die Aufgabe, den Blutkreislauf zu erzeugen und zu erhalten
( dadurcli. dass es Druckdifferenzen im (lefasssystcm schafft, und nun, entsprechend den Gesetzen
[der Hydr.-iulik, das Blut von den Stellen höheren zu denen niedrigeren Druckes slrümt. Die
jThätigkcit des Herzens ist gleich der einer Pumpe, als Druckpumpe wirkt die systolische Zu-
l'sammenziehung, als Saugpumpe die diastolische Rrschlaffuug. Systole und Diastole folgen ein-
laoder in bcstimnitem Rhythmus, sodass zuerst die Atrien sich zusammenziehen, sodann,
LirähreDd diese erschlaffen, die Ventrikel sich contrahiren. Es folgt ein Zeitmoment, in dem
»das ganze Herz im Zustande der Ruhe sich befindet, die sogenannte Ucrzpausc. Die drei ge-
Inannteo Phasen zusammen bezeichnet mau als eine Herzrevolutiou.
.Soll CS durch die llerzthHtigkeit zu einem Kreisen des Blutes im Körper kommen, so
Imuss es in einer bestiramtcn Richtung strömen. Dies kann nur durch Einsch.iltung von Ven-
tilen, von Herzkiappeij. erreicht werden. Die nm Beginne der Aorta und Pulmonalis befind-
lichen bezeichnet man nach ihrer Form als Semilunar-, nach ihrer Function als Taschen-
klappen. So lange der Druck in den Ventrikeln höber ist als in den grossen Gefiissen, sind
Lsie geöffnet, nahe den (iefdsswandungen, ohne ihnen fest anzuliegen; wird der Druck hei der
[beginnenden Diastole in den Ventrikeln niedriger, so drückt dos zwischen .Artcrienwand und
Jappe befindliche Blut sie nieder, dehnt sie, sodass sie sich mit einer ihren freien Rändern
iahen Linie, der Schlicssungslinie, aneinanderlegen und dem Blute den Rücktritt in.s Herz
rerlegen. Zwischen den Atrien und den Ventrikeln wird die Communication durch zwei
reitere Ventile, die Segel- oder Schlauchvenlile. geregelt: die zweizipflige Mitralis links und
fdie Tricuspidalis rechts, gestatten dem Blute nur den Weg vom Vorhof in den Ventrikel,
aber nicht umgekehrt. Bei der Diastole der Ventrikel öffnen sich die Klappen durch den in
I den Atrien herrschenden L'eberdruck. das in ersterc eintretende Blut beginnt die Klappen
I au spannen, die, mit dem Beginn der Ventrikelsystole plötzlich durch da.s von unten andrängende
, Blut in maximale Spannung versetzt, gegen einander gedrängt und geschlossen werden.
Die systolische Contraction geht mit Form- und Lageverändcrungcu des Herzens
1 einher. Während der Diastole bildet die Basis der Ventrikel eine Ellipse, mit grösserer Axo
I von rechts nach links, kleinerer von vorn nach hinten. Die Läugsaxe des Herzens steht
[schräg zur Herzbasis, der Ventrikel bildet also einen schiefen Kegel; der rechte Ventrikel
schaut mehr n.ich vorn, der linke mehr nach hinten. Bei der Systole nun geht die elliptische
^ Basis in eine kreisrunde über, es tritt eine Verdickung des Herzens ein: die schräggestellto
jBerzaxe richtet sich auf und stellt sich senkrecht zur Herzbasis, die Herzspitze wird dabei
^naeh vom und oben emporgehoben. Endlich macht das Herz bei der Systole eine Drehung
[um seine Längsaie im Sinne der Supinationshewegung der rechten Hand. Diese Bewegungen
iühren zu der Erscheinung des Herz- und Spitzenstosses. Legt man die Hand auf die linke
Brustwand, »o fühlt man eine, mitunter auch sichtbare, diffuse Erschütterung, bedingt durch
die systolische Verdickung des Herzens: ausserdem an einer oircumscripten Stelle einen
Lstärkercn Stoss. von der Erhebung und dem Andrängen der Spitze gegen die Brustwand her»-
Vübrend. Die Stelle des letzteren liegt gewöhnlich im fünften IntercostaJraum, etwas median
bou der Mammillarlinic. Für die Erkläruug der Lagcänderungen und des Herzstosses nimmt
[llprzlliHliitkptt
m.iii nii (tiulbrod-Skoda), tlass d;is Hera durch die AuslnH
liückstoss erleiden sollt»;, wie etwa ein abgeschossenes <jcwchr.
rungcn des Herzens sind im Herzen selbst gelegen. Das Hetz \
elastischem Material gefertigte mit Flüssigkeit gefüllte Kegel: sobald
nügende Steigerung erfahrt, bildet er sich stets in einen ge roden Ivl^
Urundfläche um, da der gerade Kegel mit kreisrdrmiger Basis unter .
Bezug auf den Inhalt die möglichst kleinste Oberfläche hat.
Von den Herztönen fällt einer mit dem Spitzenstoss seitlich cu^ammcn, teiii
dem ersten in kurzem Intcn'all. Der erste, systolische, Ton ist tiefer, davpte, %)
zweite, sogenannte diastolische, etwa um eine Quart, h5ber und kürzer. [)<renkTi|
wesentlichen ein Muskelton. wie ihn jeder quergestreifte Muskel bei sciuM C«««
er scheint versUirkt zu werden durch einen Ton, den die beim Begina der Systol« «11
spannenden Atrioventriculnrklappen erzeugen, vielleicht auch duivh einen ^ - '- ■■'
Dehnung der Aorta und Pulmnnalis entstehenden. Der diastolische Ton
zu Beginn der Ventrikeldiastolo einsetzende plötzliche Spannung der S.
rückgeführt; er ist ein reiner Klappentun. Wenn auch nur «wei Töne gel
stehen doch nicht nur zwei, und es ist praktisch wichtig, die in den '
abschnitten cnlstehcndKn ?challcrschcinungen von einander xu sondern. >!
die Thalsache. da.ss nicht an allen I'unkton der Brustwand jeder T'-" ■_ :
mehr am lautesten nahe am Enlstehungsorte oder wo der Ton mit d'
fortgeleitel wird. Die Schallcrschcinungen der Pulmonalklappcn h-
/.weilen linken Intcrcostalraum, ca. 2 rm weit vom Sternuni, die der '
derselben Stelle und im oberen Theil des Slemum; die der Mitralis
der Tricuspidalis auf dem unteren Slernum.
Zur genaueren Verfolgung des .Ablaufes der einzelueo Herzpbasen hit nun tt»
graphischen Methoden zu Hilfe zu nehmen. Ohne auf die noch in '
Anschauungen eingehen zu künuen, sei erwähnt, da.-s man auf Grund
«lic Sy»t<ile in zwei Abschnitte getheilt hat: in die Verschluss- oder
der Druck des sich contrahirenden Herzms noch nicht gross getiiif-
liiiiarkl:ippcn la.stcnden Druck zu überwinden, in der also alle Kl
wird zu O.OK— 0,934 ,'<ecunden angegeben. Ihr folgt die Auslreibu:
Nach Annahme einiger Autoren gehört zur Systole noch eine dritt«; i'
zeit (0.135 Sccunden nach Edgrcn), während der die Ventrikel ooih
kein Blut mehr auswerfen. Fraglich bleibt dabei, wann der Scbluss der •
eintritt, ob am Beginne oder am Knde dieser Periode. Da Andere eine Vrri
haupt leugnen, so herrscht weder über da^ Ende und somit über die !'
andere« Worten über den Beginn der diastolischen Erschlaffung Einij.
stoliscbe Ton als sicheres Merkmal der einsetzenden Di,v;tolc bctrach'i' "
.systolische Ton scheint a priori genau den Beginn der Herzcontraction uniu
Die Zahl der Herzcontractionen pro Minute ist von dem p.'^ychiscl
Verhalten des Individuums, von seinem Alter, seiner Körpergrösse, v.
abhängig. Sie betrügt im Mittel beim erwachsenen Manne 72, bei di :
sten ist sie beim Neugeborenen, mit ca. 140 Herzschlägen, dann sinkt -
im 10. l,ebensjabrc noch ca. 87. Die Zahl der Ilerr^chläge ist nichi
gleich, sondern zeigt eine bestimmte, von der Nahrungsaufnahme abh;i:
des Morgens hoher als am Vormittage, erreicht ihren höchsten Stand i
Mitt,igsmahi?.eit und sinkt bis zum Abend wieder ab. Im Schlaf und
gcring.'iten. Durch Muskelbcwegung k.inn sie auf 160 — 170 Schläge pr" ^'
d.iher ist auch im Stehen die .Schlagzahl höher als im Liegen, auch steif
.AthmcTi. In der Wärme, in verdünnter Luft ist die Herzthätigkeit n'
mindert in der Kälte, in beiderlei Sinne wirken psychische Vorgänge,
der Dauer eines Herzschlages ist vorzüglich die Dauer der Diastole
zwischen 0,18 und 0,46 Minuten variiren.
Welche Arbeit leistet das Herz bei seiner ThätigkeitV Nach den Pr
chanik berechnet sich die Ilcrzarbeit bei der systolischen Contr.iction m:
geworfenen Blutes, aus der Höhe, bis zu der es empnrgeworfcn wird, li
werden kann an dem in der Aorta rcsp. Pulmonalis herrschenden Drui-k vjii<i
schwiiidigkeit, die der Blutitrom in den grossen tiefässen hat. Die Menge 'ie ^
ausgeworfenen Blutes, das .sogenannte Schlagvolum des Herzens, ist auf vttwkv
zu bestimmen versucht worden. Am besten ist die indirecte Berechnung, iv »]*
und Quinquaud am Hunde, von Zuntz am Pferde verwerthet worden ist
• irösse des SaiierstolTvcrbrauches und der Kohlcnsäureausscheiduug dur-h l'"''
Expirationsluft, zugleich entnimmt man eine Probe des arteriellen und d.
und bestimmt durch Entgasung dio Differenz im Sauerstoff- und Koblei
durch Combination dieser Werthe leicht berechnen, wieviel Blut !■
passirl haben muss, um den gefundenen Lungengaswechsel zu ermi>.. '■'*
dividirt durch die Zahl der beobachteten Pulse ergiebt das SchLigvolum.
i(>rztliHlif;k«>i(
H<>r7.tliiili^k<>if
1
P
üben, dass das Schlngroluiii des Hcr7,>;DS starken ■Schwaiikiuigen iiiilerliv^t, di-u>s Variatiuiiun
ie 1 :3 — 5 vorkommen. Auch haben die Mittelwerthe nicht jene Grösse, die man nach Volk-
ann's Capacitätsmessungcn am Leichenherzen anr.unehmen gewohnt war, sondern nur '/n— '/>
erselben. Für den Menschen nimmt man nicht mehr wie früher ca. 130 ccm, sondern
ur 70 — 90 oder im Mittel 80 ccm, d. b. ca. 85 g, an. Der Blutdruck des McnscJicn iu
[der Aorta wird zu 180 mm Quecksilber geschätzt, gleich einer Blutsäulc von 2,5 m Höhe,
ier in der Pulmonalis kann zu Vs dieses Wcrthes angenommen werden. Die Ventrikelarbeit,
ic erforderlich ist, um die 85 g Blut emporzuheben, ist demnach für den linken Ventrikel
= 0,085X2,5 d. s. 0,225 mkg; für den rechten Vs dieses Wcrthes. Die Gcsammtarbcit des
^inkon Ventrikels ist demnach: 0,125 mkg pro Systole, pro .Minute bei 70 Systolen = 14,87 mkg;
"ie beider Ventrikel pro Minute = 20,86 nikg. pro 24 Stunden = 20,86 X 60 X 24 =
038 mkg. Das wäre die Arbeitsgrösse des Herzens bei Körperruhe. Bei Muskelarbeit
kann sie das 5 — 6 fache des Ruhcwerthes ausmachen (Zuntz). Diese Mehrleistung ist nicht
eine schnell vorübergehende, sondern kann stundenlang ohne Besehwerde ertragen werden.
iJaraus wird es verständlich, dass der Herzmuskel im Staude ist, die Hehrarbeit, die ein ent-
stehender Klappenfehler ihm auferlegt, bewältigen zu können.
Wie jeder arbeilende Muskel, muss auch das Herz reichlich mit Blut ernährt werden,
wird ihm zugeleitet duich die Coronararterien. Die alte Streitfrage, ob diese ihr Blut bei
Icr Uerzsystole, wie der übrige Körper, oder bei der Diastole des Hertens erhalten (Brücke),
it jetzt als in ersterem Sinne entschieden zu betrachten. Der Puls der Coronargerisse ist
yucbron mit dem Pulse in allen anderen arteriellen Uefössen. Verschluss der Coronararterien
nd damit Abschneidung der Ernäbrungsflüssigkcit von den musculösen Elementen führt zu
iastolischcm .Stillstande des Herzens.
Wodurch kommt die rhythmische Thätigkeit des Herzens zu Stande und auf welchem
ege werden die, seine Schlagfolgc äodcnideu Rcizo zugeleitet? Das aus dem Körper ent-
fernte Kaltblüterherz, ebenso das genügend ernährte des Warmblüters, schlagen rhythmisch
och mehr oder weniger lange Zeit (ort. Die Auslösung der rhythmischen Thätigkeit dos
Herzens ist also in ihm selbst gelegen. Ob sie abhängig ist von gangliöscn Apparaten, von
Nervenzellcomplexcn, die sich an verschiedenen Stellen der Herzsubstanz finden, ist durch
neuere Untersuchungen zweifelhaft geworden. Da das Herz von Embryonen schon rhythmisch
pulsirt, bevor noch Oanglien in ihm vorhanden sind, ist vielleicht die Fähigkeit zu rhythmi-
icher automatischer Thätigkeit der llerzmuskclsubstanz selbst eigen ist. Die Ganglienhaufen
m Herzen würden dann nicht motorischer, sondern sensibler Natur sein.
Wenn auch automatisch thätig, wird die Schlagfolge des Herzens durch mannigfache Im-
ulse vom Centralnervensystem beeinflusst, wie auch vom Herzen selbst centripetalc Er-
egungcn ausgehen, die die Herzaction beeinflussen. In erstcrer Beziehung sind zwei Nerven-
bahnen wichtig: der Vagus oder genauer Vago-Accessorius, da die im Vagus verlaufenden
fasern aus dem Acccssorius stammen, und der Sympathicus. Bei allen Wirbelthicren, auch
«im Menschen, hat der Vagus einen hemmenden Einlluss auf die Herzthätigkcit. Durch-
schneidung resp. Lähmung desselben führt zu beschleunigter Herzaction, Reizung zu Verlang-
samung oder diastolischem Stillstände. Dieser ist jedoch kein dauernder, auch nicht bei fort-
dauernder Reizung; allmählich beginnt das Herz, erst langsam und unrcgclmä'^sig, dann immer
hneller und regelnrä.ssig wieder zu schlagen. Es gehen also durch den Vagus tonische
Irrcgungen zum Herzen. Das Centrum für diese Erregungen liegt in der Medulla oblongata,
ist rcflcctoriseh erregbar durch psychische Einflüsse: Angst, Schreck, die zu vorüber-
hendem Herzstillstände und Ohnmacht führen: heftigen Schmerz verursachende sensible
iCizc können dasselbe bewirken; auch Reizung der Nasenäste des Trigeminus, vor allem
faemischc Reize (Chlorofonninhalation), ebenso Blutdrucksteigerungen in der Schädelhöhle, be-
dingt z. B. durch Tumorbildung. Im entgegengesetzten Sinne wirken constant die Erregungen,
die der .'iympatbicus übermittelt: sie beschleunigen die Herzthätigkcit. Aber die in Be-
' acht kommenden Sympathicusfasem stammen gleichfalls aus der Medulla oblongata her.
nch im Vagus verlaufen neben den hemmenden aceclerirende Fa.sern, sie sind jedoch in
olgc Uebcrwicgens der hemmenden in ihrer Bedeutung weniger gekannt. Die accelerirenden
lympathicusfasern sind nicht, wie die hemmenden des Vagus, tonisch erregt. Auch die be-
schleunigenden Herzfasern sind reflectoriscb erregbar durch schwache sensible Reize, durch
Drucksteigerung in der Lunge, so bei forcirtcr Athmung, bei lautem Sprechen und Singen,
beim Husten ; wahrscheinlich auch durch Reizung anderer sympathischer Fascni (Erhöhung
der Pulsfrequenz bei Morbus Basedowii). Ausserdem wirkt das Herz reflectoriscb auf seine
igcne AcHon ein; vom Herzen aus kann reflectoriscb die Pulsfro'iuenz erhöht oder erniedrigt
erden, der Blutdruck dabei gesteigert, vermindert oder ungeändert bleiben. Besonders ein
vom Herzen ausgehender Nervenstnmm ist für die centripctJilc Leitung wichtig, der sogenannte
Nervus depressor; seine Reizung lässt den Blutdruck sinken. Er ist wichtig für die Regelung
]er Herzarbeit, er verhindert eine Ueberaustrengung des Herzens. Sobald durch übermässige
' derstände im Kreislauf die Entleerung des Herzens erschwert wird, sorgt seine Thätigkeit
Rir eine Erweiterung der Gefässe, besonders der Bauchhöhle, und führt so zu einer Verminde-
rung der Widerstände im Gefdssapparat,
A. I.OEWT.
0. Litkreieb. Euejrlilupaüille. It. BhdiI.
SO
(Hesperis
'— 010
Hesjiinp MMif \\
Hesperis I,. PAtniwiigiittuni; Jor F»iB. der Croeifori«*, Gmnic d»r Sisjb)'
rhitAo). Arten mit liomlich grocscn UlUtheii, Prllcbte mit cinQ^rrig^n Klapp««), tl
xweiJ&hrigcK und ftuttdmuenidos Kr«ut, obcrwirts B«tig, mit «ehr Uagea, Aufreohtea. ..^.
purpurn, liU oder weiff.
Hesperidin. CsHyOn. «ach nehr Terbreitet in AurftnlikceoD, feine rai^ro«kDf»iseW
fut nnlnslieh in kaltem W»Mer, lether. Beniol. ISfilieb in heiuer K '""'
(MOO Th.}. Olj'konid. weichet mit rerdnunieo SInren in Gljrk o«* nod H '
Hesperl tinstnrc, Is o f »r« Us «ii re , C, n,..©, = CHjO ■ G^H,
der Kftffeeflitnre. enl»tehl beim K'icheii roii K *ton PhlorO|(lncin, f»Tiu.T l..?i '
UeUiyljodid, Kftlibjdrat und Holvgei^t. > Hexperetol, C^HioCK =
■ ■ ■ - ■ m»
s1«bt bei der truckoncn Peglillaliun des K&li-
>I'eritinsRure. .Selinip. 57', na*
Hesperisßl, du fett« Oel der Samen tob Hesperjs natronslia L^ ist grtlnUeht fist
nend; es arttarrt bei — iO^ <pec. Gew. 0,928.
Hesgln^'Bche Apparate. In neuerer Zeit hat sich der „Orthopaodc* Hessingifii
bei Augsburg, ein Nichtar7,t, durch Apparate, welche nach besonderen. g?sch<fii i
tcn firundsHtzen sehr sorjdältig hergestellt sind, einen besonderen N»men pe*
wendet seine Apparate bei Verletzungen und entzündlichen Vorgängen an d»n K'»-
Gelenken, bei .'^tellung.sanomalien der Glieder, Ankylosen der Gelenke. C j(
muugszuständcu der .Muskeln vielfach mit bestem Erfolge an. Der äu^^s.
Apparate sowie die Nothwendigkeit eines längeren Aufenthaltes io sc:
hindern Jedoeh. dass seine Krtindungen der Allgemeinheit zu Gut«
modellirt die Apparate stets nach dein Körper des Patienten *el' ■
er den Druck des Apparate.i auf einzelne Körperstellen, was nie lanp: erti
meidend, denselben stets auf grössere Flächen des Körpers einwirk' ' "
gleich den erforderlichen unverschieblichen Sitz der den Körper angp
Ferner ist in ausgedehntester Weise das Princip der permanenten i,\ii
gebracht und zwar, was das Wesentlichste dabei ist, können die Patieni
ohne durch den Zug darin behindert zu werden oder denselben zu vereticiu.
angebrachte Zug bewirkt sogar erst die freie Bewegungsmöglichkeit. Die Onuid^
.\pparate sind folgende, soweit sie zu weiterer Annahme gelangt und uuh rM i
Orthopaeden erfolgreich modificirt worden sind.
Der Schienenhülseiiapparat für die untere Extremität. Den Grundstock i»
bildet eine Oberschenkelhiilse, wclehe ihren wesentlichen Angriffspunkt us Äi'-
am Sitzbein findet ; ferner ein Fussblech mit Ledermanscbette für Unicssiiä-
Fuss, in welcher die Fusssoble eingesperrt wird. Beide U.tuptlhtilf raia '
lieh durch St.ihlschiencn, welche mittelst Schrauben verstellbar sind, ver^mn.!' i.
darf erhalten dieselben am Knie ein Gelenk. Dasselbe fehlt natürlicb. »■
weise, um ambulatorische Behandlung einer Fractur handelt. Das Verfal:
ist so, dass die z. B. im Unterschenkel gebrochene Extremität in S:
.Vpparat hineingelegt wird. Der Fuss wird genau in die geschmiedete Bi
und mittelst der mit demselben verbundenen schnürbaren, bis über die Kneci« i
I.ederinansehette fest in der Sohle gehalten. Da es jedoch mit der Lederhülx m
sich iKich nicht gelingt, den Fuss fest genug in dem Blech zu halten, so sindtt^
Rande derselben zu beiden Seiten je zwei Loderstreifen angenäht. Die vier f,?^^
Manschette werden nun durch entsprechende vier Löcher in Leder und
gesteckt, fest angezogen und kreuzweise über dem Fussblech geknotet,
nun so weit gestellt, dass in Folge des Extensionszuges die Kracturcuden
gegenüberstehen, ohne dass der Druck des Körpers auf den Fracturendei.
ken sich auf den Theil des Apparates stützen, welcher das Becken umgi
der Druck dann unter Umgehung der Extremität durch die Schienen dir
übertragen wird. Anders ist es bei dem anmodellirten, fixen Geb\ su
enden mitbelastet werden, und dadurch ein besonderer Reii zur ( ^ig i
Entzündete oder deformirte Gclenkenden können trotz vorhandener ÜewcgiiiigsB'
völlig entlastet werden bei sonst richtig hergestellten statischen Verhältnis««. De!
hülsenapparat kann durch einen vollständigen Beckenring oder gar noch eio in I
Rumpf umfassendes Corsett ergänzt werden. Es ist ein solcher Apparat aogtMft
scitiger, angeborener Elüftverrenkuiig. Den Schienenhülsenapparat hat Hi:-
mannigfacher Weise für verschiedene Leiden ausgestattet. Er wendet besoin!
elastische Gummizüge zur Behandlung des Klumpfusses, des ."^pitxfus-
Flexionscontraotur des Hüftgelenks an. Ebenso ersetzt er damit ri
lähmter Muskeln. Soll das Kniegelenk gesperrt werden, so bringt Hesiing-
die im Winkel der Charniere von einer Hülse zur anderen laufen. Sollen »uiitm
leukscontracturen gestreckt werden, so wendet Hessin g gerade, aus gewöhnliefe
stahl hergestellte Zugfedern an. Bei Genu valgum wird das Knie mitteW
grossen Lederkappe au die äussere Schiene herangezogen.
Grosse Erfolge verdankt H cssin g seinem orthopaedisohen Corsett, veliik*,;
massiger Weise von Roth, Beely und Hoffa modificirt worden ist. Let>tar«r
Wesentlichen folgendermaassen : Die Grundlage bildet ein genau anliegeades Bit pti*^
lessiiig'Kciie Apparate
011 -
Heveen 1
I
I
I
I
und Bockt'iisobluss gearbeitetes Corsutt aus fostem Drcll. Es wird nur vorn in der Mittellini«
zugeschnürt. Hinten liegt es ohne Unterbrechung der Küclcenfläche an. In die beiden Brust-
hälften sind zum .'^chutze der Brüste je zwei Fischbeinst.mgcn eingelegt. Genau entsprechend
dem Verlaufe der Hüftbeiukrimme wird auf jeder Seite ein llüftbiigcl angebracht, dessen vordere
Spitze bis unter die .Spina anterior superior ossis ilei der bctreffendeu Seite, die hintere dagegen
bis zur hinteren Umgrenzung des Trochanter maior reicht. An den oberen Rand dieses Bügels
sind je zwei starke aus Bandstahl verfertigte Schienen zur seitlichen .Stütze des Rumpfes mit
Schrauben befestigt, welche an ihren oberen Enden stellbare, gepolsterte Armstützen tragen.
Zu beiden Seiten der Dornfortsatzlinie verlaufen von etwas oberhalb der Spinae des Schulter-
blattes bis etwas unterhalb der Verbindungslinie der beiden Trochanteren starke Schienen,
welche an ihren oberen Enden derart federn, dass sie sich elastisch auf das Schulterblatt
legen und so das Abstehen des oberen (,'orsettrandes vorhüten. Metallknöpfe an den festen
Schienen dienen zur Befestigung von Kiemen. Zwei solcher Kiemen, welche von den
Achselstützen über die Schultern verlaufen, sich über dem Rücken kreuzen und an den ge-
genständigen Hüftbügeln befestigt werden, ziehen die Schultern zurück und verhindern so das
Vorfallen derselben. Zwei andere Riemen verlaufen über den Hauch und den unteren Theil
des Kückens, indem sie übereinander vorn und hinten an die flüftbügel angeknüpft werden.
Sie fixiren das Becken und verhindern das Vorfallen des Bauches. Ist, wie bei veralteten
Skoliosen, eine seitliche Verschiebung des Rumpfes vorhanden, so kann man durch einen
elastischen Zug redressiren, welcher von der AcbselstUtze, welche der Seite der Convexität
der Brustkrümmung entspricht, zum gegenständigen Hüftbügel geleitet wird.
BODE.
MUCh^rft« l'llanx(^ttKattntt(f au§ tler Kam. ilor Saxifrai^aeeae". UmTiust in Nordamerika und Asien hHimlsclti;,
bocb-Ht<>ii|fcli|(o KrAutor mit 1ant^)(f7HÜ«)lten, tierifQrinigofi. i^olapptRn BlHttern uiiiJ tu TraabfiD oder Rispeu Tvrt'liitnn
Blntlion. H. americana t.. H. Iilspida Curüli.. H. eyl i n d riea Dgaitl.. B. parrlfolia Nultal wcnleii in NorU-
uucrika Kogeo Diarrboo rorwcndot. Dan Khitaui hAisst Alum-root (AlAQDwtinol).
M.
jleafleber, Heu.isthina oder Bostork'.'scher Katarrh, ist eiin' in Eiifrliint! iiikI .Vmfrika
häutige, bei uns seltt-nere Erkrankung. Sie bestt'ht in katarrhalisclien Zu.stüiulcn,
welche am hilulig.sten die. Na.senschleiiiihaut, dann die CiHijiinr.tiva und den I'haryiix
iH'fallen und zuweilen sich zu a.sthnintischcn Zustünden steigern; bisweilen treten
Ficlierbewegiingen auf. Die Krankheil befällt meist Männer in jüngerem bis mittle-
rem Alter und ist in ihrem Auftreten und ihrer l)auer au die Zeit de.s Rliihens der
(irü.ser und die Heuernte gebniiden. Sie setzt eine gewisse Dispu.sition der Nason-
schleimhaut voraus, hat eine Dauer von 1 — 3 Monaten, ist von gutem Ausgang, kann
sich aber alljährlich wiederholen und .soll in ihrer Veranl.igung sogar erblich sein.
Sie steht aetiologi.sch der Idinsynkra.'sie mancher Menschen gegen Ipecacuanhastaub etc.
gleicli. Wähn'iul man früher liie Ursache in alniosjihaerischen Hinflössen suchte, wäh-
rend Helnilid I tz eij:;eiithnmliche Vibriom^n verantwortlich machtMi wollte, gelang es
Blackley nachzuweisen, dass es die Pollen zahlreii'lier (irasarten seien, welche zu
gewissen .lahreszeitiMi in d<'r Luft schweben. Ihr l^ndringen in die Nase verursacht
bei disponirton Indivitiuen jene sehr Listigen Fieiz/.nstiinde, welche die Krankheit bilden.
Prf»[)hy taktisch sind gegen die Krankheit empfohlen wordi-n zmiäch.st str(>nges
.Meiden von Wiesen etc. seitens disponirter Individuen zur fraglichen Zeit, dann
Tamponade der NasenhCihle mit Watte und Einfettung von Nascnschleimhaut und
Lippen mit Lanolin, sowie örtliche, eventuell operative Beseitigung aller krankhaften
Veränderungen der Schleimhaut, wie Schwellungen der mittleren Muschel, Polypen etc.
fiegen die Krankheit .selbst sind zahlreiche Nervina empfohlen worden, wie
Chinin, Arsen, Bnmipraep.irate innerlich, örtliche Befeuchtung der Nasenschleimhaut
mit Chinin (Helnilioltz), Pinselungen mit Cncafn und galvanokanstische Behandlung
der Schleimhaut. Der Erfolg aller dieser Mittel war ein verschiedener, oft versagender.
Am radicalsten und am sichei-stcn wirkt ein Ortswechsel, besonders nach blüthenstauh-
freien Gegenden, also an hochgelegene Orte oder in Form von Seereisen.
1 A. OÖTTSTEIN.
lenBtrich) in Bcrnnr Oborlandc iktO m bocb gflpiten. mit einer giystinien alkalisob-üallnixben Srbwi<rel<|ni<lle
«■O.Ol«» Schwefi'lwasüerstoff. U,c)331' SchweMnatrium. 0.67 doppeltkohlcniaure«. 0.2 «chwiirel»aiiros Natrinml. »nlcbe
<a Trinkkuren. KUdeni. Inlialationou Tomcbmiich bei chrunisrbcn KaUrrbcn der Albmungs-, Vurdauunija- und Hani-
organe Tenrendung findet. Einrichtougeu in Pneumatu- und Hydrotherapie. Saison Juni bis Ootober.
W.
BVeeilj C,(B)|, ein Seiqniten>on, entsteht neben Isopren und Dipentea bei der trookeiion Doi.'liUaliiin 'uii Kaut-
aehuk oder Oultaporcha iWilliam»). Es siedet bei 2»5— SHö«. Salasinrega» wird in .Menijen, die d«r Verlundunic
CiiHji'HCI enUproeben, abaorbirt; doch konnte dieses Chlorbyilrat biüher nie.ht kryalallisirt erhalten »erde«.
SPIEGEL.
3'J«
[Hexatyridiuiii itiii^uk-ola
012
Hic
Hexaliridinm plngniCOla TrcuUor. 20 mm Unifpr. S-T mm Kr-;-- " •' •■ ■
nnd 6 Poreu bpsitti; 4üa Hintoronde ist sa)re5i>itct. FadJ aieli ia -
H<*xiil>rii) ititn v Pii «rum Trvutlor, H itim lang, Vordereodr .
ktfinon Satipittitf. Iiicf^rr Wurm wiirdp «nprst auH der Vpna tibialis atif ir.. .-mh-; j'ihfn i|*ti«'<. !'• *
plaUt war, iHTvor^oeogcn. Spfttcr wurdp der Parasit noch oinii^e Malp in Noapet D«oB*«bl*l Bai^t
Warm ftlr i*ine IManane. andprp lialtpu jbn, ebcndü wie den rorigQn. fUr «in uiiaiugi»bi14*t«i T
HtblSCUS 1.. PflanionRattonit aus der Familie der MaUaeeaP*. l'nt»''"" i... u . l. . = -... . '.-.
bputelsUule in I-> anthrrenlose Zipfol ansgebt; die Karpfllo bleiben zu
den Troppn anf(phCreud. UlUlhpii meist ansebnlleh. mit ricicn Inirolac! .
Fnirlitknulen rubrt nioifit tIpIp Anlagen in jeden Faeb. H. can n a t> i n ti - L.. <-ut.-
Ostindien«. liefert den Oambubanf. der Übrigens auch Ton einijren anderen H.-A
mosrbus L. (A belmoftcbu« moccbatus Moench), eine ansdaueriiün Art A< .
liefert die Abe Im osch n s- oder Bisam k (^rn o r. H. esealentus L. (A b i5 1 m o $ c b u i v
reratt«*t), eine in Oslafrika beimiHcbe. einjltbrifce Art. wird in Ttelcn Tropcnlftndem cnltivUI *
(icmll^e ^'eicessenon PrUebto. Sie wird arcneiiieb wie Altbaea benntmt.
Ilighiiiorshiilile. Die Krkrankungen der Highmorshüble lassen sich riiitlieil« ■ i
iiiiil flironi.sclie katiirrluilische Kntzündiingen , ferner in acut« und thrnni«!»!
Kiit/.üinlunfji^M und fiidlich in diphtherische Entzündungpn.
U*i df'r aculpii katarrhalischen F^ntzQndiinp ist die Schl»>imhjiii
ai-itiiscli uihI winl von seröser Fliissigkrit durchtränkt, die nach
und mit iiMirpholitpschfri ^^icnieiiten durchsetzt wird. Dies«.* ErU
s(dciii' viTl;iuffn oder jrctit in den chronischen Zustand fiher, von li'
zu uiiti'rscii<'i<i('ri sind, eine oedemntöse und eine hypertrophische ■ 1'
Aller \V;dirs(!heinlicliki'it nach ist die letztere die Folge der ersten. Im
Verlauf kommt es entweder zur allmählichen Rfickbildung oder e^ '^"'i' •■''
lieh die panze Höhle mit Kiiidegewebe oder endlich die Kntziui<;
Periost und die Knochen über, die durch Hypertrophie oder O.sti
fall.s einen !?chwuiid der Höhle herlieiffihren können. Am hSiifig-"- :
doch durch liifection zur Kni]»yerubilduiig. Wenn die chronische ka:
Kntzüiidung nur eim-n Tlu'il der Höhle befällt, so bilden -sich -'
der Höliic Schleinihaiitcysten. Meistentheils treten sie mehrfacli
an allen Wunden des ffiiuis und sind ihrer Grfisse nach den I"
Scliwaiikimgen unterworfen von ganz kleinen miliaren bis zn solchen,
vollkommen ausfüllen. Unter rmstSndcn können diese Cysten, der-
wohnlich eine gninpelldiche seröse zähe Flüssigkeit mit einzelnen Choirsir
i.st, der .\usgangspunkt für eine eitrige Kntzündung der Schleimhaut werdrn.
als Cysten entstehen in Kcdge der chroni,sch-katarrhalischen Kntxündunr f*^}f
Dieselben sind meist mehr oder weniger lang, gestielt oder breitlcisig »nf«ll
in der Grösse sehr verschieden, selbst die ganze Höhle aiisfüllontl. h» i
skopisehe Slructur ent.spricht denen der Nasenhöhle. Endlich n'^
drojis i nflamniatorius als Folge der chronisch-katarrhali.sch'
zufüliren. Theoretisch ist die .Möglichkeit eines solchen zuzugehen, weuu *ii!
ganz sicherer Fall bisher nicht vi-rötTentücht worden ist.
Die eitrigen Fiitzüiidunpen sind gleichfalls entweder aent i"'
IJe.i der nruti'u Fonii ist die Schleimbaut oedeniatös und stark hyjM
Hyperaemii- ist gewöhnlich gleiehmässig, manchmal jedoch sieht uiai:
Weise llaemorrhagiiMi. Der liilcüt ist gewöhnlich dicker, ziher, main
Ph'ter, der die verschiedensten Mikroben entliält. Dieser Procoss kau:
bilden oder geht in die chronische Form über. Bei dieser beisteht der ri'i" —
aus mehr oder weniger dickflüssigem übelriechendem bröcklicheni. oft in r»!»'
beimischmig bräuntichem Eiter. Dagegen giebt es eine Fonn, wo il. " ' '
eitrig, gewiilmlicii nicht übelriechend ist, die schon erwähnte I
lischeu Hiitzünihnig. Die \'erändiTungen der Schleimhaut sind bei
identisch; es entstellt nach und ii.ich ein Narbeugewebe mit allen Folgen.
rischi' Kntzünduiig <ler Keilbeinhöhle unterscheidet sich nicht «ob 'i' •
Erkrankung in anderen Körpertheilen.
Die l^rsachen für die Entzündungen der Hightnorshöhle könni i
letziingen ibT Sinnswan<l sein, wie sie wohl am häufigsten diu-ch 7.
hervorgemfen werden. Dann sind es vor alletn die patholo"ischei'
Nase, welche auf dieselbe übergreifen können. Hierbei wäre noch /u ••■
dass durch den gewöhnlichen Schnäuzmechanismus das in der Nshe J«^ '"^
maxillaru etwa vorliandetie Infectionsmaterial sehr leicht in die Höhl« tip^
flfiprhmurshölilp
— 613 —
Hi^liinorslinlilr]
I u
kann. Ancli kann sich von erkrankton Zühncn «lor Process auf die Höhle fortloiten,
«■lionso wie von jiathologisrhen Zuständen des (tberkiefers, bei Geschwülsten, Lues oder
Tuherculose. Endlich sind ifie allgemeinen liifi'Ctionskrankheiten, wie Typhus. liiHucnza,
Diphtherie, Scharlach und Masern, nicht selten die Veranlassunia: der Erkrankung,
"dche Rolle die in dem Siicret i;efuiuienen Bakterien (Streptococcus, Kriedlilnder's
Pneumoiiiebacilltis, Staphylococcus pyogencs aureus, B.icterium coli) spielen, ist
schwer in s.igen. Obwohl es meist gelang, dieselben rein zu züchten, zeigten sie
teine ()athr>^enen Kifrensrhnften (Herzfeld).
In der Sy m ptoniatolofrie ist das wiclitigsto der Eiterausfluss aus der
läse, der nur bei den lakiiten wie bei den katarrhalischen Fonnen fehlt. Bei
Jen Cysten entleert sich maiichinal, jedoch sehr selten, eine griialich-gelbe zähe
flüssigkeit aus der affieirten Nasenseite. Die Menge der eitrigen Absonde-
ig ist sehr verschieden: gewöhnlicb sind es nur einzelne Tropfen, manchmal
Bt es aber ein richtiger Pjterflus.s, wie er sonst nur bei eitriger Rhinitis oder Caries
Jer Na-sonknnchen aufzutreten pflegt. Daneben ist Nasenverstopfung sowie Empfindung
eines üblen (teniehs nicht selten. Die häuKgste Klage ist Kopfschmerz, von
äer Stin» nach dem Hinterkopf ausstrahiend, Schwindel, Schlafsucht, Unlust zur
Irheit, Aprnsexie etc. D.'uieheii treten Neuralgien auf, reflectorisch ausgelöst durch
{eiziuig der Trigeniinusfaseru in der Höhle. Merkwürdig ist dabei, d:iss die nicht
:>lten typisch auftretende Neuralgie nicht im zweiten Ast verläuft, der die Kiefer-
iiible versorgt, sondern als Supraorbitalneuralgie sich bemerkbar maVht. Ernährung
id Wohlbefitulen leiden schlie.sslich selbstverständlich dabei.
Diagnostisch ist vor allem wichtig der Nachweis des Eiters im mittleren
(a.sengang im Hiatus semilunaris, der, mit der wattirten Sonde weggewischt, in
kurzer Zeit bei vornüber gebeugtem oder seitwärts gelehntem Kopf wiederkehrt,
"»••wohnlich findet man in dem Spalt, bei chronischen Fällen häufig, bei acuten
Bltener, pulypflse Wucherungen, die dem Reiz des herausquellenden Eiters ihren L'r-
prung verdanken. l*ie Aiinahitie, d:iss diese I'olypenbildung fast immer ein Zeichen
foa Erkrankimg der Nebeiibühleii sei ((>rünwald), ist keineswegs richtig. Wciui nun
nrklich festgestellt i.st, da.>is immer wieder Eiter aus dem Hiatus senu'lunaris hervor-
bickert, so fragt es sich nun, ob tler.selbe nicht aus der Stindiühle oder den vorderen
Siebbeinzellen stammt; deni\ (Wies der mittleren .Mu.sche! wird sich liuri-h die Sonde
schon feststellen lassen. Zu die.^em Zweck kann man nach (irünwald mittelst
Watte die Münilung tler Stirnhöhle ganz vorn im tiiittleren Nasengang zu ver-
schlie.ssen suchen und sich vermittel.st des Kil lian'scheii Speculums, d:is man nach
nnügender Cocainisirung zwischen mittlerer Muschel und Seitenwand einführt, von
Jen Verhältnissen dieser Gegend überzeugen. Alsdami ist die Durchleuchtung vor-
Kunehmen. Wenn dieselbe auch keineswegs sicher zur Diagnose führen kann, so ist
inunerhin von gewi.ssem Vortheil, wenn man «lie erkrankte Seite wesentlich
Junkler als die andere findet resp. wenn der Kranke auf dem betreffenden Auge
rermiiiderte Lichtemptindung hat. Eine ganz sichere Diagnose kann aber nur die
^robepunctitm gewährfn unil zw'ar thut mau am besten, zunächst nicht eine Aus-
spülung, sondern eine .Au.sblasung (Grünwald) vorzunehmen und bei vorwärts ge-
neigtem Kopf des Kranken zu beobachten, was während derselben im mittleren
Nasengang vor sich gebt. Man kann diese Procedur durch die normale oder
accessorische (jeffnmig der Kieferhöhle vornehmen. Diese aufzufinden gelingt nach
Rauge nicht selten, wenn man den wohlcocainisirten Hiatus mittelst Hartmann's
^^iührchen von hinten nach vom zu abtastet. Gelingt dieses nicht, und das ist
^^kohl .so in der Mehrzahl der Fälle, so geht man mit der von Killian modi-
^Hcirten, vorn geschärften Hartmann'schen Röhre an derselben Stelle ein und durch-
^fttösst die hier nur sehr dümie Wand, ohne dass der Patient etwas merkt. Man hat
^Kiuch die Probepunction vom unteren N.isengang aus empfohlen und Verf. hat die-
^■elbe bis zu Killian 's Empfehlung auch von dort her gemacht, aber die IMcke des
Knochens ist daselbst auch hinter der Mitte der Muschel nicht .selten so gross,
dxss nur bei bedeutender Gewaltanwendung die Durchbohrung gelingt. Von der
^■Alveole .aus die Probeeröflnung zu macheu, ist wohl kaum zu empfehlen, selbst wenn
^Beine Zahnlücke resp. ein cariöser Zahn vorhanden sein sollte, da das immerhin um-
^htändlicher Lst. Auf die Ausblasung lässt man sofort eine Ausspülung mit Aqua
^Ktorilisata, einer 2 prnc. Borlösimg oder Vr. — '/2proc. Diapiitheriulösuiig folgen, die
^Hrwöhnlich trübe und übelriechend abfliessen werden.
{THprhmorshBhlp
- fil4 -
NebiMi (k'iu Nachweis des Eiters piebt es l)ci der acut»»n « -^fcraOM
noch einige Krscheinung;(*n, die gekannt werden müssen, in. ilia^sÄM
Irrthuin zu begehen. Uas sind ein verhältnissniässig hohos 1
Lichtscheu, schwerem Krankheitsgefühl und lebhaften KlagoD, >.
Secretion der Nase sich oedematöse Schwellung der Waiigt<n iind \ '
hochrother Vi-rfürbuiig dieser Theile einstellt (Avellis). Solch«« Fmi- lu» |
kennen, um nicht eine Untersuchung der Nase zu verstumm iiiul sich etn al
l>iagnose Ervsipel.'is zu behelfen. Kerner wäre noch h«?rvonuheli«n, htl
krnnkinigen der Kieferhöhle auch doppelseitig oder in Verbindung mit ujtai|
der anderen Nebenhöhlen nicht selten vorkommen, sod:uss eine gi-n:uie llntoril
diese Erkrankungen erst ausschliessen muss. Schliesslich würe noch xu «M
d;is8 eine Verwechselung mit inneren Zahncysten möglich ist. We« ettm
sich in den Füllen, wo die Alveolenkuppel der erkrankton Zahnwiinet £nl
Ki<"f<'rln"ililenbodon bildet (Zuckerkandl). Wenn diese mit Eiter ■ ■i')iM
sehr gross sind, so rufen .sie dieselben Erscheinungen hervor wie l..;,.,.; ii(BI
höhle, bei denen der Ausführungsgang verlegt ist. T)nsselbc gilt von «InM
Geschwülsten der Kieferhöhle; wenn dieselben so gross worden, fl " ^'^
hervorrufen, so unterscheiden sich ilie.se höchstens durch ihre ;_ *
denen der Empyeme.
l>ie Behandlung der Kieferhölilenerkrankuiigen kann natürlich nur ■' -
Erscheiiiungeii derselben vorliegen, und d.xs ist vorwiegend bei dei •
zündungcti lier i"'.ill. Es sind jedoch von Noitenius und aticli von K ■
beschrieben worden, die sich vorwiegend durch heftij^es K'
und bei ilenen die l'unction serösen lidialt der Höhle ergab;
es sich in der Mehrzahl um chroni.sch katarrhalische Kntzn
dem einen oder dem anderen Fall, zumal da, wo sich ('h»..v-
Flüssigkeit fanden, war offenbar eine Cyste vorhanden. Im AlL
iii frischen Füllen zunächst die Ausspülung durch das ü.stiiiin [in\
Nebtiiöffinnigen zu machen versudieri, da man sich nicht immer il .
kann, dass, wie in F. Senion's eigenen» Fall, sich «lie Flfi -' '
leert. Die Au.sspüluiig gelingt in einer Zahl von Fällen, wenn .
des mittleren Na.^iengariges, wie bei der I)iagnose angegeben, die t>rii '
und (lemfremii.'is verfährt. .Meist genügen 1 bis 3 Anss[»ülungen mit i'
gegelteiien erwärmten Flüssigkeiten zur Ih'ilung, mancbnial jedcn-h sind li'
Kann man die natürliche Oeffnung nicht linden, so <lurrhbohrt man -.■
nach Cocain isirung, die Wand in der Mitte d(.>s mittleren Nasene
schwäch.ste Stelle der Waiuiung der Kieferhöhle ist. Meist wii«i .i
«lieser Stelle nur von der Scbteimluiut der betreffenden Nasenseite iii
gebildet, snda.ss die IHirrhbohrung dieser Stelle mit drr Kiilu^-i
Köhre für den Kranken am schonendsten ist, weil man keiner (>«walt Mai »j
Wand zu durclistnssen. Die Eröffnung vom unteren Na--' >bt ^4
den tii-fsten Punkt der Höhle hei den gewöhidichen Körp uijBirill
die Eröffnung weit schwieriger und für den Kranken weit tuuiugctteiuiMr; ■■1
nicht zu vergessen, dass die Oeffnung im Knochen sich leicht schliCBSt, »MB Jf^
künstlich offen gehalten wird, während im mittleren Kitsenganp dirs»^ '■^fl
nicht so leicht zu befürchten ist, Ihirch diese Oeffnung wird nun in "l-'r r***
gegebenen Weise die Kieferhöhle täglich ausgespült, bis Heilung eint'
nicht in 3 bis höchstens i Wochen zu erreichen, dann ist es am l>^'
80 zu öffnen, dass der Eiter gut abtliessen kann. Dies gesdiicht ili ■
vom Alveolarfort.satz, sei es von der Alveole eines fehlenden ^' '
nach der Extracfion des zweiten Molarzahnes, weil von hier die .\«il
Beschwerden und schnell gelingt. Üie Operation geschieht am 1.-
zahnärztlichen Bolirm.-ischine, und zwar ist es gut, die Oeflnung ni> !
machen, etwa ."> bis 10 mm Weite. Schmerzhaft ist das Bohren n
Coc-iinisirnng kaum, wenn der Zahn erst eben au.sgestngcn ist, du
bohrende Knochenphttte nur sehr dünn, manchmal auch kaum vorbantk* *
d;igegen durch die schoii !;in!je des Zahnes beraubte Alveole gebehrt, so»*'
lieh der letzte Augenblick des Bohn-ns ziemlich empfindlich. E« euipi)«M<
d:um, in die Oeffnung eine nicht o.xydironde silberne oder golden'- ''■■■■'
zu hissen, welche etwas länger als der Bohrcanal sein musH, ■
Ighmorsiiölile
— 615 —
llippontane]
I sich bildende Granulationen verstopft wird. Diese Canfile liegt, wenn sie
passend gearbeitet wird, vtdlkonimen fest und wird für gewitbiilich durch einen
genau nai-h ihr gearbeiteten knivpffi'irmigen Hartgununistift verschlossen, llie Aus-
spülung erfolgt durch die Cannle ein- bis zweimal täglich, und zwar gewCihnlich
niit 2^;-5|jrnc. warnuT Bors.-iurolösnng. IMe Heilung tritt, wenn der Proeess nicht
[_zu alt ist, nach einigen Monaten ein. hie .\uss|nilungen werden, wenn die Kite-
•luig nachl."is.st, inuner seltener gemacht, zuletzt macht man immer gnissere I'ausen,
lund erst, wenn wochenlang keine Flocken im SpülwjLsser sich finden, entfernt man
|die Canüle, worauf die Oeffnung bald zuheilt. Sonst könnte es bald ein Recidiv
feben. Leider giebt es aber Fälle, in denen man auch so nicht zum Ziel kommt.
Alsdann empfiehlt es sich, d.Ts Loch im Alveolarfortsatz so zu erweitern, d.T.ss man
mit einem scliarfen Löffel in die Hrdile eingehen kann, um dieselbe au.szukratzen
(und dann mit .ludüroriugaze zu tamponiren. Küster empHehlt, die Hrdile von der
iFo.ssa caiun.i aus zu erüffnen, da nian sie alsdann genauer untersuchen und behandeln
It.inn. Diese Dperalion lüsst si<'h nach lirünwald am besten machen, wenn man
Wange stark nach aussen imd oben ziehen lässt, sodass sich zwi.sclien ilem
IPeiten imd dritten Backzahn eine Falte bildet, die man nut der Scheere bis auf den
fKnochen einschneidet, worauf niaji mittelst eines (> mm breiten Meiss(ds mit i'inigen
'Schlägen ein i|uadratisches Loch in den Knochen macht. Alsdann erweitert man
dasselbe mit der Kiiocbenscheere soweit, da.sa man dii> Hölile elektrisch beleuchten
»eventuell mit dem kleint-n Finger abpalpiren kann, entfernt etwaige polypöse oder c\s-
tische Neubildungen mit dem scharfen Löftel und tamponirt die Höhle mit .lodoform-
jj.aze. Den Tarn [)on Ifisst man 1 bis ^ Tage liegen inid erneuert ihn riann. I,eider wird
die Einfühnmg des Tampons durch die rasch eintretende Verkleinening der ( »effnimg
immer mnlievoiler und auch für den Patienten .schmerzhafter, sodiis.s man nach
einigen Wochen tianiit aufhören und sich darauf beschränken mu.s.s, .lodid oder
^Kjiosophei) einzuptdvern. Durch diese oder eine der vorhin angeführten .Methoden wird
^f es endlich, wenn auch oft nach .lahren. in den meisten Fällen gidingen, den l'rocess
' zur Heilung zu führen, wenn nicht etwa ('om]dicationen von .Seiten der Knochpn
I oder iler Zahnwurzeln vorhanden sind. Alsdann Ideiiit nichts weiter übrig, als tilg-
^B lieh Toilette der Kieferhöhle mittelst .Xnsspülung zu machen, wemi man nicht etwa
^■grosse t)perationen wie .Jansen, der die ganze V'orderwaiid, oder Üoenningh aus,
^■der den grössten Theil der Seitenwand wegninuTit, vornehnu'u will, Operationen,
^Kdie erst nach .sehr langer Zeit und oft nicht eiinnal vollständig zum Ziele führen.
^M LtrBLINSKi.
Himbeere, die aromatische, zu einer .Sammelfrucht vereinigte Frucht des Rubus Idaeus. Man
unterscheidet die rothe Wald-, sowie die roUie und weisse Gartenhimbeere. Die sehr aroma-
tischen Früchte enthalten, neben 84—88 pCt. Wasser, 3,6—4,7 pCt. /ucker (Trauben-, Frucht-
zucker). 1,1—2 freie Säure (Aepfels.iure) und deren saure Salze, 1,1 — 1.8 Pektinstoffc, 4,6 — 8,C
i Holzfaser, 0,4 Eiweiss, endlich wohlriechende Substanzen (Fruchtaether).
Sirupus Rubi Idaei, Himbeersirup, Ph. G. III:
t Zerdrückte Himbeeren werden in einem (Jefäss hei etwa 20* unter öfterem Um-
rühren .stehen gelassen, bis eine abfdtrirte Probe sich mit dem halben Volum Wein-
geist kl.ar mischen lässt. Die abgepresste Flüssigkeit wird filtrirt und zu T Th.
' 13 Th. Zucker hinzugefügt. Der rothc Sirup wird durch Alkalien missfarbig.
Die unter Zusatz von Wasser oder Selterwasser hergestellte Limonade wirkt leicht diure-
tisch uud den Stuhl befördernd. Man giebt sie auch in äcberhaftcn, nicht mit Durchfall ver-
bundenen Krankheiten. MUNK.
llBI
Himbeernnkimpb er. RQbri man den nftch dem AaipreHoii der Himbeeren blntorbliebeneo fcstAn Br**i
t Wuier Bii und destillirt die«es ab, •ra lehßideD sieb naeb IKngerHm Stehen weistfe Flocken mh, di.« dtirab Vei^
aus ihrer aetberiArben LOsang alii larte, beim Krwftrmen leicht verdampft^nde Blattcbnn anskryAtallisiren,
GOELliNEB.
UippoborCH eqnina L., PferdeUnseiege, 7—0 mm lange Fliege ron gllniend hornbrauner Flrhaug, welche lieh
untor di.m Sehwauni., am Bauebe und den Flanken von Pferden and Bindern aufbllt und ihnen durch ibren Htich
UiUg nilt BefUllt gelegentlich auch den Mensohen.
ST.U>EI.MANN.
llippocaHtAnaceae. Pflamenram. au der Ordnung der Aenenlinao*, aungeieiebnet darth gegen da.« »lort» Keleb-
»blaLt .Hchrag xj^gt.>murphe Blfttben und gegenatändige Blttter. Wird neuerdings meist mit den Sapin daeeat>*, •I.mi.n
weobselstlndige BUtter eigen sind, rereint. Hierher die Gattung AeteDina*.
Hipponiano L. PHiniengattung ans der Farn, der Cuphorhiaeeae', Tjrpus der Unlerfam. Hippomaneae, ver>
wandt drn Oattnngen Manihot, Jatropba, .Stillingia, Exeoecarla und Hura. Nnr in einer Art bekannt,
in Wpslindiea, Centralamerika und Veneiuela heimisch: R. Kancinella L., der ManiwHitlo- oder Mansehinvilen-
[llippomAnc
- OIC —
binin, mit iirijssrn, ii|>ri<Urtigrn Slt'infillehUn: du ll«l>ehig> ÜMokarp b«4*«kt «m fcliOTfcwittrt«» faUa (m
MilclisiLn «tf» Bftamcs Ui Ririip uitd hat vn fabriliartpn Ant(ah(*n Anladts g«|^b«st. t
llippomauc Manciuella L.. Maocinella venenata Jus»., Manccni; '", >.
df. mort, .M anschinollcnbaum. führt in der Vrgctatioaszeit in seinen iirpM«
scharfen Saft, welcher in seiner Heimath als i'feilgift benutzt wird. Auf die ÜMlfii
ruit er Blasenbildung; und auf Schleimhäuten heftige Entzündung, ähnliob der iluni (
Tiglium verursachten, hervor. Nach den Untersuchungen Karsten'^ sind ia i(a I
Subslilutionsproducte des Ammoni-iks, mit Trimethylamio verwandte Körper, TerikMtr
diese KeizwirkuDg zugeschrieben wird. Die Dosis toxica giebt Orfila xa ifi—M .
erwachsenen Menschen an. Gelangt der Saft auf Wunden, so ruft er durch RrOOfplBvr
Erbrechen hervor und führt .schliesslidi zum Tode unter allmählicher AKnibs- f-
In ähnlicher Weise wie der Sa/t erzeugt auch der Genus-s der Steii
tödtliche Mageudarmentiündung und Paralyse. Selbst die F.mauat,
seit alter Zeit als giftig. Eingeborene sollen durch Verweilen in - -
finden. Diese Behauptung erscheint nicht widersinnig, da von 1."
gleiche Wirkung verbürgt ist, auch steht fest, dass vom Baume ab
zarten Körperthcilen schwere Entzündungen verursachen können. Der
als Diureticum. .Sudoriticum und Antisyphiliticum bei Lähmungen, auch l
wie Elephantiasis und torpiden Ulcerationcn benutzt wurde, ist ncuerdin^
als ein geschmackloses Drasticum mit ausgesprochener diuretischer \\
den, welches im Effect gleichbleibend weder Erbrechen noch Kolikschn^.
einer Mischung von Milchsaft 1, Honig 3 bewirken 2 — 8 Tropfen 10 — li ■j.-.m:
Auf C'uba gilt der Saft als wirksames Mittel gegen Tetanus.
Hfppiirsüure, Bcnzoylglykokoll, CgHjNOs = CjH, • CO • Nf! • CHj " 0,11, ist in Ba^
sonilcrs bei l'flanzcnfressern, vorhanden. Sie kann daraus gewonnen werden, iiiilr»Jj
Harn mit Kalkmilch aufkocht, dann colirt, das Filtrat nach Neutrnlisiren m-'
eindampft und schlics-slich mit Salzsäure über-iättigt. Die so gewonnt';
Oxydationsmittel wie ("hlorwasscr, Chlorkalk oder Kaliurapermanirnnat -
die Hippursüure auch aus ihren Componenten Benzoesäure und <>
durch Erhitzen von araidoessigsaurem Zink oder Silber rait Ben.
Säureanhydrid mit Glykokollaethylester. Sie entsteht schon in ilcr liiii
von Benzoylchlorid in eine mit etwas Natronlauge versetzte concentrirte '
Die Hippursäure krj-stallisirt in langen rhombischen .^äulen vom .•~
Gew. 1,30S. Sie ist schwer löslich in kaltem Wasser, Alkohol und A. ;
acther, hcissem Wasser und Alkohol, unlöslich in Benzol, Chloruf
sowie in LigroVu. Beim Erhitzen auf 240—2.50" zerfällt sie in i
harzartige Körper; heim Glühen mit Kalk entstehen Ammoniak und iifnzuij
B^.'nzol, Ammoniak und Methylaniiii. Bei langem Kochen mit Alkalien. -
Mineralsäuren und auifi Uxalsriure wird sie in ihre Componentcii ' n.
Die Bildung von Hippnrsiiiire im Organismus aus den Coi, <-. ot 41«
artige Beobachtung (Wöhler 1824). Sic erscheint im Harn nitn iMtu-ilri'
säure, Zimmtsäiire, Cbin.asäure, Toluol; nach m-Chlorbenzoösäure tindet i. . -
hippursäure. nach Homologen der Benzoesäure die entsprechenden HoTr '
Bei den Pflanzenfressern liefern offenbar die vielerlei in den l'fl.ii
aromatischen Verbindungen, die im thierischen Organismus durch v
befindlichen ."'eitenkettc in Bonzoi-säure verwandelt werden, das Jl
Säure. .Aber auch im Hain von Hunden wird diese bei reiner Klti^t,,!
Hunger in kleinen Mengen gefunden; sie entstammt in solchem Falle d' ■
niss gebildeten aromatischen Säuren und ihre Ausscheidung ist daher v.
ccssen im Darm abhängig. Es geht z. B. auch Hydrozimmtsäure, die bei dtr
ni.-is von Albuminatcn auftritt, als Hippursäure in den Harn über, na* <">li'' -i"
wohl in allen Fällen der Zersetzung von Eiweisskörpcrn. Bei Fleisehfre-
Hippursäurobildutig die Niere festgestellt worden (Bunge und Schmi'.
wirkt nicht durch ein Enzym, sondern durch die Lebensthätigkcit ihres Gewebes; ä*4 t
lllutzellen sitid dazu erforderlich. Beim Pflanzenfresser erfolgt die Bildung uci *^ '^
initleluug der Niere. Ausser im Harn findet sich Hippursäure oacb Scb lossbfIti>*'
Hautschuppen des Menschen bei Ichthyosis.
?P1I*
Hippus bedeutet klonische Krämpfe der Iris, die in Form rasch .luf ein- ' ■'.•■"
riiiig und Erweiterung der Pupille siohtb.ar sind. Sie finden sich \;
nach cpileptoidcu Anrällen, bei hysterischen Krämpfen und bei aersv:^ auigw^Kt
und setzen sich auch während der Beleuchtung der Pupille unuiiterlm>di«o fort
Hirse, Paniciim miliaceum, Graminee. Die Körner sind durch d(« «riiärteua KfWf*
beschalt und gl.Hnzcnd. Auch die Kulbeuhirse (Setaria italiea) und die MooriWr«M4» •*"
— 617
liodeiiHaft]
|(Sorgbum vulgare) dienen als NabruDg.smittel. Die ganzen Hirsekörner enthalten im Mittel
[Wasser U, Eiweiss 10,8, Fett 5,5, Kohlehydrate G6,8, Rohf;i.ser 2,G, Asche 2.4pCt. Die eut-
|*cdcr nur einfach enthülsten ndcr dann noch grob gemahlenen Körner liefeni die Hirscn-
Irrütze. Die aus ihr bereiteten (itrichte haben einen ahnlichen Nährwcrth wie Gerste* und
ffiafer*. Für die Krankenernährung bat die Hirse keine Hedeutung.
I UWK.
nzsclilag, Sonnenstich, Solar- Asphyxie, Insolation, Erethiümus tropicus, Cnup
[de süleil, Sun-stroke, Hcat-stroke, Morbus sols titialis. Während wir unter
I Sonnenstich eine Erkrankung verstehen, welche in Folge dircctcr Einwirkung heisser Sonnen-
I strahlen entsteht, liezeichncn wir mit Hitzschlag eine Erkrankungsform, die durch ange-
[strcngtc Muskelthüligkcit in Folge einer l'ebcrbitzung des Organismus zu Stande kommt. Der
[Hitzschlag kann auch bei bewölktem Himmel auftreten. Die Krankhcitssyniptomc sind bei
[■beiden Kraiikhcitszusländen dieselben: heftiger Kopfschmerz, Schwindel, Unbesinnlichkcit, Ohn-
imacbt und Krämpfe. In manchen Fällen tritt der Tod ziemlich rasch, -■schon nach wenigen
[Stunden, in anderen erst nach einigen Tagen ein. Jedenfalls ist die Prognose, sobald die Er-
IseheiDungcn deutlich ausgesprochen sind, stets ungünstig.
[ Die Behandlung besteht in kräftiger Wärmeentziehung (durch kalte Uebergiessungcn,
rkühle Bäder, Eisblase. Lagerung im kühlen Raum) und in energischer Bekämpfung des Col-
Flapses durch Weia, Aether, Karapher etc. Gleichzeitig ist reichlich Flüssigkeit zuzurühren.
lAm besten ist es, wenn man der Entstehung der Erkrankung vorbeugt, indem man an
Ebeissen Tagen Arbeitern oder Soldaten auf dem Marsch die Gelegenheit zu häufigem Wasser-
[trinken und zu Abkühlungen des Kopfes durch Besprengen oder Abwaschen mit kühlem
fWiisser verschafft. Daneben muss für leichteste Kleidung und, um die Verdunstung noch
finebr zu erleichtern, für Lockerung aller eng anschliessenden Theile gesorgt werden.
[ KIRCnHOF».
htdt'nsan. IMe Idee, die Gciiit-ilieii des thierischen KOrpers in den Dienst des Kampfes
[gegen verscliiedene Kr.iijkhoiten zu stellen, reicht bis ins classisclie .Mtertlmni liiiieiu.
[Auch im Mittelalter wunfen Tliicrhoden zur Stärkung verspeist. Nacbtieni Jlattes
[vor iialiezn 2 .lahrzehnteii die alten mystisclieu Anschauungen von der im Hodeii-
Isecret schlummernden lA'benskraft mit modernen tirOnden vei-sehen, ist Brown-
ISeqnard zuerst vor 8 Jahren mit der Uebertra^ung eines eigeiithümlichen physin-
Mogischfn l'riiblenvs auf die klinische Medicin aufgetreten. I):is letztere besteht in
Mler Aiinalime einer neben der äusseren Seeretion (h^r Ilrüsen, S. i^xerementielie, er-
lfolgenden „inneren" Ah.sonderung, S. reerementielle. Die letztere führt (ieni Or-
I ganisnius auf dem Wege der Resorption toni.sch wirkende Substanzen zu. Insbesondere
[ ist dies heim linden der Fall. Zur Begründung des Krfolges der angestellten Thier-
I experiniente hat der greisi; Physiologe sich selbst mit seiner „Medieation orehitiijue"
I (I. i. subcutanen EinspritzuTigen von ,.Snc testicidaire" behandelt. Letzterer wurde
[durch eine Rxtraction von Stier- und WiiUlerhoden durch ülycerin- und Salzlösung
[gewonnen. lUe Wirkung stellte sich unter der Form einer bedeutenden Kraftziuiahme,
[ geistigen Erfrischung luid Verjüngxmg dar, auch in Bezug auf die Geschlechts-
I fimctioncn. Seitdem sind von B rown-Sequard und seinen Anhängern Hodonsaft-
[ injectionen gegen die Verschiedensten Krankheiton angewandt worden. Insbesondere
I glaubt man einen günstigen Finflnss d«'r Injeetions sei|ii:irdiejnies auf Störungen der
I Gehirnfunctionen Nvahrgenonrmen zu haben. Die Ge.'jchlechts- imd Altersschwricho
[erweiterte sieh zur allgemeinen Neurasthenie und zum CJreisenblödsinn unil selbst
[Krankheiten, wie Tabes, Fpüepsie, Tuberculose und Krebs, wurden Belumdlungsobjecte.
[ Von anderer Seite wurtlen günstige specifische Wirku?igen (ii'S Hodensaftea in
ll>estimmte Zweifel gezogen und insbesondere von Fere während oder nach der Kur
lauftretende Besserungen auf Rechnung der Suggestion gesetzt. Fnrbringer hat
[Greisen und geschwächten Kranken, die sich des Zwecks der Behandlung nicht be-
Iwusst w.aren, eine die wirksamen Bestaniltheile des Ejaculats enthaltende Flüssig-
[keit injicirt, ohne dass eine wesentliche erregende oder verjiingenile Wirkung her\'or-
[ getreten wäre. Auch sonst sind negative Resultate reichlich gesät. An einen ganz
[ wesentlichen Rückgang der ganzen Hodensaft-Therapie ist nicht zu zweifeln. Bedenk-
llichc Nebenwirkungen pflegen bei sorglicher Asepsis zu fehlen. Bisweilen wird über
f brennende Schmerzen, Entzündung der Injectionsstelle, Paraesthesien geklagt. Auf
[der Brown-Seijuard "sehen Urganextract-Therapie hat sich die Behandlung mit
iSpermin' nach dem Vorgange I'oehl's aufgebaut, welcher ilas „wirk.same Princip"
Inns den Genitalien junger Bullen dargestellt h.it.
L rÜKBBlNOEK.
[Uüfrnpparafe
18 —
iUlmii
■^
Hoerapparate. Zweck derselben ist, mehr SchallstrahleQ in das Ohr Srliw- Tl'r^-rr a
als sonst hineinfallen würden, um iLnen hierdurch das Verstau du iss in.>) ' :
zu erleichtern. Dass dieses nur durch relativ grosse Instrumente errn oj
selbstversl.-indlich. Kleine Röhrchen, die ins Ohr gesteckt werden, nu
der knorpelige GehJirgang derartig coUabirt ist, dass seine Wände an eina:
in diesen seltenen Fällen erweisen sich die als , Abrahams" bekannt- i
denen, ins Ohr zu steckenden, kleinen Röhrchen als vortheilhaft. Was •:
anlangt, welche in sehr verschiedener Gestalt, z. B. in Becher-, Trompet'
und aus sehr verschiedenen Material, Metall, Hartgummi, Kautschuk, I
werden, so werden sie von vielen Schwerhörigen theils aus Eitelkeit per
ihr Gebrauch zu unbequem ist. Müssen sie doch mit ihrem engen Ende i
und dauernd mit der Hand darin festgehalten werden, was beim
träges, einer Predigt und dergleichen natürlich sehr ermüdet. Auss' '
insbesondere die metallenen, noch den Uebelstand, dass sie, ins Ohr g'
nanz ein unangenehmes, störendes Geräusch erzeugen und auch dei
natürlichen, blechernen Klang verleihen. Hierzu kommt endlich, das< ■..
insbesondere solche mit IjabjTiuthaffection, bei welchen das HürvermOgeii ni.-l
titativer, sondern auch in qualit.itiver Beziehung gelitten hat, mit einem i"
aber nicht deutlicher hören und in Folge dessen nicht besser damit vti
deren Hören die von den Kopfknochen aufgefangenen Schallwellen e:;
spielen, verstehen mit einem Hörrohr sogar noch schlechter, als ohne eir
diesen Gründen sind die zum Hören aus grösserer Kntlernung bestimmt'
Form und Material derselben im gegebenen Falle am besten wirkt, bezw
wird, iiiuss der Schwerhörige selber ausprobircn — nur von relativ gr^-'--
ordeiitlich wcrthvoll dagegen ist für solche Ohrenkranke, denen bcri
einer einzigen, in nächster Nähe von ihnen befindlichen Person grosse c-i i
der Gebrauch des Duuker'schen llörschlauehes. Es ist dieses ein
besten etwas konLsch verlaufender Schlauch aus Eisengarn oder mit L. ...
Leder mit einem engen, zapfen- und einem weiten, becherförmigen End<
Erstercs wird ins Uhr gesteckt, in letzteres mit gewöhnlicher, höchstens ••"' -
.Stimme mögliebst deutlich hineingesprochen. Von den eben besprochen«:.
scheiden sich die Hörschalen. I>iese haben den Zweck, die Ohrmuscbi-I
kommenden .Schallwellen besser auffangen kann, etwas vom Kopf' ip:« a(
vorn zu klappen, und sind so eingerichtet, dass sie sich der hiui . :. , , hoöfft
anpassen und von selber festhalten. In neuerer Zeit werden sie hdulig an-
fertigt. Zum Schlnss hätten wir noch das sogenannte „Audiphon" und . ' '
erwähnen, welche die auffallenden Schallwellen dem Hörnerven nicht, wie o; '. t^'
schilderten Hörapparate, per Luft-, sondern vielmehr per Knochen leitung tii'i'i'"
nach Knapp indessen meist noch weniger leisten, als ein gutes, glockenfünui|«i
Das Audiphon besteht aus einer dünnen, etwa einen Quadr.itfuss grossen, im*.*!! rf
Handgriff versehenen Hartgummiplattc. welche durch Schnüre nach »us-^
wird. Beim Gebrauch drückt man ihren oberen Rand gegen die ober
Das Dentapbon besteht aus einer kleinen, ca. 3 mm dicken Hornp!
hörige fest zwischen die Zähne fasst, und einer dünnen, in ein ents;
Art des Telephonraundstücks eingespannten, schwachen Metallplatte, dertiu '
Schnur mit der vorher erwähnten Hornplatte verbunden ist. Beim Gebrauch f
hörige letztere zwischen die Zaliureihen und hält die Metallplatte soweit «ri
.Schnur stark gespannt ist.
Ilolarrhena antldj»enterica. Die Rinde, Conessirinde, Tellicherri bark, Cortii
ftuvii, Lod;iga Pala, findet therapeutische Verwendung. Fälschlich v--^ •'■
dieser Droge \Vrightia antidysenterica K. Br., auch Echitcs pubesccns l:
In Rinde und Samen findet sich ein Alkaloi'd Conessin, Ci,H2üN, »
Schmp. 1*21° (Schirmer u. Polstorf), welches auf das Grosshiru n.vi
nur in geringeren Dosen, einwirkt (Keidel). Kleine Dosen erregen di'
und Darmperistaltik und erzeugen Contracturen der Harnblase, während
flexactioQ des Rückenmarks, ohne vorauigehcnde Erregung, herabsotzen u:.
Centrum lähmen: Herzganglien und Vagus werden nicht beeinflusst. !
das Athmungsccutrum. Bei Hunden wirken 0,015 des salz-sauren Salzes > .:
Oolarrhena wird als sicher wirkende» Mittel bei Dysenterie gerühmt ur, :
Diarrhoen und Haemoirhagien von Nutzen sein, während ihre Anwendung als i
zweifelhaftem Werthe ist. Dosis im Decoct 20— 50g des Rindenpulvers zu 500 laüw.*^
00,0 zweimal täglich. Auch das Conessinum purum ist verwendet worden t üO^
Holoca'iD. Durch Vereinigung von Phenacetin und p-Phenetidin entsteht unter Ji
Wasser Paradiaethoxyaethenyldiphenylamin
UC-jHj • QU^ • NHCOi.'Hs + H2NC0U4 • OCjHb ^ OC2H, • CiH« • NH • C • CH,N " CH. OC* *•
Phenuftin ii-PlicDPtIdin P''*i**thox;keUienjldlpli«n7Uatii
lolornTn
lom'
»iirp V, «1. H.]
als krystallisirendc, in Wasser tinUJslicbe Base. Schmp. 121. Ihr chlorwasherstoflsauns äah
ist als HolocaVn iu jüugstor Zeil von Gut mann als Ersatz für Cocain cmpfohlon worden.
Dieses Sah bildet weisse kleine Nadeln, welche sich in heissem W.isser leicht lösen. Die
Lösungen sind neutral, schwach bitler und sehr haltbar, erleiden jedoch durch den Alkali-
gebalt der Glasgefisse eine theilwcise Zersetzung, sind daher in Porcellangcfässen xu bereiten.
Zur Anwendung gelangen 1 proc. Lösungen. Der Eintritt der Anaesthesie erfolgt sehr
schnell, schon nach 1 — 2 Minuten. Als Vorzug vor Cocain wird angeführt, dass die Emilhrung
des Uoruhautepithels nicht leidet, auch tritt keine Mydriasis auf. Wegen der Giftigkeit der
Verbindung darf sie nicht subcutan verwendet werden und ist nur als Einträufelung bei
Operationen an Bulbus und Conjuncliven von Nutzen.
J. JAC0B8itN.
llolzflLHer ho4ti>)it wpscntlioh ans Cellulose* and dem kohlenstoffreieht'ren Lignin, dem vielleicht die Konuel
^'»"m'^w »ikomnit und du diireh Behandlung des Halle« mit KBlIamehlont uder Sklpeteniluri' »enslOrt «Inl.
SPIKUEL.
Holzwolle ist ein weicher, wollartigcr Verbandstoff, der fabril<mä.-*sig .ms Laub- oder Nadelholz
hergestellt wird, und der eine sehr hochgradige Aufsaugungsfähigkeit, für Flüssigkeiten bis zum
Zwiilffachen des Gewichts (P. Bruns), besitzt. Zum Verband werden leicht stcrilisirbarc, mit
der Holzwolle angefüllte MiillsHckchcn verwandt.
KIKCHHOFf.
Honintropln oder Oxytoluyili'oppTii, r,„Hj,NO^, wird erh.Tltcn liurBli wiederholtes Ali-
ii;un]»tV'ii ciitcr s:ilz.s.iuren Liisutia; von Muiitlplsäuri' und 'rro]Hi) (.Vtropiii*). Hoiii:i-
ti*(i|iiiilrisnngen, in d.ts Auge getriiiilVlt, erzeugen wie Atropin Slyilri;i.sis und Aceotn-
niodationsparese, jedoch ist die Wirkung sehwäi-lier und von kürzerer D.iuer. Auch
ii) seiner entfernten Wirkung gleicht ihm tl.xs Hornatrojjiti, nur ist es viel weniger
giftig. !>osen unter 1 1,1 10.') sind gewrihnlieii nicht toxisch, u.ieh giTisseren G.iben stellen
sich Trorkeiiheit iiiul Krat/.eii im Schiuiuie, EiiigiMnimmensein des Kopfes, Schwindel,
Schwäche und l'iisicherheit in den Ueirien ein, l'upillenenveiterung geringen (Sr.tdes
erst ii:ich 0.(12. Als Mydri:iticum findet Hmuatropin Anwendung, wenn eine lungere
Wirkung nicht heahsichtigt wird, also für Zwecke der nj)lithainin.«ikopisphen Unter-
suchung. I>ie Kintriiufelniigen venirsacheii hilutig ein (lefühl von Brennen; stärkere
Reizerscheiniingeii oder ('onjtinetivitis sind aber selbst bei wiederliolter .\nwenduiig
.selten. Innerlich oder subcutan wirkt Hnmatropin gegen Nachtschweisse der Phthi-
siker, jedoch weniger zuverlässig als .\tropiii.
Honiatropiiiuni liy lirobroinicuiu Pli. G. ist ein weisses, geruchloses, krystal-
iini.sches, in Wa.sser leicht liisliches Pulver, dessen "iproc. wä-sserige Ldsung neutral
i'eagiren inuss. Zu Einträurclungeti in das Auge 1 pCt. wiis.serige Lösungen. Iniier-
Ilich oder sulicutaii 1 1, Ol «»."> — (>,()( H. Pro dosi 0,001 ! pro die 0,003!
1 Honiatropinum hydrochloricum gemischt mit \0 Kphedrin' ist Mydrin.
LANGOAABn.
Homburg t. d, H. liegt am Südostabhange des waldreichen Taunus 189 m ü. d. M,, besitzt
den i-'harakter eines milden Bergklimas. Die Quellen gehören zu den kalten, gasreichen, eisen-
lialtigcn Kochsalzquellcn und unterscheiden sich nur durch den quantitativen (iehalt der Bc-
staniitheile: Feste Bestnndtheile 6,.5 — 16,0, Chlorverbindungen überhaupt 4,3 — 11,6, Cblor-
natrium allein 3,1 — 9,8. kohlensaures Eisenoxjdul 0,01—0,7, Kohleus.^ure 2,2 — 3,1 pM.
Homburg h.it zwei Reihen verschieden wirkender Mineralquellen: die sogenannte auf-
lösende und diu tonisirende. Die erstere, der Elisahethbrunnen, der Kaiscrbruunen und
der Ludwigsbrunnen, ist in der Wirkung vergleichbar mit den Quellen von Kissingen; dem
Rakoczy ähnlich ist der Kaiserbrunnen, während die Elisabethenquelle mehr Chlorverbindungen
enthält. Ferner haben die Homburger Quellen keine schwefelsaure Magnesia. Der r..udwigs-
brunneu gilt als ein halb verdünnter Elisabethenbrunnen und dient vielfach zur Einleitung
der Trinkkur. Die Wirkung dieser Quellen besteht in einer Anregung der Driisensecretion
dos ganzen Digestionstractus. in einer Besserung des Appetits und Anregung und Beschleuni-
gung des StoiTwechscls. Grössere Gaben wirken stark abführend, vermehren die Secretion der
Leber, Nieren und Speicheldrüsen, der regressive StofTwochsel wird erhöht und trotz vermehrter
Nahrungszufuhr zeigt das Körpergewicht eine .Vbnalime. Bei Neigung zu Congestionen era-
püehlt es sich, dun reichlichen Koblensäuregehalt durch Umschütten oder Erwärmen zu ent-
fernen. Tonisirende Quellen sind der Luisen- und Stahlbrunnen, der Eisengehalt des letz-
teren, fast 0.1 pM., übertriiTt den der meisten deutschen Eis<.^nquellen. Der Gehalt an
Kochsalz macht beide leicht verdaulich und wirkt der stopfenden Wirkung der Eisenwä^ser ent-
gegen. Die Badeanstalten enthalten kohlensaure Mincralwa.sserbädcr, nach S ch war z'.scher Me-
thode envärmt, Süsswasser- und Soolbäder mit Zusatz von Muttorlauge und Fichtennadelextract,
ferner sind Moorbäder vorhanden und Douchevorrichtungcn. Es gicbt dort auch Kalt
austalten.
[Huiiiburfi: V. (1. H.
- 620
Honiofo|ulU>
IndioatiKiicn: Bei chronischen Rachen-, Magen-, Darmkatarrhen kr.i . ' '
babiluellvr Stiihlverstupfuog, Dickdariukatarrben, UaemorrboVden ; bei einf i
lungcn mit SUsoD im Plortaflcrsystcni, bei Milzschwellung in Folge von Maitr; <
allgctnciDer Plethora mit ihren Folgezustanden, bei harusaurer Diatbcüe uod '
rose und Anacmie. Die ContraVndicationca sind: llaemopt«';, Magcngcscbwutc.
Nephritis, acute und chronische Katarrhe der llamwege, Neigung zu eQtxündlicbea '.
TKIUXKl
liDiiioeopiitUe. Diese therapeutische Methode wird von Tielen als vollkommea nlxumt» )i
trachtet und hat sich in der Tbat in der wissenschaftlichen Medicia keioeii PUtx etäm I
Die homoeopathiüchcn Aerzte sind gegenüber den allopathischen in einer ganz ät>a«i«fRiit
Minderheit. Dennoch ist die Auffassung, dass die llomoeopatbie als eioc abgeUuux Ubi s
bexeichoeu sei, durchaus nicht gerechtfertigt, denn die in der Minderheit befiodlidn I
pathischeu Aerzte haben einen relativ grossen Anhang, e« existiren bomoeopathicelM [
und, was von grösstcr Bedeutung ist, in dem Publicum ist die Vorliebe fiir
Arxneien durchaus nicht erloschen, sie findet sich bei allen jeoeo leider zahlreiehiä
dui.<n, denen eine mystische und .ibsonderliche Behandlungsweise einen grösseren
macht, als die scbulgerechten .\nordnungen der «issenschaftlicbeo .Kerzte, Viele
dadurch in der Anwendung der Homoeopathie bestärkt, dass die Widerlegung boiaocopallMt {
l.chreu seitens mancher Aonete in nicht sachgemlsser Weise erfolgt. Es muss allerditp » J
gestanden werden, dass für diese Widerlegung eine gewisse Schwierigkeit besteht, die j*
da vorhanden ist, -wo abergläubische, auf falschen Voraussetzungen basirende Lehre« mm M |
TOD Enthusiasmus eneeugt haben, /^war ist von der urspniriglichi;n Begcist«raag
(u merken und die Aente damaliger Zeit hatten bei der Bekämpfung cioen sebvcxvca ittri |
aU heate.
E& ist nothwendig, wenn man sich über eine Lehre äussern *>ii '^^-e FandaiMSttj
au kexmen, e« genügt nicht, sie nur mit dem Stempel „Unbrauoi. r ,Vati»aif^ j
m Ussen. Die falschen l'rincipien klar lu legen, ist die einzig. 'l-„..^iikeit. itt lal
der wissenschaftlichen Medicin zu wahren.
Die Lehren Habnemann''s fielen in eine Periode, die für d&s .\uftivt«a ciMr «w
Lehre ausserordentlich günstig war. Die vielfach absC'ndcrlicheo Aoschaaimf«* ftnlf '
Systeme verhinderten den Fortschritt der Medicin und für das Daraiederliegeii der Tl'-.
tcugen die ellenlangen Kecepte. welche in unrationellster \\ eise Terordnet vnrdeo.
damals die naturwissenschaftliche Basis, durch welche allein Fortschritte ia d'
schaftlicben Medicin erreicht werden können.
Es seien daher die Hauptpunkte der Ideen Hahnemano's hier wiedergegebea. t^-
sind unrenndert geblieben, denn die Auffassung, diese Lehren zn reiormimi oder eiae:
aiit der 4Uopathi»rhen Theorie herbeizuüihren, «eheiten prindpiell daiwi, daam si
■baelnt libdiM Gniadlag« beruhen. Die erste Idee Hahneaann's, «elcbe aidi tka «is
die ia Callea's Matam aMdiea 1790 über die Cliiaaiiade betiehtete Wirfcnaf
wv die, darch solche Mittel ni wirken, welche eiae gteu^ Rraakbeit bei 4
•eofeo kSaaeo: ,>imilia similitras*.
Voa vorafcema ist es leicht, diese Behaaptaag laräckaaweisea. Die
Hkhaeaaaa dafür aafökrt, köonea heute neck bcwitr widerlegt wct^ea, als -^■■li U
um HahneBsna Kfukkeit oad Spaptaae Tcrwcduttt Es
ifiek. «B dk BiaCUligkeit sciacr Bekauptaag n Migea. Veaa der
»ifciiiiWdfciaiifa Mittel gekeilt wudea aellte, so mass an äck d«ch klar
laieebMoknaklMit ist, n weickcr dtr Scfavtäas aar alt
i gtkict. «ad «caa er Us .Sürilia SHaibas* kitte «iikea «alln. ao
cia KtM. «tM» aiekt ScbvÖK, aaadera das
■ikea. BbcM» ist es cJalearkfcad, dass **■■ bei der
XatMi ana aoO, dodi aiiMli dank diese Wand die Cbaicea etaeogt
UUüA Mk e* Mit aaduia Kttda. die aB ia
mO aasaar Baaekai^ («*■■* Cn^w
bcikkäm Cadn, dSe LAvtfk. Cmkr
Bi
de* DjJtatme
als aittfick uatma «ad aa Ca KekligMt das Bakataaaa^
kS
loiiiooopathip
— (121 -
lloinucopatliic]
Eingabe einer genau nach Symptomen- Aehnlichkeit gewahllcu Arzneipotenz eine etwas stärkere,
"linliche, künstliche Krankheitsaffoetion bcigobraeht, und so gleichsam an die Stelle der
chwdcheren, ähnlichen, natürlichen Kraiikheitscrregung untergeschoben, gegen welche dann
Sic instinctartige Lebenskraft, nun bloss noch (aber stärker) arzncikrank. eine erhöhte Energie
richten gezwungen ist, aber wegen kurzer Wirkungsdauer der sie nun krankhaft afßciren-
Sen Arzneipotenz diese bald überwindet und. so wie zuerst von der natürlichen, so auch nun
lletzt von der an ihre Stelle getretenen, künstlichen (Arznei-) Krankheits-Affection frei und
Baher fiihig wird, das Leben des Organismus wieder in Gesundheit fortzuführen. '
.\ls Consequenz dieser Anschauung musste Uahncmann nicht allein auf die Qualität
ier Substanz, sondern ein ganz besonderes Gewicht auch auf die Quantität legen. Der homoeo-
pathische .\rzt soll .seine wohlgewählte Arznei genau nur in so kleiner Gabe verordnen, als
iir rebcrstimmuiig und Vernichtung der gegenwärtigen Krankheit eben zureicht. Es ist
runderbar, zu welcher Auffassung über quantitative Verhältnisse der Wirkung sich ein Mann
Wngiebt. dessen naturwissenschiiftliche Bildung die der Aerzte der damaligen Zeit überragte,
nimmt an. dass 8 Tropfen .\rzneisub5tauz nicht -im.il .soviel im menschlichen Körper wirken
lls 2 Tropfen, sondern nur etwa doppelt so viel. Wenn daher I Tropfen einer Mischung
|Organon ^ 285), welche ",0 tiran des Arzneistoffes enthält, die Wirkung a hat, so wird
Tropfen einer verdünnten Mischung von '/luo Gran des Arznei.stoffes nur etwa die Wirkung
il'i h.iben. bei einem Gehalt von Vjouu Gran die Wirkung von a/«, von '/lononoooo Grau des
irznci-stoffes a/s. Man ersieht hier.iu.s, dass, um einen alic|unten Thcil der Wirkung zu haben,
labnemann zu Potenzen der Verordnung greift. Er gelangt hier zu Verordnungen, von
»eichen ein Effect nicht mehr zu erwarten ist. Die neuere Therapie benutzt allerdings
Substanzen, welche sich noch als Zehntel eines Milligramms wirksam zeigen. Hierin liegt bei
Jer Kenntniss der Kleinheit der Ganglienzellen und ihrer clectiven Fähigkeit, für manche Sub-
stanzen allein zugänglich zu sein, nichts Wunderbares; aber die .\eusserung, welche man zu-
reilen hört, eine kleine Dose sei eine homoeopatbische, ist vollkommen unrichtig; nicht etwa
Jie Kleinheit der Dose ist das Charakteristische der homoeopathischen Verordnung, sondern das
Icruutergehen unter das Moass der Wirkungsmöglichkeit nach den oben angegebenen Principicn.
in diesen muss bei der Bcurtheilung der Uomocopathie festgehalten werden; man
ȟrde zu einer falschen Anschauung gelangen, sobald man sich durch einzelne all-
cmein gültige und anerkannte, in dem Organen IlahncmauD's enthaltene Aussprüche
blenden liesse.
Die Homaeopathie konnte leicht Eingang ftadeo, weil in dem einzelnen praktisch ge-
gebenen Falle sich nicht sofort der N.ichweis ihrer Nutzlosigkeit erbringen läs.st und sich Nie-
naud fand, der mit Schärfe den Principieii llahnemann's entgegentrat. Die .\eu.sscrungca
[ufelaud's waren nicht im Stande, die Doinocopathie im Keime zu ersticken, es ist mehr
kls von historischem Interesse, die .\nschauungen dieser grössten Autorität damaliger Zeit zu
hören, weil dessen Aeusserungcn heute noch populär sind (C. Sprengel, Geschichte der
Irzneikunde, Bd. 2, Abth. 2, S. 100):
,1. Diess System wird die .\erzte wieder auf die etwas vernachlässigte Semiotik und
Symptomatologie aufmerksam machen. 2. Es wird die von den neueren Aerzten vernachlässigte
")iaetetik wieder in ihre Rechte einsetzen. 3. Es wird manche .\erzte von dem Glauben an
Jie beständige Nothwcndigkeit der grossen, ja ungeheuren Dosen der Arzneimittel zurück-
bringen. 4. Es wird mehr auf Simplicität in Verordnung der .\rzneimittel zurückführen.
Es wird zu genauer Prüfung und Erkcnntniss der Arzneiwirkung führen, was es auch schon
ethan hat. fi. Es wird mehr Aufmerksamkeit auf die Bereitung der ;\rzneimittel erregen,
und die Aerzte nöthigen, eine strengere Aufsieht auf die .Vpothekcr dabei zu führen. 7. Es
rird nie positiv Schaden thun. 8. Es wird dem Organismus mehr Zeit zur ruhigen und ud-
estorten Selb.ithilfc geben. 9. Es wird die Kosten der Kur ausserordeatitch vermindern.
Nachtheilig kann dieses System wirken :
1. Es kann die weniger gebildeten .\erzte leicht zu einer symptomatischen Kurart führen.
Es wird, allgemein eingeführt, der Gründlichkeit de* Studiums der Medicin Eintrag thun.
Es kann leicht die gefährlichsten Unterlassungssünden hervorbringen. ''Ein Ausspruch, der
|trotz der Kautel .positiv und negativ" mit 7 in Widerspruch steht. Denn Unterlassung, wo
Jas Uebel um sich greift, ist positiver Schaden [Sprengel].) 4. Es würde, wenn es den Aerzten
las Scibstdispensiren zur Bedingung machte, einen Eingriff in die Grundsätze eines jeden gut
Eingerichteten Medicinalwesens thun. da dieses Recht nur den Apothekern zusteht. 5. Es raubt
lurch seine Grundsätze den Aerzten die Achtung und das Vertrauen für die innere Bcilkraft
der Natur, welches allerdings mit dem Grundsatze aller hippokratischen -Aerzte in geraden
Widerspruch tritt, welcher hcisst: ,Ohne den inneren Heilprocess der Natur gicbt es gar
Q;ei])e, auch keine künstliche Krankheitsheilung. " (Im Widerspruch mit 8. Wer die Natur
Bicht anerkennt, kann sie nicht walten lassen [Sprengel].)"
I Die leichte Handhabung der homoeopathischen Mittel bietet einen grossen Anreiz für die
Anwendung, aber der Hufeland''scbe Satz, dass sie nicht schaden werden, ist durch den im
niderspruch damit stehenden, aber richtigen Satz .sie kann leicht die gefährlichsten Unter-
■B'-.sungssünden hervorbringen" sicher widerlegt. Nach dem Vorhergesagteu begreift sich, dass
■ie Homoeopathie weder wissenschaftlich, noch praktisch cntwickluugsfäliig sein konnte.
■ UEBHEICB.
[Hitnig
— 622 —
MtM«
•Li 1.-
Honig, der von den Bicaeii (Apis mcllifica) iius den Noktaricn ■'■•'• ninth. n
Woben de^ Bienenstockes entleerte süsse Saft. Die Waben i
reitung in den Handel (Scheibenhonig) oder der nach dem Z,.-
(, Jungfernhonig'*). Im den Honig vollständig zu gewinnen, werden die
presst, ausgekocht oder ceutrifugirt. Der von den Bienen im Früluahr
übertnfTt den Herbsthonig an Wohlgeschmack. Der Honig ist eine ge!
sirupdicke, anfangs fast durchsichtige Flüssigkeit, die nach Ifiuei-roi
kohlartige Krystallroassen absetzt, zuweilen ganz zu einer kr^
süs.se Geschmack hat zuweilen einen etwas kratzenden Nacli,
hängig von den l'flanzcu. Er enthält neben 3 pGt. Rohrzucker bis /.'
ausserdem wenig Kiwciss, organische Säuren und Aetherarten. Der käi.
selten mit Stärkezucker und .'•^tärkczuckersinip verfälscht.
Der Honig ist wegen seines reichen Gehaltes an leicht löslichem Zucker öd XikaA
ausserdem den Verbrauch an Eiweiss und Fett einschränkt, zugleich auch ta Qmi
Diaetetisch kommt daneben noch in Betracht, dass Honig selbst sowie io Fora <■'
kuchen die Darmperistaltik anregt und so der Obstipation entgegenwirkt U
Leiden kann der Honig gleichfalls als Nähr-, ."^par- und Genussmittel verwendet
bei gestörter .Magenverdauung und Neigung zu Säuicbildung insbesondere bei OwiniJil
Dvspepsia aoida. — Therapeutisch worden von Mcl* verschiedene Praeporatc Mast
Btt
lionore} St.^ Durf am westliclien Ablifto^o il(>s MonranKebir^o« im Dept. NidTn», 270 m ^>^> r"«** ^
Kordoatvindp grscbUttt. darch soinc Scbwi-felthormen scbon Küft dor Z»it der alten Btmm ^■
Das Klfraa ist milde und frei Ton schroff«ti Ttinporatur^prUnf^vn. Di» 5 Sc]iiref*b|««I'
warm üitid, babpii einen ReriogeD Gebalt an festen Btt.^tandlbeiUn, djaruntvr bis IQ 0.^7 Kc
uucb 0,27—0,47 iDg arseti^anrefi Natron, llir Walser wird {^IruhkPD und dient in Bt£i>m
halatlonen und Zerstfiiibnngen. wird auch Tersandt.
Zur Hebandlnng kumnien Tomehmlicb chronisebe Kalarrbe der LartwpKo, der Blua, der •
Organe. Oirbt, Rbrumutlsmen, Hautkrankbeiten. Saison Hill« Mai big Endo Sopteubcr.
Hopea, PHaniengattung an> der Fam, dar Diptero««rpae*k**. Win Diptorovarpn« t^Hif« dcii *M
lang dea PruebtlEplobes ausguxpiohnet. Von den 5 KelehatpTeLn TOrgrO— »m mir). - --v ^ *^
B&ome der Tropen. H. tiplondida Vrieiie. 11. inieraolha Hook. fli. oad gwwlwi
ban Uinlicbes Troduct, dao dem .Damnar- des Bandeli augereebnpt wsrdeii tnu
dida liefern aneb da« aprOde aie Minjak Tangkawank beaeiehnete, auf den Simdwuela »u i
bildende Fett. Nabe verwandt dor Oattang H. ist die riattnng Shoraa.
K
Hopfen, HuinolaSL. Pflamcngattong ausderFani. der Oannabinaeaaa CTIinfp^wIchie'. ««M«:*^
H; und Cannabis nrofasst, Erstere ist nur darch xwei iiusdauemde kraatigtf Ar' ^"^
und baudrimiiR gelappten, am ijirunde benfKrmi«fn Blattjproileu Tertxetan. Si
liebe zu iSapfen g<ob&uf1. H. Lnpulas L., der Uopren, dauert mit BhixoBifit
8prOKKU treiben. Liebt feuchte OebDHche, ist in ganz Europa, Sibirien and lu dt^n K*atA iril«*^'^
Bei uns, in Nord- und .'Südamerika, sowie in Australien gebaut. Liefert Olandnlae Lnpali H
Seinoiii Bitterstoff iiiul .tftlK'rischun (^el verdankt Hopfen, H. Lup ' " 'i^'
cinischeii Gebrauch: i>b ;iurli den übrigen Stibstanzen ein therapeuti-
lässt sich zur Zeit nicht ciitsclieideii. Sicher constatirt ist der starl
der Harze auf lue MilebsSurc;;:ihiuni; (Ha y duck). Der Hopfetibittei-
Weise, wie die aiiili«rii liitter-:in»niatisclu'n Mittel, als Amanini und 'i'onirum. S^*
die ai)petitst('i|<iTiide Wirk IUI': st.nrk gehopftor Biere ziiriiekzuführou. Died*'
rischell Hopfeniil früher zugescliriehene hypnotische Wirkung existirt nJi^Ui •
müsseil gewisse narkotische Eigeiiscluiften des Hopfens auf seine RiTLiniur
werden. Arbeiter, welche in geschlosseiieu Riluinen mit Hopfen hau;
weilen in Conia und Betäubung; verfallen, auch hat Jauiiecy durch 'lii'-
reichung des OeJs Kopfweh und Ohiuiiaclitspefühl erzeugen können. B»uBi»
obachtete lange ;indaueriKle Mydriasis bei Hopfenarbeitem, we'
selten ••iiich an OphtlKilniien erkranken. Die krystallisirentlp H
bei subcutaner Verabreichung ein heftiges Gift iDrcsor). 1-"
0,(10(125 in '2— 'S Stunden dnreh centrale und Herzlähniung, Kan
(1,25 durch Lühninng <ics Athmiingscentrums.
.Vngeweiuh't vvinl llnpfen beute fa.st ausischliesslich als Sedativum hr] F.n
zuständen der Urogciiitalsphaerr, so bei si-jinicrzhaften Erectioiien ini
Gonorrhoe, bei häufigen F'iilluliunen, Spermatorrlioe, Satyriasis, Nyni-
bei Phiniosenperatinneii, Bhi.seiireizung, Incontinenz, MeustrualkoUk, ^'^ '
liriuin tremens, al.s Sedativnm und Amariiin bei acutem Rausch, iu»^!.»"
schlüget! bei schmerzhaften Krelisgeschwürcn.
Strobuli seil Ameirfa suii Cnni Lupnli, Honl'
lockeren, zapfenförmigeu, brüunlicheii bis gelbgrünlich on '
artig angeordneten Bracteon, weiche mit zahlreichen goldgclUtiii ILunlw
lopfrn
— «23 —
Irtnl
isiiid. Ihr GürtR-h ist iironiatisch betäulti.'nd, ihr Geschmack ^owflrzhaft bittiT. Luter
Ltlera Einfliiss von Lieht und Luft goht das Valerol des Hopferiöles boi längerem
ILagem in Valcriansäure über, welche der Droge eineu unangeueluucn Geruch uuch
iKUse verleiht. Derartig riechende, langer als 1 Jahr conservirte Fruchtzapfen sind
leu verwerfen, ebenso solche, welche für Brauzwecke durch schweflige Säure gebleicht
[sind. Dosis 0,3 — 1,5 mehrmals tüglich im Infus als Tonicum, äusserlich zu Um-
[schlägen, Focientationeu, Bädern. Die Anwendung in Form von Hopfenkissen, Piihi-
[naria Lupuli, als Hy]inotirum ist aufgegeben.
Eitraotum Ijiipuli. Extrait de houblon, Ph. Gall.:
Coni Lupuli sicci 10 werden mit Alkohol 80 extrabirt und zur Consistcoz 3 eio-
gcengt. In Wasser trübe löslich. Dosis 0,5 — 1,5 iu Pillen, Solutionen.
Infusum Lupuli, Tisane de houblon, Ph. üall.:
Infus von Strobuli Lupuli 10 : lOOO.
finctura Lnpuli Strobulornm, Tincture of Hops, Fb. Brit.:
Coui Lupuli 1 : Spiritu.s 8. Dosis 1,0 — 2,5 mehrmals. Ph. Helv. normirt 1:5.
Sirupus Lupuli, Sirop de houblon, Ph. Gall.:
Coni Lupuli 10 werden mit A(|ua bullions 150 übergössen, nach 6 Stunden abge-
prcsst, zu je Colatur 10 Zucker IS hinzugefügt, aufgekocht und colirt.
Species ad Fomcntum resolvoates, Ph. llclv.:
.Strobuli Lupuli, Flores Cbnmomillae, llcrba Absintbii u 1, HerbaUentbae crispae 2.
Glandulae Lupnli, Lupuliuum, Oopfenmehl, Ph. ü. IL, sind die aus den Frucht-
Eapfcn durch .Vbsieben gewonnenen Drüsen. Wilder Hopfen enthält kein Lupulin. Ein un-
^glciches, anfangs klebendes, goldgelbes, später braungclb werdendes Pulver. Geruch und Ge-
schmack wie bi-i Hopfenzapfen. Der .\soheng«halt soll weniger als 10 pCt. betragen;
mit Aetber behandelt, .soll das Hopfenmehl nicht mehr als 30 pCt. Rückstand und nach dem
fAbdunston ein braunes, weiches Extract mit starkem Ilopfenaroma ergeben. Doaia 0,3 — 1,0
nebrmals täglich als .Sedativum in Pulvern, Pillen, alkoholischer Lösung.
Extractum Lupulini, Oleoresioa Lupulini, Ph. U. S.:
Glandulae mit Aether erschöpft. Oeliges Liquidum. Dosis 0,2 — 1,0.
Extractum Lupulini fluidum, Ph. U. S.:
mit Spiritus bereitet. Dosis wie Hopfenmehl.
Tinctura Lupulini, Esseatia Lupuli:
Digestion von Glandulae l und Spiritus 5. Dosis 15—50 Tropfen in Wein.
Tinctura Lupulini ammoniata (Hager):
Lupulin 2. Spiritu.s 17, Liquor Ammonii caustici 2. Dosis 1 Tbeelöffcl in Kaffee.
Pilulae Lupulini camphoratae (l^ebert):
Lupulinum 5, l'amphora 1,5, Terebintbina laricioa 10. Pilulae 150. Bei BloHen-
katarrh 2 — ö Pillen 3 mal täglich.
Saccharolatum Lupulini (Pcrsonne):
Tinctura Lupulini 25, .Sacebanim 100 werden gemischt und im Wasserbade zur
Trockne gebracht. Dosis 2 — 3 Theelöffel voll in Wasser auf einmal zu nehmen.
Unguentum Lupulini (Pcrsonne):
Extractum Lupulini 3, Spiritus 1, Adeps 30. j. jacobbor.
Hopfoiiftlk AloYde. Darch PesUlUHou aas wlasGriK^ni Hopfen<*Tlri«t mit Hagnefifi wlnl eine Bue gf^wonneo
[(Orieismkjrer).
Adb Biorextraet vardc dareti Finea mit Phosphonaoljrbd&ODsMare ein amorphes, nicht QHchtlges Alkalotd
[bolirt (Lermer).
• HüpnTn' «OS wildem, amerikanlfiebora Hopfen Ut nnreine^ Uorphiii (Ladenbarg).
Hopf enhi tter. 5aeb Lormer wHre ea die krj^tallüfirtc LupalinHUiire, CgoH^^O^ naoh Isleib hinKegen
I «in amorpher KOrper Ton Glykosidcbarakter. Beide kommen neben einander Tor and geht die Lupulin^äuro in das
|«morphe Ilopfenbitter Ober (Banironer). Lotxterea bildet ein hellKelbeB PuWer, C^Uia^in' dessen wA«serige
^Ij^annKon intenetiv bitter sehmeoken.
MupfengerbHaurc, C^H^tO,,,, iit ein rehfarbenev Pulver, leicht Iffslich in Waaser, verdanntem Weingeist
i und E^sigaethor, vuniger in absulatem Alkohol. unlOalteh in Aether. Ana der wlaaorigen LOi^ong wird iie dnroh
f ViaeruU&aren sowohl wie durch Koobsalc geflUlt Alkalische Kupferl5sung reduoirt sie, mit Gisenchlorid giebt sie
I eine dunkelgrüne F&rbung, mit Kalk und Bar^t braangelbe NiedordChUge, mit Bleiaueker einen reingelben Xiedei^
[achlag (Etti|.
KopfenOl, ans den weiblichen BlDthen durch Dostillatioa mit Wajfserdampf gewonnen, hat einen starken,
l dnrchdriogenden Gemch und brennenden neschmaok, spec. Oow. 0,W)8— 0.910. Sdp. zwischen 12.') und 3000, „rstarrt
I noch nicht bei —IT" und i.tt recht^drohend. Durch sehmeliendes Kali liefert es Terpen, 0,1,11,^, neben kohlen-
L saurem und valeriansaurem Kali. En absurbtrt trockenes Salinnureicaa, ohne fetit au werden. In Walser ist ee
I fast nnlOslioh, erthoilt ihm aber seinen Qemch und Qeschmsck. Es besteht wesentlich aus einem Ti'rpen, CiqUi«,
iTom Sdp. n.S" und einem dem Bomeol Isomeren Kttrper, l'ioHi^O. »ob Sdp. 21«° (Wagner, t'ortonne).
SPIEGEL.
Hopfanhara ist in reichlicher Menge, bis 15 pCt., in der Hopreupflanse enthalten. Es flndet sieh ein feides
Pvnd awei weiche, welche sieh wie SMuren verhalten.
Hopfenwachs besteht haapt«lchlicb aus Palmitinslure-MalissjlaeUicr.
(iOELPNEB.
ftruCm n»nnle Pruu»t einen der Gerstenstario beigemengten Kflrper, nach Itittlii
F»en GluteneaseMi.
H.
[Hunlpinsäun*
loj^iulbail
HordeiDfläurc, CuH^Oj. »irJ ««li Ki-rUmunu IjpI Ji-r no:-tillitiion »on * Th. Oent« oiu« I- •-^■
und ( Tli. Wi'sor in.'l<ili]et. Si» hildct kn»Ullinid(tbi< Bllttcbcn Tom Sebmp. HO" aud Ul u »•..>- ^.
ilordeuin L. rtlanionRtttanic uu der gro!.s»ii Funiilic der Ortoer, Orsm I n b •«*. CnUrfan riittllrnl
dor Triliii» Horduceao. Als Tribuseli«' i diu 1- hi» •x-bl«tbj(c«n Anb.r«Iim.
Ki<^rnUbor1if'((Ciidcr SoiloB otn*?r bin- UTiil ' '■•. vierkantigen oder «b)^It*<M<<'
find. B«?i der ßaltung H. (OerstpnartJ'nl --"- -- A'-'hreben gn 2 — 6 bpi»«mm'^M J'-i
■nohrblntbig. Die FrOchle bleiben dkoornd bcafirlit. Bekannt« Aitoo ; H »oi
jn'r^te udpr »ier- und seebsteiline Gorstp tirbant}. H. diftlcbom lt.. »Is .-^
baut. H. Zroeritbon L., wcnic (robant als Ueifi-, FArher- odur Ptaaea^toi.-. ,.■... >-
Nahnin^s- and 6«nosniiittcln (Graupe, brauuroi), aar Gewinnung von G«rs1«iuUUk«.
totie) und tu anuieflieben Zwecken iirt bekannt.
Hornisse rVcapa erabm h.), frü'sie dentscbo Wesfenart. Pas Wvibchen wird bis 30 aa I
iRt braun biF braunroth mit gelben Zeicbnangen am Hinterleib« und Kopf«. 8i« b«at ihr 5«t sil
boble Blume. Sie wird ibre« «ehmer^baflen Sticbes wegen ^ebr gefurcht«!.
3Ttl
Horgford-Liebif^^chps Brot wird aus Weizen- oder Roggenmehl, Wasspr an< ir: I
I.iebig'scheu Backpulver bereitet, welches zu 33 pCt. aus Katriumcarbo-
AVeinsteiusäure, zu 47.3 pCt. aus Weizen- uud Reisstärke besteht. 1
Vorzug vor gewöbnlichem Brot bat das mit diesem Backpulver bereitete iticiiL
HoiipitAlbratKl. Der Ho.spitalbrand ist eine en- und epidemische Wiuiddiphtbr«, '
d;i sif flu Froduct unrationi'llcr Wundpflege ist, hofToiitlich für inr-
itiigeliöreii dürfte. Die friilier oft betonte Verwandtscli.ift der !^
mit Tviilitis, Scharlach, Malaria, Cholera, Kuhr, Rachendiphtheri-
nicht vorhanden. Has "rleirlizeitipe Auftreten beider unter trau
und Verwui-.deten, in im[)n)visirteii Lazarethen, in schmutzstarn !
beweist zur lieiiügo, dass Kiideiiiieii und Epidemien we.sentlich di. .
rr.saclie zu Gründe liefjt: Inreirdiehkeit und schlechte Ernährung. L'cr HwyiO
hat klinisch zwei Können:
a) die pulpöse. Die Wunde erscheint wie sehwaniinip ai .. aai «l.'
eine schmierig grau-röthliche, fauliger Milz ähnliche Masse \'... II. Di
siifflatinnsprocess ist ein iiekrotisirender wie der bei der echt«^n tuid rnt
therie. Die insnfflirten Partien verfallen sicher der fatiligen Nekrose mit 1
progredientem ('h;u-;ikter. Sie macht weder vor Fascien noch Muskeln ort« I
halt. Der I'rocess kann unter Dt>niarcation zum Stillstand kommen. I'as
Material wird in Fetzen abgestossen und reine rothe Granulationen «prip
b) Bei der iih'eröseii Fnnii überwiegt ein multipler kleii
sirungsproces.'*. Hiinder iiiui (irund der Wunde sehen wie zerkii
aus. Da.s Secret i.st s|).'irlicher und ilie Zerstörungen gehen nicht
Die immense (iefahr des Hospitallirande.s besteht in den vielen -
letalen Blntnngen durch (ieflLs.sarrosion und in der stetig droh'
falls die Erschöpfung nicht vorher das Leben beendet. Die pulp..„. .
viel gefidirlicher als die nlceröse. Die Sterblichkeit ging bisweilen bi--
Die directen rrsachen de.s Hosi»italbrandes sind nicht omiittelt. B- 1
Hüter energisch für die pflanzen -parasitäre Natur dfs Hospitalbnuule-
liöffler'sche Bacillus der Diphtherie die Ursache des Hospitalbraiulc^ «'
ist mehr .als zweifelhaft. ISrunuer fand denstdben auf NViitiden mit <in''.i<li '<'*
I'eizbe.schlägen ohne jede Spur i-ines uicerativen l'rocetises. Es wr'i -t'-^' '"*'
scheinlich, svie so oft in klinisch wohlchnrakterisirten Krankheil.<;bildH[;i. aa -"
iifi.sche Infectioii haiidein.
Hos)iitalbrand war fast st.lndig gebunden an bestimmte klinischi- I.PTit«»*'
denen er gleichsam unbewusst ausgebrütet wurde, wie ja »"ilierhaui
Infectioneii in den Werkstätten der .-\erzte hfiuliger sind, als in I:
wenig Gelegenheit zur Aussaat specili.'icher pathogener Slikroorgan
Bei un.seren heutigen .Methoden der Anti- und Asepsis, nainentli'
sehr sorgfrdtige Bi'si'itigung (Verbrennung) von Verb.lnden imd NV
die Methoden der Vermeitiung der Wtindkrankheiten oinb« i
brand sich nirgends mehr einnisten können. Wo er sp.
n.itürlich sofortige Isolirimg der Kranken stafttinden. Die U;ulic.il
in energi.schcr Auslöffeluiig alles Kranken unil gründlicher A>
Buchten und T;ischen der Geschwüre mittels Acidum nitricuin fumx
luspHsIbrand
- 025 —
Hiiiiß:i>r|
I Chromsäiirc odiT Kt'rniint'jmdeiis-Aiiwenduiij;. Brirtit uiitur dem Schorfi' von tipuom
I Ulcer.ition aus, so mass dii» Aptziuig wiedorholt werdeu. Es soll so gelingen, mit
leiner einzigen Aetzung den Processi zu coupiren. ar^,„,
BielsenfrBchte, die Siimen der Hülseuträger (Leguminosen). Als Nahrungsmittel sind tim
tirichtigsten Erbsen*, Bohnen*, Linsen*. Ihnen scbliessen sich an die Acker- und Saubohne
IfVicia faba), die Küch'jnerbse (Cicer arietinum) und die Platterbse (Lathyrus sativus), die
■ Gattung Phaseolus, die afrikanische Erdnuss* (Arachis hypogaea) und die in China und
KJapan rullivirte Soj.ibohne. Die Gruppe dieser Pflanzen ist durch ihren hohen Gehalt an
CEiwcissstoffen (22 — 24 pCt.) ausgezeichnet, der denjenigen aller iibrigCD Vegctabilien und so-
Kar des eiweissrcichsten animalischen Nahningsroittels, des Fleisches, übertrifft; rund die
Kälfte ihres Gewichtes findet sich an Rohlehvdraten, an Fett nur 1—2 pCt.
I MUNK.
■nBinBiOne nennt man braanii oder «ohwance KOrppr, welche sich heim P&nlen ur^niiirher HuhsUnzen hllden,
■ daher in der Ackererde, dem Torf u. s. w. entbiLltvn itind. Analo)^ .Snbstanxen entstehen beim Behindeln von
B Kohlehydraten mit Sttureu und Alkalien. Meist haben sie itanren Charakter. Je oaeh Uerkonft und Dar5tvllangi-
■velM Tarlirt die Zasammensctiong.
V SPIEOEL.
■nnmer, Homarus, eine Crustacee aus der Gattung der Schalenkrebse, Tom Flusskreb.s (Astacus)
Bast nur durch die Grösse, bis zu 45 cm lang, verschieden. Der Hummer lebt zumeist in der
Blordsee, an der norwegischen, holländischen und französischen Küste, besonders geschätzt ist
Her Helgoländcr. Das Fleisch der Srbeeren ist bei seinem Gehalt von 14,5 — 16 pCt. Eiweiss
■Bod Vj~2 pCt. Fett auch als nahrhaft zu erachten, nur ist es nicht gerade leicht verdaulich,
Idaher Kranken und Reconvalescentcn nicht zu empfehlen. Das leicht der Zersetzung anheim-
Ballendc Fleisch kann, wahrscheinlich durch ein hierbei entstehendes Toxin, Hagendarmerkran-
unng, ja sogar allgemeine Vergiftung hervorrufen,
t WINK.
Idiger tritt ein, wenn die Nahrungszufuhr ausbleibt; es gehen dann die Zersctzungsprocesse
naf Kosten der eigenen Substanz des Organismus vor sich. Das subjectivu Gefühl des Hungers
Rat nicht direct an den Hungerzustand im objectiveu Sinne geknüpft. Die Abnahme des
lEungcrgefühls hängt von der AnfüUung des Magens durch citi bestimmtes Volumen, nicht von
Idem Nährwerth der Nahrung ab. Dies ist für die diactetische Therapie von Wichtigkeit.
lAusserdem macht sich die Verarmung des Blutes an Nährstoff durch ein wahrscheinlich cen-
Ftral entstehendes Hungergefühl bemerkbar. Letzteres kann durch Mittel, welche die Magen-
p)armscb leimhaut anacsthesiren, wie Opium, Cocain, Alkohol, Tabak, aufgehoben werden. Durch-
nchneidung der Geschmacksnerveu und des N. Vagus bei Thiereu hebt d:ts Hungergefühl nicht
nuf. Wird der Hunger nicht befriedigt, sn tritt fortschreitende Inanition* ein, langsamer bei
iausschliesslicher Wasserzufuhr. In letzterem Falle können Menschen ohne Nahrung bis zu 30,
nriellcicht bis 50 Tagen leben.
I Bei der Betrachtung der Stoffwechselprooesse im Hunger kann man die Zersetzung
Bm Ganzen, des Körpcreiweisses und des Körperfottes unterscheiden. Was die Gesammtzer-
petzung betrifft, so liegen ausser älteren Versuchen von Pettenkofer-Voit und Ranke
■teuere, längere Zeiträume umfassend, vor, die von Zuntz-Lehmann an Cetti, von Luciani
Bu) Succi und von Tigerstedt ausgeführt wurden. Aus allen geht hervor, dass absolut
Bio Gesammtzersetzung von Tag zu Tag geringer wird: bezieht man jedoch die Grösse des
Btoffzerfalles auf gleiches Körpergewicht, so zeigt sich, doss sie nur in den ersten
Bungertagen sinkt, um dann annähernd constant zu bleiben.
I Der Stärkcrc Stoffverbrauch während der ersten Hungertage findet seine Erklärung wohl
Barin, dass von der letzten Niihrungsaufnahme her noch eine — allmählich sieh vermindernde
f~- Vordauungsarbeit, die ja den Stoffwechsel steigert, zu leisten ist. Vergleicht man den
Etoffwechsel eines Hungernden mit dem eines Nüchternen, so findet man beide fast iden-
tisch. So war z. B. die Gesammtzersetzung von Cetti, gemessen an der Grösse des Sauer-
ptoffverbraucbes, vor dem Beginn des Hungems in nüchternem Zustande: 4,5 bis 4,79 ccm
Bauerstoffverbrauch pro Rorpcrkilo und Minute, vom dritten bis sechsten Hungertagc: 4,65 ccm,
mm neunten und zehnten Hungertagc: 4,73 ccm. Berechnet man diese Werthe auf Calorien-
biDsatz, sn ergiebt sich bei Cetti für den nüchternen Zustand ein solcher von ca. 82 Ca-
■orien pro Körperkilo, für den dritten bis sechsten Hungertag ca. 30 Calorien. Bei Tiger-
■ tedt's Hungerer war der Calorienumsatz am ersten Hungertagc: 33,15 Calorien, am zweiten:
B2 Calorien, am dritten bis fünften: 31,1, 31,13, 31,23 Calorien: er war also vom dritten
frage an constant. In Versuchen an Thieren stieg sogar der Calorienumsotz während des
Hungerns etwas an; so betrug er bei einem Hunde (Pettcnkofer-Voit) am zweiten Hunger-
Bage ca. 30 Calorien pro Körperkilo, am füntten ca. 35 Calorien, am achten ca. 34 Calorien,
ftei einer Katze (Biddor-Schmidt) an den sech.s ersten Hungertagen im Mittel ca. 61 Ca-
lorien, an den folgenden sechs im Mittel ca. 65 C.ilorieo, in den nächsten ca. 67 Calorien.
W Neben der Gesammtzersetzung ist weiterhin wichtig festzustellen, in welcher Weise das
■lickiloffhfiltige und stickstofffreie Material des Körpers am Zerfalle betheiligt sind. Der
^11. I.iuDroich, Enoyklupaedio. U. Band. ^
[Hnnf^pr
— R2fi — '
Eiwcisszcrtal 1 im Huuger verhält sich so, dass in deu crstt-ii /.wci bis
beträchtlicher Abfall sti-ittfindet, währcod von dem daan erreichten nimlri^
geringes, aber deutliches Woiterabsinken eintritt, dem am Ende sehr Uagcr
ein Wiederansteigen folgt. Die Thatsache, dass während der ersten HuDgtfUge
zerfall noch ein relativ hoher ist, erklärt man dadurch, dass an ihnen der
aufgegangenen Nahrungszufuhr sich noch geltend macht, nämlich ihre ZuaanmRaclE
Eiweissreiohthuin, und die dadurch bedingte Menge von leichter der Z*r«txnn{
dem, gewissemiassen locker gebundenem „Vorrathseiweiss" im Körper. Drr Eni
voraufgegangene Ernährung auf den Eivrcissumsatz der ersten Hungertage aonUi:. aH
weitere Thatsache, dass er individuell sehr beträchtliche Differenzen in diestr PBiiki
während er in den späteren Stadien bei allen bisher untersuchten P«rsoo40 nt u
engen Grenzen variirte. Die Zersetzungsgrijsse von 10 bis Hg StJckftoff, O^
ca. 62 — 70 g Eiweiss. bezieht sich jedoch nur auf Individuen, die volJkofflma ■■
aus reichlicher Ernährung heraus plötzlich in den Hungerzustand übergeben, nad
nur die ersten 10 bis 12 Tage des Hungerns. Bei Personen, die vor Begino da
längere Zeit sieh unzureichend ernährt hatten, ebenso in den späteren .Slaitta dsl
ist die Stickstoffausscheidung bedeutend geringer; hier kann sie bis xu 4 f tunk
Die Fettzersetzung im Hunger zeigt einen von der des Eiweisse^ gaoi
Gang. Entgegen der aus dem Vorstehenden sich ergebenden Tendenx des 0
Zerfall des lebenswichtigen Eiweisses möglichst zu beschrünken, sinkt der Voicadtf
nur in den ersten ITuiigertagen etwas ab, um dann constant za bleiben
Vergleicht man den Fett- und Eiweisszerfall mit einander, so ergi ' • •
Iheilung des in Zerfall gerathenden Körpermaterials auf Eiweiss and : '
Inauitiou sich immer mehr zu Ungunsten des Fettes verschiebt. DumU>« itt m
Hunden und Katzen, beobachtet worden.
Zu erwähnen ist weiter noch eine eigcnthümliche Abweichung voni
die die Untersuchung des Gasweehsels, speciell die Bestimmung des rvsi
bei Hungernden aufgedeckt hat Es hat sich nämlich gezeigt <i >
re.spiratorische Quotient abnorm tief liegt. Während er im Dxv
wegt, bei Annahme alleiniger Fettverbrennung auf 0.7 sinken köontt;, i-jt (r .niiJir.^1
0,6 und 0,7 gefunden worden, d. h. es ist im Verhältniss za dem aufgtnommccit
sehr wenig Kohlensäure ausgeschieden worden. Das ist nur so zu deut«o, int
aufgenommenen Sauerstoffes im Körper zurückgehalten wird.
Endlieb verdient das Verhalten des Gasweehsels bei Muskeltbätig;k(it
es gewisse klinische Erfahrungen durch exacte Versuchsresultate stütit and tu h
wichtigen Consequenz führt. Die leichte Erschöpfbarkeit Dungemder ist bekiHDl,
das schnelle Auftreten von Erscheinungen der Herzschwäche. Untersucht mu i
Wechsel eines Hungernden, während er Muskelarbeit leistet, so findet man. im
verhält, wie wenn ein normal Ernährter durch eine lange Zeit hindurch gdeutjtt
reits ermüdet und geschwächt ist. Dieser Typus des Oa.swecliscli ist nicht M'
.Schwäche der Skeletmuskeln bedingt, sondern auch durch die des Herzens, w« *
zeilige Beobachtung des Pulses ergiebt, der abnorm frequent, kki" ''"l
Zudem kommt es bald zu Cyanose. Diese Befunde fordern, eioeni
liehe Arbeit zuzumuthcn, bezw. einen körperlich Arbeitenden ausrv.
Die Harn menge sinkt im Hunger nicht nur bei absoluter Carena, soodtra
Wasseraufnahme gestattet ist und nach Belieben erfolgt. Im Allgemeinen trink«
wenig, so Cetti ca. 1200 ccm, Succi 500—700 ccm pro Tag. Die HarDmcnge
war ca. 900 ccm, bei Letzterem ca. 445 ccm. Der Harn istt hocheoitelU, =*:irl
die einzelnen Bestandtheile des Harns betrifft, so ist das au:
hihr Bezügliche bereits besprochen. Bestimmt man die einzelnen
sonderte so findet man, dass Harnstoff relativ, d. h. im Verhältnis -
Scheidung in geringerer Menge, dafür Ammoniak relativ vermehrt au
dürfte darin begründet sein, dass in Folge des Gewebszerfalls i:
entstehen, die beim Mangel freier Alkalien durch Ammoniak neu-. :a
Alloxurkörperauäfuhr liegen grössere Beobachtungsreihen nicht vor. doch »ctiiat
sammtstiokstoffausschcidung analog, allmählich zu sinken. Parallel der
Scheidung verläuft die des Kreaiins.
Die Grösse der Ausfuhr der Mineralbestandtheile de» Harns ist davto
bezw. inwieweit sie in dem zerfallenden Ivörpermaterial enthalten sind oder b«
tion entstehen. Derjenige Bestandthoil, der bei Nahrungszufuhr am reichlichste»
wird, das Chlornatriiim, sinkt im Hunger auf minimale Werthe, da die Kö"
arm an Chlornatrium sind. Seine geringe Ausscheidung ist für den Hunger n«
sein sofortiges Ansteigen im Harn nach jedweder Nahrungszufuhr so pr ; '
Lage ist. aus der Hübe der Cblornatriumausscheidung eine etw.aige Sir.
Die ChlornatriumraeDge beträgt pro die im Hunger nur 0,2 — 0,3
normaler Ernährung. Die Ausscheidung der Phosphorsäure ist eii
schon daraus erklärlicJi, dass d.as zerfallende Eiweiss Phosphor tuini •
lurbl
— 627
Hungerkuren]
ausgeschiedene Phospbonneuge mit der des in Zerfall gerathenen Processes, so zeigt
? sie viel beträchtlicher ist, als dem ausgeschiedenen Stickstoff entspricht. Ein Theil
) aus anderen Quellen stammen, und zwar aus den Knochen. Bewiesen wird dies
e Aenderungen, die die Ausfuhr von Calcium und Magnesium erleidet. Während
bei Nahrungszufuhr mehr Magnesium als Calcium entleert wird, kehrt sich das Ver-
im Hunger um, sodass in dem Verhältniss mehr Calcium als Magnesium abgegeben
dem beide in den Knochen enthalten sind. Die Schwefelausscheidung ist derart ge-
ass der als Schwefelsäure erscheinende Schwefel vermindert ist, dagegegen der soge-
eutralschwefel vermehrt. Eigenthümlich verhalten sich die Aetherschwefelsäuren beim
.; während das Indican bis auf Spuren sinkt, steigt die Phenolaetherschwefelsäure auf
- bis sechsfache des Normalen an. Was endlich die Alkalimetalle anlangt, so ist
NX scbliessen, dass ihr Verhalten im Hungerharn deutlich geändert sein muss. Wäh-
bei NabrungsaufDahme in dem Verhältniss von 2 Kalium : 3 Natrium im Harn er-
nimmt im Hunger die Ausfuhr von Natrium, das ja zum grössten Theil der Nahrung
it, schnell ab, demgegenüber die des Kalium, das aus den kalireichen Körpergewebeu
, relativ zu. So wird das Verhältniss beider im protrahirten Hunger schliesslich
m der Körperasche: 1:1. Erwähnenswerth ist noch, dass im Hunger das Aceton in
Menge im Harn auftritt: bei Cetti war es z. B. am ersten Hungertage schon zum
des normalen gestiegen. In geringerer Menge und erst im weiteren Verlauf des
I wird Acetessigsäure ausgeschieden. Auch /S-Oxybuttersäure ist beobachtet worden,
lodstadien des Hungerns ist das Auftreten von Albumen constatirt worden.
Einfluss des Hungers auf die Beschaffenheit des Blutes ist ein geringer. Die
menge des Blutes nimmt ab, wie alle Gewebe des Körpers, aber seine Zusammen-
indert sich nicht deutlich. Nur eine Abnahme der Leukocytenzahl bis gegen 4000
millimeter herab ist beobachtet worden.
Bildung des Mundspeichels nimmt im Hunger ab, sodass auch durch Kau-
en nur geringe Quantitäten gewonnen werden können. Die fermentative Kraft des
eicheis ist gleichfalls vermindert, ohne dass es zu einer vollkommenen Aufhebung
kommt. Bemerkenswerth ist, dass dabei grössere Mengen diastatischen Fermentes,
Theil wohl auch aus dem Pankreas stammt, im Harn erscheinen als normal. Auch
iderung des Magensaftes ist beeinträchtigt. Die Pepsinbildung nimmt ab, sistirt
e ganz ; die Salzsäuresecretion hört jedoch sehr bald vollkommen auf. Auch Pepsin
während des Hungers im Harn, jedoch nur in geringer Quantität Die Galle wird
ks Lebensende ununterbrochen abgesondert. Das ergiebt schon die Farbe des Hunger-
erner sein reicher Gehalt an Hydrobilirubin. Die Gallenmenge nimmt freilich im
kb, ihre Concentration zu; gleichwohl bleibt die Menge der ausgeschiedenen festen
in hinter der Norm zurück. Das Verhalten der Verdauungsfermente giebt die Er-
iafür, dass häufig die längerer Nahrungsenthaltung folgende Nahrungsaufnahme zu
gsbescbwerden Anlass giebt und fordert dazu auf, zunächst nur wenig und an die
gssäfte geringe Anforderungen stellende Nahrungsmittel zu reichen.
A. LOEWY.
en. Die Grenzen einer Entziehungskur können mehr oder weniger ausgedehnte sein,
ungergefühl sich schon bemerkbar macht, sobald die Aufnahme von Speisen und Ge-
inter eine gewisse Grösse herabgeht, und darnach nur noch an Stärke gewinnt. Als
r kann man daher sowohl jede Entziehung von Speisen und Getränken verstehen,
nur eine Herabsetzung oder einen Ausschluss des einen oder anderen Nährstoffes oder
lers. Gewöhnlich bezeichnet man als Hungerkur jene Entziehungsdiaet, in welcher
le oder nur die Hauptnahningsbestandtheile eine starke Reduction erfahren und der
idurch nicht nur in ständigem Hungergefühl erhalten wird, sondern auch einen bc-
en Gewichtsverlust erleidet. Ist daneben vorzüglich das Getränk herabgesetzt, so
solche Diaet als Durst- oder Trockenkur bezeichnet,
h gänzliche oder theilweise Vorenthaltung von Speisen und Getränken ist der Körper
n, Material sowohl von stickstoffhaltigen wie stickstofffreien Stoffen und Wasser abzu-
indestens soviel wie für die Unterhaltung der für das Leben nothwendigen Functionen
ib ist. Er verarmt daher zugleich an Eiweiss, Fett und Wasser. Die Grösse
nmtverlustes bestimmt die Art und Grösse des Kurcrfolges. Man hat von der Ent-
ämmtlicber Nahrungsbestandtheile zugleich oder eines von diesen sowie der Flüssig-
ion von den frühesten Zeiten an zur Behandlung von Fieber und fieberhaften Er-
en, zur Heilung der verschiedensten Krankheiten und krankhaften Zustände mit Er-
inomalien, zur Regulirung functioneller und anderer Störungen, sowie zu mannich-
icrapeutischen Eingriffen Uebrauch gemacht.
Igemeine Entziehungsdiaet, Versetzung des Körpers in den Hungerzustand. Schon
rsippus von Knidos und Praxagoras von Kos wurden Hunger- und Entziehungs-
Anwendung gebracht und Erasistratus sah im Fasten das wirksamste Mittel bei
)erhaften Krankheiten und entzündlichen Processen, die er von Plethora ableitete,
idetsten kam die Entziehungsdiaet als einschneidende Hunger- und Durstkur in der
et des Asklepiades von Prusa zum Ausdruck, der die Kranken im ersten Sta-
40*
'Brnaunrng aes Rwnren, ■wenn »ucn dick m w eiwemw weise, tmeti me^^m
der Möglichkeit seiner Erhaltung herabgesetzt, und namentlich sind noe^^H
hundert (Pfeufer) hunderte von Tj-phuskranken unter der Fieberdiaet rerS^B
Gegenwärtig kann die Fieberdiaet, da bei ihr in keiner Weise «!i<* A|
die Ernährung des Kranken herabzusetzen, nicht als Entziehungskur b''
Aufgabe ist vielmehr, den Eiweiss- und Fettbestand des Kranken zu er. ^
ist nur deshalb eine für den Ersatz der oxydirten Bestandtbeile untfoiMi,^ ; : i
das Fieber gestörten Functionen der ernährenden Organe eine Verwi rU ü.; •. 2
Niihrmaterials nur unvollständig ermöglichen, und diesem dadurch eine neue Ifl
höhung der bereits bestehenden krankhaften Erscheinungen abgiebt. Wenn ei«fl
ning in passender Form und Menge bei fieberhaften Krankheiten eur Resorption ||
keine Steigerung des Eiweissierfalles statt. Wo eine Eiacerbatioo oder Wieder«]
Fiebers nach einer mehr nährenden Diaet eingetreten ist, lag der Grund ' ' ".i
reichte Kost auf den physiologischen Zustand der Verdauungsorgaoe kein ■>
und die zu grosse Menge und derbe Consistenz der Speisen die Kiebererrrkp-inj; i
II. Vorwiegende Beschränkung von Eiweiss und Wasseraufnabmi
diaet, Regenerationskuren. Schon im Alterthum hat man versucht, du]
Kuren den Körper zu regeneriren, und der Methodiker Thessalus entwarf eioa
Regencrationskur. Auch in Konstantinopel stand im 5. Jahrhundert "?!': '—•
Kufe, chronische Krankheiton durch eine strenge Entziehungsdiact, bei wi:! ^
liehe Wasseraufnahrae erlaubt war. heilen zu können. Die neueren Regei,. .„.....„J
auf der Annahme, die für die Gesundheit hauptsächlich wichtigen Gevebe, soi
Krankheiten und Constitutionsanomalien in ihrer Ernährung geschädigt wvti
voller Integrität herstellen zu können, wenn man sie unter Entziehung tod ]
die OxydatioDsvorgänge im Körper aufzehren Hesse, wobei die vorbandeoen K
und Froducte gleichzeitig mit verbrannt würden.
1. Schroth'sches Heilverfahren. In der von dem Landmanne Schrotl
Entziehungskur ist die Aufnahme eiweissreicher Nahrung last vollständig aoMl
der Kohlehydrate, durch die Darreichung ohne genügendes Getränk im Durstj
eingeschränkt, die Wasseraufnahrae gänzlich verboten. Die Kur greift :- j
samste in den Bestand des Organismus ein. Eine Vorbei eitungskur scbr.;^ -i
von Flüssigkeiten erheblich ein. Mit dem Beginne der eigentlichen Kur, die ]
andauert, wird den Kranken nur 2 mal im Tage gestattet, ein kleines Glas W
nichts Flüssiges weiter zu sich zu nehmen. Zum Essen erhalten sie trockeae :
mit Butter und Salz stark eingekochtes Gemüse. Bei sehr heftigem Durst düif«
des dritten oder vierten Trockentages ein bis zwei Glä-scr heissen Weine» getn
Am nächsten Tage findet eine Pause statt: Morgens ein Glas Wein, Mittags Pndd
sauce, hinterher soviel Wein, bis der Durst gestillt ist. Die Pause dient xaa
Uebergang von der Trockenkost zu einer aus Fleisch und Gemüse gemischtfo,
leitung in die zweite strenge Kur, die dann durch dieselbe Veränderung A-cr K*
Zulage vom dritten oder vierten Tage geschlossen wird. Die Nachkur Schrotb
beabsichtigte Heilerfolg erreicht wurde, besteht ebenfalls in der sehr laiigsaa«n
der Trockenkost zur gewöhnlichen Diaet, wie sie in der Pause sich rollsiebt,
gach einiger Zeit das ganze Verfahren noch einmal wiederholt werden.
Eine wissenschaftliche Prüfung der Schroth'schen Kur liegt nur vi
ieht jj
reu
— 62Ö
Uongerkuren]
he leichten französischen Weins und trockene Semmeln bis zur Sättigung erhiel-
uf mussten sie in zwei oder drei nasse, gut ausgerungene leinene Tücher gehüllt
egen. Wasserresorption fand bei der EÜnpacIcung nicht statt. Die Dauer der Be-
rstreckte sich nie über 6 Tage hinaus. Bei der Ausführung ist ein strenges Indi-
, Ueberwachen nothwendig. Ob und wieweit die Kur zur Um- und Neubildung
lasse wichtiger Organbestandtheile im Sinne einer Regeneration führen könne, muss
in Frage gestellt bleiben.
i Hodification der Schroth'schen Kur hatKadner vorgenommen, bei welcher die
siebuDg hauptsächlich zur Einwirkung kommt. Nach einer Stägigen Vorkur, in
r 600—800 ccm Wein als Getränk gestattet werden, erhalten die Patienten unter
von jeglichem Fleisch nur Breie von Hülsenfrüchten, von Grütze, Reis und trockenen
nd als Getränk höchstens 400 ccm Wein für den Tag, keine andere Flüssigkeit und
kein Wasser. Die strenge Kur dauert 4 Tage, während welcher die Patienten
lasse Einwickelungen gelegt werden. Unterbrochen wird die Kur an den einzelnen
dadurch, dass an denselben je 1 Liter Wein gestattet wird. Auch diese rigorose
lur unter strengster Individualisirung durchgeführt werden und bei Personen mit
er Constitution überhaupt nicht. Sie wird gegen alle alten exsudativen Processe
mption, speciell gegen chronische Gelenkaffectionen und gegen chronische Peritonitis
iing gebracht.
.eta sicca. Ueber trockene Diaet liegt von Fonssagrives eine ausführliche Ab-
or. Thicre, welche ausschliesslich auf Trockenkost gesetzt wurden, magerten sehr
gen zu Grunde. Man fand bei ihnen Eindickung des Blutes, der Farenchymsäfte,
, sowie Schrumpfung vieler innerer Organe. Indication für ihre Anwendung geben :
starke Secretionen, b) Exsudate und Transsudate, besonders bei Hydrops, c) ge-
oaffectionen, d) Gastrektasien und Getränksdyspepsien, e) constitutionelle Syphilis
ing mit Hercurialkuren ; ausserdem Coupirung des acuten Schnupfens (Williams),
Kur sicher eingreifender und belästigender war als dieser; dann hartnäckige
loe (Piorry) und Fettsucht (Ettmüller), bei welcher sie durch die zugleich ent-
Eiweissverluste weit mehr Schaden stiftete als sie nützen konnte,
teilweise Einschränkung in der Aufnahme einzelner festerNährstoffe
Müssigkeiten zur Erreichung bestimmter therapeutischer Erfolge. Die hierher ge-
aetetischen Behandlungsmethoden stehen an der Grenze der als Hungerkuren be-
Heilverfahren. Indess wird der Körper doch durch sie gezwungen, einen Theil der
itcrhaltung seiner Functionen und Arbeitsleistungen nothwendigen Nährstoffe aus
zu entnehmen oder mit einer geringeren Aufnahme anderer, wie des Wassers, aus-
Die Ernährung trägt den Charakter einer Unterernährung, da ein Bestandtheil des
,bst eine beträchtliche Abnahme erfahren muss und der Calorienwcrth der Nahrung
nothwendigen Grösse, insbesondere bei Muskelarbeit steht, wenn er auch den im
ande weit überschreitet.
inwirkung der theilweisen Entziehung oder Einschränkung von Nährstoffen und
;n erstreckt sich:
' dyskrasische Zustände. Als specifische Entziehungskuren, in welchen vorzüg-
ihaltige Nahrung fast bis auf die niedrigsten Grössen herabgesetzt wurde, schliessen
Die von Ben ecke angegebene Diaet, in welcher er das Wachsthum der Carcinomo
ern suchte, mit dem Verhältniss der stickstoffhaltigen zu den stickstofffreien Sub-
3 1:8, statt dem von Voit aufgestellten 1:5, wobei dann Brot, Kartoffeln mit
nüse, Obst, Suppen, Thee etc. in überwiegender Menge gereicht wurden, während
ier und Milch nur spärlich genossen werden durften. Der Nährwerth dieser Kost
um für Menschen im Ruhezustande unter normalen Verhältnissen. Die Erfolge
iher bei dem consumirenden Charakter der Carcinose keine erfreulichen gewesen
Vuf ähnlichen Theorien basirend glaubte man früher auch durch eine Entziehungs-
:onstitutione)le Syphilis einwirken zu können. Man nahm an, dass der Organismus
!r Ansteckung an einer Dyskrasie leide. Diese falsche Auffassung ist durch Sigmund,
omöglich gesteigerte Ernährung für absolut nothwendig hielt, überwunden worden.
f den Stoffwechsel und die Ernährung im Allgemeinen. Eine beträchtliche
ung, und zwar auf alle Nahrungsstoffe sich erstreckend, erfährt die Ernährung bei all-
'lethora und Ueberemährung, bei welcher der Eiweiss- und Fettbestand des Körpers
e Norm überschreitet und eine fibergrosse Blutmenge das arterielle und venöse
eich stark anfüllt und zu allgemeiner Vergrösserung des Herzens (abnorm grosses
dilatativer Hypertrophie Veranlassung giebt. Die Beschränkung bezieht sich so-
äste Speisen, auf eiweisshaltige Nahrung, Fleisch, Eier etc., auf Fett, fettes Fleisch,
;n, Butter etc. und auf Kohlehydrate, Zucker, Brot, Mehlspeisen, als auch auf die
Bier, Wein u. s. w., die gleichfalls immer im Uebermaass genossen werden. Wo
'nährung bereits zu Fettleibigkeit geführt hat, tritt die diaetetische und mechanische
; der Fettleibigkeit* ein. Während die Eiweissaufnahme zum mindesten nicht ver-
ird, werden fett- und kohlehydratreiche Speisen dem Ernährungszustande ent-
herabgesetzt. Da durch die Herabsetzung der Flüssigkeitsaufnahme die Fettver-
[Hungerkuren
— 63(t -
brenuuiig wesentlich erhöht wird, ist bei diesen Krankeu auch eine iU<orini»<
ohne Rüclisicht auf den Alkaholgebalt derselbeu vorzunebmea. Nictt ni
dess, dass die Entfettung* eigentlich keine Entziehungskur im Sinne der I
sondern durch den Ausfall der fettbildenden Stoffe nur ein stärkerer VtrbnaiA i
erreicht werden, der allgemeine Kräftezustaad des Kranken aber oidit abn«hiM,i
Gegentheil eine Zunahme erfatircn soll.
c) Auf das Herz und den Circulationsapparat, insoweit eine
dieses in verschiedenen Herzkrankheiten und Kreislaufstörungen* notfaweiid% i
wird daher am besten eine mehr oder weniger grosse Reduction i-- •^•- v,
eintreten lassen, welche nur geringen Niihrwerth haben, die Vlipa üil
apparat erheblich zu füllen vermögen. Hierher gehören viele K ■^ Bdtr
Reis, Hülsenfrüchte, Gemüse verschiedener Art etc., dann V n, dstn I
mancherlei lietränke, Wasser u.a.m. Die nachtheilige Wirkung . . _. . -m i
nach der raschen Resorption derartig grosser Flüssigkeitätnengen die
wird und Deficite von ÖOO — 800 cem Harn und mehr aufweist. Schiin d«
kann eine bedeutende subjectivc Erleichterung und objectivo Entlsstimg da Od
verschaffen. Eine Verminderung der festen Nahrung, Fleisch, Eier. M>.'hl>titis« i
zulässig sein, wenn die Gefahren der Cebcrlastung des Circula: .\ja\aH
abhängigen subjectiven und objectiven Störungen grösser siud als diel
zu befürchtende Schädigung.
d) Auf die Harnsecretion und Niereotbätigkei t kann durch & T«
der Flüssigkeitsaufnahme ein ganz wesentlich tördcruder Eioßass aoigiiU
In allen F.illen, in welchen bedeutende Störungen des Kreislaufs mit ''■
venösen Apparates und arterieller Anaemic vorbanden, der Blutlauf 'v
die Nicrenvenen überfüllt sind, während durch die Niereiiarterien das 1.
Druck zuströmt, ohne dass es noch zu Stauungs.itbuminurie gekommco L»i. im i
Herabsetaing der Flüssigkcitsaufnahme bis zu 1200—1000 — 730 ccm je tatkiat
Individuums und der vorausgegangenen Flüssigkeitsaufnahme eine EnllMtuAg i"
speciell hier der Nierenvenen, bewirkt werden und eine oft ganz heträehliid» I
Harnsecretion sich ergeben. Ausser bei Kreislaufsstorungen und IT ' «b i
Erkrankung der Nieren eine Indication für die Reduction der Fi lä
um eine Schonung und Erholung des kranken Organs eintreten zu i.isvri Seki
endlich eine Einschränkung der flüssigen Speisen bei Hydrops zurraterstütuaf i>l
deren Wirkung, besonders der Digitalis, dadurch eine namhafte Steigerung txBUk
Die eigentlichen Entziebungs- oder Hungerkuren, :ipeciell dos S«brolk'litl
fahren, werden im Ganzen nur wenig mehr in .\nwendung gezogen, aa
Heilanstalten von den sogenannten Naturärzten. Ausser den Veröffentlichungen fimJ
liegen keine weiteren wissenschaftlichen Untersuchungen und Beoh-.f'^-*--
solcher einschneidenden Heilmethoden vor. Diaetetischc Heilmetli
Nahrung oder bestimmter Nahrungsmittel, zum Theil im Sinne a.-i
werden d,igegen neuerdings unter genau festgestellter Indication vielfa
Hara L. Pfluncoi^aUunK >us der Fim. der Baphorbiiee***, ünUrfua. Hip|ionian*ki <
H. oro|iitftiis L. mit (•inem liiühHr wenig belLuonton Bitlpntoff* Hnrin und H. puIysBjri I
dos tropischen Amerikas. lUntlien getrenntgesehlfcbllich. münoo^isch vortheilt. Audrup«^» bm I
Terwiehsonen .SUubbUttcni mit oitrorsen Anthenin le^itebead. Das 10 bifl 12fScherif{« n;BMc«fll1
Kramen, taoltigen, Tielrippig-gefurcbteu Kapsel, deren Fteher mit lautem Öart<u«h anfpliiwa Ml <~
Hnhlendem. Hin S&men wirken stark purgireud.
Husten ist ein rcflectorischer, aber auch willkürlich hervorzunif — ' ■
wolchcni, gewöbniifh nach einer kurzen Inspiration, die Stimm
schlössen und der Vcrscbhiss dann durch einen stirken Kxspir •
ii(T Brtuchpresso unter mehr oder weniger lautem GerAusoh ■-■ ■<■'' -'
nach ihr Hesehnffenheit der Stiniuibjlnder, welche durch den i
In Scliwingungen versetzt werden, ist der Husten laut und tr.n
lieiser iider ganz tonlos. Der Reiz, weicherden Hustenreflex aushi-si. gtblbai
am liSiifigsfen von einer Stelle des Kespirationsapparates aus, vom Kebld«^^
hinab zu den Alveolen, doch sind nicht alle Stellen gleich empfindlich, M'
es der Kehlkopf und die Bifurcation der Trachea. In seltenen Fälle« k.ann^
von entrernteren Stellen aiLsgelüst werden, z. B. von der Nasen- oder R*
haut, vom Magen oder Utei-u.s ans u. s. w. und vielleicht auch durch eiJ
die in der Medulla ohlnngata gelegenen Centreu ausgeübten Reiz.
häufigste Ursache des Hustens irgend eine Affection des r
nachdem dabei viel oder wenig Secret abgesondert wird, ist :« '
feucht und lose und das herausbeförderte Secret, der Auswar! (äuutum),
■steu
— 631 —
UustenJ
Heichtflüssig oder spärlich und zähe. Seine sonstige Beschaffenheit hängt von der
piatur der zu Gründe liegenden Krankheit ab, deren Besprechung nicht hierher ge-
pört. Auf diese hat dann auch tue BeliandUmg in erster Linie Rücksicht zu nehmen.
uDa aber die betreffeiide Krankheit nicht immer zu beseitigen i«t, oder wenn sie zu
Htiesoitigen ist, der Husten iteniioch ein ifistiges, <|uälendes Symptom darstellt, so muss
loft eine syraptiimatische Behandlung desselben stattliiiden, welche verschieden ist je
hacb der erwähnten verschiedenen Beschafl'eulieil des Hustens. Ausserdem erl'ordert
iBbenfalls eine syniptomatische Behandlung der Husten mit übelriechendem Auswurf.
I 1. Trockener Husten mit spärlichem, gewöhnlich sehr zähem Secret, bei wel-
Iphem gewöhnlich die Luftröhrenschleimhaut durch Entzündung oder aus anderen Ur-
nachen sehr reizbar ist, also der sogenannte Reizhusten, erfordert eiue Herabsetzujig
■des Reizes und der Erregbarkeit und eine Verflüssigimg und Vermehrung des Secrots,
RJamit dasselbe leichter ausgeworfen werden kaiui und nicht durch das Auf- und
Ukbwärtsstreichen bei den Atbembewegungen die Schleimhaut beständig reizt.
I Zu diesem Zweck genfigt in leichteren Fällen das Kinathmen warmer (nicht
Ijieisscr) W.-Ls.serdämpfe oder der llämpfe von Kamillen-, Mähen-, Kibischblätter-Auf-
IgQssen, allenfalls auch von liünnen Aufgüssen von Hanf- oder Mohnsamen (Fructus
ICannabis sativae und Semen Papaveris). Noch stärker reizniildernd wirken Inhalationen
rvon Kalium bromatum in '/a — l'/aproc. Lösung. Unterstützt wird die Wirkung durch
Idie Zufuhr von viel warmem Wasser, wodurch die Secretion der Schleimhaut reich-
picher und das Sputum leichter durch Husten Iferausbefördert wird, Krfahrungs-
leemäss wird diese Wirkung durch Zusatz von Zucker zu dem Wasser, also durch
ITrinken von warmem Zuekerwasser, noch besser erreicht. Demselben Zweck
Idient d:is Trinken von allerhand Theeaufgüssen, die als Hausmittel in (iebrauch
nind, wie Bru.srthee und die vorhergenannten Aufgüsse, ferner von heisser Milch mit
IZusatz von Selterwasser, oder von Emser, Obersalzbnnmer und anderen alkalischen
■oder alkalisch-muriatischcn Mineralwässern bezw. den davon bereiteten Pastillen,
nrobei vielleicht auch ausser dem W'asser der Gehalt an .\lkalien und Kochsalz
ktwas zur Verflüssigung des Secrets und zur „Lo<"kerung" oder „Lösung" des Hustens
lb«iträgt. Sehr wohlthätig sind ferner in solchen Fällen bydropathische Einwickelungen
Ides Thorax oder des ganzen Runi])fes, welche nur in mehrstündigen Zwischenräumen
■gewechselt werden luid gewöhnlich starke Hyperaemie und Srhweiss auf der be-
Ereffcnden Körperpartie bewirken. In frischen, durch Erkältungen hervorgebrachten
iFälleu von Entzündung der Ros]»irationssch leimhaut mit starkem Reizhusten können
Iftuch Einwickelungen des ganzen Körpers und andere Schwitzproceduren angewandt
Iwerden, sofern der anderweitige Körperzustand es gestattet. Von Arzneimitteln, welchen
Unit mehr oder weniger Berechtigung eine ähnliche, d. h. eine den Hustenreiz mildernde
■und die Secretion der Res]>iratioiisschIeimhaut befördernde, also „lösende" Wirkung zuge-
Mchrieben wird, sind zu nennen I|)Gcacuanh:i, Apomorphin und Tartarus .stibiatus, alle drei
Ein kleinen, nicht brechenerregenden Gaben, sowie das Stibium sulfuratum aurantiacum.
■Den Uebergang von dieser Cla.s.se von Mitteln zu den nachher zu besprechenden zum
Wüsten reizenden Mitteln bildet der früher mehr noch als jetzt gebrauchte Salmiak.
►In schweren und hartnäckigen Filllon, zumal wenn durch das beständige Husten
kdie Nachtruhe gestört wird, ist der Gebrauch der eigentlich narkotischen Mittel nicht
Lzu entbehren. Von diesen waren früher besonders das Extractum Belladonnae oder
IHyoscyami beliebt, in neuerer Zeit ersetzt man sie durch das Codeinum phosphoricum,
welches sicherer in seiner Wirkung ist und dabei weniger leicht üble Nebenwirkungen
lentfaitct. Aehnlich scheint das neuerdings eingeführte PcUotiinnn muriaticum zu
U),02 — 0,05 mehrmals täglich zu wirken. Auch das Bittermandel wasser wirkt, wenn
lauch schwächer, in gleichem Sinne und kann zur Unterstützung der anderen Mittel
Iverwandt werden. Am sichersten wirken natürlich Opiate und Morphium, welche in
lechweren Fällen nicht zu entbehren sind. Selbstverständlich können einzelne der ge-
hiannten Mittel zur Verstärkung der Wirkung miteinander verl)unden werden. Eine
uolche, früher mehr als jetzt gebrauchte Verbindung stellt z. B. die Mi.xtiira solvens
htibiata d.-ir, welche Salmiak mit Tartarus stibiatus enthält, oder ein Infusum radicis
llpecacuanhao 0,3 : 170 Acjua Amygdalarum ,-tmararum 6 — H und Sirupus Althaeae 20,
■endlich das Dower'sche Pulver (Pulvis Ipecacuanhae opiatxis) in kleineren Dosen mehr-
pnals täglich oder in voller Dosis Abends, um Nachtruhe zu erzielen.
E 2. Bei reichlichem Secret, dessen Anwesenheit sich häufig schon in der Ent-
nemung durch Rasselgeräusche, Schnurreü u. dergl. zu erkennen giebt, sind im Gegen-
[Husten
- 682 -
theil solche Maassn ahmen tuid Ar/neimittel angezeigt, welclie «>rstns im\
reizen oder auf andere Weise durch Anspannung aller Kxspirations-Muiiwt i
lieh der Bauchpresse, die Befreiung des Re.«pir:itioiisapp»rats Tom S^ecmi
luid zweitens die Seeretion be.<ichränken. Von den zu Husten reisendea Vmt^i
Expectorantien im eigentlichen Sinne, sind zu nennen di«» Atnmoniaiprvfn«.«
denen der Salmiak als den Lebergang bildend von doa Mittt-Ir. jf-n-T *f»tni!t<
der hierher gehörigen zweiten Classe, schon genannt ist. Sr
Li(|Uor Ammonii anisatus, der zweckmässig auch mit jenem
iu Ffillen, wo sich aus einem acuten Kntzinuiungszu!>tan<l mit /
ein subacuter oder chronischer Zustand mit reichlicherer AL. .
In solchen Fällen leistet auch oft die Tinctura Opii heiizc»i<ra gut** I'
neben ganz kleinen Mengen Opium andere reizende und '-r ■
Stärker reizend wirkt die Fiadix Senegae und die ihr nahe.--:
welche etw:ui milder wirkt, aber vom Magen besser vertr:i>;''ii "it'
Quillajae. Kndlich steht als stark reizendes Mittel bei stockender i
Kuf die Benzoi-silure, welche gewöhnlich, um die meist gleicl
Herzthätigkt'it zu heben, mit K:implier verbunden wird. In
sind noch andere Reizmittel am l'latze, welche von der i
häuten aus die Athnuing und namentlich die Exspiration anr'^
leitung vom Thorax bilden stdiea. Hierher gehören Mittel, die *ui
wie Schnupftabak, Kitzeln der Nasenschleimhaut u. <lergl., grxist
trockene Schröpfköpfe auf Brust imd Rücken, besonders Kälte, wie lul* I
giessungon im warmen Bade, die bei Kindern sehr vortheilhaft wirken, <*^\
verzweifelten Fällen Brechmittel, um gleichzeitig mit der Mageiientleemn; wi^
Respirationsapparat, wenn auch nur vorübergehend, zu entlasten.
Selbstverst5n<llich ist auch bei der Auswahl dieser Mittel nicht nur wH
lirunde liegende Krankheit Rücksicht zu nehmen, sondern auch ilarmw'
stand des Kranken überhaujit nicht die Anwendung des einen eii. >
bietet. Zur Beschrilnkung der Secretion h;it man die verschied'
empfohlen, dwk pflegen sie l)ei innerlicher Anwendung in den n
(.iaben wenig wirksam zu sein. Höchstens scheint vielleicht d:w l'lur
bei längerem (iebraurh etwas zu nutzen. Etwas mehr Erfolg sieli'
Inhalation solcher Mittel, zu denen sich am besten eignen: Taimin
Lösung, Alaun (0,2 — I proc), Borax (0,2 — 2proc.), Liquor Ferri se.-^'!
bis 2proc.), Ziucum chloratum (0,1 — 0,2proc.) uud Argentura nitricum '
Noch wirksamer erweisen sich liäuiig gegeu reichliche Ab.son'
rationsschleimhaut die bals.-uni.schen Mittel, von denen viele z
wirken und deshalb auch bei übelriechendem Auswurf, wie er ii
ständen vorkommen kaim, am Tlat/e sind. Als milde, allen
leichteren Fällen wirksame Mittel können schon stark aroniat
Theeaufgnsse von Pfefferminz, Kuiiullen- oder Salbeibhlttern
wirken du- h;irzlgen, Terpentin und aetherische Gele enthaltenden y\
uud namentlich auch in Inhalationen, wie Terpentinrd, Oleum Fmi, 1'
Juniperi, sämnitlicli zu 0,1 — 0,4 mit 100 \V. asser, Thymol 0.05 — 0,1 pr'
Menthol, Eukalypiol, endlich bei sehr veralteten Fällen Aqua l*i' ■•■•
oder weniger mit W-asser verdünnt, später rein zu inhaliren. V.
neben den Inhalationen auch innerlich Mittel aus dieser Clnssc u
doch mit sorgfältiger Berücksichtigung des Zust.indes der Vei'
welche die meisten stark reizend wirken. Am meisten enipfiehh
Gebrauch das Myrtol zu 0,15 — 2,0 in Gelatinekapseln niolmnal-
sclien Fällen derart ist eine klimatische Kur, namentlich An
ozonhaltigen Luft von Kiefer- und Tannenwäldern sehr vi
der betreffenden Orte ist auf die zu Grunde liegen<le Krankheit jji
Zustand des Patienten sorgfältig Rücksicht zu nehmen. Niemals d.i.
matische Behandlung des Hustens das ursächliche Leiden vergessen «^
Hfaenauctae Lamb. PüaniBugittuni; au« Jer Familie der En pt nrhl a rr kii r'nt'rft.n IM, t UnUtMaj
mit Tozieodeudron Thuab. AuBgeaetohnet dareli at>etul
1!! KelebblHttorn und unbeRtlmmt Tielen Staubhliittem, wi'i
Fschpr je awei Sainenaiitagpn bcrgpn. Die harten, dicken, '
lyiionani*li<>
— Ö33 —
Uydrangea arboreseens]
urlcn in SUiUfrikB t>*<k>nnt. Stnif und reich Terxvoigttf Bitamehen mit ledflrigen. gegeuUndigen beiw. quirlifn^n
roiattern. It. kIu>>06a Lamli. (Toxi cud (»n il ru n capvnsn Thiiltb.) H.
I Hyacnauche globos.i Lamb. seu Toxicodendron capense wird in den Capliindera
Bum Vergiften derFIyacnen benuUt. In den runzligen, schmutzig-braunen Samen und schwammigen
■"ruchtschalen ist als wirksames Princip Hyaenanchin enthalten (Henkel). Es ist dies, wie
pon Engolhardt n:ichgewieseu hat. ein Gift, welches dem Strycbnin sehr nahe steht, jedoch be-
kerkcnswerthu Unterschiede aufweist. Es wirkt 4 mal weniger stark giftig als dieses und beeinflusst
ns höherem lirade die Hirnsphaere. Die Krämpfe schreiten vom Kopf zu Rumpf und Extremitäten
Bort, es fehlt die Steigerung der Reflexe im Tetauusstadium; zunehmende Paralyse und fort-
fcchreitcndf Verlangsamung der Respiration -sind die terminalen Symptome. Der Blutdruck
ptcigt wie bei Strychnin, nur langsamer, gleichzeitiges Curarisiren der Thiere hat den EflTect,
Bass die Lähmung des vasomotorischen Centrums durch Hyaenanchin erst durch weit höhere
Dosen erfolgt. Die Peristaltik wird erregt und reflectorisch Salivation erzeugt. Im Organismus
piird es nicht zerlegt und kann im Harn durch Au.sscbütteln mit .\ether unverändert uach-
Kewiesen werden. Tödtliche Dosen sind für Katzen 0,03 pro Kilo. Wir besitzen vielleicht in
Byaenanchin ein werthvolles Ersatzmittel für Strj-chnin, welches bei schwächerer Giftwir-
Bung das Gehirn stärker als dieses angreift. Bei Affectionen der Sinnesorgane cen-
nralen Ursprungs bietet es jedenfalls Aussicht auf Erfolg.
■ Hyaenanchin ist ein cbitmisch indilTorenter, krrstallisireader, in Wauer l(l«liober Bittentolf, erhalten
no» dem Decoet der Pruchtsohalen durch Behandlung mit Bleiaueker und Sehwefelwawerstoff und Au.4xlehi-n deft
(eingedickten Kiltrats durch Alkohol. Die aetherisehe LOaung des alkuhoUsehen Rnekstandes liefert Hym'uanchin.
I J. JAC'OltSON.
mlitli*. Die Kntzfmduiigcn und Vereiteningen des Glaskörpers gehen meist von den
IboiKiclibartt'n Aiigeiiliäuten, der Netzhaut, der Chorioideii oder dem Corpus ciliare
I«us. .Man hat sich lange gegen die Annahme einer primären Hyalitis gesträubt, da
Ider (ilaskörpor keine Gefässe hat; neuere Anschauungen und Experimente haben je-
|docli gelehrt, dass wir in demselben Sinne, in <lein wir eine Keratitis annehmen,
laiich eine primäre Hyalitis anzunehmen haben. H. Pagenstecher zeigte zuerst, dass
I Fremdkörper, aseptisch in den Glaskör])er eingebracht, meist reactionslos vertr:igen
Iwerden, bringt man aber ein infectiöses Secret mit allen Cautelen mitten in den
iGla-skörper, so sieht man, dass von hier aus sich eine primäre eitrige Hyalitis ent-
iwickelt (Schmidt-Riinpleri.
I Die eitrige Hyalitis ist insofern von grOsster Bedeutung, als sie meist zum Ruin
■des Auges führt. Der Glaskörijer bildet den besten Nährboden für Eiterkokken. Ist
ler inficirt, so schreitet der t'rocess rapide fort und führt meist in wenigen Tagen zur
iFanophthalmic. Der Bulbus perforirt häuKg und schlie.sslich erfolgt I'lithisis biilbi.
I Um den Proce.ss abzukürzen, ist es zu empTehlen, die Ausweidung des Bulbus (Exente-
I ratio) vorzunehmen. In selteneren Fällen gelingt es, einen Glaskörperabscess auf
leinen kleinen Raum zu beschränken.
I Bei allen Augenoperafionen, welche den Glaskörper auch nur eben berühren,
•droht die Gefahr der eitrigen Hyalitis, so besonders bei der Staaroperation. Es ist
lalso hier jedesmal mit der pehilichsten Antisepsis vorzugehen. Ebenso ist bei den
■Verletzungen des Auges stets die wichtigste Frage die, ist der Glaskörper inficirt
loder nicht. Man vermeide bei solchen perforirenden Verletzungen nachträglich alles
iDesinficiren, da wir doch nicht so starke Desiiifection anwenden können, um den ein-
unal inficirten Glaskörper wieder keimfrei zu machen, umgekehrt aber allenfalls durch
l&Ianipulationen ein bis dahin noch nicht inBcirter Glaskörper noch inficirt werden
llcann. Bei einem inlicirten Glaskörper nützen Ausspülungen nichts mehr, da der (Jlas-
Hörper viel empfindlicher i.st als liie Riterkokken. Man gehe mit allgemeinen anti-
■phlogistischen Maassnahrnen vor, Ulutentziehungen an der Schläfe, Al)leitungen auf
■ den I)arni, eventuell Scliwitzkuren mit Natrium salicylicum. D.is betroffene Auge
^verbinde man leicht mit einem feuchten aseptischen Verl)aiid. Zuweilen gelingt es,
Iden Process anfzuhaltcn, häufiger kommt es zur Panophthnlmie. Alsdann ist sobald
kals möglich ilie R.\enteratio bulbi iiidirirt. Der Process führt, sich selbst überlassen,
rtu Phthisis bulbi, doch hat bis dahin d<!r Patient lange ijualvolle Wochen durchzu-
Imachen. Die ophthalmoskopisch oft sichtbaren dunklen Glaskörpertrübungen entstehen
Idurcb Bluhuigen oder E.\sudationen aus der erkrankten Retina oder Chorioidea.
I OREEFF.
mransea arborcscen» L., Hortensie, enthält in ihrer Wurzel ein Glykosid Hydrnngin,
nettes Oel, harz.irtige Körper, Tannin, Zucker. Gummi und Farbstoff. Die bitter und picant
pchmrckendc Wurzel wird in .Amerika bei Krankheiten der Haniwege benutzt. Sie soll durch
Kteiubilduug verursachte Blasen- und Nierenschmerzeo beseitigen. Im Decoct 10 : 300 zwei-
IttfiDdlich ein Esslöffel, als Sirup 2,0, als Flaidextract 2,0 pro dorn.
[Hydrangea arborescens
034 —
IljrdraDgin. C^iHkOh. wird ilnrcb Ausxiiibvn des «Utohalüchea Wa
U'ii»«er uft<] Aus«ieliQ1t4>ln t-ni mit Chloroform, ilknuf mit Actlivr f*^
Euigsluro and Alkilicn. Die tlkaliieh-wUMiige Lflsung leigt optlblane Ra
H;drarthro8, Hydrops articuli. Unter Hydrarthros versteht inaii eine
Rprnser Flüssigkeit in (nncni <iclenk. Kr bildet durchaus kein rinbwlliflo I
8ondorn ist der Ausdruck für verschiedene Erkrankun-^'-n -''-r Svivir
Hydrops eines Gelenks kann daß erste Stadiuni einer ! "Ja
RoHiduum eines traumatischen Blutergusses, eine gonorrh('i:-> ur .•ir-i.i-^i.ne <
Syphilis veranlasst sein, auch kann er rhciunatischer Natur oder die enle mt I
sächlichste Erscheiniuig in einem tabetischen Gelenk oder die Fol^
anstrengung sein. Schliesslich giebt es Fülle von Hydrop«, deren AetielngK {I
dunkel ist. Da die Grunderkrankung der Synovialis bei Hydrops eft
prilgt ist, so ist die Diagnose des Grundleidens ohne ErOfl&inn» d»*
schwer. Wesentliche Kapselverdickiing spricht meist für Tuben
Faserstoffprodiiction und Auflagerung am erheblieh.sten ist, <i
sidueii fincs oder mehrerer Blutergüsse, wie sie z. B bei Blutern
die Kapseldifke wesentlich erhöhen. Gerade diese Verwechselung i. .
gekommen und hat verhangnissvolle Folgen nach sich gexogen. Oft blribti
die Ursache des Hydrops im Zweifel. Nach der Eröffnung des GeK-nk«
Aussehen der hydropischen Flüssigkeit geringe Anhaltspunkte aar \
Aetiolngie. Hydrops mit erheblichen Fibrinflocken fülirt jur Annahij'
culose. Hydrops mit kleinen Partikeln von hyalinem Knorpel läöt ■
Process denken von dem Charakter einer Arthritis defomians. Ist er »c
lichrothor Farbe, so führt dies zur Annahme von frQh»T«*n BliitPT»iis<»i«. \m\
lichrother Farbe zur Annahme einer gonorrhoischen Krk- ■! iW ;
es eine ganze Anzahl von Gelenkleiden, in denen die [>i:ig-i]. lit
auch die bakteriologische Untersuchung oft im Stich lässt. Im AileenMatB.!
Tliera()ie darauf aus, den Erguss zum Verschwinden xu bringim and
aiisammlimg zu verhüten. Zu ersterera Zweck sucht man den Hyilrop« .■
zu hriugen oder ihn zu entleeren, zu letzterem die Beschaffenheit de:
andern. Die geeignetste Therapie des Hydrops ist energische rotni
Massage, jedoch nicht bei Tuberciilose. Führen diese nicht zum Ziel, dann la tö-
und Aaswaschung von 5— 10 ccni 3proc. Karbolsäuri» des Cielenks am Püör; T
wirkt namentlich bei gonorrhoischer Erkrankung der Synovialis vortrefflich Bat
culösem Hytirofis macht man auch zweckmässig Gebrauch von Injectio««n «■'
formglyccrin. Unter dieser Behandlung schwinden oft die Hydropsien. oluw Mfe<
anzusammeln, falls noch längere Zeit nach dem Eingriff Schonung des Gclwbi""
HydraStls l^. liatlanK derB>nnncnlar.i>aii*, Unt«rriio.Hellel>uriiae* Eiiitig;«^ Art: It.««
uiiL ftliir.oni ■Uftdanemdcs Kraut roil ^cstiolton. handfOrmiK K«Uppton Bt&tti»m. BlSt^*Q frUr/
Ji«>iti|i(ttt'ri^cr llfllte. In Nordüincrika heimisch.
Hvdrastis canadensis L., canadisches Wasserkraut, gellte« Blatm
Ycllnw Puccon oder Golden Seal. Das Rhizonia Hydrasti« r^' ■J-i
canadische Gelhwurzel, Yellow root, wird in den Vereinigt«-!
Nordamerika schon von Alters hör therapeutisch verwandt. Die Bes'
Wurzel sind Eiwciss, Zucker, Extractivstoffe, eine Säure, Harze, a«-ii
ferner die AlkaloVde Berberin*, Hydrastin, Xauthopuccin und Canadin i>ii i^^T
selbst wird nicht verwendet, sondern die aus ihm dargestellten Praeparat»- H»il
wurde in Amerika als wirksames tonisches, antiphlogistisohi's nn
Mittel bei Bluttmgen, Magen- und Uebcrieiden benutzt, iu n»fut>.
1883 von Schatz gegen uterine Blutungen empfohlen. Ans den i
schto.ss Fellner Folgendes: Dosen von G — 9 g erzeugen bedeutend^
Blutdrucks unter Piilsverlangsamung, nachfolgendes Steigen des Blutdru<
beschleunigung, schliesslich Sinken des Blutdrucks mit Irregularität dr
keit und Hcrz.stillstand. Bei Verabreichung von 1 — 3 g treten dieselben I
in milderer Funii auf und (duie den Tod herbeizuführen. 0,1 0 5 erb"
gemeinen den Blutdruck. Hvdrastis wirkt in erster Linie auf das Geft
zwar vom Centruin aus Cnntractionen anregend, .ausserdem wirkt sie owi
Herz resp. auf die daselbst gelegenen Ganglien. Sie erzeugt Wehen i|jidim'li»i
sowohl die Blutgefässe wie die Musculatur des Uterus zur Contraction bri
lydrastls
— 635 —
Hyilra.stis]
letzturt' Ansidit wird allgwiicin bpstritton, namentlich vnn Schatz, wi-jcher die lly-
tlrastis für die mcnschiichü Therapie ledij^licli als ein vasoniotoriscbes Mittel be-
trachtet, das mit den Gefrissen der iilirigen Üiiterluibsorgane auch diejenigen der Ge-
nitalien zur ("ontractini) reizt und so in ihnen Anaeniic erzeugt. Auch de Vos
fand, dass Hydrastis bei trUcbtigeii Thieren nicht abortiv wirke und Bordi, dass
das Mittel auf die Invuiution des l'tvni.s ohne Kinfluss sei und die Austreibung von
Coagula verzögere. Vielleicht sind die von Fei liier beobachteten C'ontractionen
Folgeerscheinungen der Anaemie oder es handelt sich uni tetanische Contractionen,
die nur heim schwangeren Uterus zu constatiren sind (vergl. Hydrastinin).
Für die therapeutische Verwendung der Hydrastis kommt also nur die Eigenschaft
in Betracht, dass sie durch Reizung des vasomotorischen Ceutnims die Blutgefässe
contrahirt und den Blutdruck erhöht, sie wäre also a priori bei allen Blutungen au-
zuwenden, doch niiiss berücksichtigt werden, da.ss, wie auch de Vos durch Thier-
versuche bewiesen hat, ihre Wirksamkeit auf Cumulation beruht, also erst nach
einiger Zeit eintritt. Sie ist daher unwirksam, wenn es darauf ankomnit, sofort
Blutungen zu stillen, also z. B. bei Haeraorrhngien in puerperio. Von gutem Er-
folg ist ihre Verabreichung vor allem in <len Fällen, in denen man eine bestehende
Hyperaemie, eine Congestion zu bestimmten (trgancn beseitigen will. Ein längerer
Gebrauch macht die Menstruation seltener, geringer und weniger schmerzhaft, sowohl
bei virginalen Menorrhagien und Dysmenorrhöen ohne locale Begründung, als auch
bei Krankheiten des Uterus oder dessen Umgehungen (Schatz). Uebereinstinimend
biennit empfiehlt sie Mcndes de Leon bei: 1. 5Ienorrh:igien mit Kolikschmerzen
in Folge starken Blutandrangs, 2. katarrhalischer Entzündung der Üteras- resp. Cer-
vicalsrhleimhaut, 3. chronischer Entzünilung des Beckenbindegewebes, 4. Blutungen
bei Lageveränderungen des Uterus, namentlich Retrüfle.xio, 5. klimakterischen Blutungen.
Auch Veit sah gute Erfolge bei chronischer Entzündung der Schleimhaut des Uterus-
körpers, wenn dieselbe keinen sehr hohen Grad erreicht hatte, bei beginnender Endo-
metritis, mangelhafter Kückbildung dos puerjieralen Uterus, bei Virginos mit starker
Menstruation und, wenn es darauf ankam den Uterus zu tonisiren, z. B. den durch
ein I'essar gestützten, vorher retroflectirten Uterus dauernd in normaler Lage zu er-
halten. l)er Effect bei Blutungen in Folge von Myomen war ein zweifelhafter. Fer-
ner wurde Hydr.xstis mit gutem Erfolg gegen Lungenblutungen gegeben, und «war
3mal täglich bis stündlich 20 — 30 Tropfen (Koeniger), ferner gegen die Schwetsse
der Fhthisiker, Abends 30 Tropfen (Cruse), und gegen hartnäckiges Erbrechen Schwan-
gerer 4mal täglich 20 Tropfen (Feodorow). Ausserdem hat man sie bei katarrha-
lischen Schleimhauterkrankimgen, z. B. des Darmes, des Magens, der Urethra ver-
ordnet, wobei sie theils durch Beseitigung der Hyperaemie, theils durch ihre auf dem
Gehalt an BitterstolTen beruhende adstringirende und tonisirende Wirkung sich von
Vortheil erwies, ferner local bei Seborrhoe, Ekzem, Urethritis, chroni.fchem Blaseu-
katarrh, Otorrhoe, Ophtlinhnie und Stomatitis. Zu erwähnen ist noch, dass Hydrastis
nach <len Angaben von Kuthcrford cholagogo Eigenschaften besitzt. Von Neben-
erscheinungen wurden einige Male Verdauungsstörungen beobachtet und vereinzelt
AlTectionen des Nervensystems, nändich Depressionszustände mit Hallucinationen, ver-
bunden mit schwachem, frequentem I'uls, Delirien und Bewusstlosigkeit auf kiirze
Zeit, geistige Trägheit, nach längerem Gebrauch stärkere Aufregung.
Extractum fluidum Hydrastis canadensis, eine klare, braune, intensiv bittere
Flüssigkeit, 3 — 4 mal täglich 20—30 Tropfen längere Zeit hindurch. Fl.xtractum sic-
cwm wird zuweilen an Stelle des Extractum fluidum in rillen 0,75 pro die gegeben.
Hydrastin, CjiHjiNO« (Freund und Will), d.xs hauptsächlich wirksame
Alkalnid rler Hydrastis, bildet vierseitig rhombische, weissgläiizende Prismen von
bitterem Geschmack, Schmp. 135", i.st wenig löslich in Wasser, leicht löslich in an-
gesäuertem Wixsser, Alkohol, Aether, Chloroform imd Benzol, in Chloroform gelöst
die Folarisationsebene nach links, in wässeriger Satzsäure nach rechts drehend. Mit
Säuren bildet es in Wasser lösliche Salze, die einen bitteren Geschmack besitzen.
Mais constatirte bei Thieren eine iinfäugliche Paralyse, zugleich auch geringe locale
Anaesthesie, alsdann Hyperaesthesie mit spinalen Convulsionen, ferner Pulsverlang-
Kiniung. Pellacani fand, dass es in kleinen Dosen die excitomotorischen Ganglion
des Froschherzens erregt, in grossen herabsetzt und gleichzeitig den Muskel afficirt.
Es ruft eine periodische Erregung des vasomotorischen Centrums hervor, setzt local
den Toiiiis der Blutgefässe herab und hat keinen Einfluss auf den Uterus. Bei Warm-
lydrttstis
lydrPin'ephiiloT
»
gesetzt wirken. Ferner fiiiid er, cl:is8 Hytlrastiiiiii rothe BJutkftrperchpn nicht zerstOrt
und ohne Kinfluss auf den f:;elösten Blutfarbstoff ist, sowie dass die Nierenpef.lsso
durch alle Dosen erweitert werden.
Nachdem K.'ilk das Hydrastininum inuriaticum subcutan empfohlen hatte, stellt
fest, dass das [{ydrastinin vor allem auf die Gefässwandungen einwirkt, diese zu einer
8t:u"ken und anhalt^-nden Contraction bringt und hierdurch den Zufluss zu ilen Organen
des Unterleibes beschrankt. Daher werden liauererfolge erzielt bei einfacher congestiver
Dysmenorrhoe, bei Menorrhagien aus virginellen Uteri ohne pathologischen Befund, bei
Blutungen nach Abort, wenn der Ctenis leer i.st, bei Haeniatocele retrouterina. Ein
Erfolg, der meist die Zeit der Behandlung nicht überdauert, oft aber auch für Monate
und Jahre bleibt, wird erreicht bei einfacher Kndoraetriti.s und bei Haeniorrliagien in
Folge von Aduexerkrankimgen. Als Paltiativuiittel ist es bei Myomen lange Zeit hin-
durch zu versuchen. Hy<lrastinin ist iii allen den Fsllen nicht zu verordnen, in
welchen man eine Contraction der Uterusmusculatnr entielcii will, also zur An-
regung der Wehenthätigkeit, zur Stillung von Nachgeburtsblutungen, bei unvollendetem
Abort, kurz da wo Seeale conuitiini mit Erfolg gegeben wird. Allerdings reizt auch
Hydrastinin den Uterus zu Coiitractioncn, wie schon aus den Angaben der Patientinnen
i hervorgeht, die bald nach den Injectionen über wehenartige, zusammenschnürende
Schmerzen klagen, aber es handelt sich um andersgeartete Contractionen wie bei
den nonnalen Wehen, denn die einzelnen Contractionen dauern sehr lange, bis
15 Minuten und rufen statt einer Beschleunigung einen Stillstand der Geburt hen'or,
sodass Faber der Meinung ist, dass es sich um einen Tetanus des gesamniten
Utenis handelt. Herbeigeführt werden die Contractionen vcrmuthlich durch den
Reiz, welchen die Aiiacniie der Utenisgefässe auf die Musculatur ausübt (Falk).
Ausser gegen GebaniiiittiTblutuiigen wurde Hydra.stinin auch gegen Lungent>lutungen
von Hausmann mit gutem Erfolge verwandt, er gab 3mal täglich (),()2n auch nach
Stillung der Biuttmg noch 1 — 2 Wochen lang. W'as die Nebenwirkungen des
Hydrostinins anbetrifft, so wurden ausser den fast stets auftretenden wehenartigen
Schmerzen wiederholt .Magenschmerzen und UebeLkeit, aber fast nur nach grösseren
Dosen beobachtet. Wild sah in einem Falle nach 17 Injectionen von 0,1 sehr
heftige und schmerzhafte Pharyngitis, die sich nach (i Tagen verlor und nach OtAgiger
Pause durch eine Injection von 0,07 sofort wieder hervorgerufen wurde. Die In-
jectionen sinii nur selten schmerzhaft, bisweilen treten Verhärtungen im Unterhaut-
zellgewebe oder Sugillationen danach ein, aber niemals Abscedirung.
Man verwendet das Hydra-stininum hydrochloricum entweder in 10 proc. wSsseriger
Lösung zu subcutanen oder iiitramuscularen (Glutaeen) Injectionen, oder in den in
den Apotheken vorräthigen Gelatineperlen ii O.O'Jo oder in Pillenform: Hydrastininmn
muriaticuni 0,5, Pulvis r-t succus Litiitiritiae ij. s. ut Haut ]iilulae No, X. Innerlich
giebt man 3 — Omal täglich 0,026; subcutan während iler Blutung tAglich 0,05 — 0,1;
> vor und nach der Blutung 2 mal wöchentlich 0,05. „„,„,.. i„ „„
lydrazilly B^K'^K], (Mm Htaromsobataot der BaliKtituirlcn Hydrulo«. ontor deaen b«Booderi du Phonyl-
hjrdratin aU aiuAerurdeiitlich rcactioDsfllhi^er KOrp^r von Wielitlgktsit ist, wurde Ton Cnrttns dorfh Erwlrropn
von Triazo«8si|^laro mit Waä5«r uder HiDeralslaren «rhaltefi. Pie freie Base wird durcb ErwSrmt'n der Salze mit
AlkalilQsuDg al? volUommon b'>6tlndiffe8 Gas gewonnen, das in pon04*ntnrtcm Ziutando pin^n eigpnthQmliL*li(>a,
kanni an Ammoniak Rriouerndon Ueruch besitzt. Eit iitt in Wa>uer sehr leicht tUBlleh, bltlal rothe« Lackmuspapier
intensiv und bildet mit SalzHloredümprcn weisM* Nebel. DaF Hydrazin bositzt aaaaerordvntlirh redurirendn Kraft
Amraoniakalisehe SilberiOsung wie Fohlinn'sche l*n%ttnf; weriU'n j'ohon in der Ktlto sofort r^ducirt, ehctiHo neu-
(rtiea Kupfer^ulfal. Mit aromatifiehi>n Aldehjrden und Ketunen werden schwor IttsUehe krjstalUnijiohe Yerbindungeu
erhalten. Das Hjdrat. N-^II^ - H^O, {.«^t eine au der Luft ranchi'nde. fast gqruchlose FIQasigkeit, die bei It'J*' siedet,
dabei Olas stark angrein, Kork und Üummi zerstört Hjdrazin i^t eine zweislarige Base, die mit SHureu gut
krjsUlliaironde Salz« bildet. SPIEOEI..
Bydrazin wirkt dem Ammoniak Hbnlich anf Kalt- und Warmblnter toxisch (Laizaro). Bei Fröschen treten
nach Gaben ron 0.01—0,02 nach voraufgehendem Exeitationitstadium mit Krttmpfen, welche central aa.<>gelt}st werden,
Abnahme der HeruehUge an Zahl nnd Kraft. Steigerung der Haataecretion, M.vdriaais und terminale Paralyse auf,
Herzstillstand in Diastole. Bei Ksnineben rufen Dosen ron 0.1—0,2 toxisch-klonische JErUmpfe, Erbrechen nnd
Vydriasis herror. Die Hydrazine nnd ihre Derivate kdnnen l>ei Menschen auf der Haut ein heftig juckendea
, Eiaothem erzeugen, daa entweder vesienISsen (Tollens) oder artickrialhnlieben Charakter 1^, Du Boia- Bej-
mond und Thilo) zeigt.
J.
IjrdrencephaloTd (Marshai I Hall). Bei Säuglingen, zuweilen auch bei etwa.s älteren Eiodeni,
' üodet ni.in gelegentlich tolgend« Symptomeiigruppi': Anaemie, Erbrechen, Durchfälle, Appetit-
und Schlaflosigkeit, weiterhin r.-ischen Kräfteverfall, Somuolenz, moi.st subnormale Temperatur,
[leichte Verlang.samung der .\thniun)^, auffälliges Einsinken der Fontanelle, schliesslich .''tr.ibiä-
imus, Nsckcnstarre, zunehmendes Coma, Meist tritt der Tod nach eiuij^en Tagen, zuweilen
lanter Coavulsiooeo, ein. Aetiologiscb und pathologisch -anatomisch ist dies Krnnkbeitsblld
[Hydreneephaloid
H).l
noch ganz unklar. Es ist nicht ausgeschlossen, d.iss es sieb 1
Duogen sehr starker Flüssigkeitsverarmting des Körpers handelt
weilen scheint hereditäre Syphilis betheiligt. Die Therapie bat sicü
eventuell vorliegende hereditäre Syphilis zu wenden. Die Behandlung '■
hufs Prophylaxe in der üblichen Weise durchzuführen. Der Kliissigkeitsvenrniutij ssi
durch Infusion, nüthigenfalls auch durch subcutane InjcctioDen einer physi«b
Salzlösung zu steuern. Durch warme Packungen ist dem rapiden " ■ ■• irr i
vorzubeugen. Endlich kommen öfters wiederholte Einspritzungen ' ■•
zur Hebung des Blutdruckes in Betracht. Per os gebe man tbet:i'.>ii';i«trii« hd
Kaffee oder Rothweiu, bis das Erbrechen nachgelassen hat. Gegen Diarrtioeo
gelegentlich hohe Stärkeklystiere.
mm
HydrOCSrotln wunlo nc>b«n Cirotin Ton RRiIcIci^r nnd HnscmtDn in der MohrrBb«, Oaani* CaMi^ I
Fartiluflf*, «pidpn^Untonde. gi»niob- und g^sahmftcklose BIIltt«1ieo. weleb«« bich schwer in k«lfi«B AM,
ia Chlurüftirm, Aotbfr uud Heniul JQsen. Von noncoDtrirlBr SchwefeUftiir» wird es mit cvtiuntWT hA*f
Hydroccle. Im Schfidi-iilKiutsacke des Hodens kommt es, tln.'ils in Folge
Verh.llttiis.so (Stauuii}:) tlicils in Folge entzündlicher Verändeningeu am
Neberibodeu, liiuifij^ zur Abseheidung einer grossen Meugo eines klaren,
sehr eiweissreifhcn Triinssudats. Es bildet sich eine Auschwelliing dm H
heraus, welche man von eigentlichen HodcnsnckgeschwQlsten dadurch uiila
dass sie sich gleichmä.ssig prall anfühlt und bei der Ourchleuchf"-:- • - mJ
Maasse transparent erweist. Die hiermit andauenidcn Beschw'
hoehgr.idig sein, indem die Geschwulst eine starke Zerrung am ^«aDieusTnaf <
Die Behandlung i.'it eine palliative oder eine radicale. Für dcQ MoHMBtl
fast stets die einfache Punction mit starker Hohlnadel oder Troicart. tHun
selten mit Schwierigkeiten verbunden; m.in niuss sich beim Ein5trws'u te*-\
den Hoden selber zu treffen, was sich durch Hochdrängen des let.-
s])annenden Hand leicht erreichen lässt; mau um.'« die oft sehr g> ■
vermeidiMi und endlich bei der Durchbohrung der Hüute eine gewisse
wendeu, (ia diese fast stets stark verdickt sind. In der Reget fliesst diimT
sammte Hydroceleniiihalt, oft mehrere HK) g, auf einmal ab; nor, wenn doni i
voraufgegangeue Entzündungen Adhaesionen bestehen, ist dies nicht der tf
dann natürlich die Pimction nur theilweise wirksam. Eine Nuchbchandla
im Tragen eines gut nn.schlie.s.senden Suspensoriums, doch genügt dieses selti
Wiedennsanmieln von Flüssigkeit zu verhüten. Meist ist vielmehr nach Wc
Monaten der alte Zustand wieder eingetreten. Aus diesem Grunde wird
seitig die einfache l'itnction nur für die Fülle reservirt, in denen man sie vor
muss, um anderweite Hodenoperationen vorzunehmen, oder für sehr &og
tienten, bei denen aber doch die Indication zum sofortigen Eingriff
M:ui kann dem Wiedereinlretcn der VVjLsseransammlung aber vorbcu^wi,"
im imniittelbaren Anschhiss an die Punction eine reizende Flüssigkeit,
Troiifeii .lodtinctur, Karbolsfmrc und ähnliches, injicirt und durch Verreibwij
theilung bringt: es entwickelt sich eine adhaesive Entzündung, sodass
beiden Bläüeni der Tunica v;iginalis kein freier Raum mehr übrig Me
Entzündung ist ziemlich schmerzhaft, der Operirte muss meist mehrere Ti^J
hüten und man muss zur Lirrderung Eisumschl.lgc anwenden. Beaonilefre 1"
hat alter dies Verfahren bei geschickter .Ausführung nicht im Gefolge. K*
daher für uncomplicirte Fülle wohl empfohlen zu werden. Ist es indessen la <
entzüntilichen VerUnderungen, bleibenden Verdickungen der Scbeidenhaul n. > ■ l
kommen, so ist auch von diesem Verfahren keine radicale Hülfp 711 rrwMte«, (
kommt vielmehr frülier oder später zu Kecidivon. Man muss •
Operation ausführen, die Volkniann in die chinirgische Techu... _ iWl
nnd die in Ausschneidung eines grösseren Stücken der Scheideali aat antari
Bloslogung des Hodens mit Entfernung alles Krankhaften besteht. Seit
der aseptischen Methoden ist auch diese Operation, ziuiial sie gut unter Sl
scher Anaesthesie ausgeführt werden kann, als gefahrlos zu bezeichnen imdf
die ersterwähnte eigentlich nur den Nachtheil eines etwas Iflngrren Kr
Hfdrochlanu, Paradioxy benzol, CeH40H ' OH, entstellt bei der RedoctiM Wi^
mittels schwefliger Säure bcziehuugsweise Älkslisullits. Das eatstaadeoe Byi
ühinon
— 639 —
Hydroeotyle]
\
CH
HC'
OH
CH
CH
OH
Hjdroehinon.
ausgeschüttelt uud durch Umkiystallisiren aus siedendem Wasser unter Zusatz von
ohle gereinigt.
Das Hj-drochinon stellt ein weisses krystallinisches Pulver
dar. Aus wässerigen Lösungen krystallisirt es in langen, farb-
losen, hexagonalen, geruchlosen Prismen von süsslichem Oo-
schmacli, die neutral reagiren, Scbmp. 169 " C, und beim vor-
sichtigen Erhitzen unzersetzt sublimiren. In kaltem Wasser ist
es schwer, in heissem Wasser leicht löslich, desgleichen in Alkohol
und Aether. Die wässerige Lösung reducirt Höltensteinlösung
beim Erwärmen, Fehling'sche Lösung schon in der Kälte. Sie
bräunt sich beim Stehen an der Luft sehr bald. Durch Eisen-
zersetzt entsteht zunächst eine Blaufärbung, die bald in Gelb fibergeht.
ie Wirkung des Hydrochinons auf Kalt- und Warmblüter ist analog der der anderen
•oxybenzolc : Brcnzkatechin * und Besorcin. Es sei nur noch erwähnt, dass 1 — 3proc.
shinonlösungen auf die Schleimbaut, z. B. der Urethra oder in den Conjunctivalsack ge-
, eine mehr oder weniger intensive locale Beizwirkung hervorrufen; und zwar soll die.se
«n, bereits gebräunten Lösungen stärker sein. In den Hagen eingeführt ruft es leicht
cit, Magendrücken und Erbrechen hervor. Das Erbrochene und häufig auch die Stühle
eine hell- oder dunkelgrüne Farbe, desgleichen der Harn. Aus der Ader gelassenes
rird durch Hydrochinon spectroskopisch nicht verändert; bei Ratten allerdings soll nach
chinonvergiftung Methaemoglobinaemie entstehen.
herapeutisch wurde das Hydrochinon früher, jetzt aber wegen des brüsken Ein-
' der Wirkung und der kurzen Dauer der Defervescenz nicht mehr, <als Antipyreticum
t. Auch als Antisepticum und Antigonorrhoicum ist es nicht mehr in Gebrauch,
den bekannten CoUapserscheinungen, welche in Folge des plötzlichen Einsetzens und
ens der antipyretischen Wirkung eintreten, wurden auch schon bei mittleren Dosen zu-
noch unerwünschte Nebenerscheinungen vom Hagen aus : Drücken, Uebelkeit, Erbrechen,
Schwindel, Benommenheit, Ohrensausen u. s. w. und hin und wieder Delirien beob-
Ausgesehieden wird das Hydrochinon durch den Harn, grösstcntheils in Form von
Schwefelsäuren, zum Theil auch als freies Hydrochinon oder Chinhydron. Der Hydro-
barn besitzt infolgedessen eine mehr oder weniger ausgesprochene grüne Färbung, die
igerem Stehen allmählich in ein Braun-schwärzlicb-grün übergebt. Bauchende Salpeter-
vorsichtig dem Harn unterschichtet, lässt von oben nach unten eine violette, grüne,
and gelbe Schicht erkennen. Es entstehen also ähnliche Färbungen wie bei gallenfarb-
Itigem Urin, nur ist die Beihe der Farben eine andere.
KIONKA.
•rnlcnlarsSlire, C,jH„0, = C,^,-CH(CO,H)-CH,-CO-CH,-C,Hii, entsteht doroh Bedaetion tob Corni-
tre, Ci7H|40g, oder dureti Kochen eioer ammoniBkalisohen Ltlaung Ton PnlrinsKDre mit Zinkstaub (A.Spiegel).
let sehr dBnne, lange Priamen oder Nadeln Tora Sehmp. 194°, ist leicht ISsIlch in Aether, Chloroform, Beniol
Bssig. ziemlieh in Alkohol, sehr schwer in Schwefelkohlenstoff nnd kochendem Wasser, unlöslich in LigroYn.
rhitien bildet sie ein Anhjdrid. Die Salio der Alkalien and Erden sind leicht lOsliehe Firnisse. Das Am-
lali giebt mit Chlorealcinm eine hlamenkohlartige Aasscheidang eines Doppelsalies.
SPIEGEL.
M0CÜ3h
itoTn, C1SH14O4, nach Ciamician und Silber von der Constitution CjH2v-0II ,
er der Bestandtbcile der Paracotorinde *. Bla.ssgelbe grosse Prismen oderXCO'QHs
dünne Nadeln, Scbmp. 98", wenig löslich in Ligroin, leicht in Aether, Aceton, Chloro-
iind heissem Ammoniak, femer in verdünnter Natronlauge. In warmer concentrirtcr
jrsäure löst es sich mit blutrother Farbe; mit Eisenchlorid giebt es dunkelbraunrotho
lg, Blcizucker erzeugt in der ammoniakalischen Lösung gelben, amorphen Niederschlag.
Schmelzen mit Kali wird Benzoesäure neben wenig Hydrocoton gebildet, beim Erhitzen
ncentrirter Salzsäure auf 140o Benzoesäure neben Hethylcblorid. Es ist inactiv.
SPIEGEL.
>tylO Tonmef. Pjlanzengattung aus der Fam. der ümbelliferae*. ünterfam. Orthosperroae, Tjpus
drocotyleae, ansgezeicltnet dorch die einfachen, armbltlthigen Dolden. FrAchte seitlich xnsammenge-
meist ohne Oelstriemen. Umfasst etwa 70 Arten. U. Tulgaris L., bei uns auf sumpfigem Boden faKufigeM.
mdes Krant mit kriechendem Stamm uni einzeln aufrechten, schildförmigen BUttom. Dolden Tcrsteekt.
thig. H. asiatica L., in den Tropen weit Terbreitet. M.
ydrocotyle vulgaris L., Wassernabel, liefert die brennend scharf schmeckende
i, als Wundmittel und Diureticum verwandt.
ydrocotyle asiatica L., deren Kraut einen bittem, unangenehmen Geschmack bc-
intbält ein Alkalni'd Vellarin, ein grünes und ein braunes Harz, Gummi, Stärke, Glykose
itterstoff. Sie zeigt diuretische und stimalirende Eigenschaften und kann in grösseren
Schwindel, Kopfweb, Neigung zu Ohnmächten, Zittern, Entioknngserscheinungen, heftige
itionen, Blutungen aus Nase, Scheide, Darm und Temehrto Gallen- nnd ürinabscheidung
en. Anwendung findet Kraut und Wnnel bei KinderdianlioeB, Helmintbiasia, haupt-
b aber bei Lepra, syphilitischen Ulcerationen, Ekcemen in Form von BUern, Umschlägen
ilben. Dosis im Pulver 0,8—0,5 dreimal ttfUeh, im Ubm ^tlOO 0^ jpro dorn!
[Hydrocotylc
— wn —
1,5 pro die! Ph. ü. S., im Extract zu Pillen 0,05-0,1; O.ld pr« ion< ftJi
Tinctur 1 : 10, nach Ph. Gall. 1 ; Colatur 5, als Sirup 1 Extraot : Sirup 500 i
Fluidcxtract 10 — 15 Tropfen dreimal täglich. Zu Bädern 0,25 — 0.5 ki:
Vollarin (L6pine) ein neutrales, blassgelbcs, bitteres, ölige« '•■ •
Aether und fetten Oelen löslich, mit Wa.sscr eine opalLsircndc Emabioa riiii'-ji
hitteo verflüssigt es sich unter BilduDg scharfer, weisser Dämpfe.
H.rdrocniiiarsSnre, CyH,gO, = ob ' c,H, ■ c^ ■ CB, ' co,H. du 0rtboT<Tbin<tnn« <ii> m te
Cnraarslare oder Ctimtrin mit NatrintoniuKiicam »tttstebt. flnd<*t sl<k ttu>-' XaBoiM •
frfM, Ibtil» au Kumariti (;oliun<lcii iM m 1 i li> t« 11 u rc). dir bildttt Ung uü» H»
xfctnUeh In^lirb in Waü^or, loirhtcr in AIIimIioI un<l Ai*thor. IMp wUssci,. >■[ Mit
Kehcode hlauliche Fkrbung. tSio gebt Iviebt iu ein Anbjitrid Bbsr. Beim äctuuclxica mit Kill
und .SaücylsKan*. Starke einbuiseh« S&nr«.
Ujrdrodiaskop. Bei hochgradigem uoregelmässigem Hornbauta*tigin*ti<a«i,(
sich primär bei Keratoconus*, secuudür im Anschluss au kerat:'
astigmatismus nach Hornhautgeschwüreo und Hornbautabscesseo <
gewöhnlichen (sphaerischcn und cylindrischen) Brillengläser nur urivo!
CorrectioD der Refractiousanonalie. Es giebt hier nur ein Mittel, di'-
der llornhautoberfläche unschädlich zu machen, darin bestehend, eir
Hornhaut zu bringen, welche den gleichen oder wenigstens anuähemd
exponenten wie die Cornea (1,375) hat. Einem Vorschlage von J. Her-
Fick und Sulzer die» dadurch zu realisiren, da.ss sie kloine Gla.<«cbäl
lider und Bulbus brachten, die am Rand der Krümmung der Sk!
Ilornhautkrümmung entsprechend geschliffen waren; zwischen Cot
ein cnpillarer Raum, der durch einen Tropfen einer geeigneten 1- Mi-«it.h ■•; aa
Wenn auch optisch das Problem durch diese „Contactgliser"* gelöst wird, -io siod i
her in keinem Falle praktisch verwerthet worden, weil nach kurzer '■'-■' ■•"' '■•••!?'•
Tragen eines solchen Fremdkörpers mit entzündlicher Injection der .'~
des Homhautepithels reagirt und obenein das Einbringen eines si.,. ,.
eines geschickten Zweiten erfordert. Diese Uebclstände hat Th. L
durch die Construction seines Uydrodiaskops beseitigt. Es besteht in ■
die vermöge eines an ihrem dem Auge zugewandten Rande betiudlichei.
keitsdicht dem Auge angelegt wird und durch zwei Biinder, die über der F'.-
geknüpft werden, in dieser Position beliebig lange erhalten werden kan
der Kammer befindet sich eine starke Convexlinse, die so berechnet ist, •'
den Effect der Hornhaut ersetzt, der ja durch das Einbringen der Fli;
Als letztere wählt man zweckmässig eine Chlornatriumlösung von O.S.'i
20 — 40' C. von der Conjuuctiva und Cornea beliebig lauge ohne jeu
sie wird durch eine an der oberen Wand des Hydrodiaskops befindlicl
die nachher durch einen Stöpsel verschlos.sen wird, vermittelst eines ;
Patienten selbst eingegossen. Th. Lohnstein hat das Hydrodiaskop
eigenen, durch doppelseitigen Keraloconus bedingten unrcgelmässigen 11
mit vorzüglichem Erfolge als .\rbeitsbrille benutzt. Abgesehen von der
vergrössert das Hydrodiaskop in geringem, von der Tiefe der Fassung abhäa^äiiUB 1
TKV
HydrolyNe iit die Sp^tnoK d«r aiykoaido* b«im Kochen mit Sturen oder Alkmticm.
Hjüromotra. Die HydroniPtra, d. h. die Ansaniiulung von scrJVMr i
Uterus, entstellt iti der Menopause durch Verschluss des Uterus. Sic i-
seltene Erkrankung nnd in de» weitaus meisten Fällen weniger dur.
liehe Strictur di-s Cervicalcanals, als vielmehr durch eine Verleim«; -
Fibninie, Myome oilci' Carcitionn.' bedingt. Eine eigene Bphnmihiii;.' '1'
tue natürlich in einer Beseitigung der Cervi.xstcnose bestehen ni
zu den grossen Selteiibeiti'n: für gewohnlich wird die Hydrouiftr^
der betreffenden Neubildungen beseitigt.
?iini* I
Hyilronephroso. Das Wesen der als Hjdronephrose benannten AffoctJOB il-:
Abscbnitto der Harnorgane ist durch die beiden Momente gekenn- ■'
mal der HaniabRus.« ganz oder theilweise, (lauernd oder vorüberj.
und sodann dass der durch diese Strining im Harnabfliiss h'
zustand der oberen Harnwege iiiui der Niere selber, wie weit;;
stehendeti Verändcriingeii auch sein mögen, ein aseptischer bleibt,
der betr<ifTi'nen Abschnitte in üirien sich etablirt. Tritt diese ein.
nephrose als solche auf, und die Pyelitis*, die Pyelonophritis* di«» l')V'"
U'ilrolu'plirom-
- 041 -
lljilroiicpliruspj
ILogiuiit. hie Hy<li(iia'|iliiiise ist Weniiiach eiiio ruisgesiintrln'ii nKTli;iiiisfh<- AffiT.tiun;
lihr eigentliches Wesf-n beniht niil" der Behinderung des ll.irriubHusses und eine jede
iTherapie hilngt zunächst von der Art dieser Behinderung;, von der Miigjiehkeit ihrer
iBeseiti^uM); ab, sod.'uin aber natürlich auch von dem iJrade der dnrch die Stauung
■bereits gezeitij;ten Zustünde in den olierhalli i;elepeneii Haniabschnitten.
I So erhellen sicli iiIuk' Weiteres ilrei vei-sehiedene Formen therapi'utischer Vor-
nahnjen bei der Hy(iri>ne|dirose. |t;Ls erste und nfirhstgelegene Ziel ist natürlich
das cnusalei die Ki-hiiKierriMg zu belieben, dem Harn auf seinen natürlichen NVegen
I ausreiclji'iuleii Abtiuss zu scIiatVen. Ist das nicht nic'Vglich, so bleibt als zweite Fonu
ithera|ieiitisi'her Alihill'e dii' llei-stelliiii;:: eini's künstlirhen Abflusses für die gestaute
Flüssigkeit übrig, ein nun sclmn nur unter srliweven chirnrgisriien ICingriffen erreich-
J)ares Ziel: aber bei einer auf niu- niech.inis<'her Sti'imng beruhenden Allection sind
»ndere als nu'cliaiiische Lösungen kaum iiiilglieh. Und so ist deiui die dritte Gruppe
tbera]Knitisclier Beeinflussung eine nneh weitergehende: die Nephrektomie*, die gäriz-
Jicho Entfernung ties erkrankten und mibranehhiir gewordenen Organs, die r.idicalste
iber :iueh sicherte Behainilung einer jeden sonst irre]»arablen Störung.
Die Wiederherstel I niig des natürlichen Hariia lif Ins.ses, die. Beseitigung
«ler die Stauung veraidassenden Momente ist schon ans ilem Grunde nicht iniiner aus-
Ifülirbar, als die Hindernisse zum nicht nni'rheblii'hen'rbeile angeboren und nur zum
lanileren Tlieile erworben sind; liöchsten> Verengerungen durch hochgradig!' l'hinH>son
Ullfl iSlmliclii' zugiingliche Stennseii würden hii'r i'iner Beseitigung sicji darliieton.
IniiniT :ibi-r nniss iii:ni ziiiulchst gen:iu wissen, welcher Art das Ijrrnmni.v-; ist und wo
es seini'ii Sitz hat: utid denirtige i'est.stejlungen siml :iu.sserordenflich schwierig und
loft tiictnsrührbar. Man li:it also, wits sich ja g:uiz von selbst versteht, wenn üfters
larnsteine'' sich i'inkeileii, die Steinkrankheit ülterhaupt zu behandeln; man nuiss
lie chronische (ionorrhoe" eines Strictnrkranken zu beeinflussen suchen, die Aflfection
eines Prostatiki-rs* als solche behandeln. Aber ilerartigi' Therapie ist, soweit sie über-
laupt erfolgreich diircbgeführtwerden k:inn,innvesentlichenniir eineprophylaktische; die
iirecte Beseitigtuig kaim, wie sie eine mechanische Wirkung ist. :uich nur auf nn^chani-
«•heni Wege geschehen, dnrch eine ebenfalls directe Inangrifticihme der Störung selbst.
'Eine enge Harnröhrt^nstrictur niuss erweitert werden; eingekeilti- Fremdkörper, wie
Harnröhrensteine und .--ehr grosse Blasensteine, welche tlie ents]»rechen(len ( Istien ver-
fgnn, sind zu beseitigen; dort, wo eine Conipression das HiiHlerniss ausmacht, ist
(io abzustellen: in den seltenen F.'lllen, wo der anl'gi'liläliti- l>;irm die Urs:u-hi' ab-
ielit, durch KegeUmg der ['i:iel und inslie.snndere durch die Vermeidung: von kohlen-
Bfiureli:illigen imd blilhi'nden Speisen, bei der Betrofle.vion ties rtertis durch deren
'lilderung, da wo (ieschwfilste, sei es in der Bhuse oder in diT Bei'keidiöhle, dii-
iJoinpression ;uisübeii, diurli ihre oper.itive Beseitigung, liei Exsudaten ebeiida.selbst,
reiche die gleiclie Einwirkung li.aben, durch die bekannten Mittel, die deren
lesnrptioii befördern uiul, svemi iliese nicht ausreii'hejid sind, liiirch Entfernung de.s
Exsudates mittels der I'unction. Ivli'nimt sich eiti Nierenstein ein inid ei-zeugt er
^inen vollstrindigen .Ab.sclilu.ss, so kann nnin hier natürlich nicht abwarten, bis die
ohnedies zweifelhuftr' interne Therapie ihn liindinchi,'elieii liisst; hier wird ein
eiitschlossriier ("iiiruri; i>ine itpiT;iti\<' Enlfenunig des ( '(Uicrements vorzunehmen sich
nicht liedeuken. In :nniereit Fallen, in lienen zwar d:L< Hinderniss selbst zu be-
■eitigen der ärztlichen Kunst noch in'clit niMglirli ist, trotz seines Bestehens jedoch
Hurch geeignete .Nachhilft- eiiii' ansreii'hiMuie unil völlige Entleerung lies Harns er-
piolt wf^rden kann, ist diese mit grosser ('nTise()Uenz und Kegelmässigkeit zu über-
■racben; wo ein Prostatiker ll.irnretentioii hat und seine Blase selbständig nicht
ftiehr vollstilndig oder vielleicht überhaupt rnclit mehr zu entleeren verin:ig, liisst
■ich durch ein regelmässiges und ttaiierndes Katbeterisiren verhüten, dass der H;irii
■ich anstaut mni die oberen Ilarnwege dilatirt.
I Wird in ;dlen diesen Fällen versucht, das Hitulerniss direct zu beseitigen oder
■u fiberwinden, .so ist unter den Methoden, welche es hier und da ermöglichen,
lietn H:inie auf seinen natürlichen Wegen den gestörten .\bfluss wieder zu verschaffen.
Her Catheterismns der Ireteren wichtig. Wo Heninmngen des .Vbflusses, durch nur
fc>ä.ssige Knickungen und Torsionen herv(n-frerulen, im Harnleiter ihren Sitz haben,
■önnen diese durch rias i'inilringende Instrinnent überwunden werden, sod:i.ss ein
BLsrcichender Abfluss erzielt wird; auch ist es nicht ausgeschlo.ssen, da.ss mit seiner
Hilfe Itickere M.'ussen. Schleimpfröpfe und :"iiinliche Bildungen, vielleicht auch L'ou^
^^ Lidkreleb, CiiarkluiiiteJii!. IJ. Uaml. ii ^^H
[Hyil roll i'pli rose
— 042 —
llyilruiri
rreincntc, wclclii- iiorli im olifislon, Iriditvrrörmigcii Tlirllr lI'•^■ Rirnlir^in
wiink'i' n;u-li <il>i'ii hin in das writere Nifn.Mibccken zurfirtk-
1111(1 so den Aljflii!« fi-fi g(?bt'ii. D:i8sclbc kann iii:uu'bui:il ,. .
nijissigo Liißcrun;; (k-s KrniikLMi uud eine ciiUprechendi^ inanuelk' ltecioftMN;|
wo oini' intemiittironde Hytlronephros«" infolge von WamlernicTt; besteht
es ist notliwendig, wo bei einer intiTniittirendcn Hydronoplirosf der
Kchwulst wieder ;in {gestiegen ist, die Kranken zwcckcntsprccheud xu u.-^
üu rc[)imirt'n und dni'cli eine sanfte Massage die F.ntlff.-rim^ zu boffinlcr
jcdoeli mit grosser Vorsiebt und Zartiieit geschelii-ii und :'" '
ist zu voriueiden; es gelingt aueii so oft, die EiitlciTiuiic liii
proiongirte iieisse Mäder die nianueile Wirkung unterstüUcii.
warnen ist ab<'r vor der Rxpression des hy<ironfithrotischon S."
gelingt allcidings iiianrlnnal, nanientitcli wo der Verschluss kein tullai
aber sie kann aiicli leicht zu einer Bcretung des Sackes fülirL'i».
in der Mehrzahl der Fälle aber ist eine causale BehaiKÜung mit EHblfl
zuführen nirlit angängig, und man wird ilie Behandlung, statt auf <!'•■ ' '^■"" '
den Folgezusfand der Stönuig zu riebten haben: auf die hydf'
Ansammlung, auf ilen Tumor selbst. Während jt'do<-h dif cau-:!!'' w
wo nur irgend inöglieh, luiter allen Unistiindcii erfüllt werden unis>, hui
Arzt zunächst sorgsam zu erwägen, ob eine ßehaiulliinfjr «les Tm '
linden s(dl. I>eim nicht immer ist das nöthig oder aiifh nnr \ AI
eine liy<lronejihrütische Ansainmlnng nur massigen l'mfang bat, bt.<Miiitl«n <
(laliei keine nennenswerthen Beschwerden macht, lässt ni.'ui sie am bffStffll
Das gilt nicht nur für geringfügige Geschwülste, sondern während rinrr i
langen Zeit auch für solche Tumoren, die nur langsam und sehr iiltiü
wachsen und ln'i denen dann auch die ohnedies bei d«T unooin|il
oft nur sehr wenig ausgesiM-ocheneu Krankheilserscheinnngon in ^„.uei
bleiben. Bei .solchem Verlaufe darf erst spUt der Rnt.scliluss zu einem
griff gefasst werilen. Diese Vorsicht, dies Abwarten iiuiss überhaupt der
ilaiike in der Ueurtheihmg des therapeutischen Handidns bei <ler Hvdrom
und ganz besonders dort, wo der liydnmephrotischi.' Zustand scIi
ständige Kessenmg erfahren hatte, wo es sich also um intermitt
handelt, deren erneute spontane Kutloi^ning man erhoffen >
riiliMslirtzitngsntittel lieförderu kann. Wo dagegen di<r H.
einen Kingrifl' nöthig machen, stehen mehrfache Wege für die Be
olletr. entweder nur die Kntlecrung des flüssigen Inhalten der
ziilühren, oder aber diese selbst saninrt ihrem Inhalt zn oiitfcnicn. Der
ilication Hesse sich auf zwei Wegen genügen, wie sie über:ill im Kßqtur, •• ii
abgesonderte Flüssigkeit entfernt werden soll, eingoschlascn wenlwj: In «■
leerung aus der im Uebrigen uneröfTneten Höhte, also durch Puncti
einer solchen unter Freilegung des Innenraunies, durch IncLsiun, hier
Ne|)li rotoinie. Die Knffernung des ganzen Tumors würtle «lern gitgpni
si<'h hier immer um vorgeschrittene tieschwulslbildiingen handelt, im
aus (ler Nephrektomie iHstcheu.
Die I'unctiou des hydrone))hrotischen Sackes kann nur selten in Vnr
denn einen delinitiv heilenden l-llTect kann n.atürlich die vtinlli' :
eines Ihdilraumes, der sich schnell wieder mit Flüssigkeit anfüll
wenn auch hieriuul ila es ausnahmsweise vorkommt, dnss nach nii
die Wiederaiit'üllung des hydn)nc])hroti.schen Sackes ausbleibt. A'
wemi sie Iransperitnni'al gcschiidit, ihre grosse Gefahr darin, d.i
öflTnung Flüssigkeit in den Baiichfelisnck übertritt und eine tii'
zeugt: sod:uss sie demnach extra|)eritoneal ausgeführt werden in
überall dort von Nutzen sein, wo eine anmittelhare Kntlast
aus Ursachen irgendwelcher Art tlie grossen Kingrifle d<?r >
phrektomie zur Zeit uiKuisfühi'har sind, wie in der Gravi<lit5t uatl liti lar
Hie ist .-iliiT nur eine jialliativf MclhiHh-, ein KingrifT, der, wenn ülnth
wöhnlicli nur \<m vorüliergeheudem Nutzen ist. Und ganz besoiiilers
n:ichfolgendeii Injection von Jod oiler Alkohol oder ähnlichen Firis-;!rt
entleerten Flohlraum gewarnt werden: die Hnuptgefahr der I'uncti
in der .Miigliclikeit, die bis dahin a.seplischen Drgane zu iitiii. ^
i llydrcdioplirosc
- tu:{
H}ilr»|iK|
sichtigl luTbuigrluliiti' Kiitziiiuliiii^ tlicMT kuiiii sdlir leicht zu Nfrcitorun^i'H iiml
Verj.iucliiingon ilrr Gosflnvulst wt-itor si-hrciten.
Ks würden tluiiuiaoh <lort, wo oin Kitip-iff uiilieclinp^t als uöthi;; sich envpjst, rlip
beiden grossen Operationen der KiitleiTutig der Geschwulst durch iiusgiebige Erfiff-
uuiig oder der vollht:'iiHli;;eu Hutfernuug der tiesehwiUst .seihst, also die \ephro-
.toiiiie und die Ne|)li r<-ktuuiic\ iihrig hieiben. AucL diese sind, ebenso wie
jede andere weniger erhebliche <»|n'ration, liier iniiglicliht ;iuf extrajjeritoneaieni
1 Wege viir/unehiiieu, ;uis (irüudoii, die keiner Krörterung bedOrreu. liutniT
jeiloeh ist ziuiilchsJ mir die Neplimtniuie. nicht sogleich die Kxstii'i)ntion der
Niere vor/uuehinen. Denn wie si'hr auch die 'l'ei'huik gerade der Nierenoperationen
ilanernd vursolireitet. so ist doch die N.'jdu-olouiie die uugetalirliehere der beiden
Kingrifl'e, urul zudi^ni besti'hl olt uiul selbst in ausserordentlich weit ansgcrdehulen
H\drone[)lirtisensäcken nocli relativ viel secernin-ndes Nierenpareiichyui, das, wenn
is< von (ieui auf ihm histenih-n Drucke befreit ist, sicli wieder fnnctiunsfähig zeigt
und mit di.wsen Entfernung gegen den wichtigsten Grundsatz der Chirurgie Verstössen
werden würde: dem Körpt-r nach Möglicliki'it /u erhalten, was in ihm von wesent-
lichen Organen noch nützlich und leistungsfähig zu sein vermag. Und schliess-
lich ist die Hydrouephrose oft eine doppelseitige Affection und die zuriick-
lileibentlc Niere vermag nach Kiitlerunug der anderen di-n Anforderungen an die Rli-
nn'nation der gelösten .\tisvvurfstoffe nicht inuuer zu genügen. Zudem gleicht sich
oft aui'h nach geschehener Kutlastuug durch die Nephrotottvie überall dort, wo gcraih-
das prall angefüllte Nierenbecken durch seinen Uruck scdber sich den Abfluss in
Ausatztheile des Ureters vecsclilic'.sst, die Störung wieder aus nml die Nieren-
bcckenfistel kommt bald zum Scbluss; auch ist der Ureter nun von oben zu-
gfinglich uiul ein in ihm l>etindlich<*s Hinderuiss kann vielleicht hindurcbgebrachl
werden. Ist über den Sitz des Himicruis.ses, iiisbesoüdeif, wenn es sich um ein-
gekeilte Steine handelt, zuvor näheres ermittelbar, und ist dieser Locus all'ectus re-
lativ hoch gelegen, so wird die liioisiun natürlich gegen diese Stelle sich richten und
gleichzeitig das Hinderniss entfenien: vieileiclit kaini auch ein Stück des Ureters
dabei re.secirt werden. Konnul die Niereuljeckeiilistel niclit zmu Schluss, so ist da-
:eu luiter Umständen die Nierenexstirpation unvermeidlich.
UENDEL80UN.
jrdrOltaraClimnrsiiure , C„M,„0, = OH't'slli'CII.'CII^COgU. dU- JurcU Rvdactiuu von i-CnmanUnrc luit
N'iilriuiniiiiiat);nni. fornfi bei EinwirliunK vuii Milp«trigt>r S&urQ auf {i-AmiiIoh}-draJtiiniut:^nnri' eiitstolit. Hndot i«icii Im
LDoriiiulcM Mnn^cliei)li ar II. tritt ferner nuf bei d^r KNulnis.» vuu Trro^iii und von FlriHcli. fowio im Harn Tun
loit Tyri>«)ii );i'nittf*rton Kuiiinelicn (S al kowii k i); patboloffiscli wurde sie int Eiter ninor jancbii^on Prntoniti^ houli-
f ttctilot (Haumann). Sic btldtt lilcjne, monokline Kryntalli; vom Sebin|i. l?tj — IJ'.i^, Ui wenig lOalicb in kaltom
i AVa*.äer, triebt in beimcm, ««uwic in Atkubnl ORd Ai'tbcr. Mit Ri^oneblond ^iobt ilit* kalt ge^]lttiKtu wil.s.teri)(n
lidflung )tlaut;raue FUrbunff. Mit (^uef küilbcroxjrdnitrat idobt sie dii-'-clbe fCcactiou wie T)'ru»in. Bei der Fftalnis^
1 mit Pankreu giebt sie I'henol. p-Krenul und Ox]rpbenylesBiK<4llure, bciw .Sehmelten mit Kali it-OsybeucoUalture,
^ EssigaUure und FbenoL lunerlieli einKenoniuinn, gebt iiic grii^sti^iitheilH tkU p-Oxyb«nzo@sKnre in den Uani Ubci.
.SPIEGEL.
Pyilroiicricanlliiin. Ergüsse von seröser Flfissigkeit in den Herzbeuttd und mechani-
sche Keiiiilrächtigiing der Herzthfltigkeit durch dieselben sind fast ausschliesslich
nur Theilerscheimmgen allgemein liydracinischer Zustände in l'olge von Kreislaufs-
Störuugeu, Nierenerkraukung oder llydraeuüe bei an.ieniischen oder kachektischeii
Personen. Wo Wasseransamuiluugeu im rericardiuiii allein für sich bestehen, werden
ilieselben linrch mimittelbare örtliche Störungen der ]»eriknr(lialen t'irculation, durch
Druck von Tumoren auf die Venen- und Lyrii[thgefässe, durch entzündliciie Vor-
gfinge uinl Prodncte (Exsndate) in den Nachbarorganen herbeigeführt.
l)er Erfolg der Tlierai)ie hangt von der Möglichkeit ab, die allgemeinen und
Ortlichen Kreislaufs -Störungen, sowie die bestehende .Xnaeinie unii Kachexie zur
Heilung oder zeitweiseii Kückbildung zu bringeti. Dadurch aber ist die Behandlung
für den bezüglichen Uall im Allgemeinen .schon vorgezeichnet; sie wird alle aus ilem
Krankheitsziist.inile fuigenden liidicationen zu berücksichtigen haben. Umfangreiche
perikardiale Exsudate köinien die Punctiou luid Aspiration uothwendig nnichen.
OEBTEL.
jdrops, allgciiiuinc Bczcichtiung für eine Ansammlung von wnsscrruichcm .'^crum in den
fGcwfbcn umJ Körperhölitcii des Menschen. Spcciellc Beneonung je nnoh der Wasserau-
snmmlini^ in fleii verschiedenen Organen: im Parencbym: Hydrops Anasarca oder Hyposnrca:
in der Bauchhöhle: Hydrops Ascites; weiterhin llydrothorax, Hydroperic.irdium, Hydro-
^BBi^^^^^^^htoa, Ilydropbthalmus, Uydroccie, je oachdeni sieb Wasser in den Brust-
^^^^^^H^ 41*
[II}'droi>s
- «44 —
Hyi
räum, Ucrzboutcl etc. ergossen; oder Luageii-, tiloltisoeJcm, wonn es di« I.augniu<iil
kopfscbleimbaut iofiltrirt hat.
Falsche oder Sackwassersuchten, Hydropsiae spuri.it», entstehen l^iis Vfrdite]
Drösenausführuiigsgäiigen oder engen Canälen, wenn der Inhalt d< r
war und nach der Uesorption durch W.^sser ersetzt wurde. II
nephrose' oder der Hydrops renuin, tub.irum, cystidis fpllcae. uteri i
vermiformis, sacci lacrymalls. Die Sackwassersucbton unterscheideu sicli
tiud Erhaltung ganz und gar von den anderen hydropischcn Ergüssen.
Die Ursache der eigentlichen Wassersucht bildet das Austreten von
-lus den Geweben, bedingt durch eine mehr oder weniger grosse Durcl"
besonders der kapillären. Dabei ist die Durchlässigkeit der Capillarw
tional der Dichtigkeit der Bluttlüssigkeit. Die Transsudation wird leiclii'.,'
bei wasserreichem Serum, während bei höherem spccili.schen Gewicht noch weiter» i
Momente hinzukommen müssen, um den vermehrten Austritt von scrijser Killt!
zuführen. Man untenscheidet einen hydraemischen und einen mechani.->cbeu Hj"!
Beim hydraemischen oder kachcktischen Hydrops ist das Blut djirftl
Ursache Wiisserrcichcr geworden, ii.ich grossem Blut>'erlu8te, tabescirendeo. kacbfkts
hciton. n.ich .'^corbut. in dcrReconvalesccnz längerer acuter Krankheiten, d-t-
nauh laug dauernden Eiterungen in der Haut und in den Knochen und t«!
zeitiger amyloider Degeneration der OefHsse der Leber, Milz, Nieren. Die i, .....j,..^
geben indess die grossen Eiweissverluste durch Albuminurie bei acutem und chraoii
Brightii. In allen diesen Krankheiten und krankhaften Zuständen wird der VTuMoafSBJ
umsomehr beschleunigt und erhöht, wenn die Ernäl)rung eine ungenügend«! uo*! iÜtTiI
durch irgend eine I'rsachc gestört ist. Einfache Inanition hat keine bv.1r,.nit.-"
lungcn zur Kolgo. Ein': besonders mitwirkende mechanische Ursache, I < l
lauf, ist beim hydraemischen Hydrops für das Zustandekommen ausg>.
Ilöblenwasscrsuclit nicht nothwcndig und in den weniger schweren Fällen, in der I
cenz längerer acuter Krankheiten, zumal wenn auch die Nahrungszufuhr eine
ist, genügen geringe mechanische Einflüsse, längeres .Sitzen, Stehen, Gehen üUImIiIi
aufreichende Ocdeme der unteren Extremitäten (H. gravilatis) zu erzeua'ii. In lÜil
Fällen ist der gros.se Wasserreichthum des Blutes das ausschlaggebend- " .rir|
stehung des Hydrops. Es ist durch.ius unrichtig, dass kachektische !.■ i
gegangene hydr.iemische Plethora auftreten. Man kann wohl ein dorn normiica
cüMceiitrirtes Blut linden, wenn mau dasselbe unmittelbar nach dem Auftreten drr'>
sucht, allein hier ist dann bereits der grösst^ Tbeil des übersi-^
in die fiewcbe ausgetreten und dadurch eine thcilweisc Coii'
geringe .specilische (icwicht des .Serums lä.sst aber auch in solelitu F.
Beseh.ifTenheit des Blutes nachweisen. Korcirte Einspritzungen von pb-
liisutig, O.fipCt.. bi'i gesunden Thieren, bei welchen sofort eine m.issenli
W.isser durch alle secreturischcn Organe und damit wieder eine fortücb
des Blutes und .Abnahme des intrav.isculären Druckes erfolgte (Cohnht
haben nach keiner Seite hin Beweiskraft. Allmählich eintretende Khj
tiefässwäüde und .'Vbuahme der Elnsticität und Spannung der Gewebe, ui ml
r-isse, insbesondere die Capillarcn liegen, vermehren die Durchlässigkeit der i
während durch di.n stäTidigen Austritt von Serum das Blut selbst immer noch
weiss verarmt und dadurch auch noch leichter filtrirbar und dilfundirbar Wlri. ■
Weise kann der Kiweissgehalt des Serums von 8 auf öpCt. herabgehcu. das spci
wicht von \0'29 — 1031 auf 1013— lOlG sinken und der Wassergehalt \on 90
steigern. Stellcti sich in diesen Fällen früher oder später noch Hindemi-
so können die hydropischen Ergüsse rasch mächtig anschwellen, die '
ganzen Körper sich ausbreiten \ind W.asser sich in allen Körperhi'ihlen i,.
Tod, wenn nicht früher auf andere Weise, unter (Gehirn- oder Lungenoedem •
Beim mechanischen uder ."^tauungshydrops liegen die Verhältr- •-•
kann ganz normale Bescb.ilTeidicit haben, und durch irgend ein Hin
Thrombose, Compression oder durch anderweitigen Verschluss einer gri -
d.iueriulen Blutzufluss durch die iVrtcrie, bei Compression der Vena
.■»ler etc. kann es zu umfangreicher seröser Transsudation, zu Hydrops •
bei allseitiger Umsehiiüning zu Caput suecedaneum der Neugeborenen
meclianische Hinderuiss im Centralorgan des Circulationsapparat«s, ir
durch d.isselhc vcrnnlasst wird, entsteht allgemeiner mechanischer H
Ursachen sind Krankheiten des Herzens, Klappenfehler und idiopatbis«'!
bei welchen der insuflieicnte Herzmuskel den Kreislauf nicht mehr zu unlertull««'
Dabei kann das Blut anfangs seine volle Concenlration hesitxen , in der B«^
auch hier schon eine Vermehrung des Wassers im Blut vorhanden, wenn 'lii: SM "
immer höheren Stauungsdnick zu stehen kommen, ^c Harnausscheidung innr.rr ii«
wird und das iiherschüs.sigo Wasser im Blut und in den (icwcben sich
kann aber auch hier unter dem anwachsenden Druck im venö.sen Appar .
[Hyilrops
— t(4ö -
Hydrops]
Harn vcrloreo guben ^Slauuugsalbumiiiurie) und daü xpeuitiKcbc Uewictil iles Scrumb doiucnl-
spruclicod norb weiter abnebuieD. Der Waüsuraustritt aus den Genissen wird bui KrvislaufH-
störungeii vorwiegend durcb das Gewicht der Blutsäiile bedingt, die auf den Vcneiiwurzeln,
ibrfn Capillareri und auf dem sie unisohliesseüden Gewebe lastet und unter wcli-bem in
Verbindung mit der Blutverdünnuiig und Verlangsamung der Ciroulation Elnsticität und
Spannung des Gewebes abuebmen, und die Ernährung der Gefisse herabgesetzt wird. Vor-
ändcningen in dun Gefässwänden, die sieh durch ErtiäbrungsstOrungcn, Stagnation des Blutes
in der Gefasswand, Sauerstoffmangel, Abnahme der Temperatur. Lockerung des /usammen-
hanges der Endothelzellen u. s. w. ausbilden, werden dieselben für flüssige und corpusculiirc
Eleraenlf durch lissiger machen und ihrerseits wieder den Hydrops vermehren.
Von noch unbekannter Ursache hängt die in den Tropen vorkommende Wassersucht ab,
welche auf Trinken von kaltem Wasser nach längerem Dursten oder bei den eingeborenen Afri-
kanern beobachtet wird, wenn sie bei der .\rbeit plötzlich vom Regen durcbnässt werdt-n.
L'nter anhaltender warmer Temperatur geben die Anschwellungen wieder von selbst zurück.
Auch nach gcw;ihnlichcn Erkältungen bat man Wassersucht beobachtet, ohne dass die
Niereu dabei erkrankt waren. Bei Krauen kommen nach dem .Vusbleiben der Menstruation oder
auf hysterischer Basis Oedcmc an verschiedenen Körperstellen vor. Der Hydrops para-
• 1 y t i c u s ist zugleich auch ein mechanischer, indem an dem gelähmten Theile, einer Extremität,
|| die Beihilfe der Muscutatur zur Fortbewegung des Säftestromes ausrällt. Die als Hydrops
I irritativus calidus s. intlamniatorius bezeichneten Ocdeme sind von entzündlichen Vor-
I gangen einer reizbaren Haut oder zugleich von der Einwirkung anderer Entzündung er-
regender Zustände abhängig und sollten, wie auch .indcre neuropathische AlTectioneri. dem
Hydrops nicht beigezählt werden.
'riicrnpic. Die beiden li.nuptsäch]ichst<^n Fnnuciv der aligfint'iiipn Was-scrsiiclit.
lio liytlrnciiiiscln' und liit' rneclintiiscjic, nniclipii fine bcsfindf^ri' D.nrstPJlun'!; notli-
vemlii;: di(^ üliriftnn fulltMi mit der Bcfuindlnnf; drr i?inz<'liipn Kranklioiten zu.saiunicii.
Dir tii(?r;i|K'utiscln'n IndiiMlioncn vi»rlanf;pn für die liydriiiMnisclic Form in erster
Uinie eine l'»i;iltui)g und Hrhrdiun;; des Hiweisse.s im Hlut durch die Krnäbruiii; imil
Jenii'iits[»rerlieiid eine \'ennitHlpnni^ des Wnssers in diesem und im Krirper ülierhaiipt.
viel nuistrittene mni tioeh iiiclit eiiLseliiedene Schwierigkeit ist nur, itli durch
»ieli liehe Zufuhr von l'^ivveiss in bestimmter l'Virm (Mei.seh, Kier etc.) eine bestehende
Slweissaus.seheichmg im Harn erhöht wi-rden kann oder nielit. Oprte-I hat in zahl-
lieri sorf^lalligen Untersuelimi^jen keinen Fall gi-.selien, in welchem er eine Kiwei.ss-
inahlHi' im Harn, un;d)h;in^ifC vttti den dundi die Kr;mkheil bedingten Schwanknu^en.
hur Mm dem liennss grösserer Kisvei.ssmengen, tianwritlieh Hühnereier und selbst ndier
5ii'r hatte .diieiteii köiiiien, er glaubt inde.ss nach den vorliegenden Beobaclitiingen
l^ndi'rer nicht an (h'r .Möglichkeit eines solchen Zusammenhanges zweifehl zu dürfen,
och werden derartige Fälle tiur selten eintreten. Man mu.ss daher jeden einzelnen
fall für sich betraclitun und durch wiederholte Bestinmmngeu der Gesanimtmeiige des
'24 !5tundpii ausgesehiedeuen Kiweisses, nicht des jeweiligen Prozentgehaltes, ilen
ifluss der Nahrung auf die AMumiiimrip coiitrolireii. Die Aufnahme (>iner eiweiss-
eichen Nahrung, dip den Eiweissverhisf theilwi-ise zu ersetzen vermag, i.st für den
[ranken eine l<dieiiswrelitigi> i'Vage. Ks werdet) daher eiwei.ssreielie Speisen den
laiiptbestandtheil der .Nahrung des Kranken ausmachen inü.ssen, l'h>iseh je;;lic!iir
Irt und Zubereitung, Rier, Fische, ('aviaj- etc. und von Fett und Kohleliydraten so
f\i'\, als für die Frhaltung eines genügenden Fettheslandi's nothwendig ist. Kben.so
rird man leindialtigc Speisen, Kalbsfü.s.se, (ielee, Leim etc. in passender, leicht mt-
Intilicher l''oriii der Kost beilugen, wenn die Verdauungsverhältnisse dii'Selbe ver-
Ingen, Auch im tietränk kann man dem Körper Kiwei.ss zuführen und zwar in
BF Buttermilch bis zu 4 pCt. Wo Hühnereier ertragen werden, dürft«' .'un-h Kier-
fcis.swa.ssor zum Getränk verwendet werden. Bei der Darreichung fettbildender
ipei.sen wird man der hier oft .sehr erschwerten Resorption des Fette.s Hechnimg
Igen und mehr sich an die Kohlehydrate halten müssen.
Die Meuge der einzunehmenden Flüs.sigkeit (tietränke) muss immer stark herab-
setzt werden, um die .Mimisdifferenz iu <ler Fhls-sigkeitshilanz' d.adurch auf den
leinsteu Werth zu bringen oder gar positiv zu maclien. F/tullich wird im allge-
iiien Heginie und körperliclien Verhalten <les Kranken alles vermieden und ver-
Iten werdi'U müssen, w;ls die Kiweissausscheidung ini Haru vermehrt, n.''inili('li
luAkelarbeit , erhebliche Anstrengung, grös.sere Spaziergänge u. s. w.. ebenso (ie-
^Oth.iaufregurigeu, welche niit stärkerer Herzaction verbunden sind.
Wo niechanische l'rsacheu für fleii Hydrops vorliegen, ist die (irenze der Be-
"lianfllung gezogen dtireh die l lutiögüclikeil einerseits der Kntfernnng jener iinil
[Hydrops
— r,4n
llydniAn
aiuiiTSfiU (Irr Kiiisrlirrmkiiii;;' iiml AliHcliwücIniDg ihnT l'olgm, w< i
stfiniMjTfii stftrkcr uiivvuclisnii. Vür tlif li:iufigstu, diircli flerzkliippi i>
Form (;ilti-fi die (Jrutulsiit/i' dt*r «lirietctisi'hfii itf>li:iiulltiii;^ «Jer Kn
wäliri'nd ji-ii<> der tnccliaiiisclien iliircli die (iyumastik umi <li«> (nii
wi'jliiiiirt'ii nur sclti'M (Ulli iiiitiT steter üfTfirksicIili^mg riiirr inHiflichi
der AlTiumimiric durcli dii- grOssiTc Miiskfl;instrcii}?iniK bei drii-
kouiiiK'ii diiilVii. IHc liaiiptsäi-iilirlistc Aufint'i'ksanikcit ist au'
FlüssigkcitsaufnaliiiK". l^iitlastiiiig des Kreislaiifi-s. VeriiiimliTun _
di's StriiinliiiulfiniNscs durch di(>>5cllit'. souii> auf p'iirijjfcinlo Au
Nalirunjir 7,u richtfMi. IMc KutlVriuinf; des am KörjuT .•iDpcsniii^
in bi'idiMi i-'oniu'ti des Hyilrop.s iiauptsricldicli ilurcli die iiumII'
durch die rliirurftisclic Hcbaiidluii;^ bcwcrkstclligf worden, \vi>>
die lörzcuguug ciucr aiisgirliigcn Mlaplioronc durch locnlc irot i^. iui
Dainfifliädi-r in Kasten- imd ncttfiniii vci-siiciit worden kniiii.
udulI
H}'<lrotlipr»iiic ist liic 1. citri' viiii der Mu'thudi.schi.'ii Anwnidtin^ diM cinfafiirti Wi
seiiirMi vcrscliicdcncM '{''•tMiicratiircii und Aggr<'patff»rini.'n zu «liai i •'
tischen und tlu'ra^ii'ulischcii Zwecken. Sie unterschfiilt^t sich vi'.
Iwlire ilailurcli, dass Itei dieser auf die dieniischo Ziis:iiiiinrii
bei der H\drutliera|M'e auf die |iliy.sikaiisciien ICigirrischafton de^ >
gewicht geteut wird. Ns beginnt wohl auch in ilioser Hirlitung rn
dem die Minerabiueltenlchre sich immer mehr und iindir als Hy<Irtithei..,
von dilTerenlen cheiuisrhcu Kigenschaffen entpu])])!.
Ilie Hydrotherapie ist eine vorwaltend epidorniatischo nn?m|iie, jiti^rk i
nicht aus.schliesslicli, da auch bei <lem methodischen Innorlirlicii Gebmnrhf v*
mächtige Wirkungen beobbachtet werden, wobei n.iliirlich auch di' ' -V«l
Schäften des eingeHössten NV assers zur (ieltung koiiinicn. Pit' I!
keine anderen (Irnndlagen, als die I'hysiologie und die Pathidogn . 1'
die^jer Specialzweig der Ttn'rajiii' auf anderen Grmidhvg«Mi ruhe. i«t ^
riing liituieriicii ü;i'wesi'n. Iiicser hauptsildilich durch flas am
der Laiennn'dicin in den \oidergnuid getretene (Jegensatz /wiscli' .
liehen Mi'dictn und der Hydrotherapie ist vou \V i n tornitl s»,»it fast .
känipl't worden; dass er damit noch nicht durchgedruiigon ist, ist di
dass liif Schule sich noch immer .so passiv, ja negativ diesem Wi-
vorhält; doch scheint sich in neuester Zeit Ineriii ein Umschwung
Gewohnt, die meisten Wirkungen unserer therapoutischfii V.<
liehe oder subcutane Kinverleibimg einer wirksamen Substanz r.-
die Aerxte von vornherein etwas skeptisch gegen die Wirksamkeit ■
reuten Sulistatiü, wie es das gewöhnliche Wasser ist, bei seiner '*
Kiiriieroberfliiche. Ivs sind mir die physikalischen Kigenschaften
mit denen wir die so diftV-renfeti Wirkungen auf den Organismus
die 'l'emperatur und die Masse des mit der Haut in Contact tr«-;
Ks ist der Nachweis gefi'dirt (Winternitz u. A.), dass die i
nischen und chendschen Kinflüsse einer Wasserkur die verschi-
Functionen in bestimmter Weise 7.u beeinflussen veinifigeii. Wer
diuss es mit Sicherheit gelingt, durch therniisciic und mechai..-. ..• .
Innervation willkürlich zu verändern? Wir können mit Wärme und >i*<
Sensibilität in allen ihren Qualitäten herabsetzen, erhöhen, ver; - *-- -
Anaesthesie, Hyperaesthesie, Umstimnuuig perverser nervöser Sei i
mit Wärme urnl Kälte hekilm|)fen. Hiese Wirkungen lassen sich ^i-.
KingritTes, aber auch an von den Finwirkungsstelleii entfernten l'onk"
Sie Iretfen, gemäss Kvperiment und klinischer Beobai-htung, die •
vation, die centripetale Nervenleitung, das Centralorgan des N«
und Rncketimurk, und durch Fortleitimg und Keflex die mot.iri^ciui!
(las ganze Nervensystem. Längst ist es erwiesen, dass wir ebenso tb'
mittlimg der Innervation, tlieils direct auf das ge.sainmte Circulatie
vorher besttmmliarer Weise Finfluss haben. Mit thorniischen und raci
griffen gelingt es, die Blutvertheilung zu verändern, Congestionen
die mächtigsten Kactoren für alle allgemeinen unil localen Ernährun.
zurufen, einen lebhaften Stroiiiwechsel zu bewirken und auf di
lynrotliprnpip
- «47 -
llj(lri»<li(Tn|»|p)
• rgaiiiM-lu'ii Wiii'iiic, uiiil zw:ir ilrr Wiii'iiii'.nlij^.'ilic miwuIiI als aticli tliT Wäriiir-
^i'Uilui'timi, licIVii Kinfluss zu ^fwiiincn. Dass vs auf ii'nw Wt-isc iini;;licli ist, Se-
nd Kxcri'tiüiien nicht nur dos Hautorgans, sondern auch d<>r verscFiicdensteii
nncn'ii Orgiuic in hohem Gradi' mit therniisclien und niocli.inischon iMittetn in ihitT
^uuction zu steigern und zu schwächen, ist oft genug liewiesen (Winte rnitz). Nicht
l'cniger sichergestellt ist der reflectorische Kinfluss nnf die Respiration: Be-
«^iileunigung, Verlangsamung, Vertiefung, Verfiarhung derselben. Lilngst ist es er-
fiesen, dass Sauerstoffaufnahnie, Kofi leiisfuireahgalie durch unsere Actionen
illkfirlich zu erhriheii und herabzusetzen sind und damit auch die organischen Ver-
jrcnnuugsvorgänge. Kl)enso feststehend ist es, dass wir den gesammten Stoff-
.•echsel bis in die feinsten Details desselben zu beherrschen vermögen. <ianz auf-
ifallend und von niclit geniigeiid gewürdigtir Hedeutung ist die Vi-räiidernng der
llu tzusain nuMise tzu ng unter thiTmischen uuf) niei'hani.schen KingritTen. Kovighi
in<l Winteruitz haben iniabhäiigig von ejnandiT die noch viel zuwenig gewürdigte
l'fhat.sachc feststellen kiliinen, d;iss man Leukocytose, Krvtltrocytn.se, Veränderungen
Irier chemischen Zasamniensetzung des Bhites, Steigerung der Alkaleseeuz des-selbeii
Idurch sie bewirken kann, 'rheniiotaktische, thermonieehanische und thermncheraischo
IWirkiingi'U konnten ilaraus abgeleitet wenlen. Wir sind auch im Stanile, mit unseren
therniisclien und meehanischen Kirigriffen clas intimsti> Zel len leben zu beeinflussen,
Itla auf thermische und mecliauische Eingritl'e jede lebeudi- Zelle, ja das niclit orga-
lisirte rroio](I;tsiiia-l\c"ir()erchen leagirt durch Krhöliung, Herabsetzung und auch Ver-
nichtung ihrer vitab'ji Functionen. Also nicht, ivie es ilem oberflächlichen Ib-obacbter
lerscheiiit, kami man bloss auf Keinignug. Ihirstlöschen. KrwärniMng und Abkiiblimg
ides Ki")ri)ers itiil Ibermischen und iui>chai)ischeni .Mitteln Kinfltiss gewinnen. Mit diesen
Tliat.sachen vennochte die Hvdrotherai)ie auch ib'u neuesten |)athog<'netischeii und
,nctiologi.'ichen l'ortschritten zu folgen. Die Krtor-schiirig drT uafiiriiclien lleactioii
Jes Organisuuis gegen jede liifecticm niiil lutoxication lehrte bald, d;iss die Krfnlge
lller Hyilrotherai)ie auch einer rationellen [leittung zugänglich seien und zwar gerade
in dem Ssiune de.s noch immer fruchtlos gesnicbten allgemeinen Antitoxins. Ks lässt
sich nämlich erweisen. da.ss die W:vsserkur die natürliche Hilfskraft des Orga-
Ijiismus gegenüber den K ranklieitserregi'rn günstig beeinfliisst, ja dieselbe wach-
Iruft und stärkt, al.so den (bganisnuis im Kampfe mit den Schädliehkeiteii untei-stützt.
Aus einer etiLsju-echenden Ki'itntni.ss der Physiologie thermischer und iitechanischer
EingrilTe, aus einer Ki'untniss der in jedi.'tn Falle vorliegenden constitiitioiieHiMi und
Ipathologischen Vorgänge wird der krzt leicht d.Ls Wirkungsgebiet der in ent-
Rprecheiider Weise coiubinirten thermischen und mechanischen .\gentien festzust«>lleii
in der Lage sein :
a) Kin diaefetisches mui tonisirendes Heilverfahren winl mau wählen, wenn es
»ich um die Stärkung mui Kräftigung der Functionen aller Organe handelt, wozu der
Itherrai.sche unri mechanische Reiz als ein natürlicher Leben.sreiz, als da.s ent-
»«prechendste .Mittel angesehen werden kann. Allgemeine .Mu.skelschwüche, Anaetnic,
ISchwäcliezustämle nach schweren Erkrankungen werden also durch eine ents|»rechendo
"Jydrotherapie zur Heilung gelangen. Als allgemeines Priucip gelten kurzer, flüchtiger,
thermischer Heiz, mit .Schonung der Eigenwärme und Herabsetzung der [{eflex-
f«rregbarkeit der Haut. .Vusirb-icii von Oirculalions- und Respirationssehwäche,
Schwäche der Verdauung mid Ernährung luul geliemmte Ent^vickelung haben hier
ihre Anzeige, b) Hi<'nnit fast zusanimenfallend und unter Benutzung der Einwirkung
»uf Vertlieilung, Bewegung, BescbaffiTiheit und Bildung des Blutes wird sich dies
"i'erfaliren bei .\nai'mien und Chlorosen bewähren, c) IJie fluxionilre Methode wird
Kuni Theil als resorptionsbefi'irdernde und revulsive wirken können. Bei jeder Form
Bincr tmgleichmässigen Blutvertheilung, bei localen Anaemien kann man von der-
Kolben Gebrauch nuichi-u. Allgemeine und locale, abkühlende uiul en-cgende l'roce-
luren erscheim-n hier ang<'zeigt. Ableitende erregende l'ni.schlägi', die verschiedenen
•"«»rnieu der Kiddschläuche, die Longettenverbände, die Verbindung von Kältewirkung
liit Wärmescblänrlien werden sich in dieser Beziehung bewähren; ableitende Fu.ss-
'l)äder, Kreiizbtnilen, Leibbinden und auch allgemeine l'roci-iiuren, die die gesanimte
Circnlation heeinthissen, kurze kalte Halbbilder, Einpackungen* mit darauf folgenden
||nbkühletulen l'nveibiren. d) [las Verf.diren Ididet aiu-li mit der entsprechondeii
|)eachlung der fluxionären und ableitendini .Methoden durch Bewirknng eines lebhaften
I troniw ecbsels ein mächtiges Antiphlogisticura und Revulsivuni. Die verschiedenen
Kigpii.scli.-ifteii des Blutes un<l ilie Ausscliciduiig von hianiii
werden k»nii, ist in ilir auch miies der inftclitigstcn Hoiiin
fectionskranklieiten gelegen.
Hydrotliorax, Hydrnjis pietirae, Rrustwasscrsurht, bedoutot die
seröser Fliissipikeit itincrliuHi des P|pum-Raiinii>s unter l'nistamlm. »eltii
entzihKliiolK'n Vorgiiii}; im Pleuru-liewcbc .'iusse}ilicsscii I.T.s.'sfii. Auch ilie
fiilge von Neiil)il(iniif!en der l'leuni eintretenden Ivrpüsse worden, da bei i
"jewisser (ir:ul von IMi-nritis nis mitwirkend :inxanehiu«>ii ist, nicht hierher f
Somit fallen iletn Hvdrolhi>rax der Himptsaelie nach nur di«« Pleura-Tra»
zu, welehe die l*"o|u;c entweder einer nllKeniejnen Apnd»'ning der BlaM
llvflraeniic oder von ('ireiilations,störini):en, ilie untRr Aiidon-ni auch dir W
l*leiir:i treffen, sind. Mithin stellt iler Hydrothorax aiu*s<-hliev<ii. i. .;» ^
erkranknng dar und ist meist die TlieilerHi-lieinuiig (•int's nlli
(liehen Ascites, Anasarca etc.). Kine Ausnahme von letzterem i ull^i
nicht hfinligen Zustünde, in denen locale (iefüssstautiug im Thorax die Ci
IMenra-Transsudafien ist. wie es hei grösseren infrathoracisclifn (Jesck
Fall ist, wenn •«ie die gössen Venenstämnie odiT auch den iKictiis th<»r:iH«ff
und so tlieiU durch Stei>;ennif; der rieffts-ssiiannung, theils d
L\ni|»h-l!esoriiti(iti die Transsndation liegiinstigen. Viel häidigi'i' L
(iefässstaunntr in Herzverfniderunfien odiT Lunttenerkr.in klingen, welcbr tu
t'nlluni; des rechten Her/ens und Venensystenis fiihn-n. Noch xahlrnrlMr
Krkrankungeii, wi-lche durch Veränderung der Hlutniischnng, nol»«n Stfirmj
Kniährung der (ief:"iss\v;1nde, di'U Hvdrothorax suwie anderen Hvdr"i>- •■'
Hierher gehören die Niereni'rkrankungen (Nephritis, NiRmn-AoiN
viui schweren An.aeinieu und Kaclievien, unter denen dip FolgfJtii.-iMinn
Malaria, forttri-set/.ten Blutungen, ti;u1n!ickigen IHarrhocn otc. in i-rster Link
/.nhelien sind. Hieseii ;ill^ccmi>ineren L'rsachen entspricht ps, dass der HjA
meisl (liippeJseitig ist. Her .M:itit:el entzündlicher \ orgänge bedingt «<
die Hy(lvothnr:ixflüssigkeit sich meist von <len pleuritiscben Exsu'l niath
scheidet, inuiienllicli durch };eringen'n (.lehalt an Kiweis.s und an. -;'•»
tlieilen und d:is {■'elilcn oder (geringe Vorhandensein von Fibrin und lelCg
mi'iiten. I>o(h linden I eliergänge zwischen jdeuralen Kx- und Transsiwltiai
Auch icn kliiiisclien (Sild spricht sich ihis Fehlen dor Rntxündung >i
^iau]^tsa(•l^e nach wirkt nur die Verdrängung der Nachharorgan«-, nani««tS
("luupression von Lunge un<l Herz ilurch das oft. schnell wachvnde Ti
n;u'lithi'ilijr ••in, sodass I)ys|)noe und llppression die ein/igon suhjertivm
sind, welche tndess oft schon früh eintreten.
her 'rhera|iie kommt denientspirchend nur die Indiention tu
Iyilrotlii»T«x
— 640 —
Hyrlrothornx]
B kiiiii|)riiiif; t'iiici' ;iiisj;i',>|»roflK']U'ii An.ifiiiii; mlrr Kaclu'xic tliifcli Wiil)tiririmj;, Kurruin,
H Cliiiiu »Hill Cbiniii, Arsenik, iin VoriliTgruiid der Bohaiulluiig sU'ht'ii. lii vielen
H aiiiliToii Füllen erscheint Retjelung und Krfiftifturig; der nnj^enügeiiden Herz:iction
H als Hnnjit:iiilj;;il)e und wird durch IHgitalis, Struplunitluis und verwandte Mittel,
H durch AlkoliidkM inid andere Kxeit.antia* zu erreichen fiesncht. In einer weiteren
H Kate(;orie von Krkranknngen, wozu nainentlicli liie auf Nieri-nstörunsien lieridienden
H jjehiiri'ii. sieht man ilie .sii;;enannlen aldeitenden Behandhnigsmethoden, hei denen
H man mittelst Stei!;;erimtr der Wasserausscheidung durch Nieren, Darm oder Haut die
H Transsudate zum Kückgang hrin.KPii will, als ilie (jeeinnetsten an. Von diesen sind
H bei den meisten Kranken im Hinhiiek auf den AlIpMueinzustand nur die auf die Nieren
B wirkenden in priis-serein Maasssfal» anwendbar, nhenan steht die i)i^italis, in kleinen
H oder itrittiereiT I tosen aii/uv\ enden Und viirtheühaft nrit salinischen, Kalium aceticuiii,
H Kalium nitrirnm, Kalium hitartaricum, Tartarus horaxatus, oder mit amieren vege-
H tahilisehen |)ruri'ticis, Scilla, Baccae .Juiiiperi, verbunden. Von gleichem Wertli sind
H nach neueren Krfahnuigen das Koffein, s]»eriell das henzoesaure oder .salicylsaure
H Koffein- Natrium zu 1 — 2 g pro die, auch das rofieinura valerianicum und das Diuretin,
B zn mehreren ^ pro die; auch Kalonnd, zu (1,2 — 0,3 mehrmals t;lglich, ist neuerdings
B bei Hydrops, hesomlers in l''olge von Herzleiden, benutzt worden.
^B Ilie auf den l*.irm durch starke .Vblülirmitfel" ableitende Keliandlung ist bei dem
W-prössten 'llieil iler schwereren Hydi-oilmr.ix-Kr.'tnkcn mit Rücksicht .■inf die Kachexie
oder Herzscliwiii'he nicht anwendbar. Audi die l)urclifiihruiif; i'iner diaphoreli.schen
I Hehamliung, namentlich durch Sciiwitzbäder, ist meist, schon weffcn der i)ei grösseren
»l'h'ura-Tran.ssml.iteu bi'stehendcii Ityspnoi', schwierig; oder iinnii"ifi;lich. Doch vertragen
solche Kranke prolongirte hinwanne Bilder, eventuell viele Wochen lang fortgesetzt,
gut, wobei die TranssiKl.ite erhehiich ziinickgelien können iRtess). Kbenso sind, bei
nicht allzu schlechter Her/.th;iligkeit, F'ilokarpin-lnjectionen gestattet; es gelingt,
namentlich bei Ne)>hritikern, 'ifters äurch ehie längere methodische l'ilokarpin-Kur,
jeden zweiten Tag eine injectioii, die hydropischen Krgüsse zum Rückgang zu bringen.
Kine hei pleuriti.scheiv Exsudaten mit Krfolg \ersiiclite Durstkur verbietet sich meist
Iclnrch den .\llgeinein/,ustand. \iehnehr wird in der Regel die Darreichung nahrhafter
Klü.ssigkeiten, wie Milch, indicirt sein, welche neben der rolmrirenden auch die din-
reti.sclie liidicafion eri'üllen hilft. Bei höheren (iraden von llvdrothorax ist strenge
Knrpi'rndif einzuhalt'-n nml plötzlicher liagewechsel zu M-rnieiden. um iliircli (lie
rompressimi bis dahin freier Luiigr'utheile die Athenmoth nicht zu steigern.
Bei der Unheilharkeit vieh'r zu tiriinde liegender Zustämle liat die Allgemein-
lieliandlniig des llyilrothorax nur srdten dauernden Erfolg, .\iich wo ein Rückgang
des Transsudates zu erzielen ist, erfolgt derselbe ininierhin .so langsam, dass er zur
rechtz(»itigen Beseitigung bedenklicher Eungen- und Hi-rzbeschwerden nicht ausreicht.
Wo daher eine ernstere Atlieinnoth oder Herrsch wüche durcli bestehenden Hydrothnrax
verursacht oder gesb'igert wird, entstellt neben der Allgemeinbehandlung .stets die Iii-
dic.ation einer möglichst schleunigen Ktitfi-rmmg des Transsiulates durch Thorakocen-
tliese. Es ist anffnllend, da.ss, wiihremi seit langer Zeit die i'iiiiction der rieura bei
der exsudativen l'leuritis als lian]its:ichlichste Behandlungsmethode allgemein einge-
führt i.st, dieselbe dem flydrnthorav gegenüber noch von vielen .Seiten gr'scheut rider
wi'iiigstens als letztfs Hilfsiitittel lietrachtet wird. Dem liegt widil hauptsächlich dii>
in ileii meisten E:"lllen ans der l'nljfilii.ifkeit der Priinärerkrankimg folgende Erwartung
7.11 Grunde, dass das 'IVanssndat brihl nach erfolgter Enfleerimg sich wieder ansammeln
wird, sowie die l''(ir<dit vor i'inem nai'li plötzheiier Entlastung der Pleura eintretenden,
1 <lurcli die llydraemie begünstigten Lungen -Oedeni. Doch niüs.sen die.se Bedenken gegen
idie durch die ['imction oft augenblicklich zu erzielenden Vortheile zurückstehen, (.ierado
I l)ei dem Hydrofhnrax, der meist schon hei kleinerem l'nifang die auch .schon au»
anderen (iründeii bestehende Dyspnoe und HiTzschwäche zu gefahrdrohender Höhe
[Steigert, wirkt auch in der Regel die EnileiTung selbst einer nur kleinen Menge,
I unt<T L'mständeii sidion 25CI— ;UHi c.cui, mit einem Schl:ig wohlthiitig auf .\thmung
^iind Herzthätigki'it und oft augen.srhrM'nlicIi lebensretfend. ,\uf fier anderen Seite
i.st der Eintritt von Eungenoeilem auch liei llydrolhornv nach ratioiirdl ausgeführter
' Piinction ilusserst selten mid diese überhaitpi als unbedeutender Eingriff zu be-
trachten. Die l'jitb'iMimg wird am besten mit einer guten .\spirationsspritze aus-
geführt; bei kleinerem Trana.sudat ist diese .Methode der einfachen rimction oder d<T
llebermethode Hchoii dwh.nlb vorzuziehen, weil durch letztere meist nur wenig ent-
[llydroHiorll
— Cöi I -
»rMl
Ifi'ii wird. (u'\\i'<liiilii'li ^ciiii};! /,iin:i(-list ilii- Piiiiciiini iliT riii»«n
die der :iiidt'reii cm.'IiIuoII m;u-Ii kurzer l'aast^ fidf;cii k:ir»rK I>"t M
tritUts von I^iinp-noeiifiii k;uin dadiirrli RcclitKiii^ gctr.i tiatwuMUl
;ds lii'i plcuritisclii'n Kxsudiiti'ii iiotinvi-iidif; ist, dir M.-im >linai(
TraiissudaU's Ijcgrcnzt, also Ptwa ln'i nnttt-lfrrosson Krj^iissi'u nicbt öbi»
Urosspii nicht über 1';. i-ili-r ontlecrt. Hieran kann man um su i'h«T fn
uiclit a'ltPii die Erfalirunfj pcuiaclit wird, das« nach thnil\V(n8<?r Punftino
der Kest des rieuraexsudatcfi sicli /.iinächst woitei* verriiijfcrt oder mit'-''
Umständen panz resoHiirt. I»ies wird aus der n:wh tl«>r Kntla^tung dpr 1
sioli liebenden Thätigkeit der Lunplipollissi' des Pleunvjfcwelx'S crK''
dirci'ter Wi-ise kann ein IMenratranssudal durrli Entln.stiin^ aiulcror |]'
theile beeinflnsst werden; so wird öfters beobachtt-t, «lass t-iti Hy^l
abnimmt, nachdem ein ji'ci''l"'''f'tt bestehender Aseitew piiiictirt ■
der L'nterextremitälen durch Skarificationen oder Pmjclioju-n zum St-hwimiMt |
ist. has dnuern(b: Versdiwindon eines H\drolborax iinrh rin- orler
Punction wird am ehesten erwartet werden können, wo nciUe Nierenrs
oder scctindäre Anaenn'en nach lJlutun{;en oder orscluipfcnden Krankb'iicn •<•
der Heilung zugänglich sind, zu tinmde liejren. I>i«< oben genannten M -i
namentlich <lie Hoborantien und hiuretica in passontlor Ct»mliininin_-
Standc sein, neben sonstiger liehandlung der (irnnUkrnnkheit die^.
folg der l'unctionsthera])ie zu unterstützen oibsr einn wesentliche < rn.iii;;
Pausen zwischen den erl'orderlichen l'unetionen zu freielcit.
KU
Hjfdroxflainin, Oxynmmoniak, wurde von Lossen t8(>5 entdeckt, aU er Salp
estcr mit nascircndcm Wasserstiiff bohandcllc. Die Darttollunif kann njurl) rr
tliodeii erfolgen und beruht aul Kcduction der Nitroverbindungen der alipttatucbn I
von Stickstoflbxydcn. D.is Hydrosylamin ist ein Ammoniak, in welchem 1 VT*
den llydroxylrest ersetzt ist, NH.. — OH, und ist dtm Ammoniak in vieUa
ähnlich. Zwar fällt es die alkalischen Krden nicht, dagegen erzeugt e.s in TbiJii
und Lüsunjjcn der Metnilsalzc Niederschläge. Die Oxyde der edlen M-'talle vrir- a|
reducirt. Mit Säuren bilden sieh in \Vas.<er lösliche Salse. Das 1!
WiLsserigcr Lösung oder seinen Salzen bek,annt. Erstcrcs ist wenig !
physiologischen Versuchen da.s salzsaure Salz benutzt worden. Eine s'
Nachweis ist alkalische Kupferoxydlösung, in welcher die gering«;.
Kupferoxyfiul ahscIuMden.
üas Hydroiybmin ist für Thiere ein Gift, welches nucli Bins or\t*T Ritt
Mcthacmoglobin narkotische Wirkung äussert; auf seinen Vorschlag wurdr
liir I'yrogallil uii'i L'hr)-.sarobin bei Hautkrankheiten versucht. Wenn au
praktischen Vorlhcil darbietet, die Wüsche nicht, wie jene es thun, zu b' :
therapeutische Wirkung doch weit hinter jener der genannten Körper zurücV
reizende Kigcnscimften. Es hat .\nwcndung gefunden als salzs-aures Ji^al.
oder I — 2,ü:lf)0,0 Lanolin, eine Form, in welcher es noch am besten yc:
II,
erCSy Winlcrktirort in HUdfrankraicIi, 4 lern vom Millelmcfr ofitfirnt, mit tni«kii»in. wmnmfm Kits« .
tliat;lirhrm Wiii(I):oliuta. Baitton Oelolinr Imk Anfmig Mirt.
Iljtrrln, e,I|,.,NÖ, iwt ein« in ili-n Cocalilltli'lli mtlulU-llP Biur. »••Iflu' lici ,\rr F»brir»t)..'
wiir'l''. Itii* HIaitnr pittlmltpn nur wpnij:. roaiicht* hif* ft.'i pCt. (lygrin. 1k|* iillcKli*t«li r^ta^
Kn iliT Luft nnl«T Itrllniiiin^ imi) pt^lit ein mit Salvlore Kiit. in Nadeln lcr>!VlftUi^rvndM lülk
lly(?roni. Ilygroin ist der Sanuiifln.ime für eine Hrkrankunj; iIit S'hnfti-
der Schleimbeulel, (lei'i'U wesentlielies v^ymi>t(iin die An.sanmiinnc V"i >•
keit irMH'rhall) i\i-s vorpiebildeteii Sackes d.irstellt. Typon dafür
der Sehnenscheideii der Flexorschnen der H:unl und da.s Hyitronia bnr--.i' r
Sehr häutig ist die Wand des Sackes (hurh Fibrinanflajxerunj^en vrni.
Flüssigkeit schwininien nicht sr-lten freie Fil)rinkörper, y.\ dor Sack ist of« u>li
niit jenen abgeschlift'i'neii l'reieti, liciskörper genannton Filirink'irpeni. Nif'
hildi'ii sich Verwaehstmgen, [lätnler uiul Leisten auf der Wand. namentli<k1
Scliii'i[nl)eutelli\groinen. Die Aeti4)ltigie der Hygronio ist sehr v-rrschieik» '
häutige Lrs.iche für Si-lmenseheidenhygronii' ist die Tubereulo.se, sie kmnB* ^
auch vor als Folge von (ionorrlioe, von l'iniclioneller L'eberaii.stn-ngimg obnr Mito^
Ursache, liei deti Schleinilieulelhtgrnnieii sind uiech.'niische InsiUte v'ul hlufef'
lycrroni
- flnl —
ll>Kr«iii(»leT]
l fsrirlii'. Tiiln'iTitltiM' ist iilic sl'IIi'II im S|)ii'l. h:is Lciilcii riiitflil viel Hi'si-lnviTil(!||,
«lif li<'«rj>;uii^cii (l<T Si'liin'fi siiiil erschwert, iler Uciili-I ist p;<'s|i:irii)l, hruck vi'r-
iirsaclit Si^liincrz itiiil tia/.ii kiinmit iiocli, (hiss nii-ht sclti'ii liilVrtioiicii des |ir:i(len
Bfiiti'ls vmi kliMiiPii äusseriMi Wutitlci) ans /.u Strindc koninii'ii. I'ls iiiiiss also etwas
«l.-lgejren -iiisoheliei). Die Flüssigkeit eiitfei'iieii, die Wand des Hy^rouis zur Rück-
bilihin;; bringen, saliald die Kranklii'it frelieilt ist, ilas ist \\i)ld ilas ideale Ziel. Meist
sind wir aber zulrieden. «eiui wir die Krankheit lieilen mit Anrnideniiig des be-
treffenden Tlieiles ries Kiiriiers. Ilesh.dli ist im Allgemi'im'ii die Kxsfirpation das
beste Hi'ilmiftel, sie hesi-iligf das Leiden iidlsliitidig, \vi> sie raiiieal zti maelien ist.
B«M den SehnensclK'iilenliygroiyn-n, sj)eeiell sok-lieii, deren Irsaelie Ttiljerenlose ist,
ist eliensn wie bei Syimviallulii'rfulose ein Versueli mit wiederhniter l'nnctinn and
Injcction vnn .Indid'nnnglweriii dnreliaiis gereclitl'ertigt. Füliren diese nicht zum Ziel,
so ist die lv\slir[)atiim des erkrank tt-n Theiles iiidicirt, <lie freilich oft Schwierigkeiten
biet«'t, weil die Sehnen seihst von tiibercuhisem (.icwcIk! sn umwickelt nnd an-
gefressen sinil, dass es schwi-r ist, alles Kranke zu entfernen, ohne die Contimiität
der .Sehne zu nnterhreclien. .Meist scheut man sich, ein Stück der erkrankton Sehne
tot.ll wegzunehmen, weil man fiinditet, ilass die wioders ereinigten Sehnenstiimjd'e
leicht inticij-t nerdeti köinuMi, um! eine lleihmg, die scIidii durch die Spannung er-
schwert ist, dadurch mich weniger Aussichten li:il. Man liegniigt sich deslialb meist
mit der weniger rarlicab-n ( iperatiiMi, freilich mnss man dann auf Kecidive gef:usst
sein. Hei jiiclit tubercidiisen Selunwischeidenhygrunun getiägf meist Pnm.'tion und
Injcction vnn .''.[iroc. K.arholsänre. Tür diu .Schl<'iinbinitelhvgn>iue wiire durchweg die
Ex.stiri..atinn zu empfehh.n. ' miluebkani..
I
Ijicronietcrj Ilygromutric. Die atmosph.icrischc Luft cntbält stets eine gewisse Menge
W.issier im ga.slormigen Zustande, als Wasserd.impf. Dieser Feuchtigkeitsgehalt der Luft
ist von grosser physiologischer Bedeutung und dii; tiesammtheit der Schwankungen, welche
er an einem bcstmimten Orte der Erdoberfläche erleidet, ist daher ein wichtiger klimatologi-
schcr Factor, der unter .\ndcrem in der Balneologie eine Rolle spielt. Der Arzt muss daher
die hier in Betracht kommenden physikalischen Begriffe nnd Messmethoden kennen.
Ein gegebener Kaum vermng bei einer bestimmten Temperatur t im Mavinium nur eine
bestimmte Menge Wasserdampf aufzunehmen, und zwar ist es hierbei gleichgültig, ob ausser-
dem noch ein anderes G.-us, z B. Luft, in diesem Kaumo sich betiiidet oder nicht. Enthält
der Raum diese, maximale Menge Was.serdampf, so sagt man, er bczw. die in ihm vorhandene
Luft sei mit Wasserdampf gesättigt. Auch letzteren selbst bezeichnet man, wenn er in der
für die gegenwärtige Temperatur maximalen Menge in einem Raum vorhanden ist, als gesättigt,
nnd den Dnick in Millimetern Quecksilber, den er dabei ausübt, nennt man .Spannkraft des
gesättigten Wasserdampfcs bei der Temperatur /*, oder auch wohl kürzer .Maximaltcasion
für die Temperatur t'. Diese ist i»lso, gleichwie die maximale Dichtigkeit des \V.-userdanipfcs,
einzig und allein eine Function der Temperatur t, die man empirisch sehr genau bestimmt
hat; durch eine einfache mathematische Formel lässt sie sich nicht darstellen. In den phy-
sikalischen Lehrbüchern linden sich Tabellen, welche die Maximaltension sowie das Gewicht
des in einem Kubikmeter Luft von grüsstmöglicher Feuchtigkeit enthaltenen Wa.sserdampfes
in Grammen angeben. Es ist eine Folge der Zahlenwerthc für die Dampfdiehtc des Wassers
und der Dichte der atmosphuerischen Luft, dass diese Zahlen nicht sehr von einander ver-
schieden sind. Bei 10" C. ist z. B. die .Maximaltension 9,2 mm Quecksilber, die in einem
Kubikmeter enthaltene Menge Wasserdampl gleich 9,4 g. Bei SO^O. sind die entsprechenden
Zahlen 31, G mm bezw. 30,1 g. Die L'mrechnung der Spannung e in 1 06 c
die in Grammen ausgedrückte Feuchtigkeit F erfolgt nach der Formel : F = _i_ A nrctr?
In der atmn.sphacrischcn I>uft ist die höchstmögliche Feuchtigkeit "' ".OO»"'
nur .selten vorhanden. Die in Wirklichkeit momentan vorhandene Menge Wasserdampf wird als
absolute Feuchtigkeit bezeichnet; relative Feuchtigkeit nennt man das in l'roccntcn
I ausgedrückte Verhältni.ss der absoluten zu der bei der gegebenen Temperatur h(5chstmöglichen
' Feuchtigkeit. In dem.selhen Sinne unterscheidet man ab.solute und relative Tension des \\'as,scr-
^danipfcs. Thaupunkt ist diejenige Temperatur, bei welcher die Lult durch den augenblicklich
I in ihr vorhandenen Wasserdampf gesättigt wäre. Hätte man z. B. durch eine der weiter unteei
|su be.schreibenden .Methoden gefunden, dass ein Kubikmeter Luft von 17" C. 10 g Wasser cnt
Liiält, so wäre die relative Feuchtigkeit = 10/14,4- 100 = G9,4 pCt., da sich aus den Tabellen
kfiir 17 "C. 14,4 g als maximale Feuchtigkeit ergiebt; der Thaupunkt 1 1 " C. da die Tabellen
Ifür diese Temperatur die maximale Feuchtigkeit 10 g angeben. Das Minimum der in der
latmosphaerischen Luft beobachteten relativen Feuchtigkeit beträgt etwa 10 pCt. Das sub-
[jcntive Wohlbefinden wird nach Rubner nicht gestört, wenn sich hei einer Temperatur von
20"('. die relative Feuchtigkeit innerhalb 30— CO pCt. bewegt.
Zur Mvssung der Luftfeuchtigkeit dienen die Urgromvtor. Am bekanntesten ist diu
[HyprofI
— r>f>2 —
BnuüMitvl
Haarhygrnmctcr von Saussurc, wclohi.'s auf ik-r Ilygru.skupi« ilcr llsisr. b-nfe,
Haar verläugert sich durch Aufnahme von Wasserdauipf aus der Luft; dife«e \»r'jQ(rrB|<
nach einem nicht einfachen Gesetze von der relativen Feuchtigkeit
Ein entfettetes blondes Frauenhaar wird an einem Ende passen«! eir,^
anderen an einer Axe befestigt, die ausserdem durch ein Gewicht g •-
nehmender Feuchtigkeit der Luft erfolgt daher eine Drehxing der Aie. '^
einer Scala spielenden Zeiger abgelesen werden kann. Die I
empirisch gcaicht werden. Andere Apparate beruhen auf der Be-
Regnault's Apparat boKleht aus einem (.rlasrohr, das am unteren iiiu'-
glasfürmigen Ansatz, aus blankem, dünnem Silberblech go^chlosseu i^
dieses Gefässes enthält .\ether : oben ist es durch einen dreifach durciuMM
schlössen. Durch die mittelste Durchbohrung ist ein Thermometer geführt, ■!-
den Aether hineinragt. Durch die beiden anderen Durchbohrungen gehen '
denen die eine in die Flüssigkeit taucht, während die andere, kürzere mit
verbunden ist. Wird durch den letzteren langsam Luft durch den Aether '
so tritt in Folge der Verdunstung Abkühlung des Aethers und somit auch ■!
ein. 8owie dessen Temperatur nur ein weniges unter den Thaupuiikt der Li:
beschlägt sich der vorher blanke Silberspiegel durch Conden.sation "les ben
schüssigen Wasserdampfes. In diesem Augenblicke wird (wenn möglich ilur
der Stand des den Th.Tupunkt anzeigenden Thermomclcrs abgelesen.
Hülfe der Tabellen die relative und absolute Feuchtigkeit berechnet *• ■
dem iiliigen Zahlenbeispiel ersichtlich. Ebenfalls den Thatipunkt ertnittcll I»
nieter. Ks besteht aus einer U-fiJrmig gebogenen (ilasrölirc, welche in in-'
Die eine derselben ist aus.scn vergoldet, über die andere ist Musselin ^
man letzteren mit .\etlicr. so kühlt derselbe durch Verdampfung die in
Luft nb und bewirkt so eine (."ondensation der von dem Aether der nv
selbst belindliclien .\etherdänipfe. Die Folge ist, fla.ss von dieser nc
dampit; die Kugel kühlt sieb ab und die aussen befindliche Vergoldung
wird die Temperatur an dem in die vergoldete Kugel tauchenden TTp
Zur Ermittelung der absoluten Feuchtigkeit liLsst man entweder ein •
zu untersuchenden Litft durch ein Oefäss streichen, das mit einer \\
Substanz, wie Chlorcaicium. gefüllt ist. und bestimmt die <iewicht3ziinal-;
Waagf-, oder man bedient sich des Psychrometers von August. Dir--
Stativ, an welchem in einiger Entfernung parallel neben einander 7,W'
sind: die Kugel des einen ist mit einem mit Wasser befeuchteten .~
der Vcrdunsttiiig wird die Temperatur des letzteren so lange .sinken. Li
.stand erreicht ist, indem es eine zwischen der Lufttemperatur t (welche ■'■
meter anzeigt) und dem Thaupunkt liegende Temperatur (' angenonimeti i.i!
t' gehörige (uaximale Feuchtigkeit, so ist die absolute Fcuclitigkeit f =i F'
bezw. = .f" — 0.56 (( — t'), je nachdem t Ober oder unter O " liegt. AN ?• '
mcter ist dieser .Apparat in seiner Gi-nauigkeit beträchtlich erhnht worden (D
Hfincnnea l,. Pfl>n«<nKaltnng MS drr Fuaili» der CtcnklpinUeeac. tnr Onirr'- ti'r Kc*
iibIio Tprwaiidl ripn <?attuiiKCi) Taniirjndus* und Tr ach,vlobi uin. T
Artett. IlSum« mit. piiijurtiiK tirfiiMlcrl*"!! BlitUorn und ledfDp'ii, drtlsig i
HfMrtH, in i^iidHtJIndiKf'n iiHvi>I''M Tniiit)en. üio r>zlilili}n*ii I(IUt)i<*n illhrpti 1»'
Friiditblatt, welclips ZQ einnr Rrgsuen, nieht aufsprindtMnlrn, w»*nit(«nMtit*«Mi HliUn »iid.
sind roieli an Hart, das aas .'^tSnimen nnd Wurrpln in f(r<>s>f>ii .Mniii^Hii austritt tin<l 4.'u|>.-i
faiirication llnfert. H. Conrbaril L-, ein bi^ 20 ni bolier haum Hrmilii'its, Ouyana», Coluii-;.-
1i<>rert die trrOfisti! Mpni^e rlcr fttldamprikanisrlipn C.opalp. AuMprdom II. stijhofftrpm Hayni*. II
H. stiKonocarpa Hajne. H. Kni&neni«i«^ Aitblct.
Uynenaoa Courliaril [«.. Caroubiprdprindo, rnthHIt in der Kiml«* rin Hars tun -kic"
Ui*ruch und ninen KolitfnwaAfitTstoff, C,i.ll]i:. wolrlipr hpl «tönor Oijdaiion AllK'iet<*ti*iiiirr und E*^^2»wn !
Hart wird bei Hapniopty^p und Haomaturio, die Itindr, auch Hluttür »I» PufKknj; tiiid AnthfljiuntSKi
lliisis .loE Eitrarlum llnitlura Ph. 1". S. 10 -SO Tropfen.
Hjrmenaeii s titt<i u nr nr p a Ha.vno liefert die Jala i- A»9D- Rind**, woleho in IH^rmtl llc
Infurt tiei Haeinorrlmuien. Fluor altuis in Anwendunj; geiojien wird.
i.
Hymenalblulung. Eine geringe Blutung aus dem Hymen findet regelmässig bei ■''— '^''
statt: sie galt als Zeichen der Jungfräulichkeit beim Eingeben der Khe und ti ■
gewisse Bedeutung in den Augen des Vclkes, trotzdem m.Tn zugehen tn"-
Wei.se der Hymen eine so weite tieffnung haben kann, dass bei r]er I>
letiung seines Saumes erfolgt. Therapeutisch geben diese lilutuiigen meist .
zum Eingreifen. Stärkere Blutungen kommen jedoch ganz ausnahmsweise vor, •;
in iibcrgrosseni Ungestüm des jugendlichen Ehemannes, abnormer Eng»? tler i!
oder auch in Haemophilie der Frau liegen; auch an die Möglichkeit, dass bei dei
versuchen Manipulationen mit dem Finger oder gar Instrumenten zu Hilff v-
wenn relative Impotenz oder sexuelle l'sychoso bestehen, nius> man
Hülfe wird nur ausnahmsweise niitlüg: mit gros.scr Sicherheit gelangt m ;
Bluttm«;, wenn man nur erkennt, woher dieselbe stammt. Der tinerfahni)« Ant M'
[Uyinrualhlutuiig
(153 —
llyppracmiej
(•erade bei üolclieu Fragen leicht vun der l'atioiiliu irre leiten. Ual mau einen (^rüsscien
Hymenriss als Quelle der ßlutuug erkannt, so wird man durch Compression mit dem Finger
oder einem tjar.etampon, der fest gegen die blutende Stelle drückt, der Blutung Herr worden;
wenn man Nahfniaterial zur Hand hat, so wird eine oder die andere Naht mit Sicherheit
dasselbe Ziel erreichen.
Bedenklicher als die Coitusverletzungcu sind die (ieburtsverletzuugeii des liyinen, wenn
sie überhaupt zu Blutungen (Uhren; allerdings int es dann wohl nicht der Hymenriss, der
blutet, sondern die Schleimhaut der Vulva ist weitergerissen; wenn der Riss nach der
IVethra oder Clitoris zu gerichtet ist, so kann die Blutung einen bedrohlichen Charakter an-
nehmen und, wenn die Diagnose der blutenden .'^(elle nicht gemacht wird, auch zum Tode
führen. Hier hilft vorübergehend die manuellu (Impression, doch darf man sich auf dieselbe
nicht verlassen, man muss vielmehr stets die deßnitive Blutstillung durch die Naht vornehmen.
VEIT.
HjrmeilodlctfOn Will. l'flanienKattuiii,' itiiii iler Fuiili« der ttubiteiiir*, Uittarfun. t'ioeboniar. mit Ciii-
■■•Uonft* xifttnijclj nahv rm-windt. L'infM««t KStimp und Striaeliur des tro[>iBelien Asi«n«, Afrtkft* und MlidB){a)4k&n
Bit bitterer Kinde. KeKenttAndigen. gestielten Hllittern und tranhig uder riipiie Angeordneten BIntlien. Bi-*lier ••itid
nr ü— B Arten unterschieden. H. exreltum Wall., eine indische Art, cnth&U H y in e nodicty oh i n. M.
Die stark bitter und adstringircud schmeckende liinde von H. excelsuro gilt in Indien
Is Fcbrifugum und Tonicum. Naylor land in ihr. einen glykosidischeo BittcrstofT T-j-Hj^O;.
Itruenodietyonin. C^iR^oNi- ein saueriitoffrreies AlkaluTd. Sohinii. (Ki — 70**. LOslieli in Aetber, Atkobot, t'bloru-
brffi. Die citruneogeibe sehwefelsaDra liO(<ung floure^icirt bronrefiirbvn. Hs i*t als eine tertiäre l>iaminbase und ui.s ein
PH" ' - — -!"• Nicotin« anxuüefaen. Hjmenodictyonin i.^t ein 5tjirke» Hengift. welcbe^ am Krovebherrun, liri kllnivfr-
fl: >iiün. diastolischen HeriMtillstand, welcher durch Serum beseitigt werden kann, und sohli«H.<ilieb dedni-
t- uid in S)«toIe enengt (CoronediU Bei WanuMDtorn «nttt e*« erhelilicb den Blutdruck herab und
Ver^riU-'.t l'v^pnof^. Einuahioe kleiner Dosen riefen beim Mensehen Kui>fwoh und Schwindel herror.
J.
Mein, Ci7H3aNOa, findet »ich nach Ladenburg neben Uyoscyamin in den Samen von Hyos-
Igramus niger und in Duboisia myoporoides. Bromwaaserstoffsaurcs Hyoscin war eine Zeit
ing in Deutschland ofticinell. Nachdem Schmidt jedoch gezeigt hat, dass die therapeutisch
enutzten HandeLspracparate nicht der von La den bürg für Hyoscin togcgebeoen /.usammeu-
zung entsprechen, sondern mit dem in den Wurzeln verschiedener Scopolia-.Arten vorkom-
Benden AlkaloTd Scopolamin, CitII^iNO,, identisch sind, wurde das Hyosciuum hydrobromi-
itm aus der Pharmakopoe gestrichen und durch Scopolaminum hydrobromicum ersetzt. Die
xistenz des Ladenburg'schcn Hyoscios wird bezweifelt.
LANUGAABD.
OSCyaiUUS Tournef. Pdnncengattung aus ili-r Kam. der Solanaceae*. Unterfaui. lly oscy »niea e. als (iattung
tisgeteichnet durch schwach lygontor^ihe Bllltben mit krugfOruiigeni Kcloh. IrichtcrfOrmiger. stuui|if- uU|>iiiger
Krone und ?* ungleich litogun St«.jbbUttprii. Der EweifHehcrige Fmchtknnten wird so einer vieUamlgen. mni
'lUlbeuden Keleli umschlossenen Decketka|isel. Von den H oder \l auf Ruru)>a, Nurdafrika und Mittelasien hi<-
vbrllnkten Arten ist bei unp an wüsten Pllttaen. nanientlieh an Di.irfstras»en. Zäunen und aul Schutttdntteri huafig:
". ttiger L.. das schwarte Bilsenkraut, ein ein- uml AweijAliriKes, lottlg-drllslg-weiehbaariges. widerlich rieched-
\Jlt*iit mit grob huchlig geiühnleu tlUtlern. Die lUllthen ^ind meist gelbllob, die Kronen rim «ioletten. fast
'Wnen Netsadern durchlügen. Samen hetlhrauti, i;rubig-rinizelig. M.
' Bi Ise nsamenü I . ein farblose>. dUnnflO^ssige-, fette«, nicht Irocknetider, iipI. Ist tu ca. 'Ji\ t*Cl. in den
■•n von Hyoscyamus niger L. enthalten. Ei ist geruchlos, hesitit milden (ieschmack, wirkt nicht giftig.
H.
Hyoscyamus. Von Hyoseynmu.s sind therapeutisch die Fuli.i (Hcrba) und Üemina als
Intispasmodieuni und Hypnoticuin benutzt worden. Der Träger der Wirkung ist das Hyos-
yamiu, welches mit dem .\ tropin, wie durch die chemische Constitution leicht ersichtlich, fast
lentisch ist (s. Bd. I. .'s. 290). Die übrigen Bestandtheile geben möglicherweise zu eiucin von
|cr Belladonnawirkung verschiedenen therapeutischen Hild Veranlassung.
Hcrba Hyoscyami, mit 8 — 5 Fariu.t seminis Liui, zu Kataplasmen: zu Klystiuren
Infus von 0.1—0,5:150. 0,5 pro dosi! 1,5 pro die!
Em;ilastrum Hyoscyami, Bi Isenkrau Ipf laster, der genehmulzcncu und halb-
erstarrten Pflastermasse aus Cera flava 4, Tcrebinthina, nicum Oliviirum u I wer-
den Folia Hyoscyami 3 hinzugefugt; schmerzlinderndes Pflaster.
Kxtractum Hyoscyami, 1—2:10 Lanolin oder Fett als Salbe; 0,02—1,0—0.2! zu
Suppositoricn. 0.2 pro dosi! 1,0 pro die!
Ulcum Hyoscyami coctum oder Oleum Hyoscyami iiifusum. fettes
Bi Isenkrau töI. ein bräunlieh-griines Ucl. Das Infus von Hcrba Ilyuscyami 4
mit Spiritus 3 wird unter Zusatz von Oleum Ulivarum 40 im Dampfljade bis zur
Verflüssigung des Weingeistes digerirt, ausgepresst und filtrirt. 10 bis 15 zu
Klysticrco, innerlich 1 — 2 mehrmals täglich als Emulsion. l.
Ryusejamusresi nuid. ein hellgelbes Harx. liefert mit Kaliumhjdiat rretokaleehiistture. U.
Hiroaeyserin, C|,Hii*V>' "i"' wachsartige Substant.krjrstalli.sirt in slemniiniigeii Nadeln .Sohn)! 2(>t— 31)^.
Uyuaejrp ikri n. ('irlloiDu, ein Otykosid, amorph, spröde, bitter. Liefert gespalten Ujroscyrelin, f'u^^u^t'
[abnj Hill Schmv. Hn".
sriEOEL.
(leraeinie, vermehrte Bluifüllung, speciell wenn dieselbe loeal ist, wührend man die allgemeine
'ennchruug des Blutes als Plethora bezeichnet. Die Hyperaemie ist entweder eine activc
[H}'|ti<rapini(>
— B54 —
iiilor passivr. Ww JictiM' Hypt-racmic ist eine Thoilurschcitmug der Riitzüutluii( bII
durch eine Liilimuiig der (iefässc und spaneil der dpi Haren ru St.imJe. Die fmnt
acmic entstellt durch Sljiuuiig in Kreislauf, eutwcdcr in dcu Art'Ti.ri i i. i Capiltim f
ncmie im engereu Sinne) oder in den Vencu (fVanoso). Da f\ ■ _ dj» t
Theil nuch von den Nerven ubhiingig ist, su können Itci iierV' in
plötzlichen AfTeclen Veränderungen in der Blutverlbeiluiig stallt;-
ncmien füJireo. Von der Hypernemie muss mau die Uypostasc uii:
Stande kommt, dass in der Leiche das Blut der Sobwere nach herabsinkt.
HlUB
il\ purballe ist das erhöhte Bodürfniüs, vuu Vorstellungeu su Uandluujfeu Qbci/
salz /.ur Abulic. In gewissem Maasüü kann es als eine normale Cb.-iraklcr«ig'M.viui
werden. Erst die Steigerung zu höheren liradeu kommt uU ^•\■mptoln to« ^
Störungen vor, besonders i>l dies bei der Manie und bei gewissen Formeu der tta
beobachten. Kine Therapie diejtes Symptoms als solchen ist niclit vorbanduL
■ Mit
llyper^fuslo, Hyperaesthesie des Geschmacks, ein geleguntlicli bei Hrsti^ri» im'l W i
krankheiteu vorkommendes Symptom, ist einer speeiellcn Behandlunir ■ '^
aber durch die allgemeine Beliandlung dieser Zustände vermindert c;
HypeiiCaC<>W. rnanxciiUinllK.' »Us Jnr Urdnun); ilitr CUI i f lu r «n*, KUsgrariflUuvt dartla roln***"
d«ri*ii >4tttuM)1i)I(fr tu ji? ilrri udct Hlnr ßüiiüclti (|iol>a'lfli)liisr)i) Vf>rw«elisen ^ind. fmchtkmulr*
tiriirdn, *iid tut Ka|>sc1 udri Upcrr. HokanDUv*to Gattung Mx P^'r ie ii m.
HyilCnCUni I,. rfl.iii£<'ii^'iitluttt; uu» df^i Kiimili«* ilcr H]r {i m r tcnr i*u c , Kräuter. II «It.^tf i>.«ti'i
ttctlKMi, nipist rl^pig vereiiiteu UlPlbcii. Aut>|$«?xoiirtinL<( ilureli wittttlspaltiKe K*i'~
foht »rnitinllieli (Jen t<rinüA»it:t(>ii (Jobictoii ilcr iiünlli^lioii EnDuirtt*. einige dvfii
^cuioiii: II. porfuratum L., lUrttiou, Joljanuiskruut.
Hypericum perloratum L., .lohauuiskraut, Chriüti Wundlrttl
diablc, St. John's wort. Die Bliiihenspitzcn von balsanusch-l ■ - _
rem, adstriugireudem liuschniack eutballen aetberisches Od, ein
gelben und mtheu Farbstoll'. Sie v^erdeii als Fleurs de MilleiiviUn^ i
oder Infus als Vdsfringens und Antheluiiriihicum verwendet.
Summitales Hyperici sind ÜeslaudtLeil von Oleum Stramunii c-""
des Spiritus vulucrarius Ph. Gall., der Tinctura vulncraria '
Tinetuni lialsmnicu. I'cinluro tiaUAtiiiqtie. Vh. Gitil.: 8uminitale- ;,',.*
AnKolica«! I wprdi'ii mit 6|iiritiii. 71!, ilio rrL'&sIlQtialgkeit nochiuüt« mit Xh4, !
UnNiiinuio Tolutatiuto, Ucnzu(> iia (K macortl't.
Tliicturft llypi'rici vulnoraria. Tb. Hi«p.; Smnmitute^ V. '-
IINH) «riet TaKr macorlrt. ZiiKi'fllb't Ilrnioll 140. ituUuni..
O I r II m H ,T 1' e r i 0 i c u r t tt lu hcu i ii f u > ii iii . H u i U> <1 n M il ' '
wirti Hijt Ollveiial \(H} dlffprirt und mit Alkaiitiawurrt*! lulh _
nn4 /.ur Vrilintuiig vuii l>ecul)itus. HRbtantUIioil vuu l' it gu i* n *
Serum lai'ti» Wi.i«s. PPtit-lait de Weijs. PU. t;all.: Infti- - ,
(ralli. riurf^s Hambuei H 1. Fullteali SeuDUe, MaKUPSiam siilfurieum «4 K «ii ,
Hypcrldrosls, lihermässig gesteigerte Sebweissabsouderung tritt cDtwedrr ill|
(Kpliidrosis) auf. Die beiden Fornn'u der llyperidrosis treten aU P..i,'I-h.t.
versehiedenartigsleii ICrkratikungen auf und zwar besonders bei N
kungcu der tin.is^liiniriude. der MciliiUa «blougata, seltener bei lli
nach dem Sitz der Laesioii bandelt es sieh um eine KpbidruMis oder ini
eine iillgeineiiie llyperidrosis. lias Ilauptgebiet halbseitigen Schwit^tci.
den Synipathieus betrolTeu, sei es, dass es sieb um Trauma (Dnick) od'
des Sytnpalliirus handelt. In dieses Gebiet scheint auch die bei Moil
auflretetide llyperidrosis universalis zu gehören. Letztere ßndet siel
zustanden des liebirns, so im komatösen Stadium acuter Infci-:
cationen. Des Weiteren zeigt sich allgemein gesteigerte .^chwe;
bei fettleibigen Personen, bei solchen mit Herzfehlern, Circ
Kratikheiien, besonders bei l'bthisis pulmonum. Die Epliidr
lieOillt bauptsüclitieli die IDiude, ferner die Fiissc, die AcIl-
.■\iialrcgiori. In sclteucn Fallen zeigt der Schwoiss sich gi^farbl (blau, Ci»o
rntlv. Eine Erklärung für dieses, besonders bei hysterischen Personen v«
nomcii ist bisher nicht gefunden. Die Behandlung bat, wenn ni"
anlassende Leiden zu wenden, eine Forderung, die, der Natur dii
nur schwer zu erlüllen ist. .'Symptomatisch kommen in geeigneleu 1
Ulliversalis die .Viitihidrorrhoica, spiciell das .\tropiii, .Agaricin, i|ie Foh
saure zur Verwendung. Palliativ erweisen sieh Einreibungen u
Kau de l'ologne, Kssigw.'i.s'si'r, Kanipherspirilus. Einpudi'ruiigen tnii
oxyd von Vorlheil. Die llyperidrosis universalis bei fetten Leulvu ertvclcf
lypcridrosjs
— Cön
Uyiii'riiii'irupieJ
llutApriclictidcr liiai'l, spuiii'll YLTniimliTiiiig flcr Flüssigki;iLs:iufiiiilim(.' — biiulinos Baden, Eill-
ktuderungen der sich bcrührcuflpu riautfljiclicti. cveut. WaUccinlageii, spuciell in der (iuuito-
pemoral- und Analfalte, um einem Kczerna intertrigo vorzubeugen.
m Die praktisch wichtigste Form der Ephidro.Ms wird durch den Fiissschwei-ss" rcpriiCKCUtirt.
■Gelingt die Beseitigung dieses Tcbcls bei einiger Ausdauer wohl in der iiberwicgeudon Muhr-
kahl der Fälle, so ist die l'rognose der Hyperidrosis localis an anderen .-teilen ungleich uu-
'güustiger; man kann hier im .\llgomeinen nur palliativ wirken — es miisste gerade eine
durch Chlorose bedingte Hyperidrosis des Gesichtes oder der Hände durch Hebung jener gc-
fjieilt werden — und das .Auftreten etwaiger unangenehmer Folgezustäud« durch geeignete
prophylaktische Maa.ssnahmeii bindern. Die betrufTenon Thcilc müssen häutig gewaschen
»erden: ferner kommen hier die oben und beim Fusssehweiss erwähnten Einreibuugeii und
Streupulver zur Verwendung; bei Handschweisscn ist das Tragen von engen, namentlich
[CJIacc-Hatidschuhen zu verbieten, dieselben sind vielmehr durch bc(iueme Stoflhandschuhe
[zu ersetzen. Die Afhsulliöhleu. sowie die .Xnalgcgend müssen ebenfalls häutig mit Scifenwossw
Bowaschen und mit adstringirenden, alkoholischen Flüssigkeiten icsp. desinlicin-ndcn und dcso-
aorircnden Lüsungeii, speciell von Kalium perraanganicum, eingerieben werden. L'm die hier
leicht auftreleudeu Kkzeme und im Anschluss hieran sich etablireuden Furunkel zu verhüten,
legt man mit einem Streupulver armirte Wattebäusche in die .\chsclliiJhlen re.sp. Analfalte:
Idie Schweissblätter in den Damenklcidern erleichtern wegen der Behinderung der .Schweiss-
^crdunstung und der dadurch begünstigten .Sehweisszersetzung das Auftreten von Ekzemen
und sind daher möglichst durch häutig zu wechselnde Wattetnmpons zu ersetzen: eventuell
kann die letztere Maassnahme unter Beibehaltung der Schweissblätter deren Schädlichkeit
•inigermaassen paralysiren. Hei der im Anschluss an Nervenaffcctiouun auftretenden Rphidrosis
leisten die geschilderten Verfahren ebenfalls häufig gute Dienste.
1 SAAtPELb.
Hipcniietropie, Hypcropie, Ucbersiclitigkoit, liegt vor, woim |i:irnllRl auf dn.s
IAugo f;illfi)(|f |,iclitslr;ililcii sich erst liiiilor ili-r Rctiiia .seil neiden. Das Aujj;e i.st al.su zu
kurz ;;c'li;iut. Von :illj!;erneiii-;irztlieliciii Slaiidiimikt ist die Keimlnis.s dieser Hefraetiiin.s-
anomalie wiehtiji. weil l);"iiiHf: zaiilreiclie soireiKiiinte nervii.sc l>yni|)loiiio sieh d:ir:ui.s
witwickelii, die allen Ner\iiii,s wiiiei-NtehLMi, dureli da.s Trajjen einer Urille :d)er .sofort
liescitigt werden. l):i.s.s ein Hypeni)» BeschwiTden hat, f^ejit dar;ui.s hervor, d;!!* er
I schon beim Fernsehen, um sich ilentlirhc Netzh;iutljiltier zu versrlKilVeii, .aeeoinnio-
^^(iireii nins.s. Nehmen wir einen H. von ö !>., so muss rlerselbe ;(uf der Stras.se,
^■tvenii er iti der Fornu ileutlich sehen will, so stark aceomniodiren. als weini
^■«dii Rninietro|) in 20 cm (.'i Dioptrien = 'M cm Breiniwcite) ■/.. B. in einem Buche
^HJie.st. liiest der Fi. mnr mehrere Stunden hintereinander in der erwilhnten Iviit-
^■fernung, so liekoniint i-r häufig Kopfsciinierzen und Aiigenbe.sehwcrden und ganz
^■in denselben Lage befindet sieh tniser II. sehoii l)eini Spazierengehen. Soll er nun
^■'Ifar losen, so niuss er aceoniniodireii und zwar: I. um sieh auf parallele Lielit-
^■etnihlen einzustellen um den Werth von 6 Diopt. und '2. wenn er d:is Bneli in
^■20 cm Entfernung hält, inn weiti-re 5 I)., also im Ganzen um 10 I)., d. h. soviel,
^Bals wenn der K. in lü cm Kntfernung arbeitet (U) : KX) =z Kl cm); das verni:ig
^■et nirhl, das .Auge ernnidel, es schwimmt vor den .\ugen, Schmerzen im .\nge,
HKopf imd <ii'r Stirn stellen sieh ein, wir h:dien die .\sthi'no|)i:i aeconunodativa, die;
^Bl)ei Mehtbeaclitnnf; lumientlieh oft bei jungen .Mädchen neur:isllienisehe Zustände und
^■Cblnrose verursacht. Die Uy|)ei'npen stellen sich mit versehiuilenen Khigen dem Arzte
^■vor. 1. Sie klagen über schlechte^) Strhen in der Nähe. In der Kerne geht es recht
^■giit oder wenigstens leidlich. Man l:us,so in ö in Entfernung le.sen und set»t', von
^P I). zu stärkeren (ihlsern aufsteigend, Convcxpläscr vor. Wenn mit -f" ^ '^- ""''
^■mekr volle Selischärfe vorh;inden ist, so i.st H. sicher erwiesen; das stärkst«
^■Coiivexglas, mit dem die beste Sehschärfe bestehen bleibt oder erzielt
^Bwird, giebt den (ir:id der sog. manifesten (I. an. Zu betonten ist, dass diu
^R-f-Glä.ser nicht zu bessern brauchen. Wenn sie mir ohne Versclileclitenmg des Sehens
^■auf <! m vertr.ogen wertlen, so ist H. vorhanden. 2. Fat. ist mit .si'inem Sehen in der
^■Ferne und Nähe uiizufrieilen. Durch die l'rage bei bejidirteii Leuten, wie das Seh-
^Bveriniigen vor 10 oder 20 .lahren w:ir, werden wir sofort auf dii' richtige Fährte
^Bgcfülirt. liamals war es gut in die Ferne, niiLssig oder schlecht in die Nähe. Zum
^VLe.sen f;ir die Ferne nach obigen Regeln vorgesetzte Conve.xgläser heben sofort die
^■Sehschärfe auf ein befn'edigendes Ma.'isi$. Kommen jugendliche Individuen mit der-
^Lclbcn Klage, so haben .sie in der Hegel sehr hohe H.
^K Die Therapie besteht in der Veronlnung piLssender Brillen. Sohalil sich astheno-
^■{liiiche Beschwerden einstellen, giebl m.-in ein (jlas von der Stärke der rnaiiifeätet)
Ilyperosmie, Hrperae«the)
keit, Gerüche wnhrzuiiehmrti und zu untersclieidcn. als auch die
gegen Gerüchu. Beide- koiuml am liäufigsleu liei Hysterischen uiui VimB
weileu hei Sehwaugereu, >odnnu bei Ocible>krankeu vor. Die IS>
etwa bei der zweiten Art der Hyperosmic erforderlich erscheint. 1"
luug der betreffenden Leiden zasammen.
HyperplMie ist die Vergröüseruug eines ÜrKuuü durch Vermehrung setner /ellco.
scheiden verschiedene formen von II., zunächst die eiitzütjrliichc, iiiH ~ •i<it
dass in Folge enlstandeuer Defeele oder durch direct«'n Heiz die Zcl! i«
geregt wcrdou, dann die Arbeilshyperplaiie, die durrh hesnii' -
itehl. Daliin gehören die secundiiron Hcrzhyperplasicu, die "•« I
und Potjitoriuni etc. Endlich kennen wir auch eine nltrulsti^. ,,. ii . .,,.: ,„ .,■ • \t
eines Theiles bei gleichzeitiger \ ergriissenuig eines anderen lirsteht. Dahin gchi'^i
Wickelung der Haare, der Mamma und des Kehlkopfes in der Pubertätsxeil.
Uü'i
HyiKTfrk-liO!.!!» >-cii Hirsuties ist iliit uliiiunn atiftreti-ndc K**li:uu-uii|; juI
ll:uit. die entweder angeboren odor erworlieii sein kann, .sehr .<ell«*n luckl
der Haut beiibachtet wunie. Die aiigi-borene, meist mit .\hriorniiUtI«
liililutig verge.seilscliartete Hy|>ertriiii()sis kann universell ixlor iiK-aJ ««<
<lie ersten.' f.ost aus.seliliesslirli ein aiitlirepüldgiselio.s Interestie Jarbin
lorale, wie sie /.. l!. ati den Schul lerliliittern und läli(;;s iler Wirbels
mit S|(althil(hiiij;eii dersidlieii verbtiiido», -sich zeigt, eiiu-n jiniktiscbcn
liesitzl . kninnil die Hirsuties de» liosichtes bei Frauoii , die litswiiT
der Puherlät, oft aber erst spilter zur vollen AuKbiiduii^ g»-laijgt. liie
Hetrai'lit. I'alllativ kotiiiuen. abpeselien von lien» lli'ielist iinxw)Tkni!L>»igeai
.\usreissen mit der ('iiien|iincette, Alu-eibun-jen mit liiiii.s!>teiti und die
Orient ;.:elir;"un lilirhen Kiitliaanin^siiiittel zur Versvenduny. In ilen Ictll
<'alciumsulfli\ (lr.it oder das liariuinsuIRi! das wirksame Ak«?hs. Ein«»
Krfolir erzielt man nur mit den bei Kjiilation" nnil Elektrolyse* erwähnt
llypertropllle bedeutet im l.iejfensatz zu iiyiierplasie die VcrgrOssening ein«
\ ergrübseruiig seiner KIcinente. Der Unterschied ist jedoch ein mehr »''"•■
tiscber, da in Wirklichkeit reine Hypertrophien, ebensowenig wie r
kommen. Die IJ. dt-r Zellen geschieht durch vermehrte Nahrungvii^
fischen Bedingungen. An ihr kimneii sich alle Bcstnndtbeile der /
liypertrophisrhe Zelle zeig! besondere Hiurälligkeit, sodass leicht rcj;: ....
eial-rcteu. Daher kummeu die büuligen Huskelorkraukungeit hvpertnkpbU<>ber Dem«]
uvmI.»»«^. t.^ .,:».. 4.
rypnni
^= OST ^^
lypnotisiniis
P7,5 ", und giebt mit Eiseuclili>ri'l uiid Natriumnitrit die Aulipyrinri'iictioucu. Eiu l'rueparat,
leiclics in Wasser Taut unlöslich ist uod erst bei 194" schmilzt, ist ganz unwirksam.
Hypn.il wurde von Bardet als Hypnoticum empfohlen bei leichteren Aufregungszuständcn
ud bei Schl.iflosigkeit in Folge von Husten oder Schmerzen. Nach Bonnet und Filehne ist
zwar ein mildes Iljpnoticum bei leichten Aufregungszuständcn Geisteskranker, beginnendem
}olirium tremens, Chorea minor und auch bei essentieller und durch Sebmerzen verursachter
chlallosigkeit in (iaben von 1 —3 g. ISsst aber auch oft im Stich. .\us den Thierversucheu
eht hrrvor, dass die Wirksamkeit nicht dem Gehalt an Chloralhydrat allein zukommt. Bei
chwcroren .\ufrcguDg.szustündcn ist es wirkungslos. Es kann in Wasser 10 : 100, Abends
EsslölTel, eventuell nach '/■.• Stunde noch l Esslöffel. oder auch als Pulver gegeben werden.
Iiir bei schwereren HaeenalTecticnen bewirkt es Erbrechen.
■^ friedlAnuek
Hypiion, Acotopheuou, Methy Iphcnylacotou, CH:|COC«Hs, bildet in reinem Zustande
eine farblose, nach bitteren Mandeln, Maiglöckchen und Orangeblüthcn riechende Flüssigkeit,
die bei +14'' zu grossen Krystallblattcrii erstarrt. Es ist in \Va.sscr fast unlüslich, leicht
lüslich in Alkohol, Aethcr, Chloroform, Benzin, fetten Oelen.
llypnoii wurde im .Jahre 1857 von Fricdel dargestellt und I8S5 von Dujardin-
leaumetz als Hypnoticum empfohlen. Spätere L'ntersuchcr sahen wohl einen sedativen
Influss, jedoch nur jrcringc hypnotische Wirkung. Ausserdem bewirkt es oft Aufstossen und
Bfebelkeit, hat einen ungünstigen Einfluss auf den Vagus und das Blut und bedingt sehr
ebuelle Gewöhnung; daher ist die Anwendung fast verlassen. Dosis 0,2^0,5 mit Glycerin oder
)leum .Vmvgdalarum vermischt oder in Gelafinekapseln oder Perlen ä 0,05.
FBIEDIiÄNDEK.
iiotiKiiius. Die LSczi-ichiiuii.:; „Hyiumtisnuis" (<> Srn^oi) wiirdu vun .James Briiiil in
laiii-liofiT 1S4I für v'nw (icsaiinnthcit vnii Kr.H'hcitmiigcn uirigelührt, wclchr iladurcli
on ihm «Tzciigt wiinlcn, ilas.s er Patienten mit beiden Augen auf einen unmittelbar
or ihnen betindlichen glUnzendeii Cicjfenstaiui kinblicken Hess, bis sie ermüdet ein-
icUiiefeii ( Hrnidismns). Ks waren im We.sentlichen dieselben Erscheinnngeii, wie sie
esmer (IT;J4— 1815) durch seinen „lliierisclieii M;4;netisuins" liervorgorufen glaubte,
feU'hcr den Meiisrhen für den Rinfliiss der Hinunelskt'irper und für die Wechselwir-
Uhg der ihn nnigetii-nilen Kiirper aufnaJnnefäliig mache, dieselben Erscheinungen,
weidie vor Tau.semli'n vnn .laliren in .\egy|»ten durch die „Cheks" liervorgerufcu
^•urden, in IiKÜen dnreli die .loi|nis, welche ihre Na.senspitze besahen u. s. w. Die
ypnoti.senre der neuesten Zi.-il legen Wertli darauf, dxss man die Methode des
Hypnotismiis, weldie Braid anwendete, unterscheide von der sogenannten „Sug-
g(!stinnsthernpie", welche Bernheim (Nancv) l''^H4, eigentlich schon I.iebeault 18Gü
cjinführti: und die <Iarin besteht, d:iss dem Kranken ohne .Anwendung antleror Mittel
die Vtirstelinng des Einschlafens suggcrirt wird, „das Bild des Schlafes in sein
Jehirti eiiigelührt wird". Die Ers<-Iieinungeii, wtdche licjTorgerufen werden, sind im
Ye.scntlichen dieselben, man ni.ig auf die eine oder die andere Art jenen Zustand
Ijervorrufen, und oft genug wiril von den Vertretern der iSuggestiousthorapie zu allcr-
land „Braidisnius" gegriffen, wenn die Suggestion incht nun Ziele führt. Der
lypnotische Zustand ist ein krankhafter und ist mit Rücksicht auf die Ver-
Inderiing der geistigen Eigenschaften des Hypnotisirten als eine acute krank-
lafte Siilrung der (ieistesthätigkei t zu bezeichnen. Die Symptome selbst sind
ohr verschieden vom anscheinend normalen Schlaf (.luch dieser gehört nach der
aneyer Schule nicht rmtliwendig zum „hypnotischen" Zustand) bis zu tlen sonder-
b.-iren Ersclii'innngi'n di's „j;r:inil hypnotisme", welcher viel Aehnlicln.!s mit dem nicht
arteticiell hervorgcrnfencn Sinnnandnilismus der Hy.steroepileptischen hat. Vieles iibri-
ciis. was crzfdilJ, beschrieben und auch geglaubt worden ist, bat sich nachher alK
itel Schwindel lierausgesti>llt. Hier kommt nur in Betracht, w:vs hat die „Suggcstions-
erapie" als Heilmittel geleistet, wo i.st sie anzuwenden?
Als jcni' Tlierii|)ie noch in <Ier Hochfluth sich befand, wurde in einer kleinou
hrift (Mendel. Der Hypnotisnms, Sanimlnng gemeinverständlicher wissenschaft-
icher Vortrüge, Heft i»3, iHiH)/ gesagt: „Da mit ihnen (den Erscheinungen tles Hypno-
tismu.s und der Suggestion) thatsächlich auf die Dauer nicht viel anzufangen gewesen
t, hat <ler Mesmerismiis, ebenso wie die aus ihm resultirenden Schulen, das Feilt
ach einiger Zeit wieder räuniei» niü.ssen, wiederholt unter Spott und HohngeUlchter
derjenigen, die zuerst für ilm eingenommen gewesen waren. Diese geschichtliche
Thats.iche lässl uns auch hoffen, dass in nicht allzul.iugor Zeit die Ausschreitungen
in Ende nelimen wei-den, die sich jetzt in Wort und Schrift auf dem Gebiete des
0. Liohreicli. Eucyktovitcilio. LI. D*uil. ^
^
— Krti rt*r Wfnh^it nn<I «es wunrteroar« «M«fB» i«H»«f; gHiHgPi ■»'""
nicht schneller und besser, als mit irgend einer anderen Su^>~
inuner den Vortheil hat, an den Arzt nicht Anforderung»«!!
spielende Kolle als „Magnetiseiir" zu machen, welche nicht i
sdimack ist.
Hat die „Suggestionstherapie" vor anderen Sugge-stiouen, mit wi-ldia >
ja fortwähn-nd zu operiren hat, keinen besonderen Vortheil, *» bifjt «J
tiKiiuiif?fache Gefahren in sich, besonders dann, wenn der HypnotJÄMir i " '"
imliviilualisirt. Individiialisiren ist aber nicht Sache der Hypa
Hypnotismas für alle Dinge hilft; bei progressiver Panilyse der '
ebenso hypnotisirt wie bei Zahnschraen. Mendel sali Falle von
entwickeln bei vorher Pracdisponirten nach oft wiederholter llypi »»l
schwere nervöse Zustände hysterischer und hyi)oehon(lrischer N ■
dem wegen leichterer Störungen der Hypnotiseur aufgesucht
in welchen die „Suggestionstherapie'' zu immer wif<lerholtf?r
Schlafes und damit zu schwerer Schädigung der Individuen geführt hat,
beobachtet worden. Dass die Hypnose bei P.sychosen nichts nntit Ui
kritischen Beobachtern bestätigt worden. Bei Kindern ist sie •_
da eine häutige Wiederholung derselben geeignet erscheint, die i;. .r-L.^,: ;';
lies Kindes, speciell die Eutwickelung der Selbstständigkeit di-s Ich», iu_
llypochlorin Ul rin R»Undllieü lies P(lkn>cinoliloro|<li]rlls anil wird in j*dor ril^uiri.-.tlF
Cliluru|ili}llKrUii eallillt. Es liestvül «US lümn, JickflUssiKon Tropfon. «ol^bo alln -^:d
lüiKcii Ulli) sclillt'sslieli r«!^biiuiif, iu Alkobol. Aütbrr, B»n>al und TerpontiuOI I ii
ll}-]toc.honilrle. Bei der Behandlung der Hypochondrie ist davon auszugrltfo,
sich um eiiic> psychische Affectirui handelt, bestehend in krankhafter Vb
mit der das Bewu.sst.sein beherrschenden Vorstellung schweren Kraiikwii»-
Versfinmumg liegt in der Mi-hr/.ahl der Fälle ein Zustand von Neura»ll
(inmdi'i durch welche theils abnomie Sensationen in verscb'''''''i"i Thtifc
Körpers, theils ein allgemeines (iefiihl des Unbehagens un<i der
erzeugt wird. Diese viTschiedenen Kmpfindungen bilden in der '
Materie der Hypnchondrie, an welche die unrichtigen V"orstelluti_
kiiüjire« und nun ihrerseits wieder deprimirend wirken. Ai
kr.tnkungen wler Functionsstörungen einzelner Organe in diesti
naiiieiitlicli Verdauungsstörungen mit chronischer Obstipatiun in
rirculatioii.sstörungen, Haemorrhoidalbi'schwerden, Leber- und Mi
ln'si-liwerden durch Katarrh und Prostatahypertrophie, chronische Heri-
affcctionen u. v. A. .le schwerer in i-inzelnen Fällen solche Erknuiku
so mehr können die liy[iocl)tmdrisrlien Voretellungen berechtigt ernrii
bildet aticli dann die hypochondrische Verstinuuung einen Zustand fl
nicht nothwendig mit dem ünuulleiden fortbestehen niuss, trotz der Kof
letzteren wieder schwinden kann und daher auch unter Ümständea der ?«
liehandlimg zugänglich i.st.
Uebcrall wo hei Hypoclinndeni eine tnatericlle körperliche Ki n^
har ist, muss selbstverstrindltcli die Behandlung derselben, so \ i«
in Angriff genummen werdi-n. Man darf sich aber hierl>ci nur aulilii*'
der direi-ten Uittersuchung, nicht etwa allein auf die Klagen der Kmnlc»
da diese in Folge ihrer Vcrstimnumg zur Uehertroibung in ^
Wirkung irgend einer örtlichen Tliera|)ie oft erst recht zur AuIül - ■■"'''
Ijetreffenden Köipertheil luid zur verstärkten Wahrnehmung von Urvuog
^yporlioinlric
— OöM
Hjltoclioiidricj
iil:iSKt wertlen. Als wichtigste Imlientimi in knipcilidiur Beziehung ergicbt sich,
["wie Ulis rloiii Angeführteti hervorgeht, iii iler Mehrzahl der Fälle die Ailgeinein-
[bchaiKlIung der Neurasthenie, weiche je mich dem Grade der letzteren luid der
lilusseren Lage der Kranlceit entweder miter den liilnsliehen Verhrdtnissen vorgenommen
'werden kann oder die iMitruniimg der Kranken aus denselben nach geeigneten Kur-
orten, Sanatorien oder Kraiikenhäusern erfordert. In vieleu Ffdlen gelingt die h.'lus-
liehe Behandlung ohne zu grosse Schwierigkeit uini ohne dass eine Unterbrechung
^■(leti Berufs iiothvvetniig würde. Voraussetzung ist, ilass der Arzt das loUhige Ver-
^Ktruuen findet, nml dass es ihm nach grfnulücher Untersuchung des Kranken gelingt,
^Vtlie.sen zunächst von der (iruiuiio.sigkeit seiner Betürchtungen zu überzeugen und iluii
^Vclio Maa.ssrcgeln vei-stilndlich zu machen, welche zur Beseitigung thatsächlich vor-
^Biandencr Bosch wei-den geeignet sind. Immer uiu.ss man hierbei damit rechnen, dass
^iler einmalige Krfolg nur ein vtHÜbergehender sein wird, und dass man l.ingere Zeit
hindurch inuuer wieder illndiche ICrörtcrnngen zu führen hat. Sie sind aber de.shalli
nicht nutzlos und bei keiner (^isyehischen Krkraidvtmg führt die con.sei|nent() und oin-
tlringliche [jsychische Behandlung zu so sicherem Erfolge wie bei der Hy|)ochondrie.
Wenn man von dieser Krankheit gelegentlich belian](tet hat, da.ss sie öberhaufit nicht
_heilbar sei, sondern stets das ganze Leben bindnrch andauere, so ist daran nur das
eine richtig, dass die hisposition zur Wiedererkrankung dauernd zu bestehen pflegt,
ind dass es viele Leute giebt, die bei der leichtesten körperlichen Erkrankung in hy-
pochondri.sche Stinmiiing verfallen, aus der sie aber meist ebenso schnell wieder hor-
lusgcrissen werden. Wenn Andere mehrmals in ihrem Leben von schweren liy|M)chon-
Irisrhen Anfällen heimgesucht werden, im Uebrigen aber gesund und leistungsfähig
)Icibcn, so wird man die Befreiung von jenen Anfällen doch wohl eine Heilung
»ennen dürfe«. Wird in den .schwereren Kiillen die Behandlung ans.ser dem Hause
erforderlich, so ist bei den unter solchen Umständen unternommenen Kuren zunächst
iizustreben, dass das erschöpfti' Nervensystem die inithigc Ivrholiniii finde, dass ihm
»her auch zugleich Kräftigung und Anregung durch entsjireclu'inle l'iaet und durch
Jcr Leistungsfähigkeit angejia.sste Bewegung und Beschäftigung zu Thei! werde,
^ie vollständige Buhe ist bei der mit Hypochondrie gejiaarten Neurasthenie mir so-
lange zuträglich, als es sich um schwere Krschöpfungsztistämle hund<'lt. In weiterer
\usdelinnng sind die streng durchgeführten Weir-Mitchellkuren den ausgesprochenen
'^Hypochondern eher naclidieilig, .sie mü.ssen daher rechtzeitig modificirt und durch
Zeiten activer Muskelbetliätigung unterbrochen werden. Systematische Uebungeoi,
^■leichtere Arbeiten und Unterhaitmigen müssen so bald wie müglich eingeschaltet
^Brerden. In den nieisteti Fällen i.st es besser, die Krariken gar nicht abzuschliessen,
• sondern sie von vornherein in geeigneter Gesellschaft verkehren zu hussen, ihnen
aber eine bestimmt geregidte Lebensweise vorzuschreiben und den durch die Neur-
^bisthenie gegebenen liidicaliom-n durch hydrotherapeutische l'roceduren, elektrische
^^Behandlung inui dt;ieteti.scbe Maa,ssregelu zu ents[)r''clien.
^M Bei denjem'geii Kranken, welchi' au chnnuscher Hypochondrie auf Gnmd habi-
HEtueller Nenra-sthenie leiden und in der Kegel die verschiedensten Kuren und Mittel
vorgeblich versucht liaben, erfreuen sich die sogenannten „Nat.uj-heilanstalten'' und
.Naturlieilmethoden" einer grossen Beliebtheit. Zum Theil hamlelt es sich dabei
in den psychi.schen Kindruck, welchen siimlose, aber mit Kmphase vorgetnigene
Jchlagwörter licrvfH-bringen. Zum Theil kommt der gün.stige Kinflass einer einfachen
)iaet und Lebensweise in Betracht, welcher .sich die sonst verwrdinten und ans|iniclis-
?r)llea Patienten unter der Kinwirkung sulcher SchlagwTirter fügen. Manchen der au
tlironischen Verdauungsstörungen b'idetnfen I'roktophantasmisten ist auch die stuhl-
jangfiirdernde Wirkung der vorwiegeml \egetabili.schen Nahrung direct nützlich. Zu
rirklicln^n Hi-ihmgeu führt sie freilich auch nicht allzu häufig.
Villi der Behandlung in Irrenanstalten ist in der Mehrzahl der Falb' einfacher
lyitocliondrie direct abzuralhen. Sie wird nur in .solchen l'ällen nolhwendig, in
welchen schwere Angst/.uständc eintreten und mehr d;us Bild der agitirten Melancliolio
;nit hypochondrisdier Fiirbnng zu Stande bringen. Kbenso kann in den schon in
lirer ganzen F)ntwick!nii{: eiirenailiKen
Fälle
in welchen die hvpochondrische
'arauoia sich an ein Vorstadium der einfachen Hypochondrie angeschlossen hat,
ie Behandlung in geschlossenen Anstalten erfordiTlich werden.
JOLLY.
iä'
[H}|iotlormH
_ r,c,a
II vM^
i-iii.-i .
Hypodermii uu ii
IrlK'M und [»»»»fltiPUl'
Ifjpodcnnoklysp, subciitnne Infusion. lieKrii'hiiet i?ine yi
uiitcriiiiniiiifiif Kinfülining gr/issiTor Mciigcii oiiior der Hau|
Flüssigkeit in il;is LnterLaufzellgewrbt". Kiuf dor h.-«u|it-
liicnlurch i-rfüllf wdiieii sdlien, ist der Erf.at schiiell v«.i >
Verlust«" dfs Köi'iK'i-s. Dicspr Zustnriil lifgt am .-»usgi-sproflii-i
Htidiuni dfT Cliolcra vor; und di'Ui ontj^pn-chend ist ••iiio du t . i-
der subcutanen Infusionen in erster Linie bei diost>r Krniiklieii cn)|ifoliln) Mfe
Nachdem sehan filtere vorübergehende Andeutungen und VersuclM- lil.nil, r .Vä
wunle die Kehnndlunp des aspbyktischen ('bolera-.St:uli«iüis mit siil'
^KH^.^ besonders voll Samuel, Michael u. A. theorfftisch bet^pm' i
von.ujjsweise von ("autani in einer Epidemie zu Neapel, später n
Hamburger Kpidenne 18!)2 praktisch erprobt.
Pic theoreti.sehe Begründung dieser Methode ist ein« selu* tdiifsM-ht'. I'
der mx'^Kenhaften It.irin-Trans.sudation in der CholiTa i-inttt^teiide ,\
Gewebe und Kindirkung des Blutes, welche zur 8istininp der Cir
«•hö)ifurig (!<'S Hcizi-ns führen nniss, wird allgeineiii wi-nn nicht
gefiilirli<t».ste (inirullage des algideii Kr:inkheit.s>t:i<liuinR und b:'
Ursache .ingcsehen. hiesi-m Zustand wird durch dio MöglichkiMi
einer wflsserigen Flüssigkeit vom subcutanen (iowcbe jius «*nor{:i>;' ''
Noch näher liegt die Anwendung der intravenösen Inftisinn,
Beobachtern, namentlich in der Hamburger Kpidemie, libor die i-u..
gestellt ist. Hoch i.st dies<< Methode immerhin lunständlich und gel
Als Infusionsflüssigkeit dient allgemein eine ungefähr auf IJluii
dünne Kochsalzlösung: ß oder 7 g Chlornatrium auf 1 I A<|ii.i
Zuficltzen von Natrium carbonicum, nach Canlani 4,() K<" '
carbonicum auf 1 I; auch .\lkoliol-Zu.satz (Keppler) ist zi.
thätigkeit geratlien. Als Ort der Infusion wurde die Hal.sgi';.
Circulatinii im ;isphyktischen Studium sii-h am Kingston prliiiit. ■
diese wegen der beidiaclili'lcn (iefahr von Cdottis-Uedcm oder ^'
zu vermeiden, und statt ihrer in der Infr.aclaviculargpgond, ilu. .
prirtien, der Baucliwand (lleocoecal- und Inguinalgegcndon), düT
Obei-schenkel und der Kiickcngegend dio Infusion vorzunehmen. Der >
luu- einfach zu si^in: in das subcutane (iowebe wird eine dünne Tf
eine starke Kimzennadel eingelegt, die durch einen Schlauch mit eim i
ponipe oder lun hesion i'inem einfachen Irrigator verbunden ist. f'ei
loren sind eitipfohleii, aber unnöthig. Strenge Antisepsis ist bei der kl« :mii ' yj
geboten, damit keine Absccsse entstehen. An einer Stolle kan/i nvi«f «h»
'/o 1 Flüssigkeit in ."i— 15 Minuten infiinilirt, also bei Benutzung vou _'
im Ganzen 1 oder l'/.j 1 eingeführt werden. Kine Vertheilung; der I
i'iKrgis<'he Massage i.st zur Bcfördening der Kesorption stdir r.iths.un
Von maiicli<-n Seiten wird die „c(uitinHirli<"ho" Hypodo'-in..
i'mpfohl(>tt, Itei wtdcher die Cam'ile unier diT Haut liegen bleibt, «iie I
l'lüssigkcitsmenge ausgeführt, aber nach Resorption des Infund.a-
holt wird, unil das Verfahren nicht nur wilhrend des aKphyktischen Zu
eventuell bis tief in das typhoide Stadium hiiu'in fortgesetzt ww'
die liiirclifnlirimg dieses rriiicipes praktisch meist sehr sobwiep.
oft besser durch oininalige Infusion (von I — l'.'j I) ersetzt, die lui ii ^"^^m
(weim die Bcsorption \(dlendet ist resp. der gebesserte Puls wieder \'r<rh*^
wiederliolt werden kann. — l*:iss neben (1er Hyiiodermoklyse die
nicht zu ^ertiacht.lssigen sind, versteht sieh von selbst; so v<tI'
selbe mit der „Enleroklysc-', d. h. di-r Kinführnng grössorer .Mengen nm I'
(m<'ist w:iniier Gcvlisäurclösung) in den Dann, welche iinuiitsächlirb durrh H
der Bacilleiietilvvii'kelutig dio Darmtrans-sudation vermindetru soll. L'i' '
C^holerakrankeii praktisch beobachteten Erfolge der Infusionj^thenp- • '
Theil gute. Eine schnelle Resorption der infundirten Lösung
Kranken, die lucht schon in der Agone befindlich .sind, beobachtn •^''
lyportprmoKTysf
lypoflprinokijso
ilif lin'iiifliissuni; iln- l'iilslnsifjki'it, der Aniirii' ilr. ilitrch iWr nslf Inrusinii oft
Is si'lir aii^Piiralli); Kcsfliiltlurt: der l'iil.s ki'lirt ln'i gnnsligi'iti Krl'ol}!; incisl solmii
in ilrr fi-sU'ii IuiIIh'Ii Stiiiuk' zurück, das Aui<i' belebt sidi, die Gesiehtsiimskeln
Werden beweglich, die Cysiuose geringer, die t?tin>nie wieder klangvoller, die Haut
wärni(>r, leiehter Silnveiss tritt ein, die Atliemnoth verschwindet; zuletzt (meist erst
in der 2. Hfilfte des 1. Tages) tritt wieder Urinsecretion auf. Mit der Anregnnj; der
t^icreuthütigkeit scheint es zusainmenzubängen, dass in günstigen Füllen auf die
Hypodernioklyse ein nur kurzes und leichtes Typiioidstadiuni folgt. In Hezug auf
die Sterblichkeit haben die bisherigen Versuche noch keine Krfulge ergeben.
Weitere Krfahningeji über die Wirksamkeit dieser Beh.indlnng bei neuer Gelegenheit
u sannnehi, dazu fordern die erreichten Krfnigc iiuli'ss sicher auf.
Rinc andere Anwendung betriftt die durch ]>rofuse Blutungen hervorgerufene
eute .\nacmie. Nachtleni i'.\[)i'riinentell bekannt geworden war, da.ss die haupt-
chlichste Ti-sache des Verblulnngstndes im Missverliältniss zwischen (tlutmenge und
efässlumina liegt, und eiti Thier durch AufüUung des CJefä-sssysteuis mit indifferenter
lüssigkeit v()n der Verblutung gerettet werden kann (Kronecker und Sander),
urde als Hülfsmittel gegen die bei acuten Blutungen eintretende Lebensgefahr statt
er oft schwierigen oder bedenklichen Bluttransfusion die intravenöse Kochsalz-
fusion eingeführt. Letztere wieder au.« den oben angeführten Gründen durch die
ubrutane Infusion zu ersetzen, lag nahe. Zur Stütze hiervon kcuunit die Rücksicht
nzu, dass hei den hier oft vorliegenilen inneren Blutungen die in Folge der
jefässinfusion nintreterule iib'itzliche Zunahme des intrava.scul.1ren Druckes unter
Umständen eine Neublutmig begünstigen kann, während diese Gefahr, weiwi durch
Resorption aus dem l'nterhautgewebe her das (iefässsysteui sich langsamer
füllt, nicht vorliegt, nenioiisiuechend sind in neuester Zeit subcutane Salzinfusionen
vielf.ich n.ach gefahrdrohemieii Blutungen angewendet, und namentlich bei chirur-
gischen und gynaekologisclieii Fällen gute Krfolge mit ihnen erzielt worden. .Aller-
idings i.st es geratlien, die .Vmvendinig auf solche Kranke zu beschränken, bei denen
noch nicht die hüchste Lebensgefahr vorliegt, während für letzteren Fall die Geffiss-
jnfusion, die jedenfalls schneller einwirken muss, vorzuziehen ist. — Die Technik
leibt dieselbe wie bei der Gliolerabehandlung. Die passende Infnsionsmenge winl
eist h{)0 — 0<tO ccm betragen; .auch schon von 250 rem .sind Krfolge gesehen.
iGorade hier'kann die Beimengurig kleiner Mengen von .\lkohol zur infusionsflüssig-
Iceit für ilie Anregung der sinkeirdeti Herztliätigkeit von Vortheil sein, dasselbe auch
jlurch gleichzeitige subcutane Injection von .\ether, Kamphorid etc. erreicht werden.
Noch allgemeinere Aufgaben will man neuerdings der Hypodermoklyse zuertheilen,
dem die „Auswaschung" des Organismus, welche durch eine fortgesetzte energi-
iche und durch reichliche Getränke unterstützte Anwendung derselben (bis zu 4 — ö I
tUglich) erzielt wird, da/u benutzt werden soll, verschiedenartige im Blut circulirende
Schädlichkeiten und Infeclionsstoffe aus dem Körper zu entfernen (Sahli). Nament-
kJich sind uraeniischr- Zustände, infectiöse DannafTectionen, sowie acute Infections-
krankhi'iten, besonders Typhus, als Gegenstand dieser Behandlung empfohlen. Dxss
bei Uraemie der auf diese Weise gesteigerte, die Nieren passirende Wasserstroni
günstig gegen die Niereuiiisufficienz einwirken kann, entspricht bekannten Fr-
' fahrungen; ob auf den Verlauf acuter Infectionskrankheiten durch soicbc Methode
Einlluss ausgeübt wenleu kann, nuiss abgewartet werden.
^L Auch der Voi-schlag, die subcutane Infusion .als Mitti'l gegcMi verschiedene Formen
^■iron Ilerzschwäclu' zu benutzen, wobei allerdings mehr an die excitirende Wirkung
^■des Kochsalzes auf detiHer/.nuiskel gedacht wird, unil mir massige Mengen stärker concen-
^nrirter (Gproe.) Lösungen empfohlen werden, bedarf noch der Prüfung. Bei schweren
^^khronisch anaeraüschen Zuständen, pemiciöser .\nacmie etc. kann die Tr.ansfusion, so-
^^preit .lie etwa indicirt ist, wohl nicht durch die Salzinfusiou ersetzt werden, da di(?
Wirkung ersterer hier an die Kiufülining der geformten Blutelemente geknüpft zu sein
icheint. Ansdcniselbeu (iruude darf man bei Vergiftungen, welclie das Blut functiunsnnfähig
machen imd eventuell durch cifU' TransfiLsion heeinflus.st werden können, also nament-
ich iler Kohlcnoxyd-lntoxic.ation, von der subcutanen Methode nichts ei-warten.
Dagegen ist es wohl denkbar, da,ss bei Vergiftungen, die zu Verstopfung
ji-r llarncanälchen führen, die Hypodermoklyse auf dem Wege der eiu-rgiscli
Uigeregten Diureso durch Fort-schwenunuiig der die Nierenfunction störenden Hinder-
•«se gänstig einwirken könnte. In je einem Fall von Vergiftung mit OxalsSure uiul
[Hj'poilprnioklysp
— c,r,'2
clilorsaurcin Kali wurde im ICii(lst:i<liutii Itt'i benU'heiitler Anurip ili<' ■"'•• '
waäserinfusion vei'^ucht, ullenliiigs obiip den übrtifn Aui^guiif; ub2u<
liypOgaeaHÜare; ruH.ii,0^ «d<Ii>I <ieh %U äljrofriit im Erdnimnl* 8lt> bn<l*t fiulrtrnnnif« Jitpt» -
leicht llislirli in Alkohol. Bei iler DmUlUllon lipfert »je K*)iacln<clnre. Hie addtrt <UrMl nm ktm- l •
Rinwirkuni; ron Ga1)iptrif(Pr Küarv ^lil 9if In 4ii* i<«om«rv nuTttln^ffturi* ali<>r.
Ilypohidrosis ist die herabgesetzte Schwelssabsoiiderung, ein geringer <imd der \v
Hypophysls, der <fehirnanliiini; (i.lluiidiila pitiiitarin), bat sciac Lnge iti der .vlU M
bi.'stcht aus zwi.-i Absi-iiiiittcn. cinptn hinteren, in »einer Riitwickehirig df:m li&bini
und einem vorderen, der Wand der priniiliveti Mundbueht entstaminiMiil HIt F-
des Organs war bis vor kunecm niehts beltamit. In der I'atli
Tumoren beobachtet, von sarcomalöser oder eystischer Striictiir, <h
in der Function der Aujtennervcn und allgemeine tiebiniersuheinungen
diogs hat man gefunden, das» wahrscheinlich ein XiisnmmpiihaDg 7\>
der Hypopbysis und der Aicromcgalie besteht.
Il3l)oxniithtn, Sarkin, CslUNjÜ, ein 7,ur Harnsiiuregnippp gehörender Körper, «tatll
^paltuIlg der Nuclei'ne, lindet sich daher in weitester Verbreitung im Or|rMMia 1*1
sehen und der Thiere, ebenso wie in gewissen Pflanzeiitheilen, in geringrr l'sr ^
meist FIcischcxtrnct oder ''
.^00 Tb. kaltem und in 7
lijsen, leicht in Säurejj u:..
normalen Harn. Zur D.irstellung benutzt m.in
farblose miltroskopische Krystalle, die sich in
Wasser, viel schwerer in kochendem Alkohol
denen es ebenso wie mit Salzen Verbindungen
eingeht. Dem Hypoianthin ist eine der beiden
folgenden Formeln zuzuschreiben (Krüger):
Von den anderen Alloxurkürpcrri kann man
Hj-poxanthin durch Natriumthiosulfat trennen,
von dem es in der Kälte gar nicht, wohl aber in der Hitze gefällt wird
.- f
NH • CH
PH C
\--6
NIT
\,
n/
CO
OiM
<
.»-«
H,vpargi(> (von ürrn'jpysh, Hülfsmittel anwenden), ist die neuerdings int
schlagcne Bezeichnung (Mendelsohn). um ihre mehr und mehr zur Eir
Ausbildung zu einer selbstständigen wissenschaftlichen therapeutischen Meih.vjr ;uk'
K
Hyraceniii, eine animalische r)roge, welche von Hyrax eapcnsis Sc-hr^b, dem'
abst-imml. Sic wurde als der eingedickte Urin (Dachsharn, Dosjespiss) ongcsdN^ '
aber aus den mit Urin vermischten Excrementen. Hyraecuin bildet klebrige
eindrückbare M.isscn von Castorenmgcruch und bitterem Geschmack. Von r^iera»
sind nachgewiesen flüchtiges Oel, bcnzocartiges Harz, Bcnzoösäur«, II
Harnsäure, G.illenbesUndtheile. Es diente als Ersatz für Castoreuni
Antispasmodicum, der Gebrauch ist aber ekelhaft und wenig nutzbringcu'i. Ja^üv-j
dreimal liiglicli iin Pulver oder Tinctiir 1 = 10. j
HjSSOpuS i(JTJn. ['flanxpngatlung mne fler Para. AßT LaluAtae*. UnterfAia. der 8»tar«''"^^ "^*
Oatlunjtpn Thymus* und Sutnreja*. Di« pitiiigp Art, H. offiRinuli« L.. d»»r \ -
lUIhtinkucb mit l^urzKO^tlolton, .schmalen. Kanzraiicllt;t*n BInttem untl kleinen, xii «it>
cinton hUuen. rOthllchcu, auch wohl weisen lllnthon. iil iluroh Sndearüp«, die Mlttvli:
Tnrhroitet- Wiril hisTreilPti rii Arrnpitweckpu cultirlrl. -i
Horba Hyssopi von Hyssopus officinalis L., Ysop, Eiscn^. '.'-
gesammelte Kraul riecht stark aromatisch, und schmeckt aromatisch bitte,
artig. .Seine Bestandtheilc sind aetherisches Oel, nach Stenhnuse ein Otnesj» !
sauerstofThaltiger Gele. Gerbstoir, Fett, Harz und Zucker. Ysop findet nar mRcbF'
und asthenischen Katarrhen .'\nwenduug, ist aber in einzelnen Gegenden 'In htVifM
mittel. Benutzt wird er als Species und im Infus innerlich und zu Uf
Hyssop ist Bestandthcil des Spiritus vulnerarius Ph. ß.ill., d--
cae Ph. Gall., der Species pectorales Ph. Helv., der Species pcc
tibus Ph. Helv., der Species vulnerariae und der Tinetura a
Afg« Hjrssopi. Eau ilKstillAe d'h jssope. Ph. Qall.: BuminiUttvs HT»''i
Wuaer im Pampfj^lrom 1i«handoU. Pn.itniat 1. Thee- hii «ftxInfTnlwf^Ui^ A'
Aqn« HyBsoiii, Ph. licht.; Oleum Hyssopi 0.;1, SpiriU« (Wi ■• - "
Infusuni Hyssopi. Tisaue d'byssope. Ph.Oall.; Polia H;.
Olniini Hyfisopi a&thpreum. G^sentia Hyssopi. Ph- P.*:.
kamphcrartig rivchrndos OeL 8pec. 0»w. 11.8811— O.IW«. O-^i^^ ".Ij — p
Sirupn« IlyKHupi, Sirup d'hys.<opt>. Ph. Oalt.; Infuj) ans Futi« t1i
latur 7,uck«r 18.
(Hystoralffi«*
— oon —
lySwriFi
Hystenil^e. firM man mit >lem Fortsclireitcii dtr ntialomisclien Keiiiitnis.si: die Krkraiikuugun
nncli ilirom pathologiscli-anatomischcii Clinrakter und nicht nach ihren Symptomen zu bezeichnen
gewohnt ist, muss das Wort Hysteralgie eigentlich fallen. Schmer7.cn im Uterus kommen
bei lleckcnperitonitis, bei Metritis, bei bestimmten Formen der Endometritis, sowie bei Lagc-
veründcrungea des Uterus etc. vor. Eine essentielle Neuralgie des Uterus erkennen nuc noch
sehr wenige Gynaekologen an; Schwierigkeiten der Deutung von Symptomen im Bereiche der
Sexualorgane finden wir nelfacb entstehen durch abnorme sexuelle Reizungen der verschie-
densten Art; hier kann allgemeine und locale Uyperaeslhesio bestehen, welche mau als
Hysteralgie noch bezeichnen könnte. Charakteristisch Tür dieselbe müsste aber die Abwesen-
heit jeglicher localeu Veränderungen bei starker und zuverlässiger .'^chmcrzangabe sein.
Therapeutisch würde man diese Form in erster Linie angreifen müssen durch Beseitigung der
Ursache, was nicht immer leicht sein dürfte. Demnächst wird man durch Kräftigung des
Nervensystems, durch Hebung der allgemeinen Körperornährung, vielleicht auch durch Sug-
gestion zu helfen suchen. Die Darreichung von Brompracparaten innerlich und die vaginale
Anwendung von Ichthyol wird vielleicht nebenher nützlich sein können. VEir.
nysterlc. Bei dor M.innigfaltigkeit und dem violfachen Wpchsel dwr KrschfiiiuHgfii der
Hysterie ist es n:iturji;pmäss, d.iss liiiutig ein einzelnes Symptom ))esonders in den
Vurdergniiid tritt und den Aiisdieiii hervorruft, als ob os die eifjentliche (Quelle des
Leidens anzeige oder :iut;li die ganze Krankiieit darstelle. \Vird ilann die loeale Be-
liandlnng dieser von «'nglLselien Autoren g.inz zutn-fTend als „locale Hysterie" liezi-ieli-
neti-n Zustände vorgenommen, so zeigt sieb oft genug, dass hiermit aun'allend wenig
erreicht wird. Selbst wenn die örtliche Besserung gelingt, so wird dann ei-st klar,
da;« ein viel allgemeinere.s Leiden vorliegt, welclies in mannigf-iehen anderen
.Maiiifest:aiciiiei) zu Tage tritt. I'as Wesen aller hysterischen Zu.sti-mde liegt eben in
I einer :ibnornieii i)syrhi.sclien Ki>izb:irkeit, dnrrh welche eine krankhafte Keiurtion auf
die ver.srliiedeiisten Schädlichkeiten, die .sogenannten Agents provorateurs der Fiysterie,
bedingt wird. In der Regel ist di(>.so abnorme p.syebisehe Disposition eine angeborene.
Fehlerhafte Krziehung, ungünstige Lebensumstände, schwächende Krankheiten,
I moralische Krsclifitternngen, geistige L'eber.anstrengimgen wirken steigernd auf die-
selbe und krinnei\ sie, wenn in sehr grosser Intensitilt einwirkend, aucli nachtrriglieb
Iorst erzengen. Kine besondere Gefahr bringen tue verschiedenen Ueliergan^sperinden
mit siidi. So siebt man öfter bei Kindern in (h-r zweiten Ih'iititionsperiode die
ersten F^rscheinmigen der Hysterie auftreten, in gros.ser Hiiufigkeit kommt die.'^ellie
aber namentlich in cKt I'nbertTitsperiode zum Auslmich, wobei, wie auch in sp:tteren
Lebensaltern, die Krscheinungen der Chlorose verschlimmernd wirken. l*a nun ferner
bei Frauen zur Zeit der Menses, in den Epochen der Schwangerschaft luul n.ach der
Entbindung oft hysterisrlie Zuätfinde .luftreten, so hat man von Alters her geglaubt,
in den weiblichen Sexualorganen die eigcntliclie Ursache der Krankheit suchen zu
müsäen, und noch in neuerer Zeit wurde sie als eine von den Cienitalien ausgehende
Reflexneurose aiifgefasst. Schon durch da-s h:'tufigo V'orkomnien der Hysterie bei
Kindern und bei Männern wird diese Ansicht widerlegt. Kben.so spricht abej gegen
sie der .Mis.serfolg der gynaekologischen Therapie. Die Behandlung mit Tampon und
Aetz.stift bildete für letzti're den Ausgangspunkt, dann folgte die L'temssonde, die
Krweiteningen des .Mntterriiunds, die Excisionen, <lie operativen. Lageveriintleningen,
«lie Klitoridektomie nnti endlich in der neuesten Phase der Gynaekolngie die C.'istra-
Ition utid die T<it:ilc-.vstii-|»;ition lies Uterus. Ueberall, wo die.se Eingriffe nicht etwa
■wegen bestimmter Localindicationen, .sondern lediglich zur Beseitigung nervöser Be-
schwerden rler Hy.sterischen vorgenommen wurden, haben sie sich als nutzlos er-
wiesen oder, wenn ein Erfolg eintrat, war er nachweislich durch Nebenwirkungen
der Behandlung auf psycliischem Wege erreicht worden. Die Grundkrankheit trat
daiui bei der nächsten Ver.anla.ssung wieder hervor und wurde zuweilen auch direct
durch die Oper.ition verstärkt. I>iß Zahl der im Wesentlichen wegen hysterischer
Symptome c:ustrirten Frauen, welche zu den Erscheinungen der Hysterie auch noch
die Beschwerden der f'.^stration mit sich herumtragen, ist heutzutage keine geringi*.
Es ist daher bereits ein erfreulicher RückschLig eingetreten und die meisten Gynae-
kologen lehnen jetzt die örtliche Behandlung der Genitalien in allen Fällen von
Hy.sterie ab. in welchi-n nicht örtliche Veränderungen direct dazu auffordern. Dass
in Füllen letzterer Art durch diese Behandlmig, wenn sie die örtlichen Beschwerden
beseitigt, namentlich wenn profuse Blutungen oder erhebliche dysmenoiThoische Be-
schwerden vorgelegen haben, unter Unist;lndon .luch die Allgemeinerscheinungen
günstig beeinnumt werden, »oll in keiner Weiso geleugnet werden.
i
uuiL'U — Ulli jjtAUAVuvviiici^ Um jtwmuiMMt^ ifv^vammHmamat^mme-^' iimc • imi
gerade bei Hysterisrlion leistet die Methode wenig. Si<
Fällfii, in welchen Kopfilnick, Trigeniinusiieunilgio, .Migi;uiii-, ^cijnJi
jLMthniatische Hescb werden, Stininirit):fiikräni|>fe, norvösf l|<?r7J«t''VnrM?ii4
Vordergniud j^etrcten waren, zur Anwendung jrekommcii. Tri»'
risationen und Ke.seetionen in Njisi- und Kachen sieht man j<-'ii'
Hvst<'rie fortbestehen, wenn nicht neben der örtlieheii Bidi:indluii^ eine i
jiemeiiie, nainentlicli psychiselie Behandlung vnrgeiionimon wird. Aueh für läf |
und I)annthera|)ie, zu welcher die in vieb-n I-'üUen vnrko(niiien«len Venbmn
Veranlassung; geben, gilt das Gleiche, ebenso für dio chirurgiücüe
liysterischen Neuralgien, für die orthopao<liselie hystttrischer C«
aridere. Als Mittel zum Zweck kennen alle diese L>ing-e nrli.
Wirtlichen Applicationen, wie sie in der Kb-ktricifät, «lein 4.ii
der Bade- und Wasserbehandlung zur Verffigunp stehen, pji.irj.^'Slii
Allgemeinbeliandiung untei-stützen. Pas Wesentliche für dir Heiluii: bn
Zustünde ist aber ininuT die letztere. Ihr eigedtliehc-s Objrct i.<l d«
sehe Zustand, welcher in der Art bcf-influ.s.st worilon itniüs, da«s <wiM
Vorsti'llungiMi .ilthiingigeu Kin]>tin(lungs- inid Heweguiif;;saiioiiialien be^itijt,.
die halb uuwillkiirlii-h oder li»'s.si'r ge.sagt unbewti.sst willktiriicb zu St-uid« ka
Krani|)l'- utui Henimuiig.serscheinungen durch Willcnsinipiitse nntenlröckt
IHe wirksame Metliode, um diesen Krfolg zu erreichen, besteht allerdmi;« ad
darin, dass man den Kranken die Natur ihres I.ieidens ausoinnnder^-tit wi
auffordert. d:uiarh zu hatuieln, sondern es kommt auf die iiuiii • '' iflw
wie sie theils durch imperative Suggestion, theils durch dif 1 'i«
einflnssliarkeit einzelner Symptome erreicht wird. Vertrauen zuiii .\nt, lii
die Wirksaniki'it der von ihm angewandten Methode ist die Voraussetii
feiges, der somit selbstverständlich auch geb^gentlich g.inz ohne Arjt
wenn die Kranknii Im (ilaubon au die Wunderwirkung; eines HHili]
Schafers, einer weisen Frau u. dgl. die Vorstelliuig gewinufn, d.iss ihrr
syiuptom(! schwinden nui.ssen. Immer aber gilt letzten» W irkun}: dW
Symptomen. In der Beseitigung von solchen können auch die mit Hi
hypnotischer Zustände in den Kranken erregten Suggestionen Bedeai
Sie haben nur den Nachtheil, dass sie in ihrer Intensität nicht i
werden können, und d.iss sie an Stelle der beabsichtigten ersten "-• '
lillität gelegiTitlicIi schwere hysterische Anfalle mit mehr oder «•
\Crwirrtlieit lierbeil'ühreii. In vorsiidiliger Weise ange\vend<'t, k'inmii ä»
auf die dauernd*' l iiterdrückung des hysterischen Zustandes gerichteten"
untcrstützeti. I>i<' letzteren setzen eine consetpiente, immer «ieder auf «1»
VMIleiiskräftiginig los.stenernde psychbiche Behandlung vomus, woImm hiol^
seitieuntr ungünstiBer. von der nächsten Umgcbiing dar Kr?inl-»»n aiwinjl
irsti^rif
- fl«ri -
Hysteru(^|>ilppsie|
Eiitliusi:isiiiiis fiii' ilicKur i-iwcckl. .\ligi-si'ln>ii mmi •^olrlii-n Zii.siilndi'ii Ituiliirl' dir Kiir
[iiuiiaigl':tL-|iui- ModiliciiliiiiiiMi ji- iiacli di-iii i-iiizi-liK-ii l'.illc, und o ist iiio zu vcrj;os,sen,
lass es .sich tiirlit um dii' uiiH-liatiisclic Aiiwciidiin^ olufr licstiiuinli-ii Si-IkiIiIimm- Ikhi-
leln darf, snmloni um dii' l'iitPistiilzuuf; tliT psvidiisciu'u Kriiaiiillutij; diircli wr-
schipdrni' siuni'iifiilligi' iiiiil i^'-j^fri oinzi'liu' Syuiplmm' wirksiim»' Mittid. In diesem
biunr s[)ii'li>ii .'uich In'i diT Ikdiamliung; lii-r Hvstcric zu liiiuse die H>ilrotlier;ipie, die
IM.TKsngi', die :ictive uml |i;i.ssivc (iymunstik eiim wichtige Holl«;. Auch die Be-
Jiäti^uig in gewissen Formen des Siiorts, wobfi mii- die übermässigen AnvStrengungeti
^ZH verniei(h»ii sind, ist vieii'ach von günstiger psychischer Wirkung. Bei einer er-
liebliehen Zahl von Hysterisehen ergiebt .sich ferner die Indication, anaetnische Zu-
^Stttnde zu be.seitigen: es tinden daher die Ei.sen- und Arsenpraeparate häufige An-
■ Wendung. Weitere l'ntei'stritzungsinitti'i der Bfhandiung sind bei den mannigfachen
Neuralgien uiul sonstigen Srlimerzzuständen die verschiedenen Antineuralgica, welclie
LÜbrigens ebenso wie die lirllich wirkenden M<>th'Hleu iiiimiT mir als l'nterstützungs-
linitti'l für die Allgemeiidiehaiidluiig anzusehen un<l nie zu fange lortziLsetzen sind.
[in noch hriherem (irade gilt dies von Morpliium und den verschiedenen Schlaf-
[mitteln, zu deren gewohnheitsniä.ssiger .Vnwenduiig ger.ide die Hysterischen sehr ge-
[jieigt sind. Weniger bedenklicli sind die [5r(uii|iraeparate, welche bei der erhöhten
Ipsychischcn Reizbarkeit der llysteri.schen oft selir gute IMenste thnn, ebenso auch
Ibei der Schlaflosigkeit, w;"dn'<'nd ihre Anwendung gegen hysterische Krampfanfiille
^n der Uegel tiiitzlos ist. Kher wirksam erweisen sich oft gegen diese wie gegen
mancherlei andere hysterische Zustände die seit alter Zeit gerfihrnto Valeriana und
Idas Castoreuni. Dem einzelnen hysterischen .\iifall gegenilber ist in der Regel ein
litidilTerenti'S, möglichst ignorirendes Verhalten das wirksamste. Festhalten der sieh
lliäumendeii Kranken verstärkt die Anfülle, völlige l.sniirung bringt sie oft r:isch zu
»Knde. Ist diese unmöglich, so kann eine energische Begie.ssung mit kaltem W:usser,
[am einfachsten durch Bespritzen mit dem Strahl eines Syphons, oft die schwersten
"bysteri.schen Aiiliille in kurzer Zeit be.seitigen. Zum Sehiusse sei erwähnt, da.ss als
lein die Hysturie aus!ös(uides Moment in neuerer Zeit besonders oft das Trauma fe.st-
Ige.stellt wurde, un<I dass namentlich viele der hei iMiinnern vorkommenden Fälle
Ivon Hysterie traumatischen Ursprungs sind. Begünstigt wiril deren Fntwickclung
Uli Fällen, in welchen Unfallentsehädigung in Betracht kommt, durch die oft sehr
Iprotrahirten inid hartnäckigen Käni|ife der Verletzten mit den Versicherungsanstalten.
II)er uachtheilige Kinfluss der Umgebung ist dabei besonders oft zu constatiren. Es
list daher in den früheren Stadien solcher Fälle (h'e Hospitalbehandhing zu empfehlen,
iWeiterhin aber bei längerer Dauer gerade das lange Zus:imineusein mit amb-ron Ver-
Lletzten in den Spitälern zu vermeiden und möglichst danach zu trachten, d.xs.s der
l£ranke bald eine seinen Kräften entsprechende Beschäftigung übernimmt. Im
lUebrigen gelten für die Heliandlung die.ser Fornierr der Hysterie durchaus die gleichen
tGnmdsiltze wie für die der anderen Fälle. ,n,,v
HyStCrlonlCA WIIIJ. Pflanzongikttiin); aii<j üer Faniil{<* der ComiioEitae, TriljDS der A.vtereae, aiisgczciellnPt
^ dorrh i;ell>i< Rlntlii-n und knnliKO liia 9tr>u«hiKr, klebrig drOsiic StvoK«! mit einii>ln<>g, cailiiUiiilicen KKprolien, iloreii
likIhtngcliKer Ulllllii-Ich ledrrige Connistonii bosittl. Uit nar U—H \rtea »nf il*» warniF und gvniL°iiiKte Aiucrikt
"«•^ehrSiikt. M<*dicini*''hn Vprwpndung findet H. Baylahapn UaHI.
H.
fsteri.Hche» Irresein. Die acuten Verwirrtheitszu.stände, welche in Verbindung mit
iiysteri.schen Anfällen auftreten, sind wie diese zu behandeln und marhen die Ver-
ttringiuig in Anstalten in der Hegel nicht erforderlich. Die mehr protrabirten Ueistes-
Istörungcn in Form der Melancholie und Manie sowie die clinuii.scli paranoischen Zu-
Intände der Hysterischen sind nach denselben Uruiulsätzen zu behandeln, wie die
taiiidichen Formen geistiger Stöniiig aus anderen Ursachen. Die Anstaltsbebandlung
fist in den .schwereren Fällen dieser Art unbedingt zu empfehlen.
JOtLY.
«üteroepllepsie. Mit diesem Namen bezeichnet man verschiedene Uebergangs- und
IMischfomien, welche zwischen Hysterie und Epilepsie vorkommen. Zunäclist ist es
l«in ziemlich häufiger Fall, dass Epib-ptiker zugleich die Erscheinungen der Hysterie
'zeigen inid zwar .sowohl in Bezug auf das Temperament wie auch in Bezug auf das
Aidtreteii einzelner .\nfälle. Die letzteren sind d.inn von flen eigentlich epileptischen
Unfällen der Kranken sowohl durch ihre ganze Ei-scheinnngsweise wie durch ihre
Kniiiipfi' in gloicher Folge wfe bt-i iliesir uiltnt
Hiii.stüi7.fi)s »Jcr Krankpn, dip Abwescnlicit m>ii i
liiss, (Ins Erhaltonblciben einer gewissen R<>nctioii auf iinssore R«
Z<'i<'hPn, dnss <'s sich nicbt um di«.' völlij^c Anfhi-biiris' *l«-*s BowiismIs«!
ganz iinwillkürlirhcn Znckunjion wie boi der Epilrpsie hnntlflt. I>fn
ffir <lii' Nirlit/.ugchririgkeit solcbiT Anl'fillc zur Kpilepsio lipfcrt der Ti
dir- Bromtlicrapit' liier vüllif; wirkungslos ist, wriliroml die «ar Mcaä
Hysterin pwigrnctpn MaasRri'j;c>ln eine vollstilndigo Hi-soitimmg drT Anfuili'
können. Ks kommen aber aueb Ffille vor, in welchen nach liUiüerein Brstel»'
erwalinten Anfälle solclie von wahrer Kpilejisio hieiziitroten. Da» Kini
Ktündiger l'.ewusstlnsifikeit, die gänzlirli)^ lieactionslosifjkt'it auf Keiir in i
im negiiiii zu beobachtende Itlfisse nnd tlie nachfoljjeiido ryan«»*»«, die Vw
nnd Znngenbisse kennzeicbiieii diese Zustände als w«>sontli«*h von drr H'
schieden. Ein (Viterinm, das bisiier zur L'nterscbi'iilunp ilicnen k<mnlr
das l-'ehlen <ler l'iipillciist.'irre im liysterischen Anfall ini («•gciisats tn il»
niä.ssipein Vorbamli-nsein beim epilejitiscben Anfall — , hat sich nach neoi
HUchungen als nicht .stichhaltig erwiesen. Es konimcii iiürnlieh auch aaf
schwerer hysterischer Anfälle Stadien vor, in welclu'i« die |'ii]»il|rM lirliao
Allerdings ist dies hier meist eine viel llücbtigere Ersrlieimin'- '-f^
Anf:dl und ihr Vorknminen ist ein viel weniger häiiliftes. >Vh . ; ,r 4
Scheidung beider Zustände ist .incb in Killleu der tot/,ti!r>\ Ahnten Art d»
der liniintlier:i])ie, indem diese nluie Wirkung bleibt, so l.ingn es sich nnr
|e|)sie;Uuiliclie St.idien des grossen Anfalls bandelt, währoiui »ii« be» Hinwlri
E|iili-iisic> Miif ileieii Anfnlle Eiiifluss ^ewiinit.
I.
IbcriB I,. Pflinirngkitunfi an« d<>r Fun. in Crneifiira**, ünli>rrun. Thl*«|i(«tr«p. nmftwt
ilnuirnJc Kräulfr mit ini«W elMao HpiKchigpn BlRUtTti. Von dt'ii 20 Arten sp" : ' •*"|8
eurrrpa^ iintl Klninasipii».. I. amnrK I.. i^t t^liiM <Mttjttlirtf{o All SQilw^xt- iin<1 '• vM
]ht' nlt tlnrlta Ihfriilif; lil>f<f.)iricUpi)n l>ruKe «(«triiilt vun 1.P|' iil i il in * Ihrr
IcMhyol. Diirrh trockene Destillation eines bei Saatfeld in Tirol vnr!, ■ "■
Ucberrc'stc vorwcltlieher Fische führenden (Jesteine.s rcsullirt ein
fluorescirendcs Ocl, welches mit Schwefelsäure sulfonirt wird. Dci. u . .|
milfonirten RAhfils stallt Aip lehthvol.'in IfonaSuri» Attr »«l^t.^» »....i
lußM
hyol
— ß67 —
lehthyosis]
Natrium sulfoicbthyolicum, OsH^SsOeNn:, eiue schwarzbraune, tlicerähnliche Hasse,
vierig iu Wasser und Aetherweiugeist löslich.
Ausserdem sind Verbindungen mit Lithium, Zink und Quecksilber hergestellt. Auch mit
aloTden, wie Chinin, Morphin, vermag sich die Sulfonsäurc zu verbinden.
Ichthyol ist für den Organismus ganz unscbiidlich ; in einzelnen Fällen folgt nach ihrem
>ren (lebrauch Miliariaeruption, Hyperidrosis, auch ist einmal Erythema papulosum be-
shtet worden OVerner). Häutiger stört die Anwendung Uebelkeit und heftiges Aufstosscn,
>oders bei Personen mit empfindlichen Verdauungsorganen. Diese Uebelstände werden
ch das flüchtige Ocl im Ichthyol veranlasst, welches zugleich auch den unangenehmen (ie-
1 und Geschmack bedingt. Die Ausscheidung des Ichthyols erfolgt durch L'rin und Koth.
In die Therapie wurde das Mittel als ichthyolsulfonsaures Natrium 1885 von Unna cin-
ihrt. Nach ihm gehört es zu den reducirenden Mitteln und wirkt demgemäss überhiiutcnd,
lomend. An dieser Wirkung sind die Ichthyolsulfonsäure und das Ichthyolsulfon betbeiligt,
rcnd eine die Oberhaut gerbende, häutchenbildende Eigenschaft nur der ersteren zukommt,
erall dort, wo eine Hyperaemie, eine Entzündung sich etablirt hat, wird Ichthyol vermöge
ler gefässcontrahirendcn Eigenschaft heilend und zugleich analgetisch wirken. Unna em-
blt CS demnach bei Acne, £kzem, Liehen urticatus, Urticaria, Erythcp, Herpes, Intertrigo,
brennungen. Später ist sein Indicationsgebiet noch erheblich erweitert worden. Man benutzt
lei Hyperaemien der Nase, des Pharynx und Larynx, wie bei gichtischen, rheumatischen und
STCuIösen Gelenkschwellungen. Auch bei der Behandlung acuter und chronischer Entzündung
Exsudatbildung im kleinen Becken hat es sich einen Platz gesichert (Freund, Kötschau);
nfalls gerühmt wird seine Wirkung bei Prostatitis (Freuden berg). Innerlich wurde Ichthyol
rst zur Unterstützung der äusseren Anwendung bei verschiedenen Dermatosen gebraucht,
ter, als man aus den Untersuchungen von Zuelzer, Helraers, Ceconi in dem Ichthyol
Mittel kennen gelernt hatte, welches den Eiwelsszcrfall im Organismus verhindert, die
Inissvorgänge im Darm verringert und die Assimilationsthätigkcit der Zelle wesentlich er-
t, als Fessler und Abel gezeigt hatten, da.ss pyogene Streptokokken, Erysipelstrepto-
ken, auch Gonokokken durch Ichthyol schnell abgetödtet werden, wurde es gegen eine
3se Zahl von Krankheiten innerlich versucht. Es regelt mit Sicherheit die Peristaltik,
t den Appetit an und hebt dadurch Körpergewicht und Allgemeinbefinden. Man reicht
laher mit Vortheil bei Darmkatarrhen, auch tuberculösen, bei Lungen tuberculose (Gohn),
Rheumatismus und Gicht (v. Nussbaum), ebenfalls hei Beckenneuralgien und Ischias.
h bei Influenza, Pertussis (Maestro) und chronischer Bronchitis bat es gut« Dienste ge-
bet. Dosis äusserlich zu Einpinselungen und Einreibungen rein oder mit Wasser u, in
-20proc. Salben, Linimenten, in 2 — 3proc. wässeriger Lösung zu Inhalationen, zu Injcc-
en 3,0:100,0, zu Vaginaltampons 5,0 — 15,0:100,0 Glycerin; innerlich mit Aqua » drei-
täglich 4—40 Tropfen bei Tuberculose, in Pillen ä 0,1 zweimal täglich 2—5—12 Stück.
Anytin: eine 33 proc. wässerige Lösung der Ichthyolsulfonsäure. Es macht Ichthyol-
sulfon, aetherische Oele, Kampher, Phenole wasserlöslich (Anytole).
Ichthalbin: eine chemische Verbindung der Sulfonsäure und Sulfone des Ichthyols
mit Eiweiss. Feines, graubraunes, geruch- und geschmackloses Pulver, welches
durch den Darmsaft allmählich in seine Componenten zerlegt wird (Sack). Erzeugt
weder Aufstossen, noch Uebelkeit. Für Kinder bis 1,0 pro do»i in Chocojade, für
Erwachsene 1,0—2,0 2 — 3 mal täglich bei Darm- und Ernährungsstörungen.
Ichthyolcollodium (Ravogli): Ichthyolum 12, Spiritus aethereus, Collodium u 44.
Ein- bis zweimal täglich aufzupinseln.
Ichthyolfirniss, Vernisium IchthyoM (Unna): Ichthyolum, Amylum u 40,
Solutio Albuminis 1—1,5, Aqua ad 100.
Ichthyolliniment: Ichthyolum 10, Oleum Amygdalarum, Aqua Calcis u 5, Aqua
Bosarum, Glycerinum u 40.
Ichthyolopodeldoc (Dieterich): Sapo stearinicus dialysatus 60, Sapo oleinicus
dialysatus 40, Spiritus 798, Ichthyolum 50 — 100, Oleum Lavandulae 2.
Ichthyolpaste (Leistikow): Calcaria carbonica 10, Zincum oxydatum 5, Amylum,
Oleum Zinci, Aqua Calcis » 10, Ichthyolum 1—3.
Ichthyolpuder; Zincum oxydatum 20, Magnesia carbonica 10, Ichthyolum 1—2.
Ichthyolsalbe (Unna): Ichthyolum 10—20, Lanolinum 60, Aqua destillata 30.
lohthyolseife (Unna): Sapo Kalinus, Oleum Cadini u 2, Ichthyolum 1.
Ichthyolsuppositorien (Freudenberg): Ichthyolum 0,3—0,75, Oleum Cacao 2
bis 2,5. Bei Prostatitis.
J. JACOBSON.
fOsU ist eine immer vererbte, in der frühesten Kindheit auftretende Erkrankung
Haut, welche sich durch Verdickung der Homschicht oder durch hornige Warzen
raktcrisirt. Seltene Fälle von Ichthyosis congenita verlaufen meist nach kurzer
i tüdtlich. Die Ichthyosis ist ein ungemein häufiges Krankheitshild, wenn man den
Irigsten Grad derselben, Liehen pilaris, einschliesst. Die höheren Grade, Ichtliyosis
da und serpontina, sind etwas .seltener, der höchste Grad, Ichthyosis hystrix, sehr
[Ichthyosi»
— (lOfi —
sp|t<'ii. I?ci li-txtciTr liildr.ii sich warzi^iiarti^o Klfluri-üiH-iiZfi». •■i-'-
ganzen Kürpor vcrbirilrtcs l'upilloin ilai-sU-lli-ri, wäüreiul Flaeln
sclnvit'lig verdickt sinii. (ic\vr>liniieh sind diese lelzt^viiaimtcn '
Beufteflilclien der (Iclenke, nicht befallen. Ichthyosi.s kommt ^^
melir auf (gewisse (iegendeii, besonders die Strecksfitoii der Em
Mir. Kine iieuerdinj;s häufiger lipschriebeuc I'"orni, tlas K<T;iti>iria
bcschräukt >.ii'li ausscbliesülich auf l'iacliliände und Fiisssohlon. i
Befund bei Ichthyolischen ist die Verkiinuncrung der Haare und Ni.
der Ohrlrnt[(ch<'n.
Die Krankheit, welche eine quoad vitam durchaus günstige Pmj
die, uncomplicirt, keine suhjectiven Krscheinungeii hervorruft, wird
beseitigt, und es erwächst somit der Therapie die Aufgabe, «Uc ■•..
Hornschicht zu entfernen und die Haut geschmeidig zu vrhaltciL M*
Verfahren hierfür haben sich uns protrahirte Bäder mit Seifeiiv '
mögen letztere mit grüner Seife, Spiritus saponatus kalütus, Jiapli
ausgeführt werden. Alsdann haben Kinreil)Ungen mit 1 — öproc. "
Knden, die man ohne Schaden lange Zeit hindurch fortsetzen k .
ZU behandelnde Pityriasis capitis dürfte aui schnellsten li«.>seitigt wmi.-ji au
salicylii'um 1,0, rnguenlum einolliens ad ItMi.d. Letzttm's kann mau Br
bemittelte ratieuteii mit Oleum Sesaini bereiten l:iS!>en. Zu drusclh«
namentlich alier um die Haut geschmeidig zu erlinlten, sind iii.l!(T.nrj
empfohlen worden, besonders Mischungen von lilycerin, Vaselin. 1
Schweinefett allein oder mit Zusatz von ,J-Naphtol, Schwefel, Ut:-i.uiii lüJ
reducirenden Mitteln. Stärkere Grade von Ichthyosis verlangen unt« ti
Kautscinikeinlndlang, Schinierseifenumschläge, Touchirung mit Kali cai
(1: '2), während die Warzen des Hystricismus durrh den scharfen IJSW
wenicn müssen. Von iinieren Mittehi, Arsenik oder Lt?berthrrui.
fnnvziisischen .Viitoreu .Joseph •'mphchlt, wurde von anderen eii
sehen, ebenso wenig von 'l'hyreoiilin.
Die Coniplication der Iclithyosis durch Kkzenie* ist so häuKg, liaas
bei jedem Ekzem, dessen Ursache unaufgeklärt ist, auf Ichthyosis la
IciCftharZ) du n^re mehrerer in Cafpiine einboimisehpf Ieic4-Art«n, t>ildM getbwnaav,
KCmer, ilie sich in Alkohol und Ton>«ntinSI limu. E4 besteht »ii> x«•^i krjrstallclitmiilani :
Icloan, aimHerdpm enthalt eH noeh ein ftroorphc« Harx. du Kulophiin.
Icterus, Gelbsucht, ist eine \'ielen Krankheiten der Leber und der G.nlleim»f» |
.saaie Erscheinung. Ohne Betheiligung der Leber ist ein Icterus nicht
die Gallenbestandtheile ausschliesslich in diesem Organ gebildet »enfc
nbergro.sse Mehrzahl der Fälle steht es fest, dass der Icterus durch tdue !
gebildeten (iaiie in di'ii extra- oder intrahepatischen Gfuigen entsieht, dir!
in die l.yiniilibahnen, geht von diesen in d:is Blut über: die Farbstoffe
'Iheii in diMii L"nn ausgeschieden; zum Theil verbleiben sie in der
S<'hleiinhäuten, in den vcnsrhiedensten Geweben, dieselben inU*nsif
Gallensäm-<i wird i'betifalls zum Theil ausgeschieden, zum Theil verlil"'
und in den Gewebssäffen, wo sie in sichtlicher Weise auf «las Herz, il.
System und das Blut selbst einwirkt (Stauungs- oder Resorptimi '
zelne Fälle von Vergiftungen und Infectionen, bei der Haenio^
Stauung selbst in den feineren Gallengängen nicht mit Sich'
hat hier eine besomlers gehaltiviche zähflüssige Galle anzunehn
normal weiten CaiiäJen nur stockend fliesst (Polycholie), oder
cernirenden Parenchyni zu constrniren, wobei die in der Zelle
staiultheile sozusagen in verkehrter Ri<-htung abflies.sen. Für die Th«
diese viel erörterten Fragen des hepatogenen un<i haeniatogcnen
verschwindendes Interesse.
Es herrscht keinerlei Kinhelligkcit, ob und in wie weit Qberb-"t"> ■';•'
Beseh;ifTeiiheit der Galle zu beeinflussen möglich ist. I):is In
sicher eine reichliehe gemischte Mahlzeit. Auch können gallenlMmt n..
sonders die Gallensäuren, nur dann einen Sinn haben, wenn es $.ich um I
heilen olnie Icterus oder um leicht zu überwindende Hiiideniiisso in dm <
letpni!«
Irteriis i-ntarrltnlH»!
|li:ii>ili-lt Siiiisl kiinnoii sif die Staiiiiiig tlrr (i:illc nur iTliiilicn. Kiiiif;i' Mitii-I sii||<.'ii
tdif {(nfiil)tetv (i.'ilk'tiwegL', bcsondci-s die (iallciiblust', .'uin-gcn, ihren Inhalt kräftig
lin den Harm zu entleeren. Reizung der Vater'schen Paiiille im huodeiuiin mit
rstnrketi Sliuren lässt die Galle sieli im Strahle ergics.si'n, uml darum wurden seiner-
«eit M iiieraisiluren (Aciduni tiitriciun, Acidum nmriatieiiin) iniierlieh bei manchen
lletprusfnniinn versucht. Von den Drastici.« und stärkeren saliniselien A bfiihr-
[niittelti hat man geglaubt, d.xss die l'eristaltik in den oberen narmab.>*ehi)itten aueb
ine leblial'tere Bewegung- in den (iallemvcgen auslösen könne, oder ila.s.s der leise
pZug und Ilruck der sicli kräftig bewegendrn i »armabschnitte die (ialle wie durch
eine Art Ma.ssage au.'» der Bl-Aur aus|»ressen könne. Gewichtig empfohlen sintl zum
selben Zwecke mechanische .Manijiidationen, besonders das directe Ausdrücken
Ider fühlbaren Blase mit den Fingern, tialvanisatimi und Karadisation derselben.
lAuch die Bauchma.ssage soll äliidich wirken können. Bei nicht fieberhaften Fällen,
■ bei M-hmerzloser Gallenblasenge.scliwidst, wo erhebliche Wandveränderungen mit
IWahrscheinlichkeit auszusch Hessen sind, besonders beim Icterus gastroduodenalis,
■kann man gegen derartige Versuche nichts einwenden. Bei allen entzündlichen
lAfTectioiieit der Gallenwege aber kann ein kräftiges Drücken nur .schaden.
■ Mau hat zu unterscheiden zwischen einem Icterus mit vollständigem uiul einem
imit nur partielient Ab.'ichluss der Gailcnwege. Bei jeiKun flie-wt keim' Gallo in den
iDarni, was sich ans der Thonfarbe der Stiihb' erkennen lä.sst. Bei dem Icterus mit
Inur theilweisem Versi'hluss der Abl'ühnmgsi-anäle sind die Stühle nicht ganz entfiirbt;
Idie Ausimtzung des Nahruiigsfetls ist nicht so sehr bei-inträchtigt; die Selbstvergif-
HlUig ist geringfügiger, hoch k;inn jeder Icterus Krscheiimngen hervorrufen, welche
kian auf das FOindringen der Galle ins Blut ziu-ückführt. Am frühsten und lästigsten
Itritt der I'ruritus cutaneus, das Hantjucken, auf, dessen Intensität im Allgemeinpii
Idcr Färbung tler Haut entspricht. Gewöhnlich versucht man zuerst milde äussere
RApplicationen, am besten am Abend, weil in der Bettwänne das .lucken am hef-
lUgsten ist, Waschungen mit Kssig, mit concentrirten Lösungen von Wein- oder
Itilronensäure, die man auf der Haut trocknen lässt, Abrcibnngon mit Citronen-
Ischeibeii. Itann versuche man warme Bäder mit Zusätzen von Kleienabkochungen,
ICelatine, Malz, von Soda, Pottasche oder Borax. Viele Kranke greifen von .selbst
Edazu, sich kalt zu w;ischi'n, um wenigstens eine vorübergehende Beruhigung zu finden:
uuidere behaupl<'n sich besser bei selir heis.seni Wa.sser zu befinden. Von äiisserliclien
EMedicamenteii befriedigt noch am meisten Menthol in r)proc. Streupulvern oder in
Is — 5pntc. Salben otier als Meiitliolöl zum .\ufpiaseln oder als Menthol.seife. Pcjr Men-
Itholstift wirkt um- flüchtig. Abwaschungen mit 2 — 3proc. Karl)<dwa.s.ser stillen das
iJuckeii öfters viele dächte hindurch, bis sie endlich vers;igen (Vorsicht bi'i Kratz-
►ekzenienl); dann vcrstu'he ni.in Lösungen von Theer oder Theerseifeu, z. B. l'inselung
Emit Oleum eadijuim '2i),(), Glyccrimini 40,1'- S|iiritus viiii 30ii,(i M. f. linim.; ferner
iBchwefel-Naphtoi-'rerpentinseifen. Auch Ichthyol, gelöst hi Alkohol-Aether, uutl
Unit besonderer Kmiihase dasTurnenol sind gcrülimt worden (Tnmenoluni 10,n, Spiritus
vrini, Acther sulfiiricus, (ilycerinuin «u oO,0), ebenso W;ischungen mit Cliloralhyilrat-
llfisungen (:^prflc.), mit Linimenten aus Chloroform, Oleum Hyoscyami und Oleum
lOiivanun, Bestäubiiiigr'ii der Haut mit dem Sjiray, wozu alkoholische Salicylsäure-
piiid Subliniatlösungcn benutzt wmtleii. Von innerlichen Mitteln empfahl man Arsenik,
[4)hne ila.ss beim Pruritus i' ictero i'in durchschlagender Brfolg je gesehen worden
nvilru. Bei vielen Patienten wird die Empfindlichkeit sicher herabgesetzt iliirch die
beueren Nervina, ilas Antipyrin, Acetanili<l, Phenacetin, die man immer versuchen
Bolltv. Genügen sie nicht, so bleibt nichts übrig als eigentliche Schlafmittel (Trional,
Rtilfonal, Chlorabinid etc.) zu geben und schliesslich kami man zum Morphium gc-
twungeii werden. (Jegen die Kratzekzenie sind am besten Streupulver, z. B. d.ts
IPulvi.s salicylicus cum taico, anzuwenden.
r Ist die Ui-s.iche der Gullenstauung nicbt zu beheben, so tritt in kürzerer oder
psngerür Frist d.as tödtliche F^nde ein. Wichtig ist es, auf eine reichliche Diure.se zu
Richten, um die Ausscheidung der Gallenbestandtheilo durch die Nieren möglichst
nu unterstützen. In dieser Beziehimg köniun Trinkkuren oft gute IMunste leisten.
Ißchwei.sstreibende Proceduren dagegen werden bei schwerem Icterus nicht vertragen.
I CAHK.
Berns caiarrhallB s, gastroduodenalis ist charakterisirt durch eine mit M:igendann-
■jrinptomen auftretende Gelbsucht, welche einige Tage bis einige Wochen anhilll.
ITrtprn» «•nlnrrlinlli«
— «70 —
S(liiiiii7.i'ii fililcii, iIkiiso Kiflii-r. Meist siiul jii^:<^ndlichr.
<»(t tritt (lii> Kniiiklifil in (^i-liiliifti-ii K.llli-n, gi-lcgciitlirb
KiiidcmirMi, ;iuf. Der Alwhlu«< dur (J.illi- vom Darm ist ntlndi'itüai
wOhiilifh wHliriMid «li-r (tanzon Paiiir i1<t Krankheit oiii voll^' "■■'«■'■ 1
variiron tingt^incin. In drn l(>iolitcn Filllcn fühlt sich der <m
inGJHt ist rr matt iiiiii i-lciul. illicl und .ippotitlos, will nui iiv;:r'-ii <md
liior und da (llicrwii-p-ii Unriiln- und Schiiiflosigkoit. (icwöltnbdi i
Himptklanon; niunurlndcr Apjx'tit, M-Ibst Kkfl vor den S|>eisrtJ,
ri'liflki'it, l'latiilcNcvnz. U-icIitor >ScliwindRl, Müdigkeit.
l iir.wickinrissidc Nahrung, inft'Ctir>si- Kinflüssc, GemOthsbetn^^ap
Mn|f<Mid:iniik;itarrli Ihtviip; di-rscibu pflanzt sich vom l>aodi
runf;!»f;.'lnjti' der Lclicr fort; die ScIiltMndiuut des iJurtus
l>i<>h(> Si-Iiwrlhni>r nnd ili«' st'ccrnirtt'n schleimigen l'roducte, ier
pfropf, vprutopfcn den ('anal; und so rntsfi^ht riii Stauan|p$-Ic1<
jiher viflfarh die Ansicht vertreten worden, der Icterus ratarrludii *
oder Intdxtcation.Hkrunklieit, welche in der Leber selbst nsEpi Aa
i;Un^<Mi ilireii AM;;rin°Npniikt lialie.
Von der Annalinie ausgehend, dass die Krankheit meist dvtk
runf;Hniit1<'l hervorp-rufen inid niiterhalten werde, leitete niaa
P'wöhiiiicii mit eini'ui UrechmitTel ein. Pies ist jetzt nicht ■
Zeit, wo man den Irtenis lieinerkt, müssen diese Slaasen de
verlasMcn liaUen. Oehhalb ist e.s auch zweifelhaft, ob M
haben werden. Manche ei-Jalirene Aei-zte halten freilich
Individuen thn"cli eine |)ose Ipecai'uanha Krhrt-cheo «j
Knüf!;t man sicli mit einem Al)rnlinnittel. Bevorzugt wird
Wirkun;; wejjen das Kahnnel (l,i»— 1,5), :uif niebrrre Äch
vertheilt, eventtiell conihinirt mit Pulvis .Inl.npae oder
folpemle Hicinu.spalte. .Vndere tndimen ein suilinisrh-
Sennae compositum oder Infu.sum radicis Rhei !,(> — .ju^
Sirupus Mannae 25 M D. S. stündlieh 1 Ksisir.ffel bis
ranal nicht nur zu entleeri'U, sondern auch zu dt-sin:
die in ihrer Wirkung; freilich zweifelhafte 1 K-irmantiseutäw
xalicylicuni. Uen7.ona|dilol, Hesorcin werden dazti annwaarfL Ti
(iesichtspimkt ans wurden l)annein>;ie:ssuiigen in die
und hallen sich ^ut hewührt. Wenn man die Rntle^r^K
Vorderjcrnml stellt, so empfehlen sich nach Krull tilsiic^
W.isser von ZimnnTtemperatur: sucht man gleirlixntis e^
xielcn. uni die iialle zu vcrtlüimcn und die Vis
steigt'ni, so verdieaen nach .Mosler kleine laue
Anis-, Kamillenthe«> event. nut Zus.ttz von NatriniB
\viederh(dt, den Vorzug. l>iese Behandlung mit La-
Krankheit fortja'St'tzl werden. l>a.s-selbe ist der FaB
V.ils), alkali.sch-nniriatischen (Ems^ und alkalisch
In ilen ersten Tagen der Krankheit hst
Nahrtmgsaufnahine ist im Beginn der Krankheit
jrradipi'U Kssunlust gering. Schleimsu{>{>cft,
Theo, geröstetes Brot, Zwieback, gekochtes (.Hist, Fi
monaden, li-iciite Säuerlinge. Siphon werden an
behalten. Hebt sich der Ap}M'tit ein wenig, s»
Wenn die .\bneigimg gegen Fleisch vKrschwiiidet,
Krankheit abnimmt.
Zieht sich nach dem Verschwinden des
Länge, d:mn tr«.-ten die Bestrebungen in den Vi
oder durch mechaniseb wirkende Mittel £e
rdteminden. Gerade beim Ictenis catarrlialis fc^ ■■& «r
da$ Klektrisiren der Gallenblase unnreifellttfli»
14I««TBkra5ie (von gh»c and a4ttfiam(, "•c*~*hwwlirW
wild jene bes«mdei« .gastige nad kfiqKrHefae
B«fiUcMa gegen IwwtJM» iOBsere Veriultnisa»
r
071
Idiutie]
I ilaliei (.'iitwetliT .'iliiiuniii! Krsclifiiiuiigcu zcigon iu Fällen, in welchen ilio
1 Mehrzahl der Menscbeu vollständig ohne Symptome bleibt, oder sie
besondere Gelüste für Diuge, welche den .inderen vollständig zuwider und
i sind. Die Idiosynkrasie iu ersterer Beziehung kann gerichtet seiu: 1. (ipgen
© Speisen. Bekannt ist, dass es Menschen giebt, welche nach dem Genuss
beeren, Morcheln, Gefrorenem, von Hummern, Austern oder Krebsen u. s. w.
Bchiüge, btisonders Urticaria, allgemeines üebelbclinden, choleraartige Kr-
Igen l)ekt)mmen. 2. Aehnliche Erscheinungen werden bei gewissen Individuen
ßtinuntfii .Medicamenten beoliai-htet. Idiosynkrasie gegen Jod, .lodoform,
Iber, Atropin, t'opaiva, Terpentin, t'hiniii, Anti)iyrin ii. s. w. Ebenso . kommen
plteneu Fällen bei der .Anwendung des elektrischen Stromes vor, zu-
hier so, da.ss mir gegen die eine Art der Ströme, den inducirten oder con-
f Idiosynkrasie entsteht, ii. Kudlirh kann Idiosynkrasie gegen gewisse Sinnes-
ke bestehen, bei gewissen Farben, l'^iuptiiidlichseingegeiigewisseGeräuscheu.s.w.
Idiosynkrasie gegen gewisse Thiere, S|iimien, KrOten, gegen gewisse stnrkü
hört hierher. Jene Form der Idiosynkrasie, welche darin besteht, dass Lust-
da geweckt werden, wo bei .\nderen L'rdust und Aiischeu hervorgj.'rufen wiril,
er dem Namen der Pica bei Schwangeren und unter den verschiedensten
Umstünden, besonders bei Hysterischen, beobachtet. Die Abnormitäten, welche
uelle Idiosynkrasie" ausmachen, gehören nicht hierher.
Idiosynkrasie kann angeboren sein und ist zuweilen hereditär und familiUr
ize Familie hatte Idiosynkrasie gegen Hulter, Mendel), sie kann erworben
U) (lauenni bestehen oder auch intermittirend und remittirend sein, endlich
t vorübergehend bei dem Eintritt gewisser physiologischer oder pathologischer
lisse sich zeigen, in ersterer Beziehung ist die Zeit der Menstruation und Grn-
»esonders zu nennen. Handelt es sich nicht um diese letzteren Verhältnisse,
in der Kegel die Idiosynkrasie auf einen bestehenden krankhatten Schwäche-
des Nervensystems zurückzuführen sein. Idiosynkrasien kommen bei den so-
Mi Degenerirten, l)ei den centralen Neurosen, Hypochondrie, Hysterie, Epilejisie,
»Uständig zu Irermen ^ind von den Idiosynkrasien jene Abneigungen oder
Uen gegen bestimmte hinge bei Geisteskranken, wenn hier die Abneigung
isscn Walmvoi-stelluiigeii beruht.
ilJelianrilung der Idiosynkrasie wird, wenn diese angeboren oder in früher
prwurben erscheint, im Wesentlichen Aufgabe einer verständigen Eraiehung
les gilt besonders bei den oben unter 3 genannten Idiosynkrasien. I>a, wo
synkrasien auf dem Boden der genannten Krankheiten des Nervensystems
twickeln, werden diese nach den speeiellen, für jene Krankheiten geltenden
Uzen zu liehandeln sein. Da, wo es sich nur um kurz vorübergehende Zu-
handelt, wird auf eine Behandlung überhaupt verzichtet werden könuen, und
rd den Idiosynkrasien Kechimng tragen nulsseu, um nicht durch die Ein-
r der iriili\iduell wirkenden Schädjichkeiteti schwerere Zustätule hervorzu-
Dersidbe (irundsatz der Prophylaxe wird überall da Platz greifen müssen,
ilirung.sgemä.ss erheldiche krankhafte Störungen durcli gewisse Speisen oder
ncnte hervorgerufen werden. mendei^
)er Ausdruck Idiot wird von Manchen abgeleitet von Wto»- in dem Sinne „be-
ein", von Anderen von o Wtoinjc, der Privatmann, ;ils i-in Mensch, der von
mterschieden ist, welcher ein ticsehäft hat, das (^in Idiot nicht führen kann,
henland war die Unfähigkeit, in das öfTentliche Loben einzutreten, glcicL-
nd mit geistiger Schwäche. Unter Idiotie verstehen wir einen geistigen
chezustaiid (Blödsinn), welcher auf einer in Folge von einer
licit des Gehirns entstandenen Ent w i cklungshemniung der geistigen
(inen beruht. Die Ursache jener Gehirnerkraukung kann liegen: 1. im
erbliche Anlage zu Geist<>skrankheiten, Heirathcn unter Blntsververwandten,
ng im Rausch, Alkoholisnms, .Morphinismus der Ascendenz), "J. in Schädlich-
weiche den Fötus treffen (Traumen des Uterus, Erkrankungen der Mutler
inskrankheitiMi, Syphilis], erhebliche |>.>iychisidie AITe<'te iler Mutter wiihrend
wangerschaft), 3. in Verletzungen des kintllichen Schädels während der lieburt
Stehen des kindlii-hen Kopfes im kleinen Becken, Anwendung des Forceps
he LähmuiigJ), 4. in Krankheiten im Kindesalter, unter welchen besonders
Aujiuiw« — iw — OWH iiwiim^ vvu
gencrationszeicheii" nennt, die ncquirirte leigt sie in der R-
nilcr geringere Smnme von K<Mnitnissen, weicht- hei «lfm iin.>i. n t«
können, ist abhängig von dem Alter, in wfilohein <Ho Gchinikrinkhtit
nie Therapie ih'r hhotie hat zuerst ilie Pr op liy lux e iIitmcIIk
fassen. Hier koinnit in Hetraciit die HerürkNit-htigung .-illi-r jener
erfahrungsgeniäss liereits im Keime die l'rsai'lie für ilir Idiotie alij
Aerztlielie Abnialinnrigen in Bezug auf Heirathen in hflasteti- Kamihen
wcnigst<-ns versueht werden. Beschriinkung des Alkoholisiniis und dw Sj^
auch ein Hcrabgeheii in der Zahl der Idioten zur l-^olgi- hnliini.
Bei der Behandlung eines idiotischen Kinde« wird zuerst die Fo
firtern sein, ob <las Kind in iler Familie bleilx'n ntlcr in ein- '■
werden soll. Als Gnuidsatx kann nach dieser Rirhtung hin
dass ein idiuti.sche.s Kind mit der Vollendung des tiochsti*n Lei,.u:j
.Vnstalt zu bringen ist. Kinmal sind die Klteni in der K«'{r«*l unj^
Kind mit seinen krankhaften l'narten zu behandeln, und nur zu leicSTi
die (ieduld und greifen zu Strafen da, wo Milde mit Kmst gejia-trt isn 1
Andererseits* sind für den rnl<Trielit scdcher Kin<ler mid die M'
enlwickelung gewisser noch vorhandener Fähigkt'itcn nur in
passenden Lehrkräfte und die besondere Art der Uiiterrifht.>sn)ittrl ru
knnunt, da.ss, weini Geschwister im jugendlichen Alter im citerlicbrn
banden sind, diese .sehr leii'ht durch die stete Anwti-senhcit d«."S IdioU
geistigen Kntwickelung gestftrt werden köinien, durch N.-ichuhmuo
jenem anmlimen können u. s. w. Aber auch schon in ilrn frühr
vor Aufnahme in die Idiotnnanstnit nuivs die Krzichunj; iliw Ki
])aNsender Weise geregelt werdi'n. Körperliche Züchtigungen sin'
zn.scltli<'.ss("n: die sogenannten bösartigen Idioten sind in d«T Hegel in iUimI
ein I'rodiict schlechter oder grau.sanier Behandlung. Auf die individuell
l'ilhigkeiten ist besondere Kück.sicht zu nehmen und boi der Krzielinng^
vergessen, da.ss es sich bei der Idiotie nii'ht mehr nni »dno Krankheit,
ilas l'nidnct derselben haiideli, mut dass versucht werd«>n nui««, den flur
Störung oder mangelhafte Kntwickeinng einzelner Tlioile dtrs Hirn», einwl«
ilessellien erzeugten hefect durch die mr>giii'hst grosse Kntwickelun;
Theilc, welche erhalten bliebi'u, .so viel wie möglich wettzumachwi. I>i#
lehrt, dass nach dieser Richtung hin manche, selbst übcrra^scheini); F.rfil
werdeir können. Auf die Kntwickclung der Sprache ist ein hesotidcrf» '
legen: dazu bedarf es besonders geschulter Sachvei^tändiger.
ha, wo die Idiotie mit häufigen epileptischen Anfallen einbfflt
man die Krompraeparatr' in Ilosen von 2 — '.\ — 4 g einmal tairlic)i je nun
an: ni:ui siebt mit dem .Nachlassen der epileptischen Atii
Ileus]
^^lit^i-illt' i'iitwirk<'lii und ziincilcii lifinitheii , oiiicii cigriioii H:iuüs1.'iii(1 griindmi uiitl
^B-selbst.stäiuliji; sich Dnifibri'n. Dio Puiiction des Hydrnrephiilus wird in geeigneten
^■Fällen ditirli dii; Liiiiibal|)inn'tion* ersetzt werden können. Für die mikrocephalon
^ftldioteii schien die Kraiiicktomie, welche, niichdem sie schon von Füller und
^Bvon Gueniot ausgeführt worden war, im Jahre 1891 durch Lanneiongue in einigen
^■20 Fällen versudit wurde, neue Aussichten zu eröffnen. Man glaubte, diu-ch Eröff-
nung des Schädels, welcher in Folge der vorzeitigen Verknöcherung der Nähte zu
t klein blieb, dem Wachslhuni des Gehirn.s jene mcchatiischen Hindernisse aus dem
Woge zu räumen. Die erzielten KrlVtl^e entsi*r;K'lien nicht den Erwartungen. Nicht
nur, dasfi Besserungen überhaupt nicht eintraten oder balii wieder schwanden, traten
in einzelnen Fällen auch Lähmungen, Krämpfe nach der Operation auf. Es scheint
denuiach die Erfiffnung des Schädels bei Idioten nur in denjenigen Fällen gerecht-
, fertigt, in welchen bei Erwachsenen die Trei)anatinn ihre Indicationen findet, bei Gc-
^Jbimgeschwülsten, Schädel fracturen und Impressinnen.
^H Die die Idiotie häufig begleitenden Lähmungen und Contracturen sind nach den
^Bfür sie geltenden Grundsätzen zu behandeln. Die Üiaet uiuss kräftig, aber reizlos
^Hsein. Spirituosa sind zu vermeiden. Körperliche Bewegung, auch Turnen, ist, .sofern
^pdie Glieder nicht gelähmt sind, ein wichtiges Mittel bei der Erziehung.
Ilcuit. Die Erscheinungen des Ileus sind völliger Mangel des Abgangs von Koth und
Flatus, Auftreten eines tecaleii oder diffusen Meteorismus, von kolikartigen Schmerzen,
welche anfangs mehr circumscri]it sind, später mehr diffiLs über das Abdomen sich
^verbreiten, sowie von Aufstossen, Erbrechen, zuletzt von Kotherbrechen. Hiermit ist
leine schwere Störung des Allgemeinbefindens verbunden: das gesammte Bild des
chweren Collapses* nebst allgemeiner L'nruhe und Angst.
Der Ileus ist entweder ein rein mechanischer oder «lynamischer oder ein com-
Lbinirt mechanisch-dynamischer. Die Verengerung des Darmlumens kann erfolgen durch
^Verstopfung von innen oder durch eine Compr<.'s.sion von aussen: in der Mitte zwischen
[diesen beiden Fonnen steht der Ileus in Folge von InvagLnation. Der dynamische oder
paralytische Ileus i.st zu lieohaehten bei localer oder diffuser Peritonitis, sowie bei
kmanchen neuroparalyti.schen Zuständen. Hat sich ein Ileus ra.scli entwickelt, so
[»uss therapeutisch schnell einicegriffen werden. Es gilt dies vorzugsweise von dem
Jtrangulations-Iieus, welcher ilurch stdir schwere Erscheinungen, namentlich sofort
Inuftretende intensive Schmerzen und raschen Eintritt von Collaps, sowie durch einen
Ifondroyanten Verlauf ausgezeichnet ist. Es kommen aber auch acute Formen des
l^Obturations-lleus'' vor, welche sich schnell entwickeln. Die peritonitische Darm-
Iparalyse tritt gleichfalls häufig unter dem Hilde des acuten IletLS auf. Die chro-
Itiischen Fonnen des completen Darniverschhisses sind meistens übturationsformen.
Für die Diagno.se des Sitzes der Occlusion sind maassgebend der Sitz des
Linitialen Kolik-schmerzes, fenier der Ort, wo etwaige Tumoren oder Resistenzen bei
Ider äusseren, sowie bei der nie zu unterlassenden rectalen und eventuell
raginalen Fntersuchung zu fühlen sind, das v. W ah 1 'sehe Symptom, welches dariu
Ibesteht, dass sich zuweilen die oberhalb der Öcciusionsstelle gelegene Darm-
Jetrecke gebläht und uirhevvcglich durch die Bauchdecken hindurch sehen oder fühlen
IJässt, in dei-selbeu Gegend sichtbare peristaltisclie Bewegimgen, welche immer nach
^demsi'lbfn Ort hin verlaufen. Bei Düiuulannverschluss ist der Shock schwer, das
Erbreihen erfolgt früli, der Meteorismus ist anfangs nur auf d:is Epi-, Meso- und Hypo-
g:Lstrium localisirt und der Indicangehalt des spärlichen Harns ist schon früh be-
ideutend erhcdit. Beim Dickdarmverschlu.ss tritt das Kothbrechen erst relativ spät
Lauf, ebenso ist der Collaps weniger schwer und der Indicangehalt des Harnes ist,
Ivenn überhaupt, erst nach längerem Bestehen des Zustandes erhöht, d:»s Abdomen
Bt meist gloichmässig aufgetrieben. Für Duodenalstenose ist starkes Erbrechen von
[Oalle, sowie anfangs i.solirte Auftreibung der Magengegend charakteristisch. Ein
?itz des Hindernisses im oberen Rectum ist zu vermuthen, wenn per rectum höchstens
*/a—^U I Wasser eingegossen werden können. Für die Locaiisationsdiagnose im
Dickdarm ist noch die Luftauflilähuiig per rectum mit gleichzeitiger Auscultation luid
die Percussion de.s Bcctuin nach \V:isscranfüllung verwerthb.ar. Differential-diagnostisch
pintl Pseudo-lleus, sowie ib'usälinliclie Zustände der Hysterischen .•uiszu.schlie.s.sen.
I Für die BelKUulhiiig ist die Schwere di« Allgemeinbefindens und die Frage von
IWichtigkoit, ob der Üai-m sich im Zustande der Bewegung oder der LähmuD'
I 0. Litlirc'leb. EarjrklopMilie. II. Bitoil. ^j}
fTTü«
— 674
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findet. Wenn nicht (muo [irim.lrf rwitonilis die Ursache des Ueas^ ist,
wir isolirte Darmiiihiming „geblähte uiibi'wegliche Damischlinge ohne
Maiigi'l von Damigcrnuschen. Lässt man den Verlauf dvs Ileus tui))«)«iiiftiA
kommt es in seltenen Fällen zu einer spontJinen RückbildtiDg der !?yiiipU<iD«. b
deren Füllen lo.st sich zw:ir der Symptomencomplox auf, es koniint aber boM
oiucni Recidiv desselben. Meist führt der unbeeinflus.st« Ileus zum Tode
toniti.s oder auch durch Septicupyaemie, mnnchmnl auch durch Scliluckpa
andePT AiLsgang i.st die Entstehung eines Kothabscesses mit Fi.stflbilduni;. V(
innerlich behandelten Füllen starben nach den übereinstimmenden Erfahrungen
dener Autmvn (C'urschmann, Goltdaramer, Fürbringer, Senator) '„
operirteii l^'üHen fast die gleiche Zahl. Wenigstens berichtet Treves über
lungen unter 15") operirten Füllen, Schramm über 08 Heilungen unter lt«6
FiUleu und (tbalinski brachte 3H Fälle unter HO operirten Fällen rar
Unter 32 Patienten Kümmeirs, welche wegen Ileus laparntomirt wurden, stardaa
unter 15 von demselben Chirurgen wegen Ileus enterostoniirten Patienten >i
nur 2. Für die künftige Indicatinnsstellung grundlegend sind die Darlivunf»«
Naunyn, welcher unter 288 operirten Fällen bei 117 i. e. in 51 pCt. Heilin^
statirte. Dabei betrug der Procentsatz der Geheilten 75 pCt., wenn die Ci
am ersten oder zweiten T;ige nach Beginn der Krkrankiuig vorgenommen
Procentsatz der Heilung der am dritten Tage ()perirt«'n betrug 34 pCt.. I»ri
nähme der Operation an späteren Tagen schwankte der Proeentsat« dw Hi
zwischen 30 und "lO pCt. Hie Entscheidung soll mit Röcksicht auf die
der Naunyn'sclicii Untersuchung, wenn irgendwie möglich, vor Ablauf des f
Tages nach Beginn der ersten Erscheinungen fallen. Die Entscheidung wird da
wo es sich mit Sicherheit um Strangtdations-Ileus handelt, denn hier i*t ark
übereinstimmendem Urtheil die sofortige Operation indicirt. Auch bei g,kiüiJiiliii
oder früher vorhandener Hernie soll nach Naunyn eine sofortige OponlioB «Wf
genommen werden. Nur beim Yidvulu.s des S romanum kann man abwarlra, wm
das Hilti des Ileus nicht gera<le auffallend schwor ist. Ileusfillle, «relrbe Ard
Fremdkörper oder durch Gallensteine bedingt sind, erfordern auch nicht in jefci
Falle ein chirurgisches Eingreifen, hier ist die Eigenart des Falles, vor Alka 4r
Schwere der Erscheinimgen maassgebend. Bei den chronischen Formen des (Mt^
rations-Ileus ist die Entscheidung nicht so dringlich, hier trt'ten uiancbmal
gehende Bessfrungen auf, und es empfiehlt sicli in .solchen Fällen, wenn nirfct
dringende Indicution vorliegt, die Operation zu einer späteren Zeit > niiumliim,
wo nicht die ausgeprägten Erscheinungen eines lleiw, sondern nur div)«^!«
der Darmstenose vorliegen. Der Ileus in Folge von Invagination »in^- -">f
Fall chirurgi.scli liehiuidelt werden, doch ist auch hier, wenn nicht '
vorliegen, eine Frühoperation, d. h. eine in den ersten 4S Stunden > ot^imrlii
Operation, nicht absolutes Erforderniss. Leider können wir nur in der Minden^
der Fälle die Diagnose der Art des Ileus schon in den ersten Tagtwi mit soUtf
Exactheit stellen, dass wir in jedem einzelnen Fall die ('ons»queni der ebea «••
wickelten Grundsätze zu ziehen vermögen, aber da, wo die Diagitose auch nvr »
nitluTud sicher ist — und ilas gilt vor Allem für den Strangulationii-Ilcu« — t*
jedes Zögeni verfehlt. Wenn es gelingt, vor der Operation ein Urtheil über 4b
Sitz der Occlnsion zu gewinnen, so wird dem f'hirurgen ilic Arbeit erleichtert uri
die Gefahr des Eingriffes bedeutend vermindert. Die Art des Ieut4'>ren — Am?
praeternaturalis oder Laparotomie — hängt von der Eigenart des Falle« ah, tht^-
weise auch von dem Vorhandensein von rumplicatioiien, besonders von PrritcMit»
In denjenigen Fällen, in welchen ein klares Urtheil über Art und Site der Ücctaite
nicht zu gewinnen i.st, befolge man im Allgemeinen den Grundsatz, »dort ofttnäf
vorzugehen, wenn der Ileus acut und unter starken Schmerzen begonnen hmt ^
werni noch nicht 4S Stunden seit Beginn der Erscheiinmgen verflomnn sind, stt
kaim J4>doch ein weiteres Zuwarten verantworten, wenn der 11' ' ' iij^nr dmit
und die Erscheinungen nicht auffallend schwer sind. Sind > <'bfianga
vrm Peritonitis vorhanden, so gelten für die Behandlang die für dit- Therapie «W
Peritonitis maassgebenden (inmdsätze.
Diese Aufgaben der imieren Therapie Kind: Richtige Eniähnmg, Beltlinulton ^
.''chmerzen und des Erbrechens, Kuhigstelinng des Darmes bei almurui regwr Pwfautrtt
und In einzelnen Kftllen auch ein sclulchtemer Versuch, rtaii D.innluuien «iit«lr>r «rtf
wtoB,
I
fllcns — G75 — ^ Ileus]
IsaiM zu iii:irlti-)). Im Aiifaiiiü; ist jcilc Naliruiigsziifulir per o.s wngeii Rfirkstauuiif;
EU verbieten. Man besclir.'iiilcf' sich darauf, den <|u;lleiu!en Durst der Patienten durch Be-
pinsehiugen der Lippen initGlye'Tiu, diircliAuswascliun dosMundes mit feuehten Läppchen,
durch Spülungen lies Mundes mit Eisw.-isser oder kaltem Pfefferminzwasser zu stillen.
Man erlaube höch-stens mit Co^iiiac befeuchtete Eisstiickchen, welche lange Zeit im
Munde behalten werden sollfn und nur selten pmummen werden dürfen. Von Ge-
tränken gebe man per os höchstens einige Schluck kalten riiampagiier, dagegen
vorabreiche man mehrmals tiiglicb .'!7" warme Klysmen von phy.siologischer Koch-
salzlösung (ca. 20() ccni) oder Bmiillon-, Wiün-Klystiero. [)auert der Zustand schon
Hehrere T:ige, so gebe m;in nebfti diesen Klysmen noch eigentliche Nährklystiere.
[Bei auffällig raschem Kintritt von Wa-sserverannung der (.iewel)e schreite man zu
subcutanen Knchsalzinfusionen, die besonders direct vor der ()peration em|*fehlens-
Jwerth sind. Ein Versuch mit suiieutaner Eniährimg (Fett, iOproc. Zuekerlfisung)
kann in einzelnen Fällen gleichfalls in Betracht kommen. Man vergesse bei der
rectalen FliissigkeitszufuJir nicht, (la.ss beim Heus Anah'ptica nfithig sind, mui mi.sclu^
lalso den Klysmen neben Wein noch Coffeinum Datro-salicyliciiin 0,2 4nial täglich oder
lTinctur;i Valerianae bei. Bei drohendem Collaps mii.saen alsbald Kanipherinjectionen
I in ausgiebiger Zahl gemacht werden.
Eine Bekämpfung der Schmerzen, des Erbrechens inid einer abnorm regen Pe-
ri.staltik wird durch die Verabreichung von Opiaten erzielt. Es ist ein directer
Kunstfehler, beim Ileu.s innerliche A bfiihrmittel zu geben, dagegen müssen
die (»iiiumiinieparate sofort, allerdings mit streng iiidividualisirender Indications-
stellung, zur Anwendung gelangen. Ueber die Wahl des Praeparates und über die
L Grfisse der Posis gehen die .Vleitmngen etw:is ans einander. Frerichs, Curschmaun
^nind Naunyn warnen davor, häufig grosse Dosen von Opium per os zu geben, da
^iHan bei der ungleichmässigen Resorption, welche beim Ileus stattfindet, plötzlich
eine Opiumvergiftung erleben kann; auch die Resorption des per rectum verabreichten
Opiums, ist keine gleichmässige. Trotzdem dürfte die rectale Zufuhr des Opiums
gegenüber derjenigen per os einen Vorzug besitzen. Die Dosis ist individuell ver-
* schieden; man gebf Opium so lange, bis die durch die abnorm starke Peristaltik
erzeugten Schmerzen nachlassen. Trotzdem einzelne Chirurgen die (»piumbehandlung
für irrationell erklären, weil sie das Bild masquiren, so ist an ihr doch festzuhalten,
denn der Arzt hat, wie Naunyn treffend bemerkt, nicht das Recht, „dem Knmken
die Wolilthat seiner Kunst vorzuenthalten, um ihn zur besseren Einsicht zu bringen."
Er hat dieses Recht um so weniger, als er diu-ch die Opiumbehandlung nicht bloss
den Schmerz des Patienten lindert, sondern auch den von seiner Pein befreiten
Kranken kraftigt, den Darm durch Ruhigstellung schont und gleichzeitig verhindert,
dass durch eine zu gewaltige J'eristaltik eine bereits vorhandene Invagination, In-
cai-ceration oder Achsendrehung noch verstärkt wird. Aasserdem können sich die
Gase in dem ruhenden Darme gleichmiissiger vertheilen, sodxss sie tiicht mehr auf
die direct oberhalb der Ocelusion gelegene Stelle einen so starken Druck ausüben.
In der That sieht man durch sacligemä.<se Opiumdarreichung meistens »'ine bedeutende
Bcs.seruiig des Allgemeiubfündens und in seltenen Fällen sogar ein Verschwinden des
Ileus eintreten. Wenn dii' (>|)iurnbeh;iiidlung nur das Ziel der Schmerzlimlenmg im
Auge hat, su wird sie keine völlige .\uniebimg der Peristaltik erzeugen, und damit
nicht ein für die Beurtheilung des Falles werthvoUes diagnostisches Material ent-
ziehen, .somiern sie wird der Diagnose noch einen Dienst leisten, indem sie die Roiz-
einpfänglichkeit des Patienten bei der uachsten Untersuchung herabsetzt. Will man
die Peristaltik nur wenig beeinflussen, aber doch die Schmerzen des Patienten wirk-
sam lindem, .so wende man, wie dies auch Bäumlcr und Aufrecht vorschlagen,
subcutane Morphiumjujectionen an, welche beim Ileus besser als das Opium zu do-
siren sind. Wenn sie in ihrer Wirkung auch flüchtiger als d.as Opium sind, so
wirken sie doch rascher und können ja jeder Zeit wiederholt werden.
»Daneben kommt die MagenausspüiuDg in Betracht. Diese von Kussmaul und
Cahn eingeführte Methode tler Ileu.sbehandlung l)ekämpft in wirksamer Weise das
Erbrechen, indem sie den Magen entleert, und vermiiuiert die Sp.innung des Leibes,
indem sie dem Danniiihalt (ielegenheit giebt, durch den mei.st gelähmten und sich
li>icht ötTni'udi'u Pylorus in den Magen .abzuflies,sen. Der Erfolg der Magenausspü-
^lungen, welche allerdings häutig wiederholt werden müiucn, ist in sehr vielen Füllen
^^ein eclatanter, das subjective Befinden des Patienten bessert sich und in einzelneu
■ 48*
[Ileu»
670 -
l''alleü ist es gelungen, ilurcli consetjuciitc .\l:igen:iusspüluugeu «leii gauiva S)^|
ptomenroinplcx dos Ileus zum Verschwinden zu bringen. iWluIk ifl
man in jedem Fall von Ileus, wenn nicht eine ContraTmJicatioii vorlicjft, s« k»I<
als möglich mit Magenausspulungen beginnen und dieselben so lauge forlKti^
als der Magen des per os obstinenten Patienten bei der ELnffibruiig d« lügfl
Schlauches noch zurückgeflossenen Inhalt beherbergt. ^
Um die Spannmig im Abdomen zu verringern, entleere man auch die ^k*
voll der Occlusionsstellc gelegenen Dannpartien und zwar nur durch KlTtmti^
wi'lfhe mehr aufweichend als auf die Peristaltik anregend wirken, z. B. durrl <\fl
klystiere (200 — öOU ccni), durch lauwarme Seifenwasserklysrncn von ca. ','j I Inlifll
durch Mikroklysnien vmi Glyuerin. Rine Entleerung der in den DärmeD angr<tiiifl
(iase durch Einstechen einer feinen Pravaz-Nadel durch die Bsucbdrda '
wird zwar von einer Reihe von Klinikern, vor Allem von Curschniauu a. i, «r.
pfohlen, bringt aber manchmal und zwar besonders bei schon vorliandener fii^H
puralyse und beginnender Gangraen unübersehbare Gefahren mit sich, Mdaft mH
von dieser Methode vor Allem in Füllen, in welchen die Musculatur schon ifl
("ontractionsfahigkeit verloren bat, besser Abstand ninunt. P'ührt man die DOM
jinnctioii aber dennoch .'lus, so lixire man keinesfalls die Nadel mit der Hu4 4^|
dadurch die Gefahr eines Einreissens der Darmhaut erhöht wird iTürbriag^l
Eine Liiidenmg der Schmerzen wird ausser durch die genannten MaassmJi^l
noch durch die Application feuchtwarmer Umschlfige erreicht, welche, wfim a^l
IVritonitis vorliegt, in der Kegel der Anwendung der Eisblase vorgezc^n «eiiig^|
Die Versuche, die zum Ileus führende anatomische Störung direct zu bcMlidB
haben vorzugsweise die im Dickdarm localtsirten Ileusformen zum An^fnäfl
DtT hierbei zu wühlende Weg ist entweder die Einblasung von Luft oder <fii U"!
jection reichlicher Wasserraengen per rectum. Diese Methoden kAonca lü
ganz frischen Fallen von Invaginatio ileo-coecalis oder ileo-colica versucht «((4^1
vorgeschrittene Fälle dieser Art gehören, wie bereits bemerkt, dem Chirurp«; 9^
Methoden sind conlraindicirt bei bestehender Peritonitis oder bei (>ef.ihr der 6»
graen. Bei der Einblasung von Luft, welche am besten mit weichem Mwliis»
Aichlauch mid Ballongebiäse vorgenommen wird, empfiehlt sich nach Cortek-
mann die Anbringung eines T-Uohres zwischen Schlauch und GchlUse, w>>lchr* j<4ff
Zeit ein Her:uisla.ssen von Luft gestattet. Die W:isserklysmen wenlrn am Ixsva ■(
2 — ;{ 1 W.'isser und zwar womöglich in Knieellenbogenlage vorgenommen, and ■
empfiehlt sich in denjenigen Fällen, in welchen mau die Peristaltik dos Diekdn»
auch oberhalb der unwegsamen Partie anregen will, zum Clysma Etüwa«« n
benutzen. Die Wassereinläufe sind bei den mehr subchronischen Forin«Mi ron 0>-
turations-Ileus iles Dickdarms zuweilen von Erfolggekrönt, bei acuten Kinkleuumu^a,
namentlich solchen de^ Düimdarms, ist selten ein sichtbarer Nutzen zu brobiiclifeK
Da auch die Möglichkeit vorliegt, dass Einklemmmigcn des Dickdarms zuweilen do^
W:u«ierklysmen behoben werden können, so ist ein Vorsuch immerhin
fertigt. Von weiteren mechanischen Maa.«snahmen kommt die mit allrr V<
vom Arzte geübte Massage nur heim Obturations-Ileus in Folge von
steinen, Fremdkörpern, (,'oncrementen und Kothverhärtungen in Folge vnn pnn
Darmatonie in Betracht; sie muss beim geringsten Verdacht auf G
unterbleiben. Von der Anwendung der Elektricität darf man siel:
Fallen von Koprostase auf dem Boden prim.'irer Darmatonie einen ;_
vei>iprechen. Sowohl die Faradisation als die Galvanis.-Jtion wird .am ..
Weise geübt, dass die eine Elektrode in das mit Kochsalzlösung gt>fiillte I:
applicirt wird. Nach Boudet verwendet man am besten den galvanischen Str..iu .^
der StArko von 10—15 M. A. bei einer Sitzuugsdauer von 10 — 16 MinutMi. ^|
Sitzung muss mclinnals wiederholt werden. ^^
Die Anwendung der eben genannten mcchnni.scLen Ma-tssnahmen setzt eine pm*
AuKwahl der Fälle voraus und darf nur mit grösster Vorsicht mid nur hei Abwesr»-
lieit ron Cninplicationen erfolgen; auf keinen Fall dürfen die Metho(l<Mi «Lmu Va
anlassung geben, d:ws die für die Operation geeignete Zt-it verpasst n.' " iiM^H
Anwendung zu ungeeigneter Zeit die Lebensgefahr de>« P.itienten no> >^^^l
llCX I,. t*A>n>iine>lli>ni; OK <i>i Ttm. il«r A<|ii I fol i>r<' »i. i>;ii. llieiin'»»). Tnifkurt niiiiii* iia4 ü
rlnr*«K«n. li><i«riKcu UltUi'rn iinil klriami, «>ri»llebvii, mrint 4 ilkhliKan Blutlim Ük ftebvr itmt
en ioA
GaaH
primMiH
- 077 —
ImmiinUXtl
Fracbtkno(<*n4 enlb&Hcn jo l—'i littngendff i^timonanlafon. Fraelil oin'* 8tJ*infnieht. Diu ttioist«D ilor «twft
150 Artet! gcliOrpii dem trupisehen Amorika und Asieu >n. 1. Ai|uiruUuni L., die BI(*ebpAlmi>, helielil alü Zfer-
pflanie. 1. pftragaaieni'ftf Lftmb. fn Amerika beimiseh. U.
[ llexsftDre f»nd Müldenhaacr, »n Kktk t;ebonden, in don Bllttcrn Ton Hex Aqnlfolium neben Iliein und
iTliXftnlbiii. D» CalcinniftBlx bildet mikroKkopinobe BUttrben. Helir leicbt läßlich in WaAser, nicbt in Alkohol.
Iliein kann au« der LAeiunt; durrb Bleip^KJK (centllt worden. Ks ceifhnat ^irh durch bitteren Oesebmack aus.
Ilixaulbin, Cj-Uj^Oii. der wesentliche Bextaudtbeil der BUtter Ton Hex Aiiuifoliuui (M olde n h auor). bildet
^Ittroligelbo. mikrokr>'Stall)ni.tcbc Nadeln. Schmp. 1!*^*'. niobt aublimirbar, (nsi nnlOslich in kaltem Wasser. Kiemlieb
'•lebt iDiiUeb in beinsem und in .llkobol. nnlOslieb in Aetber. Hit Eisencblorid niobt e< grtlne, mit BleinuUen
iclbe Fvbnni;. E» »rbt Ilinlirb irir> Querritrin. SPIEGEL.
Folia llicis .\quifolii, HoUy-leavos, Fcuillcs de Houx, Stecbpalmenbl'dtter
[ciillMlteii den BitterNtoff Iliein, einen gelben Farbstoff llixanthiu, ilex.siiure, einen eisen-
Grünenden Gerb.stoff und Zucker. Ihr Geschmack ist adstringirend, bitter und widerlich. Sie
ienen noch heute als Volksmittel bei Dyspepsie und Intermittcns. Iliein ist als Chinin-
Isurrogat empfohlcu worden (Bertini). Dosis 1,0 — 2,5 mehrmals täglich ah Pulver, Dccoct
VJ5,0— 25,0 : 100,0. Iliein zu 0,3—1,0 in Pillen.
Baccae .\quifolii, wirken emetisch und purgirend; es können schon 30 Beeren Tod
ätireh Gastroenteriti.s erzeugen. Sie wurden als Epilepsiemittel benutzt.
Hex Cassine Mighaux liefert Folia Apalachinis, Apalacben- oder Carolinathee. In
Amerika als berauschendes, diuretisch wirkendes Getränk l.BIack-driuk) dienend.
Hex Paraguayensis L. Die Blätter liefern Mati5-, Jesuiten- oder l'araguay-Thee
fh. Gall. Mate ist in .Südamerika ein beliebtes Getränk, welches schwach balsamisch riecht
lund aromatisch bitter schmeckt. Es enthält neben Kaffeegerbsäure bis zu 1,85 pCt. Koffein.
[Die Wirkung ist belebend und diuretisch. Das Infus, 5,0 — 15,0:100,0, findet als Analepticuro
] und Adstringens bei Migraine. Diarrhoe Anwendung
Hex verticillata Gray oder Prinos verticil latus L. ist Stammpflanze von Cortex
iPrinos Ph. U. S. Die bitter adstriogirend schmeckende Rinde wird als Tonicum und .\dstrin-
uens bei Diarrhoe und Schwächezuständen benutzt und dient als Substitut der Chinarinde bei
llntermittens. In Pulvern 2,0 — 4,0 mehrmals täglich, im Dccnct 60,0:1500,0 pro die.
}. JACOBSOH.
Ulicium L. Ptlanzengattung aus der Fam. der Magno liaceac', Typus der L'nterfam. Illi-
cieae, umfasst immergrüne, kahle Sträucher und Bäume mit wechselständigcn, nebcnblattlosen
Blättern. Die Früchte geben aus den sternförmig gruppirten Fruchtblättern hervor, deren jedes eine
balgartige, einsamige Theilfrucht mit lederigem oder holzigem Perikarp darstellt. Die 6 bo-
^^ kannten Arten verthcilon sich auf Nordamerika und Ostasien. I. anisatum Lour., der Stern-
^Knnis Chtoa.s, Coohinchinas und Japans. Die reifen Früchte bekannt als Fructus Anisi'
^Vstellati. Enthält das aetherische Sternanisöl. Sternanis bat mit dem Anis, Pimpinella*
^viVnisumL., botanisch keinerlei Verwandtschaft. I. religiosum Sieb, ist von I. anisatum
^BLour. kaum sicher zu trennen. Seine spitzer geschnäbelten Friichtchea sind giftig. 1. flo-
^■ridnnum i.st die bekannteste oordamerikanisobe Art.
V
ImidoverbiiKlaDgen, secundäre Hasen, sind Amine, bei denen zwei Wasserstoffatome des Am-
moniaks durch ein zweiwerthiges oder zwei einwerthigc Badiciile ersetzt sind, also von der
allgemeinen Formel "r = NH. Mit Schwefelkohlenstoff lielern sie Dithiocarbaminsäurcderivate.
Mit salpetriger Säure bilden sie Nitrosamine r = N — NO, neutrale, unzersctzt siedende, gelb-
lich gefärbte Flüssigkeiten von gewürzigem Geruch, die durch schwache Kcductionsmittel in
Uydrazine, durch starke in die Ausgangsbasen umgewandelt werden.
SPIEGEL.
t
iiniuiitSt. Die Immunität ist ursprünglich ein rein klinischer Begriff; er bedeutet die Er-
scheinung, dass Menschen oder Thiere, welche mit irgend einer krankheitscrzeugenden
Ursache in Berührung kommen, nicht erkranken. Die krankheitserzeugende Ursache kann ein
infcctiöser Microorganismus oder ein pflanzliches Gift oder eine äussere Schädlichkeit anderer
Art sein. Diese Immunität kann sich auf einzelne Individuen oder ganze Bässen erstrecken,
sie kann femer eine absolute oder relative sein, je nachdem überhaupt keine oder nur geringe
Krankheitserscheinungen auftreten. So sind die Bausthiere unempfindlich gegen .Syphilis, die
Europaeer ziemlich immun gegen Bcri-Beri, die Neger gegen die Malaria, so sind die Kaninchen
fast immun gegen das Gift der Belladonna. Die hier angeführten Beispiele von Immunität
gegen Krankheiten und Gifte umfassen Fälle angeborener Rassenimmunität, daneben be-
steht auch noch eine erworbene Immunität, welche durch das Uebcrstehen einer
bestitnmlcn Erkrankung eine Uncmpfindlichkeit gegen die gleichartige Erkrankung hervorruft.
Diese Beobachtung ist für die Pocken Jahrtausende alt. Diese Erfahrung, welche mit Ein-
schränkungen nur für Pocken und allenfalls für Ma.seni berechtigt ist, wurde rückhaltslos auf viele
andere Infcctionskraokheiten übertragen. Bei den Pocken führte die Beobachtung der erworbenen
Immunität zu dem Verfahren der „Variolation". Weil nämlich die einzelnen Pockenepidemien
verschieden schwer, die Einimpfung des Pockengiftes in die Haut aber fast stets milde verlief,
so bildete sich das Verfahren der Einimpfung des echten Pockenstoffcs aus. Nachdem die
durch die Variolation erzeugte Krankheit überstanden, war der Geimpfte vor der Gefahr ,_ •
echten Pocken schwer zu erkranken, ziemlich geschützt. Das asiatische Verfahren der Varic
[Immiinitfit
— RTS —
imanlt
tion wurde 1727 durch Lmi y Moiitague nach Europa firig«fij|irt, ubcr schon nach 70 Jii.v
durch die Jeuncr'schc Kuhpockeiiiinpfuug ersetzt. Jeiiner wies nach, ilass die Impljn^
auch mit dem Gifte der Kuhpockeu eine erworbene Immunität gegen die Erkrankung
echten Pocken verleiht. Seine ursprüngliche .\niiahmc. d;uss der Impfschutz fiir dksl
Leben vorhalte, fiel bald; er dauert höchstens zehn Jahre. Dagegen ist die zwpI"
Jenner's, da.ss die Kuhpockca nichts seien, als eine durch die Passage im 1
geschwächte Form der echten Menschenpocken, allmählich immer wahrscheiii;
Als nun die bakteriologische Forschung «ins die bakteriellen Begleiter vieler 1
hcitcn kennen lehrte, und als dadurch die Immuuitätsfrage der eipcrimet. >
achtuDg zugänglich wurde, knüpfte die Forschung über Immunität diroct an die Jenne
sehe Entdeckung an. Dies wird am besten dadurch gekennzeichnet, dass noch heute io ,
reich alle experimentellen Schutzimpfungsstoffe den Namen „Vaccins" tragen. Im Jahr
gelang es zuerst Pasteur, eine experimentelle Form der erworbenen Immunität hrrxn
indem er Kaninchen mit dem abgeschwächten Contagiura der Hiihnercholera impfl
Die Forschungen der nächsten Zeit stellten verschiedene Methoden fest, um die
Schwächung der Bakterienwirkung zu erzielen und zeigten die Möglichkeit ciniir enrnrbfne
Immunität durch wiederholte Schutzimpfung abgeschwächter Culturen für Milzbrand. Kjuucb-'
brand, Lungenseuche. Tollwulh. Einige .Tahre später gelang es Salmon und Smitb nsri-
zuweisen, dass zur Herstellung der erworbenen Immunität auch die StofTwechselproducti
betreffenden Bakterien genügen. Einen erheblichen Fortschritt machte dann die Fön
durch Behring, welcher zwei Formen der Immunität unterschied, n.ämlioh die Imn
gegen die giftigen Producte der Bakterien und andererseits diejenige gegeu die Vena^
der Bakterien im Thierkörper. Ein weiterer Fortschritt wurde durch die Entdeckung Ehr|
herbeigeführt, nach welcher die Giftimmunität quantitativ ansteigt und in ihrer Höhe
Grösse des in allmählich steigenden Dosen einverleibten immunisirenden Gifteji abhäng
Chemisch hat man in dem Serum der immunisirtcn Thiere keine Differenzen vom nonna
gefunden, dagegen zeigen sich differentiell drei eigenartige Phaenomenc bei dem Imroanse
1. Bei der Giftimmunität, und zwar nicht nur bei Bakteriengiften, wie Tetanu
Diphtherie, sondern auch bei Thicrgiftcn, wie denjenigen von Schlangen und Scorpiooe
Aalblut, sowie bei Pll.inzengiften, wie Ricin, Abrin und Robin, treten nach den ixttt
Behring ermittelten Vorgängen bestimmte Aenderungcn im Blutserum ein, deren che
und physikalische Natur uns noch unbekannt sind, welche aber im <]uantitativen VcrhS
zur Giftstärke stehen. Das Serum eines so immunisirtcn Thiercs macht bei Mi«cbail|
Reagensglas eine entsprechende Menge gleichartigen Giftes für das Ver-
schildlich. Bei vorausgegangener oder selbst gleichzeitiger Einspritzung des .
wird das Versuchsthier immun gegen die nachfolgende Vergiftung; geht aber 'w i ■ rgii
der Ein.spritzung des Immunserums voraus, so bedarf es einer sehr gesteigerten I>o»is
Immunserums zur Rettung vor der Vergiftung und eines sehr kurzen Zeitraumes, um noe
theilweisen Erfolg zu erzielen. Behring und Ehrlich führen die Erscheinung auf die Ijib
stebung von Antitoxin* im Blute des immunisirtcn Thieres zurück.
2. Für infectiöse Krankheiten, wie Cholera und Typhus, deren Bakterien sich im erapCü^j
liehen Thiere vormehren, lehrte am Thiere R. Pfeiffer einen zweiten Vorgang kennen, wcIHMr
ebenfalls an d.as i^erum gebunden ist. Immuni.sirt man ein Thier durch steigende Dosen a)>-
getödteter Bakterien gegen eine dieser beiden Bakterienarten , so gewinnt desaea Seraa be-
stimmte Eigenschaften. Im ReAgen.sglase verhält es sich indifferent gegen die Baktenes;
spritzt man aber diese Bakterien, selbst in grossen Mengen, gleichzeitig mit einer (rrrinern "
Immunsenim in die Bauchhöhle eines bisher unbehandelten Meerschweinchen.s, ^
diese Bakterien im Peritonealraum wie unter der Wirkung eines Verdauung,
feine Kügelchen au/gelöst.
3. Eine Erscheinung des Immuuserums lehrten M. Gruber und Durbam genauer ke
dass nämlich das Serum eines gegen Cholera und Typhus immunisirtcn Thi.
an der letzteren Krankheit leidenden oder eben genesenden Henscben bei der j
der Cultur im Reagensglase die Bakterien zusammenballt «agglutinirf und ab unt
Hasse auf den Boden des Reagensglases niederschlägt. Diese Reaction ist an eine i
Verdünnung des Immunserunu gebunden (meist 1 -. 10 — 50).
Diese drei Vorgänge finden sich aber durchaus nicht bei allen denjenigen Thierkraftk"
beiten, bei welchen Immunisirung möglich ist. Bei der Tollwuth scheint kein an d;« Senjai|
gebundener Mechanismus der Immunität vorzuliegen, denn die Immunität lässt »ich nifJitr
passiv durch das Serum eines immunisirtcn Thiercs auf ein anderes Thier Obertra^pa. "
Bei der Hühnercholcra lässt sich ebenfalls kein an das Sorum gebundener Merhaninauii
der Immunität nachweisen, und es ist dies von besonderem Intcrcs.se, da ja ^•
schung über experimentelle erworbene Immunität von der Hühnercholcra d
ihren Ausgang-spunkt nahm. Auch das Serum beliebiger anderer, selbst für
empfänglicher Thiere, einem Kaninchen eingespritzt, macht dieses für Hühner'
immun. Für die peritoneale Infeotion dei ''
schon früher Hueppc. Klein mid Soberii
Einverleibung von anderen Baktcricuprole'iorii , sowii: liie iMri-nirii.iing
(■* T»i If l'l -
[InununitSt
— (570
Immunitüt]
I
I
I
I
KocbsalzlösuiigcMi und voo Serum nii^ht immuiiisirtcr Ziegen ebenfalls einen ScLutr. |{egun die
nachfolgende peritoneale Infection abgiebt. Hier liiilt diexe Immunität nicbt w lange
vor, wie der durch die identischen Formen hervorgerufene Impfschutz, auch findet sieh hier
keine der an das Serum gebundenen, soeben hervorgehobenen Phacnoraenc ; sie wird daher
vielfach im Gegensatz zur Immunität als nicht specitische , Resistenz" bezeichnet. Bei der
Pockenimmunität scheint ebenfalls keine oder nur eine höchst geringe an das Serum gebun-
dene Immuuitätsäbcrtragung möglich zu sein, wenigstens zeigen die in ihren Ergebnissen
Übereinstimmenden Versuche von Rcmbold, Beclere, Chambon und Menard, sowie von
HInwa, welche an Versuchskälbera und Kindern angestellt wurden, dass die immunisireode
Substanz im Blutserum in einer zur Uebertragung der Immunität nirht in Betracht kommenden,
äusserst geringen Menge vorhanden ist.
Die Versuche über experimentelle erworbene Immunität gingen seit Pasteur von der
stillschweigenden Voraussetzung aus, dass sie ein streng specifischer Vorgang sei, d.h. aus-
schliesslich durch die Vorbehandlung mit gleichartigen Bakterien zu erzielen. ludess zeigte
Hueppe, dass maagegen Milzbrand auch durch milzbrandahnlicheSaprophyteninimunisircn könne.
Die Specilicitätslehre schien eine neue Stiilze zu gewinnen durch die Beobachtung, dass die
dem Cholerabacillus ähnlichen von ihm sonst nicht zu unterscheidenden Wasservibrionen sich
nicht gegenseitig immunisirtcn, ähnlich wie Typhusbaciilus mit Bacterium coli. Aber die
specifische Eigenschaft der Serumimmunität bedeutet keinen qualitativen Unterschied gegen-
über anderen Spaltpilzen und Bakteriengiften, .sondern nur einen quantitativen Unterschied.
Die Immunität bt eine Anpassung des Körpers an bestimmte ihm zugeführte, nicht tödtliche
Reize, welche am vollkommensten gegenüber der von Neuem zugefugten identischen Schäd-
lichkeit hervortritt, welche aber auch gegenüber ähnlichen Reizen in quantitativ geringerem
(irade wirksam wird. So wirkt z. B. das Blutserum von Thicren. welche mit Tetanusgift be-
handelt wurden, antitoiisch nicht nur gegen Tetanus, sondern auch gegen Schlangengift. Das
Blutserum von Kaninchen, welche gegen Rabies geschützt sind, immunisirt autitoxiscb gegen
Schlangengift, das Serum der gegen Sublangengift immunisirten Tbicre schützt auch nach
Calmette gegen Scorpiongift und Ehrlich zeigte, dass Robin auch gegen Abrin und Ririn
Schutz verleiht. Die Erscheinungen, welche bei der experimentellen erworbenen Immunität
durch bestimmte Verändeniugoo des Serums festgestellt wurden, linden sich in gleicher Weise
auch in dem Blutserum eines Mensehen, welcher bestimmte Iiifectionskrankbeiten, wie Cholera,
Abdominaltvpbus oder Diphtherie, überstanden hat. Sie finden sich übrigens, wenn auch oft
in geringerem Grade, im Serum von Menschen, welche nie an Typhus oder Cholera gelitten
haben: vollends aber besitzt das Serum sehr vieler Menschen, welche niemals Diphtherie
durchgemacht haben, ja sogar der meisten Neugeborenen, sehr starke antitoxische Eigen-
schaften gegenüber dem Gifte des Löfflcr' sehen Bacillus. Aber gerade beim Menschen erweist
sich, dass die an das Seruui gebundenen Veränderungen mit der erworbenen Immunität gegen
die spontanen Infectioüön nichts zu thun haben: denn trotz der Agglutinationsreaction können
Typhusrecidive, trotz der antitoxiscben Eigenschaft des Serums Neuerkrankungen an Cholera
und Diphtherie eintreten.
Neben der experimentellen erworbenen Immunität besteht aber auch noch eine experi-
mentell nachweisbare angeborene Immunität bestimmter Thiergattungen gegen infeotiösc
Vorgänge und Gifte bakterieller und anderer thierischer und pflanzlicher Herkünfte. Und
zwar kann eine Tbierart .sowohl gegen bestimmte infectiöse Bakterienkrankheiten, wie
gegen ein bestimmtes Bakteriengift, wie gegen beide Reize zugleich immun sein. Bei der an-
geborenen Immunität kommen die merkwürdigsten Unterschiede im Verhalten verwandter
Ras.'ien vor. So sind für den Tubcrkelbaeillus Meerschweinchen, Kaninchen und Feldmäuse
emptlndlicb, Hausmäuse dagegen immun. Für den Rotz und die Diphtherie sind Meerschwein-
chen sehr empfindlich, Mäuse immun: für nühnercholcra und baemorrbagische Septicaemi? sind
Hausmäuse, Kaninchen, Geflügel und Wild sehr empfänglich, Feldmäuse und Meerschweinchen
wenig. Für Milzbrand sind die meisten grösseren Itausthicre, wie Kinder, Hammel, dann Ka-
oincbcn, Meerschweinchen, Mäuse sehr emplindlich, ftattcn, Geflügel, Hunde ganz oder ziem-
lich immun; aber es finden sich selbst unter den empfänglichen Thiercn Spielarten, wie die
algerischen Hammel, welche eine erhebliche angeborene Immunität besitzen.
Zwischen der angeborenen und erworbenen Immunität bestehen nun mehrere principielle
Unterschiede. Die erworbene Immunität ist die Folge eines Kampfes mit den abgeschwächten
äusseren Reizen, welche sich in verschiedenen sofort oder später auftretenden Folgeerschei-
nungen kennzeichnet, wie Vergiftung.serscheinungcu , Fieber, Scrumveränderungen. Bei der
angeborenen Immunität kommt es dagegen zu keinerlei Krankbeits- oder Vergiftungserschci-
nuDgen. Es kommt bei den rasscuimmuucn Thiercn auch nicbt zu jenen reactiveu Ver-
änderungen, welche bei der erworbenen Immunität auftreten. Diese Eigenschaft der angeborenen
Rassenimmunität kann nun jederzeit durch Krankheitserreger, welche in das Gebiet der
nosoparasitüren Disposition* gehören, individuell aufgehoben werden. .So können Hübner und
B'röscbe durch Hunger und Durst, wie durch erhöhte Temperatur ihrer Immunität gegen
Milzbrand, so Meerschweinchen durch Vergiftung mit Blutgiften oder Phloridzinvergiftung ihrer
Immunität gegen Hühnercholera und Rotz, so H.-iusmäuse durch Traubonzuckorfuttcrung ihrer
Immunität gegen Tuberculose und Rotz verlustig gehen. Der wesentlichste Unterschied zwischen
[Inimuuität
nm) —
Immiuülil^
^
erworbener und iiogoboreucr Immunität ist abor ilir verschiedenes Verhalten :;■■-■•. .^-^ iet
Vererbung. Die ungeboreae Imiiiuoität ist erblich iibertragbar. dcuo di< .OKa
solcher Thiere, selbst wenn sie durch nosoparasitäre Reize ihrer Immanttät i-
lustig gegangen sind, bleiben immun. Die durch Schutzimpfung erworbene '
gegen ist, wie Ehrlich nachwies, durch Vererbung nicht übertragbar. Bei
Uebertragung von Seiten der Mutter kommt allerdings eine erbliche Immunitiit >
ist aber eine passive, hervorgerufen durch die Einverleibung von ,.\ntitosinen' ■
Placentarkreislauf und die Lactation. Sic b.ilt nur so lange vor, als jene Antitokine htm
Säugen noch nicht wieder ausgeschieden sind.
Da die erworbene Immunitüt nicht erblich übertragbar ist, so muss man folgern, dus
die angeborene lmmunit.it auf einem ganz anderen Wege entstanden ist (s. Gottslein, \Ur
meine Epidemiologie 1.S97). Die angeborene Immunität einer Rnsse kann im D&rv
Sinne nur durch Auslese entstanden sein, indem von Generation zu Generation die '
liehen und Widerstandslosen ausstarben und die uuempränglicbcn Varianten schlicss
lebten und diese Eigenschaften weiter vererbten. Für das Zustandekommen .ii .
Immunit.ät ist daher die stete Heriihruug mit der betreffenden Schädlichkeit ert £«
erklärt sich hieraus, warum z. B. die Hausmäu.sc, welche stets Gelegenheit hn mit
den Tuberkelbacillen zu inlicircn, schliesslich nur noch rassenimmune Varianteii ■■
während die so verwandten Feldmäuse, welche niemals besonders reichlich mit
Keimen in Beziehung treten, ihnen nicht gcw.ichsen sind. Es erklärt sich aber »o
ungünstige Einfluss der Domesticirung und der .Schuellmast auf die Constitution eiti
welche eine Kassenimmunität dadurch verhindern, dass hinrälligere Varianten gezücht^ ■
D.idurch wird da.s Imsichgreifcn der Rinderluberculose und nach V,oges der Schwei'
erklärlich. Von besonderem Interesse ist das Verhalten der menschlichen Rn
der angeborenen und erworbenen Immunität, für welche alle eben entwickelten <<
gültig sind. Vielfach besteht auch beim Menschen eine angeborene Rassenimni
gegenüber den verschiedenen Seuchen sich verschieden verhält; sie ist ebeufnIU
der Schw.äcberen entstanden: diese rassenverbessernde Auslese, sowie die ihrentj _
Schädlichkeiten bestehen auch heute noch. Wie bereits erwähnt, sind die N' _■ .- ^: _
und Gelbfieber ziemlich unempfindlich, die in die Tropen einwandernden 1: •
ausserordentlich empfindlich. Umgekehrt sind die Europaecr selbst in Landen
greifenden Impfzwang immer noch viel weniger hinfällig gegenüber den Pocken, al
Rasse. Den besten Beweis für die grüssere Uasscnempfänglichkeit gewährt das .
dene Verhalten der Afrikaner gegenüber der Impfung. Denn der Impfschutz i
lange vor, wie in Europa, und selbst Neger, welche die Pocken überstanden habi ■
die Schutzpockenimpfung mit vollem Erfolg. Auch gegenüber der Cholera, lür *•
mitten in der Auslese stehen, sind die englischen Nativrcgimcnter weniger eni ai>
die europaeischen, während für Pest und Beri-Beri, walirscheinlich in Fok"' ■ u-lt
degenerirender Einflü.sse. die Eingeborenen empränglicbcr sind, als die En
der Tuberculose befinden wir uns noch mitten in der .Auslese, deren schnei
Reibmayr durch die Panmixie, d. h. durch die mangelnde Auswahl bei der i
aufgehalten wird. Für den Verlust der angeborenen Immunität durch nosoparasilär-
Einflüsse liefert die Seuchengeschichte zahlreiche Beispiele, in welchen Hungersnuth, Kncgr, i
Völkerzüge, schlechte Boden- und Wasserverhältnissc eine Bevölkerung in ihrer roUtirro »a- '
geborenen Immunität herabsetzten und dadurch lür Seucbenscfaädigungcn in Form von Kpide-
raien empfänglich machten. Die Therapie hat aus dieser Thatsache die Folgerung zu »irh»n,
dass diejenigen Massregeln oft mehr Erfolg versprechen, welche die Beseitigung der dwj'
Ursache anstreben, als die Massregeln, welche die Contagien vernichten sollen; il
Wegfall der di.sponirenden Schädlichkeit, tritt der Organismus wieder in den Zustand da.
verhälCnissmässigen L'uempfindlichkeit zurück. I
Ueber die erworbene Immunität bei Menschen, welche durch einm '
einer infeotiösen Krankheit zu Stande kommen soll, liegen vielfach sieb «
gaben vor. Bei Lungenentzündung, Gelenkrheumatismus, Wundrose, Wechs'.iH' ' le^g
Hingen und Gonorrhoe hat Niemand eine erworbene Immunität behauptet, cl .; ^H
Milzbrand, Tuberculose und Lepra. Dagegen wird erworbene Immunität ang' U'tnm. a HH
Pocken, Windpocken, Masern, Scharlach, Abdominal typhus, Fleckliebcr, Pest und fmicr für]
Organerkrankungen, wie Keuchhusten, Cholera, Diphtherie und .Syphilis. Die Ar- '
sich auf klinische Erfahrung, berücksichtigt aber nicht die Gesetze der W.ihr>
rechnung, nach welcher auch ohne besondere Ursachen das Eintreten eines wicüi-iiiui.'ii ur-
fallcnwerdeus viel unwahrscheinlicher ist, als das einmalige (Oottstein). Höchstens ist eise!
solche bei Pocken und .Masern bis zu einem gewissen Grade vorbanden.
Neben der allgemeinen erworbenen Immunität bei Menschen findet sich eine erwarti*s« J
Immunität, welche auf bestimmte Körpergebiete, namentlich auf die Haut und Schleimhftttl», '
beschränkt ist. So erkranken die Vanillearbeiter ziemlich häufig an einem bartnäckiKen Rkwm
der Hände; nach dessen Ueberstehen werden sie fast stets immun gegen dieses L«id«a. Aofk^
schützen die durch phlegmonöse Processe entstandenen Narben gegen neue gleiciurtig« I»-j
fectionon: »o ist eine durch wiederholte l.icunäre Erkrankungen narbig vcrSdi-le T .iMillf «rairl
^
linmtinitKt
— 6RI —
Impetigo liprpetifomiiR]
oder gar nicht cmpfäuglicli für die diphlheriscli« Erkniukutig. Diese Erschciuung, nach
welcher eine abgelaufene liifectioii derartige anatomische Veränderungen in dem befallenen
Organ her\'orruft, doss nunmehr die gleichartigen oder ähnlichen Infcctionen am Orte der
Veränderung halt m:ii-hcn müssen, ist zuerst von Schleich gewürdigt worden.
Die Therapie hat aus den F'orschungen über die Immunität die Lehre zu ziehen, dass sie
nicht ängstlich bemüht sein soll, den menschlichen Organismus von allen ihn stets um-
gebenden mikroparasit.ircn (legncru zu isolircn. Die Prophylaxe muss im Gegcntheil den Or-
ganismus durch L'ebung gegen die ständig ihn umgebenden Mikroorganismen kräftigen. Wie
der Mensch sich gegen die Hefahr der Erkältung, Ermüdung und Ueberanstrengung nur durch
Oewohuung schützen kann, niemals nber durch ängstliche Vermeidung jener Reize, so gilt
das (ileiche gegenüber den täglich uns umgebenden l'arasitcn, wir können uns gegen diese
auch nicht dadurch schützen, dass wir sie stets in unserer Umgebung zu veniichtcn suchen,
sondcni nur dadurch, dass wir uns an sie gewöhnen und sie unschädlich machen, indem wir
unsere Widerstandskraft steigern. .,„__
" A. 00TT8TEIN.
Iiuperatoria L. minirDKittanii >ds d«r Firn, der ümbrllif eri«*. Vnlertta. Pcuoedanete. Pi« OtltDUir
uutra£»>t krUftigo, brpitbll&tteriffc Krilater. 1. Osiriithfnm L. (Pencedanntn Ostratbinm Koeh, Ofitrnthium
ufrioinalfl Link), MeiBtt>rwurx, saf U<>birK<twip«*>n Mitteleuropas, «ettoner In der Ebene vorkommend. Wird bi4
I m hoeb. Orundblittor doppelt dreixHbliir. BIQthen weiss, fn in*birKBdi>rrem wird die Pfl&oxn oft xu Anuiei-
Kweeknn eiiltiTirt. M.
lihizoma luiperatoriac, Undix Ostruthii, Racine d'Imp6ratoire, Master-
wort root, Mciätcrwurze I Pb. 0. II, heisst der getrockuete, angelicaartig riechende, aro-
m.itisch h'iUfT schmeckende Wurzcistock von Imperatoria Ostruthium. Als wirksames Princip
ist das Imperatorin anzusehen, daneben findet sich Ostnithin, Osthin, aetherisohes Oel und
Harz. Die Wurzel galt früher als l'niversalmittel. liolfmann nannte sie Kemcdium divinum.
Man schrieb ihr excitirende, diuretischc, diaphoretische und carminative Kigensch.iften zu,
während sie heute n\u bin und wieder als .StimuLius und .'^tomacliicum Verwendung findet.
Dosis 0,5—2,0 mehrmals täglich als Pulver, Elcctuarium oder Infus 5,0 — 10,0:100,0.
Tinctura Impcratoriac: 1:5, Dosis 10 — 20 Tropfen mehrmals täglich.
Imperilurin, CiJlniO, benitit die CoDatitutionnfümicl 0 v^ c"h' Z oCh' - CO - cn (Hl «»i weit und Wei-
de 1) und ist identiscli mit Peucedsuin rus Peiicedunum ofNciitale. Aromktiäeh rierhende. krmtzend »climeokende.
weiise, glnntende, rhumbisehe Prii^nieii. in Atkobol, Aeiker, Cbturuform llslich, .Solimp. Hl bis 82^. Uit Salpetersäure
liefert es Nitropeucedanin. Cia{l)|Nt>v welcbci seinerteilx mit Ainmonink erhitxt in Nitropeaeedaninid. C'uHisHaO«.
dbergekt. Mit .Seixsture bildet er; (ireuselon , C',|l{|/it, feine Nadeln, welebe mit APbmelxondem Kali in EssIgsSure
und Resorrin zerfallen, Schmp. ll~^.
Oleum Impcraloriae aotbereum, Me iete rwur zelnl. wird dnrtib llestilUtiou mittelst Wasserdampfc ault
demBhixom gewonnen und iitellt ein gell>lirhes, aromati.seb riechendes und «•ebmoekendes Liquidum dar. .Spee. Qew.
0,01. Hdp. I7U S'jn", ln»lieb in Alkohol. E< enthllt neben einem Terpeu einen KBrper Tun der Kormol C„iUj,0.
Oxy peueed an i n , C14II11O7. gerueh- und ge<>cbfflBckloi«e Prii^raen, Scbmp. 140", leicht in Aether lOslieb.
Ostrutbin, CuHnti*. farblose, feine Nadeln ohne (ierurh und Oeschmack, in Aether und Alkohol mit bim-
melhUaer Klnoresecnft lOslieh. Schmp. ll.'t".
Osthin, C|;^,„0, (Merekl. aronatiKch riechenile gelbliehe Nadeln, iu Aethtr ISslioh, Rehmp. ino-^uo".
J. JACOBSON.
Impetigo i'ontiigiosa .<. ii;ir;isit aria ist gekennzeichnet durch «las Auftreten von auf
normaltT ndwr gerötheter Haut steliemlnn Bläschon uiiil Blasen mit dünner Iteuke,
die sich bald in kleinere oder grösspro rn.steln uiinvaiuleln, dann ]>la)zen und sich
mit gi'lben Krusten bedecken, nach deri'ii JMitfenuing sieli eine geröthete Stelle zeigt.
Die AfTeetion tritt am stärksten im tie.siuht, ausserdem :iii den Händen, seltener am
fibrigen Körper, meist bei Kinderit, auf. Mit Hilcksicht auf die Contagiosität ist
die Isolirung, wenn irgend mOglieh, durehzufnlireii. Um die Autoinfcction zu verrin-
gern, müsseil die Nägel kurz gesfhnitten und die Hände während der Nacht ver-
bunden werden. I.^t die Kntziindung sehr aeiit, so sind vierteistüiidlich zu wech-
selnde Umschläge mit Sproc. Borsäureliisnng oder Bieiw.isser zu machen, die zeit-
weise durch indifferente Salben, lOproe. Borl.inoliu oder Thilaniu ersetzt werden.
Bei der Ruckbildung der AfTeetion oder mir geringer Kntzündung kommen nur diese
Salben oder '> — lOnroc, weisse Praecipitatsalbe zur Anwendung. ..^, „„■,,.
Impetigo herpelirormls, Herpes vegetans s. pyaemieiis s. gestationis, ist eine
l'a-st mir in der (Jnnidität oder im Wochenbett auftretende fieberhafte mit schweren
Allgemeiiierscheinungen verbundene, fast stets tödtlich endende Krankheit, die durch
das Auftreten von kreisförmig angeordneten Pnsteln charaklerisirt ist, welche in der Go-
nitalgegend uml an der Iiinenlläche der Oberschenkel beginnen und sich allmählich
über den ganzen Körper und .schliesslich .tuch über die Schleimhaut des Mundes, des
Kehlkopfes, des Mastdarms und der Scheide verbreiten können. Man sucht das All-
gemeinbelinden durch roborirende Diaet zu lieben, das Fieber durch Chinin, Antipyrin
und dergleichen herabziLsetzen. Auf liie erkrankten Partien sind kühlende Umschläge
[Impetigo lierprtiforinis —
oder antisepHsrho Salben zu »pplicireii. Bei ausgubreiteter ImpHttgo her|i«!tifatwu
scL:ilTt das permanente Wasserbad inauchninl etwas Nutzen. sm.mii
Imptang ist die Einverleibung eines infectiüson Materials zu experimentellen, zu SebuluiBpfBa|i-
oder zu Heilungszwecken. Zum Begriff der Impfung gehört die quantitative BnschränJraog »af
eine geringe Menge. Handelt es sich um eine Kiuverleibung grösserer Menfien infecSücr
Substanzen iu Lösung oder Aufschwemmung oder um die Einspritzung grosserer " - r*
l'raeparatcn aus infcctiöser Substanz, wie Stoffwechselproducten von Bakterien, iti-
Serum, so liegt keine Impfung, sondern eine Einspritzung vor. Die Impfung k-nni. ....... jwj
subcutan in die Haut, die Schleimhäute oder In die Hornhaut stattfinden. Da* M.iien»! für
die Impfung können Bakterien, wie Culturcn oder Krankheitsproducte abgeben. H'." In.nftiaj
ist zunächst eine wichtige Methode für e.xpcriracntcllc Studien zur Lehre der In'- »-
beitcn. Mit Hilfe der Impfung von Rcinculturen kann ferner der Beweis geliefcrl -«>
bestimmte Infectionskrankheiten, wie der Milzbrand oder die Hühnercholer.i. beim • l
Thiere ausschliesslich durch Bakterien her\-orgcrufen werden. Die Impfung dieut s 'i
den Pocken zu tbernpeutischen Zwecken als Schutzimpfung in der Form der Vri'
linpolnnz. Mit diesem Namen bezeichiipii wir verschiedenartige StTtningen der Polmtia
coi'undi, wek'hn mit Inipotentia lienerantii nicht zusammengeworfen wenloii durf«
Diese fällt unter den HegrilT der iniiniilielien Stnrilit.lt, deren wichtigst«- Fi>nn tiii'
Azoospermie* darstellt. Im Speziellen kointnen ii);nmij;f:irlie iirupi>irungeii der SiiV
rung der Ercction, Libido, des Orga-^nius und tlcr Kjanilation in Betracht.
Die rationellen therapeutischen jndieatiuiu-n vennögeii einer Trennung der li»-
potenzformen in die Gruppen der organischen un<l functionellen nicht tu <n;
hehren. Zu den ersteren zählen die mechaiiischeTi Hemniungeu der 1
virili», wie sie als Missbildungen und Defecte der Genitalien auftreten: Dngchui:... ..
Kleinheit des Gliedes, gigantische Kntwickelung, Geschwulsthildung: fenjcr \rt-
steckte Lage in l'olge von Tumoren in der Nachbarschaft, hochgradige, iirir-^' -'
Hj'])eraesthesio der Glaiis gepaarte I'himose, partielle Verridungen ilor >•
körper, welche Deviationeiv, Wiiikelstellungeii und Bogenformationen, des Gli' ■■
dingen. In der zweiten (inipjie tritt ilie Impotenz bei im Wesentlichen i'
Genitalien als Thcilerscheinung von .MIgeineinkrankheiten auf. VAno biv-"o.i r
Rolle spielt hier die Zuckcrhanirulir, die Hrightsctio Krankheit, rtio voUiiiil':
Kacliexie — benierkenswertbe Ausnahmen macht die Luiigenplitlii-«
natjirliche Kettsucht, verschiedene organische Fiirn- und Kü(:kenn)rirk>kr.ii.»l
(Tabes!) und chronische luto.xicationen (Morphinismus!). Häufiger und wicJit _
alle diese Formen sind die nervclsen Potenzstörungen, zumal jene, welche ;ii-
erscheinungen von Neurxstlienie auftreten. Am schlimmsten pflegt sich di. ■
zu gesLalten, wenn zur iieuropathisehen Veranlagimg das Livstcr der Onaiiie ml .
K.\cess in venere tritt. Hier vergescllschal'tet sich das I<eiden oft mit ;iliii rn
Pollutionen und Sanieiifliiss. Von den imgezUhltcn Formen der nervTwc '
nennen wir als häufigste die praecipitjrte FJaeulation imd die intensiv .
bis aufgehobene Krection. Bi'i letzttirer kann die Kjacnlation als verfrülr
und retardirte auftreten, die Libido gesteigert .s(>in. Weiter kann die K:i
überhaujit erlöschen (Inipotentia paralytica), oder die Störung als ,.psy<i
treten, hier an bestimmti- Abneigiuig vor dem otler jenem Weibe gebund'
potentia relativa), für eine kurze Spanne Zeit auftreten (ti-mporäre Im;
kinbildung bendien (hypochondrische Impotenz). An Mischformen zwi-
sthcnischcr und [isychischer Impotenz fehlt es ebensowenig, wie an
kein Schema einzupassenden Potenzstörungen. Die eigentlirbon .., j^..-.. ......
Genitalpsycho.sen (conträre Sexu.rlcmplindung etc.) liegen abseits.
Die Therapie erweist sich um so wirkungsvoller, je mehr der causaica
cation entsprochen werden kann. Obenan stehen erfreuliche Hellmigrn da, wo
schwülste der Genitalien bezw. ilue versteckte Lage durch ben.ichbart*«
(Lipome, Hydrocelc etc.) .auf o]ierativcm W'ege beseitigt werden könnon. fiWcWi*
chirurgisch ist die Behandlung der durch hochgr.adige Phimose !■
verwachsimg bedingten Impotenz. Hingegen gelingt es kaum je,
des erigirten Gliedes durch partielle Verödungen der Schwellköqjer >
W^ei.se zu corrigiren. Die Impotenz durcli Zuckerharnruhr, Bright .. _,.
Tabes, Fettsucht wird selbstverständlich ilnrch rationelle Behandlang drc Grui
bekämpft, bei Lipomatösou und Diabetikern meist mit Glück.
Impotenz
— (JH3 —
Impulnives Irresein]
Üie Tlu'rajiie der inTvilscii lin|ioteiiz ist im IViiicip keim' luiiluri!, uls diejenige
der sMueÜL'ii Neurastheni«- iibi'rli:tu|)t. IHi' .Mclintalil diT iiinjotenteii Ncur.istheuiker
gnhört vor das Forum des s:ichverst:'m(lifcfn Nervenarztes. Nur wenn Kntzündungs-
/.ustäudo vorliegeu, vprmag boi wiclcrstaudsfähijri'n ludividuen oft genug nirie rationell
geübte "itliejip Tbernjiie 'rrelTliehes zu leisten. Bei ausgupriigter reizbarer Nerven-
schwüfhe pflegt die irritiremie Bi'liaiuiluiig diireb Loealfanütiker mehr zu schaden,
alH zu nützen uml krinn selbst den liest vorliantleuer Potenz auf den Nullpunkt herab-
setzen. Hingegen nützen bisneilen milde örtlielie Massnahmen, so die Anweiuiung
der Kühlsonde. Obenan siebt aber tlie Allgenieinbehaiullung, also das antineiirasthe-
niscbe Heilverfahren, insbe.sondere die dem Kinzelfall unter sorglicher Abschätzung an-
gepassteu Mndifieationen der Mi tchell - lMa\ fair'.sehen Kur. Welche der Factoren
dieses \erfalirens — die Isolirnng. forcirti' Ernährung, Ruhe, Ma.ssage, Klektricität,
Hydrotherapie — besonders aitszuprilgen oder aber abzumindern bezw. aii.<zusehalten,
hängt mehr von dem Ausfall vorsitditiger Versuche, als von theoretisclien Krwägungen
ab. .le vorgeschrittener das neuropathisehe (irinidleiden, um so milder gestalte man
die Kur. Selbstverständlich ist der Krfolg innerhalb weiter (jrenzen auch von der
t^ualitilt der Anstalten abliilngig. Nicht selten leistet auch ausserhalb der Sanatorien
der oder jener di'r genannten Factoren Krfrenliches. Vor zu kalten Bildern sei man
auf der Hut. Aromatische Zusätze, Lebensbalsmn, KieferlatsehenTd, Menthol etc., for-
dern bisweilen die Wirkung der Bilder in nicht zu verkennender Wei.se. Vielleicht
ist auch hier ein suggestiver F<fTect im Spiele. Im üebrigen ist die psychisclie
Therapie hei den genannten rein nniralischen Formen am Platze. |)er das Vertrauen
in die eigene Kraft wiedcrgebeuile Zusprnch ist oft von mächtigster Wirkimg. Beson-
ders ist vor einer kranii»fhaften Wiederholung des Versuches zum Coitiis zu warnen.
Die Phantasie ist inr>glichst frei vom Henken an geschlechtliche Dinge zu halten.
Reisen froninien nicht .selten. Von MtdicaHUMiton ist im .\llgenieinen nicht viel tu
erwarten. Bisweib'u uuter>itiitzen die tnodcnien Nervina in annehndiarer Weise die
antim;urasthenische Kur. Im L'ebrigen dürften Doca'fn und Strvchnin als Aphrodisiaca
noch die meiste Aussi<'ht auf Krfolg versprechen. Opiate küiincn l"'i temporärer
Anfregimg gelegentlich irützen. Dasselbe gilt vom Alkohol, insbesondere vom Bier,
doch nur in bestinnnten, der vorgängigen .Uigrenznng imcb nicht zugänglichen Fällen.
Die moderne Behandlung iler Impotenz mit den Absonderungsproducteti der männ-
lichen (Genitalien, insbesondere mit subcutanen Injectionen vim Hodensaft", ebenso
mit Spermin hat sich im Allgemeinen niidit bewahrt. Sehr wohlthiitig wirkt oft
bei nnnder vorgeschrittenen Formen der nervösen Impotenz das Kingehen der Ehe.
Enfiüch ist in m'cht wenigen Füllen von (ieschlechtsschwäche auf das Entgegeu-
konnnen der tiattin besomlerer WiTth zu legen, insofern falsch angebrachte Prüderie
und Ungeschick die noch niügliche .\usnütznng lies bestehenden Restes von Ge-
.schlechtskraft vereiteln kiijinen.
Die ausgesprochi'in* paralytische Impotenz ist unheilbar. Weder der elektrische
Strom, noch irgend eines, der vielgeprleseiU'U Aphrodisiaca vermag daucnide Hilfe
zu bringen. Da, wo weniger der (ie.schlechtsgenu.ss als der berechtigte Wunsch
nach Nachkommenschaft in Frage konmit, mag es albmfalls gestattet sein, der Ohn-
macht der Natur durch mechanisch wirkende Vorrichtungen zu Hilfe zu kommen.
Wir meinen den sogenannten Schlitten, ein aus zwei fodeniden, durch Ringe ver-
bundenen Schienchen bestehendes Leitungsinstrument für da;« der Erection nicht mehr
fAhige Membrum. Die Verwendung von Saugapparaten, welche einen Blutzufluss zu den
Schwellki>r|H'rn bewirken, muss schon ans Anlnss <|er nur momentanen Wirksamkeit
I auf erhebliche Bedenken stossen. fOrbrinoer.
ImpnlslTes Irrcocln. Mit „impulsivem Irresein" kann man solche Fälle von ('leiutes-
krankheit bezeichnen, bei denen impulsive Handlungen besonders häufig beobachtet
werden. Unter einer impulsiven Handlung versteht man eine solche, bei welcher das
Motiv entweder gamicht oder nur dunkel in das Bewus-stscin tritt, luul bei welcher
ganz besonders die Ausführung der Handlung hemmende, contr:»stirende Vorstellungen
nicht in die Wirksamkeit treten. In einer Reihe von Fällen liegen bei Geistes-
kranken den impulsiven Handlungen Sinnestäuschungen zu Grunde, deren unmittel-
bare Reartion die Handlung darstellt. Sehr häufig haben übrigens die anscheinend
impulsiven Handlungen ihre volle Motivirung, sind also nicht imptdsiv. ungenügende
L Untersuchnn.g, mangelhafte Anamnese geben hier oft zu diagnostischen Irrthümem Ver-
[ImpulHivps Irrpspiii
- 084 -
IncoDUoeaܫ alri
nnlxssuii^. Im|)ulsivc Haiidhiiigt'n bei Gcislfskratikon wcrili'U boi deu verKchir^«*!«
l'sychnscii bt'ol>:icliti"t, häutig bei «;iiil('|itisclii'ii um! hystfrisclifii Psyobo.stn, bta da
progressiven Paralyse, bei Dementen, sie richten sirli Imlfl nuf lUehstahJr,
legen, Begeluuig uiizüehtiger Hanillnngeii, zuweilen aticli :uil' Körpcrvcrict
selbst Vernii'htuug Auderer. IHe Tliernpie hat die zu (.irumle liogonde KranI
lieliaiKtülii, im Allgemeiiion wird jedmli die Beschränkung der l'reiUeit in ciu«
austalt erforderlich werden. „„ „
Inuiition bezeichnet nach dem modernen Sprachgebraelie den Zustand der Erschöpfung bei
kninmcner Nahningsciithaitung oder langdaiicrnder ungenügender Krnührung. In letzter
Ziehung kommt zunächst die habituelle Cntcreruährung in Rctracht, wie »ie sich in den !
schlecht gestellten, schwer arbeitenden unleren Volksclasscn nicht selten findet, Pmi.-
gischeo Bedingungen kommt es zu Inanition in Folge von Stenosen der «■:
durch Narben oder (ieschwülste, ferner bei AfTectionen des Darmcanals mit ui _,
Sorption der Nahrung wie hei chronischen Diarrhoen, bei hochgelegenem .\nus pra'
bei Communication zwischen dem Magen oder den oberen Diinndarmpartien mit dr
Eine partielle und zwar auf das Nahrungsfett beschränkte Resorptionserschwerung
fehlendem Zultuss der (ialle uud des Pankreassaftes. Weiter entwickeln sich l:
stände bei schwcpMi acuten Infectionskrankheiten mit verschleppter Keconvalescenz. in
späteren Stadien chronischer, zumal mit Fieberbewegungen einhergehender, wie M.ilaria,
bcrculose, bei ausgedehnter Carcinose und Sarkomatosc, bei chronischen \ ergifi
durch liuecksilher und Blei. Auch bei Annemischen, Hysterischen und manch': i,
kommt es nicht selten zur Ausbildung derselben. Die bei ab.soluter CarcDZ 6iitSr«Uu<i* i
anition Tällt unter dcti BcgrilT des Hungers'.
Das äus.sere Bild uud die Symptomatologie der bei chronischer Unterern '
kommenden Inanition gleichen denen beim Hunger. Die Körpertemperatur
schrittcnen .Stadien unter 36", der F'uls wird klein, weich und oft verlangsamt, Jurcü Husli
tbätigkeit abnorm beschleunigt. Hierdurch erklärt sich das leichte Eintret«n von Obnnucttai.
Die Bekämpfung der Inanition mtiss je nach den Ursachen eine voi
Bei durch narbige Processe hervorgerufenen Verengerungen des (icsophngn 14
lorus werden in erster Linie operative Eingriffe in Betracht zu ziehen sein.- i'ii.-ii.itli
Oesophagus, Anlegung einer Magenlistcl. Oastrocnterostomie: durch d.inn folgende zwecki
Emähnnig ist es leicht, die Inanition zu beseitigen. Stenosen des obercD Darmci
diciren die Anlegung einer Darmfistel, um durch diese die Nohrungszufubr Tonunebneii.
Andererseits wird man versuchen müssen, einen Anus praeter naluram, pathologisch
niuuicationen zwischen verschiedenen Darmpartien, eine Verlegung der Oallenwege zu In
Handelt es sich um maligne stenosironde Tumoren am Magend-irmeanal , so kan
durch operative Herstellung einer Passage uud reichliche Nahrungszufuhr glriciifalt» den
uährungszust.ind bedeutend heben: Fettansatz kann mau wohl in jedem KnUc hcirbeifl
aber Eiweissansatz wird nicht immer zu erzielen sein. Ist der Mitgendanncanal int.^ct imd dt*
Inanition durch anderweite Ursachen bedingt, so spielt neben der etwaigen c.iiKii.-" BrhM^-
lung die diaetetische die Hauptrolle. Am wenigsten wird sie bei chronic uonra
oder Intoxicationen leisten, mehr in der Ilcconvalescenz n.ich acuten oder su;
heilen und nach starken Blutverlu.sten.
Neben der Nahrung-.mengc spielt dabei die Zusammensetzung derselben
Rolle. Soll man reichlich Fett und Kohlehydrate neben massigen Mengen 1
oder letzteres in den Vordergrund stellen? Wenn auch nach t. Noorden d
keineswegs der Menge des in der Nahrung gereichten parallel geht vielmehr
mit ganz specitischcr. je nach den einzelnen die Inanition bedingenden Krank!
der Energie Eiweiss zurückhalten, so hat sich doch eine eiweissrciche Nahrung
für stärkeren Eiweissansatz erwiesen. Als ein die.seu boforderndes Moment
der Musculatur betrachtet werden zu müssen. Nicht immer gelingt es jeducli. i^iarl mi
natürlichem Wege eiue genügende Ernährung* einzuleiten. Wenn auch die V"rd.»mnJ5»-
functiouen in der Hauptsache intact sind, so besteht doch nicht selten \\
Speisen, es kommt nach ihrer Aufnahme zu Schmerzen, zu Uebelkeit, zu 1.
wird dann nur einen Thcil der nolhwendigen N.ihrung in den Mögen eiiii..
Quantitäten in Form von Nährklysticreu im Mastdarm zur Resorption zu brin>;'!
wiefa'
Uia
X. ijJfWI.
Incontinentia olvi s. f.iocal is kommt durch Schlussunfähigkeit desSphincter :ini tuStjAdr-
Letztere kann bedingt sein durch Zerreissimg oder Zerscbnei«lung <le« Sphincter ini,
durch Verlust des elastischen Tonas des unteren Mastdarnithcilos oder .i'.'-i.
paralytische Einflüsse. Pio Incontinenz tritt nur .selten acut auf, z. 1
sehen Anfalle, sowie bei anderen, kurze Zeit d.iuemden BewusstseiM.isiMrrmv
der Kegel ist sie chroni-sch.
Die Therapie richtet sich nach der Aetiologie, Hei den ditnsh ir»
fiif onnüpüfin bi
- «85 -
[nfontinMifln urinap]
*
MoiiR'iiti.' Iiuiliiiglcn l'onufii kann ziiwiikii >'iii mifnitivor Kiiigiiff Hiilfi- briiig;cii, bi'i
deu uhronischi'ii in'uri>iiaral)ti!?i'lii'ii rrspnings ist oinc (•liiriirgische Therapie aiis-
gescliUissRti lind auch die Greiizeu einer radicalen interncu Tlicrapie sind sehr eng.
Eine direete Localbnliaiuüung kommt höchstens in Form einer elektrotherapeutischen
Beeinflussung des Tonus des .Sphincter ani in Betracht. Um so wichtiger sind
deshalb »lie Aufgaben, welche der Prophylaxe zufallen. Diese erstreckt sich wesentlich
darauf, bei vorhandener Incontineutia deu iMiitrilt eines f)ecubitus' der Gesässgegend
durch Beschmtitzung mit Koth zu verhüten. Kies erreicht man durch peinlichste
Reinlichkeit, sowie dadnrch, dass man vor dem Anus Holzwolle oder Moos vorlegt,
welche mit dem Koth ein trockenes tJemenge geben. Die Befestigung die.so.s Materials
geschieht am besti'u in der Art, dass man den Patienteu in eine Windel bettet,
welche vorn geschlossen wird. Auch benutzt man Guniniikriinze, welche in der Mitte
^^ eine als Stechbecken dienende Vertiefung enthalten oder Betten mit dreitheiligen Ma-
^H tratzen, deren mittlere einen Aussclmitt für das Gesäss besitzt. Zur Vermeidmig
^B eines Ekzems ist die Analgegeml stets uiit Vaseline zu bestreichen. Täglich ist ein
^H Bad zu geben nnd bei reichlichem Abgang von flüssigem Koth in) liiiufe des Tages
^" zu wiederholen. Zuweilen, besonders wenn der SphinctiT ;uii noch einen gewissen
f Tonus besitzt, gelingt es, die Kothentleerung durch Klysmen so zu regeln, dass man
^^ durch Evacuation der unteren Darmtheile eine Reschnmtzung bintanbält.
^P STRAUSS.
^^Incontinentia urinae. Die Incontinenz der Harni>lase. die unfreiwillige Hanieiitleerung,
II unifasst nur diejenigen Znstäntle, in denen der Mechanismus der Harnblase fehler-
^K haft functionirt: nicht dagegen gehören zu ihr diejenigen Zustände, in welchen bei
^H vollkommen normalem .Vjtparat nitr der vorzeitige und unfreiwillige Eintritt des
Funcfinuirens der noniialiMi Blase, ilie reine Fimctionsanomalie der Enuresis", statt-
hat. Und diese mechanische Unzulänglichkeit tritt hier unter denselben zwei Typen
auf, wekhe bei jedem Lecken eines Reservoirs da sind: entweder ist der Verschluss
mangelhaft, soda.ss das Behältni.ss die Flu.ssigkeit nicht zu bewahren vermag; oder
die FlüssigkeitszufuLr in das Reservoir hinein ist eine grossere als dieses fassen kann
und es läuft fiber. In dem einen Falle ist das Behaltniss immer leer, in dem anderen
immer voll: Incontinentia panidoxa und vera.
A. 1 ncontinent ia \ er.t ist die seltenere der beiden .Möglichkeiten. [)er Sphincter
I kann durcli nnuiiltelbare Einwirkung insufficient werden, selten nur durch gröbere
^^ Gewalt von aussen her, öfter durch Mani[(u!.'itioni'n im Inneren der Harnröhre, welche
^V den Bla.senhals dehnen und erweitern, vor .MIein durch Steinextraction aus der weib-
lichen Blase, nach weicher die Dilatation der Harnröhre oft eine langwierige
Incontinenz zeitigt. .\ueh der (ieburtsact hat h:lutiger solche Folgen. Im Innern der
männlichen Harnröhre dagegen können unter aussergewöhnlichen Bedingimgen die
einzelnen Lappen <ler anschwellenden Drüsen bei der Prostatahypertroi)hie* Dislo-
cationen und Verschiebungen der Ränder des inneren Orificiums der Harnröhre her-
vorrufen, soda*:s dieses nicht verschlussfrdiig bleibt: auch kann, allerdings unter
ebenso seltenen Bedingungen, eine weit in die Pars menibranacea hineinreichende
Harnriihrenstrictur den dort liefimllichen Scbliessapparat functionsniifähig machen.
In solchen Zuständen kann iiatfirlich die Incontinenz nicht :ils solche für sich
l)eh;indelt werden. Vielnieltr sind Bta.sensci)eidenfis(ehi zu operiren, Harnnibrenstricturen
durch Dilatation zu beseitigen, ilie l'rostat.-diypertrophie als solche zu behandeln.
B. 1 ncontinent i:i paradoxa. Hier vermag die Blase selbständig sich über-
haupt nicht oder nicht völlig zu entleeren und der :uigestante Harn durch-
bricht schliesslich den Verschluss imd träufelt ab. Während für das Zustande-
kommen eines derartigen Vorganges naturgeniSss eine unversehrte Schhissfähigkeit
des Blasensphineters die Voraussetzung ist, kann die Erschwerung des Harnabflusse.s
in zwei grundsätzlich verschiedenen Stöi-ungen beruhen : entweder in mechanischen
Beeinträchtigungen des Flnssigkeitsau.strittes um Blasenhalse; oder in einer Herab-
setzung urul .selbst gänzlichen Functionsunfähigkeit der die Expulsion bewirkendeTi Mus-
rnlatur der Bl.iseiiwandungcn. Die erste dieser Möglichkeiten re.sultirt aus mechanischen
Stönmgen: aus Haniröhrenstrintnren höchsten Grades: aus der Hypertropliie der
Prostata und aus einer Rr'ihe .nnderer äbnlii-lier mechanischer Stönmgen. In dem
.Maasse, wie diese Beeinträchtigungen des llanialiflusscs sich entwickeln, staut
sich der Harn in den oberhalb gelegenen Abschnitten der H:iriiwi'ge, insliesondere
in der Ntirublatie, bringt diese bei wachsender Anfüllung zur Diiatiition und schlietüi-
fTnconlliiPiitia iirtnao
680 -
Tnilfl
lirh damit zur HiTabsolzniij; der Miiskolkraft ihriT Wauduiigeii, •-•iner HcrahM>Ui^|
dit! bis zur völligen Lälmuiug weiter schreiten kann. Dieses mangelhafte l*unrtioni^|
der auMtreihendeu Blascuiinisculatur ist in der Reihe derjenigen andersartigen StArungfl
welche ausserdem zur liu-ontinenz führen, die primilre: entweder verfällt die BlaMS^
musculntur im Gefolge von Atfectionen des Ceutraliiervensystems, bei Tab«»' aad
Myelitis*, bei Apoplexien um! ähnlichen Stöningen, der Lilhnmng: oder i""'
sich direct bei der Prostatahypertro|»hie* in der Kia.scnmu8culatur aas.
niuss, falls nicht regelmissig auf kiinstlicliem Wege die Blase entleert wird, •!
geschlossene Harnmenge einen Grad ciTeichen, über den hinaus die Klsise si.
mehr zu halten vermag, sodass mm an der Stelle des geringsten Widerstaude>,
am Sphincter, der Durchbrach erfolgt und die Blase ,.überläuft".
Die Therapie dieser paradoxen Ineontinunz ist natürlich identisch mit der Tbrrapit
der ihr zu Grunde liegenden Störungen; nur dass diese fast niemals einer Wifdn-
herstellung zugänglich sind. So bleibt dann nur als palliatives Mittel der in «v
reichend kurzen Zeiträmnen zur Anwendung gelangende, regelmäs.sige CafI •'
rismus, durch den die Blase künstlich immer wieder in so kiiraon Zwischenr
entleert wird, da-ss der sich rmsammelnde Hani ihre L'apacit.lt niemals über-t. ..-
Da jedoch ein solches Verfaliren aus.serordentliche An.sprüche an Arzt und l'.Ui c
sti-llt, kommt es sehr hiiufig nicht ausreichend zur Ausführung. Da blf<ibt dann ii -
übrig, den ablaufenden Harn in geeigneter Weise aufzufangen, um die Iinrc!ir;'i
von Kleidung und Bett hintanzuhalten. Solchem Zwecke dienen die aus '
fertigten Urinale, auch Harnfünger genannt, welche dauernd getragen v
den Harn sammeln. Aber auch sie können nicht inmier verhüten, dass d^r
tinuirlicli abtröpfelnde Harn in Betten und Wäsche gelangt, dass er sich der-
setzt und die unglücklichen Patienten in Folge des widerlichen ainmoninkah-
Geruchs von jeglichem Verkehr isolirl. Die innerliche Kinnahme vou t.tirmn
Terebinthinae verleiht bekanntlich dem Hani einen eigenartigen augpnehm»*n G^mrii;
es wird ganz zweckmässig, allerdings nur vorübergehend, benutzt, um den anmo-
niakalischen Geruch des zersetzten Harns zu verdecken oder doch vvenigstei» la
Indican, Cj,H.i,NO,;, ist das Glykosid von l.satis tinctoria. Es bildet einen hellbmuntu Siru;>
von schvacb bitterem widrigen Geschmack, löslich in Wasser und Alkohnl. Bei lii^gaum
Kochen mit Wasser zersetzt es sieb, beim Kochen mit Kalilauge entwickelt es AmmouiM^^^|
Barv'tvrasser wird es schon bei gewäholicher Tcmper.atur unter Bildung von sirupartift^^^H
dlcnniD, C2(,H2jNO,2, zerlegt. Beim Erhitzen mit verdünnten Hineralsäurrn Z' ■ 'M
Indigluein, CollioOo, und Indigblau. CbHsNO. Gleichzeitig entstehen Kohlensäure, Ar. :J
E.ssigsäure und die folgenden Stoffe: ludihumin, C'ioBgNOj, sepiabrauues Pulver, lu^Url itfl
Alkalieu: Indifuscin, (\4U2o^'.>09, dem vorigen sehr ähnlich; Indiretin. C|,tU|;NO,. dankdfl
braunes Harz, löslich in Alkohol; Indirubin, dunkelbraun, amorph, löslich in V ' ' nH
purpurrotber Farbe: Indifulvin, röthUcbgelbes Harz, unlöslich in Alkalien; In ^M
wahrscheinlich mit dem Indifuscin identisch. ^^^1
Indicannrie heisst die vermehrte .\uuachcidung von lodican durch den Harn. Die ^^'''^1
.\usscheidungsgrö.ssc beträgt normal, auf Indigo berechnet, 4—20, im Mittel 10 mp and |dfl
beim Hunger sehr bald bis auf Spuren herunter, ebenso im Hani der Neugcl ^M
Bei allen Krankheitsprorossen, die mit Unwcgsamkeit dos Dünndarms eii fi^H
.l.iflc die Ausscheidung bis zu 0,154 g im Liter Harn ansteigen. In Folge der äUgii.iUoD ^H
Darmcontonta nimmt die Eiweissrnulniss überband, es bildet sich Indol, das au^ den D^^|
rcsorbirt. wahrscheinlich in der Leber zu Induxylsehwefcisäure ungebildet wird und dat|^H^H
Hurn heraustritt. .Sobald die Incarccration des Darms beseitigt ist, nimmt die Indf^^^^f
wieder ab und geht zur Norm zurück. Es findet sieh ludicanuric bei Ileus, rl '^^^^1
Unwegsamkeit des Dickdarms; ferner bei diffuser eitriger Peritonitis, nicht 'i^^^l
cumscriptcr I'eritonitis; sodann bei allen chronischen ConsuniptionszustHnden ',.'!'': u 4 lA^^^H
allem beim Magenkrebs, beim Magengeschwür, auch bei multiplen Lymphomen. iiuhii^^^^|
Lymphosarkomen der Bauchhöhle, bei vorgeschrittener, mit Durchfill' ' ' ' rrai^|
wie auch bei der .Xddison'schen Erkrankung: endlich auch bei II ' tMla|
asiatica, insbesondere bei letzterer auf der Höbe des Proeesses, Eiin- r.riii.ininjj mr uieae Wf^
letzteren Krankheiten gefundene Indicanurie steht noch aus.
Mtrjnc.
IndlKO, schon von Plinins als Indicum (spanisch Anil) beznicbnct. «•ntstelit durrb Vogltim m
verschicdoni-r Iridigolera-Artcu in Ostindien und nodorün hui»«eu Ländern. Iii drn HIm^H
fludi^o
— R87 —
Indol]
isl er wahrscbeiulicli als Indicaa* oder in Form ähnlicher (jlykoside eulbalteu. Als der
hauptsächlich Tärbende Bestandtbcil ist das Indigoblau, CitUioN^O], eiu Abkömtnliug des
Indols, zu betrachten, C|iH4<;^j^OC = C<^jj^CjH4 (Baoyer). Das lodigcblau ist in Wasser,
verdünnten Säureti und Alkalien unlöslich, in bcissem Methyl-, Acthyl-, Amylalkohol, Aceton,
Terpentinöl wenig, in Eisessig und Chloroform reichlicher, am besten in heissem Anilin, Nitro-
benzol und Phenol löslich, aus denen es sich beim Krkalteu in gut ausgebildeten Krystallen
abscheidet. Beim Erhitzen sublimirt es. unter Bildung purpurfarbiger Dampfe. Durch
rcducirende Substanzen wird es bei Gegenwart von Alkalii'n in Indigweiss verwandelt, welches
seinerseits in saurer Flüssigkeit schon durch den Sauerstoff der Luft wieder in den Farbstoff
übergeht Bei Oxydation mit Salpetersäure entsteht Isatin (^114/ j^ ^COH, das durch R«duc-
tionsmittel im Dioiindol C9e4<(^^^y^")C0, Oxiudoi C6H4<(^^C0 und schliesslich in Indo
CeHj^V-jr'^H übergeht; letzteres -wurde auch direct aus Indigo erhalten. Von Isatio aus erfolgte
die erste Darstellung von künstlichem Indigo durch Behandlung mit Phosphorchlorür, Phosphor
und etwas .\cetyIchlorid, wobei als Zwischenproduct Isatinchlorid entsteht. Technisch kann
man es erzeugen aus o-Nitrophenylpropiolsaure t'eH4yf,^p.pj^QTj welche durch Einwir-
kung schwacher ICeductionsmittel, unter Abspaltung von Kohlensäure, in lodigcblau übergeht.
Aehnlich entsteh! aus o-Nitrophenylcinnamylaldehyd, erhalten durch Condensation von o-Nitro-
benzaldehyd und Acetaldehyd, mit Aetznalron Indigoblau neben Ameisensäure:
'^'^•H<<CH=CHCHO + '^^''^^ = <^«"^<CO>^ = <-'nCÜ>*^''"* + 2IIC00Na + äHiO.
Einen anderen Weg schlug Heumann ein. Derselbe fand, doss beim Schmelzen von Phenyl-
glykokoll mit .\etzuafron Indoxyl oder Pseudoindoiyl entsteht, welches bei Gegenwart von
Alkali schon durch den .Sauerstoff der Luft in Indigoblau übergeht. Die Synthesen boten
den Vortbeil, dass mit ihrer Hülfe die Erzeugung des Farbstoffes auf der Faser ermöglicht
wurde. Man imprnegiiirte z. B. die zu bedruckenden Stellen mit lanthogensaurcm Kali und Hess
dann Pbenylpropiolsiiure darauf wirken, oder man impraegnirte mit Indoxylcarbonsäure (Indo-
phor) und wandelte diese erst auf der Faser in den Farbstoff um. Statt o-Nitrophenylpro-
piolsäure kam auch das o-Nitropbenylmilchsiiureketon in Gebrauch, dessen wasserlösliche
Alkalibisuliitvcrbindungen unter der Bezeichnung „Indigosalz" in den Handel kamen.
Vun den Reactionen des Indigoblaus seien noch die folgenden hervorgehoben: Wäh-
rend verdünnte Kalilauge nicht einwirkt, löst concentrirte es in der Siedehitze ohne Gas-
entwickclung auf. Es werden dabei 2 Mol. des Farbstoffs zu Indigweiss reducirt, während ein
drittes zu Isatinsäure oxydirt wird. Beim Schmelzen mit Aetzkali entsteht zuerst o-Amido-
tenzotisäurc (Anthranilsäurc), dann Salicylsäurc und .Ammoniak, schliesslich Anilin und Kohlen-
säure. Oxydirende Substanzen, wie Salpetersäure, verwandeln das Indigoblau in Isatin. Bei
Einwirkung von concentrirter Schwefelsäure entstehen Indigblauschwefelsäuren.
Indigofarben sind die aus natürlichem oder künstlichem Indigo hergestellten Praepa-
rate; ausser Indigoblau unterscheidet man mehrere Indigokarmine und Indigopurpur. Sie
werden zumeist mittelst der Küpe gefärbt, d. h. sie werden zu Indigweiss reducirt, das zu
färbende Gewebe in die Lösung desselben gebracht und dann dem oxydirenden Einfluss der
Luft ausgesetzt. Thierische Fasern können auch durch Indigblausulfosäuren bczw. deren Na-
trium.salze gelärbt werden. I. Monosulfosäure, CjoHoNjOaSOnll, Phoenicin oder Purpur-
schwefelsäure, entsteht bei Erhitzen mit Schwcfelsäurehydrat. Sie ist in Wasser mit blauer
Farbe löslich, ihre Salze weniger. 2. Disulfosäure, Ci,U,NjOj(S03H)j, entsteht durch
rauchende Schwefelsäure: amorphe, in Wasser lösliche blaue Masse. Ihre Salze sind in Wasser
leicht löslich. Das Natronsalz, „Indigokarmin", wird technisch verwandt. SPIEGEL.
Indigo, Indicum, I'inientum Indicum Ph. Belg. I, kann schon zu 0,3— 1,2 Erbrechen
utd Kolik, bei längerem Gebrauch Schwindel, Flimmern, Fieber und Gelenkschwellungen hervor-
rufen. Die .Ausscheidung erfolgt durch den Koth und den Urin als Indigweiss. Benutzt
wurde er als Antispasmodicum bei Epilepsie, Hysterie, Chorea und Icterus. Von Jones ist er
(1891) als vorzüglich wirkendes Emmeuagogum empfohlen worden. DosisO,8— 1,5, 3— 4 mal täglich,
als Emmenagogum in Verbindung mit Wismuth 3mal täglich '/» Theelöffel.
Lldigofera L. PHuieDgkttnng an« der Farn. d«r Pipilioiilicear*, AbtheilunK dar Oalegear, mHOnleg»' ond
Oljteyrrhix»* nXher Tvrwandt. Die GnttanK fceliflrt mit etwK »Zn Artm di-n TropFn lindern an. I. tineturiaL..
die Indigci|i(l»nii>. in Ostindion hi'imisoll. in den Tropen Tiel cnltirirt. iat ein I— l'j m holler Ilalhutnucll mit
4— «joehiiu; ueSederlcn Blutlcni, lUnglieh-Terkolirt-eiWnnifen blKtlehen ond kunen Traoben. I. Anil L., in Süd-
amorika bGimiftcfa. ]. dikpernia L., in Ostindien faeimiseh, dureh lingere BIDtheotrauben auagaieiohnet.
ladol, eine schwache, nur unbeständige Salze bildende Ba.se, ist ein Rcductiorisproduct des Indigos,
C H-N = f H ''"^''^CH '" ''*° "'' "'"gekehrt durch Kt'liiide Oxydatidu (Einwirkung von Ozon
* ' ^»"«NNH/ ' auf die wäs-ierige Siispciisioii) übergeführt werden kann. Künstlich
xhält mau es> neben seinem Metliyldcrivat Skatul und anderen Körpern, beim Sohmclzeu von
[Tndol
— 088 —
Infe
•^ O U L V
.Ml)umiii mit Kili; natürlich entsteht es bei der Pankrcasf-. '- '- ' - "tmmiMl« 3ti
und findet sieb im Koth. dessen eigenartiger Oeruch zum :i befa^lil ]
Ifrösscrc Anzahl Bakterien, darunter der Koch'sche Komm.ii^-.i
Eiwcisskörpern, besonders aus Peptonen, Indol ab. Kntstcht in ■
salpetrige Säure, so färbt sieb dieselbe auf Zusatx einer stärker
Das Jndbl krystallisirt aus Wasser in kleinen, aus Ligroiu in groMm,
Blättern, Schmp. 52", Sdp. 245-246". Mit Wasserdämpfen ist es Icicbt flOcbÜf «i
sich durch seineu penetnintcn Faccalgeruch aus. Es löst sich in beiasen Www.
Aetbtr und KohlenwasserstofTen. In der wässerigen Lösuug enctigt salpetn^ ^
rotbe, aus kleinen Nadeln bestehende ^talpetersnure Nitrosoiodol. Du Pilnl
in langen, rothen, stark gläuzouden, leicht in beissem Benzol löslichen \adela.
Indophenol ist ein phenolartigcr Farbstoff, der sich in Alkohol mit rotber, ia
/Cell« ■ OH blauer Farbe löst. Er entsteht durch genieiuf.ame Oxydition wof-l
ivGjU« ■ 0 und Phenol. Mit Hilfe seiner Leukoverbindung, de^ p-D»(Hjfifl
NH (CjH« • OH);, in welcher der Phenolcharakter weit deatU;h»
ist, kann es auf der Faser gebildet werden in ähnlicher Weise wie Indig«. da <9 i
soll, wogegen allerdings die Säureemptindlichkeit spricht.
lufrctionsbrankheiten. Der BogrifT der Infectionskrankbeiten hat entspredirad <
unserer Kenntnisse \ielfache Veränderungen erfahren. Während i^-- '--hijr nrit i
bald die ansteckenden, bald die seuchenartigen Krankheiten b- , rttitcbl
darunter alle diejenigen Erkrankungen, als deren regelmössiper ' i'in
tagium animatum entweder nachgewiesen oder mit grösstor NVah nkfit
ist. Diese belebten Contagien gehören, soweit sie bekannt, enlwo. . . .,. Fflan»
lieh den Classen der Spalt-, Spross-, Hefen- und SchiramelpilEe, oder sie gthüra A»!
stcu Classen des Thierrcichs, Amoeben, Flagellaten, Plasmodien, an. Ditjfolf« T
krankhciten, welche durch die Einwanderung höher organisirter mikroskopischer ale|
Thiere hen-orgerufen werden, wie der Trichinen. Entozoen und Hautporasiten, tn« '
Invasions- von den eigentlichen Infectionskrankbeiten. Die Infection kann durcht
Aufnahme in den Verdauungstractus, in die Haut oder Schleimhäute un«! b^ira FortBl
Wege des placcntarcn Kreislaufs geschehen. Die normale Haut oder Schi '.1:S»|
lieh ein undurchdringliches Filter dar, theils durch ihren Ueberzug mit a>' '
thcils durch besondere, noch nicht aufgeklärte Eigenschaften : so verzögert die
blasenscbleimhaut die Hefegährung (Liebreich). Indess finden sich jederwit
grössere Laesionen der Haut und Schleimhaut, die pathologisch den Infectinn
Zugang eröffnen. Manche Itifectionscrreger bevoraugen einen der genannten Vt't^ i
gegen können auf jedem von ihneu eindringen. Die Erscheinung in "
namentlich bei einigen Krankheitserregern und in den Anfang«-it.Tiifn
dem Ort des Eindringens. Im Allgemeinen aber hängt die Loc:i' '-«
erregcrs mehr von den Lieblingsbeziehungen zu gewissen Organen, a\-
ab. Die Infectionskrankheit ist die Reaction auf die stattgehabt« hiifr.tuui'ifl
ist weniger abhangig vom Charakter des Infectionserregers . als von den W»<'l!««<fc
zwischen Empfänglichkeit des Wirthes und der Virulenj! des InfectionsV-
dem Wirth zukommenden variablen Eigenschaften der Disposition* und lr]i
Aetiologi.-ieh theilt man die Infectionskrankbeiten je nach den cinzclnca i/ '
den im botanischen oder thicriseheti System >pecifischen Arten ein. Mao tpruUi
Ktaphylomykosen, .Streptokokkenkrankheit, Colibaeil losen etc. NT: " '
logische Einthciluug in solche Infectionskrankbeiten, die durch
durch die Vermehrungsfähigkeit ihrer Erreger, oder durch Tox;
nurigen auslösen. Das klinisch - anatomische System trennt die \\
also diejenigen Krankheiten, deren Erreger durch Verletzung der Contm
von den lnfection.skninkheiten an sich. Beide Formen zerfallen in prim.T-
nachdem das Eindringen der Keime an sich schon Krankheitserscheinung^' •
Milzbrand, oder erst unter gleichzeitiger Einwirkung disponirender* Momen;
liehe und allgemeine Fäulnissvergiftung, allgemeine Autointoiication "• ■
dieser und ähnlicher Momente können die verschiedensten härm'
Infectionserrcgern werden. Mit den primären und sccundüren ^^■||l./
vornehmlich die (^hirurgic zu thun; sie bekämpft sie durch A
secimdären inneren Infectionskrankbeiten sind als Miscbinfcctjon^.;.
v«in prognostischem Werth : sie können, oft nur als terminale Erscbciir
länger dauernden infcetiösen und nicht infcctiösen Erkrankung hin
sccundärer Infeetionskcime im Blut, mikroskopisch und durch die '
zeichnet oft das nahe Ende. Bei der Bcli.mdlung der Lungcnphthisr
Secundärinfection mit Streptokokken eine besondere Rolle, insofern .i
die Mehrzahl allfr Fülle vnu ulccröser Phthise, meist erst durch d(
hektisch-iieberhaftcn Charakter bekommen. Das Hauptiulcrestso erwcckeu ihr pna
nin»vtioiiskr«nkhpltPn
— ßR» —
Inflnpnxn
lufectioiiskraukheiteii, /.u rlcueo alli- seucheii.irtig auftrcten4(.'ii Erkraukun^cn guliörou. Man
reebnet zu ihnen die Gruppe der acuten Exantheme, Poekeu, Fleckfiebcr, Masern, Schar-
lach, Windpocken, dann die Krankheiten Abdominaltypbus, Recurrens, Wechselfieber und Gelb-
fieber, drittens gehört hierher die Gruppe der acuten örtlich begrenzten Infectionskrackheiteu,
wie asiatisch« Cholera, Ruhr, Diphtherie, Beulenpcst. Influenza, Keuchhusten, Pneumonie,
Cerebrospinalmeningitis, Gonorrhoe, und viertens die Gruppe der chronischen Infectionskrank-
heiten, Tuberculose, Lepra und Syphilis.
Die Therapie der Infectiouskrankheiten macht sich zwar alle diese Eintheilungssystemu
zu Nutze: sie kann ihre Maassnahmen aber auf kein» derselben ausschliesslich stützen, vor
Allem nicht auf das aetiologischc System. Denn die experimentell hergestellte grössere oder
geringere Virulenz eines Krankheitserregers lüsst keine Schlüsse auf den Charakter der Krank-
heit bei Menschen zu. Ebenso wenig lässt der physikalische Befund einer pbthisischcn Lunge
einen Schluss zu, ob der Fall eines liingertn Stillstandes Oihig ist oder nicht. Für die In-
fectionskrankheiten fehlt uns noch die Grundlage eines prognostischen Systems, welches
einen Schluss auf den Verlauf und Ausgang des Kampfes, in welchem während der Dauer der
Infectionskrankheit die Zellen dt-s Ktjrpers mit den eingedrungenen Parasiten stehen, zulüsst.
Der Anfang für den Ausbau eines solchen Systems ist gemacht. Anhaltspunkte geben die
Erfahrungen über Hyper- und H\"pnleukoeytose, Blutalkalescenz, die Veränderungen des Blut-
serums während der Krankheit in Bezug auf .\gglutinationskraft und Giftneutralisirung. Mangel.*«
des Ausbaus dieses Systems schlägt die Therapie zwei Wege ein, die causale Bekämpfung der
Infectionskeirac und die Hebung der Widerstandskraft des Wirth.sorgnnismus. Als Methoden
der ersten Richtung versucht man die Heilserumtherapie*, femer die Methode der directen
Immunisirung durch Stuffwechselproducte der Bakterien. Hierher gehört die Tuberculin-
behandlung, die Methode von Haffkine, Pest und i/holera durch abgetödtete Culturen zu
behandeln, sowie die neue Methode von Koch, bei Rinderpest die Thiere durch f'inspritzung
von Galle und Blutserum gefallener Thiere zu iminunisiren und zu heilen. Es gehört dazu femer
der Versuch von Buchner und M. Hahn, den unter .^00 Atmosphaeren Druck gewonnenen
Zellsaft, die sogenannten PI asm ine", zur Behandlung zu verwenden. Die empirisch be-
gründete causale medicamentöse Metbodo ist in ihrer Wirkungsweise und ihren Uo-
ziebungen zu den Krankheitserregern noch nicht aufgeklärt. Zu ihr gehört die Behandlung
der Syphilis mit Quecksilber und Jodkali, diejenige des Wechscltiebers mit Chinin und Arsen,
diejenige des Gelenkrheumatismus mit Salicylsäure. Eine Vernichtung der Infectionserreger
auf directem Wege im Körper selbst durch medicamentöse Behandlung ist trotz zahlreicher,
bis in die neueste Zeit fortgesetzter Versuche nicht geglückt und selbst die Vernichtung der
auf den zugänglichen Schleimhäuten wuchernden Parasiten duixh directe örtliche Behandlung
begegnet den grössten Schwierigkeiten. Die andere Methode bezweckt, durch eine allgemeine
Hebung der Widerstandskräfte des Wirthsorganismus die Vernichtung der Eindringlinge zu
bewirken. Diese Methode lässt .sich weder im Ganzen, noch für eine einzelne Infections-
krankheit in eine Formel bringen. Von Medicamenten, welche eine directe Erhöhung der
Zellkraft bewirken, kommt wesentlich das Kantharidin * in Betracht. Nach den Feststellungen
von Liebreich wirkt dies Mittel nicht specilisch, sondern durch vermehrte Zufuhr von nor-
maler Ernäbrungsflüssigkeit. Im Ucbrigcn umfasst die Therapie den Gesammtumfang der
symptomatischen und roborireuden medicamentösen Therapie, die Diactbehandlung, Kranken-
pflege und die Wasserbehandlung des Fiebers, die Freiluftbehandlung des Flecktyphus und
die klimatische Behandlung der Lungenphthise. Sie ist oft dircct Tebensrettend, wie die
Ernährung und Pflege des Typhuskranken u. s. w. Bei den meisten Infectionskrankheiten
sind für Prophylaxe, wie Therapie allgemeine hygienische Maassregeln von höchstem Belang,
so die IsoliruDg, die Di-sinfection der Excrete, die Unterbringung in zweckmässigen Heilaostalteu.
die Evacuiniiig ganzer üevölkcrungsschichteu, wie der Truppenkörper etc., der Luftwechsel
bei Malaria. Die Vorbeugung der InfectionskTaukheiten im grossen Stile ist nicht Aufgabe
des einzelnen Arztes, sondern der öffentlichen Gesundheitspfloge. ,
Infl]irntlon8-.iDae.'<tlie8ie ist die von Schleich erfundene Methode einer looalen Anaesthesie*.
I,.
Influenza. Hie Inflnunza ist eine piimk'tnisch auftretende Seuchf, die in den Nutzten
.lahrliuiiiierten in z.ihi reichen Zügen den Krdlciil durchw.nndert hat. (iewöhnlich fallen
in je ein .Inlirhiindert ein bis .sechs grössere Seuchenzüge, weiche eine Dauer von
einigen .irdiroi li.-iben, xiemlich intensiv einsetzen und unter hfiufigen, nliniählich immer
wenigtT sclinrl' elwnikteri.sirten Nachschüben langsam verklingen. Die erste sichere
Schilderung einer InHueiizapriMdemie ffdit in das .lahr 1.3S7. Zuvorlä-SHige Berichte
besitzen wir aus dem vorigen und gegenwärtigen .lahrhundert. Der letzte Influenzazug
begann Ikh!i und ist jetzt it;u'h wiederholten Nachschüben in allni.'ddicheni Ver-
Bchwiuden. Die [nihien/.apandeniien des 19. .lahrhnnderts fallen in die .lalire lftG2
bis 1K(I4, Ih;«», 1H4I — I.H47, l^GO— LSTS, 1S8Ö— 1H<I5. Das häutige Auftreten auch
von Chuleraepideniien in diesem .lahrhundert h.at die .\nnalmie eines inneren Zn-
0. Lichu<t'< li , Eiii^yklo^iaetlitf. II. HmqiI. ^^^^^^^ AI
llnflueiiKA
- 090
saiunn,'iili;uigt> /.wischen Influenza uud ChüliM-ii luTvorgenifun; (w ist jadui>», .i,.u ;
aiii'.h Jcr letzten Panderaie ein Ausbruch der Cholera in Hussland un«l H.^inlmr;
folgte, dies ZusiiniiDentreffcn wohl ein zeitliches, aber kein iirsächlich»^s. l'-v /-i-
der P.-indemie folgt nicht stets der gleichen Richtung: oft verbreitete sich dr ii-
fluenzii von West nach Ost; der letzte Zug dagegen ging wenigstens für Kuropa imd
Amerika in umgekehrter Richtung. Auch für einen Zusammeuhang der Influrjixa mit
ungünstigen Witterungseinflüssen, kalten lichtlosen Wintern, Nebeln a. e. w. f»lili
es an Beweisen, unisomehr, als vieler Orten der Ausbruch der Seuche ausser ZuMunmn-
hang mit diesen Witterungseinflüssen und sogar im hellen Liebte des HoctiBioniaMA
beobachtet wurde. Der erste Zug der Seuche pflegt ein ausserordentlich whii«!!« ta
sein, sodass in wenigen Monaten ganze Erdtheile durchseucht werden; diu ii|«ltrrva
Züge breiten sich viel langsamer und zuweilen in entgegengesetzter Richtung wir die
ersten aus. Die Schnelligkeit der Ausbreitimg hängt damit zusammen, dass die Cm-
pfilnglichkeit eine fast ganz allgemeine, weder vom Alter, noch vom Ge>c]tl«<kt.
noch von der Kiirperconstitution bceinflu.sste ist; aus ihr erklärt sieh auch die knr»
Dauer des Hauptzuges der Kpidemie, welche sechs bis acht Wochen b«:trügt. [Hr
Immunität ist eine persönliche, von Beschäftigung und Lebensweise nicht abh.'.nr;
Kine durch L'eberstehen der Krankheit erworbene Immunität esistirt nicht. 1'
fluenza liegt ein specilisches rontagiura animatum zu Grunde, von deiü -^
nicht wissen, welcher Herkunft es ist, ob es etwa stets indifferent i« uns^etttr ^a^
gebung als Saprophyt vorhanden und nur in Influenzazeiten dur<"h br^^ . -
Eüiflüsse pathogen wird oder ob es jedesmal erst dann in die Körper der M'
plantirt wird. Kbensowenig ist die Krage als gelöst zu betrachten, ob die lt\(^
miasmatisch plötzlich durch atmospliaerische Einflüsse etc. verbreitet oder
Verkehr der Menschen. Auf letzteren Modus weist die enomie Empfängli'
Menschen, sowie einige directe Beobachtungen über die Einachleppuug ■
heit in isolirte Hoi-htbUler und abgeschlossene Niederla.ssungen wie t»
Internate etc. l>er Oegeneinwaiid von dem plötzlichen Ausbruch d^r Infi
Schiffen ist in iler letzten I'andemie durch den Nachwi-is vorher b<*«tande(i-
Ziehungen zu durch.seuchtcn (.iegenden entkräftet. Bei dieser Streitfrage ist
2U erwägen, dass in Zeiten einer für Seuchen gesteigerten ErapflUiglichkeit jede>
sonst indifferente Contagium durch directe, wie indirecte Conlagion verbr«"itct w
Als der Erreger der Influenza gilt der von R. Pfeiffer lHi»l entdeckte B:>'
E.S sind äusserst feine kleine Stäbchen, nur 2 — 3 mal so lang als breit, mit .iii.
rundeten Enden, die den Farltstoft schwer annehmen und dann leichte Eiiifrirl'nu.
Teigen; nach (iram 'scher Methode wenlen sie entfärbt. In der Cultur .sm
.sehr sauerstoffbi'dflrftig, sie gedeihen auf künstlichem Nillirboden nur, wenn •!
Blut, Haemoglobin, Hafniatogcii (Hiibcr) oder Eigelb zuge.setzt wird. I)i'
erscheinen schon nach 24 Stunden als dichtgedrängte, wassorhelle. deiiilieh ni
erkennbare Tröpfchen, die höchstens stecknadelkopfgroas werden, nicht con'
unter dem Mikroskoj) keinerlei Structur zeigen. Sie besitzen für Thiere. :r
leicht für Affen, keine infectiöse, sondern mir toxische Wirkmig ohne rharal,
Erscheiimng. Eine Immunisirung ist bisher nicht gelungen. Während der
finden sich die Stäbchen mxssenhaft im Auswurf der Respirationsschleinihanl
im Bronchialsecret und im Nasenschleim, meist nester.irtig in der schleimiL
Substanz gelagert. In frischen Fällen liegen die Stilbchen meist frei, bei •
lender Krankheit, namentlich im Lösungsstadium, dagegen meist intraeellulAr. J'j
Stäbchen sind nicht die einzigen Begleiter der Influenza, sondern finden sich »rr-
gesellschaftet mit den gewöhnlichen Begleitern der Lungenaffectionen, also je itwli
«len Complicationeri mit Strejjtokokken, Pneumokokken und eventuell den Tubcrk*!-
b.acillen. Auch bei di'u Cnmplicatinnen der Influenza hat sich das Pfeiffersche Stil»-
dien wiederholt auftinden lassen, so in der Paukenhöhle, aber .auch im pleuhliacbeo
ExHiulate, vereinzelt im meningealen und cerebralen Abscess; nie oder fatit ni« akrt
gehen die Influeuzabacillen .auf die Blutbahn über. Zur I)iagtn>.s«' ^— ■■'■■'' ••' ■!--
meisten E.lllen die mikrosk<ipische Untersuchung des Sputums wogen di
des Vorkonmiens imil der ch.irakteristisehen Lagerung, Die Prüfung: ui r.
pr.aeparaten unil tlurch die Cultur ist schwierig. Ueber das Vorkommen n.
Aniienwelt ist nichts bekannt. Es gii-bt auch einen sogenannten P-
baeiltus, welcher in der Cultur sehr ähnlich, nur etw:m grössi.T ist uii'
Influenza sich bei .-ui.'ttomisch gaiiz ähnlichen Erkrankungen, «i bei Uitntibutatvu-
»HClWfl
- ROI -
InflnrnrAl
iiiiiiili' ilff KimliT, K<iiili]ui>lr'ii iti-.. litiili't. halicr könnte niirli itcr liidui'nzHiiacillii.s
als rin NVohiiparasit uder Nosoiianisit aiifj;ffiisst werden, der sonst in unsereu Schlcim-
hiliiten ungenügcudcs Gedi'ihiMi findet und mir in dor Zeit der Krankheit sich rapid
vnrnichrt, immerhin aber ffir die hia{;iin.se der Kranklicit wichtij; ist.
Der klinische ("haraktor der Influenza ist meist der einer stünnischen katarrha-
lischen Krkrankunp des Re^pirationstractus, weh-hn mit hi'ftijjen Allgemeinerscheinuii-
fjen ticberliaften Charakters und grosser Abgeselilagenlicit beginnt und fast stets von
Syinjitüiiii'u (h'r Betheiligung des Verdaunnpstractus und des Nervensystems hegleitet
wird: im Vergleich zu einem einfachen Hronchialkatarrh hesit/.t die luflueiua die.
Neigung zu ganz bestimmten schweren Complicationen, aber sie führt auch obue
jede rom|ilication bei gewissen, schon bestehemlen 8chwächezuständen grosse I.eltens-
gefahr hierbei und wird im Falle der tienesiing von einer ni4'ist sehr protrahirten
Reconvalescenz gefolgt. Der gewöhnliche Verlauf iler nicht complii'irt<!n hitlueuza ist
der, dass nach eiiu'r iiicnbationszeit von 2— 1> Tagen und oft nach einem vorausge-
gangenen Schnupfen unter heftigen Muskclschnierzeii und grosser Abgeschlagenhoit
ein luebrtiigiges, meist hohes coiitinufrliches l-'ieber einsetzt, gefolgt von einem Ka-
tarrh des Larynx, der Trachea, der lironcliien und hiUitig der Neberdiöhle der Nase
und der Paukenhöhle. Der begleitende Husten ist sehr (piälend luid hat oft keuch-
hustenartigeu Charakter. Das Fieber fällt allmählich in den nächsten Tagen, der
KatarrI) konmit zur langsamen Lösung, und die Reconvalescenz beginnt, um nach
einer Daner von 2 — H Wochen in die vollendete tienesung überzugehen. Die für die
Influenza ganz charaktertstischeit Coniiiiicationen sind zumeist eine Form der I'neu-
nionie, welche sowohl lobär als bibuliir .luftreten karui und pathologisch-anatomisch
besonders cbarakterisirt i.st. Diese Krkrankuiig ergreift .'^— 10 ]»Ct. der von der In-
fluenza Refallenen und hat die beträchtliche MortalitAt von U>— 17 pCt. Sie kann
doppelseitig auftreten und ist ihrerseits sehr häufig wieder von Complicationen ge-
folgt, so namentlich auch von serös-fibrinöser und eitriger Pleuritis: nicht selten ist
der üebergang in Lungentuberculose nnd das Auftreten von Lnngenal)scessen und
Lungengangraen. Kine weitere häutige Kigenthflmlichkeit des grippalen Katarrhs ist
lue grosse Neigung zu Blutungen in die Schleimhaitt und zwar nicht nur diejenige
der Na.senhöhlc, die oft zu ßeginn der Erkrankung Na.scnbluten bedingt, untl in die-
jenige der Trache;il- und RronchiaLschleindiaut, die .saiiguinolente Sputa herbeiführt.
Ks kommen vielmehr auch häutig Blutungeti der Schleimhaut von M.agen uml Darm
vor, welche zuweilen sogar den tödtlichen Ausgang bedingen, ferner solche der
Paukenhöhle und der Utenisschleimhaut, die häufig bei Schwangeren zum Abort
führen. Der Venlauungstractus ist stets betheiligt durch .starken Zungenbelag, fast
stets vorhandene .'\]»petitlosigkeit und zeitwei.se lange anhaltende Geschra.acksempfin-
dungen, Krbreelien und recht häufig auftretende Durchfälle. Der Circnlationsapparat
ist durch Beschleunigung des Pnl.ses betheiligt, die Herzthätigkeit ist häufig unregel-
mässig und schwach und kann bei älteren und bei herzkranken Patienten auf der
Höhe der Krankheit tödtlich gelähmt werden. Pericanlitis tmd Endocarditi.s .sind nicht
ganz selten, namentlich bei gleichzeitiger Pni'umonie. Phlebitis und Thrombose
von Venen, namentlich der Vena femoralis, kommen zuweilen in der Reconvalescenz
vor, sie können ihrerseits h.'U'inorrhagi.sche Lungeninfarcte herbeiführen. Auch Throm-
bosen der Arterien, nämlich der Ä. jjoplitea, femoralis. brachialis, mit nachfolgeniler
(iangraen werden, wie bei anderen Infectionskrankheiten, auch l)ei Influenza beob-
achtet. Von Complicationen des Nerven.systeuis fehlen lue Koiifschmerz und rheuma-
tische Rückenschmerzen, häufig sind Schwindel, Schlaflosigkeit, nicht .seiton Delirien.
Bei Kindern beginnt die Krankheit zuweilen mit einem eklamptischen Anfall.
Neuralgien, besonders des Trigeminus als lange nachwirkende Nachkrankheiten,
siuil recht häufig, selten andere Complicationen, wie Chorea, Störungen der Ge-
schmacks- und ("•enichsempfindung. Morbus Rasedowii. Kine sehr deletäre und nicht
allzu seltene, namentlich bei gleichzeitiger Pneumonie auftn-tende Complication i.st
die eitrige .Meningitis luid die eitrige, zu schneller Einschmelzung führende Encepha-
litis. Auch Psychosen, meist depressiven Charakters und von schnellem Ablauf,
compliciren die Krankheit. .\uf der Haut kommen als Complicationen Funmnil(.(»e
und Petechien vor. Die Reconvalescenz ist um so länger, je älter, .schwächlicher
und nervöser rler Patient w:ir iniil Je n.ichdem er schon vorher von Lungen- luid
HerzalTectioni-n befallen war. Ilire Ki'nnzeichcn sind Muskelsi-liwüche, Dyspepsit?,
Hust(>n, Schlaflosigkeit, Schwindel und reizb.ire SehwUcUe des Nervensystems.
44*
Die Prognose (|uo:i(i \it:im ist trotzdom hei vurlier ^esuncTnn Paticniio^^^H
Kiupui vim schweren Complirationeii freit>ri Verlauf eiue durchaus gute. I>ic Mo^^^|
dürfte etwa ö, hei älteren Leuten aber bis zu 50 [iCt. betragen. Den HöcKvtg^^^l
zu den Todesfällen .stellen die vorher .schon geschwächten Patienten, vor HB
durch Altersnianismus, Lungentuberculose, Herzleiden, Diabetes meilituK und Morbm
l{a.sed(>wii. Das Kindesalter und jugendliche Alter giebt eine besundcri' gutf
Prognose. Unter den Todesursachen nehmen die Lungenerkrankungeu mit ' j «Iw;
Hauptstclle eiji, dainntor die Fläilfte Pneumonien, dann folgen Krankheiton der Tircu-
lationsorgnne und des Nervensystems. Der Sectionsbefund ergiebt einige Be-
sonderheiten. Die Schleimhaut der Nase und ihrer Nebenhi'ihlen, sowie des* Bn'i
baunies zeigt ausgedehnte entzündliche iSchwellung, starke Hyperaemir und
eitrigem, oft kluni])igem Schleim bedeckt. Die Lungenentzündungen sind xuin 1 1
lobüren und fibrinösen Charakters, häufiger aber lobular und durch sehr int'
kleinzellige Infiltration des peribroncbialeu und intraalveolären BindogoHfl»- il • .
terisirt. Sie zeigen Neigung zur partiellen .Abscedining und G:uigra«-ii, Mmi.
Induration. Die Exsudate der serösen Höhlen sind seropurulent, „lohmw.iss^r.f .
oder „weincremeartig". i^'is Myokard zeigt häutig fettige Degeneration. l>i' '\|
ist meist vergrö.s.sert un<l weich. Im Darm findet sieh meist Hypcraeini>
Katarrh, seltener Uleerationen, in den Nieren zuweilen trübe Schwellung.
Therapie und Prophylaxe lassen sich nicht in eine einfache Fomirl I
Von der Lsolirung ist bei der enormen Empfänglichkeit der Bevölkerung von
75 pCt. und der rapiden Au.sl)reitiuig kamn etwas zu erw;irten. Besonders
Phthisiker und (iravide während einer Pandeniie nach Möglichkeit die An8l<>cl. .
Gelegenheit zu meiden suchen. El)eiiso wenig giebt es eine spocifisehe ij.j.vi,.
Behandlung; die Therapie bat sich vielmehr auf die Behandlung der SyV^^^I
zu beschränken, besonders der Bronchialsyniptome, der Magi'ndaruierschoinnngdB^^I
derjenigen lies Nervensystems. Bi'i der ausgesproi'henen Neigiuig zur Spont-inbeSi^H
uiu.ss vor einer vielgeschäftigen Behaiuilung mit herzschwächenden Mitteln aus 4^1
Zahl der Nervina und Febrifuga nnil anderen piiarniakologischen Mitteln cchon dt«bdH
gewarnt werden, weil die Erfahrungen der letzten Endemie gelelirt haben, tlai« «^i^l
Neigung zu nutzloser .schemati.scher Arzneibehandlung in der 'Hiat bestanden h^H
Eine schonende Behandlung durch aiiHingliche Bettruhe und milde Dia|ihnrrse. spAt^|
durch liingeri'S Verweilen im Zinnner und Enthaltung von Th.'itigkeil bis zur L(jsui^|
des Katarrhs ist nicht nur bei den durch praedisponirendi- Krankheiten hesond^^^^|
fährdeten Leidenden, sondern auch bei robusten, von der nncomplicirten Krank)|^^^^|
falleneii Patienten ilringend erforderlich, llie Methoden der Kaltwaii.siTbeli.i4^^^H
iiaben sich gerade bei der Iniluenza nicht bewährt. Dafür sind die niildor^^^H
Ilioden der Hydrotherapie, wie lauwarme Ein]iackungen iles Brustkorbes odffi^^l
unteren Extremitiiten, recht empfehlenswerth. I>ie Diaet verlangt ganz bosondersfl^l
riicksii'htigung, sie inuss bis ins Specielle angegeben werden, im Ganzen leidH
verdaulich und doch roborirond sein. Unterstützend wirkt die häufige Verahrfirbo^fl
von Pflanzensäuren als Getränk (Apfelwasser etc.) und Obst, die seihst hei gin^|
licheni Niederliegen des Appetits meist gern genommen werden. Auf der Höbe d4|
Krankheit luul namentlich in der Reconvalescenz sind, da die Melir/ahl der Meu<)r.bid|
doch einmal an Alkohol gewöhnt ist, starke Alkoholica in kleinen Dosen ejitsdiiMk-n
von Voitheil. Die Hebung der Verdauung und die Stärkung unterstütxeu Snleklmr-
lösungon und ein Chinadecoct. Symptomatische medicamentöse Mittel sind soll^^H
uncomplicirten Fällen meist nicht zu entbehren, so die VerabriMchung \'nn ^nrefl^^l
wie .Morphium, Kodein, Apomoi-phin zur Milderung des tagelang sehr i|u:i '"^H^l
reizes und zur Erzielung einer niöglicbst ungestörten N.ic.litrube, die \ ■ u^M^H
Nervinis, wie Antipyrin,Salipyrin, Chinin. Salicylsäure etc. znrLindenmg derneural^^^^l
und rheumatischen Schmerzen. Doch bedarf es gerade bei der Anwendung ^^^|
Mittel grosser Vorsicht in der Dosirung und Auswahl und besonderer Berürksich^^^|
iler Herzthätigkeil. Die vielfachen Complicationen der einzelnen < >rgnne Kind ^^^|
den einschlägigen (irundstitzen zu behandeln. Die prolrahirte Iteconvalesren^^^^l
Zurückbleiben von nervöser Schwäche. Schlaflosigkeit oder besonderer Katx|]^^^|
der BronchiaLschleiuihaut, die eine Empfänglichkeit für Lungentuberculose h<«(Q^^^H
Ixssen, werden durcli klimatische und aiulere ICrliolungskuren wirksAui lM<klUti]|^^^|
fTiiAiütii
— R03 —
Infki
sontMi
InfUttR) I iifusiones. Aufgüsse, sind einu den Üecocteii' nahe stehende Arzneitorm, diu
£xtractioa ist aber eine weniger erscbüpfende. Nach Fh. U. III wird die zu infundirendo
Substanz mit hcissem Wasser Übergossen, in gesohlosscnem Gefiiss unter zeitweiligem Tin-
rübrea 5 Minuten im Dampfbade erhitzt und nach dem Erkalten colirt. Ein Infus lösst
man aus solchen Arzncistoffcn bereiten, welche leicht extrahirbar sind nder deren vollständige
Extraction unwesentlich oder, wie bei Kaffee und Thee, nicht erwünscht ist, so bei den
meisten Blüthen und Uliittern und bei aromatischen Drogen. Das Infusum wird, wenn nicht
ein anderes Verhältniss vorgeschrieben wird, aus 1 Th. Substanz : 10 Th. Colatur bereitet, bei
stark wirkenden Drogen rauss jedoch das Verhältniss genau bestimmt werden. Die Infusa
verderben leicht, werden daher in einer nur für wenige Tage reichenden Menge verordnet.
Officinell ist Infusum Sennae* compositum. «.. •
lufngion grösserer Flü.'vsigkeitsiiinngeii wird iiitr.TViTKl.s oder häufiger siilx-utiii) vor-
seiioinmcii. nie Iiifii.sioi) kninint hauptsiiclilich in Frage bei .schweren Blutungen, vor
Allein liei Blututif;en inln» i't posf partum, ferner bei gewissi'n Intuxicationeii wie
Üraemie, Cunia lii.ibeticuni, Kofilenfixytl-Verfjiftung und lufet-tionen: Sepsis, schwere
Typhen etc., srhiies.slieh hei hochfjrailiger W;Ls.ser\erarraiuig der (Jewebe in Folge
von Stenosiruu": der oberen Verdauungsvvege oder in Folge von abundanter Flüssig-
keit.s.ibgabe durch den Dann. I'ie Iiidieation für die Infusion ist gegeben, wenn per os
oder per reetum eine genügende Flüssigkeitszufuhr unninglich geworden ist.
Von den beiden .Methoden ist die intravenöse Infusion die filtere, denn sie
wurde schon 18.31 — 32 wahrend der Choleraepidemie geübt. S. Bd. I., S. 074.
r*ie suhrutane Infusion wird, wie l>ei der Cholera beschrieben ist, ausgeführt.
Coiiiplicirte Vnrrifhtungen, wie der von Scarpatti und Barbero cnustniirte
Uoppelwandige Irrigator, der Collin'sche Transfuseur, der Fsmarchsche Trans-
fusionsirrigatnr, der LeibTsrhe Apparat, die Hüter'sche Transfusionsspritze sind
nieht ab.sohit iiiithig. Man kann aueh eine Spritzflasche benutzen, deren
kurzes Kohr m.tii mit eineni llaliongfilililse und deren langes Rohr man mit
einem Schlauche vi'rbindei. |)em l'rineip einer umgekehrten Spritzflasche ent-
spricht die Vorrichtung von Mriiatz. I»ii" Benutzung von Spritzen, welche mit
der Canüle am besten durch einen Schlauch verbunden werden, ist nur dann
zu rathen, wenn sich die Spritze in völlig aseptischem Zu.stande halten lä.sst.
Da die Indicationen zur Vornahme der subcutanen Koch.salzin fusion oft recht acut
auftreten, so hält man .'lui hesten eine sterile Kochsalzlösung oder wenigstens ab-
gewogene Koch.salzpulvcr bereit. Auch dxs Instnmient mnss stets in sterilem Zustande
zur sofort gebrauchsfähigen Verfügung stehen.
Die Technik der intravenösen Infusion ist ebenfalls hei der Cholera iie-
schrieben (S. tlTö). [>ie von Silbernianii empfohlene intra.irterielle Infusion konunt
praktisch kaum in Betracht, ebenso wenig intraperitoneale und intrapleurale In-
fusionen, sowie die gleichfalls vorgeschlagenen intrave.sicjilen Infusionen.
I» neuerer Zeit hat man versucht, auf dem Wege subcutaner Zufuhr Nilhrstoffe
in <len Körper zu bringen, wie *)el (Leuhe u. A.). .\uch durch suhcntjuie Zufidir
grosser Mengen von Kochsalz (15 g in KKX) aqua gelöst) konnte in einem Falle von
Tetanie, welcher sich an eine Hypersccretio chronica ventriculi anschloss, eine vor-
übergehende Bessorinig erzielt werden (Straiiss). Hier ist noch zu erwähnen, daas
auch medicamentöse Zusätze (Thyniol 0,1 — 1 pCt., Wasserstoffsuperoxyd 1 : HKX»)
(Hurapf), sowie Alkohol (Keppler, Rumpf) zur subcutanen Iiifusionsflflssigkeit
macht wirnien sind, und dass man die Einverleibung von gewis.sen Medicamenten
ublimat, Chinin) ani-li auf intravenösem Wege empfohlen h:it (Baccelli u. A.).
Die suhcutane Salzwas-sorinfusion wird in denjenigen Fällen, in welchen eine
energische „Entgiftung"* des fh'ganismus luigestrebt wird, häufig noch mit einer
Venacsectio verbunden, welche man dann zwuckrai'issig der subcutanen Infusion vor-
aus.schickt. Bei kunstgerechter Ausführung der Procedur ist die subcutane Salzwassor-
zufubr schmerzlos, absolut ungefährlich und leicht ausführbar. sTBAüsa
Infnsorien, Aufgusstbierohen. Classe der Protozoen. Ihren Körper umgiebt eine feste
Membran, welche Wimpern, Snugröhrchen oder Geissein trägt. Das Plasma enthält ein oder
mehrere Kerne und Krsatzkerue und meist mehrere contractilc Vacuolen. Die Fortpflanzung
geschieht durch Theilung, Knospung oder Conjugation. Es finden sich contractile Fasern, An-
lage eines Schlundes, Ausscheidung eines äusseren Skelets etc. Viele Infusorien leben ein-
zeln, andere in Colonien. wieder andere schmarotzen. Die Wimpern tragenden Infusorien oder
Citiaten Ihcilt man je nach der Stellung der Wimpern in peritriche, h.vpotrichf, heterotriche
[Infli.sorieii
— 004
Inbdlalli
miij liulülriclic i'iii. Dei^iiiwBrugriihrun vcrsebi-ncii Infusorien oder .Siictoricii
After. Die mit (ieisselii versehenen Flagoll.itcn " ^Ml^»tigop^lorell> köniica j
lng68tol lioüli'ht wi'spnlUeli lux Alkali. Riilfttvn, Eisrncitrat, .''iiiritiia ««Ili^inu.« nnd Olycetin. rii-ll >i»i
DkrTnairrclIunoii K<lii"liK K<w>rlit biibeii. Dusis 2,i>— SO,» fnr KInileT, hin ISn.U für Krwiieh>«a4i.
.1
InglllTln« diik Pep.siii ilfii IIIIliiK-rlirupf-. iciti ti» Eriatt deii SeliwAltipptpsinii.
Ingrwer. Khizoraa seu Kadix Zingiberis, Racine de Gingerobre, Ginger-rAol
l'h. fi. m, das getroclinetc. stark aromatisch riechende, bninnend scharf schmcokende Bburo
von Zingiber oflicinalc Rose. (Scitamineae *). enthält aethcrisr.hcs Ocl, weisses und rotbes PtK,
Harzsäurc und als wirksames Prineip (iingerol. Ingwer wirkt auf Haut und SrMeiraJiäaK
reizend und erzeugt im Magen ein Gefühl von Wärme. Er wird als Kaumittel bei Foetw n
orc und zur Berordcrung der Spcichelsecrction, im Infus als Mund- und Gurgolw.i^s. r. in
als Stomacbicum umj Carminativum benut/.t. Dosis innerlieh zu 0,2 — 1,5
in Pulvern, Pillen, EIcctuarien: als Infus 1:10. Ist Bestandtheil von l'i
Tinctura aromatica, f^lectuarium diascordium. Thcriaca. Als scharfes arom:iti>-
als Zusatz zu Liqueuren dient der eingemachte Ingwer vielfach zum culinan
Co ndilum Zingiberis: in Indlon aoK il»r Tri.'Eehen Wnrzcl b«reil«t. <>mpfehl«imr«fth
Siru|>a9 Zingiboris. Ph. U. S.: CtirrigKn^ fUr BitUTmittel.
TinctorB Zi nKibpri i.-. Pli. G. III: 1 : n. braiuigpMii'. brennend selimeekvhde Tinetnr. Ili-
mehrmuU tliglieh. 'ÄuintXt tu hWltfVfn ätolIVn.
OtnK^f'^l (Thr''«)ij. ß<<lb<>, »irupOst'. »cfaurr «ehrooeknndf« KIUA»if(kr(t, in Alkohol and AlkAlifta llbikk
J. JACOBMS
InßwerOl, IngbprAl, OIpDmZingtbpris ni«!!!«)!!»»!. inl *trollK«lb bis brlnnlichfe*lb. S^siftl iLli^^
artigen Uerurli und brann(?nd«n liesehmkck. fchwitrlieli lOflieb in Alkohol. Spue. Gvw. 0,87t» li*^i tn*. 84p. OAJ
310°. IiigwrrOl i'utblilt ul9 Hinpthostandtbcil bei 35(S— '2fU|0 ciedendoa 8(»qail»rp«n. suwie C>inul, T>rT*»tr
Coneentrirt.», S<*bwi>rnUnur(* furbt blnfmMi, Siiliiet«»r*J!urp wornosiT roth, bliin, piirixiru,
IUA8E.
Inhalation. Unter Inhalation versteht man die Einverleibung von Arzneikörppm reitti-lrt I
.spirationsbewegungen. Voreugsweise sind es die Athinungswegc und die I'
ein Object für die Itihalationstherapiu bieten, aber auch die Mittel zur I ( ti\f
meinen Anaeslliesie* sind dieser Arziiciform zuzurcchnon. Einzelne hierher (jcLvrii^ Körpc.
wie .\mylnitrit, erlauben eine Becinlliissung des <icf:is8systems.
Die Araneikörper, welche /.erstäubt angewendet werden, sind unter Atmi ■
In Substanz, also ohne Was.serdämpfe, werdcu leicht llüchtigc Kürper inhalii;
Aothylnni judnliini
Aminuniiiro rArlinnif^nnt
Anijliuin nitriisnm
Bromofonn
U&mphora
rarboncum KiilrurAtilm
Cbloroforin
niniRthrlari'tal
Ooj^jacolura
\iele Substanzen werden als Rauch eingcathmvl. Es sind dies ausser einig«o Ifiiiuüt
besonders Drogen, welche flüchtige, narkotisch wirkend« AlknloVde, sowie llane puthaltea.
RaUunnm Poniviounm l''vliM ltyo««j:ainl U»rba I,Aba1i*»
Benxo9 Folia Nicotiknae Hv '- — -ttlfntulnm i
Cülophouiiim Polin Salriu« Ka .m
Folia llelladonria" Folla Stranunli Ni> .irtnini
Foll* Canimhl» indiran Fnirtiis JnnipPn MstIin
PoUa Buralypti Fnictua f'bellandrii Opion.
Fulia Itigilalit-
Dicsc Körper werden in Form eines groben Pulvers angezündet — Asth mapalT»r <
oder in Cigarettenform oder mit Hilfe von Gummischicim in Form von ßüucbcrkerxchen
Candelao — benutzt; auch wird häufig mit ihren Lösungen Flics»p.tpier getränkt, i*t
dem Trocknen verwendet wird — Chartac,'.
Charta au tasthmatica_Ph. Ncd.: Folia Belladonnau. Folia Stramotiii,
gitalis, Folia ,'^alvi.ie aa 1,0, Aqua q. s. ad cülatunim 40, Kalium al
Hiermit wird Fliesspapier gctrilnkt, d.is n.ich dem Trocknen mit einer Liniun na
Tinctura Benzoi's 4 in Spiritus 1(! besprengt wird.
Charta nrsenicalis, Papier arsenical Ph. Belg. : Fliesspapicr i:i
nioicum i : 30 Aqua getränkt, wird in Stücke gclheilt mit je 0,05 -N
Charta oitrata, Papier nitre PhiGall.: Mit Kalium nitricum 1 : ä Aiina MMitt
Cigarcttes ao tiasthmatique» d'Espic: Aus Folia Bcllndonaa« 30. Fou BTt»'
crami. Folia Stramonii u 15, Friictus Pbcllandrii 5, mit Ertractum Upii IJ att
Aqua Laurocerasi q. s. besprengt, werden 100 Cigaretten geformt.
Candelae antasthmaticae: Aus Herba Stramonii 50, Uerba 1'
Kalium nitricum 30, Balsamum Peruviamim 1 werden mit Trag
Kegel geformt.
Arrttnniiin
Acidum anpticum
Acidum acpticum aromatieoBi
Aether
Aflther acctioiiii
Aethpr Potrokl
Aethjrlpnum chluratnm
Aethjlidfnuni chluratnm
Anlhylum brontatum
Kri..i*9tuni
I.tijiior Ammonii c«ai4l£i
.Mriitbolum
Mrtbylpniim hiehlurataB
M«tbyU>num chlor«i«a
Mptbyti'tf-nuui ohlar
lilpiim Trr«hinlbiB«»
I'yndtnofli
Xylnlnm.
«
Inhalation
G!»5
IiihalatioiiskrHiiklDMlciil
Inlirihit io Chlori Ph. Brit.: Calcuria chloraU t^O werden mit Aqua ricstilliil« i\. s.
befeurlitet und die aufsteigeodeu Düiupfu ciugcatbmet.
Iiihalatio .lodi Ph. Brit.: Tinctura Jodi il,6, Aqua 28,8.
Iiih.ilalio Kreosoti l'h. Brit.: Kreosotum 0,72, Aqua bullicns 230,4.
Iiihalatio foliorum Piiii Ph.Brit.: Von einer Mischung aii.s Oleum foliorum Pini 2,4,
Magnesium carbonicum Icve 1.3 und Aqua ad 28. 8 werden 3,6 mit Aqua frigidn
und Aqua biiUiens u 288 in den Inhalationsapparal gebracht. ,.„„•,„,„
lnli»lat!on8krankhplten. Die Wirkungsweisn inhalirter schädliclier Stoffe ist eine
.sf>lir viM-scluecieriartipp. Es kanii sich zunächst wesentlich um rhemische Wirkungen
haniieln, wie beim Eiiiathinen von schStilii'Jien (i.xsen und Düinpfeu, z. B. Kohlen-
oxy<l- oder Clilnrgas, (^uecksilbertlänipfeu etc.. docii recbm-t man die hierdurch her-
vorgerufenen Vergiftungen im .allgemeinen nicht zu den Inlialntionsknuikheiten. Hier-
unter versteht man vielmehr .solche krankhaften Zustände, welche sich in den I.uft-
wegen dadurch entwickeln, da.'^s feste l'artikelchen anorganischer oder organisclier
Natur eingeathiiiet werden, welrlie entweder an sich reizend uud entzündniig.serregend
wirken, oder gleichzeitis;: durch Keimischun:;; von bakteriellen Keimen iiiticiren. Es
entwickein sicli Inlialationskrankheiten überall, wo Gelegenheit zu reichlicher Staub-
entwickelung gegeben ist, soda.ss man auch von Staiibkrankheiten spricht.
Die wichtigsten Staubsorten siod: Eiseiistaub, dessen EntwickeUmg in un-
zähligen technischen Betrieben, Fabriken etc. zu Stande kommt, ferner sind andere
metallische Staubsorten in Folge von Bearbeitung von Kupfer, Blei, Zink,
Messing U.A., hiiutig mit Eisenstaub gemischt, zu nennen, und e.s sind deragomäss
die Gewerbe der Feilenhauer, Gelbgie.s.ser, Kupferschmiede, Schlosser etc., welcln'
. ausser den erstgenannten Betriebs.arbeitcrn hier in Frage kommen. Mineralstaub
^L wird im buidwirthschaftlicheii Gewerbe auf freiem Fpld(>, auf staubigen niaiisseen,
^1 von C'avalleristen liei somnuTliciien Febungen, ferner aber besonders in Steinbrüchen,
^B in Steinmetzwerkstätteii, von Ti'ipl'ern, Maurern etc. aufgenommen. Knh ienstaub und
^B Russ finden sich als steter Hestaudtlieil in der Luft grösserer Stildte, besonders
^1 werden sie von Bergleuten in lüdileubergwerken, sonstigen Kohlenarbeitern, Heizern,
^^L Schornsteinfegern aufgenommen. .Meblstaub gefährdet Bficker uud Müller, Staub von
^H^'ketrockneten (ligarrenblättern inficirt die Cigarrenarheiter, endlich ist noch
^^ die grosse C'l.asse von Arbeitern zu nennen, weiche ilurch die Eutwickeliing ani-
malischen Stuubes gefährdet sind, die Woll- und Lumpensortirer, Tuchscheerer,
IKellliHudler. KünscIiiuT n. A., ebenso Stnissenkehrer, Tepjjirhreiniger, Müllkutscher,
welche den verscliieden:irtigsten Staubsorten ausgesetzt sind.
Die Krankheitserscheinungen siiul verschieden je nach der Intensität und
Dauer der Staubeinathmung, sowie je nach der Beschaffenheit des Staubes selbst.
Als gefährlichste Staiibsorten gelten die harten Sorten, wie Eisen-, Marmor-, Saml-
stein.staub, fenu^r die iiificirten Sorten, welche sich am häufigsten bei der Bearbeitung
von thierisrheii Feilen, Wolle etc. entwickeln. Sobald die Staubeinwirkung längert^
Zeit hitidurch anhält, entstehen katarrhalische Zustände zuerst an den oberen I>uft-
wegen, besonders der Nasenschleiinhaut, später im Kehlkopf, der Tr.achea und den Bron-
chien. Die Katan'he werden sehi- häufig chronisch und können lange ohne weitere
besondere Schädlichkeiten bestehen, es können .sich indess auch, ohne da.ss zunächst
tiefere Erkrankungen des Lungengewebes zu Stande kommen, intcn.sive eitrige den Bnm-
chitideu mit starker Secretion, Fieber und schweren Allgemeinerscheinungen einsti'llen,
wenn infectiö.sc Stoffe zur Kinathmung gekommen waren. Pathologische Veränderungen
in den Lungen treten ein, wenn reizende Staubsorten iidialirt werden und zu Entzün-
dungser.scheinungen im Verlaufe ihrer N\':uidenuig führen. Es kommt hierbei zunächst in
den Alveolen zu starken E]iithel-I>esquaniationen, und, weim dieselben herdweise auftreten,
eutatehen nach .\rnold indunitive Broiichopneumonien. Im weiteren Verlaufe bewirken
diese differeiiten Stauh.sorten Lyinphangitiden im periinfundibulären, peribronchialen
und porivasculären Gewebe, in P'olge deren <« zur Bildung circuniscripter, fibröser
Lymphknötchen, weiterhin al)er .auch zu ausgedehnten Entzündungen mit Schrumpfungen
in den genannten interstitiellen (jewebsabschnitten kommt. Man unterscheidet je nach
der Art des einge.athmeten Staubes die indnrativen F'rocesse der Lunge als: An-
thracopneumonoconiosis, wenn vorzugsweise Kohlenst.aub und Russ eingeathmet
.sind, als f'halicosis bei Kieselstaubeinafhnuing, als Siderosis bei Eisenstaubeiu-
wirkuDg. Wenn nun .schon diese geschilderten Krankheitserscheinungen zusammen
ein ziemlich schweres Leiden ausm.icben, .so beruht doch die Hauptsache dieser chro-
I Inhalationflkranklieiteii
— iior.
InItalationskraakI
iiischHii iiiterntitii'lk'ii KiitjEütulungcii ilnriii, ilass sehr Inirlil i-iiif liibcrfulrw«- Wedl
.■tuftritt, welche in nicht wenigen Fällen wohl auf eine liihalatiun zurückxttfüii
ist, aber auch durch andere Infectionsplorten und Wiederaufleben älterer lab
Herde in der Lunge entstanden sein kann.
Die Therapie aller dieser verschiedenartigen Verfmderungon der AtLoiiio
(»rgane hat in ei-ster Linie die üeseitigung tler krankmachenden Schädliclikeit t\j
streben, die in leichteren Fällrn srlioii allein genügt, um z. B. die k:it;i
Krscheinungen an den gereizten Schleiinliäuten zu beseitigen. Üie V«Ti
Stallbeinwirkung in Arbeits- und Fabrikriuimen ist ohne Zweifel eins d«*r wichtiesien.
oft aber auch der schwierigsten Capite! der (.iewerbehygiene. In vielen Beui't»r^
genügt es, in geräumigen Sälen durch gute Ventilationscinrichtungen für Ab/.r.
Staubes zu sorgen, in anderen wird man die Arbeiter durch Kxhaastoren srl:
deren Mündung sich über ihrem Arbeitsplatze befindet. In wietler anderen I
z. 15. in Wfiil.sortirereieu, Hutfabriken etc., kann es eingerichti?t werden, ilass die "-
entwickelung durch HelVnicIituiig iler zu bearbeitenden Materialien und durch
liches Besprengen de.s Fussbodens mit Wxsser verhindert wird, wie es auch in
Stra.sseii vortheilhaft geschieht. I^ässt sich die Staubentwickelung iiiclit vernifiik
wie z. B. in Kohlenbergwerken, Heizr.luinen etc., so luuss es sich dnrutn h.ind
den Arbeiter gegen den Staub zu schützen. Zu diesem Zweck hat man verschied«
artige Masken enipfohlen, »velclie mit Watte oder anderem staubfang'endt'n Mate
gefüllt vor Nase uud .Miiud befestigt werden. l>ie Arbeiter sind jedoch dem tlauenid
(ii'bi'aiicli dieser Masken abgeneigt, wohl weil die Abkühlung der Itispiration«lg
durch sie verhindert wird und damit ein wesentliches Moment tler Erfri.scliuug fa
fällt. Wichtiger ist ohne Zweifel, da.ss, wie auch das Reichsg(«etz vorn 1. Juni 1(
vorschreibt, Kinder unter i;> .l.ilircn nicht in Fabriken be-«chäiftigt worden dilrf0
dxss die Räume für den Aufenthalt in den Arln-itspauseu gut \enfilirt und FLinn^
tungen zur Säuberung und zum Waschen vuriiandeii sind, sowie diuss den .\rl>rili
genügend Zeit zum Aurenthall in reiner Lull gegelien wird, hin WolilfahrtM>iDhd
tiuigen, welche von vielen ISetriebsieituiigeii gctroflen werden, haben hierauf
sonders Bedacht zu iiehnien, damit die Athmungsorgane gehörig veiitilirt wer
und der Ansiedelung von tnbercui'lsen Keimen vorgebeugt wird. Sehr cnnpfehleos-
werth sind gcsunillieitsgeinässe Bewegungen, wie Tunien, Rudersport, (lartrc
Wo irgend die Verhrdtnisse es gestatten, soll durch die Staubentwickelung
deten oder gar .schon leicht erkranktun Arbeitern zeitweise andere Arbeit übe
werden; besonders zu begrfis,sen ist der (ledmike, welchen hochherzige F'abrikb
bereits in gewi.isen Gegenden in die That übersetzt haben, für ihre i«rkr
.Arbeiter Sanatorien in klimatisch güiustig gelegenen Gegenden einzurichten.
Die Heli.'indluiig des einzelnen, an l'neuinonocnniosi$ erkrankten Individaaoa
hat in erster Linie die Aufgabe, ilen K.itarrh der l..uftwege zu beseitigen und in
leichteren Fällen können damit alle Beschwerden gehoben sein. Man wirtl in d«
Regel anfangs solche Mittel und Methoden anwenden, welche das Secret der SchlMiB-
häute der Luftwege verdünnen und somit ilie Kxpectoration erleichtern. K.s komuMO
also zunäch.st von den Fixpecloraiitien' die Alkalien in Betracht, befände
Amnioniaksalze, das .lodkaÜ, am besten in Verbindung mit Senega, Rad
qiiiritiae, Althaea etc.; dagegen sind die anae.üthesirenden und reizlindernden
wie Morphin, Kodein etc. hier in der Regel nicht am Platze. Sehr zweckmäasii;
man gleichzeitig die Katarrhe der oberen Luftwege durch Inhalation von Knrh««
oder Kochsalzwä.ssern, oder durch Pinseln und Gurgeln mit derartigen Lü.suus^n tu
seitigen versuchen, wozu auch der innerliche Gebranch von F.niser, Sodener und
Wä-ssern zu empfehlen ist. Wird das Secret leicht heraiusbefördert, so ompR«
sich, de.sinticirende und adstringirende Mittel zu geben, von welchen '
Teri)ontinöl innerlich und durch Inhalation, ebenso das Oleum Pini
Inhalationsmittel, ferner Terpenhydrat, .Myrtol, Balsamum |ieruvt:uium i
zu nennen sind. Sehr gute [>ienste leistet für diese Knuikeii die pur
handlung, welche am besten in der Weise auszuführen ist, d.as.s <lie Kranken ri
Luft einathnien und in verdünnte ausathmen. Wo .sich gleichzt-itig Kninl
gebildet hat, kann die temporäre manuelle GoniprcRsion des Thorax n:
oder die Anwendung eines, die Exspiration erleicliternden Apparates, w,. .
buch' schon Athmungsstuhles, in Frage kommen, auch Sauerstoff-Einuthnmo
empfohlen worden. Daneben sind die Kranken zu instruiren, r '
[nhalaUottskrankheitPii
— ft»- —
Insncten]
^vb<
Atlienigyuiiiaslik zu treibon. luitweik'r li'tliftlich iliiirli zwei- km aasige FreiflbiiHgen
oder unter Zuhilfenahrao voti inecliatiischeii Apiiaraton, die neuerdings in verschiedener
Weise construirt sind. Neben diesen auf das >'irtliche Leiden fterieiiteten Mf'tlindMi
ist bei soiclien l\rankcn Ix'sonderes (iewiciit auf die Kräftiguu«; des gfs.iiniiiten
Organismus zu legen, ziimai iji'r Gefahr einer tuljerculüsen Infeetion am besten duirli
iiifigiirhst gute Krnätirung und Stiirkuiig der %italen Kiiergie begegnet wird.
Zur vi'illigen Au.slieiiutig der zumeist .selir hartnäckigen entzündlichen Proces.se in
den Lungen sind aiigeraeine Beeinflu.ssungen des Gesamnit-Stofl'wech.seis ohne Zweifel
von bester W irk.sainkeit. Hierfür knnmien zunUcbst liydrothorapeutische Proceduren
in Betracht, die in der ersten Zeit am zweckmil.ssigsten in der Form von I'riessnitz-
L'mscblUgen um die ganze Brust mit Abreibungen anzuwenden sind. Später krmnen
laue Pouchen mit Abreibung zwei'kmilssig des Morgens applicirt werden.
OBAWITZ.
nocnlntion ist die Methode. Heilmittel durrh .'^tich mit einer N'.-idel oder Lancette intracutan
oder subcutan in die Fliiut einzuverleiben. Die erzielte Wirkung kann der Natur der Methode
nach meist nur eine örtliche und nur ausnahms'wcisc eine allgemeine sein. Soweit es sich
um die .\nwendung von .\rziieimittebi bandelt, ist diese Methode durch die pcrcutane oder
subcutane lojection" mittels der Uobl nndel ersetzt worden. Zur Einverleibung zcUenbaltigcr
.Substanzen in den Körper zum Zweck der Hrzielung einer zuuiichst örtlichen Wirkung bedient
man sich aber auch heute noch der Inoculation nnttcls der Flachnadel oder der Platinocsc.
Ein weites Feld hat diese specielle Methode auf dem Gebiete der experimentellen actiologischen
Forschung, ein geringes und gegen früher ganz erheblich eingeengtes Gebiet in der specicilcn
Therapie. Während man früher zu therapeutischen und prophylaktischen Zwecken Pockengift
und sogar Syphilis inoculirte. beschränkt man gegenwärtig die Inoculation auf die cutaiic
Uebertragung der Vaccine zur ProphvI.ixe der echten rocken, also auf die Vaccination.
A. OOTTSTEIN.
Hill
iOSit, Phaseoma IUI it. CjHuO, + 2H2O, eine Zuckerart, findet sich im Muskeltleisch, besonders
ira Herzmuskel, in Lunge, Nieren, Leber und Milz, sowie im Gehirn des Ochsen, femer bei
Vögeln, Ccphalopoden u. s.w. Im menschlichen Uarn lindct er sich bei Morbus Brightii (Cloi- tta),
bei übermässiger Wasserzufuhr (Külz), auch im Harn Gesunder. Er findet sieh ferner in einer
Anzahl unreifer Früchte, wie Bohnen, Gartenerbsen, Linsen, Spargcln, iu den Blättern der
Esche und des Walluussbaunies, im Traubensaft und im jungen Weiulaub.
fuosit bildet monoklioe Kr}'stallc; dieselben verwittern leicht an der Luft und verlieren
bei 100° das Krj-stallw.isser, woraus sich die verschiedenen Angaben über den Schmelzpunkt,
150 — I6O" nach Vohl. 210" nach Scherer, erklären lassen. Er ist optisch inactiv, löslich
in 6,.5 Th. \Va.sser von 24', wenig in kaltem Weingeist, unlöslich in absolutem .Mkohol und
Aethw, von .süssem Geschmack. Er reducirt Fehling'sche Lösung nicht und erleidet beim
Kochen mit Alkalien, sowie mit verdünnter Schwefelsäure keine Veränderung. Mit Hefe ver-
gährt Inosit nicht, mit faulem Käse oder Fleisch und Kreide in Berührung liefert er Buttersäure und
Milchsäure. Beim Verdampfen mit Salpetersäure bis fast zur Trockne, L'ebcrgiessen mit Ammoniak und
etwas Cblorcalcium und abermaligem, vorsichtigem Abdampfen bis zur Trockne hinterbleibt ein
rosenrother Fleck (Scherer). Bis fast zur Trockne verdunstete Lösung giebl mit Quecksilber-
nitrat einen gelben Niederschlag, der bei vorsichtigem Erwärmen roth wird. Etwa vor-
handene Albuminate sind vorher auszufällen (Gallois).
OWrSzUw, Soolbad im Reg-B«. Bramh«r;. !KI in hoeb.
und l,2ä appe. Gew.
.SPIEGEL.
Die juii- iinil liromhaltiK« Roolr litt 26 pCt. SnltKebklt
W.
Insecten, Hcxapoda, Classe der Arthropoden oder Gliederfüssler, ausgezeichnet durch die
DreitheiluDg des Körpers und durch die 3 Fusspaare. Der Körper der Insecten besteht
typisch aus 17 Ringen, von denen auf den Kopf 4. auf die Brust 8 und auf den Hinterleib 10
entfallen. Am Kopf trägt der erste Ring das Antennenpaar, der zweite die Mandibeln, der
dritte und vierte je ein Maxillenpaar. .Jeder Brustring trägt unten ein Beinpaar, die beiden
letzten können oben ein Flügelpaar tragen. Es können also 4 Flügel vorhanden sein (Ortho-
pteren, Hcinipteren, N'europtercn, Pseudoneuroptercn, Trichopteren, Lepidoptcrcn, Hymeno-
ptercn und Kolcopterou) oder es kann entweder das hintere Paar (Dipteren) oder das vordere
(Strepsipteren) verkümmert sein, oder sie können endlich ganz fehlen (Thysanurcu, Aphani-
pteren etc.). Bei einzelnen Gruppen können die Vorderflügel entweder ganz (Kolcoptcren) oder
nur theilweise verhärten (llemipteren). Das Abdomen ist ohne Gliedmaassen, nur bei einzelnen
Thysanuren haben sich Kudimeute von Beiupaaren erhalten. Alle Insecten sind getrennt ge-
schlechtlich. Die Athmung geschieht ausnahmslos durch Tracheen. Nur ausnahmsweise
gleichen die aus dem Ei geschlüpften Jungen den Eltern, meist machen sie eine allmähliche
oder sprungweise Metamorphose durch. Bei einigen Insecten hat sieh eine Brutpflege heraus-
gebildet, 30 bei den gesellig lebenden Termiten, Bienen, Wespen, Ameisen und Grabwespen.
[Insplbad
— rtfts —
I nterro<iUl>Mniiir
Insl^lll&U« KuihiikUH h(*i pHdordoin, vornrhrnU«)! «or B<*bani|tiing vnii AsUim«. Br»iiekLi«U
Itt'.-idricri. V(«rwiitiilt werdoii jiueli cini' s-liekfitoffrcielip ko<^b'4ftl2h»ltig«' KttIk*|u«Uo uo<1 '
IntercolstAlneuralirio. Mit diesem Namen bfzplohnot man die Npiinüfiwi im W»» 1
«Irr zwölf NfTvi thnracii'i, besonders ihrer sich in «Ir-r Haut der SPttlici« ■<
vunlercii Brust- und Ohi-rbauchgogend verhreiteinlen vortJ«'reii Aeste. in \»r--
intercostak's, die sieb schon im hinteren Ab.si-huitto jedes Zw Lscbennpiimri.:
in einen oberflächlichen und einen tiefliegendeü Zweig spalten und ihr» •- 1 1. ■
l-'asem in die Bahnen der Nervi cutanei pectorales und abdorain.ole«; ent"
sind auch meist starke Schmerzen in dem Aufibreitungsgebietf» der «ur
ziehenden Süsseren Zweige der hinteren Aeste (Neuralgin dorso-int'
(laitiit verbunden. Gewöhnlich werdi-n nur einzelne Interoostjtluerven, uim . ■
häutigsten die mittleren (."> — 7) und ufichstunteren (7 — 0), sei os einseitip. mr^'
Klier do|)])e!seitig und symmetrisch er>rrilTen. r>iese Neuralgien kumraeii
liejinnders heim weiblichen (leschlechte und im mittleren Lebensalter r.
bald als 'rheilerscheinnrif; einer allgemeiner Disposition zu neuralfc'-
Itcsnnders im Zasannneiihange mit Anaemie und Chlorose, sowie >
liald auf tirund der verschiedensten örtlichen Schüdlichkeiten, unter il'
lieh unzweckmilssige Kleidung, |)ruck des C'orsets und oinschniirend«
Verletzungen, Geschwülste, Knocheiierkrankutigen clor Rippen und Wi
gehnben werden mögen. Sehr problematisch ist der von verschied<-nri -
hau|»tete Zusammenhang mit Uterin- und Ovarialleidcn. Eine K''ili> ■ .^ -u
Intfrcostalneuralgien ist auf eine Neuritis, .sei es Wurielneuritis ""!'■.- N'-nr-: .
peri[iherischeii \'erlaul'e der Intercostalnerven, zurückzufüliren: dahin gel., r. n n.iuv
die von Herpes Zoster lieglriti'lrn oder richtiger die den letzti'ren I'
auch öfter voraufgeheriden Neuralgien und Hypi.-ralgieii. Bezüglich n
ist nur selten den veranlassenden Momenten direct Rechnung ^u tr.i.
von Geschwülsten : Locullherapie Min \'rrli'tzungen und Krkraiikungcn ■
Wirbel. In vieli'ii Füllen wird eine /.weckmässigere xnid «Jen AnlonI
Hygiene besser Rechnung tragende Kleidung, naniciitli<'ii ganzlicb- -
("orsets oder mindestens Tragen eines verbesserten sogenannten Rn
änderte Befestigung der Unterkleidung, sei es durch Anhängen denselinT.
an Lntertailte oder Corset selbst oder an den Schultorn, hotvoHI zur \'
auch zur Uesfitigung der hilercostalneurnigie bei wcililichen Indivi'
mitwirken, hn liebrigeti inuss tlic Bi'hainllung eine .syin|itoniatis(
nach Schwere und Bescliaffenheit di's einzelnen Falles sehr vrrscl
Tbätigkeit set/.en. In leicliteien und frischoren Fällen kann man v>'
und anderweitigi-it eNlernen Application .sediremler und antineuraU'
Form von Liiiinienteii. S.ilben und I'fla.sti'ni, F.rfolge erwarten. In solch' i
di(^ Finn'ilitmg von alkoholisch-aetherischer Icbthyollösung (lO p('t.) oder
den ichthyolsalben, auch das Auflegen von Ichthyolpflastern häufig nfllzn
(Kulenbnrg). In sciiwereren und namentlich in schon veralteten, die Ki
grosse Schnierzhaftigkeit ]H»inig(Mi(leii Fällen schreite man zunäcli<>t lut >■•
einiger Mori)hitiminjectionen, am be.sten in loco, jui den durch Schnienb»!
bei Druck aLisgezeichneten Stellen (Val hux'schc Druckpunkte); mit ib-" "'
injectionen mögen liier auch liijcctionen von 2 — 4proc. Cocaiiilösung. fen
sironde Injectionen mit Seh leicbscher Flüssigkeit, ('hioraethy Ispray '
spray u. dergl. als l'alliativmittel abwechseln. Daneben versuche man «•» •
faradischer oder noch besser mit galvaiii.scher Pinseiiing; letztere ist, an
einer Hirschmanii sehen Doppelbürste, längs des Nerlaufcs «1er Inter.
von der Wirbelsäule bis zum Stcrnum hin, ziemlich kräftig vorauiiehi
Zwischenräumen von ;^ — 4 Tagen, die faradische Pin.selung' öfter, tu
Bei Sclunerzpnnkten an und neben der Wirbelsäule kann man auch dunM
von .lodtinctur, Brennen mit I'aipielin, Fimkenströmen u. s. w. |n.- '
versuchen. Mit der örtlichen muss eine kräftigende, hygienisch-'
gemeinbehandlung, nöthigcnfalls auch die innere Anwendung tonisireii' j"-
und Arsenpraeparate, cinhergehen. Gegen die Intercostalneuralgien H
eine psychische, durch passende Hülfsmittel unterstützte Be'
geeigneten Individuen iu Form der Suggestionstherapie, oft von
Intprlaken
— ('.«»n -
Intubation]
HAALHei.t).
Interlakon bielcl ciiiuii burvorrngcud kliiiinliücli güiisti^uii Aufenthalt für gescbwiiclitc, sehü-
niingübcdürftige annemiscbe Indivirluen wahrend der vSoniDiersr.eil, Anfang Mai bis Ende Sep-
tember. Die herrliche Lage mitten im Hemer Oberlaiide der Schweiz, geschützt durch hoho
Felsmassen, in einem Thalkesscl, 568 m ü. M., die frische reine Alpcnluft — mittlere Luft-
temperntur im Mai 14,1» C, im Juni 17.G' C. im .Ulli 20,4» C. im August 18.9» C, im
.'September 16,2" I'.. mittlere relative Feuchtigkeit im M.ii 61,30 pCt., im Juni 63,27 pCt.,
Iira Juli 6U.91 pCt.. im August 66.29 pCr., im .September 66,95 pCt. — , die vorzügliche Milch
und Molke, nicht zum roitidesten auch die g\ite Verpflegung in den Hotels und Wohnhäusern,
.sowie die Möglichkeit, sich in Waldungen und (iürten zu ergehen, machen Iiitcriaken zu einem
mit Recht beliebten Ijuftkurortc. in welchem ausserdem Milchkuren (Kuh-, Ziegen- und Esels-
milch), Mölken-, Erdbeer-, Tniubeiikurcn vorgenommen werden kiinnen. Die Hauptindica-
tionen erstrecken sich darum auf die verschiedenen Formen von Anaemie, Ileconvalescenz nach
schweren Allgemeinerkrankuugen. chronisch-katarrhalischen Affectioncn der Kcspiration.sorganc,
Reste von Pleuritis, chronische Lungenphthise, Neurasthenie, Hypochondrie, allgemeine Schwäche
bei Kindern und Greisen.
KISlU.
Intertrigo, Frattseiii, stellt die, iniMst ai.s l-'.rythom bugiuin-iHk', Fonn des Ekzems*
dar, die sieb an di>ti aiiciiiaudfr liegciKloii Hauiraitcn aii.sbildet. Die Ursache für die
^H Intertrigo sind entweder iinf^enügentl i'ntfernte normale Se- und Kxcrete oder patho-
^V logi.sch*' Seerete re,s|). (!!»■ [latholofsiscii veränderten nornialen Seerpte. Tlierapeutisrh
^B ist diircli Säuhcriiiif; eine j^rniidliclie tyntrernung der Serretf zu erstreben, und ihre
^f L"elier|(rfulnrti<m hintenan zu halten. Sind ilio acuten iMit/ündungserscheinunfjen zu
' liekäniiifen, so sind iüh Itritn Kkzem' iihliehen Maassnahmen anzuwenden. L'm die
eiitzündlicli erkninkti-n Hautflaehcn anseinainler zu halten, legt man Vi'rbandwatte ein,
die mit den bc-itn Ekzem" gebrrinrldicbi'ii l'iiderii arniirt ist; liaheii die Kntzündungs-
ierscheinungen naeligelassen, sn koninieji di«' liaselbst angeführten Salben zur Ver-
wendung: zur schnelleren Lebi'vli.'nitiuig wendet tnan schwache Hclllensteinlösungen
an rcsp. bei Hhagadenbildiingeii Touehirungen mit dem llfvllensteiiistift. Prophylaktisch
werden hei zu Intertrigo disponiiten Personen die betreffenden Stelli-n eingepudert
und eventuell dnreli WattebUnsehe vor gegenseitiger Ht-rühruiig geschützt.
Intestinale.>i Irresein. Hei praiMlisponirteii Imlividuen kiiiini'ii di(! verscliiedensten Er-
E krankungen iinu'rer Organe ilii' Ver.inl.i.ssung zum Ausbruch einer (ieisteskrankheit
geben, ganz besonders sind in dieser Beziehimg .Magen- und narnd<rankheiten
zu erwähnen. Hier kann eine sehen vorhandei\e Hypochondrie' in erhelilicher Weise
durch das Hinziitreteiv jener Stömngen gesteigert werden. l)a.sselbe gilt von Krankheiten
der Leber. Eine erheblichere Bedi-utung haben chronische Nierenkrankheiten als l'r-
.sache von Psychosen. Ihirrh eine bestehende chronische L"raemie kann übrigens auch eine
Psychose vorgetäuscht werden. }h;rzkranklieiten werdi^n nur selten als aetiologische
Momente für i'ine entstehende Psyeliosc bi-lraehtet wi-rden können, am häufigsten sah
man sii' iiodi im Zusarnnieidiaiig mit der Manie (.Mendel). Ilagegon seheinfii Eungen-
krankheiti-n, speciell 'riil)i'r<-uiosi! der Enngen, öfter den .\nsloss zu melancholischen
Geistesstörinigen zu geben. Viel hänligcr allerdings entwickelt sieh tlii' Titberculnse
der Lungen im Verlauf der IVsychoscii. Dasselbe ist aui'li vom Emphysem der Liuigen
behauptet worflen. I'ie Thi-rajue, welche überhauiit bei jeder P.sychose die ge-
naueste Untersnetiung siimmtlicher körperlichen Urgaite erfordert, hat auf die Er-
krankung jedes einzelnen tJrgans Rücksicht zu nehmi-n.
^K Wurmpsychose. Es existirt in der Litteratur eine Za)d von l''rillen, in welchen
^K Wünner im Darmcanal geistige Veränilerungen, Depression, Ueizbarkeit, Stimmungs-
^^ Wechsel hervorbrachten, und seltene, in denen durch Bandwurm, Askariden eine aus-
L gebildete tieisteskr.mkheit erzeugt wurde, welche nach der Austreibung der Würmer
^^ schwand. Diese Ber>baehlungen erstrecken sich nicht nur auf Kinder, sondern auch
^f auf Erwachsene. Innnerhin sind <lie Wurni|».s\chosen eine sehr .seltene Erscheiimng,
meist sintl die vorhandenen Wünner eine Folge der Psychosen, indem Geisteskranke
durch ihre l ns;nd>erkeit Veranla.s.sung zur Einwanderung von Würmern geben. Zu
den Wormpsycho'^en hat man übrigens nicht jene Fälle zu rechnen, welche auf Cysti-
cerken des Hirns beniheii. Die Therapie der Wumipsychcsen besteht in der Vor-
wendung der Anthelminthica". mendei.
Mit dieseni Namen hat U'Dwyer ein Verfahren bezeichnet, das in vielen
atz für die Tradieotoniie dienen soll. Die Methode besteht in do
Intubation.
Ffdl
en als
[Iiitubaliuii
— T(M)
Intnbi
Kiufübaui^ vuii Külireii diiR'h (Jen Muiul in ik-ii Laniix, wuisclbst dirwvlbeu itfl
einige Tage verlileiben. O'Dwyer benutzt zu ilieseni Zwerk 5 Köhren voo nl
schiedpner LSnge und verschiedenem Ourcliniesser und elliptiscli' 4
deren olierein Knde sich eine Ausbuchtung befindet, die das Hiii^i _ tM
in die Trachea verhütet. Das ubere Ivndc der Rrdire ruht auf den I (M
wälirend das uutere Knde in die Tr.ichea frei liineinnigt. Mittelst t-i i^
des Introihii'ttirs, welcher vorn ahgehogen und hinten mit einem Schiel>er xooi Al»-
Ntosscn der Tube vorsehen ist, wird die letztere in den Kehlkopf gpbr:icbt. «.ii-lidi-ui
sie vorher an einen Seidenfaden befestigt worden ist. |)ie Procedur, :uii üäiii_
bei Kindern, wird .so vorgenommen, dass das Kind in ein L:iken t'iugewickel-
der Kopf durch Assistenten fixirl wird. Nunmehr fasst der Arzt mit clor r
Hand den Iiitroductor, nachdem eventuell mit einem Mundsperrer «lor Mum .
öffnet, iiiul führt die Tube ein, während er mit dem linken ZeigefiiiK^r tu- ■.,'
die Aniknorpel eingegangen und die I'^piglottis aufgehoben hat. Liegt die lul»-
richtig, so wird sie durcli Vorsi'hieben des Schiebers frei gemacht und der It»-
troduetor entfernt, während der link^ Zeigetinger durch I)ruck auf «len Tubcnlopf
das Austreten der Tube verhindert. Der aus dem Munde hängende Faden wird um
das t')hr geschlmigen oder bei kleinen Kindern am besten ganz entfernt, dj durrL
Spielen mit ilemselben die Tube leicht herausgezogen werden kann. Zum Ent/croOL
der Tube bedient man sich des Kxtubators, einer gekrümmten Zange mit vorn«" ^H
rillten Hranchen. Die Operation geht genau in derselben Weise vor sieb; mit «1^1
linken Zeigefinger wird auf den Kf»pf der Tulie gedrückt, wälirend der Kstubal^|
in der rechten Hand gelialteji, die Tubc! horaasbefördert. ^|
Die haupt«äehlichste liidicatiDn für das O'Dwyer'sche Verfahren ist die Di|i^|
tlierie des Keblkopli?s. Angezeigt ist din.selbe, wenn beständige .\thcmnuth i-intr^l
iiihI die Tr;ii'htitt<n)iie wegen .Mangels an Assistenz oder wegen .\s.plij sie nnmügli^l
ist, oder wuni dii-selhe liberh.'uipt verweigert wird. Als Operationsmetbodo ist d[H
Intubation tier Traclu-otcimie gleichwerthig lUanke, Ganghofer): dagegen ist ^|
erwägen, dass durch Husten die Tube nicht ganz selten herau-sge.schleudiTt weni^|
kann, und ila.s.s iti Knlge de.ssi-n, da die Operation sofort wieder vorgenouiincn i»irnl^H
mass, sich die Intubation mehr für das Knuikenhaus als für die I'rivatpraxi« <^>gn4^|
Krwägt man die Vor- und Nachtheile der beiden Methoden, so wird to^M
zugeben raüs-scn, doss die Intubation ein orhi<blich geringerer EingrifT als i^H
Tracheotomie i.st, lind dass dic' Athniung auf dem natürlichen Wege erfolgt; aucb iH
das definitive Decanulomeut nach der Tracheotomie weit schwieriger und ^tst^M
w ortungsvoller, währetnl nach der Kxtubation loiclit wieder die Intubatiog^^H
werkstelligl werden kann. Hervorzuheben ist ferner, dass, wenn die Intnhatjj^^^|
Weiterverbreitung des l'rocesscs auf die tieferen Theile der Trachea nicht aiisrelrb^l
sollte, die Tracheotomie ohne Nachtheil noch nachträglich gemacht werdi-n k:iJilfl
Von den Nachtheilen der Intubation, dem Dectdjitus, der erschwerten Ern.1hmnfil
der V'crstopfung der Canüle imd dem nicht selt<'n vermehrten Husten, ist x^fa^l
merken, dass letzterer wegfällt, wenn man den Faden entfernt resp. nicht ai^^^M
Kpiglottis liegen lässt. Der DeeubitiLs ULsst sich nicht .selten vermeiden, weiip^^|
Tnbe häufiger gewechselt wird: aber auch wenn dies nicht möglich sein soUip uaS
wirklich DecubitiLs eintritt, so ist derselbe bei geschickter Intubation nur t»in ubriH
tliichlicher. Im übrigen kommt derselbe auch bei der Tracheotonde vor. INc R^H
.schwerung der Krnährung wäre allerdings we.sentlicher; aber in den niei.sti^n FaU«^B
ist sie nur anfangs bemerkbar und k.'uni leicht durch Dvtubation während des E^aeo^l
vermieden werden; späterhin gewöhnen sich die Patienten au die Tube, wunj^M^f
selbe mir richtig liegt. Die Verstopfung durch Schleim oder .Membranen nius.s ^^^H
mnglichst weites Lumen der Tube zu verhindern versucht werden; gelingt <H^H
nicht, so mu.ss die Tube sofort entfernt und durch eine neue ersetzt werilen. ^^H
Selbstverständlich richtet sich die Zeitdauer der Intubation nach «ler Schwere iir
Erkrankung. Häufig kann man die Tube .schon vom dritten Tage an (rntfr>mMi^
seltener vom zehnten oder noch später. In einzelnen Fällen nuLs^te hi.« tu t^i^|
Wochen intubirt wenlen; natürlich steigern sich die Nachtheile, n;uiientlich di« Ot^M
fahr des Decubitus, mit der Länge der Zeit, wtthrend der die Tube liegen man. ^M
Ausser bei der Diphtherie hat auch bei den anderen .-iciitcn und clironisc]ii^|
Kehlkopfsverengerungen die Intubation Eingang gefunden. Ob sie aber iu alleu iii*fl
dicirt ist, bleibt vorläufig noch fraglich. Uei der pliiegnionOsen und nbsrrtlirvtiikn
fTntnhntioii
701 -
Iniilin]
I
Laryngitis, Iwi di'ii vf'rscLi''deneii ocdi'iuatöscn SckwcIluiigiMi ist wohl ilif Ti':ichu<itnniic<
vorzuziehen, da dip geschwulleue Sehleinihiiut das Lumon der Tube leicht ver-
schliesson kann. Wo diese Uefahr dagegen nicht vorhanden ist, beim Pseudocroup,
der I/aryngitis stridula, hypnglnttica, dem Skleroni, der Lues; ohne Perichondritis,
der Lepra, den recidinrenden Papilloiinui <ler Kinder ist sie sicher indicirt.
LUBLISSKI.
itussu8re|)t]on, In vagination, Darmoinstülpung, kommt bei Kindern weit hiiufiger
vor als bei Erwachsenen: '/^ der Fälle gehört dem ersten Iyel)ensjahr<' an. I>:i.s klinische
Bild äussert sich in kolikartigen Schmerzen, blutig-schleimigen Stühlen, Tenesums,
sowie zuweilen im Abgang gangraenüscr Fetzen oder noch gut erkennbarer Dann-
stücke. Nicht selteu ist an der Stelle der Einstülpung ein Tumor durch die Bauch-
deckon bin.lurch zu fühlen. Mit diesen Erscheinungen ver(>iir<let sich bald frülier,
bald später das Bihi einer nu;hr r>der minder vollkommenen Ilarmstcnosc. Die kli-
nischen Erscheiiuuigcn sind im Einzelnen abhängig von der Ursache und damit auch
von der Entwicklung, sowie von dem Sitze der Intussusception. Meist ist dieser im
Coccuni oder lleum gelegen, seltener tiudet man das Colon, nur ausnahmsweise d;»«
Duodenum betroffen; die hftufigste Form der Darmeiiistülpung ist die InvagLnatio
ik'ü-coecaüs. die mitunter solche (irade erreicht, dass das „Intussusceptum" vom
Kectinn aus zu fühlen ist fwler direct vor den Anus tritt. Ein Theil der Fülle konrnit
tturcli Losung der Einstülpung zur Spontanheilung, ein anderer Theil zeigt, wenn
kein chimrgisches Einschreiten erfolgt, einen Verlauf, welcher manchmal redit
chronisch wird und meist danu"t endet, da.ss entweder das eingestülpte Darmstück
nacii vorausgegangener Verlöthung des äusseren und inneren Blattes abgestossen und
per rectum nach au.ssen bcfiirdert wird oder dass in Folge einer Perforation der
Darniwand Peritonitis entstellt. Eine Reihe von Fällen endet direct unter ilens-
ähnlichen Erscheinungen. [)ie Therapie ist eine operative, sobald ein nicht chirurgisches
Vorgehen ohne Erfolg geblieben ist. Es ist, wenn irgend möglich, vor einem chirurgischen
Eingriff <lie nianu«'lle Lösung der lntu.ssusceptinn durch die Bauchdecken iiindurch
zu versuchen, doch muss diese wegen der (ief.-dir einer eventuellen Zerreissung des
in seiner Ernährung gestörtiMi Darmes ohne Anwendung roher tiewalt und mit grosser
Vorsicht geschehen. Ebenso ist der Versuch zu macUen, durch Lurteinbla.stmgen per
rectiun oder durch tiohe Eingie.ssungen das eingestülpte l'armstfick in seine natür-
liche Lage zurückzudrängen. Da, wo diese Mittel nicht zinn Ziele führen und ein
chirurgischer Eingriff nicht durchführbar ist, muss man sich darauf beschränken,
die Schmerzen durch Narcotica, besomlers durch Anwendung der Opiate, sowie durch
Auflegen einer Eisblase auf das Abdomen zu liekämi)fcn, ferner das Erbreclien und den
Kräfteverfnll durch eine euts]trcchende, gleichzeitig auf die Darm.stenose Rücksicht
nehmende Ernähnmg zu verhüten und sich am Schlüsse, wenn Alles im Stiche ge-
^B lassen hat, damit liescheiden, für Euthanasie zu sorgen. Die Symptome der Dann-
^P Stenose sind nacli den dafür gültigen Regeln zu bekämpfen.
iDnlft L. PflanxengaUiing auk Jt>r Firn. <l(<r Com pos it ad", Tjrpiu der l'nterrani. Inulcac. Die Uattoii); I. ainfKst
IetwA 50 Arten t|pi- nstliehoii Gnlltlirtc. nipi«t auBdatieriide, com Tbeil krlftige Krüator. s(«U(*n Straueher. T. Helc-
niam L., Alitnt, eine au.sdaQt>rDiIe Staude mit dEcktfr. Kutigor. flpkNchiffcr Worte! and 1— 2ni hobon, raubbtarifcon.
nicitit i*infaobeii Stonifoln. In Euntpa. Nurd- and Hitto)««ien hcimiftch. in Nordamenka pingewundert. BtOht Juli
bia AncaaL Die Wonetn riecbnn und Kchnieeken stark art>Diatt4eb. Hie enthalten Alantkainpber* nnd die
ganie Pflanxo enthilt, wie allr« C'umiKisiteit, Innlin. Viel klniuore Arten »ind bei un»: I. salieiua h., kahl, blt-
00 Dtn boeb, I. hirtaL., der vungcn ilimlicli, aber taubliaarii;. 1. (germanica L. und I. Uritaani«*» 1.. I. gri^
veoleas wirkt dinrctiich (Hendclsubn).
nUn, Ci2Hj,iOio. findet sich vielfach und, besonders im Herbst, oft in sehr reichlicher Menge
iii Wurzelu, z. K. von Inul,! Ilelunium, Dablin pinnata, Cichorium Intybus und aodcren, stets
^1 in gelöstem Zu.staMde. Es wird durch Ausziehen mit siedendera Wasser und wiederholtoj*
^B Ausfrierenlasscn gewonnen. En bildet ein aus mikroskopischen Kugebi bestehendes hygro-
^" skopisches Pulver, das bei IGO", unter ('el)crgang in das amorphe Pyrinulin, schmilzt, spcc.
Gew. 1,47 (Dragciidorff), 1,3491 (Kiliiini); bei 100" hat es die coiistante Zusammen-
^_ aetzung 3C,,Il2„0,„ -f- H..0. Es i.st doppcllbrechcnd, sehr wenig löslich iii kaltem, rcichlicL
^B in heisscm Wasser, fast unlöslich iu .Alkohol. Die wäs.serige Lösung ist linksdrehend. Durch
^H Jod cutstellt keine Blaufärbung. Durcb Erhitzen mit Wa.sacr wird es langsam, durch iSäurun
^H rasch in Lacvulose (d-Krnctosc) übcrgcfiihrf, wobei als Zwischenproducte Metinulin und
^H Lacvinulin entstehen. Feh li ng'.schc Lösung wird durch Inulin nicht reducirt, wohl abür
^H nmmoninkalischc ,'iilberlösung. Kcrmcntc wirken garnieht oder .sehr wenig cin.^ Beim Erhitzen
^H von Inulin mit Barytwa.sser auf löO" wird viel GährunKsmilchsäure gebildet.
^H Pnlilin fP«7»a), «in Kohlrlijnlrat aiu Dahli» (linnati, ist Identüieli mit Inolin. apipnvi
^
^
[IniiHnliisniits
— 700
Innr
Inulinbi)«cuH8 sinJ für Diali'Mikcr als Surrogat für li.Hs kaum zu ci.
die Zuckerausscheidung vermehrenden hohen Starkemchlgehaltes ■
seitdem Külz den Nachweis geführt, dass luuliu* das einzige Pol
Diabetiker noch verbrannt und verwerthet wird, ohne die Zuckeran
wenig Mehl und viel Inulin wird unter Zusatz vou Wasser, Ei und ücwu'
bares und ziemlich wohlschmeckendes Gebäck hergestellt. Leider ist da-
InniirHdiis- odi-r Ki ii i-iwliuiigskurou rlioiiiMi dazu, in S;ilbo, JSeilo oili-r wii
ilcii (Vinstitaciiticii incnriwrirte ArziioistofTi- von der Hautoberf1:1fh«< .mi >'
rcibung oder einfache Auftrn{(uiig zum Zwecke der Allgcni'
Körper zu britigeii. Im S|M'eieilen verstellt man untor ..In
(,»tierk.siiber.s;ilbe ;iusgefiihrte Kinreibuu};, Frietioii, zum Zwecke d«
br'hiuiriJuiig. Zweifellos stellt die Kiureibungskur eine der besti-n B*l
iiK'thoilcn dar und so haben seit jeher die Aerzte, nicht crsst Miit B«'t
der Syphilis, sondern .lahrhunderte I.lnger, diese Methode benilt2t, «fiiu
eiier^iische Qiiecksilberwirkung ausüben wollten, uud diese günstige Beurlbi
Schmierkur liut sich bewährt trotz aller Wandhmgen der Aiisi ! .11
Aerzte und Laien iil)er die Krankheit selbst und trotz der \v 11
thnden, in welchen die Inunctionskur im Laufe der .lixlirliui
gelangte. JMe zu den limiictionen verwandte graue t^)uecksil;
ist ein mechanisches (iemengc vou l (^luecksilber mit 2 Fett oder IauioIiu
riiarni:ik<>ijiien I.-Lssen ein anderes Verhältniss zu. Als be.sonder»> \ehikel
Serbin und Vasofren benutzt worden.
.\1k Ersatz für (j*uecksilbersalbc sind mehrfach die fettsauren Salzo
Silbers, IJuecksilberoleate, eniiifohlen worden (Shoemaker). Einen Sc
gingen Schuster, Oberländer, Spillniann und Andere, welche "■•
hergestellte Seifen verwenden. Itie einzureibende Körperpartie 1
feuchtet werden, dann wird die Seife leicht oingeschäiiTnt un<l cingfru-nen
mit Seiden- und Pergnnientpapier bedeckt, oder man Llsst den S;haum
trocknen. Die ganze Procedur ist etw.a.s sauberer, wie das Rinreilien mit S
siill nicht weniger günstige Resultate lief(>m, als die gewöhnliehe inni
Auch Kalonielsalbe, Kainnielseife, Einreibungen mit weisser Praeripi
als Ersatz für das gewCihnliche Unguentum cineveum empfohlen wnnleii.
infigcn den \'<jr/ng lialien, dem Laieiipulilicum die veril.aehterregeuden und
limnctionskureti durch harmlos erschi'inetide Ma.ssagebehandliuig in iinri>I
ereetzen zu können. Aber für diese Fälle würde Injertionsbehaii'i
sein, deim man wird sicliprlich vermeiden wollen, die Schmierkui .ui. l,
cinereum, über <leren Wirkungsweise wir auf das Gen.'iueste unterrichtet
deren Energie wir nach beliehen steigern uud vermindern krmnen. durri
Kuren zu ersetzen.
Für die ,\itsf iih rung der „ 1 nunctionen" giebt es \ •
Entweder sucht man durch mehr oder weniger energisches Verr«
Salbe in die Hanl einzureiben oder nach Hcrxheimer'a „KLiisi i
Haut hinein zu klopfen. Oder man begnügt sich mit Aufstreiel •
(Pietrn (! a niberi n i"s 1h:?H angewendete Supraposition, ni'urrdingi« »i>n *
SiockholiH empfolilen). Man reibt mit den Handflächen, mit (i|.i«liiji bi
pilzförmigen „liinnctoreu". ge)iolsterten mit Leder, Scliweiiisblase.
überzogenen Kissen ein. l>ie Krmiken reiben sich selbst ein oder v\. ..r.„ ,
(Jehilfen eingerieben, hie Ilnner <les Einreiheactes schwankt 8wii,phen .n— .TU
Doch sclieiiien alle diese kleinen Variationen unweHentlich. I'<
heutigen Kenntnissen ist ein wesentlicher Factor für da.s Ziisrandek'
silberwirknng die dünne Vertheüung eines ijuecksilberhattigen Feti.
otterfläche; die Wirkimg beruht nänilich auf der Verdunstung des rv
silbere sclion bei gewöhnlicher Temperatur. Je mehr verdun •
.\iifiiatime gelangen kann, desto energischer wird die Vt'ecksill
Aufiiahnie des t,>uecksilherdanipfes erfolgt theils durch Lungen-, ti
atluiuiüg. llevveis dafüi- ist, d:iss die Quecksijberwirkinig .nneli bei
(und Tliieren) zu Slanili- kommt, liei welcben nur auf dem \> egi»
vriii venhinsteiem t^iieeksiltier eiiU' t^iiecksilberzufuhr stnttgefiHiften
demgoraüss auch die Auftragung der l^iiecksilüersalbc auf die Haal •
[Tniinctionen
— 703 —
Iniiiirtionenj
diu Auftraguiig der Salbe aiif Sloffu, die in;in unlor diT Kliidung tniKcii lüssl oder
durch Iiupnipgiiirung von Stoffen mit Quecksilber, wenn nur sonst die Gelegenheit
gegeben wird, duss der vou diesen praep.irirten Gegenständen sich entwickelnde
D.-inipf zur Einatlinumg gelangen kann. (Merget's Plauelles ruerenrielles, herge-
stellt durch Eintauchen in saure» Quecksilbeniitnit und dann in Annnoniakwasser.)
Diese Art der Quecksilberaufnahmo niuss alsi sicher betrai-htet worden. Weniger
«icher bewiesen ist, nb nicht ilio t^iu'cksilberkvigeli'heii bei energischer Friction in die
rollikeioHuiHigen hiiieingepresst (.1. Neumanii, P. Firrbriuger) und nach l'eber-
ndirmig in lösiiehe Verbindungen resorbirt werden; besMuders dann, wenn [leri-
follicuiUre Kntzündungen und Kiterurigen sich entwickeln.
Für die praktische Verwerthung der Schmierkur wird man also das mechanische
Moment wohl nicht vollständig vernachliissigen dürfen, aber jedenfalls berück-
sichtigen müssen, dass von der Menge des zur Resorption gelangenden Uanipfe.s
die Wirkung abhängen wird. Es ist demgemiläs in jetlem einzelnen Falle in Rech-
nung 7,u ziehen sowohl die Frage: durch welche Anordnungen beeinflusst man die
Bildung und Menge des (^uecksilberdampfes aus dem auf die Kiirperoberfliiche vcr-
tbeilten Metalle? nrul wtilche Anordnungen beeinflussen die Aufnahme des gebildeten
ti'necksilberdampfes in den KOrper?
Zunächst ist es klar, dass die Menge dos Quecksilberdanipfes von der Ver-
darapfungsfläche abhängt, .le grössere Theile der Körperoberfläche also bei jetler
Einreibung bearbeitet werden, um so intensiver ist die Wirkung der einzelnen Einrei-
bung. Eine Steigerung der Einzeldosis hat wahrscheinlich geringere Bedeutung, wie
die Vergrössernng der Eirireibungsfiäche. .ie wärmer der Körper gehalten wird, um
so grfi.sser wird die Masse des sich entwickelnden Dampfes sein. Sodann muss dafür
gesorgt werden, dass der gebildete Dampf möglichst wenig .sich verflüchtigt iuul in
der Nähe der Körperoberfläche und der Lungenathnumg zugänglich erhalten bleibt.
üie Vorschriften für die .Xusübiing einer Innncticmskur lauten demnach folgendor-
uiaassen: Jeden Tag wird eine der beabsichtigten Energie der l^uecksilberwirkung
entsprechende Dosis grauer Salbe mit mehr oder weniger Reiben, Kneten, Klatschen
verrieben und verstrichen, wobei es von äus.seren und .subjectiven Verhältnissen
abhängen wird, ob der Patient selbst oder eine andere Person die Manipulation aus-
führt. Gewöhidich vereinigt man fünf Einreibungen zu einem Turnus: 1. Tag:
rechter Arm; 2. Tag: liuker .Arm; :i. Tag: rechtes Bein; 4. Tag: linkes Bein; ö. Tag:
Rücken resp. Seitentheile der Hru.st. Der Kranke h:it über den ganzen Köqjer hin-
weggehende, nicht zu leichte, ain besten wollene, nicht tricotartig anliegende Unter-
kleider zu tragen, welche zweckmäs.sig im Laufe der Kur nicht gewechselt werden.
Je weniger von der Körperoberfläche die V"***"l<silbersalbe mechanisch durch ein-
faches Abwa-scheTi luul Abseifen entfernt wird und je weniger Quecksilber etwa durch
Schwefelbäder chemisch unwirksam gemacht wird, um so reichlicher und länger wird
das aufgetragene Metall sich in wirksamem Zustande erlialten können. Die Patienten
sollen also während der Kur möglichst in demselben gleichmässig erwänuten Räume,
der nii'ht übermässig ventilirt werden darf, sich aufhalten, recht lange im Bett
liegen. Diese Vorschriften dürfen dii; sonstigen Regeln der modernen Hygiene nicht
ganz unberücksichtigt l.a.s.sen: Spazierengehen ist nicht g;inz zu verbieten, Baden vou
Zeit zu Zeit erlaubt. Als gewöliDliche Dosis beim F>waclisenen rechnet m:in 3,(1 bis 4,0
33'/iproc. Salbe pro Tag; doch kann m:in dieselbe meist :iuch bei sorgsamer Beobachtung
auf •),(> bis H,0 steigern. Ferner kommen in Betr:K'ht die verschiedene Eniptindlichkeit
des Individuums gegen Quecksilber und die Nothwendigkeit, den vorhan<lenen syphi-
litischen Proce-ss mehr oder weniger .schnell zu beeinflussen; sodaim die Berücksich-
tigung der br-gleitemlen Krankheitsprocesse, |)yskrasien etc. Bei Kindern ist die
Dosis entsprechend kleiner, 0,5-1,0—1,6. Eine genaue Dosinuig ist nur von Fall
zu Fall möglich. Bi'sonders ist in Betracht zu ziehen, dass kranke mit nicht nor-
maler Hornschicht überzogene Haut ganz besonders gut resorbirt, dass also in solchen
l''ällen mit gro.sser Vorsicht vorgegangen werden muss. Man kami mit der Salbe
jede belielng starke oder .schwache, rapid oder allmählig einsetzende Wirkung
erzielen. .Nur wird ni.in berücksichtigen, dass eine gute Durchfühnuig der Ein-
reibungskur dem Patienten m:inc|ie Einschränkungen auferlegt. .Man winl die Ein-
reibutigsknr .'d.w rescrviren für die Fälle, in denen eine besonders energische
und sorgsame Quecksilbcrbehandlung nothwendig ist. Auch erlanbl die Kinn'ibuoirs-
kur eine locale Beeinflussung cutajier Syphilisprocess«'.
|Tppra«-uaiilin
— TOfl —
IpManakI
i'iiUT Schrift \oa H«lvi:tius. Di«- Krlnliniiiij:, welche Ludwig
für lue überaus crfolgroichp Bch:iniUung des iKiiiphin zu Theil wi.i :
ihm vprlinhene Uebertniguiig des Monopols für den Verkauf seines
Li'iinmiftel verbreiteten Pnieparates erregten allgemeines Aufsehen. '
Streites mit Garnier wurde von Letzterem d:is Hei vntius'schc (i«^heii:
gemacht und von nun an ging die Anwendung diT Drog« in allgr!ni>'iiMii
über, zu dessen Verbreitung liesonders Slo.aae, Biiglivi und An
Leilinitz beitrugen. Aber der stirke Vorbnuich friihercr 7.'
dem Bf^ginne der Decadenz pliarniakodynamiscbcr Tlier.npi'
obgleich diu Wurzel zu den nützlidislen .\rzneimitteln dt>s F'tl
Als wirksamster Bestandtlieil lindet sich in der l'ftanzc ein-
die l|R(:uuanhasäure, fenier da.s Rnietin. welches allertlings nicht als
Bestamltheil der Cephaeli» Ipecacuanha zu betrachten ist, (i:i eü in 3ii<lin-n
iler Frtuiilie der Psychotrieae ebenfalls gefunden wird. In ncuen-r 7
Cownley IWtö) ist eine neue Ba.se, das Cophalin, CisHjoNOj, nebni t.u.
gefunden worden. Die physiologischen Untersuchungen bczioh«n sich hau
auf <la.s Enietin, bei dem man sehr babl erkannt hat, d.i.«i8 t»s der Tr.l.'
Wirkung sei, wilhreiul Uiitersucbuiigen über die ]pecacu;inh:Lsiture oder
lliecacuanha bisher nicht angestellt worden sind, so wüiischfnswr'rth •!
Zuerst wurde unreines Kinetiii benutzt, jedoch ist der Untt-rschi'^«!
mit dem etwas .stärkeren oder reinen Knietin nicht besonders hit
nächst zeigt es sich, dass da.s Knu'tin eine stark reizende Subst.;:
Haut Kr.scheinungen hervorruft, die mau von der Anwendung der Ipi'
kennt, jlas Kmetin kann subcutan und vom Magen aus vembreicht w<
Brechen erregende Wirkung betrifft, so zeigt sich hier ein üntor5chie<l vc
phin, welches eine centrale Einwirkung ausübt, wahrend das Eniefir -
MagcM aus wirkt. So kann man urtheilen, da bei Durfhsc.hneiil
Erbrechen eintritt. r>ie Wirkung nach der subcutinen Injfction erki.i
dass Emetiu durch die Magenschleimhaut abgeschieden wird. Es ist
ciiigeweiulet worden (v I'od wyssotzki), einmal dass diese Vm:
Schwncimngeu der Thiere nicht m.a;issgebend seien und d:i-
Versucliei) zuweilen auch eine Brechwirkung, allerdings nur eine
beobachten köune. l-erner sei auch die .\ussrhei<lung aus der .Mit:;
nicht einmal sicher gestellt. .Jedoch s|)richt für sie die von l>urchrilJ'fl
stark reizende Einwirkung auf den Dann bei subcutaner Injecliou, fiiw
die der IpecMcu:iHh;i in diesem Maas.se nicht zukommt. Sehr anltiJliXi
Lähniungsersclieinuiigen bei Thierversucheu nach grris-seren Dosen. *■■
anhaltender Irritalulitfit der Muskeln. Puls und Rcspirntion \\
.Nur bei grossen Oosen wird ein EiiiRii.«s auf den Blntilnu-k beob.-iciu'i, ii»f
sinkt die arterielle Sp.nnnung bei starker Schwilchung der Herz.-iction L«Jt«
bei Thieren durch \'erabreicbuMg von .\tropin gehoben werden , eine
die vielleicht einiu Hinweis für die Therapie der Collapszustande nach l[
^iebt. IJiiutig wird eine Liutgenhyperaemie beobachtet mit n.-tchfoleenilrr
Jedenfalls hat das Kmetin eine v:usocoi)strict(M-ische Wirkung.
Da da.s in der Wurzel zu etwa ^U — 1 pCt. euth.iltene Enietin »>
war seine Isidinuig für <lie Therapie überflüs.sig, der «iebruurh <ler ^mA
aus .ihr herge.stellteu galenischeii Praepanite ist vollkonmien au-
Auf der Haut rnauifestirt sich die reizende Wirkung der Ip. ■ .
eigentliüiulichcn Weisi", dies zeigt sich besouders mit einer SaltM*.
Ipecacuanh.ae und \'.\ g Fett enthalt. Es entstehen mit einem .<•■!-
zündeten Hof umselieue Papeln, welche zuweilen eonfluiren. Schi
kleine Piistclu mit einer centralen Depression. Schmerzhaft i
und die Pusteln trockueii bald ein. Wir .sehen hier also eine äli
nach Krotiini'it iiitd üiechweifistein. Die sehr reizenile V
auch bei iJearlieitung der Droge beobachtet wonlen. E.v
tlersellieu die ArlieitiT di(^ Kespirationsor;^ane durch leuchte i'iiohnr
St.aub ist aber so fein und leicht beweglich, d:iss er .selbst gaJU
Arbeitsplätze seine Wirkung noch äussert. Besondei-s sind charaki««'''* '
asthmatischen Zufälle, welche bei manchen empfindiichen Personen darcb *'*'^
Spuren des Pulvers bewirkt werden. Ausser Aiithnia können Fnu^rtirdiiln^'
dir hfl
.t .1^
rut'P'"
4
[Invertzucker
- 705 -
IpePHcuAnhH]
I
I
nur in geringer Menge aiifgenommeii. In der Nnlur tritt der rnvcrtzucker als Bestandtbeil
des Saftes süss schmeckender Beeren und Friichte aul, besonders aber in den BlUtheo vieler
Pdanzun, aus welchen er iu den Bienenhonig übergebt.
Der künstliche Invertzucker dient als Ersatzmittel für Honig, und findet ferner bedeu-
tende Anwendung bei der Fabrication vun Frucbtcouscrvca, wozu er sich wegen des langsamen
Krystallisireiis viel besser eignet als der Rohrzucker. Zur llcrstellung dcü Invertzuckers im
Grossen crbitat mau 1000 kg Rohrzucker mit '240 Liter Wasser auf 95", setzt sodann 0,222 Liter
ÖS proc. Salzsäure, welche vorher zu 10 Litern verdünnt worden war. hinzu und erwärmt noch
' » Stunde auf 80 bis 90°. Das Product wird schliesslich durch Neutralisiren mit etwas .'^oda
oder Zuckcrkalk von der Säure befreit. — Die Umwandlung des Rohrzuckers iu Invertzucker
wird auch durch Kohlensäure bewirkt, jedoch verläuft der Process hierbei sehr lan^am und
muss in geschlossenen Oefässen unter Druck vorgenommen werden.
LANDOLT.
InvoIntioiiBbehaudluug. Uio liivolutiivn, il. li. die Hückbildiuif; diT weichen Goburts-
woge, besonders dos UtenLS, nach der Goburt zur normalen Grösse, ist ein rein phy-
»sioiogischer Vorgang. Nur Störungen der liivi»hiti<in {^eben zu therjipüuti.schen MautiS-
n:ihmeu Anlnss. Der I'rojjliylaxe wird d;iher lier l)uu[)tantlK'il zuhillen.
Norni:ilcr Weise nimmt die Rückbildung des L'teru.s einen Zeitraum von .sechs Wochen
in Anspruch und ihr Abschlus.s wird bei nicht stillenden Krauen gekennzeichnet
durcli den Bintritt einer regelrechten Menstruation. Eine ungenügende Involution
ilocumetitirt sich entweder sciion im Wochenbett oder nach deni.selhen durcjr un-
^ rogelmilssige Hlntnngen und dnmjifen Schmerz im rnterleib, besonders heim Gehen.
V Unter ilen Ursachen einer mangelhaften Kfickbildnng steht obenan eine schlechte
I^eituiig der Nachgebiirtsperiode. Je activt-r raan vorgeht, destn hiiufiger werden
Reste der I'lacent;i oder der Eihäute zurückbleiben. Es kann nicht genug betont werden,
»dass ilie e.vspect.itive Methode die besten Resultate liefert; man soll nur dann die
I'lacenta exprimiren, wenn sie spontan gelöst ist oder wenn Khitungen zur schleunigen
Entfernung aulTnrdern. Etwaige Reste des Placentagewebes im Uterus soll maji
mauneli etitferneii; bleiben nur Eih.lute zurück, so soll man sich abwartend verhalten
und im Wochenbett durch |)rüi)hylaktische Ausspülungen der Scheide ihrer Zei-sotzung
vorbeugen. Nur bei höheren Eieberbewegungen und st.'irkereu Blutungen sind sie
manuell zu entfernen. Eine veniüiil'tige Leitung des Wochenbettes ist die zweite
Vorbedingung für eine normale Invohifion. Möglichste Sauberkeit der Bettwäsche
niul Reinhaltung der :1ns.seren Ge.schlechtsthelle venneiden am besten eiiu« nachträgliche
Infection. Eerner sind die Sorge für regelmflssige Stidilentlefningen vom dritten
Woclienbettstage an und eine mindesten.s dreimalige Entleerung der Harnblase am
T;ige wichtige Factoren für einen norniiden Verlauf. I>ie Bettruhe endlich ist so
»lange, gewöhnlich zehn Tage, auszudehnen, bis die Lochien ihre blutige Färbung
verloren haben und der Uterus wieder ins kleine Becken herabgetreten ist.
Bestehen nach Ablauf des eigentlichen Wochenbettes unregelmä.ssige Blutungen
und Schmerzen im Unterleib und ergiebt die Untersuchung einen vergrösserten, aber
sonst normalen Uterus (Siibi n volutio uteri), so hat man durch geeignete Be-
handlung eine weitere Rückbildung anzuregen. Wenig erfolgreich i.st hier meist die
Verabreichung der selir verbreiteten Mittel: Secde und Hydrastis. Viel r3.scher
kommt man zum Ziel <lnrch Scarific.itionen des Uterus, durch heisse .Ausspülungen,
durch [iijectionen von .lodtinctur in die Utenishölilc ntul in hartnäckigen Fällen
tlurcli eine eventuell wiederholte .\u.skratzung des Uterus. In neuerer Zeit sind
Ma.ssagc unil Elektricität angewendet worden, gewiss vielf.ich mit gutem Erfolg,
aber sicherlich nicht gefahrloser un<l schneller wirkend, als intrauterine Injectionen
und Curettement. Eine häufige Coniplication der Subinvolutio uteri ist diu Retro-
flexion. Nichts ist verkeiirter, als die Rückbildung fördern zu wollen, ohne die Lage-
verÄndenmg zu beseitigen, denn oft genug ist diese die Ursache der Subinvolution.
»Zuerst ist daher der Uterus m.iimell zu anteflectiren und durch ein Pessar in seiner
normalen Lage zu Hxiren uml dann i'rst sind nöthigenfalls andere Mittel anzuwenden.
Suhinvohitionen bei Peri*- und Parametritis*. bei .Myomen <les Uterus und bei
entzündlichen Zuständen der Adnexe konnnen für die Behaiullung ebenfalls in Betracht.
K STEFFECK.
^^ecncnanhn. \i>n der (lephaelis* Ipecacuanha, einer aus Süd-.\nierika stammenden
Pflanze, wird dii- Wurzel benutzt. Die erste Nachricht über ihn- Brauchbarkeit,
und zwar bei Dysenterie in Brasilien, rührt von Piso her (1041)). Die eigentliche
Einführung der Droge fand aber erst .später .statt, besonders durch die Verbreitung
0. Ligbrelch, Eue}kloi>ikedio. II. Biiiil. ^j
(Ip.
ei'Bruaii
Im
ciiiiT Srlirift von Hi'Ivctius, hie Helohiuii)^, wrlchf I,inlwip XIV. (lieaciD Aoiar
fflr tlie überaus orl'olgroirho Behiuulliuig (Jos Dauphin zu Theil worden lieets, und die
ihm vprlieheue Ucbertriigung des Monopols für den Verkauf soin«>s zuerst al« Ge-
heinimittel verbreiteten Praeparates erregten allgemeines Aufsehen. In Folge neimm
Streites mit Garnier wurde von Letzterem das Helvetius'sehe Geh«Mmiiiittt»l bckiMt
gemacht uiid von nun an ging die Anwendung dir Droge in allgemeinen iiebrauri
über, zu dessen Verbreitung besonders SInane, ßaglivi und der Plul<M«|tb
Leibnit/. beitrugen. Aber der st-irke Verbraueh l'rflherer Zeiten ist besitndrr»: pnt
dem Beginne der Deeadeiw pharuiakodynaniiscbor Therapie eingfsrlir.Hnkt »nn)'«"
obgleich «lie Wiuv.ei zu den nfltzlielisten Arzneimitteln des l'flanzenn-l.
Als wirksamster Bestandtlieil findet sieb in der Pflanze eine eigen;» i
die Ipecacuanhas.lure, femer das Emetin, welches allerdings nicht uIn r
Hestandtheil der Cephaelis Ipecacuanha zu betrachten ist, da es in aiidcri - ! -a
der Familie der Psychotrieae elienfalls gefunden wird. In neuertrr Zeil (Paul oml
Cownley IHOö) ist eine neue Ba.se, das Cephalin, CisHjoNt'j, n«;bnn Ktuotin auf-
gefunden worden. Die physiologischen Untersuchungen beziehen sich hnuplKirhlidi
auf d:w Emetin, bei dem man sehr bald erkannt hat, dass es der Trälgor der l'-—'-
Wirkung sei, während Untersuchungen über die Ipocacuanhasäiire oder die ««nn •
Ipecacuanh.-i bisher nicht angestellt worden sind, so wünschenswertli dies auch »,ir»
Zuerst wurde unreines Emetin benutzt, jedoch ist der Untei-scbied in der ^^irk1ln$
mit dem etwas stärkeren oder reinen Emetin nicht besonders beuKTkcnüWerth. la-
nächst zeigt es sich, dass das Emetin eine stark reizemle Substanz ist uml auf du
Haut Erscheinungen hervorruft, <lie man von der Anwendung der Ipecacuiiidia wl^
kennt. Das Emetin kann subcutan und vom Magen aus verabn>icbt werden Wa» it
Brechen i'rregende Wirkung betritTt, so zeigt sich hier ein Unterschied \ on dem A|iniia'
phin, welches eine centrale Einwirkung au-sübt, während dxs Emetin nitlectoriiJch k«
Magen aus wirkt. So kann man urtheilen, da bei Durchschneiiliinj» der Vac
Erbrechen eintritt. Die Wirkung nach der subcutanen Injection erklärt sich d.»ii ^
dass Emetin durch die Magenschleimhaut abgeschieden wird. Es ist aWr d.u .
eingewendet wordtMi (v. Pod wyssotzki), einmal da.ss diese V:i^us vorsuche »rsrt
Schwächinigen iler 'ITiiere nicht maassgebend seien und dass man bei di-*«!!
Verbuchen zuweilen auch eine Brccliwirkung. allerdings niu- eine
beobachten könne. l'Vrner sei auch die Ausscheidung aus der .M;i.
nicht einmal sicher gestellt, .ledoch spricht für sie die von DiacKi
.>-tark reizende Einwirkung auf den Dann bei subcutaner Injection, ei;
ilie der Ipecacuanha in diesem Maasse nicht zukommt. Sehr an
Lähmungserscheiuuiigen bei Tbiervi-rsuchen nach grö.sseren Dosen. Sir ^
anhaltender Irritabilität der .Muskeln. Puls uml Respiration werden verlauü
Nur bei gros.sen Do.sen vvird ein Einfluss auf den Blutdruck beobachtet, abr-r
sinkt die arterielle Spnnn<uig bei starker Schwäcluuig der Herzaction. LetiKTr ka«
bei Thieren durch Verabreichung von .■Vtropiii gehoben werden, eine Hpoba«bti
die vielleicht einen Hinweis für ilic Therapie der Collapszuständp nach IjH'cariu
gieht. Häufig wir<l eine Lungonhyperaemie bwbarhtet mit nachfolgender A«
Jedenfalls hat das Enii'tin eine v:uioconstrictorische Wirkung.
Da das in der Wurzel zu etwa ';;— I pCt. enthaltene Emetin
war seine Isolirung für die Therapie überflüssig, der (iebruich der
aus ihr hergestellten galenischen I'raeparate ist vollkommen ar.
Auf der Haut mauifestirt sich die reizen<le Wirkung <ler l|'
eigenthünilichen Weise; dies zeigt sich besüiulers mit einer Salbe, dir
Ipecjicuanhac und l.'J g Fett enthält. Es entstehen mit einem sehr schma]«
zünileten Hof unigebene Papeln, welche zuweilen cniifluiren. Schliesslich bilij
kleine Pusteln mit einer centralen Depression. Schmerzliaft ist dies«« Erupli«
und die Pusteln trocknen bald ein. Wir sehen hier also eine iihidiche Kr$chctnu
nach Krotoni'd und Brechweinsteiu. Die sehr roizeufle Eigi-nschaft der lpc<]
auch bei Bearbeitung der Droge boubachtet worden. Es ist bekannt, ilaan Iwitu I
derselben die Arbeiter die Ri'spirationsor;^aiie durch feuchte Ti
St;inl> ist nUi'r sn fein und leicht beweglich, das-i er felbsl
^ Wirkung noch iiusscrt. Ib"-'
.■I le, nelcbe bei maacheu euipfindli'
Spuren de» Pulvers bewirkt werden. Ausser Asthma krionen Pratsour
W
Ii3 in
K K Priri»
[Tpocni'uaiilia
- 707 —
Ippeariinnli(i]
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^
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piioe und Glottiskrampf iiuftrotoii. Kür die lliiTMinnitischi' Aufr;u><suii{; hosimdprs
interessant ist, dxss l)ei der Vergiftung zuweilen sehr reii-hliche Sputa entleert
werden, die sich durch ihre eigciithOndiclie Form als Abdruek der kleineren Bron-
chien verrathen. Besonders müssen die Augen gegen das Pulver geschützt «erden, weil
eine heftige Conjunctivitis und Keratitis durch diesen Stauh hervorgerufen werden.
Sehr huldig findet die Ii>ecacHanh:i ais Brechmittel* Anwendung. L'ii' Wirkung
i.st weniger schnell als heim Brechwcinsteiii, aber lilnger anhaltend, l'ie relativ
milde Allgemcinwirkinig ist aber wohl in Betnu-ht zu ziehen, da CollajKSerscheinungen
seltener sind als beim Tartarus stibiatus und die stark abführende Wirkung do.>t
letzteren der Ipecacuanha fehlt. Ferner iiietet die Ipecacuauha den Vortheil, dass
bei gros.sen Hosen die Keizerscheimmgen des M:igens geringer sind, als hei vielen
anderen Brechmitteln. l>a «las l'ulver zuweilen abhängig von den Flü.ssigkeitsmeugen
und dem Säuri'gehnlt des Magens unregelniilssig wirkt, verordnet man am besten ein
Infui«. hl Betracht zu ziehen ist, dass merkwürdiger Winse eine (lewölmuiig an
dieses Brechmittel eintritt, sodass schliesslich die Brechwirkung nachlässt.
Hie zuerst enipfohfene Anwendungsweise der Ipecacuauha bei iHseuterio hat in
der moderiH'n Tlieraiiie grosse Fliischränkung gefuniien. Fs ist dies wohl dadurch
zu erklären, da.ss die stark Brechen erregende Wirkung durch.ius nicht zur Kur
der Ityseriterie gehört und diese immerhin schwächende Nebeiuvirkung gefürchtet
wird. Die Wirksamkeit dieser Behandlung beruht wahrscheinlich auf der Ipeca-
cuaiiha.^iliirc. Man hat iliese durch die adstringirenden Figenschaften tier 8äure
als Gerbsiiure zu erklären gejaucht, aber mit l'nr(>cht, denn amJere Adstringeutinn
leisti'u liäufig bei der Dvseuterie garnichts; man inuss ilnher der Ipecacuanhasaure
eine specifisclie Wirkung zuschreiben. Ih'e l[)ecacuaiiha mä.ssigl deu Schmerz, ver-
mimlert die Dejectionen und ihren lilntigen Charakter. Aber auch bei mider<>n Diar-
rhoen erreicht man mit Ipecacuanba in kleini'tr, nicht Brechen erregenden Dosen
eine aus.serordeiitlich gfmstlge Wirkung. Es sind besonders diejenigen Fälle, bei denen
man eine Erschlaffung des Llaj-nitractus anzunehmen hat. D.-ls hifus der Ipecacuanba,
als Lavcnient verordnet, h.it sich gegen diarrhoische Zustiinile bei Kimlcrn oder
rhtliisikern vielfach .sehr nützlich erwiesen. Die Anwendung grös-serer Dosen, 1 bis
1,.T g, welche besonders früher häufig in Anwendung kamen, wird man dos starken
Krbrechens wegen vermeiden müssen. Man hat gleichzeitig zur Verhütung der Brech-
wirkung Opium in Gebrauch gezogen und dabei die Beobachtung gemacht, dass hei
späteren Gaben letzteres fortgelassen werden komite, da eine Ab.stumpfung gegen die
Brechwirkuiig eingetreten war. Eine andere Methode, die Brcchvvirkung einzu-
schränken, beruht in der Verabreichung von (),lö g mehrmals tilglich. Dm die brech-
euerregcnde Wirkung überhaupt auszuschalten, sind von Enietiu befreite Prao-
parate der Ijiecacuaiiha hergestellt worden, welche besonders bei der Tropen-Dys-
enterie sich bewährt haben.
Die Ipecacuauha bewirkt, indem wahrscheinlich Emetin oder Tbeile desselben aus-
geschieden werden , eine vermehrte Secretion tler Haut, der Nieren und iler Galle
(Vignal). Diese Eigenschaften können um so besser iu der Therapie benutzt werden,
als Ipecacuauha in kb'inen Dosen eine sehr günstige Einwirkung auf die Verdauung,
vornehmlich bei Katarrhen von Kindern, ausübt. Besonders sicher ist die expecto-
rireude Wirkung. Aucli bei der d.xs Eni|)hysein begleitenden chronischen Bronchitis
wird von iler Ipecacuauha mit grossem Vortheil Gebrauch gemacht. Ob Ipecacuauha
beim Keuchhusten einen Nutzen leistet, ist mit Sicherheit noch nicht zu entscheiden.
Mau kann wohl mit Recht behaupten, dass die ipecacuanlia zu den nützlichsten
„Expectorantien" gehört, weil sie die Secretion, wie es auch bereits die Vergiftimgs-
erscheifiungen gezeigt haben, au.s.serordentlich .steigern kann. Bei der gleichzeitig
günstigen Einwirkung auf die Verdauung kann sie auch bei fieberliaftcn Krankheiten
und liei schmerzhaften Zuständen in Verhindung mit Morphium gebraucht werden.
Der blutstillenden Wirkung wird man sich erinnern nu'issen, wenn andere Haemo-
statica in Stieb gelassen haben. Für die Wirksamkeit derselben bei E|>istaxi8, Hae-
mnrrhoiden und Metrorrhagien sind .\utoren, wie Trousseau, eingetreten und wenn
auch die ürs.iche der Wirkung eine erschöpfende Erklärung nicht gefunden hat, so
ist doch die Thatsache, d.iss die Droge diesen Effect zu leisten vermag, nicht zu
beatreiten.
^^^^ f)<T Di>«irung ist die Gewölimmg an das Mittel in Betracht zu ziehen, ferner
^^H 45'
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acunii
Im
dio sulir gnissi'n iiulividucllfn Schwankungen für dio Kmpf&nglichkeit. Als Etp«-
torans köuuen (1,03 bis 0,0(J gpgeboii wfirden, als Emeticum 1 g in refracta do«.
Radix Ipecacuanhae, Racioe d'Ipccacuanha, Ipecac, Breoh- oder Rubr-
vurzel Ph. G. Ill bilden die Wurzel äste von Hsychotria oder Ccphaclis • Ipecacuanh«. JTnit
selten wird die Droge verfälscht oiit den äbtilicti wirkenden Wurzeln von Eupborbu l{ie(»
caanha. Jonidiuin Ipecacuanba, Richardsouia scnbra. I'syehotrin emelica und iu>dereti ItüttL
Dio echte Wurzel besitzt eine graue oder bräuoliebgrauc, geringelte, innen weinlidh« BMl
von dumpfem Geruch und widerlich bittcrem Geschmack. Im Wurzelinfus emQ|t QmiI-
silberjodidlösung einen reichlichen, amorphen, weissen Niederschlag. Wird da» Wunelpobe
mit Salzsäure geschüttelt, so Tärbt sich do.^ Filtrnt mit Jodwasser blau, auf Zufall nn Qi^
kalk feurig roth. Als Emeticum 0,2 — 1,0, alle 10 — 15 Minuten, als Infus, Scfaüttrlmä!«'
oder Pulver; bei Diarrhoen, als Expcctorans, Diapboreticum 0,01—0,05, mohrmals tägtici s
Infus, Pillen oder Trochisci, bei Tropendysentcric 2,0—4,0 oder 0,5, 2 — 3 stündlich.
Extractum [pecacuanhae, Emetinum coloratum, Eitrait dUp^c» Ph. OtlL
Consistenz 3. In Wasser klar löslich. 0,1—0,2 als Emeticum, 0,002&— O,^)
dreistündlich als Expcctorans und Antispasmodicum.
Extractum Ipecacuanhae fluidum Ph. U. S.: Dosis wie die Droge.
lufuMum Ipecacuanhae Ph. llisp.: Radix Ipecacuanhae 1 : 60.
Pilulae Ipecacuanhae cum Scilla Ph. Brit. : Pulvis Ipecocuaiibae opiatat 3>
Bulbus Scillae, Ammoniacum u 1, Sirupus simplex q. s. f. pil. 40; 3 — i Klk»
1'astilli Ipecacuanhae Daubentun: KadLx Ipecacuanhae 10, Massa
sjkccharata vanillata 193 zu Pastillen 200. 2— 3 mal 1 Stück als Expeettinas
Pulvis an tidiarrhoicus Brera: Radix Ipecacuanhae, Opiuni u 0,0b, Corta
carillac 0,5. 3 — 4 Pulver bei atonischen Diarrhoen.
Pulvis Ipecacuanhae stibiatus Pb. Feno.: Tartarus stibiatus 0.1, Radii If"*- '
cuaidiae 0,5, Saccharum 0,4. Brechpulver.
Pulvis Ipecacuanhae opiatus. Pulvis Doweri, Compound Povder ol i|t-
cncuanha Ph. G. III: Radix Ipecacuanhae, Opium u 1, Saccharam la«tfa& ~"
bräunliches, nach Opium riechendes Pulver. Sedativum, AuÜspasaodMiua, B^
phoreticum 0,1 — 1,5 mehrmals tiiglich. 1,5! pt-o doni, 3,0! pro die
Sirupus Ipecacuanhae, Sirop d'Ipi'cacuanha. S.vrop of Ipeca Ph. (LI
Macerat aus Hadix Ipecacuanhae 1, Spiritus 5, Aqua 40. Zar CoUtnr 40 T
charum f<0. Als Zusatz zu Mixturen. 100 entsprechen I Ipecacuanha.
Sirop d'Ipecacuanha compos6, Sirop pcctoral incisif d« Debaraabi
Ph. Gall. Radix Ipecacuanhae 30, Folia Sennae 100, Vinum album 750, BaST'
Serpj-Ili 80, Flores Rhocados 125, Aqua ilorum .Vurantii 750. Zum Kiltral lOD R<«
mau Saccharum 180 hinzu. Ess löffelweise.
Tinctura Ipecacuanhae Ph. G. III.: 1:10, nach Pb. Austr. 1:6. BSthlicitea»
gelbe, bitterliche Tiuclur. Dosis 10— 20 Tropfen mehrmals täglich.
Tinctura Ipecacu.inhac et Opii Ph. U. S. Tinctura Opii deodorata 100 f*l
auf 85 verdampft. D:uu Extractum Ipecacuanhae fluidum 10 und Spirita« a4 IM
Trochisci Ipecacuanhae, Tablettes d'Ipecacuanha Pb. Q. 1. Rtdtt ip^
cuanha« 3 werden mit .\qua fervida 15 digerirt. Zum Filtrat wird .saceharua <| i
ad 600 gegeben. 1 Pastille enthält 0,005 Ipecacuanha. Dosi« 1 — S nctoöli
Uoguentum Ipecacuanhae seu rubefaciens Hanuay. Radix If
Oleum Olivarum u 5. Adeps suillus 10. Ableitende Salbe.
Vinum Ipecacuanhae Ph. G. 111. Radix Ipecacuanhae 1, Vinum XereMt
Dosis 10—30 Tropfen mehrmals als Expcctorans. USBUDca
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AtUirr, railtnr durch IdfifMlt. r*4wirt Siltwi- mt
KaUtUUMo»,
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Pharkilis, Balatk». Eiv(ubiiiiii k. a..
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Bftdii a. Tub»r Jalft|ifte. I. «imMift&B HAnbary. dt'
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- 709 -
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niiieheu Anden boiinis«li, liffort die wcnit{(*r harzreiche ßBdix Jftlnpbe Tarn (uoenüis. Tamt>>eo-Jftt«i<a. J. Ort-
sftbensis Led«uuii», den mexicJintiichcn Auden um Orltabe an^obOroDd, ist einti weiehh(uiri)(o Art. dei'im KbuUoD
ftU Kadix Jfttapfte Orixnbensiii it. lerts t. faaiforioii in den Handel gekommen ijt. I. Tu rpe t h am K. Br. (Con-
T ulrnl Q 5 T n rii pth u ra L.) JNt eine auxdmnerude Art OBttndien*^, NeuhrjUandü und Poljnotiientt mit weiitsen HIQthen.
Liefert Kadii Turpelhi. I. Jalapa I'ursh (ConTolTnln» Jilapa L,. Batata» Jalapa Chuisy), eine
durch Mexico. Oeorfoen. Kloridi und Carolina Terbreitete Art mit rUbenmrmiger. bin W um ilieker Wunol, warde
froher fUr die ytammpflanxe der echten Jalapenwuncel Kehalteu.
1. Batatat Lam. (Convolvalui Batalas L^ Batata» eduliii Choi^y) eine Art mit kriechenden, nicht
windenden Stengeln. benfOrmiicen oder 3— 7 lappigen BUttem. wird wegen der fanstgrosseu. walxi|;-Kpinlollgen
Knollen faat in alten Tropenlindern nach Art unserer Kartoffeln gebaut. Die stkrkereicben Knollen bilden die
Bataten oder sOssen Kartoffeln (swoet potatoes).
I. Nil Both (Pharbitis Nil Choiiijrj, eine einjährige Art mit dreilappigen, am Grunde herxformigen BUtteni.
ist durch alle Tropenlünder verbreitet. Ihre Samen (Semina Pharbitis 8. Kaladana] enthalten I'linrbitisin.
Tn Ostindien werden sie wie Jatape verwendet. 1. pnrpuroa L. (Conrolvulua pnrpureal^. Pharbitta
purporea Ascher«.. Pharbitis bispida choii^jrj ist eine cinjihrige Windenart. H.
Ipomoin, CtsHimOmi, ein (rivko.sid aus I. panrlurata, .stellt ein weisses, in Alkohol und
Risessig lösliches Pulver dar. Schmp. 170". Ist laevogyr. Basen spalten es iu eine flüchtige
Siiure C'iHsOi OJ-MethylkrotonsäureV) und die einbasische IpomoeVnsiiure, fMH6!*-'iDi welche
sich wie ein saure.s Glykosid verhält und beim Kochen mit verdünnten Säuren Ipomoeol-
säure, CioHmO.,, liefert. Von Salpetersäure wird Ipomoin zu Scbauinaäure und ValeriansSuro
oxydirt. (Kromer).
Tampicin, C34HMO14, ist ein harzartiges, in Alkohol und Aether lösliches Glykosid aus
I. simulans. Schmp. 130°. Verdünnte Säuren .spalten es in Tampikolsäure, CkHjjO:), beim
Behandeln mit Barytwasser entsteht Tampicins.Hure, ('»«H^o^iti ^^'^ amorphe, gelbliche
Masse. (Spirgatis).
Turpethin. CuHsgOie.
Glykosid aus I. Turpethum.
ist ein amorphes, bräunliches, scharf und bitter schmeckendes
Iiü.slich in .Alkohol. Schmp. 146,8". Lnevogyr. Bei der Spaltung
eutsteht neben I.sobuttersäure Turpct holsäure, l-'i^HajO«. Alkalien liefern aus Turpethin
die iweibasische. amorphe, gelbliche Turpethinsäurc, C^jH^oOis- Durch Salpetersäure wird
es in Oxalsäure, Isobuttersäure und Sebaciusäure zerlegt. (Spirgatis).
J. JACOBSON.
IpontBÜnre, Fettsäure, Sebaciusäure, CiuHihOj, entsteht bei der trockenen Destillation von
Oelsäurc oder Fetteu, bei Destillation von Iticinusül mit Aetzkali, beim Kochen verschiedener
höherer Fettsäuren mit Salpetersäure etc. Sie bildet federartige Krystallc oder dünne Blält-
cheu, Schmp. 127", ist schwer löslich in kaltem Wasser, leicht in Alkohol und Aetiicr. Br-iiu
Glühen mit Baryt zerfällt sie in Kohlensäure und Oktan, Chilis; beim Glühen mit Kalk in
■ Sebacin, Ci,H,|j, Valeraldehyd und Oenanthol.
f SPISOEI.
IriUftCefte« Pllanzenfani. aus der Classe der llonocotyleae*. Reihe der Li li i fl orae*. Fast alle sind ana-
dauernde KrKuter. 1. tTnterfam. Ixieae. mit uklioomorphen Bldthen. Hierher die TribuH der Croonae. fia*
laxieae. Aristeae und Si »7 rineheae. 2. Unterfam. Irideae. Hierher die Tribus der Enirideae (mit
kriechendem Khixom). Xiphionideae (mit Knollen), Tigridieae (mit Knollen und verwachsenen Staubblntteni).
I *J. Unterfam. (Uadioleae.
IridO'Chorioldltis. Die Irido-Chorioiditis entsteht, wenn die Entzündung von der Iris dun-h
das Corpus ciliare hindurch auf die Aderhaut oder umgekehrt übergreift. Man unterscheidet
zwei Formen : a) die pla.stischc Form, b) die suppurative (s. l'anophthalmitis). Ist bei der
plastischen Irido-Chorioiditis die Iritis primär, dann überwiegen die entzündlichen Symptome
»und die Schmerzen, während diis Sehvermögen erst allmählich durch die Folgezustände der
chronisch werdenden Iritis und durch secundär von der Chorioiditis aus entstehende Glas-
kiJrpcrtrübuugen stark herabgesetzt wird. Sie führt bei geringen Reizerscheinungen seitens
der Iris zu ringförmiger hinterer Synechie und Katarakt und schliesslich zu Amotio retinae.
Katarakt und Amotio retinae können bei der von der Chorioidca auf die Iris übergreifenden
Fonn bereits vorhanden sein, ehe die Entzündung sich durch hintere Synechien und Pupillar-
I nbschluss sichtbar macht. Bezüglich der Diagnose hat man also darauf zu achten, ob der
I Patient angicbt, dass zuerst Entzündungen und dann Schmerzen und Seh.störungen aufge-
f treten sind, oder umgekehrt. Die Krankheit zieht sich bei acutem und chronischem Verlauf
meist monatelang hin, häutig erfolgen Rückfälle. Auch bei erblindeten Augen beobachtet man
^Wiedererkrankl)ngen. Somit ist riie Prognose zweifelhaft; wo die Iritis angefangen hat, ist
sie besser. In Fällen, in welchen wenig plastische Exsudate hinter der Linse, wo keine Ka-
tarakt und Amotio retinae vorhanden sind, kann die Therapie allenfalls einen Stillstand her-
beiführen. Ursachen und Therapie der Irido-Chorioiditis plastica sind dieselben, wie bei
Cvclitis».
L aUTKANN.
Iridodonegis, Irisschlottern, erfolgt bei Bewegungen des Auges, wenn die Iris ihre Stütze
verloren hat, wenn also die Linse fehlt, bei Aphakie, nach Staaroperationen , oder wenn die-
.sctbe sich verschoben bat, bei Linsendislocationen. Die Therapie ist machtlos.
OtTTMANN.
ifl L. Pflanzengattung aus der Farn, der Iridaceae', Typus der tTnterfam. Irideae und inuerhalh atetflr der
Tribns Eulrideae. l'mfasMt etwa Mt rurnehralich der ndrdliclieu gemlsAigteri Zone angehürlge Arten, aubdauenid*
K
firis
KrRnter mit •Itckem, flpiacliiRPni Rhtxom, 'In rifn ,bplt:lrl(*ti>ii* Fornifn irf^hffrvttr 1. m^ ' •■
tina L.. 1. {iülliiia Lara. (1. uilurmtiAHiiim Jaeq.). L>i«* Ithl«ini'< allor tlrvi Art«ii »ind ü(:
die, VeilehenwarzeL Za den nteht Mbcb&rteton* Arten gpbOrt 1. raeudaeorQi L. oud ... ..... ..
ficoior L. M.
Rhizoma Iridis, Radix Ireog scu Iridis Florentinae, Khizomo d'Iris
rence, Veilchen vrurzel, Pli. G. III, ist der Wurzelstock von Iris germanica L.. Irii
lida Lmk. und Iris florentina L., welcher im Herbst ausgegraben wird. D^r \Vur:i-,
welcher frisch geruchlos ist, aimmt beim Trocknen einen angenehmen, vcil<:^
ruch an. Der Geschmack ist bitter, etwas scharf. Dos geschälte Rhizom bil'J'
weisse zu.samnienhängende Stücke, welche durch 3 — 5 EinschDürungen von eiiiatid«r gcBnd
sind. Es enthält zu 0,8 pCt. Veilcbcnwurzelkainphcr, aethcrisch>>3 Oel, ein br«iuMli4 tAui
.schmeckendes [lare, eisengrünenden Gerbstoff, Amylum und Gummi.
Iriswurzel ist ein beliebtes Mittel in der Kosmetik. Sie dient als ZosAtz ea SeUea. WmcV
pulvern, Zahn- und Sebnupfpulvcrn, zu Räucherungen, als Desodorans zu Kaiimittelii. liuo-
lieh als Geschmackscorrlgcns in Pulvern, Species, Latwergen. 1,0 — 2,0 mohrroals täglifiL
Pulvis dentifricius albus, Ph. Austr.: Calcium carboniciim 40. Jfagn
bonicum, Rhizoma Iridis Florentinae u 5, Oleum Heuthae piperitae gtt. 4, Sp;
Pulvis Infautium Hufclandi, Ph. Russ.: Crocus 1, Radix V.-ilerianae 38, RW»
Iridis Florentinae 24, Radix Liquiritiae 36, Fructus Anisi 8, Magnesia c«rbooiM
Dosis messerspitzenweise.
Pulvis sternutatorius, Ph. Belg.: Herba Msjoranae, Rhizoma Asari, K
Iridis Florentinae u 1.
Radices Iridis inundatae seu pro iufantibus: ausgelesene lange, g«f
Stflcke, welche Kindern zum Bcisscn gereicht werden, um das Zahnen su erieleki
Sic dürfen nicht mit Kreide oder BleiweL-ss abgerieben sein.
Species pcctoraics, Ph. G. III: Radix Althaeae S, Radix Liquiritia« 8, 1
Iridis Florentinae 1, Folia Farfarae 4, Florcs Vcrbnsci, Fructus Anisi Q 2. tt«m
1 Esslöffel auf 2 Tassen Wasser.
Oleum Iridis. Irisril, Irisknmpher. Aus dem Rhizom durch Destillatioa
Schmp. 38-40°. Klar in Alkohol, Aetber, Chloroform löslich, von brennendem i'tcui
und veilchenartigem Geruch. Irisstoaropten ist liyrislin.säure (FlOckiger). Findet in
Parfümeric und als Zusatz zu Mund- und Toilettenwässern x\nwr<ndung.
Iris versicolor L. liefert das Rhizoma Iridis der Ph. U. S. Dattelbe besitst
schwachen Gcnieh und schmeckt widerlich kratzend.
RKtractum Iridis fluidum, Fluidextract of Iris, Ph. D. S.: wird aU CM»
gogum und Cathartioum, auch als Fcbrifugum (Allisiardi) empfohlen. Daa
I 10.0—20,0, zweimal innerhalb 2 Stunden zu nehmen.
Iris Pseudacorus L. enthält in seinem Rhizom Irisin. Das Rhizom ' ' d ik
Radix Acori vulgaris seu palustris seu Pseudacori arzneiliche Verwendung aii ■.-i ia
Florentina. j. jacqI
Irisin, Phlefn, CeüioOs + '/iHjO, ein dem Inulin ähnliches Kohlehrdra'. r\^'al
auch in Phicum pratense und Baldingera arundinacea enthalten. Blendend
aus mikroskopischen Kugeln bestehend, Schmp. 218". Mit wenig Wasser er«
einen klaren Kleister, der durch Alkohol gefillt wird. Die wässerige Lösung ist UoksdlttoA,^
wird durch .lod nicht gefirbt. Verdünnte Schwefelsäure verwandelt es in Laevulo«e.
snwGU.
Iris. Allen Formen von Regenbogenhautentzündung, Iritis, sind folgende Syn">»-- — j iiuiiiiM
1. Totale pericorneale lujection und Conjunctivitis, in schweren I moss wt
Oedem der Lider. 2. Ausgesprochener Glanzvcrlust und Farbcnvcrändcrui.^ ....... /,iiai*ria«C
des Blutroths in dem hyperaemischen Gowobo. 3. Veränderungen des Volumens und zwar U»
Exsudation in das <icwebc diffuse Verdickung, bei Knötcherjbildung circumscripti- rrrrliA^u
dunkle Anschwellung. 4. Am auffallendsten sind die Veränderungen der }'{i^
grau bei Pupillarexsudat. sie wird eng und reagirt träge auf Lichtcinfall. i.r
Atropin nur langsam und nimmt bei plastischer Exsudation. welche den 1'
vorderen Linsenkapscl verklebt, also zur Bildung sogenannter hinterer ,-.
zackige Form an. Diese Zacken sind manchmal erst bei focaler L.impenbeIcurI
bar und treten deutlicher nach Atropininstillation hervor. Nach Losung drr
Atropin bleiben auf der vorderen Liustnkapsel Pigmentpunkte zurück, an wc'.
nach .fahren erkennen kann, dass eine Iritis bestanden hat. n. Trübungen ..
Medien. .Subjective Symptome sind Lichtscheu, Schmerzen in der Stirn, SchUic und u ^
Zähnen, zuweilen nur Kopfschmerzen. Auch Störungen des Allgemeinbefindens uad IM^
werden beobachtet.
Nach der .\rt des Exsudates unterscheidet man seröse, plastische wnd *ltrisi» IHt»
(Hypopyoniritis). Die Iritis verläuft acut oder chronisch. Die Iritiv
treten oder im Gefolge von Lucs, Rheumatismus, Gonorrhoe, .icutcn li,
betes, Scrofulose und Tuberculose. Local kann sie nach T , uisii'Ucu. sctuütln tU-
— 711 -
Iris]
sU'lit Iritis durch Fortlpitung dt-r EnUündiing boiinchbarter Augonliäute, oach Keratitis,
Chorioiditis, lilaukom und n.ii-ii Amotio retinae.
Die Iritis acuta idioputhiua tritt unter den ohon bcsprocbciicn Symptomen mit mehr
oder weniger heftiger Cilinrncurosc meist bei Erwaehsencn. seltener bei Kindern auf und ist
gewöhnlich einseitig. Man unterscheidet das Stadium der llyperacmic. dann das Stadium der
plastischen Eisudation, iu vclebcm es zu den sogenannten hinteren Synechien kommt. Manch-
mal ist Pupillarexsudat und begleitende Chemosis der Conjunctiva bulbi vorhanden. Diese
Iritis verläuft, wenn rechtzeitig und richtig behandelt, in G — 8 Wochen mit Ausgang in
Heilung. Bei der Behandlung ist dafür zu sorgen, dass der Patient aufhört, in seinem Be-
rufe weiter thiitig zu sein. Die Kranken haben sich im massig verdunkelten Kaume aufzu-
halten und, wenn sie in helles Licht kommen müssen, dos kranke .\uge mit einer Klappe zu
verhängen und auf dem gesunden eine rauchgraue Muschclbrillc aufzusetzen. Bei schwereren
Fällen emptiehlt es sieb, Bettruhe anzuordnen.
Local sind die Mydriatica indicirt.
Am besten wendet man Atropinum sulfuricum 1 pCt. an, umi /.war ist dasselbe mehrmals
täglich event. '/» — 1 stündlich einzuträufeln, bis maximale Mydriasis erzielt ist. Allmiihlich
klingt man dann mit den Einträufelungen ab und giebt nur .so viel, als zur Erhaltung der
maximalen Erweiterung der Pupille ausreicht. Zu haulige Instillationen wirken reizcnil und
manchmal Pupillen verengernd. Eine noch energischere Dilatation di:r Pupille kann durch
Atropiu in Verbindung mit 2proc. i'ocaVnlösung erzielt- werden, auch ist die schmerzlindernde
Wirkung al.sdann eine giössore. Bei Schmerzen sieht man von protrahirten lauwarmen Um-
schlägen, oder an deren Stelle von einem feuchtwannen Verbände und von Blutenlziehungen
in der Schläfe gute Erfolge, ist jedoch nicht selten genöthigt, zu subcutanen Morphium-
injectionen oder z\i Chloralliydrat zu greifen. Bei Atropin-Intuxication kann man dos Seo-
polaminum hydrobromicum (' i„ — '/b proc.) anstelle des Atropins geben, da dasselbe nicht so
toxisch wirkt. Duboisinum sulfuricum ("aproc.) kommt in Betracht, wenn Atropin zu reizend
auf die Conjunctiva wirkt, jedoch ist es giftiger. Das Mydriatieum ist so lange anzuwenden,
bis die pcricorneale Injcction dauernd, al.so lagel.-uig versehwunden ist, sonst kommt es leicht
XU Rückfällen der Iritis und hinteren Synechien, welche auch trotz aller Behandlung auftreten
können. Contraindicirt sind die Mydriatica bei glaukomatöser Iritis.
Wird die Iritis chronisch, so eiititehen: 1. Atrophie des Irisgewebes: Die Obcrflächeo-
zcicbnung verschwindet, die Iris bekommt ein zottiges Aussehen. 2. Vielfache braune, hintere
Synechien und schliesslich vollständig ringförmige Verwachsung des Pupillenrandes mit der
Liiisenkapsel (Pupillarabscbluss oder .'»eelusio pupillae, v. (jraefe). Ist die Pupille durch
Exsudat verlegt, aus dem eine bindegewebige Pupillarmembran werden kann, -so nennt man
den Zustand Pupillarverschluss (Occlusio pupillae). Scclusio und ücclusio pupillae können
zusammen oder für sich allein vorkommen. Scclusio ohne Occlusio stört das Sehvermögen
nicht, wenn sie bestehen bleibt, bringt sie die Gefahr der Erblindung mit sich. Occlusio stört
d&s Sehvermögen, ohne an sich das .Vuge zu gefährden. Bei totalen ringförmigen hinteren
Synechien wird die Communication zwischen vorderer und hinterer Augenkammer und damit
der .\btluss des Kanimerw.issers aus der Hinter- in die Vorderkammer aufgehoben. Ist nun
•vorn der Irisrand verklebt, so wird die Iris durch Ansammlung des Kammerwassers zwischen
ihrer Oberfläche und der vorderen Linscokapsel buckeiförmig hervorgebuchtet. Ist die ganze
bintere Irisflächc mit der vorderen Linscnkapsel durch bindegewebig degenerirtc, in die Hinter-
knnuncr abgelagerte Exsudate verklebt, Klächeuvcrklebung der Iris, so kommt keine Buckel-
bildung zu Stande. Zugleich linden sich bindegewebig degenerirte Exsudate zwischen Corpus
ciliare und Linse in (lestalt cyklitischcr Schwarten und um dieselbe hemm Cataraet.a accret.a,
und bewirken eine Kctraction der Irisperipheric an der Iriswurzcl. Diese Folgez;istände ent-
stehen weniger nach vielfach recidivirender, primärer Iritis, als nach secundärer Iritis, also
n.'»ch Iridochorioiditis und Iridocyclitis. Fast immer sind Praecipitatc an der Descemctis vor-
handen. Werden die Augen sich selbst überl.asscn, so führen diese Veränderungen, leider frei-
lich vielfach auch trotz jeder Behandlung, zu tiefgreifenden Ernährungsstörungen der Linse und
dca Glaskörpers, f^s kommt zu Katarakt, zu Trübungen und Ablagerung von Exsudaten in
den vorderen Abschnitten des Gl.askörpers und schliesslich erfolgt, meist nach .lahren. Er-
blindung entweder in Folge von Dniekstcigerung, Secundärglaukom, mit Excavalion der Papille
oder es tritt Phthisis bulbi ein durch bindegewebige Glaskörperschrumpfung mit nachfolgender
Amotio retinae bei Druckvermindening (Hypotonie) und Verkleinerung des Bulbus.
Bei Behandlung dieser Folgezuslände der chronischen Iritis hat der Arzt vor allen
Dingen dem Secund.ärglaukom vorzubeugen und bei multiplen, durch Atropin nicht mehr lös-
baren hinteren Synechien, bei Seclusio pupillae, ebenso bei Scclusio und Flächenverklebung
der Iris eine möglichst breite Iridcktomic zu machen. Man warte dazu .iber ein möglichst
reizloses Stadium ab. So lange das Sehvermögen noch nicht ganz erloschen ist, noch hell
und dunkel unterschieden wird, ja sog.ir noch bei beginnender Phthisis bulbi kann die
Iridcktomic, wenn es gelingt, eine Communication der Hinter- mit der Vorderkammer zu er-
tielcn. einen sehr günstigen Einfluss ausübeu. Bei buckeiförmiger Iris h.it man die Iris an
der Stelle des Buckels auszuschneiden, da dort die Iris der Linsenk.ipsel nicht adhacrent
ist. Freilich ist bei Scclusio pupillae die Iris häufig, bei Flächenverklebung immer so
[Iriit
— 712 —
morsch, dass mnn zufrieden sein muss, vrcnii es gelingt, eine tjumronuFatr Irispinixti« a
reissen. Anderenfalls bleibt bei Fläclienverklebung nur noch die von Wenzel Torfe*chUi:!w
Operation übrig. Man geht alsdann mit dem Schmalnie.sser bei Bildung des I{orTi^LautlA;/p<M
gleichzeitig durch die Irisüchwartc durch, extrahirt die Linse und schneidet aus ivi lis-
schwarte mit der Wecker'schen Iridotomicsohecrc ein möglichst grosses Stück au& If.
gleichzeitig Ocelusio pupillae vorbanden, so legt man das Kolobom, wenn di» Homboat dt
selbst frei ist, nach innen, sonst nach oben oder unten. In diesen Fällen erzielt dir
iridektomie gewöhnlich nur wenig Besserung. Aber wenn es nur gelingt, eine kleine LücktJ
schauen und d.iniit eine Besserung der Circulation der Augenflii- ' • i und so ein«'
Krnährung des Gewebes zu erzielen, so kann man hoffen, dureli nde. ereat
halb mehrerer Jahre öfters zu wiederholende Iridektomien da.i . ■unimugien zu
schmerzhaften, erblindeten und sich wiederholt entzündenden phthisischen Bulbi ist dk Eon-
cleation zur Verhinderung sympathischer (iphthalmic vorzunehmen.
Eine besondere Form der chronischen Iritis ist die Iritis oder lridocbori*ldll
serosa. Man findet sie meist auf beiden Augen. Die Keizerscheinungen sind Ter
inil'>sig gering, weder Thränenfluss. noch Lichtscheu sind vorhanden. Zarte Pen«
tritt auf und besonders in der unteren Hälfte der «'ornea lindet mau multiple, paskl-
stecknadelkopfgrosse, graue oder braun pigmentirte Beschläge auf der Descemetts. £• «W
runde l'igment/.ellcn, welche sich aus dem Kammerwasser niedergeschlagen haben. Später
kommt es zur Veränderung der Endothelzellen und nicht selten zu sklerosirendcr KnatHn
Die Iris ist durch Trübung des Kammcrwas.scrs verschleiert. Die Vorderkamnser i>t fr
wohnlich sehr tiel und die l'upille manchmal etwas erweitert. Treten hintere .SyDeefaicn aL
so sind diese leichter durch .fVtropin zu sprengen, als bei der plastischen Iritis. Im
ni.iskürperabschnitt entsteht diffuse, staubförmige Trübung, sogenannter (ilaskörpei
Diese Iritis hat ausgesprochene Neigung zu glaukomatöser Drucksteigerung. Sie kann ;
haben: sklerosirende Keratitis, I'upillarverschluss, Secundärglaukom. Katarakt und Chorio'
Stets ist bedeutende ."^ehstörung vorhanden, welche dem Patienten häutig als >tebelseb«D
auffällt, als die entzündlichen Erscheinungen. Der Verlauf ist ein mon.itelaDger. Sie
.seltener bei Männern und meist bei Frauen in den klimakterischen .lahren vor. Tfcerapeq)
hat man neben Atropin, mit welchem man bei der Neigung zu Drucksteigeruog \ ■ ■ - z -^
muss. prolrahirtc lauwarme Umschläge zu vcrordneu. Schwitzkur mit Natricum - ^
l'ilokarpiuiiijcction. auch Inuoctionskur, ohne d.iss Syphilis zu Urunde lieg',
pfrblen. Die Diaet ist zu regeln; man gebe kräftige Kost, und sorge für ■» ...
Stuhl durch salinische Abführmittel. Auch sind wiederholte Puoctionen der \ txiUcxkam^
xur Entleerung der zelligen Elemente des Kammerwassers von Nutzen. Bei gUnkiMMilitC
Dnicksteigerung ist die Iridektomie auszuführen.
Die Iritis gonorrhoica tritt zugleich oder nach fieleokaDschwelluogen al»
.sehr schmerzhafte Entzündung, welche zu häutigen Rückfällen neigt, auf. Di« Tbenpie i
neben der Behandlung des (Irundleidens, die oben besprochene. In schwere» FSÜm
man von Schwitzkuren mit Natrium salieylicum gute Erfolge.
Die häutigste l'rsachc der Iritis ist Syphilis. Die Iritis syphilitica triu g«wülui|
.secundären Stadium ohne besondere Merkmale auf luid ist dann nur durch das be^fläteadei
exanthem oder durch die Auamne.se zu diagnosticiren. Oder man findet cirvunueripte,
röthliebe, circji stecknadclkopfgrosse Knötchen am •'itiar- oder Pupillarru>de der Irtt ab '
V.ipeln. Iritis papulosa, aufschiessen und unter nntisTphilitiseher Behandlung vtcde
schwinden. Sie lassen dann nicht selten eine circumscriptc Atrophie im Insgevebe aad öw
breite hintere Synechie an der ergriffenen Stelle zurück. Im tertiären Stadiiua todat MC
iiummiknotcu, Iritis gummosa, iu Form von ähnlichen, aber circa hanlkoragroawt Aam».
bildungen. Gewöhnlich ist Chorioiditis, häutig auch Retinitis dabeL Die Bc1mu>4Ib»c «•
heischt neben eaergischer Atropinisirung gründliche Schmierkur und Aoweiidaaf roo JmuIl
Nur wenn die Schmierkur unausführbar ist, greift man zu den subcutanen SabtintatinjflCtiHaft
Im L'ebrigeu gilt die Therapie der Iritis idiopathicv
Iritis rheumatiea findet man bei Muskel- und besonders luch nsd bei Galeakzkaia»-
lismus. Sie verläuft wie die Iritis idiopathica. Die Therapie bat neben der 1^^*^lf ttiupi*
sirung dos .Mlgrmcinleideo zu berücksichtigeD.
Iriti.% tub'Teulosn beobachtet man bei sonst anscheinend tgtatAim edtr |]ei(faeiti(
Tubereulosf ' "Q, einmal in Fora VM ^'■— »*-''*— . niümi
Knötchen aU le graue i'romineaMa. GtwSkaBafe ist In*-
eotiündung d.i.U'i uiiJ hiut<': li trc'.ou aui. Ein Vencfcviadea dkwr KsöbÄ*« tetk
Ke»nn>tina \s\ bcob.ichtet atmann). Zvtitea» fiadet MU VSbäx bIj Ojauilif
'•<tc, conglobirte oder .vh;.ire TubcrkeL £s treten gelbviim, pOaficBifc, iMck
le und nach rcrfontioo der Bulbuskapsel. welche meist ia der rm ilMwl li i i\piT*1
>:.inhudct, nach aus.^en wucbemde Geschwülste auf, in deren Cmcebwiiy aft kM^^H
Koötcheo auf«ehie&5en. Wenn die Perforation erfolgt ist. so «aUabirt der Balbva ■■^^^1
' SA veiebe dnreb Inenk inCeHäen «ea der 0*^i^^H
ibataaf der AtlgewiniilicHrin db KmKintMa d^^H
irvneuen ^ii^s lodiciix. ^^^H
— 713 —
Irrlg^atoren]
I
I
AI» Entozotm kommt Cysticercus in Betracht, der, wenn in die vordere Augeiikamaicr
gelangt, partiell mit der Irisoberfläche verwachsen kann. Die Behandlung ist operativ.
Oesehwülste. Erwähnt seien Melanome, welche häufig in pigmcntirte Sarkome iiber-
gefaeu, und Iriscysten. Letztere eutstehcri durch Verschluss tiiier Iriskr>pte und meist nach
perforirenden Corueaverlet?.uugen, bei denen Kpiderrnis oder llaarwurzclzcllcn (VVirapcni) in
die Vorderkammer gelangt sind. Wegen der Geraiir der Iritis glaucomatosa muss die Iris-
cyste exstirpirt werden. Ferner kommen Sarkome, und zwar meist pigmentirte, mit Anfangs
langsamem, später rapidem Wachsthum vor, auch Epidermoide, welche sich rings um ein-
gedrungene Cilien oder Kaupenhaare entwickeln. Epidermoide können durch Eistirpation der
ergriffeiien Stelle bei breiter Iridektomie beseitigt werden, bei Sarkomen empfiehlt .sich, zur
Verhütung von Metastasen, f.ills die Irisgeschwulst als primäre aufgefasst werden darf, die
möglichst frühzeitige Enucleation.
Verletzungen. Die Iridodialyse, d. h. Ablösung der Iris vom Ciliarkörper, er-
.soheint nl.s .schwarze, mit dem Augenspiegel roth durchlcuchtbare, sichelförmige Lücke am
Ciliarrnnde der Iris. Der Pupillnfrand ist an der Seite der Dialy.sc geradlinig. In frischen,
nach Contusioncn auftretenden Fällen kann man durch Atropin, bei maximal erweiterter Pu-
pille, versuchen, die Wundrnnder an einander zu bringen; so gelang es Evcrsbuscb in einem
Falle von schm.iler Iridodialyse, Heilung herbeizuführen. Fast immer ist aber die Therapie
machtlos. VollstäDdige Ablesung der Iris vom Ziliarkörper, Irideremia totalis, wird beob-
achtet nach .schweren perforireuden Verletzungen der Sclera in der Gegend des Ciliarkörpers.
Der Zustand ist unheilbar. Eine Iriseinsenkung kommt partiell bei Skler.ilrupturen und
»•ich Staaroperationon vor, bei denen wegen Cilaskörpervorfalls die Iris nicht mehr excidirt
werden konnte. An der Stelle der Einscnkung ist die Iris nach hinten umgestülpt und scheint,
wie bei einem durch Iridektomie gemachten Kolobom, zu fehlen. Die Therapie ist machtlos.
Bei Contusioncn und jierforirendcn Verletzungen durch Fremdkörper*, namentlich bei
durch die Cornea, Iris und Linse durchschKigenden Metallsplittern, kommeu auch kleine Ein-
risse am Sphinktenande der Iris, .sogenannte Sphinkterrupturen. zu Stande. Dieselben er-
scheinen als Einkerbungen des Pupillarrandes und sind unheilbar.
Nach Prellungen des .Vugapfels durch stumpfe, mit Gewalt gegen den Bulbus fliegende
Körper kommt zugleich mit Ilyphaema* eine Mydriasis traumatica nicht selten vor. Mau
niuss den Versuch machen, durch Eserineinträufclungcn die Mydriasis zu heilen, derselbe ist
jedoch gewöhnlich vergeblich.
Prolapsus Iridis entsteht bei Perforationen der Cornea und zwar bei Durchbrucb pori-
pherischer oder centraler llornhautgeschwürc oder nach pcrforirendeu Verletzungen der Cornea
und .Sclera und nach Operationen. Ist der Vorfall bei Perforation eines Geschwüres
entstanden, so versucht man bei peripherischen durch Einträufelung von Eserin, bei centralen
Prolapsen durch .\trnpin die Iris aus dem Bereich der Perforationsöffnung zu bringen, und dies
gelingt in manchen Fällen. Wenn nicht, so fosst man den Prolaps mit der geraden Iris-
pincette, zieht die Iris etwas an und excidirt den Vorfall dicht an der Cornea mit einer
.schmalen Cooper'schen Scheere. Dasselbe hat man zu thun, wenn nach Verletzungen oder
Operationen ein grösserer Irisprolaps entstanden und mit dem Spatel nicht zu reponiren ist.
Bei gelungener Reposition ist Eserin einzuträufeln, damit die Pupille sich verengt und das
Wiedervorfallen verhütet wird. Ist nach der Excision eines Irisprolapse» ein grösserer Sub-
stanzverlust entstanden, so kann man denselben mit gestielten oder uugestielten Bindehaut-
stückeben (Da Gama Pinto) decken.
OUTSUNN.
Irrigatoren sind die bekannten Bebältnisse mit oberer Oeffoung und nach unten gerichtetem
Auslass, au» denen mitteLst eines Schlauches Flü.ssigkeiten dem Körper zugeführt werden und
zwar sowohl in dessen praeformirte als auch in künstlich geschaffene oder abnorm entstandene
tOeffoangen der Körperoberfläcbe. Aus Gründen der Asepsis empfehlen sich ausschliesslich
gläserne Irrigatoren, nur verträgt das Glas nicht das Einbringen von allzu hcisser Flüssigkeit.
Sonst werden Irrigatoren auch aus Metall und anderem Material hergest(j|lt; und auch weiche
und zusammenlegbare Gummiirrigatoreu giebt es. Neuerdings hat man heizbare Irrigatoren
hergestellt, deren untere Fläche durch eine kleine Lampe erwärmt wird und in denen, zumal
da in ihren Wandungen auch ein Thermometer angebracht ist. selbst bei protrahirtem Ge-
» brauche die verwendete Flüssigkeit auf constantcr Temperatur erhalten werden kann.
Beim Gebrauch der Irrigatoren ist einmal zu beachten, dass die verwendete
Lösung homogen ist, dass nicht etwa concentrirte Karbolsäure erst im Irrigator
selber mit darüber geschüttetem Wasser bis zur gewünschten Verdünnung zusammengebracht
wird, ohne dass eine völlige Vermischang erzielt ist, sodass Aetzungen und andere
Nachtheile aus der ungleichmässigen Concentration entstehen können: das Gleiche gilt von
TemperaturdifTorenzen. Sodann ist zu beachten, da.ss bei Beginn der .Spülung die Flüssig-
keit nicht zu heftig auf die fast immer afficirten Körpergewebe aufprallen d.irf: der Irri^
ist daher bei Beginn des Einlaufs stets nur wenig höher als die Ausflussöffnung« zu h.'>
und erst nach begonnenem Flüssigkeitsablauf bis auf die gewünschte Höhe zu biingen. N
lieh hängt von dieser der Druck .ib, unter weichem die Flüssigkeit auftriflt, und die .Sehn
^m keit, mit der sie ausläuft.
Isanethol, |C,J1,/))I, cnttt«bt nnhon linui«Km MoUnitliol l.oi .1»
golb und diclflllsiig. bei .'180° noob unririlnilKrt, Mtbl lOtlich in Xrther, wnii^r tn Alkob*). ^
ImmUs L. PlammiirUtiini; tu» dar Fun. der OraelftrkC*, Uutvrrtaa
LoUlvri! ist gi'kenn«i>ichnt>t dureb rlnrichrrii:«, r>ln«ini)t',-- ''■'• ■ " ■
I. uiur^'it piw» .'Ui ftuf Ei)ro{<ii, Nurilafrik» uri<l Noril* n
kiiblr lind bUugrUn«*, spltpopr bplifttuie Krlii}ti*r. Ilie i.:.
cfai^n fliDd hlaU«rti)( getla|;plt. I. lincturiiL L., di*r FElrtjurwAi.I, i-l
Notarrlilxaka, TiAm kr|
< wntjahngK A't Dill C^l'^'l
Ischtng, Ncuralgia isthiadica, Malum t'ntuunii, Hüftweh. Ks ko
Ui'luiMdluii;; dieser, die seii.sibleii Hestaiidtheilo iIcs Nervus JM-lii;ii1ii-ir-
oder in einzelnen Alisclinitten befallenden Neuralgie alle Antirifui
Binige Besonderheiten l>edingt jedoch die Lage des >>frv..M
saniinenhängenden hAtiti^en Krankheitsursaclieii. Itn < ■ tu
anderen Neuralgien wird die Isehias viel häufiger boi .i.ni.i.iu als
beobachtet. Es hängt dies ohne Zweifel mit di'r Bonchäffi^ng xii«aa
einerseits rheumatische SchUdlichkeiten bei längerem Aufontbalt in Nl
andererseits die mechanische Insultirung des Nerven iturch aiih.ilton
der Beine bei den verschiedensten körperlichen Thatigkriton ■
eihfilt daher auch häufiger als bei aniiereii Neuralgien tloii Kjn'
im Beginn des [..eidens, ein neuriti.srher I'rocess ZU Gruiuli» li'
I.schi.'is zu denjenigen Neuralgien, welche verhriltnissmässig i
Kinflii.s.s«^ entstehen, so besonders durch die bei Diabetes raeihtas uwl (
.steliemle Blutvcrändening. Au.s.ser dieser kommt in einer Aiiralil der
Alkitlioliiitoxication allein oder neben anderen Ursachen in B«^tracht.
falls für die Annahme leichter neuritischer Veränderungen .spricht. In
Stadien solcher Falle i.st daher Bettruhe und möglichst ilruckfreie
griffenen Beines zu empfehlen. Bei rheumatisdier Entstehung
meine oder locale ^Schwitzbäder, feuchte Kinp.ickungcn (1«t *
Salicylsäurc und .Indkaliurn innerlich lifiufig als wirksam. In iloii luilij
paroxysmen ist Miir[)hiiini kaum entbehrlich. Bei Vorhaiulensoin von
ist die entsi»n-chende Diaet meist von augenscheinlii;hr;r Wirk
h.anisaureii IMathese diese weniger ra.sch einzutreten pflegt. N
acuten Stadiums ist es zweck mü.ssig, die Kranken nufstelien un4i hi'
hissen, in den mehr subacut entstehenden Fällen ist die Bettruhe nk
erfordprlich. V,a kommen dann weiterhin zunächst die therini.scheol
auf den Ischiadicus in Betracht, von welchen manchmal trockene Hit
S.Tndbädeni oder Sand.säcken sich besonders wirksam erweist, w3hn-i
wahrscliinnlich mehr in den neuritisclion Fällen, dio Kälte gi"
p{lscliia8
— 71S —
Isomerift]
I
omplV'liiiMi. Innorlicli knminon ;iiissor doiri Miirphiuni die sämmtliclu'ii Antinoiir-
algicii in Betracht. In den hruifigcn i>rotr;iliirt vorlaiilViiilini riilli-n von l.schi:us
ist ziiui'ik'n ciiip conseiim.'iit •lurcligfrührt*'" Wasserkur heilsam. Zweckmässig wird
mit ihr in diesem Stadium die .\l.iss;igo vorhuiideii, mit wolclier ;iuch dit; un-
bUitigi." Uehnung des Ischinilicus durch forcirte Flexion im Hüftgelenk des im Knie
I «estreckton Beines coralKnirt werden kann. Vereinzelt ist auch die blutige Dehnung
flies durch EinscJmitt hlns.sgelegten i.schiadicus von Erfolg gewesen. Doch ist die
Openition wegen der nicht ganz aiiszu.'ächliessenden Coinplicationcn auf die .schwersten
und li.irtiijickig.steii Kfille /m heschräiiken. In anderer Weise operativ zu heilen sind
einzi'hu' (ier Fälle symptomatischer I.schias, bei welchen es sich um Tumoren im
Becken han<lelt, welche auf den F'lexus oder Nervus i.schiachcus drficken. Da ferner
in manchen Fälle durch chronische Obsfipation und Kotliverhaltnng Isciiias hervor-
genifen oder die aus anderen l'rsachen entstandene verschlimmert wird, so ist stets
hierauf zu achten und durch die geeigneten Mittel, auch durch Badekuren in Karls-
hald, Kissingen u. a. Erfolg zu erzielen. Fliegt keine derartige Ursache vor, so sind
die Thermalbäder, wie Teplitz, Gastein, Wildb:id, Baden-Baden, oft von Nutzen.
JOLLY.
bchl im Mittelpunkte des oestcrreichischcD , an Naturschönbeiten reichen Salzkammcripites,
468 m ü. H. , vereinigt die Vorzüge eines klimatisch sehr begünstigten Sommcrnufenthaltes
mit denen eines Soolbadcs. Zu dem letzteren wird die 26,2 proc. Soole, Mutterlauge, neue
Schwefelquelle imd der Sal/.bcrgschwefelschlamm in mannigfachen Formen: Wannen-Wellen-
bad. Sootdampfbad mit P^inriuhtung zur Inhalation von Sooldämpfen, Schlamnib.-id benützt.
Die .schw.iclicn Kochsalziinellcn: M.aria-Luiscnquelle und Klcbclsbergquclle linden auch inner-
lich Anwendung. Das Klima ist milde ^mittlere Sommertemperatur 17,5° C.) und feucht.
Milch und Molken, sowie mannigfaltige, wohlgcpllegte, ansteigende Spazierwege sind zweckmässige
Untcrsttitzmigsmittel für Kuren bei Störungen der Blutbercituug und Abbildung, bei Anacmie,
Scrofulose, liachitis, chronischen Katarrhen der .Athmungsorgaue. Exsudatresten im Pleura-
säcke, Peritoneum, weiblichen (ienitale, bei Krankheiten des Nervcnsvsteras.
KI8CU.
Ischurie, Harnverhaltung, bedeutet dos jetzt gewöhnlich als Rcteutio urinae bezeichnete
Symptom vieler verschiedenartiger Affectionen der Hamwege. in welchen die Blase iliren Barn
gar nicbt oder nicht gänzlich selbständig auszutreiben vermag. Es bandelt sich hier also
nicht um die Zustände der Anurie*, in denen überhaupt kein Barn in die Bl.i^e gelangt,
sondern vielmehr nur um solche, bei welchen eine Dysurie* besteht, mit vollständiger oder
unvollständiger Uarnverhaltuog, oder aber eine Incontinentia* urinae.
MEKDELSOHN.
ISOCellnsflurp, CuH^O^ Inact ticb n»r.li Banis als Oljcerid in Otio der Sami-n TOn Jatrophit Oureu. Sic kildvt
BltttclK-ii lüin Schmii. I>&°; dl>r Al<tli]rlliiit«r ichmilit bei äl".
SPIEGEL.
Isoduicit) bnmr Bhimnoie. C^JIaO, -f BjO, eine Zuekerirt. Er ontulclit itiu Qunreitrln und andorvn Oljrko-
siden bei der HjdroIyHe. IcrysUllinirt iu gllniotidpn Kry^tulloti von «ebr sOasem Qesehnmclc, Schiup. M3°, int in
wlmicriiier LOssng schwach recbudrshcnd. in alkuliolischcr link»dri<hpnd. Du Osuan sehmiltt bei IM". Blumnura
{."t »Is eine UethylpcDtoi», CH,' lCH(OH)lj ' CHO, la botnchtoii.
8PIE0EL.
.ilMC^ CuHsiO,!, ein Disaccharid, entsteht syntheiiflch aas DevtruAe durch Einwirkanit rauchender Salt^anre
tO— lA', sTe tlndet «ich ilaber im tecbniRcheu Stttrkexucker. Auch hei der Einirirkang Tun Dia^iato auf
Stilkl IrirÄ lie neben llaltoae gebildet. Sie bildet dahur auch einen Ue^tandtbeil dea iiedarrten Haliei, der Bier-
wllne nnd dea ver^nbrcnen Bieres, fOr dessen Eigen.^cliafteu »ie Bedeutung ta haben scheint Sie Kcbmeckt
inteusiT sttsa und beginnt schon hei Ci" in gelbbraune, bittere Bdstproducto Dbcrangeben. Sie ist stark rechla-
drehend. Das Osuan bildet gelbe Nadeln. Sehmp. löo— IdJ°.
SPtEOEL.
Isomerie nennt man die Erscheinung, dass Körper von gleicher Zusammensetzung verschiedene
Eigenschaften besitzen. Es wurde zuerst bekannt durch die Entdeckung des Dimorphismus durch
Mitscherlich; hierbei handelte es sich um physikalische Verschiedenheiten, bald aber zeigten
Wochler und liiebig durch Untersuchung der Cyansäure und Knallsäure, dass auch che-
mische Eigenschaften ohne .\endening der Zusammensetzung wechseln können. Das Wort
, Isomerie" {lao/ispiQs — aus gleichen Thcilen zusammengesetzt) wurde von Berzelius eingeführt.
Man unterscheidet a) physikalische und b) chemische Isomerie. Physikalische isomere Körper,
die bei gleichen chemischen Eigenschaften nur iu physikalischer Beziehung, z. B. Krystall-
form, Schmelzpunkt, Siedepunkt, optischem Drehungsvermögen, verschieden sind, nennt man
auch Modilicationen. Hierher gehören die allotropen Modilicationen der Elemente, die theils durch
verschiedenen Aufbau des Mulecüls aus den Elementaratomen, wie Ozon gegenüber gewöhnlichem
Sauerstoff, theils durch vorschieden dichte Lagerung der Molecülc erklärt werden können,
femer die Fälle von Stereoisomcrio, bei denen Molecüle von gleichem Bau sich nur durch
die gegenseitige räumliche Lagerung der Atome bezw. Radiealc untcrscheideu. Bei der cheiui'
[Iflomeiic
— 71fi —
laoUaW
scheu Isomerie ist die Polyinene von dor eigentlichen Isomcrie oder Mclunjerip zu uiiter»ri)i;4'i
Bei crstercr ist zwar die relative, nicht aber die absolute Zahl der Atome die glriciir. i. E,
in allen Kohleuwasaerstoffen der Olelinrcihe CnU,n, während bei den Mctameren jcdri M.jIwl
thatsäohlich die gleiche An/.ahl derselben Atome enthält. Die Vcrschiedeübeit der < onsli'.ous
kann dann beruhen : 1. auf Verschiedenheit der im Molecül an- CM- ' O ' C-IIs ClI. ' " '"jH-
zunehmenden Kadicale (Metamerie im cigetillichen Sinne) z. B. Arlb/lMtbor Urtii^lrr.fiivikr
2. auf verschiedener üruppirung der Knhienstoffatorae oder verschiedeoer V'ertheiluDg irr i>
mit verbundenen Elemente (Slructurisomerie), z. B.
a) CjHjOCjnB C4H9(oH) b) CH3CI ■ CH, • CH3 CB, • CHCI " CH.
AetbyUother. Biitjrlalkoliol. >-Chlorprop>n. .^-Chlorpropu.
Die Verhältnisse der Isomerie sind hier hauptsächlich an Kohlenstoffverbindi ', .
Theoretisch künnen sie sich ebenso bei Verbindungen anderer mchrwerthiger I
es sei erwähnt, dass bei Verbindungen des Stickstoffs analoge Isomeriefälle constaiin woni'n • 01
lüonltrlle, Isocyanide, Carbylaminc sind Cyanvcrbindungen der Alkofaolradicalp. in dcacs
die letzteren nicht wie in den Nitrilen an Kohlenstoff, sondern an Stickstoff pt»^u^dm «Sri
der seinerseits ein Kohlenstoffatom bindet, also K — N:S=C. Die Isooitril
Flüssigkeiten, leichter als Wasser, etwas darin löslich, mit eigenartigem, furch;
Meist werden sie dargestellt durch Einw^irkung von alkoholischem Kali aul eiu U<.uiiwit *■«
Chloroform und einem primären Amin, z. B. Anilin. CjHj ' N Hj -|- C HCl, -\- SK08 -
3 KCl + SUjO -f- CoHs ■ NC. Diese Isonitrilreaction dient wegen des charakt«r)stisciMD fl^
ruchs als Erkcnnungsmittel für primäre Amine. Die Isonitrilo zerfallen durch ver
Mittel in primäres Amin und Ameisensäure: CeHj " NC -\- 2H,0 = C,Hs ' NH, + H - Ct»,i
iKOpropylalkohol, C,1I,0 = (0H,),= CH(0U), dorcnlc Kcpraesrnlant Jfsr scenudlron Alkoliulc. wird durek K«4«
•IfK AcetüDK oder ilurnh AnUgvruii^ ron SohwpfolttHurt' an Propylen und Kochen dt^s Prodnct« m^' n^---'
Huwie dareli Kui'hen des laoprupyljodidä mit Bloihydroxyd und Woseer. Dio nonoal« rrop;I|;rD| )
Iiopnipylgmppr ülior. Er hildol eine farhlosr Flllisigkoit. <p«e. Oe«. a,T)<9. Sdp. 91". Mit V>
tiiitnemann 'J Hydrat«, mit Cbloreolcium einn krystÄlliniiieho V(>rbindun)^. ffureh Oxydation i
Isopropylalkohol bewirkt bei Thieren in kleinen Dosen Schlaf, in -
hebt er die Reflexe auf, eraeugt Lähmung, .\bnabme der Uespiration und Her.
des Blutdrucks und der Körpertemperatur. Beim Menschen rufen 1 — 2 g. in \
Wasser gegeben, ruhigen Schlaf ohne üble Neben- oder Nachwirkungen hervor (M. Fried >•
uuiae,
Iffltoma lODglflora Fresl.. Kinr lioheliaeee >n.< Cuba. cntbllt in mllun Tbrilin uinen »ei
wlrkiMtdr-n Mili'bfaft. Die Fflaoxo wird innerlich aU Drastieam und Antisypbilitieuni, iti<.<TlicI'
niitrj. Urasbofr hat aas ihr ein festes AlkaloTd. I-olumiu. i^olirl, oinen barf(bnliehn<'
KOri>nr, welfhor beim Enrftraen durchdringend uranKeblütteriihnlich riecht und in saluün
ist liotomin ist naofa Plagife ein stark wirkenden Gift, welrbeii Taubon tu (t.OQ snbru'. — .
FrUschr zeigen nach 0,006—0,01 snbcatan nnrcgclmlssigc Athmong, Störung der CuordlnatioD ^■
dor Witlknrl>ewegnrig, aber Erhöhung der Hefleibewegangon auf mocbaniscbe Beliung. THe I' - '
sofort ab inid «oliliesslieb bleibt ims Herx in Diastole stehen. Isotomin wirkt demnach, ahnlicii •■•r i^j'^um. »^
iDgsweise aof Oehim, verllngertes Mark und Uerz ein. ohne das ROokenmark besonders tu altcrtrr».
J.
Isotonle. Wörtlich „Uleiehhcit der Spannung, des Drucks". Gegenwärtig wendet man imr*
Ausdruck speciell in der Theorie der Lösungen an, um die Gleichheit des osmotisrkt*
Drucks zu bezeichnen, l'm zwei Lösungen als isotonisch zu erkennen, hat man tathrltth hi>-
logische Methoden benutzt. De Vries brachte I'flanzenzellen (Tradcscantia r!'=- i - p-.f-r*'
manicata) in die zu prüfende Lösung und suchte diejenige Concentration der
mittein, bei welcher die Zellen Wasser weder aufnehmen noch abgeben. Da diest . -u^ _
niler Schärfe nicht möglich ist, so begnügte er sich damit, diri<>uigc Concentration aufzonKferk,
bei welcher der Wasseraustritt aus den Zellen eben beginnt, was sich durch die LttUäiunf
des Zellleibcs von der Zellwand, die sogenannte Plasmolyse, kund giebl. Diese Beebu^
tnng ist natürlich nur mit Hilfe des Mikroskops möglich. Solche Lösungen, bei weleb«« \ü»
Eintritt oder Austritt von Wasser durch die nur für Wasser durchlässige (,halbdnrchl.u*ig»'i
Zellmembran stattfindet, haben offenbar den gleichen osmotischen Druck wie der Zfi^^
sind also auch unter einander isotouisch. Berücksichtigt man die MnleculargrSMe 4|^^H
lösten Salze, so kann man, wie leicht einzusehen, auf diese Weise auch den Grad 4^^^|
.sociation * des Salzes im Lösungsmittel bestimmen. Die Pflanzenzelle spielt, wie ua^^^H
bei dieser Untersuchung die Rolle eines ladicators. In neuerer Zeit haben Hedin, HaabllH^|
Eykman und Koeppc dafür das Blut verwendet, indem sie da.s Verbalten der rotheo RraH
Zellen, speciell ihres Volumens unter Einwirkung verschiedener .Salzlösungen im MrirB»kl|l
kriteu beobachteten, einem graduirten Capillarrohr. in welchem die festen P '^^H
Blutes durch Centrifugiren vom Blutplasma getrennt werden, in diesen Vers . ''ff^l
Mctall.salzlösungen die Oberil.äche der rothen Blutkörperchen die Rollo einer halMuniblilSH
Membran. Hierbei bat sich u. o. ergeben, doss das Plasma des Menschenblutes danfeM^^fl
Isotonie
— 717
isoorBiid
lieh uiuer 0,87 proc. Null-Losung isotoiiiscli ist, audaüs also letztere für menschliche Gewebe
als wahre physiologische Kochsalzlösung zu betrachten wäre.
TH.LOMNSTEIN.
BnvtltnsitarCf Homopht»Uilnrc, riionjIojsig.o-Ctrhonüllur», Cja,ii, = 00,H • CeH, ' CHj • W,H, ciiUUlil
«u« Outli* mit Aetxkali, fprotT lipiin Vor?>nifpit von (M-Cy*D-<»-TMUiyls(lure. Sip bildet trirarln'schi», k»no .Sliikii,
flehmp. t7r>", Lciclit lilsliflh in Alltiihol, in lifrifflom Wa^-l^r, Mctiwt'rer In Actbor. Buim (ilDbuu mit Nstronitalk liofcrt
üio KohWniiliuro nnd Toluul. mit Kali u-Tula;l^Suro, mit KaliumiierrnftOgAoat Phialstturp.
BPIBOEL.
ItacOnBlnre, MethrlcnbcrnsteinsHure, CjHf.04 = CH,= C COjHCHjCOjH. isomer, uml iwir ntrueturisomur,
mit CitrseoR- nnd Uesaeonailur«, entsteht als Anhydrid noden dem iler CitraoonsKur« bei «rbnelloro Dcstillireo vv»
CitroncDS&ure ; die^ Anbydrid geht hei Destillation anter gewOhuliobem Drurke in Gitraronitliiireaiihydrid Ober,
wKbrend umgekehrt an.s letzterem durch Erhitnun mit Wa««er Itaeonsttiire entsteht. Sie bildet Rtiomben<^lcta(>der.
Behmp. ItfP. LOslich in Wasser nnd Alkohol. Spec. Qew. 1,573—1,0:12. Dat, AmmuniakMaU giebt mit Ei.sencbloiid
eiDVn braunen Niedcneblag, der sieh im Uebvrsebass doa FtllnDgamittels mit dunkolrothbraaner Karbe lOst, aus
diesor LOaung durch Kochen wieder ausgcflcbiedfln wird.
SPIEUEL.
»
Itrol; citroneDsaures Silber, Ag3C||H507, ein feines geruchloses, gut haltbares, schwer lösliches
Pulver, ist von Crede als energisches und völlig unschädliches Antisepticum als Ersatz für
.todoform empfohlen worden. Es tödtet, ebenso wie Actol, das Silberiaetat, innerhalb 5 Minulcn
Spaltpilze in ciiior Lösung von 1 : 1000, und hemmt ihre Eutwickclung schon bei einer Yer-
diiiinuug von 1 : 50 000. Es wird iu Substanz, als Salbe 1 : 50 — 100 Lanolin und in wässrigcr
Lösung 1 :5 — lüOOO als Antisepticum, als Gurgelwasser und zu Um.schlHgen benutzt. Tägliche
Injcctionen einer Lösung von 0,01'25— 0,025 : 100 wirken günstig bei Gonorrhoe (Werler).
J. JACOBSON.
IvaTn, Ivabitter, Ivaöl und Ivaol .sind in dem vor der Blüthe gesammelten Kraut der
I Achillea moschata Jacq.. der ,.Iva'' enthalten. Das Ivaöl ist blnulichgriin, besitzt
f intensiven Geruch und pfeffcrminzäbnlichen Geschmack; spcc. Gew. 0,934r> bei 15". Der
Hauptbestandlheil ist das Ivaol, C24H4o03, Sdp. 170 — 210", ferner Ivai'n, eine dunkulgclbe,
terpentinähnliche, intensiv bitter schmeckende, leicht in Alkohol, nicht in Wasser lösliche
L Masse, C34U4]03, sowie Achille'i'n* und Moscbatio.
Ivouicz« galizirtcbes Dorf am Nordabhange der Karpatheu, 350 m hoch. t>esitit Jod- und bnimbaltlge Koebsat'taliuer-
lingc (bi» IQ 8,0 Chloi^. 0.024 Jod-, U.037 Bromsatrium, 2,4 Natriumbiearbunat, 361 com rreier Kobleiukura), aowia
eine Eisen-, Seiiwerel- und Napbtai|Uolle.
Ixodes Latr., Zecke. Milbengattung, deren Angehörige auf Bäumen und Sträuchern leben und
die sich auf vorbeigebeude Menschen oder Thiere herabfallen lassen, deren Blut die Weibchen
saugen. Der Rüssel ist so lang wie die Kiefertaster, die säbel- bis keulenförmig sind. Die
Beine sind mit Haftscheiben versehen. In neuester Zeit sind sie als Verbreiter des Teias-
tiebers der Rinder bekannt geworden. 1. I. araericanus Koch, eine 2,2 — 3 mm lange, rotb-
bräune, fein punktirte Milbe, befällt Menschen und Pferde. Ihre Lebensweise ist wie die der
folgenden Art. 2. I. reduvius Charl, eine ovale, 11 mm lange und 7 mm breite Milbe,
welche hinten abgerundet ist. Die Haut ist fein gestreift und mit kleinen weissen Härchen
besetzt. Das Rückenschild ist zu.sammenged ruckt und ein wenig fünfeckig. Der Körper ist
blassroth, ein wenig ins Gelbe spielend. Diese Art findet sich hauptsächlich auf Schafen,
Hunden etc. 3. I. ricinus (L). Gemeine Zecke, Hundszecke, Holzbock. Die Hüften haben
an der Basis einen langen, nach rückwärts gerichteten stachelartigcn Dornfortsatz. Das
Männchen ist 1,25 — 2 mm lang und braunroth oder pech.schwarz. Das Rürkenschild des
Weibchens ist kleiner, von röthlicher oder bräunlicher Farbe. Dos vollgesogene Weibchen
erreicht die Grösse einer Erbse, während es im gewöhnlichen Zustande 2,2 mm laug ist.
Die Thiere befallen Menschen. Hunde, Schafe, Vögel. Bleibt beim Versuch des Herausreissens
des Thieres in der Wunde der Kopf desselben zurück, so entstehen Entzündungen und
Geschwüre. Das beste Mittel zum Enttemen der .Milbe ist das Betupfen mit Oel "der Bon/.in.
STAUELHANN.
Izsl) ein DerinfactioDtmilt«!, bnt«bt «u ainsr Hiiehang Ton lUrueifea and lcr*solbaltigen TheerOleu.
h
Jaburantll,
.'XnierikM
Wirkung.
Gaiidich
.I:ingu:iraiuly. ist fiii ColIootiviütiiU'. Er bedeutot in Sf»!-
vprschiptleneii F;iinilif.-ii mit rli.-ifilioroti.sclK'r und si;ilagoger
Pipfr
.I.T v;iv;iiidi
Pfliinzoii aus
.Vis solche werden j;i'ii;imit; Pipfr reticulatuni L., Sen'oni;i .lalioraiidi
und Guiileni. .lus der Familie der Piperacecn, Monnieria tril'olia I,., eine
Rutacee, einige Herpestis-Arten (SiTophuluriareae). Ür. OiuUinho aus IVriiHmbuc«
[Jaborandi
71H
J«cfai<i',
limktc 1H74 die Aufuierksainkuit auf die als „.laboranili'' gobräuclilichMi BISBr,
Baiilon (1875) erkannte als Mutterpflanze Pilocarpus* penuatirnlius Lctnairr.
Zerriol)en besitzen die BUlttrhen einen eigenthfimlichen aromatischen Gemrli mi
rieseliniack; beim Kanen wird anf5n};lieh ein eipenthiiniliches Bmiiiea auf der Zau;«-
spitze l)cmerkliar, um dann einem vermehrten Speiebelflusse Platz zu machen.
Hardy (1H75) entdeckte in den Blattern und (ierrard (1h7ö) tu der Rind«' jJ»
wirksames I'rincip das Alkaloid Pilokarpin*. Nach Pohl, Rudoe und Milirr
»ollen die behaarten Blätter alkaloTdreieher als die kahlen sein. F>er Gohalt .;
karpin sdiwankt von üjlö'j— 1,'.»7 p(;t. Üb in der Droge neben dem Pilfk q '»
noch die ebenfalls basischen Substanzen Pilokarpidiii, Jaborin und .labuiiU:
kommen oder ob sie erst bei der Darstellung des Pilokarpin» exitsteln-n, i>'
IVajitlich. Dem .labnriu kommt eine dem Atropin ähnliche Wirkung zu; I'
pidin entspricht darin dem Pilokarpin, .laboridin dem Jaborin. Ein nlrf •
wichtiger Bestandtheil der Blatter ist ein krSftig riechendes, milde und fr
artig scbiijockeiuies actherisches (M (0,4—0,50 p(!t., Sp. G. 0,875, Sdp. l.O- •
Hardy), das hanptsärhlirh uns eitn-m '1 iT|>rn, dem Pilokarpen (Hardy). '
dem Carven ähnlichen oder mit ihm identischen Körper (Pohl) besteht. ."^
enthalten die Blätter auch noi'h Harz und Gerbstoff.
Die Wirkung der Blätter entspricht jener des Pilokarpins. Bin Infusuin von
bis 4,0 verursacht inne starke Vermehrung der Schwciss- und Speichelsecretion,
werden hierbei verschiedene unangenehme Nebenwirkungen beobacbtel, die
Einftuss dos Jaboriiis und des aetherischen Oeles hinweisen. Solcho gel«
Symptome, die beim reinen Pilokarpiu fehlen oder doch nur selten sich cii
sind: längere Zeit anhaltende Uelielkeiten, mehrstündiger Magendruck oder IIa
schmerzen, Singultiis, Krlirecheu — Tebelkeiten und Krbrecbeii sind zuwetleii
hochgradig, ila.ss schwere Collapse erfolgen — Kopfschmerzen, NebtdseLen, {>}>
Harndrang mit Schmerzen in der Lendengegend. Dieser Nebenwirkungen *e
werden sie gegenwärtig vielfach durch d:is Pilokarpin ersetzt.
Folia Jaborandi l'h. <i. III.-. Die moisl ganz kahlen Fiederblätter bcctcliM
2 — 4 kurz gestielten JocheD. Dieselben sind lanzettförmig, oval oder
Länge 16 cm. Breite 4 — 7 cm. Zahlreiche durchscheioendc Oelräame sind wat i
Blatt erkennbar. Infus 3— G : 200 auf einmal zu nebmeo.
Extractum Jaborandi Ph. Gall.: Von Consistenz 2. In Pillen zu rcrabiric^w;
0,15 — 0,75 pro dosi.
Extractum Jaborandi lluiduni. Liquor Jaborandi Ph.ü. S.: 0,1— O.S^r*^
Sirupus Jaborandi l*h. Gall.: Die Colatur des wiisserigcn Aufgas»cs (I : 15) wirl
mit Zucker q. s. behandelt. 3—4 EsslölToI pro dotii für ErwiichsoDe, 1 —
löfTel für Kinder. Bei Prurigo und chronischem Nessellieber (Simon uod Pt<)
! Tiuctura .laboraudi Ph. Brit.: Braungelbü, spirituöse Macerations'-
leicht Ekel. 1,0 hi.s 5,0 pro dosi.
JftboriQ. C^H V ", ii...t..f »i,qi iipbpn Pitoknrpln »aoh im «0ht«u und tm f»Uchen Jdbi .
U(0)nu J»burtn(iauiv, I n Toii Pilukarpin auf It'iU*^. Eä iint amorph, nnlAfilicti in Wiuit
uimI Antlii'r. Durch K ' i SaliHUur" wiril es in Pilokar^idin umKuwaiidplt S»hf st4rk>
in W^sfr wie iri Alli.ii.i i. irm iiillche Salio bildet. Es ist von thnlioher Witkung wl» Atmpm
srtioi
Jftranindll Ju.-i«. rfl«r)ieu)rattunt; aiiit drr Faniilio ilor B I k« u ni aeea« , <4twa '"
it:iiitii>' mit fregvnitXiiiJi^on, dop|ivltgt>llrdnrt<>n BIlUteni und rifiniK ^ap[>irt«n. u' -<
Di« fachspaltiKüu Kapn^ln nnthalt^n hHatijr-)toflUKi<ltu Samen. J. brasiliana Wt.-.. ;■.■.:„- u
Oliiitalia orinnem. ist «in «luttliehor Baum Braailiens. Gilt aU Stamropllanie des Palitand«*-
• anderholtea. J. |>ru«era S|>r.. Iimeifotia, »eutirolla B. ot B. und J. mimotavfolla Dim.
cloischn Verwnndung. J. toin^ntusa R. Ür. liefert wie die vorige Caroba, IC
Folia Jacarandat! proccrae, Fnlia f'arobao eutbatteu Cambin, Carob&>4.an
Stcocarobasäure, Carobon, Carohaharzsiiure, Carobabalsam, eine ,■;— "H '.".i;.-i"- ijerbüuti
Bitterstoff und organische Säuren (Pcckolt). Jacaranda wirkt di.Ti diurrt
und gilt in .Südamerika als vorzügliche.s Mittel gegen Lues. Auch ;i,.. . .l ab \Vun4-T
und Hautmittel in Gebr.auch. Vcrorduct wird sie im Infus als Electuariutn oder ab Flaiil-
extract. Der Carobabalsam dient als Wundmittol, innerlich zu 1,0 ab Totiicum, C'aroboa
0,1 äussnriich bei nautaiTcctionen, Carobin zu 0,5 gegen Lues und .^^crofulose.
Eicetuarium Carobao (Carneiro): Folia Carobae 90, Radix Sassaparilloe, F*ll
Sennae » 80, Kalomcl 2,0, 8irupus q. s. ad clrctuarium. Dosis 2 mal täglich tiacd '
TheclölTel voll im C.irobainfus zu nchmi^n.
Extractum fluidum Carobae: Dosis 1—3,0, auch in Verbindung mit Jodkalinm.
Jacaranda lanciloliata liefert ein Kluidcxtraet, welches in Dosen von 1 -3,0 S ba
4 mal täglich bei Lues, als Injuction 1.5 : 100 bei Gonorrhoe benutzt wird (Hvsacfl
Jacaranda acutifolia liefert die ParavisoofrQehto zu gleichem Gebmudi. ■
iiJ-
4
lagMtfpId
— 719 —
JalapaJ
I
ttCStfOldy in Wllrttt*nibvi^, \-if* m liocli, Knulbitd. llin Qiiflln, welrbo ku Trliikkurt*u ninl Radpin henuUI, wird, t*iii-
• Ull 2.'>6.U Chlor-, (1.17 Ju<l-, 0,4Ö llruintialrium, 4,M Mublinüiuin-, 3,26 t'alrilimcklijrid, 3.1'.' Caloinmsulfjil.
' W.
falnpa. Tiil)ci-a .1 ;i I ;i p :u' , .1 ;ilaiiniiknfi| Icii stammen vnii lior moxikaiiischen Con-
I volvulaccf [[lomnea* Piir}!;a Hoyti. I>it! Hrogo stellt die klniiiapM- l>is faiistgrossrn
Wurzfilktiüllcn dar, die von der mpxii%anisi:heii tjtadt Xalapa, nach wi>!clier diusc Drof^c
1 don Namen hat, nach Vera Cruz und weiterhin verfrachtet weriien. Die grauhrainien,
I auf ihrer Obe]-rtäclie runzeligen und hOekerigen Knollen besitzen nn.'ist Birnonforin und
laufen in eine Spitze aus, während sie am oberen Knde kurze, nur wenipi' Millimeter dicke
Stengelresto trafen. Auf dem Hrnrhe, der j;l:itt, mehlig oder hornartig ist, erscheint
die Knolle schmutzig hellgrau, weder holzig noch faserig und läs-st zahlreiche dunklere,
conci-ntrische Zonen erkennen, welche aus glänzenden Harzzellen bestehen. Sio
riecht rauchig oder kaft'ee,"ihnlich. Der Geschmack i.st fade, später kratzend.
IHt wirksnnii' Bestanilthi-il ist da.s Harz, Resina .lalapae, das zu 10 bis
17[i(!t. in der Knolle enttialten ist und eine auf dem liruche glrinzi>nde, braune,
leicht zerreildiche Ma.sse darsttdit. Neben dem Harz enthalten die Knollen noch
etwa IMpCt. Stärke, ins zu l'.tpt't. Zucker, ausserdem (ninimi, Farbstofl' etc. I)a.>! _
Harz lö.st sich sehr leidit in Alkohol, Kssigs."uire und Kssigaetlier und besteht zum
prössten Tlieil aus dem in Schwefelaether unlöslichen Convol vulin*.
Die Wirkung des t'onvolvulins bezw. der Tuber.i Jalapac ist eine purgirende;
jedoch ist sie eine i-ein örtliche, denn weder 0,2 Convolvulin in die Venen einge-
spritzt, nocli 0,.T subcutan gegeben erzeugen diese Wirkung, während 0,1— 0,2. per os
veralif(dgt, stark abführend wirken. Aber auch «liese localo Wirkung im Dann
kommt nur zu Stande, wenn es mit tialle in Kerührung kommt, wobei letztere nicht
verändernd, sondern nur lösend auf das Harz wirkt. Andere Wirkimgen wie die
abfflliren<ie und eine geringe galb-ntreibeiide besitzt Convolvulin nicht. Sie sollen bei
Pflanzenfressern weniger ausge]»rägt sein, als bei ('arnivoren, jedoch starben .Meer-
scliweinchen auf 0,,'J g nach wenigen Stunden. Nach 0,1 bis 0,2 ('ouvoivulin l)ezw.
I 0,2 bis 0,4 Jalapa treten beim erwachsenen Menschen breiige Stiddu auf; nach
grösseren Dosen, 1,0 bis 2,0 .Talapa, sind die Stühle flässig, und die Entluernngen
sind mei.st von Kolikschmerzen und TenesmiLs begleitet. Nicht selten tritt auch Kr-
brcchen gelb gefärbter .Massen auf. Der Stuhlgang erfolgt gewöhnlich 2 bis 3 Stntnien
nach dem Eingeben, nachdem .schon früher, etwa '/■> Stunde nach dem Kinnehmen,
die Darmperistaltik deutlich gesteigert war. Bei zu hohen Dosen können die
Keizerscheinungen ini iKirme zu einer bedenklichen Höhe gesteigert werden, und
mehrere Fälle von Vergiftungen mit .lalaita haben unter den Erscheinungen einer
schweren Gastroenteritis zum Tode geführt. Da Jalapa keine Neigung zu Obstipation
hinterlässt, so kami man sie zweckmä.ssig bei hartnäckiger Verstopfung anwenden,
("ontraindicirt ist sie bei bestehender Entzündung der D.irmschleimhaut. Man braucht
sio besonders in dc-r Kinderpraxis als Drasticura zur „Ableitung" bei Infections-
krankheiten, Meuingitiden etc. oder auch bei Wurmkuren zur Herausbeförderung der
Helminthen. Die Darreichung muss slets per os, nicht per clysnia oder als Stuhl-
zäpfi'hen erfolgen, da, wie oben auseinanderge.setzt wurde, die Wirkung nur bei Gegen-
wart von Galle zu Stande kommt. Als Emnienagogum, als welches Jalapa früher
auch benutzt wurde, ist sie heut« kaum noch in Anwendung.
Tubern Jalapae l'h. G. III.: .Als Purgnns 0,5 bis 1,Ü; als Drasticum 1,0 bis 2,0
in getheilten Gaben mit kurzen Zwiscbenräumeo in Pulvern oder Pillen und Yer-
bindung mit 0,2 bis 0,5 Kalomel.
H Resina Jalapac s. E.x:tractum Jalnpae spirituosuni Ph. <i. III.: In halb so
^H grossen Dosen vic die Tubcra.
^m Sapo Jalapiuus, Jalapcnsi;ife Ph. G. IIL: Resiiia Jalapac, Sapo mcdicatus u-
^K Braungclbc, knetbare, in Woiscr trübe lösliche Masse. Besoudpfs zur Pillcn-
^m bereituiig geeignet. 0,5 bis 2,0, bei längere Zeit fortgesetztem Gebrauch Pillen
■ zu 0,1 bis 0,3.
^M Pilulae Jalapae Ph. G. III.: Sapo Jalapiuus 8. Tubcra Jalapac 1. Pillen von
■ . 0.1 g. Dosis: 3—6 Pillen.
H Pilulae laxantes Ph. Aust. VII.: Jalaponpulver G, Aloe 4, S.ipo medicatus 2, .\nis I.
^m Pulvis Jalapae compositus Ph.Brit.: Tubera Jalapae 0,5, Tartarus depuralus 0,t),
^1 Khizoina Zitigiberis 0,1. Dosis: Ein Pulver.
f Tinetura rcsinae Jalapae: 1:10 Spiritus viai. KIOKIU.
JaUpin, CmHmOii, ist das Glykosid der steogeligen Jalapc (Mayer) und des Scammo'
[Jalapa
— 720
itn^
harzcs (Spirg.itis). Es Ut amorph. Schmp. über 150**, weoig ia Wasser, irtcist
und Benzol, in Alkohol und Aether l<islich. In kalten AlkaUeo löst es neb laaipHi, h
kochenden rasch und geht in Jalapin säure. CpHjoO,, über. SalpetrrMore otyStt a m
Oial.säure und Ipomsäiire. Mit verdünnten Minemlsäurco zerTällt es in *^\yio*e as4 JtLqöi
Jalapinol. C,:H,,07, entsteht neben (ilvkosc bei der H.v"'"' — ■'■- '*' — im» bcnr. 4i
.falapinsäur«. Es bildet blumenkohlartigc Kr^-sl.illgruppen, ^ iäl '
in kaltem, sehr wenig löslich in kochendem Was.ser, leicht Netbs. I
Behandeln mit starken Basen geht es in Jalapinolsäure, t 4* fiks,
Kaliumpennangauat ia IsobuUersäure, die weiter zu Üxyisobuti.. .. rird.
Jtmbosa Kumpli. ritaiitci' . drr Fam. iler l(;rlae«>e*, Vatrrfim ^
Gilluri); Euiionia*. J i MjTtus Jamboga I,., Eug«liia JaBk
n'ho hrogp jamlui Afvit tu ond Blattern bostpbaod aad alj Fi«b*iv
wird meift mit Eu Kenia TuttttiiiKt. wvlche OatiuDg daoD in die S«otiott0a: L JabUmaa
Gaartn., ». EDtrnla W. ;:*tbeilt irird.
I i>f crl 4» I
utat. Uw '
Jambul, Jambu. Jamun, Jameni, Kabajamv. Kalajam. Narel, todiadw NiaM %
Eugenia Jambolana Lam. (s. S^zygium Jambolaoum D. C, Calyptbrantcs Jambobuu WiUl
eine in Ostindien einheimische M}-Ttacce. Der frische Saft der Blätt/r hnr adxthl^nii».
Eigenschaften und wiid nilein oder mit anderen .\dstringenticn von inr^ ' rntca
Dysenterie angewendet, .\bkochungcn der Rinde werden zu ad.^tringirci .liaan I
<iurgelungen und innerlich gegen Diabetes benutzt. Die reifen Frucht« <licii>.Li to loiLa
Herstellung eines alkoholischen, Jambava genannten Getränkes, aus dvm viedema tiu »
genehm .schmeckender Essig bereitet wird, der als Stomachicum, CarraiDativma aaA Ditt2«b«M
Anwendung tindet.
Die Samen, von den indischen Aerzten als Specificum gegtn Diab>-t "'.taa
werden auf die Empfehlung von Banatvala (1S83) auch bei ans aog«w -^i«
in 100 Theilcn: Spuren eines actberischen Oelos, Chlorophyll und Kfu
Gallussäure 1,65, .VIbumin 1,25, in Wasser lösliche Extraotivitoffe 2.70. W
löslichen Rückstand 83,73 (Elborne). Eine Substanz von specifiscfa aatidiaLci^>riirr T*mu<
ist nicht aufgefunden worden.
Die saccharificireode Wirkung der Diastase auf Kohlehydrate wird durcb «int» Zv>
von gepulverten Jambulsamen geschwächt (Scott, Balfour. Sims, WoodboAd}, «bo»
diejenige der saccharificirenden Fermente de.s Blutserums, des Speichels, des Pi-'* — --^•''j»e*t.
ferner die Wirkung des Myrosins auf m\Tonsaures Kalium und des Emulsin- gi^'*-
während die Pepsin- und Trj-psin-Verdauung uubeeinfliisst bleibt (Hildebr/n, . . .i:*tiu
beobachtete bei Hunden mit l'hloridzin-Diabetes nach Eingabe von J.imbul «ioe AboatoM te
Zuckerausscheidung um durchschnittlich 86 pCt. und Kobert konnte die durch oxalsaimStUi
bei Uundon erzeugte filykosurie durch Eitractum .lambolani schnell beseitigen.
Die bei ZnckerkTankcu mit Jambul gemachten Erfahrungen sind sehr un^rl- '. 1i Xu ^
zelnen Fällen beobachtet man in der That eine Abnahme der Zuckerausschei'
bleibt jeder Erfolg aus. Die Innehaltuiig einer aiitidiabetischcu Diaet i.st : -^ i
Allgemeinen wird das Mittel gut vertragen. Nur nach sehr grossen Uaben steilen sioa nweiH
Diarrhoen ein.
Semen Jarobolnni: Unregclmässige Bruchstücke der Samen. Mao gi^bt d<s Pkim
zu 20.0—40,0 g täglich in 2 — 3 Einzclgaben.
Extractum Jambolani fluidum e fructibus: 10,0— 20,0— 30,0 g tägtick ia
Wasser oder Wein, mit einem Zusatz von Saccharin.
Extractum Jambolani fluidum c cortice: In gleicher Do- rdtifft. b
soll schwächer wirken. >ichmcckt aber weniger sdilecht und i^ -
Jateorrhiza >i '■■' ■■ !.rM..,i-, • ••■•--'- •■•
mit 2 0.1.-1 :t \ ,:..>),«' I..
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M'nUp. i'ni -^aaikara
CuUmba B:. ,'r«K. U I*
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JatrOpha J. Unoll. ril>ni«n|tattun|; ana der Farn, dor R iw, ).„ r >, i .,•.', n ■ ['„LM^m ttii'ri,.g
atwa 7u trupiaeha Art«'», Blumn udrr .sitiitieli(«r hpiw. ei
ildfff handucrTiiEvfl Blkltoitt. Hlllth<<n tuou.jfriHrh in dol.
(raniiiPQla. — J. Carfiaft t »■ ■ »i > ,.,„ ;,„,„„ .i... .,
taitK. «ntiirani, matt, Hpn K - Puriflr- und Hri<(-i.
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lifida I.. und J. Klauea I.. J. Muiuli .1' I..
Jalru|<li<«l. t>lii Saaioa tun J. Cntca» I,. nntbaltno 40-M) (iCt. rrttiu Ort. (>|*«a
r'l<*Miuiii -. in^t'f.i 1,1..).-!;. , in r.-r tt ,!.■, »ilrli-' ,>t in — 1ö Trgpfi»n iMiiL'lr- iil «ifVt. t.
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CT fi.f
fjeoorin
— 721 —
Jnil]
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X5P3SO4, • N;i^ , ein Eiweisskörpcr (Drcclisel) in Pferdcleber, auch der Huiide-
leber, Hiiidermilz, Meiisulienhirn u. s. f. (Baldi). Es isf erdig, äusserst bygroskopiscb, leicht
löslich in Aethor, schwer in Alkohol. In Wasser quillt es auf, löst sich und wird dann durch
Kochsalzlösung gefiillt. Es reducirt Fchling'sche Lösung. Kalte Salpetersäure löst es und
scheidet beim Erwärmen Stearinsäure aus. Durch Jod wird es nicht gefärbt.
SPIEGEL.
J«<l, .IiuJini), Jociin.i, Jode, Jodine, ist ein Element aiw der Gruppe der Halogene.
»K.s tiinlut .sich nur an Metalle gebunden und ist weit verbreitet, wird aber überall
in äusserst geringen Mengen beobachtet. Ks findet sich ebenso wie das Brom mit
Natrium verbunden im Meerwasser und im Verhfütniss von 1 : 300(X)0 in einigen
Mincr;il<|uellen. Verschiedene Meeresalgeu entziehen dem Meerwasser die .lodverbin-
(lungen und geben daim beim Verbrennen eine jodhaltige A.sche, welche in Schnttland
Kelp, in der Normandie Varec genannt wird. Auch eine Anzahl Seothierc und die
aus ihnen .slainnieiulen Producte enthalti'U Jod, i. B. der Leberthran, die Bailc-
schwämnie u. a. Ebenso weisen viele Süsswa-sserpflanzen Spuren von .lud auf, auch
Iin der Ackerenh', .selbst in der Luft sind kleine Mengen Jod angetrofTen worden,
und, wie neuerdings nachgewiesen, in der (ilaiidnia thyreoidea und in anderen Organen,
Z. B. der Thymusdrüse.
Iias Jod wurde 1811 in ilen Mutterlaugen der Asche von Soepflauzen entdeckt
(Courtois), GayLussac gab ihm den Namen „Jod" (liui^i veilchonfarbig) nach
der Farbe seiner Dämpfe. Ks stellt einen grauschw.irzen Kör])er dar, welcher in
grossen nietalitsch glänzenden rhombischen Tafeln oder KIftttchen von eigenthiini-
lirhem (lernche sublimirt. Schmp. 113". In \Va.sser ist Jod nur sehr wenig toslidi,
leicht in Alkohol, sehr leicht in Aether, Chloroform und Schwefelkohlenstoff, auch in
einer Lösung von Kalium jodatum: es entsteht dann eine schwarz-braune Flüssig-
keit, K.lg. F>etztere sowie die alkoholische Jodlösung sind braun gefärbt, die Ijösungen
des .tod in ("hlorofonn und Schwefelkohlenstoff hingegen von rothvioletter Farbi'.
Stärkelösung wird von Jod blau gefärbt.
Bringt man .lod, z. B. in Form der Jodttnctur, auf dif^ intacte Haut, so entsteht
nach wiederholter Auftragung l'rickelii und Stechen, .sddiesslich eine Hautentzündung,
die bis zur l^iiaddelbildung führen kann. Die Epiderniis löst sich in grössernii nnti
kleineren gelben oder gelbbraunen Fetzen ab. Auf die Haut des Kaninchenlüffel auf-
gepinselt bewirkt Jodlösung zuerst eine Erweiterung der Venen und Capillaren,
darauf Tran.sfusion und Auswanderung von l.eukocyten. Sp.lter degeneriren die
wei.sseti Hhitkörperclien und Bindegewebskörpcrrhon fettig und werden zum Zerfall
gebracht (Schade). Ebenso wirkt Jod int<!nsiv reizend auf die Schleimhäute und
ruft Conjunctivitis, Schnupfen mit Stirnkopfschnierz, Entzündung der Kehlkopf- un4l
Bronchialsehleimhaut hervor; per os applicirt erzeugt es einen unangeiu'hmen, salzigen
Geschmack, Speichelflnss, l'haryngitis.L'ebelkeit, Erbrechen, Magenschmerzen, Durchfall,
eventuell Darmentzündung. Unmittelbar in die Blutbalm gebracht, bedingt es Auflösung
der rothen Blutkörperchen und infolgedessen Thrombosenbildung, Haematurie, Nephritis
etc. Das Jod, ebenso die Jodide werdpu von allen Applicationsstelleii aus sehr ra«ch
resorbirt. Freies Jod wird hierbei vennuthlich zum grösseren Theil mit dem Eiweiss,
nur ein kleiner Theil auch mit den Alkalien des Blutes Verbindungen eingehen, um
dann ailmälig oxydirt als jodsaurt-s Salz und später als Jodid zu circuliren und
ausgeschieden zu werden. Ein Theil dieser im Köqjer so gebildeten Jodide wird
jedoch wohl nicht einfach zur Ausscheidung kommen, sondern zuvor an manchen
Stellen des Organismu-v, wo, wie besonders ;m den secernirenden Organen, Schleim-
häuten u. s. w., wohl unter dem Einflüsse der Körperwärme eine fortwährende Zer-
setzung der Jodide stattfindet, gespalten, zu Gimsten der sich darbietenden ander-
weitigen .starken und massenhaften Affinitäten, z. B. von lel)endem Eiwei.ss, der
Kohlensäure, salpetrigen Säure. Hierdurch wird Alkali frei, dxs von der Kohlen-
säure u. 8. w. in Beschlag genommen wird, auch bildet sich die sehr leicht zersetz-
liche Jodwassorstoffsäure, die zur Entstebimg von Jodeiweis.sverbindungen führt.
Acute Vergiftungen uut Jod werden nur verhältnissmässig selten beobachtet.
Sie erzeugen Speicheifluss, Magenschmerzen, Koliken, mehr oder weniger starkes Blat-
brochcn, Gastroenteritis, Collaps und führen zuweilen den Tod herbei. Sie kommen
beim Selbstmord vor oder es handelt sich um medicinale Vergiftungen. So sind ein
Fälle beobachtet, bei denen Jodtinctur zu therapeutischen Zwecken in vorher pui
Ovarialcysten eingespritzt worden war. Es stelUo sich hierauf das eine l»
■
t
0. Li«broicli, EuejUo|iMdie. II. B«ad.
i6
[Jod
722 -
MI
nach einigen Stimdeu starkes n,f'rvöses Erl>n'clii?ii, Killti- der Rxtremität(>u and KJr'B
werden des Pulses ein. I'as Erbrochene ontliielt — wenigstens zuerst — fn-ir« Ji^
luid Ballen losgeschällor Lalidrnsen. Das Sensoriuui war benommen, und nach fini^rB
Tagen mit wechselndem Belinden trat unerwartet der Tod ein ohne Krürapfo wi/r
Cyauose. Tliiere, denen grössere Mengen .Jod beigebracht wurden, sah man unfc^
den Erscheinungen einer Vergiftung diu-ch ein Bliitkörperchengift zu Grunde pchtt.
DicThenipic der acuten Vergiftungen muss in Darreichiuig von Stärkekleister, MrWIim,
Milch, Eiweiss, oder auch gebrannter Magnesia oder Seifeulrtsung bestehen, um c^TiitwII
das im Magen befindliche Jod an Alkali zu binden und in wenig schädliche Sal*e Uhu-
zuführen. Eine chrnnischo Vergiftung, den Jodisnius, beobachtet man maiirbBii
nach Ifmger daneriider innerlicher Darreichung von Jod oder .)ndprae|iarat«n, «Ar
auch nach fortgesetzter Einathniung von Joddämpfen, wie das beim Arbnit<;o in M-
fabriken der Fall ist. Man sieht dann Verdauungsstönuigen und Abma^enuif »ö
treten verbumic'n mit allgemeiner Mattigkeit und Muskelsebwäche. Die Haut b^-t
eine eigenthiiniliohe graufahle Färbung und ist trocken: auch die Mund- und
Schleimhaut wird bla.'js, die Speichelsecretion vermindert. Die Pati<>Dteti Iri'
:m Zittern der Hilnde, Dyspnoe und Herzpalpitationen. E>er Puls erscheint
weich und freijuent. Die Gemüthsstimmung der Patienten ist meist eine peiirikckisv
sie werden ängstlich luid von einer beständigen Unruhe ge<|Uält. iHes«? J*^
kachexie führt jedoch fast nie zum Tode, sondern lässt sich durch Aosset»« fc
Jodzufuhr gewöhnlich wieder beseitigen, jedoch dauert die FIrholun|; auffallarf
lange, und nach Wiederaufnahme des .lodgebrauches treten f;ist regelmässig Kccidi"
auf. Ausgeschieden wird das Jod durch alle Secrete und kann , soweit die« duni
die Mund-, Magen- und Darmsecrete geschieht, wieder resorbirt wenlen und auf dio»
Weise mehrfach secernirt und wieder resorbirt und so zu einem kloinrn Thfü»
lange im Körper kreisen. Im Urin ist das Jod meist als Jodid, zum Tht-il al* «rz*-
nische Verbindung enthalten.
Therapeutisch wird Joti hauptsächlich äusserlich angewandt. Iniierlii-h
CS früher in Form von verdünnter Jodtinctur oder LugoTscher Lösung n
bei unstillb:u-em Erbrechen, wnhl auch hei Vergiftungen mit Alkaloiden uin:
organischen Giften, sowie bei Diphtherie angewandt. Alle diese Veronlnm
jedoch von mir zweifelhaftem Erfolge und heute ebenso wie die innerlicli'
lung der Lues mit Jodlösungen nicht molir in Anwendung. Auch die Th<"i
tinctur in vorher entleerte pathologische Cysten, ins Parenchym von Tumunii ru >
jiciren oder bei foetidcr Otitis in den Ohreanal, fenier in Fistelgänge, Ab.-<r«-«>LAkl<%,
in die Syniivialkapsel der Gelenke und in andere seröse Säcke einznspritznn, hat wi-
fach an Bedeutung verloren. Hierbei soll das Jod in doppelter llimdcJit »«•
Nutzen sein: erstens ist es ein Antiseptieum und zweitens übt es einen spmfisrkrft
Reiz aus, indem es eine acute Entzündung ohne Neigung zur Eitenuig mit uackfol-
genden Schrumpfungen und Verklebiuigeu lu-rvorruft.
Viel häufiger ist die änsserliche Anwendung des Jods. Hautkrankheiten: Psori«^»-
Exantheme und Ekzeme, Hautgeschwüre, Lupus, erytheraato.se Frostbeuhtn, <
nome etc., ebenso verschiedene entzündliche und uiceröse AfTectionen der Schleim i-
des Mundes, des Rachens, Kohlkopfes untl Urogenitalapparates sieht man oft <l n :
Pinselungen mit Jodiösungen günstig lipeinflu.-ist werden. Einpinselungm auf -l'-
intacte Haut werden häufig vorgenommen zur Aufsaugung in der Nähe «.'elr-.'rn"
Ex8ud;ite oder Lyjnphdrüsenscliwellungen, femer bei Struma, bei entzün" ' \ "■•
tionen von Körpertheilen, welche sich oberflächlich dicht unter der 1:
wie Knochen, Gelenke, Sehnenscheiden etc. Zur Pin.selung benutzt m u ^ i ■ :
Tinctura Jodi, zuweilen zur Hälfte verdünnt, z. B. mit Tinctura Gall - ^
in Fomi von Salben und Linimenten wendet m;u> Jod an, um eine 1:
Exsudatreste zu bewirken, femer bei chronischer Schwellung der Lyrnj l ._r
Brflste, Testes, sowie besonders auch bei Stnima.
Jod um. Ph. fi. Ill: Mntimaldosis Ü,ü2 pro do»i! 0,1 pro die/, nach d«r Ph- HtK
0,0.5 pro dosit 0,2 pro diel
Tinctura Jodi. Ph. G. ill: 1:10 Alkohol. DunkelrotbV'r.iiui n.a.h T^d riccial
Muss in einer mit Glasstöpsel ViTschlosscnen Fl.iscbc n :?q. ^^H
der Fünwiricung de.s Lichtes zersetzt sie sich leicht uutii i ,. T,.<IamH
stoffhäure. .rodauthyl und .\Mehyd. Mau giebt sie st.'hr «nitrn m ilm
verdünnt! — zu 2 — 4 Tropfen. M,nimaldosis: 0.2 pro doai! l.'i j um
der Ph. Holv. ad 0,25 pro dorn! Aeussorlich nach als Zusatt lu Sitlbaa. 1
1
fJod
— 723 —
Jod]
I
Solutio Jodi oaustica Lugoli, Lugol'sche LösuBg: Jod 1, Jodkali 2, Aqua
destillata 30. Anwendung wie Tinctura Jodi.
Von de» .io(I.s;i!zi>ti kommen tlu^rapuutisch nur die AI kalijodiile in Betracht,
vnr aliorii .1 lulkaüuin und Jotluatrium , ausserdem noch .lotiiunmotilum, Jnd-
lithiuiu, .lodriibidium mid .iodcaicium.
Zur Heiituug der physiologischen Wirkung der Jodide ist niohrerns xn bu-
rücksii'htifren. Erstens ilhen sie, da sie alle in Wjtsser iiiiiremein lösllrh sind, im
Organismus eine „Salzwirkung" aus, die .wesentlich tiurcb die chemische Beziehung
die.ser Körper zu W;isser bedingt ist. Ferner ist zu lieachten, dass aus diesen Ver-
l)induiigen sehr leicht, wie oben erwähnt, Jod sich al)spalten la.sst, ein Vorgang, der
im Organismus unter Kinwirkung der Körperflüssigkeiten oder der in ihnen enthal-
tenen Nitrite leicht zu Stande kouiint. Und dieses im Körper frei gewordene
Jod bedingt dann die als „Jodwirkuiig"' bekannten lirschoinungen. Schliesslich kommt
drittens noch bei jedem einzelnen Jodid die seinem Mctallcomponenten eutsprecheiirto
specilisrhe Wirkung hinzu. So muss unbedingt ein grosser Theil der nach Kingabo
von Jodkali beobachteti'u Erscheinungen, namentlich von Seiten der Circulation, a.s
„Kaliwirkimg" aufgefasst werden. I'ie Aufnahme und Ausscheidung geht sehr schnell
von Statten. Wenige Minuten nach der Darreichung jier o» tritt Jodkali schon im
Speichel luid 1 — l'/^ Stunden nach subcutaner 1 Darreichung im Üarmsaft auf. Häufig
treten liei ihrer Aw.sscheidung allerlei entztindliche Proces.se oder Secretionsvermehrung
auf, so hilufig Jodschnupfen, .lodbusten, .lodspeicheln und .lodexanthenui.
Auch in den (Jonjunctivalsack kann durch die Thräiieiifliissigkeit das ausgeschiedene
Jodid gidaiigen und hier lOutzitiidung, Geschwnrbildung und (langraen der Cimjunctiva
erzeugen, wemi zn gleicher Zeit Kalomel auf dieselbe aufgepudert wird. Lange Zeit
fortgesetzte Darreichung der Jodide kann natürlich auch zu .lodismns führen.
Therapeutisch benutzt man die Jodsalze, vor Allem Jodkali zur Behandlung der
Lues im spateren tertiären Stadium. Zwar werden auch häufig die Erscheimmgou
im Secundärstadium durch .lodkali zum Zurückgehen gebracht, und man wendet es
daher in sub'hen Fällen, in wtdchen *^uei'ksiiber nicht vortragen wird, neuerdings wie<ler
häufiger an, jedocli liegt das Hauptgebiet der Syphih'sbehandlung mit Jodkali in der
Behandking der splitlnetischen Affectionen, besonders solcher, welche einer vorange-
gangenen energischen (^uecksilberkur nicht wichen. Hier erweist sich Jodkali als
ein Si>eciticum. Ein zweitos specielles Anwendungsgebiet der Jodide bilden hy[ier-
trophirte drüsige Organe. Vergrösserungen , auch n.ich entzündlichen Vorgüngeu,
oder auch scrofubise Schwellungen von Lymphdrüsen, den Brustdrüsen, Testes,
ebenso vorübergehende Vergrfisseningeii der Schilddrüse gehen auf Darreichung von
.lodsalzen h.luHg sehr schnell wieder zurück. Ferner erweist sich Jodkali sehr
nützlich bei Behandlung chronischer Metallvergiftmigon. Nach dem (lebraiich von
Joih"den treten bei solchen Intnxicatinnen die Stoffe, z. B. Blei, t^ecksilber, Arsenik,
wieder in dem Harn auf, nachdem sie vorher darin nicht zu finden waren. Vielleicht
tritt hier beim Jodkalium die diuretische Wirkung der Kalisalze mit in Action. Bei
manchen Asthmaformen, auch Neuralgien, nanuMitlich wenn dieselben durch irgend
welche Schwellungen oder Hypertrophien drü'jiger Org:me oder plastische Binflege-
webswuclierungen hervorgerufen werden, desgleichen bei manchen auch nicht liU'ti-
schen Augenmuskellfdimungen bewirken die Jodide öfter Hervomgendi-s. Bei chro-
nischer Arthritis ist auf einen Heilerfolg nicht immer mit Sicherheit zu rechnen.
Kalium jodatum s. bydrojodicum, Kaliumjodid, Jodkalium, Jodure
^m de potassium, Jodide of potas.sium, Pb. G. III, bildet weisse würfel-
^V förmige Krystallc von scharf salzigem und hinterher bitterem Geschmack. Da das
^B Jodkalium ein wenig hygroskopisch ist und bei Lichteinwirkung Jod abspaltet, so
^B soll CS im Dunkeln in Flaschen mit Glasstopfen aufbewahrt werden. Es löst sich
^B etwa zu gleichen Theilen in Wasser, schwerer in Spiritus von 90pCt. Dosis 0,1 bis
^H 0,d mehrmals täglich, bis zu 5,0 pro die in Lösungen innerlich, auch als Klystier,
^M selten als Pulver, Pillen oder Trochisci, iiusserlich in ."^nlben, in Spirituosen Ein-
^M reibungen (1—3:20) oder zu Mund- und GurgelwSssem (1 — b -. 100).
^M Ungucntum Kalii jodati, Kropfsnlbe, Ph. G. lil: Kaliumjodid 20, Natrium-
^H thio.'iulfat 0,-25 gelöst in Wasser 15 und mit Adeps suillus 165 gemischt. In der
^ft Ph. G. II war Parattinsalbe benutzt, welche iudess die Kesorptioii des Kaliumjodids
^H durch die Haut eher verhindert als begünstigt. Der Zusatz von Natriumthiosullat
^^^^ ist vorgeschrieben, um das etwa frei werdende Jod unter Bildung von Natrium-
^^H 46*
|Joil
— 124 — ^
JodbM^fr
(flrfiUiiiiMiit /.u entfärben. In Kiiliumjodidsalben, ■welche mit ireiiii» '•■■il uvcat-
vororfincl werden, ist natürlich der Znsatz des Natriumthinsulfats s-.i j'ut'i-u—
Natrium jodnl um s. hydrojodicum, Natriumjodid, .lodna- ■;.
de Hodium, Jodide of sodium, Pli. 0. lll, stellt ein fr «-»
krystRlliuischcs I'nivcr dar. Dosis und Aufbewahrung wie bei .'
Ammonium jodatum, Ammoniumjodid, kr)"stallisirt ia farblo» »
leicht in Wasser und Alkohol löslich sind. Bei tertiärer Lue& i.tinu.-.., r. ..
abor leicht .lodisraus. Dosis 0,1—0,5 mehrmals täglich in Lösung.
Iiitbium jodatu m, Lithiumjodid, ein weisses. kr}-stalUniscbes, laicht iii U<
lösliches l'ulver, wird kaum noch benutzt.
Kubidium jodatum, Rubidiumjodid, bildet weisse, leicht io Wmmt 1*1 _
Krystalle. Boslamliger als Jodkali und besser t» vertragrn. B«l tertÜRt UoT
Üoais 5 . 200 Wasser, Sinai täglich einen Esslöffel eventuell iu M1l«h.
C'aleium jodatum, Calciumjodid, ein weisses, hygroskopische*. Icicbl IüsIScIb
kryütallinisches Pulver. Bei ^crofuloso und Lues, aber nur selten, bentitxt
Ri<i gloichzcitiger Indicntion von Eisen giebt man Jodeisen praeparate:
Ferrum jodatum. Da das trockene Jodeisen sich an der Lult leicht ier>dil. •*
schreibt die l'h. Helv. eine Lösung vor, welche 25 pCt. Jodeiseo roüiüt IWn,
0,0.'i— 0,3 mehrmals täglich in Pillen, Pulvern oder Lösung.
Lifiuor Kerri jodati, Ph. G. III. enthält 50 pCt. Eiscnjodür. Dosis 0^— Ijft
.Sirupus Ferri jodati, Ph. ü. III. mit 5 pCt. Jodeisen. Dosis 1,0 — 5,0
täglich rein oder mit anderen Sirupen gemischt.
Forrum jodatum sacobarntura, eine Mischung von Ferrum jodatum nat BA
«uokor mit 20 pCt. Jodeisen. Dosis 0.25 — l.ö mehrmals io Pulvers nai Itta
Pilulac Ferri jodati, Ph. Brit, bestehen aus Eisenpulver, Jod, Zucktfiai^
pulvcrtcm .^üssholz-, eine Pille enthält 0,02 Ferrum pulvcr«tam tiad OjM M
1 — 2 Pillen 2 — 3mal tHglicb. Achnlich die Pilul.ie Blancardi.
|)ir Joili|ui>cksilbt'rpr.-ii>|iarate wurden n.amontlieh durch Kicord bd La*j
bvhandinng i'ingt'führt und verbinden die Jod- mit der '^uecksilbrrwirkuni;.
llydrargyrum jodatum flavum und Hrdrargyrum bijodatum rubraa
letstere« ist onioinell. _, __
Jodsllyl, Allyljodid, OjUsJ. ein eigenthümlich laucbartig riccbeodes OeL Spcc
Sdp. 109", entsteht durch Einwirkung von Phosphor und Jod auf Glyccrio, sa
WCI-. es deshalb benutat wird: r,Hj(OH), -f P -f J = C,H»J + HPO, -f H,0.
enwnL
JodiModw. hie Jodquvllrn, JodwSsser oder Jud-Korh«aüzwä£ser (rebAnsn m d^rGn^
■ ''s.-\l»wässer: von diesen enthält nine .\u ' ' '■'
und den betreffenden Wüstem ihren i
:ui(-h Jod und Kroni in ::• '"ngeu. I' üumd «^
> ils M-ipiesiuni-, NatriiiMi- mi'. ^^.-vlx vor. 1 iltiir»' nstt'-
lii-tii- \S.iswT ist d.as H.1II1T Mineralwasser, welrhi^s 0.1V4 g
i'iilh.llt. Obgleich .ils" die Jndt^alie in allen Vuelb'" r.ar
i-uth.'illen sind. Ist doch jjegenüber der Ansicht, »«
dc'Utuikg ab.<4iricht, eine Kiuwirkung auf deit Or^ai «<u «•
nicht alb*in nach detu (lenuss von Jodwasaer J' beobariiM.
aMMlwm man ) ' ' Nei anhaltendem (lebrif ' ' '
fiftaag, wie > ^« und Jmlactw. Henk
y.^^T die Art uuU \\eise di««r "
•in"«i!f:MBS« wird dorrli dif
.rnpfforiB«B HC'
'Tgam vmi'
Hing hat
uIsteD <i .
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OB Essu.....
von Batiniano frtolglT i
(irinuig aaf den (VganicanB '
•ds uad «sah maA der JodwSsser ti
ra gwiiHcv )l«ag(a Jod b ik>
ra ><*t*ijira^ da» bei dir kn^.
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* Tkrrajodis* ^
. lAfktS»
i|>cli«> Meogg Jod den K«cp«s ofMUn m inl, <i»m ttami U>
fjoilbacdpr
- 72i5 —
Jodoform]
I
I
Jod nicht alli^iii wirkt, soiiiioni in Verbindung mit Kocbsalz und mit nicht unbe-
deutenden Mengen warmen Wassers. Auch hat man mit Recht angeführt, dass der
gleichzi'itigp Km'hsaizgi'halt diircli Krhöhmig der Iiiffusion eine ausgiebige Resorption
auch des .Imics onunglirlit, und auf <lic bpkannti-, stärkuri' Wirkung combinirter Arznei-
mittel liiugpwifwen. Man darf liahir d<'r innerlichen Anwendung der natürlichen .lod-
wjtssor nicht allein auf (irnmi der Erfahrung, sondern aueli auf Grund theoretischer
Krwiigungpu eine Berechtigung nicht absprechen. Anders verhalt es sich dagegen
beim äusseren Gebrauch. Die Haut ist zwar für freies Jod durchgängig, nicht aber
für die Verbindungen desseltieti. Klier kann man noch von der Anwendung an Jud-
salzen reicher Mutterlaugen eine gewisse hautreizendc Wirkung, welche sich mit
derjenigen des Kochsalzes conibiniren würde, erwarten, eine Resorption von Jod
ilurch die Haut wird aber auch bei derartig stärkeren Bädern von vielen Autoren be-
zweifelt. Contra'indicationen gegen den inneren Gebrauch derJodwüsser geben acute ent-
zünilliche Zustände, besonders der Verdauungsorgane, sowie hochgradige Anaenüe und
Kachexie. Für die Jodbäiler gelten dieselben Gegenanzeigen wie für die warmen
einfachen bezw. kochsalzlialtigen Bäder.
Man hat auch künstliche Jodwässer mit höherem Jodgehalt dargestellt, von
denen z. B. das künstliche Kwich'scho Jodsodakochsalzwasser 1,;J g Jndnatrium und
das Jedlithionwasser (),',) g Jodlithium enthält. Künstliche Jodbäder stellt man dar
durch Ziifügung von 10— lö g Jod in Seesalzlösung oder Mutterlauge gelöst zum
Vollbad. Kin solches Bad ist in i'im.'r hrdzernen Wainie herzurichten, welche während
des liebninches bedeckt sein uuiss. damit ein Hinatiimen der Joddiinipfe verhindert wird.
l>ie wirlUigHten .lod(|uelleii liinlen sich, nach dem Gehalt an .lodsalzen angeordnet,
in Hall, Heilbrunu (Ailelheidsquclle), Sniza, Königsdorff-Jastrzemb, Go-
czalkowitz, Salzschlirf, Dürklieim, Krankenheil-Tölz, Kreuznach.
ORITBE.
lodmethyl, Metlijrljodia, CH^, entüteht dareb EiDwirknng Ton Jod und Phonphor aor KethjrUIkuhol Karhios«,
um Lli'lit hAld braun wfrjendp FIBstiigkeit Ton anK<^nflhm«ra Oprach, ^pec. Oew. 'i,i7, Sdp. +4*. E.« dicnl jtip Ein-
ruhrutit; von Hetb)l Kn Stolle tüQ WusenitofT iu Hydroryl- oder Aini>lu)(rappen.
SPIEUEL.
odororni, 'rrijodniethan, Formy 1 trijodid. Die narstellung dieses so wichtigen
Heilmittels karrn auf vei-schiedene Weise geschehen. Sehr einfach vcdizieht sicli die
[5ildung beim llrwännen von (.iisungen kaustischer oder kohlensaurer Alkalien mit Jod
und Alkoliol. üb bei der Zersetzung sich vorübergehend Jodal bildet, ähnlich wie
bei (,'hlorziisatz zu Alkohol ("liloral, ist nicht mit tiiclierheit zu erweisen, da da.s
Jodal bisher nicht hergestellt werden konnte. Auch aus Aceton, Aldelijd luul anderen
organischen Korpern lä.sst sich Jodoform herstellen. In neuerer Zeit lienutzt man die
elektrolytische Methode (Patent Schering). Zu dem Zweck wird in eine alkoholisch-
wässerige Lösung von Jodkalium Kohlen.säure geleitet und die Flüssigkeit elektro-
lysirt. Has Jodoform stellt gelbe hexagonale Plättchen dar, welche leicht zerreibbar
sind; Schmp. nahezu 120"; es ist in Wasser fast unlöslich, verflüchtigt sich mit
Wa-sserdampf und löst sich in 50 Th. kaltem und etwa 10 Th. siedendem Weingeist
auf. Es darf keine Asche hinterlassen und soll 1 g Jodoform und 10 Th. Wasser
eine Minute lang geschüttelt ein farbloses Filtrat geben, welches durch Silbernitrat
sofort nur 0|>alisirend getrübt und durch Barynrafdtratlösung nicht verändert werden
darf. Durch Licht und den Sauerstoff der Luft zerlegt sich Jodoform in Jod,
Kohlpnsäur(< und Wasser. Ks zeigt alsdann beim Schütteln mit Wa.sser auch
die Reaction auf Jodwasserstoffsäure. Wird Metallpulvor mit Jodoform gcmi.scht, so
tritt ebenfalls Zersetzung ein; mit Zinkstaub erwärmt, entwickelt es Acetylengas.
Diese Zersetzung tritt auch dem Arzt durch einen sehr eigenthümlichen Geruch ent-
gegen, sobald er metallische Gegenstände mit Fingern berührt, an denen Jodoform
haftet. Zum Nachweis des Jodoforms, besonders im Harn, Blut und thieri.schen Flüssig-
keiten kann die Lustgarten'sche Reaction dienen. Nachdem man das zu unter-
suchemle .Material mit Aether ausgeschüttelt hat, wird der Aether verdunstet und
eine alkoholische Lösung hergestellt. r>ie Ausfühnmg der Reaction geschieht fol-
gendemia.'ussen: „.Man bringt aid" den Boiiei) einer kurzen Reageuzröhre etwas I'henol-
alkali, nur sehr wenig, weil Phenolalkali beim Erwärmen sich brilunt und dadurch
eine später auftretende geringe Rothfärbung nicht deutlich erkannt werden könnte,
fügt 1 — 3 Tropfen Jodoformlösung hinzu und orwännt vorsichtig über einer kleine«
Flamme." Nach wenigen Secunden tritt am Boden der Eprouvette ein rother Be-
in« cniuwmii» oihhu sumiu aiiuuran «ui
»reines Jod enthalt. Dieses Jod ist jedoch nicht wie in den Ji
soiidiTn licd:irf zu seinem Nachweis erst der Zerstörung des f;ati/,i-ii .Mol^
sfiijfht dies am besten durch Schmelzen mit Aetzkali, wodurrh luan Jodk.ilid
welches <l:i.s Jod direct nachzuweisen gestattet. Dass das Jod aber diKh
fest Uli dem Kohlenstoff gebunden i.st, ergicbt sich aus den bereits chcmil
führten Thatsachen, beson(b>n< der Zersetzung durch das Snniit?nlicht. .Aur'o
Thierkörper wird Jodoform zerlegt iind durch den Harn in Form von Jod
geschieden. Gewöhnlich ist dieses Jod direct nachweisbar; bekanntlich sb
Jod im Harn zuweilen substituirt auf und ist datin das .lod gerade wie iml
erst zu erkennen, wenn die Harnbestandtheile mit Alkalien %-erascht wen"
sieht aber auch, ilass ein Tlieil des Jodoforms, allordings ntir minie
direct ausgeschieden werden und »lann im Hani als kJetae sechseckige!
treten. Hin Müderer Tlieil wird durch die Lungen un<l waiirficlieiulich
Haut eliiniiiirt. wie iiuin es sclu>n durch den Geruch sehr leicht walimiiM
Man li.it geglaubt aunclimen zu kriniien, dass die Intoxic-itions» !
eine besondere Ket<Titi<)u des Jodofonns hervorgerufen werden, lui^
dem Irin ganz fehle. Ks ist aber diese Annahme durchaus nicht er»i<'
Werden kleine ijULintitäten Jodoform dem Organismus einverleibt edi-
sie von der Haut odiT Wimdftärlien zur Resorption, so treten keine beniRrk
scheinuiigeu hervor, dagegen bewirken grössere Dosen, die auch durch
kleiner ent.stehen können, eine Jodoformintoxicati on. Sie wurde in ih
Ausdehnung zuerst bei der externen Anwendung beoliaehtet. Die erst«
selben, LU'iielkeit und Krbrochen, Verweigeiung der Nahrung, zu»«
köimeii nach Aussetzen des Mittels wieder verschwinden, aber bei Be
grösserer Dosen werden schwerere .Störungen bemerkbar: Grossn Ah
Schlaflosigkeit, zuweilen mit nachfolgendem Coma. Es kann zu Vc
lobsuchtsanfalleii koimuen, auch können Convulsionen sich d:uu gc
treteuiler Genesung kann starke i^chwUchung des Gedächtnisses zurOekblei
Albuminurie nrit Auftreten von HamcyUndern und Haematurie sind ebei
der Vergiftung. Die Krscheirmngen zeigen sich gewöhnlich nach plotilie
Frequenz des Pulses und Verlangsamung der Respiration; die 'l'enipera
beim Beginn erhöbt zu sein, später erniedrigt. Das auch bei dit».Heni '
Arzneiexanthem in Form von Pusteln, Urticaria, Ekzem, Purpura ist r«
deutuiig. Die Intoxiratimi kann Wochen hindurch anh.'iltcn und d.inn nrst ('
Herzparaly.se oder unter dem Hilde einer schweren Meniiij "-ni'
Schon Do.sen von eiiu^m (inumn vermögen bei der innerlichen \ < .nfi
Zustand zu fitliren, aber man inu.ss bemerken, d;ws es niemals erforderlich ist, i
llo.se zu schreiten, da die Wirkung eine um Vieles intensivere
kaiium. Dio Fräse ist natürlich vielfach discutiit worden, nh ili
fJodoforin
- 727 -
Jodoform]
I
I
I
iliese Wirkung ilr-m ganzoii Molccül .lusgesitruclit'iiL'r zukommt. Will niuii die .IikIo-
formiiitoxic.ition auf abpespalteiies .lotl scliH'lieii, so müssti- man eint? Gleichartigkeit
der Wirkung zwischen .hu], Chlor uinl Brom lieohachten kiinueii, die aber in Bezug
auf den [jsychisfheu Effect bei alle» drei Krir(KTu fehlt.
Die Disposition zu Erkrankungen und il.'us Befallenwerden von schweren Folgen
nehmen mit dem Aller ?.u. Diese besonders von König besdiriebenen Vergiftungs-
erscheinungen können aber dem Nutzen gegenüber, welchen das Jodofonn bietet,
niclit zum Aufgeben des Mittels veranlassen und die Worte Königs; „So lange niclit
ein unsrhfidliriies Ersatzmittel für das Jodoform in der Behandlimg der Tuberrulose
gefunden wird, ist es einfach unmöglich, auf den Gebraticli desselben bei dieser
Krankheit zu verzichten" gelten noch heute, nur wird m.'in tue Vorsicht beobachten
niüs.sen, keine zu grrissen WmidH.-ichen mit .lodoforni zu behandeln und dio selbst
äu.sserlich anzuwetuienden .lodorornunengeii einer Dosirung zu unterziehen.
Auch von rein theoretischer Seite hatte das Jodofonn einen Angriff auszuhalten,
ituh'm die Möglichkeit der Wirksamkeit des Mittels bezweifelt wurde, hi der
cliirurgischen Praxis nahm man zuerst an, dass das Jodoform als autisepti-scUes
Mittel aufzufassen sei. Von dieser Idee ausgehend fand die Anwendung des
Jodoforms eine grosse Verbreitung; man rubricirte daher dieses Mittel in die Kate-
gorie der Körper wie Karbolsäure, Sublimat und andere. Die Beobachtung aber,
dass bei ileni Jodoformverband bei sonst vorzüglicher Wirkung eine Antisepsis der
Wundsecrcte nicht eintrete (Schede), und die Zersetzung des Eiters selbst bei An-
wendung von relativ grossen Mengen nicht behindert werde, liess .schon erkennen,
dass man e.s mit einem gewöhnlichen Antiseptirum nicht zu thun habe. Eine Be-
stätigung fand diese Ansicht durch die Untersuchungen von He\n und Rovsing,
dass ausserhalb des t)rganisnms pathogene Bakterien bei Gegenwart von Jodoform
existiren können. Allerdings tritt eine Entwicklungshemnunig ein, welche aber
gegenüber Mitteln wie Sublimat, Karbolsäure, die ih'e eigenartige Wirkung des Jodo-
fornis nicht zeigen, ausserhalli des Organismus keine Rolle spielt. Die Schhi.ss-
folgenmg Rovsing's, d.ass daher das Mittel keine Wirkung äussern könne, ja sogar,
weil es nicht aseptisch sei, (iefahren mit der Anwendimg verknüpft seien, entspricht
ganz jener Schule von l""orsrheni, die durch die Beobachtung <ler Einwirkung auf
Mikroben aiLsserhalh des (»rgairismus einen Schlu.'ss auf die Wirkung des Mittels für
ilen Organismus als zubissig erachten. IHe i'raxis hat sich abi>r liierdurch nicht
beirren la.s.sei) uufl spätere Versuche haiwu gezeigt, dass die Wirksamkeit die.ses
Körpers erst dann zu Tage tritt, wenn ein Eintritt des Jodoforms in die Zellaction
statttindet.
Allerdings können bei der leichten Zersetzharkeit des Jodoforms die Zorsctzungs-
producte auch aus.serhalb des (Jrganismus einen Effect hervorrufen, wie das ein
Versuch von Binz zeigt, welcher das Jodoform auf ein zur Eiterbildung vorbereitetes
Frosch-Mesenterium einwirken liess und dem Tageslicht aussetzte. Es wurde auf
diese Weise die Leukocytose verhindert. Aber hier dürfte die Zersetzung nicht durch
den vitalen Process, sondern rhirch das I.icht hervorgerufen sein. Sicher i.st, da.ss
der Tiiberkelbacillus durch Jodoform nicht abgetödtet wird; wemi :mch Behring
nachgewiesen hat, dass .auf künstlichen Culturen der Tubcrkelhaciilus beim Verreiben
mit .lotbifonn kein Wachsthum zeigt, so ist andererseits durch Baumgarten nacli-
gewiesen worden, dass Tuberkelbacillen enthaltendes Jodoform beim Mwrschweiuchen
unter die Haut gespritzt die Entwickelung der Tuberculose niclit verhindert. Hieraus
ergiebt sich, dass v\'eder Jodoform noch seine iCcrsetzungsproducte Bacillen tödtcn,
ferner dass die Bakterien im Allgemeinen durch .lodoforni nicht beeinflusst werden,
wohl aber die Zellen und deren Wehrkraft gegen den F'arasiten. Jedenfalls gilt
dies sicher für den Tuberkelbacillus, während für den Cholerabacillus Neisser
eine Abtödtutig annimmt. Es können Zcrlegung.sproducte, welche man von
dem Jodoform bis jetzt kennt, nämlich Acetylen, Jodwasserstoff, Jodsäure, nicht die
Ursache der Wirkung sein, weil diese Producte, für sich angewandt, weder physiolo-
gisch noch therapeutisch dasselbe Resultat zeigen wie Jodoform. Es müssen sich
im Organismus bisher ungekannte Zersetzungsproducte bilden, deren Auffindimg
noch nicht gelungen ist, aber auch diese Zereetzungsproducte können keine desinti-
cirende Wirkung auf die Bakterien ausüben, wie es der Baunigarten'sche Versuch
beim Meerschweinchen zeigt, luid es ist daher nur die Annahme mriglich, ilass djis
in den Stoffwechsel hinein gezogene Jodoform durch eigenartige Zersetzungsproducte die
[Jodoform
— 72« —
iix'iischlirlui Zclltliätigkeit (lorartif? kräftigt, ilas» ilit- dt
biicillen beim MuiiKi-heu verhindert wird, eine Thatsache, die
zu beweisen ist, da die Zellen der Meerschweinchen und '
Höhe der Entwickliingsfähijrkeit Anspruch haben wie die M
normalen Zustand Resistenz gegen den Einsn"iff des Tiihi-rkelli.i
hat sich beim .IcHldfnmi in definitiver Weise gezeigt, dass >
suche weder im pusitiven noch im negativen Sinti» für therapeatischu i*diliBäi
rungen altein entscheidend sein kOnnen.
Dass eine bei der Zersetzung des Jodoforms immer eintretende JodlnUu«
den jfanzen Heilungsverlauf von Wichtigkeit sei, Ist durch die ünterrnfhutfa
de Ruyter luid Behring wahrscheinlich gemacht worden, da dx=i Joil ai»' j
wechsel[>roducte der Bakterien, wenigstens ist dieses von dem C.iili- ijn
worden, unwirksam macht. So erklärt es sich auch, da.s!> <' -a
Kiter zugesetzt, bei welchem auch ohne Zellthätijrkeit eine .Ii- lUri
den I'aulnissgerueh verbindert. D:»ss die .lodwirkuiig übrij;
di-iide bei der Wirkung des Jodofonns ist, geht auch daraus liervor, da» tarl
anderer chemischer Körper, welche zu der .lodabspaltung führen, l)i.sbi-.r iidl
dem Jodoform zttkonmifude Wirkung gezeigt haben.
Das .)odofonn hat daher mit Recht in iler chirurgischen B.>'imi.iIi^ii;- •■
Platz behauptet, nicht blos als Verbandmaterial bei tuberculösen (■■
auch zu Injectionen, und die Kmpfeblung von Bruns, diese MetI
luid wirksame Behandlung der tuberculfison Absccsso und Gelerikr'!
nutzen, besteht zu Recht, ebenso die 5u.ssere Anwendung bei Svj
Aiiwenduns: sti'lit entgegen, dass das .lodoform sich durch den I.
rfitit und die Patienten iiiciit verratben lassen wollm, das« sie diese«, lu wiar:
Wendung aucb di'u Laien bekannte Mittel innerlich gebrauchen.
l)eu unniigenebnicu (■cnicli kann man leider nicht ganz verdecken: viit^eitU^
sind als Di'SDdorirung.'iniittel: <
Acidum carbolicum O.Sproc.
„ ciimamylipum
SOproe,
BaLsiimum pcniviamim
Campiinra
Carbi» e ligiio
Coffea tö.sta 25 proc.
Cumarin 10 proc.
Kaba Toncae
Fructus Foeniculi
Meuthfiliim
Moschus
N'aphtalinum 1 proc.
Oleum Auisi
„ Berganidttae
„ Car)ophvllonim
r Citri
, Foeniculi
Oleum Xmithar ;i
Neroli
.'^Msatru
i'it liquiila IprwL
Terpineotum
Thymoluin !
Tinctura B. •
Vanillinum lof'-
Zincum olrinictus.
Bacilli Joiioforiiiii, Craynns d'iodolorme Ph. Gall.: Jcl
arabicum 1 werdun fein gepulvert geiniüclit, mit Wasser und ■
massc angcstossea und zu .Stäbchen ausgerollt.
Col lodium Jodoform ia turn .lamcs: Balsaiuiim peruTiauttm, Suk'
vcratus, .lodoformiiim » 1,0, Collodiura elasticum 17,0.
lilobiilu.s Jodoformii Purdoti: Jodofomiium 1, Oleum* Cacao i5,
Als .'\nodynum.
Linimcnturii ad pcrnioues: Jodoformium 2, Aether 10, OUnn
Spiritus dilutus 20, Glycerinum 10.
Oleum jecori-s Aselli jodoforraiatnm: Jodoformium 1, Oleum
200, Oleum Anisi 0,5. Dosis 2—3 mal täglich 1 Esslöffel.
Oleum Jodoformii Ph. llisp. Jodofoimium 5 werden in Oleum Amypfalö*'
kalt gelost, nach Zusatz von Oleum Amygdalarum .-v<etberoura 0,45 filUat
l'ihilae an tirhcumaticae Purdon: Jodoformium 2.5, Frmim »iart
Succus Liquiritiac 4,0, Afjua q. s. ad pilulus 5Ü. Dosis if,:-'. ' ' ^ '
l'ulvis crrhinus contra ozaenam Letzcl: Jodoformium 2, '
Fructus Anisi, Fructus Foeniculi u 1,5. Schnupfpulver.
.Sohitio Jodoformii aetherea Gubler: Jodoformium 2, Spiritos, Aelbtriai'
Aufstreichen bei (lichlknolen.
Suppo.si loria au tihac morrhoidalia Purdon: Jodoformium 2Ä OIM
40, Cera flava 5. Fiant suppositoria X.
Suppositoria Jodoformii Tb. Brit. Jodoformium 2,33, Oleum Cir-
geschmolzen. Nach dem Erkalten theilt man die Masse io IS Ti-
Tinctura Jodoformii composita Roo: Jodoformium 0,4. Killutn ju
itlycerinum 20,0, Oleum Foeniculi guttas 30, Spiritus 60. DiAiii ^
15 Tropfen bei Drüseutumoren, Dysmenorrhoe.
Vöaoronn
loflophpitinj
nu
»bc
t .
Trochisci Jodoformii: Jodoformiuin 5, Haocharura afbutn 100, Oleum Meiithae pi-
peritae guttae 3, Tragacanthum 0,25, .A<iu.i glycerinata q. s. ad trocbiscos 100. Jedes
Stück cuthält 0,0.5 Jodoform.
Ungucutum JodDrormii T'h. U. S.: Jodoformiuni 1, Adeps benzoatus 9.
Unguentuni Jodoformii compositum: Jodoformium 5, Extractum Conii 2,5,
Acidum carbolicum guttae 10, Unguentuni lunicns 30.
Unguentiim Jodcformii Form. Mag. Berol.: Jodoformium 2,5, Vaselinum ameri-
canum ad 2.5,0.
Injectio .lodoformii Thomann: Jodoformium 6,0, (ilycerinum ad ccra 20. Eine
Spritze = 0,3 ! Jodoform.
Jodoformium bituminatum, eine .Mischung von Jodoform undTheer, bildet durch-
scheinende, glimmerartige .''chuppen mit Theergeruch.
Jodoformgaze Wijlfcr: Mit Kolophonium 60 in 94pror. .Mkohol 1200 werden Gaze
G m getränkt und uach dem Ausdrücken noch feucht mit Jodoform 50 bestreut.
Vasogenum jodofurmiatum: Jodoformium, Eucalvptolum u 1,5, Vasogenuiti 97.
Ersatzmittel für Jodoform:
Dijodoform, Tetrajodaethylcn, CjJi, mit 95,49 proc. Jod, geruchloses, gelbes Pulver,
Jnnlüslich in Wasser, löslieb in Alkohol, .\ether, Chloroform. Zersetzt sich om Licht.
Jodnformin, Verbindung von Jodoform mit ne.xaniethylentetramin, mit 74 pGt. Jodo-
'form. Weisses, geruchlose»: Pulver, am Licht und durch Einwirkung von Säuren und .Mkalien
Jodoform abspaltend. In Wasser unlöslich. Schmp. 178" unter Zersetzung. Wirkt stark gra-
nulationsanrogeiid, Dosis 0,25! pro dosi. 1.2! pro die. Zu Pulvern, Salben, Bougics.
Jod- Jodnformin, hellbraunes, bei 200" schmelzendes Pulver.
Jodoforms! (Eichengrün), citronengelbes, leichtes, geruchloses Pulver, löslich in
bcissem Alkohol, unlöslich in Aether. Schmp. 128".
Traumiitol, .1 odo cresine, mit 54,4proc. Jod, eine Verbindung von Kresylsäuro und
'Jod. Vioiettrothes, amorphes, feines, geruchloses Pulver, in Aether wenig, in Chlorofonn,
Schwefelkohlenstoff und Alkalien löslich.
IKk.ijtxloforin. Ha ihm Joflofiirni nicht ."useptiscb i.st. so ist i>s r:itirtncl], ihm
eiiu> .Sulist:ii)z ztizufügcn, weicht' <•.';, nhiif sfini> F2ijji"risch:ifton zu l)C('iiiträ<-iitii;eii,
asi-])tis<'li luiu'lit. Dieses ist htnin i'^kajodornnii in si-lir imiktisclier Weise freschelien.
Kk;ij<ul<ifV>riu ist eiiir Miseliunj; von Jodoform mit l'ar;irorm. Ks i.st absolut steril
und besitzt das B:»kterien\v;wlustlium lieniiin'n(l(> Kigcnschaften {(iitttstein). Das
Ekajoitoforni ist reizlos nnii beseitigt sclnu'II die Kiterung (Tlniuiai la). Die An-
weiiduiio; geschieht wie beim Jndufomi. liebkeicii
Jodol, Tetrnjodpyrrol, CiIjNFI, ist ein krystallinisches, gelbliches, gcruch- und geschmackloses
«l^iilver, welches in fetten Oelen, Aether (1:1), Alkohol (1 : .S), Wasser (1 : 5000) löslich
^Mst. Aus alkoholischen Lösungen wird es durch Wasser gefällt, durch (ilycerin nicht.
^1 Das Jodot wurde von Mazzoni als Ersatzmittel des Jodoforms in die Praxis eingeführt,
^Bda es weniger giftig, geruchlos und ebenso wirksam wie dieses sei. Die Tbier^•c^suehe
^|(Marcus) ergaben, dass die Erscheinungen bei vcrgiftefcu Thieren, Temperaturabnahme und
^Hallgemcine Lähmungsorscbui<iungen, ebenso wie die Sectiousbcfunde, Vcrfettuugen von Leber,
^VEerz, Niere, denen bei Jodofornivergiftung entsprachen. Die tödtliche Dosis des Jodols ist
^■1,09 g pro kg Thier. Es wird ebenso langsam resorbirt, wie ausgeschieden, und zwar als Jod-
^fkali, denn noch nach 5 Wochen zeigte sich im Hani Jod (Marcus). Die Anwendung des
^■Jodols ist empfehlenswerth in allen Fällen der Wundbehandlung, in denen man Jodoform
^Bl)enutzcn kann. Es regt gut Granulationen an, beseitigt üblen Geruch und bildet mit dem
^■Wundsecret keinen Sc"horf, es kann daher auch mit Vortheil zur Behandlung von Schanker-
^Bgeschwürcn benutzt werden. Bei brandigen Geschwüren ist es nicht empfehlenswerth. Als
^Brecht wirksam haben sich auch parenchymatöse Injectionen von Jodol 1, Alkohol 16, Gly-
^■xerin ad 50 bei fungösen Erkrankungen erwiesen. Auch zu Einblasungen bei Larynige-
^Bschwüren, bei Rhinitis atrophicans, bei gummösen Geschwüren etc. ist es mit bestem Erfolge
^pbenutzt (LubÜDski und Seifert), auch in Form eines Schnupfpulvers mit Menthol und
^■Borsäure bei hartnäckigem Schnupfen. Von Pick wurde es empfohlen zur Bestreuung von
^BKondylomen uod in Lösung auf Tampons zur Behandlung der vaginalen Blennorrhoe. Innerlich
^mrurde es in Form von Kapseln oder Pillen zu 0,25 — 0,5 pro die als Ersatz des Jodknlis ver-
^Kordoet, wenn es auf nicht zu intensive Jodwirkung ankommt (Seifert und Pick). Jodol-
^Metherspray und Jodolcollodiuni sowie Jodolsalbe mit Lanolin nimmt man 5 — lOpCt. stark.
^■Zur Herstellung von Jodolgazc benutzt man eine Lösung von Jodol, Kolophonium, Glyccrin
Hm 1, Spiritus 10. Zu Einblasungen empfahl Schäfer das fein krystallisirte, weisslich-golbe,
^1 staubähnliche Pulver, das sich nicht zusammenballt.
B FRIEDLAKHEB.
^pdophenln, Jodpbenacetin, Trijodphenacetio, wird durch Fällen einer Lösung von
^BPhenacetin in Eisessig mit Judjodkaliumlüsung iu chocoladenbrnuuen Kr}-stallcn erbalten.
nbfall uutcr Scbweiss, obne dass ScliSitetfrost folgi (Münze!
UDd SpHtfonncn der Lues hat es gute Dieosto geleistet. 0,5 — :
-latal«
Jodgaeore, Acidum jodicum, JO^H, wird hergestellt durch T.t'
S.ilpotcrsäure, weisse durchscheinende sechseckige Tafeln, kaum
in Wasser hat einen sauren, etwas herben OesehmacV. Sehr ch >
ist die Reaclion mit Jodsal/.cn. .Jodkrili-Verbindungen und Jodw
conceutrirter Lösung sofort Abscheidung von .lod.
HJO, + 5JH = 3H»0 +
GJ
Jod
Es gelang, die Abscheidungsgeschwindigkeit zu messen (Laadolt). DiMcrTa
nutzt worden zur Demonstration des todtcn Raumes bei cli. ' '
Die JodwirVung ist bei der internen Verabreichung b'
töscn Injectionen in den Kropf hat man 1:50g benutzt, i — •.■ .•..•m. ^ui
sind selbst bei CocaTnzusntz sehr schmerzhaft. Die Säure sp»lt«t mit
Speichel, Eiter Jod ab. In Folgj; dessen wurde die Jodsäure als Aetzsti
coniprimirt) bei ülccrationcn der Schleimhäute, des Penis etc. mit Krfi>lg
zogen. In Hnselungen lOproc. Lösungen. Ebenso Salben in Nasir, Ketill
muttcr 1 : 50 Lanolin. .\uch als Mundwasser 0.1 pCt. zum (Turgeln.
In äluilicher Weise ist Natrium jodicum zu benutzen. Zu vermeiden ist di» g>Wf
vcndung von Jodsalzen und Morphium, welches auch Jod su stürmisch im Ornnisai:!
u
Jodtrichlorid, JCIj, eine leicht zersetzlicbe Verbindung von Jod mit Chlor, ist «a «
tUichliges Pulver, das in W,isser und Alkohol löslich ist. Es wird, bcsonden ia
Autisepficum angewendet und zwar meist in l'/ooiger Losung. Sein flauptgcbkl
kraukhciten und die (ionorrhoe. Bei Laparotomien h.it es häutig in der Lösnog l
Wendung gefunden. Seiner allgemeineren Anwendung in der Chirurgie steht
entgegen, dass es die Instrumente angreift. Innerlich ist es bei 7,entUatpf
Magen gegeben worden. Die Maximaldosi.s ist 0,01 pro dosi und 0,06 jtro Ar.
Judwasgerstoflliiiare, HJ, farbloses, stechend riechendes, an fciicbt«r Luft DiaifA
stark saures tias, entsteht hei Einwirkung von Jodphosphor resp. Pbosplior oad J«!
PJj + 3H,0 = HjPOj + 3HJ. - PJs -f ölUO = H,PO« + HiO +5BJ
oder auch durch Einwirkung von Jod auf sehwelligsaure oder uiiterschveiiigsaurT »
Wärme. Das Gas hat das speeif. fiew. 4,3757, ist leicht zur Flüssv.-' Hirfc*
— 51° zu einer eis,-irtigcn Ma.sse erstarrt. In Wasser ist es nus,-
üie wässerige Lösung wird durch Einleiten des (i.Tses in Wjiss'"- •
von Schwefelwasserstoff in Wasser, welches Jod suspendirt en;
2HJ -f S. Die concentrirleste wässerige Säure, durch Sättigen I .
(icw. 1,99 bis 2,0, raucht stark an der Luft. Beim Destilliren gii'
gas ab, bis der Procentgebalt an dieser 57,0 beträgt, dann geht .:
«utnittknt btri 197° iihgr- Higcalho Saiira vnm «npwf Gern 17 »i»M;H ^.iv <■■>(< h»l B
■ "-'1,
rohannp.sia
— 731 -
Jncken]
»«Unden mit «iner eioKigtn eentralKestollteD woiblichen BlBthv in jeder Theilcjmi. Dio in itronsD ■tsiormcht-
Vtigeu Frachten Torbuiden«n Hamon sind fettreioh und ein dorn Rieious alinlichf«! l'urüirmlttel,
Johauuisbad, Wildbad und r.unknrart in Böhmen, am SUdabhange dea Biessngebirges 6&5-7M n hoch gescbltit
gelegen. Die 200 wamie iiuliirererite Quelle wird innerlich und iunerlieb gflbranebt, aneMrdem ist ein alkalisch-
ealinisober EiseneluerlinK Turlianiti<n.
W.
JohanuUbeeren, die Beerenfrüchte des Johannisbeerstrauches Ribes rubrum und nignini, cnl-
halteii Wnsser 84,8. Stickstoffsubstanz 0,5, freie Säure 2,2, lüsliche Kohlehydrate 7,3, Ilol»-
foser luid Kerne 4,6, Asche U,7 pCt. Die StickstofTsubst.mz besteht zumeist aus l'flanzen-
■ftlbuinin, die Säure aus Aepfel- und Citronensäure, theils frei, theils an Basen, zumeist
Kali, in Form saurer Salze gebunden, die löslii-hen Kohlehydrate aus Deitrosc, Lacvulose und
■ etwas Kührzuckcr, daneben Dextrin und I^ektinstoffe. Der Gehalt an Säuren und Frucht.iether
, erklärt ihre erfrischende, kühlende, durststillende Wirkung. Der gezuckerte Jobanuis-
^^eersaft enthält Was.ser 4G~50, Zucker 49—52, freie Säure 1 — 2 pCt. Die Ph. Austr. cnt-
^Dlält Sirupus Rihiurn, die Ph. Gall. Sirop de grosscille.
^f KUNK.
^■cken -spiolt iiiitTT den bei den Hnutkrnnkbüitou vorUandonfri Symptnnifti die wesent-
H lii'hstc Riillt'. Es ist nicht nur iinifcmeiu l.l.stig, .sniideni kann auch ciniMi beduiik-
liclipii (imd von Nervosität und Stilrung des Allgeincinbelindcns hervorrufen. Eine
Wfilere Ucdeutuiig erlangt es dann, wonn d;i.s in Folge di-s Juckreizes vurgennmniciie
Kratzeil die örtlichen Kr.inkheitsei-sclieinungen verschlimmert. An die Kranken ge-
riclitete Mfdiiitmgen nicht zu kratzen sind fast immer erfolglos. Es ist nicht einm.'il
nützlich, solche Kranke gewaltsam, durch Festbinden der Münde u. s. w.. ;ini Kratzen
vei'liindern zu wollen, lalls man nicht zu gleicher Zeit für ilindening des Juckreizes
bsellist soi-gt. f)ie nervöse Erregung wird durch solche gewaltsamen Maassregcln meist
Inur noch gesteigert, l'ebrigens kratzen sieb sehr Viele nur wührcnd des Schlafes
lin Folge eines unwillkürlichen Kefle.\acte.s.
Eine :i\[p Arten des Juckens treffende Behandlung giebt es nicht.
)er'l'liefa[K'iit hat in jedem Falle die Ursachen festzustellen, deien man folgende kennt:
1. verschiedene thicrischc I'arasiton, ningcn sie wie Flöhe, LäiLse, Raupen
»orübergehrnti imIit, wie die Scabiesmillie, danei'nd die Haut zum Aufenthalt wählen.
fOft schliesst sich diesen eini" nervö.se In'italjjlitiit :tn, die ein Fortbesteiien der
Krankheit vortäuscht; eine oft schwere hifl'cn'iitialdiagnose, namentlich wenn eine
vorausgegangene Scabieskur nicht gründlich genug ausgeführt wonlen ist; 2. eine
Gnippe von pflanzlichen l'arasiten, welche durch ihre Ansiedelung in den
obersten Hautschichteii mehr oder weniger ausgeprägte entzündliche Alterationen
beilingen. Hierher gehören: a) die verschiedenen Fonneii der Trichophytie, hin und
wieder bei starkem Schwi'iss Pityriasis versicolor und l-'rythrasma, b) die Pityriasis
rosea Gibert, c) die oberflächlichen Derniatitiden (Neisser), welche Unna seinem
„Eczema seborrhoicuin" zun'chnet, d) einige Arten der „Gewerbe-Ekzeme", e) schliess-
lich die im Prornption.sstadiinn oft sehr stark juckende „Psoriasis", die am best«<n den
Itennatomykusen angereiht wird (Neisser); 3. alle Hautkrankheiten, bei denen das
Jucken als Sym])tom dt'>i örtlichen, durch irgend welche Urs;ichen entst.indenen Krank-
heitsiirocesses anfziila.ssen ist: die (.'las.se der Ekzeme oder besser der ekzematösen
AfTiM'tiimen, ferner die verschiedenen Formen des Liehen ruber, frische Stadien der
Mycosis l'nngoides, eine Anzahl Pemidiigusfornien, specicll die Duhring'sche Dermatitis
herpetifiirmis u. s. w.
Eine andere Form stellt dasjenige Jucken dar, welches ohne jede nachweisbare
Verttnderung der Haut sich einstellt, demgemäss am meisten das Wesen einer reinen
.Sensibilitätsneurose, einer essentiellen Paraesthesie , darbietet. Freilich finden sich
IHautveränderungen bei solchen Patienten, sie sind aber nur Folge des Kr.itzens:
LErosionen oder Excoriationen, die bisweilen bleibende Veränderungen, Pigmcntationen
lunil Narben, zurücklassen. Diese Form des Juckens nennen wir Pruritus. Specielle
iPruritusfonnen sind: a) Pruritus senilis, vielleicht bedingt durch die senilen Ver-
pEnderangen der Haut, b) Jucken, das bei gewissen Individuen regelrnJUssig zu be-
I stimmten Jahreszeiten sich einstellt, Pruritus liiemalis u. s. w., c) Jucken erzeugt
l durch ;iljnorme, in die Circniation gerathene Stoffe in Folge von Irritation der
Seripheren Nervenendigungen. Bekannt ist eine derartige Aetiologie bei einzelnen
leilicamentfn, wie bei Morphium, ferner bei Diabetes und Icterus. Möglicher Weise
l«.\istiren auch andere, durch Autointoxication vom Darm her erzeugte Pruritusformen,
die fiel
gilj.iri|
, i.oral
\-on dem Grade des Kr.itzens, sodass
arteficielle Folgeerscheinung aussieht.
Eine sichere Entscheidung, \v:inn iind wie weit wir es In <He««r
heitsgruppo mit primären Hautknuikheiten oder mit primärvti und
Neurosen, mit secundären 1 »eniiatosen, zu thun haben, ist vor der Hanit
Am khirsfcn ist dieses Verhältiiiss vielleicht bei der Gruppe der l'rtifi
ihr nahestcbendeti Strophulus iiifaiitium, welche wohl jedenfalls .-ils i-iiiL-
sensible Neurose aufzufassen ist. Natürlich iiiilss; auch für ''
noch ein weiteres aetiologisches Moment gesucht wertlen. J-.i
(iruppe der urticariellen, d. h. vasomoti>risch -sensiblen Neiiruscu
Hehra, .sowohl in ihrer typischen, wie in ihrer atypischen Fnrrn.
Neurose der Haut, bei der freilich ein ganz bestimmtes cliar
Krankheit zukommendes, cuUines Krankheitsbild mit gesotziu,^ ..^
entwickelt (Neisser). Verwickelter aber ist die Frage nach dem VerhäJtii
nervöser Irritation und Hauteniption bei einer Reihe von [)orniatosen, die
wegen ihrer äusseren Erscheinungsweise als Ekzem bezeichnete. Die
Schule will statt dessen den nervösen Charakter des ganzen Leiden« in
gruiid stellen und die ganze Gruppe, unseren Pruritus un<i Prurigo iub«
weilcr als „NeurodiTmitis" oder als „pruriginö.se" Classe aiifTa^en ud4
indem sie die urticariellen, papulo-vesiculö.sen, lichenoiden und <-kii
feslatioiicii als nebeiisrichlicl\e, banale Hautsymptomo der allgn
hiiisteltt: eine Anschauung, die bei weitem über das Richtig!-, w :i
wei.se steckt, hin;ius-*chiesst (Neisser).
Mag aber Auflassung und Bezeichnung sein wie sie wolle, unti-r allen
hat der Arzt dem (lesamintstatus emstlichste Beachtung bei der Behandluu^
l>io Thenipie richtet sich nach der ('onstitution, nach «Jen Kmähningsi«
etwa vorhandenen Anomalien der Magen- und Hannfunction, nach den Mi
verhäünissen, schliesslich nach Benif, TemjHTameiit und den) nervü
krankten Individuums. Daher spielen Veriinderungen der Leben.sweise, di
des .Aul'ciitlialtsKrtes, kurz eine Art psychischer Behan<ilung, eine grtwi*
Beh.iiuiluiig in Badeorten, vielleicht auch in geeigneten Anstalten i:<l
Grinule der häuslichen selir häutig vorzuziehen. Hand in Hand damit
fehlen darf aber eine sorgfältige Behandlung der Hautlaetiionen.
Ketrefl's der specielleii Therapie seien nur einige allgemeine Gmoh
geben. Bei Erkrankung oder gestörter Function eines anderf" Or-n
i)arm (Band wurm), Leber, Niere, Uterus, Urethra, isit eine
einzuleiten. Biswt'ilen nützen allgemeine diaetetische und baln. ..i.ri;i-.
ßeriicksichtigung erfordert eine krankhaft gesteigerte, bisweilen erst
langes Jucken und t^clilaflosigkeit erzeugte Nervosität. Warme B&der,
ICkPTI
— 733 —
JnyrlAns]
iTlivinol '■( bis IpCl., Karholsäuro Üpf't., Mpiitlinl 1— 3(iCt.
("hlfirnrnnii uiul Aotlipr crhölit Itisweilon ük Wirkunj', der
Dil' Bi'iinischiinp von
Zusatz von Glvcorin
[5|)('t. oder fHouni Ririni "'/jpCt. macht die Waschung miklrr und, wie es Bchcint,
ti'w. Wirkung; ftwas anhaltender, b) Als haftende Pinseliingen sind zu nennen die
alkivhfdisch-aetherische Tinehira Rusei vieinionsis iwid I,i<ju(>r Anthracis siniplex,
Fihnngen*, denen man Theer, Ichthyol, Tunienul, Menthol zusetzen kaiui; Anthra-
robiiisuspcnsion in Tinctura Benzocs 1 : 4; Tliiol-Glycerin 8 : 2; Schiittelmixturen
von A(|ua C'alcis, Ai|iia Amypdalarum amararuin und Glycerin i^, oder Glyeerin,
Aijua destilhita, Flores Zinei und Talcum venetum «, denen man liiijuor Carbouis
uletei^ens 10 bis "iOpCt., Ichthyol bis lOpCt., Oleum Tumenoli fi bis lOpt't. beimischt.
Ic) Vielen Patienten ist statt der trocknenden \Va.srluiiigen und Pinselungen eine Kin-
fcttung (namentlich bei altfn Leuten mit fettarmer Haut) zu empfehlen. l)ie Con-
I sistenz solcher Salben soll nicht zu liünnfliissip sein. Als ZusStze dienen die oben
I frenannten Stoffe, also Thymol, Menthol. Ichthyol, Tumonol, Theer, ferner /9-Naphtol,
Salicyisilure, eine Verreibung von t'hloral nnt Kampher und Menthol u. lUpCt.
davon zur Salbe. Als Pastengrundlafjen empfehlen sich 1. die Lassar'sche Paste
oder 2. eine etwas zähere, weniger trocknende Mischung, z. B. Zincum oxydatum,
' Amylum, Lanolin, Vaselin u oder 3. eine schneller trocknende .Mischung, Zincum
oxydatum, Amylum, Unguentum leniens, Vaselinum ü, denen die obigen Medicamento
zugesetzt werden können (5 bis lU pCt). Auch wasserhaltige Salben*, Kiihlsalben,
unter Zus,atz von ,\i(ua Galeis, Li<[Uor .Mununii acetici erweisen sich nützlich. Wichtig
bei localer Therapie ist die Erzielnnj; vollkommenen Luftabschlu.sses, resp. Venneidung
jeiles Tem|)eraturnech.sels. Dicke Watteverbände, feste Kinwickelungen, Zinkleimbe-
Ipin.seiungen, Bestreichung mit Casein.salben und den oben genannten trocknenden
[ Mischungen sind daher oft von überraschendem Erfolg,
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NEISSEB.
landaceac» rUtiizcnrimilic >u.'< der dlkotjlon Ordanng der Amenttee*«'. rmfutl ptva 30 Artoa llluni«
viiTi lunift ai)!;o1inlicbor OtI^bsp und b»rteu NiitxboUe. BUtter oft anpaarif^ g«Hedert, oboc NebonbUUor. RlQtbvu
moaooeisob Torthetlt Der unterstlndiKO Fruchtkooten wird lu einer einsamigen Steinfrnehl mit flelsohiicem oder
klappig aurMpnogPDdom Eptkarp. Der Same idt eij(»Dartig bnckelig-hUokerig. Der Steiiikem (die .Naia") lal
UDVüllkoiumen zweineherifr. Hidrber die Gattiinpcn .taglans, Carya and Pteroearjra.
laKlftHB L. Pflaniengattunt; aus der Fam. der •Taglaiiilaceae, mit 7 oder 8 Arten auf Ai^it^n, Nordamerika, Bo*
IJTia unil Jamaika bescbrtukt. BSume mit amroatisüb-bariiger Rinde und Tie1jochif:v*n FiederbUttcm. tieiienn-
iA^'icbuet durch die SteinfrUehte mit unregelmHseitj; sirh Tom Kern (der ,Niuii;'') Ioi«lil8endem Epikarp. Der Kern
rundlicb bi-t llnttlicb, grooR. der LInge nacb Ton GefbtsbQndehMndrfleicen nnregelm!ts«ig notzig geädert. J. regia
L-, der WaUnuKtii)aara, bis 20 m Höhe erreichend, meist kurziitKramig mit dohOner, breiter Krone. Die Samen sind
sehr fettrejcb. J, cinerea T,.. eine nordamerikanisehe Art mit beiderseite grauhaarigen Blattfledem und sehr
rauher, srbwarxlirber, unToUit&ndig 2 fächeriger Nus«. J. nigra L. ist eine nordamerikanfaebe .\rt mit onTollstSodig
Tierfltohertgen Nllasen mit rauher, sehwaner Sehale. H.
Cortex fructus Juf^landis, Cortcx oucum Jughindis, Putamina nucum
Juglandis, Broiix de Noii, Pcricarpo de Noyor, Butter nut Bark Ph, G. I,
sind die äusseren Fruchtschalen der reifen Früchte von Juglans regia. Beim Trocknen färben
sie sich schwarz und büssen wesentlich an Gerach und Geschmack, sowie an färbender
Kraft ein. Sie enthalten Nucitansäure, Juglon (Nucin), fettes Oel, Eiweiss, Zucker, .\pfel-
säurc und Fhospborsiiure. Die Wallnussschalen wurden schon im Alterthum als Anthel-
minthicum, von Mithridatcs als .Mexipharmakon benutzt und später als Pollini'sches Decoct be-
sonders gegen SA^philis; gegenwärtig dienen sie als .Amarum und Adstringens und sind neuer-
dings als wiederum sicher wirkendes Mittel gegen Scrofuloso und Tuberculose gerühmt worden,
IMan benutzt sis im Decoct äusserlich zu Umschlägen, Injectionen, .Vugcnwässcru. als Tinctur
als Haarrärbcmittel : innerlich bei Hautkrankheiten, Lues, Drspepsie im Decoct und als Spe-
cies, Dosis 1.5,0—30,0:200,0.
Dccoctum Pollini: ("ortcx fructus Juglandis 300, Radix Sassaparillae, Kadii Chinas,
Pumci, Stibium sulfuratum nigrum u 15 werden mit Waiiser 2000 gekocht. Co-
latur 1000. Tags über zu verbrauchen.
Extractum corticis nucum .Tuglandis, Roob Juglandis Ph, Graeo.: Con-
sistcnz 2 eingedampft. In Wasser trüb löslich. Dosis 0,1 — 0,6.
Gouttes anthelmintiques: Extractum corticis nucum Juglandis 8. Aqua Cinnamomi
100. 100 Tropfen pro die.
Folia Juglandis, Fouilles de noyer, Wallnut-leaves, Wallnussblätter
Ph. G. III werden in nicht völlig ausgewachsenem Zustande gesammelt. Sie haben einen
■ stark aromatischen (icruch und einen scharf bitteren, harzigen Geschmack. Sic enthalten ein
Inoch nicht genau untersuchtes AlkaloTd Juglandin, einen inosiUirtigcn Körper Nucit, Eisen
rünenden Gerbst^B' und Bitterstoff. Beim Trocknen dürfen sie sieh nicht schwarz färben,
3)e Blätter benutzt man als Adstringens in Form des Decocts zu Augenbähungeu, Augen-
0,925, bei — 25^ erstarrt es. Reizmilderudes
Juglans cioeroa L. liefert die Cortei radicis
schwachem fieruch und bitterem, scharfem Geschmack. Sie dient als vealf
tharticum. Dosis 0,06—0,8 dreimal täglich mit Milchzucker als Pulrer.
Eitrnctum oortiois radicis Juglandis Pb. U. &.: tod Coo
bis 2,0 als Purgans, 0,25—0,5 als Laiativum.
JugiOD, Nucin, Regianin, a-Oxynaphtochinon, «rurde tmJ
Reischaucr aus den reifen (frünen Walh
%\0/N Wonnen; es bildet sich durch Ojydation i»
HCr^\| \CH grünen Theilen des Wallnussbaums enthaltener.
C»H»Oi-OH= Synthetisch ist es von Bcrnthsen und
Hcl Jl Jjcii a,a3-Dioij-naphtalin durch EinwirkutiL
rrft erhalten worden. Man stellt das .1
^^ reife Wallnussschalen mit Aether extr.imr
Chrorosäurclösung schüttelt, eindunstet, den Rückstand mit kleinen Meng
aus einer Mischung von Chloroform und LigrüVu krystaUisirt. .luglon
braunrothe, beim Erhitzen dunklere Nadeln, welche die Uaut brnun färben.
Sehr leicht löslich in Chloroform und heissem Eisessig, weniger in Aether.
fast unlöslich in Wasser. Verdünnte .Mkalien und Ammoniak liefern
braune, Vitriolöl blutrothe Lösung. Mit Kupfcrncet-it in alkobolixcher Lüsun|
brori^ffarbene, metallglänzcndc Verbindung, CuCCioOsOa);, welche in
krj'stallisirt. Bei mehrstündigem Kochen mit Salpetersäure vom spcc.
.luglonsäure (Dinilro-o-Oxyphtalsäure), C^H • 0H(N02)2(COOH)3, eine Wel
.\lkohol und Aether, schwer in Ligro'in lösliche, krystallisirende Substanz.
JalapliUBi Juiep, bezeichnet eine durch angenehmen Geruch und Gesc
elegantes .\ussehen ausgezeichnete Mixtur der alten Pbarmakopoeen. Da
dem Persischen und bedeutet Rosenwasser, wurde aber später auf iuek<!ij
Mixturen, Saturationen und Emulsionen, die heutigen Potiones, übertragen.
.Tulapium salinum Ph. Dan.: Liquor Kalii carboniei 5, Aqtu '
32, Sirupus aimplex 2, Acidum citricum I. Klare, ricl freie
haltende Flüssigkeit, der Potio Riveri ähnlich.
Jnnipenis L. Pflanzengattung aus der Classe der Gymnosperraac*, Pamifl
ce;ii;, ^iisgereichnet durch die Becrenzapfeu. Alle Arten sind aromatische,^
odf.T Bäume mit dünneu, ruthcnfiirmigen .Vesten. Blütben dioecisch oder na
Die schildförmigen Staubblätter der kleinen männlichen Zapfen trugen uati
kugelige Pollensäcko. Der Pollen hat keine Flugblasen. Man unterucheidel
(s. str., Oxycedrus Spach), 2. Sabina Spach.
J. comraunis L., der Waebbo Idor, rin pjnmidkler, dnreh irini Earopa, la
breitcter Struncli mit •hstvhi'ndcn, spHi«D. itamn, g«ki«lt«n, )>llii)ioh-«<>is> ntttnitU»
im enteil Jskrn cirsnnig und grflii, im iweiten Jalire nifend und duTiu in.'.ii.. .'iivknk
etw» Ton ErbienicrS»««. J. OiyeeJrn» L-, d«r K«d«Bbrinm odw ' ' l»r. ■
fJunlpcrns
— 735 —
Junipenu]
I
1
WacLhoIdcrbcereii wirken als Diaphorelicum und DiiirRtiriim und sind ein beliebtes Mittel
bei Hydrops, worden auch hei chronischer Cystitis, Blasenliihmuiig, seltener bei Rheumatismus
und Gicht angewendet. Sie dienen als Stimulans zu Büdem und zu Räucbeningcn bei In-
rectionskrankheiten. Dosis 1,0 — 2,5 mehrmals täglich als Electuarium, Pulver, am besten im
Infus 5,0—25,0: 100,0 und als Specics. Zu Bädern: Infus von 4—500,0: 1500,0 Wasser.
Fructus Juuipcri siud Bestaodtheil des Pulvis theriacalis Ph. Uisp., der Spccies amarae
Fb. Austr., der Species sudorilicae Ph. Ital., des Spiritus Aogelicae compositus Pb. G. III.
des Vinum Scillae compositum Ph. (iall,
Spocies diureticac Ph. Belg.: Fructus Juniperi 6, Fructus Foeniculi, Radix U-
quiritiau u 2.
Spiritus Juniperi, .-Vlcoolat de Genievre Ph. (i. III: Fructus Juniperi 5, Spi-
ritus, Aqua u 15. 20 Theile werden abdestillirt. Klar, tarblos, spec.Gcw. 0,8!)5
bis 0,905. Zu Einreibungen, als Diurcticum 20—50 Tropfen.
Linimentum de Rosen Ph. Gall.: Oleum Nuoistae, Oleum Carj-ophyllorum m 5,
Spiritus Juniperi 90. Bei Rheumatismus.
Succu.s Juniperi inspissatus, Extractum Juniperi, Roob Juniperi, Wacb-
holdermus Ph. G. III: Die Colatur aus Fructus .luaiperi reccntes 1, Aqua 4 zur
Consistenz 1 abgedampft. Dunkelbraun, trüb in Wasser löslich, süsslich aromatisch.
Tbeelöffelweise als Diureticum und Diapboreticum.
Conserva Juniperi Pb. Belg.: Extractum Juniperi 9, Saccharum pulveratuni I,
werden bis zur Lösung im Wasserbade digcrirt.
Tinctura Pini oomposita Ph. G. I: Turioncs Pini 9, Fructus Juniperi, Lignum
Sassafras u 3, Lignum Guajaci 6, Spiritus dilutus 108. Brnun, aromatisch. 20 bis
.50 Tropfen mehrmals täglich als Antidyscrasicum und Diurcticum.
Unguenlum Juniperi Ph. .Vu.str.: Fructus Juniperi 250, Adeps suillus 500 werden
gekocht, abgepresst und Gera flava 80, Oleum Juniperi 20 zugesetzt.
Vinum diurcticum Ph. Belg.: Bulbus Scillae 12, Folia Digitalis 15, Fructus
Juniperi 75, Spiritus 125, Vinum albuni 1000, Kalium accticum 50.
Oleum Juniperi, Oleum fructuum Juniperi, Essenoe do Genievre, Oil of
Juniper. Wachholdcrbeeröl Ph. G. III wird durch Destillation aus den frischen, zer-
quetschten Früchten von Juniperus communis gewonnen. Es enthält zwei isomere Kohlen-
wasserstoffe C]oH]g. Das Oel ist neutral, farblos bis gelblich, riecht wachholderbeorartig und
schmeckt brennend. Spec. Gew. 0,840 — 0,90. In Weingeist trübe, in Schwefelkohlenstoff klar
löslich. An der Luft verharzt es leicht und wird unter Ameisensäurebildung sauer. Mit Jod
verpufft es. Junipeni.sül wirkt wesentlich als Diureticum, kjinn aber in grösserer Dosis leicht
stärkere Nierenreizung und Haematurio erzeugen. Es darf aus diesem Grunde bei acuter
Nierenentzündung nicht verordnet werden. Da es durch die Nieren und Lungen ausgeschieden
wird, ist es auch bei Cystitis und Broiichoblennorrhe in Anwendung gezogen worden. Der
Harn nimmt nach seinem Gebrauch Veilchengeruch an. Es wird seiner hautreizenden Eigen-
schaften wegen zu Einreibungen bei Gicht, Rheumatismus, Lähmungen und Hydrops benutzt.
Auch zu Inhalationen 2 — 5 Tropfen mehrmals als Elaeosaccharum oder in Tincturen.
Es ist Bestandtheil von ünguentum aromaticum Ph. Austr, Unguentum nervinum Ph.
Graec, Unguentum Rosmarini compositum Ph. G. IIL
Spiritus Juniperi Ph. U. S.: Oleum Juniperi 5, Spiritus 95. Zu Einreibungen
und als Diurcticum. Dosis 30 — 60 Tropfen auf Zucker.
Mixturn Kreosoti Ph. Brit.: Kreosot. Acidum aceticum cr)-stallisatum üa ccm 1,
Aqua ccm 480. Sirupus simplex ccm 32, Spiritus Juniperi (mit 2 pCt. Oel) ccm 2.
Oleum Juniperi e ligno, Wachholderholzöl, wird durch Destillation des Holzes
und der beblätterten Zweige von Juniperus communis gewonnen. Es ist farblos oder schwach
gelbtieli, diintiflüssig. Spec. Gew. 0,87—0,89. Wird ebenfalls zu Einreibungen, sowie zur Dar-
stellung von Catgut benutzt.
Chorda juniperata (Kocher): Catgut wird für 24 Stunden in Oleum ligni Juniperi
gelegt und in einer Mischung von Alkohol 90, Glycerin 10, Sublimat 0,1 aufbewahrt.
II. Oleum Juniperi empyreumaticum, Oleum cadinum,HuiledeCade, Kadeöl,
Ph. G, I, wird in Frankreich durch Schwelung des Holzes von Juniperus Oxycedru.s
gewonnen. Es ist braun bis dunkelbraun, halbflüssig, schwach sauer, riecht brenzlich und
theerähnlich und schmeckt brennend aromatisch. In Weingeist nur wenig, leicht in Aether,
Chloroform, Schwefelkohlenstoff und .Amylalkohol löslich. Das Kadeöl, welches in seiner Wir-
kung dem Theer sehr nahe steht, besitzt antiparasitäre und hautreizende Eigenschaften. Es
wird daher als .Antiscabiosum und Anthclmintbicum benutzt, steht jedoch den übrigen Wurm-
mitteln an prompter Wirkung nach. Ausgedehntere Anwendung findet es bei der Behandlung
chronischer Hautkrankheiten. Ekzem, Psoriasis, Prurigo, sowie bei Rheumatismus und Gicht.
Innerlich wendet man es zur Unterstützung der äusseren Wirkung bei llautkraukbeiten, sowie
bei Nierenkolik an. Dosis 2 — 5 Tropfen mehrmals täglich in Pillen. Kapseln und aelhcrischer
Lösung, äus.serlich rein oder in Salben 1 : 3 — 5 Fett, (ilycerin, Seifen.
[Juniperus — 736 — KaeltcBisehnf'
Kmulsio Olci cadini, Emulsion d'huilo de cade Pb. Galt.: Oleum Juiptr.
empyreumaticum 3, Spiritus, Tinctura Quillajae u 10, Aqua ad 100.
Sapo piccus liquidus, Linimentum cadinum saponatum ▼. Bebra PLKvl:
Oleum Juniperi empyreumaticum, Sapo viridis u 1, Spiritus 2.
111. Summitates Sabinae, Herba seu foliaSabinae, Herbe de Sabinier, SitIi
Top.s, Sadebaumspitzen, Ph. G. II, sind die getrockneten, beblätterten Zweigspitm tt.
Juniperus Sabina L. Sie enthalten ein flüchtiges Gel, Harz, Gerbsäure and ExtractirrÄSt.
Aus.scrdcm ein toxisches, uicht näher bekanntes Säureanhydrid (Buchheim). Die Tirhi;
des S.idebaums ist abhängig von dem aetherischen Gel. Wie alle aetfaerischen Gele vird«
durch Lungen und Nieren ausgeschieden und verleiht dem Harn einen scharfen GerucL
Kleine Dosen erhöhen die Pulstrequenz sovie die Diärese und bewirken eine Hypenesi
der im kleinen Becken gelegenen Organe, welche gegebenen Falls Abort Tcianlassen bei.
GKissere Dosen. 0,4—0,8 des Pulvers, 6 Tropfen des Gels, können Erbrechen, Durchfall, Dysait
und Haematurie hervorrufen, noch grössere führen Exitus unter Convulsionen und Coma betts
Sibina und ihre Praeparate werden innerlich nur selten als EmmenagDgum benutit, ül
die üblen Nebenwirkungen sich auch bei Gebrauch medieinaler Dosen nicht ganz veraeis
l.-i.s.sen. Ihre .Anwendung bei Leukorrhoe, Metrorrhagie, Sterilität, Gicht und Bbenmaiismiii ts
heute aufgegeben. .Xeusserlich wird das Pulver häufiger benutzt zur Aetzung spitzer K«^-
lomo, erzeugt aber zuweilen heftige Schmerzen. Im Infus wendet man es zu Mond- v'.
(Surgel wässern. Umsehlägen und Einspritzungen an. Dosis 0,23 — 0,5 mehrmals täglich 'S
l>ro (/oni. 3,0 : pro die als Pulver, Pillen, Infus 2,0—8,0 : 100,0. Da beim Lagern das aetfaeriicb
Gel sieh verflüchtigt, sollte die Droge jährlich erneuert werden.
Extractum Sabinae. Extrait de Sabine, Sabinaextraet Ph. G. 0: •ir>
braun, in Wasser trüb löslieh, von Consistenz 2. Dosis 0,025 — 0,05. 0,i'. pro iM
1.0! j>ro die in Pillen, in Salben 1 : 10.0 Lanolin.
Gleum Sabinae, Essence de Sabine. Oil of Savine, Sadebanmöl PL>'.!
Destillat aus den frischen Zweigen. Farbloses oder gelbliches, neutrale^ isa-
flüssiges, an der Luft eindickendes Gel mit widerlich s^rfem Geruch und bresaa'
scharfem, bitteren Geschmack. Spec. Gew. 0.S9 — 0.9S. In Weingeist klar Viäe.
Es enthält einen Kohlenwasserstoff C,oHm. Bewirkt anf der Haut BlaseDhiMa(
innerlich Uterinblutungen. 1.0: 10.0—30,0 Lanolin, innerlich * . — 3 Tropfen ii*
3 mal täglich in Pillen. Elaeosacchamm. spirituSser Lösung.
Pulvis Sabinae aluminatns cv. Sigmund): Alnmen nstum. CupramsulidncaBäi
Summitates Sabinae pulveratae 10. Streupulver für Kondylome.
Tinctura Sabinae Ph. Brit.: Percolat 500 aus Herba Sabinae 70. Klare, (ä-
braune Tinetur. Dosis 0.5 — 1.0 3 mal täglich. 1.8! pro doti, S.5! pro He.
U:ii:uentara Sabinae Ph. G. I: Extractum Sabinae 1. Ungnentom cerewm 9. 1
Ycrbaadsalbe für Kondylome, atonische Geschwüre.
JiT';*r:a. f-a «rT.:< V«i*B«l«r B:n*rRof. wiri 4«b S«4bs«BL wirk» ack mark 4*B EncMf!^ **
W i.-i^v-:<lf :Vf »a K:a«l»: *'»t**ritMi(*s Wkaff ii««:aaa>« iM »tOem§€htm «Mm (vkeUct kat. teitk ■■•
t— .::(*■:. H<'.\ft'.^ Mate«. i:f »f rU::3t'I««k nt^naal ira ti*nck aack VackkaM«r hi«tciTl1
J. IXCK'K'»-
Jale, Yu-.e. D^chute. i$: di« BistiJkser von Corchorus capsnlarisL. und C. olitoriaiL
'.i:o :3 v>»::si;en he'.aisoh >:::'.!. aber auch in China. Algerien etc. angebaut w«rden. äi
i':<:>:<rh: au« pr$ni::$^-hcs. hob'.es. •iickwi&digen. verbolzten Zellea mit vecfeselndem Lsa&
l"»-.-: K-*vr. ivrtc:-. *;v.i weisosli.-h-^'.b cder silbeignu. glänzend, sriir -wvich. aiaderwcnfcip
:ur.i'.;r b-.* r.-thiriur.. brichij. Sie wird dorvh .Vni'.tssAlie goldgelb, durch Jodkviki&a
iv r i^:"Jc^:. I>.: .'uti Sad-,: re:-.i ;d-r =:: latisepBschea Lcöusgea iapracguirt »um T«rt««
>;ji-.: i::r Bi-=*.".'.-; V;:we:idu:;j:. si; ia: kein sc jT."««* -\«&*agererBöges wrse £es<. i>". »bs
.:.;r,->' wsacji'rr uri "Mct: s:oh: *v' '.ii-it nsasiaea.
0::".r::r.i-:: !0 fO:." : 7:=-.;- :h'..-,-»ra= löO. A^aa destillaa ferrid* I^
■uu ■-•XV Fir :;?".;> er.".
T> r.Ti. -.i ?■;<:•,:. Lxu.r A:-=.iv.: v-e-i.-l -^V AviaSÄ». Jt:« U>X» Bj:;!.
Kir:.-.::? <-.•;: k.---.- .M.->-.:::.;r. -rr*:. ■!*). .V'.cfh-.-rria iOP. Cetawia !*•
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"-•.: .::r -'*-n.~Ti;: T'rT-;r^--~r: •^ir.r-ij: ":i:r: *J v.-a xm. grwäUaen Sabe. «■ *■
[KapItemLschunil^
— 737 —
Kaosp I
Meiiguuverhalliiis.se xwischeii Sah uud Wasser und von der Alisgangstemperatur. Nimmt man
alü Lösungsmittel statt Wasser Schnee, so erreicht man noch viel niedrigere Temperaturen,
weil die Ausgangstemperatur geringer ist und ferner weil dem Gemische ausser der Lösungs-
wärme die zur UebcrÄihruiig des Schnees (oder gestossenen Eises) in den flüssigen Aggregat-
zustand erforderliche Schmelzwärme entzogen wird. Nachstehend sollen die am häufigsteo
verwendeten Kältemisehungen augegeben werden :
3 Th. Schnee und 1 Th. Kochsalz; die Temperatur sinkt von O" auf — 210.
2 Th. Schnee und 3 Th. kryst. Chlorcalcium ; die Temperatur sinkt von 0" auf —33".
1 Th. Schnee und 2 Th. kryst. Chlorcalcium; die Temperatur sinkt von 0° auf —43°.
7 Tb. Schnee und 20 Th. kryst. Chlorcalcium : die Temperatur .sinkt von 0" auf — 55".
1 Th. Wasser 10» und 1 Th. Animoniumnitrat; von 10» auf —12".
5 Th. Wa.sser 13.6" und 3 Th. Amraoniumnitrat: von 13,6o auf -13,6".
0. Liebreich hat die Kältemischung von gleichen Theilen Wasser und Ammoniumnitrat
(zur mcdici laschen Anwendung empfohlen und eine hierzu geeignete Eismaschine für den
Handgebrauch beschrieben. Wenn mau 3 kg Wasser und 3 kg des Salzes verwendet, erhält
man mit ihr in 15 Minuten ca. 500 g Eis. Der Preis für das Kilo Eis ist etwa 40 Pf. Dies
ist zwiir Iheurer als da.s gewöhnlich käufliche Eis, hat aber gegenüber diesem den Vorzug,
dass der Apotheker auf diese Weise sterilisirtes Eis herstellen kann, was für den inner-
' liehen Gebrauch (Eispillen) wichtig ist. Auch für die Tropen ist die Methode zu empfehlen.
TH. LOHNSTEIN.
KBCIIipferi& I.. PflanzpiiüattaiiK »lu Her Fmm. dor Z i n ei be r>Q «KB", Untfrlam. Modjcli iek«. nMobHl Tnrw«nilt
<l*'T <i.itlung Curctim«'. iickenntcirhnct darob die VorlüDgerung den HiUelltaitJi^s dor ntBabb«titel in einnm
Ilcr<^«^*Mi, *J— äUiiiM^en lironbititturtitEoii An1i8nKi»eI. K. QiilAnt;« L., in Ostindien und Jkpin boimiäeh. Iif*ft>rt den
Inf(wcr Aholiebe Rtilzumn iChookuo Riilbs. Cbandr« muU. HarouU. Kftchalft-Kalftnfeu). K. rotundft L. Ostindien«
lief - — ....
krii
teil
linfert rundlitibn, kant^iherartii^ riecbondo Kbixumknollen (Bbin-Champa, Hslankaa), welobo früher mh Rhiioma Zedft*
Enthilt Cinool ond MethjlobiTicot.
M.
f ariM rolnoda« beaohrieben worden.
w
'inpfdrtdj Cp^t^if 4 H^O. findet dich neben Oalangin* und Alpinin' in der rinUnga*. Es bildet sebwefelgelbe,
llsobe NkdolD, $ebmp. 3'il — 2'J'i^ sublimirt tboilweise nnzer^etit, ist nnlOüticIi In WoAver. 10j4lic)i in Aetber und
RiwtiKiir, wenig in tiiedendeni Oblorofnrm und Benzol, sowie in kaJtem, leiebter in liedendein Alkotiot. In Alkalien
UlMt es »leb mit ^elber Farbe. Ifie alkohnlinche Ln^iinf; winl dureh EiHenehlurid ^rQn tci'flrlit, mdurirl Hilber- und
alkaliacbe KupferlONung. Durch Einwirknng von Hrt<ni ont^^toben PabvtitationHproducle, bei Einwirkant; roii Eeaig-
BAure- bezw. Benzoesftarcaubjrdrid Acetyl- und Beniu>-IderiTBte.
Bei der Oxydation mit Balpetersftare liefert Kftmpferid Anissäure und Oxalafture, h«tin Selmielzeu mit Kali
Pbloroglucin, Oxalstare und Ameiaeoatur«, mit Natriamamalgun eino purpurrothe Slor». Verdünnte Sauren sind
bno Wirkung. Klmpferld terbindet ileb mit Buea.
SPIEOEL.
Kaeso. Das Princip der Käsebereitung geht dahin, das Casei'n aas der Milch auszurällcii und
von dem restirenden Miichserum, den Molken*, möglichst zu trennen. Das ausfallende
fCasein reisst die in der Milch suspendirten Fettkügelchen meohani.sch mit nieder. .le nach-
Idem nun süsse oder saure, ganze oder abgerahmte Milch verwendet wird, je nach der weiteren
P technischen Behandlung gewinnt man verschiedene Käsearten, die als weiche und harte, besser
[als Fett-, Halbfett- und Magerkäse unterschieden werden.
Aus süsser Milch wird das CaseVn zumeist durch LabflUssigkcit ausgefällt; hierbei fällt
Isuch der als Nährsalz wichtige phospborsaure Kalk aus. Die ausgeschiedene Caseinmasse
^wird dann, ausgepresst uud an der Luft getrocknet, 2 — <> Wochen bei 13 — 14" stehen gela.ssen,
Fdabci .reift" der Kn.se und wird dadurch schmackhafter. Beim Reifen erfährt er, ausser
»eiterem Wasserverlust, eine qualitative Veränderung, die, durch organisirtc Fermente, Bak-
erien, manchmal auch Schimmelpilze, angeregt, einer gelinden Fäulniss ähnlich ist. Aus
äem Casein bilden sich peptonartige Stoffe, ferner organische stickstofflialtige Ba.sen, Leucio.
Tyrosin und Amine: But)-I-, Amyl-, Methylamin bis zum Ammoniak, der Milchzuckerrest
serfällt zum Theil in Milchsäure, die Fette in Fettsäuren, die theils durch Ammoniak, thcils
Murch organische Basen gebunden werden, daher die saure Reaction beim Reifen abgestumpft
wird und schliesslich alkalisch werden kann. Höchst wahrscheinlich sind es die abgespaltenen
flüchtigen Fettsäuren, Buttersäure, CaproDsäure u. a., denen alter Käse seinen picanten
liresrhmack verdankt.
Die .Milchsäure der sauren Milch macht das CaseVn ebenfalls gerinnen; der so gebildet«
l^eisse Käse, Quark, Topfen oder Sauermilchkäse, wird meist frisch genossen.
100 Tb. Pettkbe entbalten 36.8 Wuier. 27,2 Eiweiaa. ;<0,4 Fett. 3.6 Zuekar + Slur«. 4,1 MineralnUe.
100 . Halbfettklae . 46,8 . 27,« , 20.6 . 3,0 . , 3,1
100 . Magerkbo . 48.0 . 32,7 . 8,4 . 6,8 , . 4,1
100 . Qaarkklm , «0,3 , 24.>l . 7.3 . 3,6 . . 4.0
Darnach ist der Käse ein aus.scrordentlich worthvolles Nahrungsmittel, insofern er 25 bis
B3 pCt. Eiweiss und 7—80 pCt. Fett enthält, dabei für den gleichen Nährstoflgchalt nur
p/4— '/a so hoch im Preise steht wie z. B. Fleisch. Volleuds dem Quarkkäse kommt als Nah-
ingsmittel für die .ärmeren Volksclassen eine ganz eminente Bedeutung zu, zumal wenn
lereu Nahrung überwiegend aus den an Kohlehydraten reichen, wenig Eiweiss und nur Spuren
on Fett enthaltenden Vegetabilien besteht. Der Käse wird nicht nur im Darm sehr gut aus-
genutzt, sonderu er scheint sogar die Verwerthung der Milch und des MaLsinehles zu vcr-
0. Liebreleh, Enejklupaedie II, Band. ^•J
>f«I9U«VBI9«
XII AnnMHiMUBav vihh
durch frische Weichkäse, Enet- oder Handkäse, seltener durch sehr al'
Käsevergiftun^en in Amerika, i»o in den Jabreu 1884 und 1885 in Mj' mg
im Jahre 1387 iu Pennsylvanien einige 50 Fälle beobachtet wurden, dia
Orleans geliirbte Labkäse herbeigeführt waren. Die Verwendung verdnrben*
keit bei der Hereitung und Aufbewahrung der Käse und wohl auch dir B<^
kranker Thiere müssen als ursachliches Moment bezeichnet wer'^--' i «W.
herrscht noch Unklarkeit. Sicher ist, dass es sich um Producte b i
Aber weder ist es gelungen, einen spccißscben Microorganismus ....
festzustellen, noch hat man das coustante Vorkommen einer und derselben |
Träger der Giftwirkung nachweisen können.
Die Käse, welche die Vergiftungen in Michigan verursacht hatten.
zeigten auf der Schnittfläche opalescirende Tröpfchen, welche Mikrokokken mII
doch keine patbogenen Eigenschaften besassen. Vaughan erhielt durch An
alkalisch gemachten wässerigen Auszuges mit Aether eine in Wasser, AI
lösliche Substanz, die reducirende Eigenschaften bcsass. durch AlkaIoi'drca_
wurde und einen an alten Käse erinnernden Ueruob und stechend scharfen
Vaughan nannte diese Substanz Tyrotoxicon. Sie bewirkt in kleinen Dwiien]
gcfühl und Trockenheit im Schlünde, in grösseren Gaben L'ebelkeit, ErbrecJwi
fälle. Den gleichen Körper erhielt Vaughan aus Milch, die er mit But
ficirt und 8 — 10 Tage in verschlossenen Gcfässen stehen geli-vssen hatte. B«j_
(ielegenbeit isolirle er aus giftigem Käse ein Toxalbumin. In einem
fand er zusammen mit Perkins in einem Käse, der bei mehreren Per
hervorgerufen hatte, einen sowohl aerob als auch anai-rob wachsenden Ba
12 — 14 Stunden zur Gerinnung bringt, in Milch den Geruch nach Butt«r
und für eine Reihe von Thicrspeciea subcutan und intraperitone*! patl
welches in Aether etwas löslich, in Chloroform unlöslich ist und io ••
15 Minuten langes Kochen nicht zerstört vrird, darzustellen gelang nicht.
Deneke züchtete aus altem, faulenden Käse ein Spirillum tyrv.>geDUOi; i
rillum fand Melenohini in einem Gorgonzola-Käse. der Verdau ungsstöruogw
hatte. Dagegen konnte in einem Käse, durch den in ilamein mphren: Pei
waren und der auf Veranla.ssung Husemann's untersucht wurde, weder itt
noch überhaupt ein pnthogener Bacillus nachgewiesen werden. Hol. st erhieH
ligen Knetkäse eine Varietät eines Bacterium coli, die dem Jensec'sci
Kälberruhr sehr nahe steht oder mit diesem identisch ist. Lepierre
Schafkäse neben Leucin, Tyrosin und Milchsäure ein bitter s.-' - ' - "
lösliches, in Alkohol lösliches PtomaTu von der Formel Ci^r
schweiuchen innerlich gegeben Diarrhoe, bei intravenöser Ini.vii.,, ,,.i;;>
nungen hervorrief. Dnkkum Lsolirte aus einem giftigen Käse, der Sohl
wickelte, Tyrotoxin. ein PtomaVn mit stark redueirenden Rig^eD«chaft«A.
toiicon. welches aber durch Alkaloidreagentien gefällt wurde und
Lähmung und nach '/j Stunde Tod durch Herzlähmung bewirkte.
Die Vergiftungserscheinungen treten meistens 1 — 2 Stunden nach dem G«
auf, selten Dach der vierten Stunde und bestehen in leichteren Fällui
)lAll>irfjkr 7.iinirfk TTfrhiillroif RrhiwAkAn wfi1ftr1i«%1i nai^l) finlc^tn ITvo.. •.:a.«Iu,aJ
o«
[Kaesevergiftung
— 739 -
Kalium]
Um einu Iiifertioo des ferligeii Kib>t.'s zu verhindern, empliehlt sinli, Dach dem Vorüchlage
von Adametz, dos Abreiben der ObcrtlHchc mit Borsäure- und Milchsäurelösung.
LANOOAABD.
KAlUZOUb&dy bei Partonkirchcn iiiinitt^iii ilnr baynrUehoii Hoehalpim 760 m hoch icplni;pnitr IclimitUchpr Alpenknr-
iKiil Itii'lport mit «ler 1330 m hohoii Nebrnftii»Ult Alm am Eck. Ktimk mildo auJ Kl<^iclimiL«!<ig, <loeb Aontgpixl,
niittlprn Temperatur 6,0, im Hai 11,5, Juni 14. :t, Jali l(t,5, Aagust Ibfi, äeplembor i'i.ii, Oetober 0,9. Die Q(it*lli>ii
Kin<l tbeilrt alkalisofa-iialiuiseh, thetU ndiwefel- (10 cem Schwefolwutfierstoff) uod eiseDhaltig, aueh kumroea Muor-,
richteoiiadelbader, InhalatioDun, Hydro-, Eloktrotbermpie, Haaflage, Terrainkanin in Anwenduu|(.
wObzbvro.
Kairin ,
HO
C CH,
'
C9HioON(C2H5) ■ HCl, das saUsauro Salz des n- Aethyl-a-Oxytetrahydrochinolins,
wird erhalten durch Rcduction des a-Oijxhinolius mit Zinn und Salzsaure
und AetbjMiruug des entstandenen Tetrahydroprodiicts. Es bildet ein farb-
und genichloses Krystallpulver, löslich in fi Th. Wasser, 20 Th. Weingeist.
SPIBüEL.
Das Kairin hat als Vorläufer des Antipyrins ein mehr historisches
Interesse. 1,0—1,5 g sind beim Menschen ohne physiologische Wirkung
(Filehne); bei Fiebernden bewirkt diese Dose unter Schweisssecretion
einen Temperaturabfall bis 2", die Wirkungsdauer ist aber nicht länger
als 3 Stunden. Die unangenehmen Nebenwirkungen, wie Collapscrschei-
ouugen, sowie die Auffindung des Antipyrins waren die Veranlassung, dies Mittel zu verlassen.
L.
HC,
i/'™-
HO \
CH.
I Kairo, Hauptstadt Aeg)-ptens, 20 m hoch in unmittelbarer Nähe der Wüste gelegen, durch
Trockenheit, Wärme und Reinheit der Luft ausgezeichneter klimatischer Winterkurort. Regen
ist selten, mittlere relative Feuchtigkeit des Winters etwa 65 pCt.; die Temperatur sinkt in der
Regel nicht unter 5", Mittags etwa 20", Morgen und Abende jedoch kühl. Sehr geeignet bei
fieberfreier Phthise, chronischen Katarrhen der Atbmungsorgane mit reichlichem Secret,
Nieren-, Nerven-, Herzkrankheiten, Rheumatismus. Gicht. Üctobcr bis April.
WÜBZBUBO.
Kakothelill) C,,Ux,}ffi, + HfO, «ntutebt bei dar ElnwirkniiK voa flalp«terainr« aar Bnicin in orangegelben Rlull-
cb*>n. R« vorbindet Rieb sowobl mit Staren wie mit Baien ; doeh wvrden die Terbindangen mit emteren schon
durch Wasnr (ersetit, ed hat also mehr den Charakter eines NitrokSrpnrs als einer Baao.
HPIEOEL.
Kalium und Kalinmsalze. Da.s Kalium, K, ist ein weiches, silberweisses , glänzendes Metall,
Schmp. f)2,5" mit spec. (iew. 0,86. An der Luft oxydirt es sich schnell und wird daher unter
Petroleum aufbewahrt. Es zersetzt Wasser unter Bildung von Kaliumhydroxyd und freiem
Wasserstoff, der sich entzündet. Das Kalium kommt nur in Form von Salzen vor, am
bäniigstcn als Kaliumsilicat im Feldspath und Glimmer und als Kaliumchlorid meist über Stein-
salz. Durch Auslaugung dieser Gesteine gelangen die Kaliverbindungen in die Erde, von da in
die Pflanzen und durch diese in den thicrisnhen Körper. Letzterer enthält Kalisalze nament-
lich in den zelligen Elementen, den Blutkörperchen und den Geweben, während ift den Flüssig-
keiten die iNatronaalze überwiegen. Daher ist eine fortwährende Zufuhr von Kalisalzen Tür
den Thicrkörper uothwendig. Bei ungenügender Kalizufuhr, bei Fütterung mit ausgelaugtem
Fleisch, sank bei Hunden die Entwickclung der Muskeln, sowie die functionelle Thätigkeit der
Muskeln und Nerven. Bei vennehrter Zufuhr von Kalisalzen wird der Ueberschuss durch den
Urin ausgeschieden, bei verminderter Zufuhr nimmt der Organismus die bei der Oxydation
der .Mbuminate frei werdenden Alkalien in Anspruch, sodass das Alkaligleichgewicht sich
leicht bew.ihren lässt. Täglich werden ca. 3 g Kaliumoxyd ausgeschieden, eine Menge, die
durch den Geuuss kaliumreicher Kost oder durch Fieber auf das 3 — 4fache steigen kann.
Die Kaliumsalze, im Uebermaass eingeführt, sind ein heftiges Gift, namentlich wenn sie direct
in d.is Blut gebracht werden und haben Abnahme, dann .Authören der Muskel- und Nerven -
thätigkeit, schliesslich Herzstillstand im Gefolge. .So genügen 0,01—0,02 in die Jugul.iris
injicirt, um Kaninchen, Katzen und Hunde zu tödten, vom Magen aus sind für Kaninchen
3 g nothwendig, subcutan 1 — 1,5 g. Der Tod erfolgt durch rasches Sinken und Unregel-
mässigkeit der Herzthätigkeit, folgende Blutdruckerniodrigung unter Dyspnoe und klonischen
Krämpfen. Nicht tödtliehe Dosen intravenös injicirt bewirken anfangs Sinken des Blutdrucks
und der Pulsfrequenz, bald darauf bedeutende Zunahme des Blutdrucks und Pulsbeschleu-
nigung, die aber b.ild erheblich abnimmt. Sehr kleine Dosen führen nur Steigerung de»
Blutdrucks mit gleichzeitiger oder folgender Putsverlangs.iniung herbei.
Die Kalisalze haben ein hohes Diffusionsvermögen, wirken in Folge dessen reizend auf die
Schleimhäute, und gehen daher leicht in das Blut über. In concentrirter Lösung und grösserer
Menge dem Magen einverleibt, haben sie eine starke Gastroenteritis im Gefolge.
Die Kalisalze werden in 3 Gruppen eingetheilt und zwar: I. ätzendes und kohlen-
saures Kali. II. pflanzensaurc Kalisalze, III. mincralsaurc Kalisalze.
I. AetzendcH und kohlensaures Kali .sind die stärksten Basen, entziehen in Stt^
stanz den Geweben begierig Wasser unter starker Wärmeentwickung, zersetzen und 15*
Fette, Eiweisskörpcr und die meisten Salze und zerstören so die thierischeu Gewebe. Iti Fol
der Zcräiesslichkeit und Diffusionsrdhigkeit der Salze dringt ilie sehr schmerzhafte Aetz\i>
47*
I Kalium
— 740 —
weit in die Tiefe. Das Uowebu wird in eine graue, breiige Utsae rerwaadett, die a «i«
(esiiiü Schorf eintrocknet. Diese schwachen Lö^ungea innerlieh g^enommen aUuBgkm tt
M.igen.HÄure ab, erhöhen den Stofrum.sati:, machen deu Urin alk.\lisch, lösen einra CcbnaAa
von Harnsäure und verhindern deren Neubildung. Bei Einführung \a den Magen wird MiMtfa
scharfe Geschmack und starker längs des Oesophagus verlaufender Schmers reriptel BiM
erfolgt Uebclkeit. Würgen und d.inn heftiges, andauerndem Erbrf;cb>?a missfarbycer nil Bc
und Schleimhautfetzen vermischter Massen, zugleii'h Durchfall und Enlikschoien««. liiy
Zunge. Kehlkopf erscheinen mit gelb- und schwarzbraunen Schorfen bedeckt, dtt Scmp
und Spreeben ist sehr erschwert, dos Seosorium frei. Die Schleimhaut de« O^aofk^gm mi
des Magens ist ebenfalls mit Schorf bedeckt, letztere oft voUkomincn erweicht, sowt Ife
weilen eine Perforation des Magens mit folgender tödtlicher Peritonitis zu .^taade baat
In anderen Fällen bilden sich durch die Verätzung des Oesophagus namentlich ia uatm
Drittel so starke Narbenconstrictionen, dass eine Ernährung per os nicht möglich i<t, nal ä
Folge von Inanition der Tod eintritt. Die Schwere der VergiftungserscheiooDgcn bt «tp 4*
Quantität und Concentration der verschluckten Flüssigkeit abhängig. Als Antidote W T»
giftung sind zu empfehlen Essig, Citronen oder Weinsäure in schwachen Lösungvn, bcMtr (W-
cmuUion, Biweiss, schleimige Substanzen, ferner Eisstückchen und Narcotica.
1. Kali causticum fusum.Aetzkali.Kaliumhydroxjd. Kalr^'-'^-'t, PataM4
Lapis causticus chirurgorum, Th. G. 111. Wird meist in cvlindr ~'-äbdHi W-
wendet; sie sind von weisser Farbe, schwer zerbrechlich, reagireu stark i^..:,,:,^^, und «via
an der Luft feucht. Es wird äusserlich angewendet als energisches in dl« Tie/e
Aetzmiltel, z. B. bei vergifteten Wunden, die von Schlangen oder tollen Hundeo
sind, ferner bei Lupus, Schanker etc. Da die Aetzuog sich leicht der Fläche eaeh
muss die Umgebung der erkrankten Stelle durch Heftpflaster geschützt werden.
nutzt zweckmässig die Substanz in Stangenfonn oder die Wiener Actzpaste*.
In concentrirten Lösungen wird es bisweilen bei hartnäckigen Ekzemen gebrasek^ m
die Epidermis durch Ueberstreichen mit der etwa löproc. Flüssigkeit zu xerstöres. SrfM
nach der Application spült man mit kaltem Wasser nach und macht eine Zeit lang Ctwiaik
oompre^sen wegen der starken Schmerzhafligkeit der Aetzung. In verdünnten Löcom «M
M zu Waschungen der Kopfhaut bei .Mopecie 10.300 und zu Bädern bei Ujuit
30^f!0 g auf ein Bad bisweilen noch benutzt Innerlich wird es besser darafe
.\lkalien ersetzt; früher wurde es bei Gicht, chronischem Kheumatismos. üb
Mn bt-
Säurebildung benutzt, und zwar zu 0,01—0,1 in grosser Verdünnung und schleiaicen Td
namentlich in Form der Tinctura kalina: Kali causticum 5.0. Spiritus SO üfet
dies III et decantha. D.S. 3 mal täglich 10—30 Tropfen in Haferschleim.
a) Liquor Kali caustici, Kali bydricum solntum, Litirinra oauttii
Solution of Potasb, Kalilauge, fast iSproc. wässerige Lösung --dnl
Die klare, farblose oder sehwach gelbliche, stark alkalisch r> .. ~^l'<it ^
verwendet zu Pinselungen bei Ekzem, zu Bädern 150 — 300 auf esij H.id. m WastkofB
10 : 100. Innerlich wird sie selten gegeben zu Ü,03 — 0.5 in grosser Verdünnuag oad «U» .
migem VehikeL Praeparate: Sapo* kalinus, Spiritus* saponstas. ^
3. Kalium carbonicum, Sal Tartari, Carboaate of Potash. kohleaiair
Kali, Ph. G. III. Es ist ein weisses, kömiges, in gleich riel Wasser leicht löbliches,
lisch reagircodes Pulver mit 95 pCt Raliumcarbonat Es zerfliesst an der Luft ta
dicken Flüssigkeit, dem Oleum Tartari per deliquium.
Ausser seiner .Mkaliwirkung wirkt es diuretisch. und verflüssigt di« Seeret« der ScUä»
baut 'i " ' " -tractus. Daher wird es zu Umschlägen - "' '■ "
bei H ' '.. zu Inbalationeo bei Croup. Diphiber
innerlid; ^"gtn j>"iuiäs$lge Säurcbilduog also namentlich t-vi ,^,i< u^. i^ain-viurer Diilkiw.
chronischem Rheumatismus, ferner .\uch bei Croup und Bronchialkataniz, doch enpdeUl sd
mehr die Verabreichung des Kalium bicarbonicum. Dosis zu Augenwässcnt 0,1 — 0,5 :M, •
Inhalationen 0,1—0.5:100. innerlich 0.2—1.0 in stark verdünnt«! Lösauea in •eU«üta
Vehikel und als Saturationen. Zur Sättigung erfordert 1 g Kalium cwi«iue«ai 15 g Acrttt,
I g Aeidum tartaricum, 1 g Acidom citricum.
KaliuT' <■ 1 'V..-.r)icum crudum, Impnre P'^fa««i Peartstb, rohe Pattstfl^
Ph. G. III. I ; Ct. Kalium carbonicum, wird n h angewandt sa reiscadsD, iK>
theilcnden :. ien Bädern. Waschungen und ...... .....agn bei verschiedciMa dt^B"
sehen Hautkrankheiten, wie Psoriasis. Pityriasis, Ekaem, Acne, dann bei Kritse, lar b^
femuog TOD Comedonen. Zu Bädern nimmt man 100 — SOO aaf ein Vollbad« agfut 5— 10 c IC"
Waschungen 3—10 : 100, Linimente und Salben 1 . 5—10 Fett
Liquor Kalii carbonioi. Kalium carbanirum «olutna. Ph.G.III. Di•nl^|
wässerige Lösung von Kalium carbonirum wird namentli<b zu Satontioaea [
S.Kar':- '^ — ^ nicum, Bicarbonat« of Potasiium, »anrät kaklet
Kali, Ph. ' -blosr. dnrcbschdne■d^ in 4 Tb. Wasser Uafwa IfislialMt,
rtaginade Ki^suik^. r,> wird fast nur inaerli^ gtgtbsa, da es i—iMHi(k
ab das kahlaanoa Kali, inarrtieb aber dicMlb« wWraiig «k dtaw adgt, aha«
damag n bedatokchtigta. Maa gicbt «t vx 0,5— IjO adnaab Sglkli in Palften.
[Kalium
- 741 -
Kalium]
^
^
oder Lösung, am besten mit koblensnurehaltigen Wässeni und in Brauaemiscbuagen, 2 g mit
2 Esslöffeln Citronensaft pro die. Aeusserlich 1 — 5: 100 zu Inhalationen als Solvens und
Eipectorans und 1:50—100 zu Injectionen in die üarnblose bei Ciriesbildung.
II. Pflanzijusaure Kalisalze. Von diesen wird das Acetat und Tartrat angewandt.
Beide haben ein geringes Diffusionsvermögen und wirken daher in grossen Düsen in Folge ihrer
langsamen Resorption auf die Darmschleimhaut reizend, abführend. Da sie in medicinalcn
Dosen und nicht zu lange hinter einander angewandt keine störenden oder gar ätzenden
Einwirkungen auf die Schleimhäute haben, so treten sie mit Vortheil in allen Fallen inner-
lichen Gebrauches nn die Stelle der kohlensauren Alkalien. Sie werden thcils im Darm, theils
nach ihrer Aufnahme in das Blut zu kohlensaurem Kali verbrannt, auf den Organismus wirken
sie wie Alkalien und erhöhen die Alkalescenz.
1. Kalium aceticum, Terra foliata Tartari, essigsaures Kali. Kaliumacetat
ist ein weisses, glänzendes, an der Luft «erflicsseudes Pulrer, das in 0,36 Tb. Wasser und
1,4 Th. Alkohol lö.slich ist.
Es vermehrt die Urinsecretion und macht den Harn alkalisch. Grosse Dosen können
Durchfall und Haeraaturic herbciriihreu, anhaltender Gebrauch eine Beeinträchtigung der Ver-
dauung. Dosis 1 — 3 g in Lösung mehrmals täglich, oft als Zusatz zu Digitalis oder Scilla
bei Hydrops, ferner hei Uraten, Itheumatismus. Gicht, Psoriasis, Ekzemen, Scrofulose, Tripper,
ausserdem b(y AlkaloVd- und Jodoformvergiftung, um die Oxydation und Eliminining de« Giftes
zu beschleunigen. Wegen der Zertliesslichkcit an der Luft, wird häufiger als das Salz der
officinelle Liquor Kalii acetici Ph. G. III. verordnet, der in 3 Th. 1 Th. des Salzes ent-
hält. Er ist eine klare, farblose Flüssigkeit, Dosis 2—10 g in Mixturen mehrmals täglich.
2. Kalium bitartaricum purum, Tartarus depuratus,Croraor Tartari, saures
weinsaures Kali, Weinstein, ist ein weisses, krystallinisches, in kaltem Wasser sehr
schwer, in heissem leichter, in Alkohol unlösliches Pulver von säuerlichem Geschmack. Er
wirkt in kleinen Dosen durstlöschend und beruhigend, zugleich diuretisch und den Urin
alkalescirend, in grossen Dosen abführend. Hei längerem Gebrauch wird die Verdauung ge-
stört. Man gicbt ihn bei fieherhaften Erkrankungen, häufig mit Kalium nitricum zusammen,
als Diureticum und Abführmittel, bei nacmorrhoidal leiden mit Folia Sennae und Sulfur. Dosis
als Temperans und Diureticum 0,.^j — 2,0 mehrmals täglich, als Laxans 4 — 8 g iu Pulvern,
Lösung, Electuaricn. Dient zur Herstellung der sauren Molken*.
Aqua crystallina: Tartarus dcp. 10, Saccharum 40, Aqua fervida 600. Getränk.
Tartarus boraiatus, Kali tartaricuni boraxatum. Boraxweinstein, Ph.
U. HI., ist ein weisses, an der Luft leucht werdendes, sauer schmeckendes und
rcagirendes. in gleich viel Wa.sser lösliches, amorphes Pulver. Wirkung und Dosis
wie Weinstein, nur etwas milder.
3. Kalium tartaricum, Ph. G. UL, Tartarus tartarisatus. Sei vcgetal. neu-
trales weinsaures Kali, bildet farblose, durchscheioende, luftbeständige Krystalle, die in
Wasser leirht. in Alkohol wenig löslich sind und salzig, bitterlich schmecken. In kleinen
Dosen, 1 — 2 g mehrmals täglich, wirkt es diuretisch, in grösseren, 3—10 g, ruft es massige,
wässerige Entleerungen hervor ohne Leibschmerzen zu verursachen und ohne den Urin alka-
liseh zu machen und wird daher in kleinen Mengen als Diureticum und ^tomachicum, in
grösseren als Laxans, fast immer mit anderen Mitteln zusammen, verwandt, seines schlechten
Geschmackes wegen aber häufig durch das ähnlich wirkende Seignettesalz ersetzt.
4. Tartarus natronatus. Natro-Kali tartaricum. Sal polychrcstum Seignetti,
Tartarated Soda, Rochelle Salt, weinsaures Kali-Natron, Seignettesalz, bildet
farblose, durchsichtige, salzig bitterlich schmeckende Säuleu, die sich in 1,4 Th. Wasser zu
einer neutralen Flüssigkeit lösen. Er regt iu kleinen Dosen zu 0,5—2 g mehrmals täglich
die Diurese an, macht den Harn alkalisch, in grossen Dosen zu 15—30 g ist er ein mildes
Abführmittel, das namentlich auch bei Kindern und schwächlichen Personen gegeben werden
kann. Recht zweckmässig ist es, dos Salz in Fleischbrühe gelöst zu geben; Säuren sind zu
vermeiden, da sich sonst der schwer lösliehe Weinstein bildet.
Pulvis aerophorus laxans. Pulvis aeroph orus Seid litzensis, Poudre
gazogene laiative, abführendes Brausepulver, Seidlitzpulver Ph.
G. III.: Tartanis natronatus pulveratus 7,5, Natrium bicarbonicum 2,5, Acidum
tartaricum 2.0. Die Salze werden gemischt in einer gefärbten, die Säure in einer
weissen Papierkapsel verabfolgt. Die erstcren werden in Wasser gelöst, die Säure
hinzugesetzt und während des Aufbrauscus getrunken. Milde wirkend.
in. Die mineralsauren Salze. Von diesen kommen hier in Betracht das salpeter-
saure, das phosphorsaurc und das schwefelsaure Kali. Das erstere hat ein grosses Diffusions-
vennögen und regt in Folge dessen die Diurese lobhaft an, während die anderen beiden
schwerer diffundiren, langsamer resorbirt werden und durch den auf die Dannschleimhaut aus-
geübten Reiz ablührcnd wirken.
1. Kalium nitricum, Nitras Lixivae, Azetate de Potasse, Sei de Nitre,
Nitrate of Potash, Kalisalpeter, salpetersaures Kalium, RNO3. Die Salpetersäuren
Salze entstehen überall da, wo stickstuilbaltige, organische Stoffe in Gegenwart starker Basen
[aliunt
— 743 -
Kalium]
Ivrystalle odor Krystallinelil, Ifu-ht lilslidi in Wa.sM-r. si-liwierigcr in Alkohol. Beim
Kriiitzi'ii eiitl:1sst es den .SaiicrstolY. wfiiinMui KHliumclilorid zuriickbleilit. Der Frocess
verläuft in 2 Phasen gemäss den Gleichungen:
I. 'JKCIO,, = KCl 4- KCIO, + 20 11. KCIO^ = K('l + 40.
Knliamehtumt Kuliameliloriil R»llun]i>i>rcliturMt ädDorstofT
Wird seine wüsserige Lösung mit Salzsäure erhitzt, so tritt Chlorentwickelung
auf. Mit oxydirbaren Körpern liefert es Gemenge, welche dnrch Schl;ig oder Heilicn
explodiren. Es ist daher gro.ssc Vorsicht beim Mischen luit anderen pulvrigen Sub-
staiizi'ii .'ni Anwenden. Auch beim Krwärmen kann Explosion eintreten.
l);i.s Kaiiutnchlorat ist ein häufig gebrauchtes Hausmittel, d.-is aber schon wieder-
holt tödtliche Vergiftung erzeugt hat. liuuTlich genommen, goht e„s schnell in Harn
und Speichel über. Ks kann schon in Tagesdosen von 10,ü — 12,0 Speichel flu.<s. ikteri-
sche Hautfilrbung. Magenbeschwerden und Nierenschnierzon henorrnfen. Grössere
Gaben, 12 — 30 g. vcraidassen .Schlaflosigkeit, kleinen, schnellen I'uls, Durchfall,
Oligurie mit Haemnglobinurie und All)uminnrie. Cnma. Post mortem linilet man in den
geschwollenen Nieren die Harncaniilchen angefüllt mit Zerfailsprniiucten der rothen
Blutkörperchen. Das Klut selbst giebt dxs .Methaemnglobinspectrun». Die Blut-
körperchen (juellen auf und ballen sich zu braunen Klümpchen zusammen.
Das Salz zeigt neben der Kaliwirkung antiseptische Eigenschaften, welche vor-
zugsweise bei Mund- nnil Haclienaffectionen, aber auch bei Krobsgeschwüren, Leu-
korrhoe. Gonorrhoe Verweniiung finden. Ausgedehnten Gebrauch macht man von
ihm bei Inynctions- und Injectlonsknren zur Verhütung der mercuriellen Stomatitis.
Innerlich ist es bei Diphtherie, Cystitis und Magenkatarrh benutzt worden. f»osis zu
Mimd- imd Ciurgehviissern 3,0—6,0:100,0, zu Piii.seliuigeii 1,0 : 1(),0 Glycerin: inner-
lich zu 0,1—0.5 mehrmals täglich in Lösungen oder Trnchi,sci.
Trocbi.sci l'ot.iäsii Chlorntis Ph. ü, S.: Knlium chloricum 6,05, Saccharum
album 24,8, Tragacautha 1,3, Spiritus Limonis 0,13. Trochisoi 20.
Tablettes de Chlorate de Potasse l'b. Gall. : Kalium cbloricam lU, Saccbanini
album 90, Tragacantha 1, Tiactura BaUaaii tolutaiii 9. Trocbisci 100.
G'argarisma cum Kalio cblorico Ph. Oall.: Kalium chloricum 10, Aqua destillata
250, Sirupus Mororum 50.
Kalium permanganicura .sen hyperraanganicum, Charaaeleon minerale,
Permanganate of Potassium, übermangansaures Kali, Fb. G. Hl, bildet me-
tallisch glilnzende. schvvarzviolette Prismen, welche in 2U,ö Tb. \V.a.sser mit blau-
rother l'arbe löslich sind. Znm L'nterschiede von Kalium hypcrm.ingauicum crudnui
ist dieses Praeparat vollkommen neutral, während das rohe von seiner Darstellung
her. indem Braunstein mit Salpeter und Actzkalk zusammen geschmolzen wird, sehr
leicht reizeiul wirkt. Beim Erhitzen auf 240" wird das Permang,'uiat unter Ab-
spaltung von Sauerstofl" in Kaliummanganat und Braunstein zerlegt:
2KMnl>4 = KjMnO^ + MnOj + 20
Kftliumprrnun^anat KaliiimniKaKftiiat Mangansuperoxyd Saaerstoff
Diese Abspaltung von Sauerstofl tritt ebenfalls ein bei Berührung mit oxydirbaren
Substanzen, zuweilen unter Entzündung oder Explosion. Es iat daher das Verordnen
von Kaliumpermanganat mit organischen Stoffen, wie Zucker, Glycerin zu venneiden.
In wässriger Lösung kann bei der Oxyd.ation die Zerlegung des Salzes in zweierlei
Weise erfolgen. Bei Gegenw.art von Mineralsäuren wird Sauerstoff abgespalten unter
Bildung von Manganoxydul, welches sich mit der Säure zu euiem Mangajiosalz ver-
einigt: die Lösung wird dabei farblos, andrerseits bildet sich bei Zusatz von Alkalien
unter Grünfärbung Mangansuperoxyd.
Beide Arten der Zerlegung lassen sich durch die Gleichungen veranschaulichen:
aKMnO« = 2MnO -f K,0 + 50
Kftliurappnnaniruiat Mftnfranoxydal KkUumoijrd SkaorstofT
2KMnO^ = 2Mn02 + K,0 -f 30
KaliumpennanKaiiat ManganBiipcrozyil Kalinmoiyd SantirKtolT
Wegen dieser leichten Abspaltiuig von Sauerstoff ist d-as Perm.inganat ein guti>s
Desinficiens und Desodorans, welches die Fäulnisserreger und ihre Producte schnell
zerstört. Es dient d.aher als W.aschmittel zur D(«infection der Hände, der Genit:ilien,
als Verbandmittel übelriechender Geschwüre, zu Mund- und Gurgelwänsern, zu Inha-
lationen bei Gonorrhoe mid übelriechendem Ausfluss aus den weiblichen Genitalien.
Gute Dienste leistet es bei Behandlung (h-r Schweissfüsse, wobei es aus.ser der deso-
schwpfliger SSore leicht beseitigen. Es bildet Sieh lile
farbloses dithionsaures Manganoxyd nach der Gleichiiug':
SOO , 0\., _ SOOOv .,
SOO ''■ O/**" " SOGO/"*"
Sehwnfliice SKore Manganiaperoxyd Diiblonsaure« MAitfttaoij^
K<Dm tellDricuifl. Katin mtellurat. t«llar«anrei Kaliom, Di« «r*)is*D, ti '
Heht^tt Kryt&llp bewirken oinA VcrmiudomnK patbologisohfr Scbweiss«« Dosis O.OS vinKal '
mar 0.04. (jpgen Scbwcii^se ilor rbthiniker (Noisser).
Kalium bioxalicum. tial Acptoeellao. S(<l d'Oseinp. ox*'
bildet Ttcrsoitii;'^ I'ri^mon. lA»Hch in Wa«9er, in Wüingoist nnlnsUoh. Diu< S:.
Entoritis und Üetrilis {pueriieratis benntxt. Do^itt 0.0.^—0,3 3oial t&glich in i
Ton Ki.O— 20,0 bovirken tOdtliebe Vergiftung unter den Bneheinuuften der Tvrgilluug lait Uti
Kainiia L PHantcngattung ans der Farn, der Erieaeeao*. Cnterram. dar Rhudnraeeaa.
fKSfii' TiTwaudt. K.latirolia L., in Nordamerika rerbrettet, enlhklt Androiuc*tlu Coxiu*. Wu4|.
und Aypbilitisobe Hautkrauk lii<iteu angewandt. K. ani;ustifolia L. «nthtlt Jlff^stil*.
Kaltenlentgeben bei Wien ist durch die daselbst befindliche, von \V. \'.
gründete und noch jetzt geleitete WnsserheiUnstalt ein sehr beliebter
liegt in einem reizenden Thnte des Wionerwaldcs, begrenzt von mit Laub- uad i
bedeckten BergzügCD, die sieh bis zu einer Höbe von 600 m erheben. Reieh«
vorzügliches (^uellwasser, kühle Sommer, milde Winter charakterifiren es.
Die Wa.sscrheilanstalt, durch ihre Einrichtung und praktiüch-wissenschaftUcki
vollkommen in ihrer Art, besteht aus 4 grossen Kurhäusern und 2U Villeo. die <
räum für mehr als 350 Personen bieten. 8 für Herren und Dam«ri sepiirirte,
sanip KuiTaumc und eine entsprechende Anzahl separirtcr. ebenfalls Kur
Badevorrichtungen belinden sich in den Kurhäusern. Auch in allen «ndcr
die Kuren gebraucht werden. Einriohtungen für die gesammte bydriatische To
Bäder, elektrische Lichtbäder, Vorrichtungen für Douchemassage utid auch k^
sind vorhanden, desgleichen ein gj-ronastischcs Institut mit Zander'scben
kommen ferner Freiluftkuren und alle Formen von Diaetkuren »ur AnWifad
nähme gelangen alle für die Hydrotherapie* nach Wintern itz' Untersuchu
Krankheitsformen. Ausserdem ist für Zerstreuung und Erholung reichlicb
Kamala, Kamela, Glandulae Rottlerae, Ph. G. III, sind die duokelrotben .
Kapseln von Rottlera tincloria Roxb. Die Druge stellt ein leichtes, nicht kl»
dar von rother mit grau gemischter Farbe ohne Geruch und Geschmack. !^w ht »M
als Wasser und unliiislich. .>icdendos Wasser ertheilt ihr eine bl.i-
l'iltrat wird durch Eiscnchluridlösung br.iun gefärbt. Im Mörser zcrri
Pulver. Aether, Chlomform, Alkohol, sowie auch alkalische LCisuiigi;ii iii,luai:ii m]
reichlich dunkelrothes Harz auf. Unter dem Mikroskop erscheinen die kleinen, "^
ungefähr kugeirörmigcn Driischco aus etwa 60 keulenförmigen Zellen 2usainiue
(.'ioc gelbliche Masse eingelagert und von einer zarten Hembran umgeben
der Zellen ist schön rothbraun. Sie soll 6 pCt. Biickstand bint Je
[Kamala
— 74fi -
Kampher]
Die K.imala wird in Indien srbnn seit dem 5. Jahrb. v. Chr. zum Färben von Seide be-
nutzt. Als wunutreibciide« Mittel wurde sie erst im Jahre 1S41 bekannt.
Die phj°siologü>cbe Wirkung der einzelnen Stoffe der Droge i.'it nicht bekannt. Die
Kamala als solche erzeugt in grossen Dosen Ucbelkcit, Leibschmerzen und vermehrten Stuhl-
gang. Spcciell wirkt sie als Antbelminthicum gegen den Bandwurm. Nur sehr selten wendet
man sie äusserlich zu Einreibungen bei Uautau-sschlägen an. Als Bandwurmmittel giebt man
6—10 — 12 g der Droge auf einmal, oder in refracta dosi innerhalb 10 Minuten bis V2 Stunde
zu nehmen. Auch wird zuweilen mit Hülfe von Pulpa Tamarindorum eine Latwerge daraus
hergestellt. Ein Abführmittel daneben zu geben ist nicht nötbig.
KIONKA.
Kamphcne, Ciorfm, sind feste Terpene, die gegen 50° schmelzen und bei etwa 160" sieden,
von verschiedener Wirkung auf den polarisirten Lichtstrahl. Sie entstehen aus Terpenhydro-
cbloriden durch Abspaltung der Salzsäure, durch Erhitzen mit Seife oder Natriumbcnzoat auf
200—220" (Borthelot) oder mit wasserfreiem Natriumacctat und Eisessig auf 200" (Wallach).
Auch durch Schütteln von Terpentinöl mit kleineu Mengen V'itriolöl entsteht Kamphen (Tilden
und Armstrong). Das gewöhnliche Kampberkamphcn (Borncokamphcu) entsteht durch Erhitzen
von Bornj-lchlorid, C,oU|7CI, mit überschüssiger alkoholischer Kalilauge auf 180"(Riban) oder mit
Wasser und etwas Magnesia auf 90 — 95" (Kachler) oder mit Anilin (Wallach), ferner beim
Erwärmen einer Lösung von Kampherchlorid. CioEIioCI,, in absolutem Aether mit Natrium, so-
wie aus Borncol durch Erhitzen mit Kaliumbisulflt auf 300". Es ist in Lösungen inactiv, iu
geschmolzenem Zustande jedoch rechtsdrehend. Durch Erhitzen für sich auf 250—270", mit
Zinnchlorür auf2(X)" oder mit Phosphorsäureanhydrid oder Vitriolöl wandelt es sich in isomere
Hoditicationen um. Es riecht gleichzeitig nach Terpentinöl und Kampher.
SPIEGEL.
Kampher, K.imfer, Cninphor.i, C.-iniphre tlu .lapoii, dor gewöhnliche oder
Laurinoen-Kaniphi'r war bereits den .\rabftrn, Marco Polo etc. bekannt, scheint
in Kiiropa aber erst im TT. .I;ihrliuinlert eine weitere Verbreitung gefuiulen zu iiabeii.
* Er statiiint von Cinnamnmiiin* (I.nnipliora. Alle Theile des Kampherbaumes, be-
»gonders die Wurzeln, onthaiten rnichJicli das aetherische Kanu>lierr>l, in welchem
■ Kampher gelöst ist. Kr krystallisirt oft aus den Spalten des Baume-s aus.
H [>er „Rohkampher" wird aus Baumstücken mit Hülfe von Wasserd;unpf ge-
Bn'ounen, er stellt eine ziemlich lockere, knstalliaisch körnige, graue oder röthlicho
BM.-isse dar, welche bis zu 20 p('t. Verunreinigungen enthält, und gelangt als Kisten-
Bkampher oder Rnhrenkampher in den Handel. Der .aus eigenthümlichen G\xi-
Bkolbeii oder aus ei.sernen (iefäs.sen resublimirte und hier iwid da geprcs.ste raftinirte
BKanipher bildet gros.se, scheibennuuie, convex-coiicave, in der .Slitte durchbohrte,
■Icrystalliiriscli-krirnige, farblose, durchscheinende Kuchen: Kuchenkampher oder
■Scheihenkatnplier. Aus dem Kam|)herpiilver wird durch Pre.s,sen Kampher in
KPlattenform erzeugt.
■ Die örtliche Wirkung des Kaniphers in Substanz oder concentrirter Lösung be-
Bateht in einer ziemlich starken Heizung der H.aut und der Schleimhäute, deren Re-
^kiiltat ein Gefühl der Wärme, Stechen, Brennen, bei intensivem Kinflusse Köthnng,
Hßchmerzhaftigkeit, auf zarten H.iutstelleu sogar exsudative Entzündungen sind. Auch
■die suLcutanc A[iplication ist mit mehr oder weniger gross<'n Schmerzen verbunden.
Him Munde verursacht der Kampher sehr bald einen eigenthümlichen, anHinglicb
Berwärraenden, bitterlich-gewürzhaften, nnchträglicli kühlenden Geschmack, vermehrte
■Speichel- um) Schleimsecretion. Kr vermag wegen seiner Flüchtigkeit alle Gewebo
Haiu durchdringen und seine Wirkung, zu entfalten. Der Kampher beeinflusst da.s Pro-
■toplasma felir'nder Zellen, hemmt jedoch nur in geringem Grade die Entwickelung
Bvon .Mikroorganismen und lilhmt die Bewegung der Leukocyten. Hier.auf kann man
■die volkstliümlichc Verwendung des Kaniphers zur Unterdrückung der Miiclisecretion
Hvnd «las Zurückdrängen beginnender Eiterung durch locale Application vielleicht zu-
Rrückfüliren (Binz). Kampher tödtet jedoch wirbellose Thiere, besonders Insecten.
Kbn Magen rufen geringe Mengen (0,0.3—1,0) ähnliche F)mpfindungen wie im Munde
K^ervor, grosse Gaben (1—2 g) vcriu^achen lebh.ifte Schmerzen in Magengegend und
■Bpei.serölire, Würgen, st.irken Durst, Aufstossen, Erbrechen, Flatulenz, ja sogar
^Erscheinungen einer G.astritis acuta. Diarrhoen pflegen nicht einzutreten. Bei mit
^Kampher vergifteten Thieren kommen häufig Ecchymosen mid UIcerationen im Magen
Hvor. Die Resorption selbst i.st eine ganz unregelmässige, abh.ingig theila von dem
■Aggregatzustande, tiieils von dem Lösungsmittel. Alkoholische, besonders aber ölige
■Lösungsmittel scheinen eine rasche Resorption zu bewerkstelligen, üb bei der Auf-
Biabme des Kamphers ins Blut eine Verändertuig der Blutbestandtheito statttindet, ist
i
Kückenniarks
Aufheboiig der Längs- uad l^erleit d
Kinflussos auf die peripheren Endigungen der motorisi-in-n i-^.f^rn
krmnpii (C. \Viedeni:inn). Bei Wamiblütnrn greift der Kamplier iw
und Kleinhini, vorzugsweise aber die Medulia oiilongata aii. f'syclii
zustände stx^llen sich ein, Thiere werden unruhig, wild, mit oft iinzw
wegungon, verfallen in einen rauschartigen Zustand (\V. Hoffmannj, ja
l)ei Menschen sind zu benliachten: Aineisenkriechen, Öchwinrt'-l und
Gedankc-iifluciit. Idcfiiverw irrung, Hallucinntinneu meist ai
sucht. Bald tritt jedoch Bewusstlosigkeit ein, worauf
kurzen, unregeiniässigen Intervallen, eingeleitet dun:h Zi im
N. trigeniinus und des N. facialis, aufweiche sie bei unzur».-. ,. ..i iJ;
bleiben können (Binz), ausbrechen. Die Kretiuenz der Kräjupf»* sei
Grösse der Gabe abhängig zu sein. Zuweilen kann auf der Hi'*he di
Tod durch Erstickung erfolgen. Gewöhnlich ist das aber nicht drr
sehr grosse Dosen das Respirationscentruni lühnien. Nicht krampfi
erregen dieses Gentruni. die Athmung wird langsamer, aber be<lenl«j<I
die Menge der in der Zeiteinheit ein- und ausgeathnieten Lui'
(A. Lewin). Mit den Convulsionen zugleich geht auch an curariv;
bedeutende periodische Steigerung des Blutdruckes durch F{eizung i
('cnti-uins einher. Die Perioden sind unregelniässig. Der Ulutd
dann, wenn diese Centren in ihrem Tonus durch Chloralbydrat L
eine, wenn auch nur vorübergehende Steigerung y\. Lew in). Der Fji
Kückenniark wannblütiger Thiere scheint auch ein erregender zu s«tin, A
errcgbarkeit ge.steigert ist ((Jottlieb), und man. freilich nur an Tuben,
schneidung des oberen Bnistmarkes spontane Krämpfe in der Scbu
und deutliche Laufbewegungen in den Beinen henorrufen kann. Au \
wähnten Convulsionen betheiligt sich das Rückenmark aber nicht od
nicht dir<'ct. (ioltlieb sah Krämpfe vom isolirton Rückenmark der Sil
bei der Kanii>herwirkung nie entstehen.
Neben dem centi-alen Nervensystem uud mit ihm . wirft Jnj
das Herz beeiiiflusst. Bei Frö.schen venn;ig er, in i ■ _ rm, dj»
dann zu rhythmischen Contractionen anzuregen, wenn es durch Moscanit
stole stillgestaiulen hat. Ks handelt sich hier um eine reine Mi
(<). Heubner, Harnack, Witkowski, Wiedemann). Schon
mengen setzen die rulsfretjuenz stark herab und vermindom di* »
des Herznuiskels .sowie die l'tilsvnluniina erheblich. Für die Muskelwiriii
auch Verbuche am isolirten Froscidierzen, die zu denselben I' / (älil
ändert nichts an diesem Verhalten. Die Muskel Wirkung ^ rin
dass die Elasticitätsverhältnisse der Muskelsuhstani, altiiliclt -
- 747 -
Kanipher]
man liSiifig cim" Ciefü.s.sorwfik!rutig, was auf ciiio Lüliniiiiig i.lcr Gcfiissncrvpn-
1 liiiideutet. Auf die KörperkMiiperatur übt der Kainphcr bei Fiebenuleii so-
in grosseil wi<' in klfiiifii, nicht krampfcrrcgomlcii Gaben einen herabsetzenden
von meist nur kwM'T Hauer. Diese Beobachtinig fiitirtt- bereits dazu, iiui heim
\t anzuweruleu (Hetideii 171)2). I>ie Wärnu'ernieilrigiuig gelingt an gesunden
nn weniger leicht, sehr gut aber dort, wo durch Injeetion fauliger Substanzen
es" Fieber erzeugt wurde. Die Ver.suclu' über dio schweis-streibende Wirkung
ipiiers bedürfen noch einer Bestiitigung (M arme). Auch hier scheint es sich
,ne Krregung der iSchweisscontren zu handeln, da liei unverletzten Katzen an
Pfoten iSehweiss auftritt, d(T aber dort unterbleibt, wo ein Ischiadicus durch-
n ist. Kxpertmentell unerwiesen ist die Annahme, dass die Secretion der
iaisch leimhaut durch Kampher erhöht wird. Da.s-selbe gilt von der angebliehen
lung der l.*iurese. Die Nieren erfahren scheinbar keine Veriiiidennig, obgleich
nden bisweilen KiwcLss im Harne gefunden wird. Nach grossen Gaben soll er
bhergeruch besitzen.
^cute Vergiftimgen kommen bei Menschen nur selten vor. Auch Säuglinge
■ durch <lie .Milch der Sjlugcruten vergiftet werden können. Die individuelle
PUiglichkeit für flic Wirkung des Kani|)hers ist eine sehr verschiedene. Als
e Gaben gelten 0,5 — .">,(». Lftale Ausgänge wurden mehrfach beobachtet.
hier ist aber die (Salic nicht tixirbar: Man sah bei einem Kinde nach 2 g, bei
anderen, .njährigcn schon nach I TheelöffeH ihmni caniphoratum den Tod ein-
anderer.seits kam es aber auch noch nach (j — 10 g einer alkoholischen
ihertüsung oder nach t) — 12 g gepulverten Kamphers zur restitutio ad integiiim.
sten Symptome pflegen sich sehr bald, spätestens 2 Stunden nach der Kinver-
bg, einzustellen. In 5 — 20 Stunden erfolgt Genesung, selten der Tod. Die
ten erholen sich vollständig, nur irr einzelnen Fällen halten Uebelkeiten und
heu mehrere Tage an. 0,3 g bewirken nur leichtes Magenbrennen, 0,7 einen
tigeii rau.schälmlichen Zustand, volleren. fre(pienteren Puls, Lebhaftigkeit tter
Heiterkeit, umlGahen von 2,4, nach 8olbst\'ersuchen von Purkinje, der sich
ine Düsen gewiilint hatte, Alteration des Muskelgefühls insofeni, als bei gleich-
nder Muskelkraft alle iSewegungen ungemein erleichtert waren, verminderte
ilität, l'nnii'iglichkeit, die Aufmerksamkeit zu fixiren, Ideenflucht, Bewusstlosig-
Rüthung de.s Gesichts, conviilsivische liowegungen. Schlaf; nach dem Krwacheii
Brbesinnlichkeit, aber keine Krmattung. Mit diesem Symptomenconiplex stimmen
ganz überein die Selbstbeobachtungen W. Alexander's. Kr fühlte nach
,mpher, auf einmal genonuuen. .Mattigkeit, Niedergeschlagenheit, Schwinchd,
Erstickuiigsanfälleii, Schwere und Steifheit der Glieder, Jius.seret Hitze und
:hte thermomctrisch gesteigerte Hautwänne nachzuweisen. Auch .loerg und
Schüler (1825) sj)rechen nach 0,66 Kampher von einer anfänglich erregenden
"aun lähmerulen Wirkung auf d.xs Geliini, die Nieren, die (Jeschlechtsorgane und
iarmcanal. In allen Fällen finden sich ausser den weiter beschriebenen Symptomen
itshallucinationeii, Angstgefühl, kalter Schw'ei.ss, Sinken der Temperatur, zu-
I Pu|)illetulilatation, häufig Anurie und Strangurie, der Harn enthält weisse und
I Blutkörperchen, .selten Lähmung der Blase und des Mastdarmes. Nach Huso-
n wechseln m.inchmal Excitation und Depression mit einander ab. Die Beh.-uid-
[der acuten Kam]iherintoxicatinn besteht iu der Entfernung der giftigen Substanz
st sonst eine symptomati.srhe.
herapcutisch verwendet man den Kampher innerlich zu 0,03—0,2 pro doii,
ro dir meist als Kxcitans für die gesunkene Circulations- und Rcspirationa-
[keit, in Schwäche- und ("ollapszuständen, vorzugsweise im Verlaufe verschiedener
ionserkrankungen und Entzündungskraokheiten, bei Vergiftungen, ganz besonders
larkotischcn Substanzen, Opium, Morphin, Belladonna, Chloralhydrat, Alkoliol;
r als Kxpectorans, regelmässig in ('ombinatioii mit anderen Mitteln, bei
I, stockendem Auswurfe und als ('arminativuni.
er exacte Nachweis der sedativen und reflexvemiindernden Wirksamkeit mittlerer
i ist noch nicht erbracht, trotzdem stets der Kampher in jener Gabengrösse bei
liedonen Nervenerkrankungen, wie Epilepsie, Chorea, Manie, Satyriasis, Delirium
ps etc., im Gebrauche ist. Die Eiregung höherer Ceutren soll dabei einen heni-
In Einfluss auf die pathologisch gereizten niederen Centren haben.
>enso luizureichend bewiesen ist die Annahme, dass der Kanipher ein Au-
(ainpher
— 749 —
Kamphpr]
I
Opii bciizoica. Ei mtiss seine Rigenscliaft, mit ein/.elneii vun ibiieii, wie i. B. mit Chloral-
hydrat, Karbolsäure, Menthol, Tbymol, a- und /S-Napbtol, Resorcin. Mono- und Trichlorcssig-
läurc, Pyrognllussnure etc., bei inniger Vermischung sich /.u vcrtliiasigen, Berücksichtigung tiudcn.
ic gcbriiuchlichsten Combinationcn sind: 1. Kampher und Karbolsäure, 2. K.^mphcr
nd Naphtol, 3. Kampher uojd Salicy Isäure, 4. Knmphcr und Salol.
KaniphoVd ist eine Losung (1 : 40) von Pyroxylin in gleichen Tbeilcn Knmpber und ab-
solutem Alkohol. Es soll Collodium ersetzen.
Ether eampbrc i.st eine aetherische Kampherlösuag, Aether, Kampher und Tannin u I,
*ur liOcalbebaadlung des Erysipels empfohlen (Trousseau und Cavazzini).
\ Pavesi's An tisepticum: Kampher 5, Alkohol 25, Chlorkalk 50, Wasser 150. Zur
■Tmpraegnirung von Verbandstoffen.
Thiocamf. Kampber absorbirt mehr als 300 Voluriiioa Schwefligsiiurenuhydrid unter
Verflüssigung. Diese Verbindung gilt als Desinfectionsmittel. NEVINNY.
Beraerkeiiswerth sind folgende Verbindungen des Kainphers:
Amidokamphcr, CiulInNH^ 'OH, entsteht durch Xitrirung von Kampher und Reduction
les Nitrokamphcrs mit Natriumamalgam (ScbifO und liefert leicht lösliche Salze. Es wirkt
im Sinne des Kamphers, aber viel schwächer (A. Lewin).
Kampheranilin ist eine lockere Verbindung von Anilin und Kamphersäure: kleine
;clbliche, brennend scharf schmeckende, schwach nach Anilin riechende Prismen, löslich
In 30 Th. kalten Wasser», in illycerin, sehr leicht in Alkohol und Aether. Es wirkt nach
erczul in Gaben von 0,20 bis 0,25 g eminent lieberwidrig; dabei beeinllusst es das Nerven-
rstera weniger als gleiche Mengen Acetanilid. Seine antispasmodische Wirkung ist von
omaselli hervorgehoben worden.
Kamphernaphtol, erbalten durch Behandeln von 1 Th. Naphtol mit 2 Th. Kampher.
at bedeutende antiseptische Wirkung (Fernet). Die Sobmerzhaftigkeit l.lsst .sieh durch
'ocaVn beseitigen. Vorzügliche Erfolge sollen damit bei Furunkeln, Coryza, Angina diphtheritica
nd tuberculöscn Mundaffectionen erzielt worden sein. Es löst in grossen Mengen Jod.
Kampherol, Cio'lisOj, entsteht durch hydrolytische Spalt\jng der im üundeharu nach
ültcruüg mit Kampher auftretenden Kaniphoglykuronsäure ''„Uj^Öb' Es krystallisirt beim
langsameu Verdunsten der wässerigen Lösung in unregelmässigen dünnen Tafeln, Schmp. 197
bis inS", es lässt sich aus der wä.sseriger Lösung durch Aether ausschütteln. Es verbindet
sich nur mit Säuren. Bei der Oxydation entsteht Kamphersäarü. Seine Wirkung ist wie die
des Kamphers, nur intensiver (Pellacani).
Karapheroxim, CjoHiofNOH). Der Kampher bildet mit Uydroxylamin das Oxim. Es
lähmt das Herz und auf eigenthümliche Weise die Skelctmuskcln, verschont aber die Endigungen
der motorischen Nerven am Frosche (Sohmiedeberg).
Kamphersäure, Kamphylsäure, entsteht bei anhaltendem Kochen von Kampber mit
,oH„04 = 0H»-C(CH3)-C0,H oder (H,C)j • C— CH-COjH conoentrirter Salpetersäure, in
I
CHi • C(C,H7) • CO,H
Form Uires Imids auch aus
Nitrosokampher durch Erwärmen
mit Schwefelsäure (Tiemauo).
Sic bildet monokline Blätter
H,G • C-CH-COjn
oder Säulen vom Schmp. 178— 180", spec. Gew. 1,193, in 8 Th. kochendem, in 140 Th. kaltem
Wasser, leicht in Weingeist und Aether löslich. Die gewöhnliche Kamphersäure ist rechts-
drehend. Aus linksdrehendem Kampher erhält mau eine linksdrehende Säure. Beide vereinigen
«ich racemisch zu inactiver Parttkamphersäurc. Ferner entsteht durch Erhitzen der rcchts-
Idrcbenden Säure mit starken Mineral.-iäuren Mesokampbersäure, welche eine Verbindung
der gewöhnlichen Kamphcrsäure mit einer linksdrchenden Isokamphersäure darstellt.
.«IPIEGEL.
Kamphersäure. Acidum camphoricum seu camphoratum, Acidc camphoiique
Th. G. III. Nachtrag. Camphoric Acid. ist ebenso wie ihr hygroskopisches, leicht in Wasser
lösliches Kaliumsalz, CioHnO^Kj, ein milde wirkendes Antisepticum und Adstringens, welches
zugleich leicht excitirende Eigenschaften aufweist. Für den Organismus anschädlich, wird sie
selbst in Dosen bis zu 5,0 gut vertragen und .sehr schnell, in 5 Stunden, durch den Urin
wieder ausgeschieden. Sie ist ein beliebtes Mittel zur Bekämpfung der lästigen Schweisse der
Phthisiker (Fürbringer). Hier wirkt sie oft zuverlässiger und nachhaltiger als Atropin.
»Dreesmann nimmt an, dass sie diese antihydrotiscbc Wirkung weniger durch directe Be-
einflussung der Vasomotoren und Seh Weissnerven, als vielmehr durch Zerstörung der von den
Tuberkelbacillen producirten Ptomai'ne ausübt. Auch bei Diarrhoen der Phthisikur und bei Typbus
ist sie empfohlen worden, ist jedoch hier ohne besondere Vorzüge. Aeusserlich wird sie hei acuten
und chronischen Katarrhen der oberen Luftwege, bei chronischer Urethritis und Cystitis und
bei gewissen Flauterkrankungen, wie Eczema narium, Acne rosacea benutzt. Dosis in 3 — Gproc.
Lösung bei chronischen, in 0.5 — Sproc. Lösung bei acuten SchleimhautalTectionen in Form
ton Inhalationen, Einspritzungen, Gurgelwasser, Spray, Waschungen. Innerlich als Pulver zu
8,0 auf einmal am Abend oder zu 3,0—5,0 in l'/j — 2stüiidigen Zwischenpausen.
J. JAC0B.SON.
K»mpbiD>llare onttteht M 4or Oxrdatian dos Kmiophers durch Salratcmllur«. Sic lit wenii; «tudlrt.
nOELDNEB.
) «MUBMKMm, M Wuatf mlBHIaM. n WMlifaH«
Kaniphr«iiiture wird diirflb Einwirkung run SalpeUirelare auf Kjuuplu«n lüa II
Kampb reiiiiifiKnre. eine heUK(.>Ihe. zalic, in Wasser, A«*tber andAlkohot 104tjf1kf*
EiiiwirltPD Ton Sal]tet«ralnr« aar Tcrpcntiatil erhalten. Sie onUteht f«m*r dar«lt KiDvjibl| 1
auf Kanii'iter, Iternstein, KautMbuk und Ten;chit<dene Oummibane.
Kanipbylcn. ßarcb Riuleiteri von (.'blorga» in ein Gemisch von ScliwefelkohUnistoff la^
»U'bt eine fesle HCI-VerbindunK. der «oKt^nanDto kUnstliebe Kämpfer. Wird di«^rr (n Daaifff
Kalk froloitci, ^n rortiltirt ein Kampben, das Kampbylen, aueb Dadyl fi^n^nnX
Monobromkam pher, Camphora moDobromata, ' ', Pb- (ii
Wirkung von Brom auf Karapher gewonnen, krystallisirt in ; "'fi Pnsr
Sdp. 274", spec. ticw. 1,437 — 1,449. im (leruch dem Kampher ganz ähalieh.
Alkohol in der Kälte massig, beim Erwarmen sehr reichlich, leicht in A*
und Benzol. Die alkoholische Lösung ist rechtsdrehend.
Die physikalischen Versuche über den Bromkaniphcr sind sehr widerspr
aber so viel daraus hervorzugehen, dass der K.impher seine volle Wirkung '
Brom als Sedativum zur Geltung kommt. Es wird augegeben, da.s-; li.i's Rt.-.iri
die Nieren ausscheidet. Die ursprünglich angenommene kramf •
bei hysterischen, epileptischen Krämpfen, noch beim Tetanus zu
dings soll bei der Hystero-Epilcpsic und bei der Hysterie eine Wirkung cn/<
FlauptsKohlich scheint es bei Schlaflosigkeit und den verschieden^<f-n Frrei
mildes tlypnoticum zu wirken. Ob es bei Paralysis agitans eine '
nicht entscheiden, (irössere Dosen führen zu cineu der Kanii
Staude. Subcutan verwendet man es zu 0,1 in Oel gelöst, innorlicii m 9,1^
Pulvern, Oblaten, Emulsionen.
Kampherartcn sind feste, flüchtige Körper von besonderem Gpru.-Ti ri;,
Ziehung zu Terpcnen stehen, mit denen sie häutig auch i:
allgemein nach den Formeln CioHmO, CioH,bO oder GioHjoO .: :nf
auch rtlkylsubstituirte Homologe dieser Grundverbindungen. Viele verhdltai
aliphatische .\lkohole, andere, vor allen der gewöhnliche Kampher, wie K<W
stiliilion und die Isomericverhältnisse der Kampherarten sind trotz benrru
suchuugcn noch unklar geblieben. Eine Anzahl Kampberarten sind nicht
biudungeu, sondern ungesättigte Alkohole, Aldehyde and Ketone der Fettreäe.
Kankrttid ist diejenige Form des Krebses, bei der theilweise oder gänzlich rertoni«
auftreten. Die Verhornung ist bei geringster Anaplasie der Krebse von
zu unterscheiden. Bei stärker anaplastischen aber wird sie pathologiscli !
den Charakter der hyalinen Degeneration an. So entstehen alle ' ■■'■
Hornkrebs zu weichen MeduUarkrebsen, KankroVde geben nur v^ ' piB
entweder physiologisch verhornen oder durch Metaplasie in Platt «J
kijniieti, also von der Epidermis und ihren Derivaten, von der Sr
phagus, Vagina und Uterus, von den Schleimhäuten der Athmungsv. ,,..
blase, nicht aber vom Darm und den echten Drüsen. Man hat friUier du B»
Carcinomen getrennt wegen seines oft langsamen V^erlaufs uii'l seiner
Metastasen zu maehcn. Virchov hat maeist. dass es zu f.'n <
LRitthnnaeii
KsiithaHflrnl
»jeiRT l'"i\II eines liatitkninlvPii röiuischeii Ritters, welcher an einer zu grossen l)oso
I zu (inintle i^ing. Aus dlcson knrzr-ii Notizen .sind sch<in die Hauptiiuiicationeu für
I die Anwendung tier Kniitliariden (rn-iclitlich. Die innere Anwendung ist im Laufe
I der Zeit vielfach jierhorrescirt worden. Am cii.irakteristisehtcn zeigt dies die Verur-
l theiluiig des Imllrindi.se.lien Arztes Johannes Groenvblt durch d.is „London C'ollege
l of phy.siciaus". {ier seine üeberzeugung von der Wirksamkeit der Kantharideu mit
I Geffingnisstrafe bü8.sen musste. trotzdem er nachweisen konnte, dass er bei einer
1 Reihe von Krkrankungen der Nieren und der Harnwege mit ihn<>n irlilnzende Resul-
I täte erzielt hatte, .\iicli nach seiner Begnadigung hat die Verwendung der spanischen
Fliegen keine besondere Atisdelmung gewonnen, obgleich sie von anderen Seiton
gegen eine s^uzo Reihe von Krkninkungen einpfählen wurden. Wir .sehen damals
nicht nur die Hauterkrankuugi>n, sondern auch StofTwechselstörungen wie Rachitis,
Gicht und Erkrankungen des Centralnervensystenis wie Epilepsie mit Erfolg durch
Kantharideu behandelt. Merkwürdi;:erweise empfahlen viele, imi die etwa zu scharfe
Wirkung zu beseitigen, den gleichzeitigen Gebrauch des Kamphers. IHe Formen,
in welchen die Kanthariden iimerlicli verabreicht wurden, waren die Tincturen oder
sonstige aus den In.serten hergestellte I'raeparate. Selbst nach der Robiquet'schen
Entdeckung der wirk.samen Sulistanz der Kanthariden, des Kantharidins* (11S12), blieb
man bei iliesen Praeparaten bis in die allenieiieste Zeit hinein stehen. Doberblickt
man die Berichte, so orgiobt sich, dass auf iler einen Seite glrinzonde Resultate er-
zielt wurden, :indererseits aber starke Yergiftunj;en oder Erl'olglnsigkeit zu consta-
tiren waren, haraus ergab sich die Nothwendigkeit, die Kantharideu nicht einfach
bei Seite zu la.ssen, sondern zu erforschen, wodurch die Unregelmässigkeit der
Wirkung zu Statide komme (Liebreich).
E.S läs.st sich das in ziemlich einfacher Weise erklären, nAmlich durch die rnsicher-
lieit der Dosinmg eines so seharfeu und in der Zusammensetzung ganz aasserordentlich
wechselnden Heilmittels. Nicht nur die einzelnen Käferarteu enthalten verschiedene
.Mengen der wirksamen Substan/., sondern auch die Käfer einer und derselben Art können
nach der Jahreszeit verschieden wirken. I'azu kommt, dass die Handels wa.ire häufig
zum Theil oder nianchmal auch ganz der wirksamen Substanz ber.iubt ist. So be-
richten I^ibriearit«!! übc>r schlechte Erfahrungen beim p]inkauf, insofern Käfer, welche
äus.serlich eine vnllkommeii normale Beschaffenheit zeigten, durch Behandeln mit
Aether oder CidonilVtrm rler wirksamen Sub.stanz beraubt waren. Ohne betrügcrischo
Absicht kann dies auch beim Tödten der Käfer, da.s zuweilen mittels Aether oder Chlo-
roform erfidgt, geschehen. Bei Praeparaten indifferenter Natur würde die.se Ungleich-
heit von ki'iuer grossen Beiieutung sein. Bei einer Droge aller, die eine in mini-
malsten Dosen wirksame Snhstatvz, wie das Kantharidin, enthält, ist es natürlich,
ti;i.ss die aus ihr hergestellten Praeparate unter solchen Umständen eine enorme In-
constanz in der Wirkung zeigen müssen. |)iejenigen Autoron. welche heutzutage
über Erfolge bei innerer Anwendung der Kantharideu berichten, zeigen, dass sie für
die Fortsehritte pharmakodyiiamischer Betrachtungen nicht empfänglich gewesen sind
und dürfen sich nicht wundern, wenn ihre F>fahrimgen von denen .anderer abweichen.
Hieratis erklärt sich, (l;iss die innere Kantbarideiibehandlung im Allgemeinen
'jetzt nicht mehr einen Bestaudthei! der nioiieriien Therapie ausmacht. Die äu.ssere
.\nwendung dieses Mittels, die der innep-n durch die Resorption des Kantharidins ent-
spricht, hat sich dagegen mit Recht dauernd erhalten, da die Wirksamkeit leicht sicht-
bar ist und die Gefahr der Verwendung übergros.ser Dosen leichter vermieden wird.
Die Kanth.iriden bestehen aus einer Reihe von Substanzen, welche vielen Käfer-
arten gemeinsam sind. E.s sind hier nur diejenigen Substanzen zu lietrachten. welche
die Kantharideu von anderen Insecten unterscheiden. Durch Behandlung mit Alkohol
und Aether erh."ilt man ein grünliches Oel und ausserdem eine krystallisirende Sub-
stanz, d;is Kantharidin*. Der Träger der Wirks.amkeit ist augensc.Iieinlich letztere».
Ob die rdige Substanz ebenfalls scharfe Eigenschaften b<^itzt. ist deshalb so schwer
zu entscheiden, weil da.s Kantharidin nie voUkonnnen von ihr zu trennen ist.
Die Hauptanwendimgsweis«> der spanischen Fliege findet in Form d(>s Em)ilastrum
Cantharidum ordinarium statt, weniger häufig winl das E. per])etuum irebraucht.
In derselben Weise wirksam i.st das f'ol loflium cantharidatum. Irnierlii-li hat man
dieTinctur benutzt. Wird das Pfl:tster auf ilie Haut gebracht, oder lässt man das
Gnllndium m\( der H.aut verdunsten, so zeigt .sieh innerhalb einer halben Stunde eine
k ziemlich scharf begrenzte Hyperaemie der Haut, welche die Ausdehnung der Pflaster-
[Santharidrn
— 7B2
Saalknifar'
griVssi? j;rwöliiilich uiclil filicrschrriti-t. innerhalb pinigtT - ; -irh .!■- --•
Schicht tler Epidonnis ab und es i-nbteht eine Blase, <li u» kUm ^«
Serum ist, welches keine Gerinnuiip<ei^en.scbaften zeigt. Läseit maa die Kmt »
trocknen, so bildet sich ein kleiner Schurf, nur selten tritt eine gxttkMtrift F^*
:iuf. Wird der Blaseninbalt durch einen Nadelstich entleert, so bildet ädk ck-
schnell neue Epidermis und nur bei sehr sensiblen Personen bleibt hier ffr f^p
Zeit, Tafje oder Wochen, eine helle pigiuentirte Hautstelle zurück. Dia» Alt tt
Blasenbildung ist charakteristisch für die Kantharidcnwirkung und wird ia dHfAa
Weise durch andere hautreizende Mittel nicht erzeugt. Man hat angKoammm, 4*
da.s wirkiiame Kantharidin, weil es in Oel löslich Lst, mit Hilfe des Oels nv 9am^
tion kommt. i>a aber da-s Collodiumpraeparat keine fettig« Sabetanx enthUt,««iK
dadurch bcwie.Hen, dafls auch ohne fdige Zuthat Resorption und Bla*eobtldB|i
folpen können. [)ass unter allen Umständen Resorption stattfindet,
her^'or, <Ia<is der Blaseniiihult Kantharidin enthält und in Folge desBMi
selbst Blasenbildunjr bewirkt: wenn er abfliesst, wird sein Weg miadc
eine llautröthun); kenntlich. Diese Thatsachc ist deshalb für die therapeotiarik
tlwiliing von Wichtigkeit, weil sie uns die Möglichkeit einer doppelten Witfcaigl
Kanthariden zeigt, uümlich einmal locnl ableitend und zweitens durch dM mi
Blutbahn gelangte Kantharidin entfernt zu wirken. Die letztere Wirkung ig| Wl _
localen Annendung zu berücksichtigen, denn e« kann durch zu grosse Kaaduiite
pfla.ster starke Reizung des Urogcnitalapparates hervorg»Tufen werden.
ist bei Kindern deshalb grosse Vorsicht gei)oten. Abhängig ist natöriidi
Wirkung von der Beschaffenheit der Haut und dem nie sicher zu bestii
halt an Kantharidin in dem Pflaster selber. Aber stet* hat man hvi Ao«
de.s Pflasters zu beachten, dass die Entzündung sich weiter verbreiten, Piabv]
AllgeMieiiierscheiiiuiigen eintreten können. Bei je<ler .\awendung dm
die Vorsicht zu gebrauchen, dasselbe nicht zu lange liegen zu laaasa, ni
Zündung des Coriuras zu vermeiden.
Der Gebrauch des spanischen Fliegenpfla,«ters ist nützlieh als iH-rivans, fe
Transsudate zur Resorption zu bringen, unterdrückte Functionen hi-rvonuruf«i) 9uit _
lieh ahi Stimulans. Der Erfolg letzterer Anwendungsweise, welche fast gaa «"»•
lassen iitt, hat sich besonders bei dem Kantharidin bewahrheitet (Liebreich). Mb
hat m:ui eine Kantharidensalbe benutzt, um indolente Geschwüre in Bitema^ttMi
führen. Man siebt daraus, welcher vielfachen Anwendungsweine die Tf mtliii^i
fähig sind. Es i.st die Pflastcrbehaiidlung bei der Pneumonie versucht wordn, '
die Anhänger dieser Methode sind nicht aJs Sieger hervor^" 'Sut da» i
hat sich ergeben, dass Hu.sten und Schmerr. eine Erleichtei • n. liie
ration gemildert wird, und die Spannung und Schnelle des I'uj- uiniL AJl*^'
dings raiiss bemerkt werden, da.ss dann die Pflaster nur kurze '/.' bautraMi^
Mittel gebraucht werden dürfen. Ein besonderer Nutzen scheint bei der chxviotAm
Bronchitis und den durch Stiche sich kundgebenden Pleurareizungen T^^
und beim Emphysem durch d:is Pfla.ster hervorgenifen zu werden. Tb. WilljJ
hnt in der grossen .Mehrzahl von Fällen schwerer Phthise, welche rar Mfili
kamen, da« spanische Fliegenpflaster verwerthet. Bei Entzündung der Einpcvcifc
bat man von den spani.schen Fliegen eine ErleicJiterung gesehen. I>ie üuimctT' A^
Wendung bei Hauterkrankiing ist vielfach versucht und schon früher hat naa be
Lepra und Psoriasis Erfolge beobachtet und besonders von Ray er ist die Anvmlaf
bei Lupus empfohlen. Selbst bei Gonorrhoe, bei Bla.senlKhmung und )v» •c4*hm«TibtAr
Meiistniation ist von dem Bla.senpflaster mit Erfolg Gebrauch ger ^v-
wenii hierbei eine Wirkung erzielt worden ist, so kann sie nichi
Bondern nur auf eine Besorption des Kantharidin» bezogen werden. Init-nwin:
die Anwendung des spanischen Fliegenpflasters bei acutem Gelenkrheuni i» . nu
dein es von Traube, gestützt auf eine Reihe früherer Beobachter, cii nur
Da.s Pflaster wird auf das aflicirte Gelenk gelegt und dieses iiat-ii .
Blasenbildung unter Entfemwtig des Pflasters mit Watte umwickelt; alsdann '
Gelenk zu Gelenk forfgefidiren. Trotz der Schmer/.haftigkeit des .«psuiisclt
pfl.-isters habi>n die Patienten iliese Methoile über sich er|;ehen l.iwMsn. «I i
1 ' n Beschwerden betr.lcht lieh abnahmen oder ver^ch«;Hldell, IVi. i
. Wirkung i.st hier indess sehr gross und die Entdeckung d
Wirkung hat die Methode eliminirt. Bei einer Reihe von Neuralgien, Mrlbai ka
[Haiitharidt'u
— 753
KantliariilenJ
(Irmliiiinmx sind Autimii für ilici Wirksamkeit üfT spanisrhnn Fliegen eingetreten und
diese indic;ition ist durch liun Krlolp die prvjjulrirste {geworden.
I>ie ifitcriie Anwciidunj; der K.iiitliarideiitinetiir hat zu einer Reiiie von Heilungen
geführt, aller heutzutage ist diesellje aiis den oben angegebfMien Grilnden nur selten
in Gebrauch, und zwar als Uiureticuni und bei der Kur des Nachtri|ipers. Hie
frühere Hehatiptung, daüs ilie Kantlinridcn als Aphrodisiacnm verworthbar seien, ist
bei Hf-h.itidlung der inipoten/, ganz verlassen worden, da dureli d:is Kintreten einer
Reiznirkuüi!; eher eine Schädigung beobachtet worden kami. Vergütungen mit Kan-
thariden siiul sehr h.lutig beobachtet worden.
Cantbaridac, Kauthariden, Meloi'dac, Vesicantia, Pflasterkäfer, ist der
Name einer Kälerfamilie der Unterordnung Heteromera. Sie zeichnen sich durch meist
11 gliederige Fühler aus. Der Kopf ist nach unten gesenkt und nach hinten halsformig ver-
engert. Das Ilalsschild ist schmriler als die Flügeldecken, die hier nicht so fest wie bei den
übrigen Käfern, sondern von weicherer Consistcuz sind. Die /Vugchörigeu dieser Familie sind
meist miltelgrosse Thiere und fast über die ganze Erde verbreitet. Am häutigsten jedoch
trilTl man sie in den würraercu W'cltgcgendeu an. Nach Beauregard (18!)0) giebt es circa
l'iOO f\rlcn, diu sich auf 48 Gattungen vertheileu. Jetzt dürfte Jedoch ihre Zahl eine erheb-
lich grüssere sein. Die meisten Arten siiiii buntgefärbt oder haben metallischen Glanz. Ihre
Entwickclung ist eine sogenannte Ilypermctamorphose, d. h. zwischen der ersten Larve und
der letzten l'uppe ist eine Reihe larven- und puppenäbnliehcr Stadien eingeschaltet. Im
Gegensatz zu den freilebenden Imagiucs führen die Larven ein Schmarotzericben entweder auf
Hymenoptcreu oder in deren Nestern. Fast alle zu dieser Familie gehörenden Thiere ent-
halten in ihrem Kiirper Kantharidin. nur bei der Unterabthciluug der Horiidcn konnte es bisher
noch nicht nachgewiesen werden. Das Kantharidin findet sich in allen Körperthcilen, aber
nicht in gleicher Menge, vor, so enthalten die festen Körperbestandtbeile weniger als die weichen
unii von diesen wieder die Geschlechtsorgane am meisten. Auch in den Eiern und Larven
wurde Kantharidin gefunden. Nach der blasenziehenden Eigenschaft dieses den meisten Arten
zirkiinmicuclen Stoffes wird auch die ganze Familie als Vesicantia bezeichnet. Die haupt-
säidilicbsten Gattungen sind Cantharis, Mylabris, Cercocoma und Meloo. Zur
ersten Galtung gohi.>rt die spanische Fliege Cantharis (Lytta) vesicatoria. Sie ist in
Europa sehr häufig und tritt in manchen Jahren in grossen Mengen auf. Die Entwickclung
machen die Larven wahrscheinlich bei Erdbienen (Antbophora, Ualictus, Bombus etc.)
durch. Die Mylabrisarten sind meist bunt gefärbt, auch von ihnen wird eine grössere Anzahl
nicdicinisch verwerthet. Die in Deutschland vorkommende gewöhnlichste Art ist .Mylabris
fluralis. Während die eben erwähnten Gattungen häutige Unterflügel besitzen, fehlen sie
bei Meloö und Verwandten, auch zeichnen sie sich durch die verkürzten Flügeldecken aus,
wodurch sie eine gewisse Aehniichkeit mit den Kurzflügicrn (Staphylinidao) haben. Die
Weibchen sind an dem verdickten Hiutcrlcibe leicht zu erkennen. Die häutigsten Arten bei
uns sind die dunkelbraune Meloe proscarabacus, gemeiner Oolkäfer, und M. violaceus,
deren Larven in Blumen auf Honigbienen lauem, um sich von ihnen in den Stock tragen zu
lassen. Weniger häutig, aber von ähnlicher Lebensweise der Lan*en, ist M. variegalus,
bunter Oelkäfer. stadelmann.
Cantharides Ph. G. III: der ganze 1,5 — 8 cm lange und 6 — 8 mm breite Käfer
> von goldig-grüner Farbe. Der Geruch ist durchdringend, der Geschmack äusserst
I scharf. 0,05! pro doai, 0,15! pro die.
k Aether cantharidatus Ph. Helv.: Colatur 10 aus Cantharides 10 und Aethor 15.
[ Charge de Lebas Ph. Gall.: Adeps suillus, Pix liquida u 125, Oleum Terebiuthinac,
[ Tinctiira Caiithariduni Tä, 100.
i Charta Canth.iridis Ph. U.S.: Gera alba 8, Cetaceum 3, Oleum Olivarum 4. Bal-
[ samum Canadcnsc, Cantharides *a 1. Aqua 10 werden erhitzt und mit der Mischung
r Papierstreifen auf einer Seite überzogen. Aehnlich Ch. cpispastica Ph. Brit.
^ Collodium cantharidatum s. vesicans, Blistcring CoUodion Ph. G. III:
I Cantharides 1 werden mit Aether erschöpft, zum Sirup verdampft und Collodium
» ad 1 hinzugefügt. Olivengrüne sirupöse Flüssigkeit, mit dem Pinsel aufzutragen.
b Emplastrum Caiitharidum ordinarium seu vesicans, Sparadrap vcsicant,
^^U Blistering Piaster, Spanischfliegen-Pflastcr Ph. G. III: Cantharides 2,
^^f Oleum Olivarum 1 werden erwärmt und Gera Hava 4, Tercbinthina I hinzugefügt.
' Ein weiches Pflaster von schwarzer Farbe.
Emplastrum Can tharidum camphoratum, Emplätre vesicatoire campbre
^ Ph. Bcig.: Emplastrum Cantharidum ordinarium 96, Camphora 4.
i Emplastrum Cantharidum pcrpetnum seu Euphorbii seu Janini, Zug-
\ pflaster Ph. G. III: Colophonium 14. Tercbinthina 7, Gera flava 10, Sebum,
I Cantharides <• 4, Euphorbium 1. Grünlich-schwarzes Pflaster.
^ Emplastrum Mezerei cantharidatum, Seidelbastpflaster Ph. G. I: Seiden-
1 taffet wird mit einer Lösung von Colla piscium 20, .\qua 200, Spiritu.s 50 über-
I 0. Licbrtioli, Eoejiklupuilic. II. BiuiL ^
Mtt^WWWHIU «# U |f U/ «A VJft-4 «* MWftW«* \
samum Peruvianum 8, Spiritus dilutus 30. Tiootora Cuitliaridtn i
Caryopbyllorum, Tioctura Ciunamomi u 1.
KanlhRridiii. FVr uiizwi-ifelhiifte thcnipcutischt' Effect, wclfLcr sich iia4ji
vuii K;iiilli:iii(leni)fl;ist('r in Vfrsclil('ik'ii:irtig»;ti"r Weise gezeigt hui, ist
(hiijrt thirch (his Kaiitii.-iridiii. Die UrMaciic soiner Wirkung isst .•itif ilio
UBtl deu Hautrt'iz gescholiwi wonieii. Wciiu man aber «lie mit ilein
pflastiT erziplteii Ri-sultati' mit denen anderer AbleituiigsmittJ?! sorgfiltii
so gelangt man zu dem Schluti.s, dass eine Al>leitung allein iiiclit zur Ri
Wirkimg ausreicht, sondern dass das Kantharidiii erst nach der
wcsRnt liebsten Kinfluss auf den Kraukheitsprocess ausübt.
KUtne die Ableitung allein in Frage, so hätte ni;in natürlich ktiine Vit
das Kaiitliaridin innerlich zu verwertben ; heriicksichtiart man abt»r di*
nalnnc. so war hinreichend Anlass dazu gejicben (Liebreich). Zo
küinien aber die vorhandenen Praeparate der Kanthariden* nichts
halb Tuusste man sieb an das Kantharidin selber halten, ^einc li-
machte die direete Atuveiuluni; zwar uimiöglich, d:igegen bot .sich eini' K
durch die l'\'lbij,'kei1 des Kantharidins, mit Alkallen in der Wäirme in
sSure überzugeben und Salze zu l)ilden, welche dieselbe Wirkung wie das
besitzen. Aber wiederum sind diese Salze in festem Zustande inconsUnl
diilier zur Dosirntig nicht benutzt werden. Dennocli liess sich die Ei^
Kantharidins, Salze zu bilden, insofern zur genauen DosLrung heranii''lii
das Alkali i:e\visserniaa.ssi'ii als 4'in l/isuiigsmittel für das in Kanth.nriii
geführte K.nitliaridin zu betniehten hat, mit anderen Worten, di»
Kantbaridin kann in sebwaebalkaliMcben Lösungen in genau normirter
reicht werden. Auf diisi' Weise war es möglich, das kantharidinsaur
Natron subcutan und innerlich zu lienulzen.
Die feineren Wirkungen, welcbe untr-rhalb der toxikologischen Di>«*
bislier iiirbt <iefrenstan<l der Fovsi'liung gewesen. Von der Un.schädlirii
lieber Dn<en kann mau sich dadurch überzeugen, dass man Thiere inoi
kleinen Dosen Kantb.iridin füttern kann, ohne irgend eine nachtheili
zu beobachten. Wird die Do.se gesteigert, ohne toxisch xu werden,
dass die Nieren eine succulente BesehafTenheit bekommen und ohne Hjrj
dem Querschnitt ein reiehlichcs, iiiiiit freiwillig gerinnendes Serum ici
hier also der erste Effect einer stilrkeren Kantharidinwirkung daiiurrh pi
dass die Capilbiren ein reichlicheres Serum durchtreten la-ssen. Im 7.
mit der eigentbinnlicben Wirkung auf die Haut niu.ss m;4n also vor«
Kantharidin die ("apillaren besinu(ers beeinflii.sst. Bekanntlich ist iWe p
Praire. ob die f'anillaren einfache, ledicrlieh filr eine nhvaiL il ;..),.. \
rÄntliaridin
— 755 —
Kantharidin]
ThatsarliiMi folfiorn lils-st, lifsitzi-n ilii; (';i]>illareii der VRrsrhicdeneii Korix'nlistricte
kt'iii'' f;l(.'iclimäs.sigc Bosi-liiifl'ciihuit, sumlrni diese ist je nach (lern Orf^an, in i\vm die
C;i|nll.in'ii sich büfiiidcii, fiiiictiiMii'll v<;rschi('ilcii. So sii>hl ui;ui, dass bei deu di«
Arzncidosr' etwn.s übersrhreitemien KantiiaridiiHloscii zimäehst in den Nicrcncapillareii
pine ülierniiissige Traiissudatioii stattfindet, wiihreiul vorher schon eine allgemeine, aber
piiidit .si<'htban! Wirkung anfjenuminen werden kann. In Organen, deren üapillaren
► erkrankt sind und daher diese Serum absondernde Eigenschaft luir herabgesetzt bo-
^tiitzen. können sie durch solche StotTe. welchi-, wie das Kantliaridin, auf die Capil-
' laren einwirken, zu besonderer l"'iuiction gebracht werijen, und zwar in [)usen,
(welche auf die Niereu noch nicht einwirken. Ilurcli die Seruiiiab.sonderung
I iniLss den Gewelx-n selber, d. h. dr'U Zellen, ein grös.seres Nilhrinaterial als normal
leugefiihrt und nins.sen so die Zellen in eiiu^n gekrilftigteren Zustand gebracht werden.
Von diesem (iesiihts|mnkte aus kann d.is Kantliaridin besonders da zweckmässig
verwerlhet wcnfeiK wn durch üussere Einwirkung oder durch Erkrankung derZellen-
i territorieii ein krankhafter Zustand erzcu^'t ist. Hierdurch findet die kaum inehr
beachtete, .iljer früher vielfach hi'ohachteti> 'l'hatsache, da.ss nach der Anwendung des
Kanlharidenpflasters eine allgeniehi roborireiide Wirkung eingetreten ist, eine Kr-
[klänitig. Diese kann auf den loi'alon FIffect allein nicht, sondern nur auf Resorption
1«Il<s Kantharidias zurückgeführt werden. Besonders war es angezeigt, das Kantliaridin
>zur Zellkriit'tigiing in denjenigen l'allen zu benutzeu. wo Mikroben die Gewebe erst
I daiui liefalien, wenn ein krankhafter Zustand i'ingetreteii ist, also nicht ein wahrer
I'arasitisnnis, sondern ein Xosoj»arasitisnuis anzunehmen ist. Für diesen Zweck er-
scheint besoiulers die Lunpc'ntuberculo.se als geeignet. Thatsächlich hat z. B. Petternti
^drei ilurch Kantliaridin geheilte Fälle von Luiigentubercntose beschrieben. Aber
über eine Wirkung des Kautharidins bei dieser Krankheit zu «rtheilen. ist jedenfalls
1 viel schwieriger, als den .Nutzen bei lienjenigci) Affi'ctionen zu erkennen, welche
'die Haut betretTen, und so ist zunächst bei Lupus* und anderen Hautorkraiikunpen
I diis Kanlharidin in subcutaner lujection vorsucht worden. Anfängliche und leichtere
iKällü solcher Erkrankungen kontiteu zur vollsläniligen Genesung gebracht werden
(Liebreich). Aber auch bei anderen Erkrankungen hat sich ein Nutzen des
Kanth.aridiiLs gezeigt und zwar schieneu es besonders diejenigen Fälle zu .sein, bei
denen Eroährungsstdrungea entweder die rnsaebe des Leidens sind oder das Leiden
Kerscldiinmern. Die Anwendung fies Katitharidins beiiri Lu[)U.s sowie bei anderen
Erkrankimiien li;it in methodischer Weise zu geschehen, ist aber immer contraTiidicirt,
jwenn Nieren.störungen bereits vorhanden sind, wähn-nd auderersciits bei gesunden
Nieren selbst bei .lahre hindurch fortgesetzter Behandlung weder eine Störung diese»
' Organs noch irgend eine andere nachtlieiligc Wirkung beobachtet werden konnte. Es
ist die Kuti-st des Arztes, die Dose genau zu bemi'sseii und sie allmählich so weit zu
► steigern, da.ss sie von dem Organismus noch mit Leichtigkeit vertragen wird. Ist die
'Grösse der Dose für einen Patienten richtig festgestellt, so bleibt <lieselbe .lahre lang
[constant, aber selbst die kleinste L'et)erschreitung der für jeden Fall festgestellten
j Maximaldose wird schlecht vertragen. Es treten d.ann zunächst diejenigen Störungen
Lein, welche auch nacli Blasenpfla.stern ungemein häufig beobachtet werden, nämlich
I I>ysnrie und Diarrhoe. Dieselben werden in der leichtesten Weise durch Tinctura
^ 0|Hi beseitigt. Ausser in subcutaner lujection als kantharidinsaures Salz kann iniui
das K.'intharidin auch in Tinctura corticmn Aurantii gelöst verabreichen. Niemals
; aber s<dl der Arzt das Mittel dem Patienten anvertrauen, sondern ihm stets selbst
darreichen.
Vergiftuiigserscheinuugen nach Kantharidin direct sind, soweit bekannt, nicht be-
obachtet, häufig dagegen durch Kantharideii oder deren pharniaceutische Praeparate.
LGelangen toxische, jedoch nicht zu grosse Dosen Kantharideii oder ihrer Praeparate in
f^in tieu Magen, so treten Brennen und Schmerzen mit starkem Durstgefühl auf. Die
iPulsschlKge sind stark vermindert, eine Diurese und häufig Diaphorese werden be-
merkbar. Dazu gesellt sich Tenesmus mit liäufigon diarrhoeischen Stublentleeningen.
Diese Sym])tonie können innerhalb 24 Stunden schwinden, ohne da.ss eine Störung
■des Befindens /urürkbleibt. Bei stärkerer Vergiftung treten Erbrechen und Nausea
auf. I)er Ap)>etit ist nicht in allen Fällen herabgesetzt, sondern im Gegontheil, es
wird oft ein Heisshunger empfunden; der Puls kann unregelmilssig, dabei faden-
förmig werden und sich über die Norm heben. Es besteht Polyurie mit grosser
■ 48*
[Kautlitiridin
75ß —
Srtm
zhiifliirkcit. In der H.'i
^
brc wird auch in di-.ii Hulu*|»:itiä<!it »tariiri
etii|»fiuulen. Bald tritt Dysurie i-in. Der ürin enthält Hliit, Litiikocyiru n») p*
Kiliriii^ieriunsul. die den Alidruck der Bl:is(>nwaud bildcD. Das ikvwMiii
uiif;i'.stört, aber Zittern, sojiar Convulsionen können sich einstelka. Uli
dii'seni starken Grade der Vergiftung können »lio Pati«'nteii sieb schm-ll iriwi- i
t<)dtlicheu Vergiftungen zeigen sich die .Symptome einer starken Eii;iini<l»:* fc
Magciid.-mncanals, der Oesophagus befindet sich in einem kramp Hirti sm Zu**-»'»!
dass diis Scliliicken mit qualvollen Schmerzen verbunden ist. Die Duirri« «j
stärker und es kommt zu blutigem Ausftuss aus dem Darm, währt^ud die Imir-wj
vollständig aufhört. Die Beschreiliungeu der Kaiitharideuwirl-iii,.- ,;■.
nielit eines phantastischen Anstriches: niaii hat den acuten
Totivvuth verglichen, andererseits dahin übertrieben, dass inm wu
Wirkung grosserer Kantharidendosen auf den Drogenitalapparat sicJi
il.'is Mittel als Aphrodisiaciuu zu bezeichnen. Ks regt die Gesrhl. > '
nicht an, sondern man beobachtet nur starken Fri.apismus: dir ■
verharren in geschvvellt»-m Zustand«^ und bei dem stärkst^jn GraJo
kommt es zur Gangraen des mäimlichen Gliedes, bei Frauen kann
kommen, auch hier ohne dass die Sinnlichkeit erregt wird.
Diese Vergiftungsei-sdieinungen sind am häutigsten nicht durch Vn
Kantliariden und ihrer Praeparate beobachtet worden, sondern nach nnnri
Ainvcndung des Pflasters. Die ersten Symptome der Wirkung zu grojw
tischer Dosen bei Anwendung des Kantharidins documentiren sieh ilnrch
Verlauf der Harnröhre und Auftreten von .Mbumen im Hani. l-ctjtw»
ist bei Anwendung von Blxsenpflastem sehr häufig olme sotistigc Xi'
licobai-htet worden (in ISS Fallen 26 mal Gubler) und nach Aussetteo
sehr si-hneti wieder verschwumien. Die mit O.ül g Kantharidin hni klaim
angestellten Versuche ergaben das Bild einer Glomerulo-nephritis, Zelliief
flariiiaiiiilclu'ii nebst BlutTuigen in das Gewebe der Niere und di-r II
Die hier erlangten Resultate können insofern ffir die Therapie n •
als bei Menschen nur Dosen von Decimilligramnieii zur AnW' i . .^ 'i
C.intharidinum, CiuHijO«, Ph. Gall., aus den Kantbariden, welcJio «n
enthalten, durch .Ausziehen mit Chloroform gewonneu. *■" >■■"■■' ■'•■
scitige Tafeln, löslicii in Chloroform, fetten Oelcu, A'
Durch Wasseraufiiahme entsteht die Katitharidinsäurc, v
lösliche Salze bildet. Geeignet für die äusserliche. inut ;
Wendung. Dosis 0,0002—0,0008 in Verdiinnung. (Theri^-. :...=^. .
Oleum Cantharidini Dieterich: Cantbaridinum 1, Oleum Olirtnin
num 40.
Kantharidin. CkIIijU«, in weissen trimetrischen Tafelu vom Schmp. ?!*•!
Suhstaux, ist das wirksame Princip der spanischen Fliege, Lj-tta vi--
dercr Käfer, besonders tiichrerer Mjlabris-Arten, in denen es sich
0,4 pCt. tjiidet. In reinem \Va.sser ist es so gut wie unlöslich; w
zugefügt, so löst CS sich in der Kulte in 80000, bei Siedehitze in 1
Amciscnsäurclösungcn höherer Concentration. Es lösen ferner bei 1^' :
Alkohol (92proc.) Schwefelkohlenstoff Aethcr Benzol Chi
0.03 0,06 0.11 0,20 I,äü n
Mit .Alkalien längere Zeit gekocht, geht es unter Wasseraufr^ ■'^■•••' •- ~'i" '■
Zustande wenig beständigen Kaotharidinsäure CjoHnGj über. J
es in die isomere Katitharsäure unter gleichzeitiger Bilduiiio; cin<-s i ..
Durch alkohotisches Ammoniak entsteht bei ISO" KantharidinimiiJ
durch .Substitution des W'asscrstoffatoms am StickstolT di^ i. r V
Aiphyle oder Säurereste erhielt Andcrlini eine Reihe wohl
iiidifferentor Verbindungen. Beim Erhitzen mit Phosphorpi ; -
Xylol neben Kohletioxyd und Kohlcrisäure. Hydröxylamiu liefert ein Uiini C^n
Nadeln vom .Schutp. lfi<i". \Yu: Einwirkung des Phenylhydrazins ist je D«d) >'
beditigudgen verschieden; freies I'henylhydraziu liefert in der Kälte Kanlhuida
hydrazid, einen sehr unhestänriigcn Körper, während durch Erwärmen mit • i^icsaif«
hydrazin zwei gut krystallisirende Verbindungen entstehen, das K
CidHisN^O^ vom Schmp. 237—238" und ein Hydrat desselben C,«H
Durch Einwirkung von Brom auf diese Verbindungen entstehen Brom»ub»üiiili
durch Salpetersäure Nitroverbindungen, welche bei der Reduction KtuHtmüni
fanthRrliiln
- 707 -
RapillaritSt]
Mit Rücksicht :iuf (iii- vorerwäliritcii Kcactionen hielt Spiegel die Cotistilutioti a für wahr-
scheinlich, während Haus Meyer neuerdings dureh die Bildung eines Dimethylesters die An-
nresenheit einer Carboxylgnippe für ervieseu hält uod die Coustitutionsformet b annimmt.
a)
HjG
H,C.
CH.
CHCH,CO
>
COOK
.;\ JCH-COCO
Kantharidin verbindet sieh direct mit Aelhylendiamiu
I indifferenten Körpern (Anderiini).
und mit o-Phenylendiarain zu
SPIEGEL.
I
I
I
ipillaritÄt. In der reinen Hydromechanik werden die Thcilchen einer Flüssigkeit nur soweit
Ton einander abhängig gedacht, als es das Corapressibilit.itsgesetr. zum Ausdnick bringt, /.wischen
festen und flüssigen Körpern wird dabei überhaupt keine Beziehung angenommen. Diese An-
nahmen sind nur annähernd richtig und reichen folglich nur für eine gröbere Beschreibung
der Flüssigkeitsbcweguiigen aus. Thatsäehlich besteben sowohl zwischen den Theilen einer
Flüssigkeit, wie zwischen den benachbarten Theilen zweier an einander grenzenden Flüssig-
keiten, sowie zwischen einer Flüssigkeit und einem mit ihr in Berührung befiodlicben lesten
Körper Wechselwirkungen, welche allerdings nur auf molcculare Entfernungen hin thatig sind
und daher nur an den GrenzflSehen zur Erscheinung kommen. Diese Erscheinungen, welche
durch die innerhalb einer Flüssigkeit wirkeude Pohaesion und die zwischen ihr und einem
angrenzenden festen oder flüssigen Körper thätige Adhaesion hervorgerufen werden, fasst
man nach dem marcautestcu Phaenümcn dieses Gebietes unter dem Namen der Kapillarität
zusammen. La place hat ihre mathematische Theorie auf die .\nnahme von Fcrukräften ge-
gründet, deren Wirksamkeit allerdings schon in molecularcn Abständen verschwindet: Gauss
wandte, von den Laplaee'schen Anschauungen au.sgebend, die Principien der Energetik auf sie an
und leitete so die Folgerung ab, dass, um eine bestimmte Flüssigkeitsoberfläche herzustellen,
eine ihrer Grösse proportionale .\rbeit geleistet werden müs.se. Der zugehörige Proportionali täts-
factor ist eine für die sich berührenden Körper charakteristische physikalische Constante, die
für die Grenzfläche zweier Flüssigkeiten als -Oberflächenspannung" bezeichnet wird. Bei den
zur Beobachtung kommenden Kapil laritätserscbeinungen handelt es sich meist um
zwei Flüssigkeiten, die mit einander und mit einem festen Körper in Berührung stehen: ge-
wöhnlich ist eine der beiden Flüssigkeiten die atmosphacrische Luft. Die Statik dieser Er-
scheinungnn wird durch die schon erwähnte Oberflächenspannung « und den constanten Rand-
winkcl jf bestimmt, unter welchem die Flüssigkeiten an den festen Körper herantreten. Wir
wollen ganz kurz einige der wichtigsten Kapillarphaenomene besprechen, unter der Voraus-
setzung, dass die eine der beiden Flüssigkeiten die atmosphacrische Luft ist.
Während nach den Gesetzen der Hydrostatik die Gestalt der Oberfläche einer Flüssig-
keit unter dem Einflüsse der Schwerkraft eine Ebene ist, ist sie in Wirklichkeit in der Nähe
der Wand des Gcfässes, in dem sie sich belindet, gekrümmt, und zw.v ist diese Krümmung
concav oder convex, je nachdem die Flüssigkeit das GefaJis benetzt oder nicht. Im
ersteren Falle wird von der Längeneinheit der Beriihrungslinie die Flüssigkeitsraeugc
V2 « CO» ^ über das Niveau erhoben: y ist hier ein spitzer Winkel: da 5.» im zweiten
Falle ein stumpfer Winkel ist. de.ssen Cosinus negativ ist. so gilt diese Gleichung richtig
intcrpretirt auch für den Fall der nicht benetzenden Flüssigkeiten. Je enger das Gcfäss ist,
um so mehr treten die ebenen Theile der Oberfläche gegenüber den gckriimmten zurück: von
einem bestimmten (auch von dem Kandwinkcl p abhängigen) Durchmesser des Gefässes ab
kann man die Oberfläche als Thcil einer Kugelfläche betrachten. Wenn man ein oben und unten
ollcnes weites Rohr in eine Flüssigkeit taucht, stellt sich nach den Gesetzen der Hydro-
statik die Flüssigkeit im Rohr ebenso hoch wie ausserhalb desselben; lassen wir das Bohr
enger werden, so beginnen sich allmählich Abweichungen zu zeigen, und von einer bestimmten
Enge des Rohres an steht die Flüssigkeit im Rohr sichtbar höher oder tiefer als ausserhalb
de.sselbcn. Ersteres findet statt bei Flüssigkeiten, welche die Oefässwand benetzen, letzteres
bei solchen, die sie nicht benetzen. Ist das Rohr aus Glas, so ist der typische Rcpraescntant der
ersten Classc das Wasser, für die zweite Classe das Quecksilber. Für enge Röhren (Haar-
röhrchen, daher der Name Kapillarität) gilt hierbei, wenn r der Halbmesser der Röhre,
h die Höhe der Flü.ssigkeit in der Röhre über dem äusseren Niveau und h das specifiscbe
Gewicht der Flüssigkeit ist, die Beziehung 2 r Ä = — co»y,
aus welcher folgt, dass die Steighöhe für enge Röhren dem inneren Durchmesser umgekehrt
proportional ist. Da für nicht benetzende Flüssigkeiten cos tf negativ ist, wird für diese auch
h negativ, d. h. es findet hier eine Depression der Flüssigkeit in der Röhre unter das
äussere Niveau statt. Zwischen zwei parallelen vcrticalcn Platten, die in eine Flüssigkeit
getaucht werden, findet ebenfalls eine Kapillarerhebiing resp. Kapillardcpressinn statt, wclob«
halb so gross ist wie die in einer Röhre von dem ihrer Entfernung gleichen Durchmesser vor
nSpTTTlF
Um. k\
hai)i|iii". '/wiiclirri xwri winklig zii einander grstellU:u \ ••
In F^nii ••iii'T ({Iniclionitigcn Ujperbel. Die Kapillarcrs'
'lii' Saugkraft d*r Schwümmc und das Steigen der Nährllü^.^igkc•iU:a iu li'
rUnii/.rn. Audi an «ii'liwinim<>nden Kiirpcni macht sich der Einfluss der i
Sir bi'wirkt, da»» dir ■ der FliLssigkeit den betrpffcnden Körper nicJit lu uacr'|IJtti|
Hnrir.dntalfhcn« itchii' !''rn an ihn mit einer Kapillarerbebung (reap. OcpnaiM) I» |
antritt. Ilarauf beruht 'In: I iigenauigkcit der gewöhnlichen Aracometer. Die K«{iilUiiät <
nii'mlicht frrni.T, da.i.H speci(iseh schwerere Körper von geringem Volumen, wie Rin^ aiu Ic^
drnlit, dlinnr Metallplatten etc., von einer specitisch leichteren I" : ' ' '
können, Durch Bildung einer nach der Seite der Luft convexcn
dnndeni «tnbil an .loharfen Kanten hergcstelK werden kann, wird ii.uiiihii nr ■
lUchcn Auftrieb (Ibersleigcnde Thcil de.s Eigengewichts des auf der Oberfläche
Körper» fter|uillhrirt. I>ie Kapillarität ist ferner die Ursache der Tropfor"-
Nin würde nich ein nocli so kleines Fliissigkeitsi|uantum schnell auf einer
und thcils vun deren Uändcrn abllies.scn. theils sich noch auf der Platte \
niiige der Dlierftachcnnpanming verbleibt es als Tropfen Uingcrc Zeit an
CS gerade gefallen i.tt. Die Tropfenform stellt die Ausgleichung des auf <i..
nilicudon Strcbens de« Flilssigkeitsquantums, seinen Schwerpunkt dem KrduuttclfuakJ bi
lichfil nahe tu bringen, und des auf der Kapillarität bestehenden Strfbcu», cidb .
kloine Oberlläclie /lu bilden, dar. Man unterscheidet zwi.schen den llrtchi:u Tnaplo
Mi'tü'tnden Kliissigkciten, ».. B. Wasser .luf filas, und den Tropfen nicht h,u,.n,-ni\jtfi
Liii.ii, t. II. liuocksilbcr auf tilas. Rei letzteren liegt der grösste I'at , obcrlian ir'
llasis. .\uf der Kapillarität beruht auch d.as Abfliessen der Flüssigk^-ii i'ogez Mnv
(örinigcn (iririiungun iu Ocslnlt von einzelnen Tropfen; die firössc des einMio«« Tnjta
liiingt dabei ausser von den Dimensionen der AusflussöfTnuxig wesentlich von •^.•t OSerfkte
Spannung der Flüssigkeit ab. Hieraus erklärt sieh die verschiedene W
flüssiger Meilicamenlc. tieriiige Verunreinigungen beeinflussen sehr stai,
iKii'lw'iispannung und du.s Kandwiiikels. Für eine ganz reine Gla^t
Wasser ist letzterer wahrscheinlich ^= 0 (vollständige Benetzung): un'
bällnis<ien belriigt er meist zwischen 20" und 30°. Reines destillirtes \\
llächi'uspaniiung (in di-m oben dctinirton Sinne} von 15 mg: schon diin-'
gungcn der Obcrfllichc sinkt sie auf 10 mg. Alkohol und A>
iiiediigen Wcrth ihn'r Kapill.iritiiLsconstantcn ans, daher die ge:
und actherischcr Tinctnrcii. F.inc Erscheinung, die w.-UirschciuIii h ai.
klingen der Kapillarit.it und der sogenannten inneren Reihung
ist der von 0. Liebreich cutdeckte .todte Raum bei chcmi-
besonders schön bei der Bildung von Chloroform aus Cbloral und
t.lr. Utmt 4nn\ lotkmUm Uk«k«t
-<-ka^ (0*. ««kavT Mdta la iaIUa Wwnr.
Ai«*i',« >,....-.. ,...» ;....M.-.. »»,.-. .Cm ,.. CJOarofor« «m4 A*tb«r.
lfiri»>lM. K«ram»l«a tmi K»rtnelia tiad illi niwlwitllwlli da btiai
moktr bb n 910* «atstilMadMi K&numeU. Sie ndacirai
mit Mkokttl nn M pCl minBt atia lUfwha. CnH,.0^: t» ift
«ricK, ■niitsaJMk okM Uef««h, aber vm Mkr bttterrm GtaAmtttk. Aaa
•hurii Awilefcn mit tellem Wvmr ce«iMt aaa KwwBdtB. C»H,<W <JM
MM. IwMtfcWbt KMMMÜiU C«BM|Ok«, cte*
Bete Keckn KM c« «M ia Wuvr. G«IU m
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M» Üwiit^MM» .rWMl« fikrtp Gcrkardt
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te OutMiwiB Bwk. SUdllf>r nt Ran der MeMckca
dm ««tstrkt MP M der trackeaea [imaistiM dn-
Hatoea, tvtackivdeaOT Hana and ist äi MiakiadM TkicttiF MAikaa (^«ickrakacfti
[arholsünre
- 759 -
KnrbolsHurp]
I
I
I
I
weisse krystalliiiisclic hygroskopische Mai»e. Schni]». 40 bis 42' und Sdp. etwa 180*.
Sie lOst sich in 15 Th. Wasser zu einer klaren neutralen l''lüssigkeit. Sie ist in
Alkiihol, Ai'thcr, riilornfonn, Glycerin, Schwefelkulilenstoff inid Natronlauge leicht
lösiifh. Neutrale Lösungen wenlfn durch Kisenoxydsalze violett gefürbt. Broin-
wa-sserziLsatü filllt selbst aus sehr vt-rdüntiten w-lsserigen Losungen Tribromphenol.
Miilon's Ke.'igens ("ärlit wässerige Phcnoliösungeii schön kirschroth.
Ihrer chemischen ("onstitutien narli leitet sich d\i> Karbolsfiure direct vom Bonziil
ab, in welchem an Stelle des eiireti WasserstnfTes ein»; HydroxyIgrti[)]i(' tritt. Sie
ist also keine Säure, soiuiern als Alkolml aul'ziirassen. Itie Karbolate mier Phennlale
sind sehr lockere Verbindimgen, die sich schon durch Kohlensäure zersetzen.
3 proc. I;,5sungen von Karbolsäure bewirken in eiwei.ss- luid leimhaltigen Flü.ssig-
keiteu eine Trübung, 5proc. Lösungen eine (Joagiilation, jedoch ohne durch Kiit
Ziehung von Wasser eine chemische \'erbiii(fimg einzugehen. Karbolsäure bewirkt
beim entleerten uiui circulirenden Hlut Schninv|>rung und Austritt von Blutfarbstoff.
Im Organismus sammoln sich <lie Itlulkfirpercheu zu Häufchen, es kommt zu (.iof5.ss-
verlegungen und Hltitaustritti-n. Jluskelf.asern werden erst durch 4 proc. Lösungen
aflicirt und zum Zerfall goltracht. IHe Nerveneleniente können schon in niedrigenT
('«mientration gi-schädigt und zur Auflösung gebracht werden. !>ie Bewegungen des
f'rotoplasina und der Flimraorepithejicir hören bei Einwirkung ganz schwacher Li\-
songeii 1 ; SIMI bis l.'ltM) auf. Ihre zenscliädigende Wirkung äussert die Karbolsäuro
auch auf die Mikroorganisnn.ni. Indessen hat man ihre „desinficirende" Kraft früher
übersehätzt. Wie Versuche mit der Seidenfadenmethodo ergaben, werden Milzbrand-
sporen in 5 proc. Lösung erst nach 2, und in '.i proc. erst nach 7 Tagen getödtet.
In stärkeren Concentrationen übt die Karbolsäure starke Aetzwirkungen aus. Bei
Application auf die äus.sere Haut cntj^teht eine weissliche Verfärbung der Epidemns
und Schrtimpfung, während in der Nachbarschaft eine reactive iCntzündung sicli an.s-
breifet. Kbenso bewirkt sie auf Schleimhänten eine olierflächliche Aetzung in Form
trockener weisser l'lecke mit entzündlichi'r Heizung der Umgegend. Bei längerer
Kinwirkung .selbst nur öjiroc. Lösung tindet Tiefenwirkung statt; es findet eine Munii-
tication der Uewebe, schliesslich brandige Abstossung der nekrotisirteii Theile, selbst
ganzer Finger- luui Zehenglieder .statt. Schwächere (1 l)is 3 proc.) Lösungen rufen
im Atlgeim'in<Mi au.'*ser leichtem Brennen und nachfolgender xXnaesthesie weiter keine
Erscheinungen hervor; entzündliche Stellen werden blasser und .schwellen ab: Wund-
nä(^hen werden wcisslich verfärbt. Ausser die,sen localen Wirkungen übt die Karbol-
säure, die von allen Stellen, auch von der intacten Haut aus, .sehr leiclit resorbirt
wird, nocli Fernwirkungen nervösir Art aus.
F,s bewirken schwäcliere Lösungen nur geringe Vennehrung der Speichel-, Schweiss-
imd Schb'imsecretion. Stärkere Lösungen führen zu einer schweren acuten Ver-
giftung mit starken Verätzutigen. Es tritt sofort heftiges Brennen in Mund,
S]»eiseröhri' und Magen ein. l'nter Würgen erfolgt Erbrechen weisslicher, schleimigiT
.Ma.s.sen, die stark nach Karbol.sänre riechen. Nach wenigen Minuten tritt ('olla()s
nnil unter allmählicheiii Erlöschen der Reflexe ("oma ein, das ziemlich rasch, niancli-
mal nach einigen vorübergehenden Convulsioneii zum Tode führt.
Eitle subacute Form der Karbolsäure- Vergiftung sah man häufig nach Verbänden
und Umschlägen bei geschwächten Individuen. Es kommt zum Karbolrauscli:
Ko[ifschmerzen, (thrcnsausen, Schwindel, ferner zu Mattigkeit, Appetitlosigkeit, Uebel-
sein, Erbrechen und Sinken der Körpertemperatur l»ei meist kleinem Puls. Gewöhn-
lich geht der Zustand nach kurzer Zeit in Heilmig über. Bei Chirurgen entwickelte
sich eine chroiusche Vergiftung zu jener Zeit, als die Karbolsäure noch d.as allein
herrschende Antisepticum war, sie verfielen unrettbar dem Karbolmarasmus. Itie
Kr.ankheit verläuft unter Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, Mattigkeit, Neigung zu
hilufigeni Erbrechen, schweren Ernährungsstörungen mid allerhand H.aut.ausschlägen
und führt gewöhnlich mit einer chronischen NephritLs zum Tode.
Von Nebenwirkungen tritt d:us (Gefühl des Pelzigseins auf, welches sich bis
zum Pruritus steigert. Wichtiger sind die Hautexantheme, die papulöser Art
sind, PemphigusbLisen mit Schmerzen und Fiobererscheinungen, Urticaria oder dif-
fuse Dermatitis mit Karbolgangraen.
Die Ausscheidung des in den Körper eingeführten Phenols findet zum grös.sten
Theil durch den Harn statt, in welchem er zu Phenolschwefelsäure (C,iHr,<> • SO3 • OH"
au Aik;dirnetalt gebunden, auftritt. Die Menge der im Harn ausge»chiH<lcnt
(KarholsKnro
- 760 -
Kardi
freien Schwcfolsfliwo nimmt in dnn Maasse ab, als die Aethorscb\icf<-)säil^^H
trotc-n. IHnsßlbcn simi ungiftig; es ist also jene Paarung eloc ScIbatciilpfli^^H
Organismus! Verschwinden die freie Schwefelsäure bezw. die Sulfate il^^H
gäiiziich. so besteht also bei weiterer Phenolzufuhr Vergiftungsgefahr. — (^a^lH
Tlii'il des Plieiuils oxydirt sieh im Körper zu hihydroxybenzol (Cs^« ' OH ' OBJ^-i^f
kleinereu Theil zu Brenzkatechin', zuni grösseren zu Hydrochinon bezw. Uy(!rackia*>-
schwefelsaure. Von letzteren hängt die dunkelgrüne Farbe des KarboUiMniei iL..
Ein kleinerer Theil piiart sich im Organismus mit Glykuronsuure; uinl »«in ifl
grosse Mengen von Karbolsäure innerhalb kurzer Zeit in den Org.'uiistDiis (iifl
führt werden, ersrlieint ein Tbeil der.^eliien im Harn als freies Phenol wieder. jH
ein geringer Theil wird vollständig vi-rbruniit. ^
Für die innerliche Anwendung der Karbolsäure liegen keine bestiminltn iol-
rutionen vor. — Hingegen ist ihr äusserlieher Uebrauch ein sehr ninfangrfidBr.
namentlich als Uesinficiens. Wenngleich man auch heutzutage von ihrer Vm»
düng als Wunddesinfection.sniittel absielit, so wird sie doch nllgeniein bei der Don^
iTihruiig der A.se[)sis liein'itzt. Man wendet dazu 8 bis 5 proc. Lösiingeu an, mrkit
jedoch erst nach t;igehuiger Kinwirkung eine gründliche Desinfoctioa der laitnaM»
bewirken. Für gevviihnliib wird <lio Karbolsäure auch nur benützt, am d» «(b>
<Iesinficirten Hände und Instrumente zu benetzen, um das ilin.iufgclaiigea war
Keime zu verhindiTri. IMe im .lahre ISG" eingeführte Methode der ^Viiiiin>i liiniWl
Lister'.s, des ,,aiiiise|rlic' trcatment" nebst Karbnisjiray, ist heute .n -n, vlfiJaU
die subcut;ineii oder paremdiymatiisen Injei^tionen bei Krysipel, ( |n, llra**-
schwel liiiigi^n, Knorlien- und (ielenkeiitzündungen. Die mit Karbolsäure gotrtflht
Verbaiuhnaterialien linden aber heute nur noch selten Verwendung, ijrt ^''•- — '•' !'■•!
durch Hesorjition zu Vergiftmigen Anlnss geben. Auch zur Hm
Anaesthesie wurde die verflü.ssigte Karbolsäure oder concentrirte wa-N.^-ng
a*'therische Lösungen auf die Haut gebracht. Hieses Verfahren iijt kaum ooth a
Anwendung. Zur ßeseitigiuig von Zahnschmerzen benützt mau in coneentrirtr iL»
bolsäurelösung getauchte Wattebäuschrhen, die man in die carifison Zfdni*- hrr»*
steckt. Kine weitere äus.serliche N'erwendung in Substanz oder als .\
dii- Karbolsilure bei Behandlung tU-r jliplitlu'rie, auch in der (»ynaek^
von Inb.ilaticHien bei (nitridiT Hrotichitis, Lungengaiigraen un<l hut.
Bei iliT Hi'iiaiidlung der Ivtrliolsäun'ViTgiftung sind als Antidot* .S«h i
schwefelsaure Salze aus den oiirn riiigi-führten Gründen zu benutzen. Sk»ll die k»
bolsilure auf dem ersten Wege uascbädlicli gemacht werden, so veronlne man U]i)(Mn
usta, schleimige Mittel und Oele. Femer sind Excitantia* zu geben, um die datiirA*-
liegende Herzthätigkeit zu helel>en.
Acidum carbolicum, I'h. (i. III., Phenolum, statt dessen zu benatM>a
Acidum carbolicum liqucfactum, rorflüssigtc Karbolsäure, Ph. ß. j
Karbolsäure 100, Wasser 10.
Acirlum carbolicum crudum. rohe Karbolsäure. Ph. 0.. jetz! '
crudiim. rohes Krcsol, aufgeführt, .liiid die zwiscbi'u 180 und "220 des:
öl« mit ;10— SOproc. Phenol, eine gclblicli-braune Flüssigkinl von liut.
Geruch. Sic dient zur Desiufection von Latrinen, .lucti in Form li
»äurepulvcrs, 100 Tb. Sand, Erde, Torf, (lips, Sägcspidinc, gcpuivi.Tic »■•
mit 2 Th. roher Karbolsäure gemengt.
Aqua carbolisata, Karhol wasser, Ph. G. IL: 3^{ Tb. verflüsfigt« Kj
in Wasser 9^7 gelöst, enthält also 8 pCt. Karbolsäure.
Karbnisäurchaltige Verbandrnittel: Karbolgaze: Mit 5- '^--
Karboljutc: Die nasse erhält man durch Einlegen von .luteknchcn iii
lö.suog, die trockene durch Tränken von Jute 500 mit Karbols.^ure .'i - -
Splritu.s 550 und Olyccrin 2.W. Karbo Istreupulver: KarboNäuro 25,
Stearin 15 werden mit der 7 — Stachen Menge von Calcium carbolicum a
Silkprotcclivc aus grünem Seidenstoff und Cottonproteetive aus P !^
Kopallaok, dann auf der einen Seite mit Dextrin 1, Stärke 2 un'! ■■,■... -.^
Karbnlsäurelösung 10 bestrichen. Phcnolvaselinc: Karbolsäure 10, VisoliiM« lUO,
Von dcu Sul fonsäurcn* ist nur die Sozolsäurc in Gebrauch aeiogoa.
Klont iu
Kardamomen. Die Früchte von Elcttaria Cardaraomum* White, Alpinia Cari! ■•
hcllgellilirligrauc Fruchtkapseln, sno schliessen in drei Reihen angeordnet 20 ' r\i
S,imen ein, welchen allein der charakteri.slische Geruch und tieschmaok eigen isj. '-
enthält flüchtiges Oel 4,0, festes Ocl 10,4, pllauzensaures Kuli 2„S, Stürkemehl H,i<
[arilanioTni^n
7ß1 —
(saure KalkeHe 1,8, gelbfärbeiide Stoffe und starkemelilhalüge Iliilzfaserii 7,8. Sie haben
, eineu angiinchmcn Geruch und Geschmat^k und dienen sehr /weckmiisüig ala Stomnchicum
und Carminatirum, besonders als Zusatz xu anderen Medicatnenteo. Dosis 0,2 — 1 g
^mehrmals täglich.
Tinetura CarJainunii. Tioclnrc of Cti'iltmom Ph. (J. S.: PcreoUt lOU tu» Fruetos lU. DotU
20—30 Tropfon mctirmalf tllglich.
Tiiitur* Cardimoml cumpoüits, Componnil Tinotnri< ori'»rd»mom Pli. Brit. : Prnftns Car-
daniurai, FrurtU8 CArvi ui :iO, CoecitiuRlIa U>, Cürti*x Cinanmomi GMliao 60, TiuutuUe tnajoriH 120,
Spiritiu ililotuB 2n<HI. Dosi« ÜO-iiO Trupfi'n.
PnlTi! Cinn Amum i rompof itui*. Conipüu nil Po wder o f CinDamomi Ph, Brit.: Fniottrii Car-
diuomi, Cortn CinDamomi, Khizoma Zingiboris £2 'M. Dosü 0,3—0,9.
L.
Karlsbad in Böhmen bat 16 aus einem gemeinsamen Becken entspringende warme alkaliscb-
suifatisc'he Quellen von 25—73" C. Aus ihrer Analyse crgiebt sich, dass .sie nur bezüglich
ihrer Temperaturen unter einander verschieden sind, bezüglich ihrer chemischen Bestandtheilc
I jedoch keine Differenzen zeigen, und dass sie durch einen hohen tfehalt au kohlensaurem
Natrium, schwefelsaurem Natrium und Chloruatrium neben einer nicht beträchtlichen Menge
Kohlensäure charaktcrisirt sind. .\uf diesen drei Natronsalzen in den gegenseitigen Mengen-
verhältnissen beruht hauptsächlich die pbarmakodynamischc Wirkung der Karlsbader Quellen,
wenngleich auch noch andereBcstandlheile,sowic die natürliche WärmoAntheil an derselben haben.
I
Narli drir RrunncnniesRnug Tum H. April 1H07 encabHD sich fnlKelidf* Teiopftratnron :
.Markibrunn :t8,4'' C. K>i«<rbninn «.B" C. BcrnharjHbninn M.n' C.
S^hlos'bnitin 41.7° , Theresienbrnnn M.b" , Kelsonqucllp 60.2° ,
Eli'nl.L'Ui.iuoUii 43.3" . Neubrnnn Mfi' . Sprudel 72,»'' .
Kaiser Karl-Quell« 45,3° .
Von Magen- und Darmcrkrankungen sind indicirt: 1. alle Fälle von Hyperacidilät,
2. chemische und motorische Insuflicicozcn leichteren Grades, 3. Dyspepsien mit und iihue
Hyperacidität, 4. Mageuscliw.^chc, liastralgic und Enteralgie, 5. chronische Katarrhe, 0.
Ulcus rotundum, selbst hei gleichzeitiger hochgradiger Anaemie, sowie Ulcus duodeni. Die
cholagoge Wirkung der Karlsbader Mineralwässer hat deren Weltruf bei Leber- und Gallen-
kran khciten begründet, nämlich 1. bei Lebcrhypcracmie, 3. bei Fettlebcr, 3. bei Cirrhosis
hep.itis im Stadium der Vergrösserung des Organ.s, 4. bei Katarrh der Gallenwege, 5. bei
Gallensteinen. Hieran schliesst sich ein günstiger Einllus.H bei Plethora abdominalis,
chronischer Obstipation und Haemorrhoidalbeschwerden. Auch St.iuungshyper-
acmicn der Milz und die sich anschliessenden llypertrophicn der Milz, besonders die nach
tropischen Fiebern und Malaria sich ausbildenden Milztumoren werden durch den auf den
Darm ableitend, daher aul das Organ depletorisch wirkenden Einlltiss des Karlsbader Wassers
in ihrem Volumen häutig beträchtlich verringert. .Auch bei Hypertrophie der Prostata
wird eine Yerklcincning der Glandula prostatica beobachtet. Der klinisch und experimentell
erproliLi' Einlluss der Alkalien auf Diabetes mellitus erklärt die Erfolge von Karlsbad bei
dieser Erkrankung. Die durch eine Karlsbader Trinkkur für eine gewisse Zeit hervorgerufene
Verminderung der IT.irnsäureausschcidung und ErhiJhung des Lösungsvermögens des Harns für
H.irnsäure, sowie- die die Heilwirkung von Karlsbad auf die harusaure Diathese so häutig be-
gleitenden Erkrankungen der Untcrleibsorgane erklären zur Genüge, warum Gichtanfälle
und Nierenkoliken nach dem Gebrauche Karlsbads lange Zeit ausbleiben oder bei ihrer
Wiederkehr an Intensität eingebüsst haben. Die durch Concrcmentbildung hen'orgcrufenen
Nierenbecken- und Harnblasenkatarrhe werden dort in jenen Fällen geheilt, in denen
die ElimiuLrung der Concrementc gelingt. Der Eigenschaft des schwefelsauren Natrons, die
Consuinption der im Organismus aufgespeicherten Kohlenhydrate und Fette zu steigern und
die Eliiiiinirung der Uxydationsproducte derselben aus dem Körper zu beschleunigen, verdankt
dos Karlsbader W.nsscr hauptsächlich seine Wirksamkeit bei Entfettungskuren. H.tut-
crkrankiiiigen, wie chronisches Ekzem, Urticaria, Furunculosc, die häufig mit Ano-
malien der Verdiiuungsurgaue, fiicht u. s. w. einhergeben, heilen dort manchmal in über-
raschend kurzer Zeit.
Con traVndicationen sind: 1. Tuberculose, 2. Carcinom, 3. nicht gut compensirte Vitis
cordis, 4. Cirrhosis hepatis im Stadium der Verkleinerung des Organs, 5. Gravidität, wenn
Neigung zu Abortus besteht, 6. jene Fälle, in denen es darauf ankommt, die Drüsensecretion
des Magens oder die Peristaltik des Darmes energisch anzuregen.
Bezüglich Temperatur und Menge der zu trinkenden Quelle seien folgende allgemeine
Regeln aufgestellt (vgl. auch Gans, Thcrap. Monatsh. 1887, Heft 1):
Höhere Temperaturen (50 — 73" C.) tür: I. Kräftige Constitutionen, 2. Mittleres
Lebensalter, 3. Steine jeglicher Art. 4. Leberhypertrophie, 5. Gicht, C. Entfettungskuren,
7. Diarrhoen. — Niedere Temperaturen (40 — 50" C.) für: 1. Schwächliche, nervöse Con-
stitutionen, 2. Kinder und alte Leute, 3. alle .sogenannten Karlsbader Krankheiten, so lange
sie mit Kcizzuständcn einhergeben, 4. Ulcus rotundum, 3. Obstipation, G. Coogeativzuständ
7. Gravidität und Mcn.struation.
Grössere Mengen (ca. 1 l) für: 1. Kräftige Constitutionen, 2. Mittlere« Lebensi
3. Steine jeglicher Art, 4. Leberhypertrophie, 5. Gicht. 0. Entfettungskuren, 7. Obstipntio«
Kleinere Mengen (100,0—400.0) für: 1, Schwächliche, nen-ösc Constitutionen, 2. Kiui
[Karlsbad
- 762 -
und iilte Leute, 3. alle sogeoonutcn Karlsbader Krankheiten, so Unge sie r? '^**|
einhergehen, 4. Ulcus rotundum, 5. Magetierweiterung, H. Dyspepsie, 7. C '^lü
8. Gravidität und Menstruation, 9. Bettlägerige und bei ungenügender Bewegung. ^^^H
Bei allen im Vorstehenden nicht genannten Krankheiten richten sich Tempcn^^^H
Menge des zu trinkenden Wassers nach der Individualität des Kranken. ^^^^
Bäder, aus dem Wasser der ijuellcn oder aus Moor bereitet, Verden beioab« statiih,
Unterstützungsmittel der Kur in Karlsbad vervendet. J^^H
OAICBL ^H
Knriabninn« im Ostorriiiclil.«olion SnIilMien. 76.1 ra lioeli, Stthlhul. U<itk»nkururt iiBil WnufthciluiitalL l>ar b-
brunni'u üiitliUlt 0,04 EiK«n-, 0,7.1 Cilelaiu-, 0,13 llkKn»alDmble>irlion»l. Trink- unil Hailpkur»n, anrk HeafkU« ai
luhftlationpn. Hai bis Sopteinhcr. ^^^H
Karlshafen, äoolUad in Hossfü-Niumiiu. tue Qui-Ilo pntlimt so,» Natrium-, 0,004 I.ithininrliluiiii. OJXM lUrii» '
bpimi'i. n.4l> N'atriuiD-, 0.,M Mai^esium-, 0.31 Ciloiamsairat, 0,7:i C»leiambieir(ion>L Inarrlieh aei liUMrIick
W.
Karmin, Knrnünroth, Karminsäure, ist der in der Cochenille* enthaltene rothc FarhsUff.
Da.s technische Karmin, Karminroth, Carminum rubrum, welches zum l-'ar!ieD nt
Seiden- und WoUenstoffen, zur Tintenfabrieation, in der l'harm.icic xuweilen zum Kärbe^jj«
Zahnpulvern und -P,-isten, Schminken u. dergl. Verwendung findet, i.st eine Verbinrl«^^^|
Karminsäure mit Thonerde, häufig verunreinigt durch übermässige Mengen Thonerd«", Rafl^H
Es stellt ein dunkclpurpurrothes, grünen Keflex zeigendes I'iilver d.v, wclohei wtrijt^H
Wasser und .Mkohol, nicht in Aether, Benzol, Chloroform etc.. dagegen in verdünnten .*jurtq
mit gelblichrothcr, in sehr verdünnten Alkalien und Ammoniak mit purpunvilber, io ««•■
centrirten Alkalien mit violettrother Farbe löslich ist.
Keine Karminsäure wird aus .Mkohol krv'stallisirt .als rothe prismatisrbr Krrftällrin
erhalten. Sie ist als Dioxymethyl-a-n.iphtochiuon aufzufa.ssen und bildet mit BaKii rto
Reihen von Salzen.
Blauer Karmin oder Indigokarmin ist das aus Indigo* erbältliehe indi^cfawvttluiin
Natron oder Kali, ein in 140 Th. Wasser lösliches tiefblaues Pulver.
lUASt
KartolTel. Die in Amerika seit ältester Zeit angebaute, in Peru und Mexico wild*acltMn4
Kartoffel, Solanum tuberosum, ist um 1,584 nach Europa eingeführt worden: ihr Aut
sich hier jedoch erst seit 100 .lahren allgemein verbreitet, l'ie Kartoffel enthalt ta]
Wasser Tft..^, slickstollhaltige Substanz 2, Fett 0,2, Amylum 20.C, Rohfascr 0.7 \v
Der an .sich geringe (ichalt an Slicksloffsubstanz ist nur zu etwa Vs auf Eiw
etwa -Vö findet sich in Form von .\miden, wie Asparagin, oder stickstiiffhaln;,
wie Solanin, Substanzen, die kaum als Nährstoffe für den Menschen anzusehen sind. Kui •«ttk-
volles Nahrungsmittel int sie weniger durch ihren Eiwciss- als durch ihren Amyluen^elialfc
Beim Kochen der Kartoffeln mit Wasser quillt das Amylum unter Sprengung der j^
losekapsrln auf und saugt den Zellsaft auf, so erscheint die Kartoffel trockemT. .mi-Mö
die Kartoffel sehr arm an Natronverbindungen ist, setzt man vortheilh.-ift Ko. '
Werden die gekochten Kartoffeln im ii.inzen verzehrt, so können 30 pCi ffi
7 pCt. Kohlehydrate sich der Resorption entziehen. Hei reichlichem Genuss kanu Uurih auf
Gäbrung im Darm und dadurch her\orgerufcne breiige Defaeeationcn die Verwertbung der Kar-
toffeln noch mehr sinken. Erheblich besser ist die Ausnutzung der sogenanntco i/a«:«-!)
kartoffcln oder von Kartoffelpüree. Es bleiben dann nur 4 pCt. Trockensubstanz und l'J pt"l
Stickstoff unverwcrthet ; der Kartoffelbrei wird ebenso gut ausgenutzt, wie die besten Metli«-
bäcke und wird .selbst von Kranken gut vertragen. So werthvoll die Kartoffel als N'ihntt>(*-
mittel ist, so ist sie doch weit entfernt, eine Nahrung zu sein, da zur Deckung de» Eiwtissbtvisfi
4V2 Kilo erforderlich sein würden. Neben den Kartoffeln bedarf es daher stets ein« eiVM*
reicheren und fetthaltigeren Zuspeise und zwar vorlheilhaft des Zusatzes eines animaliwtea Nak-
rongsmittels in Form von Vollmilch, Mager- oder Buttermilch, oder in Form tob Ptoiidt.^
Für eine animalische, also eiweissreicbe und relativ kohlcnstoffarme Kost ' ' ' ''%i
tofleln nächst dem Brot die zweckmässigste Zuspeise, die auch noch den V
bei ausschliesslicher animalischer Kost gebildeten spärlichen trockenen und z
lieber, wässeriger und leichter cntleerbar zu machen und so die Neigung zur -
direet zu bekämpfen. Wenn infolge Keimens sich reichlich .'^olanin oder d :
Solanidin entwickelt, kann die Kartoffel gesundheitsschädlich werden. In nas>-
sich in den Kartoffelknollen nicht die nöthige Menge von Amylum, während j,.. .. i..,.
Entwicklung des Kartoffelpilzes (Peronospora infestans) überhand nimmt, der »ehnellr
niss herbeiführt.
Für die Krankenkost wird es am passendsten sein, Kartoffeln, mit Milch als Pur« juIt
reitet, zu reichen, selbstverständlich nur da, wo überhaupt breiige Kost am IM i!j,' ;<t V'.u.rt
lienondercn Werlh wird auch den Kartoffeln als skorbutverhütende« nnd
nachgerühmt. Wo nur flüssige Kost gestattet ist, kann man auch die m)t >'
zerkochten und durch ein Sieb geschlagenen Kartoffeln als KartoffeUupp« teietteu; eue ^ '
[ K artoir«! ^^^^^^^^^^^^Tn^^^^^^^^ Kataplasmen]
enthält etwa Eiwci.ss 1, Fett 0,5, Kohlehydrate 8 — lOpCt.; ihr Nährwerth kann durch Zusatz
von Milch eutsprcchcnd crhciht werden.
HCNK.
Kutanien, Maronen, Die Frucht der echten oder xahtnen Kastanie, Cast.inea vcsca (Cupu-
liferac), enthält Wasser 52, Eiweiss 5,5, Fett 1,5, verdauliche Kohlehydrate 38. Holzfaser
und Mineralsalze je 1,5 pCt. Die Kohlehydrate bestehen weit überwiegend aus Amylum,
daneben Dextrin und Zucker. Die beim Rösten entstehenden Würz- und Genussstoffe machen
die Kastanien wohlschmeckend. Für die Krankcndiaet stehen die Kastinien weit hinter den
Kartoffeln zurück, sodasa sie bei uns in dieser Hinsicht ausser Betracht bleiben können.
MUNK.
Katulepsle (von xaraXanßüveiv, ergroifen). Unter kataloptischen Zustünden versteht iii:iii
»solche, bfi Wflcheii der Kranke geistig und kr.r|)erlich villlic; regungs- und n-netinns-
los erseiii'int. I*abei crsclioinen die Muskeln steif, trotzdem .iber biegsam, sod.i.'vs
sie in jede beliebige i,:ige frebracjit werdfii können und d.nnn in dieser vorhrirreii
(w:lehsenie l?ict;s:iinkeit, l'*lextbilit:i.s rerea). TiMopenitur, Tuls, Atliniung sind in diesi-ni
Zust;iij(l4> in der Kegel nieht wesentlicli verändert, üfter .ilterdiiigs .■iiieb ber.digesetzt.
K;itale[itisi-be Zustände können bei geeigneten l'er.sniien hervorgehracht werden
durch Hy|inotisnuis (kiiiistliclio Katalepsie). Sie kommen ausserdem vor bei:
1. (ieisteskr.-inklieitcn. linter diesen sind besonders zu nennen: a) die Me-
hinelrolif, sowohl in ihrer hypoclmiidrisehen als in ihrer moralisehen Komi, besonders
oft in der .MclanelioÜa generalis, b) die P.ir.nnoia balhicinatoria, c) die Dementia
Ijr.aecox, d) die progressiv!^ Paralyse, bei der sie zuweilen im Anse.hluss an para-
lytisebe Anfälle beobachtet werden, e) hysterische mid epileptiseho Psyehnsmi.
2. Hysteri)'. Hier wiTilen sie rpft(;r dm-ch plüt/lielie heftige tiemüth.sein-
Iilriieke (psy<'hisehi's Trauma) ohne ndt-r mit Verhetzungen des Körpers ausgelöst (Hlitz-
si-hag, K.iilway braifi u. s. \\•^, zuweilen er.srheinen sie iduti' erkennli.an' L'r.saelie,
i>if> 'l'herapii' din- k:it;deptisi'hen Zustände hat, snvvnit dicstdlien als Symptonn'
bei einer (ieisteskrankhi'it auftreten, diese zu lierücksichtigeu. Hesondere Indie;»-
tionen stellen (iieselbe nur dann, wenn sie lange Zeit nnh.alten und dadurch i'ine Be-
schränkung der Krnährmig und Entkräftung herbeiführen können. Kniiihreudc Klystiere,
Fütterung mit der Schhindsoude, sind dann erforderlieh. Ist die K:italepsie nur
eine Aeussenmg liestehr-mior Hysterie, so schwindet sie in der Regel n.ieli kurzer
Zeit von selbst, um so eher, je ruhiger der Kr.iuke im Bett und ji- isolirter er ge-
I halten wird. Will mau diese spontane Heilung mcht abwarten, so kann man ver-
suchen, ilitreh Kierhmiltcd, Begiessnngen mit kaltem Was.ser im I.TUwantien Bade,
faradischen l'insel, l'oinle de f<'u den Verlauf abzukürzen, man nmss aber von vnrn-
herein darauf gefasst .sein, (i.a.ss trotz alledem der katalejitische Zustand ftirtbesleht,
bis er sjrontan vorübergeht. In den hartnäckigen [•"allen .sciieineu subeiitam» Injee-
tionen mit Oleum eamidioratiim, 3 — -t.Hti"«idli<'ii eine Spritze, nützlich zu sr-in.
|l)a die Kranken nach denv Ueberstelii'U de.s katabrptischeri Zu.standes sehr liäiilig
eine mehr oder minder \ollständige Krinnennig für das haben, was in ihrer Um-
gebung währeml des Anfalli« vor sieh gegangen ist, so sei man mit Aeusserungon
über den Kranken in seiner Gegenwart sehr vorsichtig.
Kntaplasnicn, Breiumschläge, i»ezwecken eine un?hr oder weniger lange Kinwirkung
von Wärme und [''euchtigkeit auf die äns.sere Elant, sind daher den Kmülli(>nti:i* zu-
zurechnen. Seltener werden den Breiunisehlägen Arzneistoffe beigennscht, die ihre
Wirkungsweise complicirter gestatten. Man hat d.iher zu unterscheiden zwi.sehen
ICatni)lasmata simplieia s. emollientia und t'ataplasmata eomposita s.
medieinal ia. Sie werden meistens im Hause bereitet und bestehen aus einer
Miscliung von Lein.samenmeht, Hafergrütze, Reis, Stärke, Roggenmehl, Kleie-, Brot
mit kocliendem \Va.sser oder Milch. I'ie .Application der dickbreiigen Umschläge üst
je nach dem Zweck verschieden. Will man .auf die (»bertläi'be einwirken, bei Ge-
schwüren, Abseessen und Entzündungen der Haut, Verbrennungen, so lilsst man i\n»
('atapla.sma, d:is die Temperatur der Haut etwas übersteigen soll, entweder nnmittel-
liar oder in dünne Gaze eingehüllt auflegen. I.st dagegen eine Tiefenwirkung beab-
sichtigt, bei Pneumonie, Plotirodynie etc., so bringt man auf die Haut ein Stü<'k
Eianell und auf dieses (h'U Umschlag, der in die.sen Fällen fa.st kocheufl heiss be-
nutzt wird. Iti jedem Falle werden ülier den Breiumschlag mehrere L:igen von Flanell
B oder tuidurchlässigem Stoff aiLSgebreitet, auch wird die Haut zweckmässig mit etwas
MEKDBL.
[KataplRsmcfi"
iM abgorii'Ui'fi, um ein Anbackm zu vt^rhüti-n. Man Iflsst die Kat.ipl »Milien W i
Erkalten lifgi'ü und kuiiii ilin- AMWfuilung liclii-liig iil't wipdf?rh<>J»Mi, nur ist
etwaige |{csor|itioM bi'igi'iliischti'r. scharf wirkender Stoffe nicht ausser Acht lo la
Zu KntapliLSuifu Wünltni benutzt:
Acetum
Acetum pyrolignosum
Acidum cnrbolicum
Alumcn
Aqua Calcarinc
Aqua Chlori
Bolus .alba
Bulbus Allü
Bulbus Scillae
Campbora
Capita Papayeris
Carj'ophylli
Cortex Chiiiae
Cortex i^uercus
Crocus
Extractum Belladonnae
Extraclum Opii
Fermeiitum cerevisiae
Folia Bolladonnac
Folia Cicutae virosae
Folia C'onii
Folia DigiUlis
Folia Hyoscyami
Folia Juglandis
Folia Malvae silvestris
Fructus Caricae
Gallae
Herba Conii
Hcrba Mentbae arrensis
Herba Salviae
Kalium carbonicuni
Liquor Natrii chlunä
Liquor Plumbi sub
Mel
Morphium
Olea aetfarn.'»
Oleum Hyoscrnmi
Radix AlthJi«««
Radix Kj4tanhiae
Radix Tt^rmpotilUe
Semina Lupioi
Scniina Myristicae
Specie<i emollieote»
.Spcciea narcoticae
Spiritus
Tiuotura Opii
Vioum rubrum.
Kreosotum
Cataplasma ad docubitum, 1'Iumbum tanuicum pultiforinc Ph. <?. Ii
latur4Ü au» Cortex t^uerous 8. Aqua q. s. wird gcnillt mit Pluiiibum »ul
q. s. und Spiritus 1 hiu7.u);ofiigt.
Cataplasma anodrnum I'li. Belg.: Fructus Papavcris 32, Folia ITyo»c}'«inJ
wcrdon mit Aqua q. s. auff^ckocht. Die Colatur 750 wird mit Parina«
128 zur Breiconsistcn7. verdampft.
Cataplnsma Belladonnac Ph. Hisp.-. Folia Belladonnac, Farin.l Liol u I. .^'^ntC
Cataplnsma Carbonis, Cataplasmo au Charbon, Chnrcoal P»ultir«^j
Brit. : Mica paiiis 2, Fariii.i Liui 1,5, Carbo Ligni OJi. Aqua bullieu» 10,
Cataplasnia Liiii scu cmoUicns, Cataplasme de Farinc de Lin, Lia**
Foultice Ph. Brit.: Farina Lini 4, Oleum Olivarum 0,5, Aqua 10.
Cataplasma pcrfcctum s. instantau6 de Lelievrv: Wattolngen wtt^ta »Ji
coucentrirter Abkocluing von Fucus crispus geträukt und nach dem TrvjcUira 1
Platten von Kartendicke gcprcsst. Zum Oebraui^h werden si» iti Iieisw^ Vi
getaucht. Eine sehr praktische Form, weil reinlich und bcquntu tu hondlu
Cataplnsma Sodae chinratae. Chlorine Poultice Ph. Brit.: Farina
Liquor Natrii chlorati 2, Aqua bulliens 8.
Sinapismus, Cataplasma Sinapis seu rubefaciens, Cataplasme Ae M«^
tarde, Mustard Poultice I'h. Brit.: Semen Sinapis ot Lini r '
Bequemer, aber weniger intensiv wirkend ist die vielgebrauchte Charta
Linteum sinaplsatum. Zu beachten ist, dass bei intensivem Schmerz die .\ppiu'.iii.io
zu wechseln ist. Ferner Catap lasma Conii *, s. Cataplasme avcc la Cigu^, tlemJAtt
Poultice und Cataplasma fcrmenti, Hefe'kntaplasma.
J. JACOIHM«.
Katarrh bedeutet eine Entzündung der Schleimhäute, bei der eine Flüssigkeit producii{
und licrablliesst {xtirafi/itiv). Die.sc Flüssigkeit ist iu der That Tür den Begriff uoc '
und d;iher ist der Ausdruck .trockener Katarrh", den man für Entzündungen erixini
die mit Katarrh beginnen und dann in einen trockenen chronischen Zustand ülx^rjvhe
Cootradictio. Die Flü.ssigkeit wird bei der Entzündung producirt einmal durch die
Absonderung der Schlcimhautcpithclien, zweitens durch vermehrte Secretion der irtw%
denen Drüsen, drittens durch Austritt von Flüssigkeit aus den tiernssen. Dauach ist
entweder mehr wässerig oder schleim- und eiweis.slialtig. Nicht jede sieh 3chleimi(r dar«t
Katarrbllüssigkeit ist mucinös. Auch gequollene Albuminatc können eine schlciii
bcit haben z. B. beim Katarrh der Harnblase. Zellcu misclien sich der Flu
zwar abgeatossenc Epithelien, weisse und rothe Blutkörperchen in so verschiedener •
«ie entweder makroskopisch gar nicht bemerkt werden oder die Hauptsache der
ausmachen und dazwischen alle l'ebergäiige. Danach unterscheidet mm- ' '
den .schleimigen, den eitrigen und den hacmorrhagisehcn Katarrh und die ■
Formen, ticwöhnlich durchlauft ein K.itarrh mehrere Formen, und zwi
rö.ser beginnt und als eitriger oder schleimig-eitriger endigt. Mikrosk"]
baut geschwollen, in den Epithelien linden sich zahlreiche Mitosen. Mu< ■■...
sind mit Lcukocyten dureh.setzt, die Gcfässe der Subnuieosa sind dilatirt.
Schleimhaut werden bypertriipbiseb. Besteht der Katarrh läutere Zeit. •■■•
Atriiphie siimmtliehcr Theile ausbilden: die Mucosa wird dünn und ;.
schmal und gcfissarm, die DrUsen werden klein oder verscbwindeu t' -
Kat.irrh auf und cd rvstdtirt eine trockene Schleimhaut, die sieb nie wieder in eiaeo aer-
'rkatitrrb
— 7tin —
Katatonie]
UANKEMANN.
mnli.'ii ZubUiid vcrw.tiulL-lii k.iiiu. Obwohl zu dum Katnrrh cigutitlich üefuctc der ächluiiiiliiiute
I nirlit geliüreii, so bilden sich doch liäulig solche aus, die iu kleine „katJirrhiilisohe Geschwüre"
r übergehen. Uie Therapie ist von der Art der butroflbtieu Schleimhäute abhängig.
tlANI
\
BtarrltalHcbcr, wich SchniiiifenfiL-ber nennt m;iii ilcn mit Fieber verlaufenden Katiirrli
iler hiiliereii l/uftwcfcc von der Niuso uiiil di'n Stirnliöhlen abwärts bis lu der Luft-
nibro und ilireii prösscren Vcrfustelung;eii. Als lulufipste Ursache gilt nicht mit Un-
itTlit die Erkältiuig, wie sie namentiieli eintritt, wenn auf den durch Muskcl-
aiuitrengung erhitzten und schwitzenden Iv'iriier eine ]dötzliche NVännoentzieliuiig ein-
wirkt. Abgesehen hierv4»n tritt Katarrhal(ii>ber sehr häulif; zu gewissen Zeitläuften,
bei na-sskalter Witteruns; nder iiberliait|(t unter gewi.sseii nicht immer hestinimten
Witti'runfjseiniliissen in mehr mler weniger grosser epidemischer Aii.sbreituiig auf,
als epideiiiisches Katarrhal fieber, welchem wohl eün- Infeetiou zu tJrumle
liejijt. IHese Källe liaben eine gewisse Aehnlidikeit mit der lnl!uenza in ihren
katarrhalischen, den Respirationsapparat vorzug.sweise bef.iUenden Formen. Ohne
Zweifel sind viele früher und auch jetzt noch als Katarrhal fieber bezeichiieto
Falle wirkliche Influenza-Krkrankungen, verursacht durch den speeifischen Krankheits-
crn'ger derselben, den Pfeif f er '.sehen Iiifluenza-Hacillas, gewasen, wit^ manche aus
aniieren Ursachen entstandene, wenn auch gleichfalls infectiöse KataiThal fieber als
„Influenza" oder „Grippe" bezeichnet wurden un*i werden, weil die klinischen Bilder
heider Gru|i]>en einander sehr ähnlich sein küiinen. Ks ist nicht möglich, in jetlem
einz(dneii Fall nach dem eigentlichen di.'ignnstisehen L'nterscbeidungsmittid, dem
Iiifluenza-Bacilhis, zu suchen uml es gelingt auch nicht immer, ihn zu tindr'u. Des-
li.ilb wird es immer einzelne Fälle geben, deren Zugehnrigkeit zum einfaihen „Katarrlial-
lieber" oder aber zur Influenza zweifelhaft bleibt, wenn nicht der Charakter der Epi-
demie ajiderweitig sichergestellt ist. Das Sy m pt omeribi Id setzt sich zusammen aas den
Erscheinungen des (iel>erhaften Allgemeinleiiteiis uml den örtlichen StOnnigen. Erstere
zeigen in der Kegel deiiTypus des sogcnaiiiiten „katarrhali.sclien Fiebers", bei welchem die
Temperatur nicht gerade sehr hncli, selten bis 40" oder d.ariiber steigt, aber häufiges
Frtisteln, selbst Schüttelfröste auftreten, die nanientltch durch geringfügige äiw.sere
Einflüsse, wie PIntblössen des Körpers oder auch nur eines Kiirpertheils hervorgerufen
werden. Dalxn besteht, trotz der massigen Teinperatursteigerung starkes Mattigkeit.s-
gefnlil, Gliedersclimer/cn und namentlich, wenn Nasen- und Stiriihöhleuschleimhaut
an dem Katarrh hetheiligt sind, heftiger Ko|»fschn\erz. i>ie örtlichen Störungen sind
diejerugen des acuten Katarrhs des betreffenden Schleimliautabschnitts, also der
Rhinitis, Tracheitis, Hninidiitis.
Für die Behandlung hat sich das diaphoretische Heilverfahreu am
meisten bewährt, nur ilnss mit Hürksicht auf das Fieber und seinen eigenthümlichen
Charakter alle diejenigen Maassnahmen, bei welchen der Kranke das Ziuuner oder
auch nur das Bett verla.ssen un'isste, also ausser dem Hause zu nehinemie l'ampf-
oder .sonstige ^Schwitzbäder besser unterbleiben. Allenfalls können warme Bäder im
Hause mit sofortiger Einpackung* angewandt werden. Doch thun einfache Ein-
packungen des ganzen Körpers oder Priessuitz'sche Umschläge um den Rumpf, ver-
bunden mit Zufuhr heis.sen Getränks gewöhnlich auch gute Dienste. Ausserdem
erweisen sich Salicylpraop.arate .sehr nützlich, iiulem sie neben ihrer schweiss-
treibendeii Wirkung auch die Temperatur und ganz besontlers ilie allgemeinen Glieder-
.schmerzen, den Kopfschmerz uiul die Abgeschlagenheit günstig beeinflussen. Die
örtlirdien Störungen, soweit sie nicht durch dxs diaplioretische Verfahren schon ge-
bessert werdiui, namentlich der Husten, die Schlaflosigkeit u. s. w. werden nach den
für diese gcltemlen Vorschriften behandelt. „„.-..>.>„
" SENATOR.
Kiitatonie, Spannungsirreseiii. Unter diesem Namen beschrieb Kahlbaum 187.3
eine Knuikheit, bei welcher „bestimmte soniati.sche und zwar mu.sculäre Symptome in
gleich grijsser Häidigkeit wie bei der paralyti.schen (ieisteskr.-inkheit die Hegleiter
bestimmter psychi.sciier Erscheinungen sind und so wie dort auch hier eine wesent-
liche Bedeutung für die Gestalhuig des ganzen KrankheiLsprocesses gewinnen." Die
musculHren Symptome be.stehen in dauernder Spannung gewisser Muskeln, be-
sonders der Hecti abdinninis. oder Muskelgruppen, wodurch dem Kör]ter eine gewisse
eigenthümliche Haltung im Liegen, Sitzen, Stehen oder, wenn dies überhaupt möglich
ist, im Gehen dauernd aufgedrängt wird (Stereotypie der Haltung mid Bewegung).
I
I
I
[Ka tatoiiie
— 7«« —
Die Sti'miiig irn Sprach:ipiiar;il hcstehl (Mitweiler iu völliger StuDinifa«-it
Vcrl)igiT:iti<iu (stcrpdtypos WictliMiuilfii rlorsclbcii Worte- oder Sntz«, flRtT
losL'u hiiialts). Die psychisclu'ii Syininnine wechseln, s-iiicl liald iiu'ümriMG
Art, balil zoigoii sie manische l'.rregiirij;, l);ihl wieiler scheinen si».« |iuraiioiscJier SiM '
zu sein, sie werden öfter von Halliirinationeii liegieitet and eiuleii aiuist wH ftgfal^W '
Schwäche oder völiipem Blödsiiui. HervorsU'cheud iti dem A'erlanf der pciychis<te
Ki-scheiiiungen ist der „Negativismus" (Kahlbaunil, liei welchem <lio Kranken^
alle fiusseren und schuierzhaftoii Einwirkungen sich gleichgültig uiifl regnngsla
hallen, oder auch indem von ihnen, sofern der Versuch gemacht wird, irgend
Aenderung in Haltung, Bewegung hervorzubringen, oder ihnen Essen in rlon
führen, sie in ein Kall zu bringen, hiirtuäckigster Widerstand entgc^engesetit »iri
Die geschilderten katatonischen Symptome werdi'n vereinzelt oder aucli in dir»*
Mehrzahl zusammen bei den vei-schiedensten Psychosen beobachtet.
Iw gehcii-eii hierher: 1. Die Melancholie, welche in der stujjorfi.soH Form b-
weilen das Bild der ..Katatonie" zeigt. Im melancholischen Stadiuni der circnlSrm
Psyehose wird .Ibnlichcs beobachtet. 2. Die chronische Paranoia halluri-
n;itoria, welche in ihrem Verlauf intorcurrent zuweilen unter dem Hilde der Kai
verläuft. 3. Die Dementia praecox, welche in ihrem Verlauf vorfitni
Monate lang, ja ein halbes Jahr und l.'lnger, die ausgeprägtesten Sympt
Katatonie zeigen kann. 4. Gewisse Mischformen der verschiedenen Psychosen: Pi
mit Melancholie, Paranoia mit schwerer Hysterie u. s. w. 5. I'erio<Hsche Psyf
Unter diesen Umstiiitde» wird mau, wenn man bei einem Kranken dru küi-
tonisfhen Syni|)t(inieiic,oniplex findet, nachzusehen haben, welcher Form d«v altgnpr«
:in'Tk;uiiiteir Psychosen derselbe zugehört. Oefter wird eine solche Festtitcllnii; hn
niangcltiiier oder ungenügender Anamnese nicht gelingen, und dann renctufi «S
liingere Beobachtung ein klares Bild.
Die Prognose und Therapie werden sich nach der Kranklu<itsfonn richht
Die li'tztere wird in erster Reihe eine Anstaltsbohandlung erforderlirh noHna
Das Symptom des ,,Negativisnms" erheischt dieselbe vor Allem, ila nur anttr 6e
Disciplin einer Anstalt Widerstünde zu heben sind, welche in der Famili«? nirkt a
fiberwinden sind, und hfiufig genug hier zu Gewaltmaassregeln nml selbst ZOrbtipui^
des Kranken führen, welche .selbstverständlich für denselben schädlich sind.^ Ihn
kommt, dass auch die oft auftretende Nahrungsverweigerung lediglieh in diifir A»-
stalt in entsprechender Weise bekämpft werden kann. MMtin
Katechn. I. Pegu Katechu, Kntechu nigrum, Catechou de Pcgu, Terra Japviii
Cut eh. durch Auskochen des dunkelrothen Kernholzes von Acacia Catechu* W.
Es bildet schwarzbraune, stellenweis röthliche, undiircbsichtige . spröde, grossmnsdMllf
brechende Blöcke. Kochendes Wnsser löst es zu einer trüb brauurotbeo, ^rh»arfc sueti
FlUssigkuit, welche streng adstriiigireud, später süsslicb schmeckt. Durch ■
sie grün, durch essigsaure Alkalien violett, durch Alkalien roth gefärbt. Es <
33 pCt., Quercitia und Katechugerbsäure 31 pCt.. Katechuroth, Katechuretin, '
.laponinsäurc, Mimotanuiretiu, Brenzkatcchiu. Beim Schmelzen von Katccli
hydroxyd entsteht Protokatechusäure* und Phloroglucin*, bei der Irockeaen DebtiK
katcchin*. Der Aschengehalt darf nach Ph. G. ti pCt. nicht übersteigen.
II. fi-imbirkatechu. Katechu pallidum, Cachou clair, Pale Cai
Katechu durch .\uskochen der Blätter und jungen Triebe von Uncaria (Out
Koxb. gewonnene bräunliche, innen hellgelbe, leicht zerreiblichc Ma.sso, welel:-
und weniger Urosetzungsproducte wie Pegukatechu culhält. Nach Gautier *■
aus drei Körpern bestehen C4oHmOis + 2U,0 mit Schmp. 205", CijHjbOij -t
177» und C4oH,„0,e + HjO, ijchmp. ll!3".
Katechu wird in seiner Ueimath mit den Arecnuüssen zum Bctclkfle— ' '
der Technik zum Farben. In der Therapie dieut es als .\dstringcns : A
mittel. Mund- und Gurgclwasser bei Scorbut und Anginn, bei Gonorrhoe f- •■
chronischer Dysenterie als Clysma; innerlich bei chronischen Di.irrhoen '.
Dosis 10:100 in Form von rnjecHonen. Klysmen und Solution, iuticrticb 0..i ..^
taglich iu Pulver, Pillen, Trochisei, Lösungen 5,0 : 1Ü(J,0 Wasser.
Cnchou de Bouingnc. Pastilles pour les (umeurs; Extractura r/ir?
ritiae 100, Katechu 30. Gummi arabicum 15, Wasser 100 wrrdrn r i
verdampft, Cortei rascnrillae, Carbo Ligni, Radix Iridis Florentin««, Ma-
Menlhae piperitae u 2. Tinctura Moschi, Tinctiira Ambrac ü gtt. & li
Zur Beseitigung des Geruchs von Tabak, Bier, Wein.
[Katechu
— 707
Katheter]
LElectuarium Catcchu compositum Fh. Belg. : Catechou pulveratum 1 l'i, Cortex
Ciniiamomi Zeylauici 27, Kino pulveratum 83, Opium pulveratum 5, Semen My-
risticae 27. Sirupus Itosarum rubrarum 74G.
Extractum Catci'hu rii. Hisp.: 1:6, Consistenz 3. In Wasser trübe löslich. 1,0—2.0
mehrmals tiiglieli bei Diarrhoen.
Intusum Catochu Pli. Brit.: Katechu 5, Cortex Cinnamomi Zeylaaici 1, Aqua fcr-
vida q. s. nd eolaturam 150. Dosis 2 stündlich eiu Esslöffel.
Mixtura adstriugens Sylvii Ph. Hisp.: Opium 0,1, Katechu 0,6, Corallia rubra 2,
Sirupus simplcx 30. Aqua 70, Acetura dcstillatum Ib.
Pulvis Catcchu compositus Ph. Brit.: Katechu 12. Kino, Radix Ratanhiae ^ G,
Cortex Cinnamomi, Semen Myristicae u 3. Dosis 4 mal täglich eine Messerspitze.
Sirupus Catechu, Sirop de cacho-u Ph. (»all.: Katechu 25, Aqua 50, Sirupus
bulliens 975. Colatur 1000.
Tinctura Catechu Ph. ü. III: Katechu 1, Spiritus 5. Dunkclrothbraune, saure
Flüssiglieit, welche durch Eisenchlorid grün, durch Kaliumehromal beim Erhitzen
kirschroth gefärbt wird. Dosis zu lujcetionen 2—10 : 100. üu Mundwässern
1—2:100, innerlich zu 15—80 Tropfen mehrmals täglich.
Trochisci CatRchu, Tablettes de cachou Ph. Gall.: Aus Katechu 50, Saccha-
rum 400, Mucilago Tragacanthae 50 werden Pastillen a 1,0 g geformt.
J. JACOBSON.
Kalaeliin. Kiteoli ualure, C^iUjnMi oder nach E 1 1 i CuHmO,. iit der wosontliche BosUudUicil ili<<i K>t«clia.
den ea ilureh Eisiguthor entiogen wird. Es bildet kleine Nüdelchen, die >iu Wuser mit i HulecDlen Krjisfatllwa^iier
kn'sl'llisiren, .Schmp. 217°, in kaltem WaMor »ohwer. in heiiisrm Wasser, Alkohol nnd boisücni Acthnr leicht
laslir.h. nie wlsKerige Lösung wird durch Eiienchlurid grün gerirht. alkalische LSsunpin fUrben lieh au der Lufl
dunkel. Edelmetalle wirdcn aus LUsuniien ihrer Salze redncirt. In Tordünnter Schwefelsiare lO.ot es sieh in der
Kulte lihnnZorsetiiiiiii;, beim Kuchen untt'r Kildung ron Kateehuretin. CaH'aOu + 8H3O, einem duukelrothbraunen
in Wasser, Alkuhul. AiilhtT unlUslicheu Pulver. Bei der trockenen Destillation liefert es Briinikateebin nelieu
Es-iipiliure und Phewil. Bi-im Erhitien mit oder ohne waaaereutiiehende Uitlel liefert es Torschiodcne Anhydride,
uuti.*r denen die ^knchfnlU im Katechu enthaltene Kateebngerbsli ure, C,r,H3,0c oder t;-,,,Ut,0,, (Etti), und das
Kutcrhuretln am bekanntesten sind. Kateohin ffiobi weder mit LeimlOanng noch mit Aikaloldcn NiederschlUt^e.
SPIEGEL.
Katliartinsäure ist der wirksame Bestandthcil der Sennesblätter und wahrscheinlich auch der
Faulbaumrinde. Während sie nach Kubly die Formel C,»,IIo«0|,2N,S besitzen soll, hat
Stoekmann durch neuere Untersuchungen die .Abwesenheit von Stickstoff und Schwefel
festgestellt, sodass die Kathartinsäurc ein gefärbtes Glykosid zu sein scheint. Sie wird
thcils frei, theils au Kalk oder Magnesia gebunden augotroffeu und wirkt stark purgirend.
Kathartugcnin«llurc. Durch Kochen tou Kathartinslure mit alkoholischer SalMlui« «rbalten, woba
gleichzeitig Zucker gohildet wird. Sie ist sehr leicht zersetjilich.
OOELDNER.
Katheter nennt mau Instrumente, welche dazu bestimmt sind, aut dem natürlichen Wvgo durch
die Harnröhre in die Blase eingeführt zu werden, um so deren Inhalt zu entleeren. Sic sind
entweder aus einem weichen Material gearbeitet, welches sich den Krümmungen der Harnröhre
ohne Weiteres anzupassen vermag, oder sie sind fest und besitzen eine Form, welche eben
jenen Krümmungen möglichst genau entspricht.
Die weichsten Katheter sind Schläuche aus vulcanisirtem Kautschuk; im Allgemeinen
als ,Ni'latoD katbeter" bezeichnet. Das vesicale Ende ist abgerundet, nahe an der
Spitze üfTiiot sich das .Schlauchlumcn als ^..Auge". Das Auge soll nicht bloss Bingeschnitton,
soudeni gepresst sein und keine scharfen Ränder haben: die äussere Fläche des Katheters
soll sehr glatt, der Raum zwischen Auge und Spitze (der todte Raum) nicht hohl, sondern
ausgefüllt sein. Die Katheter müssen so elastisch sein, dass sie einen bedeutenden Zug aus-
halten, ohne zu reissen oder eine dauernde Veränderung zu erleiden. Nach längerem Ge-
brauch oder bei unzweckmässiger Behandlung quellen sie auf, werden ungleichmässig, schliess-
lich brüchig und können dann durch .Abbrechen beim Gebrauch sehr üble Zufalle herbei-
führen. Die besten weichen Katheter werden in Amerika f.ibricirt (Jacques Patent, Tiemauu),
^L neuerdings stellt auch die Firma Delamotte in Paris sehr gute Instrumente her.
^B Von etwas festerer Consistenz, aber immer noch biegsam, sind die elastischen Katheter.
Sie bestehen aus seidenem oder baumwollenem Gewebe, welches durch Auftragen von T.ack in
vielfachen Schichten die gewünschte Consistenz erhält. Es soll dabei auch das Lumen des
Katheters mit einer glatten Lackschicht ausgekleidet sein. Das vesicale Ende zeigt entweder
eine einfache Abrutiduiig (cylindrische Fonn) oder ist zugespitzt mit kleiner kugelförmiger An-
schwellung (koiii.sch geknöpfte Form); vielfach gebraucht man solche, bei denen das vesicale Ende
eine Aufw.ärtsknickung in stumpfem Winkel zeigt (sog. Mercierform), welche das Eintreten in den
prostatischen Theil der Il.nrnröhre wesentlich erleichtert. Auch bei den elastisciicn Kathetern
ist auf die Besch.ilTenhi'it des .\iiges besondere Aufmerksamkeit zu richten: es soll nicht ein-
geschnitten oder eingebrannt, sondern von vornherein eingeweht sein, ebenso soll der todte Raum
gefüllt sein. ELisli-sclie Katheter sind in verschiedenen Härtegr.iden und verschiedenster Qua-
lität im Handel; früher eiu Monopol französischer Fabriken (Delamotte, Porges, Vergne
u. A.) werden sie jetzt auch in Deutschland (Rüsch in Cannstatt) in tadelloser Ausfüh-
^ rung hergestellt. Auch sie leiden durch den Gebrauch durch Desiulicientieu und durch längeres
jMo« njHipiaui|^ innia amuaonu uar «mimuiui ■^^■r^— — i^i— j>c u
too. In dieser Hinsicht iHud die Metall katheter am leichtesten ta r
Sa» Ausltochen vomüglicli und es bedarf also keines weitere« '
liaKffi nur die Nclatonkatbetor das direeto Kochen im Wassor
schliesslich leiden sie aber darunter. Für elastische Instruiiiesii" i>>
speciell das Hindurchleitcn strümenden Wasserdampfcs, wie es Kutoel
licht, wohl die vollkommenste Methode. Von cheraisehen Desinfcctions
oder Trioxymetlnlcn in Uampfform empfohlen (E. Frank), docih musü da
Waschung folgen, da sonst leicht tiarnröhrenreizung eintritt. Die D'»inl
Sublimat u. dergl. ist entweder nur unvollkommen oder schädigt die fns
ist unter allen Umständen energisches Abseifen, sowie Verweudn"« >-....t ,
zum Schlüpfrigmachen, sterilisirtes Glycerin, (Tuyou'sche Paste, I
Der beste Schutz gegen Uebertragung infectiöscr Keime durch
liegi-n, dass man für jeden Patienten immer nur dasselbe lustruinent benut
gi'fahr liegt nicht in Verunreinigung durch Luftpilzc, solidem im UaftcobU
der Bakterien nach stattgehabter Benutzung.
C'athctcrisinus. Uii' Kinführung eLnes Katheters in (lio Blase zu lÜ
Zwockoii kann eine (UippoltL- Absicht verfolgen; eiam.il wünj^cht Duaj
entleeren, als<i einer bestehenden vollkommenen oder theilw eisen Ha
steuern, dann ;iber Fliisslgkeiten in die Blase selbst «inzuhriiigen, die l/f j I
der Schleimhaut günstig einwirken sollen. Kür die Twhnik des (.'albrtf/^
ist es {jleicbgtilfijr, welcher dieser Zwecke dabei verfoltct wird.
IHese Technik f^estaltet sich nun verschieden, je uach dem _■
Als oberster (iruiulsatz hei der Auswahl hat zu gelten, dass Jen
tiichl \oltkt.imnien sicher beherrscht, zunüchst eine« Versuch mit ei
Katheter niac.lun soll — mit diesem kann wenigstens kein Schaden f^'*
Her Patient befindet sich — wie principiell bei allen Manipulationen ;ui i'
in der Rückenlage mit etwas erhöhtem Becken; der Operateur
links, CS ist das Sache persönlicher l'ebung) und ergreift mit der
Penis des Patienten so, dass dieser mit Ring- und Mittelfinger
I'aunien und Zeigefinger das OriHcium urcthr.ae klaffeiid öffnen. Das wpU i
Instrument wird nun nn't der rechten Hand schreit.'
in den stark angezogenen Penis langsaut vordringend •
Kegel lä.sst sich liier nicht weiter geben — man muss ebeu nur siJu'Cii
viirwärfs gehen. Bei nnnnaJer, d. h. nicht verengter Harnröhre uud boi
eni|)tindli<'ben Personen kommt man dann meist ohne weiten-.s bis in lü» I
Harundu-enverengerung aber, desgleichen bei Prostatikern, anden- ü»!» '
liekannte oder nachweisbare Ursache gelangt man nur bi« an die Vc
1)1« an den (.Kompressor urefhrac — man muss dann einfach den Vaeati'
und zu einem anderen Instrument greifen.
Ktwas greifbarere Regeln lassen sich schouj
tatliotpr
_ 7Bfl —
refRSlwT
fossa biilhi, und knnn hier aiisspronlciitlicli leicht stecken blcihcn oder boi An-
wendung vnn Ginvnlt sich in dxs Gewebe einbohren: es ist dies die SteHe, w(i
^B ;iin häutigsten sogenannte „r.-iKsehe NVi-gi'" ent.stchen. Am leichti'sten üt)i'nvinden die
H Katheter mit Mereii-rkrünnuiing diese Kiilirlieiikeit, weil bei ihnen eben die Spitze
H aufwfti"ts gekrümmt ist. Ein IvinistgrifT, auoh in srhwierigen Fallen doch richtig; in
^ft in die Pars membranaeea biiicinziigolangen, besteht darin, dass man den Pationtou
^P aufstehen lässt, den Penis sehr stark dirert nach oben anzieht und nun einen sehr
^^ sanften, aber constanten Druck nach unten mit der S])itze des Instrumentes ausübt:
die Spitze ist dann gezwungen, sich im [itdbnssack aufwärts zu krümmen und tritt
Idann von selbst in die Oeffnung ein (Cauduiont): doch erheischt die.s Verfahren
natürlich grosse Vorsicht und z.irte Hand. Ist einmal die Pars membranacea er-
reicht, so gleitet das Instnnnent nun in der Rege! ohne Schwierigkeit l)is in die
Blase. Nur in l'";llleii von Pnistatahypertrophie kommt es jetzt noch gelegentlich
zu Schwierigkeiten in Folge vors[tringeiHler Lappen oder tasohenfflrmiger Buchten,
in denen die Spitze des Katheters sich f:lngt; auch sie werden am besten durcli
ilie .Mercierkrüiimiung überwunden.
Kür die Einführung der Metallkatlieter bedarf es einer ganz besonderen Zart-
heit und Vorsicht: die Gefahr, mit diesen starren, gebogenen Instnimenten vom prae-
formirten Wpge abzuweichen und Verletzungen der Schleimhaut herbeizuführen, ist
hier noch wesentlich grüsser. Sind sie auch in ihren Krümmungsverhältnissen dem
anatomischen Verlauf der Harnröhre möglichst genau angepa.sst, so bef:"ihigt sie doch
nur eine ganz vorsichtige Leitung, diesem Verlauf wirklich zu folgen. Der schwierige,
kritische Punkt liegt anch für sie beim Eingänge der Pars membranacea: hier ver-
engert sich das Lumen, hier weicht es insofern von der geraden Axe ab, als nur
»an der obi'ren Wand der Canal weiter führt, hier «'inllicli beginnt die (ixe Krümmung
der Urethra, im liogen um die Symphyse herum. In der Regel wird die sogenannte
,,Tour de ventre" gelehrt; der Arzt steht rechts (oder links) vom Patienten, zieht
Iden Penis stark an, sodass er beinahe der Bauchfl.lche anliegt und führt so den
Katheter em, bis er jenen kritischen Pnnkt erreicht. Dann wird der Griff des Instru-
ments erhohen und beschreibt einen grossen Bogen, bis er zwischen den Beinen des
Patienten anlangt — dabei tritt der Schnabel nach aufwärts in ilie Pars membranacea
ein unil gleitet, der nun folgenden tiefen Senkimg des Griffes entsprechend, durch
die hintere Harnn'ihre in die Blase. Leider ist es hierbei oft .sehr schwer, den richtigen
Punkt zu linden; Ungeübte machen die ge.schilderte Bewegung zu früh — dann
steninit sich die Schnabelspitze gegen die obere Haniröhrenwand — oder zu spfit —
dann drfmgt sie sich in das lockere Gewebe des Bnllnis ein. Für Lehrzwecke und
in schwierigen Füllen ist es daher vorzuziehen, die Katheter nicht vom Bauch her,
sondern von der Seite des Patienten — etwa in der Verlängenmg der gegenüber-
liegenden Inguinal falte — einzuführen. In dieser Position ist der Katheter nur bis
genau an den Bulhus zu bringen; dort stös-st er auf Widerstand, und eben dieser
Widerstand zeigt an, dass man am kritischen Punkte angelangt i.st. Wendet man
den Kathetergriff jetzt, ohne die Spitze zurückzuziehen, in die Mittellinie, so steht
■ der Schnabel genau an der richtigen Stelle; man braucht dann nur den Griff zu
senken, und der Sclmahrd tritt rir'htig ein (Demitour de raaitre). Auf demselben
Princip beniht auch die eigentliche Tour de maitri>, bei der der Katheter in der
Korjjeraxe, aber vom Fus.sende des Patienten her eingeführt mnl bei Erreichung des
Bulbus ilurch rasche Drehung gewendet wird. Es sollen sich, wie schon erwähnt,
des Metallk;itheters nur Geübtere bedienen; da aber mit diesem glatten und festen
Instrumente eine viel be.s.sere (trientinmg möglich ist, werden die.se oft mit ihrer
Anwendung, und namentlich mit dicken Calibem, die nicht so leicht in zufällige
Taschen und Buchten hineingernthen, zum Ziel kommen, wo dem Ungeübten der
»Catheterisnms gänzlich unmöglich schien.
Der Catheterismus der weiblichen Harnröhre ist wegen der Kürze und Geradheit
dieses Caiials in der Regel sehr leicht. Die Harnröhre mündet zwischen Clitoris
und oberer Conunissur der Vagina; man kaim sich danach schon mit dem fühlenden
Finger orientiren und das Instnnnent im Dunkeln (unter der Bettdecke) einführen.
Anzurathen ist «lies Verfahren nicht, da hierbei eine Verunreinigung mit Bakterien
au» der Vulva kaum zu vermeiden ist. Wo es irgend angeht, mache man sich die
1" Urethralöffnung genau zugänglich und reinige dieselbe vor Einführung des Instru-
^■meuts mit Sablimat- oder Karbolwnschungen sorgfältigst.
^B 0. Liebreieh, Encjklopuilie. II. Band. ^
[K ÄthPtPr
770 —
Meist ist PS gestattcl, den gesiimmtüii Blasf-ninhalt nuf ornn
in gewissen Fallen, n.imeutlich von Prostat.ihypt-Ttrophio, in ii
stark gefüllt ist und sich lange Zeit hindurcL tliesejn Füliuiig>i):u>>t.-uiii inj
ist Vorsicht nüthig: hier pflegt die brüske Kiitieorung von Gnfi»«
gefolgt zu werden — man muss in der ersten Sitzung sich mit ca. ll
gnügen und die Blase erst sehr allmählich an die Entloorang geirGhoeo.
Wie oft man in Fällen chronischer Kelention, also z. B. beim Retitil
Prostatiker, zu kutheterisiren hat, hängt vom Einzelfall ah; oft wirJ
mals am Tage nothwendig sein, andere Male genüget es. wenn eiDnuiI
besondere, zur Sicherung der Narhtmhe, Abends, clio E\r ■: vorgm
Es kommt nun vor, dass auch bei dringendster Indici : Calheter
glückt; dies kann einmal der Fall sein bei sehr engtm Strirturru — dinn
sich begnügen, wenigstens eine ganz feine filiforme Bougic einzufühiru,
daim der Urin, wenn auch sehr langsam abtropft. I.)anu aber bieten H;
denen schon Versuche des Catheterismus gemacht sind, die also /lari»«
bluten, ein sehr .schwieriges Object. Am ehesten gelingt dann noch di»
Kinführuug dicker Metallkathcter. Schlägt auch sie feliJ, 80 ist, cbrns" «
erwähnten Falle, vor all/.ulangen Versuchen zu warnen — mit Einfnld
neuen In.struiiients steigt die Gefahr der Infection ! VielmeLr wird für «
die supraiiubische Blasenpunction in Betr.icht kuninien, die mucIi unter
Tifter wiederholt werden kann: inzwischen gewinnt dif Hani'
Heilung und oft gelingt nach kurzer Frist der Cathcten-
Nochmals sei für diese Fülle, wie für alle schwierigen Falle ul
Versuchung gewarnt, irgend eine Gewalt anzuwenden; der alle S.i
foire" sei nur erwähnt, um .ille Bestrebungen, die dabin zielen, ohraig*
gewaltsam zu sprengen, als grobe Kunstfehler zu brandniarkf>n.
KantHChln, C^\^ onlsteht nach Ilouclisrdit bei ilor trockenen D««tiU»tion i"
kHiiii vuti (iiesein dtirrh Ansfrivronlusen {n viner KAlkniicboDg bexw. durch r^
£> bllilol biii —18" ein« weisso. au8 Nadeln bvttebpndc Kr7it»Uni'"= '-• ■
Mhmllit und bei 14,5° eiedet, unlOsliob in Was.<ier. leicbt litalish
Das KauUebin Uimly's. C]oB,o. aua der iwiscben MO nnd l'
Wonnen, ein waa«>rhvlleK Ool tom Sdp. lil", epec. Oew.! 0,lv».-, i-i i,i.-iiinct
!•• (
Ult i>llM|4VI I
Kautschuk, Federharz, Gummi elasticum, findet sich in Spuren in sehr
uiclit rillen milcbsaftführondcn Pflanzeu, in grösserer, die Gewinnung Inbm-rdi^l
lidi in r.iatichcn Apocynaceen, Artokarpeen, Asklepiadaceen, Eupb
Sapoteen. Die wichtigsten Ptammpllanzen sind zur Zeit die i ,
clastica Pers., S. brasilicnsis Willd., die Artokarpeen Ficus ci
dica L., Castilloa elastica und die Apofyuaceen Urceola »li
gummifera Lam., Ilancornia speciosa Gom. Pas Kautschuk '
emulgirt in den Milchsäften. Je nach der Darstellung ist das I'rodu
neben dem K.iutschukharzc enthält es in wechselnder Menge Eiweisa, i -
forner Holz, Rindentheile etc. Es wird gereinigt, indem es in Fetzen zer
lösung und Wasser gewaschen wird. Ein reineres Product erhält man, w^uii
in Chloroform durch Alkohol fällt. Reines Kautschuk bildet weisse,
elastische Massen; das Handelsproduct ist gelb- bis schwaribrauu. Spec(
Es ist unlöslich in Wasser und .Mkohol. zum Tlieil löslich in Chloroform,
Terpentinöl, SohwefelkohlcnstofT, am besten in Kautscbuköl. G' : -
ist Kautschuk sehr widerstaiidsHihig, wird jedoeh von coucentrirter
trirter Salpetersäure angegriffen. Bei mittlerer Temperatur Lst esc.,
frische Schnittflächen auf Druck fest aneinander haften, unUrr 0* -j
weichend, Schmp. ca. 120°. Auch durch längere Einwirkuns i-.-,,, f
Sauerstoffaufnahme spröde. Reines Kautschuk soll die Z-.
der trockenen Destillation liefert es neben Kohlenoxyd, i.
Butylcn das sogenannte Kautschuköl, ein Gemenge v<r> ;
denen das Isopren bei 38, das Kautschin bei 171 und iil^ i.
Wird es mit Schwefelblumcn durchknetet und kurze Zeit auf i
ein Theil des Schwefels chemisch gebunden, und das Product, v u !
bleibt auch noch bei — 20" und .indcrcrseits bei +180° eLv;t
gegen Lösungsmittel. Dasselbe Product wird erhalten, wrnu m
Schwefel, in eine erhitzte Lösung von Kiinffach-Schwefelkaliuni
Chlorschwefel in Schwefelkohlenstoff taucht Vulcanisirtes Kaul.M
gebundenen, 5 — 15 pCt mechanisch bcigcmcngton Schwefel; der IcUMt i***^
KclilkopfkranklioiteiiJ
I
Kochen mit Kali- oder Nalroolaugc, durcli Scliwefelkohlciistoff, Ben/.ol oder Terpentinöl ent-
zogen werden. Bei sehr langer Aufliewahrung oder aiidaucrudcni Erhitzen wird auch vulcani-
sirtes Kautschuk spröde, weniger leicht wenn ihm der überschüssige Schwefel entzogen wurde
— Patentgummi. Wird dem Kautschuk hingegen eine grössere Menge Schwefel einverleibt,
so entsteht eine bei mittlerer Temperatur feste, horoartige, schwarze Hasse, das Hart-
gummi, Ebonit, Vulcanit.
Kautschuk dient unter Anderem als Grundlage für .stark klebende Pflastermassen.
Getih Lkhon ist der »rliUrtotr Milchtall »on Ficu» «crifor». Amson schwIrTlicIi-urMnn. innon urtron.
Mehr pürOx», torreiblloho Huien. bei KcrinKcr W&mip knethur, iiplU«r blclirifc »■^rdenil. Sehrap. ». 61)°. (]ettli
Lahi>,> ifit in kaltpin Alkohol onlOdlictt. in hoissnni Alkuhol Inslieb unter Zurno1tl«K,>iQn(; t?iner t&hna ^ttapercba-
nhuliahcn MiUise, leicht und vollkoninion inttlicll in Aether, Clllorororm, Beniol, TfirpcntinOl.
itotab M«labe{}Ta h**i.sst der einKCtrücknete Milrhsaft doa gloiehnnmifceu in China heimisohen Uaumos.
Sie ist d«r r,ntta|M>rr.h> ubnlicb, rtw»« klebrii; und gii'bt mit koehendem W».<«er ein« klcbriifc EinuUion, konml
in IV'j-Z'i mm starken BlUltehen »or und dient den Chinesen als VerttUehunipimalfrlal «r auttapercha.
HAASE.
K«Tlar ist der in der Regel eingesalzene Kogen der Störe, Acoipenser* sturio. Man unterscheidet
den grossköniigeren und wohlschmeckenderen Astrachan- von dem Eibkaviar. Ungesalzen ist
er von feinerem Geschmack, aber weniger haltbar. Mittlerer Gehalt: Wasser 44, Eiweiss 31,
Fett 16. E.xtractivstoffe knapp 2, Mineralsalze 7pCt.; von den Salzen entstammen ä— 6 pCt.
Idem zugefügten Chlornatrium. Sein hoher Eiweiss- und Fettgehalt stempelt ihn zu einem
übrigens appetitanregenden Nahrungsmittel. Durch seine leichte Verdaulichkeit wird er selbst
Mdgcnleideoden uud Keconvalescenten bekömmlich
JfTNK.
Kefir ist ein, wie der Kumrs. durch alkoholische Gähning aus der Milch gewonnenes Getränk.
Zur Herstellung desselben verwendet man die Kefirkörner, welche ein Conglomerat von Hefe-
zellen und Stabchenbaktcricn (Dispora caucasica) sind und welche einen Thcil des Zuckers
in Kohlensäure und Alkohol, einen anderen in Milchsäure, einen Theil de:) Eiweisses in Pepton
umwandeln. Kefir aus Kubmilch nach 24stündiger Gabrung cuthalt etwa 3,8 p(?t. Eiweiss-
stoffe und Pepton, 2 Fett, 3 Zucker, 0,8 Alkohol, 0,9 Milchsäure, 0,4 pCt. Kohlensäure, ist
also ärmer an .Alkohol und Kohlensäure, als Kumys von gleich langer Gährung. Er wird im
.Allgemeinen etwas besser vertragen, erzeugt weniger leicht Durchfall. Seine Wirkung ist
diejenige eines Nutriens und Stimulans; doch steht er al.t letzteres wegen seines geringeren
Alkoholgehaltes hinter Kumys zurück. Indicirt und contraindicirt ist er in denselben Leiden,
wie letzterer. Man beginnt mit einer Fla^icbc pro die und steigt allmählich bis zu drei
Flaschen; wenn Widerwille sich einstellt, macht man eine Woche Pause.
ÜFPEULANN.
Ki-hlkopfkrnnkhpitoii. DiT Knh ikopf.ibscess, ahscessus I.iryngis, entwickelt sich
au.s eigener circuniscripter suliniticöscr Kiit/.iiiuiuiifc oiter aus Porichonilritis eines Kehi-
kopfkiiorpels. l>ie Behariiilung mu.ss in iiiöglichst frühzeitiger rhirurgischer Kr-
öfTininf; de.s Absce.sses bestehen. Diese geseliieht unter Leitung des Spiegel.« mit einem
»Kehlknpfmesser. Die Art des Schiiitttuhrung h.lngt von dem Sitz des Abseesses ab.
Bei Absce!>sen an der laryngealen Seite der Kpiglottis wähle man ein geknöpftes
Me!<,sor mit der Schneide nacli vom, bei Abscessen der Pars interarjtaonoidea ein
solches mit der Sehneide nach hinton gerichtet, an den übrigen Stellen ist da.s
RLanzeunie.sser vorzuziehen. Nach der Entleerung des Eiters tritt in den meisten
Fällen ohne weitere Nachbehandhing Heilung ein; nur bei den Absces.sen, die aus
einer Perichondritis sii-h entwickeln, hängt der weitere Verlauf und die entsprechende
Behandlung von dem zu Grunde liegenden Leiden, Tuberculose, Syphilis, acuten Infec-
Itionskraiikheiten, wie Tvjjhus, VarioLi, ab. Kommt es zur Geschwiirsbildung, sei es
auf dyskr.xsischcm Boden, sei es, dass Nekroiäe der Knnrjiel vorhanden ist, so wird
man neben der BehaiKllung des Grundleidens die Schmerzen durch r'in.selungeii mit
5 — lOproc. Cocain löaung oder 3 proc. Morphiumlösung in Verbindung mit einer
lOproc. Karbulglycerinlösimg zu lindern suchen. Nebenher kann man ein oder
mehrere Male des Tages desinticirende und anaesthesirende Substanzen, Jodoform,
Jodol, Dennatol, Orthoforni, Antipyrin, einblasen. Ist die En'ttTnung des Abseesses
nicht möglich oder der Erfolg in Bezng auf den N.ichlass der Athenmoth ungenügenil,
so zögere man nicht, prophylaktisch die Tracheotomie zu machen. Die Anaemie
der Kehlkopfsclileimhant ist Theilerscheinung einer fehlerhaften Blutmischung, wird
demnach bei allgerneiiii'r Aii.'iemie, Chlorose, Leukaeinie, perniciöser Anaemie, nach
^L starken Blutverlusten, in der Keconvalc-sccnz. bei Krankheiten, die mit Verarmung der
B Gesammtbliitmassc und Kache.vien, wie Tuberculose, Carcinose einhergeheu, beobachtet.
Die Behandlung fällt mit der (inmdkrankheit zusammen und verspricht nur Erfolg,
wenn das Aligenieinleiden heilbar ist. Bei abnonnen Sensationen im Kehlkopf thul
oft die EinpulveruDg voo Antipyrin gute Dienste.
49»
W«WW»S«M»
liehen Ernülirung. Am zweck massigsten geschieht dies mittelst der Se
(legen die Anaesthesie selbst ist die Elektricität in beiden Stromartsn; '
Mittel. Man verwende eine Doppelelektrode in der Art, duss brid«:
Sinus pyriforniis zu liegen kommen und drflcke sie gegeu <i;is l^igaiti
cpiglotticum, in dem der Nervus Inryiigeus superior verlauft, an ode
sonders bei einseitiger Affection, den einen Pol in den Siuus pyriforniis dcrc
Seite, den andern :in den oberen Theil des Sternuins.
Von Mcdicunienten wird, allerdings ohne weseiitlirhfn Nutzen, il»
sulicutini empfohlen in der Dosis von ü,<)Oö bei Erwachsenen steigend Itis
innerlich Tiiictur.i seminis Strychni ilreimal tflglich 5 — 10 Trtipfen.
Kehlkopfblutung. Geringfügige Blutungen aus dem Kehlkopf mj
Katarrhen sehwinden spontan. Ein Gleiches gilt von den leichten Btiitu
freie Oberfläche und den Ecchymosen, die bei Keu<'hhusten oder N
strengung der Stimme durch Schreien und Singen, im Verlaufe von Tho
cation, Scorbut, Morbus maculosus Vp'erlhofii, bei Haemophiliv, Variola ha
Leukaemie, Typhus beobachtet werden.
Beträchtlichere Blutungen kommen vor bei tiefen Verletzungen
ausnahmsweise bei endolar> ngealen Operationen. CurpUeinent, ferne
tosen und specitischen l'lcorationen. Die Behandlung erfordert Ruhn
Organs, kalte Umschläge um den Hals in Form der Ki.scrriv.nttc, Ei
Adstringentien, .Mann, Tannin, in den Kehlkopf oder Inhalation der
Wege. Stfirkere ßliitiingen ins submucöse Gewebe erzeufjen 2uw»
nungeu der Glottisstenose. Hier zögere man nicht, die Trachfoton
K e h I k o p f h y p e r ae m i e entsteht hauptsächlich durch üeb< .■
active Hyperaemie, oder in Folge v«n Erkrankungen, il
ungcn im Blutkreislauf Veranlassung geben, Emiihysoni, K'
eine locale Störung im Blutlauf bewirken, besonders diu-ch <
auf den Kehlkopf drücken, forcirte Exspiration, krampf halif Hu.siriu
Hyperaemie. Die active Hyper.ieniie schwindet meist .spontan mit dct
schädigenden Ursache. I'rciphylaktisoli ratho man Personon, die berufamlsti^l
organ brauchen, und leicht zu Hyperaoniieii neigen, haushllteriscb
Stimniorgan umzugehen, nach jeder Anstrengiuig dem Kehlkopf durefc
Schweigen Hube zu gönnen und jede Reizung desselben durch Staub odffj
vermeiden. Bei der i)3.ssiven Hyperaemie hangt die Bc8senmg oder
dem Aufhören der Stauungsursache ab.
Kehlkopfliyperaesthesie ist nur dann als pathologisch za bwe
auf nn'nimale Heize Keactionen in abnormer Stürke, Krampf husten, hnot
Anfälle auftreten, oder wenn Personen grosse Enii>findlii-bkctt itif H'-^f"
denen sie früher unbeeiuflusst blieben. Mci^t lif'L't il
[Kehlkopf krankhcitcn
— 773 —
Kehlkopf kraiikliciteii]
I
empfohlen. Pinselungen mit fncain wirken stets nur für wenige Minuten. Auch die
Üpiate, innerlich oder local, bleiben meist ohne Krfolg und sind auch wegen der
Gefahr des Morphinismus zu widerrnthen. Ist Larynxkatarrh vorbanden, so applicire
man Adstringentien, besonders li'icbtp HöilcnstcinlOsiingen, 2 — 4 pCt.. versäunio aber
nicht die Allgemi'inbebandlung. .Maiii'hmal Ici.stet auch die feuchte Wärme in Gestalt
von alle 2 Minutfn gewechselten heissen Compressen von halbstündiger Dauer gute
Dienste. Die Kälte wird dagegen schlecht vertragen. Von der Anwendimg des con-
stanti'ii Stroms ist besonders bei den Hyiieralgt'sien ein Erfolg bcobaciitet worden.
Symptomatisch als Bcnihiginigsniittel (!mpfi(4ilt Schrötter das Hineinhalten von
kaltem \Va.sser in den l'liarynx, ferner auch eine Mischung von Chloroform, Spiritus
vini g;il!ici ü 50,(i, Tinrttira Laudani 5,0, davon ein KafTcelOffcl in so viel Wasser ge-
löst, als der Tatieiit zur einmaligen Procodur des HtneiiibaUens in den Pharynx bedarf.
Kehlkupfgcschwiilste. 1. Gutartige Neubildungen, am häufigsten Fi-
brome, Papillome, seltener Cysten, Lipome, Myxome, Ecchoadrome. Die Störungen
der Stimme und Athnmng hängen von ihrem Sitz und ihrem l'mf.-ing ab. Die Be-
handlung kann nur eine operative sein. Dabei kommt in Betracht: 1. Unter
welchen Umständen kann von tler 0|ieration abgesehen werden? 2. Was hat zu ge-
schehen, wenn liie n|K'ratioii aus irgend einem Grunde nicht ausführbar oder wemi
die für notliwciidig erk.innti- Ojienition verweigert wird? .'1. Nach welchen Gesichts-
punkten sind die vcc^cliiedeiien Operationsmethoden zu wählen? 4. Welche N.ich-
theile küiinen sich dabr^i für d.is Leben «der die Fntictiooen einstellen?
S()ontanes Scliwindeii kleiner Neubildungen an eleu Stinmibändern geschieht nur
ausnahmsweis«!. Manche Neubildungen verursachen indess so geringe Beschwerden
und zeigen so geringe Tendenz zuzitnehtnen, diiss man bei operationsscheuen nament-
lich jungen Personen von ihrer Entfernung vorläufig absehen kaim. Dies gilt be-
sonders für die sogen.innteti Kntzündutigs- oder Sängerknötchen, welche übrigens nicht
selten von selbst schwinden. Dagegen ist bei Neubildungen, welche die Kespii-ation
behindern, die Operation dringend .'niziiratbeii, weil durch rasches Wachsen der Ge-
schwulst oder intercurrente Krankheit die Atheninoth gefährlich werden kann.
Ist die Operatioti nicht ausführbar oder sind Hrsebeiimngen drohender SufTocation
vorhatiden, sd wird v<u' der Hadicilnperation zunächst die Traeheotomie vorzunehmeu
sein, lue iiperativo Entfernung kann entweder endolai'vngeal oder durch künstliche
Eröffnung der Larynxhiihle von Aus.sen erfolgen.
a) Die endolanngealen Operationsmethoden. Mau überzeuge sich durch Unter-
suchung mit tiem Kehlkopfspiegel und Einführung einer Sonde, da-ss der Kranke ruhig
zu athmen versteht, dass auch die anatomischen Verhältnisse in der Mund- und
Rachenlifdile kein Hindemiss abgeben. Bei stark gewcdbter Zimge lasse man das
Hervorstrecken und Festhalten derselben viele Wale am Tage üben. Bei langer Uvula
genügt die V'envendung eines grossen Spiegels. Hypertrophische Tonsillen bilden
nur selten ein enistes Hindemiss, eventuell sind dieselben zu entfernen. Bei stark nach
hinten geneigter Epiglottis ist es rathsam, falls die einfachen Hilfsmittel, Intonation
eines ,.h.ae" in der Fistel oder eines „hi" nicht zum Ziel führen, das für die
Operation zu benützende Instrument der Art zu krümmen, um mit iliesem den Kehl-
deckel zu beben; nur selten wird man eines besonderen Kehldeckelhebers bedürfen.
Obgleich wir im Cocain ein souveraenes Mittel besitzen, die Schleimhaut des
Kachens und des Ke)iIkoi)fs anaesthetisch zu machen, empfiehlt es sich, wenn keine
Gefahr im Verzuge ist, mehrere Tage vor der Operation i>— 10 Minuten täglich ver-
mittelst Sondining des Kehlkopfs den Kranken für die Einführung des Instruments
vorzubereiten. Hat man sich überzeugt, dass der Kranke auch bei Einführung der
Sonde ruhig weiter zu athmen versteht, die Zunge in zweckentsprechender Weise
festhält, dann sclu-eitet man zur Cocainisiruug des Kehlkopfs. Man applicirt ver-
mittels Wattepin,sels eine 2(Jproc. Coc.ilnlösung auf die Schleimhaut des Kehlkopfs;
es müssen hierbei alle Theile von der Lösung betroffen werden. Die Anaestbwio
tritt nach 3 — ö Minuten ein und giebt sich subjectiv durch das Gefühl der Steifigkeit
und eines Fremdkörpers im Halse zu erkeimen. Ueberzeugt man sich, dass die An-
aesthesie noch keine vollständige ist, so wiederholt man ein- oder zweimal die
Pinselung. Die Kachensch leimhaut braucht man nur dann zu cocatnisiren, wenn sie
besonders empfindlich ist, es genügt eine lOproc. Lösung. Die endol.iryngejile Ent-
^BBung von Kehlkopfgcschwülsten geschieht entweder durch schneidende, ({uetsclicnde,
[KplilkopfkrankneuMi
— 774 —
Kehlkopf
abreissiMulp, abschnüreiuln Iti.struni«*nte niler iliirdi Actzung. Als iii tiiifiiikinli W
struiueuto benutzen wir Messer, sclineideodi» Zangen, Guillotine.
Zum Ausreissen oder Abreissen bedienen wjr uns j)iiic<'ttoiiartij!;<*r Instnuiysit
oder besser noch der KelUkopfzangen. Die Methode lindet ihre Vcnvpndnag l*s
weichen, breitaufsitzenden Geschwülsten. Das Abschnüren geschieht vcrmitt«!^ 4ir
kaiton Drahtschlinge bei Neubildungen von nicht zu grossem Umfange, die eiitw«*r
gestielt sind oder zapfcnartig in das KehlkopHumen hineinragen. Die galvanokaiotixi*
Glühschlinge bietet keinen Vortheil. Die Aetzung findet nur «.'iiio .sehr bracknakk
Anwendung, meist nur bei kleinen Knötchen an den Stimmbändern oder an Pol;|»'
resten. Die Aetzung erfolgt entweder durch Chromsäure, die an eine Silbersaode »-
geschmolzen wird, oder mit einem galvanokaustischen Brenner.
b) Zur Kntfeniung von Geschwülsten durch eine künstlich gcschafftüie KitiHiwir
öfTnimg wird man nur dann seine Zuflucht nehmen, wenn die endolHryngMle B0
femung nicht ausführbar ist und gleichzeitig beträchtliche Fuuction.s.«>t4inmgCA, «»
hochgradige Dyspnoe und .Aphonie, vorhanden sind. Es kommen hier hinpWifMiri
multiple Papillome bei Kindern in Betracht, .le nach dem Sitz luid der AwtMmae
der Ge.schwulstmassen wird entweder die totale oder partielle Spaltung d«a Sdn»
knorpela in der Medianlinie ausgeführt. Subchordale Tumoren, dir> per oa nidit b
erreichen .sind, kfinnen durch die Larj'ngotomia subthyreoidea entfernt wmlen.
2. Bösartige Geschwülste: Sarkome und Carcinome. Die endnlnr^ugf^ale Enir
pation maligner (ie.schwülste kann nur in den seltensten Fällen mit Erfolg verariJ
werden, weil oft genug der krankhafte Procoss eine grössere Ausdehnung bat. ie
der Spiegelbefund glauben lässt und man daher niemals sicher ist, alias KraaUiilfc
zu entfernen. Am ehesten verspricht die Methode noch einen Erfolg beim SaiiM,
zumal wenn das-selbe einen scharf begrenzten Tumor darstellt. Ebenso unzu\vrlS*ä
ist die (»Iteration durch eine künstlich gebildete Kehlkopfsöflnung; nllenfalis kann «Jj»
carcinoniatöse Epiglottis, sofern der Process sich nicht tiefer erstreckt, nack Ab-
führung der Pharyngotomia .subhyoidea exstirpirt werden. ALs eigentlich«
Operation maligner Ge.schwülste des Kehlkopfs ist die Hxstirpatioa de
kopfs anzusehen. Die bisher vorliegenden Krfahnuigen über die Totalex«'
lauten jetzt weit günstiger, als noch vor wenigen .lahren. Wenn man in
zieht, dass der Zustand, in dem sich solche Kranken befinden, ein tnwtlMfr
dass die Dysphagie, von der sie schon nach kurzer Zeit ergriffen werden, wag|<a
mangelhaften Ernährung das Lebensende beschleunigt, dxss die oft drobeode
stickungsgefahr ohnedies die Tracheotoraio nothwcndig macht, so wird man t^
Radicaloperation nur anrathen können. Die günstigsten Aussichten _
Aber selbst bei Carcinomen, welche die Grenzen des Kehlkopfs u
oder von den Nachbartheilen in denselben hineingewuchert sind, bei ^
geächwülsten am Halse ist die Operation indicirt. Sclbstverstäiidlicb ü.; ...«-:.-
seste Technik nothwendig. Dieselbe besteht in iler prophylaktischen RoaectiOB <W
Trachea (Gluck und Zeller) und der Anwendung Trendelpnl>arg 'scher Tam[
canflien, in der Oesophagus- und Pharynxschleimhaut-Ktagennaht (Barden heue
Poppert), in der Pliaryngo- und Oesophagoplastik (v. Hacker, Hohiv t»
sorgfältigen Tamponado des intermediären Wundraumes (Schüller),
peinlich genauen Nachbehandlung mid Ernährung. Die theilwei.se E&Ntirp^ioa odtr
Kesection des Kehlkopfs, die eine weniger eingreifende i ti><-rT»tioii ist und auch cn
gflnstigeres phonetisches Resultat giebt, ist aber nur w '. wciin man »oll-
ständig sicher int, d-iäs die carcinoniatöse Intiltratinn \' ^ ta )N!*4>ili|^ iM.
Ist die Exstirpation nicht ausführbar oder wird sie verweigert, so tritt dir sy»-
ptomatiache Behandlung in ihr Recht. Fängt die Ke.spiration au durch die ätnina
beeinträchtigt zu werden, so mache man die Tracheotomie, man mache si« üdm
frühzeitig, noch bevor das Allgemeinbefinden durch die Dyspnoe gelitten hat. Gtfia
die Dysphagie sind wir fast machtlos. Ist die Deglutition sehr erschwert oder ftnt
unmöglich, so niiuw der Kr.-uike ent\veder durch die Sihlund-. ' ' r darrli natri
tivc Klystiere ernährt werden. Die Schmemen weriicn «b: damniirMi »«•
Moqihium, 0,015 — 0,02 zu gleichen Theilen mit Sacdiaruin 1— JmaJ «J«''
Orthofonn gelindert. Man kann auch statt deoseu riii" halbe 8tiin»fe 'ijÜ
leiten eine subcutane Morphiumeinspritzung am H
Kehlkopfgeschwüre, Laryngitis ulcero«.T
köpf kommen, wenn wir von den Eit)8ionon absebea| die ia«eil«n il>
[ehikopfkraiiklipitpn
775
Kehlkopf krankheitcnj
I
I
I
I
Katarrh begleiten, wohl :iusn;ihiii.ski.s nur auf dyskrasiseht'in oder iiifwtiilsem Bodon
vor und gehnn iiinist aus einer specitisch-tuberculösen, syphilitischen, krebsigen,
ii.'pri'ispii, lupOsoii liililtrntiou hervor. Die Behandlung wird sieh nach der Gninil-
krankhi'it zu richten haben. Geschwüre im Verlaufe der acuten Infectionskrank-
lieiten, TyphiLS, l'neuuiunie, heilen meist spontan in der Keconvalescenz, wenn die
Kräfte des Kranken sich heben. (Jreift der Proccss, wie zuweilen beim TyphiLs, auf
das Perichoudrium und die Knorpel über, so wird man die Tracheotomie nicht um-
gehen kijnnen. Man wird hierdnn-h einerseits der drohenden Erstickungsgefahr vor-
beugen, andererseits, indem man den Kehlkopf in Ruhezustand bringt, den Heilungs-
vorgang fijrdcni. Geg(Mi syphilitische (iescinvflre steht die allgemeine Behandlung
in erster Keihe; nebenher können Tinselungen mit .lod-.lotlkaliliKSungen oder Argeutum
nitricum-ljösungen (8—6 — 10 pCt.) oder auch Kinblasungen mit .lodoforni vorgenom-
men werden. Tiiberculöse Geschwüre sind mit .Milchsäure, Karbolglycenn, .lodoforni oder
Jodol zu behandeln, in geeigneten Füllen i.sl das Curettemeiit auszuführen. Hei
Lupus sind energische Aetzungen mit .lodtinctur oder concentrirten Hrdlensteinbisungen
von Nutzen. Gegen die circinoiiiatiisen und leprösen Ulcerationen i.st locale Therapie
machtlos. In solchen Fällen, ebenso wie bei allen mit heftigen Sclimerzen verbun-
denen Geschwüren empfehlen sich Pinselungen mit narkotischen Lösungen, vor allem
Morphium 0,.'? auf 1(J,() (ilycerin, oder auch Fiinblasungen von Orthoform, das sich
gerade bei geschwürigeü Processen sehr bewährt hat, da es bäulig auf viele Stunden
die Kranken von ihren Schmerzen befreit. j. oottstein-U'blinski.
Kehlkopf-Tuberculose zeigt sich in vier Formen, die aber auch in ver-
schiedenen Verbindungen vorkonuncn können. Die häufigste Form ist die
Infiltration. 8ie findet sich in der Regel zuerst an der Hintenvand und den
aryepiglottischeri F'alten, oder auch an den Slimniüppeu. Fitst ebenso häutig
.sind die Geschwüre, theils oberflächliche, theils tiefe. Erstere trifft man be-
sonders an den mit Pflasterepithel versehenen Stellen, letztere mehr an den mit
Cylinderepithel bekleideten und drüsenreichen Stellen. Die dritte Form Ist die tu-
morige, die wir meistens an den StimmlippiMi und an den Taschenlippeu beob-
achten. l>ie vierte Form ist die miliare, die man als Theilerscheinung der allgcj-
nieinen miliaren Tiiberculose oder als Resorptionserscheinung von ben.achbarten er-
krankten Stellen anziisehiMi hat. l)ie ersten drei Formen sind durch F.inwandennig
von aussen durch das unverletzte Fpithel oder durch Lücken desselben, besonders
auch in den Ansführungsgängen der acinösen Drüsen entstrinden, die nn'liare Form
verbreitet sich dagegiMi auf dem Wege der Blut- oder Lvniplibalmen. l>ie ersten
drei Formen sind fast immer secundär von einer gleichartigen Erkrankung der
Lungen veranlasst, nur in seltenen Fällen sind sie primär oder wenigstens ohne
nachweisbare Erkrankung der Lunge vorhanden. Die primären Erkrankungen treten
am häutigsten in der Form des Tumors auf. Die primäre Kehlkopf-Tid)erculose kann
jahrelang das einzige Zeichen der Infection sein. Zu den vorhin genannten drei
Foniien kaim sich auch noch eine Perichondritis hinzugesellen, indem die Strepto-
kokken durch das tuberculöse Geschwür oder von der Infiltration aus in die Tiefe
wanden). Aus der Verbindung dieser vier Formen unter sich oder mit der Perichondritis
kömien sehr verschiedene Spiegelbilder entstehen, die alter meistens so charak-
toristi.sch sind, dass man aus ihnen .schon ilie Diagnose machen kann. Bestätigt
wird diese in den secundären Fällen durch den Befund an den Lungen, oder durch
den Nachweis von Tuherkelliaeilleii, wenn Au.swurf vorhanden ist. Bei der Tumor-
fonn oder in sonst zweifelhaften Fällen entscheidet die mikroskopische Untersuchung
eines Probe.stückchens. Auch bei <ier primären Kehlkopf-Tuberculose werden schliess-
lich die Lungen ergriffen; meistens stirbt der Kranke an dem Fortschreiten dieser
Lnngenerkrankung, in selteneren Fällen an der verminderten Nahnmgsanfnahme in
F'olge der l>ysph:igie oder an Aspirationspneumonie durch den mangelhaften Ver-
schluss des Kehlkopfs bei hochgradiger Erkr.inkung desselben.
Die Laryngitis tuberculosa kann heilen, sowohl spontan bei anhaltender Bessc-
nmg des Lungonzastandes oder durch Kunsthülfe, indem man die tuberculöscn er-
krankten Stellen n.ich chirurgi.schen lirundsätzen zerstört oder wegnimmt.
Die Behandlung der bei VVeiteni häutigeren secundären Fälle hat vor Allem die
Erkrankung fier Lunge im Auge zu halten. Bei der Auswahl von Kurorten hat man
noch mehr als iu Fällen von Tuberculöse* der Lungen Rücksicht auf staubfreie und
[Kehlkopf kranklipitcii
— 77ß —
Kehlkopfkranklifitoi
inclit zu trorkenc PläUf zulegen, wi>shalb auch die hoch.Upiiien Kun' r ß«-e
nicht so gcwgnft sind, so sehr sie für die uncomplicirte Lungf-nork > ihmti
Als geeignete Kurorte für solche Kranke sind zu nennen: als V it„ g
Mitteldeutschlnnd gelegenen Anstalten : riilkenstein, liohenhoniief, 1.« "iWtbk^
grün, Andreasberg, St. Ul.iAlen, Badenweiler, Meran, Areo, Gardoiie-Hivirra, Vcm^
Ajaecio, Capri, allenfalls Ner>i, I'au; im Sommer werden sich alle in waldigw Ge-
gend gelegenen Orte mit alkalischen oder alkalisch-erdigen Quellen eignen, «rir 8*4«
am Taunus, Lippspringe, luselbad bei l'aderborn, Obersalibrunn, Teiitacli, Stmiaäi
und Kms; Weissenburg oder Lenk in der Schweiz und Contrexe%-ille in FnaknM.
Natürlich darf in den meisten Fallen auch wahrend dieser Kuren die örtiklr ~
haiidlmig nicht unterlassen werden. Während der Ortlichen Behandlung iitki
schiedene diaetetische Vorschriften von Wichtigkeit, so besonders die Abhahmg
Reize von den geschwürigen Stimnilippen. Ära Besten ist »^ in nllm «ä
m:iaN8en erlieblich erkrankten Fällen, den Kr:uiken nur schriftli.
statten und bei der Nahrung alles Heizende, wie heisse Speisen tu , -'
iiewürzc, unreine Luft, Tabak etc. vermeiden zu lassen.
Als mildeste örtliche Behandlung, die auch bei den obeHlachlirhea Giarbwini
oft genügt, sind die Kinathmungen von BaLsamum peruvianum, 2 Theilo auf 1 TU
Spiritus villi, 10 bis "20 Tropfen auf kochendes Wasser geschüttet und dorck tua
1 ni langen f'apiertrichter eingeathniet, anzusehen. Statt des Balsams wcnicn t«ii »
deren Seiten Einathmungen zerstilubtor Lösungen von Menthol aij' !' ji'o'tVs
Wirksamer sind die täglich vorgenommenen Einblasungen desinf^' . r i ■
Jodoform (weniger zu empfehlen, weil es den Appetit
Zincuni sozojodolicum (1 Th. auf 10 bis 5 Saccbaruiu \.<<
Alumnol, Pyoktanin, Methylenblau u. s. w., doch gelingt e.^ liatnit wirkir»
Vem.vbungen zu erzielen. Als bestes Mittel bat sich die 'ung »ob HiA
säure in der Stärke von 2Ü pCt. oder hO p('t. bis eu dem reinen, ooTennlidM
Mittel bewährt. I>ie anzuwendende Stärke richua sich nach der AiudcJraaag 4t
Erkrankung und deren Tiefe. Je grüsser die erkrankten Stellen sind, dcstu aehirkkr
ist die Lösung zu nehmen, l>ei kleinen umschriebeneu kann man aber sogteick ^
n^inc S.'ture anwenden. Nach der Ausdehnung der Erkrankung richtet sieh lutA 4f
(.irössc des Wattepinscis. mit dem man d:vs Mittel unter Anv ' _- einer tnlaipB
*Gewalt einreibt, nicht bloss aufi^inselt. E^ ist $elbstverst«;i ls» maa nuhs,
wie auch bei den gleich zu erwähnendeu chirurgischen Ein^iQeu, Ut-n Kehlko|if |>
cttcafnisirenjmuss und zwar wohl immer ein- oder zweimal mit einer äOproc. LfiMi^
IMe Wiederholung der Anwendung der Milchsäure hingt von der n<i»ctiwi i^
die sie hervorruft. Erscheint die Schleimhaut in den oScbsteo Tagen gcrtditt, «
darf eine Wiederholung nicht stattfinden, ist dagegen die Schteimluiat blase, au ba
man die Anwendung so lange alle zwei Tage wiederholen, bis die BlJtaK aacr ^
■unden Reaction Platz gem.icht hat und sich ein weisser Belag auf daa Geaehvfträ
teigt. Dann muss man warten, bis die Schleimhaut wieder ein sdüalfcs
angenommen hat oder der Belag von den wunden Stellen Ter^chwimdai kt;
auch dann soll man das Mittel nicht wieder einreiben, w«fin sick
lationen zeigen; sobald liiese wietler .srhlaff erscheinen, mcuB das Mittel ariadetMl
werden. Meistens genügt es, «i <äureeinreibimgea etwa alle 14 — 31 T^
vorzuneluBcn. Fast ebenso gat s ~ Ton Franknieii ans fptohleae "~
«^hMl, EaiBpher aad Naphtol », lu aeüi, aar dan es scbwldMr wirkt'
Amr angeweuMl werdeo rnns. In der Zeit iwbcbea swei Eiawlhuigew kaim ■■
eiaes dar eben crwIhntMi desia£dreiiden PnlTor ainblastt. Don^ «Im oavemAcw
Epitfael bindnch wirV-i"! ii;n<« Mittel nicht, inihnrte, nickt geaekwitQge SteUcn «M
Bian uit deoselbeti -a krumes. Uiese wSasta abgelngai oder <
[ehikopfkranklicitPii
— 777 —
KeloYd]
I
nclimen, ebenso grn>:so Stiicki' dos Kehldeckels oder denselben ganz entferiion, d:i er
ja zum Schlucken nicht unbedingt niitliig ist. Ist es geglückt, so ziemlich alle» er-
kennbar Kranke zu entfenieu, so ist eine Anwendung weiterer Mittel nachher nicht
nothwendig. Wi'ini ;ilitT, wie es meistens der Fall ist, Tlieile der Infiltration zu-
rückgeblieben sind, so wird man gut thun, in die operirten Stellen noch öO — lOOproc.
Milchsäure einzureiben. Oft genügt eine einmalige Cürettage, in anderen Fällen
muss man sie, je nach der Wirkung der ersten, wiederholen. In den Zwischenzeiten
kann man dann wieder die erwähnten Pulver einblasen. Die Sclunerzhaftigkeit des
Verf:direiis richtet sich nach dem Sitz der Erkrankung und deren Ausdehnung. Si«
erstreckt .sich in der Kegel auf zwei bis acht Tage imd i.'st durch das trockene Ein-
nehmen von 0,003 Moq)!üuui alle paar Stiuiden oder durch die von Avellis ange-
f ebenen Anginapastilleu, aus Autipyrin und Cocain bestehend, zu lindem. Hlutiingen
ommen dabei kaum vor, nur in ganz seltenen Fällen machen sie ein Einschreiten
nöthig. Zunächst achte man dabei auf etwaige Hiiidemisse für dio Blutcirculation,
enge Hemd- oder Kieiderknigen, Corsets u. s. w.; darnach kaim man eine Mischung
von Milchsäure mit Linuor l'erri sesi|uichlorati auf die blutende Stelle pinseln; reinen
Liquor Ferri hat Schmidt noch nie für nöthig gefunden.
Bei Schwellungen des Kehlkopl'deckols, die fast immer durch Geschwüre auf der
larjiigealen Fläche desselben bedingt sind, versuche man zuerst Einreibungen von
Milchsäure oder Kaniphernaphtol. Wenn darauf nicht bald eine Besserung eintritt
oder die Schmerzhaftigkeit sehr gro.ss ist, bo mache man tiefe Scarificationen mit
einem abgerun<leten oder gedeckten Mes.ser auf der Unterseite oder entferne den
Kehhierkol gänzlich mittelst der Doppolcürette. Nach G — 8 Tagen pflegen die
Schmerzen nachzulas.sen und kommen bisweilen für den Rest des Lebens nicht wieder.
Contraindicirt ist die angeführte örtliche Behandlung, wenn die Erkrankung der
Lungen weit vorgeschritten mid die Schwellimg der Schleimhaut so liochgradig ist,
dass eine geringe Zunahme derselben, wie sie namentlich auf die Aetzungen zu folgen
pflegt, Erstickungsgefahr herbeiführen würde. Die Indication zu den bisher erwähntt^ti
Maassregeln liegt nicht nur in der zu erstrebenden Heilung, sondern mitunter auch
in der Dysphagie, welche man häutig dadurch zum Verschwinden bringen oder
doch sehr lindern kann.
Wenn trotz dieser Behandlung das Üebel weiter schreitet, so soll man, wenn die
Lungen noch nicht zu weit erkrankt sind, mit der Tracheotomie nicht zu lange
zögern imd niciit erst die äus.serste Athemnoth abwarten. In den meisten Fällen
winl alienlings die grosse Atheimioth die lndi<'atio vitalis zur Tracheotomie abgeben.
Es ist eigenthünilich, dass man nicht so ganz selten nachher eine Ausheilung des
Kehlkopflridens und mitunter auch des Lungenleidens beobachtet, und zwar ohne
weitere örtliche Behandlung. Tritt eine wesentliche Abschwelluug nicht ein, .so kann
mau anndunen, das.s d.iran pcrichoiidritische Processe Schuld sind. Nachdem sich durch
die Tampnnimng des Kelilko|)fs nach der Spaltung desselben oder durch Abschiuss
des Speisecanals von der Luftröliru dm-ch Vernähuug der Schlundwand die Aussichten
für die Heilung sehr gebessert haben, so wird es erlaubt sein, in den Fällen, in
welchen die Lungen im Verhältniss zu dem Kehlkopf wenig erkrankt sind,
die Spaltung des letzteren vorzunehmen, um das Erkrankte gründlich entfernen zu
können. Unheilbare Fälle bedürfen oft der aufmerksamsten Behandlung, wenn das
Schlucken sehr erschwert ist. .Meistens wird man dann eine breiige Nahrung em-
pfehlen müssen, weil Flüssigkeiten zu leicht in de» Kehlkopf eindringen und Husten
erregen. Zur Lindormig der Schmerzen empfiehlt sich das Einpinseln von Cocaln-
lösungen, dxs die Kranken aber in der Kegel bald satt bekommen. Besser wirkt
das Morphium, als trocknes Pulver in der Dosis von -i — 10 mg genommen, oder die
oben erwähnten Anginapxstillen oder das Schluckenlassen einer 30proc. Antipyriu-
lösung oder subcuUino Einspritzungen von Morphium 0,01 — 0,03 mehrmals täglich
eine halbe Stimde vor der beabsichtigten Nahrungsaufnahme oder Eisbeutel auf den
Hals. In einzelnen Fällen gelingt es mit allen Hilfsmitteln nicht, dem Kranken eine
auch nur einigermassen erträgliche Euthanasie zu verschaffen.
UORITZ SCHKIOT.
doTd bedeutet eine derbe Wucherung von Narbcngewete. Die Narben werden dadurcJi pro-
mioent, gcschwulstartig, häuilg schmerzhaft. Histologisch besteht dasselbe aus straffem Binde-
gewebe. äcUca wird ein Uebcrgang in Sarkom beobachtet. Aber auch ohne einen aolcbeo
eiDdarstcUung aus der Sch&Ienhaut der Hühnereier. Einzelne Kerar
iSscn sich schon bei langem Kochen mit Wasser, anter Eotwiekc
sloff, etwas aal, alle beim Erhitzen mit Wasser auf SOO**, sowie l
lauge. Beim Erwärmen mit Salpetersäure färben sie sich gelb. Bcir-
•Schwefelsäure entstehen Leucin, Tjrosin und Asparagins.^ure, mit S
Ammoniak, Schwefelwassersoff und Glutaminsäure. Beim Erhitzen mit
auf 160 — 180" erhielten Schü tzenbergcr und Bleuuard .Vininor
säure, Üialsäurc, Amidosäuren, Tyrosin, Pyrrol und GIvliMorot.Vni;.
Keratin entstehen Indol, Phenol, i-Toluylsäure und p-'
erscheinen die Keratine unverdaulich. Für manche I
acheinen sie die Eiweisskörper zu ersetzen.
KerstoconuB s. Cornea conica s. Staphyloma pellucidnra, ein Bora.
kaunter Aetiologic, beruhend vielleicht auf einem Elastjcitätsvertn * ' '
bran, entwickelt sich an .\ugen, die niemals vorher erkrankt gew
irgend welche Keizerschcinungen. meist im 15. bis 25. Lebeasjahri. >m^uiu
Kegel doppelseitig, indem das zweite .\ugc einige Monate bis Jahre nach dem i
wird. Die Hornbautobcrlläche solcher Augen nimmt die Gestalt eines Pwv {
boloVds an und nähert sich durch Zuspitzung der Kuppe, welche fast stets rijifl'
allmählich immer mehr der Kegelform. Wiihrend man früher glaubte, 'Lw iit I
der Conuskuppc verdickt sei, daher der alte Name Hyperkeratosis, hat om
<-h
la
stellt, dass sie daselbst verdünnt ist. Im Laufe der Jahre bildet
schreiten der Verdünnung eine Trübung, die auf circurascripter
kommt CS auch zu Beizerscheinungen. Spontane Ruptur wird ni
bestehen in der durch die Kormverändcrung bedingten li
massiger Astigmatismus), wie sie besonders in dem höchst \i
tendon Punkte auf der Netzhaut entworfenen Zerstreuungsbild li'
Was die Behandlung des Leidens anbetrifft, ao will Arll >!
und Verzicht auf Naharbeit .'-tillstaud des Processes gesehen
spontan I.inge Stillstände vor und schliesslich wird die .^ffection '
haben Eserin und Druckverband empfohlen. Operativ hat man rUoi lyculeii
gesucht durch wiederholte T'unctioncn, welche aber erfolglos warvn. •"»"
welche direct auf eine Formverbcsserung der Honihaut abzielten
Weise Stücke aus der Hornhautkuppe entfernt, mit oder ohne dr
dies Verfahren wegen seiner Gefährlichkeit (sccuudäre Iritis, Iridoc
wieder verlassen worden. Durch v. Graefe ist die weniger r;
liehen Geschwürs auf der Kuppe des Conus inaugurirt worden, doi
des Epithels und darauf folgende LapisHtzung erzeugte, während es hei; ■
dem (iaivnnokauter oder dem Ferrum eandens hergestellt wird, '^i
fahren mit einer oder mehreren in Zwischenräumen von einigen W
ausgeführten Punctionen der Vorderkammer. Das danach an d' ■
sich bildende Leukom, das von einigen zur Verbesserung des
wird, soll durch seine Narbenretraction die peripberisc" ~
yttj^jHt i
[eratoronuR
I währen. Letzthin hntSnellen eine stenopaeische Brille angegeben, die aus einem von links
I nach rechts bis zur Mitte der Scheibe verlaufenden horizontalen Spalt besteht, welcher in der
I Jlitte in einen Winkel endigt. Scharf gesehen wird nur in dem Scheitel dieses Winkels, der
r übrige Spalt dient zur Ycrgrüssening des Gesichtsfeldes. Sphaerischc Concavgl.^er nützen
[ nichts, dagegen sieht man von cylindrischcn Concavgläsem (cvent. mit cylindrischen Convex-
I und mit spbaerischen ConcavglHsern, sowie mit stenopaeisehen Scheiben zu combiniren) oft
erheblichen Nutzen. Allerdings darf man vor starken Nummern (manchmal mehr als — 20 D)
nicht zurückschrecken. Die Cylindergläser corrigiren nicht die Kuppe, sondern den angren-
zenden im Pupiliarhereich liegenden Theil der Uorubaut; ihre Wirkung beruht darauf, dass
jede stetig gekrümmte Flache in der Nähe eines Oberflächenpunktes regulären Astigmatismus
[ xeigt; sie ist um so ausgesprochener, je cxcentrischcr die Conuskuppe liegt. Raehlmann
bat vor längerer Zeit zur Corrcction des Keratoconus hyperbolisch ausgescblifTenc Gläser
I empfohlen, weil er glaubte, dass eine hyperboloVdi.sch geformte Hornhaut auch durch cnt-
I sprechend gestaltete Gläser corrigirt werden müsse; nach Tb. Lohnstein ist dies falsch
I und müsste das corrigirende Glas bei vollständig centrirtem Conus etwa die Gestalt eines in
I der Aequatorialebene durchschnittenen rothen Blutkörperchens haben, d. b. in der Peripherie
I convex, im Gcntrum concav sein. Die geringe, gelegentlich bei den hyperbolischen Gläsern
beobachtete Wirkung beruht nur darauf, dass ihre Peripherie ein variables C'ylinderglas dar-
I stellt. Zur Correction des Keratoconus und sonstiger Fälle von regulärem Hornbautastigma-
P tismus hat A. K. Pick vor etwa einem Jahrzehnt das Contactglas angegeben, eine entsprechend
I dem vorderen Abschnitt des Bulbus geformte Glasschale, die zwischen Lider und Sklera zu
I bringen ist; der capillare Kaum zwischen Hornhaut und Innenfläche des Glases wird durch
I eine geeignete Flüssigkeit, physiologische Kochsalzlösung resp. 2proc. Traubenzuckerlösung,
' ausgefüllt; obgleich das Glas rein optisch vorzüglich wirkt, hat es sich wegen der Schwierig-
l keit der Application und der von ihm ausgehenden Reizwirkung nicht einzubürgern vermocht,
I Von derselben Idee ausgehend, bat Th. Lobnstein das Hrdrodiaskop* angegeben.
I TH.LOHNSTBIK.
tcrntuinnlacie beobachtet man auf einem und anf beiden Augen zusammen mit Xerosia
, conjunctivae* bei elemit^n Kiniiern, meist nach Brechdurchfall, bei welchen die
Horiihatit nach eitriger Infiltration, gevvrihnlich im Lid.sp:dtonliereich, ge.schwürig
I zerfällt, v. Graefe glaubte an einen Zasamnienliang der Keratomalacie mit Knce-
I phalitis. Diese Ansicht i.sf durch die Sectioneii nicht bestätigt worden. Wenn dem
Fortschreiten der eitrigen Infiltratinn nicht durch einen Schntzverbaiid, der bei
kleinen Kindern am besten mit Heftjillaster befestigt wird, bei Zeiten Kinh;ilt gethnn
wird und wenn es gleichzeitig nicjit gelingt, die Ernährung des Kindes zu heben, so
endet die Keratomalacie in Panoplitbalmitis. Auch bei hemntergekominenen erwach-
senen Individuen tritt eine Art Keratomal.icie zugleich mit Hemeralopie in die Er-
scheinung (tlplithalinia bra.silian.i). Nicht selten heilt die Entzündung bei Kerato-
' mal.icie der Kinder, bei gleichzeitiger Besserung der Kfirperemähnmg, durch Atropin
' und einen sorgsam angelegten Schutzverband mit kleiner Hornhautnarbe.
0. GirrMANH.
Ketone^ Ketonsäuren. Ketono, die ersten Oiydationsproducte secundärer .\lkohole, gleichen
[ den entsprechenden Producten aus primären Alkoholen, den Aldehyden, darin, dass sie die
' Carbonylgruppe CO enthalten. Während diese aber in Aldehyden einerseits mit einem Alko-
'. holradical, andererseits mit Wasserstoff gebunden ist, sind in den Ketonen beide Valenzen
I durch Alkyle gesättigt, und mnn unterscheidet einfache und gemischte Ketone, je nachdem beide
, Substituenten gleich oder verschieden sind, z. B. : CHj ' CO • CH, CHj ' CO ' CjHb
' Ausser aus Alkoholen erhält man die Ketone durch Destillation der Kalisalze organischer
Carbonsäuren, femer durch Anlagerung von Wasser an die Homologen des Acetylens, durch
\ Einwirkung von Zinkalkj'len auf Säurechloride, durch Abspaltung von Kohlensäiu"e aus solchen
Ketonsäuren, deren Carbonyl- und Carboxylgnippe durch ein Kohlenstoffatom getrennt sind,
z. B. bei der alkalischen Acetessigestcrspaltung. Ebenso wie die .\ldehyde vermögen die
I Ketone unter Auflösung der Doppelbindung zwischen Kuhlenstoff und Sauerstoff andere Ver-
bindungen wie Natriumbisulfit und Blausäure anzulagern, sich ferner unter Wasseraustritt mit
Hydroxylamin und Hydrazinfen zu Ketoximen bezw. Hydr.izonen xu vereinigen. Dagegen haben
sie nicht das starke Reductiousveraiögen der .Vldehydo und nicht die Neigung zur Polymerisa-
tion. Bei der Reduction gehen sie in die ent- d ^ jj v^ vR
sprechenden secundären Alkohole über, unter um- "R,/^^ "1" ^^ ^^ R / ^' — nR.'
ständen entstehen daneben, indem je 2 Molecüle ' '„ '„
Keton 2 Atome Wasserstoff aufnehmen, Pinakone:
Bei der Oxydation, z. B. durch Chromsäure, zerfallen sie in zwei Säuren von niedrigerer
Kohlenstoffzahl und zwar tritt die Spaltung stets zwischen der Carbonylgnippe und einem
der benachbarten Kohlcnstoffatome ein. Gemeinsam mit den Aldehyden ist den Ketonen BKL'!J^.
die Condensationsrdhigkcit. Dabei bilden sich aus gesättigten Aldehyden zunächst une.«'''^^^
[Keione
— 780 —
tigto wie Mesityloiyd und Phoron aus Aceton, dareb stärkere Cond«tt*»ti<a :
Kohlenwasserstoffe wie Mesitylea:
i)co<ggi + co<c!l: - s»o = co<gj;^=<SH:M«t!
<^v<;
ai.
/■CH,
3) CHa-CO
\co
I
CH,
CH
+ CO-CH, CHa-Qf'^C-CH,
I
CH,
, — SOjO = HclJcH "«
CH,
KotoDsSuren sind YerbinduDgcn, welche die Eigenscbafteo ron KeU^oal
vereinigen, indem sie Carboiylgruppen neben tetonartig gebunfi' ' - '' ■'iii/f
halten. Als Naturproducte sind sie kaum bekannt, dagL'gca sj-rn
halten, da sie selbst wieder ausserordentlich brauchbare Aus --•
sind. Der bekannteste Vertreter ist die Acetcssigsiiure*.
kommt vor allem die Einwirkung von Natrium oder Natriumam, ....
tracht. Die Ketonsäuren gehören zu den reactionsfäbigsteu Verbiniiung» <iff <
Chemie. Zur Charakterisining ihrer Bedeutung sei hier an die Synthese dci AabjivT
t
K<vachhu»ifen. Zur Zeit ist uiich hoim Kouchbustt-n die Prophylai«
Thoil (k>r Tlu-rapie, da mit Ausnahme ziemlich seltouer, •^:int sr-nt
und .sicli rajiid verbreitender Keuchhusteiieiiideniien das un' i'^
giuiii sich für gewöhnlich vou l'erson zu Ter^on durch den iH' ■ i '«
breitet. Wollteu die Laien besser bedenken, welches iCiend, itiiudeshw wie
volle rilegearbeit durch einen unüberlegter Weise nicht i.solirteu KeufUio
lirsacht wird, so würde es öfter glücken, eine beginnende Kpidewie »a/ *••
Kreis zu beschränken. So aber erleiien wir es immer wieder, wie Ik
die schulpflichtigen Geschwister die Infectinn in immer neue, lahlr '
einpesclilcppt wird. Gerade hier könnte durch Aufklärung nocJi
Sehlitnines verhütet werden, de)in es gelingt bei sorgsamer [''enilialB
Verkehr ein Kind mit ziemlicher Sicherheit vor Keuchhusten zu scfaJl
sondens wichtig ist bei sehr jugendlichen, bei schwächlichen, r:ietiifi'irli*o,<
serofuliisen Kindern, bei Reconvalescmten von RespLration.<kr.-i! ""'
kratikhoiten, speciell solelioii, welche eine llisp(isiti<tn zu i ''•^*
Pneumonien, zur Tuberculose hinterhusseu, wie namentlich Masern «nJ '
Zur Zeit einer Epidemie soll jedes hustende Kind als vcr<l.ichtig peiiltoi)
werden; denn Beginn oder Ende der CoritagiositUt ist nicht sicher «ii "i*
Bei grosser Ausbreitung, bösartigem Charakter einer Epidemie •■■'!'-.t
besten den durchseuchten Ort für einige Zeit ganz. l>ie Aogehrir
Kindes sind auf die grosso Ansteckungsfähigkoit aufmerksam zn hki^
ihr ati Keuchhusten erknuiktes Kind ihren Mitmenschen femhaltt-n; Schill«.]
gärten, in deneo epidenn'sch gehäufte Fälle von Pertussis auftreteo, tnüssai )
und desinficirt werden.
Auf Vorbeugungsmittel verla.sse man sich ganz und r:
vielgerühnitei) Käuehernngen mit schwefliger Säure, mit Subi
unbekannte I'ertu.ssisvirus angeblich mit Sicherheit abtüdtenden, nach
fahrungen unwirksamen Holzin- und Holzinoldämpfe. Wichtiger ist es«
der Athrnungsorgane zu vermeiden, zuverlässig allein bleibt eine strMß*'
Zur Behandlung der einmal ausgebrocheneu Krankheit liat niM i
nach einem Specificum gesucht und empirisch alle möglichen
sucht, besonders den Kanipher, das Chinin, das Antipyrin und seine ^<
Tn.ssol, Pertussol, das Perfiissin, Com-ulsiii u. dergl. Nicht ein einiijT
hat einer strengen Kritik Stand gehalten mit .\usuahme des aJtbek*
zuverlässigen Beobachtern immer wieder gerühmten Chinins. Zwifl
keineswegs ein auch nur annähernd sicher erfolgreiches, ein spccifiÄk*»'
^^^^^^^^^^^^^TW^^^^^^^ Keui'liliuNten]
CS vcriii.'ifr, in gfiiügciul grosser Dnso gi-gcbon, zweifellos in der Melirünlil tler l-'üUe
die Zahl iiiul Heftigkeit der KeuelihusteiiattiKiueii herabzusetzen. Weseiitlicli ist
starke Dosirung: so viel Ceutigranime, wie il;ui Kind Moii;ite, so viel Ueeigraninio,
wie es .lalire zählt, dreimal täglich. l>ie hüben 1 tosen, die zu einem guten Erfolg
nothwcndig sind, bringen es mit sieh, dass man das Obinin nur in den ersten 2 bis
3 Jahren anwenden kann, denn es erfreuen sich nur gerade die ersten Altersstufen
einer unerwarteten Toleranz gegen relativ grosse Chinindoseu. Auch bewirkt es bei
Kindern unter 4 .laliren und besonders bei Säuglingeu statt einer Schildigung im
Gegentheil fast ausnahmslos eine Hebung und Anregung des vorher oft recht mangel-
th.'ilten Appetits, sod-xss es als einziges Mittel, welches vielleicht eine Art von spe-
citischcr, sicher in zahlreiche« Füllen eine die Krankheitsdauer abkürzende und den
IVerlauf milder gestaltende Wirkinig ausübt, angesehen werden muss. Man gebe es
Kunilchst in flüssiger Form: Cliininurii nmriaticum in der zehnfachen t^inzeldosis,
iazu das dreifache von Spiritus vini, Aipia destillata 3(),U, ^^inifjus Liipiiritiae
40,0, 3 mal tllglich 1 Theelöffel. Nach anfrmglicbem Widerstreben tritt in der
Icgfl rasche Gewöhnung ein. Da seine Kinverleibuug, wenigstens Anfangs, meist
lufreguiig und damit einen Keuchhusteuanfall hervorruft, in welchem es dann leicht
Brbrocheu wird, so lasse man es stets bald nach einer Pertussisattaquc resp. nach
Jer sogenannten Reprise reichen. Entschieden angenehmer, aber wesentlich theurer
Bt das Chinin in der Form der Chinin-Chocoladenpastillen. Suppositorien und
Clystiere mit Chinin dürften wohl nicht so sicher die nöthige Chininmenge zur Ro-
lorption bringen lassen mul erzeugen bei längerem Gebrauch Dickdarmkatarrh; die
ehr schmerzhaften subcutanen Chinininjectionen sind durchaus entbehrlich.
Die Resina llenzoi-s könnte nur bei mangelhafter Schleimexpectoration zur
Anregung derselben in Form von lasuffl.itinncn versucht werden: bei complicirendcn
Katarrhen, bei gleichzeitigem Naclila.^seii der Kr;lfte, der HerzthHtigkeit diirfti^ sich
ein Versuch mit Kampher rechtfertigen. Antipyrin, Phenacetin vermögen «las ('hinin
nicht annähernd zu ersetzen, höchstens noch das mandelsaure Anti[(yrin oder Tussol
ipeciell bei älteren Kiiulcrn. Man giebt es in flüssiger Form in derselben Dose
6twa wie Antipyrin, doch darf es der Zersetzung wegen im Magen nicht mit Milch
und .\lkalieD zu-samnientrefl'en. Schon aus diesem Grunde wende man dieses Mittel
bei Säuglingen nicht .in.
Verziclitet man auf den Versuch mit einem Spocificum, so ist durch narkotisch
rirkende .Medicaniente der heutige HiLstenreiz zu mildem, den geplagten Kindern bei
iTage mehr Ruhe vor den an.strengenden Anfüllen, bei Nacht der nöthige Schlaf zu
Iverschaffen. Das Harmloseste dieser Narcotica dürfte das Kodein sein. Ent-
sprechend ist aber auch seine Einwirkung auf den Keuchhusten recht gering. Man
Igebe Dosen von 1 — l'/a cp schon bei Säuglingen, II.2 — 2 cg bei Kindeni von wenigen
IJahren. Viel gerühmt (Ritter) ist das Bromoform, das namentlich bei älteren
fKindern als unschuldiges Linderungsmittel Zahl und Heftigkeit der Hustcnanfälle
lierabsetzen kann. Das weitaus wirksamste, freilich auch energischste Mittel, den
quälenden Husten zu mildern, ist das Morphium. Auf Henoch's unbestrittene Auto-
rität hin hat man sich endlich gewöhnt, auch an dieses Narcoticum, das lange Zeit
[aiLs dem Arzneischatz des Kinder:irztes fast ganz ausgeschlossen war, mit etwas
uehr Muth und weniger Vorurthcil heranzutreten. Will man wirklich den viel-
ecplagten, armen Kindern wenigstens eine leidliche Nachtruhe verschaffen, so bleibt
Kein be.s.seres Narcoticum zur Verfügung; es wird durchweg ohne üble oder auch
[lur unangenehme Neben- und Nachwirkungen vertragen. Wenn es gleichzeitig dxs
Hungergefühl abstumpft, so gebe man es nur Nachts resp. Abends. Einer leichten
^^obstipirenden Wirkung tritt man unschwer mit diaetetischen Mitteln entgegen. Die
^■Dose ist bekaimtlich 1 — 5 mg mid mehr. Viel bedenklicher ist die Anwendung
^Bdes Cocain, wenigstens in der Form von Einpinselungon. Die Belladonna und das
^■Atropin werden immer wieder gerühmt (Heubner).
^B Der bedeutsamste Factor in der ganzen Keuchhustentherapie ist der möglichst
^Hausgiebige Genuss reiner Luft im Freien, wie eine sorgsame Krankenpflege Ober-
haupt. Es ist eine täglich zu bestätigende Erfahrmig, dass die keuchluistenkranken
Kinder dnussen in der frischfu Luft viel seltener und weniger heftig husten, dass
dii' ganze Krankheit bei luis zu Lande in einer den Aufenthalt im Freien erl:uibenden
.I:ihreszeit ungleich günstiger verläuft und viel rascher endigt, als im Winter, wo die
Kinder nameutlich bei complicircndcn Katarrhen oft Wochen lang an das Zimmer
[Keuchhusten
gefosselt sind. Soweit os das Wetter irgend erlaubt, inüsson si
systoiiiatiscli :iu die freie Luft gi-wnlmt und d:inn wenigstens \inli
drausseii belassen werden. Da pertus.siskrankc Kinder vor complicireni
sorpsiun geschützt werden nn'i.s,»ten, zu denen die Schleinihniitontzrindul
Luftwege entschieden disponirt, so hat die Gewöhnung .111 die Auss«
günstigem Wetter natürlich mit allen erdenklichen Vorsichtsiiia.-wsrBgt'ilti
liflege zu geschehen. Man kouinit mit l'm.sicht und Euergi«« r.i.sr.h dah
jugendliciie, verweichlicht«' Kinder, mit einer wannen Mahlzeit im Lo
verpackt, in ihrem W;igen viele Stunden auch wahrend des Winters iai Fr
zu lassen, wenn sie nur alle 1 — 2 Stunden wieder für kurze Zeit iiis i
sich wieder durchwilnnen und in der Nahrung neue W;innfi|uelleii .iu/n«
I>ie l'rage, ob man den heimischen .VufenthalLsort w«?chseln soll,
(ieldfrage; denn es ist nicht der Wechsel des Ortes, des Klimas aij .sicli
\ erlauf günstig heeinflusst; nicht der Klimawechsel als solcher, sondern
Aufenthaltsort den reichlichen Genuss frischer, reiner, milder Luft im
gegen rauhe Winde geschüt/.te Lage, Stauhfreiheit, Soune bietet, rechtfort
Diese Verhältnisse kann schliesslich jeder beliebige Landaufenthalt a
sonders günstig .sind die Ostseeküste und die niedriger gelegenen Orte
Mittelgebirge, besonders Tlnlringens, wie Suiza, Kosen etc., der raub
hoch gelegenen Kurorte des Schwarzwaldes, der Schweiz sind wenigsten]
Kindi'salter weniger zu empfehlen. Für «lie üebergangsjahreszeiten w:
.See, «tberitalien, für den Winter Aren, Meran, die Rivien«, Südi
f'orsica anzurathen. Winterkuren im Hochgebirge, in St. Moritz, Arosa
Keuchhusten wenigstens der jüngeren Altersstufen ausg<.>scbiots8en.
Ein Wechsel des Aufenthaltsortes hat auch seine Schatteuseiten.
fahr, die Pertus-sisepidemie zu verschleppen; daher wird h:iuNg die
anderen Orten erschwert. Sodann werden die kleinen Patienten aus
häuslichen Ordnung und Kegelniilsaigkeit einem Wechsel des Arxt<«, ili
den Gefahren einer Reise ausgesetzt.
Möglichst .lusgiebigen Genuss reiner frischer Luft ermöglichen stun
fahrten. Bei grösserer Killte, scharfen Winden führt mau die Kinder,
warm bekleidet, bei offenen Fenstern im Zimmer spazieren.
In jedem Falle ist anch für hohe, luftige Schlafräunie Sorp» lu tntd
alle Staubfanger, wie Teppiche, Portieren und Vorhiinge, ganz rti et
Der Fu.ssboden der Wohnräume soll t^iglich mehrmals feucht
Dass eine ausgiebige Lfiftinig mehrmals täglich erfolgen niu.-is, ve: : u
Es ist entschieden anzurathen, mit den Wohn- und Schlafräumcn der kr
wenn e» angeht, täglich zu wechseln und die nicht benutzton 'J-t Stp
lüften. L>er Auswurf ist sorgsam zu entfernen, damit beechmiitxto
Wäsche zu desinficiren. Man kann namentlich des Winters am Ofen
aufhängen; Karbol wasserlösungen haben keinen besonderen Nutzen, ei«
flüchtigen Desinficientien.
Die F>nährung richtet sich nach den bekannten Regeln der Diai
fiebernden Kinde mit Allgemeinerscheinungen giebt man nur flüKSige Kw
gute Milch. Sehr kalte Getränke reizen zum Husten, bic bestou A
Kinder durch gute Ernährung bei Kräften zu orhalt»>n, stossen häufig;
übcrwindliche Schwierigkeit: entweder besteht grosser Widorwillir |^
oder C8 tritt eine febrile Complication ein und geht mit dysprptischco I
eiidier, oder ein grosser Theil der einverleibten Nahrung wird l"-; 4
Hnstenanfällen wieder erbrochen. In letzterem Falle muss j«
wieder Ersatznahrung gereicht werden. Milde Excitantien, Fleii .inrum
süsse Südweine sind nicht zu entbehren. Bei damiederliegendeui Ap|K«(
Ernährungszustände sind Roborantien und Nutrientien dringend xn wid
Nutrol, Euca.sin, Somatose u. dergl., die dem Kinde frennl und ung4
auch dem kindlichen Verdaunngsverniögen nicht angemesisen sind. rid<
den Magen hineingehören uinl L)iarrhoen erregen können wie AlbitnMi
und dergl. Am weitesten kommt m:ui immer mit den natürlichen, gr«
milteln. unter Zusatz der leicht löslichen, kaum schmeckenden, sehr;
und billigen Nutrose zur Milch und Bouillon.
Ein oventuelles grosses, tiofea Ulco», das sublinguale 9.r\„n<
[enrlihnslen
- 783 —
Kiiitlprlilhiniin^^]
und Kssen venirs.icht, miiss Iducliirt, auch mit rocjiTii iiiininjifiiKlIii'li ^mrincht werden.
In vKrzweiftrltcti Fällon si'liri'itd man zur Ernfihrunf; mitti'ls Srhlmidsonde.
In der Kioidnng lasse man li-iclites Suidi'ii- oder Wolkmiuiterzeng tragen. Keiner-
lei Händer, Wickidbilnder, Schnürlrtbchcn n. dergl. dürfcn die Thoraxexcursionen
behindern. Nicht zu untoi-schiitzcn ist die moralische Behandlung der Kinder.
Gieht ni.iu ihrem Willen, ihrem Eigensiim nidit nach, .so ^'"■•'•'lien sie gewöhnlich
sofort in grosse Krreginig, und da jede Gcitiiithsiltewi-gung heftigerer Art sofort einen
Hustenanfall auslösen kann, so gelangen Klterii und Pfleger leicht dahin, die Kinder
in allem gewilhren zu lassen, ihren NYider.sjirtich stets zu vermeiden. [Meses Princip
ist verkehrt, macht das Kind immer eigenwilliger, launiger und trilgt dazu hei. die
Pflege zu erschweren, die Durchfiihning nothwendiger, dem Kind« unangenehmer
Ma.ssnahmen zu verhindern. Man mnss Energie mit Nachsicht richtig (taaren. Beim
Hastenaiifall suche man nickt nur durch Stützen des Kopfes, Entfernung der Schleim-
luassen aus Nase und Mund, .sondern auch durch ruhiges Zureden, Beschwichtigen
des aufgeregten Kindes sich ihm hillreich zu hethätigen.
Die sym|)tomatische Behandlung erstreckt sich einmal auf den Gehrauch
narkotischer, Imstenreizmildender Mittel; ferner kann man namentlich w.ihrend der
Nacht eine Aldeitnng von den Afhmungsorganen, eine allgemeine Beruhigung erzielen
ilurcli L'mlegen hydropathischer UmschlUge um Thorax, eventuell auch Abdomen. Bei
starker Sccret.-msamniiung mag man auch wohl ein sogenanntes Solvens oder Expec-
toraiis viTsuchen; die \'erflfissigung des Secrots erstrebt man daneben mit der Dar-
reichung alkalischer Mineralwässer. Gegebenenfalls erwei.st sich auch ein Breclimittt.'l
oder eine kalte Begiessung im wannem Rado als nutzbringend. Sehr nützlich sind
auch theilweise und ganze Wasserpackungen. C'ontrai'ndicirt sind bei solchem Zu-
stande natürlich alle Narcotica. Bronchitis, Bronchopneumonie, Blutungen erfordern
«iie übliche Behandlung. Stets achte man sorgfältig auf das Eintreten von Otitis,
Lungenblähung, Herzschwälche, Hernion. ,,.,obd
■Ayft JuBs. PUftnxcngattang ans der Farn, der Moli aecae*, tTnterfan. 8wtotoni*ae, nlclut renrandt dem
Mahagonibaam, Swietenia Maltai^oni L. Etnait:« Art: K. sPDVgalanBls OaUl. et Pcrnitt., ein aohnner Banm
Setiegambiens mit braanrothom. wie Haliai^oni boQutxCon IToU (Matleira-Maliagoni odnr CailcpdraboU). Dto sebr
bittere Binde wird in der Ileimatb gi!|;<*ii Wpebsiillleber gebranoht. Wirksamer Bestandtheil iüt da» Caileodrtn.
H.
icksia Blume. Pflaniengattung aus der Fan. der Apoernaoeae*. ITnterfam. Eobltldeae, liemlieh nahe dem
Oleandt-r. Nnrium' Oleander L., verwandt. Nur twin Arten bekannt. K. arbnrea Bl., ein jaTaoiacber Baum,
wird ^'OKon Wnmil^riinkhflitou angewendet. K. africana Bontb., ein Baam dfa tro{>i«chcn We:ftafrikaii, Liereit
dunkelbraune, kahle Samen, welche xnr VerfHl»ohung Ton St ropbanthaa-Samen bonuUt werden, aber durch die
, «iagerollten Kvimbllttcr der in ihnen enthaltenes Keimlinge leicht erkannt worden können,
' H.
Igelia nc. Pflantengattung aa> der Fam. der Oecneraceae*. l'nterfain. Crveeen tieae, welch« Ton Be n th am
and Hooker den Bignooiaceao* «agereehnot wird. C africana Bcnth.. Tielleicht auch eine noch nicht he-
scbriebenp neno Art, liefert unter dem Namen Eto aua Westafrika eingefllhrte FrOehte, welche gegen Manie in
AnwoDiiunK gebracht werden sollen.
Jf.
Inderliilininn^. Poliomyelitis anterior acuta. Da das mit grösster Wahrschein-
lichkeit als Ursache der Rückenmark.sentzOndung anzunehmende infectiöse Agens als
solches einer Beeinflussung nicht zugiingig ist, so k.ann die Behandlung im Wesent-
lichen nur eine diaetetische, syui})tomatische sein.
Steht die Di.'ignose erst einigermaassen fest, so ist vollkommene Bettruhe, Fern-
halttmg aller körperlifbeu und seelischen Reize das erste Gebot der I'flege. I)a
häutig vtm Beginn an cerebrale Erscheinungen hen'ortreten, so wird m.an alle lauteren
Geräusche, grelles Licht abhalten und eine Eisblase auf den Kopf applicircn. Bei
hohem Fieber wird man älteren Kindern ein laues B.ad, jüngeren hydropathische
Packungen, kühle Waschungen .•uigedeihen Lassen; eine niedicamentose AJitipyresc
empfiehlt sich nicht (Hauser), dagegen eine gründliche Ableitung durch I'lntlecrung
des Darms mit Ricinus und Kalomel. Auch erscheint es rationell, eine milde diapho-
retische Kehandluiig zu versuchen, nicht sowohl vermittelst heisser Bäder, sondern
mit n;4.sskalten Vollpackungen. Für Blutentziehimgen, Kälteapplication längs der
Wirbels."inle ()flegt es. wenn die Diagnose feststeht, gewöhnlich zu spät zu sein.
Die Eniährung richtet sich nach der Höhe der Fieberti'mperaturen. Lst das
febrile Stadium vorüber, so geht m.an zu einer roborirenden Diaet über, bei der man
, die Sorge für tägliche bei|ueme Stuhlentleerung nicht aus dem Auge lassen darf. Die
i gelilhuiteu Glieder tnüsscn passend gelagert und genügend wann bedeckt gchultou
diesem. Im Allgemeiuen wird man aber den positiven Pol de«
lur Krzeugimg von Zuckungen verwenden. Die Massago tnoss
recht z:irt und vorsichtig; vorgenommen werden; später darf sie
zu Wege gehen, kann sicii zweckmässig an ein warmes Bad aiLsch"
die stets auftretenden Circulationsstörungen, erliöht damit die Ki
die Ernähnnig der gelähmten Muskeln: sie ersetzt die fehlende activ* B
wichtig ist es, beginnenden Contracturen, Muskelspaonungen und -verkl
dehnende Bewegungen entgegenzutreten, Ankylosen der Gelenke zu vi
Kntzündungsprocess im llflckenmark selber kann man durch schwM
Slrfiine günstig zu beeinflussen trachten. Soolthermen sollen die
Hesorption der EntzOndungsprnducte beeinflussen, den Stoff, ' ' ;uni
k,iliiim, Unguentum Hydnirgyri cinereum. I'inselunpeu mit loll
nininjectionen und dergleichen auf den Heilunpsproce.s.s innii-nid
dahingestellt. Von der Anwendung örtlich ableitonder Mittel, .lodtinci
wird man Abstand nehmen müssen, weil dadurch ilen Kindern dir I
Schwert, die Ruhe zu sehr gestßrt wird. Die Behandlung etwa entst
niit.lten, denen sich jethich durch eine unermüdliche, geschickte gyinnasi
behandlung, richtige Lagenuig vorbeugen lässt, fällt dem Orthopaeden
Vor Ablauf eines Jahres und länger nach Beginn der Krankheit brjui
der Behandlung mit der HotTnung, noch Heilung, mindesten.^ ;•. ■■•"■•■:
nicht n.-icbzul.issen-, im wachsenden, sich weiter entwickelnden I
unerwartet viel wieder reparirt werden. Die orthopaeilisclie Hfrinisj
handliiug solcher Kinder muss in der Regel freilich viele .lahre ai
sich oft weit über die Kindheit hinaus. Selbst dann g'
schickten ortluj()aedisrh-nu'chanischen Beeinflussiuig noch ii.
losen Zustärulcn Besserung und Ersatz der verloren geglaubten Funrtloii
Klnderniehle sind sehr fein z>;rmahleiie, im Ucbrigen nicht verändert)* Mehle,
denen ein mehr oder weniger ^rrosser Theil des Amylum.s in Dextrin* beiw. ia|
geführt, also gleichsam der Verdauung näher gebracht ist, oder endlieb
Nährwcrth durch einen Zusatz erhöht worden ist. Die meisten werden »n
tTcidefrüchten •, einige auch aus Hülsenfrüchten* hergestellt. Zur 1. nup.'i
die pracparirten Hafermehle* von Weibe/.ahn und Knorr mit 11 — 15
und 71 Amylum, ferner das dextrinirtc Weizenmehl Kufe
22 Deitrin und Zucker, 52 Amylum und die ähnlich zusamni
mehle, sowie viele andere (Rademann. Timpc «tc.) Zur diiltcij Ci
prneparate, die unter Zusatz von Milch, Eiern, Milchzucker, Butter,
u. .1. hergestellt sind. Aus dieser Gruppe seien genannt:
Nestle's Mehl mit . . 10 pCt. Eiweiss. 5 pCt. Fett, 77 pCt. K.-.hleh'.'?
Farinfl lant^» <^^^»m^ in 5 23
lehle
— Tftö —
Riflsiiigpu]
zuckernde Wirkung des Mund- und Bauchspeichels tiocii gering ist. Der Kohlehydrat-
bum bedingt die Gefahr der sauren (ialirung im Dorm und in der Folge leicht Magcn-
ftarmkatarrh. Deshalb eignen sich diese Mehle fast nur fUr die späteren r<ebcnsmoDate.
|ie Zeit der Entwi;ihnung und im zweiten Lebensjahr werden sie besser vertragen und
ei Reizbarkeit des Verdauungstraetus manchmal sogar von Nutzen. Das Leguminosen-
(Hartenstein) und die Maltoleguminosc (mit 20 pCt. Eiweiss und 65 p<.'t. Kohle-
B) eignen sich vornehmlich für reconvalesconte und schlecht genährte Kinder ohne
äich gestörtes Verdauungsverraögen.
ich für erwachüeoc. febrile Kranke und io der Recooralescenz kann man von den Kinder-
besonders aus Cerealien, zweckmässig in Suppenform Gebrauch machen.
Mumt.
pp« (Liebig) wird bereitet, indem man 15 g Weizenmehl mit 15 g Malzmebl mischt,
|>pfen einer llproc. Kalicorbonatlösung, weiterhin 150 Milch und 30 Wasser zusetzt,
erwärmt (4.J "), damit sich die Stärke in Zucker verwandelt, und zuletzt zum Sieden
und darauf durchseiht. Sie enthält 3,1 pCt. Eiweiss, 3,1 Fett, 4,8 Zucker, wird von
Dgen gern genommen und ist im Stande, Frauen- oder Kuhmilch zu ersetzen.
UPFELMANN.
ftk ist eine westafrikanische Droge, die von Cumbretum Raumbaulti (Heckcl), Com-
altum Guill. (Engler) abstammt. Es werden die Blätter mit 20pCt. Tannin (Schlag-
kuffen) als das werthvollste Heilmittel gegen das in den Tropen so häufige biliöse
mit Haematurie gerühmt. Dosis: im Decoct 10:500, im Beginn des Anfalls die Hälfte,
iest nach 10 und 20 Minuten zu nehmen, pro die 30,0 4 Tage hindurch.
I ''■
nmmi Kino Ph. Helv., indisches oder matabariscbes Kino, ist der nach Ein-
en in die Rinde von Pterocarpus* Marsupiuni ausilicssende und eingetrocknete Saft.
BJmt io Form von kleinen unregelmässig scharfkantigen und zerbrechlichen dunkel-
ixbraunen Stückchen in den Handel, die ein braunes, geruchloses, zusammenziehend süss-
Pulvcr geben. Es lüst sich zum grössten Theil in Wasser, und vollständig in gleichen
Alkohol mit dunkclblutrothcr Farbe. Die wässerige Lö.sung wird durch Eiscnchlorid
»grün, Quecksilberchlorid tleischfarben, Bleiacetat schmutziggrauviolett und durch Brech-
tin bellbräualich gefärbt. Minderwerthige Sorten Mnd das australische Kino, von
|itus resiaifer.1 (Smith), das bengalische Kino oder Buteagummi. aus der Butea
la Roxb., und das westindische Kino, Jamaica-Kino, von Coccoloba urifera Jacqu.
K wichtigsten Bcstindtheile der Droge sind die Kinogerbsäure, welche im Malabarkino
;■ 25 pCt. enthalten sein soll, ferner das KiooTn, das der (lallussäuremethyl-
t des Breuzkatecbins sein soll, sowie das Kinoroth, auch Kinosäure genannt,
beim Stehen der Kinolösungen an der Luft sich aus dem Kinoin abscheidet.
p Wirkung beruht wesentlich auf seinem Gehalt au Kiuogerbsäure, ist daher dieselbe
a Katechu. Wird besonders in England als Adstringens bei DurahfdUen, äusserliob als
lendes Mittel gebraucht. Die rothbrauue Tinctur dient besonders zu Zahnwässern.
Kino Ph. Helv. als Pulver zu 0,5 — 1,0 pro dosi, bei uns selten benutzt.
Tinctura Kino: dargestellt aus Kino 1 und .\lkohol 5, innerlich zu 30 — 40 Tropfen.
Liquor Kino aluminatus: Kino 10, .\lumeu 2 auf 10<J0 Wasser.
Pulvis Kino compositus: Kino 7,5, Opium 0,5, Cortex Cinnamomi 2,0.
Sirupus Kino: Tiactura Kino 10, Sirupus simplei 90. -•,„„.,.
imOlt das rette Oi*l dor Samen Ton Pruuiie CeraruB L., in 30—30 pCt. daria entlialt«a, In li«ruQh
Miiraaek dem Mandelöl ähnlich, wird Jedoch leicht raniiK. Eretarrt bei —28°, sdm. 0«w. 0,024.
H.
fbeeröl ist das am den nUttern Tun Prnnas Lanro-Ceraaua L. erhUtlir.he aetherisohe Oel Mit
^rmaodelnl in seiner ZnsammenfiOttunK nbereinstimmend. hat es mit diesem aneh da.^ (Gemeinsame, dass
fertig gebildet in der Drüge enthalten ist. sondern erst durch die Einwirkung eine<* Ferments lEmiilsin)
LauroceraKto' entsteht Es ist gelblieh, beisteht aas Uonialdehfd, weotg Beniylalkohul und etwa 2 pCt.
«. 8[)eti. Gew. I.iirtA — 1,00.V Wurde früher als Aqua Lau roe.e r as i * gebraucht.
UAäüZ.
in Bayern hat 5 kalte Kocbsalzquellen, von denen Rakoczy, Paudur und Maxbrunnen
Bphlirh Tum Triiilrpn SnlinpnsnniHpl iinH SolirmKnrncnrmil*! h.iiint*;."i«»hlinh »lim RiiH(»n
[Kissiiif^cn
— 7Hß
w.
beiträgt, so können licbwnypörnemie, Fcttlcber, Katarrh der Gn
Er/olg in Kissingen behandelt werden, so lange es sieb um 1
Zustände handelt, wohingegen hühere Grade jene l/uelleo erfordern, iii (i-urii dj.-
und schwefelsaure Natron die eholagogc t^uellenwirkung verstärken. Unterlt
Hncmorrhoi'dalbeschwcrden ete.: Hier beruhen die Kissinger Erfolge auf einer
der eholagogen und der Perist,iltik und Stoffumsatz steigenideii Wirknnf des
Erkrankungen der Bespirationsschleimhaut : Uachen-, I,rir> : ' ' "^
werden äusserst günstig beeinllusst und zwar offenbar durch die 1-^
zähe Scbleimmasscu zu vertlüssigcn. Fettleibigkeit: Die Wirksanikci. fi^in .^ui «tr i.5d-
Schaft des Kochsalzes, den Stoffwechsel zu steigern. Scrofulose. Rachitis. Ess«d«t(j
Da Kochsalzlösungen die Diffusion zwischen dem Blute einer- und den Parenchjrmea ia6 ba
darin abgesetzton Exsudaten andererseits begünstigen, so ist es begreiflich, «amra Kmiata
beider Aufsaugung solcher pathologischer Productc (Metritis chronic;* i-vr..',^ ..^;.i. — .
auch hier wieder die Stoffwechsel anregende Einwirkung des Kochsalz
Diathese: Durch die seitens des Kochsalzes wie der Kohlensäure g'
hierdurch bewirkte Erleichterung der Ausfuhr von Harnsäure und I
greifen, dass Gicht und Bildung von barnsauren Concrementcn ein'. : ■,. .. ^--^
abgeben. Soolbäder sind ein wichtiges Unterstützungsmittel der Kissinger Kur.
KiSBlOTTOdsk, im Kiukuiu, «04 m hoeb, klimatitehcr Kurort mit Skoerlingou, mlek« Vis wa 1000 <
oatliftitoa. Mittlere Sommertcnipermtur 18^.
Klelenbider. Zum Kleienbad wird die Mandel- und Weizcnkleie benutzt. V
gerührt, '/«"l ''g, dient diese Kleie hauptsächlich zu kosmetischen Zwecken
zarter Haut bis zu gewissem Grade geeignet, die Seife zu ersetzen, welchr- '
Neutralität ist. Ausserdem findet dieselbe Verwendung, wenn es sich <!
spröden H.iut wieder Geschmeidigkeit und Glatte zu verleihen. Diu \\.
Kleber und wenig Stärkemehl. Die Zubereitung des B.ides erfolgt, iud<-m dl'
Beutel gebunden, im Wasser gekocht und die .Abkochung nebst dem B>-"'
than wird. Das Kleienbad wirkt erweichend und beruhigend. Die Kl' ,
daher mit Vortheil zur .Vnwendung als mitigirender Zusatz zu hautreizeti'i-^i ij.iucm iK>c
sind die Kleienbäder für Neugeboren« und schwächliche Kinder.
nnuni!»
KIe|)ton)anie, Kleptomonomanie oikr Klopeinani« (MattfapyV Sti>hlmoB4
manie. wird dofinirt als ein „krankliaftcr Triob. ohno Vpr.inlassun
und .Noth zu .stcliU'ii." M.111 fiiulct iliii bei sehr verschiodenen (ii . ■ <m«i:
1. Bei Iiulii'cillen. Iit>i weldien drr Reiz, egoistischi- Geiüsir jtu bvfmAgtt,
zusniunieii mit der m:tng<'liiden Einsicht in das Unsittlirbf und Strnfbmre «Im IK«ik-
Stahls, zuweilen aurh d.xs Motiv, einen Anderen, welcher ihuen n.tch ihrer Aiaiiit
Uebles lugefögt, zu schädigen, zum Diebst.ilii führt. 2. Bei der Manie, in
d.is Verschwinden der Geffihle der Sittlidikeit dem Triebe, krankhafte Gell
befriedigen, zu Statten kommt. .I. Bei Fällen von Paranoia, in welch'
gung des Eigenthums .\uderer die Raclie für .ingelilich erlittene Vei ;
stellt. 4. Bei den verschieden.sten geistigen Scii wäcliezuständt.-u. ui vtefl
sowohl die l'asittlichkeit wie die .Strafbarkeit des Diebstahls nii-ht rrkoitnl
k.inn. Hierher gehören besonders die Diebstähle der Paralytiker und der Aller»-"
blCdsiiinigen. ( »efters ist allerdiugs bei Letzteren .nuch die Ursache tu der Schwftefe
des (ied.lclitnisses zu suchen. Der Kranke steckt Dinge ein. welche er in der llaa^
hat, ohne sich dessen zu erinnern, d.iss ihm ilieselben nicht gehftrfj«. 5. Bei
ständen mit vorübergehender Trübung oder Aufhobung des Sclbstb«wnsi
Seins (.\lkoholismus, Hysterie. Epilepsie).
Ist ausser der Stehlsucht nicht.'; Kraiikliaftes zu entdecken, so ist der KIt'pt
ein Dieb, welcher seine Behandlung nach den Bestiniuiungen des Stnifgi?:etib«ic
erfordert. Es giebt demnach eine Kleptomanie nur als nin«' Theil
erschoinung einer krankhaften Störung der Goi.stesthfttigkoit, nickf
als eine besondere Eorm L'cistiger Krankheit.
Die Therajjie der Kleptomanie hat den derselben zu (irunde li'-.
haften Zustand zu behandeln. Im Interesse des Knuiken wie d«i
wird eine Swiuestirung in einer Irrenanstalt erforderlich »eiJi. moroiL
KUma. In streng geographischem Sinne bedeutet Klima (von ;i/tWi>) die goognpUtch«
l.-kge eines Ortes. Da dipse Lage die Sonnenhöhe und d.imit die tiröMe der SoBMai
bedingt, fasst ro«o jetxt allgefflcio alle mit der IJ' in oiherer oder catftfalerw B*-
[liina
— 7«7 —
KliinaJ
t
t
I
I
zieliuiig stehenden VerbHItnisse unter diesem Namen zusammen. Weitergehend begreift man
darunter auch durt'h die besondere Lage eines Ortes, seine Beziehung zu naheu Meeren und
deren Strömungen, seine senkrechte Krhebung über den Heeresspiegel, die physikalisch-chemi-
schen Verhältnisse und die F'flanzendcoke seines Bodens bedingte Besonderheiten seiner
Atmosphaere. Alle diese Momente beeinflussenden normalen Ablauf der Lebcnsproccsse ; sie
können unter Umständen Krankheiten erzeugen oder eine Disposition für gewisse Krankheiten
setzen; bei vorliandeiK'n Krankheiten kommen sie in doppelter Weise, im Sinne der Beseitigung
von Schädlichkeiten und im .'^innc positiv heilender Wirkungen, in Betracht.
Zur Orientirung über das Klima eines tJrtes benutzen wir regelmässige Beobachtungen
der Luft-, eventuell auch der Bodentemperatur, des Luftdrucks, der Stärke und Richtung dos
Windes, des Wassordampfgebalts der Atmosphaere, der Menge und Beschaffenheit der Nieder-
schläge, der Ncbelbildung und Bew'ilkung und der damit im (iegensatz stehenden Dauer und
Kraft der Besonnung, endlich des elektrischen Zustandes der Luft. Hierzu kommen dann noch
Untersuchungen über die Zusammensetzung der Atmosphaere, wobei man speeiell ihren (ie-
balt an Kohlensäure, an Ozon, an den gasförmigen Producten gewisser chemischer Procossc,
an Staub der verschiedensten Art und an den Keimen niederer Organismen berücksichtigt hat.
Die Angaben über Lufttemperatur werden durch Beobachtung von im Schatten, zweck-
mässig an der Nordseite eines Tiebäudes oder in besonderen «Wetterhäuschen" aufgestellten
Thermometern gewonnen. Viel exactere Resultate liefern die Assmann'schen „Aspirationsthermo-
meter", welche selbst im directcu Sonnenschein die wahre Lufttemperatur angeben. Das Mittel
dreier um 6 Uhr Früh, 2 Uhr .Mittags und 10 Uhr Abends gemachten Ablesungen fällt
nahezu mit dem wirklichen Tagesmittel zusammen und wird meistens als solches gerechnet.
Aus den Tagesmitteln werden die Mittel 5 lägiger F'erioden (Pentadenmittel), die Monats-,
Jahreszeit- und .lahresmittcl berechnet. Für die menschliche liesundheit sind die Vertheilung
der Temperatur über die Tages- und J.ihreszeiten und die Grösse und Schnelligkeit der
Temperaturscbwankungen viel wichtiger als die mittlere Temperatur. Ks müssen doshalb
die ThermometerbeobaehtungcQ, um Auskunft über die aetiologische und therapeutische
Bedeutung der Temperatur eines Ortes zu geben, in der Art verarbeitet werden, dass man
einerseit.s die mittlere Temperatur der einzelnen Monate und die mittlere Morgen-, Mittags-
und .Vhendtemporatur derselben ersehen kann, und dass ferner der mittlere und höchste
Werth der täglichen und monatlichen Temperaturscbwankungen, also die Temperaturextreme,
ersichtlich gemacht werden. Dies wird am Besten durch .\ufiiteltung und täglich zweimalige
Beobachtung eines Maximum- und Minimumthermometers erreicht.
Die Beobachtung des Luftdrucks wird wohl im Altgemeinen in ihrer gesundheitlichen
Bedeutung überschätzt: ob die ."Schwankungen des Barometers an einem Orte gross oder klein
sind, ist, soweit unser Wissen reicht, an sich gleichgültig. Nur insofern hat dieses Moment
Bedeutung, als mit ihm andere einflussrciehe Veränderungen der Temperatur, der Feuchtigkeit,
der Windstärke cinhergehen. — Ein Einfluss der Baromcterschwankungeu auf die Athmung
speeiell die Kohlensäureausscheidung existirt nicht. Selbst sehr viel grössere Druckschwan-
kungen, welche man mit Hülfe des pneumatischen Kabinets oder durch Aenderung der Meeres-
höhe jeder Zeit herbeiführen kann, sind ohne Einfluss.
Die Stärke und Art des Windes ist einer der ärztlich bedeutungsvollsten Factoren des
Klimas. Der Wind wirkt dircct durch den mechanischen Reiz, welchen er auf die Körperober-
Aäche übt, durch W.ärmeentziehung, Förderung der Verdunstung, indirect durch Aufwirbeln
von Staub, dessen mehr oder woniger grosse Schädlichkeit von der Bodenbesehaflienhcit ab-
hängt. Die Windstärke wird in den meteorologischen Berichten mit den Ziffern 1 — 6 oder auch
1 — 12 bezeichnet. Die niedrigste Ziffer entspricht einer (reschwindigkcit bis zu 3,5 m pro
Secunde, die höchste dem Orkan von 30 — 40 m üeschwindigkeit und darüber. Bei Windstärke 2
der 6 theiligen Scala werden die Blätter, bei 3 die kleineren Zweige, bei 4 grosse Aeste, bei 5
stärkere Bäume bewegt. Die durch die Wetterfahne angezeigte Windrichtung ist für die hygie-
nische Wirkung deshalb von hoher Bedeutung, weil von ihr der Wasserdampfgehalt der Luft, die
Wolken- und Ncbelbildung, sowie die Staubbildung abhängen. Durch schädliche Eigenschaften
(sehr hohe oder niedere Temperatur, abnorme Trockenheit, welche meist mit übermässiger
StaubbilduDg vergesellschaftet ist oder auch übermässige Feuchtigkeit) ausgezeichnete Winde
können gegen die Wahl eines Kurortes in der Jahreszeit ihres häuligeu Wehens bei gewissen
Krankheiten ausschlaggebend sein. In dieser Weise kommen der Scirocco Süditalicus, der
Cbam.sin Aegj-ptens, der Mistral der italienischen Biviera, die Bora der nordadriatischen Küste,
der Föhn der nördlichen Alpentbäler für uns hauptsächlich in Betracht. Ein günstig gelegener
schützender Bergrücken kann unter solchen Umständen einem Kurorte, ja einem Theile eines
solchen entscheidende Vorzüge vor der Nachbarschaft sichern. Es sei an die viel besprochene
Ungleichwerthigkeit der einzelnen Stadttheile von Nizza, an den grossen klimatischen Unter-
schied zwischen Montreux-Territct und dem benachbarten Vevey erinnert. — L'nter den bequemen
Methoden zur Bestimmung des Wasserdampfs in der Luft ist die psyubrometrische die ge-
naueste. Au-s den Psychrometer-Tafeln, z. B. der von Jelinek, Wien 1876, entnimmt mau
dircct die der psychrometrischen Differenz bei der herrschenden Lufttemperatur entsprechende
Wasserdampftension in Millinieter-l,'uecksilber und das Verhältniss dieser Tension zu derjenigen,
welche bei vollkommener Sättigung der Luft mit Wasserdampf herrschen würde, die , relative
50«
litrd
— ff— 1^ i»WH ■■■■ ■■ — ^1— yyiy -^«w - __ _ _
Millimeter angeben. Für uns ist n«l mehr als die absolute Ni' i:^mtaKC
auf die einr.elnon Monate, sowie auf die Tages- uud Nacbt^u.,,'. i, Aicliti(^
Dauer der durch den Hegen cnteugten Bodcnuässe, welche von diT phj"«'
hcit des Bodens nhhüngt.
Die Sohwnnkungcn des (ielmitcs der Atmosphaerc an ilireo Hauptbestuu
abgesehen von dem vorher besproehenen Wasserdarapf, nicht in B-ir-v.-l
gungon, wie sie durch Düngung der Felder, durch industrie'He
Emanationen in die Luft eines Ortes gelangen können, werden !•
Hülfsmittel durch unsere Sinne wahrgcnommeu. Sie künnen dur.
in anderen Füllen auch durch directc Schädigting, namrntliuh d^ r
einen Ort ungesund machen. In seltenen Fällen werden BeiiU' ■ _ iv' ■■ -ll
zu Heilzwecken benutzt, doch fallen diese Wirkungen (^'ring^r M. tit.-' n »i
Stoff, schwefliger .Siure und dergleichen eigentlich schon nirht mehr in
Klimawirkuugen. Man hat vielfach dem wechselnden Geh.ilt der f.itft ^n Pl'
deutung für das Klima eines Ortes beigemessen. Durch die ox;
sollten schädliche Beimengungen, selbst Krankheitskcime vemici
jetzt jeder Beweis dafür, d.iss ein minimaler Oiongchalt, welcher in der,'
an Waldsäumen, am Meere, besonders hoch gefunden wird, die w.'\;
tbätigcn Wirkungen der belrefTenden Luft darstellt. Man hat vif!
halt einer Luft an Staub im .Mlgemeinen, an organischem u
sonderen quantitativ festzustellen. Von den in Betracht koii;
nur diejenigen, welche die .Menge und Art der fortpflani
fassen, genügend au.sgcbildet und auch einfach genug, um bei y
Ortes in Betracht zu kommen. Man sucht bekanntlich in der Ken
der Luft des Hochgebirges vielfach die Ursache der Heilwirkung der t-ttn
Schwindsucht und andere Krankheiten.
Die therapeutische Bedeutung der einzelnen Kli:
auf die Erkenn tnis.s ihrer physiologischen Wirkung 211
allerdings nicht verhehlen dürfen, dass wir gewiss viele feinere unn ii.'r:i nci-nu
Ziehungen kaum ahnen, manche uns vielleicht noch ganz verborgen sind.
Am klarsten erkannt ist die Wirkung der Temperatur und d.imit im S
diejenige des Wa.ssergehalts der .Atmosph.iere aul die Vorgang» der W;irmej«gBll
Blutvertheilung und den Stoffwechsel. Bei niederer Aussentempcratur wird i
nur, sondern auch die angrenzenden .'Schichten, blutarm: die W.isserausseheidi
Haut sinkt auf ein Minimum, die .Sensibilität der kalten H.-iut ■-' h'»'-!' ■■■•■'•tit,
wird spröde und ri.ssig. In den an der Abkühlung theilnchm t-a
der Stoffumsatz; hierdurch kann bei siarker Abkühlung die ihoM
Korpers merklich vermindert werden; andererseits führt die. A) wcooil«'
wird, rctlectorisch zu Zittern und vermehrter Muskelspannung. li-r S
beblich, selbst bis nahe zum doppelten des normalen Werthes. ia
ehe es zu diesen Heflexacten kommt, wirkt die .\bkuhlung iu ..... ^i^Q
System, dass die Neigung zu willkürlichen Bewegungen wächst. Mit dMMT
ist das subjootive Gefühl erhöhter Leistungsfähigkeit und ein iresteip'fti^?
Satzes durch Nahrungsaufnahme verbunden; der durch die w
fKIimn
— 7Rn —
Klima]
I
Sehneil ein Locus miuoris resistcntiae sein. Die Mijglichkeit, durch geeignete Wahl des Auf-
enüi.iltsortes die Tcmpcratursehwankungeii mit ihren eben geschilderten Gcfahreu zu ver-
miodern, spielt eine hervorragende Kelle in der Klimatotherapie; dabei ist aber auch zu be-
denken, dass die wärmeregulatorisehen Apparate der Haut in hohem Maasse der Uebung
zugänglich sind, dass also durrh häufige Einwirkung massiger Temperaturschwankungeii, wie
sie der möglichst verlängerte Aufenthalt im Freien bedingt, die Haut zu immer zweckmäsaigcrer
Reaction geübt werden kann; ein allzu gleichmässigcs Klima kann in Folge dessen, und weil
es, wie jede Monotonie erschlallend wirkt, für die dauernde (lesundheitsforderung weniger ent-
sprechend sein, als ein solches mit stärkeren Schwankungen, wenn dieselben nur nicht so
stark sind, dass sie den ausgiebigen Luftgenuss verbieten. Es braucht kaum gesagt zu werden,
dass die Wirkung der Lufttemperatur durch zweckmässige Wahl der Kleidung erheblich modi-
ficirt werden kann. Praecise Anordnungen seitens des Arztes über diesen Punkt sind bei
jeder klimatischen Kur uneriässlich.
Die Einwirkungen der Temperatur werden durch den Wassergehalt der Luft und die
Bewegung derselben wesentlich modilieirt. Da die Temperatur der Luft fast durchgchends
unter der des Körpers liegt, wird sie dem Körper um so mehr Wärme entziehen, je stärker
sie bewegt ist. Selbst sehr niedrige Lulteraperaturen werden bei absoluter Windstille leicht
ertragen, hierauf, neben der starken Sonnenwirkung, beruht die Möglichkeit, in den Hochgebirgs-
thälcrn im Winter bei tief unter dem (refrierpunkt stehender Lufttemperatur mit Behagen im
Freien zu weilen. Als zweiter Factor kommt hier noch die Verdünnung und die grosso
Trockenheit der Luft in Betracht; namentlich das letztere Moment macht die Besonnung viel
wirksamer, da ebenso wie da.s in den Wolken zu Tropfen condensirte Wasser auch der
unsichtbare Wasserdampf die VVärmestrahlen viel stärker absorbirt als die trockene Luft.
Wie starke Erwärmung in der Sonne, findet daher im trockenen Klima des Hochgebirges,
sowie trockener Zonen, Aegyptens, vieler Theilc von Nordamerika, starke Abkühlung
durch Ausstr.ililung in den Weltraum, daher sehr rapide, von den Kranken durch rechtzeitiges
Aufsuchen der Wohnung zu vermeidende, Abkühlung nach Untergang der Sonne statt. Die
Temperaturschwankungen und damit auch die durch sie bedingten Reize sind in trockenen
Klimriten sehr viel grösser als in feuchten, werden aber auch sehr viel besser vertragen.
Eine besondere Bedeutung hat noch die relative Feuchtigkeit der Luft bei absolut
hoher Temperatur derselben, namentlich, wenn Muskelthätigkeit mitspielt. Die Wärmeabgabe
des Körpers durch Strahlung und Leitung reicht dann nicht mehr zur .\bfuhr der im Körper
stetig producirten Wärme aus: gesteigerte Verdunstung muss zu Hülfe kommen. Die Ver-
dunstung wird durch die in (fang kommende Secretion der Schwelssdrüsen vermittelt; ist die
Luft trocken, so kann das Secret in dem Maasse, in dem es gebildet wird, verdunsten, die
Luftbcwogung kommt dieser Verdunstung wesentlich zu Hülfe, l'm .so leichter, jo feuchter
und je windstiller die Luft ist. kommt es zu mehr oder weniger weitgehender Durchfeuchtung
der Kleider mit Schweiss. In diesem Zustande ist die tiefahr einer Schädigung durch plötzliche
Abkühlung besonders nalicliegend. um so mehr, als die Durchfeuclitung der Kleider noch
lauge andauert, wenn unter dem Einfluss der Abkühlung resp. bei Nacblass der Muskelarbeit
die Schweisssecretion und das Bedürfniss grösserer Wärmeabgabe aufgehört haben.
Reichliche Schweissabsonderung, welche dem Körper neben viel W.isscr auch .'^alze und
organische Stoffwcchsclproducte entzieht, hat zur Folge, dass in erster Linie das W.isser des
Harns, aber auch die absolute Menge seiner festen Stoffe abnimmt; mau wird auf diesem
Wege die Nieren ohne Schädigung des Körpers um so leichter und ohne sonstige Nachtheile
entlasten können, jo mehr in trockenem warmem Klima der reichlich secernirte Schweiss so-
fort bei seiner Bildung verdunstet. Viel kann in dieser Hinsicht eine rationelle Kleidung
nutzen; hygroskopische, das Wasser leicht aufnehmende Unterkleider, poröse, wenig Wasser
bindende Oberkleider werden eine reichliche Schweissabsonderung mit ordentlicher Kühlung
des Körpers, die aber mit Sistirung der Schwcissbildung alsbald ihr Ende findet, bewirken.
Achnliche Nachtheile, wie sie die schweissgetränkte Kleidung erzeugt, entstehen, wenn die
Kleider von nu.sscu durchnässt werden. Mehr noch als Regen ist in dieser Hinsicht Nebel
zu scheuen. Indem er die Poren der Kleidung mit Wasser füllt, hindert er die Venti-
lation durch dieselben und verstärkt zugleich die Wärmcleitung nach aussen, deren Ueber-
maass ja in erster Linie durch die ruhenden Luft-schichten der Kleider, welche als schlechte
Wärmeleiter fungiren, verhindert wird. Unzweifelhaft und für Kranke sehr merkbar ist das
Athmen im Nebel erschwert. Wahrscheinlich spielen hierbei, wie bei der analogen Wirkung einer
stiubreichen oder mit unangenehmen BiechstofTcn geschwängerten Luft Relleie von den ersten
Luftwegen eine Bolle. Die Athemanstrengung wird durch Contraction der Bronchialmuskeln,
welche die feineren Bronchien verengt, bedeutend vergrössert (Lazarus, Einthoven).
Darum athmet man so viel leichter und tiefer in reiner frischer Luft, darum „weitet sich die
Brust" im Walde, auf Bergeshöhen, am Meeresstrande. Die Heilerfolge der klimatischen Kuren
im Allgemeinen und bei Lungenleidenden im Besonderen hängen gewiss wesentlich von dieser
Wirkung der „reinen* Luft ab, wobei es dahingestellt bleiben mag, ob ein reicher Gehalt an
Bakterien, an Ausdünstungen von Menschen und Thieren eine besonders grosse Schädlichkeit,
verglichen mit mineralischem St.iub, darstellt. Wie sehr letzterer im Stande ist, die Luftwege
zu schädigen, der tuberculösen Infection die Wege zu bahnen, zeigt die Tuberculosc der
AUs.-'n [t)>;^
aer nwiwinangvn aw noengvon^w
Eggcr und anderen Schweizer Acratcn bat Damentlich M
die Zunahme der Blutkörpercbeu mit der Abnahme der ijul'
auf einen R^gulationsmeclianismus belogen, welcher in den
anrege, wie die Sauerstoffaufnahme durch die verdüiint«;^ l.;;i'
Dass die Zunalime der i-tlutkürperchen im Hochg' ; ir-
kommt, konnte Zuntz mit Schumburg und Loewy feslsttl ■ n \\ ii r
die Luftverdünnung auch ander« im Hochgebirgo cinwirk-i: J.
Kulte, nitre, Wind, die Blutkörperchenzahl voriiborgoheiid js-
Neubildung reden kann. Es handelt sich in diesen Fällen
nisses von I'lasma und Blutkörperchen, welche durch die ■
r/kSHc zu Stande kommen. Diu Möglichkeit, dass atidaii>
ebenso wie dies Blutverluste unzweifelhaft thun, direct die ..
anrege, wird durch die Arbeit von Suter und Jacquet, welchi?, den ges
vorrath im Körper von Kaninchen bestimmend, in B.vsel 5,3;> p.-M..
Körpergewichts fanden, gestützt. Weiss hat in analogen Versuchen nicht dxsi
Aber .-»uch mit dieser Einschränkung beweisen die WirWuM.'.ti .1,-, Hotf
Erythrocytenzahl eine starke Einwirkung auf das vegetative
Va-somotoren, welche wir sehr wohl als eine tonisircnde h< . „
Vielleicht in unmittelbarem Zusammenbange hiermit steht die 6ct. v:
kranke so leicht in der Höhe erfahren: mit dem Tonus der klciiuii
Widerstand, welchen das Herz zu überwinden hat und diese stärkere Anffvi^
LcistungsHibigkeit eines geschwäehteu t'rguus übersteigen. D.izii (...itiint, ilü? ja
auch wenn alle grösseren Wege vermieden werden, jeden >'
macht, welche um so leichter über das zulässige Maass hinaus^Z'
Reize die Bewegung im Freien genussreich gest.ilten. Für II
pcutisch wohl nur in den Andcs und dem llimalaya in Betr.i.
nachweisen, dass gleiche Arbeit einen grösseren Stoffverbr.iucb Ij.
Verdünnung ist die durch sie, die relative Trockenheit und die
stärkere l.icbtwirkung im Hochgebirge ihrer physiologischeu \\
Heizung der Haut, deren höhere Grade sieh als Röthung, Erjtheni. |:
welche nach längerer Dauer die bekannte starke Pigmentirung b"
flectorisch auf das ttctasssj-stein, auf den Muskeltonus, auf den j.
des Nervensystems wirken. Besonders wirksam ist hierbei der st i
Sonnenlichts, die blauen und die ultravioletten Strahlen, die in den
unteren Schichten der Atmosphaere reichlich absorbirt werden un !
höheren Regionen nicht nur absolut, sondern auch relativ stiirkni
Die so mit der Höhe wachsende Lichtwirkung wird noch
Felsen, Wasserflächen oder gar Schnee- und Eisfelder das Licln
mehr noch durch schattigen Wald wird sie wesentlich gcrail-iin.
die I'nterschiede der Windstärke wird bedingt, dass verschiedeoe Orte la gl«
sehr verschiedenem Grade anregend auf den Menseben wirken. Das sicbersl« '
wohlthuenden Anregung ist der ihr folgende cri|uickende Schlaf und der ;
Die Uebererrogung gicbt sich durch Schlaflosigkeit aod Verdais" "/-<'■
ninia
701
Klima]
Am nüchstcn verwandt ist dem HochgeMrgsklima trotz des Gegensatzes im Luftdruck
dasjenige des Mecrusstrandes in kühloicu Gegenden. Beiden gemeinstim ist die lebiiaft bewegte
reine Luft, sowie die starke Lichtwirkung. Sind auch die chemisch wirksamsten Strahlen im
Meeresniveau viel schwächer vertreten, so ist doch die Reflexion von der grossen Wasserfläche,
der an vielen Orten der weisse Dünensand zu Hülfe kommt, wirksamer noch als die an den
meisten Bochgcbirgsstationen stattiindende. Leider liegen bis jetzt keine Beobachtungen über
die Wirkungen des Seeklimas auf die Zahl der rothen Blutkörperchen vor; es ist höchst
wahrscheinlich, dass die analogen Reize auf die Haut auch in gleicher Weise auf die Ver-
thcilung der Formbestandtheile im Blute einwirken dürften. Als besonderer Reiz kommt der
durch Zerstäuben des Weileriscbaumes bedingte Salzgehalt der Luft in Betracht. Für Nase,
Rachen und Luftwege ist er als Heilfactor in Rechnung zu ziehen.
Ein direet gegensätzliches Verhalten zeigen Gebirgs- und Seeklima in Bezug auf die
Lultfeuchtigkcit, wenn auch selbst dicht am Meere die Luft bei Landwind relativ trocken
sein kann. Die höchste Feuchtigkeit zeigen die in der warmen Zone mitten im Meere gelegenen
Orte, wie Madeira, ferner die an der Westküste von Irland und Schottland im Bereiche des
warmen Golfstroms gelegenen Stationen, trockener, vor allem weniger regenreich sind die
englischen und französischen l'lätzu am Canal und die Xordscebäder, am trockensten die
Kurorte der Riviera di Ponente zwischen (iuuua und Nizza, während die Riviera di Levante
eine wesentlich feuchtere, darum auch staubfreiere fjuft hat. Am vollkommensten bieten
kleinere weit ins Meer hinaus gelegene Inseln die Kigenthümlichkciten des Seeklimas: die
Luft ist stets staubfrei und sehr arm an Bakterien: Licht- und Windwirkung lassen sich bequem
dosircn, jähe Temporalursprünge kommen kaum vor, der Unterschied zwischen Sonne und
Schatten ist weniger grell; die Hitze im Sommer, wie die Kälte im Winter sind gemässigt.
Kin Nachtheil für viele Fälle, in anderen wieder erwünscht, ist die Schwierigkeit, ausgiebigere
Bewegung im Freien in anregender Weise zu ermüglichcii. In diesem Punkte sind die Ostsee-
bäder mit ihren waldigen, aumuthigcD Dünen bevorzugt, andererseits ist in ihnen die anregende
Wirkung der Meeresnäho nur noch in abgeschwächtem Maasso vertreten. Je wärmer, windstiller
und feuchter die Luft, je weniger ausgiebig der Anreiz zu energischer Muskelthätigkeit, desto
leichter machen sich im Seeklima Appctitmangel und Verdauungsstörungen geltend, während
andererseits Hustenreiz und trockene Entzündung der Luftwege wirksamste Linderung erfahren.
Den schärfsten Gegensatz zum Inselklima bieten uns in Bezug auf Luftfeuchtigkeit die
südlichen Mittclmcerländer, Mittel- und Obcrae^-ptcn und Algerien südlich des Atlas, ferner
gewisse Thcile der südüstliehon Staaten der nonlamerikanischcn Union. Das trockenwarme
Klima gestattet reichliche Hautausdünstung ohne lästige .Scbweissbildung und entlastet darum
in wirksamster Weise die Nieren. Katarrhe der Luftwege mit reichlicher Secretion
werden besonders günstig beeinflusst. .\ls Beleg dafür, wie sehr grosse Trockenheit der Luft,
verbunden mit starken Temperatursehw.aiikungcn und heftigen Winden, den Zustand des
Centralnervensystems beeinflu.ssen können, werden vielfach die V.inkces Nordamerikas ange-
führt, deren nervöse Beweglichkeit, deren Neigung zur Neurasthenie als Product des Klimas
des Landes bezeichnet wird. Hier sei aueli an die ^Witterungsneuroscn* erinnert, auf welche
Loeweofcld jüngst; die Aulnierksamkeit lenkte.
Wenn auch dem Gesagten zufolge Klimato von ausgesprochenem Charakter energische
W^trkungen entfalten, in gewissen Fallen und namentlich für die kältere Jahreszeit unleugbare
Vortheilc bieten, lassen sich doch die wesentlich wirksamen Factoren der Klimawirkung auch
in der Heimath in ausgiebigem Maasse therapeutisch verwerthcn. Die Liegehallen unserer
Sanatorien, die Einrichtungen für Luft- und Sonnenbäder, die bekiesten, nach jedem Regen
gangbaren Wege vieler Kurorte zeigen, wie man durch vcrhältnissmässig einfache Maass-
nahmen den ja auch an den meisten fernen Kurorten von dem Ideal weit entfernten klima-
tischen Verhältnissen soweit nachhelfen kann, dass Gcnuss reiner staubfreier Luft, angemessene
Sonnen- und Liohtwirkung, d.is rechte Maa.ss von Reiz für unser Hautcrgau, endlich die
psychisch wohltbucnden Einwirkungen landschaftlicher Reize und damit die wesentlichsten
Factoren der klimatischen Therapie überall in unserer Heimatb auch weniger bemittelten
Patienten zugänglich gemacht werden können. ül^NTZ.
Gebirgsklima. Wir unterscheiden das alpine oder llochgebirgsklima (1200 m und
darüber), das subalpine oder Mittclgcbirg^klima (600 — 1200 m) und das voralpine oder Vor-
bergsklima (150— GOO m). Da das Mittelgebirgs- und Vorbergsklima nur niedere Potenzen des
Hocbgebirgsklimas sind, so verweisen wir in Bezug auf Eigenschaften, physiologische Wirkungen
und therapeutische Verwendung derselben auf das unter ,Alpenluff Gesagte. Die Salubrität
der Luft in den niederen Lagen ist zu nicht geringem Theil durch das Vorhandensein von
Wald bedingt. Der Boden ist wasserreicher als in der Alpenregioti. die absolute wie relative
Feuchtigkeit ist grösser als in dieser, die t.ägliche Wärmeschwankung kleiner. Die Ansprüche
an die Widerstandsfähigkeit des Organismus sind geringer, die Anregung des Stoffwechsels ist
weniger stürmisch als im Hochgebirge. Zu warnen ist vor zu rascher Versetzung aus niederen
Lagen in extreme Höhen. .Je grösser die Schwächlichkeit, desto geringer sei die Höhe des
Kurortes" (Roh den).
SCKLIBP.
e recht bSwfig tagsSber «nd Tee« enerlfselr 'Swsj^fWJW'^
^^^_^ Resultate erzielt werden solleu. Es dürfte deshalb wohl anr
resstrenden Bewegungen die dos Kind pflcgendeu Personen lernen ta
die ständige (?ontrole des Arztes nicht fehlen. Die Bewegungen sind folpadrJ
den Unterschenkel mit der einen Hand und führt mit der anderen rotireod
I'ronation und Abduction, oder niiin umfasst bei stärkerer Abknickung im In
das Sprunggelenk und den Calcaueus, andererseits den Vorderfuss und
Dann drängt mau, wenn Plantarflexion besteht, den Cusü möglichst in Dor
diesen redressirendcu Bewegungen ist es nun von grossem Vortbeil, den Fä
liehst weit redressirten Stellung zu lixiren, und dies lässt sich am bestcD
Bindentoureu bewerkstelligen. .Vuch Schienen können empfohlen w ' ' ilt{
redressirter .Stellung befe.stigt wird, und von diesen sind wohl di
schcm Filz hergestellten, da sie nach dem Fuss gut geformt w
die Schienen an die Aussenseite, König an die Innenseite. Dci
auch aus Outtapcrcha, plastischer Verbandpappc, Blech oder äliuuri
Es sind noch Schienen mancher Art angegeben, so die Köl likcr'schi? Stahliiltsckil
Fuss nicht nur in der gegebenen Stellung festhält, sondern auch durch di*
des Stahles ihn allmählich rcdrcssirt. Die grössten Vortheile hat wohl die Befll^'K
die aus einer Hohlrinne aus Stahlblech für die Aussenseite de^ Obersebeabb,!
zweiten für die Aussenseite des Unterschenkel» und einer Sandale für den Fn» I
drei sind mit Filz ausgekleidet und durch biegsame Stahlstübe verbunden,
ziemlich weit nach aussen und innen rotirl und die jeweilige Stellung dur
gestellt werden. Der Oberschenkeltheil ist zum Unterschenkcllheil winklig [
die Möglichkeit gegeben ist, sicher und dauernd die Rotations- und Flcii«
Kusses zu beeinflussen. Der Fuss wird nun manuell redressirt, der \ri:ijr»lj
Kcdressomcnt angepasst und an der mit einem Strumpf versehenen K
oder mit Riemen befestigt. Der Fuss wird noch besonders durch .
Sandale angezogen. Alle diese Verbände und .Schienen haben den gn>sKO W
man sie für redrcssirende Bewegungen oder Bäder und Massage leicht aboetu&M t
Die eigentlichen Klumpfussapparate, deren es eine grosse Zahl giebt, sott
allmähliches oder forcirtes Redressiren erreichten Resultate festhalten oder wiii
redressiren. Mit der Anlegung solcher Apparate ist die Behandlung nicht abge:
mus-i dieselbe mittels der Uebung von Widerstandsbewegungen, Gymnastik
mindestens ein Jahr fortgesetzt werden, da sonst zu leicht Recidive eintreten,
sollen durch festen Zug oder Druck, mittelst Hebel- oder Federkraft wirki-n. Vttt
sich im Frincip auf Scarpa's Klumpfussschuh zurückführen, ein' *«|4
eine Schiene an der Aussenseite abgeht, die in der Höhe des Ki rtl«
mit einer Untcrschenkelschiene articulirt. Diese wird durch eine UalLriüiji' ua4 i
unter dem Knie fixirt. Sie federt nach aussen und drängt dadurch den Fus.i in I'w«
diesem Princip sind die Apparate von Venel, Stromeyer, Little, Pamplia.l*
eonstruirt worden. Sehr zweckmässig als Klumpfussschuh ist ferner der sogea»M*'
von K. Roser. An einem hohen, sehr festsitzenden Schnürschuh wird «i» i
Eisen aussen am Absatz und unter dem Kleinzehenbalten so in die SebohMUiJ
dass es dieselbe um 1 — 2 cm überragt und beim Auftreten i»,:' '
1 Ml L
.!AA J ir'_j
[Klumpfiiss
— 703 —
Klysmen]
¥
Da tiiese Bchandlungsweise 7iml und Ueduld erfordert, so zieht man wohl meist das gewalt-
same Kedrcs-semeut in der Naricose vor. König beginnt dasselbe mit einer Tenotomie der
Achillessehne. HHulig ist es auuh nötbig, die Plantaraponeurose subcutan zu durchtrennen,
wenn sie der Rcdression zu grossen Widerstand leistet. Der auf einem festen Tisch liegende
Patient wird auf die Seite gedreht. Während dann ein Assistent dos Knie gut liiirt, stützt
der Operateur den Klumpluss mit seiner am meisten convexen Partie auf der Aussenseitc auf
eine dreikantige Holzunterlage, die, um ein Drücken der Kante zu verhindern, mit einem
Handtuch umwickelt ist. Der Operateur ergreift mit der einen Hand die Innenfläche der
Ferse, mit der anderen den Vorderfuss und lüsst seine eigene Körperschwerc gleichmüssig mit
allmählich zunehmender Kraft einwirken, eventuell auch ruckweise. Nach der Beseitigung der
Adductioii des Vorderfusses sucht man noch die Plantarllexion desselben zu beseitigen, bis
die Sohle atiimäherud convex nach unten ist. Man drängt den Fu.ss gegen die Aussenseite
des Untersebenkots. Nachdem man so den Fuss an sich corrigirt hat. verbessert man die
Stellung des Fusses zum Unterschenkel, wozu meistens die Achillotomie nothwendig ist.
Lorenz rätb, alle diese redressirenden Mairipulationen langsam „modellirend" auszuführen,
und will die ganze Correclion bis zur ümmodulung des Fusses in einen Pes calcaneo-valgus
in einer Sitzung ausgeführt wissen. Englische und amerikanische Aerzte benutzen zur forcirten
Redressiou besondere Instrumente, auch Lorenz empliehlt sehr warm die Anwendung seines
Modelleur-Usteoklasten, mit dem selbst die schwersten, veralteten Klumpftis.se in einer Narkose
ausgeglichen werden können. Nach beendigter Operation lixirt ein Gipsverband die corrigirte
Stellung. Die Extremität wird nachher hochgelagert oder, wenn man eine beträchtliche
Schwellung erwartet, auch wohl vertical su.spendlrt. Mit dem Künig'schcn Verfahren oon-
currirt einzig und allein d.is ,1. Wolff'sche der Anlegung eines Et^ippenvcrbandes,
Gelingt es nun auch mit den angegebeneu Mitteln, die grösstc Mehrzahl der Klumpfüsse
sicher zu beherrschen, .so leisten doch veraltete, schwere Fälle der rein orthopaedischen Be-
handlung solchen Widerstand, dass man rascher operativ zum Ziele gelangt. Zu den kleinen
Weichtheiloperationen, welche zur Erleichterung des Kedressements ausgeführt werden, gehört
die Tenotomie, am häufigsten der .\chil lessehne. .Jedoch ist es von Vortheil, sie erst auszu-
führen, wenn die Stcllungsanomalie des vorderen Fussabschnittes beseitigt ist, um sich nicht
■ oinos wichtigen Stützpunktes bei der Correction der Supination und Adduction der vorderen
Fusswurzct zu berauben. Von den übrigen Sehnen ist die des Tibialis posticus durchschnitten
worden, noch seltener der Flexor digitorum und hallueis und der Tibialis anticus. Von den
Durclitrennungen der Fascien und Bänder ist diejenige der Plant,-iraponeurose die wichtigste.
Die Operation von l'belps sodann ist lolgende-. zunächst Tenotomie der Achillessehne: indem
man dann gleichzeitig durch Uändekraft oder mittelst eines Redressionsinstmmcntes den Klnmp-
■ fuss in die entgegengesetzte Stellung überzuführen sucht, durcbtrennt man von einem Uaut-
ausschnitt aus alle Weichtheile, die der Redression Widerstand leisten. Kann der Fuss dann
immer noch nicht in eine übercorrigirte Stellung gebracht werden, so schreitet er zur linearen
Durchmeisselung des Talusbalses und eventuell zur Rcsection eines keilförmigen Stückes aus
dem Körper des Calcaneus. Darauf aseptischer Verband und Fixation des Fusses durch einen
in Uebercorrcction angelegten Gipsverband. Die Nachbehandlung ist von grösster Bedeutung
und dauert ungefähr 10 Monate. Während bei dieser Operation die offene Weichtheildureh-
schneidung in den Vordergrund tritt, greift nun eine ganze Reihe .indcrer Operationen, über
welche Lorenz eine Uebersicht gegeben bat, das Skelet direct an. Von ihnen kommen heute
nur noch die Exstirpation des Talus und die Keilrcscction aus dem Tarsus wesentlich in Be-
»tracbt. Nach beiden Operationen ist natürlich eine ausgiebige orthopaedische Nachbehandlung
nötbig. Der Vollständigkeit halber wollen wir noch erwähnen, dass man bei ganz veralteten
Klumprüsseo auch durch eine Amputation nach Syme oder besser nach l'irogoff oder
Chopart die Patienten gehräbig macheu kann, während bei paral>'tischen Klumpfüssen mit
hochgradiger Scblottrigkeit die Arthrodese des Fuss- und des Chopart'.schen Gelenkes, sowie
die Operation von \V ladimiroff-Hikulicz und bei Ankylosen des Fussgeleukes die supra-
^ malleoläre, lineare oder Keil-Osteotomie des Unterschenkels in Frage kommt.
B HOFFA.
^Tlf 8111611. Man unti-rschoidet zweckmllssig 1. Reinigungs-, 2. Eniährungs-, 3. Arziiei-
klysnir'ri, 4. Klysnieu zur Erzieiuiig eines theruiisclien oder r^flectorischcii EfToctcs.
Je riarli dem verschiedenoii Zweck (le.s Klysmas wechsein Menge, Temper.itur und
Zu.s.tnui)<'iisi'tzung desselben und in manchen Fällen .luch die Art der Application.
tFür die Anwendung jeder Art von Klysmen gilt eine Reihe von Kegeln: 1. Das in
das Rectum eiiizuriiliriMidc Rohr nius.s weich sein, Schläuche aus vulcanisirtem liurami
sind .-im mei.steti einpfehleiiswerth. Das Aiialrohr ist gut einzuiWen. 2. Man vermeide
Klystierspritzen und äiuilicbe, schwer zu reinigende Apparate, sondern bediene .sich
nur des Irrigators* oder üJinlicher einfacher Vorrichtung. .3. Man verabreiche das
Klysma, wenn nicht eine specielle Indication vorliegt, körperwarm, ferner im All-
gemeinen unter geringem Druck, sowie bei hochgelagertem Steiss des Patienten
entweder in Rücken- oder in linker Seitenlage. 4. Man erziehe jeden Patienten, welcher
[Klysmen
— 7JU
häufiger Clysmala orbält, systematiach dazu, in absoluter Kub-
Kückt'ii- oder Seitenhige (am besten linke Soiteulage oder 3«/aii;r>
und später recht« f5eitt?niage) einzubaiteti. Daiin könnt-n '"' ■
Klysmen 4. ß, S Stunden und ni<-hr zurfirkliphalt<'n. Bci
sich das Anlegen einer leicht zu iTITiiendeii Binde um dii- 1
Die Reinigungsklysmen verfolgen ziinarhst den Zweck,
Mild heraiLszuspülen, dann aber auih die Mubcularis de» '
Aetion anzureizen. Krweiclieiul und au!>.s|)iilenil wirkeu Kly
diis man körperwanii meist bei Erwachsenen in der Mi
1 — 1 1/2 Liter), bei Kindern in l^uantitAteii von :{(M) cein un<>
hohem Hnick eiiifliessen lässt. Ein Zusatz von Kochsah (1 lle
Wasser), Honig (1—2 Esslöffel auf ^j., Liter Wasser), gi-schalilrr ^
',2 Liter Wasser), Essig (2 Esslöffel auf V2 Liter) erhölit die Wirkim.
von einem Zusatz geringer Mengen Glycerin (1 — 2 E^sslöffel /i' '
(Uysma. In denjenigen Fällen, wo Flatulenzerseheinnugeu um!
liegen, gebraucht man mit Vortheil Abkochungen von Pfeff'
/Vnisthee, Kamillenthee, Haldrianthee. Eine besondere Beliebtli'
mit Recht die Oolklysmen erlangt (Fleiner). Man giebt 4<HJ-
M(diM<-d, Sesaiuöl (man kann auch Leinöl benutzen), d:ts auf K
ist, bei 50 cm l>ruekhölie als ("lysnia. ller Irrigatorscjilauch ;>"
ein olivenförmiges, mit genügend weiter (»effnung vereehen«
n.is Clysma soll mehrere Tage wiederholt werden, wenn das (>•
Wirkung entfalten soll. Später k'jnnen die Intervalle 2Tö---;. r
kleiner gennnimen werden. Her Erfolg ist ein au^_
uiililenid und haben eine inteu.siv erweichende unil schlu, ::
den eingeti-ockneten Stuhl. Znsatz von 5 Tropfen t>|eu;ii M
oft die Wirkung (Strauss). Werden die Oelklysmon sniir !
sind die durch das Del erweichten Scybala durch ei« W:i- " ''^
cKsma zu entfernen. Statt der reinen Oelklysmon kann ni "
Sfifenwa.sser (^/^ Liter) und Oi-l ('/^ Liter) benutzen. Pen
die Iiicinusülkly.smen an, welche eigentlich schon in «las (1
gehiiren. .Man bringt das Ricinusrd im Clysma in Emulsioi,
man Lchertliran (1 EsslüffeL und Soda (1 Messerspitze) oder 1 1
(2 EsslriH'el ( mit 2 Esslöffeln liiciinisöl und dem enlsprechi-ndiT '
hörig zerrührt. Man kann in schweren Füllen 1 — 2 Tri'i
diesem (Temenge hinzufügen. Ebenso hat man auch Senn:u: .
nutzt, ferner hat man früher Enuilsionen mit (Jleum Terebintliin.ii
gegen Ob.stipatioii mit Ijochgradigem Meteorismus besonders 'i;
jenigen Fällen, in welchen die Kothmas.sen schon in der Auipul
nahe dei-selben sich lietinden, wirkt oft das Oidtniaun'schv l-'iir^.u.v -;
clysma" von tilycerin *. rasch stuhlentloerend. i
Niihrkl\snicti köiuien den Zweck der Ernähning* nur erfö'
l;mge zurückbehalten vvcnien und möglichst viel rcsorptionsf.i
An ller (irenze zwischen Nührklysmcn und Arzneiklysmen
klysmen, welche bei acuten lilutverlusten sowie bei Entv
Organismus (Oesojihagusstenose [Strau.ss], l'yloriLsstenose) oft Ifi"
her ausgetrocknete Org;uiismus saugt in solchen Füllen vtiv d
rectum iiijicirte Kochsalzlösung (1 — 2 Liter 0,0 proc. Koclts,'
l)te Arzneiklysmen tragen ebenso wie die NährH--"
allen Fällen, so doch meistens den Chanikter von Blei
a])|ilicirte Menge soll deshalb nicht zu gro.ss sein, >v«mi
steigen. Man kann 2 Gruppen von Arzneiklysmen m
Wirkung des C'lysmas auf die Darmwand — in manchen 1
— odiT auf den Gesaninitorganismus berechnet ist. Zur
die desiiih'cirenden, a<lstrit)girenden, ,.stopfenden"' Klysnir-n
Klysmen; zur letzteren (iruppe gehört die rectale AppI
wegen schlechten Geschmacks, Schluekbehinderung oder Magenstnru« i-'^*
gewöhnlichen Wege verabreicht werden können.
Ais desinficirende Klysmen kommen Lösungen von
ö,0:100ti,0, Natrium salicylicum 2,0—4,0:200,0, Acidum
rsm«n
— 795 —
Klysmen]
Blrathol 0,25 : 5CK),i) (Strauss), Liijuor Alummis acetici 5,0 : l(KK),(l, ferner ('lii-
BiosdI 0,ö — '2,5:ö(HJ,0 in Bt'traclit. Unter cltMi adstriiif^irenden Klysmen stellt obennii das
fUi'nprnniliich .inch vonCantani l)i>nutzte Tannin r>,U— ID.n ; 1(.k:m),(( (man kann auch
[die dop|R'ite Tariiiiiidosis ohne Schaden ^;eben), daini konmit das Argentiim nitri-
Icum 0,1 — 0,3:200,0, ferner der Alaun 5,0:ö(M),(), Li(|uor Kerri ses<|iiirhlorati
10,2:100,0, Phunbuiii at-etifum 0,2— 1,0 : 2rtUJ, Ziiicuni snlftiricuni 0,2--0,ö : 2(H),(),
Suspensionen von Uisnuilhuui subuitricum 20,0:3(MJ,0 lassen sieh gleirhfalls mit Vor-
jtlicil verwenden. Mati iivuss letztere Klysmen sehr rasch apjilicircn und den Inhalt des
Irripators umriiliren, ria sich sonst das Wismuth zu Boden setzt und das Rohr verstopft.
"Statt des Tannins kann man aurh dieWinteniitz'scIifi Heidelhoerabkochung, welche beim
|chronischen Dickdarnikatarrli eruiilint ist, vcrabreirhen. Zweckmilssig ist es, mit der
iheniisL-hen Wirkung der Adstrin;.'entien nneli die ])hysikalischen, ailstrinj;ircnd wirken-
Iden Kartoren, plützlirhe Kälte- oder Hit/eeinwirkunt;, zu rombiniren. Kbenso coni-
Ibinirt man zweekniiUsig desinfieircnde und adstrinpirende Mittel. So ist eine von
lEwald benutzte Mischung: Chloralhydrat .^,0, A(|ua Caicis 9(X),0, DS. 4 Esslüffol
lauf (MtU' Alikoubinrg von Haferschleim diIit düruier Stärke oder aid'\V:i.sser mit Zusatz
[■von Mncihif^o (.iiinnni arabiei, in ib'r Behandlung des chronischen l>ickdarmkat:irrhs
lasu einpfeliien. Man kann zu dieser .Mischung eventuell noch 3—5 g Aciduni taunicum
"liuzufiiigen. Bei langdiuienuler Anwendung der Uesinficientien und Ad.stringen-
[tien empfiehlt es sich, häufig die Mittel zn wechseln, um eine Intoxication zu ver-
Ihüten. Als Vehikel für die mitgetheilten Arzneimittel benutzt man mit Vortheil
letntt des gewöhitliclien Was.sers Aipia Caicis, dünne Stärkeal)kochungen, Zu-sätze von
iMucilago (imnmi arabiei zum Wa.sser. In die^e Rubrik gehören auch die BespQlungen
fdes hickdarnis mit Karlsbader Wasser (Pol 1 atschek), Km.ser W.-usser, gewöhnlichen
Kochsalzlösungen. Ferner reihen sich hier die ausserordentlich wirksamen Opiura-
St:1rkckh Stilen an, welche durch Zusatz von 15 Tropfen Tinctura Hpii .siniplex zu einer
Abkochiuig von etwa 1 Ksslöffel Stärkemehl auf 1.50 — 2(X> rem .'V(|ua herge.stellt wer-
den. Kinen ähnlichen reizmildernden EiuHuss auf die D.irmwand besitzen auch .\b-
ktichungeii von Farina seminis Lini, 2 — 4 Ksslöflel auf H (jlas Wxs.ser, oder Herba
Malvae vulgaris in derselben Verortlnungswei.se. VVn die Herstellung solcher Abkochun-
gen Schwierigkeiten macht, kann man auch den officinellen .Mucilago Gummi arabiei
in Verdünnimg benutzen. Früher wurde die Timpanie des Abdomens sehr häufig
durch Terpentinklysmen (Oleum Terebinthinae rectif. ö,0, Pulvis Gummi arab. ([. s. Aq.
|dest. 100,0, Mf. eiuulsio. I>S. zu 2 Klysmen) bekämpft. .Man hat diese Klysmen auch
I gegen A.scaris lumbricoides angewandt, wie überhaupt Klwsmen in der anthelniin-
thischen Therapie eine grosse Rolle spielen. Es kommen hier Fssigklysmen (2—3 Ess-
löfTel: !00 .Aquai, Knoblauchabkochungen in Milch, l>ecocte von Rhizoma Filicis
maris ICKl.O: 1000,0, Flore.s Cinae 2,0 : 100,0, Santonin 0,1 bis 0,2:200,0, Chminum
nuiriaticum 1,0 — 2,0:200, Kalium sulfuratum 1,0:10(1,0 zur Anwendung.
I Durch die rectale Application von .\rznei mittein kann man bei sonuiolenten
Kranken, l'r.aemischen und Geisteskranken eine Allgcnieinwirkung erreichen. So kann
man E.vcitantien, Herztonica, Hiaphoretica, Diuretica und Sedativa per rectum ein-
verleiben und schliesslich kann m.an schlechtschmeckende oder Magenstörmigen her-
I vorrufende Mittel rectal vorabreichen. Diese Methode kommt am häufigsten in IJotracht
beim Natrium .salicylicum sowie beim l>iuretin. Auch ist man zuweilen gezwungen,
Digitalisirifusc [)er rectum zu verabreiduMi. Selbstverständlich kann m.an alle Mittel,
welche sich in Wasser gut lösen, per rectum verabreichen. Es ist hierbei zu be-
achten, d.ass man die difTerenten .Mittel, z. B. das Chloralhydrat, das Morphium,
nur in der .Menge der Einzehlosis der Pharmakopoe verabreichen darf, da bei der
guten Resorptionsfiiliigkeit des Rectums und bei der Unmöglichkeit, im Voraus m
sagen, was im Einzelfalle zurückbehalten wird, unter Umstäiuien Vergiftungserschei-
nungen zu Stande kommen können. Bei weniger differenten Mitteln kann man für
lein riysma die doppelte oder dreifache Dosis verwenden, welche man per os zu
leben pflegt, doch ist auch hier eine gewisse Vorsicht zu r.athen, da t. B. nacli
plication von 4 g Natrium .salirylicura per rectum Salicyldelirien beol)achtet wurden
Jtrauss). Bezüglich der Vcrabfolgung der Klysmen ist zu bemerken, da.ss man
nur geringe FIflssigkeitsmengen (50 — liXIccm) benutzt, und da.ss man schleimige Medien
als Vehikel bevorzugt. Werden diese Klysmen schlecht behalten, so ist ein Zusatz
von 5 Tropfen Tinctura Opii simplex indicirt.
L Man b.it versucht, durch kalte Klysmen wärmeeutziekend zu wirken. Es
Als letzte Indication fQr die Verabreichung von Klysmen kooimt
hanische Indic.ition in Betracht, wenn es gilt, Stenosen im I>ar
machrn. Ks kann sich liierbei um Kothstenosen, um Intussusccptii
um Itic:irceration von inneren oiler äusseren Hernien handeln. Iin -V
man für diese Zwecke grosse Fh"is,sigkeitsniengen (2— M 1) um) Hti*
höhe (2 — 4 m). Man verwendet ara hesten für die ersten ' ■-'«(
nur in ganz geringfügigen Mengen resorhirt wirr! und • "i'-
üc.lHüpfrig niadit, für die späteren Eingiessungeu kann man >
siologische Kochsalzlösung benutzen. Wenn auch von inancLi-i
Kingiessungen" empfohlen werden, so stellen sie doch m.itirhnial va I
diges Schwert dar, da man unter rmslinden auch damit schaden kamt.
wenn der geringste Verdacht auf das Vorhandensein von tJangmi-n «*t\
vorliegt, ihre Anwendung streng contra'nulicirt: speciell hei ilrr IVnij^"
wenn nöthig. nur Oelklysraen von KK) bis 2(M1 ccm zn empfehlen.
Kiiel|»|thar. Es könnte eigentlich als ein Error loci erscheinen, wenn in rincn \
niedicini.schcn Lciicon der Kneippkur nin Artikel gewidmet wird; ■]
kur als von einem neuen originellen Heilsy-stcm oder doch v^^i
gesprochen wird, so ist das ein Testimonium pnupertatis liir die ( ■
Als ein solches kann es nur Jenen iroponireu, die sich bis ■:
noch um ihre Geschichte und hiteratur gekümmert haben, c~!i w
bO Jahren für die Was.serkur des wirklich genialen und mit seltener I
Pricssnitz geschah. Da und dnrt die Anwendung des k
Formen, nur unter verschieiicn Namen: dort von einem ui _
einem Pri(?ster; beide sind durch die an sich selbst durchg^flulirtta hur -»i io ^
iliror Begabung als Heilkünstler gekommen: beide haben ein i'rass buraifll-j
Credo zum l'ivot ihrer Kuren gemacht. Der lieist der Medicin ist ' '•■■*
Krankheiten, welchen Namen sie immer führen mögen, haben. S' \|
ihre Entstehungsursache, ihr Würzelchen, ihren Keim im Blute,
Blutes, mag dieses in seiner im ge.sunden Zustande geordneten CirculttioB I
seiner Zusammensetzung, in seinen Bestand theilen durch nicht dahin gehöripJ
verdorben sein." Die Heilung ist eine ebenso einfache, wie die Rruikbdli
Wasser, speciell unsere Wasserkur, heilt alle überhaupt beilbaren Kn
ihre verschiedenen Wasseranwendungen zielen d.irauf ab. die Wurzeln der Kr
heben; sie sind im Stande: a) die Krankheitsstoffe im Blute .Tii!'i'''i."'
auszuscheiden; c) das so gereinigte Blut wieder in die rieh; ,
d) endlich den geschwächten Organismus zu stählen, d. i. vt "■
Was kann einfacher und verständlicher sein als diese Patin
diesen fertig vom Himmel gefallenen Heilkünstlern nicht im 1;
bestimmten Behauptungen ungemessene Arbeit erheischen würde,
liehe Begründung eder Widerlegung zu geben. Was in dig
Basis aus schon erforscht ist, dos eine nicht von Kneino.
— 7fl-
Koclisalz]
Bhcilproceduren sind, seit es eine Hydrotherapie giebt, in Uebung; es ist eine, ich
len, nur vollkommeae literarisdie Unkenntniüs, sich diese zu vindieiren. Auch da.s
krfussgeheu im nassen (irase ist schon vor Priessnitz von dem einst berühmten
isrdü empfohlen und auf den prachtvollen Matten von Malta geübt vordeu.
[Theorie also ist das unstreitig grosse Verdienst des Praclaten Kneipp nicht zu
Dgst bekannte Wahrheiten als neu und zum ersten Mal ausgesprochen hinzustellen,
^ auch eine Methode, wenn auch Weine origiuelle. Xeu auKneipp's System ist
r"ne Vorgänger, z. B. Priessnitz, vollständig zu ignorircn; hierdurch wird aber
's Wasserkur noch keine Kneipp'sehe. Das unbestrittene Verdienst Kneipp 's
E anderen Richtung: Niemandem vor Kneipp ist es gelungen, die Wasserkur so in
gen und so populär zu machen, wie diesem. Noch grösser wäre dieses Verdienst.
|bt, in genauer Nachahmung der Priessnitz- und Nach-Priessnitz'schen Periode, den
fwischen Wasser- und Medicinärzten aufrecht zu erhalten und noch zu ver-
r nöthig gefunden hätte. Es ist dies um so weniger verständlich, als er selbst die
Eten Drogen äusserlicli und innerlich empliclilt.
»ensatz zwischen der wissenschaftlichen Medicin und der Wasserkur besteht nicht,
Initz schon seit mehr als drei Iiccennien nachzuweisen bestrebt war. Es sei keinen
lln Abrede gestellt, dass auch mit der Kneippkur Resultate erzielt werden. Wenn
> Heilküustler sich zu seinen Kuren des natürlichen Lebensreizes, der Kälte und
lient und ein richtiges Verständniss dafür bat, seine Patienten vor Uebcrtrcibungen
r, so wird er in vielen Fällen gute Resultate erzielen. Qar oft wird sogar den
Naturarzt ein kühnes Wagen zu Erfolgen führen, wo der mit allen mogliehen
in rechnende Sachverständige mit der Diagnose noch ringt; wie oft aber bei
len der nicht geschulte Heilküustler dun Krankon schädigt, erfährt kein Mensch.
WINTEENITZ.
Ben, aufh Patellarschneiircflei, die bei mechanischer Erschütterung der Patellar-
jtcndc Cotitrnction des Quadriceps, wuide durch die gleichzeitig veröffentlichten
Bgen von C. Westphal und Erb als wichtiges diagnostisches Hülfsmittel erkannt,
frb besonders auf die bei spastischen Paresen und Paralysen vorkommende Ver-
ls l'baenomcns hinwies, wurde von Westphal die bedeutungsvolle Beobnchtxiug
lits es bei Tabes dorsalis in der grossen Mehrzahl der Fälle verschwindet, und dass
(rinden gewiihnlich schon im ersten Stadium erfolgt und so die Diagnose der Tabes
irmöglicht fWestphal'sches Zeichen). Die zahlreichen inzwischen angestellten
(Igen und Experimente haben ergeben, dass eine Erhöhung des Knicphaenomens
eintritt, wenn die Leitung in der betreffenden Pyramidenbahn im Rückenmark
oder gestört ist. Eine Ausnahme hiervon seheint nur dann einzutreten, wenn
Querdurchtrcnuung des Rückenmarks stattgefunden hat und somit auch die Ver-
Init dem Kleinhirn unterbrochen sind. In diesen Fällen scheint sich die zuerst von
lemachte, vielfach angefoclitcnc .\ngabe mehr und mehr zu bestätigen, dass die
pte verloren gehen. Üb es sich dabei um den Wegfall eines vom Kleinhirn aus-
pous der Muskeln handelt oder um andere noch unbekannte Einflüsse, ist vorläufig
it zu stellen. .Tedenfalls ist zum /Zustandekommen des Kniepbaenomens ein ge-
[ von Tonus im Quadriceps erforderlich. Dasselbe schwindet daher bei grosser
Ißieit, wie sie theils durch Inanitionszustände, theila durch primäre Erkrankungen
E bedingt wird. In solchen Fällen gelingt es zuweilen, das Phaenomen doch
Ikurufen, wenn durch kräftige Muskelaction in einem anderen Gebiete, z. B. den
kr allgemeine Tonus erhöbt wird (Jendrassik'scber Handg^ff). Selbstverständlich
(iepbaeuümen auch überall da verloren, wo die Leitung zwischen Rückenmark und
lört ist, also in den Fällen von Poliomyelitis anterior wie in den Fällen von
ih die Stelle des Rückenmarks, in welcher der Reflex von den sensiblen auf die
[ Wurzeln übertragen wird, hat Westphal den sogenannten Uebergangstheil
frsal- und Lumbaimark ermittelt und in den Hintersträngen speciell die liegend
lintrittszone. Da die .Steigerung und Verminderung des Kniephaenomens nur für
) gewisser Krankheiten von Bedeutung ist und nicht an und für sich Beschwerden
tommt ihre Behandlung nur als solche der betreffenden Krankheiten in Betracht.
JOLLT.
r Chloniiitrium, NaCl. findet sich in einer die anderen Mineralsalze überwiegenden
lestaadtheil der .\scho von Blutplasma, Lymphe, zu 0,5 — 0,7 pCt., Bauchspeichel,
figkeit, Menschenharn sogar zu 1 pCt. u. u. Abgesehen von seiner chemischen
Ulischen Bedeutung, die man in seiner Lösungsfäbigkeit für manche Eiwoisskörpcr
in seiner Diffusibilität und W-isseransaugung und demzufolge in der Förderung
iiären Flüssigkeitsstromes zwischen den Zellen und Fasern der Gewebe sucht, ist
I das Material für die Salzsäure des Magensaftes: bei Kochsalzhunger wird der
Bmer säunärmer, um schliesslich keine freie Salzsäure mehr erkennen zu lassen.
i die Drüsenzellen der Magenschleimhaut aus dem Kochsalz die sauren Ionen ab-
id in die Mtigenhöhle überführt werden, treten die basischen Na-Ionon ins Blut
|Btoffe unterstützt, insofern nadiirch die Abscbeidung der Vet' :
TeptotiisiruTig gcfilrdcrt wird. Am ehesten noch könnte es bei .1
»u einem Kochsal7,innng:el Itomraen. Während des ganzen nr
Kind höchstens 0.6—0,9 g NaCI pro Tag auf und bestreitet darr
sondern erspart noch NaCI zum Ansatz und Wnchsthum sein
reiche tJehalt der Vcgetabilien an Kalisalzen soll nach Bunge
niss bedingen, insofern die Kalisalze, z. B. Kaliumpbospbat.
Blutes zu Natriumphosphat und Ohiorkalium umsetzt und diese >
hetorogoncu Salze durch den Harn austreten, daher der Körper
Deshalb erfolge der Zusatz von Kochsalz zur Pflanzennahrung Wil
sondern des physiologischen Bedürfnisses halber. Indes.s zeigen c
überhaupt keine Neigung zur Kochsalzaufnahmc: andererseits! hi'
Salz entzog und dafür Chlorkalium gab, ihr Kochsalz im Blut 1;
nackig zurück, dass nur Spuren durch die Nieren austraten und ~
Organe nur etwas weniger Kochsalz enthielten als in der Norm.
Uebermäs.sig gesteigerte Kochsalzaufnahme kann vcrmebrto Diuresi' lud i
des Eiweisszerfalls um 3—5 pCt. zur Folge haben.
KochsalKbttiler, Kochsalrthermen. Im Kocbsalzbade kommen zur W'lriraai i
Schwere der Badellüssigkeit, der thermische Reiz, verstärkt durch d»n rh'mlwk-p
llciz des (rhioruatriums und anderer Chlorverbindungen auf die IJi '" '
biidcrn mit Kohlensäuregchalt, den Thermalsoolbfidern, tritt dii- ! . 1*J
hinzu. Ein Durchgang des Kochsalzes in die Rlut- und Lrnipbb.tJiQ'.u liudd
Salzlösungen dringen vielmehr durch die zahlreichen .''palten und Vnliplung
bis zu den Enden des peripheren Nervensystems vor. Hier ei; '
ebenso wie die Wirkung der Kohlensäure auf das übrige N
Je nach ConccntTation, Gasgehalt, Badetemperatur und Gebr.-nji-i
schwächer oder stärker. Während schwache Reize die üefHssc
engen, bewirken stärkere nach vorübergehender Verengerung cim
terung. Man sieht die Haut im Bade sich rötben und längere Zeit nach ie» 1
bleiben. Unterstützt wird dieser Effect durch die sogenannte Adh.usinrir'
Bädern mit festen und gasigen Bestandtheilen cigenthümlich ist Di« in
und Vertiefungen eingedrungenen Salztheilc haften längere Zeit. Dsdarch -
schwer die Nachwirkung salzhaltiger Bäder.
Die Hauthyperacmie verringert den Blutgehalt der inneren Or™"" '^'f 1
rntion werden durch das Soolbad verlangsamt und letzten.' v>
erhöht, die gcsammte Circulation günstig bceinflusst: die Sau'
säureabgabo sind gesteigert, die muskelermüdende Blutkohlens-iu;
Wir be.sitzeu in den Kochsalzbäderu ein Mittel, um den Or.
kcit im StoiTumsatz anzuregen und eine verstärkte Anbildui._
dicirl bei träger Reaction, bei körperlich und geistig geschw..
schwachen und blutarmen Personen; ferner bei rheumati.scben Zusüflik«
endlich durch ihre retlectorisohe Reizwirkung auf den Ut<:rus,
Bäder mit höherem Salzgehalt als 1,5 pCt. werden aU Soolbätf'
[Kocliiisflips WaMSPr
— 790 —
KooriiorkraiiklipitJ
Koclnisches Wasser, Aqua colonicnsis, Kau de CnloKnc, ist eiriu alkoholische Liiüiing
viTsi-lueilfiicr artherischor Oelc. Seines angenehmen, erfrischenden Geruches wej;cn findet es
nicht nur zu Toilettc/.wccken als Parfüm, sondern auch als Zusatz zum Wasch- und Mund-
■wosscr ausgedehnte Anwendung. Seltener wird es zu Bäderu, zu reizenden Einreibungen bei
Frostschaden und innerlich als Aoalcpticum benutzt. Üos echte Kölnische Wasser wird fabrik -
massig nach geheim gehnltcncn Vorschrifteu hergestellt: es besteht jedoch eine grosse Auzahl
Formeln, welche ein dem echten Wasser ähnliches Product liefern.
Spiritus Colonicnsis s. aromaticus, Aqua Cotoniensis medicinalis.
V Teinture d'cssence de citron compo.sec, Ph. gall. Oleum .Vurantii corticis,
r Oleum Bcrgamottae, Oleum Citri u 20, Oleum Aurantii norum, Oleum Rosmariui
* u 4, Spiritus (yon 90») 2000,
J. JACOBSON.
KOeni^boni) .Sr>nl- und Tli<>nnalb»r| bpi l'ßna in Wt'vtfalcn. 34" wurme, an Kublonitlluro rptolie KoehirsIxi|Ui'll(rn
worden xti Trink- nnd Badekuren Kvliraucbt. hmt*r lluuipfltädcr. Inlialatiunpti, F.lflktru-, rneumatotliera|ii4i.
Koeni||;Mlorir-JaStriemb, Soolbad im Kec-B». Oppcln, 2MI m liooii. Ttle \IS,»<> wanun Sool« nnthkit 11,12 Na-
trium-, o.(ö Calcium-. u,37 Maffnoaiumchlorid. 0.0t)7 Jod-, 0,037 BrommagDeviuu, wird innorlinh und auuerljch Ri*-
hriiuriit. <lunt<bon Inbulationcn, Eli>ktrtcit&t. Ua£:<ttgc-
M06nl^flWlLrt} bei Marianbad in BlbinoD, tM)0 m boeh, mit tnnerlieb und lusserlieh gebrmnohton erdig-alliaJiaelien
Emonaucrliugen (TietorqBoUo: 0,118 Elsen-, 0.47 Caleiam-, 0,32 Mafneiiaiii-. 0,04 Natriunbiearbonat).
W.
Koeni^nasser, Aqua regia, Acidum cbloro-nitrosum, ist ein stets ex tempore zu be-
reitendes Gemisch aus Acidum hydrochloricum 3 und Acidum nitricum 1. Die Säure wirkt
stark oxydireod. Beim Krwärmen wird die Mischuug gelb unter Bildung von NjOn, Nti^CI
und NOC'l. Anwendung lindet Königsw.vsser zu Fussbridern (30.0—60,0 ; 5000,0), selten zu
Vollbiidern (100,0—200,0) bei aller S>-philis, Leber- und Milzleidcn. Bei protrahirtcn Bädern
sind saurer Geschmack, Salivation, Kolik und Diarrhoen beobachtet worden. Innerlich hat
man die S.iure gegen Icterus (1,0 — 2,0 : 150.0 esslöffelweise mehrmals täglich) versucht.
Selbstverständlich sind keine Metallgeräthe zu benutzen.
J.
Brnerkraiikheit, Tr.icliom, ('onjunctivitis (tranulns.n efcypticii. Sie ist dio
lelptärt', infirirte Form von Follikeln in clor Schlfimhaiit ile.s Auges, die zu inter-
»titif'ller Bindcgewebsschnimpfurig; ffdirt. filier Art ("irrbo.s«- der Schloirabaut. Da-s
Trai'lioin bildut eim; endtjuiische, chroiiiscbe Erkrankung riniger Gegenden, fehlt aber
iii aiulri'eii. In Deutschland sind am .«tärksten befallen ()st-I'n'u.s.sen, dann Hessen,
lie untere Rheiiigegend, Schlesien und INiseti. Mehr noch findet es sich in Hussland,
Polen, Ungarn, Eg\|iten, in fa.st .■dien Lfmdern am Mittelliliidischen Meer. Ks macht
jlten acute F|»ideniien, sondern pflanzt sich langsam von Fall zu Fall fort. Die
Jerirhte vom Au.shruch der ,,eg\ p li.se hen Augenkrankheit" sind Verwefhselungen mit
Jen viel harmloseren .acuten einfachen ("onjunctivitiden.
Da.-* Trachom wird charakterisirt durch d.as Auftreten der „TrachonikBrner", die
nach l.'lngerem Be.stehi-n platzen und eine Narbe hinterlassen. So kann die g.inze
Bindehaut nach und mich zu Grunde gehen. Das Krankheitsbild ist in den einzelnen
Pällen ein so verschiedenes, verschieden nach Grad der Infection, Sitz der Kflrner,
)auer der Erkrankung, Folgezustilnflen, da.ss es unnv'^glich ist, alle Formen n.ich
iemselben Schema zu behandeln. ICiii .specifisc.he.s Mittel gegen die Körnerkrankheit
lltennen wir nicht. Ks gilt hier ganz bt^sonders zu individualisiren. Die Therapi«
ier Kömerkranklieit kann man eintheilen: 1. in eine medicamentöse, 2. in eine
ncrh.anische, 3. in eine operative.
I>ie Therapie hat sich zim.lchst gegen die Neubildungen, die Körner, zu richten.
Sei der medicamentösen Behandlung wollen wir dieselben durch Anregimg einer Rnt-
lündung allmülig zur Resorption bringen, wilhrend wir bei der mechanischen und
operativen Behandlung din-ct zerstörend gegen die Neubildungen vorgehen. Von den
'littein gegen Trachnni sind mit Recht «lie beiden alten classischen Medicamente, das
lalpetersaure Si Iber und das essigsaure Kupfer, noch jetzt am meisten in Ge-
lbrauch. Diese Mittel werden schon von Votsch (1820) als die besten gerülimt und ihre
Anwendung für heute noch mustergilltig geschildert. Weder der Blaustein, noch das
Silbeniilr.-it sind als eigentliche Aetzmittel zu betrachten, sondern als kräftige .\d.strin-
j;enti.i. Dieselben müssen nicht in der .\lisicht, einen iiber die ganze (»berflächo
Bich erstreckenden Schorf zu bilden, applicirt werden, sondern mit grosser Zartheit,
l'or dem .\rgentum nitricum-Stift, auch als Lapis mitigatus, ist zu w.irnen; es wird
lit ihm meistens zu viel gebeizt, besonders von ungeübter (Land. Man wendet das
rgcntum nitricum am besten in '2proc. Lö.snng an; es wirkt so weniger ätzend,
[Konrnerkrankheit
— 800 —
nbor iiiohr zusaininenziehend als clor Kupferstift. Die /
wöiiniich (lt>n Kcizzustaiid des Auges, die Anwendung
Ausserd<un ist diis Silber der beste Kokken vern ich tei
reichlicher eitriger Secn^tion stets. Die Silberlösung
mit heftiger Entzündung, auch bei alten Fällen, wem
diiKS sich Actzungen verbieten, in allen Fällen mit
(las Secret die Ansteckung vermittelt, so ist es dcshal
nirende Fälle von dem Secret zu befreien. Die Silbe
rationen der Cornea angewendet werden, wenn nur di
Höllenstcinliisung in Berührung kommt. Man nimmi
einmal täglich vor und spült die Lider direct hintc
insung ab. Auch bei heftiger Entzündung pflegt siel
Behandlung spätestens in 14 Tagen zu legen. Sobald
passend zur Behandlung mit Kupfer über. Schon in
künde, dem I'apynis Ebers (1500 v. Chr.), findet sich
anderen Substanzen empfohlen. In den ersten Decenn
das essigsaure Kupfer wieder als Mittel gegen das Trai
niehr das auch heut4> noch vorzüglichste Mittel, der Ki
Stiftes auf. Er pas.st für jene Fälle, in denen die en
ring sind, ist aber coutraindicirt bei hoht^m Reizzustan^
Der Stift soll länglich birnförmig aus einem Krj-s
nii^ends scharfe Kanten haben. Vorn wird er am bei
man leicht in die Uebergangsfalten gelangen kann. M
ganze Oberfläche leicht und gleichmässig überfahre)
robei^angsfalten, die Si'hlupfwinkel der Trachomerr
rührung der Cornea ist zu vermeiden. Es genfig
touchirtni. wenn man zwischendurch 2mal täglich
oder Kupfersalben (1 pCt.) anwenden lässt, die sich di
sack einbringen kann. Man touchirt so lange, als
sind. Unmittelbar nach dem Touchiren sind mit
machen. Als Nachkur wendet man die milderen Mitte
vitis.* l>as neutrale essigsaure Blei wunle frfiher in P
twchtigtT Schorf erzielt war, unter dem die Follikel
Applicationsweise ist mit Recht verlassen. Wir wend«
leichten Fällen zu Piuselungen an ^Plumbum aceric
Nachspülen von Wasser"* oder in S.illHMiforni (0.3 : 1<'M»^
Als Nachkur empfehlen sich Bleiwassenunschläge. E
rtMu metlicament5sen Behandlung auch schlimme Falb
Heilung gebracht werden ki^nneu. Aber es Infdarf daj
.lahrinu und erfortlert viel Getluld von Seiten des Arztes
dfn B<>nif störende Behandlung ist indess oft nich
li runden bevorzugt man in neuester Zeit die mechanische
Unter den mechanischen Heilverfahren ist die S
her*-or7i;helvn. Sie In-steht darin, dass die erkran
Sublimat «tauchten Wanebaasch abgerieben wird.
•st »!:i< nuvhanisch'.', es miiss de:
K"r:i'T zum Plat.'»M'. gebracht w.-rd«
iv.. Ks :'»d.ir: mv:>t rüs'.ich-ii n
,:V".: \'>r öo::". .V:tv-.:"::: •■::; paar Tr»H>:e!: Co»VtI:s <■.■
?'r /.■'.'. ^y':'''.':- V. rr'.i":;:*".'. i".:r B-'<e:T:^".u":i ''.-t K';
■r. l*-.:« Kr. -7 w-rii." ^:■.•.^oh I*r.:ok ;-:r. Pi-i::
:'.: ■—.'.■■:- Y< z-.'.:—: «i.i> Au>., :-;:>ohrn livr
iMcsem V,vr:ahre:'.
»erxic;!, »i.smit »i!'.-
wirkcv.ö's Vrrtah!
. t.>...T
z Na_-
is n:>s:s.:hr M,
Coprnwkraiiklu'il
— «Ol —
Kohle]
■ (111(1 durch Zielion über die Srhlnimltaut dii" Künier zu zerstrmMi. (iprudczu den
H Nagel :iuf den Kopf getroffen in diesiT Keziehunj; hat Knupp mit seiner R(dlzniigc.
B l)xs Instrument ist mtch dem rrinrip der W:isehrolle oder Miitigu! gebaut. Die
B Enden einer gew/iiiniielien starken I'ineette (heilen sich an den S|)itzpn in Form eines
H Hufeisens, bei dem das l^uerstück aus einem walzenförmigen f'yünder bestellt, (»ieso
H Walzen werden über die f'onjiinetiva gezogen, da wo Körner sitzen, und die Kftmer
H zum Platzen gebracht. Zur vollständigen Hesinfection und zur Verhütung von Reci-
H diven ninss sich nacli der Rollung für lungere Zeit noch eine rein medicimentOse
H Behandhing anschliessen, am besten mit Ku[)ferlr>sung oder Silbernitrat.
■ OREEFF.
^K0686B;» Socjltiail uiul Vlinifttisebpr Korort im Saalllult!, cc^cn Nonlwinüo gcsrliUtit, Ityi m lioeh. Sooln 5proe.,
^m aiusordem Eisen- Mt.Ol «loppeltkufaleDBaorts Eisen) and Haluiuellen (3,7—3,7 Nairiumoblorid, 0,2—0,35 Mügrie-^ium-
■ W.
^KOdstritZy in Reoüs j. L. 170 in hoch gelegener Kurort» in welchem vomotunlieh S«ndbKHer und .Soolbldor mit
^K S2pro<> Soole «u der uheu Saline UeinriehshaU rebraoebt werden.
■
Kohle. In der Medicin wird Fleisch-, Knochen-, Blut-, Schwamm- oder Holzkohle, sehr selten
ftfiti- und Braunkoblo verwendet, also Carbo nnimalis, vcgctabilis und mincralis.
Carbo cariiis, Fleischkohle oder Thierkohle, ist ein poröses Pulver mit 10 pCl.
f Kohlenstoff und fiO pCt. anorganischen VerbiDdungou.
Carbo ossium, Kbur ustum, Spodium, Animal Charcoal, Beinschwarz,
[Knochenkohle, 1'h. Brit., ist tiefschwarz und glanzlos, enthält neben 10 — löpCt. Koblen-
I «tofi Stickstoff und B!> — 90 pCt. anorganische Bestandtheile, vorzugsweise Kalksalze.
Carbo e sanguine, Blutkohle, enthält die A.srhenbestandtheil.c des Blutes.
Carbo spongiae, Spongiao ustae, Charbon d'epooge, Kponges torrefitJcs,
[Sohwammkohle, Pb. Gall., ein hygroskopisches Pulver mit 2 pCt. Jodnatrium.
Carbo ligni pulveratus, Carbo vegctabilis, Wood Charcoal, Holzkohle, Ph.
G. III, ist käufliche MeittTkuhlc. Sie ist zcrstossen ein schwarzes Pulver mit nur wenig Asche.
Die I.inHenkohle oder Pappelkohle hat vor der gewöhnlichen FichteuholzkoblO' keinen Vorzug.
Carbo Panis, Brotkuhle, ist der Holzkohle ähnlich.
Carbo fossilis, Litbanthrax, Antbracitea, Steinkohle, enthält ausser Kohlen-
Istoff noch Eisen, Mangan, Schwefel, Jod.
Cirapbitcs depuratus, gereinigter Graphit, wird aus dem hüttenmännisch ge-
[wonnonen, geschlämmten Graphit durch Behandeln mit Salzsäure und Auswaschen erhalten.
Carbo ligniteus, Lignum fossile, Braunkohle, enthält neben Kohlenstoff einen
[gerbstoffartigen Körper.
Die frisch geglühte, fein gepulverte Kohle hat ein hohes Absorptionsvermögen für Gase;
L»o vermag sie das 90fache Volumen Ammoniak aufzunehmen. Sie wirkt daher .ils Dcsinficiens
rund Desodorans. In ihren Poren werden die Miasmen coudensirt und zum Thcil durch. den
'Sauerstoff, welcher gleichfalls verdichtet wird, zerstört .\us5er dieser gasbindeuden Kraft be-
I sitzt die Kohle absorbirende Eigenschaften für Farbstoffe, Bitterstoffe, Kohlehydrate, Glykoside,
Enzyme, Alkaloi'de und eine Reihe von anorganischen Körpern, am meisten die Blutkohle.
Wird Kohlenstaub längere Zeit eingeathmct, so inibibiren sich die Lungenalvcolen mit
f demselben, und es resultirt der als Anthracosis bezeichnete Zustand der Lungen. Im
^Magen giebt die Kohle an den Magensaft einen Theil ihrer Salze ab. Die feinen Kohlepartikeln
durchdringen tbcilweise die Wandung und können in Drüsen und Venen nachv;cwiesen werden
(Donders). Sie bewirkt Aufstosscn und beschleunigt den Stuhlgang durch Erregung der
Darmperistaltik. Die Gasbindung in den Verdauungswegen durch Kohle ist nur gering, da
nur trockene Kohle diese Eigenschaft besitzt.
[ Man benutzt die Kohle als Streupulver bei übelriechenden W^unden, Ozaena, Carcinom,
lluich in Verbindung mit Cortex Cbinae, zu Zahnpulvern besonders die Brotkohle, bei Foetor
tcx ore, Stomatitis ulcerosa, als Einlage für Respiratoren ; innerlich, zweckmässig nur in Pulvern
^Und Trochiscen, bei Hagcngäbrung (Ewald). Flatulenz, foetiden Diarrhoen, sowie als Antidot
[■bei Vergiftung mit Alkaloiden, Phosphor, Arsenik, Kupfer in Einzeldosen von 0,5-2,0. Die
I Schwammkohle dient ihres Jodgehaltcs wegen noch hin und wieder in Bleicher Dusis bei
L Kropfbildung. Graphit wurde bei Hautkrankheiten zu 0,5 — 1.5 und in Salbonform benutzt,
[die Steinkohle zu 1,0—3,0 pro die bei Rachitis und Scrofulosis.
I Authrakokali: Ein Gemisch aus Kali causticum fusum 10 und Lithanthrax 7 wird
f geschmolzen und nach dem Erkalten gepulvert. Hygroskopisch, braunschwanc.
I Anthrakokali su Ifuratum: Kali causticum 10. Lithanthrax 7, Flores Sulfuris 1,5.
^^^ Hygroskopische, grünlich braunschwarze, nach Schwefelwasserstoff riechende Masse.
^^^ Beide Pr.icparate wurden innerlich zu 0,1—0,5 dreimal täglich und in Salbcnform
^^^P I : 30 Adeps bei Hnutleiden in Anwendung gezogen (Po Iva).
W Trochisci Carbonis, Tablettes de charbon Ph. Gall.: Carbo vcgctabilis,
ftu I.IM11M.M1 ri..->LI,,i...o,iin II. U<nd. 51
[Kohle
H(J2 —
Saccbarum » *2UÜ, Miiuilago Trngacanthae 50. Fiant Trochisci 9S<k D«al^H
30 Stück bei Dyspupsie, l'^roMs, (ra^tralgic. ^H
Trochisci strumales Pb. Uclv. : Spoiigiao ustae 2, Amylum 1, SaoohariB t^ ^^|
cilago Trag.icauthac q. s. Fiant Trochisci ponderis 1,0. __^^l
Kohlehydrat«. Der Name dieser Körperclasse, der die Zuciiernrten, die Stärke nnd üt Cflri^H
angehören, ist dadurch begründet, dass sie ihrer empirischen Zusammeosctzung nadt «li^^l
biiidungen ron Kohlenstoff mit Was»cr Angesehen werden könneo, da Wass«r»t«9 uoü S^^|
Stoff im Verhältniss von '2 : 1 stehen. Neuerdings hat sich indessen hemusgentellt, itttm^M
Verbindungen, welche ihrer sonstigen N.itur nach in die Gruppe geboren. di««e» TaM^^I
nicht zeigen, sodass der Name nicht mehr berechtigt ist. Die Gruppe ist daher ■• )i^^|
zu detiniren als die der einfachen Zuckerarten (Monosaccharide) und derjenigen StäitH^H
welche durch Hydrolyse in jene übergeführt werden künnen. ^H
Diese Monosaccharide sind .Aldehyd- oder Kctonalkoholc mit ofifoner KobleosliA^H
deren Molecül eine Carbonylgruppo und Hydroxylgruppen enthält, von denen eine der O^H
nylgruppe benachbart sein muss. Der einfachste Zucker kann demnach nur eine Tnos ^H
CHO— CU(OH)— CHoCOH); man charakterisirt die Zuckerarteii durch die EndoBg .«k*1H
setzt Unterabtheilungen, soweit sie sich nach der Zahl der im MolecUI Torband«fi<ii $■•'1
stoflatome richten, die entsprechende Zahlenbezeichnung vor. Bereits dieser räb^nJ
Zucker enthält ein asymmctrisclies Kohlenstoffatom (2): bei den höheren Gliedern tRtmi^^|
in grösserer Anzahl auf und damit wächst die vorauszusehende Zahl stcreoisomcter l^^|
So erklärt es sich, dass allein von Zuckerarteu, denen die Structur CH2(OH) " CII(OH)'CI^^|
CH(OU) ■ CH(OH) ■ CHO zugeschrieben werden muss, zur Zeit nicht weniger aU 13 b^^|
sind. Gerade dadurch wurde die Chemie der Kohlehydrate ausscrordcntlii-' -{ u^H
ist der neuesten Zeit, besonders Riliaui und Emil Fischer Torbehaltcn „ .. lii^H
dieses Wirrsal zu bringen. Fischer gelang es, Zuckerarten synthetisch ru ^tviaae^^l
kannte Zucker in andere überzuführen, ihre Beziehungen und vielfach auch ihre ConffB^H
die räumliche Anordnung der Atome bezw. Gruppen in ihren Molecülen zu erkennen. ^H
Monosaccharide finden sich \ielfach fertig gebildet in der Natur, theils als soMrt ^H
in Form der complicirteren Kohlehydrate, theils als Glukoside, esterartige Verbtodnsf^^|
phenolartigen, aldchydartigcn oder älinlichcn Körpern. Synthetisch entstehen »ie U» ^H
hyden durch .Mdolcoudensation oder durch vorsichtige Oxydation der mehrvcrthigok Alk^^|
Je nachdem die Carbonylgruppe nldehyd- oder ketonartig gebunden ist, unterMiKÜ(l^^|
Aldosen und Ke tosen. Die bisher bekannten Vertreter sind neutrale, süss sebm«ck|^|^^|
und geruchlose Körper, die zum Tbeil in reinem Zustande i>;ut kr^-stallisiren, nber h^^^^H
durch geringe Verunreinigungen daran gehindert werden, in Wasser leicht, in Alkoj^H^^I
in Auther gar nicht löslich. Beim Erhitzen zersetzen sie sich, zunächst unter Bri^^|
(Karamel), dann unter starker A'erkohlung. Sie sind optisch activ, soweit - -!i; Tj^|
düngen zweier optisch entgegengesetzter Isomeren sind. Sie fallen aus alkr. ifk^KM
lösung (Fehling's Lösung) rothes Kupfcroxydul. Mit Essigsäureanhydrid i,v..Fi. >if ImP
derivate, entsprechend der .Anzahl der in ihnen vorhandenen Hydroxylgruppen. Purti 1t-
ductioD mit Natriumamalgnm gehen sie unter Aufnahme von 2 Atomen Wasserslcff a m^^
werthige Alkohole über. Nascirende Blausäure wird angelagert. Mit HrdroxyUmia Ikftn *
Oxime, mit Phenylhydrazin Hydrazoue, ganz wie andere carbonyIh.3iltige K:."'--r Tri. r-
wirkung des Phenylhydrazins im Ueberschuss geht aber weiter; es wird d.
dem Carbonyl benachbarte CH(OH)-Gruppe in eine neue Carbonylgruppi. ..;..,.:
dann ihrerseits wieder mit Pbenrlhrdrazin normal reagirt So entstehen di« Üiai««.
.. B.: CH.OH-CH(OH)-CH(OID-CH(OH).C-CH 'llT,u4ru] TX''^
CH.NH-N N-NH-C«Hj, «beidunfc und Cf,.\rtktr.-is
der ouii
nen. Aus ihnen können durch verschiedene Methoden wieder Zucker r< „
Aber stets, auch wenn man von einer Aldose ausgegangen war, Ketosen eii
auf diesem Wege beispielsweise Traubenzucker in Fruchtzucker verwandeln,
können Aldosen in Säuren von gleicher Kohlenstuffatomzabl übergefilhrt «cniea.
natürlich nur in solche mit weniger Kuhlenstoffatomen.
Durch den Eintluss gewisser Mikroorganismen und durch nicht organisirt« EntTTae* I
mcnte*) erleidftn die Zucker besondere Zersetzungen (Gährungen *).
Durch Vereinigung von zwei oder mehr Monosaccharidmolecüleo, die gleieli wfar
scbicdenartig sein können, kann man sich die Polysaccharide entstanden denken. Diesf 1
eioigung erfolgt unter W,isseraustritt. In welcher . Art die einzelnen sau
daran betbciligt sind, ist noch nicht völlig aufgeklärt; aber es scheitn
Condensationen die Carbonylgruppen bald sämmtlich, bald nur zum T[i.-i
gezogen werden. Man kann dies aus dem Verhalten gegen Fehling'scbe I
Unter den Polys.icchariden unterscheidet man zwei Abtheilungen, die zuckerviiiii.rr.ni. •- ..■
in ihrem Gesammtcharakter den Monosacchariden noch sehr nahe stehen, und die akkt kl**
stallisirbaren, stärkeähnlichen Polysaccharide, deren Molecüle wahrschctsb'cii ricl
[ohlfhyffrate
— 803 —
I
I
nind. Letztere zeigen sieh eigeiitlieli nur nocli durch die Fähigkeit, bei hydrolytischer Spal-
ttuD); MoDOaaccbiiride zu liefurii, aU Angehörige der (Jruppo,
I Am weitesten verbreitet sowohl im freien Zustand als Monosaccharido wie auch als Be-
Istandtheile der Polysaccharide sind die flexosen. Je nachdem zwei oder drei oder mehr
[Holecüle derselben zu einem Polysaccharid vereinigt sind, unterscheidet man bei diesen
iBiosen, Triosen etc. So wird der früher meist als Raffinose bezeichnete Zucker jetzt fast au»-
Iscbliesslicb Meletriose benannt.
I Bei der Hydrolyse tritt nicht immer gleich Zerfall in die einfachsten Componentcn, die
iMonosaccharide, ein, sondern es entstehen vielfach aus complexen Polysacchariden zunächst
leinfacher zusammengesetzte, die erst weiterhin in ihre Componentcn zerfallen. So liefert bei-
spielsweise die erwähnte Meletriose zunächst d-Fnictosc (Laevulosel und Melcbiose, welche
letztere dann weiter in d-Glukosc (Dextrose) und Galaktose gespalten werden kann.
In der neuen systematischen Nnmcnclatur der Zuckerarten weist die Bezeichnung ,d-*
[bezw. ,1-" nicht immer auf das FJrehuugsvennögen der Substanz hin, sondern auf die Bc-
fziehung zu einer bestimmen Aldohexosc, welcher entsprechendes Drehungsverraögcn zukommt.
' SPIKOKL.
ifaleiioxyd, CO. Dio Aiifuahiiu' von Kohlenoxydga-S führt zu charakteristischon Vcr-
giftungserscheiniingori, denju liiteiisitilt iiiid Dauw je nach der Menge des .lufge-
iiommeneti Gases scliw.iiikt: bei gro.sseii Meiigeii tritt der Tod ein. Praktisch koniinnii
Vergiftungen mit reineni Kohleiicxyd .so gut wie gariiieht vor, es sei denn bei Ge-
legenheit von L.'ibnr.ituriiimsarlieiten; um so liüufiger sind sie durch Gasgemi.scho,
die Kohlenoxyd enthalten. Hierher geliört zun:k-list d.as Leuchtgas. Kiu Koiiien-
oxyd eiitlialteiides (.xasgeniLsch. der Koh leiidunst. wird ferner bei der unvoll-
ständigen Verbrennung organischen oder organische Bestandtheile enthaltemlen .Mate-
rials entwickelt. Sein (iehalt ;in Knhlenoxyd ist um so hiihfT, je unvollkomniener
die Verbrennung vor sich geht. Seine )nv:iktisrlie Wichtigkeit hat der Kohlendunst
dadurch, da.ss er sich auch aus unseren» Heizmaterial entwickelt. !So kommen Kohleu-
dunstvergiftuugeii zur Beobachtung bei Henutxung schlecht zieiieniler oder mit Russ
verstopfter oder mit Ris.scn versehener Oefen, mehr ncreh bei zu frühzeitigem Schliessen
der Ofenklappen oder bei Benulzung von t*nf<>n, die überhaupt keinen Abzug haben,
wie Natroti-f'arl»nn-l tiefen, oder bei Aufstellung olTeiier Kolileiibecken. Aus dem zu
Heizungszwecki'u i>i-mitzteti Wa.ssergas. d.is durch L'eberleiteti vnn \Vas.serdanipf über
glühende Kiflilen entstellt, .soll bis zu .1(1 pCt. aus Kolih'uoxvd bestehen kOnnen.
Auch an dem Zustandekommen der vielfach bei)baclit<'ten Vergiftungen durch
l'ulvi'rdunst dürfte das Kohlenoxyd betheiligt sein, da es bis zu It) pCt. in ersterem
enthalten .sein kann, In den bi't Verbrennung der Schiessbaumvvolle sich bildenden
Gasen tritt es zu 'M — 43 pCt. auf. NVonn Staub auf glühenden Platten verbrennt,
bildet sieh Kohlenoxyd.
In allen acute» [''allen der Koidenoxydvergiftuug kommt es zu Kopfsrlimorz,
Schwindel, L'ebelkeit, meist auch zu Krbrechen. In deu schwereren Fällen treten
rauscliähnlicho Zustände hinzu, dann Benommenheit, die allmählich bis zu tiefem
C'oma sich steigert oder plntzlich in vollkommene Bewusstlosigkeit übergeht. Die
willkürlii'he Muscul.alur, auch die der Sphinkteren des Uarnu's und der Blase sind
gelähmt, es bestellt allgemeine Anaesthesie der Kiiiiierobcrfläche. Die Symptome von
Seiten des Athmungs-, des Civcidations-, des v.i.sonmtorischen Systems sprechen dafür,
dass es nach einem Stadium der Heizung zu Lähmung der betreffenden Centren kommt.
Die Athiiiiing ist angestrengt, tief, schnarchend, um erst kurz ante mortem ober-
flächlich zu werden. Der Puls, zuerst verl.angsamt und voll, wird später frequent
und klein, endlich fast unfühlb.ar. .Mit ersterem geht ein stark erhöhter, mit letzterem
ein verminderter Blutdruck einher. Das Sinken des Blutdrucks beruht auf Erweite-
rung der (iefässe durch Lähmung de^ vasomotorischen Centrums. Auf letzterer be-
ruhen auch die flecklTirmigen Hautriithungen und das congestionirte, hochrnthe Gesicht.
l»ie Köthe geht allerdings mit dem terminalen Sinken der Herzthätigkeit in Blas.se,
dann in eine livide, cy.inotische F.irbc über. In schweren Fällen sinkt die Körper-
temperatur bis um 2'/^"- Vor dem Tode treten schliest^lich tonische und klonische
Krjiuipf),' auf. Zuweilen ist Zucker oder ICiweiss im Harn gefunden worden. Führt
die Vergiftung nicht zum Tode, so schwinden nur allmählich die Symptome, Kopf-
schmerz, Uebt^lkeit, allgemeine .Muskel.schwäche bestehen noch, selbst wenn alles
Kohlenoxyd aus dem Blute eliminirt ist,
Als Nachkrankheiten treten auf: Lähmungen, auch fortschreitender N.atur, nach
Art der aufsteigenden Paralyse, Zeichen multipler Sklerose, Trophoneuroseii, wozu
51»
Die Pii|)illiMi reagirpii trSgo, zuweilen gar nicht, ÄJ6'T!?el
l)azu Abiiiihnie des (jcdächtnisses und der Intelligenz bt
Reihe nicht t5<)tlich endender Vergiftungen zu vollkommener Deuieui'
Syinijtoinenconiplex kann sonach zu Verwechselungen mit progressiverl
UiNs geben. Immer ist hochgradige Anaemic zu constatiren, muiicha
Bilde einer [tcraiciösen Anaemie.
Den Hau|itangriffsjiunkt des Kohlenoxyds bildet das Hacmoglobin de
verbindet sich mit diesem unter Verdrilngimg des Sauerstoffs, da d« f
iiität zum Hacmoglobin eine ca. 2(X) mal geringere ist als die de^ Knbl
starke AffiiiitJU dieses zum Hacmoglobin ist zugleich «lex (in;-
ein geringer (ü'balt der Athi'mluft an Kohlenoxyd zu Vergiftuii.
schon 0,(15 pCt. geniigen, um krankhafte Erscheinungen berbcizutubrti
von 1 jiCt. wirkt schon sehr schnell vergiftend. Ist das Blut xu \H
Kohleuoxyd gesättigt, so tritt der Tod ein. Die Gewebe erhali'-n niri'
zur Bestreitung der Oxydationsprocesse nothwendige Menge S"i-- '.it .. i^
zu einem der Erstickung analogen Vorgange. Aber d;is K'
eine spocifische schädifientie Wirkung auf die nervösen { i-m
Der Nachweis dos Koblenoxyds im Blute kann durch das ?~;
D;is Kohlenoxyiibhu enthält zwei Absorption.sstreifen, die zwi.s
hofer' sehen Linien l> mui H, denen des Oxyhaemoglobins sehr .1h
mehr nach dem violetten Ende des Spectnims hin liegen. l'er cfiil
Unterschied zwischen beiden ist der, dass durch reducirende Mittel,
ammonl'lsung oder Stokes'sche* P'lüssigkeit, das Kohlenoxv<lspectruiri md
d.'usjr'nige des Oxyhaemoglobins in das Haemoglohinspeetruni verwandelt I
müssen ztim Nachweise minilestens 27 pCt. des Haemoglobins mit Kohlr-not'
sein. Um kleinere (,|uantililtBn nachzuweisen, bedient man sich ch—""'^*"'
Kl eeni Kohlenoxydblut werden mit 15 ccm 20 proc. Ferroc\
2 ccm Essigsaure gemischt: ebenso normales Blut. Letzt>-'nv /.
schwarzes (Jorignlmu, ersteres ein hellrothes. Oder xu einem Th>i
vierfachen Wasser verdfinnteti Blutes setzt man das dreifache Vuluiii
Timninlösung. Das normale wini grau, das kohlenoxydhalri?p Bliit
Forner setzt man zum zwanzigfach verdünnten Blut da- ~
lauge von l,rJ si>ec. <iewicht. Normales Blut wird schmni
bleibt hellrofh »Hoppe-Sey ler). Durch Zusatz von stark vcnlfl
frischem SchwefelwasscrstotTwasser erhiUt man mit normalorn Blut
grüne Farbe, mit Kohlenoxydidut eine hellrothe. In offen an drrLaftl
Blute verschwindet d.as Kohlenoxyd allmählich, innerhalb .icJit TajT»
länger scheint es sich in eingetrorknHtem Blute zu h.Mten. .Auch ei'*' '
das im Gefässsystem circuliremle Blut eines selbst b '
.. tr— _:_-
I
ohlenoxyd — R05 — Kohlensaeore]
I^uft krHiniit. Ist tlif natürlirho Atlimtiiig flach, so muss sie durch künstliche Respi-
ration unterstützt wcrilon, ebenso durch kalte Bogiessungen, Frottinuigon, Senfteige,
Kitzeln der Nasenschlcinihaut, Riechen an Ammoniak, eventuell Klektrisinmg der
Nn. phrenici. Die Wiederbelebungsversuche müssen stundeahing fortgesetzt werden
und je nach den Umständen noch mit Anwendung von Herzreizen, wie Kampher-
oder Aetherinjectionon, verbunden werden. .nuarv
ohlenBaeore, Kohlensäureanhydrid, Kohlcndioxyd, COj, farbloses, schwach säuer-
lich riechendes Gas von Gasdichte, auf Luft bezogen 1.527, auf Wasserstoff bezogen 21,94.
Durch starken Druck lässt sich Kohlensäureanhydrid unterhalb 30.9 " zu einer Flüssigkeit
verdichten, die unter gewöhnlichen Druck gebracht zum Tbeil erstarrt, zum Theil sich ver-
flüchtigt Das Kohlendioxyd entsteht beim Verbrennen von Kohlenstoff oder koblcnstoff-
baltigcn Körpern in einem L'ebcrschuss von Sauerstoff, ferner beim Glühen vieler Carbonatc,
z. B. Calciumcarbonat. Kohleudioxyd löst sich in dem gleichen Volumen Wasser von 14*, die
Lösung reagirt sauer, löst Magnesium u. s. w. Die Salze der Kohlensäure entstehen im allgu-
meinen durch Einwirkung des Koblcndioxyds auf Basen, neutrale Salze der Formel CO^^
und saure der Formel COjC^ ,,, die neutralen sind mit Ausnahme der Alkalisalze in Wasser
schwer löslich. Durch Zufuhr von Kohlendioxyd werden viele dieser unlöslichen neutralen
Salze, z. B. die der alkalischen Erden, gelöst, indem die sauren Salze sich bilden. Beim Zu-
sammenbringen der Carbonatc mit MineralsSureii und den meisten organischen .Säuren wird
die Kohlensäure als Kohlendioxyd frei. Das Kohleudioxyd wird beim Ueberleiten über glühende
Kohle in Kohlendiosyd übergeführt entsprechend der Gleichung CO3 -(- C = SCO. Beim
Durchleiten eines Gemenges von Kohlendioxyd und Wasserstoff durch ein glühendes Rohr bilden
sich Kohlenoxyd und Wasser.
Die Kohlensäure ist das Eridpruduct der Oxydation des Kohlenstoffes und der kohlenstoff-
haltigen Verbindungen bei der Verbrennung, der Fäulnis.s. der Verwesung und der Gährung.
Sie bildet neben Wa.sser da.s Hauptendproduct der im Thierkörpcr zum Zerfall kommenden
stickstofffreien Molecülgruppea. Wie alle (Jase, wird auch die Kohlensäure sehr leicht durch
Diffusion in den Körper von der LungcnoherÜache, von allen Schleim- und serösen Häuten,
auch von der Körperoberfläche aufgenommen. Vorzugsweise und zuerst wirkt sie auf die
Centren der Äth mutig. Ein Kohlensäuregehalt von 1 bis l'/2 pCt. in der Inspirationsluft
erzeugt nur eine massige Vertiefung der .Athcmzüge. Subjeetivc Dyspnoe tritt erst bei ca. 4
bis 6 pCt. Kohlensäure in der iVthcmlutt auf. Ueber 6 pCt. längere Zeit ohne Beschwerden ein-
zuathmen, ist nur wenigen Menschen möglich. Es treten sehr bald Beklenimungsgefühl,
Ohrensausen, Schwindel, Kopfschmerz, l'ebelkeit auf, ferner rauschartige Exaltationszu.stände.
Der Puls ist verlangsamt, der Blutdruck erhöht. Bei gesteigerter Kohlensäurezufuhr wird die
Athmung wieder flacher, das Bewiisstaeiu beginnt sich zu trüben, bis es zu vollkommenem
Bewusstseinsvcrlust, zu einer .'\rt Narkose kommt. Zeichen motorischer Reizung, bis zu allge-
meinen Krämpfen sich steigernd, treten auf bei gleichzeitigem Sauerstoffmangel. Sonst ver-
ursachen grosse Kohlcnsäurcmengen sogleich Lähmungen. Aus Versuchen an Thieren
crgiebt sich, dass die Grenze der reizenden Wirkung der Kohlensäure bei einem Gehalt von
15 pCt. Kohlensäure in der Einathmungsluft liegt, und dass der Eintritt der Narkose bei
ca. 40 pCt. erfolgt.
Bei localer Wirkung tritt auf der Haut ein Gefühl von Prickeln, .Tücken, Stechen auf,
dabei Wärmoempfindung unter gleichzeitiger Köthung, weiter Hypaesthesic bis zu vollkom-
mener Anaesthesie. Auch auf den Schleimhäuten der Nase, des Auges und des Rachens
treten dieselben Erscheinungen mit nachfolgender Hypaesthesic auf. Im Munde tritt zugleich
ein eigentbümlich säuerlicher Geschmack auf. Weiter wirkt die Kohlensäure secretionsanregend:
bei Einwirkung auf das Auge entsteht Thräncnfluss, auf die Magenschleimhaut vermehrte
Abscbeidung von Magensaft. Ihre irrilirende und anacsthesircnde Wirkung macht die Kohlen-
säure auch geltend gegenüber Wunden rcsp. Geschwüren. Torpide Geschwüre zeigen bessere,
reichlichere Grnnulationsbildung und grössere Heilungstendenz. Sie reinigen sich leichter,
wozu wohl auch eine weitere Eigenschaft der Kohlensäure beiträgt, nämlich antiseptisch zu
wirken. Die antiseptische Wirkung ihrerseits ist ein specieller Fall der allgemeineren: die
Lebensrähigkeit des Protoplasmas zu vernichten. Daher auch in einer Kohlensäureatmosphacre
die Muskeln schnell ihre Erregbarkeit verlieren und die Flimmerbewegung bald aufhört. Sie
wirkt diuretisch und anregend auf die Darmperistaltik. Die äusserliche Anwendung der
Kohlensäure geschieht in der Form von Gurgelungen, Inhalationen, kohlensauren Wasser-
bädern, von Gasbädern und Ga.sdouchen. Letztere werden auf die gesamrate Körperoberilächc,
den Kopf ausgenommen, applicirt, aber auch auf Schleimhäute. Als Objecte der Behandlung
mit Gasbädern und (iasdouchen galten zumal früher: jauchende Geschwüre der Körperober-
fläche, wie verj.iuchende Carcinome der Mamma, eine Reihe von U,auterkrankungen. so
Psoriasis, chronische Ekzeme; femer Kat.irrhe der Vagina und des Uterus: dysmenorrhoische
Beschwerden, gegen welche Vaginal- und l'terusdoucheu verwendet wurden. Man muss mit
[Kolilensaeure
— 806 —
KoUt
der Anwendung der Gasbüder vorsichtig sein und allz\i reichlicher Einat'
um nicht Vergiftungserscheinungen herbeizuführen. Schwangerschaft ist ei;
gegen V'aginaldouchen. Die Inhalationen von Kohlensäure sind gegen astnmiuTzic
chronische Bronchitiden und tuberculösc I.ungenaffcctioucn zu beuutscn, sie (übre:! xu erie^
tcrter Expectoration und bessern Husten und Dyspnoe durcb die secrction- "^ ■" - ' "ilm ä
anacsthesircnden Eigenschaften der Kohlensaure. Ausser mit KohIcDs,'iur >n az
Inhalationen mit natürlichen und künstlichen kohlensauren Wässern ausgefLnii i. iiir iniir:
liehe Verwendung geschieht ebenfalls vorwiegend in Form kohlensaurer Wäs»er* (Voaia
pototorum).
LOEH
Kohlensaure W&aser. 1. Naturliche kohlensaure Wässer. Natürlicfae knbl
Wiijiser, auch einfache Säuerlinge oder Sauerbrunnen genannt, sind an festen Bsrut:
theilcn arme, au Kohlensäure reiche Quellen, deren Gehalt an freier KohleasÄiire tiiekx ob
.500 ccm im Liter, meistens aber sehr viel mehr beträgt. Die in diesen Wässern eatetaa
festen Bestandtheilc sind hauptsächlich kohlensaures Natron, Chlornatriura, koUcMHW
Kalk und zuweilen minimale Mengen Eisen. Die Wasser sind klar und meist kalt, t
genehmem, erfrischendem, prickelndem Geschmack.
Ihre pharmakodynamiscbe Wirkung wird, abgesehen von dem Genüsse des Waswn,
bedingt durch die Anwesenheit der Kohlensäure*. Eine Resorption jr^ "- M
mengen im M.igen und ihr L'ebergang ins Blut ist wegen der höheren > ia
befindlichen Kohlensäure unmöglich. Ferner wird durch den Gcnuss dei ll.im^n^,l.J^■7u Wl
die Diurcsc vermehrt (Quincke), da die Reizung der Mucosa eine Hj-pcraomiii erzeug »tki»
zur Resorption grösserer Wassermengen und dadurch zur lebhafteren Urinmi- -■ '•-■■'•-t •^'-
Auf die Athmung und den Puls hat die .\ufnahme dieser Wässer einen
auf den Blutdruck keinen nachweisbaren Einfluss. Der therapeutische \V>.i... ..., ........
Säuerlinge beruht demnach bei ihrer inneren Anwendung auf Hebung der Verdauung durtiR^
seitigung von auf mangelhafter Innervation beruhenden dvspeptischen Stönui.'.n ■" .1 ■■ ■• -■-
Hervorbringung einer bes.sercn Nieren thätigkeit. System.itisch getrunken hr.
auch eine geringe schleimlösende Wirkung, sodass sie auch bei leichten Kalo:.: ,
ralionsschleimhaut nützlich sind. Ihre eigentliche Bedeutung haben sie jedoch al5 4ii«i«'
tische Getränke. Als solche sind sie mit Recht sehr beliebt, doch kann der couitica
und übertriebene Guuu.ss, besonders der stark kohlensäurchaltigea W^ä.sser auch unanfMfiA«
Wirkungen für die Verdauung haben. Die immer wiederholte Reizung und Auf bläfanaf i»
M.-igenwandung durch die Kohlensäure wirken zuletzt schwächend, secretionsven^3n4
und appetitverringernd.
Die bekanntesten natürlichen kohlensauren Wässer sind: der Apol linarisbrno
die Quellen von Birresborn, Evian, Geilnau, Gerolstein, Gicsshübl, Sulxm
T ein ach und andere.
2. Künstliche kohlensaure Wässer. Die nur als Erfrischungsgetränke iia><
künstlichen kohlen.saurcn Wässer sind einfaches mit Kohlensäure gesättigtes TrinkwasuT.
auch zur Verbesserung des Geschmackes etw.is reines kohlensaures Natron und Chlumsbiaa
zugesetzt werden. Zur Entwicklung der Kohlensäure verwendet man Magnesit, Dolomit, Krr^
oder Marmor, die durch Schwefelsäure oder Salzsäure zersetzt werden. Das entstehrDd<^ iii>
niuss zuvor gereinigt werden, um etwa mitgerissene Säure oder Schwefelwasserstoff in tL'
fenieu. In neuester Zeit benutzt man mehr die flüssige Kohlensäure, deren Druck allcia r-
nügt, um das Wasser damit zu impracgniren, während sonst besondere Apparate nöthig näi,
um dieselbe dem Wasser zuzusetzen. Der Druck der Kohlensäure in diesco käoatÜebM
Wässern ist sehr bedeutend, 3—4 Atmosphaeren, also wesentlich grösser als der in das utir-
liehen Wässern, daher ist der andauernde Gennss gT<>sscrcr Mengen der külutli(^hea ^IImk
noch weniger empfehlenswerth: denn die mit Gewalt entweichende Kohir-- — Vdingt Utk
grössere Reizung und Aufblähung der Magcowandung. Koblensaurci dtf wtrin
ebenfalls künstlich dargestellt. Am einfachsten ist es, dass man >.' i» eifie Hrt-
sprechende Menge doppeltkohlensaures Katron, etwa 1 Pfund .tuf d.is Vollbad, tiuetst. £Mi
sich vollständig auflösen lässt und beim Besteigen des Bades die gleiche Meng» Sabiäot
unter Umrühren hinzufügt.
aSCBK
RohlenstolT, asymmetrischer. Mit diesem Namen wurden zuerst von van 't Hoff aelcbc 'n
Verbindungen vorhandene Kohlenstoffatome bezeichnet, deren 4 Valenzen durch 4 mmXet «-
ander verschiedene einfache oder zusammengesetzte Radicale ges.Httigt sind und iMait 4ca
allgemeinen Schema CUiR^RjUi entsprechen. Man kennt zahlreiche organische SohstaaiM,
welche theils nur l, thcils i. 3 . . . asymmetrische Kohlenstoffatome (*C} enthalten, a. R:
on HS/*\CO0H
l.slura Cjralin
-C;H,-a),H. Woiu»»ure: CO^-'CB- OB-'CUüB-OC.iL
•CHOH-'CH OH-CHO.
AtftnUlar»: CO,H-TU-ÜU-
ClIjOll-'CH OH-*CH- OH
Mit dorn VorhandcDseia asymmetrischer Kobloustoffatome in einem Kliper Ist aoiitM
Lohlen.stoff
807 -
Kola]
das Auftreten einer bestimmten Eigenschaft verbunden, nlimlich das Vermögen, die Polarisa-
tionsebene eines durch die tlüssige oder gelöste Substanz geleiteten polarisirten Lichtstrahles
um einen gewissen Winltel zu drehen. Es icigt sich mit anderen Worten die Erscheinung
der sogenannten optischen Activität oder des optischen Drehungsvermögens. Diese wichtige
Beziehung wurde im Jahre 1874 gleichzeitig von van 'ttloff in Holland und von Le Bei in
Paris aufgefunden und sie ist seitdem durch zahlreiche Erfahrungen bestätigt worden. Die
Lehre vom asymmetrischen Kohlenstoff hat ferner zuerst zu fruchtbaren Anschauungen über
die Lagerung der xVtome im Raum geführt und dadurch Veranlassung zur Entstehung der
neuesten Epoche der chemischen Constitutionstheorien, deijenigen der Stereochemie, gegeben.
LANDOLT.
Kohlenwasserstoff ist jede Verbindung, welche nur die beiden Elemente Kohlenstoff und
W.isserstofr enthält. Die Zahl solcher Verbindungen ist theoretisch in Folge der Vierwerthig-
keit des Koblenstoffatoms unbegrenzt. Bisher ist ein KohlcnwasserstotT mit GO Kohlenstoff-
atomen bekannt. Die Kohlcnstoffketten können einfach oder verzweigt sein : die ersteren Ver-
bindungen nennt man , normale*. Unter diesen ketteiiförmig gebundenen „aliphatischen"
Kohlenwasserstoffen unterscheidet man femer gesättigte, bei denen die Kohlenstoffatome nur
durch je eine Bindung aneinander gekettet sind, während alle übrigen Valenzen durch Wasser-
stoff gesättigt werden, von den ungesättigten, bei welchen einzelne Kohlcnstoffatomo durch
mehrfache Bindungen aneinander gebunden gedacht werden, wie z. B. Aethyleu CHj^CIlj
oder Acetylen CH^^CH. Diesen allen gegenüber stehen die ringförmig angeordneten Kohlen-
wasserstoffe, bei denen das letzte Glied einer Kohlenstoffkette wieder mit dem ersten ver-
bunden erscheint, die aromatischen Kohlenw.'isserstoffe. Kür die Nomcnclatur der aliphati-
schen Kohlenwasserstoffe sind folgende Vereinbarungen getroffen. Die normalen gesättigten
Kohlenwasserstoffe erhalten die Endung .an", wobei für die ersten (ilicder die historischen
Benennungen Methan, .Aethan, Propan, Butan beibehalleu werden, dann aber die aus den
griechischen Zahlwörtern der Anzahl der C-Alome entsprechend abgeleiteten Namen Pentan,
Hexan etc. Platz greifen. Bei den ungesättigten wird die Endung „an* durch „en" für
doppelte und „in* für dreifache Bindung ersetzt. Kohlenwasserstoffe mit verzweigten Ketten
werden als Subslitution.iproducte der normalen betrachtet und zwar so, dass die Bezeichnung
auf die längste iu der Fonnel vorhandene normale Kette bezogen wird. Lst eine Seitenketto
wiederum verzweigt, so werden die in diese eintretenden Radieale nicht als Methyl-, Aethyl- etc.
dem Namen beigefügt, sondern als Metho-, Actho- etc. Die .Stelle, an welcher die .'^eitenkette
eingreift, wird durch Zahlen bezeichnet, ausgehend von dem Ende der Uauptkcttc, wclcbea
eioer Scitenkette am näcbstea steht, also z. B.:
Qj,»_)CHCH,CH,C'H, JteUijl-3-limn.
»Die Kohlenstoffatome der Seitenketten werden durch die gleiche Zahl bezeichnet wie das-
jenige C-.\tom der llauptkette, au welcher die Seitenkette angefügt ist, mit einem Index, welcher
der Stellung in der Seitonkette, von der Vcrzweigungsstellc an gerechnet, entspricht, z. B.:
I
^h' \ (2) (3) (*) (6) CD
5j'^CH • CHj-CH-CH, • CHj
I
In analoger Weise wird bei ungesättigten Kohlenwasserstoffen
die Stelle der mehrfachen Bindung durch die Nummer des ersten
dar.tn betheiligten C-Atoms bezeichnet.
Kohlenwa.'iserstoff par excellence ist das Methan, Grubengas. Als
schwerer Kohlenwasserstoff wurde das .Vethylcn (.\ethen) bezeichnet.
SPIEGEL.
KOul^rnUf klimatificlicr Kiirürt. Stahl- and Moorbid im bayeriscbon IToohgebirye. VHX) m hoch. Sommcrtempentnr
im Mitt«! I8.I. Lurtilruck «66 mm, relatiTn Fi-achti|:kFit «U,i> |>CL Di« SUhlqnellcn ptithalten ll.n<\2 kghl«n<anr»s
Eiifitnuxydul, iJ.Od;) iIi-^kI. Hanffanoxjd, sind frpi Ton Sulfaten und dionen tu Trink- und Uadekuron. Aach Fichteu-
fiuulel-, Snol-, Ktslendampfbldor, Elektrotlionpie, Mouiig«, Teintiskuren werden gobrsacbt.
Olif Semen Kolae, die Kola-, Guru-, Ombcne-Samen, Kolanüsse stammen von der
im tropischen Westafrika einheimischen Sterculiacee Kola acuminat.i R. Brown. Der Kola-
baura i.st ein massig hoher Baum und wächst häutig im Niger- und Kongogebict Seine Frucht-
barkeit soll so bedeutend sein, dass ein Baum schon im zehnten Jahre eine Ernte von 50 kg
giebt. Er gehört mit zu den wichtigeren Nutzpflanzen der deutschen westafrikanischen Colo-
nicn und wird namentlich im Togogcbiot angebaut. Die Früchte sind länglich, dunkelbraun
und enthalten etwa b bis 10 in frischem Zustande weisse oder rothc, an der Luft braun
werdende Samen von der Form und Grösse der Rosskastanien. Eine Nuss wiegt durehschnitt-
tlich 20 g. Zum Export werden die Nüsse getrocknet. Früher wurden die Kolaniis.se wie die
Kaffeebohnen geröstet, wobei viele wirksame Bcstandtheile, namentlich KoSein, verloren gingen.
Die wirksamen Bcstandthcile der Droge sind neben dem Koffein, bis zu 2,4 pCt., das
Theobromiu (0,02 pCt.) und wahrscheinlich auch dasKoIanin. Dies soll ein Glykosid sein
und sich beim Erhitzen mit Wasser in Tbein, Glykose und Kolaroth spalten (Knebel).
Nach Anderen (P. Charles) ist in den frischen Früchten kein Kolanin vorhanden. Pls bildet
sich erst durch den Einfluss von Luft, Licht und Feuchtigkeit, namentlich auch unter der
Einwirkung von Bakterien, und soll eine Verbindung der Kolagerbsäure mit EoffeTo and Theo-
[Kola
— 80« —
tiutsmm'
brotnin darstellen. Ausserdem ist in den Nüssen enthalten das Kolarotb, SoU|
säure, sehr viel Stärke (bis 43 pCt.), Fett, Gummi und Zucker.
Die liauptsüchliclistti Vurwcndung finden die Kolanüsse in ihrer Heimath »b
und ErfrischuiiKsmittcl. Wciinglcich ihre LeistungsHihigkeit hicriu überschätzt
scheinen doch nach den bisherigen Erfnhniugcn die aus ihnen hergestellten l'ni«p
quits, Chocolade, Tabletten, Brausclimonadeubonbons etc., nützlich zu seio. Thiii ijniilTiA
Verwendung findet diu Droge neuerdings namentlich in Frankreich bei DiarThoen a»! l!i
Diurcticum bei Herzkrankheiten und Hydrops in Form von Pulvern, Tinrtur, Fluideilnct itt
Pillen. In Form von Pastillen wird sie auch gegen die Seekrankheit empfohlen.
Semen Kolae, Kolanüsse, selten in Pulverform angewandt, meist ia F«B *■
Extraeten. Es wird ein trockenes Extract und ein Fluidcxtnict her^fOSUUL
Extractum Kolae siccum kann rein genommen werden in Scltcr«4»i«r, HilA
Chocolade, Wein: gewöhnlich dient es zur Herstellung verschiedener l'nepatVL
Extractum Kolae fluidura rein angewandt zu 15 — 20 Tropfeo pro ttott.
Kolik ist ein Siimmolnnme, mit welchem man eine Reibe von aciunenbaftpu L
ständen im Abdomen bezeirhnpt. Die mit dem Namen Kolik beseichnfii-n Z»-
stüMtl** sind durcli dio I'bitzliclikt'it ihres Beginnes, sowie durch ihre rHativ kan»
D.iucr fharakferisirt. Sie können ihren Sitz nn den verseil iedeiistcn C^rganrn «J'
Abdiimens luiben .-m der Leber, an der Niere, am Darm, am Processus vemiuunuj
am Uterus und können durch die verschiedensten iTsacheu bedinf?t sein. Sic i-'*m
durch nervöse Kinflfisse erzeugt sein, wie dies bei den .M.igen-, Üarni-, l.rlwr- aU
Nierenkoliken der Neiiraßthcnischen und Hvsterisclien der Fall ist, sie können i"
scheu Charakter tr:igen, wie dies bei der Bleikolik und der Kupferkolik vjnir
den kolikartigen Zuständen nach Kinnahme bestimmter Medicainente, z. B.
zu beobachten ist, sie können auch durch eine Reizung di^« Peritoueunis nit
sein, t. B. bei gewissen Formen der Uterin-, Ov.irial- oder auch I>:iriiikoiik. Stir
h.1nfi|!; entstehen die Koliken dadurch, dass ein mit glatten MuskelHisem au
Hohlorgan in seinem Bestreben, seineu Iiüialt zu entleen*n, auf ScliwicrigkciCm
sod.nss es zur Krreichung des Zweckes besonders energischer und laiigdaue
mit schmerzhaften Kmptindungen verbundener ('ontr.ictinnen be<larf. Die ScL<ri<
koiten der Klimination des Inhalts können dadurch bedingt sein, dass durch or
Processe oder durch eine Abknickmig eine ."'tenose erzeugt ist, z. B. .im (>ann,
Un'ler. oder dadurch, dass der Inhalt des Rohres im Verhältniss zum Lumen zo xa
minös ist, z. B. bi-i (iallensteinen, Nierensteinen, Kothsteinen, sowie im I*i
vennil'ormis, schliesslich können :un Darm auch ohne Vorhandensein der »fc«
genonutcu Momente abnorm beschaffene Inhaltsnni^en, harte KothmaMseu irnliira>kv-
roraJis), blähende Speisen (colica flatulentai, junges Bier, unreife:« Ol»t, (mrt
Würmer xiir Entstelnuig von Koliken Veranhussiuig geben. Besonden; Enttlmcic
verdient die Colica raucosa, welche auch Kntcritis rnembranacca gen.-innt wird. Ii
einer geringen Zahl von Fällen sind local entzündliche Processe Ursache der i^^
scheinuug. Die Kolikanfälle zeigen die verschiedensten Intensitätgrade; bald halklt
«»s sich nur um leichte kneifende Schmerzen, bald um schwere Atuqnen, wriHie lu
Colla|)s ffdiren können: häutig ist Erbrechen vorhanden.
Die Behandlung des Kolik.-mfalls i.st eine symptomatische und eiiM eaadbk
Letztere setzt eine gen.anere Ke.ststellwig der Art des Kolik.-uifalls raraw, dak
ist diese manchmal iui ersten Moment, in welchem der Arzt den Patiefitea «k^
nicht mit absoluter Sicherheit zu stellen. Deshalb ist die 8ou\er:ii>iti> ^Mmrilf
aller Kolik.-infftlle, von irgendwie .schwererem Chan»kler, von \" eine mt
kotische. Es kommen hier vor allem d.ts Opium und seine AIk...vimv, sowie fi*
Belladonna in Betr.icht, deren Itanreichung durch die .\nwendanK hoiaser L'mseUlp
wirksam unterstützt wird. Es wird von Tiussereu Umst.' auch voo «Ur
Eigenart des Falles abh:uigen, ob wir Opium, Morphium ' Ijtu, ob «ir«9
jH«r OS oder in Form von Suppositorien per rwtura vembJwlg«:n oUw eine
Injit-tion machen; man halte nur als Reg«'l fest, dass man bei ««hwcn<{<
.infälien mit einer einmaligen grossen [>osi$ mehr ausrichtet als aitt TiTwiltnilina
kleinen Dosen. lu leichten Fällen ^r^nfisn oft eine Tsebc warmea PMfemiu-i
Kamillen- oder Küwmelthee. bei H\ " eine Tasse Baldrianthee am da
Schmcrxruifall zu b4*seit1gen. HcLs.se üm^ mI da. wo nicht eine acate Entsäadaiif
oder eine i^peciellc Idiosynkrasie eine ' n abnben, ct)«iiCalU am Itatte.
Die fiegeluag der Diaet bat bei der u.«.^^. lui iii>ukaiUiul voduadanva Abne^pnf
tollk
— fi09 —
Koloqiiiiithpiij
I
l-gegen Nahrung koinc Schwierigkeiten. Es gelingt leicht, für eine Zeit hing völlige
^Abstinenz durchzuführen oder die Nahrungszufuhr auf die Aufnahme nur geringer
Mengen flüssiger Nahrung zu beschränken, ebenso bedarf es kaum der Urztlichen
Aufforderung zur Durchführung absoluter Bettruhe. Lässt sich die l'rsache des
Kolikanfalls genauer feststellen, so ist diese gleichzeitig neben der symptomatischen
Ther.ipio zum liegenstand der Beh.aiidlung zu machen, üeberladungen des Magens
erfordern die Anwendung des .Magenschlimcln-s oder ein Kmeticuni, verdorbene Nahrungs-
mittel müssen durch Abführmittel oder durch Klysmen möglichst ra.sch aus dem
Itarme entfernt werden. I)as.selbe gilt, wenn eini' Koprostase" oder eine abnorme
Gas.insamnduiig die L'rsache der Krankheit ist. IMe Flatulenz* an sich ist nach
bekannten Regeln zu bekäm|)fen. War eine Krkiiltung die Ursache der Erkrankung,
ISO ist ein diaphoretisches Verfahren augezeigt. GallenstiMii- und Nierensteinkolikeu
sind nach <leu für diese Zustünde geltenden Gesichtspunkten zu bi'h;nidelii. Die
Koliken bei Wanderniere, sowie diejenigen, welche bei allgemeiner Enteroptose* auf-
treten, sind durch Anlegen einer gut pa.ssendeu. Leibbinde zu beheben und zu ver-
hüten. Iiarmstennsen* verlangen die dem F/inzolfall entsprechende Behandlung.
Wünnor sind durch Anthelminthica zu beseitigen. Neurasthenie* und Hysterie* er-
fordern eine geeignete physikalisch-diactetische und psychische Therapie. Wo über-
haupt die Gnuidkrankhoit genauer .aufzuKnden ist, ist diese nicht nur in der An-
fallszeit, .sondern auch in der anfallsfreieu Zeit zum Gegenstand der Behandlung zu
machen, denn die causale Therapie ist bei vielen l'ormen von Kolikanfälleii mächtiger
in Gestalt der Prophyla.xc :ils da, wo sie dem ausgebildeten Anfall gegenübertritt.
■ STRArss.
KotlOtnrill ) ciaea der Alkalottlo tüh 8;mploeos racpniüsm, knrstjiUtsirt aus AUohol in Ungiin, Klünnenden, Bubli-
mirburon Prismen. Die LQtangCD in vordflonter Salz- and Schweffllslure flaureseiren blaariolott (Hemof.
8PIE0EI..
Kolophonium, Rcsina ColophoDium, Pixgraeca, Resinejaune, Colopbonr, Geigen-
harz PI], G. III. Bei der Destillation des Terpentins* geht das Terpentinöl über und im
Kückstoad bleibt das Kolophonium. Es besteht grösstenthoils aus dem Anhydrid der .\bictin-
säure*. Das sprüdo, glasartig durchsichtige, in guten Sorten bellbernstcingelbc Harz ist
last geruch- und geschmacklos und löst sich in Alkohol, Aether, Chloroform und Oelen.
Schmp. 90^100". Mit Alkalicarbonat gekocht liefert e.s eine lösliche Harzseife.
Es dient in Form von .Streupulver als Ilaemostaticum, in Form von Wergverbänden seiner
leicht reizenden Kigenschaften wegun bei Ilhcumatismus. Dient vielfach als Zusatz zu reizen-
den Pllastern. Die innerliche Verwendung bei Gonorrhoe, Diarrhoe ist als nutzlos aufgegeben.
Retinolum. Rosinolum, Codöl wirr! durch trockene Destillation aus Kolophonium
als dicke gelbe, grün Jluorescirendo Flüssigkeit erhalten. .Spec. Gew. 0,90, .Sdp,
240—290". Löslich in Aether und fetten Oelen. Es wird zu 2,0—3,0 pro die in
Kapseln bei Gonorrhoe, in Verbindung mit Borax zu Vaginalkugeln und Tampons,
^ ferner als Lösungsmittel füi° Karbol, Kampher, Jodol, Aristol benutzt.
■ J. JACOBSON.
'Kolo(|nlnthen, Fructus s. Pulpa Colocynthidis, Pulpe de Coloquinte, Colocynth
l'uip Ph.G.lII, stammen von CitruJlus* Colocynthis Schrader. Die geschälten, apfelgrossen,
sehr leichten und äusserst bitteren Früchte bergen im Innern viele ölroiche Sargen. Ihre
Wirksamkeit hängt von dem Gebalt an Kolocynthin und Citrullin des Fruchtfleisches ab. Die
Koloquinthen gehören zur Classe der drastisch wu-kenden Abführmittel. In Dosen von 2 g
bewirken sie zahlreiche wissrige, auch blutige Entleerungen mit heftigen .Schmerzen im Magen
und Darm, Erbrechen, starkem Angstgefühl, Ühnmacbtsauwandluugen, kleinem intormittircnden
Puls und Collaps, Bei tiidtlichcr Dose (schon nach Genuss von 3 — 5 Früchten) finden sich
Congestionen und oberllächlichc Geschwüre im Duodenum, während der Dickdarm stark ent-
zündet und mit schwärzlich-rothen Streifen besetzt erscheint (Butte). Das Glykosid Kolo-
cynthin tödtet Kaninchen in Gaben von 0.3 per os oder subcutan unter Dyspnoe und Krämpfen.
Auf das Herz der Kaltblüter wirkt es schwächend ein (Fischer).
Die sichere Wirkung der Koloquinthen als Catharticum war schon Dioskorides bekannt.
In medicinalen Dosen rufen sie wässrige Entleerungen hervor, die nur selten von üblen
Nebenerscheinungen, dagegen häufig von Leibschmerzen begleitet sind. Mau benutzt sie
hauptsächlich bei habitueller Obstipation, meist mit andern Abführmitteln combinirt, seltener,
analog den übrigen Drastica, als Antihydropicum, als ableitendes Mittel bei Geisteskrank-
heiten, hin und wieder auch als Anthelmiuthicura. Die sicherste Application ist die per os;
ganz unsicher dagegen ist die epidermatische Verabreichung auf die Bauchdecken zur Er-
zielung ekkoprotischer Wu-kung. Kolocynthin, sowie Citrullin zeigen zwar auch bei sub-
cutaner Einverleibung deutlich eine Beförderung der Darmperistaltik, die Injectioneu sind
jedoch so schmerzhaft, dass sie jetzt aufgegeben sind. Auch zeigen beide Stoffe bei rectaler
Ein zur Pillcnbcreitun); sehr geeignetes Pulver.
i^ilulac Colocynthidis compoüitae l'h. Brit.:
Aloe Barbadensis, Scammoiiium Z, 6, Kalium sulfiiricum 0,7
rum 11,0, Aqua q. s. Flaut pilulae pouderis O.l. ."
I'ilulae Colocynthidis et Hyoscyami Vh. Brit. : y
compositi 4. Extrnctum II)-oscyami '2. Pilulae pondiTj" U.l. ü-
Pilulao purguDtes diurcticae Frank: Estractuta Colocj
(iutti u 1, Kalotncl 0,5, Sinipus Zingibcria q. s. t'ilutao li.
Abends zu nebmeu.
Tinetura Colocyothidis Ph. ü. III: I : 10, gelb, sehr bitt«r.
scbleiiuigein Vehikel, auch zu J^inreibungcu. 1,0! pro doti. 5.01 \
Kolocynthidin, Citrullin, erhielt Walz als weisse, mtkrAsli>
iu Aether und Alkohol. Dosis 0,02 gelöst in Spiritus, Glyccriu ü "
Koloey ntliin, C^^O^, dnrch Auaiicih«ii mit Alkohol gowonnen, blM«! mV; • ,
kaltem ■biiulutvifi Alkohol f&at unlöslich, in helHSBm lOslieh «ind. Bei d«*r Sr.^i* >■<-.
'^iilW^n- lUii in Wiiss(<r niilOslioh. in Anlhcr lOslieh ii)t(Walt). W>li h,Lt >.
kr]ri»tftlli«irbAr<*«. völlig f^e^rhraarkluoes Uarx bvsehriebcn, UoAia ianerlich su <' -u
11,04 in !<i)iritu>, Oljrcorin » & gelöst.
Kolpttig. Die Entzündungen der Scheideuschleimhaut ähneln \
mit Plaitenepithel und wegen der Papillen mehr den Krkraii
.Schleimhaut. Infolgedessen spielen sie sich .luoh nicht so acut .ib. »i«
wahrer Schk'iinh.iutc, sondern haben mehr einen chronischen Vcrlau/. MaoI
Alter. Schon hieraus erhellt die Vielseitigkeit der Ursachen. Man trifft
gemeinerkrankuiigen. wie Scrofulose, Chlorose, von Onanie, von L'orria
durch Fremdkörper, und besonders häutig als Folge gonorrhoischer IiifecC
erscfieiniing der Schwangerschaft. Selten beobachtet man eine diffuse
.''chleirahaut, die sich durch Rötbung und Schwellung .äussert; bäuligpr
fleckwoisc Erkrankungen, die entweder in körnigen .Schwellungen der
Papillen, Kolpitis granularis. bestehen oder in kleinen Defeoun im Pli
pitis senilis, oder endlich in kleinen, bis erbseugrossen Cysten, die Flu
enthalten und durch bestimmte Mikroorganismen bedingt sind. Kolpitis efl
oder Kolpohyperplasia cystica.
Die Behatidtuiig ist eine einfache, wenn auch oft langwierige. BeJ Allg
ist eine locale ßehandUing meist nicht nöthig und auch erfolglos. Mao
besser auf die Behandlung des Grundleidens allein. Bei leichterer Kolp
Fremdkörpern, genügt die Entfernung derselben mit nachfolgenden reinig
Sonst ist die Anwendung von Adstringcntien etc. nölhii; u:iil r.w.-ir
als in Pinselungen, Tampons und (ilohulis. Gegen die
sind 20proc. Ichthyol-Glvcerin-Tnmpons am meisten zu ci. - ijj
mit starken entzündlichen Schwellungen der äusseren lieiiil.Thea und
Schmenien, bessern sich nach 3 - 4 täglich zu wiederholenden Kiii!.i_-rn.
der Scheide mit Wasser and Seife unterstützt die WirkuDir de.-
TJopftrhniPrf
— 811 ^
Kopfschmerz]
[opfschniera. Weitaus dir» hfiufipste aller Klajren, welche Kranke «Itini Arzte vor-
bringen, ist ilie Klage, über Kopfschmerzen. Sehr hrmfig sind sie die einzige Be-
schwerde, derentwegen der Arzt consnltirt wird. Diagnostische irrthünier iibi-r die
Bedeutung des Schmerzes und damit auch verkehrtes therapeutisches Kingreifen oder
unter Umständen auch das Unterlassen eines Heilverfahrens, weil der ,.K(>prschmerz"
unerheblich erschien, kommen oft vor, besonders deswegen, weil man sich zu iiäuKg
mit der Diagnose „Kopfschmerz" begnügt.
Kopfschmerzen werden unter folgenden Bedingungen beobachtet:
1. Kopfschmerzen sind oft das erste Initialsymptdui einer fieberhaften Er-
krankung, besonders bei Infectionskrankheiten. Man versäume nicht, besonders
bei Kindern, zur Sicherung der Diagnose das Thermometer zu appliciren. Oefter
halten die Ko()fsch merzen nicht bloss wiihrcnd der Dauer der Krankheit an, sondern
bleibe« auch nach der Bcconvalcscenz noch lange bestehen (Typhus, Influenza).
2. Sie sind eine fast regelmassige Begleiterscheinung der verschiedensten I n tox i -
cationen: Alkohol, Nicotin, Chloroform, Kohlenoxyd-, Kohlenwasserstoffvergiftung.
3. Kopfschmerzen sind oft ein nuülendes SyTnptom, welches durch Autointoxi-
cationen hervorgerufen wird: Uraemie (Untersuchung des Urins bei andauermlein
Kopfschmerz!), ("holaemie, Addison'sche Krankheit. Hierher gehören auch die Ko])f-
schmerzen bei Stürnngen im Digcstionsapparat (.sympathischer Kopfschmerz).
4. Kopfschmerzen können entstehen durch eine rheumatische F>krankung
der Kopfschwarte, <ler (iaiea, lier Musculi frontales, temporales, nccipitales (Myaigia
cephalica). Bewegung des Kopfes st<'igert den Sclimerz. besonders der Versucli, die
afficirten Muskeln zu bewegen; das Berühren der Haare ist schmerzhaft.
5. Sie können bedingt werden durch eine Erkrankung des Periosts dos Schädels.
Diese kaim eine acute, an eine frische oder ältere Kopfverletzung sich anschliessend«
Kntzündung (Pericranitis acuta) sein. Oft sind die periostealen Kopfschmerzen
syphilitischer Natur; der Schädel zeigt dann periosteale, circumscripto Auftrei-
bungen, welche auf Drack sehr schmerzhaft sind, besonders häutig auf den Seiten-
wandbeincn. Wie alle Kopfschmerzen syphilitischen Ursprungs zeichnen sich auch
die.so aus durch ihre besondere Heftigkeit in der Kacht. Periosteale Kopfschmerzen
küimen auch durch Arthritis bedingt worden.
ß. Kopfschmerzen köivnen entstellen durch Krkrankung der Schädel knochen
und deren Hühleii (Stirn- und Keilbeinhrdile. Fortsetzung von Katarrhen und Eite-
rungen aus der Na.se und dem K.achen). Bei der Erkrankung der Schädelknochen ist
an Geschwülste, Osteom yeliti.s, Caries, besondere des Os petrosum, zu denken.
7. Kopfschmerzen kfinuen liiirch Neuralgien im ersten A.st des Trigeniinus,
speciell des Supraorbitalis, uiui durch Occipi tal neuralgien bedingt werden. Die
Localisation des Schmerzes im Verlauf eines bestimmten Nerven, der interniittirende
oder remittireiule Charakter, die Druckpunkte siebern die Diagnose.
8. Erkrankung der Dura mator, speciell die Pachymeningitis haemor-
rhagica, vorzugsweise traumatischen Ursprungs, ist mit Kopfschmerzen von grosser
Hartnäckigkeit, welche bald über den ganzen Kopf verbreitet sind, bald sich an der
Sagittalnaht localisiren, vcriumden. Die Kopfschmerzen der Schwangeren sind oft
auch auf eine Reizung der Dura zurückzuführen.
9. Kopfschmerzen können bedingt werden durch acute, wie chronische Me-
ningitis. In Bezug auf die erstere ist die Temperaturerhöhung ein wichtiges dia-
gnostisches Hilfsmittel neben dem .\uftreten von Krämpfen. Von den subacut ver-
laufenden Fällen von Meningitis kommt wegen ihrer Häuligkeit besonders die Me-
ningitis tuberculosa mit ihren äu.sserst heftigen, meist initialen Kopfschmerzen
in Betracht. Die BeschalTenheit der Pupille, des Pulses, die Lähmungssymptome werden
hier vor diagnosti.scben Irrtliflmeni schützen. Ausserdem ist noch die Meningitis
purulenta und die Meningitis luetica zu erwähnen, von denen besonders die
erstere durch die heftigsten Kopfschmerzen sich auszeichnet.
10. Von den Erkrankungen des Hirns sind besonders die Herderkrankungen
(fieschwfliste vor .-dleni) von frühzeitigen und intensiven Kopfschmerzen begleitet.
Sie treten hier zuweilen in der Form einer Migraine auf und lassen dann oft ihre
wahre Bcileutnng, besonders wenn Patient schon früher an Migraine erkrankt w.ar, nicht
erkennen. Oft ist der erste Eintritt von St.auungspaptllcn entscheidend für die
Diagnose. Ocfters ist der Schmerz remittirend, zuweilen ist er über den ganae
Kopf ausgedehnt, zuweilen an einer Stelle locaUsirt. Dieselbe braucht durchaus nid
«aw nypocnonornicB« nyire«««
in der Roge! auf doii T;ig beschränkt, sind oft am Morgim am
sich im Laufe des T;iges, besonders nach den Mabizoiten. Bei
werden die, Kopfbe^sch werden oft nicht als Schmerz, sondern ab ,1
oder als d;is liefühi einer Bleiplatto auf dem Kopf. Bei der Hjsten
schmerzen hflufig auf einen bestimmten Punkt, bosoiidprs an der !»fh-
(Clavus). Bald wird die Kniptindung bezeiclinet als ob Eis, bald ;
Kohlen auf dein Kopf wären. Gleichzeitig besteht oft eine Hvperawi
12. Störungen im Gefässapparat des Hirns.
a) .Mangelnde Klutfüllo wie fibemiässige Fülle de« Gofasssvstem.«,
Ilyperaemie de.s Hirn.s ruft Ko])fscliinerz hervor. Der ersiere, su häol!{
verbindet sich mei.st mit Ohrensausen. Der hyperaeniische Knpfsi'linifl
die verschiedensten traumatischen Einflüsse, welche auf den Kopf »ifi»
hervorgerufen werden, er kann auch entstehen durch Hemnimif: J» lii
B!ute,s vom Hirn (Strimia, Mediastinaltumoren). Auf Störungen m iM
beruhen wohl auch jene Kopfschmerzen, welche bei zu gros.ser AnstrrnpU
und Bildungsfehlem in demselben entstehen und durch ein« ßrillf
schnelle Besserung erfahren.
b) Der Kopfschmerz bei Migraine* ist als vasomntorisrhco C(
bezeichnen (Kram|if der GefUssnerven, AnaeinieV In dieselbe Kalt^ori»
bei Kpileptikern fast regelmässig nach dem Insult auftretende Knpfsrinl
ebenso wie die intervajiärcn Kopfschmerzen bei Hpileptikeni, »eiche
Bedeutung eines ejiileptischen Aequivaleiits haben.
(■) Von den organischen Erkrankungen der Gefässwände, welch» to
auf die Circuhttinn Kopfschmerz hervorrufen, kommen in Betracht dii" id
Degeneration und die specifische Endarteriitis. \V'i<^ iti-- erst««
pflegt der besonders im Beginn der Entwickeliuig der .Art'
treteniic Kopfschmerz von geröthetem Gesicht, injic.irten < ' , 'U.
pillen begleitet zu sein. In der Regel kann man hier auch bei >enl
Wiederaufrichten des Kopfes objective Zeichen von Störung desKöi^
nachweisen. IkT Kopfsclunerz bei der Endarteriitis specifica ist «ie W
gesehwülsten des Hirns, wie bei der Meningitis specifica und der Perii
in der Regel voraugsweise in der Nacht vorhauden und verbimii-i sii
meist mit Störungen des Schlafes resp. Schlaflosigkeit. Der Sclmw«
einem Gefühl der Schwere des Kopfes verbunden, bald winl er aU n»
des Kopfes, wie ,,in einem Reifen geschlagen", bezeichnet, xuwei
schlüge", welche auf den Kopf fallen. Ist die l'rs.ache des Kopfso"
liann ist selbstverständlich die Bekämpfung dieser in erster Reihi
Therapie. Da die Ursache aber oft nicht zu beseitigen ist o<ler
[opf*«ctiinerz
— 813
Kopfvcrlptziinier^n]
:iRiiiisrhciii Kiiprsiliinor/. stini Sfliröjifkrujfc auf den Rücken, Blutegel hinter die
Üliren, auch nis llt'urtclotip'schi'r Ulutcgel, zu euipfelilon.
2. Iniu're Mitt4'l. Das .-im lifiufigstc angewendete Brom (in Dosen von 1 — '2 — 3 g)
pflegt bcruhigpinJ l>ei allen l'onnen von Kopfschmerzen zu wirken. Dann kann ver-
sucht werdun Chinin in ftoseu von O.O.") — 0.2—0,3, Koffein in Dosen von 0,06 — 0,1,
Arsenik, am besten als Acidum arsenicosum in Pillen mehrmals täglich 0,ü(X»n
steigend auf 0.(X)1, .lodofurm 0,00—0,1 — 0,2 in Pillen, Nitroglycerin in Tabletten
von U.f MM).",— 0,001. Akonitiii iGehe'sches Praeparat) in Dosen von 0,OÜ00.i— O.Ü(K)l.
Will man sehr scinicll etwas erreichen, .so sind .\ntipyrin, Antifebrin, Phenacetin,
Sali|)yrin. .Migrainin am allerzwerknv:l.s.<igsten. Von diesen und der grossen Zahl
audenT iihidicher Mittid fand Mendel lia.s Phenacetin in Dosen von 0,5 — 1,0 am wirk-
sani.sten niul nicht begleitet von iniangeriehmcii l',rscheinungen. 1« l'iillen, in welchen
m.an mit allen diesen Mitteln nichts erreicht, und wo doch die Heftigkeit der SchmiTzeii
so gross ist. d.ass sie Linderung erheischen, wird schliesslich eine .Morpliiiniiinjoctioii
nicht zu umgehen sein; oder aber bei nächtlichem Kopfschmerz kaiui Nachtruhe durch
Chloral oder Krotonchloral hergestellt werden. w»%-in=.
(OpfvcrletÄuniren. Am Kopf sind Verletzungen der weichen Schrideldeeken, des
^ich;Ulelgehji^ses und des Schädeltiihalts zu unterscheiden. Die Verletzungen der
weichen Schädeldcckeii sirul subcutan, Biuilen, oder offen, Hieb-, Stich-, Riss- und
Quetschwunden. Di«' Bekandhmg der Beulen besteht in Compression. ausnahnisy-
weise kommt die Pmictiori in l"r;ige. Vereitert der Inhalt, so muss incidirt werden.
Zuweilen bleiben nach derartige» Kopfverletzungen Verilickungen in der Kopfschwarto
zurück, die zu neuralgischen Besclnv'rden führen können. Dieselben sind zunächst
mit .Indtinctur zu behandeln; wird dadurch kein Krfolg erzielt, so wird die Ver-
dickung am besten e.xcidirt. Die ofleneu Verletzungen der weichen Schädeldecke sind
im Allgemeinen »hirch eine reichliche Blutimg ausgezeichnet, zum Klaffen der Wunde
kommt es nur, wenn die Galea aponeurotica mitverletzt ist. Glatte, den Schnitt-
wunden gleichende Wunden können am Schädel auch durch stumpf wirkende Ge-
walten entstehen. Tangential angreifende Gewalten führen zu Lappenwunden. Ist die
weiche Schädeldecke in grossem Umfang abgetrennt, so spricht man von Skalpirung.
Das erste bei »ler Hehandhmg der Scliädelweichtheilwunden ist die Stillung der
Blutung. Dieselbe wird nach i^rüiuilicher Reinigung (Rasirenll und Desinfection der
Umgebung durch Unterbindung oder Compression erzielt. Alle glatten Wunden
werden genäht. Grössere WuniJeii sind durch einen besonderen Verband zu schützen,
bei kleinen genügt ein Co!li)dinmverlianr! oder dergleichen. Sehr zweckmässig ist
ein Occiu.sivverband mit Wisnuitho.vyjodidgallat, dem Airol (Airol, Mucil.ago gumini
arabici, Glycerin il» 10.0, Bolus alba 20,0. M. f. pasta nach Bruns oder Airol ö,0,
Linimentiun exsiccans Pick., Bolus alba « 10,0. M. f. pasta nach Horrnheiser). Ist die
Wunde nicht inficirt, so sind die Bedingungen für eine glatte Heilung die denkbar
günstig,sten. Kommt es aber zu einer Infection, so bringt dieselbe hier besondere
Gefahren mit sich. Die infectiö.sen Keime können auch bei intactem Knochen durch
die Kmissarien in das Schädeliiinere vordringen und zu Hirnhautentzündungen, Gehirn-
abscessen und pyaemischen Simisthrnndioscn führen.
Die Wrietzungen des Schärielgehäuscs betreffen das Schädelgewölhe (('onvexi-
tätsbrüche) oder die Schädelbasis oder gleichzeitig Gewölbe und Basis. Compli-
cationen werden durch gleichzeitige Verletzungen der t)edeckendcn Haut und der unter
ihr liegenJeii Weichthcile (offene Fracturen) und durch gleichzeitige Verletzungen lies
Schädeltnhalts, der Hirnhäute, der Hirnsub.st'inz, der Hirnnerven bei Basisfracturen
oder der Hirngefässe gebildet. Die Therapie der Schädelbrüche hat neben der Be-
schaffenheit der Kracturstelle stets den Zustand des Gehirns zu berücksichtigen.
Bezüglich der ersteren richten sich unsere ÄLaassnahmen vor allem danach, ob
eine subcutane oder eine coniplicirte Fractur vorliegt. Subcutanen Schädol-
hrürdien gegenüber hat man sich möglichst zuwartend zu verhalten. Man verordne
ndiige Rcttlage, verhindere alle Erregungen, gebe eine leichte Diaet und sorge für
regelmä.ssige Stuhlentleenmgen. Zeigen sich Andeutiuigen von Congestion (Kojif-
schmerz. Unruhe, Schlaflosigkeit"), so applicire man Kälte in Form von Kisbeuteln,
kalten Um.schlitgen u. s. w. Selb.st wenn Knochenstflcke deprimirt situi oder au-sge-
dehntere Splitterungen vorliegen, ist von dem exspectativen Verfahren nicht abzu-
weichen. Die früher so häutig ausgeführton Trepan.itionen zur Hebung von
I
I
(Ii-s GehCr^tngps. Eüie absolnte Sicherheit gegen di' <a
wahrt freilich die Ohrtamponade nicht, da immer neun i\'iiae
Kiistachii hindurch iu den Bruchspalt hineingelangen kAnn'*ii- Bei
Schädclfracturen ist l)e7.üglich der Behandlung zwischen
ujid Splittt-rbrüchen mit Üislocationen zu uuter.«chficlen. Efsterr
den» die Weichtheilwnmlen versorgt, d. h. tamponirt rosp. g^eoilit
subcutanen Schädel briichen behandntt: letztere können weit*TB
erfordern, um (iefahren, wi-lche durch die ursprüngliche
Schaft drohen, zu beseitipien. Zu diesem Zwecke kann die Eatim
und Knochenstöcken, die Aufrichtung depriniirter Fragmente and
scharfer Spitzen und Kanten nothwendig werden. Niemals darf nuol
ge<lrungene Kreradkörper und Knochenstücke im Gehirn in sacheo,
nehmen und dadurch Verheerungen anrichten, welche viel rerhJ
als die im Gehirn zurückgebliebenen Fremdkörper. (Quillt darck ^
zerrissenen Dura Hini hervor, so t.imi)onirea wir mit Jodofom-
Gazc; zertrünunerte Hirnmasse wird abgetragen. Zur Stillung *•
aus den Sinus wird gleichfalls die Tamponado verwandt; unter L"(
die Naht der Sinuswandungen in Fr:ige. Die Weichtheilwundc wird g«n^
t.imponirt und spfiter eventuell secujidär genäht. Zum Sehnt« der
deren Bed<'ckung mit Weichtheilen wünschenswerth: um eine soIrU
kann eine plastische Hrdfsoperation erforderlich sein. Der Verband
ganzen Kopf bedecken und durch Bindentouren, die das Kinn nnifa^uivn
Bei Anlogung der Bindentouren ist eine gleichmässige CompreesioD
Von Insulten des Gehirns bei Kopfverletzungen unterHcheidrm wii
Schotterung (Commotio cerebri), Gehirndruek (f'uinpressio
Gehirnquetschung (Contusio cerebri). Bezüglich der beiden
weisen wir im allgemeinen auf die betreffeuden Artikel S«*ite Ai^
Hier müssen wir nur noch etwas näher auf die durch Hlutiii'
hinihäute verursachten Gehinidnickfomien eingehen. Meist ha
letzungen der Arteria meningea media. Kntsprechend der allni;
des den Gehirndruek verursachenden Haeniatoms entsteht dii-sr Fu
immer erst einige Zeit nach dem Trauma. Dies masa '
Auge behalten werden. Weiterhin müssen natürlich die chank..
Symptome, anfängliche Reizungszustände, Verlangsanuuig des F'
schliesslich Bewusstlosigkeit ausgeprägt sein. Von hervorragemiii
Auftreten von halbseitiger Lähmung einzelner Muskelgnippen, cvent
an der der Verletzung entgegengesetzten Seite in den rrsten Sl
Diagnose „Gehinidruck in Folge von Verletzung der Arteria meningea!
so i8t es unsere Aufgabe, den Bluterguss lu entfernen, die verietrt» t
.oprostasc
81f) —
Koprosfasp]
I
ipro!<tase, Kof hst:iuiiii^, ist liit- Foljjn ciiip.s Mis,svfrlir«ltnis.ses zwischfii ilrr für dii«
Austrt.'ibung (l(w Kothes zu leistenden Arlieit und der für diosoii Zweek disponiblen
Kraft. Die Insiifficinnz der nustreibeiiilen Krilfto k.-iiin «ine :ibsnlute oder eine rela-
tive sein: letztereres ist der Fall, wenn die zu leistende Arbeit infolge :»bni)rm harter
Consistenz des Kothes oder in P'olge von Vorhandensein von Stenosen abnorm ge-
steigert ist. Von Koprost;ise spricht man erst dann, wenn die Stuhlonlleening eine
relativ seltene, die r'on.sistenz der Stühle eine harte ist und wenn bei der Anwesen-
heit des Stuhles im Ibnii gewisse subjeelive Üesehwerden vorhanden sind, welche
sehwinden, soU;ilii diT Stuhl entleert ist. Kine genauere Definition des Begriffes hlsst
Kich di'sli;ilti nicht geben, weil die Hfiuligkeit der Stublentleerung .sehon beim
Gesunden innerhalb einer erheblichen Breite schw.mkt, und weil die objectiven Zeielien
<ler Koprostase: lühlb;ire Kotlitinnoren, sowie Meteorismus der oberen Darmpartien.
nicht in allen Fällen gleir-li deiitlicb sind. l>as klinische Bild der Koprostase .stellt
eine Misidutng dar von den Erscheinungen, welche die Ursache der Koprostase nach
sich zieht, und den Folgeerscheinungen der Ko)trüstase selbst. Letztere sind zwar bei
den einzelnen hulividuen je nach deren Heactionsart verschieden, doch kann man
neben den objectiven Symptomen eine Flenibsetzung des Appetits, ein Gefühl von
Völle. Hruck und Geblahtsein im Leibe, zuweilen sogar kneifende kolikartige
Schmerzen, hfinfiges Aufstossen und UelielkeitsanwandlnngiMi, in schweren Fällen
Erbrechen lieobachtcn. I)azu können sich AUgemeincrschi'iiirmgen, wii- Kopfschmerz,
Schwindel, Hingerninmiensein des Kopfes, gros.ses M:ittigkeits- und Schwächegefühl,
|).ifhi)loü;isclie Trägheit und EiHTgiolosigkeit, Selilnfsuciit oder Schlaflosigkeit, Blut-
andrang nach dem Ko]>fe, asthm;rti.sche Zustände, Herzklopfen, Angstzustände und
ähnlicbe Erscheinungen hinzugesellen. In seltenen Fällen kommt es zu typischen Neu-
ralgien im Nervus ischiadicus oder trigeminus, in anderen Fällen bilden sich schwere
functionclle Neurosen und Neuro- Psychosen aus, es krmncn sogar wahre Psycbo.sen
auftreten. Freilich kommt es nur selten zur Ausbildung eines schwereren Symptomen-
complexes, doch kann man zuweilen beim Versuch der Elimination steinh.arter, die
Rectal- und Aiialschleinih;uit anritzender Kothmassen furibunde Schmerzausbrflchc
mit üolla|tszuständen ja direct hysterische Krampfanfälle (Strauss) beol)achten; in
amteren Fällen kann eine lang dauernde Koprostase die Circulation im Abdomen
dauernd schädigen, derart, d;is.s es zur Ausbildung von Haemorrho'iden kommt.
Für die Behandlung der Koprostase ist es von cardinaler Bedeutung, dass man
im Einzelfalle die l rsache derselben genau kennt. Am klarsten ist diese bei den
verschiedenen Formen der Ftnrmstenose. Doch ist diese Aetiologie nur in der
Minderzahl der Fälle von Koprostase vorhanden. Meist ist die Aetiologie schon des-
halb nicht so durchsichtig, weil sich häufig mehrere Factoren beim Zust.andekommen
der Koprost.ise betheiligeii. Im Grossen und Ganzen kann mau die Ursachen der
Koprost.ase zurückführen entweder auf eine abnorme Beschwiffenheit des Darm-
inhaltes in Folge von unzweckmässiger Nahrung oder sonstiger Einflüsse oder auf
eine abnorme Reaction des I>armes auf den Reiz des DarminUalts oder auf
mechanische .Momente, welche die Weiterbewegung des Darminhaltes hindern.
Eine abnorme Beschaffenheit des Darminhaltes kann zu Stande kommen durch
eine sehr wa.s.serarnie Nabnmg oder dadurch, d.ass der Darminhait sehr trocken
wird. z. B. hei reichliclieDi Schwitzen, bei Diabetes, bei raangelbaftem Zufluss von
Verdauungssecreten. Di« (pialilative Zusammensetzung der Nahiaing ist insofern von
Eiüflu.ss. als eine nur wenig Rückstände bedingende Nahrung einen Koth liefert, welcher
keinen genügenden Reiz für die Peristaltik abgiebt, während gleichzeitig eine w:isscr-
arme, aber schlackenreiche Nahrung vom Darm eine abnorm grosse motorische
Leistimg verlangt. E;in abnonnes Verhalten der Verdauungssäfte z. B. im Fieber,
bei der Hyperacidität des Magensaftes, bei einzelnen Fällen von Gallensperre kann
gleichfalls die Zusammensetzung des Üarminhaltes in einer für die Peristaltik un-
günstigen Weise verändern.
Eine abnorme Reaction des Darmes auf den Reiz des Inhaltes kann bedingt
sein: durch eine vererbte Anlage (familiäre Form der Stuhlträsrheit) oder durch
ein mangelhaftes hygienisches Verhalten, Unterdrückung einer regelmä.ssigen
Defaecation, in l'olge von gesellschaftlichen Rücksichten (be.sonders hiiulig iiei Mädchen
und Frauen) oder von Berufsgeschäften, Ueberreizung des Dannes durch langdauemden
Gebrauch v(m Drasticis, Schädigung der Darnifunction durch eine sitzende Lebens-
weise, durch Mangel an Bewegung; durch eine schlechte Ernährung der Damiwand
[Koprustase
— 81« —
Kn
lii'i kaclicktisclii'ii Zii^tfiiKii-ii, lici Clilomsf, Anaciiiic, bei Stnuiin^'s.
von Kinphysera. Herz-, Li-biT- iinil Nierenaffcctionen; durch oiiu lua
vatiun der l>armwniid bei fuiictionelleii Neurosen, bei miiuchvit i'^jcUoia
bei orgniiischeii Ncrveniiranklieiten.
Die Iniicrv.-aidii ist in diesen Fällen meistens derart gfstftrt, dnas ratii«AffJ
Keizem|ifäiiglichkeit abgestumpft oder die motorische Kraft herabsr-srtTt ifl
da^N beide Störungen vorliegen. In manchen r'illlen neurogeu IjetJ' .<|ii
treten spastische Contractionen entweder des ganzen Darmrohrcs oUi ; ...Lia«!
tien auf „spastische Obstipation" bei Neurasthenie, Hysterip, bei Blriin»
durch pcritonitische Reizungszustände.
Die mechanischen Momente, welche eine Weiterbewc^ong des DanninbaltMl
können bedingt sein: 1. In Darmstenosen in Folge von Tuinor<»n, Galkaik
Kothsteinen, Fremdkörpern oder in Folge von Abknicknngen d«s Itannrafan
Adhaesionen. bei (^onipressiiinen durch Tumoren oder bei Lagevr-r
Darmtheile, wie man sie bei der Enternptose trifft. In diese < jAlim :
die Compres-sionen des Dannrohres bei Prostatabypertrophie, b»
des Uteru-s, bei pelveoperitoniti.schen Exsudaten, bei der Gravin nd «t
Schwellung von Haemorrhoklalknoten erzeugten Verengerung»Mi des Ana
2. In Kpastischem Verschluss des spliiucter ani in Folge starker Sohne
ÜKSura ani oder bei „spastischer Obstipation". 3. In mnngolbafipn
der ßauchpressc bei Enteroptose. nach hilufigen Puerperien, sowie naeU
i»iese kurze Aufz;lhlung der Ursachen der Koprostase zeigt, wie vir
im einzelnen Fall die Angriffspunkte für die Rchaudlung dieser Krankheit nds i
Dieselben sind am klarsten vorgezeichnet bei den durch niecbaniscLf Manenkr
Stande gekommenen Formen der Koprostase. Bei den verschiedfii
Dannstenose hat ein operatives Verfahren einzugreifen oder es hat •
gische Therapie, soweit möglich auf palliativem Wege, durch !■ uig dv
eiigerimg o(ier durch Verflüssigung de.s Kothes die P.iss.age zu erl. Es ist
hier eine Behandlung des (irundleidens von grösster Bedeutung. Kine speckiU« !►'
handlang erfordern die Fälle von Koprost.ase bei Peritonitis, bei welcher die ,
der Darmperistaltik in den meisten Füllen einen Kunstfehler betleutel, fcmr
Bleikolik, sowie bei der spastischen Obstipation. Bei letzteren F'illtcu ist zwar '
weichung und ein Her.iusspülen des Kothes aus dem Dann erwünscht, allein a
.\nwendung der auf die Peristaltik wirkenden Mittel contraindicirt, da hier
normale Peristaltik am besten durch sedative Maassnahmen erzielt wird. ScUti
verlangen die auf dem Boden einer allgemeinen Ernährungs- oder Circulati4
entstandenen Fonnen der Kothst-iuung neben der Beeinflussung der Knprostaar
eine eingehende Behandlung der zu Grunde liegenden Herz-, Lungen-, I.^ber-, Nk
oder Bhiterkrankung.
Das Regime, welches sich gegen die Kothstauung selbst ricli
Reihe von Maassnahmen, welche theils diaetetischer und liygii ■
theiU dar.auf hin.auslaufen, die Darmi)eristaltik zu krilftigen. Es ist klar, da«»
Fonnen von Kothstauung ein anderes Vorgehen erheischen als chron?— •■■ — '>
der« wird man bei acuten Formen der arzneilichen Behandlung eimm
zuerkennen, als bei den chronischen Formen, bei welchen man finen
den Gebrauch von Abführmitteln um jeden Preis vermeiden muss. v - u ,
den acuten Fonnen kann man in vielen Fällen die Arzneibehandluiig durch euf
CTysinabchandlung erfolgreich ersetzen.
Die Diaet mü eine pi'niisi-ht«', reich an Flüssigkeit und :i - '
einen Reiz auf lii«- Darmwand abgeben, sowie eine Austro>^
möglichst verhüten. Besonders wirksam ist die Ycnibreiohui'.
uüchtemen Magen. So wirkt ein Glas kalten Wassers oder ein-
(I Esslöffel in einem Glxs Wasser) auf nüchternen Magen l>ej vielen '■
befördernd, dasselbe kann man häufig bei Genuss von frischem u. .
Frühstück beobachten. Faser- und kemreiche Nalirungsmittel wirken
maysin-mi' " •■ auf die Darmwand, wahrend zuckerreiche S :!'• r
einen Fb; intni aus der Darmwand in das Dannlunicn ei
durch ihr«' \ i riciilirung Material für einen Reiz auf die D !■
diesem Grunde bevorzugt man im Speisezettel faser- und ■ ' i.tm.riii «i*
Pflaumen, Feigen, Johannisbeeren, Preisselbceren, Stacli«lbwifcu, l'liivtche, i'nuiellca,
<4M
Loprostase
- 817 —
KoprostaseJ
I
I
I
I
MulfMH'ir, Rlmbarbor, aussenlcin Gi-niüse, wie Toltowcr Ruhini, Miihren, Sauerkraut,
Kiirliis, Tomaten, die verscliioiienoa Salat(<, ferni'r grobes Brot, wie Comiiiisbrot,
Schrotbrot, linilianilirot, I'nniiPiTiiickt"!, von zuckerreichen Nahrunjisniittoln Kunhen,
besonilcrs I'fcITorknchi'ii mit Hmii'.', fristhes Obst, besonders Weintrauben. Von Ge-
tränke» wähle man besonders die kolilensäure- nnd zuekerreichen, wie Fniditsaft-
Itmoiiaden, ("hamiiagner, besondei-s Weissbier, Most, Kefir*, ferner .Mosel-, Apfelwein,
Muttermileb, Molken, saure Milch, (liiiiiii'n Kaffee, dabei meide man schwarzen Thee,
Kothwt'in und t'ncao. Bei den elironischen Formen von Koprostase ist zuweilen auch
der inneriiebo Gt'hraucb von Hi'fe erfolgreich.
Unter tlen hygienischen Jlaassnabmeii steht die zeitliehe Regelung des Stuhles
obenan. Der alte Trou.sseau'sche Rath, dass Ohstipirte jeden .Morgen zu bestimmter
Stunde das Closet aufsuchen sollen, gleichgiltig ob ein Bedürfni.ss vorliegt oder nicht,
kann nicht genug betont werden. Kerner muss darauf gedningen werden, dass eine
Unterdrückung des Stuhlbedürfni.sses um koincn Preis erfolgen darf. Patienten,
welche zu Kothstauung neigen, mfis.sen sieh reichlich Bewegung machen. Gyni-
njustik (reiben, mi-dico-mcchanische Institute besuchen und gewissen Sportsarten,
dem 'rurncii, Sclilittsrhuhlaufen, Reiten, Rudern, Radfahren, Bergsteigen, huldigen.
Neben diesen Momenten kommen iVw. Massage, die Klektricität, sowie gewisse
hydrothcra[)eiitische Procculun'n in Bi'tnicht. I)ie Bauch m.'i.'^sage, welche besonders
bei schlatTeii B.iuchdecken indicirt i.st, soll wonifiglich vom .Arzte au.sgeführt werden,
im Nothfall kann sie vom Patienten selbst, eventuell unter Zuhilfenahme einer 3 bis
5 Pfund schweren, überzogenen eisernen Kugel durchgeführt werden. Die M:tssago-
behandhiiig dauert in der Kegel mehrere Monate und muss vorzugsweise das Colon
zum Angrifrs()iinkt nehmen. Mit ihr verbindet man die elektrische Behandlung am
besten so. dass beide Proceduren getrennt vorgenommen werden. Man benützt .in-
uiid abschwidleiide faradische Ströme, die man entweder von zwei grossen stabilen
IMattenelektroden oder von einer stabilen grossen Rückeiielektrode und einer wandern-
den kleineren Hauchelektrode wirken liis.st. Man kann aticli die eine Klektrode vom
Ri'ctum ,aus wirken Kassen. In einzelnen Füllen sieht m.in von der Anwendung dos
constanteii Stronrs be.ssere Erfolge, als von der Faradisation. Es wird auch die so-
genannte Galvauofaradisation emiifolilen.
Die bydrotheraju'ufisclien Pnu-ednnn sind tlicils loraler Natur (Neptunsgürtcl bei
Nai'ht, B»'gies.suii^cn des Leibes im liuiupl liad, schottische Doiiche, mobile l'':lcher-
douche auf d.is .\bdomen), theils mehr auf eine allgenieini' Bei'influ.ssung des Circu-
latiousa|tparates und Nen en.systems gerichtet, wie kalte.Silzbilder, kalte Abreibungen,
Vollbäder und Halbbäder. Die eonseijuiMite .XinM'Utiung warmer Dunstnmschiäge
passt mehr für die sp.asli.schen wie für <lii' p.iralytisi'hen Fonni-n der Obstipation.
Bei Anwendung der Zinimergynm;istik iievorzuge man Rtimpfbewegungen, wie
„Axtliauen"; zweckmässig sind auch Zimini'rruderbote mit gleitendem Sitz und fest-
stehende „Zininii'rfabrräder".
Die evacuiieudeii Kiysnieii mit W'as.ser, Gel. Glyeerin oder mit mcdtc;unent6scn
Beimengujigen sjnelcn in der Behandlung der Koprosta.se deshalb eine grosse Rolle,
weil sie mit Ma.ass und auf liidicalion angewantit relativ unschädlich sind und rasch
iiJid sicher zum Ziele führet;. Kalte Klysmen regen die Darmperistaltik mehr an und
besitzen eine hilhere tonisirende Einwirkung auf den Dickdann als lauw.arme. Die
.Anwendung iler Klystiere sei keine schatdonenliafte. sondern man richte sich in der
W.ahl luid Darreiclningsfru-ni der KlysTuen nach den liei der Beschreibung der Klysmen
gegebenen Aldialtspunkten. Statt der Klysmen kann mau auch abführende Supposi-
torien oder Insiiff lationen von Acidiim boricum per rtTtuin anwenden.
In i'iner Heilie von Fällen kann man den (ielirauch von per os zu venibfolgen-
den Abnihrinitteln nicht ganz umgehen. Bei den acuten Formen kann man. wenn
keine ( 'ontraindication vorliegt und wenn eine sofortige energische Evaruation des
Darmes notliwendig i.st, dreist ein oder einige Male «irastische Abführmittel, wie Aloe,
K<doi[iiintlieti, Kalomel. Senna, Krotonrd geben, bei etw.as länger dauernder Anwen-
dung soll i)i;iti jedocli die milderen F^-coprotica wie Tamarinden, Casrara Sagrada.
die Rlieiinipraepanite oder ("ompositionen, wie d.as Pulvis Magnesiae cum Rheo, das
Pulvis Liquiriti.ae coiii[)ositus, die Species laxjintes oder die .Mittelsalze, entweder
allein oder in Verbindung mit Rheum, verabfolgen. Es gehören in diese Gruppo
noch der Sulfur, der Tartarus depuratas und Tartarus natronatus, sowie grossere
üaboQ (3 Mal täglich 1 E.sslöfTel) vou »Milchzucker. Eine Mittelstellung niniuit das
0. Liebreich, Eno^kiopAOdio. U. Uaod. ^o
;Oft kann man die niedicnmentöHe Beeinflussung bald sistlren noA ka
diactctischcn und pliysikalisehon Faotoron eventuell mit ünterstOt/uu^
zum Zii.'lf, nur sehr solton kommt es zn solchfin Kotiistauunp-tt, i|
Amimllt' des Hectuni digital pvnntupli unter Chlorofonnnarkosr nu
Bei den liartnäckifrcn, /.u Krcidiven peneifrteu l'ornieii von KuUu^
f\mctinni'I](.Mi Nenrosfu ilirf Kntstehung verdiuiktMi, nius.s ein all|
Nourasilu'iui', Hysterie, Hypochondrie juerichtttes Refrinn- eingreil'
niorai. die Suggestion, und wenn es nöthig sein sollte die H>'pii
Kütlcn erfolgri-icber als das beste Laxans der Pharmakopoe. Üio 1
oft schwer zu bekilnipfenden Zustände hfm^ mehr vom Arzt als vo
Methode der Behandlung ab.
KopSlB. I'flanion^attunfj ans dor Farn, der A^ucy n A r uao*. rnt^rfum. Plomioraft«,
K. fluridi Blume, cino Art in Nif'dprlllnjbch-Indien, onthAU in Bl&tt«'rn, Kintla and Saan |
ebenso wie K. »rborea B., K. Koxburglii IHjn. (= C*liear [> am Kozb.^ iui*l
(= Caliaarpna albiflarum).
Koriamyrtill} C^HkOio. findet aicli im Oerberetnneh (Bibtii). Curiari» mjrrtifolift*. b hiM«« (
l'rif-nipn. .'^chinp. 2200, Ton bitterem Gesehmaok. In kaltem ^v-...^ .1 *ii- t...t
boifff^om .\lkobo1 and Aether. Itin alkoholische Losung i«t
SHlitö&ure soll OS in iCaoker und Hane terfalleu. Kauebendo
Körper, der, in absolutem Alkohol geldEct, mit concentrirter NuitoniauL'o „m''
Koriamyrtiu wirkt ähnlich dem Pikrotoiin. Bei Frösr!
ConvulsioDcn und Mctcoristnus, auch der für Pikrotoiiuvergit
Beim Uuude treten nach 0,02 subcutan klonische Krämpfe, Tt i
starke Myo.sis, Lälimuug auch der Kospiration auf (Riban). Es «erdeo
Todteustarre, Hyperaemie der Hirnb.nute und Ecchymosen in den Lung
bemerkenswcrth ist eine starke Steigerung des Blutdrucks, .auch b«i chlo
IIa durch Chloral die Krämpfe zum Verschwinden gebr.icht werden köaacu, i
in gewisser M'echselbeziehung. Praktisch wäre Koriamyrtin zu Tcrsucben, »fr*
Gefasscontrum geschwächt erscheinen (Koppen),
Korsakow'scher Symptomeucomplex , Korsakow'scfacs Srndn
steht darunter eine Gruppe von Symptomen psychischer Störung.
Verbindung mit Polyneuritis auftritt und hier offenbar der \ii<
ist, welche das (iehirn gleichzeitig mit dem peripheren Nervei.
liegende Infection oder Intoxication erfahrt. K, bat es wahrsch.:
hierbei um eine indirecte Wirkung des intifirenden Stoff'es, eine bei dtn
Krankheiten in übereinstimmender Weise sich ausbildende Toiacmie hiadle.
ptome bestehen 1. in einer eigcnthümlichon Gediicbtnissstörung, wcl
die Vorgänge der Gegenwart und jüngsten Vergaugenhn^bMg^t.
früherer Erinncrunaren ziemlich unaneetastet bleibt;
"Korsakow
— 819
Kuthnstpl]
überall <]a, wo eine organische Degeneration des Geliims die Grundlage der Erscbcinungen
bildet, diu Behandlung völlig aussiclitslus ist, kann in den Fällen leichterer Schädigung die
Wiederkehr der normalen Function durch eine allgemeine diaotetische Behandlung gefordert
werden. In den ersten Stadien ist Uuhe und möglichste Abhaltung von Reizen erforderlich,
dabei eine möglichst gute Ernährung, auch die Anwendung von roborirendcn Mitteln, wie
Chiuinpracparatcn und Fiisen. Wenn weiterhin der Kräftezustand der Kranken ein besserer ge-
worden ist und die Neuritis sich genügend zurüokgebildet hat, ist reichlicher Aufenthalt und
dann auch Bewegung in frischer Luft zweckmässig, sodann eine directe Einwirkung auf das
geschwächte Gedächtniss durch methodische Uebung desselben. Liegt s>-philitische Uchiru-
orkrankuug vor, so ist die spccitiscbe Therapie in Anwendung zu ziehen.
JOLLY.
KorjtnICZS) im nDRirifchoD ComiUte Lipto 847 m hocli graclilltit R*leg«n, mit subiJpincm lillhlen Klima. tÜe
QotiUon enthalten 0.09 Eisen-, 1,3 Caleiumbtearbonat, 1,1 Calcium-, 0.8 MaitnMiniiisQirat, 1,.') freie Kohlonslaro.
Flchionnadclbidcr. .SehafmüHcen. KaltwuscrlEur.
W.
[080, Kosso, Kusso, Flores Koso, Florcs Brayerae aothelmintbicae, nennt man
die nach dem Verblühen gesammelten und getrockneten weiblichen Blüthenstände der Hagenia*
abyssinica. Die Wirkung als Bandwurmmittel ist bei richtiger Verabfolguug, genügend grosser
Monge und guter frischer Qualität eine sichere.
Die verschiedensten Ifotersucher haben sich bemüht, aus dem Koso den' wirksamen Stoff
zu eliminireii, doch ist diese Aufgabe bisher noch nicht einwandfrei gelöst. Man glaubte in
dem Kosiii und io dem Kussin das wirksame Agens gefunden zu haben, doch scheint das
Kosotoxiii von Leichsenring begründeteren Anspruch auf diesen Titel zu haben. Daa
Kussin ist kein reiner Körper und gegen das Kosin machte Leichsenring geltend, dass es
in den Kosoblüthcn nicht praeformirt vorkommt, sondern erst durch eine sehr eingreifende
Behandlung derselben künstlich zu erhalten, und dass es im Gegensatz zu allen anderen
wirksamen Bcstandtheilon von Bandwurmmittclu für andere Thicre als die Bandwürmer,
namentlich Frösche, kein Gift ist. Das Kosotoxin, CjcHmOk,, ist ein amorpher, gelblich weisser
Körper, Schmp. SO*, es ist löslich in .Alkohol, Aether und rhioroform, sowie in den wässerigen
Lösungen der Alkalicarbonate, unlöslich in Wasser. Das Kosotoxin i^t «in ausgesprochen
lähmendes Muskelgift (Hand mann). Am meisten tritt die peripherische Muskelwirkung her-
vor, welche bei Säugethieren schliesslich durch Lähmung der Respirationsmuskeln zum Tode
führt. Auch bei dem Ein/luss auf das Ben! scheint es sich um eine Muskelwirkuug zu han-
deln. Die sensiblen Bahnen und Reflescentren bleiben unbeeintlusst. Eine centrale Wirkung
kommt im Allgemeinen wenig zur Geltung, kann aber vermuthet werden. Ausserdom fand
sich eine weitgehende L'ebereiustimmung mit der Wirkung der Filii-, Panna- und I'olystichum-
säure. Die let.ile Dosis des Kosotoxins beträgt für Frösche 0,001. für Kaninchen 0,05 pro Kilo.
Kosoblüthcn werden gegen Tacoia solium, Tnenia mediocanellata und Botbriocephalus
latus angewandt, ihr Geschmack ist Anfangs schleimig, dann aber bitter, kratzend. Sie er-
regen leicht Uebclkeit -und Erbrechen, in grossen Dosen Leibschmerzen und Durchfall.
Man giebt 15 — 20 g. Kindern 2 — 10 g nach der üblichen Vorbcrcitmigskur, 1 — 2 Stunden
später Ricinusöl. Die Verabreichung geschieht entweder in Tabletten, aus den gepulverten
Blütheu coDiprimirt, oder mit Honig oder Sirup als Electuarium, oder als Infus ohne Cola-
tur! oder auch mit der doppelten Menge Zucker als Grauules in Lindenblüthenthee. Gegen
die Uebclkeit giebt man Rum, Pfefferminz, Citronensaft^
Kosin (Merck), Ci^HmGy, bildet kleine, prismatische, gelb gefärbte, geruch- und ge-
schmacklose Krj-stalle. die im W.'isser unlöslich, in heissem Alkohol, Aether, Chloroform, Benzol
leicht, in kaltem Alkohol schwer löslich sind. Vcrmuthlich ist es eine actherartige Verbin-
dung der Isobutylsäurc und nur ein Zersctzungsproduct des Kosotoxins. Zu 3 g in 3 Theileu
halbstündlich verabreicht, wirkt es angeblich besser und angenehmer als die Droge.
Kussin, Kossin. Kossein (Bedall) wird dargestellt durch Kxtraction der Koso-
blüthcn mit Alkohol unter Zusatz von Kalkhydrat, Abdcstilliren des Alkohols, Filtriren der
zurückbleibenden Flüssigkeit, Ausfällen des Filtrats mit Essigsäure, Auswaschen des Nieder-
schlages mit Wa.sser und Trocknen desselben bei gelinder Wärme. Es ist ein harzartiges,
gelblich weisses, zerrieben graues, zum Theil kr)"stallinisches Pulver, welches bitter und
kratzend schmeckt und nach flüchtigen Fettsäuren riecht. Es ist schwer löslich in verdünntem
Alkohol, leicht in starkem, in Aether. in Ammoniak und Actzalkalien, fast gar nicht in Wasser.
Man giebt es zu 1 — 2 g in 4 Theilen halbstündlich mit Elaeosaccharum Menthae oder Foeniculi,
am besten in Oblaten oder Kapseln. Nach grossen Dosen tritt zuweilen Erbrechen ein.
FB1EDL.VNDEU.
otbflstel, Darmfistel, W'idernatürlicher After, Anus praeternaturalis, ist eine
durch die Bauchwandungen hindurch nach aussen führende Ocffnung im Darm. Derartige
Communicationen des Darminneren mit der Aussenwclt entstehen im .Vnschluss an Ver-
letzungen, bei entzündlichen Processen und bei Goschwulstbildungen. Je nach ihrer Grösse
und nach dem Verhalten des Darmes machen die Kothtisteln sehr verschiedene Beschwerden.
Kleine Fisteln, durch welche nur ganz geringe Mengen von Koth nach aussen entleert werden.
53'
„Spora" besteht, ist an eine Heiluog nicht zu denken; and so beschafti^cts i
früher vornehmlich mit der Beseitigung des Sporns. Zu diesem Z-w '
densten Instrumente (Enterotome, Darmscheeren und Darm:
meisten bestehen aus 2 Branchen, welche in die beiden Darmlunnu.i
einander genähert werden, soHass sie alles zwischenliegcnde Gewet
damit den Sporn zum Verschwinden bringen. In S — 10 Tagen ist dies]
dann an den .Versuch des delinitiven Verschlusses der Fistel gegaag«8]
zutage hat man dieses Verfahren meist verlassen und ist zur I. ^"'••
ülTnelen Darmschlinge und Naht des Dofcctos, event. Kesection
Dnrmnaht, übergegangen. Wie alle Operationen in der Bauohb......
dieser EingrilTe durch die Beckcnhochlagerung sehr erheblich erlei':
banden, so kann man die Darmlistel sehr haulig durch eiufaob<' '■
besonders wenn es sich um kleine Fisteln handelt, durch Kaut
Lippcnlistcln müssen zunächst in röhrenförmige verwandelt wci
sehe Operationen nothwcndig. Während der Heilung lässl mati die I'.iQea«
mircnden Verband, am besten in der Form eines Bruchbands, tragen und
gcniessen, welche möglichst wenig Roth macht. Die Haut in der l'm^b
Kothflstel ist stets eingefettet zu halten ; anderenfalls treten leicht selir lüti
KoniSXna-Tajnaralra, >wi>i IwaicliliKrt« DOrfor Jci siolicnbOrRiielmn ComitaU {lAi..u<.s.'l.
:kIkaliBch-uiurifttiiicbcft (jaclle (10,1*& Natriurobieu-bonat, ö,44 Natriomeklorid, 1.0 fr^i
(incllii (0,048 Eisen-, 0.34 Natriiim-. 0.27 Caldumbirarbonkt), «triebe in Trink- nni) '
KracutcrbiUler. Die Kräuterbäder steigern ähnlich wie die Ficbtennadelbäder dir
den Ilautgcfässen. Sie wirken al.« Reizmittel auf die Hautnerven und ihiuii i
den ganzen Organismus; sie werden bereitet aus Heubinmen oder aus Uit
milleu, Kalmus, Enzian, Lawendcl, Fddkümmel, Melisse, Pfeffemünxe, .,
Krauseminze. 25,0 — 150,0 g dieser .Spocies aromaticac werden in eine
kochendem Wasser abgebrüht und ausgeiirückt. Das Extract wird dem i
dos Decocts kaiin auch ein alkoholisches Extract (50 — 120 g für ein Voll
gusotzt werden. Noch stärker wirkt der direct« /.usntz von 1 g der Mtfa«
Kraeuterklssen, Pulvilli s. Sacculi mcdicati, Pulvinaria medieats. S»«
der trockenen Bähung*. Zumeist werden aromatische Drogen, wie Flor« OIimi»i«
aromaticae, Hcrba Majoranae, seltener Mehl (Bohnenmehl), Klcio u. a. ia Rräut*
cirt; sie dürfen nicht zu grob in .Anwendung kommen und müssen locker eil
um Reizung zu vermeiden. Die Kissen werden 1 — 3 cm dick gefertigt wi\
durchsteppt, damit die gleichmässige Verthcilung der Species bewahrt wird.
Kraeutprsüfte, Succi berbarum rccenter expressi, repraescntiren eine nur »flN
Arzneiform. Die jungen Kräuter, und zwar solche, welche .sich durch hin
schmaok auszeichnen (Achillca Millefolium, Chelidonium majus. Erjthraeaj
anthcs trifoliata, Taraxacum officinale u. a. m.). werden zu eioem
nhirnnrp.iHt. Die xn vewonnenen Kräntii ~ ili - sinrl reich an «phlii
[Krampria
— 821
KraitiprAtli>rtt]
knoten mit pfriemenßrraigfm Griffel in jeder Bliitho. Die liastauiiMibraiine FrucLt, eine
^kugcligo, nicht aufspringende Hüls« mit lederiger Wand und hakiguu Stachelu, führt nur einen
S^imeu ohne Nälirgewebe. Die Art bildet einen 20 — 30 cm hohen, sparrig ästigen Strauch,
Tdcssen untere nicderliegcnde Aeste bis meterlaug -werden. Die ganzrnudigeu, dicken Blätter
sind ctva 1 cm lang. Heimath der Pflanze sind die trockenen, sandigen Abhänge der Cor-
dillercD Bolivias und Perus, auf denen sie gesellig in 3000—8000 Fuss Hoho lebt, Sic blüht
Iim October und November. Liefert Radix Ratanhae s. Ratanhiae s. Krameriao (peru-
anische oder Payta-Ratanhia). Die holzige Wurzel ist 7—14 cm lang bei 2 — 4 cm Dicke
und trägt zahlreiche bis 30 cm lange, geschlängeltc Aeste. Enthält Ratanhiagcrbsäurc
und Ratanhiarolh. Die Para-Ratanhia soll von K. argentca Hart., die Savanilla-
odcr Neugranada-Ratanhia von der bis 2 m Höbe erreichenden K. tomentosn St. Hil.
(= K. Ixina var. /$. granatensis Triaua) und K. Ixina L. abstammen. Letztere sind
durch Neu-Granada, Uuiaua und Brasilien verbreitet.
M.
Krniiiiifuderii, l'hlt'liektüsien, Varicuu, Viiricositäten, simi krankhaft au.sgudchnte
Vuiieu. rraediU'etioiisstelleii für derartige Veueii.nu.sdehiniiigeii sind die unteren K,\tre-
uiitäten, der unterste Thei! des Mastdarms und der Saraeiistrang. Die Varicen der
Mastdarmvenen (Haemorrhoiileii) und die des Plexus iiiunpiiiiforniis (Varicoeele)
sind an anderer Stelle he.siiniclien, bii-r interessiren uns nur die Veuenausdehnuugen
an den Unter.scheii kein. Dieseilien bieten von Altorslier <ler chirurgischen Thütig-
keit ein reielie.s, aber freilicli nidit immer .sehr dankbares Arbeitsfeld dar. Die ver-
schiedenstiMi Metiioden .siinl im Laufe tier Zeit zur liliminirunp oder zur Obliteration
(iiT erkrankten Venenstrecken ersonnen und ausgeführt wiu'di'n. Aber bei der Ge-
fiihrlifhkoit, die jeder chirurgische Hingriff auf diesem (iel)iete in der vorantisep-
tischen Zeit mit sich brachte, koinite sich keiiis von deu alteren Verfaliren eine
dauernde .Stellung erwerben. Heutzutage können wir es unter dem Schutz der
modernen Wundbehandlung eher wagen, gegen das l'ebel energisch und radical vor-
zugehen, und so haben deini auch hi neuerer Zeit die früher in Misscredit gekoni-
nienon Vencnexcisinnen und Vcnenligaturen in etwas modificirter Form d.as Bürger-
recht erworben. Die Venenexcisionen werden in der Weise ausgeführt, da.ss die be-
treffenden Veiienstücke oben und unten unterbunden und dann herauspraeparirt werden.
l"m i'inen wirklichen Krfnig zu erzielen, iiiüs.«en zuweilen sehr grosse Stücke der
betreflenden Vene entfernt werden, auch künnen multiple Venenexcisionen nothwendig
sein. Die Vem-nligaturen werden entweder nach Schede oder nach Trendelenburg
ausgeführt. Krsterer ninunt multiple rmstechungen an den gröfsicn dilatirten Venen-
stämraen vor, um eine ObliterMtii.Mi der Gefässe durch directe \'ei'klebung der Ge-
filsswaruhmgen ohne Thromlienbildung zu erreichen. Trendelenburg unterbindet
bei Krainpfadern im (iebiet der Vena saphena magna, also bei der weitaus häufigsten
Form aller Uiiter.scheidvulvariceu, den Hauptstamm die.ses Gefässes au der Grenze
iwisehen mittlerem und unterem Drittel des tlberscbenkels. Das Trendeleuburg-
sche Verfahren, welches schon in unzahligen Fällen mit bestem Krfolge aiisge-
führt wurde, stützt sich auf die aiuitomischen untl physikrdischen Verhältnisse und
ist daher als das rationellste anzusehesi. Bei Varicen im Gebiet der Vena saphena
werden nämlich bei der Itisuflicienz der Klappen dieses Venenstatnines die Ünter-
schenki'lvenen nicht durch das aus den Capillaren zuströmende Blut ausgedehnt,
sniidern vorwiegend durcli die dem Gesetz der Schwere folgende Rlutsäule, welche
vom Herzen an (iler oliere Tbeil der Vena femoralis, sowie die Venae iliaca und
Cava haben keine Klappen) abwärts bis dahin reicht. Nur bei Verdoppelungen
des Stammes der Vena saphena magna bleibt erklärlicher Weise der Krfolg aus!
Die V^ersuche, die V.-jricen durch Kiektropunctur oder durch Einspritzung von Flüssig-
keiten, welche die Gerinnung des Blutes befördern, zur Heiliuig zu bringen, haben
wenig erfreuliche Resultate ergeben.
Selbstverstflndich kommen alle operativen Methoden nur bei sehr ausgebildeten
Varicen, bei Inichgradigei) Be.schwerden (Schmerzen, Ekzeme, UIcera cniris) oder unter
ganz besoiiderrn Üinstihnleii in Frage. In cjer gro.sseii Mehrzahl der Fülle werden
wir uns mit comprimirenden Einwickelmigen und Uhnlicheii Maassnahmen begnügen
müssen. Besonders beliebt .sind hier «lie Martin'schen Gunimibinden*, doch
lassen sich auch alle anderen Arten von Binden (Flanell imd dergl.) verwenden.
Die neuerdings in den Handel gebrachten japanischen Grepebinden sclioinen recht
brauchbaj- zu sein. Von antleren werden Gunnnistrümpfe* vorgerogen; bei
B Varicen, welche bis znm Oberscheidiel hinaufreichen, kounnt man ohne solche wohl
IKrnmpfndorn - «22 - Krankenhausbeku«
kaum SUIS, li.iinlc.rcr hat. für bcstiinintc Fäll« eine beisondere Bandage miM
Dii'Kclhc licstclit aus <"iiH!r paralxtlisch gekrümmten Feder, die vom Körper M-
iiiiil (li<> an ilircr liini'ii.seit« oiiu' mit Wassnr gefüllte Poiotte trögt, welch
Scliluss (ii's Hamlcs nur auf dw Saplicna druckt. kikchh-
KriimpriiUHton, niM-Miscr Husten. Mau versteht unter Krnmpfhusten einen«.
Ihüniliohen llusteu, der bei Abwesenheit einer organischen Krkr.tnkung des R»-
lionstractus in Taroxysmen auftritt, oft Stunden lang anhält und meist erst wi'
lies Schlafes verschwindet, (lewöhnlich ist «liescr Hasten ohne Experteration,
befüllt meist weibliche Individuen und hauptsächlich solche, die au anaeatt
oder hysterischen Zuständen leiden, aber auch schwächliche junge Männer. Iie^n
wenn sie aus nervösen Familien stanunen. Die Affection kann mit und ohn>.- l
brechung Wochen und Monate dauern, ohne dass d:us Allgemeinbefinden unter dtrs
leitlet. Prophylaktisch werdt'U alle iliejenigen Maassregchi von Nutzen sein, i
bei nervösen und anaeniischen huliviiluen die Psyche und tien Körper stärken:
allem Kutfenumg aus einer neurotischen Umgebung, sorgfältig überdachte Abhi
und IMlege di«s Körpers und «les tiemüths, roborirende Diaet uiid als M»ili'
besondi'rs F.isen und Arsen. Oas beste Mittel ist Luftveränderunff, am be«t.a
Se»>n<ise oder Seeaufenthalt. Von localen Proceduren winl man tve'nis Krfols h
manchmal scheinen jinloch t'ocain- und Morphium-, sowie BelladonnäbVun;:. s.
Schleimhaut namentlich der regio interarytaenoidea Kiryngis jrebracht, wenigsten-
weise \ou Nutzen /u sein. .,..,.....
LI BLiSsi
Krankfnhaasbvhuidlnir. Pie Knnkonhau>boh.iiidlung •rfüllt zwei wesentlioh T-r^.•:
liuiio.ttionoii: c:iim.il für jn"os<o Oruppen «ior Bov"-!keru;:^ ira Krankheitsral!* »jic-? au-rr.-:
\orM<n;u!ii; und ,ir.*tlioho H<fh.indlaKj: üborh.tui>t zu ernv^llohet*: und zueitecs lesT.':'.:
(•om|<!:oirlo Boli.»iidlui;jrsn»o!ki>doii. wolclio eine d-iui-nid-.' i'eberT.iobuag od-.-r •:i£:':^-in:i-
r.v.tti'l boaipruohoa. mit oinora >oa>: nioh: ir.-" jClii'hta Ei-ügehea in* Detail r^ Aiit-.
.'11 br.v.sv'a. Pii'sca '.■o-.doa ladkMtior.o!; ea:»pr-.:hta o:.:»ider di* ali^ecieii.'sa KriL
'.•.,»;:>or oder dio Svooi.»lVr.»r.kOr.hSustfr.
Va s-.v-h -s: ov.io -od,' l»eh.»r.dluac -.r. ti-vs; .iV.ct =»:=;n Kra=.£ .'iibiv;!-; :•
N>5hVohc:-\ nur <■::; ::: ion Orc:;:oa ios M^jrlirho:; :;^i:-=ier A::*»-^; rv^^ = ::t-r i - i
.Tvj.'r.r.iv-h;;', \:;rVrd!"r,;;-!r.-a .\a ir;;'.ioh# B:r..i:.'.lu:j:. yii'.:i.^ i:. r-rr::*- V;'.ijs.:h-:i:*i
•Vre .\i>". v.v. '. ;>Tv M-.:;^".". v.jrko;: s".el'.?:;, P.\* w'r.'. :;:■; -.rr-i.'hr jj>r li*»: ■» iri r:z-:
. . \. .......... j^ .1..,. ... j.... [!....> — » . >.-.— y -. *— — -r...-r_ A_ ... .*fc. '..l-* .
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[rankenltniishclinnillunf;
- 823 —
Krnnknnpfl(*|ce]
I
I
Patienten vielfach stüreu müssen, StüruDgeo, die in noch wi'itcrgehendum Ma.isse durch die
häutig sich wiederholenden ärztlichen Visiten mit ihren oft zahlreich daran theilnehmundeu
Personen und durch die bei den einzelnen Kranken verweilenden Besuche gesteigert werden,
— die ungünstigste Wirkung dieser eigenartigen Verhältnisse der Krankeiihausbehaiidlung
besteht besonders darin, dass ein juder gezwangen ist, alle Hantirungen und Verrichtungen,
welche in demselben Räume an anderen Kranken geschehen und die oft unappetitlicher und
ekelerregender Art sind, mitanzusohcn, oder gar durch den Zwang, dauernder Zeuge der
Leiden und sogar des Sterbens anderer Kranker sein zu müssen, aufs Tiefste beunruhigt und
erschüttert zu werden. Und da die Krankenpflege eine ihrer vornehmsten Aufgaben gerade
darin suchen muss, derartige Einwirkungen auf den Kranken, welche oft sehr erheblichen Ein-
iluss auf den Ablauf seiner Krankheit nehmen können, von ihm fem zu halten, so entspricht
diese Seite der Krankenhausbehandlung keineswegs den Anforderungen einer rationellen Therapie.
Die Behandlung in Specialkrankenhäusern hat andere Aufgaben. Bei ihr fällt das
nachtheiligu Moment der Unterbringung der Krauken in grossen gemeinsamen Räumen zum
erheblichen Theilo oder auch ganz fort; sie werden dementsprechend auch von Angehörigen
der besser situirten tlesellschaftsclasscn vorwiegend besucht; und erst neuerdings sind erfolg-
reiche Bestrebungen in die Erscheinung getreten, auch den mittleren Bevölkerungskreisen die
Woblthat die.'ier Anstalten zu ermöglichen. Eine jede solche Anstalt dient einer eigenen
Methode der Krankenbehandlung; und es bestehen derartige Austal Leu für Behand-
lungsmethoden, welche entweder eine dauernde und ununterbrochene Einwirkung auf den
Kranken nöthig machen, oder aber besonderer Heilfactoren für ihre /wecke bedürfen, welche ^m
dann gerade in diesen Anstalten zur Verfügung stehen. Manchmal sind auch beide Momente ^M
gleichzeitig wirksam. So ist das bisher der Fall gewesen bei den Schwindsuchtshospi- ^^
tälern, welche früher, als man die Einwirkung eines bestimmten Klimas für die Conditio
sine qua non dieser Therapie ansah, in entsprechend gelegenen Kurorten errichtet worden
waren. Jetzt, wo dieser Heilfactor fast ganz in den Hintergrund getreten ist und dafür die
sogenannte hygienisch-diaetetische Behandlung, welche zutrefTender, da sie nichts anderes ist
als diese, eine sorgsam ausgebildete »specielle Krankenpflege" der Schwindsucht genannt
werden sollte, jetzt hat man überall Ueilstätteu* liir Lungenkranke zu errichten begonnen, in ^^
welchen diese speciellc Krankenpflege unter genauester Innehaltung einer für jede Stunde des ^M
Tages vorgeschriebenen Lebensweise und Bethätigung zur Durchführung gelangt. Des weiteren ^1
sind es die Krankenanstalten für Ernährungstherapie, welche eine solche ununter-
brochene Beeinflussung und Ucbcrw.ichiuig des Kranken möglich machen, die Anstalten zur
Herbeiführung einer Uebcromährung oder Unterernährung und der sonstigen dinetctischen ^M
Kuren. Auch für Herzkrankheiten beginnt eine eigene Anstaltsbebandlung sich zu entwickeln; ^M
in England giebt es bereits allgemeine Spitäler für Herzkranke, bei uns in Deutschland
bilden sich solche Anstalten an Kurorten aus, welche auch die sonstigen Behandlungsmethoden
und Heilfactoren für Herzkranke zur Verfügung haben. Schliesslich machen die eigenartigen ^M
Krankhcitsverbältnisse des jugendlichen Alters den Bestand eigener Kinderkrankenhäuser ^|
nothwcndig; das .Säuglingsalter mit seiner spccielten Ernährung, das Kindesalter mit seinen be-
sonderen Krankheiten ertordern diese Specialisirung. Und ganz besonders ist in diesen Kindcr-
spitälem, bei den im Kindcsalter reichlich vorkommenden Infectionskrankheiten, die Einrichtung
besonderer Abtheihingen für diese, in erster Linie für Diphtherie, Scharlach und Masern, un-
crlösslich. Solche lufectionsspitälcr werden auch sonst nolhwcndig, insbesondere in Zeiten
von Epidemien, wo Choler.ispitäler und l'estkrankenhäuser geschaffen werden müssen. Und dass
für die Krankheiten des Centralner\eiisystems Specialkrankenhäuser bestehen müssen, Lst darum
unbedingt geboten, weil diese Krankheiten entweder zu lange andauenidem SIcehthum bei
I gänzlicher Hülflosigkeit des Kranken fülircn und so Spitäler für Ncrvenkrankheite n ^h
I bcnöthigen, oder aber als Geisteskrankheit sich geltend machen, und dann natürlich eine Unter- ^M
' bringung solcher Kranker in Irrenanstalten erfordern. Die Krankenhausbehandlung in ^^
derartigen Specialspitälern ist daher nicht zu entbehren und leistet sehr Werthvollcs: nur i.st
p es .luch hier naturgemäss sehr schwer, eine gewisse Gleichlörmigkeit der Behandlung und
I einen mehr oder minder ausgesprochenen Schematismus zu vermeiden.
r MENDELSOnN.
Krftnkeuhell, l>ri ToIz in Obiirbajorn, (170 m boeh. Luftkurort mit Joclsoduchwefülquellen. Kltmit tnnMrf>n4,'
milttffp Ti'mpprBtar in i!er Saison 17.4". roUtiTP FeuclitiKkoit Ä7. im Sommer <l'i,2 pCt. \hfi l}n> V •" '
»n 0.3K N'ilnnm-, ri.S.'i t'aleinmliictrlionat. il.3 Chlor-. (I.(N)I7 .loiliiatrium. II,0I>I2 Kolilflisliirc. 0'
ütulT. Zur l^ntrrstllttiing boi 4eti Karen dioncn (jueUüAlv. <JiieUi;alf.»pifen, 8cifcngeii>t »nd (^nuU
L rtand der Bebindlung bilden Tomehinlich SjruhilU. äeroruloico, Haut-, Nerven-, Franenkranliheiten.
I wObzbttko.
Krankenpflege ist die gemeinsame Bezeichnung für drei verschiedene, wenn auch mit cinandori
nahe verwandte Disciplinen. Man versteht darunter einmal die Fürsorge für Kranke, wclchal
entweder infolge unzureichender eigener Verhältnisse oder, wie im Kriege und bei Epidemien^
aus Anlass des plötzlich hereinbrechenden grossen Bedürfnisses auf die P'ürsorge der All-i
gemcinheit angewiesen sind, die ihnen durch die weltliche oder die geistliche sogenannt
„organisirte Krankenpflege", sowie durch Kranken hausanlagen und ähnliche Einrichtungen
Tbeil wird; dieser Zweig der Krankenpflege, diu , Kraukenversorgung', ist ein bumaoi^
bestehen in der systcmatiscben und wisscnschaltlicb bevrussteu V
phystikaliseheD, hygienischen, psj-chischen und andersartigen Hcm .
kleinster Dosis, welche aber, da sie andauernd und ununterbri'
wirken, durch die Suiuniation ihrer Effecte sehr wesentliche utid oit au
Wirkungen herbeiführen, und die darum der wisscnschrtftlicheti Kraukefl
einer selbständigen Ileibncthode geben. Diese dem .Vrzte alleiaj
dürfte zutreflend ,llypurgic" (Meudelsobn) genannt werden kä
„Unterstützungmittcl anwenden'; und sie ist eine selbstätidii
therapeutische Methode dos Arztes. Es wird dalier an dieser Stell« x
Hypurgie die Rede sein.
Eine jede therapeutische Diseiplin hat zur Voraussetzung iltrer Attaki
Berechtigung, dass sie über eigene Qeilmittcl verfüge; und i" 'lir flii
jeden solchen Diseiplin muss das Inventar dieser Heilmittel, un '
in Gruppen ihrem inneren Wesen nach geordnet, die erste Stelle cii
]'harm,ikopoe für die Pharmakotherapie die mcdicamentösen Heilmit:'
der Hypurgie, der wissenschaftlichen Jvrankenpflcge, setzen sieh aus >
zusammen; und zu diesen gehören zunächst die materiellen Mittel der hrti
welche deren gesammteii technischen Apparat umfassen und welche ri'in. ia .UiT
Eintheilungspriiicipe anderer tlierapeutisoherDiscipliuen, nach ihrer i'
ihrer Herstellung griippirt werdeu können. Sie würden deraeut.-j
(ilasgeräthe, in Giimmiutcnsilien und Metallgeräthe; und zu ihnen k.f
aus anderen Materialien gefertigten und nicht besonders für die y ■
bereiteten, sondern nur angemessen modilicirleu Hausgeräthe, ins!"
standtheile und Zubehör des Bettes bilden, hinzu. Die zweite 'ir
mittein sind die somatischen Mittel. Sie bestehen in allen
deren dem Kranken die körpeilicbeu Verrichtungen, welche das t _
sowie diejenigen Besonderheiten, welche der Zustand des Krank^ciiji bn
Krankenpflege entweder ganz abgenommen werden oder durch die er in ihwrl
Vornahme in so weitgehendem M.iassc unterstützt wird, dass sie für ihn anticj
geringsten Anstrengungen und Beschwerdon vor sich gehen. Diese somatischen B«l
um so grössere Bedeutung, als die täglichen Verrichtungen auch in ' "
gehen müssen, die beiden, in der Krankenpflege am meisten hervortretend
die mögliehst ergiebige Anwendung dieser somatischen Mittel notbwendig ma
und die Unbeholfenheit des Kranken, welche bis zur völligen activen Lei^tul
keit gehen können, und die horizontale Position, welche die Bettlage mit:'
welche die selbständige Vornahme dieser Verrichtungen erschwert und oft
dritte Gruppe bilden sodann die hygienischen Mittel der K'- -■•'''.•
massig in somatisch-hygienische und in psyehisch-hygienische i
fassen all« diejenigen hygienischen Kinrichtungcu und Anordne.;, (;..
scblosseneu Aufunthaltsraiinie ohnedies gelten, für einen zum länger
.'\ufeuthalte eines Kranken bestimmten Raum jedoch besonders eiact ausgefi
und vielfach selbst eigene A4)änderungen für den eigenartigen Zweck des Kr
fahren. Soweit diese Maassuahmeu, wie dieErwärmurn' mU-i Mikmiim.- .I.r Z^niajB
[Kmiikonpllop;«
S'25 —
Krcalin]
der, wenn man so ■will, conceritrischen Cinippcn von Personen ausgL'ht, welclie mit dem
ranken in Conncx kommen: von dem Pflegepersonal, von der Familie und von dritten,
cmden, unter dem Begriffe des «Besuches" zusammen 7.u fassenden Persiinlichkciton, so ge-
lörcn zu den psychischen Heilmitteln, deren wichtigste Einwirkung die Vermeidung jeder un-
üthigen Erregung ist, nicht nur alle Momente, welche den sogenannten , Umgang mit dem
ranken" zusammensetzen, sondern vor allem auch die so vielfach vontilirte und noch nicht zum
bschluss gekommene Frage der Ausbildung und der Herkunft des Krankenpflegeperiionals.
Alle diese Mittel haben, wie diejenigen einer jeden therapeutischen Disciplin, ihre be-
cndcrc und eigenartige Anwendungsarl. Diese Art der Anwendung ist für die materiellen
uilniittel der Hrpurgiu eine gegebene; denn diese sind zu dem vorbestimmten Zwecke eigens
ergestelltc Gorüthe, welche als technische Apparate dieselbe praecise Anwendung, aber auch die
'gleiche Bedeutung beanspruchen, wie die technischen Heilmittel andersartiger Disciplincn,beispiels-
■weise der orthopaedisehen und der sonstigen chirurgischen Methoden. Die somatischen Hcil-
ittel wiederum beruhen in ihrer Ausfühning sehr wesentlich auf der Geschicklichkeit und
'der Uebung der ausführenden Personen, während die psychischen Mittel der Krankenpflege an
den Tact und an die Intelligenz der für sie in Betracht kommenden Persönlichkeiten nicht
(Unerhebliche Anforderungen stellen.
Auch mit der Kenntniss dieser zweiten Gruppe der Anweodungsart der Mittel der
ypurgie ist die Krankenpflege noch keine wissenschaftliche Disciplin; denn die Anwendungs-
art dieser Mittel entspriciit in der .\nalogie der Pharmakotherapie erst der ArzneiinittoUchre.
"*i'as al>er die I'harmakotherapie erst zu einer Wissenschaft macht, ist die Pharmakodynamik,
eiche die physiologischen EITecte eines jeden Heilmittels kennen lehrt und damit erst seine
isscnschaftiieh begründete Verwendung cnnöglicht. So muss auch für die Mittel der
Krankenpflege eine Dynamik dieser Heilmittel ausgebaut und vertieft werden; und
■wenn man sich vergegenwärtigt, dass keine einzige therapeutische Einwirkung, welcher Art sie
auch sein mag, eine Function des menschlichen Körpers in ihrer Gesammtheit beeintlusst, sondern
immer nur partiell, wenn beispielsweise ein Mittel zur Herbeiführung einer Stuhlentleerung
entweder nur die Peristaltik anregt oder die Dnrmcontenta verflüssigt oder die Reibung
zwischen Faeces und Dannwand verringert, so vermögen auch die Heilmittel der Hypurgie
derartige partielle neilcfTecte auszuüben, und selbst solche, welche andersartigen therapcuti-
■rhen Einflüssen nicht zugänglich sind. Für das Beispiel der Stuhlentlecrung können sie das
sogar in sehr wesentlichem Maasse: der EfTect der Bauchpresse ist sehr erheblich von der
Körperhaltung abhängig; und so sind die Mittel der Hypurgie, welche eine angemessene Körper-
haltung bei der Defaoeation schaffen und dadurch die Expulsion der Faeces fördern, in genau
dem gleichen Grade PurgantitV wie die entsprechenden arzneilichen oder andersartigen Heil-
mittel, welche ebenfalls nur Theilactionen der Gesammtfunctioncn, nicht diese in ihrer .\llge-
nieiuheit günstig beeinflussen. Es lässt sich auch für die Mittel der Krankenpflege
nachweisen, dass sie wesentliche Einwirkungen auf das Zustandekommen und
den Ablauf aller einzelnen Functionen des menschlichen Organismus aus-
ȟben, und dass sie darum als wahre Heilmittel zu erachten sind (Mendelsohn).
Vit der Durchführung dieser Dynamik der Krankenpflcgeheilmittel ist eben aus der ^Kranken-
pHege" die „Hj-purgie" geworden.
Sic kann das aber erst dann vollständig sein, wenn auch die iDdicationen für die An-
wendung dieser Mittel durch die klinische Prüfung und Beobachtung ebenso festgestellt sind,
wie das für die andersartigen therapeutischen Agenticn geschehen ist und geschieht. Dies«
Aufgabe in weit intensiverem und umfangreicherem Maasse durchzuführen, wird sich die Klinik
nicht entziehen können. Zur Voraussetzung dafür gehört allerdings eine möglichst praeciso
Feststellung der Dynamik der Wirkungsweise der Krankenpflcgeheilmittel, einer Wirkungs-
weise, welcho bisher auf das ausserordcntlichste unterschätzt und gering geachtet worden ist;
sind diese Wirkungen jedoch praeciser als bisher ermittelt und feststehende geworden, so
besitzt alsdann die specielle Therapie in den Mitteln der Krankenpflege neue grosse und
wirksame Gruppen von Heilmitteln, um ihrer Aufgabe gerecht zu werden: bestimmte physio-
logische Wirkungen im kranken menschlichen Organismus herbeizuführen.
MENDELS« IHN.
I
Krapinil-Too|)]ilz, im Wiruilar CdmiUt« KroiUeu, 152
haiifUScIiEich zu HAdi'rn bcnutit wvrden.
baeh, mit 42° warmsii indilForvntvn Qaellon, wskhe
W.
ci
NHj
+
hreatin, IilcthrlKiii>ni<lini<.s»iX»ltur«, TiüvKin^ flndot aieh bononden im Matkelsaftii der Sini^othidre, TSgel,
An)p)ii))ji>n, Fi^clin. aueli im Blut iiud bfi oiniKPii TLiPfPii, in geringf^r Heng« atieli heim Mpttsciivri. tm Ovliini.
^yutUuti&eh iiit oh durch VoDtBrd und Strocker ■nit Cyanunid and Surkosln orhallnn wontrn:
»j. Es korstallisirt mit 1 Holncnl M'uvsor in loono-
^^n«' klinon Prismen, dio bei UW° daa Kr}-Fit«tlw«.<iKiir ver-
XS rii . na . onnn Herxn. lOsl «icU in UA Tli. Wissor bei M", in !MUI Th.
_ .. a t i i' ,,' kilUm «bsolutem Alkiibol, gir ultlit in Aiither. Di«
Gjaatmid Sarkoain Kre.tln. wässerige LOsung reagirt ueutml Beim Kuebeü niit
Bar^tlijdritt lorfllll os in Snrkosln. Rurnstuff und Meth^noduitoin, C^U^NjO}. mit >jurck«illier<it;d und Wa»«er lo
OxaN&Dro und MetbylguHniilin. Dureb Erhitxeii mit Mineralalliiren uder CblorzinklUsung udcr bei Erhitr.on mit
Wusnr unter Druck auf Hill" gehl e« in Krotlinin über. Eü bildet mit äaureu, suwie mit einigon Saiten kij-
' dlisirendc Verbindungen.
SPIEGEL.
/CH,
NfH
NCHjCOOII
Sukoaiii
14— IGpCt. Eiwüiss und '/i— 2 pCt. Fett, ist trohlschmeckend und
verdaulich, deshalb aus der Kraiikendiaet zu streichen.
Kri>islaar88lörnii^cii, Oertel-Kur. Pfis Hoilvorfahren, dos Oertel'
20 .lahron im i'igeuen Interesse entworfen hat, ist ufit»T <Jcni Naiu«iJ
allgemeines geworden. Es erstreckt sich auf chroni.scho Störungen
.'ipparates, deren IvKhirs.iehe die Insuffir.ieiiz des Herzens ist. Di»' I
experimentellen Unler.suchungen unil Heohach fünften gefunden'
<iiaetetisclie, in innigem Zusammenhang mit der Kmäliriin'.: -
sie der Classe der mechanischen oder physikalisch- 1
sannuenfa.ssung die.ser Mittel in zwei Gruppen sehri'
chroni.scher Kreislaufsstörungeu in zwei Verfahren: 1. in ein diaetw
ein mechanisch-gjninastisches. Das leitende Prineip der gajiz«u i
ist der Ausgleich zwischen arteriellem und venösem Systetn. Knlftig
gewordenen Herzmuskels, Krleichterung der Herzarbnit durch Ve
bewegenden Last hezw. der Flüssigkeitsmenge im KörjMir, Kntla.sliu)g
weiterhin, nachdem der Ausgleich zwischen arteriellem und vcnte«
als möglich erreicht ist, Krhaltimg desselben oder des t'ircnlatioo
cn:deni oder bestmöglichem Zustand. Mit der Kogidirung oder
Klüssigkeitsmenge im Körper verbindet sich datier die Bebandluti:; deii
ülu'rm.'i.ssigcn, falschen lunl ungenügenden Ernälirung. dann die l\r
nuiskcls durch Hebung der Krnälining und durch mechanisch-pinn
durch .\uslüsung kräftiger Her/.contractionen. insbesondere durch
A. Diaetetische Methode. 1. Reductinn der Flüssigkcif-mri,
wü-sserutig des.selben durch Verminderung der FlOssigkei:
düng mit der mechaiii.sch-gymn;tstischen Methode durch l,...-.... ..
.nusscheidung durch Muskelarbeit und durch Einwirkung phy.-iikalischffj
Wiirme: römisch-irische Bäder, l)ara])fhader oder auch, iniless
pharmakologische Mittel, Tilokarpin etc. 2. Belastung des Cireujatino
die Nahruiigsaufalune so jiiedrig wie möglich. Vielfache Zerlegnn
in kleine, zumeist auch Trennung iler festen Sp<;isen von il'-n üetri
starke Anfüllung des Magens und einen l)mck von unten
und auf die Ahdoniiualgefäs.se, sowie eine zu starke !?•'
Erhöhung iler Herzarbeit durch die in kur7er Zeit erf(dgen<ie Kp
Mengen von Speisen und Getränken, oder temporäre Plethora la r«
Art der Ernährung. Bestimmung der Speisen, der (jiweis.sreiclu'n unil ^^
den Nahrimgsmittcl nach Quantität und Qualität, ••"» ""
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naofnti/l «)«
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IT.irlinViiinfV Aaa RiivniaaKi--.
[rpislatirsstörunpon
— R27 —
Krmslaursstöruiippn]
I
von verbrauchten Striffnii während der Steigbpwegung;. M. Krriffigiing sfuiinitliebtT
Muskeln, Besserung der allgemeinen Kmilhning und Hluthildung, KrhOhung der
Lei.stuiigsfrihigkeit des Kör])ers und der Mllgeineinen Widerstandsfähigkeit durcli das-
selbi! Mittel, »iiireli Muskehirlieit übi'rti:tn[)t, (jynui:L«tik, Turnen, Hoizsiialten u. s. w.
4. Krlii'ihinig der (•"liissigkeitsniisscheiiinng in Folge vermehrter Wa'sserabgabe durch
Haut und Lungen unter der Einwirkung der cUaetetisrhen und meehaiiisfhen Mittel
auf die Funetionen des l irganisnuis. Entlastung der Nieren.
Heide .Melhodi'u. die di:n-teti.Mdn> und meehaniseh-gVTumvstische, stehen mit einander
in innigster Vei-I)iiiflüng uiul Weeh.sidbeziehung: a) die die Kreislanfssti'irungen be-
dingenden und b) die von ihnen abhiiugigen Krankheitszustände zu beseitigen. Sie
werden daher aueli in der Kegel zugleieli in .\n\vendung gezogen: snn.st kann es .sieli
nur darum hajuicln. (h'e diactetisehe der mechaniseh-gynuiastisehen eine Zeitlang vor-
ausgehen zu lassen, da entweder dio Realisirung der Ten-ainkurnn augenblieklieh Zeit
und Verhältnis.se veriiiiulern, oder bei hoeligradiger Stauung und besonders stark herab-
gesetzter Ilerzkraft eine medieainentösc Behandlung und Entl.istung des Kreislaufs,
eine ausgiebige Entw.ässcrung des Körpers vorher dringend nothwendig erscheint.
Indieationen bilden: 1. llii- den Stauungen im Blutkreislauf zu Grunde
liegende Ursarhe selbst. Kraflabnahnie des Herzmuskels, Altnabnie des Blutdrucks
im Aorteusysteni, Störung dos hydrostatischen Gleichgewichts, a) Bei sonst intaetem
Gefäs,sain)arate: in Folge von Fettsucht unter Insuffici<'nz und |)iIatntio)] des Herz-
nniskels, durch liyanitiod und Atrojdiie des Herznuiskels in Folge von Anaenue,
Ciilorose und Hydr.temie u. s. w. oder durch theilweise Degenerationsvorgängc in
den Muskelelementen, b) Bei Beschiidigung des Circulation.sapparates: im Herzen
selbst bei Klapitenfeldern umi ihjcIi nicht vollständig eingetretener, ungenügender
oder in Abnahme begriffener Aceonimodation des Herzens, hei Störungen des l^uDgen-
kreislaufs. Emphysem. Einengung des Bmstranms durch Verkrümmung der Wirbel-
säule, Kyidioskoliose etc. II. IHe von den Kreislaufsstöruugen abhfingigcn
secundären Krankheitszustände: a) Socundäre Ernähnings-störungen , über-
niä-ssige Fetthildung, seröse Plethora, Hydraemie, Blutarnnith u. s. w. b) Krank-
hcitsziLStänrie als Folgen der Stauung im venö.sen Apparate: Katarrhalische Verände-
nnigen, Stauungsk:itarrhe der Schleimhäute der Kespirationsorgane, des .Magens,
Darmes u. s. w., secundän- Erkrankungen der Haut als vicariirenden Organs für die
Nieren in Folge von ("ongestivzustünden und Hypersecretion, Ekzeme, Fuss.schwei.sse
u. 8. w., Störungen der Filtration, der Exosmose u. s. w., endlich bei aneurysmatisclier
Erweiterimg diT GefäLsse, hauptsiu^hlich der Aorta*, bei welcher durch den erhöhten
arteriellen l>ruck eine plötzliche grössere Sch:1digung oder selbst nnmittelhare Lebens-
gefahr umi der Tod eintreten kann. Es steht ausser Zweifel, dass, wo es gelingt,
eine hinreichende Erniedrigung des Blutdrucks zu erzielen, auch der Zeitpunkt der
Zerrei.s.s«ng des .•uu-urysinatisrlien Sackes ln"niuisgerückt, die Lebensgefahr für die
nächste Zeit verniimlert werden dürfte. Die hauptsächlichste Indication liegt hiiT
für das diaetetische Heilverfahren vor.
.\usführung. Man leitet d;us Heilverfahren, wie es bei der Behandlung von
Herzkr.inkheiten überhaui)t geschehen soll, mit der Bestimmung der Flüs.sigkeits-
bilanz ein, 2 Tage unter gcwolinter Flüssigkeitsaufnahuic, 2 Tage unter stark
herabgesetzter, und bestinnnt darnacli die für den bezüglichen Circulationsap])arat
zulris.sigen Flüssigkeitsniengen. Eben.so wird die Diaet n:u:h dein Ernährungszustand,
Eiweiss- und Fettbesfand des Kranken eingerichtet nnd je nach Umständen entweder
sofort oder später die Grösse der mechanischen Einwirkimg auf das Herz durch die
Geh- und Steigbewegung, womöglich an einem Terra inkurort, bestimmt unter ge-
nauer Angabe der Arbeitsleistung, der zu begehenden ebenen oder mehr oder weniger
ansteigenden Wege und bezfigliehen Wegstrecken. In der gleichen Weise erfolgt
die Znfheilung der gynm.a.stischen Uebungen. Indem der Kranke unter beständiger
ärztlicher Contrnle gehalten wird, erhöht man lang.s.im die Arbeit.saufgabe durch
Vernieiining der Wegstrecken und Heranziehung von Wegen mit grösserer Steigung,
lä.sst iumuT die nöthigen Ruhepau.sen i-intreten und grös-sere Arbeitsaufg:iben nnt
kleineren abwechseln, bis die Kreisl.aufsstörungen sich so weit wie möglich ausge-
glichen und (Las Herz wieder erstarkt und der (lirculationsappar.-it zur Norm zurück-
gebracht oder der bestmögliche Zustand erreicht ist. An die Kur schliessen sich
Vorschriften zur Erhaltung des Erfolges. Eine medicamontöse Behaiullung katni auch
aurlj diese Kraiiklii'iteu, wenn nicbt der Tod uiiniittottiÄ
diantutisrhe Metlmde noch günstig beeinflusst, itamentlid
der KoKt und Regulirung der Flüssigkeitsaufiiahine. uju nicht durrh
Aufnahme die Kreisl.iufsstrirungon nnd die davon aliiiflngigoii sulijet-Jirt
Op|)resbion auf der Brust, .stenokardiscbc Schmerzen, l>_vs|)^Ol^ k.iniil
stelij; und rasch zunehmender Weise zu erhi'lhen. Auch die Kin|
mente. namentlich der Diuretica, der Digitalis, gestaltet sich
8chr;lnkter als unter abundanter Aufnahme von Flüssigkeit.
B. ('nntraYndicationen gegen die Anwendung des Ahd^i
fahren.«. Gegenanzeigen in diesem Sinne liegen vor: In
keit.sreduction in Fällen, in welchen unter normalem Wa•^'<| i ,
der (iewebe eine Kindickung unter die Jiürni nicbt angestrebt wenlcn
leibigkeit luid manchen Herzkrankheiten im Anfangs.stadium. fiiio H»
Flü.s,sigkcitsaiifna!inH' kann hier nur uüthwendig werden, wenn der Kr
wölint hat, über die Norm grosse Mengen von Getr.'lnken zu sich n i
atul(;re Krankheitszustilnde durch die Verminderung der FInssigkeitMufnd
wiegender Fiweissernfthrung eine Steigenmg erfahren, wie Ciicht, h.ir
liegt die .Aufgabe so, da.ss durch IMfl'erenzbestinimungen berai
mus.K, unter welcher Fliissigkeitsaufnahine iler meiste Friu eiitie
schr.'inkung der Anfn;dnne xon Fett und Kohlehydraten ist wlbs
schlössen, wo ein norni;iler oder gi-ringer Fettliestand vorhanden ist
Enifihnmgsstriruiigeii, iiiaiigelh.'ifte Fett- und Blutbildung liestehen und
dieser zugli'ich als Aufgabe der Theraiiic betrachtet werden rniuo. l'i
gewissen l'Vttbest-ind auch der Eiweis.sbestand des KnrjM'rs abhäiisi?
letztere bei zu weit gehender Knffettimg nicht mehr erhalt«-» wcnli4
Abnahnu; der Leistungsfähigkeit des Körpers, Schwilrhezustände sind '
Methode ib-r Kntfettiing dii' gewöhtiliclien Folgen.
('. {'ontraindicationen gegen die Anwendung des tnirh»!
nastischen Verfahrens. Die Methode setzt Fillle voraus, in wlq
mfiglich ist, durch die Stelgbewegnng mehr oder weniger kräftige,
auszulosen. Wo dieses nicht mehr j:elingt, kein Ai-rstärktes Hei
der Steigbewegung mehr eintritt, der l'ids nicht voller, lijirter,
d. h. der Blutdruck zunimnit, sondern im (-iegentheil die Herzconln«
fitändig, rre(|ueiit und anhuhmiscli erfolgen, der Kranke kein Herjkli
sondern stark ifysimoibdi uiui cyanotiscli wird, kann durch die uieckiiiJ
sehe Mi'tliode nur selten ein Erfolg melu' erzielt wenlen. In vicl'u
mit einer sclion zu weit vorgeschrittenen 1 »egeneration des Henm«
schon die Unniögüchkeit einer Ausführung der Methode die Gegen
S]n'cielle Contniiiidicationen geben folgendej
krf>i8iHiin*8toriin|r(*n
Kreosot]
Lxur Alihf'iluii^ K^l^^ninuMi ist. meist in Foip' i'iiicr zu firossi-ii körjnTÜclii'n Aiistreii-
fgung; weit vorgoscliritti'tic Skicroso dur Kraiizartcrii'n, wolcho diu i''ini;iiiruii}; <iiT in
auspclirciti'tcr Def^t-neration bojrrifTr'nuti Muskel fasern lii'ointr:u'hti};;fn und eine go-
f steigerte Zufiiiir vtm Nalirniaterial so viel wie uninüglieli niaclii*n; aii^enieino
|Atiien>tnatose der Arterien. Iiei weli-her. da die Gefä.ssc nicht mehr im Stande sind,
Idurrli ra^rlic Heralisetzinig der Wandspannung den durch diu Steigbewegung sich
lerln"iheiuieii lllutdruck zu coinpensiren, insbesondere der Hirngefüsse, leicht eine
Serreissuiig, .\()fjple.\ie, zu füreliten ist; Aneurysmen der Aorta* und aiulerer Gefä.ss-
[stämnie; vor}:esc!irittene i'lironisciie Kntziimiung des Nierenparenchyms mit ^'er^l(lung
prösst-riT lilomerulusliezirke in Folge lang bestellender Herzfehler; r'lirmiische Nieren-
erkrankung aus irgend welcher Ursache, in welcher eine Entlastung des Kreislaufü
in keiner Weise melir zu «'rreicheii ist; einfache Stauungsoedeme. auch weim sie
hochgradig sind, sciüicssen die Metlioiie in keiner Weise ans; schwere Erkrankung
lies Uterus uiui der Ovarien bei Frauen ii. s. w.
In Fällen, wo eine erbliche lielastnng für .-Vthcromatoso besteht, aber noch keine
[\errin<lerung au den Gefässen naehweisliar ist. diirfti' die Steigbewegung, speciell
Ida.s Kergsteigi'u, proplivlaktisch zu empfehlen sein. l).i während dos Steigens eine
fden zunehmenden Hlutdruck* e(>m|iensirende Erweiterung des Gefilssrohrs eintritt und
[l:uige Zeit nachhält, so liegt in der Steigbewegiing eine physiologische Beeinflussung
|«les Arterienrnhres, seiner Elast icität nmi FrniUirungsvorgänge, Gymnastik der Arterien,
vic sie durch kein anderes Mittel erreicht werden kann.
Inilem sf» ilie diaetetiscli-mechanische ISebandlung (b^^r Kreislaufsstörungen auf diu
'^in Frage konunenden physikalischen Eli'mente und die bewegenden nmf hetiinremjen
Facluren, Kraft utut Last, einzuwirken vermag, besitzen wir in derselben eine lliera-
peutische .Mefhuile. deren recoustniirende Wirkung von keiner anderen erreicht wird.
l'er Erfolg li;ingt dabei ab von der geuaiteii Individualisiruug unter Erwägung der
I vollen Wirkungsweise der zur Verfügung stellenden Mittel für den einzelnen Fall,
l der Indicatioiten und ContraTudicationen, sowie :indererseits von der nothwendigen
IBerücksicbtigimg der aus.sordem besteh<'ndcn Indicationen für die Anwendung anderer
I Methoden und Heilmittel. „
I OEKTEL.
Veo80t, Creasotum. Creosole, Creasote. Ph. G. m, ist eine klare, schwach gelbliche,
rst.-irk lichtbrechende, ölige Flü.ssigkeit, spco. View. 1,07, Sdp. 205—220. Trotz der sorgfältig
langegebcuen HeactioDCu der Pharmakopoeu wird sich niemals eine gleichartige Mischung der
ITerschiedcncn in dem KrcosDt enthalteucn Körper feststellen lassen, so wie sich dies ja au»
idem weiten Spiehaum dos Siedepunktes ergiebt. Kreosot ist unverdünnt ein starkes Actz-
Imittel und erzeugt üastrocnteriüs. Durch Resorption kommt es zu Schwindel, .Vthemnotb,
IBewusstlosigkeit, Sinken der Herzkraft, Lähmung uud Tod. Krämpfe, wie bei Phenoliutoxi-
[tation, fehlen.
I Das Kreosot ist besonders in Kapseln als Mittet gegen Tuberculose empfohlen worden,
tllinc innere Dcsinfectiou von Tuberkelbacillen durch directe Einwirkung ist nicht erwiesen
■ irorden und nicht anzunehmen. Die Besserung des Allgemeinbefindens muss deshalb auf
rändere Umstände zuriii^kgeführt werden, möglicherweise auf die stark dcsinlicirendc Kinwirkung
nuf Magen und Darm bei etwaigen .Vutointoxicationen. An Stelle des Kreosots ist besser das
pßuajakol* anzuwenden. Auch zu allen anderen therapeutischen Zwecken, zum Mundwasser,
num Aetzcn cariöser Zähne, empliehlt es sieh, statt dessen diesen Körper zu benutzen oder
pCarbolsäure anzuwenden. Dosis zu Mund- und Gurgelwasseni, Injectionen 1 : 2(X) Aqua, zu
LSuppositoriun 0,5, zu Klysmen 0,5—1,5 pro die, innerlich zu 0,01^0,1 in Lösung, PiUen.
IKapsclD. 0,2! pro dost, 1,0! pro die.
t Aqua Kreosoti, .\qua Binelli Ph. G. I; 1:100 Aqua. Trüb, ei tempore zu
I bereiten. TheelöfTelwcise bei Bronchitis, Magengnhruiig, Diarrhoe.
% Emulsio Kreosoti Audloud: Kreosotum 3, Oleum jecoris Asclli 180, Vitellum
ft ovi 1. Zu Klysmen.
I Mixtura Kreosoti, Creasote Kixture Ph. Brit.: Krcosotuin, Acidum aceticum
b glaciale ii 1, Spiritus .Tuniperi 2, Sü-upus simplex 32, Aqua 480. Täglich 2 bis
I 4 Esslöffel.
I Oleokreosotum, Krcosotoleinsäureaether, ein gelbliches Oel, spcc. Gew. 0.95,
I löslich in Aether, Chloroform. Giebt mit Gummi leicht eine Emulsion. Es wird
W im Körper zerlegt und ist weniger giftig als Kreosot. .Anwendung wie dieses sub-
I cutan und intern (Prevost).
■ Ungueutum Kreosoti Ph. Brit.: Kreosotum I, Unguentum simplex 8.
K 1. JACOB.SON.
■ Kreosot wird aus Holzthecr, besonders von Bucbcnholz, gewonnen; das Od, welches nach
Hoem sauren wässerigen Vorlauf übergebt, wird fractionirt, das oberhalb 180° destillircnde
dimcthjlaethcr CeHjCOCH,)! • (OH), Mcthvlprrogalloldimeth% .
Propylpyrogalloldiinetbj-laether C5n2(C3H-)(dCH:,).(0H). LM^ -
giubt mit Brom einen rothbniuncn harzigen Niederschlag, mit seh'
mit graugrüner oder schnell vorübergehender blauer, zuictart - •'
wird hiiulig mit T'hcnol verfälscht. Zur Erkennung dient n
und 1 Th. Wasser, in der Kreosot nicht, rhenol in jedem N'l. j
dium; heim Schütteln mit einem gleichen Volum des letzteren bleibt
klar, vührcud Pheuol ciuc gallertartige AosschciduDg bewirkt.
KreMin 1ii>»cU>1it m^ Itoltkrosolen. die durcb ooneontrirt« wXss«ri|te LOsDug toq krosoiji
lüiilieb gtMuac-Ll sind. Es ist eine braune, in Waxiier kl&r lOsliche Flüssigkeit mit u«a
Kresol. Ortho-, Mota- und Parakresol, zusammen Trikresol j^ii^nDt,
stanzen, welche der Karbolsäure und den dieser lihnlicheo .\
verleihen. Die roho Karbolsiinre enthält ungefähr 50 pCt. '1
wiLsserstüffcn. Aus ihr hat man durch Hitiiufügung von i-
Pracp.iratc dargestellt: Crcolin*, Lysol*. Kresin*, KrC'-
Solutol* u. a. Alle diese Prneparate haben denselben Nao
wechselnden Krcsolgehaltcs der Karbolsäure unglpichmdssig zus.
liehe Wirkung der Ncbcnproductc aus der Karbolsäure unn 'iie nur
Mischungen geben mit kalkhaltigem Wasser Trübungen. Es ist iu Kolf«
pfehlenswcrthcr, Liebreich'.s Vorschlag zu folgen und das reine Tr ' •
Kresolsaponat wurde zuerst von Kurkhurdt als Eiüata d'
Mischen gleicher Theile roher Karbolsäure und reiner Kaliseife und l.n.uii
bade bis zur klaren Lösuug. Es hat ebenso stark baktericide Eigen» "
aber in den verwendeten Concentrationeu angeblich keine Nebenwirkungeal
(icgensatz zum Karbol auch bei ganz kleinen Kindern verw.indt werdea.
Wendung mumilicireu die oberen Epidermisschuppen, werden braun und
Liquor Krcsoli saponatus wird ebenso dargestellt, nur tritt «ii 51
Karbolsäure das Cresolum crudum, welches aus Trikresul, höheren HomoU
dieser selbst, Pyridin, Naphtalin etc. besteht. Ganz ähnlich zusomma
Ilaschig, Krcsapol, Phenolin, Sapokarbol. Für chirurgische /Cwecke geoS
Lösung.
Kreiol l«t dia BeteicLnunfr de« OiTtoluuls, CgH^CHi'OH, dta dor Thrurti- .-iiUfrrrtalJ
ItHnnl ist. Im Steinliolilenthocr linden sieh alle drei gsniaeht, ebenso >:
Trciinunc der lisumeren durch fraeÜMnirte Destillation ist wef«ii der nali
Su(.serKt schwer. Will man ttie fUr «ich haben, so stellt man sie aus den
zotiren und Erhitzen der Diatolnsungen her. In chemischer Ucziebang doiii
trelTeo die Kre»ole dasselbe noch an desinfiolrender WirVune. Hoph wsr '
Walser der Verwenduni; hinderlich, ffemiöchc der .T '
Destillation erhaltou werden kOonen, be^itjien eine .
luügeu die Kresulu durch .Subatitutiun von Alkjlon .•
Kretotlnsänre, A cid um
■t.Tl'
•"-WcCC
irpiiimapr
Croprj
I
KrSnznach, Hoolhml im Kvit-Bci. Kulilrna, l(ir> m lipcili (inüchatit grIi'Ktiu, mit nilMiim Kllnis. Diu tU«il< lur
Tntik-, thriU Dinfaeh odor nntor Ztiii«ts Ton Mtittcrlikugi« zur Uadolcur ilionondcn (Junllnn sittd bis tu 'J4'* wann
unil "iithallKn bis lu 14.15 Nalriuin-. 2,U<I I alriiim-. (I.lr> Kuliiin-. II.MiJ Lithinni-. O.M'J Barjrum-, 0,084 i^trulltiilDi-,
n.l't:! UnintfeiumeliluriiJ, 0,2:1 Itrom-, 0.0014 [.Itiilinagiipstuin, 0.0118 ItuhliMiifauros Kiienuxydut, 0,(HK>4 areionoaurou
Kalli. InlLilaturittin, Maflsago. Hctlgjmna.stik, ElelttrutlictaiMo, Tiaitbonkuion.
WORZBUUd.
Kroeteogift. Die getneiae Kröte, Bufo vulgaris s. cincreos, die grüne italienische Kröte, Bufo
viridis s. v.iriabilis, und andere Arten der t'ialtung Bufo besitzen in ihrer Haut zahlreiche
wantenfijrmige fiifidriisen, die besonders reichlich hinter der Ohrgegend angehäuft siud. Das
Gift tritt bei Berührung der Thiere als milchige, klebrige, eigenthümlich widerlieh lauchartige
Flüssigkeit aus. Es besitzt eine stark örtlich irritirende Wirkung, erzeugt, in das Auge ge-
bracht, heftige Conjunctivitis und Keratitis, im Munde verursacht es brennenden Schmerz mit
starker Uothung und Schwellung der Schleimhaut. Allgemeine Vergiftungen beim Menschen
liegen nicht vor. Thiere gehen nach Einspritzung des Giftes fast unmittelbar nach der In-
jcction zu Grunde. Wird Blut mit Krötengift im ReagenzgLisc gemischt, so wird das Uaemo-
globin iu Methaemoglobiu, durch grosse Mengen von Krötengift in Haematin umgewandelt.
Im cireulircndcn Blute wird diese Blutverüuderung nicht beobachtet, wahrscheinlich weil die
Thiere zu schnell der Wirkung des Gifte.« erliegen (Pugliese). Neben dem local irritirend
und auf das Herz digit.ilinartig wirkenden, chemisch nur ungenau gekannten Bufidin oder
Phryntn kommt im Krütengifte nach Calmels Isocyanmethyl (Mcthylcorbylamin) CH3 " NC
und Isocvanossigsäure vor, welche auf ins Nervensvstcm lähmend wirken.
LANOOAABD.
Krondorf, hei Karl«bid, mit olkaliaehen Slaerling«n (1,1 Natiiara-, 0,6 Otloinm-, 0,3 Msgnesinm-, 0,017 Elscn-
btcarbuiial, 774 ccm frcin KohlonsHurc).
W.
Kropr, Struma, Goitrc, Gozzo, Goitro. Untpr Kropf vorstehen veir ciue krankhafte
ViTilmloruiig der Schiifldrüse, die meist mit einer Vergrösseruiig derselben oiiiber-
geht »nd von geringfügiger Anscjnvelhing eines oder beider (..appen »der des
Jsthmu.s bi.s zu einer enormen Voluniszunahme des Orgaus führt. Mau unterscheidet
unilaterale, bilaterale oder mediane, ferner suhniaxillare, substemale, sowie mobile,
waiidenule Kröpfe (Wiilflen. Letzttire kommen in Folge abnormer Beweglichkeit
des Kehlkopfs nnit der Trachea bald retrosternal, bald an die richtige Stelle zu
liegen. Die Driisensubstanz ist nach verschiedenen Richtungen hin in ihrer Structur
verändert, sodass man je nach Betheiligung resp. Entwickelung des betreffenden
Gewebes eine Struma parenchymatosa s. follicularis, fibrosa, vasculosa, colloides scu
gelatinosa .■intrifft. Erstere i'ntsteht durch Hyperplasie der Follikel, deren Zellen sich
durch Theilniig vcrnirdireii. Au manchen h>tellen kommt es nach Verdünnung der
Septa und .S-h\\und iles Epithels zur Bildung grös.sei-er unregelinä.ssig gestalteter kol-
loidhaltiger .Mveole». Die Struma Hbros,i kommt durcii Hyperplasie und Sklerose
des iiiterstitit'lieii Gewebes zu Stande und zwar gewöhnlich in einer bereits bestehen-
den oder gleichzeitig sich entwickelnden Struma parenchymatosa scu foUicul.iris. Je
nach Entwickelung der (iefässe wird eine Struma .aneurysmatica und varicosa be-
schrieben. Tritt eine .starke ainyloTde Üegener.ation des GefiLsses und des Parenchyms
der Drüse ein, welche dem Organ ein wachsartiges Ansehen giebt, so hat man aucli
von einem Wacliskropf, Struma arayloides, gesprochen. Das foetale Adenom (Wolf 1er)
11t eine epitheliale Neubildung <lar und entsteht aus atypisch v;iscularisirtem, em-
onaleiu Drflsengewebe. In Mcw Kr(">i)fen können sich .acute Entzündungen und
Absc&ssbildiingen entwickeln. Stninia intl.-imm.'itoria, Struniitis, welche auch auf die
Umgebung übergehen und zu l'eristrumitis führen können. Ursach(^ derselben siud
(Tavel) verschiedene Streptokokkenavten und der Bacillus coli communis.
Mau unterscheidet zwischen einer angeborenen und erworbenen Kropfkrankheit.
Der Kropf kann sich bald endemisch, bald sporadisch zeigen. Ersterenfalls ist er
an meist scharf abgegrenzte Bezirke gebunden, die sich aber über die g.onze Erdoberflilcho
zerstreut vorfinden. Die Entstehung des Kropfes ist auf eine lufection durch
einen organischen an bestimmte tellurische Gestaltungen gebundenen
und durch das Wasser dem Menschen übermittelten Krankheitskeim zu-
rückzuführen (Ewald, Die Erkrankungen der Schilddrüse, Wien, IS'J(i). Die Struma
congenita kommt f;ist ausnahmslos im Gebiet der Kropfendemien vor, die Struma
acquisita ist dagegen nicht an bestimmte territoriale Grenzen gelnuiden.
Je nach der Art, welclie Entwickelung und Verlauf des Kropfes zeigen, kann man
einen acuten und chronischen Kropf unterscheiden. Der erstere ist in Folge von
Anstrengungen beim Geburtsact, bei Husteiianfiillen oder nach dem Trinken von
Kropfwasser oder in Folge einer acuten Hyperaemie der Drüse beobachtet worden,
«m iyni]iiui«iiienHii oamnin nui iBnm <ra«gaiKB>i«iw<Ki;isit'ii.
XII l)l:mrotber Verfärbung, Kopfschnxirzeii und ."'.
ratinn und besonders die Exspiration wird diirrh liuii l'niiii «Iwl
auf die Trachea oder die in pleichein .Sinne wirkcnib' Lühinun^ di-rl
dtin-li Coniijrussion des Recurrens erschwert. Auch dies Monu'iit sin
{»rucii, der so stark werden kann, dass eine angi'schnitteni' Venr
s|iritzt. Herxkbipfen, gesteigerte Frequenz und Unregelmässigkeit
eine gewöhnliche Erscheinung, und zum Theil durch den direcli
gcschwulst auf die Kami cardiaci Vagi bedingt. Eine besonderr ]
Üislocation und Compression der Trachea durch den Kropf, wnbvi <
Luftröhre ()uer oder längs gestellt, auch wohl geradezu türi|ajrt
scheideiiföriiiige Krümnuing henorgenifcn winl. fiewrihnlich wiril
Luftröhre, Kiinrpelriiige und bindegewebige Theile, durch den Orack
zur Atrophie und Erweichung gebracht. An Stelle »li'
schlapiier Schlauch, d.i-s Luftbaiid (Kose), welches unter i a|
ständig zu niihte inacheti kann. Solche Zustände können eintreten,
Kropfgfsclnvulst in bedeutendem M.iasse nach aussen hin entwid
ilirccte ("onqu'ession resp. Versi'hiebung der Stiiuinbrmiler, theils
liecurrcus entstehen l'iu'alysen und Paresen der Stimmbänder (in •
Sprache wie Athinuiig verändert resp. erschwert werden, und gel?
liehe Erstickungsanfälle, plötzlich meist ohne Vorboten und iu flbp
Nachts, beobachtet werden. Die Stimme verändert sich, wird aaff»Iln
und tonlos, sngenainife Kroi)fstinune, und die Kranken niachen dun FJnil
an Aslhni.'t litten, l'elier die i-'r.ige, wie weit dieses Asthm.i eini- uervi'«
oder durch dirccte Compression des Nerven hervorgerufen sei. iM i
Worden. Siclierlick aber handelt es sich lun eine Compn-ssioiM
im Laufe der Erkraiikimg auftretenden l)ysph.igie. I)i"'selbc kann
Schlingbesclivvcrden bis zu totaler Unfähigkeit, zu schlucken nsp.
zubringen, zunehmen. Da sie auch bei retropharyngealen. äux
liaren Kröpfen vorkommt, kann unter Umständen die UrHache
behinderung lange Zeit verkannt werden.
Die Diagnose des Kropfes macht unter gewöhnlichen l«
Schwierigkeiten. Nur die retrosternalen, retrocIaviculAren und
Stnunen sind schwer zu erkennen. Von den anderen am Hals«' vnA«
schwülsten, Cysten, Aneurysmen, Lymphomen etc. sind sie in der Krg
grenzen. Schwieriger ist es, ilic Natur der KropT ' M
Dieselbe wird sieh im Allgemeinen nach den obi
zi'lneii Kropifonneii ennittcin las.«en, ist aber häutig erbt durch
UntersLicbung am Leichentisch festzustellen. Per Verlntif di -,• nnr
ist ein nfif>rniiH JaniTsnni*»r vnn Hpr .Ini>*iTiiI lii-^
tropf — 833 — Kumysp
, sich dabei um ein itCitzliclips Zusaintnenf:ill(>ii (Ins erweichten Traclicnlsfliliiuclies
oder um eine Parese oder einen Spasmus clor lUottis oder um Tod durrli plötzlichen
Druck der Kropfgcschwulst auf die erweichte Trachea (Kriinlein) handelt, ist immer
LDoch nicht entschieden.
Die Behaniilunp des Kropfes ist eine pn>])liylaktisrhe um! eine directe. In
Brsterer Bezichun}; steht die Venneidunp von Kro])lge;^enden bezw. notorischer Kropf-
Jbrunnen oder (Quellen in erster l..inie. Dazu kommt die Verhessr-rung der allgemeinen
[hygienischen Verhiiltnissn. Die medicann-ntiise Keliajidlung der Struma stützt sich auf
[den Einfluss, welchen das Jod in den verschiedenen Formen seiner Anwendung auf
Iden Kropf hat. Mau hat da.s.selbe innerlich als Joilkalitim, als .lodeisen, als .lodoform,
|8usserlich als Salbe oder Tirn.'tnr anjcewaridt, und damit ausfjezeichnete Krfolge erzielt.
I Das Gleiche gilt theilwei.se von den parenrliymatcisen Jodinjectionen, doch sind dieselben
nicht ganz gefahrlos, da in der Literatur ca. '2H Fälle bekaimt gegeben sind, in denen
ein blitzartig schneller Tod nach .solchen liijectionen erfolgte, oder Zellgewebscntznn-
dungen um den Kropf herum oder eine wahre Stnmiitis auftrat. An Steile der .lod-
tracparate hat mau auch F/i.senclilorid, Arsenik, Alkohol und Krgotin in Einsjiritzuiigen,
'luor-Wasserstoff, in halbproccntiger Losung in l*nsen von 20 — 25 Tropfen, inner-
I lieh gegeben. In hohem Maasse nierkwfirdig ist die zuerst von R e i n b o hi gemachte,
^von ßruna, Kocher, Ewald u. A. bestätigte Erfahrung, dass der Kropf nach Ver-
fütteiimg von Schilddrüsen.substaiiz, sei es in frischem Znstaudc, sei es iu F'orm der
1 T:d.>letten oder des Thyrojodins nach verhältnissmässig kurzer Zeit um ein Beträcht-
liches zurückgeht. Irulessen ist von einen) vollständigen Verschwinden der Struma
iiicbt die Kede, sondern die Wirkung scheint auf da.s die einzelnen Kropfknoten ver-
birnJemle und einbettende hyper|)lastische Gewebe beschränkt zu sein. Im Allge-
I meinen scheinen jinigero Kröpfe die.ser Behanfibmg zugänglicher wie ältere Exemplare,
(loch sind hier wohl auch itulividuello Verschiedenheiten vorhanden. Inmicrbin ist
ein Rückgimg des Halsumfanges bis zu 4Vs und ö cm in verbiiltnissmä.ssig kurzer
Zeit, nämlich schon innerhalb iler ersten 14 Ta.!;i> nach Beginn der Schiiddriis(>n-
Itherapie, beoJiachti't worden, wobei 2 — 5 Tabletten pro die zur Verabfolgung kamen.
>8t("trende Nebenwirkungen sind bi-i vorsichtiger Anwendung des Mittels so gut wie
I ansge.sclilo.>isen, doch tritt gelegentlich eine vt-niiehrte Pulsfre(pienz. auch wohl Herz-
Ipaljutation und ein leichtes Scjiwächogefühl ein. Nach Aussetzen des .Mittels gehen
I diese Erscheinungen schnell zurück. Von .Mikulicz ist an Stelli' der Schilddrüse
rauch die Tliymn.-*. angeblich mit gleich gutem Elrfolge, gegeben worden. Eine um-
fänglichere Mittheilung oder Bestätigung von anderer Seite steht noch .ans.
BWALD.
KrjniCA) Karort in Oftlizicn, im NordftbhAtige der Kirpftlhen 584 m buch KüschQUi ((etogen, mit gureichen, kftlk*
hftltigßD Eisenquellen (0.03 Eitfenbteftrbunat).
W.
KryoHn, CHjOCHj-CO-NHCrJIj-OC^H,. ist ein ConcJensttionsproiluet au D-Pbenetidin nnd MelbylglylinUllur».
Wpi<<fie, gemobloite, bitter nnd bci6«eud scbmeokendf' Nadeln, Sehmii. i>8— W)". itebwer lutlich in kaltem, leiehinr
in .siodcndom W'ae<8er. Ea ist wirksamer wie Phenacutin*. da es leiebtcr durch den Ma^n- und Damtsart verseift
wird und ist als Anodynnm nnd Antipyreticnro erapfublen wurden (Eiebhorst, Brefiler). Dosis 0,5—1,0 in
Fulrer, Oblat«D mehrmals tIgUeh.
J.
Kumys, Tschi^ao, ist ein moussircndes Getränk, welches aus Stuten- oder auch aus abge-
ndiniter Kubmilcb durch saure und alkoholische (lährung bereitet wird. Die ZusammeD-
setzuug schwankt je nach der Zusammensetzung der Milch und der Dauer der Gährung.
Echter Kumys enthält etwa 2,2 pCt. Eiweiss und Pepton, 2 pCt. Fett, 1,5 pCt. Zucker,
0,9 pCt. Milchsäure, 0,S pCt. Kohlensäure, 1,7 pCt. Alkohol, 0,3 pCt Salze, Kuhmilch-Kumys
dagegen 3,4 pCt. Eiweis.s und Pepton, 2 pCt. Fett, 1,8 pCt. Zucker, 0,7 pCt. .Milchsäure,
0,8 pCt. Kohlensäure, 1,9 pCt. Alkohol, 0,5 pCt. Salze. Lässt man die Milch länger als
3fi Stunden gähren, so hat der Kumys weniger Zucker, aber mehr Alkohol, bis zu 2,65 pCt.,
und Kohlensäure bis zu I pCt. Kumys ist also Nabrungs- und Genussmittel zugleich, wirkt
als Nutriens, aber auch als Stimulans, in grö.sseren Mengen genossen sogar berauschend.
Seine Bekömmlichkeit ist nicht bei Allen dieselbe und richtet sich auch nach dem Alter des
Getränks. Kinder und Individuen mit Neigung zu Durchfällen vertragen ihn im .Allgemeinen
nicht gut, und frischer Kumys von 24 Stunden erzeugt leichter Unbehagen, Kollern im ünter-
leibc, dünno Stühle, ein Kumys von 72 Stunden dagegen Verstopfung. Wer ihn gut verträgt,
spürt bald seine nährende und Appetit erregende Wirkung. Indicirt ist er besonders bei
.\nacniie, bei .allgemeiner Schwäche, bei Erschöpfungszuständen, bei Tuberculose. Pleuritis.
Pneumonie und Bronchitis, falls sie obrouisch sind, dagegen contraVndicirt bei Neigung zu
Haemoptysis, bei anaemischen Zuständen, so lange noch Blutungen bestehen, bei Neigung zu
0. Liebreich, Enejklupaedie. II. Band. gg
butter in den flandel kommt. Vermöge ihres erbeblich niednjferenPri
Ernäbning des Volkes mehr und mehr eingebürgert. Vom r>^'" r
ist gegen den Genuss von nus gutem Material hergestellter i it
da sie nach Versuchen am Menschen und Thicrcn an Bckümmlu e i
der Naturbutter kaum nachsteht. Im Deutsclien Reiche darf sie nur xmie
«Margarine" feilgehalten werden. Die Kunstbutter entb.Hlt lOpCt. WaoerJ
Fette: sie ist von der reinen Butter dadurch untersehiedeu, daas in ilir i'
flüchtigen Fettsäuren, Butter-, Capron-, Caprinsäurc, nur in Spuren rorii
Aus frischem Cocosnussöl wird die farblose und fast genichlnj* f*
(Schliiick), die fast 100 p Ct. Fett enthält und beim Backen Venrendua^f "
nntzung als Speisefett ist das nicht völlig zu beseitigende Aroma störend.
Knpfer, C'u, Atompt^wicht 63.3, spec. Gew. 8,94, Schmp. g^eo 10^'-
(Ics HihhIcIs eiitliiiit iiifist gpriiigc Meiigi'n von Ki8<>n, Ar9*>n. SdiwrWj
ist «ioiniich wi-irii, z.lli und ge.schineiiiip, .st:irk gläiizonü, von roti«
(Iclinliar. Es kann zu feiii.><teru Praht ausgezogen und io «-lir dM
walzt werden, «tie grünlich-lilaue.s Licht durchlaswen. An trockwier
Metall ujivcrrinderl, in feui-liter bedeckt es sieh allniählieh i'
von liasisrli kohlcnsaureni Kupfer. I)as selion seit den :i
.Mi'tall (aes ry[irieniii) linili't sich gediegen hüutig in Würfeln uiiii
Von (U-n vcclin-itften Kupfererzen sind die bek.inntesten : Malaciiit. RoAl
kupfererz, lüipFiTlasur, Kupferglanz. Kupferkies. In kleinen ilfiigifl
noch In anderen Erzen mit Blei, Silber, Wismuth, Arsen etr. .luf nm
in der .Nckerr-nle. Aeltere Angaben Aber das Vorkommen geringer
in der Pflanzenwnlt sind vielfach angezweifelt, weil man den KujifwS
liei der Analyse verwendeten Materalien zuriickführte, dodi sind W'
Tschifch inid K. B. Lehmann bestätigt worden. Cliarrli fand u»
EarlistotVi' der El ii^el federn von Turaeo (Bananenfre.ssor) 5.9 pCt. Ku]
entdeckte in dem llhite mancher Schneeken einen blauen Farlfloi
Harless Kupfer nachwies. Hilulig wurde Kupfer in Organen des. Jli'
in Leber. Galle nnii Gallensteinen, vorgefunden.
lJ;t Kupfer bei Luftzutritt von ganz schwachen Säuren, Kohlensli
Weinsfinre, von Eett und Kodisalz angegrifTen wird, so ist es erltlirlia
Speisen beim Kndien in blanken Kiipfergefässen nidit kupfcrhaltii
aber beim Stehenlassen ati der Luft.
Grüne Gemiis{'. welche in kupfernen Gefilssen oiler mit Zusaa «fl
oder Ku[)fervitriol gekocht werden, behalten ihre grüne Farbe. & '
der Bildung einer sierlebest.lndigen Kupferverbindung des rTiluropIildll
cyanin.sauren Kujifer.s (Tschirch). Daneben enthalten die CoDsenenmn'li
lu verdünnter Salzsäure uml SchwcfeLsiui
— 835 —
Kupfpr]
.l)l;iulirfi u;riini'ii NiciliM'schlaf;; von Kiijiferhydroxyil, iinlO-slich im Ucltci-sohussc, lös-
l^licb in Aminoniak, der Iteini Kiicheii in wassprlialtiges, srhwarzes Kuitferoxyd über-
teht. Fcrrocy;mi<:iiium füllt in Siiizsaurf unlö.slichos rnthltraunps Kupferferrocyaiiür.
tum Nachweis vnn Kiiiifw in <>r{:ani;n, CorisprviMi, Friirlilrn clc, werden dieselben
Imit Schwefelsäure niincralisirt: nach dein Verdani[)fen und Wiederaufnahme mit Salz-
Säure wird das Kupfer durch Schwefelwasserstoff gefallt.
Die in Wasser lüslichcn Salze gehen mit Kiweisskrirpern schwerlösliche Verbin-
•^dungen ein, welche im überschüssigen Eiweiss, nicht aber im Ueberschusse des
ITillungsmittels Ifislich sind. Je nach (,'oncentratinn nnd chemischer Zusammensetzung
Ides Salzes werden iU/.ende ndr'r ad.'^triii^irende Wirkungen hervorgebracht. In Sub-
stanz oder concentrirter lAsung aHerireii die Kiipfersalze die intacte Haut nicht,
hingegen wirken sie in dieser Form auf Wunden oder Schleindiüiite ätzend, in ver-
düiniten Liisungen adstringireini «nd secretiDiisvermindernd. Von Wunden kann ebenso
Wie vom ünterhautzellgevvebe aus Resorption erfolgen. Bei Aufnahme durch den
Wuml zeichnen sich itie Kupfcrsalze neben der adstringirenden Wirkung noch durch
den ekelhaften Metallgesclimaek aus. in Folge ihrer locai reizenden Wirkung stellt
sich je nach der Menge und (Jnncentration der aufgenommenen Kupfersalzlösung
heftiges Erbrechen oft grüngefärbter Massen ein. Entweder folgen, besonders wenn
■ der Magen gefüllt war, nach dem Erbrechen keine weiteren Erscheinungen mehr,
der aber es zeigen sich die F^rscheinungen der acuten Kupfervergiftung
^(heftige Magenschmerzen, wiederholtes Erbrechen, schmerzhafte Durchfälle), die unter
Krämpfen und ( ollaps zum Tode führen können. In Folge tler Zerstörung des Darm-
^epithels tinriet in solchen Fällen auch ergiebigere Resorption statt, und es treten
I dann nervöse Erscheinungen, Nephritis, flaemoglobinurie etc. zu Tage. Bei wieder-
I holter Aufnahme von Kupfersalzen in nicht brechenerregendcn Gaben kommen immer
I nur geringe Mengen zur Resorption. N.ich anhaltender Ku]>fer/.ufuhr hat man eine
I Herabsetzung der Muskel- und Nerventhätigkeit, Henunung der Enfwickelung der
Zellen, Vermindenmg der Zahl der rothen Blutkörperchen uml Bildung eines kachek-
tischen Zustaiides iieobachtet. Auch degenerative FVocesse in Leber und Nieren, so-
wie eine directe Schädigung des Blutes, eine Zerlegmig des Blutfarbstoffes, und hier-
durch hochgradige Anaemie scheinen die Kupfersalze zu liewirken (Fi lehne).
Das in den Säftestrom aufgenommene Kupfer wird langsam durch Harn, Darm
und Galle ausgeschieden und nur in geringen Mengen in der Leber aufgespeichert.
Nach subcutaner odiT intravenöser Application nicht ätzender Kupfersaize f;md
Harnack, (hu-is Dosen von 0,4 bezw. U.O'i.'i CuK bei einem Hunde tödtlich wirken.
Neben Unsicherheit in den Beinen, Schwäche im Gang schreiten die Symptome
allmählich fort bis zu einem vollständigen Lähnuingszustand; Herzschl.ag und
Respiration.'itH'Kegungen uenbii .•ui.'xserordentlich schwach und langsam, die ru]dllen
Kind erweitert. l)ie Sensibilität bleibt «'rhalten, und die auf Reiz venirsachten will-
kürlichen Bewegungen fallen sehr mangelhait aus, die Respiration wird obei-flächlich,
und zugleich erlischt allmählich die directe Reizbarkeit der willkürlichen Muskeln.
Der Tod tritt ohne erhebliche Zuckungen unter Herz- und Res])irationslähnumg ein.
Die Ku|)fersa!ze wirken in Folge der Bindung von Schwefelwasserstoff dcsodori-
sirend unti verhindern in verdünnten Lösungen die Entwickelung von Mikroorganismen.
Ans die.sein (irimde werden sie imierlich vielfach gegen Infectionskrankheiten, Lungen-
schwindsucht, f'liolera, Intermittens, besonders bei r)amikraiikheiten, auch als Band-
wurmnrittel und äus.serlich bei chronischen Hautkrankheiten gebraucht. Gegenwärtig
linden die Kii[)ferpraeparate ihre hau]»t.sächlich.ste innere Anwendung als Brechmittel.
In geeigneten Gaben erfolgt die emetische Wirkung rasch und ohne Nausca. Be-
sonders angezeigt erscheint diese Anwendung bei Phosphorvergiftung*.
Zum äus.seren Gebrauch dienen Kupfersalze als Aetzmittel und als Adstringenticu,
in Substanz zur Kauterisation von Geschwüren (Muttermund), Zerstörungen von .Nmi-
bildungen bei Trachom und Granulationen der Conjunctiva, als Streupulver für
Sehankcrgpschwüre und Komlylome. Concentrirtere Lösungen werden in Fistelgiingc
injicirt nnd verdünnte finden Anwendung bei Bindehautkatarrh und bei Gonorrhoe.
Cupruni oxydatum nigrum, Kupferoxyd, stellt ein schwarzes, amorphes,
geschmack- und geruchloses Pulver dar, ila.s in .sauren Flü.ssigkeiten sich allmählich
Lauflöst, [»ie innere Anwemiung geschieht in Pulverfonn meist mit Zimmt in Gaben
von 0,05—0,5, äusserlich in Salben (1,0 — 1,5 : 30) bei entzündlichen Anschwellungen.
I 53«
Kupfervitriol we(!;en dessen stärkeren localen Heizung
Cupruin arsenicosum, arsenigsaures Kupfel _
leiden rnipfolilen. Für einen Krwachsenen 0,0006 g pro die in I
aile 10 Minuten bis */j-stündig 1 KsslOffel zu nehmen. Erf.ihrangrn
Cupruni aceticum, Aerugo crystaliisata s. destillata
aeris, krystailisirter Grilnspan, neutrales essigsaures Ki
-|- HjO, zuerst von Basilias Valentinus bereitet, stellt dtuikelMai
Krystaile dar. Beim Kochen der wiis.serigen Lösung entweicl
eni«!tebt liasisch es.sigsaures Kupfer, welches in helllilniien Nadein _
gei.st l<i.'<lich ist. ALs .schwach<'S Aetzrnittel war Grünspan Bestandthsfl
lieber Hühneraugenpflaster (Kniplastnini ad clavos pedum), desGri/nspi
Aeruginis s. viride), des (Ixyniel Aeniginis (Üngnenhun aeg)-pti.iruifl
von Geschwüren im Munde und Rachen, ferner der Tinctura Cnpri acrti
(wird nach Schacht hergestellt durch Auflösen von ] Th. kry.stallisi
Kupfer in einem Gemisch von 1 Tii. 20 proc. Essigsäure und 55
einem Zusätze von 23 Th. 90 proc. Weingeist). Essigsaures Kupfer ia
des Se.hweinfnrtergrfins.
Cuprurn nitricnni, (NO^XCn -j- 2HjO, salpetersaures Kupfei
liunkeHitaue, pnsni:»tis«'he Krystaile, welche in Wa.sser leicht
liUft 7.crfiiessen. Wurde ab und zu als Aetzniittel und bei li
Cuprum sulfuricum, Kupfervitriol, blauer oder c)pri>cl
blauer Galitzenstein, schwefelsaures Kupferoxyd, bildet lil
Krystaile, die bei 220'' w.nsserfrei werden. Letztere sind weiss midn
Wasser an. Aus den grns.sen Kryst.illen des Kupfervitriols Ias.sen mA\
nieter lange Aetzstifte (Kup ferst ifte) herstellen. Lapis diviniu *. '
Cupnim alnininatum, stellt eine bläuiichweisso 51as.se dar, welche «»«
von Kupfervitriol, Alaun und Salpeter ü 16,0 nebst einem Zusalie reo
steht. Kupfervitriol ist we.seiitlicher Bestandtheil der Fehliiig'scheri, B*
Locweschen und Worni-Müller'schen Lösungen, welche dem .Vafh*<
(|uantita1iven IScstiinmung des Traubenzuckers dienen, indem beim
Kufiferoxyd in alkalischer Lösung durch Traubenzucker zu KupffnU
wird, welches sich als gelber oder rotlier Niederschlag zu erkennen pi'btl
alkalische KupfersuH'atlösungen gclien Biuretn-action*. Cuprum «ulfuni
Rnieticuni in Pulveni mit «i Zucker oder Pulvis gnmniosuä zu 0,"
15 Minuten, bis Erfolg eintritt, verabreicht. Verwendung finden
4—10: 100, adstringirende Lösungen 0,5—1 : 160 und SaU)en 4:100
KnasB ist ein durch gleichzeitige saure und scbtracbe alkoholische Gähnog '
dium der Nacbgäbrung befindliches rusidscbes Nationalgettänk. £s kann f
[Hwass
— R37 —
Kyphose]
holgehalt sehr niedrig, bei et-wa 1 pCt., gehalten, 4. das Entstehen milchsnurer und essig-
saurer Gäbrung begünstigt. Man hat daher wohl gelegentlich höhnend den Kvass als
sauer gewordenes Dünnbier bezeichnet.
Die Geschichte dos Kwass reicht um mehrere Jahrtausende zurück , denn das soge-
nannte Bier des Alterthums war thatsächlich Kwass. Wirkliches Hopfenbier existirte
fast bis zur Zeit Karls des Grossen nur bei einzelnen wenig bekannten Nationen des Ostens.
In der medicinischcn Literatur taucht der Kwass erst Ende des vorigen Jahrhunderts auf, fand
in Westeuropa aber keine Beachtung. Auch eine zu seiner Empfehlung dienende 1S96
erschienene Schrift von Kobert blieb unbeachtet. Auf dem Congresse zu Moskau hingegen
.und bei den sich an diesen anschliessenden Reusen in dos innere Russland lernten Hunderte
ron Acrzten dieses billige, unschädliche und wohlschineckeade Getränk kennen und schätzen.
Russland wird und wurde es von jeher von Reich und Arm gern getrunken. Für die
Üationaloekonomie Russlands bat es eine grosse Bedeutung. Bei allen Regimentern der
siscbeo Armee existiren besondere Kwasskocher, welche Officierskwoss und Soldatenkwass
Rierstellen. Kobert hat sich lUher bemüht, auch bei der deutschen Armee Kwass einzu-
Iführen. Selbst in den Krankenhäusern und Klöstern Russlands wird allenthalben Kwass ge-
Itrunken. lieber die chemische Zusammensetzung liegen nur wenige Arbeiten vor, von denen
rdie von Giorgicwski und Iljinsky die ausführlichsten sind. Nach ihnen beträgt die Menge
ies Alkohols 0,5 — 1,0 Volumprocent und der Milchsäure 0,1— 0,5 pCt. Nebenbei ist auch
~ sigsäure bis zu 0,15 pCt. vorhanden. Von Mikroben linden sich Hefepilze, sowie süure-
Ibildende Bacillen. Eine grosse Reihe von Rcrepten zur Kwassbereitung ist durch Kobert
idcm deutschen Publicum ziignngig gemacht worden. An durstlöschender Kraft, Unschädlich-
"keit und Billigkeil übertrifft der Kwass d.is Bier bei weitem und deshalb sollten alle .Mässig-
llteitsvereine seiner Einführung in Westeuropa das Wort reden.
' KOBEBT.
Kydift Roxb. PflanxeDK>ilung aus dur F«bi. der UftlrucuAn*. Dnlorfam. MaUeao, nahe rorwandt Abatilon.
K. ealyeioB Boxli.. im llimaUya, in Birma und Ostiiidinn liejtuirtch, li«fprt piiie selileimreieba Binde, welche gegen
Dikbetes angpwrndet wird. l)io Butfaüern wc*rdi'n xu Ui'spiniisten vururbeitel.
Kyllillglll Kottb. rflftQiongaitang aus dor Farn, der Cjr p er uno ai**, Untcrfam. Hcirpcaa, rorwandt der Gattung
Cji>(>raB. K. odorata Vahl in Brasilien ala Capim nbrirono. wohlriecbendos (irae, Capiffl eidroira, HeÜBsengraa,
odur Cupini limon, Limonpngras, bezeichnet, ist ein angenehm riechendes Kiedgras mit federlEieldielcon Bhitumeu.
Die AuäiOgo der Bllittor werden als sehwciji.4. and harntreibeud**^ Uittel angewandt. K. pungon» Link, in den
braailianischen Staaten Bahia und Minas Gera?« als Oapim de oamclou bocoicboot. Olbrt ein schwach aroffla-
^m tisebes Rhizom. Wird gegen Bubr und Uiabntea rerwendet.
Kyphose. Der ruiuic HtK'keii, Kyplinsis ilorsalis arciiata, hahitueüi: Kypliose, ist ur-
sprünglich tiifht die Folge einer Schwäi'he iler Kiickunniiisctilittur, sondern lediglich
• des WilleiJS uttd des iniuTvatnrijicheii .Apparates. Uir' Kiudi^r müssen durch eine
genidezii paetiagogisclie Krziehiuij? lernen, ihre Rfiekeniiiiiskeh) wieder dem Einflüsse
ihres Willen.s zugänglifli zn maclien. liiturstützt wird dies dnrch i'ine zwerkraä,ssige
IGymiüistik, .Sehwiinnicti, Kuinpfdrehungen und Huinplstrocken, während die Beine auf
einer Pol.sterbaiik tixirt sind, der ( Ibcrkrirper frei herausragt und der Kopf mit n.ich
unten geriehtoteni Gesicht möglichst hoch gehalten wird, ferner <l:is Tragen schwerer
Lasten, Widerstandsbewegimgen, auch niilitärisdie Marschübujigen, den sogenaimten
langsamen ScJiritt. Später lässt man p.issende Hantelübungen und M,as.sage folgen.
Gynmxstfk und Massage für sieh nliein können aber nur dann angewendet werden,
wenn keine Contraeliii-en der Weichtheile au der vorderen Seito. der Wirbelsäule vor-
liegen, antJerenfalls müs.sen diese erst getlclint umi die Wirbelsäule riiobilisirt werden.
Dies kann man auf verseliiedene Weise erreichen. In leieiiteren KiUlen genügen ein-
fache Suspension niit Hangübungen an Schweberingeii, aber mit gestreckten Knien,
oder Uehungen mit Stäben: Stal>ütjerschwingen mit gestreckten Armen unil Rnder-
t Übungen. In schwereren Fällen muss man kr.Hftigere Redressionsvorriehtungen an-
wenden, wie den Lorenz "sehe Wotmapparat, .in welchem die Redression durch die
Körperschwero des Kindes geschieht, während es mit beiden Händen um den WoUu
herumgreift. Zweckmässig lässt sich auch ein anderes Lorenz'sches Verfahren .td-
wenden. .\n einem Pfahle wird in variabler, den vorderen Darmbeinstacheln ent-
sprechender Höhe ein ^förmiges, gut gepolstertes Kisen angebracht, gegen welches
das Becken tlurch einen Riemen befestigt wird. Der Rücken wird in Hrihe der
Achselhöhlen durch einen verkürzbaren tiurt gegen den Pfahl angezogen, sodass
der Oberkörper sich nach vorne zu neigen mass. Slit .Aufgebot aller Kräfte soll nun
der Patient bei erhobenen .\rmen gegen die Wirkung (K^s Gurtes ankämpfen und wird
hierbei von dem Arzt durch kräftigen Zug an ilen Schullem nach rückwärts und
zugleich durch lunkrünmienden Druck nach abwärts unterstützt. In den Pausen
zwischen den üebungen liegen die Khider auf einer hölzcren schiefen fclbene. Zwischen
Bei der rnfhttii?chen Kyphose xrtrd «biSiThst '^ftS»'
ileitet und die Rflckenmusciilatiir zweimal täglich tlrirrh
L:i(;eniiig; gestärkt. Die Kinder dürfen nicht auf dem Armo getragen
DifisscQ Tag und Nacht auf einer festen Kusshaaruuktrntzo liefen, |
Kyphose mit einer festen Rolle unter dem Buckel. Sehr iweckm,"
Lagerung in einem Pliolps"sciieii Stebbett; zur Verhütung seillich
der Wirbelsäule kann man sie durch ein Holzcorset oder ein H»'i
corspt stützen. Bei der spoiulylitischen Kypho.se sind den Kindi
zu iiehtuen und die (libliu.sbilduug durch eine Entlastung <ler erkrank
auf das ununigünglich iiothwendige Ma.iss zu beschränken. Kine au^
der Wirbel.säulo kann nur in einer modificirten Horizontaljage gw<
beginiK'iuien ('onsolidirung des Gibbus. Erst dann tritt die ambull
mittelst etitlastendcr Stützapparate ein. Am besten kann eine Eni
Rückenlage, mit Extension oder mit Reclinationslago de« Rumpfes irr
geführt werden. Zur Exten.sion wird bei Anwendung einer iuitcn
Glisson 'sehe .Schlinge au den Kopf angelegt mit zuerst 4 — 0, .ipätwl
Belastimg. Der Phelps'sche „Holzcürass" ermöglicht neben der fnitteo
auch die Transportfäbigkeit des Patienten. Dieser Apparat, ton XSi
bett" getauft, Ist eine dem ganzen Körper angepassto Ilolzlade, io 4
vorsichtig bliieingelegt wird; der Knpf wird an einer G lisson'scliai
festigt. Der tixirte Patient befindet sich hier wirklich in einer entlutH
Stehbctt kann mit dem Patienten überall hingestellt werden; di*
Eine völlige Umbettung geschieht nur etwa alle 6 — s T:»ge, dieBfiflC«
täglich neu eingewickelt iiml dabei activ und pas-siv bewegt. D»
Stchbett liLsst sich zum gWissten Theil aus tüps herstellen, doch ist J
plicirt; ein recht praktischer Ersatz ist der Bradford'sche K;»liinen.
Leider lü.sst sich nun aber eine wirkliche Extension sowohl üi iii<
als auch im Phelps'schen Bett niu- bei der Spondylitis der Hi
obersten Bmstwirbel erreichen. Bei den tiefer gelegenen Wirbelp*
Reibung zu gro.ss. I''ür dinso erreichen wir eine genügende Exi
elrii' Kecliu.'rtionslage des Rumjifes (Raiichfuss, Maas, Vogt)^
tieutende Verbesserung dieser Methoden bedeutet das Reclinatiöi
Der Patient wird in Bauchlage auf gepolsterte Rollkissen mit
gegend und üliersrheiikel gelegt, wobei die mittlere ^^
dorisch ausgebaucht wird, oder auf einen durch vier nieii. .
rahmen. Zu starke Keclination mu.ss vermieden werden, ^un «inl ü'
des Körpers vom Scheitel bis zu den Glutealfalten mit einer Uj" li
deckt, zunächst rings um den Gibbus und dann auf deusolbon «M
dickere Polsterung aufgelegt, darnuf "'in Stflclr r*Hi>Matoff ■""I il^*
[Kyphose
_ 839 :=-
KyiihoÄ
Fnrdorunf; d(>r :il)solntcn Rulif* lii.'s Rumpfes iiiul di-r Kntlastung ilcr erkrankten
Wirbel vorwurfsfrei genügt. Die Wirkung der Apparate ist vorzfiglich; wenn die
Betten gut passen und nirgends drücken, sn schwinden die Schmerzen sofort.
C.'ilot liat cliis grosse Veniienst, gezeigt zu haben, wie man \on vornherein gegen
die Ausl>ildui)g des Buckels ankämpfen kann und soll und auch seit Ifingerer Zeit
bestehende Buckel redressiren kann. Auf die Narkose folgt als erster Act der Rc-
dression die forcirt«! Extension der Wirbels.lule. die mit Hilfe von fünf kräftigen
A.ssistenten, drei a>n oberen und zwei am unieren Kude des ()]ierationstischea. ge-
macht wird. Am Koitfciide übernimmt der mittelste As.sistent die Extension am Koj)fe
mit zwei festen, etwa 70 — MO cm langen Biiidenstreifen, deren einer um den Nacken,
der andere unter dem Kinn liegt. Bi'ide werden später mit eingegip.st. Zwei Assi.stenten
nelnnen jeder einen Arm, zwei jeder ein Bein und fangen auf Conimando an. lang-
sam und gleiciimii-ssig zu extendiren. |)urrli diese allmählich gesteigerte Extension
flacht sich der Buckel ali. I,ä.s.st die furcirte i'Atcnsion keine weitere Correction
erreielien, so folgt dan eigentliche Eindrücken dos Buckels. I>er Kranke wird mit
dem Bücken imd den Schlnsscllieiiieti je aid" eiu \'olkmann'sches Bänkchen gelegt,
währeinl ein As.si.stcnt seine .\rnie unter dii' Lcndiuiwirbelsäule unterlegt. l>er Ar/t
legt ein Stückchen Filz auf die prominenten Dornfortsätze, auf diesem beide Hände
flach auf und drückt imn, während alle Assistenten wieder fest anzieheji, langsam,
aber mit stetig wach.sender Kr;ift, doch ja nicht mit roher (iewalt den Buckel hin-
ein. Dabei hat er d.is Gefühl, d;us.s unter (Muem kradienden Geräu-scli die Wirbel
nachgeben und an.statt des Buckels eher eine Depression der Wirbelsäule entsteht.
Der redre.ssin^nde I^nick soll ni<'mals din>ct auf der Haut st,'ittbabi'n, da son.st die
Donifortsätze die Haut von innen nach aussen perforiren. Ist die Correction erreicht,
so fiili;t die exacte Fixation «ler erwünscliten Stellung im Gipsverband. Zu dorn
Zweck lässt man einen Assistenten während th^r Anlegung des Gipsverbandes den
redressirenden Druck weiter ausüben. Diese Anlegung beginnt mit der cx.icten
Polsterung de.s Hückons, auf deren richtige Auslnlinin^ viel ankommt. Man macht
die Polsterung so stark. d:uss man naciiher die Gipsliinden fest anziehen kaim, ohne
das« ein stärkerer Druck auf der Haut entutoht. Die .\ssi(itenton bleil)en ziehend
resp. driickend an ihren PlUtzon. bis der Verbiuid völlig eriiärtet ist. Dann folgt das
Eingipsen <les Kopfes. Dieser Verband wird innner nach 2—3 Monaten erneuert,
bis die Wirbelsäule soweit con.solidirt ist, dass ein leichteres Stützcorsct genügt.
.loiinesco und Vulpiiis haben die Extension mittels Flxschenzug oder Schraube
empfohlen, Lnni;e und Nebel dageirtMi besondere Rahmen angegeben. Bilhant
wiü bei herabhäriL^enilcni Kopfr eingipsen. Die beipiemste und sicherste Moditicalion
scheint der Ncln-l sehe Schwebelageningsapparat zu sein, der aus (iasrohr hergestellt
ist. Di'i'i verschiebbare Gurte stützen ilie Beine, einer die Brust. Die Extension ge-
.sehieht tinreh einen Kopfbalter, der Druck auf den redressirten Gibbus während des
Anlegens des Gipsverbandes mittels eine.s Zügels. Das tJalot'sche Verfahren ist
bei noch nicht ni lange bestehendem Buckel jugendlicher Individuen zu empfelilon.
Eine vierjährige Dauer bildet dii' Grenze, an der d:is Verfahren von Erfolg hegleitet
ist. Niemals soll mau es forciren.
Ist es nun bis zur beginnendi'n Consolidirung der Wirbelsäule gekommen, so ist
der Zeitpunkt da, die Behandlung mit einem portativen Apparat fortzusetzen. Wir
besitzen in der Röntgcnpliotographie ein gutes Mittel, um zu sehen, wie es mit dem
Krankheitsherd steht. Es muss aber auch jeder locale Schmerz nii-ht nur spont.an
und beim l''ingerdnick, .sondern auch bi'im Behi.stimgsdruck ausbleiben. Der probe-
weise in die aufrechte Haltung gebrachti' Patient muss nicht nur fn^i stehen köiuien.
sondern auch eine gewisse Freiheit der Haltung zeigen. Zu der Unzahl der porta-
tiven App.aratc gehtirt das abnehmbare Gipscorset Sayre's. Die gün.stige Wirkung
der Saspension bei-uht hier nicht auf einer wirklichen Streckung der Wirbcd.säule,
sondern fiarauf, dass sie die perverse Haltimg der spondyiitischen Wirbelsäule aus-
gleicht und den Krankheitsherd entlastet. Ein Gipscorset muss stets abnehmbar sein,
(lamit von Zeit zu Zeit eine ordentliche Reinigung lies Kdrpers vorgenommen werden
kann. Die Gii>scorsets haben nun .aber den N.achthcil. d:i8s sie sehr schwer sind.
.Man kann d.aher über einem Gipsmodell des Rumpfes Corscts aus anderm Stoff' bor-
stellen, aus Holz, Cellulose oder CelluluTd-Mull. Während sich die Gip.scorsets mehr
lür poliklinische Behandlung eignen, sind für die Praxis unbedingt die Hessing-
schen Corscts vorzuziehen, die aus Stof verfertigt sind und ihre Festigkeit und
an diese wird das untere Endo je eines Gummfstreff&nä
Ende in einpra Knopf am vorderen und hinteren Ende
corsets angeliängt wird. Spannt man nun diese Gummiliünder an,]
den Kopfring luid damit den Kopf selbst in die Höhe. Die ganze
nun fest und iinverschiebbar am Corset befestigt.
L.
Labessenz. In den Labdrüsen junger Kälber ündet sich ein pepsioähoUch
Enzym*, welches bei 15—40" aus der Milch sowohl bei neutraler, als uii
alkalischer Reactioo das CaseTn zur Coagulation und Abscheidung bringt,
an Stelle des gewijhnlichen Labs, d. h. getrockneter Stücke der Labmagea
Kälbern, als Handelspraeparate verwendeten Fermentlösungen werden
Vorschriften mehr oder weniger concentrirt hergestellt. Die wichtigeren sini
1. Besonders zu medicinischen Zwecken dient der Liquor seriparus. Es
Pharm. Germ. I, welcher durch Extractiou frischer, durch Abschaben von
erhaltener Schleimhaut mit Weisswein unter Zusatz von et-wa 4 pCt. Kochs«!
Filtration erhalten wird. 2. Nach Dieterioh wird die Eitraction des Lahm»
haltigem Wasser vorgenommen, welchem Kochsalz und etwas Borsäure, du
ca. '/» pCt. Thymol, zugesetzt werden. 3. Nach Hammarsten wird die Lab
mit schwach salzsäurehaltigem Wasser (auf 1 Labmagen 150 — 200 Wasser
HCl) extrahirt und die Lösung bis zu neutraler oder sehr schwach alk
stumpft. 4. Nach Erlenmeyer lässt sich kräftige Labessenz auch dui
liehen trockenen Labmagens mittelst gesättigter wässriger etwa >/b pCt
stellen. Die Behauptung, da.ss Salicylsäurezusatz sehr bald die Wirksamiei'i !
aufhebe, ist auf Grund früherer Beobachtungen über das Yerhalt<?.n von Pb«
säure zu Enzymen noch keineswegs als erwiesen zu betrachten (Sehaer).
Endlich kann zur Extraction des Labmagens auch glycerinhaltiges Wa
Zusätze benutzt werden. Zur Kläning der Labessenz vor der Filtration
Bolus, Talk oder Kaolin verwendet. Auch die Bauchspeicheldrüse, sowie_
Carica Papaya enthalten gewisse Mengen eines wie Labfennent wirke
nahe verwandten Enzyms. Je nach ihrer Conccntratiou vermögen die
die 200 — lOOOfache Gewichtsmenge Milch zur Gerinnung zu bringen. Nebe
werden in neuerer Zeit auch trockene Praeparate in den Handel KebraKÜit,J
Bedarf zur Bereitung süsser Molken in Wasser gelöst und mit einem ~
Glyceriu oder Alkohol versehen werden.
Lablatae, Pflanzenfaniilie aus der Ordnung der Labiatiflorae*, ausgexeidui4
zygomorphen Blülhen mit zweilippigem Kelch nach 3'2, zweilioDiiMr Krone na
[Labiatiflorac
Labyrintherkrankungrrn]
r entwickelt ist oder gini f»Ut Hierlisr dia Fitmiliea der Lmbitlie*. Serophultriicete*. Ae> iithtrete*.
Bignoiiikoi**«*, Uosneraeaae*, Vorben teeao*, l'laatiginiieoe* und «ioigc kloinsr».
Lab}rinthblutaiigen ratstehen primär putwoder ilurch intensive Gewalteinwiricungfii
I gegen das äussi^ni Ohr oder durch erbeblicho Verletzungen oder starke Ersciiüt-
terungen dos Si-hüdels, wobei nicht st'lteii I'r.icturen oder Fissuren des Felscnl)eins
0iit Bhitniistritt in die l,:il)ynntldn'ihie zu Stunde kommen.. Sod;irni sind sip se-
ctindär bei (.'aries nder NeJinise i\e^ !'"elsenbeins, ferniT bei Pachymeiiingitis h.'iemor-
rhagit'.'i, bei Meniugiti.s, Herz- und Nierenknuikiieileti, bei Diabetes, Leukaemie und
peniieiOser Anaeniie sicher benljaehtet. Aueh bei eintT Keihe von acuten Infections-
kranlkheiten, die ?.u einer veränderten Blutniiscbung uder zu einer Erkrankung der
GefH-s-swandungen füliren, wie beispielsweise Typhu.s, Diphtherie, sind diu-cU Öections-
bel'nnde mit «der ohne Betheiligung des Mittelohrs Labyrintliblutungcn nachgewiesen
I worden. Ebenso können grössere Dosen von Chinin oder Salicylsäure oder .starke
Explosiom-n Blutungen verursachen. Die Sytniitome bei Labyrinthblutungen sind
Schwerhörigkeit resp. Taubheit, Sausen, Uebelkeit, dann Erbrechen, Schwindel, tau-
melnder Gang. Objective Befunde am Tromoielfell fehlen meistentheils bei der
primären Labyrinthblutung. Die Prognose ist in Bezug auf Wiederherstellung der
nonnaleii Herfähigkeit in der Regel ungünstig, falls es sieh nicht etwa imi eine
kleine Blutung, wie nicht selten bei acuten Infectionskrankheiten, handelt, die leicht
resorbjrbar ist. Im Anfange der Erkrankung ist man aber imr auf Vennuthungen
angewiesen. In erster Keihe ist für absolute körperliche und geistige Ruhe zu
I sorgen und alles zu vermeiden, was Stauung oder Congestionen in den Hirngefässen
hervorrufen könnte. Im Anfang der Erkrankung sind Blutentziehungen, insbesondere
künstliche Blutegel am Warzen fortsatz von entschiedenem Nutzen. Ganz besonders
werden die Gehörsemptindungen, wie d;is Sausen und Brummen, sowie die Gleich-
gewichtsstönuigen hierdurch in günstiger Weise beeinfiusst. In älteren Fällen sind
Schwitzkuren und .ledkalium zu versuchen. ,,_„
byrintherkrunbungien kiimmen im VerhiUtniss zu den besonders im Kindesalter häutig
ZM beobachtenden Erkrankungen der benacldiarten Paukeuhtlhle relativ selten vor.
Es kann als eine besonders glückliche Einrichtung der Natur betrachtet werden,
d;iss das Labyrinth mit dem so zarten HiVrnervenapparat durch eine feste, harte
Kmichenkapsel gegen die Paukenhöhle geschützt ist. Es würde sonst leicht vor-
kommen können, dass ein gewöhnlicher Schnnjd'en oder eine Augina, die leicht auf
di(^ Paukeidiiihle übergehen, zu einer folgen-'^chweren Entzündung des akustischen
Endafiparats führen. Aber dennoch konmien die gefürchteten Erkrankungen des
Labyrinths, die häufig zu vollständiger Ert.aubung führen, zur Beobachtung. Leider
ist nach dem heutigen Stande der Wis.senschaft dif Differentialdiagnose einerseits
zwischen Labyrinth- und manchen Paukenhöhlenerkrankungen (Sclerosis etc.) oft
nicht mit ganzer Bestimmtheit zu stellen, andrerseits gerathen wir oft bei der
Beurtheilung eines nervOsen Obrenleidens in Verlegenheit, ob es sich um eine cen-
trale Erkrankung des Acusticus im Gehirn oder eine Labyrinth-Erkrankung handelt.
Wir sind fast ausschliesslich bei der Diagnose der Labyrintherkrankung auf
Function.spriihmgen des Geliörorgans, besonders vermittelst Stimmgabeln, oder auf
einzelne snbjective Angaben des Patienten (Labyrinthsymptome) angewiesen. Was
den ersten Punkt, die Functions[)rüfungen, betrifft, so gehört dazu a) die Lateni-
li.sation des Stimmgabeltons vom Scheitel nach der gesunden Seite nach dem
Weber'scben Versuch; b) der positive Ausfall des Rinne'schen Versuches auf
einem für die Sprache .sehr schwerhörigen Ohre; c) eine verhältnissmässig starke
Schwerhörigkeit für durch die Luft zugeleitete hohe Töne, aus der viergestrichenen
Uctave, bei relativ giitem Uörvermfigen für die tiefen Töne, klein c oder A, und
d) die sehr selten beobachtete Erscheinung, dass die Herabsetzung des Perceptions-
vomiögens für verschiedene Töne der musicalischcn Scala g:inz unregolmässig erfolgt
ist, endlich e) das öfter beobachtete Falschhören von Tönen, die Paracusis
duplicata. Einzelne der sogenannten Labyrinthsymptome erscheinen nicht in allen
Fällen ganz eindeutig imd haben desh.db für die Diagnose keinen absoluten Werth;
zu ihnen gehören a) die snbjectiven Gehörsempfindungen, b) die Hyperaesthesia
acustica, c) Schwindel und Gleichgewichtsstörungen, d) Uebelkeit und Erbrechen,
e) Taubiieit. Alle diese Erscheimmgen können auch bei Erkrankungen des mittleren
r
I
icitwnp ■«•on pcriphprer oUtr pentraler Softe te'ulÄl.itwfiStp
Mittclohrkrankhfitcn, sowohl bei den acuten, eiterigen.
Secrt'tioii L-ntwickclndiii Fonnen von trockinicni chronischen Mittfl
Mittclohrskli-rosp. Sodann sehen wir Lahyrintherkraukungeu «?nt8t
schiodonen entzündlichen F'rocessen des Ct'iitrahi«!rvct»sy!<tcm«, '
epidemischer Cerebrospinaiuieningitis, bei Hydrocophalus, bei arutcr
Encephalitis, bei Hirntumoren, bei Tabes, bei J?töriuigeii ilfr Blutci
Kopfgefässon, wie sie z. B. durch Horz-, Lungen- und Niurciikrankheii
entstehen. Nicht selten sind ferner alts Ursache Typhu-s, Masern, S
rherie, Syphilis, Mumps, Leukaemie, Diabetes etc. xu b- ' '' .••n.
es eutwe<ler durch embolische Processe, durch Kinwaiuk'i . pal
Organismen oder durch Verfuiderungen »1er Blutnii.schuiig zu patholo
tiouen in den endo- und perilymphatischen Hüutiiou de!« Laby rinthSj
Vernichtung der Sinneszellen iui l'orti'schen Organ und den feia»!
gungen zu .schweren Kunctioiis.störungen oder voll.stän<ligcr Taubheit
(.irosse Dosen Chinin, Sallcylsäure, seltener Tabak oder Chlorofon
inipressionablen oder widerstand.sunffihigen Gchr>rnorv'en nu»ist nur vn
Diu Therapie der Labyrintherkrankungen hat nur in acuten Fill(
Krfülg, z. B. nach Scharlach und Nhiseru erlebt man manchmal im«
freuliche Rrl'olge. Bei luetischen Krkrankungeu gelingt es zuweilon
unction.skur mit Quecksilber, der rapiden Herabsetzung des H
thun. Auch Schwitzkuren, entwetler durch S.-irsaparillenthoe
VMi l'ilokariMn, sind wiederholt mit grossem Krfolg aiig«<>vaudt »or
car|)iMum nmriaticuni wird bei Krwachsenon (O.iil) unter Binwickci
mit Ausnahme des Kopfes in eine wollene Decke jeden zweiten
vor der Mahlzeit eingespritzt. In der Regel tritt nach 6 — 30
und Speichelabsonderung auf, welche gewöhnlich 2 Stundou aiih.
Schwitzen nmss der l'aticnt vor Krk.ältung geschützt werden. Con
I'ilokarpin bei Herzkranken, bei chronischen Katarrhen der Lii/twi
schwärhlichen Individuen. Hier ist eine Schwitzkur durch hcLssr W
folgender Eiiiwickclung, durch heisse Luftbäder oder heissc feuchte
vorzuziehen. Ausser den Schwitzkuren sind in acuten Fallen \im '
nicht syphilitischen Ursprungs auch Blutentziehungen, am 1"
künstlichen Blutegels am NVarzenfortsatz, mit Vortheil anzuwcmli u.
werden auch ß Blutegel am Processus raastoides genügen. Auch
Kopf durch Fussbäder mit Senfmehl (30" K.), sowie Abfübroiittcl
(),ln— {),2."i pro dogi, oder salinische Mittel sind zu empfehlen. Hanii«;
chronische Falle von Labyrintherkrankungen, deren anatomisches Sul>»B
meistens nicht kennen, beispielsweise nach einer abgelaufenen Me
einer secundiiren Afl'ection dos Labyrinths bei Garies des Mittclofa
Erwartung<-n im Allgemeinen sehr niedrig zu stellen. Versucht
wiederholt Sjianische Fliegen auf den Warzenfortsatx, ferner eine 3-
Jodkaliunikur, manchmal in Verbindung mit Bromkaliuni. HienJad
selten auf die (jufilenden .sui)jectiven Geräusche einen besänftige
Labyrintherschiilterongen. Darunter versteht man Verändemnge« desl
zupiweise aber des membranipsi'n Labyrinths, welche nicht auf pT>>b«w
pathologischen Processen, soiufeni auf Störungen moleculärer Natur I» '
inembrandsen resp. ner\'öseu Gebilden beruhen. Sie könne« hv
tittvoin
liBbynnthprsphHnermigen
Lapfftmel
durch fiiieii K;ill :iiif <l('ii Krtpf, (iiiiT)i ("iiuMi Schlag mit einem ffsteii Gosionstaiul
gpgen (las Ithr rcsp. <lcn Kopf (nler diircii t'ino pli'itzlicht^ starke Sehalleinwirkiiiij;
bei Explosionpii vfni Gasen. Hierdureh kommt es meistens zu vorflberj;ehen(ler
Lahiimng des Aeustieus, seltener zu tlauernder Veriiichtuti^ seiner Function. Die
Fälle, bei denen nacli einer Ohrfeige, die nicht gerade mit grosser Krnft ausgeführt
wurde, mit oder ohne Ruptur des Trommelfelles dauernde Schwerhörigkeit zurück-
gehlieben ist, sind selten. Es wird sich dabei meistcntheils nicht um eine Blutung
ins Labyrinth oder um eine Luxation der <i<'lir»rkncichelrheii, sotidi-ni um eine Com-
motion h:uuiidii. Audi bei der operativen KrölTimn;; des NVar/.enfnrtsatzes mit Mei.ssel
und Hammer i.'it häulig eine Cominotion des Labyrinths anzunciimon, wenigstens
spreihiMi dafür die nach vollbrachter ilperation häufig vorkonmiende. nicht auf die
Narkose zu beziehendi' Benommenheit, Ko](fschmerzen, Sausen, manctimal sogar Er-
brechen und Schwindel, lüese letzteren sind wohl die hauptsächlichsten Symptome,
die für {..abvrintherschvittenuigon siirechen und im Grossen mul (ianzen bei zweck-
mässiger Bohandltuig eine günstige Prognose bieten. Leichtere Fälle von Labyrinth-
erschütterung verschwinden in der Regel bei knapper, blander Diaet luid ruhigem
Verhalten nach eiHigeii Tagen von selbst, in schwereren sind Eisblase, künstliche
Blut<»gel auf den Wansenfortsatz. sowie .intiphlogistische Diaet imd Laxantia za ver-
ordnen. Schwartze cmptiehlt bei nicht eintretender Besserung subcutane Injection
vtui Stychninum nitricum, 0,(K)2 — O,00fj pro do'i. Auch reizende Fussbäder, sowie
Applicationeii von Vesicantieit auf den Warzen fortsatz sind in protraliirten Fällen
zu empfehlen. ^^^
Labyrinthverletzungeii kommen zu Stande entweder auf dircctem Wege durch Traumen,
wie beispielsweise durch imgeschickte Extractionsversuche von Fremdkörpern aus (h'm
äusseren Gehflrgang oder durch zufälliges tiefes Eindringen von spitzen Gegenständen
las Ohr oder durch l'rojectile bei Sohuss Verletzungen. Auch bei Operationen, ganz be-
sonders bei der sogenaiuiten Radicaloperation des Warzenfort-satzes, wo der Atticus,
d. h. der obere Theil der I'aukeiduihle, eröffnet werden muss, sind von ungeübten
Ofierateuren Verletzungen dos Labyrinths nicht selten herbeigeführt worden. Ver-
hältnissmilssig viel iifter kommen auf indirectem Wege Labyrinthverletzungen zu
Stande, z. B. bei plritzliehcn Luftitruckschwankungcn im äusseren Gehörg.ing, durch
Einwirkung sehr starker Srhaileindrücke in der Nähe des Ohres und in geschlossenen
Räumen, überhaupt aber durch Gewalteinwirkung gegen das Ohr oder gegen die
Schädidknochen. Mei.st kommt es tiadurcli zn KhUutigeu in die Labyrinthhöhle
oder zu Zerreis.sung der sehr zarteji häutigen Labyrinthgebilde, manchmal auch
zu Fracturen und Fissuren des Felseidjeins. Aus derartigen Blutungen entwickeln
sich später Bindegewebs-Noubildungen oder knöcherne pathologi.sche Processe, welche
das (.'orti'sche Organ erheblich laedircn und functionsnnfähig machen können. Daraus
rcsultirt off totale, unheilbare Taubheit. Die Therapie muss sich hier auf absolute
Kidie, Antiphlogo.se, Blutegel, Eisblase auf den Warzeuforlsatz, beschränken.
KATZ.
Lackmus, durch Giihruiig lus Flechten, besonders aus Roccella, Lccanora- und Variolaria-Artcn,
d.trgestelltür Farbstoff, kommt in Tafeln, welche nach Zusatz von Kreide und Gips zu dem
Gäbrbrei hergestellt werden, iu den Handel. Kanc isolirte daraus als Hauptbc^tandtheile
Erythrolitmin und Azolitmin. Die Verwendung des Lackmus beruht darauf, dass er durch
freie Alkalien blau, durch freie Säuren roth gefärbt wird, der Farbenumschlag also zur Er-
kennung der einen wie der anderen dienen kann. Der Farbstoff ist in Wasser löslich.
Lactame, Lactime, Lactone. ;-- und (?-Oxjsäuren, d. h. solche, bei denen die Hydroxylgruppe
zur Carboxylgruppe in 1,4 oder l,b Stellung, durch 3 — 3 Atomgruppen getrennt, steht, haben
die Xeigung, unter Wasserabspaltung und Bildung 5- bezw. Ggliedrigcr Ringe in neue Verbin-
dungen überzugehen, die man Lactone nennt, z. B. (a).
OH OH =■ NO-^ + ^ ,, „ /CO CO • OH _ „ „ / C0\ „. ,, , ,, „
BnUnoIld 1,4 a-AraJdopbeDjrlgl^oijIsIlare lutio (Lutim),
In der neuen chemischen Nomenclatur werden diese Verbindungen durch die Endung
»olid" bezeichnet. Sie gehen schwer durch Kochen mit Wasser, leicht bei Gegenwart von
ätzenden oder kohlensauren Alkalien in die entsprechenden Oxysäuren bezw. deren Salze über.
Entsprechend entstehen aus ;'- und J-Amidosäuren Verbindungen, bei denen Amido- und
fAiVITHüiKn« oei oeponaen scBiemT nap, gov ■ uiijuuih.ii
zwcifflh.ift spielt auch hier die Vererbung, wie bei den Tbiertm,^
Ks ist ja bekannt, diiss man z. B. bei Kühen iluroh Zürlitung im
Vermehrung der Miichproduction zu erzielen, und ess lirgt die Am
di<- so oft beobachtete /Vg:ilaktie der Frauen zum Thell auf die D
werdende Seltenheit des Selbstnährens zurück zufüiiri'ii ist.
Die Therapie hat demnach prophylaktisch in zwei Ptuikt^Mi ciiixoM^
Forderung, dass jede gesunde F'rau ihre Kinder selbst stillt und 2.
nellen Ernährung der Schwangeren resp. der Wftchnerin. Eine reichlü
Ei Weissstoffen, verbunden mit massiger Bewegung, eine hüufige meciu
der Drüse, wie es das Anlegen des Kindes l)ewirkt, eine ir<'hi"irisrc PI
Warzen schon während der Scliwangerschaft werden m m, «
Milchsecretion zu heben; und umgekehrt wird eine P<. .iircb
und häutigere Abffllinnittel meist mit I'^rfolg bekämpf« w.-nli'ti kmn
stündlich ist, dass kranke, besonders mit erblichen Kr:uiklieiteii beh.ifrc
Kinder niemals selbst nähren solleu. Die frfliier so beliebten '
wegen der Unsicherheit ihn^r Wirkuni: mit AuMialime der Galega
Lartophentn ist aufzufasseu als ein raroamidophcuctol, in «cb-hcm iu einen .Ammog
eines Wasserstofifatoms der Milchsäurerest, das Lactyl, eingeführt ist. QH«'^!.^
Die neutrale Verbindung stellt ein Kr^stallpulvoj von bitterlichem Gescfama
117,4—118. In Wasser 1:500, in siedendem 1:55, in Weingeist 1 '
schwer löslich (Thums). Von coacentrirter Schwefelsaure wird L.i
Das Lactopbenin steht chemisch und tberapeutLsch dem Ph^nacetin na;if. .
tisch: in Dosen von 1 g treten aber auch hypnotische Kigenschaftcn hervor,
abfall hält Stunden lang, ohne Eintritt eines Schüttelfrostes, au. SchwoissAu^l
culüses Ekzem sind nach dem Gebrauch beobachtet worden. A Is Antirhcumitj
Stande sein, die Salicylsäure zu ersetzen. Dosis 0,5—1,0 mehmials tägL
Laotnca L., Pflanzengattung aus der Familie der Compositac*. Ty
Lactuceae, gekennzeichDct durch stark zusammengedrückte Achnetit-n
l'appus. Die Gattung L. umfasst kable, selten stcißiaarige, mil' '
ständigen, weichen Blättern und kleinen, rispig gruppirten Blüth
Grunde bauchig erweitert ist. Die hellgelben Zungenblüthen am u:jg.j:iijut«
zähnig. Etwa CO Arten in Europa, Asien, .\frika und Nordamerika. L. viros»
Giftsalat, ein zweijähriges, bis 1,5 m hohes Kraut mit horizontal .il
bläulich-grünen Blättern und abstehenden Rispenästen, in Euni
ist als Kopfsalat (Lattich, var. capitata) ein allbekanntes Gewaor.i. l sc»r
zweijährige, bis über meterhohe Art mit senkrecht gestellten Blättern (Compi
uns an wüsten Plätzen und Wegen nicht selten.
Die Lactucaarten führen in der Blüthezeit einen bittem, narkotiscbeo
von L. altissima, L. canadcnsis, L. capitata, L. elongata, L. sativo, L. seariota
arznciliche Verwendung findet.
Schon Hippokralcs und Dioskorides (/tpüa^) wandten Lactuc« als
und Plinius stellte sie dem Opium gleich. Die kritische Beobachtung bat
ein hypnotischer Effect viel weniger zuverlässig als durch Opium zu
grösseren Dosen, welche zur Erreichung einer hypnotischen Wirkung D«t%
Uhrcusausen, Schwindel, Kopfweh, Mydriasis und Steigerung der Diurese uod "
treten (Fron müUer). Bei subcutaner Verabreichung des Extraotes in to;
bei Hunden Herabsetzung der willkürlichen Bewegungen und Refleie, a«*ta
sibilität vom Centrum nach der Peripherie auf. Die bypaotiäcbo Wirkung
1
otal
iactup«
— 845 —
jitdaniim]
eiiiflussung des Gehirns, sondern auf der Vcrlangsamung von Circul.ition uml Rvspiralimi.
Während die Ilereactiou zuerst beschleunigt wird, sinkt sie allmählich, ebenso wie der Blut-
druck in Folge von Vaguslähmung und Depression der llerzganglieu (.Skworzoff). Aut no.i'
logo Weise kommt die Abnahme der Athmungsfrequenz zu Stande. Die Temperatur nimmt
gleichfalls ab. Bei übergrossen Dosen erfolgt der Tod durch HcrzliUimung, Iliinanaemic und
folgende Asphyiie. Die quergestreifte Musculntur bleibt direot erregbar.
Trotz der unzuverlässlicheo. zuweilen von üblen Nebenerscheinungen begleiteten Wirkung
benutzt man Lactuca in denjenigen Fällen, wo Opium schlecht vertragen wird oder wo man
den verstopfenden Einlluss des Opiums auf den Darm vermeiden will. Mit besserem Erfolge
wendet man sie als Sedativum und Antispasmodicum bei Pertussis, Asthma, l'leurilis, ner-
vösem Herzklopfen, AfTcctionen der Harnblase und des L'tcrus an. Aeusaerlich dienen die
Blätter als Cataplasma und im Decoct zum Verbände schmerzhafter itcschvrüre.
Bei der Verordnung von Lactucapraeparaten ist wohl zu beachten, dass Lactucarium und
Extractum Lactucae in ihrer Wirkung durchaus nicht identisch sind. Der Gehalt au dem
wirksamen Lactucin ist im Lactucarium erbeblich höher als in dem Extract. In letzterem ist
von Dymond ein pupillcnerweiterndes Alkalotd, CnHiiNOj, Schmp. 159,75", dem Uyos-
cyamiu isomer, zu 0,02 pCt. aufgefunden worden, während es im Lactucarium fehlt. Wahr-
scheinlich trägt dies AlkaloVd zur sedativen Wirkung bei. Das deutsche Lactucarium steht in
der Wirkung obenan, fast gleich ist das englische und österreichische, während daa Lactuca-
rium der Ph. Gall. wesentlich schwächer wirkt.
Eitrmetam Liotaeav, Eitriit de laitne ealtiTAD, T hridsee Ph. Oall.: Uor Prenuft miii
riisehen Steogeln Ton Lactuca capitaU wird zur Abficheidang dca Eiweisaos erbitxt uod lur Coii-
Bist«RS 3 verdampft. Steht dem Lactucarium in der Wirkung weit uaeh.
Extractum Laetaeae rirosae, Eztmit de laftue rireuse. Giftia llicbextrac t Ph. (*. I:
In Wa«8or braun, fast klar lösliches Extract Ton Consi.vteni '2. Enthalt Laclucon und Lactacin.
Wirkt ala SedatlTum, ll^noticum und Antiäpa^modicuro. Do»is 0.1— O.tt mehrmals täglich in PuWer,
Pillen , Mixturen. 0,(1! firo dfiti, '2,fi' prn di^.
Sirupns Lactncae. Sirop de thridacn Ph. Belg.: Extractum Lactaeafl 20, Aqua destillata fiO, St*
rupuR Himplex 960 werden auf 1000 eingekocht. DgsiB thoelaffolweise.
Lactucarium. Lactucarium gormanicum seu anglicum, Lettuoe-Opium,
Giftlattichsaft, Ph. G. II, ist der eingedickte Milchsaft von Lactuca virosa, durch Kappen
der Stengel zur Blüthezeit gewonnen. Es bildet gelbbraune, innen weissliche Stücke mit wachs-
artigem Bruch. .Mkohol. sowie Aether lösen es nur zum Theil, Gummi emulgirt es. Es riecht
eigcnthümlich narkotisch und schmeckt bitter, kratzend. .Ms wirksames Princip findet sich in
ihm Lactucin, ferner Lactucon oder Lactucerin. Lactucopikrin, Lactucasäure, organische Säuren,
Alaniiit, Eiweis.s und anorganische Salze. Dosis zu .\ugenwäbsern 0,5 — 1 ,0 : 50,0 Wasser, inner-
lich 0,05 — 0,3, 0,3! pro dogi, 1,0! prn die in Pillen, Pulvern, Emulsion. Als Hjpnoticum
wirken erst Dosen von 0,5!— 2,0! (FroDmöller).
Lactucarium gallicum Thridax Ph. Gall. stammt von Lactuca sativa L., Lactuca
virosa L. und Lactuca scariola. Dosis 0,2 — 1,0.
Lactucarium gallicum (.\ubergier) von Lactuca altijsima Bieberstein. In ihm sind
neben den Bestandtheilcn des deutschen Lactucariums noch Asparagin und Gallaktukon ent-
halten. Dosis wie von Lactucarium germanicum.
Lactucarium canadense von Lactuca canadensis L. und Lactuca elongata Milhl.
Extractum Lactnearii. Extraft de Lactucarium Pb. Gall.; Lactucarium 1 wird mit Spiritus (t
raacerirt und xnr Consistenx 'J Terdampft. Dosis 0,1 —0.3.
Pllulao Laetucarii (Bouehardat): Lactucarium 5, Radix Althaoae 0.&, Pil, 60, Abend» 1 Pille.
Sirupu« Lactaearii opiatut, Sirop de Laotncariam opiac^ Ph. Oall.; Extractum LactuoariJ
1,5 wird mit wannen Wamier ervobopft und Sacchanim 2000. Aoidnm citrioiim 0,^h, «owie eine fillrirte
Losung von Extraotam'Opii 0.75 in Aqua florum Anriintii 40 hinzuKegebon. Der Hirup wird mit
Elweim geklärt und mit Wasser auf daa Oewicht :I0U0 gebracht. 20 cem = 0,01 Extractum Laetucarii
and 0,005 Extractum Opii. Dosis 15,0—90.0. Illuflger wird beautat:
SirnpDS Laetucarii (Aubergier): Eitractuui Laetucarii 1,5. Saccharam 1000, Aqua 500. Aqua Herum
Anrantii 50. Dosis l-i Tbeelfiffel mebmals tiglicb. J. JACOBSON.
Oallaktnkon. ('„H^O (Franchimonl). Es bildet mikroskopische Radeln, Sehnp. 296°. DnlOslich in
Wssnr. schwer lOslieh in Alkohol, leicht in Ligroln. Im Eohleosaurestrom kann es, zum grtfssten Theil unaorsetsi,
sublinirt werden. Es ist gesrbmaeklo« und ungiftig. Durch ItetallKalzo wiid e» nicht gefnilt, durch vordllnnto
Sfturen und Alkalien nicht aogegriffen. Enthalten im Lactucarium Kallieum Auhergier.
Lactucerin, CmHjbOs, krjstallisirt erbalten (Th lerne und Ludwig), Es besteht aus den Es>ig5aureestern
des a- und ,H-Laclucerol8. C]]^y)0, welche aas ihm bei Verseifung mit alkoboliACbera Kali entstehen illesse). Ein
anderes Lactucerin. C^Hj^O). auch Lactucon genannt, fanden Lenoir nnd Kasiner. Es bildet mikroskopische
Nadeln Schmp. 210°, löslich in bei^Ficm Alkohol und in Aether. Beim Schmelien mit Kali liefert es Essig«ilure und
Lactucol CisHjpO ; ("„H^O, -f 2 H}0 = 2 C,,illg,0 -f- C^HiO^ 4' U«- )m Lactucarium gemianienre,
Lactucin (Auhergier). Bildet perlmutlergllnzende BUttohen oder rhombische Tafeln Ton rein bitterem
Gexcbraack, ist leicht lOslich in Alkohol, wenig In Aether und iu Wiaur, sieht RDchtig. wirkt schwichor als Lac-
tucarium. Dosis 0,05—0,5,
SPIEGEL.
LiftdADOlll« AU r.adanom, auch •Lahdannm'* war !feil dem Altertbnm bis in die letston Jahrhundert« ein harxartigw
Beeret offlcinell, weichet im Orient und im nstlichm Mittelmeergehiet Ton diver-en i'istns '-Arten ouigi'«chwilxt
wird und frflher Iheils durch Peitschen der i.'iHtufstrttncber. theils durch Auskämmen der Ton Cifto* weidenden
Ziegen mit eigentbUmlicbcn Instrumenten erbalten wurde. Das Lsdanum. welches nsmentlich als L. cretieon boeh-
gesobXtst war, stellte hraunMchwarxe, beim Ersinnen an)raafi<fch. d. h. storaxahnlich riechende sprflde .Wamsen dar.
walebe thaiU als .L. in massiv*, theits als .1.. In haenlis** in den Handel kamen, w&hrend eine in spiraÜK genillten
äMak«n Af In tortis) geliefert« Waare ein mit Sand und anderen mineralischen Beimisehangei) bis xn 80 pCI, Ter*
■Wigl«« Pradttct darstellt Den Hauptbeslandtheil det in Weingeist fast ganx lOsliehea reinen Scerets bildet sin
m
in Boliuf einer erfolgreichen Behandlung einer LShmune
gfäitige Boaiitworfung der folp'nden 5 Fragen uncrlä^^lirh:
1. Wf'lchc Muskoln sind g(>lühnit? 2. In wflchera Grade ( Parc» i
3. S<.'it wolclicr Zeit l)psteht die Lähmung? 4. Auf welcher Thcils
der willkiirliclien Bewegungsinnervationeii liegt die Störung, we
licrvornift? 5. Worin hostrht diese Störun;;, ist sit- functionell od
Per KitifliLss der beiden ersten Feststellungen auf die Therap
ersichtlich. Das Alter der Lähmung ist insofern von Eiiiflass, als
der Satz festzuhalten ist: in den ersten Wochen nach Kintritt i-in|
handle man nur die Striruiig, welche die Lähmung vcrur«,ieht. and '
inung als solche. Einer viel eingehenderer Besprechung bedarf dia
Bedi'utiuig der 4. Frage. Die histologischen Krgebnis.se der modemfl
lind die Experinientalcrgebni.sse der modernen Hirnphysii
scharfcharakterisirte Typen der Litlimmig kennen und unt- . i|
jeden dieser Typen lassen sich ganz bestimmte therapontische i;
Untersucht man nrmilich zimächst anatomisch die Bahn der willkil
tion<Mi, st» stellt sieh heraus, dass sie aus folgenden Thei Istreck«
a) die Ganglienzellen der motorischen Region der Hinirind
Axeni'ylinderfortsatzen dieser Ganglienzellen entspringenden, dureh iM
und den Uirnschenkelfuss spinn Iw.lrts ziehenden, grösstentheils s
Nervenfasern, deren Gcsammtheit als Pyramidenbahu bezcichnft wir
nannten Keniganglienzellen, welche von den Eodbäumen der l\ns
umsponnen werden. Sie liegen, soweit die Uimnerven in Betracht k
bekaiuiten Hininervenkernen zusammen; soweit die Ruckcniuarksner
kommen, sind sie in den multi])olaren Ganglienzellen des Vordci
d) die aus den Axencylinderfort.sätzen der letztg»?nannten Gang
springenden, als „Wurzelfasern" austretenden und zu der Musculator
pluTischen Nervenfasern.
Man unterscheidet daher: a) Corticale Lähmungen, x. B. die F.
gen der !>emeivtia ijüralytica. b) Pyramidenbahnlähmungen,
plegir dr>r pewi'ihnüchen Hirnhaemon'hagie. c) K ernlilhniungcn, t.1
Kin<ii'rlitlininng. d) Peripherische Lähmungen, z. B. die rheuraa
iihninng. Erwägt man. dass die sub 1 aufgeführten Ganglienzelleu
Region auf A.«snciationsbahnen von den V erstell im gsregionen des Ge
werden müssen, so leuchtet ein, dass auch Associatioi'
der Vorstellungen, z. B. hypochondrische, Lähmungen l>
diese auch als Associatioiis- und Vorstellungslähuui
.lede der angegebenen Lähmungs formen ist durch charakteristisji
ausgezeichnet. Die Association»- und Vorstellungslähmungeo werden v(i
Vorgängen in hohem Grade beeinflusst. Sie beziehen sich oft nur auf <
Rewegungscoordination, während andere Bewegungseoonlinationen
Muskeln normal ausgeführt werden. So ist z. B. bei der Abasie' ili«l
erloschen (Ganglähmiiiig), w."dirend der Kranke im Sitzen alle Bowt!
führen vermag. Den cortiealen und Pyramidcnbahnlähmungen.
als Lähmungen des ersten motorischen Neuronsystems znsammenf.-ts
ver.sehrtheit der elektrischen Erregbarkeit, das Ausbleiben '
die Steigerung der Sehnen]thaenomenc in den gelähmton Körp>
Umgekehrt ist bei den Kernlähmungen und den peripheren Laliuidi;,:
numgen des zweiten motorischen Neuronsystems, die elektri'sch«' Rnrj{
erheblich geschädigt, meist tritt rasch eine schwere Mnsl
sind die Sehni'n|diaenoniene meist stark herabgesetzt oder
sind die.se Stönmgen bei iler peripherischen Lähmung ausge-spHich«
nuclearen. Für die Therapie ist weiterhin noch die Thaisachc
Saehmiinp
— 847 —
liacrchcnschwamm ]
I
I
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dass die Liiliiniiirgcn des prstcii motorischen Neiironsystcins srhr oft zur Coiitractur
führen, wUhrcnd die I^ähmunpon des zweiten inotorischeu Ncuronsystcms schlaff
bleiben. Nur wenn eine |)eri|)hcrisrho oder Kernliihinung zwei antagonistische
Muskeln in sehr ungleichem M;i;t.ss betrifft, entwickelt sich in dem von der Läh-
mung ganz oder relativ verschont geliliolunicn Mnskcl eine ('onti'actnr. Auch
Contractiiren der corticaleii und i'yramiilenlialinlähmungen treten in der Regel in
den von der Lshnmng weniger hetroffenen Muskeln, z. B. hei gewöhnlicher Hemi-
plegie in den Beugemuskeln des Anns und in den Strecknmskeln des Beins, ein.
Die Ther:i|iie vermag heute hereit.s liestimiiite allgemeine Sätze für die Behiuul-
Inng der im Vorstellenden aufgeführten Lahmungen aufzustellen. I)ie wichtigsten
dieser Satze siiui folgende: a) l>ie associativen und Vorst'ellHngsl.Ihmungen
sind, soweit funct ioneil, fast mir der Psychotherapie zugfmglich. Medicamente,
mechanische, elektrische Behandlung etc. wirken nur durch Suggestion. Eins der
geeignetsten Suggestivinittel ist die Uebung. b) Die organischen corticalen und
namentlich die organischen Pyramidenbahnlilhniungen, also die Lähmungen
dos ersten motorischen Neuronsystems, sind nach Ablauf des acuten Stadiums für
vorsichtige elektrische Behandlung, am zweck^n^tssigsten eine regelmassige Kathoden-
behandlung, und Ma.ssage geeignet. Beide .sind auf die von der Lähmung hesonders
schwer getroffenen, also von (,'ontracttir nicht bedrohten Muskeln zu beschränken.
Zur Verhütung der Coiitractur eiiiptiidilt sich l'erner frühzeitige passive (iymnastik und
Lagenmg bezw. Fixation der Glieder in einer der drohenden Contractur entgegen-
gesetzten Stellung. Active Gymnastik ist nach Ablauf des acuten Stadiums sofort
zu beginnen, c) Die nuclearen Lähmungen, Kernlähmungen, erheischen gleichfalls
die Kathodenbehandlung der gelähmten Muskeln. Statt ihrer ist auch die Faradisation
statthaft. Die Mas-sage ist im Interesse der MtLskeh^rnährung noch viel dringlicher
al.s bei den Lähmungen des ersten Neuronsystems. Die Verhütung der Contractur
erfolgt nach demselben (irundsätzen. Active Gymnastik sollte früh, aber vorsichtig
begonnen werden. Strychnin scheint die Restitution zuweilen zu fiirdern. d) Periphe-
rische Lähmunj.cen erheischen in der elektrischen und niecliani.schen Behandlung
grosse Vorsicht, bis der acute Verlauf völlig abgeschlossen ist.
Die Behandlung der Lähmung als solcher ist selbstverständlich stets mit der
Behandlung der Lähnuingsursaclie zu verbinden. !)iese crgiebt sich aus einer
exactcn Beantwortung der oben sub 5 angeführten Frage. Liegt eine vollständige
Leitungsudlerln-echuiig vor. so ist bei einer Pyramidenbabulähmung nur insoweit auf
eine Rückkehr der Bewegungsfähigkeit zu hoffen, als andere Ner^'ellfase^l vicariircnd
für die zerstörten eintreten können. Die Theraj)ie hat daher ihr Hanptangenmi'rk in
soh'hen Fällen auf compensatorische Uebungen zu richten. Bei peripherischen Läh-
mungen ist das L'eberwachsen neuer Fasern aus dem centralen Stumpf in den peri-
pherischen sehr oft zu beobachten. In traumatischen Fällen kann dies üoberwach.sen
durch Nervennaht erheblich gefördert werden. Häufig handelt es sich um lui voll-
ständige LeitungsunterbrechunKen. F"nr die Therapie ist die Erfüllung der Caiisal-
iiidicationen iu solchen Fällen besonders aus-sichtsvoll. So ist die operative oder
medicamento.se Beseitigung einer Geschwulst, z. B. eines Gumma, welche dunb I*ruck
eine unvollständige Leitungsnnterbrechung hervomift, oder die Entziehung eines
Giftes, welches in den Nervenfasern Veränderungen (Neuritis toxica) und dadurch
Leitungsstömngen heriorruft, nicht selten im Stande, unvollständige Leitungsunter-
brechtmgen fiist vollständig zu heben. Die einzelnen Lähmungen, wie die des
F^acialis*, erfordern eine speciello Behandlung. ,,=„»„
iBCrchenschwamin, dur an älteren Stämmen der Lärche (Larix decidua Hill.) angewachsene,
namentlich aus dem nördlichen Rii.ssland bezogene ungcstielte, in meist hufeiseiiPirmigen
grossen Stücken vorkommende Hutpilz Polyporus officinnlis Fries, schon im .Mtcrthuin
als Volkshcilmittel bekannt und iu der spätem Materia medica als ,.\garieus albus" oder
„Boletus* Laricis" eingeführt. Das Gewebe ist mürbe, missfarbig weisslioh, mit Kalkoxalat-
Kr)stallon durchsetzt, von bittcrlich-süsscm, zugleich etwas scharfem Geschmack und giebt an
verschiedene Lösungsmittel theils amorphe und krystalliiiische purgirendc Harze, theils krj-stal-
linisches Agarikol, CioH,«0, und Phytosterin (vcgetab. Cholesterin) ab, uameutlich aber als oineu
der wirksamen Bestandlhi^ile die krystallisircnde, bei 139" schmelzende, mit Aepfclsäurc homo-
loge Agariciusäure* (.Vgaricin*, Laricin* der früheren Autoron). Früher diente die DroM
als Purgans und bildete einen nie fehlenden Bestandthcil des ,Elixir ad luiigam vitam'. Dls
absolutem, unlöslicli in Acthcr, von failem, nicM süssem Cescfir
es sich unter Karamelbildung und zerfallt in Glyltose und Lacvul
mit verdünnten Säuren. Es reducirt Fehling'sche Lösung erst nach
ist nicht direct gährfähig, wohl aber nach längerer Berührung mit H
vertirt. Mit Silbernitrat giobt es eine weisse Füllung, beim Enrärmen tritt I
hindert die Fällung von Eisen- und Kupferoxyd durch Alkalien. Bei der trod
entstehen Aceton, Essigsäure, Kohlensäure, Kohlenoxyd und Hetbao.
IjieTulln8änre,/9-Acetopropionsäurc,C5U903=CH3CO-CTl2-rTT (■',.n.«iti
feststellte, aus Hexosen, besonders leicht aus Laevulose, d.
welclie bei der Hydrolyse Hexosen liefern, z. B. Rohrzuckf-r -
verdünnten Säuren. Diese merkwürdige Reaction ist so .nl
nungsmittel für die Zugehörigkeit eines Kohlehydrats zur ii
Säure ist ferner synthetisch durch Ketonspaltung des Acetj-lbcr:
aus der .Mlylessigsäure durch Bromirung und nachfolgendes
worden : hierdurch sowie durch die Uebcrführbarkeit in Valerolacton and nofl
durch Reduction, in Bernsteinsäure durch Oxydation ergicht sich di> jheaj
stilution. Die Laevulinsäure hildet harte strahlige oder bl
bei rascher Destillation unter nur geringer /erselrung bei .
löslich. D.1S speo. Gew. ist bei 30° im uberschmolzcnen Zustande 1,13:^.
LRemlOHan, C„H,i,On. enl^teht noilfn Oljrkaae bei rucliem Erbitien von Eohnackrr tut IM«: •
Sirup, der heim Kochen mit Wasser oder TerdQnnten SHufen Ldevulosfl linferi, aijo woU «1> J
Torslellt. Hefe Ter^Slirt e.a nicht nnd kann aaf dieicm Wege von der lltjku^n g«tretial »kJA-J
Lagen&liR Ser. Pflnmengattnng ins der Fam. der Cnen rhitaee***. aa< der Oi
SanenanUßen gekennieiehneten PlaglospormeaG, Unterfani. der C'aeuiiit*T ineae
ehi'n die mftnnlichen Bldthen swoi freie boppolKtanhhUttor und ein einfach» SlaobKlaU
knoten der weibllciien ßlQthon ist untersUndig, dreifSchorig. Die Gn'*'-- ! -Tafi
(Cucurbita Lagenan'n L.1, Fla« ohe n k U rbis. I>ie Pflanze i.st ein bocii m
lieebendeR, einjHliriger« Kraut mit rundlieh-henförmigeo. eckigen Blti, ;l>v|
weissen Bluthen mit frelblattoriger Krone. Die Tflanie wird in allen Truii'ni.iniim wegM
b«nut«ten holzig-schaligen Frucht« enltivirt. Die Fruchte eind flaschen-, kmg-. «andahrflnalf 4
bisse). Frucbtflei'trh und .Samen finden ils AnRneimlttel Verwendung.
Lagophtbalmos, Hasenauge. Man versteht darunter die Unnv' ■''-•*'''■•'•. di»
schlies.'Jen. Der Musculus orbicularis ist gelähmt. Das ünterliii ib,
langt in Ectropiumstellung. Die Folgezustände sind lästig und a Ti
Thräticii über den Lidrand, secundäre Conjunctivitis, Dacryoc; rititil
faciei. Wenn mit dem Facialis auch der Trigeminus iu Mitlei
die Cornea anaestheti.scb und so noch mehr gefährdet. Die Bi.l
der Facialisparese zu (irunde liegecde Leiden. Local kommt, u. ... ...Mcit
zu verschlicssen und damit den Bulbus besser zu schützen, die Blepbaroiri^
Laraaloili llorr im Vtfl. Hirmlt, 190 m hoch, mit sldliehem Klimi, bnllit ein« grOaort hU
lieh. thfiU XU Bidem benutzten irsen- und eisenhaltigen Quellen, deren T ^ ■- ^^« f
Die Sunroe chiude (48°) enthUlt O.OU Eisen-, je 0.72 Natrium- und Ca! m^
bonal. O.OOnC Nalriumarsonat. 'JSn com freie Kohlensaure, die Sonrco 1- im
11.23. 11,0». O.OOOl. WW und O.OOIS Lithiumchlorid. dieSouv '' l,»
(1.0007 Lilhlurachlorid. O.iJOl Natrinmarsenat. ;168 ccm freie K -mA
Nerronkninkheiten. auch centralen IVb-prung». Anaemie. Fr.m -nOi
Lnininarla Mont. Pflanzengattung aus dem Unterreich der Cryp' ■•"-"'
Tli.illophy ta*, Unterclasse der .\lgae*. In letzterer bildet die '■■
Brauülaiige, Phaeophyceae, welche neben Chlorophyll einen fl"
kophae'in, führen. In der Familie der Laminariaceae sind !■•
meist blattirtig flachem Thallus vereint, der sich aus verzweig.
19 -
Landrj'scIiP Pnraijsp]
lang gestieltes Blatt erhebt. Bei L. ist das „Blatt^ rippeulus, ungetlieilt
(nfbrmig, bei eioigen Arten bis 2 m lang, bei mehreren Arten zerreisst die
Mife der Vegetationsperiode bandförmig in mehrere schmale Streifen. Die
id durch Schwärmüporen bewirkt, welche sich an oberflächlich dem Blatte
Iren entwickeln. Ein fie.schlcchtsact fehlt. Fast alle Arten gehören den
der nördlichen Erdhulfte an. L. digitata Larnour., aiif felsigen Meeres-
■2 m langen, an der Basis oft 4 cm dicken Stiele (stipites) erhebend, welche
lange und bis 90 cm breite, sich in eine unbestimmte Zahl riemenartiger
teu spaltende .'Spreite tragen, ist eine ausdauernde Pil.nnze. Wächst bis zu
an den Felsküsten des .\tlantischen Oceans, im Eismeere und im Grossen
Igs unterscheidet man die breitblätterige Form mit starrerem Stiele als
|dm., die kürzer gestielte, in schmalere Lappen sich spaltende als L. digi-
^hylla Ha^^'cy (L. flexi eaulis Lc Jolis). L. saccharina Lam,, der Zucker-
ig, trägt auf cyUndrischem Stiele eine lanzettliche, ungetheiite Spreite. Die
lan Mannit; sie gehört den europaeischen Meeren an. m.
L die Stiele des blattartigen Thallus der Laminaria Cloustoni, sind graubraune,
t Länge und l cm Dicke erreichende längsrunzelige Cyliuder, welche in Wasser
Sie finden in der (Geburtshilfe und in der Gj-naekologie zur allmäligen Er-
tvicalcanals behufs Einleitung der Entbindung oder Austastung des Uterus
1 besten sind die höh! gearbeiteten Stifte, weil sie einen Abfliiss der Secrete
I schwierige Sterilisirung der Stifte hat ihre friiher sehr verbreitete Anwendung
ikt; doch gelingt es, sie auf folgende Weise sicher steril zu machen : die
l werden mit einer alkoholischen Sublimatlösung (1 : 1000) ahgeriebeo, mit
>tcn Seidenfaden verschen für einige Tage in eine Lösung von 1 Th. Sublimat
her gebracht und dann in einer Lösung von Jodoform 10 g, Cocaiuum rauria-
r suKuricus tOl) g bis zum Gebrauch aufgehoben (Touvenaint).
I 8TKFFECK.
nttung *us der Farn, der Ltbiktke*. Unterfun. der Btmgbxde»», gekennuiebaft dnrch
Vonen, mit gemoinumer I<ILog8sp<« 6ieh nffnende, K^radliolg ihre Fftcher BproiEcndo Antheren
% Bchlef ftbgestntvte NDBHebcn. L. album L., weiesp TaubncKAcl, bei una ein weit rerbreitetes
* ihem AuBseheu, mit scbtfnen weissen BlDtboo, M.
ii albi s. Urticac mortuae, Fleurs d'Ortie blanche Ph. Hall, ent-
.s- und Gerbsäure ein Alkaloi'd Lamin, das wie die Blätter selbst blutstillend
Der Blüthensaft und das Deooct werden als Tonicura uud Adstringens bei
Ben und Leukorrhoe benutzt. Dosis des Saftes 60 — 80 g.
.Lkmii albi: 1:10. Dosis S.O— 10,0.
ikemostktics (Floriin): Tinctura Lamil albi 100, Bini|)U Simplex tO, Ai|Bi 2i>, DusU
|betandl!eb, gptter «atdndlieb. Bei Uterinblotangen.
I
J.
te im D^pt. leere, «00 m hoeb. Die (Urkere der Qoetlen ist ä^fi" wann und eutbalt
leeiomcblurid, 1,4U Caleium-, 0,77 Natrinmsnlfat, 0,OB73 freie Kohlenslnre. Hie dienen su
ft, Doneben und Inbalaliooen Tomchmlicb bei Bcrofolose. Rheninatleroas und FrauonkranlE-
%iB September.
! Wt)EZBÜBG.
ft. PflaniengattUDg, welobe naeb Bentbam und Booker wabrMbeinlieb Arten der Oattuug
t der Onttiferae*, Tribns Oareinieae, angebttrig, nrnfassL Hiers stellte die Gattung
von Calupbf llum* Calaba, einer Ton Kheedia weit entfernt stehenden Ctasiacee.
Bet. Cobloni, mit einem aueb als Leininger Wasse r bekannten erdigen EisensUnerliug
lelnm-, 0,3 Magnesium-, 0.07 Natriumbiearbonat), welcher nur Tersaudt wird.
,nnd Terrainkurort in der Grafschaft Glatz, 450 m hoch, gegen Norden und
Klima anregend; mittlere Tempenitur Juli 16, August 15.5'*, mittlere relative
ft.. Regenhöhe 731 niiu. Die 20—28,5" warmen Quellen mit geringem
0,0028 Schwefelnatriuiii, 0,001 Schwefelwa-sscrstofl) dienen hauptsächlich zu
k Moorbäder, Doucheri: W.isscrheilanstalteu Thalheim und Gerraanenbad.
Bhlich Fr.tuenbad, ist iudicirt bei chronischen Katarrhen der weiblichen Go-
lenstruation.sstörungcn, Gicht, Rheumatismus, Nervenkrankheiten, chronischen
hmutigsorgiine, allgemeiner Schwäche, Ueberoostrengung. Mai bis September.
, wCbzbubo.
brse, P.iralysis ascpiidpns acuta, vonLandry 1H59 beschrieben,
[wickelt sich acut oder jM-racut eine fortschreitende .sclilaflfe Lähniuri};,
Beiiii'ii ln'-jriimt, ;nif liuinpr und Arme übi'rgeht und schiie.<siic.h auch
Jprueh- lunl .\tlinn(ngsmnscul.itur befällt. Die Reflexe und Sehnen-
Bsclieti. Die (•iektn.sche Krri'gbarkeit bleibt intact. Blase um! Ma.st-
ier Läliniunj; nicht betlieiligt. Ebenso bleibe» die Augenmuskelnerven
I meist verschont, tjcnsibilitätsstöruiigen linden Bich uur aiisnahms-
jrklopaedie. II. Band. ^^
peinlich sorgfältige Pflege zu legen. Gelingt es durch
einmal, den Kranken über das acute Stadium hinauszuiiolfj-n, f«
eine vorsichtige Klektrotherniiie die Restitution der Motilität vicL
schleunigen. Man verwendet dazu den faradiscbcn oder die Kd
stauten Stroms. Beide sind auf den periplierischeu Nerven zu
stabile Galvanisation des Rückenmarks selbst scheint ganz einfliusloe
Langenaa, Nieder-Lmrentu, BUhlbkJ In it«r GraTnelitn OUU, »5T m tioeb. mt
lu Tnnk- und Biilcknren dirnondcit gur«lcb«n «rdii^ii Stitlili|a«nen (0,06 Elses-, 0.it
0,'.*3 Nitlriumbirarbonat, 12IH) ocm Inif KohlcnsHurc). SiUnoa Mai bia Mitte OcwVar.
LanfrenbrIIckeil, in Badm, KH m hoch mit ordiK-:alinl5iehiin 8eliwer»Iqn«rien (O.OUM
Calciunikullid, 0,'S Magneaiumaalfkt. 0,))3 Ctli'iuinbloarbopal): Trinkkuren, BiUit, 1
Lftn^OnSAlZBf Vrovint Sachsen, L'IO m hueb, im Allgcnniaen geaehatit gflefrcB, b«4lt4t
4iu(>ilf< 111,0715 Scbwcrt?lwa«5rrstoff, 1,10 Calcium-, 0.3,^ Mngneaiamanlrjil, 0,4 Caloinaibi<srboaalk
Iludern und Inhalationea verwandt wird. Saison Hai b1<4 OcU>b«r.
Langpfefloröl. Da« im Pcnkarp dos sogonanntcn lauicen l'filTprs .1 I, ,1,, v „
von Piper offleinar. C. DC. und Piper longum L., aus dem '
lieber in den WuneUtOoken der Benannten Specios enth«!'
voH noch (jerluKerero spec. Gew. ((>.8ri) als das Oel des ge« ,■...,.
9Cher llosehmaek und fjewUrabaft-finharror üorucb aacb dem LanL
derjeniKo deh ^ewcbnlichim Ffefferdla und sehwankt zwischen .'-^
welebcs, wie boim schwanen Pfeffer, in den Fruchten vun Piperin bff^irit.-t i-t wurda^
foracht. Vermuthlich entblUt daaselbc ühnliche Bfatandtheile wie das gvwnlinliche PfofarA
Lanolin. Da.s Lanolin ist eine neue Salbengrundlage, die in Folge rii
Unter^iuchung in die Therapie eingeführt wurde (Liebreich 18S
existirtt'ii nur Salhengruiuilagen rein empirischen Ureprungs. Ma
Alter.'; her die Tette und Oele für sich oder mit bt^liebigeii Alisrlmn
Wallrath und anderen Stoffen, In neuerer Zeit gesellten sirh die
retr(>leuni(le.stillatioii, Va.selin, sowie das Ungneiitimi Paraffini und dh
liin/.u. Man wurde zur Benutzung der Salben lediglich bestiinnil duf
kali.-iche Beschaffenheit, sich leicht auf der Haut zu verreiben und dab'ii
Schlüpfrigkeit zu zeigen. Die Erliudung derartiger Pfl.oster und Ssibi
vnn der wissenschaftlichen l-'orschung, denn mit dem Auffinden sflld«
besch;ifti<?teii sich wesentlich Empiriker. Anders verhält es sich mit
einem \V()llfeft|)rai'])arate, das erst infolge naturwissenschaftiicbcr ti
als Salbengrundlage eingeführt wurde.
Die Geschichte des Wollfettes zeigt, dass von den vorschietl«i.''tce «
Material ztLsammengetragen werden uiusste, um eine für die Thrfip«
schaiiuug zu ermiiglichen. Der Fettsubstanz der Schafwolle hat uwiRfl
ititiiM eiiir> hi^Kondere Aufme.rkfiamkflit geschenkt, was auch ulelit^HH
[7<anolin
— 851 —
Lanolin]
Eine KrklHniiig liicrfür gii-bt ilcr l'mstand, tiass dio tloin Wollfftt aiihaftfiitliui Uii-
minigkeitcn hin der narstt»)hing nicht entfernt worden waren, ferner, dass dem Prae-
par.it ein starker Bocksgerueh aiiliaftete und die Acidität die therapeutische Verwendun«;
störte, .ledoch iteschiU'tigte man sich von chemischer Seite vielfach mit dem Woll-
fett und zwar aus dem Grnniie, weil es ein bedeutendes yVbweichen von allen
:inderen Fetten zeigte. So ist die Verseifung ein(> ausserordentlich schwierige und
konnte nur mit alkoholischem Kali zu P>nde geführt werden. Ferner Ifiste sich die
Seife niemals klar in Wa.sser auf. Zwei Kijarcnschaften, die es nicht einmal zur
Bcnnt/ung der Seifenfaliricalion verwendbar maclu-i) lies,sen. Die Kigenartigkcit des
Fettes wurde üuer>it dun-li Hartmaiiu und E. Schulze aufgeklärt. Sie zeigten, i':lss
bei der Einwirkung von Alkalien auf das Wollfett sich an Stelle des Glycerin's
rhidesterin oiier [.«jocholcsterin bihli^n. lias Kiitstehen des ersten Kilrpei-s ist besonders
(leshalb von lntere.s.se, weil das Cholesterin ziun Theil im Organismus frei vorkommt,
zum Theil in den (ieweben pathologisch oder spater .ils Zersetzungsproduct sich bildet.
Bisher aber hatte man Verbindimgen dos Chidesterins im Organismus nicht aufge-
fuuden. Diese t^ntdeckung rief eine Beobachtung Berthelot's in Erinnerung, welcher
bei (ielegenlieit des Nachweises, dass das Chole.sterin seiner Constitution nach zu den
Alkoholen gehöre, auch die Stearinsäure-Cholesterin-Verbindungen darstellte, und iu
bemerkenswerther Vorahnung auss|)rach: „d.ass dieser Kfirjjer, sei es in normalem
oder p.athologischem Zastande. vielleicht im Organismus vorkommen kOnne"'.
Soweit brachte die Untersuchung Klarheit über die chemischen Eigenschaften
des Wollfetts, dass dieses ein Gemenge verschiedener Cholesterinaether sei.
Vom physiologischen Gesichtspunkte aus lag zuniichst die Frage offen, ob diese
Cholesteriivaether eine Eigetiartigkeit der Bestandtheite des Wollhaares seien, wie es
sich ähnlich bei anderen Körpern zeigt, die nur bei einzeliieu Thierarten gefunden
werden, oder ob die Cholesterinaether eine weitere Verbreitung zeigen und beson-
ders ob sie an die keratinf'yse Substanz allgemein gebunden sind. Die Be-
rechtigung dieser Fragestellung wurde nnterstützt durch das eigenartige, ijuantitativ
nngemein variable Vorkommeu des Wach.ses bei den Pflanzen. So sehen wir viele
Blätter und Früchte mit einem dünnen Hauch von Wachs überzogen, während
manche PRanzen, wie die Karnaubapalme, so massenhaft Wachs absondern, da.ss es
ceiitnerweise von den USumen gewonnen werden kann.
So lag auch die Hoflriung vor, dass das in so abimdanter Weise manche Woll-
arten begleitende Fett sich auch bei anderen Organismen würde nachweisen la.ssen.
Für das Studium die.ser Frage mussto es natürlich in erster Reihe darauf ankommen,
ein geeignetes Erkeiumngszeichen aufzufinden. .Ms Index hierfür konnte dieselbe
Keaction diejien, welche auch für den Nachweis des Cholesterins nützlich ist, die so-
genannte Liebermann'sche Cholestol-Reaction, die in Gemeinschaft mit der Fligenschaft
«lor ('holesterinaether, reichlich und in eigenthüralicher Weise Wasser zu binden,
benutzt wurde. Eine Schwierigkeit bot immerhin die Trennung des CholesterLn's
von den Cholesterinaethern dar. Diese konnte aber durch Anwendung von Propyl-
alkoliül überwunden werden. Dieser Alkohol löst von dem Wollfett nur die leichter
schmelzbaren Tlieile und das Chole.sterin auf, sodass man einen schwer schmelzbaren,
wachsähnlicheii Theil erhalten kann, welcher nur Cholesterinaether und kein freies
Cholesterin enthält. So konnte nachgewie.sen werden, dass alle keratinösen Snb.stanzen
wie Haare, Nagel, Epidermis, Hufe, Klauen, Schnäbel, Krallen etc. Cholesterinaether
enthalten imtl somit dasW'ollfett nicht eine Eigenthümlichkeit der Schafhaare allein
sei. Nachdem dieser Nachweis geführt worden war, erübrigte es zu zeigen, daüs
die Bildlingsweise des Fettes nicht in den Talgdrüsen vor sich geht, sondeni das.selbe
intracellufär mit dem keratinösen Gewebe sich bilde. Dass dem so sei, Hess sich bei
Thieren zeigen, welche wie die Pfauen- und Brieftaube und das Faulthier überhaupt
keine Hautdrüsen besitzen, dagegen in den Federn resp. im Haar Cholesterinaether
nachweisen lassen. Beim Menschen kommt unter Umständen das Lanolin in nicht
uirbeträchtlicher Menge vor. So konnte gezeigt werden, dass die Veniix caseosa der
Neugeborenen fast aus reinem ('bolesterinaether bestehe und alles keratinö.se Ge-
webe Lanolin enthalte. Auch hier ist durch Untersuchungen der Fingernflgel der
Nachweis geführt worden, dass drüsige ftrgane nicht nothwendig sind, um das Fett,
in das KeratiTi zu bringen, sondeni dass es sich in den Zellen selber bildet.
Es lag nun weiter dio Fr.oge vor, ob den Cholesterin.aethem eine functiouelle
Bedeutung zukomme oder ob sie als ein werthloses Abfallsproduct zu betrachten
bi*
^w^^^^^^wi
fnm
die Fette oder die Petroleumkohlen Wasserstoffe, wie Vaselia, dieae
scliaft nicht besitzen, wovon man sich auch schon bei der von
entfeniteii uiui cntfettt'ten keratinfisen Substanz sehr leicht übea^
kann auch eine Reihe von Arznpikörpern, welch« dem Lai ' »I
auf diese Weise besser in die Haut eindringeu, als es nüt ;ii --j
nißglich ist. Diese Eigenschaft ist auch i)r:iktisch sehr bald erkjoi
man hat das Lanolin nicht blos als Salbcngrundlage, sondern gi-
diactetischcs Mittel für die Hautpflege in Anwendung gezogen, ind
liehe Hautfett ersetzt. Besonders vielfach in Gebrauch ist der Lauol
marke). Die grosse Verbreitung des Praeparates hat dazu geffl
minderwerthiger, zuweilen unter anderem Namen, in die Therapie ei
selten sind dieselben chlorhaltig, glycerinhaltig, oder nicht hinreiclx
die Haut mehr schädlich als nützlich; besonders häufig finden sich
unter dem Namen „Adeps lanae" vor.
I'\ir <lie richtige Hetiutzung des Lanolins muss man die F
selben kennen, denn es unterscheidet sich wesentlich von dr ,
liehen Fetten und ebenso von den Wachsen und Mineralfettea.
Lanolin, Laimlinuni anhydricum, stellt eine gelblicliweisse M:is,se
100 pCt. Was.ser aufzunehmen vermag, um damit eine leichtt^r vei
Masse zu bilden. Je hi'iher schmelzbare Cholesterinaether in dem W
waren, desto zäher, aber wirksamer ist das daraus darpe,stellte L,
was die Technik erreicht hat, die wachsartigen Bestandtheilc mehr
fernt, so resultirt ein weicheres, aber wie es scheint leichter lei
Da das Lanoitn durch wüssrige Alkalien nicht volikoniroen versei
lingt es, mit ihm alkalische Salben herzustellen; da es m'cht ranii
dadurch eine gros.se Haltbarkeit der Salben zu erreichen. I)ie AuJhal
führt dazu, dass man auf diese Weise einen Cold ereani sofort erhall,
auf Umwegen herzustellen ist. Der schweren Verreihbarkeit wegen
allen Salben 10 — 1.5 pCt. Fett oder Vaselin hinzuzufügen, welcher
artigkeit des Lanolins nicht aufhebt. Da alle dem Lanolin einverleibl
besser zur Geltung konnnen, ist besonders graue t^uecksilber-Lanoii
wirkend als die Fettsalbon, ebenso die Kalium jodatum-Salben, und »*>
gilt, bezieht sich auch auf andere zahlreiche Medicamente, welche den Salbe
werden. Bei Bonutzunj; von AlkaloYden, wie Belladonna, Veratrin tn
eine schwilchere Verreibung vorsichtiger Weise vornehmen müssen,
zu miterscliätzcnden Nutzen pewlibrt die Eigenschaft des Lanolins, .w
häuten zu haften, bei denen man Fett- und Vaselinsalben für diesen Zw«
angewandt bat. Die reine Lanolinsalbe mit Borax und mit GlTCcrin
metische Salben, aber besonders bei Rhagaden zweckmässig »o V
Verbrennungen, Einschnitten ist mit Vortheil von dick aufratrag«*
Gebrauch zu machen. Zum Schutze erodirter Stellen auf Haut iiml
eignet sieh natürlich Lanolin, so ist nach Haemorrhoidal-Operationen dji
Mjvstdarms von gutem Erfolge: man benutzt dazu kleine Gununischl^
schraube, welche auf Zinntuben oder Salbenspritzen p.'issen, und injio»'
angewärmte Lanolin. Srhon seit Jahren wird beim indischen MiUüf
Lanolin an Stelle des Glyeerins zur impf lymphe zugesetzt, da «li«- W
sich in den Tropen leicht zer.st>tzt, während die L:uiolinlymiihe ci«
— 8BS —
LarjTipitis]
teit zeigt. Urigüristige Ri^sultate wurden nur mit fiilor- uiiij glycerinh.-iltigeiii
oder Adeps ianao orhalteii.
ersieht aus Vorstellendem, dass dem L:in()lin das volle Wirkungsgebiet der
an Salliengrundlagen zukommt und über dieses hinaus sieh ein neuer Wirkungs-
Bffnet hat.
Dietrich werden die Lanolinsalben als Lanoliniente bezeichnet.
LIEBREICH.
PflAotoD^attang: aus der Fnin. der Terbeofteefto*, Strlnebcr nad einige Krtuter mit gegpii8tlndig»n
nd liHi)fIgc>n Blnttacnstlnden omfa-ueod. Vereinigt t*twt M) «um grOsaten Theil anerikaoisobo Arten,
lensis Link, in BUdunerika hi3lini»eh, Uufert du fieberwidrige Uitlel Yerbn sante a. .Sagrada.
U.
t»Da brasilieosis, Yorba Santa, wird als Chinincrsatz angewendet. Es wirkt
leratur und Circulation, schädigt nicht die Verdauung. Man benutzt es bei Malaria,
Fiebern, Gelenkerkrankungen und Gesichtsneuraleien in Pillen, 0,5 2,0 pro die.
kntaoin: ein na«h wenig gekannter BitterstolT, iii ita wiänune Prineip in Lantuk.
}.
Radix Ijapatbi aeuti, Ox3rlapathi s. Hydrolapathi, Grindwurzel, Racine
iuce Ph. Gall., stammt von Rumex* obtusifolius, auch aqiiaticus, orispus und con-
is. Die herb und bitter schmeckende Wurzel färbt wegen ihres Gehaltes an Chrj'.so-
9 den Speichel gelb, diu £xcremcote blutroth. Benutzt wird sie bei Hautkrankheiten
und als Waschmittel,
nfasum Lapathi acuti, Tisaae de patience Pb. Gall.: Radix Lapathi 30
werden mit Aqua buUiens 2000 infundirt.
ix Lapathi bortensis seu Rhei monacborum leitet sich ron Lapatbura hor-
, Rumex patientiae L. ab. Sie enthält ebenfalls Chrysophansäure. Sic wird als Anti-
im und zu Kräutcrlränkeu benutzt und diente früher unter der Bezeichnung Rheum
um als Rhabarberersatz. Dosis des Decocts 30,— G0,0 : 1000,0.
J. JACOBSON.
n. Pllanungattang äu der Faa. der Comnoiitae*, Seet. Cynaroae, Tribiu C]rttaroeephaleae
In rOhrig, Bandblüthon nnfrachtbar oder Q). anr Snbtribns Cbaracopappao gehörig, deren KOpfoben
sind nnd deren Pmcbt einen ringförmig vorragenden .Anasenpappns* am Grunde dea Pappns bildet. Die
(s= Arotium L.) umraast nar 6—7 europaeiscb-asiatiscbe Arten, iweijühHge. bobe, Bstigf« Krttuter mit
tgetbeilten. antenioita graufilaig oder spinngewebig Qbenogenen Blattern. Die Htlllkclcbe der mittel-
pfcben tragen bakennjnnige Spitaon, weahalii die FruchtkOpfcben alji Kletten bei uns allgemein h(^-
I. L. offioinalis All. (L. major Gaertn., Arctiom Lappa L. t. Tb.), mit gleicbfarbig grllni'n
wird bis 1,80 m hoch. Ist bei uns in Dorfstrassen, an We^lndern, an Zinnen und auf SehuttplIitiHn
Bht im Juli und AugoRt. L. macrosperma Wallr. iL. major Tar. raco m osa Hejerl wird biü 2.7,^ m
traubigen BlDthenkOpfe fnbren rOtbliche HUllblatter. Liebt schattige Lanbwslder nnd GebO«che.
toaa Lam. (Arctium Bardana Willd.), bis 1,3,5 m hoch, aeiobnet sich durch ^innwebniiige Knpfe
{«nannten Arten liefern Kadix Bardanae' nnd Klettenwuraelül.
M.
rdo von Martins als wirksamer Boslandtbcil des Lttrcbenschwammes beaefarleben. eine bitter schmeckende,
;)rpbe Substanz, welche iu Alkohol und Tcri'entinOl lOslich ist. Nach neueren Untersuchungen (Jahns
lieder) ist ei ein unreines Gemenge, welches thoilweiao mit der Agarlcinskore (AgarioussKure,
ts deutschen Anneibuehes) luaammenfUlt.
E. 8.
I Ton Miller aufgestellte Koniferengattnng aus der Unterfamilie der Ahietineen. Ton den B— 10 in
rlen und Nordamerika einheimischen Species kommt fnr die europaeische Medlein nur Lnrix deeldna
Pinna Larix L.) in Betracht, welche in SOdtirol den in der Mohnabl der Pharmakopoen noch aufge-
sogeftannt^n venetianischen oder Lkrobent^^rpi'ntin (Terebiuthins voneta) liefert. In Sadfrankreich war
in früheren Jahrhunderten ein mannaartlge^ (Melezito^e fUhreudes} Rxsndat unter dem Namen Manna
DO als Volksbeilmittel bekannt und wird in allen Apothekentaxen als Manna Briansona anfgefUhrt.
xslure, LarixinsKure. Eine in der Rinde, namentlich der jBogeren Zweige, der Lärche \Finn»
rarkommende Slure. nach Stenhouse von der Zusammensetiang C,„II,uOr,. Die schwach ba.siscbe,
dl krystklUairende, kampbenUinlieh riechende Slnro ist in Wasier schwer, leichter in Woiugeiat Kjatii'li
hri bei etwa 95". Ihre Losungen rednciron Silbernitrat und flrbon EisenoxydsatxIOsungen roth.
E. SCHAElt
Pflanxengattung aus der Faia. der Zjrgopbyllaceae*. Nur rief Arten aus dem wgnaeren Amerika
L roexicana Horic, ein in Mexico und Catifornien heimischer Strauch, liefert in Folge des ABsiiehs
dlana (Oartoria Larreae) Ariiona- oder California-Schellack (SonorvOumml), der gegen
DU in Sehwitxbtdem benotit wird.
M.
ist die acute oder chronische Entzündung der Kehlko])fscbleinihaut.
acute Entziincimig kann auf die Schleimhaut des Kehlkopfs beschränkt
oder auf die ober- oder unterhalb gelegenen Theile oder auf beide über-
Daher bestehen die Beschwerden nicht allein in Stimmstr»ruiigen, sondern
Respirationsbeschwerden oder in Schluckschinerzen oder beiden. Allgeineiii-
UDgeu sind mit Ausnahme von Fieber, das besonders bei Kindern ziemlich
in kann, nicht hilufig. Gewöhnlich dauert die Krankheit 1 bis 2 Wochen und
%
pflegt navh oiiier gewissen Zeit allm3liRcfi nTjztrrtelrtfti
l'ropliylaxc am wicLUgsteii. Wer zu acuten Katarrhen
tlienipeutisdn' Massregelii abzulifirten versuchen und all 'i
Kaucb, verdorbene Luft, plötzlichen TeraperaturwechiieJ, L . ...:i
vermeiden. Ist die Krankheit bereits entwickelt, so ist xiiniicbst i;
dicirt, eiii Priessnitz'schor Uniscliiag oder Flores Tiliao, Fol
auch hejsse Gitronenlimonade. Nach dem Schwitzen luuss
tüchtig abgerieben werden. Auch sind warme Wasserdämpf«
mit Zusatz von Emser Salz, Kochsalz ('/* — V2 pCt.), Natrium
1 pCt.), von Nutzen. Selbstverständlich ist Ruhe des Organs no:
Hustenreiz ist Morphium oder Kodewi im schloiniigun Vehi"
Althaeac 2(10,0, Morplitniini nmrlaticuni 0,0."i, Codi-inuin pbospl:
1 KsslöH'el), und das Trinken alkalischer \Vils.ser, wie Km:
dicirt. Auch Alileitung auf den Darm ist bei Trägheit <lc.sselben,
salini.scho Abführiuittel, cmpfchlenswerth. Eine localo Behandlung i«t
namentlich ist vor der „abortiven^' Behandlung, Pinsclung mit starl
lAsung, zu warnen. Bei kleinen Kindern tritt der acute Kehlkopfk
unter dem Bilde des Pseudocroup auf. Gegen die Neigung xu
katarrh ist namentlich bei alteren Leuten der Gebrauch der leichttn
sehen Wässer, wie Ems, Soden, (Jbersalzbrunn, lin Sommer von
anderen d:vgegon, namentlich pastösen Individuen, schiigt eine Bru
bürg, Ki.ssingen, Marienliad, Karlsbad, Tar:Lsp oft besser .111. 1
Katarrh hat meist dieselben Ursachen wie der acute, aus dem fr s
lieh hervorgeht. Beachtenswert!! ist, dass der i-hronische Pharmx
übrigen clironisi'hi'n Entzündungen der oberen Wege durch iliren I
gang auf den Kahlkopf oft ganz unmerklich auch ihn in Mitleid
Gewöhnlich tritt er hilufiger bei Erwacliseuen, und «war bei Mion
häufiger, je mehr sie sich Erkältungen, Anstrengtjngen ihres Orga
dem Tabak sowie dem Alkohol fröhuen. Der Verlauf ist meiat
bleibt eine Schwäche dor Stimme zurück. Die Prophylaxe ist ebenm
der acuten Form. Ohne Vcrmeidmig der Schädlichkeiten i.st eine Beseiti
kung untnüglicli. Daln-r die vielen Klagen über die üuhcilbarkeit d»>s
ist zu beachten, da.ss ohne Beseitigung eines etwa vorhandenen R.ie
etwaiger anderer P/rkrankungen der obersten Wege ein dai. M
reicht werden kann. Mit allgemein wirkenden Mitteln, * 't
hydrotlii'rapcutisclien Massnahmen, wird man kaum allein aa-sktirnmi'n;
tldiicn können höchstens eine augenblickliche P^rleichtcnmg bringen.
Itandtung ist die localc mit adstringirenden Mitteln. Man gebru
in Pulverform, und zwar Tannin oder Zincum sozojodolicum in»:
Mischung mit Saccharum. Gelangt man mit diesem Verfahren nicht,
halte m.tn sich mit den anderen Mitteln nicht auf und benutze
Hellen Erkrankungen Argentum nitricum-Lösungeu, während bei den
men, d. h. denjenigen, wo auf der Schleimhaut zähe Krusten haftni,
lösung am Platze ist. Ersteres wird in 3—5, höchstens 10, Cldoi
Lösung (0,2— (i.;i, Aq. destill. 1U,0. Filtra!) mittelst eines Watti
krankte Schleindiaut aufgetragen. Ist es schon zu Verdickungen
konrnien, besonders an den Processus vocales oder auf der Regt*'
(Pacliydermie), .>iü wird ns oft nothwendig sein, nach vorangi
rang die erkrankten Stellen mit einer 2Ü — 30, höchstens öOproc
lacticum energiscii einzitreiboii imd bis zur eventuellen Wirf' -'•^'■'"^
ration re.sp. bis zum Ablauf der Reaction absolutes S<'hw'
einzeliii-n Fällen ist auch das Abtragen der Verdickung besonuci^ n'*
mittelst Doppclcurctte, natürlich nach erfolgter Cocatnisirung, nothw
Paresen der KebIkopfsuuLskcIn sind durch elektrische Behandlung 10
Laryngro.skople ist die Besichtigung des Kehlkopfes von der M'
durch Einführung eines Spiegels in den Rachen, oder die K'
mittelst eines geeigneten Instruments, Kirstein's Autoskopie. Zur
ersten Art der Untersuchung gebraucht man einen kleinen runden S(uq
Durchmesser mit langem Stiel, der unter einem Winkel von 120—1
aaryngORkopip
R5R —
linscriiitium]
' belcstigt isl, und Soiiiion-, cloktrisi'lH^s oilcr Lainpi'iilirlit. \^:a< urstiTi: f:in(;t iicui
mit (lirH.'iti l'lanspicgol auf, sodass die vtui rlicsciii n-Hti-tirtfii Strahlen in den Hacheu
und
somit aiifl
il' den SiMi'Ki'l fal
has elektrische Licht wird meist (Uirc.h
I
geeignete A]i|»aratu dinrt in den Kailicn resp. auf den .Spiegel geworfen, wäiirend
das I^anipeidiclit zunächst mittelst geeigneter HuhLspiegel von K — 12 cm Durchmesser
und einer Ureniiw eite von 2'.J cm aufgefangen und dann in derselben Weise angewajidt
wird. Der tfpiegel wird derart an die hintere Rachenwand angelegt, dass die auf
denselben einfallenden Lichtstrahlen in das Kfhlknpfinnere geworfen werden können;
umgekehrt wird dann auch das Bild des erleuchteten Kehlkopfes auf dem Spiegel
erzengt und gesehen werden können. Zu dem Zweck halt man den 8]»iegel am
besten so. da.ss sein Neigungswinkel mit dem Horizont etwas mehr als 40" betrügt.
Der Patient sitzt tletn Beobachter aufrecht gegenüber mit ein wi'nig nach hinten
geneigtem Kopf, soda.ss die Augen des .4rztcs etwa 25 cm vom Munde des Krankon
entfernt sind. Rine etwaige Lampe befindet sich zur rechten Seite dos Patienten,
etwas hinter der Schulter desselben. Die l'lammc befindet sich in gleicher Höh«
mit dem Munde. Der Arzt wirft mit der elektrische)) Lampe oder dem Reflcctor
einen Lichtkn-is so ;mf die Fauces, d;is» der Mittelpunkt des.selben dem Zilpfchen
entspricht. Nunmehr ergreift der Arzt die Zunge mit einem Leintuche, sodass scia
»linker Zeigelingcr nach unten, der linke Daun)en nach oben zu liegen komn]t. Beim
Vorziehen der Ziujge hat )))an sich vor Zcrn)iig und Verletzung des Frenulum zu
hüte)), da an (lemselbe)i nach ungeschickter U))tersuchung leicht ein dem Keucb-
hu.stengeschwür hon)ologes Ileus a)iftritt. .\lsdan)) wird der leiciit er\viln))te Spiegel,
schone))d in den erleuchtete)) Phary))x, wähi'end der Kranke "hü" into))irt, ohne den
Gaumen zu beDlhre)), bis an die l'vula eingeführt, diese aufgehoben und der Spiegel
•.m die l)i))te)-e Rachenwand angrli'hnt, während der Stiel in dem Ii))ken Mu))dwinkel
ei))en Halt li))det. Ks erscheint dann in) Spiegel das Kel)lkiii)fsl>ild. Bei Beurtheihmg
desselben i.st nicht z)) vergesse)), das.s alle.s, was i)) Wirklichkeit vorn liegt, Epiglottis
U)id ('oni)nis.s))ra anterior, in) Spiegel olie)), was in Wirklichkeit hinte)) liegt, Ary-
kiiorjtel u))d Cn))))nissu)-a posterior, im Spiegel u))teu erscheint.
IJn) [lathologischi.' Bilder richtig boirtlieilen zu können, muss )na)) das normale
ßüd nach Farbe und Fonn ke)))ie)). In) AllgoncMncn hat die gcsammto Schleimhaut
eine rosonrothe Färbung, doch i.st die obere Fläche der Epiglottis juattrosa, an den
Rändern und hei dünner Schlei)nbaut wegen des durchscheinende)) Knorpels ent-
schieden i))s gelbliche schi!timer))d; die u))te)'e Fläche, namentlich der Stiel, ist leb-
haft roth. Die aryepiglottische)) Faltoi haben die Farbe des Zahnfleisches: über
de)) Wrisbergi'Kche)) und Sa))ti)ri))'schen Knoqieln ist die Farbe etwas lebhafter und
gesSittigter, ma))c!))nal aber auch, beso))ders bei iler Pho))atio)), wenn die Schleiojhaut
den) Knor])el prall aufliegt, ins gelbliche spielend. Die Interarytaenoidalfalte ist
meist hellrnsa, nicht selten weiss-gelblicU. Die Tascheubänder sind tiefroth. Die
Ocffnunge)) ties Ventriculus Jlorg.igni kon))nen als dunkle Li))ie zwischen Taschen-
und Stimmbändern zum Vorschein. Die Stiinn)b.1nder seihst sind im Allgen)einen
mattglänzend, periweiss; bei professionellen Rednern mid Silngern nicht .selten leicht
fröthlieh verfärbt. Die Cartilago cricoidea erscheint unterhalb der vorderen Commissur
als ein breiter gelbröthlicher King und unter derselben wechseln die schmalen gelb-
liehen Tracheairinge luit der schwach röthlich verfärbten Schleimhaut ab. In der
Tiefe zeigen oft zwei dunkle, durch eine belle vorspringende Leiste getre))nte Ringe
die Bifi))-cafiünsstelle der Trachea inid die Ueffnungen der Bronchien an, von denen
man besonders im rechten n)aiiehmal noch die obersten Ringe erkennen kann.
Kirstein's .\utoskopie wird so ausgeführt, d.iss ra.iu den Spatel in die volle Faust
nin)mt u))d ii))ter Beleuchtung derart einführt, dass des.sen E))de in die Fossa glosso-
e))iglottica einhakt. Aisdaiui hebt man den Griff und zieht den Zuageugrund so
weit nach vorn und unten, bis man den Kehlkopf vor sich hat. ,,.„,,« .,^,
Laserpitlnm L. Pflimiengultang MF der F«n. der UmbeUirerto*, Cnterfam. derThtpilea^ .^....1.^ ^„f
den Qaertteliiiitt krfiKrond). Oro««e, Kasdua^rndn Kriat«r mit flederig senohlitxton Blltt^rn. dvt
Prtteht« Keflüfiolt. L. latifolium L., Laserkraut, lieferte den weiiseo Eniikn. Vw difkfl V, aU
Hloniftebieum rrrwendet. Sie onthKH aasser apthortscbein Oel d«a Bittentoff Laserp ttiii. L. (^'h i r <• tMnin L.
ist ifn. Opuponax'. Radix Laserpiti) Kermanici «lammt Ton Lcrist icom'. M.
Die Wurzel von Laserpitium latifolium, Turbith des montagnes, enthält eiu
m aetherisches Od, das nach Peiargonium riecht und ranzig schmeckt, luid das sehr bittere
H Laserpitiii. Die Wurzel ist ein sehr kräftiges Purgans und wurde früher mit Hadix Gcn-
Biianae albae s, Cervariae albae bezeichnet. Heute ausser Gebrauch. J.
4
[Lasprpitiuni
— ma
Laserpitin. CJ4HJ0O7, findet sich in der Wurzel von Laserpitium IaÜ/oU
Es bildet rhombische Prismen, die utizi-rsctzt sublimireu, ist gerticb- und
lieh in Aether, Alkohol, Schwefelkohlenstoff und Chloroform, unlöslich in AU
dünnten Säuren, durch Hetallsalze nicht fallbar, Schmp. 114°. Beim
sehera Kali zertällt es, entsprechend der Gleichung C24H36O7 -f- HjO =: 3CVH(0^
Angelikasäure und Laserol C,4H,204, eine bräunliche, harzige Masse, die ha 1
krystallinisoh wird, nicht unzersetzt flüchtig ist, sich leicht in Alk-^hol. As4ii«i1
kiilicn lost, aus letzteren durch Säuren gelallt wird. Kül;' vjiA t
Wurzel initLIgroin ein in monoklinen Prismen krj'stallisirende.s Lav< :"e'^l
Durch conccntrirtc Kalilauge oder Vitriolöl wird daraus ebenfall> Ao^f«!^
durch Schmolzen mit Kali .Methylkrotonsäure. Concentrirte SalpetersJu» 1
derivat, Essigsäureanhydrid und Natriumacetat eine Acetylverbindaiig.
Lathyrismog (Catani) bezeichnet einen cigcnthümlichon Symptomencompl«, «ridwe
nach Gcnuss der Samen von Lathyrus cicera L., Lathyrus i-!\ in.riiiin I. uoif
auftritt. Das Krankheitsbild zeigt .Vehnlichkeit mit der spas inily
mcdullaire spasmodiquc). Nach kurz dauerndem initialem
Nieren- und liUrabalgegend, Incontinenz, Impotenz, Porniicationen und Störm^j
in den unteren Extremitäten auf. Der Fuss ist extendirt und addadrt, die Zeteof
gekrümmt, beim Gehen werden die Beine seitwärts geworfen, das Knic^ifleilM
flectirt werden: Abnahme der Ilaut- und Steigerung der Sehnenrefl':'!':'. In isi
Fälle erfolgt Heilung. xVuch experimentell kann bei Thieren mit dffi
Tauben durch alkoholische oder aetherische Sameneitracte ein al
Das giftige Princip der Samen ist noch nicht bekannt, doch f<t i
mehrerer AlkaloVde in Lathyrus cicera constatirt. Die Beh.indluri. .. sll
reize längs der Wirbelsäule, Anwendung der ElektricitÄt und Dariüii.iiuu^ •na i
LsthymS L. Pflamvogatlung ■lu der Fun. der P*i< ilioiuicc»e*,
nüehst TPrwRudt dor Gattung Pifium (Erbse). Umfust Krautor mit
KUHlaufondpit BlBttpm. ßluthnn wie fiei Pinttui, der Griffel
ElwA 100 Arton nmfas§i'nd, welche der nördlichen Erdhulfte unil ~
Krdeiehel, Platterbse. ArlferDUü«, ist eine ausdauernde Art mit in.
Blätter mit einem Fiederpaor und halbkeilflrmigen Ni'
frUher offlciiiell. L. «ativu« L., eine einjuhriKe Art du'
rou oder bellblauen Blnthen. wird in SDdenropa >l« luii.i,
beroituDg beaalit. BlUht im Mai und Jnni.
Oruppe
der ritioidt«
.■fio.li.rl.
n. In ei» «laeM
nia rendm '
■ na. U«lt
...1!» uduMi
biüthen
porpunt. M n
Stengel
und tiasxU Uofl
• ■'■■"■lt.
Di« StOM •!■->■
Lanch, Porree, eine Zwiebelart, enthält in dem Safte etwas Eiveisa, Amidofi
ringe Mengen Fett und Kohlehydrate, in den Salzen viel pbosphunaunss üall
penetrante Geruch und Geschmack des Lauches rührt, ist nicht bekaoot; lanAi.
Würze, erzeugt aber leicht Blähungen.
LaUOfaataedt, Prorini Sachsen, mit erdig-uliniseber Eiienquolle lO.OUä Eisen-, OM C>lr
cium-, 0,2 Uagnesiuro-, o.lti Natriumiulfat); xu Trinlt- and Badekuren gebraucht. Koi bi, i
Lanf^tBhle sind auf Rollen nach allen Seiten hin leicht bewegliche Uoiigernst« Mti
führen .'^cbulterlicihe eines Menschen: der Kranke tritt in sie hinein und rtlhs lä»**'
auf verstellbaren Armstützen auf, sodass der Laufstubl das Körpergewicht trigt vaH
indem er das Gerätb vor sich herschiebt, in ihm aul dem Kussboden gvbtn k&na
des Ausrubens ist eine Sitzvorrichtung entsprechend angebracht. Die L»uMükis (
der Krankenpflege verwendet, um Reconvalescentcn und schwachen Peison«
standencr Krankheit die .\n3trengung, welche die Wiedereinübuug des Odl«««
nach Möglichkeit zu mildern; auch können sie bei Lähmungen oder bei loolnl
der unteren Extremitäten zweckmässige Verwendung linden.
Langenbitder. Dos Laugenbad stellt eine Lösung von Soda dar, derart, dns» rai
1—3 kg verwendet wird; 100 — 200 g zu localcn Bädern, z. B. Fu-
Abkochung von Holzasche 8 kg in 3 1 Wasser. Das (ianze wird H-:
dem Bade zugesetzt. Die Laugenbäder linden hauptsächlich A'
krankheilen. Soll sofort eine balbätzende Wirkung auf die H.i i*'
zum allgemeinen Bade 2 — 3 kg genommen werden. Solche Fti^^ i ijgtm»*
mittel bekannt, um bei Cougestionen des Kopfes eine Ableitu;- ileo.
Laiiraceae. PUtnienfamilie aui der dikotjrlen BeiUe der Polye«r,
lUiljg, mit :i -f 3 Perigonbllttern und iwei bis nnf SiUhlig'M'
je 2 oder 4 vuu unten lier ».ich EurDekjcblagendon Klappen, ti;
Bielsl XU einer Beere werdend, t'mfasst etwa UOO, xumeist den nv
i^iii^TiAa
ft57
Laurus]
UHt«niebefd»t die ruUrfWnilien: Lanritionc, BBume nnd StrAucUer mit nonnaiMD Lttuho.
iDftnonium*, Perno», Nfctandra, Diey pellinm*. SttKAftfras*, Lauru«*; Caisylhtjitt, nur
«roiihfllloBo ScIimarobierKaüniig Cxiyth« ««rtretcn.
K) Folia Laurocerasi, Kirschlorbeerblätter, von Prunus* Lauroce-
zcn frisch zerrieben einen Geruch nach Bittermnadelöl und gevrürzhaften, herben
L Sie enthalten neben Lauroccrnsin die Phyllinsäure.
i Laurocerasi. Uydrolatum Lauro-Cerasi, Eau destillee de Lauricr-
pherry Laurel Water Ph. G. 1. wird aus den Blättern durch Destillation mit
tonnen. Das leicht trübe Destillat, welches lieblicher als Bittcrmandclwasser riecht
pckt, euthjilt 0,1 pCt. Blausäure Vb. G. 1., 0,06 pCt. Ph. Austr., 0,00 Ph. Gall.,
tazaldehyd und Benzylalkohol. Da nur frische Blätter ein gutes Praeparat geben,
fh. G. 111 dem Kirsch lorbecrwasser Bittcrmaiidelwasser zu substituiren.
ij
tferftsin, ricLleiclit mit Amrgdaliti idtmtisch. &i wird durcli dio Pormentwirkang in CjranwaHscr-
febyd and Zaekor |£ospalt«ii.
^Laurocerasi, ein farbloses uder irelMiebcs. dem Bittormandelttl BUnlichos aciborisehes Oel, ontbuit
ilBsture, ferner Beaaaldohyd und Beaijlalkabol. Es wurdK lu Salben 1 : 10 benulat.
I^sKure, Cj^H^iO«, wurde von Bougarel ans den Bluttern gewonnen als feines, weisses, lujst&lliui'
1^ and KMohmackloMW Pulver, Scbrnp. 170". Bildet mit Alk^ien Saite. Dextrogyr.
1 J. JACOBSON.
L= CjHv - Cell] - (Cn^V entsteht nach Fittig. KObrieh und Jtike aus Kampber doreh Einwirknng
k. F.s siedet hei 188° und bat das spee. Gew. 0,887 bei 10°. Durch TordUnute aalpotonillure wird es
IsUure, <'0U|„O3, otydirt. Beutet unterscheidet a- und ^'l^anrol, durch die Sulfonnänren resp. durch
tene L(tf;tirhkett der Baryumsahe derselben trennbar. Die ^-Verbindung siedet bei liH) -191° und
tr OtydatiuD I'araxylylslurc. die .'-Verbindung siedet bei 184—186° und liefert Xylylslure. — Nach
• r soll LaufoI bei 195° sieden und dem Cymol isomer sein, also die Zusammensetzung C„>H|| haben.
SPIEGEL.
k> Pflansengattnng aus der Farn, der Lauraoeae*. Vnterfanj. Laurineae. Tribus Litsaeaeoae.
Nrenlge Arten Blume mit immergrilnen. lederigen Blsttern und achseUUndigen, kuragostiolteo BlQthen-
fr kleinen BlQtbon fahren ein corolliniscbcs 4theiliges Perigon; die mHnnlichen enthalten 12 Staub-
Prei Wirt^In. Jedes Filament trügt nalie der Basis xwoi seitliehe Drflson. Weiblicbo BlUtlien mit
i FruchtkuotoD mit dreikantiger Narbe auf knnem OritTel. Fruebt eine orale Beere. L. nubilis L.
[i Banb.}. bekannt als Lorbeerbaum, ein 2—5 m hober Strauch oder 0—8 m hoher Baum, mit Ton
kniktirten Bluttern. Beeren eiftirmig. ^ebwarabtau, 8—10 mm lang. Liefert Fructus s. Baccae
IIa Lauri und Oleum Lauri. In Sudeuropa allerw&rt« cultivirt. L. eanariensis Webb. ist auf
14ea canarisoUon Inseln boimiaeb. L. glaneaThunb, liefert in Japan ein BrennOl, L. gigantea den
per-Rampbcr, häufiger jedoch Laurus-, Laurinecu-Eamphcr, wird zuweilen
Oiche ofüciiielle Kampher*, das Product von Laurus CamphoraL., genannt. Als
Rlich-chemische Bezeichnung ist der Ausdruck Lorbccr-Karapher synonym mit Laurin ,
I, Delffs), CjjHaoOa, welches durch Alkohol aus den Lorbeeren eitnihirt werden
rauch als ßcstandthcil des ausgcprcsstun Lorbeeröls bekannt ist. Der Kürper
in orthorhombischeu geruch- und geschmacklosen Krj-stallen; er beträgt nur •/«
der Droge.
er-Oel. Mit diesem .-Vusdruck wird z. Th. das aetherische Lorbeeröl, namentlich
ciueile „Oleum Lauri, Oleum laurinum expressum", d.h. das durch Aus-
' Lorbeeren in Südeuropa gewonnene Gemenge von Fett und aetherischem Oel, bc-
diesem letzteren Sinne ist Lorbeeröl gleichbedeutend mit „Lorbeerfett, Lorbcer-
el". Das erwäiinle Gemenge, welches seit .Tahrbundcrten zu S.ilbciimischungen
R findet, ist köruig-mikrokr^-stallinisch, von halbweicher Consistenz, schmilzt bei 35
löst sich theilwL'ise in Alkohol, leicht in gleichen Mengen Benzol. Die grüne
a Oleum laurinum ist durch Chlorophyll bedingt, dessen Körner sich mikroskopisch
Fettkrystallen erkennen lassen. Der Ilauptbestandthcil ist Laurostearin neben
und aetheriscuiem Oel. In die weiugeistige Lösung gehen ausser Laurin und
auch harzartige Stoffe über. Nicht selten wird d,i,s Lorbeeröl durch Surrogate
Dhe aus Talg oder Schweinefett und Oel durch Digestion mit Baccae Lauri pul-
1 grünen Blättern oder Färbung mit einer Mischfarho z. B. aus Indigo und Curcuma
Brden. Darum sull nach miinchen Pharm.akopoen der warmo alkoholische Auszug des
[ nach dem Erkalten und Filtriren durch Ammoniak-Zusatz nicht geröthet werden.
er-Oel, aetherisches. Aus Lorbeerblättern erhält man durch Destillation
l Cie.) 'U — 2 pCt., aus den Lorbeeren ca. Vs pCt. eines aetherisehen Oeles, welches,
jpem gemischt, einen wesentlichen Bestandtheil des rohen Lorbeeröles bildet.
I von denen da.s Blättcröl sich durch angenehmeren Geruch auszeichnet, scheinen
^sikalisch-ohemischen Eigeusch.aftcn nahe übereinzustimmen. Ihr spec. Gew. beträgt
b; sie bestehen, nach Wallach, hauptsächlich aus einem KohlenwasserstofT C,jHie
einem sauerstoffhaltigen Anthcile CioH,«0 (Cineol). Ueberdies ist zuweilen über-
mrinsäure nachweisbar. Unter dem Namen Californisches Lorbeeröl ist ein ähn-
iges Oel aus den Blättern der Laurinee Oreodaphne californiea Nees bekannt
.ches, bei etwas höberem spec. Gew. (0,947), ebenfalls Cloeol enthält.
E. aCUAEK.
'argelungen gneigoote Icr&Ätge ElacnTÜfioltaelT-
ivben Moor-, Fichl«noftdel-. Sclivofol-, Muttprl..
BEDtkrankheiton lar AnwouilUDg. Ssison Hai bis iin.iM
LSTMlulllft L. rflanxpiit^&ttun^ mis der Fain. der Lniiiataf'*
l»Ii|»tp Blninonkrüneo. IMc in der Kr<inrltlirp »•ini:p«rhIo?Bencii
dio [tkcb dorn Aufsprinpoit alf rondlicb^ü Flatlrhen eracbetiien. K -. ..
L. Vera DC. (L. officiDalis Cbaix, L. augustifolia MOnch;. auf i-
Florea LaTanduUe. L. Spioa DC. (L. latifolia Tall.), Spike. L. >•
Hill.) der MittcInioorUnder lioferle Flore a Stoeehado» arabicau.
Plorcs Lavandulac, Fleurs de Lavande, Law«nder-Ftav<
blQtlicii Ph. G. III, stammen von Lavandula vcra DC. Dio bläu'
Blüthen sind reich an aetherischem Oel und finden daher Anw'
Kolik als Kräuterkissen. Species, Katiplasmeu, zu Bädern (0.5 — l.o«^!';«
Neurftlgien, auch zu Waschungen bei Psoriasis und EkzemciL
Aqua aromatica. Aqua apoplectica, Balsamnro Embrr
was.scr Ph. (1. I: von Folia Salviae 4, Folia Rosmarini. Foli» '
Florcs Lavandulae üa 2, Fructus Foeniculi, Cortei Ciii'.
tus 26, Aqua 130 zum Destillat 72. Trübe, aromati-
Abort Zu reizenden Waschungen und Umscbirkgen. Imi-jr!
Aqua vulncraria spirituosa. Aqua aromatica spirlt
busade Ph. 0. I: Folia Menthac piperitae. Folia K-^-
Salviae, Herba Absinthii, Flores Ijavandulae ü 1,0 n
2 Tage macerirt geben Destillat 36. Trüb, stark ar r
Species aromaticac, Especcs aromatiques Ph. '
ritae, Uerba Serpylli, Herba Thymi, Flores LavatiduU«; .. ., ~
« 1. Infus 5,0—1.5.0:100,0, Bäder 100,0—500,0.
Vinum aromaticum Ph. 0. I: Species aromaticac 2, Ath » • ■"
Vinura rubnim IG werden 8 Tage macerirt. Klare, n
Spiritus Lavandulae, Alcoolat de Lavande. Spin. ._.
24sliindige Macer.ition von Flores Lavandulae 1 mit Spirinjs,
Destillat 4. Klar, farblos, nach Lavreudel riechend. Spcc G<
Spiritus saponato -kalinus Ph. Austr.: Digcsttoo too S*p«
Spiritus Lavandulae 100.
Oleum Lavandulae, Essence de Lavande, Oil of Laveoder,
G. III. wird durch Destillation mit Wasser aus den Blüthen von Lavuiul
Fast farbloses, neutrales, angenehm riechendes aetherisches Oel, vorwiegeod
Cu,H,a bestehend, gpec. Gew. 0,885—0,895. Laevogj-r. An der Lul»
putrt mit .lad. Mit Alkohol ist es klar mischbar, ebenfalls mit 90proc,
wirkt innerlich als Excitans, änsscrlich als mildes lioutmittel. Vonui
satz zu kosmetischen Mitteln, als Geruchscorrigeus, auch zu reiiendi
Feu liquide ordinaire Ph. Gall.: Pulvis Cantharidum,
Oleum Ülivarum 300, Oleum Lavandulae 600.
Tinetura Lavandulae composita, Lavender drnp» Ph
momi Cassiae, Semen Myristicac u 10. Lignum Santali ruhrl
dulae 5, Oleum Rosmarini 0,5, Spiritus 800 werden 7 Tilge '
Stimulans, Nervinum, Antihvsterioum 2,5—4.0, auch als E
Uugucntum aromaticum Ph. Austr.: Herba Al>-!r'i^" I
Adeps suillus 1000 werden erhitzt. Zur Colatur '
Oleum Juniperi, Lavandulae, Menthae crispae, Ro......
Lavendplwasser, Lavender water: Oleum Lavandnlae 30,
7,5, Tinetura Ambrae 1, .Spiritus ad 1000.
Lavandula Spica DC. liefert ein Oleum Spicae, Spiköl.
artig riechend. 3,6 g wirken bei Kaninchen tüdtlich (L. Lewin).
DIntI
ijMTRnnula
beBensschwäche]
Likv.indula Stoecbas L. liefert die mehr kamphcrartig rieohcndon Ftores Stoccbado»
Ph. Uracc. Sie dicucii als Tünieum uuil Sudüriliouiu.
J. JACOBSON.
IVCy^ im Kaiilon Waftdt, 433 m hucll, mit (Mner innorlidh, zii UUilprn, Duiirhnn. Inhalationnn und rulvoriiationno
l|vbr«uchtpn SehwefelkochttAlzthonue von 47*^ Tnnii>urfttur (U,(X>ö3 HchwefclwaHjfcrstoff, 0,37 Natriam-, U.Otl.'id l.ilbtum-
flhiortd, 0,61) NatriamsalfatJ ; ansserdom Huttorlaugp von Box ionerliclj uuti ltu55orlicb, Sandbldär, ily ilroth«^raple.
Vornehmlich bri Haut-, Knochen-, Orlvnkkrankheiten, Sorofulo», OiohC, Kheamatuanu». Hat bii Oetab«r.
wOrzbubo.
L. Pfltnzvneattunfr aus d(*r Fam. der Lythraecae*. kleine StrKnoher mit gegenstftndigen Blattern nnd
iD filnthen. In N'^rdiifrika und im tropischen Alien hetoiisob, L. alba Lam.. der Uennastraoob, liefert das
and XlgetfftrbctDittol Hnnaa. Die Wnrxel wurde aU Aleanna' vera t. oricntalia benutzt.
M.
JiMniillgtoni in der englischen Grafschaft Waraickshire, besitzt theiU eisenhaltige 0>i' O.W Etsenbiearbonat)
^■KoehsaliqaeUen (hia 9,3 Natrinro-, 2,7 Maicneslum-, 3.1 CaleiumcUorid, 3,4 Caloium-, 0,7 Hagnesinminirat), welche
^^fteeondera bei Leber- and Nierenleiden gobraaobt werden.
liCbanOn, WiMba<l in der Orafsehaft Columbia N. T., 3U m hoch, gesehntit gelegen. Die 73' warme Qoelle dient
vom*>bmt)cti zu Bitdorn.
W.
«ibensschwäche. Uin Bdiandluni^ der Li'lipusschwächc kanu, wenn sich vor.iusschon
l&sst, dass eine Mutter eiu unreifes, lebensschwaches Kitid zur Welt bringen wird,
bereits mit der l'rtiphylaxe beginnen. In Betracht koniiiit da besonders die speci-
fisclie Tln^rapie einer constitutionelleii .Syphilis des Vaters, die I'flege und Behandlung
luetischer, tuberculöser, diabeti.s<'her, iiephritischer, krebskranker .Mütter, ferner
solcher l''ranen. welelie in allzujujcendlichem Alter ki''1^'''1 geworden oder durch
acute Krankheiten, .Manj^el an Nahrung, Nahnuif^sverweigeruiif: (Psyehoseii, Hysterie),
Hypercniesis oder profusen Speichelfluss sehr geschwächt sind, endlich die Ernährung
derjenigen Mütter, welche in der Angst, zu grosse Kinder zu bekommen untl dadurch
einer schweren Geburt entgegenzusehen, ganz verkehrter Weise sich während der
Schwangerschaft einer Nahnnigscntziehuiig unterworfen oder wiederhtdte .Metror-
rhagien, riacenta praevia und dergl. erlitten haben. Der ungünstige Kinfluss eines
decrepiden, hochbejahrten oder kranken Vaters dürfte ■ am i^chwersten zu paraly-
siren sein. In allen diesen PYilte« ist durch eine entsprechende Diaet, Mastkur, eine
Ruhekur. resp. durch eine gegen das ursächliche l.,eiden gerichtete Behandlung der
angeborenen J?chw.1che, mangelhaften Entwickelung des zu erwartenden Kindes vor-
zubeugen. Der praktisch wichtigste F.ictor wird in der Mehrzahl der Fälle eine
»eventuelle Behandlung der Lues der Eltern .sein. Die Behandlung der Lebens-
schwäche des Neugeborenen hnt sich nach zwei Richtungen zu bethätigen.
Einmal hat sie den grossen Schädigungen, ja Gefahren entgegenzutreten, welche dem
lebens.schwachen, meist zu früh geborenen Kinde bei seiner noch sehr mangelhaften
ProductioQ von Eigenwärme und bei noch unentwickelter Wärmeregulation aus W'ärme-
verlusten drohen. Zunächst ist schon jede stärkere Abkühlung bei der Geburt, beim
Abnabeln, B.iden, beim ersten Ankleiden zu vermeiden. Das Kind mus.s wie auch in
der Folge stets bei einer Was.sertemperatur von mindestens Körperwärme (37 — .38* C.)
gebadet, darf nie anders als mit gewärmten Händen angefa.sst, mit gewärmter Wasche
bekleidet werden, Miuiciie Autoren (A. Schmidt) wollen sehr schwache Kinder in
den ersten Monaten besser überhaupt nicht gebadet wissen, da sie jedesm.il dan.ich
»einen Collaps und (iewichtsabnahme eintreten sahen. An die Stelle der Bäder hätten
dann vursicLtige Waschungen zu treten, bei denen jedoch nach Hauser die ein-
tretende Abkühlung mindestens ebenso gross ist. Die Temperatur des natürlich des-
halb nicht weniger gründlich zu ventilirenden Zimmers soll sich auf 20 — 22" C.
halten. Der Nutzen der üblichen Watte-Einwickelmig erscheint etwas zweifelhaft,
da ja die Baumwolle mit Begierde jeden Tropfen Flüssigkeit aufs.augt und kein
sehr schlechter Wärmeleiter ist. R.ationeller ist wohl als BekleidungsstofT ein
weicher, feiner Flanell oder ein wollener Tricotstoff; nur die Windeln müssen
aus Baumwolle bleiben, obwohl m.an auch solche aus „Normalwolle" sehen kann.
Alle Kleidungsstücke dürfen nur völlig trocken und gut erwärmt in Gebrauch
genouimen werden. Namentlich ist auch der von schützenden Haaren meist
sehr ungenügend bedeckte Kopf mit einer w.armhaltendon Hülle zu versehen.
Jedenfalls wird man Icbensschw.ache, imreife Früchte dauernd durch in wollene
Tücher eingewickelt«, unter die Knie geschobene und rechts und links neben dem
Rumpf liegende Wärmefla.schcn, durch Fedenmter- tuid Deckbetten in einer gewissen
Brutwärme halten müssen. Sehr zweckmässig sind iebensschw.iche Kinder, durch
eines Thermosipton rcgalirt. Die In der Regel snbnannnTs r?
' schwachen Neugeborenen steigt nach kurzem Aufeuthalt in d
38" C; vorhandene Cyanose »uid Sk lerem schwinden in günstigpn Fi
pflegt bei entsprechender Erntthrung wenigstens im Anfang da» K&
unbedeutend zu steigen. In einzelnen F^len gelingt es aber auch
behnndlung nicht, Körperteinpcratur und -Gewicht zu heben. Alle "
rnit der sorgsamsten Couvcusenbeliandlung verfehlen ihr Ziel (.K
wenn nicht der zweite luid sicher noch wichtigere Fartoi
angeborenen Lebensschwäche, eine richti|ie, wenn irgend mi'..
des Kindes, mit dem ersten Hand in Hand geht.
Die künstliche Krnährung vermag hier und da oinmal eineD
zu erzielen. Meist vertragen aber die unentwickelten, schwachen,
Verdauungsorgane das Kidimilchseniisch auch in kleinsten Mengen
(lünnung schlecht, lianz gewöhnlich kommt es zu hahitaelleoi
bald zur Dyspepsie, auch Enteritis follicularis, und so geben die
rasch nn mangelnder Eniähnmg und Verdauungsstörungen oder aueli
den Affectionen, Bronchopneiunonie und Atelektasen, Haufr • —
Syphilis, zu tiriiiule. rngleich bessere Chancen bietet die I
resp. Anunenmilch. Aber fast ausnahmslos haben die leb'
nicht die Kraft, die Milch aus den Brustwarzen zu saugeTi
f.'üls bald der Unterernährung und dem Hungertode.
Dann wird e^s nöthig, ihnen dii' Nahrungsaufnahme künstlieh m m
zu erleichtern. Der einfachste und dabei ganz praktische
der gewöhnlichen glä.sernen Milclisauger (Auvar(r.scher S,. .
bei Rhagailen nilor schlechter Entwickelung der Brustwarzen .aulzuscu
kajisel- oder tulpenglockenartigen Gla-sgefäss. welches luftdicht den
schtiesst. Wahrend die Mutter diesen gläsernen kleinen Hohlraum 1
dein.se!ben an einer Stelle entspringenden Gummischlauches, an A
Mundstück sie saugt, luftleer und damit die Milch aus den Milchg
macht, saugt der Siiiigling die aussickernde und am Boden <ler Tul|)e si
Milch Tiiülielns ans einem zweiten mit einem Mundstück versebi-neu S
tuell ln'iiiit/t man auch für den Fall, dass das Kind nur sehr
Milch deshalb erkaltet, eine Milcli[Tuni|)o mit birnenförmigem,
das, gefüllt unti in heisses Wasser gesetzt, die Milch warm
besser, aber etwas coniplicirt und deshalb auch theuerer ersehn
Schaltung eines etwa luTalifliessenden und die Milch verunreinig^ndi
Keime auftiehmendcn und unsehiidlichmachenden Zwischenstücks, wrld
Wulff 'sehen Flasche am Einfachsten aus einem Glascylinder bosUthl
den Speichel auffängt, der aus dem Mundo der '.-•i" -.— -i- M'H
\
fljp bnnsJM-hwHflie
suiluss fiiip Anzahl von H— 12 Malilzciton hcrauskonimon k;inn. Ocfter wie l'/astüiid-
lich Milch zu rRicheii, dürfte ixi Kürksicht auf die zur Verdauung nothwendige Zeit
freilich nicht rationell erscheinen. Umgekehrt lüsst man die Kinder nicht gern
länger wie 4 höchstens 6 Stunden schlafen und versucht es, falls sie kein spontanes
Nahruugsbcdürfniss äussern, unter grosser Vorsicht, um eine Schluckpneunioiiie zu
vermeiden, ihnen dann löffelweise etwas Thee, Zuckerwasser, wenn sie gut schlucken,
dann auch Milch einzuflOssen. Auf grössere I'ausen in der Nahrungsdarreichung pflegt
sofort eine Gewichtsabnahme oder schlechtere Zunahme zu folgen.
Erscheint es angezeigt, etwas excitirend zu wirken, namentlich bei sehr schwachen,
sehr schlecht trinkenden Kindern, so ist Alkohol in jeder Korn» zu widerrathen. der
in diesem Alter sicherlich noch nicht am IMatz und stets von einer Heaction nach
seiner Einwirkung gefolgt ist. Hecht erfolgreich und gut begründet sind dagegen
hiUiligere Kly.stiere mit physiologischer Kochsalzlösung, durch die es gelingt, dem
Organismu.s ziemlich reichliche Flüssigkeitsniengcn zuzuführen und damit anregend
auf die Circulation und die Herzthiltigkeit zu wirken. Medicamente jeder Art, wie
Tinctiira Valerianae aetherea, Aether, Kanipher, Mo.schus otc, könnten störend auf
die Verdauungsorgane wirken. Ebenso wird m;ni alle und jede oxcitirenden Kälte-
applicationen, Affusionen im warmen B.ade vermeiden und es lieber einmal mit dem
nervenreizenden Einfluss eines heisson Bades (35^ — 40" C.) versuchen.
l>ass die Sorge für Zufuhr stets erneuerter, reiner und gleichmässig warmer Luft,
Hautpflege, Krankenjifloge überhaupt, nicht zu unterschätzende Momente bei der
Pflege !eben.sschwacher Kinder sind, versteht sich von selbst. Lebensschwache Kinder
pflegen wenigstens die ersten Wochen anhaltend zu schlafen, was zu ihrem Gedeihen
direct nothwendig erscheint. Man störe sie deshalb auch nur zmn Zwecke der
Nahrungsaufnahme, der nöthigen Reinigung und dergleichen. Jedoch verabsäume
man andererseits nie,,d;is Kind in regelmässigen Zwischenräumen aufzuneiinieu,
umherzutr.ngon, ihm ivech.selnde Lagen zu verschaffen, damit der gefälirlichen Hypo-
stasen- und Atelekt:ii>enbildung vorgebeugt werde. Auch ist dauernd darauf zu
achten, da.ss die wärmende l'mbülli)iig ihnen nicht die Luftzufuhr beschränkt, da sie .
selbst nicht im St.-uide sind, sich auch nur durch ein schwaches Nothsignal vor
Erstickung zu schützen. Aus demselben Grinide nimmt sie die Mutter auch besser
iiioDials in ihr Bett, um sie zu wämicn.
Bei ^>f»llung der angegebenen Bedingungen kann die Beh.ondlong der Lebens-
schwäche durchaus dankbar und <'rro!greicii sein. Früchte mit einem Geburtsgewicht
von noch nicht .3 Pfund, die noch blind, olme Nägel waren, bei denen die Testikel
noch innerhalb der Banchhiihlc lagen, die Knochen ganz weich, Muskeln und Haut
gallertartig waren, wurden mit der Zeit durchaus lebensfähige und organisch gesunde
Individuen, die voraussichtlich im l^aufe der Jahre sogar ihre ausgetragenen Alters-
genossen annähernd erreichen dürften. „,,.^„„
^ llAl SEK.
leberabscegg. Eiteningserreger gehangen nur selten durch Wunilen oder Verletzungen
direct in die Leber, meist dringen sie auf dem Wege der Blutbahnen oder der Gallen-
gänge ein. Hier ist es in erster Linie das Wurzelgebief der Pfortader, wo nament-
lich dysenterische, typhöse, tuberculöse, carcinomatöse Geschwürsbildungen und Ent-
zündungsproce^e im M.igendanncanal , besonders auch Typhlitis und Appendicitis,
oder Eiterungen in Milz, Pankreas, den Urogenitalorganen mit oder (dme vermittelnde
Pylephlebitis den Ausgang für eine Infection der Leber abgeben können. Seltener
entwickeln sicii met.astntische i,eberabscesse nach Eiterungen in entfernter gelegenen
(Jrganen: der besondere Zusammenhang zwischen Leberab.scessen und Kopfverletziuigen
ist nicht erwiesen. Nicht selten bilden multiple Leber.abscesae nur eine Theilerschoi-
nung allgemeiner Pyaeniie. Für die Invasion der Eiterungserreger durch die Gallen-
wege sind Gallensteine das häufigste veranl.assende Moment, in seltenen Fällen .auch
die Einwanderung von Spulwünnern in die Gallengänge. Ferner werden Leberabscesse
durch Vereiterung von Echinokokken* hervorgerufen, sowie durch .andere Entozoon*,
besonders lUstonnim haematobium (Bilharzia haematobia*) und Distomuni hepaticum'.
Eine eigenartige Stellung nehmen in tropischen Gegenden dii« spontanen Leberabsccsse
ein, deren Aetiologie noch keiru'swegs klargestellt ist; ein Zusanimcidiang mit Pys-
enterie lässt sich durchaus nicht in allen Fällen n.achwei.sen.
Als Infectionsträger hat man bei Leberabsccsseu ausser den gewöhnlichen Eiterupfcs.-
erregern*, Strepto- und Sfciphylokokken insbesondere auch Bacteriiun coli commune.
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«f QWUMAQU VUK» f^avm^lHHHH^VB ««OffUSB
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Vürfahren kann die Function n<ir auBnalunsvreise zum Zinle fübrea.
dickerer Troc^rts ist sie durchaus nicht ungefJlhrlicb. b) Dip Pun(
ist da indicirt, wo eine weniger eingreiff-nde. rasch ontl ohne Nark«
t ilieration orAvünscht ift. Im Uehrigen bietet sie keine \"ortJjM(e
Operation. Verstopfung oder Hcrausgleiten der DraiivrOhre, Voriwsj
liehen dem Drainrolir und Aehnlichea kann noch nachträglicb lur
zwingen, c) Die einfache Incision ist am Platze, wo ein Ix-b»-«!
wachsungen zw-iscben Leber und Rauchwand so in die BauchHeck''n i»
ilajis ein spontaner üurchbruch bevorsteht. Die äogen.innte
Little, die auf das Vorhandensein von Adbaesionen keine Rüel
fährlirh, weil sie keine Sicherheit gegen den Eintritt von Eii
gewährt. Auch die Anwendung des Thermokauters (ZancaroJ)
Züge, d) Die einzeitige Schnittmethode mit Bcfestii^onf
die Bauch wand ist für die meisten Fälle das geeignetste Vnrfüm
ausreichciiden Adbaesionen zwischen Leber und Bauchwand voriumd)
«lie Leber durch Nälite an der Raucbwand fixirt wenieo. am
zuvor den Al>scess durch Capillarpunction mfigiichst entleert, und
in ihrer respiratorisrjien Mittelstellung angeheftet wird. Kn» nari
al>.>;chlies.senden N;ihtreihe wird die breite Eröffnung des Absce»sst^s lorj
Scbnittrruidi'r nach aussen gestülpt und mit der Bauchwand vn-tni^
wird die Ausführung bisweilen durch die Zerreisslichkeit de» Lebefp!'
IVritoiiealüberzuges. Wo daher eine schneite Entleening des .\l«rf*t<
niitlnvendig erscheint, kann e) die zweizeitige Schnittmctboftf
tbcilc gewähren. Hierbei werden zunächst nur die Banchdecken ii^H
ii:irli s — 1(1 Tagen, nacbdi-ni eine Verwacksung der Leber mit il«f
Stande gekommen, der Ab.'^ce.ss eröffnet, f) Die Hepatoklostomi'' i
des Abscesses in das Colon dürfte sich kaum AuhJltiger PT*rJ^
g) Abscesso an der Tonvexität der Leber müssen perpleural, fvcirtw
resection, eröffnet werden.
LeberamyloTd. Dio amyloTdo DcRcneratioQ der Leber, eine Thcilerscheinuaj
amyloVdeii Degeneration*, entsteht wie diese nur als secundäre Verind«
kaobektischen Zuständen verschiedenster Art, insbesondere von cbronisri
culose, Syphilis. Malaria u. s. w. Die Störungen, welche die Amyloidleb
sind im Wesentlichen mechanischer Art durch die Griisscnzunahme des <"
der Leberfmiction treten vollkommen zurück gegenüber den durch du Gn
Degeneration anderer Organe, besonders der Nieren und des n^-nw •..nin
erschein uiigen. Die Behandlung kann nur gegen das Grund t.VM
dieses zu beseitigen, so ist die Möglichkeit einer Rückbildung >
irnn* ansmoeAhlnaoAll fln*i^SnflpK Bii^h ni/ilif eii«l,A» AxiriUAiM
»eratroplile
- 883 —
Zeil
unter dt'iii liililf der ..LcborinsufficiiMiz'' mior der sogen:uiiiteii „Aclmlif" zum
Todf führt. Die Bczoicliming „S''ll><? Atrophie"' cnt^äpricht ••iiu'in vorgeschritte-
neren St;iiliuni der anatomischen Vcränderuiifc, welches bei typischem klinischen Ver-
lauf erreicht zu werden i»flet;t. Indessen deckt sich dio Intensität der klinischen Er-
scheinungen und der anatomischen Yeriüidennigeii keineswegs in allen Fallen. Dio
iüchwierigkeiten in der BcgritTsbestimmung der Krankheit werden noch dadurch ge-
steigert, da.ss die gleichen ursriclilichen Schädlichkeiten auch an anderen Organen er-
hebliche Veräuderungeu und l'unctionsstörungeri hervorrufen, sodass die AlTcction
der Leber eigeutlich nur die 'llioilerscheiimiig einer AllgcDieinerkrankung bildet.
Von den Intoxicationen. die eine acute gelbe Leberatrophio her\'orzunifen ver-
mögen, kommt in erster Linie die acuti' l'hosphorvergiftung in Betracht, seltener
die acute Alkoholintoxtration, vereinzelt auch Blei-, Chlornforui- und andere
Vergiftungen; von infectinneii in erster Heihe das Gelbfieber, dann die septischen
und pyaemischcn, besonders die puerperalen Erkrankungen, Abdoininaltyphus, Recur-
ren.s, seltener Diphtherie, croupöse Pneumonie, acute Miliartuberculose, .Malaria, auch
Syphilis in der trühperiode zur Zeit der Eruption der secundiii-en Exantheme.
Dio Krankheit befällt vorzugsweise Individuen im jugendlichen Alter. Die
grössere Häufigkeit der Erkrankung beim weiblichen Geschlecht erklärt sich aus der
besonderen praedisponirenden Wirkung der Schwangerechaft. Die Diagnose stützt
sich auf das Auftreten von schweren Ersrheinimgen einer durch Leberinsufficienz be-
dingten Autoiiitoxication, Icterus gravis, Acholie, und auf den Nachweis einer rasch
fortschreitenden Verkleinerung des Organes sowie einer Ausscheidung der charakte-
ristisclieii ZerfalIs|»roductc Leucin und Tyro.sin im Harne. Die Prognose der Krank-
heit gilt für die au-sgebildeten P'Ulle als eine fast absolut schlechte. Sie erscheint in-
dessen anders, sobald oian den Zusammenhang mit den durch die gleichen Schädlich-
keiten bedingten leichteren Eonnen der diffusen Leberdegeneration ins Auge fasst.
Vereinzelt erfolgt ein günstiger Au-sgang, obgleich bereits Verkleinerung der Leber uud
Leucin und Tyrosin im Harne nachwei.sbar waren.
Die Therapie hat in erster Reihe die Fernhaltung derjenigen Schädlichkeiten zu
erstreben, dio als die Ursache der Krankheit anzu.sehen sind. Dieser Indication
entsprjclit die allgenieiiic Behandlung der verschiedenen hier in Betraclit kommenden
Infi'cfionen luul Intoxicationen. In sehr vielen Fällen ist die Erffdlung dieser In-
tiicatiiin utimiiglirh, weil die Krankheitsursache imbekannt bleibt, auch pflegt es in
der Ilegid zu der Zeit, in welcher sich die .schworen Functionsstrirungen der Leber
bemerkbar machen, für eine causale Therapie bereits zu .spät zu sein. Immerhin
ist anzunohnien, da.ss meist das Eindringen der schädlichen Substimzcn vom Darme
aas stattHndet. Auch ist nicht ausgeschlos.sen, da.ss eine fortgesetzte Zufuhr von
Schädlichkeiten den Krankhoitsprocess zu unterhalten und zu steigern vormag. Und
so erscheint eine Entleemng und l>esinfection des Darminhalts durchaus rationell.
That.sächlich werden fast in allen Fällen, welche in Genesung ausgehen, Abführ-
mittel, insbesondere Kalomel, .lalappe, Senna, Koloijuinthen in Dosen, welche profuse
Entleerungen bewirken, mit gutem Flrfolge angewandt. Uober die Desinfection des
Darras durch Saiol. Benzonaphtol, Resorcin, Bismuthum salicylicum liegen zuverlässige
Mittheilungen nicht vor. In zweiter Linie nius.s die Unterhaltung einer reichlichen
DiuresB die Elimination der Gifto befördern. In dieser Hinsicht ist namentlich auf
genügende Wa.ssentufuhr ein besonderer Werth zu U>gen. Wo in Folge von Be-
nommenheit oder heftigem Erbrechen eine ausreichende Wasserzufiihr por os nicht
mflglich ist, sind I)armeingies.sungen am Platze. Von diesen ist jedenfalls mehr zu er-
warten, als von der .sogenannten „Durchspüliuig des Blutes" mittelst subcutaner oder
inlravenäser Wasserinfusinncn. die bei darniederliegcnder Resorjition immerbin ver-
sucht wenlen kCmnen. Wo eine intensivere Affection der Niereu es nicht verbietet,
kfinnen auch Diuretica, in.sbesondcre Koffein und Dinretin, angewandt werden.
Gegen den Krankheitsprocess als .solchen besitzen wir keine wirksamen Mittel.
Was in dieser Hinsicht empfohlen wurde, i.st weder theoretisch noch durch praktische
Erfahrungen genügend begründet. Die symptomatische Behandlung kann im Be-
giinie der Erkrankung diejenigen Massnahmen anwenden, die bei den fluxionären
Hyperai'mien* der Leber sich als wirksam erweisen. Im weiteren Verlauf kann das
Erbrechen Eis]iill<'n, Cocain, Aussj)ülungen des Magens erforderlich machen. Die
Schlcimhautblutungen bekämpft man durch Kälte, Adstringentien, eventuell durch
Tomponade clor Nase, kalte AuswaschoDgeu des Magens und des Darms; die cere*
entslandeuen Cysteu, vor Allem auch das Cystadenomaer Letter,
Weise meist gleichzeitig mit cystischer Degenerstion der Nieren vorkomm L
kleinen und multiplen Cysten beanspruchen nur ein auatomLsobcs IntertüM.]
weise erreichen einr-clne nicht parasitäre Cysten der Leber eine solche (irö^
therapeutischen Eingriffen Veranlassung geben. Dann pflegt dl"! Diagoose
auf Echinococcus der Leber gestellt zu werden, und nur das Kohkn der
Bestandtheile oder reichliche Mucinmengen in der Punct
Vermuthung nahe legen. Die einzige Möglichkeit einer II
cbinirgiscbeo Eingriff geboten werden, doch ist er nur ausuaiiiuswcis« auuuijriii
Leberentozopn. Von Entozoön* finden sich in der Leber ausser den Echin
sächlich Distomeu: Distomum haematobium (Bilharzia* baematobia) und i
Leborhyiteraemie. A. Dor Kraiikheitsbegriff der activen, flu-xionSren
afiiiii' ist nii'lit scharf abgjenzbar. Gegenüiier der phy.sifilocriyclien^
N;iliruiig.saiifti,ihtin' zu Staiidt- kommeiulen stärkeren Blic
nur die abnonne Intensität, die abnorme Dauer oder al>i
Wirkung die Leherhyperaeniie als kr.ankhaft erscheinen. 1-
wo diLs Gebiet der einfachen Hyper.ieniie in das der srhwc;
der diffu.^ieii Heiiatitis übergeht. Schliesslich giebt es auch kfinp
zwi.schcn der dureh Keizwirkung bedingten activon flusiunAntn Hyi(«'r*T
und der durch ^Stauung verursachten sogenannten passiven Hyperacmif i
Dunii (iieseliieii Ursachen, die als abnomie Reize auf die Lcbisi '
hädfi;; zu Erkrankungen des Circulationsapparates, welcho ihren
Blutabfiusses aus der Leber zur Folge haben, so die Herzhyper
essern uiul Vieltrinkcrn, die Arteriosklerose bei Alkoholikern, die HiT
acuten liifectionskranklieiten.
nie im Verlaufe von Infectionskrankheiten auftretenclo Irfberhyp
in der Kegel keiner besonderen Behanillung. Sonst kann in acuten KillM I
fehlerti oder Traumen und bei besonders heftigen Exacerbalioneu chron
der !''jilte, wenn die Schwellung und Kmptindlichkcit der lieber erbeblifli
Ke.schwerden verursacht, zunächst ein antiphlogistisches Verfahn"» jb I
neben ruhiger Bettlage die Applicatien von Eisblasen auf die Lebe
intensive Kültewirkung auf die Lebergegend kann eine Hcrabsetznng
im Innern des Organes erzielt werden, welche den Coiitractions
mu.scitlatnr zu beeinflussei\ vi^mag. Nur muss die .Vpplication di>r I
gro.sser FI.Hchenausdeliniing stattKiiden, durch grosse Eisbl.'uen 'm1<t
Kiihlap|iarat. Nur ausnahmsweise wird die Kältewirkung nicht vertragen.'
Priessnitzsche oder waniie Breiumschläge, auch Hautreize uod locak T
een. besonders in Koitii von blutigen Schröufküi
MTljrppracmir
— Ntln —
lA'lierliyperlrof
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ini
K cri,
1111(1 (lii- s.ilinisi-lii'M Piirgniitioii von ^riitcr Wirkmif:;. Ncboii der HoschliMinimitig der
Poristaltik, der Flüssigkeitsentziehunfr im Dann» und der Fördt«rung der Hlutcin-ul;itioii
in der l.ober knniiiu'ii hii'rlioi walirschcinlicli auch noch die Drsiiifcction des Ver-
dauungstractiis, dii' l'Virt.schMffuiip von srhädiichen Substanzen aus dem Dariii-
caual, sowie die Aure^mg der [>iurese ziu' lieitung. In chronischen Fällen, bei
Leuten, die zu viel essen und trinken, oder nacli NIalaria und Ihseiiterie, ist in
erster Linie liurcli Hegehuij; der Ernährung und der ganzen I^obensweise eine Beeiu-
flnssiing der Leberfuiictionen und der Blufcirculation in der Leber anzustreben. Ver-
meidung eines jeden Uebermaasses in Nalirung und Getränk, reizloise Kost, insbe-
nd<>re Resdiränkung des Alkoholgenusses, evei(tiiell Milehtlinet. Körperbewegungen,
_vmn:»stik und Massage, Hegelung der Peristaltik durch AblTihrmittel , Darmein-
giessnngen, verschiedene Mineralwxsserkuren, wie Karlsbad, Marienbad, Kissingen,
Homburg, Vichy, Neucnahr. unter Berücksichtigung der ('onstitution, der Hlrnähnnig
nd des Kräftfzustnndes können bei rechtzeitiger und zweckmässiger Anwendung die
eschwenien heben und nicht selten auch ilie Fntwiekelung ernsterer Krankiieits-
stSnde verhindern. Wo klimatische Einflösse im Spiele sind, wie bei Leberhypcr-
mie in ilen Tropen, kann ein Aufeiithaltswechsel driugeiu) nothwendig sein.
B. Eine passive, venöse Blutstauung in der Leber wird nur ausnahmsweise
iiirch locale Stönurgeu des Bliitabflnsses, Compressiou der Vena cava inferior ober-
lalb der Kitimiiuduiigsstelle der Venae hepaticae, Verengening der Lebervenen selbst
odingt. In der Kegel ist die Stauungsliyperaemie der Leber nur die Theilerscheinung
iner allgenuMnen venösen Stauung, wie sie bei den verschiedensten Erkrankungen
es t'irculations- und Kespirationsapparates z« Stande kommt, bei Herzklappenfehlern,
erznuiskelerkraiikungi'n mul solchen Erkrankungen der l<uiigen mul der Plenren,
e zu Hypertrophie und Dilatation des rechten Ventrikels Veranlassung geben, wie
lUngenemiihysem eder Lungenschrumpfung. In dem Krankheitsbilde der allgemeinen
enö.sen Stauung nimmt die Leberhyperaeniie eine besondere Stellung ein, weil sie
ne der frühesten Aeusserungen der Circulatioiusstönmg ist, oft sogar die ersten
leschwenien bei Herzkranken verursacht, und weil die Veriitulerungen, welche die
fertdaiiernde Störung der Blutcirculation in der Leber zur Folge hat, die cyanoti.sche
trophie und die kardiale Cirrhose, eine gewisse Selbständigkeit gewinnen und
lUcli dann noch Störungen verursachen können, wenn die allgemeine venöse Stauung
Ickgängig geworden ist. .\iich steht die Intensitüt der Leberhyperaemic nicht
inier im Verhiiltiiiss zu der liitensitrit der übrigen Staniuigsei"scheinungen.
Die Beliiuidlung hat die Aufgabe, die zu lininde liegende Circulationsstörung zu
beseitigen. Es wird sieh f.ist inuner darum handeln, durch Digitalis und
ähnlich wirkende Medicainente, durch Kr.inkeni)flege und diaetetische Verord-
I nungen, thireii kilrperliche Ruhe oder auch durch zweckniäs-sig angewandte Flerz-
' gymnastik die Herzthiitigkeit zu reguliren unil die ('onipensation bestehender Herz-
fehler zu begünstigen. Auch wo die Veründcrungen an (1er Leber und die Störungen
des Pfortaderkreislaufs als einzige oder hauptsächlichste Folge einer Erkrankung de«
Circulationsapparates auftreten, giebt die Behandlung des lirundleidens die wich-
tigsten therapeutischen Indicationen ab, und gestattet erst der günstige Erfolg der
I gegen die Circulatien.sstörung gerichteten Therapie ein sichereres l'rtheil über die
Natur einer Leberaffection. Neben dieser Behandlung des Gmndleidens ist für die
Therapie lier Stauiingsleber von grösster Bedeutung die Fernhaltiuig aller Schäd-
lii'hkeit(^n, welche auf die Leber direct einwirken können. Demi die Circulations-
stiVruDg setzt die Widerstandsffdiigkeit des (irganes herab. Kegeliing der Diaet, ins-
lie.sonilere Beschränkung der Alkoholzufuhr und Beseitigung von Verdauungsstörungen,
welche zu abnormen Zersetzungen innerhalb des Darratractius führen, sind hier wichtig.
MINKOWSKI.
Leberbypertrophle. Eine wahre Hypertrophie mit Vermehrung und Vcrgrösscrung der Paren-
chymzclIcQ betrifft entweder die ganze Leber oder grössere Abschnitte, oder entwickelt sich
in inselförmig .ibgcgrenzten Theilen, in einzelnen Leberläppchen oder auch nur an ein-
zelnen Theilea der Leberläppchen. Die totale gleicbmässige Hypertrophie der Leber kommt
äusserst selten vor. ihr häufigeres Vorkommen bei Diabetikern ist nicht sicher erwiesen.
Weniger selten beobachtet man die Hypertrophie von grösseren Abschnitten der Leber dort,
wo andere Tlieile des Orgaiies zerstört sind. Diese compensatorisehe Hypertrophie entwickelt
sieb besonders, wenn die Schädlichkeit den Kräfte-zustand des Organismus nicht erhcbhch "der
nicht dauernd beeinträchtigt hat. am häuRgsteu daher bei Echinokokken und bei gummösen
Erkrankungen der Leber. Experimentell entsteht sehr rasch Hypertrophie und Hyperplasie
0, [.icbroich, EocjUafacdie. U. BkD<l.
55
Erfolg aus^efüTjrt. Die HauptgewErbestelit ii
nach (lor Operation. Wahrend der Operation k:iiiii .^i. muj.
des Lfberlappens liekünipft werden. Um d('r Nachblutung vonu
Leberstück, an welchem die (ie.schwulst sitzt, in die B.iufhwuiulo i-l!
txieli ist in zwei Zeiten zu operiren oder die Leherwunde mit .U\Ma
poniren und solche durch den unteren Wundwinkcl nach .lassen ni l>*
lebersyphillg kommt sowohl bei congenitaler Lues dpr Neugeborenen,
formen der hereditären und in verschiedenen Stadien dor ac<juirirt«D i
Aligemeinen können zweierlei Arten von Veränderungen bei die
der Leiter unterschieden worden: specifische und iiichL^pecifi-vliif
(■irfiimsfript und bestehen in der Bildung der (iuminat:i- hcrm
die besondere Loealisation und Kntwickelung des ' il
befallenen (>rj;ane. Von dem Ort und der Art der 1. '_
Gestaltung der krniikbaften Veränderung in den verschiedtuen Källp
sich im foetalen Urganisrnus die gummösen Neuhildungeu Lisi riuri
ausserordfutlicli zahlreichen, aber äusserst kleinen, miliaren Knötcf
wathseneii dagegen treten die Gummata mehr vereinzelt anf "nil
eine ansehnliche Grösse. Die nicht specifischen Veränilemnp'
zuführen auf die unter dem Kinflusse der Infection verSiulr-i i^
Blutes luid der Körpei-säfte. Sie können ihrerseits wieder >oo
EntwedtT sind sie höchstwahrscheinlich erzeugt durch die direct
Toxine anf die Leber; sie unterscheiden sich im Wesentlieheo
iilinlich wirkender Gifte und Toxine. Nur die Intensität und |).i
und die von dem Alter des Individuums, dem Kntwickeliingsxi
sonstifjen Mtinu^nteu abhängige Praedisposition des Organes sind
des Krank heitsuntcessi's im Kinzelfallo m;v8.sgebeud. Uierher gobilf
infectlilsc Icterus, die acute gelbe Leberatrophie und die I^ebercir
des sypliilitisrhon Infectes auftreten können. Die andere Art de
Verfindenuigen entstellt nicht durch eine directe Einwirkung der Kr
die Leber, sondern erst secundär durch die Rückwirkung des »j
auf den gesammten (»rganismus und die allgomeiuen Enulhnmg
gehört vor .\lleni die .AnjyloTdleber, wahrscheinlich auch gewisse
litisehon nicht .seltenen Fettleber. Die specifischen un<l nicht
derungeii können sich mannigfach comblniren. Dadurch • '
der Leber bei der Syphilis eini' Mannigfaltigkeit und Vi. :_
anatomisch, sondern auch klinisch /.um Aasdruck gelangt.
Die antisypliilitisclie Beliandlnng kanu sich ziuiächät nur ge§m iti
Vi-rändenmirpn wirksam erweisen und vermag dininniean nirJit i "
tbersypliilis
— 807 —
lipbcrtliran]
touwksilbcrhch.-indliitifc ist bei dilTusen Frkr.iiikuiigoii dw Li^Ikt x\v;ir iiirlit ciiiitni-
■{ndirirt, »loch ist hier hcsotidere Viirsii-Iit .-im Platze. Krfalinuigsgoinäss vortragen
nolr'.hp Patienten das (Juecksilhcr oft sehr schlecht, besonders wenn Stfirungen des
■Gallenabflusses vorhanden sind, da neben der Niere <lie l<el)er das Haupteliniiua-
■tionsorgan für i^nocksilher ist. Noch häufiger tritt Intnxication auf, wo gleichzeitig
leine schwerere Nierenerkrankung vnrhandon ist. F)ann thut man gut, sich anfiuigs
Biur auf .lodkalium zu beschränken. ^»,..„™„.-.
Bberthran, Oleum jecoris Aselli, Oleum Morrhuae seu hepatis Horrhuae, Huile
Uu foic ile Morue, Cod-Iivcr Oil, Ph. G. III. ist das aus dcti frischen Lebern von Gadus
Bforrbua L., dem Kabliau, gewoiiueue Ocl. Zu uns gelangt er aus.schliesslich aus Bergen in
worwegcn, aber auch in Island, Neufundland, St. Pierre und Miquclon, neuerdings aucb In
Japan wird er hergestellt. Bei den Handelssorten hat man zu unterscheiden zwischen Fabrik-
thran und Bauornthran. Letzterer wird aus Lebern, welche längere Zeit gelagert haben, her-
gestellt und liefert das orangegclbe Oleum jecoris Aselli flavutn, von starkem Fiscbgeruch
und saurer Ueaction. Dtsr Fabrikthran wird dagegen nur aus frischen Lebern durch Krwärmen
im Wasser- öder Dampfbade, Dampfthran, gewonnen. Das Product, Oleum jecoris .\selli
album, bat schwachen Fischgcrucb und neutrale oder schwach saure Reaction. Bei stärkerer
Erhitzung resultirt zuerst ein Ocl, Oleum jecoris Aselli darum fuscum, welches Madeira-
tarbe, starken Fischgcrucb und starken Säuregehalt aufweist. Das später gewonnene Oel ist
trübe, ebenso die letzten abgcprcssten Antheile. Sie eignen sich nur für die Technik.
Der Leberthran, welcher nach Ph. G. III nur aus den Lebern von Gadus Morrhua bei
thunlichst gelinder Wärme im Dampfbude bereitet werden darf, während die Ph. G. I auch
die Lebern anderer Gadusarteo zuliess, stellt ein blassgclbcs, klares, schwach saures, öliges
Liquidum dar von eigenthümlichem, fischartigem, aber nicht ranzigem Geruch und Geschmack.
Spec. Gew. 0.924—0,928. Er ist löslich in Alkohol, Aether, Chloroform, Schwefelkohlenstoff,
Benzol. Aul 0" abgekühlt, sollen nur geringe Mengen Stearin herauskr>-stallisircn. Wird
1 Tropfen Leberthran, gelöst in 20 Tropfen Schwefelkohlenstoff, mit 1 Tropfen Schwefelsäure
geschüttelt, so entsteht eine violettblaue Färbung, welche schnell in purpurrotb, braunroth
und tiefbraun übergeht. Diese licactiun wird durch t'holestcrin und Lipochrom bedingt und
kann, ebenso wie eine Rothrärbung auf Znsatz von rauchender .'Salpetersäure, sowie ein nega-
tiver Ausfall der Elaidiuprobe, zur f^kennung von Vernilschungcn dienen.
Der Leberthran besteht im Wesentlichen aus Triglyceriden der fetten Säuren und zwar
der Oelsäure zu 70 pCt. und der Palmitinsäure 25 pCt., in geringeren Mengen der Stearin-
und Margarinsäure. Erst beim längeren Aufbewahren treten auch fluchtige Fettsäuren auf.
In neuerer Zeit sind in ihm die Glyceride zweier, bisher unbekannter Fettsauren aufgefunden,
der Thcrapinsäure Ci^H^jOz und der Jecolei'nsäure CjoHsjO«. Zum ganz geringen Thcilc sind
die fetten Säuren auch frei im Ijchcrthran enthalten. Der Gehalt an freier Säure schwankt je
nach der Sorte von 0,18 bis 5 pCt. Ob sich in ihm ausser gewissen Gallenbestandtheilen, wie
Cholesterin und Gallenfarbstoff, auch Gallensäuren linden, ist noch streitig, dagegen sind con-
stant (Vlbuminate mit Eisen, Mangan und Phosphor in fester Verbindung vorhanden (Unger).
.\uch .lod 0,<K)1 — 2 pCt. und Brom sind so fest in ihm gebunden, dass sie erst nach vor-
heriger Verseifung nachweisbar sind. In geringer Menge ist in dem hellen Thron Trimctbyl-
amin* vorhanden, welches den charakteristischen Fischgeruch bedingt; in älteren oder gering-
wertbigen Lcberthrancn ist der Gehalt an diesem, sowie an Cholinen in Folge der Zersetzung
der Albuminate «in höherer. Der in ihm enthaltene gelbe Farbstoff gehört zur Classe derLi-
pochrome (Salkowsky). Ausser diesen Stoffen haben Gautier und Mourgues eine Reihe
zum Theil bisher unbekannter Alkaloide aufgefunden: Butylamin C4HbNH2, Amylamio
CjHiiNH,, Ilexylamin C^HiaNH;. Dihydrolutidin, identisch mit Dihydrodimethylpyridiu,
Csll|(CÜ,)'jNII, eine bei 200'' sich vcrflücbtende Base, welche in kleinen Dosen die Scn.sibilität
herabsetzt, in grösseren Mengen abwechselnd Depression und Excitation. klonische Krämpfe
und Tod veranlasst; AsoUin CjjIIsjNj, ein amorpher, gelblicher, aromatisch schmeckender
Körper, löslich in Alkohol und Aether, welcher Dyspnoe. Convulsioncn, Stupor, in grösseren
Dosen auch den Tod hervorruft Morrhuin C]gH37N3, ein dickes, braungelbes Liquidum, von
Fücdergcruch und ätzendem Geschmack, löslich in Alkohol und Aether, an der Luft Kohlen-
säure anziehend, wirkt förderlich auf die Ernährung, Assimilation, Diurcse und Diaphorese. In
einem Esslöffel Leberthran sind 0,002 Morrhuin enthalten. Morrhuinsänre oder Morrhua-
säure, CnH.aNOa, mit Platinchlorid wie die Alkaloide Doppclsalze bildend, kr)-stallisirt iu
Prismen, die fisch- oder tangartig riechen und bitter schmecken, in Alkohol, wenig iu Wasser
und Aether löslich. Sie zersetzt Carbonate, röthet L.ackmus und verbindet sich mit Alkalien,
aber auch mit Säuren. Wahrscheinlich ist sie identisch mit de Jongb's Gaduin und
kann als Flydropj-ridincarbonsäurc aufgefasst werden. Sic steigert in hohem Grade Appetit
und Diurcse. Die angeführten Basen, zum Theil an Morrhuin-, Ameisen-, Butter-, Phosphor-
glyccrinsäurc gebunden, sind keineswegs durch Fäulniss entstanden, sondern pracformirt iu
und neben den Leberzellen vorhanden (Bouillot). Von anorganischen Stoffen sind ausser den
erwähnten in der geringen Menge Asche, welche erst in geHirbten Thranen auf 0,61 pCt. steigt,
Calcium, Magnesium, Natrium, Schwefel- und Pbospborsäure nachgewiesen.
55'
[Lebcrthran
HO« —
Lrk«>rlkn
Die VerwcnduDg des Lcberthraiis als Heilmittel ist nicht alt. obgleich et
als Nfibrungs- und V'olksmittcl an den Nürdküsten Kuropas iu Geltung stand. Er« t
machti; ein euglischrr Arzt, Percival, auf seine mächtige nutritive Wirkung lufMbi
in Deut-schlaud kam er 1822 durch Schenk in Aufnahme. Trotzdem er seit <ii«a«rZ«2l
.ständigen Rüstzeug aller Aerzte gehört, ist das Wesen seiner Wirkung niMJ» nicht Mo.
7.ugsweise wirkt er wie andere Fette als PInsticum, unterscheidet sich *bor roa di—
die Schnelligkeit seiner Resorption in Folge seines Vennögens, leicht und voU«tSl£| I
sioneu zu bilden. Nach Naumann ist auch die Diffusionsfähigkeit des L«bor11lnB
thierischc Membranerj erheblich höher. Resorption und DifTusioii werden beifiüosti^
seinen Oohalt an Gallcnsäuren. Unger verlangt daher, dass die Gallenblasen b<ei Jer fi
oation mitverarbeitet werden. Hiergegen wendet v. Mebriag ein, dass Gnllrtiiäurtn ai
Oelen unlöslich sind und überdies Erbrechen und Durchfall hervorrufen; er sieht, »ii
schon vor ihm Buchheim, den wesentlichsten Vorzug des Lcberthraos vor anderen Ttta
seinem (ichalt an freien Fettsäuren. Diese werden in dem alkalischen Uann^aft Tinri«
omulgiren die anderen Fettkorper so fein, dass sie direct die Darmzotten pasaino kitcar«
Die Mi^nge des im Leberthran vorkommenden Jods und Broms wird für «u gerim fM
um bei der Wirkung in Betracht zu kommen. Das Gleiche gilt vom TrimcthylAaufc. Ea
jedoch nicht unmöglich, dass das organisch gebundene .lod analog dem Jirl '•■ -
lange Zeit fortgcrcichten kleinen G.iben eine anregende Wirkung auf d<''
übt. Auch die I'hosphorsäure, welche in anorganischer und organiscl
Thran vorhanden ist, kann den Aufbau neuer Zellen nur in positivem ^
Ein weiterer wichtiger Factor für die günstige Wirkung des Leberthrans .^.i, .
AlkaloVde. obgleich es nicht an Stimmen fehlt, die ihre Anwesenheit nur aK
weit vorgeschrittenen Fäulniss der in Arbeit genommenen Lebern aufgefasst
Bouillot, welcher ihren stimulirenden Einfluss auf .\ppetit, Secrction und E
gewiesen hat, hält sie für Substanzen, wohlgeeignet, den Organismus durch '/
LcukomaVne und Toxine zu entgiften. Da nun alle eben angeführten .Stoffe in
Thransorten in weit erheblicheren Mengen vorhanden sind, als in dem blassg^tl'^
so lässt sich annehmen, d.Tss mit ersteren sich bessere therapeutische Erfolge
T'
in welchen Gründen man immer die Lcberthranwirkung auch erblicken mijgt'
ist von der praktischen Erfahrung längst bestätigt worden, ja es ist sogar I •
ungefärbte Oel die Ernährung beeinträchtigt, während das gefärbte sie bofor':
Trotzdem wird dos farblo.se Oel bevorzugt, weil es besser vertr.igen wird i^
Widerwillen hervorruft. Freilich bewirkt auch der weisse Leberthran oft I
Neuerdings bat man erkannt, dass die Fettsäuren des Leberthrans, vor.in clte
sehr leicht in Oxysäureu übergehen (Ileyerdahl), welchen die Schuld nen A--'
schrieben wird. Der Leberthran wird daher jetzt in einer WasserstoP
Kohlensäurestrom von Oxysäuren frei hergestellt und veranlasst nuri
Dieser leichten Oxydirbarfccit wegen wird man dem Leberthran auch keino au
körper in Zukunft zusetzen, da diese Veranlassung zur Bildung von Oxysäuren ^
Will man auf Zusätze, wie Chinin, Eisen, Jod, nicht verzichten, so reiche mao sie m «ii4
Tageszeiten. Von sonstigen Nebenwirkungen sind Erbrechen, Diarrhoe, suwcilon ein voic«!
oder pustulöser Ausschlag beobachtet worden.
Man benutzt den Leberthran äusserlich als Einreibung bei chronischen BautaJbftM
Impetigo, P,soria.sis, schlaffen Geschwüren, auch der ganzen Brust, sowie des RfickcM
Phthisis pulmonum, als Einträufolung bei Homhautflcekcn, als Klysmen bei Askaiidea
Mastd.irmgeschwürcn. als Injcction unter die Ruckenhaut (Shoemaker) «ur Em'elaDj
Allgcmeinwirkung: innerlich als Nutriens zur Hebung der Ernährung bei Rachitb, (
roalacie. Scrofulose, Tuberculosc, Caries, (licht und chronischem Rhr^:— •- -u«, vttä
Epilepsie. Chorea, Paralysis agitans. Contraindicirt erscheint sein i! wähn»
hcisseu Jahreszeit, bei bestehendem Magendannkat.irrh. Fieber, Haomofi Ntg \jfi
näckig'.'m Widerwillen. Dosis anfänglich V2 — ' Esslüffel, später 2 — 4 1 i.'inal tt
für Kinder 1—4 Thee- resp. Kinderlöffel am besten nach der Mahlzeit. .,,.,.,, u^ode Dia
bekämpft mau durch Verabreichung von Opium, noch besser von Tannalbin 2,0 — 6,0 my
Zur Verdeckung des schlechten Geruchs und Gcsebmack.s ist eine ganze 1', ;'i,. ..... ,- ,.
tien vorgeschlagen worden, u. a.: .^cthcr aceticus. Aqua .\mygdalarum ai ,
.\qua Menthae piperitae, xXrrak. Camphora, Carbo ossium, (Vrcvisia, ' ^
losta, Cognac, Cortex Aurantii. Cumarinum, Faba Tonkae, Fructus Foenir.ult. . j
Mcutholum, Moschus, Nitrobenzolum. Oleum .\mygdalarum aronranim, Anisi. C.t (
Cinnamomi, Citri, Eucah-pti, Gaulthcri.ae, Menthae piperitae, Neroli, Sas!<,"xfr
rinum, Sirupus Liquiritiae, Spiritus, Spiritus actheris nitrosi, Strjchninum, T:
Tinctura Aurantii corticb, Vanillinum, Vinuni, Vinum Chinac.
Gcli5e huile de morue (Duroy): Oleum jecoris Ascili 900, Gutnmi Araiiii
Saccharum album ü 5Ü, Ichtbyocolla, Aqua q. s. ut Rat gelatina. (o Milch
Wasser zu nehmen.
Oleum jecoris Aselli aromati cum (Dieter ich): Oleum jccori« A
Citri 5, Oleum Neroli 2, Oleum Menthae piperitae I, Vanillin 0,J, ^„,., .,.,;, „.^^
[IjeberlUrnii
— ft69 -
lieoaiiorsäiiro]
Oleum jccoris Asclli coffeatum (Pavcsi): Oleum jecoris Aselli 1000 wird mit
Semina Coffeae tosta 50. Carbo ossium 25 digerirt und filtrirt. Esslöffelwcisc.
Oleum jecoris Aselli cum citracto Mnlti, Leberthran tritol (Dicterich);
Extractum Malti, Gummi arabicum iw 10 werden in Aqua 15 gelöst, mit Oleom
jccoris Aselli 75 cmulgirt und Elaeosaccharum Menthac 2 biuzugenigt Haltbare,
fast geschmacklose Emulsion. Essloffelwcise.
Oleum jecoris Aselli ferratum: a) Ferrum bcnzoicum 1. Oleum jccoris i\selli 100.
Pli. Helv. Klares, rothbraunes Product. b) Ferrum olei'nicum oxydatum 16, Oleum
jecoris Aselli 84. Enthiilt 1 pCt. Eisen.
Oleum jecoris Aselli kreosotatum: Oleum jecoris Aselli 100, Oleum Anisi gtt.
45, Kreosotum 0,5—1. Dosis 2 bis 3mal täglich '/j Esslöffel.
Oleum jecoris Aselli phosphoratum (Kussowitz): Oleum jecoris Aselli 1000,
Phosphorus 0,1. Dosis 3 mal täglich 1 TheolöSel.
Eine Reihe von Pracparaten wird in neuerer Zeit von Dieterich hergestellt, z. B.
folgende, welche im Esslüffel enthalten Eisen 0,01, Eiscnbromür 0,01. Eisen 0,01 -j* Mangan 0,001ö.
Ausser G. Morrhua liefern Leberthrane G. eallarias Dorsch, G. aeglefinus Schellfisch, G. car-
lltonarius Kühler, diese Thran.sorten stehen aber dem Kabliauthran als Plastica nach, ebenso der
[Rochenthran, Oleum Rajae, Aesehcnthran, Oleum Aschiac, Quappenthran. Oleum Lotac seu
[Mustcllao fluviatilis, Kerzenlisch- oder Eulacbonöl von Thalcichthys p.iciticus, sowie das Leber-
fett der Cctaceen. Auch hat es nicht au dem Versuch gefehlt, audere Thier- und l'flaozen-
I fett« mit oder ohne Zusatz dem Leberthran zu substituiren, ohne dass bisher der Erfolg den
Erwartungen entsprochen bat. Es seien angeführt: Lipaniii*, ferner
Jecorin (Berkcnheier), eiuc sirupartige, wohlschmeckende, mit Fruchtsäften ver-
setzte Mischung, welche auf lOOTheilc enthält Calcium chlorbydrophosphoricum 0,5.
Calcium lactophosphoricum 0.5, Acidum lacticum 0.25, Acidum phosphoricum 3,
Bromum 0,05, Jodum 0,05, Ferrum jodatum 0,375, Extractum .^rtcmisiae compo-
situm 5. Dosis vsslöffelweisc. Kann noch mit .lod. Eisen, Kalk combinirt werden.
Morrhuol (Chapoteaut): Mit Natriumcarbonat versetzter Leberthran wird mit
Alkohol ausgezogen. Nach dem Verdunsten resultirt eine scharf und bitter
schmeckende, stark riechende, zum Theil erstarrende Masse, welche Jod, Brom und
Phosphor enthält. Wirkt günstig bei .\ppetitmaugel, Krdftevcrfall, Hasten der
Phthisiker. In Kapseln ä 0,2 entsprechend 5 Oel, 2 — H Stück.
Pangaduin (BouiUot), die gesammtcn Leberthranalkaloide, durch Ausziehen der
Lebern mit Alkohol oder glycerinhaltigem Wasser gewonnen. Bei Gicht, Rheuma-
tismus, Diabetes, Neurasthenie, Bronchitis catarrhalis 0,05 — 0,25 pro dit.
Vinum gadeo-morrhuinum (Wright): Fei Gadi call.iriao recens .SO, Extractum
Pancreatis 10, Vinum Xerense 460 werden gemischt, nach 10 Togen filtrirt. 4 mal
täglich vor oder während der Mahlzeit 1 — 4 Theelöffel. j. JACOBSON.
Gadus morrhua L., Kabeljau, Dorsch, Fisch aus der Ordnung der Anacanthini. Wird
bis 1,25 m laug und 50 kg schwer. Bewohnt deu atlantischen Ocean und die anstossenden
europaeischen Meere bis zum 40" n. B. Das gedörrte Fleisch ist der Stockfisch des Handels.
STADELMANN.
Lpcanora Acharius. Flocbtengattung aus der Gruppe der Licbcnes gymnocarpi, deren schild-
oder schüsselformige .\pothecien dem Thallus oberflächlich ansitzen. Das die Sporeuscbläuche
enthaltende Hymenium liegt wie bei den Diskomycetcn frei an der Oberfläche des .\pothecium3.
In der Familie der Lccanoreae ist der Thallus krustenfurmig oder schuppig-blätterig ent-
wickelt. Erstere Form ist Charakter der Lecanorinac, deren typischer Vertreter die
Gattung L. ist. L. subfusca Ach., auf Baumrinden, Steinen und festen Substraten gemein.
Hymenium braun bis schwarzbraun. L. esculenta Eversm. (Liehen csculcntus PaU.,
Chloraiigiiim esc. Link. Sphaerothallia escul. Nees, Chlorangium .lussufii Muell.),
die Manna'flechte, besitzt einen knolligen, unebenen bis korallenformigcn, weisslichen,
grauen oder grünlich-grauen Thallus. .\pothecien krugfömiig, dem Thallus eingesenkt. Findet
sich in allen Steppen Central- und Kleinasiens, in der Krim und in der Sahara. Durch Stürme
zerrissen, wird sie oft in crbscngrossen Stücken weit fortgeführt und sammelt sich in Thälem
der Steppengebiete oft in grossen Mengen, einen .Mannaregen' veranlassend. Ist essbar und
wird von den Tartaren als .Erdbrot* gesammelt und gebacken. — L. tartarca Ach.
(Parmeüa tartarea Ach., Ocbrolechia tartarea Körb.), die Weinsteinflechte oder
schwedische Lackmusflechte mit kürnig-warzigem, Weinsteinkrusten ähnlichem Thallus ist
an Felsen und an Bäumen im nördlichen Europa heimisch. Wird in grosser Menge xn
Orseille*, Persio* und Lackmus* verarbeitet. L. parella Ach. (.Parmelia pttrell_a_
»Schaer., Ocbrolechia pallescens Koerb.}, liefert Erdorseille. ^H
LecanOrsSnrey Dior^allinaHuro, Cu^uO;, ftoilct Hieb in rielpa Fl<chton, btisamlore iii Locanurm- und ViuioUrl*»
Arten, GTurniii |<ninwtri, Koceella tinotiiri*. Sis bildet kleine Nadeln, Sehmp. 168°. iül kaum lüülick in lL*Jt<>ia,
weniK in Aledondpra Wa^nr. leiobter in Alkohol, besondem in der Sled««hitxe, and in Aether. Ana der Lfffung In
Barjrt wird aic durch KohlenüJlure nicht geftUt. Die alkoholiKbe LOstinK gicbt mit Eitenchlofid dunki'lrnniiirrolh«
[LpoanorsSur<>
— 870 —
Kilrbniitf. Boim KorhtMi m>t Wassitr t;»M ^ie In Orii nl nn*lln rp, (.*AlIft('^. mit AILobolrn '
Brlni Kc>cb[>u mit DttorschUMRiguiii Kni^t nvrrultl äin in Kuhlonttliilre itn<l Oruin.
Lecithine (von -iMcVoi;, Eidülter), stickstofl- und phosphorhiiltig« Suli«'
allen pHaiulichcn und ihicrisclien Geweben linden, stehen wie in m ; 1
aueb in ihrer Coustitulion den Fetten sehr nahe. Ihr Holecül eiitbä! •:
des Cholins*. andererseits einen Glyeerinesler, abzuleiten von der i: i
weleher die Wasserstoffatomc der noch nicht csterilicirtcn Hydroxylv"^ i
der I'almitin-, Stearin- oder Oelsäuro ersetzt sind. Durch verse
zunächst die Spaltung in Gholin und die Diacidylglycerinphospli.- ^.,. .n
mählich stattfindet, so nimmt man zwischen beiden Complexen keine sal
esterartige Bindung an. Die Coustitution des Stearyllecithins wäre dfmn.Ti-li^
O • ro ■ r H OH ^'® l-'*i''"i''"^ sind war:
CH.=^0C0C;;h" >(GH,), S"S;ri^\tf [„'iÖo?" ^e.i.e
\.ft ' PiVnilS • C\ • PH * r*IT / wiij uio r tibic lu £\ ikuik^i, a'\cuici
^ ^ ' ^ 2 leicht löslich sind, sich auch mit
Verhältniss mischen lassen. Sie haben über die besondere Eigcuthümlicfa:
schleimig aufzuquellen und erscheinen dadurch hervorragend geeignet, die £iri
in Wasser gelösten und unluslicheu Stoffen zu begünstigen. Doch ist nicht a
Bedeutung sie für den Organismus haben. Ebenso ist noch unentschieden,
des Organismus der Nahrung entstammen oder aus anderen Materialien aufgr
künstlicher Paiikreasverdauung zerfallen sie leicht in ihre Componentcn
LCCytulUeAO» UntcrfaniiUi) der Myrtacetin", noaordin^ii aacli wohl als besondere Fa
»ufgpfaxEt. EiithHlt r&At itiHtirhlic»5lioh hoho, (lickstXramiKo, nnsphnltchc BUuiiio mil 4 — tt j
BlUthen. Der untenttutidif^o :2 — d nicbcrifro Krarhtkiii>tpn trtt^ auf axilcr PUoeril« xahlr
wirft xa »>iner hoUii^on Frucht (Eulocj thiilnatO oder rntwickcll nJni^ (isonfr O'It fl«ttfefe
Bortbo tleti t
H»rr io fl
Frucht (Barr Ingtonicae). Iliurhor dio Oattungi'ii Leoythts
IjOCythlH I^. rflftnzPnpRttuDir au» der Kam. dor Myrtmcpop*. T*[iiw der I.(»rT*
Auiorikft^ mit gros^cu. holziK**" DuckplfrUrhlBn umfassood. Ij. olJjiri& L., ChAi
w:ildi«r. mit kopruroufien DprkpIfrQchton, dt>ron |tflautneiißru^sf>, hraone Sumvn .- |
ßi'ntcn werden. L. bractcata W.. t^in Baum Wealindiptm mit rolhoti Blttthcn lt> : «
Fracht«. dor>3n Mark zu kUhleiidon irt<trSt)kpi) Vt'rwondunj; findet. L. grxidiflor ><
und tia^uias Uofort eiao tuxiscb uud diaroti»eh wirkende Kind<«. IHfy Abkocluug d**i Vt- •*
katftrrh und Albumlaurie gobrsaobt. Die lobleimgebemJen Blnthen worden bei JkQgtfakr*ukit«tb
liBd^BIUS) nnwoit SaUmAncu. 820 m ho«b, mit 40^ wannon :4cbwefBlqa«U0a. Uios«lb«D
Kh*niu]AtJAmu9, Lnhioongon, Nearalgion, HkutkraDklieitoD. Syphilis rerwandt.
LeditanusHarey dor Uorbfttoif in don Blattern Ton Ledum ptliutre, ist naeb RoohtodMr
GerbritiifT iler Ro.sskafttauit*. Naoh Thal hat die die Formel CüjUbOi and liefert b«lni b«haft<|
HehwefoUUnrc Lodixiinthin, Cj^Hj^Ou, aber keinen Zucker.
Lednin L. Pflantengattung ans der Fam. der Erieaceao*, tjnterfam. Bkodoracoau (A|p«nr<
4—5 Arten der geruUHiiglo« und kalten Erd^itriche der nOrdlicbon Henif-^ ' 'x->»«ntl
arumati«che Strauchur mit liti(<nti^cht)n, am Kantle »itrllckgerulUen, unt«>i .:*fn Bluli
Mitteleuropa in TorffUmpfou rerhrcitet: L. palustre L., Sumpf« od<ir Ku;...; .. : ;a ttbnr
8lraueh mit doldi^ gebüuftcn woif>ien Blüthen und •Sklapplg sich Öffnenden. biingvBtlea Kap^
nach Terpentin. Liefert Herha Ledi palastris s. Bosmarini iüt. |l«i uns ftls «Mot
Dienl aU Hopfonsnrrogat. L. latifoliuiu Ait., in Nurdameriki
Herba Ledi palustris seu Kosmarini silvestris, Sumpf- Horschli
an aetherischem Oel. Enthält ferner Erikolin*, Loditannsäure*, Hant, Glyk
Sauren. Das Kraut riecht aromatisch, leicht adstringirend. Es bewirkt Erl
Vermehrung der Expectoration durch Verflüssigung des Secrets, auch hat es nar
tische, diaphoretische und abortive Eigenschaften. Es wird bei acuten ui
Katarrhen, bei Pertussis, Dysenterie, äusserlich bei Hautleiden, Rheumatismus
nutzt. Decoct oder Infus 5,0—10,0:200,0 esslöffelweiso auch id Tinctur
■C^-A t\n nnntrrt iui
(^ rt 11 r n I « t V .1
RnfliT lnpp.tnnmalH»M^UMbiJ
jdiphpnpii
871 —
Loinippptonf]
■wesiingsjpft, VcMierium piitredinis, Iit'ictiengift. Iii »luii 70crJalircii zei((lo F. Sc I mi, il.iss sich
auü Leiclien basisdie Kürpor isolireii lassen, welcliu mit (jewiswii, im l'Unnzonri-iche vor-
kommenden Alkaloidcn sowohl in chemischer Beziehung als auch in ihrer physiologischen
Wirkung grosso Aehnlichkeit haben. Kr nannte sie zum Unterschied« von den Pflanzeu-
nlknloi'den .Ptomaine"' (tu Tmi/ia Cadaver). Später ururde der Begriff T'tomain auf alle uut«r
dem Einflüsse von Bakterien gebildeten basischen Korper aasgedchnt (Bricger).
LANOOAABD.
ieichentuberkel ist eine Form der Impftuberkulose der Haut, die sich vorzugsweise bei solchen
Leuten cutwickelt, die mit luberculösen Leichen zu thun haben, also bei Anatomen und
Leichcndiencrn der anatomischen Institut«. Es bilden sich in sehr chronischer Weise an den
Bänden entzündliche Wucherungen, die zuerst Aehnlichkeit mit einem Furunkel, später aber
mit wanigen Excrescenzen haben. Histologisch lindet mau neben einer Ycrdickuug der Epi-
dermis einige Tuberkel in der Cutis mit sehr spärlichen Tuberkclbacillen. Mau kann die-
selben cxstirpiren. In der Regel aber bilden sie sich nach jahrelangem Bestehen spontan
zurück. Es ist einige Male beobachtet worden, das.s von ihnen eiue tuberculösc Lymph-
angitia entstand, die auch die regionären Lymphdrüsen ergriff. Mehrere Male war hier ein
Trauma vorangegangen, das eine erneute Entzündung der a/ticirten Uautstelle hervorrief. Im
Allgemeinen sind die Loichentuberkel als harmlose Gebilde zu betrachten.
nANSEMANV.
eimbrot. Kleber-, Gluteobrot, ist ein zuerst von Bouchardat für Diabetiker umpfohlenes
fiebäck, aus einem durch Waschen mit Wasser möglichst zucker- und stärkemchlfrei ge-
machten Weizenmehle hergestellt. Es enthält 57 — 7C pCt. Eiweiss, aber noch 10 pCt., selbst
30 pCt. Kohlehydrate, da man etwas Mehl zusetzt, um deo faden Geschmack zu beseitigen.
Das Gebäck ist wenig porös und auf die Dauer nicht angenehm.
UFFELHAKN.
^im-Gelatlnebäder können Anwendung finden, wenn es sich darum handelt, bestehende Reize
zu mildern oder eiue rigide Haut weicher und schlaffer zu machen. Dei Leim bietet in
seiner Wirkung.sweise den Gegensatz zu den Adstringcntien. Localc Leimbäder köoaen mit
Erfolg .\nwendung linden bei Verbrennungen. Excoriationen, HautafTcctioncn. Coutraindicationcn
bestehen nur für den Kall längeren Gebrauchs. Man verwendet etwa 500 g Leim, in heisscm
Wasser gelöst und noch hciss dem Badewaswr zugesetzt. In den obengenannten Fällen stehen
die Leimbäder mit Kamillen-, Malz- und anderen Bädern gleich. Eine andere Verwendung
verdankt der Leim seiner relativen Indifferenz anderen .'Stoffen gegenüber. Er wird Mineral-
bädem zugesetzt, wenn man da.s eine oder das andere ihrer Agentien quantitativ oder quali-
tativ abzuschwächen wünscht. Es geschieht dies z. B. bei alkalischen und .Schwefelbädern.
TUILENK'S.
Leimpeptone, Leimstoffe. Als LeimstofTe bezeichnet man die beim Kochen von Collagen, der
organischen Orundlagu des Bindegewebes, und von Chondrogen, der organischen Grundlage
der echten Knorpel mit Wasser ia Lösung gehende Substanz, und man unterscheidet sie dem-
entsprechend als Glutin* und Chondrin". Reichlicher und schneller als beim Kochen mit
Wasser wird Leim beim Kochen unter hohem Druck im Papin'schen Topf bei 120" gelöst.
Loimlösungeu erstarren selbst beim Gehalt von nur 1 pCt. in der Kälte galleitartig, sie
»gelatiniren", daher man den gereinigten Leim auch als Gelatine* bezeichnet; Gegenwart von
Säuren und Alkalien hindert das Gelatiniren von Leimlösungen beim Erkalten. Durch mehr-
stündiges Kochen mit Wasser, noch schneller durch natürlichen oder künstlichen Magensaft
bilssen Leimstoffe ihre Gelatinirfähigkeit ein und gehen in die Biuretreaction gebende Körper
von atbumose-, bezw. peptonartigem Charakter über: Glutosen und Glutinpcptone (Lcim-
peptou) : ähnliche Producta bilden sich bei der BebandUing mit Bauchspeichel oder Pankrea.s-
extraet. Die Leimstoffe sind stickstoffreicher (17,9 pCt. Stickstoff), aber kohlcnstoff- (50 pCt.)
und schwefelärmer (0,G pCt.) als die Eiweissstoffe.
Selbst in grossen Gaben werden die Leimstoffe bezw. -Peptone leicht resorbirt und schnell
bis zu Harnstoff, Kohlensäure, Schwefel.säurc gespalten und oxydirt. Dadurch wird in sehr
beträchtlichem Umfange das Eiwüiss und auch noch in erheblichem Grade das Fett vor der
Zerstörung geschützt. Die eiweisssparendc Wirkung des Leims ist grö.sser, die fettsparende
dagegen kleiner als die gleicher Mengen von Fett und selbst von Kohlehydrat. So können die
Leimstoffe für einen grossen Theil des Nahningseiweisses und einen ansehnlichen Theil des
Nahrungsfettes voUwerthig eintreten. Dagegen ist der Leim nicht im Stande, das Nahrungs-
eiwei.ss vollständig zu ersetzen oder gar Eiweiss zum Ansatz zu bringen: stets muss neben
Leim, bezw. Kohlehydraten und Fetten, noch Eiweiss gereicht werden. Demnach stellt der
Leim einen werthvollen Nähr- und Sparstoff vor. sodass die Vcrwerthung der leimgebenden Stoffe
in den Knorpeln, Knochen, Sehnen u. a. für die Volksernährung zu befürworten ist.
Die Fleischkost enthält in Folge des leimgebenden Gewebes, das beim Kochen in Leim
übergeht, etwa Vio "^es Fleischstickstoffes in Form von Leimstoffen, ebenso enthält die Fleisch-
brühe Leim, reichlicher, wenn sie aus Kalbfleisch hergestellt wird, am reichlichsten, »
Sehnen, Knorpel und Knochen mit zur Bereitung verwendet werden. Sehr reich nn I
'Rheinweins lö — 15 ccm Cbgnac linzusetzcii. Tülnc trefnicn >'
Brateosauce ^Jus" hergestellte. Sehr wohbcbmeckond und :,
gelees*. Dagegen ist das früher viel gebrauchte Deooctum aUuim
die Leimsloffe aus geraspeltem Hirschhorn gewonnen wurflf-n ii
finden sich neben Eiweisspcptoneu auch in den Plcischpcpi
Pepton. Ob sie vor den Lcimstoflen Viirzüge haben, selb
Leliidotteröl. Ein aus den Samen der mittel- und 'südeurop;)«
sativa Crtz. (Sjn. Mjagruni sativum L.) gewonnenes fettes Oel,
dels, von hell goldgelber Färbung und schwachem, aber eig«a1
schmaek. Spce. Gew. von 0.92.1^0,930. Es verdickt sich in d«
etwa — 18°. Es besteht aus den Gljccrinestem der Valuiitinsäu
der Leinölsäure verwandten .Säure. Obgleich ein trocknendes Oel, '
nur langsam und liefert bei Behandlung mit Bleiozyd einen schwer <
namentlich als Brennül und als Scifenöl, seltener in seinen beaaercn"]
Leinölsfiure. CuU^V Inilol aleh »In Olyenriil im LeinSI (^»ce) an<« Im V?tinRI
Achw»eh KfIblielieB Oel. das boi — IH** no«li itieTit feft wlril
Mefrtrt sie kein festes Protjtift. An der Luft riiyitirt ciie ^>
iiouttiklon Pruduct, Liiiüiyri, CtiHo^On. Sftli>itterslluri' oxyt|i<
li6nk) gefieliQttt gelotcener Luftkururt und Mineralbkd im Kuntoii Born. J l(t.'* __
iwei (^kwefelwuserstufniAltig. deren stärkere (44.6 eem) Torxufrft-wpiAc ku Bld»n
lungen, deren schwichere (4.0) Bn^AcUltessliclt innerlich benutzt wird, und ol.,
Gälciumbicwbonat. \,M C*lciuiu-, 0,15 MAgne&iamsolf»t). Saiaon Juni bU 8eptaa
LentlKines, Linsenflecke, sind im 2. — 6. Lebeusjahre an den verschied«
weder isolirt oder zahlreich auftretende, Stecknadelkopf- bis linseng
flache oder wenig erhabene (letztere theilweise mit Haaren beset
Flecke. Die Entternung der Lentigines kommt nur aus kosmetisc
sie im Gesicht ihren Sitz haben. Man kann hier Pinsolungen mit At
factum, Essigsäure, Natronlauge, ferner das Glüheisen oder die Fl<'l(tri>l^
bei behaarten Linsenflecken, anwenden. Bei zahlreichen im '
erweisen sich das Uebra'sche, auch bei Sommersprossen* zu
matvei fahren , sowie die mehrere Abende hinter einander voriu
Ilydrargyrum praecipitatum album, Bismutbum subuitricunj u 5.(
nülinum 8,0 von Vortheil (Saalfeld). Ferner kommt in Frajjc die'zel
ferner die energisch wirkende 12—24 Stunden auf den Fk-cken in
Langsamer und weniger energisch wirken täglich I — 2 tn.il wieder
alkalischem Seifen-iplritus, b pCt. Salicylspirilus, '/s — '/'i pCt. SublimaUi>i
Spiritus äa). Die Patienten müssen stets darauf aufmerksam gemAcbtiiH
Xeit in den meisten Fällen eine Rückbildung des Pigments siehj
Anwendunif des lilühcisciis. welches am '"■■*'" 'i ^— ' — TimrU-ri
ifontoflon
- «73 -
[ji^a]
rii|>iMt6 •■••r Krtirlite, Vun tlim ptwn 40 ilnr iturilwpstlleliint RrdhHlflc Ant(olit1rrnfli*n Artitn Ist bei uns hi>iniiiich
L. Tariixaeulo L. (L. vulKiro Lttni., Tar4iacum uffieiiialo Web., Taraiticum vnltfiki'P ächrk.}i
rin mit floi»eliii;er, bis 40 rm Uiiger Wurtol aust)«itornileK Kruut. Vit* liurhtiif-fiotlorKpitltiKOQ BUtU'r bildun
rinn boiloniftlniligo Ka0?tti>. aus dorpn Mittn sieb oinxoUic lAiiKgustit'lte BlUtlinnkOpfv mit soh'tn gelben Zungen-
blllth«>n rrbi*ben. Din Fruchte bililrn pin dureb illo l'apiMi.srnnu cb&r<tcriKtischcs kugvlrundeti KOpTchi^n. Uttlbt
v</iii April hi* in den Herbst. Bei uns aU Kuh-. Uuttcr- oder Pnfithlame beltannt.
liCOnUniB I,. I^ttanzenpittung ani< der Kam. der Labiatat«*, Vntorfam. Ktachydeae. rmfasat 10 Arten, auT-
recltte Krauter Europiui und de«. K^nillitii^tpn AAien^i, mit eint(OKChnitten gelappten HIBttern. Von der rerffandteu
OattunK Ijamium* durch »teoht^nde Krtclixitliri*' unton«ekledi^n. L. Cardiaon L.. biü 1 m bobes, l^arrbaarigea
I Kraut, mit bandförmig Ahpaltiyen Bluttem uikd lilciuMn rütturutben BlQthen. Bei nns biullt; an nnbebaut«>n tliten,
Blttbt Juli ond AugUKt. Liefert Herba Citrdtaoa s. Agripalmae. L. lanatus Spreng., wei&swollit; behaart.
I bi» 40 cm hoch und mit gelbbchnn BIQtbcn, in Nordasieo beimiäcb, liefert Uerba Ballotae lauatae,
M.
piuilly Ci^HyO, eine Ölige FltUfti(;ki<it, Hdp. äüd**, wurde inerat ron Williams in den liestillationspro*
dueten de« Cinchoninä mit Kali aiirgefundnn, itpKter auch auf andere Weise Ans Cioobonin bozw. t'inoboninslture
dargeatellt und auch Kyutbetisch erhalten. Em hat sieb als iüeatiseh erwiesen mil dem Ton Williams «as dem
Bteinkoblentheer isolirti*a Iridulin und mit ^-Motbylchinolin.
SPIEOKL.
_pidill]ll L. I'nanzengatlung aus der Farn, der Cruciferae*, Unterfam. der Notorrbiseae, Tribus Lepidi-
neac. welche durch zifttamniengedrUcLte Schoteben mit «cbmater Scheidewand gekeunKeiohnol sind. Die Gattung
L. umfai*8t etwa HO Arteu, Krnud'r und Halbstraueher mit kleinen weissen Bltttbpn. Die Scbotcben fUbnin mei^t
ein!tamige, fcltener xweivamige Kücber. L. satirnm L,, die Uartenkreitse. ab äalat gebaut, einjuhrig, aus
dem Orient ^talnme^d, wird al.s Herba Nasturtii hortensis tu Kuren iienuttt L. latifolium L., eine
au.idauemde Art, an Salinen nnd am Ueeresstrande TUrkommend, auch eoltirirt, wurde ebenfalls arzneilieh ver-
wendet. L. Iberis Tall. liefert Herba Iheridis.
Lepra, Aussatz, Lepra A r:\liuin s. tauiica, Elephantiasis Graoconiin, Morbus
I phoL'iiicii'iis 8. liiTciiU'us, I.lmiii tiasis, Satyriasis, Ophiasis, Rosa astu-
rieusi.s, Mfirpliana, Zaraath, Kadesygc, Spedalkshed, Mal rouge, Mal
^^ rosso, Malrivorlo, Li^prosy, Lt'hlira. Maltzey, Boasi, Mal de San Antonio,
^K ist eine flironisi-lif liifpctionsknuikln'it, dfiTii Spuren sioli in Aegypttni und im Orient
^" bis auf den lio^iiin der historischen Zeit zurfickverfolgen lassen. Von dort wurde
sie nai'h dein Süden Kuropiis übertragen, wo sie sich allmählich weiter verbreitete,
nach [teutsrlilnnd zwei .lahrlmnderto nach Christi (ieburt. Vom 11. bis 15. Jahr-
hundert griff sie in Europa ausserordentlich um sich, alsdann fand nach und nach
ein derartiger Hiu-kgang statt, dass sie ihre Bedeutimg als Volksseuc.he verlor. Auch
andere Enltheile sind schwer heimgesucht worden. Von den zur Zeit noch besonders
betroffenen Lfmdeni seien Japan, Südchina, (Istindien, Persien, Türkei, Aegypteii,
Ost- und Südafrika. ■ Mexico, Süd- und Mitteiainerika genannt. Neuerdings sclioint
die Lepra aiicli in Eiiro](a wieder um sich zu greifen. I>eu H;mptanl:Ls.s dazu bieten
Uevölkeniiigszunahiiu- und Verkehrserleiclitcmiig (Goldschmidt). Grössere Aus-
dehnung hat sie in Rii.ssland. Norwegen, Islaml gewonnen. Auch in den meisten
anderen Staaten finden sich Herde, innerhalb Oeutschlands ist ein solcher im Kreise
Meniel festgestellt worilen, wo er sich seit 1874 gebildet haben soll.
Als Erreger der Krankheit sind jetzt naliezu allgemein die Leprabaciilen* aner-
kannt worden. Obwohl wtuler Culturen, noch unzweideutige Uobertragnngen tlerselben
bisher gelungen sind, nimmt man an, dass die Verbreitiuig durch Ansteckung erfolgt,
wie sich z. R. bei der Kiinvaiiderung Leprü.ser in bis dahin verschonte Gegenden gezeigt
liat; die Erblichkeit wird m<-br umi mehr angezweifelt. Näheres über die Art der
L'ebertragung ist nicht liekannt. Für dirccte L'ebertragung sprechen die Fälle, die
nach längerem Zusammcnsclilafen der Retroffenen mit Leprösen auftreten. Auch der
Geschlechtsverkehr imd dieMitch beimSaugen sollen dieUebertnigungvennitteln können.
Als Träger der Krankheitskeiine kommen b»'sonders Na.sensecrot, Sputum, tlie Ab-
Rondernngen verschwärter Hautknoten in Betracht. Hinsichtlich der indirecten Ueber
tragung sind Kleidungsgegenstände, Wäsche, beschmierte Hände, verunreinigtes
Wasser, In.secten, inticirte Wohnungen angeschtddigt worden. Klima, Ras-se, Er-
nährung und (iiltiirstufe sollen für die Verbreitung von Bedeutung sein (Besnier),
besonders gilt Ijisauberkeit als begünstigendes Moment. Am häufigsten tritt die
Krankheit zwisidien 20 und 41) .lahren auf, vor dem 3. Lebensjahre scheint sie nicht
vorzukommen. Ihre Entwickelung ist schleichend, ihr Verlauf sehr schleppend.
Hieraus erklärt sich die Schwierigkeit der Feststellung der üebertragungsart, wie
einer etwaigen Heilung. Mio Incubation dauert gewöhnlich .3 bis 0, die Krankheit
U) .lahre, es sind aber auch Fülle von dreissigjähriger Dauer bekannt.
Dem Ausbruch der KrankhtMt gehen häufig allgemeine Erscheinungen, wie Mattig-
keit, Schwindel, ziehende Schmerzen, Dyspnoe. Erbrechen, Fieber, Nasenbluten, vo»
aus. Nach Stick er wird meist zuerst der vordere Abschnitt der NaseuschleimhaX
Her FSH „gemiseiK- wr wm mw iwrmiwpifi <'
ii der tuberösen P'orm zeigen sich, vorwiegend im G<«ic
täten, umschriebene, mehr oder weni};er pigmontirte InHl träte. A'
ohne vorausgegangene InRltrationsbildung entstehen verscliieden
bliiuiii'h gefärbte, wachsartig glänzende Knoten und HOckt>r. Zuei
zalilri'iebt'r auftretend, da und dort auch wieder vfrscbwindeml
und führen zu Al)weichuagen der natürlichen Formen, welche in
vcrschiedenf:u"l)igen Pigmentirungen mehr oder weniger erkcblicbe
krmnen. Wimpern und Augenbrauen lallen häufig aus, der Ge
vollkommen verloren gehen. Im weiteren Verlaufe treten iinmi
ältere zerfallen unter üe.schwürsbildung oder lodij^lich durch Hl
den Schleimhäuten, besonders der Nase, des weichen ■ n«,
Kehlkopfes, treten Infiltrate und Knoten mit ihren Fi ._ ..in
oft ijualvoUe Zastände herbeigeführt werden. An» Äugt- kiWinen
Sclera, Cornea und Iris betroffen werden; Beeinträchtigungen,
Sehvermögens ergeben sich daraus. In Lymphdriisen, Leber. 1
finden sich vielfach Infiltrate, nach Klingen kommeu auch lep
der Lungen vor. Im Verlaufe der Krankheit treten mitunter Sti
bildnngen ein. welche vorübergehend den Eindruck der (leiltuig
im Nervensystem fehlen bei der reinen Knotenform, können
Lepra nervorum nberfüliren. Auch der umgekehrte G;ing wird bei
liehe Ende wird durch intercurrento Pneunionieu, Erysi(»ol, putrji
Kräfteverfail oder Knchexie. häufig durch Lungenphtlii.se oder Ne|il
Die Lepra raaculo- anaesthetica ist zunächst durch hyperi
leicht pigmeutirte Flecke, flache Infiltrate an verschiedenen !Stcll
kennzeichnet, welche vereinzelt oder zahlreicher neben einander
in grösserer .Ausdehnung zusannnenfliessen und die Neigung haben,
unter Atrophtrung der H:iut abzublassen. Damit verbindtai sich I
Veränderungen der Hautnerven. Einzelne Nervenstämme, vomehnili'
alsdann radiales, tibiales posteriores, peronei, der N. facialis und 4
schwellen durch Bildung lepröser Infiltrate an, soda^ss sie als kno
durchgefühlt, theilwei.se mit dem Gesicht wahrgenommen werda
stehen Schmerzen und Hyperaesthesie, welche später einer AnaesI
Letztere ist inirogeluiä.ssig, an bestimmte Norvenbezirke nicht g«
greifende sensiide, motori.sche, trnphische und secretorisrlie Stul
Vi-rliältnissraässig lange erhält sich gewöhnlich die Kmptindunit;
Die iH'troffencn Körperstellen atrophiren; Finger und Zehen, zuvt
seltener Artne und Ueini> nehmen durch Ueberwiegeu der Antagi
Stellung ein. Die Muskelatrot)hie hedimrt Abnahme dw ■matnpWi
i«prn
— 875 —
Lepra]
odvr spillcroii Vorlaufe der Krriiiklicit »Tsclicincii (lirlil st-ltoii :iiif iUt Maut HIasi-ii.
Ppiiiphigus IcprDSUs, welclii' alshiilil plat/.i'ii, unter NnrbtMibildung huiluii oder
zu (ic.'scliwiirpii führen. Die Function dnr Scliweiss- und Talgdrüsen ist gestört und
hört sohlif'sslich ganz auf. An dnn (icli'iikun sind tuliercuiöse, aber auch einfache,
spontan ht'iicnde KrkrankuiipMi liciil)aclitet worden.
i>ie t)iagnose wird sich oft aus aetiidctgischen .Momenten, dem Gesannnteindriick
und den angegcbeiieii Kraiikhcitsersclieiiiungen .stellen und eventuell durch den Naeh-
wei-s von Lcprahacillen in aii.sgeschnittenen Gewehspartikeln, im Inhalt von Haut-
blasen, weifhi' iriitliigeiifalls durch J^panischfliegenpflaster erzeugt werden, im Ulute,
in den Seenöten, vorni-hinlich der Nase, bestätigeu lassen. Eine von Haelz niitge-
tlieilte .Methodi' l'usst auf tleni Versiegen der SchweLsssecretion an leprös veränderten
Stellen. Reibt man die Haut mit Mefliylviolett ein inid legt hydrophile Watte auf,
so heben sich die gesunden Stellen, an denen sich der Farbstoff löst, von den kranken
scharf ab. Verwechselungen mit Malaria, Syphilis, Tuberculosc, Hautkrankheiten
werden in der Kegel leicht zu überwinden sein. Schwierig ist zuweilen die Aus-
schliessung von Syringomyolie und Morvan'.scher Krankheit, welche Zambaco Paclia
ebeti.so wie die Raynautrscbc Gangraen, A'bdium, Morphaea, Sklerodermie sogar dem
Gebiete der Lepra, theilweise als abgeschwächte Formen, zuweist. Die geschilderten
Fleck(> und Nervenvenlickungen sjjrecben für Lepra, hypertrophische, schmerzlose
Gelenkaffcktioiien, l{lasr>n-. .Mastdarnistörungen, Kyphoskoliose, Bulb-ürsyniptonie und
ein verliältni.'isiiiä.ssig schnell fortschreitender Verlauf für Syringomyelie. Bei Lepra
befallen die Mutilationen im Gegensatz zur Morvan'schon Krankheit Hände und Füsse
ziemlich unterschiedslos, die Anaesthesie ist asynnnetrisch, regellos über den Körper
zerstreut, bei Syringomyelie aber ziemlich scharf an die betroflV'uen Nervengebiete
gebunden, an dr'ii Fxtreniitaten streifig, am Kiunpf gürtelförmig. Die Muskelatro-
phieu finden sich bei Lepra vorzugsweise in bestimmten Nen'engebieten, der F'acialis
ist frühzeitig betbeiligt, bei Syringomyelie werden häufiger nur die oberen Extre-
mitilten befallen, es wi'nJen Zuckungen. Zittern, auch Krämpfe beobachtet.
l)ie leprösen Ninibildimgeu bestehen aus (iranulationsgewebe, das durch die in
der Form vvecli.si'lnden, durch ihre Grö.s.se auffallenden, von Virchow als Leprazellen
bezeichneten (Gebilde gekennzeichnet wird. Noisser h:U sie als Globi, Hansen als
braiingelbe Schollen besclirielien; beide sprechen sie als durch Leprabacillen umge-
formte Bindegevvebszellen an, für welche nach Neisser die Neigung zur Lücken-
büdung, Vacuolisation, charakteristisch ist. Nach Unna, Bergengrün u. A. handelt
CS sich nicht um Zellen, sondern imi Klumpen von in Lyniphbahnen gelegenen
Bacillen. Die extraccllulare Lage der Leprabacillen hat mit der Maassgabe mehr
und mehr Anerkennung gefunden, dass deren Vorkommen innerhalb der Zellen nicht
gerade als ausgeschlos.sen gilt. Unna unterscheidet C'utisleprome, subcutane Lepromo
und Neurolepride, nach Arn ing Lepride. welche durch bacilläre Infection der Nerven
secundilr erzeugte Hautveränderuugen, Circulationsstörungeii, Taraesthcsien, Pigment-
anomalien. Atrophien, Hypertrophien sind. Die reinen Neurolepride von Flecken-
oder Hingform zeigen vollkommenen Mangel an Bacillen in der Cutis sowohl wie in
den Gefüssen und charakterisiren sich als zellige Hyperplasien des Gufä.ssbaumes und
der bindegewebigen Bestandtheile der hypodermalen, weniger der dermalen Nerven.
Sie werden durch successive Gefä.s.senibolisationen mit Leprabacillen klinisch und
histologi.sch verändert; da die Cutis keinen guten Nährboden für die in die Saft-
spalten auswandenulen Bacillen bietet, halten sich diese an die näch.ste Nachbarschaft
der hyper]da.stiscliL'n Gefä.s.se, wo sie allmählich verschleimen und die Cutis lediglich
str.ingartig durch.setzende, cylindrisch gestaltete, perivasculäre Leprome darstellen.
Von hier breitet sich die lepröse Neubildung sehr häufig difliis in das Hypoderuia
aus. wo sie sofort wahre Leprome bildet; viel .seltener bilden sich noch späterhin
wahre Cutislepronie aus den strangfömiig gebildeten Neurolepriden der ('utis. Im
Gegensatz zu Unna fn.sst Gerlach die Nervenaffection, eine von der I'heripherie
aus asceudireiide Neuritis, als secimdären Prozess auf. Nach Darier sind die Flecke
ebenso beschaffen wie die wahren Leprome. lu den hinteren Wurzeln des Rücken-
marks und in diesem selbst sind einige Male Leprabacillen. von Anderen sind Dege-
nerationen der Hinterstränge im Cenical- und Lunibaltheil festgestellt worden.
Die Zahl der zur Behandlung benutzten Mittel ist ausserordentlich gross.
Manche derselben sind eine Zeit lang geradezu als Specifica angesehen worden,
die Mudar oder Madar genannte Wurzelrinde von Asclcpias gigantea, diis auB
sonders das Wort redet: ferner BlektrfcftSt tjfitä
Zur B(?handlung der Hautsjmptoine, auf welche
auch Wannen-, Danipl-, Seebäder, besonders starke, Huutentznnii
blutige Schröpfköpfc. Kiureibungen mit grüner Seife, Ai^txuiij
Karbiilsiiure, Kali eaiLstiruni, Gnlvanokauter iind ElcktricitXt
schwürt' und Wunden sind gut zu verbinden, aiiaeüthetischo Tho
zn schützen. AU wesentlicl» wird sodann die Versetziuig in
Verhältnisse, Bewegung in frischer Luft, gute Krnährung-, nötJii^e
geeigneter Medicaniente, wie Eisen. Cliinin. lieberthran, und, wtf
enthalt in einer lepralVeien tiegend des geniä.ssigtoii Klinias .ing
culin treten Hcactionen an, welche aber den Zust:)ii(l «If-r Krnfi|
auch hei lilngernr Anwendung wird der Fortschritt der I
(haiiielssen). l>ie Hehandlung mit dem Carrasi|uill:i -
dem Blute mit Seruiu Lepröser geimpfter Pferde gewonnen wird, lu
gefunden. Hansen hält es im l'rincip für falsch, Thit-re mit de
imnuiiiisiren zu wollen, da bei letzteren selbst keine Ininnmisirun.
dauernd Selbstinfectionen in Form neuer Eruptionen erfolgen.
Bei den im (ianzen recht mangelhaften Erfolgen der llierapie
phylaxe nni so grössere Bedeutung. Aus der Erkenntnis», dass
und jeder Kranke daher eine Gefahr für seine Umgebung ist, eq
rungen, zu denen sich die erste internationale Lepra-Confea-nz
folgenden Sätzen einstimmig bekannt hat: „1. lu allen hilndem, ii
herdweise oder in gn'isscrer Verbreitung auftritt, ist die Isolatiou
uui die Verl>reitung der Seuche zu verhindern. 2. l);is System
Anmeldung, der ri>l)erw:u-luiiig und der Isidution, wie es in No
ist, ist allen Nationen mit autonomen Gemeinden und hinlängliche
zu enipfi'hlen. 3. Es niuss den gesetzlichen Behönlen überl.xssen
höniug der .sanitären Autoritäten die näheren Vorschriften, die deu
Verhäitnis.sen angepa.sst werdr-n müssen, festzustellen. " Ueberall
vorzugehen, erscheint nicht angezeigt. Selbst in Norwegen hat
eine vollständig rtblig.-ilorische Isolirung nie bestanden. |)as dortig«
gab den Gemeinden luir dann das Recht zur zwangsweisen relxji
in eine Anstalt, Wfnn die.so den) Gebot, zu Hanse so weit wie
Nächsten isolirt zu leben, nicht nachkommen konnten oder widlten
ausreichende Saubcrki-it und die Sorge für sichere Beseitigung vn
.Material, wie Sputum, Nasenschleim, Verbandstücken. Die Säuglinj
sind künstlich zu ernähren. Ausserhalb des eignen Heims kann
der Kranken in geschlossenen An.stalten, welche aber mehr den Chti
als eines Gcfansni.sses habeu. •"«°°~« «"<"•• k^>— j» K.j...fc. -..^^j^u
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l/pprn
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LeptuderSj
iliin'ii verboUMi wcrilfii. KeriuM- ist •gefordert wortlcn. boi M:i.sseiiausw;iii(li'runj?en,
bosnidlers ;ms «■iidemiHrhcn Lrprapcf^cndi'n, cinp strenge Aufsicht zu üben, sowie
krankt' iCinwaniloror /.urückzusi-ndcn odur zur bt-sseren Ueberwachung und zum Schutzo
des Inncru des Landes an Küstenplätzen unterzubringen. wPrzbi'ro
iprabacillns. Er wurde zuerst von Armauer Ilansen gcsuhen und dann 187!)
von A. Ncisser nach den Koch'seheti F'ärbungsmethodcn genauer erforscht. Er ist ein
dem Tiiberkelbacillus iu Form und Eigenschaften ausserordentlich ähnliches Stäbchen, be-
sitzt keine Eigcnbewcgiuig und wahr.scbcinlicb keine Dauerfoimen. Bei eingreifenden Be-
bandlungsmethodcn scheint er aus Kömchenreihen zusaramengesclzt zu sein (Coccothrix).
Die Zell« besitzt eine Einlagerung einer fettartigen .Substanz (Unna), die wahrscheinlich nicht
nur in der Zcllhüllc, sondern durch den ganzen Zcllkörper vertbeilt ist. Es ist bisher weder
unanfechtbar gelungen, den Leprabacillus zu züchten, noch auf Thicre zu übertragen. Auch
die UebL'rtragung ganzer, grosser, reichlich bacillenhaltigcr Knoten auf den Menschen ist bis
auf einen zweifelhaften Fall stets misslungen, sodass einige Forscher sich der Meinung von
Cornil aDschlicssen, dass die in den erkrankten Geweben, mindestens die iu den Knoten
vorkommenden Stäbchen abgestorben seien. Vielleicht erklärt sich diese Eigenschaft der
schwierigen L'cbcrtragbarkcit auch, wie Havelburg annimmt, dadurch, da.ss die Bacillen in
den (ieweben von einer dichten Schleimhülle umgeben sind, welche das Freiwerden der Stäb-
chen nach der Ueberimpfung erschwert. Die Leprabacillen haben dieselbe Färbungscigen-
thümliehkeit, wie die Tuberkelbacillon, d. h. sie behalten, einmal gefärbt, auch nach An-
wendung von Säuren und anderen stark entfärbenden chemischen Agcntien die ursprüngliche
Färbung, ohne dass sie eine Gegenfärbung annehmen. Sic bleiben daher auch nach der
Gram 'sehen Methode gefärbt. Es besteht nur der quantitative Unterschied, dass sie die Fär-
bung selb.st nicht ganz so schwer annehmen, wie die Tubcrkclbacillen, sondern schon nach
kürzerer Zeit und selbst mit einfach wibserigen Lösungen basischer Anilinfarben tingirt werden.
Auf diese letztere Eigenschaft sind mehrere Methoden zur Trennung von Tuberkclbacillen be-
gründet worden, deren man umsomchr bedarf, als bei der Lepra socundär sehr häufig echte
Tuberculose namentlich der Eingeweide sich findet. Alle diese Färbungsmethoden sind aber
unsicher, es empfiehlt sich der Thier^•ersu<•.h, bei dem die Thiere entweder gesund bleiben
oder an Tuberculose zu Grunde gehen. Im Körper der Leprösen finden sich die Leprab.icillen
in ganz ausserordentlich gros.ser Zahl und zwar in so enormen Mengen angehäuft, wie kaum
bei irgend einer anderen bakteriellen Erkrankung. Die Leprabacillen sind in allen erkrankten
Geweben gefunden worden, so in allen Knoten der Haut und Schleimbaut, im T'crineurium
erkrankter Nen-en, in Ganglien, in der Cornea, den Knorpeln, in L>-mphdrüsen, Eingeweiden,
in den Schweissdrüsen. ob auch in den Talgdrüsen, ist strittig. In den Flecken der maculn-
anaesthetischen Form finden sich die Bacillen spärlich. Sie werden aus dem Körper der Er-
krankten auf mehrfache Weise massenhaft ausgeschieden, zunächst aus den eiulcerirten Knoten
durch deren Eicrete, dann vor Allem durch das Nascnsecret. Ferner wird durch das Sputum,
den Schweiss. nicht aber durch den Urin und wohl selten durch die Faeces der Bacillus vom
Erkrankten nach Aussen abgeschieden. Im Blute kreisen die Stäbeben nur während acuter
Eruptionen. Zum Nachweis der bestehenden Erkrankungen empfiehlt es sich, ein Stückchen
ITaut zu eistirpiren, was namentlich bei anaesthetiscben Flecken keine Schwierigkeit macht.
Zur Untersuchung von Knoten eignet sich vorzüglich das Verfahren von Havelburg, durch
Einstich in denselben und Druck einige Tröpfchen Blut zu entleeren und im Trockenapparat
zu färben. Hier finden sich stets Bacillen in enormen Mengen, wenn Lepra vorliegt.
A. OOTTSTEIN.
rCptanilra Satt. Pftanzonf^ttonf^ «ns der Farn, der S r roph aliri looau*, g«w0hn1iel] tu Teronlcft* goiogen.
L. TiDcinicft Null. »jo. Veruniea vlrgioieft h. M.
Rhizoma Leptandrae virginicae, Culvers Root Ph. U. S., enthält das wirk-
same Glykosid Lcptandrin, Mannit, einen saponinartigen Körper, aetherisches Oel, Gerb-
stoff' und Gummi. Loptaudra gilt als Tonicuui, L.ixans und Cholagogum, als Substituens für
Rheum und wird vorzugsweise in der Kinderpraxis benutzt, auch werden ihr emetische Eigen-
schaften zugeschrieben. Man gicbt sie bei Leber- und Gallenleidcn, Dysenterie, typhösen
Fiebern, Cholera infantum, im Pulver zu 1,0 — 4,0. Lcpt.indrin. ein Kcsinoid. wird gleichfalls
in Dosen von 0,015 — 0,06 in acuten, von 0,06 — 0,12 in chronischen Fällen als Emeto-catharti-
cum verwendet. Das Leptandrinum purum bewirkt zu 0.5 Stuhlgang ohne Diarrhoe (Hiller).
Extractum Leptandrae fluidum Ph. U. S.: Dosis 1,0 — 3.0.
1. JACOBSOK.
Leptodera ist der Name einer Gattung der Fadenwürraer oder Nematoden. Für dou
Menschen kommt allein in Betracht L. intestinalis, die jedoch nach neueren
Untersuchungen zum Genus Strongyloides gehört. Diese Art besteht aus zwei sichi
heterogenetisch abwechselnden Formen, die .seiner Zeit von Bavay als besondere Artcsl
unter den Namen Anguillula intestinalis und atcrcoralis beschrieben worden sind,
bis Lcuckart ihre Zusammengehörigkeit erkannte. Die erstere Form lebt parasitisch im
Darme des Menschen und ist nach einigen Forschem bermaphroditisch, während andere sif
i
I
I
lür p.irlhciiogeneti.srli 9tMmHptUn7.cuHe Weibchen halten. Jian 6e» i
entwickelt sich die «weite freilebende Generatioo, die streng prsebl«ektliek|
die erst wieder die parasitische Form liefert. Zu diesem Zwecke n^
ersten Fonn ins Freie und die Jungen der zweiten Form mit dor N"»
gelangen. Die Thiere der parasitischen Form sind 3.t? mm ' '
die Weibehen der freilebenden Generation nur gegen 1 mnj
die Männcheu 0,7 mm lang und 0,03.^ mm dick werden. I •
Form aus den Eiern der parasitischen dauert bei genügi
wälireud bei niederer die Entwiokelung sistirt wird. Die J
müssen nach einiger Zeit in den Darm gelangen, wenn sie
kann auch die freilebende Generation nusfalleo. indem sicli >i .
Form wied<^r diese entwickelt. .\uch ist, allerdings nur hei l.f
die freilebende Generation im Darme gefunden worden. E>
nehiueu. dass sich die freilebende Form erst nach dcoi To<ä
nachdem ihr die Möglichkeit ins Freie zu gelangen g^nornmen
wohl weniger durch das Wasser, als durch den (ienuss von (:
Nach Donnon schaden die Parasiten im gesunden Darme nicl
Pcrsunen eine diiirrhoeische Erkrankung ein, so vermehren sie -
halten durch den Ueiz di« Gesundung auf, ja sie steigern b Kati
Lebensgefahr. Die Eingeborenen sind übrigens meist immun, i
wahrscheinlich Südostasien, von wo er nach dem malayischen Ar.
.\uch auf den .\ntillcn und in Brasilien ist er gefunden worden. lo It
und Parona auflanden, kommt er meist mit Au cfa ylo s f <> tu .i duodsl
Darme des Menseben vor. Auch bei .\rbeitern des G.i vordt
Seilschaft angetroffen. Verwandte .Vrtcn schmarotzen b ;i.
IieptO]n6rill Br. PflanfpnK*ttniip4ii4 it(*r K«m. rtcr San t*l aci»« «*, ti&taa T*nraniit ti»r ü«rnn|<>*|[
H. br., viiip kufltritUficbe Art, Die FrUrhle itient?!! «U AcUtringvo«.
lieptnRpprmPae. Ciilorramillc Jor Uyrt»««»*'. tiisiiFi<iir'hn*t darcb Tun 8<ih«lt«] krr I
KiiiboId. Hirrbcr Jlo iftUungpa Lcptoip*ruuBi*, Mplaleu»**, E uet 1^ pln«*. CillUltiil
Leptospemmm Fr t.i- nu< d^rFun. dar My r
Ittwuin Smith, cit. :• r kteinpr Baum, im «n'
folia i^milti zar G ti>T, vou Maliuia bvhffrTBrt.i :
eino aodoro austntlUoUo Arl^ wurdo »chon Ton Cook'i Kxppdltjoii tu AittisWuH>aU«ob«a Tk*« I
TiPptothrix sind ungegliederte fadenartige Pilze, welche in der MiindbÄble,
bclag, und iti den Krypten der Tonsillen fast rcgelmäisii' x, rk
mikroskopische verschlungene Knäuel, welche mit Kokk
sich mit Jodlösungen gelb, werden durch die Gram'sfii
bei letzterer Behandlung starke Granulirung. Miller bat nn
schieden. Der Züchtung sind sie bisher nicht lugäns'tich f
dem Actinomyccspilz nahe. Sie spielen eine patli
hartnäckigen Krankheit, der Pharyngomvcosis leptoii
den Handeln anhaftenden weissen zähen Membranen schwer at
erneuern. Diese Membranen bestehen vorzugsweise aus L'
übel riechenden bräunlichen Kömer. die sich häufig in den i-
weilen ist die Lcptothrix auch die einzige Begleiterin einer >
die Pharyngomycosis Icptothricia schwer zu beeinflussen; sie i litf a •
ehesten noch .lodpinselungeu zugänglich. In einem Falle yet~. >diKl'
aufnähme des Rauchens. Auch in der Vagina findet sich eine LeplutiintArt,
der 5ehr seltoueii Colpitis mycotica geluudcn wird.
Leptns autamnalig, Ernte-, Gras-, Stachclbeermilbe, B't.- roiiir«. f*-*'
oder mennigrothe sechsbcinige Larve einer Milbenart, die zu T
wahrscheinlicher zu Tetranychus telarius Dul. gehört. Sie l'-V'
Sträuchern, Moos etc. und geht mit auf die Haut des Mcr
Pustelti erzeugt, die selbst Fiebererscheiiiungen hcrvorrui'
oder gruppenweise auf der Haut, in die sie, um Blut zu
haben. Da die Milben zur Zeit der Getreide- und Ileuemff
werden die damit beschäftigten Arbeiter am meisten
unterscheiden, eine 0,35 mm lange, flinke und eine laup '*^|
Legina) m d<T SOdklUt« der gli>icbn«mii;t>n dalmatischen rntpl »indK<i>'nlilUil pUpM S** j
TrAubunkitrott. KUaa wim and ((■''■•^'«■lasi'iK.' In WinUr miUUr* Tmnf ntut M*. nMttl
jpncndpndroii
— «70 —
lifiikncinie]
CnCadendrOB llr. rOanKni^ttuui; »> der K*in. in Prolorpito*, ifiii»|jp»<<iclliict iliircli iiiuurtiKo Frttchle (t'ular-
rtn]j1ic> Nur am? n tKQCKoi. L. coititinnam R. Br.. wird »m K»p ünr guton HolfiiuDg ^sgen MftUria renroDdet,
Enthält L 0 u k ukIjIc od r I D iinil Leukodritt.
Cnoaena Ueotk. Fll»n>rn|(attnii|i >iu drr Fam. d«r If imotks*««*, gewBbnlleh in Asteik* g*iogen. L. glia««
Bmith. (AcBoik g)aue& W.| irilt aIp Emmt.>n»(i:Dgaio. L. ndo ratitsi ma Huk., in Jara heimlich, liefert eino
gegen Kolik ItoiiuUlp Kinde. Holt »neh lum Betltiiien der Pi«che benutst werden.
encht^asrergirtang kommt meist vor in Folge des OfTenbleibens vod GAsbähnon oder durch
Rohrbriiche, wie solche besonders im Winter häufiger sich ereignen und wo dann das aus den
Bruchstellen ausstrOroende Gas durch das hartgefrorene Erdreich oder durch das undurch-
lässige Strasscnpflaster nicht entweichen kann, sondern auf grössere Entfernungen durch den
Erdboden mit der Bodeuluft in die geheizten Häuser eingesogen wird. Besonders gefährdet sind
hierbei die in Kellern wohnenden Personen. Es kann d.is Gas aber auch bis in die oberen
Stockwerke dringen. Bei dem Durchgang durch das Erdreich verliert das Leuchtgas icincn
charakteristischen Geruch. Die Zusammensetzung des Leuchtgases ist eine nach dem Her-
stellungsmaterial wechselnde, .\usher Aethylcu, Sumpfgas, Propylcn, Butylen, WasserstolT,
Stickstoff, geringen Mengen Kohlensäure, Schwefelwasserstoff und orgauischen Sehwefelver-
bindungen enthält es Kohlenoiyd in schwankender Menge, Steiukohlcng:is 3,5 — 15, Paraffmgas
8,9, Holzg.is 29—38, sogar bis 61 pCt
Die Leuchtgasvergiftung ist im Wesentlichen eine Kohlenoxydvergiftung* und die Sym-
ptome, der Verlauf und die Behandlung sind die gleichen wie bei dieser.
LAKOOAABD.
Xencin kommt sowohl in einzelnen Geweben wie Secrcten des Körpers vor. Es ist in der
Milz, Leber, im Pankreas, in der Thymusdrüse, in den Lymph- und Speicheldrüsen uachgc-
k wiesen; es ist im Harne bei acuter gelber Leberatropbic, bei Phosphorvergiftung, bei Infectionen,
wie Pocken, Typhus, sowie bei der Leukaemie beobachtet. .\uch im Eiter und in Transsudaten
ist Leucin gefunden worden. Als Stufe des Abbaues des Eiweissmolecüls kommt fieucin nicht
bloss als Zwischcnp roduct des Eiweis.sstoffwechsels, sondern auch .ils Product der P.iukreas-
wirkung auf die Eiweisskörper der Nahrung im Dünndarm und der bakteriellen Zerlegung des
Kiweisses bei der Fnulniss vor. Auf letztere dürfte z. B. ein Befund im Sputum zu bezieben
»sein (Fischer). Wenn das Leucin unter Ausschluss der Fäulniss in Körperllüs.sigkeitcn ge-
funden wird, so beweist dies immer eine schwere Störung des Eiweis.sstoffwechsels, denn der
gesunde Organismus antwortet auf die Zufuhr von Leucin und Glykokoll mit einer erhöhten
Harn.stoffausfuhr, während das Leucio in den Secretcn des Körpers nicht mehr nachweisbar
ist. Wenn das Leucin auch vorzugsweise bei Erkrankungen gefunden wurde, die mit einem
rapiden Zerfall des Lebergewebes einhergehen, so bedarf doch die Beziehung der Leucinaus-
scheiduug zu diesen Processen immerhin noch der Klärung, da bei der acuten gelben Leber-
atrophie und der Phospborvergiftung Leucin im Harn gar nicht selten vermisst wurde, andercr-
^seits gezeigt wurde, dass selbst bei .\usfäll grosser Partien von Lobersubstauz eine ausgedchulo
Harnstoff bildung noch möglich ist. STBAüss.
Leucin, Amidocapronsäure, C^HijO,N = C5H,|,(NH2)C0;H, ist ein regelmässig auf-
tretendes Spaltuugsproduct von Albumiuaten und Leimsubstanzen. Meist von Tyrosio begleitet
findet es sich, auch im Pflanzenreiche, besonders in den Keimlingen, regelmässig ist es in der
Rübenmelassc enthalten. Ks krystallisirt in Blältchen, die in Wasser ziemlich, in Alkohol sehr
wenig löslich sind. Zum Nachweis verdampft Scherer die Substanz auf dem Platinblech
mit Salpetersäure; es entsteht ein farbloser Rückstand, der mit Natronlauge sich gelblich
färbt und bei vorsichtigem Verdampfen damit einen ölartigen, Platinhiech nicht benetzenden
Tropfen bildet. Das natürlich vorkommende oder das aus natürlichen Materialien hergestellte
Leucin ist in der Regel optisch activ, in wässeriger Lösung links-, in salzsaurer rechtsdrehend,
wird aber durch längeres Erhitzen mit Baryt auf 150—160° inactiv. Das so oder syn-
thetisch erhaltene inactive Leucin wird durch Penicillium glaucum gespalten, wobei die der
natürlichen optisch entgegengesetzte Hodificatlon biotcrbleibt. Es ist nicht sicher, ob alle als
Leucin bezeichneten Fraeparate identisch sind oder ob sich Lsomere darunter linden. Mit der
synthetisch aus Isovaleraldehydammoniak und Blausäure gewonnenen a-Amidoisobutylessigsäurc,
(CHj)2 : CH ■ CH2 ' CHCNHj) ■ C02n, hat sich das ,ius Pflanzeneiweiss gewonnene und inactivirle
Leucin identisch erwiesen, während das aus Ca.sci'n hergestellte beim Erhitzen mit Jodwasser-
stoffsäure als normale n-Amidocapronsäure, CHs' CHj" CHj" CHj" CH(NU;)'COiü, angesprochen
werden muss. welche künstlich erhalten wurde.
sriEOEL.
Lonkaemic wurde 184,5 von Virchow zuerst bosdirioben und al» „weisses Blut", von
pngli.^chcn und franzßsischon At^rzten :ils „Loukocythuemi«'' bezi-ichnet. Sie ist eine
eigpnthfiiniiche Form der Blut.irmuth. welche sich durch eine excessive Vermehrung
der weissen Zellen im Blute bei gleichzeitiger Abn:ihnie der rothen
Zeilen in sehr sch:irfer Weise von .anderen Formen der An;»emii' unterscheidet und
von dem überaus häufigen Vorgange der Leukocjtosc besonders dadurch unterschieden
i
in
»wie «»« ««nni-iympnntiseB» wttr ««»Fifwowi
, Npumanii). Ob die Org.anveräiiderungen das Primkro
cytonvennehruiip auf ciiipr Krkrankung des Blutos selbst bpj
si'ciiiidrir in Mitleidenschaft gezogen werden, ist bis jetxt nicht
Rino sichere Diii^nosc ist für die Therapie deshalb so
hei dem hilutig so ähnlichen Zustande transitorischer, vic
Leukooytose um gilnziich andersartige Verhältnisse handelt. Sie
Linie auf den Allgeraeinbcfund. Vorzugsweijäe betroffen ist da.s t
Alter, selten dos Kindes- und Groisenalter. Das weibliche GeS
Allgemeinen etwas weniger hüufig befallen zu werden.
\'on <len Symptomen f:1llt in erster Linie die .'xll^emeine, ji
sehr starke BlTisse auf, gleichzeitig sind h:1ufig die ^owrihnlirhfn
Anaeniie am Heraen, Gefässapparat und anderen Organen iiarh
Organveranderuiigen ist in der Mehrzahl der Fälle die Vergrö
auffUlligsten. I>er Milzhmior kann gewaltige Uimensioneu an:
Haupttbeil des C'avum abdoniinis durch ihn ausgefüllt erschein'
Spitze der Milz in der (legend der rechten Spina ilei fühlbar *jj
eine Reihe von Beschwerden zusammen, welch« sich auf das Gel
Vnlle im Unterleib beziehen; objectiv nachw^eisbar sind Verschiel
Organe, besrmders des Magens und Colons, Hochstand des Zwerchfel
Auch ein zuweilen auftretender quälender Priapismus findet ztl
Wirkung der Milz auf ilic Vena cava und dadurch bewirkte Ueber
cavernosa penis seine Erklärung. l>rüsenanscli\vcllnngen k(1nnen
scheu oder gemischten Formen als l'ackete zahlreicher derber Kn
Halse, in den Achselhöhlen. Inguinalgegend, im Abdomen und i
verschieblich palpirt werden. Besonders können sie auch zu 8cb»l
Erscheinungen der Trachea und grossen Gefässe, sowie des Vagns
fheiligung des Knctcheninarkes verrüth sich vornehmlich in Sclimi
langen Röhrenknochen, besonders aber am Sternum spontan und
treten, als soeoiiannte Knochenschraerzen. Ausser diesen Symptoi
Schwere der Bliiterkrankung besonders durch d:i8 Auftreten einer
I>iathese. welche sich in Blutungen an der Haut, den SchleimhSul
Rachens und der Luftröhre, ganz besonders hiUitig und frühzei
Retina, Ketinala]»ople.\ie, kundgiebt. Auch flüssige Kxsudate t
]>flegeii haeinorrhasisch zu sein, was besonders bei I'leuritideti »ii h
Auf der Haut finden -sich manchmal Exantheme, meist in Act
liAuten, Iie.-ionders der Luftwege, leukaemische Wuchenmgen
des Stoffwechsels brauchen nicht zu bestehen. Häufig zeitt sieb
K^ßeUrUOe der Ham.säurB-An.s8eheidnng. welche miin anf ain m
iMIRSmiU»'
LpukaPHiili
I
I
die DiiiguoKo allein zuvcriüssijj. Bei ausgesprochenen Filllen von lieukaeinie getiiigl voll-
konimeii die Untersiichutig eines frischen Bluttröpfchens, den man ohne Druek zwisrhtm
DeckglS-schen und Olijecttrfiger sich vertlK-ileii liisst und bei einer niittclslarken Ver-
' grftsserung betrachtet. IHe massenhaft vnrhaiidencn l>eukocyten praevaltreii durcli ihre
Grösse tmd ihr Nebencinaiiderlif'gen vor den kleineren, zu (ieldrollcii geballten rothen
I Blutk5rper<'h».'n derartig im Gesichtsfelde, dass sie noch zahlreicher erseheinen, als sie
I es wirklich sind, und an den Inhalt eines Abscesses erinnern. In nicht deutlich ausge-
sprochenen Fallen entscheidet woniger die Enuittelung des numerischen Verhältnisses
der farblosen Zellen, als ihre mnqdiologische Beschaffenheit. I He Zahl der Lenkocyten
•wird um zuverlilssigsten in einem der bekannten Blutzählapiiarate festgestellt. In der
Pnucis empfiehlt sich am meisten fGrawitz) der Vergleich des kr.inken mit gesundem
Blutß, d. li. man ermittelt bei gleicher Praeparationsinetlmde des Bhittröpfchens und
gleich st.irker Vergrossfnuig dii' mittlere Durchschnittszahl an Leukocyten, weiche sich
unter physiologischen Verhältnissen in einem Gesichtsfi-Ide finden und vergleicht die-
soliie mit den bei dem fragliche» Leukaemie-Fallc gefundenen. Hechnet man die obere
Grenze der physiologischen Leukocyten-Menge in 1 ccra auf 10 CHX), so wird man
im Allgemeinen nicht fehl gehen, wenn man Vermehrungen auf das Zehnfache und
darüber für Lenkaetnio anspricht, da bei transitorischer Leukocyto.se derartige Zahlen
kaum erreicht werden. Sehr viel unzuverlässiger für die Diagnose ist die Ennit-
telimg des Zahlenverhältnis.ses zwischen weissen und rothen Blutzellen, welches sich
annähernd in einem recht dünn ausgebreiteten Tröpfchen durch Zählung in ver-
schiedenen Gesichtsfeldern feststellen Iäs.st. Das Vi'rhältniss der weissen zu den
rothen Blufzellen, welches in physiologischen Zuständen beim Erwachsenen etwa
1 : "i'iO beträgt, kann ganz beträchtlich zu Ungun.sten der rothen verschoben werden,
wenn eine anaeniisi-lie Blutbeschaffenheit, also eine Verringerung der Erythrocyten,
vorliegt und hierzu sieh aus irgend welcher Veranla.ssung eine Vermehrung der
Leukoi-yten — Ijcukocytosc — hinzugesellt. .Man kann unter diesen Um.ständen .sehr
leicht Verhältiiisszahlen von 1 : 100 und darunter bekommen, ohne dass von Leu-
kaeniie die Rede wäre und es ist unmöglich, wie man es früher versucht liat, eine
bestimmte Grenze in diesem Zahlenverhältniss juizugeben, welche die Leukaeinie von
transitorischer Leukocytose sicher zu scheiden vermöchte.
Gerade dieser Punkt ist für die Beurtheüung der Therapie der Leukaemie sorg-
fältig zu erwägen, denn es kaim keinem Zweifel unterliegen, das» manche als ge-
heilt be.schriebenen Fälle gar nicht Leukaemie, sondern transitorische Leukocytosen
gewesen sind. Besonders sind es zwei Krankheitszustände, welche zur Verwechselung
mit Leukaemie Veraiilas.sung geben können: bei Erwachsenen die septischen Er-
krankungen im weiteren Sinne, bei welchen eine schwere Degeneration der rothen
Blutkörperchen bei gleichzeitiger starker Leukocytose und unter Auftreten allge-
meiner Blässe, starker .Milz- und manchmal auch Drüscnsehwellung, unregelmässiger
Fieberbewegungen und nicht selten auch h.nemorrhagi.scher Diathese eintreten kann;
bei Kindern die Anaemia pscudoleukaemica infantum (v. .laksch), welche durch
eine starke Abnahme der rothen Zellen bei gleichzeitiger manchm.-il massenhafter
•Vermehnmg der weis,sen charakterisirt ist. Die Prognose dieser Erkrankung ist wesent-
lich günstiger, als die der Leukaemie. Ausschlaggebend bei der Entscheidung, ob
in einem zweifelhaften Falle echte Leukaemie vorhanden sei, kann nur die Be-
rücksichtigiuig der morphologischen Eigenschaften der vorhandenen L^aikocyten
sein (Grawitz). Nach allen bisherigen Erfahrungen werden bei transitorischer
Leukocytose im Wesentlichen nur diejenigen Formen der Leukocyten vermehrt ge-
funden, welche sich physiologisch im Blute vorfinden, d. h. in erster Linie die
raehrkernifren, grossen Formen mit feingekörntem (neutrophilera) Protoplasma, die
man als Leukocyten xar' i^o^^-^ zu bezeichnen pflegt, femer die kleineren soge-
nannten Lymphocyten mit homogenem Protoplasma und relativ grossem Kerne, ausser-
dem die gro.ssen, mehrkernigen Zellen mit auffällig grober, glänzender Granulirung
des Protopl.'tsmas, die sogenannten eosinophilen Zellen. Im Gegensätze hierzu zeigen
die Blutbilder bei Leukaemie Zellformen, die man am kürzesten und treffendsten als
„atypische-' bezeichnet (Grawitz). Die .\typie bemht darin, dass die mehrker-
nigen, neutrophilen Zellen der Zahl nach zurücktreten und die Lymphocyten und
eosinophilen Zellen in den verschiedensten Variationen und Grössenverhältnissen auf-
fällig stark vermehrt erscheinen. Ferner treten bei der Leukaemie abnorme Zellfornien
in grosser Zahl auf. welche sich im gesunden oder leukocytotischon Blute höchstens
0. Liebreich, Euejiilapudie. II. Biod. gg
XU luauaimu VAum^
zclno Zellfomien, wio die Lyniphocyten und die zuletzt orwäh
Aus dem Bhithpfiinde l^sst sich aber ein sicherer Schliiss au
dieses oder jenes blutbildenden Organes ebensowenig ziehcu. wj
des einzelnen Krankheitsfallos quoad acuten, subacuteii oder chi
Ein bestimmtes, vielleicht spocifisches Agens ist nicht bekam
sehen Forschungen sind ebenso resultitlos geblieben, wie die zahl
Impfungen von Blut und Organtboilen Leukaeinischer bei Tliieren
zustünde zu erzeugen. Alle Bakterienfunde bei Leukaemisichen k
tungslus für die Aetiologie erwiesen, da es bisher nicht gelungen ist, ti
Leukaeuiie zu erzeugen, sodass sie als arcidentell nnziiseheo simi
zur Leukaemie schaffen anscheinend in manclien Fällen chroniscl
stitutionello Syphilis, ausserdem andere Infectionskrankheiteu,
Influenza, ferner chronische Blutungen, climniscbe Dannkatarrbe
auf die Constitution einwirkende Schildlichkeiten. Nach neufn-ii
auch Verletzungen der Ausgangspunkt leukaemischer Krkrankuii
sonders solche der Milzgegond, aber auch Traumon, welche eil
ganzen Körpers bewirktiui (Mosler, Ebstein u. A.). Eine
gung giebt es also nicht und die Aetiologie ist in Dunkel gehü
Aus dieser Unkt^nntnis« der Pathogenese der Leukaeuie crl
Therapie bisher unbcfriedigi^nde Kesultate aufzuweisen hat
der medicamentOsen Therapie erscheint das Chinin unzweifol
nellste bei denjenigen nicht seltenen Füllen, welche sich ai
clironischon, ungenügend behandelten Malaria - Erkrankung enl'
werden Dosen von 0,5 — 1,0 g pro die empfohlen und sogar
damit berichtet (Moster). Ob es sich dabei um einen Milz
fluss oder einen dcli't.ircn Einfluss auf die Malariaparasiten (M
sircnde Wirkung h.indelt, nniss dahingestellt bleiben. Neben dea
in Verbindung mit denisfllien werden Eisenpraeparate* mit Kt-cb
als ob das Eisen hier illiidich günstig wirkt, wie bei der Chlor«;
Zuständen, aber der tonisircmle Einfiuss des Eisens auf den Gesan
so häufig augenfällige Bf'ssenmgcn hervortreten, dass es mit L'nta
aus zu empfehlen ist. Einem bestimmten Eisen praeparat ist ein \
räumen, vielmehr muss man individualisiren und dasjenige Pn
welches am besten bekömmlich ist. Auch die eisenhaltigen Bäder
Pyrmont etc. werden von Mosler empfohlen. Das ferner versuch
Arsen (Mosler) verdient im Verein mit Chinin und Eisen iu ei
zu werden. ' Ob man sieh die günstigen Wendungen im Kral
directon Einflusti des Arseiis auf jie LeukocN^^
Bukacmio
— 883 —
Loukaemie]
I
I
I
Syiihilis vorliamleii war, ebonsowciiig vim Nutzen erwiesen, wie eine l^u<^cksilbor-
Behandlung (C.intani und Bircli-Hirschfeid). Als Milz - verkleinernde Mittel
wurden l'>iicaly|>tusöl* und Tiperin*, welche zusanunen mit Cliinin und Wachs
Alu Pillen längere Zeit genommen werden sollten, empfohlen (Mosler). Angebliche
Heilung ist in einem Falle durch Ammoniak erzielt wortlen (Martyn 1864)
.und ein sehr günstiger Erfolg durch Behandlung mit Kreosot innerlich und
Lysoldarmausspülungen* von Vehsemeyer, welcher auch die Tinctura Berberidis
vulgaris, sowie das Berberinum sulfurioun als Storaachicum empfiehlt. Feinen
besonderen Ruf haben sich längere Zeit hindurch fortgesetzte Sauerstoff-Inha-
latinen (Sticker, IMctzer, Kickenbusch u. A.) iTworben, welche zwar keine
Heilung, aber erln'biielie Besserungen des Allgemeinbefindens und des Blutes hervor-
rufen sollen. Den anfänglich beoi)achteten günstigen Erfolgen stehen aber ebenso
zahlieiehe .Misserfolge gegenüber; in einem Falle konnte gar keine Aenderung im
Blutbefunde constatirt werdi'u (Grawitz). So erklärt es sich, dass die Sauerstoff-
Therapii' kt-inen allgemeinen Anklang gefunden hat.
Dnrcb directe Ueberleitung von gesundem Blute das leukaemische zu verbe.ssern,
ist besonders von Mosler befüraortet worden. Da er sali, dass nach Transfusion
von grös-seren Mengen (180 ccni) defibrinirten Blutes eine vorübergehende Ver-
kleinerung der Milz und Verringerung der Leukocyten eintrat, glaubte er später,
dass wiederholte Transfusionen daucniden Erfolg haben könnten. Doch hat sich
diese Erwartung nicht bestätigt: ininier handelte es sich höchstens um vorüber-
gehende Erfolge. Auf (innid der Benbaehtnng, dass gewi.sse Organextracte einen Zer-
fall von Leukocyten in der Blutbahn hervorrufen, injicirto Jacob einem Leukae-
misehen Milze.xtract .subcutan in Intervallen von einem Tage, worauf jedesmal
nach der Injertimi eine allenlings nur vorübergehende Verringerung der ZabI der
Leukocyten eintrat. Die dabei beoliacbteteji Anfälle von schwerer Dyspnoe, welche
auf Vi'rstopftüig von Lungeiic:apill;iren in Folge der starken Lenkocytenauflösung
zurückgeführt wenlen inüs,sen (Jacob), la.ssen dies Experiment als gefährlich er-
scheinen. Auch die subcutanen resp. intravenfisen Injectionen von Sperniin* und
Zimmtsüurc* (Richter und Spiro) las.sen das interessante Factum wner transito-
rischen Leukocyten-Vennijiderung i'rkennen, kommen alier für die Therapie einstweilen
nicht in Fr;ige. Mit diesen, auf directe Verbesserung des Blutes gerichteten Experi-
menten stehen in nahem Zusammenhange gewisse Eingriffe, indirect das Blut Leu-
k.'iemisclier zu beeinflussen. Es exisfiren Beobachtungen, nach welchen die leu-
k:ir'miscbe Blutbesch;iffenheit in erheblicher Weise durch intercurrente fieberhafte
Infectionskranklieiten derartig beeinflusst wurde, d;iss die Leukocyten auffallig an
Zahl zurückgingen und bilufig auch die Milz und Lymphdrüsen abschwollen. Beson-
ders bei intercurrirender Sepsis, Tuberculose, Pneumonie, Influenza hat man diese
Erscheinung heobachtet und daraufhin versucht, durcii künstliche Infection eine
Verminderung der Leukocytenzahl zu erzielen. So konnte nach Anlegung eines
Abscessi's, durcli subcutane Injection von 1 g Oleum Terebinthinae. auf der Gorhardt-
schen Klinik ein vorübergehender Rückgang der Leukocytenzahl beobachtet werden
(Grawitz). Auch diese Versuche haben nur vorübergeliende Besserungen ergeben.
Durch verschiedenartige äussere Eingriffe hat man besonders die Milz zu beein-
flussen gesucht. Mosler empfahl die kalte Douclie auf die Milzgegend, Botkin
schlug vor, die Milzgegend zu elektrisiren, um sie zur Verkleinerung zu bringen. In
manchen Fällen von starkem Druck des Milztumors auf die Unterleibsorgane kann
man versuchen, durch Bandagen von unten her die untere Milzkante etwas anzuheben
und die Organe dadurch zu entlasten. Schliesslich sind noch directe chirurgische
Eingriffe auf die Milz zu erwähnen, von welchen parenchyraatöse Injectionen
versi'hiedener Stoffe zur Verdüntmug und Verkleinerung des Milzgewebes sich als
relativ unschädlich erwiesen haben. .Mosler empfahl, Injectionen von Solutio arseui-
calis Fowb'ri oder KarboLsäure direct in die Milz vorzunehmen, von anderer Seite
wurden Injecticmen mit Jod mul Ergotin vorgeschlagen. Auch parenchymatöse Injec-
tionen mit den gleichen Stoffen in die geschwollenen leukaemischen Lymphdrüsen sind
ausgeführt worden, inde.ss dürfte man im Allgemeinen von dieser, immerhin nicht
ungefährlichen Methode aI)gekommen sein, ebenso wie von der Milzexstirpation.
Die allgemeine Therapie der Loukaemie hat zu berücksichtigen, dass der Stoff-
wechsel dieser Kranken einen ge.steigerten Eiweisszerfall erkennen lässt, welcher
Asich V. Nourdeu's u. A. Annahme au die Einwirkung eines Protoptasma-zerstCreu-
56*
Appetit ungüustig beeinflussen könnte. Anf der anderen Seite
Stuhles Aufmerksamkeit zu schenken, da durch Verstopfung: d
liikl ungünstig lieeinflusst wird. Daher ist der Vorschlag von V
wä^iing wertli, eine Antisepsis des Darmes zu versuchen, i
Resorption von toxischen Materialien entgegen zu wirken,
Salol u. A. Kerner ist auf den Aufenthalt in reiner Luft Gewir
dem Lande und in Badeorten, StahlbUdem, MoorhSdcrn und
finden sich häufig günstige Bedingungen für Leukaemiscbe.
Symptomatische Behandlung erfordern häufig auftreten
Diarrhoen, HnutausschÜlgo, Schmerzen in den verschiedensten
wird gut tliuri, sich soviel als möglich vor eingreifendi-n thorape
zu hüten, da Alles vermieden werden muss, was die Kachexie v
Leokerbad, r.Dtirlio-Ics-Dainii. im Kantun Walüs 1415 m boeb »in.u-o^rlittfrt
und ei]««iilik1tiKen Oipsqiicllen, wniclie la Bftdern. Dinilwei!» van «1 j
I>io LDrenitqnclU (61 °) CDthilU u.a. 1,5 Calcium-. 0.33 )I*|{'"^<iuni-
bicarbunaL Indicirt bei chroniAchen Hautkrankhcilrn, Klii*umall«uju- m. ; .tl-uu
Lenkocytose ist ein Zustand rics Blutes, bei welchem das Verh
Blutkurpcrchcn zu Ouiisten der weissen verändert ist. Man utn
örtliche, eine vorübergehende von einer dauernden Leukocytose, oder
activen und passiven, je nachdem die Vennehrung der weissen Blutk
octive chemotaktische Zuwanderung ins Blut oder durch eine passiv
vermehrter Production in den Bildungscentren der weissen Blutkörptrch
Nach der speciellen histologischen Eigenschaft der vermehrten '
man von einer polynucleären neutrophilen und eosinophilen Lf.
theilung ist diu nach der Entstehungsursache in eine physiologisiU
pathologische F'orm. Kine physiologische Leukocytose ist die \'t
Blutkörperchen in der Schwangerschaft, die mit dem Fortschritt derseltl
Lciikocytose der Neugeborenen. Sie findet sich ferner einige Stundea
aufnähme und zwar nach Eiweissuahrung al.s sogenannte Verdaunn
erltliirt sich, wie experimentell hervorgeht, aus der durch Chemotaxis*
Wanderung von Leukoeyten. Spritzt man nämlich in das Blut solche SU
den Leukoeyten die Eigenschaften positiver Chemotaxis besitzen, so tritt
Blutkörperchen an den Ort der Einspritzung und der Depots ein, das n
gross ist, wie bei einer Eiteransammlung. Zu diesen für Leukoeyten p<
Körpern gehören ProteVnsubstanzcn pHanzlichor und thierischer Natur,
Aleuronnt (Büchner), welche eine so starke Loukocytose hervorru/eo,
Substanzen weisse Blutkörperchen selbst in grösseren Anhäufungen aus
kann, sowie Nuclei'ne, ferner chemische Substanzen, wie Antipyrin und P
Baktericuproteinc und viele bakterielle ^t"ff'»'"-t'»«i"'-"«<"f*V T>trirT
rLeiikoc}'tose
885 —
LeTistieuni]
I Blutungen), oder als Folge der Anwesenheit leukotaktischer Substanzen im Blute vor. Sic
(findet sieh bei den verschiedensten Infectionskrnnkheitcn, um bei anderen zu fehlen, ohne
idass hierfür allgemein gesetzmässige Beziehungen bestehen. So findet sich namentlich bei
JAcuter fibrinöser Pneumonie im Beginne und vor der Krise erhebliche Leukocytose als prognostisch
günstiges Zeichen, während deren Ausbleiben die Prognose erheblich verschlechtert. Die Leu-
tocytose geht übrigens hier parallel mit dem Peptongehalt des Blutes. Leukocj'tose tindet
sich ferner bei Erysipelas, bei serösen und eitrigen Entzündungen der serösen Häute, also
B. bei citriger Meningitis, bei Sepsis und Puerperalfii-ber. Sie fehlt dagegen bei acuten
rExanthemen, bei Tubcrculose, so lange keine Kachexie eingetreten, sie macht sogar einer
Dedeutenden Verminderung bei Abdominaltrphus Platz. Bei Diphtherie findet sich gevröhnlich
keine Leukocytose, ihr Auftreten soll sogar prognostisch ungünstig sein.
Die allgemeine d.iuerndc I.eukocytose ist ein Symptom vieler chronischen Krankheiten,
rie der Krebskaehcxie und der Hydraemie; der höchste Grad einer Leukocytose tritt bei
lacuter und ehroiiwcher Leuk^emie auf. Vor dem Tode wird vielfach eine praeagonale Leuko-
cytose beobachtet. Die künstliche Erzeugung der allgemeinen Leukocytose zur Behandlung
septischer Erkrankungen, wie Piicrperallieber, durch Einspritzung von NucleVn, Pilokarpin und
anderen Leukocytose erregenden Substanzen ist mit einem gewisseu Erfolge versucht.
A. OOTTSTEIN.
Leukoderma bedeutet geuerell Pigmentmangui der Haut, Achromatose *, wird aber fast aus-
schlics.slicb für den im Secundäpiladium der >SyphiiLs besonders bei Frauen, wenig bei Mün-
tnem am Nacken und Hals, selten auch an anderen Körperstellen auftretenden Pigmentmangel
gebraucht. Die Flecke sind Stecknadelkopf- bis linsen-, bis zehnpfennigstück-gross. weiss,
glatt und geheu allmülig mit einem nach aussen convexen Bogen in die byperpigmentirte
Umgebung über. Meist scheinen sir.h die Flecke au den .Stellen auszubilden, wo sich vorher
keine specifisehen Efilorcscenzen befanden; au behiiarten Partien, Nackenhinterhauptsgrenze,
fallen auf dem Ldcus aifectus bisweileu die Haare aus. Das Leukoderma ist ein ziemlich
sicheres diagnostisches Zeichen für eine seit einigen Monaten bestehende Syphilis; selten finden
sich Flecke auch bei nicht syphilitischen Personen. Es schwindet meist nach einigen Monaten,
besteht selten einige Jabre und wird von der antisyphilitischen Therapie nicht beeiuflusst.
SAALFEI.D.
Lenkomaine (^.«üxoj/ia-Eiwciss) nennt Gautier alle im lebenden Organismus durch den nor-
malen Stoffwechsel gebildeten basischen Zersetzungsproducte der Eiweisskörper. Es gehören
hierher verschiedene von G.Tutier aus Fleisch isolirte basische Körper: .X'authokreatiniu,
Amphikreatin, Crusokrcatinin, Pieudoxanthin, femer Kreatinin, das von Liebreich im Harn
nachgewiesene BetaVn, ein nach Pouche t im normalen Harn vorkommendes AlkatoTd, ein im
menschlichen Speichel vorkommendes Alkalo'id; auch die Basen des Leberthrans: Morrhuiu
und Aseüin, werden von Gautier zu den LeukomaTnen gerechnet.
LANOOAABD.
Lerico, Badeort in Südtirol, 520 m hoch, ausgezeichnet durch sein auch vielfach versandtes
Eisen-Arsen-Wasser. Die schwächere, zu Trinkkuren dienende Quelle enthält 0,66 schwefel-
saures Eisenoxydul, 0,27 schwefels.-iures Eisenoiyd, 0,16 Aluminium-, 0,32 Calcium-, 0,24
Mognesiumsulfat, 0,00095 arsenige Säure. Die der Caverna del Vitriolo entspringende Stark-
waaaerquelle wird zu Trinkkuren und ebenso wie der mit dem Niederschlage der Quelle ver-
mischte Schlamm zu Bädern benutzt (2,57 schwefelsaures Eisenoxydul, 1,3 schwefelsaures
Eisenoxyd, 0,62 Aluminium-, je 0,38 Calcium- und Magnesiumsulfat, 0,0087 arsenige Säure).
Die Verabreichung erfolgt '/i bis 1 Stunde nach den Mahlzeiten zu t.iglich 2 bis 4 Esslöffeln
des schwächeren Wassers in Wein, Bier oder Wasser und wird nach 2 bis 3 Wochen bis auf
4 bis 8 Esslöffel starkes Wasser gesteigert. Indicationen: Anacmie, Chlorose, Nen-enlciden,
chronische Hautkrankheiten, Krankheiten der weibliehen Geschlechtsorgane. Juni bis .'^cptcmbcr.
WÜKZBUKO.
LcvisticUDl Kocil. PflanKüngBttQng km der Fan. der UmbelUferae*. Oruppe der Orthospermafi. tTntprfkm.
ADgeticcau, L. ofrtein*le Soeli (AngoIiOft palndapifulia Lkm.. L. pal adapi folinn Aücbers., Li-
gusti«um LpTisti«nm L.). LiebitOekel, »ine auNdanentdo Stande mit flei«rtiiifi'r, bU 40 cm dicker Wnnel,
1—2 m hohem, hublem äUmin, wird als AnDeipflanae cultirirt. Heimisch in .SUdouropa. U.
Radix Levistici s. Ligustici s. Laserpitii germanici, Racine de Livcche,
Lovage Root, Liebstöckclwnrzel, Ph. G. HI, i.st die süsslich aromatisch, hinterher bitter
und sch.irf schmeckende Wurzel von Angelica Levisticum s. Levisticum oflicinale. In ihr
sind aetherisches und fettes Oel, Harz, Zucker, Bassorio, brauner Balsam, .Stärke und Farbstoff
nachgewiesen worden. Levisticum wird als Uiureticum bei hydropischcn Ergüssen, chronischen
Herzfehlem verwendet, besitzt jedoch auch tooisirende und excitirende Eigenschaften. 0,5 bis
^^S,0 mehrmals täglich als Species, oder im Infus 5,0 — 15,0: 100,0.
^B Extractum Levistici, Liebstöckelextract: von Con.s-istenz 2, in Wasser trüb
^^ löslich. Dosi.s 0,5 — 1,5 mehrmals täglich in Mixturen, Pillen.
^B Tinctura Levistici: 1:5. Dosis 3,0 — 4,0 mehrmals täglich.
^B FiDotus Levistici, Semences d'äohe, werden wie die Wursel verwendet
inocben, welche rothe und weisse BlutkorpercIieD iimscTiIiesseh anc
icbiuht am besten bei bober Ausseotemperatur oder auf dem he
Leygln gnr Algle, klimatiseh^r .Sommer- und WinttTkurort im ltaiit,.u ^VJl>.]l.
')Kt)Mi oftpii, »onst durch Berge peACbUtzt. Luft trtiricon und r»in. In |]<ihi< i-i
loriiiin mit Kederklon Oallerien und äuiiboiea. wu die Kninken im Fiei<_*u luhrici
LiAvTIs Srhrob. rflanzengattuntc aas dpr Farn, der Com pui^i tat» *. V; '
iiiselit) Ktloter aud 8trllueher mit knolliger, hanrpirher Wurzel and '
k'ipfe meist rotfa. L. oduratiwsiraa Wiild., die «amerifcaniifclie \
wird als Ersatz der Tonkaltobneu (Pipteryx") gebraucht. Die Wurzel nt b«rA'
Kbenio laden Venrenduni; L, apioata Willd. Pennsjtlraniens, TirKinluns und L. qma^
Liberty hOf Spring j im Stute Colondo, mit 00-e&° warmen Qnanea (0^— l.} Xi
Liehen. Der in der älteren Dermatologie für eine sehr grosse Aozobl ro
affeclionen angewandte Name „Liehen" wurde von Hcbra tind Kapi>
jeuigcu Knötchcn-Eruptionen, welche nicht nur ein vorübergehendes
sondern die einzige Erscheinungsweise der cutancn Affection darstellen,
ncten sie als .Liehen" nur noch die beiden Formen des Lieben ruber,
und acuminatus, und den L. serofulosorum. Da indess der Xame nicht
K)rscbcinuiig ausdrücken, sondern zugleich einen Krankheitsbegriff deo
/usammeufassung des Liehen serofulosorum und des Liehen ruber ungei
verwendet die Bezeichnung Liehen hesser nur für die als Liehen ruber
Dio übrigen Lieheii-Formen dagegen bezeichnen wir ihrem eigei
entsprechend, sei es, doss wir den pathologisch-anatomischeD Vorgaj
Nomenclalur zu Grunde legen. Lieben acneique ist für uns eine Fi
s. .\cae; Ij. pilaris eine Ichthyosis oder Keratosis pilaris 3. fotlicul
erscheint als eine folliculär-iocalisirte Form des Scrofulo- s. Tuberculod^
(L. urticatus) ist besser als Urticaria p.npulosa zu bezeichnen. Liehen
Form des papulüsen Syphilids. Liehen tropicus entspricht dem
Sehwciss hervorgerufenen Ek/. em der Wiener Schule, der prickly-hejt
auch Sudamina und Miliaria rubra benannten Knötchenformen. Liehen i
durch Hncmorrhagien in die nllerobersten Hautschichten erzeugte Hautet
Viel schwieriger sind die Liehen-Formen der alten französischen A
Der Liehen simple aigu(Vidal) ist eine der Hebra'schen Prurigo
VidaTsche L. polymorphe feroi ist identisch mit der echten Prul
eigenthümlicbe Mittelstellung nehmen dagegen ein der L. simple cbronid
L. polymorphe mitis. Einerseits bietet der Charakter der Knütchenbildui
eiroumscriptus sehr viele Berührungspunkte mit den beim L. ruber auflj
sodass Tommasoli's Vorschlag, die Bezeichnung Pseudolic hi-n zu
rechtigt erscheint. Andererseit.s sind die sehr häutig sich anscbliessi
formen, die diffuse als „Lichenincation" bezeichneteJoSUiiBH^^HM^^
Liehen
887 -
nicus und polj-morphe niitis) Vi dal hier abhandeln, von der Annahme ausgehend, dasa der
alte von den ersten Besciireibcru gewählte Name im gegenwärtigen Augcnbliclc den gering-
sten Widerspruch von den verschiedenen an der Discussion belbeiligten Seiten erfahren werde.
Liehen ruher. Diese nicht sehr häufige Dermatose kommt in zwei Formen vor. Liehen
ruber acuminatus und Ltclien ruber planus (Kaposi, Neisser). Der lj. ruber acuminatus
(der L. ruber Uebra's), die seltenere Korm, ist meist eine ernste, das Allgemeinbefinden sehr
empfindlich störende, ohne die specilische Therapie event. sogar letal endigende Erkrankung,
obarakterisirt durch oft sehr acut sich entwickelnde folliculär-localisirte, mit Hj-perkeratosc
oinhergehendc entzündliche Knötchenbildung. Die spitzen Knötchen sitzen theils isolirt, Iheils
confluiren sie zu grossen Plaques, ja zu universeller Ausbreitung über den ganzen Körper.
Diese universelle Form der entzündlichen Hautalteration ist durch die Spannung und Sprüdig-
keit der Haut sehr lästig, zumal wenn eine stärkere Desquamation die Bildung von Rhagaden
noch mehr begünstigt. Haare und Nägel bleiben natürlich nicht intact. Ein sehr starker
Juckreiz erhöht die subjectiven Beschwerden, verursacht Schlaflosigkeit. Dazu gesellen sich
Appetitlosigkeit und nervöse Störungen aller Art, oft gefährdet eine ausgesprochene Kachexie
das Leben. Daneben werden leichtere Formen beschrieben. Es ist jedoch zur Zeit nicht
sicher festgestellt, ob die milden Formen zum L. ruber acuminatus zu zählen (Kaposi),
oder nicht vielmehr, wie französische Autoren und Neisser ghiuben, als eine eigene Form
von Ker.itosis als ?itj-ri.isis (sivc Keratosis) pilaris (follicularis) rubra aufzufassen seien. Die
benigne Schwesterform des L. r. acuminatus ist der L. ruber planus (Liehen planus Wilson),
eine in der äusseren Erscheinungsform ungemein wechselnde Dermatose. Das typische Lichen-
knötchcn: ein stccknadelkopfgrösscs, rothgelbliohes, auf der Oberfläche fl.iches. glänzendes Ge-
bilde findet sich bald in isolirten, regellos in wechselnder M.xsse über die Körperbaut ver-
streuten Erhebungen, bald zu annulären, zu flachen Scheiben sich entwickelnden desqua-
mirenden Formen vereinigt, bald zunillijteii Laesionen folgend in strichförmigcr Anordnung,
bald durch stärkere Entzündung und Hyperkcratose mächtig vergrJssert zu isolirten oder
korallenschnurartig geordneten warzenartigen Gebilden. Auf der Schleimhaut des Mundes
finden sich Leukoplakie-ähulich verfärbte, gcfelderte weissliclie Schwarten. Meist begleitet
ein sehr starkes .lucken die Erkrankung. Es erzeugen bisweilen ganz unbedeutende Eruptionen
intensive Beschwerden, Erregtheit, Schlaflosigkeit, aber in anderen Fällen verlaufen universelle
Ausbreitungen ohne .luckreiz.
Das Heilmittel des L. ruber ist das Arsen, mit dem es gelingt, ohne jede externe The-
rapie, auch die schwersten Fälle von L. ruber .acuminatus und planus zu hellen. Die Arsen-
Verabreichung muss eine energische, intensive sein. Wieweit statt dessen Anlimon-Praepa-
rate (Hutchinson, Jamieson), Pilokarpin in subcutanen lojectioncn (Köbner), schliess-
lich Thyreoidea brauchbar und vorthcilhaft sein werden, bedarf weiterer Erfahrungen. Für
milde Fälle reicht die innerliche Medication aus; für schwerere Fälle empfehlen sich subcu-
tane Injectioricn, sei es von Solutio Fowleri (rein. '/2 — 1 Cf™ pro die) oder von ', j — 1 — 2 ccm
folgender Lösung: Acidum arsenicosum 0,3, .\cidum carbolicum 1,0, Aqua dcstillala ad 30,0
(Neisser). Diese Injectionen sind vollkommen schmerzlos. Köbner empfiehlt Injectionen
von Natrium arsenicosum 0,1 : 10,0, '/s — 1 ccm pro die. Die Therapie per o» ist unsicher,
oft auch schädlich, weil Mageu- und Darmstöningen, Appetitlosigkeit sich einstellen: und
doch bedarf man oft grosser und energisch wirkender Dosen. Am meisten gebraucht werden
für diesen Zweck die asiatischen Pillen*. Gut vertragen wird sehr oft: Solutio Fowleri 5,0,
Tinctura Strrchui 5,0, Tinctura Chinac composita 40,0; 3 mal täglich 30—50 Tropfen.
Die externe Therapie ist theils eine symptomatische, .lucken bekämpfende, theils eine die
Dermatose selbst zur Involution führende Behandlung. Zur Milderung des Juckens dienen
1. vorsichtige Waschungen mit Spirituosen Lösungen von Karbolsäure (3 pCt.), Thymol
C/s— 1 pCt.), Menthol (1—2—5 pCt.), resp. Corabinationen dieser Medicamente; 2. Einfet-
tungen mit dieselben Stoffe enthaltenden Salben; 3. Einpinselungcn mit Tinctura Rusci vien-
nensis, Liquor .\nthraci3 simplct. Ferner sind empfohlen 35° warme Douchen mit nachträg-
lichen kalten Begicssungen ; daneben Castoreum-, Asa footida- und Valeriaua-Praeparate
fUrocq, Jacquet). — Theer- und Sublimatbäder scheinen wenig zu leisten. Die Liehen-
Eruption selbst wird von Rcsorcin-, Salicylsäure-, Ichthyol- etc. Salben nur wenig becinflusst.
Auch Unna's 0,2 proc. Sublimat- und 4 pCt. Karbolsäure-Salbe hat, abgesehen von der drohen-
den Intoxicatiousgefahr, wenig Erfolg. Nur Chrysarobin ist oft ein brauchb.iror, wirklich heilen-
der Arzneikörper. Die mit starken Uommassen besetzten Formen des Liehen ruber verrucosus
werden durch Emplastrum s.aponatum, ca. 10 pCt. .Acidum salicylieum, Eraplastrum Uydrargyri
gut erweicht. Vidal empfahl Bäder mit Zusatz von 1—2 Litern Essig; frrner Einfettungen
mit Uagueiitum Glycorini neutrale 20,0, Acidum t.irtaricum 1,0, später Salbe aus Oleum
Cadiui 5,0, Unguentum Glycerini 30,0. Van Doort empfiehlt mit einem Mikropaquelin die
einzelnen kleinen Knötchen zu berühren; das Jucken soll dadurch sofort beseitigt werden.
Bei Liehen ruber der Mundschleimhaut empfehlen sich Pinselungen mit Iproc. alkoholisch-aethc-
rischer Sublimatlösung. Eine besondere Berücksichtigung der Diaet erfordern nur die genera-
lisirtcn, mit hochgradigen nervösen Störungen und starkem Jucken einhergehenden Lichcn-
Eruplionen. Getränke (Kaffee, Tbee, Alkoholica), gewürzte und scharfe Speisen werden BU
Vermeiden sein, ebenso intensives Bauchen, Aufenthalt in sehr beisscn Locali^teo.
[liiclieu
— «88 —
;
Liehen chronicus und L. polymorphe miti
einander übergehenden Formen ist eine rein symptoma
B'allc das Allgetneiubtlindon, die Function jedes Urgao
denkbare Ursache der cutanen Affcction und der sal
tigeu. Allgemein gültige Vorschriften aber giebt es nil
bchniidlung namentlich das Jucken, die Schlaflosigkei
Fscitationszustände r.u beeinilussen suchen. Von Mi
ßrompracparate, Chinin, Antipyrin und Fhenacetlu, S(
Karbolsäure, einzeln und in Combination. Auch das Ai
Pilokarpin. Die Therapie bewegt sich also in wissenl
therapeutisch werden bald Schwefelbäder, künstlich ai
richtet, bnld ganz milde Bolus (V4 — '/» 1>B P'o balueo)
mit Douchen, Begiessungen. Empfebleuswerth schein
Schlangeubad, eventuell Kagatz, in Frankreich Luieu
St. Gervais. Manchmal sollen Schwitzkuren Gutes gel
therapeutische Massnahmeu getroffen werden köunen.
psychische Verhalten und die gesaramto Lebeasveise
Auch Hypnose ist versucht worden.
Die externe Behandlung wird je nach dem sd
zündungserscheiuungen bald in energischer Weise die j
sie hervorgerufene Jucken zu beeinflussen suchen, bati
roatösen Reizerscheinuugcn beseitigen müssen. lu letzt
Ganzen identisch mit der bei nässenden, noch im fri
Ekzemen, nur können hier gewisse energischere Hedic
Chrysarobin, viel zeitiger in Anwendung gezogen w«
(Zincum oxydatum purum und Amylum •* partt. I
Uuguentum leniens ü I oder Vaseline und Lanolin u 7
genannten Arzneistoffe sehr brauchbar. Etwas fetti
von Unguentum leniens und Unguentum simplex zu a
liisrauthum subnitricum (10 pCt.), Resorcin (2—5 pCt-,
werden können. "Noch erweichender ist Unguentum
guentum diachylon (Bebra) mit und ohne Zusatz von t
ist folgende Vorschrift: Unguentum Va,sclini plumbl
Vaseline 50,0. Liquor Aluminii acetici 10,0. Sobald d
scheinuogen verschwunden sind, kann man mit Theer-
sehr häufig Ausgezeichnetes erreichen. Von bcsonderei
Beseitigung des Juckeos, ist ein möglichst voUkomi
verbänden, oder von I'flaster-Einwickelungcn, Zink-Leii
Firnissen und trocknenden Pinselungen (z. B. Thiol I
10,0—20,0, Tinctura Bcnzoes 60,0; Thecrtinclur, Liq
Glyceriii, Alkohol, Acther ü> 30,0; Liquor carbouis deU
Zincum oxydatum, .Amylum ü 20,0. Glycerinum 30,0, Spi
Daneben gehen einher Bäder, spirituöse Waschungen mit
säure und Einfettungen. Besonders zu berücksichtig«
salben mit Liquor Aluminii acetici, ferner die Glyci
sich sehr leicht abwaschen lassen, z. B. Acidum tar
Acidum carbolicum 1,0, Unguentum Glyccrini 54,0 (Vi
Fällen, die jeder Therapie Widerstand leisten, ist (
schnell eintretender und zufriedeustol lender. Sehr oft
Beseitigung, weil die oft auffallend rasche Besserui)
schwerden die Patienten verführt, die Behandlung zu
eventuell auch eine den Gesammtkörpcr berücksichtige!
Termin der scheinbar erzielten Heilung hinaus fortgeso
Liehen isilandicDs, Cetraria, Liehen d'lalande, Ic
scIics Moos, Kramperl thcc, Ph. G. UJ, ist die gett
Ach. s. Liehen islaudicus L. Von wirksamen Best
zu 70 pCt. und Cetrarin* oder Cetrarsäure zu 2 pCt., aui
Zucker, Gummi, Extractivstoffe, Chlorophyll und Salce.
Linnc und Scopoli eingeführt) wird im Norden Euro
mittel, auch als Nahrungsmittel benutzt, dient auch 1
Kochen mit verdünnten MincraLsäuren 70 pCt. Zucker
der demulgirendcn des Licheuins und der tonisireudon
eine Compouente, der Bitterstoff, leicht isolirt werden
keinem anderen Mittel, in der Hand, durch geeignet)
Mucilaginosum, als Amnnira oder als Amarum mucill
das letztere, so wählt man das Decoct, welches bei (
Mlenenisfaiiai?»^^^^^^^^^^- 889 — Ijivht]
^ gelatinirt, als Am.irum dient das Macerat oder Infus und als Hucilaginosam trirkt das Decoet
^ aus dem entbitterten Moos. Benutzt wird isländisches Moos zur Keizmilderuiig bei cbroui-
^Lachen Katarrhen, bei Diarrhoen und darniederliegendem Appetit, bei Dy.soutcria chronica,
^fatonischer Verdauuiigsschwächt-, wodurch es sich einen Ruf bei Tuberculos« erworben halte.
» Auch der Bitterstoff hat therapeutische Beachtung gefunden. Er ist ein Stimulans für die
- i'eristaltik und die Bildung der Bluteleraente, erregt das Centraincrvensystem. Nur in grossen
Dosen kann Tod unter Convulsionen eintreten (Kobert). Benutzt wird Cetraria bei Anorexie
lind Obstipation auf cblorotischer Basis, auch als Febrifugum. Dosis des Decocts 20,0 — 30,U •
100,0—400,0, des Infuscs 10,0—15,0: 150,0, des Cetrarins 0,15 zwei- bis dreimal täglich.
Gclatina Lichenis islandici sicca Ph. Belg.: Liehen islandicus 7 wird mit
Aqua q. s. gekocht. Die Colatur wird mit Saccharum 1 zur Trockne verdampft
Geintina Lichenis islandici saccharata sicca Pb. G. I: Lieben islandicus 16,
Kalium carbooicum I werden mit Wasser bedeckt, welches nach 24 Stunden abge-
gossen wird. Das noch feuchte Moos wird mit Aqua 400 im Dampfbade digerirt.
Zur Colatur wird Saccharum 8 gegeben, zur Trockne verdampft und gepulvert.
Dosis thee- bis esslöffelweise zu Aqua 5.0 — 20,0.
Liehen islandicus ab amaritie liberatus, cntbittertes isl, indisches Moos,
wird durch 3 stündige Macerntion mit 1 — Sproc. Kaliumcarbonatlösung oder durch
Digestion mit warmem Wasser und Trocknen erhalten. Dosis wie bei Liehen.
Pasta Lichenis islandici opiata Ph. Gall.: Dccoctum Lichenis islandici ab ama-
ritie liberali 50 ■ 300, Gummi .Senegal 250 werden colirl, nach Zusatz von Sac-
charum '200, Extractum CJpii 0.1 zur Teigconsistenz verdampft und in Formen er-
kalten gelassen. 100 enthalten 0,02 Extractum Opii.
Sirupus Lichenis Ph. Ilisp.: Liehen islandicus ab amaritie liberatus 80 mit Aqua
600 gekocht; die Colatui wird mit Sirupus simplex 1035 versetzt und weiter ein-
gekocht. J. JACOBSON.
Lieben In. CeHjgOs. besonders In Cetraria ulamitca enthalten, bildet eine durehecheinende itprOde Moaee,
kdle In Itallem Wasser aafqDillt, in Icoobendeni sich TDllstUnOig lOst; die LSsung erstarrt beim Erkalten gallertartig.
*Dnreb Jod wird es niobt geblint, durch Scbwerolftäurc iu einen Zucker Torwandelt. Mit Eisessig liefert es ein
TriiicetylderiTat, rerbindet sich mit Basen, IO(«t 6ieb in KupferoxjdammoDiak und in Cblancink. lisneben konnit
Isütirhenin vor. das in Wu-x-ser lovliah ist, durch Jod gebUut wird, mit Eisessig keine Verbindung liefert, ebon-
80Wi*nig mit Basen, und in Kupferoxydammoniak nnlOsMch ist.
^L I.icbe nttearlnsHure, C||Hj|0> neben Cetrarin' (K nup und 8oh n ederni an n). sowie im Ftiegeosehwanm.
^H Sie wird der Pflanio durch Anskochen mit Weingeist und Pottoscbc entlegen nnd ans dem Ausauge durob Salu&ore
^Band Woiiser gefUlt. Durch Kooben mit Petroleum (?) oder mit Weingeist gebt wesentlich Liehenstearlnslnr« in
^■liOanns. Sie bildet kleine, Tieraelligo Tafeln Ton Sehmp. 1X0°, ist nicht laebtig. in Alkobol undAether leicht iQslich.
H SPIEQEL.
IJchenes, Flechten, sind eine eigenartige Ordnung fler Thallophyta*. Sie sind symbiotische
Gebilde aus je einem Pilz und einer mit ihm in Gemeinschaft lebenden Alge. Die gegen-
^seitige Abhängigkeit beider Symbionten führt dazu, da'is die L. als Pflanzen mit eigenartigem
"R'uchs auftreten. Biologi.sch sind sie die Pioniere der Vegetation. Sie siedeln sich auf dem
Bdcsten Heideboden, auf reinem Sand, auf härtestem Felsgestcin, auf Baumrinden, an Zäunen
Itt. s. w. an. Die in die Symbiose eintretenden Algen, den verschiedensten Gruppen dieser
laugehörend, bringen es im Flcchteukörper nie zu irgend einer geschlechtlichen Fortpflanzung
oder zu Schwärmerbildung, dagegen entwickeln die zur Plechtenbildung geschrittenen Pilze
"hre Sporeaformen aus. Nur wenige Flochten sind von B.isidiomyceten erzeugt (Basidio-
li ebenes, auf die Tropen beschränkt); die meisten Flechten sind durch Askomyceten con-
tituirt (As CO liehen es), die geschlossene Perithecien (angiokarpe Flechten), häufiger aber
Bach Art der Diskomyceten freie Hymenien als Auskleidung becher- oder tellerförmiger
,Apothecien" erzeugen (gymnokarpe Flechten). Für die Systematik der Flechten berück-
richtigt man die Vertheilung der Algen (Gonidien) im Flechlcnthallus (Homoeomerici,
iBeteromerici), sowie die habituellenIChnraktcre (üelatinosi oder Gallertllechten, Byssacei
toder Fadendechten, Kryoblasti oder Krustenflechten, Pbylloblasti oder Blattflechten,
ihamnoblasti oder Strauchflechten). Ausser den Sporen bildenden Organen führen viele
iFlecbten Spcrmatien in besonderen Spermogonien. Bisher kennt man etwa 1400 Arten, von
rdeucD allein €50 auf Europa, etwa 500 auf Deutschland entlallen. Die L. geben ganzen Länder-
Jatrichen einen eigenartigen Charakter (Renntbierflechten, Heideland, Cetraria auf Gebirgs-
»ügen etc.). Einige Arten leben auf vom Meerwasser bespülten FcUblöcken (Lichina).
"■j^ichtigere Gattungen sind Lecanora*, Sticta*, Parmelia*, Peltigera*, Cetraria*,
toccclla*, Cladonia*. Fälschlich werden Flechten oft als „Moos" bezeichnet und in der
Uteren Pharmacie werden viele Algen rälschlich als .Liehen" bezeichnet.
mOllgb.
Licht im engeren Sinne ist das Agens, welche« die den nervösen Elementen unseres Auges zu-
^^ommenden specifischen Empfindungen auslöst. Im weiteren Sinne werden hierzu auch Vor-
^B&nge gerechnet, die, wenn auch für unser Auge erst mittelbar wahrnehmbar, ihren physika-
lischen Eigenschaften zufolge als unmittelbare Continuität der direct in uns die Lichtempfin-
dung auslösenden Naturvorgäuge erkannt sind (ultrarotbe und ultraviolette Lichtstrahlen).
-A
z. B. aus Glas, gehen lässt und das dndurdi gebrochene Xilcbt ai
Tiingt, von welchem es diffus reflectirt wird: auf dem letzteren zi
phaenomen, das Spectrum, in welchem eine grosse Zalil von Farbl
färben, sichtbar werden. Dos Licht pflanzt sich, wie sich durch d
der Fixsternaberration ergeben hat, im Wcltcnrnum mit einer
300000 km in der Secunde fort, und Bestimmungen mehrerer T'l
geschwindigkeit in Luft im Einklang mit der Theorie annähernd
fördert. Näher auf die Natur des Lichtes einzugehen, w.ir min
scbeinungen der Krj"stalloptik (Polarisation, Doppelbrv.
Newton aufgestellte Emissioustheoric des Lichtes, nach ^
feinen Licbtstoff aussenden, erwies sich in dieser B'-
UuyghcDs begründeten und von Frcsnel durch ci.
lationsth eorie, welche das Licht als VVellonbewegung <1
den die moderne Physik an die Stelle des , leeren H..
raschcnd vollständiger Weise die Lösung des Problems. inUcai
kannten, sondern auch eine grosse Zahl von neuen optiitcbeti
leiten und die letzteren experimentell bestätigen konnte. IIierb<
nannten „Beugungserscheinungen", ,,DiffractionspbaeuomRDi
erschcinungen, die man durch feine .Spalten u. ü. hervorrufen k
von den rein geometrischen Gesetzen der Scbatlcnbildung d.irü'
Undulationstbeorie erklärt, ohne dass man besondere Aunab
bewcgung zu machen brauchte: sie würden sowohl durch Lon
Schwingungen des Lichtaethers zu Staude komaien. Dagegoa
Polarisationserscheinungen schon bestimmtere Annahmen, sie kön
von Transversalschwingungen des Aethcrs erklärt -werden , waä
letzteren die Eigenschaften eines elastischen festen Körpers b<i
polarisirtes Licht kommt bei dieser Auffassung dadurch zu Si
welche die betreffende Lichtquelle aussendet, in schneller Kolge
ebenen (so nennt man die durch den Strahl und die Schwingiin
aufweisen. Die Brechung crgiebt sich unmittelb.ir aus der Anu:
Körpern, au deren Oberfläche es gebrochen wird, eine andere und r
geschwindigkeit als im leeren Baume hat. Man fand, genau so '
das Verhiiltniss der beiden Fortpflanzungsgeschwiiidigkeitr-n ..i. ;,
des Lichtes beim Uebertritt vou Luft in W.issor. Die Dof ■
der Annahme, dass der Aether im Innern derselben in ver
Fortpflanzungsgeschwindigkeiten habe, die mit den Elasticitatsrerl
ihrer Krystallform in einfachem Zusammenhange stehen.
Die verschiedenen Farben beruhen auf verschieden sehnellcQ"
theilchen oder, was dasselbe ist, auf Verschiedenheit der Wellen
weissen Lichts bei der Brechung in homogenes Liebt (DispersionJ
d,is3 die Wellenlängen für die einzelnen Farbengattungen
einen in das andere Medium sich verschieden ändeni, da die R
des Lichts in durchsichtigen Korpora für Licht veracbiedcaar
I.Z. J
Xlcht
- 891
Weht- etc. Erschelnunppii]
I
I
Verstiiiidlichkcit hat, bei der BMchreibung und dem Studium der rein optischen Phnenomeoe
zu verlassen. Ausser der Wirkung, die das Licht auf unser Auge ausübt, ist es noch vieler
anderer Wirkungen fähig. Wird es von Körpern absorbirt, so entwickelt es dabei Wärme;
manche Körper erleiden bei Belichtung Aenderungen des elektrischen Widerstandes, andere
werden chemisch verändert (Photochemie) ; endlich vermag Licht bei der Absorption durch
manche Korper diese .selbstleuchtend zu machen. Man nennt dieses Selbstlcuchteo Phos-
phorescenz, wenn es langer dauert als die Bestrahlung, Fluorescenz, wenn es nur so
lange dauert als die Bestrahlung. Fluorescircnde Substanzen sind z. B. saures schwefelsaures
Chinin, üranglas, Bernstein u. s. w. Da bei der Fluorescenz das von der Substanz entwickelte
Licht meist von grösserer Schwingungsdauer als das einstrahlende Licht ist, seine Farbe und
Zusammensetzung meist unabhängig von der des letzteren, wodurch eine Verringerung der
Brechbarkeit stattfindet, so ermöglicht sie es, wegen seiner zu geringen Schwingungsdauer
schwer sichtbares Licht (Ultraviolett) perceptibel zu machen. In biologischer Beziehung kommt
dem Licht eine grosse Bedeutung zu. Altbekannt ist die Kolle, die es bei der Chlorophyll-
bildung in den grünen Theilen der Pflanzen spielt, wodurch es das wichtigste Agens für den
Vegctationsprocess der meisten Pflanzen wird. Viel studirt ist ferner das Phacnomcn des
Heliotropismus, welches viele Pflanzen darbieten. Für den Menschen hat das Licht eine
doppelte Bedeutung, indem es einerseits in einer im einzelnen noch unbekannten Weiso auf
die vegetativen Vorgänge im Organismus und andererseits auf die Psyche wirkt. Erstcrcs
tritt besonders in der Veränderung der Hautfarbe hervor, welche als Einwirkung der Polar-
nacht beobachtet worden ist, letztere macht sich mittelbar auch in einem excitirenden Ein-
fluss auf die vegetativen Processe im Organismus geltend. Moleschott, Selmi u. A. haben
den Einfluss des Lichtes auf den Stoffwechsel durch den Tbierversuch studirt; es wurde er-
mittelt, dass sich die Sauerstoffaufnahme im Hellen und Dunklen wie 110: 100. die COj-Ab-
gabe wie 114:100 verhält. Uffelmann erwähnt, d.iss kleine Kinder unter sonst gleichen
Verhältnissen im Dunkeln eine Temperaturerniedriguug von '/i° C. darbieten. Auf die niedersten
pflanzlichen Organismen, die Bakterien, übt das Liebt die entgegengesetzte Wirkung aus. Es
gilt dies -sowohl vom diffusen Tageslicht wie vom directen Sonnenlicht. Natürlich ist die
Wirkung des letzteren stärker; während jenes die Entwickelung vieler Bakterien nur hemmt,
tSdtet sie dieses bei hinreichend langer Einwirkung ab. Selbst Milzbrand.sporen in Bouillon
verlieren nach Arloing, dem directon Sonnenlicht ausgesetzt, nach mehreren Stunden ihre
Kcimungsfahigkeit. Man hat auch den Einfluss der einzelnen Wellenlängen auf das Wachs-
thum der Bakterien untersucht und ist zu dem Resultat gekommen, dass alle Strahlen, mit .\us-
nahme der rothen, die Entwickelung der Bakterien beeinträchtigen; am stärksten ist dieser Effect
bei den ultravioletten Strahlen. Auf Grund dieser Thatsachcn hat man in letzter Zeit versucht,
das Licht, sowohl natürliches wie elektrisches, therapeuti.sch zu verworthen. Die hygienische
Bedeutung der Besonnuiig von Wohnungen ist längst anerkannt. Nils Finsen in Kopen-
hagen will Pocken durch rothes Licht geheilt haben; durcb den Aufenthalt der Patienten in
Räumen, in deren Innern nur rothes Licht herrschte, will er die Suppuration der Poeken-
efflorescenzen ganz oder fast ganz verhindert haben. Der hypothetische Microorganismus der
Pocken würde sich danach den rothen Lichtstrahlen gegenüber gerade entgegengesetzt wie
die meist«n bekannten Bakterien verhalten. Lupus will derselbe Forscher durch concentrirtes
elektrisches liicbt gebeilt haben. Kellogg hat in Amerika die sogenannten elektrischen (ilüh-
lichtbäder eingeführt, deren Wirkung auch sehr gerühmt wurde. Neuerdings sind diese Be-
strebungen, um das Bogcnlichtbad bereichert, auch nach Deutschland verpflanzt worden, und
werden bei den verschiedenen Formen des Rheumatismus, bei Neuralgien, Ischias und den
Spätstadien der Lucs empfohlen. Irgend welche beglaubigte Erfolge dieser Lichtheilanstalten
sind noch nicht beknunt Beträchtlich älter ist das Sonnenbad, das in der Naturheilkunde eine
gro.ssc Rolle spielt, und dem zweifellos als einer machtigen Anregung des Stoffwechsels eine
gewisse Bedeutung zukimimt. Besonders bei Lungentuberculose und Lupus soll es nach ita-
lienischen Autoren in manchen Fällen geradezu heilend gewirkt haben.
TH. LOHNSTEIN.
Icht- nnd Farben erschelunii^en treten bei allen möglichen Formen von inneren Augcner-
krankungea auf. Sie finden sich bei Chorioretinitis myopica atrophicans in Folge von Netzhaut-
Irritation bei gleichzeitiger (ilaskörperverflüssigung. Hier sind die Photopsien manchmal sehr
quälend und nicht selten die Vorläufer von Netzhautablösung. Wenn also excesaiv kurzsich-
tige Patienten über Farbenerscheinungen klagen, so halte der Arzt dies nicht für übertrieben,
«ondern fahnde auf Amotio retinae. Ferner beobachtet man Photopsien bei allen Netzhaut-,
vielen Aderhauterkrankungen und Sehnervenleiden. Für Glaukom pathognomonisch ist das,
als Diffractionserscheinung, von Seiten der trüben, brechenden Medien ausgelöste Regenbogen-
sehen um Liohtflammen. Da dasselbe jedoch auch bei Ansammlung von Flüssigkeit im Con-
junctivalsack vor der Hornhaut in Folge von Conjunctivitis nnd Dacryocystitis vorkommt, so
lasse man den Patienten jedesmal erst das Auge trocknen. Verschwinden auch dann die
Regenbogenfarben nicht, so denke man an Glaukom. Phosphene sind Lichterscheinungen,
welche bei Aufenthalt im Dunkeln durch Fingerdruck auf den Bulbus ausgelöst werden,
diametral entgegengesetzt zur Stelle des Druckes, momentan auftreten und vcrscbwiudeo.
nterie ist ein Zustand, bei welcliem Nalirungsmlttet
öllig unverändert im Stuhle wieder erscheinen. Mai
weilen bei der Dannatrophie*, beim D.irmamyloid *, bei i:
tubcrculose*, sowie überhaupt bei schweren Formen des 1
Beschleuniguni;; der Motilität einbergehen. Lienterie kann auch dadur
sich eine Communication zwischen Magen und Darm bildet, z. B.
waehseuen Magen- oder Darmcarcinom. Lienterie ist also nur
mäss auch nach den Regeln behandelt, welche für die GruiidkraD
Lier^aneS, in Siuni»» bei Santander. Die Qoolle mit l.l Calciuin. <>A4 M^l'
('«leiunihK'arbortat. ü.f^ft Nftthainclilorid. O.OOlfi SohwefcIwM»er^tffr wirj \>*>i Krittlof
KhtMiinatibmii^. Surufulufto, Haut-, Utehnl«iden und Yerdauun^^sf^rurigen zn Trink
Ltgnin, aniillhcnid r„Run,„. blldot mit Olliiloae die SuhhUnx da« B''-- '-■
mit AnilineiilfM intensiv Kclbe, mit finer Lo^aog von Ptloroiilucin in >
tiehmelxeo mit Actukali auf 1H5*' prfolgt SpaUong in OcUulostf unil , -.
Oia]-, Protokat^cbusHure. Bronzkatcehin und Ammoniak (?). beim ErhUj'.ti m<t Jo
Ihyl. Durch Hchandlung mit Kaliauiehlorat und Salpeteriiarv win] Lrf^ia in Gf>
asil j
Lignosnlflt. Die Flüssigkeit enthält schweflige Säure an aroraativbe
stanzen gebunden, Harze, aetberische Oele und Mineralstoffc. Lig
Gebalt an schwefliger Säure, welche in Folge ihrer Bindung an org*
Respirationswege milder einwirkt, als in freiem Zustande. Benutzt
und zwar entweder in Inhalatorien, wie z. B. Hallcia, oder aus geeigoett
den Patienten ermöglichen, auch beim Sp.uierengehcn die Dämpfo au/ai
praeparate werden auch zum Üesinficiren von Wohnräumen verwendet
Lifsnacuirit iat dio abfeprMste Lauge boi der Uemtc-Ilnng Ton CeUaloM aittala^
CaloiumbisulfltlOtiung nutor Druck, wuboi das Lignin in LOaung gebt.
LlgUBtrlnAO nennt man biaweilen die Ordnung der Contorlao unt^r i]«n 8yB|i«lA(
der (iloaoeao* incl. Jasmloeae, Oentian aCHae*. Apoey na c« a«* auit A*«l«fU
Lt^Stmm L. Pflanicnpattung ans der Farn, der Oloaceae", Till,
kannt-en spanisrhon Flieder, Syringa TUlKarii« t. Von dc*r i'
Bcbeidei sieb L. durch fit>orenrrUchte. ItlUthou xweizabllg. Hei uk.- :.
Bartriegel, Kainwoide, Trenne. BlUlhnn weias, in miltelgronsen Kiepen.
LiguGtron, Nadeln Ton bitterem Oeschmaek, etwas über ll»» sdhmolteud, bei KW
lOflIieU in WasKor, Alkohol und Aether. Es reducirt ammoniakalische äilb«rl(lMOf.
Von Ligustrum vulgare wurden dio Blätter und Blütbea als Ai
Verminderung der .Milchsecretion, die Beeren als Purgans bonutxL
Intoxication führen, die sich in Durchfall, Kolik, Scbw.äche des Pubw, 0
sionen äussert (Taylor). Sie enthalten ausser Glukose und W,loh^ Lifwli
Blättern, sowie in der Rinde Syriuginl*, Ligustron, Spingopikiin und
Ti.*>.ii« v.,..-»;.:»«..*!,*.. v..i..i..ff in..ti.v. I... vt.^^ammm^K^ß^i^^^^t^K^m
iliidorae
Liiiilen1>lü(lu'it|
ulliiflorft6« Ordnung ilor Munueotyleiio '. Atisf^xfitrlinnt dtirfli mnixl groiAMllUii|{o Formen. blQtlicti fiut stet«
aktinomuri>li, den Tjpus der Monokutylon dttrtitellVnd. Furniel: P U -f 3, A 3 -f «^t '* •)• Umfa^itit die FumiWen dttr
, Liliacßne*, Am iiry llidaeoAe*. Iriduooao*. June»co«v, Diuxeuroaeefte*. ßruiuoliuODae* u ft* in.
nonade Al.s solche werden säuerliche kühlende Getränke bezeichnet, die u. A. auch bei
tfiuberh:iflen Processen zweckniiissigc Verwendung finden; ursprünglich nus Citrouen (Kimuneu)
^esp. deren ausgcpres.stcm Satt unter Zusatz von Wasser und Zucker bereitet, woher der Name
stammt. Den säuerlichen Geschmack verdanken sie der Citronensäuro, ihr Arom dem Citronen-
Bl. Auch aus dem Saft der Himbeeren, Erdbeeren und Kirschen la.ssen sich ähnliche Getränke
herstellen. Die österreichische, französische und italienische Pharmakopoe bieten als Limo-
ladeucxtract den Sirupus Citri*. Auch mit Acidum tartaricum kann man Limonaden her-
itellen; zu dem Zweck wird ein Limonadeupulver empfohlen, aus 5 g Acidum tartaricum,
[1 g Elaeosaccharum Citri und 100 g Zucker bestehend, von dem man etwa 1 - 2 Tbeelöfiel
lauf V« I Wasser nimmt. Da diese Pulver indess ziemlich stark Feuchtigkeit anziehen, em-
Epfiefalt es sich, sie nur in kleinen Mengen zu dispeusiren. Wie aus organischen, lassen sieb
lauch aus Mineralsäuren Limonaden bereiten, z. B. aus 2 g Avidum sulfuricum dilutum oder 3 g
[Acidum phosphoricum auf '/« 1 Wasser und 30 g Zuckersirup.
Viele Pbarmakopoen schreiben eine Limonada purgativa vor, die Magnesia* citrica enthält.
UUNE.
^ ICCU. Pflinionrifflille tiu der Ordnung der Orninale»*, tugeieiehnet durch den Muipil oder die aterite
Ausbildung der Kronstnubblltter. Die Fruchte eind ob«ntUndi|fe Kapseln, durf<n FKcher durch fälscht Seheide-
winde Tprdoppclt sind. Hierher die typische Onttunn Liuum*.
UinarlA Tonmef. rflanzoD(e»ttuni^ aus der Farn, der Serophultirinceae', t'nterfain. Antirrhineuo, etwa
1^10 fji!*t. ausnahnislDii don g(*ni!lj<fti)(lcn OüliiPton der ulton Weit angohüritfo Arten urofASsend. Krliiit*^r mit einfachen,
ge^'pn- und wcchsoiHtlindigen Blnttern und iichNclt>tandi)ren EinzelhlOthon. Die t^goniorplien Illlithen toiiien eine
aus Ober- und Unterlippe bestehende gespurnte Krone («Lllwonmanl*) mit gesohlü^unem Gaumen. Die KapNel-
frtlchte fuhren riole Samen. L. vulgaris Mill., bei uui^ gemein, als Li}wcnroi»ul, Leinkraut oder Frauenflachs be-
kannt, ist ein aosdauorndes kahles Kraut mit blUuliobgrUnon, schmalen, ^anzrandigen Blilttem und dickblQthlKen,
gelben Rlnthimtrauben. Uluht Juli bi< Septiimber. Liefert Horba Linariao. L. Cymbalaria Hill., ein aus-
dauernde» Kraut mit rankenden und kriechenden Stengeln, henfOrmlg-nindliehon, grub geathnten, aiomlioh
■eischigen Bllttem und kleinen, riolett-blauen Eintclblnthen, wuchst gern in Hauerritien and in Oesteinspalten.
f Liefert HerbaCjrmbalariapii. UmbilielTeneris. M.
Linarakrin. Linaresin. Linarosmin find drei der Onippe der BitteratolT« aogohlJrige, ans Linaria
vulgaris dargestellte, noch sehr wenig studirte Substanzen. OOELDNGR.
Ilerba Linariae, Uerba cum Floribus Antirrhini, Herbe de Linaire. Flax-
reed, Lein- oder Flachskraut, Ph. G. I, ist das im blühenden Zustande gesammelte, un-
[«ngcnehm riechende und bitter schmeckende Kraut von Linaria vulgaris. In ihm sind ausser
ICitronensäure, .Vpfelsäure und Gerbstoff noch eine Reihe nicht näher studirter Körper aufge-
I fanden: Lin.irin, Linnrakrin, Linarcsin, Linarosmin, Antirrbiosäuro und in den Blüthen das
{Aetbokirriu (Riegel). Es wurde früher im Infus und als Spccies äusserlich zu Augenwässem,
lund innerlich als diurctisches und stuhlbeförderndcs Mittel bei Hydrops, Icterus, Lyssa, chroni-
f gehen Hautleiden benutzt. Dosis des Infuses 10,0—20,0:100.0.
Onguentum Linariao Fh. O. I: Rerba Linariae 2, Spiritus 1, Adens suilliu 10 «erden im Dampfbad
digerirt und colirt. Eine grilne Salbe, welche als anüandungswidrig haoptatchlieh bei UaemurrhoTdeo
in Anwendung gezogen wurde.
J. JACOBSON.
Lindas, Loocb, „Lecksaft", bezeichnet eine in frühere Jahrhunderte zurückgebende, in älteren
Pharmakopoen auch als „Eclegma* aufgeführte Arzneiform, welche bereits der arabischen
Medicin unti-r den Benennungen „lauqiU (später zu „lohoch, looch" corrumpirt) bekannt war.
Linctus ist eine dickflüssige Arznuimiscbung von der Consistenz dünnon Honigs, in welcher
theils süsse Stoffe wie Honig (Roscuhonig oder depurirter Honig) und Sirupe (z. B. Eibisch-
sirup, Opium- oder Diakodionsirup), theils schleimige Pravparatc, wie Muoilago Gummi
arabici, als Vehikel gewisser gelöster oder auch nur suspcudirtcr medicamcntöser Substanzen
(dienen, In einzelnen Fällen stellen die Lecksäfte auch concentrirtc dickliche Emulsionen vou
Balsamen, Aether oder fetten Oclen diu-. Ihre Haltbarkeit ist in der Mehrzahl der Fälle eine
'sehr beschränkte; dieselben sind deshalb stets nur in kleineren Mengen zu ordiniren.
E. SOHAER.
Indflf Kurort im sächsischen Vugtlande, 464 m hoch, besitzt ein grossas Etsenmineralmoorlager und erdige Eisen-
niionon (je 0,02 Eisen- und Calcium-, Ü.03 Msguesinmbiearbanat).
W.
LlinIenbllithPii, Florcs Tiliae, Fleurs de Tilleul, Linden-tree Blossem Ph. G. ül
sind die Tnigdoldc^n von Tilia* parvifolia Ehrh. und Tilia grandifnlia £hrh. Di« angenehm
riechenden und schleimig schmeckenden Blüthen enthalten 0,05 pCt. aetherisches Oel,
Schleim, Eiweiss, wenig Gerbstoff, Wachs und Zucker, in den Bractccn linden sich mit Aus-
nahme des Oels dieselben Bestandtheile. Die Lindenblütheu sind ein beliebtes Hausmittel
zur Erzeugung von Schweiss, auch werden ihnen krampfstilleude Eigenschaften zugeschrieben.
Benutzt werden sie zu Gurgelwässcrn, Bähungen, Bädern, als Speoies bei Erkältung, Kardialgie,
Diarrhoe. Dosis: Infus 5,0—15,0: 150,0, zu Bädern 500,0—1000,0 auf ein Vollbad.
letzteren sind das flüchtige Liniment, L. ammoniatunL, das II
inimcot, L. ammoniato-campboratum . das Kalk li ni men t, L. Cal
combustiones, das Blciliniment, L. plumbicum. Weder Fett noch
spic'lsweise Lioimentum Aconiti, L. Belladonnaa, L. Jodi, L. cjimphor
Br. Ph.; dünnflüssige Linimente sind L. Chloroformü Ph. frani;. um
Unna empfahl als Grundlage für Arzneilinimentc eine Mischung
arabici 3, Gl)xerin 2, Oleum Ricini 1.
Lillkgfrachtzacker, l-rrnetoso, C(HuO» entsteht bei der SpaUnni; der syaUMtU«!
^u II n Tulos« (i'Acrose) durch i WihnnA 4
. . I tion ((.'(■wohnliche La<-> il-Frmfta
— /ftii\r'H rci r C" r nijnn\ »OHii: TerfUhrt. bleiht iitatioa u
- (OH)CH,-C0-C-C-C.-CH^OH) ,„ p,,^ j^^,^ n^^^ou, i..<,lirt .cJen. «Ich«
u OH on ""'* •*" gleiche optische Vcrhale«a t*it
n vu vn ^,^^ Zucker selbst i<t rochUdrehend. ^
Linsen. Pflanzengattung aus der Familie der Papilionacce. Sie \rffi
oder Leguminosen gerechnet. Die Linsen enthalten im Mittel W
Kohlcliydrate 53, Holzfaser 4, Asche 2 pCt. Ihr reicher Eiweiss- uni
ihren hoben Nälirwertb. Sic werden mit vreichem Wasser langsam
Wasser bildet mit dem Lcgumin eine unlösliche Verbindung), wobei d;
mächtigen Druck der quellenden Stürkcmchlkijmer gesprengt, das .Stirkei
verwandelt und die Eiweis.sstoffe zum Theil gelöst werden: das V
gesetzt, bis das Ganze eine breiartige Consistenz annimmt: Lin^
Enthülste und zu breiartigen Consistenz zerkochte Linsen u
Menschen bis auf ',% der Trockensubstanz verwerthet Allein
haftigktiit, sodann der Umstand, dass die Liii.sen ebenso wie >1,
Vielen eine mehr oder weniger starke Gasbildung und Auftreibutig des Dj
machen es verstündlich, weshalb die Linsen ungeachtet ihres hoben Nähn
Verhältniss zu diesem niedrigen Preises nicht zu den täglichen, ja nicht
breiteten Nahrungsmitteln gehören. Da die Legumosenmehle den Geirfi
auf Nährwerth nacbstehoo, so eignen sie sich auch nicht aar Krankenkost.
Litit, ein Baumwollcnstoff mit einer glatten und einer rauhen Fläche, baapi
hergestellt, dient, mit antiseptischen Stoffen impraegnirt, als Verbandstoff.
fach zu trockenen, feuchten und zu Salbenverbänden benutzt.
Llntzlf BobwsfelUienne im Peloponnea, aW wum (0,175 Sabwnfelwmaratoff, \Ji ütiril»
dugl. Mtgneiiomsnlht und Ctleiumbioarboakt).
Linnm L. Pflanteni;attang »oü der dikoljrlea OrdnnnK der Grulnalei, Typu« der Liat
(Krunter oder Halbatrftucher) mtt schmaleti, ipinirmidtgeit, _aiUi>Bd waabtijUUBiUtfM» äUUi
Atlllillseli Blutben. in welchen die Krouetuulifidcn tMtl^^^m^^KKi^^^^^K^^
niäiii
— 895 -
Lipom]
Decoctum Litii scminis. Ein Thcil nicht zerquetschten Siimenii mit 20 Thcilen Wasser
*/f Stunde auf dem Dampf bado digerirt.
Nach dem Auspressen des Oeles bleibt die Placonta seminis Liui zurück, welche
gepulvert als Kariria Lini, Leinmehl, zu Kataplasmen benutzt wird. l.
Leinöl, Oleum Lini, Huile de Lin, das in den Samen zu ungefähr 80 pCt. ent-
haltene Oel wird warm oder kalt gcpresst und besitzt in crsterem Falle eine dunkclgelbe,
bräunliche, in letzterem eine hellgelbe Farbe. Spec. Gew. 0,93—0,94, demnach höher als das
der Mehrzalil fetter Oele. Die Verscifungszalil ist zu 190—195, die Jodzahl zu 170—180 ge-
funden worden. Das Leinöl behält seine flüssige Consistenz selbst bei— 20°, verdickt und trübt
sicherst bei— 25 "und erstarrt bei circa —30" zu einer gelblichen Masse. Ausgezeichnet ist
dasselbe durch relativ leichte Löslichkeit in Alkohol, welcher beim Sieden etwa '/si ••> der
Kälte ungefähr '/«> seines Gewichtes an Leinöl auflöst. Das Oel besteht im Wesentlichen aus
dem bisher als LinoleVn bezeichneten Triglyceride der Leinölsäure (CuH2»02), welche aus
einem Gemenge von Oelsäure und 8 besonderen flüssigen Fettsäuren zu bestehen scheint.
Neben diesem circa Ve des Oeles bildenden , LinoleVn" enthält es kleinere Mengen der Glyceriu-
oster der Palmitinsäure, Stearinsäure und Myristinsäure.
Die hervorstechendste, in technischer Richtung wichtigste Eigenschaft des Leinöls ist seine
Fähigkeit, sich an der Luft, namentlich in dünnen Schichten, unter Gewichtszunahme in eine
»äh-elastische und zugleich durchsichtige, den meisten Losungsmitteln gegenüber resistent«
Hasse, Lcinöltirniss, zu verwandeln; dieses Vermögen lässt sich durch Erhitzen des Oeles,
insbesondere unter Zusatz von Bleioiyd, Mennige oder gewissen Mangansalzen, erheblich ver-
stärken. Das Leinöl stellt deshalb den Typus der trocknenden fetten Oele dar. Seine Ver-
wendung ist eine sehr mannigfache, zunächst in technischer Richtung, bczw. in der Oclmnlcrei
als gekochtes Leinöl, sodann zu arzneilichen Zwecken, namentlich aber zur Bereitung des bei
Brandwunden verwendeten Kalklinimcnts*, sowie früher zur Darstellung des „Balsamum
Sulfuris" oder , Oleum Lini sulfuratum*, welches Praeparat durch Eintragen von Schwefel in
kochendes Leinöl und nachherigen Zusatz von Terpentinöl erhalten wurde. E. SCBAXR.
Linin, in Liniim uthartieum «Dthalton, bildet leideKUntcnde Errstllkhou Ton ink-nsir hitteram Qssebmtclt,
sehr wenig in Wasnur. leicht in Allcohol and Aetber, in Essig^Bare and Cblorofonn lOülieb.
Linoictn, lUaptlmstindtheil des LeinOU (ca. »0 pCt.), Ut ein Gl;eerid der LoiuOUiure Ci^a^, oder
CnB^tV welcbe un der Luft durch Oi;d>lion in Iciebrige OitjrlelnOlslare C,^xCi°2H]0. dann in du neutrale, in
Aetber UftlOslicbo Linosyo CnlluO,, Dborgebt. Auf diesem Vorgange bembt das «Troeliiieu* des LoinOls.
8PIE0EL.
ilpacldaemie ist das Vorkommen von flüchtigen Fettsäuren im menschlichen Blute, welche sich
nur aus eben entnommenem Blute nachweisen lassen, da sonst ohnedies Buttersäure durch
Zersetzung des Hacmcglobins entsteht, von Jakscb fand geringe Mengen im Fieber, bei
Leukaemie und bisweilen bei Diabetes.
Jpactilarie, die Ausscheidung flüchtiger Fettsäuren durch den Harn, hat keine praktische Be-
deutung, da schon normal geringe Mengen davon vorkommen, zudem treten sie auf bei fieber-
haften Krankheiten, bei schwereren LeberafTcctioneu und bei Diabetes als Oiybutter-, Ameisen-,
Essig- u[id Buttersnure. Die Lipacidurie ist bedingt durch stärkeren Eiweisszcrfall (v. Jaksch),
wobei die entstehenden flüchtigen Fettsäuren im Blut auftreten, oder aber durch abnorme
Verdauungsvorgängo (Senator), wo sie im Darm sich bilden und resorbirt werden.
MEKDELSOHN.
iilpanln (^tratVsiv = rettnaeben) iit ein S pCt. freie Oebiare enthaltende! , feine« OliTonal snd «teilt
eine gelbliebe, wie OÜTenOI sebmeekeDde FIttnigkeit dar. Durch «einen Oohalt an freier OeläSare ist
es Kusserflt leicht emulgirbar. Hit kaoütiaebeD oder koblen.iauren Alkalien znRuuimongebraeht, bildet die OeUftore
^So^e, welche als YonOgliebcs Emulgens wirkt. Sobuttelt man duhfr Lipanin mit einer selbst sehr rordOnnten
^HHBBl^lsung (1 prom.). so erh< man sofort eine sehr feine und haltbare Eniolsion. Per gleiche Vorgang flndet
^^^^B^ wenn das Lipanin im Darm mit dem Alkali der Qalle und des Pankroassaftos in Uerübrang kommt. In Folge
^^^^Viuiserst feinen Emulsion wird da^ Lipanin scbnellor als nndero Fette resorbirt, und dies hat t. Mering
^F Teranlassi, das Lipanin als Ersatsmittel des Ltibert.brans in diu Therapie einiafUhren. Es wird aaob bei lilngerem
H Oebrancb gut Tcrtragen. Erwachsene erballvn 3—4 Esslnffel ttglicb, Kinder anter 0 Jahren ',']— I Th«el(fircl drei-
H mal Uglieb. über G Jahre *,'a — 1 Essloffel nach den Mahlzeiten.
■ LANOOAABÜ.
^IjlpllC) in einem gegen Wcften offenen Tbale des slavouiseben Comitates Poxsega IbA m hoch gelegener Kurort.
ausgeKoichnct durcli innerlich und lusserlieh Tornehmürb bei .*-]rphili.^, Scrufuluse, ExsudationKprocessen der Haut,
Schleirahliute. Knochen und inner(>n Organe benutxto Jodtheruien tun (U** Temperatur fl,\t5 duppeltkoblcnsaurcs,
U.ti l'hlur-. 0,02 Judnatron. 0.2 Kalium-, 0.22 Natriumsulfat, O.OI« Elseribicarlnioat, 0,27« freie KublensUure), Klim» j
mild und windfrei. Die Ilildcr sind dus gante Jahr geOITncl. Satsou Mal bis September.
WÜKZBtTBO.
I
I
liipom, Geschwulst des Fettgewebes. Es wächst als Bindesubstanzgcsohwulst und nimmt dann
schnell au Grösse zu durch Aufnahme von Fett in die Zellen. Mitosen findet mau daher nur
in den mit Fett nicht gefüllten Zellen. Lipome stehen in keiner Abhängigkeit von allee
meiner Fettleibigkeit. Sie finden sich auch bei sonst mageren Individuen. Auch bei def
Abmagerung früher Fettleibiger bleiben die Lipome in der Regel bestehen. Lipome wordea
meist in dem subcutanen Fettgewebe gefunden, sie entwickeln sich aber auch am Oesophagus,
Magen, Darm, Peritoneum, Gallonblase und Uterus aus praeformirtem Fettgewebe. Eintj be-
sondere Stellung oebmea die Lipome der Niero ein, die entweder aus versprengten Stüokci
i
l
zu einer Zerstörung des Drüsongevebes und kann so dea DiaiMM
Nieruukapsel treten Folgcerächciuungen nicht auf. *
Die Dia^ose der Lipome ist meist leicht. Die Consisteiu, ä
schiebbarkcit. der lappige Bau, zuweilen ein deutliches Knittrr
welches durch Zerdrücken einzelner Fettläppchon entsteht, sj^
Des Weiteren lässt die Haut über den Lipomen häutiz '•'■'-
Umgreifen der Geschwulst mit der Hand besonders •:
langsame Wachsthum. das Alter des Patienten und di-, ii...^.. ij;-.i;.;ud.
die Lipome besonders an den Körperstellen vor, die durch -ip.ärlicheD
eine geringe Zahl von Talg- und Schweissdrüsen ausgezeicbaet sind,
an der hinteren Fläche des Rumpfes, in der Schultergcgeod. ao den
tremitäten. Bei multiplen Lipomen ist häufig ein syminetri<^'-i-- »
Die symmetrischen Lipome sind neuropathischcr Natur. In w
noch nicht sicher klargestellt; violleicht ist eine im .Anschluß
auftretende Sccrotvermindcrung der Talg- und Schweissdrü^- !■ \ rv :
Die Behandlung der Lipome kann nur in der KxstirpaD .11 wriai:
bestehen, welche auch, wenigstens bei circurascripten Lipomen, stet»
sich um eine absolut gutartige (leschwulstbildung handelt, welch«
und das Allgemeinbefinden des Trägers in keiner Wciso sch.idigt,
gedrungen werden, wenn die GeschwulstbilduDg durch ihr Wai
erscheinangen macht, wie z. B. bei Lipombildungcn in der Orbits, odi
einer Körperstelle sitzt, wo es leicht Traumen ausgesetzt ist und in Vi
liehen Veränderungen Veranlassung geben kann. Im Uebrigen g«ben
siebten eine Indication für die Entfernung ab. Die Versuche, Lipome
Aether oder dergl. zum Verschwinden zu bringen, siud oft gemaoht «01
aussichtslos.
Lippen, aufgesprungene, entstehen meist ohne nachweisbare Ui
Fällen ist diese in zu sauren, zu scharfen Speisen und Oewüracn, Ti
suchen. Bei den aufgesprungenen Lippen schilfert sich das Epithel in gt
Felzeii ab. Vor dem Abbeisseu der herabhängenden Kpithelfeticn ist
Itliagatieii sind mit dem Argentumstift zu touchiren oder Nachts mit eil
muH oder .5 proc. Salic-ylsäurepflastcrmull zu bedecken. Zu meiden ^
und alle Wasser, Glycerin oder Alkohol enthaltenden Mittel. Km Tm
Stelle der Pflaster dos Nachts, siud die aufgesjiningenen Lippen mit
oder mit .\cidum horicum, Cera alba u .^,0, Spermacetum. Oleum Amv
Alkannae u 10,0, Borsäurelippenpomade (Pasch kis), mehrmaU einiure
'h« jina
Lippenkreljt«. Der Sitz des Lippenkreli.ses ist ein typischer, er h
Unterlippe, welche ungefähr in der Mitte zwischeu Mu»<lwinkcl
sojlion poic'gou ist, uiul dabei ctw.is häufiger die linko S«fite,
OtjerJiiiDC i»t f:ist niom:ds Sitz der Neubil(laa&.ai^a^^aUllM
1
[jippenkrebs
— 897 —
Lippen*PerIeche]
I
voll werdeil kann. Es ist nicht bekannt, dass Lippencarcinomo jemals jugendliche
Individuen befallen haben, obwohl gerade das Tabakrauchen zwischen dorn 20. und
30. Lebensjahre am excessivstt-n betrieben zu werden pflegt. Diese Jahre gerade
lässt die Statistik frei von Lippencarciiioni erscheinen.
Die histogenetische Analyse des Lippeiikrebse-s betreffend, ist durch zahlreiche
Untersuchungen festgestellt, dass die markigen, zoilreiehen, Kpithelnester aufweisen-
den Krebse die häufigeren sind. Dabei ist zu bemerken, dass fast stets die ge-
schwürig zerfallenden Formen zu beobachten sind, das heisst das ulceröse Can-
croTd, das Ulcus rodens mit häufig nur wenig knollig erhabenen Rändern. Drüsen
in ihrer regionären Ausbreitung an der hmetiseite des Kieferrandes im Fett zwischen
den Mm. biventres oder neben der Kul»ma,\illaren Speicheldrüse finden sich relativ
selten als neue Depot"« der Ge^chwulstdisseminirung. Im lianzen haben die Lippen-
krebse einen torpiden, indolenten Charakter. Ihr Wach.sthum ist im Allgemeinen
nicht rapide, Generalis.itionen und Metastase gehören zur Seltenheit, kommen aber
dennoch vor. Die De.struction kann bisweilen enorm sein, sodass der Kiefer entblösst
wird, Wange und Nase mit in den ZenstSrungsprocess einbegriffen ei-scheinen. Oft
jedoch lassen sich spontane Heilungsandciitnngen durch Bindegcwebsschrumpfung
beobachten. Das meist flache, unregelmässig geklüftete Ulcus, das mehr Neigung
hat. die Haut, als den Lippeusaum oder gar die Schleimhaut zu ulceriren, wird als-
dann durchzogen von dicken, oft reine Granulationsrasen tragenden Stromazügen,
welche schrumpfen, vascularisirt werden und nur stellenweise noch weissliche markige
Krebsin.seln zeigen, aus welchen die comedoartigen Fipithelpfnipfe henorzupressen
sind. Man kann, wenn man wegen Verweigerung des allein richtigen operativen Ein-
griffes Gelegenheit hat, solche Geschwüre über Jahre hinweg zu beobachten, wahr-
nehmen, dass von Zeit zu Zeit manche Partien der Geschwulst durch Schrumpfung
verheilt sind, sogar mit normalem Epithel ülK'rkleidet sein können; freilich zerfallen
solche scheinbar gesuiuleten Partien wieder secundär zu Krebsgeschwüren, während
meist schon früher an den Rändern die Neubildung fortgeschritten erscheint. Es
sind Fälle von Spontrmheilung resp. durch raedicamentöse Einwirkimg, Arsen, be-
schrieben worden. Schleich operirto eine recht zweifelhafte Ulceration der Lippe
durch einfache Auslöffelung zwecks mikroskopi.scher Diagnose, welche von Langer-
hans als Cancroid bezeichnet wurde, die ohne Störung glatt ausheilte und jetzt im
5. .lahre schon eine völlig gesunde Narbe praesentirt. Aus allem geht hervor, dass
die Lippencarcinome relativ gutartig sind und thatsächlich .Jahrzehnte lang bestehen
können, ohne durch Metastase oder Destruction direct das Leben zu gefährden.
Immerhin bleibt das Sicherste, jeden ab; solchen erkannten Fall von Lippen-
carcinom zu excidiren und zwei Centimeter breit im Gesunden den Schnitt zu führen
und eventuell gleichzeitig erkrankte Drfl.sen .sorgsamst zu exstirpiren. Bei allen
Fällen berjchtoter Spontanheilung und absoluter Benignität sind diagnostische Irr-
thüiner nicht ausgeschlossen, denn Lupus, Lues können ähnliche Bilder hervorbringen
Innd selbst die mikroskopische Untersuchung schützt leider nicht absolut.
So unsicher eine nicht operative Therapie in ihren Erfolgen naturgemäss sein
muss, für die Abweisung medicaraentö.ser Behandlung spricht nichts so sehr, als die
vorzüglichen Resultate, welche beim Lippenkrebs zu erzielen sind. Die fast anstands-
lose Heilung sowohl, als das fast regelmässige Ausbleiben von Recidiven nöthigt
dem Arztc! hier das Messer in die Hand. Dazu kommt die absolute Vermeidbarkeit
der Narkose. .Man kann fast alle Lippencarcinome in vollendeter Analgesie unter
Infiltration operiren, selbst wenn es dabei nöthig wird, kleinere oder grössere Drüson-
K paquete in gleicher Weise und gleichzeitig mit zu exstirpiren. schleich.
Llppen-Perl^cbe. Unter Perleche versteht man eine 1886 zuerst von Lemaistre beschriebene,
diphthoroide Erkrankung gewöhnlich beider Mundwinkel, K^nau die Commissuren derselben
befallend. Der Belag der kleinen, nach Entfernung der Pseudomembranen leioht blutenden,
flach uicerirten Defecte, hat etwas schaumiges, weisslich opalines. Die .\ffection betrifft vor-
wiegend Schulkinder, selten Erwachsene. Sie ist schmerzlos, aber im höchsten Haasse an-
steckend. Fieber wurde niemals beobachtet, üie Abheilung der flach uicerirten Plaques pflegt
sich 4 — 6 Wochen hinzuziehen, indem die Kinder den speckigen Belag gern abpellen. Der-
selbe bildet sich jedoch stets von Neuem wieder. Endlich trocknet er ein und die befallene
Stelle überzieht sich unter der Borke mit Epitliel. Die Umgebung ist massig entzündlich
gereizt, bisweilen entstehen brennende Fissuren. Die snbmaiillarcn Lymphdrüsen sind in
Reizung. In den Membranen sind oft Staphylokokken und Streptokokken gefunden. Nament-
^ 0. Liebreioh, Eacjklupudi«. U. Band. 57
I
Lippia dulcis, Trev., Lippia Mexicana. einMHHHpBbee * i
cum gerühmt. Die stark und eigenthümlich riechenden, DttterR^-süssli
enthalten nach Podw yssotiki einen eisenjfriinenden Gerbstoff, ein
haltiges, süssschmeckendes Och Lippinöl und einen leichtflüssigen,
Kampher: Lippiol, das wirksame Princip der Blätter. Es bewirk
Nickbewegungen und leichte Mydriasis, 0,004 Erbrechen und UnrüB?'
digem Schlaf. 0,3 in Alkohol verabreicht verursachen b«iin Menscbeu
Schwcissausbruch und Schliifrigkeit, Lippiaöl L'ebelkeit und M-
die alkoholische Tincturzur Verraindening von Athcmbcscbwerd
sem und Bronchitis. Dosis der Tinctur 1:9 8 bis 4-stündhcn jut
gleichen Thtilen Glycerin oder Gummilösung gemischt.
Lippia oitriodora Ktb. ist in Spanien als Ilerba Aloysiae o
Lippgprin^, Städtchen in Westfalen, am Südwestabbange des Teuto
hoch gelegen, gegen Ost- und Nordwinde geschützt. Klima in Folge
halts rt-izmilderud. In gleicher Richtung wirkt die innerlich, zu Bädera
nutzte 21,2" warme, stickstofTreiche Arminiusquelle (0,82 Calcium-, 0,85
sium.suifat. 0,41 Calcium-, 0,02 Eiscnbicarbonat, 0,03 Natriumchlond).
vornehmlich für solche Fälle von Lungenphthise, bei denen keine H
Störungen vorhanden ist, chronische, trockne Katarrhe der AtbmungbOf
Lungen- und Pleuraprocessc. Saison Mai bis September. Trinkkuren dis
LIpnrio bedeutet die Ausscheidung von Fett durch den Harn, ein Vor^
der eigenartigen Form der Chylurie* geschieht, aber auch bei anderen
men kann. Diese sind entweder Knochenbrüche, welche eine sogenanat
bedingen und bei denen ebenso wie bei einigen anderen Knochenerkrair
Knochenmiu-ks in den Kreislauf gelangt und neben F'ettembolien zur LS
finden bei der Kkl.impsio der Wöchnerinnen Quetschungen des Fettgew
(Virchow): oder fetthaltige fJeschwülste und Organe geben dies bei
Blut ab; auch sonst will man es bei mannigfachen Krankheiten beobiC
und sicherer erwiesen ist das Vorkommen des Fettes im Harn bei Krank]
Hamwego, welche fettige Degenerationen der Gewebe bedingen: doch sia
Fettbeimischungen zum Harn äusserst selten. Auch Vergiftungen, bcsoj
liefern allgemeine Verfettungen, die zu Lipurie fuhren können.
Das Fett bei der Lipurie erscheint, wenn es überhaupt makroskopiM
der Oberfläche des Harns in Tropfen, oder, wenn es erstarrt, in talgar "
der milchartigen Trübung des ganzen Harns bei Chylurie. .\uch sin
Cylindcr und Nierenepithelien im Harn. Der Fettnachweis im Harn geschie!
pisch oder es wird durch Osmiumsäure oder .Mkannatinctur oder durch .V
oder Chloroform nachgewiesen. Immer aber ist zu beachten. da.<s F(
durch Verunreinigung gelangen kann, besonders durch das EinSlea Ti
Jiquidambar
Lithium]
einori dem Shrax* ähnlichrn, klar tlurchsiclitigen, hrrmiilichgcllicn Balsam von Houig-
consistenz, welcher zum Thoil in Alknhol löslich ist und 24 pCt. Styracin, 1 pCt.
Benzoesäure und aetherisrhes Oel enthält. Er wird nur zu Rüucherungen, aber auch
zum Verfälschen des Toluhalsams benutzt.
LiriOdendron L. PflaDiongatttiag aiu df?r Farn, dpr Magnoliioeae*. Cnterrim. MagnoliciftQ. L. tallpt-
fprt L., aU Tnlpenbanm Tiplfaoh anf^opflauzter Baum aus^ IVorilamorfka. atuf^ozciehaet ilurcli gro!is<\ an Tulpen «r«
inncrniic, grllnlich-ürangegolbo Blutlinn and pigonartig lappig*^, au der Spitto breit abgestutzt« illntter,
M.
LirM>dcndron tnlipifera h. besitzt eine arümatlHob und bitter ichraeokende Kinde, in weleiior nob«n
Gorbütolf und Oummi Liriodcudrin (Emmet) ein AlltaloYd Tnlipiferin (I^Ioyd) und Piperin (Buuehar-
dat) Kurgerundea aind. Die Angaben hodttrfCD indeHs noch der Bestätigung. Die Droge wird in Amoriita aU Chinia-
iiabBtitut. aber aueh als Stimniantt. L>iareticum. Diuphoretieam. und als Antbelmiutbieum verwendet. Dosts do<
Pulren 2,0—8,0, dea Inftuea oder Deooctes, 6,U : 100,0, M.O. Die Samen gelten ala Paigaos. ,
[ilthlonirSsger sind Mineralwässer, welche sich durch einen beträchtlicheD Gehalt an Lithiutn
auszeichnen. Man findet sie als Natrun-Lithionwässer und Chloruatrium-Lithion-
wässer. Ihre therapeutische Verwerthung wird vorzugsweise auf die pharmakodynamische
Wirkung der kohlensauren Alkalien beziehungsweise des Cblornatriums gestützt, dabei aber
ein besonderes Gewicht auf d,is Verhältniss des Lithions zur Harnsäure, welches mit dieser
ein leicht lösliches Salz bildet, gelegt. Mau zieht daraus die Indicntion der Litbionwässer bei
»überschüssig gebildeter nanisäure, bamsaurcr Diathesc und Steinbildung.
Von den Natron -Lithionwässcrn sind hervorzuheben: Die Königsquelle in Elster niit
0,735 g Natronbicarbonat (undO.lOS Lithionbicarbonat) in 1 Liter, der Iladeincr Sauerbrunnen
mit 4,f>06 (0.068), die Quelle in Assmannshauscn 0,138 (0,028), die SalvatorTuelle in Eperies
0,02-2, die Kaiser Fricdrichquelle in Offenbach 2.488 (0,020), die neue ijuelle in Cudowa
0,70fi (0.018), der .losephsbrunnen in Bilin 5,14.") (0,017), die Sophienquelle in Petersthal
0,0«5 (0,014), der Oberbrunnen in Salzbrunn 2,424 (0,014), die Kronenquelle daselbst 0,871
(0,011), die Natron-Lithionquclle in Weilbach 0,!)12 (0,005). Man lässt von diesen Wässern
täglich '/i — 1 1 auf mehrere Male des Tages vcrtheilt durch 4—6 Wochen trinken, entweder
an der Quelle selbst oder in versendetem Zustande. Von Chlornatrium-Lithionwüssern sind
erwähncnswerth ; Der Bonifaciusbrunncn in Salzschlirf mit 10,241 Chlomatrium (und 0,218
Chlorlithinm), die Elisabethquelle in Kreuzn.tch mit 9,490 (0,080), die HauptstoUenquclle in
Baden-Baden 2,014 (0,053), die neue Quelle in Dürkheim 12,201 (0,039). Auch der Kur-
brunnen in Nauheim, der Elisabethbrunnen in Homburg und der Raknrzy in Kissingen haben
nennenswerthen Lithiongehalt (0,027 — 0,021—0,020 Chlorlithium). Bei der grösseren Menge
fester Bestandtheile, welche die Chlornalrium-Lithionwä.'iscr aufweisen, kann in diesen der
Lithiongehalt weit weniger als therapeutisch ausschlaggebend betrauhtet werden, als bei den
stofTärmeren Natron-Litbionwässern. Aber auch bei diesen wird man die therapeutischen
.Ansprüche an das immerhin doch nur in geringen Mengen auftretende Lithium nicht so sehr
»hoch stellen dürfen, wie dies iu Publicationeu der letzten Zeit geschieht.
KISIU
Tiitninill « chemiiieheB Symbol Li. Atomgewicht 7. findet sieh stets gebunden und in Verbindung mit anderen 1C*-
tAllen im Triphylin, Lepidulitb, Amblfgonit, Petalit und anderen Mineralien, aowie in der Asche vieler Pflansfln,
An Koblensiluro oder Salzsäure gebunden Ist es Beatandtheil einer Reihe von LithionwUssem *.
In ri'iripm Zustand ist Lithinm silberwoisa, leichter als äteinOI. spec. Oew. 0.6936, ist weich nnd IHsst sieh in
Draht suiiziohen. Es zersetzt Waaser, aber ohne Entzündung de« WaHerstolTs wie Kalium und Natrium. Schmp.
180°. Hit Sauerstoff geht es nur eine Verbiedong ein. nSmIieb in Lilhiumozjrd. LijO. das aber nur als Hjrdrat be-
kannt ist. Seine Salze sind mit Ausnahme dos Carbonatjf und Pliosphatfr in Wasser leicht lOslich und fUrben die
t Flamme karminroth. Im Spectrum geben sie eine charaktori.4ti9ohe rotbc und eine gelbe Linie.
Die Lithiumsalze wirken ähnlich den Kaliumsalzen. Sie verursachen Sinken der Tempe-
ratur, .\bnahme der Herzkraft und der Schlag/iihl, später diastolischen Herzstillstand. Eine
Steigerung der Diurese ist wahrscheinlich. Die Dosis letalis beträgt 0,1 Lithium pro Kilo
Thier. Die Entdeckung, dass die Lithiumsalze, besonders das Carbonat, ein grosses Lösungs-
vermögen für Harnsäure besitzen (Garrod), berechtigte zu der Hoffnung, dass sie sich bei
Behandlung der harnsauren Diathese bewähren würden. In der Thal werden die gicbtiscben
Anfälle günstig beeinllusst und die Gelenkschwellungen im Gefolge der Gicht beseitigt. Bei
längerer Darreichung des Carbonats wird die Magensäure ncutralisirt und so Veranlassung
zu Magenbeschwerden gegeben. Man ersetzt es daher durch das Citrat (Mendelsohn) oder
Salicylat. Ausser diesem Lösnngsvermögcn für Harnsäure besitzen die Lithiumsalze die
Eigenschaft, Diphtheriemembranen zu lösen, ohne sonst den Krankheitsprocess zu beeinflussen.
_^ Lithium benzoicum, Benzoate de lithine Ph. Gall., bildet weisse, glänzende
^v Blättchen. 0,5 — 1,0 mehrmals täglich.
^^^_ Lithium bromatum, Bromure de lithium Ph. Gall. Die weissen, bygroskopi-
^^^H sehen Blättchen oder Nadeln schmecken scharf, bitter. Wirkt zugleich bypnetiscb
^^^B und ist gegen Epilepsie empfohlen worden (Levy). 0,25 — 1,0.
^f Lithium carbonicum, Carbonate de lithine, Carbonate of Lithium,
^^^ kohlensaures Lithium Ph. G. IU. Ein weisses, laogenartig schmeckendes
^^^b Pulver, velcbes sich in kaltem Wasser 80, in siedendem 140, leicht in kohlen-
LithOSp6ril1Ut& L. Pflanzpngattnn^ aas der Ftio. der Aiiper i f ol i » e e ft e *, Typni
bei woletiun dto Mnjucbeii dem Frnchtbodeu mit flachem oder gewölbtem Grande ai
liegt in der offenBohlandigen Krone, welche kleine Scblandsohappen oder Torspric^i
L. offieinale L., Steinsame, ein bei una häufige«, rauhhaariges Kr«ot mit echmala
nnRoheinbaren weissen BlOthen. NBsaehen wetsa. glatt, an Hirse erinnernd. Worde
wendet. L. arrenie L., AcIcersteinBame. Bauemachrainiii*, mit braanen, ruiiaelig«ii
Lltliospermin. Lithospermumroth , C^B^Oig. ist dunkel, amorph, bwarti^
leicht In AUohol. Aether. Beniol. Ei erweicht bei 06° und snliliroirt bei etwu hShM
Die alkoboligohe LOinng reagirt lehwaeli aauer, wird dnreh Alkalien blkn. dnreb Slaroa
Litns, Pinsclssft, ist eine zu externem Gebrauch bestimmte Mischung,
Honig, Gummi.schleim, in vielen Füllen am zweckmässigsten Glycerin \\a
Am häufigsten wird er auf die erkrankte Hund- und RacheDsrhlcimh
oris. Aber auch die übrigen Schleimhäute und in gewissen I
mit Pinselsäftcn behandelt. Demgemäss kommen auch die versc
ätzende und adstringirende, desinficirende, reizmildernde otc, in di
Der Litus wird mittelst Pin.seLs oder Schwümmcbens, eines Watte
der ätzend wirkende mittelst eines Glasstäbchens auf die erkraukte
Lobella L. Ptanzengattung der Farn, der Loheliaeene*. naeb nenerer AaffaeFang *tt
Meist ein- oder mehijuhrige KrHnter und Standen mit wpeh=pl^tnn'!fk:.rj Puttem. Itrat
Backen gespaiten. Antheren meist b&rlig. Der xweifleh> .^ t>der gana
seheidenwandstAndigen Plaeenten. Die Kapsel Öffnet 4)i> I,. (nfl
Art des Astliehen Nordamerikas mit stark milchendem, ii ' -^gel and
Horba Lobeliae. L. nieotian if ol ia Hndindiens scht^uiL &l)Dlicbe< üigeuaeliMWo
litica Hajne mit grosseren rioletten BlUthen und L. eardialie L. mit yroasaa
In Mexico ist L. doleasa ein Mittel gegen Asthma, Bronchitis etc., wie Seue^.
Herba Lobeliae inflatae. Herbe de Lobelie enflee, Indisn'
die während der Blütbe gesammelte T'fl.inzc Lobelia inflata, enthält *1«
ein Alkalcid Lobelin, daneben Lobeliasäure, Lobelakrin, ein zweit«s, um
Phytosteriu oder Inflatin, aetherisches Oel. Dlt Geschmack der Droge M
später scharf und kratzend, tabakäbnlich. Auf ihre Eigenschaften als HeiH
Cuttler aufmerksam, nach Europa kam sie 1829. ^
Lobelin ist ein heftig wirkendes Narcoticum. welches dem Nicotin o»
wirkt eine energische Erregung des Athmungscentrums, später respiratorii
Fröschen worden die Willkürbewegungen herabgesetzt, wiLhrend die R«
scheinen und die peripheren Nervenendigungen gelähmt werden (Drcsfl
verlangsamt, später beschleunigt, der Blutdruck nach voraufgehender Eni
und das vasomotorische Ceiitrum gelähmt; auch die Temperatur wird zud
niedrigt. Die Vagusbcmmiiiig wird schon in kleineren Dosen unwirk.'s.im,
erzeugen 0,01 Erbrechen, 0,05 Hinfälligkeit und M.vdria.^is. Diesen exji
nissen entsprechend ist die Wirkung der Droge eine antispasmodische i
leistet vorzugsweise bei Leiden der Athmungswege gute Dienste und wird
und catarrhale, Dyspnoö der Phthisiker und Anaemiker, Pertussis, Chorea
Angina, bei Leukorrhoe, u.nd__bei zögerndem Geburtaaot anggweBiiat- j
fTjOljplia
- noi —
liOchien]
Tinctura Lobcliae Ph. O. 111: 1:10 (1:5 Ph. Austr., Tiall.). Braungrüne Tinctur
mit widerlich kratzendem Gesclimacli. Aeusserlich mit Watto auf Schnittwunden.
Innerlich 5—20 Tropfen bei Asthma halbstündlich. 1,0! pro rfo«, 5,01 pro die.
Tinctura Lobcliao aetherea Ph. Brit.: Herba Lobeliae 1, Spiritus aethereus 8.
Dosis 20—30 Tropfen.
Guttae antasthmaticae (Oppolzer): Tinctura Lobeliae 10, Aqua Amygdalarum
amararum 15. Dosis 15 — 20 Tropfen stündlich.
Extractum Lobeliae fluidum Ph. U. S.: Dosis 1 — 5 Tropfen.
Lobelin s. Extractum Lobeliae: ein gelblichgrünes ResiuoTd. Dosis 0,03 — 0,0G.
Lobelia an tisyphilitica, von süssem, hinterher scharfem Geschmack, enthält einen
flüchtigen Bitterstoff, Zucker und Schleim. Sic gilt in Amerika als kräftig wirkendes Anti-
syphiliticum und wird geradezu als Mercurium vegetabile bezeichnet. Sie wirkt in
kleinen Dosen als Diureticum, in grösseren als Emetocatharticum und Sudorifioum. Dosis im
Decoct 15,0—30,0: 1000,0—2000,0, als Extract zu 0,1—0,2 pro die.
r Lobelia purpurescens gilt als Speeilicum bei Schlangenbiss.
J. JACOBSON.
;
»beliareae.
rflftnxenfam. ftas dor dikoljplen VnteroUne der Sy upotala«*, Ordaun« dpr Cttmpftntt li nte*.
saiueist Hilcfasaft fahrcodo Kräuter und llftlbstrUucher mit einfachen blittern umfassend. Ch&r&ktenfltiBuh lind
die cwitterii^en, mediansjgümorpben BlBtbcD. welche, in •Lobeltooeonstellunf;** Angelegt, dnreh eiae^enduDg (R^
saplnntion) ihre Stellung eo Kndem, dus die ursprUngliche Oberlippe aU Unterlippe erseholot Die StAubhUtter
■ Terwuhnen mit den Beuteln in einer Kflhre. Frucht bald eine Beere, bald eine KapeeL Von den SOO ArUin g»-
haren die meiiten den Tropen und der »Odlicbc-n Erdhllfte an. X.
Lobelin, AlkaloTd unbekannter Zusammoniietxung, in den Blftttern an LobeliaaXure gebunden iLewia}.
gelblicher Simp Ton HonigconsiHtcni, an dor Luft Terharreod. lOat sich in Wasser. Alkohol. Aether, wird durch
Alkalien lenetat und liefert beim Kochen mit diesen oder mit Sturen Zucker. Es bildet krjstallitirends .'ialie.
8PIEUEL.
Lobenstein, kllmatUcher Kurort, Eisen- and Moorbad in Reuss J. L., 603 m hoch. Die Btahlqoelle eathUt 0,0«S
Eisen-, »lOU Manganbicarbonat. Saison Mai bis September.
LocamOy in der ijchweit am Lago maggiore 204 a boeh gelegen, klimatisoher Kurort (Ir Herbst, Wintor nnd
Frühling mit staubfreiem, mBssig feuchtem Klima.
W.
Lochien, WKchcnrtMingiiiig. Nonnal .siiiU die Luchicii, Secrote des ]MitT])er.ileii
Uteras, in dfu urstun 4 Tilgen blutig, vveniou dunii mit der weiteren Kückbilduiig
des Ut*'ras serös oder eitrig, um nach vollendeter invuiution zu verschwinden. In der
Blüthezeit der Antisepsis war mjin bestrebt, selb.st bei diesem nonnalen Verlauf eine
„Behandlung" vorzunehmen. Man rieth, den Uterus und die Vagina nach jeder Ent-
bindung und im Woclienbett mit .■intisept.i.schen Lösungen anszu-spülen. Man be-
obachtete aber ebensoviel, wenn nicht mehr puerperale Krkraukungen und überdies
»Vergiftimgsfälle, besonders ilureh .Suliliiii.it. Bei der heutigen Asepsis hat man
Ober die Behandlung in den früheren .Jahren in dem Maasse den Stab gebrochen,
dass man jede „innere Unt-ersuchung" der Kreis.scnden fast für ein Verbrechen hält,
zur Untersuchung i>er rectum (!) riUh, und .selbst bei endometritischen Processen im
Wochenbett von jeder Auss])üluiig ahräth! Weder die eine, noch die andere Methode
Iist die richtige, sondern die Wahrheit liegt in der Mitte (Steffeck).
Ein normales Wochenbett mit nornialcin Wochenfluss soll man nicht „behandeüi",
aber eine Abnormität der Lochien erfordert sehr wohl ein ärztliches Eingreifen.
Trotz aller Asepsis, die in der praktischeu Geburtshülfc ein F'h;intasiegebilde ist,
wird es Abnormitäten des Lnchiai-Flusses geben, abnorm lange blutige Ausscheidungen
in Folge mangelhafter Involution, übelriechende uni! stinkende ojich putrider In-
fection. Die orstere Abnormitiit ist bei Fehlschlagen der Socale-Praepar.tte durch
manuelle Austastung und Ausräumung des Uterus zu beseitigen und die letztere
durch Keiiiigung des tienitaltractiis von putriden Stoffen. Es fragt sich hierbei nur:
soll man Utenis oder Vagina auss]>üli'ii oder beide zusammen? Bei putriden Lochien
ohne Temperatursteigerung wird man am besten nur die Vagina au.sspülen, d.igegen
bei F'ieherbewegungen über 38,00 Vagina und Uterus. Ob m.an diese Ausspülungen
mit .intiseptischen Lösungen oder mit abgekochtem Wiisser vornimmt, ist vielleicht
gleichgültig; jedenfalls lehrt die Rrfahrung, dass selbst sehr hohe Tempeiaturen in
Folge einer Endometritis endgültig schon durch eine intrauterine Ausspülung be-
seitigt werden. Von antiseptischen Lösungen nimmt man am besten wirklich anti-
septische, z. B. 4proc. Karbollösung, von der kein schädlicher Einflus.s zu sehen tat.
Streng d.tgegen ist jede Berührung <ler Utems-lnnenfläche mit Sublimat zu vermeiden.
Kehrt das Fieber wieder und ist keine Allgemeininfection oder sonstige Ursache
zu ermitteln, so sind diese Ctorus-Aus-spülungen zweimal täglich zu wiederholen.
Mj Onrebn» Lln in Schweden. Stahlbail 10,013 EiaenbicirboDiQ.
Toruandonft SchUmmbider in Anwcndnug.
Soit hhiliiuid
LoUnm L. Ffluiengattang «tu der Funilie der OriUer fOrknlneap *). Vnteittm. in f
die ein- oder mebrblntbigen Aebrchen nur eine oder h&nfiger tw*'> n itttn (rloi
L. gebort der TribuB der Hordeaeoae (Gerstengrlser) *a, tu w-', V«iLi«Leo
AebrenBjilndel ansitren. Uei Ii. üirid die Aehrchen senkrecht xur ^^^-- . .^ . .: rAmill«aKw4]
in einer Ebene ll&ga der xtthen, nicht in Glieder serbreehenden Spiniiel. L. te malen
mit befcrtnnten Spelfton anftretend, als Unkraut auf Aeckera and onter 0«tr«id«. L.
cum A. Br. tlnd werthTolle FuttergrIUer.
lu deu Samcu tod Lolium temulentum, dem Taumellolcb, sni(
Körper Loliin, Temulcntinsäure und Temulin aufgefunden worden. Na(
Samenauszuges, welche zuletzt Herzstillstand in Diastole herrorriefcn, i
ein rauschartiger Zustand, Dyspnoe, Beschleunigung, später Verlaogsat
und Ansteigen, dann Abfallen der Temperatur bis auf SS" constatirt (
von Menschen sind häufig, da Lolium das Getreide verunreinigt und in
gehen kann. Die hcrvorstcchenstcn Symptome bestehen in Stimkopfschi
Zustand, Angst, krampfhaften Magenschmerzen, Erbrechen, Störungen 4t
fuiictiou, Irregularität des Pulses, kaltem Schwciss, Tcraperaturabfall uj
Behandlung dienen Magenpumpe, Emetica, Purgantien und Hertstimul
Loliin, zu 0,9 pCt. in den Samen enthalten, stellt eine amorph
haltige Base ton widerlichem Geruch dar, löslich in WaäB
Chloroforra. Die Salze krrstallisiren. Dosis letalis für Kaninol
steigernd auf Pulsfrequenz und Temperatur, erzeugt keinen
Temulentinsäure, CnH^iNO,,, eine Amidosäure in den S^l_
banden, krystallisirt in feinen seidenglänzenden Blättchen, S
heisscm Wasssr. Bildet mit Alkalien Salze. Beim Erhitj'a
kalien liefert sie unter Ammoniakentwickelung TemulOi
schwer in Wasser, leicht in Alkohol, Aother, Chlorofc
erzeugt bei Kaltblütern zu 0,03—0,06 Lähmung der exciti
Herabsetzung der Relleierregbarkeit und tibrilläres Mnski
blütem erzeugt die Säure Rausch. Dosis letalis für Eanio
flofmeister bat dagegen neben Fettsäuren, Wachs und einem bi
Temulin, C^OuNaO, ein zur Pyridinreihe gehöriges AlkaloTi
Lolch ttuftiudcn können. Es ist in Wasser löslich und
aus der Luft auf. Da,s Hydrochlorat krj-stallisirt in
welche beim Erhitzen sublimiren. Dosis letalis für Katzen
Betäubung, Aufhören der Willkürbcwegung, Sinken, spätei
peratur, Beschleunigung und folgende Verlangsamuug der Ai
Lonfcera L. Ptamcngattung au der Farn, der Ctprirolla««««* Ibi
--''-^-- »tW,<liAi> Aar f,fIr.lti.*l>B.. PnlKair»« «»»^tfc^wiwt^—m itJ ■ ■■
««ma««iiTtnn
;^ll
[LonJcera
903 —
Lotio]
Lonicera brachypoda. Die Blütheu und Zweigspitzcn finden in Japnn und China im
Infus bei Sjrphilis Venrendung. Auch als Diureticum empfohlen (Naumann). Dosis des
Blütheninfases 2,0—10,0 : 100,0, der Stipites 10,0 bis 50,0 : 100,0.
J. JACOBSON.
Loranthaceae. PflimenrunUie anr dnr dikotylFn OHnno« der Hjt teropby ti. In wrlchcr mui (>)ne RoiliF Ton
Hc))nmrv)tiorgewMoh«en vereint, wie die Rftffiesfseeen, S«nt«Ue«en, Balanftphoraoeen. weichen man noch die Aristo-
lochiaeoon und Podosteroaceen anreilit. Die L. sind olitoropbyligrlln« Srjimarutzor auf Aesten nnd dtlmmen tod
HoItgcwäcliBen, Ihre Bltttter nind meint einfach, lederif:, xeltcuer auf Schuppen reducirt. Blütbon meist diooeiscb
oder mnnoecisch vertbeilt. Fracbt eine Beerv oder Steinfmobt. Tun den etwa MK) Arten gehtfren die meistfln
den Tropen an, etwa 330 gebOron sur (iattnng Lorautbos, wetebo mit einer Art, L. earopaena. auch In SUd-
nnd Hndoffteuropa rertreten ist. An belianntestcn ist Viaeam' album L. die Mistel.
M.
IjOrdoHe ist eine Defonnität, bei der die Wirbelsäule in der Lendengegend ganz auffallend vor-
gewölbt ist, w.ährend do-i Oesüss nach hinten, der Bnuch nach vorn vorspringt und der ganze
Oberkörper zurückgclagert erscheint. Man unterscheidet die paralytische und die compensa-
toriscbe Form. Bei ersterer kann man die Stütze für den Rücken durch Anlegung von ge-
eigneten Stützapparaten gewinnen. So erreichte .Staffel die aufrechte Haltung in einem
sehr schweren Kalle durch folgende Vorrichtung: Von einer unten dick gepolsterten
Kreuzbeiuplatte geben nach vorn zwei auf den Bauch durch Kiemen fixirte HQftbügel. nach
oben aber eine starke stählerne Stange ab, welche an einem Querbalken vom die Schulter-
stützen trägt. Uen Apparat vervollständigt eine Bandage, welche die stark vorspringenden
Rippenbogen umfasst und sie nach hinten zieht. Ein starkes Dessiog'scbes Corsct würde wohl
noch bessere Dienste geleistet haben. Bei der rompensatorischcn Form, die man bei ange-
borenen Hüftgelenksverrcnkungen, sowie im Gefolge einer Colitis und Psoascontractur beobachten
kann, räüt die Behandlung mit jener des Grundleidens zusammen.
HOFFA.
Loretinum ^ Jodai;cbinaUainlfanslDre, wird durch Jodiren der Ortbo-Ox^ebinaHnsalfonalni« In Fona
•Inea krystallinisebeo. gelben, gemebloten PnWers erhalten, welche« in Wasser und Alkohol nur ücbwierig IrtsHeh
Ist. Sebmp. 2700 ,)Qter Zersetsung. Ea wird als Braata de» Jafludinm. vor welchem e<« »ich durch rngiTtigkeit
und Qemebtosigkeit ausxeicbnet, in der Wundbehandlung als StreupiilTer mit Magnesia U5t«, Talcnm. Amjlum ver-
misebt, auch in kalt gesSttigtor LOsang verwendet, bei Erysipel als Collodium 1 : 20—40, ferner als Loretingaie, in
StRbcbenform nnd in .Salben 1:10 Lanolin, Innorlich ist es tu 0,5 mehrmals täglich bei Diarrhoe der Thtbisiker
rersocht worden. Von seinen Salion ist das farblose, in Wasser unter Orangeflrbang lOsliebe Natronsali in
2— ttproc, Losungen als Wumlmittel, da« (.'alciumsali zur Herstellung von Loretingue, daa Wi^muthsala in 8alben-
form 1 : 10 Lanolin bei Ektom nnd Psoriasis xnr Anwendung gelangt.
J.
liOBophanuiii , Trijodmetakresol, C«HJg ' OH ' CHj, entsteht durch Einwirkung von Jod auf
Orfhoüxj-paratoluylsäurc bei Gegenwart von Natriumcarbonat, es kr)-stallisirt in weissen, ge-
ruchlosen Nadeln, Suhmp. 121,5*. in Alkohol, Aetber. Chloroform, Benzol, auch in fetten Oelcn
bei 60" löslich, Concentrirte Natronlauge verwandelt es in eine schwarzgrüne, amorphe
Masse, die in Alkohol unlöslich ist. Der Jodgchalt beträgt 78,39 pCt. Da sich Losophan bei
seiner Prüfung als stark antibakteriell erwiesen hat — es tödtet in 1 proc. Lösung Anthrai-
bacillen in 4, Cholerabacitlen in 5 Minuten — , ist es bei mykotischen parasitären Erkran-
kungen der Haut: Herpes tonsurans, Pityriasis, Sycosis, Scabies, Pediculosis empfohlen
worden (Saalfeld). Auch bei Prurigo, .Acne vulgaris und rosacea. sowie bei Eczema chroni-
cum ist es von Nutzen, dagegen versagt es bei Urticaria, Psoria.sis und Pruritus cutaiieus.
Bei acut entzündlichen Affectionen ist es zu vermeiden. Man benutzt es als Pulver, in
Lösungen: Losophan 1—2, Alkohol 75, Aqua 25 und in Salbenform: Losophan 1,0—8,0:100
Lanolin oder in Traumaticin gelöst 0,1—0,3 : 10,0.
J. JACOBSON.
Lostorf, Kanton Solothnm, MW m hoch, bMitit eine SehwefeUochsaliriaelle (11,00 ScbwefelwaMeratoff, 0,2:1 Nalrinm-
sulAd, M Natrinmchlorid, 0,(17 Kalinmsuirat. 0.4U Calcium-, 0,:I1 Magneaiumbicarbonatl und eine erdige Qnelle
ra,M Calcium-, 0,31 Magnesiunuutral, 0,4« Caleinmbiearbonat), Mai bis September,
W.
Lotio. Waschungen kommen therapeutisch nur als Massnahmen zur Desinfection in Be-
tracht. Die Anwendung des einfachen Wassers' bewirkt nur eine Erweichung von Krusten.
Borken und Schuppen. Wird dagegen eine neutrale Seife angewendet, so kommt die lösende
Wirkung des freien Alkalis, welches sich bei der Auflösung der Seife bildet, in Betracht, um
eine stärkere alkalische Wirkung zu haben, bedient m.in sich der gereinigten grünen Seife
oder des Spiritus saponato-kalinus, welcher am besten mit Watte aufgetragen wird. Die Dauer
der Waschung ist davon .abhängig, wie weit man einen lösenden Effect ausüben will. Um
Hautreizungen vorzubeugen, ist darauf zu achten, dass die Seife vollkommen durch Nachspülen
mit Wasser entfernt wird. Was für die locale Anwendung zutrifft, gilt natürlich auch, wenn es
nothwendig ist, den gesammten Körper einer , Lotio" zu unterziehen. Um tonisircnd auf die
Haut zu wirken, wendet man milde Adstringentien in Wasser gelöst an. Zur Reizmilderung
empflehlt es sich, dem abgekochten Wasser 1—2 Esslöffel Glyccrin pro Liter Flüssigkeit hin-
zuzusetzen oder in dem Waschwasser Handelkleiu zu vertbeilen.
SAALFRLD.
k
la tlOmtnlTOrSX Coi|, rVaso anihropuphikgk Con.l. ^uie ■KdüDerOuBtsaE^flS
meist mftssealisflM Vorkummen ijD Orgonismot du Menaeheo schwor« ätOrmnf««!
■treckt« liUTo ist dorch die wuUltrtii; erhibeoen KDrperriage ausgofiobnet. VmmlCM
Husdhakes darebbolirt sie die ScIiliMinlikute. Ihre LieblingsplUi« sind die StinikW
Meniehen, naa findet sie »noh in der Sebleimbaat des Oaumena, RaehrDi und selbiit i
flinen berronrerufeneD KrankbeitsaraebciDDngen werden mit dem Kamen Mjiasis boaakft
LnOSklf in eiuem nur nach Snden offenen Karpathenthale des aogari«eh»a CoMiitali
Die 20,6° warme Trinkiiuelle enthUt 0,03 Eisen-, 1,1 CalciambioarboDat, 0,386
Bsdeiinelle desgl. 0,03. I,B, 0,98.
LnfTu L. Pflaniengattang ans der Fsm. der Cncnrbi taeeae*, Tribas Cuenmeria«
(iutUiiK Cocnmis*. ansgeteiehnet doreh das starke Fasemets der mit l«d«ri|^r Vtam
frOcbte. L. acg7ptiaea Mill. it^t ein gesobftttteä Nsbningmiittel. Da» Osfli^liaadBU
Luffa sn reraebiedencn Zwecken verwendet: Sehwamme, Frottirlappen, Einlegcvsohlan <
fttr die Aommerceit. T«. aeiitangola Ser., eine Art HQdasien- dtirrYi Oilr^ir iu
hat eine bittere Frucbt, welche als Tonteum, Diareticam und 1 ^»'Hri
(Vttmordica uper o u I at a L.) wird im tropischen Amerik t .je
In Brasilien auch gegen Anaemie, Herpes etc. L. echinata r, -bfl ^
nougrossea Frtlotatfn enthUt LnffeTn und wahtaehalnlieh aaoh K et»*} aihidla.
Lsftdonclio bei Ohrenlcr.tnltheitcn. Tide Ohrenkrankheiten werden d
oder chronischer Schleimhautschwellung beruheudcn Verschlass rea^). d
Eustachischen Röhre bedingt, lirundbcdingung zur Besserung und Heilung
ist die Herstellung einer künstlichen Ventilation der Tuba, durch ilcn '"i'
Surrogate wie das Politzer'sehe Verfahren, die sogenannte tf'
Val.sa Iva 'sehen Versuch. Die Luftdouchc dient aber auch hei
/wecken, indem man aus den durch den Auscultationsschl.iuch wahi
phaenomenen z. B. auf Eisudate, .'^klerose der Schleimbaut der Pauicei
kann. Die Technik des Catheterismus ist folgende:
1. Die Tubenwulstmethode. Man führt vorsichtig einen der Weite ü<
gnnges entsprechenden, vorher gereinigten K.itbctcr durch den unteren J
hinteren Rachenwand , dreht den Schnabel dann aus seiner nach unten ge
einen Winkel von circa 90° gegen die gleichseitige Roscnmü I ler'sche
aus zieht man den Katheter sanft über den mehr oder minder prominirendi
rück. Dieser Weg betr.Hgt ungefähr 1 — 2 cm. Mao muss sich hier auf dl
lassen. Der Kathetcrscbuabel muss ungefähr die Vcrlaufsricbtung der Ei
haben, also der oricnlirende Ring des Katheters muss gegen das entspr«!
hinweisen. Indem man alsdann den Katheter mit 2 Fingern an der Nui
fuhrt man mit einem einfachen oder doppelter. Ballon die Lufteiatreiboi
2. Die Nasenscheidewandmethode nach Frank-Loe weuberg. Hiai
wie vorhin bis an die hintere Uachenwand, dreht den Schnabel dann sacb
entgegengesetzten Rosenmüller'schen Grube um einen Winkel von c». 9
horizontal gestellten Schnabel bis zur Nasenscheidewand, an welcher sich
KatheterkTÜmmung längt. Der hintere Rand der Nasenscheidewand marlirt
welcher der Katbeter zurückErczoiren werden muss. um leicht
lonohe
EÜÜMfÖ]
I Daa besonders bei doppelseitigen Obrcnafiectioncn angewandte Politzer'sche Verfahren
t ist in erster Reihe in der Kiuderpraxis von Werth. Mnn lasst den Patienten einen Schluck
\ Wasser nehmen, führt ihm den olivenrörmigcn Ansatz eines entsprechend grossen Gummi-
I ballons luftdicht in das eine Nasenloch, verschliesst gleichzeitig durch Zudrücken mit dem
Finger das andere und presst, während der Patient auf Geheiss schluckt, die Luft aus dem
1 Ballon in den Nasenrachenraum hinein. Auf diese Weise gelangt die Luft durcli die Tuba in
[ die Paukenbühlc; denn beim Sehluckact hebt sich daa Gaumensegel , legt sich au die hintere
I Rachcnwaud und bewirkt einen Abschluss des Nasenrachenraumes vom Hundrachenraum,
I während gleichzeitig die Tuba Eustacbü durch die Contraction des Tensor und Levator veli
I palatini erweitert wird. Auf demselben Princip beruht die trockene Nascndouche durch
Aussprechen dos Vooals „A" (Lucae) oder durch Aussprechen der Silben .Hack, Heck,
Huck" (Grub er). Auch der Valsalva'sche Versuch basirt auf ähnlichen pb^-siologiscben
Verhältnissen. Zu bemerken ist, dass bei der Luftdouche nie zu starker Druck anzuwenden
ist, da sonst besonders bei atrophischen Trommelfellen oder bei Narben leicht Rupturen des
iTrommelfclIs entstehen. — Bei Verletzungen der Schleimhaut im Nasenrachenraum dagegen
[ köDocD beim Katheterisiren störende Emphyseme des Rachens erzeugt werden.
r KATZ.
^nftkigBen sind die bekannten ringförmigen Unterlagen, deren Mitte frei ist, sodass der auf-
i liegende Körper mit der Kreuzbeingegend hobl ruht und dadurch vor entstehendem Decu-
[ bitus geschützt wird oder, falls dieser bereits vorhanden, bessere Bedingungen zur Heilung
I findet. Bei der Verwendung dürfen sie weder zu schwach aufgeblasen, noch zu prall ange-
füllt werden; sie müssen den aufgelegten Vorderarmen ein Eindrücken bis nahe zu der anderen
Wand der Tasche hin gestatten, nicht jedoch bis zu deren Berührung. Nach der Füllung
mit Luft schliesst sich das Ventil entweder durch Schraubenverschluss, oder auch neuerdings
' automatisch; es giebt auch Luftkissen, welche sich selbstth.itig wieder füllen. Die Luft-
I kissen dürfen in der Krankenpflege niemals unmittelbar mit dem Körper in Coutact gebracht
I werden, da der GummistolT die Haut reizt und unangenehm empfunden wird; sie sind unter
[ das Bettlaken zu legen oder mit Leinwand zu überdecken. Ausser den grösseren und haupt-
I sächlich verwendeten Formen für die Krcuzbeingegcnd giebt es auch kleinere Luftkissen für
[ die Ferse und ebcnsolclie nach Art der Schlummerrollen geformte für den Nacken.
I MENPELSOHK.
Up'llOy %m gleiobnuniKen See im KAnton Tcesio, 27& m hoeb, gegen Norden geschOtit. Uebergangsststion ond
[ Traubvnkurort. Du Kliioft «tcbt in der Mitte xwiseben den eedetiveo und erregenden und {.it maesiic fenoht, im
I Herbut und Winter feuehler nie im Frflbjabr nnd Somuor. Mittlere Tenporatnr 11,4°, Feuclitigiceit 7iS pCI.
UputBChOWfuE 9 in Mahren nm Nurdabhange der Karpathcn 200 m bocb gelt*gcn, mit jud-, tirom-, iitbinm- nnd
Ki||anbntli>:*'ii krnftici^n allcAlittrb-rouriiittitchen SKuirtingon (Vinccn>c|ueilv: :),1 Chiur-. 0,017 Jod-, 0,033 Brom-,
KDMle Flüurnilrinm, l>,23 Kalium-, 0,0024 Litbiumeblorid, 4,28 Natrinm-, OfiS Calcium-, 0,02 Eisen-, 0,007 Mangan-,
^ 0,OIS Strontium-, 0,0112 Barjinmbiearbonat, 1453 ccm freie Koblenalnm). Innerlieh nnd >u Bidern bei ehroniiehen
I Katarrhen der AthmnngB-, Verdannnge- und Hamorgane. SaiaoD Mal bia September.
I WÜKZflirKO.
iunbago, Leadenschmerz, Hexenschuss, bedeutet einen meist plötzlich, zuweilen
f allmählich sich cntwickplrKleii Schmerz in der Leudeugogeud, welcher auf einer
Affection der Muskeln und Bandupparate jener Gegend beniht. Diese Affection k.ann
> durch ein Trauma, Zerrung, Zorreissung, oder durch rheumatische Einflüsse her\-or-
I gerufen werdcm, l.iumb.-igo traumatica, rlieumatiea. Verwechselt kann dieser Zustand
I werden: 1. Mit dem Kreuzschnierz, welcher manche Infectionsk rankheiten einleitet,
' besonders Variola. Fieber sichert hier die Diagnose. 2. Mit Affectionen der Wirbel,
der Kiickf'nmark,shäute und des Rückenmarks. Genaue locale Untersuchung, wie
' die der Patel larreflexe, der Hautsensibilität, wird vor Irrthümem schützen. 3. Mit
Aflectionen der Nieren, Nierensteinen, Nephritis, Nierengeschwülsten. Daher ist die
Urimintersuehiing nie zu unterlassen. 4. Mit Geschwülsten des .Mastdarms und des
Beckens, HaemurriioTdfii, Tumoren. 5. .Mit Affectionen des Utenis und der Ov.irien.
In allen tiie.scn Fällen wird der Schmerz in der Regel sich allmählich entwickeln.
6. Mit Ischias, bei welcher der Schmerz dem Verlauf der Nerven folgt. 7. Mit
hysterischer Rachialgie. Die anderweitigen hysterischen Erscheinungen sind für die
I Diagnose entscheidend.
FAnii acut entstehende Lumbago erfordert Ruhe im Bett und locale Umschläge,
' welche in der Regel am meisten Linderung zu bringen pflegen, wenn sie heiss sind.
Bei manchen Individuen leistet jedoch die Eisblase bessere Dienste. Kommt man
' damit nicht aus, so sind Sinapismeu oder Schröpfköpfe anzuwenden. Besonders die
I letzteren haben zuweilen einen mirnittelbaren und schnellen Erfolg. Ist der Schmerz
sehr heftig, so mache man eine Morphimninjection, welche zuweilen den Process
Iresp. den Schmerz dauernd coupirt. Bei längerer Dauer heftiger Schmerxon
[empfiehlt sich die Anwendung der Eloktricität, besonders des elektrischen Pinsels,
Bfti»|nj«»«iavuoH «JfffW»V
"m)'i
hinter den diagnustischen Ergebnissen, wie sie namentlich in
tiiluTculüscn wie eitrigen Meningitis und der zumal tloH SchS
Hirnblutung sich ausprägen, zuriickgcMiebeii. Selbst gute Au
entfernt davon, sie zu leugnen. Immerhin darf hier nach
Manriies reservirt werden. Die Fe.stleguiig der Indiratioaen um
samkeit steht freilich noch aus. Zu belilagen ist die hervorr;
Wirkung. Die Technik ist einfach und erfordert die N-irkosf
wird unterhalb des .3. oder 4. Lendenwirbels, noch besser in d<>n Im
eingestochen, entweder seitlich im Niveau der Wirbelbogen oduc.
zwischen den Dornfortsätzen. Je mehr diese klaffen, d. b. je stXrl
vorn gebeugt wird, um so leichter ist die Kinführung der Nadel,
die sitzende Stellung des Patienten für das Gclingo» die günsi
rechnet aber gegenüber der Seitenlage mit dem Factor d<T Flüssig
weit stärkerem I>rui-k. Erg<-bnisslos kann die Lumbal punction
der Verfehlung des Duralsaekes bezw. Subarachiioidalrauios,
flottirenden Ncrvenwurzehi mler von (.ii-rinnseln , eine« zu engen
endlieh wegen Flüssigkcitsniangels fdierhaiipt. In letzterer B<'xiehi
Obliteratioii durch KraiikheiLsproducte, wie sulzige M:is.sen bei Tulw
Der therapeutische Nutzen gipfelt in der Heraltsotzung d
der überall da zu erwarten sein wird, wo die " normale (!Jonmii
noidalräume des Kückeinnarks mit den Hirnk.anunern nicht durcl
Häute oder Ver.scliliiss des Aquaeductus Sylvii aufgehoben ist.
abzulassenden Flüssigkeit ist eine Einigung noch nicht erzielt Wi
wertli »?rscheint im Allgemeinen, ein (Quantum von iiCi — 4<> rem nie
ein atlzii schnellrs, den Druck brüsk herabsetzendes A'ifliessen zu
sonderer manometrischer Apparate bedarf es für die Zwecke der V
von einer Aspiration uiüglichst ganz Abstand zu nehmen. In
merki'nswerth ist, dass es gerade bei der mit hohem (iehirndrurk
tubereuliisen Meningitis nur selten gelingt, eine annehnib:ire !
schwerden und des objectiven Befundes durch die Luiubalpuncti
Günstigsten Falls hat man es mit vorübergehenden palliativen W
auf einzelne Symptome, wie Kopfschmerzen, Erbrechen, Krämpfen n
der lauteu die Berichte über die Beeinflussung der acuten seri
Siimc der Quincke'schen Definition. Ein sichtlicher, mehr wa
Rückgang in .schweren Himdniekerscheinungen ist verschiodentliii
ja es fehlt selbst nicht an behaupteten Heilimgen durch die Spil
gleichen liegen verschiedene Bekundungen einer günstigen tieetal
eitriger Meningitidcn einschliesslich der epidomiächuu ütiuick&tacn
iiimhalpiiiictloii
— 907 —
litinpeimbscesij
wnnli'ti, (Icsson ursächliclirn Zus.immenhaii!; mit tlwn Eingriff für aüp Fälle zu leugneo
I\ifmarul nn'hr wagt. Langdauernde, durch die Punctiou veraniaaste kemissioneu
wird man gelten lassen müssen, allein sie sind grosse Seltenheiten.
Zu günstigeren Schlüssen berechtigen die Beobachtungen über die Gestaltung des
Verlaufs der hydrocephaüscheu Zustände namentlich der kleinen Kinder bei häufigerer
Wiederholung des Eingriffs. Hier finden sich selbst glaubhafte Berichte über deut-
liche AuTbesserung der Intelligenz. Dass bei Bedrohung des .Sehvennögens, der
Psyche, des Lebens durch die wachsende Transsudation und dadurch bedingte Druck-
Steigerung die Methode geradezu zur Pflicht gemacht worden ist, begreift sich; allein
man vergesse nicht, dass die resultatlose Hi'baiidluiig durch die Puuction im Ganzen
überwiegt. Hier ist auch derjenigen Hiriikrankhoiten zu gedenken, bei denen die
Beobachter selbst rficksiehtlicli der l>ifferenziruug der Diagnose zwi.sehen Tumor,
serris-iiieningitischen und encephaiitischen Processen zu einer ganz bestinnnteii Knt-
Echeiduiig nicht zu gelangen vermochten, indess dürfen frapp.inte , offenbar durch
die (.Quincke 'sehe Methode, bedingte, selbst an Heilungen grenzende Besserungen
nicht geleugnet werden. Insbesondere war in dem Schwinden von Kopfschmerz und
Erbreclien sowie Contracturcn, in der Aufbessenmg des Ganges und nionoplegischer
Krscheinungen und im Zurückgehen der Stauungspapille ein schätzbarer Beleg für die
Wirksamkeit des neuen Heilverfahrens gegeben. Immerhin darf nicht vergessen
werden, dass solche Boob-ichtimgen spärlich gesät sind.
Die Berichte über Bes.serung der hartnäckigen KopfsehmtTzen der Clilorotischei'
durch die Lumitaijiunetioii haben in letzter Zeit einer mehr ablehnenden Haltung
Platz gemacht. Niehtsdi'.'^tcisveniger ist ein definitives Urtheil noch nicht zu fällen.
Endlich ist mit Nachdntik liar.iuf zu verwei.sen, dass augenscheinlich in einigcu
Fällen tratmiatischer HIrrdiliitung mit bedenklichen Druckei-scheinungen sofortige
Besserungen durch die Verminderung des Extravasats auf dem Wege der Spiual-
punction erzielt worden sind. Wie die Chirurgen hier durch die Trepanation
eine möglichst ausgiebige Ausräumimg der Blutherde erstreben, ohne sich durch
<lie Eventualität einer Nachhlutimg beirren zu lassen, so darf dieses theoretische
Bedenken auch nicht abhalten, ilurcli ergiebige Entleerung dos herabgestie^genen
Blutergusses von unten her das Centralni.Tvensysteni vom gefährlichen Drucke zu
enthisten. Spontarn> Gehirnblutungen bei schweren Grundiciden dürften mit Sonder-
beiltngungen rechnen. Es .scheint f:ust, als ob gerade hol den chirurgischen Formen
(Schät!elhnii-li), wo die einfachsten mechanischen Verhältni.sse die Gefahr der Druck-
steigemng bedingen, die Methode relativ verlässliche Wirkungen verspricht, während
in der oben abgehandidten Kategorie offenbar dem erhCditen Druck nicht die einzige
Rolle, vielmehr nur ji*ne einer mehr oder weniger wesentlich mitwirkenden Ursache
für tlas Zustandekiniinicn der Krankheitserscheinungen zuertheilt werden darf.
Die schädlichen Wirkungen iler Lumbalpunction anlangend, haben wir der
plützlichcn, insbesondere bei Klcinhimtumoren beobachteten und hier wohl als Folge
der Beeinträchtigung der in labilem Zustande befindlichen lebenswichtigen Centren
durch die mangelhafte Comniunication im Niveau des Hinterliau[)tsloches bezw.
fehlende Neigung zum Flü.ssigkeit.sausgleich zu erklärenden Todesfälle bereits gedacht.
Weit häutiger sind Klagen über Auftreten von Kopfschmerzen bezw. Steigerung der
schon vorhandenen während der Panction. Auch an Collapszuständen fehlt es nicht.
Alle diese Zufälle sind auch bei Vornahme der Entleerung im Liegen und Verineiilung
jeder Aspiration beobachtet worden, vielleicht in minderem .Ma.a.sse, als unter den
entgegengesetzten Verhälttiis.sen. Sonstige unangenehme Nebenwirkungen sind sehr
"ten, soda-ss man <iie Lumbalpunction bei der nöthigen Vorsicht namentlich in
ierag auf Allmähliehkeit der Flüssigkeitsentlcerung ohne Scrupel als einen im All-
gemeinen gefahrlosen Eingriff wird ansprechen können. pOkbrinoer.
ingenabscesg. Vereiterungen des Lungengewebes sind verhältnissmässig selten, sie
können auf verschiedenen Wegen zu Stande kommen. Es können durch die Respi-
rationswege eitererregende Mikroorganismen in die Lunge gelangen, jedoch ist eine
Abscedirung nur äusserst sdteir dit- Folge dieses Eindringens. Eine Vereiterung der
Lunge tritt erst dann .auf, wenn das Gewebe der Bronchialwand durch st.ognirende
Secrete, besonders in Broncbiektasien*, in seiner Ernährung geschädigt ist, die
Bakterien zur Ansiedelung gelangen und ulcer.itiven Gewebszerfall bedingen. Von der-
artigen Bronchialulccratiouen kann dann die eitrige Schmelzung auf das benachbarte
-rerlcrflpft. IWe wtebtigsten Pnnirtt? Stuf me neüeittewegungw
charakteristischen steilen Anstieg und Abfall der Teini>eratur, doch
gering sein oder fehlen, wenn der Abscess nach einem Bronchus '
hat. Fercutorisch und auscultatorisch ist in vielen Fallen so gut
zu ermitteln, da kleinere Eiterherde tief im Lungengewebe kaum d*
kaiische Zeichen hervorrufen. Wichtig dagegen ist d;is Verll.•llt^■ll
welchem man Eiterkfirperehen, rothe Blutzellen, Haeniatoldinkr.
elastische Fasern findet, welche für diese Krankheit eine hohe iluiti^-
besitzen. Von grosser Wichtigkeit ist ferner das Verhalten des .'
der Patienten, sodass das Missverhaltnis zwischen schworer Allgenv
geringem physikalischen Lungenhefunde auf die VeiTUUthung eiQ'jr
Sehr zahlreich sind die (^omplicationen, welche dadurch hen
krtnnen, dass der Kiter in Nachbarorgane direct durchbricht wler
Wege narh entlegenen Organen verschleppt wird. Am hau!
foration in die Pleurahöhle mit nachfolgender eitriger PlenritWM
der Kit«r in den Herzbeutel, das Mediastinum und nach Perforafia
in d;is Peritoneum durch. Von den Metastasen sind am wichtigEti
Bcesse des Gehirns «nd der Nieren.
Die Therapie veniiag häufig den krankhaften Process direct ni
Aussen, besonders bei den auf enibolischcm Wege entstandenen
abscessen. Günstiger liegen die Chancen bei solitärer circunl^cl
wenn der Eiter durch einen Bronchus nach aussen gelangen kan
man. durch Inhalation desinficirender Mitlei den Process xu bokl
Linie durch Terpentin-, I^atja^henöl, Lö.<iungen von Eisenchlorid,
ist der nianchinal überraschend günstige Effect, welchen lu.in vun
Anwendung dieser Mittel bei putrider Bronchitis* und auch bei
beobachtet, beim Ltnigenabscess meist nicht so deutlich. Noch
Anwendung innerer Autiseptica, wie Terpentinöl, Terpenhydrat, Kl
und ahnlicher Mittel. In jedem Falle wird man Expectorantiea*
Herauslieförderung des Eiters zu erloichtcni. Von grfisserer >*
immerhin zweifelhafte medicamentöso Bekämpfung ist bei diäei
Pflege der Körperkrüfte, welche in Folge des Eitorfiebers schl
dürfte in Folge dessen von inneren Mitteln meist Abstand ru nehj
gesunkenen Appetit nicht noch mehr zu verschlechten!. Roborifeu(
liehe Gabe« von Alkohol sjiielen hei diesem Lungenleide« eine tit
es, damit der allgemeinen Consuniption vorzubeugen, so kann der S
leerung durch die Luftwege zur Vcrn;u-bung gelangen oder es k.iiui
in die Pleura durch Ripponresection der Liingenabscess zugleich m
zur Heilung kommen. >~<^^i^^^^^^^^^^^^^^^^^^^Hl
«I^natelektase
jim^nembolie]
^^nehuog der Atelektase infolge von Comprossioii der Lunge von aussen her, besonders
^Burch pleuritische Exsudate, Hcrzhypertrophie, perikarditische Exsudate, Tumoren, Uochstand
^Bes Zwerchfells infolge von abdominaleu Erkrankungen. In einer anderen Weise kommt die
^Bildung atclcktatischer Stellen dadurch zu Stande, dass durch bronchitische Secrete die
^^BDmiua der feinsten Bronchien verstopft werden, und die Luft hinter dieser Stelle zur Resorp-
^Hlon gelangt. Vorzugsweise im kindlichen Alter ist die Retractionskraft dos Lungengewebes
^Bkärker und die Kraft der Kespirationsmuskelu geringer als später, sodass Kinder mit Bron-
^Bbialkatarrhen. Masern, Diphtherie der Gefahr 'ler Atelektaseubildung um so mehr ausgesetzt
^Hind . JL' schwächer die Constitution in Folge chronischer Krankheit, Rachitis, Anaemie usw., ist.
^BHe Hauptmomente zur Atelektase sind demnach Katarrh und Muskcischwäcbe (Gerhardt),
^Balten Fremdkörper im Broochiallumen, nie käsige Massen, Tumoren. Bei Erwachsenen sind
^Bl besonders langdauernde Erkrankungen mit Bronchialkatarrh und allgemeinem Kräftcverfall,
^■He der Abdominaltj-phus, in der Regel bildet sich hier mehr eine Hypostase aus.
^B Die schädlichen Folgen der Atelektase bestehen für den kindlichen Qrganismus besonders
^Bd der Erschwerung des respiratorischen fiaswechsels durch das Aussercurssetzen des atelekta-
^Btiscben Abschnittes, es pflegen in Folge dessen dyspnoische ii^ustände nutzutreten, welche um
^kao gefährlicher sind, je geschwächter der ganze Organismus durch die veranlassende Krankheit
^Mcworden ist. Ebenso tritt eine Störung des Circulatioiisapparates ein, der rechte Ventrikel
^Kkuss mit erhöhter Kraft arbeiten, wird ditatirt und schliesslicb kommt es zu einer allgemeinen
^^enösen Stauung. Bei der Untersuchung fällt ausser der Dyspnoe, etwaiger Cyanose und Klein-
^Hheit des Pulses ein Zurückbleiben der Thoroxhälftc auf der erkrankten Seite bei der Inspira-
^Ktion auf. Eine Dämpfung über der atelektatischen Stelle ist um so ausgesprochener, je aus-
^Bgedehnter die collabirte Partie an der äusseren Lungenoberfläche ist. Auscultatorisch ist zu-
^Pneist abgeschwächtes, manchmal bronchiales Athmen mit katarrhalischen Geräuschen oder
^kroch Knistcrra.sseln zu hören. Die Her/.därapfung ist häufig nach rechts verbreitert.
^B Zur Beseitigung atelektatischer Zustände 'wird zunächst der Bronchialkatarrh* in ge-
^Hligneter Wei.se behandelt, vorzugsweise durch die schleimlösenden und secretverflüssigen-
^Blen Mittel, auch Wasserdampfinhalationen, Priessnitz*sche Umschläge um den ganzen Brust-
^Bcorb während der Schlafenszeit. Von besonderer Wichtigkeit ist es, die gestörte Respi-
^^ntion in Gang zu bringen und besonders kräftige respiratorische Bewegungen zu cr-
^pengen. Ganz kleine Kinder lässt man häutig aus der Bettlage auf den Arm nehmen, um
Sccret- und Blutstauungen zu vermeiden, hindert sie nicht am Schreien, da hierdurch die
Respiration gefördert wird, auch laue Bäder mit nachfolgender Frottirung sind von guter
Wirkung. Grössere Kinder wird man abwechselnd aus der Rückenlage in sitzende Stellung
bringen, zum tiefen Athemholen anhalten und ebenfalls mit Bädern behandeln. Brechmittel*
thun hier gute Dienste, da sie die' Inspiration anregen und vertiefen. Von grüsster Wichtig-
keit ist es. den allgemeinen Emährungs- und Kräftezustand der Kinder mit allen zu Gebote
stehenden Mitteln der Diaetetik zu heben, bei sehr herabgekommenen Individuen muss man
zu Analepticis. Wein, [InfTmannstropfen greifen. Prophylaktisch lässt sich bei schwächlichen
Kindern besonders dadurch gegen die Ausbildung der Atelektasen einwirken, dass man die all-
gemeine Ernährung von vornherein in den Vordergrund der Therapie stellt, und verhütet,
dass die Kinder durch allzu ängstliches Bannen in die passive Rückenlage ihre Athemmuscu-
latur zu sehr schonen und schwächen.
GKAWITZ.
Iinngenembolie. Es giebt verschiedene Gebilde, die mit dem Kreislauf in die Lungengefässe
gelangen und sich in denselben festsetzen können. In erster Linie sind Theile von Thromben
2U nennen, die sich an anderer Stelle bilden, z. B. in den Venen, besonders der unteren Ex-
tremitäten und des Uterus, und im rechten Ventrikel des Vorhofes. Seltener gelangen Em-
boli vom linken Vorhof in die Lunge, wenn das Foramen ovale offen geblieben ist. Die
Folgen, die sich entwickeln, hängen ab von der Grösse und dem Sitz des Embolus. Werden
eine oder beide Hauptarterien der Lungen verstopft, so tritt der Tod so plötzlich ein, dass
sich besondere Veränderungen an den Lungen nicht mehr ausbilden können. Werden kleinere
Gefässe verstopft, so kann dies wegen des ausgiebigen Collateralkreislaufes ganz symptomlos
verlaufen. In anderen Fällen aber entwickelt sich dann der baemorrhagische Infarct, der in
einer Blutung in die Alveolen mit Gerinnung und entzündlichen Erscheinungen an der Pleura
besteht. Der Infarct kommt hauptsächlich zu Stande, wenn vor der Embolie bereits Circula-
tionsstörungen in der Lunge bestanden, die eine chronische Hyperaemie (rothe Induration)
oder leichtere Brüchigkeit der Gefässe bedingten. Das i.st besonders der Fall bei Mitral-
fehlern und bei chronischen Katarrhen der Bronchien. Ausser Blutgerinnseln kann Fett in
den Kreislauf gelangen und die Lungencapillaren in mehr oder weniger grosser Ausdehnung
anfüllen. Das findet stets statt bei Zertrümmerung von Fettgewebe oder fetthaltigen Or-
ganen, bei Knochenbrüchen, schweren Geburten, Rupturen der Leber u. s. w. Es ist erstaun-
lich, welche Qiiaiititäicn von Fett die Lungen ohne Schaden ertragen. Xur selten bestanden
klinische Erscheinungen von dieser Seite, wenn ausgedehnte Fettembolien in der Leiche ge-
funden werden. In einigen Fällen aber wurde der Tod durch Fettembolien herbeigeführt, be-
sonders wenn zu frühzeitig auf frische Fracturen mo-ssirt wurde. Die Fettembolien lösen sieh
schnell und leicht dadurob, dass das Fett emulsiooirt und von Zellen aufgenommen wird,
iniigengangraeD, Liingenbrand. Häufiger als e:
entstehen in der Lunge durch Infection von den obe
Störungen des Gewebes dadurch, dass in fauliger Zersi
direct in die feineren Bronchen gelangen und dort, begüiiitigl
vorhandenen SauerstolT, in den wasserreichen entzündeten Gew
hervorrufen. Ganz vorzugsweise entsteht Lungcngangraen deniiiaf
fauligen Materials, z. B. aus der Mundhßhle bei Schv»'erkranicn,
paralyse) und Geisteskranken, ebenso krjnnen auch Speiaeth
Wege gelangen und in den Bronchen faulig zersetzt werdejK A'
besonders Kindern, können durch Fehlschlucken zersetzte Spei
stiickcheu durch die Glottis gelangen und in der Narkose ki
rynx hinabgleiten. Bei einem jungen Mann sas.s eine zweitf
Wurzel in der Bifurcation eines mittelgro.ssen Bronc
umfangreicher (langraen geführt. Gewisse Krankheit
ders der Gefahr einer Gangraen ausgesetzt, so z. U. Uroi
rendeni, faulendem Secret, auch tuberculöse Cavernen, d:
pneumonischer Processe in Gangraen selten. Ebenso selten ist ifli
Lungengangraen auf eraboliscliem Wege. Auch von den NacUli
sie dadurch zu Stande kommen, dass uicerirte Oesophagus-Garrii
durchbrechen, seltener von cariösen Wirbeln oder Rippen her.
Besonders solche Individuen sind gefährdet, deren ges:imnit<
schwächt ist. z. B. Sfiuler, Geschwächte. Gi-lähmte, schlecht
deren Gewebe au WiderstandsfUliigkeit eingobüsst haben. Fi
welche in der Nfdio faulender Stoffe zu afhmeu gezwungen »l
Abdeckereien et«, der Gefahr der Infection ausgesetzt. Anal
gangraeuiise Process in der Lunge als Gewebszerfall dar mit Bili
massigen Hohlen, in welchen dxs begrenzende Gewebe in Fetzen
Wandungen dieser Herde lediglich aus zerfetzton Gewebsmassoti b«!
Theil auch in dem jani'higen Iidialte des Herdes frei iind losgerii^
Bakteriologisch findet man Unmassen der verschiedensten roi
erregen» mit Eiterbaktorien zusanimen. Von grossem Inti
mentative Wirkung des gangraenö.sen Secretes, zumal bei Kö
äussert sich am auffillligsteu darin, dass die wl '
des Lungengewebes in den brandigen Herden :'>
aufgelöst werden, während im Gegensatze hierzu die In
angegriffen werden, die rothen Blutzellen d.igegen sofort
von HaeniatoTdin und amorphem Pigment zurücklassen. A
verdaut das .^-.nornpnfta« ?Wr.^ im Witrm>«rJ.»»fe fiimr,.
loa
ingongani^rBen
All
liiinjirpnppschwiilste]
nicht selteu bricht die Gangraen in dir Plourah'ihle, seitoiier in den Herzbeutel durch,
'ausserdem können gaiigraenfise Partikelchen in die Circulation gelangen und zu
Motastiisen in den verschiedensten Orgaiieii führen.
Die Theraj)ie dieser bösartigen Erkrankung bietet nicht ganz schlechte Chancen
denjenigen Fällen, welche frühzeitig erkannt und in Behandlung genommen werden.
gelingt hier nicht selten, den Anfangs progredienten Gewebszerfall zu begrenzen,
Jer Herd wird allmilblich durch eine bindegewehige Wandung localisirt, die sp.lter
lls dicke fibröse Schwarte eine vrdlig gereinigte Höhle uiTLSchliessen und durch
narbige Hetraction zur Schrumpfung gelangen kann. IMe erste Aufgabe ist hier,
arch secretionsbeschränkende und desinficirende Mittel den Process zu bekämpfen,
fahrend Kxpectorantien in der Regel nicht nöthig sind, da der zersetzte Auswurf
!i«< Bronchiaischleimliaut genügend reizt, um reflectorisch Husten zu erzeugen, und da
luch eine Verflüssigung dos Secretes eher contraindicirt ist. Das beste Mittel ist
las Terpentiiiri], innerlich und in Inhalationen. Die Scheu vor grösseren Gaben
wegen der Möglichkeit i'iner Nierenentzündung ist auch bei Kindern sieher nicht
begrüniiet. Oeftors dagegen ist man bei empfindlichen Kranken gezwungen, das
littel in Folge von Kopfschmerzen auszusetzen. Gerade bei Lungengangraen darf
aan nicht zu kleine iJo.sen geben, 3 — 4 mal am Tage 1 Theelöffei des ftleum Tere-
binthinae rectificatnm, dabei Ifisst man die Päinpfe des Oels einathmen, derart, dass
getränkte Lapiien vor dem Gesichte des Kranken aufgehängt werden, wodurch man
tleichzeitig eine Üesodorisirung der durch den Auswurf und die Ausathmung verpesteten
Luft erzielt. Von Manchen wird das Terpenhydrat zum inneren Gebrauch vorgezogen,
Joch scheint die Wirkimg nicht so energisch zu sein, wie beim Terpentinöl. Sehr
it bewährt sich bei Inhalationen das Latschenöl, dessen Geruch angenehmer ist,
emer dienen Karbol-, Salicyl-, Thymol-, Eiscnchlorid-Lösungen zur Inhalation. Von
leren Mitteln werden ferner angewandt das Kreosot*, Myrthol*, Terpinol*. Neuer-
ings hat Rokitansky versucht, f,ungengangraen durch directe Einspritzung einer
Iproc. KnrlioUösung mittels einer langen Canüle zu heilen, die durch den Inter-
Bstalranm, welcher dem Sitze des gangraenösen Herdes entsprach, eingestochen
wurde. Die Einspritzungen riefen Hu.stenreiz hervor, worauf die Kranken im Munde
Karholgeschmack spürten, die Erfolge dürften kaum zur Nachahmung auffordern,
ßinen wirkürhen Heilerfolg wird man nur erzielen, wenn es gelingt, die Körper-
rälfte zu erhalten durch zweck rarissige, reichliche und kräftigende Diaet. Die
Appetitlosigkeit rauss mit Stomachicis* bekämpft, reichliche und leicht verdauliche
Speisen, Wein, starkes Bier (Porter) in guter Abwechselung gegeben werden. Da
Ser Widerwille gegen die Speisen häufig auf den üblen Geruch in der Umgebung
les Krankenbettes zurückzuführen ist, so muss für reichliche Lüftung des Zimmers
^■nnd Beseitigung des Auswurfs gesorgt werden. In manchen Füllen ist die Nahrungs-
I aufnähme eine so geringe, dass man Nflhrklystiere* geben "muss, aber früher als bis
'die Kräfte rettimgslos verfallen sind. Ist der gangraenöse Process wirklich zur Hei-
lung gekommen, das Fieber und der übelriechende Auswurf geschwunden, so ist ein
längerer Aufenthalt in reiner, geschützter Luft von grösstem Vortheil für die dofini-
itivo Vernarbung und es dürften sich hierfür am besten die mittleren Höhenorte im
^ar^, Thüringerwalde, Riesengebirge und Schwarzwald eignen. Kehrt der Kranke
Jedoch bald wieder in seine Arbeita-Atmosphaere zurück, so sind Rückfälle häufig.
Prophylaktisch lässt sich besonders bei solchen Kranken, deren Leiden eine Dis-
position für Lungengangraen schaffen, wie bei Bronchiektatikcrn, und bei Lähmnng
■er Schlingmuskeln einwirken. Besonders bei Bronchiektasien oder Bronchitis putrida
Buss sorgfältig auf den AuswTirf geachtet werden und bei den ersten Zeichen stär-
kerer Zersetzung, also beim Auftreten üblen Geruches, durch zeitweise Anwendung
iron Terpentin die Zersetzung beseitigt und die Gefahr des Uoborgreifens auf das
Lungengewebe abgewaudt werden. Bei Kr.anken mit erschwertem Schlingen ist die
rösste Sorgsamkeit bei der Ernähnuig anzuwenden, in vielen Fällen, besonders wenn
ists Pflegepersonal nicht zuverlä.ssig ist, wird man sich in Rücksicht auf die Ge-
Efahren der Speisen-Aspiration zur Ernährung per rlunma wenden. «».wt^.»
[^en^eschwülste. Es kommen ia der Lunge des Menschen von echten Geschwülsten,
bgeseben roo Raritäten, nur Carcinome und Sarkome vor. Gescbwulstartige Bildungen
irerdea in der Lunge, ausser tuberculösen, durch Bindegewebe abgekapselten Knoten,
durch Echinokokken* und Aktinomykose* hervorgerufen. Die Luogep-Carcinome und Sarkome
nn^nliaemorrhB^e. Blutungen kommen in der Lnngp nnt
Verhältnissen und in uiiinnipfaehster Fomi vor. Zunächst konin
Haemoptoe*, bei Arrosion grösserer BlutgeHisse durch ulcerati»e
besonders in Folge tuberculösen, aber auch rein eitrigen und ga
Zerfalles. Reichliche Blutungen treten ferner beim haemorrha
Lunge auf und sind mit dem zäh-citri^en BronchiaJsocrct ioifl
dieses Sputum leicht von dem blutigen Auswurf der PhtbLaiker »
Von hoher diagnostischer Bedeutung ist das blutige Sputum bei
wo die rothen Blutzellen mit dem sehr eiweissroichen Secf!
mischt sind und die als ,.Rostfarbe" bezeichnete FSrbung bediiM
rumseripte Blutiinj^en, welche sich als hellrothe Streifen von dr
findet man bei Lungentuberculose, sie verdienen besonders im
kung grrtsste Beachtung. Bei putrider Bronchitis* iin(f Broncb
chialulcerationen findet man manchmal kleine Blutni' m i
Uninchialsccrcte so innig beigemischt, dass eine eig icJie
Färintng hervorgerufen wird. In anderer Färbung äussern sicJi
lliren Blutungen beim Luugenabscess*, welche manchmal in Folgi
matoidinbiliJiing eine ockergelbe Färbung des Auswurfs vemnlossexi.
Lungengangraen* die kleinen Blutinigen eine schwarzbr;iunr f
gnostisch sind ferner die Blutungen bei Lungenkrebs von Bwleol
sind capülare Blutungen bei Stauungen im Circulationssvstem, b'
fehlem (.Mitralinsufficioiiz und -Stenose) von Wichtigkeit, wcicfae
Lungeiiiniiuration* hezeidirieten Zustand kemizeichnen. So gros»
Bedeutung dieser Formen von Lmigenblutung ist, so liegt do«h
therapeutisches Eingreifen nur bei Haemoptoe* VeranJassmig »or.
LnngenlijpoBtase. Blutstauungen und Blutsenkungec kommeo io der
weua l^ersonen mit ge.schwiichter Herzkrnft, besonders in höherea, "
Rückenlage einnehmen müssen. Daa Blut stockt dann in den hinl
Lunge, die Alveolen werden durch die Cipillarektosie comprinurt. diej
durch verkleinert und es entsteht Dyspnoe. Gleichzeitig aber entiteb
sich pneumonische Processe in diesen Theilen entwickeln, welche mu 1
Ursache bei chronischen consumirenden Krankheiten als byposlalT
der Section findet. Bei manchen Krankheiten besteht eine bcsTOiirr? f
bilduog, so beim Typhus abdominalis, bei Herzfehlem, al' 'iWI
Die Behandlung dieser Zustände ist ebenso wichtip, w mi
liehen darin, dass man Kranke mit Neigung zu Hypo ' ug
und möglichst auch zeitweise aufrecht sitzen lä«sL Gf' -' .^ -.u UattJ
[TiUiiK*'iiiiidiiratiuii
— 913 -
LiinKcnupilem]
LuugeiigrcnzeD äussern. Später kommt es in Folge der Stauung des Lungenvenonblutes
und durch den erhöhten Druck iu der Lungcuarterie zu einer Erweiterung der I.ungen-
enpillareti, welche sich iu die alveolaren Hohlräume hinein ausbuchten und dadurch den
Luftgebalt der Lunge beträchtlich verringern, (ileichzeitig kommt es zu kleinen Blutaustritteu
aus den Capillaren, wobei sich die Blutzellen an den Alveoinrwänden niederschlagen, und eine
Umwandlung des Blutfarbstoffes in eine cigenthümliche eisenhaltige, amorphe Modilication,
Haemosiderin, stattfindet, welche die Alveolarepithelien braun färbt. Diese durch Capillar-
ektasie luftarm gewordenen .Stellen dos Luugengewebes nennt man je nach der frischeren oder
älteren Beschaffenheit des Blutf.irbstoffes „rothe" oder „braune" Induration.
Klinisch kann man diese Lungenveränderung di.ignosticiren, wenn in Folge bestehenden
Bronchialkatarrhs bräunliche Massen im zähen Sputum ausgehustet werden, welche mikroskopi.suh
dos bräunliche, die Eisenreaction gebende Pigment iu den Alveolarzcllen aufweisen. Mau hat
diese Zellen in Folge dessen als „Herzfehlerzellen" bezeichnet. Die Lungeninduration
bewirkt Störungen im respiratorischen Gaswechsel, sie verschlimmert mithin die an und für
sich schon bei Herzkranken bc^hende Dyspnoe. Noch verstärkt werden diese Beschwerden
durch den fast stets hierbei vorhandenen Bronchialkatarrh, welcher seinerseits durch den
Husten die Capillarektasie befördert, sod.iss sich gerade in Folge dieser Lungenveräaderungen
die quälendsten Symptome bei Herzkranken entwickeln.
Therapeutisch lässt sich gegen die Lungeninduration direct kaum einwirken, sondern nur
venu der Bronchialkatarrh schlimmer wird, muss man ihn durch verflüssigende Expectorantion
und Narcotica zu beseitigen suchen, gleichzeitig die Herzkraft stärken und in manchen
Fällen erweist sich, wenn allgemeine Cvanose besteht, der Adcriass sehr nützlich.
OKAWITZ.
■ngeninfarct. Man bezeichnet seit Laennec als Lungeninforcte dunkelschwarzrothe, circum-
scripte, verhärtete und luftleere Stellen des Lungengewebes, welche meist keilförmig gestaltet
mit der Basis nach der Pleura zu liegen und fast ausschliesslich bei Herzkranken vor-
ikommen. Virchow bezeichnete sie als ,haemorrbagische Infarcte". Die Lehre, dass
.diese Lungeninfarcte nach Analogie der Niereninfarcte durch Arterienembolie und Durch-
blutung des verstopften Gefässbezirkes durch den rückläufigen Yenenstrom zu Stande kommen,
lässt sich nach den neueren histologischen Untersuchungen von P. Grawitz nicht mehr auf-
recht erhalten. Während es früher für die Kliniker und pathologischen Anatomen bei Befunden
TOU LungcDinfarcten zuerst darauf ankam, nach einer Stelle im venösen Gebiet des Kreislaufes
tu suchen. von wo aus ein Embolus in die Lungenarterie gelangt sein konnte, wobei man be-
sonders auf Parietaltbromben im rechten Herzen fahndete, muss man heute als feststehend
betrachten, dass eine Embolie der Lungenarterie an sich nicht zur Bildung eines haemorrbagiscben
lofarcts führt, da es noch nie gelungen ist, durch experimentelle Embolie der Lungenarterie
faaemorrbagiscbe Infarcte bei sonst gesunden Thieren zu erzeugen und da auch in sonst ge-
sunden menschlichen Lungen eine Embolie nicht zur lufarcirung führt. Es i.st vielmehr ge-
xcig^ worden, dass haemorrfaagische Infarcte nur in solchen Lungeu von chronischen Herz-
kranken vorkommen, welche in Folge chronischen Bronchialkatarrhs und sogenannter brauner
Induration* hochgradig verändert sind, und dass die Durchblutung eines Lungenbezirks durch
Ruptur massenhaft ncugebildeter Bronchial- und peribronchialer Gefässe in das schon vorher
entzündete peribronchiale Gewebe zu Stande kommt. Das Hauptgewicht bei der Entstehung
der haemorrhagischen Infarcte ist demnach auf die bronchitischen Veränderungen bei Herz-
kranken zu legen. Klinisch äussert sich das Au/treten von Infarcten durch Vermehrung der
meist schon bestehenden Dyspnoe, durch Husten mit schleimig-eitrigem, innig mit dunkel -
rotfaem Blute gemischten Auswurf, durch circumscripte Dämpfungen, besonders hinten unten
fiber der rechten Lunge, manchmal mit pleuritischem Reiben. Im Auswurf dieser Kranken
findet man stets sehr reichlich die unter Lungeninduration* näher beschriebenen pigmentirten
sogenannten „Herzfchlcrzellen". Eine speciolle Behandlung dieser Infarcte ist nicht möglich.
Man thut gut, den Hustenreiz durch Narcotica herabzusetzen, um stärkere Blutungen zu ver-
liindem. Bei Kranken, bei welchen der Auswurf übelriechend und zersetzt ist, muss man durch
•eitweise Einathmungen von Terpentinöl- oder Latschenöl-Dämpfen für Desinfcction des Bronchial -
secrets sorgen, um einer eitrigen Infection des Infarctes vorzubeugen. Erfolgt kein blutiger
.Auswurf mehr, so ist die Bronchitis und capillare Blutstauung der Lunge zu beseitigen, was
durch geeignete Expectorantien und andererseits durch Hebung der Herzkraft zu erstreben ist.
GRAWITZ.
inRcnoedem. Boi den verschiedensten Krankheit>>n kann in Folge von Herzsdiwllche
FIfissigkril aus den Liuigcncapillarcn in das Lumen der Alveolen und feinsten
Bronchien übeitreteii, also Lungenoedera entstehen, und zwar sind solche Kranke,
bei welchen oedeniatöse Zustände sieb schon an anderen Organen entwickelt haben,
Nieren- und Hcrükranke, besonders dazu disponirt. Das Auftreten von Liingen-
oedcm ist als ein höchst gefährliches, da.s Lehen unmittelbar bedrohendes Kreignisa
anzusehen, da in dem oedeni.itösen Lungeubezirke der respiratorische Gasaustausch
mehr oder minder vollständig unterbrochen ist, was um so gefährlicher ist, als das
0. Li(br<icb, EoeTldepudie I], Btnil.
68
Die Therapie dieses hlufigen und gef!lhrlichen Symptofixs
ad energisch die HiTzkrnft zu stärken, wobei man direct
wirken versucht und durch Ableitung die Hindernisse zu beseitig
durch Stauungen im Blutkri-islaufe die Fimction des Herzens erschi
Es kommen demnach zunächst die Analeptica* im weiteren Sinuel
wie stärkere alkoholische Getränke, Kampher, Aether, letztere b«
cutaner Einspritzung, Aciilum benzoicimi, Spiritus aethereus, femei
Herzmittel wie Digitalis, Koffein, Strophanthus. Zur Ableitimg di
und Senfteige auf die Brust, noch energischer wirken heisse Hanc^
welche durch Vasodilatation das Blut in die peripherischen Th«
dadurch den Herznmskel direct entlasten. Bei Kindern und jugend
sind häutig allgemeine heisse Bäder von bester Wirkimg, besonder
gelingt, Schweissausbruch zu erzeugen. Schliesslich thut gerade
der lange Zeit vernachlässigte Aderlass die besten Dienste, nie
Gcsammtmenge dos Blutes verringert, sondern es findet schon
strömen« des Blutes aus der Ader ein erhi'bliches F^instrGmen von
in das Blut statt, wodurch das eingedickt» Blut dünnflüssiger wi
schuss von Gewebsflüssigkeit, d. h. das Oedem, abgeleitet wird. Pr
Miau das Entstehen von Lungenoedoro bei acuten Krankheiten, seht
häutig durch sorgsame Lagerung des Kranken imd sorgfältige
durch reichliche Flüssigkeitszufuhr, alkoholische Getränke, besoE
frühzeitige Uigitalisanwemlung bei schlechter Beschafl'euheit des
Ebenso kann mau bei Herzkranken, deren Myokard bereits miterl
Schonung und Krankenpflege, sowie durch diuretisch wirkende
von Lungeuoedem entgegenwirken.
Longengcbla^. Mau versteht darunter dea plötzUchen Tod unter AuihebiiDt
kcit. .Km. häufigsten geschieht dies durch Lungenembolie*, \rcnn dabei di^
stopft werden. Doch kann der plötzliche Lungentod auch eintreten
Bronchien oder der Trachea durch Fremdkörper, diphtherische Membranen^
Schleim (Schleiminfarct) und dergleichen. Zuweilen tritt plötzlicher To
des Atbmungscentrums ein, doch püegt man dies nicht mit Luugensci:
LnngengypUlis. Die Ansichten über das Vorkommen syphilitischer
sind sehr verschieden. Nur darüber herrscht Einigkeit, dass sv'philitia
den Bronchien nicht selten sind und in späteren Stadien zu Rctraci:
führen können. Im eigentlichen Lungengewebe sind syphilitische \' :i
Autoren selten, nach anderen aber ziemlich häufg. Die Schwierigk.-ii n^
keine sicheren Kriterien giebt, nach welchen die syphilitischen Gewebn
Lungo anatomisch von anderen chronisch entzündlichen Processen xu untMl
Wi^Kfi^lrnit tct Kai Altr Anfitnmia/«1ian ninmtnaa «4of> QtW Aar »oKMatfwl J
fliUpiniis
— 915 —
Lupus]
' ItUiBM L. PlUmisaitaUuDii: >tu der Fun. dor Papiliou ■eeft«*. Ornpp« der Lotoidoito, S«ct. aeoitleto
kBtwft 80 Artou, vornehmlieh in Amcrikn rerbreltet Blktter oinfaeh oder 3— l&tKhlift Kpfitigert, BIttthrn in «hd-
■Undigen Tnubpn. HtlUen K<>idenlikari|r, mit ■fshwammigitn Querwündeii. L. latoaa L-, gelbo Lupine, Futter-
pflmttxe. h. albuM L. mit woinaon Blfithon. L. nngastifoliuM, bltnu Lupine. M.
Die Lupinusarteu, L. albus, lutcus und angustifolius, sind wegen ihres Reichtliiims an
Stickstoff werthvoUo Futterpflanzen. Man hat in den Samen bis zu 42 pCt. Coiiglutin und
Legumiii, ferner Fett, Citronen-, Aepfel- und Oxalsäure, Vanillin, Asparagin, Phi.'uylamido-
propioo-, Amidovaleriansäure, Gallaktan, Lupinin, Lupeol und mehrere AlkaloVde, in Menge von
^» 0,4— 1,6 pCt., Lupaniu, Lupiniin, Lupiuidin, Arginin, uachgewieseu. Die AlkaloVde verleiben
^B den Lupinen einen stark bittern Geschmack, urelcber vor dem Verfüttern beseitigt werden
^" muss. Ausser diesen Körpern Gndet sich unter Umständen in den Samen ein toxisch wirkender
Stofl, das Lupinotoiin (Arnold) oder Akterogen (Kühn) von unbekannter Natur. Es
^^ ist wahrscheinlich ein bakterielles Stoffwechselproduct, welches von schmarotzenden Pilzen gc-
^V bildet, wird. Die Lupinose, welche beim Vieh nach VerfQtterung derart giftiger Lupinen
^ auftritt, erscheint als Icterus gravis acutus: neben fieberhaftem Icterus und Schwäche der
hinteren Extremitäten bilden sich Zuckungen, Lähmung, schliesslich Cirrhosis hepatis und
I Nephritis aus. Experimentell kann dieser Symptomencomplei durch kleine Dosen Lupinotoxin
hervorgerufen werden. Durch die Entbitterung der Lupinen, welche den Futterwerth jedoch
erheblich herabsetzt, kann gleichzeitig eine Entgiftung erzielt werden.
Therapeutisch findeu Lupinen beschränkte Anwendung. Somina Lupini albi werden
äusserlich als erweichende Kataplasmen, im Clysma als sicher wirkendes Anthelmin-
thicum gerühmt (Bellini), auch bei Intermittcns sollen sie erfolgreich sein. Intoxicationen
sind auch beim Menschen nach grossen Dosen beobachtet. Die Symptome bestanden in Verlust
des Sehvermögens, Mydriasis, Kältegefühl, Ucbelkeit, Erbrechen, Stranguric, Unvermögen zu
^gchen. Dosis als Febrifugura 1—3 Stück, im Decoct 10,0-15,0:300,0.
Argioin. C«Hi4N,0:, aus Keimlingen von L. luteus (Schulze und Steiger),
Lupanin, C1SU24N2O, in Samen von L. ongustifolius und albus, Krystallisirt
in farblosen Nadeln. Schmp, 44", Dextrogyr, Es wirkt auf die motorischen
Nen'en nach Art des Strychoins, Auch ein zweites, laevogyres Lupanin mii
Schmp. 99" ist dargestellt (Davis).
Lupeol, CjrHuO (Likiernik), aus Samenschalen von L. luteus, in farblosen
Nadeln krj-stallisirend, Schmp, 204". In Alkohol und Aether löslich, doxtrog)T.
steht den Cholesterinen nahe.
Lupin idin, Ct,H|(N oder Ci«BaoN2, ein flüssiges Alkaluid aus L, luteus. Für
Warmblüter zu 0,2 — 0,3 stark toxisch, schwächt die Uerzganglien und setzt den
Blutdruck herab, erzeugt Mydriasis, Parese der Extremitäten, Steigerung der Reflexe,
Dyspnoe, Zuckungen, Krämpfe (Loewenthal),
Lupiniin (Schmidt), auch Lupinin, CuHjjOjj -j- TllaO, ein Glykosid aus L.
luteus, bildet gelbweisse Nadeln, in Ammoniak und Alkalien löslich. Zerfällt in
Lupigenin und Dextrose.
Lupinin, C2iUm(0H)2N2 (Baumert), eine zweisäurige tertiäre Base aus L. luteus
und albus, bildet rhombische farblose Krystalle, Schmp. 67 — 68*, die fruchtartig
riechen und bitter schmecken, löslich in kaltem Wasser, Alkohol, Aether, Chloro-
form, Benzol. Laevogyr. Das chlorwasserstoffsaure Salz liefert mit Pbosphorsäure-
anbydrid Oxylupinin, CjiH4oN205. Ruft örtliche Entzündung und allgemeine Krämpfe
durch Lähmung des Athmungscentrums hervor. Bei Kaltblütern lahmt es das
motorische Centrum und die musculomotorischen Herzganglieo. Das Hydrochlorat
tödtet zu 0,015—0,02 subcutan Kaninchen (Raimondi).
J. JACOBSON.
nnpBR (pathologisch-anatomisch). Obwohl der Lupus seiner histologischen Beschaffenheit
nach, sowie der bakteriologischen Befunde wegen zu den tuberculösen Erkrankungen der Haut
gczälilt werden muss, so unterscheidet er sich doch wesentlich von allen anderen Formen
der Hauttuberculose, besonders im klinischen Verhalten. Aber auch die einzelnen Formen
der Hauterkrankung, die man als Lupus bezeichnet, sind unter sich so verschieden, dass man
mit Recht daran zweifeln kann, ob man es hier mit einer einheitlichen Erkrankung zu thun hat.
In allen Fällen von Lupus findet man Tubcrkelbacillen, selten in grösserer Zahl, meist
spärlich und so selten, dass man 40 und mehr Praeparate durchmustern muss, bis man ein-
zelne Tuberkelbacillen zu Gesicht bekommt. Durch die einfache Inoculation von Tuberkel-
bicillen ist überhaupt die Genese des Lupus keineswegs erklärt. Vielmehr wissen wir, dass,
wenn eine solche Einimpfung ein gesundes Individuum trifft, im schlimmsten Falle ein Leicbea-
tuberkel* entsteht, der niemals zum Lupus und höchstens zu einer tuberculösen Lymph-
angitis führen kann, die keine fortschreitende Tendenz zeigt und sich local auf die Umgebung
der Impfstelle beschränkt. Auch die Hauttuberculose wird von allen Dorm.-ito logen von dem
Lupus getrennt. Sie stellt ein tuberoulö.ses Geschwür dar, das sich bei auch sonst Tubercu-
losen meist in der Umgebung der Ostien, seltener au anderen Stelleu des Körpers entwickelt.
In der Umgebung tuberculöser Fistelgänge entwickelt sich kein Lupus. Endlich ist auch das
58'
platt« die Hyperaemie wegärüdittct Vetre i ch). Dann sieht man auc
Rubepidermoidal liegen, das« sie nicht den f^ben Knoten iin'l F^h-,
laris und hj-pertrophicus entsprechen, dass sie auch bei der
vorhanden sind. Diese Knötchen entsprechen entweder anat>.:....
sohriebenen subepidermoidalen Ent/.iinduuprherdcn.
Die Infiltration in der Cutis entsteht durch Wucherung der Binde]
thelien, durch Einwanderung von Lymphocyten und Leukocyten und
Lymphocyten an der infiltrirten Stelle. Die Wucherung kann sich :
fortpflanzen, die stets von zahlreichen Leukocj-ten durchwandert wird.
Epidermis führt zum L. hypertrophicus. der eine warzige, borkige odej
st«llt und sich geschwulstartig über die Oberfläche erhebt. Auch nach
die Entzündung und die Wucherung gelegentlich fort, sodass das Unterhl
die Knochen, die Museulatur ergriflfcn werden. Dadurch bildet sich
Aul der anderen Seite kann die Wucherung ganz in den Hiotia
Entzündung sich flach ausbreiten und nur wenig über die Oberfläche
oder planus). Besteht dabei eine starke Gefäs.siujcctiou. die gewübn
weiteren Umfang umgiebt und histologisch von einer porivasculären W:i
so nennt man das L. erythematoides.
Dio beiden Zustünde, die den Lupus mit grosser Regelmässigke
Narbciibildung und Ulccration. Es ist ganz irrthümlicb, was von {
stimmig behauptet wird, dass der Lupus nur mit Narbenbildung heil
selbe sich selbst überlassen ist, so entstehen freilich stets Narben di
der jungen Bindegewebszellen in Fa.sern. Auch durch die bisher übli<
kratzcns oder Ausbrennens entwickelt sich Narbengewebe. Wenn aber
Rückgang gebracht wird, wie es unter dem Einfluss von Kantharidia
histologische Untersuchung eines solchen geheilten Falles ergeben, dail
Infiltration eintreten kann, ohne Narbenbildung. Während er an einer
er sich häutig an anderen Stellen weiter fort und ergreift immer gru)
das Narbengewebe sich auch immer weiter ausbreitet und nur am Ran'l
Irische Eruptionen des Lupus erkennen lässt (Iv. serpiginosus). Die Sit
sonders im Gesicht entstellend, führt zu Ektropion. Symbiep!-
Winkel, der Nasenflügel. Gleichzeitig bildet sich, auch ohr.
einzelner Theile aus, ähnlich wie bei der Lepra, aber nicht so w-.-.s'
Die Complication, die am häufigsten eintritt, ist die Geschwil
phagedaenicus, vornx). Durch Zerfall der tuberculösen Herde ui
durch die Epidermis werden kleine Geschwüre erzeugt, die sieb durch
Eilerkokken und durch Neubildung von Tuberkeln in die Tiefe tu
(leschwürshildungcu umw.-indeln können. Diese Oeschwürsbildung kann
Lupus anschliessen und führt die grössten Zerstörungen der Weii
Knochens herbri. Zuweilen, wenn auch recht selten, ist es beobai
in Carcinom überging. Durch ausgedehnte Epithclwuohcrunir im L?
histologische Bilder entstehen, die mit Cancroi'den grosse A-
hüten, diese atypischen Epil^elyuchenintw^ai^CMffliigB^u^^^^^
liOpoiTul^aris
- 917 —
<ii|ius vulgaris]
I
I
I
I
sanimtliit«! Liijnis vulgaris Ijnzcit'lmeton Rrkraiikuiigpn ist oiii wissciiscluiftlifhor l-'ort-
scliritt wir ilurin iU(">};lirl), wenn man nicht die doctriiiüiT Bozelchimnn des Lupiis
als Kinheit rnsthiilt. sdiulern flie .ii-tioloi^isclic und klinLsrlie Analyse dioscr Fr:igü
scharf [H-accitsirt und in don Vorder^rntnl stellt. l>ass es sich bei den verschiedenen
Formen um patholojjiscli-anatoniische Gleichartigkeit einer (iranulationsgoschwulst mit
Tuberkelbildung, sowie deren Folgcu handle, ist als feststehend zu betrachten. Die
Heilimg solcher Processe kann aber nur dann zu einem Resultate führen, wenn die
einzelnen Formen und Vorgänge für sich als gesonderte Erkrankungen betrachtet
werden utui wenn man sich nicht durch einen Trugschluss über die Aetioiogie zu
falschen Vorsteliungen verleiten lässt.
Der Lujjas wir<I als eine tuborculfise Erkrankung bezeichnet, verursacht durch
den Tuberkelbacillus, es unterliegt keinem Zweifel, dass der durch ihn eraeugte Tu-
berkel dem Kratiklieitsbilde zu (jrundi- liegt, aber die erste Lücke in der Anschau-
ung über die Aetioiogie des LuiJtis wird schon dadurch sichtbar, dass man. von ihm
unterschieden, die Tuberculosc der Haut als eine gesonderte Erkrankung betrachtet.
Auch beim ficrofuloderma wird ebenfalls der Tnberkclb.icillus als Ursache angenommen.
Dazu kommt noch, dns.s der LupiLS je nach dem Sitz und der uiakroskopi.schen Ent-
wickelmyg Formen annehmen kann, welche das vcrscliiedenartigste Bild zeigen, und
so S[)richt man daher von eini-in Lupus macuiosus, hyportrophicua s. tumidus,
exfoliativus, exulccrans, papillaris, verrucosus, sclerosus, clophantiasticus etc., und
nach der Anordnung von L. dis.seniinatus sowie von L. serpiginosus. Ferner gehören
hierhiT die ais liioculatinnslupus l)ezeic.hnete Erkrankung und der i.,eichentuberkel.
Wemi mm der Tuberkelbacillus als alleinige Ursache der Erkrankung betrachtet
werden soll, so steht man vor dem Räthsel, dass eine und dieselbe Infection zu
diesen verschiedenartigen localen Krankheitsformen führt, abgesehen davon, d;iss sie
auch als Ursache einer Allgeincinerkraukung, wie der .Miliartuberculosc, imd der
Lungentultercnlose angeschen wird. Wenn es nun auch zutrelTi'iui ist, dass die
Infection auf verschic<lenen NVegen durch Einwirkung von aussen oder durch Ver-
breitung von innen stattfinden kann, so ist durch diese beiden Möglichkeiten die
Vielartigkeit der tuberculösen Erkrankungen nicht zu erklären. Allen diesen
Schwierigkeiten für die Beurtheilung der Krankheitsursache will man dadurch aus
ilom Wege gehen, dass man die Existenz einer „Disposition"* für die Erkrankung
8upponirt. Aber von dem Moment an, wo wir sehen, dass es sich um verschieden-
artige locale tuberculö.se Erkrankungen handelt, wird mit dem Worte „Disposition"
keine erschöpfende Vorstellung von der Causalitfit gegeben.
Man wird deshalb bei dicker einfachen Anschauung sich nicht beruhigen können,
und miiss die logi.sch consequente Frage aufwerfen: Welches ist die Ursache der localen
Erkrankungen? Die einzige Antwort, die wir darauf geben können, ist, dass diejenigen
Theile dos Körpers, in welchen der Tuberkelbacillus seinen Angriffspunkt findet, von
den nicht befallenen, also der Krankheit widerstehenden Geweben eine Verschiedeu-
artigkeit zeigen müssen. Was man mit Disposition bezeichnen will, bedeutet eine locale
Hinfillligkeit des Gewebes und diese Veränderung der normalen Beschaffenheit kann
nur als eine Erkrankung bezeichnet werden, wenn wir auch nicht in der Lage sind,
durch irgend welche objective Hidfsmittol den Unterschied von dem gesunden Gewebe
zu erkennen. Es müssen verschiedene Erkrankungen sein, die das (iemeinsauie
haben, die Verbreitung des Tuberkelbacillus zu gestatten. Die Möglichkeit localer
Erkrankungen ohne sichtbare Veränderung der Gewebe wird durch das Experiment
bestätigt, denn man sieht, das.s nach Nervendurchschneidung dxs neuroparalytische
Gewebe, welches .'iuSvSerlich sich durch nichts vom normalen unterscheidet, der Ver-
nichtung durch Bakterien preisgegeben ist, welche das gesunde Gewebe nicht anzu-
greifen vermögen. Bei einem allgemein gesunden Individuum, bei dem also auch
jeder Theil des Gewebes normal ist, wird bei der Einimpfung mit dem Tuberkel-
bacillus ein engbegreuzter Tuberkel entstehen, wio es beim Leichentuberkel und
auch bei dem sogenannten Impflupus der Fall ist. Eine Progredienz des Processes
wie beim Lupus findet aber hier nicht statt.
So ist denn also der Tuberkelbacillus kein Parasit im strengen Sinne, sondern
nur ein Parasit des erkrankten Gewebes, ein Nosoparasit (Liebreich) und der
Tuberkel ist als die secundäre Erscheinung einer Krankheit zu betrachten. Vs ver-
hält sich beim Lupus ähnlich wie bei der tuberculösen Kniegelenk.sentzündung, denn
wir sehen, dass bei ganz gestmden hereditär nicht belasteten Kindern, die dnrch
nicht ao und die Täuschung boroht darauf, d:tss dio üi
iBf^riiiihiiig dureh Veriiarbung, durch VerSdung für eino kun«
auf ein J;ihr und darüber, vorgotfiuscht wcrdi-n können, dass abei
Stelle selber oder deren l'mgebunp sehr bald das Fortlaufen di
wird. Die Schwierigkeit der Beurtbeilung der therap
nahroru gegen den Lupus war bedingt durch die Mang^
r>iagii(ise.
Für die Lu[Hi.sdiagnose luid für die Heiliing ist eine vollstSfl
der Anschauung hervorgerufen worden, seitdem physikalischr 1
Betrachtung hineingezogen werden konnten. Ks sind dies der i
jilianeroskopische Beleuchtung (Liebreich). Wir sind nunmehr inti
selbst dann noch zu erkennen, wenn wir mit unbewaffnetem Aug»
kranknng vor uns sehen. In denjenigen Fällen, in denen die ersten
als kleine hrilunliche Flecken auftreten, erscheinen sie oft den Epheü
die Färbung, noch eine Hrhabenheit der Kpidermisauf l.igenmg der
lieh den Unterschied erkennen. Diese Flecken können hei dem '
gerade .so aussehen, als wenn Soiinnersprossen das Gesicht bedecki
druck erscheinen Epheliden und Lupus ziemticb gleicliartig. B
pischen Beleuchtung aber wird von der Ephelide alles Licht abai
dunkel, beim Lupus zeigt sich ein leuchtendes Knötchen. Aber ,
kleine Herd von der Epidermis so bedeckt ist, dass man ihn mit ij
erkennen kann, ist man im Stande, durch den Gl.isdruck und die pi
leuchtniig ihn sichtbar zu machen. Das ist wichtig für den vernarb
weilen als geheilt angesprochen wird. Wo die Knoten zuerst 1
auftreten, welche zuweilen der Acnepustel ähnlich siud, kann man
der das Gewebe i.schaemisch macht, den Knoten erkennen und
bestätigen. HSußg grenzt sich der Lupus äu.sserlich betrachtet g
man könnte annehmen, dass das Gewebe in einer Entfernung von
meter in der Teripherie noch gesund sei. Die Beleuchtung zeigt
griissere Ausdehnung der Erkrankung, gerade so wie es beim Erjsif
neroskopische Beleuchtung erhärtet worden kann.
Die Entstehung des Lupus hat nichts Einheitliches. Zuweilen
auf der Haut mit kleinen unscheinbaren braunen Fleckchen, welch»
Röthe zeigen. Diese kleinen Stellen, welche multipel auftreten,
sie können einzeln einsinken, sie können sich erheben und im
dickungen bedeckt sein. Andererseils kann der Lupus auftraten
Leichentnberkel durch Erhebung einer rothen Pustel. Meli ' •sl
flniren unil aus diesen beiden Anfangsstadien können die vi d
bilder sich entwickeln. Eine fernere Eigenthümlichkeit dieser E
Verschiedenartigkeit des zeitlichen Verlaufes. Es kann eine etwi
Stelle in 30 .Jahren sich höchstens bis zu einer 5-Markstück gl
grös,sern. Aber andererseits kann ein sehr schnelles Wachsthum h(
Rückbildungen der Erscheinungen gehören zu den äusserston Seltenh
achtet den Lupus an allen Stellen der Körperoberfläche. Bevorzug
Er kann von der Schleimhaut ausgehen oder auf die Schleimhaut
Für die Tlierapio I.og am Nächsten die operative Belt.-vndlung.
dass der Erfolg nur dann ein vollkonunener sei, wenn ni:in über ih
|»ii8 Toigaris
- 919 —
Lupus vulgaris]
^baus einen Tticil dos gesunden mit entfonit. Ries ist jodorh nicht aasführbar;
^k Aiif^it1's|iiinkt für liun TulKrrki'lli.urillu.s lic^l iiriMilieli .schon dann vor, wi-nti die
Htt.'du Kraft der Zelle nicht mehr normal ist, für diese rein kim-fischo Rigen-
Hliaft der Zelle, alier hesitzen wir, wie schon ausgesprochen, kein Erkc^iinuiigszeichen.
Hm häulifcsten ist von den chinirgischeii (tjieratiiinen wohl die Kxr'ision in Anwendung
gezogen worden. AIht auch da-s Auskratzen, die Ignipunctiir uud die Comliination
beider Methoden .sind hfiufig ausgeführt worden. Wegen der guten Vernarhung i.st
„besonders die Scaritication (Balsamo Squire) empfolilen worden. Von allen Methoden
Jässt sich da.s.selhe sagen, das.s Recidive in mehr oder weniger langer Zeit einzutreten
.pflegen, aber es scheint, dass die Igriipunctur und fScarificatiou deshalb die brauch-
barsten .Methoden sind, weil sie bei eintretenden Recidiven sieh besser wieder an-
wenden Lassen und nicht so starke operative Defccte verursachen. Ausser der
operativen Entfernung hat man versudit, durch iihaiiiiakodynaniische Einwirkung den
»pus fortzuätzeii. Es giebt kein Aetzmitt<d, welches nicht gelegentlich zur Anwen-
ng gekouunen wäre, es seien erwähnt: Arsenige Säure, Borsäure, Karbolsäure,
jlorzinkstift, ('hrysaroidn, .lodglycerin, Kreosot, Kali causticum-Stift. spitzer Lapi-s-
tift, Mildisäure, i'yrogallol, Salicylsäure, Schwefelkaliuni, Siibiiiiiatj Quecksilbernitrat.
Dn der An.schanung au.sgehend, d.a.ss es sich für die Heilung wesentlich um eine
rnichlnuK der Tulierkelbacillen handele, h.'tt ni;m d.is sonst so brauchbare .lodo-
ni, Perubalsara und besonders die desinficirenden Mittel bevorzugt. Auch Eis-
Handlung, Einwirkung von Lichtstrahlen, Koentgenstrahleti und Brennen durch
'Sonnenlicht wurden versucht. Vor den Aetzmitteln umss jedoch l)esonilers gewarnt
i^wrden, da sie das umgeliende (iewebe stark reizen und besonders schnell zu einer
l^pfeitorvorbreituiig des Processes Veranlassung geben. Die Literatur weist nun eine
i|^osse Anzahl von Heilungen auf. Die Praxis zeigt aber ein grosses Material von
■ Lupuskranken, welche von geschicktester Hand 3(1 — 40 mal nperirt oder geätzt worden
'sind, ohne dass eine dauernde Heilung zu verzeichnen ist. Sehr charakteristisch dafür
» ist ein Fall, bei welchem die lupöse N;i.sen.spitze durch Trans])lantation aus dem Arm
I-. ersetzt worden war. r)er sogenannte geheilte Zustand hielt !'/, .lahr an mid d.ann
■ trat von neuem der Lupus deva.stirend in der küiistliclien Nasenspitze auf. Eine
Heilung wird durch <nne Narbenbildung nur vorgetäuscht. Erst die phaneroskopische
Beleuchtung und der Glasdruck haben unser Urtheil schärfen können. Ja, es komite
jai" mit Hülfe dieser .Methode ganz genau voraus gesagt werden, an welcher Stelle
Narbe der Lupus demnächst zu Tage treten würde (Liebreich).
Von den inneren Mitteln ist in der letzten Zeit das Tuberculin* bei dem Lupus
aasgedehntester Weise versucht worden. Die Beeinflassmig i.st eine dadurch inter-
Bunte, dass Eritzüiidungserscheinungen henorgerufen werden, welche zur Narben-
Idung führeii können, aber zur Heilung kommt es nicht, trotz der verschieden-
tigstcn Modilicationen der Anwendung. Andererseits jedoch liegt eine Gefahr vor,
selbst bei kleinen, keine Rcaction verursachenden Dosen zu fürchten ist, nämlich
Weitenerbreitung der Tuberkelbaeillen und die hierdurch bedingten Schildigungen.
las von den früheren Tuberculinpraeparaten gilt, hat sich .auch bei den neuesten
ixlificatiouen gezeigt. Bei Anwendung von Roborautien und der arsenigen Säure
id sogar Heilerfolge berichtet, allerdings auch nur vorgetäuscht worden. Immor-
ist es interessant, zu erfahnui, da.ss diejenigen Mittel, welche zur Aufbesserung
' Zellthätigkoit im Allgemeinen führen, den Lupus günstig beeinflussen, und deren
Firkung also mit der anfangs ausgesprochenen Theorie der Krankheit übereinstimmt,
sonders werthvoll hat sich in dieser Beziehung das kantharidinsaure Natron und
und das Kantharidin gezeigt, nach welchen Heilungen eingetreten sind, die .selbst
ch Verlauf von .lahrcn bestehen blieben und durch die oben angeführte optische
Icthode bestätigt werden konnten (Liebreich). Es konnte sog-ar Heilung ohne
■^arbenbildung c^jnstatirt werden (S. Lupus pathologisch-anatomisch). Selbst in den
■Veraltetsten Fällen konnte Besserung untl Stillstand des I.*idens erreicht werden. Ein
ickgang der entzündlichen Erscheinungen kann schon nach kuraer Zeit beobachtet
lirdeD, aber die ganze Kur ist eine Langwährende, die Geduld des Arztes aufs
erste in Anspruch nehmende. Sobald die Patienten jedoch sich von der Ein-
rkung überzeugt haben, ziehen sie die langsame Heilung dem vernichtenden Fort-
chritt der Krankheit vor, besonders nachdem sie die schlechten Erfahnmgen mit
E:^llen anderen Kurmethoden hinter sich haben. Die therapeutischen Eigenschaften des
Btharidins* zeigen, dass es sich um Emähnins und ErreKunsr der ZellthUti;
i'gung
igkeit
Fehniar 8.1. Utn 10,0, Ai)ril 13.2'>: relative Fcnchligkott 71
Lnt^Ylly HaitmuluteT n. bt ein im Pfluixen- wie im Thierreiche v«rbreit«t«r Fi
ini Hbii*, in CiLrutl«n. in don SUnbDUlen vieler BtBihon, im Cori»uj« luteum tl»r ITsIt*
Ki'loltor, [>atliologiii<iir in EiopftoQkgesehw1ll»t«a. Cystpn und sor/}>nn Er^-Qssi*!! E* bl
lOtilicb in Cblorufonn und Eis^MtK. nach Capraniea auch in A-tkoha] unJ Acthi
durrli einen Tropfcti BaIp><tcn4Kurt> Tornborgohend blau (cef&rbL Nmoh Msly U;
iVUcMul a t cYn) und rulb''n FarbvtoS* (Vitolloraboln) zerloi:en. BriJ« i
sSur« fOfort indigblau gefärbt nnJ lOsen üicfa in TitriolOl mit dunkeUiLfticrlluer Fi
Lat^YnSäure, C3i.H»>^i>> ^" ^^^ Blathe» Ton EophorbU Cjparusias. bildet fi^in« gvtb«
falbst in heissem WaüNer schwor, in Aeiher and besonders in Alkobul l«icliter IlUlivk?
Fohling'ifche LdEung, Silber* und QueckailberoiTdallOsuDg. Die LOsun^ wird durck
Lnseuily D^pt Hauto-Saöno, 310 m hoeb, besitit xahlreieh« Indifferente QuelUn toh £1
KiHt)oi)uiil]en (je 0,01 Eiaen-, Magneiriiunoarbonat). Trink-, Badcicaraa ▼omelinlieb b«l B
bellen den NenrensjBlema, der Verdanungs-, woibliehen Geachleoblsor^ganet AiWABile. Kai*
Lfcetol ist das veinsaure Salz der DimethylTerbindung des Piperazins *.
Lyclnill L. Pflanxengattang aus der Fun. der SolanKceae*. Unterfua. Atrc^itaa. C
SQftuniprJka und SDdafrlka angehörende Arten mit einfaehen, gttn«r»ndig<n> i.-eAi
Blutben mit tricbt^r-, glucken- oder kni^fnrmiirer Krone. Pracht eini* .■»
TeureUiwim. Bock«dum, aas dem MitlelmefTgebiet stammender, bei uns t; f^r I
rorniigen, hogig Oberhaugendcn Zweigen und kleinen lUafartwnen BlOtbeu.
L. barbarum enthält ausser Lycio (Bctain*) einen alkaloYdartij^n, pu
Körper^ welcher vielleicht mit Hjoscin identisch ist. Thiere sterben nach d^ml
L. zeichnet sich durch eine bitterschmeckende, übelriechende Wunq
Osten Asiens aU ADtiüpasmodicum und Authelminthicum therapeutisch« V'
LjCOpCrdon h. Bekannte, durch viele bei uos heimische Arten aiiggexctchoetfi Pllxgatluae.
inyci't*'s (BauobpiUe). Die FruchtkOrper bcsitxen einen Rlerilen Basjlili.-i!. wrtcb<*ai th»f r
■tder minder kugelige Fmcbttbeil ala Peridio aofsittt. Der von der V
kawnit'rn ermilt, welche zur Ueifvieit xa einer staubigen, von Capill
Pit' meinten leben gesellig aoT humosem Boden. Die Peridio Öffnet
meist scbeitelstnndigon anbestimmt bogrenxten Loche, aas welchem der S;
wand anstritt, weshalb die L.-Arten aU ätXablingo (Boviste) beiuicbnet w> .
Batfich) und L. caelatum BuU. finden ala Fungus ohirargorum" alt l<i<M<'.in*.Mi.if
Lycopersicnm Toumef. Pflameneattang aas der Fam. der Solanaeea« '. TTTttArfa« 9oli
wandt der Gattung Holanam", gekennzeichuet dareb die mit Ltngnriaieti -
verUngertf'n ConnecUren tnnammenhlngon. Die 3 oder 4 bekannten Art> r
ibuen wird vielfach cultlvirt L. esoalentam Mill. (Solanum Lycoper'
haarige Art mit gelblichen Blnthen and grossen, gedrflekt kageligeo, l&DgsfuioUigcji. ai^ii i
gelben oder weissen Beerent'rtlcbten, welche als Tomaten (Liebes- oder ParvdiPtiyC
LyC0p0diftC6S6. Pflancenfumilio aus der Famordnnng der Ljcopodinao. gek»nai«i
von nur einer Art Sporen (isosporo Ljrc-opodiaae). Der moiitt kriechende 8t*Bm Isl dil
rsrmi^n BUttora bneut S^rugien m.i.i .. .,am.m,., k.1,,.. M.rf.lrf. .m^i
Lycopodium
— n2i —
Lymphndenitis]
leicht purgirend wirkte ist rfas Alltaloid stark tosisch. Die Dosis tojica beträgt 0,06 pro Kilo
Hund, die Dosis letalis 0,1—0,2. Üubcutau oder interu ruft os Salivation, Erbrechen, Diar-
rhoen, Kuflexsteigerung, Zittern, Krämpfe, Myosis. irreguläre, bcschleuuigtc Athmung und
schliesslich Herzlähmung hervor. I'iligau wird im Infus als Emetocatharticum angewendet.
f'iligauin, Cj^UjiNjO, wird aus dem wäaserigcn Piliganexlract als weiche, durch-
scbeiucudc Masse mit unaDgenebmem Geruch gewonnen. In Wasser, Alkohol und
Chloroform löslieh (Arrata und Canzoneri).
h. Selago L, wirkt als heftiges Drasticum. Es erzeugt Taumeln, Elrbrecheo, Bewusst-
losigkeit, kauo auch Abort hervorrufen (L. Lewin).
Qcrba Lycopodii, Herba Musci clarati seu Musci terrestris, das Kraut von
L. clavatum, wurde als Antidiarrhoicum, Antirhcumaticum und Diureticum, auch bei Lyssa und
Wcichselzopf verwendet. Dosis des Decocts 25,0: 1000,0 Tags über zu verbrauchen.
Lycopodium, Semen seu Sporae Lycopodii, Lycopode, Soufre vcgetal, Bär-
lappsamcn, Uexenmehl, Blitzpulver Ph. G. III., die Sporen von L. clavatum, bilden
ein blassgclbes, zerstäubendes, geruch- und geschmackloses Pulver, welches durch Wasser
nicht benetzt wird. Es enthält bis zu 47 pCt. fettes Oel, Zucker und Pollenin. Verwendung
findet Lycopodium zum Conspergiren der Pillen und als Streupulver, rein oder mit Magnesia,
Zinkoxyd, bei Intertrigo, nnsscndeu Ekzemen, selten innerlich als Demulgcns und Diureticum
1,0—3^0 im Decoct und als Schüttehnixtur 5,0—10,0:100,0.
Linctus diurcticus (Hufeland): Lycopodium 10, Simpus Alibaeae 20, Aqua 70.
Stündlich ','2— 1 Esslöffel bei Dysurie. J. JACOBSON.
Lyltopotlionbi tt(!r komul in L. CbAmapryitiriMas vor (Kamp). Es bildet fvjne Ntdeln Ton KtuRDnit
bitterem Gesebneek, «ebr leicht lOsUch in WsHbor, ÄUobol and Aetber. Jodtinctar flrbt v» ponreaurotb und er-
leugt in cooeontrirten Ladungen einen bräunlicbruthen, floektgcn NiedßncblBg. Fe hti ng'.<i«bc Losung redaeirt
es erat neeh Tonngebendem Kochen mit verdOnnler Sebwefeltffture, en ist daher wibrscbf>inUcb ein Glykosid.
Ljrkopodin, GsU^aNjO^ AlksloTd «os dem Krsate von Lycopodium oomplanstam (Hoedoker), wird sus
eoneeotrirteo Losungen durch Kali hsnig gefallt, der Niederschlag wandelt sich aber beim Stehen in einzelne,
lange, monokline Prismen um. die bei 114—116" <ichm<.>lien, starken und r^in bitteren Oescbmaek beditien, reich-
lich in Wasser und Aether, sehr leicht in Alkohol. Chloroform, Benzol und Fuselöl sich lOson.
Lykoresin. C||Hi«0, in den Mutterlaugen von der Darstellung des Lykostearons enthalten, bildet mikro-
skopische Nadeln oder Prismen. Sebmp. 170° unter Zersetzung, ist wenig lOslioh in kochendem Wasser, sehr wenig
in kalten Alkalien, leicht In Alkohol und Aether.
Lykostearon, CuHsuO). ist der in kaltem Alkohol wenig lOsliohe und dadurch leicht von seioen Begleitern
trennbare Bestandtheil von Lycopodium Chamaecypariasus (Kamp). Es ist eine amorphe, sttrkemehlhaltigc, ge-
sehmaoUoee Man«, sehmilst allmlhlich iwisehen 76 und 100°. unlöslich in kaltem Wasser, aus der heisa bereiteten
Losung beim Erkalten sich gallertartig abscheidend, leicht lOslich in Alkalien.
SPIEOEL.
[iJ'COpnS Tournef. Fflanzengattung aus der Kam. der Labiatae*. L'nterfan. der Satureineae, nahe verwandt
den Gattungen Mentha* und Origanum*. etwa 16 Arten der nördlichen gemässigten Klimate umfassend. Alle
find Auslaufer treibende, ausdauernde Kr&uter feuchter und sumpfiger Orte mit eingebchuitten gesftgteu oder fieder-
spaitigen Blsttem. In den ßluthen sind die unteren beiden StaubbUtter allein fruchtbar, die oberen mehr oder
weniger verkümmert, stamlnudial. L. enropaoos L., in Europa weit verbrettet, mit kleinen, weisslicbrutben
BlOtben, liefert Herba Marrubii aqnatici als Fiebermittel. L. virginicnii L. liefert Uerba Lycopi. Wird
wie Digitalis verwendet, innerlich und tosaerlich auch gegen Sehlangenuiaa und Inaeetenstiche.
Lycorl» ratlata Herb., eine in Japan häutige Amaryllidee*, enthält im Bulbus zwei AlkaloTde,
Lykorin und Sekisanin. Sie wird hin und wieder als Emeticum und Diureticum benutzt.
Lykorin, CjjHxtNyO«, krystallisirt in grossen farblosen Rryftallen, welche sich bei 200" zersetzen. Schwer
in Alkohol, A<*thpr. Chlorufonn, kanm In Wasser, aber leicht In Slluren lOslich. Das Hydroohlorat krystallisirt In
farblosen Nadeln, üahmp. 308°. Lykorin wirkt auf Kalt- und Warmblnter toxisch. U.03— 0,0S erzeugen bei FrOsehen
allgemeine Llthmung und Hcrxstillstand, bei Hunden zu U.OUS hHuflgos Erbrechen, in höheren Dosen auch Uureh-
lall, zu 0;1 Sehwlche, Coma nnd Tod (Horishima).
Sekiaanin, Cj|,HmN,(V wahrscheinlich Dimethylhydroxylykorin, CbH^ICH^iOIINjOi. bildet lange, farblose
aialOD. Sehmp. °00°r Leicht in Alkokol und Sluren lOslioh.
1, vggnj^^v/nsJjvfinj^.'a. uiiuvt ii
Ohne phsrmakodynamisohe Wirkung.
Lymphiidenitis. Du die Lymphdrüsen* einmal Retentionsfilter für die ihnen unter-
stellte Ötroml>;ihii und zwnitfiis l>i'port3tionsorf;;ine für die Alil.ngerun|r von Noxen
sind, so ist der Mcchrinisimis ihrer Kiit/.öiidiiiii; ein doppelter. Kiiinial entzündet
sicli die Drüse uninittelliar im Aiiscfilu.ss an eine Krknmkung des centri fiig;ü vom
Iliii'tus thor.ieii'us gelcKeiuMi, peripheri.'tchen und (iie Wurzeln ihres Stromgebietes ent-
h-tltenden Körperabsehnittes oder aber e.s p.-irticipiren an der Locnlisation der dyskra-
sischeii Ursache die flltrigen LjmjdidrÜHen gleichfalls. Wo endlich die Abwehr-
mechanisnien der regionären Lyin|)lnirüse nicht .lasreichen, um in acuter oder chroni-
scher Reactiüii d;is Leiden als ein von der Peripherie iuiportirtes zu localisiren und
loeal zu überwinden, tritt durch l'ebcrschreiten des regionären Filtrationsapparates
die Materia peecans in neue L\inph- und Blutbahnen, die General isation des Leidens
beginnt. Bei der Häufigkeit der gewöhnliclien Formen der Lymphadenitis der Glieder
bestätigt die Regel, d;is*i die ersten Stationen der in die Lymphcirrulation einge-
betteten Drii.sendepots von der Localisation und Retention der No.\e übersprungen
werden. Sowohl die cuhitale Lymphdrüse als dio in der Kniekehle gelegenen Drüsen
tni
11«
[Lymphsdenitifl
— 022 —
werden bei irgend einer infieirenden Verunreinigung der
überwiegenden Melirzaiil nicbt afficirt. Das ist nur zu vc
Etappe der Lymphstroni-Sanirung durcii das Filtcnietz
noch so heftig auf die ersten Fangstätten einwirkt, dass c
die Folge ist; erst in den grösseren Depots, der Achse
inguinalen Partie, gelingt dann die Retention, natürlich i
Keaction. Aber nicht blos für Noxen corpusculärer
chemische Gifte und für Fermente muss die Passage
angenommen werden, zumal ja in jedem Gewebe die prin
gewebes, die ersten Aufnabmestätten injicirter oder impi
gleich die Wurzelgebiete der sammelnden Lymphgcfässe i
im Gewebe ist offen, die Blutcapillarbahn ist es nicht
Sorption für die Einverleibung entzündungserregender S
das Spaltlückensystem der Lymphbahnen offen und d
giebt die ersten F'angmaschen für diese copusculäron und
Gottstein imd Schleich haben versucht, diesen Mecl
der Erscheinungen der Immunität heranzuziehen, indem
regionären Lymphsystems zu der Aufstellung einer „local
welche das Besteben einer allgemeinen Immunität im
läugnet. Dass eine solche, durch Verdichtung und reacti
maschen herbeigeführte grOsscre Undurchlässigkcit der m<
imd Lymphcanäle auch die Undurchlässigkeit toxischer
die chirurgische Erfahrung, dass in narbigem Gebiet I
der Regel ausbleiben. Die Tofcilexstirpation von Lymphdn
ein das Lymphstromgebiet besonders gefährdendes Üntei
weben, deren zugehörige Lymphdrüsen früher exstirpin
deletärer, als an anderen Stellen mit intactem Lympl
Schmid starb an einem einfachen Panaritium unter den
Pyaemie, weil auf der Seite der Infection die Axill
Pathologische Anatomen haben die bedrohlichsten Infection
Infection im Gebiete der früher exstirpirten Achseldrüse
anderen Extremität die Infectionen in gewöhnlicher W
gewährt Ueberstehen einer Infection mit secundärer ent
gehörigen Lymphdrüse und nachfolgender bindegewebig
einen gewissen Schutz gegen die Generalisirung des Pr
verletzte Haut infectiüses Material bis zur Lymphdrüse u
Halt zu gebieten (Wundinfection), oder wird bei Ulcus
Nekrose durch Resorption die Noxe in den Lymphapi
Ekzem, Furunkel), so reagirt die Drüse in mehr od(
Schmcrzhaftigkeit auf Druck und bei Bewegungen hindei
Je nach der Specifität des Reizes gestaltet sich dies Bild d
verschieden. Bei den Formen progressiver Entzündung m
wird aus der reinen Adenitis eine Periadenitis und Phleg
ein Erweichungsherd, ein Absoess die Ka{)sel durchbroch
die durch Verlöthung mit der Kapsel fixirte Hautdecke u
und bläulicher Verfärbung und durch spontanen Durchbru
buchtige Drüsenabscesshöhle: Bubo*. Diesen Verlauf p1
gonorrhoischer Infection und Ulcus molle zu nehmen, auc
Verwundung oder nach vernachlässigter einfacherer, wie!
gift, Panaritien. Bei Funmculosis, Ulcus cruris, Flrythem,-
pflegen die secundären Drüsenschwellungen nicht den G
haften Hyperplasie zu überschreiten, ebenso wie bei der
haften rheumatischen Bubonen, welche meist auf Anstren)
Schwimmen, also auf Reizung durch Muskelaction zurück
adenitiden nach Angina simplex, diphtherica, scarlatincsa
infection pflegen trotz der Virulenz des importirten Giftes
zugänglich zu sein.
Den Uebergang zu den mehr chronischen Kornien d
adenitis bilden die indolenten Bubonen nnr.h Ulirux dv
acute Bild entzündlicher Hyperplasie geht .illnilÜiUcli|
[TijTiipliaileiilris
— 023 —
l^mphadenitis]
fibor. Nehon typisrlir-r Vorfcfhing katui :iueh lifi woitfrcm Bcstchon dos Ulcus jederzeit
oinc neue K»'iziin(j; muhr |)un)'nniR'rArt sich liiiizut^i'.sfllun, die zu fistulösen und ahscess-
arti^ei» Nckrofisirungcn rühren fcntui. Aueli bei operativen Kingrift'tMi k:iini der gt's:iinnite
Wuiulrand siieciliscii syjdiilitiscli iidieirt wt-rdeti, smhiss die urspriiujjliehe BuLiostello
nunmehr von einem einzigen grossen Ulcus durum eingenommen zu sein scheint.
Erst das Erlöschen der Virulenz des specifischen Giftes durch tlienipeutische Maas«-
n.ihmen tliut dem gemischt progressiv-destructiven Procesa Einhalt. Ueberhaupt
nindificirt das gleichzeitige Bestehen einer dyskrasisclien AUgeuieinerkrankung in
ausgesprochenster Weise den typischen Verlauf einer acuten und eircuruscripten
Lymphadenitis, indem auch anfänglich reine Hyperplasien je nach dem Allgemein-
leiden leicht zur Verkä.snng resp. Verfettung und zu licsondercn Störungen der Granu-
lationshilduiig bei errdTneteti oder exstirpirten l>rüseii führen können. Namentlich
bei der Scrol'ulose nn*l Tulierctiiose giebt die allgemein vorhandene Hyperplasie
mehrerer Drüsen zu besonderen Localisationeii in bestimmten Urü.sciikörpern Veran-
la.ssung. So erweist sich anfangs manch einfacher rheumatischer oder traumati.scher
Bubo schliesslich als oino tuberculöse Localisation und umgekehrt können tuber-
culüse Hyperplasien durch relativ harmlose Reizungen, Stoss. Druck, Marschiren etc.,
zur Vereitening und Verschwänmg ftihreii. Da.ss eine ganze Zahl von Lymphadeni-
tiden mehr riift'user Art durch (nfectioiien im Gebiet des Intestin.il- resp. Pulmona!-
tnictus auftreten können, bedarf nur der Erwähnung (Typhus, I>ungeni(hthise),
ebenso d.oss die orientalische Fest sich durch das Auftreten schnell vereiternder und
gangraenescirendor Bubonen charakterisirt.
Zu trennen von dem Begriff der Lymphadenitis ist das Lymphadenom (Lymphom),
welches in circuniscripter localer oder mehr generalisirender Weise eine productive,
atypische Gewcb.swucherung. d. h. ••lue echte Geschwulst, darstellt. Irgend eine
Reizung einer dyskrnsi.sch-hyperplastischen Drüse kann den Anstoss zur Lymphombil-
dung geben und bei der primären Infection der regionären Lymphdrüsen bei Krebs,
Sarkom ujkI malignem Adenom sind analoge Neubildungen in den Drüsen das erste
Zeichen einer Generalisation des Grundleidens, Auch bei der Leukaetnie und der
Psetidoleukaemie ist die Hyperplasie der befallenen Drüsen mehr lymi)honiatö.sen als
lymphailenitischen Charakters.
Die Therapie der Lymphadenitis chronica -ist eine mehr oder weniger specifische,
nach der Natur des Grundleidens besonders zu modificirendc. Bei der acuten
Lymphadenitis hat man zn wählen zwischen der rein antiphlogistischen oder der
ojierativen. Letztere wieder sichtet zwi.schen einfacher Incision und nachfolgender
Anslöffeking und der totalen Exstirpation.
lieber die Zeit der Operation kann bei einfacher acut eitriger Lymphadenitis
keine Meinungsverschiedenheit sein, da die hohe Röthung der Haut zusammen mit
fühlbarer Fluctuation oder auch nur besonders excessiv schmerzhaften, circumscripten
Druckpunkten innerhalb des afficirten Gebietes für den Eingriff entscheidend ist:
der Durchbruch eines puruleiiten Herdes der Drüsensubstanz in die Kapsel ist er-
folgt. Hier nützt eine einfache Incision im Sinne der Spontanheilung der Natur:
die au.sgesto.ssenen Drüsonpartikel flie-ssen ab, aus dem Grunde repariren Granulation
und Vascuiarisation durch nutritive Substitution. Die Gesundung tritt ein. Bei ein-
facher gonorrhoischer oder infectiösor Adonitis nach Trauma ist es überflüssig, mit
dem .scharfen Löffel in der freigelegten Abscesshöhle henimzukratzen. Was man
fortschabt, ist schon zum Aufbau dienliches, nengebildetes v.iscubirisirtes Granulations-
gewebe und die unnöthige Eröffnung neuer Biutbahneu innerhalb des Eiter-über-
schwemiiiten Gebietes scheint zum Mindesten zwecklos. Sollten neue, andere Drüsen-
punkte vereitern, so pflegen sie meist in die einmal geschaffene Höhle durch-
zubrechen oder aber neue kloine circum.scripte Ab.sce.sse zu bilden, deren Eröff-
nungen bei den Fortschritten, welche die localc Anae-sthesie gemacht hat, gering-
fügige Complicationen darstellen. Ganz und gar als Gegner der totalen Exstirpation
der Drüsen müssen wir uns in den Fällen einfach eitriger Adenitis bekennen. Es i.st
direct falsch, ein Organ total zu entfernen, in dessen Parenchym ein Abscess sich
etablirt hat, d. h. die grössere Menge functionstüchtigen Gewebes ein für allemal
zu entfernen. Bedenkt man die oben entwickelte Gcfährdmig eines Lympb-
strompebictes, dem die schützende Filtervorrichtiuig einer gro.sseu regionären Lymph-
drüse mangelt, so hat man alle Veraid.a.ssung, diesen leider noch immer als typisch
angeschenen Eingriff als über das Ziel hinaus.schi(«send zu kennzeichnen. Auch die
[Lymphadenitis
— 024 — Lyi
(Jhirurgil' orlobt seltsam« Wamllungeii rier Anscbaunitf
jeden Hubii mit Totalex-slirpatioii /,u lioliaiidelji, ist maul
wordeu. Die Heiltendciizeii der Natur ziulhewusst
unterstützen, ist aurli diu Hau|itaufgaliu des operirciidd
zähligun l'';ill(^ von .S|)üiitanbeiluiig einfacher Bubonrn, difli
welche weniger heissbliitige Operateure und liuiiderto von]
Rionen aufzuweisen haben, nicht beweisen, dass zu einer Toi
vereiterten Lymphdrüse eine ganz besondere und glücklid
geliört? Ist lue Drüse an sich total zerfallen, warum difl
liehen Ausschälungeu der fiberall verwachsenen und an i
hefteten Drüsenkapsel? Hier steht doch die Gefalir der 1
Verhältniss zu der des Grundleideus. Für tlie einfach^
tiden ist die Totalexstirpatiim zu verwerfen. Die neuere
Materie anzusaugen uml die Höhle mit Argentum nitriq
zuspritzen, sind gewiss mit Vurtheil anzuwenden, nur sei
unter Infiltration o<lt>r Actliylohloridapplication, am bca^
ein einfacheres und sclinellrr zur Heilung führendes Vj
nicht mit der einfachen Inci.'^ion wegen Multiplicitilt der]
empfiehlt e,s sich, durch Ablösung der Haut in Lappenschf
Drüse überall «iie Circuniferenz derselben frei zu praepl
eventuell neue Durchbrücho schmerzlos auf die freie Fläclt)
In seltenen Fällen ist Ifuiger als 3 — 4 Tage Bultlager bei
Für die Totalexstirpafion blieben aus.ser ilen echten I
jene seltenen Fälle übrig, bei welchen eine /,u (iruiule 1|
krasie die Heilungstendenz unter diesem cinlai-lien liicisiol
gleichzeitiger allgenu'in specifischer Behandlung nichti
versuchen stets zunächst durch Incision die Hfilung 1
diese durch dauernde Schlaffheit der ürauul.itionsbildungj
schiessen von Drüsunknoten, durch Nekrotisirung luid Ulclj
genügend gekennzeichnet hat, .schreitet man zur Totalcntfd
mit diffusen Herden der Degeneration und miliaren Erwoi|
tumors. Denn die nicht eintretende Heilung nach Lucisiol
Anwesenheit uneliminirbarer Krankheitsherde. Das be.trii
syi»hilitischen Bubonen und die scrofniüsen, bei denen beij
infection, d. h. eine herdförmige Fiterung, aufgepfropft I
ciHsche und rhronische Hyperplasie, haiuleit. Die einfach
erhebliche Hautröthimg, mit Anlötbung der Kapsel an d|
Scripte, punktfönnig localisirbare Schmerzhaftigkeit, gehl
Ruhestellung, ti>ueck.siiber-lnjectiou, Judpiiiseluiig, warme |
Jedenfalls versuche man stets die antiphlogistische Metlj
gesprochenen Symptomen des Kapseldurchbruchs tritt dia
Häufig ist bei schlechter Granulationsbildmig und <i
nekrotischen Drüsensequestor Jodkalium, ö : 2(.I0, 3 mal tij
gezeichnetes Mittel, die Reinigung der Wundfläche zu el
allgemeine Regel der Wundbehandlung, mit den Wundmi^
bei allen Granulationsmitteln eine überaus schnelle Aupt
das Medicament statt, hier müssen also Glutol, JodoformJ
Silbersalbe mit einander abwechseln. Denn Granulation q
der Slachelung, einfönnige Wuudtherapie ei^zeugt häufige
dität des Granulationsprocesses.
Lympbadcnitig retropharfngealte. Die kleinen, an der Vord^
genden Lj-rophdrüseo werden roruebmlicb bei kleinen Kindero,
von eitererregenden Kokken, die von der Schleimhaut des
nicht selten iulicirt, und es entsteht dann in dem praevertcbralfl
pbarj-Dgcalabscess. Es ist natürlich, dass die Behandlung dl
üiTnung des Absccsses bestehen kann, und zwar recht Irübt
den Pharyni durchbrechen würde, und der Kranke leicht <i
Zweck gebraucht man am besten ein nur an der Spitze gescbü
sichtig vom Uunde her in die Abscesswand eineu kleineu
flieaMn des Kiters nur laugsam vor weh gebt Um jede Uefa
^jjTnphadpnlrtsrptTopharynppaTls — 325 —
Lymphanfrltfs]
I
I
beseitigen, empfiehlt es sich, das Kind sofort in die Bauchlago zu bringen, am besten mit
etwas herabhÜDgendera Kopf. Stockt der Eitcrausfluss, so wird man den Schnitt horizontal
verlängern, eventuell mit der Sonde in die Abscesshöhle eingehen. Am nächsten Tage kann
man, wenn sich der Eitersack wieder gefüllt haben sollte, die zugeklebte Oeffnung mit der
Knopfsonde eröffnen. Eine Nachbehandlung ist uunijthig. Die Wunde schliesst sich von selbst
und ist in wenigen Tagen nach vollständiger Entleerung des Eiters geheilt. Selbstverständlich
ist die Hebung des Allgemeinzustandes, der durch die langwierige Eiterung noch weiter ge-
litten, nicht zu vernachlässigen. Salzbäder, gute Milch, eventuell bei grösseren Kindern Bceftca,
Ei und kleine Gaben Ijcbcrthran, Jodeisen werden neben guter Luft und aufmerksamer Ab-
wartung zur Wiederherstellung der Gesundheit viel beitragen können.
LUBLtNSKI.
Lymphago^ sind Stoffe, welche die Lymphbildung .steigern (Hcidenhain). Man hat zwei
Gruppen lyraphtrcibender Stoffe zu unterscheiden. 1. KrystalloTde Stoffe, wie Zucker, Harn-
stoff, Mittelsalzc (Salpeter, Kochsalz, Glaubersalz u. a.), die, in grösseren Mengen in's Blut
injicirt, aus den Gewebselementen grosse Mengen von Wasser anziehen, das theils in's Blut
übertritt, theils auf den LjTaphbahnen zum Brustgang strömt, sodass die aus letzterem
beim Hunde aufgefangene Lymphrnenge mächtig in die Höhe geht, während jene krystalloVden
Stoffe selbst die Blutbahn sehneil verlassen, indem das mit ihnen beladcne, zu den Nieren
strömende Blut eine kräftige Diurese anregt. Und zwar richtet sich die lymphbeschleunigende
Wirkung nach dem physikalischen Wasseranziehungsvermögen der verschiedenen Salze: jo
grö.sser dieses, desto erheblicher ceteris paribus die Lymphbcschleunigung. 2. Substanzen, die
durch beschleunigte Ueberfühning von Flüssigkeit aus dem Blut in die Lymphspalt^n ge-
steigerte Lymphhildung bewirken. Dahin gehören wässrige Decocte aus Muskeln der Krebse,
Flussmuscheln, iiu.s den Köpfen und Leibern von Blutegeln, aus Darm und Leber von Hunden,
ferner Albumose-Peplon und Hiihnereiweiss. Nach ihrer Einführung in's Blut kann die Lymph-
menge auf das 2 — 15 fache steigen und die Lymphe .selbst dabei noch eine Concentratious-
I zunähme an organischen Stoffen zeigen. Da die gleichzeitige Untersuchung des Blutes lehrte,
I das» es ärmer an Plasma wurde und zugleich letzteres an Conccntration abnahm, muss reich-
lich Blutplasma in die Lymphe übergetreten sein, aber nicht unverändertes, sondern eine
Flüssigkeit, die an organischen Stoffen reicher ist als das ursprüngliche Plasma. Diese Er-
scheinungen sind naeb Heideuhain nicht wohl anders zu deuten, als durch die Annahme,
dass die lymphagogen Stoffe auf die Zellen der Blutcnpillarwandung einwirken. Solche Lym-
phagoga fanden sich bei Wirbclthieren spärlich in den Lymphdrüsen, etwas reicher in Leber
und Pankreas von Hunden, auffallend stark in der Dünndarmwand auf der Höhe der Ver-
dauung. Im Gegensatz zur ersten (truppo lassen diese Stoffe die Harnsecretion unbeeinflosst.
I mras.
Lymphangriom ist eine Geschwulst, die aus den Lymphgefässen sich entwickelt und eine cavernSse
Beschaffenheit hat. Wie alle Angiome, breiten sich auch die Ljinphangiome entweder flächcn-
I artig aus oder bilden kleine circumscripte Geschwülste. Lymphangiome der inneren Organe
sind sehr selten und meist unbedeutende kleine Tumoren. Man findet sie zuweilen in der
Niere, in der Milz, noch seltener in anderen Organen. Die meisten Lymphangiome gehören
der äusseren Haut an. Häufig sind sie schon angeboren und bestehen schon bei der Geburt
als weitverbreitete Neubildungen, die zu unförmigen Verdickungen der Extremitäten, dos
Kopfes oder des Thorax führen (Elpphantiasis congenita). Oder die Lymphangiome werden
als unscheinbare Bildungen mit zur Welt gebracht und wachsen später aus zu umfangreichen
Tumoren. Zuweilen bleiben .sie auch als kleine Gebilde das ganze Leben über besteben.
Entsteht durch irgend einen Zufall eine Verletzung eines Lymphangioms, so entwickelt sich
eine schwer beilbare Lymphtlstel, aus der grosse Mengen von Lymphe abflie.ssen können.
Lymphangiome gehen zuweilen in Sarkome über oder haben von vornherein einen sarkoma-
tösen Charakter, indem sich ihr Stroma stark zellig entwickelt.
HANSEMANN.
Lymplian^tig i.st eine P'ntzüii()unjj; der W.infl und rmgobunj; cim« Lymphstr;inge.s, in
I tlessnn Inhalt eine reizondc Materie durcli totale ndt>r waiulstiliidi(;e Thrombose fi.\irt
I i.st. TrübunfT, Körnung, Verlust der glatten Lichtreflexe, Beschattung dürften die
I einzigen Vor.ündorungen sein, welche man innerhalb eines solchen U-miihangitischen
I Gefü-sses bemerkt. Zustände, welche der directen Beobachtung des (.)per.'iteurs häufiger
I mitorliegen, als der des pathologischen Anatomen. So wird oft beh.auptet, da-ss der
I Lynijihthrambiis niei.st eine radaverfise Erscheinung sei, man kann aber als Chinirg
I bisweilen bei Lyuipliangitis als Begleiterscheimnig anderartiger Entzündungen dieWahr-
I nehmung machen, dn.«s die Stellen lymphangitischer Streifenröthung der Gerinnung und
•• Trfibung der Lyni]>]ie ents|)rechen. Pabei braucht die trübe Sülze dos Lymphge-
I fSsses nicht einmal Vcrinelinuig der Lyniplizeilen aufzuweisen, al.so von einer Puri-
I fication der Intima kann ebensowenig in frischen Fällen die Rede sein wie bei der
I Phlebitis. Alle Eiterung in solchen Gebieten ist an die Gefässwand und deren Um-
chcint. Auch in diesem Stadium ist einfache RfickbUduns; din|
Resorption mflglich. Werden die Knntenstränge jedocli -r
diui^ssymptomen fluctuirend, so ist in der Umgebung Ab^'
des lAinphjtefässes eingetreten. Dann ist der Throniliu.s zerfall
nach oben und unten in schützende, blande, der Rückbildung tag
in;ussen fort. Die Gefässwand ist nekrotisch, in der Umgebung 5
Phlegmone und d.TS Ganze stö.sst sich in einem mehr oder wea
Abscess ab. Bei vielen führt die Lymphangitis abscedens zu diffui
phlegmonösen Infiltrationen, aber glücklicherweise selten zur Pya
nur dann einzutreten, wenn ohne reichlichen schützenden Tbroinbx
drüscn mit ihrem local begrenzenden Filtrationsprocess insufiiciei
drungenen Giftes Herr zu werden. Eine andere F'orm der L^tap
nannte reticuhlre oder diffuse, ist an den Lymphwurzeln der Gew
begleitet mit Vorliebe hifectionen an zersetztem Flei.sch, n.tmentlirii
die Verunreinigung von Wunden an Krebsen, Hummern, Austern \]
iKt, oft von einer immerklichen kleinen Schrunde aus, der Finger
sipelartig, aber dunkler im Ton intumcscirt, die Haut über d<
collodiiinih.lutchcnartig gespannt und glänzend, bisweilen in groi
Schuppen eingebogen und eingesprungen. Die Röthung i.st ohne i
läufer wie bei der Hauthyperaemie* des Erysipels, sondern gwht h
bildung unmerklich in das natürliche Colorit der H.iut über. 1
da vor, wo die besondere Verschiebbarkeit und Weichheit der Hl
Wette der lymphatischen Spaltlücken vermuthen lässt. Diese Fon
kant» chroni.sch diffus werden und emi)findlich schmenthat'f s.ein.
Es scheint, als wenn bei der Entstehung der Lymphatv.r''Ti-^ 'ü
iiientativer, toxischer, chenii-sch differeuter Materien eine
directc Bakterienwirkung. Dafür spricht einmal die grosse ^
sie sieh an Verwundungen arizuschliessen vermag, oft nach weni
Bisswundeu von Schlangen, Pferden, Hunden, auch Menschen oft i
zweitens die Thatsache, dass auch bei intactcr Haut Lyraphangitiden;
<liircli Ameisen-. Raupenreiz. Auch wo der primäre Herd iinstreit
cnlonien durchsetzt ist, liegt die Möglichkeit des Hineing^rathenä
producte in die Lymphbahnen früher als die Einschweranmng von 1
kaim, vor, bei Fnrunkelbiklnng, Blasenbildung durch Reibung, Vrri
frierung, Intertrigo der Fusswan derer. Es scheint, dass unter v
diejenigen am hfuifigsten zu Lymph.ingitis führen, bei denen
ri.ssartige, grosse Flfichen des Coriums freilegende, und mehr
Verluste bedingende Cpntinuit&tatrennungea »tattfiodauu jUachlii
'II
Ijymph anf^itis
ijniphdraseB]
I
producta» bilden. GnsclnvürslMlduiig luid Nokrotisirung; aller Art führen gleichfalls
zur KröfFnung zuhln-icher Lymiih.spalten und damit zu I>yuiphangitiden. Keichliclic
lyraphorrliüische Secretion disijivnirt im Falle der Vorhaltung und Verstopfung zur
Reizung »ler Lymphbahnen. Am häufigsten sind begreiflicherweise die obere oder die
untere KxtremitSt Sitz der Lymphangitis. Die Bahnen sind natürlich typisch. Auch
von den Schleimhäuten aus können sich Lymphangitidon entwickeln, die Schnierz-
haftigkcit bestimmter Bahnen um ein l'ollictilargeschwür im Munde, um eine Penis-
oder Vulvaschrunde rührt augensclioinlich von solchen Lyniphangitidtm abführender
Stränge her. Eine Stelle typischer Lyni]diaiigitiden oft gefährlichen (,'harakters sind
die r'arametrien. Natürlich künnen auch die Chylusbahnen als Resorptionscanälo
ontzüiidlicher Materien wirken, und so findet man die Chylusgefässe des liarmes und
Magens, wie die Mesenterialsträngc bei acut purulenten F'rocessen häufig bei Operationen
im Status lymphangitischer Thrombose oder Vei-schwärung.
Die Symptome der einfachen Sh'anglymphangitis gehen meist nicht über die
Empfindung der Schwere und der ziehenden Spannung des betreffenden Gliedes oder
Körportheils hinaus. Gewühnlich besteht nur bei Druck Schnierzhaftigkeit auch in
der regionären Lymphdrüse. Das Roth der Streifen ist von sammotartiger Weiche,
vom hüllen Rosa bis zum Kupferroth schwankend, die Streifen fühlen sich hn Beginn
nicht knollig, sondi-rn bindfaden.irtig an. Bei sich vorbereitender Eiterimg steigt
auch die spontane Sctimerzhaftigkeit, dann treten Buckel und Knoten im Verlauf der
Stränge auf. Gleichzeitig iii;ichen sich Allgenieinsymptome des Kiterfiebers bemerk-
bar. Wird der Abscess eröffnet, so pflegen sich die Symptome zurückzubilden, je-
doch hat bei Weiterbostohen der Wundsecretion aus der Kinfuhrstelle die {..ymphan-
gitis Neigmig zu Recidivcn. Daher nmss durch feuchte Verbände die Verschurfuiig
verhütet werden, auch liurch Bäder. Selten ist das Bild der Lymphangitis striata
gleich im Beginn ein schwereres; gastrische Beschwerden, Frösteln, Benommenheit
.gestalten die Erkrankuug bedenklich. Dann pflegt Bildung von Reihen abscossen, von
gangraenösen Geschwüren, von Metastasen in Lunge, Nieren, Milz zu drohen: Pyaemio
oder Sepsis kann der Ausgang sein.
Die Behandlung der Streifenlymphangitis be-steht voniehmlich in Ruhestellung,
eventuell verticaler Suspension, (^uecksilberinuiictionen entlang der Streifenbikhmg
bis zur regionären Lymphdrüse unterstützen die Rückbildung. Auch Ichthyolum purum
in Einpinsehmgen ist wirksam. Von Gompressionen ist abzuratben. Am Wichtigsten
ist die energische Säuberung der meist kleinen Einfuhrstätte; glatte Excision ist am
zweckdienlichsten, Abscesse sind natürlich zu eröffnen. Die Bch.andlung bö.sartiger
Lymphangitiden fällt von vornherein unter die Therapie der pyaemie-verdächtigen
Erkrankungen. Bei di£ru.ser Lymphimgitis empfehlen sich neben Quecksilber, .lod,
Ichthyol Bäder und umschlage von Kampherwcin. Auch die Anwendung reizender
Pflaster kann bei protrahirtem Verlauf von Nutzen sein. ooTTo.mi
Lymphdrüsen. 1. Das adenoide Gewebe. Nehmen innerhalb der meisten Gewebe ausser
Knorpe! die Lymphsysteme ihren Anfang innerhalb praeformirter Gewebslücken ohne
Wandung, höchstens von Bndothelplatten unregelmässig austapezirt. so kommt an
anderen Regionen und Organen eine Gmppirung der primären Lymphgängo derge-
stalt vor, <lass man von einer besonderen Structur, einer Organisirung zu besonderem
typischem Gewebe, hat .sprechen köimen. In diesem, einem Haarnetz ähnlichen, zart
fibriüären, durch Auspinselung der Zellen darstellbaren Grundgewebe findet man
nichts als feinbalkige, viel verzweigte, filigranartige F.isern, an deren Kreuzmigs-
punkt<Mi und Anastomo.senwinkeln bi.sweilen platte Bindegewebszellen fest und nicht
entfernbar anliegen, während die eigentliche Füllma.sse der vielgestaltigen Fächer
und Lücken aus sogenannten Ivmphoiden Zellen besteht, welche locker imd beweg-
lich, wenn auch dicht und z.ihlreich, innerhalb dieser uucomplicirtesten Lymph-
apparate gelegen sind. |)ie Bestimmung dieser hier im Netzgewebe der Organe
gebildeten Zellen ist, auf Umwegen dem Blutstrom einverleibt zu werden, rcsp. von
dem Verdauimgstractus her dem Blutstrom einverleibt und an die Gewebe trans-
portirt zu werden. Es giebt also einen regelrechten Kreislauf der Lymphe, wie <>8
einen des Blutes giebt. Man spricht daher auch von Lymphgefäs.sen, welche zu einem
Lymphorgan führen, Va.sa affluentia, und von ihm fortführen: effliientia, also eigentlich
von Lymph.'irterien und Lynrphvenen. Die Auflösung der Lymphgefä.sse in (lapillaren
und iu wandungslose Capillarräumc geschieht eben in jenem fibrillären, mit Lynipb-
Pflllungszustand die Schleimhaut, nnter der er g^tS
artig hervor. Diese Lyiupbfollikel charakterisiren sie
Organindividuen, als Apparate des Körpcrliaushaltes, weil Venen
je ein solclias (jeltiide zu umflechten pflegen, derrn capillare J
radiären Schlingen gegen das Centruni des Follikels iiuigekehrt
girend angeordnet ist. Aas den Spaltlücken der rtiticulärfn M;
um den Follikel ein grösserer Spaltraum, der in eine ochte L
Endothel und Adventitia versehen, einmündet. Solche Follikel,
die ganze üarmschlelmhaut ohne Communication verbreitpt, S
ihre unmittelbar vom Epithel überdeckte, dem Parrn zugewani
massiger Durchwanderung freii- Lj-mphkörperchen zeigt. An ;
nehmlich am unteren Theile des Dünndarms, sind sie zu Dutz«
besondere Aggregationen, auch Plaques genannt, Peyer'sche Hj
iiiiumi an, dass die aus diesen Follikeln zwischen doii Epithel.-
wandernden Lymphkörperchen activ die Partikel der Nahrung iai
mit corpusculftren Nahrangstheilchen beladen wieder zurück ia
und von liier dem Cliylusstrom und damit später der BlutcirculatJ
3. Die Balgfollikel. Von der Zungenw-urzei Ins zum I
wir ähnliche Gebilde an Stellen eingelagert, an denen die Seh
förmige Kiosenkung macht, d. h. eine Balphöhle bildet, an den
mohicre kugelige Follikel von gleichem Dau wie die .solitSren i
verdichtetes Maschennetz von Bindegewebe scharf gegen die um
abgesondert sind. In diese Balghöhle münden gleichzeitig
Scileimdriiseii ein. l'ebcrall findet hier in den LymphfoIIike
tlicilung statt und ihre Umgebung mit dem deckenden Schleimi
setzt mit aus- und einwandernden Lymphkörperchen.
4. Tonsille und lymphatischer Ring im Pkaryai.
Pharynxtonsille. Diese Gebilde sind gleichsam Gruppcnvci
fluirentien. conglnbirten, lym])hatischen Balgdrüsen, indem die
Lacunen, Ta."ichcn und KiTjJten bildenden Schleimhauteinsi
erscheinen von einem angelagerten Drüsengewebe, d'visen
niclits von jenem der adonniden Lymphgewebe unter- tr
zu noch compactercn, schon makroskopi.sch als
M;i,ssen sich vergesellschaftet haben. Dabei darf namentlich für
Dinge nicht vergessen werden, dass Lymphgefil.'ise, Blutgefü-sse,
structur, adenoides Gewebe, Follikel körper, Schleinidrüsenacini
drüsciikry]>ten mit Epitheldecke diese Organe cnrustituiren. Dem
Zündung gleicbsMui furunculös die Drüseuacini der Schleimnpp.ir
Tonsillitis siniplex, ob sie in einer folliculär entzündlichen BaJ|
T. follicularis, ob eine coniedonenartige Balgverstopfung, ein R
bildet, oll nhle^nonri.se Infiltration das bindeeoBiiHH^rikal
C
[L}rinphdriisen
920
Lymphe]
I
zelner Follikel und Kiiihigeruiig von ailenoulem Gewebo ontstehonden rundlichen
Packete, deren einzelne Knollen eine mehr platte, bohuen- oder mandelartige Gestalt
zu haben pflogen, sind überall im Kürper dem System der Lymphgefnsse eingefügt,
so zwar, dass die zuführenden Lynipligefässt' sich in die communicirenden, mit Zellen
gefüllten Hohlräume der I>rüsen auflösen, hier ein verfolgbares Stromgebiet dureh-
laufcn, um sieh schliesslich zu abführenden LymphgefSs-sröhren zu sammeln, die bis
zu nii-hreron Ceutimetern gross erscheinen können. .leder dieser zusammengesetzten
Lyniphapparate ist in eine mehr oder weniger derbe, liindegewebeartige Kapsel einge-
hüllt: eine Verdichtung des umgcbeuilen Zellfasergewebes, in welches die Drüse einge-
bettet erscheijit. Man unterscheidet die Rinde, dxs Mark und den Hilus der Lymphdrüse.
M:in hat sich vnrzustelh>n, da.ss die zuführenden I.ymphgefässo durch die Kapsel in's
Innere der Drüse eintreten, hier unter viel- und kurzUstiger Theilung und gleich-
zeitiger Verdünnung ihrer Wilnde sich in das adenoide Gewebe verlieren, wahrend
ihre Lumina cnntinuirlicb zunächst iu die Rindenfollikel, dann in die Marksträngo
übergehen und im Hilus der Drüse in einem System gleichsam cavernöser Buchten
sich wieder sammeln, aus deren lÜndegewehsunikleidungon allmählich sich die
dünnen Canillchcn der Va.<ia lymplintica efferentia sammeln und aus dein Hilus zu
2— ß Stünimchen hervortreten. Die mit dem zuführenden Geffi-ss eintretende Lyinph-
flüssigkeit um.spült also zuiiäcli.st das ganze System der Rindenfollikel, denn diese
la.ssen zwischen sich unil der K:ipselwand eine freie lAmpliltahn offen, die den
Follikel umkreist und wuhrsidieiidich von einem iu den anderen führt, sodass, wenn
man die Feinmaschigkeit des hier überall eingelagerten Fibrillennetzes bedenkt, ein
vollendeter Filtrirap[).arat schon um die Follicularstränge des Rindeutheils gegeben
ist. Aber noch dichter wird das Netz innerhalb der Follicularstränge selbst, deren
Abgrenziuig nur durch eine intensivere Zusanimenziehuug des Bindegewobs-Reticulums
und des ailenoülen Piirenchynis gegeben erscheint. Ueberall auf dieser labyrinthischen
Strombahn kann die Lymphe geformte und ungeforrate Ingredienzen ablagern, anderer-
seits aber auch aus den .-ulenoiden Werkstätten neue Zellsa.at in sich aufnehmen, bis
sie in den mikroskoi)i.schen Sammelbecken des Hilus, dem danun auch d:us eigentliche
Parenehym mangelt, zusamnienflies.st, um als filtrirter, gereinigter, im unmittelbaren
Cnntact mit den Rlutgefä.ssen der Follicularstränge chemisch alterirter (oxydirter?)
Saftstrom der Circulation zurückgegelten zu werden. So wird begreiflich, wie in den
grossen regionären Lymphapparaten des Stammes und der Glieder ein schier undurch-
dringliches Wundernetz von Filtrirkammem und -Pl.itten gegeben ist, fähig, die mit der
Lymph- und Blutbahn eingeschwenunten pathologischen Producte aller Art, die hete-
rogenen Beimengungen aufzuhalten und dem enei^ischen localen Oxyd.ationsverfahn.'U
aus/.u.setzen. Bakterien, Pigmente, Geschwulstkeime, fermentativc Stoffe, sie ;dle unter-
liegen hier erst dem Versuch der Unschädlichmachung und nur, wenn der patho-
logische Contactreiz hinreicht, um die gesanuute Schutzvorrichtung zu lähmen, dringt
zu grüsster (Gefährdung des (iesamnitorgauismus die unassimilirbare Noxe direct in
die ccntraleren Bahnen des Körpers. Doch auch dann braucht nicht unbedingt die
allgemeine Infection oder Intoxication Platz zu greifen, weil auch über die regionären
Lymphdrüsen hin.uis imnuT von Neuem die Passage filtrirender .\pp.ar.ate erfolgen
muss, wodurch möglicherweise an dritter oder vierter Stelle der der L\inphbahn
eingefügten Drüsendepots d.is allmählich geschwächte Virus seine HemmunR erfahren
k.inn, ehe die acute oder chronische Dyskrasie, die Ges;immtvcrgiftung des Org.ini.smus,
eintritt. Ist diese von sogleich paralysirender Gewalt auch für die lebenswichtigslen
Centralstätten der Regulation, so tritt der Tod ein, andernfalls vormögen die immer
wieder, aber jetzt in rückwärts gerichteter Reihenfolge überschwemmten Lymph-
apparate endlich dennoch der differenten Matfrie Herr zu werden, freilich nur unter
energischster, hyperplasirender Mehrlcistimg dieser s.inificirendcn Filter. Das ist der
Grund, warum Dyskrasie und Drüsenhyperpla.sie zusammengehörige Begriffe .sind.
6. Milz, Knochenmark, M esenterialdrüsen sind in Bau und Function so-
wohl, wie in pathologischer Verändening den Lvmphdrüseu innigst verwandte Organe.
SOHLEICH.
Lymphe im engeren Sinne, Impflympbe. ist dicjeni)^ Flüssigkeit, welche aus dem Inhalt der
kiin.stlirh erzeugten Impfpocken gewonnen wird uud zur Krzeiigung der Impfpocken dient. Man
benutzte früher menschliche undthierischeLymphe.gegenwiirtig nahezu ausschliesslich die letztere;
man gewinnt sie bei der Entnahme vom Uenscheu. indem man die Pocke in dem Stadium, in
welchem sie noch nicht zerfallen uud noch nicht von dem rothen EntzÜDdungshofc umgeben
0. Liebroieli, Eiicjkluiiaedie. II. BiuiL ;^ij
[Lymphe
— 930 —
ist, ansticht und die ausfliessende Flüssigteit mit einer mi
ansaug;t. Aus der künstlich erzeugton thierischen Pocke vriri
indem mau die Pocke entweder ausschneidet oder mit einem S]^
Klemmpincette abkneift. Zur Erzeugung der auimalen Lymph^
kauft, auf ihre Gesundheit untersucht, dann die Haut, welctl
abrasirt und gereinigt. Die Hautstelle wird so gewählt, dass aieu
liebst wenig verunreinigt werden kann, dann werden die Kl]
trokener Streu gehalten und ihnen zahlreiche Flüchenschnittof
Impfstoff wird durch Imptung von Kalb zu Kalb oder durch 1
sirtem Stoff, Retrovaccinc, gewonnen. Es werden 50 — 60 seiof
nähme der Lymphe unter Verwertbung der ganzen Pockensubstanl
Die wirksame Substanz der Lymphe, das Contagium animatumj
gehörender Keim. Neuere Untersuchungen von Guarnieri ausj
L. Pfeiffer und v. Wasiliewski bestätigt worden sind, mac'
sich um einen amoebenartigcn Zcllschmarotzer, den Cytorjxl
auf die Cornea überimpfen und in den daselbst erzeugten entzi
den gebräucblicbeu Karmin-, Haematoxylin- und Anilinfarben sii
Das Contagium der Lymphe ist am wirksamsten nach der tß
verändert aufbewahrten Lymphe indess ist es sehr schnell vei
nach Tagen an Wirkung verliert. Durch antiseptische Zusät;
gehoben. Die besten Conservirungsmittel sind die Vermischung
von 1:1 bis 1:2 und die schnelle Austrocknung. Danai
in flüs-siger Form, Lymphe in Pulverform und solche in Pasten
Glycerinlymphe, die in engeren oder weiteren Capillaren autbc
Lymphe wird durch Entnahme der gesammtcn Poekenraasse
und sofortige Austrocknung im Schwefelsäurecxsiccator durch
Pulver wird in vorher ausgeglühten Gläsern versandt, zum
Wasser angerührt. Die Conser\'irung in Pastenform ist nur ei
metbode, bei welcher die gesammte Pustelsubstanz unter Zusati
homogenen Paste verrieben und in Gläsern oder zwischen Glas:]!]
dem Gebrauch ist Verdünnung mit Wasser oder Glyctrin i
dieser Form ist der Impfstoff nicht unbegrenzt, sondern nur
haltbar, wenn er an einem dunklen, kühlen Orte aufbewahrt m
macht die Conservirung in tropischen Ländern; während der heu
wegen der Verderbniss nahezu ausgeschlossen, in der übrigen Z^
senen Kästen und unter Eis möglich. Häufig lassen die Erfolgt!
der Vorschlag neuerdings gemacht wurde, in den Tropengegen
winnuug von Lymphe zu errichten. In Indien bat sich eine ^
Import statt mit Glycerin mit Lanolin* vermischt worden war. i
Die flüssige Ljnnphe ist eine hellgelbe bis braungelbe, etwa
leicht blutige Färbung zeigt; kleine Fibringerinnsel beeinträcbtij
lieh. Die Lymphe enthält fast stets Bakterien und zwar meist Str
Züchtung haben diese Formen sich im Versuch meist als weni;
auch gehen sie bei Glycerinzusatz allmählich zu Grunde; imm
schwer zu vermeidende, so doch lästige Zugabe, und man bes
freie Lymphe zu gewinnen, mindestens aber bei der Erzeugung
und Aufbewahrung der Lymphe thunlichst a.scptisch vorzugebt
die unliebsame Mitübertragung von anderen Contagien neben j
absolut geschützt. Bei der humanen Lymphe lag trotz aller Vc
Uebertragung von Syphilis, die geringere derjenigen von Tub|
tropischen Ländeni vereinzelt die Uebertragung von Lepra dd
Bei der zur Vermeidung dieser Gefabren allenthalben cingeführl
gegen Syphilis und Lepra vollkommen geschützt, gegen Tuberfl
sicher dadurch, dass die benutzten Thiere nach der Entnahme i
sucht werden. Die nach der Impfung zu Beginn der zweitej
und Rüthung in der Umgebung der Impfpustel kommt grosse^
Lymphe beigemengten bakteriellen Eitererreger. Die Impfer)-; '
Impfung auftretende Sep.^is sind wohl eher die Folge einer si
gegen ist die zuweilen nach Impfung mit animaler Lymphe epi
contagiosa durch eine zoonotische bakterielle Verunreinigung
Lymphom bedeutet die Geschwulst aus lymphatischem Gewebe.
Ist also auch jede Hyperplasie einer Lymphdrüse oder eines Fol]
aber bezeichnet man die grösseren markigen Lymphdrüsenges
Leukacmie oder bei der f^scudoleukaemie entwickeln, als Lympb
Wucherungen, die beim Typhus in der Leber entstehen, sin^
Die Lymphome der Lymphdrüsen und Follikel durchbrechen nii
[Lymphom
- 031 —
Lysol]
C.H.N,=^«^^C<!H,
auch wenn sie noch so umfangreich werden, und unterscheiden sich dadurch von den Lympho-
sarkomen*. Histologisch stellt dos Lymphom eine gleichmässigo Geschwulst aus lymphatischen
Zellen dar mit einem feinen Stroma. Die Eintbeilung in Follikel ist dabei verschwunden.
Wo dieselbe noch vorhanden ist, bezeichnet man da.s als einfache Hyperplasie.
Lymphosarkom. Wenn die Zellen in Lympbdrüsengeschwülsten eine besondere Entwickclung
niiiiehmcn, so entstehen Tumoren, deren Zellen zwar noch vielfach den Charakter der Lympho-
cytcn an sich tragen, aber im Ganzen grösser und protoplasmareicher sind. Es entwickelt
sich auf diese Weise das Lymphosarkom, dessen Bild noch dadurch vervollständigt wird, dass
■ die natürlichen Grenzen des lymphatischen Organs, aus dem die Geschwulst hervorgegangen
ist, durchbrochen werden, und die Wucherung nach Art maligner Geschwülste in die benach-
barten Gewebe eindringt. Lymphosarkome entwickeln sich aus Lymphdrüsen, den Tonsillen,
der Thymus, der Milz. .\uch manche Knochenmarkgeschwül.ste, die sogenannten Myelome, sind
nach Art der Lymphosarkome gebaut. Die Metastasen können in alte, auch nicht lymphatische
Organe erfolgen und stellen sich entweder als umschriebene Tumoren oder als eine diffuse Infil-
tration dar. Lymphosarkome bestehen oft sehr lange, bis zu S und 10 .Jahren. Manchmal zeigen
sie erbebliche Schwankungen, sodass sie bis auf kleine Reste versehwinden. Niemals aber heilen
sie spontan oder unter der Einwirkung von Medicamenten ganz aus. Nach einiger Zeit fangen
die kleinen Reste aufs Neue an zu wuchern und führen den Tod herbei, wenn es nicht ge-
lingt, den Process durch Exstirpation zum Stillstand zu bringen.
HANSEMANN.
Lysldtn ist identisch mit dem Aethylcnaethenyldiamin, das zuerst A. W. Hofmaan dargestellt
hat. Die Base entspricht der Formel
H\ Das Chlorhydrat wird durch trockene Destillation von Natrium-
ii\n-ru. acetat mit Aethylendiaminchlorhydrat gewonnen. Aus diesem ist die
Base leicht zu erhalten. Schmp. 105° und Sdp. 198° (Laden-
burg). Da Lysidin in geradezu erstaunlicher Weise Harnsäure löst, wurde es aus theoreti-
scher Ueberlegung als Heilmittel für Gicht und Nierensteine empfohlen. Es theilt jedoch, in
de» Körper eingeführt, mit dem gleichwirkendeo Pipcrazin die Eigenthümlicbkcit, im Harn
unwirksam zu werden (Meridclsohn). Im Uebrigcn ist das Lysidiu unschädlich, ohne
störende Nebenwirkungen und trotz seines eigenthümlichen, an den Geruch von .Mäusen er-
innernden Geschmackes nicht unangenehm zu nehmen. Es wird in Dosen von 1 — 5 g, in 500 g
kohlensaurem Wasser gelöst, kühl genommen.
HEKDELSOHN.
Lysol wird erhalten durch Kochen eines Gemenges von Theerölen, Fett and Han mit einer ent-
sprechenden Menge Alkali. Durch die Gegenwart der hierbei gebildeten Seifen werden die
Thecröle in Wasser lösliob. Es stellt eine braune, klare, alkalisch rcagirende Flüssigkeit
dar, die mit Wa.sser mehr oder weniger gelb gefärbte klare Lösungen giebt. Die Lösungen
fühlen sich schlüpfrig an, Sproc. Lösungen schäumen wie Seifenlösungen. Lysol besitzt
stark autibakterielle Eigenschaften und übertrifft in dieser Beziehung die Karbolsäure.
Alle in der Wundbehandlung in Frage kommenden Mikroorganismen werden durch eine
0,3proc. wässerige Lösung in 20 — 30 Secunden abgetödtet (v. Ger lach). Dabei wirken
derartige verdünnte Lösungen nicht reizend und finden daher als Antisepticum und
Desinficiens in der chirurgischen, geburtsbülfliohen und gynaekologischen Praxis, ferner zu
Gurgclungen bei Diphtherie, zu Ausspülungen der Nase, zu Injectionen bei Tripper, Waschungen
bei parasitären Hautkrankheiten ausgedehnte Anwendung. Auch für den innerlichen Ge-
brauch ist es z. B. als Darmantisepticum empfohlen worden, ist jedoch hierzu schon wegen
seiner tnconstanten Zusammensetzung nicht geeignet, während ein aus Trikresol dargestelltes
Praeparat in der Zusammensetzung constanter ist. 1 — 2proc. Lösungen rufen auf Schleim-
häuten ein mehr oder weniger heftiges Brennen hervor. Ein längeres Hantiren mit einer
1 proc. Lösung setzt auch die Tastempfindlicbkeit erheblich herab. Ein weiterer Nach-
thei! ist, dass die Instrumente nach dem Einlegen in eine Lysollösung schlüpfrig sind. Für
geburtshüldiche Zwecke ist die seifenartige Beschaffenheit der Lösungen häufig vortheilbaft.
Obwohl weniger giftig als Karbolsäure, ist doch dos Mittel nicht, wie mehrfach behauptet
worden ist, ungiftig. Wiederholt sind schwere Vergiftungen mit tödtlichcm Ausgange
vorgekommen. Unverdünntes Lysol, auf die Haut gebracht, erzeugt heftige Dermatitis
mit intensivem brennenden Schmerz, starker Schwellung und nachfolgender fetzenweiser
Abstossung der Oberhaut. Waschungen des Penis mit unverdünntem Lysol nach einem
^fcCoitus erzeugten in einem F.%lle starkes Oedem der Vorhaut, des Penis, auch die Glans war
^BOedematös geschwollen und mit zahlreichen Bläschen blutigen Inhalts besetzt (Saalfeld).
Neben den localen Erscheinungen kommt es nach Einpinselungen einer grösseren Körper-
fläche sehr schnell, schon nach wenigen Minuten, zu schweren Allgemeinerscheinungen, Um-
fallen, Bewusstlosigkeit, Convulsionen (Reich). Bei einem Kinde trat der Tod ein. Wieder-
holt sind durch Verschlucken von unverdünntem Lysol Vergiftungen zu Stande gekommen.
Die Symptome sind: brennender Schmerz im Munde, Schlünde und im Magen, Erbrechen,
blasse Haut, Cyanose, verlangsamte, oberflächliche Respiration, langsamer kleiner, kaum fühl-
barer Pals, Krämpfe, Coma, Der Urin ist nicht dunkel gefärbt, wie p'><^ Ke
[Lysol
— 932 —
hält aber Eiweis.s. Bei eioem 10 Monate alten Kinde machte ein durch die A
entstandenes Glottisoedem die Tracheotomie nothvendig (Bacde). Die Dos«a
von 1 TbcelöfTel bis zu 35 g. Die letale Dosis wird zu O.OS pro Kilo KörptrgewUk
gegeben, jedoch erfolgte bei einem Kinde nach dem Verschlucken ron etwa 23 g LyMl
geeigneter Behandlung Genesung. Die Behandlung besteht nach äusserlicber Anweadot
sorgfältigem Abwaschen, Umschlägen von Aqua Plumbi, später Borglycerin, Lanolin o4a
pudern mit 10 pCt. Borsüurc-Talcum; nach dem Veräcblucken Ausspülungeo des Magen*,
reichung von Magnesia usta, Excitantien.
Lysol gelangt zur Anwendung: zur äusseren Desinfection in 1 — 3proc. Löisa4
Waschungen, Umschlägen, Berieselungen bei reinen Wunden, zur Injeetion in die Vagi
die Urethra, zu Gurgelungen, Ausspülungen der Nase 0,5 pCt. (l Tbeelüffel auf 1 Lit«r W(
bei inficirten Wunden 1 — 3 pCt., zur Reinigung der Peritonealhöhle, bei liaparotomieo 0^
zur Aufbewahrung von Seide 5 pCt., von Catgut 2—5 pCt., für Instrumente ä pCt. I«i
0,05 — 0,8 — 0,5 in Kapseln, Pillen, in Lösung mit Aqua Hcntbae piperitae, bei Rüideiii ia
LAKOOAI
Lyssa, Hydrophobie, Rabies, Hunds-, Tollwuth, ist eine Krankheit Yornigia
der Hundt', wt-li-lie durch diese auf aiidfre Thiorc oder auf Menschen fibcrt' •*.
kann. Aus.si'r Hunden erkranken Pferde, Katzen, Kinder, Zie-gen, Schai .1
inei.st durcji HunilebLss, dann Füchse und Wölfe. Unter wuthkranken HauKthJ
beträgt die Zahl der Hunde an 75 ()Ct. Die Uebertragung der Krankheit fiudd
stets durch den Bi.ss schon erkrankter oder itn lneul)ations.stadiutn befa'ndlicher T
statt. Nicht jeder Biss eine.s erkrankten Tliiere-s führt zuni Au.sbruch der \
nanientlieb ist der Briichtheil der erkrankenden Menseben ein verbfiltnLssniilssij
ringer; begünstigt wird die Infection durch tiefe und zerfleischende Bi.sse. Die
hation der Lyssa ist die längste, die wir von einer Infectionskrnnkheit kennen
beträgt gewöhnlich 25 — 30 T.ige: inde.ss sind sowohl beim Menschen wie beim '
auch viel Jüngere Zeitpunkte bis zu " Monaten und mehr beobachtet worden.
gebissenen Thiere zeigen nach Ablauf der Incubatinn ein Stadium prodroniorurr
weichem sie Lainien und grosse Unruhe, sowie Zittern und Schwilche des Hintert
zeigen. Nach kurzer Zeit tritt das eigentliche Wuthst.-idium ein, in welchem
Thiere Drang umherzuirren, Neigung zum Beissen und zimi Verschlingen u(
daulicher Gegenstände neben Verdauungsbeschwerden und starker Abra:iperuiig lej
„Rasende W'uth, Sti-assenwuth". Die Stimme klingt heulend, die Conjunctiven
geröthet, es besteht Lichtscheu, aber keine Wxssersdieu. Nach etwa viertl{
Daner treten Lähmungserscheinungen und Athmungsbeschwerdon auf, nach wen
Tagen geht d.is Thier an der „paralytischen Wuth" unter Convulsionon und S
zu Grunde. Bei anderen Hausthieren finden sich kleine Abweichungen im
lauf, 80 fressen Pferde keine unverdaulichen Dinge, während Rinder nicht beii
Beim Menschen treten als Prodroinalerscheinungen Schmerzen und Rrithun)
der Bi.ssnarbe auf; das Hauptzeichen der Krankheit, welches sie wesentlich ron
nahestehenden TetaniLS unterscheidet, sind paroxysmenartig auftn'ii ' mu
krämpfe; diese werden nimientlich durch den Schüngact .ausgelöst, sei u dl
d:is Schlingen von Speichel; aus diesem Grunde vermeiden es die Kranken, FiBl
keit zu sich zu nehmen (Wasserscheu). Bei einmal deutlich eingetretener Knuib
nehmen die .\nfälle an quälender Heftigkeit zu, es treten Erregnngszii i
die sich bei der l^ual des Leidens sogar zur Tobsucht steigern können ; /-. <|
Lähmungserscheinungen ein, die sogar den Schlingact schliesslich wieder <■ li
Die Kninkheit endet nahezu stets tOdtlich und zwar, wenn nicht plötzlieb m <ti
Anfalle, so in dem Lähmuugsstadium nach einer Dauer von 2 — 4 Tagen. eeli-i:t-nl
auch eiiunai nach längerer Zeit. Der Sectionsbefund ergiebt in den ( t
nichts Charakteristisches. Sicher sind die Hauptverämlerungeu in t
System zu erwarten, in dem man bisher Rundzellenanhilufungen in il' i
anderweitig veränderten (langlienzellen beobachtet hat. Im Magen ii> ij
man noch als besonders wichtige Kennzeichen unverd.iuliche Gegenständ«' all«T ,
Die Lyssa ist eine conlagii'ise Krankheit, deren Contagium aber, trotz .ing>?bll
Befunde von Kokken, Bacillen und pathogenen Hyphoniyceten, uns gegen wSrtig ■
unbekannt ist. Wohl aber kennen wir eine Reihe von Eigenschaften seie' - '•'
Es ist in den Speichelzellen und deren Secret vorhanden und zw.ar hi' i
Stadium prodromorum; mit gros.<;er Intensität wird es vom CentralnerveiL^j^i'-mj
bunden, in dessen Bestandtheilen es besonders reichlich enthalten ist; aussen
findet es sich noch in den Nebennieren, w.ahrscheinlich aber niu- in geringen ^cfl
' [Lyssa
— 933 —
Lyssa]
I
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I
I
im Blut. Durch den Magensaft wird es vernichtet, sodass das Vertilgen des Fleisches
wuthkruuker Thiere durch andere ungestraft geschieht; es wird durch Sonnenlicht
und Temperaturen üher 50", nicht aher durch die Kälte abgeschwächt und durch
Antisejjtica verniehti't; es kaim von der Mutter auf rleu Foetus übergehen.
Ui'Iht Ininiuiiisirung gegen das Gift der Lyssa verdanken wir Pasteur wichtige
Feststellungen. U.is Gift ist am coiicentrirtosten im Centralnervensyslein vorhanden
und liisst sich auf geeignet«' Vt'rsuchstliien' am besten durch Impfung einer Ner\'en-
sub.stanzeuudsion unti'r die Dura übertragen. Das Gift kann abgeschwächt werden
und zwar entweder durch Pa.s.s;ige auf inind<'r emptindüclie Thiero, wie Affen oder
durch künstliche Eingriffe, wie Trocknenlassen der Rückenniark.ssui)stan/, verendeter
Thiere bei a)" C. über Aetzkali. wobei die Wirkiuig von Tage zu Tage abnimmt
uiul nach 16 bis IStägiger Austrockiuuig ganz erlischt. Andere Abschwächungs-
methoden sind durch Behandhing mit küiustiichem Magen.saft oder durch Glycerin,
das nur das Gift, niclit aber die immuuisirende Substanz scinvächen soll, erzielt
worilen. Durch Kiiiiiiipfmig mit abi;eschwUclitem Gift kann man Versuchsthiere gegen
nachfolgeutid sulidurale hupfung mit starki-m Gift inniiuuisi ren. indem man erst
die seliwäclislen Giftsorteii und dann schnell steigend imnu-r stärkere sui)cutan inji-
cirt. Pasteur gewann die verschiedensten Giftarten auf Grmnl des Befundes, dass
das Gift bei der Passage durch den KaninchenkörpiT sich stetig steigert, sodass
es nach 40 — 6lt Pas-sagen schon nach "tägiger Inciibation tödtet. Von Kaninchen,
die mit diesem stärksten „virus fixe" getfidtet waren, gewann er durch die ver-
schieden lange Trocknung die ndthigen Abstufungen der immtinisirenden Substanz.
Als besonders wirksam, um nicht imr Thiere prophylaktisch zu impfen, sondern auch
schon befallene Thiere zu retten, erwies sich ihm das stärkere Verfahren, die Reihe
der „successiven Vaccins" fl4. 12, 10, H, 0, 4, Otägiges Rückenmark) innerhalb
24 Stunden dem Versuehsobject subcutan in Emulsion zu injiciren. Dieses Ver-
fahren gab er auch zur Behamllung wutlikranker oder gebis.sener, noch im Incuba-
tion.sstadium befindlicher Menschen an, es bildet die Grundlage tler Wuthbehandlung.
Seither lint Tizzoni gemeinsam mit Schwarz und Gentanni die Entdeckung
gemacht, dass die immunisin'iide Substanz in das Blut.serum hochgr.adif: inimunisirter
Versuchsthiere übergeht, in ilem es als eine nicht dialysirbare, aber durch Alkohol
fällliare Substanz enthalten sei. Er hat darauf eine Blutserunibeh.indlung zur Be-
kämpfung der Tolhvuth bei Menschen aufgebaut, nachdem er deren Wirksamkeit
durch Experimente an Hunden mit subduraler Impfung controlirt hatte.
Die Behandlung der Lyssa des Menschen ist zunüch.st eine prophylaktische,
dann erst eine individuell therapeutische. Die Prejibylaxe ist wiederum zunächst
eine allgemeine, die die Hauptpimkte der tiefahr für den Menschen, die Seuche beim
Hunde, berücksichtigt. Die Diagnose beim Hunde ist nicht leicht, da noch .andere
ähnliche Krankheiten diesem Thiere eigenthüudicli sind. Alle durch irgend eine
Ersciieinung, wie Unruhe, Bi.ssigkeit, Fressen imverdaulicher Gegenstände, veränderte
Stimme, verdächtigen Hiuide sollten intcrnirl. beobachtet und eventuell getddtet
werden, um durch die charakteristischen Veränderungen des Verdauungscanais und
seines Inhalt*;, eventuell durch den Thierver.such die Diagnose zu stellen. Als das
sicherste prophylaktische Mittel hat sich der Maulkorbzwang herausgestellt. Be-
lehrend hierfür ist das Beispiel Englands und Deutschlands. In London allein kamen
im Jahre 1HS5 27 Todesfälle an Lyssa beim Menschen vnr; als dar.auf der Maulkorb-
zwang eingeführt wurde, sank die Zahl 1880 auf 0, um nach dessen .\ufhebung 18H0
wieder auf 10 zu steigen. In ganz Deutschland kommen im .Jahre bei Thieren nur
etwa 500 — TWJ Erkrankungen vor, davon Dreiviertel bei Hunden und zwar nahezu
ausscIiUesslich iu Grenzgebieten, wohin sie vom Ausland eingeschleppt worden sind;
oft ist die Einschleppung direct nachweisbar. Die Zahl der Todesfälle liei Menschen
ist minimal, sie betrug z. B. 18!tO nur 0 Fälle, eine im Vergleich zum Ausland ver-
schwindende Zahl. Auch als in Madeira 1892 die Lyssa eingeschleppt wurde, und
in kurzer Zeit an 300 Himdc nach einem Zeitraum von 25—30 Tagen in durch-
schnittlich 5 Tagen starben, wobei von den 00(MKJ Menschen deren 0 durch Bls.se
zu Gmiidi" gingen, schaffte der Maulkorbzwang und die Todtung von gegen 2tKX)
verdächtigen Munden schnelles Erlöschen der Seuche.
Die individuelle Prophyla.ve hat die Behandlung eiues jeden durch einen wuth-
verdächtigen Hund herbeigeführten Bisses zu verlangen. Es emt>fiehlt sich in jedem
solchen Falle, namentlich aber bei tiefer zerrissenen Wunden, die gebissenen Thcilc
[Lyssa
934 —
auszuschneiden, den Grund der Wunde energisch zu ätzen
behandeln. Die Erfolge dieses Verfahrens scheinen gute i
schwer zu beurtheilen, weil nicht jeder Biss eines wuthvei
das Lyssagift mit fiberträgt und weil selbst von den nacl
Hunden gebissenen Menschen nur ein Bruchtheil später w
Ist der Hund toll gewesen, die Wunde nicht sofo:
handelt, so kommt die Behandlung mit dem Pasteur's
Verfahren in Frage, das ein Franzose selbst als „une dei
condamne" bezeichnet. In fast allen Ländern sind „Pastei
der ToUwuth" errichtet, die Aber ein grosses Material sch<
urtheilung über deren Wirksamkeit ist eine ausserordeu
Statistik dieser Institute lehrt, dass nur ein verschwindenc
behandelten Menschen, etwa 1 pCt., später noch unter de
wuth erkrankt oder sterbt. Aber bei der entsetzlichen
und dem Aufsehen, das die Methode erregte, ist es klai
grosse Zahl Menschen zuströmen, die überhaupt nur einen
hatten. Zwar wird die Controle so sorgsam wie mögl
Fehlerquellen sind zu gross, und so ist es auffallend, dasE
Mortalität doch die absolute Zahl der an Lyssa Gestorben)
ist. Die Tizzoni'sche Behandlung ist bisher in einem
kommen, der trotz der Verabreichung von 95 ccm Serum
zu Grunde ging. Hier sind die Schwierigkeiten besonders
ersten 20 Stunden [nach Ausbruch der Symptome Anssic
In einem Falle soll die innerliche Verabreichung von Agavei
sein. Die Behandlung der schon ausgebrochenen Erkranke
matisch und bei der Letalität des Leidens nur auf Linderui
bedacht sein. Es kommen Morphium, Atropin und Chlo
elektrische Behandlung empfohlen; zur Linderung der Wa
aus dunklen Gefässen und Röhren erfolgen.
Lythraceae. Pflamenfamilie ans der dikotflen Ordnung der Hrrtiflorae*,
nmfasat etwa 300 Toraehmlich tropische Arten, die bald als Krtnter, bald ■
Die Bltlthen sind perigyn, 3- bis 16ithli|{ (meist SiHblig). Der Fraehtknoten
der KelebrOhre. Hierher Lythrnm, Peplis, Gnphea, Lawsonia, Nesae
Die Butter nnd BlDthenspitzen von Lythnim salicaria wurden in fiHber«
Lysimaohiae pnrpnreae in der Wnndbehandloni; angewendet Nenerding
sie aufmerVsam gemacht. Ein Oehalt Ton 2 pCt. Tannin Terleiht ihnen i
tasserlich bei Lenkorrhoe, Ekiem, Intertrigo, Varieen, Conria, innerlieh bei
mit gntem Erfolge benntit werden. Grossere Dosen kOnnen TerdaanngsstOm:
3,0— fi,0 pro die, als Extract 2.0. als Tinctur 1 :5 20 Tropfen Imal tIgUeh.
M.
Maba Forst. Ptanzengattung ans der Farn, der Ebenaceae, aosgeieiehnet (
zBhlige BlUthen mit gedrehten Kronlappen. BKnme oder Strtueher mit sehr 1
den wKrmeren Erdstrichen beider Erdhftlften Tertreten. Nahe verwandt D
Baum der Molukken, liefert schwarzes Ebenholz.
Maccaroni ist ein aus feinem Weizenmehl und Wasser in röhrenfi
Gebäck, das in trockeDem Zustande gut haltbar ist. Es enthält
Stärkemehl 79, Wasser 11, Asche V2 pCt. Gekochte Maccaroni s
werthbar, da ihre Trockensubstanz annähernd so gut wie bei 1
wird ; nur 4 pCt. der Trockensubstanz und zwar von den K<
Stickstoff etwa 10 pCt. entgehen der Resorption. An Nährwerth
brot am nächsten. Für Gesunde und Reconvalescenten, auch f
eine empfehlenswerthe und nährstoffreiche Zuspeise. Bei acc
werden die Mchlgebäcke besser durch Getreidemehbuppen erset
Macen, CwUu, das Terpen des HaeisVU (MuskatblathentUs [Sehseht]) ist na
[Maceratc
— WB -
Madiirafii.ssl
I
MaC4r&t6 heinBen die Prudueto der pbsrniBceulivclien Uueratioti, d. h. mfbr oder weniger eoneeotrirte LoeuiiKoii
ur^&nisehor oder anorgaiitüchor StofTo, welche dnreh EinwjrkoDg meint Ton Wuser oder TerdQnntcin Alkohol, aueh
wohl Ton Aethcr, WeinKeiist, Ol^eerin u. s. w. anf xcrkloinerto vpt;et«bili»rhe oder animalische SabaUoien bei
lü— 'i5*' (HaeerationKtomperatur der noaeren Pbarmiikoiioen) erzielt werden, Macerate werden bei llerstellang fieler
Extraete, Hirope und Tiuctoren erhalten und sodann durch Eindampfen u, s, w. weiter verarbeitet.
E. SCHAER.
Macintosh ist ein wasserdichter Stoff, vod Mac Intosh, einem Ghisgower Chemiker 1S23 er-
fuudeu, und findet in der Krankenpflege bliufiger Verwendung. Er wird durch ZusnmmenklebeD
zweier Gewebslagen mittelst Kaut^cbuklöaung hergestellt.
KIRCHHOFF.
Macis, Arillus Mrristicae, Muskatbl üthe, Fleurs de MtiscaTe. Mace, ist der ge-
trocknete Samenmantel der Frucht von Myristica* fragrans. Die Muskntblüthe ist eine eiförmige
zerbrechliche, horoartige, fettglünzcnde Haut. Sie ist an der Basis durchbohrt, aber ungetbeilt,
nach oben vielspaltig zerschlitzt. Sie riecht eigenthiimlich aromalisch und schmeckt gewürz-
haft bitter, ähnlich der Muskatnuss. Die Blüthe enthält 4 — 9 pCt. aetherisches Oel und
rothes und gelbes Fett. Sie wird im allgemeinen in kleinen Do.sen als Stomachicum, bei
Dyspepsien und Koliken, aber selten, verwandt. Grosse Dosen sollen narkotisch wirken.
Oleum Macidis aethereum, Macisöl, HuskatblUthenöl, besteht zum grüssten Theil
aus Macen, C,oH,(i, ist (arblos bis gelblich und riecht nach Muskat Die» Oel wirkt auf der
Haut schwach reizend und findet daher zu Linimenten, Pflastern, Salben Verwendung. Als
CarmiDativtim 1 — 3 Tropfen mehrmals täglich, meist als Elaeosaocbarum.
FBIGDLÄNDER.
Macnlaß) sind umschriebene nicht erhabene Veränderungen der Hautfarbe; sie werden bedingt
durch Hyperaemie in den oberflächlichen Schichten des Papillirkörpers (Erj-them, RoseoliO,
sind dunkel- oder hellroth, schwinden unter Glas- und Fingerdruck, oder durch Blutungen
oder Pigmeiitanotnalien. Schliesslich kann es sich noch um die Einimpfung einer äusseren
Schädlichkeit handeln, wie bei Maculae coeruleae*. Bei Infectionskrankheiten wird eine
specielle Behandlung der Maculae nie erforderlich. Bei juckenden Maculae kommen kühlende
Umschläge, Bleiwa.sser, Borsäurolösuug, essigsaure Thonerde, Kamillen- und Pfeffcrminzthee,
Streupulver, auch mit Kiirbolsäure oder Menthol, Betupfen mit Karbol- und Menthollüsung,
Ammoniak zur Anwendung.
Maculae coeruleae, linsengrosse, bläuliche Flecke, welche durch Einimpfung de,s Secretes der
Pediculi pubis entstehen, schwinden nach Entfernung der Ursache von selbst (Duguet).
Maculae hepatlcae; Leberflecke, war ursprünglich die Bezeichnung für Pitv'riasis versicolor,
weil man meinte, dnss die Affection mit Erkrankungen der Leber zusammenhänge. Später
wurde diese Anschauung fallen gelassen, und der Name nur wegen der Aehulich-
keit der Farbe bei dieser H:\uterkrankung mit der der Leber beibehalten. Seitdem aber
der parasitäre Ursprung der Pityriasis versicolor festgestellt ist, beschränkt man sich in
dermatologisch-wissenschaftlichem Sinne darauf, unter Leberflecken nur die als Chloasma
uterinum bezeichnete Pigmentanomalie* zu verstehen, während in Laienkrei.sen die verschieden-
artigsten Pigmenthypertrophien, wie Epheliden, Lentigines, Naevi für Leberflecke angesehen
werden. Die Leberflecke sensu strictiori, Chloasma uterinum. finden sich während und kurze
Zeit nach der Gravidität, fenier bei Uterineikrankungen und sind gekennzeichnet durch eine
hell- bis dunkelbraune Vcrrärbung im Gesicht, sehr selten auch an anderen Körperstellen,
und zwar besonders in der Stirn- und Schläfengegend, wo sich die stets scharf abge-
grenzte Verfärbung mit einem weissen Streifen gegen die Haargrenze absetzt. Nach der
Entbindung oder Hebung des Uterinlcidens schwindet im Allgemeinen d,-is Chloasma uterinum
spontan; ist letzteres nicht der Fall, so kann man zur Beseitigung des übermässig gebildeten
Pigments die bei Lentigines* erläuterten therapeutischen Maassnabmen anwenden.
SAALFELD,
Madeira, portugiesische Insel, ist durch eine ununterbrochene Bergkette in eine nördliche und
eine südliche Hälfte getheilt. In der letzteren befindet sich die Hauptstadt Funchal un-
mittelbar am Meere und windgesehützt. Das Klima ist milde, beruhigend, massig feucht,
staubfrei und zeichnet sich vor allem durch Gleicbmässigkeit aus. Die täglichen Temperatur-
schwankungen liegen zwischen 0,88 und 5,55, der Unterschied der mittleren Maxima und
Minima schw.tnkt zwischen 15,68 im Februar und :22.-14° im August. Die mittlere .lahros-
temperatiir beträgt 19,78", Winter 17,9, Sommer 22,0, die relative Feuchtigkeit 71 pCt., der
Luftdruck 762,16 mm, die Zahl der Regentage 79 mit 038,5 mm Niederschlägen. Vornehm-
lich geeignet für erethische Formen der Phthise; Gegenauzeigen bilden Diarrhoen, Nephritis,
Gicht, Rheumatismus. Im Hochsommer suche man höher gelegene Plätze der Insel auf.
VfiRZBlTBO.
Madonna di Caniplglio, in Radlirol, klimatische BochgebirgsatatloD, 1663 ra boeh.
W.
MadorafoBS, Podelkoma, Fungus foot of In dia, ist eine in Indien endemisch auftretende, in
letzter Zeit auch in Amerika beobachteto, durch das Mycetoma, einen dem Actinomyces nahe-
M>e8> Forsk. Pflanzengattang IDS der Farn, der Hyrsinaeeae*, Typos der Tribat
durch oberstftndigen oder halboberstlndiges Keleta und syinpetalo Krone, Fmeht vielsi
36 tropische nnd subtropische Arten. XUe sind Strftucber mit einfaehea, oft dnrcfasch
U. pieta Rochst (= H. lanceolata Forsk.)
Die kleinen, rothbraunen Samen von Haesa picta finden in Äbes
mittel „Saoria" Anwendung. Sie enthalten neben einem fetten, nicht
und Gerbsäure ein Weichharz, aetherisches Oel und einen kratzend scbi
Mafaratalg, ein gelbes, festes Fett, Tom Oeraeh der Caeaobotter, Sehmp. 42°, Olero and
den Samen Ton Trichilia* emetica Tahl. s. Mafnraia olelfera Bert, durch Koeliea mit W
wendet es in der Seifenfabrication. Mafnra- oder Mahrabutter stammt tod Baflsia'arteo.
Magenansspttinng. Die Magenausspülung ist fiberall da am Platz«,
Entleerung schädlichen reizenden oder toxischen Mageninhaltes h;
derselbe frisch in den Magen eingebracht und aus demselben
schnell wie möglich entfernt werden soll, wie z. B. bei Vergiftun,
er wegen mangelhafter Leistmig der austreibenden Muskelkräfte
Schlusses des Magenausgangs ungebülirlich lange im Magen verweiJ
Krebs, Geschwür und Erweiterung des Magens, sei es endlich,
logisches Secret in den Magen abgesondert wird und hier zu Reiz
erscheinungen Veranlassung giebt (Gastrosuccorrhoe, H}'perchlorhydri€
von Salzsäure) oder Blutungen in denselben stattfinden.
Die Technik der Magenausspülung hat sich mehr und mehr '
fänglich verband man den eingeführten Magenschlauch mit der sog
pumpe, d. b. einer etwa 250 ccm fassenden Spritze, welche mit (
hahn montirt ist, derart, dass man bei einer Habndrehung die S
Magen vollsaugen und bei einer anderen ihren Inhalt nach aossea
Bald setzte man an Stelle der Spritze Aspirationsapparate verschi
Dieulafoy'sche Glocke, eine Glasflasche, in welcher die Luft i
kleinen Luftpumpe verdünnt werden kann, den von Jaworski cons
aspirator, eine mit Wasser gefüllte Glasflasche, in der durch
Wassers ein luftverdünnter Raum geschaffen wird, und Aehnliches. I
auf diese Weise wechselnd mit aufgesaugtem Wasser gefüllt und
werden. Bequemer ist es, wenn man den Magenschlaucb mit einem
verbindet, dessen einer Schenkel mit einem in passender Höhe nebe
aufgehängten Irrigator durch einen Gummischlauch verbunden ist
den anderen Schenkel ein Guramischlauch gezogen wird, der i
Boden gestelltes Gefäss hängt. Lässt man nun zunächst Wasser an
in den Magen laufen, indem der abführende Gummisehlauch vom
lagcnnnsspnlunif
— 937 —
lagpiterwelternnp]
resp. Prosswirkung wifcdor abfliesst. Wenn man au Stelle der grossen Augen des
Mageuschlauchs eine Reihe kleinerer, Stecknadel knopfgrosser Oeffniingen nni unteren
Ende des Magenschliiui'hes anbringt, so fliesst die Flüssigkeit durch dieselben wie
aus der Brause eiiver liinsskanne ab, und es kann eine Art von Douche der Mageii-
wandiing zu Stande koniiwn, die natürlich nur so lange dauert, als der Spiegel der
Flüssigkeit im Magen unterhalb des Sehl.aurliendes steht. Etwaige Verstopfungen
des Magenschi auelis lassen sich am Besten durch erneutes Heben des Trichters be-
seitigen. Eventuell nniss der Schlauch au.« dem M.agen herausgezogen und das
Hiiideniiss mechanisch aus demselben entfernt werden.
Als Spülfliissigkciten dienen: 1. reines Wasser verschiedener Temperatur. 2. Alka-
lische Lösungen, 2 — öproc. Sodalösungen oder die natürlichen alkalischen WUsser,
Ems, Neueiiahr, Soden, Vichy, allenfalls die Koclisalzi|uelleu von Wiesbaden und
Kissingen oder die .salinischen Wässer von Karlsbad, Frauzeusbad. Hei Anwen-
dung der letztgenaiiuteu kommt aber noch die Wirkung der Kohlensäure einerseits und
der Mittelsalze andererseits in Betracht. Sie alle gelten als schleimiü.wnd und Säure
abstumpfend. 3. Gährungswidrige Lösungen. 4— 5proc. Lösungen von Bora.x, von
SalicylHüure, lOproc. Lösung von uuterschwefligsaureni Natron, allenfalls Lösungen
von Na|)htalin und Resorcin zu 2 — 6 pCt. Doch ist bei diesen darauf zu achten,
dass nichts von der Lösung im Magen z\irfi<;kbleibt, und zu etwaigen Vergiftungs-
erscheitiiuigini VcraiiL-ussung giebt. Auch das Chlore form wa.sscr kaim verwendet werden.
EWALD.
Magendmck bildet ein Symptom der verschiedensten Magenkrankheiten. Zu beachten i.st, dass
sogenannter .Hagendnick auch durch Erkrankung der Nachbarorgane, besonders von der Leber
und dem Querdarm ausgelöst werden kann.
Magenerosionen. Als solche werden kleinste Substanzverluste der Magenschleimhaut bezeichnet,
welche ihre Entstehung im Allgemeinen folMculären Blutungen in die Magenschleimhaut ver-
danken. Die Symptome decken sich, soweit vorhanden, mit denen der Magengeschwüre*.
EWALD.
Magenerwelternng, Dilatatio vontriculi, Gastrektasie. Eine krankhafte GrOsson-
zunahme des Magens, welche wohl zu unterscheiden ist von dem genuinen grossen
Magen, der Megalogastric. Eine abnorme Erweiterung des M.igons ist in der .Mehr-
zahl der Fälle die Folge eines Hindenii-sses am PyloriLs resp. Duodenum, sei es, da.ss
d.asselbe von Anfang an vorbanden ist, oder sich in Folge einer Insufficienz und
Parese der Magcnmusculatur entwickelt. Daher können die verschiedensten Ursachen
Auhiss einer Magenerweitening sein. Schon der einfache chronische Magen kat.irrh
kann durch Schwäche der Magenmusculatur, Stagn.ation der Ingesta im Magen und
Ueborlastung der Magenwand zu einer Ausweitung derselben und durch Abknickung
des horizontalen Astes des Duodenums zu einer mechanischen Hemmung für den
Austritt der S])nisen Veranl.a.ssung geben. Geschwüre am Pylorus oder im Duodenum
können durch Narbencontractinn, Geschwülste durch ihr Wachsthum den Ausgang
des Magens verlegen oder, wenn sie extra vontriculum gelegen sind, cnmprimiren.
Dasselbe gilt von entzündlichen und zu narbigen Verwachsungen führenden Processen
in der Nachbarschaft des .Magen.iusganges. Endlich sind eingekeilte G;dlensteine
und Divertikel des Duodenums zur Ursache von Magenerweiterung geworden. Es
giebt also keine specifi.sche Therapie der Magenerweiterung, vielmehr ist dieselbe
rein symptomatisch zu behandeln. In der Diaot vermeide m.in, den Magen mit festen
oder flttssigen Speisen zu überbürden, und gebe eher häufige und kleine Mahlzeiten.
Alle leicht gährenden oder sich zersetzenden Speisen und Getr.lnke sind zu ver-
meiden, vor Allem Kohlarten, nicht ganz frische oder g.ir r.mzige Butter oder Fett,
nicht ausgegohrcne oder sehr zuckerhaltige Getränke. Letztere sollen überhaupt
nur in kleinsten Quantitäten genossen werden.
Die im Magen stagtiirenden Massen sind durch Magenaussjiülungen* zn entfenien
und weitere Zersetzungen durch gähnmgswidripe Mittel zu verhindern. Der Ueber-
tritt des Mageniidi altes in die Därrae ist nach Kräften zu fördern. Hierher gehört:
1. Die .■\nregung der Darmthätigkeit durch Aperientieu bezw. f'lysmata; 2. die
Massage, im Sinne eines mechanischen Hinuberdrängens des Mageninhaltes in die
Därme auszuführen; 3. die Faradisation der Magenmusculatur, sei es durch äussere
Application der Elektroden, sei es durch Anwendung der internen M:igenelektrode.
Dieselbe besteht aus oiuom weichen M.agenschiauch gewöhnlichen Calibers, der mit
[Magene^^uSran^
— 988 —
Maf;»^
einem Leitungsdraht durchsetzt ist, welcher unten einige Müli' itn
herausr.'igt und hier durch eine bohnenprosse, vielfach durch i .e w
l)ein oder Hart^nimi gedeckt ist. Die Klektrode wird in tien mit Waxser
Magen eingebracht und der Strom durch die andere (Platten-) Elektrode
Bauchdecken geschlossen. Hierdurch lassen sich sehr ausgiebige Contracti
Bauch- und Magenmusculatur erzielen. 4. Die Applicatiou der kalten Stralili
oder der sogenannten schottischen Douche, welche einen schnell abwcchselndei
und kalten Strahl liefert und energische Contractionon der Ahdoniiualniascuh
eine gesteigerte Circulation zur Folge hat. Innerlieh kommen die gfthrungi
Mittel und diejenigen, welche die Magenperistaltik anregen sollen, xur Ani
Es sind hier im Laufe der Zeit gel)raucht worden: Carbo Tiliae, Kneosol,
Salicylsäure, Naphtalin, Resorcin, Karbol, Lysol, Kalkwasser, Terpentin, Chi
Nux vomica und ihre Praeparato.
za Grunde liegenden Erkrankung.
Die weitere Behandlung richtet sich o
ewAi
Magengeschwür, chronisches, einfaches, rundes, perforirendes, cor«
Ulcus rotundum s. pepticum s. rodens veutriculi, tritt meist oiiunl
XU mehreren auf. Gewöhnlich sitzt es au der grossen Curvatur und am
weniger oft an der kleinen Curvatur, .selten an der Cardia. Es tritt am hiUifii
hei Individuen im jugendlichen und mittleren Alter, bei Frauen öfter als b«i
Ein gewisser Zusammenhang mit Chlarn.sti und Anaeraie ist EWfifellos vi
wenn auch nicht erklärt. Schmerzen, bald während der Mahlzeit odrr unmitt«-!
dem Essen auftreteiul, bald erst einige Zeit nach demselben utul jo nach
des Geschwüres in der Mittellinie oder links oder rechts localisirt. bibic-u das voi
SjTnptom des .Magengeschwürs. Dabei fehlen eigentliche dyspojitische üeae^
die Zunge ist rein, Appetit vorhanden, aber die Mahlzeiten werden .-m-; Fi:
Schmerzen auf ein Minimum reducirt. Blutbrechen, sehr heftige k: i
fälle können im Verlauf auftreten, und die Krankheit unter l'erforati" j
oder tödtlicher Anaeuiie ein jähes Ende nehmen. Die Salzsäureprodvi j
grossen Mehrzahl der Fülle über die Norm gesteigert, es besteht H >
Die beste Behandlung des Ulcus ventriculi i.st die, welche den M.
schont luid dem Geschwür Zeit und Ruhe zur Heilung lässt. Zu dfni /.\\.i-k,j
man dem Kranken in den ersten Tagen alle per os gegebene Nahruiijr entwed
ständig oder doch bis auf geringe Mengen essliiffelweLHe gegebener !■ <
und leicht verd.aulicher Suppen, wie Milchgries oder Mehlsuppo, H;i, J
Tapiokn mit Zusatz von Kemmericb's Floischextract oder I'epton oder Ei,
von Nestle"s oder Timpc"s, Hartenstein's oder Ziobo"s Leguminos«' odur 30 — o
gerührtem Fleischniehl, Bouillon von wei-ssem Fleisch mit Mondamin ode
Das Gros der noihwendigen Näiirstotfe führt man durch mehrmals täglich
abfolgende Nührklystiero zu. Am Morgen werden zur Neutralisation der S4u
zur Anregung der Darmperistaltik 15 — 20 g Sal Carolinense factitiiiui gegpb
die Magengegend werden heisse Umschläge von Wasser oder bei slärkt-ren Sc
von Kamillenthee oder Baldrianthee oder Flicderthee gelegt. Der P.-it- r
seine Kräfte zu schonen luid den Stoffwechsel möglichst niedrig zu li |
hüten. Heftige kardialgische Schmerzen sind durch Narcotic;» (M. i
Amygdalarum, Morphium mit Wisrautli, Codeinum phosphoricum, sn
injectionen) zu bekämpfen, auch kann man grosse Do.sen — 15—20 g — i
nitricum in Was.scr suspendirt auf einmal nehmen lassen. So bleibt t
bis 5 Tage. Lassen die Schmerzen nicht nach resp. treten b' 1
zufuhr wieder auf, so wird jede N;üirung per os abgesetzt, h<" _ j
Eiswasser u. a. gegeben. Andernfalls erhält der Patient eine Zulage von lOO g '/,\
oder Cakes, ca. 60 — 75 g Schabefleisch. Am «. Tag kommt 1 Ei, 30 g Butt«]
und die Menge der Milch resp. Suppen wird auf 2t)0 g pro Portion, d,
IVa Liter im Tage, gesteigert. Verträgt der Patient die Kost gut, «o fall«
klystiere fort, andernfalls muss wieder eine Reduction eintn'ten. In der sweitia^
kommen zu Obigem 100— 120 g Kalbsmilch, Geflügel, zarter Schinken und Aeh
hierzu etwas Kartoffelbrei csslöffelweisc; und so wird der Uebergang xu ron«ü(
Kost angebahnt.
Leider lassen sich die Patienten gewöhnlich erst nach schwererm Enchei
Blutimgen, sehr heftigen Kardialgien, zu dieser Behandlungsart, dio meist von
[Maffengeschwiir
— 939 —
llfagenkrAmpf]
Erfolg ist, bestimmen. Für die ambulanto Behandlung suche man das diaetotische
I Regime möglichst dem obengenannten anzupassen. Innerlich giebt man Wismuth,
evenhiell mit Opium oder Chloroform, Argentuni nitricum in LOsung von 0,1 — 0,3
auf 200 Wasser, Natrium bicarbonicum in l'ulver oder in Lösung mit einem aromati-
schen Corrigens, I^iquor Ferri sesijuichlorati in Tropfen oder Lösung imd gegen
I eventuelles Erbrechen Narcotica, Kreosot in Salepschleim oder .Jodtinctur je 2 bis
3 Tropfen. Die Cnmplicationen sind nach Massgabe des einzelnen Falles zu behandeln.
In geeigneten Fällen hat man die Excisiou des Geschwürs mit Erfolg ausgeführt.
EWALD.
üln^enkrainpf, Kardialgie, Gastralgio, Gastrodynie, Neuralgia ventriculi.
I Krampfhafte Contrarturen der Mageninu.sculatiir können im Gefolge von Magenkrank-
heiten auftreten, in deren Verlauf starke Reizinomente entstehen, welche von einer
. Stelle ausgehend eine reflectorische Contractio» der Magemnusculatur veranlas.sen.
Oder sie entstehen scheinbar spontan, ohne dass eine nachwei.fbare Ursache derselben
vorliegt, gehören also in das Gebiet der Neiu"osen. Schliesslich kommen sie aus
Anlass einer Erknmkung des Centralnerven-systems, besonders des Kückenmarks (Tabes
dorsalis) zur Beoliachtung. In die erste Gruppe gehören also alle diejenigen Magen-
erkrankungeii, bei denen entweder durch organische VerUndennig der Magenwanil
selbst Oller durch dii' dar.ius resultirenden l'roducto Anlass zu einer Reizung der
Magenwand gegeben wird. Wir sagen ausdrücklich „zu einer Reizung der Magenwand"
Iunil sprechen nicht von einer Reizung der sensiUlen Elemente derselben, weil wir
hierüber eigentlich nichts genaueres wis-sen, und nur so viel mit Bestimmtheit sagen
können, dn.ss die unter normalen Verhältnissen im Magen sich abspielenden Processe
jedenfalls unter der sensiblen Reizschwelle bleiben. Der Krampf äu.s.sert sich in
Form von reissenden und bohremlen, tiilutig zusammenschnürenden Schmerzen, die in
den meisten Fällen auf einen imischriebenen Bezirk, gewöhnlich in der Herzgrube
beschränkt sind, in anderen Fällen einen diffusen Charakter haben, in noch anderen
in der Gegend des Pylonis .auftreten. Dieselben können sich paroxysmenartig steigern,
selbst mit Erbrechen verbunden sein. Gewöhnlich ist ihre Dauer nicht allzulang,
»von mehreren Minuten bis zu Stunden sich hinziehend. Sie können einmal, aber auch
vielmals an einem Tage auftreten und sich über mehrere Tage erstrecken. Trifft
der Krampf eine iimsrhrieliene Partie des Magens, z. B. die Pylorusgegend, so wölbt
sich dieselbe bei schlaffen Bauchdecken wie eine Geschwulst vor, oder lässt sich
wie eine solche palpiren. Anderenfalls kommt es durch die Zusammeoscluiürung
(des ganzen Orgaus mehr zu einer muldenartigen Eiiuiehung der Oberbaucbgegend mit
brettartiger HKrte.
Von besonderem Interesse sind diejenigen Krampfformen, welche der zweitge-
nannten Gruppe, also den Neurosen, angehören. Sie sind ebenso selten, wie die
symptomati.scben häufig, ja, ihr Vorkommen wird von einzelnen Autoren überhaupt
in Zweifel gezogen. Ewald kann sich imr weniger Fälle entsinnen, bei denen
ein n.ach weisbarer Krampf des Pylorus best.and, ohne dass eine directe Laesiou der
Magenwand, also ein Ulcus oder Krebs .am Pylorus, vorhanden war. Als Reizmoment
dient in solchen Füllen der saure Mageninhalt, besonders dann, wenn er in den
nüchternen Magen abgesondert wird, also ein sogenannter ,,Magensaftfluss" besteht.
I Unter solchen Verhfiltnis.sen kommt es zuweilen durch krampfhafte Contractur der
Pylorusgegend zu einer umschriebenen Härte derselben, die durchaus den Eindruck
einer Geschwulst machen k.ann, aber von einer Neubildung dadurch zu unterscheiden
ist, dass sie nach einiger Zeit mit Aufhören des Schmerzes verschwindet, am bei
neuen Anfüllen wieder aufzutreten. Indessen sind grobe Irrthümer hier nicht aus-
geschlos.sen, und in der französischen Literatur ist über Falle berichtet, bei welchen
auf Grun<l solcher Tumoren operirt wurde (Doyen). Es zeigte sich dann, dass der
vermeintliche Tumor dr-n eben erwähnten Spasmen seine Entstehung verd.ankte.
Die Therapie kann bei den Magenkrämpfen, soweit sie nicht das Gnmdleiden
betrifft, nur symptomatisch sein, und mus^ sich .auf (Ue bekannten krampfstillenden
Mittel beschränken. Heisse Umschläge mit Wasser oder calmirenden Infusen (Ka-
raillenthee, Lindenblüthenthee u. A.), heisse Stürzen, heisse S.indsäcke. Tüllsäcke mit
heissor Kleie oder Kamillen gefüllt, Wärmflaschen, Einreibungen mit Bilsenkrautöl und
Chloroform, mit Salben aus Extr.ictura Belladonnae, Moq)hium und Opium, am besten
Einspritzungen von Morphium, machen sich notliwcndig. Gelegentlich kann auch ein
warmes Vollbad (29—30'* R.) den Krampf lösen und die Schmerzen beseitigen. Vor
t
Y
[Magenkrampf
— 940
allen Dingen wird es aber darauf ankommen, der Ir
thun, die sich nach den jeweiligen Verhältnissen verschi
Magenkrebs. Der Krebs befällt von allen Organen am ha
40 pCt. aller Fälle von Krebs betreffen den Magen, ül
Todesfälle an Magenkrebs nach Hacberlin auf je 10<
0,46, 1,35, 2,67, 3,61 für die Dekaden vom 40. Jahre an.
Üb der Magenkrebs erblich ist oder nicht, ist immer
aber im Allgemeinen dahin beantwortet werden kami, d
erbung sehr erheblich in der Minderzahl stehen. Dagegi
drei Viertheile aller Magenkrebse zwischen das 40. — 70.
Häufigkeit zwischen dem 45. und 60. Jahre liegt (Lei
ist der Magenkrebs selten, doch haben sich in der letzt
cinoma ventriculi bei Personen in den 20 er Jahren und <
Die Geschlechter werden ungefähr in gleichem Maasse
unter 1303 Fällen 680 Männer und 623 Frauen waren.
Ueber die Ursache wissen wir wenig. Chronische Rei
dtu-ch unpassende Ingesta, entzündliche Zustände, Tram
schuldigt. Von alledem ist nur soviel sicher, dass sich
alter Magengeschwüre entwickeln kann. Selbst die na
standenen Geschwülste lassen die Möglichkeit offen, dass <
vorhanden, aber erst durch den Insult zu rascherem Wa
Wir unterscheiden Epitheliome, Medullarcarcinome, d(
carcinom, kolloide, teleangiektatische, melauotische und
Die dabei zu Stande kommenden Veränderungen sind du
Zeichnungen angegeben. In allen Fällen handelt es si
Process, der zunächst von den Drüsenelementen der Schi
atypische Wucherung derselben darstellt. Des Weiteren
Muscularis und Serosa ergriffen. Nachdem das Neoplasi
Wicklungsgrad erreicht hat, kann es theiiweise zerfallen,
grossen Substanzverlusten und Blutungen Veranlassung
häufigst« Form des Magenkrebses ist der Scirrhus, w«
Fällen laOmal, = 72 pCt., fand. 32 Fälle waren M
3 melanotisch und 1 Epitheliom. Die Grösse des Kr
Galiertkrebs und Markschwamm wuchern diffus in die 1
Bezirke des Magens. Der Faserkrebs ist circuniscript, b
Geschwülste und neigt zum Wachsthum in die Tiefe und H{
von Ausnahmen vor. Ewald besitzt 2 Praeparate, in dene
Magen ergriffen und zu einer armdicken harten Geschv
Sitz des Krebses ist am häufigsten an den Orificien (in 't
unter 195 Fällen den Krebs 128mal am Pylorus, 26 mal
der kleinen Curvatur, 11 mal an der grossen Cur\-atur. ü
häufige Erscheinung. Die Lymphdrüsen sind in ca. 30 p(
lieh tastbar erkrankt. Zieht man den gesammten Lympl
so steigt die Häufigkeit der Erkrankmig auf 54,5 pCt. al
Allgemeines Kranklieitsbild. Der Magenkrebs ist
und in seinen ersten Anfängen von anderen Kranklieit«
Dyspepsie führen, nicht zu unterscheiden. Er beginnt n
Appetits, Abnalime desselben, Verdauungsbeschwerden,
der Magengegend, Aufstossen und Uebelkeit. Dann trete
brechen ein. Die Zunge wird dick belegt, der Geschmac
sauer, der Appetit sinkt mehr und mehr. Widerwille geg
schon früh ein, die Schmerzen werden inten.siver, bald n:
bald unabhängig von derselben eintretend. Das Erbrocl
oder fauligen Geruch mid enthält Nahrungsreste, Epithel:
lange fadenförmige Bacillen, die fälschlich als specifisch
wurden. Häufig ist Blut l)eigemengt, welches selten f
oder weniger in l'äulniss übergegangen ist. Zuweilen bil<
Symptom, und man findet schon früh, ohne dass eigenl
blutigen Mageninhalt. Sehr bald tritt eine starke Abn:
lag^enk rebs
npFnErciii
I
I
I
I
I
dif sich zu dor spocifisdion Krehskaclu'Xio steigert. Siil) finom vitae kommt es zu
hydropisclidi Atisclnvclluiigcu, ncij'nciitlirlion Fii'berstcigprungon, entzündlirben Pro-
cessen in aiidiTcii (Irganpii und Mctastasi'ii in dipselben.
l>as Auftreten dtT Krclisgcsdiwulst gcliört zu den clianikteristischstfin Symptomen
dns Krelisps, jn m;in k.-viin sagen, dass trotz aller diagnostischen Hülfsmittel und
Bemühungen der Neuzeit der Narhweis einer palpal)len Geschwulst immer noch zu
den zuverlässigsten Erkennungszeichen des Magenkrebses gehört. Es ist selbstredend,
da.ss der Nachweis einer solchen Geschwulst ganz von ihrer Grösse und ihrer Lage
abhängt. Dalier gelingt es im Allgemeinen leichter, die harten Fa.serkrebse, wie die
weichen Mnrksclivviimnie, leichter die Pyloruskrebse und die der gro.ssen Cur\'atur,
wie die der kleinmi Curvatur unil lier Cardia zu palpiren. Letzteres dürft« über-
haupt nur in Ausnahmefällen bei hochgradiger Senkung des Organs möglich sein.
Es ist auch klar, d.i.ss sich bestimmte S)Tiiptome im Verlauf der Krankheit in
Abhängigkeit von dem jeweiligen JSitz der Geschwulst entwickeln müssen. Bei Cardia-
Carcinom bilden die ihsph.tgie und die Schmerzen in der Herzgrube, die Retention
von Speisen im Oesophagus, die Undurchg.lngigkeit seines untersten Abschnittes für
die Sonde, das Einsinken der Magengegend in Folge der Contractur des fa.st leereu
Magens die typischen Symptome. Bei Pylomskrebs treten die Erscheinungen der
Magenerweitenuig gleichzeitig mit dem Nachweis eines mehr oder weniger beweg-
lichen Tumors in der Pyloni.sgegend in den Vordergriuid. Ma.ssenhaftes Erbrechen,
Ketention und Stagnation des Mageninhalt.s, der kaum verdaut ist, Schmerzen in der
Pylontsgegend, hartnäckige Obstipation, sind hier charakteristisch.
Verhältnismässig am Wenigsten geben die Neubildungen im Fundus und an den
Curvaturen zu besonderen Erscheinungen Anlass. Man kann hier zuweilen bereits
lange Zeit eine deutliche Geschwulst fühlen, ehe sich besondere Störungen, abgesehen
von zunehmr'uiier Schwäche und .\bniagerung, entwickeln. Hier kommt Alles darauf
au, wie gross die Neubildung i.st, und wie weit sie durch ihren Sitz und Umfang
die Motilität des Magens behindert. Ist die.se erhalten, so wird der Mageninhalt mit
verhältnissmU.ssig geringer Belä.stigimg in den Darm übergeführt und dort verarbeitet.
Der Chemismus des Magens erleidet schon früh eine eingreifende Veränderung, doch
ist dieitelbe nicht einer specifischen Wirkung der Krelisiieubildung, sondern dem Ein-
flu.sS) diT mit dem Wachstluim der Krebsgeschwulst Hand in Hand gehenden ent-
zündlichen Proco.«se (Katarrh) der Magen.^chleimhaut zuzuschreiben. Die Salzsäure-
secretion wird zunächst erhcblrch herabgesezt und fehlt bald so gut wie ganz, so-
dass sich weder freie, noch srebundene Salzsäure nachweisen Jä-sst, und da.s sogenannte
Salzsäure-Deficit sehr hohe Werthe erreicht. Dasselbe gilt von der Eiweissverdauung,
welche, mit dem Verf.ihren von Hamm erschlag bestimmt, unter 26 pCt. der Norm
herabsinkt. Die Bildimg von Milchsäure ist das Resultat des Zusammenwirkens der
verminderten Secretion und herabgesetzten Motilität des Magens. Da dies iu den meisten
Fällen von Magenkrebs statt hat, so findet nuin auch in den meisten derselben .Milch-
säure im Mageninhalt. Indessen geht aus dem Obigen hervor, dass dies keineswegs
immer der Fall i.st, und die Behauptung von Boas, dass der Nachweis der Milch-
säiu'e pathognostisch für den Magenkrebs sei, auf einem Irrthum beruht.
Was man sonst für die Erkeniumg des Magenkrebses herangezogen hat, das Ver-
halten des Blutes, d.a.s Verhalten des Stoffwechsels, die Beschaffenheit des Harns,
hat sich Alles als trügeri.sch erwiesen. Dies gilt auch von der sogenannten Ver-
dainingsieukocytose, welche beim Krebs einer starken Hcr.ibminderung unterliegen
sollte. Neuere Arbeiten von Capps, Hofmann u. A. haben gezeigt, dass die Ver-
dauuiigsleiikocytose zwar in den meisten Fällen fehlt, andererseits aber hin und
wieder zweifellos gefunden wird.
Zuverlä-ssiger ist der mikroskopische Nachweis von Geschwulstpartikeln, welche
sich im Erbrochenen oder Spülwasser vorlhiden und durch ihre rothe oder braunrothe,
bisweilen schwarze Verfärbung meist schon makroskopisch leicht erkennbar sind.
Die Diagnose des Magenkrebses wird gewährleistet durch den Nachweis
eines Tumors am Magen, durch die Erscheinungen der chronischen Dyspepsie und
Krebskachexie, cvent. Schwellung der peripheren Lymphdrüsen, durch die .Mteration
des Chemismus und durch den progredienten Verlauf des Leidens. Wo sich diese
Symptome in ihrer GcsamnUheit zusammenfinden, stösst die Erkennung der Krank-
heit auf keine Schwierigkeiten. Sie können aber einzeln und zu mehreren fehlen
und da kommt es denn darauf an, die etwa vorhandenen auf ihren Werth zu prüfen.
DiffcrentiaUliapnostisch kommen diis M ■.■
(los Mapcnk.'itarrliK. Atrophip, amyloTde Oogf^neration di-i Map'i
stände srliwercr Hysterie und Neurasthenie, sowif ^•.n^
seliaft, liauptsat'hlich der Leber resp. der Gallenblast' uiid «les Pa
Nur eine genaue Uutersuehuji}; und Abwägung aller einsrhlägigea,
hier eine Diagnose zu stellen, die in maucheji Fällen ü>>crM
Immer wird für die Diagnose dos Carcinoms der Nachweis m
wichtigste und entselieidendstc Moment bleÜKMi. Es kommt ifl
aber darauf .in, festziLstelJen, ob diesell)e durch eine wahre NVa
Narbencontraetur oder Muskeleonlraction gebildet ist. ixlor nb
dem M.igen, sondern diT Naehbarsehaft .•mgehört. [>ie F*
eine \veciiseln<ie, im Allgomeinon ein Jalir nicht übfr>
Fälle protraliirtcren Verlaufes einc-rseits und sehr acuten Kra
vor. Die l'ropnosii ist, soweit nicht die chirurgische Inter
absolut infaust. Alle Heilmittel gegen den Krebs h»heu sich als
bewusste Täuschung ergeben. Die einzige Hoflfnuii|>; des Krebskrar
sagt, dass der Arzt sich in der Diagnose geirrt liat.
Die Behandlung ist: .a) eine mediciiüscho, b) eine cbir
A, Die raedicinische Behandlung k.inn nur einn STvif
richtet sieh gegen den Katarrh der Magenschleimhaut, ge«
mit ihren Folgeerscheinungen (Erbrechen, Sfcignation, Zer
Schmerzen und umf.'isst ganz besoiulers die Ernährung und
iiisch«' Regimen des Kranken. Hier kommen also die Stoiuaubi^
die (^mdurangorinde, die sich eine Zeit lang sogar de» Rufes erfn
zu sein, ferner die Salzsäure, Pepsin und Pankreatin, Pa{i;un, die (
in Betracht. Ihnen reihen sich die antifermentativen .Mittel an, vi
besonders das Resorcin, das Chloroform (event. in Verbindung mi<
dosen), d.%s Chloral, allenfalls das Kreosot benutzt. Mechanisch
secutiven Magenerweiterungen und Magengährungen das Meist«!
lungen erreichen können. Hierzu kann man Lösungen von Sa
(2 — 5 pCt.), Lysol (2 pCt.) am besten benutzen. Bei Blutungen
Spülungen mit Eiswasser, Verschlucken von Eisstückchen, wi
raeinbefindeti des Kranken erlaubt, eine Eisblase ,nuf den Li'i
Secalf roruutiiin, innerlich oder subcutan, von der Hvilr.;
H.'imanielis virginica hat Ewald nie irgend einen nenii'
Die Schmerzen .sind durch Hypnotica, besonders Mor|>li
dern. Bald wird man zu subcutanen Einspritzungen greifen in
eisigem müssen. Dm ist in aotrfiim Fällen kwin H«hari>, limmi
lal
[Haf^ftiikf
'— 943 —
MageBsehlauch]
Bci-uhigiing und iieuf Hoffnung wird gowäliron können. Rin wesentlicher Nutzen ist
davon unter den gegebenen Verhältnissen kaum zu erwarten.
B. [lie rhirurgi.sche Behandlung. Kntsciiiedene Krfolge hat, I)ank der
ver\ollkommncten Teehnik, die chirurgische Behandlung gewonnen, obgleich auch
hier den Bemühungen des Operateurs durch die Natur der Dinge gewisse Schranken
gesetzt sind. Es handelt sich dabei im AVesentlichen um die totale Rntrcmung der
Geschwulst (die Gastroresection), die Umgehung derselben durch Anlegung einer
Comniuiiication zwi.schen Magen und Darm (Gastroenterostomie) und die Herstellung
einer Magenfistel (Gastrostorair). Leider ist die Mortalität immer noch sehr gro.ss
und betrug in Ifi Fällen von Kesfction 75 pCt., in 34 Fällen von Gastroenterostomie
64,7 pCt. und in 26 Fällen von Gastrostomie 5 pCt. Diese PYille wurden 1894 bis
1898 im Augusta-Hospital operirt (Berl. klin. Wchschr. 1897 No. 37). g^^^u
Hagensaftflnss, Gastrorrhexis. Reichmann'sehe Krankheit. Als solche wird heut-
zutage eine Störung der Magensecretion bezeichnet, die sich durch eine übermässige
Absondenuig von Magen.saft charakterisirt, welcher in seiner Beschaffenheit dem
normalen Absonderungsproiluct der Magendrüsen entspricht. Während dieser aber
nur auf den Reiz der Ingosta secemirt wird und mit der Entleerung des Magens
aufhört, tritt bei dem in Rede stehenden Process eine ununterbrochene Absonderung
ein, soda.ss der Magen auch im nüchternen Zustande mehr weniger grosse Quanti-
täten, bis zu '/2 Liter und mehr, Magensaft enthält. Die Folge davon sind dvs-
peptische Beschwerden und Reizerscheinungen von Seiten der Magenschleimhaut, die
ohne eingehende Untprsuchung leicht zu Verwechslungen mit Katarrhen oder Ge-
schwüren und Aehiilichem führen kömien. Diese Zustände waren übrigens schon
lange vor Reichmann bekannt und sind zu Unrecht mit dem Namen dieses Arztes
bezeicjmet, dem nur das Verdienst zukommt, aufs Neue darauf aufmerksiun gemacht
zu haben. Als Ursache ist für die Mehrzahl der bisher beobachteten Fälle eine grössere
»Reizempfänglichkeit derjenigen nervösen pylemente bezw. Centren, welche die Ab-
sonderung anregen, anzunehmen. Ein localer Reiz, wie er etwa durch ein Geschwür
der Magenschleimhaut bewirkt wird, scheint dabei aber nicht in Betracht zu kommen,
wenigstens sind bisher keine Fälle bekannt gegeben, in denen nach vorausgegangenem
Ulcus resp. bei Bestehen eines solchen eine Hypersecretion gefunden worden wäre.
Eher scheint das Umgekehrte, nämlich die Entwickelimg eines Ulcus auf dem Boden
»einer Hyiiersecretion stattzuhaben. ,
Die Therapie hat zweierlei Indicationen zu erfüllen, einmal den Magen von nem
sauren Inhalt zu befreien. Dies geschieht entweder durch möglichste Neutralisation
resp. Verdünnung desselben mit Alkalien und alkalische Wäs.ser oder durch directe Ent-
fernung der angesammelten Flüssigkeit mit Hülfe der Magonpumpe. Zweitens ist
»die nervöse Disposition, welche in der grossen Mohrzalil dieser Fälle das ursächliche
Moment abgiebt, mit den hierfür geeigneten Mitteln lu bekämpfen. ctv.TD
MagonBchlanch i!>t eine passendere Bezeichmmg als Mageosonde, denn unter Sondo begreift
man im Allgemeinen ein solides, nicht röbrenrörmiges lostrumeot. Unter HagenüvhUuch
s. str. vorstehen wir die weichen biegsamen, aus Gummi bestehenden Instrumente im Gegen-
satz zu den harten Hagenröhren, welche wohl biegsam sind, aber sich nicht in dem Maasse
den localcn anatomischen Verhältnissen anpassen können, wie dies bei den Hagenschläuchen
der Fall ist. Wenn wir auch schon am Ende des 18. Jahrhunderts hohle biegsame Hagen-
röhren von John Bunter empfohlen sehen und auch in den ersten Jahrtebnten dieses Jahr-
hunderts die harten Magenröhren in Verbindung mit der Uageopumpe erblicken, so ist es
doch K ussm au l's Verdienst, den „Magenschlaucb" systematisch in den Dienst der Therapie
gestellt zu haben, v. Lcnbc hat dann das Instrument der Diagnose dienstbar gemacht.
Eingebürgort hat es sich jedoch erst, als die harte Magenröhrc durch den weichen, elastischen
Gummischlaucb von Ewald u. A. ersetzt wurde. Die jetzt am meisten gebrauchten Magen-
sohläucbe besteben aus vulcanisirtem Gummi und zwar werden die besten Schläuche aus
Jaoques-Patent-Masse hergestellt. Die Schläuche sind entweder unten offen oder geschlossen.
Der letztere Typus hat gewöhnlich zwei seitliche Oeffnungen, der erstere hat eine seitliche
und eine untere Oeffnung. Hierzu kommen in der Regel noch einige feinere seitliche Oeffnungen.
Wichtig ist bei beiden Typen, dass die Ränder der Oeffnungen nicht scharf sind, und dass die
Oeffnung genügend gross ist, damit auch dicke Brocken in das Lumen des Magcnschlauchs
eindringen können. Eine Abart stellt der zur Hagendouche verwandte Magcnschl.iuch dar.
Derselbe hat eine relativ enge untere Oeffnung und eine Reihe sehr feiner seitlicher Oeffnungen.
dagegen fehlen die grossen Fenster (Rosen he im). Die harten Magenröhren scheiden sich in
I
nuszieben der weichen oder Barten Ifagenronretel :
e1ang:t, da auf diesem Wege leicht ScbluckpneumODieD ;^„ . ..
Mageiiiuhalts hat man früher die Hagenpumpe verwandt. Diese
Jahre 1822 angewandte Instrument hat heute nur noch historü
meisten Fällen gelingt es, auf dem Wege der Cspressioo.
kürlich erzeugte Brecbbewegung des Patienten, den Mageninhalt
Magenschlaueh nach aussen zu befördern.
Magenschmerz. Derselbo ist eine BegloiterscUpinung fast alli
über von sehr verschiedener Qualität, In- und Extensitüt. Er
leichten Gefühl der Spannung und des DnickRS. welches kad
üeichnen ist, bis zu den hochgradigsten und wütheuil "
die Kranken vor Schmerz krümmen, strdinon oder ^:ii
uiittirend, durch mehr weniger lange freie Pausf-n uitt<:r
Meist stellt' er mit der Nahrungsaufnahme in unniittelbai
er bald kürzere, bald längere Zeit, aber doch immer in A
und Trinken eintritt. In di-r Minderzahl der Fälle ab^
ganz anderen Zeiten, z. B. während der Nacht oder des J
auf, oder dauern ununterbrochen längere Zeit, gclogentli'
gehören z. B. die Schmerzen, welche mit den gab-triscben K
bunden sind. Solche and.iucniden Schmerzen kommen auch g
krebs vor, wenn derselbe zerfällt, uud auf seiner ulcerirten
fallenen Gewebsma.ssen und andere Zersetzungsproducte ein
findet. Der Schmerz ist entweder umschrieben oder verbroil
ganze Magengegend oder str.ohlt nach hinten ins Kreiu, nach
unten bis in die Schenkelbeugen und die Hoden au.s. Se
stechend oder bohrend oder schneidend oder dumpf. I>ie '
schmerzen hat, soweit sie nicht rein symptomatisch ist. di
Magenkrankheit zu betreffen. Symptomatisch kommen die bekai
Mittel, bei heftigen Schmerzen Morphiumeinspritzungcu, itir V
MagcnTerenKentog. Die Verengerung des Magens, soweit nu
kleinerung seines ümfanges versteht, kann zweierlri Ursac
handelt es sich um die Contraction der unbes<'' ' "' i, Magei
musculatur, oder um eine krankhafte Veränd' ■ • Wand
durch eine Degeneration derselben bedingt ist. 1. ;||e
Verkleinerungen am häufigsten bei allen denjenigen
der Speiseröhre zur F'olge haben, in seltenen Fällen
huige Zeit hindurch gar keine oder nur eine uiinima:
Der Magen zieht sich dann, da es an jeglicher Belastung du
^llüililiUiUUlH^i
[Ilagenverengerunp:
— n45 —
MafTitesium]
I
I
jedem Falle muss es sich alier iini eine coiitractionsfähiKe Mageiiniiisnilatur liiiiuleln,
wenn anders die Verenpcnuij; des Miigen.s zu Stande knijiinen soll, (ian?, anders
liegen die Verliilitnisse da, wo sich als Ursache der Magenverenfterung eine Veriüidorung
seiner Wilnde Hiidet. Zu allermeist sind es Neubildungen maligner Natur, welchi' die
Magenwanii in tnto durchsetzen nnd aus dem ehistischen cnntrartionslllhigen (Jebildo
eine starre Rühre mit dicker fester Wand und einer engen Höhle niaclieu. Ewald
liat solche Fälle gasehen. in welchen der Magen wie eine mSssig dicke Wurst aiLssali
und kaum einen grosseren Dmfang, höchstens das Doppelte einer Dünndarmsililinge
erreichte, l'nter .solchen Verhilltnissen findet man die Magenwand gleichmässig von
einer fibrösen oder gallertartigen Kreb.imasse durchsetzt, die sich von der Cardia bis
zum Pylorus hinzieht. Der Magen kann lauge Zeit vnllstilndig hinter den Ran<l der
Leber zurücksinken, und sich der Betastung entziehen. Nur so war es möglich, d:iss
iu einem Falle, welchen Kwald beobachtet hat, der Patient von anderer Seite in
der Annahme, dass seine Klagen neurastlienischer Art seien, einer Mastkur unter-
worfen wurde, dii' ihm n<ich grös.sere Beschwerden verursachte.
Von .■uiderc'U Processen, welche zur Verkb-inenrng des Magens führen können, ist
die hypertropliisclie Cirrhose desselben zu nennen, [dieselbe kann sich im Verlauf
einer chronischen (iastritis entwickeln, und besteht in einer an die entzündliclu- Ver-
änderung der Mucosa sich anschlie.ssenden Verdickung der Submuco,>;a und Muscularis,
imleni sich eine Atrophie der Muskelfasern mit consecutiver Bindegewebsneubilduug
entwickelt. Indessen kommen auch Fälle vor. in welchen sich eine genuine Hyper-
trophie der Muscularis. besonders am Pylorus, vorfindet, unter allen diesen Umständen
kann es zu einer erheblichen Verringerung <les Magenvolumens kommen, sodass sein
Inhalt bis auf 100 ccm (Leube, Penzoldt) sinken kann. Diese Zustände sind als
„Sclerosc liypertrophii|iie" beschrieben worden (Manot und Gombaut, Douby).
Klini.scb äussern sich diese Veränderungen unter dem Bilde des Magenkatarrhs mit
seinen Consctiuenzen, sie können aber auch, wenn der rigide Magen unter dem linken
Lebi'rrand gefidilt werden kann, zu einer Verwechslung mit Krelts Veranlassung gelien.
EWALD.
lagg^ltngr^nj klinittisohor Luft- mi TomiDkorart Im B«ni«r Jon, MO D hoch, g»elintit anil sUubfrei.
W.
[agnesium, Mg, Atomgewicht 24,8, spec. Gewicht 1,7.5, Schmp. H00°, ist ein glänzendes,
fast silberweis.ses Metall, zähe, dehnbar und kann in der Wanne zu Draht gepresst
und in dünne Bänder gewalzt werden. Beim Krhitzen verbrennt es mit äusserst
intensivem, weissem Licht zu Magnesiumoxyd. MgO. Es lü.st sich iu verdünnten Säuren
leicht zu Salzen. In der Natur ist es sehr verbreitet und begleitet fast immer das
Calcium. Au.sserdera finden sich seine Salze in fast allen natürlichen Mineralquellen,
das Magnesiumsulfat im Meerwasser und in den sogenannten Bitterwässern, Magne-
siumphosphate finden sich in geringer Menge neben f'aiciumphosphat in den Knochen
uiul der Pflauzenasche. D.os ('arbonat kommt als Magnesit oder als Talkspath vor.
Dolomit stellt ein i.somorphes Gemenge von ('aicium- und Magnesiumcarbonat dar.
Serpentin, Talk*, Asbest*, Meerschaum sind kieselsaure Verbindungen.
Magnesia und Magnesiumcarbonat werden bei innerlicher Darreichung durch
den Magensaft in leicht lösliches Chlormagnesium umgewandelt, wobei aus dem
Magnesiumcarbonat Kohlensäure frei wird. Beide Salze haben also eine eminent
säuretilgcnde Fähigkeit. Chlormagnesium wirkt nach Versuchen von Mickwifz bei
Katzen und Fröschen schädigend und schliesslich lähmend auf die Herzthätigkeit;
ausserdem lähmt es bei Fröschen die Nervencentren und vermindert bei Warmblütern
die Reflexerregbarkeit. Von dem Magensaft nicht zerlegte Magtiesiumsalze sowie das
nicht resorbirte Chlormagnesium werden im Darm weiter in Magnesiumbicirbonat
umgewandelt, das leichter als Magnesia in Wasser Ifislich ist imd sich nach Ein-
nehmen dieser .sowie auch der org.inischen Magnesiumsalze stets in den Faeces
wiederfindet. Anders verhält sieh das Magnesiumsulfat. welches zum grö.ssten Theil
in den Faeces abgeschieden wird. Die kleinen Mengen Magnesiunisalzf. die im Ver-
daumigscanal resorbirt werden, erscheinen im Harn als Animonium-Magnesiumphos-
phat wieder. Therapeutisch verwandt werden die Magnesiumverbindungen zunächst
als säuretilgende Mittel, namentlich das Magnesiumhydroxyd und da.s (arbonat, und
als neutralisirende Mittel bei manchen Vergiftimgen. Ferner benutzt man sie .als
Abführmittel, die schwach purgirenden da, wo man jede stärkere Reizung der Dami-
I. iebrtieli, EoojklopMili«. IL Btnd.
GO
[)lag7>csiuui
040 —
Magnoll
Schleimhaut verraeidon will, namentlich in der Kiuderpnixis. Aeiisserlicb v, ■
man die in Wassor uulrisliche Magnesia als Streupulver rein oder als Grundl:i_
Pudermischungen sowie aJ.s Zusatz zu Zahnpulvern an.
Antidotum Arsenici*.
Magnesia ustn, Magnesium oxydatum. Magnesia caloinata, gebraal
Magnesia, \'h. G. Id., wird dargestellt durch Glühen des Hydroxydes oder
Corbonntes. Sie bildet ei» weisses, feines, ausserordentlich voluminöses PuWer,
das in Wasser fast unlöslich ist und sich in verdünnter Schwelcisäurc ru cinT
Flüssigkeit löst, welche nach Zusatz von Ammoniumchloridlösung und ül
Ammoniakflüssigkeit mit Natriumpbospbatlösung einen weissen Nie*!' .
Ammoniummagncsiumphospbat giebt. Sie wird bei abnormer Siiurebilduug im üa^hu
2u 0,2 — 1,0, bei Kindern zu 0,05 — 0,5, mehrmals täglich gegeben. In grössereo
Dosen zu 0,5 — 2,0 mehrmals täglich wirkt sie zugleich schwach abführend. B«i
Säurevergiftungen giobt man 5.0 — 10,0 in Wasser angerührt auf einmal. A(!uwrr-
lieh wird sie als Grundlage für Z.ihnpulver und als Streupulver bei Ei;''
benutzt. Durch Kochen mit Wasser und Sirup bereitet man die iura <:
Theil aus Magnesiumhydroxyd und Maguesiumsaccharat bestehende, als Abfühnnj^
in der Kinderpraxis beliebte Magnesiamilch, Lac Magnesiae.
Magnesium boro-citricum, ein mittelfeiues weisses Pulver von schwach bittcrt
Geschmack und schwach saurer Reartion. dient als .Xbführmittel in Pulrcm oi
mit Zucker u mehrmals täglich eine Messerspitze voll oder in 2 — Sproc. Lösun^
Magnesium carbonicum. Magnesia alba, Ph. G. lil., ist ein weisses, sehr toM
minöses Pulver. Durch Zusatz von Kalium- oder Natriumcarbonat wird aus
wässerigen Magnesiasalzlösung unter Entweichen von Kohlensäure ein weiss« SuM
schlag gefällt, der aus einem Gemenge von Magncsiumearbonat und Mag
hydroxyd besteht. Beim Trocknen desselben erhält man ein weisses leicht
von der ungcfähreu Zusammensetzung Mg(OHJa " 4CO,Mg-}-4HiO, die früll
nelle Magnesia alba. Ein comprimirtes Praeparat von höherem spcv. Gel
als Henry-Magnesia oder Magnesia ponderosa im Gebrauch und vir
seiner grö.sseren Handlichkeit zuweilen benützt. Zu 0,5—2,0 mehrmals täglich!
Uyperacidität des M.agens, zu 3,0 — 5.0 in Pulver- oder Tabletfcnform, bei Kinilfl
zu 0,1—0,3, mehrmals täglich als .\bführmitlel. Zu Brausepulvern und Saturutioi«
eignet sich das Praeparat recht gut. Löst man Magnesium carbonicum tu kobld-
säurereichem Wasser, so entsteht die Aqua Magnesiae bicarbonicae ote
Aqua magnesiata, ein angenehm zu nehmendes Abführmittel.
Magnesium citricum, citronensaurc Magnesia, ein in Wasser lösliches Pall^
von schwach bitterlichem, nicht saurem Geschmack. Häuligcr wird benutzt:
Magnesium citricum effervescens, Brausemagnesia, Ph.G. III., eine Miscliil
mit Natriumcarbonat, welche sich in Wasser unter reichlicher Kohlensäurccntwicklit
langsam zu einer angenehm schmeckenden Flüssigkeit löst, [st ein mildes, an-
genehm zu nehmendes Abführmittel. Ein Kaffee- bis Esslöffel der Mischung wirl
in Was.ser gelöst während des Brausens getrunken.
Magnesium lacticum, milchsaure Magnesia, stellt ein kr>'stalliDisobes Pulve
dar, dos schwer in kaltem, leichter in beissem Wasser löslich ist und kaum Dd'^
lieh bitter schmeckt. Es wirkt als Abführmittel, wird aber wenig b<!uut»t.
Magnesium salicylicum. farblose, in Wasser (1 : 10) lösliche Krystalle, tieuerd
als Darmantisepticuni empfohlen.
Magnesium snlfuricum, Bittersalz, Ph. G. III., ist in Wasaer Irich'
hat einen bitter-salzigen Geschmack. Es krj-stallisirt in farblosen, d^
rhombischen Prismen. Beim vorsichtigen Erhitzen giebt es Krystall*as«rr
zerrällt zu einem weissen Pulver, dem Magnesium suUuricum siccum. St
wirkendes Abführmittel bei habitueller Verstopfun»,' in Dosen von 15,0—3
namentlich zur einmaligen Entfernung von im Darm aiigehäufton Foiicalroa
Zu längerem Gebrauch eignen sich besser die nalflrlif.hen Bittcrwässt-r. Ton
indicirt ist Bittersalz bei entzündlichen Processen der Darmwand oder des
toneums, sowie bei alten, heruntergekommenen Individuen.
Pulvis Magnesiae cum Rheo, Kinderpulver, Ph. (i. III.. besteht ansMagnc
carbonicum 12, Elaeosaccbarum Focuiculi 8, Radix Rhei 3, und wird t,h
Laxans bei Verdauungsstörungen kleiner Kinder mesüorspittcnveise ancn
MainioUt Li Plinungiiltung las iltr Ftn. d«r M«f aolitevia*, Tryas ilnr HavDalla». uiivanliknsl t
iti»*i5t «elione «n vpLiua S'-prosPn crinTiPiTi'I* lilnthen, dPren korollinisfhr- v-'-^ ' -*■- - »--
folgwii. in welche ftirb rifl»- .SUiibhhttor mit tntroraPD Bontrin in Spirnl
IaU U, U, giitnili/lurit L.. ijoliOii'U iiutiiit ku<lereii KurUuuviikit
. » ifc Hwi^ cX üv*i
[Magiiolia — 947 — Makropsie]
•iman knua^htiUenden Ths«. H. gtellat» Htzini. und lt. eouspieua Salisb. liefcra in Japan in
dm Xuwpan sin Fisliennittel. H.
Cortaz Kagnoliae Ph. U. 8. ist die bitter aromatisek und adatringirend schmeckende Rinde dt>r jüngeren
Zweigs TOD H. glaaea, 11. aouminata und tripetala. Sie enthält aetherisehes Oel. sowie ein krystallisirendes üly-
koiia und wird lüa Antipfratienm in Pulrer, Tinetur nnd Infus benutzt. Dosis :!,0— 4,0 mehrmals.
M>gBOUM6M. Pflanienfamilie aus der dikotjrlen Ordnung der Polyearpieae', nlchst Tervandt den Banun-
«nlaneas*. Blttthen gewöhnlich zwoigesehlechtig. Die Krone ist zum Unterschiede Ton den verwandten Anonaceen
daehlg. Androeeenm nnd Oynaeconm sind spirali^ aufgebaut. Als l'nterfamilien unterscheidet man; Magnolioae
mit groMAB, in der Knospenlage gerollten, Ton Nebenblättern tutenfOrmig umschlossenen Blättern. Hierher
■ scnoli», Llriodeadron*. Wintereae. NebenblatUos. Hierher Drimys, Illicinra*. ,Troehodendroae.
Oaknauialiaet dnreh Fehleu Tun Keleli und Krone. Sehizandreae. Hit rein eingeschlechtigen BlUthen.
M.
MshOliS NntL Pflaniengattang ans der Kam. der Berberidaceae*, Tribus Berberideae, Ton der Uattung
B«rb«ris nir dnreh gefiedeKe Blätter verschieden nnd deshalb von Bentham und Hooker mit Borberis
Taraint. ÜBfust 12 asiatische und amerikanische Arten. Von diesen vielfach hei uns in Oärten gezogen
IL Aqoifolinm Nutt (= Borberis Aiiuifol. Pureh), eine nordamerikanische Art. M.
Kadiz Hahoniae aquifoliae enthalt das amorphe, gelbe, bitter schmeckende AlkaluTd Mahonin (.Tungk).
Das Floldeztraet wird bei ohrouisehen Hautkrankheiten, Katarrhen, Endometritis nnd im Seeundärstadium der 8y-
phOIa ÜB Aaiehlui an <)aoeluilberkuren verwendet. Dosis 20—30 Tropfen.
I.
MaiSy «iBelil. Aehnlich wie bei uns Weizen und Koggen, bildet in Oberitalien, Wälschtirol,
Egjpten und in einigen Theilen Amerikas der Mais die hauptsächlichste Körnerfrucht. Aus
dem Haia irird ein Hehl hergestellt, das zu allerlei (tebäcken verwendet wird, und zwar ent-
hält das Mehl Eiweiss 14, Fett 4, Kohlehydrat« 70, Asche 1, Wasser lOpCt. Mit Milch gekocht,
giebt das Maismehl die in Oberitalien verbreitete Folenta, die zumeist mit Käse versetzt ge-
nossen wird. Die Ausnützung des Maismehls verhält sich ähnlich wie beim Weizenmehl:
etwa 7 pOt. der Trockensubstanz werden mit den Faeces ausgeschieden, von Stickstoff bis zu
15 pCt., während Kohlehydrat und Fett fast vollständig resorbirt werden. Zusatz von Käse
tum Maismehl verbessert die Ausnutzung so erheblich, dass von der Trockensubstanz des
Hehles nur 4 pCt., vom Stickstoff nur noch 7 pCt. der Resorption entgehen. Auch mit den
grösstcn Mengen Maismehl, die überhaupt genossen werden können, ist ein erwachsener Mensch
nicht in Stickstoffgleicbgewicht zu erhalten, er setzt dabei täglich noch 3 g Stickstoff gleich 90 g
Körperfleisch zu. Um den Mais zu einer den Bedarf deckenden Nahrung zu ergänzen, bedarf es
des Zusatzes von Eiweiss und von Fett. Daher bildet die PolentA mit Käse, in ausreichender
Menge genossen, eine Nahrung. Als Getreidenichl zur Herstellung von nahrhafter Suppe für
fieberhafte Kranke ist das Maismehl weniger empfchlcnswcrth, hauptsächlich wegen des re-
lativ hohen Uehaltes an Maisöl, das leicht ranzig wird, wodurch der Geschmack und die Be-
kömmlichkeit nicht wenig leiden. Eher empfehlen sich für diese Zwecke die aus Mais unter
Entfernung des Oeles hergestellten Mehle, die unter verschiedenen Bezeichnungen „Maizena",
„Mondamin'' in den Handel kommen und neben 8d pCt. verdaulichen Kohlehydraten nur
1 — IV2 pCt. Eiweiss enthalten, daher noch einen geringeren Nährwerth haben. Kocht man sie,
anstatt mit Wasser, mit Milch und Wasser zu gleichen Theilen auf, so lassen sich Nährwerth
und Schmackhaftigkeit steigern.
TtmiK.
MaUirln, Uoringerbsäure, Protokateeliuphlorogluciu, C„H,u08 -f II3O — (OH), ' C«H2 ' Cü ' CcHj^OID, -f HfO, findet
sieh im Gelbholz und wird aus dem w]issuri(;en Extract nach Ausscheidung des Mürins durch Salzsäure gefällt.
Ablagerungen, die sich inmitten des Grlbholzes finden, bestehen aus nahezu reinem Maklurin und brauchen nur
nnkrTstallisirt lu werden. Hellgelbes Krystallpulvcr. Suhmp. :!0U°. Tu Wasser schwer, in Alkohol und Aether
leicht löslich. Mit Ferrosalzen giebt es einen grilnschwarzen Niederschlag; es wird ferner durch AlkaluVde.
LaimlOsung nnd Albuminate gefällt. Die alkalischen Losungen bräunen sieh an der Luft.
Kachromin, Cj^iliäOs + 3H3O, entsteht neben Phloroglucin hei der Beduction von Maklurin durch Zink und
Sebwofelsänre (Hlasiwetz und Pfaundler). £s bildet farblose, flimmernde Blättchen, die in Wasser und Alkohol
sehr schwer, in Aether etwas leichter ISslich sind. Die heisse wässerige LOsung filrbt sich an der Luft tief
Tfilehenblau ; in der sehr verdünnten alkoholischen LOsung bewirkt Eisenchlorid eine viulettrothe Färbung, die
später königsblau wird ; das entstehende blaue Oxydationsproduct wird durch Natriumamalgam oder Zink und Salz-
säure wieder zu Machromin reduoirt.
SPIEGEL.
Hakropgie. Unter Makropsie versteht man die Erscheinung, dass die (tegenstände grosser als
früher oder mit dem anderen Auge verglichen gesehen werden. Die Makropsie tritt am
häufigsten auf bei einem Krampf des Accommodationsmuskels. Die Gegenstände erscheinen
grösser, deswegen, weil schon bei einer relativ geringen Anstrengung der Accommodation die
letztere für eine kürzere Entfernung als gewöhnlich Platz greift, und wir uns daher im Ver-
hältniss zum Accommodationsaufwandc die Gegenstände entfernter vorstellen. Häufig ist gleich-
zeitig eine spastische Myosis vorhanden.
Künstlich erzielen wir Makropsie in Verbindung mit Accoinmod.ttionskrampf durch Ein-
iräuielung von Physostigmin* in den Bindchautsack in Folge einer DitTusionswirkung durch
die Hornhaut und einer Erregung der glatten Mu.soulatur der Iris. Heflectorisch entsteht
luweilen dieselbe Erscheinung bei entzündlichen Zustanden der Hornhaut oder der Iris, ferner
ynKB eine starke Reizung der Netzhaut durch andauernde Beschäftigung in der Nähe mit
Ütinen Gegenständen, besonders bei greller Beleuchtung, oder selbst durch letztere allein
60*
[MakropHie
— 048 —
Malaria-ErkrsnkungenJ
stattgefunden L;it. Auch bei beginnendem hj-pnotischon Zustand, femer bei !!•
Epilepsie und Chorea ist Makropsie in Verbindung mit Accommodationskrampf bc'-i
worden. Seiten tritt Maitropsie als Begleiterscheinung der Mctamorphopsic auf bei ]'.:i.: .
kungeu der Netzhaut und Chorioidea. Die Behandlung hat sich gegen das zu Grunde li.'i
Leiden 7.u richten. Die Makropsie ist meist sofort durch den localen Gebrauch dc^ \-i '^
zu beben. Es Lst deshalb eine längere Atropinkur sowohl bei den entzündlichen .lU i
reflectorisch erzeugten Krampfzustiinden erforderlich.
Malaga, Wiiit<<rlurort an dpr BDdkliirte Bpim
•Mn Kl^i(^)'i>ili.S!;ii(dR, truckeaes and «armes K
Il»rbst il,:.. Wintor 12,3. Frtthjihr l»,a». O.
Nieronkruikhoiten ron Oetober bis April.
Nord-
nicht.
p relativo :
Lungpiipbr
OREKFF
WCEZBITBiI
Malaklni Salic^laldehj-d-p-Phenctidin, entsteht aus Salicylaldehyd uud p-Pbenetiiltn
durch Condensation unter Austritt von Wasser:
< Es bildet hellgelbe, geschmacklose Nadeln, Scbmp. 92°, schwer in
^^ kaltem, leichter in hei.ssem Alkohol und in Natronlauge löslich. Schon
N=C— CtH^-OH schwache Mineralsäuren, wie die Salzsäure des JfagCDsattes, zerleg«) a
I in seine Componenten.
Malakin ist als Antipyreticum, Antirheumaticum und Anodynam
empfohlen worden (Jaqnet). Die Herabsetzung der Temperatur erfolgt sicher, .iber langsam
und nicht anhaltend. Nach l'/s — 2 Stunden fällt die Temperatur um 1 — 2" und hält sich .lai
diesem Stande 3—6 Stunden (Immer mann). Das Pracparat steht daher dem Antipj-rin nacli,
zeichnet sich jedoch vor diesem durch das vollständige Fehlen übler Nebenerscheinungen juv
Da es in keiner Weise den Magen belästigt, kann es längere Zeit hindurch gereicht werdro
uud eignet sich daher für fiebernde tubcrculöse und t)'phöse, herabgekoramene Kranke.
Beobachtung, dass es Askariden und Taenien bei seiner Spaltung nach voraufgehendci
regung tödtet (Ottolenghi), bedarf der Nachprüfung. Die Dosis beträgt bei Neuratgieo
Rheumatismus 5,0 — 7,0 j>ro die, bei tuberculösera Fieber für Kinder die Hälfte, als PulvJ
in Oblaten oder iu Fruchtmus.
J. JAC0B30K. I
Malnria-ErkrankangMi. Seit Alters werden die M.ilaria-Erkr.mkujüreii auf klitn:ili
ScIifKlIichkfitt'n, :iufLuftverderbniss,zuriirkgerührt, wiesrhnn die Bezeiehnuiig„M:i'
(mal' aria, .schlechte Luft) beweist, und auch nach den neuesten Ergebnissen tnfiwffl
wir die Luft, wenigstens in vielen Fallen, :ils Trfigerin des Infectiona.stofl'«'-^ ■i.ii..li,-ii
Die M.ilaria-Krkrankungen kommen in den verschiedensten Welttheilen, abf;-
den kalten Zonen, vor und zeij^en eine ausserordentliche Vurschiedenheit de^ KuuiMuh
Bildes. Wrilireiid in den gemässigten Zonen die Erkrankungen oft so leicht siuii.
da.ss sie ohne jede Therapie heilen, bilden sie in den heis.sen Lilndem den gefiL^
liebsten Feind imd die Hauptsehwierigkeit bei Einwanderungsversuchen.
Ueber die Aotioingie der Malaria-Erkrankungen hen-scht Uebereii
indem man die von Laveran 1.S80 entdeckten H;iematozoi'n aus der '
Amoeben als die Erreger dieser Krankheiten ansieht. Diese Malaria-Par.-isiien
tiren im Blute di's Mensehen, sie übertragen bei Ueherimpfimgen von Blut <l
krankung auf andere Menschen ((rerhardt) und kommen, wenn man Van
von mehr localer Bedeutung beiseite lüsst, in fol^nden drei wichtigsten Fomi'
Die Parasiten des Tertianfi(<bers erscheinen kurz vor und im Sehüttelfro
Fiebcranfalles als kleine, helle, kugelige oder ovale Gebilde mit lebhafter I
bewegung, sie dringen in die rotlien Blutkörperchen ein und wachsen .auf I
des Haemoglobins, welches als feinste schwarze Melanin-Klümpchen im I-cibe iit
Parasiten abgeschieden wird. N.ich 48 .Stunden hat sieh bei einem Theilp der
Parasiten durch Abschnürung von proliferirten Chromatinklümpchen (Zietn
grössere Auz.ihl von jungen Parasiten gebildet, welche um den central ai;
Mi'laninh.-iufen regellos gel.igert sind und die sogenannte „Sporulation
Par.Tsiten bilden. Ein Theil der Parasiten wächst zu gro.ssen sterilen I ■
Im Fiebcranfall werden die jungen Parasiten frei, und es beginnt wiederum <ler
Entwickelungsgang. In ähnlicher Weise findet die Entwickelung der Para&l
•^uartaiifiebcrs statt, luir mit dem Unterschied, d.ass bei diesen dreimal 24
zur Reifung erforderlich sind, und d.nss sich in den Reifeformen die jung«'n Pa
eigenthümlicher sternförmiger Figur lun das centrale Melaninklömpch«*fi Ligeru, )•«»•
genannte ,,Gänseblrimchen-Sporulationsfonn".
Wesentlich anders verhält sich diejenige Form des Parasiten, weiche zuertt
Laveran eingehend beschriebeu wurde und als „hematoioairo cn crräBant", -Baf
falaria-Rrkrankuiig^eii
— 940 —
Malaria-Rr1irankung:(Mi]
niondforni", bezeichnet wird. Der Kntwicki'ltitigKguiij; dieses Parasiten ist noch nicht
klar, er entwickelt sich ebenfalls in den roiheii Bliitzcllen, und es scheint, dass
die Halbmi>ude und die ihnen verwandten freien Sphaercn sterile Altkömnilinge kleiner
endoglnlinhirer Parasiten sind. i>iese Kornion sind hei Malariafiebern der geni.'l.^sigten
Zone bisher nicht beobachtet worden. Die (^uotidianficber unserer Gegenden und zum
Tlieil auch die der wannen Länder entstehen nach der Ansicht der meisten Autoren
dadurch, da.ss zwei Generationen des Tertiantii'jms oder melirere Generationen des
Quartantypus im Blute vorhanden shid und au verschiedenen Tagen zur Reife ge-
langen, sodass der Fieberanfall in Folge dessen täglich zu Stande kommt. Kie
Quotidianfieber sind demnach in der Regel als Tertianao dnplicatae oder Quartanae
triplicatae aufzufa.ssen, eine besondere Abart des l':irasit«'n nnt 24stflndig6r Kntwicke-
loDg gieht es in den meisten Ländern nicht, wohl aber in Italien (Marchiafava und
Bignami). Die Fntdeckuug l^averan's hat iIit Di;tgiiiistik die werthvollsten Dienste
geleistet, da bei zweifelhaften Fieberzuständen ilun'h diu mikroskopische Untersuchung
eines frischen oder mit Methylenblau gefärbten Bluttröpfchens in den leicht erkenn-
baren Parasiten ein sicherer Anhaltspunkt gewonnen wird und auch ein negativer
Befund in vielen Fällen die Diagnose auf die richtige Fährte zu leiten vermag.
Auch die histologischen und biologischen Verhältnisse der I'arasiten sind gut ge-
klärt, ilagegen gehen di»^ Ansichten über den Modus der Infection noch aus einander.
Die Thatsache, dass sich Malaria-Erkrankungen vornehmlich in feuchten Ländern,
an der Meeresküste, am Flussufer, an Sütn|(feii etc. finden, dass sie sich femer be-
sonders baldig daini zeigen, wenn durch Austrockniuig feuchter Ländereien, durch
Umarbeitungen des Erdreii'hes, durch Atisrodung von Wäldern u. s. w. Gelegenheit
zur Verdunstung von durchfeuchteter Knie gegeben ist, spricht dafür, d.'iss die
Krankheitskeinie aus dem Erdreich in dit? Luft gelangen und durch die Athniungs-
wege in den Körper eindringen. Thatsächlirli sprechen hierfür auch die Erfolge
der später zu erwähnten prophylaktischen Massnahmen. Als zweite Möglichkeit der
Infection ist der Genuss inficirten Trinkwassers angeschuldigt worden, jedoch hatte
Celli bei Versuchen mit Verabfolgiuig von Trinkwasser aus Malarialioden negativen
Erfolg. Neuerdings bat Manson darauf hingewiesen, dass weibliche Mosquitos,
welche von Malariakranken Blut gesogen haben, ihre Eier mit den Parasiten auf da.s
Trinkwasser übertragen können, und d;iss auch die sich hier entwickelntlen Larven
die I'arasiten enthalten, sodass imgereinigtes Wasser inticirend wirken kann.
Drittens können, wie man schon im Alterthume annahm, Insectenstielie von Mosquitos,
Mücken etc. die Parasiten direct ühorimpfen, und R. Koch geht in neuester Zeit
auffälliger Weise so weit, diesen Infectionsmodus als den einzigen bei Malaria-
üebertragung in Frage kommenden zu bezeichnen, obwohl es doch auf der Hand
liegt, dass sehr häutig dort .Malaria acquirirt wird, wo keine Spur von stechenden
Insecten ist. Ueber Vegetiren und Entwickelung der P.'irasiten im Erdreich ist nichts
Sicheres bekannt. In wärmeren Malariagegenden findet man sie auch im Blute be-
sonders von Amphibien, ferner bei vielen Vögeln, und es scheint, dass diese Blut-
parasiteu nahe mit einander verwandt sind (Ziemann).
Die kUnischen Formen der Malaria-Erkrankungen sind: 1. Intermittirendo
Fieber, Wechselfieber, welche mit Unwohlsein, Schüttelfrost und hohem Tempe-
raturanstieg beginnen, mit steilem Temperaturabfall und profusem Scbweisso endigen
und dann freie Intervalle von 24, 48 und 72 Stunden zeigen, Quotidian-, Tertiau-,
Quartaufieber, die entweder stets zur gleichen Tageszeit den Fieberanfall aufweisen,
oder bei denen der Anfall jedesmal einige Stunden früher oder später als heim vor-
hergehenden Male beginnt, Febris intermittens anteponens oder postponens. [liese
mehr oder weniger regulären intermittirenden Fieber bilden in den gemässigten
Zonen den hauptsächlichsten Typus der Malaria-Erkr.inkungen, sie werden je nach
der localen P^ntstehung als „Sunipffieber", „Marsihfieber" (in den Marschen),
anderwärts als „kaltes Fieber" bezeichnet. Manchmal ist' im Anfang die Unter-
scheidung von der sogenannten „F^phemera" schwierig, einem kurz andauernden
Fieberanfalle, bei welchem dxs Fieber jedoch ausschliesslich auf Störungen durch
Abkühlungs- und Erkaltungseinflus.se bendit, nicht auf Infection; ein .nn den Lippen
auftretender Herpes spricht mit grosser Wahrecheinlichkeit für Ephemera. 2. Lar-
virte Sdalaria-Erkrnnkungen kommen in allen Zonen vor und äussern sich in neu-
ralgischen Affectionen, z. B. Supraorbitalneuralgien, Gastralgien, welche in regel-
(Uässigen Intervallen aidtretcn, zumeist mit Milzschwellung, aber fieberlns verlaufen.
fWnlnrin-TIrkrnnkiinarpn
- 050 -
Wnlnria^FrkmnkoTit
[):i (Ifr Parasitciiiiachweis hinr iKUifiK uuKeineiii srhwiorig ist, so wird (!!<• Mal.i
Krivraiikiing oft rrst ilurcli die Ohiniiiwirkuiig lestgi-stollt. 3. Coutiuu irlicl
lind reniittirondi' Fieber komrut'n vorzugäwvis«' nur in don Tropen vor. 4. Kbcn
unrcgplniSKsige Fif'bf-r mit vf>rschiedeii langen fiebprfreion Intervallen, vorschiede
iiuhen Temperatiirstcigennigeii und von prosser Hartnilrkigkoit. 5. Als perniciSisi;
Fieber, febros perni ciosac s. coniitatae, bozeidinet man solche tropisclu-n
Fieber, bei welchen schwere Alterationen des Nt^nensysteins im Vordergnmde der
Erscheinungen stehen. Man unterscheidet hier eine algide, eine komatöse, delir
convulsive, cholerische u. a. Form. Eine besonders wichtige Abart ist <i. die bä
artige haemoglobinurische Form ,,fii>vre pernicicuse hemoglobinuri(|Qo", „Feb
iutemiittens perniciosa haemoglobinurica". D.is hervorstechendste Symptom die
Erkrankungen ist eine massenhafte Aufliisung rother Blutkörperchen, welche plötzlid
unter hohem Fieber und schweren Allgemeinerscheinungen auftritt und zu Ictei
und H.iemoglobinurie führt. Einzelne Erkrankungen führen in kürzestor Frist la
Tode. In Folge auffillliger Dunkelfärbung des Urins wurde diese Form von England«
als „Black water- fever" bezeichnet, tnid deutsche Autoren haben in wortgetn-i
Ueborsetzuiig den Namen ,.Sch warzwasserfieber" in die Literatur eingeführt,
falschlich an einen Zusaramenhaug der Krankheit mit Wnsserverderbniss denken lif*
Diese Erkrankung tritt in tropischen Gegenden niemals bei solchen Mensch«
auf, welche erst kurze Zeit in eleu Tropen leben, sondern stets erst nach tiiohii
monatlichem Aufenthalte (IMelin). Vorhergeg;uigene Malaria-Attacken scheinen ei
Disposition zu si-hafTcn; ebenso besteht n:ich l'lehn zuweilen eine deutliche iiidi>i
duelle Disposition, (iro.s-ses Aufsehen haben die Beobachtungen der Gebrüder ['l>'h|
und anderer Tropenilrzte em-gt, da.ss die h.iemoglobinuri.schen Anfälle nianrhnii
durch geringe Dosen (0,5 — 1,5 g) Chinin direct hervorgemfcn wenlen, Angahm. ili^
von anderer Heile, z. B. Steudel, welcher .s— 10 g ('hinin bei derartigen Krankd
anwendete, bestritten wurden. Thatsächlich scheint bei manchen Individuen Iwllglid
durch den Tropenaufenthalt und in verstärktem Maassc nach überstandenen .\nfJll«l
eine Disposition zur Haeniocytoly.se aufzutreten, und italieni.sche Autoren nehmen
dasa sich zu jedem Malariafieber Haemoglobiuurie hinzugesellcn krmne. Die Anftll
selbst, deren einen Grawitz mit Kohlstock an einem aus Ostafrika zurfirl
gekehrten Soldaten zu beobachten Gelegenheit hatte, haben die grössto Aehrdichktj
mit gewissen Vergiftungen, z. B. iliurh Kalium chloricuni, besonders aber mit .\iifilld
von paroxysmaler Haemoglobiuurie. (ianz imwahrscheiulich ist, da.ss eine Fd«
schwiMumung mit Malariapar.xsiten die ])l<"itzliche enorme Blutdi.ssolution bewirkt, «<ha
wilre an eine lnto.xication durch aufgi-häufte Giftstoffe zu denken, und Murri i. U-
hillt es für möglich, dass durch Chinin ein unbek.-mnter, fernientahnlieher Glf'^'"*'' l>ei.
sidchen Men.schen im Blute gebildet wird, deren Zellthätigkeit durch
Malariainfection geschädigt ist. Es scheint dieser Hypothese gegenüber angiin.m
d.'iranf hinzuweisen, dass bei solchen Personen, welche ohne Mal.aria-Erkrankung, i-
in Folge hereditärer Syphilis und anilerer coastihitioneller Schfidliehkeiten, zu Harind
globinurie disponirt sind, unzweifelhaft vasomotorische Reizungen und Erhöhung
des Blutdrucks bei der Auslösung der Anfälle eine grosse Rolle spielen, «nd
wäre zu erwilgen. ob nicht die widersprechenden Angaben der .\utorHn über
Wirkung des Chinins bei diesen Erkrankungen dadurch zu erklilren sind, das» kleh
Dosen desselben, welche den Blutdruck erhöhen und den Herzschl.ag bosehlo«
in Folge dessen den .\nfall auslösen können, während die an Vergiftung st
grossen Dosen Steuilel's durch Herabsetzimg ih-r Herzkraft innl des Blutd
günstig W'irken. Alle Malaria-Fieber, auch die der geniüssigten Form, können, w>l
sie chroni.scb werden, zu schwerer Anaemic und D.irniederliegen der Körjxirfnnction^
zu Abmagerung und Siechthnm, der sogenannten Malaria-Kachexie, führen,
einzelnen Fällen kann sich im Anschluss hieran eine Leukaemio entwickeln.
Für die Behandlung der Malari:i-F>krankangen kommt in erster Linie ilas Chinid
in B''traclit, welches, bei den leichten, regelmässigen NVech.selfie.beni nn^e^cr Zoo*
dor Apyrexie etwa sechs Stunden vor dem zu erwartenden Fieberanf.ill ge
schon in kleinen Dosen von 0,5 — 1,0 g die Krankheit heilt. Üeber die WirV
der verschiedenen Chininpr.ieparate ist das Wichtigste schon erwähnt (Bd. 1. S.
es sei ferner darauf hingewiesen, d;iss die Chininsalze .sowohl per o», so«
auch subcutan oder nach Plelm bcs.ser intramusculär (1,0 Chininum bimuriaticnni : '■
VV.asser), ferner intnivenös (B.nc colli), per atmm nnd nucU durch Rinn.-ihuui; tti
[Malaria>Erkrnn1cnii{B^ii
MalariiT-KrirriinRnnpenj
Haut t»ii)verlcil)t werden kßiuion. In don Tropen wnrdun im All^*.'nii.>inuii grösst-rt'
Dostin Chinin verabreicht und zwar bi-i den iiiterniiltirenden Können in der Apyrexie,
bei drn continnirlichen jedoch schon auf der Höhe des Fioliers und läj^lich wfihrend
ca. drei Tagen wiederholt, woraul' sich die Continuac nianchiual in Interniittentes
umwandeln. Gerade bei derartigen schweren Fiebern empfehlen it:dienische Autoren,
2uen>t das Chinin intravenös eiiuuführen. um eine möglichst schnelle und onerpische
Einwirkung auf das Blut zu erzielen. Im Gegensatz hierzu wanien Schellong.
Knhlstock n. A. vor dem Gebrauch des ChinÜLs bei perniciösen Formen, da es das
uhnehin geschwächte Herz noch mehr scIiUdige. Diese widersprechenden Angaben
mögen wohl zum Theil darauf beruhen, dasa die .schweren Fieber je nach der liert-
lichkeit sich verschieden verhalten. Noch .schrofTer .stehen sich die Ansichten, wie
schon erwrihnt. betreffs der Chiinnwirkung bei den haemoglobinurischeii Fieber-
anf&llen gegenüber. Knst wenn gnKssere Statistiken aus verschiedenen tropischen
Gegenden hierüber vorliegen, wird' ein sicheres Urtheil in dieser Streitfrag(^ zu ffillen
sein. Schliesslich sei erwähnt, da.ss bei Kindern, welche der Infection noch stärker
als Erwachsene au.sg&setzt .sein sollen, weil die nur wenig vom Boden sich erhebenden
Malariaparasiten leichter in ihre Athmungsorganf^ eindringen können (Bohn), d,%s
Chinin nach Feuchtwanger am besten als Chininum bisulfuricum dreimal täglich
in so vielen Decigrammen anzuwenden ist, wie die Kinder .laliri' ziUilen.
unzweifelhaft ist die Chinarinde und deren wichtigstes AlkaUii'd. das ('liinin, das
einzige sichere Heilmittel der Malariaerkrankungen, huiter dem alle anderen neuer-
dings enipfohlcni-n Mittel weit zurück.stehen. So wird das von Khrlich und Gutt-
mann emi*i'nhlene Methylenblau* zwar von einigen Acrzten bezüglich seiner Wirk-
samkeit giTühmt, aber weder ist der Heilerfolg ein so jirompter, wie beim Chinin,
noch ist d:iB .Mittel als absolut luischädlich anzusehen und daher dem Chinin voran-
zustellen. Als ganz unwirksam hat sich das Pliennkoll* besonders bei den tropischen
Fiebern erwiesen, zeitweise genilnut wurde die Anwendung von Kucalyptus globukts*,
doch ist seine Wirkung unsicher. Aehnlich verhält es sich mit Heliantlms* annuus,
welcher als alkoholische Tinctur oder in K.\tractform bei Kindern gerühmt wird, von
mehr localer Bedeutung ist z. B. Callianiira Houstuni, deren Wurzeln in Mexiko ab-
gekocht und besonders gegen iiuotidiane und leichtere continuirliche Fieber gerühmt
wi'rden. Hei allen diesen Mitteln aus dem Pflanzenreich, zu denen noch die FTores
Urticae, l'olia l'i.TMt.'iginis, Piper nigrum und albujn, Cnrtex Prani padi, Folia Gnaco u. a.
hinzuzufügen sind, muss mau berücksichtigen, das-s leichtere Wechselfieber ohne
Zweifel auch ohne medicamentöse KingrifTe heilen können, und dass der Werth vieler
dieser Pflanzi-nstoffe wohl mehr in ihrer Wirkung als gute Stomachica zu .suchen ist.
Ganz unsicher ist die Wirkung von Antipyrin*, Acidum salicylicum* und andern
Antipyreticis, von Ana Igen*, Hebeerinuin sulfuricum* und den AlkaloTden der China-
rinde wie Cinchoninum. Chinioidimuu etc.
Die Diaetetik ist bei den leichten, regidären Malariaorkrankungen relativ einfach.
Leicht verdauliche Kost und Sorge für Stidilentleerung, Bettruhe bis zur definitiven
Beseitigung des Fiebers und alsdann kräftige Ernährung mit Fleisch, grünem Gemüse,
Milch, eventuell mit Untei-stfltzung durch Stomachica, Kisentincturen etc. zur Be-
seitigung der eingetretenen Anaemie sind erforderlich. Sehr sorgfältiger Pflege be-
dürfen die an schworen Formen Erkrankten und hier kommen ausser leichter
flüssiger Diaet bei don continnirlichen Fiebern kühle Bäder, bei Benommenheit des
Scnsoriums mit kalten L'ebergiessungen, kühle L'mschläge, reichliches Trinken kühlen-
der Getränke zur Herabsetzung der Temperatur in Frage. In den selteneren algiden
Formen werden im Gegensatze hierzu heisse Bäder and heis.se Einpack\nigen empfohlen,
in der Apyrexie ebenfalls Schwitzbäder. G.egen den drohenden Herzcollaps müssen
Analeptica, gegen die mancliniai sehr quälenden Kopf- und Gliederschmerzen Anti-
pyrin u. ä., in g.anz schweren Fällen sogar Narcotica angewandt werden. Nicht
anders werden auch die haomoglobiuurischen Formen der perniciösen Fieber von den-
jenigen behandelt, welche hier das Chinin verwerfen. Nach A. Plehn müssen be-
sonders durch grosse Mengen von Mineralwas.ser tlie Harnwege durchspült werden,
um der Anhäufung des gelösten Haemoglobins in den Harncanälchen der Nieren
entgegenzuwirken, dasselbe sucht Fisch durch gro.sse Milchgaben zu erreichen, die
er, wenn nöthig, im Clysma verabfolgt, durch Kampher oder Aether muss die Herz-
thätigkeit, falls sie schwach wird, gehoben werden, doch warnt Plehn vor Alkohol-
gaben auf der Höhe der Erkrankung. Bei H-icmocytolyso und dadurch hervor-
[Mftlaria-ErkraiiRHnSSn
tftlaria-RrkranRini^Tn]
ftcrufr-iiHr lolt^ns^efillirliclifir Aii.'icmic h:il Sti'uili'l mit «lin.slinom Rrfolgi> dii-
Transfusion ausi^i^liilirt. Bcrtliii'i" i-miificlilt gogi'u die fi-bris li,'ieuio^tnbinurir:i
liaeninstatisflir Mittel, b(>si>n(li-'rs Krgolin, rloi:h ist der Nntzon drssciliiMi schwer lic-
^reiflich, im Gi'gt'ntln.'il sclieincii {^i'ffts.st'rwi'itfrndu ilittol nach den obigen Ausein-
andersetzungen und auch nach den praktischen Krl'alirungen viel rationeller, so wird
auch die günsti};« Wirknng des t.lUorofonus (nach Quonncc 4 g auf 250 Mix
ginnmosa) bei innerlichem Gebrauche auf die vasodilatirende Wirkung bexogi
Kohlstock hat für diese schweren Fieber SauerstotT-Kinathmungen empfolib-n.
Die larvirten Malariaerkrankungeu wenlen am sichersten durcii Ch
beseitigt. Die Malaria-Kachexie, Oachexia palustris, MalariasiochthumT
inuss in erster Linie dadurch bekämpft werden, dass die Kranken aus der Fieber-
gegcnd in gesunde Orte gebracht worden. In r>eut.sehland gelten besonders die
mitteldeutschen (>(<birgi', der Har/,, Kie.sengebirge, Thüringer Wald etc. für sehr
günstige klimatische Aufenthaltsorte für derartige Kranke. In den Tropi-u sind es
besonders trocken gelegene Hochplateaus, welche zumeist fieberfrei und daher für
diese Kranken geeignet sind. Auch der Aufenthalt zu Schiff auf dem hohen Meere
kann für die lienesung sehr günstig sein. Am besten werden die Knuiken, welche
die Malaria in den überseeischen Colonien acquirirt haben, in die Hoirauth zurück-
befördert. Neben guter Pflege, leichter nahrhafter Kost und vielem Aufenthalt in
gesunder freier Luft wird die Blutannuth diesi-r Kranken durch dieselben Mittel be-
hoben, welche bei anderen chronischen Anaeniien* in Frage kommen, also besondere
tlurch Arsen*, Eisen*, kleine Chiningaben, femer Stomachica etc.; Trink- und Bade-
kuren von salinischen oder leicht eisenhaltigen 'Quellen, kühle Abreibiuigen, Ma.ssage
und (iynmastik können zur L'nterstützung der Kur dienen.
Die Prophylaxe gegen Malariaerkrankuugen ist wegen der Frage der Akklimati-
.sation und Besiedelung in tropischen Gegenden von grösster Wichtigkeit. Die iiorsönj
liehe Prophylaxe kann schon vor der Ankunft in der Fiebergegend durch praeviM
tiven Chiningebrauch eingeleitet werden, dessen Wirksamkeit heute vou den nieist^
Tropenärzten anerkannt wird. Besonders französische Aerztc und an ihrer Spitfl
Lavoran empfehlen, kleine l)osen (((,2—0,3) Chinin tAglich prophylaktisch H
nehnir-n, wodurch das Fieber, wenn es auch nicht gänzlich verhütet wird, doch fl
seiner Schwere gemildert wird. Viel weniger Schutz gewähren die vou einigen eifl
[ifohlenen i)ropliylaktischen Arsengaben, und auch der von Schellong empfuhleifl
prophyl.aktische Fiseiigebrauch hat wohl nur den Sinn, durcli Verbesserung der Blofl
beschalTenheit den Kräftezustand und die Widcrstanilsfäliigkeit zu hoben. ■
Das grösste Gewicht wird bei der Prophylaxe heute von den Tr. tl
gesunde und comfortable Wohnungsverhältnisse, auf zweckmässige b . iM
mit Schutzvorriciltung gegen Sonnenbrand, auf gute Frnäiirung bei möglichster V<H
nieidung von .Mkohol gelegt. Vermeidung von Excessen irgend welcher Art, köqiiM
liehe Thätigkeit, sorgsame Hautpflege werden dringend emjjfohlen. Im Specielli^
muss ein directer Schutz gegen Infection mit Malariakeimen dadurch angestrebt werd<w
da.ss die besonders des Abends und Nachts eintretenden Uodenau-sdünstiingeii vcfl
mieden werden, besonders also NachtmKrsche, Schlafen auf der Erde etc. nicht aiiH
geführt werden. Auch sonst hat man versucht, der Infection durch KinathmuiH
entgegenzuarbeiten, und Henrot fand, dass in Bengalen die Boten des Gouvcn^^fl
welche beim .Marsche durch Fiebergegendeu häufig schwere Malaria arqai^^^|
nicht mehr erkrankten, als sie durch Rcspiratoren mit fein vcrtheiltcr ThierkoU^^H
schützt wurden. Nuvarre hält die N:isenathmung auf dem Marsche durch PJ^^I
gegenden für besonders wichtig, er räth daher, unterwegs d;us Sprechen ru \ertni'iilfl
und hält Nxseukranke, bei welchen dieses (_»rgan als Sicherht'itsventil für viogd
athmefe Stoffe nicht functionirt, zum Aufenthalt in den Tropen für ungeeignet. m
Die zweite Möglichkeit der Infection, nämlich durch Trinkwasser, wird sich ■
vicleu Fällen durch Abkochen des Wassers, durch Genuss lmportirt<>n Miuej-ifl
Wassers etc. beseitigen l.nssen, ebenso ist es geboten, in Fiebergegenden br^tndfiS
sichere Vorkehrungen gegen Stiihe von .Mo,s<|uitos und anderen Insecteu zu trefT^tl
Der Ausbruch der schweren h.iemoglobinurischen Fieber wird nach Plehn !■
besten durch die angeführte gesiuidlieiismässige Lebensweise, ans'wnlem dur^|
energische Bekäinpfinig jedes au.sgebrochenen Malariafieberanfalles !• ■ t^^H
jedoch nicht in zu hohen Dosen hintangehalten, da gerade vurherg' "9^1
trnhirte Fieber die Disposition zur Haemoglubinurie erhöhen. Aus.senleiu tst fiti bH
(llaIari»<Ericnakaiigeii — 063 — Malignes Oedem]
Bonderes Gewicht darauf zu legen, dass geschwächte Iiidividueu au.s derartigen bös-
artigen Fiebergegeudea nach nicht zu langem Aufenthalte zur Krholung und Kräf-
tigang orlaubsweiHe iu gesunde Gegenden oder in die Hciniath gesandt worden, und
Plehn ist mit Recht der Ansicht, dass durch eine liberale Urlaubsbewilligung zahl-
reiche Beamte für längere Zeit dem Coloniahlienst erhalten bleiben können.
Die allgemeine Prophylaxe hat hauptsächlich die Assanirung der Bodenverhält-
nisse zu berücksichtigen und durch Ableitung stagnirender Wässer, durch Drainage,
Flussregulirung, durch Bedeckung sumpfigen Bodens mit reinen Sandschichten u. ä.
Maassnahmen auf Entwässerung und Verbesserung des Bodens hinzuwirken. Auch
Anpflanzungen solcher Gewächse, welche durch starke Wasseranziehung austrocknend
auf den Boden wirken, wie z. B. von Eucalyptus globulus, Helianthus annuus, Kalmus
und andere, sind in sumpfigen Fiebergegendcu mit Erfolg ausgeführt worden.
GBAWITZ.
Malebslnre« CiH«0« = (C02H)-CH=CH-(C02H), entsteht nebpu dnr storcotsamoren Fumaralure* beim ErUtun
Toa Aapfsblare, iiynUietiseh tun Diehloressigcster durch Erhitien mit roolecularem Silber und naehfolKende Ter-
OTifang. Du Anhydrid entsteht femer aus FumarHlLure dureh wasserahspaltende Mittet, während umgekehrt die
MalflTnaInre durch die Terschiedenarti|.rstcii Procosse in Fumarsftoro verwandelt werden kann. Sie krystallisirt
in rhonbisehen Prismen, schmilit bei 130° und beginnt bei etwa 1H0° unter Abspaltung von Wasser und Ver-
wmndlang in das Anhydrid zu sieden. In Wasser ist sie sehr leicht löslich. Die Losung wird Ton Barytwasier ge-
fUlt. Sie kann, im Gegensatz zur Fiimarsäun*, von Myeelpilzen nicht assimilirt werden. Das Anhydrid krystallisirt
a« Chloroform in dünnen Prismen Tom .Schiup. 53° und Kdp. 202°.
]{_(;_(;()^ Es muss der Halctnsllure die ci.«-Conü|!nratian (inalelnolde Form) lugescbriehen werden. Die
n ^^ Bildung des Anhydrids sowie der leichte Uebergang in die wegen der symmotrisehen Vertheilung
]]_A_ro_[{ der Carbozyle stabilere cis-trans-Form werden dadurch leicht erklirlich.
"^ SPIEGEL.
■allpieB Oedem ist eiue .suptische Erkrankung, welche bei zahlreichen Tbiereu und gelegent-
lich beim Menschen vorkommt, sie wird durch einen Bacillus verursacht, dessen genauere
Kenntnisa wir Koch verdanken. Der Bacillu.s des malignen Oedcms, der Vibrion septique
von Pasteur, ist ein dem Milzbrand iihnliches Stäbchen, welches im Gegensatz zu
diesem abgerundete Enden hat. Die Zellen .sind schwach beweglich vermöge ihrer cud-
ständigen Geisscln. Sie bilden echte Sporen, doch nicht innerhalb der Scbeinfäden, wie
der Milzhrandbacillus, sonduru mittulständig in jeder Einzclzelle. Nach der Gram'schen Me-
thode werden sie entfärbt. Sie sind streng anacrob, wachsen unter anaerober Züchtung bei
gewöhnlicher Temperatur in der Gelatine, die sie unter Entwicklung von Gas und üblen Ge-
rüchen verflüssigen. Ihre Sporen finden sich regelmässig in der Gartenerde, im Hademstaub,
neben denen eines sehr ähnlichen Bacillus, des Pseudoocdembacillus, der morphologisch und
in seinen pathogenen Eigenschaften ähnlich, aber aerob ist. Auch in dem Beutel des Moschus-
tbieres wuide der Oedembacillus gefunden. Kleinere N.igethierc, die m,in mit Gartenerde in-
ficirt, gehen in ein bis zwei Tagen unter den Erscheinungen eines starken haemorrhagischen
Oedems im Bindegewebe zu Grunde, in dem sich extravasculär die Bacillen massenhaft finden;
irenn keine Mischinfection stattfindet, ist dieses Ocdcm frei von Gasblasen und üblen Ge-
rüchen. Nur bei den kleinsten Thieren, wie Mäusen, dringt der Oedembacillus auch iu die
Organe ein. Zu erfolgreicher Infcction ist die Einbringung grösserer Mengen des sporen-
haltigen Materials direct in eine grössere Wunde des Unterhautbindegewebes erforderlich, die
einfach cutane Impfung reicht nicht aus. Für grössere Tbiere, wie Kaninchen, Ziegen, genügt
auch dieses Verfahren nicht, sondern es bedarf der gleichzeitigen Infection mit anderen
Bakterien, wie Proteus, oder der Vergiftung mit giftigen Bakterienproducten, wie Prodigiosus,
oder der gleichzeitigen Einwirkung gewebsschädigender Substanzen, wie Milchsäure. Man kann
Thierc durch Einverleibung mit löslichen bakterienfreien Stoffwcchsciproducten immuuisiren.
Das maligne Oedem findet sich nicht selten auch spontan als septische Erkrankung bei
grösseren Haustbieren und sogar vereinzelt beim Menschen. Auch bei der spontanen Infection
genügt der Oedembacillus niemals allein zur Erzeugung der Infection, sondern er tritt als
Krankheitserreger nur in einem durch andere Vorgänge geschwächten Organismus auf und hier
meist vergesellschaftet mit anderen pathogeuen Mikroorganismen, wie I'roteusarten, Eiterer-
regem, Pneumoniekokken. So hat man den Oedembacillus im Blute erstickter Tbiere finden
können, ferner ziemlich regelmässig bei der fälschlich als Geburtsrauschbrand bezeichneten
Septicaemie kalbender Rinder, bei der er mit anderen Septicaemieerrcgern vorkommt. Beim
Menschen fand er sich als secundärer Oedemeireger bei anderweitigen Krankheiten, so bei
Abdominaltyphus nach Moschusinjectionen, bei complicirten Fracturen und anderen schweren
Wunden, in dem Eiter von Pyosalpinx, als Complication einer septischen Pneumonie und bei
septischen Phlegmonen. Die Therapie des malignen Oedems ist diejenige der septischen
Phlegmonen, die Prophylaxe fällt zusammen mit der der Sepsis. Die Erfahrungen, dass der
Moschu.sbeutel den Oedembacillus enthält, und dass gerade hochgradig geschwächte Personen,
bei denen die subcutane Moschustherapie in Betracht kommt, besonders empfänglich für diesen
Bacillus sind, erfordern antiseptiscbe Zusätze zur moschushaitigen Injectionsflüssigkeit.
A. OOTTSTEIN.
i_ 954 _
niTtöivwfr
MAllOtnH J, Mni^U. l*1Tiitizonf;ttlt(ii){; uun Atyr Vnm. rli*r Kiiphorbtttcnati*, rnlifrUm. A«»l)f phH»i(, HlUin« und
SLiliLivtitir tnil wfo^hüoi- nilpr |:r>i£itn6tändJKoti, utitpr^HiU ilrDjft^iibaarigMn llUttfrii. BUllliiiii tliuf^ei*cil vrtrllii*ill, nti
filnrAf lii'nl Pcriiiiitb. Sani<>i) ntitio (.'nruurula. t'nti>r den HOArton im trupisrbvn Ksivn liofitrt M. plii ll p p( aanci
J Vdfll. (Cruton pli il i pp i n 13 n s ii- l>ain.. KotMi^m tiHctoria Bnili., Ri>ttl«<r» ilnr«nti«fl« UüvL »t /
^in Strauch mler hitt il ui HUhi? «rTPiulit>ud(.<r Baum, Kiiiuala* t. Ulanilular riottlur«p.
JL
MalmPlIy^ St>dl in der Rlipinprorini. 3M\ m lioch. oit drei lioliIvDSSurercichen alkalUeii-frdiicaii Bluasfi>*tUa|
(l'.tMi Eilten', n,iM CaleinmbicurbonKtJ, wolehe innorlioti gebrkuaht werden.
MlUOjAf klini&ttAeher Sommer- and Winterknrort, 181 1 m liurb Im Oberen^kdin, Raotou GraubDnd**n, K»t*K
Mittlere Temperatur Juli bis September lUiSö". relative FenchtliElieil 96 pCt.
W.
MalonsSarO, Kethandiearbomaurc. CjBtO, = CO,l) ' CH, - COjII, roii lleataigne« bei UxydtfiaB
AepfelRäorr» 18A8 beobacbti^t, findet sieb tiatUrlicb ioi KUbensafle. SyntliQtiscb wird sie ans Ot"^'"-"-'""'*-"- -*'
Veraeifong (fewontinn. Sie JcrystaUintirt in triklinen Tafpln. Srlimp. 133—134^, »ernillt beiii;
KohlensSure und Essinfifture. iiu Vapuam ist sie anierr^etat «nblimirbar. Hie ist in Wa«*er nn.l
lieh. Die S^lze. mit Aufnahme der AUaliitaUe, Hind «rliwer Irt^licb, r>io UalunHfture bat '
den Auflian kgblenstuffreicher Verbindriiigrn, da in ihren E-*itom die WasüerHtoffatome dn <
Naehharscbaft der beiden ^tark negativen (Gruppen Uhnliob wie im AneteAsigeater dnrob N
UDil die hierbei entatehoodeD Natriumvorbiudnngvn sieh mit organiaohen HalogeaTerbinduugeu gUtt umsi^t^en.
»PIEUEU
Maloneiia A. ÜC. rflanienRattung aus der Farn, der Apor/naeeac. Tribiu E«bitideae, etwa 30 Ailra.
kleinere and grlst^ern Bllnmo des trnpiKehOD We«tafrlkaB und Amorika.«. IMe Azäbligen Blutbeo «lad mitx«t|^CA.
weis«, KelbgrQn oder rütblieb. Ralgrmohte xiemlieh sehlank, die awelreihig angeordneten Samen oft behaart odar
wollig. M. ni t i d a Bpmce 10 u achamaea toxi fera), ein Baum Centralamehkas, liefert G u a e bau aea- Hernie.
Xa1plghiacea6. PHamonfam. aus der dikot]rlcn Reihe der Aeseulinae*. Cbarakteiuirt durch gegeo dai ilrlttr
Kelchblatt i>ebrtlg zy^omorphe Blutheu. Räume und Str&ueher, oft windend.
Maltalleber. Man versteht unter dieser Bezeichnung eine mit hohem, langdauomdem Fieber
einhergehende Infectionskrankhcit, welche in Mntto. Gibraltar, Cypern u. a. 0. eudii '
in den verschiedenen Küstenländern des Mittelländischen Meeres epidemisch oder
vorkommt. Diese Krankheit nimmt ihrer Symptomntologie nach eine Mittetstelliiiig /■*
Unterli'ibstj"phu3 und Maliiriafieber ein und wird in Folge dieser Eigenthümlichkcit }•
dem Praevaliren dieses oder jenes Symptoms mit folgenden Synonymis bezoichuot: .Wai
typhus", .gastrisches, rcmittirendcs Mittelmeerlieber". „Gibraltar fever', .Rock (cver", ,Ne
polilan fever", .febbre gastro-biliosa*, .fcbris sudorali.'i'', .fcbris miliaris", „febricola ty
,febris typhoidea atypica'', ^typho-malarial-fever"', ,,pseudo-tifo" etc. In dem Symptl
complex dieser Krankheit sind am hervorstechendsten: hohes Fieber von langer, uubestin
Dauer mit auffälligen Neigungen zu Schwankungen, sodass Hughes gerade hierin ein Uaupl
characteristicum sieht und daher die Krankheit als „undul.int fever' bciciehnct. Sl.irkc Coq
stipalion, häutige und profuse Schwcisse, neuralgische Beschwerden, arthritische Schracrj'.«
sind ferner die wesentlichsten Zeichen dieser häutig schwer zu diaguosticirenden Krankheit.
,\ls Erreger dieser Krankheit wird der von Bruce entdeckte Micrococeus melitensix
gesehen, welcher nach den neuesten Untersuchungen von Wright und Smith, sowie va
Kretz in.sofem eine besondere diagnostische Bedeutung besitzt, als er im Serum von Mall
tieber-Kranken deutliche Agglutination.serscheinungen zeigt. Diese Autoren messen der Iteactid
eine ähnliche diagnostische Bedeutung bei, wie der WidaPschen Typhus-Reaction, zao
Kretz gefunden hat, dass noch bei einer 800fachen Verdünnung des Serums die Kokkt
deutliche Agglutination zeigen. Bei sporadischen Fällen, welche z. B. in den BalkaoittMtro
anscheinend nicht selten vorkommen, würde diese Reaction besonders werthvoU sein.
Die Behandlung dieser Krankheit kann nur symptomatisch geführt werden, da es irfCO
ein specilLsch wirkendes Mittel wie bei Malaria hier nicht gicbt. Das hohe Fieber wii
wie beim Abdominaltyphus, mit kühlen Bädern, Waschungen, Uebergiessuugen gemildfl
neuralgischen Schmerzen durch Antipyriu* oder milde Narcotica beseitigt. Die Uaxip
muss der allgemeinen Pflege und Ernährung der Kranken gewidmet sein, wobei elw»~
selben Grundsätze wie bei der Typhuskrankenprtegc zu befolgen sind. Zweckmässige. La
rung in gut gelüfteten Zimmern, vorbeugende W.isclmngen in Rücksicht auf Decubitus, leic
verdauliehe, flüssige Diaet, Beseitigung der Verstopfung durch milde Abrührmittel. Die MorU
lität ist gering und wird auf durchschnittlich 2 pCt. der Erkrankten angegeben.
V'rophylaktisch lassen sieh keine speciellen Vorschriften geben, da die EnstdiUDg
Krankheit auf allgemeine schlechte hygienische Verhältnisse, besonders der Wohni
zogen wird, ihre Verhütung also durch allgemeine hygienische Verbesserungen zu
CIKA".
Maltoiiweln. Ist ein Getränk, welches im Geschmack dem Wein gleicht, aber ans Malr vi
nicht aus Traubensaft hergestellt wird. Zu diesem Zwecke werden die H'
Traubenarten, hauptsächlich der Trauben aus südlichen Gegenden, z. B. der
ungarischen, aus kleinster Menge in Reincultur gezüchtet nnd hiermit eine eigviu
Bierwürze vergährt. Dieselbe enthält ca. 80 pCt. Maltose, 20 pCt. Isomaltose u:.
In derselben wird durch Zusatz von rein gezüchteten Milchsäurebakterieo ein lieh^l t4
[MaltoHwrfn — 95ß — Malnm coxae senile]
0,6 — 1 pCt. Milchsäure erzeugt. In dieser Würze tritt nun nach Zusatz der Hefe eine stürmische
Alkoholgäfarung ein, die bis zu 14. ja selbst 18 Volumeiiprocent Alkohol bildet. Zugleich
entwickeln sich damit die cigcnthümlichen, den bctretfenden Trauben bezw. den daraus ge-
wonnenen Weinen charakteristischen Riech- und Geschmackstoffe. Dieselben sind zunächst
noch von dem Halzgeschmack und Geruch überdeckt. Dieser Beigeschmack verschwindet,
nachdem das Gährproduut einige Wochen lang einer Nachgährung bei einer Temperatur von
ca. 50" C. mit einem stetig erneuerten Luftstrom ausgesetzt ist. Es handelt sich also streng
genommen um die Herstellung eines Bieres, aus dem aber durch die besondere Wahl der Hefe
und durch die Leitung der Nachgährung ein Ge&äuk geworden ist, welches mit Bier gar
keine Aehnlichkeit mehr hat, sondern im Ansehen und Geschmack und Alkoholgehalt durchaus
den Weinen gleicht, von denen die betreffenden Heferacen stammen. Der Vorzug dieser Haiton-
weine liegt darin, dass sie reinen Gäfarungsalkohol (Acthylalkohol) enthalten, während die
südlichen Weine mit fusclreichem Sprit versetzt werden. Es kommt hinzu, dass die Malton-
weine einen hohen Malzextractgnhalt, Albumosen und bis zu 0,15 pCt. phosphorsaure Salze
haben, wodurch ihnen gegenüber den Weinen, Kunslweinen und Wcinliqueurcn ein besonderes
Gepräge aufgedrückt wird. Im Geschmack sind die Maltonwcine kaum von den Traubenweinen
au unterscheiden. Allerdings haftet ihnen ein gewisser sehr leichter Beigeschmack an, der
einen brot- oder nussäbnlichen Charakter hat, indessen werden sie auch von verwöhnten
Zungen gern genommen, und es kommen ihnen als stärkenden Getränken in vollem Maasse
alle jene Eigenschaften zu, welche den guten starken Südweinen eigen sind. Bis jetzt hat
man Maltonweinc von dem Geschmack des Sherry, Malaga und Tokayer hergestellt.
EWjlLD.
■altose, die pflanzliche Diastase, Diastase des Mund- und Bauchspeichels (Pankreassaft), geht
bei weiterer Einwirkung der Fermente in Traubenzucker über. Findet sich in der Mundhöhle,
noch reichlicher im Dünndarmchymus, bei Amylum Verdauung. Wird daher Maltose als solche
dem Körper zugeführt, so bleibt gevissermassen die zur Herstellung von Maltose aus Amylum
erforderliche Verdauungsarbeit erspart. Daraus leitet man als vorthcilhaft iib, zumal Kindern
eine Maltose-haltigo Nahrung (Kindermchle*) oder schwächlichen und reconvalesccnten In-
dividuen das MaltoKC-haltige Malz* zu verabreichen. UUNE.
Maltose, Malzzucker, Ci2H220if entsteht aus Stärke durch Einwirkung der Malz-
diastase und thierischcr Fermente, auch der Schwefelsäure; sie ist der gäbrungsfähige Zucker
aller Kartoffel- und (letreidebranntwcinraaischen, wie auch der Bierwürzen. Sie krystallisirt
mit 1 Mol. Krystallwasser in feinen weissen Nadeln, ist in Wasser löslich, stark rechts-
drehend. Sie rcducirt Fehling'sche Lösung, wird durch Alkalien leicht zersetzt, durch Hefe
leicht und vollständig vergohren, durch Diastase und Invertin aber nicht verändert. Bei der
Hydrolyse liefert sie ausschliesslich d-Glukose. Mit Essigsäure und Natriumaeetat liefert sie
ein Octoacetylderivat Schmp. 150 — 155°, mit Phenylhydrazin ein Osazon Schmp. 206". Bei
Oxydation mit Bromwasser entsteht Maltobionsäure, Gi2H220is, die durch Hydrolyse d-Glukose
und d-61ukonsäure liefert. Maltose ist wahrscheinlich die zuckerartige Componente des Amyg-
dalins (E. Fischer).
SPIEOEL.
Malnm coxae senile. Unter Malum coxae senile versteht man eine Alterserkrankung der Hüfte
die mit dem Namen Arthritis deformans bezeichnet wird. Derartige Gelenkserkrankungcn
werden im Allgemeinen mit Bädern, Pricssnitz'schen Umschlägen, Massage, Elektricität,
daneben auch wohl mit internen Mitteln wie Jod, Arsen und Lcberthran behandelt. Diese
Hülfsmittel leisten jedoch nur dann Erspriessliches, wenn sie in frischen Fällen angewendet
werden. Doch ist in der Regel der Erfolg nur ein vorübergehender. Denn ein Rückfall
kommt nach dem anderen. Die Deformität nimmt immer mehr zu, ebenso die Muskelatrophie
am erkrankten Gelenk, und so werden die Patienten immer hülf loser. Entweder kommen
dann die Krücken an die Reihe oder der Rollstubl, von denen die Patienten nicht wieder los-
kommen. Wie gross die Beschwerden oft sind, beweist die Thatsache, dass sich viele Kranke
zu eingreifenden, oft recht erfolgreichen Operationen entschliessen (W. Müller).
Immerhin ist die Operation — Resection der erkrankten Gelenkcnden — doch als Ulti-
mum refugium zu betrachten, und glücklicherweise ist man vielfach in der Lage, sie durch
eine geeignete mechanische Behandlung ersetzen zu können.
Man hatte schon vielfach zur Entlastung der erkrankten Gelenke geeignete Stützapparate
empfohlen (v. Volkmann). König empfiehlt einen dem Taylor'schen ähnlichen Apparat,
ebenso Tillmanns. Hoffa empfiehlt nach seinen zahlreichen Erfahrungen die Schienenhülsen-
apparate aufs Wärmste. Mit denselben hat er schwere Arthritiden behandelt, die nach ver-
bal tniss massig kurzer Zeit soweit geheilt wurden, dass die völlig arbeitsunfähigen Patienten
wieder ihren Beruf aufnehmen konnten. Der Zweck der Anlegung solcher Apparate ist einmal,
das deforme Gelenk zu entlasten, dann zu distrahiren und die falsche Stellung des Beines zu
corrigiren. So lernen die Patienten, die nur mühsam an Krücken oder gar nicht mehr gehen
konnten, in den Apparaten an Stöcken und schliesslich auch ohne solche gehen. Hoffa ver-
bindet die Apparatbehandlung mit einer Behandlung der atrophischen Muskeln mittelst
Massage und Elektricität. Der Apparat, der sonst ständig — Tag und Nacht — getragen
fMalnm roxne senile
— 956 —
Malnm Pottill
wird, solniigK die Deformität des (i>.-leokes tjostubt, wird .ibgitijuiniiiuu, .lobalU icUtc^rc aoM
iiühcrnd licsvitigt ist. Die Muskeln der gaozeii Extri-miliil worden dnnu rt:|^elrccht moäsirt uufl
mit dem faradischeu Strom beliandelt. Nach Buuudi^iiiii^ dicsiT Matiipiitationon wird dflfl
Apparat sofort wieder angeluvt. Man sieht unter snlulior Boliandlung schwere Processe all
den Hüften zum ^^'tillstaIld kommen und die Gelenke wieder viel beweglicher werden; in
manchen Fallen functionirto nach Jahresfrist daa liclonk sogar ohne Apparat gut ond
schmerzlos. Die Apparate sind in Hoffa, Lehrbuch für orthopaedisohe Chirurgie, bcächhebea]
IIOFFA. g
MRinni perforans pedia, auch „Mal perforant du pied" wird eine eigRnthümliche GeschwürM
bildung an der Fusssohle genannt, die unaufhaltsam in die Tiefe vordringt, und für die neM
vüse Störungen verantwortlich zu mncheD sind. Die Schmerzlosigkeit des Processe-s und dia
Unemptiudlichkcit der umgebenden, häufig atrophischen flaut sind besonders charakteristiselH
Die Behandlung dieses ueuro-paralytisehen F'rocesses unterscheidet sich in nichts von defl
Behandlung anderer Geschwürsbildungeu, führt aber als solche niemals zum Ziele. Um iaM
Bein wieder gebraucbsrähig zu machen, bleibt schliesslich nur die Ablatio des erkrankten
Theiles übrig.
KTBCHBOFF. M
Malnm Potttl. Bei der Behandlung des Malum Pottii, der tubcrculöscn Entzündung der Wirbefl
säule, muss zunächst eine kräftige, antituberculüsc, medicinisch«, diaetetische Allgemeinbefl
handlung erstrebt werden. Man hat Fürsorge zu tragen für eine trockene Wohnung, kräftigt
Fleischkost, ausgiebigen Gcnuss frischer Luft und Verabreichung appetiterregender und tonisi-
render Mittel, unter denen der Lebcrthran eine Rollo spielt.
Sodann kommt die mechanische Behandlung in Betracht, die auf die LocAÜaation
der Erkrankung direct einwirkt und deren Aufgabe es ist, einerseits dem Patienten di^
Schmerzen zu nehmen, andererseits die Buckelbildung nach Möglichkeil zu beschränken. Elfl
reicht wird dieses Ziel einmal durch die Entlastung der erkrankten Partien der \Vii-l"i- '•■•iSI
von dem Druck des supragibbärcn Rumpfsegmentes und dann durch eine oxacteFi- r]
ganzen Wirbelsäule. Eine derartige Entlastung um! Fixation ist durch portative ,,, ...liij
mit unseren augenblicklichen Hülfsmitteln nicht zu erreichen und daher ist die ambulantfl
Behandlung einer floriden .Spondylitis nicht möglich (Uoffa). Es kann dies nur in einM
roodilicirten Horizontallage geschehen und d;is Einhalten einer solchen bis zur begiiina^^|
Consolidirung der erkrankt gewesenen Wirbel ist eines der driugendsten Postulate. Erst ■ü^l
tritt die ambulante Behandlung mittels portativer Stützapparate in ihre Rechte. Beides gea
schiebt nach den bei Kyphose* abgehandelten Methoden. ■
Was die Senkungsabscesse anbetrifft, so werden diese mit Jodoforminjectioneu bebanddtfl
Nach voraufgegangener Aspiration des Abscessinhaltes injicirt man am zweckmässigyteo ciuM
Mischung von 10 Jodoform mit 100 Glyccrin oder 100 Olivenöl in einer Quantität von 80 bM
40 g, je nach der Grösse des Absccsscs. In der R«gel füllt sich derselbe bald wieder, unfl
CS müssen die Functionen und Injectionen im Verlaufe von 4 — 8 Wochen circa 3—4 maB
wiederholt werden, sodass zur Heilung eine Zeit von circa 3 — 4 Monaten erforderlich »<tM
Wälirend dieser Zeit bildet sich an Stelle des Abscesses eine feste, mit den ui: il
Tbeilen verwachsene Induration aus; die Bacillen der tuberculösen Granulationsscli; il
zu Grunde und damit sistirt die Gewebswucherung: der Absccssinhalt geht zun.icb^l iiuafl
schleimige .Metamorphose ein und dickt sich allmählich ein. An Stelle des Jodoforms wirfl
namentlich in FVankreich vielfach der Naphtolkamphur angewandt, bei dem jedoch vcr^
sobiedentlich Intoxicationen, insbesondere bei grösseren .\bsccsscn, beobachtet worden stndj
Neuerdings wird auch die Zimmtsäure empfohlen. Die langviame Heilung hat vielfach zu V«r9
suchen Anlass gegeben, den Abscess zu incidircn, zu entleeren und zu draiairen. EiH
derartiges Vorgehen ist im Allgemeinen nicht empfehlcnswerth, namentlich wenn d(M
urspriiugliche Krankheitsprocess noch nicht erloschen ist; in diesem Falle kann die Aui^
heilung nur eine flstulöse .sein, bei der die Gefahr einer Sepsis in Folge der 1t - - M!;and-5
lungsdauer sehr schwer ins Gewicht fällt. In der Regel ist die breite Spaltung .-sMaJ
nur dann indicirt, wenn der locale, ursprüngliche Process schon längere Zeit ....^^, ,,^u.ij|^H
und die Absccsse nach aussen durchzubrechen drohen, ferner bei Abscessen, die durcI^^^H
LocaUsation lebcnsgerährlich werden (retropharyngcalc, retrooesophageale), und bei sol^^^f
die hohes Fieber verursachen. Etwa zurückbleibende Fisteln kann man durch reiten^^^H
jcctionen, wie durch Einspritzen verdünnter Lösungen von Jodtiuctur oder von JodofonMH
oder durch Einlegen von Jodnformstäbchen zum V'erschluss zu bringen suchen. ^
Die Behandlung der spondylitischen Lähmungen geschieht gleichzeitig durch die fixirtfl
Horizontallage oder durch Anlegung eines Stützcorsets. Durch die Entlastung der WirbrW
säule wird auch der epidurale Druck günstig beeinflusst. Ein vorzügliches Mittel ist (m|H
die permanente Extension, die freilich lange Zeit hindurch fortgesetzt werden musa>, ^^^H
die aber selbst bei Jahre lang dauernder Comprcssion mit schwerer Lähmung roll»t^^|H
Heilung erzielt worden ist. Wird die Lähmung hierdurch nicht günstig beeinflusst, <tu kanfl
man mittelst Elektricität, durch Massage und passive Gymnastik dafür sorgen, das» die 1lu>kelifl
in ihrer Eniiihrung nicht zu weit zurückbleiben. Gegen Muskelspasmen h»t irioli, veaH
[Halam Pottii — 957 — Halra]
Chlonlhydrat und Bromkali versagen, das Curare recht wirksam gezeigt. Man injicirt etwa
0,0035 subcutan und wiederholt diese Dosis nach 2 — 3 Tagen, bis die tfuskelsteitigkcit
nachgelaasen bat, was etwa im Verlauf von 2 Wochen der Fall ist. Die Behaudlung der
Blasen- und Mastdarmlähmung geschieht nach den allgemein gültigen Regeln.
Auch auf operativem Wege .sucht man die spondylitischea Lähmungen zur Heilung zu
bringen. Im Anschluss an die Eröffnung von Senkungsabscessen suchte man längs der Bahn
dieser Abscasse direct an den Knochenherd zu gelangen und diesen auszumeisseln oder aus-
sakratien (Israel, Fraenkel, Vogel, Chavasse, Reeves, Podres). Bei lumbaler und
dorsaler Spondylitis schnitt Treves direct auf die Wirbelsäule ein, suchte an die vordere
Seite des Wirbelkörpers zu kommen und den Herd möglichst früh auszukratzen. Vor der
Aiuf&brung solcher Frühoperationen ist dringend zu warnen; der Krankheitsherd an der
VordeTfläche ist schwer zu erreichen: die Entfernung des ganzen erkrankten Gewebes ist un-
m^Uch und dann bleiben Fisteln zurück, die eine ordentliche mechanische Behandlung
verhindem.
Diesen Eingriffen stehen nun diejenigen gegenüber, welche die Compressionsmyelitis dadurch
direct zur Heilung zu bringen suchen, dass durch Rescction der Wirbelbögen, durch Entfernung
etwaiger Granulationsmassen und Exstirpation schwielig verdickter Gewebe das Mark von einem
etwa auf ihm lastenden Druck befreit wird (Jakson, Mac Ewen und Andere). Die
Prognose derartiger Operationen ist eine sehr ungünstige; gcrathen sind sie vielleicht in den
seltenen Fällen, in denen der Wirbelbogen der Sitz der Tuberculose ist. In der Mehrzahl der
Fälle, in denen die Tuberculose ihren Sitz im Wirbelkörper hat, ist ein operativer Eingriff
höchstens dann gerechtfertigt, wenn Lähmungen bestehen und trotz rationeller Behandlung
weitergehen und Blase und Mastdarm befallen. Nothwendige Voraussetzung für die Operation
ist aber, dass die Diagnose eines epiduralen Exsudates feststeht. Ein solches ist anzunehmen,
-wenn bei vorhandener Lähmung kein Gibbus besteht, wenn die Lähmung sich langsam, aber
stetig vermehrt und vor allem, wenn Störungen des Markes durch Wurzelsymptome einge-
leitet werden oder sich die Wurzelsymptome auf mehrere Nervenwurzeln ausbreiteu. Wa.s
die Technik anbetrifft, so legt Vincent durch Längsschnitte zu beiden Seiten der Wirbel-
säule den kranken Wirbclkörper frei und drainirt denselben (Drainage transverso-vertcbral).
Menard nimmt dagegen den kranken Wirbel von der Seite her in Angriff, indem er die be-
treffenden Querfortsätze und Rippenenden resecirt (Costotransvcrsectomie). Am einfachsten
ist es, nach dem Vorgehen von Uorsley und Kraske die Weichtheile in der Domfortsatz-
linie zu incidiren und dieselben, soweit es möglich ist, in der Regel über 3 Wirbel, bis an
die Querfortsätze loszulösen. Der am meisten vorspringende Domfortsatz wird nach der
Durchschneidung der Ligg. interspinalia an seiner Basis mit einer schneidenden Knochen-
zange resecirt, und darauf wird der Bogen mittels Hohlmeisselzangen allmählich abgetragen.
Nach der Resection so vieler Bögen, .ils nöthig sind, drängt sich die Hinterseite der Dura,
eventuell mit Granulationen, in die Wunde, welche mit einem haken-förmig gebogenen scharfen
Löffel von den beiden Seiten und der Vorderfläche, des Marks ausgeschabt werden können, wo-
bei sich auch der etwa vorhandene Eiter uuA der Sequester entleeren. Wenn es geht, kann
man auch die Knochenhühlu in den Wirbclkörpern ausschaben. Dann wird die Wunde mit
Jodoform bestäubt, drainirt, und von beiden Winkeln her geschlossen. Nach der Anlegung
des Verbandes kommen die Patienten wieder in ihre R«clinations- bezw. Extensionsbetten.
HOFFA.
MuTA L. Pflanzengattang aus üor nach ihr henaniit(*n Familie der MalTaceao* mit etwa 10 in Europa, dem ge-
mlssigten Asien und in Nordafrika verbroitcten Arten. Die BlQthen sind dareh einen dreibltttterigen Anssenkeleh
gekennaeichnet. Die Stauhfftden sind bis dicht untor die monutbccischen Beutel zn einer Bfibre Torwaohsen.
Die FniehthUtter schliosson zu einem Ticlfäehorigcn, sehcibenfOnnifren Fruchtknoten mit wulstigem Hände zu-
•anmen (,Katzenkaso*). Zur Fnichtreife lOseu sich die Fruchtblutter als einzelne Theilfrtteht«hen aus ihrem
Verbände. V. silvestris L.. eiuo zweijähriK«^ oder ausdauernde Ait, durch ganz Kuropa rerbreitet. M. negleeta
Wallr., eine einjährig und ausdauernd rorkummende Art mit niederliegendcm Stengel und kleinen, hellrusa bis fast
welsien Blllthen, durch ganz Europa Terbreitet. Nahe verwandt ist M. rotundifolia L., durch kürzere Blumen-
kronblUter gekennzeichnet. M.
Plores Malvae silvest'ri.s s. vulgaris, Fleurs de Mauve, Mallow Flowers
Ph. G. III sind die zartblauen, Pllanzenschleim und Farbstoff führenden Blüthen von M.
silvestris. Sie wirken für sich oder häufiger mit anderen schleimigen Pflanzenstoffen ver-
bunden als rcizmilderndes Mittel und werden meist im Decoct 15,0 : 150,0 Colatur innerlich
bei Bronchitis, äusserlich als Gurgelwasser, Injectionen und Kataplasmen verwendet.
Species ad gargarisma Ph. G. I: Flores Althaeae, Flores Sambuci, Flores Malvae aa.
2 Theelöffel auf 1 Tasse Wasser zum Gurgeln.
Species puerperarum Ph. Helv.: Flores Malvae, Paeoniae, Primulae veris, Tiliae
aa 1, Fructus Anisi, Fructus Focniculi m '2, Fructns Coratoniae, Radix Liquiritiae
aa 5, Comu Cervi raspatiim 10.
Folia Malvae, Fcuilles de Mauve, Mallow Leavcs, Pappelkraut. Ph. G. III,
stammen von Malva vulgaris und M. silvestris, auch von M. negleeta und rotundifolia. Eben-
falls schleimhaltig, werden sie im Decoct 20,0 = 100,0 bei katarrhalischen Zuständen gereicht.
Plores Malvae arboreae s. hortensis, Stockrosen, stammen von Althaea rosea.
J.
[Mslvaceari
— 958 —
MUTft06A6. rilanxoor«milin aus der dlkotjrlfu Ordnung der Gol n Hill 1 1'^ r>t r '
tiolfiindrifirbe Amlroeoputn, wctchOM anterwärt« oiiiR Un{te, phkc die Uriffol hih '
wirU in viele Kidon a'i-t:fht. dpr^n jflrr njnrn ni>"nri{,hpi'i-i'!if'n Stitifjfi
Omndo iintor sich un
kolcti gestutzt. QiU«* 1
Abutilon, ohne Au- - , ^ .
AnsBOnkolch 3 — CfipüUi^, ILibiicun, Au^scnlcblcli vteLnpMjLig, i.io»a> ptuiu, Auu>«tikelch aiu di«»i )$(v«m«u, Iic
ronnigen, in der Ri'Kel lileibenden Blaitom icohildot.
8eblii*s«t mftn die Kamili« der BombAeeae luit den Gattangen Bomliii, Briodeadron, Chori«i«
AdanKontft) nach noaoror Auaebauung in die Familie der M. ein, ^o urofaüiit dioae etwa 700 Arten, vatch» i
Au^iuahme der arktiürbon (iegenden der [;auzeu Erde angehören.
Malz, •extract. Mit Wasser eingequoUene Gerste* wird je nach der Temperatur 6 — 10 Tage
keimen gelassen, wobei reichlich diastatisches (zuckerbildeodes) und ein peptonisirendes Ku
meot frei werden. Die gekeimte Gerste, „Grünm.ilz", wird bei 40 — 80" getrocknet, das fertig
«Darrmalz" nach Abtrennung der Keime gemahlen (geschrotet) und dann mit Wasser bl
ca. 60° C. digerirt. Bei diesem als , Maische" bezeichneten Process geht, vermöge dr-r Fe?
mentwirkuug der Diastase auf das StÜrkemebl, die Verzuckerung der Stärke unt
von Dextrin* und Maltose* vor sich, daneben die thcilwcise Umwandlung der Eiv,
in Albumosen und Hrpton. Die nach Abseihen des unlöslichen Rückstandes klar ubgu
Flüssigkeit wird dann, je nachdem, zur Consistenz 2 oder 1 abgedampft, wobei aas
Darrmalz I Th. Malzextract entsteht. So hergestellte Kxtracte enthalten im Mittel
31—33, Eiweiss 8, Dextrin 25—50, Maltose 30—40, Mineralsalze 3 pCt. Ausser als Expector
bei katarrhalischen AfTectionen des Respirationstractus, wird Malzextract hauptsächlich
Nutrien.s verwendet, theclöffelwcise rein oder mit Milch, Bier und Wein versetzt.
In der Krankendiaetetik dienen die Malzextracte zur Steigerung des Nährwerthes d<
Getrcidemehlsuppen, und zwar setzt man etwa 3 Esslöffel = 45 g zu 400 com Wcizca-l
(Jcrsten-, Hafer-, Griesmchlsuppen; eine solche Mischung enthält dann im Mittel Eiweiss
lösliche Kohlehydrate (Amylum, Dextrin, Maltose) 17 — 19, Fett und Mineralsalze je 1 pCt.,
schmackhafter als die einfachen Mehlsuppen, nahrhafter und leichter verdaulich. .Soll
empfehlonswerth ist das Liebe'sche Malzextract mit Eiweiss 5>/}, Dextrin SO, Maltose 36 un
Salzen l'/.ipCt. Ein noch höher oouceulrirtes Malzextract repraesentirt die Braw
«doppelte Schiff -Mumme" (von Nettelbeck); sie enthält sogar 63 pCt. Extrac; r|
49 pCt. Maltose), 9 pCt. Dextrin und 3 pCt. Eiweisssubstanzon. Malzextract kann ...iti
den verschiedensten Medicaraenten verbunden werden, für die es ein sehr geeignetes und raei.sl
angenehm zu nehmendes Vehikel bildet. Die hauptsächlichsten, vorräthig gehaltenun Vctj
binduiigen sind: mit 2 pCt, Calcaria lactioa, phusphorioa, hrpophosphurosa, Ferrum
phosphoricum; mit 5 pCt. Ferrum peptonatum, 50 pCt. Oleum jecoris Aselli a. A.
MUSK.
Slnlxbitder. Zu einem solchen Bade werden gebraucht: 4—6 Pfund Malz mit 4—6 I Wi
i'irii: halbe Stunde gekocht, durchgeseiht und dem Bade zugesetzt, oder '/< — 1 Pfund F.xt
Matti. Es dient hauptsächlich als mitigirender Zusatz zu hautrcizendca Bädern. Alloin g«'
braucht, wirkt es nicht .-ludcrs als ein lauwarmes Bad.
THn-CTICS.
Mamma. Entzündliche Prozesse in der Mamma spielen sich in der grossen Mehrzahl d«
Fälle während der Lactationsperiode ab. Infectionen, meist von kleinen Wunden an der War
aus, geben die Veranla.ssung. Von der einfachen entzündlichen Schwellung bis zur Ent
Wickelung solitärer oder multipler Abscesse verschiedenster Grösse und der schwersten Pbl(>L
monc, mit Betheiligung der Achscidrüseri, kommen alle Arten vor. Eitrige M^stiti?« fltids
sich auch ausnahmsweise ausserhalb der Lact.itionsperiode, z. B. während der ;~
Ferner sind bei Neugeborenen Abscesse in der Mamma beobachtet worden,
stehen meist schon intrauterin, können aber auch auf eine Infection von der .Maiuiuiilc
während des Geburtsactes zurückgeführt werden.
Die Therapie der entzündlichen Schwellungi'n besteht in Hochbinden derP- " " i'Sti
pensorium maramae) und in antiphlogistischen Maassnahmen. .Sobald Eiter i:
sind ausgiebige Incisionen zu machen. Die.selbeii müssen radiär zur Mamrnill
den, da nur so eine quere Durchtreiuiung von Milchgängen vermieden wird. ."•
sind an die erkrankte Mamma nicht iinzulegcn. Chronisch entzündliche Procc?.^'- k'Jiiimi
der Mamma selten vor. Syphilitische Geschwüre an der Mammille sind entweder Kon-
oder frischer Sehanker; ihre Diagnose ist oft erst .lus dem Auftreten von .\llKemeinerschrii
zu stellen. Die Therapie ist gegeben. Gummiknoten sind selten. Ihre Diagnose ist
Möglichkeit von Verwechslung mit einer der vielen Geschwulstformen, die hier vork
sehr erschwert und wird meist er.it durch den Erfolg einer specilischcn Kur sichcri
Tuberculöse Erkrankungen können von den Nachbarorganen aus auf die Mamma aber
primäre Tuberculöse i.it ausserordentlich selten. Ihre Behandlung besteht io Incisii
Evidcment, eventuell in der Fortnahme der ganzen Drüse.
Die häufigsten Erkrankungen der Mamma stellen die Geschwulstbild'
finden die verschiedensten Arten von gutartigen und iTi.iiiüinii Tumcri'n. Di.' a
[Ifaaina — 959 — Mammacarcinoiii]
circumscript und mehr gegen das übrige Mammagewebe abzugrenzen. Durch ihr Waebsthum
vird die Mamma selbst nicht bceinflusst. Insbesondere ist die bei den Carcinomen oft zu be-
obachtende Einziehung der Maramille nie vorhanden. Die äussere Haut verwächst mit gut-
artigen Geschwülsten nicht, sondern bleibt verschieblich, es sei denn bei ausscrgewöbnlicher
■ Grösse der Tumoren oder in Folge entzündlicher Vorgänge oder Verletzungen der Haut. Bei
den Carcinomen und Sarkomen bilden sich dagegen sehr bald Verwachsungen mit der äusseren
Haut, bei den Carcinomen auch mit der Mu.sculatur des Thorax. Für die Carciuomdiagnosc
ist das Alter der Patienten von Wichtigkeit. Selten werden Frauen vor dem 40. Lebensjahr
an Kammacarcinom erkranken. Tritt die Ocsehwulst ausnalimsweise früher auf, so ist der
Verlauf gewöhnlich ein sehr bösartiger. Kann nach allen diesen Symptomen die Diagnose
nicht sicher gestellt werden, so bleibt nur die probatorischc Incision und das Mikroskop als
letztes Hülfsmittel übrig. Da die gutartigen Cicschwülsto keine Metiustascn auf dem Wege der
Ljrmphbahnen hervorrufen, so lindct man bei denselben keine geschwolleneu Achseldrüsen.
Ist dÄe Diagnose „gutartige Geschwulst" gestellt, so kann die Operation von dem Wunsche
des Patienten abhängig gemacht werden. Fühlt sich derselbe durch das Vorhandensein des
Tumors physisch oder psychisch belustigt, so ist die Exstirpation angezeigt. Bösartige Tumoren
sind aliein durch die Operation zu beseitigen ; es ist nur in einzelnen Fällen zu überlegen,
inirieireit die Operation berechtigt ist, d. h. inwieweit dieselbe Aussicht auf dauernde Ge-
nesung des Kranken bietet. Die Entscheidung darüber, ob eine Geschwulst operabel ist oder
nicht, deckt sich mit der Frage, ob es luöglich ist, alles Kranke zu entfernen. Man weiss,
dass Sarkome und Carcinome nicht nur in loco wachsen, sondern sich auf dem Wege der
Blut- und Lymphbahnen verbreiten, die Sarkome vorwiegend durch die Blutbahn. Hier hcisst
es also festzustellen, ob sich schon an anderen Körperstellen (Lungen, Leber, Knochen etc.)
Metastasen finden. Die Carcinome lassen bald die zugchürigen Lymphdrüsen carcinomatiis
erkranken; für die Hammacarcinomc spielen die Achseldrüsen die Hauptrolle, dann die Drüsen
der Infra- und Supraclaviculargegend. Sind die Claviculardrüsen erkrankt, so gilt die Ge-
schwulst in der Kegel als inoperabel. In einzelnen Fällen hat man durch Exarticulation des
ganzen Schultergürtels auch diese Drüsen luitzuentfcrncn gesucht. Wenn die Achscidrüsen mit
den umgebenden Wcichthcilcn, Nerven und grossen Gefiisscn verwachsen sind, ist keine Aussicht
auf erfolgreiches Operiren mehr vorhanden. Für inoperabel gelten ferner die Carcinome,
'welche mit der Brustwand in weiter Aii.sdehnnng fest zusammenhängen („Cancer en cui-
rassc"). Selbstverständlich sind Carcinome, welche schon Metastasen an ferngelegenen
Körperstellen hervorgerufen haben, inoperabel. Bei den Mammacarcinomen kommt nicht selten
eine Geschwulstdissemination in der Umgebung vor. Sobald sich multiple Carcinomknötchen
neben dem Ilaupttunior ünden, ist jede Operation aussichtslos. Besteht über die Natur der
kleinen Knötchen, die nebeii dorn Haupttunior sitzen, ein Zweifel, so kann nur Excision und
Mikroskop helfen. Die Operation des Mninmacarcinoms verlangt die Entfernung der ganzen
Mamma, der zugehörigen Achseldrüsen, der Muskelfasciu des l'ertoralis majoi. der obertläch-
lichen Huskelschicht und. wenn man noch .sicherer gehen will, des ganzen Musculus pecto-
ralis major (Rotler). Die Achselhöhle ist unbedingt auch dann freizulegen, wenn keine
Drüsen gefühlt werden können; es finden sich trotzdem fast immer .schon erkrankte vor. Die
Prognose der Operation ist, selbst wenn von vornherein ungünstige Fälle von der Operation
ausgeschlossen werden, stets eine sehr zweifelhafte: Jteeidive sind sehr häufig. Von Bedeutung
ist die Art des Carcinoms: der Scirrlius bietet eine f;ünstlgere IVogiiosc, als ein Medullar-
krebs. Manchmal wird, wie sidi aus dem Vorstehenden ergieht. eine ()peration des Kecidivs
in Frage kommen; die Indieation wird dann nach den gleichen Gesichtspunkten, wie vor der
ersten Operation, gestellt. Für innperable Fälle kann eine palliative Operation, Exstirpation
oder Auskratzung jauchender (iesoliwulsttheilo, unter Umständen erforderlich sein, .andern-
falls sind bei den stets übelriechenden careinoinatö.sen Geschwüren aiitisepti.-ohe desodorirendc
Verbände anz\ilegen (essigsaure Thonerde. Chlorwasser ete.). Dnrch die earcinomatösen Drüsen
und durch die Narben in der Aelisclliöhle werden die Aehsel^efiisse oft dauernd comprimirt;
es kommt zu Oedcm des Anns, der sehliesslieh eine elephantiastisehe Form annehmen kann.
Suspension des Arms und leicht compriniirende an der Peripherie bogiunende Verbände können
hier Erleichterung sehaffen. Gegen die meist sehr leliliafteii Schmerzen liei Mammacarcinomen
kann man rücksichtslos Morphium geben. Bei Personen mit iiifiperablen Geschwülsten .soll
jedoch der Anfang mit grösseren Morphiumgaben nach Mögliehkeit hinausgeschoben werden,
da der Verlauf der Krankheit oft viel ehrnniseher ist. als vorauszusehen war.
KIKCilHOFF.
Hunmaearclnom. Die Krebse der Mamma gehen entweder von der Alammilla und deren Um-
gebung oder von den Drüsenausffihrnngsgängen oder endlieh von der Milchdrüse selbst ans.
Die von der Epidermis ausgehenden Krebse sind in der Recel Kankro'i'de. seltener Medtillar-
krebse. In einigen Fällini, die man als Paget'seh-' Krankheit bezeiehnet, i-ntwieUelt sieh
zunächst ein .Fahre lang bestehendes .Mammaekzem*. das si'hliesslieh in Careiiinm ülverjrelit. Die
Krebse der Ansführiujgsgänge sind zuweilen KaiikroVde. häuliger l.'ylinder/.elli-ii- fder Mediillar-
krebse. Von der Milchdrüse selbst entwickeln sieh .Medullarkrebsc. KolloVdkrebse. plexifnrme
Carcinome und Skirrhen. Die Letzteren treten unter der Fiirni der retrahinnden .VtV'.pliic
auf. Alle Mammacarcinotne haben eine besondere Neigung, die AchseldrUsen und die Muse.
[HannaeardHoai — 960 — Munma^rsehwülst«]
pectorales schon sehr frühzeitig zu ergreifen. Es genügt daher bei der Operation selbst der
kleinsten Carcinome nicht, nur die ganze Mamma zu entfernen, sondern es müssen stets die
Achseldriisen and der Pectoralis mit herausgenommen werden. Je jugendlicher das Indiyidauin
bt, um so bösartiger erweisen sich die Carcinome der Mamma, die bei Frauen unter 30 Jahren
stets, bei solchen unter 40 Jahren fast immer zu Becidiren führen. Mit zunehmendem .\lt«r
nimmt die Aussicht auf recidirfreie Operation zu und gleichzeitig die Neigung zu schnellem
Wachstbum und zur Metastasenbildung ab. Obwohl das Mammacarcinom rorzugsweise eine
Erkrankung des weiblichen Geschlechts ist, so sind doch gelegentlich auch solche bei Männern
beobachtet worden, besonders bei solchen, die eine Milchdrüse besassen. Auch sind in über-
zähligen Milchdrüsen (Polrmastie) Carcinome vorgekommen.
HAXSnUXN.
ManuuekzfiH hat insofern eine von den an anderen Stellen localisirten Ekzemen abweichende
erhöhte Bedeutung, als sich bei längerem Bestände derselben bisweilen die als Paget's
Disease bezeichnete Form des Mammacarcinoms* ausbildet. Das als Vorläufer der Paget's
Disease auftretende Ekzem zeigt sich bei Frauen von über 40 Jahren, ist äusserst chronisch
und praesentirt sich als eine häufig recidivirende, der Therapie gegenüber äusserst hartnäckige
Krusten- und Fissurenbildung der Mammilla, die Neigung zur Retraction zeigt. Im weiteren
Verlauf zeigen sich abwechselnd nässende, crustöse, schuppende Stellen auf der Brustwarze
und deren Umgebung, bis sich schliesslich nach jahrelangem Bestehen Krebsknoten und Krebs-
geschwüre ausbilden, wobei die Acbseldrüsen erst ziemlich spät erkranken. Je nach dem
Zustande der Affection besteht Jucken oder Schmerz. Die Behandlung der ausgebildeten
Paget's Disease bt eine rein chirurgische, um dieser carcinomatösen L'mwandelung vorzu-
beugen, hat die Behandlung des Mammaekzems, die sich in Nichts von der der sonstigen
Ekzeme* unterscheidet, möglichst frühzeitig und energisch einzusetzen.
.SAALFELD.
MuBma|^8chw1U8te. Ausser den Mammacarcinomen * ist die Brustdrüse reich an theils gut-
artigen, theils bösartigen Geschwülsten. Von dem Epithel aus entwickeln sich Adenome, häulig
in Verbindung mit Fibromen als Fibroadenome, die zuweilen einen Uebergang in Carcinom
nehmen. Auch die cjstiscben Geschwülste nehmen z. Th. ihren Ursprung vom Epithel. Sie
bilden entweder echte Cystome oder sind Retentionscysten (Galaktocele), die sich im An-
schluss an entzündliche Veränderungen entwickeln. Besonders häufig sind die Fibrome der
Mamma, die entweder als circumscripte derbe Tumoren auftreten oder als papilläre intra-
canaliculäre Zottengeschwülste sich entwickeln. Etwas seltener sind Mriome; die als
Lipome beschriebenen Tumoren dürften wohl meist der Umgebung und nicht der Mamma
selbst angehören. Von bösartigen Geschwülsten sind, ausser dem Carcinom, besonders die
Sarkome zu nennen, die als Spindel- oder Rundzelleasarkome sich darstellen und vom Binde-
gewebe ihren Ursprung nehmen, und die Alveolarsarkome, die sich als Endotheliome von den
Endothclzellen aus entwickeln. Die Sarkome haben häufig Neigung zu cystischem Zerfall, man
bezeichnet sie'dann als Cystosarkome. Alle Tumoren der Mamma sind in Bezug auf ihre
Bösartigkeit suspect, da von allen gelegentlich Uebergänge zu Carcinomen oder Sarkomen
beobachtet sind. Doch stehen die Sarkome hierin entschieden hinter den Carcinomen zurück,
besonders in der Neigung, die Achseldrüsen und den M. pectoralis zu ergreifen.
BANSEXANN.
Oadrnekt bei L. 8eh>-
LANE >tEDIC^L UBRARY
T.i uvoid finc. thii hnok
or V fort «hc ilnir h ■
nctumra un
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